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ZEHNTER JAHBESBEßlCHT
DES
INSTITUTS Fuß RUMÄNISCHE SPRACHE
(RUMÄNISCHES 8EMINAB)
zu
LEIPZIG.
HERAUSGEGEBEN
VON DEM LEITER DES INSTITUTS
Prof. Dr. GUSTAV WEIGAND.
COMMisSIONSVÄliLAG^ ' "
VON
JOHANN AMBROSIUS BARTH
LEIPZIG 1904.
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übersetzungsrecht vorbehalten.
Preis 10 Mark.
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Druck von Augnst Pries in Leipzig.
PC603.
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Vorwort zum X, Jahresbericlit
Rückschau und Ausschau«
Mit dem Yorliegenden Jahresberichte wird die erste Dekade
der Jahresberichte des Instituts für rumänische Sprache zu
Leipzig vollgemacht^ so daß es wohl angebracht ist, bei dieser
Gelegenheit einen Blick nach rückwärts und nach vorwärts
zu werfen und über den Betrieb im Institute zu berichten.
Als ich von meinen Reisen auf der Balkanhalbinsel
zurückgekehrt war und mich in.Leip^ habilitiert hatte, da
sah ich bald, daß auf dem Gebiete, auf dem ich zu arbeiten
angefangen hatte, noch so außerordentiich viel zu tun sei,
noch eine solche Menge von Vorarbeiten zu lösen, daß es not-
wendig sei Mitarbeiter, sowohl Deutsche wie Rumänen, zur
Bewältigung dieser Riesenarbeit heranzuziehen, was am besten
durch Errichtung eines Seminars geschehen könne. Der erste,
dem ich von meinem Plane Mitteilung machte, war HäjdSu.
„Yotre idee est excellente** begann er in seinem Antwort-
schreiben vom 16. Mai 1892 und wies mir die Wege, wie der
Plan zu verwirklichen sei. Ich gewann die rumänische Akademie,
den Rektor der Bukarester Universität Titu Maiorescu, sowie
den damaligen TJnterrichtsminister Tache lonescu für mein
Vorhaben, der dann die Errichtung des Instituts mit einer jähr-
lichen Unterstützung von 6000 Lei (von 1895 ab auf 10 000 Lei
erhöht) durchsetzte, und am 21. April 1893 konnte ich die
erste Sitzung im Seminar mit 11 Mitgliedern abhalten, hatte
ich doch schon durch Vorlesungen bei einem kleinen Kreise
von Studenten das Interesse für Rumänisch geweckt. Meine
M189812
IV —
ersten Hörer im Sommersemester 1892, also ein Jahr vor Er-
öffnung des Seminars, waren Paul Dachselt, Hermann Springer,
Karl Eliesow, Gregor Patriciu, Nicolae Anastasiu, Nikolas
YiskoYsld, Hugo Schlemüller und Demitri Matoff f, aus denen
der Stock des Seminars sich rekrutierte, wenn auch nur einer
Ton ihnen eine Arbeit auf rumänischem Gebiete gemacht hat,
während von den 9 Hörern, die die erste Vorlesung nach Er-
richtung des Seminars besuchten, nämlich Dachselt, Schiade-
bach, Bacmeister, Byhan, Dunker, St. Nanu, v. Sanzewitsch,
Schlemüller, Burckhardt, mit Ausnahme der beiden letzt-
genannten, sich sämtliche übrigen auf dem Gebiete der rumäni-
schen Philologie betätigt haben. Betrachten wir die in den
zehn Jahresberichten veröffentlichten Arbeiten, so sehen wir,
daß sie so ziemlich allen Gebieten der rumänischen Philologie
und einigen Nachbargebieten entnonmien sind: Laatlehre:
Byhan, e vor Nasalen, Jb. HI 1; die alten Nasalvokale in
den slavischen Elementen des Rumänischen, Jb. V 298;
Storch, Vokalharmonie im Rumänischen, Jb. VII 93; Ge-
heeb, Prosthetisches a und s im Rumänischen, Jb. V 1.
Flexionslelire: Bacmeister, Kasusbildung des Singular,
Jb. IV 1; Thalmann, der heutige Stand der Pluralbildung,
Jb. IV 82; Weigand, die Bildung des Impf. Futuri, Jb. III
139 und IV 298; Streller, das Hilfsverbum im Rumänischen,
Jb. IX 1; Neumann, das Personal- und Possessivpronomen,
Jb. Vn 176.
Sjmtax: Stinghe, pre als Akkusativzeichen, Jb. III 183
und IV 228; Kurth, der Gebrauch der Präpositionen, Jb. X
465; Sandfeld-Jensen, der Schwund des Infinitiv im Ru-
mänischen und in den Balkansprachen, Jb. IX 75.
Wortbildnngslelire: Puscariu, die Diminutivsuffixe
im Rumänischen, Jb. VIH 86.
Stil: Schladebach, der Stil der aromunischen Volks-
literatur, Jb. III 71.
Etymologie: von Sanzewitsch, die russischen Elemente
romanischer und germanischer Herkunft im Rumänischen,
Jb. II 193; Borcia, deutsche Sprachelemente im Rumänischen,
— V —
Jb. X 138, Byhan, istro -rumänisches Glossar, Jb. VI 173;
Weigand, Nachträge zu Byhans Glossar, Jb. VI 397;
Weigand, zum Wortschatz des Istrischen, Jb. 11 215; Moser,
der Ursprung der rumänischen Präpositionen, Jb. X 409;
Heibig, die italienischen Elemente im Albanesischen, Jb. X
1; auch die Arbeiten Geheebs in Jb. V 1, und Byhans in
Jb. ni 1 und V 298 sind wesentlich etymologischer Art.
Sialektiselies: Weigand, Istrische Texte I 122; Papa-
hagi, Sammlung aromunischer Sprichworter und Rätsel, Jb. II
147; §aiakdzi und Weigand, aromunische Texte aus Monastir,
Jb. lU 162; Weigand, Beitrag zur Kenntnis des Meglen,
Jb. V 145; Pu^cariu, der Dialekt des oberen Olttals, Jb.V
158; Weigand, Banater Dialekt, Jb. UI 198; Eörösch- imd
Marosch-Dialekte, Jb. IV 250; Samosch- und Theiß-Dialekte
Jb. VI 1; Dialekte der Kleinen Walachei, Serbiens imd Bul-
gariens, Jb. VU 1; Dialekte der Großen Walachei, Jb. VIU
234; Dialekte der Moldau und Dobrudscha, Jb. IX 138;
Stinghe, die Schkejer oder Trokaren in Kronstadt, Jb. VIII 1.
Textansgabe und Kritik: Weigand, der Codex Dimonie
in Jb. IV 136, V 192, VI 86; Dachselt, die Predigt des hl.
Antonius, Jb. I 1; Dunker, der Grammatiker Bojadschi,
Jb. n 1.
Altmniftlllseli: Papp, Beiträge zum Studium des Alt-
rumänischen, Jb. ni 170; Lacea, Untersuchung der Sprache
der „Viata |i petreacerea svintilor^ des Metropoliten Dosofbei,
Jb. V 5l!
literatar: a) Volksliteratur: Schladebach, die aro-
munische Ballade von der Artabrücke, Jb. I 79. Außerdem
enthalten die Dialektforschungen des Herausgebers ein reiches
folkloristisches Material, ebenso die Arbeiten von Stinghe,
Jb. VIII 1; Puscariu, Jb. V 158; Papahagi, Jb. II 147. b) Lite-
raturgeschichte: Scurtu, Eminescus Leben und Prosaschrifben
Jb. X 254. (Eine Arbeit über das Theater und die dramatische
Literatur bis auf Alexandri ist dem Abschluß nahe).
Eflmograpllie: Weigand, über den Ursprung der s-
Gemeinden, Jb. IX 131; über die fremden Elemente (Russen,
— VI —
Jaden, SeUer, Tschango, G^^n^i) in der Moldau, Jb. IX 154 ;
bulgarische Siedelungen in Rumänien, Jb. VIII 248; rumänische
Siedelungen in Serbien und Bulgarien, Jb. VU 12, VIII 252;
Stinghe, über den Ursprung der Schkejer, Jb. VIII 49.
Die einzige aufiPallende Lücke besteht im Fehlen der
Metrik, aber auch diese hat bereits in A. Bogdan einen Be-
arbeiter gefunden; doch konnte die Arbeit, die seit einem
halben Jahre fertig ist, wegen Platzmangel in diesem Bande
keine Au&ahme mehr finden.
Die Ausbildung der Teilnehmer geschah a) durch Yor-
lesungeB, und zwar las ich 1. Einleitung in das Studium
des Rumänischen, früher einstündig, neuerdings zweistündig,
da ich auch einen Überblick über die moderne rumänische
Literatur hinzufügte. 2. Lautlehre, zweistündig. 3. Flexions-
lehre, zweistündig. 4. Wortbildungslehre und Syntax, zwei-
stündig. 5. Praktische Grammatik früher zweistündig, jetzt
durch zwei Semester hindurch zweistündig mit besonderer
Berücksichtigung der Syntax. 6. Methode der Dialektforschung,
zweistündig. 7. Neugriechisch und Albanesisch in ihren Be-
ziehungen zum Rumänischen, zweistündig. 8. Neugriechische
Gramm., zweistündig. 9. Ali3anesisch (Laut-, Flexionslehre und
Syntax), durch drei Semester hindurch je zweistündig. 10. Bul-
garisch, durch zwei Semester hindurch je zweistündig.
11. Magyarisch, durch zwei Semester hindurch zweistündig.
Alle diese Vorlesungen waren unentgeltlich; außerdem hatten
die Mitglieder des Seminars Gelegenheit meine Privatvor-
lesungen über „Einfuhrung in das Studium des Romanischen^
(besonders Vulgärlatein) dreistündig. Italienisch und italieni-
sche Dialektologie, dreistündig. Spanisch und Textinterpretation
dreistündig, altfranzosische Lautlehre, Flexionslehre und Text-
interpretation durch zwei Semester hindurch je zweistündig,
neufranzösische Syntax zweistündig zu hören, b) durch
Seminarsitznngen, einmal wöchentlich zweistündig, in denen
abwechselnd altrumänische, dialektische und folkloristische
Texte interpretiert und die in den Vorlesungen erworbenen
Kenntnisse praktisch angewandt und befestigt wurden, c) durch
— vn —
Einzelbespreclmiigeiiy einmal wöchentlich zweistAndig, seit
Sommersemester 1897 eingeführt, in denen diejenigen, die mit
einer Arbeit beschäftigt waren oder sich damit beschäftigen
wollten, Anweisimg erhielten, in welcher Weise am besten
ein Thema in Angriff zu nehmen nnd methodisch richtig aos-
zofohren sei, eine Einrichtung, von der sehr gerne Qebraach
gemacht wurde, und die sichtliche Früchte getragen hat.
Über die Bibliothek habe ich zuletzt im lY. Jahres-
berichte im Jahre 1897 berichtet; seitdem ist die Zahl der
Bände auf mehr als das Doppelte angewachsen, nämlich von
1050 auf 2452 Bände, die sich fo^endermaßen verteilen:
1. Rumänisch: Grammatik 104, Dialekte 65, Volksliteratur
87, Lexika 45, Altrumänische Texte 80 (darunter 24 Bände,
zum größten Teile Drucke aus dem 17. Jahrhundert, von der
rumänischen Akademie geschenkt, wofnr auch an dieser Stelle
herzlich gedankt sei), Geschichte 183, Zeitschriften gemischten
Inhalts 61, moderne Literatur 65 (diese Abteilung ist neu an-
gelegt worden), Bibliographie und literarische Kritik 39 (war
früher unter Varia zerstreut), Varia 175. Ein besonderes Ver-
dienst um die rumänische Abteilung hat sich Herr Scurtu
erworben, einmal durch Neuordnung der Bucher, dann auch
durch billige Beschaffung von modemer Literatur. 2. Balkan-
Geographie und Ethnographie 131. 3. Albahesisch 38.
4. Slavica 184. 5. Neograeca 63. 6. Romanisch: Latein
29, yergleichend Romanisch 92, Italienisch 63, Spanisch 42,
Rhaetoromanisch 11, Portugiesisch 7. 7. Ungarisch und Tür-
kisch 33. 8. Indogermanische Sprachwissenschaft 43. 9. Pho-
netik 18. Das sind 1652 Bände, die im Seminare selbst imter-
gebracht sind, dazu kommen noch 800 Bände, die sich zum
größten TeU auf franzosische Sprache beziehen und in meinem
Studierzinmier aufgestellt sind, da sie weniger von den
Seminarmitgliedem gebraucht werden, die ja, soweit sie
Deutsche sind, auch Mitglieder des romanischen Seminars sind
und dort die au& Französische bezuglichen Hil&mittel wie
auch die Zeitschrift Romania zur Hand haben. Auf folgende
Zeitschriften und Lieferungswerke habe ich abonniert: 1. Zeit-
— vni —
Schrift far romanische Philologie. 2. Literaiurblatt für ger-
manische und romanische Philologie. 3. Kritischer Jahres-
bericht über die Fortschritte der romanischen Philologie.
4. Archivio glottologico italiano. 5. Archiv für lateinische
Lexicographie und Grammatik. 6. Archiv fbr slavische Phi-
lologie. 7. Indogermanische Forschimgen. 8. Thesaurus
linguae latinae. 9. Convorbiri Uterare. 10. Sämänätorul.
11. Revista bibliografica. 12. Lucea&ruL Der Aufwand für
diese Zeitschriften betragt jährlich etwa 170 Mark. Außerdenl
erhalte ich, oder das Seminar noch eine ganze Anzahl von
Zeitschriften und Tageszeitungen gratis: 13. Archiva von
lasi. 14. ^ezätoarea von Folticeni 15. Transilvania. 16. Albina,
revistS popularS. 17. Familia von Ghroß- Wardein. 18. Bevista
invfitätorilor|iinv&tStoarelor dinBominia. 19. §coala si £amilia,
Kronstadt 20. Oazeta Säteanului, Bukarest 21. üniversul^
Bukarest 22. Telegrafiil romtn, Hermannstadt 23. Oazeta
Transilvaniei, Kronstadt Ich fühle mich verpflichtet, allen
Spendern dieser Zeitschriften im Namen des Seminars herz-
lichen Dank abzustatten, zugleich auch im Namen der Leser,
die nicht Seminarmitglieder sind, und sich gerade der Zeit-
schriften wegen häufig im Seminar einstellen. Ich verwende
für die Bibliothek (Neuanschaffungen, Abonnement, Buch-
binderarbeit) 500—600 Mark jährlich, außerdem fallen der
Bibliothek auch die Werke zu, die ich als Mitglied der
rumänischen Akademie, der Asociatiunea transilvanä, der
EHHa:oBHo Apy^ecTBo in Sofia und als Rezensent erhalte, sonst
ließe sich auch die starke Vermehrung der Bibliothek nicht
erklären. Wenn wir so auch eine schöne Bibliothek zur Ver-
fügung haben, so sind doch noch empfindliche Lücken da,
so fehlen namentlich die älteren Jahrgänge der Convorbiri
literare. Die Colimma lui Traian und ähnliche Zeitschriften,
die oft nur eine Existenz von kurzer Dauer hatten und schwer
oder gar nicht im Buchhandel aufzutreiben sind, fehlen gänzlich.
Wenn wir da nicht einmal von privater Seite durch Erbschaft
bedacht werden, weiß ich überhaupt nicht, wie wir in den
Besitz dieser Zeitschriften kommen sollen.
— IX —
Yeraeielmls der seifherigen Seminarmitglieder nach
der Nationalität alphabetisch geordnet, wobei durch Sternchen
angegeben wird, wer eine größere Arbeit gemacht hat:
a) Deutsche: 1. *Bacmeister, 2. Bartsch, 3. Behr,
4. Bode, 5. Burckhardt, 6. ^Byhan, 7. ^Dachselt, 8. '^'Danker,
9. Engler, 10. Funke, 11. *öeheeb, 12. Günther, 13. Haferbier,
14. Hansel, 15. *Helbig, 16. Hetzer, 17. Kunze, 18. *Kurth,
19. Möbius, 20. *Moser, 21. Neu, 22. *Neumann, 23. Persch-
mann, 24. ^Piekenhayn, (Seine Arbeit „Über den Gebrauch
des Eoigunktivs im Rumänischen'' ist als Dissertation separat,
Leipzig 1903, erschienen.), 25. Richter f, 26. Riedel, 27.*Schäfer
(seine Ajrbeit wird im XII. Jb. erscheinen), 28. *Schladebach,
29. Schlemüller, 30. Schmidt, 31. Schneider, 32. '^Schreyer
(Arbeit wird im XL Jb. erscheinen), 33. Sonnenkalb, 34. Steeger,
35. *Storch, 36. *Streller, 37. Szymank, 38. ^Thahnann,
39. Thenau, 40. Weise, 41. *Zille (Arbeit wird im XIL Jb.
erscheinen), 42. Zwicker.
b) Rumänen: 1. Bärbulescu, 2. *Bogdan Alex. (Arbeit
wird im XI. Jb. erscheinen), 3. '^'Borcia, 4. Brätescu, 5. Frl.
GemaTodeanu, 6. Conduratu, 7. Gristea, 8. Dragomirescu f,
9. Dumitrescu, 10. Grumäzescu, 11. *Lacea, 12. Mäghet,
13. Mehedintii, 14. Mihldcescu, 15. Moian, 16. *St. Nanu,
17. *Pap, 18. Pafcan, 19. P&träfcoiü, 20. Gh. Popp, 21. Pop
(Hateg), 22. Popescu, 23. Josif Popoyici, 24. Praja, 25. Predescu,
26. *Pa|cariu, 27. Rädulescu-Pogoneanu, 28. Sachelarie,
29. Sayescu f, 30. *Scurtu, 31. *Stinghe, 32. *Stoian (Arbeit
wird im XIL Jb. erscheinen), 33. Sulica, 34. TuflL
c) Aromunen: 1. Bubulica, 2. *Papahagi, 3. *§uakdzi.
d) Bulgaren: 1. Matoff f, 2. Ealpaktschieff, 3. Petkoff.
e) Dänen: 1. Benedix, 2. Sandfeld-Jensen, 3. Schütte.
f) Engländer: 1. Curter, 2. Jefferys, 3. Nichols (Ameri-
kaner).
g) Russen: 1. von Sanzewitsch.
h) Spanier: 1. Juderia-Loyot.
Im ganzen also besuchten das Seminar von 1893 — 1903
90 Studierende und zwar brauchten die meisten mindestens
— X —
acht Semester, nm ihr Stadium durch das Doktorexamen zum
Abschluß zu bringen, während diejenigen Rumänen, die schon
anderwärts eine entsprechende Studierzeit hinter sich hatten,
bedeutend schneller fertig wurden. Viele der deutschen Mit-
glieder gehörten dem Seminare so lange an, bis sie einiger-
maßen Rumänisch lesen konnten, manche fielen auch schon
im Anfang ab, als sie die Schwierigkeiten zu groß fanden,
einige Herren aber waren schon mit ihren Arbeiten ziemlich
lange beschäftigt, bis sie auf meinen Rat hin von ihr ab-
standen, weil sie der Aufgabe nicht gewachsen waren. Von
42 Deutschen haben 15 das Doktorexamen im Rumänischen
gemacht, 12 haben nur 1 oder 2 Semester dem Seminar an-
gehört, die übrigen haben ganz schön Rumänisch erlernt.
Unter den 34 Rumänen haben nur 7 eine Dissertation ge-
liefert, allerdings ist die große Mehrzahl der übrigen überhaupt
nicht in das Seminar gekommen, um sich speziell dem Studium
des Rumänischen zu widmen, sondern lediglich aus Interesse
far ihre Muttersprache, und ich glaube, daß auch bei diesen
Herren der Gewinn nicht unbedeutend war.
Der Besuch in den einzelnen Semestern gestaltete sich
folgendermaßen :
Jahr: 1893 94 95 96 97 98 99 1900 1901 1902
S.-S. 10 15 15 18 17 21 14 11 15 11
W.-S. 12 17 17 19 15 17 14 19 18 10
Bei manchem meiner Kollegen hat die hohe Zahl der
Seminarmitglieder und Dissertationen in einem Fache, das
doch außerhalb der gewöhnlichen Bahnen liegt, Verwunderung
erregt Der Hauptanziehungspunkt, darüber bin ich mir klar,
liegt in dem Umstände, daß die Dissertationen vollständig
gratis geliefert werden, außerdem [erhielten die deutschen
Studenten auch noch Gratifikationen von 100 Mark, die erst
jetzt in Wegfall kommen werden oder vielmehr müssen. Ich
glaube, daß auch noch ein anderer Umstand, den ich nicht
unerwähnt lassen will, mit zum Blühen des Institutes bei-
getragen hat, nämlich der gesellige und freundschaftliehe
Verkehr zwischen dem Leiter und den Mitgliedern des Instituts
— XI —
und auch zwischen den letzteren untereinander. Nach der
Seminarsitzung, die immer abends stattfand, versammelten
wir uns in meiner Wohnung oder in einem Gartenlokale im
Sommer, im Winter regelmäßig in einer Kegelei Den Glanz-
punkt im Jahre bildete das Sonmierfest, das in einem ein-
tägigen Ausfluge, in der Hauptsache auf Seminarkosten, be-
stand; so waren wir 1901 in Naumburg, Rudelsburg, 1902
in der Frohburger Schweiz, 1903 in Grimma, Kloster Nimb-
schen.
Außerdem habe ich seit vier Jahren in der städtischen
Turnhalle einen zweistündigen Tumkursus für Studenten ins
Leben gerufen und geleitet, an dem zu meiner großen Freude
auch besonders die rumänischen Studenten mit großem Eifer
teil genonunen haben. Auf diese Weise wurden persönliche
und freimdschaflliche Beziehungen angeknüpft, die ohne den
Zwang eines Vereins, ohne leidige Statuten einen festen Zu-
sanunenhalt der Mitglieder des Instituts untereinander und
mit dem Leiter desselben gewährleisteten.
Was die Zahl der Mitglieder betrifft, so wäre es genügend,
wenn dieselbe nicht mehr als 8 betrüge, denn dabei würden,
eine vierjährige Mitgliedschaft Yorausgesetzt, jährlich zwei
Arbeiten fertig werden, was das Erwünschte ist. Da aber
nicht alle das Ziel erreichen, so darf die Zahl auch auf 10
bis 12 steigen. Aber mehr ordentliche Mitglieder, d. h. solche
die auch eine Arbeit übernehmen, ist nicht wünschenswert,
da dann die Druckkosten des Jb. so hoch werden, daß die
Kosten meine Mittel übersteigen, wie z. B. bei dem vor-
liegenden Jb., der vier umfangreiche Dissertationen und eine
kleinere Arbeit von Moser, der Rumänisch seit Jahren aus
Liebhaberei betreibt, enthäli So gerne ich wenigstens meine
Arbeit über die Dialekte der Bukowina und Bessarabien, wozu
das Material seit zwei Jahren fertig liegt, aufgenommen hätte,
war es der Kosten wegen unmöglich. Um eine ähnliche
Überfülle für die Zukunft zu vermeiden, habe ich einmal die
Zahl der neuen deutschen Mii^lieder in den letzten Semestern
absichtlich zurückgehen lassen vor allem dadurch, daß ich
— xn —
keine Anfanger au&ahm, und dann habe ich die Bestimmung
getroffen, daß die Dissertationen künftig nur bis zu vier Druck-
bogen Umfang gratis geliefert werden; was darüber ist, geht
auf Kosten des Verfassers. Das hat außerdem das Gute, daß
die Studierenden sich auf das Notwendige beschränken^ denn
gerade bei Anfangern macht sich oft eine unangenehme Weit-
schweifigkeit breit.
Auf den Inhalt der Dissertationen selbst einzugehen, habe
ich keine Veranlassung, da ich als Referent für den Voll-
möllerschen Jahresbericht Gelegenheit habe, mich dort über
dieselben auszusprechen und meine häufig genug abweichenden
Ansichten darzulegen. Nur bezüglich der Arbeit Helbigs sei
bemerkt, daß, wenn sie auch nicht direkt sich auf das Ru-
mänische bezieht, sie doch indirekt damit zusammenhängt, da
es sich doch darin um das Albanesische handelt, das in so
naher Beziehung zum Rumänischen steht, imd das näher zu
untersuchen, in Zukunft ganz unerläßlich sein wird. Ist die
Arbeit überhaupt doch nur gedacht, als Hilfisarbeit für die
Yon mir vorbereitete Abhandlung über die lateinischen Elemente
im Albanesischen und daran anknüpfend über die dem Alba-
nesischen imd Rumänischen gemeinsamen Elemente. Wir
müssen, darüber besteht kein Zweifel, wenn wir in der rumäni-
schen Sprachgeschichte und Ethnographie weiter kommen,
zur tieferen Einsicht und Erkenntnis gelangen wollen, mehr
als seither geschehen ist, unser Augenmerk dem vergleichenden
Studium der Balkansprachen zuwenden. Freilich besteht hier
die große Schwierigkeit, daß die Seminarmitglieder als
Romanisten, also vom lateinischen Standpunkte aus, an das
Rumänische herantreten und weder Zeit noch Neigung haben,
sich mit den übrigen Balkansprachen zu befassen. Ich selbst
habe, wie schon erwähnt, Übungen für Bulgarisch und Ma-
gyarisch mehrere Semester lang, ferner Vorlesungen über Neu-
griechisch und Albanesisch gehalten, die Beteiligung war aber
immer sehr gering. Im Albanesischen betrug die Hörerzahl
im L Semester 6, im IL S. 4, im lU. S. nur noch 2. Immer-
hin durfte ich zufrieden sein, daß Helbigs Arbeit daraus her-
— xm —
vorgegangen ist. Ich werde also notgedrongen im romani-
schen Institute auf dem seither beschrittenen Wege weiterfahren
müssen; besonders aber auch das Studium des Altrumänischen,
for das wir ja jetzt ein reiches Material besitzen, veranlassen,
um so auch für die Geschichte der rumänischen Literatur-
sprache die notigen Vorarbeiten zu schaffen. Für das ver-
gleichende Studium der Balkansprachen wäre es das beste
und einzig Erfolgreiche, wenn in Verbindung mit dem Institute
für Bumänisch ein solches für die Balkansprachen ins Leben
gerufen würde, in dem Angehörige der Balkanvolker auf
wissenschaftlichem Gebiete miteinander wetteifern könnten.
Natürlich müsste ein derartiges Institut auch die materielle
Unterstützung der betreffenden Regierungen haben, und wenn
es auch nur in soweit wäre, daß junge Leute mit einem
Stipendium bedacht würden. Oder sollte sich ein reicher
Gönner finden, der die nötigen Mittel dazu hergibt!? Jeden-
falls werde ich mich bemühen, in der angedeuteten Richtung
tätig zu sein; vielleicht gelingt aber das Unternehmen erst
dann, wenn einmal Ruhe auf dem Balkan geschaffen ist, die
aber nicht eher eintreten kann, als bis die jetzigen Gewalt-
haber vollständig kalt gestellt sind. Dann wird es auch an
der Zeit sein, meine Beschäftigung mit dem Aromunischen,
das ich einige Jahre habe liegen lassen müssen, vdeder auf-
zunehmen. Habe ich doch in der Hauptsache die Durch-
forschung der dakorumänischen Dialekte beendet, so daß auch
der Atlas, von dem soeben die V. Sektion erschienen ist, in
etwa drei Jahren Tollständig vorliegen wird. Mit meiner im
vorigen Jahre erschienenen praktischen Grammatik des Ru-
mänischen glaube ich den Fachgenossen und den Studierenden
ein Hil&mittel an die Hand gegeben zu haben, mit dem sie
auch in die Geheimnisse der rumänischen Volkssprache einzu-
dringen vermögen, was mit den bekannten Lehrbüchern für
Deutsche nicht möglich war. Zu einem Handbuch des
Rumänischen, das in der Sammlung von Niemeyer in Halle
erscheinen soll, habe ich zwar schon Material genug ge-
sammelt, aber an die Ausarbeitung bin ich noch nicht ge-
— XIV —
kommen, da ich mit anderen Arbeiten gerade genug beschäf-
tigt war.
Zum Schlüsse drängt es mich, der rumänischen Regierung,
die das Institut auch in den Zeiten schwerer Erisis mit un-
geschmälerter Unterstatzung bedacht hat, meinen wannen
Dank auszusprechen. Möge die in den zehn Bänden des
Jahresberichtes aufgespeicherte Arbeitsleistung ihr Beweis
dafür sein, daß die Kosten des Unterhaltes nicht vergeblich
gewesen sind.
Leipzig, den 23. Januar 1904.
Gnstav Weigand.
Znr Eenntnisnahnie.
Nach der Ablegung meiner Doktorprüfung habe ich so-
wohl hinsichtlich des zweiten Teiles meiner Arbeit, der die
Dichtung und die ästhetisch-philosophische und sprachliche
Würdigung der Werke Eminescus enthalten soll, wie auch
zum Zwecke einer größeren rumänischen Monographie des
Dichters beinahe ein ganzes Jahr hindurch spezielle Nach-
forschungen an Ort und Stelle in Rumänien getrieben. Bei
verschiedenen Freunden und Bekannten Eminescus in Bukarest
und lassy, wie auch aus manchen anderen Quellen (Archiven,
Zeitschriften und Zeitimgen u. dgl. mehr) habe ich das bio-
graphische Material, über das ich schon verfügte, kontrolliert
und bereichert. Dann habe ich die politischen und sonstigen
Aufsätze unseres Schriftstellers im Curierul de lassi (1876
bis 1877), Timpul (1877—1883), Fäntäna Blandusiei
(1888—1889) und Conv. literare (1870—1883) inbetreff ihrer
Paternität festzustellen versucht und sie studiert. Eine be-
sondere Aufinerksamkeit habe ich den 41 Heften, die E.s
nachgelassene Papiere enthalten, gewidmet, woher ich für sein
— XV —
Leben'*') und seine Werke wertvolle und reiche Auskunft
and erhebliche Bereicherung bekam.
Ich dachte in einigen Nachtragen meine Promotionsschrift
mit den neuen Ergebnissen womöglich zu vervollständigen
und, wo es Not tut, auch zu berichtigen. Leider war aber
die Zeit dafür allzu fortgeschritten; die Arbeit war bereits
gedruckt und neue Beitrage konnten nicht mehr angenommen
werden. Daher mußte ich auf meine Absicht und Pflicht vor-
laufig verzichten. Selbst die beabsichtigte Bibliographie, die
die ich erst hier in Bukarest, wo mir die notigen Quellen zu-
gänglich waren, verfiftBt habe, mußte ausbleiben.
Ich benachrichtige, infolgedessen meine Leser, daß der
zweite Teil meiner Arbeit auf Grund meiner allerletzten
Forschungen geschrieben wird, und daß er auch Nachträge
zum ersten Teil und eine Bibliographie enthalten soll.
8. 273, Anm. Zeile 3 lies 1868 statt 1869.
S. 357 Z. 8' V. tmten lies kriecherischsten statt kriege-
rischsten«
loan Seurta.
*) ^. B. ^e große Anza)il Briefe, deren Entwürfe aufbewahrt worden
sind; auch a^dere Briefe, tmter denen die zwischen dem Di<^ter und
V. Mjcde gewedaaeiieß, die noch nicht in die Öffentlichkeit gehören,
konnte ich lesen und benutsen.
IiLhaltsYerzeielinis.
Seite
Robert Helbig^ Die italienischen Elemente im Albaneaischen 1—137
Vorwort 1
I. Geschichilicher Überblick über die Beziehungen Italiens zu
Albanien , 4
II. Lautlehre: A. die betonten Vokale (a 20, e 29, i 35, o 37,
u 42, au 45) 19
B. die unbetonten Vokale (a 45, e 48, i 51, o 53,
u 57) 45
C. die Konsonanten (k 58, g 60, k', g 62, p 64,
b 66, 1 68, d 71, f 73, v 73, s 74, S 78, Spiran-
tenwechsel 78, 1 81, r 86, m 88, n 89, ts, dz,
tä, di 94) 58
D. Labialisierung; Vokalharmonie 95
III. Ergebnisse der Lautlehre 97
IV. Ergebnisse aus dem Wortschatz 103
V. Italienisches Wörterverzeichnis 110
VI. Literatur und Abkürzungen 136
Ion Boreia^ Deutsche Sprachelemente im Rumänischen . . 138 — 253
Einleitung 138
!• Teil: Deutsche Elemente in der rumänischen Umgangssprache 139
A. Kulturgeschichtliches 139
I. Siebenbürgisch-sächsische Einflüsse 141
1. Beziehungen der Siebenbürger Rumänen zu den Sachsen 142
2. Beziehungen der Walachei und Moldau zu den Sachsen 150
n. österreichisch-deutsche Einflüsse (Heerwesen 158, Verwal-
tung 163, Kaufleute, Handwerker, Wirtsleute 165, Bergbau
168, im Banat 169, in der Bukowina 171, auf die gebildeten
Klassen 172) 15«
B. Glossar 176
— xvn —
Seite
IL Teil: BaniftniBche Dor&amen aftchsischen Unpnings . . . 219
A. Geschichtliche Yorbemerknngen 219
B. OloBBar 224
IIL TeU: PhonetucheB (Vokale 240, Konsonanten 242, Silbenaos-
fiJl 245, Volksetymologie 246, Anslant 246, ZüsammensetKung
248) 239
Literatur nnd Abkflrzimgen 251
Io«B Sewrt«, Mihail Eminescns Leben und Prosasohriften 254—406
A. Eminescns Leben nnd öffentliche T&tigkeii
I. Biographische Qnellen. Es. Zeitalter, Abstammung und
Ftanilie 254
IL Snder-, Schul- und Wandexjahre 266
in. Studienjahre in Wien und Berlin 274
rV. E. und die literarische Gesellschaft „Junimea'' .... 282
V. E. und Veronica Mide 287
VI. Es. Tätigkeit als Bibliothekar in Jassy 293
Vn. Tätigkeit als Schulinspektor 297
Vm. ntigkeit als Journalist Aufenthalt und literarisches
Schaffen in Jassy und Bukarest (1876—1883) .... 301
IX. Wahnsinn und Krankheit (1883—1887) 307
X. Scheinbare Gtonesung. Die Uterarisohe Arbeit Es. in dieser
Zeit (1887-1888) 315
XL Die letzte Katastrophe und Tod 322
Xn. Es. Persönlichkeit 324
B. Eminescns Prosaschriften.
I. Allgemeine Betrachtungen über die Werke E.S, ihre ver-
schiedenen Arten und Ausgaben 337
n. Größere politische Abhandlungen 346
HL Die politischen Aufsäbse im „Cnrierul de lassi'' . . . 354
IV. Die politischen Auft&tae im „Timpul" . 358
V. Kritische (polemische) und philosophische Auftätse . . 367
VL Literarische Au&fttae (über Theater und Volksliteratur) . 374
VIL Noyellen: 1. Sermanul Dionis. 378
2. Ceoura 391
VUL Märchen und kleinere Ersählungen 402
Literatur imd Abkflrsungen 406
Hmm MoeeT) Der Ursprung der rumänischen Präpositionen 409—464
A. Bomänische Präpositionen 413
B. Fremde Präpositionen 454
— XVHJ —
Seite
YerzeichmB 6ar b<iiq>gocihwnm PcSpcnüläoB^n ....... 49)
Literatur 463
Sieliard Knrth^ Der Qebranch der Präpositioneii im Rum. 46&— 039
I* Kapitel« Allgemeines.
1. Material und Bildongsweise der mm. Pr&poflfttkme» . . 467
2. Artikniierang und Nichtartikalierang des folgenden Snbst 472
3. Wiederholung der Pr&positionen 475
II« KapiteL Die «igeniHch^n Frftpositionan.
Einfache Pii^ositiisnen 477
Die znsammengßsetzte;^ Frftposüionen.
1. Feste ZosammenselEungen 554
2. Lebendige Eompositionsbildong 582
a) Komposition mit de,
I. Ortliche unid ^üjiche Verwendang 583
IL übertragene Verwendung 594
ß) Komposition Qiit pe«
I. örtliche und zeitliche Verwendung 598
IL übertragene Verwendung 605
y) Anhang: andere Kompositionen 607
HI. Kapitel. Die uneigentlichen Prftpoaitionen . . . 606
IV. KapIteL Die sqbitafttiyisohen Fripoiitianen ... 618
Erklärung der Abkürjsungen 635
Alphabetisches Verzeichnis der bespraobenm» Ptl^sitipoen . . 638
Die italienischen Elemente im Albanesischen
Bobert Heibig.
Vorwort
Im Wintersemester 1899/1900 begami Herr Prof. Weigand
eine Vorlesmig zur Einf5hrmig in die alb. Sprache, worin er
besonders die lat Elemente nnd die lantliehen Veränderungen,
die sie im alb. erlitten haben, eingehend behandelte. Aber
sehr bald zeigte es sich, dass mit den vorhandenen Vor-
arbeiten — es kommen nur die Darstellungen von 0. M. in
Oröbers Grundriß und Ton Miklosich in seinen alb. Forschungen
in Betracht — es unmöglich sei, sowohl die lai Lehnwörter
von den it. Lehn- und Fremdwörtern in allen Fallen zu
scheiden als auch die Dauer der wichtigsten Lautwandlungen
einigermaßen festzustellen. In beiden Punkten soll nun durch
eine eingehende Untersuchung der it. Elemente die vorliegende
Arbeit mö^chst Abhilfe schaffen. Jedoch ist sich der Ver-
fiuser wohl bewußt, das gesteckte Ziel nicht immer erreicht
za haben, ein Mangel, der sich zum Teil aus der geringen
Anzahl von Quellen, zum Teil aus ihrer Unzulänglichkeit und
Ungenauigkeit erklären läßt
Um die Möglichkeit einer Einwirkung von Seiten der
Italiener auf die alb. Sprache und Kultur danulegen, ist in
einem ersten Abschnitte versucht worden, die Beziehungen
Italiens und besonders Venedigs zu Albanien im Zusammen-
hange mit der weiteren alb. Geschichte in Klirze darzustellen.
Es hat dabei nicht die Absicht bestanden, auf die geschicht-
lichen Quellen zurückzugehen, einmal weil der Ver&sser sich
Weigftnd, 10. JabreBberieht. 1
— 2 —
nicht eingehend mit geschichtlichen Forschungen befaßt hat,
und weil zweitens dieser Abschnitt nur zur Erläuterung des
Folgenden dienen, nicht aber zur Hauptsache werden sollte.
Es ist daher nur aus zweiter Hand geschöpft worden und
zwar wurde hauptsächlich benutzt „Die Geschichte des byzan-
tinischen Reiches von Hertzberg*', ergänzt in der älteren Zeit
durch „Mommsens römische Geschichte^ und in Bezug auf
Venedig und sein Verhältnis zu den Eüstenländem der Adria
durch „Lenels Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der
Adria^. Sonstige angezogene kleinere Schriften sind unter dem
Texte vermerkt
Bei der lautlichen Untersuchung, die den zweiten Ab-
schnitt umfaßt, wurden nicht nur die in das to. und geg. ein-
gedrungenen it. Elemente berücksichtigt, sondern auch die
aus nahe liegenden Gründen außerordentlich zahlreichen Wörter
it. Herkunft im caL und sie. sowie im gr. alb. Dialekte, ob-
wohl die Zeit nicht mehr zu fem liegt, in der diese alb.
Sprachinseln in den sie umgebenden Sprachen gänzlich auf-
gehen werden. Es sind die Dialekte mit in die Untersuchung
hereingezogen worden, weil besonders das caL und gr. alb.
manche lautliche Erscheinung länger beibehalten haben als
das alb. im Mutterlande, und weil durch die Auswanderung
der Albanesen für die Zeitbestimmung der Lautwandlungen
ein wichtiger Anhaltspunkt gegeben ist.
Die Wiedergabe der Laute erfolgt mit Hilfe des im
Jahresberichte des rumänischen Instituts zu Leipzig gebräuch-
lichen phonetischen Systems, über das man das von Weigand
im Banaterdialekt eingangs Gesagte vergleichen möge, das im
Wesentlichen mit dem von G.M. gebrauchten übereinstimmt,
nur ist im Anschluß an G. M. und Ped. der gedeckte Kehllaut
durch „f" (bei Weigand = 9) wiedergegeben worden, lediglich
um die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren. Wie im
Rumänischen gilt auch im alb. die Regel, daß stimmhafte
Konsonanten, sobald sie in den Auslaut treten, stimmlos
werden, die im allgemeinen auch durchgeführt ist, nur J., Ro.
und noch mehr Bla. belassen zuweilen den stimmhaften
— 3 —
Konsonanten auch im Auslaute. Im übrigen vergleiche man
über die phonetische Schreibung auch G. M.'s kleine Granmiatik
des alb. §§ 1 — 21, nur sei erwähnt, dass die in § 13 gemachte
Unterscheidung von stark gerollten hinterem und nicht ge-
rollten vorderem alveolaren r nicht zutreffend ist Nach
mündlicher Angabe Weigands handelt es sich um ein stark
gerolltes vorderes alveolares r, und um weniger gerolltes r,
mit gehobener Zunge, sodaß f : r = 1 : 1 sich verhalten. Ab-
weichend von G. M. wurde nur der Nasal durch „e^" be-
zeichnet; es sei hierbei zugleich darauf hingewiesen, daß im
ganzen geg. Gebiete alle Vokale mehr oder weniger nasal
ausgesprochen werden und zwar so allgemein, daß kein Gege
im stände ist einen reinen, nasalfireien Vokal zu artikulieren.
Über den Charakter dieses Nasals cf. Dozon S. 329. Das der
Untersuchung zu Grunde gelegte Wortmaterial stutzt sich
zunächst auf G. M/s E. W., das durch die Wörterbücher von
Bla., Hahn, Ro., Doz. und J. nachgeprüft und ergänzt wurde.
Von den in Ro.'s Vocabulario angeführten Wörtern iL Her-
kunft konnten, wie dies schon von G. M. geschehen ist, die
meisten vernachlässigt werden, vor allem die wissenschaftlichen
Ausdrücke besonders der Grammatik, von denen J. zu Beginn
seines Wörterbuches eine kleine Zusammenstellung in alb.
Sprache gegeben hat Aufgenonmien wurden jedoch alle
Wörter, die sich auf den Gottesdienst und die priesterliche
Kleidung beziehen, und solche, die voraussichtlich einmal all-
gemeines Sprachgut werden. Entgegen der von G.M. (E. W.
S. VUI) gemachten Bemerkung, daß „an Form und Bedeutung
der von Ro. gegebenen Wörter fortwährend Kritik geübt
werden müsse**, soll hier bemerkt werden, daß durch Ver-
gleichung mit dem von J. verfaßten Wörterbuche des scut.
Dialekts fast alle jene Wörter, denen G. M. durch den Zusatz
Ro. den Stempel absoluter Frag?B^digkeit aufdrücken wollte,
sich als durchaus richtig erwiesen haben; nur zuweilen kommt
es vor, das Ro. die altere Lautform und J. die jüngere, weiter
entwickelte anfuhrt Über die merkwürdige "Behandlung des
e-Lautes im scut. durch G. M. ist unter II § 10 das nähere
— 4 —
gesagt Einige Ergänzungen des Wortschatzes sind femer
der kleinen Grammatik der alb. Spr. von Q. M., dem &• Hefte
seiner alb. Studien und dem Glossar von Ped. entnonmien
worden.
Im dritten Abschnitte sind die Ergebnisse des voran-
gegangenen zusammengefaßt und dabei der Versuch gemacht
worden, die Zeitdauer der einzelnen Lautwandlungen und
deren Aufeinanderfolge, so weit dies möglich ist, festzustellen,
wenn auch nur in relativen Zeitangaben.
Der vierte Abschnitt behandelt die in das to. und geg.
eingedrungenen Lehn- und Fremdwörter in ihren Beziehungen
zur Kultur, wie weit ihre Einbürgerung durch Kirche, Schule,
Handel und Wandel bedingt und gefördert wurde, und was
aus ihrem Vorhandensein auf die Kultur des Landes und ihren
Fortschritt geschlossen werden kann.
Hierauf folgt schließlich das ii-alb.-deutsche Wörter-
verzeichnis und die Zusammenstellung der benützten Hilfs-
mittel und Abkürzungen.
L Geschichtlicher Überblick Aber die Beziehungen
Italiens zu Albanien.
Zu den ersten Kolonien des römischen Reiches außerhalb
Italiens gehorte neben Sardinien und Dalmatien auch Albanien
resp. damals lUyrien. Den Anlaß zum Eingreifen in die Ver-
hältnisse Albaniens bot die im 3. Jh. v. Chr. immer mehr
überhand nehmende Seeräuberei der illjrischen Einwohner,
die sich nicht damit begnügten, die Handelsschi£Pe jeder
Nationalität zu kapern, sondern auch die Küstenstädte der
Adria: Lissa, Lesina, Durazzo, Appollonia bedrängten und be-
lagerten, ja ihre Raubzüge bis Korfu und in das griechische
Festland hinein erstreckten. Von verschiedenen Seiten um
Hilfe angegangen, mußten sich die Romer endlich entschließen,
energisch gegen die illjrischen Räuber vorzugehen, nachdem
sie auf diplomatischem Wege nichts erreicht hatten. 229 v. Chr.
— 5 —
wurde eine Flotte mit einem Landnngsheere ausgerastet, die
Sicherheit auf dem Adriatischen Meere wieder hergestellt und
zugleich die Ostküste besetzt Skodra wurde den Römern
zinspfiichtig. 158 y. Chr. nach dem Sturze des makedonischen
Reiches wurde das noch bestehende illyrische Reich des
Gknthios in drei kleine Freistaaten aufgelost, die den Römern
ebenfalls tributpflichtig waren.
Daß es den Römern aber nicht gelungen ist, die freiheit-
liebende Bevölkerung des Landes gänzlich zu unterwerfen,
zeigt schon die Thatsache, daß heute noch das Illyrische in
der Spniche der Albanesen weiterlebt. Ein großer Teil der
Stamme, welche im Innern des Landes auf ihren schwer zu-
gänglichen Gebirgen hausten, haben ihre Selbständigkeit ge-
wahrt oder höchstens einen Tribut an die fremden Eroberer
gezahlt
Die erste Kolonisation, deren man nach sprachlichen
Zeugnissen mit Sicherheit zwei annehmen kann, hat schon in
firOher Zeit eingesetzt, da in den lai Lehnwörtern des Alba-
nesischen nicht nur c und g vor e, i den gutturalen Laut
erhalten haben, sondern auch kurzes u und o noch auseinander
gehalten werden. Wie weit die Eolonisationsbestrebungen
der Römer vorgeschritten sind, läßt sich durch sprachliche
und geschichtliche Untersuchungen kaum sicher feststellen,
vielmehr müßte hierzu zu eingehenden archäologischen
Forschungen an Ort und Stelle geschritten werden. Wieviel
gerade auf diesem Wege zu erhoffen ist, zeigt Degrand in
seinem interessanten Buche über Hochalbanien an verschie-
denen Stellen, wenn die türkische Regierung ihre den Nach-
forschungen bisher feindliche Haltung aufgeben würde.
Sicherlich ist Albanien hinter den übrigen Kolonien, be-
sonders Dalmatien, zurückgeblieben, da die Statthalterschaft
von Makedonien, unter deren Verwaltung Albanien stand,
diesem Lande nicht das gleiche Interesse zugewandt hat, wie
dies in Dalmatien von Seiten der vorgesetzten Behörde in
Oberitalien geschehen ist, die es sich angelegen sein ließ, das
Land durch Besiedelungen zu heben und durch Anlegung von
— 6 —
Yerkehrsstraßen in das Innere nach Möglichkeit zu erschließen,
wenn auch diese Bestrebungen wegen der schwierigen örtlichen
Verhältnisse später liegen gelassen wurden. Dieses Verhältnis
hat vermutlich auch in dem Gegensatze des kaiserlichen und
des Senat-Regiments fortbestanden, unter dessen Verwaltung
später einerseits Dalmatien stand und andrerseits die illjrisch-
makedonische Küste. „Damit wird weiter zusammenhängen,
daß die illyrische Nationalität sich in dem Bereiche der make-
donischen StatthalteUBchaft besser behauptet hat als in dem
der dalmatinischen/*)
Wenn uns mitgeteilt wird, daß um die Mitte des 5. Jh.
das Latein in den Ländern zwischen dem Adriatischen, Agäischen
und Schwarzen Meere als Amts- und Haussprache galt"^), so
erhellt aus Folgendem, wie wenig dies gerade in Albanien der
Fall war:
Als Amtssprache fallt das Latein hier schon weg, weil
die einzelnen alb. Stämme ununterbrochen bis in die neueste
Zeit unter der Elanverfassung gestanden haben, und diese eine
andere als die Nationalsprache an und für sich ausschließt'*'*'*')
Nicht anders ist es mit der Haussprache gewesen. Da ja,
wie oben schon gesagt, der Machtbereich der Römer sich nur
wenige über das Küstenland hinaus erstreckte, hat sich das
Latein auch nur an der Küste einbürgern können, wie es denn
auch in Dalmatien geschehen ist, wo sich infolgedessen eine
besondere romanische Sprache bilden konnte. Da aber die
alb. Küste sehr unzugänglich und hafenarm ist, dabei stellen-
weise ungesund, so war der Gebrauch der lat. Sprache auf
die wenigen, von den römischen Kaufleuten besuchten Hafen-
plätze und die von den Römern besetzten Ortschaften be-
schränkt, die sich im Lmem des Landes nur längs der großen
Durchgangs- und Heeresstraße von Durazzo nach Makedonien
befanden, von der Strabo als via Egnatia sagt, daß sie die
*) Mommsen, Rom. Gesch. V, 184.
**) G. M., Essays u. Studien I, 64.
*♦*) Über die Klanverfassung cf. v. Hahn, Alb. Stud. S. 175.
— 7 —
Bpiroten von den DlTriem trennt*) unter diesen Umständen
konnte es nicht zur Bildung einer neuen romanischen Sprache
kommen, sondern es blieb bei der Au&ahme einer großen
Anzahl von lat Lehnwörtern. Es ist das weniger ein Beweis
ftbr die Assimilationskraft der lai Sprache (wie G. M. an oben
angeführter Stelle meint), als vielmehr ein Beweis für die
ünznganglichkeit des Landes infolge der hohen Gebirgsz&ge
und för die Thatsache, daß die Herrschaft der Römer eine
zu kurze war, um intensiv wirken zu können. Denn es wäre
vielleicht doch noch zu einer völligen Romanisierung der
Albanesen gekommen, wenn nicht andere Ereignisse einge-
treten waren. Die im 4. Jh. beginnende Völkerwanderung
lahmte die Energie der Römer, und als 395 durch die Teilung
des römischen Reiches Albanien an das oströmische Reich
kam, hörte der direkte römische Einfluß gänzlich au£ Während
der Völkerwanderung blieb Albanien so ziemlich von fremden
Völkerscharen verschont trotz der oben erwähnten Heeres-
straße, die fiber Durazzo eine direkte Verbindung mit Italien
über Brindisi darstellt, da diese mangels an Schiffen nicht
benutzt werden konnte. Dabei ist das Land, von zahlreichen
Gebirgszügen durchschnitten, deren niedrigste Pässe nicht
unter 1000 m über dem Meeresspiegel liegen, dem Durch-
märsche großer Heeresmassen außerordentlich hinderlich. Nur
die Gothen haben etwa 130 Jahre lang Albanien gehalten'*^),
ohne jedoch merkbare Spuren in der Sprache zurückgelassen
zu haben; erst 535 räumte das gothische Heer Dalmatien
und Nordalbanien.
Durch die Völkerwanderung war aber eine neue Macht
in dem Völkergemisch des Balkan aufgetreten: die slavischen
Völker, besonders die Serben und Bulgaren, besiedelten all-
mählich die ganze Halbinsel, und auch Albanien wurde teil-
weise von ihnen besetzt, im Norden durch die Serben, im
Süden durch die Bulgaren. Das bulgarische Reich erreichte
*) c£ T. Hahn, Alb. Stad. S. 217 u. 24 Note 13.
♦*) cf. V. Hahn, Alb. Stud. S. 310.
— 8 -
unter dem Zaren Simeon nach 917 einen Teil der alb. Koste,
und der Zar Samuel besetzte zur Festigung seiner Macht
gegen die Byzantiner die Küste des Adriatischen Meeres mit
zahlreichen bulgarischen Ansiedelungen und gewann schließlich
Durazzo, das aber schon 997 durch Verrat wieder in die
Hände der Byzantiner fieL Nach langen Kämpfen gelang es
der byzantinischen Übermacht die bulgarischen Völker in
Südalbanien gänzlich zu unterwerfen (1041), während die
Serben im nördlichen Teile noch lange ihre Unabhängigkeit
behaupteten. Daß aber die bulgarische Besiedelung eine
energische gewesen ist, beweisen die zahlreichen slavischen
Ortsnamen, die sich im südlichen Albanien nordwärts bis an
das Flüßchen Semani und noch etwas über Berat hinaus
finden.*)
Als 1355 Duschan yon Serbien starb, konnte sein Nach-
folger das weite Reich nicht zusammen halten: die Vasallen
regierten ihre Gebiete so gut wie selbständig, und in Albanien
machten sich verschiedene Häuptlinge von slavischer wie
griechischer Oberhoheit frei
Aus dem Vorangehenden ist ersichtlich, daß die Byzan-
tiner, denen ja die Ostküste der Adria bei der Teilung des
alten römischen Reiches zugefallen war, nur ganz vorüber-
gehend in ihrem Besitze waren, sobald es ihnen nämlich ge-
lang, die fremden Eroberer zurückzudrängen. Immer aber
waren sie bestrebt, wenigstens das feste Durazzo zu halten.
Zu den fortwährenden Reibereien mit den einheimischen
Völkerschaften und zu dem ständigen Kriegszustand gegen
Serben und Bulgaren, kamen nun noch die Versuche der
Normannen und später der Angiovinen durch Eroberung
Durazzos, des alten Einfallthores in die östlichen Länder,
Thessalien, Makedonien und schließlich Konstantinopel selbst
zu erobern.
1081 erö&ete Guiskard, der Herzog der Normannen, den
*) Man vergleiche: Berat (>= Belgrad), Lepenitsa, Comenitsa,
Liböchovo, üslanitsa, Graditsa, Polovin, Selitsa, Dobreni, TSerkoTna,
Pobrat, Yoditsa, Labida, Starova u. s. w.
— 9 —
Kampf mit der Belagerung von Durazzo. Trotz der Nieder-
lage, die er vor dieser Stadt durch die den Byzantinern zu
Hilfe geeilten Venezianer erlitt und trotz der schrecklichen
Verluste, die Seuchen und Not in seinem Heere anrichteten,
gelang es ihm doch, den zum Entsätze der Stadt heranziehenden
Kaiser Alexios zu schlagen. In Durazzo führte ein tapferer
Albanese Komiskortis den Oberbefehl, während die Ten. An-
siedler die Citadelle der Stadt verteidigten. 1082 wurde die
Stadt den Nonnannen durch Verrat in die Hände gespielt
Von besonderem Interesse ist hierbei für uns die Angabe,
daß die Citadelle von Yen. Ansiedlem gehalten worden ist.
Obgleich die Stadt bis dahin noch nicht unter Yen. Oberhoheit
gestanden hatte, hat also schon Ende des 11. Jh. eine ziemlich
starke Kolonie der Venezianer dort bestanden.
Nach dem Tode des 70jährigen Ghiiskard 1085 brachen
unter seinen Söhnen Boger und Boemund heftige Streitigkeiten
in ünteritalien aus, die es den Byzantinern möglich machten,
die normannischen Eroberungen auf der Balkanhalbinsel, be-
sonders Durazzo, wieder in ihre Hände zu bekommen. Erst
100 Jahre später, 1185, begannen die Eroberungszüge der
Normannen au& neue. Es gelang ihnen, Durazzo im Sturm
zu nehmen, aber Seuchen und Demoralisation brachten den
Vormarsch nach Thessalien bald zum Stehen, ja ein Sieg der
Byzantiner schlug sie in die Flucht, sodaß sie 1186 nur noch
Durazzo und die Jonisohen Inseln in ihrer Gewalt hatten.
Schliefilich gaben sie auch noch Durazzo und Korfu auf.
1257 besetzte dann Manfred, König Yon Sizilien, die Städte
Vallona und Durazzo, um so die alten Eroberungen der nor-
mannischen Könige auf der alb. Küste in seiner Hand zu ver-
einigen, Bestrebungen, die Karl von Anjou nach der 1266
erfolgten Gründung eines neufranzösischen Reiches in ünter-
italien weiter verfolgte, indem er 1267 Korfii und 1272 Durazzo
in seinen Besitz nahm. Nach mannigfachen Kämpfen, be-
sonders seit 1314 mit Thomas von Arta, gingen Durazzo tuid
die übrigen Besitzungen des Hauses Anjou auf dem Balkan
als Herzogtum von Durazzo an Johann von Gravina über, in
— 10 —
dessen Familie der Besitz verblieb, bis nach dem Tode
Dnscbans von Serbien der alb. Häuptling Karl Thopia 1368
Durazzo an sich riß. Eorfa ging 1386 dauernd in den Besitz
Venedigs über.
Für den Einfluß, den die ii Sprache auf das Albanesische
ausgeübt hat, ist es bemerkenswert, daß die ganze Verwaltung
des Landes unter den Angiovinen in den Händen neapolita-
nischer Beamten li^. Auch waren it. Priester bemüht, in den
eroberten Ländern den römischen Kultus einzufuhren. Weit
stärker, anhaltender und gleichmäßiger war der Einfluß der
it. Sprache, der Ton Venedig ausging.
Die Macht der Bepublik Venedig beruhte während des
ganzen Mittelalters lediglich auf ihrem Handel; allein von
diesem Gesichtspunkte aus muß man die Ausbreitung der
Republik am Adriatischen Meere und die Gewinnung der
Inseln im östlichen Teile des Mittelländischen Meeres be-
trachten. Es kam der Handelsstadt nicht besonders darauf
an, möglichst viele Ländereien zu besitzen, als vielmehr
wichtige und feste Stützpunkte für ihre Schiffe zu gewinnen,
die den gesamten Verkehr, der über Venedig nach der Levante
ging, zu vermitteln hatten. Für uns kommen besonders die
Beziehungen in Betracht, die Venedig zur Ostküste der Adria
und hier wieder zu Albanien hatte. Es ist jedoch nicht möglich,
sich hierbei nur auf Albanien zu beschränken, da man dann
zu einem ungenauen Bilde der Verhältnisse gelangen würde.
Die kommerzielle Vorherrschaft an der Adria beginnt
damit, daß die nächst benachbarten Gebiete auf dem Fest-
lande Italiens, die in ihrem Handel ganz und gar. auf Venedig
angewiesen waren, sich allmählich seinem thatsächlichen Über-
gewichte fugen mußten. Nun war Venedig wie Dalmatien
unter Zustimmung von Bjzanz den benachbarten Slaven steuer-
pflichtig. Der Doge Peter II. Orseolo verweigerte jedoch die
Tributzahlung, und es gelang ihm, die Bepublik der slavischen
Oberherrschaft auf inmier zu entziehen, worauf sich im Jahre 1000
auch die romanisch redende Eüstenbevölkerung Dalmatiens
Venedig anschloß. Hierauf fiißen nun alle ferneren Bestre-
- 11 —
bangen Venedigs, das dalmatinische Küstenland in seinem
Besitze za erhalten, namentlich gegenüber den Ungarn, die
es im Anfange des 12. Jh. bis auf Zara und die Inseln Arbe,
Yeglia, Ossera, die bei Venedig yerblieben, xmter ihre Herr-
schaft brachten. Erst um die Mitte des 12. Jh. begann die
Republik planmäßig Yorzugehen, um ihre Vorherrschaft an
der Adria zu begründen, indem sie ganz Daknatien 1155 in
kirchlicher Hinsicht dem Patriarchen von Grado unterstellte
und in der Verwaltung dazu überging, die einzelnen Gebiete
durch Einsetzung yen. Grafen möglichst in Abhängigkeit Yon
Venedig zu bringen. Ferner gelang es der Bepublik, die
thatsädüiche Vorherrschaft in kommerzieller Beziehung an
der Adria im Laufe des 13. Jh. zu erlangen und so ihre
Stellung immer mehr und mehr zu festigen.
Die eigentliche Quelle des B.eichtums und der Macht
beruhte jedoch für die Bepublik nicht auf dem Handel mit
dem italienischen Festlande imd der Ostküste der Adria, sondern
yielmehr auf den zahlreichen und alten Beziehungen zum
byzantinischen Beiche und der Levante, denn neben dem
Handel mit dem griechischen Beiche hatten die Venezianer
es sich angelegen sein lassen, den Verkehr mit den mosle-
mitischen Völkern des Morgenlandes soweit zu pflegen, als
dies nur irgend möglich mit dem griechischen Staatsinteresse
zu yereinigen war. Der Handelsyerkehr hatte sich im 10. Jh.
außerordentlich gesteigert Schon 992 wurde yon der Bepublik
unter Peter IL Orseolo mit dem Kaiser Basilios II. ein Ver-
trag abgeschlossen, der neben anderem auch die Landungs-
gebühren der yenezianischen Handelsschiffe im griechischen
Beiche yorteilhaft regelte. Es stand der Bepublik also Alba-
nien, soweit es jeweilig in griechischen Händen war, zu
Handelszwecken offen, und daß die Venezianer hieryon reichen
Gebrauch machten, zeigt die oben erwähnte Thatsache, daß
schon 1082 eine yenezianische Niederlassung in Durazzo be-
stand. Man wird in der Annahme nicht fehl gehen, daß es
solche Handelsniederlassungen auch in den übrigen Hafen-
plätzen Albaniens gegeben hat.
— 12 —
Den 4. Ejreuzzug nützte Venedig, das damals von dem
schlauen imd thatkräftigen Dandalo geleitet wurde, nach
Kräften aus, indem zunächst 1202 durch die KreuzÜEihrer Zara
erobert wurde, das von Venedig an Ungarn abgefallen war
und sich mit den Pisanem yerbündet hatte. Die Stadt wurde
bis auf den Ghrund zerstört Auf der Weiterreise nach Eorfu,
dem Sammelplatze der Ejreozfahrer, fiel 1203 noch Durazzo
in Ten. Hände. 1204 wurde Eonstantinopel erobert Den
Venezianern fiel als Beuteanteil unter anderem auch das ge-
samte Küstenland der Adria von den Jonischen Inseln und
den ätolischen Lagunen bis Durazzo zu.
Inzwischen hatte aber Michael (Angelos Komnenos), ein
illegitimer Vetter des Kaisers Alezios II., das selbständige
Despotat Epirus gegründet, das sich von Naupaktos bis nach
Durazzo hin ausdehnte, wodurch die Landerwerbung der
Venezianer an der alb. Küste südlich von Durazzo so ziemlich
wertlos wurde. Nur diese Stadt und ihre nächste Umgebung
konnten sie 1205 in dem kleinen Dukat Durazzo zusammen-
fassen. Um den Schein zu wahren, nahm Michael seine neue
Gründung von Venedig zu Lehn und schloß 1210 mit der
Bepublik einen Vertrag ab, der ihrem Handel in seinem
Machtbereiche volle Abgabenfreiheit gewährte. Trotz dieser
friedlichen Regelung entriß aber sein Nachfolger Theodor
1215 Durazzo der Republik und brachte bald darauf auch die
Insel Korfu in seinen Besitz, nachdem diese 1206 von Venedig
erobert worden war.
Glücklicher waren die Venezianer in Morea, wo sie 1206
die wichtigen Hafenplätze Mothone und Koron in Besitz
nahmen und 1209 von Villehardouin, Fürst von Achaja,
wichtige Freiheiten in Handel und Verwaltung zugesagt be-
kamen. Noch stärker wurde aber die Stellung der Republik
im Agäischen Meere, indem sie die Ton Natur so reiche Insel
Kreta für mehrere Jahrhunderte zum Stützpunkt ihrer Macht
in der Levante machte.
Durazzo verblieb nicht länger als 15 Jahre bei dem
Despotate von Epirus; denn als Theodor von Epirus 1229 den
-~ 13 —
Angnfbkrieg gegen die Bulgaren eröffiiete, wurde er 1230
so grondlich von diesen geschlagen, daß sie ganz Albanien
mit Elbassan bis nach Dnrazzo hin erobern konnten. 1256
ging dann die Stadt auf diplomatischem Wege in griechischen
Besitz über, von denen es 1257 Manfred von Sicilien and
1272 die Angioyinen eroberten.*) 1333 ging die Stadt und die
übrigen Besitzungen der Angiovinen an Johann von Grayina
über, bei dessen Hause sie verblieben, bis es 1368 Karl Thopia
gelang, die Stadt zu erobern"^), während 1386 die Venezianer
Korfii bleibend an sich brachten, das sie auch später gegen
die Angriffe d^ Türken erfolgreich verteidigten. Allmählich
waren nämlich die Türken unter geschickter Ausnützung der
inneren Streitigkeiten auf der Balkanhalbinsel vorgedrungen,
bis sie 1389 durch die siegreiche Schlacht auf dem Amsel-
felde die südslavischen Reiche tributpflichtig, machten; nur
der südliche Balkan vermochte vorläufig noch seine Selb-
ständigkeit zu bewahren.
Zu Beginn des 15. Jh. (1402 — 6) hatte es Venedig durch
glückliche und kraftvolle Ausnützung der politischen Ver-
hältnisse erreicht, das ganze nordöstliche Italien unter seiner
Oberhoheit zu vereinigen. Dazu kam das Streben, diejenigen
Gebiete der Balkanhalbinsel wieder zu erobern, die nach Er*
richtnng des lateinischen Ejdserreiches der Bepublik zugefallen,
aber wieder verloren gegangen waren, d. h. an der Küste des
Adriatischen Meeres besonders Albanien. Es gelang ihnen
dies, und schon seit 1392 stand Durazzo unter der Verwaltung
der Venezianer'*'^), denen es nebst Skodra und später auch
Antivari von den albanesischen Herrschern als Pfand über»
lassen worden war, um so diese Besitzungen gegen die An*
griffe der Türken sicher zu stellen.!)
♦) cL S. 9.
»♦) cf. S. 9.
***) cf. Hopff: Chromqnea Gröco-Romanes, Berlin 1873. S. 390 führt
er die Namen der yeiieziamschen baOi e capitani di Dnrazzo vdh den
Jahren 1392—1500 an.
t) c£ V. Hahn, alb. Stad. S. 325.
— 14 —
Aber auch der ösÜiche Teil der griechischen Gewässer
wurde dabei durchaus nicht außer Acht gelassen. Trotzdem
nun bei diesen Erwerbungen die Venezianer mit großer poli-
tischer Schlauheit imd diplomatischem Geschick yerfiihren,
um ihren Handelsbeziehungen zum osmanischen Reiche mög-
lichst wenig zu schaden, konnten sie doch den Krieg mit den
Türken auf die Dauer nicht vermeiden. 1416 kam es zur
Seeschlacht bei Eallipolis, in der die türkische Flotte so voll-
ständig vernichtet wurde, daß der Sultan zu einem für die
Venezianer durchaus vorteilhaften Frieden genötigt war. Nun
hatten aber die Türken inzwischen 1392 — 1412 in Albanien
selbst festen Fuß gefaßt und sogar 1415 das feste Eroja er-
obert, sodaß sie nun far die Besitzungen der Venezianer und
namentlich far Durazzo gefahrliche Nachbarn waren. 1419
gelang es jedoch der Bepublik durch einen Vertrag ihre Be-
sitzungen in Albanien gegen die Osmanen sicher zu stellen.
Seit 1411 hatte Venedig zugleich einen langwierigen Krieg
um den Besitz der dalmatinischen Küste mit Sigmund von
Ungarn geführt, der erst 1421 durch einen Vertrag beendet
wurde, durch den der Republik die schon im Jahre 1000*)
von ihr zum ersten Male in Besitz genommenen Küsten und
Inseln Dalmatiens endgiltig zufielen, sodaß nunmehr die ge-
samte Küste der Adria: Istrien, Dalmatien und Albanien bis
nach Durazzo hin unter unmittelbarer Herrschaft Venedigs
stand. Jedoch auch diese beschränkte sich nur auf die Küste,
wie denn die Türken das nördlich von Durazzo etwas land-
einwärts gelegene Kroja besetzt hielten, und die Montenegriner,
wie verschiedene albanesische Stämme ihre Unabhängigkeit
bewahrten oder den Osmanen zinspflichtig waren. Die Herr-
schaft der Venezianer über diese weite Küstenstrecke wahrte
bis zum Beginne des 16. Jh.
1443 begann die Erhebung der Albanesen unter Georg
Kastriota (Skanderbeg), dem es noch in demselben Jahre
gelang, das türkische Kroja zu erobern. Im Sommer des
*) cf. S. 11.
— 15 —
folgenden Jahres kam zwischen sämtlichen HänpÜingen der
serbischen und albanesischen Stamme in dem venezianischen
Alessio ein festes Eriegsbündnis zu stände, nnd sogleich be-
gann Kastriota den Krieg gegen die Türken, unterstützt von
den Venezianern, dem Papste und Yon Alfons von Neapel
So wurde der Widerstand gegen die Osmanen im ganzen mit
Olück geleistet, bis die unvermeidliche Erschöpfung der alba-
nesischen Bevölkerung einen Waffenstillstand notwendig
machte, der denn auch 1461 auf 10 Jahre abgeschlossen
wurde. Bedingung war, daß die gegenseitigen Plünderungs-
züge eingestellt wurden und der bestehende Besitzstand nicht
▼erletzt wurde, besonders auch, daß die Osmanen venezianisches
Gebiet in Albanien unbehelligt ließen. Waren so die Vene-
zianer wohl in Albanien sicher gestellt, so konnte es nicht
fehlen, daß es sehr bald an anderen Stellen zu Reibereien
mit den Türken kommen mußte, die &st überall ihre un-
mittelbaren Grenznachbam geworden waren. Schon 1462
begann der Kampf auf dem Peloponnes. Venedig verband
sich mit Ungarn und mit Georg Kastriota, der auf Anraten
Pius' IL den Waffenstillstand brach und den Krieg mit einem
Plünderungszuge nach Makedonien eröffnete. Trotz einer
Reihe von schweren Niederlagen gelang es den Türken doch
schließlich infolge ihrer Übermacht 1467 bis Durazzo vor-
zudringen, wodurch eine große Anzahl von Albanesen sich
genötigt sahen, ihr Vaterland zu verlassen und nach Süditalien
und Sizilien auszuwandern, nachdem schon früher einzelne
Auswanderungen stattgefunden hatten'*'), um dem Drucke der
türkischen Gewaltherrschaft zu entgehen. Dazu kam noch
1468 der Tod Kastriotas in Alessio, womit der Hauptwider-
stand gegen die Türken wegfiel, die nun bis Skodra, Alessio
und Duiazzo plünderten. Nur Kroja konnten die Venezianer
halten, und auch Montenegro verteidigte sich mit Erfolg gegen
die Osmanen. 1470 verlor die Bepublik endlich Euböa an
die Türken, die nun den Kampf in Albanien mit Nachdruck
*) c£ GioB. Spata, Stadi etnologid di Nicoolo Ghetta snlla Mace-
donia e TAlbania. Palenno 1870, S. 51, 62.
— 16 —
zu fiiliTen beg^annen. Aber erst 1478 gelang es ibnen, Kroja
und bald darauf Alessio und Drivasto zu erobern. Nur
Durazzo, Antivari und Skodra blieben in den Händen der
Venezianer. Die Türken ließen es aber nicht bei dem An-
grifibkriege in Albanien bewenden, sondern erstreckten 1477
ihre Streifeflge durch Krain und Kärnten bis nach Oberitalien
hinein, die sie im folgenden Jahre Ton Bosnien aus wieder-
holten, sodaß die Lage Venedigs immer schwieriger wurde.
Da sich zudem auch die Lage in Albanien immer mehr yer-
schlechterte, und Skodra nur noch mit Mühe gehalten werden
konnte, entschloß sich 1479 die Bepublik endlich Frieden zu
schließen, durch den sie in Albanien nur Durazzo und Antivari
behielt; weiter sollte sie eine alte Schuld von 100 000 Dukaten
und die gleiche Summe jährlich als Abgabe für den Verkehr
ihrer Eaufleute im osmanischen Reiche zahlen, sodaß sie auch
fernerhin den gesamten Verkehr mit Albanien vermitteln und
den Einfluß der italienischen Sprache wenigstens in Handel
und Verkehr aufrecht erhalten konnten. Durch diesen für
die Venezianer so ungünstigen Friedensschluß nahm die Aus-
wanderung der Albanesen nach Süditalien und Sizilien in den
folgenden Jahren außerordentliche Ausdehnung an, um so den
Plackereien der Türken ein far allemal enthoben zu sein.
Aber auch ünteritalien sollte vor den osmanischen Er-
oberungszügen nicht sicher bleiben; schon 1480 brach ein
gewaltiges Heer in Apulien ein; Otranto wurde erobert, das
umliegende Land geplündert und 8000 Einwohner nach Alba-
nien übersiedelt, die wahrscheinlich noch zur Verstärkung
des italienischen Einflusses in ihrem neuen Vaterlande bei-
getragen haben. Die Osmanen wurden jedoch bald in ünter-
italien zurückgeschlagen und konnten nach dem Tode des
Sultans Mahomed auch Otranto nicht mehr halten (1481).
War hier der Versuch sich festzusetzen fehlgeschlagen,
so suchten sich die Türken wieder an venezianischen Be-
sitzimgen zu entschädigen. 1497 und 98 kam es zu neuen
Kämpfen in Albanien und zur See. Gelang es den Türken
1501 Durazzo zu nehmen, so eroberten die Venezianer Alessio
— 17 —
und zerstörten Megara Tollstandig. In dem 1503 abge-
schlossenen Frieden gab die Republik Lepante und die messe-
nischen Städte und in Albanien Durazzo auf. Als sie 1506
auchAlessio den Türken überließ, hatte die Herrschaft Venedigs
über das albanesische Küstenland ihr Ende erreicht.
Doch ist der Einflnü, den die italienische Sprache auf das
Albanesische ausgeübt hat, weniger abhängig yon der Besetzung
des Landes als vielmehr bedingt durch die seit alten Zeiten
gepflegten Handelsbeziehungen und die infolgedessen ent-
standenen Handelsniederlassungen in allen bedeutenderen Orten
der albanesischen Küste, an der übrigens auch der gesamte
Verkehr Venedigs mit dem Osten sich hinzog. Dazu kommt
femer, daß Albanien im Norden von dem romanischen Dal-
matien begrenzt wurde, das frühzeitig, wenigstens teilweise
unter italienischer Verwaltung und der it Kultur ofiFen ge-
standen hat Dem südlichen Teile ist die Insel Korfu vor-
gelagert, die seit Ende des 14. Jh. dauernd in venezianischen
Händen, auch mit dem Festlande in regem Verkehre stand
und so die Aufnahme italienischer Fremdwörter vermitteln
konnte. Auf Korfa und den übrigen Jonischen Inseln hatte
die italienische Sprache so festen Fuß gefaßt, daß man noch
heute im Verkehr mit der Bevölkerung allein mit der Kenntnis
des Italienischen auskommt. Auch nachdem die Türken der
Bepublik das ganze albanesische Küstenland entrissen hatten,
verblieb doch der Handel ausschließlich in den Händen der
Venezianer; nach wie vor liefen ihre Schiffe die Häfen Alba-
niens an. Femer wurde in Nordalbanien der italienische
Einfluß auch nach der türkischen Eroberung durch die römisch-
katholische Elirche resp. durch die Congregatio de Propaganda
fide gefordert.*)
So wenig nun der Einfluß der italienischen Sprache auf
das Albanesische durch die türkische Eroberung unterbrochen
worden ist, so wenig gilt dies von dem des Bulgarischen und
Serbischen. Die Albanesen standen mit diesen Völkern als
•) et hierzu unter IV.
Weigand, 10. Jahresbericht.
— 18 —
ihren Nachbarn immer in regem Verkehre, aber die Aufiiahme
einer großen Anzahl von slayischen Lehn- nnd Fremdwörtern
wurde besonders dadurch begünstigt, daß die Albanesen auf
slavischem Boden allmählich vordrangen unter gewaltsamer
Verdrängung oder Au&augung der angesessenen Bevölkerung.
Dieses, ich möchte sagen, systematische Vordringen der Alba-
nesen hat Jahrhunderte hindurch gedauert und dauert, wie
die jüngsten Ereignisse an der serbischen Grenze beweisen,
noch heute fort, so daß Altserbien, das früher eine rein
serbische Bevölkerung hatte, heute vorwiegend von Albanesen
bewohnt wird. Die Verschiebung der albanesischen Sprach-
grenze hat aber nicht bloß nach Nordosten hin stattgefunden,
sondern auch in östlicher Richtung.*) Daß von diesen ge-
waltsamen Verschiebungen an der bulgarischen Sprachgrenze
in unserer Presse nichts oder so gut wie nichts erscheint, hat
seinen Grund allein in dem umstände, daß hier das Vordringen
der Albanesen auf türkischem Boden stattfindet, und die
türkische Regierung ein Bekanntwerden der Vorgänge zu ver-
hindern sucht
Entschieden zurückgegangen ist aber die albanesische
Sprache in Epirus zu Gunsten des Neugriechischen, unter
dessen Einfluß sie stetig gestanden hat und noch steht.
Übersehen wir nun am Schlüsse noch einmal, welche
Völker über Albanien oder Teile desselben geherrscht haben
und wie lange: •
Längs der Küste des Adriatischen Meeres stand Albanien
zuerst unter dem Einflüsse römischer Sprache und Kultur und
zwar vom 2. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. Während der
Völkerwanderung haben die Gothen etwa 130 Jahre (bis 535)
in Nordalbanien gesessen. 395 fiel Albanien an die Griechen,
deren politische Herrschaft mit Jahrhunderte langen Unter-
brechungen etwa bis in die Mitte des 14. Jh. reichte. Machte
sich dieser Einfluß besonders von Süden aus geltend, so kam
der slavische von Nord und Nordosten. Die Bulgaren hielten
*) cf. die Sprachenkarte in Weigand's Aromunen I.
— 19 —
SUdalbanien während des 10. Jh. und der ersten Hälfte des
11. Jh^ während die Serben ihre Herrschaft in Nordalbanien
bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. aufrecht erhielten. Ende
des 14. Jh. bis zu Anfang des 16. Jh. stand dann das Küsten-
land unter Oberhoheit der Bepublik Venedig, die schließlich
Yon den Osmanen abgelöst wurde. Der thatsächliche Einfluß
der italienischen Sprache jedoch, yermittelt durch die wirt-
schaftlichen Beziehungen Venedigs zu Albanien und durch
die romisch-kaiholische Kirche hat mehr als ein Jahrtausend
angehalten, vom 10. Jh. bis zum heutigen Tage.
n. Lantiehre-
Bei der Untersuchung der lautlichen Erscheinungen soll
im allgemeinen so yerfahren werden, daß zunächst ein Über-
blick über den Lautwandel gegeben wird, dem die lai EL
im alb. unterworfen gewesen sind, wobei ich mich auf die
von Herrn Professor Weigand in seinem College vorgetragenen
Resultate stütze. Dann folgt die Darstellung der Laute und
ihrer Veränderungen in den it. EL Diese selbst sind, bis auf
jene Falle, in denen einfach das Wörterverzeichnis zu Hilfe
genommen werden kann, vollständig zusammen gestellt worden,
^obei die alphabetische Beihenfolge beibehalten wurde, um
das Auffinden einzelner Wörter zu erleichtem. Nur in einigen
Fällen ist aus besonderen Rücksichten die Anordnung nach
Dialekten erfolgt Ergiebt sich das it. Etymon ohne weiteres
aus dem alb. Worte, so ist von dessen Angabe abgesehen
worden.
Der Stoff ist in der Weise eingeteilt worden, daß zunächst
die betonten Vokale behandelt worden sind, dann die un-
betonten und schließlich die Konsonanten und Konsonanten-
verbindungen. Hieran schließen sich einige Worte über
Labialisierung und Vokalharmonie.
— 20 —
A. Die betonten Vokale.
§ 1. a in oraler Stellung.
In den lat. Lehnwörtern ist betontes a in oraler freier
wie gedeckter Stellung im allgemeinen erhalten: pacem '^ paM
= „Friede"; arcus > ark = „Bogen".
Undaut zu e zeigen die Endungen -tatem: civitatem >
Kutet == „Stadt"; sanitatem > sendet = „Gesundheit"; und
-arius: februarius > fruer = „Februar" ; cellarius > foler =
„Keller"; femer ist der Umlaut in einigen Substantiven ein-
getreten: caria > Kere = „Kopfgrind"; Scabies > zgebe =
„Aussatz, Krätze"; in der ältesten Zeit auch durch voran-
gehendes i: filiastrus > ^jestre = „Stiefsohn", und bei der
Pluralbildung: kunat= „Schwager", pL kunetere; maSkuJ^ =
„Knabe", pl. me§kuj.
Diesen pluralischen Umlaut, von dem es übrigens nicht
fest steht, ob er nicht lediglich auf der Analogie mit den
entsprechend umlautenden Substantiven indogermanischen
Ursprungs beruht, nimmt G. M. auch in draco > drek =
„Teufel" an, während er über das e in den folgenden
drei Wörtern keine Vermutung ausspricht: braca > breke
= „Hose"; gr. in Kransidhi = reke; miracula > mrekuJe =
„Wunder"; imperator > mbret to; mret geg. = „König,
Sultan".
In allen vier Beispielen hat r nach cons. zunächst ein i
entwickelt, und dieses hat dann den Umlaut des a > e be-
wirkt (cf. oben *je§tr£ und die rum. Beispiele S. 25). Nur
in einem Falle scheint a nach cons + r erhalten zu sein, wenn
fraäen = „Esche" to. geg. auf lat. fraxinus zurückgeht. Der
vorliegende Unterschied in der Entwicklung erklärt sich da-
durch, daß die vier oben genannten Wörter zur ersten Schicht
lat. Lehnwörter im alb. gehören, während fräsen erst später
eingedrungen ist, was besonders durch die Behandlung des
X als s>s wahrscheinlich wird, da x in der älteren Periode
analog zum rum. sich über ps zu fs entwickelt hat (coxa >
— 21 —
*kop§6 >> kof§€ = „Hüfte, Scheokel", nun. coapsä); vielleicht
ist es auch it. Herkunft.*)
Vor mouilliertem 1 ist a in einer Anzahl von Wörtern
ebenfalls zu e geworden: gallus < gel = »Hahn" : galbus >
gelp-bi = „gelb".
In den it. El. hat die immerhin noch große Wandlungs-
fähigkeit des a in den lai Lehnwörtern außerordisntlich ab-
genommen; betontes a in freier oder gedeckter Stellung hat
sich bis auf wenige Ausnahmen erhalten und zwar in allen
Dialekten, wie die folgenden Beispiele zeigen:
abbate ]> abat geg; abbecedario >> abetare J; afa ]> afs
cal; agliada > lada gr; ven. agro > ager; neap. ajero > ajcr
geg. cal; alabaster Ro; attar to; apalto sie. Xjl; neap. apolo
> aput cal; arbore > arvur cal; arbur scut; armata > rmat
Bla. Ro; sparag J; asso >> as gr; mbi -|- atto >> mbiatu cal;
cal babbu ^ bab caL; bagascia ^ baga§ gr; balata ^ ba/ate
sie; ballo > vale; balsamo > balt§em, balsem scut; barbe gr.;
bark scut; barke gr. Porös; base>bas-zi gr; bastart; ven.
becazza > bekatse gr; *befficare > bofikär gr. Rhd; bilard
Ro; boare > boär Rada; bokak gr; ven. bonazza > bunatse;
bravo > bravoni; breviäl Ro; buttarga > putärg scut; ven.
caenazzo ]> kainäts Ro; kalendär, kalenndr scut; kalvär Ro;
kanal; kanar Ro; kapäf scut; kapafe; capo >• kabo gr. Rhd;
kape; karater Ro; kardinal: Ro; camevale > kamoväl: scut.
Ro; kalivar cal; cal. carriare > kafara cal; karte; cal. cascia
> ka§ cal; ven. catarata > katafat Ro; celata >> tselat Ro;
tsenakut Ro; cal. chiater > kater cal; caL chiazzu > Mats£
cal; neap. ciaule > täaule cal; codardo ]> kovarrfe Xyl; collare
> kular Musalga; kulare J; colocasia >• kelkaz«; compare >
kumbarf to; kumar scut; konfesionät Ro; korporaJ Ro; cor-
sare^kusär to. scut; kursar Ro. gr; kosak Ro; cosciale >
ku§al cal; cal. criata > kriate cal; kristat; danaro > danär,
dcnar, dnar; data >> dat Ro; diascolo >- djaSkal cal; donnaccia
> danäts Tirana; dukat geg. cal; farre > faf Ro; fascia >
♦) cf. unter n > r § 30.
— 22 —
fa§6 geg. CflJ; faY£ gr; Yen. filtrar >• filtär scut; fortsat; fort-
sade J; frappa[>tfTap6 gr; fras-za Bo; firat geg; gaggia >>
gadSß cal. (= Käfig); g&ggio >- gadz€ cal. (»= Rache); caraffa
>> garafe; gafaf cal; gas Ro; gradual Ro; grascia >> graä Ro
intaccare ]> ndake cal; jacolo ]> jakul cal; lasca ]> laske Ro
cal. lattara >> latare cal; legat Ro; limaccio >* Ima§k scut
lömbarda y> lumbar^ scut; lunär Ro; madia ^ mage; madze
J; mancato ^ mangät geg; marinär scut; briaco >> mbriak
cal; medaje Ro; musaik Ro; moscajo ^ muikai J; muskaje
Ro; mustacchi ]> mustäk scut to; mino^aj; mulinär Ro; notär
Ro; occhiale >>- Itsi Mitk; cal. pagliazzu [> palats« cal; palazzo
> patas, petas, plas; pu/äs cal; palla > päle cal; pap J;
papagal Ro; cal. passaru ]> pässarc cal; pastorä)' scut; patata
> batatf gr; patriark scut; cal. per-scattusu > peskät cal; ven.
pescada > peskatfe gr; piatto > pjat täam; portulaca > bur-
öxxHk; prefiits Ro; prelat Ro; pugnale > pinä)' geg; raso >
ras-zi; rasta > rast«; razza>fats£ cal; ritrat Ro; ritua* Ro;
rosario > ruzare Prop. scut; sägutc gr; sak cal; salte gr;
sciancato >> sankät cal; schiatta >> sklata tsam; sko^är J;
skolär Ro; skolär cal; neap. sderrenato > zdemat cal; segna-
lato > sinalat cal; segnale > sena^ gr; sensäl Ro; sfilatso gr
sigär, tsigär Ro; smacco> zmak sie; soldat scut; suldat cal
spago > spak Ro; spago gr; *specchiale > speMl cal; tabako
taberuakut Ro; tabarro > tabaf scut; tacco gr; cal. taccia >
tatSe cal; teater Ro; teldr scut; ven. terazzo > taratse to;
derasc, drasf, rase to. geg; tombacco >> tumbak, tumäk geg.
scut; trayaje Prop; traväi J; trave > traf sie; teriaca > triakf ;
sie. tumazzu > tumäts cal. sie; tumats« gr; cal. vajju > val
cal; a. ii vapa > väpc; vap J; a. ven. varda > varde gr; cal.
vastasu > vastäs cal; viaggio > viat§ J; vikär geg. scut; zaflFo
> tsaf Bla.
Gegenüber dieser großen Anzahl von Beispielen sind nur
wenige Ausnahmen vorhanden, von denen es bei einigen zudem
noch zweifelhaft ist, ob sie nicht zu den lat. El. zu zählen
sind. Sicher ist dies bei dem ersten der beiden folgenden
Wörter der Fall:
— 23 —
ieh teji «» „Schneide des Messeirs^ scut; bei J. auch in
der Fonn tef-i und
ngel «= „festhaken (von Domen)" mit dem Passiv ngalem
= „Terhindert, abgehalten sein". J. hat ngel in der Bedeutung
»B „sich aufhalten, steckenbleiben", ngelfs ^=^ „einen Eindruck
machen" und das Verbalsubstantiv ngelisun = „Eindruck".
Von Ableitungen kommt noch in Betracht: ngalöj, ngalohem
= ,ich bin an den Füßen gelahmt"; ngalahak »» „hinkend,
l^^bm" geg; ngalös =» „ich gerate hinein" caL
li taglio und incagliare sollen nach G. M. den alb.
Wörtern zu Grunde liegen, also mit Umlaut des a ]> e. Der
Umlaut von a >> e, bewirkt durch folgendes i kann jedoch
keinesfedls noch in der Zeit wirksam gewesen sein, in der die
it. EL in das alb. aufgenommen wurden, denn nicht einmal
alle lat Lehnwörter haben jenen Umlaut mitgemacht (faj, kal),
sondern nur die der ersten Schicht angehörenden Wörter wie
gelb, belbere, gel, §elk, kelk; alle späteren haben a erhalten.
Es sei damit nichts gegen den Umlaut gesagt, der durch den
Plural hervorgerufen wird, da dieser, wie schon oben ange-
deutet, auch nach Analogie älterer, lautgerecht umlautender
Substantive gebildet werden kann. Man ersieht dies deutlich
aus dem seiner Bedeutung nach erst spät aufgenommenen
firat (it. frate), das aber trotzdem im Plural umlautet: freten
oder fretna. Dasselbe wiederholt sich bei dem noch jüngeren
soldät pL soldeten, dessen Plural „e" auch in den Singular
eingedrungen ist: soldet, wenn sich Bo. nicht geirrt hat J.
kennt nur soldat. Ist also nach Vorstehendem der Umlaut
bei Wörtern ii Herkunft ausgeschlossen, so ist zur Erklärung
des e in teh das lai Stammwort heranzuziehen, das auch dem
it. tagliare, fr. tailler, rum. taiä zu Grunde liegende taliare.
It incagliare stellt G. M. zu '^'in-coagulare (rum. inchleg
»e ,^gerinnen machen"). Besser ist es it incagliare := „stecken
bleiben, hindern, hemmen, auf den Strand laufen" mit it
scagliare = „schleudern, werfen^ flott machen" (nicht scagliare
= „abschuppen") zusammenzubringen und beide von callis
= nWeg" abzuleiten. Die Bedeutung von *in-calleare =« „in
— 24 —
den Weg treten, hineinsinken^ leitet zu den übrigen ,, stecken
bleiben, gehindert sein, festgehalten werden^ u. s. w. über, und
entsprechend ergeben sich von *ex-calleare = „aus dem Wege
treten*' die weiteren Bedeutungen „aus dem Wege schaffen,
werfen, aus dem Wege gehen", dann überhaupt „gehen,
treten" und weiter „übertreten, verachten". Da *ex-caUeare
(in der ersten Periode au%enommen) als §kel = „treten, über-
treten, verachten" auch in das alb. übergegangen ist, liegt es
nahe, auch ngel auf ^-calleare zurückzufuhren, was auch
möglich ist. Da aber die mit ngel verwandten Wörter, ja
sogar das Passiv^ a erhalten haben, ist die Aufnahme erst in
der zweiten lat. Periode erfolgt oder auch aus dem it. Die
Formen mit e haben sich durch Anlehnung an §kel einge-
stellt*)
Von besonderem Interesse ist zdzof = „Schuppe, Baum-
rinde", da dieses Wort vielleicht das einzige ist, von dem man
denken könnte, daß es direkt durch die Goten übermittelt
worden sei. Das gotische skalja = „hohler Dachziegel" (ahd.
scala, mhd. schale, nhd. Schale) ist frühzeitig in die roma-
nischen Sprachen eingedrungen: fr. ecaille, it. scaglia, zum
zweiten Male durch Vermittlung des a. frank, scala in das
Französische als ecale. Da das Wort aber im alb. ganz allein
steht, ist es wahrscheinlicher, daß es nicht direkt aus dem
Gotischen, sondern aus dem it. übernommen worden ist. Die
lautliche Entwicklung wäre vielleicht folgende: nachdem in
scaglia = skalia sk > zg erweicht war (cf. zgebe, zgürf), trat
Metathese des i ein, und intervokalisches -1- wurde zu h
zgiaie. Im scut. hat sich nun in modemer Zeit g > dz ent-
wickelt, und durch dieses dz, also durch eine Art von Labia-
lisierung wurde a > o: zdzol.
In äkerdets = „Butterfaß" geg. aus scardasso = „Woll-
krampel", wenn diese Ableitung richtig ist, und in trevete =
„palco" Ro. aus travata liegt Suffixvertauschung mit -ezzo
*) cf. hierüber E. W. unter fikeV. Skalön ist fernzuhalten, kann
nicht auf *ex-calleare zurückgehen, da lat. 11 V ergiebt, nicht 1.
— 25 —
und -ete yor, bezw. bei letzterem Worte Angleichung an die
Endong -tete in yertetf, Sendete u. s. w.
Ancb bei den auf it. binato zurückgehenden Wörtern
binak, binak, binöke = „Zwilling^ scut. Bo. u. J. ist Suf&x-
Tertauschung mit den häufigen -ak, -ok eingetreten.
li Herkunft ist auch binar = „Zwilling'^ gr. (von it.
binario = „aus zweien bestehend'^), das G. M. von lat. binarius
ableitet Da aber, wie eingangs gesagt, in der lai Endung
-arius der Umlaut eingetreten ist, sich also '^'biner hätte er-
geben müssen, ist yon dem lai Stammworte abzusehen.
In den folgenden drei Beispielen liegt es nahe, an den
Einfluß des r zu denken, der in den früher erwähnten breke,
mrekute, mbret imd drek yorliegt; es sind dies
ii grappo >' grep m. ^= „Angelhaken, Haken''. Dazu
kommen als weitere Ableitungen: krabe, geg. kerabe, cal.
gerab f. = „Haken, Hirtenstab'', krab-i m. = „Hirtenstab'' J.,
femer der Ausdruck ze krap = „mit einem raschen Griff er-
greifen" und die Verben grap = „ergreifen, fangen, angeln"
gr. und graps = „kneifen, mit den Nägeln zwicken" gr.
ii raspare > reSpöj = „raspeln"; reäpe = „Raspel" scui
ii frasca >> fireäke = „Eichel des männlichen Gliedes" gr.
Daß r nach cons. wirklich einen gewissen Einfluß yor
folgendem a ausüben kann, zeigen auch folgende Beispiele
aus dem rum., wo a >* ea, ia sonst nicht yorkonmit: gras
rum. }> grias, greas arom; brat rum. >> breatu, briatsu
(Dimonie); grafu rum. > griau, greau (Dim. Kay.); man yergl.
femer Barcianu: rum.-deutsche8 W.B.: streaf, frant und freant,
streang, strajä und streaje.
Untersuchen wir jedoch, wie sich die übrigen Wörter ii
Herkunft mit gleicher Lautfolge y erhalten, so erhalten wir
ein ganz anderes Ergebnis:
ii grascia ^ gra§£ «s „Lebensmittel" Ro;
« frappa > *rap€ = „Franse" gr;
^ frate > frat = „Katholischer Geistlicher" geg;
yen. Franza > Frants J. (hier steht a yor Nasal);
— 26 —
ii rasta >* fast« = „Harke*', wenn dieses Wort nicht lai
Ursprungs ist, was wegen des anlautenden f möglich ist.
Aber trotz der beiden zuletzt genannten Beispiele ergiebt
sich aus den übrigen mit Sicherheit, daß an einen Einfluß
des r auf folgendes a in it. EL nicht gedacht werden kann.
Eine einheitliche Erklärung für diese Spaltung in der Be-
handlung des a nach cons + r bez. nach einfachem r zu geben,
ist kaum möglich; versuchen wir daher, jeden Fall einzeln
zu erklären.
Bei grappo >> grep ist eine lautliche Erklärung schon
ausgeschlossen, weil im to., geg., caL und gr. die oben an-
geführten Formen mit Erhaltung des a vorkommen. Das e
hat sich zunächst im Plural durch analogischen Umlaut ein-
gestellt und ist dann auch in den Singular eingedrungen.
Es liegt diese Erklärung nahe, da sich e nur beim Substantiv
findet und nicht auch bei den Verben. In den geg. Formen
mit a hat eine Metathese derart stattgefunden, daß für g und
p im it. k und b, also für die Media die Tenuis und um-
gekehrt, eingetreten ist. Dabei wurde das Auftreten von b
noch dadurch begünstigt, daß in den weiblichen Formen der
stinmilose Konsonant durch Anfügen des e stimmhaft wird.
Auf diesen Grund allein ist b in ggfab cal. zurückzufahren.
Das scut. re§pe = „Raspel" ist nicht vom it. Substantiv
raspa herzuleiten, sondern zunächst von reäpöj aus it. raspare,
dessen vortoniges a regelrecht zu e wird.
Unklar bleibt e nur in freske, wenn die Ableitung von
it. frasca = „Ast, belaubter Zweig" sicher ist. Die Bedeutung
ließe sich vermitteln (cf das deutsche „Rute" und femer
katem = „Rohr, Rebe, männliches Glied", auch masur =
„Rohrstück zum Garn wickeln; männliches Glied").
Auf it. lacca = „Schenkel, Kniekehle; tiefer Grund, Tal"
gehen entsprechend diesen Bedeutungen zwei Wörter zurück:
lakf f. = „Tal" cal. Sant.; „tiefe Stelle, tiefer Grund,
Vertiefung, Thal" gr. Rhi N. und lekf f. = „Bein" gr. cal;
to. pL «= „Knieflechse"; auch lekeze = „Knieflechse".
Das e im zweiten Worte aus lautlichen Mitteln zu er-
— 27 —
klaren, ist schwierig; yielleicht ist es mit aus dem Bedürfiiis
hervorgegangen, beide Wörter auseinander zu halten, da beide
in denselben Dialeki^ebieten vorkommen. Von den übrigen
lautlich ahnlichen Wörtern unterscheiden sie sich durch das
Schluß „e^ oder durch das Geschlecht: lak m. »== „Schlinge,
Schuhriemen **, bei Mitk. auch lek, die aus dem Plural in den
Singular eingedrungene umgelautete Form, mit dem Über-
gänge Yon K > td im scut auch letö; J. hat lak, pl. letse
(lat ^^laquus); femer leM m. = „verborgener Platz^ gr. sie.
und leke, scut. letde f. == „Fleck, Sommersprosse^ (tu. leke).
^eStre = „Stiefsohn" stammt nicht von ven. Castro; da
das Wort in allen romanischen Spr. vorkommt (afr. fillastre,
sp. hijastro, it. figliastro, rum. fiastru u. s. w.), also im Vulgär-
latein durchaus gebräuchlich war, und es zudem auch in allen
alb. Dialekten vertreten ist, ist es bereits in der lat. Periode
und zwar, wie schon oben gesagt, in der ersten Schicht in
das alb. aufgenommen worden (cf. S. 20).
Das von Bla. verzeichnete rape = „Rübe" geht auf it.
rapa zurück, während repc von se. repa, und reve = „weiße
Rübe" gr. von ngr. ^ißa stammen.
unklar bleibt nach den gemachten Ausführungen nur das
e in fre§k£ und weiter in fetäke = „Schweineschnauze, Ele-
fantenrüssel", wenn dieses auf ii faccia zurückgeht.
§ 2. a vor Nasal.
In den lai EL ist a vor einfachem wie vor gedecktem
Nasale zu 6 geworden: damnum ]> dgm = „Schaden"; panus
> pi-ri =» „Faden". Im geg. erscheint häufig für £ vor
Nasal ein e oder a: dam, pe-ni.
In den Wörtern ii Herkunft ist a vor freiem Nasal fast
ausnahmslos und vor gedecktem bis auf einige Ausnahmen
erhalten:
ven. balanza > pai'ants«; bagno > ban scut; banco >
bango; banda >• band«; campana >> kambanc to; campo santo
>> kapoäant Ro. Erizzo; kapitan; catalano > kataü scut;
ciancia > tSantSa (pl.) Bla. Ro; dama > dam J; dragomanno
- 28 —
>^ drogoman geg; inganno ^ gann J; levant gr; locanda >
lokande scut; malanno ]> molan Ro; mulä J; mändorle Miiik;
manica >> mang J; partigiano >- patersane scut; propagand
J; publikan; rancio >^ rantse gr. Rhd; sakrestan J; scrivano
[> skriya scut; spranga >^ prange Bo., J; stampa >^ §tamp
scut; stamba; stanga >• stange Bla; stag Ro; stag J; Stang
geg; yen. yardamano >> yardaman£.
amo >> am sie. cal; campana ]> kampan cal; kampare
S. März; caL chiano >> kän cal. Variboba; fogliame >- i^am
sie; cal. ranu >» ran cal; grano >* grans Campobasso; panzana
> pandzan cal; yampa > yamp£ cal.
Aus den zuletzt angefahrten Beispielen des sie. imd caL
alb. ist ersichtlich, daß auch in diesen Dialekten a yor freiem
Nasal durchgängig und einmal auch yor gedecktem Nasal
(yampe) erhalten ist. Im allgemeinen ist aber a yor ge-
decktem Nasal im cal. alb. zu s geworden, wie die folgenden
Beispiele zeigen:
neap. sie. yalanza > ylfntse cal; calandra > kalendra caL
Rada; cal. rugagnu > rug^n cal; scandalo > skendal cal. sie;
speranza > sprants cal; fidanzo > fid^nts cal. Rada; neap.
lanza ^ lents cal; manco ^ mangu cal; mingu Fräse; mandra
> mendre cal; yen. panza > pjents cal; mandola > mendul,
miendul Mareh. ist beeinflußt yon neap. ammennola.
In einem Falle kommt a > € auch yor freiem Nasal yor.
puttana > putera cal., welches aber schon im gr. alb. neben
putane als putene (Porös, Rhd.) vorkommt und in dieser Laut-
form in das cal. alb. übernommen wurde. Zudem zeigen auch
die übrigen Dialekte die Neigung a vor gedecktem Nasal zu
£ werden zu lassen: banda > bfnde gr; stampa > ätfmbc neben
stambe gr; ven. mandola > mendule Bla, manco > menk geg;
gambo, ven. gamba > gem, gem f. scut; gern m. J; canto >
kant geg. auch Krist; kcnt to; granzo>g6r^ gr. N; rame >
ram, to. auch rem, rembe Ro; reme J.
Aus den genannten Beispielen ergiebt sieh, daß die alte
Lautregel a vor Nasal zu e werden zu lassen, auch bei den
ältesten it. Lehnwörtern noch in Geltung war, daß sie aber,
- 29 —
schon abgeschwächt, sich vorzugsweise auf die Falle be-
schrankte, in denen a vor gedecktem Nasal steht. Daß dieser
Wandel wenigstens im gr. Dialektgebiet noch Ende des 15. Jh.
Tor sich ging, zeigt sein regelmäßiges Auftreten im caL alb.
bei Neuau&ahmen.
§ 3. e in oraler Stellung
In den lat. EL des alb. ist noch streng zwischen o&em
und geschlossenem e geschieden. Wie im rum. geht offenes
e in ie über ausgenommen, wenn es vor gedecktem Nasal
steht: medicus > miek; venit > vien jedoch mente > ment.
In einigen Fällen wird dieses ie unter dem Einflüsse eines
folgenden 1 oder r zu ia weiter entwickelt: sella > Sale; certa
^ kart€, und in einigen Fällen durch den Einfluß eines folgen-
den Palatals oder einer Doppelkonsonanz zu i: gregem >- grig;
presbiter > prift.
Das geschlossene e ist als e bewahrt: esca >• eSks; regem
>ret.
Durch einen benachbarten Labial hat sich in einigen
Wörtern auch Labialisierung des e ^ o eingestellt: melum
> mol£.
In den it. El. zeigt sich ein Unterschied zwischen offenem
und geschlossenem e bei ihrem Übergange in das alb. nicht;
e ist in freier und in gedeckter Stellung als e erhalten:
agresto > grestc; alfiere > alQer Bla; cal. arcera > artsere
cal; bandiera^'bandjerc Flagge; neap.bannera>bannert Büschel
Bada; cameriere ]> kamarj^r cal; caneveta >> kanavet«; cella
> täel scut; celliere > täeler; cerchio > täerke Hahn; tserke
Rada; cerro > t§er Ro; certo > tSerte J; cesta > tseste Ro
scherano > skere cal. Sant; ciera>tSere cal; koler J; collegio
> koledz J; credo > kred cal. Sant; sie. crucetta > kurtiete
sie. Gam; difesa ]> difezß cal; diSepu) J. geg; erede, rede ]>
rede cal. Frasc; eremo > erem cal; ven. f e > fe geg. J; neap.
fella>^elfc; feie J; festa > feste geg. Prop; fresco >• fresk
J; galea^gale; giannizzero ^ d^anitS^r geg; ginestra ]> dzi-
nest Ro; godere > gucfer gr. Rhd; greco > grek; ven. grego
— 30 —
> grey gr; interesse >• nderes caL Frasc; neap. jetto >• jetulc
cal; lega >- lege caL Rada; legge >• ledzs cal. Frasc; letfcera
> leiar«; caL mbero > mber caL Rada; meatiere^beStjer cal;
metro > metr scut; molesto > monest Rada; veiu moneda >
monede; pasteca ]> baSteke gr. Rhd; predica ]> predk J; caL
prieju > prej cal. Rada; profet J; r^gaie; resto > reSt; neap.
revera > revere gr. cal; ribello > rebel; yen. salterio > salter
Ro; sakriledz J; neap. sciabecco ^ öabek cal; secchia ^ seke;
secco >- tseke geg. J; secolo [> sekui geg; sella >> sei cal;
Serie ]>ser sie. Piana; sere J; sesta;>6est£; sete ^ Setek Rhd;
spera > spere cal; ven. spezie > spets; *sregolo > sregul J;
a. sie. steri>ster sie; tagliere>-tajer geg; tavema>iavercs
Bla; iayeme scut; tornese > tufes cal. Frasc; trecca > trege;
vela > vele Bla; vel scut; venedico > Tenedik Cihac; Regg.
ventrera > vandera sie; verro > vef Ro; vespro > vespre Ro;
desper cal; sie. visera > vizere sie. Sani; zecca > zek^ geg. J. gr.
Auch in den Endungen -etto, -etta, -eto, -eta ist ge-
schlossenes wie offenes e als e erhalten:
buffetto > bufet cal; canneto > kanet Ro; confetto >
kufet tsam; foglietta > fletc; pieghetta > pjete gr; caL scu-
petta > äkupeta cal; sonetto > sunet caL S. März; stiletto >
§kület Bla; äület Ro; trombetta >• trumpet J; drombetf gr. N.
Eine längere Wandlungsföhigkeit konnte man för das
offene e in der Endung -ello, -ella annehmen, in der es teil-
weise als ie erscheint, wenn hierbei nicht Suffixvertauschung
bez. Beeinflussung des Suffixes -iel aus älteren EL in Betraoht
zu ziehen wäre. Jedenfalls kommt ie noch in Worten Tor,
in denen der Wandel von s ]> S schon nicht mehr wirksam
war, wie die Beispiele kastjel cal. und rastiel scut beweisen,
neben denen auch die Formen mit s vorhanden sind: ke§tjel,
k§t]el scut. und faStjeJ. Hierher gehören außerdem: barella
> varjele gr. Rhd; batello > batjel Bla; cannello > kanef
geg; kanel J; kfuet Hahn. geg. ist ein Versehen fftr kcnet;
campanello > kamaniel cal. Rada; cardicello > rsjet gr. cal;
coltello > kultiel' Ro; trivello > terviel J; lat Herkunft sind
jedoch turiel J; turjele, trujele Hahn.
— 31 —
Die übrigen Worter behauen auch hier e bei, sind also
jüngerer Aufnahme: bardella |> mardele cal; Ten. burelo >^
murello gr. ßhd; cannella >> kanelß gr; capitello >^ kapetä;
cappella '^ kap^I Bo; cappello [> kapel Bo; sie carfcella >^
kartete gr; cassella >> kasele to. Doz; '*'cialdella>>taaudel6 cal;
cordella > kordele; kodele gr. Rhd; fac[iol] + elo > fatäel J;
Yen. fanela '^ fanel scut; Yen. gabela [> gab^I scut; gradella
> gradel scut; gredete; ombrella > umrel J; petrosello >
pjetrosel; sardello > sardetfi; sie taYedda > taYele sie
botsiet, bei J. butsel == „Radnabe" Yon *niozzello, der
Verkleinerungsform Yon mozzo, und murjete, bei J. mrel «=
„Bremse" Yon mordlo, zeigen sowohl ie als e, sodaß entweder
diese Wörter zu Yerschiedenen Zeiten in das alb. aufgenommen
worden sind, oder der Einfluß des alteren -iel in dem einen
Dialekt länger angehalten hat als in dem anderen.
Die Diphthongierung Yon e > ie hat sich weiter noch in
zwei Wörtern erhalten, Yon denen es zunächst zweifelhaft ist
ob sie zu den it. oder den lat El. zu rechnen sind. Aus
mehreren Gh:ünden wird aber das erstere der Fall sein. Es
sind dies: it. finestra, das als fneStrc nur im scut. Yorkommt,
in Yiel späterer Zeit als finestre auch in das caL eingedrungen
ist, und it. tegolo!, tegola, auf die scut tieguj*, geg. tiegule,
tsiegute (Hahn) zurückgehen. Würden beide Wörter zu den
lat EL gehören, so würden sie wie diese mehr oder weniger
über das ganze alb. Sprachgebiet Yerbreitet sein; statt dessen
ist fiiestrf auf das scut beschränkt und tiegu^e auf das geg.
mit Einschluß des scut, während in den übrigen Dialekten
die entsprechenden gr. und tu. Ausdrücke gebraucht werden.
Das allein kann kein Gfrund sein, ein türk. EL kann ein lat
Yerdrängen, so daß fiieätre doch lat. sein könnte. In ti6gale
müßte aber, wenn es lat Herkunft wäre, ti über ts zu s sich
entwickeln; nach Hahn ist nun zwar tsiegulß Yorhanden, die
Form mit s aber fehlt, während doch alle lat EL ti zu s
werden lassen: pui$us]>pus und Yortonig: mcson aus iuYitiare.
Das Yon Bo. gegebene indermjets = „Vermittler" leitet
G. M. Yon intermezzo ab, also ebenfalls mit Diphthongierung
— 32 —
des e zu ie. Die Erhaltung des anlautenden unbetonten i
verweist nun die Au&ahme des Wortes in die neuere Zeit,
die Diphthongierung jedoch in die altere, und dazu kommt
noch der Bedeutungsunterschied, denn intermezzo heißt nichts
als „Zwischenstück, Zwischenspiel^. Nun giebt J. als „Ver-
mittler" nnermiets an, das geg. ndermjet^s lautet. Durch Yer-
quickung dieser Wörter, die auf die Präpositionen nnermiet,
ndermjet (= „in der Mitte, zwischen") zurückgehen, mit dem
Yen. intermediario ist dann indermjets entstanden.
Einige Schwierigkeiten macht die Erklärung des geg.
^rke f. = „Kichererbse". Im lat. sind zwei Formen vor-
handen: cicer ciceris n. und cicera-ae f. cicer müßte Mikfr m.
ergeben und auf diese Form geht auch scut. tSitäer m. J.
zurück, cicera ergab liiitere f. (Hahn, Ped.) nicht nach G. M.
kikara. Auf cicer ciceris gehen auch it. cece, arom. tseatsire,
fr. chiche, sp. chicbaro zurück Ausgeschlossen ist jedoch die
Ableitung von ß'iilts von demselben Etymon. Auch das
Diminutiv cicercula, auf das it. cicerchia, sp. cicercha ver-
weisen, ist unannehmbar als Etymon, wenn auch die Endung
-ulus in der ersten Zeit des lai Einflusses bis auf die Mou-
illierung des vorangehenden Konsonanten schwinden kann:
masculus > maske. Wahrscheinlicher ist die Herkunft von
ven. siserchia, dessen e zu ie und durch das folgende i zu i
wurde, sodaß sich '''sisirke ergab, das über sirke recht gut zu
^irke werden konnte (cf. s >• ^ § 26).
In xi^vl = „schwach" sie. aus it. fievole erklärt sich das
i durch den Einfluß des /.
Wie wir oben gesehen haben, ist im allgemeinen das
geschlossene e als e erhalten. Nur ganz wenige Abweichungen
lassen sich feststellen, und bei diesen ist es noch zweifelhaft,
wieviel auf slavischen und gr. Einfluß zu setzen ist.
Von it. greppo= „Abhang, Rand eines Grabens" stammt krep,
skrep= „Abhang", dem das geg. zgrip=„Kante, Rand" entspricht.
Yen. carega ist das Stammwort zu scui kaffg Ro, karfg
J. = „Stuhl", die von kroat. katriga beeinflußt sind, auf das
auch katrige Bo. Erizzo zurückgeht.
— 33 —
Capestro hat mit Metathese des r und Abfall des dadurch
in den Auslant tretenden t im geg. die Formen kopr4§, kcprft
m „Halfter^ ergeben. Die unzweifelhaft jüngeren Formen
kapistre «» „Halfter, Galgenstrick'' geg. csd. auch bei Doz;
kapistran m. kapistral m. «« desgL, gehen sfimtlich auf ngr.
xaxlöXQi zurück.
In den folgenden Fallen ist e infolge SufiGxyertauschung
durch einen andern Vokal ersetzt worden. Es zeigen Sufifix-
Tertauschung mit der Endung
4r: vudäar, vutSir cal. = „Fleischer" von caL vucderi;
A: dzudi, dixxH Ro. dSudi J. »s „Jude" von it giudeo;
"ir: murtfr gr. «= „Morser von ven. mort^r; pantsir, petdlr
Bla. Bo. aa „Panzer" von Ten. panzera.
-üre « lai -ura): maidüre; mnür scut; mcndire caL =»
„Art) Weise", caL auch «» „Bild" Ton it maniera.
Labialisierung des e zu o, u liegt Tor in no§ gr. Bhd.
SS „Dummkopf" aus it. nescio und in dzutte (Santori) =»
„Schmeichelei" aus eivetta «= „Kokette". Letztere Ableitung,
die 0. iL mit einem Fragezeichen yersieht, ist nicht unmög-
lich. Man Tergleiche nur die Redensart: &r la civetta »>
„kokettieren, schön tun mit Männern", die zur Bedeutung
„Schmeichelei" hiniiberleiten kann.
§ 4. e vor NasaL
In den lai Lehnwörtern ist das geschlossene wie offene
e Tor Nasal zu e oder i geworden. Im geg. geht der gedeckte
Kehllaut in ä oder e über:
lai t^ta >> to. tcndf, geg. tande, scui tann
„ gjntem> „ gint, „ ginde, ^ dünn
„ arena >• „ rerc, „ rane
„ firenum >> „ fri-ri, „ fre-ni, „ &e-nL
In den ii EL hat sich offenes und geschlossenes e vor
Nasal bewahrt:
sie. abbentu ^ beut sie; sie annujamentu }> nujament
sie; aTvento > avent scut; balena ]> bal&i Bo; oenna }> tsen
eal; degno >> den scut; dei geg. J; embolo >> embul gr;
Weigftnd, 10. Jaliresbericht. 3
— 34 —
indecente ^^ diSents cal; licenza, ven. lisenza^^liseniBf, Ie§ents€,
litSentse gr; cal. menza ]> meuze cal; neap. nnozente ^ nuzent
cal. Sant; ponente >^ ponent^ punent; patena >> potent Ro;
quarantena >> karantene Ro; remo [> rem, rembe Bla. acut;
sacramento >> sakram^nn J; scena >- §en caL Bada; §en J;
sempre >> sempri cal; neap. stra vient >» stravi^nt Rada.
Es ist augenscheinlich, daß die genannten Beispiele erst
in jüngerer Zeit in das alb. übergegangen sind, so auch mente
B= „Minze" Piana von it. menta, während die früher aufge-
nommenen, wie die lat, e vor Nasal zu s werden lassen:
mendr^z£ cal; memiere geg. eben&lls von menta (über die
Stammerweiterung c£ 6. M. alb. Stud. I. 55); §ej€ geg. «»
„Zeichen, Narbe, Orden"; §e, äej scui = „Zeichen"; Sene to.
= „Strahl" von it segno.
Zu yringul = „Lappen" cal. March. fügt 6. M. als Er-
läuterung neap. yrenzola =» „Lappen" bei. Es giebt nun im
ii neben brandello ^= „Fetzen" die Formen bnndello und
brincello = „Stück, abgerissener Teil, Fetzen bes. von Eleidem",
mit denen vielleicht das caL Etymon von vringul zusammen-
hängt. Es kann übrigens auch neap. vrenzola ganz gut im
caL als *vrinzula angesetzt werden.
Auf einem sehr geschlossenen e bez. einer sehr offenen
Aussprache des i in sie. lemmu = „großes Tongefaß" und
caL limba = „tönernes Eüchengeföß" beruhen die folgenden
Wörter: /emp-bi sie; temp-bi caL = „Napf"; limbe gr. »=
„Becken" und lime geg. = „Teller".
Im cal. alb. ist trotz des Nasals das vorangehende offene
e in zwei Wörtern in den Diphthong ie übergegangen: neap.
ammennola > mendul, miendul = „Mandel" March. -nd- ist
eingetreten durch den Einfluß des it. mandorla. contento >>
kutient caL Rada, während J. können, kunnen hat
In pjono = n^oll^ caL aus pieno ist o durch Labialisierung
entstanden, begünstigt durch das erhaltene Schluß-o.
Auf it flemma = „Schleim" (== ngr. g>2.ifi(ia) geht scut.
flame, bei J. flam £ zurück; die Bedeutung hat sich auf alle
Krankheiten erstreckt, die Schleim oder Feuchtigkeit absondern:
— 35 —
^Scbnnpfen; fallende Sucht und der weibliche Dämon, der
sie eizeagt; Epedemie unter Tieren; Krankheit der Traube."
Von Ableitungen konunen noch in Betracht: flamisem „ich
erkälte mich" und flamösure = „besessen". Das a ist durch
Nasalierung des e vor Nasal entstanden, da auch das scut.
als ünterdialekt des geg. alle Vokale nasalisiert.
§5. i.
In den Entlehnungen aus dem lat ist langes betontes i
als i erhalten, gleichviel ob in oraler Stellung oder Tor Nasal:
ficus > fik = „Feige"; lima > Jims = „Peile". Das kurze i
wird, wie in den romanischen Spr. als geschlossenes e be-
handelt: piscis > peSk = „Fisch".
Auch in den ii El. ist betontes i in oraler Stellung und
Yor Nasal als i erhalten:
amitto >^ amit Ro; sie. anitu [> anlt sie. cal; arkif Ro;
artikut scut; asilo ]> nasü Rada; abruzz. ball ]> Tali caL Rada;
▼en. bandido >- bändig to. bandfl geg. stammt aus dem to; südit
bannito >* bannit caL Sant; battista >- tista caL Frasc; Yen
biso > biz€ Bo. Erizzo; bottiglia > botile; calamita > kala-
mite Ro; capitolo ]> kapitutRo; neap. cardacia [> kardau cal;
cal. cattiva > kative cal; cayiglia > kavile gr; sie. cista >
tüstf cal. Rada; sie. chica > Kik« sie; chilo > Ki*; Kiu gr;
cica >- täik£; ciccia, ven. cizza, zizza]>dzidz€, dzidze; sie. cippu
tsip Rada; coccodrillo > kokodrit, korkodil; conizza^kunitsc
Bo; consiglio >* kunsil£ cal. Gam; sie. currivu >- kufif sie.
Pian. Pap; cal. curtili > kurtfl cal. Rada; effigie >• fidze sie
ven. fadiga > vdig scut; fcdiga; cal. fidili > fidfl cal. Rada
cal. forise > fiiris caL Spezz. Alb; gentile > dzentü geg. Ro
giglio >• dzija sie; ischio>-i§ke; isola>izul caL Rada; lettica
> Bt(k caL Rada; libro > libr Ro; Tiber J; lisca > lisk Ro;
mantile ]> mandile; vandile cal; martir J; caL micciu [> mit§
cal. Frasc; mitra > miter J; naviglio > navll scut; obrizzo
>obrfts scut; offizio>fits cal; ofits scut; ovile Sovile Leake;
panico >- pcnik; panfk Ro; paradiso ]> paffs geg; paradls cal;
parfcikul J; perikul Ro; per-viso > pervß Ro; neap. pivolo >
3*
— 36 —
pijul caL March; pipita >• pgpite gr; caL pisa > pize cal; a.
ven. pizzolo > pftsere; cal. pizzu > pits cal; sie. prisa > pite
cal. March; caL rimito > fsmit cal; riso >• ris, Heldr. rtz;
rissa > fitse; rits J; sie schifa > sKif cal; servizio >* semteia
pl. gr; sigillo > sid^ Bla. Bogd; spicco > Spik J; spiffero
>• äpif. J; spiglio > Spin cal; sie. stizza > stitsc sie; stizzo
> stitse Ro; tisica > ndisk scut; neap. trebeto, pL tribete >
tript caL March.; vessillo > veäil caL March; yisciola > vlSuJe
scnt; visita > vizite Ro; neap. Torzillo > verjfl Piam. Arbl.
11; abrazz. zirra>ndzire sie.
caL abonesina >> abonesina Sani; bima >> bime gr; caL
capitinula > kaptlndulc cal; casino > kazino tSam; caL china
>Kin caL Rada; it. china > long; crespino > grespin Ro; ven.
cnsina]>kusi geg. J; kusl to. cal; cucina>^ku2ina Bo. Erizzo;
caL dignu > dinu cal; dozzina > dnzine gr; fingere > dme
S. März; gelsomino ]> tSelsomfn Ro; cal. grigna ]> grin£ cal;
ven. grinta> grindem; grinza > griniae Ro; limbo>Iinib;
makine FraSer; ven. merlln > m^rli gr; ven. minga > mingo
gr. tSam; cal. ntinna > ndin cal; pellegrino > pnligri scnt;
pino > pin cal; porrina > pon J; propinquo > perbfnk caL
March ;.rapina> repine scut; scrigno > skrine geg; Btinia>
Stirn Ro; tambnrino >> tumbarine cal; tigna ^ tine Ro; cal
timpa ]> timp cal; it. tina >• tine geg., cal. Fraso; ti, tini J;
trina > trine; trin J; violino > djoli gr. vioK N; rosmarino
>ro8niari[ gr. Heldr.
In pergamll pL Rada aus pergamina ist Suffixvertauschung
mit -il (=> ii -iglio) eingetreten. Dasselbe hat auch in batere
f. Hahn. «== „Batterie, Gewehrsalve^ aus batteria stattgeAinden,
indem i durch die Endung -e nach r ersetzt wurde, die auch
in kofe, bar6, x^rö erscheint
Auf milza gehen zur&ck: meltSi, multsi <« „Leber'' und
mu}ts-dza J. = „ventricolo". Durch Antritt der betonten
Endung -i ist das i des Stammes tonlos geworden und dann
in den gedeckten Kehllaut bez. durch Labialisierung in u
übergegangen, welchen Vorgang auch mults zeigt Die Ver-
schiebung in der Bedeutung erklärt sich daraus, daS un-
— 37 —
gebildete Volker über die Lage der inneren Organe und deren
Wirken sehr unklare Vorstellnngen haben.
t§eng-a £ J. ist Ton ven. dngia cigna abzuleiten, das
aoch mit e und, wie scheint, häufiger vorkommt: cengia (cf.
cengia, cengial, cei^iar; it. cinghia), sodaß dieses das Etymon
zu täeng darstellt Das Wort bedeutet einen „Streifen oder
ein Band aus Bindfaden gewebt^, das in verschiedener Weise,
besonders als Sattelgurt verwendet wird. Das andere für
„Sattelgurt" gebraudite Wort mit Erhaltung des i: Umgeie f.
geht auf lai cingulum zurück.
Unklar bleibt o fnr i in nokr£ sie. »» „klein" aus sie. nfcaru.
§ 6. 0 in oraler Stellung.
Wie bei e ist auch bei o in den lai El. zwischen einem
offenen und einem geschlossenen Laute zu scheiden, 9 er-
scheint vor cons. + voc als 0: socius > soK = „Genosse";
coba > kov€ »» „Schopfgefaß". Im Anlaut hat 9 dieselbe
Entwicklung durchlaufen, wie im it. (]> uo) und im sp. C> ue),
nur daß das alb. bei ue nicht stehen bleibt, sondern über ^e
bis ve fortschreitet, das vor 1 und r auch als va erscheint:
opra > vepre = „Tat, Werk"; olium > vaj = „Öl"; voj geg.
Dieselbe Entwicklung hat 9 auch in den Endungen -9I
and -9r durchlaufen, nur daß hier u seinen vokalischen
Charakter behielt: capriolus >- kaprua}; die Endung -torem
> -tuar.
o in offener SUbe geht in langes e über: honorem ]>
ner, nder „Ehre"; hora>>her€= „Zeit, Mal"; in geschlossener
Silbe wird es zu u: cortem > kurt = «Hof"; cocceus > kuk
= „rot".
Die Endung -on hat sich zu -ua to., -ue geg. entwickelt:
cotonem > ftua to., ftue geg. = „Quitte", während sonst o
vor Nasal zu u wird: contra > kundrc = „gegen".
In den it EL zeigt sich der Unterschied zwischen offenem
und geschlossenem o nicht mehr: jedes betonte 0 in oraler
Stellung ist im allgemeinen, wenn nicht besondere später zu
erörternde Fälle vorliegen, als 0 bewahrt:
— 38 —
agosto >> goSt Hahn; apostut scut; ven. articioco >>
ariitSök geg; biscotto >* bersköt geg; biotto >> biota pL gr;
boccia > botfe geg; bosso + t€ > boSt; botta > böte geg. «=
„Stoß, Schlagt; botte >• botf =» „irdener Wasserkrag mit
engem Halse*^; ven. bozza >> botse; brocca ]> proke; carrozza
> kafotsc; cicoria > Skorie Ro; neap. cecojera > tSikojcr cal;
ciocco ^ tdok; coccio-a >> kots, kotse cal; coccola >• kökfre
geg; coccola d'occhio >> kokerdök to. geg. caL gr; kokeriök
J; conoscere > konnöä J; corda > korö*; corpo > korp geg;
Corte > körte Ro; coscia > ko§ J; cotta > kot Ro; crocco >•
krok cal; doga > doga; figlioccio >• filöts; foglio > fol cal.
Rada; forma > forme; forte > fort«; forza > fortse; fossa >
foss£; sie. gabbillotu ]> gabilöt sie; gabelöt cal; ven. gagiofa
> galofß Cam; gioja > dzoj cal; caL gioca > ndzoke Vena
in Cal; gola > gole, goje to; gole J; gorga > gorge; gotto
got geg. scut; imbroglio > mbrola pL caL Frasc; licomo >
likomo gr. Rhd. N; limosina > limösene, ImoSe geg; locco >
lok cal. March; loke Mitk; lotto !> lote, loto Mitk; milordo
> mil6rdez£ Rada; ora > öre; or J; per + ore > pror Ro;
Ostia > oste J; orza > ortse; ostro > ostre gr; pane cotto >
panikote gr; pastocchia >> pastoke cal; popolo >• popul scut;
posta > post J; ven. prova > propc; prova > prov. J ; Cam.
neap. rollo > fole cal; sie. saccosima > sakozme sie; savorra
> savofe Kav; caL scio^^a- !> äole cal; scirocco > serok gr;
sirok J; skoglio > skoj scut; ven. scola > äkole; sopporta >
supporta pL cal. Rada; sperre > §pof J; cal. stocco > stok
cal; it. tocca > toke sie. Cam; tomo >► tofe; abbruzz. totera
> totare cal. Rada; trifoglio > terföj, triföj Ro; terföin J;
sie. trimoja > termole sie; cal. troppa > trope cal; sie. troffa
> trofe sie; viola > vjöleze Ro; violts J; voga > voge cal;
vok J.
Von der allgemeinen Regel abweichend haben sich die
Endungen -ol, -or in geschlossener Silbe in der älteren Zeit
zu -ul, -ur entwickelt, während in oflEener Silbe (in der be-
stimmten Form des Substantivs) und in jüngerer Zeit auch
in geschlossener Silbe o erhalten ist:
- 39 —
fiflchiare + olo>>fidkarüI caL Bada; cazzo + olo[>katgd)[
gr. Bhd; anf Yen. £asolo geht fasül -oK J. zurück, während
die Formen mit r: &a§ale geg; firaäual Bo. Erizzo; firaäuet
Bla. von lai phaseolos stammen (cf. sp. frisuelo). fasül Dan.
ist das ngr. q>acoiXu
agrigno + olo >• akrinole cal; casa + olo>>kesol£, ksole,
kasole, katsole; Yen. mazzola |> matsote gr; cal. pajjo + olo
2>paj6I pL Rada; pistole Hahn, pisto) J; piäto}£, pisMote gr;
neap. sti^arole >• stanarole caL Sant; bei karaYÖt >= nS^^^
Schnecke" gr. Bhd. nnd karakötS "» „Schnecke"* Bo. Erizzo
geht der erste Bestandteil auf ii caragollo, Yen. caraguolo
zorück, wobei Yielleicht auch tu. kara «= „schwarz" mitge-
wirkt hat; der zweite Teil ist auf Yolksetymologischem Wege
zustande gekommen (c£ die zahlreichen Formen E. W. unter
katSamfl).
pittore [> pitür-ori J; pescatore ]> peäkadür L; piSkadore
tSam; traditore >> tnufitür cal; tra^tür geg; tradiuar Erist;
tesoro > tezür scut. Ro; tesör; tersuar, tersör Frasc u. Pian;
ciandatore >> tSantSatuer Bla. Ro; spillid'oro >* pilura; Yapore
Z> Yapör, papör Ro. gr; papuar tSam; colore > kolör gr;
mortorio >• mortör scut.
Wie ersichtlich wird gewohnlich das geschlossene -or
durch -ur, -or wieder gegeben. In denjenigen Fallen, in denen
-uer, -uar erscheint, kann nicht mehr Yon lautlicher Ent-
wicklung die Rede sein, sondern hier liegt, wie die gleich-
zeitig Yorkommenden Formen auf -ur, -or zeigen, nur An-
gleichung an die Endungen -uar, -uer der lat El. Yor.
In muratär = „Maurer" Yon muratore und in fatSel =
„sorta di tela" J. you Yen. faciol ist Suffixwechsel mit alb.
-är bez. it -ello eingetreten.
Einen großen Raum nehmen die Veränderungen Yon o]>u
ein, die auf Labialisierung beruhen: borsa >• burse gr; ciottola
> tSutul, tSütulz« Rada; caL sie. coffa > kofc sie; kufe cal;
doppia > dubbie pL gr; polYcre > bulbnr gr. N., burble,
burbule S. März; sciroppo > sirüp J; mostra > mostrß, Ro.
auch mustre. Letztere Form fuhrt 0. M. auf se. muätra
— 40 —
zurfick; es ist dann nicht ersichtlich, warum im alb. s steht
und nicht §.
Da im Alb. it o nicht zu oa und weiter zu a werden
kann, wie im Rum. (cf. lat foras >> dacor. afarä), so ist die
Ableitung von date = „plötzlicher Schrecken" (= arom. data)
und von §alts€ =» „eine Art gesalzene Sauermilch" geg. aus
ii d9tta und solcio sehr unwahrscheinlich.
In der Bedeutung „Ball zum Spielen" fahrt Mitk. zwei
lautlich verschiedene Formen an: täok-gu und §ak-gu. Bei
der Ableitung kommen zunächst in Betracht: slov. zoga «=
„Band, Ball zum Spielen" und ven. soga ^^ „Band, Riemen,
Strick". Auf dieses soga oder besser lat soca geht soke =»
„Frauengurtel"; Sok-a = „Band, Gürtel" J. zurück Das vom
tu. saka =» „Scherz" stammende geg. ^ske, scui äak-a =
„Scherz, Witz, Spaß" hat nun die von Mitk. gegebene Form
äak beeinflußt, tsok = „Ball" ist aber wahrscheinlich nur
eine Verwechselung mit t§ok-gu = „Fußfessel, Spannstrick,
Knöchel" (Hahn, Doz.) von it. ciocco; die richtige Form dürfte
*äok-gu lauten.
Von it. colostro stammen scui kulostre, kuloster Ro;
kuluSter, koloster J; kToistre gr. Rhd; ferner kclostre, kloätre
gr. = „Biestmilch". Das u in kuluster ist durch nachfolgendes
ü entstanden. Außer den genannten Wörtern sind auch solche
lat. Herkunft (von lat colostra) gebräuchlich: küm£§t6 to;
Mumät geg. scut; klume§t gr; glum§t sie.
Hieran im Anschluß ist noch die Endung -uolo zu be-
sprechen, die sich in alterer Zeit zu -uel entwickelt hat:
pignuolo ]> pinuel Ro; lenzuolo ^ lentsuel Bla. neben modernem
luntsöl Rada; orciuolo > urtsuel Bla. neben rdzul scut. J.
Hat die Aufnahme in jüngerer Zeit stattgefunden, so geht
-uolo > -ul bez. -ol über. Außer den schon genannten Formen
vergleiche man noch vajule gr. aus tovagliuola. Denselben
Übergang von uo > u macht auch cal. guorfa }> gufcr
oaL mit als das einzige Wort, das den Diphthong uo im
Stamme hat.
— 41 —
§ 7. 0 vor Nasal.
Wie schon in § 6 erwähnt ist in den lai EL jedes o vor
Nasal in der Stammsilbe zu xx geworden; auch in den ii EL
wird 0 vor Nasal zu u, jedoch nur vor gedecktem Nasale:
bomba>>bame J; bronzo>>brunt8; cionco>'t6unk; secondo
^ flikandre; sikonna cal; ven. sponza >- äpüze scnt; §punz,
§püz J; stomaco >- stmnk Bo. Erizzo; console >• küäufe, das
in Bezog auf die Lautgestalt auch lat Herkunft sein könnte.
o vor einfachem Nasal in der Stammsilbe ist o geblieben:
cooomero >• kokömare Tirana (Hahn); Q. M. giebt den Accent
nicht an; er muß jedoch wie im ii auf der drittletzten Silbe
ruhen, da „er" nur in tonloser Stellung zu „ar" werden kann,
sprone >^ spron Ro; bisogna >• bezon£ cal. Frasc; neap. cau*
cerogna >> kautäirona caL
Ungleich häufiger steht o vor Nasal in der Endung -one,
die je nach der Au&ahmezeit des betreffenden Wortes ver>
schieden behandelt wird. In den der älteren Periode ange-
hörenden Wörtern ist für -on in der unbestimmten Form to.
-ua, geg. -ue eingetreten, neben denen teilweise auch -on er-
halten ist:
limone )> Imue — Imoni J; limon Bo; timone >* tomua —
tomöj Musakja; temön; capone >- kapua^oni« kapön; balkone
3> balkue Bla; pagone, pavone [> pagua, patua-öi; pavöd-a J.
mit Su£Gzvertauschung; stagnone >* stagua-göi, -gön; dragone
^ drague-oni J; drangua-öi
Es erscheint ausgeschlossen, daß -ua, -ue noch Ergebnisse
desselben Lautwandels sind, der in den lai EL wirksam war;
vielmehr sind -ua, -ue in den it. El. nur Analogiebildungen
za den Wörtern lat Herkunft, was besonders durdi die gleich-
zeitig auftretenden Formen mit Erhaltung des -on zur Ge-
wißheit wird. In den Wörtern jüngerer Au&ahme ist die it.
Endung -one unverändert in das alb. übernommen worden:
cannone [> kanön; koladziön J; divodziön J; leone ]> leön
Krist; processione >- protäesiön J; psrtsiön cal. Bada; neap.
ascenzione }> sid^one cal; sie. cunsulazioni ^ kunsu/atsiön
— 42 —
sie. Plan. Pap; cassone }> kasön gr; mazzoca + one >> mair
gakön gr; entsprechend auch ven. colona >- kolone.
In einigen Fallen erscheint außer den bereits genannten
Endungen for das ii -one auch die Endung -un:
coticone >- kotikün Bada; sie. garzuni >> gradzün cal;
gardzün sie; maccherone >> makarunde gr. Bhd; piccone >
pikün gr; verdone > vardü-oni J. = „Grünling, Gbldfink*';
sapone >* sapün-i J; sapua-6i geg.
Was die cal. Wörter angeht, so tritt die Endung -une
schon im ii Dialekte unter gewissen Umstanden ein; Scerbo
giebt an, daß die Endung -ione erhalten bleibe: azione, comu-
nione; wenn dagegen das i mit dem vorangehenden Kon-
sonanten verschmilzt, also -ione }> one vrird, oder die Endung
überhaupt nur -one lautet, so geht diese in -une über: raggiune,
larcune. Es lautet also demnach auch coticone cal. ii coticune
und diese Form ist in das alb. übernommen worden. Auch
im ngr. ist ii -one fast durchgängig in -une übergegangen.
Da aber zu makarundf und pikün gr. Etjma fehlen, so ist
-un in diesen Wörtern nichts als Suffixvertauschung, oder
besser gesagt, es hat sich durch Anlehnung an solche Wörter
eingestellt, die durch das ngr. in das alb. eingedrungen -un
lautgerecht zeigen, wie spjun, bedzune u. s. w.; derselbe Fall
liegt in vardü-oni vor, da hier eine Entlehnung des ngr.
ßsQÖovpi wegen Erhaltung des rd fbr gr. q6 nicht statt-
gefunden haben kann, sapun sapuni endlich kann ebenfidls
Analogiebildung sein, jedoch ist es wahrscheinlicher, hier an
Labialisierung durch das vorangehende p zu denken.
In einem Falle ist für o vor Nasal der gedeckte Kehllaut
eingetreten: it. gonzo = „bäurisch, roh" = zgendzf gr. Rhd.
= „Wildling, ungeputzter Baum", o ist hier aber, wie sp.
ganso = „bäurisch, grob" zeigt, ein offenes, ist daher zunächst
m a übergegangen und dann vor gedecktem Nasal in €,
§8. u.
In den lat. El. ist kurzes betontes u als u erhalten wie
auch im rum.:
— 43 —
fiirca > fark£; nun. fdrcä;
fundiis > fönt; nun. fand.
Langes u ist in älterer Periode zu ü, im gr. alb. und
dialektisch im to. zu i geworden, was sicherlich erst eine
sekundäre Erscheinung ist; in jüngerer Periode ist es als u
erhalten: bruma > brüm£, brime = „Reif"; cupa >• kup«;
murus >> mur.
Vielleicht gehen einzelne Worter der jüngeren Schicht
auf das it. zurück; ihre Zugehörigkeit im einzelnen aber mit
Sicherheit festzustellen, dürfte kaum möglich sein.
Ein unterschied zwischen u in oraler Stellung und vor
Nasal wird weder in den lat. noch in den ii EL gemacht.
In diesen hat u seinen Lautwert wie in den späteren lat
Lehnwörtern beibehalten:
caL amure > namur cal; ven. busso > bu§ J. Mitk; bus
Ro; brusco > brüsk gr; burgo >• bürg J; canuto > karute
Hahn; cappuccio >• koputs, kuputs Pulj; ciulla>täul Durazzo;
caL culuri > kulür cal; cal. curti > kürtje cal; datura >
datule gr. N; diluvio > dflü* caL Rada. Bla; dilüv Ro; duca
> dukfi cal; duk J; figura > figure; fugure scut; flusso >
perffüd; sie. frusciu > firusul caL Rada; caL firusculu > fruäkul
cal; frusta > finoste cal. Rada. Sant; frutto > firut cal; fasta
> fust6; sie. grutta > grut cal. Prasc; cal. judice > judctä
caL Frasc; lattuga >> latugf Kay. N; ven. ligadura > ÜTadure
gr. Rhd; lupolo ^ luver; malagurio "^ malaure cal. Stier; il
mucchio > ImuK scut. Jam; Imutö J; caL murra > muf cal;
musco |> musk, mosk; musica |> müsike; mussolo [> musid;
ven. persuto > bersüt, persüt geg; purga > purge gr; rim-
burchio > rumbüik Bla; ven. rufa>rufc; ruga^fuge; ruspo
]> rusp; ruspe J., der es für tu. hält; cal. ruzza ^ fudze cal;
ven. salupa > saluppo gr; scuffia > skufla sie; neap. stoja-
vucco >> stiavuke cal. Rada; neap. struscio }> Strus cal; suso
> sus gr; suvero > zubcr gr. N; caL tavutu > tavüt cal;
tufo > stuf; stuf J; cal. I urtimu > lurtm cal. Frasc; usura >
hozore; sie. visitusu >> vizitusa caL Rada; caL vuce > vudzc
— 44 —
cal. Frasc; caL vuda > yuös cal; cal. vutu > vute cal; zufolo
> suful scut; ven. zurlo > tsurle J.
aluno > alün Eo; caL ciuncu > täuok cal; comamusa >
karamundze gr; kafamimtse cal; fortuna ^ fdrtune; gramolo
> gromut; guagnune > ganün cal; caL muzzicune > mitsikün
cal; panto >- pont Bla; sie. putruni }> putrun sie. Pap; scimia
> äkume, skumbe; sie. tumminu > turnen sie. Pitre 290.
Die wenigen Ausnahmen beruhen sämtlich auf Sufifix-
vertauschung oder auf Vermischung verschiedener Formen.
So ist die Endung -üre in natür scut; nautürs, natüre Bla.
Prop. von natura und in kreatnre Ro. von creatura die alte
Bndung -üre der lat. El.: dctüre, gümtüre, üntürs u. s. w.
marots6 cal. = „Schnecke^ geht auf caL maruzza zurück,
das unter Anlehnung an die Silbe -ozzo (abbozzo, indozzo,
accozzo, pargozza, gavozza u. s. w.) wahrscheinlich schon im
caL auch marozza lautet, womit sich volketymologisch rozzo
as „roh, ungeschickt, plump" verknüpfen mag.
Von cal. vüccula stammen vökuk caL Bada und vükul£
sie => „Kreis, Bing*^. Da u in vuccula sehr offen ist infolge
der Abstammung von bocca, konnte der Übergang zu o im
alb. Worte leicht stattfinden. Suffixvertauschung liegt vor
bei miscuglio > miäkilf gr. mit -ile (= it -iglio). In opor,
apor Bla. Bo. = „oder" aus it. oppure ist der Accent auf die
erste Silbe übergegangen, worauf die zweite unbetonte sich
vokalharmonisch der ersten anglich, a in apor ist alb. a =
„oder" (= lat. aut).
Die Darstellung der Abkömmlinge von lat scutum und
it. scudo im E. W. ist sehr unvollständig. Alle Wörter ge-
hören nur dem scut. Dialekte an und sind in der Form stark
von einander abhängig: Bla. §kut = scutum; §Kut^ = scu-
tulum; äkudelle = scutella; Bo. skut, skut = „Thaler"; äüfc,
sül, sKül = „Schüd" ; J. §kut, skut = „Taler" ; süt= „Schüd".
Die regelrechte lautliche Entwicklung von scutum ergiebt
zunächst *§küt, das in modemer Zeit über '''stäüt in §üt über-
gegangen ist; it scudo ergab je nach der Au&ahmezeit skut
oder §kut Alle übrigen Formen erklären sich dadurch, daß
— 45 —
die lautlich richtigen Formen it. mit solchen lat Herkunft
genuBcht wurden, was um so leichter geschehen konnte fils
iL scudo sowohl den Schild als auch die Münze bezeichnet.
) geht zunächst auf 6 zurück in der bestimmten Form "^skn^
aus it. scudo, das später durch das aus dem lai stammende
t ganz verdrängt wurde.*) Bla. schreibt zwar seine Wörter
mit sk, da er aber s und i sehr oft nicht auseinander halt,
kann hier sehr wohl der letztere Laut angenommen werden.
§9.- au.
In den lat. EL ist der Diphthong au in der älteren Periode I
zu a geworden, während in der jüngeren u konsonantischen
Charakter angenommen hat: aurus > ar = „Gold"; causa >
lad&e = „Sache, Tier**; laudare > laydön.
Yon beiden Entwicklungen ist in den ii EH. nichts mehr
zu bemerken: der Diphthong hat sich erhalten, steigend oder
fallend, je nach seinem Charakter im ii: baule >* baül Ro;
neap. abruzz. ciaula >> t§aul€ cal.
Auf ven. mauro (ii maduro) fuhrt G. M. das geg. Adjektiv
burms = „Yollkommen reif" zurück.
B. Die unbetonten Vokale.
§10. a.
unbetontes a im Anlaut fallt in den lai El. durchgehends
ab: amicus >* mik; altare >• Iter, leter. Inlautend geht es in
jeder Stellung in den gedeckten Kehllaut über: salvare >
äclbon; sanitatem >• §£ndei Auslautendes a wird zu e ge-
schwächt: esca > eäkc; arma > annf; nur in der Endung -i^
wird es ursprünglich zu e (wie im nun.), geht aber in den
Verbindungen -lia, -sia, -nia in e über: facia[>fake; familia
> fsanls.
In den ii EL ist unbetontes a im Anlaut in der älteren
Periode geschwunden, in der jüngeren als a erhalten.
* et Aber d > 2 § 26 kn^ und kul.
— 46 —
Unbetontes a im Anlaute fallt ab: neap. abbollo + astro
^ balastri cal; sie. abbentu >> bent sie; cal. accncfaiare >^
kukarin cal. Sant; caL affiicare >* fokärin cal; Yen. agliada >>
lade gr; agosto ]> goöt Hahn; agreste ]> greSte; neap. appe-
dare >- pe(terin cal; armata]>nnate; aiTosare[>ront8&rin caL
Bada; neap. ascenzione ^ §id2one cal; asciuttare >> sutarin
cal; asparago i>> sparag J; sie. annujamenta }> nujament sie
Unbetontes a im Anlaut ist erhalten: abbate >> abat geg.
scut; abbecedario [> abetare scut; cal. abisare >> abisön cal;
caL abonisina [> abonesina cal. Sant; caL addunarsi >* adu-
n&rem cal; adorare >> adurön to; adröj scut geg; adoraren
cal; agrigno >• akrinole cal; sie. aicula >> aiku/e sie; alabaster
Ro; alfiere >> al^er Bla; altane |> altane gr. N; aluno ]> alün
Bo; altare >> altar Erisi to; autär cal; amare ]> amarin cal;
ammitto >- amft Ro; sie. anitu ^ anit sie. cal; apostul scut;
apalto sie. Xyl; cal. arcere ^ artSere cal; arMlf Ro; ven. arti-
cioco > artitäök geg; artikul scut; awento > avent Ro.
Miklosich nimmt an, daß das unbetonte anlautende a vor
seinem Abfalle erst zu e geworden sei.*) Da aber in den it
EL außer den beiden besprochenen Fallen eine Zwischenstufe
mit Erhaltung des a als £ nicht vorkommt, ist auch ihr Vor-
konunen in den lai EL unwahrscheinlich. Ist im Anlaute ein
e erhalten, so ist es durch die folgenden Konsonanten bedingt
Im Inlaute, vor- oder nachtonig, erscheint unbetontes a
in der älteren Zeit als £, im scut als e, kann aber auch
gänzlich 8ch¥miden. Bei einigen Wörtern finden sich außer-
dem noch Formen mit Erhaltung des a. In den EL jüngerer
Au&ahme ist unbetontes a in jeder Stellung erhalten. Wegen
der großen Anzahl dieser jüngeren Worter ist auf deren
Wiedergabe verzichtet worden, und nur diejenigen sind an-
geführt worden, in denen a eine Veränderung erlitten hat:
caL astracu >• ast^rk cal; neap. valanza ]> vkntsf cal;
cas + ola > kesole, ksolc, kasole; casteUo > kestjel Ro;
kStiel J; kastjeT cal. Rada; konsakröj, konsekröj Ro; ven.
*) Alb. Forschungen II 73.
— 47 —
&diga ]> f£dig€; vdig J; frastaglia >- freStelids gr; gradella
>> gredele, grad^T; lasciare >• leäön, Ictöön; liäöj geg; Koj J;
lasön gr; rapina >> repine scut; caL saccariare >> sak£r(ßrm
cal; trayata >> trevete Bo; cambiare >- kanben; cannello [>
kcnä; kanet geg; canuto !> kenite Hahn; dannare [> denön;
dnöj J; ii^annare >> genen to; ngenej Prop; ngnüj J; maniera
]> mcndüre; mnür scut; mendire cal; pandera }> petslr Bla.
Bo; panico >> pcnik.
In einigen Fallen ist unbetontes a dorcb Labialisierong
in o, u übergegangen: barrare (?) >• mburön schützen; cap-
pnccio >> kopüts, kapüts Pulj; fascia ]> fo§i geg; foäneii;
patena |>> potent Bo; mancare ]> mnngöj J. neben sonstigem
mengon.
Das unbetonte a im Auslaute wurde, wie in den lai El.,
allgemein zu e und zwar bis in die neueste Zeit, verstummt
aber gewöhnlich im scui, das in dieser Hinsicht lat und it
EL vollkommen gleich behandelt. Eigentümlich ist hierbei
das Verfahren G. M.s in seinem E. W. An alle scut Wörter,
deren it. oder lai Etyma im Auslaut ein a haben, hat er bis
auf ganz wenige Ausnahmen ein £ angefügt, obgleich Bo. ein
Schluß-e nur selten setzt Bla. kann hierbei nicht heran-
gezogen werden, da er gewöhnlich die bestimmte Form an-
giebt. Eine sichere Kontrolle über Bo. ist jedoch J., der
auslautendes unbetontes e bis auf besondere unten zu er-
örternde Fälle fast immer wegläßt Dazu kommt noch ein
zweites: 0. M. ersetzt auch inlautendes imbetontes e im scui
nach Willkür zuweilen durch £, zuweilen laßt er e stehen,
ohne daß in seinem Verfahren eine Begel zu erkennen wäre.
Nun kennt aber schon Bla. nur den e-Laut, nicht den ge-
deckten Kehllaut, und dasselbe gilt von Bo. und J., sodaß
der Schluß berechtigt ist, daß im scui einer von den beiden
Lauten fehlt, oder daß einer in den andern übergegangen isi
Es ist das leicht möglich weil geg., also auch scui, alle
Vokale nasal ausgesprochen werden. Jedenfalls steht fest,
daß im scui nicht zwei besondere Laute bestehen, sondern
nur einer, den Bla. Bo. und J. übereinstimmend mit „e"
— 48 -
bezeichnen. Dem entsprechend sind alle dem £. W. ent-
nommenen Wörter berichtigt worden. Im Stldgeg. von
Elbaasan wird e und e auseinandergehalten.
Auslautendes a nach halbvokalischem i ist in den ii EL,
wie in den lat., zunächst zu e geworden, das sich teils ge-
halten hat, teils in das ge wohnlich im Auslaut stehende s
überg^angen ist Dieses e nach i hat sich auch im soat^
gehalten, wenigstens bei Ro. J. allerdings zeigt die Weiter-
entwicklung, indem er es in einigen Wörtern bereits ver-
stummen läßi Man vergleiche hierzu die folgenden Beispiele:
bottiglia>'botiIe; cavaglia>-kavile gr.Bhd; ven. siserchia
d'irlte geg; cicoria >> äkorie Ro; colocasia [> k^Ikaze; kelkaz-a
J; madia [> mage; madze J; medaglia [> medaje Ro; medai
J; metraglia >• metraje Ro; ostia >> oste J; pastocchia >>
pastoKe cal; scuf&a >> skui^e sie; secchia [> §eMe; §eke J;
tigna>tine Ro.
Ist i in der Endung -ia betont, so ist a vollkommen ge-
schwunden, da man dieses betonte i gleich der Endung -i
setzte: abbazzia >> abatsl geg. scut; barberia >> barbari; neap.
cardacia ]> kardaii cal; carestia |> karasti cal; moria >> mori;
profedzi J; neap. sporchia [> purki cal. March. Hieran schließt
sich noch fiiri, obgleich it. furia auf der ersten Silbe be-
tont wird.
§ 11. e.
Schon im vlt sind die Lautwerte von e und i in un-
betonter Silbe zusammengefallen, und demgemäß ist auch ihre
Behandlung im alb. Im Anlaut schwinden sie immer: edesia
>> Ki§€; imperator > mbret; und im Inlaute sind sie teils
ebenfalls geschwimden, teils als b erhalten, je nach den ent-
stehenden Eonsonantenverbindungen:
miraculum ]> mrekul; certare ]> Morton. Auslautendes e
hat sich als e erhalten, ist aber auch oft verstummt, besondeiB
im scut.: gentem ;> ginde; gint to; dzinn scut; pacem >- paM.
Im ii sind unbetontes e und i getrennt, wenn sie anoh
in den Mundarten etwas durcheinandergehen. Die lautlichen
— 49 —
Veränderuiigen, die sie im alb. erlitten haben, sind teils über-
einstimmend, teils Yon einander abweichend, sodaß sich die
besondere Behandlung jedes einzelnen Lautes notwendig
macht.
Unbetontes e im Anlaute fallt in den folgenden beiden
Wörtern ab: effigie > fidzc sie; erede > rede cal. Frasc; als
e ist es erhalten in epistu) Bo. aus epistola und als je in
jeremi scut aus eremita, wozu 6. M. die Bemerkung fugt,
daß j slavische Lautgewohnheit sei. (E. W. 162.)
nazil, asfl = „Verbannung*^ cal. Bada geht nicht auf esilio
zurück (E. W. 18. 298), sondern es liegt Verquickung mit
nasil caL Rada = „Zufiuchtstätte^ (aus asilo) vor, indem ein
und dasselbe Wort sowohl „Verbannung" als auch „Zuflucht-
statte'' bezeichnet Es ist das eine Übertragung von dem
alb. Ausdrucke: zuri mäkte „er (nahm) floh in die Berge";
wenn jemand gezwungen ist in die Berge zu fliehen, so ist
er dahin so gut wie verbannt, aber zugleich gewähren sie
ihm den nötigen Schutz.
Die schon in § 10 erörterte Tatsache, daß das scui nur
e nicht e kennt, macht sich hier besonders deutlich bemerkbar.
So ist imbetontes e im Inlaut vor Nasal gewöhnlich zu £
geworden, im scut aber als e erhalten: eremo ]> ercm cal;
lenire >> Ifnöj geg; segnale ^ s£nä# gr; spendere ]> sp^ndön
to; tentare ]> t^ndöj geg. Dagegen: calendario >^ kalendär,
kalennar scut; töenakul Bo; contentare ^ konenöj scut; deg-
nare ^ denöj scut; gentile ^ d^entfl geg. Bo.
In einigen Wörtern ist für e vor Nasal ein a eingetreten
und zwar infolge Nasaliemng: en >* en ^ an: calendario ]>
kalandar Bo; Begg. ventrera >> vandere sie; immenso >>
^emenso >> ameniöj Bo; amesöj Boad.
Unbetontes e in oraler Stellung fallt aus, wenn die ent-
stehenden Konsonantengruppen leicht sprechbar sind, oder
wenn e zwischen mut -H Uq« steht: neap. sderrenato ^ zd^mat
cal; neap. seburcu, it sepolcro >- zbulk cal; disperare >• dis-
prqj scut; lettera^-Ietrc; Teter J; liberare>Ievrön cal; leyrin
gr; libröj J; per ore > prore Bo; speranza > sprents cal;
Weigand, 10. Jahre8b«ricbt. 4
— 50 —
terazzo > derase, drase. to. geg; neap. trebeto, pl. tribete >
tript cal. March; teriaca [> triake.
In einer Anzahl von cal. alb. Wörtern ist ii unbetontes
e in i übergegangen, ein Wandel, der sich jedoch nicht aus
dem alb. sondern aus dem cal. erklärt, da hier unbetontes e
sehr oft als i erscheint: neap. caucerogna ^ kautSirona cal;
camevale > kalivär cal; neap. cecojera > täikojer cal: inde-
cente >> diSents Bada; lettiga [> litik Rada; segnalato >> sinalät
cal. Sant.
Unbetontes e vor einfachem oder gedecktem r wird viel-
fach zu a, sowohl vor als nach dem Tone. Die Erscheinung
ist nicht auf das alb. beschränkt, sondern zeigt sich, wie in
den übrigen romanischen Spr. mit Ausnahme des rum., auch
im it. dialektisch z. B. im ven. (tarina = terina; tarmoto, terre-
moto) und im cal. (quarela, povaru, mascara', jennaru), den
beiden hier in Betracht kommenden Mundarten (cf. Meyer-
Lübke, Gram. I § 328, 366). Daß der Wandel auch dem alb.
eigentümlich ist, nicht bloß aus dem it. übernommen wurde,
zeigt augenscheinlich scut. vardü-oni J ; da it. verdone wegen
des inneliegenden Begriffs ^ verde ^ nicht zu '^vardone werden
konnte. Auch das ngr., durch dessen Vermittelung das
Wort in das alb. eingedrungen sein könnte, hat e erhalten:
ßSQÖOVPl.
Von Interesse ist es, daß die meisten Beispiele noch ein
a enthalten^ sodaß es nicht unmöglich ist, daß Vokalharmonie
den Wandel begünstigt hat.
Den Beispielen, die meist dem caL alb. angehören, sind
auch die ven. und cal. Formen, soweit sie belegt sind, hinzu-
gefügt worden: barberia > barbari; it. camera (ven. camara,
Camera) > kamar cal; it. cameriere (ven. camarier) > kamarjer
cal; it. cateratta, ven. catarata ^ katarat, katafak Ro; it..
maccheroni, (cal. maccaruni) ven. macaron ^ makarunde gr.
Rhd. Spezzia; it. mercato (ven. marca, mercä) > markat otr;
it. passera (ven. passara), cal. passaru > pässare cal; it. ter-
razza > taratsa to; it verdone > vardü J; it. cocomero >
kokomare Tirana nach Hahn; it. pergola > pargule cal. sie;
— 51 —
abruzz. totera > totare caJ. Rada; it. liberta > *Ievarda >
laverda J; angheria ]>> angari Ro.
In allen übrigen Fällen ist inlautendes unbetontes e in
oraler Stellung als £, scui e bewahrt:
neap. ajero >> ajfr cal; neap. astrecu >> asterk cal; gher-
Daire> gCTmon; germöj J; ven. merlin > mwli gr; mestiere
> bcStjer cal; ven. persuto > bersüt, persüt geg; ven. pescada
> p«ska<fe gr; ven. parecchiar > pareKöj scut; neap. appedare
> pedärin cal; ven. becazza > bekatse gr; beflfardo > befardis
gr; breviai: Ro; canterina >> kanderie Ro; celliere [> täeler;
veo. cerfogio [> tserfös Ro; koTedzäl J; kreatüre Ro; gelso-
mino >• tSelsomfn Ro; zesemfn J; guvemöj Bla; interesse >•
nderes caL Frasc; medaje scut; meriton to; meritoj geg;
metraje Ro; pegola >> pegolöj geg; pergamina ^ pergamll pl.
Rada; perikul Ro; prediköj, perdiköj scut; pregön cal; protäe-
siön J; sakrestan J; servitsia pl. gr; ^speccbiale >> spekal cal.
Sant; telaro ]> telar scut.
Unbetontes e im Auslaute ist im to. und geg. im all-
gemeinen geschwunden, besonders in den Endungen -one und
-ale, im scui durchgängig. Nur in den folgenden Wörtern
meist jüngerer Aufnahme hat sich auslautendes e erhalten:
cal. arcere ^ artsere cal; neap. ascenzione >> ädzone cal;
mantUe ]>> vandile cal; mandile; bime ]> bime gr; bokale gr.
N; botte ]> böte; cal. carriare [> kafarß cal; consule >- küsule;
effigie > fidze sie; erede > rede cal. Frasc; filare > filare
caL Rada; forfore >> fönndf; fort; legge >> ledze cal. Frasc;
ovile > ovile.
§ 12. i.
Über unbetontes i in den lat El. vergleiche man den
Anfang des § 11.
Auch in den it. El. fallt unbetontes i im Anlaute, das
nur in den Vorsilben -im -in vorkommt, regelmäßig ab. Da
dieselbe Aphärese auch im cal. it. stattfindet (mparare = im-
parare, mbitu == invito), so liegen den cal. alb. Wörtern schon
diese verkürzten Formen zu gründe. Wie aus den Beispielen
— 52 —
zu ersehen ist (cf. Wörterverzeicbnis unter i), gehört die
größere Anzahl derselben zum cal. alb., aber doch auch einige
zum scut. und to.
Über indermjets cf. § 3 S. 31.
Unbetontes i im Inlaut ist in zweifacher Weise behandelt
worden:
1) es ist zu e, scut. e geworden , und zwar besonders
gern, wenn es in YoUig tonloser Silbe steht, in der es dann
nicht selten ganz ausfallt;
2) es hat seinen Lautwert bewahrt
1) Unbetontes i > ^i e: cal. abonisma > abon£sin£ cal;
bisogna >> bezone cal. Frasc; capitano >* kapidän, kapedan;
capitare > kapetön; kaptöj J; capitello > kapctel; dcoria >
§korie Ro; diluvio > dslud- cal. Rada; Bla; dilüv Ro; dispe-
rare > desperehem to; deSpröj, diSpröj Ro; dispröj J; divinare
> divßnöj geg; divnöj, ndivndj Ro; duplicare > dulpekön;
firmano >> ferman scut; firman Ro; caL judice ]> jüdet§ cal.
Frasc; liberare > levrön cal; levrin gt; libröj J; licenza >>
Ie§ents£ gr; lisentsE, litsents£ gr. Rhd; limaccio >> Ima§k scut;
limone > Timön Ro; Imue J; limosina > limösenc, Temösne; |
Imo§e geg; lemöS J; manica > mang J; partigiano > pater- f
§ane Bla; pipita >: pepite gr; pizzicare > piskon, pitskön; '
predica > predik, predik Ro; predk J; ribello > rebel; caL
rimitu [> femft cal; riparo ^ repärin cal. Rada; sie. saccosima
> sakozme sie; tisica > ndisk scut; trifoglio > terfoj, triföj
Ro; terföin J; sie. trimoja > termole sie; trivello > terviel
J; sie. tmnminu > tumen sie; cal. 1' urtimu >► lurtm caL Frasc;
inmienso > *emenso > amensöj (cf. S. 49).
2) Unbetontes i > i: ven. articioco > artitsök geg; aspide
> aspi^ Ro; cal. abisare > abisön cal; befBcare > bofikar gr.
Rhd; binato >- binak Ro; kardinal Ro; kastigöj scut; cal.
chicare >• kikärin cal; coticone ]> kotikün Rada; cal. criata ,
> kriata cal; kristal; difesa > rfifeze cal; disKaröj Bla; diSe-
pul geg. scut; dispetto > dispetisem sie; fidanza > fidsnts cal.
Rada; caL fidili > firffl cal; figlioccio > filöts; filare > filare
cal. Rada; filöj scut; ven. filtrar > filtar scut; finestre cal;
- 53 —
fischiare > fiäkarul eal. RÄda; fisico >► fizila cal; fissare >
fiflin caL Bada; giannizzero >> dzanitSer geg; gine8tra>> dzinest
Ro; sie lastima >> lastimfs cal; likomo gr. N. Bhd; yen. liga-
dnra > liyadure gr; lirnön Ro; leimone gr; cal. litraru >
Gtrar caL Sant; marinär Bla. scut; Yen. mariner ^ mariner
Ro; meritön; milordo ]> milördezc Rada; miscuglio[>ndskil6
gr; mifliön scut; musike; cal. muzzicune >> mitsikün cal; sie.
nchinari ^ nkinarm sie. Piana; ninnare ]> ninale gr. cal;
paiaiark scut; piccare > pikoj J; pignuolo > pinuel; pistole
Hahn, pistol scut, pistole gr; pitur scut; profittare >• fiton;
fitöj scut; publikan; rigöj scut; §irüp J; Skrivan Ro; skrivä
scut; Yen. sfilazzo >* sfilatso gr. Rhd; sigiUo >> sidzil Bla.
Bogd; spillid'oro > pilura; trillare > tritöj J; cal. trivulu >
triTuli cal; Tikar geg. scut; yigliacco >- yilakos cal. Frasc; sie.
visera > vizere sie. Sant; yisita > yizit Ro; sie. yisitusu >
yizituze cal. Bada.
Durch Labialisierung hat unbetontes i in den folgenden
Wörtern eine Veränderung seines Lautwertes erfahren, wobei
der Grad der Veränderung augenscheinlieh durch yokal-
harmonische Einflüsse bestimmt wird:
rimburchio >> rumbüik Bla; figura>>fugur£ neben figurfc;
scirocco > sirök scut; äorök, serök gr; timone > temön;
tomua.
§ 13. o.
In den lai EL ist unbetontes o im Anlaute geschwunden:
oblate > blate, und im Inlaute zu u geworden: leporem >
lepur; die Vorsilbe con- > ku-. In einigen Wörtern ist jedoch
auch s eingetreten: comutus > kernte.
In der älteren Zeit des it. Einflusses ist auch in den it.
EL anlautendes unbetontes o abgefallen, während es in späterer
Zeit als u oder o erhalten ist:
occhiale >> kal Mitk; offlzio ]> fits cal; ofits scut; ufits
Ro; orciuolo > rdzul scut. J; urtsuel Bla; ombrella > umrel
J; obrizzo > obrfts scut; ospizio > osplts Bo; oyile > oyile
Leake.
— 54 —
Im Inlaut hat sich unbetontes o je nach der Zeit der
Aufiiahme verschieden entwickelt: in der älteren Periode ist
es zu u geworden, in der jüngeren als o bewahrt.
1) Unbetontes o im Inlaut > u:
adorare > aduron to; neap. apolo > apul cal; arbore >
arbur scut; bollare > bulatis; borbogliare > burbulet; boria
+ ame > burgam cal; brontolare > yrundulls cal; collare >
kulär Musakja; kulare J; coltello ^ kuItiSl Bo; corsare >^
kusär scui to; kursar Bo. gr. Rhd; cosciale >> kuSal cal
costare > kustön; dolare > dulären cal; dozzina > duzinc gr
cal. forise > furfs cal. Spezz. Alb ; godere > guder gr. Rhd
guyemöj Bla; lombarda ^ lumbarde Bo; monaca >> munak^s
Bo; munges scut; morello > murjele; ven. morter >> murtir
gr; musaik Bo; mostardo [> mustrak J; neap. nnozente >>
nuzent cal. Sant; pegola ^ pegulöj geg; penzolare ]> pezulöj
scut; pergola>parguIe cal. sie; portulaca>burdulak; pozzo-
lana > putsulan Bo; roncare > rungön caL March; rosignuolo
> fu§inual cal; scolare > §kulöm Bada; cal. scoppare >
tsuppar cal; suldat cal; *8opporta > supporta pl. cal. Bada;
sorbire > surbön; neap. sporchia > purki cal. March; tom-
bacco > tumbäk, tumak geg; tomese>tuf6s cal. Frasc; tropea
> trupi cal.
2) Unbetontes o im Inlaute > o:
caL abonisina ^ abonesiuE cal; arrosare ^ rontsärin cal.
Bada; adorare > adorären cal; bokalf gr. N; bottiglia>>botiIe;
camposanto >>- kapo§änt Bo. Erizzo; katolik scut; coccodriUo
> kokodrll, korkodfl Bo; cocomero > kokömare Tirana;
codardo > kovardc Xyl; koladzion scut; koler scut; koledz
scut; kolone; kolör gr; komet Bo; kosäk Bo; kotikün Bada;
diakon Bo; divodziön scut; dotor Bo; forzato > fortsat; fort-
sade J; gelsomino > t§elsomin Bo; intonare > ndonatf cal;
ironi'Bo; lokande scut; molesto > monest Bada; yen. moneda
> monede; moria > mori'; mortorio > mortör scut; notär Bo;
pastoral scut; petrosello > pjetrosel; poeta > poetär to; por-
rina>pon J; profet scut; propagänd scut; regolare > ngo-
lärfn cal. Sant; romano > romäk Bo, äkolär cal; skolär Bo:
— 55 —
sfoderare ]> sfodcrftrin caL Rada; soldat scut; soii6t Ro; sottane
Ro; toccare >> toköj Jamik. scnt; tonatSöl Ro; tonsür Ro;
riolino > djoK; violi gr. N; volatico > volatik Kav.
Es giebt nun eine Anzahl von Wortern, von denen Formen
mit Erhaltnng des unbetonten o and solche mit Wandel des-
selben zn n belegt sind:
colostro >> kuloster, kniostre, koloSter scut Die dritte
Form ist die jüngste, da sie im Gegensatze zu den beiden
andern vortoniges o bewahrt hat. l und § in diesem, wie I
und B in dem vorangehenden Worte, erklären sich durch gegen-
seitige Beeinflussung des älteren kuloSter und des jüngeren
koloster, das auch den später zu behandelnden gr. alb. Wörtern
zu Grunde gelegen hat kurore, korone; kunore, konure geg;
kunör scut fuhrt G. M. sämtlich auf ngr. xoQciva zurück, das
selbst romanisches Lehnwort ist. kurore kann ebenso gut aus
dem lat. (-n- >- r) stammen und auch bei den übrigen Formen
ist romanische Herkunft nicht unmöglich.
rosario > ruzare Prop. J; rozar, ruzar Ro. sottile + accio
>• sottolaä, sutiIa§Ro. ven.bonazza>>bunats€, bonatse; bunäts,
bonäts J; mortale ]> mortar geg. J; mortar, murtär, mortal
Ro; moscajo ]> muSkai J; muskaje, moskaje Ro; '^'mozzello
(von mozzo) > botsiel; buts^I J; ponente > ponent, punent;
provare > provön, pruvön Prop; provöj scut; trombetta >
trumpft J; tromb^t Ro; gr. auch drombete N.
Wie schon in den beiden ersten Beispielen kann man die
Bewahrung des unbetonten o auch in den übrigen damit er-
klären, daß sie zu verschiedenen Zeiten in das alb. eingedrungen
sind, oder zu einer Zeit, in der der Wandel von unbetontem
o ^ u im Erloschen war. Dabei ist aber zu beachten, daß
bei den zuletzt genannten 7 Beispielen der Wandel zu u
auch durch Labialisierung bewirkt sein kanjL
Wie schon in den lai El. unbetontes o neben u in einzelnen
Fällen auch e ergeben hat, so auch in den it. EL Nicht
selten ist dann £, neben dem sich zuweilen u oder o gehalten
hat, gänzlich ausgefallen. Dabei befindet sich in fast allen
Beispielen ii wie lai Herkunft ein r oder ein palataler Laut
— 56 —
in unmittelbarer Nachbarschaft des ß, sodaß der Wandel von
0 ^ £ durch die genannten Konsonanten, wenn auch nicht
bewirkt, so doch begünstigt wird. Man vergleiche die Bei-
spiele: adorare ]> adröj geg; colocasia >» kflkazc; colostro >>
kloistr«, keloätrf, klostre gr. fomire >* femön, fiimön cal;
fogliame > i^*"^ ^c* Pitre; foglietta > fletc; forfore > för-
mcle; gonfiare > nguföj scut; guföj J; ngeföj Ro; orca >>
orgün, regün; posare ]> pu§ön, pusöj; peäön gr; rosmarino ^
rosmarfn, resmarin Bo; rosmari gr; scopare ^ '*'sk£p6n >»
peskön Hahn; so&ire )> §€fr^n; §u&en cal. Barile; sufriren
Frasc; vorzillo > vcrjfl Fiam. Arb. I 11; bei pertsiön cal. Rada
aus processione (scut.: protsesiön) ist ebenso wie bei den
beiden folgenden Wörtern die Vorsilbe pro- durch per- er-
setzt worden: propinquo >• perbfnk cal. March. und promettere
> *permetöj > premtöj, premptoj scut. Prop.
Die Vorsilbe con- oder com-, die in den lat. Lehnwörtern
zu ku- geworden war, hat sich in den älteren it. £1. eben&Us
zu ku- entwickelt, in den jüngeren aber den iL Lautstand
bewahrt: confetto ^ kufet täam; conizza > kunits Ro; confine
> kufi geg; consiglio > kunsile cal. Cam; compare > kumar,
komär scut; kumbare to; contento >» kutient cal. Rada; konen,
kunen J; contentare >> konenöj, kunenöj scut. Prop; conoscere
>* konoötis scut. Jam; konosti Doz; konnöä, kunnös J; con-
fessionale >• konfesional Ro; consacrare >• konsakröj, kon-
sekrdj Ro.
Anders ist es bei der Endung -olo, die in allen it. El.
als -ul erscheint Lautlich hat sich jedoch der Wandel nur
bei den älteren ib El. vollzogen; bei den jüngeren ist -ul
durch Anlehnung an dieselbe Endung in den lai und it El.
eingetreten. Man vergleiche hierzu: apostul scut; artikulscut;
capitolo ;> kapitul Ro; cenacolo ^ tsenakul Ro; ciottola >>
tsutul Rada; discepolo > disepul geg. scut; embolo>embul
gr; epistul Ro; fievole > j^yvI Schiro; grumolo > grumul;
isola ]> izul caL Rada; jacolo >* jakul Rada; neap. jetto +
olo [> jetuk cal; ven. mandola» neap. ammennola >> menduli
miendul cal. March; möndule Bla; mussolo >^ musul scut;
— 57 —
rnnsn) Bo; paitikul scat; penzolo >> pezui scut; periku} Ro:
popolo >^ popul scut; postola >* püstut J; regul scat; regule,
regidf Kill; sagola >- s'agale gr. Rhd; secolo >- seku} geg.
scat; sregolare > *sregolo > Sregul J.
Nur in den folgenden drei Wörtern ist -olo durch die
Endung -£re ersetzt worden, und zwar ohne ersichtliche Ursache
a. ven. pizzola > pitsfre = „klein"; lupolo > luver =
„Hopfen" gr. N. Rhd; coccola > kökare geg, koker J. =
„Kern, Beere".
In zwei Wörtern ist vortoniges o in a übergegangen:
ven. brosa > brazün «= „Reif" Ijap; und toccare > toköj =
„gebfihren" cal. Jam; «s „sich ereignen, zu teil werden" scut;
takön to. geg. = „begegnen; betreffen, angehören". Wahr-
scheinlich liegt bei diesem Worte Beeinflussung von se.
takunti = „berühren'' vor; bei ven. brosa hat offenes 9 den
Übei|;ang in a vermittelt
o im Auslaute ist, wie man schon aus den Beispielen
auf -olo ersehen kann, durchgehends abgefallen. Nur in ganz
wenigen Wörtern hat sich das £ndungs-o erhalten, die sich
dadurch schon äußerlich als sehr junge Fremdwörter der alb.
Spr. ausweisen: appalto sie; cabo gr. Rhd «! capo) likomo
gr. N. Rhd; pjono «[ pieno) cal; skandalo to; takko gr. Rhd.
«tacco); murello gr. «ven. burelo); loto, lote Mitk «lotto).
§ 14. u.
In den lat El. ist unbetontes u im allgemeinen als u
bewahrt, nur vor dem Tone ist es in einigen Wörtern in e
übergegangen: judicare >> gukön; luctare^Ieftön, luffcon. Im
Auslaute ist es immer geschwunden: amicus "^ mik; cavallus
>kar.
In den it. EL ist u in unbetonter Stellung als u erhalten:
caL addunarsi ]> addun&rem cal; caL affucare >* fukärin
caL Frasc; caL accuchiare >> kukärin caL Sant; sie aicula>»
aiku7e sie; sie. annujamentu >> nujament sie; caL arbule ^
arvur cal; asciuttare >> §utärin cal; ven. burelo ]> murello gr.
Rhd; buffare >> burfuat; buffetto >> bufet cal; caL buimari ]>
— 58 —
bunafen cal; buttagra >• potarg acut; caL capitinula >> kaptfn-
dule cal; kaputöin Ro; chiudere ^ Kudöj; caL culuri >- kulür
cal; sie. cunsulazioni > kunsu/atsiön sie; cal. curtili > kaiiH
Rada; sie crucetta >* kurt§et£ sie. Garn; ven. cusina^kasi
geg. J; kusi cal; cucina >► kuzina Bo. Erizzo; sie. currivu >
kufif sie; ducato > dukat geg. cal; duplicare >► dulpckön,
dulbukös; cal. furtuna >• furtune cal; cal. fruscolu ^ fraSkul
cal; fuga > fugöj cal; funeräl Ro; furia >► fori; giudeo >
dzu&i scut; lustrare >• lustri Doz; lunario > lonär Ro; muli-
när Ro; muratore >• muratar; murare >• muröj Ro; sie. nkia-
vari > nkudirfn Rada; pituröj scut; portulaca > burduläk;
publikan; sie. putruni >• putrün sie. Pap; puttana > putant
gr. Hahn; putfne gr. Porös; putere cal; cal. rugagnu >• rug/n
cal; cal. seupetta >• §kupet£ cal; cal. sunetto >> sunet cal;
neap. strusciolo >> StruSelären cal; strupare >" strubfr cal;
studjöj scut. Lecee; cal. trivulu > trivuli cal; sie. tumazzu >
tumäts cal. sie; tumatse gr. Rhd; cal. Tuccieri >» yut§är cal;
cal. vüceula >• vokuk cal. Rada; vükulf sie; vuleano >• vulkän
Ro; ven. zurlo > surulas, surtäs.
In einigen Fällen ist unbetontes u auch in o, i überge-
gangen: cuUare > kolärin cal. Rada. = „vacillare"; pugnale
> pinäl = „Dolch" geg; usura > hozure =» „Zinsen, Inter-
essen" ; purgatorio > purgatur scut; in pergatuar cal. ist pur-
durch die Vorsilbe per- ersetzt worden.
Im Auslaut ist unbetontes u auch in den ii EL ge-
schwunden, wo es aber erhalten ist, wie in dinu cal. « cal.
dignu) und in dupu cal. (<C cal. dopu) ist es das Zeichen
jüngster Entlehnung.
C. Die Konsonanten.
§ 15. k.
In den lat. El. ist k im Anlaut und intervokalisch als k
vor dunkeln Vokalen (a, o, u) und als k vor hellen Vokalen
(e, i, ü) erhalten: cayallus > kal; centum >• Kint; buca >
büke; pacem > pak.
— 59 —
Die Verbindangen et, es kommen far die ii EL nicht in
Betracht, da im it. ct>>tt und cs]>s8 assimiliert worden sind.
Die Verbindungen kl mid nk werden nnter I und n behandelt
In den it. EL ist k «= ii c vor dunkeln Vokalen und yor
Konsonanten immer als k bewahrt. Man sehe die Beispiele
im Worteirerzeiohnis unter c, sowie für k im Inlaut die
folgenden, wobei die cal. sie. und gr. alb. Worter nicht mit
angeführt wurden.
Yen. articioco ^ artitsök geg; artikul scut; balcone >*
balkue Bla; barka >- barkf gr. scut; Yen. becazza >> bekats£
gr; biscotto > berskot geg; brocca >► proke; cenacolo >
tsenakal Ro; cica >> tSike; cicogna >* kanuSe Ro; cicoria >>
Skorie Bo; köre J; tsicojer cal; köreze gr; ciocco >• t§ok
diacon Ro; duca >> duke cal; duk J; ducato ^ dukat geg. cal
duplicare > dulpekön; fabr(k Ro; fresco > fresk, freSk scut
greco ^ grek; lacca >> leke cal. gr. to; laks caL Sant; lasca
> laSk Ro; lisca >* lisk Ro; Yen. macaron >* makarön Ro;
monaca>>munake§ Ro; musco^-musk, mosk; müsik«; panico
> panfk Ro; penlk; partikul scut; parrucca > pafük Ro;
patriark scut; per + cuna > perktin scut; per + cullare >
perkül J; perikul Ro; pizzicare > piskön; portulaca >• bur-
dulak; predica>predk J; publikan; ven. sachetar > sakerdzöj
J; sacramento >• sakramen scut; scalmare >* §kalmöj scut;
scandalo >> §kandu) geg; scardasso >- SkfrJets geg; it. diaL
scuma > skume; scirocco >> Sorök gr; §ir6k scut; scoglio >
skoj scut; Yen. scola > skole geg; scopare > p£§kön Tirana;
scrigna Z> skrine geg; scriyano > äkrivan Ro; secco > tseke;
sekolo > sekul geg; secondo >► sikundre; spiccare > §pik J;
stomaco >* stumk Bo. Erizzo; tabako; tabernakul Ro; tisica
> ndisk scut; toccare > tokoj; tombacco > tumbak geg;
teriaca > triakc; Yiatico >• YJatfk scut; Yikär geg; Yolatica >
Yolatfk KaY; Yulkan Ro; zecca^zek^ geg. gr.
In rsjö gr. cal; räül J. = „sonchus ciliatus, eine Distel-
art", ist der Guttural gänzlich geschwunden, wenn die Ab-
leitung Yon cardicello richtig ist. Als Bedeutung Yon rsül
giebt J. übrigens nur an: una sorta di erba.
— 60 —
Neap. abruzz. cannacca erscheint als anak cal. Das
Schwinden des k ist bereits im caL vorbereitet: hannacca.
Zu gavits = „Weinfaß" setzt G. M. ein it. *caviccio von
cavo an. Aus den übrigen Formen mit anlautendem ga- go-
als gavits-dzi = »cappa del Camino" J; gaver = „Öffnung,
Loch" scut; gov^re = „Grube" sie govate = „Tragbutte für
Mörtel, Trog, Mulde, Kahn" und govät-da = „Kufe" J. er-
giebt sich, daß die Annahme eines besonderen it. Etymons
nicht notwendig ist, daß vielmehr alle diese Wörter Ab-
leitungen von lai cavus sind, was for govate (:= lai gavata
== „Schüssel") mit ebenso viel Berechtigung gilt wie für
gov6r£; eine Vermittelung durch tu. kavata, kuvata = „Holz-
schüssel" wird dadurch überflüssig. Das o in der ersten Silbe
beruht wie in prt. covo = hohl, cova = Höhle, sp. cueva =
Höhle auf Labialisierung. k >> g ist schon im Vulgärlatein
eingetreten (cf gamba, gamella, gavea; femer it. gavone).
grespin m. = „Gänsedistel" Ro. geht auf it. crespino
zurück, das in den Wörterbüchern in der Bedeutung „Berbe-
ritze^ Sauerdom" verzeichnet ist. Nur Michaelis fuhrt auch
grespignuolo an = „Gänsedistel, Saudistel", sodaß wahrschein-
lich mundartlich im Anlaut auch gr. gesprochen wird, das
dann in das alb. eingedrungen ist
Bei trek-gu = „Höcker", trek-ga = „Höckerin" scut ist
es besser auf asl. trBg^, se. trg zurückzugehen, von dem auch
tregpi, tregtar, trektär, tregtoj stammen, als auf it. trecca.
über skarköj, sgarköj cf. unter nk >> ng § 30.
§ 16. g.
In den lat. Lehnwörtern ist g im Anlaute in harter
Stellung als g erhalten, in weicher als g: gaudium > gas =
„Freude"; gemere > gemön = „seufzen".
Intervokalisches g schwindet in der älteren Periode,
während es in der jüngeren seinen Lautwert bewahrt: augu-
rare > urön = „glückwünschen"; sagitta > §£gete = „Pfeil *'.
Auch in der Verbindung ng ist g zuweilen geschwunden:
— 61 —
angelus > «n^st to. geg. cal; eil acut. = ^Engel"; expungere
> §pon = „durchbohren, durchbrechen".
In den it. El. ist g (= it. g Yor a, o, u, vor Konsonanten
und gh) fast immer als g erhalten. Für anlautendes g siehe
das Worteryerzeichnis unter g, fnr g im Inlaute die folgenden
Beispiele:
agosto > gost Hahn; ven. agresta > greätc; ven. agro >
ager; angheria >* angari Ro; asparago ]> sparag J; briga >>
brigöj J; burgo>'burg J; buttarga]> putarg scut; Ten. carega
]> kang Bo; karig J; castigare >> kastigoj scut; doga]>dog6;
dragone > drague J; dragomanno >> drogoman; Ten. fadiga
> fcdigc; fango > fang J; gonfiare > ngufoj, guföj scut; in-
gannare >- g£n^ to; inganno >- gann J; ob. it. ingattiar >*
ngatrön, gat^fon; latugt Kav. N; legato >• legat Ko; ven.
minga >• mingo gr. Rhd; t§am; pagano >> pegani Bo; pagare
> pagön; papagallo > papagal; pegola > pegulöj geg; pelle-
grino > puligri scut; podager Bo; propagand scut; purgatorio
> purgatur scut; ptrgatuar cal; rigare >• rigöj scut; ruga >
fug« scut; Ten. seguro, ii sicuro > segür, sekür Bo; sigaro
> sigär Bo; spago > spak-gu Bo; spago gr; spiegare >
Spjegöj Bo; spranga> prang Bo; sregolare > sregul J; stanga
> Stange Bla; stag Bo; §tag J; Toga > Töge cal.
Obwohl nun g im allgemeinen seinen Lautwert beibehalten
hat, ist doch gr in den folgenden Fällen wenigstens dialektisch
in kr übergegangen:
agrigno > akrinole caL = ,,sauersüss"; gris[ola] + eta>
gcr§6t = .Flechte, Flechtwerk, Zopf " ; ker§ete = „Haare" Bla;
kr«§et gr. Rhd; keSet, kSet, Set = „Haarflechte" caL sie. Bei
den letzteren Formen mit k Uegt Tielleicht Beeinflussung Ton
kreätf = „Hahne, Borste" Tor. greppo > zgrip = „Kante
Rand" geg. scut; sonst krep, Skrep == Abhang. Hier kann k
durch Assimilation an das inlautende p bewirkt worden sein.
Über kr in den Ableitungen Ton grappa cf. S. 26.
pagone, paTone ergab pagua und im scut. paTon Bo;
paTÖd J; auch mit Übergang des t in d und weiter in l:
pahia (cf. § 26 Spiranten).
— 62 —
Geschwunden ist interyokaliscbes g in pjet£ = „Eleider-
falte'' gr (ii pieghetta) und in malaure = „Eule" caL Stier
(ii malagurio), hier durch den Einfluß von uron = »gluck-
wünschen'' bewirkt, da auch bei den Albanesen die Eule ein
Unglück bringender Vogel ist.
Im gr. alb. ist in einigen Fällen für g das dem ngr. ge-
läufige / eingetreten: ven. grego > grey gr; ven, ligadura >
liyadure gr. Rhd.
§ 17. K, g.
In den lai El. haben sich k, g (aus c, g Tor e, i, ü) in
allen alb. Dialekten erhalten, nur im scut haben sie sich zu
tä, dz weiter entwickelt: lat caelum > Kel, Kiel to. gr; Kie;t
Piana; kil geg; tsil scut. Derselbe Vorgang zeigt sich auch
in indog. EL: ke^ = „scheren"; i&ed- J. Lat. gallus >> gel
to. geg. gr. cal; gel sie; scut. ge) und nach J: dzel. Indog.:
garper to. gr. garpfugeg; galper sie; garperüscal; dzarpenscui
Der Explosivlaut hat sich im scut. gehalten in ki§ (<^ ec-
clesia), kum§te (<C colostra) giät = „Finger" (indog.), wegen
des folgenden §, in kan= „weinen, klagen" zur Differenzierung
von tsan = „spalten".
In den iL El. ist k, g nur in drei Beispielen in t§, dz
übergegangen: stiletto ]> §kület Bla>>§ület Ro; il mucchio
> Imuk = „Haufen" scut Jam; Imutä = „ durcheinander ""
(adv.) J; und scaglia > *zgial£ > zdzol = „Baumrinde, Schuppe"
Ro. Alle übrigen Worter haben k, g bewahrt, auch im scut:
archivio ^ arkif Ro; cerchio >> tSerke Hahn; tserke Rada;
ven. siserchia > ^irke geg; coccola d'occhio > kokerdök to.
geg. gr. cal; kokerlök-u J; dischiare >- diskaröj Bla; machina
> makine Fraäer; occhiale > kal Mitk; rimburchio > rum-
buik Bla; secchia > seke; seke-ia J; tabacchiere > taba-
kere Doz.
Man ersieht hieraus, daß der Übergang von k ^ t§ nur
in alten Lehnwörtern stattgefunden hat, nicht aber in den
Wörtern, die noch als Fremdwörter gefühlt werden.
Möglicher Weise ist mage it Herkunft, bei J: madze =
- 63 —
i,Ma1de, Trog" aus madia. Die dentale Media wechselt mit
der Palatalen y vielleicht von gr. fiaylg beeinflußt cf. Mikl.,
Alb. Forsch. U 37.
Legen wir uns die Frage vor, wann der Wandel von k,
g>td, dz eingetreten ist, so zeigt uns das Schwanken zwischen
der alten und neuen Form, sowie der erhaltene Explosivlaut
vor i bei Bo. und J., daß die Entwicklung noch nicht ab-
geschlossen und durchgedrungen ist» sodaß sie jungen ür-
sprangs sein muß. Man vergleiche z. B.: skeptore und §ep-
tore J.; ganner, dzanner J.; kime, tänme J. Ro; kerp meglio
tSerp Ro; kir meglio tSir Ro; kef meglio tsef Ro; kitSer
meglio tSitser Ro u. s. w.
Nach der Angabe Guagliata's: nelle sillabe chi- e ghi- la
h a un suono cosi schiacciato e sottile, che si avvicina al ci-
^ 8^~*)^9 üt es wahrscheinlich, daß zu seiner Zeit, in der ersten
Hälfte des 19. Jh., die Entwicklung noch nicht bis zu tä, dz
fortgeschritten war, die sie Ende des 19. Jh. zweifellos er-
reicht hat, wie denn J. sie den it. ci, gi vollkommen gleich
setzt, et J. S. Vn.
Nach Seite 5 in Uda e Seites krütä vom Jahre 1862
scheint damals die Aussprache td, dz auf die Stadt §kodra
beschränkt gewesen zu sein, während im Oebirge noch k, g
gesprochen wurde. Wie weit das noch heute zutreffend ist,
wäre erst durch Dialektuntersuchungen festzustelleu.
Aus dem Gesagten ergiebt sich, daß Bla. unmöglich diesen
Lautwandel schon gekannt hat, wenn dies auch auf den ersten
Blick so scheint, da g bei ihm die Explosiva bezeichnet und
zugleich die Affricata dz wie sicherlich in gigante =»> dzigante
= „Riese*' (aus dem it.) und in logike = lodzike „Lattich"
aas se. lodika zu lesen ist. Damit werden auch die Auf-
stellungen G. M.'s, in denen er auf die Assibilieruug von k,
g > tä, dz bei Bla. faßt, hinßllig; so kann cimech = „Wanze"
nicht auf kimek zurückgeheu, sondern ist von dem it. cimice
*) cf. Mikloflich, Alb. Forsch. 1 13; Guagliata's „Dottrina christiana
del Card. Bellarmino" erschien 1845.
- 64 —
entlehnt unter Veränderung der Endung in das tu. -ek (cf.
termek, dzüvelek, atäikiek, ailek u. s. w.). Auch das moderne
t§imer Ro. J. geht auf dieses Etymon zurück unter Anfügung
der Verkleinerungssilbe -er, to. -ere, während das in Bo. Erizzo
gebräuchliche kimk auf se. kimak zurückgeht oder auch auf
lai cimicem, dem lautlich nichts im Wege steht.
§ 18. p.
In den lai Lehnwörtern ist p anlautend und interyokalisch
vor und nach dem Tone als p erhalten und ebenso pp:
paucus >• pak = „wenig"; ripa > rip = „Abhang"; cappa>
> kape = „Mantel, Kappe".
p gefolgt von s oder t geht in f über: Kift aus accipiter.
Steht p im Anlaut unbetonter Silben, so stellt sich bei der
Artikulation desselben nicht selten ein m ein, das p zur stimm-
haften Lenis abschwächt und im geg. diese noch zu m assi-
miliert: per-mtus > *mprent > mbr^nda, brenda to; mrenda
geg. SGut. = „darinnen, hinein"; patiare ^ pes6n; mesoj geg.
scut. = „leiden, dulden". Dieselbe Entwicklung zeigt sich
natürlich auch bei mp: imperator >- mbret to. gr. caL geg;
mret scut. = „König, Sultan".
In den it. EL ist p wie pp in jeder Stellung im allge-
meinen als p erhalten. Die Beispiele mit sp im An- und
Inlaute cf unter s, die mit p im Anlaute im Wörterverzeich-
nis unter p und mit p im Inlaut die folgenden:
appalto >- apalto sie; apostut scut; oaparra >• kapaff,
kapäf ; kapär scut; capestro > kepreä, kopres geg; capitano >
kapitan, kapidän, kapedän; capitello >> kapet^}; capitolo >
kapitul Ro; cappella > kapel Ro; cappello > kapet Ro; cap-
pone > kapön, kapua; cappuccio > kopüts, kupüts Pnlj;
kaputSin Ro; copia > kopie Ro; corpo > korp geg. J; kor-
poral Ro; discepolo > disepul geg; frappa > *rape gr; greppo
> krep, §krep; zgrip geg. J; oppure >• opor, apor Bla. Ro;
rapa > rape Bla; rapina > repine scut; rappa > rap Ro; ven.
salupa > salupo gr. Rhd; sapone > sapun; sciroppo > äirup
J; seppia > sep Ro; spranga > prang scut; strapazzare >•
— 65 —
sfcrapizöj Prop; ätrapatsöj Ro; alt-ii vapa > vape; vap J;
vapore > vapor Ro. gr.
Bei einigen gr. Wörtern ist p im An- und Inlaut in b
übej^egangen, ohne daß eine lautliche Vermittlung durch m
stattgefunden hätte: portulaca>burtulakfi, burdulak, vurdulak
gr. T in dieser Form ist durch Assimilation an d hervor-
gemfen worden. Das sp. verdolaga kann nicht zur Erklärung
herangezogen werden, weil diesem Worte der erste Teil durch
Terde = „grün" ersetzt worden ist
pasteca >> baStekf gr. Rhd; patata|>batat£ gr. N; batake
gr. Porös; polvere>buIb£r gr. N; burble, burbule S. Marzano.
Auch in einem geg. Worte wechselt p mit b: ven. per-
suta^barsüt, p^rsüt geg. scut.
Ruaz£ = „Perle" gr. Rhd. fuhrt G. M. auf perla zurück
unter Anfügung der Verkleinerungssilbe -zf. Nach Synkope
des e (^riazf) und nach Vokalisation des 1 >> u läßt er p
schwinden und erhält ruaz£. Da sich aber das spurlose
Schwinden des p sonst nicht findet und die Anhängung der
Verkleinerungssilbe -ze eine Accentverschiebung sonst nicht
Terursacht, ist diese Ableitung nicht aufrecht zu erhalten.
Purgatorio, das für gewöhnlich im scui als puigatur vor-
konunt, lautet bei J. auch burgatur, dessen b durch volks-
etymologische Vermengung mit burk-gu = „Gefingnis, finsterer
Ort" zu erklären ist.
Im Wortinnem ist p > b geworden in: capo > kabo gr.
Bhd; doppia > dubbie pl. = „Dublone" gr; lupolo >• luver
= „Hopfen" gr. Rhd. N; propinquo > perbink cal. March;
duplicare>dulp£k6n, dulbukös gr; strubir = „verschwenden"
cal. geht besser auf strubbiare = „abnützen, abtragen, ver-
derben" zurück, als auf strupare = „schänden".
Da lat pt im it. zu tt assimiliert worden ist, konnte pt
in den it. El. nur durch Synkope entstehen, das dann aber
inuner als pt erhalten bleibt: sie. capitaniu >• kaptene sie.
Piana; capitare >> kapeton; kaptöj Bogd; cal. capitinula >-
kaptinduk cal; strepitare >► reptoj, reptöj scut; capo > Cap-
tine geg.
Welgand, 10. Jahresbericht. 5
— 66 —
Hat auch p im Anlaut unbetonter Silben die Fähigkeit,
ein m vor sich zu entwickeln, in den ii El. verloren, so ist
mp wenigstens in den älteren it El. immer noch zu mb, geg.
m geworden: campana]>.kamban£ to; kampan cal; kampars
S. März; campanello >> kamaniel cal; campanile >> kampanar,
kamanar Bada; compare >> kumbare to; komar, kumär scut;
alt-it scempiare [> §£mp, sembon; §em geg; §emptöj J; §€m6n
Schirö; sempre > sempri cal; stampa >• stambe; stamp scut;
§tamb£, stfmbe gr; cal. timpa > timp-bi cal; vampa > vampe
cal; vamni gr; cal. zampajjune >- tsampane caL Frasc In
einem Falle ist in der Verbindung mp das m geschwunden:
campo Santo >- kapoSant Bo. Erizzo.
Das Auftreten von ki für toskanisch pi in einigen caL
alb. Wörtern hält G. M., fiißend auf Mikl. Alb. Forsch. II 38,
für eine dem cal. alb. eigentümliche Lauterscheinung. Der
Lautsprung von p' > K (cf. Kan, Kanton, Kater, Katsf) gehört
jedoch bereits der cal. Mundart an, worüber man Scerbo
p. 32 sehe.
§ 19. b.
In den lat. El. ist b im Anlaut vor betontem Vokale als
b erhalten, vor unbetontem Vokale aber, analog zu p. zu, mb
und m geworden: bucca > büke «= „Brot"; barire > bafiron,
mbafiron = „brüllen". Intervokalisches b ist wie im rum.
ausgefallen: caballus >> kal (rum. cal). Hat sich br- im An-
laut erhalten: bruma > brüme = „Reif", so ist im Inlaut
Assimilation zu f, r eingetreten: labruscum > Ifrü§k= „wilder
Wein"; delibero > delir = „befreien, reinigen".
In den it. £1. ist b im An- und Inlaute im allgemeinen
als b bewahrt. Cf die Beispiele im Wörterverzeichnis unter
b sowie für b im Inlaut die folgenden: abbate > abat geg.
scut; abbecedario > abetare J; alabaster Ro; debolo > deblöj,
deblim Ro; gabbare > gaböj ; ven. gabela> gäbet; pubblicano
> publikan; ribello > rebel; roba > fobe, fobe to; lobe cal;
rubbio >• rub Ro; tabacco > tabako; tabaKere Doz. tabemakut
Ro; tabarro > tabaf scut; sorbire > surbön.
— 67 —
C&L arviir »» „Baum" ist hiervon keine Ausnahme, da es
Ton sie boYes. arvalti beeinflußt ist scui arbur »s „Mast*'
leitet G. M. yon se. arbnr ab, was aber unnötig ist, da ii
arbore, Yen. alboro, arbore allen Anforderungen genügen.
In tript = „Dreifuß'' caL March., das auf den pL tribete
Ton neap. trebeto zurückgeht, ist p durch Assimilation des b
an t entstanden.
In einigen Wörtern erscheint anlautendes b in y über-
gegangen zu sein. Da sich aber neben den ii Formen mit
b auch gr. mit y finden, so sind die betreffenden Wörter
wahrscheinlich durch diese Spr. dem alb. übermittelt worden,
was höchstens bei den ersten Beispielen nicht zutrifft: abruzz.
ball > YaK = „öffentlicher Ausrufer^ caL Bada; Yalis = „öffeni-
lich ausrufen"; ballo >> Yate = „Tanz", auch bei J. in der
Bedeutung: „Chor, Schar, Menge" ; balzare ^ Yaltsöj »= ^tanzen"
J; Yariele gr. Rhd = „kleines Faß" mag Yon ii ""barrella
kommen, ist aber sicherlich Yon ngr. ßoQiXi beeinflußt, das
auf dasselbe it Wort zurückgeht Das gleiche Abhängigkeits-
Terhaltnis liegt Yor bei botse = „Flasche" (arom. botsp »=
„Flasche", Weigand, OlympoYaL 33); Yotse, Yoze «= „Flasche,
Faß"; bo8=» „Salzfaß" samtlich scut; bots, botsü-üni J; Yozg-a
«= „Faß, Tonne", die teils auf Yen. bozza, teils ngr. fixorca,
ßoröa zurückgehen.
Man Yergleiche auch ii barca ]> bark scut; barkf gr.
Porös; ngr. ßoQxa > Yarke to; Yen. bora > bore = „Schnee";
ngr. ßoQUoq > Yor« = „Nordwind".
Anlautendes b Yor unbetontem Vokale hat abweichend
Yon p in derselben Stellung in den ii EL ein m Yor sich
entwickelt und ist dialektisch ganz in ihm aufgegangen: bard-
ella>>mardele cal; barrare >>mbuf6n; bastare>'mbastöj geg;
mastöj scut; bastardo>>bastart und baSto, mba§to; Yen. burelo
> murello gr. Rhd; buffsure > burfiiät gr. Rhd; mufas; mbriak
caL Yon ii briaco ist you neap. mbrejaco beeinflußt In zwei
Wörtern ist es in derselben Stellung in p übergegangen:
buttarga >> putarg scui (Assimilation des p an t) und Yen.
balanza >> palantse = »^^g^ Schnappwage" (arom. balantsä).
— 68 —
Die Verbindung mb ist in allen Dialekten bewahrt mit
Ausnahme des scut., der den Yerschlufilaut schwinden läßt;
steht mb im Auslaut, so tritt für b der stimmlose Verschluß-
laut ein: cal. limba, sie. lemmu ^ lemp-bi cal; /emp-bi sie;
Jimhs gr; Jims geg; ombrella >• umrel J; tombacca >> tumbäk,
tumäk geg. scut; tromba >- trum J; trumb^; cambiare >>
kemben; cambiale ]> kambiat Bo; embolo [> embuJ: gr; im-
broglio > mbrola pL cal. Frasc; limbo > limb Budi; lom-
barda >* lumbartfe Ro; tamburino ^ tumbarine cal; cal. mbero
> mber cal; rimburchio > rumbüüc Bla; tomba > tomb Ro
tombolo >* tumbut Ro; trompetta >* trumpet J; trombet,
trompet Ro; drubetf, trumbete; gr. auch drombete N; bei
diesen Formen haben sich anlautendes tr- und inlautendes
mb gegenseitig beeinflußt
Anlautendes br- ist wie in den it. £1. als br- erhalten:
bravo > bravoni; breviaJ Ro; briga > brigöj J; brusco >
brüsk gr; ven. brosa > brazün; brocca > brokc gr. N; proke,
auch gr., mit Assimilation des Anlautes an den Inlaui In
yrundulis cal. Yon brontolare ist sonach vr- nicht alb. sondern
cal. Lautgewohnheit (Scerbo S. 42).
Im Inlaut ist -br- in der älteren iL Periode zu vr ge-
worden, sodaß man diese Eonsonantengruppe als Vorstufe zu
dem in den lat. El. erscheinenden f, r ansehen kann. Hierher
gehört liberare > leTrin gr; levrön cal. In den jüngeren EL
ist br erhalten: liberare > libröj J; fabrica > fabrik Ro; libro
> libr, Tiber scut; liberi, libreri Ro; obrizzo > obrits scut
§20. t
In den lat El. ist t im An-, In- imd Auslaute sowie tt
als t bewahrt: timorem > tmer = „Furcht"; debitare > dcton
= „schuldig sein"; civitatem > kutet = „Stadt". Ebenso ist
tr unverändert geblieben: trabem > tra = „Balken"; quattuor
> katre — „vier".
rt nach dem Tone ist als rt bewahrt, vor dem Tone in
der älteren Periode zu r^ geworden, in der jüngeren als rt
erhalten: cürtis > kurt = „kurz"; sporta > sporte = „Korb";
— 69 —
myerto > mbfr^en = „zuknöpfen"; maritare > martön =
^heiraten".
In den ii El. ist t in jeder Stellung und ebenso tt als
t bewahrt.
Die Beispiele fftr t im Anlaut cf. Wörterverzeichnis unter
t, im übrigen die folgenden: abbate >- abat geg; ammitto >•
amit Bo; armata>>rmat Ro; batteria]>batare Hahn; biscotto
>berskötgeg; botta>> böte geg; bottiglia > botile; buttagra
^ putarg scut; ealamita ^ kalamlt Bo; kalamiter J; ven.
caneyeta > kanavet scut; canneto > kanet Ro; canuto >
karute Hahn; carattere ]> karater; catalano ]> katala scut;
katollk scut; celata >> tseiät Ro; Yen. colonnata >- kolonate;
komet Ro; confetto >> kufet t§am; coticone >> kotikün Ro;
cotta >» kot Ro; creatura >- kreatür Ro; data >• dat Ro;
dottore >> dotor Ro; ducato ]> dukat geg. cal; foglietta >>
flet€; frate>'firat; firittata>-firitat Ro; gazzetta>-gadzet Ro;
gotto >- got geg. scut; ob. it. ingattiar >» ngatefön, ngatfön;
italan Ro; lattugo >> latuge Kay. N; legat Ro; letanie >> letni
Ro; lotto >> lot£, loto Mitk; maritozza >• maritots Ro; matu-
rare >> mataröj geg; meritare >• meritöj scut; meritön to;
muratore '^ muratär; natür scut; notar Ro; permettere]>per-
metoj Ro; yen. persuto >* persüt geg; piatto >• pjat t§am;
pilöt Ro; pittore ]> pitur scut; poeta^poetar to; prelätRo;
profgt scut; profittare >• fitön; promettere >- premtöj scut;
purgatorio >> purgatür scut; puttana >• putane, putaie gr;
pat€r£ cal; sete >• Setek Rhd; soldat scut; suldat cal; son^t
Ro; cal. sunetto >> sunet cal; sotane Ro; sottile >> sottoTäS Ro;
yezmüt Ro; yiatico > yjatfk scut; yisita > vizlt Ro; yolatica
> yolatik Kay.
In zwei Wörtern ist interyokalisches t durch den Einfluß
des yen. zu d, d geworden: capitano >> kapitan, kapidan; pes-
catore, yen. pescaor >» peäkadür L; pidkadure täam; man ver-
gleiche hierzu ven. pescada >• paskade »» „Fisch&ng".
tr im An- und Inlaut ist als tr erhalten. Man vergleiche
Wörterverzeichnis unter tr, sowie die folgenden Beispiele:
oberit. ingattiar >- ngatfön; ngatröj J; lettera ]> letra; leter-
— 70 —
ian J; metraglia >> metraje Bo; meter-tri scut; ndter-tra scat;
patriark scat; peixosello >> pjetrosel Bla. Bo; ritratto >- ritrat
Bo; scatarrare >- äkaiaröj J; strano >> tranöj; trenöj J; über
trompetta cf. 68.
Da also in den lat und it £1. tr in jeder Stellung er-
halten ist, geht auch ludre ==» ,, Fischotter^ nicht auf lai lutra
zurück, sondern auf oberii ludria, ven. lodra. lunerz-a =
„Fischotter" J. geht direkt auf it lontra zurück (nt >■ nd >
n c£ § 30 und Suffix -ze).
Eigentümlich ist die Entwicklung des tr- in terrazza 2>
defasc, dras£, rase to. = „Steinplatte (auch zum Decken der
Häuser yerwendet Doz.), Tafel, Schreibtafel" ; geg. auch „Brett"
und scut nach J. = „Tisch, Steinplatte, Stein". Daneben
giebt es im to. noch die Form taratse »= „Dach, Turm, Warte
des Feldhüters, Balkon".
rt hat nur in zwei it. Wörtern eine Veränderung erfediren:
liberta > laverdä J. und portulaca>burdulak, vurdulak neben
burtulakf gr.
Im allgemeinen ist es aber als rt bewahrt: ven. articiocco
>■ artitSök geg; artikul scut; carta > karte; certo > tSerte J;
Corte > körte Ro; forte > forte; fortuna > fiirtune; martire
> martir scut; mortale > mortär geg; mortorio > mortör
scut; ven. morter > mortir gr; parte > partas Xyl; parri J;
partikul scut; pianoforte >> pianfort Bo.
Hatte t schon in den lat. Lehnwörtern zum Zwecke der
Dissimilation mit k gewechselt (terrae motus >• termek), so
findet sich derselbe Vorgang auch in Wörtern it Herkunft:
patata ]> patake gr. Porös; batate gr. N; ven. catarata ^
kataräk Ro; bei binak, binok Bo., binoke J. (it binato) liegt
Suffixyertauschung mit -ak, -ok vor, die sich auch sonst bei
Geburtsausdrücken finden: de§tak = „Frühgeburt"; brenak =
„Fehlgeburt".
In der Stellung st — 1 ist ein k an Stelle des t getreten:
stiletto > §KüIet Bla. > §ület Bo; pistola > pisKole gr. neben
den Formen mit Erhaltung des t
— 71 —
§21. d.
In den lat EL ist d im Anlaut bewahrt: dirigere >• d€rg6n
= „schicken*' ; interyokalisch ist es in der alteren Periode ge-
schwunden, in der jüngeren zu 6 geworden: desiderinm >-
dsSii; haedus>e*-Ä=»„Bock"; in]-cudo>ku«-di= „Amboß";
wenn dieses Wort nach 6. M. ii Herkunft wäre, hätte in-
nicht spurlos schwinden können, sondern hätte wenigstens den
Übergang von k ]> g bewirken müssen. In der Verbindung
rd ist d in die Spirans übergegangen: lardum>>Iar^-di; surdus
Über nd cf. unter n § 30.
di im Inlaut ergab dz, z, während es im Anlaut erhalten
ist: gau3ium}>ga8-zi; meridiare[>m£rdzen; m6rz6j geg., aber
diabolus >> diai:.
In den it. EL ist d im Anlaut allgemein erhalten, wie
die Beispiele im Wörterrerzeichnis unter d zeigen. Nur im
caL alb. ist bei einigen Wörtern anlautendes d in d über-
gegangen, eine Eigentümlichkeit, die durch gr. Einfluß zu
erklären ist Es kommen hierbei in Betracht: difesa >> difezf
cal; dolare >> dulärm cal; de-fissare^-difis caL Sant; diascolo
]>> d^askal caL Sant. Man vergleiche hierzu: durön, der6n =
. schenken, verzeihen" neben durön aus lat. donare, wobei
ebenfalls gr. Einfluß vorliegt
Intervokalisches d ist verschieden behandelt worden, je
nach der Aufnahmezeit des betrefl^nden Wortes. In der älteren
Zeit wurde es zu d, im Auslaut 9' und in der jüngeren ist es
als d erhalten; über die weiteren Schicksale des d (Übergang
in V, t) cf. §26.
a) Intervokalisches d > d, ^; adorare > adurön to; adroj
geg; adoraren cal; ii agliata, ven. agiada ]> lade gr; neap.
appedare >• pedarin cal; aspide >• aspii^ Ro; ven. bandido >»
band£^-(fi to; bandfl geg; cialda ]> tSaudele cal. Var; crocco-
dillo >> korkodfl; coccola d'occhia >• kokerdök to. geg. gr. cal;
kokeriök J; codardo > *kodard€>kovarde Xyl; erede>fed€
caL Frasc; falda >- &udi cal; fidanza >• fid^nts cal; caL fidili
— 72 —
> fidfl cal; giudeo > dzu<fii, dzuli acut; godere > godet gr.
Rhd; guadagnare > ^gaJcnen > gavnen cal; cal. judice >
judcti cal.Frasc; ven. ligadTira>>li/a(fare gr. Rhd: yen. moneda
monedc; in odio >■ oocfi caL Bada; paradiso >■ paradis cal
paris geg; ven. pescada > pfskade ^; über scado cf. S. 44
sfoderare >> sfoderärin caL Bada; traditore >> tracKtür cal
tra*tur geg. scut; trafrtuar Krist; ven. vida > vidf gr; cai
vuda >• YVLÖe cal.
b) Intervokalisches d]>d: caL addunarsi>'adunarem cal;
chiudere>lcudöj; credo^kred caL Sant; ven. fiidiga>fcdig6;
gradella >• gredel, grad^I scut; gradnat Ro; madie >> maide
cal; maidena sie; medaglia ]> medaje Ro; pödager Ro; neap.
sderrenato >> zdemät caL Frasc; stadiare >^ studjöj Ro. Lecce.
Sowohl d als d zeigen die Ableitungen von predicare:
prediköj, perdiköj scut; predikaren cal. Frasc; predk J; predik,
predik Ro.
In einem Worte ist intervokalisches d zu t geworden:
abetare J. von it. abbecedario.
Intervokalisches -di- ist im it sehr selten, da lai di hier
zu dz wurde: meridiare >^ meriggiare; ist aber doch it -di-
in das alb. übergegangen, so ist es als di erhalten: bandiera
>• bandjerß; diacon Ro; über madia >> mage cf. S. 62.
Die Verbindung dr ist im An- und Inlaute als dr bewahrt:
dragone ]> drague J; drangua; dn^omanno>>drogoman; ven.
lodra ^ ludre Ro; mandra [> mendra cal; coccodrillo j>*koko-
dnl Ro.
War rd in den lat El. inmier zu rd geworden, so tritt
der Spirant in den it. El. nur noch in der älteren Periode
auf, während in der jüngeren rd unverändert bleibt
a) rd>rd: bastardo > baStar^ Bla; b£star«-di gr; baätart;
codardo > kovarde Xyl; cordovano>kurduvan; bombardo >
lumbarde Ro; sardella ]> sardele; scardasso ^ §k£rd£ts geg;
a.-ven. varda > varde gr. Kul; sbalordire > *zbaurdire cal.
> *zbaurdir > zbaudirtur Rada;
b) rd>rd: bard-ella>mardele cal; befifardo>befardi8;
bilärd Ro; neap. cardacia ]> kardazi cal; cardellino ^ ngardulike
— 73 —
cal; kardinat Ro; milordo ]> milördezc Rada; nord >• nord,
DOit Bo; Yen. vardaman ]> yardaman£ gr; Terdone >• yardü J.
§22. f.
In den lat wie ii. EL ist f in der Regel erhalten: lat.
&cies >> faK^; lat fiictara >- fntür«. Die ii Beispiele mit f
im Anlaut vergleiche man im Wörterverzeichnis unter f, mit
f im Inlaute die folgenden:
alfiere > alQ^r Bla; beffardo > befardis; *befBcare >
bofikär gr. Rhd; bu&re >* burfuat gr. Rhd; mufas; ven. cer-
fogio>>täerfÖ8Ro; confetto^kufet tSam; confine>>kufi geg;
konfesionsA Ro; gonfio >> nguföj scut; of&zio >- fits cal; offts
8cat; posta £atta>>posta&tte Ro; pre&zio>'prefäts Ro; profet
scut; profitfcare >» fitöj scut; ven. sfilazzo >> sfilatso gr. Rhd;
soffiire > ädren; sufren caL Barile; trifoglio > terföj Ro;
terföin J; tufo ^ §tuf; J. stuf; zaffo ]> tsaf Bla; zufolo >»
sufid scut Ro.
In einem Falle ist f zu y geworden, bewirkt durch Assi-
milation an d nach Synkope: ven. fadigo ]> fsdigf, jedoch bei
J: Tdig-a = „Anstrengung, Arbeit^.
Über den Übergang von f > # cf unter § 26 S. 79.
§ 23. V.
In den lat EL ist v im Anlaut erhalten: vadum >> vä ^^
•Furt"; viridis > ver* = rg©ll>"- Durch Assimilation nach
Synkope ist es auch in f übe^egangen: vicinus ]> fkin =
•Nachbar". Inlautendes v schwindet wie im nun.: cavallus
> kal (runL kal).
In den Verbindungen lv,.rv geht v in b über: salvare >
setbön „erlosen"; servire >• Sarben „dienen".
In den it El. ist v im Anlaut als v bewahrt Die Bei-
spiele vergleiche man im Wörterverzeichnis unter v.
Nur in einem Falle ist v durch Assimilation an den
Inlaut zu p geworden: vapore >• papuar, pampuar tsam;
papör, pampör Mitk; daneben jedoch auch vapör Ro. gr.
Über den Übergang von v >> <f vergleiche man § 26 S. 80.
— 74 —
Auch inlautendes y ist als t erhalten, wird aber im Aus-
laut zu f: arkif-yi Ro; arriyare ]> arvön, fcTÖn cal; awento
> avent Ro; bravo > bravoni; ven. caneveta > kanav^t scut;
cameyale >^ kalivär cal; kamovsä Ro; diyinare >- diyfnöj geg;
ndiynöj, diynöj Ro; diyodriön scut; faya > fay«; goyemare >
guyemöj Bla; naviglio [> nayfl scut; oyile ]> oyilf Leake;
payone > payön Ro; proyare >• proy6n Prop; proy scut; scri-
yano >" skriyä scut; skriyän Ro; tayema ^ tayefes Bla; tra-
yaglio > trayaje scut; trayata > treyet Ro.
Gehalten hat sich y im Gegensatz zu den lat. El. in den
Verbindungen ly, ry: calyario > kalyär Ro; salyare > salyön
caL Frasc; seryizio > seryitsia pL gr; arriyare > aryön cal.
neben feyön; per-yiso > per-viS Ro; triyello > terri^ J; die
übrigen Formen turiel J; turjetc, trujelf, trel gehen auf lat
"HerebeUum (yon terebrum) zurück. Eine Ausnahme machen
die Q. M. Alb. Stud. V. 71 angegebenen Worte für „Schieß-
pulyer^: bulb^r gr. N; burbk San. März; burbule, sämtlidi
yon it. polyere.
§24. s.
In den lat El. hat sich s in jeder Stellung zu s
entwickelt: sagitta > sfgetf; sessus > ses „Ebene"; ecclesia
>Ki§e.
In einigen Wörtern ist es auch in z übergegangen: Scabies
> zgebe = „Aussatz"; erscheint ein z, so ist zunächst s > s
geworden und dieser Laut dann erst zu i: vestigare > *ye§i-
gön > yezgön.
Über den Übergang des s zu ^ cf. § 26 S. 79.
In den it El. zeigt s in der älteren Periode denselben
Wandel yon s > s, dem auch die lat Lehnwörter unterlagen;
in der jüngeren behält s seinen Lautwert. Eine größere An-
zahl yon Wörtern schwankt zwischen ä und s, sei es daß in
einzelnen Dialekten der Wandel yon s ]> § länger angehalten
hat als in anderen, oder daß die Wörter zu yerschiedenen
Zeiten in das alb. eingedrungen sind, oder zu einer Zeit, da
der Lautwandel bereits im Erlösehen war, sodaß teilweise §,
— 75 —
teilweise s gebraucht wurde, und beide Formen sich neben
einander halten konnten.
Die folgenden Beispiele sind gemäß ihrer Aufiiahmezeit
getrennt angeführt:
8 im Anlaute >• s:
scalcare>>äkIakonem sie. Piana; scalmare > gkalmöj scat;
acardasso >> ökerdets geg; scatarrare > Skatröj J; scherano >
sker£ caL Sant; scolare >- äkal, äkulm J; gkulöm Bada; sco-
pare >> peskön Hahn; cal. scupetta >» ikupet« cal; secchia >>
SeKe; secolo >> Sekul geg; segno >• §ej£ geg; iehe to; segnare
> senöj scut; äcnön to; sete > Setek gr. Rhd; soglia + z£ >
§oias scat; soldo >* äalts« geg; sparare >^ dparön caL Bada;
sparlare > äprdöj J; spiccare > äpik J; spiegare > Spjegöj
Ro; spigliare ^ spin cal. Rada; Yen. sponza ^ spüz scut;
sperre > äpof J; sregolare > Sregul J; neap. struscio >■
§tru§ caL
s im Anlaut >> s, s:
scandaIo>>skandul geg; skannul scut; skandalo to; sken-
dal, skenda;^ sie; skendal caL scaricare >> äkarkon, täarkön;
sgarköj J; skarköj, §kark6j Ko; it. dialekt. scuma >• fikume,
ikmnb, skumön; Bo. auch skum, skumöj; Yen. scola^äkole,
skole geg; sko) scut; Skolär cal. J; §k(^op, skolär Bo; scri-
yano >• skriYan Bo; sknYa scut; über scudo cf. S. 44. sesta,
sesto]>§este f; äest m; Seston; J: dest, sest f; §est6j sestöj;
soffrire>>§€fren; äufren caL Barile; sufriren cal. Frasc; stampa
^ stamb«; stamp scut; ätamb^, St^mbc gr. stanga >* stangc
Bla. scut; sti^ Bo; ätag J; stima >> §tim, stim, §timöj, stimöj
Bo; tsimön Tirana; stola >• §tol, stbt Bo; strapazzare >> §tra-
patsoj Bo; strapitsöj Prop; proYare > sproYÖj Prop; sprovöj
J; tufo > Stuf; J: tuf.
s im Anlaut = s:
Die Beispiele cf. Wörtenrerzeichnis unter s.
st im Inlaut >- st:
agosto > goSt Hahn; Yen. agresta >- greöte; bastardo >
baitart; bestärk' gr; bosso + ia> boSt; &astaglia>>freätelid6
gr; altYen. maistro > maätröj J; maströn, maidtrön; maätar,
— 76 —
maiStar sie; mestiere >• b€§tjer cal; pa8teca>>ba8t6ke gr. Rhd;
restare > reSt; reStöj, reSt J.
st im Inlaut ]> st, st:
castello >> keStjel scut; kastjel caL Rada; castigare >
kastigöj scut; Ro. auch kastigöj; colostro ]> ku}o§ter, kulostre
scut; kloStrc, keloStre, kloistre gr. pistola ]> pistöJ* scut; pistole
Hahn; piStote gr. neben pisMoh; posta >> post£ geg; post J;
rasta ]> fa§t£; rastrella >» faätje); rastjel scut
st im Inlaut >• st:
alabaster Ro; apostut scut; bastare>>mbastoj geg; mastöj
scut; castrare ]> krastfs Leake; cesta >• tsest Ro; costare >
kustön, kostfs gr; kristc^; festa >• feste geg; fest Ro; fdsta >
fuste; ginestra >> dzinest Ro; lustrare >* lustri Doz; mostac-
chio ^ mustak scut. to; mostardo [> mustrak J; mostra >-
mostre; ostia >> oste scut; pastoral scut; sakrestän scut; sesta
]> ieste; sest, sest J.
sp im Inlaut > §p:
disperare ^ diäpröj, deSpröj Ro; deSperehem to; disproj
J; raspare >■ reäpdj, respe scui
sp im Inlaut >> sp:
aspide >> aspi^ Ro; asparago >• sparag J; crespino >
grespln Ro; dispetto [> dispetisem sie; ospizio ^ ospfts Ro;
ruspo > rusp; J: ruspe; vespro > vesper Ro; desper caL
sk im Inlaut ]> §k:
fischiare >> fiäkarül cal. Rada; frasca >• freSke gr; . caL
frusculu '^ fruSkul cal; ischio |> iSke cal; lasca >» laske Ro;
miscugUo >> miskile gr; pescatore >• peskadür tsam; piäka<fure
L; caL rascare >^ fa§kärin cal; firesco >• fre§k, fredkoj Ro;
fresk J; freskön cal; moscajo >• muskaje Ro; muskaj J.
sk im Inlaut ]> sk:
biscotto > bersköt geg; dischiare > disKaröj Bla; lisca
]> Tisk Ro; musco >» musk; ven. pescada "^ peskade gr; tisica
"^ ndisk scui
Interrokalisches s, ss ]> s:
ven. busso > bu§ J. Mitk; bus Ro; campo Santo > kapo-
sant Bo. Erizzo; flusso > perflfüs; gris[ola] + eta > garset;
— 77 —
keSet, kset, set caL sie; limosina >> limöä^ne, lano^na; Imos£
geg; posare > pu§6n; pusoj J; peSön gr; rosignuolo > ruai-
noat cal; yessillo > v€§il cal. March; messale >■ mesät, mesat
Ro; diese Fonn ist von meSe (lat. missa) beeinflußt; immenso
>ameiis6j; amesöj Bogd.
s, SS im Inlaut ]> s:
cas[a] + ola > kfisol«, ksole, kasole; ksoi J; cassare >
kasoj Bla; cassella >" kasel£ Doz; konfesionät Ro; konsakröj
Ro; corsare ]> kusär to. scut; kursar Ro. gr; kosäk Ro; ven.
CQsina>>kusi geg; kusi cal; fantasi Ro; Yen. fasan >• fasandue
Bla. Ro; fossa >> fose Bla; gas Ro; gelsomino >^ täelsomin
Ro; zesemin J; massare >* masaröj Bla; misiön scut; musäik
Ro; mussulo > musul scut; ven, persuto > persüt geg; pje-
troset Bla. Ro; rosmari gr; rosmarin Ro; tonsür Ro; vassallo
> vasaK J.
In einigen Wörtern ist s auch in ts übergegangen, ohne
daß eine Ursache zu sehen ist: secco [> tseke geg. scut; rissa
> ritse; rits J; cas + ola ]> katsole (neben kasole, kesolc,
ksok); arrosare > rontsarin, ronts cal; pisello > pizel gr;
pitsel Sami geht aber auf ngr. jti^iki zurück.
Z, das stimmhafte s im it., ist im alb. anlautend wie im
blaute bewahrt: sbalordire ]> zbautfirtur Rada; sbarrare ]>
zbafisin Rada; neap. sderrenato ^ zdcmat cal. Frasc; neap.
seburcu ^ zbulk cal; smacco [> zmak sie. Rana; in zxxhsr gr.
N. ist z durch den folgenden stimmhaften Konsonanten be-
wirkt (it suvero).
Yen. biso >> biz6 Bo. Erizzo; bisogna >• bezone cal; Yen.
brosa >> brazim; casino ]> kazino t§am; coloeasia ]> k£lkaz£,
cresimare > krezmöj J; fräse > fraz Ro; isola > izul cal;
paradiso>>para(Ks cal; pans-zi geg; cal. pisa]>piz£ cal; prisa
> priz£ cal; raso >■ ras-zi; riso > ris-zi; rosario > ruzare
scut; sie saecosima > sakozma sie; sie. Yisera > Yizere sie;
visita > Yizit Ro; sie. Yisitusu > Yizituze cal; usura > hozure.
Sowohl z als s findet sich in korzui, korsul Ro., bei J.
kordzui (it. console); femer in tesör, tezur scut Ro. (it tesoro);
tfrzuar, tcrsör Frasc. und Plana (cal. trisuoru).
— 78 —
Vom it. müsica stammt müsik^; bei den übrigen Wörtern
mozfk, muzlk, mnziktar, muziköj Ro. ist es zweifelhaft, wie
weit sie von ngr. fiovöix^ beeinflußt sind.
m€sak »= „Tischtuch, Tisch, GastmahP; maai = „Hand-
tuch, Wischtuch '^ leitet G. M. von lai mensalis ab, das aber
*mBnsis ergeben hätte. Das alb. Wort geht vielmehr auf
bulg. m6sal = „Tisch, Abwischtuch*' oder ngr. fisCaXi zurück.
§25. S.
Wie aus dem vorangehenden Paragraphen ersichtlich, ist
§, hervorgegangen aus lat und it. s, immer erhalten geblieben;
das gleiche gilt auch von § = it. sce, sei.
Über fi im Anlaut cf. Wörterverzeichnis unter sce, sei,
für 8 im Inlaut die folgenden Beispiele: conoscere >> konnö§
J; konostis scut. Jam; coscia > ko§ J; discepolo > diäeput
geg; disipul sie; faseia >> (s&e geg. eal; fasciola >* fasüt J;
fasciare >* fa§ J; grascia ]> graä Ro; lasciare ^ lesön, IctSon;
liäoj geg. laSön gr; viseiola > vi§ul scut
Der Übergang von s ^ z in gzoi, gzit J. aus ii guscio
ist auf Assimilation des S an den Anlaut nach Synkope zurück-
zufuhren; gfsutf stammt von ven. gussa.
§ 26. Spirantenweehsel.
Eine Eigentümlichkeit der alb. Artikulation besteht in
der Fähigkeit, alle Spiranten in einander übergehen zu lassen:
f>H, f>h>j, f>^, s>^, s>f, ^>f; v>(f, d>v
und außerdem d > t. (et Miklosich, Alb. Forsch. II 84.)
Selbstverständlich sind diese Übergänge nicht auf die roma-
nischen EL beschränkt.
f > H findet sich nur in fievole >• ^ivut sie. XyL
f > h > j: lat levis > lef, lefte cal; leh, leheie to; le,
lete geg.
Oft wechselt h mit f und zugleich mit j: teh-ji scut; tef
J. (lat taliare); indog. fah, raf geg; raj Kav; (indog.) kreh to.
J; kref geg; kre^ Ro; doch scheint j lediglich Gleitlaut zu
— 79 —
sein, hervorgerufen durch die artikulierte Form, also teji =
teh + i; raj Kav. = rah + i.
f>-#. Das letzte indog. Beispiel zeigt auch den Über-
gang Yon f >> ^, der auch in lai wie ii EL vorkommt: lat.
femur > ^embre = „Ferse**; fragminare > Sermon = „zer-
malmen**.
In einigen Wörtern kommen ^ und f neben einander
vor: lat *fiabarium >• i^erf, ^jera.
Von it El. kommen nur drei in Betracht: it. dial. fella
(it fetta)>^er£, feie = „Scheibe, Schnitte**; fei = „Wabe**
Ko; fingere > ^ina = „ich stellte mich** San März; frappa >
^™P^ = «Franse** gr.
8 > 1^. Nicht so häufig wie der vorhergehende Wandel
ist der von s > ©•: lat sica > dike = „Messer, Schwert**; lat
secale >> i^^er£ to; d-iksne geg. It Herkunft sind: ^rke =
„Kichererbse** von ven. siserchia, und ger^ gr. N., gsrd-i^s =
»Taschenkrebs** von ven. granzo, vegl. gruns.
s >• f. Der Wandel von s > f oder besser von s > * >■ f
ist in folgenden Fällen eingetreten: lat sica ]> ^ike to. geg.
> fik = „Tafelmesser** Syrm; und tu, varis^ varif == „Erbe**.
Bei dem Wandel von f und s > ^ fallen zwei Um-
stände auf:
1) Gegenüber der großen Zahl erhaltener s (bez. §) und
f ist die Zahl der Übergänge zu ß- eine geringe. Offenbar
hängt das mit dem zweiten Umstände zusammen, daß
2) der Wandel in lat und it El. besonders gern vor e,
i und ie erfolgt
In den it El. mit Erhaltung des f steht dieses nicht ein
einziges Mal vor ie, sondern nur je zweimal vor ia und io:
5al€, §am und fjofe, §oj; fievole hat sich zu ;i^ivu} entwickelt
Auch die Übergänge von f > * im arom. in Wörtern lat
Ursprungs finden vor i, e statt: ficatus > *^ikat > i^kat
(Vlacho-Livadhon); fiikat arom., fikat dr. mit femininus >•
iKamenu (Kav. 196. Weigand, Olympoval. 48).
^ > f. Daß auch der Wechsel von d- und f vorkommt,
beweisen folgende Beispiele gr. Herkunft: ngr. ßaviia'^d^gms
- 80 —
= „Wunder'' geg; ^aymas, faymäs, famäs sie; ngr. d-govog
>fron, 9-Ton Dan. caL= „Stuhl, Schemel, Kirchenstuhl". Man
vergleiche auch: üfrulc; uful scut; oftul Pulj. = „Essig";
bu#tön, buftön = anzeigen cal; ngr. xa(>9?05 > karö-ele, kär^je
= „Brennholz, Scheit, Reisig".
V > d: diluvia > delü^-di = „Überschwemmung" Bla.
Rada; delutfin =» „in Strömen fallen vom Regen" Rada; dihiT-i
Ro. ist modernes Fremdwort violino > Jjoli, vjoli gr. N;
vespro > 6esper cal, „Abendbrot"; yesper Ro. = „Abend".
Zweifelhaft ist der Gang der Entwicklung in nkudirfn = „ver-
folgen" Rada; entweder geht es auf sie. nkiuvari zurück —
dann wäre v > d geworden — , oder auf ii inchiodere, in
welchem Falle die Erweichung von d > d vorläge.
Ein Beispiel lat. Herkunft wäre gden = pino Ro; das auf
*gven aus vgen zurückgeht, wenn das Grundwort abiegnum
von abies ist, wie G. M. in Alb. St. U 40 meint.
rf > V. Was nun die umgekehrte Erscheinung d > v
betriflft, so ist in den it. El., die intervokalisches d > d werden
lassen, dieses 6 in einigen Fällen weiter zu v entwickelt
worden, bez. wechselt es mit ihm:
adorare > adurön to; adorären cal; adroj avröj geg. scut;
codardo ergab zunächst '''kodarde und dies kovarde Xyl; hier
hat Dissimilation von dem folgenden rd den Wandel bewirkt,
da auch das sp. Wort, das wie afir. coart und das ii von ooda
stammt, an Stelle des Dentals einen Labial treten läßt: cobardo.
gavnen cal. geht über "^gadcnen auf it. guadagnare zurück.
Auch dieser Wandel zeigt sieh in Wörtern indog. und
gr. Herkunft: Mit d in demje = „Raupe" Kav; demiz€, dimizf
== „Fleischmade" wechselt v in vem = „Raupe" Leake 319;
vem£ = „Made" Hahn, und veme-ja = „Fliegeneier auf in
Fäulnis übergegangenem Fleische, Gewissensbiß"; derselbe
Wechsel zeigt sich bei drom to. gr. sie. und vrom geg. =
„Weg, Straße"; Ro. = „Platz" von ngr. ÖQOfiogy und bei
hoievre = „Schnupfen" von ngr. xo^^^Qct»
Nach den gegebenen Beispielen zu urteilen wird v mehr
in den geg. Dialekten, besonders dem scui bevorzugt, d
— 81 -
dag^en mehr in den to., sodaß man die Erhaltung des 6 sehr
gut auf griechischen Einfluß zurückfahren kann, der sich im
Süden Albaniens der Lage gemäß starker fühlbar machen
mußte als im Norden.
Denselben Einfluß zeigt das aus Ylacho-Clisura belegte
arom. dimt, das über vmit auf ventus zurückgeht (Weig.
Meglen 6).
d >• t. Als letzte nicht weniger interessante Erscheinung
in diesem Zusammenhange tritt schließlich noch der Wechsel
von d und i auf, der sich ebenfalls auf alle Elemente der
alb. Spr. erstreckt, dabei aber keineswegs durchgefährt ist.
In den roman. El. ist d erst aus d hervorgegangen und
wechselt dann mit *: incudo > ku^-di to. geg; ku* scut; ven.
bandido ;> bandi^-<fi to; bandit geg; coccola d'occhio^kokcr-
doM to. geg. gr. cal; kokerlök J; giudeo >> dzudi J; dzudi,
dzuh' Ro. Man Tergleiche femer: geie; gede geg; dzet scut.
= „Speise**; mbül; müd scut = „verschließen"; nöe; nie geg;
ud scut. = „Weg, Reise".
Auch hier ist der umgekehrte Fall, der Wechsel von
^ > d belegt: segnale > *sfnal > scna^-cfi = „Zeichen" gr.
Alb. Stud. y 101. Dieselbe Entwicklung zeigt das aus ngr.
^evXa hervorgegangene zgedc, zjedf, dzjede =^ „Ochsenjoch",
von dem J. außer zged auch die von 0. M. nur angesetzte
Übergangsform zgei in derselben Bedeutung anfuhrt
Aus den gegebenen Beispielen ergiebt sich mit Sicherheit,
daß nur im geg. und scut der Wandel von d >• 1 in einzelnen
FäDen eingetreten ist, während in allen anderen Dialekten d
erbalten bleibt
§27. 1.
In den lat EL ist anlautendes 1 durchweg zu I geworden:
largus > Iarg€, leporis > lepur. Intervokalisches 1 ging da-
gegen in l über: scala >> gkale, während 11 und 1 vor i sich
zu I und in einzelnen Fällen weiter zu j entwickelten: caballus
> kal; ilia > He cal; ijf = „Weichen, Lenden". Ausnahmen
▼on dieser Regel sind unter anderen: *trevella > turjek;
Weigand, 10. Jahresbericht. 6
— 82 —
consilium ]> kSils. 1 vor cons. wird stets zu I, ein Vorgang,
der sehr früh eingesetzt hat, da diese Mouillierung in den
ältesten lai EL den Umlaut von a >> e bewirkt hat: galbinus
>. gclbarfi (cf. § 1). 1 nach cons. ist ebenfalls in I, teilweise
j übergegangen: sclavus ]> §kla; ecclesia >> ki§6; plumbum>>
plump. Dissimilation von 1 ]> r ist eingetreten, wenn in dem
betreffenden Worte noch ein 1 vorhanden war, ein Fall, der
in den it. EL nicht in Betracht kommt: lat fluctulare ^
fluturon.
Auch in it Elementen ist anlautendes 1 zu I geworden:
cf. Wörterverzeichnis unter L Im caL alb. steht in einem
Worte i, das, wie die sie. Form zeigt, auf einem schon im
Etymon vorhandenen l beruht: cal. limba, sie. lemnu >• lemp
cal; /emb sie; Doz. hat l anlautend in }ustri von lustrare.
Daß anlautendes 1 in gr. alb. Wörtern nicht von Mouillierung
irei ist, zeigt G. M. Alb. St. Y 3. In scut. lokande und in lote,
loto Mitk. ist 1 nicht näher bestimmt; wahrscheinlich werden
auch diese Wörter, obgleich wohl in neuester Zeit ange-
nommen, mit I anlauten.
Das mouillierte 1 «= it. gli hat sich im alb. teils erhalten,
teils zu j weiter entwickelt; ii agliata, ven. agiada >> Jaös gr;
bilärd Ro; borbogliare > burbulet; bottiglia>botiIe; foglietta
> flete; medaglia > medaje Ro; metrs^lia >► metraje Ro;
naviglio > navfl scut; scoglio > skoj Ro; soglia + z€ > soiz
scut; tagliere > tajör geg; tovagliuola >■ vajule gr; travaglio
travaje Prop. scut; trifoglio > terföj, triföj Ro; terfoin J.
In dem Verhalten von 1 vor cons. ist im Laufe der Ent-
wickelung eine Wandlung eingetreten: in den älteren ii EL
wurde es noch zu I, in den jüngeren jedoch zu L Die von
Bla. gegebenen Beispiele sind durchweg mit I zu schreiben,
da sie wegen der Abfassungszeit des Buches nicht mehr der
modernen Zeit angehören können:
alfiere > al§er Bla; bafkue Bla; per + balzare > per-
baltse scut; calvario > kalvär Ro; colocasia^kelkaze; coltello
> kultiel Ro; ven. filtrar > filtär scut; gelsomino > tselsomin
Ro; milza > mcltsi, multsi; ven. salterio > saltör Ro; salvare
— 83 —
> BiJvön caL Frasc; salyoj J; scalcare >• *SkaIk6n >■ skla-
konem sia Plana; neap. seburcu, it sepolcro >> zbulk cal;
soldo >> §aTts£ geg; soldat scut; suldat cal; valkan Ro.
Im it ist I nach cons nur in wenigen Fällen erhalten, so
stets nach r und in einigen Wörtern meist gelehrten Ursprungs.
In ihnen wird beim Übergange ins alb. 1 nach cons. immer zu T:
colostro > kloistre gr; debolo > deblöj Ro; flenmia >
flam£; flusso ^ perflüä; mandorle Mitk; Ten. merlin >> merli
gr; publikan; ven. zurlo > dzurle J.
äklata = „wie" (Adv. der Art und Weise) täam. fahrt
Ped. auf it. schiatta ^= „Geschlecht, Art, Gattung" zurück Da
aber M nicht zu kl werden kann, ist auf a. ven. '^^sclata zurück-
zagehen.
Ergebnis einer Vermischung von a. Yen. *splenza (n. ven.
spienza) »= „Milz" und ven. panza »= „Bauch" ist plendes;
plandfis geg; plants-dzi J. = „innerer Bauch, Zwölffingerdarm".
Daneben kommen noch vor bicndze und pjents caL Bada =»
„yentriculiis". Nur auf ven. panza geht p£ns6 = „Bauch"
zurück.
Anm. 1. Beispiele für Erhaltung des 1 nach cons. im
ven. bringt ügo Levi in „I monumenti piu antichi del dialetto
di Chioggia." Venezia 1901. § 32. Einzelne Formen mit Mou-
illierung des 1 zeigen jedoch, daß zur Zeit der Abfassung
dieser monumenti (13. Jh.) 1 bereits nicht mehr gesprochen
wurde, sondern sich nur noch in der Schreibung hielt. Die
Erhaltung des 1 erklärt sich durch die Abhängigkeit, in der
das Yen. vom FriauUschen stand, das heute noch 1 nach cons.
bewahrt
Anm. 2. Das von G. M. angeführte plank-gu <» „Brett"
Ro. würde eben&lls in diesen Zusammenhang gehören. In
der dem Verfasser vorliegenden Ausgabe von Ro.'s Wörter-
buch konnte er aber nur plank-gu »» „Habe, Vermögen" auf-
finden und ebenso bei J. plank-gu «» ^domicilio, residenza",
sodaß ein Irrtum G. M.'s vorliegen dürfte.
11 ist in den it. El. allgemein zu I geworden, nur in aller
neuester Zeit besonders in der Endung -ello auch zu L Im
6*
— 84 —
cal und sie. alb. wird dabei südit. -44- ab -U- behandelt: sie
carte44ä ]> kartele gr. Rhd; caL scio4<}A I> dole cal; sie.
taT^44A ^ tavele sie. Als Beispiele zu 11 >* I im Wortstamme
Tergleicfae man die folgenden:
bolla >> bul£ Erist; cavaUeria^-kayaleri; töel scut; tseler
Bo; kokodril Bo; coUare ^^^ kulär Musakja; kulare J; koledz
scut; sidzil Bogd. Bla; spilli d'oro >- pilura; yasafif J.
Auf it balla = „Hode'^ gehen zurnck: bo}, bol Ro; mbole
Hahn. Das Schwanken zwischen l und I bei Bo. ist nur ün-
genauigkeit.
Auch in vale J. =s Chor, Schar, Menge^^ Hahn =» „Tanz''
ans it. ballo ist l nur Versehen, da die bestimmte Form auf
-ia ausgeht, also die Mouillierung anzeigt.
Das gutturale \ in papagä Bo. ist durch Anlehnung an
die Endung -a) entstanden.
Die Beispiele zu -ello, -ella c£ S. 30, 31. Wenn einige
Yon diesen sowohl 1 als I zeigen, so hat sich ) durch Dissi-
milation zu Torhergehendem I oder j eingestellt, in kapetä,
kase)6, fat§e), sardele aber infolge ihrer Aufnahme in jüngster Zeit
Intervokalisches 1 in den it. El. erscheint in den Endungen
-olo, -uolo, -ale stets als t Die cal. und sie. alb. Wörter,
die nur 1 zeigen, sind überall, wo nicht I sicher bezeugt ist,
mit l geschrieben worden. Dabei geht l in diesen Dialekten
durch gr. Einfluß ofb in / über:
sie. aicula '^ alku/e sie; balata >> ba/ate sie; sie. cunsu-
lazione ^ kunsu/atsion sie; palazzo ^ pu/as cal; scandalo ]>
skfndal, skaida^ sie.
Die Beispiele für l in den Endungen -olo, -uolo c£ S. 39,
für } in -ale die folgenden: bokate gr. N; breviät Bo; kam-
bial Bo; kanäl; kardinal' Bo; kamoväl: Bo; korporeü Bo; kusä
cal; funeral Bo; dzeneral Bo; graduäi Bo; mesal, meSal Bo;
Itei Mitk; pastoral scut; pinä} geg; ritual Bo; ruänuä cal;
skandalo to; skendal cal; sensäl Bo; spekäl cal. Santos.
Im Vergleiche zu dieser großen Anzahl von Beispielen
bleiben die folgenden, in denen die Formen zwischen I und \
schwanken oder nur I haben, sehr in der Minderzahl: '^'casola
— 85 —
3>* kaci J; kfsole, kasole; mussolo ^ mosui Bo; musul scut;
penzolo ^ pezol seat; J. auch pezol; pistola >• pistole Hahn;
pistö) geg; pistote gr; toYagliuolo >• vajule gr; yisciola ]>
yUxiI scat.
Über die Yertauschmig von -olo mit -ers cf. S. 57.
In größerem XTm&nge als in den eben genannten Bei-
spielen hat sich I ans intervokalischem 1 in der Stammsilbe
entwickelt, nachdem die alte Entwicklung zu l allmählich
zoitlckgedrängt worden war, das nur in wenigen Beispielen
eilialten ist: yen. halanza >» palantsc; katata scut; kil, lau gr;
Ten. malan ^ mol4n, mulän; molinajo Z> minolaj; palas, peläs;
plas Bo; burdulak; sparlare >* Spralöj J; tel4r scut; zelo ]>
a^ zeltär, zelöj scui
Das allmähliche Verdrängen der alten Entwicklung zeigen
die folgenden Doppelformen, die in der Zeit des Schwankens
zwischen l und I aufgenommen worden sind: baül, baut Ro;
eolostro > kulostr^ gr; kuloöter scut; diluvio > delü^ cal.
Rad Bla; dilüy Ro; filare >> filare Rada; filöj J; scola >>
skole geg; Skoie geg; §kol scut; stol, §tol Ro; yiola + z£ >-
Tjoles Ro; vjöleze Bla; violts scut.
Den Wandel -1- >• I haben die folgenden also jüngeren
EL mitgemacht: alabaster Ro; alün Ro; apostoKk J; kalamit
Bo; kalamiter J; kalennar scut; celata >> täalat Ro; koladziön
acut; kolonf; kolor gr; &zzoletto > fatsol^t Ro; &rsulat£
DaiBzzo; gole, goje to; gole J; mulinär Ro; pilot Ro; put-
snlan Ro; preiät Ro; saluppo gr; sfilatso gr; stiletto >• äkület
Bla. >* sdlet Ro; vele Bla; vel scut.
Vor betontem e, i und in der Endung -ilo ist stets I
eingetreten:
apostoti J; abruzz. ball > vali Rada; yalfs caL Santos;
it bali > yafi J; katoBk scut; pergola >> parguig caL sie;
galea > gal^; äkület Bla; §ület Ro; balen Ro; koler scut; caL
triTuIn > trivuli cal; yiolino > rfjoK, yioli gr; zelo > zeK geg.
asflo >> asfl cal; uasH, nazfl Rada; mantile >• yandile cal;
mandile; skemandO cal; skamandll J. sie; cal. fidili >• fidil
Bada; dzentil geg. Ro; oyile Leake.
- 86 —
Der Übergang von l > u vor cons., wie er sich im Alt-
franzosischen findet, hat sich in derselben Stellung auch im
caL und sie ii abgespielt, deren Formen dann in das alb.
übernommen wurden (cf. Scerbo 31):
it. altare >> autar cal; otar Piana; it. ciald-ella >> tiaudele
cal. Yar; ii falda >> faudf cal; it. poltrone, sie. putruni >*
putrün sie. Pap; ii sbalordire >> zbaudirtur Bada. Dazu kommt
noch chilo >> Kil; gr.: InxL Tatsächlich scheint im gr. alb.
der Übergang von 1 > u auch noch in anderen Wörtern voi>
zukommen: puar€Z£ = „Erzählung, Märchen*', das zu den von
lai parabula abgeleiteten Wörtern präls, peralfi; pu/are sie
gehört; in der sie Form ist nach Metathese des r das } ]> 7
geworden und e durch Labialisierung zu u; pumbc gr. aus
p}mb£ bei Pulj; pdanbe to; peläm^ geg; plam scui «=» „flache
Hand" aus ngr. xalafii].
Auf die vorstehenden Beispiele stutzt G. M. seine Ety-
mologie von ruaz€ = „Perle" gr. von perla + z«; vgl. jedoch
S. 65.
Über Metathese des 1 cf. § 28, S. 88.
§28. r.
In den lai EL ist anlautendes r als f gesprochen worden:
rosalia >• rsajf = „Pfingsten". Einfaches r im Inlaut bleibt
r: laurus > lär; -rr- ergiebt f : garrire > garis. In Verbindung
mit cons. ist r bewahrt geblieben, nur die mit ihm verbundenen
cons. sind häufig einer Veränderung unterworfen gewesen,
über die bei den einzelnen cons. gehandelt worden ist (cf. br,
rb, rd, dr, rt, tr, m). Nur in der Verbindung ri ist r voll-
kommen in i aufgegangen: corgum > kua — kuja, koja ==
„Brotrinde, Schorf auf einer Wunde".
Anlautendes r in den it. El. ist im allgemeinen als r be-
wahrt (cf. Wörterverzeichnis unter r), nur diejenigen älterer
Aufnahme zeigen wie die Lehnwörter aus dem lai r: faste,
faätiel neben rastjel scut; rissa > fitst; fobc to; rugs neben
scui rüg; ruft neben rufe, scui ruf.
Wie in anderen Punkten hat auch hier das cal. alb. die
— 87 —
alteLaui^ewohnheit länger beibehalten als die übrigen Dialekte,
einige Wörter ausgenommen, die erst in neuerer Zeit aufge-
nommen worden sind: caL rahare [> fahärin Santos; caL ras-
care > faSkärin; fatsc Frasc; ratsimc; rede > rede Frasc; caL
rimitu > femft; riparo > f^pärin Rada; neap. roUo > fole
Cam; ruäinual; caL ruzza > rudze; dagegen: neap. revera >
TBiere; roncare > rungön March; caL rugagnu > rügen.
Interrokalisches r, besonders häufig in den vom it. In-
finitiv auf -are gebildeten alb. Yerbalformen auf -ären, -ärin
(adoraren^ bikärin, pedärin etc.) hat sich als r erhalten.
Das gleiche gilt auch Yon r vor i:
abbecedario ]> abetare; yariele gr. Bhd; kamaijer cal;
kameijer Bla; kanar Bo; kalvär Bo; cal. carriare >> kafare
caL Frasc; carriuola > karjole gr; feria > ferie Ro; lunar Ro;
malagurio >> malaure cal; marjöl; murjete; rosario ]> ruzare
acut; Yen. salterio > saltör Ro; serie >> ser sie; sere J; teriaca
> triake.
kofe = „Cichorie" leitet Q. M. von lat cicoreum ab; die
Bildung ist jedoch eine moderne, da vortoniges o als o be-
wahrt ist koK stammt, wie auch die folgenden Wörter, von
it cicoria ab: Skorie Ro; kore-ia J; köreze gr; rkore Bla. Ro.
It. -rr- ist meist als r in das alb. übergegangen, in einigen
Fällen erscheint auch r, das aber wahrscheinlich auf mangel-
hafter Wiedergabe beruht: arrivare > arvön, fevön cal; arro-
sare^rontsarin Rada; barrella>variel£ gr; caparra>kapafe;
kapär scut; abruzz. zirra >> ndzire sie; barra ]> bare; sbarrare
^zbafisin cal; barrare >mbuf6n; caL carriare >kafar8 Frasc;
cerro > tsef Ro; sie. currivu > kufif sie; caL garrafa > gafaf
cal; garafe; caL murra >> muf cal; porrina > pofi J; savorra
> savofE B^v; sporre > spof J; tabarro > tabar scut; verro
> vef Ro; über terrazza c£ S. 70.
In einzelnen Wörtern lat. wie ii Herkunft ist r un-
organisch eingeschoben worden, in anderen wieder ausgefallen.
Von lat. Lehnwörtern vergleiche man z. B. fraSuIe von phase-
oItls (sp. frisuelo). Von it El. kommen in Betracht:
fazzoletto>>fatsolet= „Taschen-, Halstuch" Ro; farsulatf
— 88 —
«= „Hals-, Kopf-, Schnupftuch" Durazzo; bu£Gure ]> mufas;
burfiiat gr. Rhd; toccare>> toköj caL JariL J; troldt Bo; in
diesem Worte ist r yielleicht durch trokön ^ „yemichten''
yeranlaßt; biscotto >• bersköt geg.
Auch Ausfall des r findet statt, besonders wenn noch ein
r in dem Worte vorhanden ist, also gleichsam als Dissimilation:
lai '^'carputio ]> kepüs = „abpflücken'' ; cristianus ]>> kestsre
= „Christ". Von it. EL vergleiche man: corsare > kusar scut
J. Bla. to; kursar Bo. gr; das se. gulsar neben gusar zeigt
deutlich als Grund des Ausfalls die Dissimilation; ven. filtrar
>• filtar scut; Regg. ventrera > vandere sie; rimburchio >
rumbüik Bla; ii rastrello ]> raStie); rastiel scut (sp. rastrillo;
jedoch fr. rateau, ven. restelo).
In zbulk cal. Barile Pap. aus sepoloro und in dän^
Bo. aus ginestra ist r im Auslaut nach cons. ausgefallen,
(cf. nun. fereastä noastä etc.)
Metathese von 1 und r, die in den lai Lehnwörtern sehr
oft eingetreten ist (placere > palkön, pulverem > pluhur,
fricare ]> fsrkön, turma ]> trume), hat sich auch in den ii EH.,
wenigstens was r angeht, häufig eingestellt:
camevale > *cafeval > kalivär cal; scalcare]> Sklakonem
sie Piana; duplicare >* dulbukös; castrare ]> krastfs Leake;
sie. crucetta >> kurtSetf sie: partigiana >> paterSan acut; kor-
kodfl; predicare>prediköj, perdiköj scut J; sparlare > Spratoj
J; garzone >> gradzün cal; gardzün sie; ven. granzo vegL
gruns > gsrd' gr. N; cal. guorfu > gufsr cal; caL ncairicare
>> ngrakön cal; nglakön sie; trifoglio >> terföj, triföj Bo; sie
trimoja > tfirmole sie; trivello > terviel J.
§29. m.
In den lat EL ist m im Anlaute bewahrt: missa ^ mesf,
maritare >> martön; im Inlaute ist es teils als m erhalten,
teils hat es ein b nach sich entwickelt: grumulus "^ grumvir
grumbu); scamnum ]> §kam, §kamp-bi geg.
Auch in den it EL ist m im Anlaute bewahrt (c£ Wörter-
verzeichnis unter m), nur zwei Wörter haben es vor unbetontem
- 89 —
Vokale über mb in b übergehen lassen: mestiere >> baSigär
caL nnd mozzello >• botsiel; batsei scni »» „JRadnabe^. Bei
diesem Worte ist yielleicht butsel = „kleine Tonne" (von
bozzello) von Einfluß gewesen, da die Radnabe in der Tat
eine gewisse Ähnlichkeit mit einer kleinen Tonne hat.
Im Wortinnem hat sich m allgemein bewahrt, nur in
einem Worte ist es in mb fibergegangen : remo >• rem, rembe scut.
Über mp, mb c£ S. 66, 68.
§30. n.
In den lat El. ist n im Anlaut als n bewahrt: numerus
> numer; nodus > ne. Jedes intervokalische n im Wort-
innem ist im to. zu r geworden, im Auslaute dagegen und
im geg. ist n geblieben, jedoch auslautend in beiden Dialekten
früh geschwunden: sanare ]> §erön to; äno§ scut; virginem [>
Yetgen to; yirgini geg; panus >• pl-ri to; pe-ni geg.
Wenn nun firaöai to. geg. <= „Esche" und reSinf to; rfiöi-
ni geg. = „Harz" aus dem lat stammen würden (frazinus,
resina), müßten sie ebenfalls den Wandel von n >• r mit-
gemacht haben. Sein Unterbleiben kann auch nicht durch
das schon im Etymon yorhandene r yerursacht sein, da vergeri,
remh (romanus), rsre (arena), ver^ (venenum) ebenfalls r für
n zeigen. Beide Wörter gehören also mit großer Wahr-
scheinlichkeit zu den it El.
Der Wandel yon n ]> r ist unterblieben bei geminiertem
n: gunna ^ gunc; canna ^ kane; und ebenso bei mouilliertem
n (aus n^ i4), das n, j ergab: tinj^ >• ten£ to; tene geg; tej
scut «=> „Motte".
n in Verbindung mit k, t bewirkt deren Übergang in die
Media: nk >> ng, nt ^ nd; im scut. kann nd zu nn assimiliert
werden: canticum >> kenge => „Gesang"; cantare>> kentön to;
knnöj J.
Auch in der Verbindung m hat Assimilation stattgefunden,
hier jedoch das n an r zu f : fumus '^ fufe, fiif.
In den ii El. ist n im Anlaut als n bewahrt (cf. Wörter-
yerzeichnis unter n). Bei einigen mit Vokal anlautenden
— 90 —
•
Wörtern des cal. alb. ist das n der Präposition „in" mit dem
Stanmie yerschmolzen, wie dies mit dem Artikel il bei ImuM
geschehen ist: in amore >> namär Sant; in asile >> nasü Rada;
in odio >• nodi Rada. Vor g und d im Anlaut kann n (Vor-
silbe in) schwinden: ingannare >> ngenej Prop; ngnüe J; genen
to; oberii ingattiar ]> ngatrön, gat^rön; indecente >> di§ents
Rada. Umgekehrt kann aber auch n unorganisch vortreten:
gonfiare > guföj, nguföj scut; cal. gioca > ndzok« Vena. Da
intervokalisches n in den ii El. stets als n erhalten bleibt
(bonatsß, kamban£, konoSti, moneÖB etc.), kann auch keruts
Hahn = ,,kahl" nicht auf it. canuto zurückgehen.
Das mouillierte n = it. gn ist meist als n erhalten, nur
in einigen geg. und scut. Formen zu j geworden: bagno >>
ban scut J; cicogna >> kanu§£ Ro; degnare [> denöj scut;
degno > den geg; dei scut; pignuolo > pinuet Ro; pinü} J;
pugnale > pinä* geg; regnare > renöj Ro; scrigna > skrinc
geg; segnale ^ senä^ gr; segno ^ ^ne to; §ej€ geg; tigna >>
tine Ro.
In den Verbindungen nk, nt ist wie in den lat. El. die
Media eingetreten und zwar bei nk stets, bei nt nur in der
älteren Periode; in der jüngeren bleibt es als nt. nd ist als
nd bewahrt; im scui jedoch ist der Dental häufig durch
Assimilation in n übergegangen.
nk > ng: banco > bango, bang-u, bange; mancare >
maigön; manco "^ menk-gu geg; mengu cal; mengu Frasc;
mancato ]> mangät geg; mangüt J; manica >• mang-a J;
monaca + ese >• munake§ Ro; mungeä scut; caL incarricare
> ngrakön cal; roncare > rungon cal. March; sciancato >
sankät Frasc. (ganz moderne Entlehnung); incaricare > ngar-
kön, dessen g sich auch auf sgarkoj J. neben §kark6j Ro.
übertragen hat. angure = „Anker" ist wohl besser von ven.
ancora abzuleiten, als von ngr. ayxovga,
nt > nd; scut. > nn: awento > avent-di Ro; mantile >
vandile cal; brontolare > vrundulis cal; canterina > kanderie
Ro; canto > kant-di geg; Krist; kent-di to ; contento > kutient
cal. Rada; kondend Bla; können J; ven. grinta > grindem;
— 91 —
intaccare >> ndake Rada; Interesse ^ nderes cal; intonare ]>
ndonatc cal; levante >- levanl-di gr; mantile>> mandile; menta
> mente Plana; mend Bla; m^nderf to; miimeTS geg; menner
J; m^ndreze cal; caL ntinna >• ndin cal; sacramenfco >> sakra-
m^nn scut; tentare >> tendöj, iondöj Bo. geg; tnnndj J; tennöj
Ro; in-tisica > ndisk scut; Regg. ventrera > vandere sie.
nt >> nt: caL chiantare ]> Kanton cal; fantasia >> fantasi Bo;
gentile >> di^entfl geg. scut; quarantena >• karantene Ro.
nd ^ nd; scut nn: banda >>> bandf; baid^ gr; ven. ban-
dido >> bandle to; bandd geg; bandiera >> bandjere; calandra
> kalmdrf Rada; calendario ]> kalendar Ro; kalenn&r scut;
indiyinare }> ndiynöj Ro; lindo >" linde Rada; locanda '^
lokande scut; mandorla >• mandorle Mitk; ven. mandola >•
mendule Bla; mandra>^mendr€ cal; propagand scut; scandalo
> skandato to; skendat sie. cal; äkandul geg; Skannul scut;
spendere >> spendön to.
Die Behandlung von -m- ist je nach der Au&ahmezeit
der Wörter eine verschiedene: in den älteren it. EL ist die
Assimilation zu f noch wirksam gewesen und zeigt sich auch
im caL alb. in einigen nur diesem Dialekte angehörigen
Wörtern; in den jüngeren El. hat r seine Assimilationskraft
verloren, sodaß m erhalten ist
m > f : infemo > fef geg. J; camevale > kalivar cal.
Sant; scherano ^ ikere caL Sant; comamusa >> kafamunts£
cal; tavema>*tavefesBla; tomese>tufesFrasc; tomo>tof£.
m > m: fomire]>fem6n, fumön cal; guvernöj Bla; neap.
sderrenato ]> zdemat cal. Frasc; tabemaku) Ro.
§ 31. ts, dz.
Entsprechend dem Wandel von lat ti > ts > s und di
> dz > z (puteus > pus, gaudium > gas-zi), sind auch in
den alteren it. El. ts und dz =» ii z, zz in s und z überge-
gangen, in den jüngeren El. jedoch als ts und dz bewahrt.
ts ^ s: palazzo ]> paläs, peias; ptas Ro; pu/as cal; ter-
razza >• defase, drase, rase; jedoch: taratsf; ven. panza^^pense;
- 92 —
▼en. panza + altven. splenza >> blendze; plants-dzi J; plamks
geg; pjfnts Bada; pizzicare >• piskön neben pitskön.
dz >• z: dozzina >* duzine gr; penzolare >* pezu^oj, pezül
seut; Yen. sponza >• §paz scut; dpunz J; tramezzare >> tra-
mezöj geg; zelo >• ze) scut; zeÜ geg; zecca ^ zeki^- geg. J. gr
In sufut Ro; sufarine, fufarine (ii zufolo) ist s durch
Angleichung an f entstanden, wie die dritte Form mit an-
lautendem f zeigt
t§ für ts erscheint in maltäi, multäi; meßi gr. yon milza;
in tumat§6 gr. Bhd. neben tumats cal. sie aus sie. tumazzu;
in katiül gr. Rhd. von cazzo und in mat§akön gr. ans Yen.
mazzoca. Sonst yergleiche man noch kets, kats :=s „Ziege";
ket§ geg; kits gr. N. Bei giannizzero >> d^anitäer geg. ist
t§ auf den Einfluß yon tu. jenitSeri «= „neue Miliz" zu setzen.
Ein Versehen dürfte in strapizöj Prop. yon strapazzare
mit z aspro yorliegen, da Bo. nur ätrapatsöj mit ts kennt» und
ebenso in orts£ gr. «=: „Backbord" yon orza mit z dolce, das
also besser ordz6 zu schreiben ist.
In allen übrigen Fällen ist z aspro oder dolce im alb.
als ts oder dz bewahrt:
abatsi geg. scut; carrozza "^ karotse; cal. chiazza !> katse
cal; kolatsiön scut; sie. cunsulazioni "^ kunsu/atsidn sie; di-
yotsiön scut; forza >> fortse; grinza >• grintse Bo; caL lanza
^-^ lents-dzi cal; lenzuolo >> luntsöl Bada; licenza >> litsentse
gr. Bhd; cal. maruzza ]> marotse cal; maritozza ;> maritöts
Bo; yen. mazzola >• matsole gr; cal. muzzicune >- mitsikün
cal; obrizzo >> obrfts scut; offlzio ]> fits cal; ofits, ufits scut;
ospizio >- ospfts Bo; yen. panzera ]> pantsir; altyen. pizzola
> pltserc; cal. pizzu > pits cal; prefäts Bo; profetsi scut;
razza > fatsfi caL Frasc; servizio > seryitsia pl. gr; yen. sfi-
lazzo >> sfilatso gr. Bhd; speranza >• sprents cal; yen. spezie
>> spets, spetsfi; sie. stizza ]> stitsc sie; stizzo >- stits Bo;
zaffo >• tsaf Bla; caL zampajjune >> tsampane caL Frasc; caL
zirru > tsuril cal. Sani
garzone >• gradzün cal; gardzdn sie; gazzetta ]> gadzet
Bo; gonzo > zgendz« gr. Bhd; yen. lezer > ledzöj Prop; neap.
— 93 —
panzana ^ pandzan cal; caL ruzza }> fadze cal; zero >> dzer
Bo; abrozz. zirra >* ndzire sie; caL zirra ]> ndzcfeps cal.
§32. t§.
Im alb. ist ts »= it c Yor e, i immer bewahrt worden:
ef. Wörterverzeichnis unter ce, ci sowie die folgenden Beispiele:
caL arcere ]> artäere cal; Ten. articioco > artitSök geg;
boccia >> botif sie; boccio]>bot§ geg; eappuceino>>kaput§in
Ro; neap. caueerogna >> kantäirona cal; sie. crucetta ]> kart-
§et£ sie; donnaccia >> danati Tirana; Yen. faeiol >• fatset scat;
hmaccio ]> Imadk scai J; caL mieciu >> mitS cal. Fräse; pan-
ciera>*pet6ir, cal. taccia>>tatsc cal; tonacella^^tonatSel Ro.
In einigen Fallen, die im alb. ts f&r it t§ haben, ist
dieser Wandel nicht im alb. Yor sich gegangen, sondern bereits
im it; besonders in den beiden hier in Betracht kommenden
Dialekten, dem Yen. und dem caL ist t§ starken Veränderongen
nnterworfen gewesen:
Im Yen. geht ce, ci anlautend in ts über, im Wortinnem
io 8, nur cce ist auch in dieser Stellung ts geblieben: certo
> tserto, Yoce >> Yose, cacciare >> catsar. Im caL kann lat.
c Yor e, i als t§, dz, ts, dz und s erseheinen (Scerbo 39).
Die nun in Bezug auf tö Yom Toskanischen abweichenden
alb. Formen gehen entweder auf Yen. oder auf caL Formen
zurflck, die soweit möglich im Folgenden mit angefahrt
worden sind:
capuccio, Yen. capuzzo >> kopüts, kupüts Pulj; cioneo [>
tsunk-gu; tsungel-i «= „Pfosten, Stützbalken" J; tsunk^-i «»
^ Weidengerte, Binse J; wenn auch Yen. *zonco nicht belegt
ist, so ist der Anlaut aus Yen. zompo, zonfo «= „Yerstümmelt"^
zu ersehen.
figlioccio, Yen. fiozzo >> filöts m. -ts€ f. gr. Rhd; ii rancio
> rants€ gr. Rhd., das auf ein Yen. *rantso neben Yen. ranchio
zarflekgeht. lesentse, liseotsf undlitsentsesindzuYerschiedenen
Zeiten in das gr. alb. übergegangen, wobei die beiden ersten
Worter Yon Yon. *Iisentsa stanmien (in der alteren Form mit
3 > ä) und litöentse Yon it. licenza.
— 94 —
tsen cal; tsaiorc Bada gehen auf ein dem neap. zinna
entsprechendes caL Etjmon zorack. J. hat von cenno tSenoj
= „verspotten". Auch kots, kots« cal. (it coccio, coccia)
wird ein cal. Etjmon mit ts zu Grande liegen. Dasselbe gilt
von pertsiön Rada (it. processione >- protsesiön scui).
nuzent caL Sant (z wahrscheinlich ein Versehen fär ts)
stammt von einer cal. Form, die dem neap. nnozente entspricht
Da ce, ci im cal. auch zu S werden können, so gehen
kardazi cal. und diSents Rada (neap. cardacia, ii indecente)
auf entsprechende cal. Formen zurück.
Erweichung von t§ >• dz ist eingetreten in yudze caL
Frasc. Ton caL vuce; yudzar neben TutSär cal; yudzari caL
von cal. vuccieri, in diesen Wörtern durch Angleichung an
den Anlaut; femer in rdl^ul J. aus orciuolo, hier wahrschein-
lich durch das vorangehende r bewirkt; urtsuel Bla. stammt
von einem ven. *orzuolo.
Eine starke Kürzung haben rSje) gr. cal; r§üi J. er&hren,
wenn sie auf cardicello zurückgehen.
In den Ableitungen von cicogna und cicoria ist die erste
Silbe, wenigstens in einigen Formen, ganz geschwunden:
kanuä€ Ro; dkorie Ro; köre J; körezf gr. kofe.
§33. dz.
Im alb. ist dz := it. g vor e, i stets als dz bewahrt; cf.
Wörterverzeichnis unter ge, gi sowie die folgenden Beispiele:
collegio > koledz scut; koledzäl scut; effigie > fidfc sie;
gaggia >> gadz£ cal; gaggio >> gadze Rada; legge ]> ledzf cal.
Frasc; lindo + leggiera > lindzer« gr. Rhd; viaggio >• viats-
dza J.
In tselsomfn Ro. = „Jasmin" (it. gelsomina) ist die erste
Silbe durch volksetymologische Anlehnung an tsel scut =
„Himmel" entstanden; J. hat zesemln mit Verstummen des
Dentals.
partigiana ist als patersan in das scut übergegangen,
neben welcher Form Ro. auch paterzane verzeichnet Dieser
Übergang von dz > z, der sich auch in tserfös-zi Ro. von
— 95 —
Ten. cerfogio und in partas-zi Xyl. von partaggio findet, ge-
hört jedoch schon den it Mundarten an: altit. bastagio >> ven.
bastaso, caL yastasu; it fiigiano >> yen. fasän.
D. Labialisierung; Vokalharmonie.
Bereits mehrfach ist im Laufe der Darstellung auf den
Einfluß hingewiesen worden, den labiale Konsonanten und s,
das mit vorgestülpten Lippen gesprochen wird, also geradeso
\Tirkt wie die Labialen, auf den unmittelbar benachbarten
Vokal ausüben können. Am häufigsten zeigt sich Labiali-
sierung bei unbetonten Vokalen. Betonte Vokale sind nur
in folgenden Wörtern durch Labialisierung verändert worden:
nescio ]> nos gr. Bhd; civetta >> dzutt€ Sant; pieno ]>
pjono cal; colostro ]> kuluster J; bolla]>bul€ Erist; cardi-
cello > räjel gr. cal; rSüi J.
Die Beispiele zum Übergange von unbetonten Vokalen
in o, u infolge Labialisierung cf. S. 47: a >> o, u und S. 53:
i >* 0, u, außerdem noch die folgenden:
capeistro >> kcpreS, kopr^ä; ven. maiän ]> molän, mulan;
pagare >> pagön, pogön; befficare >* bofikar gr. Rhd; pelle-
grino>>puIigri scut; cameTale>>kamoyät Ro; milza^^meltSi,
moltäi; BQußi gr.
Daß der Übergang nicht auf it El. beschränkt ist, zeigen
die folgenden Beispiele: lat. machina]>mök£r6»> „Mühlstein";
lat familia >> femile; fumi Bo. Erizzo, (cf. nun. fumee neben
femee); lat cavus > goyate, gOYsre (cf. S. 60); tu. dolama >
dotomä; ngr. fiopactfJQi >> monoätfr cal.
Auch im Rum. ist Labialisierung durch labiale Konso-
nanten so*yie durch 6 und t§ eine häufige Erscheinung.
Betrachtet man die Wörter §orök yon sciroco, mono^tir
caL und dolomä, so ist augenscheinlich, daß in ihnen nicht
nur Labialisierung gewirkt hat, sondern zugleich Vokalharmonie,
im ersten Worte regressiy, in den beiden andern progressiv.
Wäre das nicht der Fall, so hätte unbetontes o zu u werden
müssen, wenigstens in monostir, da dieses § für s zeigt und
— 96 —
der Übergang von unbetontem o ]> u sich I&nger yoUzogen
hat als jener.
Im alb. wirkt also die Vokalharmonie progressiy und
regressiv, und nach beiden Wirkungsweisen sollen ohne weitere
Einteilung die folgenden Beispiele aus den it £1. angeordnet
werden.
1) Progressive Yokalharmonie: Ten. caneveta ]> kanavetf;
carestia >* karasti cal; gelsomino >• zezemin J; maturare >
mataröj geg; mazzoca + one >> matöakön gr; sottile + accio
>> sutilä§, sotolää Ro.
2) Regressive Yokalharmonie: celata '^ tSetat, tdalat Ro
comamusa >> kafamimtsc cal; donnaccia >> danats Tirana;
dragomanno ^ drogomän; caL muzzicune ]> mitsikün cal;
sigurare >> suguröj geg; tremare ]> tramärin caL Bad&
Vokalharmonie tritt also im Alb. wie im Rum. in erster
Linie in vortonigen Silben ein nach dem Schema: ä ^ x' >
ä ä z' oder $ $ x'.
Wie die Labialisierung ist auch die Vokalharmonie nicht
an eine bestinmite Zeit und an gewisse sprachliche Elemente
gebunden; sie erstreckt ihre Wirkung auf alle Wörter, die
in das alb. eingedrungen sind. Man vergleiche z. B. von den
verschiedenen Formen von dalndüSe (E. W. 59) besonders
detendüä Bla., da}andus€ gr; femer tu. destimal >• destemel;
kalakude N aus ngr. xoXotaxovöa,
Wenn Storch in seiner Abhandlung über die Vokal-
harmonie im Rumänischen'*') sagt, daß die Vokalharmonie im
Rumänischen eine Erscheinimg sei, die dieser Spr. als ihr be-
sonderes Eigentum zukomme, und daß man nicht annehmen
könne, daß die Spr. umliegender Völker, etwa das Türkische
oder Ungarische den Anstoß dazu gegeben hätten, so ist
gegenüber der Tatsache, daß im alb. wie im rum. die Vokal-
harmonie progressiv und regressiv vorkommt, darauf hinzu-
weisen, daß die Vokalharmonie im alb. wenn auch nicht den
Anstoß zu derselben lautlichen Einwirkung im rum. gegeben
♦) Jahresbericht des rum. Inst VII, S. 171.
— 97 —
hat, 80 doch neben vielen anderen Übereinstimmungen beider
Spr. in lautlicher, lexikographischer und syntaktischer Be-
ziehnng ein neuer Beweis ist für den gemeinsamen Qeist, der
die früheste Entwicklung beider Spr. belebte, und dessen
Nachwirkungen noch heute deutlich zu Tage treten.
ni. Ei^ebmsse der Lantlehre.
Im Fönenden soll nun versucht werden, die Ergebnisse
der Lautlehre kurz zusammen zu fassen und die zeitliche Aus-
dehnung der einzelnen Lauterscheinungen soweit möglich fest-
zustellen. Nach dem geschichtlichen Überblicke sind besonders
zwei Zeitpunkte von Wichtigkeit: der Beginn des it. yen. Ein-
flusses im 10. Jh. und die Auswanderung der Albanesen nach
Süditalien in der zweiten Hälfte des 15. Jh. Durch diese
Auswanderung wird die ganze Zeitdauer des it Einflusses in
zwei ziemlich gleiche Abschnitte geteilt, von denen wir den
vom 10. — 15. Jh. währenden als die ältere it Periode bezeichnet
haben. Eine genaue Verteilung auf beide Perioden ist jedoch
nicht durchzufuhren, da, wie aus dem Vorangegangenen und
dem Folgenden zu ersehen ist, einige Lautersdieinungen mehr
oder weniger aus der älteren in die jüngere hinüberreichen.
Vokale.
Betontes a in oraler Stellung ist bis in die neueste
Zeit unverändert geblieben; der noch in den lat EL wirksame
Umlaut des a durch folgendes i ist gänzHch erloschen, während
der Umlaut nach Analogie bis in die neueste Zeit wirksam
gewesen ist: ngel, grep, die Plurale: freten^ soldeten.
Betontes a vor Nasal ist, wie rem, putai£ zeigen, in
den ältesten it El. noch zu 6 geworden, ein Wandel, der sich
vor gedecktem Nasal im gr. alb. bis in die Zeit gehalten hat,
in der noch s > s wurde (Beginn des 16. Jh.), wie staube
neben §tamb£ zeigt, und der im cal. alb. noch darüber hinaus
Weigand, 10. Jahresbericht. 7
wirksam war: skendal:, sprsiits. Nach yampe caL za urteilen
igt aber auch dieser Wandel in nenerer Zeit erloschen.
Betontes e in oraler Stellung ist als StammTokal
in den ältesten it EL noch zu ie geworden: tiegui, £ae§tr€,
in allen übrigen jedoch als e bewahrt; in der Endung -ello
hat sich die Diphthongierung, lautlich oder durch Su£Gx-
beeinflussung, länger gehalten und tritt noch nach Erloschen
des Wandels von s >* S ein: kasigel cal; rasti^I scui
Vor Nasal ist e in den älteren El. zu e geworden, in
den jüngeren als e bewahrt
i hat in oraler Stellung wie vor Nasal seinen Laut-
wert unverändert gelassen.
Betontes o in oraler Stellung ist als o bewahrt, in
den Endungen -olo, -ore in der älteren Zeit zu u geworden;
aber auch hier schwindet die Wandlungsfähigkeit vor Abschluß
des Übergangs von s>>8: piötote gr.
Vor gedecktem Nasal ist o in der Stammsilbe in u
übergegangen, vor freiem Nasal aber ist o erhalten; die
Endung -öne ist in der älteren Zeit analog den lai EL zu
-ua, -ue geworden, daneben auch als -on erhalten und dies
immer in den jüngeren EL und in der bestimmten Form. In
einigen Wörtern ist an Stelle von -one auch die gr. bez. cal.
Endung -un getreten.
Das betonte u in oraler Stellung wie vor Nasal hat
inmier seinen Lautwert bewahrt, und das gleiche gilt von au.
Die unbetonten Vokale im Anlaut erleiden in der
älteren Zeit Aphärese, in den jüngeren EL sind sie erhalten,
jedoch o als u. Dabei ist a noch abgefallen nach dem Auf-
hören des Wandels von s >• §: balastri cal; sparag J.
Im Inlaut ist unbetontes a in der älteren Zeit zu e,
scut. e geworden, das noch schwinden kann, welcher Übergang
ebenfalls den von s ]> s überdauert hat: asterk cal; kesole,
ksole, konsekröj Ro; sakerdirin caL Unbetontes a im Aus-
laute ist allgemein zu s geschwächt worden, nach i auch zu
e und kann in beiden Fällen im scut verstunmien.
Inlautendes unbetontes e erscheint als 6, scut e in
— 99 —
onder Stellimg wie Tor Nasal, im cal. alb, zuweilen als i, das
dann auf entspreohende caL Formen mit i zurückgeht Vor
r ist es auch in a übergegangen. Unbetontes e im Auslaut
ist allgemein geschwunden, nur in einzelnen jüngeren El. hat
es sich als e oder s erhalten.
Unbetontes i im Inlaut ist oft in e, scub e überge-
gangen und auch ganz geschwunden, wenn es in völlig ton-
loser Silbe stand, im übrigen hat es seinen Lautwert bewahrt.
Unbetontes o im Inlaute wurde in den älteren EL zu
B, selbst noch nach dem Aufhören des Wandels von s >• ä:
fans cal; kusär; mustrak J; suldat cal; surbön; aber auch
seine Wandlungsfähigkeit war schon erloschen als noch inter-
▼okaUsches d in d überging: adorären cal; korkodß Bo;
koYarda; monede. In . äkolar oaL und skotar Bo. ist o durch
das Simplex §kol£, skol gestützt worden. In den jüngsten
£L ist o erhalten. Der Übergang Yon unbetontem o >- e hat
unabhängig yon der Au&ahmezeit in lai wie it EL statt-
gefunden. Die Endung -olo erscheint stets als -uL Aus-
lautendes o ist allgemein geschwunden, nur in modernen
Fremdwörtern ist es mit in das alb. übernommen worden.
Unbetontes u im Inlaut erscheint fast iouner als u;
im Auslaut ist es verstummt.
Konsonanten.
Die gutturalen Konsonanten k, g und die palatalen
M, g haben im allgemeinen ihren Lautwert bewahrt, nur im
8CQi sind M und g von der ersten Hälfte des 19. Jh. an in
ti and dz übergegangen.
Die labialen Verschlußlaute p, b sind als p, b erhalten,
anch in Verbindung mit anderen Konsonanten; nur mp ist in
^^9 S%* m übergegangen, und in einigen gr. und caL alb.
Wörtern p in b. b im Anlaut unbetonter Silben kann zu
mb, m werden und mb im geg. zu m. Der Übergang yon
b im Anlaut in v, der zumeist in Wörtern gr. Ursprungs sich
zeigen muß, ist auch in yals, yaltsöj, valis eingetreten und zwar
— 100 —
in neuerer Zeit, da vortoniges a bewahrt ist Intervokalisches
br ist in älterer Zeit in yr übergegangen, in der jüngeren als
br erhalten.
Dentale, t ist in jeder Stellung, auch in Verbindung
mit r, unverändert geblieben; die beiden Wörter katafak und
patake, die t mit k wechseln, gehören wegen Erhaltung des
vortonigen a der neueren Zeit an.
Anlautendes d ist bis auf die Ausnahmen im cal. ((Kfesc,
(fulären, difis, djaskal) als d bewahrt IntervokalLsch aber und
in der Verbindung rd setzt es in den älteren it EL die Laut-
entwicklung der zweiten lat Periode fort und geht in 6 über,
was noch stattgefunden hat, als unbetontes a, o ihren Laut-
wert nicht mehr veränderten: adurön to; adorären cal; kor-
kodfl; monede; tra^tür; kovarde, sardelf. In den jüngsten EL
ist in beiden Fallen d erhalten.
Die labialen Spiranten f und v haben foir gewöhnlich
hren Lautwert bewahrt
Der Übergang von s >> s ist der einzige, der innerhalb
der it Periode entstanden und auch geschwunden ist, sodaß
ihn nur die älteren it El. mitmachen konnten. Die in das
rum. aufgenommenen Elemente zeigen s. Zur Zeit der Aus-
wanderung der Albanesen nach Italien, dauerte der Wandel
von s >> s noch fort, da caL Dialektworte noch s >> s werden
lassen: cal. scupetta > skupete cal; caL frusculu > fruSkul' caL
Daß auch in Albanien zu Beginn des 16. Jh. der Wandel
noch lebendig war, zeigt s in stamp scut; Stambe, §temb£ gr.,
gleichviel ob diese Worte dem alb. durch das gr. oder das
ven. übermittelt worden sind. Da aber 1483 Sultan Bajesid IL
die Buchdruckerei in seinem Reiche bei Todesstrafe unter-
sagte, ist mit größerer Wahrscheinlichkeit die Kenntnis von
Druckwerken und Verfahren und damit auch des Wortes von
Venedig ausgegangen, das Ende des 15. Jh. etwa 250 Druckereien
besaß, sest neben sest J. macht es wahrscheinlich, daß der
Wandel zuerst im Inlaut vor Konsonanten unterblieben ist,
jedoch auch im Anlaut bald darauf erlosch.
s = it sei, sce hat seinen Lautwert bewahrt.
— 101 —
Was den Übergang von f>fi, f>li>j, f>^, 8>*,
s>f, ^>f, v>d, <J>v und von d > t angeht, so diene
zar Charakterisierung dieser Eigentümlichkeit folgende Äuße-
rung Dozon's (S. 339) über das alb. im allgemeinen: „En fait,
plus d'un mot chkipe semble, pour ainsi dire, n'avoir pas
atteint nn etat de fizite complet; en outre, certaines lettres,
principalement les consonnes fortes et faibles, se remplacent
entre elles, et certaines prefixes ou prostheses varient presque
a Imfini ou se suppriment."
Was nun die Zeit dieser Übergänge betrifft, so sind sie
za allen Zeiten eingetreten, wie denn auch die den ver-
schiedenen Spr. angehorigen El. von ihnen betroffen worden
sind; nur der Übergang von s > ^ muß natürlich vor dem
von s > s eingesetzt haben. Femer scheint der besonders
dem geg. und scui angehörende Übergang von d ^ v und
von d > t neueren Ursprungs zu sein, weil ö in beiden Fällen
meist erst auf intervokalisches d zurückgeht und bei Bla. noch
als 6 erscheint, während s imd f bei ihm schon durch ß- er-
setzt sind.
Anlautendes 1 ist bis in die neueste Zeit in I überge-
gangen; das mouillierte 1 = it. gli hat sich als I erhalten oder
ist dialektisch zu j geworden, ohne daß hierbei die Zeit der
Aufnahme von Einfluß gewesen wäre. 1 vor cons. ist in I
übergegangen, in modernen Fremdwörtern jedoch in t, von
denen übrigens nur drei in Betracht konmien: attar Krist;
vaitsöj J; sattf gr.
1 nach cons. ist stets zu I geworden. Auch 11 hat diesen
Wandel mitgemacht, ausgenommen die jüngeren EL, die in
der Endung -ello ein l zeigen.
Das intervokalische 1 in den Endungen -olo, -uolo und
-ale ist allgemein in l übergegangen, in der Stammsilbe jedoch
nur in den älteren Elementen und zwar etwa ebenso lang wie
der Wandel von s > § angehalten hat (cf. kuloSter scut.,
külostre gr; §kote, skole geg; gtol, stol Ro.). In den jüngeren
EL ist intervokalisches 1 in I übergegangen, doch ist I stets
eingetreten vor betontem e, i und in der Endung -ilo. Der
— 102 —
Wandel Ton } >- u ist nioht alb. sondern caL besw. gr. Laut-
gewohnheit.
Anlautendes r ist in den alteren Elementen zu f geworden,
doch bleibt es in Albanien noch Yor Abschluß des Wandels
von 8 >- ä als r erhalten: rest, reSpoj; nur im caL alb. ist die
alte Lautgewohnheit länger lebendig geblieben: rahärin, fas-
kärin, fudze. Intervokalisches r, auch vor i, hat sich stets
erhalten, und rr ist als f übernommen worden. In einzeken
Fällen ist r eingeschoben worden, in einigen auch ausge&Uen,
dies fast immer zum Zwecke der Dissimilation.
Die Nasalen m und n haben im An- und Inlaute stets
ihren Lautwert bewahrt, und das gleiche gilt von n = it gn.
k und t werden durch vorangehendes n zur Media erweicht;
in modernen Wörtern wie fantasi, karantene bleibt t jedoch
bewahrt Im scui wird t, d nach n diesem assimiliert, um-
gekehrt in der Verbindung m in den älteren EL n dem r,
sodaß sich f ergiebt; in den jüngeren £1. bleibt m erhalten.
ts und dz = ii z, zz sind in der älteren Periode zu s
und z geworden, wobei aber s ebenso wenig wie das aus lai
ti hervorgegangene in ä übergeht, also anzunehmen ist, daß
der Lautwert syts, ti erst erreicht wurde, als die primären
s bereits eine breitere Aussprache hatten. In den jüngeren
EL sind ts und dz bewahrt bis auf die wenigen besonders
gr. alb. Wörter, die t§ für ts zeigen.
t§ und dz =» it. c, g vor e, i haben allgemein ihren Laut-
wert bewahrt, wo aber ts und z für sie erscheinen, gehen diese
auf ven. bez. cal. Formen zurücL
Es erübrigt nun noch eine kurze Übersicht zu geben:
Von den in den it. El. auftretenden Lautwandlungen
waren in den indog. El. schon wirksam der Übergang von
betontem a vor Nasal zu e, von betontem e zu ie, von m>r
und von ti^ts^s; dazu kommt noch die Unterscheidung
von I und 1*) und von r und r.**)
*) cf. G. M. Alb. Stud. IH. §§ 123, 104, 42, 106 letzter Abschnitt
**) c£ desgl. § 99.
— 10» —
Ans der lat Periode wturde in die ii nbemommeii der
Übergang von betontem o vor gedecktem Nasal zu u, die
Aphärese der unbetonten Vokale, der Wandel ron unbetontem
a, e, i >>> e, yon o ]> u, sowie der Yon intervokaUschem d und
id zn d und r<J *)
Innerhalb der it. Periode hat der Übergang Yon s )> §
stattgefunden, wahrend die übrigen Lautwandlungen allmählich
erloschen. Im Scui sehen wir in neuerer Zeit den Übergang
Ton nt| nd >> n und den von k, g ^ tö, dz.
IT. Ergebnisse ans dem Wortschatze besonders in
koltnreller Hinsicht
Das behandelte Wortmaterial geht auf rund 1000 ii
Grundwörter zurück, Ton denen etwa 75 dem Yen« Dialekte
und 150 den suditalienischen Dialekten angehören. Was die
Verteilung auf die einzelnen alb. Dialekte betrifft, so steht
das scut. mit rund 465 Wörtern an erster Stelle, ihm folgen
das cal. und sie. alb. mit 360 und die alb. Dialekte in Oriechen-
land und auf den gr. Inseln mit etwa 115 Wörtern. Die
wenigsten it. £1. haben das geg. (mit Ausschluß des Scut.)
und das to aufgenommen: etwa 85 sind in das geg. und 75
in das to. eingedrungen.
Was nun die kulturellen Beziehungen zwischen Italien
und Albanien angeht, so ist schon am Schlüsse des geschicht-
Ucben Überblicks auf den Einfluß hingewiesen worden, der
von Seiten der katholischen Kirche im nördlichen Albanien
ausgeübt worden ist und noch wird, denn so oft auch die
politischen Herren Albaniens gewechselt haben, die Kirche
ist» wenigstens im Norden, immer die römisch-katholische
geblieben.
*) Der in den indog. EL wirksame Übergang von d > d ist bereits
erloBcben gewesen, als die ältesten lafc. EL in das alb. eindrangen, da
^ese interrokalisdies -d- auch im Anslaat schwinden lassen.
— 104 —
Nach Ausweis der lai Lehnwörter wie blatc, keät^rc, Sisf ,
kreäme, kungön, Iter, me§€, prift, §€nt und der christlichen
Eigennamen Mri, Gon hat das Christentum schon in sehr
früher Zeit in Albanien Eingang gefunden und sogleich feste
Wurzeln geschlagen. Schon im 4. Jh. wird ein Bischof von
Skutari mit Namen Bassus genannt (Degrand S. 269). Bei
der Trennung der griechischen von der römischen Earche hielt
der Norden des Landes zur römischen, der Süden zur griechischen;
Außerordentlich schwierig gestaltete sich die Lage beider
Kirchen durch die Eroberung Albaniens durch die Türken.
Es kann nicht verwundern, daß viele der schwer bedrängten
Bewohner sich entschlossen auszuwandern oder zum Islam
überzutreten. Treu zum Glauben ihrer Vorfahren haben nur
die Miriditen gehalten, die noch heute mit aller Strenge gegen
die vorgehen, die ihren Glauben verleugnen, oder nur ein
christliches Mädchen an einen Muselmann verheiraten (Degrand
S. 154). Bei ihnen allein besteht auch die Geistlichkeit aus-
schließlich aus Landeskindem, während in den übrigen Landes-
teilen schon frühzeitig it. Geistliche tätig waren, da das Land
selbst nicht den erforderlichen Bedarf decken kann. Durch
diese it. Geistlichen ist nun allmählich eine große Anzahl von
it Wörtern dem alb. vermittelt worden, die sich mehr oder
weniger auf die Kirche und das kirchliche Leben beziehen.
So bezeichnen die folgenden einen Stand oder eine geistliche
Würde: abät, alün, apostul, diakon, disepul, frat, kapelan,
kardinal, patriärk, komär, munakese, profet, vikär.
Der größte Teil der hierher gehörigen Wörter bezieht
sich jedoch auf den Kultus: altar, arfurön to., adröj geg; amit,
avent, artikul, brevial, fe, feste, funeräl, kalvär, kambane, kapele,
ofits, pastoral, protsesiön, potent oder paten, pre^k, predikoj,
ruzare, sakramenn, stol oder stol, vjatik.
Außerdem gehören noch hierher: tsel, purgatur, martir,
abatsi, dzentil, fef, kapitul, tsenakul, zel.
Die folgenden Wörter hat Kristofiridhis in seiner Bibel-
übersetzung dem it. entnommen: poetär, publikan, timoner und
trad^tuar. Besonderen Umfang nahm aber der Einfluß der it.
— 105 —
Spr. an, als das Wirken der Propaganda einsetzte. Eine be-
sondere Form der Mission, geht sie mit dieser auf Anregungen
Raymond Lulle's zurück, der zu Beginn des 13. Jh. lebte und
zuerst die Ausbildung der Missionare auch auf sprachlichem
Gebiete forderte.'^O Die Tätigkeit der Propaganda erstreckte
sich nicht auf die Heiden, sondern die christlichen Akatholiken
besonders die Protestanten. Es begann ihre Tätigkeit Anfang
des 17. Jh. mit der Neugestaltung der sogenannten National-
kollegien in Rom und anderen Städten, deren erstes, das
deutsche, schon 1552 gegründet worden war, und deren Haupt-
aufgabe darin bestand, Einheimische der betrefiPenden Nationen
aufzunehmen und zu gefügigen Werkzeugen der Mission unter
ihren Landsleuten auszubilden. So wurden schon in früher
Zeit auch alb. Kollegien in Rom, später in Loretto und Fermo
aod Mitte des 19. Jh. in Skutari gegründet Die Wirksamkeit
dieser Kollegien war jedoch nicht mit der Ausbildung der
Missionare beendet, sondern ihnen lag auch die Übersetzung
Ton religiösen Schriften und S^atechismen in die fremden Spr.
ob, und dieser Seite ihrer Tätigkeit verdanken wir die ältesten
sprachlichen Zeugnisse des alb. sowie das Wörterbuch von
Blanchus (1630).
Auch die Jesuiten dehnten ihre Tätigkeit auf Albanien
ans. Von ihnen sagt die Notizia Statistica von 1S43: „In
Scutari vi e una Missione de' P. P. Gesuiti, ove sono 3 Sacer-
doti ed un fratello. Questi P. P. hanno apperte delle scuole,
ed avranno ancora la direzione del Seminario Diocesano, che
or si tratta di stabilire." (Otto Mejer, Die Propaganda I 514.)
Ob allerdings die hier erwähnten Schulen gediehen sind, er-
scheint nach Degrand (S. 305) sehr zweifelhaft, der von Scutari
berichtet: „II ne possede encore ni höpitaux ni ecoles" und
von dem Lande der Miriditen (S. 168): „II n'existe aucune
ecole en Mirditie''. Es werden sich daher die Ausdrücke:
koledz, äkofe, skolar, studjöj, ledzöj, Iiber|, letre nur auf die
*) c£ Saint-Marc Qirardin : Origines de la queetion d'orient*' ; Revue
des Deox-MondeB 1864; und Otto Meyer: „Die Propaganda u. s. w." I.
S.89£
- 106 —
Priesterseminare beziehen. Volksschulen fehlen noch ganz,
und so wird es verständlich, wenn nach Degrand keiner von
den christlichen Abgeordneten Skutaris im Stande ist zu lesen,
was man ihm zum Unterzeichnen vorlegt (Degrand S. 304).
Über die Ausbreitung der ii Spr. sagt Dozon: „Les missio-
naires 6tranger8 enseignent Titalien aux Guegues septentrio-
naux, tout en se servant pour les besoins religieux de Tidiome
national qu'ils corrompent^ (Dozon S. 170). Der Einfluß der
it Spr. geht jedoch nicht nur von den Geistlichen italienischer
Nationalitat aus, sondern auch von den einheimischen Priestern,
da in den Priesterseminarien „indöpendamment de Talbanais
et du latin tous parlent et 6criyent ritalien" (Degrand S. 280).
Dazu kommt noch, daß auch die Frauen und Madchen vor-
nehmer Häuser italienisch verstehen und sprechen, eine Fertig-
keit, die sie sich in der Pension erwerben mögen, die sie bis
zum 12. Jahre besuchen.
Ist es nun noch gestattet, einen Blick auf den Erfolg za
werfen, den die römisch-katholische Kirche mit einer mehr
als 1500 jahrigen Arbeit in Albanien erzielt hat, so ist ohne
weiteres zuzugeben, daß das Volk weder moralisch noch kulturell
gefordert worden isi Die Hauptschuld an dem wirtschafte
liehen Damiederliegen trifft allerdings die türkische Begierong,
aber daneben stehen Blutrache, religiöser Fanatismus, Un-
wissenheit, Aberglaube mehr denn je in Blüte, der Glaube
ist zu bloßer Formsache herabgesunken, und das Weib gilt
wenig mehr als eine Ware.
Nächst der Kirche ist der Handel und die Schiffalirt der
Venezianer von Einfluß auf Albanien gewesen, und Kauf leute
und Matrosen haben den Wortschatz der alb. Spr. wesentlich
bereichert.
Abgesehen von den technischen Ausdrucken der ven.
Schiffersprache, die sich in dem Albanesisch der gr. Handels-
flotte und Marine eingebürgert haben (cf. kavil^, matsolc,
matsakon, merli, murello, navH, ortsc, rants£, sägule, saluppo,
sfilatse, spago, takko, vard£, vardamane, vidß), ging auch eine
Anzahl von Wörtern in das alb. des Mutterlandes über. Von
— 10t —
diesen waren als Bezeichnungen fSr Fahrzeuge zn nennen:
bark, batj^I, faate, gal6, vapör mit seinen Ableitungen. Dazu
kommen Schiffisteile imd Ausrfistungsstflcke: arbur, rem, remb£,
prope, timöUf Tel, weiter Nahrungsmittel, wie sie auf Schiffen
üblich sind, also besonders Hülsenfrüchte: bersköt, bersüt,
bize, ^irM(, fiiSüt, faT£, penlk oder panfk, ris-zi. Daneben
fehlen auch die Ausdrücke für Wind und Wetter nicht, wie
fbrtün; bon4ts; Sorök, ierök gr; Sirök scut; su&rine; schließ-
lich sei noch marinar erwähnt
Von den Wörtern, die durch den Handel Eingang fanden,
sind die am zahlreichsten, die sich auf den Geldverkehr be-
ziehen: bango, danär, daiär, dukät, frank, kambial, monede,
ntsp, skut, §kut, auch kustun, hozure und femer die Verben:
fiton, fitöj, gBnin, kustön, kemb^ pftgön, pagöj, spcndön.
Weiter sind zu nennen als Bezeichnungen für Maß und Wage:
meter und palantse, sowie für den Schützer und die Vermittler
des Handels: korsul, korsulat, sensä, drogoman. Von Waren
tragen ii Bezeichnungen: fanel, spets oder spetse und über,
denn die Eaafleute, die Waren der Levante nach Venedig
und anderen Häfen brachten, nahmen auch Bücher in ihre
Heimat zurück. Beim Binnenhandel spielen neben Wegen
und Beförderungsmitteln (rüge, viatS, kafotse) auch die Oast-
bauser eine Bolle: lokande, tavefes. Ausdrücke, die aber ebenso
gut durch Yen. Söldner eingeführt sein können.
Wahrend dermllitftriseheii Besetzung des Landes durch
Venedig sind folgende Waffenbezeichnungen in das alb. ein-
gedrungen: burble, bulber, kanön, lumbarde, pater^än, pinäl,
piStöt, petSlr, pantslr, sKüTet Bla; sület Ro; sül oder §üt, stits,
trunbe, trumbete, täelat oder t§alät. Von anderen militärischen
Ausdrücken ist noch zu erwähnen: bandjere, batare, duke,
dzanits^r, kapafe, keStjel, kepr^S oder kopreS, rmat, soldät,
spron. Für das von Bla. gegebene ali^er ^=» „Fahnenträger''
wird jetzt allgemein das tu. bairaktar gebraucht
Was nun schließlich noch das Sans und seinen Bau be-
trifft, so ist es merkwürdig, daß von den zahlreichen indog.
Wörtern der alb. Spr. nur zwei sich darauf beziehen: de(re =
— 108 —
„Türe^ und Mep = „Steine behauen*', sodaß man leicht meinen
könnte, daß die Albanesen ursprQnglich den Hausbau gar
nicht gekannt hätten. Dem widerspricht aber die Erwähnung
Yon Städten bei den alten lUjriem und die Erwägung, daß
diese, mit den Pelasgem nahe verwandt, in kultureller Be-
ziehung nicht so weit hinter jenen zurückgestanden haben,
daß sie nicht einmal feste Wohnungen hätten bauen können.
So ist auch die turmähnliche Gestalt des alb. Hauses, die an
das keltische erinnert, ein Zeichen fftr dessen hohes Alter.
Es ist also auf diesem Gebiete auf philologischem Wege ein
Ergebnis nicht zu erzielen, da die indog. Wörter bis auf die
oben genannten zwei allmählich durch lat. und ii sowie
slavische, gr. und tu. £1. ersetzt worden sind. Die meisten
Wörter sind romanisch, und zwar gehören die folgenden zu
den lat. EL: kcIKere = „Kalk" (*calcaria von calx); kcitser
scut; tra — trau, travi, träni = „Balken" (trabem); stepi =
„Haus" (hosfitium); kulms= „Dachfirst, Dach" (culmen); Kepfr,
kepre= „Dachsparren" (caper,capra); Ki§£= „Kirche" (ecclesia).
Lat. wie it. Herkunft können sein: mür ^= „Mauer"; muroj =
„mauern" Ro; porte=„Tor"; äkale = „Treppe, Stufe" (scala),
dessen Bedeutung „Hafen" erst durch die Venezianer nach
dem Orient gebracht worden ist. Zu den it. EL sind zu zählen:
t§el, täelez, trevet, balkue, fiieStre; tiegufe, tsiegule = „Dach-
ziegel"; tiegula pl. == „Dach" scut; palas, peläs, plas; tseler,
kolone, drase, rase = „Steinplatte zum Decken der Häuser";
taratse = „Dach" to.
Der Vollständigkeit halber seien auch die EL aus den
anderen Spr. genannt. So sind slavischen Ursprungs: prak
= „Schwelle"; strebe = „Dach"; sindre = „Dachschindel"
(se. sindra, deutsch „Schindel"). Auf das ngr. gehen zurück:
Kell = „Kämmerchen, Zelle"; pliö-ar „Ziegelstein"; patf, pat
= „Stockwerk"; parai^fr = „Fenster"; pirk = „Turm"; Kera-
mirfe = „Dachziegel" ; pustrum = „Dach". Aus dem tu.
stammen: pendzere = „Fenster"; Kilar = „Keller, Speise-
kammer"; tul£= „Backstein"; kerpits= „Lehmstein"; kanate
=a „Fenster" Doz.
— 109 —
Wenngleich sich nur eine beschränkte Anzahl von Wörtern
nach gewissen kultorellen Gesichtspunkten anordnen laßt,
80 ergiebt sich doch aus dem Yoranstehenden, wie groß in
kultureller Hinsicht der Einfluß Venedigs in Albanien gewesen
ist und, was die Earche betrifft, noch ist Die zahlreichen
Rainen Yon Ortschaften und Kirchen verraten uns einen Wohl-
stand in firüheren Zeiten, der nicht zum wenigsten auf den
belebenden Einfluß der Venezianer zu setzen ist, und der
wahrscheinlich auch weiter gediehen wäre, wenn nicht die
türkische Eroberung und die durch sie yeranlaßte Auswande-
rung die alte Entwicklung jäh unterbrochen und jede neue
Terhindert hätte.
V. Wörterverzeidmis.
In dem Wörterverzeichnis sind nur die aus dem it un-
mittelbar übernommenen Formen enthalten, Ableitungen nur
bei lautlichen Unterschieden. Wenn die Bedeutung des alb.
Wortes Yon der des it Etymons abweicht, ist sie angegeben
worden.
abballo + astro neap. — balastri
cal. Sani Tumult
abbate — abät geg. J.
abbazia — abati^ geg. J.
abbecedario — abetare geg. scut
abbentu sie. — beut sie Buhe,
abonisina caL — bonesine caL
Wahrheit
accuchiare — kuEarin caL Sant
aufhäufen,
addunarsi cal. — addunärem
caL bemerken,
adorare — adurön to ; adrdj geg ;
adröj, ayröj scut; aJorären caL
afa — afe cal. Hauch, Seele,
affiicare cal. — fiikärin cal.
Frasc. würgen,
agliata it, ven. agiada — lade
gr. Enoblauchbrei.
agosto — go§t Hahn. Monat
August
agresta, gresta ven. — gre§te
unreife Traube.
agrigno — akrinole cal. sauer-
süß.
agro ven. — agar.
aicula sie. — afku/£ sie. Adler.
ajero neap. — ajer caL Luft,
Wind.
alabastro — alabaster Ro.
alfiere — al^er Bla. Fahnen-
träger.
altana — altane gr. Rhd. Ter-
rasse, Söller.
altare — attar Krist to; autar
cal; otär Piana.
alunno — alün Bo. Zögling.
amare — amärin caL
ammitto — amit Bo. Linnen-
tuch beim Messelesen.
amo — am sie. caL
amure cal. — namur caL Sant
— 111 —
angheria — angari f. Ro.
anita sie. — anlt sie caL ane-
ihum segetom.
annnjamenta sie. — nnjament
sie lange Weile,
apolo neap. — apid cal. March.
weich, zart.
apostolo — apostat scni
appalto — apalto sie. Xyl.
iq»pedare nei^. — pedärin eal.
yerfolgen, jageiL
arbore — arbur scui Mast;
arvur cal. Baum,
aieere caL — artäere eal.
Schnepfe,
ardiivio — arKff-vi Ro.
armata — rmai-a Bo. Bla. =
Flotte,
aroma — arom-a Bo.
arredo — orcndi =» Gerat Erisi
Gen, 4, 22.
arrirare — arvön, rsvön cal.
arrosare — rontsfirin eal. Rada.
ftberschwemmen. ronts See,
Pfötze.
articioco Ten. — artitSök
geg.
articolo — artikul scut Gelenk,
Glaubensartikel.
ascenzione neap. — didzone cal.
Himmelfahrt Oiristi.
ascinttare — Sntärin cal. trock-
nen.
asilo — nasfl Rada. Zuflnchts-
statte.
asparago — sparag J.
aspide — aspi^di Ro. Schlan-
genart
asso -— as gr.
astracu cal. — asterk cal. Rada.
Üstnch.
mbi + atto — mbiatu cal. so-
gleich.
awento — aveni-di Ro.
ayrisare ii abisare cal. —
abisön cal. anzeigen^.
babbu cal. — bab cal. Dmnm-
kopf.
bagascia — bagaS gr. Lust-
knabe.
bagno — ban scni J.
balanza yen. — pidants€.
valanza neap. sia — yloitse cal.
balata — ba/at« sie Steinplatte.
balcone — balkue Bla. Fenster.
bale ven. — bot, bol scut. Ro;
mboTe geg. ^= Hode. bol gr.
EugeL
balena — balen Ro.
half, balive abruzz. — vaM cal.
Rada. öffentlicher Ausrufer,
valis caL Sant. öffentlich aus-
rufen.
ballo — vale Tanz.
balzare — yaltsöj J. tanzen;
perbaltse scut. Kampf.
banco — bango Wechselbank,
Eirchenpult; bang-u; bange
Bank, Schulbank.
banda — bände to; bände gr.
I Seite, Reihe.
— 112 —
bandido ven. — bandi^-di to;
bandfl geg. Taugenichts,
bannito südit. — bannft caL
Sant. Straßenräuber.
bandiera — bandjere.
bannera neap. — baanert pl.
Bada. Maisbüschel,
barba — barbf gr. Oheim,
barbaria — barbari.
barbaro -j- ese — barbares-zi.
barca — bark scut; barke gr.
Porös.
ßoQxa ngr. — varke to.
bard-(ascia) ella — mardele cal.
Mädchen, Geliebte,
barra — bare Pfahlramme,
sbarrare — zbarisin cal. Bada.
die Dämme wegnehmen,
barrare — mbufön verteidigen,
schützen.
*barrella — variele gr. Rhd.
kleines Faß.
base — bas-zi gr. Bodensatz,
Materie,
bastare — mbastöj geg; mastöj
scut. J.
bastardo — bastar^, baStarrfoj
Bla; b6§tar^-rfi. bastart;
basto, mbaäto.
battello — batjel Bla. Na-
chen.
batteria — batare Hahn. Bat-
terie, Gewehrsalve,
battista — Jane tista cal. Frasc.
Johannes d. Täufer,
baule — baül, baut Ro.
becazza ven. — bekatse gr.
Schnepfe,
beffardo — be£ardis gr. Rhd.
verspotten.
befficare — bofikär gr. Rhd.
verspotten,
bigliardo — bilard Ro.
bime — bime gr. junge Sau.
binario — binär gr. Zwilling,
binato — binäk, binäk Ro;
binoke scut. Zwilling,
biotto — biota pl. gr. (Schiffer-
ausdruck).
biscotto — bersköt geg. Sdüflfe-
zwieback.
biso ven. — hizs Borgo Erizzo.
Erbse,
bisogna — hszons cal. Frasc.
boare — boäf Rada. Gebrüll,
boccale — bokale gr. N. große
Flasche,
boccia — botäf sie. runder
Körper, Ball,
boccio — botä geg. Rohrchen,
Kastanienschale,
bolla — bule Krist. Siegel
bollare — bulatis J. stempeln,
siegeln,
bomba — bume J.
bonazza ven. — bonatse, bunaise
Windstille, bonäts J. = bo-
naccia; bunäts J. aqua stag-
nante.
bora ven. — bore Schnee,
borbogliare — burbuKt die
Fasten brechen machen.
— 113 —
boreloy bnrdo Yen. — murello
gr. Bhd. hSkemer KeiL
bona + ame — bargam cal.
YenaeaBenheit
borsa — hatse gr.
bosso + ie — bo6t Spindel,
Aehae.
botta — böte geg. Stot, Schlag,
botte — böte irdener Wassor-
krag,
botidglia — botile.
brayo + ni — bravoni braTo!
bozzaTeiL — botee scaLFlaaehe ;
bos acut. Salz&ß; botni-üni
J. gr. Flasche,
breyiale — breviit Ro.
briga — brigö] J. achdien,
zanken,
brocca — proke Gabel; gr.Rhd.
B> Kreuzweg, broke gr. N.
kL Nagel, SehuhnageL
brontolare — vnmdulfa cal.
pfeifen (▼. d. Soigel).
bronzo — bnmtae Bla. Erz.
broaa Ten. — brazün Ijap. Reif.
broBCO — iNrnak gr. herb,
bnffiure — borfiiit gr. Rhd. auf-
gednnaen. mufi&a aufweichen,
buffetto — bnfet Bada. Schach-
brett
bnnnari cal. — bunären cal.
überachwasunen.
burgo — burk-gu Keller, Ge-
busso yen. — buä J. Mitk; bus
Ro. Boxbaum.
Weigand, 10. JAhreBberieht.
buttagca, buttaiga — putarg
acut, getrockneter Fiach-
roggen.
cacea — kake.
caenazzo Yen. — kainita, kai-
nitae Ro. Riegel
calamita — kalunit Ro. Magnet^
Blitzableiter,
calandra — kal^ndrf caL Bada.
Art Lerche,
calare — kalärin caL herab-
calendario — kalandir, kalen-
där Ro; kalennar acut.
calTario — kaly&r Ro.
cambiaLe — kambial Ro.
cambiare — kemben.
Camera — ks^ar cal; kamerc
gr; kamer Bla.
cameriere — kamarjer cal;
kamerier Bla.
campana — kamban£ to; kam-
pan cal; kampare S. März,
campanello — kamaaiel caL
Rada.
campanile — kampanar, kama-
nar Rada.
campo aanto — ki^äant Bo.
Erizzo.
canale — kanäl BrunnenrShre,
Quelle,
canario — kanar Ro.
caneyeta yen. •— kanay^ acut.
Schublade, Kaaaette.
cannacca neap. sie. — cal. £an-
8
— 114 —
nacca ]> aDak cal. Hals-
kette,
cannella — kanele gr. ZimmL
cannello — keneiBrunnenhahn;
kangele scut; kan6) geg;
kanel J. Spund,
canneto — kanet Ro. Röhricht
cannone — kanön.
'''canterina — kanderie Ro.
Heuschrecke,
canto — kant-di geg. to; kfint-
di to.
canutus — kerute Hahn. kahL
caparra — kapaf e, kapaf Hand-
geld,
capestro — kfipreä, kopr6ä geg.
xaxlöTQi ngr. — kapistre geg.
cal.
capitaniu sie. — kaptene sie.
Piana.
capitano — kapitän, kapidän,
kapedän.
capitare — kapctön; kaptoj
Bogd. über etwas springen,
capitello — kappte) Bock des
Packsattels,
capitinula cal. — kaptfndule
cal. = Wirtel.
capitolo — kapitul Ro.
capo — kabo gr. Rhd. ein
Würfelspiel, kaptine geg.
Tierkopf,
cappella — kapel Ro; kapelan.
cappello — kapel Ro.
cappone — kapön, Hahn auch
kapua.
cappuccino — kaputSin Ro.
capuzzo Yen. — kopüts, kapüts
Pulj.
caragollo — karavöt gr. Rhd.
gr. Schnecke, karaköts Bo.
Erizzo. Schnecke,
carattere — karater Ro; kara-
teritsöj Ro.
cardacia neap. — karda£( caL
Herzeleid,
cardellino — ngardulike cal.
Stieglitz,
cardicello — rsjel gr. caL r§üi
J. eine DisteL
cardinale — kardinä Ro.
carestia — karasti caL
cameyale — kaTivar cal; kar-
noyäl Ro.
carriare caL — kafare cal. Frasc.
Weg.
carrozza — kafots«; kafotser
tsam.
carta — karte.
carte<J(Ja sie — kartele gr.Khd.
Handkorb,
casa + ola — kasole, katsole,
kesolf, ksole; ksol-a J. =
Hütte, Hundestall,
casino — kazino t§am.
cascia cal. — kaS caL partie du
metier ä tisser.
cassare — kasoj Bla. aus-
loschen,
cassella — kasete Doz. Kasten,
Sarg,
cassone — kasön gr.
— 115
castello — kastjel cal. Bada;
kesijel, kstiel scut
castigare — kastigöj scut.
castrare — krasios Leake.
Bäume beschneiden,
catalano — katala Bo. = Heide.
J. = Biese, Ungeheuer,
catarata ven. — katafak, kata-
rat Bo. Schleuse,
katriga kroai — katrige Bo.
Erizzo.
cariega a. ven. — kafig, karig
scut StuhL
eattiya caL — kative cal. Witwe,
cattolico — katollk scut.
caucerogna neap. — kautäirona
pL caL macerie.
cavaUeria — kayaleri cal.Treppe.
caviglia — kavile gr. Bhd.
eiserner Pflock,
carus lat — gavits Weinfaß,
cazzo — kat§ul gr. Bhd. Ge-
schlechtsglied beiSäuglingen,
celata — täelat, t§alat Bo.Helm.
cella — tsel scut; tSelze J.
Bienenzelle.
ceUiere — tSeler Bo. Müch-
kammer.
cenacolo — täenakul Bo.
cenno — tsenöj J. verspotten,
zinnoneap; caLzinnare — tsen
caL Zeichen, Gebrechen;
tsniöra Bada. = Beschimpf-
ung,
ceremonia — tseremonie Bo.
cerfogio ven. — tSerfos Bo.
cerro — tSef Bo. Zerreiche,
certo — tSerte J. Sorte, Art
cesta — täest Bo. arpa.
Chiana caL — kän cal. HobeL
chiantare cal. — kanton caL
Cam. pflanzen,
chiatru caL — Kater cal. Eis-
platte,
chiazza cal. — katse caL Platz,
chica sie. — kike sie. eleganter
Wurf d. Kleides,
chicare cal. — kikärin caL falten,
chilo — kil, gr. kiu Milchsaft
China cal. — kin caL Bada.
Strom, Menge.
China — kine Chinarinde,
chiudere — kudöj Bla. obsti-
nare, offirmare.
cialda + eU& — tSaudele pL
caL gerostete Brotschnitten,
ciancia — täant§a pl. Possen.
t§antgatuerBla.Bo.Schwätzer.
ciaula südit — tsäule cal. Krähe,
cica — t§ik6 Funke, Bischen,
cicerchia — t§it§erk-i m. Bo.
siserchia ven. — ^irke geg.
cicogna — kanuäe Bo. Storch,
cicoria — äkorie Bo; kore-ia
J; körez£ gr; kofe.
cecojera neap. — tsikojer caL
ciera — tsere caL Miene,
cinghia, ven. cengia — t§eng-a
J. Gurt,
ciocco — tsok FußfesseL
cionco — tsunk-gu Stamm,
Stumpf; tsung6I-i J. Pfosten.
8*
— 116 —
ven. zonfo, zompo — Pfosten;
tsunk^ J.Weidengerte, Binse.
ciottola — Üatut Rada. Schä-
del; tgütutze Rada. Zither.
cippu sie. — t§ip Rada. Stamm,
Stampf.
cista sie. — triste eal. Rada.
Korb.
cinnoa eal. — tSunk cal. Frasc.
schwach.
ciuotu + mgcD — tsotiasur cal.
Sant. erstaunt
civetta — dzatt£ cal. Sant.
Schmeichelei.
coccio, coccia — kots, kotse
cal. Schädel^ Gipfel.
coccodrillo — kokodrflf Ro;
korkodH.
coccola ■— kökerfi geg; koker
J. Kern, Beere.
coccola d'occhio — kok^rdöM,
kakerdök to. geg. gr. cal.
Augapfel kokerlök J. Ei-
dotter.
cocomero — kokömare Tirana.
codardo — kovarde Barbar?
Xyl.
coflfa caL sie. — kofe sie; kufe
cal. Korb.
colazione — koTatsiön scut.
colera — koler scut
coUare — kular Musakja J.
gebogenes Holz zum An-
schirren der Ochsen.
collegio — koledz scut.
colocasia — kfikaze.
oolona, colonnata Ten. — ko-
Ion£; koTonate.
colore, caL coluri — kolör gr;
kulür caL
colostro — kfiloötre, kloötre gr;
kloistre gr. Rhd. kolostre,
ko^oäter, kulo§ter scut.
coltello — kultiel Ro.
cometa — kom6t Ro.
compare — komär, kumar scut;
kumbare to.
conf essionale — konf esionat Bo.
confetto — kufet tSam.
confine — kufi-ni geg; knfin
Ro. Ghrenze, Grenzstein,
conizza — kunfts Ro. Flöh-
kraut,
conoscere — konnoötis acut
Jam. bekannt werden, ko-
no§ti Doz. Kunde,
consacrare — konsakröj, kon-
sekröj Ro.
consiglio — kunsile caL Garn.
Rat.
console — kösufc; korzul, kor^
dzul; kordzulat acut
contentare — kunenöj, konen6j
scut. Prop.
contento — kutient caL Rada;
kun^n, konen J. kond^nd Bla.
copia — kopie Ro. Exemplar,
bes. y. Büchern,
corda — korö- Darm,
cordella — kordele gekrümmt;
kodele pL gr. Rhd. Win-
dungen.
— 117 —
eordovano — korifaYan.
ooinamusa — karamundM gr.
Sackpfeife, kaf amuntBe caL
SchalmeL
Corona — korone Kranz, Braut-
kränz,
eorpo — korp geg. J.
corporale — korporai Ro.
eorpn (it colpo) äc. — kor-
paii£ adcPitrthefldgerSohlag.
corsare — kusar scot Bla. to;
kurs&r So. gr.
Corte — körte Bo.
ciirti, cnrtili caL — kürige caL
FrasG. Judicium; kurtfl caL
Bada. atrio.
cosaco — koeak Bo.
coeeia — koä-a J. = Schenkel,
Keule,
cosdale — kuial caL Sant
Bada. Tasche,
coetare — koatön to. geg;
kuat^ Ro; kostfs gr.
ootieone — kotikün Bada.
ostinato.
cotta — kot Bo. Oberkleid,
eottimo — kote caL Abgabe;
knöt Bo. Akkordarbeii
creatura — kreattr Bo.
oredo — kred cal. Sant Augen-
bUck.
orcaimare — krezmöj J. krez-
möj Ro.
crespino, Michaelis: — gres-
pignolo — giespfai Bo. Gänse-
ditteL
cristallo ^- kristat.
crocco — krok cal. Haken,
crucetta sie — kurtäetc sie
Cam. Halskette,
cullare — kolärin caL Bada.
schwanken,
cunsulazioni sie — kunsu/at-
siön sie Piana Pap.
curriYU sie. — kurff sie Piana.
Pap. Zorn, OrolL^
cusina Ten. — kusi geg. scut;
kusi to. caL U&ngekesseL
dama — dame Ro. dam J.
DamenspieL
danaro, denaro — danar, denär,
dnar, dinar.
dannare — dcnön; denöj Bo.
dnoj J.
data — dat Ro.
datura — datule N. gr. Stech-
apfeL
degnare — denöj scui
de-fissare — difis caL sie auf-
merksam betrachten,
debolo — deblöj Ro. schwach
werden; deblün Schwäche,
degno — den scut; dei geg. J;
dene Bla.
dignu cal. — dinu caL .
diacono — diakon Ro.
diascolo — dja§kal caL Sant
Teufel!
difesa — difez6 cal. Sant.
diluyio — ddtU^-di Rada. Bla,
diI6vRo. Überschwemmung.
— 118 —
discepolo, sie. disciptilu >> diSe-
put geg. acut. diSipu} sie
Jünger,
dischiare — disKaröj Bla. er-
kläreD.
disfare — sfarin caL Sani auf-
lösen,
disperare — diSpröj, deSpröj
Ro. dispröj J. deSperehem to.
dispetto — dispetisem sie. zornig
werden,
divinare — diyenöj geg; divnöj,
ndiynöj Ro. wahrsagen,
divozione — divotsiön scui
dolare — dolären caL glätten,
polieren,
donnaccia — dandtä Tirana.
Geliebter,
dopu caL — dopu cal. nachher,
dotta? — date plötzlicher
Schrecken,
dottore — dotör, dotoreä Ro.
dozzina — duzine gr.
dragomanno — drogoman.
dragone — drague-goni J;
drangaa-oi.
duca — duke cal; duk J.
ducato — dukat geg. cal. Bla.
duplicare — dulpekön, dulbu-
kös gr.
effigie — fidze sie. Antlitz,
embolo — embul gr. ein Schiffs-
seil,
epistola — epistul Ro.
erede, rede — rede cal Prasc.
eremita — jerenu scut
eremo — erem cal; jeremitek J.
emia — rendzön einen Brach
machen,
esilio — nazfl caL Rada; asfl
caL Rada. Verbannung (die
Wörter gehen besser auf
asilo zurück).
fabrica — fabrfk-a Ro.
faccia — fet§k£.
fac[iol] + ello ven. — fatSd J.
eine Art Tuch.
fadiga ven. — fedige; vdig-a J.
fango — fang-u J. unfrucht-
barer Ort; fang Bla. Ebene.
falda — feudi cal. Schürze.
fallare — falls J. närrisch
werden.
fanela Yen. — fan^I scui
farre — far Ro. Roggen.
fasän Yen. — fasandue-oiBlaito.
fascia — ts&e geg. Ro. caL
Binde, WindeL fo^ geg;
foäne to. J. Wickelkind.
fasciare — fa£, fafiit J. beruhigen.
fasolo Yen. — faäül-oli J. Bohne.
faYa — faY€ to. gr. Bohne,
BohnenbreL
fazzoletto — fatsoKtRo. Tisch-
tuch, Handtuch, farsulate
Durazzo. Hals-, Kopf-»
Schnupftuch.
fe Yen. — fe geg. scui
fella ii dial., ii fetta — &ele;
feie J; fei Ro.Stücken^Scheibe.
— 119 —
feria — ferie Ro. Feier-, Festtag,
festa, festare — feste geg. Prop;
fest-a, festöj Bo.
fidanza — fid^ts cal. Rada;
WafFenstdllstancL
fidili cal. — fidfl caL Bada. treu,
fieyole — ^^'ivul Schiro.
fiozzo ven., ii figlioccio —
filöts ixL -ots6 t gr. Rhd.
fignra — figare; Bo. auch
fdgür; J: fngore Bild
filare — filare caL Bada Beihe;
fitöj scni an&ngen.
filtrar ven. — filtar scui
FlaschcheD.
finestra — fiaeätrfi Bla; finestre
caL
fingere — ^iae S. März, sich
stellen,
firmano — fermän scut; firman
Bo.
fischiare + olo — fiSkartil Bada.
Flöte,
fiscina + ar sie — fiänar Kay.
Fischgabel, Harpune,
fisico — fizüEl cal. ingegno.
fissare — fisln caL Bada an-
flemma — Harne Schnupfen,
&Ilende Sucht
flüsso — perfidä austreten (v.
Flossen),
foghame — flam sie Pitre
erbaggL
fogUetta — flete; flet J. Blatt,
Papierblatt, FlügeL
foglio — fol caL Bada. Blatt
forfore — fiirfuldj abschuppen
(Fische).
+ fonna — förmels^Schuppe.
forise cal. — furis caL Spezz.
Alb. Diener,
forma — forme,
fomire — femön, fiimön caL
beendigen,
forte — forte; fort scut
fortuna — fortün-aBo. Bogd.
Sturm,
fartuna caL — fiirtune Sturm,
Glück caL
forza, forzato — fortse; fortsat,
J. fortsade Kraft, Gewalt
fossa — fosse Bla.
franco — frank-u Bo.
Franza ven. Frants J.
&appa — ^rape gr. Franse,
frasca — freöke gr. Eichel d.
männlichen Gliedes,
fräse — firaz; frazar Bo.
frassino — fräsen geg. to. scut
frastaglia + loa — freätelide
gr. dünne Scheibe, Schnitte,
frate — frat geg. scut pL
&etna, freten (J.)
fresco — fresk J; freSk, freS-
köj Bo; firesköj cal.
frittata— fritat Bo. Eierkuchen,
frusciu sie. — fru§ul caL Bada.
Geräusch, Getöse,
frusculu caL — fruäkul caL
Tier, Baubtier.
frusta — fruste caL Angriff
— 120
frntto — frut cal.
fag» — fogöj ooL laufen,
fdnerale — fiineral Bo.
laria *— foii, auch J. Heftig-
keit, üngeeUun, Wut
fiista — fustf Art Schi£
gabbare — g&böj betroges;
gabe Lüge; gabün Betrug,
gabbillotu ric — gabilöt sie;
gabelöt caL Zolleinnehmer.
gabela yen. — gabäf scai
Zq^euner, Bereiter, Kürsch-
ner,
gaggia «^ gadz6 caL Käfig,
gaggio — gadze caL Bada.
Bache,
gaiso neapL — gaii^ caL Bada.
palco, loggia.
galea — gal6 (goK) Oalere.
gajofife friaul; Ten. gagiofa —
galofe Garn. Tasche,
gallone — gajnniBnr caL Sant
mit Borten besetzt
gamba Ten. — gern, gern £ u.
m. scai Zweig,
garrafit caL — garafe, garaf
caL Olasflasoha
gaixone — gradzün cal; gard-
zün sie Diener.
gaKzetta — gadz^a Bo.
gelsomino — täelsomln Bo;
Sesemin J.
generale — dzenerä Bo.
gentile — dzentfl geg. BaHeide.
gesuita — dzezult J; dzesuit Bo.
ghennire — germfi J. ab-
fleischen; genu6k^ gennöj
reizen, graben, aoshöUen.
glandola lai — gandcre geg;
ganner, dzanner J; ^cndere
to. grindale gr.
giannizzero ^^ dzanitäer geg.
gigaate — dzigante Bla.
gibbo + grambsgr.>>d2iunbö
gr. bucklig.
gigliu flic >=» ii giglio — diij€
sie. Lilie.
ginestra — dänest Ba
gioja — d2oj caL schön.
giudeo — dzudi, ditdi seai
juoco caL, fem. gioca — ndiok«
Vena in CaL ein Tan^
godere — gader gr. genießen,
sich freuen.
gola ~ gole, gojs ta Mund;
gole J. Gewölbe.
gonfiare — guföj J; nguföj
scut ngeföj Bo. keimen,
sprossen.
gonzo — zgendze gr. Bhd.
Wildling, ungeputzter Baom.
gorga — gorge Höhle, Baum-
höhlung.
gotto -- got geg. scut Becher.
govemare — guTemöj B1&
gradella — gredele ; gradel scut;
gredel Bo; Bost, Feuerrost
graduale -- gradual Bo.
granu sie., caL ranu •— grane
sie; ran caL kL Münza
granzo veiL, vegL gruns —
121 —
gerO* gr. K Krebs; girMje
U gr: gird'eJe f. Taschen-
krebs.
gn^pa — grep Haken, Angel*
haken, Anker; krab seat;
k£Tabs geg. Haken, Hirten*
Stab; gsxab eaL Hirtenstab.
giBsda — gra§ Bo.
gieoo — greL
grego van. — gre/ gr. Bhd.
Nordortwind.
grembo — grsmb Lckür£si Ped.
Hüfteu
gieppo — krepi Skrep Abhang;
zgrip geg. lomte, Band.
giigna cal — grine caL Zorn.
grinta Yen. — grindem sich
streiten.
grinza — grintse Bo. Falte,
BnnxeL
gxis-[oIa] eta — gsrSet Flechte,
Flechtwerk, Zopf; krsi6t gr.
Bhd; kerSete Bla. Haare;
keMt, kdet, iet cal. sie; Haar-
flechte; gerSeiöi flechten.
gratta sie — grat caL Frasc.
HShla
goadagnare — ga^n^n caL ge-
wuinen, erobern.
gaagnnne caL — gantin cal.
Knabe, Jnn|^g.
gaorfd caL — gof er caL Boda.
Abgnmd.
gossa Ten. — gssuts Abfall
beim Sieben,
goscio — gioi-a J. Schale
Yon Nüssen n. s. w.). gzit J.
Yon den Schalen befreien.
imbroglio — mbrola pL cal.
Fräse. Geratschaften.
immenso — amenfiöj, Bogd.
ameSoj ewig machen.
incagliare — ngalem yerhindert
sein; ngel festhaken; bei J.
sich aufhalten, stecken blei-
ben; ngelis J. eindrucken,
drflcken; ngalös cal hinein-
geraten.
incaricare — ngarkön, ngalkön
to; ngarköj J.
ncarricare caL — ngrakön cal;
nglak6n sie.
indeoente — diSents Bada Yer-
brecherisch.
indivinare — ndiniöj Bo«
infemo — fef geg. J.
ingannare — gcnento; ngenej
Prep; ngnüe J.
inganno — gann J. Fehler,
Mangel, Versehen.
ingattiar oberit — ngatcfön,
ngatrön, gatcfön; ngatr^
scni verwirren Bo : yerandem.
intaccare — ndaka Bada Bitae,
Spalte.
interesse — nderes cal. Frasc.
Zinsen.
intermedario — indermj^ts Bo.
Vermittler.
intonare — ndonats caL Böhm,
Bn£
— 122 —
ironia — ironf Ro.
ischio — iSIte cal. Wald, Ufer-
gebüsch.
isola — izu) caL Rada.
italiano — itaiän Ro; talan Bla.
jacolo — jakat, jatut caL Rada.
PfeiL
jetto + olo neap. — jetide caL
Band,
judice caL — judetS caL Frasc.
Richter.
lacca — leke gr. caL Bein. to.
pL Enieflechse.
lacca — lake caL Sant; gr. N.
Rhd Tal, tiefer Ghrund.
lanza neap. — lents-dza cal.
March.
lasca — laäk Ro. Barbe,
lasciare — Mön, letSön to;
liäöj geg; K6j J; laSön gr.
freilassen, verlassen, befreien ;
laSonem gr. gehen,
lastima sie — lastimfs cal.
Frasc. quälen,
lattara caL — latare caL Rada.
Amme,
lattovaro — varvarotta Rada.
Latwergen,
lattuga — latuge Kav. N.
lega — lege cal. Rada. Menge,
Volt
legato — legat Ro.
legge — ledze caL Frasc.
lenire — lenoj geg. erleichtem.
lenzaolo — lantsö) Rada; leni-
suel Bla.
leone — leön Ejisi
lettera — letre; J: leter-tra;
Brief, Papier, Earta
lettiga — Iit(k caL Rada. Sänfte,
levante — leyant-di gr. Ost-
wind,
lezer yen. — ledzöj Prop. lesen,
liberare — levrön cal; libröj
J; leyrfn wegkehren gr.
liberta — laverdä J.
libro — libr, über scut Buch,
licomo — likomo gr. Rhd. N.
Einhorn, Weihkreuz.
licenza, yen. lisenza ]> lisentse,
leäentse, litSentse gr.
ligadura yen. — li/adure gr.
Rhd. Art Seü.
limaccio — Ima§k scui J.
limbo — limb unterirdisches
Gefängnis,
limo — lim Ro. Schlamm,
limone — limön Ro; Imue —
Imoni J; leimonß gr.
limosina — limöSene, lemoSne,
Imo§£ geg. Totenmahl; Tem6$
J. Almosen,
limba cal. — temp-bi cal;
yemp-bi sie Napf,
lemmu sie. — lim« geg. Teller;
limba gr. Becken,
lindo — linde caL Rada. auf-
richtig.
+ leggiere — lindiere gr. Rhd.
hübsch, nett
— 123 —
lisca — lisk Bo. Eornspitze,
Orannen.
litanie, letanie — letnl Bo.
litrani caL — liiarar caL Sani
Vielfraß,
locanda — lokande acut,
locco — lok caL March. Domm-
kopf ; loke MitL närrisch,
ludria oberit, ven. lodra —
ludre, lader Bo. Fisch-
otter,
lontra + zb — lunerz-a J.
logna caL — lanuzi caL Frasc.
Schmatz,
lombarda for bombarda >>
lambar^-da Bla. Bo. Bombe,
lotto — lote, loto Mitk. Loos.
lonario ^= lanar Bo. Kalender,
lupolo — lavCT gr. N. Bhd.
Hopfen,
lastrare — lastrine Doz. yon
Lack, glänzend.
ma — ma geg. caL
macaron ven. — makarön,
makerön Bo.
maccheroni — makamnde gr.
Rhd. tu aaf Spezzia.
macchina — makinf FraSer.
madia — mage Molde, Trog;
madze J.
madi^, madiö — maide cal.
maidenä sie. aaf mein Wort!
maestria — maätrön, mai§tr6n
betrügen,
maistro a. ven. maitröj J.
malt^rio — malaore cal. Stier.
Eale.
malan yen. — molan, Bo. aach
malan Sehnsacht, Herzeleid,
mulä-äni J.
male — malafräk cal. Sani
birboncello.
mancare — mcngön; scai:
mangöj , mengöj ; mangari
efa gr. Bhd. =3 der Wind
hat sich gelegi
mancato — mangät, mangüt
geg. scai mangelhaft, weni-
ger.
manco — m£nk-gu geg. mangel-
haft, menga cal. nicht ein-
mal; mengu cal. Frasc.
mancina — mandzinc caL Frasc.
links.
mandorla — mändorle Mitk.
mandola ven. — m^ndale Bla.
anmiennola neap. — mendal,
miendal caL March.
mandra — mendre caL Schaf-
stalL
manica — mang-a J. ÄrmeL
maniera — m£ndar£; scui mnür
Art, Weise; mendira caL Bild.
mantile — mandile; skemandil
cal; skamandU sie J. Hals-,
Eopf-| Schnapftach; yandile
cal. Fahne (aber y cf. yen-
netta u. mennetta neap.).
mariner yen., ii marinaro >>
mariner Bo; marinär Bla
scai
— 124 —
naritozia — maritots Ba ein
FestgebäcL
Bsriaolo — marjöl Sckehn,
BChehznsch.
marazza caL neap. — marotse
caL Schnecke,
massare — masaröy Bla. anf-
häafen.
mabarare — makaröj geg. be-
stelleii, ausfahren,
mauro, maduro Ten. — bnnne
geg. reif?
maszoca + one Ten. — matia-
kön gr. Hammer.
BMBzola Yen. — mafasole gr.
hölzerner Hammer,
mbero (= yerso) caL — mber
caL Rada anstatt, namens.
mbrejaco neap., ii briaco —
mbriak caL Trankenbold,
medaglia — medajeBo;medai-
menta — mindere; m^nn£r£
geg; menner J.m^ndreze cal;
mente Piana; Minze. (Über
die Stammerweiterang c£
e. M. Alb. Stud. I 55.)
menza caL — menze cal. Frasc.
MaS.
mercato — markat otr.
meritare — meritön to; meritö
Bcai
merbn Ten. — merli gr. Faden.
mßsal bnlg. — mesals; J: msatj
Tischtnchy Handtuch.
messale — messä, me§41 Bo.
mestiere — btStjer caL Fdd^
Feldarbeit
metraglia — metraje Bo. Kar-
tätsche.
metro — metr, meter-tri scat.
micciu cal. — mitS caL Frasc
Dodit.
mücnrdo — milordezc Bada.
hoehmfitige Frau,
mäza — m€lt§v muItSi Leber;
gr. muISi.
minga yen. — - mingo gr. Bhd.
tiam. Bezeichnung flb: kleine
Kinder,
miscuglio — milkile gr. G^
misch,
mitra — miter-tra acut.
mo — mo Bo. eben, jetzt
molesto — monest Bada. Last^
Beschwerde,
monac» + eis — munaktt Bo;
mungeS scoi
moneda Ten. — moned«.
morello — nrarjel« gr. Pferde-
fliege; mrel J. Fliege,
moria — mori Pest; bei J.
Sterblichkeit, Menge,
mortale — mortär geg. scat;
murtar, nrartal Bo.
mortferTen. — murtfr gr. Mörser,
mortorio — mortör scat Lei-
chenbegangnisL
mosaico — musaik Bo.
moscajo — mufikai-ja J. Stech-
mücke; muskaje Bo.
mostacchio — mnstak scui ta
— 125 —
mostarda — mnrtrak-a J. eine
Pflanze,
moflbra — mostre, Ro.: master
Beispiel, Muster,
mozzo + dlo — botsiet Bad-
nabe; buts^I scut
mnedio — ImnS sent. Jarn.
Haufen; Imutö J. durdiein-
axider.
molinaro — mulinär Bo.
molinajo — minolaj Müller,
murare — muröj Ro.
mnratore — muratar; Bla. ma-
ratore.
murra eaL — muf cal. Herde
(Schweine, Stuten),
mnsco — musk, mosk. Moschus.
mnsica — müsikE; muzft scat;
muzfk J. muziköj Bo; musike
tiam.
mossolo — mosul; mnsal scut
moKEicuiie cal. — mitsiküncal.
Biß.
natara — natür scut; natura,
nanliüra Bla. Prop.
naviglio — navfl scut Fahr-
zeug.
nchinari sie, it. inclinare ]>
nkinärm sie Piana. schwach.
nkiuTari sie, it inchiodare >*
nkuAren Rada. Torfolgen.
nescio — no§ gr. Bhd. Dumm-
kopf.
nicaru sie = klein — nokre
sie. klein.
nieo a«ap., it neo. — mt^^ caL
fleckchen, MutberoiAL
ninnolare — ninule gr. caL
Wiege.
nnozente neap. — nuzeat caL
Sant unschuldig.
nord — nord, »ort Ro.
notaro — notar Ro.
ntinna caL — ndin caL Segel-
stange.
o, oppure — d, opor, apor Bia.
Bo. oder,
obrizzo — obrits scut reines
Gold.
occhiale — kat Mitk. Fem;^.
odio — no<5i caL Rada Hafi.
of&zio — fits cal; ofits acut
Gottesdienst
ombrella — umr^T J.
ora — öra, auch cal; or acut.
Stunde,
per ore — pror Ro. hanfig, oft
orciuolo — rdiul scut J. kL
Krug.
*orzuolo ven. — urtsuet Bla.
Gefäfl.
orza Ten. — orts£ gr. Backbord,
ospizio — ospits Ro.
Ostia — oste-ia J. Hostie, Oblate,
osiaro = austro — ostrc, ostrela
gr. Südwind,
ovile — OYile Leake. Scha&talL
pagano — pegani Ro. Heiden-
tum.
— 126 —
pagare — paguan, pftgön, pog-
nän, pogön; pagöj J. §pagön
vergelten, rächen.
pajjo cal. — pajol pl. caL junge
Ejiaben.
pagliazzu cal. — palats« cal.
Decke, Streu.
pagone, pavone— pagua,palaa;
pavöd J. payön Ro.
palazzo — palas, peläs; plas
acut; pu/äs caL
palla — päle caL Ball, Kugel.
panzera yen., ii pandera ^
pantsfr, pet§lrBla.Ro. Panzer.
pane cotto — panikotc gr. ge-
backenes Brot.
panico — penfk, panlk welsche
Hirse.
panzaven. = Bauch + *8plenza
a. ven; spienza n. ven. =
Milz — pense, blendze Bauch ;
plants J; plandss geg; plen-
des to. Magen, Zwölffinger-
darm; gr. auch Magen der
Wiederkäuer, pjints Rada.
ventriculus.
panzana neap. — pandzan cal.
Lüge.
papa — pap J.
papagallo — papagal Ro.
paradiso — paradis cal; pafis-zi
geg. Bla. J.
parechiar ven. — pareköj scut.
zurtisten, vorbereiten Ro.
parte — partas Xyl. Teilung;
parti J. Teilung, Teil.
particola — partikul scui
partigiana — pater§an scui Bla;
paterzane Ro. Bla. Lanze,
parrucca — parük-a Ro.
passaru cal. — passara caL
Spatz, kl. Vogel,
pasteca ven. — baäteka gr. Khd.
ein Holz im Segelwerk,
pastocchia — pastoke caL Luge,
pastorale — pastoral scui
patata — batake gr. Porös;
batate gr. N. Kartoffel,
patena — potent, paten Ro.
Kelchdeckel,
patriarca — patriark scut
pegola — pegulöj geg. ver-
pichen,
pellegrino — puligri-ni scui
pinnaghia sie, ii*pendaglio ^
pindäj sie. Piana. Ohrring,
penzolare, penzolo pezulöj scui
hängen; pezul scui Gehänge,
per-cuna — perkün scui J.
einschläfern, einwiegen,
pergamina — pergamll pL Rada.
pergola — pargule cal. sia
Weinlaube,
pericolo — perikul Ro.
perla? — ruaze gr. Rhd.
permettere — permetöj Ro.
per-scattusu cal. — peskat caL
zum Trotz,
persuto ven. — bersüt, persdt
geg. scui Schinken,
per-viso — pervi§ Ro. nach-
machen, nachäffen.
— 127 —
pescada Ten. — paskade gr.
pescaör yen., ii pescatore —
peSkadi^rLfküresi; piSkadore
tdam.
petrosello — pjetrosel Bla.
pianoforte — pianfort Ro.
piatto — pjat tdam. Teller.
piccoDe — pikün gr. eiserner
Hammer,
pieghetta — pjete gr. Falte des
Kleides,
pieno — pjono cal.
pignuolo — pinuei Ro; pinül
J. Sprößling, Sprosse,
piguliare cal., neap. piyolo >>
pijnl caL March. Wehklage,
pilota — pilöt Ro.
pino — pin cal. Fichte,
pinto — pindiksi caL Sani Qe-
mälde.
pipita — pepitc gr. Hühnerpips,
pisa cal. = ii peso -— pize cal.
Gewicht von 3 V2 tg.
pisello — pizel gr. Erbse (ngr.
xi^iXi 5> pitsel Sami).
pistola — pistole Hahn. Jagd-
flinte; pisnolc geg. Pistole;
pistöl scut; pi§tol£ u. piskok
(alb. Stud. V 99) gr.
pittore, pitturare — pitür-ori;
pitoröj scnt.
pizzicare — pitskön, piskön
zwicken,
pizzolo a. ven. — pltsere klein;
pitserön verkleinern,
pizzu cal — pits cal. Schnabel.
Podagra — podager-gra Ro.
poeta — poetar to. Erisi
Polizza — polfts-a J. Zettel,
Schein,
polvere — bulbcr gr. N. burble,
burbnlc S. März,
ponente — ponent, punent-di
Westwind,
popolo — popul scui
porrina — pofi-ini J; auch
pun-Ini.
portulaca — burduläk; vurdu-
lak, bnrtalake gr.
posare — puSön to; puSöj J;
pedön gr.
posta — poste geg. post J.
posta fatta — postafatte Ro.
a bella posta.
pozzolana — patsniän Ro.
predica — predk J; predik,
predik Ro.
predicare — prediköj, perdi-
köj scut; predikärcn caL
Frasc.
prefazio — prefäts Ro.
pregare — pregön cal. Molise;
pcrgärin Spezz. Alb.
prelato — preiät Ro.
prieju cal. = it. pregio — prej
cal. Rada. Wert
prisa sie. «= it presa — prizc
cal. March. Wegnahme,
processione — protäesiön scut;
pertsiön cal. Rada.
profeta, profezia — profet scut;
profetsi scut.
— 128 —
profittare — fi(6n; fit6] scut
gewinnen,
promettere — premtqj^premptoj
scut. Prop.
Propaganda — propagand scut
propinquo — pcrbink cal. March.
nahe,
proya ven., it. prora — prop,
pror-a Ro. SchifBsvordcr-
teiL
provare — pro von; pruvöj Prop;
prov6j scut; prov, sprov-a
scui Versuch; auch sproTÖj,
SproYÖj scut yersuchen.
pubblicano — publikan Zöllner,
pugnale — pin&t geg. DoldL
purga — purg£ gr. Abf&hrungs-
mitteL
punto — punt Bla. Punkt,
purgatorio — pergatuar caL
purgatur-ori scut; J. auch
burgatur.
putruni sie. — putrün sie. Pap.
Faulpelz,
puttana — putane gr. Hahn;
putenc gr. (Alb. Stud. V 100);
putere cal.
quarantena — karanten Ro.
rahare cal. — fahärin cal. Sani
schleppen,
rame — ram; to. auch rem;
reme J. Kupfer, Gegenstand
von Kupfer; ramet Ro.
Kupfer, ramtf kupfern.
rando, ven. ranchio — mntse
gr. ^d. Matrosenbett
rapa — rape Bla. (se. rqia >
repe; ngr. Qsßa > rev£
gr.).
rapina — repfn Ro. plMdiches
Unwetter.
rappa — rap-a Ro. Mauke
(Pferdekrankheit).
rascare caL — faSkärin caL
kratzen.
raso — ras-zi AÜas (Stoff).
mspare, raspa — respdj, re^
scut; Bogd. re6pe steinigter
Boden.
rasta — ra§t6 KehrichtsdiaiifeL
rastrello — raSljet, J: ras^SF
Hai^e.
razza — fatse, fatsim^ cal. Ge-
schlecht.
regnare — renöj Ro; reni Re-
gierung.
regola — regulc; regnl scut;
regu>£ Kai.
regolare — regulöj Ro; ngo-
Ifiren cal. Sani
remo — rem, remb scut
resina — rSine, Hins; geg. auch
si; erSfn J.
restare — reät verweilen, zu-
rückhalten; re&tem sich ent-
fernen, fallen (vom Wasser).
revera neap. — rever^ gr. caL
Strand, Küste.
ribello — rebel unbestöndig, un-
ruhig.
— 129 —
ligare — rigöj tröpfeln; rig
scni Sprakregen.
lima — rime Bo.
rimbnrchio — rambüiM Schlepp-
tau Bla.
limita caL — f emit cal. Ein-
siedler. *
rimondare? — rendön Bämne
beschneiden.
liparare — fepärin cal. Bada.
sich wohin begeben.
riso — ris-zi (roz Heldrungen)
Reis.
lissa — nts, rits scui Streit
ritratto — ritrat Ro.
ritnale — rituät Bo.
roba — fob£, rohe to. Kleid,
lobe caL Hemd.
roncare — mngön cal. March.
rollo neap. — f ole cal. Cam.
Wor&cheibe. role-a Bogd.
disco.
romano — romak Bo.
rosario — ruzare Prop. J;
roz&r, ruzär Bo.
rosignuolo — ruSinutd caL
rosmarino — rosmari gr. Heldr ;
rosmarln, resmarln Bo.
mbbio — rub-i Bo. Malter.
luda Yen. — rüde Bla. (rüts-dza
J.) Baute.
ni& ven. — rufc, rufe, J.: ruf
Schnupfen, Erkältung,
mga altit Qasse — fuge Gasse.
fugfts-a J. schlechte Straße.
Weigand. 10. Jahresberiehi.
rugagnu cal. — rug^ cal. Ge-
fäß.
ruspo — rusp, J. ruspe eine
Goldmünze.
ruzza cal. — rudze caL Bost.
saccariare cal. — sakerdirin cal.
erforschen, durchsuchen,
sacco — sakene gr. Bhd. Sack,
saccosima sie — sakozme sie.
kl. Strick,
sachetar ven. — sakerd^öj J.
schlagen, treffen,
sacramento — sakramenn scui
sacrestano — sakrestan scut;
sakresti scui
sagola — sägule gr. Bhd. dünnes
Seil
sala — säte cal. Bada.
salterio (da putei) Yen. — salter
Bo. Abc, Alphabei
salto — satte gr. Eul; auch:
saltarf Sprung,
salupa Yen. — saluppo gr. Bhd.
salYare — salvön cal. Frasc.
erlösen; auch salvöj J. Yer-
folgen?
sapone — sapun-i J; sapua-6i
geg-
sardeUa — sardele, sarrfele.
saYorra — saYofe EaY. Sand,
Kies,
sbalordire — zbaucßrtur Bada
mit Füßen getreten,
scaglia — ziiöi Bo. Baumrinde^
Schuppe.
9
— 130
flcaliare sie — skalön cal. Frasc.
erforschen.
scalcare — SUakonem sicPiana.
einbrechen.
scandalo — sk&ndato to; sken-
da), skenda^sic; skenda) cal;
ökandu) geg; ökannu} scui
scardasso — äkcrdets geg.
Bntier&ß.
scaricare — dkarkön, tsarkön;
J: §garköj; skarköj, §kar-
köj Ro.
scatarrare — §katröj J. ver-
derben, zerstören, vernichten.
scempiare altii — §€mp, san-
bön wund machen, quetschen,
prügeln; äem geg; scmön
Schirb zerstören; Semöj geg.
schnaufen, schnauben; sem-
ptöj J. zerstören.
scena — §en cal. Rada Schau-
platz.
scherano — Skera cal. demone,
demonio.
schifu sie, cal. scifu — skif
cal. Bauch, Mutterleib.
'^'sclatta a. ven., ii schiatta —
Sklata tSam. wie.
sciabecco neap. — sabek cal.
Broi
sciancato — Sankat cal. Frasc.
lahm.
sciapidire? — Sap Ro; sapakot
geg. Tö^el, Einfaltspinsel
scio44a cal. — äolc cal. Ein-
sturz, Untergang, Abgrund.
scirocco — Sorök, sarök gr;
§irök scui
sciroppo — iirüp J.
scoglio — skoj sout Felsen,
Klippe,
scola ven. — skok, ikote geg;
§kol scui
scolaro — ikotar cal; skoUr
Ro; Skciit J. äkolöp Bo.
Schulmeister,
scolare, sie sculari — skolöm
Bada. Schaum; §kul, ikulm
J. WeUe.
scopare — padkon Hahn rei*
nigen, abwischen,
scoppare caL — tsuppär cal;
tsupparin cal. Spezz. Alb.
ausbrechen (von Krank-
heiten u. s. w.).
scrigna — skrin£ geg. Kasten,
scrivano — fikriva Bla; äkrivan
Ro. Schreiber, Sekretär,
scuffia — skuiQe sie. Haube,
scuma ii diaL, ii schiuma —
skume, skumb; Skumön, ska-
m£zön; Ro. auch skum, sku-
moj.
scupetta cal. — skupete cal.
Flinte,
scutum lai, ii scudo — dMut
Bla. Schüd; sküt,güt,M}Bo;
§üt J. Schild; skut, sttat Ro;
Skut, iKut J. Taler.
sderrenato neap. — zdcmatcal.
Frasc. schwach,
seburcu neap., ii sepolcro
— 131 —
— zbolk cal. Barile Pap.
Grab,
seechia — seMe, i61tez£; SeKe-ia
J. hölzernes MUchgefiß.
secco — tseke geg. seicht; tsek
J. niedrig,
secolo — äeknl geg. scat; öeku-
}ir scui
secondo — sikundrß geg. to;
sikonna cal. wie. sikunderse
J. gemäß,
segnalato — sinalät cal. Sani
Dummkopf,
segnale — sena^-tfi gr. Zeichen,
segno — Sdj€ geg. scut; iens
to. Zeichen, Narbe, Orden,
segnare — senöj scut. zeichnen,
bezeicbnen; äenön to. auf-
zeichnen, strahlen,
segnro Yen., ii sicnro — slguro;
sugur, sikür, segür, sekür
Ro; sugoröj geg. yersichem;
segoröj, sugaroj Ro.
sella — sei cal. Sattel,
sempre — sempri cal.
Sensale — sensä Ro.
seppia — sep Ro. Tinten-
fisch.
Serie — ser sie. Piana Öe-
schlechtjNachkommenschafb;
sere J. Reihe, Einteilung,
Ordnung,
serrizio — servitsia pL gr. die
Arbeiten,
sesta, sesto — §est£; Ro.: dest,
J. auch sest Zirkel, Umriß;
iestön skizzieren; iestöj,
sestöj J. abzirkeln,
sete — äetek Rhd. heftiger
Durst,
sfilazzo Yen. — sfiktso gr. Rhd.
Art Tau.
sfoderare — sfoderärin cid. Rada
enthülsen (Getreide); sfo<f€ra
pl. die leeren Htdsen.
sigaro — sigär, tsigär Ro.
sigillo — sid^ Bla; auch si-
dzUöj.
smacco — zmak sie. Piana.
Schimpf,
soffrire — öefren; sufren cal.
Basile; sufriren Frasc.
(soga Yen.); zoga sIoy. Band,
Ball; §aka tu. Scherz —
sak-äagu, tSok-täogu Mitk.
Ball; &ak-a J. Scherz, Spaß,
soglia -f- za — Soiz scui Scholle
(Fisch),
solcio? — Saltse geg. Art ge-
salzene Sauermilch,
soldato — soldat scut; suldät
caL
sonetto, cal. sunetto — sonet
Ro; sunet caL S. März.
*8opporto — supporta PI. Bogen-
gänge Rada.
sorbire — surbön, geg. surp
schlurfen,
sottana — sotane Ro.
sottile + accio — sottoIaS, suti-
las Ro. berrettino sotfco la
berretta.
9*
— 132 —
3pago — spak-gu Bo. Bind-
£Eiden; spago gr.
spajo, sparire — spavem cal.
Rada. verschwinden,
sparare — äpafön zerstreuen;
spare leer cal. Rada.
sparlare — spraiöj J. ver-
lenmden.
^specchiale — speKäl cal. Sani
Spiegel,
spendere — spcndön to.
spera caL Strahl — sperc cal.
Strahl,
speranza — sprents cal.
spezie ven. — spets m. spetse
f. PfeflFer.
spiccare — §pik J. losmachen,
spiegare — ^PJ^S^^j Bo- er-
klären,
spigliare altii — spin cal. Rada
wegnehmen,
spilli d'oro — pilura pl. Stachel-
ginster,
sponza ven. — §püz, äpunz
scat. Schwamm,
sporchia neap. — purKi' cal.
March. erste Knospe der
Pflanze,
sporre — Spof J. losmachen,
entfernen,
spranga — prang scut. Riegel,
Block zum Fesseln,
sprone — spron Ro.
sregolare — äregut J. Schaukel,
stagnone — stagua-goi, -g6n
Teller.
stagnarole neap. — stanarole
caL Sant. Flintenkugeln,
stagnare — tanäran Rada. (Blut)
stillen,
stampa — stambe; gr. ätambe,
Stembfi; scut. stamp.
stanga — stang Bla. scut;
Hebebaum, Richtholz; stag
Ro; gtag J. Stock, Dresch-
flegel.
steri alt sie. — ster sie. Piana.
Schirö atrium, castello.
stiletto — sM&IetBla; gület Ro.
stima, stimare — ätim, stinif
§timöj, stimöj Ro; tSimön
Tirana.
stizza sie. — stitse sie. Krüm-
chen, Bischen.
stizzo — stits Ro. Schwert
stoccare cal. — stok caL Stück.
stojavucco neap. — stiaTuke
cal. Rada. Serviette.
stola — ätol, stol Ro.
stomaco — stumk Bo. Erizzo
Magen.
strano — tranöj, J. trenöj
närrisch macheu.
strapazzare — dtrapatsöj Ro;
strapizöj Prop.
stra vient neap. — strayient
Rada. Mittagsseite.
strepitare? — reptöj scut
lärmen.
striija cal. — strajf s cal. striegeln.
struscio neap. — strufi, StruSe
cal. Qeräusch.
- 133 -
strusciolo neap. — straSflaren
caL Frasc. hinauswerfen«
stnipare — stnibfr cal. ver-
8di winden«
skdiare — stndjöj Ro. Lecce.
9080, neap. susere — aus gr.
aufheben«
suYero — zuber gr. N. Kork-
eiche, EorL
tabacchiera — tabaSere Doz.
tabacco — tabako £
tabarro — tabaf scui Mantel
mit Ärmeln.
tabemacolo — tabemaknl Ro.
tacca, tacco — takko gr. Rhd.
Schiffisz wieback.
taccia caL — tatfc cal. Schuh-
zwecke.
tagliere — tajör geg. Teller;
Bla. Eßtisch.
taliare lai — teh-teji scut; J.
auch tefSchneidedes Messers.
tamborino — tumbarine cal.
tave^^ sie — taveUe pL sie.
Falten im Kleide.
tayema — tayef es Bla. Wein-
händler; (taverns scni).
tarutn cal. — tavüt caL Toten-
bahre.
teatro — teater Ro.
tegola — tj^lf, tsj^gulf Hahn ;
tjegal scut.
telaro — telär scui
tentare — tcndöj, tundoj geg;
tennöj, tnöj, tunnöj scut.
terrazza, ven. terazzo (piem.
trassa) — tarats£ to. Dach,
Turm, Balken, Warte des
Feldhüters, Balkon; derase,
drase, ras« to. geg. Stein-
platte (auch zum Decken des
Hauses ver wendetDoz.),Tafel,
Schreibtafel; bei J. «=> Tisch.
Steinplatte, Stein; geg. auch
Bett.
tesoro — tesör, tezür scut. Ro;
terzuar, tersor Frasc. Piana.
tigna — tine Ro. Motte.
timpa cal. — timp-bi cal. Fels.
timone — timön Ro; temön;
tomua-möj Musakja.
tina — tine geg. = gr. Wein-
kübel; cal. Frasc. Kelter,
tinär geg. Bottich, ti-tini J.
Butterfaß.
tisica — ndisk scut. Lungen-
schwindsucht.
titolo — titul Ro.
toccare — takön to. begegnen;
geg. betreffen, angehören;
toköj cal. Jarn. gebühren
scut. sich ereignen, zu teil
werden.
toccu sie Schnitte, it. tocca
Seide, Tüll > toke sie. Cam.
Stück Tuch oder ähnliches.
tomba — tomb-a Ro. Grab.
tombacco — tumbäk, tumak
geg. scut. Messing.
tombolo — tumbut Ro. ein
Kartenspiel.
— 134 —
tonacella — tonatUI Bo.
tonsora — tonsor Ro^
tomese — taf es caL Frasc. kl.
Münze,
tomo — tor£ Umkreis, Umlauf.
tofe, torne Mitk. Straße,
totera abmzz. — tötare caL
Rada. ein Mosikinsfaramenb
tovaglinola — rajule gr. Hand-
tuch, Serviette,
traditore — traditurcal; tra^tör
geg. scut; tra/Huar Erist;
dazu tralHön, traMöj, treös-
töj verraten,
tramezzare — tramezöj geg.
mengen, kneten,
tramata — tramp, tram Ro;
tramp, trampt J. Tausch,
trappare cal. — trapös sie.
säumen,
travagliare — travajöj Prop.
plagen; J. arbeiten,
travaglio — travaje Prop.
Widerwärtigkeit; traväj J.
Arbeit,
trave — traf-travi sie. Piana.
travata — trev6t-a Ro. palco.
trebeto neap. pL tribete —
tript cal. March. Dreifuß,
trkglk a. slay., ii trecca —
treg-a f. trek m. Ro. Höckerin,
Höcker,
tremare — tramärin Rada
zittern,
triaca =^ teriaca — triakß
Theriak.
trifoglio — terföj, triföj Ro;
terfoin J. Klee.
trillare — trilöj J. erfinden.
trimoja sie cal. — t^rmole sie.
Mühlrumpf.
trina — trine Hürde, Fleoht-
werk; Ro. Floß, irin-a J.
Flechtwerk, Egge; trinoj J.
eggen.
trivello — terviel J. Bohrer.
trivulu cal. — trivuli caL
Drangsal.
tromba — trum-a J. Wirbel-
wind, Sturm, Trompete,
Pumpe; trumbe Trompete.
trombetta — trumbete, drubete;
J. trumpet; Ro. trombet,
tromp^t, gr. auch drombete
N. Trompete; im scut. auch
Trommel.
troppa cal., sie. troffa — trope
cal; trofe sie. Pflanze, Ge-
sträuch, Rasen.
tufo — stuf; J. stuf Bim-
stein.
tumazzu sie. — tumats cal. sie
Nudeln; tumatäe gr. Rhd.
Blätterteig.
tumminu sie. — turnen sie.
Pitre 29 Haufen.
urtimu cal. sie. — lurtm cal.
Frasc. letzter.
usura — hozure Zinsen, Inter-
essen.
— 135 —
TajJQ caL Ho^ Stall — vsl oaL
FrM& Hof; vanle caL Sant
Schafisrf»IL
▼apa altit — Täpc; scut yap-a
Hitse, Mittag.
Tampa — Tampe oal; Tamni
gr. warmer Dunst
yapore — vapör Bo. gr. Dampf,
Dampfer. pap6r, papuar,
pampuar tiam; pampör Miik;
karaYap6r-i J. Eisenbahn,
▼arda altven. »=> goardia —
Tardfi gr. EoL Wache.
Tardaman Yen. — vardamane
gr. Handschutz,
yassallo — yasaK J.
yastasu caL — yaatas cal.
March. Lastträger,
yelo, yela — yele Bla. Hülle;
yel-i scui SegeL
yennettaneap. — ymet« Molise
Rache,
mennetka neap., sie. yinnitta, it
▼endetta^mindite cal.Fra8o;
Spezz. Alb; yinditte Rada.
yentrera Regg. — yandere sie.
Schürze,
yerdone — yardu-oni J.
yermut yen. — yermüt-i Ro.
yerro — yef Ro. Eber,
yespro — yesper Ro; desper
caL Abend,
yessillo — yeSfl cal. March.
junger Baum ohne Zweige,
yiaggio — yiatfi, -dza J. Weg,
Fußsteig.
yiatico — ^atfk scut
yicario — yikär geg. scui Bla.
yida yen. — viie gr. Schraube,
yigliacoo — yilakös caL Frasa
schwächen, yilakosur cal.
Frasc Schwäche,
yijjare cal. — yjon caL sie be-
wahren,
yiola + ZB — yjöTes-za Ro;
TJ6Ieze Bla; yiotts-dza J. Ro.
yiolino — djoK, yioli gr. N.
yisdola — ylSuI scui Weichsel-
kirsche,
yisera sie., it. yisiera — yizere
Sani
yisita — yizft Ro; yizitöj Ro.
yisituau sia — yizituzc caL
Rada. in Trauerkleidung,
yoga — Yöge Dunst, yög^
rauchen, dampfen caL Rada;
yog, yok erwärmen, yokt
warm, Wärme J.
yolatica — yolatfk Kay. Haui-
flechte.
yorzillo Frasc Neap. — ycrjfl
Fiam. Arb. I 11 Geldborsa
yrenzola neap. — yringul cal.
March. Lappen,
yuccieri caL — yudzÄr, yutäar
cal. Fleischer, Henker; yud-
2arl caL Gemetzel,
yuccula caL — yökuk caL
Rada; ydkule sie. Ring,
Kreis.
yuce cal. — yudzs cal. Firasc
Stimme.
— 136 —
Tuda cal, sie. — raöe cal.
Meergras.
Yulcano — Vulkan Ro.
Yuta cal. — Yute caL Gelübde.
zaffo alidt. = sbirro —
Bla. Scherge,
zampajjone cal. — tsampane
cal. Frasc. Mücke,
zelo — zel Eifer; zel6j eifern,
zeltär ei&ig scut; zfli geg.
Neid, Eifersucht.
zecca — zek^ geg. scut. gr.
Stechfliege.
zero — dzer-i Ro.
zirra abruzz. — ndzirc sie.
Krug.
zirra caL — ndzefeps cal. er-
zürnen, ndzcfarem cal. auf-
gebracht werden.
zirru caL — tsurll cal. Sani
Haarflechte.
zufolo — sufiil scut Ro. Sack-
pfeife, sufarine, fu&rin£
Sturm mit Regen«
zurlo Yen. »= ein SpieL suru-
las, surtäs umdrehen.
YL Litteratnr und AbkttrznngeiL
Blanchus: Dictionarium latino-epiroticum Rom 1635 ^ Bla^
Boerio: Dizionario del dialetto Veneziano. Venezia 1867 ^ = Boe.
Bogdan (c£ Junk's W. B. Anhang) = Bogd.
calabrisch = cal.
A. Degrand: Souvenirs de la Haute-Albanie, Paris 1901.
Dozon: Manuel de la langue chkipe ou albanaise. Paris 1878
= Doz.
Element = El.
E. W. cf. Gustav Meyer = E. W.
Frascineto (Calabria citeriore) = Frasc.
gegisch = geg.
griechisch = gr.
V. Hahn, Albanesische Studien, Jena 1854 = Hahn.
Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des osmanischen
Reiches bis gegen Ende des 16. Jh.
Jak Junk, FiaTur i vogel gtsüp e Ttinist, Scodra 1895 »= J.
Eristopheridis = Erist.
Lfkürasi (cf. Pedersen) = L.
— 137 —
Lenel: Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der Adria.
Straßburg 1897.
Oastay Meyer: ^= G. M.
Kleine Ghrammatik der alb. Spr. Leipzig 1888.
Etymologisches Wörterbuch der alb. Spr. Straßburg
1891 = E. W.
Die lateinischen Elemente im Alb. in Grobers Grundriß
der rouL Spr. I. S. 804.
Albanesische Studien I — VI.
Essays und Studien.
Otto Mejer: Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht.
Gottdngen 1852—53.
Miklosich: Albanesische Forschungen. Wien 1870.
Dr. Nerutsus-Bey (cf. G. M. Alb. Stud. V 5) = N.
Pedersen: Albanesische Texte, Leipzig 1895 »= Ped.
Piana dei Greci (Sicilia) »» Piana.
Propaganda «= Prop.
Reinhold, Noctes pelasgicae. Athen 1855 = Rhd.
Rossi da Montalto: Vocabulario della lingua epirotica-italiana.
Roma 1875 = Ro.
Scerbo: Sul dialetto calabro. Firenze 1886.
scatarmisch = scut.
serbisch = se.
sicilianisch «= sie.
Spezzano Albanese (Calabria) »= Spezz. Alb.
Santori (Antonio) citiert nach G. M. Etym. Wb. = Sant.
toskisch s= to.
tibrkisch == tu.
tfiamisch (cf. Pedersen) = tsam.
venezianisch =» Yen.
Dentsehe Sprachelemente im Brnnänischen
▼on
Jon BofoIa«
Einleitung.
Vorliegende Arbeit ist ein Versuch, die zerstreuten Spureo,
welche mannigfieiltige Beruhrangen des rumänischen Volkes
mit Deutschen in der Sprache jenes zurückgelassen haben, zn
einem einlieitlichen Bilde zusammenzufassen.
Die dabei zu überwindenden Seh wier^keiten li^en zunächst
in der Mannigfaltigkeit und Zerstreutheit des Materials, das
erst gesammelt und gesichtet werden mußte. Vor allen Dingen
kam es darauf an das unechte durch andere Sprachen (SlaTiscb,
Magyarisch) yermittelte auszuscheiden, da dies nicht in dtn
Bereich der Aufgabe gehorte, die sich diese Arbeit gestellt
hatte. Dabei konnten mir die yorhandenen Arbeiten indes
nur unToUkommene Dienste leisten. Sehr fahlbar war ferner
auch der Mangel eines siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuchs,
das noch in Vorbereitung ist. Sein Erscheinen wird gewiss
über manchen noch unklaren Punkt Aufschluß bringen. Voll-
ständigkeit konnte ich daher nur in relativem Sinne, in den
durch die Torhandenen Quellen gesteckten Grenzen erstreben.
Schließlich wolle man nicht vergessen, daß die Ursachen, deren
Wirkungen hier besprochen werden, zum großen Teil auch
heute noch fortbestehen und beständig neue Wirkungen
hervorrufen.
- 139 —
Erster Teil.
DentBche Elemente in der rnmftnischen
Umgangssprache.
A. Kulturgeschichtliches.
Vorbemerkangen.
Die Rumänen sind za Terschiedenen Zeiten und an ver-
schiedenen Orten in mehr oder weniger enge Berührung mit
Deutschen gekommen. Stellenweise, wie in Siebenbürgen, war
diese Berührung von Jahrhunderte langer Dauer, an anderen
Orten — man denke etwa an die deutschen Kaufleute und
Handwerker in Rumänien — war sie eine nur flüchtige und
auf ganz enge Lebensgebiete sich erstreckende. Eine Be-
rührung ganz eigentümlicher Art ist ferner z. B. die durch
das deutsche Heer in Österreich-Ungarn hervoi^ebrachte.
Es ist daher unbedingt nötig, alle die Beziehungen, die
auch einen Einfluß der deutschen Sprache auf die rumänische
zur Folge gehabt haben, näher kennen zu lernen, wenn man
jenen Einfluß richtig yerstehen und beurteilen will.
Schon aus dem bisher Angedeuteten kann man vermuten,
dass das Bild des deutschen Spracheinflusses ein überaus
buntes und kompliziertes, in manchen Beziehungen auch
schwankendes sein werde. Dieser Einfluß hat ja ausschliess-
lich nur den Wortschatz des Rumänischen betroffen, da handelt
es sich aber oft um dialektale und dialektalste Ausdrücke,
deren genaue Fixierung Schwierigkeiten macht, zumal sie ver-
schiedenen deutschen Dialekten entlehnt sind.
Trotzdem werden sich wohl alle diese Einflüsse in ge-
schichtlicher Beziehung unter zwei grosse Gesichtspunkte
zTuammenfassen lassen, die dann sowohl zeitlich als auch ins-
besondere sprachlich ziemlich scharf geschieden werden können,
ohne indes völlig getrennt zu sein, da sie schließlich zeitlich
— 140 —
zusammenlaufen und auch die sprachlichen Kriterien nicht
inuner ausreichend sind.
Das erste historische Ereignis, das Rumänen mit Deutschen
in engere Berührung brachte, war die Einwanderung der
moselfränkischen Sachsen nach Siebenbürgen im XU. Jahr-
hundert Diese erste Berührung als die altere und engere
hatte natürlicherweise auch einen grösseren und fester wur-
zelnden Einfluß im Gefolge, der sich auf mannigfaltigere
Lebensgebiet« erstreckte. Auch dieser Einfluß ist ja eng be-
grenzt: er bezieht sich unmittelbar nur auf Siebenbürgen und
auch da nicht auf das ganze Land, sondern auf verschiedene
kleinere Teile desselben. Hier war es aber allerdings ein
yiele Jahrhunderte langes Zusammenleben zweier Yolksstämme
auf demselben Gebiet, das nicht ohne beiderseitige Beeinflussung
bleiben konnte. (Über die rumänischen Lehnwörter im Sieben-
bürgisch-Sächsischen vgl. E. Grigorovitza, Romänismele in
dialectul german al Sasilor din Transilvania; Noua revista
romänä, U, 250 ff*, und 341 ff.). Aus diesen engeren Gebieten
hat sich aber der deutsche Einfluß auch weiter in die rumä-
nischen Länder hinein verbreitet, teils durch die Sachsen selbst,
teils wohl auch durch die Rumänen, so daß er auch in die
beiden rumänischen Fürstentümer eindrang.
Das zweite historische Ereignis, unter welches ich eine
Reihe verschiedenartiger deutscher Einflüsse zusammenfasse,
die in der That in letzter Instanz darauf zurückgehen, ist die
Ausbreitung der österreichischen Herrschaft über Ungarn und
Siebenbürgen seit dem Anfange des XYIII. Jahrhunderts nach
Vertreibung der Türken, und schließlich auch über die im
Jahre 1775 von der Moldau abgerissene Bukowina. Das Bild
dieses Einflusses gestaltet sich wie kulturell so auch sprach-
lich höchst bunt. Er bezieht sich auch diesmal zunächst und
direkt nur auf die diesseits der Karpathen und in der Buko-
wina wohnenden Rumänen, aber nicht auf alle und in allen
Stücken in der gleichen Weise. Man wird unter den ver-
schiedenen Ausläufern dieses Einflusses zunächst zwei Gruppen
unterscheiden können, von denen die eine unmittelbar von
— 141 -
der österreichischen Begiemng ausgeht und ihren Ausdruck
vor allen Dingen im Heerwesen und in der Verwaltung findet.
Eine andere Oruppe hat ihren Ursprung in den durch die
Regierung eingeführten Kolonien. Dahin gehört der besondere
Einfluß des Deutschen im Banat und in gewissem Sinne der
in der Bukowina. Ihrem Charakter und Ursprünge nach als
ein Mittelglied zwischen den beiden genannten Gruppen er-
scheint die Beeinflussimg der rumänischen Bergmannssprache
durch die deutsche im siebenbürgischen Erzgebirge. (Für
die Banater steht kein Material zur Verfügung.) An diese
schließt sich der Einfluß der deutschen Ejiufleute, Handwerker
und Wirtsleute an, der mit dem siebenbürgisch-sächsischen
zosammenläuft und daher von diesem schwer zu trennen ist.
Dieser greift dann in verhältnismäßig starkem Maße, besonders
seit Ende des XVIII. Jahrhunderts auch nach den rumänischen
Ffirstentümem hinüber. Endlich werden wir auch des deutschen
Einflusses auf die gebildete Klasse der Rumänen in Sieben-
bürgen, die mit dem XVHL Jahrhundert sich zu entwickeln
beginnt, gedenken müssen.
Fassen wir das Gesamtbild des deutschen Einflusses noch-
mab ins Auge, so werden wir sehen, daß vor allem Sieben-
bürgen am stärksten davon betroffen worden ist, sodann die
übrigen rumänischen Länder Österreich-Ungarns, besonders
das Banat und die Bukowina. Die Moldau und die Walachei
haben, abgesehen von vereinzelten Ansiedlungen der Sieben-
bürger Sachsen einen Einfluß nur durch Handelsbeziehungen
xmd von eingewanderten Handwerkern, Kauf- und Wirtsleuten
er&hren.
I. Siebenbttrgisch-s&ehsisclie Einflllsse.
Die kulturgeschichtlichen Beziehungen der Rumänen zu
den Siebenbürger Sachsen sind erst in jüngster Zeit durch
die ausgezeichneten Arbeiten N. lorgas in ihrem ganzen
Umfange und ihrer ganzen Bedeutung bekannt geworden.
Ihnen schließe ich mich in allem Wesentlichen an.
— 142 —
1. Beziehungen der Siebenbürger Bumänen zu den
Siebenbürger Sachsen.
Dem Rufe des nngBrischen Königs Geisa IL folgend, der
die Grenzen seines Reiches zu schützen und zu erweitem
gedachte, waren um die Mitte des XII. Jahrhunderts Deutsche
aus d&OL Rhein- und Mosellanden aufgebrochen und hatten
sich in Siebenbürgen niedergelassen. So entstand in den
Jahren 1141 — 61 die größte unter den drei Kolonien der
Siebenbürger Sachsen, die nach ihrem Hauptorte als die
Hermannstadter Gruppe bezeichnet wird. Vielleicht schon
vor Geisa war die Bistritzer oder Nösner Gruppe im Norden
des Landes entstanden. An diese beiden schloß sich dann
später als driite die Kronstadter oder Burzenlander Gruppe
im Südosten an, die unter Andreas 11. in den Jahren 1211 — 25
Tom deutschen Ritterorden begründet wurde. Daneben haben
wir kleinere Gruppen oder solche innerhalb der Hermann-
stadter Provinz selbst. Diese sind: der „Unterwald" westlioh
von Hermannstadt, Schässburg - Reps und die zwei Stühle
(Mediasch-Schelk), sodann die nicht auf „Sachsenboden''
liegenden Gemeinden. (Vgl. F. Teutsch, Die Art der An-
siedlimg der Siebenbürger Sachsen; in Forschungen zur
deutschen Landes- und Volkskunde herausgegeben von A. Kirch-
hofl^ IX, 8 f.).
Das Land, welches der unter B^la IIL gegründeten Cister-
zienser Abtei Kerz am linken Altufer geschenkt wurde, wird
in einer etwas späteren Urkunde vom Jahre 1223 als „terra
exempta de Blaccis'' bezeichnet (Urkb. I, 27). Die neuen
deutschen Ansiedler wohnten also in der unmittelbaren Nach-
barschaft der Rumänen, die als Ackerbauer und Hirten unter
ihren Knesen und Vojvoden lebten ohne politische Organi-
sation (lorga, Säte, S. 93 f.). Die Beziehungen der beiden
Völker müssen didier sehr frühzeitig begonnen haben. Sie
sind von Anfang an nicht immer firiedlicher Natur gewesen.
Die deutschen Ansiedler bauten zu ihrem Schutze überall ihre
Burgen und Eirchenkastelle. Worter wie tum und |an^ mögen
— 148 —
wohl, auch nach ihrer Veibreitung seu schlieSen, zu den ältesten
EnÜehnnngen gehören, die die Rnmanen Ton ihnen machten.
Auf die Frage, wie sich das Zusammenleben der beiden
Völker auf demselben Gebiete im Laufe der Zeit und unter
Einwirkung der mannigfidtigen historischen Ereignisse ge-
staltete, gehe ich hier nicht ein, da ich ihr an anderer Ste&e
eine eingehendere Betrachtung schenke. Es sei hier nur soviel
erwähnt, daS die Rumänen, indem sie alhnahlich, durch irgend
einen umstand Teranlaßt, sich in den sächsischen Dörfern
niederließen, meist auch den deutschen Kamen des Dorfes
übernahmen und sich mundgerecht machten.
Die Sachsen hatten bei ihrer Einwanderung Tom un-
garischen Könige groSe Rechte und Privilegien erhalten.
Desgleichen erlangten mit der Zeit ungarische Ritter, Kirchen
tmd Burgen ausgedehnte Gebiete auf siebenbürgischem Boden
nnd gewisse Vorrechte über die alten Bewohner des Landes.
Noch in Urkunden aus dem XIII. Jahrhundert findet sich die
Bezeichnung terra Blacorum (1222, ürkb. I, 20 etc.) und an
den fftr ganz Siebenbürgen maßgebenden Versammlungen
nehmen noch 1291 neben den Adligen der Sachsen und
SeUer auch die der Rumänen teiL Auch im XIV. Jahr-
hundert standen sie im allgemeinen auf derselben Stufe mit
jenen. Der Niedergang der königlichen Gewalt nach Matthias
Corrinus' Tode und die drohende Türkengefedir brachten es
mit sich, daß der Adel immer mächtiger wurde und die
Rechte des gemeinen Mannes gering achtete. Die rumänischen
Enesen waren zum großen Teile in die Reihen des ungarischen
Adels eingetreten, in dem sie schließlich vollständig aufgingen.
Als durch die Schlacht bei Mohäcs im Jahre 1526 Ungarn
tmter die Herrschaft der Türken kam, bestand in Siebenbürgen
^elbe Verhältnis zwischen Adel und Hörigen wie in den
übrigen europäischen Ländern und da das rumänische Volk
▼erwiegend ein Volk von Bauern war, bestand die Haupt-
masse der Leibeignen im Gegensatz zu den Adligen und den
priTilegi»!ten Sachsen eben aus Rumänen. (Vgl. lorga, Säte,
95-96).
— 144 —
Wir wollen hier bloß die Verhältnisse der in den säch-
sischen Stühlen lebenden Rumänen an der Hand der Studien
lorgas naher ins Auge fassen, insofern sie für uns in Betracht
kommen. (lorga, Säte S. 98 ff.)
lorga bezeichnet die Geschichte des rumänischen Sieben-
bürgens an einer Stelle recht treffend als „eine Geschichte
Ton Dörfern und Pfarrern''. (lorga, Säte S. 8.)
Auf kirchlichem Gebiet war die trennende E[luft der yer-
schiedenen Eonfessionen eine zu große, als daß sich irgend
welche inneren Beziehungen hätten bilden können. Wenn wir
jedoch die lange Reihe von Bestrebungen verfolgen, die
Rumänen ihrer Eonfession zu entfremden, die sich durch die
ganze siebenbürgische Eirchengeschichte hindurchziehen, so
sehen wir auch die Siebenbürger Sachsen daran beteiligt
Nachdem sie zur Reformation übergetreten waren, versuchten
sie es, die Lehren Luthers auch unter die Rumänen zu ver-
breiten und auf ihre Veranlassung erschienen zu diesem
Zwecke die ersten rumänischen Drucke: der Hennannstädter
Eatechismus vom Jahre 1544, der Eronstädter von 1550 und
die Bibelübersetzungen Coresis in Eronstadt Von diesen
nenne ich das neue Testament, welches 1560 — 61 auf Eosten
des Eronstädter Bürgers Hans Benkner oder, wie er im
Epilog genannt wird, Hanäsk Beagnerk gedruckt wurde, und
das Evangelium von 1580—81, für dessen Druck ebenfalls
ein Sachse, der Eronstädter Richter Lukas Hirscher (lucaik
hrkjilk) die Eosten trug. (Vgl. L Bianu si N. Hodof , Bib-
liografia romänescä veche, Bucuresci 1898, I, 43 ff. und 85 f.)
Von den Sachsen haben die Rumänen später die Buch-
druckerkunst gelernt und es finden sich unter den hierher
gehörigen Ausdrücken in der Tat zahlreiche deutschen Ur-
sprungs, die ein jüngeres Alter aufweisen. Außer dem aus
dem Jahre 1632 belegten, nicht ganz sicheren drucar, scheint
nur noch je^esc (setzen) schon in früherer Zeit entlehnt zu
sein. Coresi hat auf anderem Wege die Druckerei erlernt
Dem kirchlichen Gebiete gehört endlich in gewissem
Sinne auch das besonders in Eronstadt aber auch sonst
— 145 —
verbreitete gociman an, das vielleicht in den Beziehungen zum
Rate der Stadt seinen Ursprung hat, der mitunter die Streit-
fragen der Kirche schlichten mußte.
Viel mannigfaltiger gestaltet sich das Bild der anderen
Lebensbeziehungen zwischen den beiden Völkern, wenn sich
auch manche Züge desselben historisch unseren Blicken ent-
ziehen xmd sich nur eben aus den Lehnwörtern erraten lassen.
Schon Gaster bemerkt in Gröbers Grundriß (I, 413), wo
er über die Lehnwörter des Rumänischen spricht, daß die
sachsischen „zu derjenigen Terminologie, die der Bezeichnung
Ton Erscheinungen der ältesten Staatenbildung Bumäniens
dient, beigesteuert haben.^ Von den beiden Wörtern, pirgar
und pärcälab, die er anführt, ist jedoch nur das erstere eine
direkte Entlehnung aus dem Sächsischen, während das letztere,
dem allerdings das deutsche „Burggraf" zu gründe liegt, durch
das Magyarische vermittelt ist. Das Wort pirgar, die Be-
zeichnung für die dem Dorfrichter zur Seite stehenden Ge-
meinderäte, hat sich auch nach der Moldau und Walachei
verbreitet, während die Benennung für den Richter, offenbar
die ältere und zum Teil lateinische, verschieden ist. Daß das
Wort in der That leicht entlehnt werden konnte, beweisen
die Beziehungen, die zwischen Sachsen und Rumänen auf dem
sogenannten Eönigsboden bestanden. In der Umgebung von
Kronstadt, Mühlbach, Reps, Hermannstadt, Bistritz etc., überall
da befanden sich auf sächsischem Stuhlboden rumänische
Dörfer, die ihre eigenen selbstgewählten Richter und Orts-
geschworenen hatten. Doch waren sie von der betreffenden
Stadt abhängig und mußten an den Rat der Stadt bestimmte
Abgaben zahlen. Interessant sind die Mitteilunficen, die lorga
über das große rumänische Dorf Säli|te bei Hermannstadt und
die benachbarten Gemeinden nach Urkunden vom Ende des
XVL Jahrhunderts macht (Säte, 121 f.). Für diese Dörfer, die
einen besonderen rumänischen Stuhl bildeten, wurden vom
Rate der Stadt zwei „Stultzrichter*' gewählt, die ein jährliches
Einkommen genossen. Von ihnen werden auch für die Wahl
des rumänischen Richters, der an der Spitze eines jeden Dorfes
Weigand, 10. Jahresbericht. 10
— 146 —
stand, genaue Bestimmungen getroffen. In einer solchen ftr
Säli|te vom Jahre 1649 heißt es, daß ^iedveder vierte Theil"
der Gemeinde je 11 Leute aus seiner Mitte wählen solle, die
dann ihrerseits die Richterwahl vollziehen, damit ein zu großer
Andrang in der Kirche vermieden werde. Aus solchen Ver-
hältnissen mag wohl das Wort ferdela (Viertel) = die Nach-
barschaft in einer Gemeinde hervorgegangen sein. Im Bepser
Stuhl nahmen die Rumänen im Vereine mit Ungarn und
Sachsen an der Wahl des Stuhlrichters Teil. (lorga, Säte,
S. 106-7.)
Frühzeitig finden wir dann die Rumänen auch in den
sächsischen Städten selbst ansässig. Im XV. Jahrhundert
bevölkern die sogenannten Schkejer oder Trokaren die Eron-
städter Vorstadt Schkej. (VgL Stinghe, Schkejer, S. 57.) Auch
in Mühlbach finden wir eine „walachische Vorstadt oder
,Blochay" wie sie in Steuerbüchern des XVIII. Jahrhunderts
genannt wird (I. Wolff, Dorf- und Stadtnamen, S. 22). Um
dieselbe Zeit oder später werden sich Rumänen auch in den
anderen sächsischen Städten niedergelassen haben. Sie haben
meist eigene Richter, sind aber nur geduldet und müssen an
den Rat oder Magistrat der Stadt bestimmte Abgaben zahlen.
Aus diesen Zusammenhängen sind Lehnwörter wie maier mit
seinen verhältnismäßig zahlreichen Ableitungen: mäierean,
-eanäj -itä, -iste, femer, gleichsam als Gegensatz dazu burgar,
die Bezeichnung des sächsischen Bürgers, und maghistrat
hervorgegangen. Auch macht die ganze Einteilung der Vor-
stadt Schkej zum Beispiel in vier Nachbarschaften (vecinii),
wie sie bei Stinghe (Schkejer, S. 2) geschildert ist, so reclit
den Eindruck, daß sie ganz nach sächsischem Vorbild ge-
schaffen ist. Die Bezeichnung tatä de vecin scheint eine
wörtliche Übertragung des sächs. Nachbarvater oder NacL-
barhann zu sein. Reste dieser alten Organisationen haben
sich bis auf den heutigen Tag in Oster- und Weihnachts-
vergnügungen erhalten, wie in Kronstadt in den Osterspielen der
Jimif (vgl. Stinghe, Schkejer, S. 9 ff.) und der ähnlichen Volkssitte
„bägatul cu junii" in Gurarlului (Muntean Mon. S. 144 ff.).
— 147 —
Frfihzeitig müssen auch Wörter wie chiborean und gSbur
zur Bezeichnong des sächsischen Bauers entlehnt worden sein
und nicht minder ^h («= Grenzstein), das auf die unaufhör-
lichen Ghrenzstreitigkeiten zwischen Rumänen und Sachsen
hinzudeuten scheint Mit diesen Wörtern haben wir bereits
den einigermaßen festen historischen Boden verlassen und
wenden uns nunmehr zu den aus verschiedenen Lebens-
beziehungen stammenden, über deren Alter uns nur die laut-
liche (Gestalt einen meist recht ungenügenden Auftchluß zu
geben vermag. Hier werde ich sie nach den verschiedenen
Lebensgebieten, denen sie angehören, zu gruppieren versuchen
and nur da, wo sichere Anhaltspunkte vorliegen, auch auf
das ungefähre Alter der Entlehnung hinweisen«
Lehnwörter, die auf engere geistige Beziehungen schließen
ließen, fehlen vollständig. Es ist das auch begreiflich. Es
waren nicht allein die Unterschiede der Eonfession, die solchen
hindernd im Wege standen, sondern auch politische und
soziale. Diese wurden noch verschärft durch die vollständige
Abgeschlossenheit der Sachsen, in deren Dörfern die rumä-
nischen Bauern nur geduldet waren. Denn es kam nicht selten
Tor, daß sie dieselben, wenn sie ihnen gefahrlich zu werden
schienen, mit Gewalt daraus verdrängten und ihre Häuser
niederrissen, wobei es nicht ohne ernstliche Konflikte abging.
So ist es wohl auch zu keiner Mischung der beiden Völker
gekonunen und deutsche Namen, wie sich solche z. B. unter
den Rumänen in Gurarlului bei Hermannstadt finden (vgl.
Munt Mon. S. 208 ff.), stammen offenbar aus späterer Zeit
nnd von vereinzelten deutschen Handwerkern, die sich in den
romanischen Dörfern niedergelassen haben. Eigennamen wie
(ilajer (Glaser) und Fieser (Fleischer) haben sich erst auf
ramanischem Boden gebildet Weitaus die Mehrzahl der
Lehnwörter sind den verschiedenen Handwerken entnommen,
em Charakteristicum der Entlehnungen aus dem Deutschen,
dem wir auch später noch begegnen werden. Die Deutschen
waren nicht nur für die Rumänen, sondern auch für die Slaven
nnd Magyaren die Lehrmeister in sehr vielen Handwerken.
10 •
— 148 —
Die Entscheidung, ob da ein Ausdruck direkt aus dem Deutschen
oder aus der Sprache eines von den genannten Völkern stammt,
macht daher oft die größten Schwierigkeiten und wird sich
in manchen Fällen nur durch sachliche Grande föUen lassen.
Gleich die Bezeichnung für den Meister Handwerker:
mester ist auf einem Gebiete wenigstens gewiß direkt der
sächsischen Mundart entlehnt Besonders zahlreich sind die
Entlehnungen, die sich auf Sägewerk beziehen, das ja bei
dem starken Waldbestand Siebenbürgens auch heute noch
für viele rumänische Gemeinden eine hervorragende Bedeutung
besitzt Schon in den Jahren 1528 — 34 finden wir Rumänen
als Leiter einer Sägemühle bei Hermannstadt, die als mola
Walachorum bezeichnet wird, während der Müller Bobes
(Bobes) genannt ist (vgl. joagär im Glossar). So mag denn
joagfir schon eine frühzeitige Entlehnung sein; ebenso sindilä
mit seinen Ableitungen: sindilar, -esc; ferner clof und clo^riü.
Hierher wird man wohl auch oblu und oblesc stellen können.
Daran reihe ich die Ausdrücke far Ziegelbrennerei: tiglä,
-ar, -ärie, zu denen wohl auch bacol^^ letiü und cäia]ä(?) ge-
hören. Zahlreich sind auch die Wörter, die sich auf das
Maurerhandwerk im engeren Sinne und auf das Haus beziehen:
cafer, gang, la^ lä^esc, -uitor, moldä, rast. Sie beweisen für
Siebenbürgen wie urkundliche Belege für die rumänisehen
Fürstentümer, daß die Rumänen darin manches von den
sächsischen Handwerkern lernten. Der Glaserei ist glaje
entlehnt, das zahlreiche Ableitungen geschaffen hat, die auch
auf das Alter der Entlehnung schließen lassen: gläjäresc,
gläjer, gläjifä. Eine unter diesen glSjärie ist besonders inter-
essant, weil sie zum Namen mehrerer Dörfer geworden ist^
die sich offenbar um die Glashütte gebildet haben. Ein
höheres Alter scheinen auch fieser, -ie und sunca zu haben,
die dem Fleischerhandwerk entlehnt sind. Auf Klemp-
nerei weisen pleü, pleuar, femer clucsä und etwa noch grin-
span hin. Die Weißbäckerei hat Ausdrücke wie: beicher,
croapänä, don^, die Korbflechterei: corfä, corfeur, corfit^a,
t^chirä geliefert. Auf den Wagen beziehen sich cob&rä und
— 149 —
jet Zum Schlosse lasse ich noch Tereinzelte dem Handwerk
oder der Industrie entlehnte Wörter folgen wie: moldft, |teand,
sveblfi, teler, troacä(?).
Bemerkenswert ist das Wort streang, das indes, wie seine
Bedeutung und seine Ableitungen: strengar, strengärie etc.
beweisen, nicht dem Seilerhandwerk entlehnt sein kann,^sondem
aus derselben Quelle stammen muß wie hingher, hingheresc,
^caos und yielleicht auch straf oder strof. Ich füge sie an
dieser Stelle ein, da ich ihnen keinen rechten Platz zu geben weiß.
Eine besondere Beachtung verdienen die Ausdrücke f&r
verschiedene Kleidungsstücke in weitem Sinne, die zu-
gleich mit diesen von den Sachsen entlehnt worden sind. In
Bezug auf das Alter der Entlehnung lassen sich wieder nur
relative Angaben machen. Zu den ältesten gehört jedenfalls
laibar, wie schon aus seiner großen Verbreitung (selbst in
Rumänien vereinzelt) und seinen Ableitungen läibärac, läibärel,
läibSricä hervorgeht Es findet sich 1788 zum erstenmal be-
legt, ist aber jedenfalls älter. J. Pop Reteganul beklagt
allerdings, daß der laibär den rumänischen pieptar verdränge
(vgL Pop Rom. 19), in einem Volksliede (Tribuna Poporului
X, 169) aber wird er gegenüber neuen magyarischen Ein-
dringlingen als zur alten Tracht gehörig hingestellt Ein
größeres Alter scheinen außerdem noch: androc (dazu andro-
cea), dichinä, lecär oder recäl tmd sor^ zu haben. Daran
schließen sich: bandora, fleandorä, furament, ghilf, spen^l,
strimp. Diese Ausdrücke entstammen jedenfalls dem regen
Handelsverkehr, der zwischen den sächsischen Kauf- und
Gewerbsleuten und der Landbevölkerung bestand und noch
besteht Der Handel war ja neben dem Handwerk früher
noch in höherem Orade als heute eine Haupterwerbsquelle
der Siebenbürger Sachsen. Durch ihre SLaufleute sind gewiß
auch unmittelbar Wörter wie: ort, taler (dazu talerel, tälerior,
taleras), finic, grofi^ im Volke verbreitet worden, von denen
finic und grosi^ nur noch in Redensarten fortleben. Eben-
falls dem Handel entstammen einige Bezeichnungen für Maß
und Gewicht: cop, ferdelä, pund.
- 150 —
In diesen Zusammenhang hinein gehören zum TeQ
wenigstens auch eine Anzahl Bezeichnungen von Natur-
produkten, die ja auch heute einen Gegenstand des inter-
nationalen Austausches auf den stadtischen Markten bilden:
erihin, cmmpfinä, erd&pane, lurb&r, paradais, rozinchinft, spinat,
^eler. Die Stellung von bruncru^ ist mir zweifelhaft.
Zum Schlüsse lasse ich noch den Rest Yon Entlehnungen
folgen, die sich zu keiner festeren Ghruppe zusammenfassen-
Sehr verbreitet ist stuc (dazu stuc^or, stucule^}, ebenso das
verwandte fru^c (dazu frustucuesc), zweifelhaft broc; naher
zusammen gehören brulinc und snep als einzige Bezeichnungen
far Tiere; sehr verbreitet ist auch surä (dazu |urariü); ob hac
hierher gehört, steht nicht ganz fest Interessant ist endlich
auch Hon^ als typischer Name für den Siebenbürger Sachsen
im rumänischen Yolksmunde.
2. Beziehungen der Walachei und Moldau zu den
Siebenbürger Sachsen.
Eine Anzahl Sprachelemente aus dem Siebenbürgisch-
Sächsischen sind teils durch sachsische Niederlassungen, teils
durch den Handel, teils vielleicht auch durch Siebenbürger
Rumänen auch in die rumänischen Fürstentümer eingedrungen,
wie ich das bereits gelegentlich erwähnt habe.
Die deutschen Ritter, die im Jahre 1211 auf den Ruf des
ungarischen Königs Andreas 11. nach dem Burzenlande ge-
kommen waren, um die Grenzen des Reiches gegen die
Kumanen zu festigen, waren bis in das Gebiet dieses Volkes
selbst in die große Walachei vorgedrungen und hatten jenseits
der Berge bei dem heutigen Clmpulung eine ihrer Ereuzburgen
errichtei Unter dem Schutze der Burg sammelte sich eine
Kolonie katholischer Sachsen und Ungarn an in Clmpulung
selbst und vielleicht auch an anderen Orten, wie in Bucär^
dessen Name deutschen Ursprungs zu sein scheint Die
Kolonisten verblieben, auch nachdem der König den deutschen
Ritterorden vertrieben hatte, gingen aber später vollständig
in der rumänischen Bevölkerung auf, die sich dort mehr und
— 151 —
mehr verdichtete. Bis auf den heatigen Tag aber haben sich
in Ctmpulung die Ruinen eines katholischen Klosters erhalten,
das die Bitter neben der Burg errichtet hatten, um Ton dort
aus den katholischen Glauben unter die heidnischen Rumänen
und wohl auch unter die orthodoxen Rumänen zu verbreiten
(YgL lorga Studii; I— II, S. VI— XIV). Die Ruinen aber heißen
aach heutigen Tages im Munde des Volkes: Cloa^ter (Vgl.
Marele dic^ionar geografic al Romlniei, U, Bucuresti 1899,
S. 787) (Clostir in einer Urkunde von 1656, Archiva XllI, 179).
Auch in den rumänischen Urkunden dieses Elosters finden
wir das uns schon aus Kronstadt bekannte go^man, nur in
noch durchsichtigerer Form, und der Zusammenhang ist bei
der nahen Nachbarschaft und Gründung der Kolonie vom
Burzenlande aus unschwer zu erkennen. Diese Niederlassungen
haben nächst dem angrenzenden Siebenbürgen mit dazu bei-
getragen, daß die deutschen Sprachelemente im jude^ Muscel
vielleicht zahlreicher sind als sonst in der großen Walachei.
Dasselbe gilt auch für die Moldau oder besser für einen
Teil dersdben. Unternehmende Bistritzer Eaufleute drangen
gewiß schon bald nach Begründung der Nösner Kolonie durch
(lie nahen Gebirgspässe in die benachbarte Moldau, um dort
ihre Waren abzusetzen. (VgL lorga, Doc. Bistr. I, S. I.)
Manche blieben auch und siedelten sich unter den Rumänen
an oder grfindeten sogar selbständige Städte und Dörfer. So
entstand die „Stadt Molda", das nachmalige Baia, das die
ersten moldauischen Vojvoden, die von der Maramuräs aus
(ias Land in Besitz nahmen, vielleicht schon vorfanden.
■ lorga, Doc. Bistr. I, S. I; Studit S. XXXI.) Außerdem waren
besonders noch in Siret (lorga, Studii, S. XXV) und Suceava
Doc Bistr. I, S. I), heute beide zur Bukowina gehörig,
femer in Neam^u, dessen Name noch heute ein beredtes
Zeugnis spricht, und zumal in Cotnari bedeutendere Kolonien
^on Siebenbnrger Sachsen (vgl V. A. Urechiä, Codex Ban-
diuus, Bucuresti 1895, S. 66 und 78), wenn ich auch an die
Etymologie des Bandinus nicht glauben kann, der in seiner
Visitatio vom Jahre 1648 Cotnari vom Personennamen „Gutnar
— 152 —
= bonus stultus" oder „Gutnor = bonus ventus" ableitet
(eb. S. 79). Auch in anderen moldauischen Städten lebten
zahlreiche aus Siebenbürgen eingewanderte Sachsen, sie waren
aber schon zur Zeit des Bandinus im Niedergang begriffen.
Sie waren katholisch, ebenso wie die in der Moldau ansässigen
Magyaren (CiangSI) und hatten ihren geistlichen Mittelpunkt
in Cotnail. Ich kann an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen,
daß Despot Yodä Ereticul, der 1561—63 die moldauische
Herrschaft fahrte, zum protestantischen Glauben übergetreten
war, den er in Wittenberg im Verkehr mit Melanchthon und
dessen Schwiegersohn Gaspar Peucer kennen gelernt hatte.
Als er dann Fürst der Moldau wurde, begünstigte er die
Reformationsbestrebungen, die sich auch unter den katho-
lischen Sachsen und Magyaren in seinem Lande geltend
machten. Er ließ auch in Cotnari durch Johann Sommer^
den er aus Pirna in Sachsen berufen hatte, eine Schule er-
richten und trug sich mit dem Gedanken um, sie mit Hilfe
Peucers und anderer zu einer Art Hochschule zu gestalten,
doch ließ ihm seine kurze Regierung dazu nicht Zeit. (Vgl.
M. N. Burghele, Despot Vodä Ereticul Domnul MoldoTei;
ConTorbiri literare XXXI, Nr. 6ffi) Das Ansehen, das die
Sachsen auch hier zu Lande genossen, mußte bewirken, daß
ein gewisser Einfluß von ihnen auch auf die rumänische Be-
völkerung ausging.
Vielleicht noch wichtiger und einflußreicher als diese doch
nur vereinzelten deutschen Niederlassungen sind die engen
Handelsbeziehungen gewesen, die lange Zeit zwischen den
Siebenbürger Sachsen und den beiden rumänischen Fürsten-
tümern bestanden haben. Auch hier ist es wieder das Ver-
dienst lorgas, diese aufgedeckt und eingehend studiert zu
haben.
Im Süden waren Hermaimstadt und besonders Kronstadt
die großen Handelsplätze, die den Verkehr mit der Walachei
vermittelten. Fast noch enger aber waren die Handels-
beziehungen der Moldau zu der Stadt Bistritz im Norden.
Das XIV., XV. und auch noch das XVI. Jahrhundert ist eine
— 153 —
grofie Blütezeit des sachsischen Handels und Handwerks ge-
wesen. Die sächsischen Kaafleute beherrschten zeitweilig ein
ausgedehntes Handelsgebiet im Orient, das bis nach Eon-
stantinopel reichte. Überaas rege war der Verkehr mit den
romanischen Fürstentümern, über dessen gewiß sehr alte An-
fange die Nachrichten fehlen.
Von diesen unsicheren Anfangen an wuchs der Verkehr
der Kronstadter Kauf- und Gewerbsleute mit der Walachei
und zu einem, wenn auch geringeren Teile mit der Moldau
bis zum XVI. Jahrhundert stetig an, erhielt sich auch in
diesem auf seiner Hohe, wozu die zahlreichen flüchtigen
Fürsten und Bojaren, die ihren Wohnsitz meist in Kronstadt
oder Hermannstadt wählten, nicht wenig beitrugen, und yerfiel
dann in der Folgezeit rasch, doch nicht völlig, indem das
Verhältnis der rumänischen Fürstentümer zu Konstantinopel
und zum Orient immer enger wurde (vgL lorga, Soc. Bras.
S. 3£). Die von lorga veröffentlichten Stadthannenrechnungen
und rumänischen Briefe der Fürsten und Bojaren an den Rat
der Stadt enthüllen ein äußerst interessantes und wechselvoUes
Bild vom regen, täglichen Verkehr der Rumänen mit der
sächsischen Handelsstadt Besonders häufig sind die Be-
steDungen auf Stricke (vgl eb. S. 138, 139, 140 etc.) und auf
Tuch (S. 139, 140, 145 etc.). Femer verlangen die Fürsten
oft Handwerker vom Kronstädter Rate, besonders auch Gold-
schmiede, und bestellen auch sonst allerlei Luxusgegenstände,
Kleider und anderes mehr in Kronstadt (eb. S. 147 ff.). Die
Kronstädter ihrerseits nehmen die Fürsten und Großen des
Nachbarlandes, wenn sie, sei es als Flüchtige, sei es als Gäste
in ihre Stadt kommen, gut auf und ihre Stadthannenrechnungen
smd überreich an Ausgaben für Geschenke („Ehrunk"), die
jenen angeboten werden. Es werden ihnen unter anderem
auch „Sehmel und Pretzell, Meth, Bier, Rothbim, Paradeis
Apfel etc. offeriert« (eb. S. 144).
Chmz ähnlich nur noch viel enger waren die Beziehungen
zwischen Bistritz und der Moldau. Die sächsische Stadt hat
samt ihrer XJmgebtmg auch längere Zeit unter der Herrschaft
— 154 —
des moldauischen Vojvoden gestanden^ dem Jobami Zapolya
nach der Schlacht bei Mohacs in dem darauf folgenden Thron-
streite mit Ferdinand von Osterreich sie geschenkt hatte,
(lorga, Doc Bistr. I, S. XXIX.) Weit wichtiger sind aber
auch hier die überaus engen Handelsbeziehungen, über welche
lorga ein reiches Material aus den Bistritzer Archiven zu
Tage gefördert hat Sie beginnen jedenfalls schon im XUL Jahr-
hundert, wenn auch die Urkunden für diese Zeit fehlen. 1353
erhält Bistritz vom ungarischen König Ludwig von Anjou ein
Jahrmarktspriyilegium und die Bistritzer Jahrmärkte werden
von den Moldauern stark besucht. (lorga» Doc Bistr. I, S. III)
Ich erwähne in diesem Zusammenhange auch das moldauische
Wort larmaroc, das aber auf slavischem Wege in das Bomä-
nische gedrungen zu sein scheint Auch hier lieferten die
Sachsen vorzüglich Tuch, wahrend die Moldauer Wein brachten,
der ja um Cotnari so trefflich gedieh. Man wird darum kaum
irre gehen, wenn man das nur moldauische fä|cuta (Fäßchen)
auf diese Verhältnisse zurückfuhrt Im Laufe der Zeit wird
dann der Verkehr ein immer regerer, die Mannigfaltigkeit der
Handelsartikel beständig eine größere. Im Jahre 1522 ver-
bietet der siebenbürgische Vojvode den Bistritzem den Export
von Waffien nach Rumänien (lorga, Doc. Bistr. I, S. XII), aber
schon 1561 verlangt der moldauische Fürst AlexandruLäpu^ne-
anu von der Stadt wieder Büchsen und anderes Eriegsgeräte
(eb. S. L). Doch scheinen Wörter wie puscä und flintä auf
slavischer Vermittlung zu beruhen. Häufig sind auch da die
Bestellungen auf Strick, Eisen, und besonders auf Schindeln
und Schindelnägel (sindile, cuie de sindilä) (vgl. eb. S. LXIX,
XCVI etc. und sindilä im Glossar), auf Latten oder Dach-
sparren (vgL la^, lea^ im GL), und andere Sachen zum täglichen
Gebrauch (z. B. Seife und Werkzeuge eb. S. 23 Nr. 29 etc.).
Außerordentlich oft verlangen die moldauischen Fürsten
von den Bistritzem Handwerker und Handwerksgeräte. Schon
1529 verlangt Petru Rares einen Steinarbeiter für seine Festung,
Cetatea Neam^ui (eb. S. XXI), 1543 ruft er abermals einen
Bistritzer, ihm eine Festung zu bauen (eb. S. XXXIX). Als
— 155 —
er 1545 eine Sorche errichten will, wendet er sich wieder an
Bistritz um einen Baumeister, „nicht damit er selbst daran
arbeite'', wie es in einem Briefe heißt, „sondern damit er den
andern Anweisungen gebe, denn die unsrigen können nicht
nach eurer Art bauen'' (eb. S. XLU). Dieselbe Bitte wird
fast buchstäblich ein Jahrhundert später (1643) Tom Fürsten
Vasile wiederholt, der zwei Baumeister imd zwei Ziegelbrenner
verlangt, um ein Haus in Suceava zu bauen (eb. S. 74 f. Nr. 100).
Solche Forderungen wiederholen sich beständig. 1564 ver-
langt Läpusneanu Dachdecker, da er ein Eloster mit Ziegeki
decken lassen will, „wie es in andern Ländern geschieht*^
(eb. S. LXVni). Die Fürsten verlangen auch andere Hand-
werker, so 1560 derselbe Läpusneanu einen Uhrmacher (eb.
S. L), ein Fall, der sich [dann öfters wiederholt, 1564 zwei
Bierbrauer (eb. S. LXIX); ein anderer Fürst, Vasile, verlangt
1634 „Sägen, womit Bäume gesägt werden" (eb. S. XCV), und
im folgenden Jahre einen Weißbäcker (eb. S. XCVI). Ich
habe nur einige Beispiele aus der großen Fülle herausgegriffen.
Auch Bistritz war übrigens wie Kronstadt und Hermann-
stadt eine Zufluchtsstätte der landesflüchtigen Bojaren (eb.
S. XIV). Auch hier werden dem benachbarten Fürsten oft
Geschenke dargebracht, besonders Messer und Kirschen, Edel-
steine und anderes (eb. S. XLIV, XLIX etc.). Ob dinoid
(Heinod) hierher gehört, wage ich indes nicht zu ent-
scheiden.
Jeder einzelnen Entlehnung ihren bestimmten Platz in
einem der angedeuteten Zusanunenhänge anzuweisen, ist natür-
lich nicht möglich und lag auch nicht in meiner Absicht Ich
wollte bloß ein Gesamtbild der Beziehungen geben, aus denen
die Lehnwörter hervorgegangen sind. Diese sind nun in ihrer
Gesamtheit: androc(Ialomi^a), &§cu^ (Moldau), fluf tue (Muscel),
gang, hingher, hingheresc, je^;, joagär (Muscel), jogar (Goij)
und giogar (Prahova) (= sieb, joagär), laibär, laibärac, Ib,^
läfaesc, Ift^iuitor, mester, moldä(?), ort, paradais, plrgar, plev
iSuceava), san^, ^än^uire, sän^uesc, sindilä, sindilar, sindilesc,
streang, |trengar, strengärie, strengäresc, stuc (Muscel), suncä.
— 156 —
sura (Moldau), taler, taleras, tSlerel, tlQerior, turn, tiglä, ^iglar,
^iglärie.
Mit Ausnahme von fäscu^ kommen sie sämmilich, wenn
auch zum Teil in anderer Gestalt auch in Siebenbürgen yor.
Sie lassen sich kulturgeschichtlich aus dem bisher Gesagten
leicht erklären.
Schlußbemerkung.
Ich habe etwas länger bei den sächsischen Elementen
Terweilt, weil sie die älteren und auch kulturhistorisch inter-
essanteren sind. Auf Vollständigkeit können sie übrigens selbst-
verständlich keinen Anspruch machen, da die Quelle der Ent-
lehnung bei vielen hier in Frage kommenden Wörtern nicht
mit Sicherheit festgestellt werden kann, und überdies gewiß
ein großer Teil des Materials noch nicht aufgezeichnet ist.
Der Sprachschatz der dakorumänischen Dialekte ist ja über-
haupt noch nicht genügend erforscht und wir haben es hier
eben meist mit dialektalen Wörtern zu thun. Außerdem be-
steht die Wechselwirkung des Rumänischen und Sächsischen
auf einander in Siebenbürgen auch heute noch fort, heute
vielleicht noch in größerem Maße als früher, da die sozialen
Unterschiede geschwunden sind und die Sachsen überall mit
Rumänen vermischt leben.
IL Osterreichisch-dentsche Einflflsse.
Vorbemerkungen.
Im Jahre 1687 drangen die Österreicher in Siebeilbürgen
ein und nahmen es in Besitz. (lorga, Säte, S. 89.) Die Zeit
der selbständigen siebenbürgischen Fürsten erfuhr damit ihr
Ende und das Großfurstentum wurde zu den übrigen habs-
burgischen Eronländem gefügt Die Eroberer waren natürlich
darauf bedacht, sich den neuen Besitz möglichst fest anzu-
gliedern und dazu waren die geeignetsten Mittel das Heer,
die Verwaltung und auch die Schulen.
— 157 —
Dasselbe gilt för das Banat, welches 1716 unter öster-
reichische Verwaltung kam und dann 1718 im Frieden von
Passarowitz formell von der Pforte abgetreten wurde. Hier
ging die österreichische Politik noch einen Schritt weiter und
bevölkerte das Land mit deutschen Kolonisten. Ahnliches
geschah mit der 1775 Ton der Moldau losgerissenen Bukowina,
wenn auch die Kolonisation hier keine so starke war.
Die Österreicher suchten auch die natürlichen Schätze
der neuerworbenen Länder auszubeuten, vor allem den Gold-
reichtum Siebenbürgens. So entstanden im siebenbürgischen
Erzgebirge und auch an anderen Orten ganze deutsche Berg-
werkskolonien.
Hand in Hand mit alledem ging natürlich eine Flut von
deutschen Kauf- und Gewerbsleuten, die sich über die neuen
Besitzungen ergoß und seit Ende des XVIU. Jahrhunderts
auch in die beiden rumänischen Fürstentümer, die unter
türkischer Herrschaft standen, einzuströmen begann. An diese
schließen sich dann auch die Juden an.
Alle diese Ereignisse haben auch einen Einfluß der
deutschen Sprache auf die rumänische im Gefolge gehabt.
Wir müssen sie daher darauf hin näher ins Auge fassen. Die
einzelnen Gebiete, auf denen diese Terschiedenen Einflüsse
wirksam gewesen sind, lassen sich nicht immer vollkommen
Ton einander scheiden. Ich werde zuerst den Einfluß des
deutschen Heerwesens als den bedeutendsten und interessan-
testen behandeln; er erstreckt sich auf sämtliche rumänische
Provinzen der österreichisch-ungarischen Monarchie; sodann
den Einfluß der deutschen Verwaltung, wovon in Siebenbürgen
nur noch Beste vorhanden sind, mehr dagegen in der Buko-
wina, woselbst das Deutsche auch heute die Verwaltungs-
sprache ist; femer den ebenfalls allgemeineren Einfluß der
deutschen Kauf- und Gewerbsleute zunächst in Österreich-
Ungarn und im Anschlüsse hieran in Rumänien. Je ein be-
sonderes Kapitel wird der Bergmannssprache im sieben-
bürgischen Erzgebirge, sowie dem Einflüsse der deutschen
Kolonisten im Banat und anhangsweise in der Bukowina
— 158 —
gewidmet sein. Zum Schlosse mögen dann noch einige Be-
merkungen über den deutschen Einfluß auf die gebildeten
Klassen folgen.
1. Einfluß des deutschen Heerwesens.
Die Österreicher fingen gewiß schon frühzeitig an, auch
aus den neuerworbenen rumänischen Provinzen Soldaten aus-
zuheben. Doch sind diese einzelnen von keinem Belang.
Überaus wichtig dagegen und ein Ereignis Ton weittragender
Bedeutung far das rumänische Volksleben ist die Schöpfung
der Grenzregimenter in Siebenbürgen und im Banat gewesen,
die unter Maria Theresia in den Jahren 1761 — 73 yollzogen
wurde. (Vgl. G. Bari^iu, Par^ alese din istoria Transilvaniei,
Sibiiu 1889, I, 368—377; V. Sotropa, Istoria scoalelor nSsä-
udene, Transilvania XXXUI, 60 ff.; H. Schwicker, Geschichte
des Temescher Banats, Pest 1872, S. 366 ff.). Sie geschah zum
Teil aus militärischen Gründen, zur Verteidigung der Grenzen,
zum Teil aber auch, damit die Regierung ein Gegengewicht
gegen die Übergriffe des Adels hätte.
Das Banat hatte schon seit seiner Eroberung aus den
Händen der Türken eine streng militärische Verwaltung ge-
habt. Als diese 1750 in eine zivile verwandelt worden war,
wurde in den Jahren 1764 — 1768 die Militärgrenze ausge-
schieden, organisiert und 1773 in ein rumänisches, illjrisches
(serbisches) und deutsches Ghrenzregiment eingeteilt. (Schwicker
a. a. 0.)
1765 wurde in Siebenbürgen das erste rumänische Grenz-
regiment aus 13 Dörfern des Fogarascher Comitates gebildet.
Diese waren: Vad, Sinca, Ohaba, Märgineni, Sebes, Copäcel,
Bucium, Desani, Lisa, Netot, Posorita, Arpas und Vaida-recea.
Dazu kamen aus dem Burzenlande: Tohan und Tin^rt, aus
dem Hermannstädter Comitat: Orlat, der Sitz, des Ober-
kommandos, Vestem, Jina, Racovita, aus dem Brooser Comitat:
Cugir, und aus dem Hunyader die Gemeinden bis Ha^eg.
In Näsäud befand sich der Hauptsitz des zweiten Grenz-
regimentes, das 1763 aus den 21 Gemeinden des Rodnathales
— 159 —
und zwei Dörfern aus Yalea Sieului, Nusfalftü und Sintioana,
im nördlichen Siebenbürgen gebildet worden war. Dazu kamen
1764 aus Yalea Sieului noch: Monor, Qledin, Sieut, Budacul
romin und Bagla; aus Yalea Muresului: Murftreni und Busii
mun^; und endlich 1783 noch die Gemeinden Blrgäul de sus
und Birgfiul de jos. Mit der Zeit wuchs dann die Zahl der
Grenzelgemeinden auf 44 an. (Transilvania, Y^YTTT^ 62 f.)
Ein drittes Regiment Dragoner war infolge Mangels an
Pferden nur von kurzer Dauer und wurde den anderen ein-
verleibt.
Die Bedeutung dieser Schöpfungen lag darin, daß die
Bewohner der Grenzgemeinden, insofern sie nicht schon Freie
waren, von der drückenden Leibeigenschaft befreit wurden,
ein Umstand, der die Bauern meist freudig zu den Waffen
greifen ließ. Sie haben überhaupt viel zur Weckung des
Selbstgefühls im rumänischen Bauern jener Zeit beigetragen
(ygL lorga, Säte, S. 306). Die bevorzugten Stände aber leisteten
begreiflicherweise einen heftigen Widerstand gegen diesen
Yerlust an Sklaven und so ging die Sache nicht ohne Kon-
flikte von statten.
Die Ghrenzgemeinden waren natürlich auch kulturell un-
vergleichlich besser gestellt, da auf Anordnung Maria Theresias
an allen Mittelpunkten deutsche Normalschulen errichtet
wurden. Die bedeutendste unter diesen war die zwischen
1770 und 1777 gegründete Normalschule in Näsäud, seit 1784
eine dreiklassige „Oberschule^ oder „Normal-Hauptschule, aus
der das heutige rumänische Gymnasium hervorgegangen ist.
In enger Yerbindung mit dieser Schule stand ein von Joseph II.
begründetes Militärerziehungshaus, welches 1784 mit 50 Schülern
in NäsSud eröffiiet wurde. Die Zöglinge gehorten von ihrem
zehnten bis zu ihrem achtzehnten Jahr der Anstalt an und
traten dann in das Heer ein. So ist es begreiflich, daß eine
Wiener Zeitung die „Nova Yiennensia" vom 13. Nov. 1789
schreiben konnte : „Die Unteroffiziere dieses Regiments können
so gut deutsch sprechen, lesen und schreiben, daß man sie
kaum f&r Rumänen halten sollte.*^ (Transilvania XXXTIT, 69.)
— 160 —
Wir werden noch an anderer Stelle auf diese Schule zu
sprechen kommen.
Wie tief all dies auf das rumänische Volksleben einwirken
mußte, leuchtet ein, besonders wenn man seine überaus ge-
knechtete Lage von damals in Betracht zieht Eine jährliche
Festlichkeit der. Anstalt wurde zu einem wahren Volksfeste
(vgl. a. a. 0. S. 71). Die Grenzregimenter wurden erst 1851
aufgehoben.
Die Freiheit der Grenzer hatte aber auch auf die Leib-
eigenen einen tiefen Eindruck gemacht Als Joseph IL im
Jahre 1784 seine Regimenter durch Werbung ergänzen wollte,
strömten die Rumänen in Scharen zu den Fahnen, während
der Adel sie aus Leibeskräften zu hindern suchte. (Bari^iii
a. a. 0. S. 483). Das war mit ein äußerer Anlaß des rumä-
nischen Bauernaufstandes von 1784. Das Losungswort, mit
dem die Führer desselben die Bauern zur Erhebung auf-
forderten, war ja gerade, daß vom Kaiser Befehl ergangen
sei, sie alle von der Leibeigenschaft zu befreien und für seinen
Dienst zu bewaffnen.
Doch sah es bei weitem nicht überall so aus wie auf
dem Gebiete der Grenzgemeinden. Die Linienregimenter
mußten durch die Munizipien ei^änzt werden. Das geschah
auf höchst barbarische Weise. Die Burschen wurden mit
der Leine eingefangen oder mit Hilfe der Dorfhunde. Wenn
dann die Munizipien die Stellung von Rekruten verweigerten,
was oft geschah, blieb den Militärbehörden als einziges Mittel
die Anwerbung Freiwilliger, die jedoch nicht immer ergiebig
war. Denn der Dienst war überaus hart und infolgedessen
von den meisten gefürchtet und gehaßt Er war lebensläng-
lich oder so lange man Waffen tragen konnte. Infolge der
grausamen Disziplin waren Desertierungen sehr häufig; die
gefsuigenen Fahnenflüchtigen aber wurden der Strafe des
Spießrutenlaufens unterworfen, die oft mit dem Tode ausging.
Die Rekrutenji^den führten manchmal zu blutigen Konflikten,
in denen nicht selten Schulzen oder Dorfgeschworene ihren
Tod fanden, und die Todesfeindschaften erbten von einem
— 161 —
tjbMfalecl^t auf das andere foti. Erst 1847 wurde die Rekru-
tMinag Aarek das Los uiicl nur acb^Shrige Dienstzeit ein-
gcOfart, 1868 die aUgemoae Wdnpflicht. (Vgl. Barit^iü a. a. 0.
ä. 663 nnd 7T1.)
Welch tiefen Entdmck diese Verhätnisse anf das Volks-
leben gemacht haben und noch heute machen, gebt daraus
hervor, daß ans ihnen ein neuer eigenartiger Zweig der Yolks-
lüievatur erwachs^i ist: ^e sogenannten Soldatenlieder
(Clniece ofitftnesti). (Zar lötteratur darüber vgl. außer dem
in der Bibliographie angegebenen auch I. Chendi, Zece am
de mi^ease Uterarft tn TransUvama, 1890—1900, Familia
XXXVII, 14£)
Es sind meist schwermütige Lieder, in denen sich das
ganze Oeffthlsleben des Rumänen während aller Phasen seines
Soldatenlebens wiederspiegdi von dem Augenblicke an, da er
zur Stdlong einberufen wird. .Nur selten bricht ein froherer
Ton durch und es ist das auch begreiflich, wenn man die
eigenartigen Verhältnisse in Betracht zieht, die völlig fremde
Umgebung, die weite Feme, in die er oft geschickt wird, die
harte Disziplin besonders der früheren Zeiten. Es würde zu
weit fihren, wollte ich diese Lieder hier eingehend besprechen;
ich muß mich begnügen, das zu ihrem Verstandnisse not-
wendigste zu sagen. Die hervorragendsten Motive sind, in
einer ersten Phase, der Trennungsschmerz beim Abschied von
Mutter und Geliebter, von Haus und Hof und Pflugschar. Das
Madchen begleitet den scheidenden Geliebten mit ähnlichen
Tönen des Schmerzes und schwört, ihm die Treue zu be-
wahren. Nun bricht der Soldat auf, denn „des Kaisers Befehl
ist zwar hart, aber er muß erfüllt werden''. In der Fremde
überfUlt ihn Sehnsucht nach all' dem Lieben, das er daheim
zurückgelassen hat, und sie drückt sich oft in ergreifenden
Tönen aus. Bisweilen klagt er die Mutter an, daß sie ihn
so schön und kraftig geboren, oder meint, daß sie ihn ver-
wünscht hätte, und flucht ihr gar. Dann schildert er die
Qualen und das Elend, das er erdulden muß. Daheim singt das
Mädchen in gleicherweise ihre Sehnsucht nach dem Geliebten.
Weigand, 10. Jahresbericht. 11
- 162 —
So oft aber die Bede auf den typischen y^Neamf^ kommt,
wird ihm geflacht, denn er sei es, der die Burschen unter die
Soldaten führe. Das Wort ist hier gleichsam zum Eigennamen
einer Verkörperung aller der unbegreiflichen Umstände ge-
worden, die den Burschen zum Militärdienst zwingen. Auch
Dorfschulzen und Notare werden verwünscht und ihnen die
Schuld an allem zugeschoben.
Die Fremde spielt eine große Bolle und sehr häufig werden
in den Liedern die Länder genannt, in denen der rumänische
Soldat unter Österreichs Fahnen gekämpft hat; so Bosnien
(Bosnia), Böhmen (Tara Ceului), Bußland (Tara Muscalulni),
Preußen (Tara Praisului) und besonders Italien (Italia oder
Italea).
Es gibt auch kürzere und längere Gedichte erzahlender
Natur, allerdings meist von geringer poetischer Schönheit, in
denen ganze Schlachten aus den Kriegen mit Italien und
Preußen mit genauen zeitlichen und örtlichen Beziehungen
geschildert werden.
Es ist begreiflich, daß in diesen unter so eigenartigen
Verhältnissen entstandenen Volksliedern eine Menge deutscher
Wörter enthalten sind. Sie sind daher auch meine Haupt-
quelle für die dem Soldatenleben entlehnten Ausdrücke ge-
wesen, da sie gewissermaßen ein Kriterium für deren Volks-
tümlichkeit abgeben. Es gibt daneben noch zahlreiche andere,
die aber meiner Meinung nach nicht als Lehnwörter bezeichnet
werden können. Die Grenzen sind natürlich fließend und
können verschieden gezogen werden. Wörter wie ibrisung =
Überschwung, laibrimä = Leibriemen, mindoc =. Mündung
habe ich nicht in das Glossar aufgenonmien. Dagegen will
ich unter den zahlreichen, oft recht ;humoristischen Volks-
etymologien doch wenigstens eine hier anf&hren, nämlich
Cine-cre^ == Königgrätz, welches St. 0. Josif auch in einem
Gedichte verwertet hat. (Famüia XXXVllI, 117.)
Unter den übrigen läßt sich mit ziemlicher Deutlichkeit
eine Anzahl solcher ausscheiden, die schon im XVIll. Jahr-
hundert entlehnt worden sind. Diese sind: ariste, cäprar,
— 163 —
ghenerariü oder ghinärar, glan^^ glän^esc, granatir, lagär oder
loi^är, maira^ oberster, obsit, obsitar; diese sind schon bei
Molnar (1788) oder im L. B. (1825) oder in noch alteren
Dokumenten belegt (vgl. Glossar). Besonders interessant ist
bärbnnc =3 Werbung. Daß es ebenfalls alt ist, beweist schon
seine Bedeutung und sein Vorkommen in einem offenbar
alteren und auch kulturhistorisch interessanten Soldatenlied
(ygL Qlossar); dann auch die Entwicklung neuer Bedeutungen
und die vielen Formen und Ableitungen in denen es vor-
kommt: yärbung, verbunc, yerbuncas, Torboncas, verbuncesc,
verbuesc, letzteres auch bei MoLuar belegt. Es ist auch nach
Rumänien gedrungen.
Die meisten unter den erwähnten Wörtern sind auch
Tolkstümlicher als die folgenden, die zum größten Teile nur
auf die Soldatenlieder und das Soldatenleben beschränkt sind :
bro^c, comis, egzi^, filär, forgat, forpost, glid, haptac,
hubi^, lagär, legmau, malor, manegurä, mifcä, musträ, mus-
truesc, ofi^, pätränta^, patrulä, plencher, por^n, potrocol,
Prais, prezentir, priciü, rägutä, rast, räteresc, rostung, rucuesc,
spital, sträpa^ie, saibS^ silboc, stab, straifö, vahmaistru, yiclibus,
▼icsuesc. Doch sind auch davon einige wie Prais, rSgutä,
rast, spital, sträpa^e volkstümlich geworden. Zweifelhaft in
Bezug auf ihren Ursprung sind mir: falcer und lozincä.
2. Einfluß der Verwaltung.
In Siebenbürgen hat die österreichische Verwaltung
nur ganz geringe Spuren deutschen Einflusses hinterlassen.
Die Sprache der Verwaltung war ja die lateinische. Joseph 11.
versuchte zwar die deutsche Sprache als Staatssprache ein-
zufahren, doch scheiterte dieser Versuch am Widerstände der
Bevölkerung. So blieb die lateinische Amtssprache auch
fernerhin bestehen. Seit 1825 begannen die Bestrebungen der
Magyaren ihre eigene Sprache an die Stelle der lateinischen
einzufahren. Das geschah zunächst mehr in unbemerkter
Weise in den Komitats- und Stadtämtem. Auf den folgenden
Landtagen aber wurde die magyarische Sprache auch durch
11*
— lU —
das GmoIiz zur Amtsspiaobe erhoben (^. Ban|w a. «» 0. I,
621ff:).
In nebenbargiflch - nunanJBchffn Akteiistückeii aus d^n
XVUL Jahrbimdert finden ai^ch im WcMiscIuKte vechSjtniainaßrig
gelten spezififick deutsche Einflüsse. Die amtUoben Aiigdritofce
sind meist Iftteinisch, gahecninm, conzistorium eta, und w^en
oft in irgend eioar Weise mundgerecht g«macht| z. B. aghent,
prin^ip, preeedent, rezelutie etc. (Stinghe, Doc. I, 214). In
vielen Fallen mögen diese Bezeichnungen allerdings durch
deutsche Beamte vermittelt sein, doch laßt sich dies schwer '
entscheiden und ich habe sie daher auch nicht in das Glossar
aufgenommen. Viel deutlicher läßt sich dagegen die m^gy^
arische Vermittlung erkennen an den magyarischen Suffixen, ,
mit denen die betre&nden Wörter erscheinen, z. B. secxetarif,
oomunicäluesc, publieäluesc etc., besonders zahlreiche latei- |
^nische Verba mit dem magyarischen Suffix -al-. Daneben
erscheinen auch sehr oft magyarische Ausdrucke wie varmegfaie,
solg&birftü etc., deutsdie seltener, z. B. steandrecht (Pusc,
Doc. 183), ^uhtaus (Stinghe, Doa II, 168), Quittung (rein
deutsch) (eb. S. 201) etc. Auch diese habe ich, da sie nicht
als Lehnwörter betrachtet werden können, nicht in das Glossar
aufgenommen.
Ein Einfluß deutscher Verwaltung konnte sich endlich
auch noch zur Zeit des Absolutismus, (1850 — 60), der auf die
Revolution von 1848 folgte, geltend machen. Doch mußten
auch dessen Spuren bald durch den magyarischen verwischt
werden. Reste sind noch Wörter wie be^irc, can^list» haltä»
tuncär, loz, prin^ ^teier, stempäl und der nicht uninteressante,
meist adverbiell gebrauchte Ausdruck supa, cu oder de-a supa,
der auch in das benachbarte Muscel Eingang gefunden hat
Bedeutender mußte dieser Einfluß natürlich, wenn er auch
da viel jünger ist, in der Bukowina sein, die ja auch heutigen
Tages deutsche Verwaltung hat Doch scheint er auch hier
nicht tiefere W^ui^zeln geschlagen zu haben, wie dann solche
Einflüsse meist vorübergehenden Charakter tragen und nur an
der Oberflache haften. Ich habe daher nur die verbreitetercu
— 1«5 —
Wl^iter, die nchtm ärem gafueen Habitas nach als solche er-
keimbsr amd, in das 0h)8saf aufgienammen: aisenbanc, banhof,
beffjrcficiti, b^^rcricter, fester, fbsmalstrii, foater, ghirie, respun-
denfft, ^tempeli vehter.
3. EinflnB der deutschen Kaufleute, Handwerker und
Wirtsleute:
a) in Siebenbfirgen.
Es ist begreifKch, tmd ich habe es bereite kurs ange-
deutet, daC gleiehzeitig mit der österreichischen Hemchaft
und parallel kü den deotschen Kolonisten aneh eine große
Ansahl deutscher Kaufleote und Gewerbetreibender sowohl
nach Siebenbikrgen als auch nach der Bukowina und dem
Banate kamen. Man strebte darnach, die erworbenen Länder
auch für den Handel und die Industrie zu gewinnen, denen
ja hier ein weites, ergiebiges Feld offen stand. So gesellte
sieh KU den sSchsischen Kauf- und Oewerbsleuten, die bis
dahin fiist ausschließKch die Bedurfiiisse des Landes gedeckt
hatten, eine große Anzahl deutsch-österreiohischer, die sich in
den Stftdten niederließen. Auch die allmählich sich ent<ende
Industrie befimd sich und befindet sich auch heute noch Yor-
wiegend in den Hftnden der Sadbsen und Deutschen. Die
Städte tragen, insofern sie nicht magyarisches Gepräge an-
genommen haben, zumeist deutschen Charakter. Aber auch
auf den Dörfern sind häufig fremde, fast immer deutsche Ge-
werbsleute anzutreffen. Einzelne von diesen sind im Laufe
der Zeit in der mmftnischen Beyölkerung aufgegangen; daher
soldie Namen wie Badiftr, Friedrich, König, Heuchert RictÄr
(aas GurarlnluT bei Hermannstadt, Muntean Mon. S. 208 ff.),
die sich noch yermehren ließ^.
Es ist nun klar, daß gerade diese Verhältnisse Anlaß zu
zahlreichen Entlehnungen geben mußten, da es sich um täg-
liche Berührungen und tägliche Bedurfnisse handelte. Dieser
Einfluß dauert auch heute noch fort. Der rumänische Bauer
ist auch heute meist auf den deutschen Kauf- und Gewerbs-
— 166 —
mann angewiesen und der rumänische Handwerker geht oft
zum deutschen in die Lehre und gebraucht bisweilen statt
der fehlenden rumänischen eben die deutschen Ausdrucke.
Auch hier läßt sich daher keine ganz scharfe Grenze zwischen
wirklichen Entlehnungen und fremden Ausdrücken ziehen.
Aus dem Gesagten geht auch das schon hervor, daß die
einzelnen Wörter nicht so recht fizierbar sind für ein be-
stimmtes Gebiet; einige sind auf einem weiteren gebräuchlich,
viele, wie wir noch sehen werden auch in Rumänien, andere
nur auf einem sehr engen (vgl darüber Glossar). Auch das
sei hier noch angemerkt, daß eine Scheidung zwischen sieben-
bürgisch-sächsischem und deutschem Gute hier nicht mehr
möglich ist Die Wörter haben in ihrer lautlichen Gestalt
nichts spezifisch Sächsisches an sich, können aber sehr wohl
durch die Sachsen vermittelt sein.
Das nur dem Banat oder nur der Bukowina angehörige
Gut werde ich getrennt behandeln. Ich fasse zunächst einige
Bezeichnungen für Geldarten zusammen: bancuotä^ bäncu^,
crei^ar, rainic^ sfan^ (sfanfiih; vgl. auch sfin^iic, Banat). Speziell
Wirtshausausdrücke sind: budincS, chelner, chelneii^,
criglä^ goglistat, halbä, snitäl, tringhelt und vielleicht auch
sobura. Die zahlreichen Ausdrücke, die sich auf Handel
und Gewerbe beziehen, lassen sich kaum zu bestimmten
Gruppen zusammenfassen. Ich will daraus nur za^ und zä^r
für die Buchdruckerei hervorheben. Die übrigen sind: barhet,
borta, bortifä, cafeiü, cartof, castin, chiflä, chiflar, ciuflicar,
cufar, fain, flanel, floastar, flostorar, flos, festen, gheseft, ghe-
sefbar, ghesefbärie, ghips, ghipsos, gris, heriuca, zit, lac, lachi-
ruesc, lot, maistär, mustra, pincal, pocärai, spi^ura, stofö, gina,
sinuesc, slag, slefuesc, snur, stere, stiflä, stipuesc, stocfis, |tnmf,
suf, sustär, tapet, tape^r, tapetärie, tapetez, tastä, trihter, trinci
turfö^ ^iinhel^;, ^linober, toi, vatä, vanä.
b] in Rumänien.
Der Einfluß, von dem hier die Rede sein soll, bildet mit
einen Teil der großen Einwirkung, welche die eindringende
~ 167 —
westeuropäische Kultur auf die beiden rumänischen Fürsten-
tümer ausgeübt hat, die bis dahin ganz unter dem Einfluß
der orientalischen Kultur gestanden hatten. Ein überaus reiches
und anschauliches Bild dieser im Laufe des XYIU. Jahr-
hunderts allmählich sich vollziehenden Vorgänge gibt N. lorga
in seinem Werke Istoria literaturii romtne In secolul al
XVffli«», Bucurestl 1901, U, 8ff.
Ein Umstand, der die Einführung der westeuropuschen
Kultur wesentlich begünstigte, waren die politischen Ver-
hältnisse. Die Österreicher trachteten nach der Einnahme
Siebenbürgens, ihre Herrschaft auch über die benachbarten
Provinzen des immer mehr in Verfiel geratenden türkischen
Reiches auszudehnen, wobei sie auf die Rivalität Rußlands
stießen. Zweimal drangen noch vor 1750 österreichische Heere
in die große Walachei ein, die kleine Walachei aber stand
18 Jahre lang unter österreichischem Regime (vgL a. a. 0.
S. 10). Doch waren dies Wirkungen vorübergehender Art.
Die Türkei sah sich durch die Siege der Mächte zu allerlei
ungünstigen Verträgen gezwimgen, in welchen diesen große
Zugeständnisse gemacht wurden. Die Donau und das Schwarze
Meer wurden dem Handel eröffnet und zahlreiche fremde
Kaufleute^ besonders auch deutsche Gesellschaften finden sich
in den Haupt- und Handelsstädten ein. Die europäischen
Staaten, voran Rußland, dann Österreich, Frankreich, Preußen,
England erhielten das Recht, Konsulate einzurichten, die nun-
mehr zu Mittelpunkten der fremden Einwanderer wurden.
Dadurch gewannen diese eine bevorzugte Stellung. Ihre Zahl
wuchs beständig an. Leute von den verschiedensten Pro-
fessionen eilten dahin, ihr Glück zu machen. Besonders
zahlreich kamen die deutschen Ebmdwerker, Kauf- und Wirts-
leute. (VgL lorga a. a. 0. S. 12.) Unter Ipsilanti, der die
Hauptstadt des Landes, Bukarest, mit prächtigen Bauten
schmücken wollte, strömten scharenweise deutsche Hand-
werker in das Land, darunter auch Siebenbürger Sachsen
(a. a. 0. S. 17). Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts ninmit
ihre Zahl beständig zu, wie lorga aus den Akten der Kon-
— 1«8 —
sulate ÜBsteUllt (a. a. 0. S. 29), und auch hewte iäk m eine
große.
leh erwjUme an dieeer Stelle auch neoh den tegenfibuidels-
yerkehr mit Leipzig, deor ja aneh zur Bilduiig yon Wörtern
wie lipacMi (WarenfaaAdler) und lifeeikme (Wareäniederkge)
Yeranlaseang gegeben fadi
Die Zahl der aus diesen Yerbaltniedeft berYorgegaii|^nen
Lehnwörter ist verhaltDismifig grot. Auch ftr sie gilt die
Bemerkung, daß eine genaue Fkiemag nicht immer mö^eh
ist, da die ein^ eine gröfiere, die anderai eine geringere
Verbreitung haben. (Vgl darüber Olessar.) Von den Wirts-
hausausdrncken sind die y^rbreiteteren: chelnw, haHriL^
|yar^ imd ^1; weniger yerbreitet: ang^enudit, baohendäl, cri-
gäl, rosbrat, |nit, fni^ Strudel, ;yai^. Beaeicfanungfia fftr
Geldarten sind: bftncu^, blanc, cronfader, sfkn^ (dazu fißatr
t^uesc, sfän^uialä, sftn^uitor). Von den Ausdrucken filr Haildel
und Gewerbe hebe ich auch hier nur die der Bttdidruck^rei
angdiörenden heraus: föl^esc, |if, jpalt, yiogSlac, za^ ze^r,
ze^uesc Die übrigen sind: bandä, bandraburc&, barhent, belhifä,
bibemil, bizet, brac, braica, cahlä, cähli^, candel« cartof^ chifla,
chinoros, cioflingar, dem, eozondrac, cuför, dril, fam, flanelil,
fla|net&, fraht, gheroc, ^e^eft, ghe|eftar, ghe^ftaiie, gnmd,
herincä, nit, nituesc, olandä, opsas, paradais, parizer, raspiel, rips,
riz, spif , stofö> sinä, sinar, sinuesc, |lefiie80, |lep, sneaps, snur,
snuruesc, |nuruialä, jpani, ^tifb, strum^ ^cftri^ yanä, yatft.
Viele darunter kommen, wie ein Vergleich lehrt, audi in
Siebenbürgen yor.
Anhangsweise seien hier auch die Wörter belfer und
tartan genannt, die aus dem Jtdischdeutschen stammen.
4. Deutscher Einfluß in der Sprache der rumänischen
Bergleute im siebenbürgischen Erzgebirge.
Die Minenarbeiter des siebenbürgischen Erzgebirges sind
zum weitaus größten Teile Rumänen, die den Namen bÜesi
fuhren. In einigen Ortschafben jedoch, wie in Säeärlmb,
Hondol und Bäifa, wohnen sie mit Deutschen yermischt Hier
— 1«9 —
fimin sie aaoh em da Düotoeken abgpelemta Fert, cUli sie
«ohirftf la berilieee^ mmmn (tgl. Fränoa-^Gacädiisa, S. 99 tmd
6n<mvJL
IKe ieatsehen Aibeiter räd hMptf^MsIlHeh tan die Imte
des XVm. JaMranlexte und itk der folgenden 2eit hierher
gibMinneii, vnAiätm VJ4l die Oolflager von Säoftrtmb d«uf<ft
einen gmiairiwdien Banevn entdedkt und Eom iTefl m 4m
Btiito der kuserKoben FnttiHe nud nnter dtie Vcarwed^ffiftg des
Steüfees geiftngt waran (ygi Fvteeti-OattdreB, S. 37).
8» konnte nioM fehlen, dafi die rnmäniBchen Arheüer
den dentsehen Beamten und iü^beikem, die einen rationdteten
Betrieb mit sich biwshten, axuik mandM Ansdxtcke ablernten.
Sie ^ohaten ja mit ihnen zonanunen, arbmteten zosammen
vnd eme Aiaakl dentsdier Arbeiter sind anch geradezu rnma-
nisiert wesnUn, was Namen wie Cfruber, Heeman, legher,
Meier, Lesing, Bot, Z^pser beweisen (vgl W. Jb. IV, 286).
Außer dem beieitB erwähnten chirvai sind noch folgende
Wörter xo nennen: 00h, fispont, fotragft, gang (»: Ensgrdbe),
giplä, stämpnesc, stafk, sattroc, ^fie, steamp, stempar, ^tem-
|iiri^ ftempnesc, stinr^ ftolnft.
5. Deutscher Einfluß im Banat
Nadi Yertreibmig der Ttrken aus dem Banat durch den
PrtBzim Eugen tgod Saroyen; kam das Land, wie schon er-
wihnt, unter öfifterreiehisohe Herrschaft Österreichische Ter-
wattoDg und deutsches Heer wurden auch hier eingef&hil
Sdiön um 1728 kamen audi die ersten Kolonisten in das
nemlich entvölkerte Land, vem Grafen Mercy, dem ersten
Statthalter, germfen. Es waren vorwiegend Deutsche, größten-
teils Schwaben; doch war ihre Anzahl noch keine bedeutende.
Die große Kolonisation fond unter Maria Theresia in den
Jahren 1763-1773 statt. (Vgl Karl Frfa. v. Caoemig, Eftno-
f^rsphie der dsterreichisoh-^ungarischen Monarchie, Wien 1857,
ID, 19ff.) Zwischen 1768 und 1771 erreichte die Einwande-
rung ihren Höhepunkt und wurde durch die von der Kaiserin
aasgegebene „Impopulations-Hauptinstruktion" geregelt Die
— 170 —
Kolonisten erhielten große Vergünstigungen und es wurden
zu ihrer Aufnahme teils alte Gemeinden vergrößert^ teils neue
angelegt. (Deren Verzeichnis siehe bei Joh. Heinr. Schwicker,
Geschichte des Temescher Banats, Pest 1872, S. 401—402.)
Über Heimat und Sprache der Kolonisten berichtet
Schwicker (S. 397) wie folgt: „Die Einwanderer (worunter
auch zahlreiche Handwerker) kamen aus allen Teilen des
deutschen Reiches, aus Lothringen, Trier, dem Elsasse,
Schwarzwalde, Breisgau, Furstenberg, der P£Edz, aus Vorder-
osterreich, Mainz, Luxemburg, Nassau, Franken, Baden-Baden,
Schwaben, Lamberg, Tirol, Oberosterreich; dann aus der
Schweiz, aus Frankreich und aus Piemont
Aus dieser Zusammenstellung des ursprünglichen Vater-
andes der banater Deutschen geht mit Notwendigkeit die
Erkenntnis der mannigfachsten Dialektschattierungen herror.
In der Tat herrscht in dieser Beziehung die größte Ver-
schiedenheit. Banat ist den Dialekten nach (Süd- und West-)
Deutschland im Kleinen; und trotzdem man als Ghrundsatz
festhielt, Landsleute beisammen zu lassen, war doch die Ver-
einigung unterschiedlicher Dialekte in einem Orte oft nicbt
zu umgehen, aus welchem Verfahren die ärgste Sprachmengung
entstand."
Seit 1771 mußten die Kosten vom Einwandernden selbst
bestritten werden und so ließ der Zufluß nach und horte nach
1776 fast gänzlich auf Beim Tode Maria Theresias belief
sich die Summe der banater Einwanderer auf 25 000. Infolge
des Einwanderungspatentes, das Joseph II. im Jahre 1782
erließ, erfolgte ein erneuter Strom deutscher Einwanderer be-
sonders aus der Rheingegend über Ungarn. Es waren zumal
Handwerker, da das Land an solchen großen Mangel litL
1784, 1785 und in den folgenden Jahren kamen abermals
Deutsche auch in das Banat. Unter Kaiser Franz fanden
endlich noch einzelne Zuzüge deutscher Kolonisten besonders
in das Banat statt, so 1794, 1802 (Schwaben), 1808, 1810.
(Vgl Czoemig a. a. 0. III, 37ff. und 59f.)
Was die heutigen BevÖlkerungsyerhaltnisse des Banats an-
— 171 —
beixifFly wie sie sich seither gestaltet haben, verweise ich auf
W. Jb. ni, 198 ff. Ich hebe daraus nur noch hervor, daß die
Deutschen auch in den Städten meist die Mehrzahl bilden.
Diese Verhältnisse weisen manche Ähnlichkeit mit denen
in Siebenbürgen auf imd das zeigt sich auch in den entlehnten
Wörtern, nur daß diese im Banat natürlich ein viel jüngeres
Gepräge tragen. Inwiefern auch hier deutsche Ortsbezeich-
nongen von den Rumänen übernommen sind, darüber fehlt
mir jede Nachricht. Das einzige mir bekannte Beispiel ist
Chinisäc ^= Eönigseck, ein Flurname beim Dorfe Maidan
(Liuba-Iana, S. 45).
Den Einfluß der deutschen Sprache auf die rumänische
Volkssprache charakterisiert Weigand (Jb. III, 199), der auch
meine Hauptquelle gewesen ist, folgendermaßen: „Die deutsche
Sprache hat namentlich auf den Wortschatz des Rumänischen
im Banat einen bedeutenden Einfluß ausgeübt Viele Aus-
drücke, die sich auf Handel, Industrie, Bergbau und besonders
auf das Handwerk (Instrumente) beziehen, sind dem deutschen
entlehnt, und selbstverständlich auch viele Militärausdrücke. ^^
Ich hebe zunächst die Bezeichnungen für den Banater
Deutschen: Svab und das humoristische cotoflean^i hervor,
femer die charakteristischen: paor, paorat und maier.
Gewächse: crump oder crumpir, paradais, petersil, ruben.
Wirtshausausdrücke: aihmoct, bachendl, hoalbä, herberg,
snitaL Kleidungsstücke: latbär, foremet, slafianc, §läpi,
slingherat, spen^ spen^el, |trimf^ supertiQ. Dazu das Verbum
stricuesc. Sonsikiges Gewerbe und Handel: blaiü, blevais,
bleu, diomp&r, farbä, floastfir, ghiscan, latntoc, laf, maistär,
me(, oblu, paradais, picsä, rainä, rStpel^, sfln^ilc, si^, somot,
sädvasär, slatßr, soter, spogot, fpri^i, stil, sustär, toc^gla, timät,
tuc&r. Andere Ausdrücke sind endlich noch : forand, izänban, luft,
pla^pocompos, ponvon, probesc, spa^r, stälog, steangä(?), vilait.
6. Einfluss der deutschen Kolonien in der Bukowina.
Ich habe bereits in einem anderen Zusammenhange davon
gesprochen,' wie schon frühzeitig Siebenbürger Sachsen aus
— 172 —
iet Btttrifas6r €hegend sieh in der dafflids tKxdi zur Mol4aa
gefi^Hgem Bakowim niedeilieStsii. Die M^rzsU der d^ntoisben
Beirohner ä^ Lmdes staanmt indes erst am der Zcät der
(Meneichisebeü Herrscbttft. Besonders i:fthh^6ich sind sie auch
Met in den Städten, «umil in der Hanptetedt Oeemowite und
in deren nSchsten Ulfi^ebttng, femer in 8iret, Snceava, fiädintf,
Cittpnitmg und an amderen Orten.
Deutsche Eoioliien sind dann unter Joseph II. in mehreren
Dörfern angelegt und aas Westdeutschland berdlkert worden.
Um die Mitte des XIX. Jahrhunderts sind einige Nieder-
lassungen Yon Deutsch-Böhmen, von den Rumänen Talspin
geheißen, an verschiedenen Orten entstanden. £ndfich finden
sich nach Deutsche, darunter auch Siebenbütger Sachsen in
den Bergtrerksorten, bei den Salewerken und Glashütten. (Vgl.
Ozoeting a. a. 0. I, 43.)
Die Mitteilungen über den deutschen Einfluß in der
Bukowina rerdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn
Are. Dugan^Opai^;, der sie mir durch Prof. Weigand zukomme
ließ. Ich spreche ihm dafür an dieser Stelle meinen Dank aus.
Außer den bereits mitgeteilten, durch die deutsche Ver-
waltung und das Heer yermittelten Ausdrücken, führe ich
noch die folgenden an: bandol, deap|fi, clepsesc, brif, cuffir,
fenic, förman, frustiuc, ha^af, luminat, pumpS, sniap^ spattr,
svart, suflÄ, tlmbrS, vegmaistru, resta.
7. Deutscher Einfluß auf die gebildeten Klassen
besonders in Siebenbürgen.
Erst mit dem XYIII. Jahrhundert beginnt allmfthlich sich
eine gebildete Klasse der Rumftnen in Siebenbürgen 2U ent-
wickeln. Im Jahre 1700 war es den Bestrebungen der Regie-
rung gelungen, einen Teil der Rumänen zum Übertritt in die
römisch-katholische Kirche zu bewegen. Den „linierten"; wie
sie von den übrigen genannt wurden, stand- nunmehr der Zu-
gang zu den Schulen, die für die Rumänen so lange ver-
schlossen gewesen, offen. Es waren zunächst die katholisch-
lateinischen Schulen der Jesuiten in Klausenburg, Karlsburg,
— 173 —
HeHBanwtodt, Kronstadt und Timau in Ungm, imoM abo-
aach die in Wien und aog«r ia BcH». 17M wurdaa i« Blaiafi-
dorf (Blij) ^e eisten rumaniflehaa Sebttkn eröffiobBi Wid ge-
watt^itte Wufauigea geweaea »mi^ die aiui ddeaBii JErei^KiMei»
auf die Geeamtbeit des roiafiniseheii YoUces ausgesfaraoat sind,
kann ich bier »iebt auaeinaad^seta«».
Sin speaifisoh deutscher Eiafluß macht sich besoaders
miAer Maria ^eresia uad Josi(>h 11 gdtend, der den Bmnaaen
auch den Zutritt za dea Staataamtera offiietew (Bari^iti« I, 512.)
Sie daUn hatte die gebildete Klasse der Rammen aar aus
Klerikmai bestudea. Ich habe bereits aa aaderer Steüe er-
-wäiinty daß schoa unter Maria Theresia auf dea Greaaer-
gelnetea deutsche Nonaalschulen, ia N&9äud sogar eiae
Nonnalhauptsohnle gegcoadet wurde, zu der Joseph ein
Militareraiehuagahaus hiazuf>e. Aus diesem gingea nieht
bloß Offiziere, soadem auch zahlreiche Pferrer hervor (Tran-
silvama XYXITI, 70).
Als eine typische Gestalt der aufkommenden weltlichen
Intelligenz der Siebenbürger Rumänen kann Johann Molaar
▼on Mällersheim gelten, der zugleich einer ihrer allerersten
Vertreter ist £r ist f&r uns ia mehrerea Hiasichtea iater-
essant, da er auch litterariach tafaig und eiaer der ersten
romaDischen Granunatiker gewesen ist. Ich will daher Ter-
isucben, seine Entwicklung und Tätigkeit, insofern sie for uns
ijs Betracht konunt, ia kurzen Zügen zu skizzieren, da sich
dania mamäies kulturgeschichtlich f&r Zeit und Verhältnisse
recht Charakteristische am besten ausprägt.
1746 im Dorfe Sadu bei Hermannstadt geboren studierte
er in Wien Medizin uad trat, aach Siebenbürgen zurück-
gekeimt, 1781 ia die Hermanastädter Freimaurerloge ein, die,
von eiaigea Siebeabürger Sachsea begrüadet, einea großen
Teil der vornehmen Siebenbüzger Gesellsohaft in sich £ftßte.
Damals war er „k. k. bestellter Okulist^ und stand ia nahen
Beziehungen zum Gouverneur des Landes, dem Baron Bcockan-
thaL, und spater zu dessea Nachfolger, dem Grafea Baa%.
1790 wird die Loge aufgehoben. 1703 wird Molnar der
— 174 —
Adelstitel „von Müllersheim" verliehen und wir finden ihn als
Professor der Okulistik an der Universität zu Elausenburg.
Zwischen 1814 und 1823 ist er gestorben. Ich erwähne bloß
flüchtig, daß er auch an politischen Bewegungen der Rumänen
teilgenommen, femer daß er den ersten — freilich miß-
glückten — Versuch gemacht hat, eine rumänische ZeituDg
herauszugeben. Er hat ein Buch über Bienenzucht (1785),
eine Rhetorik (1798) und eine Weltgeschichte (1800) in roma-
nischer Sprache veröffentlicht. Uns interessiert hier nur seine
1788 in Wien erschienene „Deutsch- walachische Sprachlehre\
die älteste ihrer Art, und ein für seine Zeit vortreffliches
Werk, das noch in zwei weiteren Auflagen 1810 und 1823
in Hermannstadt erschienen ist. Gaster hat (in Gröbers Grunde
riß, II, 3, S. 368 f.) mit Recht auf den darin enthaltenen Reich-
tum an dialektalen und lokalen Ausdrücken hingewiesen.
Molnar steht den latinisierenden Tendenzen seiner Zeit ferne
und kann als zuverlässiger Gewährsmann für die Volkssprache
angesehen werden. Seine Grammatik ist daher auch eine
wichtige Quelle für mich gewesen.
Molnar kann, wie schon gesagt, als Vertreter einer ganzen
Reihe von Männern angesehen werden, die wie er ihre BUdung
an deutschen Schulen erlangten. Man kann daher sehr wohl
sagen, daß die gebildete Klasse der Rumänen in Siebenbürgen
sich vorwiegend unter dem Einflüsse deutscher Kultur ent-
wickelt hat, wenn auch dieser Einfluß nicht immer, wie in
den sächsischen Städten ein direkter, sondern oft ein durch
die Magyaren vermittelter war.
Ich kann der Sache hier nicht weiter nachgehen. Von
litterarischen Erzeugnissen will ich bloß das Volksbuch Tilu-
Buhoglindä erwähnen, welches schon der wortlich übertragene
Titel als eine Übersetzung des deutschen Till Eulenspiegel
verrät. (Vgl. M. Gaster, Literatura popularä, rom&nS, Bucu-
rest; 1883, S. 160 ff.) Zaharia Carcalechi aus Kronstadt, der
um 1816 die Herausgabe der rumänischen Bücher an der
Pester Universitätsdruckerei besorgte, legte sich den Titel
„ferlegher" bei. (lorga, Istoria lit. etc. II, 331.)
— 175 —
Auch heute trifft folgende Bemerkung, die Weigand mit
Bezog auf das Bauat machte recht wohl auch far gewisse
Teile Siebenbürgens zu: „Die Kenntnis des Deutschen ist
unter den Gebildeten und Halbgebildeten allgemein. Viele
Romanen haben deutsche Schulen besucht und bedienen sich
infolge davon der deutschen Sprache ebensogut, oft noch
besser als ihrer Muttersprache. In Zeitungen und Schriften
finden sich daher auch oft genug Redensarten und selbst
Konstruktionen, die ganz unrumänisch sind und sich bei
näherem Zusehen als wörtliche Übertragungen aus dem
Deutschen erweisen. Durch Umwandlung der deutschen
Schulen in magyarische Staatsschulen wird in Zukunft der
Einfluß des Deutschen durch den des Magyarischen ersetzt
werden.*
Nach dem Angefahrten ist es begreiflich, daß die Sprache
der Gebildeten unvergleichlich stärker von der deutschen be-
einflußt ist als die des Volkes, bei dem dieser Einfluß nur
den Wortschatz und auch diesen in verhältnismäßig geringem
Maße berührt hat Besonders hat die Klasse der Gebildeten
aoch die internationalen, konventionellen Eulturausdrücke zum
großen Teil von den Deutschen übernommen, was mitunter
noch in Form und Aussprache kenntlich ist. (Vgl. con^rt,
dirigent, advoeat etc. gegenüber concert, dirijor, avocat im
Königreiche, wo das Französische die Quelle war.) Daneben
konunen'aoch wortliche Übersetzungen aus dem Deutschen
▼or, die sich zum Teil eingebürgert haben. Ob vinars =
Branntwein eine solche sei, ist nicht ganz sicher. Dagegen
wäre nach HEM, Sp. 1121 anotimp = Jahreszeit hierher zu
stellen. Desgleichen gehört hierher auch nu-mä-uita = Ver-
gißmeinnicht. Es kann nun nicht meine Aufgabe sein, darauf
näher einzugehen.
Zum Schlüsse seien noch die Lehnwörter aufgezählt, die
&^ der E[lasse der Gebildeten stammen und auch meist auf
sie beschränkt sind: eapelmaistru, clavir, clenoduire, fran^z,
gMft, marcä, matroz, paucä, pumpä, roc, rocsor, tintä, val^
▼ätnesc.
— 178 —
B. fllossfir.
aimaact n,, San.: h^89i\ Süigeim^tQs. Wf^ JUHI, Uä.
atsftnJiiikiLe oderbäsmbwea^ Sink*; SmwMuL Dag.4)p.
ajBidxoc n., pL -oaee, wolkmer Roek, WinkenMk 4tv
SSo^riwen. — Wal.: laioHii^, Sid»^: KronsivK (StHngke,
SclOugor S. .6f., 81), Vttd^ bei KiOBata^t: !Smia, & tS: In
timjpol diu urmä incegp sa poarte andvoace fiicQifce di» flanel.
La Skb. au(%b soiuit vereiiMi^, v^ Bib. Pp., 464: ^inqgeti
Qüna pe andfoc. — N£: ondroc (laionvi^); haadxoc, iboMboe
(bei Buzaü); (^ndroaqä, ondroacä (Valdarecea im FogsymMfa«
Ccuil). — Et.: US ängder- (BialteU*, 8), ^w^at- (Kisoh NW, 17)
+ rock. Aus dam ä erklart siah der Weahael yqm. a und o
im Anlaut des Rum. HEM 1187fiF'. leitet es von einem mfad.
„undenock'' ab und gibt an, die Bojaren xaxd jBOrgwnsftauen
hatten das Kleidungastdck: &nber tatsachlieh ids Untavrook
getragen.
androcea £, pl. -cele, in den Kinderapiabn: alte Fraa
(ygL cqjocea, alter Mann) HEM, 1188f. — Ei: androc +
Su£ ea.
angkemoht n., pl. -turi, Wal.; Art Qullaseh. Tikkin 68.
— St: na(di Tiktin „Eiiigemaohtes, wohl naoh aieb. Aus-
apracbe^'.
»ri^te £, Sieb.; Geffingnis, Arrest — Pasc Doc. 162:
;i pap^ cel din vecinätate asemenea cu aristea [sä fie] eammit
(Sibüü 1790). Heute in der Militarsprache noch üblich. —
12t.: d. Arrest + rum. Sa£ iste, aus der Militär- oder Ver-
waltungssprache.
bachendäl, KL-WaL (Wirtsbausausdruck); Backhandel.
Wg. Jb. VII, 82. — bakhendl, Ban.; Gebackenes (JHafanohen
oder Huhn oder sogar Kalbsbrust) Wg. Jb. DI, 313. — Vgl,
auch pö^enes *endl, Eörösch- u. MaroschdiaL Wg. Jb. IV, 330.
bacol^i m. pl., Sieb.: Gurariului; kleine Baumat&mpfe
von Birkenholz, die zum Heiden des Backofens dienen. Munt
Mon. 32. — £t: ss bakhal? n, Holzbock. Haltrich 68. Aus
einer Form mit o dieses Wortes.
— 177 —
bancnotä £, Sieb.; Banknote. Bar. — (Zur Et vgl. auch
magy. banknöta).
bancutä £, Sieb.; Zehnkrenzerstfick. Bar. Papiergeld,
BankozeiteL L B. 43. — Et.: d. Banknote.
bSncu^ f., WaL; fEuniliar: Geldstack von 50 Bani Tiktin
154. — Sieb.: Papiergeld von kleinem Werte, von 10 Kreuzern,
Laur.-Mass. 57. — Ei: nach HEM. 3193£ d. Bankozettel mit
Anlehnung an mm. ban.
bandS £, bände, crampon de fer« Aus dem d. Band,
entweder direkt oder durch Vermittlung des franz. bände oder
des itaL banda, an Stelle des altrum. bantä oder beantS ge-
braucht (mit dem es auch yerwechselt wird), aber nur in den
Städten infolge der fremden Handwerker. Vgl. HEM 2459.
bandol m.. Buk; Fußlappen, Fuflfetzen.— Et.: HEM 2461
steUt es zum vor^en, was schwerlich angeht Doch mag die
Ableitung von d. „Bändel^, besser wohl Bändel, richtig sein.
bandorS, bandurS f., Sieb.: Stück Leinwand zum Ab-
stauben, Einschlagen v. etw.: Lappen, Tuch. Tiktin 154. Dazu
das Dim. bSnduricS. — Et: nach Tiktin „vielleicht zu deutsch
Band«.
bandraburcS £, pl. -ce, seltener -ci, nördL Mold.; Ear-
tofiTeL — N£: brandaburcä, hadaburcl^ bandraburä. — Et:
„Wahrscheinlich nach einer aus der Provinz Brandenburg,
woher Rumänien zumeist seinen Bedarf an Gärtnereierzeug-
nissen deckt, eingeführten Sorte. Zur Form vgL poln. brande-
burka, Brandenburgerin." Tiktin 154.
banhof oder banhoc, Buk.; Bahnhof. Dug.-Op.
bärbunc m., Sieb.; Werbung. L B. 317 (637): Haideti
fecioxf la cätane, | SS mlncSm pitä cu came; | Haide^t feciort
la bärbunc, | Sä minc&n came de junc! — Nf.: värbung,
Stinghe, Doc U, 106: strängere aceasta sä nu sä facä prin
obidnuitul pän acum värbung. (Brasov 1794,) Bei Dame I,
131 auch die Nf. berbun. — Et: d. Werbung aus der Soldaten-
spräche. Zum oben zitierten Soldatenliede macht Bärseanu
(L B. 350, Note 100) folgende Bemerkung: „Diese Verse
stammen aus der Zeit, da die Burschen durch Belustigungen
Wolgand, 10. Jahnsbericht. 12
— 178 —
und Gellte verlockt wurden, in das Heer einzutreten.'^ Aus
dieser Sitte hat sich eine neue Bedeutung des Wortes ent-
wickelt n&mlich: bärbuncft (Sain. 11, 40), berbuncä (Cihac II, 12,
Dame I, 131), Sieb., urspronglich Werbetanz, d. h. Tanz, den
die Burschen bei der Werbung auff&hrten (die Sitte, daß die
in das Heer eintretenden Burschen Belustigungen yeranstalten,
hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten). Dann: „Bauem-
tanz'^ überhaupt — Das Wort ist in dieser Bedeutung auch
nach Rum. gedrungen: barbunc m. (mun^ii Sucevei), eine Art
Tanz. Sez. V, 37. (Vgl verbuncä, verbxmci, verbuesc, vor-
boncas.)
barhent, -het, Barchent (Zeug). Tiktin 159.
beicher (be^er), Sieb.: Kronstadt; Bäcker. Stinghe,
Schkejer 81. — Ei: d. Bäcker durch Vermittlung des Ss.
b elf er m., Rum.; fam. verächtlich von Lehrern: Schul-
meister, Schulfuchs. — Et: Jüdisch-deutsch Belfer (d. i. Be-
helfer oder Beihelfer) „Schuldiener, Gehilfe des Lehrers".
Tiktin 175.
belhi^ä f., Rum.; Bilchmaus (Pelzwerk). — Et: „Vgl d.
Bilch". Tiktin 175.
befirc n., pl. -urf, Sieb.: Eörösch u. Maroschdial.; Bezirk,
Kreis. Wg. Jb. IV, 326.
be^trcricter m., Buk.; Bezirksrichter. Dug.-Op.
be^ircrictu n.; Buk.; Bezirksgericht Dug.-Op.
bibernilm., Rum.; Wiesenknopf (Sanguisorba muricata).
— Et d. Bibemell, Pimpemelle. Tiktin 183.
bizef n., Rum.; Leberbesatz der Schuhe. Säin. Dic^. univ.
96: ghete cu bize^ri. — Et d. Besätze.
blaiü n., Ban.; Bleistift. Wg. Jb. III, 313. — Nf. plai,
(eb. 324).
blanc adj., Rum.; galben blaue: Dukaten mit glattem
(nicht gekerbtem) Rande, holländischer und älterer öster-
reichischer Prägung, jetzt aus dem Verkehr verschwunden. —
Daher modern: glattrandiger, vollwichtiger Dukaten. Tiktin
198. — Et d. blank.
— 179 —
bleu n^ Bau.; Blech. Wg. Jb. lU, 313. — N£ blek, blef.
— Ei i Blech > blef [> *blev] > bleu). (Vgl auch pleÄ).
(Anm.: bleaü, bleav, WaL; bleah, Mold. und deren Derival»
scheinen anf slay., speziell ross. Yennittlang zu beruhen.
YgL Tiktin 200, Cihac 11 16, Jb. 11 198.)
bleyais, BaiL; Bleiatift N£ plavais. Wg. Jb. III 313,
324. — Ei. (L Bleiweiß („steht auch fiir „bleistift*' Grimm II
103). (Anm.: die sieb. Formen pletvas, plSivas, pleYäs, plSibas
flAummen aus dem Magy., nicht aus dem D. wie Sain. II 303
angibt Vgl. Lumtzer-Melich 205.)
bortä f., Sieb.; Borte. Molnar 370. Bar. — Dazu das
Dim. borfcifS, Viciii 49: borti^ de mfirgela — Et d Borte
(TgL ein perlen borten 1505. Sprdm. 158).
brac m. und braScä £, Bracke (Hundeart). Dame I 154.
StisL I 501. — Ei In bnutcä liegt yieDeicht Analogie zu den
fem. Tiemamen auf -oaicä vor.
brif n., Buk; Brie£ Dug.-Op.
broc n., Sieb.: Yälcele Essen. Bib. Pp. 464: du-te-acasä
de tä broa — EL YgL ss. änbrökn, än-ge-bröktsel n. Eisch
Wir 25; brök f. (das Weiche des Brotes) Beitr. XVII, 364.
brofieac n., pL -^eace, Sieb.: Soldatenausdruck; Brotsack.
Munt 100 Dotne, 42 (46): Si 'n bro^ace fära pitä.
brulinc oder bruUng m., Sieb.; Frischling. Bar., Molnar
380. Clemens 271. — N£ burlan (Säin. II, 55), burlinc (mit
Metathese) und die Dim.: burlincas, -cu^ L. B. 75. — Et ss.
brelenk, Frischling. Haltrich 40. (YgL d brüling m., porcus
annicaluB. Orimm II 426.) Das rum. geht auf eine altss.
Form zurüdL Auch im Althochdeutschen gibt es Neben-
formen mit u: friuscing, frunseing, fruscing, Kluge. Direkte
Ableitung von d. Frischling geht nicht an.
bruncru^ m., Sieb.; Brunnenkresse (Nastortium aqua-
ticum); cn» de grädinS, Gartenkresse (Lepidium hortense). Sftin.
U, 51. Nl bnmcu^, Dame I 159; bruncutä, Tiktin 220. —
Et d. Bmnnenkresse, gesprochen wohl Brunnkress. Bei der
Entwicklung der mm. Form kann sowohl progressive Yokal-
hannonie (Jb. YII 104) als auch Anlehnung an das rum. Dim.
12*
— 180 —
suS. 'U\j 'U^ gewirkt haben. Aus brancu^ hat sich, wie
man annimmt, durch Anlehnung an brtncä weiterhin eine Form
bitncu^ entwickelt (Tiktin, 220.)
budincS £, Puding. Bar.
burgar m., Sieb.: um Kronstadt; Bezeichnung für den
sachsischen Bürger. — Zorca 75: Mai de demult • . . [Vlädft-
reniX] yenind spre casft Inc&rcaü bufl de yin noü (must) pentru
cri|maril si burgarii din BrafOY. — EL altss Bwi^er 1494.
Sprdm. 136 und sonst sehr oft (neuss. berjr, birjr. Scheiner
Ma. 173.)
cafeiü m., Sieb.; Kaffee. Molnar 404: yoe|tt sä-mi dai
cinste a bea cu mine cafeitt. — Et d. Kaffee (schriftrum.
cafea aus dem Türkischen).
cafer m., Sieb.; Dachsparren. Dam6 1 176. Mohiar 372:
„caferl die Gesperr. (Vgl auch Munt Mon. 59, Fr.-C. 98). —
Et SS. käfer m., Dachsparren aus Tannen- oder Fichtenholz.
Kramer 56. (Es wird von Kiefer abgeleitet) Vgl. keffer
(Plur.). 1494. Sprdm. 140.
cShaU £, Sieb.; Kachel; cuptor de cShale, Kachelofen.
Bar. — Nf. calfi, pL cÜl, Kronstadt (Stinghe, Schkejer 82).
— cahia f., n5rdL Mold., Buk.; Bauchfang, bes. des Bauem-
ofens. Dazu das Dim. cShli^ f., Suceava; Stürze, mit der das
Rauchrohr des Ofens bedeckt wird, damit die Wärme nicht
entweicht Tiktin 256. — Et d. Kachel, (mhd. kachel, kachele,
ahd. kachala. Kluge 180); ss. k'o^cxl Beitr. XU 125. Die
ahd. Form wird man indes schwerlich heranziehen dürfen.
CShalS beruht vielmehr auf Anlehnung an rum. Wörter mit
dem Sufi. -alft, -ealS. (VgL auch cahflä, Cihac 11 37, woraus
cShalS). (Daneben kommen auch magy. und slay. Formen in
Betracht Vgl. Cihac, Tiktin).
candel, (zahSr) co E^andiszucker, Zuckerkand. — Et d.
Kandelzucker. Tiktin 275.
canf elist m., E^anzleischreiber. — Et d. Kanzeüst Tiktin
277. Molnar 394.
capelmalstru m., Kapellmeister. Tiktin 282.
cSprar m., Sieb., Buk.: Soldatenausdruck; Korporal SSin.
— 181 —
II 65. Molnar 64. Dug.-Op. — Et d. Eorpral, Eapral b der
Soldi&tensprache mit Yolksetymologischer Anlehnung an caprS.
cartof nL, Bmn^ Sieb.; Erdapfel, EartoffeL Bar. -^ Nf.
fem. -fk nnd -flä. Tikidn 301.
castin n., pL e, Sieb.: Hermannstadt — Kasten. Dazu
das Dim. cSstineL
chelner m., Rum. Sieb.; Kellner. Wg. Jb. YII 84. —
I. L. Caragiale, Teatru, Ia;t (Saraga) U, 116: Catindatul (bSttnd
in masS): Chelner!
chelneri^ £^ Zimmerfrau, -madchen in Hotels. Tiktin 334.
chiborean m., Sieb.; ,,ein sächsischer Bauer^. Molnar
48. Ei SS. gabauer m. (mhd. gebür, ahd. gibdro). Keintzel
NI, 48. Vielleicht aus einer alteren Form des Wortes, an
die das rum. Su£ -ean getreten ist: vgl. den Personennamen
Talentin gebur (1462 — 1484). Sprdm. 73. (Siehe auch gäburl).
chiflä £, Mold., Sieb.; Hörnchen, KipfeL — Nf. chiflu n.,
pL -fle, Sieb. — Et d. KipfeL Tiktin 339.
chiflar m., Sieb.; Bäcker. (Rum. Ableitui^ von chiflä).
chinoros ul, Wal.; Kienruß. — Mold.: chfndros, chlndrus.
— EL d. Kienruß. Tiktin 341. (Zu den mold. Formen ygl.
auch magj. kindrüsz aus dem D. Lumtzer-Melich 149).
chiryai la berbece, ein Fest das sowohl die rum. als
die deutschen Minenarbeiter in einigen Ortschaften des sieb.
Erzgebirges (Sficärlmb, Hondol, Bfti^) an bestimmten Tagen
des Jahres feiern. (Die Beschreibung des Festes siehe bei
Fr.-C. S. 39 £) — <m! lautet auch der Ruf der Tanzenden beim
Feste (a. a. 0. S. 40). — Von da scheint sich das Wort auch
weiter Terbreitet zu haben, da es auch sonst in Sieb, noch
vorkommt: chirral »» Belustigung. — Et d. Kirchweih.
cloflingar m., WaL: bes. in Muscel; Landstreicher,
Bummler, Lump. Wg. Jb. VIII, 318. Tiktin 357. — N£
ciofligar, cloflegar, cloflengar, Mold. (Tiktin); ciuflicar »»
Ohrenblaser, Sieb. Wg. Jb. IV, 332. — Ei Wg. Jb. VIII, 318:
scheint „Sehuhflicker** zu sein. — Man konnte auch österr.
Schübling heranziehen und an eine Kontamination mit
rom. ciuf ■» struppig oder ctof «» bouffon (Dame) denken.
— 182 —
(Die Et von Cihac U, 55 und Tiktin scheinen mir un-
haltbar).
clayir n., pL -e, Sieb.; Klavier. Bar. Molnar 424: ctnd
atinge clavirol, atunci umple toate cu ulmire.
cleap^ä f., pL depse. Buk.; Elapps (Schlag mit der
Hand), S. FL Marianü, Imnormlntarea la Bom&ni, Buc 1892,
S. 204: de nu-1 nimere|te mal capätft o cleapsä. — Ei „Zu
d. Elapps'' Tiktin 374.
dem, Elemmholz der Sattler. — Et d. Klemme. Tiktin 374.
clenoduire f., „alt'', Dam6 I, 259. Juwel, Kleinod. Dame
fährt folgende zwei Stellen aus Sinkai an ohne nähere An-
gabe: A luat coroana cu toate denoduirile, und: A dat si
coroana cu toate denoduirile sub tutela lui Frederic lU. —
Et Es ist yielleidit eine bewußte Rumanisierung des d. Kleinod.
(YgL aber auch dinoid.)
clepsesc v., Buk.; schlagen, einen Klapps geben. S. FL
Marianü, Inmormintarea la Rom. S. 204: d trebue sä caute
pe cd ce la depsit Part clepsit, 1) geschlagen, geohrfeigt;
2) beschränkt, blöde (a. a. 0., Fußnote). — Et Rum. Ableitung
von deap|ä, w. s.
clichinä oder clechie f., Sieb.: Bistritz; Jacke der Bauern.
— Nf. clichin n., dass., in der Umgebung yon Hermannstadt;
cUcin, Vlädem bei Kronstadt, Zorca 77: Feste acestea aveaü
alt minecar de pänura alb&, numit dupä säseste dicin (die
alte Tracht). — Et ss. klid oder kl^d H Kleid) (Keintzd
HL, 35) + Dim.-su£El -chen; klid-chen mußte dichin er-
geben. Für d, t + dien tritt ss. auch t§ ein z. B. m^tsn
(Mädchen). Vgl. Scheiner Ma. § 32, 1; auf diese Weise er-
klärt sich clidn aus *klitsn; dechie beruht auf kled-chen mit
Substitnierung der rum. Fem.-endung.
clinoid n., in einem Volkslied aus Brosteni, jud. Suceara
in Rum. Familia XXXVII, 211: I-a trimis un dinoid | Sä se
läse de lubit. Die Bedeutung scheint „Edelstein, Kleinod^ zu
sein. — Et d. Kleinod (vgL auch die Note des Au&eidmecs);
sieb, kleynodt 1493. Archiv des Vereins f&r sieb. Landes-
kunde, N. F. XXIX, 315.
— 183 —
eliompfär m., Ban. Klempner. Wg. Jb. UI, 318.
clo^ n., Sieb.; Klotz, Holzklotz. Molnar 56. Hierher
gebort vielleicht auch: do\ n. (Prahova) chevillette (retenue
par une courroie ou une chalnette, et qui sert ä relier le
timon du chariot avec le joog). Dam^ I, 263. — St ss. k^löts.
Beitr. XII, 131.
clo^riü m., Sieb.; Schindelmacher. Molnar 397. — Et
zum vorigen.
clac8& f., Sieb.; Falle, Mausefalle. Molnar 99. — In
Hermannstadt habe ich die Form closcft (mit Metathese) ge-
hört — Et SS. klux f., eiserne Mause-, Hatten-, Fuchs- u. dgL
FaUe. Haltrich 16.
coastän aber coastin n., Sieb.: Kronstadt; 1) Kasten,
2) der Tisch der Epitropen in der Kirche. Convorbiri literare
XXXVI, 555: apoi merge la cftldarea cu apS mai cfttre altar
Inainte In bisericä» tot in dreapta pe podisor llngft coastin. —
Et SS. k9stn. Kisch NW, 80. (Vgl auch castin.)
cobärä f., Sieb.: Seliste; Kutschverschlag. Wg. Jb.
IV, 328. — Et ss. kober m., Dach des Wagens. Keintzel
NJ 62.
coh, Sieb. Erzgeb.: Bergmannsausdruck; Hüttenwerk
(„uzinä'', Fr.-C, 41). — Et vom A Kochofen. (Vgl aber auch
magy. koh, Schmelzofen aus dem D. Lumtzer-Melich, 151.)
comis n., Ban. Sieb.: Soldatenausdruck; Kommißbrod.
Hodos Pp. 227 (597): Diminea^ cind mä scol | lo mlnc co-
misul tot goL (C&vftran im Ban.) — Et offenbar aus einer
Abkürzung „Kommiß" für K-brot in der Soldatensprache.
cop n., pL -uri; Sieb.: Umgebung von Hermannstadt; ein
längliches Hohlmaß aus Holz, Metall oder Ton. Munt Mon.
145: duclndu-le drept cinste clte un cop de vin. — Et ss.
k6p, m., Kanne, ein langes irdenes Gefäß (= Kopf). Kramer
70 f; köp m., hölzerne Wasserkanne. Haltrich 87.
corfä £, Sieb.; Korb. Bar. L. B. 139. Dame I, 290. —
Et Ich halte es fur«»ss. k'o^rf. Beitr. XII, 132. Dafür spricht
auch die geringe Verbreitung des Wortes, das in Rum. un-
bekannt zu sein scheint Jedenfalls kann es aus lautlichen
— 184 -
Ghranden nicht zu lat oorbis gestellt werden, wie Körting
(Wb. S. 221) tut
corfar m., Korbflechter. Bar.
corfiV& £9 Körbchen. L B. Dam6. Bar.
cotofleanfi (kotofI^nt8)m., Ban.; Spottname der Deutschen.
Wg. Jb. m, 318. — S. Mangiuca erzählt (ygL HEM 3183),
daß die Kinder auf den Dörfern den Deutschen spottweise
nachrufen: Neamfi! Neamf! Goto-Freanfi!, wozu Wg. die Be-
merkung macht, daß das Wort von M. falsch zitiert sei. —
Et. d. Kartoffelpflanze (ygL Wg. a. a. 0.).
cozondrac n., pL -I (-ile) (Dame I, 294) (nach S&in. U,
108: cozondractm. pL); Bum.; Hosenträger. — Nf. cozondroc.
Dame. — Et. d. Hosenträger.
creitiar m., Sieb., Ban., BuL; Kreuzer. — Nf. cretar,
cri^ar (Wg. Jb. HI, 319); gritar (Dame II, 84). — Foaia Popo-
ruiui IX, 42: Si la mine !n serpar | Eü sä n'am nict un
crei^. Hodos Pp. 220 (577): Ci-s tocmai sase cre^rl —
Et. d. Kreuzer, vgl. auch ss. krejzer (Haltrich 56). Doch ist
die Ableitung von magy. krajczar ebenso berechtigt, fnr die
Formen graitsg, kraitsar (Wg. Jb. VI, 76) sogar ausschließlich.
crigftl n., pL -e, KL Wal.; Wirtshausausdruck; Krfigel,
Krug. Wg. Jb. VII, 84. — Auch in Sieb, vereinzelt und auch
in der Form criglä; so auch in der Buk. (Dug.-Op.).
crihin m., Sieb.; „Krichenbeere". Bar. (hier crichin ge-
schrieben). — Et. SS. kraichen pL £, die Krieche, prunus in-
sititia, eine runde, wilde Pflaume; krachen in Hermannstadt
(Kramer 71). Die rum. Form muß auf eine ältere ss zurück-
gehen.
croapänä f., Sieb.: Kronstadt; Krapfen. — Ei ss. kr&p
f., pL kräpen. Haltrich 104. Die rum. Form ist aus dem Plur.
entstanden.
crontaler m. (<» 14 lei), altes Geldstück. (Vgl A. Stefii-
lescu, Incercare asupra istoriei Tlrgu-Jiulul, Buc 1899. S.XIV.)
— Et d, Krontaler.
crump m., Ban.: Caras-Severin (Viciü 28), Topolove^I,
Lugoj (Wg. Jb. m, 319); Kartoffel. — crumpänä f. Bar. Sieb.;
— 185 —
(dTunpenft? L. B., 149). — crampir m^ Ban. (Dreptatea 1894,
passim). — SÜn. 11, 112 ffthrt ein cmmpirft £ an. — Et: d.
Gnindbixne, S8. krompim pL f. Haltrich 74.
cufär n^ pL -e; Bmn., Sieb., Buk.; Koffer. Sftin. U, 113.
DQg.-Op. — Et d. Koffer, „Kuffer''. Molnar 373.
don^ n., pL -^ri, Sieb.; „das Ausgelaufene vom Brot''.
L. B. 195. Brotranft Säin. II, 133. — In Hermannstadt habe
ich auch die Form dof gehört — Et ss. dözen m., Auswuchs
am Brot, der beim Backen im Ofen sich bildet Haltrich 10.
dril, Rum.; Drillich. — Et d. ~, vgl Sftin. II, 135.
drucar m., imprimeur. (Oaster, Oloss. 426.) Eb. 78: tarä
fiind om In^lept, si desSvlrsit cärturar bun, fu ales de fu maf
mare drucar (AP^V^ap) ce s& zic(e) fii dascal, si mal mare
prespre tinariü (I L tip-) unde sä tipärea cfir^e. (Evstratie
biT logofet, PraTilft aleasS 1632; Epilog). — Et Das sonst
nirgends belegte Wort muß wohl auf d. Drucker zurfickgehen.
egzi^ir oder igzi^ n., Ban., Sieb.: Soldatenausdruck; das
Exerzieren, die Exerzierung. Hodo; Pp. 227 (597): Mä scoate
la egzi^. Pop. Rom. 57: Si lunea la igzi^r. Aus der BuL
teilt mir Herr Dug.-Op. die Formen: ji^riü, jiftrcä mit
erd&pane f., pL, Sieb.: Valea Jiulut (Viciü 30). (Ungewiß,
ob erd- oder ferd- zu lesen); Kartoffeln. — Et ss. ierdäpel
pL UL, Haltrich 72, mit dem rum. Suff. -anfi.
faer n., (volkstumL) Verweis, a da cuiva un es», jem. aus-
schelten. SSin. n, 147. I-a tras un fEier, il lui a donne un
saTon. Dame H, 8. (In Sieb, ist das Wort meines Wissens
unbekannt) — Et nach Sfiin. d. Feuer.
fatn, adj., in Sieb. u. im Ban. allg. verbreitet (Wg.
Jb. III, 315); auch in Rum. bekannt (Säm. H, 147), for Suceava
belegt (Sez. II, 24). — Bedeutung und Gebrauch sind mannig-
fach: hübsch, gut, schön etc. Die eigentl. Bedeut „fein" ist
selten, Molnar 410: unde sä gSseaste hirtie fatuft holandizascä.
Eb. 419: trSsurile obrazulul et ceale üalne. — Et d. fein.
fälcerm.,Sieb.: K5r5sch-u.MaroschdiaL; Arzt (Feldscher).
Wg. Jb. IV, 327. — Et far Sieb, deutsch (f&r die Mold. mag
die Ableitung Yom Russ. richtig sein, Jb. II, 203).
— 186 —
fäl^uesc 0., Bum.; fialzen, die Papierbogen zusammen-
legen. Säin. I, 501, U, 148. — Dame II, 10 f&hrt außerdem
noch an: föl^uiala, fal^nire und fU^t.
f arbS £, Bau.; Farbe. („Dies ist das gewöhnliche Wort,
manchmal auch £ats9 ^ demselben Sinne gebraucht^.) Wg.
Jb. m, 315.
fä§cu^ f., Mold.; Faßchen. Sfiin. U, 149. — Et ygl.
&8ken 1562. SprdnL224.
ferdelfi oder (mit Metathese) feldera f., Sieb.; 1) das
Viertel (altes Getreidemaß), 2) ein bei SchafSkonomen ge-
bräuchliches Wollmaß, 3) Abteilung, Nachbarschaft in einer
Gemeinde. (Bar., Transilyania 'XTYTTj 242.) — Bei Molnar 91:
feardelft, das Viertel zum Messen. (Bei Säin. II, 154 falsch
betont ferdelft.) — lorga. Säte 289: 2 ferdele de gräü; eb. 290:
ferdele de mazäre (Sieb, um 1764). — Fr.-C, 225: Vas da
mul^ galbeni pe el, | Galbenii cu chivära, | Talerii cu ferdela
(aus Ponor, sieb. Erzgeb.). — Zur Bedeutung 3, vgl Muni
Mon. 145: Fecioril din sat se impär^ü tn trei ferdele, (aus
einer Beschreibung des alten Brauches „bSgatul cu jui^ii^). —
Et. vgl. SS. fyrdel, Hermannstadt XV. Jhdt. Sprdm. 96. Be-
deutung 3, erklart sich aus der Einteilung des Dorfes in vier
Teüe.
fester m., Buk.; Förster. Dug.-Op.
filSr m., Sieb.: Soldatenausdruck; Zugsfahrer, Sergeant
— Bib. Pp. 458: si cu ochii tot la filär. — Et d. Führer
(mit Dissimilation des ersten r).
finic m., Sieb.; Pfennig, Heller, vgl. die Redensart aus
BlsnoY: cu'n finic tot calic (I. Cristea, Proverbe). — Ei d.
Pfennig vermittelt durch das Ss., vgl fennik, 1485 (Hermann-
städter Schneiderzunftbuch), fennyck, 1536. Sprdm. 96, 201.
fispont n., pL -uri, Sieb.: Bergmannsausdruck; fixer
Punkt beim Messen. Fr.-C. 42. — Et d. Fixpunki
flanelS f., Rum., Sieb.; Flanell. Dame II, 28. In Sieh
auch flanel m. — Zorca 78: androace f&axxte din fianeL
flajnetä f.. Flaschnett; — -ar m., Flaschnettenspieler.
Sftin. II, 155.
— 187 —
fleandnrä £, Sieb., Bum.; 1) Lumpen, Fefczen, Lappen.
L. B. (2) Dirne, Dam6). — Nf. fleand&rS, Polysu. — Dazu das
Adj. flenduios, zerlumpt» zerfetzt — Ei vgl ss. flinder flander,
ganz zerfetzt (SaehsiBch Begen). Hattrich 29. An eine Ent-
lehnung aus dem Czechischen darf nicht gedacht werden, wie
Cihac n, 109 will (Die übrigen slav. Formen, die Cihac an-
fahrt, haben nur die Bedeutung 2, die dem L. B. gänzlich
unbekannt ist)
flefer ul, Sieb.; Fleischer. Bei Molnar 395: flegear. —
Besonders in Hennannstadt und Umgebung ist das Wort sehr
gebrauchlich. Li H. wird z. B. die sog. „Fleischergasse** von
den rum. Bauern ulifa fle^erilor genannt — Fleier kommt
auch als Pemonenname Yor. — Et ss. fitöer, Eisch NW, 47.
Vgl. auch Flescher gassen, Herm. 1462. SprduL 72.
fle;erie f., Fleischbank. (Bum. Ableitung von flefer.)
floaftftr n., Ban., Sieb.; Pflaster (der Straße). Wg. Jb. IV,
327. — Eb. IX, 12: i^ tot o dat ku i^l dz« flpStgr i^ dz^
p^fets (Lipova). — Davon abgeleitet: flostorar m., Gnrarlului;
Pflasterer. Munt Mon. 128. — Li einem Yolksliede finde ich
aach das Part flostärit =« gepflastert, das zu einem Verb,
flostäresc gehören muß. Pop. Rom. 49: Drumu-i lung §i
fiostärit— Et d. Pflaster. Vgl auch ss. flu^st'r. Beitr. XU, 125.
flos n.; Sieb.: YSlcele; Flachs zum Spinnen. Bib. Pp.
462: sfi-r dea tatärsäü ;i flos. — Et d. Floß (Bib. a. a. 0.),
YgL auch Floßgam für Flachsgam.
forand, am «v», Ban.; ich habe die Vorhand, das Vor-
recht Wg. Jb. m, 315.
foremet n., Ban.: Caransebe^ ; Vorhemd. Wg. Jb. III, 315.
forgatm., Sieb.: Soldatenausdruck; Vergatterung, Trom-
petenzeichen zum Versammeln der Soldaten. Bib. Pp. 460:
Clnd de ziuft s'o cräpat | cu forgatu o räsuflat — Et offenbar
eine Yerstömmelung des Wortes „Vergatterung*'.
forman nou, Buk.; Fuhrmann. Dug.-Op. — Die Form
firman. Buk., stammt ans dem Ruth, oder direkt aus dem
Jftd.-Deutschen.
forpost n., pL -uri, Ban«: Soldatenausdruck; Vorposten-
— 188 —
Hodo| Pp. 209 (546): La forposturl ne punea | ^i de moarte
ne gftiea (Caransebei).
f Osten IL, pL -e, Sieb.: Ghirartulül; PfostexL Munt Mon.59.
fosmatstru m^ Buk; Forstmeister. Dug.-Op.
fo|ter, m., Buk; Vorsteher. Dug.*Op.
f otragä £, sieb. Erzgeb.: Bergmannsausdruck; ein dickes
ausgehöhltes Stfick Holz, mit dem das Gestein fortgeschafil
wird. Fr.-C. 42. — Ei Wahrscheinlich geht es auf d. fort-
tragen oder ein davon gebildetes Subst zurück
fraht n., pl. -uri, Rum., Sieb.; Frachtbrief (Dame II, 36)
(nach Säin. II, 159 Fracht).
franko z m., Sieb.; Franzose. Molnar 388. Bar. — Dazu
das Adj. firan^zesc und Adr. franjioze^, franzosisch. — Liuba-
lana 13: Insemnarea pentru (ca sä se |tie) ci^ feciori aü luat
In catane (clnd aü fost bätaie) la Fran^z (1785). lorga, Ist
lit rom., 337: Inttmplftrile rfizboiulut Fran^zilor etc. (Titel
eines Buches von 1814, Buda).
fru|tuc n., pl. -uri, Sieb., Ban.; Frühstück Molnar 404:
Eü IncS n am luat astazi fru|tuc (gustare). — Wg. Jb. III,
301 (LIX): atuns umpgrpts^sa mi-S dz^8ߧ, kjnd fruätoka
adusħ. — Nf. fruftiuc, Buk., Dug.-Op.; flu|tuc, Rum.: MusceL
R&d.-Cod. 32. — Ei für Sieb, und Muscel ss. früstuck, Haltrick
202. Vgl. auch Frustuk (Stadthannenrechnung 1604). lorga,
Soc. Bras., 10. — Für Ban. und Buk. diaL Formen des d.
Frühstück. (Vgl. auch magy. frustuk. Lumtzer-Melich 107).
fru^tucuesc y., Ban.; frühstücken. Wg. Jb. UI, 316.
(Rum. Ableit vom vor.; ygL aber auch magy. frustukolm.)
furament n., Sieb.: Kronstadt; Stickerei aus Goldfaden
und Seide, die zur Verzierung der Brust an Mädchenhemden
dient (Vgl. Stinghe, Schkejer S. 7). — Et. wahrscheinlich
aus einer ss. Form des d. Vorhemd.
gäbur m., Sieb.: Ejronstadt; Bezeichnung für den säch-
sischen Bauern. — Et. ss. gebauer. Eeintzel NX, 48. Vgl
auch den Personennamen: gebur (1462—84). Sprdm. 73.
(Siehe auch chiborean!).
gang n., pl. -uri (wohl fast gemeinrum.) 1) Gelände^
— 189 —
gang, 2) Toreingang, 3) Eizgrabe. Dame 11, 54, Sftin. U, 165.
Bar. — Et CQiac leitet es vom Slav. ab (U, 114). Ich halte
es fSr eine direkte Entlehnung aus dem D. oder Ss.
gaplS £, sieb. Erzgeb.: Bergmannsansdrack; Goppel Fr.-C.
42. — Ei d. Gapel, Gappel ^ Goppel Grimm lY, I, 1, Sp.
1311. 1 ghenerarifi, siehe ghinftrarl
gheroc n^ pl -urf, Gehrock. Tribuna XVIII, S. ?: Poetul
era ImbrScat cu nn gheroc long, negm |i yechiü (PSun, Bolin-
tineanu).
ghe;eft n., pl -ori, Rum. o. Sieb, in Schrift- und (Tm-
gangssprache (im Volke selbst kaum bekannt); unlauteres
Geschäft Dame II, 65: bonne a£Paire, gain illidte, plur. tripo-
tfl^es. — Et d. Geschäft.
gheseftar m., einer, der überall seinen materiellen Vor-
teil sucht, Spekulant — M. Eminescu, Culegere de articole,
Bua 1891, S. 86: Dac& tn adeyftr |ara n ar fi compusft de ctt
. . . din ghef eftarit.
ghejeftSrie f., unlauteres (unehrenhaftes) Geschäft. — -
Tribuna XIX, Nr. 22: de aicl ajungerea la rlpS a ghe^eftärülor.
ghift m., Sieb.: Poiana; Gicht Wg. Jb. IV, 327. — Nf.
grift» Ourartului. Munt Mon. 143 (mit rätselhaftem r). — Et
d. Gicht
ghil( n., Sieb.: Glopotiva; Filz; pÜärie de ghil^ Filzhut
Vidü 32. — Et d. Filz wahrschein, durch Vermittlung des Ss.
ghinSrar m., Sieb.: aus der Soldatensprache; General —
Nf.: Stinghe, Doc. I, 155: comendir ghenSralful; eb. 157: ghe-
neralul comendant; eb. 162: ghinäraliul und ghinftrariul neben
einander (1733). Später wird die Fonn auf -ar die ausschließ-
liche. Molnar 64 und L. B. 237 haben ghenerariü. — Pop.
Rom. 49: Sä se 'n^e ghinärarit
ghips n., pl -ux¥, Sieb.; Gyps. Dazu das adj. ghipsos,
gjpsartig SS hältig. Bar.
ghiric n., Buk.; Gericht Dug.-Op.
ghiscan n., Ban.: Seeland; Gießkanne. Wg. Jb. IV, 327.
glaje oder glajä £, pl gläjt (in Sieb, wohl allg. ver-
breitet); 1) Glas (im allg.); 2) Flasche; 3) Trinkglas (Clemens
— 190 —
392; Wg. Jb. VI, 76). — (Vgl. femer Molnar 377; L. B. 238;
Wg. Jb. IV, 324 etc.) — Fr..C. 262: Ileana Costtnteana locu-
este Intr' on munte de glaji unde om pSmtntean nu poafce sä
calce (Ribi^a, sieb. Erzgeb.) Eb.: on mtiiite tSt de glajä.
I. Popu-Reteganul, Chiuituri (ed. 2), Gherla 1897, S. 50 (144):
Grismäri^ lele dragS, | Adä-mi vinu n glaje neagr& (De pe
Somes). — Et. d. Glas aus dem Ss.; vgL Sprdm. 171: glas
1520 (modern ss. glu^dz, gldbz. Beitr. XU, 125).
gläjer m., Sieb.; Glaser, Glashändler, Bar.; bei Molnar
395: gläjariü. — Es sind meist Leute aus dem Volk, die,
ihren Glaskram auf dem Rücken, durch die Straßen adehen
und sich durch lautes Rufen zum Ausbessem der Fenster-
scheiben anbieten. — Gläjer kommt auch als Personenname
vor. — Ei mm. Ableit. von glaje (vgl. auch Sprdm. 172:
Glaser 1520).
glSjeri oder glSj&ri, a se v. refl., Sieb.; einen gläsernen
Glanz bekonmien.
glSjerie oder glSjSrie f., Sieb.; 1) Glashütte; 2) Glas-
handlung, Glasmagazin. Bar. Wg. Jb. VI, 76: „sehr ver-
breitet". — GlSjärie ist auch der Name dreier mm. Dörfer
in Sieb., in denen Glashütten sind.
glSji^, gläjuta f., Dim. von glaje, Sieb.; bei Bar.:
n Gläschen*', mir nur in der Bedeutung Fläschchen bekannt
Foaia Popomlui X, 145 (Nr. 13): SS-^i daü gurä din gläjut$ |
Sä sti cä ^-am fost drägu^S (Somfaläü).
*glan^ n., Sieb., (Rum.?);' (Stiefel-)Glanz. Säin. II, 171;
bei Dame II, 71: eclat, brillant, lustre, poli; piele de glan^
cuir vemis. — Et. Cihac (II, 121) leitet es vom Slav. ab (poln.
glanc). In Sieb, mindestens stammt es direkt aus dem D.,
vielleicht aus der Soldatensprache.
glän^uesc V., Sieb.; glätten, wichsen. Molnar 261. (Rum.
Ableit. vom vor.)
glid n., glidä £, Sieb. Soldatenausdmck; Reihe, GHed. —
Nf. gled9, Ban. Wg. Jb. III, 316. — Pop. Rom. 73: Clnd ese
in glid afarä | Cäpitanu-1 viziteazä. — I. B. 306 (613): Strigä
Neam^ lar la et: | Sta^i in loc copni miei! | Sta^i in glidä
— 191 —
com y'am pus. — Wg. Jb. III, 298 (LIX): i^fts; (scL kgtanil^)
gledj I§ £98^ (Bamna, Ban.).
gociman, gacttnan oder go^an m. (die erste Form in
Kronstadt bei den Schkejem gebraachlieh, die zweite ans
OrSstie, die dritte aus Clmpuliing belegt); Kirchenvater, dem
die Sorge f&r das Vermögen der Kirche anvertraut ist. — In
alten Akten der Kirche des heü. Nikolaus zu Kronstadt überaus
häufig, z. R Stinghe, Ist Beserecel Scheilor, Bras. 1899, S. 18:
Intraiastä vreme fiind goSmani la a^asta sf. beserecä PStru
Marda si Yäsu Nem^, si fiind toate ale sfintei bes6rect pe
sema acestor doi goömani etc. (1. Hälfte des 18. Jhdts.) —
lorga, Säte 285: puind si sco^d guclmanil; eb. 305: si goci-
manü eine 1-aü pusü nu §tim (Or&stie um 1764). — lorga,
Studii I — n, 274 (IV): si uncheasul Gaspar go^an (Clmpu-
lung 1630); eb. 280 (XIV): leu lacob gozmanu (mit deutschem
z sa ts) (Clmp. 1679). — Die Et. scheint mir durch die letzteren
Bel^e insbesondere, die Akten aus dem Archiv des ehem.
kakh. Klosters in Gimp, entnommen sind, sichergestellt, nämlich
d. Oottsmann. Das sieb, gociman erklärt sich offenbar durch
die breitere Aussprache des s im Ss. (Vgl. auch ss. ts >• tä.
Scheiner^ Ma. § 31, 2). (Magy. göcsmäny, nur im Krönst. Com.,
mag ebaafiills dem Ss. oder Rum. entlehnt sein. Lumtzer-
Melich 116.)
goglistat n., Kronstadt; Kegelbahn. Stinghe, Schkejer
82. — Ei d Kugelstatt f. Grimm V, 2545. Vgl auch die
N£ von Kugel: Kogel (a. a. 0. 2534). Das anlautende k ist
im Bum. zum folg. g assimiliert
granatir m., Sieb.; „ein Ghunadier oder Granatier". L.
B. 242.
grinspan n., Sieb.; Grünspan. Clemens 287. — Ei d.
00, wahrscheinlich durch Vermittlung des Ss. (Die Form
crifpanto, L. B. 148, ist durch magy. krispan, Lumtzer-Melich
119, vermittelt)
gris n., Sieb.; Griess. Munt Mon. 11: E si 0 moarä de
sltS (de ales f äina si grisul).
grofi^ f., Sieb.; Groschen. (Vgl Dame II, 86). — LB.
— 192 —
Gloss. 116: autrefois trois kreuzen d'Autaiclie. I. B. 404 (156):
Merglnd seara pe uli^ | Ma 'nttlnii c 'o oopiIi|ä | Cerui gara
de-o groji^ — Fr.-C. 114: acnm tacx cä eü am pus grosi^;
Tom yedea ce va da legea; Redensart aus dem sieb. Eizgeb.;
sie bedeutet etwa: „nun soll das Gesetz zwischen uns beiden
entscheiden." Die Redensart stammt aus einem alten Brauche
der Oerichtsbarkeit in den ruuL Gemeinden. Der Anklager
hatte nämlich an den Gerichtsdiener (jurat de uli^, gomic),
der den Angeklagten vor Gericht lud, einen Ghnoscfaen als
Taxe zu entrichten, welchen ihm im Falle einer Aussöhnung
der Angeklagte zurückerstatten mußte. (Fr.-C. 114.) Darauf
scheint auch folg. Ba. zurückzugehen, die E. Cristea (Proverbe,
Sibiiü 1901) aus Hermannstadt mitteilt: A pus grosi^ (oa sa
YorbeascS). — Et. d. Groschen aus dem Ss., vgl Sprdnu 194:
grosschen 1536, + rum. Dim.-suff. -i^
grund n., Grund£aj:be, Säin., Dic^ univ. 367: grund pentni
trSsuri.
hac oder hiac n., pl. -uii, Sieb.; Beisig, Reiser, abge-
hauene Baumäste. L. B. 251. Bei Dam6 U, 92: heacuri s.
n. pl. dass. — Ei zu d. Hackholz, vgl ss. hak^n (hacken).
Beitr.Xn, 126.
halbäf., Sieb., Rum.: Wirtshausausdruck; Halbe, halbes
Maß (Bier). Säin. II, 178. Wg. Jb. VH, 82; 'albg (KL-WaL).
Libertatea I, 7: Bäete, o halbä. (Caragiale, Momente.) (Siehe
auch hoalbä!).
haltä f., Sieb.; Haltestelle, Station (auf der Eisenbahn).
Tribuna XYIE, Nr. 208: In ziua de 18 L c, diminea^ la 8
ore, se afla trenul la halta Besimbav.
haptac, Sieb.,Ban.: Soldatenausdruck: „Habt Acht!"* ein
Eonunando im osterr. Heer, (entspricht dem reichsd. „Still-
gestanden''). Hodo§ Pp. 227 (597): Dederä-mi un comänac
Si mä puserä haptac (Cäväran). — (Zur Et. vgL auch magj.
habtak dass. Lumtzer-Melich 128.)
ha^f n.. Buk.; Heizofen. Dug.-Op.
heler m.. Buk.; Heller. Dug.-Op.
herberg n., Ban.; Herberge, in der die stellesuohenden
- 193 —
Handwerksbarschen sich zusammenfinden und woher die
Meister sich die Gesellen holen. Pop.-Bän. 88. Eb. 35: se
rftttci si nnmai tirzifi ajnnse la herberg.
herincä oder hirincä f., Sieb.; Häring. Bar.
hingher oder hengher m., Sieb., Wal.; 1) altrum. Henker.
Dame U, 103; in einem hs. Wb., das um 1600^30 von einem
GroßwaL verfaßt sein solL (Hasdeü, Cuvente den bätruni, I,
284.) — 2) Schinder. — Nf. henghir (Mold.), Dame, hegher
(Gbisdeu a. a. 0.), engher (Sieb.). Cihac II, 506. — Convorbiri
literare XXXVI, 61: — De capu-^i, potae! 0 sä te däm la
hingheri. — Et.: ss hoengör m., in Sachs. Regen, 1) Henker,
2) Abdecker. Eeintzel NI 57; — Henker, Schinder (Schelt-
wort), Lumtzer-Melich 134. (Daneben käme noch niagy. henger,
Sciuurfirichter, Galgenstrick etc. in Betracht, das auch aus dem
Ss. entlehnt ist und nur in Sieb, vorkommt. (L.-M. a. a. 0.)
hingheresc t., Sieb.; „schinden (Menschen)''. Molnar 298.
hoalbä f., Ban.; Flasche. — Nf.: olbä (Custeli). Wg.
Jb. 111, 323; holbä. — Tribuna Poporului, 1901, Nr. 29: Vinu-i
tare, hoalba-i mare, | Birtä^i^a birtas n'are. Eb. Nr. 28: Ca
cina mi-o fost In casS, | Si hoalba de vin pe masa. (Räcä^dia,
comit Caras-Severin.) Hodos Cb. 53 (68): Si tu numeri hol-
bele. — Et d. Halbe.
Hon^ m., Hans, typischer Name f&r den Sieb. Sachsen
in der rum. Volkslitt Siebenbürgens. Interessant ist folg.
SpotUiedchen, das die rum. Aussprache des Sieb. Sachsen
nachahmt, L B. 472 (360): Ghite Honfi cu sisme mari, | Toate
hoafe |i tilhan; | Chite vomini de pudure, | Toate vomenile
bune! — Sex. Til., Snoave, Brasov 1897, S. 1: Hon^ Isi aco-
peri plesuTia capuIuT cu o pälärie de cele nem^sti. — Et.
SS. Honnes; H&nnes; Honz (Michelsberg), Haltrich 51, 52, 54.
hubi^ f., Sieb.: Soldatenausdruck; Haubitze. — Bib. Pp.
460: Clnd a dat cu hubita | flicea drum ca uli^. — Bari^ü,
Ist Trans. H, 507: hobi^ dass. — Ei d. Haubitze, Hubitze
(YgL Bib. Pp. 461).
lagär m., Sieb., Buk.: Soldatenausdruck; Jäger. Dug.-Op. —
Et. karfaL-ostr.jager (vgl auch magy. Jäger). Lumtzer-Melich 142.
W 6 ig and, 10. Jahresbericht. 13
— 194 —
luncär m., Junker, Kadett Dame ü, 238. Bar.
iz&nban n., Eisenbahn^ in einem Volksliede aus Heren-
desia im Ban., Hodos Pp. 135 (320): De ne-ar ;ti maica
divanu | Ne-am duce ca iz&nbanu.
je^ oder ji^ n., pL -uri, Sieb., WaL, Mold.; 1) Lehnstuhl,
Armsessel, Thron. 2) gepolsterter Wagensitz. Bar., Dame IL
245. Wg. Jb. VUI, 311. — Nf. si^ Bar.; si^ Lugoj im Ban.,
Kutschbock, Sitz. Wg. Jb. III, 326; zi^, Sieb., TgL Pop Pov.
216: dar Fat frumos de mult era In zit de ctnd punea cocisnl
hamurile pe cai. — Vgl. auch jä^ü = fauteuil, Hasdeu, Guy.
den bätruni I, 286. — Gaster II, 130: si supt dtnsul era un
jä^iü mare de aur curat (1783). — Et d. Sitz, TgL auch ss
säts f., gepolsterter Wi^ensitz. Kisch NW 129. — Ob auch
die Formen jil^, jel^ (Cihac 11, 159) hierher gehören, kaui
ich nicht entscheiden. Hasdeu (a. a. 0.) erklärt das 1 einfach
durch Epenthese. Cihac leitet das Wort vom Slav. ab, wobei
man indes auf unüberwindliche lautliche Schwierigkeiten stoßt
je^uesc y., Ausdruck der Buchdruckerei: setzen. SSb.
I, 501; n, 319. Dame 11, 245.
joagär n., pL -e oder -i; Sieb.; Sägemühle. Bar., Munt
Mon. 54, 55 etc.; — joagär n., Muscel; „große Säge, mit Hilfe
deren die Baumstämme zu Brettern zersägt werden; zwei
Menschen sägen damit ^ Räd.-Cod. 44. — jogar n., 6orj;
scierie m6canique (mise par une chute d'eau). Dam£ 11, 248.
— giogar n., Prahova; scie pour debiter des troncs d'arbres,
scie ä deux. Dame 11, 70. — Et Ich leite das Wort von
einer altss. Form sag oder sog, Säge ab. In einer Hermann*
Städter Stadthannenrechnung vom Jahre 1528 heißt es: per-
cepta ex mola Walachorum circa sag; — Bobes molitor
paravit unum noum gestel ad molam sog [sie]; — Bobes
molitor circa sag parauit eyn new wasser reedth ad molam
sag pro fl. 2. — Sthr. von 1534: In kwmen von der millen
baj der sagen. (VgL Das älteste Hermannstädter Kirchenbuch^
herausgeg. von G. Seiwert, Herm. 1874, S. 388.) VgL auch
Sprdm. 139: Sager 1494 (öfters). Noch heute wird eine Gasse
in Herm. die Saggasse genannt
— 195 —
jogäreanm., Sieb.; der Säger, S^emühlenbesitzer. Bar.
YgL Munt. Mon. 3: strada logärean in Gurarlulut — Nf.
jogärariü. Laur.-Mass. 336.
lac n^ Sieb.; Firniß, Lack. Bar.; auch schon bei Molnar
422: lacul sa fie pre dinsul In fa^ granatulm.
lachirnesc t., Sieb.; lackieren, mit Lack, Firniß über-
ziehen. Bar.
lagär n., pL -e, Sieb., Ban. (Rom.); Li^er. Bar., Sün.
I, 500, n, 222. — Nf. loagär, Molnar 416. — Häufig in
Soldatenliedern, z. B. Pop Rom. 76: Plumbii in lagär pica.
<j. Cätanä, Poyestile Bänatului, Gherla 1893, II, 30: Locul
acesta ar fi bun de un lagär pentru cätanele noastre. — Fr.-C.
302: Pe drumul Clujului | Mergea oastea lancului | Incärcatä
de bucate | Duc la loagär de mlncate. — £i für Sieb, und
Ban. d. Lager aus der Soldatensprache. In Bum. kann es
auch aus dem Buss. stammen. (Vgl. Gihac II, 163).
lalbär (vereinzelt auch laiber geschrieben) n., pL -bare
oder -bere; Sieb., Ban., Buk.; Leibel, Jacke, ein westenartiges
Kleidungsstück der Weiber oder Männer, gewöhnlich aus
schwarzem oder blauem, bisweilen auch aus weißem Tuch, oft
auch mit Sammt und Stickereien verziert — Schon bei Molnar
407: lalbär (pieptariü) si nadragi imi lipsesc, Weste und Hosen
geben mir ab. — Vgl auch Moldovan, S. 56, 67, 69, 129. Wg.
Jb. III, 320. — Fr.-C. 35: mo^ cu ^ndra lui scurtä si alba,
ca lafberul (giletca) de postay vlnäi — Häufig in Volksliedern
z. B. L B. 213 (451): L^bär subtirel r-a; coase | Tot cu fir
si cu mätase. Eb. 426 (211): cä s-a mea drägu^ vine | Cu
lafbär si cu pieptar | Cu pieptar cu buzunar. — Pop Rom. 26:
Cä fetele-s toate doamne, | Poartä laibär de bari|oane. — Das
Wort hat sich aus Sieb, auch nach Musoel verbreitet aber
mit etwas yeränderter Bedeutung: Bäd.-Cod. 45: laibär (oder
läbir^t), ein schlecht gearbeitetes nicht anpassendes Kleid. —
In der Mold. hat es nach Dame II, 257 die Bedeutung:
houppelande (des juifs). — Et für Sieb. ss. leibel n., die Weste,
das Wamms. Kramer 80; Haltrich 100. Für das Ban. d.
LeibeL Die Bedeutung in Muscel erklärt sich vielleicht da-
13'
— 196 —
durch, daß man es mit l&bir^t, läche^ flasque etc. (Cüiac 11,
162) in Verbindung brachte.
laibärac n., Sieb., Kl. WaL (Gorj); Leiber, Spenzer. Wg.
Jb. VII, 85. (Die Bedeutung ist dieselbe wie bei laibfir).
I. B. 74 (164): Zis-a maica cS mi-a &ce | ün pieptar s-un
lubärac | Si m 'a da dupä diaa — Et Es ist, wie schon
lamik (Gloss. 153) ansetzt, eine rum. Ableitung von laibar
mit Dim.-sufP. -ac. Es ist kein Grund Torhanden und wider-
spricht auch der Bedeutung des Wortes, eine Ei aus d. „Leib-
rock" anzunehmen, wie S. Pnscariü (Jb. VIII, 118) tut, wahr-
scheinlich verleitet durch S&in., der dasselbe fälschlicherweise
mit „Leibrock" übersetzt
läibSrel n., Hermannstadt und Umgebung; Dim. von
laibär; Bedeut dies.
läib&ricä f., Dim. von laibSr; Bedeut. dies. Vgl. Zorca
78: Feste camasä poarta si femeile läibarica.
laintoc n., Ban.; Leintuch Wg. Jb. HI, 320.
la^ oder leat m. und n., pl. «i, -uri; Sieb., Ban., Mold.,
WaL; Latte, Dachsparren. Bar. Dame 11^ 263. Rad.-God. 45
(Muscel). L. B. 346. Molnar 56. — lorga, Doc Bistr. I, 52
(67): sk cumpere noj^dzeci de mii de cue de sindile si de
lea^ure. (1634). £b. U, 15 (188): Deci noi cumpkrkm . . . miia
de cue de lea^ri ckte doi florin^ — Pop.-Bän.: orf le aca^
in cuiele primblelor si la^ilor giur de giur. — Pr.-C. 61: Ce!
diu Albac fac sclnduri, laturi. — Et ss. laz f., die Latte,
Krämer 79; latsnu^l m., großer schmiedeeiserner Nagel,
Eeintzel NI 64. — VgL auch Sprdm. 140: Item vor laczen;
lacznegel (öfters) 1494. In Sieb, und der Mold. liegt direkte
Entlehnung aus dem Ss. vor, hier, wie auch die Belegstellen
beweisen, durch den Handelsverkehr mit Bistntz vermittelt.
Nach Muscel und dem Ban. wird es wohl aus Sieb, gelangt
sein. (VgL auch magy. lec = bair. letz Lumtzer-Melich 168.
Cihacs Ableitung vom poln. klr. lata ist nur für die Formen
lata und vielleicht noch lea^ berechtigt)
la^esc V., Sieb.; Muscel; latten, belatten. S&in. U, 224,
L. B. 346, Räd.-Cod. 46. — Bei Molnar 275: le^^esc.
— 197 —
läfuitor, Muscel, eine Art Bohrer, mit welchem die
Latten (la^ durchgebohrt werden. BSd.-Cod. 46.
lecär n., pL -cäre, Sieb.; Jacke der Banem, meist aus
sdiwarzem, blauem oder braunem Tuch. Das Wort ist in
der Umgebung von Hermannstadt» besonders in BS^inari ge-
bräuchlich. Die Form lekgr hörte ich von einem Bauern aus
QfagudiiL — Nf. lecru, Alba. lulia, Moldovan 374; im sieb.
Ei^eb., YgL Fr.-C. 247: ayem un lecru (vesta) pe care daca-1
Imbraci, nu te mai yede nimeni (Criscior). — Et ss rekal
(röckel) n., Männeijacke aus Wolle. Kisch NW 124: rekdl
ergab auch nun. recäl (siehe dort!), aus welchem durch Meta-
these lecär entstand.
legman m., in einem sieb. Soldatenlied, I. B. 300 (600):
Clnd b&tea ceasul la zece . . . | Nici un legman nu mS ntrece!
S. 349 (N. 92) wird es als „Lieutenant*^ erklärt — Et unklar.
letiü m., 1) der Ton, Letten; 2) ein langsamer, tr^er
Kerl. Dazu das Adj. letios, tonig, tonartig, lettig. L. B. 361.
— Et d. Letten = Lehm. Kluge 238.
lot HL, Sieb.; das Lot Bar.
loz n., pL -uri, Sieb.; das Lotterielos. Bar.
lozincäf., Losung. Dam^II, 289. — Et Es geht offen-
bar auf d. Losung zurück und entstammt vielleicht der Soldaten-
sprache. Doch macht die Erklärung des i Schwierigkeiten.
luft, Ban.: Remete; Luft, Klima. Wg. Jb. III, 320.
luminat, Buk.; Limonade; Dug.-Op. — Et d. mit yolks-
etym. Anlehnung an luminat
lurbär m., Sieb.; Lorbeerbaum, Lorbeer. Bar. — Nf.
liurbär, L. B. 356; lorbär Hermannstadt; liurben, L. B. — Et
88 lurberböm m., der Flieder, Kramer 83; Ilrberböm dass.
Haltrich 74.
maghistrat n., pL -uri; Sieb.; Magistrat, Stadtrat Molnar
52. Clemens 76. — Stinghe, Doc. II, 48: vom fi sili^i pnn
sUiTitul maghistrat a face (Sibii 1791). — Et d. Magistrat in
den Sachs. Städten Siebs.
maier, Sieb.; 1) masc.: Gutsbesitzer, Meirer. L. B. 368,
Clemens 331, Wg. Jb. IV, 329. 2) neutr., pL -e oder -i;
— 198 —
Meiergut, Meierei, Meierhof. Bar. Der Plur. von 2, maiere
oder maieri dient zur Bezeichnung der rum. Vorstädte in den
sfichs. Städten Siebenbürgens. Vgl. lorga. Säte 290: loan din
M[a]erile Sibiiului (um 1764). Auch in Bälgrad (Alba-Iulia)
heißt eine rum. Vorstadt so. Tgl. Moldovan 371 ; lorga, Stndii
IV, 66 (62): Dat-am lui Die tabacul din Maeri 12 galbini
(BSlflrrad 1698). — Et d. Meier. Kluge 253. Vgl Sprdm. 157:
Meierhof 1505.
mäierean m., Sieb.; der Meier. Bar. Bezeichnung Ar
die rum. Vorstadtbewohner, meist Landwirte, in sächs. Städten.
VgL Moldavan 117. — (Et. maier + ean.)
mäiereanä oder mäieri^ f., Sieb.; die Meierin. Bar.
(Fem. zum vor.)
mäieri|te f., Sieb.: Ciucea; sieb. Erzgeb.; Gut. Wg. Jb.
IV, 329, Fr.-C. 102. — (Et maier + iste.)
maior m., Sieb., Ban.; Soldatenausdruck; Major. Hodos
Cc. 33 (64): Frunzä verde dej mohoru | Bäte, Doamne, pe
maioru, | Pe maioru din Lugoj.
maistär m., maistru m., Sieb., Ban.; Meister, Handwerker.
Pop.-Bän. 40: ti spuse ca maistärul e piine de om. Eb.: lar
maistrul Dinu pleca multumit — I. Pop. Reteganul, Trandafiri
si Viorele 17: Mäi maistere, mäistarel. — Et d. Meister, eine
neuere Entlehnung neben mester.
manegre pl. oder manebre oder manegura f., Sieb., Buk.;
Soldatenausdruck; Manöver. (Dug.-Op.) — Et d. mit volks-
etynL Anlehnung an negre und negurä.
marcä f., Marke, Postmarke (marca postalä). Dame III,
23. — Et in dieser Bedeutung offenbar d. Marke. VgL Säin.
II, 241.
matra^ f., Sieb.; Haarbett, Matratze. Bar. Bei Molnar
374: madra^uL
matroz m., Sieb.; Matrose. Bar.
mester m., gemeinrum.; Bedeutung: altrum.: Handwerker,
Meister, auch: Schopf er, neurum.: der geschickte Gewerbsmann;
als Adj. geschickt (VgL Mändrescu 172.) Das Wort taucht
schon in sehr alten rum. Urkunden auf, z. B. lorga, Doc. Bistr.
— 199 —
I, 62 (83): ce am in^les de oamenii demital[e] cum acolo la
damneaToastrk simt mejteri buni (1638). £b. 75 (100): ne
aflj^dn-sk mesteri buni la noi In ^rä, ca sk poatk lucra bine
la usi si ]li ferestri |i la bolte, cum stim ck lucrüadzk me|terii
dnmileTostre etc. Die rum. Fürsten verlangen überaus häufig
Handwerker von den Stadträten in Bistritz und Kronstadt —
Etb Durch den erwähnten sachlichen Grund wird die Annahme
einer Entlehnung aus dem Ss. sehr wahrscheinlich. Sie stößt
auch auf keine lautlichen Schwierigkeiten. In alten sieb.
Zunftbüchem und -artikeln findet sich bis gegen Ende des
XY. Jhdts. ausschließlich die Form „mester", deren s ohne
Zweifel mehr breite Aussprache hatte. 1487 finde ich zum
erstenmale Mayster neben mester (Sprdm. 109). Um die
Bfifete des XYI. Jhdts. beginnt die Form mit ei ausschließlich
zu werden. (Vgl Sprdm.) — Cihac II, 104 leitet es vom Slav.
ab, Mandrescu 171 vom Magy. Lautlich ist es möglich, sach-
lich jedoch nicht wahrscheinlich. Doch kann die Entlehnung
auch zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Sprachen
stattgefunden haben.
me^ m., Ban.; ein Hohlmaß = 56 Liter. (Vgl. Convorbiri
literare, XXXV, 839.) — Et. d. Metze; im Oberdeut masc.
Kluge 256.
mifcä £, Buk.: Soldat^nausdruck; Mütze. Dug.-Op.
moldä f , Sieb., Kl.-Wal.; Mulde, Trog. Bar. Wg. Jb.
VII, 85.
moldä f., pl. -zi, Sieb.; „das Malter". Molnar 87. — Et.
d. Malter, wahrschein, aus dem Ss.
musträ f., Sieb.; 1) Form, Muster, ModeU. 2) Musterung
(Soldatenausdruck); in sieb. Soldatenliedern häufig, z. B. Pop
Rom. 51: Sä väd plugurile arlnd, | Pe badea mustia faclnd.
— LB. 312 (624): Sä väz frunza cum se' ngustä | Si pe badea
8C06 la musträ. — Et zu 1, d. Muster; zu 2, d. Musterung,
Mustern aus der Militarsprache. (Über die Form mu|trä vgl.
Bfandrescu 91 f.; Jb. II, 205.)
mustruesc v., Sieb.: Soldatenausdruck; exerzieren,
mustern. Bar.
— 200 —
nit n., pL -uri, die Niete. Dame III, 129. — Davon ab-
geleitet nitaesc v., nieten, yemieten; nituire £, nituit n., die
Vemietang. (Eb.)
oberster m., Sieb.; Soldatenansdruck; Obersft Stinghe,
Doc. II, 70: Tatä si tuturor ghinärarilor si obersterilor |i la
toate alte tiston sä poranoeste (1792). — Modem kommt eine
Form obl|ter vor. — Et. Oberst, Oberster. (Vgl. auch magj.
öbester.)
oblu m., Sieb., Ban. (Rmn.?); HobeL Bar. Liuba-Iana 121.
Dame III, 140. — Et. d. Hobel, ss. hobel, Kisch NW 70, viel-
leicht mit Anlehnmig an mm. oblu => eben, gerade.
oblesc V. hobeln. Sfiin. ü. 274.
obsit (obstt) oder opsit n., pl. -uri, Sieb., Buk.; Abschied,
Urlaub.' L. B. 456. Dug.-Op. Dam^ UI, 142. — N£ hopsit
L. B. — Et.: d. Abschied aus der Soldatensprache. (Vgl. auch
magy. obsit, opsit dass. Lumtzer-Melich 186.)
obsitar (h)opsitar m., Sieb.: Soldatensprache; ausge-
dienter, verabschiedeter Soldat. — Pop Pov. 36: latä cä-X vine
inainte un opsitar bätrln |i-i zice. — Et. obsit + ar (vgl ss.
obäitär aus dem Rum. entlehnt. Kisch NW HO).
ofi^ir m.,Sieb., Ban.: Soldatenausdruck; 0£Gzier. — Hodos
Cc, 49 (105): Ofi^uii merg ctntlnd, | Cätanile merg plingtnd.
olandä £, Rum.; (feine) Leinwand. Säin. II, 278. — Et
nach S. d., wahrscheinL mit Holland zusammenhängend.
ondroc, siehe androc!
opsas n., Mold.; Stiefelabsatz. I. Creangfi, Op. compL V
si VI, 35: colbul adunat pe opsasul incalfiärii. — Ei d. Absatz.
ort m., altrum. allg.; 1) der vierte Teil einer Münze.
2) als Maß: der vierte TeU von 100 — 25 Stück (Vgl. SäiiL
II, 281 £ Cihac II, 230.) — lorga, Doc Bistr. II, 96 (355):
2 or^ skrmk (Ende des 17. Jhdts.). — Modem rum. kommt
es in der Bed. 1, nur noch in Redensarten vor, wie: a da ortul
popei («» sterben). Für die Bed. 2, gibt Cihac (U, 230) als
Bsp.: un ort de raci. — Et. d. Ort „ein Maß" aus mhd. ort
„vierte Teil von Maß, Gewicht, Münze"". Kluge 276. In ss.
Rechnungen überaus häufig, vgl. 6. Seiwert, Zwei Rechnungs-
— 201 —
fragm. £b. S. 419 die Bemerkang: „es bat sich aber auf-
fiülenderweise diese Benennung nur bei Krebsen und Frosch-
schenkehi erhalten, welche heute noch auf dem Markte in
flennannstadt mit dem Ort, ä 25 Stück, verkauft werden.
(Vgl auch magy. ort, dass. und egj ort rak. Lumtzer-Melich
187£)
paradais n^ pl. -e (nach Dam6 (III, 183) m.); Sieb., Ban.,
KL WaL; Tomate, Paradeis. Säin. U, 289. Wg. Jb. m, 323.
— Ei d. diaL Paradeis; ss. paredeisapel m., der Liebesapfel.
Kramer 100.
parizer, Pariserwurst, Convorbiri lii XXXVI, 63: Asa
Cräciun bogat de mult nu ySzuserä: suncS, parizer, cartabo;,
parcel fiript, vin ro|u.
paur oder paure (paure) m., Ban.; Bauer. Wg. Jb. UI,
323. (Nach Dam^ III 198: ouvrier agricole habitant dans les
villes.) Ich erinnere mich auch die Form paor gelesen zu
haben. —- DaTon abgeleitet paorat, Lipoya, Landbau. Wg.
Jb. IV, 330.
päträntas m., Sieb.: Soldatenausdruck; Patrontasche. —
N£: patronta^; Buk.; Dug.-Op. Sfim. I, 500; p&tronta;, p&trin-
taj. L B. 349 (N. 93). — Pop Rom. 42: Fi^i feciori cu voie
bimä, I C& 'mpäratul ne cununft, | Pätränta^ | Ne-a fi näna;. —
L B. 303 (607): Pu;ca ;i ofelele | Alea-mi mlncä zilele; | Pä-
trontasu mijlocul | Si vi^lu tot trupuL
patrulä f., Sieb.; (Soldatensprache); Patrouille. SSin.
11,293.
paucft £, (Säin. 11, 294), pauce s. f. pL (Dame III, 197),
MoR; Pauke.
petersil, Ban.: Pecfca; Petersilie. Wg. Jb. IV, 330.
picsä, Ban.: Garansebes; Buchse. Wg. Jb. III, 323.
pinc&l n., Sieb.; Bezeichnung fOr den Zwerchsack der
fremden Wanderburschen (vändrälä!). Pop Poy. 214. £b.
31: lar Alexandru Cenu|otca se &cu un yandraläü cu pincÜu
in spate. — Et. d.-5str. pinkL (vgl. auch magy. pinkli. Lumtzer-
Melich 202).
plrgar m., Sieb., Mold., Wal.; 1) der Ortsgeschworene,
— 202 —
Gemeinderat (altrum.); ein Amt in der früheren Verwaltung
der nun. Gemeinden auf dem genannten Gebiete. An der
Spitze der Gemeinde stand der Richter, der in der Mold.
soltaz, in der Wal. jude^ im südL Sieb, jnde genannt wurde.
Diesem zur Seite standen die pfrgari, deren Anzahl nach der
Verschiedenheit der Gemeinden geschwankt zu haben scheint,
in der Mold. z. B. zwischen 6 und 12 (vgl. Mftndrescu 183).
In Sieb, war ihre Zahl auch geringer. (Vgl lorga, Säte 119 £)
— Das Wort kommt bereits in den ältesten Urkunden sehr
häufig Tor, z. B. A. Stefulescu, Incercare asupra istoriei Tlrgu-
Jiului, Buc. 1899, S. 38: si denaintea jude^alui cu 12 p'krgari
(1591). — lorga, Doc. Bistr. I, 2 (4): Scriem inchin;Rciune si
mult^ skn^tate Domnului Budachi lanksu, birkul de cetatia
Bist[r]ifeet, si prkgarilor si prkcklabulai si la tot svatul dorn-
nitale (1594—95). — Eb. 4 (7) Soltuz si 12 prkgari scris-am
la Bistrif[k]: etc. — In der Bedeut. „Bürger*' konunt es in
der Bibelübersetzung von 1648, Kap. 21, V. 39 vor: eu santü
ömü jidoYÜ tarsenü päigariu a ünui örasü nu mitiatelü. —
2) neurum. bedeutet plrgar „Gerichtsdiener". Vgl. Munt Mon.
90. Die alte Bedeutung hat sich nur noch in Volksbräuchen
erhalten, z. B. in Gurartului, im alten Brauch „bägatul cu
junii", vgl. Munt Mon. 145, wo neben den plrgari auch plr-
gärese genannt werden. — Et. altss. purger (neben burger),
dass., ygL Sprdm. 94: geschwom purger (Hermannstadt 1481),
auch sonst sehr oft belegt: eb. 95: Den Fursichtigen Ersamen
ynnd Hochwejsen Herren, dem Richter vnnd geschworen
purgem der Statt zw Cronn etc. (Aufschrift eines Briefes yon
1481). (Man vgl. damit Zitat 2). — In Hermannstädter Ur-
kunden Yom Ende des 16. Jhdts. erscheinen die pirgari Ton
Siliste geradezu als „Burger*', während der Jude gleichfalb
als „Sude" bezeichnet wird. (lorga, Säte 119, 122 Note.)
Denmach scheint die Et. vom Ss. gesichert (Vgl. dagegen
Mändrescu (183), der es Yom magy. polgär ableitet)
plat n., Ban.; Platz. Wg. Jb. III, 324. Vgl. auch Liuba-
lana 3: cx>, loc d^casa, der ganze eingefriedete Umkreis oder
Platz eines Hauses.
- 203 —
plencher m., in sieb. Soldatenliedern; Flankier. — Pop
Rom. 93: La mijlocul padurii | ünde eraü plencherit, | Plen-
chen de-ai Praisului | Ca copacii codmlm.
plett n., Sieb.; Blech. Bar. — Nf.: plech, Bar.; — plef,
pL -an, L B. 572; — plev n.; Suc[eava], vas de fer blanc
pour boire de Teau. Dame HI, 231. — Ei d. Blech, vgl auch
SS. ble;ti Böitr. XII, 128. (Vgl. auch bleu!)
pleuar m., Sieb.; Blecharbeiter.
pocäräX f., pl., Naschwerk, Leckerbissen (friandises, Dame
II, 236). Dam6 zitiert folg. SteUe wahrscheinl. aus einem
Volksmärchen ohne nähere Angabe: ImpäratuI t-a pregStit de
cale pocärfti si pläcinte. (In Hermannstadt erinnere ich mich
ein bficärae, pl. -äi gehört zu haben.) — Ei d. Backerei.
pocompos n., Ban.; WafFenpaß. Wg. Jb. III, 324.
ponTon n., Ban.: Gravida montanä; Bahnwagen. Wg.
Jb. m, 324.
por^on n., Sieb.; Soldatenausdruck; Portion. — 1000
Doihe 240: Mie o i^ de vin, | Tie un por^on de fin.
potrocol n., pl. -oale, Sieb., Buk.; Protokoll (Dug.-Op.)
— Et. d. aus der Soldatensprache.
Prats m., in sieb. Soldatenliedern; Preuße; auch Buk.
1 Dug.-Op.) — Pop Rom. 79: Co puscä de-a Praisului | Plätea
opt de-a Neam^ului.
prezentir, in sieb, und ban. Soldatenliedern; das Präsen-
tieren des Gewehrs, die Gewehrgriffe. Hodos Pp. 227 (597):
Mä SGoate la egzi^ir | Si mä 'nvata prezentir.
priciü n., Sieb.: Soldatenausdruck; die Pritsche. Bar.
Pop.Bom.73:NutrebemaXmulterele | Cape priciü legat in fiere!
prin^ m., Prinz; Pop. Pov. 33: luminate prin^ule. Cosbuc,
Balade si Idile, Buc. 1897, S. 17: Un prin^ frumos si tinerel.
- (Zor*Ei vgl. auch S&in. II, 319).
probesc r., Ban.; probieren, versuchen, die Probe machen.
Wg. Jb. III, 325. — Eb. 277 (5): sg probim noi, fratsg, kafe
poknim m§i taf^ ku bisu (Bosneac).
pumpä f., Sieb., Buk.; Pumpe. Bar. Dug.-Op.; ftntina
ca pumpS, Pumpbrunnen.
— 204 —
pund oder punt iil, Sieb.; das Pfund. Bar. — Iot^l,
Stmdil IV, 60 (56): si am luat pun^ 13, puntul c&te banß] 50.
(Bra|ov 1667). — Ei Es muß auf eine Form mit anlaut p
zurückgehen; ss. heißt es nun aber fce^t* (Beitr. XU, 140)
(obd. Lehnwort). Doch findet sich in Urkunden auch pbunt
(1483, 1484) neben pfnnth geschrieben. (Vgl. Sprdm. 75,
76, 85.)
rägutä f., Sieb^ Ban.; Soldatenausdruck; Rekrut — LB.
299 (599): De-ar fi pusca de cucutä | Bucuros a^ fi rftguta.
— N£ regrut m. Hodos Gc 17 (22): lo regrut n'as fi rimas.
— Et. d. Rekrut (Regrut). Die fem. Form erklart sich durch
Analogie zu cätanä. (Vgl aber auch magj. rekruta).
ratnä f., Ban.: Lugoj; Schüssel, Pfanne. Viciü 47. —
Ei obd. Rein f. Becken, Tiegel. Grimm VIII, 699.
rainic adj., Sieb.; nur im Ausdrucke fiorin rainic, rhei-
nischer Gulden, älteres Geldstück im Werte von 60 Kreuzern.
(VgL Munt. Mon. 101.) — Et d. rheinisch mit rum. Su£ -ic
raipel^, räipel^ n., pl. -uri, Ban.: Lugoj; Streichholz.
Viciü 47. Wg. Jb. UI, 325. — Et. aus dem Plur. „ReibhSlzer".
raspiel, Wal.: Muscel; die Feile der Schuhmacher. Rad.-
Cod. 64. — Et d. Raspel (vgl. sieb, raspäü etc. aus dem Magy.
Mändrescu 98).
1) rast n., pl. -uri, Sieb.; Tragbalken. Molnar 371. —
Et SS. rast m. der schwere Balken, auf welchem die Zimmer-
decke aufruht Kramer 108. Wolff, Vorarb. 628.
2) rast, roast n., Sieb., Ban.; Rast — Munt Dorne 44
(49): Acolo ne-a suflat rast — Wg. Jb. III, 253 (IV, 4): o
azuns la un r^t mafe ku peperik ä-o fpkut rpst (Lugoj). —
Et d. Rast, aus der Soldatensprache.
räteresc oder räterez v., in sieb. Soldatenliedern; sich
zurückziehen, retirieren. — Nf rätalesc (mit Dissim.) Dame II,
316. — 1000 Doine 107: Cäpitane, cäpitane, | Lasd-ne sä
rSterim, | Ca vezi bine ca perim; | Rätera^ cfi nu zic ba
(Comit Bistrita-NSsäud). — Pop Rom. 77: Ratalit-am rätüifc, .
Rätälit-am peste-un rlt.
recäl n., pl. -e, Sieb.; z. B. in der ümgeb. von Hunedoara,
— 205 —
in Amg, ^ara Oltolui etc.; Bauemjacke, meist aus
sdiwazzem, bünem oder braunem Tuch oder aus Wolle Ter-
fertigt und über der Weste (pieptar) getragen. (Vgl Moldo-
van 59, 158, 174.) — EL ss. rekel (rockel) n. Männeijacke aus
Wolle. Kisch NW 124. (Vgl auch lecär!).
respunden^ f., Buk.; Postkarte. Dug.-Op. — Et. d.
Korrespondenzkarte mit volksetym. Anlehnung an rSspund.
rips n., Rum.?, Rips (StofiO- Säin. 11, 337.
riz n., Rum.; ev> de hirtie, Ries Papier. Säin. 11^ 338.
roc n^ pl. -uri, Sieb.; Rock. — Molnar406: rocul mieü
inca laste prea bun. — Tribuna XIX, 177: Ctnd se scula dimi-
neafa din pat, pärul lui cel frumos negru, precum si rocul li
eraü impestri^te cu fulgi de pene. — Dazu das Dim. rocsor,
Jb. Vm, 213.
rosbrat n., KL-Wal.: Wirtshausausdruck; Rostbraten.
Wg. Jb. VII, 86.
rostung n., Sieb.: in Soldatenliedern; Ausrüstung. 100
Doine 85: Pe puscä si pe rostung | Seara |ed pe präg si pling.
— Bt d. Rüstung.
rozinchinä f., Sieb.; Johannisbeere. Molnar 94. — Et.
SS. rosengher pl. n. dass. (Hermannstadt) Haltrich 76. Vgl
Sprdm. 167: roszyncken (1505—26).
ruben n., Ban.: Pecica; Rüben. Wg. Jb. lY, 331.
rucuesc V., Buk.: Soldatenausdruck; einrücken. Dug.-Op.
sfan^ m., Sieb., Rum.; der Zwanziger (eine Silbermünze).
Bar. — Bei Dame IV, 55: (anc.) piece de monnaie (= 83 Cen-
times). — A. Stefiilescu, Incercare asupra ist Tirgu-JiuluT,
Buc 1899, S. XIV: sfan^; = 2 lel — Zorca 76: si platind de
persoanä clte trei sfan^, mai cerurfi sä le aducä si ctte o
ceapä. (Sieb.: Vladeni). — Nf. sfantih, Stinghe, Schkejer 84.
- sftntlc, Ban. Wg. Jb. III, 326. Eb. 300, Z. 87: §^ dg sins
nn sfunts^s. — Ei d. Zwanziger, zwanzig; sfan^ beruht viel-
leicht auf einer Kurzform davon; in sfin^c ist das zweite 1
dial. nach ^ lautgesetzlich, das erste entweder vokalharm.,
oder Anlehnung an sftnt (vgl. n am nici un sflnt =» ich habe
kern Geld. Viciü 49).
— 206 —
sfän^esc y.,soatirerderargei]täquelqu un, DameIV,55.
sfän^uialä f., le &it de soutirer de largent ä quelqn
iin. Dame.
sfän^itor m., Gelderpresser. Laur.-Mass. GL 532.
sfinfic siehe sfanf!
si^, Ban.; siehe je^^!
soburä f., Sieb.; Schls^safane. L. B. 652. Bar. — Et
scheint aus d. Süßobers entstanden zu sein (vgl auch Laur.-
Mass. Gl. 544).
somot n., Ban.: BolTasni^; Sammet. Wg. Jb. III, 326-
Vgl. auch liuba-Iana 19 (för Mäidan belegt).
spafiresc, mä v. refl., Sieb., Mold. (Suceava); spazieren
gehen. Sez. Y 126. L B. 246 (513): Eü es |i in& spafiresc.
(Vgl auch S. 346, N. 79).
Spinat n., Sieb.; Spinat L. B. 662. Stin. U, 365.
spital n., pl. -uri, Spital. Säin. U, 365.
spit n., pL -ur]^ Rum.; Spitze (dentelle au crochet. Dame
IV, 93); — pl. spi^ri broderie a jour (eb.). — spi^ärat adj.
brodö ä jour (eb.) (siehe auch spi^urä!). stämpuesc siehe
stempuesc!
stof& oder stoft f., wohl gemeinrum.; Stoff, Zeug. —
A. Stefulescu, Incercare asupra ist Tirgu-Jiului^ Buc 1899.
S. 135: 1 rochie de stof(&) galbin(&) (1778). N. Filimon, Ciocoii
Techi gi noT (BibL p. tofi), III, 8: Pe peretele despre rSsfirit
eraü dou& icoane a^ezate pe o bucatä de stoft. — Et d. Stoff.
— Cihac (II, 394) und Sanzewitsch (Jb. II, 210) leiten es Tom
Russ. ab: StofiL C. Litzica behauptet dagegen, das Wort sei
älter als die russ. Elemente, daher stamme es aus dem Handels-
verkehr Rums, mit den sieb.-sächs. Städten oder mit Leipzig.
(Vgl. Convorbiri lit XXIX, 963.)
strapa^ oder sträpa^ef., Sieb.; die Beschwerde, Strapaze.
Bar. Fr.-C. 254: Dupä mari Strapaze ajunge loni^ä la Slnta
Vineri si bäte 'n poarta. (Ribi^, sieb. Erzgeb.) — Et d.
Tielleicht aus der Soldatensprache.
stufä f., Sieb.: Bergmannsausdruck; die Stufe (Goldes).
Bar. Im L. B. 682: stuft.
— 207 —
sadvasär d., Ban.; Scheidewasser. Wg. Jb. III, 328.
saibä f., Sieb., Buk.; Soldatenausdruck; Schießscheibe.
Oug.-Op. — Bib. Pp. 457: eü mS duc sä pu§c la saibä.
saitroc IL, Bergmannsausdrack, sieb. Erzgeb. und an den
Flüssen, wo Gold gewaschen wird, bes. in Pian; — Scheide-
trog, in welchem das Gold durch Schütteln von den übrigen
Sto£fen geschieden wird. Fr.-C. 42; Moldovan 394. — Et. d.
sant n., pl. -uri; gemeinrum.; 1) Schanze, Yerschanzung
(Festung, Clemens 172). 2) Graben, Straßengraben. Gaster I,
150, Z. 7: nu-i puturS dobändi, ca era Inchis In san^uri (1650).
— N. Filimon, Ciocoü vechi si noi, (Bibl. p. to^i) III, 41:
Dapä ce asezft ostirea tn lagär fortificat cu san^ori. — G. Co|buc,
Balade si Idile, Bua 1897, S. 178: In negura pädurii castelul
ingrädit | Ca san^i uriase, sta trist mucigäit — In der Bed. 2,
L PopovicT-Bän., Un sfirsit jalnic (Foaia ilustratä): Caii In-
tärtta^ smlcnirä cocia ce cu im uruit surd se rostogolise in
san^ — San^ ist auch der Name eines sieb. Dorfes im Bodna-
paS; SS. §änts (Neu-Rodna) „nach den einstigen Verschanzungen
benannt^. Eisch NW 136. — Et. ss. schanz m., Schanze,
Graben. Wolff, Vorarb. 614; — 89nts (Bistritz) 1) Abzugs-
gtaben längs des Fahrwegs. 2) „die alte Schanze" in Bistr.
Kisch NW 136. — (Daneben käme noch magy. sänc in Be-
tracht, dem aber die Bedeut 2) abgeht, vgl Lumtzer-Melich
232). Vgl. auch altss.Schantzkorff( 1603). lorga, Soc. Bras. 7.
sän^uesc Y., Terschanzen. Bar. Bei Molnar 302: sen^esc.
sänf ule^ n., Bar. DiuL von san^
sif n., Buchdruckeiausdruck; Schiff. Säin. I, 501.
silboc oder selboc n., pL -boace, Sieb., Ban., Buk.;
Soldatenausdruck; Schildwache, Schildwachhaus. — Wg. Jb. IV,
305 (4): o dat la Selboase, §-or bput raEf§ §9 or adurmii —
I. B. 313 (625): Cätana nu stä pe loc, (Fär' numai ctnd stä
sflboc! — Hodos Pp. 209 (545): Toti aü casä, to^i aü loc, |
Nomai lo stau la |ilboc. — (Zur Et. vgl. auch magy. silbak,
Liuntzer-Melich 235.)
sinS £, Sieb., Rum.; Eisenstange, Eisenschiene, Bad-
— 208 —
schiene, Eisenbahnschiene. (Vgl L. B. 644. Bar. etc.) — Sez.
V, 126: flnl (Suceava). — Ei d. Schiene, vgl altss. Schyn
(1494). Sprdm. 140. (SSin. U, 378 leitet es Tom Deutschen ab,
Gihac (II9 388) zieht slav. und magj. Formen heran. Vielleicht
ist es aach das Richtigere, eine Entlehnimg aus verschiedenen
Sprachen anzunehmen.)
sinar n., Mold.; Nagel an der Badschiene. Dame IV, 66.
— (Et zum vor.)
sindilä f., Mold., Sieb.; Schindel (Dame IV, 66 etc.) -
lorga, Doa Bistr. I, 11 f. (14): sk cimipere cue de sindilc de
traba cetk^ (Anfang des 17. Jhdts.) — Eb. 24 (30): sk cum-
pere cu bani gata cui de sindilk etc. (sehr oft). — LB. 287
(578): FrunzÄ verde trei sindile. — Bb. 106 (230): Foaie verde
pe sindile. — Et. aus einer älteren Form des ss. Sandel (Schindel),
Kisch NW 135'; mit Anlehnung an rum. Wörter auf -iUL
sindilar m., Schindelmacher. Bar.
findilesc v., schindeln. I. B. 139 (305): Drumul f;i-l-a8
sindili | Tot cu sindile de fag. — (Rum. Ableit. von sindilä).
sinuesc v. mit Eisen beschlagen (Bar.), ein Rad bereifen
(Dam6); car stnuit (Suceava) ein eisenbeschlagener Wi^en. Sez
V, 126. (Vgl sinä.)
flafianc (llafiafik) n., Ban.; Schla^acke, Wg. Jb. III, 327.
slag n., Sieb.: GkurarluluT; Waldschlag, Bezeichnung för
den Teil des Waldes, der jährlich zum Fallen bestimmt wird
(Muni Mon. 58.) — Et. d. Schlag (vgl. auch magj. släg dass.
Lumtzer-Melich 237
slaif&r m., Ban.; Scherenschleifer. Wg. Jb. III, 327.
släpi pl. f., Ban.: Lft^unas; Schuhe ohne Absätze, Schlapp-
schuhe. Viciü 50. — Et. d. Schlappe f. =» Pantoffel. Kluge 325.
slefuesc oder slifuesc v., Sieb., Rum.; schleifen, polieren.
Bar., Säin. Dic^;. univ. 752. — Et.: d. schleifen. (Vgl. aber
auch Cihac E, 390.)
slep n., pl. -uri; Rum.: an der Donau; großer Schlepp-
kahn. Familia XXXVIII, 166: Ni se ar&tä cum douä slepun
fncärcate cu piaträ, rästoamä Intr 'un moment In mare toatä
povara lor. — Et. d. Schlepp[kahn].
— 209 —
slic n., pL -QiT; Sieb.: Bergmannsausdrack; Schlamm,
Schlick (pulveres minerarum). L. B. 647.
jlingheral (SUfigem) n., Ban«; Schlingerei, eine Art
HikdeL Wg. Jb. UI, 328. — Hodos Cb. 70 (118): C&-si
face cäma^ä nonft, | . . . | Pe la garä slmgherai.
;neap8 n., Mold.: Suceava» Schnaps. Sez. III, 89; |niap(
dass. Bok.; Dng.-Op.
snep m., Sieb., Buk; die Schnepfe. Molnar 380. Bar. —
LB. 652, Säin. II 379 haben daneben auch: sneap. — Et ss.
sndep. Beitr. XU möstschnäp m. Heerschnepfe, stockschnäp
m. Regenschnepfe. Haltrich 66, 67. Fttr die Buk d. Schnepfe.
(Cihac II, 528 leitet es fölschlich von magy. sneff ab.)
snit n., pl. -uri; EL-WaL: Wirtshansausdruck; Schnitt
(Bier). Wg. Jb. VII, 87.
jni^l OL, Ban., EL- Wal.; Wirtshansausdruck; Schnitzel.
Wg. Jb. III, 328; Vn, 87.
|nur n., pl. -uri, Sieb., Rum.; Schnur, Randschnur, Ein-
fassuig. (Bar., Dame IV, 78). — lorga, Soc. Bra|. 23: e
attmatä de un snur ro|u-alb-albastru-verde. — Et d. Schnur
(vgl SÄin. I, 501). (Vgl aber auch Cihac 11, 391.)
^nuruesc v., schnüren. Bar. Dame IV, 78: 1) gamir
d'tme ganse» d'un galon, d un User6. 2) passer une ganse dans
mie registre perfore.
jnuruialä f Verschnürung. Bar.
|oter n., Ban.: Mäidan; Schotter. Liuba-Iana 48.
. fpalt n^ pL -uri; Rum.: Buchdruckerausdruck; Kolunme.
Säin. n, 380; ^preuves non paginees. Dam^ IV, 88. — Noua
Beyistft Rom. III, 288: Dar la Inceput era, pe spalturile cari
Tepioduceatt manuscriptul. — Et Spalte (Säin.).
spani nf. pL, Mold.: Suceava; Holzscheite aus denen die
Schindeln verfertigt werden. Sez. UI, 89. — Et Vielleicht
d. Span.
ipa^ir, merg la oo, Ban., Buk.; spazieren gehen; Wg.
Jb. III, 328. L. B. Dug.-Op.: fpa^. (Vgl. auch spa^resc.)
spen^ n., Ban.; Jacke (Spenzer). Wg. Jb. III, 328; —
{pen^l n., ein wollenes, meist buntes Jäckchen der Kinder.
W eigaad , 10. Jahresberiebt. 14
— 210 —
Liuba-Iaoa 14; — spen^uri pL, Bezeichnimg far die Eleidongs-
stficke, die ursprünglich nicht zur rum. Tracht geboren« Liuba-
lana 19.
|pen^&I n.y Kronstadt: Bock, Spenzer. Stinghe, Schk^er 84.
ipi^urä £, pL -uri; Sieb.; Spitze (an Kleidern etc.). —
Zur Ei: die Form jpi^ar& hat sich aus dem pl. fpi^on neu
gebüdet (Vgl. Jb. VIII, 184.) (Vgl. auch spi^.)
|p o got n., Ban. ; Bindfaden, diaL Spagat — Wg. Jb. 111« 328.
;pri^ n., Ban.; Qießkanne, Spritze. Wg. Jb. III, 328.
Stab n.| pl. -uri, Sieb.; Stab, Generalstab. Bar. — Mol-
dovan 137: La mai^inea sesuluiCibinului se aflS satulromlnesc
Orlat, unde mai nainte era stabul primulut regiment romin
de grani^ — Et. für Sieb, sicher d. aus der Soldatensprache.
(Vgl auch Cihac II, 393.)
stälogoder staloncn., Ban.; Stall, Stallung. Wg. Jb. III,
328. ' 1000 Doine 240: Mie cinä si luminä, | Tie-un |tälog
de odihnä. (Torontaler Com.) — Ei d. Stallung (vgl auch
serb. Stalogü. Miklos. 342).
|teamp n., pl. -uri, Sieb.: Bergmannsausdruck; 1) die
Stampfe (Werkzeug), der Pfahl, das Stampeholz. 2) pL steam-
puri, die Stampfinühle, das Pochwerk, in welchem das gold-
haltige Gestein zerrieben wird. Fr.-C. 37, 43. L. B. 669. Bar.
hat daneben noch die Formen steamp und stamp. — Dass.
Wort im Ban. in der Fonn sceamp (MSidan), die Münzpresse;
pL sceampuii, Goldgießerei oder -wäsohereL — Coasta Sceam-
purilor, Name eines Hügels bei M&idan, an dessen Fuß sich
Spuren einer ehem. Goldgießerei finden. Liuba-Iana 47. —
Ei d. Stampfe.
steand oder steand n., pl. -uri, Sieb.; Stander, Bottich,
Butterfaß; steand de brtnzä^ Käsestander. Moliiur 41. L. B.
669. Bar. — Et. ss. stand und Ständchen n. ein kleines läng-
liches Holzgefäß. Haltrich 88.
steangä f., Stange. L. B. 669.
jteier n., Arader Gegend; Steuer. Wg. Jb. IV, 331.
stempäl n., pL -päle, Sieb.: Gurarlului; Stempel. Muni
Mon. 128; — Stempel, stimpel, stimpil. Buk; dass. Dug.-Op.
— 211 —
ftempar m., Sieb.: Bergmannsansdruck; an der Stampf-
mühle angestellter Arbeiter. L. B. 668. Fr.-C. 35. — In einer
Satire dber das Leben der Bergleute, Yersu Kotranczi, im
Jahre 1818 von einem gewissen Petra Fnrdui dela Abrodfalva
yerfiißt und mit magy. Orthograbie geschrieben, beiSt es: Sze
ni mäi yenim amint6 | Sze szknem si d£ stSmpari etc. (Oaster
n, 223). (Interessant ist, daß diese Satire zum Teil in die
VoIkBÜtt übergegangen ist. Vgl Fr.-G. 35.) — Et Rnm. Ab-
leitung Ton steamp, w. s.
stempäri^ f., Sieb.: Bergmannsausdrack; Frau des
Stampfinühlenarbeiterts. — Fr.-C. 35: Stempftri^ clt de rea |
Vinde aur pe la yecini. (VgL auch Yersu Kotranczi, Oaster
II, 224.) — (Et. zum vor.)
stempuesc (stämpuesc, Bar.), v. stampfen, mit derStampf-
müUe arbeiten. Mohiar 302. — Nf. §tämperesc. — Gbuster
n, 225: De mai stemp^rea un anu | 0 yedeam si ku vig&n
(Versa Kotranczi 1818). — Et. Born. Ableitung Ton steamp,
w. 8.
sterc n., pl. -uri, Sieb.; Mehlstarke, die zum Stärken der
Wische dient L. B. 670. Bei Bar. sterc.
|tiflä £, Sieb.; Stiefel. Molnar 407: neam^ poartä strimii
si papudt |i stifla
Stift n., pL -uri; Mold., WaL: Muscel; — Stift, Nagel
ohne Kopf^ dessen sich die Schuhmacher bedienen. Dam6 lY,
105. — Räd-Cod. 71: stifturi pL (Muscel), dass.
ftil n., Ban.: Lugoj; — Stiel. Wg. Jb. EI, 328.
stipuesc y., Sieb.; steppen; Molnar 302. L. B. 672. —
Zorca 78: Cioarecii fiUsu^ tot din pänurä alba sunt stipui^i
ca hoias negru. — Et d. steppen.
stiuri, Sieb.: Bergmannsausdruck; „Ort, wo das Gestein
yerteilt niedergelegt wird". Fr.-C. 43. — Stiurf, eine Orts-
bezeiehnung im sieb. Erzgeb., in Berichten über die Kämpfe
der Reyolution yon 1848 oft erwähnt (Ygl. Bari^ü, Istor.
Trans., II, 531 ft) — Et d. Stürze.
ftocfis m., Stockfisch, Kabeljau. L. B. 675. (YgL auch
magy. stokfis. Lumtzer-Melich 243.)
14*
— 212 —
jtolnS £, Sieb.: Bergmannsausdruck; StoUeiL Fr.-C. 43.
L. B. 672: stiolnä. (Vgl auch magj. stolna.)
straf, ;treaf oder strof n., Sieb. (Rom.); Strafe. L. B.
680. * Sez. m, 89. DamI IV, 111. — lorga, Säte 309: strof
Tlädicesc (um 1764). — Et Nach Cibac II, 394 slayisch, nach
Sanzewitsch (Jb. II, 210) rassisch. G. Litzica halt es for direkt
deatschen Ursprungs. (ConTorbiri lit XXIX, 963). In Sieb.
wahrscheinL ss., vgl Sprdm.: straff 1487, strofft 1508. (S. 111,
164.) (Vgl. aber auch magy. ströf, Lumtzer-Melich 244.)
§traifä f., Streifen; in einem sieb. Soldatenlied, Pop Rom.
70: XJna da de straifö alba.
§treang n., pL -uri, gemeinrum.; Strang, Strick. Bar.,
Dame IV, 114 etc. — Besonders in der Bedeutung „Strick
zum hängen*' gebraucht. VgL lorga» Doc Bistr. 11, 5 (166):
Stäplnul säü Ü descumpärS, Ü scoate de la streang (nach einem
Briefe von 1635 wiedergegeben). — N. Filimon, Ciocoii vechT
si noi (BibL p. to^i): HI, 12: la spune-mi, cum ll chiamä pe
acel ho^ de jtreang. — In der Bedeut „Strick zum Fesseln '*:
Gaster I, 359: iV legarS cu ftreanguri (Rtmnic 1705). — Et
d. Strang (vgl auch Säin. I, 501), wahrscheinlich schon aus
dem Ss.
strengar m., Qassenbube, Galgenstrick, Taugenichts.
Bar. etc.
ftrengSresc y., herumstreichen. Bar.
s tr e n gär i e f., Bubenstreich, Spitzbüberei ; Herumstreichen,
Vagabundieren. Bar.
§tricuesc y. Ban.: Timisoara; stricken. Wg. Jb. IQ, 328.
strimf m., Sieb., Ban.; Strumpf. L. B. 679. Wg. Jb. IV,
331;*III, 328. — Nf.: strimf, strimf (Molnar 368, 407); strif
(Ban. Wg.); |trinf (L. B.), strimp (Stinghe, Schkejer 84); strunf
(Laur.-Mass. GL 550). — In Rum. strumf, vgl. V. A. Urechia,
Societatea sub I. G. Caragea, Buc. 1901, S. 104: cinci perecbi
strumft (1815). — Et Die Formen mit u gehen auf den Sing.
„Strumpf", die mit i auf den Plur. „Strfimpf(e)" zurück;
strimp beruht auf dem Plur. ätrimp von ss. ätrump. Beitr.
XII, 132.
— 213 —
stradel n., Kl.-Wal.: Wirtshausausdruck; — Strudel,
(Gebfick). Wg. Jb. VU, 87.
stuc oder stiuc n., pL -uri, Sieb., Wal.: Muscel; Stück.
L. B.*673, 682. Bar. Wg. Jb. VIII, 318. Besonders gern ge-
braucht in den Verbindungen: Stück Brot Tind Stück Land,
Ackerland. Molnar 378: un ^tuc de pine. Clemens setzt es
geradezu in Gegensatz zu bucatä «= Stück Fleisch (S. 385).
Stinghe, Schkejer 71: un §tuk de kitg. — Gazeta TransilyanieT
LXV, Nr. 85, S. 7: Un ftiuc de p&mlnt uscat — Dim. stucsor
in der Bedeutung „Stück (Ackerland)^ in einem Testament
Tom Jahre 1702 aus Tiklmadü bei Hermannstadt: lorga, Säte
128: Si am lltsat Neagäi un stucsor de ocinä. — In Herrn,
habe ich auch stucule^ in beiden Verbindungen gehört. —
£t. für stuc altss. stuck, stwck 1485. Sprdm. 103. Für stiuc
cL Stück.
suf m., Sieb.: Väicele; Schuh, Fuß (Maß). Bib.Pp. 471:
Inima gorunului | din fa^ pämlntului | de nouä sufi de lungä |
pentru trupul lui s' ajungä. — Et. d. dial. Schuch für Schuh.
suflä f., Buk.; Schaufel. Dug.-Op.
|uncä f., Sieb., Rum.; Schinken. Bar., Dame IV, 129 etc.
Nl sunc „Schunke". Molnar 379. — Et. d. Schunke (Kluge
324)' SS. sunk f. Kisch, NW 151. — (Vgl aber auch Cihac
U, 397.)
1) |upä f., Wal.: Muscel; ein Stück (Weges), z. B. mai
e o supft plnä la cutare. Bäd.-Cod. 71. — Ei d. Schub.
2) supa, cu, Sieb.; in Verbindung mit Verben der Be-
wegung: auf den Schub setzen, per Schub befördern. Tribuna
XIX, 223: a fost escortatä din Budapesta cu supa.
3) fupa, d'a, Muscel; in Eile, z. B. am mlncat da supa.
Räd.-Cod. 71.
supertäl n., Ban.; Schuhbändel, Schnürriemen. Wg.
Jb. ril, 328. — Et d. SchuhborteL
;urä f , Sieb., Mold., Ban.; Scheuer, Scheune. L. B.
Dame IV, 131, Bar. etc. — Stinghe, Doc. II, 34 (22): 60 de
8UI1 (1790). — I. B. 78 (172): Aide, mlndrä, de-mi da gurä, I
Ciriß daü tot ce am tn surä. — Hodos Pp. 41 (39): Cucule
— 214 —
ca peana surft, | N'am vorbit gura cu gurä, | Sä nu cinfi la
not pe surS (Yärädia). — Ei altss^ vgl sdiTreii 1536. Sprdm-
198. Vgl auch die Dorfiiamen Sora-mare, Sora-micft.
sur^ n., pl. -un und gurfä f., Sieb.; Schürze. YgL lorga,
Säte 309 (tun 1764), L. B. 689 etc. Moldovan 55: La fem^ . . .
framoasele opregori si cätrin^e slnt tnlocuite cu rochil si
sur^ (BiflinariO. — I. B. 9 (9): Pentni Badea badi^ | Bucnros
mi-a; da sur^. Eb. 426 (211): Dia nainte Inngä n sur^ä. Ei
SS. Su^rts. Beitr. XII, 133. (Vgl. auch m^^. surc. Lumtzer-
Melich 246.)
su^tär m., Ban.: Lipova, Sieb.; Schuster. Wg. Jb. IV,
305 (iX 1)« Or fost tri frats unu s-o fgkut h9r9mba§, unu
suätgr, §-unu s-o f^kut kozokar.
Svab m., Bezeichnung der Banater Deutschen, Schwabe.
STai^är, EI.-WaI.; Wirtshausausdruck; Schweizerkase.
Wg. Jb.Vn, 87.
svar^ n., Rum., Buk.; Wirtshausausdruck; schwarzer
Kaflfee. Wg. Jb. VII, 87. Dug.-Op. — Libertatea l, 7: Ai
sä mergem undeya, sä bem ctte un jvar^ (Can^ale, Momente).
svebläf., Sieb.: Kör. und Mar.-Dial., Rovina; — Streich-
holz.* Wg. Jb. IV, 331. Viciü 51. V. fuhrt auch den Plur.
|yebele aus Bodna-yeche bei Näsäud an. — Ei ss. Swebel
dass., Lumtzer-Melich 247 (magy. syäbel).
taler m. und n., pL -e; altmm. allgemein; Taler. — Gaster
I, 38 (XI): cin^ zäci taleri bätu^ bani gata. (Totrus 1591).
lorga, Doc Bistr. I, 66: ci ni£[i] cu o sutk de taleri nu s'ar
pikti (1638) etc.; überaus häufig. — Ei d. Taler, yermittelt
durch die Sieb.-Sachsen.
tälera^ m., Talereinnehmer, Wechsler, Besitzer yon Talern.
Jb. VIII, 201.
tälerei m., täleriorm. Dim. zu taler. Familia XXXVII,
487: Ca t-ot da taleri o mie | Si galbent ;i talerei. Wg.
Jb. UI, 328 (IX): dak^ tu 1-ii k^tpri, | dg sins or ^n tolerier.
tapet n., pl. -e, Sieb.; Tapete. Bar.
tapetez y., tapezieren.
tape^r m., Tapezierer.
— 215 -
tape^rie £, Tapeziererhandwerk. Bar.
tärtan od^ Ürtan m., Rum.; Scheltwort für einen
schlechten Menschen; Fremdling, fremder Untertan in Rum.
Bar. Spottname der Juden, S&in. I, 501. — Et. S&in. leitet es
Ton d. Untertan ab. Es kann leicht eine Verstümmelung
davon sein.
tastft f., Sieb.; Taste, GrifiPbrettchen. Bar.
teler n., pl. -e, Sieb.; Teller, Schale. Molnar*376, Cle-
mens 134. Bar. — Dim. teleru^ — Et d. Teller.
tintS f., Sieb.; Tinte. L. B. 709. — Fr.-C. 224: ZboarÜ
tu n c&nm&rie | Si Ta tintft si hlrtie (Ponor).
toc^tglft £ Ban.: Bosneac; Dachziegel. Wg. Jb. III, 32S.
trihter n., Sieb.; Trichter. Molnar 389, Gemens 392. —
L. B. 723: tricter n., ein großer Trichter, durch welchen der
Wein in die Fasser gezogen wird.
trinc n., pL -urT, Sieb.; „der Nachlauf vom Branntwein*.
L. B. 724. Bar — Et. Es scheint aus d. trinken in irgend
einem Zusanmienhange entstanden zu sein.
tringhelt n., Trinkgeld, in einer Rechnung der Kirche
des heil. Nikolaus zu Kronstadt, Stinghe, Doc. I, 278: tring-
helt la omeni (1775).
troac& f. und troc n., gemeinmm., Trog. — Et d. Trog,
8S. tr6x, Beitr. XII, 117, wahrscheinL aus einer altss. Form.
(Vgl Sftin. I, 501. Eine Entlehnung aus dem Czechischen,
TgL Cihac II, 421, ist ausgeschlossen.
trocar m. Schroter; — Trocari, Bezeichnung für einen
Teil der mm. Bewohner Kronstadts. (Stinghe, Schkejer 3, 4.)
turfS f, Sieb.; Torf Bar. Dazu das Adj. turfos. Dame
IV, 190. — Et d. (ss.?).
turn n.y pL -un; gemeinrum.; Turm. — Et Cihac (11^ 428)
leitet es vom Slay. ab, das seinerseits aus dem D. stammt
Aber bei allen slav. Formen stößt man auf lautliche Schwierig-
keiten. Säin. (II, 399) fthrt es als d. Lehnwort an. Lautlich
ist es geradezu identisch mit ss. tum (Kisch NW, 160), schon
im 13. oder 14. Jhdt als thum (daneben auch thom) belegt
(TgL Q. Seiwert, Zwei Rechnungsfragm., S. 416). (Sprdm. thum.
— 216 —
16. Jhdi, S. ü2Ay 225 etc.) Auch kulturgescbicliüiche ärfinde
sprechen far eine direkte Entlehnung von den Ss., die in
Sieb, zuerst Burgen und Türme bauten, umso mehr als ja
einzelne von diesen geradezu den Namen tum führen, z. B.
Tumul rosu = der rote Turm. Das sächs. Dorf Neppendorf
neben Herm. wird von den Bum. Turnisor genannt
^1, Rum.: Wirtshausausdruck; zahlen! Caragiale Teatru
(Saraga), -U, 118: ün rom §i ^.
techirä oder ^ichirä f., Sieb.; Binsenkorb. L. B. 118. —
Nf, tichire f., Mohiar 77. L B. 155 (344): Sä minc o ^hira
plinä, I Inima nu mi-o alinä. — Et. ss. ziker m. (in S.-Begen
zeker), Bohrkorb mit 2 Bügeln als Handhabe, bair.^und öster
Zocker. Haltrich 89. tseker m. Kisch NW. 161. (Vgl. auch
magy. dial. cokor, dass., Lumtzer-Melich 80).
^eh n., pL -uri, Sieb.; Grenzstein. Molnar 357; Clemens
286. — Ei SS. tsechen ^ d. Zeichen. Kisch NW, 160.
cz^chen, dass., Keintzel HL 35. czechen (1536) Sprdm. 200.
(Cihac U, 432, leitet es von czechisch: cech =» Zeichen ab).
^eler m., Sieb.; Sellerie. Molnar 382. Munt Mon. 17.
Bar. — Ei ss. zaller m. starkriechender Eppich. Haltrich 78.
^iglä oder ^iglä f., gemeinrum.; Dachziegel L. B. 708.
Bar. Muni Mon. 7: Dinträ suri pufine stnt acoperite cu ^glä.
Ei d. Ziegel, vgl. czyglen, czyglen (1494). Sprdm. 139. (Cihacs
Ei Yom croai serb. cigla scheint mir aus kulturhistorischen
Gründen nicht annehmbar. Vgl U 433.)
figlar m., Ziegelbrenner, Ziegelstreicher. Bar.
^iglärie £, die Ziegelbrennerei, Ziegelhütte. Bar.
iimät n., Ban.; Zimmi Wg. Jb. HI, 329.
^imbrä f.. Buk; Zimmer. Dug.-Op. — Ei d. Zimmer.
^inhel^ n., pl. -uri, Sieb, um Näsäud; Streichholz. Viciü
52. — Ei aus dem d. Plur. Zündhölzer.
tinober n., Sieb.; das Zinoberroi Bar.
^ol n., pL -uri, Sieb.; Zoll (Längenmaß). Bar. Muni
Mon. 63.
^op n., Wal.: Muscel; Bändchen, das sich die Bauern-
mädchen an die Haarflechten (cosi^e) befestigen. Bäd.-Cod. 75.
— 217 —
£b. ans einem Volksliede: Cum ai trecut, Dido, Olki | De nu
ß-al Inecat ^pn. — Gihac 11, 437 gibt folg. Bedeukmgen an:
tresse de cheveux, queue, et par metonymie ruban de queue.
— Ei nach Cihac slav.; doch stößt man bei allen slav. Formen,
die er anfnbrt> auf lautliche Schwierigkeiten außer bei czech.
cop, welches indes nicht in Betracht gezogen werden darf.
SuiL I, 501 leitet es von d. Zopf ab. Vgl insbesondere ss.
tsöp Zopf; tsöbandl Zopfband. Beitr. XII, 117.
!|^op m., Spottname für die Leute aus Vidra und Scfiri-
soara (im sieb. Erzgeb.). Wg. Jb. IV, 286. — Ei d. Zopf,
weil die Leute früher einen Zopf (^p) trugen. Die Bezeich-
nung soll Ton den deutschen Beamten stammen, welche die
Bauern yerachÜich „zopfiger Kerl^, „zopfiger Walach" nannten.
(Vgl Fr.-C. 65.)
|ucaos n., Sieb.: in den sächs. Städten; Zuchthaus; bei
lorga, Säte 310 belegt um 1764. (Vgl. auch Stinghe, Doc II,
168: ^taus, Kronstadt 1799, hier aber rein deutsch.)
^ucär n., Ban.r Zucker. Wg. Jb. III, 329.
(ucärä, adj. fem., fasole ^ucarä, Bunu; haricot commun.
Dame IV, 186. — Art süßer Bohnen. Säin, II, 402. — Ei
nach San. d. Zucker.
vahmaistru m.. Buk.; Wachtmeister. Dug.-Op. (Vgl.
Cihac II, 443 und Sanzewitsch, Jb. U, 212.)
vali n., pL -uri, Walzer. S&in. U, 410. Bar. — N. Fili-
mon, Ciocoil yechi si noi (BibL p. to^I) U, 28: Monotonul
menuet, dan^ul dasic al saloanelor europene, sältätoarea cra-
coiianS, cotillionul fi^n^uzesc, val^l Nem^ilor. — Ei d.
Waker (vgl Säin.).
T&l^uesc V., walzen. Säin.
Yanä £, Sieb^ Mold.; Wanne, Waschfaß. Dame IV, 210.
(Zur Ei Tgl. auch magy. yanna. Lumtzer-Melich 259.
yatft f., Bum., Sieb.; Watte. S&in. I, 501. Dam6 IV,
213. Dazu Yätuesc v., wattieren; yätuialä f., Wattierung
(Dame).
yegmaistru m.. Buk.; Wegmeister. Dug-Op.
yehter m-, Buk.; Wächter. Dug.-Op.
— 218 -
verbuesc t., Sieb.; (Soldaten) anwerben. Molnar 259. —
Et d. werben + rum. -neso.
Terbnnc n., oder verbuncS £, Sieb.; Werbung. L. B. 750.
S&in. U, 412. (Siebe b&rbunc!) — Das Wort kommt aadi in
Mnscel in einer eigentümlichen Bedentang vor: „Zeit der
Dauer einer Ejankheit** , z. B. degeaba umbli dupfi doctoru
plni nu 81-0 face ea verbuncu. ßftd.-Cod. 78. (Etklämng?)
verbuncas m., Sieb.; Werber. L. B. 750. — N£ vor-
boncas, Ban.; flbertragen: Spion, verdfichtige Person. Pop.-
BSn. 38: Dar tu vorboncasule, ce te tot Intorci p'aci, ca oaia
in culca|. — Et Rum. Ableitung von verbunc (YgL auch
magy. yerbunkos L. B.)
verbuncesc v. Wal.: Muscel; in die weite Welt hinaus-
wandem; a yerbunci In lumea largS. RSd.-Cod. 78. — Et
Ableitung von verbunc.
▼estä f., Sieb. Buk; Weste. Bar., Dng.-Op.
viclibus m., Ban.: Soldatenausdruck; — Offiziersbursche.
— Et aus d! „wirklicher Bursche". Wg. Jb. III, 330.
vicsuesc V., Ban.; wichsen (Stiefel). Hodos Pp. 186
(488): Ca i'asarfi 1-am väzut | Cu cizmele vicsuite, | Cu mu-
ste^le sucite. (Surducu mare.)
vilait oder filait, Ban.; o fost mult cv>, es waren eine
Menge Menschen. — Et d. viele Leute. Wg. Jb. III, 330.
vingälac n., Buchdruckerausdruck; — Winkelhaken.
S&in. I, 501. (Vgl. auch Cihac II, 457.)
vorboncas siehe verbunca^!
za^ n., pl. -urT, Buchdruckerausdruck; Satz. S&in. 1, 501. Bar.
ze^r, zä{;ar m. Buchdruckerausdruck; — Setzer. Noua
revistS rom. IV, 280: Dar si acestea slnt scuzabile, avlnd tn
vedere une-ori vina ze^rilor. — Et ze{»r geht direkt auf d.
Setzer zurCLck; in z&^r ist entweder e dialektisch nach z zu
ä geworden oder wir haben eine rum. Ableitung von za^
ze^esc V., Buchdruckerausdnick; — setzen. SÜn. I, 501.
(Vgl auch jetuesc.)
— 219
Zweiter Teil.
Bom&iiische Dorfnamen sikshsischen ürspnmgs
in Siebenbflrgen,
A. SeschiehtKohe Vorbemerkungen.
Die Dor&amen, mit denen wir es hier za kin haben,
gehören größtenteils ursprünglich rein sächsischen Dörfern
an, in denen sich im Laufe der Zeiten auch Rumänen fest-
gesetzt haben, so daß heute Sachsen und Rumänen neben
einander in demselben Orte wohnen. Zu einem geringeren
Teile aber sind es die Nameu solcher Ortschaften, in welchen
das Deutschtum infolge der Unbill der Zeiten untergegangen
ist und heute nur noch der Name des rumänisch gewordenen
Dorfes von der sächsischen Niederlassung zeugt
Die Ursache davon, daß in der Tat viele sächsische Ge-
meinden ihre deutsche Bevölkerung vollständig verloren haben,
ist vor allen Dingen in den vielen, äußerst grausamen Kriegen
TM suchen, die Siebenbürgen heimgesucht haben. Zuerst war
es der Mongoleneinfall von 1241, der das Land in entsetzlicher
Weise verheerte. Am schwersten litt der Norden, wo Rodna,
damals eine deutsche Stadt, verwüstet wurde, dann Kronstadt,
Hennannstadt und Mühlbach. Noch schwerere Verluste er-
litten die sächsischen Siedlungen in den Türkenkriegen, die
drei Jahrhunderte hindurch beständig das Land durchtobten.
Um 1479 ist in Bärendorf und in den benachbarten Gemeinden
die sächsische Bevölkerung untergegangen« (Vgl. Wolff, DN,
S. 19.) Nach dem Abzüge der Türken ließen sich Rumänen
in den leer gewordenen Ortschaften nieder. Nicht besser als
der Brooser Siedelung erging es auch dem Leschkircher Stuhl,
der zweimal, im XV. und im XVTI. Jahrhundert von den
Türken völlig verwüstet wurde: „da haben Eulenbach, Hoch-
feld, Ziegentfaal, Bägendorf und Sachsenhausen ihre deutschen
Anwohner verloren, rumänische Siedler vom linken Altufer
— 220 —
zogen in sie ein.*' (Wol£^ DSN, S. 17.) Ähnlich hat auch
die Gegend um Mühlbach schwer za leiden gehabt Daß
Säsciori (magy. Szasz-Gsör) einmal sächsisch gewesen sein
muß, beweist schon sein Name. Im Jahre 1601 würde Reichau
(magy. Rehö, nun. Reh&ü) von den Söldnertruppen des Voj-
Yoden der Walachei, Michael des Tapferen, yemichtet, so daß
nur fünf Einwohner mit dem Leben davonkamen. Ähnlich
erging es Langendorf (Lancräm) nördlich von Mühlbach. (Vgl.
zu den vorangegangenen Daten auch Fr. Schuller, Yolks-
statistik der Siebenbürger Sachsen, A. Kirchhoff, Forschungen
zur deutschen Landes- und Volkskunde IX, 26 ff.)
Andere Gemeinden verloren schon frühzeitig ihren rein
sächsischen Charakter dadurch, daß sie von den Stühlen los-
getrennt wurden, sei es durch die Fürsten, sei es durch ,.die
nach der Weise der Adligen lebenden'' Sachsen. So sind
schon im Jahre 1322 Neudorf, Malmkrog, Peschendorf, Kreisch,
Bauthal und Felsendorf vom Sachsenlande losgerissen worden
(vgl Wolff, DN, S. 75) und ähnlich erging es noch zahlreichen
anderen Ortschaften.
Ich habe nur einige Beispiele herausgegriffen, da es nicht
meine Aufgabe sein kann, diese Vorgänge im einzelnen zu
verfolgen, sondern solches historischen Spezialarbeiten über-
lassen werden muü.
Allmählich drangen die Rumänen auch in die sächsischen
Stühle, die ihnen früher verschlossen gewesen waren, als
Hörige und Landarbeiter ein und setzten sich in den säch-
sischen Dörfern fest Doch waren sie hier nur geduldet und
es kam nicht selten vor,* daß man sich [ihrer zu entledigen
suchte. Noch 1776 geschah ein solcher Versuch« (Vgl. Tran-
süvania XXXU, 81 ff.)
Alle diese Vorgänge im Besonderen zu verfolgen ist auf
Grund des heute zur Verfügung stehenden Materials noch
nicht recht möglich. Ich muß mich hier begnügen nach
6. Bogdan-Duicä, Statistica Rominilor din Transilvania in
1733 (Convorbiri literare, XXX, 632 ff.) zwei Ox die Aus-
breitung des rumänischen Elementes charakteristische Be-
— 221 —
merknngen anzuführen. Im Jahre 1661 schrieb der Venezianer
Alois Molin in einem Bericht über Siebenbürgen: „Si divide
in tre nationi, Siculif Sassoni et üngheri, oltre alcuni Yalachi
gente libera sparsi nelle parti piü deserte di essa.*' Ein
Menschenalter später entwarf ein Jesuit folgendes Bild Yon
den Siebenbnrger Rumänen: „Sunt sparsi Transilvania tota
ipsaque Sicnlia, in fnndis etiam et sedibus Saxonum. Non
pagos, non oppidum, non suburbium est, quod suis careat
Valachis.'' (Symbolae ad illustrandam Historiam Ecdesiae
Orientalis in terris Coronae S. Stephani a Nicoiao Nilles
S. L editae, Oeniponte [Innsbruck] 1885, I, 142.) Aus dem
Jahre 1733 besitzen wir dann die erste zusammenhängende
Statistik der Siebenbürger Rumänen.
Die Dor&amen, die wir hier betrachten, sind also zu
sehr verschiedenen Zeiten von den Rumänen entlehnt worden.
Manche sind auch durch das Magyarische yermittelt worden,
andere sind Übertragungen des sächsischen Namens in das
Rmnänische, wie Noul = Neudorf, Rosia >= Rotkirch. Diese
habe ich natürlich nicht in das Glossar aufgenommen.
Wir können den Vorgang der Entlehnung nach dem
Gesagten etwa um 1700 als abgeschlossen betrachten. Für
die Zeit der Entlehnung im einzelnen bietet, neben dem
Historischen, yielleicht auch die lautliche Gestalt der Namen
einen Anhaltspunkt Schon Wolff (DSN, 20) bemerkt an einer
SteDe, wo er über Dorstadt spricht: „Die alte Form des
Namens haben auch hier, wie auch in einigen anderen Fallen,
am besten die Rumänen bewahrt, vermutlich auf dem ersten
Stand. Das war um so leichter als der Name, mit dem Orte
ziemlich firühe dem deutschen Leben entrückt, von der for-
mellen Entwicklung des Dialekts unberührt blieb." Ähnlich
sagt Bosch (BFN, S. 27): „Die magy. und rum. Formen be-
wahren den ursprünglichen Namen zumeist genauer als die
lange Zeit der offiziellen Schreibart und -unart unterworfenen
Dentachen." In der Tat weichen die rumänischen Namen in
sehr Tielen Fallen von den heutigen sächsischen Formen ab
und es müssen ihre Etyma in älteren urkundlich belegten
— 222 —
Formen gesucht werden. Es genügt wol hier, ab Beispiel
anzuführen, daß -dorf im RumSnischen ebenfiedls als -dorf er-
scheint, wahrend es im Sachsichen zu -derf (phonetisch dr(
di^f Tgl. Scheiner, Ma. § 30, 2) geschwächt ist (Vgl WoU^
DN, passim); oder deutsch -thal, altss. -dal «»^ rum. deal,
modern ss. -In. Das rum. Nocriht läßt sich aus dem heutigen
Namen Leschkirch gar nicht erklären; während urkundlich
der Name Nogrech belegt ist
Aus dem Vergleich mit den urkundlichen Formen, die
als Etyma angenommen werden müssen, läßt sich vielleicht
manches für die Chronologie der Entlehnimg gewinnen. Doch
ist dabei große Vorsicht geraten, da jene oft willkürlich TOin
Schreiber entstellt und überdies wie Eigennamen auch sehr
konservativer Natur gewesen sind und die Lautwandlungen
erst viel später mitgemacht haben. Eine historische Ghranmiatik
des Sächsischen fehlt aber noch, vielleicht sind die Quelkn
auch zu spärlich zu einer solchen. Es wäre z. B. interessant
zu wissen, wann die Schwächung von -dorf zu -derf statt-
gefunden hat Das alleinstehende rum. Beispiel Cloasterf er-
scheint offenbar als eine jüngere Entlehnung gegenüber Apus-
dorf etc. Alte Entlehnungen sind hinwieder die Namen auf
-deal, oder solche wie Sona, urk. Schona im 15. Jahrhundert,
modern Schinen; Do|tat, modern ss. Dtrstet; Sura-mare, urk.
Grossschwren oder -schwren 1465, modern Scheiem; Colon
urk. Colonia (= Köln) und andere.
Ich mußte mich bei meiner Zusammenstellung im all-
gemeinen damit begnügen, wenn möglich, das Etymon fesir
zustellen und einzelne chronologisch wichtige Bemerkungen
meiner Quellen anzuführen.
Zum Schlüsse dieser einleitenden Vorbemerkungen sei
noch das Nötige über Quellen und Anordnung des Stoffes
gesagt
Die heutigen rum. Namen der betreffenden Dörfer habe
ich entnommen aus: Bemus Rosea, Leziconul comunelor bise-
ricesti, Sibiiü 1894, oder, insofern sie da fehlten aus: Siema-
tismulu veneratnlui Cleru alu archidiecesei metropolitane greeo-
— 223 —
catolice, Blasia 1896. Das daraus entnommene wird ohne
Zitat angeführt Ob die Namen hier immer, besonders auch
phonetisch, exact verzeichnet sind, ist indes sehr zweifelhaft,
wozu bei letzterer Zusammenstellung auch noch die alte, lati*
nisierende Orthographie störend hinzukonunb Ich habe hier
und da auf offenbar Fehlerhaftes hingewiesen. Daneben be-
nutzte ich BbsE. A. Bielz, Handbuch der Landeskunde Sieben-
büi^ens, Hermannstadt 1857. Doch führe ich daraus nur
Abweichendes an. Die älteren rum. Formen sind entnommen
aus W = Karl Gottlieb von Windisch, Geographie des Groß-
foistentums Siebenbürgen, Preßburg 1790. Doch sind sie hier
mit magyarisch-deutscher Orthographie wiedergegeben und oft
dermaßen entstellt, daß sie gar nicht verwendet werden können.
Als verhältnismäßig sichere Quellen konnte ich dagegen an-
sehen: Pusc. Doc. und Stinghe Doc. Das über W gesagte
gilt wenn auch nicht in demselben Maße von zwei alten xum.
Statistiken: die eine vom Jahre 1750, veröffentlicht von
A. Bunea in der Transilvania XXXTT, 237 ff., die andere von
1733, veröffentlicht von N. Togan, Trans. XXTX, 169ff Bei
den daraus entnommenen Formen wird jedesmal die Jahres-
zahl angegeben. Auch hier muß die magy.-deutsche Ortho-
graphie sehr in Rechnung gezogen werden. Übrigens scheint
die von 1750 in Bezug auf Schreibung die genauere zu sein.
In beiden fehlen die Gemeinden der Kronstädter Gegend.
Die deutschen Namen sind entnommen aus B und femer,
ebenso wie die siebenbürgisch-sächsischen aus zwei vorzüg-
lichen Arbeiten von J. Wolff: 1) Wolff Dn. «= Die deutschen
IX^bamen in Siebenbürgen, eine sprachliche und geschicht-
liche Untersuchung, Hermannstadt 1881; 2) Wolff, DSN =
Deutsche Dorf- und Stadtnamen in Siebenbürgen, Programm
des ev. Gynmasiums in Mühlbach, Hermannstadt 1891. Diesen
beiden Werken, denen ich manche Winke und Anregungen
verdanke, sind auch urkundliche Formen entnommen, die ich
sonst nicht belegen konnte. Leider konnte ich die sieb.-sächs.
Fonnen nicht überall angeben, da meine Quellen dazu nicht
ausreichten, doch glaube ich, daß sie in den meisten Fällen
— 224 —
entbehrlich sind, da das Romanische auf ältere Formen zu-
rückgeht
Im übrigen sind die urkundlichen Formen aus Urkb. und
aus Sprdm.
Die Reihenfolge der Namen ist leicht zu übersehen und
folgt derjenigen der hier angezählten Quellen. Zum Ver-
gleich habe ich überall noch den magyarischen Namen an-
gefahrt und der geographischen Bestimmung wegen das
Komitat, und zwar bezeichnet: Gbr.-E. das Groß-EocUer, F. das
Fogarascher, H. das Hermannstädter, Hu. das Hunyader, KL-E.
das Elein-Eockler, Er. das Eronstädter und Ü.-W. das Unter-
weißenburger Eomitat.
B. Glossar.
Agnita, Agnita 1750, Agnetta 1733; d. Agneteln, urk.:
Agneten 1583. Sprdnt 98 (Agnetendal 1467. Eeintzel Hk.
17); magy. Szent-Agotha. G.-E.
Aldorf B. Aldorff 1750, Altroff 1733; d. Wallendorf; urk:
Waldorf IJrkb. I, 200; magy. Aldorf. (Der Aus&U des an-
lautenden W ist unerklärlich. Der Name kommt übrigens
in den Schematismen nicht vor.) B.-N.
Al^ina, dialektisch: Al^tna, Ol^ina B., Alczina 1750, -cs-
1733; d. Alzen, urk.: Olchona 1291. Urkb. I 590, Altzena
1432. Sprdm. 54; magy. Alczina. H.
Apusdorf, Apostdorf, Apesdorf B. Aposdorff 1733; d.
Abtsdorf ss. Apesterf urk Apesdorf 1495 Wolff Dn. 14. Aus
Apäsdorf hat sich durch Einfluß des Labialen Aposdorf ent-
wickelt Daneben fuhren B. W. und Wolff noch ein rum.
Tap an, das letzterer aus dem sächs. z(e)-Ap(esdorf) erklärt;
magy. Apatfalva. (Jr.-£
Bachnea, Bacna B., Bahnya 1750, Bahnije 1733; d. Bachnen,
urk. Bahna 1291. Urkb. I, 187, magy. Bonyha, EL-K (Vgl
aber auch Bahna (slay.), ein in Rum. verbreiteter Dor&ame.)
Bendorf (so überall; Bendorff 1733); nur bei W. Bentze-
dor. D. Bägendorf, ss. Boejenderf, urk. Begendorf, Ende des
— 225 —
XIV. Jahrhunderts Wolff Dn. 17. Auch ist schon im Ss. die
kontrahierte Form bendorf 1393 belegbar. Sprdm. 30; magy.
Bendorf. H. Anmerkung: Das Dorf ist heute rein rum. B.
macht (S. 410) die Bemerkung: „wurde in den Bedrängnissen
des 17. Jahrhunderts so hart mitgenommen, daß im Jahre 1653
daselbst nur ein einziger Deutscher übrig geblieben war/
(VgL auch Wolff Dn. 17.)
Berghin, Bergin 1750, Berginy 1733; d. Blutrot, urL
Bervini villa 1332, Berven 1554. Der Name stammt yom d.
Personennamen Berwln. Wolff Dn. 21 ; magy. Berve. U.-W.
Benü, nach Wolff Dn. 19 „in der Umgangssprache Biri
und Berin**; d. f Bärendorf, urk. [Johannes de] Bymi 1332.
Bereen 1334. Erst 1486 Beerdorf. Wolff a. a. 0. magy.
Bereny. Hu. Wolff meint, daß die mi^. und rum. Form
bestimmt auf älteres Berin weisen. Ebenda die Bemerkung«
„Der Ort hat wie der ganze Brooser Stuhl während der Türken-
kriege schwer gelitten, ward 1479 wahrscheinlich verwüstet;
damals wird hier und in den benachbarten Gemeinden das
Deutschtum erloschen sein. Der deutsche Name ist dem
Yolksmunde verloren gegangen."
Besä, Besehe 1750; d. Peschendorf, ss. Paschen-, Paischen-
dert urk. Bese 1322. Urkb. I, 361, Peschendorf 1342. Wolff
Dn. 76 — 77. Wolff zieht zum Vergleich den sieb. Ortsnamen
Beschenbach heran; magy. Bese Gr.-K.
Besimbav (Tribuna XVIII, 208), bei B Besimbac, ebenso
bei W. Besimbach 1750 und 1733 ist wahrscheinlich im
zweiten Teil die unveränderte deutsche Form; d. Beschenbach,
Besenbach; magy. Besimbäk. F.
Biertan oder Ohiertan B und so in der Aussprache des
Volkes (vgl Mold. Tara noasträ 347), schon bei W. Gyertan,
Bertan 1733 (die Form Birta, Clemens 19 ist zweifelhaft); d.
Birthelm, ss. Birthalm (Eisch BFN 26), urk. Berthalm 1351
Urkb. U, 78, Byrthalm, eb. 489. Interessant ist die Form
Virthalm 1359 Sprdm. 23, mit V statt B; magy. Berethalom.
Gr.-K.
Birghis, Birghif B, Bergis 1750 kommt mit der Ortho-
W ei g and, 10. Jfthx«sbericht. 15
— 226 —
graphie nicht nach. (W ist unsicher, die Fonn von 1733
offenbar rein magy.); d. Bfbrgesch, urk Burges 1428 Sprdm.
52, Byrges 1357 Urk. II, 672. Der rom. Name kann auf
jede dieser beiden Formen zurückgehen. Vgl auch ptrgar aus
purger; magy. Börkös. Ghr.-K
Blaj oder Blas, d. Blasendorf ss. Bluosenderf; magy.
BalazsfalTa. Gr. K Der Name dieses Ortes stammt vom
Personennamen eines ehemaligen Besitzers Blasius her, ein
bei den Sieb.-Sachsen verbreiteter Name. Ich ffthre ihn hier
an, weil der Ort nach Wolff Dn. 22 TOn einem Deutschen an-
gelegt worden ist und lange Zeit freilich nicht ausschließlich
deutsche Einwohner gehabt hat. (Zur G^chichte des Ortes
Tgl. auch den Artikel m der Enciclopedia rom&nä).
Bläjel oder Blä^el; d. Eleinblasendorf, urk. yiUa Blasii
1332; magy. Baläzstelke. E1.-E.
Boholi Bohol^ B und W (S. 249: „hat walachische Ein-
wohner''); Boholcz 1750, -tz 1733; d. Bucholz, urk. Bocholz,
Urkb. I, 326 magy. Boholcz. Gr.-K.
Bruiu, Bruj 1733 (Brülle Wist zweifelhaft); d. Braller;
urk, Brunwiler 1332. Broiler 1478. Broiler und Braller 1551.
Wolff DSN 11—12 zieht Braunweiler nw. von Köln zum
Vergleich heran, das urk. von 1032 bis ins 16. Jahrhundert
neben der vollen Form als Bruwilre, 1499 als Bruilre vor-
konmit. Aus einer ähnlichen Form kann zwischen 1332 und
1478 das rum. Bruiü entstanden sein; magy. Brulya. Ghr.-K.
Bandorf, Budu W ist nicht ganz sicher, Bondorff 1733;
d. Bodendorf, ss. Boddenderf, urk. bis Ende des 16. Jahr-
hunderts Buden-, Bwdendorff. Von da an ist o für u vor-
herrschend. Wolff Dn. 23. Wolff sagt: „Das ruuL Bundorf
ist zweifellos zusammengezogen aus Budendorf" (eb. 24). Das
ist möglich, doch scheint dieser Annahme die altere rum. Form
Bondorff zu widersprechen, falls diese nicht entstellt ist. Man
konnte dann an eine Anlehnung an das rum. Wort bun denken;
magy. Szäsz-Buda, Qr.-K.
Bungard, in dieser Form auch 1750 und 1733, auch schon
1650 belegt (lorga, Doc. Bistr. I, 97, 129); d. Baumgarten,
— 227 —
8S. b9fiert; Baumgarten. Kisoh BFN 26, urk. Buogarth 1347.
Sprdm. 21. PaumgarUia eb. 1462. Bongarfcen 1465 eb. 78.
Wegen des auslautenden d ygl. Scheiner, Ma. § 34, 5$ magjr.
Bongard. H.
Calbor, Eolbor W („wird ebenfalls von Walachen be^
wohnt*'}. Ealbor 1750, Eälbor 1733; d. Kaltbrunnen, Ealt-
brunn. Der rum. Name stammt offenbar von einem d. Ealt-
bom her, das ich urk. nicht belegen konnte. Vgl. auch Wolff
Dn. 56; magy. Kalbor, Gr.-K.
CSlyasftr B, CSlbasar 1790. Stinghe, Doc. U, 34 mit
Wechsel von t zu b, Ealtvasser 1750; d. £[altwasser, urk. rgL
den Familiennamen Ealtwasser 1570. Eisch B. F. N. 28; magy.
HidegYiz. Gr.-K.
Gasol^ Cashol^ B, Easchahoultz W, Easchoz 1750, Easöcz
1733; d'. Eastenholz, urk. Castenholz 1302. Urkb. I, 225, Gaste-
holz 1342 eb. 522. In der letzteren Form scheint die im Rum.
vollzogene Eontniktion schon vorbereitet zu sein; magy. Her-
mäny. H.
Ca^, (Eatascha W), Kacza 1750, -tz- 1733; d. Eatzen-
dorf, SS. Kätzenderf, urk. im 14. und 15. Jahrhundert Kacza,
Katza etc. 1532 Kaczendorf auf der Honteruskarte. (Vgl.
Wolff Dn. 58); magy. Kacza. Gr.-K.
Chirpär oder Chirper auch bei B, Kirchperg 1733 offenbar
unter dem Einfluß des deutschen ! Namens rekonstruiert; d.
Kirchberg, urk. Kirchpert 1373 Urkb. 408, 409. Die Form ist
interessant, wegen des p, das auslautende t scheint auf Ent-
stellung zu beruhen, magy. Körpod. H.
Gincul-mare oder Sincu mare B; d. Groß-Schenk, urk.
Shenck 1329 Urkb. I, 431. Schenk. Sprdm. 37. Vgl. auch
den Familiennamen Schynker 1648. Kisch BFN, 30, der
wichtig ist wegen seines y. Merkwürdig ist der Übergang
Ton Si- zu Ci-; magy. Nagy-Sink. Gr.-K.
Cinc|or oder Cincul mic; d. Klein-Schenk; magy. Kis-
Sink Gr.-E
Fi|eriii oder Ciser B, Fischer 1733; d. Schweischer; die
rum. Form Fiseriü stammt wahrscheinlich von einer alteren
15*
- 228 —
SS. Form mit i, in der die schwierig auszusprechende Laut-
verbindung sv-, sf Terein&cht worden ist durch Ausfinll des s.
Ci|er scheint mir nicht ganz sicher; magy. Söv^nyseg. Gr.-E.
Ciucmandru, Cicmandru B, Czikmandru 1733; d. Zuck-
mantel, urk. Ghekmantul 1325 Urkb. I, 394 (das ch kann so-
wohl den Laut ts als c bezeichnen) czukmantel 1491. Sprdm. 123.
Der Übergang des ts zu c ist unklar; magy. Czikmandor. K1.-K.
Cloa^terf, Gloasterf, (Elottsdorff 1733 ist offenbar ent-
stellt); d. Elosdorf, sächs. Elins-, Kllsterf, urk. Glosdorf 1418.
Sprdm. 43. Glosdorff 150 eb. 143. Zur Erklärung der nun.
Form müssen wir ein ss. '*'Klosterf ansetzen, das zvriischen der
heutigen mundartlichen und den urk. Formen stunde; magy.
Miklöstelke. Or.-E.
[Gluj oder Glus; d. Klausenburg; magy. Kolozsvär; leitet
Tiktin von einem „sächs. IQuse-Elause** ab. Es ist indessen
möglich, ja wahrscheinlich, daß die rum. Form aus dem Magy.
entlehnt ist. Dafür spricht schon die Form Glujvar die Tiktin
aus Miron Gostin zitiert Urk. heißt die Stadt im ürkb. nur
Gluswar oder Glusenburg; Glus, Elus etc. der Komitai ürkb.
II, 681.]
Golun, auch bei W, Eolun 1750 und 1733; W macht die
Bemerkung: „mit lauter walachischen Einwohnern an dem
Altflusse"; d. Eolun (nach dem Rum. und Magy.) urk. Golonia
(=r Eöln) Urkb. I, 358. Rum. Golun stammt offenbar von
einer altsächs. Form des Namens ab; — magy. Eolun. F.
GrisbaY oder Crizbav, Grisbavul 1780. Stinghe, Doc. I,
293, auch 1787 Pasc. Doc. 141. (In Erizbat W beruht das t
auf Entstellung); d. Erissbach, urk. Erisbach 1462. Sprdm.
magy. Erizba. E.
Gris, Erisch 1750, Eriss 1733; d. Ereisch, urL Grys 1309
Urkb. I,' 240. Crissh 1309 eb. 247; magy. Eeresd. Gr.-E
Gri^ (bei B vielleicht Druckfehler Gri|, bei W Erutscha
«> crucea, eine Übersetzung des d. Namens, 1733 Erit wahr-
scheinlich auch ein Verschreiben); d. (Deutsch-) Ereuz, urk.
Cruz 1322 Urkb. I, 358, Grutz 1418 Sprdm. 43; magy. Szäsz-
Eeresztür. Gr.-E.
— 229 -
Cnrciü (bei BCris?); Kürcs 1750, Kurts 1733; d. Kirtsch,
nrk. Eewmz 1337 Sprdm. 13. Eewrcs 1502 eb. 152. (Eörtz
1350 ürkb. II, 158); magy. Koros. Kl.-E.
[Daia, Dajie W, Dalya 1750; d. Thalheim, urk. im 14.
und 15. Jahrhundert Dalheim, Dalheym, Dalhajm; mundari-
lich schon im 14. Jahrhundert Dalhem, Dalem, 1494 — 1507
Dalham in Hermannstadter Rechnungen. Der Übergang des
a in o beginnt seit 1490 (vgl. Wolff DSN 7—8). Es ist nicht
unmöglich, daß die rum. Form aus einer alten mundartlichen
Form des Sachs, stammt Daneben käme noch die magj.
Form Dalya in Betracht, die aber ihrerseits doch wieder auf
das Sachs, oder Rum. zurückgehen muß. Bei B lautet sie
übrigens Dolm&ny. H. (Es gibt im ganzen 5 Dörfer, die den
Namen Daia tragen.) Vgl. auch WolfiF Dn. 28f.]
Dirlos; d. Durles, (urk. Darlaz Urkb. II, 685 in magy.
Form); mi^. Darlacz. E1.-K.
Dostat oder Dostat B, Dostat 1750; d. Thorstadt» ss.
Dlrstei Wolff DSN 20. Urkundlich konnte ich den Namen
nicht belegen. Die rum. Form geht auf ein älteres Dorstat
zurück wie z. B. Goos schreibt; magy. Hosszütelke. U.-W.
Dupti|dorf, DupSsdorf B, Dupesdor W, Dupostorff 1750,
Dupustdorff 1733; d. Tobsdorf, ss. Toppesterf, urk. Thobes-
dorisr 1510. Im 17. Jahrhundert fast durchgängig Toppesdorf.
Wolff Dn. 95. In dem urk. aus dem Jahre 1508 belegten
Eigennamen Dobesdorffer (eb.) haben wir die der rum. nachst-
li^ende Form mit D. Die Entwicklung scheint folgende zu
sein: Dnpäsdorf mit Übei^ang des unbetonten o in u, dann
Dapnsdorf durch Yokalharmonie; magy. Tablas. Or.-K.
Feisa, Fajsza 1750, Faisz 1733; d. Füßen, bei W: „Feissen
(offenbar ss.), auch Füsselen''; urk. ist der davon abgeleitete
Eigenname Feissner zum Jahre 1505 belegt. Kisch BFN 27.
Auf dieser alteren Form beruht die rum.; magy. Faisza. KI.-K.
Fel^, Felsa B, (Felgye 1733); d. Felsendorf, bei W Felzen
oder FeLcendorf, ss. Falzen-, Feälzenderf ; urk. Yelsendorf 1340.
Wolff Dn 38. Doch ist auch urk. die Form mit ss. Iz fttr Is
belegt: Vilzendorfh 1340. Urkb. I, 504; magy. Földszfn. Ghr.-K.
— ?30 —
Fofddea (Hochfeldja W), Fofelde 1750, Fö-Felde 1733
(mit magyarisiertem F£-); d. Hochfeld, ss. Hiufeld, Hlföld.
Wolff Dn. 54; urk. Hofeid 1382, 1487. Sprdm. 29, 113. Die
nun. Fonn geht auf diese ältere zurück. Den Übergang des
andeutenden h in f erkläre ich durch Assimilation und glaube
nicht, daß er mit derselben Erscheinung im Auslaut und yor
t zu identifizieren sei. Eigentümlich ist die rum. Nebenfonn
FoYentea; magj. Fofeld. H.
Friua, Frioa 1750, Frua 1733; d. Frauendorf, ss. Frcen-
derf (vgl. bei W Frändorf. Sollte in der Tat 1790 -dorf ss.
noch -dorf gelautet haben?) urk. Frauendorf 1510, 1516. Wolff
Dn. 42. Ich glaube, daß der rum. Name aus einer älteren ss.
Form mit Aus&ll von -dorf (eine nicht ungewöhnliche Er-
scheinung) und Yolksetymologischer Anlehnung an frlu ent-
standen ist; magy. Asszonyädya. 6r.-E.
Gherdeal, (Ghirdale B), Gyai^al 1750 und 1733; dl
Gürteln aus Gertrudenthal, -dal. (Wolff DSN 17, 18.) Das
rum. scheint auf eine altere ss. Form zurückzugehen, magy.
Gerdäly. Gr.-K.
Ghijasa oder Ghisasa de jos (Ghiza^a B), Kisasa, Kisaza
1733; d. Ünter-Gesaß', urk. Gesez 1335. Urkb. I, 466. Seez
1364 eb. II, 208. Aus Gesez mußte ganz lautgerecht rum.
'^'Ghijeasa > Ghijasa werden; magy. Gezes. Gr.-K. (Bei W,
159 die Bemerkung: „ward von den Sachsen angelegt, die
aber von den Walachen verdränget worden.^)
In der Nähe des genannten befindet sich ein zweites Dorf:
Ghijasa de sus etc.; Ober-Gesäß; Felsö-Gezes. Gr.-E.
Ghimbav (Weigand, YUI. Jb. 315 schreibt phonetisch
gimbaf), schon 1787 belegt Pu|c., Doc. 140, und 1780 Stinghe,
Doc. 293; d. Weidenbach, urk. Vidembach 1366. Sprdm. 24.
Wydenbach 1455 eb. 61 etc. Die rum. Form ist Yollkonmien
lautgerecht entwickelt. Die Kontraktion könnte vielleicht
schon im Sachs, stattgefunden haben. — magy. Vidombak.
Sj*. — Das Dorf liegt am Weidenbach, rum. GhimbifeL
Clemens 31. (Zum Übergang des y in s ygl. Tätaf, Täta;!,
Tätasel und den Namen Ghimbäsanu).
— 231 —
Ghirbom (Glrboü B scheint auf dem Magy. zu beruhen)
(ebenso Girboy 1750); d. Birnbaum, urk. Bjryum 1345. Urkb.
II, 24. Birbom 1387 eb. 617; magy. Olah-Girbö. XJ.-W.
Gusu; d. tQießhübel, urk. Gussubul 1341. Urkb. I, 514.
Aus einer ahnlichen Form scheint die rum. entstanden zu sein;
magy. Eis-Ludas. XT.-W.
Hfilhiu (Helfa B), als Hi^u schon zum Jahre 1780 be-
legt Stinghe, Doc. 293. Helhiu Clemens 49; d. Heisdorf, ss.
Hals-, Haljsterf; urk. Heltwen 1377. ürkb. U, 480. HeweU
hwen 1427. Ende des 15. und im 16. Jahrhundert Heltwin,
Holtwyn etc. (ygL Wolff, Dn. 51). Die Entwicklung ist un-
klar. — mi^. Holtöväny. Kr.
Hamba (Hambac B), Hambav 1750, Hamba 1733; d. Hahn-
bach, urk. Hanbach 1349. Hambach 1433. Sprdm. 21, 54.
Merk?rürdig ist der Ausfall des auslautenden v; magy. Eakas-
falva. H. (Vgl auch den von Hambav abgeleiteten Personen-
namen: Hämbifan.)
Hendorf (Hejdor W), Hendorf 1750; d. Henndorf, ss.
Henderf, urk. Hendorf 1369. Sprdm. 25 etc.; magy. H^gen.
Gr.-K.
Henig, Hening B, Henig 1750; d. fHenningdorf „Der
Sachs. Name Hennengterf wird nur noch in den benachbarten
Sachsengemeinden gehört'' Ob es eine deutsche Gemeinde
besessen und woher ist ungewiß. Urk. Hennug- und Hening-
falTa 1380 (vgl. Wolff, Dn. 51). Im 14. Jahrhundert kommt
der Name Henning auch als Hennig vor (Urkb. I, 572). —
magy. Heningfalva. U.-W.
Holbay, schon 1787 Pu;c, Doc. 143, Holbab 1750 (Hol-
bach 1733); d. Holbach; magy. Holbäk. F.
Hosman, Hol^an B, auch 1750; d. Holzmengen; urk.
Holzmeina 1317—20. Urkb. I, 325. — magy. Hoszmany. H.
Hundorf, Hundor W, -f 1750, -ff 1730; d. Hohndorf, ss.
Huin-, Hlnderf, urk. Hondorf 1467. Sprdm. 83, Hondorph
1376. ürkb. II, 447. magy. Hondorf. K1.-K.
Hundrubechiü (wahrscheinlich -behl zu lesen), Hunderbec
B und W, Hondorb^k 1750); d. Hundertbücheln, urk. hundert-
— 232 —
puchlen 1355. Sprdm. 21, hundertbüchel 1374 eb. 27. Die
ram. Form beruht auf einer ss. mit dialektischem e oder ob
fftr ü. Das zweite u beruht auf Vokalharmonie. — nu^.
Szasz-Halom. Gr.-K.
JacSsdorf B (neuerdings auch Jacobeni genannt), Jakisch-
dorf W, Jakesdorff 1733; d. Jakobsdor^ ss. Jökes-, Giukesterf^
iirk. villa Jakobi. Die rum. Form muß auch hier wieder auf
eine altere ss. zurückgeführt werden, magy. Jakabfalya. Gr.-E.
Ibisdorf B (in den rum. Schematismen I. säsesc genannt),
WolfT gibt auch die rum. Form Igischdorf, mit dialektischem
Übergang des bi zu gi an, Ibischdor W, Ibistorff 1750 -dorff
1733; d. Eibesdorf, ss. Eibesterf, urk. Ibistorf 1510. „Ibisdorf
herrscht bis in das 18. Jahrhundert". Erst gegen Ende des
17. Jahrhunderts taucht urk. Eibesdorf (im Dialekt gewiß viel
früher) auf Wolff Dn. 30. Wir sind hier also in der Lage,
eine halbwegs sichere Chronologie der Übernahme anzusetzen,
die jedenfalls noch vor Ende des 17. Jahrhunderts geschehen
wäre; — magy. Szasz Ivanfalva. Gr.-K.
Ighisdorf (oder Ibi^dorful romlnesc), Igischdor W, Ibis-
torf 1750, Ibisdorff 1733; d. fWalachisch Eibesdor^ in älteren
Urkunden niemals genannt. Heute ein rum. Dorf. (Vgl. Wolff
Dn. 32); — magy. Olah-Ivänfalva. Gr.-K.
[Jibert oder Sebert, Sibert B, (Sziberga W, Zebeth 1733);
d. Seiburg (Söibrig W), uri. Syberg 1289 Urkb. 1, 165. Sybeerk
1345 eb. II, 25, 26. Es ist möglich, daß die rum. Form auf
eine derartige ältere zurückgeht, doch ist der Übergang des
g, k in t unerklärlich. Vgl. magy. Zsiberk. Gr.-K.]
Ilimbav (oder Uembac wahrscheinlich unter dem Einfluß
des Magy.); Elbac oder lUenbav B, Elback W, Ilimbav 1750,
Illenban (wahrscheinlich ein Schreibfehler für -bav) 1733; d.
Eulenbach; urk. Ulenbach, Illembach 1382. Sprdm. 29. Villen-
bac[h] 1382. Urkb. II, 552. Eulembach 1488. Sprdm. 79; magy.
lUenb&k. H.
Lancräm, Lamcrem B, Lamkren 1750, Lankreng 1733; d.
Langendorf, ss. Länkenderf, urk. Lanchnrukindorf 1309. Urkb. I,
252, Lancruk 1330 eb. 433. Lankrek 1496. Sprdm. 141. Zur
- 233 —
ErUärung der d. Fonn vgl. Wolff Dn. 63 f. Die rum. Form
scheint auf Lankrek zurückzugehen, doch ist der Übergang
k ]> m merkwürdig (vielleicht Dissimilation); magy. Lamker^.
H. Wolff macht dazu die historische Bemerkung: „In den
Schreckenszeiten des 15. und 16. Jahrhunderts ist das Deutsch-
tum hier untergegangen."
Malencrav, MäancrogB, Melingrav 1750, Malangraffl733;
d. Mahnkrog, urk. Halbenkragen 1340. ürkb. I, 504. Die rum.
Fonn setzt ein *Mal9nkra;f- voraus (vgl. ss. k*roe^i, Kmg.
Beitr. XII, 135). Form B wäre, falls echt, eine nochmalige
jüngere Entlehnung; — magj. Almakerek. Gr.-K.
Merghindeal, Merghindal B, Mergindyal 1750 (Morgondal
1733 vom Magj. beeinflußt); d. Mergeln, urk. Mergendhai
1336. Urkb. I 479. Mergendal 1488. Sprdm. 118. Daneben
1355 auch Mergental. Sprdm. 21; — magj. Morgonda. Gr.-K.
Mesindorf (Mo;na B, ?), Mesindorf 1750, Messendorf 1733;
<L Meschendorf, ss. Mischen-, Maischenderf, urk. 1322 Messen-
dorf. Urkb. I, 358. (Vgl. auch Wolff Dn. 67); magy. Mese.
Gr.-K
Metisdorf, Metistorff 1750, (Marteschdu W), Mettisdorff
1733; d. Martinsdorf, ss. Miertesterf, urk. Mertynsdorf 1489.
Sprdm. 79. mertestorf 1532. Wolff Dn. 66. Auf die letztere
Form wird wol die rum. zurückzuführen sein; magy. Szäsz-
Martonfalva. Gr.-K.
[Mighindola, Mighindal B, d. Engeltal, magy. Ingodäly
Gr.-K. Die Abkunft der rum. Form ist mir unerklärlich.]
Motisdorf (Morisdorf B), Motistorff 1750; d. Mortesdorf,
88. Mort;eB-(Muertes-)terf; urk. MortesdorflRus 1550. Wolff
Dn. 72; magy. Märtontelke. Gr.-K.
Mucundorf, (Mukendorf B) Mokendorf 1750; d. fMucken-
dorf, ss. Maken-, Meaken-, Mäikenderf; urk. 1461 Mukkendorf.
Sprdm. 71. Auf dieser Form beruht die rum. mit Vokal-
harmonie; magy. Moha. Ghr.-K. Das Dorf hat wie Langenthäl,
Weißkirch und Woldorf seine deutschen Bewohner in den
Tfirkenkriegen verloren. (Vgl. Wolff Dn. 72.)
Netu; (Netusche W, Nedhus 1733); d. Neidhausen, ss.
— 234 —
Nelg^eD, urk. Nethusen 1448 Sprdm. 56, Nythwsen 1503 f^
Nytbws 1494 etc. Nythaugen 1563. Wolff, DSN 15. Die
nun. Fonn kann ebensowohl auf ein altes Nethusen als auf
magy. Nethus sarAckgehen, doch ist hier, wie in allen ähnlichen
Fallen, falls nicht entscheidende phonetische Grande d^egen
sprechen, der d. oder ss. Ursprung der wahrscheinlichere.
Gr.-K.
Nocrihi (nokrifi). Die gewohnliche Schreibung Nocrichifi
ist falsch. Nocric, Nocrig B, -k W, Nocrih 1790, Stinghe,
Doc. II, 37. Nohrih 1800 eb. 196. (Nokrehaj? 1733); d.
Leschkirch, urk. Nogrech 1263. Urkb. I, 90. Aber schon
1349 Leuskyrch eb. II, 60, Luschkyrg eb. II, 434 etc. Ob
man wol daraus chronologische Schlüsse ziehen darf? — magy.
tijegyhaz. H.
Noustat, Noi;tadt B, Noistat 1750, -dt 1733; d. Neustadt,
SS. Närscht, Närscht, urk. im 14. und 15. Jahrhundert Newer-
statt, Ende des 15. Newstatt (Wolff, DSN 28). Neustadt 1484.
Sprdm. 61. Nou- f&r Noi ist offenbar Yolksetymologisch,
besser noch übersetzt; magy. Üjyaros. Gr.-K.
Peti^dorf, Petischdor W; d. Petersdorf, ss. Pitersohteri^
urk. VUla Petri. Wolff Dn. 77, oder Peterfalya etc. Urkb. II,
726. Die rum. Form geht auf ein *Peter8(ö)dorf zurück; —
magy. P^terfalva. Gr.-K.
[Porumbacul de jos (oder inferior), Borumbacu dje dszosz
W, [Alsö]-Porumbak 1750, -bach 1733; d. Unte^Bombach;
magy. Alsö-Porumbak. Der Name kann möglicherweise aus
einer Form des d. Bombach mit Anlehnung an nun. porumb,
porumbac entstanden sein. Doch ist auch das Umgekehrte
denkbar, daß der d. Name eine Verdeutschung des rum. sei.
Desgleichen Porumbacul de sus. F.]
Prostea, Prosti B, Proschtu W, Prost 1733; d. Probstdorf,
SS. Pruis-, Prlsterf (vgl. Pruisdorf W), urk. Probstdorf 1364.
Urkb. II, 214, 1532. Wolff Dn. 78—79. Es liegt offenbar
auch eine Anlehnlng an rum. prost vor. Doch ist das b
schon im Ss. ausgefallen. (Vgl. auch das folgende). — msgy.
Prepostfalva. Gr.-K.
— 235 —
Prostea- oder Proftea B -mare, Prosda-mare W, Prostye
Mare 1750; d. GroBB-Probstdorf, ss. Grls-Prlaterf, urk. Orosz-
proszdorff 1494. Wolff Dd. 79; — magy. Nagy-Ekemezo.
K1.-K
Ebenso: Pro8tea*mic& etc.; Elein-Probstdorf, urk. Klein-
proszdorf 1494. Wolff Dil 79; magy. Kis-Ekemezö. E1.-E.
Richifdorf, Bechifdorf B, Betjeschdor W, Rekigtorff 1750,
-dorff 1733; d. Reichesdorf, ss. Rechesterf, urk. Richestorff
1510. Richestdorff 1528. Seit 1532 mit ei. Wolff Dn. 80;
magy. Riomfalya. Gr.-K.
Redü, Rece B, R^cs 1750, Retsul 1733; d. Ratsch, urk.
Beech 1330. Urkb. I, 433; magy. Reese. H.
Retifdorf, Retisdorf 1750; d. Retersdorf, Reteschdorf B,
88. Baitesch-, R^teschterf; urk. Retersdorf 1400. Wolff Dn 81.
Das r ist offenbar nicht erst im Rum. abgefallen; — magy.
Reteny. Qr.-K
Rodbav, RotbaY B (Rorbaka W), Rodbay 1750; d. Rohr-
bach, (zum SS. YgL „Ruirbich"" W), urk. Rorbach 1389. ürkb. II,
637. Auffallend ist der unerklärliche Übergang von r zu d;
— magy. Nadpatak. Gr.-K.
Romos, (Szasz-Romosz 1750, Romosz 1733); d. Rumes,
urk. Romoz 1291. Urkb. I, 188; magy. Romosz. U.-W. Der
mm. Name kann allerdings auch aus dem Magy. entnommen
sein. — Dazu die historische Bemerkung bei W 183: „ehe-
mals ein großes sächsisches Dorf, das noch einen sächs. Pfarrer
und Diakonen, aber meist walachische Einwohner hat. Von
Sachsen und anderen deutschen Ansiedlern be&nden sich 1766
nur 59 männliche und 66 weibliche Personen.
Romosel; d. Klein-Rumes; magy. Romoszhely. Ü.-W.
Bondela oder Rondola; d« Rauthai, urk. Rundal 1322.
Urkb. 1 361. Ruental 1340 eb. 504. Rudal 1467. Sprdm. 83.
Die Erklärung der rum. Form macht Schwierigkeiten, da ss.
-dal überall da, wo es im Rum. yorhanden ist, als -deal er-
scheint Westgerm, ä geht nun allerdings ss. in einen o-Laut
über (vgl Scheiner, Ma. § 9, 2) und so ließe sich -dola zur
Not erklären. Aber -dela? — Magy. Rudaly. Or.-K.
— 236 —
Rotbay, Rodbar 1780. Stinghe, Doc. I, 293; d. Rotbach,
urk. rudbach 1483, Roderbach 1464. Sprdm. 48, 61; — magy.
Yeresmart. Kr.
Rucär, Rakker 1733; d. fRuckersdorf, urL Rwkersdorff
1492, Rwkwrsdorff 1497, Rückers- 1492, Reckersdorflf 1503
(Wolff stellt es zu dem alten sehr häufigen sieb. Namen:
Rucker, Rücker, Reker urk. «= altd. Ruodgör, Rncker, Dn. 86;
ygL auch Ruckeri yilla 1387. Urkb. II, 609) magy. Rukur. F,
Ob wohl auch Rucär in Muscel unweit Clmpulung hierher
zu rechnen ist? Es könnte eine etwa von C. aus gegründete
sächs. Ansiedlung gewesen sein.
Säsäus (Szaszhauz 1750 und Szasza-Huss 1733 sind halb-
magy. und halbdeutsch); d. Sachsenhausen, ss. Sessenh<H)aseD,
urk. Sossenhüssen 1532. Sassenhausen 1585. Wolff, DSN 17.
YgL dazu (Net)husen 1448. Sprdm. 56. Aus einer anzu-
setzenden Form Sassenhusen läßt sich die rum. sehr gut er-
klären. Eine Zurückfuhrung derselben auf magy. Szaszahuz
ist nicht recht möglich, da das auslautende z nicht als s er-
scheinen könnte, wol aber ss. s. H. — Im 17. Jahrhundert
ist das Deutschtum hier untergegangen (vgl. Wolff a. a. 0.).
Selistat, Selistat B, Salistat (Foaia poporului X, 9), Zseli-
stat 1750, Szelistodt 1733 (Selistä W); d. Seligstadt, ss. Se-,
Sailijescht, urk. Seligstadt 1499. Bis dahin Seiger-, Seliger-
stadt (Wolff, DSN 29). Ich glaube, daß durch Anlehnung an
den geläufigem Dorfhamen Sä-, Seliste der Übergang des an-
lautenden S in j yerhindert worden ist. Übrigens hätten wir
in der Form von 1750 , falls sie exact ist, auch eine solche
mit j belegt. — Magy. Szelistat, Szelidväros, Boldogräros. Die
3 Formen sind recht charakteristisch für das Entstehen der magy.
Namen, die meist Anpassungen und Übersetzungen sind. Gr.-E.
Stenea (Stäna B), Stene 1750; d. Walachisch-Stein, zum
Ss. vgl. altss. steen = Stein. Eeintzel Herk. 35, urk. vgl
Amoldus Stenhuser 1383. Urkb. II, 569; magy. Isztina. Gr.-K.
Stena, Stena (Telegraful romän, L 235) (Sttna B), Sztena
1750, Sztenye 1733; d. Stein; magy. Garat. Gr.-K. (Erklärung
siehe beim Vorigen.)
— 237 —
Sae;, Sab B, W; d. Schaas, urk. Segas Urkb. II, 163.
Schau 1372 eb. 371; magy. Segesd. Gh:.-E.
Saldorf (Sole B), Schaldor W, SaldorflF 1750, Saldorf 1733;
d. Sdialdorf/urk. Saldorf 1496. Sprdm. 141; magy. Saldorf.
Gr.-t
Selimber (besser Selimbär), Silimber 1733; d. Scbellenberg,
urk. 'Schellenberch 1327. Urkb. I, 414. Selixnbergh 1361.
Sprdm. 24 etc.; magy. Sellenberk. H.
Smig, Smig 1750 und 1733; d. Schmiegen, urk. Sumugun
1317.' Urkb. I, 321. Symyg. 1325 eb. 394; magy. Somogyon.
KL-K.
Soala, Schoale W, Schoala 1750; d. Schaal, (ss. vgl W
Schuol), urk. Saal 1331. Urkb. 1,441; magy. Salya. Qr.-K
Sona, Schone W, Sehona 1733; d. Schönau (ss. vgl. W
Schinen), urk. Sehona, Schena 15. Jahrhundert Urkb. I, 381
Interessant ist, daß rum. o, nicht etwa e erscheint; magy.
Szepmezo. Gr.-E. In der Nähe von Blasendorf.
Ein zweites Dorf dieses Namens: Sona, Sehona 1750,
Sona 1733; d. Schonau; magy. Sona. Qr.-E. In der Nähe
Ton Reps. W 242: „ist nun ganz walachisch.''
Sorostin; d. Schorsten, Schoresten, urk. Sorosthen 1494.
Schoresthen 1495. Sprdm. 133; 141; magy. Sorost^ly. U.-W.
Spring oder Spring?!, ^^^^ 1*7^0 und 33 d. Gespreng B,
urk. Spring 1309. Urkb. I, 252. Spreng 1380, Spryng 1388
eb. n, 526, 623; magy. Spring. Die rum. Form kann ebenso-
wohl auf die ss. als auf die mi^. zurückgehen. U.-W.
Snlumberg, Sulemberc B, Schulenbergy W, Schilemberg
1750,' Soleunberg 1733; d. Schönberg, urk. Sconberg 1280.
Urkb. I, 141. Schonberg 1374 eb. II, 433.' Schonperg 1483.
Sprdm. 98. (Diese urk. Formen sind interessant wegen des
0, YgL Sona.) Für den ersten Bestandteil des rum. Namens
weiß ich keine Erklärung zu geben; magy. Lesses. Gr.-E.
Sura-mare; d. Grosscheuem, urk. Grosschwren, -schwren
1465. Sprdm. 78. (Vgl auch surä im Glossar); magy. Nagy-
Csür. Eine Ableitung rom Magy. ist fast undenkbar wegen
des c. H.
— 238 —
Sara-mici, schon 1794 Stinghe, Doc. II, 99; d. Klein-
Scheuem, urk. Cleynschwren 1465. Sprdm. 78, Cleynschwrn
1468 eb. 83; magy. Kis-Csttr. H.
Toarda, Torkla 1733; die gew. ram. Bezeichnnng ist
Prejmer; d.Tartlaa, Tarilen (ss. vgL W: TuorÜen), urk Tharda
1332. Wolfl^ DSN 11. TarÜaw 1329. ürkb. I, 431. Torthlew
1387. ürkb. II, 614. Wir hätten demnach schon far das Ss.
sowol den o-Laut als auch kl fQr Ü belegt. Vgl. auch Personen-
namen wie Tortler 1505, Tuartler (ss.) 1765. Eisch, BFN 30.
— Magy. Pr^smär. Kr.
^chindeal B (Cichindeal scheint mir bloß altertümliche
Schreibung zu sein; vgl Cipariu etc.), Czikingyeal 1750, Czi-
kindäl 1733; d. Ziegenthal, urk. Chekendal 1350. Urkb. II, 74;
magy. Czikendäl. H.
Valendorf oderVoldorf, ValdorW, Valendorf 1794. Stinghe,
Doc. II, 105. Valendorf 1750. (Wolffdorflf 1733); d. fWohl-
dorf, SS. Wöl-, Waulderf, urk. Waldorf 1396. Noch im Beginn
des 18. Jahrhunderts wechselt Wal- mit dem jüngeren Wol-
dorf. Wol£F, Dn. 99. Daraus erklärt sich auch die zwiefiiche
rum. Form. — Mi^. Voldorf. Kr.
Vältit, Valhit 1794. Stinghe, Doc II, 113, (Valhid 1750
und 1733); d. Waldhütten, urk. Walthyd 1343. Sprdm. 15.
(Daneben Valdhuttin etc. Urkb. 11, 749.) Man könnte zum
Vergleich anführen, daß 1751 in einer rum. Urkunde der Name
eines sächs. Königsrichters als Valtiter (= Waldhütter) er-
scheint (Stinghe, Doc. I, 220); magy. Valdhid. Gr.-K.
Vilclndorf, Welkendorflf 1733 (worin der Laut i nicht
wiedergegeben werden konnte); d. Wolkendorf, ss. Wülken-,
Woulkenderf. (Vgl. Wolff, Dn. 100); urk. Wolkendorf 1369.
Sprdm. 25. -ff. 1447 eb. Die rum. Form muß auf ein älteres
ss. *Wülkendorf zurückgehen. — Magy. Volkany. Qr.-K
Vingard, auch 1750, Wingardt 1733; d. Weingartskirchen,
urk. Uingard 1435. Wingart 1443. Vingarth 1447. Sprdm.
55. Vingardch 1388. Urkb. U, 623. Zum auslautenden d vgl.
auch Scheiner, Ma. § 34, 5. — Magy. Vingard. U.-W.
Vin^ul de Jos, Vincz 1750 und 1733; d. Unterwinz^ urk.
— 239 —
Vinz 1309. Urkb. I, 242. (Daneben Wyncb, Winc, Wynz etc.
eb. 612); magy. Alyincz. U.-W.
Viscri, (Ghi^crirf, Vijchir B); d. Weisskirch, urk. Vejss-
kirch 1432. Sprdm. 54. (Vgl. auch ss. kirich =» Kirche.
Wolfl, Dn. 101). — Magy. Fej^regyhaz. Qr.-K.
Voramloc, Vurmlocu B, Vormloc 1787. Pusc, Doc 136,
Vnrmloc 1798. Stinghe, Doc II, 152, Vorumblok 1750, Vorum-
lok 1733; d. Wurmloch, urk. Bormloch 1357. Sprdm. 22.
Wnimloch 1357. Urkb. II, 146. (Interessant ist der Wechsel
von anlautend b und y); magy. Baromlaka. Gr.-K.
Vurpär, Vulper B (mit Dissimilation), Bulper B, Verper
1750, Vorper 1733; d. Borgberg, urk. Burgberg 1248. Urkb. I,
77. Burpergl317. Urkb. I, 329. Burchperg 1380. Sprdm. 28;
magy. Borberek. U.-W.
Vurpär, Vurper B, (Vurpur W), Vurpär 1792. Stinghe,
Doc. II, 60. Verper 1750. Wurberg 1733; d. Burgbei^, urk.
Burchberg 1465. Sprdm. 78. Burperg 1350. Urkb. 11, 74, 75
(wiederholt); magy. Vurpod. H.
Dritter Teil.
Phonetisches.
Die lautlichen Vorgänge, die hier zur Besprechung kommen
sollen, zerfallen in zwei Kategorien: 1) solche, die ihre Be-
gründung ausschließlich in der Phonetik des Rumänischen
finden, z. B. der Übergang des unbetonten a in ä, des ch im
Auslaut in f ]> y ]> ü etc. 2) solche, die bereits in dem be-
treffenden deutschen Dialekt, aus welchem die Entlehnung
gemacht wurde, vorbereitet waren; hierher gehört z. B. ohne
Zweifel der Übergang von s in s. Die beiden Kategorien
lassen sich indes nicht ganz scharf von einander scheiden.
Ich behandle sie daher nicht getrennt, weise aber überall da,
wo mir die zweite vorzuliegen scheint, darauf hin.
— 240 -
loh bemerke noch, daß von durchgehenden phonetischen
Regeln bei der großen Verschiedenheit der Zeit der Ent-
lehnung, der Verbreitung der entlehnten Worter und der
deutschen Dialekte, aus denen entlehnt worden ist, selbsir
yerstandlich nicht überall die Rede sein kann. Es lassen sich
jedoch bestimmte, mit einer gewissen Regelmäßigkeit wiede^
kehrende ErscheinuDgen feststellen, gewisse mehr oder weniger
stetige Tendenzen bei der Zurechtmachung des entlehnten
Ghites. Sie sind naturgemäß in den alteren Elementen, be-
sonders auch in den Ortsnamen, strenger durchgef&hrt» während
die jüngeren eben durch eine gewisse lautliche Ungefügigkeit
als nicht recht eingebürgert gekennzeichnet sind.
I. Vokale.
1) Unbetontes a geht in ä über, regelmäßig in den mit
rum. Suffixen versehenen Lehnwörtern und in den rum. Ab-
leitungen, z. B.: räipel^ Cälvasär, Vältit; — bäncu^, fIdtiuesCy
fäscu^, gläjer, gläji^, l^Srel.
2) ä >> ea (e), betontes a geht unter Einwirkung eines
vorhergehenden 1, r in Verbindung mit anderen Konsonanten,
femer nach s- Verbindungen, vereinzelt auch nach anderen
Konsonanten in ea über, welches, wenn es den Ton verliert,
als e erscheint, z. B. cleapsä, cleps6sc, cotoflean^, fleandura,
streaf (neben straf), sneaps, steamp stempar, |tempu6sc, steand,
steangä, streang strengar, heac (neben hac), lea^ (neben laf).
Zum Vergleich füge ich hinzu, daß das deutsche Wort Stand-
recht in einem Dokument von 1815 charakteristischer Weise
als steandrecht erscheint (Vgl. Pu§c., Doc. 183: cei ce caica
plaiurile adecä trec preste plaiü sunt vinova^t de judecata
steandrecht).
Anmerkung: Den Übergang von -dal in -deal in den
Ortsnamen halte ich für volksetymologisch und rechne ihn
daher nicht hierher.
3) 9 «= ä, unbetontes deutsches e («» g) erscheint rum.
außer in den Fällen, in welchen es in i übergeht, als ä: gäbur,.
— 241 —
ghin&rar, izSnban, lagar, laibibr, recäl, croapänä, Cälyasär,
lacftsdorf.
4) e ;> ä, unbetontes e geht nach Labialen, ferner dialek-
tisch auch nach r, z in harter Stellung in S über wie in lai
Elementen: yärbung, bärbunc, bärbuncä; mold. kann dies ft in
a übergehen: barbunc; rägutä, räteresc, zS^ir; bei den Orts-
namen zeigt sich dieser Vorgang in den mit -bei^, -peig zu-
sammengesetzten: Ghirpär, Selimbär, VurpSr.
5) e ^ i, unbetontes e geht nach palatalen Lauten, auch
nach (wahrscheinlich ebenfalls) palatalem t sehr häufig in i
über: chiborean, ghiric, |tipuesc; Ghijasa, Birghif, Meti|dorf,
Motifdor^ Petisdorf, Retijdorf.
6) e ]> ea (a) laui^esetzlich in Ghijasa, weil betont und
in harter Stellung; in sneap (neben snep) aus ss. de hervor-
gegangen.
7) e (e) >* o in cliompftr, forgat infolge der benachbarten
Labiale, in bandol wahrscheinlich aus gutt. -al entstanden.
8) i >> 1, i geht dialektisch nach r und ^ in 1 über wie
auch in lat. Elementen: strlmf, be^rcricter, sfin^c, spa^ir,
toctlgli, ^lä, ^brä, Al^a.
9) i >• e (le): belhi^ selboc, gliedä, raspiel.
10) o >> oa, betontes o geht unter der Wirkung eines
folgenden ä oder e in oa über, in alteren Elementen, z. B.
androaca, troacä, Cloasterf (vgL auch Cloa|ter).
Anmerkung: Der Mittellaut zwischen o und a, der im
Ss. vorkommt, wo er in der Regel mit ä oder 9 bezeichnet
wird, erscheint im Rum. als oa: coastän, croapänä, joagSr,
Toarcla; in unbetonter Silbe geht oa wie gewöhnlich in o
über: jogar.
Ein ähnlicher, weiter nach o liegender Laut des Ban.-
Dentschen und der österreichischen Dialekte, denen die Sol-
datenwörter entnommen sind, erscheint betont als oa oder o,
unbetont als o: floastfir, hoalbä, holbS^ loagär, roast, ob|it,
pocompos, ponvon, |Uboc^ fpogot, somot, toc^glä.
11) o >> u, unbetontes 0 geht in älteren Elementen in u
über, z. B. Apusdorf (aus älterem Aposdorf), Dupusdorf; in
Weigand, 10. Jahresbericht. 16
— 242 —
Hundorf aus HoDdorf haben wir denselben Übergang unter
Einwirkung des folgenden n + cons.
12) in alten Lehnwörtern aus dem Ss. erscheint u gefolgt
Ton r oder 1 als t, worin man wol richtiger Yokalentwicklang
aus silbigem r, 1 zu sehen hat, als Übergang Yon u ^ t, z. B.
pirgar, Birghi|, Vtlclndorf.
13) u >> o; u erscheint in jüngeren Elementen bisweilen
als 0, besonders in der Nachbarschaft eines n oder r, was
sich aus der offenen Aussprache des u in den betreffenden
deutschen Dialekten erklart; z. B. fispont, forman, laiDtoc,
stalonc, yorbonca|.
14) ü erscheint als i, falls es so schon im betreffenden
deutschen Dialekte ausgesprochen wurde, z. B. crigäl, grin|pan,
|trimf, finhelf etc. Echtes ü wird durch fu wiedergegeben:
fru^tiuc, |t]tuc, jtiurf; surä geht entweder auf eine nicht-
umgelautete Form zurück oder es ist das i, wie auch sonst
in s aufgegangen.
15) Der Diphthong ei erscheint bisweilen in imbetonter
Silbe als e oderi: blevais, clenoduire, clinoid, iz&nban, sleitii,
slifui.
16) Vokalharmonie: a) Progressive Vh.: bruncrut;,
cozondrac, cozondroc, flostorar, pätrfintas, rätälesc, somot,
Hundrubehi, Ilimbav, Mucundorfi Vilclndorf. — b) Regressive
Vh.: cotoflean^i, egzi^ir, igzi^ir, finic, hirincä, pocompos, vor-
boncas, Aposdorf (1733), Duposdorf (1750).
17) Bisweilen kommt Aspiration des anlautenden Vokals
vor, eine auch sonst geläufige Erscheinung: z. B. handroc,
hopsit.
II. Konsonanten.
1. Labiale.
a] b ^ v; b erscheint alsv in dem zweimal vorkommenden
Dorfiiamen Vurpär aus Burperg (Burgberg). Der Vorgang
scheint bereits ss. zu sein, vgl. altss. Schreibungen wie: sybenn
wyrgenn (1525), Sprdm. 177, und Reewer (Rauber) (1536),
— 243 —
eb. 196, Virthalm (1359) neben Bjrfchalm. (Spirant. Aussprache
im Moselfrank.)
b) w ;>• b; w geht in b über in barbonc, berbun etc. durch
Assimilation an das folgende b; nach 1 in Gälbasfir, |ilboc
(vgl. aber auch magj. silbac); in manebre.
c) b, T >- gh; b, T gefolgt von i geht dialektisch in gh
(g) über: ghil^ Berghin, GhTertan, Ghimbav (gimbaf), Ghirbom,
Ij^dorf, Ghif crici (neben Visen). (Vgl auch Wg., Jb. VIU,
315, gimbaf.)
d) Das schriftd. b erscheint besonders anlautend öfters
als p. (In banater und anderen Lehnwörtern erklärt sich dies
durch die stimmlose Aussprache des Oberdeutschen. Merk-
würdig ist es in ss. Elementen» bei denen man yielleicht Be-
einflussung durch das Oberdt voraussetzen muß): pirgar (schon
urk. purger geschrieben, neben burger =» rum. burgar), pleü
(auch bleu), paor, paorat, picsä^ pocäral, ponvon; auch in-
lautend: ratpel^ supertäL
e) pf erscheint inlautend Tor Konsonanten meist als f,
auslautend als poderf: chiflä, chiflar, cotoflean^; steamp, ^trimf.
In clfompf&r hat sich inlautend das p erhalten, weil es in der
Verbindung m-f geschützt war.
2. Gutturale.
a) ch > h > f, V, ü; ch geht in einigen Fällen im Aus-
laut und vor t in f über, das im Auslaut auch erweicht als
V erscheinen und dialektisch in ü übergehen kann (vgl Wg.,
Jb. m, 228; IV 283). Beisp.: blech > blef > bleu, plech >
plef, plev > pleü, Schuch > suf, Ghicht > ghift. In den Orts-
namen erscheint -bach als -bav (baf): Besimbav, Grisbav,
Ohimbay (gimbaf) etc. (In Hamba ist das v ausgefallen).
Vor Suffixen, die mit e anlauten geht dies v in s über, z. B.
GhunbSsel, Hftmbä8[e]anu (vgl. vätaf, vätäsel).
b) h, fi ^ c; guti wie palat. ch gehen in jüngeren
Elementen im Auslaut und vor t, welches besonders auslautend
auch ab&Uen kann, in c über, z. B. ainmoct, be^trcrictu, ghiric.
haptac, laintoc, silboc, tocfiglä, tricter, fucaos.
16*
— 244 —
c) der Hauchlaut h ist in c übergegangen in cozondroc
d) rum. g für d. k: cfofligar (neben ciuflicar), blang (neben
blanc), rfiguta regrut, yingälac (der Wechsel ist bereits dialek-
tisch deutsch).
e) g wird im Auslaut stimmlos in bärbunc, berbuncä etc^
saitroc, brulinc
3. Dentale.
a) tr erscheint als dr in cozondrac und madra^ (neben
matra^)y weil schon im Deutschen stimmlose lenis.
b) d wird im Auslaut stinmilos (wie bereits im Deutschen),
z. B. punt, tringheli
4. Zischlaute.
a) s >> s, j; s erscheint besonders in ss. Elementen, aber
auch in anderen, als |, beziehungsweise anlautend vor Vokal
und inlautend zwischen Vokalen ab j (z), z. B. fi^cu^ gl^je,
gläjer etc., ji^, joagär, je^uesc; fester, floa|tär, 8U|tar etc.
Ca^ol^ Gloasterf, Dupu|dorf, Ghijasa, lbi|dorf etc. (vgl. auch
Gloa^ter). — Anm.: Im Ss. ist westgerm. s anlautend vor
Vokal und inlautend zwischen Sonoren stimmhaft geworden;
s anlautend vor Eons., s nach r und altes sk erscheint als §
(vgl Kisch, Beitr. XVII, 347ff: Die Bistritzer Mundart ver-
glichen mit der moselfränkischen § 32 a). Daß femer das ss.
s eine breitere Aussprache hatte, geht, wie mir scheint, auch
aus folgenden Beispielen hervor: 1536 finden wir tys für
Tische cz wissen für zwischen geschrieben (Sprdm. 202). In
einem anderen Dokumente vom Jahre 1649 wird rum. Jude
durch Sude wiedergegeben. (lorga, Säte 122 Note). Um-
gekehrt erscheint s als seh in Perschonen 1616 (lorga, See.
Bra§. 38 etc.).
b) In einer Reihe von Wörtern erscheint anlautend neben
sp, st — sp, st, z. B. spa^resc (neben spa^), spi^ (neben
spi^urS) stofö (neben §tofä) etc.
c) zw im Anlaut erscheint als sf in dem einzigen Bsp.
sfanti (sfan^ih, sftn^c); schw als f mit Abfall des seh in Fifer.
— 245 —
5. Anaptjxis.
Zwischen n und r wird bisweilen ein d eingeschoben:
chindroSy zwischen m und r oder 1 ein b: ^mbrä, Vorum-
bloc (1750).
6. Metathese.
a) M. neben einander stehender Konsonanten: clascä
(ducsä); b) entfernterer Kons.: bandraburcä (brandaburcä),
felderä (ferdelfi), lecfir (recäl), potrocol.
7. Assimilation.
Fofeldea (aus Hofeid), bSrbunc (neben yärbung), goglistat
(kogel + statt). — In einigen Fällen in denen b das vorher-
gehende n in m oder t in d verwandelt ist die Assimilation
bereits deutsch: Ghimbay (vgl. Vidembach), Hamba (vgl. Ham-
bach), Bodbav (vgl rudbach) etc.
8. Dissimilation.
rätälesc (aus rSteresc), lalbär (aus leibel), filär (aus Führer),
Vulper (ans Vurper, Burgberg).
9. Ausfall von Konsonanten.
a) Wenn Nasal, Liquida oder Zischlaut mit zwei anderen
Kons, znsanmientreffen, fSllt einer von diesen aus, z. B. chirvat,
fispont^ |Uboc, tringhelt, ^inhelf;, Ghirpär, Galbor, Cälvasär.
b) r fSült in Ghnppen von drei Kons, und vor Kons, durch
Dissimilation, fisdls im selben Worte noch eine r- Verbindung
vorkommt, z. B. fofter, Doftat, Peti^dorf, Me^dorf, Moti^dor^
Petisdorf, fotn^ä.
c) n vor g ist ausgefallen in hegher (neben hengher,
hingher), |tftlog (neben stalonc). In plencher ist 1 durch Dissi-
milation ausgefallen.
III. Kontraktion und Ausfall von Silbon.
Die Kontraktion ist in den meisten Fällen schon im
Deutschen in der Aussprache vorhanden gewesen, z. B. Bendorf
— 246 —
(▼gl. bendorf urk. neben B^endorf), Ghimbay (Vidembach),
Ca^oU (Kastenholz, Casteholz).
Bisweilen kommt besonders in jüngeren Elementen auch
Ausfall ganzer Silben oder Verstümmelung längerer Worter
vor, z. B. crump, forgat, cotoflean^ yiclibus.
IV. Volksetymologie.
brlncu^S aus bruncu^ nach brlncä, c&prar aus Korporal
nach caprä; manegre und manegurä (ManÖTer) mit Anlehnung
an negru und negura. Ortsnamen: In Bundorf (Bodendor^
Buddendorf) kann Anlehnung an bun oder Kontraktion Tor-
liegen; Frlua aus Frauen(dorf) nach frlü; Noustat aus älterem
Noistat (Neustadt) nach noü. Porumbac (Bombach) scheint
an rum. porumbac angelehnt zu sein, Prostea und Prostea
(Probstdorf) an prost — In Selistat, Salistat hat man wahr-
scheinlich den häufigen Ortsnamen Säli|te, Selijte zu hören
geglaubt, sonst müßte das anlautende s als j erscheinen. In
Vorumloc (Wurmloch) ist die letzte Silbe, an deren Stelle man
sonst lov erwarten sollte (vgL II, 2, a) an rum. loc angelehnt
In den mit Thal zusammengesetzten Dorfnamen ist altss. -dal
an rum. deal angelehnt: Gherdeal, Merghindeal, TichindeaL
V. Auslaut.
In dem Folgenden soll Tor allen Dingen die Behandlang
der häufigsten deutschen Endungen -en, -el, -er, -ung dar-
gestellt werden. Anhangsweise f&ge ich noch einige Be-
merkungen über die Behandlung des Auslauts im Allgemeinen
hinzu. Was die lautlichen Vorgänge betrifft, kann ich auf
das Vorangegangene hinweisen.
1) -en; — a) -en »= -en: fosten, ruben. — b) -en > -an:
coastän; fem. -anä: croapänä. — c) -en >> -in: castin, dichin,
clicin, coastin, crihin; fem. -inä: clichinä, rozinchinä. — d) -en
> -nä: ^tolnfi.
2) -el; — a) -el = -el: candel, raspiel, |pen^ |trudeL —
b) -el >> -äl: bachendäl, crigäl, pincäl, recäl, fni^ fpen^li
— 247 —
ftempä, sapertäL — c) -el >> -är: latbfir (Dissim.), lecär
(Metathese)). — d) -el > -il: stimpiL — e) -el>-ol: bandol. —
f) -el >> -la: cbifla, oblu; fem. -IS: cahlä, chiflä» criglä, gaplä,
ftiflä, fuflä, §yeblä, toc^glä, ^lä. — g) -el > -elä: ferdelS.
3) -er; — a) -er = -er: belcber, belfer, be^ircricter, cafer,
chelner, crontaler, maier, me^r etc. — b) -er >> -ftr: cltom-
pfor. cu&r, filär, floajtär, lag^i lunc&r etc. — fem. -firfi:
cobdrft, ^cärfi. — c) -er > -ir: henghir (vgL auch Cloastir).
— d) -er[>ra: capelmaTstni, fosmaistru etc.; fem. rä: fimbrä. —
e) nach Yok. ist das e gänzlich geschwunden in dem mehr-
fach entlehnten Wort „Bauer^ : gäbur, paor, paur, paure (ygl.
auch chibor-ean). — f) in folg. Fallen ist an die Stelle des
d. -er das nun. Suffix -ar, nach Palatal -er getreten: burgar,
crei^r, drucar, jogar, pirgar, ze^r; f&lcer, fieser (alter fie|ear),
gldjer, hingher.
4) -ung erscheint in den wenigen Beispielen in sehr ver-
schiedener Gestalt: bärbunc, berbun, bärbuncä, ySrbung, ver-
bunc, verbuncä, ro|tung, stälog, ftalonc
Anhang: Über den Auslaut der übrigen Worter gilt
etwa Folgendes: Wörter, die auf Konsonanten endigen, bleiben
im Auslaut meist unverändert und werden als Mask. oder
Neutr. behandelt, z. B. androc, be^irc etc. (Über die Ver-
änderungen, die einzelne Kons, im Auslaut erüediren, ygl.
II. Kons.). Mitunter werden sie aber durch Anfügung der
Fem.-Endung -ä in Fem. yerwandelt, wobei das ft auch laut-
liche Veränderungen im Wortinnem hervorrufen kann: andro-
acä, cortä, stoft, ^chirä; in glaje und ^chire haben wir e
wegen des vorhergehenden z beziehungsweise r.
Fem. Substantiya auf -e werden meist ebenÜEdls als Fem.
auf -ä behandelt, z. B. bortä, farbä, halbS etc.; bisweileil auch
als Mask. oder Neutr. mit Ausfall des -e: herberg, nit, pa-
tronta;, |terc etc.
In einigen Fallen tritt völliger Schwund unbetonter
Endungen ein, z. B. cartof, cozondrac, dril, sfanf , vingälac etc.
Vokalischer Auslaut liegt vor in: blaiü, cafeiü, chirval,
letiü, pocäräX, slingherat.
— 248 —
Häufig ist auch die Anf&gung von rum. Suffixen, besonders
Ton DiminutiYSuffizen, z. B. arifte, chiborean, ftscu^ grofit^ etc.;
in ghin&rar ist die Endung -al durch das rum. Suffix -ar
ersetzt.
Samtliche Yerba nehmen die Endung -esc, beziehungs-
weise -uesc an (mit Ausnahme von rfiterez neben räteresc) z. B.
clepsesc, slefnesc, stipuesc, verbuesc etc.
Anhang.
Behandlung des Grundwortes in den zusammen-
gesetzten Dorfnamen.
1) -au, urk. -a oder -aw, ss. -9 (eide = Eidau, vfela =
Weilau, yändo = Windau. Kisch. BFN, 27, 31), rum. a: Sona
{der Name Zweier verschiedener Dörfer), Toarcla; hierher ge-
hört wahrscheinlich auch Alflna.
2) -bach, urk -bach, ss. -h(fXi "im. -bav (-baf): Besimbav,
Crisbav, Ghimbav, Holbav, Ilimbar, Rodbay, Rotbay. (Da
schon 1750 Hambav, Ilimbay, Rodbay, 1780 Crisbav und
Ghimbav belegt sind, so erscheinen Formen mit auslautendem
ch oder c mindestens als zweifelhaft, als durch deutsche oder
magy. Schreibweise beeinflußt). Ausnahmen: Hamba (bereits
1733, dagen 1750 als Hambav belegt, vgl. auch Hämbfi^an);
Holbab (mit Assimilation) 1750; Porumbac (falls die Ableitung
von Bombach richtig ist) (Volksetymologie).
3) -bäum, urk. -bom, rum. -bom: Ghirbom.
4) -berg, urk. -berg, -bergh, -berch, -perg, ss. -bri^ (vgl
humbrix, Hanenberg. Beitr. XVII, 383), rum. -berg, -berc, -ber,
-bär, -per, -pär: Sulumberg oder -berc, Selimber oder -bar,
Chirper oder p&r, Vurper oder -pär, Vulper oder Vurpär.
5) -bom, mm. bor: Calbor.
6) -bühel, urk. puchlen, ss. -bf^öl (Beitr. XVII, 368), rum.
bechiü (beK): Hundmbechiü.
7) -thal, urk. -dal, ss. -In, mm. -deal: Gherdeal, Merghin-
deal, Tichindeal. (Diese Formen sind schon in den nach magy.
— 249 —
Schreibweise wiedergegebenen: Gyergyal 1733 und 1750, Mer-
gindjal, Czüdngyal 1750 bezeugt); Ausnahmen: Mighindola
und Rondola, -dela, beruhen vielleicht auf späteren Formen
Yon -dal; in Agnita fehlt ein ursprüngliches -dal vollständig.
(Alle fibrigen Formen keruhen auf ungenauer Schreibung).
8) -dorf, urk. -dorf, -dorfF, ss. derf, drf, drof, rum. dorf:
Aldorf, Apusdorf, Bendorf, Bundorf, Dupusdorf, Hendorf,
Hundorf, Jacäsdorf, Ibisdorf, Ighisdorf, Mesindorf, Metisdorf,
Motisdorf, Mucundorf, Peti^dorf^ Richisdorf, Ketisdorf, Saldorf,
Valendorf, Vildndorf. — Schon 1733 und 1750 finden wir
-dorf, -torf (meist mit ff geschrieben). Dagegen erscheint bei
Windisch (1790), außer in Aldorf, merkwürdigerweise überall
-dor oder sogar -du (vgl. Marteschdu für Metisdorf). — Die
neuss. Form -derf erscheint im einzigen Beispiel Cloasterf. —
In mehreren Fallen fehlt -dorf im Rum. vollständig, z. B.
Fel^ (Felsendorf), Frlua (Frauendorf) etc.
9) -feld, urk. feld, ss. ffeld, rum. feldea: Fofeldea.
10) -garten, urk. gard etc., rum. gard: Vingard, Bun-
gard.
11) -hausen, urk. -husen, -hws, ss. -essen, -h^ousen, rum.
us: Netus, Sfisäu|.
12) -holz, urk. holz, rum. -ol^: Bohol^;, Casol^.
13) -kirch, urk. -grech, -kyrch, kyrg etc., ss. k^ir;^ (Beitr.
XU, 130), rum. -crihi, -cri (crici, -chir): Nocrihi, Viscri (Ghis-
erici, Vischir).
14) -loch, urk. loch, rum. loc: Vorumloc.
15) -Stadt, urk. stadt, statt etc. ss. -stet (vgl. Dlrstet), rum.
ftat: Doftat, Noistat, Sälistat. (Daneben finden sich auch
Formen mit s, die vielleicht nur auf ungenauer Schreibung
beruhen: Dostat, Noustat, Selistat).
16. -Wasser, urk. -wasser, ss. -vasr (Beitr. XII, 117), rum.
Tssär (basär): Cälvasär (Gälbasär).
— 250 —
Literatur und Abkürzungen.
altes. = altsiebenbürgischsächsich.
Ban. = Banat.
Bar. = S. P. Bardanu, Wörterbuch der rumänischen und
deutschen Sprache, ^Hermannstadt.
Beitr. «= Beitri^e zur Geschichte der deutschen Sprache and
Literatur, begr. von H. Paul und W. Braune: a) XII, 113ff.:
A. Scheiner, Die Mediascher Mundart; b) XVII, 347£:
G. Kisch, Die Bistritzer Mundart verglichen mit der
moselfränkischen.
Bib. Pp. = L G. Bibicescu, Poesii populäre din Transilvania,
Bucuresci 1893.
Buk. = Bukowina.
Cihac II = A. de Cihac, Dictionnaire d'etymologie daco-romane,
Francfort s/M 1879.
Clemens = A. Clemens, Kleines walachisch-deutsches und
deutsch-walachisches Wörterbuch, Hermannstadt und Kron-
stadt 1823.
Dame = Fr. Dame, Nouveau dictionnaire roumain-fran^,
Bucarest 1895 (4 Bde.).
D., d. = deutsch.
1000 Doine = 1000 Deine, strigäturi si chiuituri culese de
mal mul^ tnvä^tort zelosi, Brasov 1891.
Diig.-Op. = Are. Dugan-Opai^, Deutsche Sprachelemente in
der Bukowina (Hs.).
Et. = Etymologie.
Fr.-C. = T. Fräncu si 6. Candrea, Rom&nii din mun^ apuseni,
Bucuresci 1888.
Gaster = M. Gaster, Chrestomathie roumaine, Leipzig-Buca-
rest 1891 (2 Bde.).
Grimm = I. und W. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig
1854 flf.
Haltrich = 1. Haltrich, Plan zu Vorarbeiten fRr ein Idiotikon
der siebenbürgisch-sächsischen Volkssprache, Kronstadt
1865.
— 251 —
H£M = B. Petriceicu-Hasdeu, Etymologicum magnum Ro-
maniae, Buctiresci 1887—1893 (3 Bde.).
Hodo; Cb. = £. Hodo|, Cäntece b&ift^iie, Caransebe; 1898
(Biblioteca noastarä Nr. 11—12).
Hodof Cc. = £. Hodo|, Cäntece e&tSiie|ta, Caransebes. (BibL
noastrS Nr. 13.)
Hodof Pp. »= K Bodo;, Poezii poporale din Bftnat, Caran-
sebef 1892.
IB = I. ü. lamik ;i A. Bärseanu, Doine §i strigäturi din
Ardeal, Bacoresci 1885.
lorga» Doc Bisir. = N. loiga, Documente romine|ti din archi-
Tele Bistri^!, I, Bacure;ti 1899; 11, Buc. 1900.
lorga. Säte = N. lorga, Säte §i preoft din Ardeal, Bucure^ti
1902.
lorga, Soc. Bra|. = N. lorga, Socotelile BraBovuIui, Bucu-
rescl 1899.
lorga, Stadu = Studil |i documente cu priyire la istoria
Romlnilor, I— IV, Bucurestt 1901—02.
Keintzel NI »» 6. Eeintzel, Nösner Idiotismen, Bistritz 1897.
Kisch BFN = G. Eisch, Bistritzer Familiennamen, Bistritz
1897.
Kisch NW = G. Kisch, Nösner Wörter und Wendungen,
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Sprache, ^Strassburg 1894.
Kl. Wal. = Eleine Walachei
Eramer = Friedr. Eramer, Idiotismen des Bistritzer Dialektes.
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taroluf M&idan, Caransebe; 1895.
Mindrescu «== S. G. Mändrescu, Elemente unguresti in limba
lomänft, BncureftT 1892.
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Molnar = Johann Molnar, Deutsch-walachische Sprachlehre,
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Munt. Doine =. Stefan Muntean, 100 Doine si strigaturit
BrasoY.
Munt. Mon. = I. Muntean, Monografia econonücS-culturala a
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Nf. = Nebenform,
neuss. = neusiebenbürgischsSchsisch.
Pop.-Bän. = I. Poporici-Bäni^eanu, Din via^ meseriasilor.
(Bibl. pt. toti Nr. 23—24.)
Pop. Rom. = I. Pop-Reteganul, Romänul tn sat si la oste,
Gherla 1899.
Pop Pov. = I. Pop-Reteganul, Povestt din popor, Sibiiü
1895.
Pu|c. Doc. — I. Puscariu, Documente pentru limbft si istoriä,
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Bfid.-Cod. = Rftdulescu-Codin, 0 seama de cuvinte din Muscel,
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Sieb. = Siebenbürgen.
SS. = siebenbürgisch-sächsisch.
Sprdm. = Fr. Müller, Deutsche Sprachdenkmaler aus Sieben-
bürgen, Hermannstadt 1864.
Stinghe, Doc = St. Stinghe, Documente privitoare la tre-
cutul Bomtnilor din Schei, I und II, Brasov 1901 und
1902.
Stinghe, Schkejer «> St. Stinghe, Die Schkejer oder Trokaren
in Kronstadt, Leipzig 1900.
Säin. I =» L. Säineanu, Dic^ionar germano-romän, Bucuresti
1887; oo 11 = Dic^onar rom&no-german, Buc. 1889.
Sez. = A. Gorovet, Sezätoarea.
Tiktin = H. Tiktin, Rumänisch-deutsches Wörterbuch, Buca-
rest 1895-1900.
urk. = urkundlich.
Urkb. = F. Zimmermann und C. Werner, Urkundenbuch zur
— 253 —
Oeschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Hermannstadt
1892 (2 Bde.).
Vidü = A. Viciu, Glosariü de cuvinte dialectale, Blaj 1899.
WaL = Ghroüe Walachei.
Wg. Jb. s= O. Weigand, Jahresbericht des Instituts fnr ru-
mänische Sprache, Bd. III-^VIII, Leipz^ 1896—1902.
Wolff, Vorarb. = J. Wolff, Vorarbeiten zum siebenbürgisch-
deutschen Wörterbuch (Archiv des Vereins fftr sieb.
Landeskunde. N. F. Bd. 27).
Zorca e= J. Zorca, Monografia comunei Vlftdeni, Sibiiü 1896.
Berichtigung: S. 143 Z. 20 lies „nehmen noch 1291
neben den Adeligen, den Seklem und Sachsen auch die Ru-
mänen teil*'.
Mihail Eminescus Leben nnd Prosaschrifton
Joan Scurtu.
A. Eminescus Leben und Sffentliche Tätigkeit
I. Biographische Quellen. Eminescus Zeitalter. Eminescus
Abstammung und Familie.
Zu einer wissenschaftlichen Monographie Eminescus fehlen
noch immer die notwendigsten Bedingungen: eine vollständige
Ausgabe seiner Werke und die grundlegenden Vorarbeiten
in Bezug auf das bio- und bibliographische Material.
Was nun die vorliegende Abhandlung betrifft, so soll sie
keineswegs eine vollständige und abschließende Monographie
Eminescus bilden, soodem nur einen Versuch in dieser Richtung.
Ein zweiter Teil, der Eminescu als Dichter behandeln wird,
soll im nächsten Jahre folgen.
Ich gebe im folgenden eine kurze Darlegung der biogra-
phischen Quellen und Nachrichten über unseren Dichter, die
mir teils zur Verfügung standen, teils infolge eigner Forschungen
erschlossen worden sind.
Selbstbiographische Notizen oder Bekenntnisse Eminescus
fehlen uns gänzlich. So wenig Interesse hat der Dichter für
sein äußeres Leben gezeigt, daß er selbst seinen Geburtstag
vermutlich unrichtig angegeben hat (Ed. M. 309). Diese Inter-
esselosigkeit für sich selbst und für sein Schicksal einerseits,
andererseits aber sein bewegter Lebensgang, voll harter Kämpfe
ums Dasein, verbittert durch Not, Krankheit, schließlich sein
— 255 —
zweimaliger Wahnsinn und sein frfiher Tod — alle diese
Umstände mußten ihm eine ruhige, schriftstellerische oder gar
autobiographische Beschäftigung unmöglich machen. Es kommt
noch in Betracht die zurückgezogene, yerschlossene Natur
und die eigenartige Bescheidenheit, woraus sich seine äußerst
wenig mitteilsame Haltung auch den ihm sehr Nahestehenden
gegenüber erklärt
Wir besitzen von der Hand Eminescus nur einige Briefe:
sechs an J. Negruzzi (C. L. XXV, 903, XXX, 1); ftnf (von
geringem Interesse) an Fr. Cornelia Emilian (Scr. XIII, XXIII,
XXV, XXXTH, XLV) die während seiner Krankheit 1887 ge-
schrieben sind; einen aus demselben Jahre an V. G. Mortun
(P. 8. V.) einen (höchst interessanten, leider aber nur frag-
mentarischen) an J. Vulcan (F. XXXV, 301) und einen (gleich-
falls sehr wichtigen) an einen ungenannten Freund in Jassj
(Vlah. CL d. L 193).
Reichlicheres Material bieten seine Werke und besonders
seine 5£fentliche Tätigkeit.
Eminescu ist eine ausgeprägt subjektive Künstlernatur;
eben dieser umstand gibt seinem Schaffen auf den ver-
schiedenen Gebieten der Literatur auch in biographischer Be-
ziehung eine gewisse Bedeutung. Seine Gedichte sowohl wie
seine Prosaschriften enthalten oft wertvolle Andeutungen über
das Gefühlsleben, die Ideenwelt und die inneren Erlebnisse
des Dichters. Besonders eine Novelle „Särmanul Dionis"
(Nov. 31 ff.) scheint vieles aus dem Innenleben Eminescus
wiederzuspiegeln, selbstverständlich in poetischer Form und
in phantasiegemäßer Behandlung. Der Held dieser Novelle,
Dionis, hat mit der Persönlichkeit des Dichters manches über-
raschend Gemeinsame.
Das wichtigste Material enthalten aber die offiziellen
Aktenstücke aus Eminescus Tätigkeit als Bibliothekar und
als Schulinspektor in Jassy, die bis jetzt noch nicht erforscht
worden sind. Der Liebenswürdigkeit des Herrn S. Teodorescu-
Eirileanu verdanke ich die Möglichkeit, diese Aktenstücke
benutzen zu können. Neuerdings hat auch Teofil Fräncu, ein
— 256 —
Freund des Dichters, manche interessante Nachrichten in der
Kronstadter Zeitung „Gazeta Transilvaniei" in Siebenbürgen
veröfiFenilicht (G. T. LXV, 1902 Nr. 85).
Wertvolle biographische Quellen sind auch die Mitteilungen
und Angaben anderer Freunde Eminescus. In erster Linie
ist die biographische Skizze Maiorescus zu nennen. (Ed. E
Vorwort, Cr. M. 289 ff.), die sowohl feste Tatsachen, als auch
feine psychologische Bemerkungen enthält Von gleicher
Bedeutung sind die Angaben Garagiale's Ylahu^'s, Negmzzi's,
Slayici's, die ich im bibliographischen Teile der Abhandlung
verzeichne. Ebenda nenne ich noch manche andere Quellen,
unter ihnen besonders die „biographische Notiz des Haupt-
manns Mateiu Eminescu, des Bruders des Dichters (B. p. i)
und die Denkschrift d. Zeitschrift „Fintina Blandusiei^ (Div.
122 ff). Hier erwähne ich nur zwei Versuche einer Biographie
Eminescus: das Buch Petra8Cus(Mihail Eminescu, Studiu Critic.
Bucuresti 1892, Seite 5—29) und die Abhandlung Cristea's
(S. 3—22); beide Werke leiden an dem Nachteil, daß die
Verfasser die Angabe der Quellen fast gänzlich vernach-
lässigen.
Noch eine biographische Quelle muß ich hier besprechen:
Es ist der Band von Briefen Henriette Eminescus an Frau
Cornelia Emilian. Doch ist das Buch im großen und ganzen
nicht eben glücklich zusammengestellt und daher nur in be-
schränkter Weise brauchbar und mit kritischer Vorsicht zu
benutzen, da sich in ihm manche Angaben und Äußerungen
befinden, die einer strengen objektiven Prüfung unterzogen
werden müssen; die Briefe selbst sind sehr subjektiv, hier und
da sogar befangen, wie es den Umständen nach, unter denen
sie geschrieben sind, auch nicht anders zu erwarten ist; manche
wieder gehören nicht in die Öffentlichkeit und es ist bedauerlich,
daß sie veröffentlicht worden sind. Und nun eine allgemeine
Bemerkung über die angegebenen biographischen Quellen:
Die meisten sind von jeder wissenschaftlichen Kritik imberühri
geblieben. Doch ist eine solche Kritik sehr notwendig, denn
diese an Anzahl und speziell an Umfang nicht eben großen
— 257 —
biographischen Angaben widersprechen sich gleichwohl oft-
mals, und nicht selten beruhen sie auf bloßen Vermutungen
oder Legenden. "*"
Außer den genannten Quellen habe ich — insoweit mir
dies Yon Leipzig aus möglich war — auch eigene Forschungen
angestellt. Ich habe mich zu diesem Zwecke privatim wie
öffentlich (durch Zeitschriften und Zeitungen) an des Dichters
Freunde, an die Universitätskanzleien in Wien, Berlin, Jena,
an die üniYersitätsbibliotheken in Wien und Berlin, an die
Universitätsbibliothek in Jassy und auch an andere Quellen
gewandt, von denen ich annehmen durfte, daß sie etwas über
den Dichter mitteilen konnten. Als eine Folge dieser Be-
strebungen dürfte vielleicht auch die erfreuliche Tatsache an-
gesehen werden, daß in der letzten Zeit das Interesse für den
großen Dichter wieder einen mächtigen Aufschwung genommen
hat Herr Maiorescu hat der rumänischen Akademie in Bukarest
eine bedeutende Anzahl Manuskripte Eminescus übergeben;
ein neuer Band Gedichte ist daraus schon erschienen, andere
werden in kurzer Zeit folgen und verschiedene Au&ätze über
den Dichter sind veröffentlicht worden.
Das Leben Eminescus (1849 — 1889) deckt sich mit dem
Zeitalter, wo die wichtigsten politischen, sozialen und kultu-
rellen Ereignisse für das rumänische Volk im XIX. Jahr-
hundert stattfanden, das gleich auf die Zeit des nationalen
Wiedererwachens der Rumänen im Königreiche und in Öster-
reich-Ungarn folgte. Es ist die Epoche der modernen Ge-
staltung Rumäniens als National- und Eulturstaat. 1859 ver-
einigen sich Moldau und Walachei zum Fürstentum Rumänien.
*) Mit vollem Recht sagt daher die geschickte Übersetzerin Emi-
nescos Fraa Dr. Minckwitz: Die ,,üngenauigkeit ist charakteristisch für
den Wert des gesamten auf ihn (Eminescu) bezüglichen biographischen
Materials, das von rumänischer Seite zur Verfügung steht Für den
Ausländer ist es geradezu unmöglich, aus diesem bunten Gemisch von
Wahrheit und Dichtung Stoff zu einem klaren Lebensbild, oder selbst
nur einer unanfechtbaren Skizze zu gewinnen." (Beil. z. M. allg. Ztg.
1900, Nr. 128.)
Weigftnd, 10. Jahresbericht. 17
— 258 —
1866 bekommt das Land siatfc der einheimischen eine deaische
Dynastie und tritt dadurch mehr in die Reihe der europäischen
SiÄaten. 1877, in dem russisch-rumänisch-türkischen Kriege
erkämpft Rumänien seine völlige Unabhängigkeit; 1881 wird
es Königreich.
Mit diesen politischen Ereignissen eröffnet sich dem Lande
ein neues staatliches Leben und eine neue Kultur. Das poli-
tische Leben bekommt als Grundlage eine der liberalsten
Verfassungen Europas; die Kultur ist gleichfalls aus dem
Abendlande eingeführt, und zwar aus Frankreich, wie auch
die politischen Reformen. Es ist klar, daß nicht alle Resultate
dieser neuen Einrichtungen gunstig sein konnten. Sie waren
rasch eingeführt, mit einer konsequenten Nichtbeachtung der
tatsächlichen Bedürfnisse des Volkes und mit einem großen
Optimismus kosmopolitischer Art, der in dem Liberalismus
des Zeitalters lag. Besonders die kritiklose und nur ober-
flächliche Anpassung an die französische Kultur in allen
Dingen — infolge des Einflusses der Angehörigen der oberen
Klasse, die in Paris ihre Studien machten und größtenteils
noch heute machen, — wurde bald yerhängnisYoll für eine
gesunde, ruhige, echt nationale Entwicklung des Landes."*"
Daher rührt eine große Anzahl von mißlichen sozialen
und politischen Zuständen, denen die öffentliche (politische)
Tätigkeit Eminescus sehr energisch entgegen strebte.
Auf politischem Gebiete eine überliberale Konstitution
für eine politisch noch gar nicht geschulte Masse und dadurch
eine scheinbare Freiheit der unteren Klassen, in Wirklichkeit
aber ein willkürliches Herrschen der oberen lüassen, deren
Traditionen größtenteils in den traurigen, durch und durch
verdorbenen Zeiten der „Fanarioten" der griechisch-türkischeu
Wirtschaft zu suchen sind.
*) Pompiliu Eliad „De rinflaence fran^aiBe aar TeBprit public en
Roumanie" Paris, Ernest Leroox 1896. Über die Anfänge dieses Ein-
flasses, besonders vom literarischen Standpunkte ans, lorga, Ist lit rom..
in sec. XVIII, I. Bd. 14 und U. Bd. 48ff.
— 259 —
Auf kulturellem Gebiete — Einfahrong (ohne Maß, ohne
Kritik, ohne Vertiefung, ohne richtiges Verständnis) einer
fremden, der Natur des Volkes and seiner Entwickelungsstofe
nicht entsprechenden Kultur, die nur oberflächlich nachgeahmt
werden konnte und wurde.
Auf ethischem Gebiete zeigt sich vor allem Mangel an
sittlicher Zucht, daför machen sich Herrschsucht und Gewinn-
sucht breit, Luxus und Verschwendung nehmen überhand.
Auf literarischem Gebiete — außer Alexandri und
seinen Anhängern — ein fast ausgelebter, meist deklamato-
rischer Patriotismus, ein überschwenglicher Optimismus von
der lockersten philosophischen Art; eine exotische Romantik
oder eine eifrige Nachahmung der franzosischen Literatur;
ein Kultus der Schriftsteller und des Publikums zu Gunsten
des fremden und zu Ungunsten des Volksgeistes; in den höheren
Klassen das Vorherrschen der französischen Sprache und Sitte
und ein gewisses ironisches Herabblicken auf die rumänische
Sprache und rumänische Denkart.
Kurz: epochemachende nationale Ereignisse auf der einen
Seite, auf der anderen eine Gesellschaft, die nicht reif und
fähig war den Riesenschritt in der Entwickelung mitzumachen.
Das ist das Zeitalter Eminescus, mit wenigen Strichen charak-
terisiert.
In einem solchen Zeitalter hat Eminescu gelebt Kein
Wunder, daß eine idealistisch -romantische, melancholische,
vielleicht sogar pessimistisch veranlagte Natur wie die unseres
Dichters, am meisten die Schattenseite bemerkt und am
wenigsten die Lichtseite seiner Epoche gepriesen hat Ebenso
ist es kein Wunder, daß sein Schaffen und sein Wirken, ja
selbst seine Persönlichkeit am Anfang viele Feinde gehabt
und doch schließlich einen ungeheuren Einfluß ausgeübt hat
Eminescus Abstammung. Über die Vorfahren des
Dichters besitzen wir keine einzige sichere Nachricht Es
existieren bloß einige sehr wenig glaubwürdige, rein sagenhafte
Nachrichten. Nach der einen soll ein Vorfahre Eminescus
Türke gewesen sein, ein Kaufinann Namens Emin Effendi,
17 ♦
— 260 —
der in der Moldau eine Bumänin heiratete (Petr. 6). Nach
einer anderen soll der Vater Eminescus von einem schwedischen
Offiziere Karls XII. abstammen. Dieser Offizier habe sich
nach der Schlacht bei Pultawa in Suceava (Bukowina) nieder-
gelassen und eine Rumänin geheiratet (Div. 122). Der Haupt-
mann Eminescu, der Bruder des Dichters erklärt (B. p. t. Vor-
wort) solche und andere derartige Versionen, als Anekdoten,
ja sogar als Verleumdungen seiner Familie.
DieFamilie Eminescus. Die verschiedenen Biographen
geben über Eminescus Familie ungefähr folgende Nachrichten
an, die ich durch einige briefliche Mitteilungen ergänze. (Briefe
von den Herren Dr. J. 0. Sbiera, üniyersitätsprofessor in
Czemowitz, V. Bumbac in Suceava, J. Bumbac in Gzemowitz.)
Die Familie Eminovici'*' stammt aus der Bukowina, aus
dem Dorfe Calinesti bei Itcani an der rumänischen Grenze.
Nachkommen der Familie leben noch heute in diesem Dorfe,
unter dem Namen Eminovici (briefl. V. Bumbac). Der Vater
des Dichters, Georg Eminovici, ein Bauernsohn, ist 1812 in
Clainesti geboren; er hat die 4 klassige Elementarschule in
Suceava besucht Dann trat er in den Dienst des Boiaren
loan lenacaki Cirstea in der Gemeinde Gostina bei Suceava.
Später befindet er sich als Verwalter („vätaf de mofie") im
Dienste des Bojaren Bals von Dumbrävent, der reiche und
große Besitzungen in der Moldau besaß und dessen Familie
dem nationalen rumänischen Adel angehört 1840 heiratete
Georg Eminovici die 4. Tochter des Edlen Stolnicul Vasile
lurascu aus loldesti, der einer alten adeligen Familie der
Moldau entstammt (B. p. t Vorwort).
*) Dieses ist der ursprüngliche Name der Familie Eminescus, nach
den Angaben aller biogpraphischen Forscher (B. p. t Vorwort; Div. 122 ff. ;
Ed. M. 310; Petr. 7; Cr. 3). Den Namen Eminescu hat I. Vulcan dem
Dichter gegeben (briefl.) und dann haben ihn die anderen Mitglieder
der Familie angenommen. Unrichtig ist die Behauptung mancher
Biographen (Div. 124), der Name Eminescu rühre von dem Profi Aron
Pumnul her; denn das Gedicht Eminescus auf dessen Tod ist noch
„Eminoviciü" unterschrieben (Dr. Sbiera „Ar. P." 386).
— 261 —
Am 12. Mai 1841 bekommt er yon dem Moldauischen
Ffirsten Mihail Origore Stmrdza den Adelstitel „Cäminar^ als
Auszeichnung „für die Dienste, die er dem Vaterlande zu ver-
schiedenen Zeiten geleistet hat^ (B. p. i Vorwort). Schon
vorher besaß er den Adelstitel Sulger, von dem wir aber nicht
wissen, wann er ihm verliehen wurde. Nach dem Tode Bals's
kaufte sich Oeorg Eminovici ein Gut bei Ipotesti, nicht fem
von der moldauischen Stadt Botosani, wo Eminovici ein eigenes
Haus besaß und mit seiner Familie öfters wochenlang weilte.
Aus dem Ertrage seines Gutes unterhielt der tüchtige Land-
wirt &st alle seine Söhne an Hochschulen im Auslande. Über-
haupt galt er als ein Muster von Wirtschaftlichkeit im Kreise
Botosani [Scr. LXX]. Er starb im Januar 1884 (Scr. XV). —
Sein Leben imd seine Tätigkeit zeigen uns George Eminovici
als einen braven, energischen, offenen Menschen, von ge-
sundem Verstände, der viel Liebe für seine Familie und für
sein Vaterland hatte. I. L. Caragiale sagt von ihm: „er war
ein sehr sympathischer alter Herr, witzig und originell.''
(I. L. C. 13).
Von der Mutter des Dichters haben wir sehr wenige Nach-
richten. Sie hieß Baluca (Rari^) geb. lurasca und soll aus
einer kränklichen Familie stammen; eine Schwester von ihr,
die Nonne Fevronia lurascu soU an Schwindsucht gestorben
sein (Cr. 3). Caragiale (N. s. Seh 13) schreibt: „Ich habe
dann Eminescu gefragt, ob seine Mutter noch lebe. Die
Mutter war gestorben; aber aus der niedergeschlagenen Miene
mit der er mir antwortete, habe ich entnommen, daß mit ihrem
Tode traurige Erinnerungen verknüpft waren, wie es bei einem
natorlichen Tode nicht der Fall zu sein pflegt, nicht nur
schmerzliche, sondern auch düstere.^
Nach diesen Angaben scheint die Mutter des Dichters
eine leidende, vielleicht schicksalsbelastete Frau gewesen zu
sein, zu der Eminescu, nachdem er sie bereits in zarter Jugend
verloren, in unendlicher Liebe aufblickte, wie aus seinem tief-
melancholischen Gedicht „0 mamä . ."^ (0 Mutter; Ed. Sar. 131)
hervoi^eht
— 262 —
„0 Mutter, süße Mutter, aus Deinem schwarzen Grab
Rufst Du im Blätterrauschen zu Dir mich stets hinab.
Akazien streuen Blatter auf Deine schwarze Gruft,
Und über Deinen Denkstein streicht hin die Herbstesluft.
Der Wind bewegt die Zweige, verweht Dein leises Wort,
und ewig rauschen Blatter, und ewig schla&t Du fort"
(B. Dicht. 168.)
Herr I. Slavici, Eminescus üniversitatsfreund, schreibt
mir: „Indem er die ganze Welt liebte, liebte er niemanden
besonders. Nur von seiner Mutter habe ich ihn mit Sehn-
sucht und Zärtlichkeit sprechen hören." — Auch in seinen
Werken treten uns die Mütter als zarte, gutmütige, liebende
und geliebte, leidende, diskrete Frauen entgegen, z. B. in
Nov. 39.
In der Familie Eminovici waren fünf Söhne und zwei
Töchter (Div. 124). Der älteste Sohn war Serban, der an der
Universität Erlangen promovierte (als Dr. med.), aber noch
in jungen Jahren (1874) starb. Der zweite, Nicu, studierte
Jura, wurde dann aber Landwirt; 1884 hat er selbst seinem
Leben ein Ende gemacht Der dritte, George, war Oberlieute-
nant in der rumänischen Armee und soll 1873 an Schwind-
sucht gestorben sein. Nach George kam Mihail (d. Dichter)
und nach diesem Mateiu, der als Hauptmann in der rumänischen
Armee dient*
*) Manche dieser Mitteilungen widersprechen den folgenden: Herr
y. Bnmbac, der die Familie Eminovici sehr gut kannte, und den Söhnen
in Czemowitz als Erzieher gegeben wurde, schreibt mir noch von einem
Sohne Ilie, „der firOher als die anderen gestorben ist" und <er als
Mihail war. — Von einem Bruder, der Offizier war, er^hlt I. L. C.
(Ns. Seh. 12), daß er sich erschossen hat. I. L. C. behauptet, daft er
selbst diesem Bruder bekannt wurde und daß er einmal mit dem
Dichter über dessen Selbstmord gesprochen hat Da soll der Dichter
gesagt haben: ,,Es ist besser so; der war gescheiter als wir." Dieser
Bruder konnte nur George sein, von dem man behauptet, daß er an
Schwindsucht gestorben sei. — Maiorescu (Ed. M. XH) spricht ebenfalls
von zwei durch Selbstmord geendeten Brüdern, was der Behauptung
Caragiales Recht zu geben scheint. Dagegen erwähnt Frau Emilian,
— 263 —
Von den Töchtern heiratete die erste Aglaia einen Ober-
lehrer Ion Drogli in Czemowitz, ist aber heute verwitwet; die
andere ist Henriette (ans dem zitierten Bd. Briefe beksmnt),
die lange Zeit mit ihren Tanten FeYronia und Olimpiada, zwei
Nomien in dem Kloster Agafton (Bez. Botosani), lebte und
kurz nach Enunescus Tode starb. Sie war paralytisch (Scr. YI
u. S. 5). Das arme Wesen war ein Muster von Seelengroße
und edler aufopferungsfahiger Gesinnung, eine äußerst sym-
pathische und interessante Frau, dabei naiv und wenig ge-
bildet Wie sie fär ihren Bruder Mihail sorgte, zeigt ims
ihre Geschwisterliebe im schönsten Lichte (s. Scr. IV, XXI,
XXV, XXVin, L, LI, LV, LVI, LXVUI, LXVI, LXIX).
Nach dem Tode des Vaters gelangte die Familie in eine
bedrängte materielle Lage, wie aus dem Leben Henriettes und
Mihails herrorgeht.
War Eminescu erblich belastet?
Was ich infolge der gegebenen Tatsachen feststellen zu
können glaube, ist erstens, daß gewisse Gemüts- und Geistes-
anlagen des Dichters atavistischen Ursprungs sind, zweitens
daß Krankheiten xmd pathologische Erscheinungen in der
Familie Eminovici*) eine erbliche Belastung des Dichters sehr
wahrscheinlich, wenn nicht gar sicher machen.
Was den ersten Punkt betrifR;, so bewährt sich auch hier
die Schopenhauersche Theorie, daß der Mensch vom Vater
die Wülenseigenschaften, von der Mutter aber die des Gemüts
erbe. Vom Vater hatte der Dichter die Verstandesschärfe,
den Tätigkeitsdrang, den Humor, der nicht selten in seinen
Schriften hervortritt, die Liebe zum Bauernstand, dem sein
Vater angehörte und zum vaterländischen Boden, und schUeß-
aaf Qnmd der Informationen Henriettes, nnr einen (Scr. Vorwort II).
£» liegen also direkte Widersprüche vor. Leider konnte ich mir bisher
keine Klarheit in dieser Beziehung verschaffen, denn meine Versuche
mit irgend einem Mitglied der Familie Eminovici in Berührung zu
treten, sind fruchtlos geblieben.
*) Aufier den schon angeführten siehe Scr. LI, wo Henriette die
Schwindsucht als Famüienkrankheit bezeichnet.
— 264 —
lieh jene zähe Energie, die er überall, in seinem Studieneifer,
in seinem Kampf ums Dasein und in seiner Tätigkeit als
politischer Schriftsteller bewiesen hat. Von seiner Mutter
scheint er die schmerzliche Melancholie, die Zartheit der Em-
pfindung, die sanfte Liebe zu einer milden Natur — eine
Liebe, die für Brustkranke charakteristisch ist — die weichen
Regungen des Herzens und bis zu einem gewissen Grade auch
die Neigung zu einer pessimistisch gefärbten Lebensbetrach-
tung, geerbt zu haben.
Was die erbliche Belastung anlangt, so ist das yer-
wickelter als die Frage der von den Eltern ererbten Eigen-
schafben. In dem anormalen Leben des Dichters (Ed. M. XIII),
in seinem zwiespältigen Charakter, in manchen sonderbaren
Zügen seiner Persönlichkeit sind die Folgen einer erblichen
Belastung nicht zu verkennen (Zos. 152 ff.). Nur glaube ich
eine Erklärung des Wahnsinns Eminescus, daß er ausschließ-
lich durch die erbliche Belastung veranlaßt sei, nicht ohne
weiteres annehmen zu können. Sicher hat dazu diese bei-
getragen, aber es könnten auch andere Ursachen mitgewirkt
haben, und zwar die unheilbare, fatale Krankheit (Syphilis)
des Dichters (s. Scr.), die in ihren letzten Folgen den Wahn-
sinn hervorzurufen pflegt. Herr Maiorescu, ein sonst aus-
gezeichneter Kenner und Beurteiler des Dichters, spricht da-
gegen die kategorische Meinung aus: „Die Ursache, warum
Eminescu irrsinnig wurde, ist eine ausschließlich innere;
er brachte das Übel mit sich auf die Welt als etwas Unab-
änderliches, Ererbtes" (Grig. X). Ebenda sagt er, daß „zwei
seiner Brüder [des Dichters] in einem viel früheren Alter, als
jener, gleichfalls vom Wahnsinn befallen wurden und sich
das Leben nahmen, und es läßt sich diese Neuropathie in
aufsteigender Linie auch in der Familie des Dichters ver-
folgen." Obwohl diese Meinung im Grunde berechtigt sein
kann, scheint mir, daß man — wie gesagt — der Krankheit
Eminescus auch einige Aufmerksamkeit in dieser Beziehung
schenken muß. Dann ist es auch nicht sicher, ob die zwei
Brüder sich im Wahnsinn ein Ende bereiteten, oder infolge
— 265 —
anderer, äußerer Motive. Von einem wird nämlich berichtet
(Scr. S. II), daß er sich wegen derselben Krankheit, an der
Mihail litt, in den Tod gestürzt hat Meine bescheidene
Meinung ist, daß hier eine bestinmite Erklärung in einer oder
in der anderen Richtung nicht möglich ist. Vielmehr scheint
ein Zusammenwirken von Ursachen, wie ich sie anzudeuten
Tersucht habe, richtiger zu sein. — Jedenfalls ist es ein Irrtum,
den Wahnsinn £minescus dem Lande, das f&r ihn keine Sorge
getragen haben soll, vorzuwerfen, wie es manche Biographen
des Dichters getan haben (B. P. Hasdeu^ Bev. Nou&, 11,
S. 211—212; A. D. Xenopol, Scr. S. U zitiert von Frau Emi-
Han; den ursprünglichen Text konnte ich nicht finden, da in
dem Vorwort der neueren Auflagen Saragas keine Rede mehr
davon ist; die erste Auflage aber war mir unmöglich zu be-
schaffen). Ebensowenig hat Fr. Emilian (Scr. S. II ff.) Recht,
wenn sie nur das ungeregelte Leben Eminescus verantwortlich
machen wilL
Interessant sind zwei Stellen in seinen Gedichten, die
eine charakteristische Andeutung enthalten, nach welcher der
Dichter selbst sich einer Art erblicher Belastung instinktiv
bewußt zu sein scheint
Cäci te iubiam cu ochl päglni
si plini de suferin^i,
Ce mi-¥ läsarä din batrini
Pärintii din pärintii.
Sar. 186f
Ce suflet trist mi-au damit
Pärintii din pärin^i
De-au incäput numai in el
Atitea suferin^t?
Ce suflet trist si fära rost
Si din ce lut incert,
Ca dup atitea amägiri
Mai spera Indesert?
P. P. 86.
— 266 —
n. Eminescus Kinder-, Schul- und Wanderjahre.
Ks Einderjahre. Nach der kirchlichen Matrikel ist
M. Eminescu am 15. Januar (gr. Kalender) 1850 in Botosani
geboren (Ed. M. 309 £^). Dagegen nach einem Verzeichnisse
seines Vaters (in dem auch die Stunde imd die Minute der
Geburt angegeben sind) ist er am 20. Dezember (gr. EaL) 1849
geboren (B. p. t. Vorwort).
Im Gegensatz zu diesen Behauptungen steht der augen-
scheinlich unrichtige Bericht von Frau Gonstan^ de Dunca-
^chiau (Am. 4) über die Taufe E.s, die am 21. Mai 1849 statt-
gefunden haben soll. Für mich ist die ganze Frage endgiltig
erledigt, denn es scheint mir ausgeschlossen, daß der Vater,
der sogar die Stunde und Minute angibt imd seine Notiz mit
dem Ausdruck „Heute . . ." anfangt, sich geirrt hätte, yiel
eher konnte sich der Pfarrer irren und das Datum erst ein
paar Tage später einschreiben. Auch der Hauptmann K ist
mehr geneigt, dieser Angabe Glauben zu schenken, da der
Vater in dem betreffenden Verzeichnis alle Geburtstage seiner
Söhne in chronologischer Beihe angegeben hat (B. p. i Vor-
wort V). Dasselbe Datum (20. Dezember 1849) hatte übrigens
der Dichter selbst einmal angegeben (Ed. M. S. 309). Ganz
falsch ist die Behauptung in „F. Bl." (Div. 122), der Dichter
sei am 8. Nov. 1848 geboren. In den Matrikeln des Czemo-
witzer Gymnasiums ist gleichfalls falsch der 14* Dez. 1849
als Geburtstag des Dichters angegeben (Petr. 6).
Was den Geburtsort des Dichters betrifft, so scheint als
solcher weder Botosani (E. M. 310) noch Ipotesti (M. E. 3)
gelten zu können. Der wahre Geburtsort soll Dumbräveni
sein, das Dorf, wo einst E.s Vater als Verwalter des Bojaren
Bals lebte. Diese Tatsache wurde erst neuerdings von Leon
Ghica angefahrt', der sich auf einen lebenden Zeugen, nämlich
auf einen alten Mann, der den Dichter auf seinen Armen ge-
tragen, beruft. Universul XX Nr. 165, 19. Juni 1902, Bucarest.)
Botosani kann daher nur noch als Taufort des Dichters be-
zeichnet werden.
— 267 —
Seine Einderjahre hat der Dichter im Dörfchen Ipotesti
in der Nähe von Botoschani in der nordl. Moldau auf dem
Chite seines Vaters verlebt Die stille idyllische Natur des
Dorfes ist es, die uns in seinen Gedichten so oft entgegentritt.
Besonders hat der Wald das Kind angezogen, der auch später
noch so innig mit dem Gemütsleben des Dichters verbunden
isL Noch in seinem Mannesalter erscheint ihm der Wald
zaubervoll und zieht ihn immer wieder an, denn der Wald
sagt ihm:
„Keiner weiß so gut zu lauschen
Deinem Sehnen kummerschwer."
(R. Dicht. S. 170.)
Also sprach einst sanft der Wald mir,
Schüttelte die Wipfel leise.
Doch ich lachte seiner Worte,
Lief in's Feld, pfiff eine Weise.
Heut'y selbst wenn ich wiederkehrte,
Könnt ich ihn nicht mehr verstehen; —
Wohin schwandst Du, gold'ne Kindheit,
Mit dem Wald, dem Windes wehen?
(Ebenda.)
Eine glückliche, sorgenlose und freudenreiche Kindheit
war es, die dem Dichter zu teil wurde. Immer wieder denkt
er spater an jene Jahre zurück, immer wieder besinnt er sich
traurig auf die vergangene Kinderzeit (z. B. Sonnette ^ar. L).
Auf dem Lande, mitten unter dem arbeitenden Volke,
mitten in jenem patriarchalischen Leben, das noch heute die
rumänische Landbevölkerung kennzeichnet, hat das empfind-
same Herz des Dichters auch die ersten Keime jener glühenden
Liebe zum Bauerntum in sich wachsen lassen, die eine Grund-
stimmung in seiner späteren literarischen und besonders öffent-
lichen Tätigkeit wurde, (Vgl. das Gedicht „Doina", Sar. LVII,
seine Tätigkeit als Schulinspektor und seine politischen und
sozialen Ideen, wie seine volkswirtschaftlichen Theorien).
M.
— 268 —
Schuljahre. Die Elementarschule hat der Dichter in
Czemowitz (Bukowina) besucht (Petr. 7, Div. 124). Hier be-
findet er sich schon in den Jahren 1858 bis 1859 (Gristea
berichtet unrichtig, daß er erst 1860 nach Czemowitz gekommen
sei) bei dem damals berühmten rumänischen Professor und
Philologen Aron Punmul, wo auch die Brüder Serban, Nicn,
George und Ilie wohnten (Briefe von den Herren V. B. und
I. B., die im Hause Aron Punmuls als Instruktoren lebten).
Herr V. Bumbac erinnert sich, daß der achijahrige Mihail
ihm ein Gedicht von V. Alexandri, eine Elegie, ziemlich gut
deklamierte. Er schildert den Dichter in diesen Jahren
folgendermaßen: „Naiv, immer lächelnd und Volksballaden
auswendig rezitierend. Er hatte ein ausgezeichnetes Ge-
dächtnis und war bei allen beliebi"
„ , 1860 bezieht Mihail das deutsche Gymnasium in Czemo-
II5- witz. Bei seinen dichterischen Anlagen ist es gerade kein
Wunder, daß er nicht einer der ersten Schüler seiner Klasse
war, in der zweiten IQasse blieb er sogar sitzen. Herr Pro!
Dr. 1. G. Sbiera von der Czemowitzer Universität, der damals
sein Lehrer war, schreibt in einem Briefe an mich: „Er
studierte nicht fleißig, denn er war sehr leicht reizbar und
munter von Natur, zu kindischen Streichen und Spielen
geneigt"
Bezeichnend für den eigentümlichen Charakter des Jungen
ist, daß er während seiner Schulzeit einmal aus Czemowitz
entfloh und einen Weg von etwa 120 Bälometer zu Fuß ge-
laufen ist, um nach Ipotesti zu seinen Eltern zu kommen,
— ein Streich, der diese in berechtigtes Erstaunen versetzte
(Div. 124).
In manchen Fächern tat er sich aber schon damals hervor,
besonders in der Muttersprache (Petr. 7) und in der Ge-
schichte. Es rief in dem ganzen Gymnasium Aufsehen
hervor, als der Lehrer Neugebauer, ein sehr strenger Mann,
ihm die beste Censur in der Geschichte gab, was bis dahin
bei jenem noch nie der Fall gewesen war (Brief von Soro-
ceanu).
if-
— 269 —
Im ersten Semester des Schuljahres 1862/63 lernt Mihail
mit Erfolg; aber im zweiten am 6. April 1863 (Brief von Dr.
I. G. Sbiera) hört er plötzlich auf, den Unterricht weiter zu
besuchen. Er blieb jedoch in Gzemowitz und studierte zu
Hause als „Privatist^ (Privatschüler), um später die ETamina
zu machen. Aber dazu kam es nicht, da er zwar eifirig las,
aber nur Werke literarischen Inhalts, die Schulbücher inter-
essierten ihn weniger, wie L Bumbac berichtet. Und so zeigt
das Jugendleben des Dichters statt eines ordentlichen, schul-
gemaßen Studiums, eine Reihe bewegter, abenteuerlicher
Wanderjahre.
Bevor ich aber an diesen neuen Lebensabschnitt heran-
trete, muß ich noch ein wichtiges Moment aus dieser Gzemo-
witzer Zeit erwähnen. Es ist das Verhältnis des Dichters
zum Professor Aron PumnuL* Pumnuls Gesellschaft, als einer
fuhrenden Gbstalt des damaligen rumänischen Geisteslebens,
als eines Mamies von hohen nationalen Idealen, war für die
junge Dichterseele ein glücklicher Umstand. Die Erziehung,
die er im Hause dieses Mannes genoß, wirkte wohltuend auf
ihn; sie trug viel zu seiner ernsten nationalen Gesinnung und
zu seiner Begeisterung für die Literatur bei. Dieses Ver-
hältnis erklärt auch den langen Aufenthalt des Dichters in
Czemowitz und seinen großen Schmerz beim Tode seines
Etriehers**, 12/24 Jan. 1866*** ScWießlich hat Es Aufenthalt
in Czemowitz noch eine andere gute Seite gehabt In dieser
Stadt, wo die deutsche Kultur die herrschende ist und in dem
Milieu der Bukowinaer Rumänen, die an dieser Kultur sich
bilden, konnte der Dichter schon in seinen jungen Jahren
*) Siehe darüber das Werk „Aron Pamnul, Voci aeupra viefii fi
Insemn&tS^ Ivl." Dr. I. 0. Sbiera. Czemowitz 1889.
**) Siehe das Gedicht „La moartea lui Aron Pamnol", sein erstes
publiziertes dichterisches Erzeugnis, das er mit sechzehn Jahren yer-
faflt hat — Über das Verhältnis des Dichters zn Pomnol vgL „Trib".
Nr. 76, 1902; An. HI, 15f.; Brief Sbieras.
^**} In Petr. 8 ist der Tod Pumnuls und das Gedicht £.8 unrichtig
f&r das Jahr 1864 (!) angegeben.
— 270 —
mit der deutschen Sprache und dem deutschen Geistesleben
bekannt werden, — ein Umstand, der für seine ganze spätere
Entwickelung und durch ihn für die rumänische Literatur
Yon großer Bedeutung wurde und sehr firuchtbare Folgen
hatte.
Wanderjahre. Über Schopenhauers Lebenslauf sagt
Kuno Fischer („Schop.", Heidelberg 1893, S. 27): „Ein merk-
würdiger Lebenslauf: erst die Wanderjahre, dann die Lehr-
jahre!^ Diese treffende Bemerkung paßt genau auch auf
unseren Dichter. Im Jahre 1864 gibt er alles Studium anf
und schließt sich der rumänischen Theatertruppe der Frau
Tardini an, die in Czemowitz mit großem Erfolge spielte
(Petr. 8, Dr. Sb. Brief). Der Lebensabschnitt E.s in den Jahren
1864 — 1869 ist ziemlich dunkeL Die verschiedenen Angaben
]^\ seiner Biographen sind nicht nur sehr spärlich, sondern auch
^'^' oft widersprechend, so daß es vorläufig nicht möglich ist,
Klarheit in die Sache zu bringen.
Wir erfahren nur, daß der Dichter in verschiedene Städte
als Souffleur dieser Truppe gekommen ist, so auch nach seiner
Geburtsstadt Botosani und für eine kurze Zeit wieder in den
Schoß seiner Famüie.
Die Bemühungen seiner Eltern imd Brüder, ihn wieder
auf die Schule zu schicken, waren umsonst. Der Schwänner
wollte um jeden Preis Schauspieler werden und wanderte
weiter durch Rumänien, die Bukowina und Siebenbürgen mit
verschiedenen Truppen zweiten und dritten Ranges. Sein
Vater wollte infolgedessen — wie es scheint — nichts mehr
von ihm wissen, so daß der arme Jüngling lange Zeit in der
drückendsten Not lebte (Cr. 5, Petr. 10). Während seiner
Wanderjahre geschah es (L L. C. 8), daß ihn einmal ein
Schauspieler in Giurgiu (Rumänien) als Stallknecht fand, wie
♦) Vgl. Div. 124—125, Cr. 5, B. p. t V im Gegensati zu Petr. 8
und manche Briefe, die ich persönlich bekommen habe und die rieh im
„Anhangt* befinden. Sicher ist, daß 1864 E. noch in Czemowitz war,
und daß er erst 1866 nach Siebenbürgen kam. Vgl. dazu „Trib." "6
und 77 — 1902, An. m, lOff.
r.".
— 271 —
er mit lauter Stiimne aus Schillers Werken las; neben ihm
lag ein Koffer voll deutscher Bücher.
1866 befindet sich der Wanderer wieder in Czemowitz,
wie ich schon berichtet habe. Nach dem Tode seines Wohl-
täters Punmul geht er nach Blasendorf in Siebenbürgen, um
seine Studien dort fortzusetzen (Trib. 76, 77 — 1902). In dieser
Zeit dichtet E. ziemlich eifrig. Aus Czemowitz schickt er
der Zeitschrift „Familia" seine ersten Gedichte; der Direktor
der Zeitschrift, I. Yulcan erkennt sein Talent und begrüßt
ihn in wannen Worten (Fam, Nr. 6, 1866). Von Blasendorf
aus veröffentlicht er in derselben Zeitschrift (1866, Nr. 33—37)
die Übersetzung einer schwedischen Novelle von Onkel Adam
^die goldene Kette", eine phantastisch-romantische Erzählung,
die dem schwärmerischen Gemüt des Dichters damals sehr
willkonmoien sein mußte. Den verschiedenen Berichten über
E^ Aufenthalt in Blasendorf (An. III, lOff., Trib. Nr. 45 und
75, 76, 77, 78 — 1902) entnehme ich nur die Daten, die mir
sicher zu sein scheinen und manche interessante Erinnerungen,
die für ihn charakteristisch sind.
An dem Gymnasium hat er sich nicht einschreiben lassen,
sondern er studierte zu Hause, um die Prüfungen für die III.
und IV. Klasse zu machen und dann als Schüler der Y. Klasse
aufgenommen zu werden. Aber er blieb auch hier seiner
dichterischen Natur treu: er interessierte sich weniger für das
Schulstudium, sondern las ununterbrochen allerlei literarische
Werke, die ihm in die Hände kamen, oder er las den Gym-
nasiasten aus verschiedenen Zeitschriften vor. Sein außer-
ordentlicher Wissensdurst, dessen Befriedigung ihm sein ganzes
Leben lang die angenehmste Beschäftigung gewesen ist, zeigte
sich schon in dieser Zeit mit großer Gewalt. Unter seinen
Kollegen in Blasendorf war die Legende verbreitet, daß er in
zwei Jahren die ganze Gymnasial-Bibliothek in Czemowitz
gelesen habe. „In der rumänischen [Literatur — sagt Petra
Petrescu (An IlL 11) — war er überall zu Hause. Die Dichter
kannte er ausgezeichnet und wußte jeden zu charakterisieren.''
Ebenso war er in der Geschichte bewandert; er war in dieser
— 272 —
Beziehung den besten Schülern sogar der höheren Klassen
überlegen, und geschichtliche Fragen erörterte er mit Be-
geisterung und Sicherheit (Trib. Nr. 45, 1902) dazu — wie
schon berichtet — trieb er eifrig die Dichtung, und wie ernst
er diesen seinen prädestinirten Beruf nahm, das beweist uns
der Umstand, daß er sich schon damals für die Theorien der
Poetik ernstlich interessierte; trotz seiner äußersten Armut
nämlich, konnte er das „Lehrbuch der Poetik für höhere Unter-
richtsanstalten, wie auch zum Privatgebrauche, von Dr. Friedr.
Beck, München 1862^ sein Eigentum nennen (An. III 13).
Von der Persönlichkeit E.s in jener Zeit geben uns die
erwähnten Berichte manche interessante Einzelheiten, die ihn
als denselben romantischen Sonderling zeigen, wie er uns
schon in Czemowitz erschienen ist. ,,Er hatte die Einsamkeit
gern und war meistens melancholisch^ (Trib. Nr. 45 1902);
trotzdem war er manchmal heftig und in der Äußerung seiner
geistigen Überlegenheit sicher (Ebenda). Seine Lebensweise
war schon damals ungeregelt und nachlässig (Ebenda; An. HI
12); fast den ganzen Tag verbrachte er außerhalb seiner
Wohnung und nur vom Hunger gequält kam er nach Hause.
Beim Studium hatte er keine Geduld; wenn ältere Kollegen
ihm freundlich den Rat gaben, er solle sich mehr mit den
Schulbüchern beschäftigen, antwortete er immer: „Wartet nur,
bis mir meine Oeduld wiederkommt, dann werde ich Wunder
tun" (Trib Nr. 77, 1902) — oftmals litt er Mangel an Lebens-
mitteln, so daß seine Kameraden ihm zu Hilfe kommen mußten
(Trib Nr. 45, 1902; An. III, 12f.).
Unter solchen trüben Verhältnissen und besonders bei
seinem sonderbaren Hange zu abenteuerlichem Umherziehen^
ist es nur natürlich, daß er keine Prüfung in Blasendorf
machte und nach einiger Zeit auch dieser Stadt den Rücken
kehrte. Das geschah im Herbst 1866; er ging zuerst nach
Hermannstadt, wo er sich in unglaublichem Elend befand
(An. ni, 15). Von hier aus zog er nach Rumänien und schloß
sich wieder einer wandernden Schauspielertruppe an, nämlich
der des damals berühmten rumänischen Schauspielers und
— 273 —
Dramatikers Pascali, und dann auch anderen, mit denen er
2 Jahre lang teils in Bukarest, teils in anderen Städten der
Moldau, Walachei, Siebenbürgens und Ungarns*) herumzog
(Cr. 7; hinsichtlich des Aufenthaltes in Siebenbl&rgen, wo er
sich mit der Idee der nationalen Eulturpropaganda unter den
dortigen Rum&nen beschäftigte, siehe auch Ch. Lit pop-VIII — IX).
Wahrend dieser Zeit lernte ihn der große rumänische Drama-
tiker Caragiale kennen, der eine sehr interessante Schilderung
von ihm gibt (I. L. 0. 7 ff). Trotz allerlei Entbehrungen und
schmerzvoller Erfahrungen, die mit einer Wandertrappe immer
verbunden sind**), studierte der Dichter auch jetzt fortwährend
und vergaß aucb das Dichten nicht 1866 bis 1886 hat er
in der „Familia" mehrere Gedichte veröffentlicht, unter denen
eins, das er einer von ihm hofhungslos geliebten Schauspielerin
widmete (Fam. Nr. 33, 1868; I. L. C. 10). Er hatte sich schon
eine Fülle wertvoller Kenntnisse erworben; schon damals er-
zahlte er Caragiale begeistert von dem alten Indien, von den
Dadem, von der rumänischen Geschichte (L L. C. 11) —
Gegenstände, die sieb später in seinen G^ichten so wunder-
voU gestalten sollten.
1869 kam er mit der Wandertruppe nach Botosani, wo
es seinem Vater gelang, ihn seinem hofihtmgslosen Beruf zu
entreißen (B. p. t VI; L L. C. 12 f.). Diese neue Wendung
in seinem Leben wurde von großer, heilbringender Bedeutung
fb den abenteuerlichen Dichter. Infolge des inständigen Zu-
redens seines Vaters und seiner Familie entschließt er sich
endlich für einen passenderen Beruf und äußert den Wunsch,
Philosophie zu studieren. Damit beginnt ein neuer, wichtiger
*) Daß er mit der Trappe Pascalis unter den nngarländischen
Bomänen wanderte, bestätigte mir persönlich Herr Josif Ynlcan, der
um im Sommer 1869 in Arad bei einer TheaterYorstellong gesehen und
von ihm einige Qedichte für die Zeitschrift Familia bekommen hatte.
Doch ist der Dichter nie auf der Bühne tätig gewesen; er begnügte sich
stets mit der bescheidenen Rolle desSouffleurs; s. ,,Rd.ndnnica" 1894 1 S.5.
**) Über die Wandeijähre E.s als Schauspieler siehe Näheres N.
R. R. Nr. 2, S. 63, 1902.
Wsigand, 10. Jahresberiobt. 18
— 274 —
Abschnitt in E.8 Leben. Die Wanderjahre mit ihren yielen
Erfahrungen und Mißgeschicken hatten ihm doch auch gute
Dienste getan: Der Jüngling wurde inzwischen ein reifer Mann
und nach dem bewegten, tollen Leben in der Fremde wollte
er jetzt der Wissenschaft naher treten.
Und wenn auch diese sein Denken und sein Oemut in
so hohem Grade bereichert und aus ihm den tie&innigsten
Dichter der modernen rumänischen Literatur gemacht hat, so
haben doch auch die Wanderjahre dem Dichter neben mannig-
fiJtigem persönlichen Leid und Unglück, auch Tiel Gutes ge-
bracht Er lernte in der Welt die Menschen und das mensch*
Hohe Tun und Treiben aus der unmittelbarsten Quelle kennen.
Er konnte infolge seiner Reisen in den verschiedenen rumä-
nischen Ländern das Wesen seines VolkeSi seine Sprache,
seinen Geist, sein Genxütsleben, so tief wie kein anderer Zeit-
genosse durchdringen. Seine Lebenserfahrung, den außer-
ordentlichen Reichtum seiner Sprache, das Hochherzige und
Prophetische seiner nationalen Empfindungen und den weiten
Horizont seiner Ideale, hat er sicher in nicht geringem Maüe
auch diesen vielbewegten Wandeijahren zu verdanken.
m. Eminescus Studieiyahre in Wien und Berlin.
Aufenthalt in Wien. Mit seinem Vater und seiner
Familie wieder versöhnt, ging der Dichter im Herbst 1869
(Div. 125), nach Wien, um sich dort bei der philosophischen
Fakultät einschreiben zu lassen. Obwohl er nur ein Semester
regelmäßig inskribiert war, studierte er doch weiter*) und
hörte eifrig auch Vorlesungen der juristischen und medizi-
nischen Fakultät. Sein Hauptstudium aber bildete die Philo-
sophie, die später sein ganzes Leben lang seine Lieblings-
beschäftigung blieb.
*) So finden sich in seinen Eollegienheften Anfeeichnangen hin-
sichtlich einer Vorlesung „Einleitende Qedanken flberYölkerpflyehologie'S
Wien 1871 (Ch. Lit. pop. VH).
— 275 —
Im Winteisemester 1869/70 besuchte er ab außerordeni-
lieber Hörer — nach den offiziellen Informationen, die ich
mir verscbaffi habe — folgende -Vorlesungen: Praktische
Philosophie, Oeschichte der Philosophie, Philosophisches Eon-
versatorium bei Dr. Robert Zimmermann, PhiL Prinziplehre
und historisch-kritische Einleitung in die Philosophie bei Karl
Siegmund Barach-Bappaport; Einleitung in die Philosophie
mit Zugrundlegung des 5. Buches der Aristotelischen Meta-
physik bei Theodor Yogt Dieser systematische Studienplan
zeigt uns klar, wie ernst es der Dichter mit seiner Neigung
zur Philosophie meinte, und wie grundlich er sich in den
philosophischen Betrieb eingearbeitet hai
Außer diesen Vorlesungen, die er — wie mir L Slavici,
sein Studiengenosse und Freund schreibt — regelmäßig be-
sachte, wohnte er sehr eifrig den Vorlesungen der Juristen
Lorenz Stein und Budolf Ihering, femer den Vorlesimgen über
Anatomie bei Hirtl und Bruches Vorlesungen über Physiologie
bei; außerdem besuchte er sehr oft die Kliniken der damaligen
herrorragenden Professoren. Das beweist uns sowohl das
vielseitige geistige Interesse des Dichters, wie auch seine Vor-
liebe für solche Studien, die das Leben und die Menschen
naher betrachten.
Zu gleicher Zeit las E. sehr viel. Er besaß die Gabe —
sagt Slavici, yon dem ich die folgenden Angaben habe —
nicht bloß Worte, sondern ganze Sätze mit den Augen zu
&6sen, und so konnte er in seiner Lektüre sehr rasch fort-
schreiten. Besonders eifrig beschäftigte er sieh mit Kant,
Schopenhauer und Plato, die seine Lieblingsphilosophen waren.
Schon iD dem ersten Jahre seiner Wiener Studien fing er an,
Kants „Kritik der reinen Vernunft" zu übersetzen. Hier hatte
er auch Rousseau gelesen; für diesen — sagt Slavici, mit dem
er jenes Werke zusanmien las — empüeind der Dichter eine
besondere Sympathie, obgleich er sowohl die Grundidee des
„Contrat social** wie seinen Kulturpessimismus nicht billigte.
Später las er viel poetische Werke; seine Lieblingsdichter
waren Homer, den er stellenweise auswendig rezitieren konnte,
18*
— 276 —
Goethe, Shakespeare und Firda8i(Slayicis Brief), Die klassischen
Dichter des Altertums, besonders aber die griechischen, schätzte
er sehr hoch (Petr. 11); daher auch seine Begeisterung fAr
ihre großen deutschen Schüler, Goethe und Schiller. Unter
den lateinischen Schriftstellem las er in erster Linie Hoiaz
und Ovid, neben diesen Tibull und Terenz, diese leidenschaft-
lichen Sänger der Liebe, mit denen er eine gewisse Gemüts-
yerwandtschaft zeigt
Aber auch die Dichtung der modernen Völker interessierte
ihn. Schon während seines Wiener Aufenthaltes schritt er
soweit in seiner Lektüre vor, daß ihm auch die unbekanntesten
Schriftsteller der europäischen Völker nicht fremd waren. Er
las sie entweder im Original, oder in deutscher Übersetzung
und seine Kollegen nannten ihn eine „ambulante Bibliothek"
(Slavici). Viel Vergnügen bot ihm auch die Literatur der
orientalischen Völker, die er in deutscher Übersetzung las,
und die nordische Mythologie (V. Bumbac, Brief); beide Ein-
flüsse sind in seinen literarischen Werken bemerkbar.
Charakteristisch för den Dichter ist, daß er die Biblio-
theken nicht gerne besuchte.*) Er kaufte sich selbst die
Bücher, die er brauchte, bewahrte sie eine Zeitlang auf) dann
aber, wenn er in Geldverlegenheit kam, verkaufte er sie fast
für nichts. So befand er sich fortwahrend in Not, denn so-
bald er sein Geld bekam, bezahlte er die Schulden, die er Ar
Bücher gemacht hatte, kaufte sich wieder Bücher und mußte
von neuem in Schulden geraten.
*) Ich selbst habe mich an die Wiener Ünivenüftts- und Hof-
bibliothek und an die Berliner üniversit&tdbibliothek gewandt Was
die Wiener Bibliotheken anbetrifft, so war Herr Dr. M. Bartoli so
liebenswürdig, mir mitzuteilen, daß an der Hofbibliothek die Namen
der Entleiher erst seit dem Jahre 1891 registriert werden, die Zettel
der Benutzer im Lesesaal erst seit Oktober 1900^ und daß an der üni-
versit&tsbiblioihek überhaupt keine Zettel aufbewahrt werden. An der
Universitätsbibliothek in Berlin konnte ein Beamter, den ich beauf-
tragt hatte, feststellen, daß E. kein Buch benutzt hat, was sich ans
seiner erw&hnten Gewohnheit sehr leicht erkl&ren l&fit.
— 277 —
Aach seine angeborene Neigong zum Theater pflegte der
Dichter weiter, nmsomehr als ihm die große Hauptstadt mit
ihren berfihmten Theatern and Scihaaspielem reichlich Gelegen-
heit daasu bot Seine Begeisterung fftr die Bühnenwelt beweist
aach das Gedicht, das er in jener Zeit der Schauspielerin
Baudias gewidmet hat (Sar. CII).
Infolge solcher gtinstigen Bedingungen ist es nur natür-
lichf daß auch seine kSnsÜerische Persönlichkeit hier zur Ent«
fftltnng kommt Nach ein paar Jahren bescheidener Versuche
nimmt das Talent E. auf einmal eine so ausdrucksvolle und
lichtvolle Geetaltang, daß seine glänzende dichterische Be-
gabung nicht mehr zu Terkennen ist Am 15. April 1870
erseheint in der damals wie heute hochangesehenen Bukarester
Zeitschrift „ConTorbiri literare^ das Gedicht „Yenere |i Madona"
(^ar. XYI), das f&r E.s weitere literarische Bedeutung ent-
scheidend ist Die f&hrenden Geiiter der Gesellschaft „Juni-
mea**, in erster Linie Maiorescu und L Negruzzi erk^men
aoglleich den herrorragenden Wert des jungen Dichters; Ton
diesem Augenblicke an nimmt das Verhaliaiis zwischen der
^ Janimea'' und £. seinen Anfang, das f&r diesen sehr günstige
Folgen, for die rumänische Literatur eine glückliche Wendung
mit sich brachte.
Auf „Venere si Madona" folgte in kurzer Zeit „Epigonii''
(C. L. XVU), ein Gedicht, das damals wegen des ungewöhn-
lichen, x>essimistischen Ideengehaltes viel Aufsehen in den
romanischen literarischen Kreisen erregte. Von Wien aus
Teroffentlichte E. in den C. L. noch die Gedichte „Mortua
est- (Sar. XVni), „Noaptea" (Sar. XIX), und „Inger de pazä"
(Sar. äX). Manche literarischen Pläne des Dichters aus dieser
2^it blieben unausgeführt (fi. C. L. XXV 903 ff.).
In Wien studierten damals wie heute noch viele rumä-
nische Studenten aus verschiedenen Gegenden Rumäniens,
Siebenbürgens, des Banats und der Bukowina, die sich gemäS
den schönen Traditionen der akademischen Jugend für die
Ideale ihres Volkes begeisterten und fSir die Erkämpfung
derselben Wege und Mittel suchten. An der Spitze einer
- 278 —
solchen jugendlichen Bewegung stellte sich im Jahre 1870
E., sein yertrauter Freund Slavici und einige andere hervor-
ragende Mitglieder des rumänischen akademischen Kreises in
Wien. ^.Der Zweck war die Veranstaltung eines nationalen
Festes bei Putna (Bukowina), an dem Grabmale des bernhmten
Moldauischen Fürsten Stephan des Großen, und damit ver-
bunden eines Kongresses der rumänischen Jugend, wo eine
umfassende Organisation für ihre zukünftige nationale Tätig-
keit inmitten ihrer Nation festgestellt werden sollte (Petr. 13,
Cr. 8, Slav. Brief). Der Kongreß &nd im Jahre 1871 am
15/16. August statt (C. L. XXXVI, 307). Während der
Sitzungen gerieten E., Slavici und noch etliche in Widerspruch
mit der Mehrheit; unter dem Einfluß dieses Zwischenfalls soll
der Dichter seinen vertrauten Freunden die für ihn bezeich-
nende Frage gestellt haben: „Wie ist es nur möglich, daß so
viele hundert Köpfe zusammen nicht einmal einem einzigen
gesunden Kopfe gleich denken können?^ Die Masse der
Mittelmäßigen hat ihn immer mißverstanden, und nie konnte
sie mit allen ihren Köpfen das begreifen, was er allein mit
seinem Kopfe verstand, nämlich die Ideale seiner ö£Eentlichen
Tätigkeit inmitten einer in hohem Maße verfaulten Gesellschaft
(vgl. dazu C. L. XXXVI, 308£). Auch die Freundschaft mit
Slavici, dem bekannten Novellisten, ist ein nennenswertes
Moment aus den Wiener Jahren des Dichters.
Was die Lebensweise E.s anbelangt, so blieb sie auch in
Wien dieselbe wie früher. Er lebte unregelmäßig, verwandte
keine Sorgfalt auf sich und gebrauchte aufregende Genuß-
mittel (M. E. 3), besonders Kaffee und Tabak, um derent?rillen
er gerne auf sein Essen verzichtete. Seine Kollegen vermied
er, und am liebsten war er für sich allein oder im KaffeehausCi
wo er die „Literarischen Blätter" Rudolf Gotschalls regel-
mäßig las (M. E. 3), In Wien verweilte der Dichter bis zum
Sommer 1871 ; dann verließ er die Hauptstadt, augenscheinlich
um sich nach Czernowitz für die geplante Putnafeier zu be-
geben. Es wird wohl berichtet, daß schon damals eine schwere
Krankheit ihn zwang, Wien gänzlich zu verlassen (Di?. 126).
- 279 —
Doch hat er — wie Slayid behauptet — an allen Yorberei-
tongen, Festlichkeiten und Sitzungen bei Putna teilgenommen,
so daß die Krankheit wohl erst im Herbst eingetreten ist und
seine Wiener Studien unterbrach.
Es waren höchstwahrscheinlich die ersten Symptome der
TerhangnisYoIlen syphilitischen Krankheit, die ihm schließlich
sein Leben für immer yergiftete (vgl. IL E. 3). Unrichtig ist
die Behauptung Zosins (153), daß hier von Wahnsinnssymp-
tomen die Rede sei Slavici (Brief)» der damals mit dem
Dichter in Wien sehr viel verkehrte, weiß nichts von solchem
Symptomen; geistig war der Dichter noch Yollstandig gesund.
Doch erweckte die Krankheit in ihm dunkle Gedanken und
eine tiefe, nie wieder verschwindende MelanchoUe (M. E. 3).
Durch eine längere Kur in Ipotesti wurde die Krankheit zu*
ri&ckgedraiigt und der Dichter begab sich von neuem ins
Ausland, um seine Studien fortzusetzen, nachdem er eine Zeit-
lang an der Centralbibliothek in Jassy als Direktor angestellt
gewesen sein soll (Petn 13).*) In dieser Zeit soll er die
Dichterin Yeronica Mide, seine viele Jahre hindurch begeistert
besungene Geliebte, kennen gelernt haben.
Berliner Aufenthalt. Es kommen nun die Studien-
jahre des Dichters an der Berliner Universität in Betracht*'*')
Von der üniversitatsregistratur in Berlin habe ich dies-
bezüglich folgende offizielle Mitteilung bekonmien können.
Der Dichter war als ordentlicher Hörer immatrikuliert worden
auf Grund eines Zeugnisses von dem Gymnasium in Botofani.
Vom 18. XIL 1872 bis zum 26. VII. 1873 finden wir seine
Uniyersitatsstudien in Ordnung; fbr die Zeit vom 6. XIL 1873
*) Die NacbfbrBchangen Herrn Kirüeanns wissen davon nichts nnd
berichten von der Utigkeit £.8 als Direktor an der Bibliothek erst ans
den sp&teren Jahren 1874/75.
**) Manche biographische Notizen {Dir, 126, B. p. t VI) sprechen
sndi Ton einem Jenaer Stndienanfenthsdt, der aber als sehr fraglich
eiBcheint; ansgeechlossen ist es swar nicht, daß der Dichter auch in
Jena verweilt hat, aber an der Universität hat er dort nicht stadiert,
wie ich auf Qrand amtHcher Informationen festgestellt habe. (Brief
von der akad. Qo&star der Jenaer üniv. — 9/1. 1902.)
— 280 —
bis 22. L 1875 aber wurde er aus der Zahl der Studierenden
gesiarichen, »wegen Nichtannehmen Yon Vorlesungen''. Der
Dichter verließ nämlich Berlin schon im Jahre 1873 (B. p. i.
VI) und kehrte in sein Vaterland zurück.
In Berlin hörte er folgende Vorlesungen: W. S. 1872/73:
Logik und die Grundlagen der Philosophie (Dr. Duhringy, Ge-
schichtsaufEassung berfiihmter Historiker (Dr. Dtthring), All-
gemeine Geschichte der Philosophie (Prof. Zeller), Ägyptische
Geschichte (Prof. Lepsius), Ägyptische Denkmaler (Prof Lep-
sins). Die hinterlassenen Papiere Ej3 enthalten auch sein „An-
meldungsbuch" der Universität Berlin und in diesem werden
zwei Vorlesungen noch genannt, von denen mebe Informar
tionen nichts erwähnen. Dies sind: „Die logischen Prinzipien
der Erffthrungswissenschaften'^ (Prof. Helmholtz) und „Er-
gebnisse der neueren Naturwissenschaften ** (DuBois-Beymond);
wahrscheinlich hat E. diese letztgenannten Vorlesungen bloß
in sein Buch eingeschrieben, nicht aber auf der Quästur be-
zahlt S. S. 1873: Neuere Geschichte (Pro£ Droysen); Sitten
und Gebrauche der Ägypter (Prof Lepsius), Entwickelung und
Kritik der Hegeischen Philosophie'*') (Prof Althaus), über
philosophischen und politischen Optunismus und Pessimismos
(Dr. Dühring).
Von Wichtigkeit f&r uns sind auch die Vorlesungen der
nächsten zwei Semester, wahrend wdcher der Dichter inskri-
biert war, die er aber wegen seiner Abreise aus Berlin auf-
geben mußte. Ich gebe auch hier das Verzeichnis dieser Vor-
lesungen, da sie fär das wissenschaftliche Interesse des Dichters,
und besonders für die Art. und Bichtung seiner Studien^ sehr
charakteristisch sind:
W. S. 1873/74: Geschichte der griechischen Philosophie
(Prof Dr. Bonitz), Institutionen des römischen Rechtes (Prof.
Demburg), Ägyptische Geschichte (Prof Lepsius).
*) Die Manuskripte E.8 (nun. Akademie) enthalten mehrere Kolle^
gienhefte des Dichters, von denen eins Aber „Die Prinzipien der Hegel-
sehen Philosophie*' (Trib. Pop. Nr. 22, 1902), das angeblich ans der Zeit
seiner Wiener Stadien stammt
— 281 —
S. S. 1874: Komische Geschichte (Prof. Nitzsch), National-
ökonomie (Prof. Dtthring), Phys. Geographie (Poggendorf),
Nenrenphysiologie (Prof. Munk).
Also auch in Berlin, wie in Wien interessiert sich der
Dichter in erster Linie f&r die Philosophie, die er sehr eifrig
weiter treibt, dann f&r Geschichte, und zwar am meisten Ar
die ägyptische und romische, f&r Bechtswissenschaft und
Nationalökonomie und schließlich für Physiologie, die ihn auch
in Wien angezogen hatte. Seine spätere Tätigkeit, seine kultur-
geschichtlichen! wissenschaftlichen und politischen Abhand-
lungen zeigen, wie gründlich er diese yerschiedenen Zweige
der Wissenschaft durchdrungen und wie viele Kenntnisse er
sich aus ihnen angeeignet hat Und daß auch seine Universi-
tStsstudien ihm Stoff und Anlaß zum dichterischen Schaffen
gegeben haben, das beweist das Gedicht „Egipetul^ (l^ar. XXU),
welches uns das alt^;yptisohe Leben in phantastisch-roman-
tischer Weise yeranschaulicht; die Yeröffentlichungszeit dieses
Gedichtes (erschienen in C. L. VI, 261) fallt in das Winter-
semester 1872/73, in welchem K zwei Vorlesungen über die
Ägypter besuchte.
In der Hauptstadt Deutschlands scheinen den Dichter
auch die gewaltigen politischen und sozialen Bewegungen der
Gegenwart sehr interessiert zu haben. In dem Gedichte
„Impärat ;i proletar*" (Sar. XXY), welches 1874 (also kurz
nach E.S Abreise aus Berlin) veröffentlicht wurde, begegnen
uns in dem ersten Teil eine Reihe sozialistischer Ideen, die
sehr wahrscheinlich in gewisser Beziehung zu jenen Be-
wegungen stehen, oder wenigstens als Anklänge an* jene Zeit
betrachtet werden közmen.
Nach der Rückkehr in seine Heimat ließ sich E. in Jassy
nieder, wohin ihn einerseits die (JeseUschaft „ Junimea", ander-
seits seine vergötterte Geliebte, die Dichterin V. Micle, zogen.
Da beide Faktoren in dem Leben des Dichters eine sehr
wichtige Rolle spielen, muß ich jedem ein besonderes Kapitel
widmen. Erst dann wird es möglich sein, E.s Tätigkeit weiter
zu verfolgen.
— 282 —
lY. Eminesea und die ,^imiiiLea^^)
In der literarischen QeseUschaft Junimea begegneten sich
neben den deutsch-gebildeten Maiorescaf Negruzzi, Carp, andere
wie der große Dichter Alexandri, der Philosoph Conta (siehe
das Werk BSd.), der Dichter Kaum, ein eifriger Übersetser
franzosischer und italienischer Schriftstelleri die alle drei eine
fast ausschließlich französische Bildung genossen hatten; neben
diesen Männern, die sich auf der Höhe der abendländischen
Kultur befanden, sehen wir die einfache, echt rumänische
Gestalt Greangas, in dem sich der Yolksgeist gleichsam Tei^
körpert zeigte, der wohl nicht eben allzuviel von den hohen
akademischen Diskussionen seiner Kollegen verstanden haben
mag, dafür aber selber durch das Volkstümliche in seiner un-
verfälschten ürsprunglichkeit Gegenstand des Interesses war.
So fanden sich in dieser Gesellschaft eine Menge ver-
schiedener Persönlichkeiten zusammen, deren ausgeprägte,
lautere Charaktere ein anziehendes Ganze bildeten. Dieser
glückliche umstand einerseits, andererseits aber die Ideen und
Bestrebungen der Gesellschaft, erweckten auch die Sympathie
Rs gegenüber der sogenannten „neuen Richtung^ und später
seinen Anschluß an sie.
Das Verhältnis des Dichters zu den „Junimisten** läfit
sich schon bis auf die Wiener Jahre zurückführen. Gleich
nach dem Erscheinen des Gedichtes „Venere si Madona" in
C. L. (15. April 1870) knüpft sich ein Briefwechsel zwischen
E. und ^em Leiter der Zeitschrift Negruzzi an (Petr. 12).
Sowohl dieser wie Maiorescu erkannten von Anfang an das
vielversprechende Talent des jungen Dichters und ihnen ge-
bührt das Verdienst, ihn seitdem immer im Auge behalten,
ihm mit guten Ratschlägen beigestanden und seinem Schaffen
*) Vgl. Rud. 136ff., Adam 209ff., Omagiu 1900 (Bes. ,^imntiri"
Ton I. Negruzzi), die Zeitschrift ,,Säptämina" 1902 (O. Panus Erinne-
rungen), Radulescu, Gonia 21 £ Letztgenanutee Buch enthält ein-
gehende Angaben über die Gesellschaft Junimea.
den angemessenen Spielraum in der „neuen Bichtnng" zu-
gewiesen zu haben.
Ich yerzeichne hier eine charakteristische Episode aus
dieser Zeit, welche, obwohl ohne irgend welche sonstige Be-
deutung, doch eine wichtige Seite des Verhältnisses £.s zur
„Jummea** zu beleuchten geeignet ist Damals geschah es
fitmlich, daß Negruzzi dem Dichter Schopenhauers Werke
als Geschenk f&r die den C. L. überlassenen Gedichte zu^
schickte; dieses Geschenk bereitete dem Dichter große Freude
(BC E. 3). Denn schon damals war Schopenhauer ihm sowohl
wie auch den Junimisten der Lieblingsphilosoph.
Inzwischen wuchs das Interesse der „Junimea'' för den
jungen Dichter immer mehr. Auf einer Durchreise durch
Wien (1870) besuchte ihn Negruzzi (Petr. 13); lange Be-
sprechungen haben damals zwischen ihnen und Slavici statt-
geihnden (C. L. XXXIII, 4, Omagiu, 8—9).
Im Jahre 1871 ist der Briefwechsel Ejs mit L Negruzzi
regelmäßig und lebhaft (C. L. XXV. S. 903, Anm.), verschiedene
literarische und sonstige Fragen werden erörtert Wie richtig
er diese zu schätzen wußte, beweist uns der Umstand, daß
der reife Schriftsteller sich nicht scheute, den Jüngling, der
damals erst 21 Jahre zahlte, um seine Meinung betreffs einiger
dichterischer Erzeugnisse zu fragen. Und der Jüngling sprach
seine Ansichten immer offen und bestimmt aus (C. L. XXV,
«03ffi; XXXm, 2).
Nach der Wiedergenesung von der Krankheit, die ihn
Wien zu verlassen gezwungen hatte, nahm der Dichter eine
Einladung der (Gesellschaft „ Junimea*' an und kam nach Jassj,
wo damals ein sehr reges intellektuelles Leben herrschte xmd
auch der Sitz jener Gesellschaft war (C. L. XXÜI, 289 ff).
Kurze Zeit später begab er sich wieder ins Ausland, um seine
Studien in Berlin zu Tollenden, nachdem ihm die „Junimisten'',
vornehmlich Maiorescu, dazu einen Teil der notigen Mittel
Terschafit hatten.
Wir wissen schon, daß er 1873 nach Jassy zurückreiste,
wo er sich jetzt definitiv niederließ und Mitglied der „ Junimea^
— 284 —
wurde. Die Jahre 1873 — 1876 — schreibt Negrom (C. L.
XXIU, 289 £) — waren die schönsten hinsichtlich der Be-
dehangen des jungen Dichters zu der literarischen Gesellschaft.
Es gab keine Versammlung der „Junimea", in welcher
K nicht Yerse von sich vorlas, die die Zuhörer entzjackten
und sogleich verschiedenerlei Erörterungen yeranlaßten. Manche
seiner kleinen Gedichte wurden gleich in Musik gesetzt und
die Mitglieder der „ Junimea'' sangen sie sogleich (Omagiu«
S. 8f.). — Nachdem Maiorescu nach Bukarest fibergesiedelt
war, wurde der Dichter der anerkannte Vorleser der „ Junimea^ ;
seine sympathische, wohlklingende, melodische Stimme m
hören, war f&r die Mitglieder der Gesellschaft ein besonderes
Vergnügen (C. L. XXHI, 289flf.).
Die Beziehungen E.s zur „Junimea** dauerten auch nach
seiner Niederlassung in Bukarest (1877) fort Hier bildete
sich nämlich, unter der Leitung Maiorescus eine Ortsgruppe
der „Junimisten" und der Dichter las dieser seine Gedichte
vor (C. L. XXXTTT, 9, Brief 4); außerdem veröffenÜichte er
seine Dichtungen regdmäßig in der juninustischen Zeitschrift
C, L. (C. L. XXm, 289—294).
unter den Mitgliedern der „Junimea" haben sich be*
sonders Maiorescu und Negruzzi viele Verdienste um £. er-
worben und mit ihm in freundschaftlichem Verkehr gestanden;
nicht nur literarisch, durch Anregungen und verstandige Ejritik,
sondern auch in materieller Hinsicht zeigten sie ununterbrochen
ein reges Interesse fär den Dichter, am meisten Maiorescu,
der in Jassy und Bukarest ein eifriger Gönner des Dichters
war. Als Unterrichtsminister ernannte er ihn zum Direktor
der Centralbibliothek in Jassy und dann zum Schulinspektor
(Div. 126). Auch später hat er ihn in Bukarest sehr unter-
stützt^ indem er ihn eine Zeitlang in sein Haus aufiiahm, um
ihm ein regelmäßigeres und sorgenloseres Leben zu sichern^
und um ihn aus den Gefahren einer gesundheitswidrigen
Lebensweise zu retten (C. L. XXXVI, 311 ffl).
Noch ein Punkt im Verhältnis E-s zur ,,Junimea^ ver-
dient die Aufinerksamkeit des Biographen: es ist das seine
— 285 —
innige Frenndschaft mit dem begabtesten romanischen Yolks-
schriflsteller, loan Creangft. Die beiden haben sich onge^Shr
im Jahre 1874 kennen gelernt und gleich von Anfang an
schlössen sie eine innige Frenndschaft mit einander. „Beide
ann, yerachteten sie das lärmende Getriebe der Welt; unver-
söhnliche Feinde der leeren gesellschaftlichen Formen, trafen
sie sich oft in den einsamen, entlegenen Gärten von TStära|i
nnd Galata. Dort brachten die beiden ganze Nä<dite zu, „das
Volk beobachtend und den Liedern der Spiellente lanschend**
(Creangft, Op. comp. S. 23). In dem Kreise der „Junimea''
war Creangft der einzige, intime Frennd E.s. Nur ihm fohlte
sich der Dichter seelisch verwandt ond nor ihm zeigte er sich
so, wie er in seinem Innenleben war. „Sobald er Greangä
kennen lernte, zog er sich gänzlich von uns zur&ck, indem er
sich Creangäs Gesellschaft allein hingab'' — sagt G. Panu,
ein Mitglied der „Jonimea^ (S&ptämina U, Nr. 21). „Sie
führten das Leben, das ihnen gefiel, das einfache, primitive
Leben, d. h. die onverffilschte Lebensweise des romanischen
Baoem, der beider Ideal war." (Über die Frenndschaft
Creangäs ond E.s siehe noch C. L. XXXIII, 1074, 1078, 1080).
E.8 Beziehongen zor Jonimea sind von manchen romanischen
Schriftstellern ond £üitikem vielfach verkannt ond falsch ge-
deotet worden. Die Jonimisten, in erster Linie Maioresco,
moßten Jahre hindorch schwere Bescholdigongen hören, daß
sie nämlich die Schold an dem Pessimismos des Dichters
trftgen, daß ihr Milien ihm verhängnisvoll gewesen sei, daß
sie ihn an sich gelockt ond nach ihren eigenen Anschaoongen
umgeformt hätten, ond dergL mehr (vgl. z. B. C. L. XXXVI
S. 308 ff, wo diese Frage aosfohrlich erörtert ond wiederlegt
wird). Aber alle diese Behanptongen, die an sich einen starken
polemischen Zog haben (sie sind aoch aos erbitterten litera-
rischen Streitigkeiten entstanden) können nor einer schiefen
Stellong zo der Frage entspringen, stichhaltig sind sie nicht
Die Beziehongen zwischen E. ond der Jonimea erscheinen
als ein sehr natürliches Ergebnis. Der Dichter, der eine neoe
Epoche in der romanischen Literator zo bezeichnen bestimmt
— 286 —
war, muBte sich der „neuen Richtung'' ebenso verwandt fthlen,
wie diese dem eine neue Zeit ankündigenden Talent Im
großen und ganzen hatten E. und die Gesellschaft Junimes
yiele verwandte Züge, sowohl was ihre Ziele, wie auch manche
Mittel und Wege dazu betrifft Beide erstrebten eine Ent-
wickelung der rumänischen Sprache aus sich heraus, auf Grand
der Volkssprache, und waren den latinisierenden, italieni-
sierenden, französierenden Richtungen feindlich gesinnt Durch
sein epochemachendes Schaffen in der Sprache, bildete spater
der Dichter so zu sagen die Verwirklichung der Ideen Ma-
iorescus, hinsichtlich einer echt rumänischen, rationeUen, lite-
rarischen Sprache. K sowohl, wie die Junimea wollten der
rumänischen Literatur einen tieferen Inhalt und einen weiteren
Überblick über die europäische Ideen* und Gefühlswelt geben.
Einen vielleicht noch wichtigeren Berührungspunkt findet
man in den Mitteln, die beiden zur Verfügung standen. Es
ist das die deutsche Bildung, die deutsche Philosophie and
Literatur, die sowohl K wie auch die fuhrenden Geister der
Junimea genossen haben. Insbesondere aber brachte die
Schopenhauersche Philosophie beide zusammen, deren Ideen
in der Junimea viel besprochen wurden und in Ejs Werken
nicht selten hervortreten.
Die schönen Formen, die in dem Kreise der Junimisten
herrschten, und die Freiheit, die der Gesellschaft innewohnte,
haben sicher nicht wenig dazu beigetragen, E. der Junimea
nahe zu bringen. Es wäre noch der Umstand zu erwähnen,
daß die Junimea in dem damaligen literarischen Leben Borna-
niens die einzige Gesellschaft war, die eine Fülle von be-
deutenden Talenten und Persönlichkeiten zählte und deshalb
für eine so hervorragende Gestalt wie die unseres Dichters
am besten geeignet war.
In der Tat sind auch die Verdienste der Junimea um £.
sehr groß. In einer Zeit, wo ihn die meisten als einen mittel-
mäßigen Anfänger betrachteten und ihm kein Talent zuerkennen
wollten, waren die Mitglieder der Junimea die einzigen, die
das hervorragende Talent E.s zu schätzen und ihn mutig in
— 287 -
der literarischen Welt zu yerteidigen imstande waren (siehe
C. L. XXIII, 289f. Adam. 211). Maiorescu war der erste, der
die epochemachende BoUe des Dichters voraussah und schon
1879 eine gerechte Beurteilung desselben veröffenthcht hat.
Aber wenn auch das Verhältnis E.s zur Junimea innig
gewesen ist, so bedeutet das keineswegs eine Abhängigkeit
des Dichters von dieser Gesellschaft» wie manche rumänische
Kritiker behauptet haben. (Hasdeu, C. L. XXXYI, 310 f. u. a.)
Dazu war die Persönlichkeit des Dichters yiel zu selbständig,
seine Ziele und Bestrebimgen aber viel zu sehr aus ihm selbst
hervorgegangen. Schon in der Zeit, wo die Beziehungen E.s
zar Junimea ihren Anfang nahmen (1870), hatte der Dichter
seine eigenen Ansichten über diese Gesellschaft und war selb-
ständig genug, um auch ihre Fehler zu erkennen (siehe Diy.
S. 76 f,0 scriere criticä"). Wie unabhäugig er auch später
geblieben ist, das zeigen besonders die nationalen Grundzüge
seiner Tätigkeit Die hohe Achtung fär die Vergangenheit
der Rumänen, die Liebe zum Bauernstand und die Abneigung
gegen alles, was fremde Nachahmung war, Züge die für
die Junimisten bei weitem nicht so bezeichnend sind.
Y, Eminescu und Yeronica Micle.
Über die Geschichte des Verhältnisses E.s zu Veronica
Mide stehen uns bis jetzt nur mangelhafte Angaben zur Ver-
fügung. Gewissenhafte Einzelforschungen sind auch in dieser
Bichtuug noch nicht Torhanden. Nur die Gedichte, sowohl
die Ks, wie auch die Micles bieten uns infolge ihrer echt
lyrischen Natur und wahren Empfindung einigermaßen
Material, um uns ein Bild dieser Dichterliebe machen zu
können.*)
E. soll die Dichterin während seines ersten Aufenthaltes
in Jassy kennen gelernt haben (Petr. 14). Cristea (10) be-
•) Siehe N. lorga, Sohlte . . . la^i, Sar. Bd. U, 85 ff.; Rud. 160, 162;
Petr. UE; Cr. lOff.
— 288 -
richtet dagegen, der Dichter habe sie schon in Wien gesehen
und ihre Bekanntschaft schon damals gemacht; nar ist diese
Nachricht nicht ohne weiteres als richtig anzunehmen, da der
Verfasser keinen Beweis daftr gibt und auch keine Quelle
nennt Obwohl noch sehr jung (sie zahlte kaum 17 — 18 Jahre),
war Yeroniea Mide schon verheiratei Es war eine seltsame
Ehe. Ihr Mann, der üniversitätsprofessor Stephan Mide, war
34 Jahre älter als sie, ein Umstand, der ihre Liebe zu R be-
greiflich macht, umsomehr, als sie eine echt romantische
Dichterseele war. Ihr Äußeres schildert Petrascu (14) folgender-
maßen: „Ihr Gesicht war rund und schön, ihre Stime weiß,
glatt und klug, ihr Haar blond — das Ideal des Dichters
[siehe dazu „Sermanul Dionis^, Nov. 37, erster Absatz] — ihre
Augen Ton einem hellen Blau, die Nase fein, der Mund klein,
feucht und üppig." Sie war also eine bezaubernde Frauen-
gestalt, deren Schönheit das Herz eines Romantikers wie E.
schwer widerstehen konnte. Die Dichterin soll fbr ihn schon
in einer Zeit geschwärmt haben, wo sie ihn nicht einmal ge-
sehen hatte (Petr. 14); sie selbst bekennt das in den Venen:
„M'am glndit cu drag la tine plnä nu te-am cunoscut.
Te stiam numal diu nume, de nu te-a§ mai fi stiut!
Si-am dorit sS pot odatft sä te väd pe tine eu.
Sä-^i inchin a mea via^ sä te fac idolul meu.*'
(V. M. „M'am glndit" 78.)
Ebenso bekennt sie in dem Gedichte „La portretnl
unui poet" (V. M. 66), daß sie ihn schon liebte, obwohl
sie nur sein Bildnis*) gesehen hatte und nur soviel wußte,
„daß er ein Dichter sei".
Nachdem beide miteinander bekannt geworden, besuchte
E. sehr oft das Haus Micles; dort las er abends, in der Stille
eines kleinen Kreises — er, Veronica und ihr Mann — seine
süßen Gedichte vor; ein anderes Mal wandelten beide im
*) Henriette E. (Scr. LVII) erzählt, daß der Dichter ah 19 jähriger
Jüngling Micle za Liebe sich photographieren ließ.
— 289 —
Garten umher, traomten beglückt im Zauber der schönen
Nator, die sie beide so sehr Hebten (Petr. 14f.). Ihre Liebe
erwachte schnell imd war leidenschaftlich; sie versprachen
sich gegenseitig, sich nach dem Tode Mides zu heiraten. Ja
der Dichter war so schwärmerisch, daß er sich entschloß, zu
der römischen Kirche überzutreten, nur um nicht mehr von
seiner Geliebten getrennt werden zu können (Petr. 15). Die
Freunde des Dichters, denen diese Liebe nicht eben sympathisch
war, wollten ihn Yon Yeronica Mide trennen und schickten
ibn nach Serlin, wo er seine philosophischen Studien weiter
treiben sollte. Aber die Dichterin sehnte sich betrübt nach ihm:
„Cobea de buhnS idpä pe grindfi,
Eu mS cutremur c'a fi semn räü • . •
Pe ctnd iubitu-mt lumea colindS
Sufletu-mt moare de dorul sSü.^
(V. M. 54£ „Prevestirl«.)
Aus diesem Grunde geschah es höchstwahrscheinlich, daß
E. schon nach einem Jahre Berlin verließ und nach Jassj
zurückkehrte, obwohl er sich noch zwei weitere Semester an
der ünirersitat eingeschrieben hatte. Für ihn war damals „das
Herz der einzige Wegweiser^ — wie Petr. (17) trefiFend bemerkt
Von Ende 1873 bis im Herbst 1877 blieb der Dichter
in Jassy, und dieser Zeitabschnitt brachte ihm in reichem
Maße die glücklichen Augenblicke der Liebe. Dichter und
Dichterin trafen sich sehr oft, und übereinstimmend waren
sie nicht nur in ihren glühenden Gefühlen, sondern auch in
der Grundstimmung ihres damaligen künstlerischen Schaffens.
In dieser Zeit schrieb E. einige seiner schönsten Gedichte*),
auf denen der Zauber eines schwärmerischen Romantismus
ruhte, den spater ein düsterer Stimmungspessimismus ver-
*) Inger 91 Demon (XXIII); Floare albasträ (XXIY); Fat frumos
din telu (XXYI); CrSiasa din pove^tl (XXVm); Lacul (XXIX); Döring
(XXX); Gftlin (XXXI), Povestea codmlul (XXXIU); Smgiir&tatea (XXXY),
PaJQl Capidon (XXXVÜ), 0 r&mll (XXXVni) Ed. ^ar.
Weigand, 10. JahrMbexiobt. 19
— 290 -
dunkelte — gleichsam als ein malom omen far die Zukunft
dieser Dichterliebe und für den Dichter selbst
Eine stille, diskrete, romantische Natur — Mond, Wald^
Bäche, Linden — beseelt die Gedichte beider. Wenn der
Dichter die ^blaue Blume*' (Sar. XXIY) besingt, so ant-
wortet ihm die Dichterin mit dem Gedichte an den „blanen
YogeP* (V. M. 49) und bei beiden finden wir oft genug die-
selbe Naturstimmung (vgl Sar. XXIY und V. M. 49, oder Sar.
XXX und V. M. 68).
Wenn der Dichter in der Einsamkeit seines armseligen
Zimmers Ton Melancholie befallen wird, so ist ihr Erscheinen
genug, um sein Leben wieder zu erheitern:
„S.ie ist's! und mit einem Male
Scheint mein leeres Haus gefüllt,
In des Lebens dunklem Rahmen
Leuchtet auf ein helles Bild."
(R. Dicht 142.)
Die Dichterin ihrerseits bewundert und liebt ihn wie einen
Abendstern, imd wenn er verschwindet, so bleibt ihr sein
Bild im Sinn wie ein „liebes Traumgesicht, zu dem sie betete
(V. M. „Sä pot Intinde mina" . . . S. 72.) 1877 yerläßt der
Dichter Jassy, um sich als Leiter der Zeitung Timpul nach
Bukarest zu begeben. Gleich nach seiner Abreise scheint die
Liebe beider zu erkalten; es treten die unausbleiblichen Ent"
täuschungen beiderseits dazwischen. 1879 verofiPentlicht der
Dichter die schon erwähnten Gedichte Yon pessimistischer
Stimmung, aber doch kann er seine zaubervolle Geliebte nicht
vergessen. Wenn er sich einmal von ihr entsagend und traurig ver-
abschiedet (Sar. XL VIII), so sehnt er sich gleich wieder nach ihr:
Komm wieder! Lehre du mich süße Laute,
Laß deinen Blick mir warmes Leben spenden.
Laß unter ihm mein Dasein sich vollenden.
Entlocke neue Lieder meiner Laute!
{R Dicht 153.)
— 291 —
#
1879 starb Professor Stephan Micle; die Dichterin zog
1883 nach Bukarest, nm ihre beiden Töchter besser ausbilden
zu können (Rnd. 162) und angeblich auch um E. an sein
HeiratsYersprechen zu erinnern (Petr. 22); es war aber umsonst.
E. hatte eine Neigung für Frau P. gefaßt und bald darauf
auch fttr Frau K.*) (Petr. 23).
Yeronica Mide ihrerseits war nicht weniger unbeständig;
auch ihr Herz öffnete sich leicht anderen (Bud« 162). In dem
Oedichte „Drag mi-ai fost^ (V. M. 26f.) gesteht sie fast naiy,
daß, wenn auch der Dichter ihr „Abendstem" gewesen, sie
doch jetzt „die Sonne" gefunden und dieser zu Liebe jenen
▼ergessen habe, denn:
„Am yäzut c'aceastä lume
Fär' de tine nu-i pustie."
• Aber trotz dieser gegenseitigen Treulosigkeit konnte die
Flamme der einst so leidenschaftlichen Dichterliebe nicht
gänzlich verlöschen. Im Jahre 1888 entzündet sie sich auf
einmal so machtig, daß der Dichter selbst seine großmütige
Schwester Henriette, die ihm während seiner schweren Krank-
heit wie ein Schutzengel beistand, verließ und um Yeronicas
willen nach Bukarest reiste (Scr. LU, S. 93), wo beide noch
einmal die einst so glückliche Liebe wieder kosteten. Die
arme Schwester, die darüber bestürzt war, indem sie für die
erst wiederhergestellte Gesundheit ihres Bruders fürchtete,
schreibt von ihm: „ . . . er liebt diese Frau so sehr, daß allein
der Tod sie trennen könnte, im Leben aber niemand imstande
ist, ihn von ihr zu trennen." (Scr, LIU, S. 95)**).
*) Sehr wahrscheinlich die Dichterin Mathilda Engler -Poni (von
deutschen Eltern ans der Bukowina), die sich damals gerade mitten in
ihrer literarischen T&tigkeit befand, mit £. bekannt wurde und ihm
sehr sympathisch war, wie Slavici (briefl.) mitteilt. Über diese Dichterin
8. Rud. 163.
♦♦) Auch in den Briefen LVII, LVUI, LIX, LXTI, LXVI spricht
Henriette Aber das wiederau%enommene Verhältnis ihres Bruders
und besonders über Yeronica Micle, über die sie überhaupt sehr un-
19*
— 292 —
Dieselbe leidenschaftliche Liebe scheint damals auch die
Dichterin wieder beseelt za haben. — Im Jahre 1889, am
3. Angnst gr. EaL, einen Monat nach dem Tode des Dichters,
starb sie von Schmerz und Verzweiflung gebeugt im Kloster
Yfiratic (Moldau). So tasiA diese yielbewegte Dichterliebe ein
höchst trauriges Ende. Ein schwärmerisch-romantischer Anfiangv
ein stQrmisch-romantischer Verlauf, ein tn^ch-romantisches
Ende — das war die ebenso interessante, wie unglüddiche
Liebe zweier Dichterseelen, 'denen die rumänische Literatur
so viele entzuckende Lieder zu verdanken hat
Eine literar-historische Bedeutung muB der Liebe Rs und
Mides ohne weiteres zuerkannt werden; denn Mide ist eine
der hervorragendsten rmterldenen, die als Schüler des Meisters
genannt werden*). Ich gebe hier eine kurze Zusammenstellung
einiger Gedichte beider, die, obwohl an Gefühlen und Ideen-
gehalt überraschend verwandt, trotzdem das Kennzeichen ihres
Verfassers stark an sich tragen:
Eminescu
Micle
(Ed. Sar.)
Mortaa est XTUl
Si pulbere, ^iitiiS . . .
S'a dos amoral LXXIU
Si com s'a stins
Adio LXXV
» B
Dorinta(XXX)
Aubade . . . (68)
Noaptea (XIX)
Clnd noaptea e adtncS (70)
Si dacS Tamxai (LXX)
Si dac&-un dor (gleiche Form
und Rhythmus).
p^ünstig urteilt Allerdings darf nicht yergessen werden, dafi alle dieee
Briefe im Affekt und aoB sehr trauriger Yeranlassong geschrieben worden
sind, daher auch ihre starke Snbjektivitftt
*) DarQber urteilt lorga in seinem An&atz sehr treffiond: „xmiear
allen yon £. beeinflußten Dichtem ist Yeronica Mide di^enige, die
sich am meisten von gesnohter Dunkelheit und Manieriertheit Einge-
halten und ihre oft originellen (bedanken in eine ein&che Form ge-
kleidet hat; und ihr Band Gedichte, der kaum 100 Seiten s&hlt, findet
seinen Platz neben dem Besten, was unter dem Einflüsse des Meisten
geschrieben worden ist."
— 293 —
TL Emineseus Tätigkeit als Bibliothekar in Jassj.
Im AagQst 1874 wurde E. von dem damaügen Kultus-
und ünterrichtsminister Maiorescu, seinem Qönner und Freunde,
zum Direktor der Centralbibliothek in Jassy ernannt*) Diese
Stellung war dem Dichter höchst willkommen; sein unersätt-
licher Wissensdrang fand in der Bibliothek reiche Nahrung.
Besonders zogen ihn die alte Literatur und Geschichte seines
Volkes an, ein Umstand, der f&r seine literarische Tätigkeit
wertvoll wurde.
Er trat sein Amt am 1. September 1874 an, (G. T. LXV
Nr. 85) und bewies bald, wie ernst er seine Pflicht auffaßte,
wie uns das erhaltene Konzept des Berichtes Nr. 31 vom
21. Juni 1875 zeigt, worin er dem Minister „das systema-
tische Sammeln der alten rumänischen Literatur,
sowohl der weltlichen wie der kirchlichen vor-
schlägt''
Am 15. Okt. jenes Jahres schickt E. dem Kultusminister
ein Verzeichnis von alten Büchern und Manuskripten, die far
die Bibliothek gekauft werden sollten. (Bericht Nr. 87 nach
£irileanu.) Das Ministerium genehmigt die Vorschläge samt
den festgestellten Preisen, aber E. ist so eifrig, daß er die
Summe von 585 Lei verringert und dem Verkäufer nur 400 Lei
zahlt (Bericht an das Ministerium Nr.'l vom 17. Januar 1875),
den Rest aber für neue Bücherankäufe bestinmit (Bericht
Nr. 14 vom 6. März 1875). In diesem letzten Bericht finden
wir auch eine allgemeine Betrachtung über die Bedeutung
der rumänischen Literatur im 16., 17. und 18. Jahrhundert,
der folgendermaßen lautet:
„Die rumänische Literatur des" 16., 17. und 18. Jahr-
hunderts ist vertreten durch 269 gedruckte Werke, zum
größten Teil geistlichen Inhaltes. Das erste Viertel unseres
*) In C. L. XXm, 4 und in Div. 126 ißt falsch berichtet) daß er
roent zam Revisor (d. h. Schnlinspektor) und dann erst zum Direktor
der Bibliothek ernannt worden sei; s. Frdncu (G. T. LXV, Nr. 85).
— 294 —
Jahrhunderts trägt ebenfalls den Charakter des 18. Die
geisÜidien Bücher, als ein allgemeines Bedürfnis des Volkes,
wiegen Yor, weltliche Bücher werden nicht gedmckt, sondern
nur handschriftlich verbreitet Sogar die Condica civilä der
Moldau (aus diesem Jahrh.) ist nur aus Furcht vor Fälschungen
gedruckt worden, wie aus der Vorrede hervorgeht
Also kann im allgemeinen der Grundsatz angestellt
werden, daß in der B«gel nur die geistlichen Bücher gedruckt
wurden, während die Laienlektüre in den vergangenen Jahr-
hunderten und anfangs des jetzigen — zum größten Teil —
in Handschriften enthalten war. Es wäre di^er wünschens-
wert, daß, soweit es die beschränkten Mittel gestatten, die
der Bibliothek gewährt worden sind, diese Literatur Jahr für
Jahr gesammelt werde, aber beständig und systematisch.
Bezüglich der geistlichen Bücher bemerke ich noch, daß
das Datum der Drucklegung fast niemals das ihrer Entstehung
ist und daß, wenn noch eine zweite Auflage vorhanden ist,
diese weiter nichts als der Nachdruck der ersten ist, wie alt
diese auch immer sein mag. Eine besondere S^ategorie von
Handschriften bilden diejenigen, welche auch gedruckt vor-
handen sind, deren Entstehung aber viel Mher ist als ihre
Drucklegung. Diese sind zahlreich in der rumänischen Lite-
ratur. Die Bedeutung dieser Werke kann nicht theoretisch
und von vornherein festgestellt werden; sie zeigt sich erst im
Verlaufe der Zeit und schwankt je nach den Gesichtspunkten,
die bei ihrer Betrachtung vorwalten. Unleugbar aber ist ihr
stilistischer und lexikalischer Wert: Der stilistische, weil sie
nicht unter dem Einflüsse der modernen Sprachen, wenigstens
nicht unter dem der französischen, geschrieben sind, und weil
darin Redewendungen vorkommen, die aus der heutigen Sprache
zu schwinden beginnen und durch schablonenhafte Phrasen
ersetzt werden; der lexikalische infolge der zahlreichen ur-
sprünglichen Wörter, welche die auf eigene Mittel ange-
wiesenen geistlichen und weltlichen Schriftsteller bei ihren
Versuchen verwenden." (G. T. LXV, Nr. 85 und Kirilean).
Li demselben Bericht teilt der Dichter dem Minister die
— 295 —
Titel einer größeren Anzahl von Büchern und Manuskripten
mit, damit sie for die Bibliothek angeschafit würden, nämlich:
Gedruckte Bücher: Apostol (1743, Buzeu); Atirnare
in loc de scrisoare asupra tarafulul okeli^or pentru firea a
toatä lumea (1773, Buzeu); s au talmScit §i s'au adunat de In-
teleptul dasciQ Petru Stamatiadi, — ein Werk Yon dem der
Dichter erklärt, es sei gegen das Werk des Pythagoraers
OceUus Lucanus „XTeber die Natur des üniTersums** gerichtet;
Sinopsis adicä cuprinderea In scurt acef yecM si acet nouä
scripturi (1783, Btmnic); Macarie SntuL, Omilie adecS cuvinte
(1785Bucuresti); Amfilochie Invä^tura geograficeascS(1795,
la^; Pilde filosofices^ (1785, Bucure^l); loanDamaschin,
Descoperire cu amäruntul a prayoslayniceT credinte (1806, Ia|i);
Eekrografion adic& patru cfirtl (1814, Neam^); Eugenie
Bulgariul Archepp., Indeletnidre iubitoare de Dzeü (1815
bis 19, last); Efrem Syrul, Cuvintele si InTä^turile M (1818,
Neam^u); Florian, Istoria lut Numa Pompiliu tradusS de
Beldiman(1820, la^t); Yasilie cel Mare ji Grigorie,CuYinte
pntine din cele multe ale lor (1826, Bucure^tif); Nicodim
monachul, Carte sfttuitoare pentru pfizirea celor cinci sim-
tirif (1826, la^i); A condicit criminalicefti cartea I* |i a II*
(Jean Sandul Sturza Y. Y.) (1826, last); Ilie Miniat, Didachii
sau cuvinte de Inyät&turS (last 1837); Ghronograf sau numä-
rare de anl (1837, Neam^u); Eyriakodromion adicScuvinte
morale pentru fiecare Duminicä a anuluT (1839, Buzeu); Pann
Anton, Fabule |i istorioare (1847, Bucuresti), — der Dichter
bemerkt dazu, daß die Schriften Panns selten geworden sind.
Manuskripta: Cärticicä carele una clte una numSrlnd
In scurt nouele isYodiri ale Latinilor le y8de|te cu mustrare
(1795); Proorocia fericitulut Agathanghel (1817); Minunile
mafcei DonmuluT (XYIII. Jahrb.); Un roman In forma de
autobiografie, ohne Titel, (1791); Astrologie (wichtig für
die meteorologischen Ausdrücke, bemerkt E.) und IntrebSri
f i respunsuri Intre jidanl |i cregtini asupra legit crestine|ti,
Putna, scris de nepotul Egumenului Pachomie, förS an, —
eine fremde Hand hat griechisch 1799 auf den Band als Datum
— 296 —
angegeben, bemerkt £.; Priveliste politiceasca, in care
se cupnnde scumpS s&tuire, ce se cade a face un Domn si
de ce a se feri (Anfang XIX. Jahrb.); 0 comedie tn Tersorl
^radusä din fran^ozejte (1813), ohne Titel. —
Während seiner Tätigkeit als Bibliothekar hat E. auch
einen Bacherkatalog yerfaßt. Nach einer Dienstzeit von nur
9 Monaten, am 1. Juli 1875, wurde er zum Schulinspektor
für die Bezirke Jassj und Yaslui ernannt (G. D. LXY Nr. 85).
An seine Stelle trat der Bukowinaer Dichter D. Petrino. Und
jetzt geschah etwas ü^ unglaubliches, eine unerhörte Un-
gerechtigkeit, die sein Leben Terbitterte. Petrino beschuldigte
ihn, daß er der Bibliothek mehrere Bücher entnonmien hätte.
Inzwischen wurde der unglückliche E. auch seines Amtes als
Schulinspektor enthoben und infolge der Anklage Petrinos
wurde ein Prozeß gegen ihn eröffnet.'*') Es ist das eine höchst
traurige Geschichte, die nicht nur Petrino und die damalige
Regierung, sondern im Allgemeinen das öffentliche Leben, das
damals in Rumänien herrschte, wenig erfreulich beleuchtet.
E. war Töllig unschuldig, sodaß sich selbst das Ministerium
gezwungen sah anzuerkennen, daß sich das Strafverfahren
gegen ihn als unberechtigt erwiesen hatte (der mininterielle
Erlaß Nr. 11472). Aber mehr als ein Jahr lang mußte der
größte Dichter des Landes die Schande und die Last des
Strafverfahrens über sich ergehen lassen und yerschiedene
Verfolgungen schweigend erdulden. Am 16. Juli 1876 an-
geklagt, sprach ihn der Gerichtshof zu Jassy erst am 17. Dez.
1877 frei (G. T. LXV Nr. 85).
*) Sehr bedauerliche Leidenschaften seitens der Gegner £.s waren
hier im Spiele. Petr. auf der einen Seite, wollte ihn aller Wahrschein-
lichkeit nach nur ärgern, da im Jahre 1870 £. eine sehr scharfe, ob-
wohl gerechte Kritik gegen eine Broschüre P.s geschrieben hatte (DiT.76ffl).
Auf der anderen Seite war unserem Dichter die neue, liberale Begienmi^,
die 1876 ans Ruder kam, feindlich, indem sie ihn als einen politischen
Gegner (Konservativen) ansah — daher auch seine Entlassung aus dem
Schulinspektoramte und das Strafverfahren gegen ihn, wegen der An-
klage Petr. (Siehe dazu C. L. XXIII, 289 ff., XXXHI, 8; Petr. 18; G. T.
LXV Nr. 85).
— 297 —
YIL Eminescns Tätigkeit als Schnlinspektor.
Dieser Lebensabschnitt unseres Dichters, obwohl wichtig,
ist noch weniger bekannt und erörtert als seine Tätigkeit als
Bibliothekar. Die Tatsachen und Darlegungen, die ich hier
angebe, beruhen auf Auszügen aus den Aktenstücken des
SchuUnspektorats zu Jassy von 1875 und 1876, die mir Ton
Herrn Eirileanu gutigst zur Verfugung gestellt wurden.
Für den Beruf eines Schulinspektors hatte sich E. zwar
nicht Yorbereitet, doch war seine Persönlichkeit viel passender
dazu, als man im ersten Augenblicke von einem Manne, wie
er, zu erwarten meint. Die gründliche Lebenserfahrung und
Menschenkenntnis, die er sich in seinen Wanderjahren er-
worben, seine ernsten und TielseitigenUniversitätsstndien, seine
Tielum£Eu»ende und tiefe moderne Bildung stellten alle solche
wertyollen Eigenschaften des Geistes dar, wie sie einem Schul-
Inspektor von großem Nutzen sein mußten. Ebenso glücklich
beschaffen waren auch seine ethischen Eigenschaften: Ein
fester sittlicher Ernst, eine volle Unabhängigkeit des Denkens
und Handelns, ein unermüdlicher Tätigkeitsdrang verbunden
mit einem dem allgemeinen Wohl ergebenen Gemüt, eine den
großen Dichterseelen charakteristische Menschenliebe und
schließlich seine glühende und doch besonnene Volks- und
Vaterlandsliebe, die sich am meisten in der großen Teilnahme
für den Bauernstand betätigte.
Trotz der bedauerlichen politischen Verhältnisse des
Landes, die seiner Tätigkeit als Schulinspektor unglücklicher-
weise rasch ein Ende machten, ist das nur auf ein Jahr sich
erstreckende pädagogische Wirken E.s verdienstvoll und an-
ziehend wegen des Gehaltes und des Ernstes der entMteten
Arbeit Das ist um so bemerkenswerter, als ihm schwere
Hindemisse fiast systematisch von Seiten der Verwaltung in den
Weg gelegt wurden;
Der Dichter trat in sein neues Amt,, wie schon gesagt,
am 1. Juli 1875 ein und blieb in dieser Stellung nur bis zum
1. Juni 1876, wo er ohne irgend einen Grund von der neuen
— 298 —
Regierung abgesetzt wurde (G. T. LXV, Nr. 85, C. L. XXXTII, 8).
Der Wirkungskreis dieses neuen Amtes war die Inspizierang
der Volks- und Mädchenschulen in den Bezirken Jassy und
Yaslui Die Tätigkeit, die K auf diesem Gebiete entfiiltet
hat, ist in Terschiedener Hinsicht beachtenswert
Mit scharfem Blick durchdringt er das damalige ünter-
richtswesen seines Landes und stellt die Krankheit, an der es
leidet, nämlich die mechanische Methode fest In einem
Bericht an den Kultusminister (Nr. 169/76), wo er die Er-
gebnisse seiner Untersuchung der Elementarmädchenschnle
Nr. I in Roman mitteilt, sagt er: „ . . . der mechanische Unter-
richt ist allgemein in imseren Schulen, denn der Mangel an
pädi^ogischen Kenntnissen ist gleichfalls allgemein.'' Gegen-
über dieser toten Methode empfiehlt er mit viel Yersitändiiis
und mit warmen Worten immer und immer die Prinzipien
der Anschauungsmethode. Treffende Kritik des herr-
schenden mechanischen Unterrichts, klare Auseinandersetzungen
hinsichtlich der Übel der Schulen liegen seinen Bemerkungen
zu gründe:
„Aus den Yortr^en der Landschullehrer habe ich den
größten Mangel sowohl an Methode als an Kennt-
nissen erkennen können. Ihre Kenntnisse bestehen im all-
gemeinen aus leeren Worten, deren Inhalt sie nicht yerstehen.
Gewiß sind in dieser Beziehung nicht so wohl sie selbst schuld
als das öffentliche Unterrichtssystem, aus dem sie herror-
gegangen sind. Bei Tielen von ihnen habe ich zur Genüge
das Bestreben, methodisch zu sein, beobachtet, bei einigen
habe ich den seltenen Vorzug bemerkt, den die Natur
den geborenen Lehrern verleiht, eine natürliche
Methode, die bis zu einem gewissen Punkte die pädago-
gischen Kenntnisse zu ersetzen vermag; wieder bei anderen
habe ich ein reicheres Maß praktischer Kenntnisse wahr-
genonmien, aber im Ganzen kann ich nicht sagen, daß all
dies genügend sei. Der vollständige Mangel an päda-
gogischen Hilfsmitteln, das Fehlen einer Lehrerzeitschrift
in Rumänien macht sich auf Schritt und Tritt fühlbar. Die
— 299 —
meisten wissen nur so viel, als sie in der Schule gelernt haben
trnd weiter nichts. Die wenigen Lehrbficher, die es bei uns
gibt, sind far die höheren Schulen! Sie setzen zu einem
großen Teile Erklärungen seitens der Lehrer voraus, ihre
Ausdrucke und ihre wissenschaftliche Anlage machen das
Lesen dieser Bücher für die Landschullehrer nutzlos. Sie
haben nichts, was sie lesen könnten, selbst wenn sie wollten.
Ihre Begriffe aus dem Bereich der Naturwissenschaften
z.B. sind beinahe gleich NuU, obwohl gerade diese Wissen-
schaften das wirksamste Mittel des anschaulichen
Unterrichts und die wahre Quelle praktischer und
positiver Kenntnisse sind. Obwohl der Plan unserer
Landschulen mit diesen Wissenschaften überlastet ist (sogar
mit Verwaltnngsrecht), so gibt es dennoch bis heute kein
einziges Mittel die Lehrer zum Vortragen solcher Kenntnisse
geeignet zu machen, weder Fach werke noch eine periodische
Zeitschrift, wenn schon die handschriftlichen Hefte aus dem
Lehrerseminar, die nach dem Diktat von oftmals mittelmäßigen
Professoren geschrieben sind — mir nicht genügend erscheinen.''
(Zuschrift Nr. 202 an das Ministerium die jährlichen Kon-
ferenzen der Lehrer von Jassy betreffend. Aus den Akten
des Schulinspektorats für das Jahr 1875.)
Solche Beweise einer ausgezeichneten pädagogischen Elritik
bieten uns mehrere der Aktenstücke, die E. ab Schulinspektor
an das Kultusministerium gerichtet hat.
Der Muttersprache und der Geschichte widmet er
besondere Aufinerksamkeii Bei der ersten findet er (Bericht
168/75 an das Ministerium), daß sie „in gänzlich abstrakter
und toter Weise Yorgetragen wird, sowohl in den Elementar-
schulen wie im Oymnasium". Über die Geschichte spricht er
in dem erwähnten Bericht 169/76, indem er das Prinzip
derVeranschaulichung der yergangenen Zeiten betont
Selbst die Aussprache und die Orthographie beschäftigen
ihn; er betont den Zusammenhang zwischen einer richtigen
Aussprache und einer richtigen Schreibweise (Bericht 220/76
an das Ministerium). In diesem Bericht, wo er die Ergebnisse
— 300 —
einer Berichtigung der Mädchenschule zu Vaslui mitteilt^ be-
kämpft er mit Recht das Erlernen der vielen orthographischen
Systeme im Rumänischen, deren Kenntnis „den guten Ge-
schmack gefährdet'^. Die Hauptsache ist nach seiner wohl-
begrOndeten Meinung „eine korrekte Aussprache und eine,
wenn auch radikal-phonetische Schreibweise der Wörter und
Formen".
Sein strenges Pfiichl^ef&hl im Amte beweist uns die un-
ermüdliche, yielumfassende und doch tiefgehende Tätigkeit,
die er in den 11 Monaten seines Schulinspektorats ent£BJtet
hat. Eine solche Tätigkeit war nicht eben leicht unter den
Verhältnissen, in denen der Dichter zu wirken hatte. Nicht
weniger als 152 Privat- und öffentliche Schulen standen unter
seiner Au&icht; eine Besichtigung derselben war aber um so
schwieriger, als rie auf einem Raum von einigen 100 Quadrat-
kilometern zerstreut lagen und die Wege in dem waldigen
Berglande in überaus schlechtem Zustande waren. (Adresse
Nr. 225/76 an den Minister.) Dazu kamen noch die Yer-
waltungsgeschäfbe des Amtes; etwa 5 — 600 Aktenstücke pro
Jahr waren zu erledigen und daneben gab es viele Unannehm-
lichkeiten mit den Behörden (Ebenda; der Dichter drückt sich
diesbezüglich folgendermaßen aus: „Eine Menge persönlicher
Widerwärtigkeiten, die durch den Mangel an Respekt vor
den Schulzen und Unterpräfekten noch vermehrt werden'').
Trotz all dieser widrigen Umstände blieb der Dichter semem
Pflichtgefühl treu; selbst seine politischen Gegner und Ver-
folger, die ihn aus dem Amte entfernten, konnten ihm nicht
einmal den kleinsten begründeten Vorwurf in Bezug auf seine
offizielle Tätigkeit nachweisen. In der Adresse 256/76 an den
Minister, spricht er selbst über seine amtliche Tätigkeit und
bezweifelt, „daß es im Lande noch viele Schulinspektoren
gäbe, die soviele Schulen wie er besichtigt hätten."
Ein derartiger energischer Ton, den er selbst dem Minister
gegenüber anschlug, bietet uns auch die Möglichkeit» die volle
Selbständigkeit des Denkens und des Handelns E.s als Schul-
inspektor kennen zu lernen. Außer seiner Pflicht konnte ihm
— 301 —
niemand befehlen, vie er im Amte zu yerfahren habe. Be-
sonders wichtig ist in dieser Beziehung sein Verhalten gegen
die Verwaltungsbehörden, die sich sehr oft in Schnlangelegen-
heiten nnd dergl. einmischten, unberechtigte Maßregeln trafen
oder solche dem Schulinspektor Torschlugen, die Lehrer rechts-
widrig verfolgten oder mit ihnen als Mitschuldige die Inter-
essen der Schule schädigten. Die Adressen Nr. 189 (an den
Prifekten Ton Jassj), Nr. 212, Beilage D (an das Ministerium),
Nr. 258 (an denPräfektenvonVaslui), Nr. 263 (an einen Lehrer,
über ein Zeugnis des Ortsvorstandes), Nr. 271 (an den Prafekten
Ton Jassy), Nr. 298 und 299 (an den Prafekten von Jassy)
Nr. 325 (an den Prafekten von Vaslui), alle aus dem Jahre 1875,
enthalten eine schonungslose Kritik E.s über yerschiedene
Mißstande, die Ton den Verwaltongsbehorden im Bereiche
der Schule hervorgerufen waren.
Trotz seiner überaus eifrigen und verdienstvollen Tätig-
keit» dankte man E. damit, daß man ihn am 1. Juni 1876
seines Amtes enthob und seines Lebensunterhaltes beraubte.
Von diesem Zeitpunkte an folgt für den Dichter eine Reihe
von Jahren voll Leiden und schwerer Kämpfe ums Dasein.
ynL Eminescus Tätigkeit als Journalist (1876—1883).
Arm wie er war — seine Familie lebte jetzt in ziendich
dürftigen Verhaltnissen — und ohne irgend eine produktive
Beschäftigung, geriet der Dichter nach seiner Entlassung aus
dem Amte in die bitterste Not Er konnte sich jetzt nicht
einmal eine Wohnung und das tagliche Brot verschaffen; sehr
oft mußte er von seinen Freunden beherberg^ werden (Nov. 158).
Erst mit vieler Mühe gelang es seinen Freunden in der
„Junimea^ ihm eine mehr als bescheidene Stellung zu ver-
schaffen. Er wurde als Redakteur, Verwalter xmd sogar
Korrektor an dem offiziellen Blatte des Appellationshofes in
Jassy, „Curierul de la^i", angestellt, eine sehr armselige
StelluBg, die ihm, obwohl die Arbeit dreifach war, doch nur
100 Lei monatlich eintrug. Erst nach einer längeren Zeit
— 302 —
wurden ihm 150 Lei zugesichert (Nov. 158). Über em Jahr
leitete der Dichter dieses Blatt, in dem. er eine Menge lite-
rarischer, ästhetischer und kultur-geschichtlicher Au&äize, wie
auch einige Novellen („La aniversare", Nov. 86£ und
„Cesara^, Nov. 94ff.) und Theaterkritiken, Studien über
politische Ökonomie, polemische Aufsätze und dei^L mehr
veröffentiicht hat (Nov. 159).
Ende 1877 trat in der Lage des Dichters eine Verbesser
rung ein. Er wurde als leitender Redakteur der Zeitang
„ Timpul '^i des offiziellen Blattes der konservativen Partei,
nach Bukarest berufen (Nov. 159).* Damit beginnt die eigent-
liche Tätigkeit E.s als politischer Schriftsteller. Die Bedeutung
dieser Tätigkeit ist von vielen unterschätzt worden, indem
man behauptete, der Dichter habe sich nur durch Not ge-
zwungen der Politik gewidmet, wo er gegen seine eigenÜichen
Neigungen zu denken und zu schreiben verpflichtet gewesen
sei Nun ist es ja wahr, daß der journalistische Beruf — be-
sonders in Rumänien — ein höchst undankbarer und mit der
beschaulichen, idealgesinnten Natur eines Dichters schwer
vereinbar isi Es darf aber nicht vei^essen werden, daß £.
nicht nur ein Dichter, sondern auch ein Denker mit sehr
regem Literesse far das öffentliche Leben seines Volkes war.
Beweise dafür bietet uns sowohl sein Wirken als Schul-
inspektor wie auch seine kultur-politischen Aufsätze in ^C*
d. J." Daneben war er bekanntlich Mitglied der „Junimea\
die sich auch mit politischen Fragen beschäftigte, und in
deren Reihen sich hervorragende Führer der konservativen
Partei, wie P. P. Carp und Maiorescu befanden. Schließlich
war es selbst der persönliche Wunsch des Dichters, an der
politischen, sozialen und kulturellen Entwicklung des Landes
Anteil zu nehmen.
Durch sein Temperament, durch seine Abstammung, die
ihn dem Bauernstände nahe brachte, durch sein ganzes in-
•) N. P. Petrescu (An. III, 16) berichtet irrtümlich, er sä dem
Dichter im Jahre 1874 (!) in der Redaktion des Timpul begegnet Damals
war E. Bibliothekar in Jasey.
— 303 —
tellektuelles Wesen neigte er wie seine ganze Familie (B. p.
t VI) zu den Ansichten der konseryativen Partei in Rumänien,
die in ihren Bestrebungen allerdings weit entfernt ist etwa
Ton der konservativen Partei in Deutschland. Dazu kam noch
sein romantisches Gefühlsleben, seine Begeisterung für die
Veigangenheit, die ihn gleichfalls zu konservativen Anschau-
ungen in der Politik drängten. Infolge dieser Umstände kann
man die politische Tätigkeit Ejs in der konservativen Partei
nicht mehr als eine seiner Natur zuwiderlaufende und an
sich unnatürliche und geringfügige betrachten. Im Gegenteil,
sie war — vrie ich noch beweisen werde — eine bedeutende,
ffir sein Land und für sein Volk heilbringende.
Was sein Wirken als politischer Schriftsteller betrifft, so
darf man E. keineswegs als einen so zu sagen streitenden all-
täglichen Politiker nehmen. Erstand über dem Tun und Treiben
der politischen Parteien. Er be&nd sich in der erhabenen
Sphäre des theoretischen» politischen Denkens: nicht das Heute
und Morgen der Partei, sondern die ferne Zukunft des Landes
und des Volkes beschäftigte ihn. Als leitender Redakteur
des ,,Timpul" hat er eigentlich in erster Linie seinen poli-
tischen Anschauungen und nicht denen der stets wechselnden
Führer der Partei Ausdruck gegeben. Ja er war einer der
ersten und der verdienstvollsten Männer, die der konservativen
Partei in Rumänien (die sich formell erst im Jahre 1880
organisiert hat, C. L. XXXII, 963), das Programm bestimmt
und erklärt haben (Gr. P. C. d. a. 11). Obwohl nur ein Jour-
nalist von Stellung und Berui^ war er doch so unabhängig in
seinem politischen Verfahren, daß ihn Niemand zwingen konnte,
eioe Idee zu vertreten, die er nicht billigte. Wenn jemand
aus der Partei ihm darüber irgend eine Bemerkung machte,
so pflegte er mit Stolz zu antworten: „Ein anderer will mich
wohl belehren, wie ich die Interessen meines Volkes aufrecht
erhalten soll? ^ (Ebenda). Ja, die Interessen seines Volkes
waren ihm das Ausschlaggebende in der Politik, wie überall
in seiner Tätigkeit, die nationale Gesinnung bildet die Grund-
lage seiner konservativen Anschauungen. Sein politisches
— 304 —
Wirken beruhte — wie Maiorescu, der auch in der rumä-
nischen Politik eine hervorragende Bolle spielt» sehr treffend
bemerkt — auf „der Synthese einer geschichtlichen und natio-
nalen Richtung'' (Ed M. XII).
Wenn aber die Tätigkeit £.8 auf dem Gebiete der Politik
f&r seine Persönlichkeit keine ungünstige war, ja sogar sich
mit dieser gewissermaßen im Einklang befeuid, so kann num
dasselbe nicht auch Ton seiner jouxnalistischen Betätigung
behaupten. Diese ist nämlich schon an sich toU tou Auf-
regungen, Anstrengungen, taglichen Unzufriedenheiten, die
sich keineswegs mit jener Buhe des Gemüts, mit jener e^
habenen Stille des Denkens, die einem EünsÜer unbedingt
nötig sind, vereinbaren lassen. Noch ungünstiger für den
Dichter war der umstand, daß er eben in einer größtenteils
ungezahmten, heftigen, in ihren Leidenschaften &sb schranken-
losen Presse, wie der rumänischen seine Kräfte zu entfalten
hatte. Dazu kam noch — und das war vielleicht das giöBte
Übel — die höchst mühevolle, ungeheuere und ununterbrochene
Arbeit, die K als Leiter des Journals „Timpul" verrichten
mußte. Was uns darüber berichtet wird, kHngt manchmal
beinahe unglaublich. Die ganze Last des Redigierens -^ und
der „Timpul" war das Hauptoi^^ einer Partei und eines der
größten Journale des Landes — ruhte taat allein auf dem
Dichter. Sehr oft geschah es, daß er allein nicht nur alle
Sorgen der Redaktion trug, sondern selbst noch in der Druckerei
das Material anordnete und die Korrekturen las (Vlah., Farn.
XXXVU, 69). „Gewissenhaft und über alle Maßen arbeitsam''
— wie ihn Vlah. und alle die ihn kennen gelernt hatten,
schildern — verbrachte er ganze Nächte mit dem Schreiben
für die Zeitung. Oft geschah es, daß er infolge der massen-
haften Arbeit selbst das Essen vergaß, und den ganzen Tag
hindurch ununterbrochen in der Redaktion arbeitete (Ebenda).
Unter diesen trüben Verhältnissen ist es kein Wunder,
daß im Jahre 1882 der Dichter einem Freunde zu Jasay
so verzweiflungsvolle Zeilen, wie die folgenden, schreiben
konnte:
— 305 —
„ . . . Seit sechs Jahren fast tae ich eine yei^ebliche
Arbeit» seit sechs Jahren schlage ich mich wie in einem
cixcalus Titiosos in diesem Kreise hemm, der trotzdem der
einzig wahre ist, seit sechs Jahren habe ich keine Bnhe, habe
ich nicht die heitere Muße, deren ich so sehr bedlKrfte, nm
auch etwas anderes als Politik treiben zn können. Quelle yie,
mon Dien, quelle vie!
„Könnte ich auf drei Tage nach Jassy gehen, wie gern
wUrde ich kommen. Aber mehr als drei Tage hätte ich nicht,
da ich keine Ferien habe, sondern schwer schleppen muB wie
die Maultiere, bergauf bergab.<< (YlaL, CL d. L 193). Dieselbe
finstere Stimmung bemerkte YliJi. bei dem Dichter ein paar
Monate Tor der Wahnsinnskatastrophe (Fam. XXXVII, 69).
Die materiellen Verhaltiiisse, in denen E. sich befand,
waren wie gewöhnlich sehr beschrankt (G. L. XXTTT, 289£).
y^lBit lebte in^Armut» wie bst alle unsere Journalisten" —
sagt treffend Teofil Frlncu (G. T. LXV, Nr. 85), ein Freund
d«8 Dichters und Kollege im Zeitungsberu£ Er besaß zwar
soviel, als er von heute bis morgen bedurfte, aber keinen
Heller mehr. Diese Lage, die an sich noch ertraglich sein
w^ide, Terschlimmerte sich im höchsten Ghrade durch die schon
mehrmals erwähnte Neigung des Dichters zu einer nachlassigen,
luiregehnaßigen und ausschweifenden Lebensführung. Er war
ein Sonderling in seinen Gewohnheiten und bewohnte meistens
Ueine, dunkle Zimmer (Petr. 20, Fam. XXXY, 311), wo die
größte Unordnung zu herrschen pflegte (Jgh. 3, Fam. XXXV^
311). Manchmal yergingen mehrere Tage, ohne daß er zu
Hause war. Ebenso unregehnaßig war seine Nahrungsweise
(s. darüber Ed. M. XIII). Dazu gesellte sich noch die manchen
Ki&nsUem charakteristische leichtsinnige Lebensweise. „Immer
Terliebt tmd immer geldbedürftig''^ wußte er das Geld nie zu
schitzen, und f&r Augenblicksvergnngen yerschwendete er
sorglos alles, was er besaß*" (L L. C. 28)«
Trotzdem — und das ist ein bewundernswertes Moment —
wurde der Dichter niemals seiner Muse untreu. Den Jahren
Weiga&d, 10. JabrMberioht. 20
— 306 —
1879 — 83 gehören nicht nur die meisten, sondern auch die
glänzendsten seiner Gedichte an. Hierher zShlen in erster
Linie seine klassischen „ Briefe ** oder Satiren und ^der
Abendstern **, die Perle der rumänischen Eunstdichtong.
In diesem Zeitabschnitt hat das literarische Wirken des
Dichters die höchste Entwickelung erreicht Die Eunstform
seines Scha£Fens erhielt jene unvergleichliche Vollendung, die
E. eine epochemachende Bedeutung in der rumäniscbeii
Dichtung zusichert Er wird in dieser Zeit immer mehr be-
kannt und sein Ruhm wächst zusehends. Infolge einer der
Satiren wurde der Dichter sogar Ton der Eönigin eingeladen.
Der äußerst bescheidene Dichter wollte aber um jeden Preis
dieser Einladung entgehen. Und als ihm das nicht gelangt
war er lange Zeit auf Maiorescu, der ihn zur Eönigin geführt
hatte, ärgerlich, da er ihn — wie der Dichter sich ausdr&ckte
— „zum Schauspiel yorgestellt hatte^ (Petr. 22).
Als in Jassy am 5. Juni 1883 die Enthüllung des Denk-
mals Stephans des Großen stattfinden sollte und er seine fir
diese Feierlichkeit gedichtete „Doina" (Sar. LVII), ein in seiner
Art unerreichtes rumänisches Nationallied, am Vorabende im
Ereise der „Junimea^ Torlas, wurden alle Mitglieder von
einer so übermächtigen Begeisterung hingerissen, daß sie sich
auf den Dichter stürzten und ihn umarmten. Am Tage der
Feierlichkeit aber war der Dichter nirgends zu finden. Er
hatte sidi in einem einsamen Wirtshause versteckt, wo er von
Niemanden erkannt wurde (Petr. 22). Das ist — meint
Petrascu — Tielleicht das erste Symptom des Wahnsinns ge-
wesen, der das Denken des Dichters in kurzer Zeit so schreck-
lich zerstören und rerwüsten sollte.
Bevor ich dieses Eapitel beende, würde noch etwas über
die Charakteristik der politischen Tätigkeit E.s, über die
Ideale, mit denen er dieses Gebiet betrat, und die großen
Enttäuschungen, die er erleben mußte, zu erwähnen sein.
Das Treffendste aber, was darüber gesagt werden kann, hat
er selbst geschrieben; in seinem oben erwähnten Briefe von
1882 steht nämlich:
— 307 —
,, . . . Ich bleibe dabei der Getaascbte; denn ich habe
ans Überzeugnng gearbeitet und in der Hoffnung auf
eineFesiignng meiner Anschauungen und einebessere
Zukunft Aber es geht nicht In den 8 Jahren, seitdem
ich nach Rumänien zurückgekehrt bin, ist Enttäuschung
auf Enttäuschung gefolgt und ich fahle mich so alt, so
müde, daß ich vergebens die Feder ergreife und versuche,
etwas zu schreiben. Ich Ahle es, ich kann nicht weiter, ich
fühle, daß ich moralisch erschöpft bin und einer langen, langen
Buhfr bedürfte, um mich zu erholen. Und trotzdem kann ich,
wie die gewohnlichen Fabrikarbeiter eine solche Buhe nirgends
imd bei Niemanden finden. Ich bin wie erdrückt, ich finde
mich nicht wieder und kenne mich nicht wieder . . .ich erwarte
die Hayas- Telegramme um wieder zu schreiben, um hand-
werksmäßig zu schreiben; schriebe man mir doch meinen
Kamen auf das Grab, oder wäre ich nie geboren.^
Welch erschütterndes Bekenntnis eines begeistertenDichter-
kampfeiB, der so zielbewußt die Arbeit für das Wohl seines
Yolkes begönnen, sie aber so enttäuscht und todestraurig hat
abbrechen müssen.
DL Eminescns Wahnsinn und Krankheit (18S3— 1S87).
E. selbst scheint sein Geschick vorausgesehen zu haben,
wenn er sagt:
„Nur aus morschen Menschenresten, hallt ein Lebenswunsch
noch bange.
Wie das Begenmaß aus Quellen, die versiegt sind lange, lange.
Und zuweilen, — nur sehr selten, tönt's wie leises fernes
Singen, —
Wie ein Lied aus alten Zeiten, das ich nur im Traum hör'
klingen;
Doch der Best ist nur Getöse, wüstes Kreischen ohne Ende,
Das wie rastlos drängt und dröhnet aus geborst'nem Instru-
mente*
20*
— 308 —
Weh! Die Glut im Hirn verlöschet; nur der Wind so eisig
kalt
Heult mir dnrch den hohlen Kopf noch jenes Ided so ewig alt
Kommt, o kommt ihr Lebensbilder, daß mein Ang' euch wieder
bUckt!
Ah! Das Werkzeug liegt zerbrochen und der Meister ist yer-
rückt**
(örig. 78.)
AUmahlich stellte sich bei ihm Trübsinn und Nieder-
geschlagenheit . in immer stärkerem Ghrade ein (s. Vlah., Farn.
XXXVII, 69). Die Menschen, selbst seine literarischen Freimde,
mied er sorgfaltig; nur zwei oder drei seiner intimsten Be-
kannten konnten noch mit ihm verkehren. Einer von ihnen,
der unbekannt zu bleiben wünscht, hat mir interessante Mit^
teilungen über die letzten Momente vor dem Wahnsion des
Dichters gemacht Er sagt» er habe mit eigenen Augen „den
riesigen Kampf seiner Natur** gegen die Katastrophe, und
die „sonderbaren Anschlage, mit denen er den Untergang
seines glänzenden Denkens vor der Welt zu verheimlidken
suchte** gesehen.
Am Anfang Juli 1883 fühlte der Dichter einige Unregel-
mäßigkeiten in seinem kraftigen Körper; es folgte eine Reihe
schlafloser Nächte, was ihn beunruhigte und ermüdete. Am
8. Juli, nur ein paar Monate nach der Veröffentlichung seines
genialen Gedichtes „Der Abendstem** (Rom. Jun^ April 1883)t
brach der Wahnsinn mit elementarer Macht aus. Früh am
Morgen bewafinete sich E. mit einem Revolver und ging
baden. Unten vor dem Hause traf er einen seiner besten
Freunde Rtvneanu, und feuerte auf ihn. Die Katastrophe, die
schreckliche, war da. Er mußte in dem Bukarester Hospiz
Caritatea interniert werden. Hier blieb er über zwei Monate
in einem stillen, von klaren Momenten nur selten unterbrochenen
Wahnsinn, in dem literarische, politische, wissenschaftliche
— 309 —
Beminiszenzen ohne jeden Zusammenhang seinen Kopf doroh-
krenzten (Petr. 23). In dem dritten Monate machten sich
einige die Hoffiiung auf Genesung erregende Symptome be-
merkbar. Infolge der InitiatiTe Maiorescus schickten die
Freunde den Dichter nach Wien, in die Döblinger Anstalt
(C. L. XXTTT, 289fiE:; Div. 127), wo der K seelisch yerwandte
Lenau sein unglückliches Leben beendet hat Die Pflege, die
ihm in Döbling zu teil wurde, wirkte wohltuend auf seinen
C^esundheitszustand; eine dauernde und gründliche Genesung
erlangte er aber nicht In dieser Zeit yeroffentlichte Maiorescu
den ersten Band Gedichte E.s; als ihm der Band übergeben
wurde, sah er ihn eine kurze Weile an, um ihn dann gleich
bei Seite zu legen, und sagte kein Wort (Petr. 24). In der
Hoffiiung, die Genesung zu beschleunigen, wurde dem Dichter
eine Reise durch Italien ermöglicht Aber wie traurig war
diese Reise. In dem wunderschönen Lande, dort wo Goethe
und so viele andere Eünstlerseelen den glücklichsten Teil ihres
Lebens zugebracht und unvergeßliche Eindrücke für ihr
künftiges Schaffen mitgenommen hatten, — blieb der arme
Dichter kalt und in sich versunken, all den prachtigen Wundem
Italiens fremd, von keinem einzigen berührt oder bezaubert
Denn sein Geist und sein Gemüt waren von trüben Nebeln
umhüllt, sein Empfindungsvermögen unfähig und abgestumpft.
In Venedig, wo er um Mittemacht ankam, bemächtigte sich
seiner eine plötzliche Furcht Er verlangte gleich, schon den
nächsten Morgen nach Florenz zu fahren. Die glorreiche,
zaubervoUe Stadt Venedig, die er kurze Zeit vorher so glänzend
geschildert hatte, ohne sie je gesehen zu haben (Sonnett, Sar.
LXVII), machte ihm jetzt, als er sie sah, einen peinlidien
Eindruck In Florenz f&hlte er sich behaglicher. Eine junge
Engländerin, die wußte, wer er war, und ihn freundlich an-
sah, erweckte in ihm sogar Liebesgedanken. An dem Tage,
an dem die Engländerin abreiste, irrte er betrübt in der Stadt
umher und kam erst um Mittemacht nach Hause. Er war
entschlossen, ihr zu folgen, und verließ am nächsten Tag
Florenz. Aber der unglückliche Traumer konnte den Weg
— 310 —
seiner Angebeteten nicht finden und ging dann nach Roma-
nien zurück (Petr. 24). Er befand sich jetet in einem trost-
losen Znstand: phjsisch und psychisch geschwächt, kranklich,
beinahe zu Ghmnde gerichtet Inmitten seiner Freunde blieb er
„in ein ununterbrochenes Stummsein, in eine Tollige Ab-
wesenheit der Intelligenz und des Willens versunken" (Petr. 24).
Sein Blick reflektierte „die schmerzliche Traurigkeit eines
vorzeitigen Ergrauens, einer plötzlichen Vernichtung"; seine
Wftnsche richteten sich auf kleine, gewöhnliche, alltaglidie
Dinge (Petr. 25). Nur selten und nur gezwungen sprach er
hier und da ein „Nein" oder ein „Ja"; und wenn ihm Jemand
von seiner Kindheit, von seinem früheren Leben, von seinem
dichterischen Scha£Pen sprach, da schwieg er noch betrübter
und blickte hinab, als ob ihm diese Worte die Seele bedrückten
(Petr. 25).
In dieser Zeit ging er nach Jassy; hier wurde ihm me
Lehrerstelle angeboten, aber er wies den Antrag ab, da er
sich seiner intellektuellen Schwache wohl bewußt war (Ebenda).
Am 2. September 1884 wurde er zum Unterbibliothekar der
Centralbibliothek in Jassy ernannt (Archiv der Bibl. Nr. 49/84).
Aber seine frühere unermüdliche Schaffensfreudigkeit, die er
im Jahre 1875 als Direktor der Bibliothek entfaltet hatte,
femd er nicht wieder. Er stand jetzt da als dn gebrochener,
fast unföhiger Mensch. Die Notizen in den Katalogen der
Bibliothek, die die Handschrift E.s zeigen, haben keine Be-
deutung; von der Mitte des Jahres 1886 ab findet sich über-
haupt nichts mehr von ihm Geschriebenes (Eirileanu).
Über diesen Lebensabschnitt des Dichters in Jassy steht
dem Biographen kein eingehender Bericht zur Verfügung.
Aus dem Jahre 1884 besitzen wir eine wertvolle Erinnemng
in dem „Archiva^ XI, S. 283, die uns beweist, daß der Dichter
damals „traurig und melancholisch** aussah, obwohl er sich
noch bei klarem Verstände befand. Dieser Bericht erzählt
uns nämlich Von einem Nationalfeste zum hundertjährigen
Andenken der rumänischen Revolution Horias in Siebenbürgen.
Der Dichter war auch dabei, und sein vertrauter Freund
— 311 —
Creanga hatte fär den genialen Verfasser der „Doina" eine
schwungvolle Bede gehalten. Alle Anwesenden brachen in
begeisterten Beifiedl aus; R aber blieb dabei so gleichgiltig,
ab ob es sich gar nicht mn ihn handelte. Ein Bericht, den
wir über diese Zeit yon der Hand VlaLs (Farn. XXXVU, 69)
haben, bestätigt die oben angefahrte Tätsache der Traurigkeit
und der melancholischen Niedergeschlagenheit des Dichters,
aber auch die Tatsache, daß er sich damals bei klarem Ver-
stände befand. „Er hatte — sagt VlaL — die vollständige
Erinnerung an die Menschen, Dinge xmd alle Ereignisse der
letzten Zeif Charakteristisch ist, daß er „ein unsäglich großes
MiUeid gegenüber den Armen" zeigte. Wenn er aber über
einen Gegenstand redete, entsann er sich plötzlich seiner und
seufiEte mit geschlossenen Augen schmerzvoll: „0 Gott, o Gott!"
Er hatte die feste Überzeugung, er sei verloren, er habe keine
Möglichkeit weiter zu leben, er werde vor Hunger sterben«
ÖfteiB soll er seinem Freund Vlah. gesagt haben: „Ich wünschte
so sehr, daß ich einmal einschliefe und niemals mehr er-
wachte" (Ebenda).
Schon an dem erwähnten Feiertag (Arch. XI, 283) be-
fürchtete Creanga eine neue Katastrophe für den Dichter, und
diese liefi leider nicht lange auf sich warten. Nach einiger
Zeit — im Jahre 1886 — brach sie von neuem aus und hielt
einige Monate an. In dieser schrecklichen Phase der Krank-
heit bemächtigte sich seiner eine zügellose Wollust und der
Unglückliche neigte zu Ausschreitungen skandalöser Art
(Petr. 26). In seinen Wahnsinnsanfillen belastigte er Frauen,
zerbrach Straßenlaternen (Scr. III), wodurch Zwischenfille mit
der Polizeibehörde entstanden. Deshalb wurde der arme Mann
in der Irrenanstalt „Golia" zu Jassj und dann in der zu
,,Neam^" interniert*) (N. B. B., Bd. I, 64). Hier soll er vom
Herbst 1886 zum Frühjahr 1887 geblieben sein, bis er an-
*) In Neamfn soll der Dichter schlecht behandelt worden sein, —
wie N. A. Bogdan in der angeführten Stelle der N. R. R. behauptet
Ton dner Flacht E.b ans der Anstalt weiß aber Bogdan nichts; er sagt
nor ,4er Dichter wnrde mit viel Mühe von dort befreii"
— 312 —
geblich zu seiner Schwester Henriette in Boto|ani flfichtete
(Scr. IV). In Boto|ani wurde er in dem Krankenhaus be-
handelt (N. R. B. Bd.1 64); später, nämlich yom 3/15. Mai 1887
an, befindet er sich in der Pflege seiner sich aufopfernden
Schwester (Scr. I).
Als E. aus der Anstalt zu „Neam^" herauskam, war er
in einer kläglichen physischen Verfassung (Scr. IV); die Wahn-
sinnsanMle hatten sich aber gelegt; er wurde nicht mehr im
Irren- sondern im Erankenhause untergebracht. Ja, im Hai
1887 berichtet seine Schwester, daß „er ganz gut bei Ver-
stände sei" (Scr. II). Desto schlimmer war es mit jener un-
heilbaren Krankheit, die sich, wie es scheint, im innigen Zu-
sammenhange mit der geistigen iromer yerhängnisroUer
entwickelte (Scr. IX, Diy. 102).
Die Erscheinungen des Wahnsinns waren überhaupt nicht
fortwährend gleich heftig. Manchmal verschwanden sie &st
gänzlich, und an ihre Stelle trat eine Art stiller, stumpfer
Melancholie mit klarem Denken. Ein solcher Fall begegnet
uns im Sommer 1886, als der Dichter sich in dem Moldan-
ischen Kurort Bepedea befand, wo er einer hydrotherapeu-
tischen Behandlung unterworfen wurde und vom Juli bis tarn
September blieb. Als er nach „Bepedea" kam, machte er
einen kläglichen Eindruck; er sah gealtert aus, sein Gesicht
war blaß, sein Gfang langsam, sein ganzes Wesen gebrochen,
geistig aber verhielt er sich stiU; es war eine sozusagen
negative Phase seines Wahnsinns eingetreten. Er lebte sehr
zurückgezogen und vermied es, sich öffentlich zu zeigen, da
es im Kurorte viele Frauen gab und „er haßte die Weiber
au& höchste, denn ihretwegen hatte er sehr viel Kummer
gelitten" (S. 4), — wie der Kurarzt gesagt haben soll Auch
seine Bekanntschaft und sein Verkehr mit Biria war nicht
-eben leicht anzuknüpfen, und es scheint, daß sie dem feinen
Verständnis und Takt zu verdanken sind, mit denen Biria ihn
behandelte.
Die pekuniären Verhältnisse des kranken Dichters mußten
sehr dürftig sein, da er nicht einmal soviel besaß, um sich
— 313 —
ein Zimmer mieten zu können; er wohnte mit drei anderen
Kranken zusammen, und konnte sich nur ein Bett sichern
(S. 6). Diese xmonterbrochene Not im Verein mit Krankheit
und Wahnsinn hat sicher sehr yiel dazu beigetragen, sein
Leben noch mehr zu yerbittem. Denn das Bewußtsein einer
ganzlichen Armut, das Angewiesensein auf fremde Hilfe mußte
besonders Ar eine so zart empfindende und so stolze Natur,
wie die E^ war, höchst peinigend, höchst niederschlagend
wirken.
Das Wichtigste, was uns die Erinnerungen Birias*) aus
jener Zeit bieten, sind ihre Gespräche mit £. und die in ihnen
wieder gespiegelten seelischen Stimmungen des Dichters.
Physisch gebrochen, beinahe zu Orunde gerichtet, psychisch
yerzweifelt, sich nach dem Tode, nach dem „Nirwana **, das er
80 glänzend in seinen Gedichten besungen hat, sehnend ist
der unglückliche noch im stände, sein zerrüttetes Denken hier
und da zusammenzuraffen, es zu den hohen Sphären der Philo-
sophie, zu dem erhabenen Gebiete seiner einstigen Ideale zu
erheben, seine Gesellschafterin mit dem Flug seiner Gedanken
ZOT Begeisterung und zur Bewunderung hinzureißen. Wunder-
barer Weise kehrten die Grundtone seiner früheren Ideen- und
Gefühlswelt, die Grundstimmungen seines ewig lebenden künst-
lerischen Schaffens, die bewegenden Kräfte seiner selbstlosen
Tätigkeit im öffentlichen Leben in seinen Unterhaltungen mit
Riria immer und immer wieder. Die romantisch gefärbte
Weltanschauung seiner jungen Jahre, die spätere pessimistische
Betrachtung der Welt (S. 12), manche Schopenhauersche An-
sichten über das Weibei^eschlecht (S. 13, 15, 16), sein „Ent-
rostnngspessimismus'' (wie Ed. y. Hartmann sich ausdrückt —
„Zur Gtosch. und Begr. des Pess.**) hinsichtlich der sozialen
Verdorbenheit der oberen Klassen seines Landes infolge
sdilechter, aus der Fremde eingeführter Sitten (S. 14, 16, 21),
*) S. „Ultima raz& din via^ Ini E.'' von Biria (Pseud. für Frau
ßratoflld in Jassy) in Arch. XIII, 1, 2. Die Mitteilungen Ririaa sind
allerdingB nur mit großer Vorsicht zu benutzen, da sie offenbar sehr
snbjektiY und unkritisch sind.
— 314 —
die Yerherrlichuiig der Vergangenheit, die Liebe zum alten
patriarchalischen Leben, die tiefe nationale Gesinnung, der
Kultus seiner Muttersprache (S. 20), die Liebe zur Natur und
das Verschmelzen dieser mit der menschlichen Liebe (S. 23 u.
25), schließlich pessimistische (S. 12, 33, 34) oder atheistische
(S. 17, 34), philosophische Ansichten verschiedener Art, am
meisten aber stimmungspessimistische Ausbrache (S. 11, 21,
22, 24, 26, 29, 33, 34, 39), alle diese Töne klingen in einer
sonderbaren Mischung in den Gesprächen mit Biria wieder.
Man merkt oft den Kampf des manchmal wiederbelebten
Denkens mit der von dem Wahnsinn yerursachten Zerrüttung.
Licohärenz ist häufig in dem Ideengang des Kranken, und
plötzliche Wahnsinnsanfölle machen sich manchmal geltend
(S. 15, 18, 19).
Noch ein literarisch wichtiges Moment aus dem Aufent-
halt E.S in Eepedea wäre zu erwähnen: trotz seines trostlosen
Zustandes schrieb er hier auch ein Gedicht „La steaua''
(Sar. C), welches er in das Album Riria3 eingetragen hat
Das Gedicht ist bekanntlich eine rumänische Wiedergabe des
Gedichtes „Der Stern" von Gottfried Keller; nur die letzte
Strophe ist von E. ursprünglich verfaßt G. Pop (C. L. XIX,
S. 49—55) hat sich mit dieser Frage beschäftigt und sich för
die Hypothese ausgesprochen, „La steaua" sei w^er ein
Plagiat noch eine Identität der Ideenassociation beider Dichter,
sondern eine Reminiszenz^ E.s an das Gedicht Kellers. Da
wir heute genau wissen, unter welchen Umständen „La steaua*^
geschrieben worden ist, scheint mir die Hypothese Pops nicht
mehr bloß „die wahrscheinlichste'^, wie er sich damahi aus*
druckte, als die von Riria erwähnte Tatsache noch unbekannt
war, sondern die einzig richtige Erklärung dieser interessanten
literarischen Erscheinung zu sein. Heute sind wir nämlich in
der sicheren Lage behaupten zu können, E. habe sein Gedicht
in einem solchen psychischen Zustande verfaßt, in welchem
er sich darüber nicht mehr Rechnung geben konnte, ob die Idee
des Gedichtes und die darin enthaltenen Bilder ihm oder emem
von ihm schon vor langer Zeit gelesenen Dichter gehörten.
— 315 —
X. Scheinbare Genesimg Eminescns. Seine literarische Arbeit
in dieser Zeit (1887—1888).
Die Briefe Henriettes an Fraa Cornelia Emilian und
an ihre Tochter Cornelia bieten uns eine bis ins Einzelne
gehende Darstellung, sowohl der schrecklichen physischen
Krankheit (siehe diesb. Div. 102, 105), wie auch der Geistes-
störung E.S Es geht aus diesen Briefen deutlich hervor, daß
beide Krankheiten zusammen gehören (Scr. I, IV, V, VIÜ,
IX, LXVI). Erschütternd ist dieser Lebensabschnitt des
Dichters; die Leiden bringen ihn zur Verzweiflung. Die
hoffiiungSYoUen Augenblicke, die hier und da in dem Zustande
des Kranken eintreten, verschwinden bald, und neue Anfalle
brechen aus. Es ist ein so unbeständiger, ein so oft täuschender
Lauf, den die Krankheit nimmt, daß man wohl auch in den
besten Augenblicken das Schlimmste befarchten muß. Die
oben zitierten Briefe enthalten höchst schmerzliche Einzel-
heiten über das, was der Unglückliche zu dulden hatte. »Der
arme Mihai^, schreibt seine Schwester (IV) „ist in den fürchter-
lichsten Zustand verfallen, welcher überhaupt möglich ist Er
kennt nur mich, gestern hat er einen schrecklichen Anfall
gehabi" Physisch war der Dichter vollständig schwach; er
hatte keine Kraft mehr für sich selbst zu sorgen. Psychisch
war er gänzlich willenlos und abgestumpft
Henriette war für den Dichter ein unschätzbares Glück
und ihre Aufopferungsfähigkeit ihm gegenüber ist aller Be-
wonderong wert, zumal sie selbst der Pflege bedurfte, da sie
an beiden Füßen gelähmt (Scr. lU) und fortwährend leidend
war. Wenn sie ihren Bruder pflegte, so dachte sie niemals
an sich selbst und fühlte sich als „die Glücklichste unter den
Sterblichen^, als sie ihn gesunder sah (Scr. IV). „Die größte
Tat in der Welt ist, dem Menschen in seinem Unglück bei-
zustdien", das ist ihr Prinzip (Scr. LXIV), welches sie nicht
bloß ihrem Bruder, sondern auch manchen anderen Leidenden
gegenüber befolgte (Scr. LX). Der Dichter seinerseits wußte
trotz seiner trostlosen Lage sehr gut zu schätzen, was ihm
— 316 —
Henriette bedeutete, und als diese schwer leidend an das Bett
gefesselt war, pflegte er sie „wie eine Mutter^ — so schreibt
Henriette selbst (Scr. L). So sehen wir in diesen Beziehungen
zwischen Bruder und Schwester ein rfihrendes Beispiel zarter
Menschlichkeit und reiner QefQlile, das auf die traurigen Zn-
stande, die in den Briefen Henriettes geschildert werden, ein
helles Licht wirft.
Einen anderen erhebenden Zug in den letzten Jaluren
E.S bildet das Interesse und die Teilnahme des Landes for
seinen Dichter. Eine ausführliche, durch Aktenstücke be-
stätigte Darlegung der betreffenden Tatsachen findet man in
Diy. 102 — 110; Nachrichten darüber hat man auch in dem
Aufsatz Yon Frau Emilian (Scr. Yorwort) und in verschiedenen
Briefen Henriettes. Ich will hier nur das Wichtigste erwähnen.
Die unsäglichen Leiden des Dichters, die erbärmlichen mate-
riellen Verhältnisse, in denen er sich abquälen mußte (s. sein
Brief vom 10. Nov. 1887 an V. G. Mor^un, P. s. V.), haben
die Teilnahme des Landes, das inzwischen seine außerordent-
lichen literarischen Leistungen immer besser kennen lernte,
erweckt Die Zöglinge der Malerschule zu Jassy eroffiieten
infolge der eifrigen Initiative des Frauleins Emilian eine
Kollekte zu Gunsten des Dichters. Ein Teil der Listen wurde
von den Präfekten im Lande verbreitet, ein anderer durch
Privatpersonen, und wenn manche Präfekten die Listen zu-
rückwiesen, bekannte Persönlichkeiten und reiche Leute im
Lande kein Interesse für die Sache zeigen wollten, so war
die Begeisterung der Schuljugend beiderlei Geschlechts und
mancher Freunde und Bewunderer des Dichters um so fimcht-
bringender. So hatte die Kollekte gute Ergebnisse gebracht
und eine ernste ärztliche Behandlung des Kranken wurde
dadurch ermöglicht. Zwei Jahre lang konnte die Existenz
des großen Dichters gesichert werden. Neben der Kollekte
trugen dazu die Konzerte, die Theaterauffuhrungen und andere
materielle Unterst&tzungen seitens der Bewunderer E.s noch
sehr viel bei (Scr. Vorwort V). Die akademische Jugend
und die Presse haben sich um das Erwachen der Opferfreudig-
— 317 —
keit bedeuteade Verdienste erworben. Spater, nachdem die
Gesundheit des Dichters zdemlich wiederheigestellt war, hat
die Kammer und dann anch der Senat ihm eine Pension von
250 Lei monatlich bewilligt (Scr. LX, S. 109). Das geschah
im Jahre 1888, infolge der Initiative Jacob Negrozzis (C. L.
XXm, S. 289 ff.), nachdem — wie aus manchen Briefen Hen-
riettes herrorgeht — von mehreren Seiten sehr lange Zeit
dafor eingetreten worden war. Besonders erfolgreich scheint
Ar die Bewilligung der Pension die große Anzahl Petitionen
gewirkt zn haben, die infolge der Initiatiye der Jugend durch
das ganze Land yerbreitet und mit zahlreichen Unterschriften
Tersehen wurden (Scr. Vorwort V). Alle diese edlen Hand-
langen zu Ghmsten E.s bieten uns einen erfreulichen Beweis
fttr der Teilnahme, deren sich das Land fBr seinen Dichter
fabig gezeigt hat, und wischen manche peinliche Erinne-
rung an die Ungerechtigkeiten, die dem Dichter einst an-
getan worden sind, aus.
Am 14. Juli 1887 wurde E. yon mehreren Ärzten in Jassy
gründlich xmtersucht. Sie entschieden, er müsse zur Her-
stellung seiner Gesundheit nach Hall geschickt und in Wien
Ton den berühmten Spezialisten Dr. Neumann, Dr. Nothnagel
und Dr. Meinert nochmak untersucht werden (Div. 104 ff).
Infolgedessen reiste der Kranke in der Gesellschaft eines
Doctoranden Grigorie Foc|a nach Wien und dann schon am
anderen Tage nach HalL In Wien soll der schon genannte
Äizterat erUart haben, der Kranke leide an einem durch
venerische Krankheit Terursachten Wahnsinn, und das Übel
sei unheUbar (Scr. XVI; Cr. 20).
Die Kur in Hall dauerte bis zum September 1887 (Scr. XIV).
In welchem Zustande der Dichter sich in dieser Zeit befand,
erklart uns schon der Umstand, daß er damals vollständig
willenlos war; wenn man ihm bei Tische den Löffel in die
Hand gab, aß er, sonst blieb er unbeweglich und melancho-
lisch, ohne irgend etwas zu sprechen (Scr. Vorwort IV). Doch
war er geistig verhältnismäßig wieder bei sich, denn er be-
schäftigte sich auch damals noch unter solchen verzweifelten
— 318 —
Yerhältiiissen mit Literatur und schrieb sogar ein paar Ge-
dichte (Ebenda).
Die Kur in Hall scheint ihn zuerst g&nstig beeinflaßt
zu haben; in einem Briefe vom August 1887 schreibt er
nämlich, er fühle sich infolge der Bäder, die er genommen
habe, besser (Scr. XIII). Aber als er im September nach
Botosani zurückkehrte, war Henriette über seinen trostlosen
Zustand sehr erschrocken (Scr. XIY). Ein Rückfidl der Krank-
heit schien sich einstellen zu wollen. Doch wirkte die segens-
reiche Pflege seiner Schwester so sehr, daß er sich im Oktober
viel wohler beüand und seine Lage wurde Tag for Tag besser
(Scr. XXI). Das bestätigen auch zahlreiche Briefe, die er in
dieser Zeit abge&ßt hat (Scr. XXIU, XXV, XXVU+, XXVm+,
YYY, XXXII+, xxxin, xxxvn, xxxix+, xli+, xlii+,
XLV, XLVI, XLIX+).*) In einem derselben schreibt er an Fr.
Emilian, seine „langwierige Krankheit habe ihn im hoh^
Grade verzweifelt gemacht, jetzt aber fahle er sich besser.**
Die Besserung in Ks Zustande schritt so rasch und so
erfreulich fort, daß Henriette am 14/26. Januar 1888 schreiben
konnte, die Gesundheit ihres Bruders sei sehr gut und sie
hofie, er werde im Frühling sogar eine Stelle anzunehmen
imstande sein (Scr. XXXV). Ebenda berichtet sie, er habe
dem Fräulein Emilian ein Gedicht gewidmet, und erwähnt
„die schonen Ideen^, die es enthält"*^)
Bloß ein Schatten verfinsterte noch die Lage des Dichters:
seine unregelmäßige Lebensweise gab er auch in diesen rer-
hängnisYollen Jahren nicht auf, ja unter dem Druck der Ver-
zweiflung, die Krankheit und Wahnsinn in ihm erweckte, ver-
schlimmerte sie sich sogar noch. Zu seiner alten Gewohnheit^
die Körperpflege gänzlich zu vernachlässigen (Scr. S. 70), kam>
*) Die mit -^ bezeichneten Briefe sind auch von E. al^e&ßt, ob«
wohl von seiner Schwester unterschrieben.
♦*) Dieses „Recuno^tinja" betitelte Gedicht (Scr. 97) ist nicht ver-
öffentlicht worden. Es ist möglich — wie auch Cr. (61) glaubt — daß
es Ton Veronica Micle vernichtet worden ist; Tatsache ist» daß sie sich
über das Gedicht, als sie es las, lustig gemacht hatte (Scr. 98).
— 319 —
noch die Tranksocht hinzu (Scr. 88, 135). Wenn man aber
der fast unverantwortlichen sittlichen Lage, in der sich der
Dichter nach solchen verwüstenden, physischen und psychischen
Leiden befinden mußte, gedenkt, dann kann man ihm dieses
Laster nicht allzu schwer verübeln. Dazu konmit noch der
Umstand in Betracht, daß der Dichter beinahe vollständig
willenlos war, und in dieser Lage war es manchen sogenannten
„Freunden", die ihn heimlich um sein Talent beneideten
(Scr. 135), leicht möglich, ihn zu Ausschweifungen zu be-
wegen (s. Scr. LXX, wo E. selbst dies bekennt). Besonders
mit dem Geld war er sehr verschwenderisch; er zeigte eine wahre
Leidenschaft, es so schnell als möglich zu verbrauchen (Scr. 124).
Übrigens war dieser Fehler an ihm auch schon sehr alt
Henriette gab sich alle Mühe, ihn vor allen Versuchungen
zu hüten und sorgte in ihrer ausgezeichneten Weise
(Scr. XXXVIII) um seine Gesundheit.
Es ist ohne Zweifel überraschend, wenn man berichten
kann, daß E. auch nach der ersten Katastrophe fast in jedem
Jahre ein oder mehrere wertvolle Erzeugnisse seines künst-
lerischen SchaflFens zu Stande gebracht hat 1885 erschien in
C. L. (XIX, 360) „Sara pe deal« (Sar. XCU); 1886 „Dalila"
(Sar. XCIII) und das schon erwähnte „La steaua*' (Sar. L);
1887 „Sonet^, ein äußerst pessimistisches Gedicht; dann
«De ce na-mT vir« (Sar. XCV); „Kamadeva" (Sar.XCVI);
«Pe an album" (Sar.XCVU); „Intre paseri« (Sar.XCVUI);
»Fragment** (Sar. XCIX), drei sehr hübsche Strophen unter
dem Eindruck des Wiedersehens mit Veronica Micle ge-
schrieben. Alle diese Gedichte sind von besonderer Schönheit;
ihre kunstvoUendete Form und ihr echt poetischer Inhalt
konnten in uns den Glauben erwecken, sie seien in den besten
Jahren des Dichters geschaffen. Und doch entstanden sie
aller Wahrscheinlichkeit nach — ganz sichere Beweise dafür
fehlen — in einer Zeit, wo das geistige und das körperliche
Leben E.s schon längst von Wahnsinn und Krankheit zer-
rüttet war, ein Beweis dafftr wie oft und wie mächtig die
hellen Momente des Bewußtseins bei ihm auftraten.
— 320 —
Über die literarische Tätigkeit E.8 im Jahre 1887, wo er
die meisten Gedichte dieses Zeitabschnittes geschrieben hat,
finden wir verschiedene Nachrichten in den Briefen Henriettes
(Scr. 41, 70, 75, 82, 99, 101, 111, 131). Er arbeitete manch-
mal, auch jetzt, bis in die tiefe Nacht hinein (S. 70) wollte
manche alte Arbeit vollenden (S. 82), übersetzte in ausgezeich-
neter sprachlicher und metrisdier Form Aug^ers Lustspiel „Le
joueur de flute'', das 1895 unter dem Titel „Lais** in C. L
(XXIX S. 899 ff., lOlOff.) erschien. Es war eine für seinen
damaligen geistigen Zustand ziemlich rege Tätigkeit, die seine
Schwester Henriette und alle seine Verehrer in hohem Maße
erfreute.
Im April 1888 reiste der Dichter plötzlich nach Bukarest,
um Yeronica Micles willen (Scr. LH), doch haben ihn sicher
auch andere Gründe dazu bewogen. Er selbst gab ab Gfrond
seiner Abreise die Absicht an, sich eine sichere JEhdstenz zu
begründen;*) und wenn auch Henriette in ihrem Ärger diesen
Grund nicht annehmen wollte, so ist er trotzdem von E. kun
nachher tatsächlich bestätigt worden. Noch ein Grund der
Abreise war ohne Zweifel das Sehnen des wiederhergestellten
Dichters nach dem großstädtischen Leben in Bukarest. Wie
sehr er sich in Botogani gelangweilt hatte, erzählt seine
Schwester selbst in dem Briefe XXXIV (Scr. 62); ebenso wird
Ton ihr seine Liebe f&r das großstädtische Leben bestätigt,
nämlich in dem Briefe LXX (Scr. S. 125), wo sie erzählt, ihr
Bruder habe ihr gesagt, er wurde lieber in einer Großstadt
mit 100 Lei monatlich leben, als in der Provinz mit einem
noch so hohen Einkommen. In Bukarest aber konnte der
Dichter keine Stellung finden, und so lebte er „in yolliger
Not", wie Frincu (G. T. 1902, Nr. 85) berichtet und wie man
auch glauben kann, da er die von der Kammer bewilligte
Pension noch nicht bekommen zu haben scheint
*} Zwar hatte ihm auch der Gemeinderat von Boto^ani eine monat-
liche Pension von 100 Lei bewilligt (Scr. LIX, 106), aber, wie es sohemt,
wollte er nm jeden Preis sich selbst die Mittel sam Leben erwerben.
— 321 —
Petr. (26) erzählt, in welehem ho&ungsyolleii geistigen
Zustand er den Dichter in Bukarest gesehen und wie ihm dieser
▼on seinen literarischen und politischen Pl&nen gesprochen
habe. Im FrfQüing — wo er „gänzlich wiederhergestellt sein
wird" — hoffte er, seine einstige Tätigkeit wieder aufnehmen
zu können (Petr. 26). Die Zeitungen meldeten freudevoll die
guten Nachrichten über den jetzt bewunderten Dichter des
Landes und jedermann teilte diese Freude. Seine alten juni-
mistischen Freunde umgaben ihn wieder und führten ihn in
das Weltleben hinein; „es war mit einem Worte" — sagt
Petr. (27) — nein wahres literarisches Ereignis". Im Herbst
1888 las der Dichter seine metrische Übersetzung „Lais" im
Kreise der „Junimea", im Hause Maiorescus, vor. Die Freude
über die Genesung des Dichters, die Begeisterung fftr die
Schönheit der Übersetzung und für das reizvolle Vorlesen
waren aUgemeio. — Die Ho&ungen, die von allen Seiten an
diese neue helle Phase in dem Leben E.s geknüpft wurden,
schienen berechtigt, als am 4. Dezember 1888 die erste Nummer
der Zeitschrift „FäntänaBlanduziei"*), die unter seiner Leitung
stand, die Presse verließ. Doch war in Wirklichkeit sein
Zustand anders als es schien: der Dichter konnte eine regel-
mäßige Tätigkeit nicht mehr entfalten, geschweige denn die
Zeitschrift personlich leiten. Er hat in F. BL bloß das Pro-
gramm, drei politische Au&ätze und eine Übersetzung aus
Mark Twain veröffentlichi Das Programm, das ich bei den
Prosaschriften E.s bespreche, hat er größtenteils nach Max
Nordau's Schrift „Die Conventionellen Lügen der Kultur-
*) Die Zeitschrift wurde von mehreren jungen Schriftstellern —
Anhänger und Bewunderer £.s ^ begründet und hatte mehr den
Charakter einer politisch-literarischen Zeitung; aach das Format war
das einer Zeitung. Sie hatte am Anffmg eine starke nationale Färbung.
Nachdem £. sich aas Gesundheiterttcksichten (vgl. die Fortsetzung der
„F. BL" von R. Popea, Nr. 36 [8. Okt.], 1889) zurückzog, sind die Be-
grfinder bald in Streit geraten und nun erschienen zwei Zeitschriften
unter demselben Namen, denen aber ein sehr kurzes Leben be-
•chieden war.
Weigand, 10. Jabresberioht. 21
— 322 —
menschheif' (Leipzig, 1883) niedergeschrieben — ein umstand,
der nicht bloß auf die Schwäche seines Geistes, sondern yiel-
leicht selbst auf die ünverantworÜichkeit seiner damaligen
Handlangen hinweist Von Nr. 6 der Zeitschrift an hat E.
nichts mehr veröffentlicht.
XI. Die letzte Katastrophe and E.s Tod.
Die letzte Katastrophe, die in der ersten Hälfte des
Jahres 1889 hereinbrach, zerstörte anerbittlich alle lUasionen
des Dichters and seiner Bewunderer and entriß ihn seinem
Lande.
Petr. berichtet (27), E. habe karz vor der oben erwähnten
Vorlesung bei Maiorescu einige Rückfalle in seinen Stumpf-
sinn gehabt Bald nachher zeigte sich die Krankheit gefähr-
licher. Eines Abends — es war am Anfang des Jahres 1889 —
sah ihn Petr. in einem seelischen Zustand, der höchst anormal
erschien (27). Kurze Zeit darauf, im März dieses Jahres, brach
die Katastrophe mit aller Gewalt aus (Scr. LXVI, S. 117). Der
Unglückliche wurde in der Irrenanstalt Su^us interniert, wo
er sich mehrere Monate quälen sollte. Nur selten hatte er
lichte Augenblicke. In „Fäntäna Blanduziei" (Nr. v. 10. De-
zember 1889) erzählt Jon Popescu, einer seiner Freynde, sein
Zusammentreffen mit ihm in der Irrenanstalt (M- E. 2). Der
Dichter hatte sich zuerst ein wenig sonderbar gezeigt, dann
aber sprach er Yemünftig „ohne jede Incohärenz in seinem
Denken", klagte über Langeweile und bat ihn um etwas Lek-
türe. Den 2. Tag durchblätterte er die Zeitungen, die ihm
sein Besucher mitbrachte, und unterhielt sich mit ihm ebenso
yemünftig, wie am vorangegangenen Tage. Popescu hatte
ihm auch ein Werk von Jules de Goncourt mitgebracht und
zeigte ihm davon ein Stück; es war ein Brief von grosser
Zärtlichkeit. Der Dichter las den Brief mehrmals und war
entzückt. In derselben klaren Stimmung fand ihn sein Be-
sucher mehrere Tage nacheinander. Vlahu^ der den Dichter
in derselben Zeit besuchte, hebt dagegen die Incohärenz in
— 323 —
seinem Ideengange hervor (Vlah. CI. d. 1., 179 ff.)- -^^^^ a^ch
er hat nichts von irgend einem Wutansbrache bemerkt. E.
hatte ihn gleich erkannt, fragte nach den andern Freunden
und sprach von ihnen mitleidig, „wie von verlorenen oder sehr
unglücklichen Menschen" (Ebenda). Er erzählte ihm von dem
Plan einer sozialen Umwandlung und schließlich, als die
Rede auf Gedichte kam, trug er ihm mit Wärme und Be-
geisterung eine lange Reihe Strophen von entzückender musi-
kalischer Wirkung vor. Doch auf dem Papier, von dem er
las, standen nur zwei Worte geschrieben — „gloriosul voevod";
der wahnsinnige Dichter improvisierte. Über 20 solcher klang-
voller Strophen soll er vorgetragen haben, Sinn und Zusammen-
hang fehlten aber gänzlich. Nachdem der Kranke zu Ende
gekommen, fiel er in seine gewohnte Melancholie zurück, und
nur so viel konnte er noch sagen: „0 Gott, o Gottl . . ."
(Ebenda; s. auch Fam. XXV, 309 ff.)
In der Irrenanstalt Su^as scheint der leidende Dichter
nicht besonders aufinerksam behandelt worden zu sein, denn
nur so erklärt sich der Umstand, daß sein Tod am 15. Juni
1889 durch ein äußeres Ereignis, nämlich durch einen Schlag,
den er von einem anderen Wahnsinnigen auf den Kopf er-
hielt, verursacht worden ist (Scr. LXIX, 121). Am andern Tag
wurde die Leichenschau vorgenommen; über sein Gehirn wurde
nach Petr. (28) folgendes festgestellt: „Das Gehirn wog 1490
Gramm, d. h. beinahe ebensoviel wie dasjenige Schillers. Die
linke ELälfte, das eigentliche Organ der Verstandestätigkeit,
wog 25 Gramm mehr als die andere. Die Stimwindungen
nahmen mehr als die Hälfte des Yolums der Hemisphären ein
und deuteten damit bis zu einem gewissen Punkte die anor-
male Entwickelung der psychischen Regionen zum Nachteil
der Sinnes- Bewegungs- und Lebensregionen an*^
E. wurde am 17/29. Juni, zum Zeichen der Verehrung
seitens des Landes, auf Staatskosten beerdigt. Eine ausfuhr-
liche Schilderung des Begräbnisses findet man in Div. 113 —
121; hier sind auch die drei Trauerreden, die gehalten worden
sind, abgedruckt.
21*
— 324 —
Infolge der Initiatire der Univeraitatshorer (Sor. Vorw. Y),
wurde dem Dichter auf Kosten der mmanischen Jugend eine
Yon dem rumänischen Bildhauer Oeorgescu ausgefohrte
Bronzebüste auf dem ,,Marchian"-Platze in Botofani errichtei
die am 11/23. September 1890 mit grosser Feierlichkeit ent-
hfOlt wurda An seinem Qrabe hat ihm gleichfalls die Jagend
ein Marmormonument errichtei — Im Jahre 1899 gab die
Zeitschrift Fam., zum Andenken an den vor 10 Jahren ein-
getretenen Tod des Dichters, eine Qedächtnisnummer heraus,
wo Verschiedenes von und über E. yeröffentiücht wurde. Eine
solche Gedachtnisnummer gab auch die Bukarester Zeitschrift
,,Floare albasträ'', unter dem Titel ,,Mihail Eminesca^' heraus.
Beide Blätter enthielten auch das Bild des Dichters und
wurden von dem ganzen rumänischen Lesepublikum begeistert
aufgenommen.
Xn. E.S Persönlichkeit
E.S Eorperkonstitution. Alle diejenigen, die den
Dichter kennen gelernt und beschrieben haben, behaupten ein-
stimmig, er sei ein sehr schöner Mann von sympathischem
anziehenden Äußeren gewesen. Diese Tatsachen berichten so-
wohl seine Jugendgefahrten, die ihn in Czemowitz und Blasen-
dor^ wie auch diejenigen, die ihn in seiner reiferen Jugend
oder im Mannesalter gesehen haben. J. L. C. (Seh. 9), der ihn
zuerst während der Wanderjahre als Schauspieler kennen ge-
lernt hat, schildert ihn folgendermaßen: „Eine wahre Schön-
heit Ein klassischer Kopf, umrahmt von langen schwarzen
Locken; eine hohe, heitere Stirn; große Augen; diesen Fenstern
der Seele sah man an, daß jemand drin wohnte". (VgL aach
die Schilderung in „Fant Bland." — M. E. 3). Seine Studien-
genossen in Wien, V. Bumbac (Brief) und J. Slayict (Brief)
bestätigen ihrerseits diese Schilderang; Slavici sagt, der Dich,
ter wäre „in seiner Jugend besonders schön gewesen*^-
Auch Petr. (18f.) spricht in voller Übereinstimmung von der
Schönheit E.s. Die vier Bilder, die von dem Dichter vor-
— 325 —
banden sind, beweisen, daß keines der oben erwähnten Urteile
übertrieben ist*)
Übereinetimmend wird behauptet, er sei in seiner Jugend
yoUig gesund, rostig und elastisch gewesen. Slayicl (Brief)
nennt die körperliche Kraft Ks sogar „eine wahrhi^ be«
wnnderungswerte*'. Es war nicht bloß ein normaler, gesunder,
sondern ein außerordentlich gut gebauter Organismus, derE.
eine unglaubliche Leistungsfähigkeit in physischer, wie in
geistiger Hinsicht sicherte. Nur ein glücklich ausgestatteter
Organismus macht es uns begreiflich, wie es überhaupt ge-
schehen konnte, daß der Dichter, trotz seiner höchst unregel-
mäßigen Lebensweise, trotz häufiger Überanspannung seiner
körperlichen und geistigen Ejrafte, trotz der schrecklichen
Verwüstungen durch den Wahnsinn und Geschlechtskrankheit
— bis kurz vor dem Tode noch Wertvolles zu leisten im
Stande war.
Trotz alledem lag aber in ihm schon von Geburt der
Keim des yerhangnisvoUen Übels, das ich als erbliche Be-
lastung bezeichnet und besprochen habe und das für sein
ganzes Leben so fatal gewesen, auf seine Persönlichkeit so
nachteilig gewirkt hat
Psychischer Organismus. £. gehört, wie Viele andere
berühmte EünsÜer und Denker, weniger zu den stillen^ ein-
heitlichen, harmonischen, sondern mehr zu den leidenschaft-
lichen, zwiespaltigen, £austischen Naturen^ ohne Züge der
ersten Gruppe zu entbehren. Schon in seinen jungen Jahren
tritt uns der Dichter in einer solchen Beleuchtung entgegen
nnd so ist er sein ganzes Leben lang geblieben, wie aus den
folgenden Ausführungen Caragiales hervorgeht: „So habe ich
ihn damals kennen gelernt, so ist er geblieben bis zu seinen
*) Eines dieser Bilder zeigt £. im Alter yon 19 Jaliren nnd ist
in dem Band „Scr." veröffentlicht worden. Ebenda findet Bich auch
das letzte Bild E.8, von 1888, also nach dem Wahnsinnsansbruch.
Das beste Bild ist das in der Farn. (XXXV, Nr. 26) wiedergegebene
Dieses leigt uns den Dichter in seinem ganzen ftaßerlichen Zaaber: als
«inen Mann von ungewöhnlicher Schönheit
— 326 —
letzten klaren Augenblicken: heiter and traurig, mitteilsam
und finster, sanft und streng, sehr bescheiden in seinen An-
sprüchen und doch niemals zufrieden, bald von einer mönchi-
schen Zurückhaltung, bald gierig nach Lebensgenuß, einmal
die Menschen meidend, ein ander Mal sie suchend; gleichgütig
wie ein greiser Stoiker und erregbar wie ein nervöses Weib.
Eine sonderbare Mischung! OlücUich für den Künstler, un-
glücklich für den Menschen'^ (J. L. C. 11. s. auch M. C. 3
„Memoriu asupra lui Eminescu*', 3. Abs.).
Diesem anormalen psychischen Zustande war die amor-
male Lebensweise nur entsprechend, die Ton Maiorescu (Gri-
goroTi^a X — XI) folgendermaßen geschildert wird: „H^^%
nahm er nur narkotische und aufregende Nahrungsmittel zu
sich. Übermäßiges Tabakrauchen und Kaffeetrinken, schlaf-
lose mit Lesen und Schreiben verbrachte Nächte, tagelanges
Nichtessen und dann mit einem Male zur ungewohnten Stunde,
nach Mittemacht, Genuß von Speisen und Getränken ohne
Maß und Auswahl, — darin bestand seine Lebensweise'\
Gleich andern bekannten zwiespältigen Persönlichkeiten
wie Petrarca, Rousseau, Byron, Heine, Schopenhauer, — hatte
auch E. eine genialanormale Natur, mit allen Vorteilen und
allen Nachfeilen, mit allen Licht- und mit allen Schattenseiten
einer solchen. Sein ganzes Leben, seine Betätigung auf den
verschiedenen öffentlichen Gebieten, besonders auf dem der
Politik, ja selbst sein künstlerisches Schaffen und seine Werke
überhaupt bieten uns zahlreiche Beweise dafür. Geistig und
seelisch erhaben, sich in den hohen Sphären der Philosophie,
in der Welt des abstrakten, unpersönlichen Denkens be-
wegend, war er zu gleicher Zeit leidenschaftlich, kampflustig,
unruhig, entrüstet über die Lebenszustände, denen er als meta-
physischer Philosoph keine Aufmerksamkeit schenkte, als
Mensch aber mit einer beißenden Satire, ja sogar mit Wut
oder mit verzweifelter Gemütsstimmung entgegentrat In seiner
Innerlichkeit war er von unendlich hohen Idealen beseelt,
mit dem Flug seiner Gedanken entrückte er sich dem
Leben alltäglichen Menschen, in welchem er selbst doch hie
— 327 —
und da von allzTimenschlichen Schwäohen bezwungen herum
irrte*)
Sein ganzes Leben zeigt uns einen vollständigen Mangel
an praktischem Sinn, an Verständnis ftir die gewöhnlichen
Lebensbedürfnisse; doch war seine öffentliche Tätigkeit auf
realistischen Grundlagen gebaut; wenn er für sich höchst un-
praktisch arbeitete, so strebte er dagegen mit aller Gründlich-
keit und mit allem Sinne für das Praktische und Realisierbare
zu Gunsten der Gesellschaft und des Volkes, das er um so
mehr liebte, je mehr er seine Schwächen und Sünden geißelte.
Eine andere ebenso hervortretende, wie charakteristische
Eigenschaft, die das Zwiespältige in E.s Innenleben zeigt, ist
sein immer angestrengtes, unstillbares geistiges Literesse, das
im schärfsten Gegensatze zu seiner fatalen Nachlässigkeit hin-
sichtlich des eigenen körperlichen Wohls steht Indem sich
sein unruhiger Geist in der Aneignung neuer Kenntnisse
unermüdlich betätigte, litt der Dichter bekanntlich jahrelang
an der schrecklichen Krankheit, die ihm schließlich soviel Un-
heil bringen sollte, und sagte Niemanden etwas davon. Wenn
er für Bücher sein letztes Geld ausgab, so vernachlässigte er
sogar die elementarsten Lebensbedürfnisse und die Pflege seines
Körpers (s. N. R. R 1902, Bd. 1., S. 65; Ighel 3; Fam. XXXV,
311; Trib. 1902, Nr. 45).
Intelligenz und Bildung. E.s Erziehung und Schul-
bildung war ohne Zweifel vom Standpunkt der Pädagogik aus
sehr lückenhaft. Das kann gerechter Weise nicht bestritten
werden. Schon im zarten Alter von kaum 8 Jahren wurde
er der Familie entrissen. Die Schule hatte er sehr früh ver-
lassen und monatelang allein, ohne irgend eine Aufsicht und
ohne irgend einen Berater, nur auf sich selbst angewiesen,
*) „Er war ewig verliebt und ewig in Geldverlegenheit. Konnte
es auch anders sein? Er war ja ein Dichter und dazu arm . . . Ewig
träumte er von zwei „zarten, kalten Händen'', ewig war er auf der
Sache nach einem Wacherer, der ihm sein Gehalt auf einige Monate
voraus um einen Spottpreis abkaufte." (J. L. G. 26; zu vgl. ebenda
S. 20, 21 u. 22).
— 828 —
fremde Linder durchwandert Viele Jalire hindoroh lebte er
in Armut und Not, in dem fttr die Erziehung gewiß nidit
günstigen Milieu umherziehender Sohauepielertruppen.
unter solchen VerhältniMen mußte jeder normale Mensch
fftr eine wohlgeordnete Erziehung und ernste Schulbildung
unrettbar verloren gehen. Von diesem merkwürdigen Manne
aber erfahren wir, er habe überall, wo er sich befand -— in
CzemowitZi in Blasendorf,*) in Wien,**) in Jassj und in
Bukarest — nicht nur seinen Mitschülern und Freunden,
sondern auch seinen Lehrern und sogar herrorragenden 6e*
lehrten wie Maiorescu, durch seine außerordentliche Ffille von
Kenntnissen, durch die Gfründlichkeit seines Wissens, duich
die Elariieit und Sicherheit seiner Urteile im höchsten Grsde
imponiert Wie war das nun möglich? Zunächst finden wir
eine Erklärung in der außerordentlichen Gtoistesstarke, die der
Dichter besaß. Ein in dieser Hinsicht sehr kompetenter Be*
urteiler, Maiorescu, der als Professor der Philosophie wie auch
als ausgezeichneter Menschenkenner sich gewiß nicht so leicht
Ton einer Intelligenz bezaubern lassen kann, spricht darüber
folgendermaßen: „Was dem ganzen Wesen des Dichters E.
das charakteristische Oeprfige verleiht, ist zunächst seine hohe,
durchdringende Intelligenz, zu der sich ein Gedächteds ge*
seilte, welchem das, was sich einmal im G^emütsleben des
Dichters festgesetzt und er an sich erlebt und gefühlt hatte,
nie mehr entging (auch in der Zeit nicht, wo die Oeistes-
Störung auftrat), solchermaßen, daß die Lebenssphire, die er
nach eigenem Sinne und ohne jeden Zwang um sich geschaffen
hatte, für ihn zu einer fast ausschließlichen Innenwelt jener
Hauptideen wurde, welche er für inmier zu den seinigen ge-
macht und welche in allen seinen Äußerungen tonangebend
zum Vorschein kamen". (Ed. M. VH).
Zu einer solchen hohen Intelligenz gesellte sich noch der
*) B. An. in, 11; Trib., 1902, Nr. 45, 78, 81, 82.
**} Slavici (Brief) hatte schon bei der ersten Zosammeakunft in
Wien Yon dem Didhter den Eindmck empfangen, dieser „wisse viel mehr
als in den rumänischen Mittelschalen gelernt wird.*'
— 329 —
Fleiß des Dichters and jener faustische Drang nach Wahrheit.
Über seinen Fleiß sagt Maiorescn (£<L M. XI): ,^rei Ton
jedem egoistischen Interesse, wendete er seine Aufmerksamkeit
in desto regerem Maße allen Bestrebungen des intellektuellen
Lebens su und interessierte sich in lebhafter Weise bald für
die schriftstellerischen Erfolge irgend eines Freundes, bald für
die mannigfiichen Erscheinungen in der rumänischen Literatur,
welche er zu lesen nie versäumte, bald für das Studium der
philosophischen Bewegung in Europa — sich in dieses Stu-
diom yertiefend und die geschichtlichen Quellen, welche er
bis in die kleinsten Einzelheiten kannte, Terfblgend — oder
er beteiligte sich endlich an den politischen Kämpfen seines
Landes''.
Eine derartige Intelligenz und ein derartiger Fleiß er-
klären, was unter dem bloßen Einfluß der Erziehung und des
Schulstudiums E.s unerklärlich sein würde: die gründliche^
vielseitige^ allgemeine Bildung, die uns aus seiner öffentlichen
Tätigkeit, aus allen seinen Schriften entgegen tritt und uns
in Erstaunen setzt. Besonders in 3 Hauptrichtungen betätigte
tich der Wissensdrang des Dichters und gestalteten sich seine
Kenntaiisse: in geschichtlicher, in literarischer, und in philo-
sophischer Richtung. Bemerkenswert ist noch, daß alle die-
jenigen Wissensgebiete, die zu diesen 3 Hauptrichtungen in
irgend einer Beziehung stehen, von ihm gleichfialls eifrig
studiert worden sind. So interessierte er sich nicht bloß für
die Literatur im eigenÜichen Sinne, sondern überhaupt für
alles was Kunst ist, in erster Linie für das Theater, ebenso
auch für Malerei, Bildhauerkunst und Musik (M. E. „Memo-
ria .. . J^^ Abs. 6). Was das QeschichÜiche und das Philo-
sophische anlangt, so interessierten ihn sowohl die modernen
wie auch die alten Quellen bis in die entfernte Vergangenheit
der Inder. Seine sprachliche Bildung war eine vielumfassende.
Er beherrschte die deutsche, die französische und die lateini-
sche Sprache sehr gut, hatte — wie es scheint — gute Kennt-
nisse auch des Griechischen (YIaL, Farn. XXXVII, S. 70), das
er als Schüler angeblich nicht eben gern gehabt haben soll
— 330 —
(Trib. 1902, Nr. 45), und soll die altslavische, italienische,
türkische und albanesische Sprache verstanden haben. (M.E.3}
„Memoriu . .", Abs. 4); viel beschäftigte er sich auch mit
dem Sanskrit (Scr. 82). In seiner Muttersprache war er ein
unerreichter Meister. Er schaffte eine meisterhafte, reiehe
und gewandte dichterische Sprache, die für die abstraktesten
Begriffe geeignet und der schönsten und klarsten Piastizitat
fähig ist. Die Kenntnis der yerschiedenen rumänischen Mund-
arten in der Großen Walachei, Moldau, Bukowina und in
Siebenbürgen, das eifrige Lesen der rumänischen Literator,
das unermüdliche Studium der alten Chronisten (Farn. XXXVU,
69) und der alten Sprachdenkmäler (s. Gaster, Lit. pop. rem.
S. 577—79), schließlich die unerschöpfliche Quelle der Volks-
sprache und Volkspoesie, der er sich immer mit begeisterter
Vorliebe zuwandte, — das alles, noch von dem ästhetischen
Feinsinne des Dichters höchst begünstigt, hat ihm in der £nt-
wickelung der rumänischen Sprache und des rumänischen
Stils eine glorreiche Stellung gesichert Die geschichÜiche
und philosophische Bildung des Dichters war gleichfalls yiel-
umfassend, wie das seine verschiedenen Prosaschriften und
G-edichte bezeugen. In den Jahren 1882 und 1883 widmete
er sich besonders den exakten Wissenschaften, nämlich der
Chemie, Mechanik und Differential-Rechnung*) (Slavic) Brief)-
Auch scheint ihn die Astronomie interessiert zu haben; das
beweist er unmittelbar selbst in der ersten „Satire**; auch die
häufigen kosmischen Anspielungen, die in manchen seiner
Gedichte, besonders in der zitierten Satire und im „Abend-
stem** vorkommen, bezeugen das. Daß E. sich mit den exakten
Wissenschaften beschäftigte, wurde mir seitens desjenigen
Freundes E.s bestätigt, der unbekannt zu bleiben wünscht
*) Die Manuskripte £.6, die jetzt die rumänische Akademie in
Bukarest besitzti enthalten ganze Seiten Ober Magnetismus, £lektrizitilt)
unbegreifliche mathematische Fonnehi etc. Wahrscheinlich sind manche
davon in der Zeit geschrieben, wo der Keim des Wahnsinns zu wirken
schon angeÜEUigen hatte. (J. A. Räd., Brief).
— 331 —
Er behauptet, der Dichter habe sich z. B, mit den Theorien
der Wärme and mit der Graphostatik beschäftigt, — eine
Nachricht, die nm so glanbenswürdiger ist, als der betreffende
Freund, der selbst ein Fachmann auf dem Gebiete der exakten
Wissenschaften ist, die Kenntnisse des Dichters zu prüfen
im Stande war. Derselbe Mann — mit dem E. sehr innige
Beziehungen pflegte — behauptet mit Recht, dieser habe alle
Wissenschaften Ton einem reinen selbstlosen Wahrheitsdrang
bewogen, getrieben.
Man darf aber auch die Nachteile einer so vielseitigen
intellektuellen Beschäftigung nicht yerschweigen. So ist in
erster Linie das Fehlen einer streng-wissenschaftlichen Methode
in seinen diesbezüglichen Schriftien und besonders die Unmög-
lichkeit eines zusammenhängenden Schaffens einer größeren
wissenschafUichen Arbeit auf einem bestimmten, fest begrenz-
ten Giebiete zu nennen; nur daß diese Nachteile bei ihm viel
weniger in Betracht kommen können, als man wohl glauben
möchte. Die Beurteilung eines Mannes, wenn sie gerecht
sein soll, darf niemals seine eigentliche Individualität und
seine Zwecke außer Acht lassen. Eine solche objektive Be-
trachtung muß aber von vornherein feststellen, daß auch die
Individualitat E.S nicht für ein rein wissenschaftliches Wirken
bestimmt war und auch seine Zwecke nicht rein Wissenschaft- '
hoher Art gewesen sind. Er war in erster und in letzter Linie
Dichter, und als solcher mußte er sich eher eine encyclo-
pädische, als eine &chmännisch-wissenschaftliche Bildung an-
eignen.
Ks Innenleben. Auch sein Innenleben — das bei der
Behandlung seiner schriftstellerischen Tätigkeit und beson-
ders seiner Dichtung naher zu beleuchten ist — zeigt uns
dieselbe Zwiespältigkeit, wie die Individualität des Dichters
überhaupt. Melancholie und Lebenslust, romantische Träu-
merei und ein außerordentlicher Tätigkeitsdrang, künstlerisches
Genießen und leidenschafüüche politische Gefühle, höchst ent-
wickelte Phantasie und Anlage zum abstrakten, philosophi-
sdien Denken, Liebe zur Natur und eine pessimistische Welt-
— 382 —
ansohanong, tiefe religiöBe Überzeagung*) tuid aÜieistasohe
Anfalle.
Grandzfige in Rb Charakter. £.s Leben wie auch
seine Tätigkeit zeigen uns die Selbstlosigkeit als einen stets
im Vordergründe stehenden Zug seines Charakters. Niemak
hat er sich selbst und sein Interesse als Ziel hingestellt
,,Eminesca war der unpersönlichste Mensch, den ich je kennen
gelernt habe**, sagt Ton ihm Negrozzi (C. L XXIU, 289£).
Hand in Hand mit diesem Grundzug seines Charakters geht
seine Bescheidenheit, — eine Eigenschaft, die großen Talenten
nicht allzu häufig eigen ist. Überall in der Öffentlichkeit
zeigte er sich einfach und schlicht Als ihm die Verleihung
eines Ordens in Aussicht gestellt wurde, wehrte er sich ener-
gisch dagegen. (Ed. M X) Hinsichtlich seiner literarischen Er-
zeugnisse bewahrte der Dichter diese Tollkommene Bescheiden-
heit Aus Wien schrieb er an Negruzzi, er könne ruhig die
nicht gelungenen Strophen seiner Gedichte streichen, denn „er
sei in das, was er schreibe, keineswegs verliebt'' und „er wisse
wohl, daß auch das, was stehen bleibe, keinen besonderen Wert
habe" (C. L. XXV, 903ff.).
Aber die Bescheidenheit des Dichters bedeutete bei weitem
nicht, daß er sich seines Talentes und seiner hervorragenden
Persönlichkeit nicht bewußt gewesen sei In der zweiten Satire
(Sar. LIV) spricht er mit einer großen Verachtung von den
Menschen seines Zeitalters und ihren Gefühlen (sei es Haß,
sei es Lob) ihm gegenüber:
, J)e-oi urma sä seriu in versurl, teamä-mi e ca nu cumva
„Oamenif**) din ziua de-ast&zt sS mä'nceap' a l&uda.
„Daefi port cu usurin^ si cu zimbet a lor ur&,
„Laudele lor de sigur m'ar mthni peste mSsudL (S. 139]
♦) „Für die R e 1 i g i 0 n seiner Yorfohren — Bohreibt sein Freund **,—
hatte er ein tiefes achtungsvolles Gefühl". Dafclr spricht auch sein
mystisches Gedicht ,,Rugäcmne'* (Sar. CT), und manche seiner politischen
Aufsätee (s. s. B. „G. d. a." 21S,,\ Dagegen schlfigt er in ,Jmp. ^i
ProL'' (Sar. XXV), in ,,Biig. onni Dac*< (Sar. XU) atheistisehe Saiten aa.
**) In dem ursprünglichen Texte, den der Diohter in der .yJiinimeft"
— 833 —
Ein wunderbareB Bfld veranschaulicht uns das Bewußt-
sein, das der Dichter von dem unyerg&nglichen Wert seines
Schaffens hatte, in dem Gedichte „Cum ai pntut^^, wo er
Beiner Geliebten den künftigen Rohm seiner Dichtung ver-
kündet:
„In mintea vremilor ce vin
Va rSsSri cuvlntu-mi,
Cu' ntreg al sufletului chin,
Ca iarba pe mormlntu-ml.
(P. P. 90)
Das Selbstbewustsein E.s hinsichtlich seines Schaffens
wird auch durch die große Empfindlichkeit bestätigt, die er
bei der Earitik, die in der „Junimea*' manchmal an seinen Ge-
dichten geübt wurde, zeigte. Negruzzi charakterisiert ihn als
ebes der empfindlichsten Mitglieder jener Gesellschaft. Mehr-
mals geschah es, daß infolge irgend einer kritischen Bemer-
kung, der Dichter mitten im Vorlesen plötzlich stehen blieb,
und nur mit großer Mühe konnte man ihn bewegen, weiter
zu lesen (Omagiu, S. 8 f.).
Auch ein berechtigter Stolz gehörte dem Grundzuge seines
Charakters an. Lieber litt er das größte Elend, als daß er
eine Unterstützung annahm, die er als seine Würde verletzend,
ansah. Selbst in den schweren Tagen seiner Krankheit und
Not blieb er in dieser Beziehung derselbe; seine Schwester
schreibt von ihm, er sei „stolz ohne Gleichen" (Scr. 125).* Im
Jahre 1876 verWgte der Kultusminister von ihm die Rück-
zahlung einer Summe von 100 Dukaten, die ihm, wie es
scheint, nicht als Darlehn, sondern als Unterstützung für seine
Torgelesen hatfce, klangen diese Vene noch nnbarmhemger, da Ton ihm
•titt „oamMiii'* ^ „famenii'* und statt ^^mihni'* — „scirbi*' geschrieben
▼ovden war. Nur infolge einer langen Debatte, in welcher manche
Mitglieder diese Wörter als an scharf bezeichneten, gab er nach und
nahm die yorgesehlagenen Veränderongen au (I. L.C. 291)
*) Dasselbe bestätigt I. L. C. (15): „Dieser E. hat viel gelitten,
aber er hat sich nie beugen lassen; er war ein Mann aus einem Guß
«ad ans keinem alltäglichen'*.
— 334 —
Studien in Berlin bewilligt worden waren. Würdevoll und
stolz antwortete der Dichter, er sei sofort bereit, die Berech-
tigung der Forderung anzuerkennen, obwohl er von einem
Darlehn nichts wisse, und er empfehle für die Deckung der
Summe ein Drittel seines monatlichen Gehaltes (Nr. 222 d.
Aktenstücke d. Schulinspektorats zu Jassy für 1876). Also
kein bittendes Wort und kein Verweigern der Zahlung, ob-
gleich die Forderung nicht eben einwandfrei und seine ma-
terielle Lage nicht besonders günstig war, — sondern die
stolze Antwort eines Mannes, der seine Pflicht wohl kennt, zu
Bitten aber keineswegs geneigt ist
Zwei andere Grundzüge von Ks Charakter sind seine
Wahrheitsliebe und seine Furchtiosigkeit, die durch alles, was
er im öfifentlichen Leben geschrieben und getan hat^ bestätigt
werden. Er war ein Mann, der niemanden fürchtete, und dem
seine Überzeugungen allein Wort und Tat bestimmen konnten.
Selbst in seinen politischen Schriften, wo er übermäßig leiden-
schaftlich auf die Gegner seiner Partei losginge spiegelte sich
überall eine Tolle AuMchtigkeit wieder, und seine Aufsitze
erwecken in jedem Unbefangenen den Eindruck, ihr Verfasser
habe immer nur das geschrieben, was er gefühlt und ge-
glaubt hat.
Allerdings hat der Charakter E.s auch seine Schattenseiten
(Scr. 113 1. Reihe), die der unvollkommenen menschlichen Natur
überhaupt, und der psychischen Zwiespältigkeit des Dichteis
im besonderen entspringen. So ist er in erster Linie immer
ein sehr unpraktischer Mensch gewesen und seine Tugend
nicht an sich selbst zu denken, wurde nur zu oft ein Charakter-
fehler, dem seine unregelmäßige Lebensweise und manche
andere üble Eigenschaften (wie Leichtsinn, Unbeständigkeit
u. dergL mehr) nicht in geringem Maße zuzuschreiben sind.
Dann ist noch eine gewisse Weichlichkeit und mit dieser yer-
bunden ein starker Zug von Sinnlichkeit in seinem Charakter
nicht zu verkennen (J. L. C. 13 f) Doch konnte diese Weich-
lichkeit nie jener zähen männlichen Energie, die E. eigen
war, irgend welche Schranken setzen, imd trotz der sinn-
— 335 —
liehen Neigungen blieb sein moralisches Innenleben, so lange
er gesund war, aller Verdorbenheit fremd.
Darum will nnd darf ich diesen Schwächen auch keine
besondere Aufmerksamkeit zuwenden, um nicht in jenen Fehler
zn geraten, den der Dichter selbst an manchen engherzigen
Biographen so herrlich verspottet hat:
^Dann durchstöbern sie Dein Leben, emsig suchend zu ent-
decken
Niederträchtigkeit, Skandale, schwarze Seiten, viele Flecken,
Denn das bringt Dich ihnen näher; nicht das Licht, das Du
erstrebt
Einst hinieden auszugießen, was vom Staube an Dir klebt,
Schwachheit, Sünde, Schuld, Verzagen, alles Leid, das stets
sich band
Auf YerhängnisvoUe Weise an die erdgebome Hand,
All die kleinen Nichtigkeiten, Deiner Seele Qual und Nacht
Wird sie anziehn mehr als alles, was Du Hohes je gedacht.*'
(1. Satire, R Dicht. S. 206.)
£.s Bestrebungen und Ideale. Wo haben wir nun
den Brennpunkt dieser Bestrebungen und Ideale zu suchen?
Seltsamer Weise eben auf dem Gebiete, wo der Dichter von
manchen Kritikern (S. Gram. St er., A. D., Rev. C. II, 193 ff.,
386£) auf das schärfste angegriffen und beschuldigt worden
i3t: in seinen Bestrebungen und Idealen für das Wohl seines
Vaterlandes, für das Blühen und Gedeihen seines Volkes, denn
hier liegen die größten und letzten Ziele seines Lebens und
seiner Tätigkeii Diese Ziele hatte er sich schon damals ge-
setzt als er aus Berlin nach Rumänien zurückkehrte (vgl. sein
Brief von 1882) und sich hier niederließ. Seine Betätigung
^ Bibliothekar, sein Wirken als Schulinspektor, sein lang-
jähriger, unermüdlicher Kampf als politischer Schriftsteller,
*Be8 ist im letzten Grunde von seiner Volks- und Vaterlands-
liebe beseelt. Dies bildet die Grundstinmiung einer seiner
«chönrten Dichtungen, der 3. Satire (Sar. LV) und mancher
äderen Gedichte, wie auch eines großen Teils seiner Prosa-
— 336 —
schrifteiu Allerdings hat er seine nationalen Bestrebongen
und Ideale in der Art, wie er sie ffthlte und verstand, und
nicht in der üblichen Art des konventionellen Patriotismus
geltend gemacht Keiner haßte wie er so tief und so leiden-
schaftlich die patriotische Phrase und die demagogischen
Patrioten. Seine Wut gegen diese war grenzenlos; seine
Schriften enthalten hierüber äußerst scharfe und sehr treffende
Bemerkungen. Er war sich wohl bewußt, daß nur die red-
liche Arbeit für das allgemeine Wohl, nur das Stadium der
tatsächlichen Zustände des Landes und des Volkes, nur der
ernste Wille die Übel zu beseitigen, das Streben jedes guten
Stammesgenossen zu leiten habe. Nicht die Äußerlichkeit der
nationalen Gesinnung, nicht die verschiedenen nationalen Fest-
lichkeiten und der kritiklose nationale Optimismus, sondern
das Eindringen in den Kern aller nationalen Angelegenheiten,
das Eingreifen in die gegebenen Tatsachen, das Begreifen des
Wesens seines Volkes und der Bedürfnisse seines Vaterlandes,
das selbstlose Wirken für die Nation, nur das ist wahrer Pa-
triotismus. Keine Falschheit der Gesinnungen, keinen über-
schwenglichen, leichten Idealismus konnte er leiden; nur eine
nüchtern überlegende, realistische nationale Gesinnung war
ihm willkommen. Daher rührte auch sein Haß gegen jene
oberen Schichten der rumänischen Gesellschafi^ die er als eine
wenig glückliche Mischung von Griechen, Bulgaren und Ar-
meniern betrachtete, die kosmopolitischen, oberflächlich aus
dem Auslande eingeführten Ideen huldigte; daher die Hoch-
achtung, die er für die alten rumänischen Bojaren hatte, daher
auch die Begeisterung, mit der er seine nationale Gesinnung
allen rumänischen Volksgenossen, seien sie aus dem König-
reiche oder außerhalb desselben, zuwandte. (S. „Doina*^, Sar.
LVH; „La arme", P. P. 35, C. L. XXV, 903ff. Brief E. an lle-
gruzzi; Nov. 149 ff; Div. 1—36).
Es ist wahr, eine pessimistische Grundstimmung kenn-
zeichnet die Volks- und Vaterlandsliebe E.S, doch beweist uns
diese Grundstimmung, wie er aus vollem Herzen für die Zu-
kunft seines Landes und seiner Nation überhaupt besoif^ war.
- 337 -
Und wer weiß, ob eine solche pessimistische Gnindstimmang
einer optimistischen nicht yorzoziehen ist, zumal wenn es sich
tun solche nationale Zustände handelt, wie die von E. durch-
lebten, und wenn die pessimistische Auffassung nicht zur Ver-
zweiflung und Untätigkeit, sondern zu einer um so ange-
strengteren Arbeit fftr das öffentliche Wohl wirkt, wie es bei
ihm tatsächlich der Fall war.
Tragik in Ks Leben. Ob von einer Tragik in E.s Leben
die Bede sein kann, darüber besteht für diejenigen, die sein
Schicksal näher kennen, kein Zweifel. Der Dichter lebte größten-
teils inmitten solcher Umstände, mit denen er fortwährend
kämpfen und denen er schließlich unterliegen mußte. Ich
meine damit hauptsächlich seine furchtbare Krankheit und
seinen Wahnsinn. Dazu gesellten sich weiter eine Menge
äußerer Umstände, die sein Leben verbitterten: lange Jahre
hindurch ist er Ton seinem Volke unbeachtet geblieben und
sein Talent von vielen unterschätzt worden; in seiner öffent-
lichen Tätigkeit widerfuhren ihm schreiende Ungerechtig-
keiten; in materieller Beziehung mußte er fortwährend gegen
Not und Entbehrungen kämpfen. Als er trotz alledem sich
ans diesen traurigen Umständen zu den höchsten Stufen künst-
lerischen Schaffens emporgerafit hatte, da kamen jene qual-
vollen Jahre der geistigen und körperlichen Zerrüttung, leid-
voUe Augenblicke von hellem Bewußtsein und scheinbarer
Besserung, bis er schließlich dem bösen Schicksal seines Lebens
unterliegen mußte. Das ist ohne Zweifel eine Tragik, ja so-
gar eine erschütternde Tragik, die den Dichter uns menschlich
um so näher bringt, seine Persönlichkeit aber für die Nach-
welt um so beachtenswerter gestaltet.
B. Eminescus Prosaschriften.
I Allgemeine Betrachtungen über die Werke E.s; ihre ver-
schiedenen Arten und Ausgaben.
Zu Lebzeiten unseres Dichters ist kaum ein Band Ge-
dichte von ihm erschienen; die anderen Schriften waren in
Welgand, 10. Jahresbaricht. 22
— 338 —
Tersohiedenen Zeitschriften und Zeitungen zerstreut; von seinen
Manuskripten wußte man damals sehr wenig. Erst geraume
Zeit nach dem Tode des Dichters wurden auch andere seiner
Werke in mehreren Bänden gesammelt G^enwärtig werden
auch seine Manuskripte veröffentlicht Ein Band Gedichte
aus ihnen ist bereits erschienen, weitere sollen folgen.
Was die schriftstellerische Tätigkeit Rs betrifft^ so ist
sie wenig umfangreich auf schonwissenschaftlichem Gebiete,
aber sehr umfangreich, wenn man auch seine politischen Auf-
sätze mitzählt. Immerhin hat er weniger geschrieben, als
man von seiner unermüdlichen Schaffenslust hätte erwarten
können. Besonders sein dichterisches Talent war ein so un-
erschöpfliches, daß er die Freunde der rumänischen Literatur
zu den weitgehendsten Hoffiiungen auch hinsichtlich des um-
fangs und der Zahl seiner Werke berechtigte. Vor allem ist
hierbei zu berücksichtigen, daß ihm die Zeit zum Schaffen
fehlte.
Ziemlich spät hat sich der Dichter zu seiner vollständigen
Reife entwickelt, und kaum 33 Jahre alt, wurde er yom
Wahnsinne befallen. Es kamen dann noch die langen Jahre
der Krankheit, voll Leiden und Verzweiflung, die ihn mit nur
kurzen Unterbrechungen bis an seinen Tod gequält haben
die armseligen materiellen Verhältnisse, aus denen, wie vir
im ersten Teile gesehen haben, der Dichter nie heraus kam.
Die Yerschiedenen Arten und die Ausgaben der
Werke Ks. Wenn man E.s ganzes Schaffen kennen und
dadurch ein treues Bild seiner schriftstellerischen Persönlich-
keit gewinnen will^ so muß man unbedingt alle Schriften,
deren Verfasser er ist, ohne Rücksicht darauf ob sie der Lite-
ratur im engeren Siime angehören oder nicht, in Betracht
ziehen, nur dadurch kann man seiner Bedeutung in dem ru-
mänischen Geistesleben gerecht werden. Eine derartige Auf-
gabe erachte ich um so mehr als notwendig, als alle Kritiker,
die sich mit E. befsißten, ihn vorzugsweise als Dichter behan-
delt haben.
Die Werke und Schriften E.s sind uns aber bis heute
- 339 —
noch bei Weitem nicht alle bekannt; keine einzige vollständige
Ausgabe steht uns zur Verfügung; noch weniger irgend eine
kritische Ausgabe, sei es seiner Gedichte, sei es seiner Prosa-
schriften.
Außerdem hat er yerschiedene politisch-geschichtliche oder
koltar-geschichtliche Abhandlungen, kleinere wissenschaftliche
und literarische Schriften und eine große Anzahl politischer
Aufsätze Yeröfifentlicht; auch einige Übersetzungen sind ihm
zu verdanken. Das unveröffentlichte Material ist gleichfalls
mannigfiJtig und von Bedeutung, wenn auch, weil meist un-
vollendet, nicht von so hohem aesthetisch-Uterarischem Werte.
1. Gedichte. Der erste Band von E.s Gedichten ist von
Maiorescu im Jahre 1883 herausgegeben worden. Er ist von
dem Herausgeber mit großer Sorgfalt zusammengestellt, nur
ist er weder eine vollständige noch kritische Ausgabe der von
E. bis zu jenem Jahre geschriebenen Gedichte, sondern bloß
eine von M. gemachte Auswahl von 73 derselben. Die Ver-
öffentlichung ist wahrend der Abwesenheit des Dichters aus
dem Lande geschehen; M. betont ausdrücklich, daß die „Ge-
dichte von £. selbst nicht nachgesehen worden sind, infolge-
dessen jener Verbesserungen entbehren, die er wenigstens in
den alten („Venere fi Madonä", „Mortua est", „Egipetul'S
JNoaptea'', „Inger de pazä'', „Impärat ^ proletar*', ,JRugäciunea
onul Dac'', Inger si demon) durchzufahren dachte^' (Ed. M.
Vorwort IV). Nach dem eigenen Bekenntnis M.s ist der Band
„f&r die Liebhaber der rumänischen Literatur'*, also nicht von
wissenschaftlich-kritischen Gesichtspunkten aus zusammenge-
stelli So ist es erklSarlich, daß der Herausgeber, in seiner
Bigensehaft als intimer literarischer Freund des Dichters und
noch dazu als einer der kompetentesten rumänischen Kritiker
und Aesthetiker manches an den Gedichten geändert hat, wie
J. L. C. (29 ff) behauptet Eine Feststellung des ursprung-
Kdien Textes, d. h. die Herstellung der von dem Dichter selbst
geMshriebenen Gedichte ist bis jetzt noch nicht versucht
worden; mir war die Aufgabe gleichfaUs zu lösen unmog-
lidi, da ich die betreffenden Manuskripte nicht bekommen
22*
— 340 —
konnte. Der Ton M. herausgegebene Band hat bis 1895 sieben
Auflagen erreicht
Im Jahre 1890 yeroffentlichte ein anderer Freund des
Dichters, y. G. Mor(un,den Band „Prozä si versuri'' (Jassy),
welcher sowohl Prosawerke wie Gedichte enthali Die Prosa-
werke enthalten ein Märchen „FSt frumos din lacrimä'',
eine Novelle „Sermanul Dionis'* und eine kultur-politische
Abhandlung Jlnfluenfa austriaca". Unter den Gedichten
finden wir mehrere, die in dem Bande Maiorescus nicht auf-
genommen worden sind; zwölf davon sind Jugendgedicbte.
Auch der Band Mor^uns ist keine kritische Ausgabe. Er
enthält aber ein Verzeichnis (245 ff.), in dem die genaue An-
gabe des ersten Erscheinens jedes Stuckes zu finden ist
Übrigens enthält auch dieser Band kein bis dahin ungedruckies
Erzeugnis E.s.
Einige Jahre später (bestimmt kann ich die Zeit nicht
angeben, da das betreffende Buch keine Jahresangabe tragt)
erschien eine mit einem Vorwort von Xenopol versehene Aus-
gabe der Gedichte E.s, die der Bruder „l^araga^^ in Jassj.
Diese enthält 102 Gedichte und zehn Volkslieder oder in
volkstümlichem Tone verfaßte Lieder E.s. Doch sind das nicht
sämtliche Gedichte (Poezii Gomplecte), wie in dem Titel
des Buches gesagt wird, sondern nur die bis zu jener Zeit
veröffentlichten Gedichte. Erst später erschienen neue, der Öffent-
lichkeit vollständig unbekannte, seinen Manuskripten entnom-
mene Dichtungen Ks.
Die Zusammenstellimg der Gedichte ist eine chronologische,
wobei das Datum der Veröffentlichung in den verschiedenen
Zeitschriften angegeben wird. Ein Verdienst der Ausgabe ist
auch die Herstellung des ursprünglichen Textes mancher (Ge-
dichte, die auf Grund einiger von dem Buchdrucker G. But-
mann aufbewahrter Manuskripte des Dichters durchgeführt
worden ist. Noch wäre — nach der Behauptung X^, der der
eigentliche Herausgeber des Buches ist, — die genauere Wieder-
gabe mancher Gedichte zu erwähnen, die in den vorange-
gangenen Ausgaben mehrere sinnstörende Druckfehler eat-
— 341 —
halten haben sollen. In dieser Beziehung ist aber anch die
Ausgabe Saragas nicht einwandfrei, denn es finden sich in ihr
ziemlich viele zum Teil recht störende Druckfehler. Ich er-
wähne hier nur einen, nicht einmal in der neuesten Auflage
(1902) verbesserten: das Fehlen von zwei ganzen Zeilen in
dem Gedichte Jbiger si Demon^' (S. 42 ff. in der letzten Aufl.).
13. Strophe. Das ist um so merkwürdigeri als dieses Oedicht
zweimal in demselben Bande gedruckt ist, das zweite Mal mit
fönf neuen Strophen, die nur in dem Manuskripte vorhanden
sind, in dem zweiten Druck aber die angedeutete Halbstrophe
vollständig ist Die Gedichte „Via^^ und ,^Stelele n cer^^ sind
aus dem Jahre 1865, als der Dichter erst 15 Jahre zahlte,
datiert, was unmöglich richtig sein kann. Ein Ghrund für An-
gabe des Jahres 1865 wird auch nirgends angegeben. Publi-
ziert wurden sie erst nach dem Tode des Dichters. Die Aus-
gabe Saragas verbreitete sich, besonders infolge ihrer Billig-
keit als Volksausgabe auüerordentlich rasch, so daß sie jetzt
schon das 14. Tausend erreicht hat
Im Jahre 1901 erschien eine neue Ausgabe der Gedichte
E.S (bei Leon Alcalay, Bukarest). Diese ist weniger vollstän-
dig als die der Brüder Saraga. Sie enthält in genauer Wieder-
gabe die Gedichte, die in dem Bande Maiorescus aufgenommen
worden sind, und noch zwei dazu („La Bucovina^' und ,j4a
moartea lui Aron Pumnul*^), die sowohl bei Mor^ wie bei
Saraga zu finden sind. Doch etwas neues bringt uns auch
diese Ausgabe, nämlich die „biographische Notiz" über den
Dichter aus der Hand seines Bruders, des Hauptmanns E.
Es wäre noch zu bemerken, daß dieselbe Ausgabe Alcalays in
zwei Formaten erschienen ist: in einem größeren und in dem
kleinen Format der volkstümlichen „Biblioteca pentru toti^.
Im Sommer 1902 erschien schließlich ein Band (Poesii
postume) bis dahin ungedruekter Dichtungen E.s, die den von
Maiorescu bewahrten und jetzt der Akademie übergebenen
Manuskripten entnonmien sind. Dieser Band wurde von Nerva
Hodof (Bukarest, Tip. „Minerva^) herausgegeben und enthält
63 teüs neue, teils Varianten schon bekannter Gedichte. Doch
— 342 —
ist diese neueste Ausgabe gleichfalls unkritisch; es werd«i uns
keine Nachrichten über die Zeit der Entstehung der enthalte-
nen Gbdiohte oder sonstige Erklärungen, die man aas den
Manuskripten schöpfen konnte, gegeben. Ein solcher Mangel
ist um so größer, als es sich in dem vorliegenden Falle nicht
nur um neue Dichtungen handelt, sondern um solche Erzeug-
nisse, die unmittelbar den Manuskripten des Yerbaaera ent-
nommen sind. Die Sache ¥nrd noch dadurch erschwert, daS
man in den meisten Fällen mit ersten Entwfirfen des Dichten
zu tun hat, die er höchstwahrscheinlich nicht einmal durch-
sehen, geschweige ausarbeiten konnte.
2. Prosaschriften. Bis jetzt haben wir außer dem e^
wähnten Bande Mort^uns drei Bände Prosaschriften E.s zu Ter-
zeichnen: „Nuvele'' (San^28), „DiTerse"" (Saraga 28) und
der dritte „Culegere de articole d'ale lui M. Eminescu"
der Yon N. Filipescu (Bukarest, 1891) zusanmiengestellt und
yeröffentlicht wurde, wie ich vom Herausgeber erfahren habe.
Der Band „Nuvele*' enthält außer den schon von Moi^
herausgegebenen Schriften „Fftt-firumos din lacrimä^ und
„Sermanul Dionis*' einige Erzählungen („La AniyerBa^e^
„Cesara", „Sinucidere^, „S£ Gheorghe^) und zwei Auftatie,
einen philosophischer („Cristos a'nviat*'), einen anderen poli-
tisch-geschichtlicher Natur („Bftpirea Bucovinei"). Als An-
hang ist noch eine biographische Notiz von N. A. Bogdan
ttber E. als Redakteur der Zeitung „Curierul de lassi" hinzu-
gefügt.
Der Band „Diverse" enthält folgende Schriften des Dich-
ters: „Bevista externa," die schon erwähnte größere kultur-
politische Abhandlung über die Lage der Rumänen in Oester-
reich-Ungam; „Influen^ austriaca asupra Romftnilor din
Principate", die sich auch bei Mor^ findet; drei wissenschaft-
liche Aufsätze („Observa^ critice", „Incä odatä recensinnea
logicei Maiorescu", „Oscriere criticft"); eine aesthetisch-literan-
sche Abhandlung (Repertoriul nostru teatnJ") und das Prt>-
gramm der Zeitschrift „F. BL" Außerdem enthält er noch
die drei Aufsätze I. L. Cs über den Dichter („In NirTans"*,
»
— 343 —
Ironie**, „DouS note**, — „N. a. Seh." 7—36) und mehrere
wichtige biographische Notizen aber E.
Der [von N. Filipescu herausgegebene Band umfaßt eine
größere Anzahl politischer Aufsätze, die der Dichter ab Leiter
der Zeitung „Timpul" in der Zeit Yon 1880—1881 veröffent-
licht hat Diese schon an sich wertvolle Zusammenstellung
hat eine um so größere Bedeutung, als sie bis jetzt die einzige
ist, die auch den politischen Schrifken E.s die gebührende
Aufinerksamkeit schenkt und damit einen wichtigen Teil der
geistigen Arbeit des Dichters aus den vergessenen Blättern
des „Timpul' wieder ans Licht gebracht hat Filipescu, der
die Tätigkeit E.s am „Timpul" genau kannte, hat auch
das Verdienst, die Fesstellung aller von dem Dichter in dieser
Zeitung veröffentlichten Aufsätze, von denen kein einziger
unterschrieben oder irgendwie als von ihm herrfthrend be-
zeichnet ist, ermöglicht zu haben, indem er in den zusammen-
gestellten Au&ätzen Vergleichsmittel hinsichtlich des Stils, der
Ideen, der behandelten Fragen gibt
Andere gedruckte Schriften E.s. Es gibt noch eine
Anzahl gedruckter Schriften des Dichters, die in keinem der
erwähnten Bände, sondern nur in Zeitschriften oder Zeitungen
veröffentlicht worden sind. So ein längereii Gedicht „Apari
sä dai luminä", das im Jahre 1895 in G. L. XXIX, 527 ff. er-
schienen isi*) Die Zeitschrift Fam. (1866 Nr, 33—37 und
1899 Nr. 26 £) enthält die Übersetzung einer Erzählung
— „die goldene Kette" — von Onkel Adam. Die metrische
Übersetzung von Augiers Lustspiel „Le joueur de flute" (G. L.
XXIX) befindet sich gleichfalls in keinem Bande seiner Werke.
Ich erwähne noch eine schöne metrische Übersetzung
einer von Carmen Sylva deutsch verfaßten Ballade („Vlrfiil
cu dor"), deren Text einer Komposition Zd. Lubicz's als
Unterlage diente, die ich nur in einem Eonzertprognunme
*) Drei Strophen dieses Gedichtes (die 7 , 8. and 9.) sind in der
Zeitschrift „Sfimänätoml** (Nr. 6, 1902) irrtflmlicherweise als selbstän-
diges nn gedrucktes Gedicht unter dem Titel „Cine e^ti" erschienen.
— 344 —
des rumänischeii Gesangyereins in Hennaimstadt (27. Juni 1895)
gesehen habe.
Schließlich muß ich eine falsche Angabe Cristeas (S. 60)
berichtigen, der die Behauptung au&tellt, der Dichter habe
auch „Wallensteins Tod*' Yon Schiller übersetzt In Wahrheit
ist die Übersetzung Maiorescus Schwester zuzuschreiben, die
das Werk mit dem Anfangsbuchstaben E. M. gezeichnet hat
Diese Buchstaben haben Cristea dahin irre gefuhrt, aus ihnen
ohne Weiteres Eminescu Mihail heraus zu lesen, obwohl die
Übersetzung schon 1866 erschienen ist, als der Dichter kaum
16 Jahre alt war.
Die ungedruckten Schriften. Die Frage nach £^
hinterlassenen Schriften ist bis heute noch nicht ganz klar.
Bekannt war, daß eine Anzahl seiner Manuskripte von Maio-
rescu aufbewahrt] wurde (J. Chendi Trib. Pop. VI Nr. 22).
Der Verbleib einer Anzahl anderer Manuskripte E.s, die nach
seinem Tode angeblich von drei bis jetzt unbekannt ge-
bliebenen Freunden aus seiner Wohnung weggenonunen wor-
den sind (M. £. 4, die Notiz: „La eine sunt manuscrisele lui
Eminescu?*^), kann heute noch nicht festgestellt werden, auch
ist es unentschieden, ob die betreffende Vermutung überhaupt
begründet ist Über die schon bekannten Manuskripte gibt
uns J. Chendi a. o. a. 0. folgende Mitteilungen:
„Sie enthalten mehrere dramatische Bruchstücke, darunter
ein „Bogdan Dragos^ betiteltes metrisches Drama, das beinahe
vollendet ist (eine Scene daraus siehe P. P. 51). Von einem an-
deren Drama „Väduva din Efes*' hat der Dichter nur das
Scenarium entworfen; dann existiert noch ein Akt eines Lust-
spieles. Die Manuskripte enthalten weiter drei Märchen:
„Finul lui Dumnezeu," „Borta vlntului,** „Frumoasa Lumei.*"
Sie sind in dem von J. Chendi herausgegebenen Bande „M.
Eminescu. Opere Complete. L Literatura Popularä"
Bucarest, „Minerva,'' 1902, zu finden. Der Band ist erst
in jüngster Zeit erschienen, als ich meine Abhandlung schon
abgeschlossen hatte. Daher konnte ich ihn leider nicht mehr
benutzen. Er enthalt: a) Volkslieder, b) volkstümliche Gfe-
— 345 —
dichte ILs, o) das bekannte Märchen „FSt frnmos din lacrimä^
und die drei erwähnten Volksmärchen. Der Heransgeber hat
das Material größtenteils den Manuskripten des Dichters ent-
nommen nnd es mit kritischem Sinn seasammengestellt; auch
die Varianten in den Yerschiedenen rumänischen Volksliteratnr-
sammlungen hat er angedeutet In einem längeren Vorwort
gibt er uns auf Ghrund der hinterlassenen Papiere E.s eine
Skizze der literarischen Persönlichkeit des Dichters; er hebt
besonders das nationale und das romantische Moment hervor
und beleuchtet zugleich manche Beziehungen E.s zu der deut-
schen Romantik.
Femer finden sich in yerschiedenen Heften Hynmen, eine
Ode auf den Dichter Andrei Mure|anu. Wichtig ist noch,
daß die Manuskripte auch die Kollegienhefte Ks aus seiner
Stadienzeit in Wien enthalten. Besonders erwähnenswert sind
einige Notizen über die Eosmogonie des Buddhismus, mit
dem sich der Dichter viel beschäftigt zu haben scheint; dann
der Anfang einer Übersetzung der Eantischen „Kritik der
reinen Vernunft^ (M. E. „Memoriu asupra lui Eminescu,")
(J. A. Rfidulescu, Brief) und eine Besprechimg der Ideen
Macchiayellis. Mit Kant hat er sich auch in einer besonderen
Prosaschrift befaßt: es ist das ein Dialog des Dichters mit
einem Greise über die Ideen des großen Königsberger Philo-
sophen.
Der größte Teil der Manuskripte besteht aber aus Ge-
dichten und Varianten schon bekannter Dichtongen, die —
nach der Berechnung Chendis — den Inhalt noch zweier
Bände bilden werden. In manchen Heften findet man ganze
Beihen von Keimen und Bemerkungen über Rythmus und Metrik,
die uns einen wertvollen Beweis dafür bieten, wie ernst es E.
mit seiner dichterischen Kunst meinte. Sie enthalten weiter
ebe Menge Volkslieder.
Zerstreut finden sich biographische Angaben, dann hier
luid da eine philosophische Sentenz oder irgend eine sonder-
Wre Bemerkung, beispielsweise — „alles was aus Siebenbürgen
kommt, werde ich mit Sanskrit-Buchstaben schreiben.*'
— 346 —
Ein wichtiges Mannskript befindet sich in der Zentnl-
Bibliothek zn Jassj nnd enthalt eine Yon dem Dichter her-
rfthrende Sanskrit-Grammatik (M. £^ 3, „Memoriu'')*
Ans diesen kurzen Mitteilungen geht hervor, daß die an-
gedruckten Schriften Ks eine größere Bedeutung fftr den
Literaturhistoriker, als für den Aesthetiker haben, da sie teils nn-
YoUendet geblieben, teils nur im Entwurf Yorhanden sind. Eine
Ausgabe der in den Manuskripten niedergelegten Schriften £.s
ist für die nächste Zeit in Aussicht gestellt (P. P. Vorwort;
„libertatea^ aus Brooss, Siebenbürgen, I, Nr. 14). Über die
Oedichte und Varianten dazu hat bis jetzt J. A. Rfidulescu
zwei eingehendere Au&ätze in C. L. (XXXVI, Nr. 4 und 5)
YeröfFenÜicht, worin er eine große Anzahl Yon Beispielen mit
kritischen Bemerkungen angibt
n. Eminescns grossere politische Abhandlungen.
Um die Entwickelung der politischen Ansichten E.s zu
Yeranschaulichen, halte ich mich an eine Besprechung der ver-
schiedenen Schriften in möglichst chronologischer Reihe.
Hinsichtlich der Behandlung selbst, scheint mir die Be-
sprechung jeder einzelnen Schrift geeigneter; nur die politi-
schen Au&atze im „Timpul** — die ein zusammenhangendes
Ghmze darstellen — werde ich zusammenfassend betrachten.
1. ReYista externa (Div. 1—36) beschäftigt sich mit
der politischen und kulturellen Lage der Rumänen in Oester-
reich-üngam. Unmittelbaren Anlaß dazu hat dem Ver&sser
die damals (1876) aktuelle Frage der Stellung Rumäniens
gegenüber „den zwei großen geschichtlichen Strömungen, der
nordöstlichen, die die Gestalt Europas umändern, und der
westlichen, die den status quo behalten will** (S. 1) gegeben.
Gleich am An&ng spricht er seine Meinung über die orien-
talische Frage in dem Sinne aus, — „daß die Zukunft des
*} Ich habe in Jassy feststellen können, daß es sich um eine wGrtl-
Übersetzung von 319 §§ der ,,Krit. Gramm, der Sanskrit-Spr. von Fr.
Bopp'' n. Ansg. Berlin 1845 handelt, aufbewahrt in drei Heften. — In Scr.
87, behauptet Henriette irrtamlich, der Dichter habe ein Sanskrit-
Wörterbuch verfiEißt
— 347 —
Orients eine Konföderation von Völkern ist, in der die Gleich-
heit der Nationalitaten und Sprachen, auf welchem Boden sie
sich anch befinden sollten, die Hauptsache sein wird, und die
Staatenbildungen eine Nebensache.*^ (S. If.) Die Umgestal-
tong des Orients kann unter zwei Schutzherrschaften statt-
finden; unter der Rußlands, oder unter derOesterreich-Ungams,
die unmittelbar die abendlfindische Politik vertritt Infolge-
dessen ist ein diesbezüglicher Entschluß Rumäniens von der
Nationalitätenpolitik Oesterreichs im allgemeinen und insbe-
sondere Ton seiner Politik gegenüber den Rumänen abhängig.
So kommt der Verfieuwer auf den eigenÜichen Kern seiner Ab-
handlung, auf die Lage des rumänischen Volksstanunes in der
habeburgischen Monarchie. Er bespricht die Frage besonnen
und nüchtern, wie aus folgendem Ghrundprinzip deutlich her-
vorgeht: „das Ideal der Rumänen in allen Teilen des trajani-
schen Daciens ist die Aufrechterhaltung der tatsächlichen Ein-
heit ihrer angestammten Sprache und nationalen Kirche. Es
ist dies ein ideales Dacien, aber es yerwirklicht sich von Tag
zu Tag, und wer weiß, ob es dem politischen nicht vorzu-
ziehen ist" (S. 3). — Zuerst bespricht er die Lage der Ru-
mänen in Ungarn, die bekanntlich eine wegen der magyari-
schen Gewaltherrschaft sehr ungünstige war und noch ist
Sein Zweck ist „ein modus vivendi und ein beständiges,
einiges Zusammenwirken auf diesem Boden der Feindschaft
und des Hasses, auf dem ein Volk das andere zu verschlingen
und ein Mensch den anderen zu vernichten sucht" Aber für
die Erlangung dieses Zwecks sei es notwendig, daß die Ma-
gjaren die berechtigte nationale Entwickelung der Rumänen
nicht mehr hindern, wie es gegenwärtig gesdiieht Dieselbe
Fordernis stellt er hinsichtlich der Rumänen in der Buko-
wina auf^ die gleichfalls von der Regierung in ihrer nationalen
Entwickelung gehemmt werden.
uns interessieren weniger die Einzelheiten seiner Aus-
führungen*), als vielmehr der daraus hervorgehende Glaube
^} In seinen Aaseinandenetzangen über die Lage der RomAnen in
— 348 —
an die nationale Zähigkeit des rumänischen Volkes, ein Glaube,
der sowohl einen Omndstein seiner politischen Tätigkeit als
auch den höchsten Ausdruck seines politischen Bekenntnisses
büdet (S. 86).
Es ist ohne Zweifel ein herrlicher Glaube, der uns die
Idealität und die Festigkeit der nationalen Gesinnungen ILs
zeigt. Ein Optimismus tritt hierin zu Tage, der mn so be-
achtenswerter ist, als der Dichter nicht nur hinsichtlich anderer
Lebens- und Weltaufgaben, die ihn je beschäftigt habeiit
sondern selbst hinsichtlich der Zukunft seiner Nation nicht
selten pessimistische Anschauungen yertritt
2. „Influenta austriaca asupra Romänilor din
Principate.« (Diy. 37flf. P. s. V. 127ff.)* Diese Abhandlung
bespricht eine wichtige Frage der Kulturgeschichte Rumäniens.
Sie ist zwar keine streng wissenschaftliche Leistung, trotzdem
hat sie infolge der oft wertvollen, immer originellen Ideen
des Verfassers eine unbedingte Bedeutung in der rumänischen
Literatur. Ihr größter Wert besteht aber in dem Umstand,
daß sie uns die politische Individualität E.s in heller Beleuch-
tung darstellt
Er sagt „Oesterreich besteht durch die Zwietracht seiner
Volker. Um sie ewig gebunden und ewig in Zwietracht zu
erhalten, bedarf es eines internationalen Elementes ohne Vater-
land, ohne Nationalität, ohne Muttersprache, eines Elementes,
das in Tirol, wie in Böhmen, in Gaüzien, wie in Siebenbürgen
zu Hause ist. Dieser Kosmopolit reinsten Wassers war fnr
diese [habsburgische] engherzige Dynastie der katholische
Pfarrer. Dieses Element, das keine Familia hatte, denn es
war unverheiratet, das keine Muttersprache hatte, denn seine
Ungarn gibt E. gröfitenteils nicht seine eigene Ansichten, sondern
Bruchstücke aus mehreren Aufiafttzen der Zeitung Telegrafnl rom&n
in Hermannstadt wieder, (s. Div. S. 23—36.)
*) Der Dichter hat das Thema zuerst in der Form eines Oflfont-
lichen Vortrages im Kreise der ,Junimea'- am 14. März 1876 in Jass^
behandelt (Div. 37). N. A. Bogdan teilt darüber einige interessaate
"Einzelheiten mit, (N. R. R., 1902 I. Bd. S. 62).
— 349 —
Sprache war eine tote (die lateinische), das kein Vaterland
hatte, denn sein Vaterland ist dort, wo die Kirche es hin-
schickt, das keinen Eonig hatte, denn sein König ist der
Pontifex maximus, dieses Element sachte Gestenreich durch
die Religion zu einigen. Daneben bildete sich noch ein zweites,
heterogenes und linkisches, mit nichts Ghites verheißendem
Angesicht: der oesterreichische Beamte. Dieser hat eine
Sprache, aber sie besteht aus einigen deutschen Konzept-
formularen, „Schinunel" genannt Nehme man einem Beamten
diese paar yeralteten, schlecht stilisierten Schimmel weg, er
yerstande keine Sprache mehr. Weshalb? Im Vaterhause
sprach er rassisch, besuchte ein ungarisches Gymnasium, be-
zog eine deutsche Universität und nun, wenn er seine Studien
beendigt hat, versteht er keine Sprache mehr recht." (S. 40.)
Nach dieser scharfen, hier und da witzigen, aber im
Grande wohlberechtigten Charakteristik, legt uns E. in einer
knappen gründlichen Zusammenfassungphilosophisch-geschicht-
liche Ansichten dar, die Kantischen Ideen entnommen sind.
„Die Völker sind ihm nicht Produkte des Geistes, sondern der
Natur; — dies muß festgehalten werden. Im Beginne ihrer
Entwickelung bedürfen sie eines festen Produktes, um den
ihre gemeinschaftliche Arbeit, ihr Staat sich krystalUsieren
soll, wie der Bienenschwarm einer Königin bedarf" (S. 42). —
«Wenn die Bienen Zeitungen hätten, so wären diese sehr le-
gitimistisch," bemerkt er.
Was die Charakterisierung des Staates betrifft, so meint
er „die innere Geschichte der Völker sei ein Kampf zwischen
der Staatsidee und dem Individualismus'' (S. 42). Er ist von
der von Hobbes, Kant, Schopenhauer u. a. vertretenen Idee
völlig durchdrungen, ein bellum omnium contra omnes sei der
crate Zustand der Menschheit gewesen; als Schutz gegen diesen
Zustand haben die Menschen zu ihrem eigenen Wohl den
Staat begründet „Die Idee der Harmonie der Interessen bil-
det die Idee des Staates. '^ (S. 43). Aber der Gegensatz zwischen
den individuellen und den sozialen Interessen bleibt derselbe.
«»Nichts wird die Natur der Gesellschaft ändern. Sie wird ein
— 350 —
belltiin omnium contra omnes bleiben, unter welcher friede
liehen Form sie sich auch zeigen möge. Die Kräfte Terdichten
sich im Kampfe, an Stelle der Indiriduen haben wir Klassen,
höhere Entwichelungsformen desselben Prinzips, die tun die
Oberherrschaft streiten" (S. 43).
Ein anderer Grundsatz, den E. aufstellt ist der, daß „der
Staat noch einen sittlichen Zweck habe" (S. 43). Ob-
wohl auch er die Meinung vertritt, die Gesellschaft existiere
auf Grund der Ausbeutung einer Klasse durch die andere, so
macht er doch — seiner Neigung zum Bauernstand folgend —
eine Ausnahme mit diesem, indem er behauptet, daß eben
diese Blasse, die die wichtigste sei, nicht durch die Ausbeutung
anderer lebt, da sie die Natur selbst ausbeutet Daher ver-
langt er vom Staate eine besondere Berücksichtigung und
Pflege der Bauern, dieser „Lastträger der Menschheit" (S. 43).
Wenn „die Gesellschaft das Feld des ewigen Wechsels, der
Kämpfe um die Existenz und um die Herrschaft" ist, so ist
— meint er — „der Staat der Lenker, der diese Kämpfe
regelt; er verhindert es, daß diese gleichnützlichen Kräfte sich
gegenseitig vernichten." — „Die Gesellschaft ist der Wechsel,
der Staat die Beharrung" (S. 44).
Als Staatsform ist ihm — als konsequentem Konserva-
tiven — die konstitutionelle Monarchie die beste; denn
nur sie kann die Harmonie der Interessen sichern. Hinsicht-
lich der politischen Freiheit kann er die Theorien des Libera-
lismus, der auf dem Individualismus beruht, nicht billigen.
„Wenn die Freiheit nicht aus der Harmonie der Interessen,
sondern aus Individualismus hervorgeht, so vernichtet sie die
sozialen Klassen und schließlich den Staat" (S. 45). Daher ist
ihm der Bepublikanismus im sozialen Sinne, d. h. jeder Staat,
in welchem eine Partei, die nicht alle Klassen der Gesellschaft
vertritt, zur Herrschaft gelangen kann, zuwider (S. 53). Eine
solche republikanische Verfassung sieht er auch in den rumä-
nischen Fürstentümern Moldau imd Walachei, denen er seine
besondere Aufinerksamkeit zuwendet Auch diese Republiken,
meint er, lebten auf Grund der Ausbeutung der Sklaven und
— 351 —
der Bftaeni, wie es in den Republiken des Altertums der Fall
ww. Der Herrsoher hatte den Bojaren gegenüber keine
Maoht; diese Klasse beherrschte alles (S. 45). Die politische
Organisation der Fürstentfimer habe sich unter dem Einfluß
des polnischen republikanischen Staatsrechtes gebildet, eben
darum war sie morsch (S. 46).
In einer eingehenderen geschichtlichen Betrachtung be-
spricht er dann die politische Lage der Rumänen in der Ver-
gangenheit und geht bis auf die heutigen Tage herab. Er
zeigt, wie unglücklich die republikanische Verfassung der be-
nachbarten Länder, besonders der Polen, auf jene Lage ein-
gewirkt hat und wie lichtvoll die Torubergehenden Regierungen
mancher energischen, selbständigen Fürsten sowohl in der
Moldau^ wie in der Walachei gewesen sind. In dem geschicht-
lichen Zusammenhang der Darstellung wird auch die Los-
reißung der Bukowiner von der Moldau und ihr Anschluß an
Osterreich erwähnt Mit einem gewissen Stolz schreibt er über
dieses so traurige Ere^^ in der rumänischen Geschichte:
„Kein einziger Moldauer hat durch den moralischen Einfluß
Österreichs bestochen werden können, und der Fürst hat seinen
Protest mit dem Kopfe bezahlt" (S. 49). Mit dem Fall der
Bukowina fangt eine neue Epoche des österreichischen Ein-
flusses auf die Fürstentümer an, die in eine immer größere
politische Zerrüttung geraten. „Rumänien, das Ton Polen die
Unbeständigkeit geerbt, hatte nichts mehr zu verlieren als
etwa die Fiktion eines geographischen Ausdrucks, ein Schema
fnr die Aofeeichnung einer Masse gesetzloser, ungebildeter
L^ute" (S. 50). Der Bojarenstand, wie auch die nationale
Sprache selbst befinden sich in einem sichtbaren Verfall, und
▼ersehwxmden ist „die schöne, reiche Sprache der Chronisten"
(S. 50). Dieser Prozess setzt sich unaufhaltsam fort
„Die Geschichte der letzten 50 Jahre, die yiele die der
nationalen Regeneration nennen, konnte mit mehr Recht die
Geschichte der Vernichtung der kleinen Ghnndbesitzer und
«Änfligen Handwerker genannt werden** (S. 51).
In solchen trüben Farben schildert er den sozialen, poli-
— 352 —
tischen und wirtschaftlichen Yerüall beider Länder, indem er
auf das tie&te zu bedauern scheint, daß „während in den be-
nachbarten Staaten ein wohltuender Absolutismus herrschtef
der die Völker an eine regelmäßige Arbeit gewohnte, bei uns
dem Fürsten die Hände gebunden waren ....** (S. 52). Der
österreichische Einfluß in dieser Zeit ist besonders ai:^ wirt-
schaftlichem Gebiete groß. Juden dringen aus Österreich in
das Land ein, eine unheimlich große Anzahl Dor&chenken
werden errichtet, der Alkoholismus verbreitet sich und die
Folgen? „Eine ungesunde Bevölkerung, ohne Energie des
Charakters und ohne wirtschaftliche Energie, welche ihre
Arbeit für Alkohol verkauft, eine Bevölkerung, in der die
Sterblichkeit in schreckenerregender Weise zunimmt, während
der Schweiß ihrer Hände sich in den Händen eines Elements
ohne Vaterland, ohne Sprache, ohne Nationalität verzinst''
Im Gegensatz zu dieser tatsächlichen Li^e entwirft £. ein
dichterisches Traumbild, das uns einen beinahe ideal-glück-
lichen großen rumänischen Staat vor Augen stellt — f&r den
Fall, daß eine feste Monarchie von jeher die staatliche Ver-
fassung seines Landes gewesen wäre (S. 55 f.). Es spricht aus
dieser Darstellung ein großartiger nationaler Idealismus und
eine echte patriotische Gesinnung. Am Schlüsse der Abhand-
lung gibt er eine Darlegung seiner konservativen politischen
Ansichten. Seine Meinung ist, daß in Rumänien die einzige
Klasse, auf die sich die Regierung stutzen muss, der Bauern-
stand sei, denn „dieser ist in einem Lande die positivste aller
Elassen, die konservativste in Bezug auf Sprache, Tracht und
Sitten, die Trägerin der Geschichte eines Volkes, die Nation
im wahrsten Sinne des Wortes." Und doch wird gerade der
Bauer am schwersten von den Staatslasten bedruckt; und so
ist es nur natürlich, daß das Land sich infolge der häufigen
Todesfalle immer mehr entvölkert, der wirtschaftliche Einflofi
Österreichs aber immer größer sein und der Überfluß der
österreichischen Bevölkerung mit der Zeit an die Stelle der
rumänischen Bauern treten wird. Daher — meint E. — „ist
die Nachbarschaft Österreichs ftlr Rumänien tötlich," wenn
— 353 —
die Bewohner des Landes die fremde Produktion noch weiter
begünstigen (S. 58). Daher ist ihm das wahre Übel, an dem
finmänien leidet, innerlich und volkswirtschaftlich. Eben
darum sollte man diesem Gebiete sogar mehr Aufmerksamkeit
schenken, als dem staatsrechtlichen. — „Nicht das Staatsrecht,
sondern die Bewahrung unserer Nationalitat ist für xms die
Hauptsache, und es wäre besser, wir wählten keine Abgeord-
neten, als daß die rumänische Nation zu Orunde gehe*^ (S. 51).
Also eine recht reale, besonnene, keineswegs demagogisch-
liberale Politik ist die, die er schon vor seiner eigentlichen
politischen Wirksamkeit in Bukarest verwerten wollte.
Drei Prinzipien sind es, deren Verwirklichung er für das
Land und Volk unbedingt für nötig hält: „Stabilität, d. h.
monarchische, erbliche, mehr oder weniger absolute Regierung;
Arbeit, d. h. Ausschließung der Proletarier der Feder vom
öffentlichen Leben des Staates und dadurch ihr Oezwuugensein
zu einer produktiven Arbeit: Ökonomie, das ist richtiges Ab-
wägen des Nutzens einer bestimmten Ausgabe und der dafür
gebrachten Opfer, dies sowohl in der allgemeinen Ökonomie
des Staates, als auch in der individuellen" (S. 59).
Wenn man sich nach der Methode der Abhandlung fragt,
so muß man zugeben, daß sie keine wissenschaftliche ist. Dazu
ist schon die Aufgabe an sich zu imbestimmt, das Material
aber allzu wenig systematisiert. Es darf auch nicht vergessen
werden, dass der Zweck der Abhandlung kein wissenschaft-
licher ist Sie ist vielmehr eine politische und sogar eine
praktisch-politische, insofern sie das Interesse der Allgemein-
heit für gewisse Zustände wecken und dadurch gewisse Be-
tätigungen der Allgemeinheit nach festgestellten Prinzipien
erreichen wilL
Ja diese Abhandlung ist für das Verständnis und für die
Erklärung des ganzen politischen und wirtschaftlichen Systems
£j unentbehrlich, da wir hier den Kern aller jener Ideen und
Theorien finden, die seine spätere öffentliche Tätigkeit geleitet
und ihm den festen Weg, von dem er sich nie ablenken ließ,
beleuchtet haben.
Weigand, 10. Jahreaberieht. 23
— 354 —
in. E.8 politische AuMtze im ^Oorieral de lassi^
loh behandle znerst zwei politische Aufisätze, die £. im
Jahre 1877, vor «einem eigentlichen Eintritt in das politisdie
Leben veröffentlichte.
a) „Evreii si conf erinta" (C. d. lassi Nr. 2, 1877). Der
Aufsatz beschäftigt sich mit der Jadenfirage, die damals wie
heute^ ein aktuelles Problem der rumänischen Politik bildete.
Er behandelt diese Frage nicht blo& vom national-rumänischen,
sondern auch Yom sozial-politischen Gesichtspunkte aus. Sein
Grundgedanke besteht darin, daß die Juden keine politischen
Rechte inBumänien haben können, da sie bis jetzt keine yeidient
haben; „bei jedem Volke aber waren die öffentlichen und privaten
Bechte das Resultat jahrhundertelanger Arbeit und bedeuten-
der Opfer. ** Er betrachtet die Juden nach ihrem Tun und
Treiben in Rumänien als ein korruptiyes Element, denn sie
verachten die Arbeit, „die doch die einzige Schöpferin aUer
Rechte isi^ Der rumänische Jude konsumiert immer und
produziert nie; auch wenn er etwas schafft, ist das schlecht
und geschieht nur aus eigennütziger Spekulation. „Der red-
liche Handwerker ist in Rumänien der Rumäne, der Deutsche
oder der Czeche, nie aber der Jude.^ Damit die Juden poli-
tische Rechte erreichen, verlangt E. von ihnen, daß sie dem
rumänischen Staate nicht mehr fremd oder gar feindselig
gegenüber stehen, sondern sich mit dem staatsbildenden Ele-
mente assimilieren, um dadurch wahre Rumänen werden zu
köimen.
Der Aufsatz E.s über die Judenfrage enthalt gleich allen
seinen Schriften eine Fülle von Ideen, die den Reichtum seiner
Kenntnisse und den Scharfsinn seines Urteils deutlich daiton.
Niemals bespricht er einen Gegenstand, ohne ihn von allen
Seiten zu beleuchten; immer berührt er in Verbindung damit
verschiedene andere Fragen, um seinen Ausfuhrungen eine wo-
möglich feste Grundlage zu sichern. So berührt er in diesem
Aufsatz auch die heutzutage so wichtige Frage des Sozialist
mus; die wenigen Bemerkungen, die er darüber macht, sind
— 355 —
für uns um so interessanter, als er in einem seiner größeren
Gedichte ,,Impärat si Proletar (Sar. XXV) eben eine soziale
Kerolution schildert und soadalistiscbe, ja sogar anarchistische
Gedanken in kraftvollen Strophen widerhallen läßt Wenn
aber der Dichter dort in seiner Unpersonlichkeit als Künstler,
die Ideale einer ihm gänzlich fremden Welt doch schwnng-
Yoll Yorberrschen läßt» so redet hier der besonnene politische
Denker in ganz anderem Sinne. Der Sozialismus — sagt er —
»grSndet sich auf der Heiligkeit der Arbeit, auf der durchaus
richtigen Überzeugung, daß die tüchtige Arbeit die einzige
Berechtigung auf dieser Erde ist; aber andererseits erkennt er
dasselbe Ideal, nämlich die Kapitalisierung der Arbeit und ihre
Veredelung in der Gestalt der Kunst, der Literatur, der
Wissenschaft, die ohne jede Kapitalisierung nicht möglich
wäre, nicht an."*
Im Anschloß an den Sozialismus bespricht E. als ein an-
deres Beispiel Ton internationaler Organisation — den Jesuiten-
orden, über den er sich folgendermaßen äußert: „Gestützt auf
die stillschweigend zugegebene, sehr pessimistische Theorie,
daß der größte Teil der Menschen keinen rechten Ge-
brauch von den paar Gramm Gehirn, die ihm die
Natur geschenkt, zu machen weiß, daß jener Teil, dem
freien Trieb seiner Instinkte überlassen, zum Sklaven des
Unterleibes und zu einem Werkzeug in den Händen von allerlei
Betrügern wird, die seinen schlechten Leidenschaften zu
schmeicheln verstehen, hat der Jesuitismus versucht, die nie-
deren Klassen in einem heilsamen Halbdunkel zu halten, in-
dem er sich nicht die Bildung des Verstandes zum Ziele setzte,
denn er hatte es aufgegeben, Bösen aus einem schlechten,
zur Blindheit verdanmiten Unkraut zu erzeugen, sondern die
Charakterbildung durch den metaphysischen Glauben.^ Daher
seien die katholischen Völker „lustiger und schöner als die
protestantischen, eben darum, weil diese Kirche von der Bil-
dung der Vernunft abgesehen hat, und nur die Besänftigung,
die Verschönerung der Gefühle durch Musik, Bildhauerkunst,
Baukunst, Malerei und durch solchen Glauben, der infolge
23*
- 356 —
seiner Heiligkeit jeder Staats&age entzogen wird, im Auge be-
halten hat.^
Diese Ansichten Ks, die eine nnverkennhare Sympathie
fnr die katholische Beligionsübung bezeugen, deuten eine ge-
wisse Geistes- und Oemütsverwandtschaft mit der romantischen
Weltanschauung in Deutschland an, mit einem Novalis, den
Brüdern Schlegel u. a. Die stille Vorliebe aber, mit der er
die „sehr pessimistische Theorie*' der Jesuiten bespricht, wirft
ein helles Licht auf seine Neigung zur pessimistischen Lebens-
anschauung. Doch finden wir in seinen Ausfuhrungen über
den Jesuitenorden auch einige Gedanken, die sowohl seiner
Unparteilichkeit, wie auch seiner stark ausgeprägten Indiyi-
dualität entspringen. Er behauptet nämlich — als Kehrseite
der jesuitischen Strömung — diese sei „die Verfolgerin der
Geistesaristokratie gewesen, jener Menschen, die nur alle hun-
dert Jahre erscheinen, bei denen der Charakter, wie er audi
immer sein mochte, durch die ungeheure Masse des Gehirnes
vollkommen aufgewogen wurde und die alle weltlichen Dinge
in ihrer vollständigen Deutlichkeit sahen." Es sind dies nicht
mehr fromme romantisch-religiöse Ansichten, sondern die
kraftvollen Ideen einer auf sich selbst gestützten Persönlich-
keit, die ihre Unabhängigkeit vor allem anderen behalten wilL
Es tritt uns hier also ein anderer Zug der Individualität Ks
entgegen: sein Selbständigkeitssinn. Im Gegensatz zu manchen
Bomantikem, die den Glauben so zu sa^en über die Rechte
der Persönlichkeit stellten, tadelt er an dem Katholizismus, daß
er solche Menschen, „die nur alle hundert Jahre erscheinen",
nicht zu schätzen und für sich zu gewinnen wußte. Infolge
dieses Fehlers, dieser „falschen Seite des politischen Be-
strebens der Kirche", geschah es — meint E. — daß „heute
der Katholizismus von einer Menge „homunculi" mit Füßen
getreten wird, die eben auf jene Autoritäten gestützt, die von
der Kirche verfolgt waren, heute diese [die Kirche] selbst ver-
folgen."
b) Die Losreißung der Bukowina („Cur. de lassi*,
Nr. 99, 1877). Es war in der Zeit des glorreichen Krieges
— 357 —
der Rumänen gegen die Türken, als E. diesen Aufsatz schrieb.
Man hat ihm sehr oft vorgeworfen, daß er die Heldentaten
der rumänischen Bauemsöhne nicht besungen hat. Daher hat
man ihm selbst seine nationale Gesinnung in Abrede gestellt
Doch war dieses Verfahren unbegründet Denn wenn er auch
über den Krieg kein Gedicht geschrieben hat, so dachte er in
jenem Jahre ebenso patriotisch, wie jeder andere Rumäne.
Das beweist der in Frage stehende Au&atz über die Los-
reifiung der Bukowina sehr deutlich, den er auf den hundert-
jährigen Gedenktag dieses für das rumänische Volk so trau-
rigen Ereignisses geschrieben. E. bespricht das Ereignis mit
feierlichem und tief empfundenem nationalen Gefühl. „Wir
werden — sagt er — diese Wunde sich nicht schließen lassen
Mit unseren Händen werden wir sie immer wieder aufreißen,
mit unseren Händen werden wir das Bild der Moldau von
damals malen und die alten Zeiten, so yiel uns ihrer noch
geblieben sind, werden wir auffrischen in unserem Gedächtnis,
damit unsere Seelen Jerusalem nicht vergessen" (Nov. 151).
Er schildert dann — mit den Worten eines rumänischen
Chronisten des 18. Jahrhunderts — die Blütezeit der Buko-
wina, als sie noch zur Moldau gehörte, um schmerzvoll und
empört die fremden Beherrscher, die Österreicher zu beschul-
digen, daß sie aus dem Lande „einen Sumpf zur Abfuhr aller
verderbten Elemente, eine Sammelstelle derer, die anderswo
nicht mehr leben konnten, das Babylon des babylonischen
Kaiserreiches" (Nov. S. 154) gemacht haben, indem sie die
Juden in jeder Weise begünstigten. Er beklagt leidenschaft-
lich den Umstand, daß „das freieste und duldsamste Volk
sein Haupt unter das Joch der erbärmlichsten, kriegerischsten.
Menschenrasse gebeugt*', daß „der blühendste Boden Spanne
xun Spanne in die schmutzigsten Hände föUt" und „das Para-
dies der Moldau sich mit dem verworfensten Menschenschlag
ftUt* (Nov. S. 155), Mit derselben fast grenzenlosen — ob-
wohl von seinem nationalen Standpunkte aus begreiflichen —
Leidenschaftlichkeit richtet er gegen die Österreicher erbitterte
Anklagen: „Ohne einen Tropfen Blut's zu vergießen, ohne
— 358 —
Arbeit, ohne Intelligenz, ohne Herz nehmen sie heute Besitz
von einem heiligen Boden, dessen Verteidigung uns Ströme
Blut's gekostet hat, Jahrhunderte von Arbeit, unsere ganze
vergangene Intelligenz, alle heiligsten Regungen unseres Her-
zens^ (NoY. S. 155). E. schließt mit einem stimmungsvollen
Bild, indem er die Oestalt seines Lieblingsförsten Stephans
des Gfroßen schildert und eine mystische Legende von ihm
erwShnt
So wie er ver&ßt ist, leidenschaftlich und dichterisch, die
Vergangenheit yeriierrlichend und die Qegenwart pessimistisch
tadelnd, die fremden Beheirscher anklagend und das rumini-
sche Volk beweinend — erscheint uns dieser Au&atz wie
eine Zusammenstellung Ton allem, was die nationale Gesinnung
E.S charakterisiert
lY. £.8 politisclie Au&ätze im ,,Timpul''.
Aus den sehr zahlreichen Aufiiatzen, die E. als Leiter des
„Timpul* veröffentlichte, hat N. Filipescu nur eine Auswahl
in dem schon erwähnten Band zusammengestellt Sie besteht
aus Au&ätzen, die in den Jahren 1880 und 1881 geschrieben
worden sind; sie kann also kein vollstfindiges Bild der poli-
tischen Tätigkeit £.a bieten, da er den „Timpul'' im ganzen
sechs Jahre hindurch <Okt 1877 bis Juli 1883} geleitet hat
In den Vordergrund treten seine konservative An-
schauungen und besonnene Auffassung der Dinge.
„Die wahre Zivilisation eines Volkes — sagt er — be-
steht nicht im massenweisen Au&ehmen fremder Gesetze,
Formen, Einrichtungen, Etiketten und Kleider. Sie besteht
in der natürlichen, organis<dien Entwickelung der eigenen
Kräfte, der eigenen Fähigkeit Es gibt keine allgemeine
menschliche Zivilisation, die allen Menschen in demselben
Maße und in derselben Form zugänglich wäre, sondern ein
jedes Volk hat seine eigene Zivilisation, obwohl darin eis«
Menge Elemente Platz finden, die auch anderen Völkern an-
gehören- (S. 4).
— 359 —
Hinsiehtlich seines Volkes schreibt er daher: „Es gibt
also eine französische, eine englische, eine deutsche, eine
iialieiuscbe Zivilisation. Es gibt aber keine romanische Zivili-
sation, and wenn Anfange dazu vorhanden sind, so sind diese
ganz individuell und haben mit der allgemeinen Entwickelung
der Dinge nichts zu schaffen'' (S. 4). Um aber diesen Zustand
zu ändern, um den Weg einer rumänischen Zivilisation vorzu-
bereiten, darf nicht vergessen werden, daß Jede wahre Zivili-
sation nur in einer partiellen Bückkehr zur Vergangenheit,
zu den guten» gesunden, entwickelungsfahigen Elementen der-
selben bestehen kann^ (S. 5). Denn „aus eigenen Wurzeln,
aas eigenen Tiefen wachst die wahre Zivilisation eines bar-
bazischen Volkes hervor; nicht aus der Naohäffung fremder
Sitten, fremder Sprachen, fremder Einrichtungen^ (S. 4).
Was das eigentliche politische Gebiet anlangt^ so hat K
seine konservativen Anschauungen unter anderem besonders
in einem Aufratz „Despre Program^ (S. 19ff) niedergelegt,
den er am 17. Februar 1880, am zweiten Tage nach der Ver-
öffentlichung des Progranuns der konservativen Partei in Bu-
manien seitens M. Gostaohe Epureanu's geschrieben hatte.
Die philosophisch-geschichtliche Grundlage, auf der dieser
Au&atz aufgebaut ist, liefert einen wertvollen Beweis dafür,
wie sehr E. von dem Emst seiner Pflicht als politischer
Schriftsteller durchdrungen und wie gründlich seine diesbezüg-
lichen Kenntnisse waren. Als einen Grundsatz stellt er den
aa^ n^üie jede praktische Politik könne nur mit den Mitteln
arbeiten, die ihr gegeben sind, nicht aber mit denen, von
denen sie sich einbildet, daß sie sie besitze'' (S. 19f). Er
glaubt weiter, „I^l^i^ ^uid Interessen, mögen sie auch noch
so weit auseinander liegen, können und müssen in Einklang
gebnMsht werden, damit der Staat bestehen kann^ (S. 20). Ge-
walttätige, außerhalb der Gesetze liegende Bewegungen sind
ilun, wie den Konservativen überhaupt, zuwider. Er bezweifelt,
daß auf solchen Wegen ein wahrer Fortschritt möglich sei,
den er nur in der idlmahlichen und ununterbrochenen Ent-
wickelung der physischen und geistigen Arbeit sieht (S. 20).
— 360 —
Auf dem yolkswirtscbaftlichen Gebiete yertritt er
dieselbe ausgeprägt konservative Ansicbt, wie in der Politik.
Er betont „die unbedingte Notwendigkeit des großen Besitzes,
der in allen Ländern die kräftigste Stütze der Unabhängigkeit
des Charakters, der höchsten Form menschlicher Freiheit,
bildet!** „Die Fabel des Menenius Agrippa — meint er —
wird sich noch oft in der Geschichte bewahrheiten." (S. 23).
Dagegen bekämpft er auf das entschiedenste den LiberalismoSi
das Chaos liberal-kosmopolitischer Ideen, denen gemäß die
Klassen und der Staat nichts seien, das Individuum aber
alles^ (S. 22). Ebenso scharf bekämpft er die Demagogie, die
Herrschaft der leeren Phrase, denen er das Prinzip der ernsten
Arbeit gegenüber stellt. Ohne Arbeit — schreibt er — gibt
es weder Freiheit noch Bildung.^ n^^^ durch Ausgabe einer
Reihe von Phrasen die Arbeit und folglich die Freiheit und
Bildung ersetzt zu haben glaubt, der reiht sich, ohne es zn
wissen, den Parasiten der menschlichen G^ellschaft ein,
denen, die da leben zum Fluche und Verderben ihres Volkes"
(S. 23).
Daß die nationale Grundlage und Hochschätzung
der Vergangenheit bei allen seinen Ausfuhrungen zu er-
kennen ist, hatte ich schon früher zu bemerken Gelegenheit
Ist doch die nationale Gesinnung an sich schon konservativer
Natur; der Konservatismus, wenn aufrichtig und streng theo-
retisch, ist inmier nationaUstisch gefärbt In der praktischen
Betätigung dagegen kann sich die Sache sehr verschieden ge*
stalten. Eine konservative Politik kann mehr aristokratischer
oder mehr demokratischer Art sein. Sie kann entweder vor-
zugsweise eine Klasse der Gesellschaft, die Aristokratie, oder
die Gesamtheit des Volkes ins Auge fassen. In dem ersten
Falle wird sie besonders die Privilegien, die alten politischen
und sozialen Einrichtungen verteidigen, in dem zweiten aber
jene sogar bekämpfen, insofern sie den Interessen der Allge-
meinheit schädlich sind, und diese Interessen in erster Linie
als ausschlaggebende betrachten.
E. als Politiker war in seinem ganzen Wesen ein demo-
— 361 —
kratisch-gesiimter Konservativer. Seine Anschauungen hatten
einen konservativen Charakter, der auf einer nationalen Ge-
sinnung beruhte. Wenn er die Vergangenheit hoch schätzte,
so tat er das nicht der Privilegien und feudalen Einrichtungen
w^en, sondern vielmehr um der Gesamtheit der Sitten und
geschichtlichen G-estaltungen willen, die als dem Innenleben
des Volkes entsprungen geachtet und womöglich beibehalten
werden sollen. Er verlangte aber zu gleicher Zeit, wie schon
emähnt, einen immer neuen Geist in den alten Formen, er
woßte also dem Entwickelungsgedanken gerecht zu werden.
Wenn er die Bedeutung der geschichtlichen Aristokratie an-
erkannte, so betonte er zugleich auch die Bedeutung des
Bauernstandes und verteidigte mit Energie und Begeisterung
die Interessen des niederen Volkes.
Der wirkliche Zustand des Volkes interessiert ihn in
erster Linie, und dieser Zustand bildet für ihn das maßgebende
Prinzip in der Beurteilung aller modernen politischen Beformen,
die in Rumänien eingefohrt worden sind. Die Freiheit des
Landes selbst, die in dem Kriege von 1877/78 erkämpft wurde,
kann ihn nicht trösten, wenn er die traurige Lage der rumä-
nischen Bevölkerung siehi „Die Freiheit unserer Bevölkerung
— meint er — ist nach autentischen statistischen Berichten
gleichbedeutend mit der Freiheit, vor Elend zu sterben; das
Gedeihen und das Vermögen findet sich in Wirklichkeit nicht
bei dem Elemente, das ethnisch und historisch das einzige
romanische ist, sondern bei den Rumänen des Romänul''*),
bei jener darüber gebreiteten Schicht fremder Bevölkerung,
*) Die Zeitung „Romännl" war das Hauptorgan der ramänischen
liberalen in damaliger Zeit. E, meint damit die neugebackenen
Rnmänen, die Griechen, Bulgaren, Armenier — wie er sich ans-
drdckt — die sich unter den Liberalen politisch betätigen und durch
ihre freisinnige Politik den nicht immer berechtigten Zorn des Dichters
bestandig aaf sich lenkten. Vgl. dazu Timpul, VI, 1881, Nr. 215, S. 1,
ein sehr scharfer und leidenschaftlicher Aufsatz, wo £. augenscheinlich
Boerst diesen Ausdruck: „Rom&nii . • , Bomännlui" (die Rumänen
des i^omänul") braucht und auch erklärt.
— 362 —
die unfähig ist, unser Volk zu yersteben, unfähig ist, es za
Heben« (S. 5).
Mit derselben Wärme und mit einer edlen Begeistenmg
spricht E. von der geschichtlichen Vergangenheit der Ru-
mänen.
Seine hohe Meinung von der Vergangenheit entspricht
aber bei E. nicht bloß seiner nationalen Gesinnung, sondern
sie wurzelt in seiner ganzen Indiridualität. In der Abhandlmig
„Bevista externa« drückt er sich wie ein echter Romantiker
darüber folgendermaßen aus: „Wss man auch über andere
Völker sagen sollte, es kann ihnen eine Art Achtung yor der
Vergangenheit nicht abgesprochen werden, und dies ist em
Zeichen, daß eine Nation in ihrem Herzen die „Religion der
Humanität^ trägt, und die Religion der Humanität besteht
gerade in der Anerkennung eines moralischen Prinzips in der
Geschichte'' (Diy. S. 19). So kommt es, daß ihm das ganze
Mittelalter, nicht bloß das seines Volkes als ein „Völker-
frühling« (8. 78) erscheint
Die Bekämpfung der herrschenden, „darüberge-
sohichteten^ Klassen und der fremden Kultur bildet
einen weiteren heryortretenden Punkt in E.s politischen Auf-
sätzen. Zwei Hauptübel müssen seiner Meinung nach yor
allem bekämpft werden. Das erste ist die Herrschaft der
„darübergeschichteten Klassen'' (p&turile superpuse), wie der
Ausdruck lautet, den er selbst geschaffen hat Das zweite
große Übel besteht in der Nachahmung firemder Kultur, in
der Einwanderung fremder Elemente, in den kosmopolitischen
Ideen und Handlungen^ die jenen Indiyiduen^ die nicht romä-
mschen Ursprungs sind, zu yerdanken sind.
Um diese xmd andere derartige subjektiye Ansichten S.B
besser yerstehen xmd gerechter beurteilen zu können, halte ich
eine kurze Darlegung seiner Prinzipien über Rassen und
Rassenmischung*) für notwendig.
*) Siehe dazu in erster Linie die Anfiiätse ,,Elementele streine^
(^. 97ff.) und „Rom&nii de proTenien^ä inoertä'' (S. lOliE), die
— 363 —
Der Hauptgrandsatz, yon dem ans er sein Volk betrachtet,
wird WOB ans folgenden Worten deutlich: „Es gibt . . . keinen
Untendded zwischen der rumänischen Rasse in der Walachei,
Moldau, dem größten Teile Siebenbürgens und Ungarns. Es
ist ToUkommen dieselbe Basse mit genau denselben Neigungen
und Fähigkeiten'' (S. 91).* Diese Basse war in der Vergangen-
heit der rumänischen I&ider „die plastische, die staatsbildende,
orgamisierende, geschichtliche** Basse gewesen; das muß sie
auch für die Zukunft bleiben.'' In der Gegenwart aber glaubt
er ein ganz anderes Element im nationalen Leben seines
Volkes Yorherrschen zu sehen. Dieses Element sei aus der
Mischxmg der Bumänen mit den Fanarioten, mit jenen Frem-
den entstanden, die sich nach der Einwanderung von jenseits
der Donau in Bumanien niedergelassen haben. Nun ist fär
ihn die Hanptfrage die, ob die eingewanderte Basse eine junge
oder eine gealterte gewesen ist; eine junge oder gealterte
nicht hinsichtlich der Jahrhunderte, die sie durchlebt hat,
sondern hinsichtlich ihres sittlichen Wesens. „Jedes Volk
— meint er — das noch nicht zu voller Entwickelung gelangt
ist, das noch nicht die Verderbtheit und das Elend durchge-
mehr allgemeinexe Betraohtimgen über Baase und BaBeenmischniig ent-
hatten. Für uns kommt hier nur das in Betracht, was er in Beeng
tof das mmftnisohe Volk und auf die in ihm angegangenen neueren
«ümiflchen Elemente aosgefOhrt hat
^ Was eelbst die Abkunft der Rumänen betrifEt, so hat £. dieie
Frage — da er sich nicht als Gelehrter, sondern als Politiker för sein
Volk interessierte — sehr wenig angezogen. Er meinte ironisch, eine
Bolehe ^interessante Frage habe flberhanpt keine Bedentang"| denn
»iDader oder Römer, Römer oder Dader, das ist gleichgültig; wir sind
ttnmal Romftnen" und „wir wollen das werden, was wir eigentlich
und — RnmAnen" (Diy. S. 6). Doch war seine persönliche Überzeugung
die, die Romftnen seien eine Mischung von Römern und Dadem, daher
eine «^mische Rasse'' (C. d. a. S. 127| Abs. 4), wie er sich ziemlich nn-
^iflsenBchaltlich auszudrücken pflegte.
**) EL gebraucht hier den Begriff „geschichtlich*' nicht ganz
liditig. In der Gegenwart ist die Entwickelung ebenso gut ein ^,ge-
nhichtiicher Prozefi" wie in der Vergangenheit
— 364 —
macht hat, die hohe, aber in Dekadenz befindliche Ziyüisatioii
mit sich bringt, ist ein junges Volk" (S. 102). Die Mischnng
zweier junger Rassen gibt ein „neues Element, in welchem
sich die Eigenschaften beider in einer neuen, lebensfähigen
Form vereinigen" (S. 102). Dagegen gibt „die Mischung einer
gealterten Basse mit einer jungen dieselben Resultate, wie die
Ehe zwischen Greisen und jungen Frauen: krüppelhafte, be-
schränkte, zur Krankheit neigende Kinder" (S. 102). Als eine
solche betrachtet er die Mischung der jungen rumänischen
Rasse mit der gealterten der Fanarioten. Diese habeii ffich
den Rumänen im Großen und Ganzen nicht assimilieren
können. „Alle fremden Ethnologen, Deutsche oder Franzosen,
haben anerkannt und werden — schreibt er — anerkennen,
daß die über dieses Volk geschichtete Klasse unrumänisch ist
XTnrumänisch, nicht was das bürgerliche Gesetz, nicht was das
öffeutliche Recht, nicht was die Verfassung, sondern was die
Nationalität und die schlechten Sitten betrifiPb" (S. 106 f.). Doch
gibt E. eine teilweise Assimilierung der fremden Elemente an
die Rumänen zu, indem er betont: „Nicht alle, die bei uns
als Fanarioten gelten, sind in Wahrheit Fanarioten gewesen;
nicht alle waren unassimilierbar. Im Gegenteil, ich habe Ton
Yomherein nicht in Abrede gestellt, daß sehr zahlreiche
Elemente sich vollständig assimiliert haben; nur die neueste
Einwanderung aus den letzten 50 — 60 Jahren erweist sich
mißliebiger Weise als unassimiliert oder unassimilierbar^
(S. 103).
Da ihm aber diese Klassen damals als die herrschenden
in Rumänien erscheinen und da „die Politik eines Landes, die
guten wie die schlechten Bestrebungen von der Korper-
beschaflfenheit der Individuen, von ihrer Abkunft, von den
ihrer Rasse aDgeborenen Gebrechen und Eigenschaften ab-
hängt" (S. 99) so bekämpft er sie auf das Entschiedenste und
fürchtet von ihnen für die Zukunft der rumänischen Nationali-
tät im Königreiche.
Die Aufsätze „Pätura superpusä" (S. 91 f.), „Elemen-
tele streine" (S. 97f.), „Romänii de provenientä in-
— 365 —
cerU" (S. 101£), „Veneticii" (S. 105f.), nFanarotii si
clasele dirigente" (S. 123f.), geben seine Ideen von den
darabei^eschichteten herrschenden Klassen eingehend wieder.
Wie das bei dem zwiespältigen Charakter des Dichters
nicht anders zu erwarten war, treten auch bei seiner Tätigkeit
als politischer Schrifststeller zwei, Yon einander völlig yer-
schiedene Züge hervor. Einerseits macht sich hier und da in
seinen Ansfahrungen ein gesunder, hoffnungsvoller Optimismus
geltend, andererseits — und das vorwiegend — ein verzweifelter
Pessimismus.
Höchst pessimistisch schildert E. die herrschenden
Klassen seines Landes imd damit manchmal verbunden auch
die ganze Zukunft seines Volkes. Dagegen urteilt er ein
ander Mal voll Hoffnung und voll Vertrauen über das Land
selbst und über die Zukunft seiner Nation. Einige Auszüge
aus seinen Aufsätzen werden uns diese Mischung von Pessi-
mismus und Optimismus besser veranschaulichen.
In Bezug auf die herrschenden Elemente in Rumänien
schreibt er nicht eben ohne Recht, „niemand werde ihre äußerste
geistige und moralische Sterilität leugnen; trotz der großen
Menge von Gebildeten wird man selten eine wertvolle Zeile
geschrieben lesen, die von einer kraftvollen Auffassung zeugte;
Leute von entschlossenem und beständigem Charakter sind
ebenfalls selten" (S. 103). Wenn er aber das Tun und Treiben
dieser Elemente dem Volke gegenüber ansieht, so wird er
noch pessimistischer gestimmt »Auf dem Rücken des un-
glücklicheUi rumänischen Volkes, das durch Leiden apathisch
und durch Phrasen verwirrt worden ist, bildet sich ein neues
Volk von Emporkömmlingen von einer noch unbestimmten
Nationalität, eine neue amerikanische Rasse, vor der das alte
Volk des Mircea Basarab verschwindet und auswandert" (S. 71).
Ebenda geht er in seiner pessimistischen Betrachtung der
Lage bis an die äußerste Grenze, indem er wie verzwei-
felt klagt: „Vor der schwarzen Fremden- Wolke, die sich
über das Land breitet, fallen unsere Urwälder und zugleich
mit ihnen unsere ganze Geschichte, unser ganzes Eigen-
— See-
wesen.*) Der Tod, die Abnahme der Bevölkerung besorgt
dann den Best: die physische Ausrotfcong des nimanischeD
Stammes."
Die ökonomischen und sozialen Zustande, d^e unter den
Bauern herrschen und in Wahrheit noch heute in Bumänien
ziemlich traurig sind, beurteilt er gleichfalls pessimistisch:
„Niemals war der Bauer elender als heute, niemals die ilun
auferlegten Lasten schwerer, niemals seine Ernährungsweise
schlechter, niemals die Arbeit größer, niemals die konsumie-
renden Klassen, die gar nichts prodtuderen, zahlreicher und
geldgieriger" (S. 106).
Aber wie tief und wie überwiegend sein Pessimismus
auch sein mag, so läßt E. in seinen politischen Schriften doch
auch manche erfreuliche optimistische Töne erklingen« Es ist
wahr, daß solche Töne sehr selten bei ihm vorkommen. Das
ist auch kein Wunder, da seine politischen Au&ätze fast alle
polemischer Natur und als solche gegen die herrschenden
Klassen gerichtet sind; die leidenschaftliche Bekämpfung dieser
konnte ihm nicht die nötige Buhe und Stimmung zu opti-
mistischen Betrachtungen gewahren. Doch bildet eben das
rumänische Volk und sein tiefes Vertrauen auf dessen sitÜiche
Eigenschaften eine starke optimistische Grundlage seines poli-
tischen Glaubens. „Das Beich — schreibt er — besteht zum
größten Teile aus rechtschaffenen Menschen, die nichts anderes
nötig haben, als daß die wahre Arbeit und ihre Ergebnisse
durch eine ehrliche Verwaltung und unparteiische Bechtspflege
gesichert werden" (S. 86).
Der Glaube an die Lebensföhigkeit der rumänischen Nation
und an ihre Zukunft — hat seiner pessimistischen Lebens-
anschauung hinsichtlich der herrschenden Elassen gewisser-
maßen eine Schranke gesetzt, damit sie nicht in gänzUcbe
Übertreibung und in Verzweiflung ausarte. Diese pessimistische
Betrachtung aber hat ihm jenen durchdringenden kritischoi
*) Genau dieselbe trCibe, pesrnmistiBch- prophetische Stirnnrang
kennzeichnet sein berühmtes Gedicht „Doina** (§Br. LVII}.
- 367 —
Geist ermöglicht, der ihn zu einer Fälle von richtigen Er-
kenniaiissen führte, die je trauriger sie waren, desto mehr einer
öffentlichen, schonungslosen Besprechung bedurften: ein Yer-
fiihren, das eben in jenen Jahren yoU glorreicher Ereignisse
for Bomänien, und voll Ton überschwenglichem Optimismus
als unbedingt wünschenswert gelten konnte.
Y. E.8 kritische (polemisclie) und philosophische An&ätze.
Drei kritische Aufsätze E.s haben wir zu yerzeichnen:
„Observa^ii critice" (Div. 60ft), „IncÄ odatä recen-
siunea logicei-Maiorescu^ (Div. 70ffi) und „0 scriere
criticS'' (Div. 76ff.)* ^^^ beziehen sich alle auf an sich nicht
besonders wichtige, aber damals aktuelle Fragen, die keine
allgemeine und nodi weniger eine bleibende Bedeutung haben
konnten.
Der Aufsatz „Observa^ii critice^ erschien zuerst in
„Gurierul de lassi" (1877, Nr. 27). Er enthalt die kritische
Besprechung einer ziemlich subjektiven Beurteilung, der ein
gewisser Dr. Zotu in „Columna lui Traian" 1877, Nr. 6, 7 die
„Logik'' Maiorescus unterzogen hatte. Mit demselben Gegen-
stände befaßt sich E. in dem zweiten Aufsatz „Inc& odatä
recensiunea logicei-Maiorescu''. Bemerkenswert an
diesen beiden Auäätzen ist das Sachverständnis, mit der er
allgemein philosophische und speziell logische Fragen bespricht,
wie auch der besonnene, obwohl ziemlich eneigische und pole-
mische Ton seines Stiles. Noch wichtiger für uns sind einige
Schlußbetrachtnngen, die er aus Anlaß jener ungerechten
Kritik Dr. Zotus macht, und die sich auf die damaligen Zu-
stande in der rumänischen Wissenschaft und besonders auf
die hervorragende, zu jener Zeit aber heftig bekämpfte Rolle
Maiorescus in dem Geistesleben Rumäniens beziehen. Diese
Schlußbetrachtungen beleuchten deutlich manche Seiten der
Lebensanschauung E.s und liefern uns einen Beweis mehr,
wie gesund die ethische Grundlage seines Wesens war, wie
- 368 —
ernst er es mit seinem Beruf als geistiger Arbeiter seines
Volkes meinte.
„Wissen —- sagt er — kann erwerben wer will, Urteil
nicht Das Urteil ist eine kostbare Gabe der Natur, die sich
in geringem Maße bei jedem Menschen findet, aber reichlich
und klar nur bei der geistigen Aristokratie, welche die Natur
mit großer Kargheit über die Erdoberflache gesät hat" „Und
diese Ajistokratie — ßhrt er fort — wird in der Republik
des Schriftstellertums ebenso verfolgt wie die Aristokratie des
historischen Namens in der bürgerlichen. In beiden Republiken
wird die Mittelmäßigkeit (aus Neid und aus dem Gefühl ihres
Unwertes) diejenigen Kopfe yerdächtigen, die sie nicht ye^
stehen kann oder will" (Div. 68).
Maiorescu aber und den Kampf, den man gegen ihn zur
damaligen Zeit in dem rumänischen Geistesleben führte, charak-
terisiert er in wenigen, trefifenden imd gerechten Worten, denen
ein gewisses literarhistorisches Interesse nicht abzustreiten ist,
insofern sie von einer Persönlichkeit wie E. und betreffe eines
so bewegten Abschnittes der modernen rumänischen Kultar-
geschichte ausgesprochen worden sind.
„Ein Kopf von umfassender, klarer Urteilskraft** ist ihm
der Verfasser des Handbuchs der Logik, „weshalb die Republik
der rumänischen Wissenschaft so sehr als möglich gegen ibn
isi** „Man flüstert und schwatzt unsinniges Zeug von Eos-
mopolitismus, man verdächtigt ihn des Nichtwissens, man klagt
ihn des Plagiats an, und alles dies schleudert man gegen einen
Geist, der in jeder Zeile von krystallener Durchsichtigkeit ist
und niemand darüber im Zweifel läßt, was er sagen wollte" (68).
„0 scriere criticä" enthalt die von mir schon erwähnte
Kritik einer von dem Dichter D. Petrino verfaßten Broschüre
„Pu^;ine cuvinte despre coruperea limbel romlne In
Bucovina" (Cernäuti 1869) oder auf deutsch „Einige Worte
über die Verfälschung der rumänischen Sprache in der Buko-
vina."*) E. hatte die Kritik in der damaligen Zeitschrift
*) Diese Schrift konnte ich nicht bekommen; nach den AuBzflgen,
die E. aas ihr gegeben, scheint sie von zweifelhaftem Werte gewesen
— 369 —
.Albina" in Budapest (1870, Nr. 3 und 4) yeröffentlicht. Zu
jener Zeit befiemd er sidi in Wien, wo auch Petrino — wahr-
scheinlich zu derselben Zeit — studiert hat (Rud. 147). Die
Einzelheiten, die E. über diesen in seinem Aufsatz darlegt,
rufen die Vermutung hervor, er habe ihn näher kennen ge-
lernt
In diesem Aufsatz äußert E. yerschiedene interessante
Ansichten über die rumänische Sprache und über die philo-
logischen Strömungen, die das damalige Literatentum der
Rumänen beherrschten. Petrino spielte in seiner Broschüre
die Rolle eines Umstürzlers aller veralteten Systeme, eines
heftigen Bekämpfers derer, die das Sprachvermögen des Volkes
beiseite schoben und selbst Worte und Ausdrucke schmiedeten,
indem sie einer unnatürlichen, rumänisierenden Richtung hul-
digten. Nur war diese Bekämpi^g weder eine gründliche
und objektiTe, noch eine ernste und besonnene. Seine Waffe
war Spott und Hohn, maßlose Beschuldigungen und rück-
sichtslose Verurteilung alles dessen, was die frühere Generation
geleistet Gegen eine solche Art Kritik erhob sich E. mit
aller Entschiedenheit, obwohl er selbst die alten philologischen
Richtungen nicht billigte, sondern der neuen Richtung Maio-
rescus huldigte, die die Rückkehr zur Volkssprache und zum
Volksgeist als Programm aufgestellt hatte. — Seiner konser-
vativen Anschauungsweise gemäß, konnte er das Umstürzler-
verfahren Petrinos keineswegs gutheißen, noch weniger aber
dessen Pietätlosigkeit gegen die ehrwürdigen Vertreter der
älteren Strömungen in der rumänischen Wissenschaft. Diese
nimmt er in Schutz^ indem er zu erklären bestrebt ist, daß
ihr Schaffen — wenn nicht immer gründlich und naturgemäß —
so doch echten nationalen Gesinnungen entsprungen und
großen nationalen Idealen gewidmet war. Er betrachtet so-
wohl die latinisierende wie auch die rumänisierende philo-
la sein; ein äußerst scharfer und schwärmerischer polemischer Ton sei
ihr eigen. Überhaupt bedeutet Petrino selbst nicht besonders viel in
der nuD&nischen Literatur. S. näheres über ihn Rad. 147, 172.
Weigand, 10. Jahresbericht. 24
— 370 —
logische Bichtang als etwas in ihrer Zeit notwendig gewesenes
(Diy. 80 f.); das gleiche tut er betreu der älteren ramaniBchen
Geschichtsschreiber Petra Maior und George Sincai, die er
selbst Maiorescu gegenüber in Schntz nimmt (Diy. 84). Alle
jene Männer der Vergangenheit sind ihm „ausharrende Pioniere
der Nationalität und des Rumänentums'', Kämpfer „deren
großes Herz vielleicht mehr galt als ihre Yernunft^i die aber
„wenn auch keine Genies, doch wenigstens Menschen von groS^
Gelehrsamkeit" waren (Ebenda).
Besonders warm verteidigt er den Philologen Aron Punrnnl,
seinen ehemaligen Lehrer und Erzieher; er ist ganz und gar
empört über die maßlosen AngrifiEe Petrinos gegen diese be-
achtenswerte Persönlichkeit, die er mit Recht als eine Ter-
dienstvoUe ansieht (Div. 77, 83, 85). Am meisten rahmt er
an Pumnul seine nationale Gesinnung, die die Grandlage
seiner ganzen Tätigkeit gebildet hat. Ihm ist dieser Mann
„die Personifikation eines Prinzips, die Seele, die den Massen
[der Rumänen] Festigkeit und nationales Bewußtsein eingeflößt
und aus ihnen eine Nation gemacht hat** (Div. 83). Er gibt
zu, die Sprache, in der Pumnul geschrieben, sei unannehmbar.
Man müsse aber Form von Inhalt unterscheiden, denn ^i^
Genie, ob im Bettlerkleide oder in Prnnkge wändern, bleibt
doch immer Genie'' (Div. 83). Die Kritik selbst soll dagegen
„kalt*' und „rationalistisch*' sein, nicht aber „eine lächerlicbe
und wertlose Spottschrift, die mehr zu Ungunsten des Ver-
fassers, als zu Ungunsten der Verspotteten spricht" (Div. 84).
In seinen Ausftihrungen über die Schriftsprache kommt
E. auch auf Alexandri zu sprechen, den Petrino ohne weiteres
als eine Autorität in sprachlichen Fragen und in der roma-
nischen Prosa hingestellt hatte. Mit kritischem Verständnis
behauptet er, „Alezandris Prosa sei niemals auf der H5he
seiner Dichtung", deim „f&r die Prosa ist eine gründliche
Urteilskraft notwendig, die Prosa Alezandris enthalt aber nur
Witz und Wortspiele, welche ihr einen völlig weiblichen
Charakter verleihen" (Div. 81).
Philosophischer Art ist der Aufsatz E.s „Christos a
— 371 —
Inyiat!"*) den er zuerst im „Timpul" veröflfenÜichte (Nov. 157,
Amnerk.). Auch ein Aufsatz in „Fäntfina Blandusiei"
gehört Uerher.
Der erste Au&atz „Christos a inviat" wurde aus Anlaß des
Osterfestes geschrieben, das den größten Feiertag der Rumänen
bildet.**) K vertieft sich in philosophische Fragen über die
Beziehungen der Menschen zu Gott und über die menschliche
Natur und das menschliche Tun und Treiben auf der Erde.
Seine Anschauungsweise ist im Grunde christlich-pessimistisch;
er hat kein Vertrauen auf die Natur der Menschen; doch liebt
er sie trotz ihrer Schwächen und betrachtet sie mit wahrem
christlichen Mitleid.
Wahrhaft christlich und zugleich stark pessimistisch klingt
das Ende des Aufsatzes: „Es bleibt doch die Sitte und ihr
heiliger Sinn, so wie es von alten Zeiten her ist; und wenn
niemals jener Tag kommen sollte, mit dem das
goldene Zeitalter der Wahrheit und Menschenliebe
anbricht, so ist es doch gut, daß man an sein Kommen
glaubt, damit sich die Guten am Tage der Auf-
erstehung freuen" (S. 150).
Der Au&atz in „Fäntäna Blandusiei" (Div. 96) enthält
einen kurzen Überblick über die geistigen Zustände Europas
*) Es ist der Groß, mit dem sich die Glänbigen griech. Konfession
begegnen. In der nimämschen Presse ist es üblich nnter dieser Auf-
schxift Osteranfs&tse za veröffentlichen.
**) In einem anderen, gleichfeJls von dem Osterfeste yeranlaßten
Aafiwtz, den ich nachträglich aus .^Timpul", VI, 1881, Nr. 82 (Seite 1,
Spalte 2 ff.) abgeschrieben und in der Bukarester Zeitschrift ,,Sämän&-
toml'S II, 1903, Nr. 14. S. 210ff. veröffentlicht habe, beschäftigt sich £.
besonders mit der Gestalt Jesus, den er mit tiefer Frömmigkeit ab das
Ideal der wahren Sittlichkeit, als den ewigen Verkörperer und als das
gl&nsendste Urbild derselben f&r die Menschheit darstellt. Die Gmnd-
stimmung dieses Auftatzes ist charakteristischer Weise viel heller als
in dem Aufsatz „Christos a inviat!'' In dem letzten betrachtet er das
Christentom philosophisch-pessimistisch, in dem ersten dagegen geht er
mehr von politisch-sozialen Gesichtspunkten ans und schließt mit prak-
tisch-moralischen Ratschlägen.
24*
— 372 —
in der neueren Zeit Fast der ganze Aufsatz ist, wie schon
erwähnt, von dem damals physisch wie intellektuell sehr ge-
schwächten, moralisch aber nicht mehr ganz verantwortlichen
Dichter aus Max Nordaus Werk „Die konventionellen Lügen
der Kulturmenschheit'' (Leipzig 1883; 15. Aufl. 1893) abge-
schrieben; und zwar sind es die überaus pessimistisch gefärbten
allgemeinen Betrachtungen, die Nordau in dem ersten Ab-
schnitt („Mene, Thekel, Phares'') seines Buches über die heutigen
Kulturzustände der großen Staaten Europas macht, die E. sehr
oft ganz wortlich, nur mit manchen Auslassungen und in einer
anderen Gedankenreihe wiedergibt, ohne die Quelle anzudeuten.
Der Schluß des Aufsatzes allein, der von den Nordauischen
Anschauungen ganz unabhängig ist, gehört dem Dichter. Er
spricht hier über Schopenhauer und die Wirkung seiner Philo-
sophie; dann erklärt er die Ziele, die „Fänt&na Blandusiei"*
erreichen und die Mittel, die sie in ihrer Tätigkeit an-
wenden wilL
Ein besonderes Interesse haben ftlr uns die Ausfuhrungen
über Schopenhauer, dem er teils geistesverwandt, teils als von
ihm beeinflußt zugeneigt war. Er betont die „außerordent-
lichen Verdienste des großen deutschen Philosophen" und
behauptet, „er habe durch seine energische Kritik die Herr-
schaft jenes leeren, phrasenhaften Philosophierens zerstört
das Hegel eingeführt und das die Geister ein Yierteljahrhundert
lang beherrscht hai"^ Er habe durch diese Kritik auch andere,
weniger verbreitete Systeme, wie das Fichtesche oder Schleier-
machersche u. a., beseitigt. Eminescu spricht also bis dahin
wie ein unbedingter Schüler und Verehrer Schopenhauers oder
wenigstens wie ein objektiver, ja sogar freundlicher Beurteiler
dessen. Doch weigert er sich nicht, auch die ungünstigen
Folgen der Schopenhauerschen Philosophie hervorzuheben;
denn „gerade diese verdienstvolle Kritik der leeren Phrasen-
drescherei hat — nach Eminescu — auch den beständigen
Widerspruch zwischen unseren Ideen und den Formen der
Civilisation aufgedeckt, uns die Notwendigkeit klar gemacht,
inmitten von Einrichtungen zu leben, die uns lügenhaft er-
— 373 —
scheinen, und uns zu Pessimisten gemacht" (S. 99 f.)- Es liegt
in diesen Worten mehr als die Feststellung einer Tatsache;
es liegt darin etwas, wie ein Bekenntnis E.s Ton seiner Welt-
anschauung, deren pessimistischer Charakter nicht in geringem
MaBe eben auf den Einfluß Schopenhauers und seiner Schule
zurfickzuführen ist.
Eine im guten Sinne überraschende Wendung ninmit der
pessimistisch gehaltene Aufisatz am Ende, wo E. auf einmal
optimistische Töne erklingen läßt. Er ist keineswegs ver-
zweifelt an den Zustanden, die Nordau schildert. Seine Seele
sehnt sich nach einer Wiedergeburt, sein Geist entdeckt die
heilbringende Quelle der neuen Richtung in der antiken Welt
und in der Yolksliteratur, sein Wille betätigt sich in der Be-
gründung der Zeitschrift ^^FäntänaBlandusiei" und in dem leider
vergeblichen Entschluß, sich der Arbeit fnr die allgemeine
Wohlfahrt zu widmen. „Die antike Kunst — meint er —
wie auch die lateinische der mittleren Periode entbehrte der
Bitterkeit und des Überdrusses; sie war eine Zufluchtsstätte
Yor den Sorgen und Schmerzen." ,,Literatur und Kunst
sind also berufen, die Geister Yon dieser psychischen
Krankheit des Skepticismus zu heilen'' (S. 100). Als
eine Erinnerung an jene Kunst, die „solche Wunder zu tun
vermag^, habe er seiner Zeitschrift den Namen jener Quelle
gegeben, die unter einer Eiche in der Nähe der Stadt Tibur
entsprang (S. 100), und um welche ein Hauch von Klassicismus
weht Über die andere heilbringende Quelle, die Yolkspoesie,
schreibt er aber: „Wenn wir in den Dichtem der Antike, die
voll Wahrheit, Eleganz und trefflicher Ideen sind und die ewig
jung bleiben werden, ein Heilmittel gegen den geistigen Rück-
schritt finden, so dürfen wir nicht vergessen, daß es auch in
der Gegenwart eine solche ewig verjüngende Quelle gibt, die
Volksdichtung, unsere eigene sowohl als die der uns um-
gebenden Völker" (S. 100). Daher verspricht er auch, der
Volksliteratur einen reichlichen Raum in der Zeitschrift zu
sichern.
— 374 —
VI. Eminescus literarische AuMtze.
(Ober Theater- und Volksliteratar.)
Von literarischen Aufsätzen E.8 sind mir nur zwei zu-
gänglich gewesen: „Repertoriul nostru teatral" und ein
kleiner Aufsatz über die Volksliteratur, den er als Vor-
wort zu einer Sammlung von humoristischen Volkserzeugnissen
(„Literatura popularä sau palavre si anecdote de E. Baican,
Bucuresti 1882) geschrieben hat.
„Bepertoriul nostru teatral** erschien zuerst „Familia*
(1870, Nr. 3) und wurde nachher in Div. 88 ff. abgedruckt
Dieser Aufsatz behandelt die Frage des „rumänischen Theater-
Repertoriums", wie sich der Verfasser selbst ausdrückt Aiilafi
dazu gab ihm die damalige ei&ige Agitation für die Idee eines
Nationaltheaters der ungarländischen Rumänen unter Leitung
losif Vulcans.
E. behandelt die Frage des damaligen rumänischen Dramas,
dann gibt er mehrere Erörterungen über Theater, dramatisdie
Literatur im allgemeinen und über manche große Gestalten
unter den dramatischen Schriftstellern.
Er übt an der damaligen dramatischen Literatur der
Rumänen eine im großen und ganzen yemichtende, aber wohl-
begründete Kritik (S. 89ff.). Von den Lustspielen Alezandris
hat er keine besonders günstige Meinung. Sie scheinen ihm
geistreich, aber größtenteils „voll ünsittlichkeit" und dann
sind ihm die meisten zu lokal geschrieben. Das dramatisdie
Talent bestreitet er diesem finichtbaren und hochangesebenen
Schriftsteller nicht; nur meint er, „die Vorbilder und Ziele,
die er befolgt zu haben scheint, seien allzu unklar" (S. 89).
Als gute Stücke, die das Talent Alexandris, das sich „in Rein-
heit und Klarheit zeigen konnte", beweisen, nennt er „Cinel-
cinel", „Crai-nou", „Arvinte si Pepelea".
Ganz vernichtend beurteilt er die in Wahrheit äußerst
schwachen dramatischen Erzeugnisse Bolintineanus, der da-
mals als berühmter Dichter in der rumänischen Literatur galt
Seine Dramen sind — nach E. — „charakterlos, ziellos, ohne
— 375 —
irgend einen Zusammenhang, unmöglich durch ihre Nichtig-
keit'' Dagegen äußert er sich mit yiel Lob, aber mit weniger
kritischem Geist, aber die Stücke ürechias, von denen er
bedauert, daß sie nicht zahlreicher seien. Lobend spricht er
auch über das Drama „B&svan-Yodä'' von Hasdeu (S. 90).
Seine Ansichten über Stücke, die absolut wertlos sind, er-
wähne ich nicht.
Als wirklich aufführungswerte Stücke bezeichnet er das
Drama „Rienzi** von S. BodnSrescu, eine Bearbeitung des
bekannten Bulwerschen Romans und das Drama „Grigore
Vodä^ von Dep&rft^ianu, einem sonst nicht herrorragenden
Dichter (S. 91). Im allgemeinen vertritt er die ganz berechtigte
Ansicht, es sei die Anzahl solcher rumänischer Stücke sehr
klein, die „durch ihre Existenz das Nationaltheater nicht ent-
ehren" (S. 92).
Nach diesen Betrachtungen gibt E. einige treffliche Rat-
schlage für das Schaffen auf dem Gebiet des rumänischen
Dramas. Der Ghrundsatz, der seine diesbezüglichen Ideen be-
herrscht, ist ein sittlicher: das Theaterrepertorium soll Stücke
enthalten, „die nicht nur gefallen, sondern auch nützen,
ja sogar vornehmlich nützen können^ (S. 95). Diesen Nutzen
versteht er im sittlichen Sinne; er wünscht solche dramatische
Erzeugnisse, die „große, edle, schöne Gefühle, gesunde und
moralische Ideen"" erwecken (S. 93). Das empfiehlt er umso-
mehr, als man in einer Zeit lebt, wo „die Atmosphäre von
ganz Europa von Korruption und Frivolität infiziert isf (S. 93).
Als Muster stellt er den rumänischen Schriftstollem die natio-
nalen Schriftsteller hin; er versteht darunter „solche
Dramatiker die, indem sie den Geist ihrer Nation begreifen,
durch und mit diesem Geiste das Publikum auf die Höhe
ihres eigenen Niveaus emporheben sollen" (S. 93) wie z. B.
die spanischen Dramatiker, dann Shakespeare und femer —
ein interessantes Moment, da der Aufsatz 1870 geschrieben
wurde — der Norweger Björnstjerne Björnson (S. 93).
Besonders begeistert spricht er von Victor Hugo, von dem
er überschwenglich behauptet, „er hebe sich bis zu der großen
— 376 —
und kräftigen Abstraktion des ganzen Volkes empor, ^ nicht
nur einer oder einiger Klassen (S. 93).
Hinsichtlicli derjenigen, die tragische oder komisch-volks-
tümliche Sto£Pe bearbeiten wollen, empfiehlt er för den ersteren
das „erhabene Drama'' Friedrich Hebbels „Maria Magda-
lena'', fnr den letzteren die Lustspiele des Dänen Stoll-
berg (S. 94).
Was die Produktion selbst anlangt, so ist er nicht fnr
Übersetzungen, sondern für originelle Erzeugnisse; er betont
aber ausdrücklich, daß „wenn die Stücke auch keinen großen
ästhetischen Wert haben sollten, so doch wenigstens der
ethische Wert ein absoluter sein soU'' (S. 94). Er warnt
schließlich davor, Verfasser in weniger bekannten Sprachen,
„die die „Reise um die Welt noch nicht gemacht haben'' (so
z. B. Russen, Magyaren, Serben), nachzuahmen, denn diese
„haben in Wahrheit etwas originelles an sich, was gefallt;
doch sei das ethische Element in ihnen infiziert" (S. 95).
Als zweckmäßig fftr das zu errichtende Theater empfiehlt
er die Unterstützung der Künstler durch Stipendien.
Charakteristisch für sein Verlangen, das Theater solle
sittlich wirken, sind folgende Äußerungen E.s „Uns gefallt
auch der gröbere Spaß, nur sei er moralisch und treffe
nicht das, was gut ist; uns gefallt auch der vulgäre
Charakter, nur sei er nicht verderbt; ehrlich, gerade und gut,
nach den Worten des Evangeliums, so wollen wir, daß der
vulgäre Charakter in nationalen Dramen sei" (S. 94).
Unter den europäischen Theatereinrichtungen gefallt ihm
am besten das Pariser Theaterwesen, wo „die besten Künstler
der Welt spielen" (92). Thöätre fran^ais, Od^on, Qymnase,
sind ihm „Namen, deren Ruf weit über die Grenzen Frank-
reichs hinausgeht — Von dem Wiener Hoftheater, das er
während seiner Studienzeit in Österreich oft besuchte, be-
hauptet er, es sei nach der Entlassung Laubes in einen „deut-
lichen Verfall" geraten; trotzdem rühmt er es als eine
klassische Einrichtung, wo man „eine klare, dichterische, ver-
ständige und seelenvolle Luft atme" (S. 92).
— 377 —
Als Dramatiker ist ihm von allen Shakespeare der größte.
^Vielleicht — sagt er — hat es keinen dramatischen Dichter
gegeben, der seinen Stoff mit mehr Sicherheit beherrscht, der
alle Fäden seiner Werke mit mehr Bewußtsein gewoben hätte,
als Shakespeare; denn seine Abgerissenheit ist nur scheinbar,
und einem klareren Auge zeigt sich sofort die Einheit voll
Bedeutung xmd Tiefe, die alle Schöpfungen dieses gewaltigen
Genies beherrscht'' (S. 91).
Die Ansichten E.s über das Theater sind im großen und
ganzen, wenn auch interessant, doch weder von einer besonderen
Originalität) noch von besonderer Klarheit Sie beweisen nur,
daß er im Alter von 21 Jahren sowohl umfangreiche, litterarische
Bildung und einen ungewöhnlich kritischen Geist besessen hat.
Den Aufisatz über die Volksliteratur schrieb er im
Jahre 1882; er ist in der Jassyer Zeitung „Viitoral" (1. Mai
1902) abgedruckt worden. Sein Wert liegt darin, daß er einer-
seits das rege Interesse E.s für die Volksdichtung und seine
Liebe für sie bezeugt, andererseits uns manche merkwürdige
Ansichten, die er darüber hatte und die seine dichterischen
Neigungen gewissermaßen erklären, darbietet.
Er schreibt namentlich auch hier mit einer echt roman-
tischen Begeisterung von dem Mittelalter der rumänischen
Geschichte, von dem patriarchalischen Leben voller Gesang
und Lieder zur Zeit Stephans des Großen, das er sich über die
Wirklichkeit hinaus äußerst glücklich Torstellt Er geht in
dieser Verherrlichung der Vergangenheit so weit, daß er sogar
die sehr poetische, doch sehr wenig wahrscheinliche Hypothese
aufrtellt, daß es zur Zeit einiger rumänischen Fürsten eine
literarische Epoche gegeben haben müsse, deren bruchstück-
artige Überreste heute noch vorhanden sind, sich aber von
Tag zu Tag verringern.
Der Aufisatz enthält noch einige treffende Bemerkungen
über manche Eigenschaften der rumänischen Volksliteratur,
wie z. B. die über das Verspotten der Mönche, das er mit der
großen Zahl von Mönchen und mit dem Mangel an Kultur,
der dem damaligen Klerus eigen war, erklärt.
— 378 -
yn. Eminescas Novellen.
1. Die Novelle „Sermanul Dionis" (Nov. S. 31ffi) er-
schien zuerst im J. 1872, in G. L VI 329, 378£ und wurde
1890 in P. s. V. abgedruckt; sie ist eine Jugendschrift EU
die ein außerordentlich starkes Gepräge von Romantik an
sich trägt Wir haben es hier überhaupt mehr mit einem
launenhaften Mosaik von Phantastischem und Mystischem, von
Wirklichkeit und Traum, von Möglichem und Unmöglichem,
als mit einer klaren, einheitlichen Novelle zu tun; der ästhe-
tische Wert ist daher nicht allzugroß. Sie enthält aber eine
Fülle biographischer und psychischer Momente, die sich anf
den Dichter selbst beziehen, indem sie aus seinem eigenen
äußeren und inneren Leben geschöpft zu sein scheinen. Sonder-
bare Lebensweise, romantisches Tun und Treiben, Yertiefiing
in metaphysische Probleme der Philosophie, das alles deutet
auf Züge hin, die dem Helden der Novelle, Dionis ebenso
eigen sind, wie dem Dichter selbst
Der Held Dionis tritt uns von Anfang an als eine merk-
würdige, ungewöhnliche Gestalt entgegen. Er ist in ver-
wickelte metaphysische Gedanken yertieft: das Wesen oder
besser gesagt, das Rätsel der Welt beschäfldgt ihn, und eine
Fülle sonderbarer Ideen durchkreuzen sein Gehirn.*) Er denkt
über die Welt als Vorstellung nach. „Bei unveränderten
Proportionen wäre eine tausendmal größere oder tausendmal
kleinere Welt für uns ebenso groß. Und die Gegenstände,
die ich nur mit einem Auge betrachte, sind kleiner; die ich
mit beiden ansehe, größer; wieviel beträgt ihre absolute
Größe?" (S. 31).
„Wer weiß, ob wir nicht in einer mikroskopisch kleinen
Welt wohnen und nur die Beschaffenheit unserer Augen es
*) Ebenso wie £. selbst, ist aach Dionis ein leidensohaftlioher
Liebhaber von alten Büchern, die er aus Wissensdrang kauft Der
Antiquar Riyen sagt von ihm (S. 79}: „Er kauft bei mir Bücher ein.
Gewöhnlich die allerältesten und immer solche, die ich niemandem aof
der Welt mehr verkaufen konnte."
— 379 —
mit sich bringt, daß wir sie in dieser Größe sehen? Wer
weiß, ob nicht jeder einzelne, alle Dinge anders sieht — und
nur die Sprache, die gleiche Benennung eines Gegenstandes,
den der eine so, der andere anders sieht, die gemeinsame
Verständigung zu Wege bringt. — Die Sprache? — nein.
Vielleicht Uingt ein jedes Wort dem Ohre yerschiedener Leute
▼erschieden — nur das Indiyidium, das inmier dasselbe bleibt,
hört es in einer bestimmten Weise*' (S. 31 f.).
Infolge solcher skeptisch -metaphysischer Gedanken, ge-
langt er zu pessimistisch gefärbten Reflexionen.
„Und ist in einem grenzenlos gedachten Baume nicht ein
Teil Ton ihm, wie groß oder wie klein er sei, nur ein Tröpfchen
im Vergleich zur Unendlichkeit? Ebenso ist nicht in der
unbegrenzten Ewigkeit jeder noch so große oder noch so
kleine Zeitteil, nur ein aufgehobener Augenblick?*''*') (S. 32),
In Wahrheit — meint Dionis — „ist die Welt der Traum
unserer Seele;"^) es gibt weder Zeit noch Baum, sie sind
nur in unserer Seele ..." (S. 32). „Vergangenheit und Zu-
kunft sind in meiner Seele.*' (Ebenda). In dieser Weise ver-
tieft sich der Held der Novelle immer mehr in metaphysische
Ideen, und sein Denken verliert sich in einem dunklen Mysti-
cismus. Er bedauert, „daß die Wissenschaft der Nekromantie
nnd die Astrologie verloren gegangen sind," denn „wer weiß,
^rieviel Geheimnisse sie uns in dieser Beziehung entdeckt
hatten" (S. 33). In seinem Gehirn wurzelt jetzt ein phanta-
stischer Glaube: es wäre möglich in der Vergangenheit zu
leben, wenn nur das Geheimnis, durch welches wir zum un-
endlichen in Beziehung treten konnten, entdeckt wäre" (S. 32 f.).
— „Es ist nicht wahr, daß es eine Vergangenheit gibt — die
^ Genau denselben Gedanken, nur auf die ganze Welt verall-
gemeinert, finden wir in der I. Satire (§ar. S. 134) wieder: „ Lumea
asta' ntreagä e o clipä suspendatä."
^) Diese echt Schopenhanersohe Idee kommt in E.8 Dichtangen
Öfters vor; nnr daß der große Philosoph sich anders ansdrfickt, und
zwar in dem Sinne, die Welt sei unsere Vorstellung, denn „Seele"
Ist ihm kein klarer Begrift
— 380 —
Reihenfolge ist in unserem Denken vorhanden — die Ursachen
der far uns auf einander folgenden, immer gleichen Erschei-
nungen, sind und wirken gleichzeitig. Ist es etwa voll-
kommen unmöglich, daß ich zur Zeit Mirceas des
Großen oder Alezanders des Guten lebte?'' (S. 33).
Dieser wahrhaft mystisch-romantische Glaube, der sich in
überirdischen Sphären bewegt, ist ein Grundstein des
ganzen metapjsischen Inhalts dieser Novelle, und K stellt
sich die Aufgabe, ihn als für eine Zeitlang verwirklicht dar-
zustellen.
Nach dieser sehr bezeichnenden Einleitung, schildert der
Verfasser in farbenreichen Worten seinen Helden Dionis: „Ein
von wilden, unregelmäßigen Locken umrahmter Kopf, der in
einer Lammfell-Mütze steckte" (S. 33). Melancholie und
Träumerei drücken seine Augen aus (S. 33). Die Verwand-
schafl des Dichters mit Dionis tritt hervor, wenn wir von
dem letzteren hören, er sei „eine Existenz . . . ohne Aussichten
und dazu von Geburt an zum Mangel an Positivismus be-
stimmt" (S. 35); er war noch dazu arm und „infolge seiner
prädisponierten Natur wurde er noch ärmer'** (S. 36). Selbst
die Art, wie Dionis sich seine Bildung anzueignen wußte
klingt so, als ob von £. die Rede sei. Bloß auf sich selbst
angewiesen, genötigt, sich selbst „aufs Geradewohl zu bilden,''
— „ließ ihn diese Freiheit der Wahl unter den Elementen
der Bildung nur das lesen, was mit seiner so träumerischen
Gemütsanlage im Einklang stand. Mystische Dinge, meta-
physische Subtilitäteu wirkten auf ihn mit der An-
ziehungskraft eines Magneten — ist es da zu ver-
wundern, daß für ihn der Traum ein Leben und das
Leben ein Traum war?" (S. 36). Damit vereinigte sich
eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, nach einer von ihm in seiner
Einsamkeit und in seiner völligen Verlassenheit geträumten
romantischen Liebe: „Oft suchte er sich jene silberne Schatten
vorzustellen, mit weißem Gesicht und goldenem Haar — denn
alle Ideale sind blond — und er glaubte ihre heißen, schmalen
Händchen in seinen Händen zu spüren, und es schien ihm,
- 381 —
daß seine Seele, sein Wesen, sein Leben dahin schmelze,
lY'äbrend er sie anblickte, ewig anblickte" (S. 37).
Anch das äußere Leben des Helden Dionis — ein echtes
Boheme-Leben — scheint dem E.s ähnlich. Er bewohnt ein
ödes Zimmer toU alter Bücher; auf einem Tische liegen zer-
streut Papiere, Verse, Zeitungen und Broschüren, überall
herrscht eine große Unordnung. Er bewohnt das Haus allein;
niemand stört ihn, — „ die Spinnen treiben ihre stille und friedliche
Arbeit« (S. 38; vgl. „Singurätate^ Sar. XXXV dasselbe Bild).
Äußerst arm wie er ist, besteht sein ganzes Vermögen
aus „der Büste eines Jünglings von ungefähr 18 Jahren in
natürlicher Größe — mit schwarten, langen Haaren, mit dünnen,
rosenfarbigen Lippen, mit feinem weißen, wie in Marmor ge-
meißeltem Antlitz und mit großen blauen Augen unter großen
Brauen und langen, schwarzen Wimpern" (S. 38). Es ist das
Bild seines Vaters, eines Mannes von edlem Oeschlecht, der
in einer geheimnisvollen Weise in die niederen Volksklassen
geraten, die Tochter eines alten Pfarrers geliebt hat und dann
— infolge eines gleichfalls geheimnisvollen Unglücks — wahn-
sinnig gestorben ist (S. 39 f.). Diese Büste spielt in der Novelle
eine besonders wichtige phantastische Bolle.
Dionis ist ein „abergläubischer Atheist" (S. 44). — Am
Abend liest er in einem astrologischen Manuskripte bei dem
bleichen Licht des Mondes, indem er die dunklen Geheimnisse
zu durchdringen sucht (S. 45). Auf einmal hört er süßen
Gesang und ein schönes Mädchen — Maria — „ein weißer
Engel" zeigt sich ihm durch das Fenster des Hauses, das seiner
Wohnung gegenüber steht Unter dem Eindrucke des zaube-
rischen Gesanges und des Mädchens, fallt Dionis in eine tiefe
Träumerei. Der Gedanke bemächtigt sich seiner, daß das ge-
heimnisvolle Buch ihm die Mittel geben würde, sich in die
Vergangenheit zu versetzen. Das geschieht auch. Die astro-
logischen Zeichen des Buches fangen an sich zu bewegen; es
scheint ihm zuerst, als höre und sehe er jetzt die alten Ge-
stalten der rumänischen Fürsten, den Rat der alten Würden-
träger, das begeisterte und fromme Volk, den fürstlichen Hof
— 382 —
mit seinem ganzen Leben. Schließlich wird sein heißer Wunsch
zur Tatsache; aus den brennenden Ejreisen der astrologischen
Zeichen hört er seine Stimme ihn fragen: „Wo sollen wir
bleiben?" und mit gedämpfter Stimme flfistert er: „Alezander
der Gate!" Nun verschwindet plötzlich Dionis und an seine
Stelle tritt der Mönch Dan, der zur Zeit jenes moldauischen
Fürsten Alexanders des Ghiten lebte. Der Mönch Dan meint,
er habe von sich als von einem gewissen Dionis getraomt,
unter fremden Leaten, in einer fremden Welt . . . Der Anti-
quar aber, der Jude Riven, von welchem Dionis das wunder-
bare Buch gekauft hatte, yerwandelt sich jetzt plötzlich in
den „Meister Rüben", in den Wundertater, der selbst das
Buch yer&ßt; die Büste des Vaters Dionis wird ihrerseits der
Schatten seines Sohnes, und nun unterhält sich der Mönch
Dan mit dem Meister Buben über die Seelenwanderung. —
„Die Seele wandert aus einem Zeitalter in das andere, dieselbe
Seele, nur daß der Tod sie vergessen läßt, daß sie schon ein-
mal gelebt hat" (S. 49). „Darum haben die Menschen ein
dunkles Gefühl für die Erhaltung und für die GröSe
ihres Stammes. Sie selbst sind es, die in den Ur-
enkeln wiedergeboren werden" (S. 53). — „Das sei der
Unterschied zwischen Gott und Mensch. Der Mensch hat in
sich nur der Reihe nach das Wesen anderer zukünftiger nnd
gewesener Menschen; Gott hat in sich auf einmal alle die
Stämme, die kommen werden und die vorüber gegangen sind;
der Mensch umfaßt einen Zeitabschnitt, Gott ist die Zeit selbst,
mit allem, was in ihr geschieht ..." (S. 53). Dasselbe sagt
Rüben auch hinsichtlich des Raumes: „Stück far Stück kannst
du an jedem gewünschten Orte sein, nur kannst du ein Stack
Raum nicht unerfüllt verlassen."
„Du weißt — erzählt er weiter dem wissensdurstigen
Mönche — daß es kraft eines Naturgesetzes, keinen leeren
Raum gibi Aber es gibt ein Mittel, diese Last los zu werden,
eine Last, die uns vom vergänglichen menschlichen Körper
auferlegt ist Du hast gesehen, daß im Menschen eine un-
endliche Reihe von Menschen enthalten ist Lasse einen aus
— 383 —
dieser Beihe deinen Platz einnehmen, während du ihn ver-
laßt Es versteht sich, daß dieser nicht ganz wird sein können;
denn wäre er ganz, so würde er seine Existenz verneinen.
In Wahrheit aber hat ein jeder den ewigen Menschen, aus
dem die ganze Reihe vergänglicher Menschen hervorgeht,
bei sich, nämlich den Schatten. Auf kurze Zeit könnt ihr
eure Wesen vertauschen — du kannst dem Schatten dein
ganzes vergängliches Wesen von heute geben, er gibt dir sein
ewiges Wesen und du empfängst, wie der mit Ewigkeit aus-
gestattete Schatten, sogar einen Teil der Allmacht Gottes;
dein Wille erfüllt sich nach deinem Gedanken** (S. 53 f.).
Als Mittel, alle diese Wunder mit sich geschehen zu
lassen, empfiehlt Rüben dem Mönche das geheimnisvolle Buch,
„auf dessen siebentem Blatte alle Formeln geschrieben seien,
die dazu nötig sind** (S. 54).
Dan verläßt tief gerührt den Meister. Da verwandelt
sich das Haus in eine schwarze Höhle, Rüben wird ein grau-
sames Ungetüm, kleine Teufel springen froh herum, und der
Satan sagt sich zufrieden — „eine gänzlich vernichtete Seele
mehr!" Er jubelt darüber, daß „dieser fromme Mönch" ihm
schließlich ins Gkum gegangen sei
Der Mönch aber denkt freudevoll an das große Geheim-
nis, an das wunderbare Leben, das er mit Hilfe des Buches
gleich anfangen wird. Er erinnert sich zugleich seiner viel-
geliebten Maria, „die er niemals in sein Gebet einzuschließen
vergessen hat"
Die wunderbaren Ereignisse, deren Held Dan wird, fangen
an: Er fühlt neben sich seinen Schatten, und dieser denkt,
tmd er hört dessen Gedanken: „deine Seele hat von Anbeginn
der Welt bis heute eine lange Wanderschaft durch tausende
von Körpern gemacht, von denen heute nichts als Staub übrig
geblieben ist ... . niemand hat sie auf ihrer verlorenen Wander-
schaft begleitet als ich — der Schatten der Körper, in denen
sie gelebt hat" (S. 60). „Deine Seele — denkt sein Schatten
weiter — war einmal in der Brust Zoroasters gewesen,
ohne daß sie sich heute noch daran erinnert . . . ^ (S. 60).
— 384 —
Von seinem Schatten hört Dan das Wunder, sein Buch sei
das Buch Zoroasters und enthalte alle Geheimnisse yon dessen
Wissen. — Jetzt sieht er deutlich „die Trennung seines Wesens
in einen ewigen und einen vergänglichen Teil" (S. 60). Der
Schatten nimmt nun eine realere Form an und sagt ihm:
„Indem du dir durch Zauber mein Wesen aneignest, werde
ich ein gewöhnlicher Mensch sein und meine ganze Vergangen-
heit vergessen; du aber wirst, so wie ich, ewig, allwissend und
mit Hilfe des Buches allmächtig" (S. 60 f.). Dann sagt der
Schatten noch, er werde an Stelle Dans mit dem Schatten
seiner Geliebten und mit dessen Freunden auf der Erde bleiben;
Dan aber werde samt seiner Geliebten eine Reise in den Baum
des Weltalls antreten. Dort wird der Mönch ein Jahrhundert
leben und wird glauben, es sei ein Tag; er kann auch die
Erde — in der Form „einer mit einem Henkel versehenen
Perle" für seine Geliebte — mit sich nehmen, ohne daß sie
ihm unbequem sei (S. 61). Dan erklärt sich mit allem ein-
verstanden und gibt dem Schatten den Auftrag, die Memoiren
seines Lebens zu schreiben. Er soll ihm „die ganze träume-
rische und trügerische Natur der menschlichen
Dinge schildern: von der Blume, die mit Naivität durch
ihr glänzendes Kleid lügt, sie sei glücklich im Innern ihrer
zarten Organe, bis zum Menschen, der mit großen Worten,
mit einer ewigen Verstellung, die solange dauert, als die Ge-
schichte der Menschheit, jenen schwarzen, schlechten
Kern verdeckt, der der wahre Kern seiner Handlungen
ist — seine Selbstsucht" (S. 61). — „Du wirst sehen —
sagt Dan zu dem Schatten — wie man uns in Schule, in
Kirche und Rat vorlügt, wir treten in eine Welt der Gerechtig-
keit, der Liebe, der Heiligkeit ein, damit wir sterbend ein-
sehen, daß es eine Welt der Ungerechtigkeit und des
Hasses war; ach! wer wollte länger leben, wenn man ihm
von klein auf statt der Märchen, den wahren Stand der Dinge
sagte, in den er eintritt" (S. 62).*) — „Also der Beruf eines
*] Diese Zeilen, die wie die AusfÜhrangen eines kaltdenkenden,
pessimistischen Philosophen klingen, enthalten den Kern jener Welt-
— 385 —
Philosophen?, sagt der Schatten, indem er bitter lächelte**
(S. 62), und der Auftrag wird angenommen.
Dan fablt nun „wie seine Arme in der Luft verschwinden
und trotzdem eine riesige Kraft bekommen;** er fühlt, daß sein
Verstand „klar wird wie ein Stück Sonne.** Dagegen fühlt
der Schatten, daß „das Bewußtsein seiner Ewigkeit sich ver-
dunkelt und verschwindet;** „seine Gedanken werden schwer
wie unter dem Druck des Bleies** (S. 62). Es werden von
Dan noch sieben Blätter des Buches umgeschli^en und der
Schatten wird ein Mensch, Dan aber ein „heller Schatten**
(S. 62).
Jetzt gibt uns E. (S. 63 f.) eine reizende Schilderung
davon, wie Dan sich in der hellen Nacht zu seiner Geliebten
begibt, wie er — in echt romantischer Art — durch das
Fenster ihres Zinmiers hinein springt, sie umarmt und mit
Küssen bedeckt Er fordert sie auf ihm zu folgen, denn „wir
werden dort so glücklich leben, wo wir sein werden; von
niemandem gestört: du für mich, ich für dich . . . ** (S. 64).
Sie sollen von „dieser unglücklichen und schwarzen Erde**
weit weggehen, um sie zu vergessen, um an niemand mehr
2U denken, als an sich selbst (S. 64). Maria umarmt und
küßt ihn; sie ist bereit, ihm zu folgen. „Ihr Kuß erfüllte ihn
mit Genie und mit neuer Kraft** (S. 65). Die beiden Geliebten
steigen nun Arm in Arm in die klare, von den Mondstrahlen
durchdrungene Luft empor, und sie erreichen nach einer phan-
tastischen Fahrt in dem Weltall den Mond. Hier bleiben sie
an dem „duftenden Ufer eines blauen Teiches*' stehen,
dann machen sie sich wieder auf den Weg zur Erde. In der
Nähe der Erde setzt sich Dan auf die Rippe einer schwarzen
Wolke und „zum letzten Mal blickt er lange Zeit und nach-
aiwchanimg, die sich in dem sp&teren Schaffen E.8 konsequent geltend
macht Sie sind umso beachtenswerter, als sie von dem Dichter i. J. 1871,
also noch in seinem Jagendalter, ausgesprochen wurden. Es ist dies
eben die Wiener Zeit E.8, die Zeit, wo er Schopenhauer eifrig stndierte,
denen starker Einfluß auf die Mheste Gestaltung seiner philosophischen
Ideen keineswegs zu verkennen ist
W 6 ig and, 10. Jahreiberioht. 25
— 386 —
denkend die £rde an*' (S. 65). Er liest jetzt aus Zoroasters
Buch das Gericht der Erde und „jeder Buchstabe ist ein Jahr
und jede Zeile ein Jahrhundert von Wahrheit" (S. 65).
Eine neue Reihe pessimistischer Gedanken tritt uns nun
entgegen. „Es war entsetzlich, wieviel Verbrechen auf diesem
in der Unendlichkeit der Welt so kleinen Atom hatten be-
gangen werden können, auf diesem unbedeutenden schwarsen
Ball, der Erde genannt wird.** — „Die Brockchen dieses Balles
werden Königreiche genannt, die für das Auge der Welt kaom
sichtbaren Infusorien Könige, und Millionen anderer Infusorien
spielen in diesem yerworrenen Traume die Untertanen '^^j
(S. 65).
Dan streckt nun die Hand über die Erde ans, und jetzt
geschieht das große Wunder: die Erde wird immer kleiner
und kleiner, bis sie sich in eine „blaue, mit goldenen Tröpfchen
bespritzte Perle, die einen schwarzen Kern hat, yerwandelf^
(S. 65). Mit dem Femrohr blickt Dan durch die Schale der
Perle und — wieder ein pessimistischer Gedanke — er „wundert
sich, daß sie vor so vielem Haß, den sie in sich baji^, nicht
barst^ (S. 66). Dann nimmt er die Perle und hängt sie an
den Haarschmuck seiner Geliebten!
Auf dem Monde fuhren Dan und Maria das glücklichste
Leben. Nur ein geschlossenes Tor konnten sie nie betreten.
„Über diesem Tor stand in einem Dreieck ein Feuerauge und
darüber ein Spruch mit den krummen Buchstaben des dunklen
Arabiens: es war der Dom Gottes, der Spruch aber war
selbst für die Engel ein Rätsel'' (S. 68). Dieses Geheimnis
läßt Dan keine Ruhe mehr, umsonst sucht er eine Erklärung
in dem Buche Zoroasters, umsonst befragt er die Engel dar-
über, umsonst sind alle Bemühungen, das große Geheimnis
quält ihn.
„Ich möchte das Angesicht Gottes sehen,'' sagt er ein-
mal zu einem Engel, der vorüberkam. — „Wenn du ihn nicht
in dir trägst, so ist er far dich nicht da, und du suchst ihn
*) Dieselben Ideen kehren nach 9 Jahren (1880) in einer yoUendeieii
künBtleriachen Form in der „I. Satire" wieder.
— 387 —
vergebens/ antwortet der Engel ernst (S. 69). Eines Tages
fohlt Dan seinen Kopf Yon Liedern erftillt; die Sterne scheinen
sich nach dem Takte zu bewegen; die Engel, die lächelnd an
ihm Yorübergehen, stammeln die Lieder, die in seinem Kopfe
summen; „nur das arabische Zeichen schimmerte rot, wie die
Glut in der Nachf* (S. 69). Der fürchterliche Gedanke vor
dem ihn Meister Buben gewarnt hatte, bemächtigt sich plötz-
lich seiner. — „Singen denn die Engel nicht das, was ich
denke? . . . bewegt sich denn die Welt nicht so, wie ich es
will? (S. 69). „ . . . Bin ich denn nicht ohne es zu wissen,
. . . [Gott] selbst?*' (S. 70). Er kann aber den schrecklichen
Gedanken nicht Töllig aussprechen, denn plötzlich geschieht
etwas Schauderhaftes. Der Klang einer ungeheuren Glocke
ertönt, der Hinmiel und alles bricht zusanmien und Dan fühlt
sich vom Blitz getroffen und in die Unendlichkeit versinken.
Eine Stimme aber erschallt hinter ihm: „Unglücklicher,
was hast du zu denken gewagt? Es ist dein Glück, daß
du nicht das ganze Wort ausgesprochen hast** (S. 70). Li-
z wischen fallt Dan blitzschnell, er nähert sich der Erde . . .
und seine Augen ö&en sich. Vor uns steht nun — der fast
▼ergesseue Dionis, der sich jetzt verwundert fragt: „War denn
dein Traum so voller Greifbarkeit ein Traum, oder Wirklich^
keit von der traumhaften Art aller menschlichen Wirk-
lichkeit?** (S. 71).
Das gegenüberliegende Haus, an dessen Fenster Maria
gesessen, erscheint ihm wieder und mit ihr das schöne BUd
des Mädchens. Er fühlt jetzt deutlich, daß er sie liebt Das
macht ihn aber unendlich unglücklich; denn er weiß, die Liebe
eines armen Jünglings wie er, ist für immer hoffnungslos. Er
entschließt sich, ihr zu schreiben, sie solle ihn vergessen. „Mit
einer schmerzlichen noch nie gefühlten Wonne^ schreibt er
den Entsagungsbrief.
Maria, die ihn aus tiefstem Herzen liebt, erscheint wieder
am Fenster und preßt das Schreiben weinend an ihre Brust
Dionis sieht diese Szene tieferschüttert an; ein heftiger Schmerz
ergreifl ihn und er föllt in Ohnmacht Als er aufwacht, be-
25*
— 388 -
kommt er einen längeren Fieberanfall und redet fortwährend
irre. Er hält sich noch far Dan, denkt an das geheimnisrolle
Buch Zoroasters, sieht noch seinen Schatten vor sich, und
als der Antiquar Biven eintritt, glaubt er den Meister Buben
Yor sich zu haben und fragt ihn erstaunt, warum er, ein so
tiefsinniger Philosoph, Haarlocken und jüdischen Eafban trage.*'
Dieser Fieberzustand ist von E. in einem anmutigen, halb
mystischen, halb humoristischen Tone geschildert (S. 78—80).
Der Schluß der Novelle bringt uns eine überraschende,
launige Lösung echt romantischen Stils. Während der Krank-
heit des Dionis entdeckt der Vater Marias, daß jener der Erbe
eines Vermögens ist, interessiert sich für sein Los, und mit
Hingebung pflegt Maria den kranken Geliebten. Nach seiner
Genesung heiraten sich die Liebenden und führen ein echt
märchenhaft-romantisches Leben.
Doch damit ist die Novelle noch nicht abgeschlossen.
Der Dichter fühlt die Notwendigkeit noch einen Anhang hin-
zuzufügen, in dem er sich mit den Lesern über den Sinn der
verschiedenen Personen und des Grundgedankens der Novelle
unterhält.
„Wer ist der wahre Held dieser Ereignisse Dan oder
Dionis?", fragt sich der Dichter. Dann meint er, die Leser
haben den Schlüssel der Begebenheiten in der Umwelt des
Dionis. „Sie werden — schreibt er — die Grundelemente
seines seelischen Lebens in der Wirklichkeit gefunden haben:
Buben ist Biven; der Schatten auf der Wand, der eine so
große Bolle spielt, ist das Bildnis [die Büste] mit den blauen
Augen; mit dem Verschwinden dieses geht auch das verloren,
was ihr wohl für eine fixe Idee halten möchtet; kurz, viele
mögen glauben, daß sie an der Hand des Eausalitätsfadens,
den Sinn der Begebenheiten erraten hätten, indem sie sie
einfach auf Träume einer kranken Einbildungskraft zurück-
fahrten« (S. 84).
E. selbst scheint aber damit nicht ohne weiteres ein-
verstanden zu sein. Dazu sind seine Sympathien für die
mystisch-buddhistische Philosophie und teils auch sein pessi-
— 389 —
mistiach gefärbter Skeptizismus zn groß. Er fragt sich daher
immer noch, ob von einem Traum die Bede sein kann oder
nicht „Ist nicht yielleicht hinter den Kulissen des Lebens
ein Regisseur, dessen Existenz wir uns nicht erklären können?''
(S. 84). „Sind es nicht dieselben Schauspieler, obwohl die
Stöcke andere sind?"*) (Ebenda). — Mit solchen dunklen
Fragen martert er sein Qehim«
Dieser ganze sonderbare Anhang erinnert an die bekannte
Manier der Romantiker (E. T. A. Hoffmann *^) z. B.), ihre Er-
zählungen in solchen teils willkürlich abschweifenden, teils
didaktischen Tone zu unterbrechen oder abzuschließen, wo-
durch etwas deren Einheit Störendes hervorgerufen wird.
Die Schlußbetrachtungen E.s, wenn auch von ästhe-
tischem Standpunkte nicht zu billigen, haben doch für das
Verständnis der Novelle einen besonderen Wert.
Was die Novelle selbst anlangt, werde ich nur noch einige
Bemerkungen allgemeiner Art machen. In erster Linie ist
sie — streng genommen — schwerlich als eine Novelle an-
zusehen, obwohl der Dichter sie so bezeichnet, sondern als
„romantische Erzählung". Sie fuhrt uns in Wahrheit keine
Lebensereignisse vor; die Entwickelung der Erzählung wird
von den vorwiegend philosophischen Elementen und roman-
tischen Schilderungen höchst zurückgedrängt, so daß man sie
nicht mehr ohne weiteres deutlich verfolgen kann. Femer
*) Dieser Zweifel wird in dem zwOlf Jahre sp&ter verfiaßten Ge-
dichte „Glossa" (§ar. LXVI) zor Gewißheit. Hier sind ihm alle Dinge
der Welt dieselben: „alles ist alt und alles ist neu":
„Toate's vechi ^i nonS toate"
denn: „Tot oe-a fest ort o sä fie
In prezent le-avem pe toate"
oder „Alte mä^ti, aceiafl piesä,
Alte gnri, aceia^t gamä.''
*•) An diesen höchst charakteristischen Vertreter der deutschen
Romantik, der das Phantaatisch-Schanderhafte so sehr pflegte, erinnert
sowohl „ S er m an nl Dionis" wie besonders „Cesara", die mit ihrem
mittelalterlichen Kloster- und Ritterleben Anklänge hat an das be-
rühmte Werk Hoffmanns : „Die Elixire des Teufels''.
— 390 —
sind die Gestalten, die in ihr yorkommen, keine Charaktere,
keine realen Gestalten, sondern vielmehr Phantasiegebilde ohne
eine bestimmte, klare, vollständige Persönlichkeit. Dan sowohl
wie auch Maria tragen das ausgesprochene Gepräge der in
der Bomantik üblichen Gestalten an sich: es sind phantastisch
konstruierte Menschen, die keine eigentliche menschliche In-
dividualität darstellen.
Dionis macht den Eindruck eines romantischen Faust,
wenn ich mich so ausdrücken dar£*) Als unruhiger, tief-
sinniger Wahrheitssucher will er alle Geheimnisse der Welt
durchdringen, als Dichter spottet er über Religion und Qe-
Seilschaft und über sich selbst, als Mensch sehnt er sich nach
Liebe und GlückseUgkeit. Doch zeigt er uns keine großen
seelischen Kampfe, keine Entwickelung aus dem Inneren heraus,
sondern ganz äußerliche, mit seinem Wesen in keinem Zu-
sammenhange stehende Momente entscheiden über sein Loos:
das unerwartete Glück einer Erbschaft und die Liebe seiner
Maria genügen, und so bekommen wir von seinem faustischen
Streben nach Wahrheit, von seinen großartigen philosophisch-
mystischen Gedanken nichts mehr zu hören. Hiesige, ewig
ungelöste Rätsel des Lebens und der Welt verschwinden spur-
los, um einer romantischen Liebe mit Küssen und Umarmungen
den Platz zu räumen. Ja, ein wahrhaft romantischer Faust ist
Dionis: im Traume betätigt sich sein phantastisch-tragisches
Streben nach Wahrheit, in der Wirklichkeit aber ist er
nur ein harmloser Träumer, der an der jungfräulichen Brost
Marias alle die verwickelten philosophischen Probleme, die
ihn früher gefesselt haben, vergißt.
Maria selbst ist vielleicht in noch höherem Grade eine
persönlichkeitslose, phantastische Gestalt Ein „Engel" — wie
sie E. nennt — ist sie auf alle Fälle. Dazu besitzt sie alle
erforderlichen Eigenschaften und Tugenden. Sie ist ein
*) Man wird unwillkürlich an £.8 Plan ein Drama in ütnstischer
Art zu schreiben erinnert, umBomehr als er diesen Plan in demselben
Jahre (1871, Februar; vgl. C. L. XXV, 903ff.) aufgab, in dem die NoveUe
erschien.
- 391 —
Wunder Yon Schönheit, hell-blond, mit blauen Augen, wie
die übliche christUche Vorstellung den Engel als Lichterschei-
nnng im Kontrast zur Dunkelheit schildert. Dann ist sie
äußerst gut, voll Hingebung, opferwillig. Als eine mensch-
liche (Gestalt steht sie uns aber noch weniger, als Dionis, vor
Augen; sie bleibt ein Traumbild, auch wenn sie die Lebens-
gefährtin des Dionis wird.
Die anderen Personen der Novelle: Riven, der Vater
Marias etc. sind bloße Statisten, die kaum in Betracht kommen
können.
Die Charakterzüge der Erzählung sind teils philoso-
phischer, teils romantischer Art Philosophischer Art
sind die mystisch - metaphysischen und die pessimistischen
Elemente, romantischer Art ist das Phantastisch-Schauderhafte
(in Bildern und Ereignissen), die Liebe und die Schilderung
der Natur, die gleichfalls in der Erzählung eine wichtige
Rolle spielen.
2. Die Novelle „Cesara^ (Dir. 94ff) erschien zuerst im
„Curierul de lassi^, ohne Unterschrift des Verfassers; aber von
Augenzeugen, die in der Typographie das Manuskript gesehen,
wurde sie als von K geschrieben bestätigt. (N. A. Bogdan,
Nov. S. 159.) Sie ist wie „Sermanul Dionis^ gleichfalls eine
romantische Schöpfung. Einige Jahre nach seiner ersten Er-
zählung verfaßt, zeigt auch sie genau dieselben Grundzüge
wie jene Novelle; wir finden hier im allgemeinen dieselbe
eigentümliche Mischung von philosophischen Betrachtungen
und romantischen Schilderungen, dieselben subjektiven, phan-
tastischen Gestalten, dieselbe sonderbare Art von Ereignissen
wieder. Nur ist alles viel klarer und harmonischer als im
„Sermanul Dionis^. Auch die Personen, wenngleich roman-
tischer Natur, stehen der Wirklichkeit viel naher als Dionis
oder Maria. Ja das ganze Milieu, in dem sich die Novelle
entwickelt, ist ein reales; nur daß die Art und Weise, wie
der Dichter die Fabel, die schon an sich ausgeprägt romantisch
ist, sich vollziehen läßt und wie er sich die Personen wählt,
und sie schildert, wiederum auf die reiche Phantasie seines
— 392 —
Talentes hindeutet Daher kann „Cesara'^ ihrer Form nach
ab eine Novelle angesehen werden, aber von durchaus roman-
tischem Kolorit. Sie zerfallt in acht Abschnitte.
L Im ersten Abschnitte beschreibt der Dichter in plastischer
Schilderung ein altes Kloster in herrlicher Lage. Zwei Mönche
treten uns entgegen: der alte Onofreiü, „mit ausdrucksloseiii
ein wenig blödsinnigen Augen", der andere, leronim, ein Jüng-
ling von auffallender Schönheit und bewußtem Stolz, mit
Augen, deren Ausdruck „eine sonderbare Mischung von Traum
und kalter Vernunft" bezeugt. Für das Mönchtum hat er
keine besondere Neigung, auch nicht für das weltliche Leben;
nur der stillen Vertiefung in sich selbst ist er geneigt, und
sein ganzes Vergnügen besteht in der Malerei, für die er
großes Talent hat
Eine Szene zwischen den beiden, von einander so ver-
schiedenen Mönchen ist von E. reizend geschildert. Ein
frischer, lebensfreudiger Zug geht durch diese Schilderung,
und E. beweist hier, daß er auch ein lebenstreuer Künstler,
nicht bloß ein weltfremder Romantiker sein kann. Onofreifi,
der alte Mönch, sehnt sich nach einer lustigen Nacht in der
Stadt, wo man guten Wein trinken^ gemütlich Karten spielen,
aus langen Pfeifen rauchen und schöne Mädchen anschauen
kann (S. 98). Um auch seinen Freund leronim bei sich zu
haben, habe er — wie er selbst erzählt — „wie immer" ge-
logen, er brauche den jungen Mönch zu einem Totenmahl
(S. 97). Die List gelingt, und beide Mönche machen sich froh
auf den Weg zur Stadt.
II. Wir befinden uns in einem aristokratischen Hause,
wo wir drei andere Personen der Erzählung kennen lernen:
die Gräfin Cesara, ihren verhaßten Freier, den Markgrafen
Castelmare, der von dem Vater Cesaras, einem ruinierten Karten-
spieler, wegen seines Vermögens begünstigt wird, und einen
liebenswürdigen alten Maler, Meister Francesco, den Freund
und Vertrauten Cesaras, die ganz das Ebenbild Marias ist
Nach einer peinlichen Auseinandersetzung mit dem Mark-
grafen Castelmare, dem sie den Rücken kehrt, sieht sie plötz-
— 393 —
lieh die beiden Monohe aaf der Straße, und die Schönheit
leronims erweckt auf der Stelle ihre Aufmerksamkeit Sie
ist Yon ihm entzückt; er scheint ihr ein Dämon, und sie denkt
gleich daran, wie sehr er dem Francesco f&r sein Gemälde
„der Fall der EngeP als Modell passen wttrde (8. 99). Sie
ruft daher den Meister, der ihre Herzenserregung versteht und
ihr auch erklärt und fortstfirzt, um leronim zu erreichen.
Das Herz Cesaras zittert; sie blickt fortwährend nach dem
jungen Mönch auf der Straße und von seiner Schönheit ge-
rührt, „war sie wie wahnsinnig^ (8. 100). „Wenn er ihr ge-
hört hätte, würde sie ihn getötet haben" (Ebenda). Eine
heftige Sehnsucht nach Liebe bemächtigt sich ihrer; der
romantische Dichter aber ruft schwärmerisch aus: „Welche
Sprache ist reich genug, jene Unendlichkeit von Gefahlen
auszudrücken, die sich nicht in der Liebe, sondern im Durst
nach Liebe zusammendrängen" (S. 101). Und er schildert den
Seelenzustand Cesaras nicht weiter, — denn „wäre die Analyse
ihrer Gefühle nicht eine Sünde?" (8. 101) — so fragt er sich
mit einer höchst bezeichnenden Subjektivität.
lU. Jetzt tritt uns die merkwürdigste Gestalt der Novelle
entgegen: der Eremit Euthanasius, der Oheim leronims. Er
stellt die mystische Zaubergestalt der Erzählung dar: er ist
ein einzigartiger Philosoph, und sein Leben verläuft inmitten
einer prachtvollen, menschenlosen Natur, wo die wahre
Glückseligkeit wohnt
Der ganze 3. Abschnitt enthält einen langen dichterisch-
philosophischen Brief, den Euthanasius seinem Neffen schreibt,
in dem uns (S. 102£) das Idealleben eines Rousseauschen Natur-
menschen in einer zaubervollen Natur geschildert wird.
In seiner Jugend war der Eremit Lehrling bei einem
Bildhauer gewesen, und jetzt, in seiner Einsamkeit bildet die
Beschäftigung mit dieser Kunst sein größtes Vergnügen. Die
Ghanitwände der Grotte, in der er wohnt, hat er mit ver-
schiedenen Ornamenten und Basreliefs verziert Auf einer
Wand ist die Gruppe Adam und Eva als Bild einer plato-
nischen, rein-idealen Liebe dargestellt, auf einer anderen die
— 394 —
Gruppe Venus und Adonis als Ausdruck der rein-mensch-
lichen Liebe, die £. in seinem Leben wie in seinen Oedichten
oft berauscht hat, um ihn nachher immer zu enttäuschen und
zu betrüben. Weiter enthält der Brief im Anschluß an die
erwähnten Bilder auch beachtenswerte philosophische Erörte-
rungen über die Liebe, die zum Teil an Schopenhauers „Meta-
physik der Qeschlechtsliebe** („die Welt als WiUe und Vor-
stellung", Bd. II, Kap. 44) erinnern. Auch in dem Vergleiche
zwischen Bienenstaat und menschlicher Gesellschaft (S. 104 f.),
auf den hier einzugehen, zu weit führen würde, zeigt sich der
Einfluß sowohl des deutschen Philosophen, wie der Lehren
Buddhas, mit denen, wie wir früher gesehen haben, E. sich
beschäftigt hat.
IV. Wir befinden uns in dem Atelier des Meisters Fran-
cesco. Es ist ihm gelungen, leronim mit sich als Modell za
nehmen, indem der alte Mönch, mit ein paar Goldstücken
Francescos getröstet, seine Lustreise durch die Stadt allein
fortsetzt. Cesara hat sich inzwischen in das Zimmer des
Malers begeben, um den „Fall der Engel" anzusehen. Als
sie plötzlich das Hereintreten des Meisters hört, Terbirgt sie
sich hinter der spanischen Wand, die das Bett Francescos
verdeckt Der Maler setzt sich nun an seine Arbeit und fingt
an, leronim als Modell des Dämons zu skizzieren. Cesara,
ganz außer sich Tor Erregung und Leidenschaft, bewundert
den schönen Jüngling von ihrem Versteck aus. Diese ziem-
lich pikante Szene ist von dem Dichter mit ausgezeichneter
Plastizität geschildert (S. 109 £); in drei, vier Absätzen gibt
er uns ein, wenn auch ausgeprägt-realistisches, so doch zi^tes
und feinsinniges Bild der sinidichen Regungen, die Cesara
quälen. Sie zittert an ihrem ganzen Körper, ihre Augen
brennen, ihr Antlitz ist feuerrot unter dem Eindruck der
schönen Formen leronims. Als aber Francesco leronim bittet,
ein skeptisches Gesicht zu machen und dieser — über den
Brief des Euthanasius nachdenkend — den Wunsch erfüllt*,
da wird Cesara von den Schmerz, den sie auf dem Antlitz
leronims sieht, auä tiefste bewegt, und eine süße, stille Sanft-
— 395 —
mut bemächtigt sich ihrer. „Sie war nicht mehr dieselbe;^
Jetzt liebte sie ihn, denn in jener schönen Statue aus weißem
Marmor, in jenem versteinerten Adonis vermutete sie eine
Seele" (S. 111). Jetzt weint sie, ohne es zu wollen. Als
Francesco sie nachher fragt, ob ihr leronim gefalle, „flüstert
sie etwas Unverständliches, mit tränenerfollten und sehnsuchts-
vollen Augen" (S. 111).
y. Ein Briefwechsel zwischen Cesara und leronim beginnt.
Cesara schreibt einen überschwenglichen, von Leidenschaft und
Sehnsucht durchglühten Brief: „sie möchte das Eis seiner
Angen mit ihrem Munde zerschmelzen" (S. 112); sie fleht ihn
an, ihr zu erlauben, „das Kissen zu küssen, auf welchem sein
Kopf ruht". Ganz anders der stolze, kalte leronim. Sein
Brief ist vielleicht noch merkwürdiger und noch romantischer
als der Cesaras. Er „dankt ihr dafür, daß sie ihn liebt"; er
„küßt ihr die Hand für ihren guten Willen, ihn glücklich zu
machen", er sagt ihr aber auch zugleich, „sie täusche sich,
wenn sie glaube, daß ihre Liebe als Weib ihn glücklich
machen konnte" (S. 112). Nun folgt eine Reihe asketisch-
pessimistischer Gedanken, von denen einer finsterer ist als der
andere. „Die Liebe — schreibt er ihr — ist ein Unglück, und
das Glück, das du mir anbietest, Gift" (S. 113). Mit Ver-
achtung und Hohn spricht er von der Menge leichtsinniger
Jünglinge und üppiger Weiber, die alle der Liebe und dem
tierischen Wohlsein huldigen; ja er verallgemeinert diesen
Zustand auf die ganze Welt: „um diesen Instinkt dreht sich
das Leben der Menschheit . . . Essen und Zeugen, Zeugen und
Essen", ganz im Sinne Schopenhauers. Er will „keinen Euß
erbetteln", er will „nicht zittern, wenn sie ihre Brust entblößt,
jene Brust, die morgen eine Leiche ist und nach ihrem Wesen
es auch heute schon ist" (S. 113). Er will sich „nicht zum
Komödianten jenes Übels machen, das die Welt beherrscht",
sondern „unbekümmert durch dies Leben schreiten, wie ein
Verbannter, wie ein Aussätziger, wie ein Wahnsinniger! . .
nur nicht wie sie" (S. 113f.). „Der Kern des Lebens ist
die Selbstsucht und dessen Kleid die Lüge" (S. 114);
— 396 —
er sei aber kein Selbstsüchtiger und kein Lügner; er komme
sich yielmehr yor wie „eine Bronzestatue, an welcher eine
Welt vorbeigeht, die wohl weiß, daß diese Bronze kein OeftU
mit ihr gemeinsam hat" (S. 114). Mit dem erhabenen Selbst-
bewußtsein eines Übermenschen ruft er der Frau, die ihn an-
betet und seine Liebe erfleht zu: „Laß mich in meinem Stolz
und in meiner Kälte. Wenn die Welt untergehen müßte nnd
ich könnte sie retten durch eine Lüge, ich spräche sie nicht
aus, sondern ließe die Welt unteigehen. Warum willst du,
daß ich vom Sockel heruntersteige und mich unter die Moige
mische? Ich blicke aufwärts gleich der Statue
Apolls .... sei du der Stern am Himmel, kalt und
leuchtend! Dann werden meine Augen ewig zu dir auf-
blicken!"*) (Ebenda). Mit diesen Worten schließt der Brief
leronims. — Dem Rate ' Euthanasius' folgend, der ihm ge-
schrieben hatte, er solle nicht Mönch werden, sondern „ein
vernünftiger Jüngling'' bleiben, denn er selbst ist kein Mönch,
sondern ein Eremit geworden (S. 107), hat leronim das Kloster
verlassen und lebt in der Stadt. Eines Tages nimmt ihn
Francesco mit sich und macht ihn mit Cesara persönlich be-
kannt, leronim hatte sie noch nicht gesehen, als er ihr jenen
schrecklich pessimistischen Brief schrieb und jetzt ist er ver-
blüfft« Nun entfernt sich Francesco, und wiederum findet
eine sehr romantische Szene statt: Cesara kniet vor ihm und
fleht ihn an, wenigstens ihre Liebe zu dulden, wie ein Kind
geliebt zu werden. Doch ist er noch immer ernst und kalt,
wie früher. Aber „je mehr er sie anblickt, desto schöner
findet er sie'' (S. 116). Er sagt ihr, er fühle in sich „eine
Anbetung für sie, die sich vielleicht in Liebe verwandeln
würde . . . wenn sie ihn nicht liebte" (S. 116). Als sie ihn
noch immer anfleht, und ihr Unglück mit dem Freier Castel-
mare erzählt, ist er tief bewegt, aber auch jetzt noch nicht
*) Ich habe diese Ideen zum Teil wörtlich angeführt, nicht nur
weil sie ftir die Persönlichkeit E.b bezeichnend sind, sondern weil sie
an die Grundidee und die Grundstimuiung seiner berühmtesten Dichtong,
„Der Abendstem" (Sar. LVIII) erinnern.
— 397 —
entschlosseD. Er verlangt daher Zeit sich zu bedenkeD, denu
er „habe ein sonderbares Herz und eine sonderbare Vernunft;
nichts könne bis zu ihm unmittelbar durchdringen'' '*') (S. 116f.).
Er selbst fleht sie jetzt an, sie solle mit ihm Erbarmen haben,
denn „wenn einmal die Liebe in sein Herz dringen würde, so
wurde er an Liebe sterben" (S. 117) — ein echt romantischer
Schluß.
Unter dem Eindruck seines Zusammenseins mit Gesara,
schreibt leronim dem Euthanasius einen Brief (S. 11 7 f.) worin
er mit Entzücken von ihr spricht und doch nicht zugibt, daß
er sie liebt. Euthanasius ist aber ein besserer Psychologe;
er antwortet ihm nur die paar Worte: „du liebst sie, mein
lieber Sohn, ohne es zu wissen. Cinis et umbra sumus" (S. 118).
Der Eremit hat Recht Die Gestalt des Weibes hat das be-
wirkt, was ihr Brief nicht bewirken konnte. Die übermensch-
liche Gesinnung des jungen Skeptikers wird von dem Mensch-
lichen in ihm besiegt
VI. Die Gefühle leronims für Gesara sind ihm noch nicht
ganz klar. Er fühlt sich in ihrer Anwesenheit wohl, doch
ist es ihm noch lieber, fem von ihr zu träumen. Wenn er
sich aber neben ihr sieht, „hat er jene Freiheit zu träumen
nicht mehr, die das eigentliche Wesen seines Lebens war und
das einzige Glück einer zufriedenen Natur ohne Liebe und
ohne Haß" (S. 119).
Doch bald muß leronims träumerische Liebe eine mensch-
lichere Form annehmen. Eines Nachts wandelt er durch den
Garten des Palastes Bianchis, des Vaters seiner Angebeteten.
Plötzlich erscheint ihm Gesara, in deren Augen nicht mehr
ffdie dunkle Liebe und der dunkle Wunsch blitzen^, sondern
*) Man mochte glauben, ee sei ein Selbstbekenntnis E.s, wenn
leronim sich derart charakterisiert: „Ein Gedanke bleibt bei mir tage-
lang an der Oberfläche des Geistes, er berührt mich weder, noch fesselt
er mich. Erst nach vielen Tagen dringt er in das Innere and dann
wird er durch andere, die er dort findet, vertieft und faßt Warzer'
(& 117). In der Tat war das Innenleben E.8 ein derartiges, was am
meisten seine lyrischen Gedichte beweisen.
— 398 —
„stille imd melancholische Buhe Uegt" (S. 120). Sie setzt sich
neben ihn, „in den Schein des Mondes^ (S. 121); berührt seine
Hand nicht und bleibt ganz stilL Er nähert sich ihr und
glühend flüstert er: „Sieh den mittemächtigen Mond — schon
wie ein Kind von zwei Wochen und — kalt . . . fahlst da
nicht, daß aller Lebensschmerz, alle Sehnsucht, alles Streben
aufgehört hat beim Anblick dieses herrlichen Gemäldes, zu
dem auch du gehörst^ (S. 121). Inmitten dieses Zaubers der
Natur gesteht er ihr, daß er sie liebt Dann umarmt und
küßt er sie leidenschaftlich. — Auf einmal bemerkt Cesara,
daß Castelmare in einem Dickicht versteckt sie belaosdit,
sie fürchtet, er werde leronim angreifen und fragt diesen, ob
er das Schwert handhaben könne. Selbstverständlich kann
er das — was kann ein romantischer Held nicht alles — and
seine Geliebte bringt ihm das Schwert, das sie ihm umgürtet^
— „indem sie die Gelegenheit benutzt leronim zu umarmen*^!
(S. 123). Dann trennen sie sich. Jetzt bringt der Dichter
eine Szene, die den sonderbaren Charakter seiner Gestalten
deutlich kennzeichnet Cesara kann nun, nachdem sie alleiii
geblieben, ihre Buhe nicht mehr behalten; leidenschaftlicb
umarmt sie einen Baum und flüstert: „leronim ich beifie
dich!'', und pie schlägt mit den Fäusten den Baumstamm
leronim aber, „von einer viel weniger sinnlichen Natur als
sein Täubchen, bleibt nur in der theoretischen Über-
zeugung, daß er sie liebe" (S. 124). — Der Abschnitt schließt
mit einem Zweikampf zwischen Castelmare und leronim, in
dem Castelmare stumm zu Boden fallt
YU. Infolge des Zweikampfes droht leronim große Gefahr.
Meister Francesco drängt ihn, die Flucht zu ergreifen; er will
aber gleichgiltig der Gefahr entgegentreten. Da schreibt ihm
auch Cesara ein Briefchen und fleht ihn an, sich in Sicherheit
zu bringen; Castelmare sei nicht tot imd wolle sich mit ihr
vermählen; sie liebe aber leronim und wünsche den TodCastel-
mares, daher solle sich leronim vor der Gefahr der Bestrafung
retten; vielleicht würden sie sich noch einmal sehen. leronim
nimmt eine Barke und fährt in das Meer. Nun geschieht eine
— 399 —
Reihe ungewöhnlicher Ereignisse, eines wundersamer als das
andere. leronim war auf dem Meere eingeschlafen und seine
Barke blieb zwischen Felsen hängen. Als er am andern Tage
erwachte, sieht er sich in eine ganz unbekannte Gegend ver-
setzt Am gegenüberliegenden Strande des Meeres bemerkt
er ein altes Nonnenkloster und einen Garten, der bis an das
Meer geht Dorthin konnte er aber nicht gelangen. Wohl
aber entdeckt er — mit Hilfe eines geheimnisvollen beweg-
lichen Felsens — die wundersame Insel Euthanasius'. In der
Grotte findet er einen Zettel, aus dem er erfahrt, sein Onkel
sei schon toi „Es bleibt nichts übrig" — hatte der Eremit
geschrieben — „als das irdene Gefäß, in welchem das Licht
eines reichen Lebens gebrannt hat; ich werde mich unter den
Wasserfall eines Baches legen; Lianen und Wasserrosen sollen
mit ihrem Wachstum meinen Leib umschlingen" (S. 128).
„Der ewig frisch dahin fließende Bach soll mich auflösen und
mit dem Ganzen der Natur vereinen; doch soll er mich vor
Verwesung bewahren" — das ist sein letzter Wunsch.*)
Nun durchforscht leronim sein neues Heim, überzeugt
sich mit Freude, daß sein alter Onkel eine Menge wertvoller
Bücher und tiefsinniger philosophischer Schriften hinterlassen
hat, und er befreundet sich bald mit seinem kleinen Reiche,
wo er ein glückliches Naturleben führt
YIIL Im letzten Abschnitt folgen die Ereignisse schnell
auf einander. Am Tage, wo Gesara mit dem Markgrafen
Castelmare sich vermählen sollte, stirbt der Markgraf Bianchi,
ihr Vater, mitten in der Festesfreude. Gesara muß ein Jahr
trauern und löst ihr Verhältnis zu Castelmare, der sie aber
weiter verfolgt. Da zieht sie sich in ein Nonnenkloster zurück
— wunderbarer Weise eben in jenes in der Nähe der Insel
des Euthanasius. In den stillen Mauern des Klosters lebt sie
zufrieden, indem sie ihr ganzes Glück in der Bewunderung
der Natur sieht An heißen Tagen badet sie in dem Meere
*) Derselbe romantische Wonschy voll erhabener Liebe zur Natur,
kommt in den Gedichten ,,0 mamä" (Sar. LH) und „Mai am un
•ingur dor" (Sar. LXXVI) vor.
— 400 —
und läßt ihren zaubervollen Körper yon den Fluten bespülen.
Es ist n^ine Liebe mit dem Meer*', sagt £. in romantischem
Tone. Einmal wird sie von den Fluten bis an die Insel des
Euthanasius getragen, betritt sie und kann die prachtroUe
Schönheit der Gegend nicht genug bewundem. Als sie aber
die Insel verlassen will, bemerkt sie erschrocken, daß es keinen
Ausgang gibfc und muß — nackt wie sie war — die Nacht
dort zubringen. Als sie über den Teich hinüber gehen will
und „das Wasser um ihre Fußgelenke zittert'^, erwacht in ihrer
Brust eine Sehnsucht nach Glückseligkeit; „ihre Lippen waren
trocken von dem Verlangen nach einem Kusse" (S. 132). in
dem Hain angelangt „schien sie in dem Schatten der Bamne
einer Marmorstatue gleich zu sein*' — das beliebte Bild
leronims in der Novelle und Eminescus in seinen Dichtungen.
Plötzlich erblickt sie unter den Bäumen ... ihn. Er nähert
sich. Und als sie sich erkennen, umarmen sie sich, glücklich
wiedervereint zu sein. Sie blickt unaufhörlich auf ihn und
vergißt ganz den Zustand, in dem sie sich befindet Damit
schließt die Erzählung. Man hat den Eindruck, als ob der
Dichter in jenem Bilde die wahre, von ihm und von vielen
Dichterseelen erträumte Naturliebe symbolisieren wollte.
Wie „Sermanul Dionis**, so zeigt auch „Cesara** eine
Synthese von Philosophischem und von Romantik, die
derselben überaus reichen dichterischen Phantasie entspringen.
Doch sind auch manche Unterschiede zu erwähnen. So tritt
in den philosophischen Erörterungen neben dem Pessimismus
ein starker Naturoptimismus hervor. Man kann, wenn
man sich in die Ansichten Euthanasius' vertieft, eine Beein-
flussung Eminescus durch Rousseau, den er mit Vorliebe ge-
lesen und studiert hat, nicht verkennen: Eulturpessimismus
und Naturoptimismus, d. h. Liebe zur Natur sind hier wie
dort zwei eng verbundene Elemente. Dagegen finden wir in
„Sermanul Dionis" einen dunklen Mysticismus, der dem Natur-
optimismus nicht widerspricht — denn die Natur als Allmacht
ist ja selbst ein mystisches Element — der aber über die
Grenzen der Natur hinaus den Sinn des Lebens und der Welt
— 401 —
zu deuten bestrebt ist Was die Romantik anlangt^ so weist
sie in „Gesara" auf dieselben Bestandteile bin, wie im „Ser-
manul Dionis' : überschwengliche Liebe und Naturbegeisterung;
nur daß in „Cesara^ diese romantischen Elemente die über-
wiegenden sind, dagegen in „Sermanul Dionis^ das Phanta-
stisch-Schauderhafte überwiegt. Auch ist die Romantik
„Cesaras*' reicher an Formen und Farben als die des „Ser-
manul Dionis*. Schon das Milieu und die Personen der
ersteren stehen auf einem ausschließlich romantischen Boden:
die Handlung spielt in Italien, im Mittelalter, die Personen
smd Mönche, Eremiten, Ritter, Maler und eine Gräfin. Dann
sind auch der Ghmg der Novelle und die vielen Episoden echt
romantischer Art Es tritt uns hier eine ganze romantische
Welt vor Augen, wahrend in „Sermanul Dionis" erst im
Traume und auch dann nur zum Teil, eine solche Welt vor-
handen ist, im übrigen aber nur vereinzelte romantische
Personen und Begebenheiten vorkommen. „Sermanul Dionis"
enthält mehr Eraftgenialisches in sich; es ist eben eine Jugend-
schrift des Dichters, „Cesara^ wirkt, wenn nicht so gewaltig,
um so klarer und um so harmonischer; man bemerkt gleich,
daß diese Novelle einige Jahre später verfaßt worden ist,
in welchen der Dichter sowohl seine philosophischen An-
schauungen, wie auch seine Romantik deutlicher und ein-
heitlicher gestalten und mit vielen neuen Kenntnissen, Ein-
drücken und Erfahrungen bereichem konnte. — Die Handlung
der Novelle ist — ihrer romantischen Natur gemäß — ebenso
märchenhaft, wie die des „Sermanul Dionis". In keiner dieser
Novellen läßt sich irgend eine psychologische Begründung
der Ergebnisse finden; eine solche darf auch nicht gesucht
werden, wenn man es mit derartigen Phantasieerzeugnissen
zu tun hat Doch finden wir in „Gesara** manche wertvollen
psychologischen Tatsachen und Bemerkungen, wie in den
Schilderungen der Liebe bei Gesara und bei leronim oder in
der weltfremden Haltung eines so erfahrenen Eremiten wie
Euthanasius. Das Wichtigste aber hinsichtlich des Inhaltes,
bleibt auch bei dieser Novelle die subjektive Gfrundlage: das
Weigand, 10. Jahresberieht. 26
— 402 —
Gefnblsleben und die Ideenwelt, die ans ilir sprechen nnd
das Gefühlsleben und die Ideenwelt des Dichters selbst nach
vielen Richtungen hin erklaren.
ym E.S Härchen und kleinere ErzSMnngen.
Neben den umfangreicheren, besprochenen Novellen ver-
dienen auch die kleineren Schriften E.s unsere Beachtangf
besonders insofern, als sie für die allgemeine Beurteilung des
Dichters und seines Schaffens Beiträge liefern.
1. Märchen* In seinem „Fät-frumos din lacrimä^
(Not. 3 ff.), das von hohem ästhetischen Werte ist, hat E. eines
der schönsten rumänischen Märchen geschrieben. Den Stoff
lieferte ihm die rumänische Volksliteratur, die Bearbeitung
aber hat der Dichter in einer meisterhaften romantischen
Manier durchgeföhrt Diese Mischung von Yolkstnmliehen
Elementen mit künstlerischer Romantik gibt dem Märchen
einen besonderen Reiz«
Der Held des Märchens ist Fät-frumos [wörtlich: Schöner
Junge, Bel-enfant, eine der häufigsten und beliebtesten Helden-
figuren in der rumänischen Märchenliteratur].*) In ihm ver-
einen sich all die wunderbaren Oaben mit denen die Volks^
Phantasie die Helden schmückt. In erster Linie ist er das
Urbild des männlichen Mutes und der männlichen Schönheit,
dem die Herzen aller Guten, aber auch die der mit Zaube^
macht begabten Mädchen huldigen. Er ist so zu sagen die
romantischste Figur der rumänischen Märchen; daher ist es
auch kein Wunder, daß E. sich zu dieser Gestalt hingezogen
fühlte.
Der Inhalt des Märchens läßt sich, kurz gefaßt, wie folgt
darlegen: Ein Kaiser, „der in seinem Leben nie gelacht" (S. 3)
und der seit 50 Jahren mit einem Nachbarn Krieg fahrte,
fühlte sich unendlich unglücklich, daß er keinen Sohn hatte,
*) Näheres über Fät-frumos s. bei Säineanu, Basmele rotnine (Boca-
re^ti 1895) Index S. 1037 ; S. 610 findet man auch eine Inhaltsan^be
von diesem M&rcben.
— 403 —
dem er „die Erbschaft seines Hasses" hinterlassen konnte.
Die junge Kaiserin, mit goldenem Haare und blauen Augen
[Ks Ideal weiblicher Schönheit], weinte darüber Tag und
Nacht; sie bat das Bild der Mutter Gottes, „der Mutter der
Leiden', ihr ein Kind zu schenken. Da „wurden die Lider
des Bildes naß und eine Trane floß aus dem schwarzen Auge
der Mutter Qottes**. Die Kaiserin nahm diese Träne in sich
auf und wurde davon schwanger, und so entstand „Fät-frumos
din lacrima''. Der Kaiser lächelte und die Sonne selbst lächelte
und das ganze Reich wurde Yon Freude erfallt. Als er groß
geworden war, machte sich Fät-frumos auf den Weg, um die
feindlichen Armeen, die seinen Vater bedrohten, zu schlageiL
Nach manchen Schicksalen begegnete er auf seinem Wege
einem Mädchen (auch mit goldenem Haare und blauen Augen),
das ein Wunder von Schönheit war, und verliebte sich in
sie. Sie war aber die Tochter der „Mama Pädurii" [ein (Wald)
Ungeheuer, s. Säineanu, Basme S. 1056] und er mußte zuerst
diese töten, um das Mädchen mit sich nehmen zu können.
£r führte diese Heldentat aus und verließ dann seine Geliebte,
die schöne Ileana [Name, der in den rumänischen Märchen
ein schönes Mädchen oder eine Fee bezeichnet], um neue
Heldentaten zu vollbringen. Lange Zeit kam er nicht mehr
zurück und Ileana beweinte ihn, da sie ihn tot glaubte, so
bitterlich, daß sie blind wurde. Aus ihren Tränen entstand
ein Bad and in dem wüsten Garten, wo sie sich verborgen
hatte, wuchsen gelbe, trauernde Blumen — „die Blumen des
Leidens** (S. 28). Da nähert sich aber eines Tages Fät-frumos
seinem Pauste; die Kaiserin hört das Geräusch seines Kommens,
nimmt eine ELandvoll Tränen aus dem Bad und bespritzt den
Garten. „Die gelben Blätter wurden grün wie der Smaragd;
die trauernden Blumen wurden weiß wie schimmerndes Perl-
mutter — und wegen dieser Tränentaufe erhielten sie den
Namen Tränenblümchen** (S. 28). Ais Fät-frumos und Ileana
sich wiedersehen, „erglüht der Vollmond wie ein goldenes
Gesicht an dem tiefblauen Himmel** (S. 28 f.) — dieses bei E.
so beliebte Bild mußte auch im Märchen wieder auftauchen.
26*
— 404 —
„Im Nachtwinde badete Fftt frumos sein Angesicht im Tranen-
bade, dami hüllte er sich in den Mantel, den sie ihm ans
Mondstrahlen gewebt, und legte sich schlafen im Blumenbeete;
auch die Kaiserin legte sich neben ihn und träumte im Schlafe,
die Mutter Gottes hätte zwei blaue Morgensterne yom Himmel
genommen und auf ihre Stime gesetet'^ (S. 29). Am folgenden
Tage konnte sie wieder sehen und bdd darauf wurde eine
prachtvolle Hochzeit gefeiert. In romantischer Manier nimmt
auch die Natur an dieser Hochzeit teil, ebenso wie in der
Dichtung Cälin (Sar. XXXiy^ die mit demselben Bilde endet
„Borta yintulut'^, das in den Manuskripten E.s ge*
fundene Märchen, ist nur eine unvollendete Skizze. Sein
Gegenstand ist ein humoristischer: ein armer Mensch, der ans
Ärger darüber, daß ihm der Wind ein Gefäß voll Mehl zer-
streut hatte, sich auf den Weg macht, um das Loch des
Windes zu verstopfen. Dieser originelle Gedanke scheint in
der rumänischen Märchenliteratur zuerst von E. gefunden
worden zu sein; auch Säineanu, dessen Werk bis jetzt dtf
vollständigste auf dem Gebiete der rumänischen Märchen ist,
erwähnt ihn nicht. — Die Skizze ist in Sprache und Stil dialek-
tisch gefärbt) z.B. lautet dasPerfektum o muncit statt amunät,
acu für acum, cela für acela; weiter haben wir volkstümlidie
Ausdrücke: m o viclenit [m'a InselatJ, s'o gätit ostirea [s a pre-
gätit ostirea] u. a. Femer beachte man die Wörter: sumuiog
(bouchon de paille, altes Wort von dem Chronisten N. Costin
gebraucht, — Dam^, Dict roum.-fran<y.), zimnic (moldauisch)
auch semnic (hutte dans la terre, oü Ion garde les nicbes
pendant Y hiver, Dame); sufragiu (domestique qui serk a
table, Dam6), bäcäi (battre, faire tio-tac, Dam6) u. a.
2. Kleinere Erzählungen. Eine kostliche humoristische
Erzählung ist „La aniversarä'' (Zum Geburtstage), die S.
selbst eine „originelle Erzählung" genannt hai Der Gegen-
stand (Nov. 86 ff.) ist, wie in den meisten seiner literarischen
Schriflen, die Liebe. Mit viel Humor und scharfer Beob-
achtungsgabe schildert E. einige entzückende Liebesszenen
zwischen zwei jungen Herzen: Ermil, der noch das Gymnasium
— 405 —
besacht, und seine Cousine Elis, die sich aber Grajus Julius
Caesar Ootayianus Augustus und Cleopainra nennen. Ein frischer,
gesunder Zug belebt die Schilderung und die Szenen bezeugen
Tiel psychologisches Verständnis. Da es sich um Liebe handelt
und um die Schrift eines Dichters wie E., so kann selbst-
TerstandUch auch die Romantik nicht fehlen. Die Liebes-
szenen finden hier gleichfalls in „mondbeglänzter Zaubemacht*'
statt, und der yerliebte Chgus Julius Caesar Octavianus
Augustus flüstert wehmutsvoll seiner Cleopatra zu: „Der Mond
verschönert die Welt, um unserer Liebe willen^ (S. 90). Ich
erwähne noch — als etwas für den Dichter Bezeichnendes —
daß auch die Frauengestalt, die uns hier entgegentritt, „blond,
sehr blond* (S. 85), der Geliebte aber „ein wenig poetisch
gestimmt ist*" (S. 86).
„Si Gheorghe in ora§ ;i la \skTa'' (der St Georgstag
in Stadt und Land; Nov. 137 ff.) macht uns neue Momente aus
der Gefbhls- und Stimmungswelt E.s bekannt Diese Er*
Zahlung, die er treffend und originell mit dem „Finger ge*
zeichnete Bilder* genannt hat, stellt im warmen Tone das
stille patriarchalische Leben auf dem Lande dar. Es ist dies
eine Schilderung, die das Interesse und die Liebe des Dichters
fttr das Volkstümliche, für die Sitten und Gebrauche auf dem
Lande deutlich beweist Die Erzählung ist im Jahre 1877,
am 14. September (Nov. 157, Anm.), veröffentlicht worden.
Zu jener Zeit steckte E. schon in dem unruhigen politischen
Tun und Treiben drin; wie sehr ihm dieses, wie überhaupt
das stadtiflche Leben, mißfiel, erklären die folgenden Be-
merkungen, mit welchen er seine Erzählung schließt: „Und
wir!? — Wir lesen die Akten über die Anklage der gewesenen
Minister, die Kriegsgerichte, die Mahnungen der Hausbesitzer
[der Tag des hl. Georg ist in Rumänien ein Termin für die
Mietszahlung] und wägen unsere schwarzen Sünden unter der
grünen Weide ab. Eine schöne Beschäftigung" (S. 141). Als
einen grellen Gegensatz zu dieser trüben Stimmung stellt er
das Leben auf dem Lande hin, das ihn, den Denker, der so
oft pessimistisch gestimmt, zu dem kräftigen optimistischen
— 406 —
Ausruf yeranlaßt: „Jawohl! Schal ist das Leben, schal far die
Menschen mit leerem Herzen und hohlem Kopfe!* (S. 141).
Es wäre noch die kurze Erzählung „ Sinucidere " („Selbst-
mord"; Not. 134fiP.) zu nennen. Ein wirklicher Fall von Selbst-
mord eines in Ungnade gefallenen russischen Offiziers, der
sich vor dem Zuge des Zaren auf dem Bahnhofe in Jassy das
Leben nahm, bildet den Gegenstand dieser Erzählung. Obwohl
sie keinen Anspruch auf literarischen Wert erheben kann, so
ist sie doch interessant wegen der Wärme und Sympathie,
womit K das traurige Schicksal jenes Unglücklichen besprichi
AbkOrzungen und Literatur.
Adamescu, No^uni de ist limbii si lit rom. Ed. II Bac 1S96.
A. D. = Ar. Densusianu, Literatura bolnavä, „Eteyistacriticä-
literarä". IL 193flE:, 386ff.
An. = Anuarul „Societä^ii pentru crearea unui fond de teatm
romin".
Arch. = „Archiva", Zeitschrift, Jassy.
B. p. t. «=» „Biblioteca pentru to^", Alcalays Ausgabe der
Gedichte Eminescus.
C. d. a. >= „Culegere de articole d'ale lut M. Eminescu*.
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C. L. = „ConvorbiriL Literare.
Ch. Lii pop. = n. Chendi „M. Eminescu, opere complete^.
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Ed. M. = Edifia Maiorescu (Poesii de Eminescu).
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G. T. = „Gazeta Transilvaniei" Zeitung in Kronstadt
Gram. St. Cr. = Grama, Studiu Critic „Mihail Eminescu",
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— 407 —
Qrig. 3= Grigorovitza, Em. „Deutsche üebertragangen aus den
auserleseneren Dichtungen des verstorbenen rumänischen
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L L. C. = I. L. Caragiale „Note si schit»". Buc. 1892.
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Nov. == Novele, Saraga.
N. R. R. = „Noua Eevistä Romlna", Buc.
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P. P. == „Poesii postume** de Eminescu (Edi^ia Hodos).
Petr.==PetrascuN. „Mihail Eminescu", studiu critic, Buc. 1892.
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B. Dicht. =^ „Rumänische Dichtungen **. Deutsch von Carmen
Sjlva u. Mite Kremnitz. Bonn 1889.
Räd. =» Bädulescu „Ueber das Leben u. die Philosophie Contas'',
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Rad. = Rudow W. „Geschichte des rumänischen Schrifttums
bis zur Gegenwart". Wernigerode, 1892.
Sar. = Saraga: „M. Eminescu, Poesil complecte".
Scr. = „Scrisori cäträ Cornelia Emilian si fiica sa Cornelia".
Henr. si M. Eminescu, Ia|t, Saraga.
„Trib." = „Tribuna" Zeitung in Hermanstadt.
Vlah. = Vlahu^a.
Zos. SI» Zosln „Substratul patologic in pessimismul contem*
porean", Buc 1900,
Außer den in der Abhandlung angeführten Hilfsquellen,
habe ich noch folgende benutzt, die aber hauptsächlich im
zweiten Teüe meiner Arbeit über Eminescu (Die Dichtung
und die allgemeine literarische, ästhetische und philosophische
Beurteilung E.s) verwertet werden.
Biese, ^fr.: „Die Entw. des Naturgefuhls im Mittelalter u.
in d. Neuz.", Leipzig 1892.
— 408 —
Brandes, 6.: „Die Hauptströmungen der litteratar des neim-
zehnten Jahrh.^
Garo, E.: „Le pessimisme au XIX'* si^cle". Paris 1878.
Gherea, C. D.: „Studii Critice", 11; Buc 1890.
Hartmann, Ed^ v.: „Zur (beschichte u. Begründung des Pessi-
mismus". II. Aufl. Leipzig.
Hettner,H.: „Die romantische Schule ...", Braunschweig 1850.
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Der üiBprang der nunänisclieii PjApositionen
yon
Hans Moser.
Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, eine vollständige
Geschichte der rumänischen Präpositionen zu geben, da fftr
eine so weit ausgreifende Arbeit noch immer Mangel an
Material besteht Ich hatte mich deshalb im wesentlichen auf
die historische Entwickelang der Formen zu beschränken,
dabei bestrebt, unter möglichst umfassender Zusanmienstellung
derselben aus dem Dakorumänischen und seinen Dialekten auf
Grund laatgeschichtlicher Untersuchung das gesteckte Ziel zu
erreichen xmd ein möglichst übersichtliches Bild von dem
Formenbestand und der lautlichen Entwickelung der rumä-
nischen Präpositionen zu schaffen, während die Syntax der-
selben ganz unberücksichtigt bleibt, oder doch nur dann heran-
gezogen wird, wenn dies far die Erklärung einer Form nützlich
erscheint
An Vorarbeiten standen mir im wesentlichen nur einige
Monographieen (A. Stinghe „Anwendung yon pre als Akku-
satiTzeichen'', Jb. EI, IV; A. Byhan „Entwickelung von e
vor Nasalen in den lateinischen Elementen des Rumänischen^i
Jb. lU, wo über in gehandelt ist; E. Bacmeister „Easus-
bildung des Singular im Rumänischen, Jb. IV, cap. IX ff., der
die Präposition a beleuchtet; R. Geheeb „Prosthetisches a
und 8 im Rumänischen'', Jb. V; Meyer-Lübke über die
Prap. spre in Gröbers Zeitschr. 22, 496; femer A. Byhans
„Istrommänisches Glossar'', Jb. VI; die Abhandlung von B&r-
— 410 —
bnlescu „Fonetika dirilske azbuke" u Zagrebu 1899 und
Papahagis Meglenstudien „Romänu din Meglenia" 1900 und
„Megleuo-Romänii*' 1902) zur Yerfagong.
Die Präpositionen sind im Rumänischen sehr entwickelt;
auffallend ist, daß hier zur Darstellung präpositionaler Ver-
hältnisse häufig zwei, drei und noch mehr Präpositionen yer-
wandt werden.
Die daraus entstehende Schwerfälligkeit des Ausdmcb
wird indes einigermaßen ausgeglichen durch Zusammenziehang
zu Wortganzen, so de In > din, pre In > prin, doch erstreckt
sich dieser Prozeß kaum über die Verbindungen mit in, intra,
tntre, a und spre hinaus.
Der Entstehung nach zerfallen die rumänischen Präpo-
sitionen in folgende Klassen:
I. alte, ererbte: a, caträ, cu, de, in, intre, pre (pe), spre,
sub (supt).
IL ältere oder jüngere, durch Zusammensetzung ge-
bildete, die z.T. ineinander verwachsen sind, sodaß die Be-
standteile kaum noch erkannt werden, z. T. noch deutlich ihre
Bestandteile erkennen lassen. Sehr viele der letzteren, meist
die allerjüngsten, und besonders im Dakorumänischen üblichen,
werden noch getrennt von einander geschrieben wie z. B.:
de cäträ, de cu, und andere mit de verbundene. Verwachsen
sind: despre, din, dintre, dinspre, dupä, Inspre, peste, und
andere mit pe verbundene: prespre, preste, prin, printre.
in. Ursprüngliche Adverbia, die, meist in Verbindung
mit Präpositionen, jetzt zu Präpositionen geworden sind; z. B.
afarä de, aproape de, asupra, dincoace de, dincolo de, färä (de),
dinainte de, departe de, drept, inainte de, inäuntru de, intra
(dintru), la, (pe) längä, pänä (la), printru, pentru u. a. m.
IV. Eine Menge adverbialischer Ausdrücke, deren
Hauptbestandteil meist ein Substantivum ist, die auch ganz im
einheitlichen Sinne einer Präposition gebraucht werden, z. B.
aläturea cu „neben", fatä cu „angesichts", imprejurul „um —
herum" u. a. m.
— 411 —
Hierzu kommen noch die fremden Präpositionen, die
ans dem Slayischen, Ungarischen und Neugriechischen über-
nommen sind.
. In Bezug auf die Elemente der Zusammensetzung lassen
sich die Präpositionen einteilen in eigentliche und uneigent-
liche; die eigentlichen Präpositionen sind rein präpositio-
naler Bildung, mögen sie einfach oder zusammengesetzt sein,
die uneigentlichen sind solche, die aus dem Zusammen-
treten eines Adverbs oder eines Adjektiyums oder Nomens
mit einer eigentlichen Präposition, oder auch ohne eine solche
(ygL drept) entstehen. Von praktischem Werte ist diese Ein-
teilung nicht, da ein „pentru for" genau so als Präposition
gefohlt wird, wie ein „prin durch'', obgleich ersteres aus einem
Adverb entstand; dagegen ist es für die Syntax von Bedeutung,
die substantivischen, d. h. mit Artikel versehenen Präpositionen
besonders zu behandeln. Die Zahl der uneigentlichen Prä-
positionen ist sehr groß; soweit dabei das Adverb in Frage
kommt, gehört ihre Behandlung zum Adverbium, soweit Nomen
oder Adjektivum, in das Bereich des etymologischen Wörter-
buchs. In der vorliegenden Arbeit habe ich nur einige dieser
Bildungen behandelt, die, wie Improtiva, aläturea cu, infolge
besonders häufiger Anwendung ganz als Präpositionen gefohlt
werden.
Der Einfluß fremder Sprachen auf die Entwickelung des
Romanischen ist auch bei den Präpositionen wahrzunehmen,
insofern das Rumänische eine Anzahl fremder Präposi-
tionen aufgenommen hat, die indes meist nur in der Schrift-
sprache üblich waren. Von diesen Lehnwörtern mögen einzelne
noch in der ersten, rumänischen Literaturepoche, nach (Laster
ehrest roum. Introd. pag. XIV: de pe la inceputul literaturef
romäne pänä la stabilirea Fanariotilor pe tronul Moldovei si
al Muntenief adicä de pe la mijlocul secolului al XVI -lea
pSnä la Inceputul secolului al XVUI -lea, auch in der Volks-
aprache gelebt haben; Improtiva mit seiner rumänischen Form
ist lebendiger Bestandteil des rumänischen Sprachguts ge-
worden. Archaische Entlehnungen aus dem Slavischen sind
— 412 —
8%, K'k, Ck, (VT, oy, dialekidflch lebende za, do, po, na, jiml
Im dial. pri (Meglen) kann sich slaTisches pri mit altem,
romanischen pri treffen, wahrend arom. pri rein romaiusch
erscheint Ans dem Magyarischen stammen altes in aleanul,
femer das an der Theiß und Samosch gebrauchte altal „durch''
nnd kerestul „querdurch^; ans dem Neugriechischen endlich
das arom. namesa di „inmitten^, a/nanga di „gegenüber^
kata ,ygemäß''.
Bei der Untersuchung und Beurteilnng des Lautlichen
war grundsätzlich zu beachten, daß die Präposition kein
selbständiges, unter eigenem Wortton entwickeltes
Bedeglied ist, daher wie eine satzunbetonte Silbe
behandelt werden muß. Die Satzphonetik erzeugt in der
stets wiederkehrenden Y erbindui^ bestimmter Worte allmählich
neue Worteinheiten, die alsdann nach den fnr das Wortinnere
geltenden Gesetzen beurteilt werden müssen (Th. Siebs „An-
lautstudien", Ztschr. f. yergl. Spracht XXXVU, 17 pag. 290).
Erst durch die Erkenntnis dieses Umstandes erschließen sich
lautliche Abweichungen auf dem Gebiete der Präpositionen,
die nach bisher bekannten Regeln über unbetonte Vokale
nicht ohne weiteres zu durchschauen waren, zumal dabei die
regressive Vokalharmonie eine Bolle spielt
Die regressive Vokalharmonie (die Übereinstimmung von
Vokalen in ein und demselben Worte, die hervorgerufen wird
durch den Einfluß eines Vokals auf einen Nachbarvokal
s. Storch, „Vokalh. im Rum." pag. 2) tritt unter anderem dann
ein, wenn dem Hauptton zwei vortonige Silben vorauf-
gehen; vgl. lat. sanitätem ;> sän&tate. Diese Begel war
herbeizuziehen, um die lautlichen Verhältnisse mehrerer zwei-
silbiger Präpositionen klarzustellen (vgl. pänä, f^rä, cätrS).
Die Tonlosigkeit der Präposition f&hrt mehrfach bis zu
vollständigem Vokalschwund, vgl. lat. super > spre, auch
färä > fär, pänä >• pgn; im Konsonantismus zum Schwund
des postkonsonantischen r: pre > pe, cätsft > kgtg; intru wird
dakorumänisch vor un gesprochen wie tnf , arom. tra neben tcL
Die meisten uneigentlichen Präpositionen bieten, da
— 413 —
sie sich anter eigenem Wortton entwickelt haben und heute
noch neu entwickeln, lautlich nichts der besonderen Erwähnung
Wertes.
Die Torliegende Abhandlung wird sich damit zu befassen
haben, die rumänischen Präpositionen nach ihrem Ursprung,
sowie nach ihrer lautlichen Entwickelung im Rumä-
nischen und seinen Dialekten seit ihrem ersten Auftreten
in der Literatur zu untersuchen.
Für die Beurteilung der lautlichen Entwickelung waren
nicht nur sämtliche in der Literatur überlieferten, älteren
Formen jeder Präposition zusammenzustellen, sondern, wie
erwähnt, auch die entsprechenden in den Dialekten des Rumä-
nischen, wobei sich ergab, daß verschiedene dakorumänische
Präpositionen in diesen Dialekten nur teilweise, zwei gar nicht,
▼ertreten sind.
Es fehlen
im Atomunischen: despre, spre, Improtiya, printre,
pentm.
im Magien: a, despre, dintre, tmprotiya, Intru, pentru,
printre, printru.
im Istrischen: dintre, dintru, Improtiva, längä, prin-
tru, spre.
Zur Feststellung des ersten Auftretens der einzelnen
Präpositionen in der Literatur wurden benutzt die beiden
ältesten Denkmäler der rumänischen Literatur, der Cod. Yoro-
netean (Cemäutt 1885) und der Cod. I^chetan (Bukarest 1889),
sowie Gaster, Chrestomatia^ romänä (Leipzig-Bukarest 1891).
A. Rumänische PrSpositionen.
a „zu, nach*'.
Dr. a ist altes, ererbtes Sprachgut, vgl lat. ad, und laut-
lich exact aus diesem entwickelt schon in vlt. Periode durch
Abfiill des Dentals im Auslaut In den Terwandten Sprachen
▼gl itaL Bf span. a, franz. ä. Im Rumänischen ist a nur noch
— 414 —
wenig in Gebranch und meist durch andere Präpositionen,
wie la, vertreten. Dialektisch findet sich a im Meglen und
Istrischen nur noch in ganz vereinzelten Spuren« Seine Kürze,
vielleicht auch der lautliche Zusanunenfall mit dem Pro-
nomen a, haben bewirkt, daß es durch das vollere la verdrängt
wurde.
Über a im heutigen Dr. sagt HäsdSü (Et Magn. I): „b
limba modemä aceastä prepositiune s'a Inlocuit aproape preta-
tindeni prin sinonimul la; se pästreazä insä mal cu stäminta
In graiul poporean, si mai ales in vechile texturL Funo-
tiunea et fundamentale este de a exprima positiune exterioara
fie materialä sau moralä.*' Auch Tiktin sagt (Gr. rom. § 317,2):
„o prepositiune simplä este ^i vorba a, numai cä Intrebüintarea
ei e forte m&rginitä." Zum Gebrauch von a im Dr. vgl. Aus-
drücke wie seamänä a Grec, miroase a fum, pute a pehn,
barometrul stä a ploaie, femer, um das possessive VerhattoiB
anzugeben, vitele a patru säte, domn a multe türme de oi,
wie ähnlich franz. etwa Chevalier au lion; a hat sich indessen
erhalten vor dem Infinitiv; es heißt stets a face, a geme, i?ie
firanz. ä faire.
In den dr. Dialekten vgl. a im Banatischen in adyer-
bialen Ausdrücken, wie a vale, a munte, a oare, a casä, in der
Theißgegend, im nördlichen Transsilvanien a m9n9, auch a
umeri „auf der Schulter^ (Weigand „Samosch- u. TheißdiaL
pag. 40).
Im Aromunischen wird a in weiterem Umfimge ab
im Dr. bei der Flexion gebraucht Es dient zur DarsteUung
des genetivischen und dativischen Verhältnisses, z. B. domnn
SU a agrului „der Herr des Ackers** (Ar. U, 119, 17); difi kap
a fitSorui „vom Kopfe des Knaben** (Ar. 11, 122, 12); a muleri
sai „zu seiner Frau** (Ar. 11, Nr. 123, 5), a puntilei „der
Brücke** (Ar. 11, Nr. 96, 48), a surori a tale; a mästurilor ia
I9 dzuse (Ar. II, Nr. 96, 105), und beim Pronomen: a cui, a
lui, a lor, a tsfa, a nia (dr. nur mie, tie).
Im Meglen ist a voUig ausgestorben, weder die Flexion
hat es bewahrt (vgl. fratelui Gen., la frateli Dat; fratsilor,
— 415 —
fratelor Plur. Gen., la fratsili Pliir. Dat.), noch findet es sich
als Präposition; selbst als Präfix fallt es; ygl-dunare „sammeln'',
dr. adonare; auch für a kasg tritt ein kas9 ein. Die Funktion
von a ist hier tatsächlich von la übernommen.
Auch im Istrischen finden sich nur wenig Spuren der
Präposition; so zeigt sich in der Flexion neben lu aretu (Gen.
und Dat) und lu fetsor (Plur.) selten ein a lu, welches, den
mir zugänglichen Texten nach, fast nur beim Dativ auftritt,
a lu un peklar „einem Bettler^, a lu nostri duzniö „unsem
Schuldigem" (Tatäl nostru. Gast b. 283). Die Präposition a,
ohne lu, findet sich nur beim Datiy des Personalpronomens;
dae a noi „gib xms" (Gast b. 284). Sehr wahrscheinlich liegt
hier indessen das italienische a vor. Dem megl. kasg ent-
spricht hier ebenfalls nur ein kpsj^, doch führt Weigand da-
neben a kgsj an („Romania" XXI, pag. 250): za göspodar a
kpsf; auch a munte ist vorhanden (Jb. VI, 182).
afarä de s. fb&
aläturea cu (de) „neben*'.
Die Präposition ist eine uneigentliche, mit Substantiv
adverbialiscb gebildete; sie ist nur dr. und in den ältesten
Texten nicht erweisbar; der Cod. Vor. zeigt nur die Plural-
formen Aax^pHAC zweimal, der Cod. Schei. scheint das Sub-
stantivum gar nicht zu enthalten. Sonst aber findet sich, um
1670, AA-kTSp-fe (GMt 176, 30) und um 1700 dATi.T8pt: (Gast.
334, 25), als Adverb. Aus der lat Wendung ad latera „zu
Seiten, neben'' entwickelte sich zunächst alatere, das alsdann
zu alatnre wurde durch Anlehnung an die zahlreichen Sub-
stantiva auf -ure. Das so entstandene Adverb bedurfte, um
als Präposition fungieren zu können, der Verbindung mit einer
eigentlichen Präposition, als welche de oder cu verwandt wurde,
ako „zur Seite von, mit". Als -ure zu -uri wurde, entstand
die Form alaturl de, und noch neuer aläturi de. Daneben
besteht die adverbialische Form auf -a; aläturea cu, älter
alatnrea cu; vgl. 3ESpA AAAxSpA k8 wmSa (Gast 201, 24)
von 1670.
— 416 —
aproape de „nahe bei^.
In den ältesten Quellen erscheint AnpOAnc ^f, nni ein-
mal, im Cod. Vor. (LXXXV, »); der Cod. Schei. hat ebenfidls
ziemlich selten AnpOAni A< (LXXXTV, 10), Coresi anpoAni als
Adverb (Gast 16, 17) „nahe«.
Zu Grunde liegt lai ad prope, urkundlich bezeugt Tom
Jahre 642 (Diez, Rom. Spr. II, pag. 738); lat. ad prope wurde
lautlich exakt dr. aproape. In den westromanischen Sprachen
vgl prov. a prop, prop; afranz. a pruef, pruef; altit aprovo;
franz. proche (adj.) aus lat. propius.
Die dr. Präposition aproape de ist eine uneigentliche, mit
Adverb gebildete; sie findet sich in allen dr. Dialekten.
Im Aromunischen ist aproapea „nahe" meist Adverb,
ebenso am Olymp aproape (OL W. 83). Im Meglen Tgl
proapi mit der hier üblichen Aphärese von a; desgleichen im
Istrischen prope 9n; prope gm boäkg „nahe im Wald*
(Jb. I. 146).
asupra s. spre.
cäträ (contra) „gegen".
Die ältesten Quellen zeigen K'kTp'k, so fast ausschließlich
der Cod. Vor., und vornehmlich KikTp;^ (Cod. ScheL 11, 5 etc.;
ferner Ghtst. Index). Im Cod. Schei finden sich noch irkxpk
(XC, 10), KkTp-k (XXX, 3); emmal Kkxp» (XVU, 42). Be-
merkenswert ist die Synkope in KiiTpikHcSAk (LXXVH 37).
Die Konsequenz der Schreibung im Cod. Vor. weicht nur in
einem einmaligen K'kTp^ (LXXXVI, 9) ab, ob indessen dieses
catru, ebenso wie dasjenige des Cod. ScheL XVII, 42, gegen-
über sonstigem cäträ nicht bloße Schreibfehler sind, yi^eicht
yeranlaüt durch die Schreibungen inträ und intru, oder ob in
der Tat cätru gesprochen wurde, natürlich dann ebenfalls in
Anlehnung an intru, pentru, dintru, läßt sich mit Sicherheit
nicht entscheiden.
Zur Erklärung der Form cäträ setzt Cihae lat contra >
coanträ an, worin a + n vor dem stimmlosen Dental zum gö-
— 417 —
deckten Vokal geworden wäre. Miklosich (Slav. EL Glossar),
denkt an cotrö „wohin*'. Lab contra maßte indessen urrum.
zu contr^ werden (ygl. alb. kundr^), woraus kStig, xmd, nach
Schwund der Nasalität, kutr^ wurde (cfr. cit aus eint y"quantum).
Durch regressiye Yokalharmonie ergab sich dann regelrecht
kjiar^, d. L cätrft.
Als moderne Bildung, adverbialisch satzbetont, ist dr. In-
contrac. gen. „gegen^ aufeu&ssen, dagegen ist Inootrö „wohin",
aus IncäträuS, welches lab in contra ubi wiedergibt, über In-
cStro (o häufig aus äu oder uft) durch Yokalharmonie ent-
standen. Das heutige Dr. schreibt cfttre neben c&trä^ in An-
lehnung an Intre, tnträ.
In den dr. Dialekten zeigt das B anatische k^tr^, seltener
kj^tp (Jb. III, 319), worin r postkonsonantisch in syntaktisch
tonloser Silbe schwand, wie bei pre > pe, arom. tru > tu;
vgl auch fereasträ und fereastä, noasträ und noasta. In den
Samosch- und Theißdialekten ist kgtg gewöhnlich, in der
Moldau kgtrg; kgtrg boier (Jb. IX, 194).
Das Aromunische hat k^trg, kgtrp, k^tg, kgtg; di k^trg
»gegen, an", di k^t^ täitäpare „an die Beine ** (Ar. II, Nr. 56,
16). Auch hier findet sich contra (Bojadä) als Adverb, aber
auch wohl nur als Fremdwort (Jb. II, 21); §ade contra „er
widersetzt sich". Am Olymp wird allein kätä „nach hin, gegen",
kätä la, gebraucht (Ol. W. 85).
Das Magien zeigt kutru (Yl. Megl. 35), welches über altes
cantrS ^ cuträ ^ cutru entstanden sein kann, oder aber, und
das scheint mir wahrscheinlicher, es ist neuere Bildung aus
einem cätm durch regressive Yokalharmonie entstanden. Papa-
hagi (M^l. Bom. 70) verzeichnet daneben noch ein c^tru.
Im Istrischen findet sich lautlich exakt kgtr^, da aus-
lautendes ft hier zu f wird; kgtr^ gospod9ru »gegen den Herrn"
(Jb. I, 134, 12 und 152, 5), sonst küntru, ketra, cotrfi, cotro,
contro, contra; coträ, cotro sind ungenaue Schreibungen, contro
entspricht kroai köntro, kontra, it. contro, contra (Byhan in
Jb. YI, 253).
Weigand, 10. Jahresbericht. 27
— 418 —
cu „mit".
Im Cod. Vor. findet sich zweimal eine Eonstniktion KO^
c. dat., K0if3K0p0YA0YH (L 11) und KO^MCACp^ (CXLI, 4). Die
dem Rumänischen unbekannte Eonstraktion, welche Sbiera
(Stud. asupra Cod. Vor. pag. 319) kurz yermerkt, ohne sie zu
erklären, mochte ich als eine Typübertragung aus dem Eirchen-
slavischen auf&ssen, wo präp. rk „mit" den Instrumental
regielrt, der in seiner Funktion dem rumänischen Gen. Dai
yerglichen werden kann.
Die lautliche Erklärung von cu aus dem natürlich zu Grande
liegenden lai cum ist nicht so einfach, als es an sich scheinen
möchte. Der Abfall von m im Auslaut bietet nichts Un-
gewöhnliches, aber es ist zu berücksichtigen, daß cum als
Präposition im Wortkomplex nur einen Teü dieses Ganzen
bildete und hier sein m nicht so ohne weiteres verlieren konnte,
da dieses (bez. n) lautgesetzlich dann nur vor folgendem t
(vgl. atät, cät, cäträ, die sämtlich auch satzunbetont gebraucht
werden konnten), fiel. Dazu kommt, daß auch it. con, span.
con, ptg. com, proT. com, cum (co) den Nasal erhalten haben.
Zur EQarstellung der Frage ist, ähnlich wie bei pre (s. d.) auf
die Einwirkung des entsprechenden Präfixes zurückzugreifen;
lat. contremulo wurde lautgerecht cutremur, ebenso lat con-
tribulo ^ cutreer, denen sich in der Folge ein cufund, cuprind,
cuvine, sehr wahrscheinlich schon balkan-romanisch, anreihten.
Erst dann wird auch bei der Präposition, wo cum (resp. cun)
imd cu je nach der Stellung zusammenstanden, die eine Form
das Übergewicht bekommen und die andere verdrängt haben,
und zwar bereits in urrumänischer Periode, da sämtliche
Dialekte nur cu kennen. Die vereinzelt auftauchende, alte
Form KO (Gast. 43, 14 und 364, 1; KW 151,39 ist dort zweifellos
für kS verschrieben), ist nichts anderes, als die Bezeichoung
einer offeneren, dialektischen Aussprache des Vokals u, wie
avot für avut (Gast. 43, 17) oder conro für ctJnrS (s. sab).
de „von**.
Altrumänisch erscheint fi^i häufig im Cod. Vor. I, 4: A'*^^'"
BfHTi: einmal abweichend in der Form jk^i (LXII, 1); der Cod.
— 419 —
Schei. hat ausschließlich A^» ^^^ Co^- ^^^- meist fi,i, selten
AH, A<r (A' TpSnt^, Gast 2, 40). Letztere Form ist in den alten
Denkmälern selten.
Dr. de aus lai de ist gemeinramänisch, nnd erscheint im
Romanischen, ^e schon lateinisch, besonders bei Angabe der
Entfernung nnd Trennung; de ist altes Erbwort, ygL franz.
de, span. de, ptg. prov. de, it. di, und verbindet sich, meist
ohne zu yerwachsen, mit fast sämtlichen rumänischen Präpo-
sitionen, YgL de a (Tiktin Gr. §§ 317, 324), de prin, desub, de
c&trä) de la, de pe, de preste. Synkope von de liegt möglicher-
weise in dlnsul, (de Insü), vgl a^'nck (Gast. 366, 28) vor.
Für den Dialekt des oberen Olttales notiert Pu^cariu difigg
aus de llngfi. Eine Verdunkelung des Vokals von de zu du,
wegen der Nachbarschaft des Labials, zeigt sich in der Kleinen
Walachei in dup9 für dr. de pe (Cod. Vor. A< npi a^apik
CLI, 10, wie Cod. Schei. A< np< ci^c^Ak CIII, 13), dup^stg für
de peste (s. dazu dupä), dup^g^ fftr de pe Iftngä, auch dup]p.
för de prin (Jb. VII, 58); dg statt de ist großwalachisch, de^
di ist moldauisch. In der Moldau wird de pe ]> dipi, dipä
nnd hier yerschiebt sich infolge Unsicherwerdens des Sprach-
gefühls auch die Bedeutung zu der von dupä „nach, hinter**;
man sagt dipS casä-i grädina „hinter dem Hause ist der
Garten*' in Fundeni, dipi u|& „hinter der Tur** in Piscu
(Jb. IX, 187), daneben großwalachisch dgpg; dgpp vali (Jb.
IX, 216).
ImBanatischen erscheint dz^ seltener d^; ersteres vor*
wiegend im Südosten, letzteres im Nordwesten des Gebiets.
Der Grand ist, wie Weigand ausfuhrt, in zeitlich yerschiedenen
Einwanderungen in dieses Gebiet zu suchen. Weiter zeigt
6ich in der Arader Gegend auch ge aus d'e. In Serbien wird
nach Weigand d'e, d'ze, in Bulgarien de, d'e (d'i), in der
Kleinen Walachei dze, d'e, de, d^e, letzteres in Hinova, Cur-
lätel, gehört; es entspricht hier dze regelrecht pe (s. pre), so
in P&une|ti, dg einem pg in Prundenf, doch begegnen sich
auch de und p9, so in Roeftt, Brezoi (Välcea); vgl. Jb. VII, 58.
Die Moldau zeigt dzi, dg, di (de), d'i (Jb. IX, 177).
27*
— 420 —
Das Aromunigche hat di, 4a hier unbetontes e za i
wird; nur vor a neigt die Aussprache su e; vgl d^alüij^ di
d^alifi^alui „wahrhaftig^, d^anda (denda) „seitdem^. Am Olymp
findet aiob di, de.
Das Meglen hat ebenfalls di (VI. MegL 34) neben dem
Kompositum dila. Es erscheint auch di pri ssu dr, depemid
daasu mit Yokalyerdunkelung dupri; dnpri lantä lumi „de pe
cealaltS lume*^, bei Papahagi (MegL Rom. 78).
Das Istrisohe seigt nicht, wie eu erwarten, di, senden
mit ungeschwachtem Vokal de, doch findet sich ein dila neben
dela (MikL SL EL IV) und Byhan veneichnet di la <!s<!e
(Jb. VI, 204).
despre s. spre«
diu »Yon, aus**.
Der Cod. Vor. schreibt fi,lf, fi,Hjf., Af-f"» ▼<>' Vokalen
Xi-fP; A>-fP A TpiHAf noA^ (tVI,7), der Cod. Schei. AH ^^^
AI H (II, 12), AH-t (Vm, 8), A'H (XVIII, 6), vor Labialen, be-
sonders stimmlosen, A<u, A^u, A'(«f u. Der Cod. Lev. hat A< f
(Gast 4, 4 ff.), wie er auch A* -frps, npf jf., m Jf^Tpc^ lobmbt;
Coresi A< -f (ß^^ IS, 9), neben A** .f (Oast 18, 14).
Die Präposition din ist Kompositum aus urmnL de (ä)
und tu; ein lai '''de in ist, in dieser Form wenigstens, nioh^
bezeugt (Dies, Born. Spr. 11 pag. 738), Da dem zweiten Kod-
Positionsglied In zu Grunde liegt, gelten för din in den
Dialekten alle bei In zu beobachtenden, lautUchen Encbei-
nungen. Noch im 17. Jahrhundert findet sich die Schreib-
weise den und din (Hi|dSfi, Cuv. den bftfcr.), bis endlidi, wie
Tiktin meint, die Form mit geschwächtem Vokal durehdnog
nach dem Gesetz, daß jedes geschlossene e vor Nasal la i
wird (Zschr, f. rom. PhiL 11. 67), was hingegen Byhan eis
schon urrumänisch erweist (Jb, HI, 6). Die Form A^P ^
Bhotazismus yon In vor Vokalen.
In den Dialekten hat das Banatische d^ dün; eisteres
tritt natürlich dort auf, wo dg (dg + ^ > dgn, dpn), letrterei
dort, wo dzg gesprochen wird (s. de); d^ satn migQ (Jb-lH
— 421 —
259), dyfi gnnd (Jb. III, 295). Auch in der Großen Walachei
ist diu die vorwiegende Form. An der Eörösch und Marosch
zeigen sich die Varianten d^, gin, d'in, dyin (Jb. lY, 282),
entsprechend den Formen d9, ge, (gi), d^ dje ebendort In
Serbien spricht man dzin (Jb. YII, 59) in Bulgarien d'in,
din. Die Moldau hat dzin, d^, dgn, diu, d'in (Jb. IX, 177);
TgL dym-brei-nalts (Jb. IX, 215), dim p9duti (Jb. IX, 216).
Das Aromunische hat nach Bojadzi noch altes di in;
im di in tsitate „einer aus der Burg^ (Jb. II, 81), doch ist die
gewohnlicbe Form din; din astgügg „zur Linken"; vor Labial
TgL dim bade „von der Erde aus", Yor Ghittural difi kasg.
Bemerkenswert ist das gleichbedeutende d^ailkasg, dr. din
casS, worin deafl- auf de mit der Präposition an (s. in) zurück-
fuhrt Am Olymp herrscht ebenfalls din; din Seare (OL W,
Nr. X, 2).
Das Meglen zeigt din; din din; par; „mit einem Male"
(YL M. 61); din Tundi si bat muntili bei Papahagi (MegL-
Rom. 75).
Das Istrische hat ebenfalls din, welches den gleichen
Auslautverhaltnissen unterliegt, wie die aromunische Form;
dim bfsa „aus dem Sack" (Jb. I, 146), difi kop^tS „aus dem
Busche" (Jb. I, 150).
dineoace de „diesseits".
Der Cod. Vor. enthalt das Wort gar nicht, was allerdings
for sein Alter nichts beweist, aber auch sonst ist die Präpo-
sition in den alten Texten selten. Coresi hat das Adverb
A< j|^K04Hf „diesseits" (Gast. 21, 25).
Zur Erklärung vergleicht Cihao lat. *eccu hao, was regel-
recht zu einem *aooa wurde. Eine weitere Zusammenseteuiig
mit In ergab Incoa, verstärkt incoace „auf dieser Seite", woraus
sich dann die Präposition dineoace de bildete. Zu tncoace
vgL itaL qnaoL
In den Dialekten zeigt das Aromunische entsprechend
fikpatee und fikpa adv. „hierher". Hier wird auch noch die
iltere Präposition difiköa de „diesseits" gebraucht (Ar. U,
— 422 —
Nr. 122, 16) difiköa de kasa atsj^. Das Meglen hat dinkoa
ady. „diesseits*'. Im Istrischen fehlt das Wort
dincolo de „jenseits'' (arom. dinaparte).
Im Cod. Vor. und Cod. Schei. fehlt das Wort Coresi
hat A< -f KOAO ad7. (Gfast. 21, 25), in der PaUea findet sich
^KOAO ady. „jenseits" (Gast 36, 24).
Dem dr. Incolo „dort" Uegt zu Grunde, wenn man bü
in die vlai Periode zurückgreifen will, ein * in eccu üloc^
wahrscheinlicher aber ist die Form erst später, imBumanischen^
aus colo (acolo) < eccu illoc hervorgegangen durch Ver-
schmelzung mit der Präposition in. Aus dem neuentstandeneii
Adverb Incolo „nach dorthin" hat sich dann die Präposition
dincolo de gebildet, ebenso wie dincoace de.
Die Dialekte haben nur wenig abweichende, adverbiale
Formen aufisuweisen. Im Aromunischen vgl fiklö „dortbin'i
fiklotse „weiterhin", und ^fiklö; de az ^fiklo „von heute ab'
(Ar. II, Nr. 21, 10). Das gewöhnliche Wort für jenseits" im
Aromunischen ist dinaparte de, welchem etwa ein *de in iU&
parte „auf jener Seite" entsprechen würde. Das betonte a
in dinaparte ist das nämliche, wie etwa in aseara, „gestem
Abend", aus illa sera.
Im Meglen findet sich kola mit Aphärese, im Istrischen
diesem entsprechend kol^ (Jb. I, 134, 11), neben kol6 (Jb. \
128^ 3). Bemerkenswert ist das Schwanken des Akzents bei
diesen zusanmiengesetzten Bildungen; vgl. dr. ac6Io und aoolö,
dincolo und dincolo, arom. nur adö, aus acolö synkopiert
dintre „zwischen, unter".
Im Cod. Vor. fehlt das Wort; im Cod. Schei ist es selten,
AiNTpi XXX, 20. Der Cod. Lev. hat A< ^TP« (Gast 4, 7):
ein fi,iHTfiH im Molitv. des Stoica (Gast 184, 15) ist dintre
zu lesen.
Die Präposition beruht nicht, wie Densusianu (Eist de
la langue roum. pag. 172) will, auf lat de inter (tyr. denter,
ven. dantre), sondern entstand in rumänischer Zeit als Kom-
positum aus de und jtre (Tiktin, Gr. rom. I § 317: de Intrel
— 423 —
welch letztere Fonn sich im Aromanischen bewahrt hat
(s. Intre). In den verwandten Sprachen zeigt sich eine ähn-
liche Bildung in firanz. d'entre.
Za dintre findet sich dialektisch duntre im Banat, in
Siebenbürgen, in der Moldau yereinzelt, aber häufig in
der Großen Walachei.
Im Aromunischen zeigt sich di-tr^; ditr^ arSgnia „aus
Scham" (Jb. 225, 25 oben). Im Istrischen fehlt anscheinend
die Präposition, ebenso imMeglen. Es ist sehr wahrschein-
lich, daß das im AronL seltene ditrp sich vollständig unab-
hängig von dr. dintre entwickelt hat; dagegen kann das dintre
in Mostre 11, 19 dem Dr. entsprechen.
dintru „aus, von".
Die alten Quellen bieten fi^ijfJTfi^, fi,HJ^TfiO^, X'-fHTp8
(Cod. Vor.); A''-fHTpS (Cod. Schei. LXXIX, 19); AHHTp» (Cod.
Sturdz. Gast 1, 12), und fi,i j|^Tp8, wie Coresi schreibt (Gast. 29,
13), neben fi^iHTfi^ bei Evstratie (Gast 76, 18) und AHNTpS
bei Stoica (Gast 184, 9). Ein AHHkTpS bei Gaster (b. 36, 21)
ist natürlich dintru zu lesen.
Die Präposition dintru tritt ffir din vor Vokal ein, wie
Intru im gleichen Falle fttr tn (s. d.). Zu Grunde liegt lat
de intro, bezeugt Lex. SaL (Diez II pag. 738), woraus urrum.
de-^tm ]> dr. dintru, dialektisch dintru wurde. In den Schwester-
sprachen entspricht span.portg.dentro de „innerhalb ",itaLdentro.
Im Aromunischen erscheint ditru, woraus ditu mit Aus-
fieJl von postkonsonantischem r in unbetonter Silbe, dit mit
Vokalschwund vor Vokal, dann aber im Gebrauch verallge-
meinert, hervorgingen, ditru mghgl^ „aus dem Stadtviertel''
(Ar. U, Nr. 13, 26), dit ifikat „aus der Leber**. Am Olymp
vgl. ditru munte „von den Bergen** (Ol. W, 138, Nr. 33), ditu
käm&nkl „aus Wollflocken** (Ol. W. 114, Nr. 9).
Das Meglen bietet dintru; dintru ts^ „aus diesem Grunde**
(VI. M. 34). In der Rede von Oj in vertritt dintru kg auch dr.
pentru cft (Jb. V, 147, 20), auch Papahagi dintru-ti dr. pentru
ce (MegL Rom. 75). Im Istrischen fehlt die Präposition.
— 424 —
drept „wegen, für*.
Die alten Quellen zeigen j^ifiiilT^ ,A^^^Q, ^tci", daneben
ACp^nro (Cod. Vor.) mit o für u (wie conTO neben cSnT8,
8. sub); A^pcnranacTA „deshalb", einmal A^n'^'^Y (CXLIX, 4).
Der Cod. Sehei. hat Jk^ifunr^ »gegen*, ji,ifiinr^AHA „des-
wegen" (I, 5), A^PcnHf (II, 1); femer fi^tfi^nri (Qast 1, 10),
AcpcHTk (Gast. 43, 1); AV^n'ro (Gast 43, 34), amP*^"*"^
(Gast 63, 2).
Za Grunde liegt lat prt pf. p. directum, vlat directn,
directo „gerichtet", woraus urrum. dereptu nach bekannten
Gesetzen werden mußte, dessen vortoniges e dialektisch zu i
geschwächt wurde oder ganz fiel, wie auch in dreg<Iai
dirigo. Die Form drept erscheint in der Literatur zuerst bei
Evstratie 1645, AP^nraH-fc^ (Gast 117, 26); das A^nxov des
Cod. Yor. wird ein Schreibfehler sein. In den westromaniscb^
Sprachen hat sich aus directus zwar Adjektiv, Substantiv und
Adverb, jedoch keine Präposition entwickelt
Für dr. drept zeigt sich in Bihor (Bojia) eine Kurzform
dirt und dlrt (sc. acea) „demgemäß** (Jb. IV, 300); es entstand
hier dirept >• dirät >> dirt in satzunbetonter Stellung.
In den Dialekten ist drept nur Adjektiv; arom. ndrepbi
„richtig^, megl. dirept „recht**, doch verzeichnet Papahagi
dir^p „während": direp rudiri „in momentul nasoerif** (MegL
Rom. 75). Im Istrisohen ist die Form dret, drit (Mai.) „recht\
wie es scheint, zu kroat drit, ven. drito, dreto zu ziehen
(Jb. VI, 210).
dupä „nach**.
In den * ältesten Quellen finden sich die Schreibungen
At^nik, und A^n'K, im Cod. Vor., femer im Cod. Scheu
A»n* (V, 12), A^n* (VII, 9); im Cod. Lev. a^""* (Gast 4, 39),
und A^V""^ (öast 5, 25). Ein A^"^ bietet der Psalter von
loan din Vasluiu von 1710 (Gast 366, 22). Bemerkensweit
ist A^n'aHA beiEvstratie (Gast 118, 18; auch 47, 18). Coresi
schreibt a^V"^ (^^^t 11, 10).
— 425 —
Zur laatlichen Entwickeltmg ist ansusetzen lab de post,
welches in der lex Sal. bezeugt ist (Diez II, 738; ygL femer
WSlfflin Arch. Y, 343). Es ergibt sich aus lai de post > de
pÖ8 >> depo ^ depu, hierauf, infolge Einwirkung des Labials,
dopu, das nach den Regeln der Vokalharmonie zu dupu werden
mußte; dupu ist im Meglen bewahrt Es kann hier bemerkt
werden, daß derselbe Vorgang der Labialisierung von e zu u,
wie er in dupS aus de post zu beobachten ist, sich noch ein-
mal in modemer Zeit wiederholt hat in de + pä I> dupä und
de + pästä (peste) >- dupästä u. a. m., worüber Weigand, Jb. VI,
40; Vn, 58; VIII, 279). Die Form dupä scheint aus urrum.
dupu durch Assoziation von f&rä, ISngS, p&nä entstanden zu
sein, wie xmigekehrt ein P9nu statt p9n9 im Cod. Dimonie.
In den yerwandten Sprachen entspricht mm. dupä itaL dopo,
dipoi, portg. depois (neben apos), span. empos de (despu^s de
fährt auf lat. '^'de ex post), prov. depos, depueis, franz. depuis
nseit". Der Bildxmg portg. apos entspricht dr. apöt adv. „darauf*.
Dialektisch zeigt sich in der Moldau dupy; g^ bp^etsfi
dup^ ia (Jb. IX, 221), neben dupg; dupp apg (Jb. IX, 197).
Das Aromunische hat dup9; dup9 aista „nach diesem'S
conj. dup9 tsi „nachdem". Am Olymp hingegen erscheint das
ursprüngliche depu resp. dipu; dipu kupatsu „hinter dem Laub-
baum* (Ol. W. 119 Nr. 18, 1), dipu mtsine oare, dr. „dupR
putine oare".
Das Meglen bewahrt altes dupu neben dupS; dupu yali
„hinter dem Bache''; dup9 unfk yak^t „nach einiger Zeit"
(VL M, 69).
Im Istrischen entspricht dup^ lautlich exact dem dr.
dupft; dup5 mjia „nach ihrer Mutter" (Jb. 1, 144, 5); ur dupf
9t „einer nach dem andern^. Byhan verzeichnet auch ein
dupa (Jb. VI, 211), also wie sich pira (s. pän&) neben pir^
«zeigt Zur Erklärung s. &rä.
ffirä (de), afarS de „ohne".
Die ältesten Quellen zeigen ^i^fiity i"^P"^ A** ^uid a^apik
A<t a^Apik (Cod. Vor.); f i^p^k (aÖ neben ^'kp^ im Cod. ^hei
— 426 —
Coresi schreibt ^^p^k (Oast 17, 9), das Guy. pentru cor. hat
4kpk A< (C^t. 46, 10).
Das lai Adverb föras „draußen*' zeigt in den dr. Formen
f&rä (Prap.) und afarft (Ady.) die Ausgangspunkte zweier toh
einander gesonderter, lautlicher Entwickelungsreihen^Ton denen
die erste unter Tonlosigkeit, die zweite unter eigenem Wort-
ton entstanden ist.
Dr. &rä ging in satzunbetonter Stellung aus lai foras
hervor, welches zunächst zu einem '^furä wurde. Dieses ent-
wickelte sich regelrecht unter dem Gesetz der Yokalharmonie,
wie sie bei cäträ, pänä gewirkt, zu färä. Dr. afara hingegen
ging, als Adverb in betonter Stellung, aus lai ad föras her-
vor; es wurde lautgerecht zu afpar^, das im Aromunischen
bewahrt ist, im Dr. aber, vielleicht durch Einwirkung des
Labials f (vgl. afparg 3> ^Aj^^^S I> afvarp ^ afarp) zu a&rl
vereinfacht isi Aus diesem Adverb afarä hat sich alsdann
die Präposition afarä de entwickelt Densusianu legt (Bist
de la langue roum. 172) lai aforis neben aforas zu gronde
und vergleicht itaL affuori, span. afuero.
In den dr. Dialekten zeigt sich ein Wechsel von r nach
n in fpnp, z. B. in Befinar; ein Gleiches meldet Bacmeister
aus Scärisoarä (Jb. lY, 300); es handelt sich hierbei, wie Weigand
(Jb. IX, 188) ausfuhrt, um eine Beeinflussung durch pänä. In
der Moldau vgl. fpr-di; fgr-di vreme (Jb. IX, 211), fjr-de
letskai (Jb. IX, 194, III).
Das Aromunische hat ebenfalls fprp; fpr^ ppne »ohne
Brot**, fprp di numire „ohne Zahl", sowie, mit Verlust des (,
fgr di; fgr di kgmö (Ar. II, Nr. 93, 4), welche Form ebenso
zu beurteilen ist, wie ppn (s. pänä). Daneben das Adverb
afparp „draußen*', woraus af^arp di „außerhalb*' (Jb. I, 31).
Im Meglen entspricht farp di; &rp di frunzi (VL M. 34^
77), doch verzeichnet Papahagi außerdem Üx und f9r di (Megl
Rom. 80).
Im Istrischen entspricht fpr de dem dr. afarS de, da
betontes a zu 9 wird; daneben auch f^r^ ; fpr^ din hrast (Jb. I,
— 427 —
132). Auch ein unbetontes fgr, gleich dr. ftr&, findet sich
(Jb. I, 134). Ive schreibt ungenau fora, ebenso wie pira, dupa;
er meint offenbar fpr^, wie Weigand schreibt.
Imprejurul „um herum^.
Der Cod. Vor. zeigt nur einmal w^npcgiopt^A (XCVII, 8);
der Cod. ScheL j|^npfViopt$ adv. (XI, 9), j|inpigiop^AkA8H präp.
(LXXY, 12), Ai'hunpiMiopiOAicpu^At^N (LXXVIU, 3); üreche
1625 Cf A^iUp'K TOtJ^H npfviop lA (Gasi 72, 7).
Zur Erklärung vergleicht Cihac lat gyrus „Kreis, Umlauf,
als Lehnwort aus alt^. YVQog „Kreis", wonach itaL giro, span.
giro, prov. gir.
In lai gyr- >• gir- bewirkte der Palatalvokal Erweichung
des gutturalen Verschlußlautes g zu dz, worauf i, wahrschein-
lich durch Einfluß des di-Lautes, der mit Hervorstülpung der
Lippen gesprochen wird und so leicht Labialisierung hervor-
raft, zu u wurde, wie ctoboatä neben ciuboatä, cXulin aus russ.
^Hjmn (V^assemuß), ciufiit aus türk. dfut u. a. m. MiMosich
(Beitrage Vok. IQ, 17), und nach ihm Densusianu (Eist de la
langue roxmi. I, 80) glauben in dem u einen Reflex des griech.
t; sehen zu sollen, das wie iu gesprochen worden sei Falls
far letztere Behauptung bessere Begründung zu schaffen wäre,
würde die Erklärung annehmbar werden. Andererseits tritt
der Wechsel täi >> tsu (vgl. tSureaifi neben cirea^ä) vorwiegend
in unbetonter Silbe ein. Daher könnte dzir durch predzurul,
prediurare, dzurare ans endbetontem girare veranlaßt worden
sein, jedenfalls ist nur erwiesen, daß griech. t; in anderen,
älteren Fallen als u, in jüngeren als i erscheint: liägrvQ >>
martir „MäriTrer**; arvXog arom. stur „Säule".
Dr. Imprejurul ist uneigentliche Präposition, dialektisch
findet sich dazu nur im Meglen ein din zur di „ringsum**
(VI. M. 33); und din zur bei Papahagi (Megl. Rom. 75).
m „in«. •
Dr. In beruht auf vli en, lat. in, und ist somit alte, er-
erbte Präposition. Der Vokal von en wurde durch Einfluß
— 428 —
des folgenden Nasals zu geschlossenem e. Die Emwirkimg
der Nasale n, m ist im Bnmänischen deaÜich zu beobachten,
doch findet sie sich auch im Italienischen. So zeigen die alten,
italienischen Quellen Yor palatalem n und n vor Guttural und
Palatal gewohnlich i fttr § (Toscana), e für f (Emilia, Piemont),
ei ftr ^ (Lombardei), i f&r ^ (Piacenza); vgl. Jb. UI, t. Im
Bh&toromanisohen erscheint für altes e besonders im Friati-
lischen i (Gärtner, RhStor. Gr. pag. 42). Das Eeltoromanische
hingegen, das Franzosische, Portugiesische und Prorenfalische,
ließ bei e vor m, n Nasalierung eintreten.
Auf rumänischem Gebiet wurde vli en, urrum. satzonbe*
tont, in >- in, später, durch Yerdumpfung, in. Altrmn. 6^
scheint far in die Schreibung j^ Jj^. Sowohl die Form dieses
Schrifbzeichens, als auch sein Lautwert und der Gebrauch
desselben hat eine kleine Literatur hervorgerufen. Diacono-
yici Loga (Gr. rom. Suda 1822) hielt w|^ für ein i mit übe^
gesetztem H; Cipariü (Princ de limba |i de scr. 1866, pag. 392)
fbr identisch mit altb. ;k; H&^dSü (Guy. SupL I, LXXV) sagt:
„j|i este 0 varietate Yocalo-consonanticS de sunet nasal''; Sbiera
(Cod. Yor. pag. 301) erkennt Jf^ als „litera dintru inceput com*
pusä diu sonurile represlntate astfid? prin In |i im ear nici
decum numai pre sonul i singur. Acesta s'a desYoltat mai
tärdiu |i anumea diu sonul primitiv al literei jf^ («^ 1).'' Auch
Philippide (Introd. la istoria limb. fi lit. rom. 45) sieht Jf. als
rumänisch an. Dagegen lehrt Miklosich, daß j|^ nichts sei,
als eine Umformung des altbulg. ;&, wozu Schuchardt in seiner
Kritik der „Cuvente" (Guy. den betr. SupL la 1 1, XI), nachdem
er gefragt, wie es aber komme, daß ^ nicht nur soviel wie
^ (oder ik) bedeute, sondern auch soviel wie ;kh, iKU bei
folgendem Konsonanten, meint, „^ als eine Abart des N sei
durchaus gleichwertig mit H, auch paläographisch.'' Tiktin
sagt (Ztschr. £ rom. Phil. Bd. XI, 78), ksL JR, welches den
Urrumänen anscheinend bald wie nasales o (o), bald wie
nasales ä (§) geklungen habe, werde vor Labialen teils durch
um, teils durch im reflektiert, während Oblak (Arch. £ slav.
Phil Bd. XVII pag. 146) meint, un, um beruhe auf on, om,
— 429 —
jfingere« in^ in seien ebendaher, aber über eine Zwischenstufe
an, 'Ln, gekommen.
Dem allen gegenüber frSgt B&buleson (Diss. ,,Fonetika
cärileke azbnke u pis. muL jez. XYI i XVII yijeka. u Zagreba
1899, pag. 65): „Qdje je istina? Mi mislimo da je na Miklo*
üdevoj strani, iestionice i na Sohnchardtovoj** und fahrt dann
fort: „x^eiexqe toga pitanja stoji u dirilskoj paleografiji.''
Allerdings zeigen die ^testen, bulgarisohen Denkmäler im 12.
und 13. Jahrhundert auch jf. f&r ^, so BHw^xpk für BH;i^Tpk
(ygL Sreznevskij „ApoBsde ojiaB. naM. loc. nHC&Ma, 136), und
das Bug. berL Zboniik des 13. Jahrh. hat für ^ ein a, auch
SrezneYskij (a. a. 0. 151) sagt: „KpoM% otiuKHOBeHHaro nanH-
oanifl napoKaro H)ca Xi Borp^^aercfl vh apobhetb, xaicL sa
npHMip^ Wh EBaoTeja»cKHX*B jmcncax'L yHAOACicaro XII — XUI b.
HaiiepTaHie j^, o% XIY B^Ka oho bxoahtb bcö 6aiie b^ o6uqa£
I noToin craHOBHTOH rocnoAOTByioiiporB,'' aber Barbulescu
übersah, daß im Mittelbulgarischen eben ein Wechsel zwischen
^ und Ak auftrat, und der Beweis, daß J^ aus a graphisch
herrorging, ist von Weigand (Vorlesung über Rum. Lautl.)
erbracht; Bärbulescus Resultat, daß jf^ nichts anderes sei, als
eine Variante des Zeichens ^, ist daher nicht haltbar, weder
aus graphischen, noch aus lautlichen Gründen. Byhan (Nasal-
Tokale in den slav. EL d. Rum. Jb. V, 354) zeigt, daß altbulg.
A sich im Rumänischen über en zu in entwickelt, welches
durch Torausgehende Labiale und s, ts, st, r in harter Stellung
fn (pn) werden kann, daß altb. sk (o) über on zu un geworden
ist, sowie, daß die Wörter, in denen jetzt ipx, gn altb. ^ gegen-
übersteht, aus dem Mittelbulgarischen, wo ^ dem 9 entspricht,
entlehnt sind. Die mittelbulgarischen Elemente haben die
Entwidcelung gn > ^n mitgemacht, wurden also zu einer Zeit
angenommen, als das Dr. die Verengerung von gn ^ ^ noch
nicht durchgeführt hatte.
Die Schreibung J^ auch fSr In weist möglicherweise darauf
hin, daß In (^) im Altrum&nischen auch ohne n gesprochen
wurde, also als §, wie in cat, atät (aus '^clnt, ^attnt) ror
stummen Dentalen. Vor Labialen wurde Im, Yor Gutturalen
— 430 -
ifi gesprochen, wie ja auch hente noch der Fall ist, sodaß
eine Erörterung über diese weitverbreitete Erscheinung Ton
Satzsandhi nicht erforderlich ist
Folgte auf in im Rumänischen ein Wort mit yokaUschem
Anlaut (besonders o, u, a), so schwand auslautendes n, d. h.
In wurde zu y, dessen Bestand dadurch gefährdet war, da es
nunmehr überhört werden konnte. Die Sprache griff daher
in diesem Falle zum Ersatz von In durch das gleichbedeutende
Intru.
In den Dialekten wird in noch heute durch Formen yer-
treten, die auf seine Geschichte Licht werfen. Nicht nur im
Dr., sondern auch im Aromunischen dialektisch ist umun.
in in imbetonter Stellung durch Aphärese zu silbigem ^ ge-
worden; Ygl. n yale „im Bach", n dpayp p^rtsg „in zwei
Teilen", nvitsat „gebildet". Vor g, k wird n zu fi; fi kor „im
Beigen", fi kale „auf dem Wege", Tor p zu m; m pade „auf
dem Boden".
Für die dr. Dialekte bieten zu dieser Erscheinung Weigands
Dialektforschungen, weitere zahlreiche Beispiele. Das silbige
9 diente zur Grundlage bei der Entwickelung der
mit in zusammengesetzten, alten Präpositionen, wie
din, prin.
In späterer Zeit nahm ^ zum Teil wieder einen neuen
Vokal, nämlich prosthetisches a, auf, das besonders im Aro-
munischen (ygl. analtu neben ynaltu) und im Meglen Tor-
kommt, sowohl als Präfix (vgl. afigrup, angrop neben figrop
„begraben" vor Labialen am-, amyesku „bekleiden"), als auch
als Präposition; an un k^tun (VI. M. 34). Papahagi verzeichnet
für das Meglen neben an auch ^u, n (MegL Rom. 57) und qtl
In denjenigen Dialekten, die intervokalisches n zu r werden
lassen, wie im Dr. bei den Motzen, sowie in den älteren Denk-
mäleru, femer auch im Istrischen, konnte in zu $r werden,
vgl. istr. §r-o oätarie (Jb. I, 136, 2; weiteres Jb. VI, Glossar).
Auch altrum. .j^pasiAa (Gast ""3, 7) ist zu lesen yr at&ela,
j^fidHJkM (Gast. 9, 14) §r atSeale. Wenn sich die lautlich be-
rechtigte Form nicht so oft findet, als sich erwarten ließe, so
- 431 —
erklSrfc sich das daraus, daß daneben die Form In besteht, die
die andere nioht aufkommen läßt, wie auch im Istrischen bei
dem Artikel un neben ur zu erkennen ist. Sonst Tgl. istr. gn
torbitsf (Jb. I, XH, 2) „im Korbe«, gfi krpiu (Jb. I, VII, 14).
Weiteres noch bei Byhan (Jb. III, 8 und 56).
Inainte de „vor".
In den ältesten Quellen zeigt sich im Cod. Vor. «(ipaHHTtL
(I, 12), ^paHHTA (in, 11), AlJ^AHHTi (XCI, 3), AHMTI (XV, 2),
nur als Adverb; der Cod. Schei. hat j^fiAHHTi (XXXIV, 3),
paHHTA (V, 6) AHMTI (XXII,* 5), doch auch ahhti a< (LXXHI,
12); femer aHHTiAt^i (CLXI, 75). Coresi schreibt mahnti ai
(Gast 20, 33), ein Hris. de judecatä von 1626 HAHNTCHOAcrpik
(Oast 74, 1), das Cuy. pentru cur. von 1618 MAHHkTi (Gast
47, 18), Costin mahhta a*^ AM*kCTA (Gast. 200, 29) neben
UAHNTf A( (ebd. 33), auch Joan din Vasluiu von 1710 MAHHTf
A« (Gast. 366, 32). Ein ^hahti , ohne Nasal, findet sich im
Leviticus (Gast 3, 10), wohl kein Druckfehler, denn an gleichem
Orte erscheint ein j^Akt^TpS (Gast 3, 14), und auch im Ev.
ca talc ein ahti (Gast 54, 14) neben ahhti.
Zur Erklärung der Präposition vgl. lat. ab ante, das viel-
fach bezeugt ist (Körting, Lat. rom. Wb. und Thes. ling. lai).
Die lautliche Entwickelung ist lat. ab ante >> avante >> aante
> aante > ainte; intervokalisches b wurde v, fiel sodann, an-
warde rum. an (*aante), und dieses, indem auslautendes e
wirkte, zu ainte; in für an in weicher Stellung und in satz-
onbetonter Silbe hat sein Analogen in dr. Inel ^ inel, aus
lat annellus.
Die Ghrundform AHHTf ist, wie oben ersichtlich, in den
ältesten, rumänischen Schriftdenkmälem, dem Voroneteanus
und dem Scheianus, bewahrt; in j^p AHHTf liegt Rhotazismus
Ton In vor Vokal vor (Jb. 111,$), in pahhta Aphärese des
Prafixvokals (s. In), ebenso wie bei hahhti. Die Formen des
Adverbs inainte, nainte sind nicht bis auf das Vulgärlateinische
zurQckzufuhren, indem man ein '^'inabante (Jb. III, 57) ansetzt,
sondern, da auch ainte und nainte vorkommen, erst rumänischen
— 432 -
Ursprungs. Cihac denkt bei der Erklärung der Pripositioii
an ein lat. in ante, welches anch Diez (R, Spr. II, 738) in in
antea bestätigt, Häf den an ein lat ^adante, doch ist dies sohon
deshalb abzuweisen, weil interrokalisches d im Rumänischen
nicht fallt Das Adverb tnainte wurde durch Antritt yon a zur
uneigentlichen Präposition. Tiktin sagt (Gr. rom. § 325, 1):
„tnaintea e prepositie de loc, tnainte de prepositie de timp.^
unter den dialektischen Aussprachen ist bemerkenswert
die im Banat herrschende ngintiij^a mit a^ 9 in unbetonter
Silbe und Palatalisierung des Dentals vor e, wie stets. Im
Olttal findet sich ein ^luintre „vor*' (Orid), nentre (Comina
de Jos), unantre (Crihalma), von Pu^cariu venseiohnet (Jb. V,
190), mit parasitischem r, wohl in Ajdehnung an tntre. Noch
heute wird in Ro^ia und sonst noch (Fräncu-Candrea pag. 97)
das alte maint'e, entstanden aus mi^ und altem ainte, ge-
sprochen (Jb. IV, 300). In der Moldau vgl. npinte adr.
(Jb. IX, 207), wie im Meglen.
Das Aromunische bietet di inainte, dinintia, di inante
a, di ingnta a; vgL di-nintia a tatnlui (Cod. Dim. Jb. IV, 31b);
dinintia amia „vor mir** (Jb. I, 46), di ingnta a ta „vor dir*
(Jb. II, pag. 78, 21), und di ingnta ta (ibid. 19); femer dininte
adv., alles hervorgegangen aus di inainte unter dem Einfluß
der syntaktischen Tonlosigkeit. Am Olymp vgl nainte, dina-
inte adv. „vorn**; zu dr. mai nainte vgl. hier manginte (Jb. VI,
281), und mainante (Jb. II, 42, 19) bei BojadzL
Das Meglen hat nginte (VL M. 33) als Adverb; Papahagi
verzeichnet nainti und näinti adv. (Megl. Rom. pag. 98). Im
IstrischenwirdvonMiklosich(R.U.I,31) gnrent'e adv.„vom**
angefahrt, welches auch Byhan (Jb. VI, 299) verzeichnet und
als adv. rent'e mit nochmals präfigiertem gn- erklart; zu rent'e
vgl. altes paHHTia oben (Cod. Schei. V, 6), zu gnrent'e hat Ive
(3, 7) 'en ren<5e, Mai. Inrente. Auch in dieser Form zeigt sich
im Prafixvokal Übergang von gedecktem g zu e, wie auch
in anderen Fällen (s. za, na). Dr. mat nainte wird hier reflek-
tiert durch mgfirfe adv. „vorher** (Jb. I, 128; II, 3) bei Miklosich
mainde de (R. ü. I).
— 438 —
InUantrul de „innerhalb".
Im Ood. Vor. kommt die Präposition nicht vor. Im Cod.
i^cheL finde ich einmal AONTpl^ ady. (XLIY, 14) „inweüdig'',
und AC^OHTp^Akuif» (CIL 1) „in mir«". Ein Gäntocä von 1600
hat ^ ii'ko^urpoY (Ghuit 137, 4), Uredie 1625 hat AiH AikSNxpS
(Gast 69, 11), das Cut. den can ein a<h AOHTpov (Gast. 46, 21),
Cozma (Minünile) von 1682 Ai» HONTpS (Gast. 299, 13); in
jüngeren Texten ferner din bontru (Gast b. 122), pe dinfinntru
(Gast b. 302), Üi nttntoa (ibid. b. 294).
Über die Erklärung der Präposition haben lange Zeit
Zweifel bestanden. Cihac setzte ein lat. *in illac ilitro an;
Diez (R. Spr. II, pag. 744) sagt: „WaL inlontm ist lo intru,
itaL ü entro; Jagid denkt (Slay. Arch. 15, 95) an Entlehnung
aus dem SUvisohen, Storch (Vok. Harm, im Rimi. pag. 35) an
ein lai *in ab intro. Die PilLposition beruht indessen nach
der Erklärung Weigands im CoUeg, der ich mich anschließe,
auf einem urrum. In Intru, gehM also nicht zu dem alten,
ererbten Sprachgut.. Durch Yokalharmonie wurde dieses In
Intru zu einem tnuntm, welches noch heute im Banatischen
in ^nuntru erhalten ist Aus tnuntru ergab sich durch Meta-
these Ton In- ein näuntru, sowie mit Aphärese nuntru, welches
im Aromunischen bewahrt isi Aus nftuntni bildete sich
dann durch Neukomposition mit in, Innäuntru, daraus mit
Dissimilatioti tnlftuntru. Es ist nicht erforderlich, der Form
nuntru ein altb. N^TpS zu Grunde zu legen, so wie Jagid
dies wünscht, denn nicht nur rum. nuntlru, sondern auch sftmt-
liche anderen, in den Denkmälern bewahrten und hier zu-
sammengestellten Formen erklären sich aus rumänischen
Mitteln. Wollte man gleichwohl eine Entlehnung aus dem
Altbulgarisohen, oder doch wenigstens B^influssung Ton
nnnfaru durch dasselbe atmehmen, so ist einzuwenden, daß im
Altb. die gebrftuchlichsten, f&r die Entlehnung also am nächsten
liegenden Formen ;i^Tpk und tiikH^Tpk ady. „innen" wareb,
die beide auf k ausgehen und somit das auslautende u von
nuntru unerklärt lassen; bulg. H%Tp% adv. sowie russ. BHyrpi
Welgand, lo. Jahresbericht. 28
— 434 —
können nicht in Betracht kommen. Die Wahrscheinlidikeit
aber, daß in der Präposition nur eine urromanische Bildung
alten Ursprungs Torliegen kann, wird auch nicht allein durch
den Formenbestand, sondern insbesondere durch das Auftretien
dieser Formen in sämtlichen Dialekten des Rumänischen ge-
stützt Die Form nuntm ist als dr. volkssprachlich erst bei
Marian (Gast. b. 294, 36) verzeichnet, HOHTpS für den Ausgang
des 17. Jahrhunderts (Oasi 299, 14); die alteren Formen zeigen
meist anlautendes 1, nicht n. Die Formen mit o, nontru, lontrn,
sind entweder aus nguntru Iguntru kontrahiert (ug oder puwird
o), oder sie stellen eine, im Altrumanischen häufigere, dialektisch
offene Aussprache des u dar, wie sie auch bei Formen wie
KO (s. cu), conxo (s. sub) erscheint, doch ist dies das weniger
Wahrscheinliche.
Dialektisch zeigt sich im Banatischen ^nluntru adr.
„hinein"" (Jb. III, 248, 1) und ^untru (Jb. UI, 276, 4); eisten
Form beruht auf Bildung mit erneuter Au&ahme des Präfixes,
letztere ist die ältere, ursprfingliche.
Das Aromunische hat nuntru di „innerhalb", ent-
sprechend ban. ^untru, femer npuntm, nuntru adv. „hinein",
sowie das altere n^intru (Ar. U, Nr. 121, 3) ngintru ku n^s
„herein mit ihm"".
Das Meglen hat nuntru ady. „drinnen*" (VL M. 33), das
Istrische gnuntni, nuntru wie im Aromunischen (Jb. 1, 2, 9);
pnnutru, nutru adv. „drinnen, hinein"". Byhan yermutet hierbei
mit Recht slavischen Einfluß durch das Kroatische, vgL 2
nutru, nutre (Jb. VI, 300).
Intre „zwischen"".
In den ältesten Quellen wechselt die Schreibung nur beim
Anlaut YgL Jfjvpi neben Jf^HTfii mit der Bedeutung „Tor'"
im Cod. Vor. Im Cod. Schei. j^Tpi tmhi (V, 10), Jf^HTpi (XXV, 3;
LXXIX, 3); im Cod.Levit. ^Tpi (Gast 4, 14); Coresi hat .fHTpi
(Gast 11, 1) neben j^Tfii (Gast 11, 6).
Zur lautlichen Entwickelung ygl. lat inter, ylt entre, ur-
rum. intre > ^ntre. Die vlt Form erhellt aus den roma-
— 435 —
nischen Schwestersprachen (vgL Ghröber im Arch. f. lai Lex.
in, 268).
Dialektisch verdunkelt sich -re za -rft, daher im Bana-
tischen ^tr^, welches somit nicht von lai intra abzuleiten
ist; fuatr^ igi „unter ihnen*' (Jb. III, 268, 2), ^trg sp^te, in
Komanatt (Jb. VII, 77).
JixK Aromunischen erscheint lautgerecht ntre „in,
hinein"; ntre apg „ins Wasser" (Ar. 11, Nr. 128, 25). Auch
am Olymp ntr^ apf. Bojadii kennt ntre nichi Im Aromu-
nischen scheint sich also altes Intre nur vor folgendem a
bewahrt zu haben, wahrend es sonst zu tre (tre ap^ Ar. II,
Nr. 65, 15), tri, tr9 gekürzt worden ist, die aber der Bedeutung
nach mehr dr. pentru entsprechen, als Intre. S. unter pentru.
Im Meglen zeigt die Bede von Ojin (Jb. Y, 146, 42)
zwar eine Form ^tre, doch kann diese wohl nur eine dako-'
romanische Reminiscenz des Schreibers sein; die Präposition
wird hier vielmehr durch antru vertreten (s. Intru), wie bei
Papahagi (Megl. Bom. II, 189) zu ersehen ist
Das Istrische hat lautgerecht gntre; gntre 2P^ n^i das
Wasser" (Jb. I, 150, 2). Die weitere Form tra (Jb. VL 300)
entspricht in der Bildung Formen, wie dupa, fora, pira (&/
dar&ber pftn&).
Intru „in".
In den alten Quellen erscheint wf^TpS im Wechsel mit .^N
besonders dann, wenn ein Vokal folgt (s. In), doch auch häufig,
wenn diese Bedingung nicht erftillt ist Im Cod. Vor. vgl.
^TpOY Tluf HHpSA (XCIX, 14), im Cod. Schei. ^iHTpSCOARaHH
(llXVn, 58), sonst J^Tfi^ iAy Cod.' Levit (Gast 5, 23),
fTp'ATkTA (ibid. 33), bei Coresi JfJvpS uikpxSpYf (Gast. 20,20)
neben ^Tp8 AMfCTA (ibid. 16), auch bei Meletii .fTpS^HiOü
(Qast 109, 38) neben j|^TpS HHHUa (Gast. 110, 16). Auch jfJVfiO
findet sich, so bei Meletii j^rpo p^ra (Gast. 111, 15) mit dem
bekannten Wechsel von S und 9 in den ersten Denkmälern.
Einmal finde ich auch otfHTp* in einem Text von 1642 (Gast.
96, 21), cyhtp'Sh hac, also mit regressiver Vokalharmonie.
— 436 —
Zur Erkl&rung vgL lai adv. iniaro „hinein", vlt entro>
nrrum. intru > intni > Intru. Die Präposition gehört also
2tt dem idten, ererbten Bprachgui
Im heutigen Dr. wird tntm, mit Elision tntr , wie schon
im Altruitiänischen, als Stellyertreter von tn yor fblgeodem
Vokal gebraucht; Intr' un an de zile. In d^r Ausspitu^he hört
man auch unt'; vgl. ynt-on mjr (Jb. IV, 820, LVII; cfr. pre -
pe, cStrX — efttü u. a.).
Das Aromunische hat, mit bekannter Apharese (9. In),
ntru, tru, tu; ntru mg6l „in den Hfaideü" (Jb. V, 275), iaru
mgng „in der Hand" (Jb. I, 75), tu sgrmgnitsg „in der Wiege*
(Jb. ni, 162 III). Eine typische Bildung ist pri tu, pi ta
„auf, über hin**; pri tu munte „auf dem Berg** (Ar. II, Nr. 55,9),
pi tu amare „Ober das Meer** (Ar. II, Nr. 11, 3), doch auch pitu
ap9 „im Wasser** (Ar. II, Nr. 5, 11). In tgfi tm „bis** (Ar* H
333) kann ich nur tg <[ tr^ S tru erkennen. Bojadü hat aus-
schließlich die Form tm. Am Olymp wird meist tu ge
sprechen, jedoch auch di tru (OL-W. 138, XXXUI).
Im Meglen findet sich antra, welches jedoch in derBe
deutung intre yertritt; si plftscät^ü antra leli dr. „se docneaü
Ititre el** (Papahagi, MegL Rom. pag. 189), sowie das Kom-
positum dintra (s. d.). Das Istrische hat gntra bewahrt, wo-
raus zu schließen ist, daß im Meglen die Präposition erst in
späterer Zeit durch dintra verdrängt wurde; pntr'o ^p^ «im
Wasser** (Jb. I, 128). Bemerkenswert ist die abweichende Be-
deutung der Präposition in nu yer ar^ pt domnu gntra mire
„du sollst keinen anderen Herrn haben neben mir** (Oast. b.
299, 1), die an die altramänische von Intre „vor** erinnert
la „zu, in**.
Die Präposition kommt im Altrnmänischen stet« in der
unveränderten Form Aa vor. Cihac sagt Aber la: „Nous croyoM
que c'est tout simplement un 1 euphonique prepos^ & la pr6-
position a, qui paraissait trop courL** Auf Grund dieser Be-
hauptung hätte wohl zunächst erwiesen werden mildsen, dsS
im Rumänischen ein euphonisches 1 vorhanden isi Miklosieh
— 437 —
erklärt k ang lat. illac, Dies (R. Gr. II, 482) sagt: „la, gleich-
bedeutend mit {ranz, a, mubnaßUch gleioher Herkunft mit
frans. la (fllaCy dort, dorthin). Es ist daher zu yergleicben
mit itaL U, proY. 1^ lay, la, aylai; aapan. ala, nsp. alla «dort**.
Das Unbefiriedigende der ErUanmg Ton la aus lat illäc,
dem auch Piez in seiner Mutmaßung Ausdruck verleiht,
schwindet^ wie Weigand ausgeführt hat, durch Zugrundelegung
Ton lat illäc ad. Das Adverb illäc konnte lautlich nicht 9U
la werden» sondern würde nun. aatzunbetont nur ein lä er-
geben haben, es bediurfte aber ohenein auch aus Bedeutungs-
grihkden noch einer eigentlichen Präposition, als welche, wie
bei lingfty p&ni, nur lat ad > a in Frage kommen konnte.
Byhan leitet la noch von illac allein ab (Jb. VI, 262), ohne
Qrfinde hierf&r anzugeben. Aus lat ^^lläc ad wurde ylt ellac
ad, spiter ella a; Tortoniges e fiel in satzunbetonten Wörtern;
es ergibt sich somit ella a > 1& a > la „dort in, in^, wahrend
In „in, drinnen*' bedeutet
Da la auch in samtlichen Dialekten, und hier ausschließ-
lich in dieser Form vorkommt, so darf die Anf&hrung von
Beispielen unterbleiben.
längs „neben".
Unter den alten Quellen zeigt der Cod. Vor. nur die Form
npf Aiuf rk; der Cod. Schei. hat ii-kNr^; A-kHr^ iiuht^a (I a)
and AkHPk (XUn 11). Moxa schreibt A'Wf r;^ (Gast 62, 6),
Cod. Sturds. von 1550 (Minunile) AkHf^ (Gast 7, 1), Coresi
1581 schreibt A< A'ki^rik HixaTl; BpAUiosoVA^H; (Gast 33, 2St}
mit ^ statt ^.
Zur Urklirung fuhrt Tiktin lingS, als eine ein&che Präpo-
sition, auf kt longum zurück (Gr. rouL § 317, 3). Diez setit
lat per longum (sciL tempus) an (Rom. Spr. II, pag. 757)w
Densufianfi (Eist de la langue roum. pag. 229) ein lat de
longe, womit er tjr. dlongia vergleicht Auch hier bleibt
indessen jede lautliche Erkttrung unzulänglich ohne Zuhilfe-
nahme von lat ad. Die Entwickdung ist demgemäß lat
longu ad ]> luflg^ >> l^ngg. Letztere Form ergab sich in
— 438 —
satznnbetonter StelluDg unter Einwirkung der regressiyen
Vokalharmonie. Lat longum allein konnte lautlich exakt nur
lungu werden, wie auch das Adjektiy lautet. Das dr. lingft
ist also alte, zusammengesetzte Präposition mit der Bedeutong
„längs zu, neben", wie franz. le long de.
Im heutigen Dr. wird noch pe Ifii^ »l^gB, neben, außer'
gebraucht Dealungul c. gen. „längs" ist eine adyerbialische
Neubildung.
Im Banat und Siebenbürgen findet sich dgp^fig^, aus
dS pS längs, sowie dupyligp, mit u wegen des Labials; femer
Pffig9 (Samoschd. XI, 2), neben de l^ggi wie schon Coresi.
Im Olttal fand Puscariu difigg, aus de (di) lingS und pifig9t
aus pe (pi) längft, die als Kurzformen zu betrachten sind;
pifig9 wird auch von Weigand aus Spin in Siebenbürgen ge-
meldet. In der Moldau vgl. noch l^g^; lung^ tini (Jb. II,
206, 10) mit hier üblichem 9 >> ^ in unbetonter Stellung.
Das Aromunische hat gewöhnlich nifigg „neben'', worin
Assimilation von 1 an n vorliegt, falls nicht überhaupt ein
anderes Etymon zu Ghrunde liegt, denn in aus on vermag ich
nicht zu erklaren; nifig'amare (Ar. II, Nr. 95, 30) „am Meere";
pi nifigg noi (Ar. 11, Nr. 96, 35) „bei uns". In Vlacho-Livadhon
herrscht längp; pre l&ngg „längs, neben" (OL W. 85).
Das Meglen zeigt pri l^ngg, pringg, ang^. Letztere
Form, in der Bildung abweichend, ging sekundär aus ingp
(Neubildung zu pringg) durch Wechsel von i zu a herror
ang9 mini „neben mir" (VL M pag. 35). Ähnlich ist die
Bildung anuntru neben arom. tnuntru. Die Form pring(
schließt sich in der Bildung den banatisch-siebenbürgischen
an, doch ist zu bemerken, daß sämtliche für den Dialekt an-
geführten Formen wenig in Gebrauch sind xmd meist durch U
vertreten werden.
Im Istrischen scheint die Präposition geschwunden zu
sein; in den veröffentlichten Texten, sowie in Bjhans Olossar,
fehlt sie wenigstens, doch bringt Weigand in den „Nachträgen'
zu letzterem (Jb. VI, 398), aus seinem Material ein prifigf
„längs, neben", als Kurzform zu pri Iffigg bei
— 439 —
la mtezul „inmitten*'.
In den alten Texten fehlt die Präposition, doch zeigen
die Dialekte Sparen früherer Entstehung.
Die Präposition ist eine uneigentliche, aus der Verbindung
mit einem Substantiy hervorgegangene. Zu dr. 1^ mtezul, la
tolez de „inmitten^ vgl. lai mi^diu, welches mj^^dzu wurde;
in den verwandten Sprachen vgL ital. in mezzo di, afranz. en
mi (milien).
In den dr. Dialekten vgl. d'in mnedz d'e (Samoschd. 72),
worin n dadurch entstand, daß anlautendes mi zu mn, n wurde;
VgL mterlä > mnerlg > mnerlj > nerlg.
Im Aromunischen entspricht nidzp „unter, zwischen'^,
nidz9 alante „unter anderem** (Bojadzi, Jb. II, 58). Cfir. anä-
mesa di.
p&nS »bis*'.
Als älteste, aberlieferte Formen bietet der Cod. Vor. nik^pik
(L, 8), nur einmal n'kp'K (LII, 14) aber häufig nik^pik itA,
^XQ^f t^^Q^> ^<f^l' (II9 1^0; ^^^ Cod. Schei. nskfisk (IV, 3),
nkp'k (IX, 19), nkpk (XIII, 3) mit Bhotaz4mus; daneben nikHk
(CVI, 26); bemerkenswert nikHa aa (LXXXIX, 2) und nkNjf^KS-
UHAHTk (dl, 9). Der Cod. Levii schreibt nkHk (Gast 5, 22).
Wann pSnä und wann pänft zu lesen ist, läßt sich schwer
feststellen, da noch heute beide Aussprachen im Gebrauch sind.
Zur Erklärung von pänä weist Cihac auf lai per ad, ver-
mutlich durch den Rhotazismus in einem Teil der überlieferten
Formen veranlaßt; es liegt indessen nach Weigand (OL WaL 85)
zu gründe lai paene „beinahe**, zu welchem, wie Tiktin dazu
bemerkt, die Präp. ad trai Auch Storch (Yokalh. 32) setzt
lai paene a (d) an und konstruiert peng >- ping (letztere
Form sicher erwiesen durch istr. pir^) sodann ping >• pgng
durch regressive Yokalharmonie; pfinä (pän&) ist also sJte,
durch Zusammensetzung gebildete Präposition. Rhotazierte
Formen, wie sie das Altrumänische zeigt, werden im dr.
Sprachgebiet noch heute gehört; pftrS ist nicht aufhllend in
den Gegenden, wo man zerunke (für genuchlü), iurinkg (f&r
— 440 —
junincft) sagt (EörSsch- und Marosehd. Jb. lY, 300). In der
Moldau sagt man zum weitaus gröfitei) Teil pgr^, pgr-Ia;
P9r9 sar^ „bis zum Abend", pgr-la ^g^ (Jb. IX, 188; 220, 10).
Da in diesen Gegenden der lUiotazismus nicht existiert, so
ist hier wohl lediglich eine Beeinflussui^ durch förä ajizu-
nehmen. Weigand fand umgekehrt auch {gng (s. fträ), offen-
bar infolge Einflusses yon P9119 entstanden. Daß pänä, ebenso
wie f&rS, nicht nur Tor anlautenden Vokalen, sondern auch
Yor Konsonanten den auslautenden Yokal yerlieren kann
(pyn-Ia, pgn-di, fgr-di), liegt an dem Charakter Yon n und r
und zugleich an dem häufigen Gebrauch der Präpositionen,
die dadurch leicht zu Kurzformen werden.
Das Aromunigche zeigt p^g, P9n9, p^n, p^n; p^n di
musata „bis zur Schönen^ (Ar. U, 327), pgn tu sone „bis zn
Ende (Jb. III, 168). In den Stellen pgnu tseru (Jb. I, XI, 1)
des Cod. Dim. liegt wohl eine Beeinflussung Ton ppn durch
ditu Yor, indem die Kurzform den u- Vokal aufnahm; ein
pinu bietet auch Bojadü (Jb. U, 130). Bemerkenswert ist die
Form ffü in der Manjana (z. B. p^n s ifikroiti „bis du heran-
wächst'') wo 9 durch f ersetzt wird.
Das Meglen bat P9n, dessen Vokal dem dr. und arom.
9 entspricht; P9nla, P9ndi „bis**, ebenso coi\j. P9n si; p9n an
dr. pfinä in. Papahagi yerzeichnet auch P9nä (Megl. Rom. 106).
Im Istrischen ist, wie bemerkt, die ursprünglichste Form
in pirj^ neben pir mit Elision bewahrt; pir^ verlr kpsf ^his
er nach Hause käme*" (Jh. I, 126, 8); pir la y^m^ „bis an die
Grube" (Jb. I, 147, 9). Über pira (Jk VI, 307) s. unter firf.
pentru „für".
Der Cod. Vor. hat nur einmal npi.fTfi8 (LXXI, 12), der
Cod. Schei. scheint nur iifiY^^xp^ (XLI, 5) und npitHTpS (CV,9)
zu kennen. In den alteren Quellen finden sich ferner niHTpof ,
dies im Praxiul von 1569 (Gast *ib^ 2), sodann in einem
Erisov de jud. von 1626 n'KHTpS (Gast. 74, 2); der Cod. Leyii
hat nt J^Tfi^y (Gast 4, 32), ni^^TpOY (G^ast 4, 12) und nftrrpS
(Gast. 5, 4), Coresi schreibt npiHTpS (Gast 27, 14) neben niHTp)^
— 441 —
(Gast 31, 24), der Ck>d Sturdz. zeigfc npi 'Hxp^ (Gast 40, 24),
die PropoY. tn z. d. L. um 1600 nHirrpe^ (Gagt 1S9, 11).
Aus den Fonnen der alten Quellen, besonders deutlich aus
denen das Ood. Sturdz. und Cod. Leyii, gebt ber?or, daß in
dako-romänisober Periode die Präposition pre mit ntru (s.
tntm) zuaammenwucb& Die Präposition pentru ist also zu
den in rumäniscber Zeit entstandenen, zusammengesetzten zu
tteUen, was durch die Dialekte bestätigt wird. Zur Erklärung
ist daher niebt unmittelbar lai *per intro anzusetzen (Diez^
K Spr. II, pag. 757), oder mit Byhan (Jb. VI, 306) lat »per
inter. Heutiges printru Ar prin Tor Vokalen bat sich offen-
bar aus altem printru (durch die Analogie In: üitru, diu: dintru,
prin: printru) erhalten, welches sowohl in der Bedeutung „für",
als auch ,, durch" Yorkopmi
In den dr. IXatekten zeigt das Banatische pentru, pintru,
pentru (s. pe), pentru, pr^tu, pr^ütn, von denen die beiden
letztgenannten Fonnen dem neueren printru zur Seite zu
stellen si^id, sowie noch pryiutru, das wohl nur in wenigen
Oemeindan, so in Bania und Cflnio (Jb. III, 226), noch ge-
funden wird. Im Olttal erscheint neben pentru noch pintru
pintu, an der TheiB p^ntu* (Samoscbd. 49). Im nördUchen
TraQssilyaDieQ wird pentru vor oe gekürzt zu p^n in pgntSe
„waram^ (Jb. VI, 40^
In der Moldau b5rt man, neben pentru, häufiger pintru,
ppntru, pentru, pontru und selbst puntm, letztere zwei häufig
in der Großen Walachei (Jb. IX, 178), bei den Trokaren p^ nt-o
far printr-o (Jb. VIII, 45).
Das Aromunisohe kennt pentru nicht, es hat an dessen
Stelle tri, tr^, ti, t^, welche lautKch auf lat inter beruhen;
das 9 kann aus e durch Einwirkung des r entstanden seil),
aUerdings ist auch nicht ausgeschlossen, daß dabei auch lat.
intra mit in Frage kommt; zur Bedeutung vgl tri a beare
(Ar. n, Nr. 19, 8) „um zu trinken^ ti pgradz „fär Geld''
(Ar, n, Nr. 15, 10).
Bemerkenswert ist, daß tr^, tri, tre, tru auch im Dr., hier
als Präfixe, und, was besonders heryorzuheben ist, zweifellos
— 442 —
in Yertretung von lai izans nachzuweisen sind; vgl dr. tnmit,
tremit, txftmit» tromit (Qasi Ind.), letzteres mit u allerdings
wohl nar wegen des Labials. Man kann daher firagen, ob
nicht in den aromanischen Formen — in einzelnen Fallen —
auch lat. trans enthalten sei, doch ist die Elärang dieser
Frage einer syntaktischen Untersuchung zuzuweisen. Am
Olymp herrscht trg, tg, ti.
Im Meglen wird pentru ebenfalls nicht gebraucht, seine
Funktion hier durch di vertreten; vgL di noi „for uns" (Jb. Y,
145, 1). Im Istrischen yerzeichnet Byhan (Jb. VI, 305) ein
pentru, pintru „für, durch** (bei Majorescu) als unwahrscheinlich.
pe, pre „auf".
Im Altmmanischen erscheint npt im Cod. Vor. 13 Mal
und stets in der angefahrten Form; nfiiHifi;kSKjk,i (IV, 10), auch
im Cod. Schei. so, npiKAA«k (I, 1), npiKaAi (LXXXVUI, 42).
Die Form ni finde ich zuerst in einem UrisoT de jud. Ton
1626, nicraHHS/i (Gast. 74, 15). Der Ausfall yon postkonso-
nantischem r in unbetonter Silbe ist, den LiteraturdenkmSleni
nach, yerhältnismaßig jung, doch dürfte er, nach Stinghe
(Jb. lY, 249), schon urrumänisch dialektisch gewesen sein.
Im heutigen Dr. bestehen die Formen pre, pe, pi, pi, von
denen pe die in der Literatursprache, sowie auch neben pi
in der Moldau gebrauchlichste, pä die in der Walachei ver-
breitetste ist
Dr. pre beruht auf lai per und gehört somit zu dem
alten Erbgut des rumänischen Wortschatzes. In den ▼e^
wandten Sprachen vgl. itaL aspan. prov. a&anz. per, nfir. par.
Weigand sagt (Jb. IV, 248), die etwas auffallende Metathese
per ]> pre verdanke ihren Ursprung wahrscheinlich Bildungen
wie prin aus *per in, preste aus per extra, doch muß die
Form pre schon vor der Entstehung yon prin (s. d.) und preste
existiert haben, da beide erst in rumänischer Zeit entstanden
sind, indem sie mit pre ]> pri zusammenwuchsen. Will msn
bei pre Metathese annehmen, so ist diese, eine gemeinroma-
nische Erscheinung (Diez, R. Spr. U, pag. 536 ff. Gröbers
— 443 —
Ztschn XXII, pag. 465 £) ja auch im Bomänischen oicht selten,
indessen dürfte nach meinem Daf&rhalten in pre gleichwohl
nicht immittelbar Metathese Yorliegen. Lai pro wurde durch
Metathese gemeinromanisch zu por, im Rumänischen, hier nur
als Präfix erhalten, zu pur in pnrced (lat procedo). Es kann
demnach nicht wohl einleuchten, daß ein schon vorhandenes
lat per zu pre zur&ckgeformt worden wäre. Lat. per >> rum.
pre unterlag somit einer anderen Entwickelungsbeeinflussung,
die ich als vom lat Präfix prae- ausgehend annehme. Während
die Präposition prae schon so früh ausstarb^ daß sie nicht nur
for das Rumänische, sondern auch für die romanischen Sprachen
überhaupt yerloren gegangen ist, hat sich das Präfix prae- in
einer Anzahl lateinischer Erbwörter des Rumänischen erhalten
(ygL a preface, a precepe, a prelinge u. a.). Die syntaktische
Tonlosigkeit der Präposition im Rumänischen läßt diese viel-
fach dem Präfix gleichwertig erscheinen, und so war ein lat
prae- >' pre- wohl imstande, aus lat per nun. pre erstehen
zu lassen. Die Vermischung von prae- und per- zeigt schon
das Lateinische; vgl perlongus und praelongus „sehr lang",
percantus und praecautus „sehr vorsichtig", permollis und
praemollis „sehr sanft". Daß besonders häufige Präfixe die
Entwickelung der entsprechenden Präposition beeinflussen
köimen, liegt nahe und scheint auch bei In der Fall zu sein.
Densufiaiiü (Hist de la langue roum. pag. 183) denkt an eine
Vermischnng von lat per mit pro und sagt: „En roumain,
comme dans une partie du domaine roman occidental, on con-
state une confdsion de pro avec per. Dans cette langue oest
pro qui a et6 absorb6 par per."
In den dr. Dialekten zeigt die Präposition besondere
Formenfalle im Banatischen; vgl pe neben pi^ sowie p|^;
femer p9, und pre, prg, pri, die selten sind, endlich prg. An
der Theiß ka p-un drgguts (Samoschd. 48, XS). Die Eörösch-
nnd Maroschdialekte bieten pe, seltener pie; am häufigsten
ist p2, vereinzelt findet sich p^, und in Ro^ia (Bihor) und
Damef sogar pa, indem vortoniges 9, gleichviel ob es auf e
oder a beruht» zu a wird (Jb. VII, 48). Femer kommen noch
— 444 —
prg und pri vor. Im Baiiat zeigt sich, daß in den meisten
Ftiilen dort, wo die Formen mit gedecktem Vokal, alao prj,
P9, herrschen, auch pn^tm, wo pe herrscht, pentra, pintra
gefdnden werden. Dementsprechend erscheint auch yieUach
Ar dr. de in ersteren Gebieten dg, in letiteren d^f, wie finlhor
gezeigt
Abweichend hiervon kommt in Bnska pp neben einem
dzg Yor, was sich ans der ungleich weiteren Yerbreitong dieser
Form gegenüber dp erklärt In Serbien herrseht pi, pe (Jb. YU,
60. 62), in Bulgarien pe (Jb. YU, 63). Im Olttal acheint pe
die häufigere Form zu sein, doch wandelt sich dabei gewöhn-
lich pe >> P9, wenn der Präposition ein Labial folgt (Jb. V,
189). Die Moldau zeigt pi, auch pe und pg; pi sup*S9ri pi
sup-lun^ (Jb. IX, 222).
Das Aromunisohe hat pri, pre, pi, pe; pri undpi, ent-
standen durch Sohw&chung von e in satzunbetonter Silbe, sind
zwar noch urrumänischen Ursprungs, aber jünger, als die
Formen mit e. Am Olymp ist nur pre und pri gebrauchlich.
Die Bedeutung der Präposition ist hier fast durchgängig „ao(
oben auf'', und anknüpfend hieran yermutet Meyer-Lübke
(Gröbers Ztschr. XXII, pag. 496), daß, da sich in den alten
Quellen öfter ein pre auch f&r spre finde, dieses pre eigent-
lich spre sei, welches unter Bedingungen und aus Gründen,
die noch klar zustellen seien, sein s aufgegeben habe.
Im Meglen entspricht pri, Yorwiegend „auf; pri kal »zn
Pferde", pri prak „auf der Schwelle'', doch auch pri vale „am
Bache" (VI. M. 73, 14), wie im Dr. hier pri domnu „bei Gotk",
lai per deum.
Im Istrischen vgl. pre, pri „auf, in, gegen"; pre k9le
„auf dem Wege", pri skgnt „auf dem Tische" (Jb. 1, 144), pn
SU okna „unter dem Fenster" pre vjle „auf den Boden herab**
(Jb. I, 8, 4), pre tot 16ku „nach allen Richtungen" (Jb. VI,
917). Ein Kompositum mit kroat po ist prepo „yermittelst^,
worin pre- verst&rkend zu wirken scheint (ibid. 318).
Bemerkenswert ist istr. pre- f&r sonstiges mm. spre* in
der zweiten Dekade der Numeralien: urprez^tse „elf* eto.
— 445 —
Wenn diese Formen, die Weigand nicht kennt, bestehen, so
mnfi befremdlich erscheinen, daß sich nur hier das Istrische
dem Bau des Gemeinromaiiischen enteiehen sollte. Byhan
sieht in diesem pre- lat. per (Jb. VI, 317), doch dürfte hier
wohl nnr das s Ton spre (s. d.) gefallen sein zur Vereinfachung
der schwierigen Grappe -ispr in urspres^tse, worauf ffir die
übrigen analog gebauten Numeralien der nämliche Proseß eintrat.
preste, peste „über^ (stri).
Der Cod. Yor. enthalt die Präposition nicht. Im Cod. ^cheL
finde ich nicrpi nur einmal (VIII, 2), niel^pfTOTn'kU'kHTSii;
Coresi hat an entsprechender Stelle dpi, im Cod. Schei. tritt
bei dem angeführten, in demselben häufigen Ausdruck, f&r
dieses fipfCTf sonst fipicnpi ein. Auch im Cod. Levü fehlt
das Wort (Gast 3fiL). Erst in dem Cuy. p. cur. von 1614 er-
scheint npfCTi (Gast 50, 2), npfcri toij^, und wird von da
ab häufiger in der Literatur; vgl. nptLCTf bei Meletit 1644
(Gast 111, 8), bei loan din Vin» 1683 zuerst niCTf, mit Fall
des r (Gast 270, U), und bei Cantemir cnpfcrc, 1698 (Gast 323,
20); neuer ist npic*rk (Gast b. 231, 10).
Nach Cihao ist preste ein Kompositum aus lat '^er extra,
welches so nicht bezeugt ist Miklosich (Beitr. 1, 15) denkt
an per-tranS) womit das s in preste nicht erklärt wird. Tiktin
dagegen — ihm folgt auch Meyer-Lübke (Gram. III, pag. 490) —
sagt (Gr. rouL § 306, 3): „peste, din pre ^ spre, de aceia
la eei recU Incä prespre, prespe, preste." Cihacs Er*
klärong, welche lautlich einwandfrei ist, findet sich auch bei
Diez (EL Spr. II, pag. 757), bei Geheeb (Jb. V, 40) und Byhan
(Jb. VI, 318). Meyer-Lübke (Gröbere Ztschr. XXII, pag. 496)
sieht in dem zweiten Eompositionsglied -strä eine Vermischung
Ton extra und trans, und fcQirt nach Karl Hamps lat Präpo-
sitionenverzeichnis (Arch. f. lat Lex. V^ 321 — 868) das als
Tulgärlateinisch, wenn auch schwankend bezeugte extrans an,
welches sich lautlich ebenso, wie extra, zu strä entwickelte.
Das Spraohgeftthl fftr die Entstehung von strä ging früh ver-
loren, sddaß sich auch ein strämos entwickeln konnte gegen«
— 446 —
über dem spaD. tranBabuelo, portg. tresayd, afranz. ires-aiTe
„Urahn*'. An ein Präfix extra- möchte ich, trotz ital. straya-
gante, straordinario, bei diesem Worte nicht denken, nnd eher
in preste eine Eompromißform zu *per-extra und *per extrans
sehen, in welchem letzteren '^'extrans bereits strä geworden
war, bevor es mit pre vexBchmolz; prestrfi ]> preste ist also
als alte, rumänische, durch Zusammensetzung gebildete Form
anzusehen. In preste, prestre, peste hat sich im Auslaut e ftr
das etymologisch richtige ä eingestellt nach Analogie von
intre; r konnte, wie auch sonst, fallen.
In den dr. Dialekten entspricht banatisch pest'^ b&Q^;
pest'g vyrful d'^alului (Jb. IV, 312 XXIX); femer pjstj und
prgstg; P9st9 multse d^lur (Jb. IV, 319 L). Die gedeckten
Vokale weisen auf Bildung mit pp, prp (s. pre). In Serbien
findet sich für peste oft pistg, in St Anna (bei Maros Va8a^
hely) hörte Weigand peSte (Jb. VII, 58), in der Moldau neben
peste und häufigerem pisti noch piäti (peäte); in walachischen
Orten p^sti und p^sti (Jb. IX, 187).
Das Aromunische bietet peste, häufiger pisti „über'';
pisti fatsg „auf die Wange** (Ar. II, Nr. 14, 7).
Das zweite Element der Komposition, sti oder stri, ist
hier noch eine selbständige Präposition; sti ohne Liquida in
satzunbetonter Stellung; vgL era ng ärbur^ stri 'nj dz^(
„es stand ein Baum auf einem Bei^esnrficken** ((3asi b. 269, 35),
und sti lume „auf der Welt** (Gast. b. 272, 39). In Vlacho-
Livadhon vgl pristi (VL M. 35), welches in den OL-WaL
nicht verzeichnet ist, doch finde ich in den Liedern von
Vlacho Klisura peste; peste lilitSile toate (OL-WaL XXXI, 3).
Im Meglen zeigt sich pristi „auf**; pristi kap „auf dem
Kopfe"; pristi npapti „mitten in der Nacht** (VI. M. 35).
Das Istrische hat preste, wie im Dr.; preste kf „über
das Pferd** (Jb. I, 138, 18).
prin „durch*.
In den ältesten Quellen erscheint np1lj|w, npHj^, npi'.^H, im
Cod. Vor.; im Cod. Schei. ist die Präposition npH«f selten,
— 447 —
npH^ KOA0H (X, 2) „in den Wäldern''; bei Goresi finde ich
sie nicht (Gast 10£). Der Cod. Leyit hat npi ^ (Gast 4, 5),
ebenso der Cod. Praz.; im Cod. Sturdz. (Katech.) findet sich
nptH neben npf ^ (Gast 40, 13), femer, im Jahre 1625, npiH
bei Ureehe (Gast 73, 9), sowie ebendort hhh (Gast 71, 30),
welches heute noch in den dr. Dialekten besteht, hhh ni^Ai^pf
„durch den Wald"*. Aach Evstratie 1632 hat npiH (Gast 78,
18). Die Form niH hat noch Sava (Gast 217, 20) Ton 1675,
niH TkprS „auf den Markt".
Die Präposition prin hat mit lat per in, wie Den8U|iianu
(Bist de la langue roum. pag. 171) anführt, unmittelbar nichts
zu ton, sondern ist, höchstwahrscheinlich in schon urromä-
nischer Zeit, aus pre in entstanden, da sie auch im Aromu-
nischen, Meglen und Istrischen vorkommt Auch Byhan setzt
far prin ein lat per-in an (Jb. VI, 319). In den westroma-
nischen Sprachen sind entsprechende Bildungen nicht vor-
handen. Die alte Form npiH neben npHH gibt nur eine
offenere Aussprache des i an, da sich in den nämlichen Texten
far primäres i die Formen mit e finden; nHH zeigt den be-
kamiten Ausfall von postkonsonantischem r.
Im heutigen Dr. bedeutet prin „durch"; prin paduri §i
prin campun. Vor Vokalen tritt meist printru (s. d.) daftr
ein; printr' Insul, weil in gleicher Weise, wie es bei In der
Fall war, auch hier die Nasalierung eingetreten wäre und ein
pr^ geschaffen hätte, welches nicht lebensßUiig geblieben sein
würde.
Dialektisch entspricht im Banatischen pr^, prin, pin.
Der auslautende Nasal folgt hier vor Gutturalen und Labialen
den Veränderungen, welche bei In beobachtet wurden; also
prjn lakrim (Jb. III, 265, 21), aber pifi-grg^j (Jb. IV, 317
XLV); ebendort pim pom ß^ pim mgrgtöini. Wo prg ge-
sprochen wird, herrscht pr^n, wo pre, pri, zeigt sich prin, pin.
Ein Kompositum prifikrestül „querdurch", im nördlichen Trans-
silYanien (Jb. VI, 40), enthält magy. keresztül. In Serbien
und Vilcea hörte Weigand ppn in dupun (de prin; Jb. VII, 58)
in Dolj pin (Jb. VII, 79, LI); in der Moldau far prin einmal
— 448 —
Pf n (Jb. IX, 188)| Bonst pm; trek pin sat ka pin padnri i^
pin fl^k^ü kft pintre lej, S9 pin fi^ti ka pin Ketri (Jb. IX, 222).
Das Aromnaisohe hat pfin ^über^ selten; meist tritfc
dafftr pitu eis; imn& prin p^eate ,ier ging über den Hatkt"
(Ar. II, Nr. 118, 1)» Am Olymp scheint prin in fehlen.
Im Meglen ist prin ftbUoh; prin badz^ „durch den Kamm
hindurch''; prin pgzQtUti „über den Markt hin** (VL M. 35).
Auch das Istrisohe hat prin; prin kgas^ (Jb. VI, 319).
printre „zwischen".
t)er Cod. Vor. und der Cod. Schei. kennen ein npHNTpi
nicht; erst die späteren Tejcte zeigen die Präposition; nach
Gaster zeigt sie zuerst die Geogr. Ard. aus der Zeit Ton 1660
bis 1680 (s. p. 178, 18), npHHTpc AM'fcCTfA'KASpc.
Die Form printre entstand als Kompositum in dako-
ramänischer Zeit aus pre Intre, die Entwickelung ist prentre
> printre.
Dialektisch findet sich im Banatischen pr^trj
„zwischen" (Jb. III, 280), in Muntenia puntre; pyntre kolUt
(Gssi b. 259, 1).
Im Aromunischen ist die Präposition nicht bekannt;
hier vertritt ntre ihre Stelle, welches ja auch im Dakorumä-
nischen in der Form tntre vielfach printre vertreten kann.
Auch das Meglen hat die Präposition nicht und im Istrischen
verzeichnet sie Bjhan zwar (Jb. VI, 319) und fuhrt nach Nanu
ein „ras;i^t^ä printre bas" an, doch ist die Existenz des Wortes
in diesem Dialekt gleichfEdls sehr zweifelhaft. Printre wird
hach alledenl eine ziendich moderne, dr. Bildung sein.
spre, asupra, despre Inspre (arom. sprima).
In den ältesten Denkmälern erscheint cnpi im Cod. Vor.
häufig, seltener cnpH (Cod. Vor. XLIY, 1) cnp'f (ibid. XXXII, 11^;
als Eompositionsglied tritt es in npf cnpi (Cod. Vor. XVHI,
i2S.) hervor. Auch der Cod« ^chei. hat häufig cnpi; cnpi-
AOMhSa (II, 2S.\ der Cod. Levit dagegen zeigt sie nicht
(Gast. 3 ff.)) während der gleichalterige Cod. Stuidz. von 1550
cnpf hat, cnpiAH (Gast. 1, 15), ebenso wie Coresi cnpcUHHi
— 449 —
(Gast 10, 6). Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderfcs bieten die
Denkmäler ein npccnpf „auf** (Cod. Vor. XVllI, 12 f.; Cod.
Scbei. XL VI, 8. CVU, 6 ff.), welches durch Zusammenwachsen
von npi mit cnpi entstand. Bemerkenswert ist dazu ein npf
cnpt7roT8nku;&HTSA im Cod. Sturdz. (Gast 2, 20).
Zur lautlichen Erklärung leitete Cihac spre aus lat. ex-per
ab, was an sich nicht anfechtbar wäre; ihm folgten hierin
Miklosich (Lautl. V, 20), Tiktin (Gr. rom. § 316, 3), Philippide
(Ist limb. rom. I, 104). Auch Diez (Rom. Gr. II, pag. 483)
faßt spre, aus ex-per, als „Verstärkung zu pre, pe, vornehm-
lich für versus ad^ auf und Geheeb (Jb. V, 45) sagfc: „In spre
und spreste begegnen wir zwei ebenfalls vom Rumänischen
erat geschaffenen Präpositionen, deren anlautendes s offenbar
lat ex ist** Weigand setzt spre < lat supra an (OL- Wal. 74).
Mejer-Lübke, dem diese Ableitung entgangen zu sein scheint
fahrt aus (Gröbers Ztschr. XXII, pag. 492 ff.), daß sich ex nur
äußerst selten in lateinischen Zusammensetzungen von Präpo-
sitionen (exadversus, econtra) findet, weil bei der Entstehung
der prapositionalen Verbindungen im Romanischen ex schon
im Aussterben begriffen war. Femer eignete sich per seiner
Bedeutung nach überhaupt nicht zur Verbindung mit einer
zweiten Präposition, wozu noch kommt, daß die Bedeutung
^^^ »gegen'' für per nicht paßt Es wird daher unter An-
fährung reichlicher' Belegstellen, für spre „über auf und
„gegen'' als Etymon lat süpSr angesetzt.
Diese Erklärung ist nun wohl zutreffend, läßt aber manche
Schwierigkeiten unerörtert Ich nehme mit Weigand an, daß,
aus Bedeutangsgründen, zur Erklärung von spre super allein
nicht ausreicht, sondern gleichzeitige Einwirkung von
lat supra angenommen werden muß. Allerdings wurde supra
(itaL aopra (sovra), afranz. so vre, aspan. sobra) durch süpSr
(span. portg. sobre, altit sor, franz. sur) verdrangt da aber in
spätlaieinischer Zeit supra noch weit gebräuchlicher war, als
saper, so ist die Aufnahme von supra ins Urrumänische nicht
nur wahrscheinlich, sondern durch das Adv. asupra sogar un-
mittelbar erwiesen. Dem Italienischen ist super fast fremd,
Weigand, 10. Jahresbericht. 29
- 450 —
es ist hier nur in Neubildungen mit der romanisierten Partikel
vertreten (Diez II, pag. 717).
Für lat. super > spre sprechen die lautlichen Gründe;
supra hätte sprä ergeben müssen, eine Form, die allerdings
dialektisch auch häufig genug vorkommt, hier aber modern
sein kann, da e durch Einwirkung von r dialektisch zu a
werden kann, allein die Wechselwirkung der einzelnen, auf
-re und -rä ausgehenden Präpositionen ist, wie früher mehr-
fach gezeigt, so sicher, daß eine auf -re ausgehende Präpo-
sition ebensogut von der Wurzel -ra kommen kann, wie um-
gekehrt; z. B. sicher in c&tre statt catra aus contra.
Es ist aber weiterhin auch beachtenswert, daß neben spre
nicht ein spe zu finden ist, analog lat per ]> pre ]> pe. Diese
Bewahrung des r in spre weist auf supra, dessen ur-
rumänische Form, von vornherein durch pre beein-
flußt, zu spre wurde. Den ungewöhnlichen Schwund des
u führte die Tonlosigkeit der Präposition herbei Aus gleichem
Grunde ist !n in den Dialekten ohne VokaL Auch die Be-
deutung spre „gegen" aber weist auf den Einfluß von supra;
vgl. lai supra modum „über das Maß hinaus", supra morem
„gegen die Gewohnheit"; beiLivius supra Caput venire „über
den Hals kommen"; cfr. dr. asupra „gegen".
Die Existenz von spre im Urrumänischen wird sicher
erwiesen in der Bildung der rumänischen Zahlwörter von elf
bis zwanzig, wenn es auch als Präposition im Meglen und
im Istrischen nicht mehr vorkommt. Im Aromunischen
findet sich außerhalb der Numeralien noch eine weitere Spur
von spre in der Präposition sprima „gemäß", die im Cod. Dim.
(hier CJtQ^fia geschrieben) mehrfach begegnet; vgl. sprima
kare (Jb. I, XIV, 6); sprima lukgrg a loru (Jb. IV, XXV, 9^;
sprima tsi §-are siminatg (Jb. VI, IC b, 24), sprima bünile
(ibid. 25); sprima bunesle ka^esün (ibid. C, 6). Ich möchte
sprima für ein Kompositum von arom. spri mit ma, welches
letztere dem dr. mai entspricht, halten; spre ist also altes Erbgui
Ein cSnpa fehlt im Cod. Vor., findet sich aber sonst in
den älteren Denkmälern, so in fi^iC\infiA (Cod. Schei. XVD, 17),
— 451 —
weiter cSnpA UA bei Dosotheiu 1680 (Gast. 247, 31) und cSnpa
Bp'kXCuauJHAWp (ibid. 41). Auch ac^npa und fi^iAC^nfiA sind
in den beiden ältesten Denkmälern nicht enthalten, ac8npa
findet sich zuerst bei Dreche um 1625, acSnpA a8h Oti^ah
(Gast.. 71, 5).
Eine weitere Komposition mit spre hat das heutige Dr.
in despre „über, in Betreff". Im Cod. Vor. findet sich fi^icnfii
zweimal, im Cod. Schei. scheint es zu fehlen. In den ver-
wandten Sprachen ygl. span. desobre. Meyer-Lübke, sowie
neuerdings Densusianu (Hist de la langue roum. pag. 172),
stellen despre unmittelbar zu lat. desuper, sodaß man ein ur-
rum. *de8upre anzusetzen hätte, welches als dreisilbiges, pro-
klitiscbes Atonon durch Silbenreduktion zu despre geworden
wäre. Sollte dr. despre unmittelbar aus desuper herzuleiten
sein (Grob. Ztschr. XXII, 495), so müßte sich wohl super >
spre gleichzeitig damit entwickelt haben, aber im Aromu-
nischen und im Meglen fehlt despre vollständig, während
spre überall vorhanden war. Es ist demzufolge viel wahr-
scheinlicher, daß zunächst nur spre entstand, und despre, wenn
nicht aas einem einfachen Zusammenwachsen in dr. Periode
aus de mit spre, erst später, vielleicht unter Einwirkung des
Adv. desupra, sich bildete.
In den Dialekten zeigt das Aromunische nur adv.
^^prg, desuprg, asupra „oben"; das Meglen suprg mit dem
charakteristischen Abfall des anlautenden a, sodaß hier nicht
direkt ein supra zu Grunde gelegt werden darf. Papahagi
Terzeichnet noch disuprä (Megl. Rom. p. 76), sowie ein disupru
nde asupra" und pri disupru „pe de asupra", beide in der
Form analogisch zu dupu, kutru (s. cätre). Für das Istrische
bezweifelt Byhan (Jb. VI, 356) die Existenz eines supra, das
Majoresca hat, es erscheint aber ein dispre, despre (Jb. VI,
206) als Präposition neben desupra adv. (Jb. VI, 207). Daß
der Dialekt das Wort hat, erklärt sich daraus, daß das Istrische
sich später, als die anderen Dialekte vom Dr. getrennt und
infolgedessen mit diesem noch manches gemeinsam hat, was
den anderen Dialekten fehlt.
29*
— 452 —
Eine andere Komposition mit spre ist noch dr. inspre
„gegen^ in der Richtung nach**, welches bei Gaster nicht Te^
zeichnet isi
Im Aromanischen erscheint ein spri ab Präfix; spridzor
„falsch schwören ''y spritund „durchbohren*', spriling „ablecken'^,
sprilufig „länglich". Geheeb (Jb. V, 40) vermutet hier supra,
doch können sich, vergleicht man lat. pertundo, perjuro, per-
longus, Zweifel regen, ob spri- hier überhaupt dem dr. spre
entspricht, und nicht vielmehr an lat per ^ pre mit parasi-
tischem s zu denken sein möchte, so sicher wenigstens for
sprilung (ital. spilungone, sizil. spirlungo cfr. Körting Wtb.)
nach Weigand (01-W. 59): „Wenn sich s vor Substantiven,
Adjektiven und Pronominibus findet, so hat man es zweifel-
los mit einem parasitischen s zu tun." Bei den Verben
spridzur, spritund liegt gleichfalls sehr wahrscheinlich peijnro,
pertundo zu Grunde mit Zutritt von verstärkendem s, wonach
sich spriling bilden konnte.
sub, supt „unter".
Im Cod. Vor. erscheint nur einmal cSnrS (CLXIII, 7), im
Cod. Schei. öfter, cSnx^UkHtfiiCAopk (CV, 42), c8nT8noAHoacif
(XCVm, 5). Bei Coresi c^nxk oruspc (Gast 24, 19); c8n
im Cod. Schei. (XLIV, 6) cHnTHpi „unter dir". Auch später
noch, cSnHipio bei Dosotheiu 1683 (Gast 268, 11), sowie ein
COHTO, mit altem dialektischen o für u, wie häufig in den
Denkmälern, conro CfUHO cnoHtL (Gast 175, 18).
Zur lautlichen Entwickelung vgL lat sub, welches schon
vlt SU wurde und urrumänisch blieb. Im Dr. ist su nur noch
als Präfix (vgL suire <C lat subire), sonst nur dialektisch
üblich. Im Aromunischen und Istrischen ist su noch als selb-
ständige Präposition bewahrt, falls es sich hier nicht um
sekundäre Bildung handelt In den westromanischen Sprachen
vgl. span. (veraltet) so, so las copas, so pretesto u. a.; poitgi
sob. Die Bemerkung bei Diez (R. Sp. II, pag. 757), daß lat
sub gemeinromanisch später durch subtus verdrängt wurde,
gilt auch für das Rumänische mit Bezug auf supt» das je nach
— 453 —
dem folgenden Anlaute variiert erscheint. Die Entwickelang
ist lai subtas, gespr. suptu ]> snpi Die übliche Schreibung
Bubt ist etymologisch, gesprochen wird supt Der Dental von
Bupt fiel vor folgendem Konsonanten dergestalt, daß vor
folgendem Stimmhaften sup > sub, vor folgendem Stimmlosen
8up unverändert, vor Labialen durch weiteren Verlust des
Auslauts SU erscheint, welches dem alten su gegenüber also
sekundäre Bildung isi Vor folgendem Vokal blieb supt un-
verändert Parallelen zu diesen rumänischen Bildungen bietet
das Spanische in sonrodar, sonreirse, socavar, soterrar, subiretc.;
in den übrigen romanischen Sprachen vgl. zu lat. subtus itaL
sotto, altportg. soto, prov. sotz, afranz. soz, nfranz. sous.
Im Dr. findet sich vielfach die Verbindung pre sub; pre
sab poalele „am Saum*', schon altrum. npf cSn Hfpio (Gast 268,
8); femer de supt, de desapt, dedesuptul „unterhalb^.
In den Dialekten hat das Banatische supt; supt koritg
(Jb. III, 277) „unter den Trog**. Im Olltal vgl su, als sekun-
däre Bildung, verzeichnet von Pu|cariu (Jb. V, 190). In der
Moldau und Dobrudscha herrscht supt, sup, neben welchem
auch, ein pi sup (s. pre) gebräachlich ist; supt umbrg (Jb. IX,
218), pi 8up-S9ri pi sup-luny (Jb. IX, 222).
Das Aromunische bietet zahlreiche Formen; vgl. sumtu,
suntu, sum, sap, sab, sun, su; letztere wie bemerkt, vielleicht
alte, ererbte Präposition; sum meru §i sum gutün „unterm
Apfelbaum und Quittenbaum" (Ar. II, Nr. 22, 11), sun n9
frundzf „unter einem Zweig** (Ar. U, Nr. 22, 12); su str^ah^
„unter das Vordach^ (Ar. U, Nr. 118, 12). Arom. sumtu konmit
über *8amptu, mit analogischem m, nach strimtu xTstrinctus etc.,
wie auch vimtu xTventu. In suntu ist der labiale Nasal dia-
lektisch wegen t zum dentalen geworden. Am Olymp herrscht
sab, suptu, suntu. Bojadzi hat sub und presub, offenbar durch
das Dr. beeinflußt (Jb. II, 136).
Das Meglen zeigt sup; sup r^p^ „unter dem Felsen**
(VL M- 70), sup nfija „unter dem Schnee"; di sup; di sup
r9P9 „unter dem Felsen hervor" (VL M. 71). Daß hier nur die
Form mit Stimmloser im Auslaut belegt ist, ist wohl nur
— 454 —
Zufall^ denn das im Dialekt herrschende Auslautgesete kommt
bei Präpositionen nicht in Betracht
Im Istrischen ist altes su wahrscheinlich erhalten, mit
wechselnder Bedeutung; vgl su Rim „nach Rom" (Jb. 1, 140,
4); SU vos „am Wagen" (Jb. I, 136, 5). Dem megl di sup
„unter hervor" entspricht hier di su „von weg"; di su vos
„vom Wagen weg" (Jb. I, 136, 8). Es ist übrigens nicht un-
möglich, daß istr. su in der Bedeutung von ital. su „auf" be-
einflußt wurde.
B. Fremde Präpositionen.
a/nangia di „gegenüber".
Die Präposition a/nangia di „gegenüber" findet sich nur
im Aromunischen ; vgl. §idzü a/nafigia de palate „er setzte
sich dem Palast gegenüber*^ (Petrescu, Mostre II, 34, 29). In
Weigands Arom. Wörterbuch (Mskr.) ist die Form aTnanea
angegeben, die wohl aus der angefahrten vereinfacht ist Das
Wort stammt aus dem Neugriechischen; vgl. dyt^ävria adv.
„gegenüber" (gespr. a/nändia), der Übergang von d' zu g
kann im Aromuaischen, wo sonst palatale Dentale nicht vor-
kommen, nicht befremden.
altal „durch".
Im nordwestlichen Siebenbürgen an der magyarischen
Sprachgrenze findet sich die Präposition altal „durch" (Jb. VL
40), das ebenso, wie prifikrestul (s. prin) aus dem Magyarischen
(altal „durch") entlehnt ist
anamesa di „mitten in, auf".
Im Aromunischen wird häufig die Präposition anamesa
di „inmitten von*' angewendet, meist mit Abfall des a, namesa
di; vgl. namesa di amare „mitten auf dem Meere" (Jb. VI,
114, 12); namesa di bisearikg „mitten in der Kirche" (C!od.
Dim. CXlVb, 10); ferner nämisa di tSeräle „mitten auf dem
Marktplatz" (Ar. II, Nr. 85, 1). Das Wort stammt aus dem
Neugriechischen, avafisöa „mitten in". Femer findet sich noch
— 455 —
ta mes^ di „inmitten^ (Jb. U, 171), mit anderer Bildung,
yermittelst mese f. „Mitte".
do „zu".
Slay. do (c gen.) „zu, bis" findet sich besonders im Istri-
schen als selbständige Präposition, aus dem Kroatischen ent-
lehnt ähnlich wie po (s. d.); do sto let „nach hundert Jahren"
(MikL Sl. EL, pag. 59). Im Dr. ist do nur dialektisch, und selten,
z. B. in Gk)[j: mgi do biserik^ „näher an der Kirche" (Jb. VII,
83), wo aber stets Toraufgehendes mpi mit gebraucht wird.
In einer eigenartigen Funktion erscheint do als selb-
ständige Partikel im Banati sehen in den Gemeinden Mehä-
dika und Verendin in der Kraina und Bania (Alma§), den
sogenannten o-Gemeinden Weigands, sowie in der Kleinen
Walachei (Godeanu), wo sich bisweilen ein dem part pf. vor-
gestelltes do findet (Jb. III, 232), am do vgdzut, am do dz|}s;
am do g^tat (dr. am vSzut, am zis, am gätat), worin Weigand
(Jb. III, 232) eine Nachahmung der Bedeutung des magya-
rischen meg sieht, für das slav. do benutzt wurde. Dieses do
kommt auch beim Präsens vor; sä do isprävesk (Jb. VII, 48).
Weigand bemerkt hierbei „sollte sich die Partikel auch in
der Großen Walachei finden, dann ist ihr magyarischer Ur-
sprung nicht aufrecht zu halten, während sie in der Kleinen
Walachei nicht befremdet".
Einen ganz ähnlichen Sprachgebrauch finde ich im Meglen
von Papahagi (Megl. Rom. p. 77) verzeichnet, welcher eine
Partikel du anfuhrt als „prefix la unele verbe, ca sä Intä-
reascä si mai mult actiunea lor"; das Beispiel ca s-la du
sp^lä. dr. „si dupä ce va fi spälat" entspricht ganz dem, was
sich im Banatischen findet. Da dieses du (do) beim Vprbum
einen perfektiven Charakter zeigt, wie ihn auch slavisches do
als Verbalpräfix oft hat, so scheint mir hier slavischer Einfluß
vorzuliegen.
Impotriva „gegen".
Obgleich diese Präp. eine rumänische Bildung ist, fahre
ich sie hier mit an, weil ihr Ursprung doch im Slavischen liegt.
— 456 —
In den ältesten Denkmälern erseheint j|wnpoTHRa im Coi
Vor. nur einmal, jf^nOTpHBa hSum^h (LXXV, 7); auch im
Cod. Schei. ist das Wort selten, ich finde ^npoTHRA^ti^CM
(CXLVII, 7), als substantivische Präposition. Die Bibelüber-
setzung von 1648 zeigt in der Parallelstelle zum Cod. Vor.
cnpc (LXXV, 7), die von 1688 bat K'krp'k. Coresi schreibt
^nOTpHBa (Gast. 17, 9), die älteste Form mit der Metathese
der Liquida. Der Cod. Levit. hat j^npoTHsaU'k (Gast 5, 38);
die Paleea j|wnpoTHBaHrrk^fH (Gast. 67, 28); Ureche ^unpo-
THBa (Gast. 69, 41), Evstratie ^npoTHBa aI$h (Gast 122,39).
In den Dialekten ist keine Spur der Präposition zu be-
merken, dieselbe ist also als lediglich dakorumänisch auf-
zufassen, und zwar als alte Bildung, da sie bereits in den
ältesten Denkmälern in der jetzt üblichen Weise und Bedeu-
tung angewendet ist
Zu gründe liegt das rum. protivä subst „Vergleicb",
welches aus dem Altbulgarischen stammt; altb. npoTHBiK ist
die Akkusatiyform eines (im Nom. nicht belegten) npoTMfU
„comparatio", es heißt also In protiya wortlich „im Vergleich
zu", woraus sich weiter „gegen, gegenüber" entwickelt hat
Zu altb. npoTHBx; vgl. noch adv. npoTHBik „gegenüber". Im
dr. Impotriva zeigt die Metathese der Liquida eine im Bomir
nischen häufige Erscheinung, daneben hat sich indessen auch
die alte Form protiyä „Gegenteil" in Siebenbürgen erhalten,
ebenso in protivnic „Gegner".
In aleanul „gegen".
Die Präposition kommt nur im Altrumänischen vor. Der
Cod. Vor. hat .f^HTpAAtCHb (LXXV, 9) adv., im Cod. ScbeL
fand ich das Wort nicht; der Cod. Levit zeigt j|iaA*kH8ABOCTpoif
(Gast 5, 13), 4^aA'kHi$iiM'fcov(Gast 5, 12), .fwaAtLHSAAop (ibid. 39).
Zuletzt erscheint das Wort bei loan din Vinti 1683, ^aa*Kh
(Gast 270, 32).
Die Präposition beruht, wie Impotriva, auf einem Sub-
stantivum, welches als Lehnwort ins Rumänische übergegangen
ist; vgl. rum. aleanü „Widrigkeit, Ungemach", aus dem ms-
— 457 —
gyarischen eilen „gegen, Feind". Das e ging rumänisch im
unbetonten Anlaut zu a über, das offene magy. e (f) wurde
ea. Im heutigen Dr. vgl. alean „Feind*' und „feindlich".
Jimi „bei".
Papahagi verzeichnet (Rom. din Megl. pag. 49) eine Prä-
position des Meglen, jimi, dr. „pe"; jimi domn „bei Gott";
jimi t^sta ppini „bei diesem Brot". Papahagi fuhrt an ange-
gebener Stelle noch jimi treili s^m^ „bei den drei Heiligen" an.
kata „gemäß".
Im Aromunischen findet sich yereinzelt ein kata „nach,
gemäß", als Entlehnung aus dem Griechischen, xara. Vgl.
cata ursita a amiräului „nach dem Befehle des Kaisers"
(Petrescu» Mostre II, 13, 12), cata dzica „gemäß dem Aus-
spruch" (ibii 31, 2).
kä „zu".
Die slavische Präposition Kik „zu" findet sich altrumänisch
nurreremzelt in Überschriften; z. B. K*f Bpi ivu „an die Hebräer"
(Oasi 317), Kk KOpHH^*KH „an die Eorinther" (Gast. 316).
na „auf".
Als selbständige Präposition ist na, ebenso wie po, za,
nur im Istrischen zu konstatieren; tot na pplu „in vollem
Chdopp (Jb. I, 136, 8, 9); naskut me am na dvaiset |i tSintS
augustu (Bomania XXI, 254; ÜI, 1); na desne öaöe „zur
Kechten des Vaters" (Mikl., Sl. EL); na broj „unverletzt, ganz";
ö jezi na broj „et haedi integri" (Mikl., SL EL VI, 21). Für
diese istrische Präposition ist ebenfalls Entlehnung aus dem
Kroatischen anzunehmen.
ot „von".
Die Präposition urr findet sich in den alten Texten
ziemlich häufig. Der Cod. Vor. enthält WT nicht, doch finde
ich es im C!od. Schei., vgL uiH^8WT.|^n8TapfM'(f „und man
— 458 —
spottet mein** (LXVIII, 11), sodann hat Coresi 1581 WT in
der Überschrift f VrAiTi urr uat^ih (Gast 28). Die Präposition
wird, ähnlich wie Clk, besonders in Urkunden des alltäglichen
Lebens, und vorwiegend bei Angaben der Herkunft gebrancht
Ein HrisoY de vänzare von 1609 (Gast. 43), in dem gleich-
zeitig auch Ck vorkommt, enthält urr mehrmals; vgl. npi^rapH
urr Tau; ivt bha'kiiiih; urr bo]^oi|ih; urr poiuHSpH, eb
HrisoY de vänzare von 1619 (Gast 53, 2) uirrpapio WT
BAikHH-kHH; der Cod. Stnrdz. von 1620 IVT posKCTRÖ (Gast 56,
28), ein Hrisov de judecatfi vom gleichen Jahre BOA'KpH urr
AROp (Gasi 62, 21), das nämliche Schriftstück in der halb-
slaviscfaen Fluchformel Hf ck jfif TpfKAtrr lUH npoKAtr urr
fa K?^ AUHH (Gast 63, 14). Ein Hrisov de vänzare von 1638
zeigt WT BlklllHNHIIlH, UTT SSpAlkHHI|IH, WT ^HHHI|Jf, SOwie
siebenmal WTTAU. Ein Hrisov de vänzare von 1641 (Gast 92,
Nr. XXXII) enthält dreimal WT mit Ortsnamen und riennal
WT TAU; eines von 1642 (Gast 102) viermal WT mit Orts-
namen, doch wird bei weiteren Personalien hier an Stelle von
WT auch ^HH und jk,i gesetzt Das „Hrisov de rumänie^
(Gast 134) von 1650 hat funfinal WT mit Ortsangaben und
zweimal WT TAU, ein Hrisov von 1650 (Gast 135) zweimal
WT; ein solches von 1650 enthält WT sSTH'kpiilJH, urr
E8Kpfi|j, WT T*kprOBHi|i (Gast 135, Nr. XLV). Ein zweites
Hrisov de rumänie von 1650 enthält WT pSCHHfi|iH, urr
nAikBHmsHH (Gast 135, 136). Das Hrisov de tigancä von
1672 (Gast 208, 9) hat WT npHRHU.
Im Molitvelnik von 1650 bis 1675 (Gast 288) und auch
sonst erscheint WT in den slavischen Überschriften der Evan-
gelien; WT UAT4^IH, WT UApKA, WT A8KH.
Von jetzt ab verschwindet ot in den Denkmälern, an-
nähernd zu gleicher Zeit mit sä „mit", ungeachtet seiner viel
größeren Häufigkeit
Ob ot hier und da im Volke gebräuchlich gewesen ist
läßt sich nicht mehr feststellen; der notarielle Gebrauch allein
würde zu einer Bestätigung nicht ausreichen, da ot hier doch
wohl nur dem Formelwesen der Urkunden, die zu jener Zeit,
— 459 —
sowie Yorher, meist in bulgarischer Sprache'- abgefaßt wurden,
sein Vorkommen yerdankt Gleichwohl mag mit einiger Wahr-
scheinlichkeit namentlich bei Ortsangaben vor Gericht und an
Aml»stelle urr nach alter Überlieferung nicht nur gebraucht,
sondern im Volke auch verstanden worden sein.
po „nach".
Die Präposition po „nach", ein gemeinslavisches Wort,
ist nur im Istrischen, ähnlich wie na und za, zu finden; im
Rumänischen erscheint es aber nur als Präfix in slavischen
Lehnwörtern. Vgl. istr. po zgoru „hinauf (Jb. I, 136). Das
Wort gehört zu den neueren Entlehnungen des Istrischen aus
dem Kroatischen. Byhan verzeichnet po (Jb. VI, Glossar) nicht.
pro „gegen".
Die Präposition pro, ein gemeinslavisches Wort, fbhrt
Byhan (Jb. VI, Glossar), für das Istrische an, pro-ketra
(c&trä) Iv. 3, und stellt es mit kroat.-slov. proti zusammen.
sä „mit".
Die slavische Präposition Ck findet sich in den alt-
rumänischen Schriftdenkmälern nur selten, bei Gaster zeigt
sie sich viermaL Der slav. Form Ck (s'l) entspricht rum. sä (Ck).
Über den eigentlichen Lautwert von nk im Altbulgarischen
sagt Leskien (Handb. d. altb. Spr., pag. 5), es sei wahrschein-
lich als kurzes, offenes u oder kurzes, geschlossenes o ge-
sprochen worden. Scholvin (Arch. II, pag. 485), und nach ihm
Th. Vetter (Zur Gesch. d. nomin. Dekl. im Russ. Diss. 1883,
pag. 15), wollen 'k in geschlossener Silbe als o gesprochen
wissen; dann wäre o unbetont im Rumänischen zu u geworden,
falls Ck volkstümlich gewesen ist. Dies war indessen schwer-
lich der Fall, so wenig wie bei ot, und ist daher wahrschein-
lich nur die bulgarische Schreibung der Urkunden auch far
die altrumänische beibehalten worden.
Zuerst findet sich CK in einem Hrisov de vänzare von
1609 (Gast. 43) aus Roman, worin es heißt uiH cw .bY. npi^rapH
— 460 —
„und mit 21 Bürgern"; ferner in einem solchen von 1614
(Oast. 44): H rk cicrpa fr copa apHMWf „und mit seiner
Schwester AritSoe". Ein HrisoY de judecatä ron 1620 (Gast. 62)
hat npiHTpS CATyA BAikM-KNiH ck AOK fi,i uoap'k Jf. 9KH3KTa
„für das Dorf Vläcenii mit dem Mühlenplatz an der Jijia'.
Am Schlüsse dieses Hrisovs wird die ganze Stelle wiederholt,
dabei aber CK durch rumänisches M ersetzt. In demErisov
Yon 1614 zeigt sich übrigens die nämliche Formel, die in
demjenigen von 1609 mit Ck angefahrt ist, rumänisch mit Kl^:
lUH M bT nikprapH (Gast 45, 11). Ein Hrisov de fmpärtire
endlich von 1670 (Gast 207) zeigt die Stelle UH)fkHAA c\
M naxpS K8nlH UAH uhmh „Michael mit den vier kleineren
Kindern". In diesem Hrisov sowohl, wie in dem von 1620
ist der slavischen Präposition eine rumänische Übersetzung
hinzugefügt, wohl zu besserem Verständnis ftr den Laien,
woraus zu schließen ist, daß Ck im Volke nicht verstanden
wurde, also ebenfalls nur gleichsam als Dekoration des alt«D,
bulgarischen Kanzleistils diente.
R-k (vä), 8 „in".
ETW ist im Altrumänischen sehr selten. Ich finde es in
kirchlichen Texten nur in den slavischen Überschriften; nota-
riell in einem Hrisov de vänzare aus Galaz von 1642 (Gast 93,
28) Mi-c R-k HtKY „die in Nichea sind", und dann sehr häufig
bei der Zeitangabe „im Jahre", R'kAtrro, die sich dialektisch
erhalten hat, allerdings in etwas veränderter Bedeutung. So
im Banatischen vglj^atu „Leben"; vpTj^atu oamenilor nu-I
ätsiu „das Leben der Menschen kenne ich nicht" (Jb. III, 331).
Das richtige Sprachgefühl für die Bedeutung des "Wortes
muß bei solchem Gebrauch erloschen sein, wenn es freilich
je im Volke vorhanden gewesen ist, denn man sagt sogar
In vglgatu anului „im Jahre". Im istrischen vpvik „immer*
steckt das kroat. vavek, altb. R'k RtllTk.
Neben etk findet sich in den altrumänischen Schriftdenk-
mälern auch das verwandte, slavische ^, o^ „in", besonders in
Verbindung mit slavischen Wörtern; 8 Tp'kr (Gast 45, 19),
— 461 —
S CTOiiHHM-KHH (Oast 53, 19), 8 ac (Gast 63, 16 u. 75, 6), oy
rkAAH (Gast 93, 30). Die Präposition ist in der Volkssprache
nicht gebraucht worden, sondern diente, wie fast alle diese
slayischen Entlehnungen im Gebiet der Präpositionen, nur im
Kanzleistil.
za n^Är".
Die Präposition za ist nur im Istrischen vorhanden,
im Dr., sowie im Aromunischen, Banatischen und Meglen
kommt za nur als Präfix, bisweilen auch vor lateinischen
Stammen yor, in den Formen za-, zä-, z-, se-, s-.
Zu istr. za vgl lok za durml „Platz zum Schlafen" (Jb. I,
134); dende 9re veri za send! „von wannen er kommen wird
zu richten" (MikL, SL EL). Aus einem za täe „warum" ent-
stand istr. Z9td. Daß allein hier za, ebenso wie na, po, selb-
ständige Präposition geworden ist, wird dem erdrückenden
Einflasse des Kroatischen zuzuschreiben sein.
Veizeiclmis der besprochenen Präpositionen.*)
a 413, afiirS de 415, 425, afiiarä di 426, a/nangia di
454, aite, ainte 431, alftturea 415, altal 454, an 430, anämesa
di 454, ang9 438, antru 435, anuntru 438, aproape de 416,
asnpra 448, 451.
cäträ, c&tre 416, contra 416, cotro 417, cu 418.
de (d'e, dze, da, di) 418, de pe, de pre 419, de alungul
438, deasupra 451, dedesuptul 453, dela 420, de llngä 438,
delontml 433, denl&untru, denlootm 433, dentri 422, dentru
423, de In 420, de tncoace 421, de Incolo 422, de Intre 422,
de Intm 423, depu 425, dereptu 424, despre 448, 451, desupra
450, desupt 453, dimpregiunil 427, din (de tn, dln, dgn) 420,
dinainte (di inante, di inpnta) 432, dindparte 422, dinSuntru
433, dmcoace de 421, dincolo de 422, difig9 419, 438, dintre
*) Die alianrnftniachen Formen sind in Umschrift wiedergegeben.
— 462 —
422, dintru 423, 436, din jur di 427, dipä, dipi 419, dipu
425, ditu (dit, ditru) 423, do 455, dg = de, dgn = din, djpj
419, dgpungg 438, dret, drit 424, drept, (derept, dirt, dlrt)
424, du 455, dupä (dopä, dupu) 424, dupgstg 419, dupri420,
dupgn 419, 447, dup^figg 419, 438, dyn 420, d^intre 423, dye,
dyin 421, dzg 419, dzin 420.
'en rende 432.
färä (farä, fgng, fgr, fgrg) 426.
ge 419, gin 421.
inrente 432.
imprejurul 427, ImprotiTa, Impotriva 455, in 427, inainte
(Irainte, Inginte, inrente) 431, In aleanul 456, Ingg 438, In-
contra 417, Inläuntru (inluntru, InSantru) 433, Inspre 448,452.
intre 434, Intni 435.
jimi 457.
katä 457, ka 457, kätä 417, keresztül 447, ketra 417,
ko 418, kgtrg, kutrg, kutru, kuntxu, kgtg, kytg 417.
la 436, la mtezul 439, lingä (längä) 437, lontru 433, Ijugp^
lungg, lungu 438.
m- = in 430, mainainte (mainte, mainante, mainde) 432,
meg 455, mnedz de 439, mgfide 432.
n = in 430, na 457, nainte (nentre) 431, namesa di 454,
nidzg 439, ningä 438, n^zat 458, nontru, ngintru, Dgußtru.
nuntru, nutru 434, fi = In 430.
ot 457.
gn, gr 436, gnrent'e 432, gntre 435, gntru 436, gnnutro,
gnuntru 434.
pänä (pärä, pirpinä, pgn etc.) 439, pe (pi, pä, pre, pri"^
442, pentru (päntru, printru, pgntu etc.) 440, peste (peste, pistl
Pgstg, preste, pristi, pestre) 445, pin 447, piögg, pungg 438
po 459, pontru 441, pg 443, pre = pe, prepo 444, prespre,
prespe 445, 449, prin (pryn) 446, prifigg 438, prifikrestul 447,
printre, printru 440, 448, pri tu 436, pro 459, prg 443, pr9st9
446, proapi di 416, pruntrg 448, pruntru 444, pr^ntu 441.
raintea 431.
s-, se 461, sä 459, spre (spri, sprg) 444, 448, spreste
— 463 —
445, 449, sprima 448, 450, strä (stri, sti) 445, su, sub
(sum, sumto, sun, supt, sopto) 452, supra 450, suprg 451,
supt, suptu 452.
tg 436, tra 435, tre, tri, trg, ti 441, tru, tu 436, 441, tu
mesea di 455.
u 460, untru 435.
yin 430, u 429, ynantre 432, ^naüntre 432.
^nluntru 434, ^trp 435, ynuntru 434, ür 430.
TÄ 460, (v^Ieatu 460, vpvik 461).
za 461 (z9tg 461).
zimi T. jimi.
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Zeitschrift £ vergL Spracht Bd. XXXVIII. H. 2. 1902.
Der Gebranch der Präpositionen im Bnmftnischen
Ton
Biohard Knrth.
Fast alle ramänischen Grammatiker, die sich mit der
Syntax der romanischen Präpositionen beschäftigt haben, heben
den Reichtum des Ramänischen an Präpositionen hervor nnd
weisen darauf hin, eine wie wichtige Rolle diese Wortklasse
in der ramänischen Sprache spielt Trotzdem gibt es darflber
bis jetzt keine Darstellung, weder vom rumänischen, noch vom
romanischen Standpunkte aus, die wissenschaftlichen Anforde-
nmgen genügte. Diez gibt in seiner Orammatik nur sehr
wenige Beispiele fftr den Gebrauch der rumänischen Präpo-
sitionen, fftr die außerdem meist keine Belegstellen angef&hrt
werden. Meyer-Lübke sucht in seiner romanischen Syntax
diesem Mangel durch reicheres Material abzuhelfen, aber er
ist ebensowenig wie Diez in das eigentliche Wesen der rumä-
nischen Präpositionen eingedrungen, wie viele auffallende
Fehler beweisen. Auf rumänischer Seite ist noch am brauch-
barsten, was Tiktin und Gipariu gelegentlich über diesen
Gegenstand geschrieben haben. Aber dies sind nur verstreute
Bemerkungen, die kein einheitliches Bild des ganzen Stoffes
geben. Die übrigen rumänischen Autoren: Philippide, Candr^
Hecht, Manliu, Nfidejde u. a. beschränken sich darauf, die ver-
schiedenen Präpositionen und ihre Bedeutungen rein schema-
tisch aufzuzählen. Auf Vollständigkeit und Richtigkeit im
einzelnen können aber auch diese Verzeichnisse keinen Anspruch
machen. Ebensowenig ist auf eine organische Entwickelung
We ig and, 10. JahreBberiobt. 30
— 466 —
der BedeutuDgen und auf eine Darstellung der Verhältnisse
im Lateinischen und den übrigen romanischen Sprachen Wert
gelegt worden. Es besteht also hier tatsächlich eine Lücke,
die auszufallen ich in der vorliegenden Arbeit yersucht habe.
Dieselbe stellt im ganzen eine Klarlegang der Bedeatongs-
yerhältnisse der einzelnen Präpositionen und deren Entwicke*
lung dar. Durch Beispiele aus älterer und neuerer Zeit, ans
der Schriftsprache, der Volkssprache und den Dialekten sind
zunächst immer die verschiedenen Verwendungen einer jeden
Präposition im Rumänischen fesi^estellt worden. Die einzehen
Bedeutungen sind dann möglichst auf eine Grundbedeutong
zurückgeführt und immer die entsprechenden lateinischen und
romanischen Verhältnisse zum Vergleich herangezogen worden.
Da die verschiedenen übertragenen Verwendungen einer Präpo-
sition im Grunde immer von der örtlichen Verwendung der-
selben ausgehen, ist die letztere bei der Betrachtung immer
vorangestellt worden. — Im einzelnen ist zu bemerken, daß
die Fragen »wo"? und „wohin"?, die im Lateinischen bei
einzelnen Präpositionen noch geschieden wurden, im Boma-
nischen wie in anderen romanischen Sprachen infolge des
Verfalls der Kasusendungen nicht mehr auseinander gehalten
werden. Bei der Wahl der Belege wurde am stärksten die
Volkssprache berücksichtigt, da diese den Qeist des Bnmi-
nischen am reinsten wiedergibt; sie ist vor allem vertreten
durch Beispiele aus den Doine si Strigäturi von Jamik-Bäise-
anu, aus den Märchen und Volksliedern in Gasters Chresto-
mathie und dem vierten Bande von Creangä's Werken. Die
Verhältnisse in der Schriftsprache veranschaulichen Beispiele
aus modernen Dichtungen und Novellen, Übersetzungen und
Zeitschriften. Für die Dialekte boten namentlich Weigands
Texte, für das Altrumänische Gasters Chrestomathie (a), der
von Sbiera herausgegebene Cod. Voronetean und die von
lorga gesammelten Documente romlne din Bistrita brauch-
bares Material. Die Beispiele aus der Volks- und aus der
Schriftsprache sind im allgemeinen ohne Scheidung neben
einander angeftlhrt. Wo Unterschiede vorhanden sind, ist
— 467 —
ausdrücklich darauf hingewiesen worden. Einige allgemeine
Erörtenmgen sollen in der Einleitung zusammengefaßt werden.
Besonderen Dank schulde ich den Herren Dr. Scurtu aus
Kronstadt und Dr. Borcia aus Hermannstadt, die mir für
manches Beispiele lieferten, wo die Texte yersagten.
I. Kapitel. Allgemeines.
1. Material und Bildungsweise der rumänischen Präpositionen.
Die rumänischen Präpositionen sind bis auf wenige Aus-
nahmen aus dem Lateinischen hervorgegangen und zwar ent-
sprechen die am häufigsten gebrauchten und daher wichtigsten
genau alten lateinischen Präpositionen, die im Rumänischen
teils einfach, teils zusammengesetzt gebraucht werden:
a) Einfache: a « ad), c&trä « contra), cu « cum), de
« de), In « in), Intre « inter), pe « per), spre « super),
8ub « suptus).
h) Zusammengesetzte: de-a, de caträ, de cu, diu «[ de +
in), dintre « de + intre), despre, de sub, dinspre «[ de +
in + spre), Inspre « In + spre), dupä « de + post), de dupä,
prin « per + in), de prin, peste « per + extra), de peste,
altrum. prespre « per + super), de prespre, kgtrg n ([arom.]
< cäträ + in), pe de, pe sub, printre « per + intre).
Eine Anzahl weiterer Präpositionen haben sich aus An-
gehörigen anderer Wortklassen (meist Adverbien) entwickelt
nnd zwar teils mit, teils ohne Hilfe alter lateinischer Präpo-
sitionen; hierher gehören: drept « directu), firS « foras),
Intru « intro), lingä (+ longu + ad), la «; illac + ad), plnä
« paene ad). Auch diese können dann wieder mit rumä-
nischen Präpositionen zusammengesetzt werden: de la, pe la,
de pe la, de llngä, pe lingä, de pe lingä, dintru, printru, de
printru, plnä de, plnä In, plnä la u. s. w.; pentru «pe +
intm).
Ahnlich liegen hier die Verhältnisse bekanntlich in den
übrigen romanischen Sprachen. Auch diese haben zum Teil
30 •
— 468 —
das alte lateinische Präpositionenmaterial benutzt, znm Teil
es durch lateinische Adverbia, Partizipia n. s. w. ergänzt Bei-
spiele sind wohl überflüssig.
Eine besonders große Bolle spielen im Bumänischen, wie
schon aus der angefahrten Liste hervorgeht, die zosammeii-
gesetzten Präpositionen. Ich glaube zwar nicht, daß die
Zahl derselben in Wirklichkeit so groß ist, wie dies Herr
Philippide durch seine 13 Druckseiten umfassende Tabelle
der rum. Präpositionen glauben machen möchte (s. Ghram. elem.
p. 145 — 157); denn Bildungen wie: plnä din de prin, pinS de
depe dupä, de depe de aproape de, din depe de a dreapta u.s.w.
werden wohl kaum je im Munde eines Bumänen erklangen
sein. Es muß aber bemerkt werden, daß sich das Bumäoische
Yor den anderen romanischen Sprachen ganz wesentlich da-
durch auszeichnet, daß es außer einem Bestände fester Kom-
positionen, die zum Teil bereits sehr alt sind (dupä, peste,
(tnspre), despre, llngä, plnä, la, pentru), die Möglichkeit einer
lebendigen Eompositionsbildung besitzt Die Präpositionen
de und pe können nämlich vor jede rein örtliche Pr^osition
treten und den Begriff derselben in verschiedener Weise
modifizieren. Ausgeschlossen von dieser Eompositionsbildong
sind also nur etwa Präpositionen wie cu, flurfi, drept, pentra
(s. auch die Vorbemerkungen zur lebendigen KompoätionB-
bildung).
Diesen bisher genannten eigentlichen Präpositionen stehen
die nneigentllcheii gegenüber, präpositional gebrauchte
Adverbia, die das folgende Wort durch eine eigentliche Prä-
position (meist de oder cu) anknüpfen. Hierher geboren etwa:
afärä de (din) (adforas), aläturea cu (de) (ad latera), aproape
de (ad prope), dincoace de (de in eccu hacce), dincolo de (de
in eccu illöc), arom. a/nanghia de (grieeh.), arom. dinäparte
de (de in illa parte), din jos de (de in deorsu), din sus de
(de in sursu), fatä cu (facie), tnainte de (inante), mai presns
de (magis per sursum), arom. namisa di (gr. avantCa),
Alle diese Bildungen sollen im Folgenden mit behandelt
werden, da sie einheitliche präpositionale Begriffe wiedergeben,
— 469 —
die im Lateinischen durch echte Präpositionen ausgedrückt
wurden.
Eine dritte Gruppe bilden eine Reihe von Wörtern, die
man als snbstanttvlsclie Präpositionen bezeichnen kann.
Hierher gehören:
asupra (ad + supra), de alungul (de ad longu), de asupra
(de ad supra), de desubtul (de de subtus), Impotriva (In + slav.
potnya), Impreaima (In + slav. preajma), ln(pre)jurul (ln(per)gyru)
tnaintea (in antea), altr. tn aleanul (in + magyar. eilen), tna-
poia (in ad post), (In)contra ((In)contra), Indäratul (In + dere-
tro), tnlänntrul (In intro). — Das Material zu diesen Bildungen
haben wiederum meist lateinische Adverbia geliefert; für sie
alle ist charakteristisch, daß ihr erstes Element eine eigentliche
Präposition (ad, de, in) ist und daß sie mit dem bestimmten
Artikel (des Femininums oder des Maskulinums) endigen. Wir
haben es also nicht eigentlich mit Präpositionen, sondern mit
substantivischen Ausdrucken in präpositionaler Verwendung
zu tun, wie im Deutschen: „infolge des Krieges'' u. a. m.
Das auf den präpositionalen Ausdruck folgende Wort wird im
Rumänischen in der Regel ebenso konstruiert, wie im Deutschen,
d« h. es folgt der Genitiv z. B. calcä domol de-a lungul
satului (Vlach., nov. 12, 12).
Der Genitiv-Dativ des Personalpronomens kann, wie nach
anderen Substantiven, so auch nach den substantivischen Prä-
positionen, ersetzt werden durch das Possessivum, das sich im
Genus und Numerus naturlich nach der vorausgehenden Prä-
position richtet In der 1. und 2. Person ist das Possessivum
das Gewöhnliche, das Personalpronomen das Seltenere.
1. Beispiele für das Possessivum:
Inger stä 'naintea mea (Gasi b. 322, XX, 3), dinapoia
noastrft venea un om (Borcia).
2. Beispiele für das Personalpronomen:
l^i totn^ nimic nu 'mi scäpa diu cäte se petreceaü In
juru 'mX (Delavr. Trüb. 21, 24f.), cä ndatä asupra 'ti ura
Ifl amncä (Gast. b. 362, 22), de sä scoalä asupra-ne n pripä
(Gast a. 213, Psalm 123, Z. 5; a. 1673, Dosotheiu).
— 470 —
In der 3. Person findet sich a) das Possessirom „sa" oder
b) sein Ersatz, das Personale lui, let gerade wie beim Sabal
(casa sa und casa loi). Außerdem findet sich c) die konjankte
Form der Pers. Pron,; bei letzterer bleibt die vorausgehende
Präposition in der Regel unartikuliert doch herrscht hierin
keine Übereinstimmung bei den SchriftstellenL
a) crestinii ceia, ce nau purtat asupra sa omoraciunea
cea de päcate a sventei cruci (Gkst. a. 106, Z. 5f. a 1643).
fie-care cäläret a luat asupra sa un sac (SL Fr. III, 377, 17);
tata a chiemat pe flu inaintea sa (Scurtu).
b) s'au ridicat Impreunä asupra lui (SL Fr. III, 58, 7);
se aseazä apoi pe masä Inaintea ef (Trib.lit 1901, p. 149);
dereptü acee eü incä Yotw Inbla tn aleanul lor (Hasi,
Cuv. I, 14, letzte Z.; Levii 1560).
c) Ea dorn ntreg le arata | si -asuprä-i chibzuiri (BSi
Niger, toanele iemei, Zschr. Familia, 38. Jahrg. Nr. 10, p. Il5i
3. Strophe);
si sclayul stfi 'nainte-i (Cosb. Bai. 15, 14);
atät de grea In cät or-cät as lupta in contra^i n as
izbuti s'o prgvälesc (Delavr. Trüb. 23, ISAF.);
^ 'asupra *8i pomeste urgiile toate (Gast b. 363, 31).
öfter im Altrumänischen, seltener im Neurumanischen
wird der Genitiv-Dativ des Personalpronomens mit dem regie-
renden Verbum verbunden, der präpositionale Ausdruck folgt
in der Funktion eines Adverbs hinter dem Verbum:
altrum.: Intälegänd Stefan Vodä cä adevärat Radul Vodä
cu oastea ii vine asupra (Ureche, Letop. ca. 1625, Gast a
72, Z. 14f.),
si-i va cädea ursul asupra = und der Bär wird über
ihn herfallen (Biblia 1688, cit. bei Tiktin, Wb. p. 119);
neurum.: Gerilä vez^nd cä toti Ü stau In potrivä =
als Gerilä sah, daß alle gegen ihn waren (Cr. IV, 65, 19).
Auch in anderen romanischen Sprachen finden sich sub-
stantivische Bildungen in präpositionaler Verwendung. D«'
Unterschied gegenüber dem Rumänischen besteht nur darin.
— 471 —
daß dort der organische Genitiy immer durch „de" ersetzt
wird; hierher gehören etwa: ital.: intomo di, invece di etc.
(s. M..L., Gr. III, 296).
Interessant ist nmi, daß auch hier (ebenso wie im Rumä-
nischen) der Genitiv des Personalpronomens bisweilen durch
das PossessiTum vertreten wird:
ital.: invece mia = an meiner Stelle; span.: encontra mia
= gegen mich (M.-L, Gr. III, 91).
Dies beweist, daß wir es in der Tat mit ganz analogen
BQdangen wie im Rumänischen zu tun haben. — Der Anstoß
zur Entwickelung solcher substantivischer Präpositionen wurde
im Rumänischen wie in den anderen romanischen Sprachen
jedenfalls von wirklichen Substantiven gegeben, die präposi-
tional gebraucht wurden, wie rum. In jurul «» im Kreise von.
In dosul «3 im Rücken von, hinter. In fruntea «= „an der
Spitze von, vom an"; itaL: in vece di = an Stelle von, in
tomo di = im Umkreise von; frz.: autour de = im Umkreise
von; span. encima de => auf dem Gipfel von, al rededor de
= in der Umgebung von u. s. w. Später wurden dann rein
mechanisch nach diesem Schema auch Adverbia behandelt.
Im Rumänischen sind diese analogischen Bildungen viel zahl-
reicher als in den übrigen romanischen Sprachen. — Die
rumänischen Ghrammatiker rechnen hierher übrigens auch Aus-
drücke wie In fata. In urmä, din pricina (cauza), In ciuda u. s. w.
(s. Tiktin, Gr.I, 220; Manliu, Gr. 291 f.). In dieser Arbeit sollen
aber nur solche Bildungen behandelt werden, die im Rumä-
nischen wirklich als einheitliche Präp. gefühlt werden. Dies ist
bei den zuletzt angeführten kaum der Fall, da die betreffenden
Substantiva noch in häufigem Gebrauche sind.
Die Grenze zwischen den uneigentlichen Präpositionen
(mit de) und den substantivischen Präpositionen (mit dem
Genitiv) steht aber nicht ganz fest, da sich solche, die im all-
gemeinen de nach sich haben, auch mit dem Genitiv finden und
umgekehrt. Der letztere Fall ist namentlich im Aromunischen
und Meglen häufig:
a) goni& 'i pälnrS afara cetatiloru (Cod. Vor. 76, 4);
— 472 —
caril acmu ardea si prftda targal de den afara cetfttii
(Gast a. 361, 6. Z. y. uni, Cantemir, Cbrou. 1710).
b) Disupra di uraciü, lundi ara, v^ un dSal nalt »
über dem Ackerbauer, wo er pflügte, war ein groSer Beig
(Papah., Rom. din MegL, p. 26, 2);
fi li anvii din ixxr di kr9bl9 (Wg., VL-M., 66, 15);
Dinapoi de stäne »» hinter dem Stalle (Petr. Mostre,
U, 113, Z. 33).
2. Artikulienmg oder Nichtartikulienmg des folgenden Wortes.
Hinsichtlicb der Artikulierung des folgenden Nomens
gelten für die eigentlichen und uneigentlichen Präpositionen
im Rumänischen folgende Regeln:
I. Die Artikulierung des folgenden Nomens unterbleibt,
außer nach cu, stets, wenn dasselbe keine nähere Bestinunong
bei sich hat; das Deutsche dagegen verwendet meist den
Artikel. Beispiele bietet jede Erzählung in Fülle. Die Dialekte
stimmen hierin überein.
Anm. Nur einige adjektivische Pronomina wie alt, dina,
dreaptä, stingä u. a. werden artikuliert.
||i nid pe altul nu iubea (Stanc. 44, 15).
Cum se depärtS el nitel, fata pä^-päf dupä d^nsul (id.
46, 14). cautä n drepta, cautft n stänga (Pop. Reteg. 11, 5),
atit pentru acest cuv6nt, cat |fi pentru altele (SL Fr. 73,4).
IL Hat das auf die Präposition folgende Nomen eine
nähere Bestimmung bei sich, so wird es im allgemeinen, and
zwar meist mit dem Deutschen übereinstimmend, artikuliert;
die Artikulierung unterbleibt, meist mit dem Deutschen über-
einstimmend, nur dann, wenn es sich um etwas Unbestimmtes,
insbesondere um eine unbestimmte Menge handelt (wo im
Französischen der Teilungsartikel stehen würde). — Die näbere
Bestimmung kann ein Adjektivum, ein Nomen oder PrODomen
im Genitiv oder mit vorausgehender Präposition, ein Neben*
Satz oder ein Infinitiv sein«
— 473 —
a) Das folgende Nomen wird artikuliert:
Vom merge la curtile Imperatulul (Pop. Ret 5, 1).
el era Impäcat cu gftndul de a perde Moldova (Sl.
Pr.IH8,2).
ci na mi daü eü copilnl In legea dräceascä (Stänc.
29, 12f.),
arom. li spuse ti furtui, tsi avga faptg (Wg., Ar. 11,
226, 31),
istr.: kgnd a verit gfl krgiu de kjse (Wg., Jb. I, 146,20),
meglen.: § s-ng la y]aYit89m fitSoril pri limba ngastr^
Tlgäf skg (Jb. V, 147, 6).
b) Das folgende Nomen wird nicht artikuliert:
ear chiar In mijlocol grädinei o fäntänft de lapte dulce
(Pop Reteg. 35,6),
Trimis 'au cärti in toate pSrti (id. 35, 30),
laudä de om bun »s das Lob eines guten Menschen
(Gast. a. 47, 13),
intrarea imperialilor s'a ftcut in mar^urt grabnici {=
in EUmärschen) (SL Pr. UI, 29, 18),
Calegea la flori domneftl (Doine 266, 3). In ziorf de zi
bei Tagesanbruch.
arom.: § amir9ulu k^dzü pi somnu gr^i^ (»> in tiefen
Schlaf) (Wg., Ar. 11^ 228, 24). Sj fetse Hrifitolu f^rj di
simintsj di omtt (Jb. VI, 92b, 20).
ni. Nach „cu** wird das folgende Nomen der Regel nach
auch dann artikuliert, wenn es allein steht Es bleibt un-
artikuliert, wenn es etwas Unbestimmtes, insbesondere eine
unbestimmte Menge bezeichnet:
a) De unde yü bäditä drag& | din lunca cu flo-
rile, I din codrul cu frunzele (DoJne, 227, 10);
intre cu mälnile n folduil (Gast b. 260, 27);
trebne sS fiü cu ochif tn patru (M. Sg. 42, 10);
8& na ne dep&rtftm cu vorba (Cr. IV, 4, 7);
rfimane cu pftrul lins-prelins (id. 14, 11);
— 474 —
arom.: s nu yrari^ tine cu tata = und solltest du und
der Vater nicht wollen (Ar. II, 20, Nr. 15, 12);
ma ku gura s nu grits (id. 248, 4);
meglen.: sor^ ku frants^ska §i italin^ska »
Schwester mit der französischen und der italienischen (Sprache)
(Jb. V., 148, 1);
istr.: Ontrat a hitit pre Tple ku nosllele (Jb. 1, 154,22).
b) iacä 1 sosesc de pe urmä, niste cherrane man plioe
cu marfä, cu cai multi Inhämati, cu clopotei la gät,
cu lume, cu slugi de se stirnise pulberea Imprejoral lor
deabia ii mai zäreal (Stanc. 31, 22);
patrudeci si cinci de ani te-am slugit cu credintä (^
zuverlässig) (Pop. Beteg. 36, 11);
am scäpat cu yiatä (= lebendig) (Cr. lY, 7, 22);
Ochii ei cei cu luminä | multü mö strigä de la cina
Do&e 58, 7);
arom.: esku n^vgastg ku bgrbat (Ar. II, 26, Nr. 22,9),
du te dzone cu si^ngtate (id. 80, Nr. 51, 5);
meglen.: ts^st^ kas^, tsi u vem kmo ku kirie (»== das
wir jetzt in Miete haben (Jb. Y., 147, 9 f.).
Anm. Beachte: merg cu tott pe cale (Oast b. 287, Mao-
Arg. 9); aber an anderer Stelle in ganz derselben Bedeutung:
Apoi inträ cu totii Inläuntru (Cr. lY, 62, 22).
Aus den angeführten Beispielen geht hervor, daß ün
Rumänischen das auf die Präposition folgende Nomen durch-
schnittlich viel seltener artikuliert wird als etwa im Deutschen
oder in den anderen romanischen Sprachen, daß im Qanien
die Artikulierung nur dann eintritt, wenn es sich um be-
stinMnte Dinge oder Personen handelt und darauf noch durch
eine neben dem Nomen stehende nähere Bestimmung aus-
drucklich hingewiesen wird. Nur bei cu kann auch dann
artikuliert werden, wenn diese nähere Bestimmung fehlt De^
Artikel steht also im Rumänischen dem lat. ille noch naher,
hat dessen hinweisende Kraft in viel stärkerem Maße bewahrt
als die übrigen romanischen Sprachen. Die Fälle, wo im
Rumänischen kein Artikel steht, erklären sich demnach sehr
— 475 —
leicht nach dem lateinischen Gebrauche. Anders ist es bei
der Präposition „cu". Diese bezeichnet nicht die relative Lage
oder Richtung von etwas in Raum oder Zeit, sondern sie
drackt nur ganz allgemein aus, daß eine Person oder Sache
(deren Lage im Raum vorher nicht näher angegeben wurde)
mit einer anderen, deren Lage im Verhältnis zu ihr unbekannt
ist, einen Zustand oder eine Tätigkeit gemeinsam hat Es
ist also erklärlich, wenn sich nach cu im Rumänischen der
Artikel einstellte, um den fehlenden Hinweis auf die örtliche
Lage des folgenden Nomens zu geben. Ebenso verhält es
sich mit der Artikulierung eines näher bestimmten Nomens.
Durch die nähere Bestimmung wird dem Nomen etwas Neues,
Besonderes hinzugefugt Darauf soll der rumänische Artikel
ausdrücklich hinweisen. Daß Worte, die etwas Unbestimmtes
ausdrücken sollen, auch nach cu, selbst wenn sie eine nähere
Bestimmung bei sich haben, nicht artikuliert werden, ist selbst-
verständlich. — Reste der Erhaltung des alten lateinischen
Zustandes aus anderen romanischen Sprachen besonders aus
dem Ob waldischen fuhrt M.-L. (Gr. II, p. 211 ff.) an. Meyer-
Lübkes Vermutung, daß sich die Artikulierung des folgenden
Nomens bei „cu" aus der nahen Verwandtschaft von cu mit
der Partikel si erkläre, möchte ich in dieser Form nicht an-
nehmen. Im Grunde freilich kommt sie auf das oben Gesagte
hinaus.
3. Wiederholung der Präposition.
Über die Frage, ob eine Präposition, die zu zwei oder
mehr Satzgliedern gleichzeitig gehört, wiederholt wird oder
nicht, lassen sich im Rumänischen keine festen Regehi auf-
stellen; im allgemeinen gilt:
1. Kleinere Präpositionen wie de. In, cu, pe u. s. w. werden
wiederholt, namentlich, wenn es sich um Dinge handelt, die
innerlich oder äußerlich verschieden sind.
2. Größere, namentlich zusammengesetzte Präpositionen
werden nicht wiederholt.
— 476 —
1. care Ineni sintern gata a-1 märtorisi cu cärtile si cu
oamenii (lorga, Doc. I, 11, 2) (Anf. 17. Jahrb.);
drumurile pe ape si pe uscat eraü pntin cunoscote
(Cr. IV, 4,1);
In cät a ultat si de Harap Alb si de Gerb si de tot
(Cr. IV, 44, 21);
cbimim tau ar g&fdi intesat da sute si da mit da galbinl
(QMtb.259, 31 Dial.);
Cine bea In cinste or In dator, sä imbatfi de doi ori
(id. 374, 1);
alte daruri pretioase tn aur |i In argint (8L, Fr. III,
11,10);
sS aleagä 'n Tale | loc de mänfistire | si de pomenire
(Man. Arg. 10 bei Gast. b.).
Aber: räd cnhobot de nepriceperea si slfibiciunealor
(Cr. IV, 9, 19), da hier die Begriffe zu einem zasammenge&ßt
werden sollen.
2. I^i intorcftndn-se eätre unchia^ si babfi (Gast b. 354,
28, basme);
Desbiaarea Intre cap ^i membre (SI. Fr. HI, 568, 16);
Setilfi sorbea apa de prin bälti si iaznr¥ (Cr. IV, 59, 5);
Dela norl cätre soare | Printre lonä si luceferf (id. 36, 14);
Linia de demarcatinne Inspre Moldova |i Muntenift (SI*
Fr. ni, 638, 11).
Aber: Ceata noasträ era un amestec de tineri de la Drept,
de la ^tiinte fi de la Litere (DelaTr., Tmb. 5, 3);
a preferit a sili Clujul prin bombardare, pria mine, si
prin föme sä capituleze (SL Fr. III, 73, 17) — im Interesse
des Nachdrucks und der Deutlichkeit
Meyer-Lübke (Gr. III, 283 f.) gibt hierher gehöriges Material
aus den anderen romanischen Sprachen, wo die Verhältnisse
zum Teil ähnlich liegen.
— 477 —
II. Kapitel. Die eigentlichen Präpositionen.
Ein&clie Präpositionen.
a nimmt insofern eine besondere Stellung unter den rumä-
nischen Präpositionen ein, als es in seinem Gebrauche, gegen-
über dem lateinischen ad so stark eingeschränkt worden ist, daß
es nur noch in wenig Fallen als Präposition empfunden wird.
A. a Yor einem Nomen.
1. In ortlichem Sinne kommt a nur noch in gewissen
festen Verbindungen vor und bezeichnet die Bewegung nach
einem Orte (deutsch: nach, auf, zu) oder die Buhelage an einem
Orte (deutsch: an, zu, auf); hierher gehören:
acasft e=s zu oder nach Hause; aminä »» zur Hand; aminte
(eig. BS zu Sinne); a umeri auf die oder auf den Schultern;
alätorea «s neben, zur Seite; a vale «> zu Tal; (pe)alocurea «=
iiie und da; altrum.: a ochiu; a mijlocü; a stanga und a
dreapta (dafür neurum. de a stanga und de a dreapta); arouL
a tj^tägare«« zu Füßen; einige Beispiele mögen genügen:
ascultft cu luare aminte =» er hört mit Aufinerksamkeit
(Or.IF,10, 14f.).
puczini bäni arem a min€ (Gast b. 226, 26).
altr.: acum Hanul avänd a ochlu pre Nicolal-Yodfi
(Nie Costin, Cron. 99, bei Hasdeu, et m. I, 37);
istr.:verftawfr9tfliak9Sf(Wg.,LJb.,p.l44,Nr.VII,Z.10);
arom.: G si fiklinarg a tggts^are (Cod. Dim. 99, 5).
Weitere Beispiele dieser Art finden sich bei Hasdeu, Et
m. I, 36«:
In dieser erstarrten Verwendung knüpft das rumänische
A ohne weiteres an das lateinische ad an:
proficisei ad eum fundum, Oic.
semun sibi habere ad manum, Cic. (Georges, I, 91). —
Auch die romanischen Sprachen haben hier ad, und zwar in
lebendigem Gebrauche bewahrt:
— 478 —
ital. stare, andare, a casa, a teatro, a letto, all' albergo,
alla posia;
franz. ^tre ä la ville, ä la maison, au theäiare, ä I'eglise,
au lit, ä la campagne;
span. al castello enirara (Cid. 98), fue elevado a la carcel,
86 arrojö al agua u. s. w. (M.-L^ Gr. III, 476 f.).
2. In zeitlichem Sinne kommt a ebenfalls nur in be-
stimmten festen Verbindungen Yor und bezeichnet den Zeit-
punkt, bis zu dem etwas geschieht oder an dem etwas ge-
schieht; deutsch: an, zu (auf die Frage wann?). Eier sind
zu nennen: (pe la) amiazi ^= (am) Mittag; adi = heute; aseari
== gestern abend; a uneori «= bisweilen; a rareon «» selten;
a deseori =» oft; altrum. a timp ^= zur (rechten) Zeit; aoare,
aorea =» zuweilen.
Beispiele: D'amiazi pänä In chindie ((last b. 304, 5);
Pe yaträ si pe cuptoriu;
Ba si Jos a uneori! (Strig. 265).
altr. ^i nu Ta rfispunde cela ce'i In strtmtoare päni a
timpu (Dosoft. 1672, £ 23, din Isaia VIII, 22, bei Hasdeu, Et
m. I, 38).
Weitere Beispiele finden sich bei Hasdeu, Et. m. 1,38^
Auch in dieser erstarrten zeitlichen Verwendung knüpft
a unmittelbar an das Lateinische an; denn bereits in latei-
nischer Zeit war die Übertragung von ad Yom ortlichen auf
das zeitliche Gebiet geschehen: lai: ab hora octara admeri-
diem, Plaut. (Georges I, 95). — Die übrigen romanischen
Sprachen haben dieses ad in lebendigem Gebrauche bewahrt:
ital.: yenire a mezzo dl, alle nove, ritomare a pasqoa;
di cinque a sei;
altfranz.: a cest jour d'oi, a icele ore;
neufranz.: arriver a six heures, ä jour prefixe;
span.: llegar a las ocho, a la noche (Diez, Gr. 877).
3. a steht in gewissen festen Verbindungen, die als Ad-
yerbia der Art und Weise empfunden werden; das Deutsche
gibt diese Verbindungen durch Adverbia wieder; hierher ge-
hören etwa:
— 479 —
aname = mit Namen, d. h. eigens, nämlich; a bona seamä
=» mit Achtsamkeit, sicher, gewiß; anevoe =» schwerlich; a
milä =: mitleidig; a lene = träge; a bine = mit rechten Dingen
(gut); altr. a märantä = cu deamärontul, genao.
Beispiele: sein a bunä seamä = ich weiß gewiß (Hasdeu,
et m. I, 38);
Me-am culcat s 'am adormit;
Anevoe m' am trezit (Jam. Doine, 497, 12);
Parcä nu faceti a bine = es scheint mir nicht mit rechten
Dingen mit euch zuzugehen (Cr. IV, 65, 9).
altrum.: doi feciori, ce säntu mai mari, a nume VasiUe
fi Ion (= mit Namen, nämlich V. und I.) (Hrisov de Impärt.
1670, Gast. a. 207 LXV, Z. 6).
Nu cu evangheliia numai strigä, ce si cu dumnedzeesti
prooroci fi cu deDunmedzäu gräitorii aisäiucenicia märuntü
spune (Cqv. lui Ion Crisostom 17. Jh. (Cod. Mss. Miscell.
Brasov p. 504) (Hasd., Et m. rom. p. 38).
In dieser Verwendung, die sich im Lateinischen noch
nicht nachweisen läßt, hat ad den Begriff der örtlichen Lage
abgestreift und drückt dann ebenso wie das lateinische cum
die Begleitung, speziell den begleitenden umstand, aus. Eine
ähnliche Bedeutungsentwickelung hat das lateinische apud im
Französischen durchgemacht: afrz, od, nfrz. avec = »mit";
ebenso findet sich ad in modaler Verwendung in den übrigen
romanischen Sprachen:
itaL errare a studio, ritrarsi a forza, camminare a passi
lenti, gridare ad una Toce;
afrz. estre re^u a grant feste, ocire ä dolor, crier a
haute voiz;
nfrz. faire qch. ä force, condamner ä tort;
prov. jutjar a droit, vezer a penas;
Span, andar a priesa, obrar a maestria, gritar ä voces
(Diez, Gr. p. 879).
4. In einigen wenigen Fallen im Altrumänischen be-
zeichnet a die Bestimmung oder den Zweck; deutsch: zu:
cä a multe röuta« lnvatälenea(CheiaInt. 1678, CCr. 181);
— 480 —
Dlnäöft esind a ylnat (Dos. Y. I. Sept. 24);
Odinftorä tsxäsi merse tn p&dure a lemne (Ibid. Sept. 24)
(■-• nach Holz);
a ce mä päräsas (Psalt. slaYO-romänä 1680, ps. 21,
bei Hasdeu, Et. m. 1, 48).
Wenn ad zur Bezeichnung des örtlichen Zieles in Ver-
bindung mit Abstrakten trat, mußte es dazu kommen, die
Bestimmung, den Zweck auszudrucken. Diese übertragene
Bedeutung konnte dann auch in ursprünglich rein örtliche
Verhältnisse hineingelegt werden. Bereits im Lateinischen
findet sich dieses finale ad: natus, aptus, idoneus, factus u. s. w.
ad; femer: ad id (=^ zu dem Zwecke) fabrefacta navigia, lar.;
alere canes ad yenandum, Ter.; (Georges, I, 93). — Im Roma-
nischen ist ad zur Bezeichnung des Zweckes selten; Meyer-
Lübke (Gr. Ill, 498) führt nur an:
itaL condamnare alla morte, ferir a morte;
frz. condamner h mort;
span. morir al mundo, nacer a la virtud.
5. In einigermaßen lebendigem Gebrauch findet sich a
noch heute nach gewissen Verben, wo es meist einen Ver-
gleich, eine annähernde Ähnlichkeit zwischen zwei Dingen be-
zeichnet; deutsch: wie^ nach Art von:
Gänif, cum tl Ted,
la el se räped;
|i laträ-a pustiü (== und bellen (wie) wüst);
si urlä-a mortiü (Gast. b. 288, Z. 9);
asta nu miroasS a nas de om a» das riecht nicht nach
Menschennase (d. h. ist nicht eines tüchtigen Kerls würdig)
(Cr. IV, 8, 6);
Lelea cu märgele multe;
Amiroase-a flori märunte (Dotne, 77, 1);
Dac 'o duci 'n camp, se moaie;
Si mereü cobesce-a ploaie! (Strig. 230, 4);
si clopotele sunä nelntrerupt a jale la toate bisericile
drept-credinciöse (Telegr. Rom. 1902, Nr. 12, 1. Seite, 1. Spalte,
unten);
- 481 —
un fir de o matasä alba, subtire, strälucitä, ce semäna
mal mult a OTieradfide lunä, ce cutreera aerul, decät a
fir tort (Emin. nov. p. 8, 26tt).
Femer entnehme ich aus Tiktin, Wb. p. 1: Bine se pre-
face a boer! (Alex. op. compl. I, 913)-
Ans Hasdeu, Et. mag. I, 44 ff.: calca a popä (er strebt
nach Höherem).
Ca trei steguri de matasä: Unul rosa ca focal, Unal
oegra ca corbul, Unal alb ca omätal; Gel rosu'i a bätälie,
Gel negru a jelanie, l^i cel alb a bucurie (Marianu, Baco-
vina 11, 50), (= die rote bedeutet Kampf, die schwarze Trauer
und die weiße Freude);
Despre curcabeü poporul dice ca e a vreme bunft (=
daß er gutes Wetter bedeutet).
Sätenit considerä ca un senm meteorologic, cänd rimele
(die Regenwürmer) umblä a plöiä.
sta In loc ^i fluera a pagubä (= schadenverkündend)
(Ispir. Leg. 139);
SäracS pSlärie, Tu tragt tot a saräciä u. s. w. (Hirten-
sprichwort aus Siebenbüi^en).
Dieses vergleichende a, das sich im Deutschen meist sehr
schwer wiedergeben läßt, ist ebenfalls leicht aus der Grund-
bedeutung „an, zu'' zu erklären; denn es drückt aus, daß zwei
Dinge zwar nicht räumlich, aber ihrer Qualität nach „auf
einander hindeuten**, einander nahe kommen. Bereits in latei-
nischer Zeit wird ad bisweilen in ähnlichem Sinne verwendet:
nt emerem ancillam ad istam faciem (= wie diese Ge-
stalt), Plaut. (Georges I, 94).
Aus den romanischen Sprachen gehören hierher wohl die
Wendungen, wo ad den Begriff „nach der Weise von"
wiedergibt:
ital. alla cieca, alla francese, alla meglio;
frz. ä la legere, ä Titalienne;
span. ä la espafiola (M.-L., Gr. III, p. 507 f.).
6. a vertritt bisweilen den Genitiv-Dativ des Rumänischen;
hierbei sind mehrere Fälle zu unterscheiden:
Weigand, 10. Jahresbericht. 31
— 482 —
a) Im Dakorumänisclien steht a for den GenitiT, wenn
dem Worte, das in den Genitiv gesetzt werden soll, ein Zahl-
begriff Yoraosgeht oder wenn das betreffende Wort selbst
einen Zahlbegriff enthält:
cu ocasia a trei alegeri (Delavr. Paraz. 65, 5). folosü
a tötä cetatea, a trei säte (Strajanu, M. de Gr. III, p. 191).
0 deputatiune a trei membri (Sl. Fr. 43, 7). D-zeü e sta-
pinul a toatä lumea (= stäpinul lumii Intregt) (Tiktin, Gr.
r. I, 219).
Femer entnahm ich ans Philippide, Gr. eL 355 £: Tractatul
de Adrianopol aduse tärilor recistigarea a parte din dreptarile
perdute a atita vreme (Negruzzi). Freamätnl |i sueratul a
mii de mii de sftge|il.
altrum.: denaintea a multi oameni (Gast a. 53, 16).
Domnü a toatä pat6r6 = Herr aller Macht (Cor. Caz. I,
1579—80, Gast a. 28, 5).
b) Im Altrumänischen findet sich a bisweilen zur Be-
zeichnung des Genitiv- oder Dativrerhaltnisses vor nicht arti-
kuliertem Nomen und Numerale; im Neurmn. steht dafür
meist der Genitiv-Dativ, respektive la; ans Jb. lY, 56:
de sä va afla In mijloculu a bärbat |i a ftmee . . . •
(1648, aus Hasdeu, Et m. I, p. 49 ff.)- nu vä s& cade fnaintea
a judeate proste (Gast a. 42, 2). in8U|fi satana sä ilchimbä
in Chip a Ingeru luminat (id. p. 48^). — Femer: nimenea nn
poate a doi domni lucra (Gast a. *8, 15). cade s& a tot pla-
gariul, sä-| are ^i sä-s lucreaze pämlntul (Gast a. 119, pentm
Plug. 1); aus TUdin, Wb. p. 1 entnehme ich:
Cela ce va face silä a muere v$duo (Indr. 251). fi dede
pätnea a flämindi (Dos. V. S. Sept 15) f i a multi orbi
dede vedere (Biblia 1688, Luc. 7, 21).
c) Im Aromunischen tritt a stets vor den (flektierten)
Genitiv-Dativ: suflet a m^a, dz^ a dadp t^i, s fakp nik9
un9 ka tine (Ar. II, 14, Nr. 11, 15). Dp n a nia, ta s mi
flklin! (id. 24, Nr. 19, 9). m^dzul a ^apelei murf «= das
Fohlen der Stute starb (Ar. 11, 226, 21). La ftntana a cor-
bului (Petr. Mostre II, 103, Nr. U, 6).
— 483 —
Indem man sich das Besitztum als „an*' seinem Besitzer
haftend Yorstellte, konnte ad dazu kommen, den possessiven
GenitiT zu vertreten; noch näher lag es, den Dativ, den ,yGebe-
kasus", durch ad zu ersetzen, das ja auch die Bewegung „zu
etwas hin" bezeichnete. In der Tat findet sich ad in beiden
Funktionen bereits in vulgärlateinischer Zeit:
a) ad für den Dativ:
munera dantes ad servientes ibidem. (Itin. Hier. Anton. 30);
ad cuius (ducis) imperium caelum et terra serviebant (Hier,
episi 82, 3), annuit manu ad plebem (Vulg. act 21, 40).
b) ad ftir den Gknitiv:
hie requiescunt membra ad duus fratres Gallo et Fidencio
(Corp. XIH, 2483), (Thes. ling. lat. I, 559).
In den romanischen Sprachen ist ad zur Bezeichnung des
Daiivverhältnisses bekanntlich allgemein durchgedrungen (mit
Ausnahme des Rumänischen), seltener finden sich Reste von
ad für den Genitiv, s. Diez, Gr. 856 u. M.-L. Gr. IH, 276.
Näheres über die Verwendung von a in der Flexion, b&»
sonders die Angabe der Gründe, warum a in die Flexion ein-
geführt wurde, bietet die Arbeit von Bacmeister: die Easus-
bildong des Singulars im Rumänischen, Jb. IV, 55 — 58.
B. a steht vor dem Infinitiv, der ohne a nur noch in
wenigen Fällen vorkoiomi Darüber handelt eingehend Sand-
feld-Jensen im Jb. IX, 75fiE, weshalb mr es hier übergehen
können.
„ A'' kommt also im Rumänischen in folgenden Fallen vor:
L ortlich (= an, zu) (erstarrt),
U. zeitlich (»» an, zu) (erstarrt),
nL modal (erstarrt),
IV. = zu (Zweck) (altrumänisch),
V. zum Ausdruck eines Vergleiches oder einer an-
nähernden Ähnlichkeit, »» „nach Art von", „wie'',
VL zur Vertretung des Genitiv-Dativs,
Vn. vor dem Infinitiv (erstarrt).
31*
— 484 —
cätra.
L Caträ bezeichnet die Richtung; deutsch: „ gegen":
und zwar:
a) in feindlichem Sinne; deutsch: „gegen", „wider'':
Cäträ zayistü jeluiasce duhülü cela ce se säläsluieasce
inntru voi? = Wider den Haß gelüstet es den Geist, der in
euch wohnt? (Luth.) (Cod. Vor. 128, 4). se vie a grfi ce an
cäträ melnre (ii 62, 3) [in der Übersetzung von 1648 Im-
protiva miea]. si mäntu unii cäträ alti cu fhrtusagaie fi
curvie (Gast. a. 2, 6, Apocalips. apost. Paul).
Dieses cäträ in feindlichem Sinne findet sich, wie ans
den Beispielen herrorgeht, nur in älteren kirchlichen Texten
imd auch dort nur verhältnismäßig selten neben spre, Xm-
potriva, in aleanul; im NeurunL begegnet es nicht mehr; hier
haben asupra, (tn)contra, impotriva seine Stelle eingenommen.
b) in freundlichem Sinne; deutsch: rS^S^^i gegen-
über": alipirea cätre Casa tmpSrät^scä = die Anhänglichkeit
gegenüber dem Kaiserhause (Sl. Fr. III, 557, 17). din iubire
cätre d-ta (M. Sg. 98, 17). ca are oare care bunätat« cätra
mine (id. 91, 3).
altrum.: nevointä si gänd bun ce au avat cäträ Dam-
nezeu (Gast. a. 77, 7. Evstratie, Pravila aleasä, 1632). prie-
tinesugul bun ce at arätat cäträ noi (lorga, Doc I, 40, Nr. 54.
22, a. 1622).
arom.: de mare vrere ce avea cätre hillü su (Petr.
Mostre II, 13, 6). nu '^i se ingaldi inima cätre unä denSsse
(id. 15, 26).
c) in rein örtlich-neutralem Siime; deutsch: „gegen*,
„nach — zu", „zu": si o iea de-a curmezi^ | de la nort cätre
soare = und er nimmt seine Richtung quer durch, von den
Wolken nach der Sonne zu (Cr. IV, 36, 14).
^i tntorcändu-se cätre unchias si babä (Gast. b. 354, 2S,
basme). Incercarea, drumul, cätre Nirvana a fost tot asa
de dureroasä cät de strälucitä (Caragiale, Schite, p. 15, 6). ^.^
amönat gi refusatjuramöntul cätre Im pSratul (Sl.Fr. 111,45,13 •
— 485 —
altrum.: Cfaiesaria spredici, cätra chesariu se mergi
(Cod. Vor. 68, 2). Intoarceti-vä cäträ mine (Gast. a. 26, 11,
Coresi, Caz I, 1579—80). domnul zise cäträ mene (id.
*1, Ps. 2, 9, Psalt. 1585).
arom.: äuts^ ts fatsa kutrg mine (Ar. U, 24, Nr. 19, 4)
= wende dein Gesicht nach mir zu.
istr.: ben, viro k9trg mire la mj kpsf (Jb. I, 130, 9)
(=^ komm zu mir in mein Haus), si hlapetsu mes a k^tr^
gospodjru (id. 134, 17).
meglen.: Catj an sus cjtru ter si zite: = er
blickte empor zum Himmel und sagte: (Papahagi, Rom.
d. Meg. p. 26, 3).
Cäträ gibt in den angeführten Fällen die Richtung „nach
etwas hin'' an und zwar betont es dabei mehr den Ausgangs-
punkt zum Unterschied von „la" und „In", die auch ßichtimg
oder Bewegung „nach einem Ziele zu" ausdrucken, dabei aber
bereits dessen Erreichung im Auge haben. Bisweilen berührt
sich cäträ aber doch schon ziemlich stark mit den beiden ge-
nannten Präpositionen, so in dem Beispiel aus dem Cod. Vor.
und in den beiden Beispielen aus dem Istrischen, wo man
neudakorumänisch la erwarten würde; dasselbe ist der Fall
in folgenden Fällen aus dem Altrum., wo es sich um eine
Hinzofügung yon etwas zu etwas anderem handelt:
Cätr' acea s-altä usteniintä s-au adaos acelora barbati
purtätori de duhulu sväntü (= hierzu ist noch ge-
kommen) (Bianu §i Hodos, Bibl. I, 140; 6, a. 1643). iar pre
ma¥ mare credintä noi am pus peceatea trägului si ale nostre
cätre cest zapis (= zu diesem Dokument hinzu) (Gast. a.
45, 16; Hris. de vänz. 1614). — Sehr häufig findet sich cäträ
in dieser Bedeutung in den von lorga gesammelten Documente
rom. din. Arch. Bistr. I, wo nach der Einleitung in einigen
Briefen der Übergang zum Thema öfter durch „cäträ aceasta"
= „hierzu, hiemach, hierauf" vermittelt wird, während andere
Briefe derselben Sammlung hierfür „dup' acia" (p. 1. letzte
Zeile) verwenden:
Cäträ aceasta facem stire Mariilor Vostre pentru rändul
— 486 —
iobagilor Märiilor Vostre (lorga, Doc. I, 17, Nr. 22, 4, kut
17. Jahrb.); ebenso: p. 13, 2; p. 28, Nr. 37, 6; p.30, Nr. 39, 2 etc.
Hierher gehört auch cätrS zur Bezeichnung eines Zweckes,
einer Bestimmung, das bisweilen in alten kirchlichen Texten
Torkommt: incindre, cStrfi ispitire voasträ ce taste (Cod.
Vor. 38, 10). Nu buinr& pristanisce cäträ ernare (id. 86, 3).
cä samt playite amu cätrft seacere (Gbsi a. 109, 6; Yarlaam,
Caz. de lafi, 1643).
Auch das bei Bojadzi vorkommende aromunische kgtrg
tsi = weil, warum, weshalb (Jb. II, 117) ist wohl hierher zu
rechnen. Eine Angabe des Zweckes wäre dann, wie dies aach
anderwärts vorkommt, in eine solche des Orundes über-
gegangen.
U. Cätra bezeichnet die Annäherung in der Zeit, besonders
in Verbindung mit Substantiven, die Tageszeiten ausdrfidcen;
deutsch: „gegen": si mal cätre searft firele acele mi le vet
da mie (Gast b. 362, 33, Snoave fi pov.). si a treia zi cätre
sarä pome^te si el (Cr. IV, 16, 6). Cändu-i colea cäträ searä
I badea murgul fi-l lufalä (Dolne, 575, 9). Cänd fu cätrft
diminetä, Popa se späla pe fatä (Alex, poezit pop. 97).
arom.: unä s^rä cätre morgijü agiumse tu unä hörft
micä (Petr. Mostre II, 18, 7—9).
Für die Erklärung der verschiedenen Verwendungen von
cäträ ist es am besten von lat. contra auszugehen; dieses hatte
die Grundbedeutung „gegenüber, das Gesicht jemandem zu-
gewendet" : insula quae contra Brundisinum portum est, Gaes.
(Georges I, 1523), es drückte also nicht von Anfimg an die
Richtung aus, sondern den Ort, von dem ausgehend sieb eine
Handlung „nach etwas hin** richten konnte. War nun diese
Handlung eine feindliche, so nahm cäträ den Sinn von „gegen*"
= „wider^ an, war sie eine freundliche, den von lai »erga*',
und drückte endlich das Verbum eine einfache neutrale Be-
wegung oder Richtung aus, so mußte cäträ in die Bedeutung
von „versus** ™ „nach — hin", „nach — zu" übergeben. Ans
dieser letzteren Verwendung erklärt sich dann auch cäträ zur
Angabe des Zweckes und der Zeit Im ersteren Falle ist der
— 487 —
abstrakte Begriff des Zweckes in sinnlicher Weise als das Ziel
aufge&ßt, „auf das sich die Handlung zu bewegt'' und im
zweiten Falle handelt es sich um die Übertragung eines ört-
lichen auf ein zeiÜiches Verhältnis, die entstehen konnte, indem
man bei cätrS searS, cfiträ dimineatS wirklich an den Weg
dachte, den die Sonne „nach diesen Zielen hin** zurficklegi
Im Lateinischen und den romanischen Sprachen scheint
sich contra nicht so reich wie im Rumänischen entwickelt zu
haben; in freundlichem Sinne findet es sich nur im Lateinischen,
in örtlich-neutralem Sinne nur in den romanischen Sprachen
finales und temporales contra kennen weder die romanischen
Sprachen, noch das Lateinische. Ln übrigen bietet sich aber
manches Vergleichbare:
zu a): lai: hoc non pro me, sed contra me est, Cic.,
contra alqm conjurare, Caes. (Georges I, 1523f.); itaL:' virtü
contra furore prendera Farme, Petr.; frz.: marcher contre
l'ennemi; span.: la triaca es contra el veneno (Diez, Gr. 897).
zu b): lai: dementia contra minus yalidos, Plin. 8, 23
(Georges I, 1524). spätlat: pro amore et benevolentia quam
contra te habeo u. s. w. (TabuL Vienn. Ecclesiae sub Rost.
Archiep. fol. 60, bei Du Gange, Lex. 11, 571).
zu c): Besonders im Spanischen: esta habitacion esta
contra el norte (C. D.), namentlich bei Montemayor: dezir
contre algnna, doch gilt dies als portugiesische Äusdrucks-
weise (M.-L., Gr. lU, 481); prov.: estar central solelh; altfrz.:
encontre lui ne parleront (s. Melion p. 44); altital.: disse
coDtro lui (C. N. A. 29) (bei Diez, Gr. p. 897).
Cäträ kann also folgende Bedeutungen haben:
L = gegen (Richtung) und zwar:
a) SB gegen, wider (feindlich) (nur altrum.),
b) S3 gegen, gegenüber (freundlich),
c) »3 gegen, nach — zu (neutral), davon ausgehend:
a) «: zu, hinzu (hinzufügend) (nur altrum.),
ß) =» zu (final) (nur altrum.)
U- n gegen" (ungefährer Zeitpunkt).
— 488 —
cu.
I. Gu bezeichnet ein Zusammensein, die Gesellschaft oder
Begleitung (deutsch: ,,mit^) und zwar:
a) von lebenden Wesen:
a) in eigentlichem Sinne: Dragu-mi-i in cräsm' a bea | cq
oameni de seama mea (Strig. 105, 1). §'oi fiigi ca dum-
neata! (Dome, 108, 9). Sä mänc cu soacra din ele! (id.
556, 9). Atunci vine ^i impäratul cu o multime de oameni
(Cr. IV, 67, 14).
arom.: *aidi,fßatj,yin ku mine siiigurgCAr.U, 10, Nr. 8,1).
In diesem Falle wird es auch öfter verstärkt durch (de-,
dim-) Impreunä (vgl. lat. simul, una, itaL insieme con, span.
para con): |i atunci eü impreunä cu tot neamul meü
avem sä '^i venim in ajutor (Cr. IV, 51, 1). de*! ospäta Im-
preunä cu noi (id. 88, 14.).
altrum.: ca si cela se samänä sä sä bucure depreana
cu cela ce seacerä (Gast. a. 109, 8).
arom.: si a^i^e adouadi se scularä depreunä cu chiel-
leslu (Petr. Mostre II, 37, 10).
Anm.: unserer Auffassung nach pleonastisch steht
dieses cu:
1. in der Verbindung cu totii, cu toatele = samthch,
samt und sonders: Remäneti cu totii n pace (Doine, 644, 2*2).
Apoi inträ cu totii Inläuntru (Cr/lV, 62, 22).
2. nach si = und: Dar Harap Alb ^i cu ai säi nu bin-
diseaü de asta (Cr. IV, 63, 4). dacä nu eram eü si cu Päsärila
(id. 78, 14). spre casä tustret mergea: | Balaban si cu lovita
si cu tänära fetitä (Gast b. 298, 3). Da eu ^i cu man-
dru^ I jucäm, deü, toatä diua (Strig. 7, 4). altrum.: Inchi-
näciune ^i bunä sänätate scriu eu popa Väsiian Benz, si cu
feciorul mieu Nicolai düaconul (lorga, Doc I, 21, Nr. 36, i)*
(arom.: Si luarä Scodra ^i cu Moreauä (Petr. Mostre II, S4.
Nr. XXII,' 7)).
Dieses cu wird schon so sehr als Konjunktion geAUt,
daß es sich sogar (altrum. und dial.) vor anderen Präpositionen
— 489 —
oder Kasus, auch ohne si, findet: altrum.: Aceastä carte iaste
scrisS la biräul de Bistritä si cu la sfatul Märii Säle. Laudft
tieDoamne cu Ingerii dau (=: dir und den Engeln) (Bianu
si Bodos Bibl. rem. I, 141, 1). Acmü voi spüreti miiasului,
cu zborülu (Cod. Vor. 50, 10).
arom.: tfnuru aistu ts-ul dau dinintia al dunmidz^ §9
ku afigelor (= vor Gott und den Engeln) (Cod. Dim. 28, 7).
ß) zum Ausdruck des freundlichen oder feindlichen Ver-
kehrs, des sich Vereinigens oder Veruneinigens mit jem., femer,
abweichend Yom Deutschen, bei Verwandtschaftsnamen, Aus-
drücken der Gleichheit und Ähnlichkeit u. s. w.: C'am Yorbit
cu doi feciori (Strig. 278, 8). Noi cu toti s6 ne nfrätim |
si cu totii sä trfiim (Dome, 435, 48). doar nu '1 frate cu
mama (Cr. IV, 43, 23). o cÄs&tori cu tärani (Gast b. 261, 18).
Cu mine sä se 'mpreune! (Dome, 215, 20). Tot m'oi mai
lupta cu ele (id. 611, 8). Mändrulitä, ochii tSi | bine seamänä
cu-ai mei (= gleichen den meinigen sehr) (Strig. 150, 1).
altr. |i se päriieä cu Jüdeii = und er stritt sich mit den
Juden (Cod. Vor. 2, 9). arom.: esku n9y^ast9 ku bgrbat =
ich bin Frau mit Mann (= verheiratet) (Ar. II. 26, Nr. 22, 9).
b) bei leblosen Dingen: Mergea lelea p 'ängä tSü | cu
cununä de sasäü (Dolne, 35, 2). am scäpat cu viatä = ich
bin mit dem Leben davon gekommen (Cr. IV, 7, 22). De-ti
catä alta mai dragä, | care-i cu cosita neagrä (Dolfne, 491, 4).
arom.: Bagg n ts fesea ku fluriile = setze deinen Feß
auf mit Goldstücken (Ar. II, 16, Nr. 12, 13). ni aflai u§a ku
klj^alaasich fand die Tür mit Schlüssel («» verschlossen)
(id. 22, Nr. 18, 3).
Anm. 1. Im Aromunischen und Istrischen geht hier öfter
das allgemeinere „mit" in die spezielle Ortsangabe, „in" über:
Va n te alas ku käse mu&ate (= in schonen Häusern) (Ar. II,
74^ Nr. 46, 8). E9r9vyotlu ku atsi^a kgrävi b9g$ äi alte
pr^m^tii (id. 218, 18). 69 dz^e ku minti^a (= in seinem
Sinne) (id. 222, 10). Istr.: e ie gan|, ke la verlt ku kasunu
pre 9p^ (b» daß sie ihm gekommen sind in der Kiste auf dem
Wasser) (Jb. 1, 128, 7).
— 490 —
Anm. 2. In den weitaus meisten der hierher gehörigen
Fälle entspricht cu mit dem folgenden Nomen einem deutschen
Adjektivum (ygL die englischen Adjektiva auf -ful): sä fie co
bägare de semä {^^ aufinerksam) (SL Fr. III, 144, 9). ar fi
cn cale (»> ratsam) (id. 144, 14). dacä 'ti-a fi cu placere
(= gefillig) (Cr. IV, 20, 5). Nici tdt junci | cu coarne lungi
(Strig. 166, 8) (= langgehömt). Vai de mine, cum as mere {
seara la gurä cumiere(=a honigsüß)! (Dome, 293, 2). e oare
cu putintä (= möglich) (M. Sg. 52, 5).
altrum.: nemicä de ceale ce era cu folosu (=^
nützlich) (Cod. Vor. 19, 4).
arom.: kg s pare ku mare minte (»»scheint sehr yer-
ständig zu sein) (Ar. II, 46, Nr. 29, 7). sg Sgdz ku sf 09 täte
(= gesund) (id. 280, Nr. 5). anlu tut s h'ibg ku mbjrgatsj
(= glücklich) (Ar. II, 281, Nr. 18).
In den bisher angeführten Fällen hat cu im allgemeinen
die Bedeutung des lateinischen cum bewahrt, sodaß es keiner
weiteren Erklärung bedarf. Auch die anderen romanischen
Sprachen gehen hier, soweit sie cum nicht durch andere Prä-
positionen ersetzt haben, mit dem Rumänischen parallel: Ist:
zu a) a): semper ille antea cum uxore, tum sine ea (Cic
Mil. 55), esse, vivere, habitare, cenare u. s. w. cum alqo.; zn
a) ß): cum alqo. se delectare, Cic, pugnare, certare u.&w.
cum, jüngere, conjungere u. s. w. cum; zu b): cum impedi-
mentis yenire, Caes. (Georges 1, 1681).
Die in den Anmerkungen augeführten Besonderheiten im
Gebrauche von cu erklären sich meist leicht aus dessen Grund-
bedeutung; teilweise findet sich auch hierzu Analoges im
Lateinischen oder in den romanischen Sprachen:
zu 1. a) ä) Anm. 2: lat negaretis hoc mihi cum diis,
Liv. (aa mir und den Göttern), Demosthenes cum ceteris erant
expulsi, Nep. (Georges I, 1681), itaL: io con lui Yolgenuno
i nostri passi (Purg. 17, 64), span.: el padre con las fijas
Uoran de corazon (Cid. 2632), portg.: en co o grao Macedonio
e CO 0 Romano Demas lugar ao nome Lusitano (Lus. 1, 75)
(M..L., Gr. III, 254).
- 491 —
zu Ib Anm. 1: lai: repntare cum animo, secum = bei
sicii, (Georges I, 1682), itaL: egli disse seco; lo ritenne seco
(Diez, Gr. 890).
zu Ib Anm. 2: Tielleicht: lat.: esse cum catenis «» ge-
fesselt sein, Plaut. (Georges I, 1683).
n. a) Gu führt einen begleitenden Nebenumstand ein,
deutsch: „mit", „unter'': Mere-oi tot cu dor |i jele (Dome,
461, 8). ascultä cn luare am inte (= mit Aufinerksamkeit)
(Cr. IV, 10, 14).
arom.: s ku strigare ^ dzyse (Ar. II, 228, 16). S9
plgnse ku lakrin (»= nnter Thranen) (Cod. Dinu 28b, 4).
In den meisten hierher gehörigen Fallen entspricht cu
mit dem folgenden Worte einem deutschen Adverb: mergi
cu bine (= glücklich) (Cr. IV, 5, 5). li spune toate cu dea-
mänuntul (= haarklein) (id«23, 13). Da cändu-i colo toamna,|
nu Saude nimica; | numai mändra cu gura | cu dulcetfi
dripind (Deine, 57, 3). spuneti 'mt cu drept (= aufrichtig) |
cu mäna la pept (Gast. b. 291, V, 14). sS se batä cu vitejie
<«= tapfer) (Sl. Fr. III, 195, 1). Incät numai cu anevoie (=»
kaum) a scäpat (id. 176, 11). altrum.: cu luboste («== gern)
ftgäduirä noi fratii (Cod. Vor. 29, 1).
b) cu bezeichnet die Gleichzeitigkeit; deutsch: „bei**,
»gleichzeitig mit", „über": eu pomesc cu ziua = ich
breche auf gleichzeitig mit dem Tage, bei Tagesanbruch (Herr
Scurtu). muierea a' mbätränit pfi dracu cu däscre^irea unuf
hir da pär (= über (bei) der Entkräuselung eines Haares)
(Gast b, 261, 3). cu lntr6gfi artilerie, pe care Turcii o luaserä
c&nd cu cucerirea cetä^il (<=bei der Eroberung der Stadt)
(id. 587, 18).
In vielen der hierher gehörigen Verbindungen wurde cu
mit dem folgenden Worte bereits so sehr als ein Begriff
empfunden, daß noch de davortreten konnte; so findet sich
de cu ziua, de cu noaptea, de cu tarna (vgl Dam6, Dici
p. 310); am häufigsten ist aber wohl de cu searft ^^ bei
Abend: De-ar fi lunä de cu searfi | m' af duce la badea n
— 492 —
tearä; (Dotne, 312, 1). £1 iubeste de cu searä | candu-sdus-
manele afarS (id. 150, 11).
In diesen beiden Verwendungen ist die Grimdbedeutcmg
Yon cu, nämlich der Begriff des Zusammenseins mit, der Be-
gleitung noch deutlich zu erkennen. Wurden in den unter
I behandelten Fällen lebende Wesen oder auch leblose Dinge
mit cu angeknüpft, so hier Umstände und Zeitbestimmungen,
die sich das rumänische Sprachgefühl ebenfalls als Begleiter
vorstellt. Dieselbe Auffassung ist übrigens bereits im Latei*
nischen vorhanden und sie findet sich auch in anderen roma-
nischen Sprachen:
lai zu a): cum celeritate ad exercitum redire (Hirt b. 6>,
semper magno cum metu incipio dicere, Cic.; cum cura, cum
(bona) gratia, cum (bona) venia u. s. w.
zu b): cum prima luce Pompomi domum venire, Cic;
exiit cum nuntio Crassus, Cic; (bei Georges, Wb., I, 1&83).
Anm. 1. cu zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit gebt
in Verbindung mit einer Form von „tot" in die Bedeutung
„trotz" über: cu toate aceste nu 'si pierdu nadejdea In
Dunmezeu (Gast. b. 350, 26). sä fie tinut, cu tot bunul
tratament, sub pazä mai asprä (Sl. Fr. III, 54, 26).
arom.: ku tut ats^a tsi nu era ah^tü muäatü (== trotz-
dem daß) (Ar. H, 252).
Dieser Bedeutungswandel mußte eintreten (vgl. deutsch:
während = frz. pendant que und tandis que), wenn die beiden
Begriffe, deren Gleichzeitigkeit cu betont, dem Sinne nach
einander entgegengesetzt sind. In anderen romanischen Sprachen
findet sich cum in derselben Bedeutung: itaL: con tutto il
suoingegno = bei (trotz) aller seiner Beanlagung (Rigutmi-
BuUe, Wb., p. 177). portg. com tudo, com tudo isso = trotz
alledem.
Die Form von totus «= ganz, all, die sich zum Teil auch
in diesen romanischen Wendungen findet, dient dazu, den
Gegensatz zwischen dem Inhalt der beiden Gedanken noch
scharfer hervorzuheben.
— 493 —
Anm. 2. Steht cu vor einem Worte, das eine Zeitdauer
ansdrflckt, so erlangt es die Bedeutung „für, auf^, drückt
also dann eine Bestimmung in Bezug auf die Zeitdauer aus:
Sä-ti dee |i sSnState . . . | s&nState cu luna (= flir einen
Monat) I sä nu mai vedi lumina; | sän$tate cu anu (>» für ein
Jahr) I sä nu mai vedi pSm^ntu (Doine 570, itL). e plätit cu
ziua = er wird auf den Tag bezahlt (Scurtu).
ni. Cu bezeichnet das Mittel oder Werkzeug, deutsch:
„mit, durch, von": Si calul ti-1 potcovejte | cu potcoave
de aramä (Doine, 549, 5). Eu i-am spus cu juräm^nt | ca
e ogropata *n pämönt (id. 325, 3). o ploascä plinS cu apS
(id. 16, 4). Dar n'am cu ce mS 'ncälta (Strig. 332, 8). Nid
CQ gändul n'am gändit, | eine m' a ciufuluit: (Strig. 235, 1)
(Figora etymologica!). nu mä ucide cu loviturile dureroase
(id. 2, 23). cänumai cu fuga aputut sä scape (Sl. Fr. 111,119, 6).
altrum.: EÄlecsandru mäbäl cu mäinra (Cod. Vor. 11,5).
toti Intr' una cu un glas si cu o limbä gräind (Gast a. 25, 12).
arom.: Eu tuts p9razli kumpgrai aruguzin = für alles
Geld kaufte ich Matten (Ar. II, 216). § ku zähare (Zucker)
le pispel^äm, | gurg ku gurg le myfigam (id. 26, Nr. 22, 17).
istr.: Ontrat a hitit pre y^le ku nosilele = da haben
sie (mit) der Bahre auf die Erde geworfen (Jb. I, 154, 22).
meglen.: cari arä cu un boü? (Papah. Rom. diu Megl.,
p. 26, 11).
Dieses instrumentale cu erklärt sich ebenfalls aus dem cu
zum Ausdruck der Begleitung; in vielen Fällen, namentlich
da, wo es mit einem Konkretum verbunden auftritt, ist diese
Grundbedeutung noch deutlich zu erkennen, so in den Beispielen :
arä badea cu plugul, (Doine, 554, 1), megl.: cari arä cu
un boü? (Papah., p. 26, 11). Von hier aus hat sich der Ge-
brauch dann weiter ausgedehnt. — Bereits im Lateinischen
findet sich bisweilen instrumentales cum, obgleich hier im
Ganzen der bloße Ablativ noch häufiger ist; ebenso verwenden
es, — wiederum mit Ausnahme des Französischen und Pro-
venzalischen, — die anderen romanischen Sprachen: lat.: ei-
templo silentio facto cum voce maxima conclamant (Gaud.
— 494 —
Quadrig. fr.); caede caudam com tabula aliqaa non pondero^a,
Yeget; (Georges, I, 1683). itaL: Lucia asclugayasi gli occhi
col grembiule (Manzoni, Pr. Sp. 3) (= mit der Schürze) (M.-L,
Gr. lU, 501), costrignere alcuno colla forza e colle minacce
(Diez 890). span.: con esta arma pelearon; espantada con
el suefio (Alej. 326), (M.-L., Gr. in, 502). portg.: abrir com
chave; ferir com a espada (Michaelis, Wb. p. 193).
Anm. 1. Altrumänisch und in den Dialekten wird ca
auch von Personen und sogar beim Passivum gebraucht, wo
das Neudakorumänische prin oder de verwendet: altrum.: care
lucru sintem gata a-1 märturisi cu cärtile |i ca oamenii
(lorga, Doc. I, 11, 2) (Anf. 17. Jahrb.). cele ce acmü Testiri-
se vao cü celora ce bilnrevestescü voaö (Cod. Vor. 141, 3).
[in der Übersetzung von 1688 prenü, 1648 pentru]. istr.: ä
iel a mislit ke aw ram^s zegmite ku zidu de bas|rik^ {^
bedeckt von der Mauer der Kirche) (Jb. I, 152, Nr. XY, 9).
meglen: dintru kg ku skuTö^^ §i ku ^Jnyitsgminta (»
durch die Schule und durch den Unterricht) se f^ir; ts^li
mai mptSkati lukri ^n lumi (Jb. V, 147, 19).
Anm. 2. Instrumental ist wohl auch das cu bei Prei^
angaben zu erklären, das wir im Deutschen mit „für, um*
übersetzen: Spänul vrea sa 'wl rfipuie capnl cu or¥-ce pret
(Cr. IV, 37, 6). nu vor suferi cu nici un pret pe Lupu ca
Donm fi vecin (Sl. Pr. III, 239, 26).
Die Dialekte scheinen zum Ausdruck des Preises gar keine
andere Präposition zu kennen; im Dakorumänischen ist das
Gewöhnliche pentru; daneben in gewissen Fällen pe (s. dort).
IV. Cu bezeichnet das Maß des Unterschiedes bei Kom-
parativen und Eomparativbegriffen; deutsch: „um** oder der
bloße Akkusativ: Sevastita, cu cäte-va zile tnainte de ple-
carea IxxX Pirigumenos simte grea^ (Delavr. Paraz. 67, 7 v. u.).
un motif cu mult mal nobil (id. 110, 21). cu atlt maTbine
>» um so besser (M. Sg. 63, 19). lucrul acesta e cu atftt
mal probabil, cu cät acest Voivod are la dSnsul (Sl Fr.
m, 1, 14).
— 495 —
altrum.: cu 7ori mai tare vom bäte pre voi pelntru
päcatele vostre (Hasdeu, Cuv. I, 13, 28). meglen.: ku k9t
tretsi mai malt9 yr^me, ku k9ta Rom^nii se mai moltsesk
= je mehr Zeit vergeht, um so mehr vermehren sich die
Rumänen (Jb. V, 147, 14).
Dieses cu „mensurae** ist am besten aus instrumentaler
Auffassung heraus zu verstehen. Einen Satz wie „cu atit mai
bine** denkt sich der Rumäne: „durch (mit Hilfe) soviele(r)
Dinge ist dies besser** u. s. w. Daß das Lateinische in diesem
FaUe den Ablativ verwendet, spricht ebenfalls ftlr diese in-
strumentale Auffassung. Die anderen romanischen Sprachen
zeigen die Prap. der raumlichen Trennung, nämlich „de**/
De „mensurae" findet sich auch im Rumänischen, aber nur
in Verbindung mit einer Form von oarä^Mal; cu „mensurae**
scheint dagegen auf das Rumänische beschränkt zu sein.
V. Cu fuhrt bisweilen eine nähere Angabe oder eine Ein-
schränkung zu einem Attributs- oder Prädikatsbegriffe ein;
deutsch: „hinsichtlich, an, in, mit**: cum rämäne cu mosu-
fcäü = wie es mit deinem Großvater wird (Cr. IV, 6, 18).
rämäne cu pärul lins-prelins «= er steht mit den Haaren
^e geleckt (id. 14, 11). Pare c&-i un domnijor; | cä-i cu
pl^rul retezat (Doine 81, 7). cum sta cu trebile noastre =:
wie steht es hinsichtlich unserer Angelegenheiten (M. Sg. 33, 1).
Cu erklart sich hier am leichtesten aus dem Begriffe der
B^Ieitung. Wie es scheint, haben sich zwei Gedanken ge-
duzt: Slnt cu slnul plin de dor »= ich habe eine Brust (voll
Sehnsucht), (eigentlich: ich bin mit einer Brust (voll Sehn-
sucht)) und in (hinsichtlich) dieser Brust bin ich voll Sehn-
suchi In den oben genannten Fällen hat nun der erstere
Gedanke ftberwogen, daher steht cu. In anderen Beispielen
ist mngekehrt der zweite Gedanke stärker gewesen und es
findet sich dann la oder de in derselben Bedeutung. Diese
beiden Präpositionen sind in diesem limitativen Sinne sogar
yiel häufiger als cu, das in den Dialekten gänzlich fehlt und
un Dakorumänischen wohl auf bestimmte Falle beschränkt
^ — Vergleichen läßt sich hier das Spanische, das nach ge-
— 496 -
wissen A^jekfciyen ebenfalls com >• con yerwendet: rico con
los despojos, ciego con el enojo (neben de enojo), contento,
alegre con esta nneva (M.-L., Gram. lU, 291).
Cu findet sich also in folgenden Bedeutungen:
Cjx = mit (Begleitung) davon abgeleitet:
a) S3 mit (Reciprodtät),
b)c=n[iit, unter (begleitender Nebenumstand),
c) = mit, über (Gleichzeitigkeit) davon abgeleitet:
a) = trotz (adversativ)
ß) = für, auf (Bestimmung der Zeitdauer)
d) aa mit (instrumental), davon abgeleitet:
a) = für, um (Preis),
/?) = um (Maß des Unterschieds),
e) = hinsichtlich, an, in, mit (Beschrankung).
de.
I. In lokaler Bedeutung:
a) De bezeichnet die Richtung oder Bewegung von etwas
weg; deutsch: „von, von — weg, von — aus, von — her", auf
die Frage woher?: 0 soaptä de sus = ein Flüstern von oben
(Gast. b. 288, II, 34). Incepe a purta caii de colo pänS colo
(Cr. IV, 13, 25). Diana s a rusinat si a dat fuga de acolea
(Pop. Reteg. 43, 15).
altrum.: De unde veniti ingerii mei? (Gast a. 1,6).
arom.: § aklö § inöir^ noyp in§ fiiri | trei di asupra,
trei di gos | ä alantsg trei di nainte (Ar. II, 106, 66, 10).
Wie diese Beispiele zeigen, findet sich lokales de im all-
gemeinen nur vor lokalen Adverbien. In Verbindung mit
anderen Worten stehen dafär die zusammengesetzten und
daher prägnanteren Präpositionen dela und din; de bat sich
vor dem Nomen oder Pronomen nur gehalten nach gewissen
Verben, wo die Vorstellung einer Bewegung oder Richtong
„von — weg" zu Grunde lag; dahin gehören:
a) Die Verba des Trennens, Fliehens, Reinigens, sich
Entledigens, Unterscheidens, Aufhörens u. s. w.: de spnmi
se curätias= vom Schaume reinigte er sich (Gast b. 295, H'
— 497 —
lasa-te de suspinat (id. 307, Cäntec populär, 8), Spane tu
la fratii mei | ca mS despärtesc de ei ... . (Dome, 422, 4).
Abia sfär^i de zis (Gast.b. 356, 13). pentru a scäpa de ru|ine
{Ct. IV, 8, 18). De aceea fiige lumea de dtnsul (id. 33, 3).
altrum.: de ocäräle voastre fugiu eu (Gasi a. 3, 15).
fi de fratii säi dezdise-se (Cod. Vor. 2, 2).
arom.: te mppits^^S de tatg §i dadg «= du trenntest
dich von Vater und Mutter (Ar. II, 204, Nr. 114, 19). de tine,
morlai; mumS, | de 'mi fugi gionele pe lunä (Petr. Mostre II,
54, Nr. VI, 1).
Hierher gehört auch das „de" nach Adverbien, die den
Begriff der Entfernung von einem Punkte enthalten: hite
däparte d'äst loc (Gast. b. 260, 24) departe de noi (M,Sg. 21,24).
arom.: äedz k^rsi de mine (Ar. II, 140, Nr. 81, 1) (=
gegenüber von mir), ngfgär diparte di noi, | nik^ ma fiklo
di Sufie (id. 158, Nr. 95, 28).
Die meisten dieser Adverbia, so afarä de, aproape de,
dincolo de, dincoace de, dinjos de, din sus de u. s. w., sollen
miter den uneigentlichen Präpositionen noch besonders be-
handelt werden.
ß) Die Verba des Verbergens, Schützens, Verteidigens,
sich Hütens yor; hier ist der Begriff der Richtung oder Be-
wegung „von — her" nicht wirklich ausgesprochen, er kann
aber sehr leicht ergänzt werden; denn ein Satz wie: „er ist
geschützt vor der Sonne", zerlegt sich logisch sofort in die
zwei Sätze: „Er ist geschützt vor den (oder gegen die) Strahlen,
die von der Sonne ausgehen". Beispiele: coaptä la rezoare
I feritä de soare | coaptä la pämänt | feritä de vänt (Gast b.
298, 47). apärä m$ de gSinT, cä de cami nu mS tem (Cr. IV,
7, 17). de urätü te poft ascunde (Dome, VI, 5). sä apere
pe viitor Ardfl de nävälirile lor (SL, Fr. III, 496, 26).
arom.: Si s'näapär de cai^ido (= vor jedermann) (Petr.
Mostre U, 109, 9).
meglen.: li vfgli^ di frik <= er schützte sie vor Kälte
(VL-M. 78, 14).
Weigand, 10. Jahresbericht. 32
— 498 —
b) De steht auch da, wo es sich nach deutschem Spradi-
gebrauch um die Lage „an einem Orte, auf die Frage wo?
oder um die Bewegung „nach" einem Orte auf die Frage
wohin? handelt; und zwar:
a) in Fallen wie: le pune de o parte =^ er legt sie bei-
seite (Cr. IV, 13, 9). Si Intr* un buc aü si ales nisipul de-o
parte si macul de altä parte (Cr. IV, 74, 4). Si eine plangea
de-o parte? .... (Dome, 404, 13). de acum Inainte or cii
capul de piaträ, or cu piaträ de cap, tot atata 'i » von
jetzt an ist es ganz gleich ob mit dem Kopf auf den Stern
oder mit dem Stein auf den Kopf (Cr. IV, 28, 25),
arom.: iu strigä tellali de paturle pärti (Petr. Mostre
U, 33, 1); namentlich in der Verbindung pung di = bis: sdu
te pun di musata (Ar. II, 8, 6, 5).
istr.: an Rim, dende Staate pgapa «= in Rom, wo der
Papst ist (Wg., Rom. 21, 255, 29).
Vor allem bezeichnet de auch die Ruhelage an eiDem
Orte oder die Bewegung an einen Ort, vor einer Reihe von
(meist uneigentlichen) Präpositionen, die später noch ausführ-
licher zu behandeln sind. Dahin gehören etwa: dupä «de
+ post), de-alungul, de-asupra, de-desubtul, dinaintea, dinapoia,
dincoace und dincolo de, din jos und din sus de u. s. w.
ß) vor Substantiven namentlich in Abhängigkeit von
Verben des „Hangens, Anfassens, Anfangens, Befestigens,
Ziehens" an etwas ferner nach a da (de ceva) = treffen (auf
etwas) und se apropia (de cineva) = sich (jemandem) nahenL
Die Beispiele sind hier sehr häufig: de dar log cä mi'l
prindea = am Zügel faßte er ihn (Gast. b. 294, 75). si nmnai
latä ce daü de o fäntänä (Cr. IV, 22, 5).
arom.: sg 1 pQartg nv^asta di guSe (Ar. II, 48, Nr.31,11).
dado, la nvgasta di mgng (id. 78, Nr. 49, 13).
Istr.: §i ke vor legj jsiri de marun (= banden an den
Eastanienbaum) (Jb. I, 150, 4).
Meglen: §i li anvii di kö§ = und er wickelte sie nm
den Korb (Vl.-M. 63, 24). Si vompiru ap lego di pitSor (»«
band sie am Fuße fest (id. 66, 1).
— 499 —
Die unter I a) angefahrte Grundbedeutung von rumänisch
de= „von — weg" schließt sich unmittelbar an das Latei-
nische an. Hier hatte de ursprünglich die Bedeutung »von —
herab**, die aber schon in klassischer Zeit in die von „ab"
= „von — weg" überging. Im Vglt verdrängte de immer mehr
seine beiden Rivalen ab und ex (= von — heraus), bis es
scUießlich im Romanischen von den drei Präpositionen allein
übrig blieb.
Auch die unter b) angeführten Fälle gehen auf eine echt
romanische Äusdrucksweise zurück. Man drückt durch die
Präp. nicht, wie das Verbum es verlangt, einfach den Ort aus,
„wo" sich etwas befindet oder „wohin" sich etwas richtet
oder bewegt, sondern man betrachtet in antizipierender Weise
diesen Ort bereits als Ausgangspunkt neuer Bewegungen oder
Tätigkeiten (sich Erstrecken, Sehen). Für de nach den Verben
des Anhängens findet sich im Deutschen etwas Analoges in
dem Kompositum „abhängen von etwas" entsprechend rum.:
da(Ä lucrurile ar atlma de mine (M. Sg. 75, 6). Diese Vor-
stellmig des „Abhängens von" hat der Rumäne konsequent
bei allen Verben des Hängens, Anfassens u. s. w. — Das
Lateinische imd die anderen romanischen Sprachen bieten, wie
schon oben erwähnt, hier mancherlei Entsprechungen: lat.:
pendere de collo, de camera, Ov. u. Petr.; de clunibus (=
an den Hinterschenkeln) pinas habere, Col. (Georges I, 1766).
Daneben auch das bekannte „a tergo stare" b=» im Rücken
stehen, stare ab aliquo, habere aliquem a latere, a fronte u. s. w.
frz.: allons de ce cöte. span.: estaban de una y de otra
parte (Diez p. 881).
Für die Verba des „Anhängens, Anfassens" u. s. w. bieten
die romanischen Sprachen nichts Vergleichbares, wohl aber
ftr das Verbum a se apropia de <= sich nähern: aprov.:
apropchar de, nfrz.: s' approcher de, aber: ital.: awicinarsi a,
afrz.: aprochier a. Die Konstruktion mit de scheint hier
analogiscb eingetreten zu sein; wie man sagte: departe de —
a se depärta de, femer: aproape de «=« „nahe von", so sagte
man dann auch: a se apropia de. Die Vorstellung: „jemandem
32*
— 500 —
näher kommen von diesem aus betrachtet" ist natürlich audi
hier möglich; nach a se apropia de scheint dann die Redens-
art „a da de cineva*' »» „an jemanden herankommen, auf
jemanden tre£fen'' gebildet worden zu sein.
II. De gibt die Heimat oder Herkunft an, das heißt den
Ort, woher eine Person oder Sache als ihrem gewöhnlichen
Aufenthaltsorte stammt; deutsch: „aus*' auf die Frage woher?
Im modernen Dakorumänischen steht in dieser Bedeutung
öfter dela oder din (s. dort); häufiger ist de noch im Altrumi-
nischen und Aromunischen: horbota de üngaria = Spitze aus
Ungarn (M. Sg. 36, 24), vin de Odobefta = Wein aus 0. (Scurtu).
altrum.: oameni de tara dumilor yoastre (loi^a, Doa
I, 40, Nr. 54, 19) (a. 1622). 'urii di Asia ludei (Gast a. *7, 3).
Andreica Soroceanul de tinutul la^ilor (id. 53, 17). eu Simi-
onel Vomicul de Cämpulung (lorga, Doc I, 15, 1); neben de
findet sich aber auch hier in ganz entsprechenden Fällen din.
arom.: ftim/^alile era di Nänta (Ar. II, 166, Nr. 96, 43).
basanlu (Balsam) di Vinetfe (id. 14, Nr. 11, 14). § ku tsi-
punele di Elbasane (id. 86, Nr. 56, 13).
Diese Verwendung von de knüpft unmittelbar an die
örtliche Bedeutung »= „von — weg*' an, nur hat di« Bewegung
bereits in der Vergangenheit stattgefunden. Die anderen
romanischen Sprachen wählen zum Ausdruck dieser Beziehung
ebenfalls de (M.-L., Gr. lU, 268).
ni. De bezeichnet den Sto£^ aus dem etwas besteht;
deutsch: „aus, von" auf die Frage woraus? wovon? — Meist
verknüpft de in diesem Sinne zwei Substantiva mit einander,
von denen das zweite, mit de verbundene, einem deutschen
Adjektivum entspricht: Da, blidu-i de cositor (Zinn) (Dome^
373, 6). Sä-i cumperi cisme de caprä (Strig. 246, 6). Sedara
pe banca de peaträ de längä portitS (Emin nuv. 90,25).
altrum.: a vas de lut frange-i (Oasia. *2, 3).
meglen.: topki di ngo = Ballen aus Schnee (VI.-M. 78, 21).
In den Dialekten steht de auch nach Verben (besonders
a face), um anzugeben, woraus etwas gemacht wird; das
Dakorumänische verwendet in diesem Falle din:
— 501 —
arom.: Di Mikntg, Kikutg s fatse baiig mare =» aus Tropfen
und Tropfen entsteht ein großer See (Ar. II, 218, Nr. 15).
istr.: |i de ie s a fakut kplu (Jb. I, 136, 11).
Auch diesen Fallen liegt die ursprüngliche lokale Be-
deutung „von — her** zu Grunde. Man denkt sich den be-
treffenden Gegenstand als aus dem rohen Stoffe hervor-
gehend oder bereits hervorgegangen. Das Lateinische
verwendete, von derselben Anschauung ausgehend, zur Be-
zeichnung des Stoffes neben dem bloßen Ablativ ex + Ablativ,
das dem oben erwähnten din genau entsprechen würde. Da-
neben trat schon in klassischer Zeit die Präposition de auf
und diese wurde von den romanischen Sprachen beibehalten
(Diez, Gram. 882).
ly. De bezeichnet nach a fi und nach Subst in attrib. oder
prädikativer Verwendung die Beschaffenheit (Qualität) einer
Person oder Sache; das Deutsche drückt diese Beziehung meist
durch ein Adjektivum oder auch durch „von" mit dem Dativ
aus: £ da mare laudä . . . ., sä = es ist sehr lobenswert
... daß (Gast. b. 259, 4). ca copilul de trei dile (Doine,
247, 8). Am^ndoi suntemü de-o seamä (id. 112, 8). Un Grec
de frunte = ein vornehmer Grieche (SL Fr. III, 147, 1).
altrum.: acela iastea di direptu (Gast a. 2, 28).
arom.: puska di ÖQS^rQy ma dultsi-i z-di nari (= ge-
schenkter Essig) (Pap., Jb. 11, 155, 88).
meglen: kg im di soiu romän = denn wir sind
römischen Stammes (Jb. V, 147, 45).
Der unterschied zwischen den Verwendungen in HI und
IV liegt in der Art und Aufbssung des auf de folgenden
Nomens. In IQ drückt es nur rein konkret den Stoff aus,
aus dem etwas besteht, während es in den zuletzt genannten
Beispielen einer vorausgehenden Person oder Sache irgend
eine Eigenschaft beilegen soll, die meist abstrakter Natur ist.
Im Lateinischen entsprach diesem rumänischen de der Genitiv
(Ablativ) QuaUtatis, den die romanischen Sprachen, mit dem
Rumänischen übereinstimmend, durch de ersetzten (cf. M.-L.,
Gr. m, 270).
— 502 —
Dieses de qualitatis findet sich übrigens auch in Ver-
bindung mit Ordinalzahlen in Ausdrücken wie: cel dintain
und smeul de al treilea (Basme 86, 33), die Meyer-Lnbke
(Gr. III, 266) an falscher Stelle, nämlich unter den partitiTen
Verhältnissen, anfahrt; äntaiü = zuerst und al treilea » zu
dritt sind ursprünglich Adverbien, die erst durch Vorsetzong
von de oder auch durch Artikulierung attributiv werden können,
also: cel d'äntäiü eig. = der von zuerst = der erste n. a. w.
Die Ausdrucksweisen „om äntaiu* und „om cel äntaiü", die
M.-L. an der genannten Stelle als gebräuchlich anfährt, sind
aus diesem Ghrunde falsch.
V. De bezeichnet in attributiver Verwendung das aktive
Possessiwerhältnis oder auch in weiterem Sinne die Zuge-
hörigkeit einer Person oder Sache zu etwas anderem; hierbei
sind zwei Falle zu unterscheiden:
a) Das mit de verbundene Nomen drückt etwas Allge-
meines oder Unbestimmtes aus; im Deutschen stehen in diesem
Falle meist zusanunengesetzte Substantiva: calul fiului de crai
(= das Pferd des Königssohnes) Incepe a säri (Cr. IV, 5, 17).
Zäpada tncärcase crengile de copaci (»s die Baumzweige^
(Emin. nuv. 88, 1). fata cea micä de tmpSrat (Delavr. Trab.
19, letzte Z.).
arom.: pristi gura di putsu (= BrunnenöfiEnung) (Cod.
Dim. 107, 11). frjndz9 di fag Kiperam (Ar. II, 8, Nr. 5, 5).
istr.: semintse de 9siri = Eselsamen (Jb. I, 150, 13).
meglen.:Apadibgari=« das Wasser der Luft (VL-M.,78,8'i.
b) Das mit de verbundene Nomen drückt etwas Be-
stimmtes aus; de steht also hier für den zu erwartenden
Genitiv-Dativ und zwar namentlich dann, wenn das voiaus-
gehende Nomen nicht artikuliert ist, dialektisch auch in
anderen Fällen; im Deutschen entspricht der Genitiv: '^ v»
rSmfne o spaimä; un tnceput de tndoealä («» ein Anfang
des Zweifels) (Delavr. Trüb., 29, 28). prea cälduroasele doredi
de un amor nevinovat (M. Sg. 2, 7).
altrum.: a triea parte de sat «= der dritte Teil des
Dorfes (Gast a. 43, XIV, 8).
— 503 ~
arom.: kpazi di fiimunik nu s-al^^^ti di burik. (Pap.
Jb. II, 162, 168). trj^amborg 8 puntea di Narta (Ar. II, 172,
Nr. 96, 160), [dkr.: podul de peste Narta].
istr.: kgnd a yerit gfL ht^in de kpse (Jb. I, 146, 20).
De erklärt sich hier in ähnlicher Weise wie in dem unter
n behandelten Falle (Herkunft). Der Redende denkt sich das
Besitztum, das eigentlich an dem Besitzer haftet, ftir die
Dauer der Bede „von*' diesem losgelöst. Daher die Prä-
position der Bewegung „von — weg", nämlich „de". — Das
Lateinische verwendete in diesem Sinne natürlich seinen Genitiv,
den die anderen romanischen Sprachen, wenigstens was den
Fall b) angeht, durchaus durch „de" ersetzt haben.
VI. De steht bisweilen zur Bezeichnung eines Einzel-
begrifPs nach Gattungsnamen: De aici tnainte cele doüe teri
romäne au fost märul de certS tntre casa de Austria |i
Polonia (Sl. Fr. III). numele de fiiu = der Name Sohn (M.
Sg. 6, 28). diüa de astädi = heute (id. 49, 3).
altrum.: laudä de om bun (Gast. a. 47, 13). Impärätia
de Egypet (C. B. 348, letzte Z.), und intr'o zi de vineri
(id. 405, 20) (bei M.-L., Gr. lU, 262).
arom.: p^n dzua di az-nifikg asgtse este (Cod. Dim 110, 23).
istr.: tsitate de Vitsentsa (Wg., Rom. 21, 254, III, 25)
[vielleicht auf italienischem Einfluß beruhend].
Im allgemeinen ist dieser Gebrauch von de selten und
die angegebenen Falle gehören zum Teil der alten Eirchen-
sprache oder den Dialekten an. Das moderne Dakorumänische
druckt sich meist anders aus. Das Wort Faulheit würde
heißen: „cuvlntul lene", die Stadt Sibiiü = „ora^ul Sibiiü"
neben „ora|ul Sibülor"; wenn sich trotzdem casa de Austria
und numele de fiiu finden, so scheint mir dies, wenigstens
für das Dkr. auf fremdem (französischem) Einfluß zu beruhen,
zumal da die genannten Verbindungen vom Volke nie ge-
braucht werden. Erklären läßt sich dieser Gebrauch von de
in derselben Weise wie in den Fällen unter V; also: tsitate
de Vitsentsa »> der zu Vicenza gehörige Begriff „Stadt". In
— 504 —
den yerwandten Sprachen ist de hier viel häufiger (cf. M.-L,
Gr. ni, 262).
Die Beispiele, die Meyer-Lübke, Qr. 262 anfahrt, und nach
denen es scheinen könnte, als ob diese Art der Verknüpfong
im Rumänischen ziemlich häufig wäre, sind zum Teil fiJsch
verstanden, zum Teil direkt unrichtig oder ungebräuchlich:
„mänästirea Bistri^i" oder „mänfistirea de B.** heißt nickt das
Kloster Bistritza, sondern das zu Bistritza gehörige Kloster
(im Gegensatz zu anderen Klöstern); apa Blrladului heißt: das
Wasser von B., (das heißt der Fluß, an dem B. liegt und von
welcher Stadt er den Namen trägt); ^ra Frantiei ist durchaus
ungebräuchlich, rlul Prutulul und muntele Ciahläului direkt
falsch; rlul Prut und muntele Ciahläu ist die einzig richtige
rumänische Ausdrucksweise. — Anderer Art sind übrigens
Fälle wie: am pus zälog giumätati di satü di Särbe (Hasden,
Guy. I, 132, 2, a. 1603, zapis de zälog. Bärlad). Hier handelt
es sich um bloße Wiederholung der Präposition beim zweiten
Glied, indem man Särbe mit satü koordiniert aufiaßt Ganz
dieselbe Erscheinung findet sich auch bei din.
VII. De bezeichnet nach Substantiven den Zweck oder
die Bestimmung; deutsch: zu: sä aleagä 'n yale | loc de
mänästire | |i de pomenire (Mänästirea Arges, 10). aceasta
era modul cu care cäuta pretecst de ceartä (Emin. nuY. 91, 4).
secera orz de pränzare (Gast. b. 309, Nevasta hamicä, Z. 7).
Häufig mit dem Verbalabstraktum: apol tot mai am zile
de träit (Cr. IV, 24, 23). fträ loc de odihnit (lam., Varia
III, 26). Sä 'mi fii dioa de 'nchinat | si seara de särntat
(Strig. 76, 3).
meglen.: nu-i lukru di tSudire = es ist keine Sache
zum Verwundem (Jb. V, 147, 15).
Dieses finale „de", das der Grundbedeutung »von — weg*
gerade entgegengesetzt ist, erklärt sich am leichtesten aus dem
de zur Vertretung des Genitivs (V). Wie man sagte: glas de
om = Menschenstimme, fiul de erat ^^ Königssohn, so auch
analogisch: yremea de fiigä, loc de veselie, obgleich hier ein
aktives Possessivverhältnis noch nicht vorhanden ist, sondern
— 505 -
erst in Zukonft eintreten soIL Oft sind beide Auffassungen
möglich; so kann beispielsweise „loc de veselie" auch „Ort
der Freude, Ort, wo Freude herrscht^ bedeuten. Das Latei-
nische Terwendete in den hierher gehörigen Fällen bekanntlich
den Oenitiy; das auch in den übrigen romanischen Sprachen
Yorhandene finale „de^ könnte daher auch einfach als dessen
Nachfolger angesehen werden: lat.: non est mihi tempus
yacaum nunc morandi et tecum confabulandi (Cic. de rep. 1),
amor dei = Liebe zu Gott, ital.: cane di caccia, libriccino
di memorie. frz.: chiefi de chasse, habit de ville. span.: casa
de huespedes, consejo de guerra.
VIII. De bezeichnet die Identität bei Verben, die im
Lateinischen den doppelten Akkusativ regieren; deutsch: „als*',
»zu^: Cred cä mä cuno^i si de urät ^ de frumos si de
bätrftn fi de tlnör, si de slab |i de puternic (= ich
glaube da kennst mich als häßlich und als schön u. s. w.)
(Cr. IV, 15, 7). cum dal tu de leac (= als Heilmittel) odihnä
(Gfasi b. 182, 12). Afa Isi luä pe nedreptatea da femeie
(id. 261, HJ. Sä-1 mance\ermü de viu (Dofoe, 573, 11).
arom.: S9 s-lu ai di ka Kiilu a tg^ (Cod. Dim. 28, 8).
De erklärt sich auch in dieser Verwendtmg aus seiner
Grundbedeutung „von — her". Um anzugeben, daß zwei
Personen oder Sachen mit einander identisch sind, druckt
man aus, daß die eine von der anderen entnommen ist, her-
stammt, „mä cunostt de urlt" hieß also ursprünglich: du kennst
mich als einen von dem Häßlichen herstammenden, d. h.
als einen Häßlichen. — In den anderen romanischen Sprachen
findet sieb hierfür nichts Vergleichbares. — Im Rumänischen
werden synonym mit „de" in diesem Sinne auch „ca" und
„drept" verwendet.
IX. De steht zum Ausdruck eines Partitiwerhältnisses;
ein solches liegt vor:
a) Nach Substantiven die einen Mengebegriff enthalten:
cu pSrul ca un caer de cänepS (=» Bündel Flachs) (Emin.
nnv. 88, 6). ftrfi strop de lacrimä (Trüb. 36, 5). o multime
de lucruri fDarte nepermise (Emin. nuv. 90, 15).
— 506 —
Dahin gehören auch:
a) die Maßbegriffe:
As jura cu juräturi, | cai purtat im car de flori | so
cäruta de bertite | |i una de rumenite (Strig. 257, 3). Po
drum trecea un cär de lemne (Cosb. Vers, si Prozä, 125, 3).
un pähar bun de apä limpede (M. Sg. 23, 21).
arom.: moi Yanäki, pufigg di furie (Ar.U, 198, Nr. 112,6)
(=» Beutel voll Oold). Dupg tsintsi an didz^le fitsoru kriskd
(id. 236, 22).
meglen.: un sinduH di pari «= eine Kiste yoll Geld
(V1.-M. 60, 20).
istr.: un bolüts de päre => ein Stück Brot (Wg., Born. 21,
253, Nr. II, 10).
Mit de konkurriert hier sehr stark cu: Dati 'ml un paar
cu vin(Trub.31,24), neben: ducönd un pähar de vin (id. 31,26).
meglen: ung törbg ku gr^u = ein Sack Weizen (VL-ll
59, 9).
neben: ung törbg de gr9u (id. 62, 16).
Herr Speran^ verwirft nun in einem Artikel der Noaa
Bevista rom. p. 385 f. den Gebrauch von cu in diesem Sinne
und stellt de als das allein Bichtige und Volkstümliche hin.
Ich kann seiner Ansicht nicht ganz beistimmen. Gewiß ist
de das altere auf Tulgärlateinischer Tradition Beruhende, wie
seine Verwendung (in derselben Bedeutung) in den anderen
romanischen Sprachen beweist, und infolgedessen auch das
weiter Verbreitete. Aber auch cu ist volkstümlich — , wenn
auch nicht auf einem so großen Gebiete üblich wie de, —
was durch sein Vorkonmien im Meglenitischen erhärtet wird.
Diese Verwendung von cu konnte sich aus der konkreten An-
schauung des Volkes heraus ebenso gut entwickeln, wie die
von „la" neben dem de limitationis (s. dort), indem man bei
pähar cu apä an das „Gefolltsein mit Wasser" (umplut cu
apä) dachte. — De muß natürlich stehen:
1) wo es sich um wirkliche Maßangaben handelt: un Utra
de apä (Borcia), o oca de came (2V2 Pfd- Fleisch) (Noua Bev.
rom. n, 385).
— 507 —
2) Wo eine Verwechselung möglich ist: am väzut o sanie
de roate (<= einen Schlitten voll Räder), aber: am yäzut o
sanie cu roate (=» einen Räderschlitten) (Speran^ Noua Rev.
rom. n, 386).
ß) de nach Substantiven, die einem anderen Nomen eine
gute oder schlechte Eigenschaft beilegen sollen: gloaba cea
de cal = jener Klepper von einem Pferd (Cr. IV, 14, 1). Miie
incä-mi sponea un hätrn da mof (=» Spaßvogel von einem
Alten) (Gast b. 261, 10). o arätare de om bäuse apa dela 24
de iazuri (Cr. IV, 54, 17).
arom.: an k9ts9l di kggygnskQe = ein Hund von einem
Keradschi (Ar. II, 190, 103, 12).
Man könnte zweifelhaft sein, ob dieser Fall unier die
partitiven Verwendungen von de gehöre. Mir scheint dies
am ehesten annehmbar, da gerade der Begriff des Teiles das
Energische, Prägnante dieser Redensarten erhöht Es haben
sich wohl zwei Gedanken gekreuzt; etwa in folgender Weise:
gloaba cea de cal:
1) dieses Pferd ist ein schlechtes, ein Klepper,
2) es ist eigentlich gar kein vollständiges Pferd, sondern
nur ein Teil davon. — Die Parallelen im Lai sollen weiter
unten angef&hrt werden; bez. des Rom. s. M.-L. Gr. lU 266.
Y) de in Fallen wie:
Si nu-s doug päsärele, | ca-s douS surori d'a mele (««
zwei Schwestern von mir, eig.: von den meinigen (Doine, 412, 7).
Pentru pgcate de-a mele (= Sünden von mir) (Strig., 345, 2).
un drahiu de-al meu =» ein Sohn von mir (Gast b. 299, 41).
Se vorbesc cn neam de-al meu («=» mit Leuten von meinem
Stamme) (Doine, 457, 11).
Das Rumänische wählt hier das partitive „de*', um an-
zudeuten, daß noch mehr Dinge oder Personen der ange-
gebenen Art vorhanden sind; es kann also scheiden zwischen-
zwei Schwestern von mir «» douS surori de ale mele und:
zwei von meinen Schwestern «» douS dintre (oder din) surorile
mele. — Diese Ausdrucksweise dient bisweilen auch dazu, die
Bedeutung eines Wortes nach der guten oder schlechten Seite
— 508 —
hin zu nuancieren: mai mäncat^ai säläti de aceste de c&nd
e|ti = hast du schon solchen yortrefflichen Salat gegessen,
seit du existierst? (Cr. IV, 27, 10). stiu eü näzdrikvSnii de
ale spänului = ich kenne die schlimmen Streiche, wie sie
der Bartlose macht (id. 35, 6); aber: näzdrSySniile spänului
= die Streiche des Bartlosen (Borcia). Beachte vor dem
Pron. den Zusatz Ton al de: eäci nu s'ar fi mai gandit la
de al de acestea (Cr. IV, 85, 7). de al de tine = Leute
wie du (Borcia).
b) Nach ZahlbegrifFen; und zwar:
ä) nach unbestimmten:
ce de oameni au fost aici. Si n'o scrie cu cerneala.
cä de-aceia-i multfi 'n tarft (Doine, 255, 5).
altrum.: si de cele rele nu afiarä nimicä la ein (Gast.
a. 2, 34).
istrisch: N-a faküt niS de bire (Wg^ Rom. 21, 252,7).
ß) nach den Zahlen von 20 an, im Aromunischen und
Meglen schon von 11 an: Gel mai tlnär era de douS-zeci
^i unul de an! (Delavr. Trüb. 8, 9); arom. diosprgs di dijle
(Cod. Dim. 108 b, 10); meglen: 14—15 di an (Jb. V, 147, 2r.
/) nach Adverbien des Grades wie: asa, atit, dt, cum,
destul: m&na li tremurS asa de tare Inclt ll scfipS (Delavr.
Trüb. 31, 2 Z. v. unt). Oh! cat e de frumoasS = o^ wie
schön ist sie (Delavr. Trüb. 29, 1). a trage foloase pe oft se
poate de mari«» möglichst großen Nutzen ziehen (SLFr.3,5).
Die Grundbedeutung „von — her" ist auch bei diesen
partitiven Verwendungen noch deutlich zu erkennen. Ihnen
liegt der Gedanke einer Entnahme von etwas aus einer gröSeren
Quantität derselben Art zu Grunde. — Im Lateinischen worden
Partitiwerhältnisse im allgemeinen durch den Genitiv aus-
gedrftckt: zu a): scelus viri «s Schurke von Kerl, Pl&ut
(Georges 11 , 2258), zu b): multum diei processerat, Sallust
(Georges II, 930). Daneben finden sich aber schon in klassi-
scher Zeit einzelne Falle einer partitiven Verwendung von .de'*:
zu a): hominem certum misi de comitibus meis, Cic;
partem solido demere de die, Hör. (Georges I, 1767). hsx
— 509 —
Vnlgarlateinischen mag sich diese Yerwendung weiter aus-
gedehnt haben; wenigstens findet sich partitives de in allen
romanischen Sprachen, zum Teil in weiterem Umfange als im
Rumänischen; cf. M.-L. Or. III 266.
X. De steht in temporalem Sinne und zwar:
a) Um eine Vorwärtsbewegung in der Zeit, von einem
gewissen Zeitpunkte ausgehend, anzugeben; deutsch: ^seit,
von — an". Der Zeitpunkt wird dabei bisweilen nicht direkt
angegeben, sondern durch Angabe seiner Entfernung von der
Oegenwart oder auf andere Weise umschrieben: Si de azt
tnainte (= von heute an) eü sä fiü In locul täü nepotul Im-
päratulul (Cr. IV, 23, 25). L'am slujit de mititel (Gast b. 292,
18). de micut eu te-am ayut (Oasi b. 292, 26).
altram.: stim prietensugul domnilor voastre de demult
(= seit langem) (lorga, Doc I, 44, 4, a. 1628).
arom.: de az ^fiklö si^tu a tale "= von heute ab sind
sie dein (Ar. II, 26, Nr. 21, 10).
istr.: de k9nd gts omu fal^? =: Seit wann fehlt dir der
Mann? (Jb. I, 138, 13).
Auch die Konjunktionen der Zeit, die „seitdem*' bedeuten,
werden mit de gebildet: dkr.: de cänd =: seitdem; arom.
de anda, de iu «= seitdem.
Hierher gehören auch Wendungen wie di de di »a Tag
für Tag und searä de searä = Abend f&r Abend.
altrum.: di de di sufletulu dereptului cu fiMdelege
lucmrile münciia (Cod. Vor. 170, 8).
arom.: MpaSa dzyts/^a dzu9 di dzu^ (Ar. II, 244, 21)*
kj yine sear9 ^^ sear^ (id. 152, Nr. 92, 3).
b) Zur Angabe des Zeitpunktes, in dem etwas seinen
Anfang nimmt; deutsch: „noch in, an", auf die Frage
„wann'^P: Gä mi-i bädita cStanä | fi e dus de astä iarnä!
(Dome, 643, 5). D'a doua-zi sora-mea se Imbolnävi greü
(Delarr., Trüb. 35, 18). altrum.: Geia ce de altä oarä
neoamelnri (Cod. Vor. 147, 2).
arom.: era un vgsil^u, kare de pasa searg tglä k^te
dQag9, trei mulieri (Ar. 230, 120, 1).
— 510 —
istr.: de prva ura = beim ersten Male (Wg., Rom, 21,
254, III, 24).
meglen.: Di mezloka zxxg z-dusi borbatu ku kp&Iuk
vinig (V1.-M. 67, 6).
Hierher gehört auch de in Verbindung mit einer Form
von oarä « hora) = „das Mal auf die Frage „wie oft"*?.
de trei ori cu bani o 'mplea (Gast b. 294, 59). lar fi sänitat
de o mie de ori (Emin. nuv. 88, 7 v. uni).
altrum.: si de trei ori grairä lui .... {QssL a. 2, 37).
arom.: Ts am dz^sg de ah^te ori .... (Ar. II, 228, 19).
meglen.: Ankg di-ng parg si zök «= noch einmal werde
ich tanzen (V1.-M. 71, 12)
Die Übertragung vom Örtlichen auf das Zeitliche war
sehr natürlich. Die unter X a) angefahrten Falle entsprechen
also ohne weiteres den örtlichen unter I a), die unter X b) an-
gefahrten den örtlichen unter I b). — Auch das de zur Be-
zeichnung eines Zeitpunktes betont nicht, wie etwa In oder
la, das Verweilen „an** diesem Punkte, sondern esdracktans,
daß die ELandlung an einem gewissen Zeitpunkte einsetzt und
„Ton'^ diesem „aus'', während des genannten Zeitranmes
noch fortdauert. De drückt also den Zeitpunkt viel priüdser
aus, als die beiden oben genannten Präpositionen. Ebenso im
Lat und Romanischen.
lat: de nocte venire, Cic.; de tempore cenare, Anct b.
Hisp. 33, 5; dies de die — Tag for Tag, Liv. (Georges 1, 1766);
auf die Frage seit wann? im Lateinischen aber meist „^h".
Fürs Romanische siehe bei Diez, Gh:. 881 und M.-L., Gr. III, 494.
Anm. Daß es sich bei de zur Angabe des Zeitponktes
„um feste Formeln handle, die auf eine Zeit zurückgehen, wo
de noch die allgemeinere Bedeutung „bei'' gehabt habe**, wie
Meyer-Lübke, Gr. HI, 494 ausführt, kann ich, wenigstens ftr
das Rumänische, nicht zugeben. Die unter b) angeführten
Beispiele zeigen vielmehr deutlich, daß de (auf die Frage
wann?) zu den verschiedensten Zeitausdrücken treten kann,
daß es sich also hier um ganz lebendige Bildungen handdt
— 511 —
XI. De ffihrt die Person oder Sache ein, in der ein
passiver Zustand seinen Ursprung hat (namentlich beim
Reflexivum und beim Partizipium Präteriti); deutsch: „von":
ametit de zguduire (Delayr. Trüb. 35, 9). de pägäni gonit
I de gloante ränit | la pämant träntit (Gast. b. 299, 65). acesta
e de sine *lnteles (== selbstverständlich) (Sl. Fr. HI, 197, 21).
a te ameti de maximele lor (M. Sg. 5, 11).
altrum.: noi venim dela ceea ce s'au läsatu dedulceata
nmiei (Gast. a. 1, 9).
aro m.: ftrS se hibä de vir 'un vedut (Petr. Mostre, U, 39, 30).
istr.: Täuda ram9as-aw morts de Tali9ani («= getötet
von den Italienern) (Rom. 21, 256, 2).
meglen.: ^$astä fSata ra furata di drati = dieses
Mädchen war von Teufeln gestohlen (Papah., Rom. din MegL
20, 19).
Hierher gehören auch einige Falle, wo das „de" nicht
direkt von einer passiven Yerbalform abhängt, und zwar:
a) de bei einem intransitiven Yerbum, das dem Passivum
eines transitiven entspricht: Lupülu kade de ursa = der
Wolf faUt durch die Bärin (Ar. ü, 250, 2).
b) de nach Adjektiven, die den Sinn eines Partizipiums
Präteriti haben: o babä gärbovä de bätränete (»= gebückt
vom Alter) (Cr. IV, 8, 19). Fa^ ei era rofie de rusine (=
gerötet von Scham) (Emin. nuv. 89, 4).
c) De in Fallen, wo das Verbum als selbstverständlich
weggelassen wird, also namentlich zur Angabe des Autors bei
Werken der Kunst und Literatur: cand ascultä o elegie de
Chopin saü de Heine (Delavr. Trüb. 11, 23).
Auch mit diesem „de des Urhebers** verbindet sich der
Begriff der Richtung „von — her". Bereits das Lateinische
verwendete in diesem Sinne die nahe verwandte Präposition
»ab**, indem man sich einen Zustand zunächst rein örtlich als
von dem betreffenden Urheber hergekonmien, ausgegangen,
vorstellte. Das synonyme „de" verdrängte „ab" in vulgär-
lateinischer Zeit immer mehr, sodaß de in den romanischen
— 512 —
Sprachen in dieser Verwendung allgemein ttblich ist, wenn
nicht andere Präpositionen (per) ihm die Herrschaft streitig
machten:
lat.: notier est factus Capaneus de falminis icto, Ot.
(Qeorges I, 1767); mit: de mea parritate institutam (Breq.
162 b (a. 635)), (cf. M.-L., Gram. III, 502).
Anm. Ich wundere mich, daß Mejer-Lnbke (är. 111,502)
unter Anfuhrung der schon von Diez (Or. 882) benuizteD
Beispiele, diesem die Behauptung nachspricht, im BumäoischeD
würde der Urheber durch dela bezeichnet, und daraus außer-
dem noch den Beweis für die ortliche Natur des „de beim
Urheber" ableitet Mir ist dela in dieser VerwenduDg im
modernen Dkr. nicht begegnet (s. aber unter dela).
XII. De bezeichnet das Mittel oder Werkzeug; deutsch:
„von", „mit", „durch": Suflä väntul j'o cl&tejte, | de toti
spinii mi-o loveste! (Do]tne, 417, 3). cä de acest pShar te
vei sätura (Gast b. 318, 31). fi dacfi nu tnteleg de ce sSmai
träesc? (= wovon ich weiter leben soll) (Delavr. Trüb. 31, 23)«
izbutirea mä umple de nedumeriri (M. Sg. 1, 24).
altrum.: si fiirä inpluti de ürgie (Cod. Vor. 9, 11).
arom.: nu vidzü di okli (== er sah nicht mit den Augen).
ta s mi fpnitesku de p^ne «=» damit ich mich an Speise
sättigen kann (Ar. II, 240, 8).
meglen.: Si si ampliära di bukurlil^g = und sie wurden
mit Freude erfüllt (V1.-M., 68, 7).
Wie diese beiden letzten Beispiele zeigen, berührt sieb
„de"" in instrumentaler Verwendung stark mit dem „de des
Urhebers", sodaß es bei passivischem Yerbum oft schwer ist,
beide zu scheiden. Beide erklaren sich in derselben Weise:
Auch das Mittel oder Werkzeug einer Handlung stellte man
sich rein ortlich als den Ausgangspunkt dieser Handlung vor,
daher de. — Im Lat verwendete man in instrumentalem Sinne
bekanntlich den bloßen Ablativ, den bereits das Vulgärlat
von der oben erwähnten lokalen Auffassung ausgehend, durch
de + Ablativ ersetzte; auch die übrigen romanischen Sprachen
kennen instrumentales de (cf. Geoi^esI 1768, M.-L. Gram.IIl504).
— 513 —
Anm. Wie die angefthiten Beispiele erkennen aasen,
ist instramentales de im Romanischen verhältnismäßig selten;
häufiger stehen in diesem Sinne cu und prin, jenes mehr vor
konkreten, dieses mehr Tor abstrakten Begriffen (s. dort).
Neben „plin de" = „voll (von)" ist z. B. auch „plüi cu''
möglich; dieses bezeichnet das wirkliche Angefalltsein mit
etwas, jenes ist allgemeiner; „eu stnt plin cu apä** heißt also:
ich bin angefüllt mit Wasser; „eu slnt plin de apä*' = ich
hin YoU Wasser (gespritzt).
XIIL De ffthrt eine nähere Bestimmung oder Begrenzung
des Prädikatsbegriffes ein und zwar sowohl bei Verben wie
nach Adjektiven oder einem Adjektivum gleichstehenden Aus-
drücken; deutsch: „in Bezug auf'', „an'', „hinsichtlich":
Descul^-m'oi de-un picior | si te-oi trece cu mult dor
(Deine, 311, 3). trante^te o brumä pe päreti, de trei palme
de groasä (drei Spannen an Dicke, eig.: an Dickem), (Cr. IV,
65, 20). care-i bun de eartagan (öast. b. 294, 5). cä ejtl
rea de gurS («» schwatzhaft) (id. 349, 26). nu si 1 lasä di
capnl 1qi disfränat (id. 359, Istor. di un pSr u. s. w., 9).
In diesen Fällen, wo wir im Deutschen meist die Über-
setzungen „an'*, „hinsichtlich" verwenden, erscheint uns
das rumänische de «: „von — her" zunächst auffallend. Es
erklärt sich aber in derselben Weise, wie das unter I b) be-
handelte lokale de. Man denkt sich nicht, daß der Begriff
des Verbums an einer Stelle wirkt, sondern daß die Wirkung
von dieser Stelle ausgeht; also: „cä e^i^ rea de gurä" eigent-
lich BS denn du bist schlinun vom Munde her (Gedanke: eine
schlimme Wirkung geht von deinem Munde aus). Interessant
ist nun, daß daneben doch auch die deutsche Auffassungs-
weise vorhanden ist und la (und in) diesem de „limitationis",
wenigstens vor konkreten Begriffen, starke Konkurrenz machi
Es finden sich neben einander in scheinbar gleicher Bedeutung:
bun de soflet und bun la suflet «= gutmütig, gras de ceafiL
tuid gras la ceafii »» hartnäckig, tute de picioare imd tute la
picioare «» schnellfaßig, scurt de picioare und scurt In picioare
^ kofzfaßig, femer: Altu-i negru ca corbu; | |fi pe care
Welgand, 10. Jahresbericht. 33
— 514 —
sed cälare | pintenog de trei picioare; | la picioare pin-
tenog I de calcä tot la soroc (Doine, 585, 5); aber man kann
nur sagen: bon de cap =» geweckt, tare de brat e=s stark-
armig, slab de stomah ^== schwach an Magen, gegenüber:
ras la cap "= rasiert am Kopfe, pestrit la mate «» hinter-
listig (eig.: gefleckt in den Eingeweiden), tare In mäni «=
stark an d. Händen; an diesen letzten Beispielen (von Scartu
mitgeteilt) zeigt sich, daß im allgemeinen la und In doch noch
konkreter, mehr auf das rein Örtliche gerichtet sind als de.
das mehr an die alte lateinische, respektive romanische Tradi-
tion anknüpft Im übrigen ist aber hier der subjekÜTen
Empfindung des Einzelnen freier Spielraum gelassen. — Das
Lateinische verwendete in den hierher gehörigen Fällen be-
kanntlich seinen Ablativ (limitationis), für den sich aber in
einzelnen Fällen (bei Verben) schon in klassischer Zeit de
findet: Agesilaus altero pede claudus fuit; Ennius fiiit maior
natu quam Plautus et Naevius (EUendt-Seifert, Gr. § 177t
aber: de tergo, de visc^ribus satisfacere (Liv. u. Cic) (Qeorges
I, 1768). Im späteren Latein und in den romanischen Sprachen
wurde de allgemein, s. Diez, Gr. 884 und M.-L. UI, 291.
XIV. De bezeichnet nach Adjektiven und bei Verben
bisweilen das Ziel, die Bestimmung, zu der etwas geschieht,
deutsch: „zu": si stS gata de pornire (Cr. IV, 83, 16). nicf l
unul sä nu fie bun de nimica? (id. 8, 1). cum e mal bine
de dormit Intr 'Insa (Cr. IV, 62, 21).
In diesen Beispielen f&hrt de, ebenso wie das bereits oben
behandelte „de limitationis*' eine nähere Bestimmung des
Prädikatsbegriffes ein; es erklärt sich also auch auf dieselbe j
Weise wie jenes. Beide Verwendungen unterscheiden sich |
nur insofern, als bei dem „finalen de" der regierende Adjektiv- |
oder Verbalbegriff auf die Zukunft deutet, während sich das
„de limitationis" stets auf die Gegenwart bezieht — Das Latei-
nische und die übrigen romanischen Sprachen verwenden som
Ausdrucke des Zweckes beim Prädikat meist andere Präposi-
tionen (ad u. a.); doch finden sich im nachklassischen Latein
bereits Adjektiva wie capaz und idoneus mit dem Genitiv,
— 515 —
als dessen Nachfolger das ramänische de angesehen werden
könnte: et (aeonas) idoneos efficere generandi in se agnitionem
patris (Tert adv. VaL 11) (Georges 11, 11), materia formationis
capax (Aagustin) (Georges I, 9ü8); hiemach finden sich dann
auch: itaL capace di, frz. capable de neben pr^t ä n. s. w.
Anm. Anderer Art als die oben gegebenen sind die
folgenden Beispiele: s' aibä cai de mäncare = die Pferde
sollen zu fressen haben (Gasi b. 315, 34). am de treont prin
mnlte locuri (Cr. IV, 15, 26).
Hier fnhrt de nicht eine nähere Bestimmung des Prfidi-
katsbegriffes ein, sondern es bildet mit dem folgenden Worte
zusanmien das Objekt des Satzes; mit diesem folgenden Worte,
einem substantivierten Infinitiv oder einem Partizipium Pra-
teriti, ist es bereits so eug verwachsen wie das deutsche „zu"
in den entsprechenden Fällen mit dem Infinitiv. De erklärt
sich in diesen Verbiadungen wohl am besten durch Analogie
nach solchen FäUen, wo es berechtigt war.
XV. De bezeichnet den Gegenstand, auf den sich eine
Tätigkeit oder ein Zustand erstreckt und zwar:
a) bei Verben sentiendi et declarandi; deutsch: „über,
von": Sarpele cum auzi de una ca asta (Gkst. b. 355, 18
basme), si ntrebänd In calea noasträ | de curtea Domniei-
ToastrS (id. 314, 68). In cat a uitat |i de Harap Alb §i de
Gerb fi de tot (Cr. IV, 44, 21). Ift cautä de drum (id. 52, 2).
arom.: t^ S9 nvets di a lui S9n9tate(Ar.lI,88,Nr.57, 19)
SB daß ich von seiner Gesundheit erfahre.
b) in absoluter Stellung bei Begriffen, die zu besonderer
Hervorhebung an die Spitze des Satzes gestellt sind; (deutsch:
„was — angeht"): De iubit sä ne iubim, | la luat sä nu
gändim! (DoÜne 148,3). De frumoasä, esci frumoasä (Doine
214, 3). De uitat, n'am uitat nimica (Cr. IV, 6, 3). de Harap
Alb, nu zic =» was den Harap Alb angeht, so sage ich nichts
von ihm) Cr. IV, 65, 27).
c) seltener bei anderen Verben, die irgend einen Zustand
oder eine Tätigkeit ausdrücken; deutsch: „betreffs*', „mifetc:
nn aTeau ce se face de Impäratul, ca sä nu 1 aducä supfirare
33*
— 516 —
(Cr. IV, 27, 3). lehamite fi de impärfttie si de tot «= tw-
drossen betreib des Kaiserreichs und allem (id. 7, 22). Abn
sftrsi de zis =a Kaom hörte er saf mit Reden (Oastb.356,13).
d) bei Ansrufen; deutsch: „tun** oder der bloße Dstir:
vjtf de mine = wehe mirl (M. Sg. 21, 9). ear ea, va! de ea
(Gast b. 290, IV, 25). c& 't amar fi val de tine (id. 292, Maren
si Turcu, 56). Amar de alesul meu, | cum mi-am ales en
de rSu (Dome, 391, 3).
arom.: vai de Nica, kum s le mulgg? (Ar. II, 114, 71, IJ).
Von der Vorstellung ausgehend, daß die Anregung nun
Beden oder Nachdenken immer „von** dem betreffenden Gegen-
stände des Gespräches oder des Gedankens „herkommiS
„ausgeht**, verwendete bereits das Lateinische nach den
Verben dicendi und sentiendi „de** = „über**, „von" (s. Georg«
I, 1769). Auch zu dem unter b) behandelten „de** findet ridi
bereits eine lateinische Parallele in dem „de ceteris, de cetero''
= „was das Übrige angeht**, das namentlich Sallust gern am
Schlüsse der Rede benutzte. Die unter c) und d) angeführten
Fälle sehe ich dann als romanische, respektive romanisebe
Weiterentwickelungen dieses de = „über, was — angeht" an,
und zwar scheinen sich diese beiden Verwendungen sehr stark
beeinflußt zu haben, etwa in folgender Weise: Wie man sagte:
Amar era sä fie de vot (O. II, 78, 18) — es wäre schlimm
um euch gewesen, so sagte man auch beim Ausruf: valt de
vot = „wehe (um) euch** statt des alten lateinischen ^Tae
vobis**. Die romanischen Sprachen haben mit dem Boma-
nischen übereinstimmend in den entsprechenden Fallen de.
s. M..L., Ghr. III, 385. 264, 299.
XVL De steht in kausalem Sinne; hierbei sind mehrere
Fälle zu unterscheiden:
a) de bezeichnet die veranlassende Ursache; deutsch: »vor":
de necaz foc se f&cea ^= er wurde warm vor Ärger (Gast b. 302,
19). Si pe BJfi^ asta o sft ne uscftm de sete (Cr. IV, 21, 21>
arom.: niklu de fpame s nu n moarp (Ar. II, 172). Am
avdzirg sur^rile, kreparj de inr^ire (Ar. II, 266, 20).
— 517 —
meglen.: Apa ang^ts^ di frik => das Wasser gefitieri
Tor Kalte (Vl.-M^ 78, 5).
istr.: se nu m moru tSeli ^Itsi de fome »= daß nicht die
anderen vor Hunger sterben (Jb. I, 132, 2, 11).
b) De bezeichnet den inneren oder Beweggrund von
etwas; deutsch: „aus" (vor): Inima 'mi plänge de jale (=
weint vor Trauer) (Doine 184, 4). Una-i cu Tin indnlcit | si
nn bea de necäjit (id. 259, 16). sare de bucurie = er
springt vor Freude (Cr. IV, 25, 1).
arom. : nu put^ä z dparmg di frik 9 , tsi av^ä (Ar. II, 236, 9).
meglen.: di frikg = aus Furcht (VL-M. 34).
istr.: de ruSire (= aus Scham) n a potüt arat^ se lu
ömiri (Jb. 1, 152, X 11).
c) De bezeichnet den tatsächlichen oder faktischen Ghrund:
a) deutsch: = „wegen": nu se mai slävea nimene cu
päsäri pe läogä casa de räul lui (== wegen seines Übels)
(Cr. IV, 59, Z. 7 v. unt.). nu de altä, dar ca sä 'mi Incerc
norocul (=» aus keinem anderen Grunde, wegen nichts anderem)
(id. 11, 13).
altrum.: ca sä ne dereptämü pre In credin^ lu Js. Chs.
na de lucrulü leg ei (Gast. a. 16^*" 27).
arouL: de tine (=> deinetwegen), morlai, mumä, | de 'mi
fugi gionele pe lunä (Petr. Mostre 11, 54, Nr. VI), di biare
kgtsg ijamini au Ipsatj bisiarikg al D.? = Wieviele Menschen
haben wegen des Trinkens die Kirche Gottes verlassen? (Cod.
I>inull5b.,4).
meglen.: Di mult miraki, tsi vg, sfirg mult bün =
wegen des vielen Herzeleides, das er hatte, spielte er sehr
schön (VL-M. 67, 9—11).
ßj deutsch: «> „über, vor^ nach den Ausdrücken des
A£Fekt8 zur Bezeichnung desjenigen, was den Affekt erregt:
mult de el se minuna = er wunderte sich sehr über ihn
(Gast b. 295, II, 18. Bätranii nu se cam Indura de el (id.
354, 15). soacra mea^ muere rea, | de mine grijä n avea («=
kümmerte sich nicht um mich) Q^oine, 378, 17). de ce at
— 518 —
putea sä te temi? = worüber hättest du dich f&rchten können?
(M. Sg. 1, 27).
altrum.: eu mS bncur de tine (Ghisi a. 3, 3).
arom.: avets nil^ di noi "= habt Mitleid mit uns
(Ar. n, 266, 10).
meglen.: am mir&ki di kpada rupt^ = ich habe Sehn-
sucht nach dem abgebrochenen Schwänze (VL-11, 71, 15).
istr.: §i vut a frik^ de tsptfie «= und er hatte Fnicfat
vor dem Vater (Jb. I, 140, V, 7).
Den Grand, die Ursache einer Handlang oder eines Zn-
standes als den Ort anzusehen, von dem die betreffende Hand-
lang, der betreffende Zustand ausgeht, lag sehr nahe, und 68
findet sich daher bereits im Lateinischen neben dem bloßen
Ablativ auch de + Ablativ in kausaler Bedeutung: qua de
re und qua de causa «« weswegen (Cic. u. Nep.); de laboie
pectus tundit, Plaut; flebat uterque non de suo supplicio,
sed u. s. w., Cia (Georges I, 1768). Im Ygli mag sich de in
diesem Sinne noch weiter ausgedehnt haben; in den roma-
nischen Sprachen gibt es meist die veranlassende Ursache und
zum Teil den tatsächlichen Grund an, während der Beweg-
grund durch die Ausläufer des lateinischen per-pro bezeichnet
wird (s- M.-L., Gr. HI 398, 499ffi).
Im Dakorumänischen konkurriert die Präposition pentra
mit de zur Angabe des tatsächlichen Grundes. Die Schrift-
sprache wählt in diesem Falle, abgesehen von den Verbindungen
de ce, de aceea fast inuner pentru, während das Altrumäniscbe
und die Volkssprache de bevorzugen. — Bisweilen hat mxii
de — „wegen" sogar zu der Geltung „fär**, im Interesse „von*
(lai => pro, dkrum. = pentru) entwickelt; im Meglenitischen
hat es sogar vollkommen die Stelle des lateinischen pro ein-
genonunen:
dkr.; multumimu-ti bine | de vin |i de päne (Ghst b.
321, 32). cftcf atunct are sä fie bine |i de stäpänu-mett si
de stftpänfi-ta fi de mine ^i de tine (Gr. IV, 2, 19). nu-i
de tine »» das ist nichts f&r dich (Borcia).
meglen.: ts^sto zug di noj[, k^tunu vlgiesk Odan, ^ unp
— 519 —
man sgrbptpari «> dieser Tag ist für uns, das walachische
Dorf OSan, ein großer Feiertag (Jb. V, 147, 1).
XVEL De bezeichnet in modalem Sinne die Art und Weise.
Meist handelt es sich dabei um ziemlich feststehende adver-
biale Redensarten; deutsch (meist) „auf** oder Adyerbia: Si
nu cumra sä faci de altfei (Gr. IV, 47, 10). Yino, dragä, fi
de yreme, | c'or gändi cä duci la lemne! (Dome, 153, 17).
sau dus üitr 'alt loc, unde de asemene (= gleichfalls) erau
asteptati (Emin. nuv. 87, 13). Harap Alb rämäne de plndä
(Cr. IV, 40, 9). cul i se cuvine de drept Moldova ji Mun-
tenia (SL Fr. III, 432, 3). destul timp de a mai sta de Yorbä
(M. Sg., 77, 18).
altrum.: deadevärü graescü vao, cä= wahrhaftig sage
ich euch, daß (Gast, a *7, 1 y. u.). cumu se de totu slävYea-
scÄ-se d-deu (Cod. Vor., 159, 13).
arom.: Tu kgrave di dealih^a mi aflu (Ar. II, 228, 27).
Bisweilen ist das modale de schon so eng mit dem
folgenden Begriffe verschmolzen, daß beide zusammen als ein
Wort empfunden werden und eine neue Präposition vor den
ganzen Ausdruck tritt: ii spune toate cu de amSnuntul
(Cr. IV, 23, 13) (= genau), une-ori trebuia cu d'asila s$ mS
pue la masä (Delavr. Trüb. 20, 18). pe deplin = vollständig
(id. 15, 9).
Vor einigen Adjektiven, denen ein organisch gebildetes
Adverbium auf -e fehlte, verwendete bereits das Lateinische
bisweilen „de" in modalem Sinne: de integro = von neuem,
eig.: vom Neuen her; de improviso => unversehens, eig.:
„vom unvorhergesehenen her" (Ter., Cic. u.a.) (bei Georges
I, 1768). Im Rumänischen, das eine besondere Adverbial-
endong überhaupt nicht kennt, haben sich diese Bildungen
naMrlich zahlreich vermehrt Oanz entsprechend liegen hierin
die Verhältnisse in den übrigen romanischen Sprachen (s. M.-
L, Gr. m 507).
XVm Pe (neurum. de clt, de cum) fthrt nach einem
Komparativ das zweite Glied des Vergleiches ein, deutsch:
als: Mai ni4ndrutä decät ea | cämpul floare nu avea (Jam.
— 520 —
Varia, 2, 6). De-aceea o Yorbä a mea Ü sap&ra mai ila de-
cät 1-ar fi Bupfirat tot satul (Cofb. yers. 133, 14). darmi
iTibe|temaiiimltpäm^ntul de cät Tot tott (Delavr.Trab.lS,3).
altrum.: xnat yärtosn de lücoare soarelai (Cod. Vor.
76, 9). cS sfetüirä-se de elü dilntr 'tosii mai multi de patru
deci de bärbati (id. 52, 10). mai ferice taste mai Tr&tosa a
da decäta a Ina (id. 23, 8).
arom.: ver di asime m are § mine | ma bnne di tinet
dionli a mea (Ar. II, 10, 8, 3). Eama gine 89 n me poä.
di k^t yn bratse ts 89 n me ved (id. Nr. 58, 14).
meglen.: §i mai marili fitö6r la anvitsp si sfir^k9 kn
kofala de ban mai bün (= schöner al8 schon, d. i sehr schoo)
(Vl-M., 69, 5).
istr.: säm mai bätär de tots fr9at8i (Rom. 21, 254«
Nr. m, 4).
Aach bei diesem „de** nach einem Komparativ ist tod
der Gnindbedeatang „von — her** aaszagehen. Bei emem
Satze wie: „dieser Baum ist höher als jener** hatte man die
VorstelluDg: dieser Baum ist höher „von jenem aas** ge-
rechnet, „von jenem aus** betrachtet. Dies^ rein örÜiche
Vorstellung verband sich dann auch mit übertragenen Ver-
hältnissen. — Bereits das Lateinische verwendete fibrigens
(neben quam) nach Komparativen der Regel nach den Ablativ,
als Kasus der Trennung oder des Ausgangspunktes. In tuI-
gärlateinischer Zeit erschien daneben ab mit Ablativ, als dessen
Erbe und Nachfolger schließlich de auftrat. Zu vergleichen
ist hierüber der Artikel von Wölfflin in seinem Archiv TU
dem ich (p. 115) folgende Beispiele entnehme: si plus de XXX
pedibus patuerit (Hjgin. p. 109, 2L), senior aetate erat (ie
Brunchilde (Qest. Franc, cp. 31), de reliquis legibus plus habet
(Cod. Theodos. 8, 81, 1 init).
Auch in den übrigen romanischen Sprachen findet sich
de nach einem Komparativ, nur ist hier sein Gebrauch zum
Teil beschränkter (so im Französischen) ab im Rumänischen:
itaL: h piü bravo di lui <» er ist tüchtiger als jener:
e da meno degli altri *= er gilt weniger als die anderen
— 521 —
(Bigai-Btille, p. 232). frz.: plus de cinq pieds; plus d' ä
moitie, plus d'ä demi (Sach8-Vilatte,I,p. 405). portg.: ningaem
iambalha mais do qae eile <« niemand arbeitet mehr als er
(Michaelis, p. 232).
Anm. Was die erweiterten Formen de clt und de cum
angeht, so traten dieselben wohl zunächst nur dann fftr das
einfache de ein, wenn das zweite Olied des Vergleiches ein
ganzer Satz war, also in Fällen wie: „de-aceea o vorbS a mea
Ü supära mai räu decät 1-ar fi supärat tot satul = daher
ärgerte ihn ein Wort von mir mehr als (wieviel) ihn das ganze
Dorf geärgert hätte. '^ Hier ist das clt berechtigt; denn de
braucht seiner Natur als Präposition nach ein Wort, das von
ihm abhängig ist. Im modernen Dakorumänischen hat sich
„de'' aber bereits so abgeschwächt, daß declt, decum auch in
anderen Fällen dafor eintreten. De allein steht regelmäßig
vor ZahlbegrifFen sowie nach mai nainte = „vor" und „mai
presus de** = „über". Im Altrumänischen und in den Dialekten
ist de aber im ganzen noch häufiger als die zusanmiengesetzten
Formen declt und decum.
XIX De bezeichnet in seltenen Fällen nach Komparativen
oder komparativischen Begriffen das Maß des Unterschiedes;
deutsch: „um" auf die Frage: „um wieviel": |i de ce se
apropia = und um wieviel er näher herankam .... (Cr. lY,
43, 1). Luna-i sus de o sulitä (= um einen Lanzenwurf)
(Doine, 231, 3).
Im ganzen ist aber in diesem Sinne „cu" häufiger (s.
dort); de muß stehen in Verbindung mit einer Form von oarä
>= Hai: decät a|a viea^ mai bine moarte de o mie de ori
(Cr. lY, 37, 8) «= im Vergleich zu einem solchen Leben ist der
Tod tausendmal besser.
Tobler (Beitr. P, 141) legt diesem de, das auch im Fran-
zösischen vorkommt, kausalen Sinn bei; vom rumänischen
Standpunkte aus konnte man wegen des Wechsels mit cu eher
geneigt sein, es als instrumental oder modal aufzufassen. Für
das Vorkommen dieses de im Romanischen fthre ich nur an:
ital.: qaesta camera e di cinque piedi piü larga che queUa;
di grau lunga piü alto (M.-L., Or. lU, 292).
XX. De steht in distributiTem Sinne, um anzugeben, M
auf jedes Einzelwesen einer größeren Menge ein bestiminter
Anteil fallt; deutsch: „auf (für*'): Cäte-cate bucäti rin de
fie-care om c= wieviel Stücke kommen auf jeden Mann
(Cr. IV, 93, 5). ei au dat de om c&te un bou gras » äe
haben jedem Manne je einen fetten Ochsen gegeben (Gfasi a.
177, 38).
De hat hier seine eigentliche Bedeutung „Ton — 8lu^
Es liegt dabei eine ähnliche Kürzung vor, wie in dem schon
oben angeführten: zi de zi ^^^ lab dies de die «= Tag far T^
(eig.: von einem Tage zum andern). In den anderen roma-
nischen Sprachen wird de in diesem Sinne nicht verwendei;
im Französischen würde dem rumänischen „de om*' ein „ptf
homme" entsprechen, dem ein ganz ähnlicher Oedanke ZQ-
grunde liegt, nämlich: ,,wenn man durch die Leute hindorcb-
geht''. — Im Lateinischen wurden distributive VerhaltDisse be-
kanntlich durch die distributiven Zahlen ausgedrückt
Zusammenfassung.
de findet sich in folgenden Verwendungen:
I. örtlich, und zwar: a) = von, von — her, von —
aus, vor;
b) <= an, in, auf;
II. zur Bezeichnung derHerkunft, Heimat:BBau8,voDi
III. zur Bezeichnung des Stoffes: = aus;
IV. qualitativ: = von (oder Adjektiva);
V. possessiv: a) bei allgemeinem oder unbestimmtem
Nomen,
b) bei einem bestimmten Nomen »s Gen.;
VI. explikativ: im Deutschen unübersetzt;
Vn. final (nach Substantiven) =» zu
Vin. zur Bezeichnung der Identität: «= als, ssu;
IX. partitiv: »> von (oder unübersetzt);
— 523 —
X. temporal: a) =— yon — an, seit,
b) «= noch in, noch an;
XL zur Bezeichnung des Urhebers: »» von, durch;
XII. instrumental: «» von, mit, durch;
XIIL limitatiy: = an, hinsichtlich, in Bezug auf;
XIV. final (nach Adjektiven oder Verben): =» zu, für;
XV. a) nach Verben: =» über, yon,
b) absolut: «» was — angeht;
XVL kausal: a) veranlassende Ursache: »» yor,
b) tatsächlicher Grund:«» wegen, über, vor,
c) innerer Grund: «» aus (vor);
XVIL modal: (meist handelt es sich um feststehende B.edens-
arten);
XVHL nach Komparativ: — als, wie;
XIX. zur Bezeichnung des Maßes des Unterschieds =
um;
XX. distributiv: = „auf (für) —je".
drepi
I. Drept bezeichnet die Lage oder Bewegung unmittelbar
vor etwas; deutsch: vor: panä väzu cftl aduse | cu toate o^itirea
noastrS | drept curfiile Domnia-voastrS (Gast b. 314, 7). alt-
rum.: pravedniculul Avram Ü pärea cä dereptu elu se In-
chirfi lemnul (Hasd. Cuv. U, 190, 23).
II. Drept bezeichnet besonders in alten kirchlichen Texten
den Grund, weswegen etwas geschieht; deutsch: wegen: cumn
QQ putfeä Inntelege alesü dereptu voroava (»» wegen des
Urms) (Cod. Vor. 34, 14; hier über 40 mal dereptu, einmal
pentru e» wegen); dereptu patru lucrure merg oamenii la
besearecä (Gast. a. 24, 34), (Coresi, Caz. I, 1579—80); de se In-
WeagS dereptu care vinft asa strigS spri tnsu (Gast a. *3, 29).
derept aceea grfiescü voao .... (id. *8, 18, Tetraev. 1574).
Im Neummanischen findet sich von diesem Gebrauche
nur ein Best in den Wendungen derept aceea «= „daher, des-
wegen*' und derept ce *» „weswegen": Drept aceea vulturele
— 524 —
tntr' un copacfu inalt s' au pos caibul (Qast b. 210, Z. 4 t. q).
Dialektisch: dirfc aeea s. Jb. IV, 300.
meglen.: Ficfora tot |tit&, ama direp spnsn k fhta
zitöa! ....(«=» aber gemäß der Rede des Mädchens sagie
er ) (Papah. 20, Z. 13 t. u.).
HL Drept wird namentlich in alten Texten zor Bezeich-
nung des Entgelts, des Äquivalents yerwendet; deutsch: für:
Andriias m' au scos dereptu 100 taL b= A. hat mich för
100 Taler losgekauft (lorga, Doc I, 6, XI, 11, a. 1601). noi
nu poftim morte dereptä morte (id. 22, 13). si din tot
venitul, ce Ta hi partea mea, i-am Tftndutu dumisali dreptu
patru zSci de galbeni (Gast a. 103,4, Hris. devaDZ.1642)
Im Neurumänischen findet sich drept nur selten b dieser
Bedeutung: voie^te a me sili s8 primesc drept trei mit de
liyre calaballcul de vechiturt (M. Sg. 31| 6).
IV. Drept dient zum Ausdrucke der Stellvertretung oder
auch der Identifizierung zweier Sachen oder Personen; deutsch:
als: Cum le-a dat cincf lei, di'ept multumitS etc. « vi«
er ihnen 5 Lei als Belohnung gegeben hat u. s. w. (Cr. IV, 91, 6\
fie c'a luat pumnii drept o glumä (~=s als Spaß) (CoeK
Bai. 15, 14).
Drept ist erst in rumänischer Zeit zur Präposition ge-
worden; das lateinische Etymon war das Adjektivum (Parti-
zipium) directus «» „gerade gerichtet*' (nach etwas), besonders
auch vom Blick: „gerichtet (auf etwas)". Hieraus keimte
sich die unter I angegebene Orundbedeutung „unmittelbar vor"
in ganz ahnlicher Weise entwickeln, wie bei „fa^ ca** die
Bedeutung „gegenftber**. Häufiger ak drept mit AkkoaatiT
kommt übrigens gerade in der örtlichen Bedeutung die an-
eigentliche Präposition In dreptul (mit Oenitiv) vor:
In dreptul et (des Klosters) marea (Emin. nuv. 95, 2).
Auch ein „spre dreptul ** «= „nach — zu** findet sich, wobei
dann dreptul wohl den Begriff „in gerader Richtung" wieder-
gibt: Si sä Intoarsä Alixandr' fmp&rat la lume spre dreptul
ras&ritului (Gast. b. 134, 3).
Auch die unter U belegte Bedeutung „wegen*' zur An-
— 525 —
gäbe des Grandes erklart sich aus der örtlichen Vorstellang:
„(den Blick) gerichtet auf etwas". Man vergleiche die deutsche
entsprechende Wendung „im Hinblick auf", das auch
kausal gebraucht wird. — Die unter III und lY angegebene
Gebrauchsweisen sind einander nahe verwandt; sie erklaren
sich wohl beide aus der örtlichen Bedeutung n^or". Wenn
zwei Dinge sich unmittelbar „vor" einander befinden, so
können sie sehr leicht „für" einander eintreten, miteinander
vertauscht werden (lU), andererseits aber auch sehr leicht mit
einander identifiziert werden (IV). Eine gaoz ähnliche Ent-
wickelang hat das lateinische pro durchgemacht, das ur-
sprünglich rein örtlich >= vor, dann in den Bedeutungen
„für" (s: als Entgelt) und „als" verwendet wird: pro tribus
corporibus XXX milia talentüm accipere, Curt; und: se pro
cive gerere, Cic «= sich als Bürger auffuhren; pro infecto
habere, Cie (Georges II, 1723). In anderen romanischen
Sprachen konunt drept als Präposition nicht vor.
AnuL Bisweilen findet sich drept in flektierter Form
und präpofldtionaler Verwendung: acest sat iaste direapta
cumpäräturä lui Trifon postelnic direptu 300 de taler
(Gast a. 63, 2). ca sä-i hie Dumisali dreaptft mof ie |i cum-
päriturS (Oasi a. 103, 6). noi nu poftim morte dereaptä
morte (lofga, Doa I, 22, 13). — Hier liegt wohl eine Be-
einflussung der Präposition drept von seiten des Adjektivums
drept <» „gerecht, gerade" vor.
Für die Bedeutungsentwickelung von drept ergibt sich
folgendes Bild: drept (ursprünglich) »« „gerichtet auf", dar-
aus hervorgegangen:
I. «r Yor (örtlich); daraus abgeleitet:
a) «» für (Äquivalent, Entgelt) (III);
b) »=> als (für) (Qleichsetzung) (IV);
U. sa wegen (kausal).
fträ (de).
Fftrft (de) bezeichnet das Nichtvorhandensein oder Fehlen
von elnras; deutsch: ohne: Fftrft vol poate afifipeiit (Gast.
— 526 —
b. 354, 14) = ohne euch wäre ich yielleicht zagnmde ge-
gangen, se gftndia se Inchee pace cu Venetia si f&rS de
Polonia (SL Fr. III, 587, 11).
Mit dem Infinitiv: Dar stiü atata, c& ei meigeaü,
färä a simti cä merg (Cr. IV, 60, 1). fträ de a fi fost
formulate In scris (SI. Fr. III, 42, 9).
altrum.: |i f&rä pildä nemica nn grfii cätr^ Infi! (Gast
a. 17, 9, a. 1579).
arom.: n armad f^rg di b9rbat (Ar. II, 84, Nr. 55, 21).
meglen.: si stau farg di frunzi =» und sie stehen ohne
Blatter (V1..M.,'77, VI, 9).
istr.: e ie trejj votg fgr de urdin zesetlit aw («ohne
Befehl) (Jb. 1, 134, 2).
F&rä entspricht etymologisch dem lateinischen Adverb
foras "= „außerhalb **; dessen Bedeutungsentwickelong zu der
rumänischen Präposition förä s= „ohne'' scheint sich am besten
in der Weise zu erklären, daß man annimmt, es sei nach dem
Vorbilde mancher Adjektiva schon in lateinischer Zeit mit
einem Substantiyum oder Pronomen zusammen in der Kon-
struktion eines Ablativ absolutus gebraucht worden; zunächst
etwa in Sätzen ¥rie: amici mei in urbem migrayerant foras
me BS „meine Freunde gingen in die Stadt^ indem ich dnoBen
blieb"; dann aber auch in anderen Fällen, wo nicht vom Aus-
geschlossensein von einem umschlossenen Räume, sondern nur
vom Ausgeschlossensein von einer Körperschaft, einer Gemem-
schaft von Menschen oder Dingen die Rede war u. s. w.; ani
diese Weise mußte foras > fträ allmählich in die Bedentong
„ohne" übergehen, zugleich streifte es seinen adjekti^iflcb-
adverbialen Charakter mehr und mehr ab und wurde schheß-
lich als reine Präposition empfunden. Diese Entwiekelnng
wurde vielleicht noch dadurch beschleunigt, daß das tiif
lateinische sine im Rumänischen sehr früh schwand. — Nach
dieser Erklärung müßte dann die Form färä das zu Erwar-
tende, die daneben vorkommende aber seltnere und weniger
volkstümliche Form färä de die Ausnahme sein; das de er-
klärt sich vielleicht aus formaler Anlehnung an afarä de«^
— 527 —
außerhalb, außer. — Wollte man umgekehrt von färft de aus-
gehen und dieses Yon einem vulgärlateinischen foras de <=
„außerhalb von^ herleiten, so wäre die Bedeutungsentwicke-
lung zu „ohne'' schwer yerstandlich, auch würde sich der
Wegfall des de bei der ein&chen Form &rä kaum erklären.
— Die übrigen romanischen Sprachen haben zum Ausdruck
des Begriffes „ohne'' das lateinische „sine" und dessen Fort-
setzungen beibehalten. Das lateinische foras ist außerhalb
des Rumänischen nur in der ursprünglichen Bedeutung =
„außerhalb" (> „außer") bewahrt: obw. ord; itaL fuor di;
frz. hors de; span. fuera de; portg. fora de.
Färä ninmit auch insofern eine besondere Stellung unter
den rumänischen Präpositionen ein, als es eine der wenigen
ist) die kein de oder pe vor sich dulden (s. unter den zu-
sammengesetzten Präpositionen). Vielleicht ist auch dies ein
Beweis für die oben gegebene Erklärung der Entwickelung
Ton fträ.
Anm. 1. Nicht mit der Präposition f&rä darf das ad-
verbiale fträ verwechselt werden, das in verneinten Sätzen in
der Bedeutung „außer, sondern" vorkommt: a) = außer, aus-
genommen: Si nimica nu mi aducf färä slnul plin de nuci
(P. Pop. bei Dam«, Dici H, 12). — Daß in diesem Falle das
auf fträ folgende Wort nicht von f&rä abhängig ist, beweisen
Sätze wie: Sä mS batä Precista, | de-ot iubi pe cineva, | färä
singur pe dumneata! (Dolne, 117, 6). Die Verbindungen fkrfi
ctt, ftra singur, fträ numat >= „ausgenonunen" sind besonders
häufig; b) a> sondern: Si nimic nam cäpätat, | {&r via^
xm-am scurtat, | boabä 'n oase mi am bägat (Dome, 456, 6).
In.
L In örtlichem Sinne:
a) in bezeichnet die Lage im Innern oder die Bewegung
in das Innere von etwas; deutsch: in, nach; und zwar:
a) in eigentlichem Sinne: incepe a plänge In inima sa
»B er beginnt zu weinen in seiner Seele (Cr. IV, 8, 15). Ba
— Ö28 —
o am TSst In Bacure^ ti | cnleg^nd la flori domnefti; (Dolne,
298, 3).
altrnm.: ragändn-me in bäserecä (Cod. Vor. 41, 13)
Tatal nostru ce ta^ti in oeriu (Gtasi a. 1, 10).
arom.: Sarpe yiu li s Kipse n sin «» eine lebende Schlange
acUfipfte ihr in den Busen (Ar. II, 150, 90, 2).
istr.: fetöori mes aw m p^t <= die Sohne gingen ins
Bett (Jb. 1,126,23).
meglen.: ts^li mai m^Ükati Inkri yn lumi «= die gioBttn
Dinge in der Welt (Jb. V, 147, 20).
ß) in bildlichem Sinne bei abstrakten Begriffen: Gäzsad
in zäcare «= in Krankheit verfallend (Cr. IV, 4, 10). sice In
g&ndul sSü (= in seinem Gedanken) (id. 14, 4). aUrnm.:
atnnce gräi-Ta caträ in|ii In mftnia sa (Qast. a. *1 Ps. 2, 6).
arom.: De s' pärea cfi sunt in vhi^tä (Petr., Mostre Di
105, Nr. m, 7).
meglen.: tu ti duts n-kri^l fitäöru = erinnerst dndkk
an den Sohn (VI. M., 71, 16).
b) in bezeichnet die Lage auf der Oberflache oder die
Bewegung auf die Oberflache von etwas; deutsch: auf, aa,
in, nach:
a) in eigentlichem Sinne: c&t pe ce sä n o poatä ridia
in spinare (»» auf die Schulter) (Cr. IV, 31, 21). fata fi[ pone
atuncf mäna in piept (»= auf die Brust) (id. 86, 1). Si m
mi da drumu n uli^ (Strig. 168, 3).
arom.: Di munte n munte n alpgam »s yon Berg sn
Bei« eüte ich (Ar. II, 6, 4, 1). s te tale fl kale (id. 282, Nr. 25).
meglen.: Kg pustani an drum (>» auf dem Wege) (YL-
M., 72, 5).
istr.: e s^le opfntS reskinite pus aw pn tdelaIok(Jb. l
142, VI, 10).
ß) in bildlichem Sinne; hierher gehört wohl in nadi den
Verben des Glaubens und Hoffens: S 'acum noi al lul nepotf
c&tt credem in Hristos (Gast b. 322, 22). nu fl plerdu ni-
dejdea in Dumnezeu (id. 350, 27). altrum.: (celoraX ce afi
creduttt in domnulu nostru Isuau Hiistosu (Cod. Vor. 107, 6).
— 529 —
c) in bezeichnet (bei Adverbien des Ortes) die Richtung;
deutsch: „nach — zu, nach — hin, -her*': se lasä In jos
(Cr. IV, 14, 20). se uttä el In dreapta, nu vede nimica
(id. 51, 7).
arom.: yino fikga, fitika mj^aQ (Ar. U, 152, Nr. 91, 11).
Die rumänische Präposition In entspricht in den drei an-
gefahrten Verwendungen noch ziemlich genau dem Latei-
nischen; auch hier war das Yerwendungsgebiet von „in*' be-
reits großer als das der entsprechenden deutschen Präposition;
denn im Lateinischen bezeichnete „in^ nicht nur die Lage oder
Bewegung innerhalb von etwas, also ein allseitiges Um-
schlossensein, sondern es drückte auch die Richtung und ganz
allgemein die Lage eines Punktes in einem Ortsganzen aus,
das bisweilen eine Fläche oder Linie sein konnte. „Li" auf die
Frage wo? und auf die Frage wohin?, die im Lateinischen
noch durch Kasus geschieden waren, fielen im Bumänischen
wie in den übrigen rom. Sprachen zusammen und sind daher
in den angefahrten Beispielen nicht weiter geschieden worden,
lat: zu a): ad urbem yel potius in urbem exerdtum adducere,
Cia; mittere in Asiam, Nep.; esse in Sicilia, Cic; zu b): in
aram oonfugere (^ auf die Stufen des Altars), Nep.; in
humeros suos efferre, Cic; coronam habere unam in capite
alteram in coUo, Cic; sedere in solio, Cic; zu c): in orientem,
Tac; in latus, Gels, und Quini; in deztram, Geis.; (Georges II,
94-96) (cf. Bl-L., Gr. HI, 473).
II. In zeitlichem Sinne:
a) In bezeichnet das Eintreten eines Faktums innerhalb
eines Zeitraumes, deutsch: an, in, während, auf die Frage
wann?: care s a ivi | mani in ztori de zi (Qasi b. 289, 1).
S& nu mei^ la fete 'n post (Strig. 346, 2). Bate-mS, bade
Vasile, | ^i astädi, ca n toate dile; (id. 333, 1). Moarte mi
fac cu m&na mea | in dioa Gräciunului (Dotne, 559, 10). in
cat se rezema in mers («» beim Gehen) de toyarä^ul sSü
(Delavr. Tnib, 12, 12).
altrum.: ce rodul sSu da in yremea sa (Qasi a. *1, 5).
arom.: n dzug de ast^dz ^n te luai »b heute vor 8 Tagen
W e 1 g an d , 10. JaJiretberiobt. 34
— 530 —
nahm ich dich (Ar. U, 72, 46, 2). di trei oil n-dzng (Cod
Dim. 106b, 13).
meglen.: ^n 8 ili 9 an «= in (=» innerhalb) 8 oder 9
Jahren (Jb. V., 147, 27).
Hierher gehört wohl auch In auf die Frage: wie oft?
beim Plural einer Zeitbestimmung: a prädat |i pustiit Mim-
tenia In |fase r^nduri (= sechsmal) (SI. Fr. III, 86, 17).
b) In bezeichnet das Sicherstrecken einer Handlang oder
eines Zustandes über einen gewissen Zeitraum hio; deuiaeh:
während; lang, hindurch (nachgestellt): Rämäi aic! in
astä noapte = bleibe hier diese Nacht hindurch (Cr. IV,
30, 6). M'am jurat cä nu te-oi bea | In toatä via^ mea (Strig.
99,2).
altrum.: se llUsuimü In 7 dile «= daß wir 7 Tage Umg
dort bleiben (Cod. Vor. 99, 10). *
c) in bezeichnet das Fortschreiten in der Zeit von ebem
Zeitpunkte zu einem anderen, deutsch: auf, zu: de a se pte-
senta din tret in trei aoi In persona la Porta (SL Fr.IIL
326, 11). Häufig in diesem Sinne pinä in: oonsequentä pkui
n cea din urmä clipä (Sl. Fr. m, 592, 13).
Hieran schließen sich Fälle, wo in mehr dem deutschen
„für" entspricht, also den Nebenbegriff einer Bestimmung
enthält: AI dracului sä fii cu tot neamul täO, InTeciiveci-
lor (= für alle Ewigkeit), amin (Cr. IV, 66, 8).
Bereits in lateinischer Zeit war „in" Tom örtlichen auf
das zeitliche Gebiet übertragen worden und es findet sich hier
in ungefähr denselben Verwendungen wie im Rumänischen:
zu a): in tali tempore, Liv.; zu b): in deliberando == bei,
während des Überlegens, Cic; zu c): dormire in lucem, Her;
differre alqd. in posterum diem, Cic; magistratum creare in
annum, Liv.; in omne tempus perdidisse, Cic (Georges II, 95)
(cf. M.-L., Gr. m, 494).
ni. in kann das Ziel oder den Endzweck bezeichnen-
Hierher gehört:
a) in bei Verben des Teilens zur Angabe der Teile, in
die etwas geteilt wird; deutsch: „in" mit Akkusativ: Ca sÄrm«
— 531 —
din bolta vecliie, | cum o tragi, se rape n |6pte (Dolne, 501,
11). cä s'a ifiiat fie-care päine In cäte trel buc&tt deopotrivä
de marT (Cr. IV, 92, 18). se Impärtirä In maf multe gm-
purt (Delavr., Paraz. 73, 4).
b) tn in anderen Fällen; deutsch: zu: vrand sä plece *n
▼än&toare (Gast. b. 313, 2). ia-'^ in ajutor pe cine-va (Cr.
IV, 20, 4). In paguba imperialilor (SL Fr. III, 63, 22). In
ciuda dreptului public (Sl. Fr. III, 85, 27).
Bereits in lateinischer Zeit findet sich „in*' in dieser über-
tragenen Bedeutung, wenn auch daneben „ad*' das weitaus
häufigere ist Die romanischen Sprachen scheinen finales „in**
nicht zu kennen: zu a): Gallia est omnis divisa in partes tres
Caes. zu b): in haec obsides accepti (Gic); cibo in vitam non
in voluptatem uti, VelL; (Georges II, 95).
IV. in kann bisweilen, wenigstens nach deutscher Auf-
&ssung, das Mittel oder Werkzeug bezeichnen; deutsch: in,
mit: a striga In gura mare («= aus, mit vollem Halse). Cine
bea In cinste or In dator, sä Imbatä de doä ort (Gast b.
374, 1). nu poate s6 numere In baut gata (M. Sg. 36, 14).
Intrarea imperialilor s'a £&cut In mar^uri grabnice (»= in
Eilmärschen) (Sl. Fr. III, 29, 18). a cälcat In piciöre (= mit
Füßen) or?|i-ce drept (id. IQ, 38, 1).
Aus der instrumentalen Auffassung heraus erklärt sich auch :
a) In zur Bildung gewisser Adverbien der Art und Weise:
In scurt, Intr' atata triOta ace^tf bine {(hat b. 361). Si s'a
pns Mfircut In silä | sä cearä mereü la milä (lam., Varia I,
25). spune-^ mie Inadins . . . (Gasi b. 302, 28). Sä lai In
bine (= gut) | actastä carte (id., 348, Epilog, 1).
b) In zur Bezeichnung des Stoffes, aus dem etwas g^
arbeitet wird oder besteht; deutsch: aus, in: plugu, nou, u|or,
locrat In hf er rumänesc (Gast. b. 259, 24). alte darurl pre-
tiöse In aur fi In argint (Sl. Fr. III, 11, 10).
Auch diesen instrumentalen Verwendungen liegt die 5rt-
licbe Grundbedeutung „in^ zugrunde» In bezeichnet auch hier
nicht eigentlich das Mittel oder Werkzeug, sondern den Ort,
in dem die Handlung des Verbums wirksam ist So sagt
34*
\
— 532 —
man a calca In picioare = mit Füßen treten, weil die Enft
zum Treten „in*' den Füßen li^^ a striga tn gura mare»
aas vollem Halse schreien, weil die Stimmmittel sich im Hake
befinden n. s. w. Bisweilen berühren sich aach die lokale und
die instromentale Ansdracksweise so nahe, daß es schwer zu
sagen ist, welche von beiden vorliegt; in einem Satze wie:
si tatft-s&ü caprinz^ndu 1 In bra^e (Cr. IV, 16, 16), kann «in
bra^e" sowohl den Ort, wie das Mittel der TTmarmong be-
zeichnen. — Im ganzen sind aber die Fälle von instrumentalem
„tn'^ im Rumänischen vereinzelt, ebenso im Lateinischen und
in den romanischen Sprachen, die hier manches Vergleicbbaie
bieten, wozu man vei^L Georges 11 97, M.L., Gr. lU, 506, 508.
y . Einige weitere Verwendungen von in geboren nur der
Literatursprache an, nämlich:
a) In zur Bezeichnung eines begleitenden Nebenumstandea;
deutsch: bei: de ce ai putea sä te temi In bunele apleciri
ce ai pentru mine (»>» bei der schönen Neigung, die du Ar
mich hast) (M. Sg. 1, 28).
b) tn zur Bezeichnung des Studien&ches: Toti caftigsft
si revizorul |i studentul tn drept (Delavr., Paraz. 62, 5 v.u.).
Letztere Verwendung ist sicher dem französischen gtndiant
en m6decine u. s. w. nachgebildet.
in kommt also in folgenden Verwendungen vor:
I. tn auf die Frage wohin?, ortUcb = „in, nach'' (I); dÄYon
abgeleitet:
a) B= auf, zu, für (Fortschritt in der Zeit) (IIc),
b) final: a) bei den Verben des Teilens: — »in"; (Ula),
/3) allgemein: = „zu" (01h).
II. tn auf die Frage wo? örtlich, und zwar:
1. «B fi^^*^t davon abgeleitet:
a) «» „an, in, während" (zeitlich), (IIa),
b) = in, mit (aus) (instrumental) (IV)
2. a» nftuff ai^i in^ davon abgeleitet:
*= „während, lang, hindurch" (zeitlich) (IIb).
— 533 —
Intru.
Intaru ist synonym mit In; es hebt nur mehr wie jenes
das Befinden innerhalb eines geschlossenen Baumes hervor.
Ln Arom. entspricht tm, tu.
Intru bezeichnet bisweilen im Altmmänischen und im
Aromanischen das Befindlichsein unter einer größeren Anzahl
Ton Lebewesen; deutsch: unter: eine e pream&ndru f i me^ter
intru Yoi (Gast a. 10"*^, 13). voi toti Intru ceiea ce Inbkiu
(Cod. Vor. 20, 13). aduse Pavel f i-1 puse Intru ei (Gast a. 4*, 23).
adeveritii lucrStorii ai viel lui Hs., Intru carii si eu (Bianu-
Hodoj i, 121, 1-3 (1642)).
aronu: üng lugurie, tsi s aflg tu tute luguriile (Ar. U,
270). tu ah^ts fiil, tu ab^ts nipöts, | tu ah^ts bprbats
maskuri tots | ma§ ung fi^t9 gpal avj^a (id. 158, 7).
Diese Verwendung von Intru entwickelte sich jedenfidls
unter dem Einflüsse des lautlich ahnlichen Intre <C inter »>
unter, zwischen (s. dort), das im modernen Dakorumänischen
allein diese Bedeutung vertritt -r- Umgekehrt verh< es sich
mit der Form gntre C> ntre ]> tre) die in den Dialekten f&r
tru begegnet:
arouL: tre ap^ nuntru sg 1 anekäts^^^im Wasser drinnen
ertrankt ihn (Ar. 11, 106, 14). z-dutsi, z-dutsi potölu ntre-ap9
p^nj tse ng parg kr|?ap9 (Pap., Jb. II, 173, 286).
istr.: e marunu r^ fost kad| ^ntre 9p^ («= wurde ins
Wasser gefallen sein) (Jb. 1, 126, 4).
Da dieses (9)ntre nur in Verbindung mit apä »» Wasser
vorzukommen scheint, und sich im übrigen seiner Bedeutung
noch genau mit Intru deckt, so haben wir es wohl hier eben-
Mis mit dieser letztgenannten Präposition zu tun, die sich
nur der Form nach unter dem Einflüsse benachbarter Laute
dem rumänischen Intre =-> „zwischen" stark genähert hat
Was die Häuflgkeit von tn und Intru angeht, so ist Intru
im modernen Dakorumänischen das weitaus seltenere, das ich
übrigens in den mir zugänglichen istrischen Texten nur
zweimal, im Meglenitischen überhaupt nicht belegt gefunden
— 534 —
habe. Im modernen Dkr. ist tntra aaf bestimmte Falle be-
schrankt:
a) intru steht for In im allgemeinen nm: vor Vokalen (be-
sonders Tor im, o und ins, weniger notwendig Yor a).
b) vor Konsonanten kann tntru nur stehen, wenn der
Begriff des „im Innern von'' besonders betont werden soll
ftcu tntru sine sfatnl (Gast. b. 314, 17) oder auch in fonnel-
haften Ausdrücken, aus älterer Zeit stammend, wie: tntru toaie,
tntru cttva, tntru pomenire, tntru multi ani etc.
Im Altrumänischen ist nämlich das Verhältnis des Vor-
konmiens von tn und tntru eher umgekehrt als im Neunun.;
so findet sich im Cod. Vor. tntru über 2ö0mal, tn nur etwa
130 mal; ebenso ist im Aromunischen tru, tu bei weitem
häufiger als ^ n. Feste Regeln, wann im Altrumänischen und
Aromunischen tn, wann tntru zu stehen habe, lassen sich nicht
au&tellen. Im Arom. findet sich tru besonders vor Vokalen,
f n besonders häufig vor k und g. Im ganzen scheint es aber,
als ob hier un inmier mehr auf gewisse feste Verbindungen
beschränkt würde, also im Aussterben begriffen sei.
Seiner Etymologie nach geht tntru auf das lateinische
Adverb intrö = „hinein" zurück. Dieses wurde jedenfalls
schon frühzeitig (vgl. altvenei dentro = unter, zwischen)
in Anlehnung an die Präposition intra auch präpositional ge-
braucht und entwickelte sich dann im Rumänischen seiner
Bedeutung nach parallel mit „in", sodaß es unnötig ist, diese
Entwickelung hier nochmals anzugeben. Im Italienischen,
Spanischen und Portugiesischen kommt übrigens ein „entro"
oder, mit de zusammengesetzt, „dentro", zum Teil als eigent-
liche, zum Teil als uneigentliche Präposition vor.
tntre.
I. tntre bezeichnet in örtlichem Sinne die Lage od^ die
Bewegung zwischen zwei oder mehreren Gegenständen oder
Personen; deutsch: zwischen, unter: este-un deal mare 'ntre
noi! .... (Dotne, 137, 3). D'afa-i doamne, ntre sträini, t
ca mlädi^ tntre spini (id., 417, 1). ajuns tntre douS focuri
— 535 —
(SL Fr. m, 11, 23). e hopal Intre voi? (M. Sg. 100, 23). alt-
rnnt: fi va |edea Intre doao botarä (1582, Oast & 36, 12).
Bisweilen steht Intre in diesem Sinne nach einem Snper-
latiy, wo wir es im Deutschen dann mit „yron^ oder „unter"
übersetzen: Dar eu sänt cel mai int&i Intri nebuni (Gast. b.
360, 9). trebue sä |titi cä |i Intre oameni, cea mai mare
parte sunt dobitoace (Cr. IV, 26, 3).
U. In zeitlichem Sinne bezeichnet intre: .
a) die Lage eines Zeitpunktes zwischen zwei anderen;
deutsch: zwischen: Bat&-te, bäditä, batä | Dilele toate de-
odatft, I cele douS dile grele | care-i sämbäta 'ntre ele (=
zwischen denen der Sonnabend ist) (Doiae, 537, 1).
b) Die Dauer eines Zustandes oder einer Handlung durch
einen gewissen Zeitraum hindurch; deutsch: unter, während:
intre aceste primejdia crestea (SL Fr. 11, 23).
HL intre bezeichnet die Beziprozitat; deutsch: unter,
zwischen: nu e deosebire intre d&nsele =» es ist kein
unterschied zwischen ihnen (Cr. IV, 79, 9) Lu&n Integere
intre noi (M. Sg. 20, 27).
altrum.: sä nu hii alte amestecäturi, intre oamenii
no|ftri ^i TOftri (lorga, Doc. I, 18, 12).
meglen.: Vedets kmo k9t farkl9k ari futre tseäti
dp au 9 (s= ein wie großer Unterschied zwischen diesen beiden
ist) (Wg., Jb. V, 147, 28).
In allen diesen Fällen entspricht intre genau dem latei-
nischen inter. Bereits dieses konnte in örtlichem, zeitlichem
und reziprokem Sinne yerwendet werden und das Rumänische
zeigt dem lateinischen Gebrauche gegenüber keinerlei Weiter-
entwickelung:
zu I): inter Euboeam continentemque, Nfp.; quum (Her-
eoles) inter homines esset, Gic; ipse honestissimus inter suos
numerabatur, Gic
zu II a): &cito inter nonas et idus Martias, CoL; zu b):
inter cenam Tironi dictavi, Gic; inter ludendum, Quint;
zu III: nihil interest inter te et quadrupedem, Gic; pacem
inter duas potentissimas civitates conciliarit, Nep.; amicitiam
— 636 —
nisi inter bonos esse non posse, Cic; (Geoiges U, 299—301). —
Auch Redensarten wie rcan&nisch „tntre altele'^ «» «imter
anderen*" (SL Fr. DI, 57, 5), gehen wohl auf das Lateiinische
znrQck: inter aHa (Qeorges U, 301). — Die romanischen Sprachen
haben lateinisch inter nicht so uneingeschränkt bewahrt wie
das Rumänische; bisweilen wechseln damit in derselben Be-
deutung intrOy intra und infira oder es sind Neabildongea
(frz. parmi, ital. in mezzo u. s. w.) dafär eingetreten (cf. Diez,
Gr. 898, M.-L., Gr. III, 489, 496).
tntre kommt demnach in folgenden Verwendungen Tor:
zwischen, unter (nach Superlativen: unter, von) (örÜich)
davon abgeleitet:
a) (zeitlich): B=r zwischen, b) (zeitlich) = unter, wäh-
rend, c) (reziprok) = unter, zwischen.
Anm. 1. tntre «= „zwischen, unter^ findet sich nicht im
Aromunischen und Istrischen; über „tri", „trg" im Arom.TgL
unter pentru.
Anm. 2. Im Altmmänischen begegnet eine Priqxiaition
intre in der Bedeutung von inaintea ^= „vor'' (örtlich):
^ adu|u elu Inraintiea Toasträ mu yrStosu intre tire,
Agripo Impärate (Cod. Vor. 72, 10) [in den Übersetzungen von
1648 und 1688 Inaintea ta]. CS adecä giade^ulu tnntre use
stft (Cod. Vor. 133, 4) [1648 und 1688 innaintea u^}. strigati
intre impäratü domnul (Cor., Psalt 1577, Gast a. 14. 3).
nece Yorfi fi calcätoiü de leage intre ochii täi (= vor deinen
Augen) (id. Gast a. 11, 1). se giudece-se limbile intre tire
(Cod. Schei. 9, 20). poftim pre domniia voastrft sä aibft petire
intre boiarinul Domnii Meale (lorga, Doc. I, 45, 15) (1629).
deci neam tocmit de bunä vofa noastrfi intre vlftdicaAgaf-
ton episcopul de Roman (Hasdeu, Cuy. I, 77, 3).
Diese Bedeutung laßt sich in keiner Weise von einer der
unter I — III besprochenen ableiten. Bereits Cipariu stellte in
seiaen Principia p. 395 und dann wieder in dem Archiru
pentru filologia |i istoria p. 105 die Ableitung Ton lai ante
für dieses intre auf.
— 537
pe.
I. Örtlich: a) pe bezeichnet die Bewegung in gerader
Richtung durch etwas hindurch; und zwar:
a) vor einigen wenigen Substantiven; deutsch: durch:
Bätu vöntui pe fereasträ, | se stinse lumina 'n casft! (Doine,
459, 3). £1 mS ia de cftrpusoarS | si m$ da pe u^ä-afarft
(~ und wirft mich zur Tür hinaus) (Strig. 328, 8). pe näri
fläc&n läsSnd (Gast. b. 312, IV, 8). plan fäcu pe cof (= durch
den Schornstein) sä intre, (id. 364, 5). Setilft, cftruia tncepu
a-! tljni apa pe nSrI fi pe urechi (»> durch Nase und
Ohren) (Cr. IV, 55, 1).
altrum.: e fii lu Israilu trecurS pre uscat pre mijloc
de mare (»» mitten durch das Meer) (Psalt. Schei. 152, 19).
arom.: i§i mular^ pri pgl^^iri «= die Frau ging zum
Fenster hinaus (Ar. II, 254, 23).
ß) vor Adverbien des Ortes; im Deutschen bleibt es in
diesem Falle oft unübersetzt:
Nu cumva-i väzut | pe unde-ai trecut (= wo du vorbei-
(oder durch-)gekommen bist) (Gast. b. 287, 26). apucä pe ici
tot Inainte «. geh hier (durch) inmierfort geradeaus (Cr. IV,
31, 10). mergtnd in partea, pe unde esise ea (M. Sg. 31, 25).
Über pe in diesem Sinne vor anderen Präpositionen siehe
unter den zusammengesetzten Präpositionen.
b) pe bezeichnet sowohl die Lage auf der Oberfläche als
auch die Bewegung nach der Oberfläche hin; deutsch: auf,
in, an (auf die Frage wo? resp. wohin?): Si pe iarbä s'ase-
dau I de ospS^ cä s'apucau (Dotne, 623, 8). fosi-am, fost cu
oUe I pe coasta ou florile (Strig. 139, 1). Gätä apä-i pe väl-
cele («=» soviel Wasser im Bache ist) (Doine, 463, 5). Nici
na-i pändä pe obraz (»» auf dem Gesicht) (id. 641, 9). väz&nd
steaoa cea arätatä pä cer (=» am Himmd) (Gast b. 332, Irozi,
Z. 10). decänd mama a pus mänile pe piept (id. 350, 35).
dnunurile pe ape |i pe uscat (» zu Wasser und zu Lande)
eraü pu^ cunoscute (Cr. IV, 4, 1).
altruxD.: care cuvinte era scrise de Dunmezeu pre doao
— 538 —
table de piatrft (Ck)resi 1579, Gast. a. 21, 37). Turcii &ce
poduri mereae pre Dunäre, pre trei locnri (lorga, Doc. I,
33, 43, 7).
arom.: ya s^ nrl pri dzj^ang («s auf dem BergabhaDge)
(Ar. n, 70, Nr. 43, 17). K^ndu Sedzurg pi sufrg (= bei Tisch)
(id. 222, 26). ig 1 bpg^ pi ts^tse = und sie legte ihn an
die Brost (id. 242, 7). niergü cu tuti pe cale H ^ ^^
Wege) (Mostre II, 119, IV, 9).
meglen.: pri kal = zu Pferd (VL-M., 34).
istr.: si vut aw pedukli pre sire == und hatte Läuse
auf sich (Jb. I, 144, Nr. VII, 3).
Hier lassen sich auch am besten einige Verwendangen
Yon pe in bildlichem Sinne anfahren, wo ebenfalls die Be-
deutung „auf, in" zugrande liegt: Nervös si totnsi sÄpto
pe miscärile sale suflete^ti (Delavr. Trab. 8, 13). Si se
pune pe gänduri (Deine, 273, 6). m' am pus pe lacru
(M. Sg. 5, 1).
arom.: Amir^iilu s niir^a multu pi ngs^ (= wurden
sehr böse auf sie) (Ar. II, 226, 17). ^i pe un gione ni me
isosii a= und mit einem Jüngling verlobte ich mich (Mostre 80^ 3)-
c) pe vor Adverbien des Ortes verleiht diesen bisweilen
den Begriff des Allgemeinen oder Unbestimmten; deutsch:
„umher*', „ herum ^ (nachgestellt): Tune 'n tindä si pe-
afarä (= so draußen herum) (Dotne, 571, 15). Deaca oodru
frunza '|i lasä, | toti voinici trag pe aeasä (id. 583, 3). eü
ounosc bine pe-aicT «= ich bin gut bekannt hier herom
(Cr. IV, 17, 21). oare pe unde se pot gäsi a|a pietre «= wo
herum sich wohl solche Steine finden mögen (Cr. IV, 32, 21)-
arom.: S-pr-j^u argmg, fatsi tuts tra sg si zgrjimg ^
und wo herom er wühlt, macht er, daß sich alle kratEen
(Jb. n, 190, 76).
Diese drei örtlichen Verwendungen von pe im Sinne von
^durch*', „auf, „umher, herum^ scheinen zunächst in keinem
inneren Zusammenhange zu stehen, und doch laßt sich ein
solcher finden. Wie Fr. Stolz in Wölfflins Archiv 11 p. 500 -504
ausf&hrt, war die Onindbedeutung von „per" im Lateinischen
— 539 —
die der rsnmlichen Durchdringung; diids beweisen Komposita
wie pererrare, perlustrare, perbacchari, permiscere, perrenaii,
perpasci, pereqidtare n. a. Oing diese Durchdringung nur in
einer Richtung, auf einer Linie vor sich, so entwickelte sich
die unter a) angegebene Bedeutung „durch — hindurch'',
die in viel weiterer Ausdehnung als im Rumänischen bereits
im Lateinischen vorhanden war, geschah die Durchdringung
aber nach den verschiedensten Seiten hin, so kam per zu den
Bedeutungen: „über — hin", „auf — umher", „in — um-
her", die es in den anderen romanischen Sprachen noch häufig
hat, die aber im Rumänischen nur selten noch rein erhalten
sind: dkr.: pretutindenea = überall; arom.: pe cämpuri
al&gändalui = auf den Feldern umhergehend (Petr. Mostre II,
115, 34) istr.: pe tot = überall (Jb. VI, 318). — Im Rumäps
mschen haben sich diese Bedeutungen vielmehr nach zwei
Seiten hin weiter spezialisiert, nämlich es ist entweder wie in
den Fällen unter c) das örtliche Element geschwunden und
pe drückt nur den Begriff 'des Allgemeinen oder Unbestimmten
aus oder aber es ist der Begriff der räumlichen Durchdringung
verloren gegangen, resp. durch andere Ausdrucksweisen ver-
drängt worden und pe bezeichnet einfach die Lage „auf, in,
über" etwas. Da im Rumänischen zwischen der Frage wo?
und wohin? kein Unterschied gemacht wird, konnte dann pe
auch bei Richtungsverben stehen und die Bewegung „auf
in, über" etwas bezeichnen. Von diesen drei Bedeutungen
wurde dann besonders „auf" die Domäne des rumänischen
„pe", da einerseits die Beziehungen „in" und „über" bereits
durch lateinisch „in" und *„adsupra'' ausgedrückt wurden,
andererseits aber das lateinische „super = auf" im rumä-
nischen „spre" allmählich die Bedeutung „nach — hin" er-
langte. Im Altrumänischen finden sich noch öfter pre und
spre in der gleichen Bedeutung neben einander; z. B.:
toti viermii ce se tragü pre pämänt (Pal. de Orä|t 1582,
Gast a. 35, 3). aber: a tote fierilorü, ce sä leag&nS spre
pim&nt (id. 8). Weitere Beispiele finden sich in dem Aufsatz
von Meyer-Lübke über mm spre, Ghröbers Ztschr. 22, 496. —
— 540 —
DaB „pre »» auf hier durch Ab&ll von „s*^ ans gpre ent-
standen sei, wie M.-L. vermatei, vermag ich nicht ernznaehen,
da pe (nie aber spre), aach in den Dialekten in der Bedeu-
tung „auf' Torkommt (s. oben), es aber außerdem auch die
anderen, sicher auf das lateinische per zurückgehenden Ver-
wendungen hat. Wie sollte sich dann ein Schwanken zwischen
spre mit erhaltenem „s'' und spre mit abgeworfenem „s^ noch
mehrere hundert Jahre nach der Trennung der Dialekte er-
klären? Jedenfalls standen sich pre und spre sowohl der
Bedeutung wie der Form nach damals so nahe, daß sie sieh
sehr leicht beeinflussen und sogar für einander eintreten konnten.
— Das Lateinische und die romanischen Sprachen bieten niment-
lich zu den unter a) und b) angeführten Verwendungen
mancherlei Vergleichbares:
zu a): lat: alterum iter per provinciam nostram (eist'
multo facilius, Caes.; per os anima exhalata, Ov. (Georges E
1386).
ital.: entrare per la porta, per la finestra, correre peril
giardino (Rig.-Bulle, p. 576).
frz.: jeter par la fenötre, se promener par la yille (Saeha-
Villatte, p. 1107).
portg.: yiajar pe la Italiass durch Italien reisen (Micha-
elis, Wb., p. 57).
zu b): lai: ünguentatus per yias, ignaye incedis (Plaat
Gas. 2, 3, 24); per herbas (rum. pe larbft!) a^estumque firon-
dem prostraverunt corpora, Gurt 8, 10, 17, (ForcelL Lex. IV, 5691
itaL: La gente che per li sepolcri giace (In£ 10, 7); mi
ritrovai per una selva oscura (Inf. 1, 2) (Diez, 6r. p. 891); arer
delle piaghe per le braccia e per le gambe (<» auf den
Armen und Beinen); seminare per tutto (>»= überallhin) U mal
costume (Big.-Bulle, Wb. p. 576).
frz.: par toute la terre >» auf der ganzen Erde; suer par
tout le Corps (— am ganzen Leibe) (Sachs- ViL 1107).
span.: per la hueste (<— im Heere) de los Oriegoa grand
era 1 dolor (Alz. 1859) (Diez, Gr. p. 891); bui^eses et bur-
gesas par las finiestras («» an den Fenstern) son pneetas
— 541 —
(Cid. 60) (M.-L., Gr. III, 483). por el suelo = auf dem Boden
(Booch-Arkossy, p. 868).
portg.: pelo monte selvaidco habitsvao (Los. 4, 70).
proY.: la blaya flor qne nais per los boissos (Ghx. III, 61)
(Diez, Gr. p. 891).
zu c) In geringem Umfange begegnet per bei Orts-
adYerbien im Spanischen nnd Portugiesischen: span.: por de
dentro «» von innen, innerlich; por de fuera >= nun. pe din
afarft =» äußerlich; portg.: passar por diante »> vorwärts-
gehen (Booch-Arkossy, span. Wb. p. 869 u. Michaelis, pg. Wb.
p.571).
Anm. Ein „prinde pe cap** «» beim Kopfe fassen, das
I>iez (Gr. p. 891) und nach ihm Meyer-Lübke (Gr. III, 485)
nach Analogie yon lat pendere per pedes, ital. „menare per
la mano^ auch für das Rumänische anführen, ist fabch, es
muß heißen de cap.
n. zeitlich.
a) Pe bezeichnet die Zeit, in deren Dauer ein einzelnes
Faktum fallt; deutsch: „während, bei, zu*': Poruncitu-mi-a
maica | sä m$ duc la ea pe cinä (Dolne, 389, 2). ApoT
CQ ei pe rficoare (= noch in der Kühle) | a plecat la vänft-
toare (Gast. b. 313, 2, 13). Si apot pe yremele acele mai
toate tftrile eraü bäntuite de räzboaie grozave (Cr. lY, 3, 15).
arom.: Pe acea adSstare a aslanlui la iu tr6ce untt
boü (Mostre, II, 8, 1). tut^ npapt^ inuia pi lung (Ar. II, 164,
Nr. 96, 12).
meglen.: pri gatsg lu pri naitu nostru ympirät Sultan
Abdul Haniid (= l>ei Lebzeiten) (Jb. V, 147, 5).
Anm. Pe Tor fertigen Zeitbestimmungen verleiht diesen
bisweilen den Begriff des unbestimmten: fi pe Inserate, se
unbracä pe ascuns Intr'o piele de urs (Cr. lY, 5, 12). eine
apuca a se duce pe atunci Intr'o parte a lumii (Cr. lY, 4, 4)^
— Sonst steht aber in diesem Sinne pe la (s. dort).
In dieser zeitlichen Yerwendung geht pe ohne weiteres
auf das Lateinische zurück; schon dieses benutzte per, ur-
sprünglich die Präposition der räumlichen Durchdringung, auch
— 542 —
zum Ausdruck der Durchdringung eineä gewissen Zeitnrameä
(ess wahrend, im Verlaufe von) und die romanischen Sprachen
sind ihm hierin nachgefolgt.
b) pe bezeichnet das Ziel in der Zeit, deutsch: auf, für;
und zwar:
ä) bei Ausdr&cken der Zeitdauer: el 1' a confinnafc pe
Domn pe tötä yia^ lui (=fur sein ganzes Leben) (SLFr.
35, 12). fi am s$ vg fiu pe veci (= auf ewig) recunoecäo-
are (M. Sg. 54, 22).
ß) bei Ausdrucken,^ die einen Zeitpunkt bezeichnen:
Pe searft sä te gatesci (»» auf den Abend mach dich
fertig) (Strig. 26, 1). ca sä 'sl adune ce-va pe vremea riito-
are (Gast b. 358, 27).
Per zur Bezeichnung des Zieles in der Zeit kommt im
Lateinischen noch nicht vor, es konnte sich aber im Kamir
nischen sehr leicht entwickeln, da auch das örtliche pe nicht
nur die Ruhelage (s. unter I b), sondern auch die BewegoDg
„auf ein Ziel hin bezeichnete. Daß auch hier ursprünglich
der BegriflF der Durchdringung eines Zeitraum^^s neben dem
Begriffe des Zieles Yorhanden war, daför sind die unter 11 b^
a) angeführten Beispiele ein Beweis. Li den romanischeD
Sprachen findet sich:
ital.: sono inritato per domani sera.
frz.: je suis invite pour demain matin, M.-L. DI, 496.
span.: para siempre ^= f&r inmier (Booch-Ark., p. 8V3'.
portg.: para amanha *=» für morgen; trigo para todo o
anno >=: Korn far das ganze Jahr (Mich., 539).
Das italienische per könnte hier auf lat per oder pro,
das spanische und portugiesische para auf per + ad oder
pro + ad zurückgehen; das franzosische pour deutet aber
zweifellos auf lat pro, wennschon sich im Altfranzösischen
öfter pour und par verwechselt finden und auch das NeO'
französische in: partir „pour*' das ursprünglich kausale pour
<C pro in lokalem Sinne verwendet. Vom romanischen Stand-
punkte aus läge es also naher, in den unter b) angefUrteo
Verwendungen rum. pe von lat „pro «= für" abzuleiten. Be-
— 543 —
denUich scheint bei dieser Herleitong nur (ganz abgesehen
von den lautlichen Schwierigkeiten), daß dann eine Präposition
Yom kausalen auf zeitliches Gebiet übertragen worden ^äre,
wahrend in der Regel die zeitliche Verwendung direkt aus
der örtlichen herzuleiten ist
Anm. Zu den unter II b. a) angefahrten Fallen möchte
ich auch pe zur Bezeichnung eines distributiven Verhältnisses
in der Zeit rechnen; deutsch: auf, für (oder darch Adjektiva):
ce i s'aü damit o l^fä de 100 taleri pe lunä (=» monatlich)
(SL Fr. UI, 76, 3). si dece galbeni dau pe an (=» jährlich,
ftrs Jahr) 112 lei 32 bani (M. Sg. 20, 16).
Auch hier bezeichnet pe (s. M.-L., Gr. UI,- 509) nur den
Zeitraum, durch den hindurch eine Handlung ihre Wirkung
ausübt; der Begriff des Distributiven liegt dabei in der ganzen
Art des Ausdruckes: es cäftiga pe lunä (b= jeden Monat)
10 galbent, aber: as cä^figa pe o lunä (=für einen M.) 10
galbeni Die romanischen Sprachen gehen in der Verwendung
von per in distributivem Sinne noch weiter als das Bamä-
nische (c£ M.-L^ Gram. III, 509), das bei nichtzeitlichen Ver-
hältnissen de wählt (s. dort).
DL Pe bezeichnet bei Ausdrücken des Schwörens und
Beschwörens den Gegenstand oder die Person, bei der man
schwört; deutsch: bei: jurä-mi-te pe ascuti|ul paloplui tau
(Cr. IV, 23, 23). el jurä pe capul fiulul 8Öu\SL Fr. III, 58, 30).
altrum.: Eü, pre deu! säntu Jidovinu (= ich bin, bei
Gott, ein Jude) (Cod, Vor. 37, 4).
arom.: pri p^ne («=beim Brot!), muma m^a ni o featse
(Ar. n, 30, 27, 4).
meglen.: aniur pri domnu = ich schwöre beim Herrn
(VL-M. 34) Diese Verwendung von per, die wohl ursprüng-
lich instrumentalen Sinn hatte, ist bereits lateinisch und findet
sich in sämtlichen romanischen Sprachen wieder (M.-L, Gr.
m, 505).
IV. Pe bezeichnet die Übereinstimmung, Entsprechung,
Gemäßheit mit etwas; deutsch: nach, gemäß, besonders in
der Volkssprache: — A^a, dSu, mändru^ mea, | oi face pe
— 544 —
Toia ta (»a. nach deinem Willen) (Strig. 199, 9). Dare-ar,
bade Domnedeu, |8S fiS pe gändnl men! (Doine, 547, lO)
sS &cem fi acum pe cheful spänulai (Gr. IV, 41, 26).
In der Schriftsprache meist nur in bestimmfcen Wendungoi:
decat sä le fim pe plac (M. Sg. 5, 21). nu prea ti este pe
poftft (id. 50, 7). Ü este pe gast (id. 54, 2).
altrum.: si Domnezeu f&cu pre om lui pre obrazü,
pre obrazü In Domnezea ftcu ein (Paliea de OrSfida 1581
Qa8ta.35,4).
arom.: Arminia i parf^ s-fiibp, tut pri tSelnik ya §-
p-adukg (Jb. U, 150, 31) (e=» ganz wie ein Tscbelnik, einem
Tschelnik gemäß.
Diese Verwendung von pe scheint sich ans der orÜichen
im Sinne von „auf entwickelt zu haben. Es lag der Gedanke
zugrunde, daß ein bildsamer Gegenstand, der auf einen bereite
Yorhandenen festen gelegt wird, sich diesem in der äußeren
Form anzupassen, ihm ähnlich zu werden suchi Diese Vor-
stellung ist ohne weiteres verständlich, wo es sich um Tein
örtliche Verhältnisse haadelt, wie in dem altrumänischen Bei-
spiele. Später wurde dann dieselbe Vorstellung auch tof
nicht örtliche Verhältnisse übertragen. — Im Lateinischen und
in den romanischen Sprachen konmit per in der Bedeutung
„nach^, „gemäß'' nicht vor.
V. Pe steht im Sinne des deutschen »für, als Entgelt
von*' bei Verben des Nehmens, Gebens, Verkaufens, Wechseins:
fi schimb&nd pe oau («-f&rEier) i-a dat (Gast b. 360, 24).
nu lan douS sute de talerl pe toate aceste »a ich nehme
nicht 200 Taler f&r all das (M. Sg. 38, 7). dal ciostea pe
ruf ine (Gr. IV, 11, 26). nnde au fost Ytadu|l cu grämada
pe pre^uri de batjocurä (=> fftr, zu Spottpreisen) (SL Fr. HI,
304, 2).
Es scheint mir unmöglich, diese Verwendung von pe
aus einer der bisher behandelten Bedeutungen, etwa ans der
örtlichen (es auf **) abzuleiten. Ich glaube Tielmehz, daß wir
es hier mit einer Fortsetzung von lai »pro'' zu tun haben,
das also in rnm. pe, ebenso wie in ital. per, span. und
w^
r
— 545 —
]>ott^. por der Form nach mit l&t per znsammeQ gefallen
wäre. Von den romanischen Sprachen scheidet bekanntlich
nur das Neu französische zwischen per und pro, während im
Altfranzosischen beide bereits vielfach verwechselt wurden.
Auch das Rumänische hat dann später die schon in urrumä- ' I
nischer Zeit in der Form zusammengefallenen Bedeutungen /
per und pro wieder geschieden und zwar entwickelte sich im
Äromuniachen intra (inter) ^ tr^, im Megleniti sehen de > de
und im Dakoru man lachen pro (per) + intro ^ pentru zu der
Bedeutung des lateinischen pro, während per > pre, pe und
prm <; ^per + in" die Bedeutung des lateinischen per teils un-
"ferändert beibehielten, teils weiter entwickelten (s, dort). Man
ham nun annehmen, daß sich neben pentru das einfacbe pe
= pro ^ fdr nach Verben wie a da^ a scbimba, a vinde in
gaaz ähnlicher Weise gehalten hat, wie einfaches a <C ad bei B l|
I
)
•1 '
Verben wie a mirosi, a suna, a cäica u« s. w. Die Formen pe
und a bildeten hier einen so cbarakteristiachen Teil der be-
treffeüden Redensart ^ daß Neubildungen wie pentru und la
nicht eindringen konnten. — Bereits im späteren Latein wurden
übrigens per und pro bisweilen mit einander verwechselt:
Per unmnquemqne ictum semper ternos solidos solvat
■Pactus Leg. Salicae tit 19. edit^ Eccardi) (Du Gange, Gloss. V,
193). — Die romanischen Sprachen verwenden ihr per, resp- *|J
|ito natürlich ebenfalls im Sinne von ,^^0^"^
ital.: comprare» vendere per mitle lire.
frz.: acbeter, donner, laisser pour six ecus.
span.: comprar, vender, dar por cien doblones (Diez, Gr.
VI, Pe wird zur Bildung von Adverbien der Art Tind [
Weise oder des Grades verwendet; im Deutschen bleibt es in
diesem Falle meist unnbersetzt: ca s' o citiascä pe fugä (^
flüchtig) (Gast. b. 315, 16). Basta a Inaintat pe t^icute = B.
log schweigend heran (3L Fr. lll^ 25, 1). le-am vorbit
J*e larg despre d-voastra (^ weitläufig) (M, Sg. 47, 8).
pe scnrt (=^ kurz!), se o primesci pe ctt ^li-se poate de 1
Hine (id. 58, 4 v. u.).
Wei^tad 10. Jabresbericlit, 35
^
— 546 —
Pe semne n ai ausdt vorba ceea (Cr. IV, 20, 18). fiig^d
pe tntrecnte (»» um die Wette), cand pe aus, cänd pe Jos
(id. 82, 4).
ear cei lal^ pe vrute pe neyrnte eraü ttiltf pe aceasU
cale positivista (Delayr. Trüb. 8, 25).
arom.: z dose la amirgijlu pe askumta (Ar. 11,226,30)
«= er ging heimlich zum Kaiser; chielleslu se sculä pe anarga,
anarga (Mostre U, 40, 20).
Ich glaube, daß per hier an lateinische Tradition an-
knüpft; denn bereits im Lateinischen kommt per in hierher
gehörigen Fällen vor: per iniuriam = mit Unrecht, wider-
rechtlich, Cic. (Oeorges ü, 235), per otium, per ludam jocum-
que, Liv. (Georges II, 1387), per fcdlaciam (Ter. u. Sue^) (öeorges
I, 2487) per gratiam = gutwillig, Plaut, (Georges I, 2746). —
Derartige Wendungen wurden teils ohne weiteres ins Boma-
nische übernommen, teils wurden nach ihrem Muster neue
Adverbien mit per gebildet Im Romanischen gehören zur
Gruppe dieser jüngeren Bildungen wohl auch Gradadyerbia
wie: pe departe — bei weitem, pe din destul = genügend,
pe deplin = völlig, pe din deajuns ^= „in ausreichendem
Maße" und andere, die bereits vorher mit de oder din <a-
sammengesetzt waren.
YIL Pe steht in gewissen Fallen zur Bezeichnung des
Akkusativs von Wesennamen bei transitiven Verben: Scepticol
ducea la brat pe »Trubadurulc (Delavr. Trüb. 12, 11). in-
cepe a cäina pe fiul craiului (Cr. IV, 19, 20), ia 'tit tn ajutor
pe cine-va (id. 20, 4) etc.
In Bezug hierauf verweise ich auf die Arbeit von Stinghe
über pre als Akkusativzeichen (Jb. III, 183 und Jb. IV, 228)
und die Zusätze hierzu von Weigand.
Pe kommt also in folgenden Verwendungen Tor:
I. Bsa durch (örtlich) (I a) davon abgeleitet:
a) B» bei, an (zeitlich) (11 a),
b) = bei (beim Schwur) (HI),
c) modal (zur Bildung von Adverbien) (VT);
— 547 ~
II- = auf — umher, über ^ hin (im Rumänischen nur noch
selt€a); davon ausgehend:
a)^umfa6rfherum (nachgestellt, bei OrtsadTerbien) (I ß)^
b) = etwa um, gegen (zeitlich) (II a Anm.X
c) = auf (Örtlich) davon abgeleitet:
a) = auf, für (zeitlich) (11 b), j9) = nach, gemäß (IV),
y) beim Akkusativ (VII),
lli = für (im Sinne von lat pro) (V),
Bpre (aiom. stii).
L örtliob; und zwar:
a) zur Bezeichnung der Lage, Bewegung oder Bichtung
auf oder über eine Person oder Sache; deutsch: auf, über:
er) in eigentlichem Sinne:
statu Pavelu spre spitä (Cod. Vor. 36^ 9). glasul dorn-
flului Bpre ape (^ über den Wassern) (Psalt, Schei. 28, 3)-
derese-me apre carare dereptate (id. 22, 3). ai duhul dora-
Dttluj se purta spre apä = und der Geist des Herrn schwebte
über dem Wasser (Gast a. 34, 1), Spre totu pamäntuln esi
veasfea loru ober die ganze Welt hin ging ihr Euf (Gast a, 154,
Pa. 18, 4), celor ce stau spre nältimea bunätatüor (Bianu
fi Bodos, Bibl. rom- 1, 123, 3, 1642). tntru amiazä zi stralnci
lomirä mollä de näprasnä spre melnre (Cod, Vor. 38, 11\
fi cäzuiu spre pämtntu (id. 38, 14). c&utä spre toti cei
Ce viu tn pamlntu (Pealt Schel, 32, 14). Ploao spre päcfitosi
cursä, foc si väpae (id, 10, 7). Domnul ditn cerTu plecfc^fte
pre fii oamerilorü (id. 13, 2),
ß) m bildlichem Sinne; besonders nach Ausdrücken des
Hoffens, Herrschens, Mitleidhabens n. b. w*: upoväin^ aibindu
3pre dumnezeu^ Hoffnung auf Gott habend (Cod. Vor. 61, 1)-
Ochü tutarora apre tine nädäjduescn (Gast a* 28, 2)- Ca apre
mine upavfii ^i izbävi-voiu elu (Cod* Scbei. 90» 13)> si Incepit
a-i blagovf'ati laude si fnchinficioni, si biruintä spre vräj*
masii s&i {= Sieg über seine Feinde) (Hronograf, 1760.
Gast b. 70, lü)-
35*
I
V
H
- 548 —
Spre geht etymologisch auf das lateinisdie super (sapn)
zurück, mit dem es in der oben angefahrten Yerwendniig
auch der Bedeutung nach Yollkommen flbereinstimmt: ensis
super cervice pendet, Hör.; super aspidem assidere, Cic.; alii
super alios ruentes, Sen.; super armamentarium positos, Carl
6, 7 (26), 22, (Georges II, 26*29); dicet sibi placuisse sernun et
ideo supra rationes esse positum, Auci Dedam. 353, inter op.
Quini, (Foreellini V, 779). Auch die übrigen roma]ii8che&
Sprachen verwenden super (supra) in demselben Sinne (s, M.-
L., Gr. ni, 490).
Auffallend erscheint, daß spre in der Bedeutung ^aaf,
über" nur in altdakorumänischen und zwar besonders Idich-
liehen Texten vorkommt Sollte hier ein unmittelbarer Einfluß
slavischer Vorlagen mit im Spiele sein? Das moderne Dako-
rumänische kennt im Sinne von „über, auf" nur asupra,
peste und pre, das auch im Altrumanischen bereits mit spre
wechseln konnte (s. unter pe l). In den Diidekten kommt eine
Präposition spre in lebendigem Gebrauche überhaupt nicht
vor, daß sie aber auch hier vorhanden gewesen sein mufi, be-
weist ihr Vorkommen beim Zahlworte: arom. unspridcatse etc.
Diese letztere Verwendung muß also bereits urruminiadi
sein; Miklosich und andere fassen sie als Typübertragung aas
dem Altbulgarischen auf: altbulg. na ■» auf^ über, jedintt na
desei^ »=» 1 auf (über) 10. — Auch das lateinische super und
das in vulgfirlateinischer Zeit oft mit ihm verwechselte supra
wurden aber bereits in ganz ähnlicher Weise zur Bezeichnung
einer höheren Zahl verwendet: adsdtae sunt super Subrium
et Sulpicium militares manus (Tac. ann. 15, 50) (Georges D,
2629) und: supra milia viginti »» über 20000, Liv. (Georges
II, 2663). Die Grundbedeutung von super «« „auf^ über* liegt
natürlich auch hier zugrunde, indem man von dem Gedanken
ausging, daß beim Vermehren oder Zählen von Gegenständen
das neue Exemplar immer auf die alten gelegt wird.
Im Aromunischen findet sich dem altrum. spre genau
entsprechend in der Bedeutung „auf, über" die Präposition
,.stri, sti":
— 549 —
a) in eigenÜichem Sinne: £9 stri kale, s nu krep^m »»
komm heraus auf die Straße (Ar. 11, 48, Nr. 31, 7). era irnü
arbore stri nS d^nS (Mostre II, 3, 2). stri fäntäna aoeea
era an arbore mare (=3 ttber dieser Quelle) (id. 21, 20). s"
alinft stri arbure =» sie klettert auf den Baum (id. 4, 14).
ß) in bildlichem Sinne: Ett de oara escü unü amirfi sti
pricile tute »= wenn ich ein Kaiser über alle Tiere bin
(id. 5, 28)
Meyer -Lnbke (Gröbers Ztschr. 22, p. 496) spricht den
Wunsch aus, das Verhältnis dieses stri zu arom. pisti («= dkr.
pesie) aufgeklärt zu seheu, und Moser in seiner Arbeit über
die Präpositionen erklärt, diesem Wunsche nachkommend, stri,
sti aus lai extrans (entsprechend dem dakorumänischen strft .
in sträbat, strämut, stramo|). Aus Bedeutungsgründen sdieint
mir diese Ableitung yöllig verfehlt; extrans = „von jenseit
her** (s. C. Hamp, in Wölfflins Archiv V, p. 353) hätte un-
möglich zu der Bedeutung „auf, über^ gelangen können. Ich
möchte dieses stri, sti vielmehr aus einem älteren '^'spri (=
dkr. spre) herleiten und zwar in folgender Weise: Neben dem
arom. pristi, pisti <C pereztra (= dkr. peste) muß dem dkr.
prespre entsprechend auch im Aromunischen einmal eine Prä^
Position *prispri <[ persuper vorbanden gewesen sein; dies
beweist die heutige Bedeutung von pisti. Als nun dieses
^prispri von dem bedeutungsverwandten pisti allmählich ver-
drangt wurde, ging, ganz analog, das einfache spri in sti über,
behielt aber natürlich die alte Bedeutung von spri (s= dkr.
spre) = „auf, über" bei.
AnnL Das alte spri konmit im Aromunischen, außer beim
Zahlworte noch in der Verbindung „sprima*' = „gemäß" vor r
sprima. tsi §-are siminat^, atsiä va si siätsirg = (gemäß
dem) wie sie gesät haben, so werden sie auch ernten (Cod.
Dim. 99 b., 24). sprima bunesle ka^eSün tsi ä-are feipt9,
atsii va s-ä-afl^ «= gemäß dem Gbten, was ein jeglicher getan
hat, wird er sich befinden, (id. 100, 6).
Spri =3a „gemäß" erklärt sich vielleicht ebenso wie pe =»
„gemäß, nach" aus dem Gedanken heraus, daß ein bild--
— 550 —
samer Gegenstand, der anf einen bereits vorhandenen festen
gelegt wird, sich diesem „gemäß" zu gestalten, ihm ähnlich
zu werden sucht
b) spre bezeichnet die Bichtong; und zwar:
a) in feindlidiem Sinne; deutsch: gegen, wider: fu spre
ein sfadä dela ludei (Cod. Vor. 14, 6). p&rä cända rädicä-se
dracul mieu spre mere (Schei. 12, 3). defcbiserS spremere
rostol säa (id. 21, 14). s& esä spre tära lef escä («r g^|en
das polnische Land) (lorga, Doc. I, 32, 6, a. 1616).
ß) in neutralem Sinne; deutsch: nach — zu, nach — hin,
zu: |fi apoi fugi incoace spre mine (Cr. IV, 31, 17). spre
rSsärit se 'ndrepta (Dome, Varia II, 17). spre loyitä se
'ntorcea (Qast. b. 294, 6). mergtod spre poarta monästirei
(Emin., nuv. 95, 7).
altrum.: Si cSntä okiultt mieu spre yräjma|it misi
(Cod. Schei. 91, 12). cumu tp. dela ei carte lualn spre fratii
ceiea dintru Damascu (Cod. Vor. 38, 4).
In den beiden Fällen unter ä) und ß) bezeichnet spre
eine Richtung oder Bewegung „nach etwas hin** in der
Horizontalebene. Bereits im VulgSrlateinischen findet sich
super zur Bezeichnung einer Horizontalbewegnng und zwar
sowohl in feindlichem wie in neutralem Sinne: zu a): si leTati
super pupillum manum meam (Vulg. lob, 31. 21), Fomicats
est igitur super me OoUa (h. e. Samaria) (Vulg. Ezech. 23, 5)
(bei ForcelUni V, 719); si quis super alterum (b= aUo nolente)
in YÜIam migrare Yoluerit (Lex. SaL tii 47, § 1) (bei Du Cange
VI, 438. zu ß): super mortuum (>» ad cadaver) non ingre-
dietur (Vulg. Num. 6, 6) (bei Forcellini V, 719). Die roma-
nischen Sprachen kennen super (supra) in diesem Sinne nur
in geringem Umfange: itaL: correr sopra uno; span. oorrer
sobre alguno (Diez, Or. p. 897).
Im modernen Dakorumänischen hat spre in örtlichem
Sinne immer niur die unter b. ß) angegebene Bedeutung *»
„nach — hin, zu". Spre in feindlichem Sinne beschränkt
sich auf das Altrumänische; in neuerer Zeit ist die ver-
wandte Präposition „asupra" dafür eingetreten. •— Die Dialekte
— 551 —
kennen spre aucJi in der unter b) behandeltea Verwendung
nicht,
D. Spre m nbertragenem Sinne:
a) apre bezeichnet (sehr selten) eine unbestimmte Zeit-
angabfi; deutsch: gegen; ocolit-a locul roatä, | pänä la amlazi
spre searS (GaBt b. 313» 2, Kol. Z. 21).
Hier erklärt sich apre leicht aus der Örtlichen Bedeutung
^aach — bin^f ^^^^4 i^^u denkt daraOf wie sich die Sonne
nach dem Abend, d, h. nach Westen zu bewegt, daher spre.
Vergleichen läßt sich bier das spanische: llegar aobre la tarde
=^ gegen Nachmittag ankommen (Diez, Gr, S97), dem dieselbe
YoTstellung zugrunde liegt
Anm, „Gegen Mittag" heißt im Rumänischen „pe la
amiazi", ng^gcn Mitternacht*' =^ „pe la miazä noapte", da
man hier mehr an das Stillstehen der Sonne in der Nähe des
höchsten f resp* tiefsten Punktes ihrer Bahn denkt; soll aber
wirklieb der Begriff „gegen Mittag zu", „gegen Mittemacht
zu" wiedergegeben werden, so sagt man auch: spre amiazi,
spre mieznl noptii (Borcia und Dragomirescu)«
h) apre bezeichnet den Zweck oder die Bestimmmig, zu
der etwas geschieht; deutsch: zu: E fäcutä spre iubire (Doine,
168, 2). nu 'mt estl spre atricare (Gast. b. 329, 36^ Colinde).
0 nchinäm spre aanState (id. 327, 23, Gelinde), a trimis
spre Töndare tn Ungaria 2000 de boi (SL Fr 111, 20, 13).
altrum,: prinserärme ca leul gata apre väratu (Paalt
Schei. 16, 12). cum sä fie voao spre mäncare (Gast a. 35, 11
a- 1582).
Besonders häufig ist spre in diesem Sinne beim Infinitiv;
deutsch: =^ n^^ — zu**: ocasiune bine venitä spre a produce
fei de fei de greutäti (SL Fr. 111, 97, 5). spre a putea sä
mä yedi (M. Sg. 3^ 27). masca de aimpatie si de comunitate
de simteminte ce am pus spre a'-i place (id, 5, 4).
Auch diese Verwendung von apre erklärt sich aus der
unter I b. ß) behandelten örtlichen = ^auf— hin, nach —
hin*'. Der Zweck einer Handlung wird als ein rein Örtliches
Ziel aufgefaßt^ nZu" dem sich die Handlung ^ hin "bewegt. —
U
■•^
— 552 —
bisweilen handelt es sich in den hierher gehörigen Vijksi
weniger um den Zweck als vielmehr um eine begleitende
Nebenwirkung oder Folge: si spre mai mare mirarea lui
(» zu seiner größten Verwunderung) (Cr. lY, 29, 23). spre
marea mahnire a lesui^ilor (SL Fr. III, 63, 27).
Das Lateinische und die romanischen Sprachen bieten hier
nichts Vergleichbares.
Spre konmit also im ganzen in folgenden Verwen-
dungen Yor:
I. = auf, über (zur Bezeichnung einer Ruhelage, Be-
wegung oder Richtung) und zwar:
a) in eigentlichem Sinne; b) in bildlichem Sinne.
U. spre zur Bezeichnung der Richtung, Bewegung:
a) in feindlichem Sinne: = gegen, wider,
b) in neutralem Sinne: = nach — hin, nach — zu.
zu u. s. w.; davon abgeleitet:
a) = gegen (unbestimmter Zeitpunkt),
^) = zu (Zweck, Bestimmung, begleitende Nebenwirkung
oder Folge).
sub (supt, su).
a) In eigentlichem Sinne.
a) sub bezeichnet die Lage oder Bewegung vertikal unt^r
etwas; deutsch: unter (mit Dativ oder mit Akkusativ): de
doarme fi pämäntul sub om (Cr. IV, 74, 9). supt un pom
s'ad&posta (Gasib. 302, 86). A pus fata inflorita | supt o glie
vestejitS (Dome, 330, 11).
altrum.: Toate sapus-ai supt picioarele lui (Gast a.
11, Ps. 8, 10).
arom.: Durna fj^ata siini trandafir(Wg., Ar.II,N^.9ö,l)•
le bggäts naf(|^ar9 tu ubör su str^ahg (id. N. 118, 12).
meglen,: sup n^ua = unter dem Schnee (V1.-M., p 35^.
istr.: Cercecu se bodit su pamint «= die Zikade verbarg
sich unter der Erde ((jfast. b. 283, 1)*
ß) sub bezeichnet die Lage oder Bewegung unterhaU) von
etwas; deutsch: unterhalb, unten an, unten in: Vin'mfcndrä
— 553 —
sa ne jaräm | sub cruce de lemn de brad (Doine, 534^ 4) (=
unten am Kreuze). La |Coli» popo { la ^coli, drace | nu U
fete I sub parete (id. Strig. 354). sub munte am Fuße des
Berges (Borcia)»
arom.: ^i a^i sum umbra a arbureluT descalecä hilla de
amirä (Petn Moatre II, 21, 21) [aber in der dakoru manischen
Obersetzang: „la umbra*^}
istr: g^se k^T fost a su tos ^ sechs Pferde waren
(onten) am Wagen (Jb. I, 136, 13)-
b) sub ateht in bildlichem Sinne^ namentlich bei Aus-
(irncken, die eine Macbtwirknng, Herrschaft^ Schutz, Obhut etc.
ausdrücken; deutecb: unter:
B a fUri^at fn casa mea sub masca de serritor (=^ unter
der Maske eines Dieners) (M. Sg- 115, 16). a rugat sub sigi-
lul celui mal ad^nc secret pe guTemul Imperätesc (Sl. Fr. IIL
610,9). sub pretextul de a-i abate pe Turci de la asedia
(id. %j 13). oprit sub cea mai asprä pedepsa (id. 142, 3).
altrum.: £ind Insuti supt putearea acelora (Gast, a.
1 13, 21). rästignitu-seau dereptü noi suptü Pilatü din Pontä
{Gast a. 32, 9).
istr.; karle fost muncit su Poncie Pilatu (Gast b. 283t
Credo 3),
Die rumänische Präposition sub (supt, siip^ subt, su, sum)
geht ebenso wie die entsprechenden Präpositionen im Roma-
Irischen auf das lateinische Adverb „suptus** = ^^i^runtec
unterhalb" zurück, das in vnl gärlateinisch er Zeit an Stelle der
Präposition sub ^ „unter" trat Die Bedeutung des rumä-
niBchen sub zeigt gegenüber den entsprechenden lateinischen
Qnd rumänischen Präpositionen keinerlei Abweichung oder
W eitere nt Wickelung:
lat: Bubtus lectum ^ vjto t^v xklvr^v^ Dosith,, 94, 9K
(üeorgea II, 2593)r et sedebit yir suhtus vitem suam et subtufi
ficum enam (Vulg. Interpr. Mich. 4, 4) (bei Forcell. V, p. 716).
ital.: sotto il sole, sotto il govemo di questo principe, prov.:
«otz lo cel; frz, sous le cieli soua le nom de mon ami, sous
peine (daneben auch au-dessous de), span.: so pena, sopretexto.
■
1
I
1
— 554 —
portg.: 8ob pena, (aber hier häufiger: spaiu baxo, debaxo,
portg. debaizo, abaixo) (Diez, Gr. 898).
Zu beachten ist nur, daß das rum. „sub** einen etwu
weiteren Begriff wiedergibt wie das deutsche „unter'' (a.]}).
Die zusammengesetzten Fr&positionen.
1. Feste Zusammensetzungen,
dupä.
L ortlich.
a) dupS bezeichnet die Lage oder Bewegung hinter e^ss;
deutsch: hinter, hinter — her: BSmäi, brazdä, dup& plag
(DoXne, 574, 5). dupS mine nu |edea (id. 541, 2). si se as-
cunde dupä o st&ncä (Cr. IV, 77, 11). C'aj pune-o dnpl
urechie (Strig. 135, 2).
altrum.: nice dupä dänfii sfi nu meargä (lorga, Doc.
I, 10, 1).
arom.: üng s^arg av^ 6edzut9 dupg un^ kas^taunj
Skgmbg (Ar. II, 240, 3). si asi se ascumse dupS un capaeiü
(Petr. Mostre, 11, 22, 31). '
istr.: verits, zuppne, dup^ skpnt «= kommt, Bürger-
meister an (eig. hinter) den Tisch (Jb. 1, 142 Nr. VI, 19).
In dieser Verwendung stimmt dupS der Bedeutung nach
genau mit dem lateinischen post überein; dieses wurde in
vulgarlateinischer Zeit verdrängt durch das zusammengesetzte
„depost^.
lat.: Post me erat Aegina ante me Megara, Cic; post
hunc consequitur soUerti corde Prometheus, (^tulL, (Georges
II, 1606).
Yglt: quoniam profecti sunt depost me et erant depost
me (Itala, 2. Reg. 21, 15), Tade depost me, Satanas (ItaL Bopp.
Marc., 8, 33) (Wölfflins Archiv V, 343).
itaL: dopo le spalle «= post tergum (Diez, Gr. 896).
Anm. Bei Dingen, die weder eine Vorder- noch eine
Rückseite haben, pflegen wir nicht von
— 555 —
sondern von „diesseits" und „jenseits" zu i^deiif im Kuiiiä-
□iecben findet aich in solcben Fällen bisweilen dupä im Sinne
Ton „jenseits":
nice dupa dänsii sä nu mearga, ca dupä apä (^jenseits
lies Wassers) iaste hotanil ungor^sca (lorga, Doc. I, 10, 1).
b) dapä bezeichnet die Begleitung^ das Beisammensein;
deutsch: mit:
cäci altf'el nu 1 mai luani dupä mine ^ denn sonat
würde ich ihn nicht mit mir nehmen (CrJV, i% 14)- fetele
se dnsera dupä barbatii lor (P, Ispirescu^ bei Dame 399).
Besonders steht dupä in diesem Sinne bei Verben des
Heiratens: dis-a tata cä m' o da | dupä Miclos catana (Strig,
162^ 1)> el a märitat pe fiicä-sa dupä un om bun (Cr* I,
09, 12)> yS märitati dupä el (M, Sg. 95, 2)\ auch arom, (nach
istr.: ke se r^ marit^ dup^ ie ^^ ^enn sie sieh mit ihm
verheiraten würde (Jb, I, 124, 1, 5)-
In dieser Verwendung erklart sich dupä leicht auB der
unter a) behandelten Bedentang „hinter''. In sämtlichen
unter b) angefahrten Beispielen bandelt es sieb um Personen
^on verschiedener sozialer Stellung, die nicht mit, sondern
hinter dem Höherstehenden geben. Im modernen Ruma-
üiwben hat man bei dieser Verwendung wohl kaum noch die
Vorstellung „hinter'*, — Ändere romanische Sprachen kennen
dnpä in diesem Sinne nichts
IL Dupä bezeichnet die zeitliche Folgen deutsch: nach
(aof die Frage wann?): dracu sT-aduse aminte Intr'o zi däpa
ploaie . . , , (Gast b, 261, 12). Dupä cäte-va minute de
nehotärire Incepu sä citeascä (Delavr* Paraz. p, 3, letzte Z.),
altrum.: Ce dupä mine ya veni naintea mea fii (GasL
^20,20). dupä läsarea Toroarei chiemä Pavelu uceuicii
(Cod, Vor- 13, 12).
arom,: dup9 tsin9 dz^e (Ar. II, 222, 29).
istr,; dupj zplik vreme (Jb- I, 152, Nn XI, 5).
meglen.: Dupu uufk vakpt vini matsa (VL-M., 62, 7).
Dupä in zeitlichem Sinne erklart sich aus dem ortlichen
-^
— 656 —
(-S „hinter") leicht dorcb Yenniitelaiig des Begriffea der
Reihenfolge, da die hinter mer anderen herkommende Pemn
später ankommt als diese: Am venit nomai decftt dnpi
Zaharia «= ich bin sofort hinter (nach) Z. gekommen (Can-
giale, teatro, 119 Mitte).
Das Lateinische und die romanischen Sprachen verwenden
übrigens post, resp. depost mit dem Bumänischen überein-
stimmend ebenfalls zur Bezeichnung der zeitlichen Folge:
lai: post hominum memoriam, Cic; post paucos die&
Phaedr. (Georges U, 1607).
yglt: depost hunc die mallationem habeant, Form. 231. S,
(WöUOins Arcb. 7, 343).
Anm. 1. In Verbindung mit „ce*^ wird dupä zur tempo*
ralen Konjunktion «= „nachdem": dkr.: dupä-ce m'al scos
din apä (M. Sg. 3, 20). arom.: dupp tsi i se minduü} ==
nachdem sie sich bedacht hatten (Ar. II, 164, 96, 25).
Anm. 2. Das dupä der Reihenfolge deutet bisweilen
weniger auf ein zeitliches als auf ein Rangycrhaltnis hin;
deutsch: nächst: tot ce aveau dupä sufletul lor «» alles
was sie nächst ihrer Seele hatten (Gkist b. 353, Impäratul fer-
pilor 4).
|i dupä caii mei nu e nioi un om, pe care se-1 inbesc
mM mult decät pe stäpänul meu (M. Sg. 65, 28) (»= und nichst
meinen Pferden gibt es keinen Menschen, den ich mehr liebte
als meinen Herrn).
III. Dupä bezeichnet in übertragenem Sinne:
a) das Ziel, das jemand erreichen will, nach dem jemand
strebt, besonders bei konkreten Begriffen; deutsch: nach: care
umbla dupä milo^tenie = der nach Almosen (»* betteb)
ging (Cr. IV, 8, 20). ea dupä gäteje pnn pädure »sie ging
nach Reisig durch den Wald (Gast b. 348, 11). au scotocit
pretutindeni dupä comori (SL Fr. III, 307, 9).
altrum.: larä se cevä dupä altele ceareti = wenn ihr
aber nach etwas anderem verlangt (Cod. Vor. 13, 4).
b) den Gbrund, warum etwas geschieht oder geschehen ist;
deutsch: aus, wegen: Dupä fat^a ta de doanmä | lomea
— 557 —
ntregft se Intoaniä (Dotne, 27, 3). Dupft dänsa stat sS mori
(ii 65, 14).
altrom.: dupS multä necnratie lorü l^pedi ei (Pdalt
Schei. y, 12). istr.: akmotöe iel a kruto fbst i^losni dup^
mpia «= da sind sie sehr trawg nm ihre Matter gewesen
(Jbfl, 144, Vn, 12).
Diese beiden unter III a) und b) angefahrten Verwen-
dungen von dnpS stehen einander sehr nahe, sodaß es im
einseinen Falle oft schwer zu entscheiden ist, ob das finale
oder das kausale Verhfiltnis Yorliegt. Beide erkläreu sich
leicht aus dem örtlichen dupli ->» „hinter^. Den Zweck oder
den Grund einer Handlung denkt man sich rein örtlich als
ein Ziel, hinter dem man hergeht, dem man nachjagt, um
es zu erreichen. Das Lateinische und die romanischen Spnudien
bieten hier nichts Vergleichbares, wohl aber ist daran 2u er-
innern, daß sowohl im Griechischen wie im Deutschen die
Präposition der örtlichen und zeitlichen Folge auch in finalem
Sinne verwendet wird: nach Wasser schicken «» ip* vdmff
jti/iX6iv. Kausale Verwendung kann aber weder das deutsche
„nach** noch das griechische ijtl haben; es ist daher leicht
möglich, daß sich die kausale Bedeutung des romanischen
dupi erst sekundär aus der finalen entwickelt hat, indem hier
wie anderwärts Zweck und Ursache (Grand) mit einander yer-
wediselt wurden.
IV. Dupä bezeichnet die Übereinstimmung, Entsprechung
oder Gemäßheit einer Handlung oder eines Zustandes mit
etwas anderem; deutsch: in Übereinstimmung mit, nach,
gemäJi: ca sä träeasca fie^te-care dupä soartea care luasä
(=» dem Schicksal gemäß, das ihm zu teil wurde) Gast b.
358, 22). si toate ar fi dupä gändul teü (Cr. IV, 9, 26).
inima mea na lucrat dupä indemnurile, ce credeti (M. Sg.
110,20).
altrum.: ^i invise a treia zi dupä scripturä(Gast.32, 11).
arom.: dupp kap S-k^töula wie der Kopf, so die Mütze
:Jb. II, 154, 74).
Bei der Erklärung dieser Verwendung ist am besten von
'^<^|^
— 558 —
dem dupS der Reihenfolge auszogehen. Wenn eine Handlung
einer anderen Handlang oder Tatsache „gemäß ** oder „ähnlich"
werden soll, muß sie (räumlich) auf dieselbe „folgen**, um sich
ihr bequemer anpassen, sie nachahmen zu können. Dupfi be-
zeichnet also eigentlich rein zeitlich die Aufeinanderfolge
zweier Handlungen oder Ereignisse. Ein Satz wie: „i s'a dat,
dupä cererea luI, Toie sä yisiteze pe Lupu** besagt nur, daß
das Verlangen gestellt worden ist, den Lupu zu besuchen und
daß zeitlich darnach die Erlaubnis gegeben worden ist, den
Lupu zu besuchen. Wir empfinden nun in diesem Falle
weniger die zeiÜiche Folge der beiden Tatsachen als Tiehnehr
den umstand, daß der Inhalt des gestellten Verlangens und
der gegebenen Erlaubnis der gleiche ist und beide in einem
gewissen Kausalzusammenhang stehen; dupä erscheint daher
hier nicht als Präposition der Zeit, sondern als Präposition
der Übereinstimmung, Entsprechung. — Vergleichen läßt sich
hier das Lateinische und das Romanische, wo die ent-
sprechenden Präpositionen (lai secundum, itaL secondo,
proY. segon, frz. selon oder suirant, span. segun, portg.
segundo) bereits in der Form (sequi!) erkennen lassen, daß
ihrer Verwendung derselbe Gedanke der Folge zugrunde liegt
Post oder depost finden sich außerhalb des Rumänischen im
Sinne Ton »nach, gemäß, entsprechend** nicht
Dnpä kommt im ganzen in folgenden Bedeutungen vor:
DupS (ortlich) «= hinter; davon abgeleitet:
L (örÜich) »=mit,
IL (zeitlich) «»nach; davon abgeleitet:
«»nach, gemäß, entsprechend(Entspreohung),
lU. (final) BS nach; davon abgeleitet: i
(kausal) ^ wegen, aus. i
I
la. I
I
L In ortlichem Siime: I
a) la bezeichnet die Richtung oder die Bewegung nach j
etwas hin; deutsch: nach — zu, auf — los, zu, nach: De-ar
I
I
I
— 559 —
fi lonä de ca searä | m'a^ dace la badea 'n tearft (i= würde
ich mich zum Schatz aufs Land begeben) (Dolne 276, 1).
Vin cu mine la mormönt (Dome 330, 14). fi la corbi te-
oia arunca (Gast. b. 297, IV, 38). Se vede cS mi s'a apropiat
fonia la par (Cr. lY, 47, 20). la soare te puteai uita, iar la
dansa ba (id. 84, 17).
altrum.: velnre la melnre (Cod. Vor. 40, 10).
arom.: ner§ la ryy, tra sg lai} (Ar. II, 6, Nr. 4, 8). k^
ya s te duts la yatra ta (id. 50, Nr. 33, 2).
meglen.: ä zisi la k9ini (V1.-M., 60, 13).
ifltr.: mes a la tSptäe^ (Jb. I, 140, Nr. V, 4).
b) La bezeichnet die Bewegung in etwas hinein; deutsch:
nach, in, auf: Eu mS duc, m^ndrS, la Blaj (Dome, 242, 2).
Fata ca o päunitä | duc6ndu-mi-o la temni^ä (id. 457, 3).
La ^erigrad ajungea | si la Türe se ducea (Jam., Varia 1, 33).
altrum.: se meargä la Chiesariia (Gast a. 5, 21).
arom.: tine s nu te duts la B^alg (Ar. U, 28, Nr. 25, 2).
kg z dukü ny^astile la bis^arikg (id. 82, Nr. 53, 9).
meglen.:Duti la mQarg=BgehindieMühle(Vl.-M.,59,ll).
c) la bezeichnet die Ruhelage in unmittelbarer Nähe yon
etwas, deutsch: an, bei, auf: La fäntäna din räzor | sub
umbra de pomi|or | se 'ntUnefte dor ca dor (Dome, 227, 1).
Cucule, pasäre surä? | ce tot cänti la noi pe furä (id. 264, 1).
Sede la masä ^i coasS (id. 258, 5). care om nu tine la yia^ä
innainte de toate (Cr. IV, 23, 14).
altrum.: fi läcuimu Intru o di la ditnfii (Cod. Vor. 26, 5).
arom.: la estu trap s nu me algsats, | la turifite s me
afigropats (Ar. U, 114, Nr. 72, 8).
d) la bezeichnet die Buhelage in etwas; deutsch: in, auf:
La biserica de piaträ | fede un fidor ca o fata (Doine, 503, 1).
Ba I am yest la IbSnef ti (id. 266, 3). ca sä se Inchine | la
cea mänästire (Gast b. 291, V 5). am altele la capul meü
(Cr. IV. 8, 26). stau la Indoialä (81. Fr. III, 1, 9).
aronou: ka s plgt^askg la orfgnfe (Ar. U, 78, Nr. 50, 16).
istr.: ke m^re fptie un brot la mgre s= denn er wolle
ein Schiff auf dem Meere bauen (Jb. I, 140, Nr. V, 2).
■**>
•V
— 560 —
In den nnter b) nnd d) angegebenen Yerwendungen kon-
kurrieren im Rumänischen in und la miteinander. Feste
Regeln, wann das eine, wann das andere zn stehen habe.
lassen sich kaum geben. Im allgemeinen ist zu sagen, daS
bei In der Gedanke des „Sich Befindens im Innern tob
etwas'' doch noch in stärkerem Maße vorhanden ist als bei
la, das ursprünglich nur die Annäherung bezeichnete, tn wird
namentlich dann yerwendet, wenn es sich um einen längeren
Aufenthalt an einem Orte (etwa um den Heimatsort von
jemandem) handelt, femer meist bei großen Städten und
Ländernamen. La findet sich mehr bei kleineren Orten, fast
nie Yor Ländernamen. — Vergleichen lassen sich mit ram. la
die englischen Präpositionen „to'' und „af*, die ursprünglich
nur die Bedeutung von lat ad haben, aber häufig auch in
das Verwendungsgebiet von englisch „in'' und „into" über-
greifen.
n. La fuhrt eine nähere Bestimmung zu einem Urteil ein;
deutsch: „an, hinsichtlich: auzindu cfi ele | tl tntrec pe dan-
sul la dräcit |fi rele (Gast b. 361, 8). potrivnicS n' am
gfisit I nici la stat, nici la purtat | nici la pEpue de 'ncältat
(id. 294, 31). Si la graiü sunt dragSstose | si la suflet stint
voiose, (Doine, 59, 18). Dulce-ai fost la guri^oarä (id. 46, 7).
In dieser Verwendung, die etwa dem lateinischen „Ab-
latiyus limitationis" entspricht, knüpft la an die unter I c)
und d) besprochene rein örtliche Bedeutung „an, in" an.
Dies zeigt sich noch deutlich in den Fällen, wo la mit «nem
Eonkretum verbunden ist In den Ausdrücken: Poisortt
framosü la fatfi (DoIne, 45, 5), besagt la z. B. nur, daß die
Schönheit am Gesicht zum Ausdruck kommt Von solchen
rein örtlichen Verhältnissen ausgehend wurde dann la auch
in einer Menge ähnlicher Redensarten üblich, wo eine örfcliche
Auffassung nicht mehr möglich war. — Die romanischen
Sprachen, ebenso die drei anderen rumänischen Dialekte ver-
wenden in diesem Sinne nur „de", das auch im Dakoruma-
nischen mit dem „la limitationis" konkurriert Über den
Unterschied zwischen beiden vgl. unter de.
T
— 561 -
in. la tritt (besonders in volkstümlicher Ausdrucksweise)
zum Objekt, um eine regelmäßig wiederholte oder längere
Zeit dauernde Handlung anzuzeigen. Numai eu, fecior de
popä, I de trei ani tot bat la dobä! = Nur ich, der Sohn des
Pfarrers, schlage seit drei Jahren die Trommel (Strig., 350, 3).
Si s'a dus Märcut in silä | sä cearä mereü la milä (Jarn.
Varia 1, 27). face la mätänii == er pflegt Rosenkränze zu
beten, face la complimente = er pflegt Komplimente zu
machen (Scurtu). Ba I am vöst la Ibänesli | Culegea la flori
domnesti (Doine, 266, 3). Mändra secerä la grau (Dorne,
271, 1). incepe a mänca la järatic (Cr. IV, 14, 1). incepe
a bea lacom la apä (id. 30, 25). ea a mäncat la pere ^i s'a
luat la drum (Gast. b. 351, 35).
Diese Verwendung erklärt sich leicht aus der unter I c)
besprochenen Bedeutung von la = „an". Ein Satz wie:
r,Mandra secerä la grau" heißt ursprünglich nur: „die Geliebte
mäht am Korn", d. h. ist mit Kornmähen beschäftigt Auch
wir sagen: „er liest lange an dem Buche". Dieser Redensart
liegt derselbe Gedankengang zugrunde wie in den oben ange-
führten Verwendungen von la.
IV. la bringt besonders in der Volkssprache das Dativ-
verhältnis zum Ausdruck:
Sätul la flämänd nu crede (Gast. b. 374, 9). Corb la corb
DU scoate ochii (id. 376, 23). Cäinilor, cätelilor sä le pui
nume ca la ai miei (id. 260, 10). Piticii, care-or rgmas, | pun
cäciulele pe nas | si fac la fete necaz (Doine, 596, 5). iti
spun ca la un frate, cä (Cr. IV, 18, 10). Chiar si eü
ma^r tocmi la d-ta (id. 20, 4). am a vä face la amindoi
0 impärtesire (M. Sg. 21, 4). asta le taie vorba la toti (id. 28, 25).
altr: Scriu viatä si sänätate domilor voastre, anume la
Sabatu Giurgiu, la biräul den Bistritä si la 12 pärgari
(lorga, Doc. I, 26, Nr. 24, 1, a. 1604—19). '
arom. dg la iiarf9ni = gib den Waisen (Cod.Dim. 119,6).
s ng dgra la soia tutg (Ar. II, 30, Nr. 26, 9). färä se spune
la chielleslu (Petr. Mostre II, 34, 27).
Weigand, 10. Jahresbericht. 36
^
IV
— 562 —
meglen.: La lui fgtg ali ra numea Ngdu (V1.-M., 59, 5).
deäkliidi uäa la djda (VL-M., 60, 14).
Diesem Gebrauche von la zur Vertreining des DaÜTS
(durchgehends im Meglen) li^ die unter I a) besprochene
(ortliche) Bedeutung = „zu, nach — hin^ zugrunde.
Der Gebrauch von Präp. der Richtung zur Bezeichnung
des Dativverhältnisses ist weit verbreitet Bereits im Vulgär-
lateinischen findet sich ad bisweilen in dieser Funktion (s.
p. 482) und in den romanischen Sprachen hat es ganz die
Stelle des alten organischen Dativs eingenommen (s. p. 4S3).
V. la bezeichnet das Ziel, den Zweck einer Handlung;
deutsch: zu, für, nach: Ca oftatu-i lucru mare | si ebunia
superare (Doine, 466, 3). Earä fa^ mi-o voi da | la Turda
la rumenele | perul la fäcut inele (id. 496, 14). sä hiie
gata la arätura lui (Gast b. 259, 24). Astea s* altili sänt
pove^ti bune la sezätoare (id. 262, 5). la asta nu me Tel
Indupleca (M. Sg. 25, 5). comitatele externe, la care de mnit
rlvnia (Sl. Fr. 8, 15). pretendentul la scaunul domnese al
i-** Moldovii (id. 120, 1).
f Besonders häufig ist die Verbindung la ce, die sich be-
reits der kausalen Bedeutung „weshalb*'? nähert: La ce canti
seara pe lunä (Dome, 261, 1). La ce mä ntrebi (Gast b. 36S,
Ghicit, 15).
arom.: venits cu mine la avinare (Ar. U, 244, 3).
meglen.: k-ag trim^i la periri la mQar9 (Vl.-M^ 62, 13).
Hier erklärt sich la wiederum sehr leicht aus der unter
I a) behandelten Bedeutung „nach — zu'*. Das Ziel, der
Zweck einer Handlung wird als eine konkrete örtlichkeit vor-
gestellt, „auf** die sich die Handlung „hin**bewegt — Bereits
das Lateinische verwendete ad in diesem Sinne, das sich zum
Teil auch in den romanischen Sprachen wiederfindet (cf. M.-L.,
Gr. III, 498, Diez 878).
lat: ne irato facultas ad dicendum data esse videatur.
Cic; natus, factus, doctus, aptus, idoneus, utilis ad; ad id =
zu dem Zwecke; facere, esse ad; decernere, deligere ad; alere
canes ad venandum, Ter., (Georges, I 93).
kW-/
563 — lij;!
:l:':
Anm. Bezeichnet das mit la verbundene Wort etwas
bereits in der Vergangenheit liegendes, so nimmt „la'^ mehr
kausalen Charakter an; im Deutschen übersetzen wir es in
diesem Falle mit „auf — hin": care veniau la chemarea
impäratului lor = die auf den Ruf ihres Kaisers hin kamen
(Gast b. 354, 31), in ganz entsprechender Verwendung findet j!
sich ad im Lateinischen: quae (urbes) ad spem diuturnitatis |
conderentur, Cic. (Georges, I, p. 94).
VI. La bezeichnet bisweilen eine annähernde Menge oder i.
Anzahl von etwas; deutsch: an, gegen: erau la zece mii
de oameni = es waren an 10 000 Menschen (Candrea-H. Gr. 254).
Hier erklärt sich la ohne weiteres aus der unter I c) an-
geführten örtlichen Bedeutung = „an", indem die angegebene
Zahl ihrer Größe nach ziemlich nahe an die wirkliche Zahl
herankommt. In anderen romanischen Sprachen findet sich
nichts Entsprechendes.
VII. In temporalem Sinne bezeichnet la:
a) in Verbindung mit pinä das Sicherstrecken einer
Handlung oder eines Zustandes bis in die Nähe eines gewissen
Zeitpunktes; deutsch: (bis) zu: aveti sä träiti päna la o sutä
de ani (M. Sg. 45, 24). cä voiu pästra pänä la moarte (=
bis zum Tode) aducerea aminte a bunätätilor d-tale in inima
mea (M. Sg. 97, 1).
b) ziemlich selten den Zeitpunkt, der sich in zeitlicher
Nähe von einem anderen befindet; deutsch: nahe an: li s' aü
adus mai la urma in masä si niste säläti foarte minunate
T c c
(Cr. IV, 27, 7). Gänd am fost la särutat| bunä palmä-am
cäpetat (Strig. 64. 3).
c) einen Zeitpunkt innerhalb eines größeren oder kleineren
Zeitabschnittes; deutsch: an, in: Badea m 'a luatlatoamnä
= der Geliebte hat mich im Herbst genommen (Dome 122, 4).
De m 'o striga si la noapte, .... | tot sint eu dator c 'o
moarte (id. 338, 5). la sfäntul a^teaptä s 'a implinit dorin^
lai (Cr. IV, 8, 8). La pläcinte Innainte | fi la räzboi Inapoi
(id. 8, 11).
36*
— 564 —
altrum.: cand cumparä dobitoc la zi de trag (lorga,
Doc. I, 4, Nr. VII, 8).
arom.: C& la scäpitata a sörelui | se ini 1 yetSmS I pe
a^el Aruman (Petr. Mostre 11, 111, Nr. III, 14).
Hierher gehört auch la in Fallen wie: Mai bine azi un
ou decät la an (= übers Jahr) un bou (Gast b. 376, 11). La
vr'o cäteva zile dupä aceasta «= einige Tage darauf (Gr. lY,
32, 16).
arom.: 69 la sase dzple dimniats^ nardze amir^ Eiros
la lokü (Cod. Dim. 108b, 14) = und in 6 Tagen an einem
Sonntag geht der Kaiser Kjros an die Orube.
In diesen drei Beispielen steht la an u. s. w. prägnant im
Sinne von: „am Ende eines Zeitraumes von einem Jahre" u.s.w.
La selbst bezeichnet wie in den übrigen Fällen unter c) den
Zeitpunkt.
Diese temporalen Verwendungen von la entsprechen
ziemlich genau den unter I a) c) und d) angeführten lokalen.
Man stellte sich die Entwickelung in der Zeit als eine Strecke
oder Linie im Baum, den Zeitpunkt als einen Punkt auf dieser
Linie vor und konnte daher ohne weiteres das ursprünglich
rein örtliche „la" auch auf zeitliche Verhältnisse anwenden. —
Ebenso findet sich das einfache ad im Lateinischen und in
den romanischen Sprachen in Übertragung auf das zeitliche
Gebiet: lat.: te Laodiceae fore ad meum adventum, Cic; ad
aestatem, Liv.; ad meridiem, Plaut; ad diem dictam, Cic; ad
tempus = zur rechten Zeit, Cic; auch: utrum illuc nuncveniam
an ad annos decem (= über 10 Jahn), Cic. (Georges I, 95).
Anm. Wenn Meyer-Lübke (Gr. III, 493) iur temporales la
die, wie er selbst sagt, „merkwürdige Bedeutungsverschiebung"
zu „seit" annimmt, so beruht dies auf einer falschen Über-
setzung des einzigen von ihm gegebenen Beispieles: nu vii
seara la mine, | batär la douä, trei zile (Dorne 499, 2). Hier
ist „la douä, trei zile" nicht mit „seit 2, 3 Tagen" sondern
mit „alle 2, 3 Tage", d. h. „immer nach Ablauf von 2,
3 Tagen" zu übersetzen, das Beispiel schließt sich also den
unter VII c) am Schlüsse besprochenen Fällen an.
TT
r
t
— 565 — \
La kommt im ganzen in folgenden Bedeutungen vor:
I. = zu, nach, auf — hin, auf — los, in (Richtung und
Bewegung) davon abgeleitet:
a) la zur Bezeichnung des Dativs,
b) = zu, für, auf (Ziel, Zweck),
c) = auf — hin (kausal),
d) = (bis) zu (temporal).
II. = an, bei, in, auf (Ruhelage), davon abgeleitet:
a) = an, hinsichtlich (limitativ),
b) la zur Bezeichnung der unbestimmten Dauer,
c) = an, gegen (ungefähre, annähernde Zahl),
d) = nahe bei, an, in, zu (temporal).
lingä.
I. Lingä bezeichnet bei Ruheverben die Lage in unmittel-
barer Nähe von etwas, bei Richtungsverben die Bewegung in
unmittelbare Nähe von etwas (ohne den Begriff der Berührung) ;
deutsch: neben, bei, an, zu: se aseazä jos längä cei doi ■
= er setzt sich nieder neben diese zwei (Cr. IV, 89, 3). latä J I
si nevasta veni längä dänsul (= kam zu ihm) (Gast b. 363, ^'
27). De drum n'ai sä te ngrijesti, | nici de ploi sä te scu-
testi .... I tot längä drägutä esti! (Doine, 175, 11). Längä
munte | este o punte (Doine, 358, 1). pänä ce ajunse ling f
0 casä frumoasä (Emin. nuv. 8, 12). fapt-am casä | längä **
drum (Gast. b. 325, 38). in tabera dela Szamosfalva längä
CIuj (= bei Klausenburg) (Sl. Fr. III, 54, 8).
altrum.: si väzu un maslinü ständu längä mare (Gast.
a. 7, 2).
arom.: (nifigg): Tsi stai, feat9, nifigg mare? (Ar. II, 88, !
58, 1). me bggai s io\j nifigg tine (id. 24, 19, 3). \
Hier findet sich auch niflgg nach dem Yerbum (a) se '
aproka = „sich nähern'', das im Dakorumänischen de nach
sich hat: fi pu^in cäte pu^in aprochiä ningä pat (Petr. Mostre
II, 40, 9). § nu te aproke nifigg mine! = imd nähere dich
mir nicht (Ar. II, 162, 95, 86). 1
I
r
r
— 566 —
meglen: Kg vini l^ngg pinu = komm zur Fichte
(VL-M. 74, V, 8).
In den wenigen istrischen Texten findet sich Ilnga nicht
belegt
IL llngä = außer (lat praeter) (nur altrum.): fi le au
scris fn cheltuialä multä si cu alti oameni buni tnca läinga
sine (= mit anderen tüchtigen Leuten noch außer ihm) (Paliea
de Orastia 1581, Gast a. 38, 2); im Neurum. ist in diesem
Sinne nur pe Itngä möglich (s. dort).
Llngä geht etymologisch auf ein lateinisches *longum ad
zurück. Dieser Ableitung entsprechend bezeichnete es zu-
nächst wohl die Lage „der Länge nach neben" etwas oder die
Bewegung „an der Längsseite*' von etwas (= längs). Bereits
in romanischer oder urrumänischer Zeit scheint es aber den
beschränkenden Begriff: „der Länge nach**, „an der Längsseite^
abgestreift zu haben und trat allmählich ganz an die Stelle
der schwindenden lateinischen Präpositionen „apud'' und „juxta''
(b= neben, bei). Mehr zufallig ist in manchen Beispielen die
alte Bedeutung: „der Länge nach neben" noch zu erkenoen:
Längä ea ai adormit = neben ihr bist du eingeschlafen
(Doine 515, 8). läng 'olalta sä ne 'ngroape «= neben ein-
ander soll er uns begraben (Gast. b. 307, altä cantare 10).
In den romanischen Sprachen stehen die Ausläufer des
lat. '^'longu der Orundbedeutung im allgemeinen noch näher
(s. unter dealungul), zum Teil hat sich aber auch hier schon
die Bedeutung von „apud und juxta^ entwickelt:
itaL: un ombra lungo questa, Inf. 10, 53).
prov.: lonc se = neben sich (Jfr. 72b), lonc lo rei Artiia
(123 b), de lonc se (161 a) (Diez, Gr. p. 895).
In dem unter II angefahrten altrumänisdien Beispiel
besagt Itngfi auch zunächst nur, daß einer das betreffende
Buch geschrieben hat und „neben^ ihm noch andere Lente
gesessen haben, die sich mit derselben Arbeit bescbäftigteo-
Da wir im Deutschen mehr Wert darauf legen, daß beide
Parteien dieselbe Arbeit tun, als darauf, daß sie sich dabei
— 567 —
in örtlicher Nahe befinden, so übersetzen wir llngä in diesem
Falle mit „außer".
Anm. In übertn^ener Bedeutung ist häufiger als llngä
die zusammengesetzte Präposition „pe linga'' (s. dort). — Die
Beziehung „neben" wird genauer durch „aläturea cu" aus-
gedrückt (s. dort).
peste.
I. ÖrÜich.
a) peste bezeichnet die Bewegung oder Lage in der Längs-
richtung über etwas (hin); deutsch: über, über — hin: Mi 1
plesnea peste spinare = er schlug ihm eins über den
Rucken (Gast b. 295, 1). peste ochi palme Q stergea (id.
303, 79). Si cänd sä treacä un pod peste o apä mare
(Cr. IV, 50, 9). Amu-i varä si 's Rusale, | punte nouä peste
vale (Dome, 371, 5). unde se cläde^te podul peste Dunäre
(SL Fr. HI, 367, 15).
meglen: li-o dgdi pristi kap = er schlug sie auf (über)
den Kopf (V1.-M. 73, 4).
Hierher gehört vielleicht auch die Redensart: a da peste
cineva = jemand begegnen, (vgl. deutsch: über jem. herfallen):
Cänd a^i da odatä peste un stäpän cum gändesc eü »*
wenn ich einmal einen Herrn treffen würde, wie ich mir
ihn denke (Cr. IV, 18, 17). nu departe de lasf a dat peste
östea noului Domn (81. Fr. IE, 232, 3).
b) peste bezeichnet die Ausbreitung, Bewegung über etwas
hin oder auch einfach die Lage oder Bewegung auf etwas;
deutsch: auf, über: peste tot Is mese Intinse = überall
sind Tische aufgestellt (Gast. b. 300, Mihnea-Vodä, Z. 28). si
Äcu ochii roatä | peste ostirea toatä (Gast. b. 311, IH, 20).
a cäruia strälucire se revarsä peste tot rotogoliul päm^n-
tuluT (SL Fr. III, 60, 5). Peste brätele rotunde, | peste
pieptul tgü frumos, | ca un rlü intunecos | pgrul ti se varsä
n unde (Cofb., Fire de tort, 51).
altrnm.: ctudatu e numele tau pestre tot pämäntul
(Cod. Schei, VIII, 2).
^
\
— 568 —
arom.: §i noi va-s krep^m pisti lok (Ar. 11,208, 117, 17).
punte va sS aräväesca peste elü (Petr. Mostre II, 25, 12). o
b^garg pristi gura di putsu (CocL Dim. 107, 11).
meglen.: pristi kap = auf dem Kopfe (V1.-M., 35).
c) Peste bezeichnet eine Bewegung über etwas hinaus
oder hinweg; deutsch: über: Sa te-asvärle peste mare (Gast,
b. 338, 2). cu o minciunä boreascä treci peste granita nem-
teascä (id. 373, 7). am sä zbor peste virful mantilor
(Cr. IV, 36, 4).
altrum.: si at trecut preste hotarä = und ihr seid
über die Grenze gegangen (lorga, Doc. I, 48, 63, 8) (a. 1631}.
arom.: pisti avlie s me aruk = über die Hoimaaer
soll ich mich schwingen (Ar. II, 4, 1, 5).
istr.: Petre, lg pemlnt zpliku si hitf preste kp (=über
das Pferd) (Jb. I, 138, 23).
Hierher gehört auch peste zur Bezeichnung der Lage
„jenseits" von etwas, indem hier die „Überschreitung^ das
„Hinausgehen über" bereits in der Vergangenheit liegt:
Colo 'n Jos pe Nistru *n jos | peste plaiul cel frtunos
(Gast. b. 292). ntins-am masS | peste drum = jenseits des
Weges, d. h. gegenüber (Gast b. 325, 40). din sat dela Chitila,
peste drum de Nimerilä (Cr. IV, 56, 13).
In ganz gleicher Verwendung wie peste kommt im Altr
rumänischen eine Präposition „prespre" (pespe, pespre)vor:
zu b) Ca deu mare Domnul ^i Impäratü maire prespre
totü pamäntul (Cod. Schei. 94, 3).
zu c) si prespre lege treci = und du überschreitest
das Gesetz (Cod. Vor. 46, 11). iarä prespre apä au grait
oamenii cu armasii bogat (lorga, Doc. 1, 10, 20) (Anf. 17. Jahrb.).
Dieses prespre, das auch in den übertragenen Verwen-
dungen (s. dort) vollkommen mit peste übereinstimmt, erhalt
sich (neben diesem) im Dakorumänischen bis um 1650. Dann
wird es von preste, peste definitiv verdrängt Im Aromunischen.
Istrischen und Meglenitischen findet sich nur peste. Daß aber
wenigstens im Aromunischen neben pisti (= peste) einmal eine
Form prespre oder prispri existiert hat, wird zum mindesten
— 569 —
sehr wahrscheinlich gemacht durch das Vorhandensein der
Präposition stri (sti) = „auf* im Arom.; die Bedeutung der-
selben verlangt die Ableitung aus lai super (dkr. spre), das
aromunisch etwa spri oder spi hätte ergeben müssen. Dieses
spri existiert nur in der Verbindung „sprima^ = „gemäß",
im übrigen kommt nur die Form stri (sti) vor. Wir haben [
also im Aromunischen die 3 Präpositionen pisti, (spri) und (
sti (stri), und ich nehme nun an, daß sti das ältere spri f
« super = auf) verdrängt hat und zwar nach dem Muster !^
einer noch älteren Verdrängung von prispri durch pisti. }
Ist diese Hypothese, die zugleich die bisher rätselhafte Form |
sti (stri) erklärt, richtig, so wäre das einstige Vorhandensein '
einer Form prispri entsprechend dkr. prespre für das Aro-
munische bewiesen; dann kann ich aber auch nicht mehr
glauben (wie M.-L. Gr. III, 490 will), daß peste aus prespre
(also auch pisti aus prispri) durch Dissimilation entstanden
sei. Denn wie hätte sich eine bloße Dissimilationsform schon
in 80 früher urrumänischer Zeit über das ganze rumänische
Sprachgebiet verbreiten können, ohne doch die Originalform
gänzlich zu verdrängen? Ich meine vielmehr, daß beide Prä- H
Positionen, prespre und peste, etymologisch berechtigt sind
und zwar, daß jenes auf ein lateinisches *persupra (oder *per-
snper), dieses auf ein lat *perextra zurückgeht. Man muß
non annehmen, daß beide bereits im Urrumänischen sich in
ihrer Bedeutung stark näherten (s. unten) daß sie dann in
altrumänischer Zeit (etwa 1100 — 1650) neben einander in
gleicher Bedeutung, aber verschiedener Form, existierten,
bis schließlich um 1650 (im Dkr.) prespre <C persuper (per-
supra) von dem lautlich bequemeren peste (pestre, preste) <C
perextra völlig verdrängt wurde. Diese Erklärung befriedigt
lautlich und bietet auch hinsichtlich der Bedeutung keinerlei
Schwierigkeit Extra = „außerhalb" kam bereits im
klassischen Latein zu der Bedeutung „über — hinaus", so-
bald es in Verbindung mit Verben der Bewegung trat: extra
Valium progredi, Auct. b. Afr.; extra aciem procurrere, Caes.
(Georges I, 2451), Hieraus entwickelte sich dann leicht die
^-%^^^
(
9
— 570 —
Geltung „jenseits^: extra terminos solis (Gurt 4, 8, 3), extra
sidera = „jenseits der Gestirne" (id. 9, 4, 18) (Thielmann in
Wölfflins Archiv IV, 373). — Auf der anderen Seite bezeichnete
supra ursprünglich die Lage oder Bewegung über etwas m
vertikaler Richtung, sehr bald aber auch in horizontaler Rich-
tung, sodaß es auf diesem Wege ebenfalls die Bedeutung
„über — hinaus, jenseits** erlangte: Syene oppidum quod
est supra Alexandriam quinque millibus stadiorum (Plin. 2, 75, l)
j I (Forcell. V, 779), supra Maeoti paludes (Enn. sai 71, p. 85 M),
n J\f% supra Propontidem (Nep. Ale 9, 1) (Thielmann in Wölfflins
Archiv IV, 373), exercitus, qui supra Suessulam Nolae prae-
sideret, Liv. (Georges II, 2663); ebenso super: super Sunium
navigans, Liv. (Georges II, 2629). In dieser örtlichen und den
davon abgeleiteten übertragenen Verwendungen berührten sich
^llj also extra und supra (super) bereits in lateinischer Zeit so
nahe, daß sie ohne weiteres für einander eintreten konnten. —
Lat. per (= rum. p(r)e), das erste Glied der Kompositionöi
prespre und peste, trat in romanischer oder urrumänischcr
Zeit vor supra (super), resp. extra, um diese zu verstarken
oder vielmehr zu nuancieren. Es bezeichnete hier, wie auch
sonst (s. unter pe und prin), die raumliche Durchdringung
oder die Verbreitung im Raum. Diese Bedeutung ist auch
in den meisten der unter I a), b), c) angefahrten Falle noch
deutlich zu erkennen, vielfach, so besonders im Aromunischen
und Meglenitischen, ist sie aber bereits soweit abgesch wachte
daß pisti hier unter Umstanden = pi, pe («auf") gewordwn
ist (s. unter b). Ebenso ist in den übertragenen Verwendungen
die Bedeutung des vorgesetzten per voUkommen verblaßt
Sieht man von der Vorsetzung dieses per (pre, pe) ab, so
lassen sich prespre und peste ganz gut auf lateinische Ver-
wendungen zurückfuhren: Für die xmter I c) behandelten roma-
nischen Verwendungen könnte ebensogut ein lat (*per)extra
wie ein lat. (*per)supra (super) das Vorbild gewesen sein (s.
oben die lat Beispiele), während in den Fallen unter a) und
b) dem rum. peste-prespre der Bedeutung nach, wohl sicher
ein lat (per)supra (super) entsprach:
w^
— 571 —
super aspidem assidere, Cic.; domos super se ipsos con-
cremaverunt, Liv.; alii super alios ruentes, Sen. (Georges U,
2629); supra segetes navigat {= über die Saaten hin) (Ovid. 1.
Met 295). Ille qni supra nos habitat (Plaut Pers. 5, 2, 38)
(PorcelL Lex. V, 779). — Man sollte nun erwarten, daß dieser
Ableitung entsprechend, im Altrumänischen in den Fällen
unter a) und b) nur die Form „prespre** « persuper) auf-
trete; dies ist aber nicht der Fall; peste und prespre waren
jedenfiills schon in frühaltrumänischer Zeit der Bedeutung
nach auch in den Fällen unter a) und b) und in den daTon
abgeleiteten Verwendungen zusammengefallen, sodaß dem
ToUigen Verschwinden der einen Form (nämlich prespre, das
lanthch unbequemer war) nichts mehr im Wege stand. —
Die romanischen Sprachen verwenden zur Bezeichnung der
BegrifPe „auf, über, über — hinaus, jenseits" meist ein-
gehe Präpositionen; vergleichen läßt sich hier höchstens das
Spanische, das gelegentlich eine dem rum. prespre entsprechende
Zusammensetzung bietet: e eu vos digo que vi asinadarpor
sobre a agoa como se fosse madeiro (Graal 7) (M.-L., 6r.
m, 163).
Anm. Soll der Begriff der Durchdringung oder der Ver-
breitung im Baum nicht ausgedrückt werden, so entspricht
dem deutschen „auf" meist rum. pe, dem deutschen »über"
meist rum. (de)asupra (s. dort).
n. Zeitlich.
a) Peste (prespre) bezeichnet die Zeit, durch deren Ver-
lauf hindurch sich eine Handlung erstreckt; deutsch: über,
hindurch (nachgestellt): cautÄ sä-f tinS pe Polonezi peste
▼arä (== den Sommer hindurch) cu sperante de^erte (Sl., Fr.
UI, 126, 5).
altrum.: am ftcut c^ste cSzanie pruste tot anul (1644,
Gast a. 111, 7). Ebenso prespre: cumu cu voi prespre totu
anulu fulu lucrändu domnului (Cod. Vor. 18, 11). datoriu
iaste a posti miercurea si vinerea prespre tot anulü (BibL
rom. 111, 1) (a. 1640).
b) Peste (prespre) bezeichnet einen Zeitpunkt im Verlaufe
n
i
'^^^
— 572 —
eines größeren oder kleineren Zeitabscbüittes;
rend, in, bei, an; hierbei handelt es sich im g
nur um einige feste Verbindungen: Feste dl »e
deace | ai hiaU prea se negrescel (Strig. 209, 1(
noaptea ta boceste cäntecul de cucuvae (Vlacb. I
pedte noapte lau cälcat hotii = bei Nacht hal
Rauber überfallen (Scurtn). a paräsit peste nö
credinciosilor sei (SL Fr. IIJ, 2S2. 27).
meglen.; pristi n^apÜ^ mitten in der Na
35). Ebenso altrum. prespre: luara Pavelu presp
Intru Antipatridl (Cod. Vor. 55, 13).
Bereits im Lateinischen wurde tr^tiper" zeitlicl
des deutschen „während, bei*' gebraucht; super
Plaut; super vinnm et epulas, Curt (Georges, IL 261
Zusammensetzung mit „per**, der Präposition der
(und zeitlichen) Durchdringung, mußte dann persu]
pre, ebenso das auch hier damit zusammeugefallei
unter II a) angegebene Bedeutung „hindurch, üb
gestellt) erhalten. Die Beispiele unter b) 7.eigen
(prespre) in den besonders häufigen Verbindung^
und peste noapte das Element der zeitlichen Dur
abgestreift hat und dann nur die Zeit bezeichnet
deren etwas geschiehL — In den anderen romanische
findet sich bisweilen das einfache super (supra), w:
nischen, im Sinne von „in, während": span.: hi
mesa (Diez, 897), meist bezeichnet ea aber (ahnlic
spre) einen unbestimmten Zeitpunkt: itaL; sopra aer
Abend" u. Sh w.
c) Peste (prespre) bezeichnet die Zeit, über
eine Handlung oder ein Zustand eich erstrecttj den'
(nach oder vor): peste un an ^ nbers Jahr (Borci
un ceas (= eine Stunde später) eram tn cancelarieO
160, 17). Altrum.; Dupa aceea prespre patrui
aii eu iarasu mersii IaIeruj5alimä(Ga8ta**l5, Prariul
Hier schließt sich peste (prespre) unmittelbar ai
1 c) angefahrte Örtliche Verwendung an. Der Begri
— 573 —
hinaus" konnte bei der zusammengesetzten Präposition um so
leichter auf das zeitliche Gebiet übertragen werden, als bereits
das Lateinische und dann ebenso die romanischen Sprachen
das einfache supra in demselben Sinne verwenden:
lai: paulo supra hanc memoriam, Caes.; supra septua-
gesimum annum, Liv. (Georges II, 2663).
ital.: essere sopra la sessantina = über die Sechzig sein
(Rigut.-Bulle, p. 800).
span.: sobre esto = hierauf (Booch-Arkossy 1004).
portg.: sobre longa considera^äo = nach langer Über-
legung (Michaelis, p. 662).
in. In abstraktem Sinne bezeichnet peste (prespre) das
Maß, über das etwas hinausgeht; deutsch: über, mehr als:
speriat peste fire = über die Maßen erschreckt (Gast. b.
363, 10). a sustras de la tara sa peste 60 000 taleri = er
hat seinem Lande mehr als 60 000 Taler entzogen (Sl. Fr. III,
86, 19).
Ebenso altrum. prespre: cä covräsaste prespre toate
mintile= denn er geht über allen Verstand (Gast a. 99, 27).
Peste schließt sich hier an die unter I c) besprochene
Bedeutung „über — hinaus" an. Das Maß, über das etwas
hinausgeht (oder nicht hinausgeht), stellte man sich unter dem
Bilde einer räumlichen Grenze vor, die man überschreitet, und
so findet sich bereits in lateinischer Zeit sowohl das einfache
extra, wie das einfache supra und super in dieser Verwendung:
extra: extra quotidianam consuetudinem, Caes.; (Georges
I, 2452). supra: Carthaginieosium caesa eo die supra milia
vigmti, Liv. 30, 35; supra modum, Liv. 21,7a med.; supra duos
menses, Column. 12, 49 (Forcell. V, 779). super: es tu super
omnes beatus, Plin. ep. = glücklicher als alle (Georges II, 2629).
Auch in den romanischen Sprachen finden sich ent-
sprechende Beispiele:
itaL: amare qd. sopra ogni altra cosa; sopra a tutto =
über die Maßen; essere sopra la sessantina; (Rigut.-Bulle,
p. 800); ebenso stra in Kompositis: stracontento = mehr als
zufrieden; strabello = überaus schön (id. p. 833).
— 574 —
frzu: (au-dessua de se» forces); altfrz^: cel cop
autres loerent (Ccy. 1729) (Dioz, 898).
span.: sobre el sol Lermoso = sch5uer als die
(Booch-Arkoaay, 1004). ^
portg.: e sobre minhaA for^aa (Michaelia» 662). H
Anm.: Im Deutschen übersetzt man peate in dies^^
zuweilen mit „ab** oder „gegen, wider"; z. B.: DacÄ es
a lasat Dumnezeü Ba fim mal mari peate altii (Cr. T
23); ebenso altrvim. pre^fpre: Ca ta Domnnl de snsü pre
toti Dumncdel (= stehst höber als alle Götter) (PsalLS
96, 9)> dispositium luate de Marele-Vizir pestd Toii
(Sh Fr. HI, 206,' 5) (-= wider ihren WUlen).
IV* Eine Reihe weiterer Verwendungen von peste
Bpre) Bind nur aromunisch oder altrumäDidch belegl
modernen Dako rumänischen setzt man lieber eine a
Präposition:
a) prespre =^^ außer: si prespre toate aoealea tnb
äi Intre voi propaste mare intari-se =^ und außer (all) de
zwischen uns und euch eine große Kluft befei»tigH(
Caz. II, Gast, a, 31, 5).
b) peate (prespre) bei Verbeu sentiendi und
ober, in betreff: nirae sä nWba fi bäotui preste
noastrÄ (lorga, üoc. I, 5, 4) (tGOO). dereptu aceia ni
u'aibä a-i opri preste cartea domniei mele (Hasd«iu, (
117, 8)p sa facä Judecatä prespre toti (Gast, a, *12, 8^
Anm. Unerklärlich ist mir „pespe*" in insfcnimii
Bedeutung (^^^ „durch**), das sich zweimal in der Prai
Tärgoviste von 1652 findet: hirotoniti de Dumnezeu ]
mäna arhiereasca ^ von Gott geweiht durch die Hai
Erzbischofs (Gast, a. 157, 5), ca eu ticälosul pespe bla
venia si ertarea sfintiei tale. sa dobändescü ertare mi
meale fumedeniT de pacate = damit ich Elender durc
Segen und die Verzeihung deiner Heiligkeit die VaT]g
meiner vielen Sünden erlange (Ga^t, a, 157, 19).
Wahrscheinlich handelt es sieb hier um eine falsche
Setzung der fremden Vorlage.
— 575 —
Feste kommt im ganzen in folgenden Bedeutungen vor:
I. === über — hin, über (örtlich) (I a und b) davon abgeleitet:
a) zeitlich: ä) = über, hindurch (nachgestellt) (IIa),
ß) = während, in, bei (11 b),
b) = über (in bildlichem Sinne): nach Ausdrücken des
Sagens und Denkens (IV b. altr.).
1I. = über— hinaus (örtlich) (I c) davon abgeleitet:
a) = jenseits (örtlich) (I c),
b) zeitlich: =» über (nach oder vor) (U c),
c) = über, mehr als (Maß) (III); davon ausgehend:
a) nach Eomperativ: «= als (III),
ß) = gegen, wider (UI),
d) = außer (IV a, nur altr.),
[pespe = durch, (altr.)].
pentru.
I a) Pentru entspricht dem deutschen „für*' = ^^zum
Schutze, zum Vorteil, zu Gunsten von": Fugi, urite, d'ängä
mine, | c'oi lucra |i pentru tine; (Strig. 329, 1). in bunele
aplecän ce ai pentru mine (M. Sg. 1, 28). spre a-1 cäftiga
pentru interesele noastre (id. 6, 7). Toti pentru unul,
n\ unul pentru toti (Vlach. nuv. 184, 12).
altrum.: acesta iaste trupul nüeu ce-i pentru voi dat
(Gast a. 52, 3).
b) Pentru entspricht dem deutschen „für" = „als Ent-
gelt von, als Äquivalent von": Vai, mändruto, gura ta | pentru
malte nu o-a| da: | Pentr'un galben, pentru doi, |
Pentru douö mii de boi (Dome, 54, 1). Pentr'un Türe
care cädea | dece de-afarä venea (Jarn., Varia U, 76). una
pentru alta =» eines fürs andere (== Auge um Auge, Zahn
lun Zahn) (Cr. IV, 15, 6).
Pentru ist zusammengesetzt aus pre + iutru. Diese
Zusammensetzung, die kurze Zeit nach der Trennung der
Dialekte und zwar nur im Dakorumänischen eintrat, konnte
^ch bilden, da lat „per" das der Form nach ähnliche, der
\
1
li
7'
l(
■:
i
i
l
f»
t
— 576
BedeutuBg nach aber verachiedeDe rtpro** im Bt
immer mehr ziuückdräagte aber dodh fcoilweiae seine
bewahrt hatte (s, pe ^ ^för*" unter pe VI). Um
verschiedenen Begriffe „auf", ^durch* auf der
von „für", „wegen'' andererseits erneut zu ad
stand im Dkr die Komposition „pentrü"^ entw:
im Aromünisiihen intra (ißter) >- trg, tri = „fü
Meglenitischen de und dela (s* dort) im Istrischen t
an die Stelle de3 alten lateinischen pro* — In den
a) und b) angeführten Fällen scheint das erste E
Zusammensetzung pentru, nämlicii pro, für die Bec
Ausschlag gegeben zu haben, wenigstens findet si
fsLche pro im Lateinischen in ganz entsprechend«
düngen :
zu aV. dimicare pro patria, Cic; sivo illud^
contra plebem est, Liv.
zu b): pro tribus corporibus XXX milia tat
accipere» Curt^ {alci) pro meritis gratiam referre
Nep. (Georges II, 1723).
Die romanischen Sprachen haben einfaches p
in diesem Sinne bewahrt:
7U a): ital.: farö ogni cosa per voi.
frz-: il sest declare ponr le roi.
span.: hablare por vos (Diez, Gr, 893),
zu b): itftL: comprare, vendere per mille lirc
frz.: ttcheter, donner, laisaer pour six ecus.
span; comprar, vender, dar por cien doblonos
portg.: olho por olho, dente por dente; coi
por dez reis (Michaelis, Wb. 571). ^M
IL Pentni bezeichnet ^^^
a) ein Ztel oder eine Bestimmung in der Ze
für, auf: s'am läaat aceiista pentru alta-data (
160, 7 V. u.), programul unei miscäri serioase st
al cärei toceput era fixat pentr^u a doua zi (id.
Steht dieses pentru mit Beziehung auf die Ge]
hat es mehr pleonastischeu Sinn, köonte a]so
es p
I
— 577 —
gelassen werden: N'avem noi a face pentru äntäia oarä
cu D-Yoasträ = Wir haben nicht (für) das erste Mal mit euch
zu tun (Gast. b. 356^ 10 basme). inläturand pentru astä-
datä pretensiunile ei asupra Moldovii si asupra Munteniei
(3L Fr. III, 477, 22).
b) Ziel, Zweck oder Bestimmung in anderen als zeitlichen
Verhältnissen; deutsch: zu, für: pornira amändoi pentru
acest sfärsit = sie brachen beide zu diesem Zwecke auf
(Gast. b. 354^ 3). Deci daca vroiti | ca sä ispräviti | sfänta
mänästire | pentru pomenire (=zur Erinnerung) (id. 289, 4).
ceea-ce am hotarit pentru mine = diejenige, die ich für
mich bestimmt habe (M. Sg. 23, 25).
altrum.: numai pentru curatia cätä-va vreame (vor
1G18, Gast. a. 45 XVII, 9).
Hierher gehört auch die Konjunktion pentru-ca sä =
j. damit" und pentru beim Infinitiv.
Pentru scheint sich hier aus der unter I a) angegebenen
Verwendung entwickelt zu haben; hier wie dort drückt es i
aus, daß eine Handlung (in übertragenem Sinne) auf etwas ^
gerichtet ist: dort in günstigem Sinne (= zu gunsten, zum }
Vorteile, für); hier in neutralem. Der Begrifi' „zu gunsten, li
zum Vorteile von" läßt sich auch in die meisten der unter f
II b) angefahrten Beispiele noch hineinlegen ; er konnte aber , [
um so eher zurücktreten, als der zweite Bestandteil von pentru 1
eine rein örtliche Präposition (intru) ist, die entweder die Ruhe * 'j
an einem Orte, oder die „Bewegung zu einem Orte hin"
bezeichnet. Das Lateinische verwendete in den entsprechenden
Fällen das einfache in: zu a) in perpetuum, zu b) in memo-
riam, und auch im Aromunischen und Istrischen finden sich
zur Bezeichnung des Zweckes örtliche Präpositionen (arom. trg,
istr. za (slov.)), die ursprünglich die Bewegung oder Richtung
zu etwas hin ausdrücken. — Die anderen romanischen Sprachen
verwenden zum Ausdruck des Zweckes, der Bestimmung eben-
falls die Foiisetzungen von lat. pro (per); das Spanische und
das Portugiesische stehen mit ihrem para « pro + ad) auch der
Form nach sehr nahe (cf Diez 893 u. M.-L., Gram. III, 279, 499).
Weigand, 10. Jahresbericht. -"^^
^
— 578 -
III* Pentru bezeichnet den Beweggrund; deutsch: wegen
Väzuiil raiut Ineuiat [ poate pentr 'al meu päcat » ich
sah das Paradies verachlossen vielleicht wegen meiner Sünde
(Gast b. 324, 29), pentru ce cam turturezi = Weswegen
zitterst du? (id. 307, Cäntec populär 4). Vai de mine! mor
si peiü I pentru mäudra din Cisteiü (Dolne 221, 1).
altrum,: vedeti acesta, priintru elu toatä multimea
[udeilom supärarä-tne =s da seht ihr den, wegen dessen .•
Der Übergang des „Zweckes'' in den Beweggrund'' ist
so naheliegend, daß pentru aus der Bedeutung „ftr*' die Ton
.iWegeu"" leicLt annehmen konnte.
Addü. Bisweileu hat sich die kausale Bedeutung dieses
pentru soweit abgeschwächt, daß es dem deutschen „was an-
betrifft", ^.hinaicbtlich'* entspricht, so namentlich in der Ver-
bindung „cU pentru"; ear cät pentru cestiunea de banl,
cererea Voivodulut e tn contradicere cu tnvoiala ftcutä Intre
el ji Dr. Pezz (Sl, Fr III, 23, 18).
Pentru kommt also in folgenden Bedeutungen vor:
L = für (==> zum Schutze, zum Vorteil von) (I a); davon
abgeleitet:
a) =^ für, auf (zeitliches Ziel) (II a),
b) = zu (Zweck) (Üb),
IL ^ für (als Entgelt, Äquivalent für) (Ib); davon abgeleitet:
a) ^:= wegen (ilJ)^
b) =s was anbetrifft (cit pentru) (III. Anm.).
An Ol. Im ArotDUoischen fehlt., wie bereits bemerkt, zum
Auadrack der Begriffe „für, wegen" das im Dkr. übliche
pentru; dafür findet sich in fast gauz derselben Verwendung
dLe sonnt in koinem Dialekt vorkommende Präposition tr^
(t^, tri, ti):
Ca este lerbä ti not = denn es ist Kraut für uns (Petr.
Moatrc II, 1 13, I3)> Sg spunia trg Hri§tolu = und er sprach
für Chriaius (CotL Dim. 93, 11).
Mine nu q vin tri Sedj^are (= um zu sitzen) (Wg^ Ar.
IJi 92, 32). y o ]gy ti nvjjastg = und er nahm sie zur Frau
(id 226, 14). trj vriaria al D. = aus Liebe zu Gott (Cod.
— 579 —
Dim. 103 b* 21}. ^T vine mult^ frikg ti pgradz ^= es wurde
ihm sehr angst wegen des Geldes (Wg., Ar. II, 236, 6). aiÄtu
lukra nu ^aate birn ] kama naiote tl kapla at^u (S^^^ ^^
sonders wegen deiner selbst) (Wg^ Ar, H« 204, 6). s tendisi
multu ti mint^a a amir^rpanilej^ »= er wunderte sich sehr
über die Klugheit der Kaisenn (id. 230, 4).
ptnä,
Ptnä kommt als eigentliche Präposition nur vor Adverbien
oder adverbial gebrauchten Substantiven vor, sonst hat es
mehr den Charakter eines verstärkenden Adverbs, das (ähnlich
wie lat. usque) im Prinzip vor alle PrapoHitioDeo, am häufigsten
?or la und In treten kann; auch diese Fälle sollen im Folgenden
mit berücksichtigt vrerden. — Seiner Bedeutung nach be-
zeichnet p!n& den £ndpunkt, die Grenze, bis zu der sich etwas
ausdehnt oder bewegt; deutsch: „bis**; und zwar:
L in örtlichem Sinne:
a) plnä: se face Spanul plnä Jos praf ^i pulbere (Gr. IV^
86, 19), incepe a purta caii de colo pana culo (Cr. lY, 13, 25)*
p&nüunde merge trasatura acea8ta(M,f^g. 46, 11). £!se mandra
pan 'afarä | ^i 'mi arata^un drum de tearä (Deine, 268, 7).
arom.: ä^ kriskü pgnn tsefu (^ bis zum Himmel) (Cod.
Dim. 97, b 4).
plnä tn: altrum.: am i^cut o barbä pänä in brau (lorga,
Doc. I, 7,8; a 1601).
arom.; DuS, me diiä p^n^ ß kale (Ar. 11^ 94, 62. 7).
istr: (au mes) pir an Turin £i an Rim (Rom. 21,255, 29).
pinä la; dentach: bis an, bis zu, bis in: Sä, m^ duc
pänä la ea (= bis zu ihr) (Doine, 292, 3). i-a dat pÄnÖ la
Sibiiü un insotitor sigur (Öl, Fr. III, 474, 16) ^ er gab ihm
bis Dach Hermannstadt einen sicheren Begleiter.
altrum.: Mearserä pro urma lui painrä la Asiiea (Cod.
Vor. 14, la).
arom.: mi dusirg pyn la livade (Ar II, ]42, S4, 6).
istr: dus le aw pir la y^m§ (Jb. I, 146,2).
37*
hi
■M.
— 580 —
meglen.: pon la (örtlich) (VL-M., 35).
pinä Intru; deutsch: „bis an, bis zu, bis in": besonders
arom.: Di Armifg p^n tu Kgfavg | triku Naki E9k9fa(i9
(Ar. II, 182, 102, 1). puntea sg aräväi pinä tu fundu (Petr.
MostreII,32, 11).
plnä de; deutsch: bis an: besonders arom.: nirdziap9D
di mdrdzinia di tsitate di Puole (Coi Dim. 110b. 6). pun
di Skodra te algsaä (Ar. II, 142, 84, 6).
plnä din; deutsch: bis vor (bis aus): est plnä din
oras == geh' ein wenig vor die Stadt (eig. bis aus der Stadt)
(Borcia).
ptnä afarä (din); deutsch: bis aus heraus, bis vor:
si petrecu pe cerb plnä afara din oras (Ispir., Leg. 116,29V
altrum.: goniia 'i pälnrä afara cetatiloru (Cod. Vor.
76, 4).
plna spre; deutsch: bis nach — zu: i-aü lesit pänä
spre Adrianopol spre intlmpinare (Sl. Fr. III, 95, 23). ptnä
stri (arom.); deutsch: bis auf: va se agiumgä plnä stri patü,
iu sunt culcati si am^ndoSli = er wird bis auf das Bett ge-
langen, wo beide liegen (Petr. Mostre U, 28, 22).
b) zeitlich: plnä: Pänä loi dupä Ispas, | sä-mi las lucni
rönduit, | sä-nu mö duc cu urlt! (Doine, 143, 12). mancai
päpara pänä acum (Cr. IV, 65, 6).
altrum.: Deöi va hi pän duminecä (lorga, Doc. I, 61,
82, 18; a. 1637).
arom.: Tino ai feptg pyno tora trei lukre slabe(Ar. 11
256, 4). De cätr nä aü Incurunatä plnä astä-di (Petr., Mostre
II, 33, 25).
istr.: ke neka stpie t§e prigodg, pirf verir k9Sg = dal)
diese Angelegenheit bis zum Nachhausekommen bleiben solle
(Jb. I, 126, 12). plnä a (beim Infinitiv):
a) bei positivem Verbum; deutsch: bis: pänä a se
stringere os!:ile (Gast. a. 72, 22). pänä a sosi Turcii (ii
150, 7).
b) bei negiertem Verbum; deutsch: bevor: plnä a nn
intra In curtile (Basme, 194, 6).
w
— 581 —
pinS tn; deutsch: bis zit, bis um: Damiazi pand tn
chindie | taia Novae »apte mie (Gast b. 304, 5).
altrum.: ca panä in yeacü mila lui (Coresi, Caz. I,
1579—80, Gast a, 28, 9>
meglen.: loü p^inan azä, au T^ni rizüt üom cti im
boü sä arä (Papahagi, Rom. din MegL^ 26, 9). pina la: panä
la moarte (M. Sg. 97, 2). Pentr 'o tir de parastas [ Itf sbiaiä
pan* la amiaz (Strig, 352, 5).
altrum.: Ascültä 'lu elü patnrä la acesta cavantu
(Cod, Vor. 43, 2),
taeglen.: (si läfiäu) anca cpt vacpt an piaala Cärciuo
(Papab-T Rom. din MegL, 14, 7). pina iniru; altrum.; care
hcni pänä tntr 'aceasta vreame oamenii ai alugile Märiei
iSale lui Vodä Uau tinut (lorga, Doc, I, 9, 25).
aroiu.: Chiellesiil pln& tu 'ncurunare vhinea deauvür-
lif^a (Petr. Moatre II, 39, 17). pinä de (besondere aromuniscb
und meglenitiacb); s§ sbufa ku aÜgirTi p^n-di Kirouilu, pgmi
0 lo losif TfVriwr (Cod, Dim. 99, 15).
p t D a d n p ä: amenaud pedepsirea vasalulut IndarStnic
panä dupä ioeheerea inToelii, la care . . . (SL Fr. 111, 365, 4).
p!nä pela: cäcT nu mai era de chip sä doarmä, cum
dormea alte däti, panä pe la ameazä (= bis gegen Mittag)
(Cr. IV, 14 u. 15).
pInä tntre: Si aä-mi urci ^i sä-ml plimbi turma |i
cireada de la San-Ghieorghie pänä 'ntre Sta-Marii (^^ bis
z^vischen die beiden Marientage) {Gast b. 259, 21).
IIL Bei Maß- und Zablbestimmnugen: ptnä la (de); vre-o
25000 pänä la 30 000 ameni (SL Fr, 111, 226, 30).
arom.: mal marle de tuti era nioä de 16 de aflüt ^
^ler größte von allen war (bis) gegen 16 Jahre (Petr. Mostre
ü, 18, 18).
Pinä geht lautlich auf ein lateinisches *paene ad zurück;
paene batte die Bedeutung ^.beinahe", also konnte *|jaene
ad ursprünglich nur die heinahe erreichte Grenze bezeichnen
[^= beinahe an, beinahe in u. s. w.). Diese Grundbedeutung
ist im Rumänischen nur an dem pfna bei Maß- und Zahl-
i
i^
— 582 —
bestimm ungen noch zu erkeDDen; im übrigen setzte 31 cb der
Begriff der „beinabe erreicbten Grenze'* im Laufe der Zeit
(übertreibender Weise) in den der ,, wirklieb erreichten Grenze"
nm und pioa trat im Rumänischen allmählich in alle Funktionen
des lateiniBcben usque ein.
Der alte Gebrauch erhielt sich nur in einer Anzahl fester
adverbialer Verbindungen. — In den romanischen Sjjrachen
findet sich nichts Vergleichbares.
Anm.i Im Aromuniachen findet sieb vor Präpositionen
wie yn, tni, la häutig eine Partikel trgS, taä und zwar:
I. in der Bedeutung ^gerade, eben"*: tr§& tu mar-
dzin^a di hpar^ | aklo ä iäi n^ fgat afgar^ ^ gerade an der
Grenze des Dorfes^ dort kam ein Mädchen heraus (Ar. H 154,
94, 7). se aurl^ bellu trj^s un dz^ang ^ der Hund heult
auf dem Bergrficken (Ar. II, TtO, 68, 20).
II. in der Bedeutung „bis": Du&, me duS tgS fcrü ubor
= ich ging und ging bis in den Hof (Ar. II, 92, 61, 28). K
spnse taä tu gone^^er erzählte ea ihm bis zu Ende (id. 226, 12).
2. Lebendige Eompoaitionsbildting.
Wie bereits in der Einleitung hervorgehoben wurde, be-
sitzt das Rumänische, abgesehen von den im vorigen Ab-
schnitte behandelten festen Zusammensetzungen, noch die
Möglichkeit, durch Komposition der in lebendigem Gebrauche
bf^fißdlichen mniänischen Präpositionen jederzeit neue Vei-
bindimgen zu schaffen. Am regaten beteiligen sich an dieser
Kompoflitionsbildnng de und pe; diese können im Prinzip vor
jpde rein örtHcht.^ [also auch vor eine uneigentliche oder sub-
stantivische) Präposition treten und dadurch die Bedeutung
dprsdben in bestimmter Weise nuancieren. Um ein über-
sichtliches Bild von dieser Art der Konipositionsbildung 2M
verschaffen, sollen im folgenden unt-er 1 Beis]>iele für die
ortliche und zeitliche Verwendung der Zusammen setaungen
mit de und pe gegeben werden, und zwar auch von solchen,
d*Ten zweites Glied keine eigentliche Präposition ist, (die also
^
— 583 —
erst in den folgenden Abschnitten zu behandeln wären); etwaige
übertragene Bedeutungen der neuen Präpositionen würden
dann unter 11 zu behandeln sein.
a) Kompositionen mit de.
L In Örtlicher und zeitlicher Verwendung.
a) de f> zu der ursprünglichen BedeutuDg einer Prä-
position den Begriff der Bewegung oder Richtung ^vou
etwas ber**, ^von etwas weg"* (in Raum oder Zeit):
de cäträ Cergäu 1 vine-un nour greu = von C. her
kommt eine aobwarze Wolke (GasL b, 321, 22). de din cale
de Korine | gr&im, Doämnä, cäträ Tine (Emin., Poezii cpl.
14^^ 18). cedand presiunilor fäcate atät de din launtru, cät
81 de din afara (= von außen her) {Sl. Fr 111, 501, 23)- ea
de dinapoea jetuluT li tinea ochit cu mäinele (^^ von hinter
dem Lebnstuble her) {Emin. nuv. 93, 7). inima ei U simte de
dincolo de b&taia ochilor (= von jenseits der Sehweite an)
(Vlacb, DOT, 12f 2). luä mäta de dupft cuptor = er nahm
die Katze hinter dem Ofen hervor (Pop.-Reteg. 50, 10).
de la: Örtlich; (= von an, von in) = von, von — her:
Bäte Tönt de la afintit | si rea veste mi-a venit (Jarn., Varia
IV, 1). Mergäud, draga, dela tine, | Pl&nge inima 1q mine
(Dolne, 234, 1). et seapä norocos de la Constantinopol In
Asia Minor (SL Fr 216, 18).
alt r um.: duceti-Ta dela mine bläatemfttilor {Gast. a. 18,
Mat-26, 19).
arom,: Ela, s me askak dela ura^ ^ Komm, befreie mich
von der Bärin (Ar. II, 250, 3).
zeitlich; von — an, seit: De la toamnä incolea | in-
beascä-te eine a vrea? (Dotne, 93, 5).
altrum.: Dela Adam 7115 ai. Dela nasterea lui Chr.
1607 ai. (Gast. a. 43, 9).
de lingä: (eig. ^ voü neben) ^ von: Fugi, urlte d*ängä
mine, | Coi lucra §i petitru tine (Strig. 329, 1).
t
.^
— 584 —
arom.: Se n' uä alasü de ningä mine == daß ich sie
nicht von mir lasse (Petr. Mostre II, 109, 8).
de pe — von, von — herab: Du m^, Doamne, de pe-
aici (Doine 450, 1). Pica frunza de pe nuc = es fallen die
Blätter vom Nußbaum (id. 353, 1).
arom.: di pre punte sg 1 arukats = werft ihn von der
Brücke (Ar. II, 106, 65, 14).
de pe la: (eig. = von bei) = von: U rugai sä mi culeagä
cäntece si snoave de pe la arestanti (Vlach. nuv. 161, 4 v. uA
de peste = von über (her): lar tinerele-i plete de
peste umerl cad ] pe piept, si ea le prinde mänunchiü in
alba-i mänä (Cosb., BaL 14, 4).
de prin:==von — umher, aus — umher: Setilä sorbea
apa de prin bälti si iazuri (Cr. IV. 59, 5). Si me scoate dacä
poti I de prin mäni de pe la hoti (Doine, 638, 4).
de spre: (eig. von nach — zu) = von — her: Eat o!
Plinä, de spre munte | ese luna din bradet (Cosb., Bai., 7, W
venind despre Marea-N6gr8 = vom schwarzen Meere her
kommend (SI. Fr. III, 267, 28). altrum.: si va esi despre
läturea mägurei despre miazä noapte e^i-va un omü salbatecö
(Gast a. 65 XXII, b. 11).
de stri (arom.): (eig.von — auf) = von — herab: Söriclu
de stri arbure ili dicea (=» die Maus sagte zu ihm Tom
Baume herab: . . . .) (Petr. Mostre II, 4, 31).
de sub: (eig. von — unter) = unter — hervor: luati
toate cäte-o floare de sub a mele picioare ==^ nehmt alle
je eine Blume unter meinen Füßen vor (Gast b. 339 Descäntic
8). marea, a cärei suprafatä era ruptÄ pe ici pe colea <ie
cäte un coIt de stfncä, ce esea de sub apa (= der aus dem
Wasser herausragte) (Emin. nuv. 95, 2).
meglen.: iäg un sarpi di sup r^pg = eine Schlange
kam unter dem Steine hervor (VI.-M., 67, 12).
din « de + in; eig. = von in) = aus, von (kann schon
zu den festen Zusammensetzungen gerechnet werden): Ce
na^te din pisicl, soareci m&nanfS (Gast b. 376, 13). s a
scäpat un ghtem dän mänä (Gast b. 261, 36). Duce-m'oi de
Ji
T^T-
I!
— 5S5 —
atcT diu sat (Doice, 405, 9). luandu *^i pälaria liio cap
[Ct. IV, 51, 13), Fumul alb »koe ese | diu camin (Co^b.,
Bai, ö, 9).
altriim.: si ditn Militu tremise tntru Efesu (Cod, Vor.
18» CV fiiräme ce cftde de tn masa bogatuhii (Gast a, 30,
Luc. XVI, 5).
arom.; s pitrets Dg karte din Sgruny (Ar H, 78, 51, 4).
ia z (iutae din pgzare? (Ar. U, 194, 109> 2), insusg D. dipuse
diu tseru (Cod. Dim. 92, 7).
istr.; ie vikgit a din nosil = er bat von der Bahre aus
gerufen (Jb. I, 154, 21),
raeglen.: si tatg-su vinj din pgz^riSti (Vl.-M., 74, l)-
Ebenao temporal: = von an, seit: <?a din cnida copi-
Urie, fllujesc prin sträini (Cr, IV, 18, II)- 8^ din ceaaul
acela, aü inceput a vorbi ele in de ele (id. 26, 19).
altriim,; ^i voiu ragäi ascansele dein tocmeala Inmiei
=^ ich will das Verborgene aussprechen von der Ersehn ffling
der Welt an (Gast a. 17, II).
arom.: ^i ad^sta tninut^ din minuia candn sS trecä hillu
al Adam (Petr. Mostre II, 7, 22).
dinaintea: ^= von, ans den Ängen (s. auch Inaintea),
peri dinaintea niea=^ weiche von mir (Gast. b. 303, 10).
Lipse^ti dinaintea mea, Spänule! = geh weg von mir, Bart-
loser (Cr. IV, 87, 6).
diDde: = aiiB — heraus (pleotiaatiach) : Eai soare dinde
Boare^ din capn lui N. N. (Gast. b. 340, Descäntec dinde
sf^re, 1)*
dinapre « de -\- Inspre); (eig. = von nach — zu) =^ von
— her (s. auch Inspre): Bate-mi v^ntnl din spre munti
lUoine, 429, 1). Inima mi se bätoa, sperinfä la fite-ce zgomot
care venia din apre otelul Neubauer (Delavr., Paraz. 229, 1).
dintre: (=^ von unter, von zwischen) ^ von, aus:
Fiigi diochi -dintre ochi ^= Fliehe, Zauber aus den Augen
(Gast b, 338, DescantecB 1).
arom.: ia iu agiumsc tatäl a feciorilor dintre lemne
(Petr. Mostre II, 19, 4— 6)>
ym
— 586 —
dintru « d© + Intni; eig. von in) = aus, von: Sa
mänc cu el dintr' un blid! (Dotne, 373, 3). si vaisä toata
apa dintr' änsa (Cr. IV, 21, 18). na^terea lui dintr' an Domn
declarat rebel (SL, Fr. 279, 5). altranu: Si di fnntru voi
Insi |i Invätati, tnn|i '^i scula-se vom b&rbati (C!od. Vor. 21, 14).
cändu veri veni dintru Inparatie ta (Gast a. 1, 11). arom.
(ditru, ditu, dit): S igij mundresku dit ubor = ich sehe von
der Hofmauer aus zu (Ar. II, 18, 14, 3). dit m^rminte se
skul^ = er erhebt sich aus den Gräbern (id. 162, 95, 13). üi
cädu cu^tlu ditu t6c& = ihm fiel das Messer aus der Scheide
(Petr. Mostre II, 22, 9). z-dipuse Avraa ditru munte (0)d.
Dim. 104, 2).
Aromunisch auch für dintre: va s te stindzi ditu
dzon = du wirst verschwinden (von) unter den Jünglingen
(Ar. II, 204, 114, 15).
Zeitlich: «= von — an, seit: dintr' aceastä clipä.
pleacä d'aci drace (Gast b. 363, 39). Prea iubitS mi-ai fest
mie I dintr' a ta copil&rie (= seit deiner Kindheit) (Dotne,
530, 2). altrum.: dilntru tilnere^e dilnntru Inntäiu ^
von der frühesten Jugend an (Cod. Vor. 74, 2).
b) Seltener bezeichnet de die Herkunft, deutet also an,
daß eine Bewegung von etwas weg in der Vergangenheit statt-
gefunden hat:
dela = aus, von: Eu sänt cn^ul Melhior de la rfis&rit
(= aus dem Osten) (Gast b. 332, IrozI, 3).
de pe la = von —(umher): sft nu fie de pe la vecine
== daß es nicht von den Nachbarn sei (id. 312, 30).
de prespre«=von — über (= jenseits): multü mnltiti
oameni, dein toatfi Ovreiea |i lerusalimä fi de prespre mare
Tyrul f i Sidonul (= und von jenseits des Meeres (aus) Tyrus
und Sidon) (Gast a. 19, Luc. VI, 2).
de prin: incä au fost ätunci multi megita^l buni de pre
In prejure (Hasd., Cuv. I, 59, 3, Istor. unuT Proces, 1591).
despre: altrum. noi ji ceiea despre locu = wir und
die aus demselben Orte waren (CJod. Vor. 27, 12).
— 587 —
dimprejurul: fost' au molti oameDibuni di tn prejurulü
loculnl (Cuv. I, 73, 18).
din = ans, von: Oare nu i din teara mea? | Ba eu
nu-s din teara ta (Dome, 379, 3). altrum.: öarecarele ditn
ludei prorocn (Cod, Vor. 27, 1) == ein Prophet aus Judaa.
arom.: k^sgbunla din yila(>de = ein Städter ans Berat
(Ar. n, 190, 103, 16).
dintra (arom. ditni, ditn, dit) «= aus, von: un dione
ditu k9Sgb§==ein Barsche ans der Stadt (Ar. 11, 190, 103, 14).
Easte nn om ditn ArbinnSie (id. 230, 120, 8).
c) de verbindet einen präpositionalen Ansdmck mit einem
Substantiv, macht ihn also attributiv. Die mit de zusammen-
gesetzte Präposition behält also ihre alte Bedeutung: Fmnza
verde de pe mal, | bädita de cätre deal (Dome, 351, 1). dim-
prennä cu mänästirile de din apropierea lui (Sl. Fr. III,
312, 14). caril acmu ardea si prSda targul de den afara
cetätii (Gasi a. 361, 6 v. u.). stapänirea IntreguluY popor de
dincolo de Nipru (Sl. Fr. III, 391, 13). Fecioml de dupä
masä I era cu inima arsä (DoTne^ 508, 9). Cucule de la pä-
dure («= Kuckuck im Walde) | du-te la badiu de-i spune | sä
nu fie supSrat, .... (id. 265, 1). Dar fetele de la noi (= die
Mädchen bei und) | toate se märita, mäi! (id. 309, Fetele din
satul nostm, 6).
arom.: Oamenli dela nnntg si r^d^ä ku $a (Ar. II, 262, 5).
dacä cine-va s'o duce In pädurea cea negrä de längä gärla
de päcurä (Ispir. 114, 21). Fecioml de längä tine (= der
Bursche neben dir) | era bun prietin cu mine (Dome 508, 7).
de särea cama^a de pe din^ii (== das Hemd an ihnen) (Cr.
IV, 65, 22). cäct fata nu 'i de cele de pe drumuri «= denn
das Mädchen ist nicht von denen auf den Wegen (id. 72, 18).
Toate stelele depecer = alle Sterne am Himmel (Gasi b.
366, 20). Incretiturile de pe la ochi (Vlach. nuv. 170, 14).
Sobieski le asigureazä liberilor Cazact moscovi^ de peste
Nistru (Sl. Fr. III, 392, 1). De te rogi frumos de dönsnl, |
indestul e de hain, | vSlul alb de peste toate | sä-1 Inläture
putin (Emin., Poez. 14, 9).
'^^^y
— 588 —
arom,: tuts^ amirgradzgli di pristi etg = alle Kaiser
auf der Welt (Cod, Dim. 98, 3). Cänd m' am sältat^ |i puteam
•alerpa In gräaitiä si priiitrö viile de prin prejur (DelaTr.
Trüb. 18, 15). Ilincä se gändi indata la greatätile scolii, la
necazurile de prin ^traini (Vlach. nuv. 13, 3 v. u.).
despre = nach— zn (nicht über): e hotärit a pazi si
a apära culmile deapre Moldova ale muntilor (= die Berg-
spitzen nach dor Moldau zu) (SI. Fr. III, 8, 4). pentru respiß-
gerea unei ovenhiale naTaliri cäzäce^ti despre Marea-Negrä
(id, 273, 19). lütrum.: ji va esi despre läturea magurei despre
miazä noapte e^i va un omü sälbatecü (Gkist. a. 65, XXII
b. U). iara lui lafet ian rämas pärtile ceale despre apus
(id. 50, 12).
de atri:=auf (arom,): amiräülu a prävdilor |i a pricilor
ttite de ati lume (Petr. Mostre II, 11, 28).
de sab = unter: trapele de sub comanda lui Basta
= die Truppen unter Bastas Befehl (SL Fr. III, 11, 15). arom.:
Aclü iu imna acelü aalan stri dena de sum padure (Petr.
Mostre II, 3, tj). meglen.: Dracu lo dusi ficioru an una gaurä
di sup pimint (Pap, 20, 17).
din ^ in, an, auf: Da icoana Precistei | din fundul
bisericei (= im Hintergründe der Kirche) [ nu sä pläugÄ
i?um sc plänge (DoTne, 503, 23). cärlani, mänji, armäsari, tele-
gari, jugani diu lumea \u Dumnezeu (= auf „Gottes Erden-
^velt") (Gast. b. 258^ 7). deasupra caminulut din sala mea
(M. Sg. 63, 13).
arom.: L;u 'mi me si spelai 'mi me | la sioputla din
chiare ^^= ich wusch mich an der Quelle im Schatten (Petr.
Mostre, II, 48, 3, 1)- kg a j^nsparp ^ntyn din hpar9 (Ar. II.
44, 28, 7).
istr,: si omiri din Rim (= die Leute in Rom) fl^t g\
aw [Jb. I, 140, 13),
dinspre ^ nach^zu: zidul dinspre spital e crapat si
burdusit in aiara (Vlach. nuv. 200, 14).
dintre =^ nnter^ zwischen: pentru cä sunt cel mal
niRre dintrc frati (Cr iV, 4, 23).
k
I,
— 5S9 —
Ah! ce dnlce 'i desmerdarea | dintre*un gändäcel «' o
floarel (Vlach. Poez. 13» 4).
altrum.: si 5 de intre voi vurgoni preuaütätGastEL4,7).
dintru = in, unter: Dragostele dintr* alt sat | ca pita
de cump^rat .... (Dotoe, 175, 1), Ca dintr'o sutä s *o mie
Dvimfli una mi place mie {id. 21 6^ 29).
altrum.: ciimu si de la ei carte luaiü apre fratii ceia di
lotrii Damaacn (Gast. a. 2*, Praxap, 10).
arom.; Atsgri ditu mese (Ar. 11^ 240, 8). Amiräülu dit
politia flceea are unä fiötä (= der Kaiser in dieser Stadt
^Mostre 26, 16).
In den aater a) aügefiihrten Fällen erklärt sieb das vor-
gesetzte de leicht aus der GrundbedeutuDg dieser Präposition
*= flVon — weg" (s. unter de I a)- Während nun andere
Sprachen in den entsprechenden Fällen üur dem Vorgauge
d^r Bewegung (oder Richtunn;) „von — weg'* sprachlichen
Ausdruck verleihen und einfache Präpositionen (ital. di, frz.
de, deutsch: ^von", engl, of, froni) verwenden, beiiickaiehtigt
das Rumänische auch den Ausgangspunkt der Bewegung und
bildet zusammengesetzte Präpositionen, die klar erkennen
lassen, ob die betreffende Person oder Sache vor ihrer Fort-
bf*^Tegung „in, auf, an^ neben, unter, hinter, vor** u, s. w, einer
aüderen sich befunden hat. Dadurch wird eine Präzision des
Ausdrucks erzielt, wie sie nur wenigen Sprachen eigen ist^ —
Bf^reits in vulgärlateiniseher Zeit konnte de (oder ab) zum
Ausdruck des Begriffes „vob — weg** vor andere Präpositionen
treten: die weitere Ausbildung dieser Verwendung fällt aber
erst in nimänische Zeit, da sich in den übrigen romanischen
f^pracben nur sehr wenig Vergleichbares findet {cf M,-L,, Gr,
111, 163, 2S0).
Vglt: abante; tollite fratres vestros abante faciem sanc-
tonim (Lev. 10, 4, ItaL Lugd.); et exsurgene Es-dras abante
tvmplum abiit (3. Esdr. 9, 1, Vulg,)
depost: qui avertuntur depost tergum Domioi (Sophon,
l 6 Vulg*); depost hunc die nullam remallationem babeaut
Form. 231, 8).
— 590 —
[1
de intro: si quü unum vas apiuin deintro davem snb
tecto faraverit (Lex. SaL 10, 1).
deinter: edoxisti populum hunc deinter illos (Num. 14, 13,
Ital. Lugd.); animal visum est reptans ezire deinter
femora mulieris (Sanct Bemh. in vita s. Malach. Episc).
desuper: descendit desaper curru suo (Ind. 2, 21 bei
Aug. Paiar. 34, 542); aut certe desuper terram eripias me (Tob.
3, 15, Vulg.).
des üb: delere nomen eorum de sub caelo (Deut, 9, 14
(ItaL Mon.)); gaudet exisse se desub jugo seryitutds (Ambros.
ep.ad, Qal. 1, 14); desub saxo egredientem aquam (Grom. 309, 7).
Die Fälle unter b) (de bezeichnet die Herkunft) schließen
sich ohne weiteres an die unter a) behandelten an. In beiden
Fällen handelt es sich um eine Bewegung „yon — weg", die
aber bei den Beispielen unter b) als bereits in der Vergangen-
heit liegend gedacht wird. Neue Beispiele aus dem Volgär-
lateinischen und Romanischen lassen sich hierzu nicht geben.
— Anders verhält es sich mit dem attributiven de unter c).
Hier hat die Bewegung „von — weg** in Wirklichkeit gar nicht
stattgefunden, sondern nur im Gedanken des Sprechenden.
Dieser denkt sich die botreffende Person oder Sache, von der
die Rede ist, für die Dauer der Rede aus ihrem Milieu heraus-
gehoben und deutet dies an durch Versetzung von de. Dieses
de ist qualitativer Natur, wie das unter „de" IV behandelte,
das heißt, es deutet an, daß einem Nomen oder Pronomen eine
Qualitätsbezeichnung beigegeben werden soll. Wie man sagt:
copilul de trei zile «=> das Kind von drei Tagen (Dotne, 247 9\
imprejurärile de fatä = die gegenwärtigen Umstände, (eig.:
die ü. von Gegenwart) (M. Sg. 84, 21) so auch: femeile diu
diua de astädi = die Frauen von heute, die heutigen Frauen
(M. Sg. 53, 2), Feciorul de längä tine >» der Bursche neben
dir (Dome 508, 7), stelele de pe cer = die Sterne am Himmel
(Gast. b. 366, 20) u. s. w. Ein Unterschied ist nur insofern
vorhanden, als im letzteren Falle der Qualitäts- oder besser
Attributsbegriff in einer Ortsangabe besteht Das Deutsche
(und ebenso die romanischen Sprachen) sieht sich in diesem
I
\
— 591 —
Falle vor die Wahl gestellt, entweder nur dem Attributs-
begriff oder nur der Ortsangabe sprachlichen Ausdruck zu
verleihen; meist geschieht das letztere, ygl, oben: die Sterne
am Himmel, der Bursche neben dir u. s. w. — Das Bumä-
Dische besitzt auch hier den Vorzug größerer Genauigkeit,
indem es durch die mit de zusammengesetzten Präpositionen
beide Elemente, das attributive und das lokale gleichzeitig
zum Ausdruck bringt — Tiktin (Gram. Bom. II, 76—77) hat
das Verdienst, auf diese dem Bumanischen unter den latei-
nischen Sprachen allein eigentümliche Funktion von de zuerst
aufmerksam gemacht zu haben. Er weist auch femer mit
Recht darauf hin, daß diese Anknüpfung mit de natürlich nur
dann eintritt, wenn zu einem Nomen oder Pronomen eine
einfache Orts- (oder Zeit-)bestimmung hinzugefügt wird, wenn
sich ergänzen läßt: ^.care se aflä, care este.
De wird aber dem (attributiv gebrauchten) präpositionalen
Ausdrucke nicht vorgesetzt:
1) in Fällen wie: dreptul säü la aceasta mo|tenire;
iubirea cäträ pärinti; un an dupä moartea bärbatului säü^
stäpinul peste viatä ^i moarte, wo es sich meist um über-
tragene Ausdrucksweisen handelt;
2) nach Worten, in denen ein Verbalbegriff der Bewegung
„nach — hin^ enthalten oder zu ergänzen ist: cälätorie pe
mare = Beise auf das Meer, o lovitnrä In apä = ein
Schlag ins Wasser; vorbe (spuse) In vlnt; podul (care trece)
peste Danärea (Tiktin, Gr. II, 77). — Die Ausbildung dieser
Verwendung von de fallt ganz in rumänische Zeit; im Aro-
munischen imd in den ältesten dakorumänischen Texten findet
sie sich wenig, noch seltener im Istrischen und Meglenitischen ;
im modernen Dkr. ist sie am konsequentesten durchgeführt.
Den Anstoß für die ganze Entwickelung gaben jedenfalls die
Präpositionen diu und dela, die schon in urrumänischer Zeit
die durch den Ausfall von ex und ab entstandene Lücke
wieder ausfüllten.
d) Eine ganze Reihe namentlich uneigentlicher Präposi-
tionen haben entweder immer oder doch häufig vor sich die
i : • ' ' ' '
it
i : •
— 592 —
Präiiosition de, ohne daß dadurch die Bewegimg von etwas
weg oder auch i^in attributives Verhältnis ausgedrückt würde;
dahin gehören: dupä « depost) = hinter; dealungul = ent-
lang, deaaupra = über, dedesubtul = unter, dinaintea = vor,
dinapoTa ^ hinter, dincolo de = jenseits, dincoace de = dies-
seits^ din .Jos de = unterhalb, din sus de = oberhalb, arom.
dinapoT de = hinter, dinaparte de = jenseits, dinuntni di ==
in — hinein. Außer dem bereits romanischen (vgl. itaL dopo)
dupä sind diese Bildungen ihrer Bedeutung nach noch an
anderer Stelle zu betrachten. Der ihnen allen gemeinsame
erste Bestandteili nämlich de, hat, wie es mir scheint, hier
dieselbe Bedeutung, wie in dem unter „De" I b (s. dort) be-
sprochenen Falle, d. h. de drückt die „Lage an einem Orte",
resp. ^die Bewegung an einen Ort" aus, ähnlich wie lat a.
ab in „a tergo stare" u. s. w. Möglich wäre allerdings hier.
wo wir es mit adverbialen Ausdrücken zu tun haben, auch
eine andere Erklärung, daß nämlich die ursprüngliche, ein-
fuchere Prapoiäition (inaintea, asupra u. s. w.) zu einer Zeit
nicht mehr als präpositional gefühlt wurde und daher „de"
hinzutrat um die adverbiale Natur des ganzen Ausdrucks von
neuem hervorzuheben. Diese Erklärung scheint mir einleuch-
tender besonders bei einer Präposition wie dedesubtul, das
z^veimal in dieser Weise mit de zusammengesetzt wurde. —
Ein zwingendes Gesetz, wann dieses de zu stehen habe, wann
niuht, gibt es jedenfalls nicht, denn es finden sich neben dina-
intea, deasi:|ira, dinapoia, din sus de, dinaparte de, dinuntni
de zum Teil noch häufiger die nicht mit de zusammengesetzten
Furaien inaiDtea, asupra, Inapoia, in sus de, naparte de, in-
läimtrul u. s, w. (3. dort). Als einziger Unterschied wurde mir
von Ramanen angegeben, daß die Formen mit de etwas Ge-
naueres, Präziseres haben als die ohne de. — Auch eigent-
liche Präpositionen finden sich (besonders im Aromunisehen)
bisweilen mit einem „de" zusammengesetzt, das sich nicht in
eiae der bisher behandelten Kategorien einreihen läßt Hier-
Jji^i^ gehören etvva Fälle wie die folgenden:
decfitra ^ cätra; lokal: arom.: kyndu z yine di kiito
m
L
»n
ffp
— 593 —
t^itSoare ("= wenn ea dir an die Beine kommt) (Ar II, 56,
4, 16); temporal: dkr.: Gänd o fi de catre searä, | sä nii te
pai Ca de Gearä; {Dome» 539, 8)- arom,; fig iriä di k^trf^
siar^ '=^ und e3 war gegen Abend (Cod. DinL 113, 9).
Bier bat de wobi nur adverbialen Cbarakter; anderer Art
Ist es in folgendem Beispiel: de ten straju de cäträ Leas
;=und sie halten Wacbe nach den Polen zu (Iorga,Doc. 1^37, 7),
In diesem Falle soll de cätra möglicherweise den doppelten '* i
Oed&nken zum Ausdruck bringen; die Soldaten halten Wache ' ^ "
nach den Polen zu, um ihr Heer zu schützen Yor den Ge-
fabren, die Tou den Polen her drohen.
de cii(teniporal):Eliubeste de cu searä(^abends) | Cau*
du-s dnsmanele afarä (Dome 150, 11). 0, de eäte on, In urma,
de cu Treme (=-= beizeiten) stand in präg (Vlacb. Poez, 24, 10)-
aroHi.: g^Iina, tse k^k^r^adzu di kn sgara ^ die Henne,
die abends gackert (^Jb. II, 15S, 119).
Auch hier handelt es sieh um feste Redensarten, in denen
das vorgesetzte de rein adverbialen Charakter bat,
dela ^ la; lokal: dela un loc se inchide calea ^ an
einer Stelle versperrt sieh der Weg (Cr IV, 19, 3).
temporal: pänä ce dela o vreme le inträ calea fn codm }
= bis sie scbließlicb der Weg in den Wald fahrt (id, 17, 13). '
Hier hat „de" seine Grundbedeutung „von — weg**; das
Rumänische betont den Punkt (in Raum oder Zeit), von dem
die Handlung des Yerbums ausgebt-, das Deutsche den Punkt,
in dem die Handlung des V^ erbums in die Erscheinung tritt;
die Auffassung ist eine veränderte, nicht die Bedeutimg der
Präposition.
despre: si Stefan Vodä tocmise putinei oameni despre
luncs B&rladului ^ und Stefan-Woda stellte wenige Leute
an dem Gehölz von B. auf (eig, nach — zu) (Gast a. 71, 15). j f
päa 'au trecut despre Eärgäu ^^ bis sie bei B. die Grenze t
überschritten hatten (lorga, Doc. I, 40, 54, 17).
din: In afara-i cu manjalä | din launtru-i cu ticnealä!
^DoLoe 561, 9). Ca din sus | mäsele nu-s | si din jos | dintti
i-am scos (Strig. 278, 14).
— 594 —
altrum.: ande rastignirS el, ^ cu nusul si alti doi de
ineoace fi de ineolo (Gast & 21, 24).
arom.: 6ade diu afparg (Ar. U, 252, 18). la tk^iag
arhafigellu Mifihafl difi-kriaStita >» der Erzesgel H. eigriff
ihn am Scheitel (Cod. Dim. 108 b. 2).
II. Übertragene Verwendungen der Composita mit de.
Decätri wird in der Schriftsprache sehr hanfig im Sinne
des einfiEU^hen de znr Bezeichnung des Urhebers beim PaanTum
verwendet; deutsch: Ton, Ton Seiten: a fost scipat de-
cfiträ un yas spaniol (M. Sg. 118, 4). e Introdus In scann
de c&tre Bekir-Aga (SL Fr. IH, 103, 7).
altrum.: c& bine sS sti|i ca mare msine Yeti päti de
cätrft domnie-m£ (Ha8d.,'Cuy. I, 128, 17). '
De cätrS erklärt sich hier leicht aus der unter I a) an-
gefahrten rein örtlichen Verwendung «» „von her**. Das ein-
jEeu^c de genügte wegen der Mannigfaltigkeit seiner Beden-
tungen der nach möglichster Deutlichkeit strebenden Schrift-
sprache nicht mehr, daher konnte diese Zusammensetznng
durchdringen, die etwa unserem „von Seiten'* entspricht
Dela. 1. Im Altrumfinischen findet sich dela bisweilen
zur Bezeichnung des Urhebers beim Passivum: fu un om
trimesü dela Dumnezeu (Gast a. 20, II, 6). dela omu
nesocotita, larä dela dumnedeu aleasft cinstita (Cod* Vor.
145, 6).
2. Bisweilen entspricht dela dem deutschen Genitiv: dkr.:
mirosul de la tämäe «» der Geruch des Weihrauchs (Gast b.
345, Trausilyania 22). Ceata noasträ era un amestec de tinerf de
la Drept, de la Stiinte fi de la Litere (Delayr. Tmb. 5, 3).
arom.: ä^-l duse p^n la lakul di-la arslint («B^bis an
die Löwengmbe) (Cod. Dim. 108 b. 2).
istr.: tsespru gntreb^t a lu gospod^ru dila mor^ (»» den
Herrn der Mühle) (Jb. I, 128, 6). ke S^de pre gr9na dela
deblf («= auf dem Baumzweige) (id. 154, 3).
Dela ist hier in derselben Weise aufiraiassen, wie in den
unter I c) angeführten Beispielen, d. h. de betont das attributive.
-- 595 —
la das lokale Element des Ausdruckes, nur tritt hier das
letztere dem erateren gegenaber stark zurück, ia scheiut mehr
zur lautlichen Verstärkung hinzugesetzt worden zu sein.
Dope bat bisweilen die Bedeutung „wegen^: ia-t-o si
du45eti-Te de pe capul meü (= geht meinetwegen) (Cr. IV,
79, 11).
altrum.; di pre aceaia pohtescu pre dunmeata sä dai
InTätaturä oamenilor dumnitale aä nu treacä preste hotar [~
daher bitte ich auch ) (lorga, Doc I, 48, 11) (a. 163 !)•
Hier ist depe = „von — herab" (s. unter I a) in ganz
ähnlicher Weise auf kausales Gebiet übertragec worden wie
sonst das einfache de ^ n^oii — her**. Die ursprüngliche,
rein orÜiche Auffassung „von — herab *^ ist wenigstens in dem
ersten Beispiel noch zu erkennen.
Despre steht sehr häufig bei Ausdrücken des Sagens
und Denkens zur Bezeichnung des Gegenstandes, über den
gesprochen, resp. geurteilt wird; deutsch: über, von: Vred-
nicia despre care ai dat dovedi = die Tüchtigkeit, von
der du Beweise gegeben hast (M. Sg. 3, 12). vorbeac despre
dtnsul ^ ich spreche über ihn (id. 4, 17), despre aceste
nii v€ pot da lämurire (id, 39, 13),
altrum.; Despre lau da ^l de folosul psaltirii (Gast a.
152, LH, 1) (Überschrift),
Hierher gehört auch despre in der Verbindung cit despre
^ „was angeht", „hinsichtlich"; cat despre inima
mea (Cr IV, 18^ 6), Cat despre asta naTeti grije ^ hin-
sichtlich desaen habt keine Sorge (Gast b. 356, 9),
Neben despre finden sich in diesem Sinne im Neurumä-
nischen auch „de" ^ r^on" und „aaupra'' = „über". Es
wäre nun denkbar, daß despre eine in mmanischer Zeit ent*
stände ne V^erschmelznog dieser beiden Begriffe darstellt.
Andererseits wäre es aber auch möglich, daß wir despre direkt
an das Tulgärlateinische desuper anknüpfen dürfen, das sich
bereits in derselben Verwendung findet: loquar tecum desuper
propitiatorium de medio duorum Cherubim (Exod* 25i 22j
ValgO- desuper propitiatorio, ibid. (C. Eamp, die zu-
i
\ ■
^
f:
\F*
I
— 596 —
BammengesetzteD Prap. im Lat*, Wölfflina Archiv V,
den übrigen romanischen Sprachen findet sich aller«
dieser Verwendung des lat, desuper keine Spiir mel
din. 1. Din bezeichnet ein PartitivverhEltjiis,
nach Zahlbegriffen; deutsch: von; ai din cätt la i
In täcere sä üita (Gast. b. 321, Cäntece 9). Maico d
tei I toti an casä | toti au masä (Doine, 392, 2)*
dot o tese mat subtire (Gast* b. 262, 2), H
altrunLi |ichieniädoioare-carii dün siitasi(Q3B
istr: verit aw t&ia din ie (Jb, Ij 154, 19).
meglen.i sfaka din voi= jeder von euch CJb-'V
Din hat hier dieselbe Bedeutung (= „aus") w
unter a) und b) angegebenen FaLlenn Man stellt
Meogebegriff als eine kompakte Masse vor, aus de
ein Teil genommen wird, — Dieses din drückt daf
Verhältnis stärker aus als das einfache de, das im 1
oft gar nicht übersetzt wird, — Dintre konkurriert
Sinne besonders nach Superlativen mit din.
2. Din bezeichnet das Mittel; deutsch; mit:
ciooan lucrata = ganz mit dem Hammer gearbeitei
29»j, lovitä 6). din aripi sa sbor | colo sä cobor (id
apoi plesni din coadä (id, 354, 28). Incretind din sf
^= mit den Augenbrauen runzelnd (Cr< IV, 12^ 7). 1
care trebuesc tinuti din fräü (id 26, 5). elatina di
er schüttelte mit dem Kopfe (id, 46, 26).
altrum.: aratä 'mi credinta ta din lucrurele \
Vor. 120,8).
arom.: Si din gnrä are gritä (Mostre 11, 101,
Auch in dieser instrumentalen Verwendung er
din aus der unter I a) angegebenen Grundbedeutung
Die in Rede stehende Tätigkeit wird als „aus''
treffenden Gegenstände, den wir als Werkzeug od
ansehen, hervorgehend gedacht Ganz besonders deui
sich dies an dem in den Volksballaden so häufigen
gurä cuv6nta , , . . t= und aus (mit) dem Munde spn
wo auch für uns beide Auffassungen möglich sind; \
ilm
— 597 —
viele der oben gegebenen Beispiele lassen die Grundbedeutung
„aus" Doch klar erkennen.
3. Din bezeichnet den inneren oder äußeren Grund; deutsch:
aus, wegen; Din aetä pricinä (= aus diesem Grunde) dän
lat si ^es ce lera s& hile sa scoTärdat (GasL b. 261, 36). numat
din astä pricinä (Cr. IV, 33^ S)). Din causa limpedit aale
convingerT, c& nimic nu e aigur (Delavr Trüb, 10, 6). 0 diceam
diu glumä (^ aus Spaß) (M. 8g. 69, 12), din lipaa unei
mtct sume de bani (id. 53, 18). din dispret pentni autori-
tatea Imperatului (SL Fr. lU, 16, 6). Sultanul Murad mi-a dat
Domnia din mila lui (id. 193, 23).
Besonders häufig ist kausales din imlstriscben: din sl^bo
te ai manpt =^ wegen Schlechtem (d. h. ohne Grund) hast du
dich erzürnt (Jb. I, 148, VUl 12). Din täästa zbul^a iTei
voi akord^i ke pote verf aus (= wegen dieser Zwiebel) Rom-
21, 252,34).
Auch diesem kausalen din liegt die Bedeutung ^aus'' zu
Grunde; den Zustand oder die Handlung, die das Verbum
ausdruckt, stellt man sich, ebenso wie im Deutschen, rein
örtlich als „aus"* irgend einer Person oder Sache hervorgehend
vor. Wir haben es also mit derselben Vorstellung zu ton,
wie bei de in kausalem Sinnen nur ist din ^= „aus** natur-
lich noch präziser als das einfache de ^ „von". Bisweilen
drückt dieses din mehr die Folge als den Grund aus; deutsch:
auf, zu (besonders in der modernen Schriftsprache): Din
nenorocirea pentru mine (^ zum Unglück für mich) trebuta
s^l mal Jntre In cap si aceasta patim& (M. Sg. 33, 13). a fost
arestat din porunca lui Apaffi (= auf Befehl des A.) (SI.
Fr, 111,361,28).
Dintru geht seiner Bedeutimg nach vollkommen parallel
mit din, ebenso wie das einfache intru mit In; auch das Ver-
hältnis von dintru zn din ist dasselbe wie bei intru zu In,
printm zu prin«
1. Dintru in partitivem Sinne ^ von; Ca dintr' o sutÄ
s 'o mie | nimiai una mi place mie (Doine, 216, 29),
altrum.: lepSdare sufleteloru nece ünilu nu va fl ditotru
P'
s
— 598 —
Yoi B» das Leben keines von euch wird untergehen (Cod.
Vor. 89, 4).
aront: Un^ fj^at^ ditu f^ate | tsi sta minduiig »a ein
Mfidchen unter den Madchen, die steht nachdenklich (Ar.U,
180, 99, 1).
2. Dintru in instrumentalem Sinne «* mit: Mi 1 strftngea
dintr 'un därlog «» er zftgelte ihn mit einem Zdgel (Gast b.
294, 79). Cu mändra de-acum un an | dintr' un mftr mS
sSturam (Doine. 344, 1). ca sSl sborf capul dintr' o singurä
loyiturS (Gr. lY, 39, 22). economul, care dipia des nmnai
dintr' un ochitt (Delavr., Paraz. 202, 3).
arom.: Ditu ocTi Ificrämändalnl (Petr. Mostre II, 115, 33).
3. Dintru in kausalem Sinne «=» aus, wegen: Dilntm cät
^'au Indurata Dumnedäu ditntru mila sa de ne-au d&ruitä,
dfiruimü f i noi acestü darü limbii rom&nef ti =» wie Gh>tt fflch
unserer erbarmt hat aus Onade und hat uns beschenkt, so
schenken auch wir diese Oabe dem rumfinischen Volke (BibL
rom. 1, 139). sä nu aibft mi|ei domniei meale nevoe ditra
oameni dumitale (lorga, doc. I, 48, 14 a. 1631).
Besonders h&ufig im Meglenitischen: §i paminil^ dintra
tsj si kupires ku grgli rubi (V1.-M., 77, VI 16). dintru kj
— weil (Jb. V, 147, 3).
Auch hier geht dintru bisweilen schon in finale Bedeutung
über: §i ast^z im dunats pa dintru un mari n^^t (Jb. V,
147, 16). dintru kg sg = damit (id. 13).
Diese übertragenen Verwendungen von dintru finden ihre
Erklärung in ganz derselben Weise wie die von din (& dort).
ß) Kompositionen mit pe.
I. In örtlicher und zeitlicher Verwendung.
a) pe deutet eine Bewegung in der Längsrichtong an;
deutsch: „hin" (auf — hin, über— hin, unter — hin, neben— hin,
in — hin = durch u. s. w.).
arom.: ^i a^i sS nu cut^zä ylr 'nu 8< trieft pe aprope
de aclo «= und so wagt keiner, dort in der Nahe YorÄber-
— 899 —
zugeben (Fetr Mostre II, 34, 3). Fe de-o Iftture de sata (»^
auf der einen Seite des Dorfes bin) (Dotoe, 15, ]). am ^
zbor Fe deasupra codrilor =^ ich werde fiber die
Wälder hin fliegen (Cr. IV, 3e, 3),
Haide mändroT aä fagim | pre din sua de tintirim{^
laß unfl fliehen oben am Kirchhof entlang) (Dome, 131, 6)*
pe la: ei stergöndu*£ie cu mäna pe la ochi ^^ indem er
mit der Hand an den Äugen binwischt (Cr IV, 86, 27)* C&ndu-i
treoe pe la noi | pentni unu t om da doi (8trig 129, 3). Ba
eu nii-9 din teara ta, | &kf asa nü-a fosit calea [ pe la uaa
maicä ta (Doine, 379> 4).
arom.: pi la poarta ta tritsj^am ^^ an deiner Tür ging
ich vorüber (Ar- 11, 45, 0*
pe liDgä: S 'aata noapte peladoi | am trecut pe länga voi
(Doine,508,4). Mai bädita buze moi, | ia seama cand yü la Doi |
ji nu da pe Unga surS, ] ca avem o cätea sura (Strig 160, t),
altrum.: eine va trece pre länga tine (Minun. sf SLsoe,
1550—80, Gast. a. 7,1), |k
arom.: Teintsi an ni al^gai I pri niflg amare (Ar. II, 90,
QU, 1) ^ 5 Jahre zog ich an der Meeresl^uate umher.
meglen.: pri lang^ vaIi = längB des Baches (VL-M. 35).
pe sub: au |i tnceput a curge fumicele cu droaia unele pe
sub pämäDt, altele pe deasupra paraäntulni (Cr. IV, 74, 1).
Bäte Tgntul pe sub fagi (= es weht der Wind unter den
Buchen hin) 1 eu me dnc, ra^ndrä la Blaj (Dorne, 242, 1).
treclnd pe sub ferjeastra leT (M, Sg. 51, 8).
arom.: callea iu va se treacÄ hillu de amirä este pe sum
pnnte (Fetr. Mostre II, 25, 7)»
iatr.: ai tnergu pri au okna In tses^ru Jb. I, 124 I, 2).
prin (»=« in — bin) = durch: örtlich: dänd däTalepan
bungeturi (= durch dichte Wälder) (Gast b. 259, 1). Dar '
de c^ud m'am Inauratj | cönd umblu seara prin sat | nu mS
teme nime 'n lume (Doine, 375, 22). Mai merge el Inainte
prin codru (Cr IV, 17,27), sä dau o raTta prin oras (M,
Sg,31,22),
Bisweilen auch für zu erwartendes priatre = zwischen
— 600 —
hindurch: ^i zboarft nevfizutä prin cinci sträji «» und sie
fliegt ungesehen zwischen den 5 Wächtern hindurch (Cr. lY.
76, 15).
altrunL: nici oste nu va tr^ce pre in tara vostrl
(Leviticas, Qast a. 4, 5).
arom.: Amir&tt-lu l|i luS unft cale prin mesea apadu-
rilei (Obed.-Bianu 1, 6). Imna prin p^zare = er ging darcli
(= über) den Markt (Ar. H, 118, 3).
meglen.: prin badzg «» durch den Kamin hindurch
(V1.-M. 35 u. 73, 27). Tsista xjom z-dusi prin pjzjriSti
<id. 67, 22).
istr.: prin kp&s^ (Jb. VI, 319).
zeitlich: Prin tinipi de jale-amara | strämofii se Inptarft
(Albina, V, 577).
altrum.: |i prin toate dilele fntreba-se intru lnTa|&-
türi (Cod. Vor. 3, 13).
pr intru (mit prin wechselnd wie Intru mit tn (s. dort),
dintru mit din) (eig. «= in — hin) «== durch: trec&nd printr'
un codru tntunecos (Oasi b. 350, 28). Badiu 'nalt si snb-
tirel I par' c&-i tras printr' un inel (Dolne, 90, 1).
arom. (pitu, pritu, prit, pit): Gione traptu pitu 'nel,
mult e mu^at tiner (Petr. Mostre II, 107, II, 5). Ta 89 n trek
pitu amare (= übers Meer) (Ar. IL, 49, 5).
printre — zwischen — hin(durch): m8 ult printre
gard (Gr. lY, 66, 10). fi o iea de-a curmezi|: | de la nori
cätre soare | printre lunS ^i luceferl (Cr. IV, 36, 14). tre-
c^nd cu dansa printre strfijf (id. 78, 11). defilarä printre
arme (Vlach. nuv. 204, 14).
Lat. per, das ursprünglich die Durchdringung im Baume
ausdrückte, schwächte sich im Rumänischen immer mehr zu
der Bedeutung „ auf" ab (s. unter pe I b), die (Geltung »durch"
hat es nur in wenigen Ausdrücken bewahrt (s. unter pe I a).
in den weitaus meisten Fällen wurde es zum Ausdruck dieser
Beziehung mit tn oder intru zusammengesetzt (s. oben). Diese
beiden letztgenannten Präpositionen deuten dabei an, daB sich
die Handlung des Yerbums im Innern TOn etwas abspielt-,
— 601 —
während per — pe in diesen Kompositionen prin und printru
allniahlich soweit verblaßte', daß es nur noch die Bewegung
in der Längsrichtung von etwas (deutsch: „hin") bezeichnet.
Nach dem Muster von prin (printru), das bereits urrumänisch
sein muß, da es in allen Dialekten vorkonmit, wurden dann
andere Zusammensetzungen mit pe gebildet und zwar immer,
um anzudeuten, daß eine Bewegung in der Längsrichtung
stattfindet Im Dkr. sind diese Bildungen wiederum viel
häufiger als in den Dialekten. Im Lateinischen finden sich
außer einem, yielleicht verderbten Beleg fftr „perin" keine
mit per zusammengesetzten Präpositionen: BrunihUdis vero
saepius ac perin die (den Tag hindurch, den Tag über)
peiora subministrabat (Gest. Franc. 38, in Wölfflins Archiv V
366). Auch die romanischen Sprachen bieten nur ganz ge-
legentlich etwas Vergleichbares:
ital.: una voce per entro le fronde gridä (Dante, Purg.
22, 140).
span.: habiendo andado una buena pieza por entre
aquellos castafios »^ nachdem er ein gutes Stuck zwischen
jenen Kastanien hingegangen war (Don Quij. 1, 20) (M.-L.,
6r. III, 162).
b) Pe druckt eine unbestimmte, nicht näher bezeichnete
Lage oder Bewegung in Baum oder Zeit aus; deutsch: umher,
herum, ungefähr: Si cänd pe aproape de miezul noptel
SS und ab es so nahe um Mittemacht herum ist . . . (Cr. IV, 76, 14).
lar de-o fi vre-o reutate | ti o trimite, bade, carte | pe de
laturi, I cu banaturi | In mijloc, | parä de foc (Dolne, 298, 8).
altrunt: iaste pre djea mai sujs de ^tova = er ist
oberhalb (herum) von Z. (lorga, Doc. I, 39, Nr. 53, 7; a. 1621).
Pe de-asupra ochilor | Trasä-i peana corbilor (= so
über den Augen) (Dolne, 300, 12). -gj
Pre de cfiträ (wohl nur altrumänisch): ca Ofte no sänto Vo^
pre de cät& Suceava »> denn es sind keine Heere um S.
herum (lorga, Doc. I, 33, 2; a. 1616); dann auch übertragen — j{
um: sä n avet nece o gr^e pre de cäträ noi <= daß ihr ^)f
keine Sorge um uns habt (id. 32, 42, 5). |1
■jili
i
1
— 602 —
Fe din Job de ochifori | romeorii obräjori | stnt toemai
ca doi bujori (Dolne, 300, 14).
Asearft 'nsSrai pe coastfi | pe din sus de oasa noasti
(id. 142, 3).
Pficnrariu fuer& rSsfuerä, pe dincolo de mare (Gbsib.
343, Desctotec de obrintit, 1) («»irgendwo jenseits des Meeres).
cu gluga pe dupä gät = mit der Kapuze so hinten am
Halse herum (Gast b. 258, 24). El cineazä dupä masi | eu
suspin pe dupft oasä! (Dome, 379, 30). Bate-mfi, Doamne,
sä zac I Intr'o grftdinä cu mac | cu mändra pe dupft cap;
(Strig. 82, 1).
pe la: örtlich: ^i 1' li purta cu nasul pe la soare »*
und du wirst ihn mit der Nase ungeföhr nach der Sonne za
tragen (Cr. IV, 58, 23). ce yä stau cam pe la spate » die
euch ungefähr im Rucken stehen (Gast b. 316, 1). s' ajungem
|i sä nseram | pe la bordeele noastre (id. 337, 58).
altrum.: multu am Inblat pre la toti basii ^ la cei
veziri (lorga, Doc. I, 13, 10, Anf. 17. Jahrb.).
arom.: di li mpprtsyts pi la b9rbats (Ar.U, 144, 84, IS).
zeitlich: Clnd or fost pä la luyat, | pfirintt nu i-o
läsat (Alezici, Texte 173, 5). pe la cäntatul coco^or^»um
den Hahnenschrei (Cr. IV, 39, 4). |i pe la rftsftrit de soare j
a plecat la yänfitoare (Gast b. 311, II, 13). C&ndu-i pe la
Boboteazft («s wenn es um das Dreikönigsfest ist) (Sirig. 279, 3).
S' asta noapte pe la doi (»» gegen 2 Uhr) | am trecut pe I&nga
voi (Doöie, 508, 4).
pe lingä: efia pe a£arä si pl&ngea, ca o nebunä pe länga
päreti (»s und weinte wie eine Wahnsinnige an den Wanden
umher) (Vlach. nuy. 14, 14). Cftte flori pe längä mine (<»
so um mich herum) | toate yreau a mea peire (Dofiie, 406, 5).
arom.: fum^alile yrem s le adutsän | pi nilig^ noi s
UQ le ayem (Ar. II, 166, 96, 36).
pe sub: Cftte sate-s pe sub munte | ca la noi nu-s fete
multe (Gast b. 309, 1). ear pe sub noi se fiacose baitft "»
aber (so) unter uns entstand eine Pffttze (Cofb., Vers. ^ Proza,
113, 11).
— 603 —
ftrom,: pri sum lok askumt^ (Jb. U, 190, 84).
prin: ÖTtllcb: incepe a bojläi prin toatd buruienele
^= er beginnt in allen Kräutern herumzutappen (Cr, IV, 77, 8).
vestit prin meleagurile aceste ^= berobiut in dieser Gegend
berom (id. 61, 23). Da ce cauti prin acest« locnri (id.
350, 32).
altrum.: se nu fnTStn Yoi Iimtre oameri »i priln caae
(Cod. Vor. 19, 6). ei au luat tot prin mnnte (= in den
Bergen umher) pänS la Campul Lungu (lorga, Doc. 1, 5, X, 6),
arom.: Tai gaste aistg di tine, tsi te avdu tm tute dzy-
ieJe aurfi prin p^zare (Ar. II, Nr. It8, 7).
meglen.: Aclfä | paetü { pri cupaciü | gTingär | mlogär |
prin p im int (Papah., Rom. din Megl. 11).
zeitlich: s*a urdit prin luna August In mijloeul lefe-
giilor inTiuBi o ooDJuratiune (Sl. Fr III, 285, 12). Of tirea polo-
nezä va pomi cam prin August (id. 362, 16).
printru (mit prin der Bedeutung nach übereinstimmend):
altr; si sä jurarä, cum nu numai tnaintea judecatorilor^
Bau cätra alti oameni, ce ai pentr' alte tärT cä 1 vor mär*
tariai cum iaste Vasilicu nepotul lui Dispot (ca. 1650, Gast a*
144, 25).
arom,: fi6-fiä prit tufiS; dzeu-dzeu prit g^b^eii (Jb. II,
187, 49).
printre: Cä-i un popä printre bradi ] si cununa nentre-
bati (DoTne, 131, 21). Printre ite |i fustei | paste-o scroafS
cn purcei (Strig. 204, 11).
altrum.: ^i printre aceaate dealure multe, sänt säte
dease ^i fmmoase (1660—80, Gast. a. 178, 18).
Zur Erklärung dieser Verwendung Ton rumänisch ^pe**
ist am besten Tom Lateinischen auszugehen. In Sätscen wie:
Per berbas aggestumque frondem proatraverunt corpora
*= überall auf dem Rasen und dem anfgebäuften Laube
legten sie die Leichname nieder (Gurt. 8, 10, 17). UnguentatuJi
per vias, ignave incedis (Plaut Caz. % 3, 24) (bei Forcell. IV,
569) bat das lateinische per die doppelte Funktion, die Ver-
breitung im Räume (überall) und die Lage an einem Orte
— 604 —
(auf) zu bezeichnen« Im Rnmänischen Iiat sich per «■ pe, pre
in dieser prägnanten Bedeutung nicht gehalten« Entweder
hat es den Begriff der Verbreitung yerloren und bezeichnet
einfach die Lage an einem Orte (s. unter „pe** I b) oder es
tritt vor Adyerbien (s. unter pe I c) und Präpositionen des
Ortes, um deren Bedeutung zu yerallgemeinem, ihnen den
Begriff der Verbreitung in Raum oder Zeit hinzuzuf&gen.
Wenn nun aber die Lage oder Bewegung eines Oegenstandes
ganz allgemein, mit der Möglichkeit der Verbreitung (au^ in,
ftber, unter, neben u. s. w. etwas anderem) angegeben wird, so
ist es unbestimmt, wo dieser Gegenstand sich eigentlich
befindet Auf diese Weise kam pe dazu', vor allem eine un-
bestimmte, nicht naher definierte läge oder Bewegung in
Raum oder Zeit, anzudeuten. Feste Regeln lassen sich hier
schwer geben; in vielen der angefahrten Beispiele vertritt pe
noch mehr den Begriff der Verbreitung, in den weitaus meisten
dagegen den Begriff des Unbestimmten; in wieder anderen
hat es sich, wie es scheint, soweit abgeschwächt, daß es nur
den adverbialen Charakter der betreffenden Wendungen hervor-
hebt; dahin gehören etwa Falle wie die folgenden:
pe de: Pe de-o parte '^ vine a ride |i pe de alta i^
vine a 1 plinge (Cr. IV, 56» 9). Da de cinS ce-mi vei da? ,
— castraveti ca iedera, | pe de asupra («» obendrein) gurita,
I sä-ti direagft inima! (Dome, 165, 7).
pe diu: tncuind u|a pe din afarä -=» die Tür von
außen verschließend (Cr. IV, 62, 24). Arestantil din camerile
de sus se InchiserS pe din läuntru (Vlach. nuv. 194, 10).
pe llngä: Pe längä lemnul uscat, arde ffi cel verde
B= neben trockenem Holz brennt auch das grüne (6ast.b.373,i9)*
altrum.: cursemu pre Ifttngft u ostrovü«« wir kamen
an eine Insel (Cod. Vor. 87, 6).
arom.: Sedzü pe niflg9 n9S9 *» er setzte sich neben sie
(Ar. U, 254, 4).
pe sub: am aflat pe subt minä ■» ich habe unter der
Hand erfahren (M. Sg. 9, 4). Vai de mine, ce-am ajuns! | sS
iiibesc pe sub ascuns! (Dome 179, 1).
— 605 —
Im Lateinischen oder den romanischen Sprachen kommen
hierher gehörige Zosammensetzmigen mit per nicht vor; die
Entwickelang dieses (Gebrauches fallt also ganz in romanische
Zeit. Im Aromunischen und Altrumänischen sind die Beispiele
noch verhältnismäßig selten; am beliebtesten sind die Kom-
positionen mit pe in der dakorum. Volkssprache,
IL Zusammensetzungen mit pe in übertragener Bedeutung.
Pe llngä.
1. Pe llngä steht im Sinne des deutschen „nächst" zur
Bezeichnung der Reihenfolge: fortär^ta , care pe längä
Hust ji Oradea-Mare forma cheia Ardelulul »» die Festung
.... die nächst Hust und Großwardein den Schlüssel Sieben^
bürgens büdete (Sl. Fr. III, 33, 3).
2. Pe llngä steht im Sinne des deutschen außer: pe
längä aceste se mai adäugä =» außerdem kam noch hinzu
(SL Fr. in, 112, 3). promitändu-i pe längä Domnia
Iu7 de acum fi pe a Munteniei (id; 155, 7).
altrum.: pre lälngä mine Dumnezei strüni sä n' aibi
SB du sollst keine andern Götter neben mir haben (Gast a.
33, 1, Paliea de Oräftia 1581).
Auch diesem Gebrauche (sub 1 u. 2) liegt die Vorstellung
der Lage neben etwas zu Grunde, woraus sich ohne weiteres
die Bedeutungen „nächst, neben, außer" ergeben.
3. Pe llngä entspricht dem deutschen „trotz" oder „bei"
in konzessivem Sinne: ^i ace^tea furä plinl de osteneli, ji trudä
cu lucru mult pe längä hranä putinä ^i slabä (»» mit
Tiel Arbeit bei wenig und schlechter Nahrung) (Gast b. 358, 26).
pe längä toatä insistenta amicilor sei politici, n a yrut
sS reyinä asnpra abzicerii sale (»« trotz alles Drängens seiner
Freunde) (Trib. Nr. 46, 1902, 1, 4 Sp.). cä Sultanulul It este
pe längä tötä bunä-vointa (<=3 selbst beim besten Willen)
peste putinta sä cumpere pacea cedänd töri (SL Fr. III, 415,26).
Pellngä bezeichnete auch hier ursprünglich nur, daß zwei
Umstände neben einander vorhanden sind; da dieselben ihret
— 606 —
Bedeutcmg nach einander entgegengesetzt sind, äberoetzen
wir im Deutschen pe lingft hier mit dem adyersatiTen „trotE'*.
Prin (Printru).
Prin (printra) wird instramental gebraucht und zwar
sowohl zur Bezeichnung des Mittek und Werkzeugs wie der
Mittelsperson; deutsch: durch: Gerilä potopea pädurile prin
ardere (Gr. 17, 59, 2). Atunci ei tndatä o domolira prin
cele-lalte vorbe ce ii tnyätase ^farpele (Gast b. 356, 3). ironia
celor -lalti bine tnteles, cS sfär^ia prin a'l tntreba ....
(Delayr. Trüb. 11, 8). sä te conving prin mii fi mii de
dovedi (M. Sg. 2, 25). a preferit a sili Glujul prin bombar-
dare, prin mine |i prin föme sä capituleze (SL Fr. III, 73, 12).
prin steaoa ce s'au arätat |ii prin Proroci in^leg&nd ca
s au näscut tmpäratul Hristos (Gast. b. 332, Irozi 7.
Ebenso printru: numai dacä, printr'o minune, nar fi
fost a^a de Ingustä (Delayr. Paraz. 206, 2). o primejdie
care numai prin o pace seriösä ori printr' un seriös rSs-
boiü ar put£ sä fie inläturatä (Sl. Fr. III, 590, 24). dacä apot
diu Yiena i s'ar fi cerut fie chiar |i numai printr' un copil
de ^igan (id. 9, 12).
altrum.: prin: Darä pren ce («= wodurch) ne yämu
ispäsi? — Pre tn credinta dereaptä (Catechismul 1607,
Gast a. 40, 35). sä nu sä opreascä oamenii si negu^torii
prin pari |i pren datorii (lorga, Doc. I, 2, lY, 5).
printru: pentr' aceasta simtü arätati feciorii lui Dum-
nezeu f i feciorii yräjma^ului «» dadurch sind offenbar gemacht
die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels (ca. 1618, Gast a.
49, 6). de ya peri numai o oae pentrn negrija ta (»« durch
deine Sorglosigkeit) (Bianu-Hodof, BibL I, 112, 1) (1640).
Anm. 1. Aus der instrumentalen Auffassung heraus er-
klärt sich auch prin (printru) in folgenden Fällen:
a) in modaler Verwendung: a scäpat prin ascuns din
Ardel {^= er entkam h6in:!lich aus Siebenbürgen (SL Fr. III,
18, 19). Ibrahim-Pafa a piimit, prin urmare (■« fol^ch),
insärcinarea (id. 49, 11).
— 607 —
ß) pTiii(tra) zur BezeichDung des Urhebers (beim Passivuin)
im Altromanischen: unulü cu tatdlä, pre In eine toate fikmte
sänt (Cor., Caz. 1580(?), Oasi a. 32, Glanbeasbekemitiiis, 6).
Nu ^ti oä velnrerea mare eu m& rSstigDÜu priintru Toi
(b» daß ich Ton euch gekreuzigt wurde) (Gast a. 9, 6; Leg.
Dumin. 1550—1600).
Anm. 2. Als bloße Verstärkung des einfachen pi ist
dagegen das aromunische pitu «= „bei^ nach Verben des
Schworens aufzufassen:
Pitu cosite 'li m 'am giuratä «= bei ihren Zöpfen habe
ich geschworen (Petr. Mostre U, 109, 7).
Dieses instrumentale prin (printru) erklart sich leicht aus
der unter I a) angefahrten Bedeutung = durch. Das Mittel
wird ab ein Gegenstand vorgestellt, durch den man hindurch-
gehen muß, um zu seinem Ziele zu gelangen. Dieselbe Vor-
stellung findet sich im Lateinischen und Romanischen, die
ganz entsprechend hier das einfache per verwenden:
lat statuerunt injurias per vos ulcisci, Cic; per indutias
spem pacis deeipere alqm., Cic; per senatus consultum, Sali.
(Georges II, 1387) (cf. Diez, Gram. 891, M.-L., Gram. III, 504).
/) Anhang.
Lebendige Kompositionen, deren erstes Glied nicht „de*^
oder „pe" ist
1. fn de im Sinne des deutschen „unter einander^,
„gegenseitig**: Ne-am pricepe 'n de not plänsul, — | eu —
cenusS, el — scantei, (Vlach., Poez. 10, 1). Si din ceasul acela,
aü Inceput a vorbi ele in de ele (Cr. IV, 26, 19).
altrum.: cfi aveti pärä in de voi (Gast. a. 46, 33). cat
ei in de et sau fost'taind (Gast. a. 192, 11).
in bezeichnet hier die Bewegung „nach — hin**, de die
Bewegung »▼on — her**, beide sind mechanisch nebeneinander
gestellt, um den Begriff des Gegenseitigen anschaulich wieder*
zageben. Im Lateinischen und in den anderen romanischen
Sprachen ist eine solche Zusammenstellung unmöglich.
— 608 —
2. tnspre zur Bezeichnung der Biohtung oder Bewegung
auf etwas zu; deutsoh; anf — zu:
a) örtlich: care venea Inspre dfensii (Cr. IV, 42, 27). si
Incepura a säri tnspre mine (Delavr. Trüb. 26, 4). linia i^
demarcatiune tnspre Moldova si Muntenia (SL Fr. III,
638,11).'
b) zeitlich; deutsch: „gegen": deatrimitepesoliimuntoiir
tnspre sftrsitul campaniei acasä (SL Fr. III, 463, 15).
tnspre hat nichts zu tun mit der bereits im Yolgsr-
lateinischen yorkommenden Zusammensetzung insaper; qbs
vorgesetzte In hat nur den Zweck, eine Verstärkung des Be-
griffes „nach — hin** herbeizuführen.
Anm. Eine ganz ähnliche Bedeutung hat das nachgesetste
„tn" in der nur aromunisch vorkommenden Zusammensetzosg
kjtrg n= „nach, zu**; kg mine va s fiig kjtrg n Sjrunj
«s ziehe jetzt nach Saloniki (Ar. II, 78, Nr. 49, 14).
III. Kapitel. Die uneigentlichen Prilpositionen.
Afarä de (din).
I. Örtlich:
a) Afarä din (de) bezeichnet die Bewegung aus etwas
hinaus; deutsch: aus (von) — hinaus; auf die Frage wohin?:
Ean esi maic', afar' din sat (Dome, 65, 1). afara de aici,
numai decät! «» sogleich hinaus von hier (M. Sg. 10, 27).
Mit ptnä verbunden: petrecu pe corb päna afarä din
ora^ (Ispir. Leg. 116, 29),
altrum.: cela carele pre voi amü adus afara de in
Eghipet (Qasi a. 4, 16, Levii 1560).
arom.: Ofiela hrisusitg iSf n^fparg de amare (Ar. 11$
232, 13).
istr.: ontrat li sa prospit tsikini f^r^ din hrast (Jb. I,
132, Nr. m, 6).
b) Afarfi de (din) bezeichnet die Lage außerhalb von
etwas; deutsch: außerhalb; auf die Frage wo?: hotärfrile
— 609 —
luate afarä de Seraiü (Sl. Fr. lU, 204, 17). ca In timpul
acesta fostol Voiyod sä se stabilescä afarä de Viena (=
Aufenthalt nehmen außerhalb Wiens) (id. 329, 14). li sä cade
a sä socoti de pe atuncea afarä din lume (= sich als außer-
halb der Welt stehend anzusehen) (Gast. b. 151, letzte Z.).
Afarä entspricht hier ziemlich genau dem lateinischen
foras, das in derselben Bedeutung auf die Frage wo? oder
wohin?, sowohl als Adverbium, wie als Präposition verwendet
wurde: zu a): i foras mulier (Plaut. Cas. 2, 2, 34); ire hinc
foras, Ter.; ea tabes si foras corporis prospiravit (Apul.
apol. 50).
zu b): foras cenare (Petr. 30, 3); extra urbem et foras
portam loca sunt, in quibus truncantur capita damnatorum
(Hier, in Matth. 27, 33) (bei Georges I, 2609). — In vulgär-
lateinischer Zeit trat an Stelle des einfachen foras die Zu-
sammensetzung adforas, worauf das rumänische afarä (de) der
Form nach zurückgeht. Die romanischen Sprachen haben das
einfache foras oder andere Komposita desselben in derselben
Bedeutung bewahrt (cf. Diez, Gr. 899; M.-L., Gr. III, 295).
Anm. Afarä wird bald durch de, bald durch din mit
dem folgenden Worte verknüpft. Beide scheiden sich in der
Weise, daß der Regel nach de vor Adverbien und in den
Fällen unter b), din nur in den Fällen unter a) (außer vor
Adverbien) steht Ausnahmen kommen aber auf beiden Seiten
vor, man sagt auch: eu sint afarä din oras (neben: eu sint
afarä de ora§) (Scurtu), andererseits begegnet afarä de für
afarä din bisweilen im Altrumänischen: petrecändu noi toti
cu muerile Efi cu feciorii päinrä afarä de cetate (Cod. Vor.
25, 8). Der Unterschied zwischen din und de ist klar; dieses
bezeichnet nur die Trennung „von etwas weg*' entsprechend
der unter „de" la behandelten Verwendung, jenes die Be-
wegung „aus etwas hinaus^ (s. unter den Kompositionen mit
de, I a). Im älteren Rumänischen kommt auch afara a Gen.
nach Art der substantivischen Präpositionen vor: goniiä 'i
päinrä afara cetatiloru (Cod. Vor. 76, 4). carii acmu ardea
fi präda tärgul de den afara cetätii (Gast. a. 361, 6. Z. v. u.).
W Big and. 10. Jahresbericbt. 39
— 610 —
U. In übertragener Bedeutung:
a) AfarS din bezeichnet in wenigen festen Wendungen
das Überschreiten eines Maßes; deutsch: über: visitatoru s'au
sporit afarä din cale = die Besucher haben sich über-
mäßig vermehrt (SL Fr. III, 268, 24).
care mS supSrfi afarä din seamln = der mich über-
maßig (ohne Gleichen) ärgert (M. Sg. 16, 7).
b) Afarä de steht im Sinne des deutschen „außer", lat.
praeter: |i mai erau afarä de ac^sta täiate |i drumurile
(= außerdem) (SL Fr. III, 7, 13). ce are, afarä de palaturi,
sute de mii de taleri iu bani gata (M. Sg. 86, 1).
altrum.: fi nemieä afarä uu gräescü de cealiea ce
prorocii diserä (Cod. Vor. 79, 12).
Dieser übertragenen Verwendung liegt die örtliche Vor-
stellung „ außerhalb ** zu Grunde. — In derselben übertragenen
Bedeutung findet sich foras in den romanischen Spracheh
(cf. Diez, Gr. 899).
Afarä de kommt also in folgenden Bedeutungen vor:
1. SS aus — hinaus; daraus hervorgegangen:
= über (vom Maß);
2. = außerhalb; daraus hervorgegangen:
«3 außer (Ausnahme).
Aläturea cu (aläturi cu. aläture de).
I. örtlich: Aläturea bezeichnet die Lage oder Bewegung
neben etwas; deutsch: neben, neben — her, neben — vor-
bei: Apol ^edu aläturea cu la si ncepu a dolni Incet (ConT.
lit. IV, 309). |i furca cädu aläturi cu ea (Emin. nuv. 9, 9).
Arä badea cu plugul | Aläturea cu drumul (Strig. 63, 1).
Eu m§ duc urttul vine | tot aläturea cu mine (Do&ie, 447, 5).
altrum.: luat-au pre domnü de o parte, aläturea cu
dänsulü mergändü (Gast. a. 334, 22, Grecean, Cronica, 1700).
II. Übertragen; und zwar:
a) im Sinne des deutschen neben = außer: Corespondenta
urmatä prin ascuns, pe care Curtea din Viena o fntretinea
aläturea cu cea oficialä cu Lordul Paget (Sl. Fr. 111,5781, 25).
— 611 —
b) in Wendungen wie: alfiturea cu adeySrul n» die
Wahrheit mngehend, von der W. abweichend, alftkirea cu
dreptaiea, aläturea cu legea u. s. w.
Or putea gäsi epistolele mele proste, nesärate . . . . , dar
nici odatä nu le vor putea g&si aläturi cu adeySral (Ghica
90 bei Tiktin, Wb. 41).
Aläturea (aläturi) in örtlichem Sinne entspricht der Fonn
und der Bedeutung nach einem lateinischen „ad + latera (lateri)"
= „an der Seite^, das bereits im nachklassischen Latein im
Sinne Ton „neben** verwendet werden konnte:
ad latera cauri circias flare solet (Yitr. 1, 6, 10 im
Thes. L lat I, 525); auch andere romanische Sprachen knüpfen
zum Ausdruck des Begriffes „neben** in ganz ähnlicher Weise
an das lai latus an:
. altfrz.: deleiz le roi s'est BoUan acontez (BoL 1227,
bei M.-L^ Gr. III, 162); lez le costet (BoL 41). prov.: latz e
latz de Jaufre (Diez, Gr. 894).
In den beiden unter 11 angefahrten übertragenen Ver-
wendungen ist die Grundbedeutung „neben** noch klar zu er-
kennen: In dem Falle unter a) stellt man sich vor, daß die
beiden Korrespondenzen wirklich orÜich „neben** einander
an ihr Ziel befördert werden, und den unter b) gegebenen
Beispielen liegt der (euphemistische) Gedanke zu Grunde, daß
alles, was sich „neben^ der Wahrheit, dem Becht, dem
Gesetz befindet, sich nicht mit diesen Dingen deckt, nichts
mit ihnen zu tun hai
Anm. 1. Die Präposition cn, durch die aläturea mit dem
folgenden Worte verknüpft wird, hebt hervor, daß zwischen
den (beiden) in Bede stehenden Dingen oder Personen eine
gewisse Gemeinschaft, ein Zusammensein besteht; dies tritt
besonders hervor, wenn cu von aläturea getrennt vor dem
regierten Worte steht, wie dies bisweilen in Volksliedern vor-
kommt: A cädut si mäna mea | cu pägän aläturea! ....
(Baiada: Movüa lut Burcel, bei Hasdeu, Et m. rom. 691).
Ähzilich wie bei fata (cu) kann an Stelle des cu auch de treten:
39*
— 612 —
Aläturi de versui^ile lui Alezandri s&nt alte douä versuri
(Cosbuc, Vers, ji Prozä, 146, 2 v. ii.).
Anm. 2. Aläturea cu (de) ist synonym mit linga; dieses
ist allgemeiner: == „neben, an, bei" (s. dort), jenes, seiner
zusammengesetzten Form entsprechend, präziser: «= „neben,
an der Seite von".
Aproape de.
Aproape de bezeichnet die Lage oder Bewegung in der
Nähe von etwas, oder die Bewegung in die Nähe Ton etwas;
deutsch: nahe (an), nahe bei; und zwar:
a) rein örtlich: S'ar pune pe o rämurea | aproape de
casa mea (Dome, 451, 5). lacrlmile le picuraü, una dupä alta.
In cärtile deschise pe cari le tineaü aproape de vtrful
nasului (Delavr. Paraz. 301, 1).
altrum.: iuö e aproape de cetatiea Lasieei = wo es
nahe der Stadt Lasea ist (Cod. Vor. 85, 3). cä era o beserecä
aproape de sveta Sofia (Gast. a. 60, 23, Moza, Chronic).
meglen.: Tela lant für, cari ra cola prppi di uraciü
scuns si dusi (Papah., Rom. din Megl. 26, 5).
istr.: prope de = nahe bei (Iv. 5, Ort. 39, 40 N. I).
b) in bildlichem Sinne: a putut sä ne ducä aproape de
ruinä (Vointa nat. 23. Febr. 1902, p. 1 Sp. 5).
altrum.: Chiliile mänästiril, unele s* aü surpat,
altele era aprope de surpat (= dem Einstürzen nahe)
(Hasdeu, Et. m. 1376).
Aproape de entspricht seiner Bedeutung nach genau dem
lateinischen prope = „nahe", das bereits in klassischer Zeit
in Verbindung mit ab auch als uneigentliche Präposition ge-
braucht werden konnte:
zu a): In Italia bellum tam prope a Sicilia, tamen in
Sicilia non fuit (Cic. 7. Verr, 2. sub fin).
zu b): Prope abest ab infirmitate, in qua sola sanitaa
laudatur (Auct. dial. de Orat. 23) (bei Forcellini, Lex. V, 928).
Im Vulgärlateinischen trat dann an Stelle des einfachen prope
das zusammengesetzte adprope, dem das nimänische aproape
— 613 —
auch der Form nach entspricht: mansionem adprope ipsam
lona quam Lupus quondam teuere Tisus fuit (bei Pard. 300,
anno 642) (in Wölfiflins Archiv V). — Im Französischen und
Provenzalischen finden sich zum Ausdruck des Begriffes „ n ah e **
ebenfalls die Fortsetzungen des lateinischen prope (propius)
oder adprope:
proY.: prop de Mauretainha.
afrz.: aprop si = chez soi, nfrz.: proche de la ville,
proche le palais (neben pres, auprös de) (Diez, Gr. 896).
Anm. Das verknüpfende de hat hier seine gewöhnliche
Bedeutung = »von, von — her, von — aus"; „aproape de
casa mea" heißt also eigentlich: „nahe", von meinem Hause
aus gerechnet (betrachtet).
Dincoace de und dincolo de (arom. dinäparte de).
I. Dincoace de entspricht dem deutschen „diesseits",
auf die Frage wo? oder dem deutschen „über — herüber",
auf die Frage wohin?: ace|tia ii cedezä dincoace de Nipru
Kievul si Eaniovul (Sl. Fr.IU, 391, 11). oaia zbeara res-zbeara
dincoace de mare (Gast b. 343, 11) («= diesseits des Meeres).
arom.: Diflkoä de kasa ats^ä ^aste ng ggrdinp (Ar.
11. 246, 4).
U. Dincolo de entspricht dem deutschen „jenseits" auf
die Frage wo? oder dem deutschen: „über — hinüber" auf
die Frage wohin?: pänä ce scäpata dincolo de muche, in
valea ceealaltS (Ylach. nov. 25, 7). cä Moscovitii si-aü retras
trupele auxiliare dincolo de Nipru (Sl. Fr. III, 385, 26). ei
steteaü dincolo de Dunäre = sie standen jenseits der Donau
(id. 49, 26).
arom. dijoäparte de: Naparte di lai amare | n algvdarp
n9 muäat^ = jenseits des schwarzen Meeres lobte man mir
eine Schöne (Ar. II, 8, Nr. 6, 1). Dinäparte di amare | §
tr^atse S ng kgrvane = jenseits des Meeres zieht eine Kara-
wane (id. 88, Nr. 59, 3).
Das aromunische (di)naparte würde etwa einem lat. *(de)
in illa parte = „auf jene(r) Seite" entsprechen. Ähnliche
— 614 —
Wendungen im Sinne von „jenseits" sind bereits aus dem
spateren Latein überliefert (fnr das Romanische s.Diez, Gr. p. 896):
de illa parte Seqaanae (Gapib Car. 100, 12), in altemm
fluvii latos (pass. S. Qenesii 3, 561, 37) (bei Thielmann, nls,
trans und ultra, Wölfflins Archiv IV, 387).
Din Jos de und din sus de.
I. Din Jos de bezeichnet die Lage oder Bevregung unter-
halb von etwas; deutsch: unterhalb: Mat din Jos de vadul
Ixxt I e loan (Gasi b. 325, 5). Aleargft din jos de moarä | si
'mi adft nfisip tn poalft (Dome, 232, 3).
n. Din sus de bezeichnet die Lage oder die Bewegung
oberhalb von etwas; deutsch: oberhalb: a sosit la Gliniani,
depSrtare de patru öre din sus de Lemberg(Sl.Fr.III,367,4).
altrum. in sus de: de unde-i zic baia Hunod pänä la
Bran tn sus de BrajoT deabiia sänt 40 de mile de loc de
lung (Gasi a. 178, 15).
Auch das Französische verwendet deorsus (afr. jus) und
sursus (sus, audessus de) zum Ausdruck der Begriffe „unter-
halb" und „oberhalb« (Diez, Gr. 898).
Anm. 1. Nicht mit In sus de ist In susul mit Genitiv
zu verwechseln, das sich in der Bedeutung „aufwärts" im
Altrumfinisehen findet: cel ce tn susulü apii (= stromauf-
wärts) tn silä cät poate caioul umeaste (Gast a. 327, verfü 1).
Fatä cu (de).
Fatä cu (de) bezeichnet die Lage oder Bewegung gegen-
über von etwas; deutsch: gegenüber; und zwar:
a) in rein örtlichem Sinne: L'a pus fatä cu ea (Dame,
dict. I, 14). Oder mit Umstellung: Soi sta cu dumnedeu
fatä (Doine, 409, 14). Bisweilen auch verdoppelt: feitän fatä
cu: Si nici apa nu mS lasä | sä fiu cu el fatä 'n fatä
(id. 280, 5).
b) in bildlichem Sinne, zur Bezeichnung des Benehmens
oder Handelns einer Person gegenüber einer anderen: veti
pläti cu capul obräznicia ce atl tntrebuintat fa^ä cu mine
— 615 — '
(Cr. IV, 73, 5). In toatä purtarea ei, fatä cu Bada, punea
im fei de clddura (Vlach. iniv. 17, 7 v. u.). raporturile ei de
apropiere fa^ä de Francia (Trib., XIX, Nr. 55, 1, 3, Sp. 9).
Hieraus entwickelte sich:
a) fatä cu im Siane von feindlich »gegen*': nu se in-
tentiona nicl un fei de ostilitate fatä de Austria (Sl. Fr. III,
24, 2). Din opositimie fatä cu regele lor (id. 174, 11)
ß) fa^ cu im Sinne des deutschen: „im Vergleich zu":
omul acesta este fatä cu mine mult mai ttner = dieser
Mensch ist im Vergleich zu mir viel jünger (Scurtu).
„Eu stau fatä cu el" heißt eigenÜich: ich stehe, das Ge-
sicht mit ihm, d. h. ihm zugewandt; wenn man aber das Ge-
sicht jemandem zugewendet hat, so steht man ihm „gegen-
über''. Das Französische drückt den Begriff „gegenüber'' auf
ganz ähnliche Weise aus durch sein „en face de". Der Grund-
begriff „gegenüber" ist auch bei den unter b), a) und ff)
angeführten Verwendungen natürlich noch deutlich zu er-
kennen: Zwei Personen, die gegen einander kämpfen, feindlich
gegen einander auftreten wollen, müssen sich zunächst „gegen-
über", stehen. Ebenso müssen zwei Dinge, die mit einander
verglichen werden sollen, zuerst einander gegenübergestellt
werden.
Anm. 1. Fa|ä kann durch „cu" oder „de" mit dem folgenden
Worte verknüpft werden. Jenes bezeichnet die Gemeinschaft
von zwei Dingen oder Personen und scheint mehr im Eonig-
reich Bumänien üblich zu sein, dieses bezeichnet den Aus-
gangspunkt (= von — aus betrachtet) und wird vor allem in
Siebenbürgen gebraucht.
tnainte de.
inainte de (auch nainte de, ainte de (altr.) und mai nainte)
bezeichnet die Vorzeitigkeit; deutsch: „vor" (auf die Frage
wann?): inainte de pornire trebue sä meargä calul täü |i
cu turturica mea (Gr. IV, 81, 20). Ei nu dejuneazä förä mine
si nenea Zaharia nu iese inainte de dejun (Caragiale, teatni
109, 1).
— 616 —
Sehr häufig in der Wendung „Inainte de toate" =
„vor allem, besonders^ (vgl. lat. ante omnia, Liv. u. A. bei
Georges I, 426). care om nu tine la yiatä innainte de toate?
(Cr. IV, 23, 14).
Mit dem Infinitiv: inainte de a merge mai departe
(M. Sg. 6, 26). mal nainte de a fi recurs la fort& (SL
Fr. m, 107, 20).
altrum.: Inntelesa amü ainte de tocmela lumiei (Cod.
Vor. 143, 3). sti tatäl vostru, ce varä trebui ainte incä de
cersatul vostru (Gast. a. 54, 1 1, Evangb. cu tälc, 1619). de in
tatäl näscut mainte de toate veacure (id. 32, cred. creft.
Z. 4, Coresi, Caz. II, 1581). de va hi mai nainte de yähodul
cel mare (Gast. a. 161, 6, Pravila de Tärg., 1652).
Im Aromuniscben findet sich „nainte de'' und im Istrischen
mjfide de zi = vor Tag (Jb. I, 152, X, 7).
Inainte (de) mit seinen Nebenformen knüpft seiner Ety-
mologie nach an das lateinische Adverb ante =» „vorher,
früher, eher" an (inainte < in + ante, mainte < magis +
inante). Die Nebenformen mit mai < magia machen es vrahr-
scheinlich, daß auch inainte diese komparativische Bedeutung
des lai ante bewahrt hat. Das nachfolgende de wäre dann^
worauf schon M.-L. (Gr. UI, 295) aufinerksam macht, ab Ver-
treter des lat. Ablativus Komparationis aufzufeissen (s. unter
de XVIII), inainte de also eigentlich = „früher als"; hieraus
erklärt sich aber die Bedeutung „ vor^ ohne weiteres. Seiner
komparativischen Natur entsprechend kann inainte de natür-
lich nur vor Ausdrücken der Zeitgrenze gebraucht werden,
nicht aber, wie das deutsche „vor", auch vor Ausdrücken des
Zeitmaßes; „mein Bruder starb vor einigen Jahren" könnte
rumänisch nur heißen: „frate meu a murit inainte cu citi-
va ani" (eig.: um einige Jahre vorher). Wenn daneben hie
und da auch gesagt wird: inainte de citi-va ani, so beruht
dies wohl auf deutschem Einfluß. — Die übrigen romanischen
Sprachen knüpfen zum Ausdruck des Begriffes „vor" meist
direkt an die lateinische Präposition ante an: ital. anzi,
avanti, innanzi, dinanzi; prov. ant, ans; franz. avant (afrz.
— 617 —
auch ains, ain^ois, devant) mit Akkusativ. Dem Rumänischen
näher steht hier das Spanische und Portugiesische, wo eben-
falls „de" zur Anknüpfung des folgenden Wortes verwandt
wird: span.: ante de poco rato = vor kurzer Zeit (Berceo
Sil 448); yre a la cort enantes de iantar (Cid. 3051) (M.-L.,
Gr. m. 297).
portg.: antes do dia = vor dem Tage; auch prov. neben
antan == ante annum und ans la festa „ans del peccat =
ante peccatum commissum (Diez, Gr. 896).
Anm. Die Vorzeitigkeit kann auch durch das ursprüng-
lich örtliche inaintea mit Gen. ausgedrückt werden (s. dort). —
Ein „Inainte tine", das M.-L. (Gr. III, 295) anfahrt, kommt
im Rumänischen nicht vor. — Über Intre (altrum.) (mit Akk.)
= »vor" siehe unter Intre = zwischen, unter.
Mai (pre) sus de.
Mai (pre) sus de findet sich:
a) in örtlichem Sinne; = „über (hinaus)" „höher als":
vezi cele de zboara mai presus de mänele acestui uries
(Gast. b. 199, 8 v. u.)
b) in zeitlichem Sinne; = über, älter als; altrum.: c'au
fostü mal susü de 15 ai (Gast. a. 120, 4 v. u.)
c) übertragen: = höher an Wert, über: mai presus
de monitori eraü trei monitori generali (Delavr. Paraz. 307,
4 V. u.). care era mai presus de diplomatia aliatilor (=
der Staatskunst der Verbündeten überlegen (Sl. Fr. III, 585, 4).
o activitate mal pre sus de ori-ce laudä (= über jedes
Lob erhaben) (Vointa nat. 23. Febr. 1902, 1, Sp. 1. 8. Absatz).
Mai presus de ist seiner Natur nach ein komparativischer
Ausdruck von der Bedeutung „höher als"; das nachfolgende
de vertritt also, wie bei inainte de den lat. Abi. Komparationis.
Die örtliche Grundbedeutung „höher als, über" konnte leicht
auf das zeitliche Gebiet übertragen werden. Die unter c) an-
geführte übertragene Verwendung, heute die einzige noch
übliche von „mai presus de", konnte sich aus der örtlichen
Grundbedeutung aus dem Gedanken heraus entwickeln, daß
— 618 -
man etwas über andere Dinge Hervorragendes diesen gegen-
über als etwas Besonderes, Wertvolleres betrachtete. Ver-
gleichen läßt sich hier das französische an-dessos de: au-dessus
de ses forces, au-dessus des louanges (Diez, Gram. 898) und
besonders: pardessus tout = „vor allem, besonders**, das genau
dem rumänischen: „mat presus de toate** entspricht
IV. Kapitel. Die substantivisdien Präpotitienen.
Asupra.
I. Asupra bezeichnet die Lage auf oder über etwas;
deutsch: auf, über (mit d. Dativ): ^i ve^ vedea cä asupra
mea stä o soartä atät de grea (Delavr. Trüb. 23, 18). el
stäruie asupra dispositiunil luate (SL Fr. III, 191, 13).
GoK fi desculti, numai cäte cu un sncman rSü asuprä-le
(bei Tiktin, Wb. 119). a fi asupra unet lucrärl über einer
Arbeit her sein.
Wie die gegebenen Beispiele zeigen, wird asupra in dieser
Verwendung mehr von übertragenen Verhältnissen gebraucht
und gehört daher ausschließlich der Literatursprache an; volks-
tümlicher und häufiger ist dafür deasupra (s. dort). — Asupra
hat in dieser Funktion die Bedeutung des lateinischen supra,
das sowohl Adverb, wie Präposition sein konnte, bewahrt, und
stinunt darin mit den Ausläufern von supra und super in den
romanischen Sprachen überein:
lat ille qui supra nos habitat, Plaut; accumbere supra
alqm. (bei Tische), Cic
ital.: sedere sopra un carro (Diez, Gr. 897).
frz.: sur la table »= auf dem Tische; planer sur l'eau =
über dem Wasser schweben; avoir de l'argent sur soi (Sachs-
Vilatte I, 1482).
span.: la tortolilla sobre el oimo (Diez, 897).
portg.: Porto sobre o Douro =» Porto am (eig.: über,
oberhalb) Douro (Michaelis, Wb. 662).
— 619 -
n. Asupra bezeichnet eine Bewegung (von oben oder von
unten her) auf etwas; deutsch: auf, über: provisiunea de
föinä, din care fie-care cäl&ret a luat asupra sa un sac (Sl.
Fr. III, 377, 17). acea Ingrijire plinfi de gingäfie, ce ai r^versat
asupra mea (M. Sg. 3, 20). S 'asupra noasträ anii pustii
trec, ränduri-r&nduTi (Vlach. Poez. 7, 4). aruncau tötä yina
asupra Yoiyodului (Sl. Fr. III, 16, 2). m' am plecat asupra
mesei. teiul l|i incoYoale crengile asupra casei. tin mlna
asupra focului (Scurtu).
altrum.: nevoia ce va veni ji sc&deria asupra oameni-
lorü (Bianu-Hodof, Bibl. rom. 1, 157, 8) (a. 1646).
Auch in dieser Verwendung ist asupra, wie die Beispiele
zeigen, nicht Yolkstümlich, sondern mehr auf die literarische
Sprache beschränkt. Supra und super finden sich im Latei-
nischen bereits in derselben Bedeutung, ebenso deren Aus-
läufer in den romanischen Sprachen: lat.: nee exissent unquam
supra terram, Cic; (Georges II, 2663); alii super alios ruentes,
Sen. (Georges 11, 2629).
ital.: porre la mano sopra la tavola; saltare sopra a una
tavola = auf einen Tisch springen (Rigut-Bulle 800).
prov.: jurar sobre sans = auf die Heiligen schwören.
frz.: cela roule sur la tete; s* appujer sur un bäton.
span.: subir sobre asno (Diez, Gr. 897).
portg.: tomar sobre si=» auf sich nehmen (Mich. Wb. 662).
in. Die unter I und II angeführten Verwendungen von
asupra haben sich nach zwei Seiten hin weiter entwickelt:
a) asupra findet sich in übertragenem Sinne: und zwar:
a) nach Ausdrücken der Herrschaft oder Überlegenheit
zur Bezeichnung der Person oder Sache, auf die sich die
Machtwirkung richtet; deutsch: auf, über (mit Akkusativ,
auf die Frage wohin?):
drepturile ImpSratului asupra corönei üngare (Sl.
Fr. III, 105, 9). voiesc so iei o putere absoluta asupra ei
(M. Sg. 31, 5). vecmicul sSu control asupra pänei §i asupra
vinului, a lemnelor, a särii |i asupra candelelor (id.
65, 22).
— 620 —
ß) asupra nach Begriffen des Sagens und Denkens zur
Bezeichnung der Person oder Sache, über die man sich äußert,
über die man nachdenkt u. s. w.; deutsch: über (mit Akk.):
Ea doru 'ntreg le aräta | si-asuprä-i chibzuirä («= und sie
dachten nach über ihn) (Familia 38, 115, 3. Strophe). Impro-
vizatii epigrame, aprecieri asupra paturilor si mäncärilor
(Cosb., Vers, si Prozä 145, 7 v. u.). te-ai lÄmurit (= aufge-
klärt) asupra averii si asupra familiei omului? (M. Sg.
39, 11).
altrum.: sl päräia tare asupra lui (Gast. a. 351, 30).
Der Zusammenhang dieser Fälle mit den unter I und II
besprochenen rein örtlichen ist ohne weiteres klar. Im Latei-
nischen ist super (mit Abi.) wenigstens für den unter ß) an-
geführten Fall schon sehr gebräuchlich: zu ß):
lat.: hac super re scribam ad te, Cic.; super urbe curas
Hör. (Georges II, 2628).
ital.: pensare sopra una cosa.
frz.: disputer sur une question.
span.: disputarse sobre una cosa (Diez 897).
portg.: escrever, disputar sobre alg. c. (Michaelis 662).
zu ß): frz.: regner sur une nation; avoir de Tinfluence
sur quelqu'un (Sachs- Vil. I, 1482).
Anm. Wie die gegebenen Beispiele zeigen, gehört auch
diese Verwendung von asupra nur der literarischen Sprache
an; volkstümlicher ist für den Fall unter ß) despre (s. dort).
b) asupra zur Bezeichnung der Richtung; und zwar:
a) in feindlichem Sinne: = gegen, auf (=alos): ^i laträ
asupra tuturor (= er bellt alle an) celor ce vreau sä b&
atingä de averile lui (Gast. b. 358, 32). cum a lui sotie intr'
atät tiranä asuprä'i sä fie (id. 363, 12). Calul atunci d&
nävalä asupra ursului (Cr. IV, 16, 17).
altrum.: i au surpat asupra lor (Gast a. 70, 6).
Bisweilen auch mit Umstellung:
Intalegänd Stefan Vodä cä adeverat Radul Vodä cu oastea
sa li vine asupra (üreche, Letop. ca. 1625, Gast a. 72, 14).
Auch das einfache supra findet sich altnim. in diesem
— 621 —
Sinne: cänd sä apropiia supra mea föcätorii de rau (Gast. a.
247, Ps. 26, 2, a. 1680). (Vielleicht auch hier asupra zu lesen.)
ß) rein örtlich = neutral: = nach — zu, nach — hin
Calea Bucure|tilor | asupra Scaenilor (== nach Scäeni zu)
I mare pulbere zärea (Gast. b. 300, Mihnea Vodä 52). din cänd
in cänd o privire repeditä asupra profilului unei copile
zimbitoare (Emin. nuv. 98, 14). spänul repede Isi atinteste
privirile asupra lui Harap Alb (Cr. IV, 47, 4).
altrum. auch zum Ausdruck der Bewegung nach etwas
hin: Tigru aceasta curge asupra Asäri'ie Efratu aceasta
Gurge asupra Indiei si a Persädei (Gast. b. 61, 35).
In diesen beiden Verwendungen hat asupra dieselbe Be-
deutungsentwickelung genommen, die bereits bei der ver-
wandten Präposition spre (s. dort) besprochen wurde, nur daß
asupra heute meist in feindlichem Sinne, spre nur noch in
rein örtlichem Sinne gebraucht wird. — Es handelt sich in
den beiden Fällen unter a) und ß) um eine Richtung oder
Bewegung in der Horizontalebene; die rein horizontale Vor-
stellung ist dabei aber verloren gegangen; man stellt sich
entweder den Ausgangspunkt oder den Zielpunkt als höher
vor, sodaß an Stelle der wagerechten Linie eine „von oben
nach unten" oder auch „von unten nach oben" geneigte
tritt. Meist handelt es sich wohl um die erstere Auffassung;
so denkt man bei der Richtung oder Bewegung in feindlichem
Sinne wohl an ein Herabsturzen (nach Art eines Raubtieres)
von oben nach unten, ebenso wird bei der Richtung in rein
örtlichem Sinne der Ausgangspunkt als erhöht vorgestellt.
Bisweilen findet sich aber auch asupra, wenn eine Bewegung
von unten nach oben vorliegt: a Inota asupra apei = gegen
den Strom schwimmen (Tiktin, Wb. 118).
Bereits in vulgärlateinischer Zeit finden sich Belege, daß
(das oft mit supra verwechselte) super zur Bezeichnung der
Richtung verwendet wurde: zu a): si levavi super pupillum
manum meam (lob. 31, 21). zu ß): super mortuum (= ad
cadaver) non ingredietur (Num, 6, 6; bei Forcell. V, 749, Vul-
gata). In den übrigen romanischen Sprachen werden dann
— 622 —
die Ausläufer von super und supra ganz allgemein in diesem
Sinne verwandt; s. Diez 897, M.-L. Gr. III 482, 491.
IV. Im Altrumänischen findet sich asupra auch in der
Bedeutung „über — hinaus"; statt asupra mit dem Oenitiv
wird in diesem Falle die Form asupra de verwendet: si Inrema
se tnralti asupra de ceriu (Gast. a. 54, 21; a. 1619).
Daneben auch pre asupra de: Ca se luo mare cuviinta
a ta pre asupra de ceriu (Cod. Schei. VIII, 2).
Aus dieser örtlichen Verwendung erklären sich zwei Über-
tragene Bedeutungen von asupra (de), die sich ebenfalls nur
altrumänisch finden:
a) asupra in komparativischem Sinne: = „über", „in
höherem Maße als": iarä nu mai mare asupra celor-
Talti apostoli (Gast. a. 330, 22, a. 1699) = aber nicht größer
als die anderen Apostel.
b) asupra im Sinne von „außer": asupra de aceea
voiu intorce fata mea in aleanul vostru (Gast a. 4, 27, Levit
a. 1560). asupra de aceia (Mscr. ca. 1569, H. C. I, 8; bei
Tiktin, Wb. 119).
In der unter IV angegebenen Bedeutung „über — hinaus"
knüpft asupra ohne weiteres an das Lateinische an, wo sich
supra bereits in demselben Sinne findet: attolli supra ceteros
mortales (Plin.) (Georges II, 2663). Diese Bedeutung („über —
hinaus") konnte leicht auf Fälle wie die unter a) und b) an-
gegebenen übertragen werden, da es sich hier ebenfalls um
ein Hinausgehen über eine Grenze allerdings in übertragenem
Sinne, handelte; das Lateinische sowohl wie die anderen roma-
nischen Sprachen bieten hier Vergleichbares:
lat. zu a): es tu super omnes beatus, Plin. ep.
zu b): super ceteros honores, Liv.; super haec = außerdem
(Georges II, 2629).
ital.: zu a): l'amava sopra la vita sua.
zu b): sopra la malattia ancora la fame.
frz. zu a): sur toute chose.
span. zu a): me costö sobre cien reales (Diez, 897).
— 623 —
portg. zu a): e sobre minhas for^as; estar sobre alg.
(= jem. überlegen sein).
za b): sobre isto = außerdem (Michaelis 662).
Da diese unter IV. angefahrten Verwendungen, in denen
sich übrigens auch prespre (s. dort) findet, auf das Altrumä-
nische beschränkt sind, so ist es wohl möglich, daß "wii es
trotz der Übereinstimmung mit dem Komanischen mit direkten
Anlehnungen an slayische Vorlagen zu tun haben. — Das
nachfolgende „de'' der Form asuprä de ist ebenso wie bei Inainte
de und mal presus de als „de*' comparationis aufzu&ssen.
Asupra kommt im ganzen also in folgenden Verwen-
dungen vor:
L = über, örtlich, auf die Frage wo?
II. = über, örtlich und übertragen, auf die Frage wohin?
davon abgeleitet: asupra zur Bezeichnung der Richtung
oder Bewegung; und zwar:
a) in feindlichem Sinne = gegen, auf — los.
b) in örtlich-neutralem Sinne = nach — zu, nach — hin.
III. (altrum.) = über — hinaus (örtlich); davon abgeleitet:
a) =a mehr als, über.
b) = außer.
De-alungul.
De-alungul bezeichnet eine Bewegung in der Längsrichtung
von etwas; deutsch: längs, entlang: lau aruncä ochii tei |
tot de-alungul celei väi (larn., Varia, 1, 147). mie fnsä
trecea cäte un fior rece d'alungul spinärei (Delavr. Paraz.
294, 12). De-alungul zidurilor, Imprejmuitoare mergean
cäräruse pe coasta dealülui (Emin. nuv. 95, 5).
Die Bedeutung von de-alungul erklärt sich leicht aus
seiner Etymologie: <! (de) adlongum. Man geht „längs" einer
Mauer z. B., indem man an ihrer langen Seite (adlongum)
hingeht. Ganz dieselbe Auffassung liegt dem deutschen „längs"
und „entlang", und aus dem Gebiete der romanischen Sprachen
dem französischen „le long de" zu Grunde: Chevauchant vont
le long d un val (Ren. 23674) (Tobler, Beitr. II, 167). — Über
— 624 —
das Yoranstehende „de" ist bereits bei den Zasammensetzungen
mit de unter I d) gebandelt worden.
In ähnlicber Weise werden auch die der Form nach ver-
wandten Bildungen de-a curmezisul und de a latul (= „quer
über", nq\\QV durch", resp. „der Breite nach durch") gebraucht:
inaintea mea d'a curmezisul cärärii Inguste, y^dui des-
lusit, cum vö vöd pe voi acum, doue ghiemuri cu tort Invftr-
tindu-se pe loc (Delavr., Trüb. 25, 22).
De-asupra.
Deasupra bezeichnet die Lage über etwas; deutsch: über:
Ca eu de te voi uita | sä mS uste Precista | ca firu^ul paiului
de-asupra fumariului (= über dem Rauchfang) (Dome,
527, 15). deasupra capului meü ved o multime nenume-
rata de vezute si de nevezute (Cr. IV, 55, 22). zid, In care
yeghea, de asupra unei candele fumegände, icoana Imbrä-
catä in argint a maicei durerilor (Emin. nuv. 4, 5).
altrum.: Si acolo deasupra Siretului (= über dem
Seret) la movila cea mare a Tecuciului au odihnit trii zile
(Gast. a. 71, 36; ca. 1625). Bisweilen findet sich altrum. auch
einfaches de supra: si despärti apele ce era de suptü tärie
dela cealea ce era de supra täriei (Gast. a. 34, 7 a. 1582). Das
Meglenitische verwendet disupra di: disupra di uraciü,
lundi ara, vg un deal nalt = über dem Ackerbauer, wo er
pflügte, war ein großer Berg (Papah., Bom. din Megl. 26, 2).
Dieses deasupra, desupra ist durch Vorsetzung von de
in rumänischer Zeit aus dem einfachen asupra, resp. supra
gebildet worden. De erklärt sich dabei in derselben Weise,
wie das bei den Kompositionen mit de imter I d) behandelte,
d. h. es hebt den adverbialen Charakter der ganzen Redens-
art hervor; deasupra hat daher für den Rumänen etwas Ge-
naueres, Anschaulicheres, als das einfache asupra. Vor allem
unterscheidet es sich aber von diesem dadurch, daß es mehr
den Begriff der Ruhe, asupra mehr den Begriff der Bewegung
in sich schließt. Bisweilen steht nun auch deasupra bei Be-
wegungs- und Richtungsverben; dann soll aber weniger der
— 625 —
BewegangSYorgang, als der daraus heryorgehende Ruhezustand
hervorgehoben werden: apoi se suie de-asupra lut =» dann
steigt er hinauf (seil, auf den Brunnendeckel, sodaß er sich
über der Brunnenöffnung befindet) (Cr. IV, 23, 6). Corbul cand
asa auzia | d'asupra mesei sbura =» als der Rabe dies horte,
flog er über den Tisch (d. h. nur soweit, daß er gerade über
dem Tische in der Luft schwebte) (Gast. b. 303, 10).
Im Lateinischen und Romanischen werden supra und super
bekanntlich ebenfalls im Sinne von „über** verwendet (s.
unter asupra). Interessant ist dabei, daß im Provenzalischen
und Franzosischen ähnlich wie im Rumänischen bisweilen
Bildungen mit de in dieser Bedeutung auftreten:
prov.: riu desobre los sablos; venir desus un destrier.
frz.: il entasse lauriers dessus lauriers (Com.); au-
dessus des cieux: (Diez, Gr. 898).
Dedesubtul.
Dedesubtul bezeichnet die Bewegung oder Lage unter
etwas; deutsch: unter:
rlul curge dedesubtul podului (Borcia).
altrum.: si despärtä Dumnezäu tntre mijlocul de apa
carea era dedesuptul Invarto^iturii ^i 'ntre mijloculü de
apa cea deasupra invärtositurii = und Gott schied zwischen
dem Wasser, das unter dem Festen war und dem über dem
Festen (Gast a. 265, 8—11, 1683).
Dedesubtul ist eine Weiterbildung des lateinischen Adverbs
subtus; bereits in valgärlateinischer Zeit erscheint neben
diesem die zusammengesetzte Form desubtus und zwar sowohl
in adverbialer wie in präpositionaler Verwendung: Donamus
de foreste nostra de ipso monasterio insoaque de-
subtus illo ex arte usque in ipso vado in Prumia (Pard. 516,
anno 721, Wölfflins Archiv V, 360, C. Hamp). ab arcu illo
descendentibus ad Siloam per gradus multos super Siloam est
basilica volubilis, desubtus de qua surgit Siloa (Anton, c.
24, S. 18, 9 von P. Geyer, Wölfflins Arch. VII, 408).
Weigand, 10. Jahresbericht. 40
— 626 —
Die Bedeutung der Präposition dedesubtul ist im Rumä-
nischen dieselbe wie im Lateinischen und den romanischen
Sprachen geblieben und bietet zu Bemerkungen keinen Anlaß.
Anm. Dedesubtul ist synonym mit sub, aber seiner längeren
Form entsprechend etwas nachdrücklicher als dieses.
impotriva.
I. impotriva bezeichnet die Lage gegenüber etwas, deutsch:
gegenüber: impotriva casei noastre se aflä o gradinä
(Scurtu).
altrum.: larä Melhi sta impotriva cetätei in mägura
ce sä chiamä Eleonulü (Gast. a. 67, 27).
n. impotriva bezeichnet die Richtung nach etwas hin;
und zwar:
a) in rein örtlich-neutralem Sinne; deutsch: zu, nach —
zu, nach — hin: acealea toate grai Is. in potriva näru-
dului (Cor. Tetraev. 1579, Gast a. 17, 8). ce pasä in potriva
raiului si plängi (Gast a. 63, 22 a. 12).
b) in feindlichem Sinne; deutsch: gegen, wider: Cine
ar putea s^ fie destul de indräcit spre a se pune improtiva
lui (M. Sg. 28, 15).
altrum.: |i sä veti hi inbländu in potriva mea = und
wenn ihr gegen mich wandelt (Levit 1560, Gast a. 4, 37).
UI. impotriva bezeichnet die Angemessenheit, Entsprechung;
deutsch: angemessen, entsprechend; (nur ganz vereinzelt
im Altrumänischen): si amändoi ace|tia in protiva vietiei
priimi-vor platä = und diese beiden werden einen ihrem Leben
angemessenen Lohn erhalten (Coresi 1581, Gast a. 32, 4).
impotriva setzt sich seiner Etymologie nach zusanunen
aus „in" + potriva", das Cihac (Dict d'^tymol. daco-rom.
II, 96) als Adverb in der Bedeutung: „e regione, ex ad-
ver so" = „von der entgegengesetzten Seite, gegenüber" an-
gibt; impotriva also zunächst e= „auf der gegenüberliegenden
Seite, gegenüber". Diese Grundbedeutung ist in den unter I
angeführten Fällen noch durchaus gewahrt In den beiden
unter II a) und b) behandelten Verwendungen hat sich im-
— 627 —
potriYa in der Weise weiter entwickelt, daß es nicht einfach
die Lage jemandem „gegenüber*' bezeichnet, sondern vielmehr
Handlangen andeutet, die aus der Lage „jemandem gegenüber*'
hervorgehen. Man befindet sich aber einer Person oder Sache
gegenüber, wenn man ihr das Qesicht zuwendet; alle Hand-
lungen oder Bewegungen, die von dieser Stellung aus erfolgen,
müssen sich also nach der genannten Person oder Sache hin
richten. Ln Deutschen wählen wir zum Ausdruck dieser Be-
ziehung meist Präpositionen des Zielpunktes wie „zu, nach**,
das rumänische impotriva deutet zum Unterschied davon nur
den Ausgangspunkt an. Die Bewegung oder Richtung zu
etwas hin kann rein ortlich = neutral oder feindlich sein; im
Altrumänischen kommt impotriva in beiden Fällen vor, im
Neurumänischen dagegen ist es auf den letzteren beschränkt.
— Die unter IH erwähnte übertragene Verwendung erklärt
sich ebenfalls aus der Grundbedeutung: „gegenüber**. Wenn
man zwei Dinge einander angemessen machen, miteinander
vergleichen will, muß man sie zunächst einander gegenüber-
stellen, ebenso ist man umgekehrt gern geneigt, zwei Dinge
oder Personen, die. einander gegenüberstehen, miteinander zu
vergleichen; Impotriva ist also auch hier wohl erklärlich; im
Neurumänischen kommt es in diesem Sinne nicht mehr vor,
weil seine Funktion durch potrivit cu ersetzt ist.
Anm. Synonym mit impotriva im Sinne von feindlich
„gegen** werden auch die Präpositionen in aleanul, in contra,
asupra, spre und cäträ gebraucht. Hiervon kommen in aleanul,
spre und cäträ nur in altrum., meist kirchlichen Texten vor,
asupra bezeichnet mehr die feindliche Bewegung „gegen**
jemand und incontra ist im Gegensatz zu impotriva mehr auf
die literarische Sprache beschränkt.
Im ganzen kommt impotriva in folgenden Bedeutungen
vor: = gegenüber (örtlich); davon abgeleitet:
1. zur Bezeichnung der Richtung, Bewegung:
a) örtlich = neutral: = zu — hin, nach — hin, zu:
b) feindlich: = gegen, wider.
40*
— 628 —
2. zur Bezeichnung der Angemessenheit, Entsprechung: =»
angemessen, entsprechend.
impreajma.
I. tmpreajma bezeichnet (altrum.) die Lage unmittelbar
vor etwas; deutsch: vor, im Angesichte von: care fiind tn
prejma ojtilor (ür. 5, 250, bei Cihac, Dict II, 288). mear-
geti tn satulü, care e in preajma voasträ = geht in das
Dorf, das vor euch ist (S. Greceanu, Eyang. 1693, Marc. XI, 3,
Oast. a. 310). de s'au corunat acolea la acel sat, care si in
preajma Sibiului taste (R. Greceanu, Cronica 1700, Gast. a.
333, XX, 9).
IL impreajma bezeichnet das Eintreten eines Ereignisses
zeitlich unmittelbar vor etwas; deutsch: vor, am Vorabende
von: cänd guvemul berlinez tocmai in preajma reinoiri . .
(Trib. 26. Mai 1902, p. 1 Sp. 5 unten).
impreajma ist zusammengesetzt aus rum. in + preajma,
das Cihac von vsl. premo, premy = „gejgennber" ableitet.
Die ursprüngliche Bedeutung: „im Gegenüber, im Angesichte
von" ist in der nur im Altrumanischen vorkommenden ort-
lichen Verwendung noch bewahrt. Die Übertragimg auf das
zeitliche Gebiet, in der impreajma im heutigen Rumänisch
allein noch vorkommt, konnte ebenso wie bei anderen Präpo-
sitionen, z. B. tnaintea, leicht vor sich gehen, da man sich die
Entwickelung in der Zeit stets unter dem Bilde des Fort-
schreitens im Baume vorstellt. — Von dem verwandten inaintea,
resp. inainte de unterscheidet sich impreajma in der Weise,
daß es das Genauere (= im Angesichte von, unmittelbar vor,
am Vorabende von), jenes dagegen das Allgemeinere (=
„vor") ist.
im(pre)jurul.
imprejurul (oder injurul) bezeichnet die Lage oder Be-
wegung um etwas herum; deutsch: um — herum: Lungi cear-
cäne vinete se trageau imprejurul ochilor (Emin. nuv. 4, 1).
Gate fiori in jurul meu | toate *mi voesc numai rSu (Doine
— 629 —
408, 7). in jurul caselor o curte mare cu bälärii (Delavr.
Paraz. 299, 6 v. u.).
altrum.: nu ma tem de mii de oameni ce cad& impre-
jurul mieu (Gast. a. 10, Ps. 3, Z. 7: Coresi, Psalt. 1577).
Das Aromunische yerwendet (wie mir Prof. Weigand mit-
teilt) ^mpridzur di, doch konnte ich in aromunischen Texten
kein Beispiel dafür finden. Das Istrische scheint diese Prä-
position nicht zu kennen; das Meglenitische bietet dinjur di:
81 li anvii din zur di kr9bl9 = und er wickelte sie ringsum
den Kasten herum (Wg., VL-M., 66, 15). iundi ra si un& ftatä
cu multi drati din zur di ea (Papah., Rom. din Megl. 20, 18).
Im(pre)jurul ist zusammengesetzt aus in {+ pre) + jur
(<C gyrus = d. Kreis); es bedeutet also eigentlich „im Um-
kreise von". Diese der Etymologie nach zu erwartende Be-
deutung ist, wie die oben angeführten Beispiele zeigen, im
Rumänischen bewahrt In den anderen romanischen Sprachen
findet sich nichts Entsprechendes.
Bemerkenswert ist das Vorkommen von prejur mit Akku-
sativ im Altrumänischen (des 17. Jahrb.); und zwar:
a) örtlich:»» um — herum: cum se aflarä toti pregiur
'el (üreche, Letop. ca. 1625, Gast a. 27, 7). de se cehluescu
(= hüllen sich ein) prejur cap (Evstratie, 1650—70, Gast a.
234, 18). gl mä purtä prejurä dinse dimprejurü (Dosotheiu,
1673, Gast. a. 215, 3).
b) übertragen: = über, betreffs: Zice-sa-va de ruga-
mintea Favstinu tmpäräteasei lui Marco Avrelie pegiur slobo-
dzenie featn sale Luchillii (1714, Gast b. 10, 9).
Hier handelt es sich also um einen Anlauf, prejur als
eigentliche Präposition zu brauchen; im Neurumänischen findet
sich davon keine Spur mehr. — Die unter b) angeführte über-
tragene Bedeutung dieses prejur erklärt sich wohl aus der
Beobachtung heraus, daß, wenn mehrere Personen „über"
einen Gegenstand sprechen wollen, sie sich zunächst um den-
selben versammeln, um ihn in Augenschein zu nehmen.
— 630 —
inaintea (dinaintea).
L inaintea bezeichnet in örtlichem Sinne die Lage oder
Bewegung vor etwas, auf die Frage wo? oder wohin? und
zwar:
a) eigentlich: c= vor, vor — her; vor — hin: |i st&tu si
acesta Inaintea Fäcätoriului (Gast b. 358, 10, Snoave si
pove|ti). Acum veni inaintea Ziditoriulut ^i mäemuta
(id. 358, 10). Spänul se Infatisazä Inaintea Impäratului
(Cr. IV, 24, 26). Ingenuchind amändoi dinaintea impära-
tului Verde (id. 87, 6). merge inaintea mea = er geht
vor mir her (Borcia).
altrum.: si '1 batieä inrainte giudeoatoareei (= vor dem
Richterstuhle) (Cod. Vor. 89, 7). cä vräjimasii vojtri vor pica
inain[t]e vosträ (Hasd. Cuv. I, 13, 10, Levit. 1560). si ducu
lucrurile toate inaintea lu Chs. (Gast a. 1, 4).
arom.: nintea anösträ, calle lungä (Petr. Mostre II, 50,
IV, 4). §i v^de cä dinintea a fäntänälei sunt trei fete (id.
22, 24). §i amiräülu dimändä sS 1 adducä denintea a lui
(id. 38, 14). si Sgd^mü dinintia a dzüdislui «= wenn wir
vor dem Richter sitzen (Cod. Dim. 25 b. 23; IV. Jb., 183).
Anm. Wenn die Person oder Sache, „vor" die man
sich „hin" bewegt, als sich in entgegengesetzter Richtung
bewegend gedacht wird, verwenden wir im Deutschen die
nachgestellte Partikel „entgegen", im Rumänischen steht
auch in diesem Falle inaintea: lese inaintea fecioru säu
«s er geht seinem Sohne entgegen (Cr. IV, 5, 13).
altrum.: |i-u e|itu ^i Hatmänol cu cäteava samä de
omeni naitealor(=a ihnen entgegen) (lorga, Doc. 1, 34, Nr. 44,
7 a. 1617.
b) in bildlichem Sinne, von Handlungen; deutsch: vor,
gegenüber: Pare cam föcut tot rele | inaintea maicii
mele (Dome, 272, 6). Pare cam {acut tot rSu | inaintea
tatä-meu (id. 11). ca sä nu gre^esc inaintea lui Dum-
nezeü = damit ich mich nicht Gott gegenüber versündige
(Cr. IV, 48, 3).
— 631 —
inaintea ist zusammengesetzt aus in + ainte («= ante), eine
Zusammensetzung, die sich entsprechend auch im Vulgärlatei-
nischen findet; inante wird im Sinne des klassischen ante
sowohl als Adverb wie als Präposition gebraucht: als
Adverb: inante obsidam rotundam habens (Oreg. Tur. bist.
Franc 2, 16, p. 82, 19); — vade, vade inante, dat tibi deus
(Augusi Patr. 39, 2305; bei Hamp, Wölfflins Archiv V, 337).
als Präposition: Inante atrium est piscina grandis manu
hominis munita (Itin. Ant. Piacent. c. 24, p. 18, 13 in Wölfflins
Arch. VII, 408). — Die übrigen romanischen Sprachen ver-
wenden im Sinne von „vor'' ebenfalls Weiterbildungen des
lateinischen ante:
ital.: davanti la casa, innanzi a dio, stare dioanzi ad una
persona, dinanzi la casa.
frz.: devant le feu, devant des temoins.
prov.: davan so vis, devan me.
span.: paso ante paso = Schritt vor Schritt; estar delante
de una persona.
portg.: antes do pa90 (Palast) (Diez, Gr. 896).
altportg.: este homem foy chamado perante el rey
(Rom. XI, 384) (M.-L., Gr. III, 163).
Wie die Beispiele zeigen, kommt im Dakorumänischen
bisweilen auch eine Form dinaintea vor, die im Aromunischen
das einfache inaintea bereits fast ganz verdrangt hat Dinaintea
hat etwas Genaueres, Präziseres als das einfache inaintea. Im
Sinne von „vor — her" und „entgegen" kann aber nur die
letztgenannte Form stehen.
n. inaintea bezeichnet die Vorzeitigkeit; deutsch: nvor"
(auf die Frage wann?):
altul (povestesce) cä intr'o noapte vizitiul, cel ce fusese
inaintea mea (= der Kutscher, der vor mir war) V'aprins
fiirand ovesul dela cai D.-Voastre (M. Sg. 67, 2). inaintea
räsboiului din 1877, Rominia tot mai atima de Turci.
inaintea ministrului, a vorbit un deputat din opositie.
inaintea furtunei era foarte frumos (Scurtu).
altrum.: Dupä mine va veni, naintea mea fu. cä
— 632 —
mainte de mine fu = (Luther:) nach mir wird kommen, der
vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich (Gast. a. 20,
loan 1, 20, Coresi, Tetraev. 1579). duhul sfäntü merge Inaite
sufletulul in ceru (id. 3, 10, Apocalipsul ap. Paul vor 1550(?)).
arom.: ▼inif9 §9 altsg uamini a7isits9 dinintia a Hri-
§t61ui B= es kamen auch andere heilige Männer Tor Christus
(Cod. i)im. 93, 11).
Bereits das vulgärlateinische inante wird nach dem Muster
des klassischen ante auch temporal gebraucht worden sein,
wenigstens findet sich im Italienischen dinanzi auch in zeit-
lichem Sinne: dinanzi a me non für cose create (bei Diez,
Gr. 896).
Häufiger als inaintea ist im Rumänischen in temporaler
Verwendung inainte de (s. dort). Eine Anzahl rumänischer
Grammatiker und Lexikographen, wie Pumnul (Gram. d. nun.
Spr. 186), Tiktin (Gram. Rom. I, 219), Dame (nouv. dict.
roum.-franc. 2, 146) verweisen daher inaintea durchaus auf die
örtliche, inainte de durchaus auf die zeitliche Verwendung,
was aber in Bezug auf inaintea doch nicht ganz richtig ist
Gandrea-Hecht (Gram. roum. 246), setzt falschlich inaintea
dem franz. avant, dinaintea dem franz. devant gleich, während
er inainte de überhaupt nicht angibt.
inaintea kann also folgende Bedeutungen haben:
L örtlich: a) = vor, vor — her, vor — hin; entgegen;
b) bildlich: = vor, gegenüber.
II. zeitlich: = vor.
in aleanul (altrum.).
in aleanul kommt in einigen altrumänischen kirchlichen
Texten im Sinne von feindlich „gegen^, „wider'' vor:
sä .... |i veti hi inbländu in alenul mteu . . «= und
wenn ihr gegen mich wandelt (Hasdeu, Guv. 1, 14, 5, Lev. 1560).
cäce au inblatü inprotiva me, dereptu ac6e eü inca vom inbla
in alenul lor (id. p. 14, vorletzte und letzte Zeile).
Oder mit nachgestelltem Nomen: eu nemicä inr' alenu
nu fecTu oameniloru (Cod. Vor. 100, 14).
— 633 —
Alean geht zurück auf das Subsi „alean «» Sorge, Widrig*
keit^, das aus dem Magyarischen stammi
(D)inapoia.
inapoia oder dinapoia bezeichnet die Lage oder Bewegung
hinter etwas; deutsch: hinter: Dinapoia noasträ veneaun
om (Borcia) ^= hinter uns kam ein Mann. Inapoia lui^
dinapoia casei (Candrea-Hecht, Gram. p. 246).
Im Aromunischen findet sich in gleicher Bedeutung
dinapoi de: dinapoi de stane («: hinter dem Stalle) (Petr.
Mostre II, 113, 33).
Anm. 1. Das vorgesetzte „de" der Form dinapoia gehört
zu de I d). Dinapoia erscheint genauer, präziser als das ein-
fache inapoia.
Anm. 2. (D)inapoia und indSretul sind synonym mit
dupa; dieses ist allgemeiner, jene sind ihrer längeren Form
entsprechend nachdrücklicher, spezieller (= „im Bücken von").
(in)contra.
Contra oder Incontra bezeichnet eine feindliche Handlung
oder Willensrichtung; deutsch: gegen, wider: in lupta ce
avu a purta contra zmeilor inse fu invins (Cätanä, Pov.
Bänai 83, 2 V. u.). Revoltati contra i^coalelor, cirtind contra
profesorilor (Delavr. Trüb. 7, 28). Pentru aceastä infrängere
vrea Hanul tataresc sä se rSsbune contra lui Lupu (SL Fr.
in, 186, 18). care nu eraü contra unei päci separate (id.
573, 7). nu am nimic de obiectat contra acestui punct
(M. Sg. 35, 11). unul care a pecätuit in contra onoarei
nationale (Trib. 18, Nr. 163, p. 1, Sp. 1, Z. 31). aceia cari in
contra hotäririlor poporului romän ar lua parte la alegeri
(id. Z. 22).
Wie die gegebenen Beispiele zeigen, gehört (in)contra
der Literatursprache an, die Volkspoesie und soviel ich sehen
kann, das Altrumänische kennen es nicht. Ein Adverbium
contra «:= „entgegengesetzt", „entgegen"^ war dagegen aus dem
Lateinischen überliefert. Da dieses besonders in der Ver-
— 634 —
bindung in contra vorkam (sunt, stau cu quineva in contra
=» in Uneinigkeit, Zwist sein mit jemand (Les. rom.-Iab-nng.
Buda, 1825)), so konnte leicht nach Analogie von impotriva
eine uneigentliche Präposition in contra (mit Gen.) entstehen,
die ihrer Etymologie entsprechend die Bedeutung „im Gegen-
satz von", „gegen" hatte. Die zusammengesetzte Form in-
contra scheint in der Tat die altere und zunächst allein
herrschende gewesen zu sein, wenigstens findet sie sich belegt
in Molnars deutsch-walach. Sprachlehre, Wien 1788, p. 323
und ebenso in dem Lesicon rom.-lat.-ung., Buda 1828, p. 291
(incönträ = contra, inad versus, ung. eilen, gegen, wider).
Erst in neuerer Zeit ist dann, wohl in Erinnerung an das lat.
contra, &z. contre die Form contra üblicher geworden. Ein
Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Formen ist nicht
vorhanden. — Das rumänische (in) contra stimmt seiner Geltung
nach noch genau zu der lateinischen Präposition contra und
deren Fortsetzungen im Vulgärlateinischen tmd Romanischen.
lat: (adv.: contra facere, Ter.; contra dicere = dagegen
sprechen, Cic. Tusc. 1, 77) contra alqm. conjurare, Caes.; hoc
non pro me, sed contra me est, Cic. (Georges I, 1523).
vglt.: siquis incontra haue vinditionem evenere tentaverit,
Pard. app. 30 (a. 713) (Hamp in Wölfflins Archiv V, 351).
ital.: virtü contra furore prenderä l'arme, Petr.
frz.: marcher contre Tennemi.
span.: la traica es contra el veneno (Diez, Gr. 897).
Der Form und Konstruktion nach bietet das spanische
encontra eine gute Parallele zum rum. incontra: hablas en-
contra de mi deseo (Diez, Gr. 897). encontra raia = gegen
mich (M.-L., Gr. III, 91).
indärätuL
indärätul bezeichnet die Lage oder Bewegung hinter etwas
(auf die Frage wo? oder wohin?); deutsch: hinter: Grädina
e indärätul casei = der Garten ist hinter dem Hause (Gan-
drea-Hecht, Gr. 252).
— 635 —
Im Lateinischen findet sich retro =» „hinten, hinter" (das
wohl das Etymon zu indärät ist), sowohl adverbial als prä-
positional gebraucht; in vulgärlateinischer Zeit trat dafür
deretro ein, das sich in den romanischen Sprachen zum Teil
erhalten hat:
lai: retro fugere, Cic; quae retro nos sunt (Chalcid. Tim.
239) (Georges II, 2118).
deretro: visa itaque turba deretro et abante (Bar. 6, 5,
Vulg.; Wölfflins Archiv V, 342, C. Hamp).
itaL: era dietro alla casa.
frz.: il est derriere le jardin (Diez, Gr. 896).
Das rumänische indärätul, eig. = „im hinteren Teile von",
dann „hinter*' würde zu diesen lateinischen, resp. romanischen
Bildungen der Bedeutung nach vollkonmien stimmen.
inläuntrul.
fnläuntrul bezeichnet die Lage im Innern oder die Be-
wegung in das Innere von «twas; deutsch: „im Innern von,
in das Innere von": Betränul deschide usa tindii si se face
c < <
nevedut in&untrul clädirei (= im Innern des Gebäudes)
(Emin. nuv. p. 95, 24). In läuntrul hotarelor de din nainte
de cel din urmä resboiü (Sl. Fr. III, 596, 9).
Mit plnä: maestru gura unei pestere, care duce pänä
'nSuntrul pe|terei (Emin. nuv. 102, 6).
Im Aromunischen in gleicher Bedeutung di-nuntru din:
e un jrQOÖOTTjp di-nuntru din tsitate = es ist ein Ver-
räter im Innern der Stadt (Cod. Dim. 111, 1).
Erklärung der Abkürzungen.
Alb. = Albina, Revistä enciclopedica popularä, Bucuresci.
AlexicT, Texte = G. Alexici, Texte din literatura poporarä
romlnä. Tomul I. Budapesta 1899.
Ar. II = "Weigand, Aromunen IL Band. Leipzig 1894.
BibL rom. == I. Bianu si N. Hodos, Bibliografia romänescä
veche 1508—1830. Bucuresci 1898ff.
— 636 —
Borcia »» mündliche Mitteilungen von Herrn Borcia aus
Hermannstadi
Can^. teatru «=« Caragiale teatru Ia|i.
Cifaac, Dict ^=^ de Cihac, Dictionnaire d'^tymologie dacoromane.
Francfort 1870/79.
Cod. Dim. = Codex Dimonie im Jahresbericht d. Inst f. rum.
Sprache. B. I, IV- VL
Cod. Vor. =a Codicele Voronetean, herausg. von Sbiera, Cemäiit
1885.
Cofb., Vers, si Prozä = G. Cosbuc, Versurf f i Prozä, Caran-
Cosb., Fire de tort=G. Cosbuc, Fire de tort, Ed. IL Buc. 1898.
Cofb., Bai. = Q. Cofbuc, Balade si Idile, Ed. IL Buc. 1897.
Cr. = loan Creangä, Opere complecte (I— VI). Bucuresfcf.
Dame, Wb. = Dame, Nouv. Dictionnaire roum.-fran9. Bueu-
resti 1893.
Delavr. Paraz. »» Delavrancea, Parazitil. Bucure|itt 1893.
Delavr. Trnb. = Delavrancea, TwibaduruL Bucure|ti 1887.
Diez, Gr. = Diez, Grammatik der rom. Sprachen. III. Teil.
5. Aufl. Bonn 1882.
Doine = U. Jarnik si A. Bärseanu, Dolne fi Strigäturi din
Ardeal. Bucuresci 1885.
Emin., Prozä ji Vers. «= M. Eminescu, Prozä |i VersurL lasi 1890.
Emin. nuv. = M. Eminescu, Nuvele, Bibl. Saraga.
Farn. s= Familia, Gradea^Mare (Großwardein), illustrierte Zeit-
schrift.
Foaia pop. = Foaia poporului, Sibitü (Hermannstadt). Sonn-
tagsblatt.
ForcelL Lex. = Forcellini, Lexicon totius latinitatis. Prati
1858—60.
Gast e== M. Gaster, Chrestomatie rom&nä. Leipzig-Bucuresci
1891.
Georges = Georges, Ausführliches lat.-deutsches Handwörter-
buch. 7. Aufl. Leipzig 1879.
Hasd., Cuv. = B. Petriceicu-Hasdeu, Cuvinte din bätrinl Buc.
1878/79.
— 637 —
Hasd., Et. m. rom. s=s HSsdeu, Etymologicum magnnm Boma-
niae. Buc. 1887flf.
Ispir. s=s Ispirescu, Legende sau Basmele romänilor. 1882.
lorga, Doc. I = N. lorga, Documente romtne|tt din Archiyele
Bistritei. Parfcea I. Bucuresci 1899.
Jamik, Varia = s. Doine.
Jb. = Jahresbericht des Instituts f. rum. Sprache zu Leipzig.
M.-L., Gr. III=«Meyer-Lübke, Gramm, d. rom. Sprachen. III. B.
Leipzig 1899.
M. Sg. = Moliöre, Sgärcitul, Sibiiü 1886 (Biblioteca poporalä
a „Tribunei", Nr. 29).
Noul Test. =5 Noul Testament AI Domnului si Mantuitorulut
Nostru lisus Christos, lassy, 1871.
Obed.-Bianu, Texte »» G. Obedenaru |i I. Bianu, Texte macedo-
romäne de la Crusova. Bucuresci 1891.
Papah., Rom. din Megl. ^s p. Papahagi, Romänii din Meglenia,
Texte si Glosar. Bucuresci 1900.
Petr. Mostre II = V. Petrescu, Mostre de Dialectul macedo-
romanu, Partea II. Bucuresci 1881.
Psali Schei. =» Bianu, Psaltirea Scheianft, Tomul I. Bucuresti
1889.
Pop Reteg.a=I. Pop Reteganul, Povesti din popor. Sibiiü 1895.
Rigut-Bulle «= Rigutini und Bulle, Neues it.-deutsches Wörterb.
Leipzig 1897.
SI. Fr. III = L. Baron de Hurmuzaki, Fragmente din Istoria
Rom&nilor, Tomul al treilea, Traducere fScutä de loan
Slavici. Bucuresci 1900.
Stänc. a=s Stäncescu, Alte basme culese din gura poporului.
Strig. = U. Jamik si A. Bärseanu, Doine si Strig&turT din
Ardeal. Bucuresci 1885.
Telegr. rom. = Telegraful roman Sibiiü, Zeitung in Hermann-
stadt.
Tiktin, Wb.=Tiktin, rum.-deutsches Wörterbuch. Buc. 1895 flP.
Trib, =« Tribuna, Sibiiü, rumänisches Tageblatt in Hermann-
stadt.
Trib. lit. = Tribuna literarÄ, Sibiiü, Beiblatt zur Tribuna.
— 638 —
Vlach. poes. = AI. Viahut», Poesii, vechi si noue, a iareia
editie. Bucuresci 1894.
Vlach. nuv. = AI. Vlahutä, nuvele, Ia|i.
Vointa nat. «=» Vointa nationale, Ziar national-liberal, Bacu-
resci.
Wg. Rom. = G. Weigand, Nouvelles recherches sur le Roumain
de ristrie, Romania, Bd. XXI, p. 240 ff.
Wg., V1.-M. = G. Weigand, Vlacho-Meglen. Leipzig 1892.
Alphabetisclies Verzeiclmis der besprochenen
Präpositionen.
a 477; afara de 608; aläturea cu, aläturi de u. s. w. 610;
aproape de 612; asupra 618'; — cäträ 484; contra 633; cu 488;
— de 496; de a curmezi|ul, de a latul 624; de a lungul (592),
623; deasupra (592), 624; decäträ 583, 587, 592, 594; decu
593; dedesubtul (592), 625; dedin 583, 587; de din afara 587;
de dinapoia 583; de dincolo de 583, 587; de dupä 583, 587;
dela 583, 586, 587, 593, 594; de lingä 583, 587; depe 584,
587, 595; de pe la 584, 586, 587; de peste 584, 587f.; de
prespre 586; de prin 584, 586, 588; despre 584, 586, 588, 593,
595; de stri 584, 588; de sub 584, 588; dimprejurul 587, (628);
din 584, 587, 588, 593, 596; dinaintea 585, (592), 630; dinä-
parte de (592), 613; dinapoia (592), 633; dinapoi de (592), 633;
dincoace de (592), 613; dincolo de (592), 613; dinde 585;
dinintia s. u. dinaintea; dinjos de (592), 614; dinspre 585, 588;
din sus de (592), 614; dintre 585, 588; dintru 586, 589, 597 f.;
dinuntru di (592); dinzur di (megl.) 629; disupra di (megl.)
624; drept 523; dupä 554, (592); — ftra (de) 525; fatÄ cu,
fa^Ä de 614; — Impotriva 628; impreajma 628; Imprejurul 628;
in 527; inaintea 630; inainte de 615; in aleanul 632; inapola
633; incontra 633; indärätul 634; In de 607; Injurul 628; in-
läuntrul 635; inspre 608; in sus de 614; Intre 534; Intru 533;
kgtrg n (arom.) 608; la 558; lingä 565; — mai presus de 617;
— 639 —
— nintea (arom.) s. u. inaintea; — pe 537; pe aproape de
598, 601; pe de 599, 601, 604; pe deasupra 601; pe de cäträ
601; pe din 604; pe dincolo de 602; pe din sos de 599, 602;
pe dupä 602; pe la 599, 602; pe lingä 599, 602, 604, 605;
pentru 575; peste 567; pe sab 599, 602f. 604; püiä 579; pre
s. u. pe; prejur 629; prespre 568; prin 599, 603, 606; printre
600, 603; printru 600, 603, 606; — spre 547; stri 548 f.; sub
552; — trj (tg, tri, ti) (arom.) 578; trgä (ta§) pi, trgS tru,
trgs ^n (arom.) 582.
ELFTEB JAHB£SB£BIGHT
DES
fflSTITÜTS FÜR RUMÄNISCHE SPRACHE
ZU
LEIPZIG.
HERAUSGEGEBEN
VON DEM LEITER DES INSTITUTS
Prof. Dr. GUSTAV WEI6AND.
COMMISSIONSVERLAG
VON
JOHANN AMBBOSIÜS BARTH
LEIPZIG 1904.
Preis 8 Mark
aediaekt bei Angast Fries U Lelitiis.
Vorwort und Jahresbericlit
aber das Sommersemester 1903 ondWinterBemester 1903/1904.
Im yerfiossenen Jahre wurde unser Institut Ton 19 Stu-
dierenden (10 Deutsche^ 9 Rumänen) besucht Der Zuwachs
an Rumänen rfihrt namentlich Ton MitgUedem der Handels-
hochschule her, die ihr Interesse f&r ihre Muttersprache durch
regehnäßigen Besuch der Seminarubungen bekunden.
Im Sommer- und Wintersemester wurde in den Vor-
lesungen mit Zugnmdlegung meiner „Praktischen Grammatik^
die Elemente der rumänischen Sprache behandelt^ wahrend in
den Seminarsitzungen im Anschlüsse daran praktische Übungen
Torgenommen wurden. Außerdem fanden Einzelunterweisungen
for solche statt, die mit größeren Arbeiten beschäftigt waren.
Als erste Arbeit enthalt der Jahresbericht eine sehr in-
struktive Abhandlung unseres früheren Seminarmitgliedes
Dr. S. Puscariu, über lat. ti und ki im Rumänischen, Italie-
nischen und Sardischen. Der Umstand, daß diese Arbeit als
Habilitationschrift an der Wiener Universität angenommen
worden ist, beweist zur Genüge ihren Wert. Ich wünsche
meinem ehemaligen Schüler von Herzen viel Glück und reichen
Erfolg auf der akademischen Laufbahn. Daß er uns noch
viele erfreuliche wissenschaftliche Gaben bieten wird, davon
bin ich fest überzeugt
Zum ersten Male wird von A. Bogdan in eingehender
Weise über die rumänische Metrik auf Grand der Gedichte
Eminescus gehandelt Eine Ausdehnung der Untersuchung
auf andere Dichter und vor allem auf die Volksliteratur wird
— IV —
zeigen, inwieweit die Ergebnisse dieser Arbeit zu yerall-
gemeinem resp. zu modifizieren sind. Ich habe in meinem
kürzlich erschienenen Werke über die Dialekte der Bukowina
tmd Bessarabiens meine Ansicht über den Rhythmus der nun.
Doinen, die nur in einem Punkte von der Ansicht Bogdans
abweichend ist, dargelegt Hoffentlich wird B. seine mit yiel
Verständnis und Geschick unternommene Untersuchung weiter
fuhren, woför ich ihm im Jahresberichte gerne Platz gewähre.
Am Schlüsse des Jb. hat B. selbst, angeregt durch Saraus
Arbeit über den Rhythmus des franz. Verses seine StellHng
zu dessen Theorie genauer präzisiert und einige Verbesserungen,
die nicht wesentlicher Natur sind, angebracht
Die dritte Arbeit von Kurt Schreyer beschäftigt sich in
sehr eingehender Weise mit den Adverbiatsätzen in der rumä-
nischen Volksliteratur. Nur ein Teil des Von dem Ver&Mier
gesammelten riesigen Materials ist in die Abhandlung auf-
genommen worden, sie wäre sonst zu umfsmgreich geworden,
ohne daß an den Ergebnissen eine Änderung eingetreten wäre.
Daß dabei auf das Tempus, Modus, Stellung, Wiederholung
Rücksicht genommen wurde, gereicht der Arbeit nur zum
VorteiL Diese Arbeit in Verbindung mit der umfangreichen
. Abhandlung von Dr. Dimand „Zur rumänischen Moduslehre''
(Denkschriften d. Kais. Ak. d. W. in Wien Bd. 49) wird eine
schätzenswerte Grundlage für die vergleichende Syntax des
Adverbialsatzes in den Balkansprachen bilden, eine Arbeit,
bei der jedenfalls mehr für das Verständnis der Vorgänge
herauskonmien wird, als eine nur einseitige Betrachtung vom
rumänischen resp. lat Standpunkte aus.
Ich habe zu diesem Jahresberichte mit einer nur rudi-
mentär gehaltenen Arbeit über den Schwund von n dxxxdti
Nasalierung beigetragen. Da durch die Sonderabzüge, falls
sie nicht mit einem neuen Bogen beginnen, die Kosten des
Jb. ganz bedeutend vermehrt werden, will ich künftighin
durch kleinere Beiträge die entstehenden Lücken ausfüllen,
wodurch allerdings manchmal etwas wegfiiUen muß, was zu
sagen gut wäre. Ich möchte daher diese Beiträge nicht als
— V
abgeschlossene Arbeiten betrachtet haben, sondern nur als
Anregong oder Orundlage far größere Arbeiten. Wie oft
kommt es vor, daß von meinen Schülern in ihren Arbeiten
diese oder jene Ansicht quasi als eigene vorgetragen wird,
während es doch nur eine Reminiscenz an eine Vorlesung
oder Seminarübung ist. Um solche Fälle mehr als seither
möglich war zu yermeiden, möge mein „Füllsel" mit beitragen.
Die VI. Sektion meines linguistischen Atlasses ist im
Drucke und wird zu Neujahr 1905 erscheinen. Meine Studien
über die „Dialekte der Bukowina und Bessarabiens" mit einem
Titelbilde und Musikbeilagen (Preis 3 Mark) sind vor kurzem
bei J. A. Barth in Leipzig erschienen. Bei den großen peku-
niären Opfern, die mich der umfangreiche X. Jahresbericht
gekostet hat^ mußte ich sehen, mich einigermaßen durch den
folgenden zu entlasten.
Leipzig, 1. November 1904.
OrsUt Weigaad.
Inhaltsangabe.
Seite
Dr. SextU Pusearin^ Lai ti und k| im Rum., It und Sardiiehen 1—187
Vorwort, Einleitong • . . . 1
I. Abschnitt: Buniiiiseli 39
A. Nachtonig ti 40, ki 45, dj 47, gj 51 40
6. Vortonig a) vor o, n 52, b) vor a 61 ' 52
C. si, sti, ski 66
D. *,iÖ)'. 71
U. Abschnitt: Albanesiseh 76
UI. Abschnitt: Sardiiek 81
IV. Abschnitt: Italienisek 90
I. ti intervokaJisch 93
II. ti, kl nach Konsonanten 97
m. W f . . • 116
V. Absdmitt: Rückblick 157
Index (Lat 178, Alb. Franz. It 184, Rum. 185, Sard. 186) . . 178
G* Weigftndy Der Schwund von n durch Nasalierung . . 188—192
Alexander Bogdan, Die Metrik Eminescus 193—272
Einleitung 193, Ab&ll-Tabelle 194, Hiainis-Tabelle 195, Verschlei-
fungs-Tabelle 196.
I. Sflbenzählung 196
1. Abfall im Anlaut 198, 2. im Auslaut 203, 3. Ausfall 207.
4. Hiatus 206, 5. BMob im Inlaut 215, 6. Verschleifimg 218,
7.Verschl. im Inlaut 221, a Überziehen 222, 9.'Au8fÜllung226.
IL Rhythmus " 228
1. Silbenzahl 228, 2. Rhythmische Typen 230, 3. Einflufi der
Metrik der Volkslieder 241, 4. Akzentyerlegung, 5. Pause
243, 6. Reihenschlnß und Versschluß 247, 7. I^ntax des
Reihen- und Versschlusses 249, 8. Metrisch schwacher Reihen-
und Versschluß 254, 9. Zftsuren 254.
— vn —
Seite
m. Reim 25Ö
1. Reimarten 256| 2. Orthographie imd Orthoepie der Reime
256, 3. Dialektische Reime 258, 4. Reimfolge 260, 5. Reiche
Reime 261, 6. Assonanzreime 262, 7. Assonanz 265.
IV. Strophe 267
Abkürzungen 271
Kmrt Sclireyery Der Adverbialsatz in der neonimänischen Volks-
Uteratur 273—363
I. TenponQsats 273
A. Die Nebensatzhandlung geht voraus ..... 274
c&nd . 274-281
I. Der Zeitpunkt liegt vor 274
n. cänd bezeichnet die Zeitdauer 275
in. Der durch cfind eingeleitete Temporalsatz ent-
hält eine iterative Handlung 275
IV. c&nd leitet einen attributiven Temporalsatz ein 276
V. cönd zur Einleitung eines Nebensatzes, der ein
unerwartet eintretendes Ereignis bringt . . . 277
VI. Stellung des Nebensatzes zum Hauptsatze . . 278
VIL Stellung von Subjekt und Prädikat im c&nd-
Satze 279
Vni. Konjunktion cänd im Temporalsätze . . • • 280
unde 281
cum (282), decum (284), fndata ce (286), SteUung (286) 282—290
dacä 290-293
dupä ce (Zeitenfolge, Stellung, Wiederholung der Eoqj) 293—297
B. Haupt- und Nebensatzhandlung im Verhältnis
der Gleichzeitigkeit 297
de cänd (298), dt (301), pe cind (302), pänä (304)
G. Nebensatzhandlung folgt nach 305
pänä (305), pänä ce (306), pänä cänd (306), fnainte de
(310), pänä nu (310).
IL Kansalsats 312
A. Konjunktionen des Erklärungsgrundes (cä, pentru
cä, fiind cä 313
B. Konj. des motivierenden Grundes (unde, dupä ce,
de oare ce, de vreme ce, dacä, cum, Wiederholung, Stellung) 315
m. KoBdizioiua- nnd Konzesslvsati 320—328
A. Kondizionalsatz (sä, de, dacä, ctnd, Verneinung,
Stellung, Modus, Tempus).
— VIU —
Seit«
B. KonzessivBatz I. angenommener Gnmd m&car de, cluar
(de, dac&, dnd), de 91 329
IL wirklicher Grund de^i, ca toate c^
mäcar g&» clt, orl dt» Stellimg. . . 330
IT. AdYersatlTSatB (pe clnd, tn loc sä, Stellung) 335
y. Modaliate 337-348
A. Konjanktionen der Qualität 337
I. Modalsatz der Wirklichkeit: cum, precum, dupä cum,
förä (a, sä, cä sä).
n. Modalsatz der Möglichkeit: ca ^i cum, ca ^ c&nd,
parcä, cä 342
B. Konjunktionen der Quantität 345
dt, dupä cit, pe dt, de ctt, de cum, Stellung
Ih KonsekntlTsats (de, cä, Inctt, Stellung, Modus) .... 349
YILFinalsati 355
ca sä, sä; pentru ca sä; peutru a, spre a mit Infinitiv
Allgemeines über den Fimüsatz 395
SeUvBtbetraektBiig, Litaratv 361
Alexander BogdaB, Nachtrag zur „Metrik Eminescus" .... 364
Lateinisches Ti und Ki
im Rnin&nisclieii, Italienischen nnd Sardischen
von
Dr. Seztil Fasoariu.
In vorliegender Arbeit wollte ich zeigen, daß die Un-
regelmäßigkeiten des lai Ti und Ei im Romanischen nicht
gleich geartet sind, daher auch zu deren Erklärung nicht
dieselben Mittel gebraucht werden dfirfen. Die Doppelfonn
pregio = prezzo <C PRETIUM teilt das Italienische mit
dem Franzosischen (pris aber place), nicht aber mit dem
Rumänischen; dagegen kehrt ital. -azzo = -accio auch im
rum.: -afs^s-aciü wieder. Im ersten Falle handelt es sich
um eine westromanische, im letzten um eine urromanische
Erscheinung. Wenn aber rum. täciune < TITIONE ver-
schieden von a^i^re <;*ADTITIARE ist, so haben wir es
mit einer einzelsprachlichen Entwicklung des Rumänischen zu
tun. Diese drei Arten von „Ausnahmen" suchte ich im Rumä-
nischen, im lat. Element des Albanesischen, im Italienischen
und im Sardischen nachzuweisen und zu erklären. Erst wenn
auf diese Art auch die übrigen rom. Sprachen untersucht
sein werden, wird es möglich sein in zusammenhängender
Weise die Schicksale des lat. Ti und Ei im Romanischen zu
prüfen und damit eines der schwierigsten Probleme der rom.
Lautlehre zu lösen.
Zu meiner phonetischen Transskription bemerke ich, daß
die Zeichen c und j vermieden werden, z ist stimmhaftes s,
ä:z, ts:dz, t§:dz sind klar. Die entsprechenden Längen wer-
den durch Verdoppelung des Dauerlautes tss, dzz wieder-
gegeben. Die Mouillierung wird durch einen Strich ange*
Weigand, 11. Jahresbericht. 1
§ 1. — 2 —
zeigt: M, g, s, z, ts, dzz etc. 9 bedeutet den zwischen s und
ts, 5, g den zwischen tS, ds^ und 6, 2 liegenden Laut, also
etwa ts, tg, d^; ts, dz, s, z sind die im Istro-rumänischen
zwischen ts, dz, s, z und t§, d2, S, 2 (spitzer als diese, breiter
als jene) stehenden Laute; 6, ^ bedeuten die Diphthonge mit
schwebendem Akzent in mm. Dialekten: 6a, ea (Weigands
f , 9), g bezeichnet den reduzierten Vokal; e, 9, bezw. ^, 9
(nur wo nötig bezeichnet) gelten f&r geschlossene, bezw. offene
e, o. Diese Transskription ist überall, wo es mir möglich war,
für das Sardische, Albanesische und die dialektischen Formen
des Rumänischen und Italienischen angewendet worden. Für
die Schriftsprachen habe ich die übliche Orthographie bei-
behalten: lai GiBPA, ital. mezzo, pozzo(=' medzzo, potsso),
rum. miez, pu^, ceapä (= m^ez, puts, t6ap§).
Einleitung.
§ 1. Die herkömmliche Einteilung der romanischen
Sprachen hat seit Diez nur unbedeutende Änderungen er-
fahren; sie i&rt in Mejer-Lübkes Einführung in das Studium
der romanischen Sprachwissenschaft (Heidelberg 1901) S. 16
die folgende: 1. Rumänisch, 2. Rätoromanisch, 3. Ita-
lienisch, 4. Provenzalisch, 5. Französisch, 6. Spa-
nisch, 7. Portugiesisch, 8. S ardisch. Diese „durch
politische und literarische Verhältnisse bedingte Einteilung**
entbehrt einer historischen Berechtigung und hat oft zu
falschen Schlüssen geführt Nehmen wir, um dies zu zeigen,
sechs Punkte der romanischen Grammatik, um sie in den
einzelnen rom. Sprachen zu verfolgen.
1. Auslautendes, unbetontes m ist in allen romanischen
Sprachen verstummt.
2. Betontes i wird überall, außer im Sardischen, wie e
behandelt.
3. Betontes ü erscheint überall, außer im Sardischen und
Rumänischen, also 9.
— 3 — §1.
4. Der prapositionslose Dativ hat sich nur im Rumä-
niscIiMi bis auf den heutigen Tag erhalten.
5. Intervokalisches c wird, außer im Rumänischen und
Süditalienischen, zu g.
6. Das Suffix -culus erscheint überall teils als -culus,
teils als -clus.
WoUen wir aus diesen, und ähnlichen Erscheinungen
Schlüsse ziehen, so ergibt sich, daß wir chronologisch zwei
Stadien unterscheiden können a) Urromanisch: hierher ge-
hört das Verstummen des auslautenden m in unbetonter Silbe,
-culus neben -clus, die Monophthongisierung des ae zu e
und andere durch zahlreixshe Belege gesicherte Erscheinungen,
b) — wenn wir vom Sardischen vorläufig absehen, — eine
Spaltung zwischen Rumänisch und dem Reste der roma-
nischen Sprachen. Diese Gabelung entspricht den historischen
Tatsachen und auch Weigand hat in seinen Vorlesungen
schon vor Jahren darauf hingewiesen. Im Anfange des U. Jh.
wird Dazien durch die Römer kolonisiert; aber schon nach
170 Jahren wird diese östliche Provinz aufgegeben, und die
nun ihrem Schicksale überlassenen Vorfahren der Rumänen,
— ob südlich, nördlich oder beiderseits der Donau, ist eine
Frage, die hier nicht in Betracht kommt, — sind von dem
Reste der römischen ]Nation geographisch wie politisch ab-
gesondert Dadurch tritt nun im III. Jh. n. Chr. eine Spal-
tung des ürromanischen, welche wir am besten mit 0 st-
und West-Romanisch bezeichnen, ein. Auf dem letzteren
Oebiet können wir noch for lange Zeit nur von einer west-
romanischen Sprache reden, die infolge des regen Verkehrs
der einzelnen Provinzen untereinander, dieselben Entwick-
lungen zeigt: u >• o, Ersetzung des Dativs durch den Akku-
sativ mit einer Präposition (im A.-franz. und A.-prov. erst
im XI. Jh. n. Chr. durchgefahrt , vgl Meyer-Lübke Rom.
Oram. lU § 47), Aufnahme von Lehn- und Buchwörtem ger-
manischen und lateinischen Ursprungs etc., lauter Erschei-
nungen, die das Rumänische nicht mehr mitmachen kann.
Einige dieser westromanischen Evolutionen können in späterer
§ 2. — 4 —
Zeit nicht mehr das ganze große Gebiet beherrschen, so dringt
ein "^pagare <C. PAGARE bis nach Sizilien, aber *miga •<
MICA unterbricht schon viel weiter nordlich seine Wande-
rang; andererseits entwickeln sich mit der Zeit die dialek-
tischen Unterschiede, die das Westromanische in die heutigen
sechs Sprachen: Italienisch, Bätoromanisch, Franzosisch, Pro-
venzalisch, Spanisch und Portugiesisch teilen.
§ 2. Eine Stellung für sich nimmt das Sardische ein,
welches in merkwürdiger Weise Altertümliches und Neues in
sich vereint Die Ursache liegt in der Geschichte und in der
geographischen Lage dieser Insel. Nach Korsika (259 v. Chr.)
und Sizilien (241 v. Chr.) ist Sardinien (238 v. Chr.) das erste
an Rom angegliederte Gebiet^ und dennoch sind die Sarden
im Jahre 19 nach Chr. noch nicht vollkommen romanisiert.
„Ihre Unterwerfung", schreibt H. Niessen in seiner „Itali-
schen Landeskunde*' (Berlin 1883) I S. 361, „ist überaus lang-
sam von statten gegangen. Das Innere bot zu wenig, was
die Habsucht reizen konnte: bitterer Honig wird als einziger
Ausfuhrartikel namhaft gemacht. Die Bömer begnügten sich
schließlich damit, daß die Sarden Buhe hielten und die Acker-
baudistrikte mit ihren Einfallen verschonten. Noch im ersten
Jahrhundert unserer Zeitrechnung sprachen Berggemeinden
den Befehlen der Statthalter ungescheut Hohn. Aber all-
mählich hat die Zeit auch hier ihre Wirkung geübt» die Sar-
den wurden latinisiert und haben den Sprachschatz ihrer Be-
drücker unter allen Völkern am reinsten bis auf den heutigen
Tag bewahrt." Trotz der relativ geringen Entfernung von
Italien ist Sardinien durch seine Bodengestaltung nicht ge-
eignet, mit diesem Lande in regem Verkehre zu stehen und
heute noch tritt diese Isoliertheit stark zu tage. Aus dieser
Tatsache ist das Altertümliche in der Sprache dieser Insel zu
erklären. Die Romanisierung eines Teiles derselben datiert
aus sehr alter Zeit^ als noch der Unterschied zwischen i und e,
zwischen ü und o allgemein in der Sprache existierte, als
DOMUS noch nicht durch CASA, MAGNUS noch nicht durch
GRANDIS verdrängt waren (sard. domu, mannu). Dann
- 5 — §2.
kam die Zeit, wo Rom sich nicht mehr viel um Sardinien
kmnmerte, hauptsächlich auch wegen des dort herrschenden
ungesunden Klimas. Die besten Gebiete in der Ebene waren
schon in romischer Hand. So erklären sich auch manche über-
raschenden lexikalischen Übereinstimmungen zwischen dem
Sardischen und Rumänischen (NONNA im Sinne von ,, Tauf-
patin'' nur im Sard. und Rum., sonst „Amme, Nonne^,
H^DUS nur sard. edu, rum. led und alb. ed*, ferner LIBER-
TÄRE, SCIRE, PERTUNDERE, VITRICUS etc.). Diese im
IIL Jh. n. Chr. noch allgemein üblichen Wörter, wurden
später im Westromanischen durch andere verdrängt Wenn
diese Altertümlichkeiten nicht nur auf der frühromanisierten
Ebene, sondern auch in den erst spät entnationalisierten Berg-
gemeinden zu treffen sind, so ist das selbstredend so zu er-
klären, daß die lateinische Sprache, wenn auch langsam, so
doch eben von diesem Flachland, und nicht von Rom aus
weiter in die Insel vordrang. — Neben den Altertümlichkeiten
findet man im Sardischen dagegen neue Entwicklungen, die
dem Rumänischen fremd, dem Westromanischen dagegen
eigen sind, so die Erweichung der interdentalen Tenuis in
Media, die eine der spätesten Strömungen im Westromanischen
ist, dann Wörter germanischen oder gelehrten Ursprungs, die
nach dem UL Jahrhundert ins Romanische drangen u. a.
Wenn auch der Verkehr mit Italien im Anfang sehr be-
schränkt war, stand Sardinien doch einerseits mit Afrika,
andererseits mit Spanien in Verbindung. Mit diesen Teilen
des späteren römischen Reiches war der Verkehr natürlich.
„Zwar wächst die Entfernung Spaniens von der Insel unge-
föhr auf das Doppelte der Entfernung Italiens**, lehrt H. Nies-
sen S. 355, „aber dafür ist die Insel diesem ab- und jenem
zugewandt. Die westliche ist in jeder Hinsicht die bevor-
zugte Stirnseite. Im Gegensatz zum hafenlosen Osten, besitzt
sie ein entwickeltes Gestade." Dazu stimmt auch die dem
Italienischen fremde, dem ganzen romanischen Westeuropa
eigene Erhaltung des auslautenden -s im Sardischen u. a.
Auch mit Afrika, das um 35 km der Insel näher liegt als
§3.
— 6 —
Italien, war durch den schon zu phduizischen Zeiten blQhen-
den Hafen von Gagliari ein reger Vericehr im Gange. Manche
Eigentümlichkeiten der Sprache weisen auf afirikaniscbes La-
tein der christlichen Periode, und die Schriften Lucifer Yon
Cagliaris, die direkt als „eine Quelle des Lateins der streng-
kirchlichen Litteratur*' gelten können, zeugen Ton dem ent-
wickelten geistigen Leben Sardiniens im lY. Jahrhundert.
§ 3. Wenn wir nach diesen Erörterungen eine wissen-
schaftliche Einteilung der romanischen Sprachen geben wollen,
so ergibt sich folgendes Bild:
XTrromanisch
Ostromanisch
I.
Rumänisch
Westromanisch
Sardisch
I I I I I I
Ital. Rätor. Franz. Prov. Span. Portug..
Diese Einteilung, worin, um einen drastischen Vergleich
zu gebrauchen, dem Runoanischen die Rolle der Tante gegen-
über den Schwestersprachen Italienisch, Rätoromanisch, Fran-
zösisch etc. zufallt, läßt allein auch Schlüsse auf die f&r uns
so wichtige Chronologie des Vulgärlateins, ziehen. Die be-
kannte Gröbersche Theorie (Archiv für lai Lex. I, 204 ff),
nach welcher die einzelnen romanischen Sprachen das Vulgär-
latein der Periode der römischen Kolonisierung in den be-
treffenden Provinzen repräsentiert, läßt uns, wie schon oft
betont wurde, im Stiche. Nach Gröber müßten z. B. wegen
der Tatsache, daß lat Ee, Ki überall, außer im Sardischen^
assibiliert erscheint, die Anfange dieser Assibilierung seit
dem Jahre 238 t. Chr. datiert werden. Es stellt sich bei
näherer Betrachtung indessen heraus, daß das früher koloni-
sierte Spanien Ke, Ei assibiliert, während die später roma-
— 7 — §3.
nisierte illyrisdbe Küste sie durchaus palatal erhali Der
Ghrundfehler dieser sonst so scharfsinnigen Theorie besteht
darin, daß ihr Erfinder den regen Verkehr unter den einzelnen
römischen Kolonien auSer Acht gelassen hat, welchem allein
die noch Hunderte von Jahren dauernde, fast vollkommene
Gleichheit und Ausgleichung der Provinzialismen in der all-
gemeinen Verkehrssprache zuzuschreiben ist Es ging „die
Kolonisierung überhaupt nicht so massenhaft vor sich, daß
die direkte Einführung einer bestimmten Phase des italischen
Lateins irgendwo denkbar wära Die großartigsten Ansiede-
lungen erfolgten unter Cäsar imd Augustus, welche aber ihre
Veteranen über das ganze Land zerstreuten Über-
haupt bildete die Latinisierung keinen Damm gegen die Ein-
flüsse anderer Reichsteile; den römischen Verkehr kann man
sich nicht großartig genug Yorstellen*', bemerkt mit Recht
K. Sittl im „Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen
Altertumswissenschaft*' 1892, S. 284. Erst in dem Augen-
blicke, wo ein Teil des römischen Reiches infolge irgend
einer politischen oder historischen Begebenheit, vom übrigen
römischen Oebiete getrennt wurde und der Verkehr mit
diesem gänzlich aufhörte, ist man berechtigt, einen Schluß
auf die römische Volkssprache dieser selben Zeitperiode zu
ziehen. Dies kann mit großer Vorsicht mit Sardinien, und
hat in unbedingt größerem Maßstabe, als es bis jetzt getan
wurde, mit dem Rumänischen zu geschehen. Aus dem Ru-
mänischen lassen sich mit untrügbarer Sicherheit
auf die gemeinromanische Sprache des III. Jh. n. Chr.
Schlüsse ziehen, und dies solange, als keine sicheren
Daten über einen Verkehr zwischen dem Ost- und
West-Romanischen nach dem IIL Jh. n. Chr. er-
wiesen sind.
Aiim. Hierzu bemerkt F. G. Mohl in der Zeitschrift f.
rom. Phil. XXVI, 593 £ — Neuerdings tritt 0. Densusianu
in seiner Histoire de la langue roumaine I S. 204 ff. für die
schon Yor Jahren von O.Paris (Romania I, Iff.) ausgesprochene
Theorie ein, daß zwischen den Rumänen und den übrigen
«3. - 8 —
JElomanen (hauptsächlich den italischen) noch lange Zeit nach
dem III. Jh. n. Chr. ein Verkehr, der auch in der Sprache
Spuren hinterlassen hätte, bestanden habe und sucht dies zu
beweisen. Seine Argumente sind zahlreich, aber wie er selbst
for die meisten zugibt, nicht überzeugend. Als Hauptbeweis
bringt Densusianu den Übergang von ke, ki>>t§e, t§i, der
nicht im Rum. vollzogen sei, sondern sich aus Italien nach
Osten verbreitet habe (S. 215). Das arum. mgl. ts sei später
aus td entstanden. Mohls Einwendung, daß das Albanesische
und Vegliotische, die die Vermittler zwischen Italienisch und
Bumänisch sein mußten, ke, ki als solche bewahren, sucht D.
anderswo (Bomania XXIX S. 325 ff.) zu widerlegen. Aber
ganz abgesehen davon, kann sich Densusianus Ai^ment
nicht behaupten, wie man aus § 90 ersieht, da arum. mgl.
ts nicht aus ts entstanden sein kann, sondern wie drum,
irum. ts (ts) direkt auf ke, ki zurückgehen, die sich, unab-
hängig von Italien, auf rumänischem Boden verändert haben
(vgL § 91). Dann fuhrt D. ital. rum. k, g <C cl, gl an, und
zwar nimmt er an, daß die beiden Sprachen gemeinsam bis
zur Stufe kl' gl' (noch heute im Arum. Mgl. und Irum. be-
wahrt) gelangt seien (S. 216). Aber die Mouillierung des GL
ist schon urromanisch (§ 72) und nicht nur italienisch und
rumänisch. Den Übergang von intervokalischen 1 zu r, der
im Bum. unbedingt ist, jedoch nicht unter die ältesten Laut-
gesetze gerechnet werden darf, da ihn auch albanesische
(slmbure, viezure) und griechische Wörter (Sln-Nicoarä) mit-
machen, will D. auch als eine Strömung aus Italien erklären.
Um dies nur irgendwie glaubhaft zu machen, müßte er aber
doch vor allem das hohe Alter imd die geographische Ver-
breitung dieser Erscheinung in Italien beweisen (denn vom
Genuesischen kann das Bum. doch nicht direkt dieses sein r
bekommen haben), unter seinen weiteren Argumenten, die
wirklich erstaunliche Ähnlichkeiten aufweisen, und auch einen
Zusammenhang zwischen Bum. und Ital. zweifellos machen
(man denke an die Behandlung des auslautenden -s!), befindet
sich aber kein einziges, welches uns zwingen müßte, es nach
dem in. Jh. n. Chr. zu datieren. Daß bis zu dieser Zeit,
Dacien mit dem Beste des römischen Beiches, und hauptsäch-
lich mit Italien und Bätien im regen Verkehr stand, bezweifelt
ja niemand (cuteza ist außer im alb., kudzon und a.-ven.
- 9 — §3.
scotezar auch im a.-aqaiL (scuttia) belegt, so daß die Ent-
lehnung aus dem Griechischen {xottI^co) wohl uralt ist)
Wichtiger scheinen die Beweise die ein anderer Anhänger
dieser Theorie, Candrea-Hecht (Bomania XXXI, 296 ff. und
flLes elänents latins de la langue ronmaine'' Paris 1902 S. 6)
bringt Nach ihm könnten die Wörter preot „Priester",
botez (arum. pätedzu, mgl. batiz, irum. botez) „taufen*^
und premlndä nicht direkt aus PRE(S)BITER, BAPTIZO
und PRiBBENDA erklärt werden, sondern man muß an-
nehmen, daß sie „zugleich mit einer Menge anderer (?) Wörter,
die der christlichen Kirche angehören, zu uns aus Italien ge-
kommen sind, zugleich mit dem Christentum, d. h. in einer
jüngeren Periode.*' Was das letzte Wort anlangt, welches
Candrea durch eine Kreuzung mit cumlndu<C COMMENDO
erklärt, so beweist es nichts, da diese Kreuzung nur Tor dem
Verstummen des intervokalischen v hat stattfinden können.
Dasselbe gilt für PREBITER, in welchem zur Zeit, wo inter-
Yokalisches »y- noch bestand, der Nachtonvokal synkopiert
wurde: '''PREBTER, woraus regelmäßig prent arum. preftu,
irum. prewt alb. prift Wichtiger ist das letzte Beispiel,
weil es nach Cs. Ansicht aus Italien unter der Form battizo
zu den Rumänen gelangte, also zu einer Zeit, wo in Italien
die Gruppe pt zu tt schon assimiliert war.
Ich glaube hingegen, daß botez (aus '^'bätez) die regel-
rechte Entwicklung der Gruppe pt im Rum. zeigt. Schon
Weigand (Jb. II, 221 ff.) sprach sich in ähnlicher Weise aus,
nur sind seine Beweise wenig überzeugend. Er zitiert näm-
lich für den Übergang von primären und sekundären pt >> t
die Fälle VICTIMO > vatäm „verletze" (arum. vatäm „tödte,
schmerze, zwicke"); INDIRECTÜS > Indär&t neben In-
d&r&pt „rückwärts" und *ADRECTO > ar&t „zeige" (irum.
(a)rötu). Keine dieser Etymologien ist indessen meiner Mei-
nung nach richtig. Arum. vatäm spricht mit seinem a ebenso
gegen VICTIMO wie inun. arötu durch sein ö gegen *AD-
RECTO. Herr N. Sulicä teilt mir mündlich mit, daß er
vatäm aus einem Typus *VATIMO hervorgegangen glaubt,
welcher durch eine Kontamination von VICTIMO „opfere"
und VATES „die Person, welche die Opfer vollbrachte" ent-
standen sei. Arät kann weder Miklosichs ♦ADRECTO noch
Hasdeus *ADREP[U]TO (Etymologicum Magnum) noch Can-
§ 3. — 10 —
dreas *ARATO (Elements latins S. 91) sein, sondern stämmig
wie Meyer-Lübke gezeigt hat (Zeitschrift rom. PbiL XTX,
574—575), aus dem bei Cassiodor belegten ELATO, -ARE.
Indärät endlich, entspricht genau dem lai IN-DE-RETRO
(it. dietro, neap. dereto, ndereto, gall. a dareddu <C AD-
DERETRO, Alatri d§ret§, Lecce deretu a.-berg. de dred,
franz. derriere, prov. dereire), dagegen scheint indft-
räptnic „widerspänstig" wohl aus einem indäräpt <C IN-
DIRECTUS „ungrad(er Mensch)^ entstanden zu sein. Da
man das Wort aber an tndärät ,,rackwärts*' anlehnte (vgl.
auch alb. prap§ „starrköpfig^ -prapa „rückwärts". Dens.
Hisi 299), entstand einerseits indärfitnic, andererseits In-
däräpt.
Es gibt aber andere Falle, die beweisen, daß pt (<lpt
und et) vortonig zu t wird, während es als pt nach dem Tone
besteht, daß also die Behandlung von pt, et paralell mit der-
jenigen von ps, CS ist (COXA ]> coapsä aber *MAXILLA ]>
mäsea) und infolgedessen BAPTIZO >> bot^z die regel-
rechte Entwicklung zeigt Neben LUCTA >• luptä, kommt
bei Dosofteiü (Via^a sfin^ 130 b/1) das Adjektio nelut&tec
„unüberwindlich" vor, welches ein *LÜCTATICUS voraus-
setzt. Cä^el bedeutet neben „Hund" auch „Knoblauchknolle",
in welch' letzterem Sinne es unmöglich vom lat GATELLUS
stammeu kann. Da man rum. neben cä^el de usturoiü
auch cäpä^inä de u. gleichwertig verwendet, so liegt es nahe
das Wort aus CAP[1]TELLÜM „Köpfchen" abzuleiten (vgl.
auch cäciulä § 26 Anm.). Der meglenitische Dialekt zeigt
gerade wie die anderen Mundarten die Bewahrung des nach-
tonigen pt (8apti< SEPTEM, opt<OCTO etc.), nur in
drei Fällen nicht: fat (drum. arum. fapt) < FACTUM, dif tet
„wecke auf" (drum. arum. destept) und ;tet „warte" (drum,
arum. istr. astept). Die Erklärung des ersten Falles gehört
in die Flexionslehre. Auf die Etymologie der zwei letzteren
wirft das Megl. ein helles Licht Man leitet astept gewöhn-
lich von *ASTECTO (durch Assimüation aus iSPECTO, wie
sie. astittari, tareni astittare, kaL astettare, a.-log.
usettare Codaghe 205 n.-log. isettare neben ispettare
„erv^arten") ab und vielleicht mit Recht Im Aromunischen
hat aäteptu neben der Bedeutung „erwarten", häufig die-
jenige von „aufiiehmen". Schon Ürban Jamik, der zuerst
— 11 — 8 3.
darauf aafinerksam macht (ZeitBchrifb rom. Phil. ^XT^ 276),
schlägt AGGEPTABE yor, und Geheeb (Jb. V, 17) richtiger
EXCEPTABE, woraus auch friuL s(c)ieta (neben spieta <!
ASPEGTABE) vgl Bartoli a. a. 0. 30 Anm. Eine Entschei-
dung laßt sich schwer fallen, da beide Etymologien möglich
sind, und sich sowohl aus „erwarten" der Sinn „aufiiehmen",
als auch umgekehrt, hat leicht entwickeln können; vielleicht
liegt eine Fusion beider Wörter Yor. Die Hauptsache für
uns ist, daß *ASTEGTO oder EXGEPTO regelrecht astept,
während ^ASTEGTABE oder EXGEPTABE > a;tetä ergab.
Nun fand Ausgleichung statt, und zwar so, daß das Meglen
die erste, die anderen Dialekte die letzte Form verallge-
meinerten. Destept ist etymologisch dunkeL Gandrea (Les
elements latins 90) schlägt folgende Etymologie vor: wie
astept < *ASTEGTO = ASPEGTO, so deftept < *DIS.
TEGTO = DISPEGTO. Die Bedeutimgsentwicklung wäre
nach ihm: „regarder, — ouvrir les yeui — ouvrir les yeux
apres le sommeil — se reveiller". Wenn schon diese Her-
leitung dadurch zweifelhaft wird, daß in astept vielleicht gar
nicht *ASTEGTO vorliegt, kann sie zwei andere Schwierig-
keiten nicht überwinden. DISPEGTO hat überall da, wo es
sich im Bomanischen erhalten hat, die Bedeutung (die im
übrigen schon lateinisch ist) „verachten", außerdem heißt
de|tept nicht „se reveiller" wie Gandrea übersetzt, sondern
„reveiUer", paßt also nicht mehr zu „ouvrir les yeux" Wenn
wir in den romanischen Sprachen das Wort für „wecken"
suchen, so finden wir unter anderen ein (*DE)-£XCITABE,
auf dem ital. destare, kal. §itare, Lecce: di§etu, log.
iskidare, kamp. fiidai, romagn. distes, lomb. dessedä zu-
rückgehen (auch alb. tSon aus '^'äkton „stehe auf etc." stammt
aus EXGITO vgl. G. Meyer, Alb. Wrtb. 448); dieses hätte
rum. destet ergeben, eine Form, die sich tatsächlich im Megl.
findet. Zu einer Zeit nun, wo noch auf dem ganzen Gebiet
astept — astetä flektiert wurde, hat man auch zu destetä
ein destept gebildet, welches von da angefangen dieselben
Schicksale mit astept teilt, umsomehr als man ein Analogen
in a8tem-de|tern hatte. SEPTIMANA hat sich einerseits
regelrecht zu stäminä (aus sätäminä) entwickelte andererseits
hat SEPTEM oder urrum. siepte die Erhaltung des p in
säptämlnä bewirkt — Wörter wie fäpturä < FAGTUBA,
«4. _ 12 —
läptiicä <C LACTUCA etc. sind natürlich an fapt, lapte an-
gelehnt Schwieriger ist zu urteilen ob cti und pti derselben
Kegel folgen. In^elepciune < INTELLECTIONEM kann
durch Intielept < INTELLECTUM erhalten sein. Sonst
haben wir nur noch zwei Fälle, die sich widersprechen:
'i'ACGAPTIARE > acä^re (ygl. § 2 Anm., acäf ist aus den
endungsbetonten Formen rnckgebildet) und BAPTIONEM >
räpclune „September^. Ich vermute, daß dies letzte Wort,
welches den anderen Dialekten gänzlich abgeht, und auch im
Drum, höchst selten ist, einfach eine Fabrikation der latini-
stischen Schule ist. — In der Behandlung der Gruppe cct,
ebenso wie in derjenigen des Lautkomplexes ccs, gehen die
Dialekte auseinander. Der Beispiele sind wenige und sie be-
stehen aus Pronominibus, die mit ECC komponiert sind. Je
nach dem Alter der S3rnkope konnte dieses CG zu f oder h
vorschreiten oder nicht: ECC'SIC >- arum. akäi{tse), drum,
♦asi + a > asä, ECCTALEM > arum. ahtare, aftare mgL
htari, ftari, arum. atare (vielleicht auch acätare <C*'actare),
ECCTANTÜM > arum. ahtt(n)t (auch ahlnts, ahätu durch
Dissimilation?), drum. attt. — Wir sehen also, daß die Ver-
teidiger der Theorie, nach welcher zwischen Italienisch und
Rumänisch auch nach dem III. Jh. n. Chr. ein reger Verkehr
stattgefunden habe, noch keinen einzigen überzeugenden Be-
weis zu bringen vermochten. Das vollständige Fehlen in der
Sprache der Rumänen von Lehnwörtern germanischen Ur-
sprungs und christlichen Latinismen, die nach dem IIL Jh. im
Westromanischen in so großem Maße eindringen, ist aber ein
starker Beweis far unsere Annahme.
§ 4. Für das Verständnis der i-Verbindungen ist diese
Scheidung zwischen Osir und Westromanisch von besonderer
Wichtigkeit Wir werden z. B. sehen, daß die Affizierung
des T durch folgendes i sehr früh begann und schon vor der
Scheidung, die im lU. Jahrhundert stattfand, auf eine fort-
geschrittene Stufe gelangte, die wahrscheinlich einem ts, d. h.
einem i-haltigen ts-Laut gleich war. Wenn wir aber die
weitere Entwicklung dieses ts im Ost- und Westromanischen
betrachten, so sehen wir einen erheblichen unterschied. Im
Osten ist sie vom Wortakzente abhängig (nun. puts <C
PUTEÜS aber tätSune < TITIONE), im Westen dagegen
— 13 — §5,
nicht (ital. potsso, titssone), im Rum. ist sie so regel-
mäßig, wie man sie nur wünschen kann, im Westen dagegen
zeigt sie eine ganze Reihe von Unregelmäßigkeiten, die, im
großen und ganzen, über das ganze Gebiet verbreitet sind. Da
es sich aber fast ausschließlich um Wörter handelt, die im
Rumänischen gar nicht existieren, so liegt es nahe anzu-
nehmen, daß wir in diesen Ausnahmen spezifisch westroma-
nische Erscheinungen, die später als in das IIL Jh. n. Chr. zn
datieren sind, zu erblicken haben, und nicht solche, die ihren
Ursprung schon in der urromanischen Periode haben. Daraus
ergeben sich für uns zwei wichtige Anhaltspunkte: 1. Das
Rumänische kann als Kriterium für die Chronologie der i- Ver-
bindungen benutzt werden und 2. wenn man die Ausnahmen
einer westromanischen Sprache erklärt hat, so hat man den
Schlüssel für die Ausnahmen der übrigen gefunden. Die
Unregelmäßigkeit: ital. pozzo, tizzone gegen palagio,
ragione, kehrt auch im Französischen, Provenzalischen etc.
wieder, ist aber dem Rumänischen fremd, wie auch die Wörter
PALATIUM, RATIONE. Wir haben es daher mit einer Er-
scheinung, die nach dem III. Jh. in dem durch regen Verkehr
zusammengehaltenen Westen zu tun, präziser, mit Wörtera^
die nach dem III. Jh. in die romanische Volkssprache des
Westens eindrangen. Wir werden im Folgenden sehen, auf
welchem Wege und um welche Zeit dies geschehen ist, hier
soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, daß, sobald ital.
palagio erklärt ist, auch franz. palais etc. nicht mehr un-
klar sein wird.
§ 5. Trotz der überzeugenden Darstellungen Gröbers
(Archiv lat. Lex. I, 35—67) und G. Paris' (Journal des Sa-
vants 1900, S. 294—307, 356—375) wird das Verhältnis
zwischen Vulgär- und Hochlatein zu oft Terkanni Die Be-
nennung Vulgärlatein selbst gibt den größten Anlaß zu
fehlerhaften Anschauungen, da man sich geneigt fühlt, das
Romanische als eine Fortsetzung der vom Tulgus gesproche-
nen Sprache zu betrachten; ebenso kann der von Meyer-Lübke
in seioer Einführung gebrauchte Ausdruck Gemeinrömisch.
§6. _ 14 —
mißdeutet werden, wie dies auch tatsächlich von Mohl (in der
Kritik zum genannten Werke, Zeitschrift ronL PhiL XXVI
593 ff.) geschah, der das Wort „gemein*' mit „ordinaire*' nicht
mit „oommun*' übersetzt Das Romanische beruht nicht auf
der Sprache einer bestimmten Periode, oder einer gewissen
Volksschicht, sondern sie beginnt mit den Anfangen der
römischen Sprache, wie sie vom gesammten Volke gebraucht
wurde, durchläuft Jahrhunderte, um in den heute in Rumä-
nien, Italien, Spanien etc. gesprochenen Sprachen zu endigen.
Im dritten Jahrhundert n. Chr. wird ein Teil des romanisch
sprechenden Volkes vom Rest isoliert Da erst kann man
eine Scheidung machen, indem man mit ürromanisch die
einheitliche Sprache des römischen Reiches vor dem Ende
des IIL Jh. bezeichnet, zum Unterschied von der jetzt ge-
spaltenen Ost- und Westromanischen Sprache.
§ 6. Das Verhältnis der romanischen Umgangs- und
der lateinischen Literatursprache, sowie ihre gegenseitige Be-
einflussung war zu verschiedenen Zeiten yerschieden. Obwohl
die zweite aus der ersten entstammt, entfernt sie sich allmäh-
lich Ton ihr dadurch, daß die Umgangssprache durch natür-
liche Entwicklung eine andere Richtung als die geschriebene
und dadurch in ihrer Entfaltung gehemmte, durch das Grie-
chische beeinflußte Latein einschlägt Doch war in der ersten
Kaiserzeit dieser Unterschied gering. Das Latein wurde von
der gesamten Bevölkerung in ihrer innersten Struktur ver-
standen und gefühlt, und wenn auch im gemütlichen, häus-
lichen Leben der römische Bürger romanisch sprach, so be-
diente er sich im Amte und in der Schule des Lateins. Auf
dem Forum aber^ im allgemeinen Verkehr, war seine Sprache
ein Kompromiß beider, bei welchem je nach dem Bildungs-
grad des Römers und der Intimität, in der er sich zum An-
gesprochenen befand, mehr oder weniger die Latinismen über-
wogen. So schrieb man zu Augustus Zeiten allgemein im
Akkusativ MENSAM, man sprach aber zuhause MENSA. Auf
dem Forum sprach man bald, bald unterdrückte man das aus-
lautende m, gerade so wie der gebildete Rumäne heute im
- 15 — § 7.
gemütlichen Leben calu sagt, calul aber schreibt, während
er im Umgang, je nach dem es ihm die Intimitat vorschreibt,
eine freiere oder eine sorgfaltigere Sprechweise zu gebrauchen,
bald calu und bald calul anwendet. Dies geschieht selbst-
verständlich unwillkürlich, und so groß auf dem Papiere der
Unterschied zwischen calu (mensa) und calul (mensam) ist,
so unbedeutet ist er in Wirklichkeii Nun stand aber um
diese Zeit die römische Literatur in ihrem goldenen Zeitalter
und der allgemeine Bildungsgrad war am größten. Wenn
also eine gegenseitige Beeinflussung der zwei Sprachen statt-
&nd, — und dies war ja unvermeidlich, da beide von dem-
selben Lidividuum gesprochen wurden, — so mußte diese
selbstverständlich zugunsten des Lateins ausfallen. Zwar er-
lauben sich die Poeten, die sonst alles, was nicht Latein war,
verhöhnten, die Lizenz die Endung ia, ium, dort, wo das Vers-
maß sie verlangte, auch im Hexameter anzuwenden, — aber
der Einfluß der Schriftsprache auf die häusliche war bei
weiten größer. Man sprach z. B. zu Hause OCLÜ, während
man OCULÜM schrieb. Nun dringen aus dem Latein in die
Umgangssprache nicht nur Formen wie MIRACULUM, son-
dern sogar echt volkstümliche Ausdrücke wie PIGLA werden
zu PICULA umgestaltet (rum. päcurä). Das sind die ersten
Latinismen im Romanischen und sie erklären Widersprüche,
wie ital. maschio, muscolo neben rum. mascur, muschiü.
§ 7. Bald sollte es aber anders werden. Mit dem Be-
ginne des Verfalls des römischen, öffentlichen Lebens sank
mit großer Geschwindigkeit auch der allgemeine Bildungsgrad
der Massen, das Latein wird nicht mehr so oft gesprochen
und auf dem Forum, im allgemeinen Verkehre, bedient man
sich schon der ungezwungenen Redeweise, die am häuslichen
Herde, ausschließlich bis dahin Gebrauch war. Dazu kommt
noch ein ausschlaggebender, neuer Faktor: das Christentum.
Zuerst auf die tiefsten Klassen der Bevölkerung beschränkt,
gewinnen die neuen Lehren immer weitere Kreise der Gesell-
Bchaft, indem sie von unten nach oben dringen; die christ-
lichen Prediger sind schlichte Leute, die bei allen Gelegen-
§8. - 16 -
heiten die Einfachheit in allen OiFenbarangen des Lebens, da-
mit auch in der Sprache, priesen. Das ist der Beginn des
Erstarrens der lateinischen Sprache. Aus dem allgemeinen
Verkehre vertrieben, flüchtete es in die Ämter und in die
Schulen: Das Latein wird nicht mehr gesprochen, sondern
nur noch geschrieben, es kann keinen Einfluß mehr auf
die Umgangssprache ausüben, die sich nun in voller Freiheit
mit Raschheit weiterentwickelt, sich immer mehr von der
Schriftsprache entfernend. Das ist das Bild der vorroma-
nischen Sprache zu Ende des III. Jh. — Im Osten, wo die Ro-
manen schon Christen waren, und wo die einst so blühende
Kultur fast völlig schwand, konnte sich nun das Rumänische
in seiner vollkommenen Schlichtheit entwickeln, unbehindert
von einem Schrifblatein, das man bald ganz vergaß.
§ 8. Anders im Westromanischen. Der nun schon sichere
Niedergang des Lateins schreitet bis zu seiner gänzlichen Ver-
nichtung vor. Gröber hat a. a. 0. mit großer Wahrschein-
lichkeit die Mitte des VI. Jh. n. Chr. als den Zeitpunkt des
größten Verfalls des Lateins bezeichnet; in dieser Periode
konnten die der Schrift unkundigen Könige nicht einmal einen
lateinisch schreibenden Notar finden. Es beginnt nun, als ob
sie eine Vergeltung für ihre frühere Fesselung suchen wollte,
die Umgangs- auf die Schriftsprache einen bedeutenden Ein-
fluß auszuüben. Dies war um so natürlicher, als die wenigen,
die noch klassisches Latein schreiben konnten, es nicht mehr
sprachen, es lernen mußten und nicht mehr imstande waren,
die ihnen nun vollkommen fremden Konstruktionen zu be-
herrschen. Der vulgäre Einschlag in den lateinischen Schrif-
ten dieser Periode ist riesengroß und er beschränkt sich nicht
nur auf Grammatik und Wortschatz, sondern dringt auch in
die Aussprache. So z. B. fangt etwa im IV. Jh. n. Chr. in
der Aussprache der Westromanen das K vor folgendem e, i
affiziert zu werden an und durchläuft die Stufen k, t', ts um
dann in den verschiedenen Gegenden zu ts (s, {)) oder tä (§)
zu werden (§ 92): CENTUM wird zu Kentu, t'entu etc. Nun
dringt diese Aussprache auch in die der Amter und Schulen.
— 17 — §9.
Die Nachbarvölker entlehnen den Romanen nicht nur Wörter
wie CINQULA>t'ingla (kymrisch tengl), *C^PULA >
*t'epula (baskisch tipula), sondern auch ein Wort wie CENSUS
> *t'ens (fränkisch tins), vgl Schuchardt, Z, f. rom. PhiL XXI,
235. Wie Mohl (Z. f. rom. Phil. XXVI, 595) gezeigt hat,
kann dieses Wort, welches sich durch die Erhaltung der
Gruppe ns als Latinismus entpuppt, nur aus den Ämtern
(Steuerämtern) entlehnt sein. Dieser Lautstand muß vor dem
VI. Jh. allgemein gewesen sein, da das germ. tins noch die
zweite Lautverschiebung mitmachen konnte (wenn nicht etwa
das ahd. zins direkt aus der späteren Aussprache tsensus
des lat CENSUS stanmit). Zu Zeiten Karls des Großen, als
das klassisch sein sollende Latein wieder künstlich hergestellt
und in Ehren gebracht wurde, wußte niemand mehr, daß ein
Wort wie CENTUM jemals anders als tsentum ausgesprochen
wurde, welche Aussprache als die offizielle dekretiert und bis
auf den heutigen Tag in den deutschen Schulen bewahrt
wurde. Somit wird der Name C-ä3SAR, den einst die Deut-
schen als Kaiser aufnahmen, heute von ihren Nachkommen
in anachronistischer Weise als tsesar, selbst tsaesar gelesen.
§ 9. Manchmal entstanden ganz interessante Kompro-
mißformen. Wir können aus der gleichen Behandlung aller
romanischen Sprachen schließen, daß Ti noch vor dem Ende
des III. Jh., also in urromanischer Periode, in der Umgangs-
sprache einen ts-ähnlicben Laut (= ts) hatte. Inschriftlicbe
Belege aus dieser Zeit fehlen zwar (das viel zitierte CRES-
CENTSIANUS Grutner, S. 127, VII, 1 aus dem Jahre 140
n. Chr. ist nach der neuen Ausgabe des Corpus zu streichen),
aber sie sind für spätere Zeiten zu finden, so: CRASSANO
far Qratianus (Mai J. Chr. 263, 5) aus Sentium 367—383 n. Chr.,
dann aus Mauret. Caes. MARSAS für Martias im Jahre 442
n. Chr. (C. I. L. VIII, 9751) und aus demselben Orte die un-
datierten TERENSUS und MARSALIS (C. I. L. VIII, 9927,
9942). Das s bezw. ss ist eine ungeschickte Wiedergabe des
ts(s), für welchen Laut das lat. Alphabet kein Zeichen be-
saß. Aus dem VI. Jh. zitiert Corssen (Aussprache^ 55fiP.):
Weigand, 11. JiüireBbericht. 2
§ 9. — 18 —
CONSTANTSO Fleetw. Mon. Christ. S. 377, 2, CONSTANZO
Syll. J. V. 23, S. 555, dazu die Eigennamen CAßlZZE, BO-
NIZZA Pabretti VIU, XXIV; X 473 (rgL Schuchardt, Voka-
lismus I, 152). Und nun die Grammatiker. Die Aussprache
ts wird schon für das IV. Jh. von Servius (in Don. K. IV,
445, 8—12 und in Verg. Georg. 11, 126) bezeugt. Er redet
über eine Aussprache des TI und DI + Vokal im Inlaut,
welche „in sibilum transeunt"; man soll das griechische
Wort Media „sine sibilo" aussprechen. In der ersten Hälfte
des V. Jh. gibt uns Papirius (bei Cassiodor K. VII, 216, 8)
eine ähnliche Erklärung, jedoch drückt er sich über die Natur
des Zischlautes klarer aus, wenn er bemerkt, daß: „iustiTIa
cum scribitur, tertia syllaba sie sonat, quasi constet ex tribus
litteris T, Z et I, cum habeat duas: T et I.^ Aber, fügt er
hinzu, diese Assibilierung findet in vier Fällen nicht statt:
1. in Fremdwörtern, 2. im Anlaut, 3. in der Gruppe STI +
Vokal (iustius, castius) und 4. da, wo der dem TI folgende
Vokal ein I war (otii). Im selben Jahrhundert schreibt Pom-
peius (K. V, 104,^6, 286, 7) dasselbe, nur erklärt er, im Gegen-
satze zu Servius, daß man TI, DI + Vokal assibilieren
muß, wenn man korrekt sprechen will, so oft sie inlautend
sind und nicht einem s (castius) folgen: „quotiescumque post
TI vel DI syllabam sequitur yocalis, illud TI vel DI in sibi-
lum vertendum est . . . ." Aus seinen Beispielen (Aven-
tius, Amantius) erhellt, daß die Assibilierung auch nach Kon-
sonanten geschah. Ahnlich erklärt Gonsentius (395, 5), der
wahrscheinlich ein Zeitgenosse des Pompeius war, die reine
Aussprache des TI, DI + Vokal als „yitium^. Endlich hebt
im VIL Jh. Isidor (Orig. I, 26, 28, XX, 9, 4) hervor, daß Ti
den Laut des griechischen (u. z. stimmlosen) Z ausdrücke. Der
entsprechende stinmihafte Laut liegt in HODIE vor, das zu
seiner Zeit in Italien ozie lautete: „cum iustiTIa sonum Z
litterae exprimat, tamen, quia latinum est, per T scribendum
est sicut miliTIa, maliTIa, nequiTIa et cetera similia
.... mozicia quasi moDIcia . . . . Z pro D, sicut solent
Itali dicere ozie pro HODIE."
— 19 — § 10.
§ 10. Aus diesen Grammatikerstellen ersehen wir folgen-
des: Im IV. Jh. n. Chr. sprach man allgemein Ti als ts im
Westromanischen aus. Die jungen Romanen, die zu Hause
petsa sagten, haben auch in der Schule das geschriebene
PETIA so gelesen. Der gute Schulmeister Seryius verlangt
im lY. Jh. von seinen Zöglingen, zum mindesten das grie-
chische Wort Media so zu lesen wie man es schreibt und
nicht wie das lat. media. Andere Lehrer nehmen aber diese
Aussprache nicht so kaltblütig hin. Sie sehen das geschriebene
Wort Yor sich, die Silbenzahl des Wortbildes stimmt nicht
mehr mit derjenigen des ausgesprochenen Wortes und der
junge Romane der pe-tsa zu sagen gewöhnt ist, von seinem
Lehrer aber immer wieder darauf gedrillt wird, pe-ti-a zu
lesen, gelangt zur Eompromißform: pe-tsi-a, die dem an
dem Buchstaben, nicht an dem Laute hängenden Grammatiker,
genügen mußte. Dieser Umstand wird för das V. Jh. durch
Papirius bezeugt Er wird bald verallgemeinert und vom
Pompeius als der allein richtige dekretiert In den Urkunden
von Ravenna (VI. Jh. n. Chr.) findet man tatsächlich diese ge-
lehrte Aussprache auch in der Schrift bezeugt: 6c9Pa^ia}{vs)y
öova^iOVBfi, öova^oveg, axr^io (Marini Pap. dipl. XCIII 83,
89, CX 9, 18). Später, als Karl der Große die Wiederher-
stellung des verfallenen Lateins unternahm, adoptierte er diese
Aussprache als die offizielle und sie blieb bis auf den heu-
tigen Tag in unseren Schulen. Wenn also in der nach-
karolingischen Zeit ein Wort aus dem Latein in die Volks-
sprache drang, konnte es nur mehr diese Aussprache haben.
Daher kann man ital. anziano, graziare, franz. ancien
gracier nicht auf späÜateinische*ANTE ANUS, *GRATLÄilE,
sondern nur auf *ANTSIANUS, GRATSIARE zurückführen
(vgl. G. Paris a. a. 0. S. 305 Anm. 2 un/l 5).
Anm. In einer gotischen Urkunde aus Neapel, aus dem
Jahre 551 n. Chr. (Maßmann 90. 96. 126. 139) finden wir für
lat KAUTIO die SchreibuDg Kavtsyo, welche darauf deutet,
daß das Wort zweisilbig war. Wenn hingegen Ulfilas laiktjo
für lat LECTIO hat, so beweist das nichts gegen die frühe
2*
§ 10. _ 20 —
Assibilierung des Ti, denn der hochgebildete Bischof hat auch
wirklich unassibiliertes Ti gesprochen.
Seelmann, dem ich die Grammatikerstellen entnommen,
kommt zu ganz anderen Schlüssen (Aussprache 290ff). Nach
ihm war zu Servius' Zeiten Ti, Di in der Aussprache nicht
mehr rein, sondern TATIÜS, MEDIA lauteten Ta-tius,
me-dia. Zur Zeit des Papirius rückte dieses Ti zu tji weiter.
„In der Transskription des Papirius soll das T offenbar den
explosiven Klapplaut, I den spirantisierten Halbvokal i und Z
das beide vermittelnde, zwischen j und s klingende iotazistische
Beigeräusch charakterisieren''. Aus den Angaben des Pom-
peius zieht er nur den Schluß, daß er „die reine Aussprache
des fraglichen TI bezw. DI für einen Jotazismus ausgibt''.
Das dritte Studium des Assibilationsprozesses endlich, welchen
die allgemeine spezifisch lateinische Volkssprache durchzu-
machen hatte, ließ die Spirantisierung von dem begleitenden
i aus auch auf den bis dahin unverletzten dentalen Elapplaut
einwirken, das T demnach unmerklich in die entsprechende
Afirikata und echte Spirans übergehen: Ti^tji^tsji, sji :
iusti-sjia. Isidor deutet darauf hin .... Diese Auffassung
steht im Widerspruch mit den Angaben der Grammatiker und
sie scheidet nicht zwischen Umgangs- und Schulsprache. Die
Grammatiker können doch nur für diese letztere als Zeugen
angerufen werden. Aber auch sonst sagt Servius ausdrück-
lich das Ti, Di in sibilum transeunt. unter dem terminus
technicus „sibilus'' kann er doch nur das verstanden haben,
was auch der Grammatiker Pompeius meint, d. h. Ts! Vom
Aufhören des Silbenwertes des i (der in der Umgangssprache
schon Jahrhunderte früher nicht mehr vorhanden war) redet
keiner der Grammatiker, sondern Papirius betont gerade, daß
„iustitia cum scribitur, tertia syllaba (= ti) sie sonat, quasi
constet ex tribus letteris: T, Z et I, cum habeat duas T et I".
Pompeius schreibt vor: „illud TI . . . in sibilum vertendum
est", aber er imterläßt es nicht, gleich hinzuzufügen: „sed ita
exprimere debes: vitandum est, ut syllaba (ti) ista verta-
tur in sibilum". Das will doch nichts anders heißen, als daß
der Schulmeister Pompeius TERTIA schreibt, TER-TSI-A
d. h. die Kompromißform gelesen haben will, aber TER-TSA
d. h. die allgemeine romanische Aussprache des Verkehrs
nicht duldet (vgl. Corssen Aussprache^ S. 65 „man soll nicht
— 21 — §§ 11, 12.
tsi, wie bloßes ts oder s sprechen*'). Endlich hebt Isidor
hervor, daß, „solent Itali dicere ozie (nicht etwa *oze) pro
ho die''. Außerdem stimmt ja die Regel des Pompeius genau
mit der heutigen Schulaussprache des Lateins.
§ 11. und dennoch horte das Latein nie gänzlich auf,
auf die westromanische Umgangssprache einen Einfluß aus-
zuüben, der sich freilich nunmehr auf den Wortschatz be-
schrankt Der Ghrund liegt wiederum in der christlichen Re-
ligion, welche bald eine große Verbreitung gewinnt. Sie er-
streckt sich über alle sozialen Klassen, wird zur Staatsreligion,
die Priesterwürde bekleiden nicht mehr arme Leute, sondern
die Gelehrten dieser Zeit, die Mönche, — welche bald die
einzigen Schriftkundigen bleiben sollten. Überall wird die
Schrift gepredigt Da diese als heilig angesehen wird, darf
man an ihren Worten nichts ändern, — und es sind die Worte
der Schrift, d. h. Latinismen, die nun massenhaft in die Um-
gangssprache dringen. Es sind teils neue Ausdrücke für neue
Begriffe (BENEDICTIO etc.), teils neue Wörter, welche die
alten verdrängten, wie z. B. ECCLESLA für die BASILICA
(rum. bisericä, sonst nur noch im rtrom. erhalten) der alten
Christen. Dies ist die zweite Schichte von Latinismen im
Romanischen. Sie ist im Ostromanischen durch kein einziges
Beispiel vertreten. Erst viel später, nach Karl dem Großen,
als das Latein wiederauflebte und zur Sprache der Wissen-
schaft wurde, drang mit der steigenden Kultur die dritte
Schichte der Latinismen in die einzelnen romanischen Sprachen.
Es sind das z. T. neugebildete spätlateinische Wörter, wie
die oben zitierten *ANTSIANUS (aus ANTSLÄl),*GRATSIARE
(aus GRATSIA), teils latinisierte Romanismen. So geht z. B.
nfr. stage auf ein oft belegtes mittellat STAGIUM zurück,
welches nichts anderes ist als eine Latinisierung des afranz.
estage (nfranz. etage), eine afranz. Ableitung von ester <C
STARE.
§ 12. Wenn wir uns dieses Bild, welches das älteste
Westromanische in seinen verschiedenen Entwicklungsstadien
zeigt, vor Augen halten, werden wir manche der in diesem
§ 12. — 22 —
Sprachkompleze vorkommenden Unregelmäßigkeiten in der
Behandlung der i-Qruppen leichter verstehen. Wie schon oben
erwähnt wurde, kennt das Italienische außer den regelmäßigen
Ergebnissen von Ti^tss auch eine Reihe von Fällen, wo
diese Gruppe als g und eine andere, wo sie als tsi erscheint:
pozzo<PÜTEÜ, palagio < PALATIÜM und grazia <
6RATIA. Dies letzte Wort ist sicher ein Latinismus, welcher
wie anziano, graziare der nachkarolingischen Zeit ange-
hört. Unter den anderen ist pozzo zweifelsohne ein altes
Erb wort und zeigt die regelrechte Entwicklung (vgl. § 51).
Wie ist aber palagio zu erklären? Wir wollen bei diesem
Falle, der sehr lehrreich ist, länger verweilen und alle ähn-
lichen Fälle vorführen, bevor wir eine Erklärung zu geben
versuchen.
BARBITIUM > barbigi, mil. barbis, ven. barbisi,
trient. barbiza.
*CYMATIA (== griech. xvfiaria) > lomb. §imaza.
INDUTIiE >- indugio, Pisa induso, a.-oberit. induxia
triest. indüzia.
MINÜTIA > minugia „corda di budello" (neben mi-
nuzz-aglia, -ame, -olo und minuzia „cosa di nulla")
neap. [minuts^ia], cors. minuge, mü. menüs, romagn.
[minutsia], ven. menusa „minuzia", bellun. menusan „mi-
nutame", a.-lomb. menusie „budella, interiora", dagegen
''^MII^UTIO >- minuzzo, romagn. smnutsse.
PALATIÜM > palagio (poetischer Ausdruck, neben pa-
lazzo § 51), a.-gen. palazo (n.-gen. paio), mil. palasio
(Bonves.), a.-oberit. palazo.
PRETIUM > p regio „il valore intrinseco o ideale d'un
oggetto", davon (s)pregiare (neben prezzo „il valore mer-
cantile computato in denaro" davon (s)prezzare § 51 und
+ prezio), sie [predzzu < ital., pretssiosu Latinismus],
gaU. preSu, mil. despresi, romagn. pr^zi, trient. prezi, kal.
[prieiu <] ital.] vgl. auch Lecce prletssu neben dispritssu,
Arpino prletssf neben deSpr^tssf.
RATIÖNEM und *RATIONO, -ARE > ragione, -are
— 23 — § 12.
(neben razione), sie. raöuni (nb. radzzani <C ital.), abruzz
(ragunfia nb. radzzon^ <C ital.), Pisa rasone, gombit. Sillano,
a.-gen. razon, tarant. rafion, gall. razoni (Tempio) cors.
ragone, re^one, mil. reso, a.-berg. resö, romagn. rason
a.-Chioggia raxon, trient razon.
SATIONEM, *SAT10N0, -ARE > a.-gen. sazun,
sazonar.
SERVITIÜM, *SERV1TIALIS > servigio, -ale [nb.
servizio, -ale], sie. [servitssiin] , cerign. [sruitssgi^], campob.
[tsfrawitsgig], a.-gen. servizo, mil. servisii (Bonves.), trient.
servisi, romagn. servisfr.
STATIONEM, *STATIONO > stagione „Jahreszeit" -are
(nb. stazzone „Aufenthalt", -are =» stazione, -are), sie.
stacuni [nb. stadSzuni •<ital., statssiuni <[ lat], cerign.
(stadzzoung <C ital.), gombit. stazon, Sillano §tazon, gall.
staSoni „Jahreszeit" (neben statssona „faccina di fabbro"
day. statssunaöu „fabbro"), cors. staggoni (nb. statssona)
a.-Ghioggia sta^on, a.-ven. stazon, trient. (stadzon „Jahres-
zeit" <C ital.).
Suff. -ITIA > -ezza (§ 51) und -igia (alter- „alterezza",
+ batt-igia „Fallsucht", comand- „Empfehlung", codard-
covid-, cuvid-, cupid- „Begierde", cont-, franch- „fran-
chezia", gentil-, grand-, guarent- „Sicherheit", ingord-,
nefand-, raccomand- „raccomandazione" salv-; über
dialektische Formen vgl. Z. f. rom. Phil. XXIV, 547).
Suffix -TIONE;> -gione (Die meisten hier anzuführen-
den Beispiele gehören der alten Sprache an (mit + bezeichnet)
und sind heute durch Ableitungen auf -mente ersetzt Die
Mehrzahl sind gleichbedeutend mit Latinismen auf -zione.
Begrifflich gehören viele der Juristen- (a) oder der Mediziner-
sprache (b) an: a) allenta- „Bruch", + carbona- „Kohlen-
staub", + cura- „Sorge", frega- „Reiben", gonfia- „Ge-
schwollen sein", -j- mea- „Ausfluß", b) -\- falli- „Fehlen", +
fida- „Bürgschaft" etc. c) Andere Bedeutungen, so: „Farbe":
carna- „Fleischfarbe", pella- „Hautfarbe", perla- „Perlen-
farbe", dann „die Zeit, wo eine Handlung eintritt": fiena-
§ 12. _ 24 —
„Zeit der Heaemte", grana- u. grani- „Zeit, in welcher die
Getreidekomer ansetzen^' = granulazione, -|- niuda- „Mauser-
zeit" u. a. -+- abbassa- „Senken", alberga- „Herberge",
caccia- „Jagd", imbandi- „Ausrüstong eines Gastmals",
+ pensa- „pensamento", + penti- „pentimento", + pro-
vedi- „provedimento" etc. In den folgenden ist gione = zione:
+ parti-, + perdi-, pianta-, pota-, pro(v)vi-, puni-,
purga-, alaga-, condamna-, + dona-, enfia-, fata- (sie
fatacani), liba-, ombra-, + rapporta-, + liveragione =
liberazione, guarnigione „Besatzung, Oamison", guarni-
zione „Ausstattung, Garnitur". In einem Falle erscheint auch
-zzone: aquagione = acquazione = acquazzone. Aus
den Dialekten erwähne ich: NATIONEM ]> Pisa na§one,
PACATIONEM > a.-lomb. pagason, PLORATIONEM >
a.-yen. plorason, a.-gen. beneixon, guarixon, conde-
naxon, dagegen stammt a.-lomb. trai^^on „tradimento" aus
dem Franz.).
Lassen sich diese Ausnahmen auf lautphysiologischem
Wege erklären? Meyer-Lübke hat es versucht (Z. £ rom. Phil.
VIII, 302—304). Er stellt folgende Regel auf: a) vTi v >
itaL zz, b) iTi v^ > ital. gi. Beispiele far a) pozzo, prezzo,
tizzo etc., far b) ragione, stagione -agione. Danach
wäre einerseits aguzzäre, tizzöne, prezzäre etc. nach
agüzzo, tizzo, prezzo, andererseits pregio, minügia nach
pregiare, minugiare; servigio etwa nach servigiale ge-
büdet. Für SuflF. -igia setzt er -ITIES, far barbigi BAR-
BITII voraus, indem er far -Tie, -Tii eine andere Behand-
lung als far -Tia, -'Tio annimmt. VENETIA > Venigia
käme nicht in Betracht. — • Dagegen sind aber gewichtige
Einwände zu machen. Vor allem bleibt bei seiner Deutung
palagio unerklärt, neben dem keine endungsbetonte Form
steht. Außerdem zeigt die Bedeutung, daß nicht pregio
„Wert" aus pregiare „schätzen" entstanden ist, sondern
umgekehrt (ein '*'PRETIARE kennt das Latein gar nicht).
Bei seiner Deutung des Suffixes -igia bleibt das i unerklärt,
da man ein *-ities vorauszusetzen nicht berechtigt ist. Dazu
— 25 — § 12.
kommen noch andere Erwägungen. Im Verlaufe dieser Arbeit
wird sich herausstellen, daß der Akzent auf die i-Gruppen
im Italienischen keinen Einfluß hat Es wäre also, wenn
auch möglich, doch seltsam, daß Ti hiervon eine Ausnahme
bildete. Aber wenn es auch so wäre, so hätte man doch nur
*tigione etc. Im Rumänischen, wo der Akzent beeinflussend
wirkt, haben wir tatsächlich TITIO > atsl'ts aber TITIONE
> tätsüne, MÜSTACIA > mustatsä, aber *MÜSTACIOLA
[> mustätäoärä; eine Ausgleichung findet nicht statt Außer-
dem werden wir sehen, daß die erste Veränderung der i-
Gruppen im Italienischen die Dehnung des Konsonanten (auch
in vortoniger Stellung) ist, also Ti > TTi. Erst später machen
sich die Einflüsse der umgebenden Laute (oder des Tones)
geltend. Daher erwarten wir einen langen oder zum mindesten
einen stimmlosen Laut als Resultat von Ti (wie er wirklich
in pozzo, tizzone erscheint). Eine verschiedene Behandlung
des Tie und Tia findet tatsächlich eine Bestätigung im Kie
und Kia (vgl. dial. azza gegen fatäSe), aber FACIES hat
auch zuerst '''FAKKiE ergeben, und dann erst hat es sich von
ACIA>*AKKiA gesondert (vgl. § 92), so daß wir auch in
-ITIES gegen -ITIA doch nur einen gedehnten, bezw. stimm-
losen Laut erwarten könnten. Der stimmhafte kurze Konso-
nant dagegen beweist uns zur Genüge, daß wir es in allen
diesen Fällen nicht mit echten Erbwörtem zu tun haben,
sondern entweder mit Entlehnungen, Latinismen oder spät-
romanischen Bildungen. Der letzte Fall ist ausgeschlossen,
da sie ausnahmslos Wörter des lateinischen Lexikons sind.
Für den zweiten Fall tritt D'Ovidio (Note etimologiche, Na-
poli 1899 S. 66flF.) ein, indem er die g-Formen als Entleh-
nungen aus dem Französischen betrachtet und mit Parigi <C
Paris, Luigi < Louis, Dionigi, Fiordaligi, Amadigi,
Malagigi, Tamigi vergleicht Wir fragen uns gleich, warum
wir nicht *palagi, *prigi haben? Wie soll außerdem der
Italiener den Städtenamen Venigia von den Franzosen haben?
Dieser ist ebenso einheimisch, wie franz. Paris gewiß nicht
aus dem ital. Parigi stammt Daher ist die unerklärte fran-
§ 12. _ 26 —
zösische und italienische Ausnahme g bezw. z (sie beschrankt
sich nicht auf diese zwei Länder, vgl. Homing, Zeitschrift f.
rom. Phil. XXV, 736—737) gemeinsamen Ursprungs und wenn
man das eine aus dem anderen als entlehnt betrachtet, so hat
man noch keines erklärt. Dagegen wirft die Erklärung der
Unregelmäßigkeit der einen Sprache auch auf die anderen ein
helles Licht
Wenn wir es aber weder mit Erb- oder Lehnwörtern,
noch mit spätromanischen Bildungen zu tun haben, so bleibt
uns nichts übrig, als sie als Latinismen zu betrachten. Als
solche entpuppen sie sich auch auf den ersten Blick, denn
alle sind Abstrakta, also Wörter, die eher zur Sprache des
Gebildeten, als zu derjenigen des Bauern gehören (Palagio
ist zwar konkret, aber ein Ausdruck, den der Bauer erst vom
Gebildeten erlernen muß; dies kann früher oder später ge-
schehen, sodaß das Wort wie die Erb Wörter (§ 51), oder wie
die Latinismen behandelt werden kann, ^CYMATIA ist ein
technischer Ausdruck, Minugia „Därme" gehört der Sprache
der Mediziner an; ebenso war barbigi „Schnurrbart" ur-
sprünglich ein Abstraktum: „Bartwuchs"). Femer werden sie
als solche auch durch das volltönende i in norditalienischen
Dialekten (romagn. trient. prezl etc.), durch das i des Suffixes
-igia, durch die Nebenform auf -tsi und durch die Tatsache
verraten, daß sie alle dem Rumänischen unbekannt sind. Zwar
ist PRETIÜM>pret auch im Rum. vorhanden, aber dort
bedeutet es „Wert" im Sinne des ital. prezzo, also der im
Handel gebrauchte Ausdruck, wogegen für die Bedeutung „il
valore intrinseco o ideale d'un oggetto", welche dem ital.
pregio inne wohnt, das rum. Volk keinen Ausdruck besitzt.
Anm. Horning, der über die Geschichte der rom. i-
Gruppen eingebende und scharfsinnige Studien geschrieben
hat, betrachtet in seinem „Lat. C." S. 30—37 u. 113ff. -igia
als Latinismus, die anderen Fälle sieht er aber als Erbwörter
an, ohne eine Lösung far die Unregelmäßigkeit ihrer Gestalt
zu finden (ich verweise auf seine reichhaltige Beispiel-
sammlung aus alten Texten S. 113 ff.), später (Z. f. rom. Phil.
— 27 — 8 12.
XVIII, 239) neigt er zu Meyer-Lübkes Erklärung von p regio.
Endlich (Zeitschrift f. rom. Phü. XXIV, 545—555) hSlt er
auch pregio, palagio, barbigi und minugie far „halb-
gelehrt". Er fragt sich, ob auch Venegia unter diese ein-
zureihen sei, glaubt aber noch immer an eine erb wörtliche
Gestalt der Wörter ragione, stagione. In diesem so lehr-
reichen Artikel, auf den ich besonders hinweise (in Zeitschrift
f. rom. Phil. XXV, 736 — 737 bringt er neue Belege), geht er
Ton der Ansicht aus, daß „in gewissen Gesellschaftskreisen
und zu einer bestimmten Zeit, in sogenannten halbgelehrten
Wörtern Ci, Ti, C£, CI in der Aussprache z (sanftes s) zu-
sanmienfielen, während in eigentlichen Buchwörtem jene Laut-
gruppen zu 9 (zy) wurden". Er gelangt also auf anderen
Wegen zu einem ähnlichen Resultate wie das oben angefahrte.
Nur scheidet er nicht zwischen vor- und nachkarolingischen
Latinismen und wirft dadurch ein Wort wie sass. gradzia
und ital. pregio zusammen und trennt dieses von ragione.
Er fragt sich also nur darnach, ob das Resultat des Ti stinmi-
haft sei oder nicht und meint, daß wir es im ersten Falle mit
„halbgelehrten", — dabei vergißt er auch ragione, — im
zweiten aber mit „gelehrten" Wörtern zu tun haben. Dem
ist aber nicht so. Sass. gradzia unterscheidet sich aber ge-
rade so von sass. preiu, wie ital. grazia von pregio und
siciL spidziali von raöuni. Während prezu (zweisilbig!)
in einer frühen Periode entlehnt wurde, ist gradzia (drei-
silbig!) aus gratsia entstanden, welches in einer bedeutend
späteren Periode dem Lateinischen entlehnt wurde. Welches
die Ursache des Übergangs von ts > dz in diesen Wörtern
war, kann ich bei den mangelhaften diesbezüglichen Nach-
richten nicht entscheiden. In manchen Fällen scheint der
Akzent die Ursache zu sein (vgl. Horning a. a. 0. S. 545
Anm. 2 und 546); wahrscheinlich aber war hauptsächlich der
Umstand, daß einige dieser Latinismen direkt, andere aber
durch die ital. Schriftsprache in die Dialekte eindrangen, der
Grund, — Was Venegia anlangt, so ist es zweifelsohne ein
Latinismus (wie auch das alte Venitsiani und das heutige
Venezia) und man braucht gar nicht anzunehmen, daß „die
Überlieferung des Wortes im Volksmunde eine Unterbrechung
erlitten habe". Die Städtenamen können erbwörtliche Form
haben, und dies geschieht auch in den meisten Fällen, sie
§ 12. _ 28 --
müssen es aber nicht und man übertreibt zu oft ihre Be-
weiskraft. Diejenigen, die zuerst das Bedürfnis fühlen, mit
dem Namen der Stadt zu arbeiten, sind die schriftkundigen
Beamten und die Gelehrten (Historiker, Theologen etc.), die
natürlich die lateinische Form benützen. Die Bauern aus der
Umgebung, wenn sie von der großen, nahen Stadt reden,
wenden gewiß einfach das Wort Stadt an („ich fahre nach
der Stadt, ich habe einen Verwandten in der Stadt" etc.), da
es selbstverständlich ist, welche Stadt darunter gemeint wird.
Würde ein Bauer aus der nächsten Umgebung Venedigs Ton
Rom sprechen, so würde er es gewiß beim Namen nennen,
aber bei der einzigen, großen, nahen Stadt Venedig, braucht
er es nicht zu tun. Der Bewohner der Stadt selbst wird
höchst selten in die Lage kommen, den Namen derselben zu
gebrauchen. Der Doge von Venedig ist für ihn „unser
Doge" und nur etwa im Gespräch mit einem Fremden wird
er seine Stadt beim Namen nennen. Aber da mischen sich
psychologische Momente, wie Stolz, Lokalpatriotismus etc.
hinein, und er wird die offizielle, lateinische Benennung ge-
brauchen. Diese ist in den meisten Fällen gleich der volks-
tümlichen, weil man in Milano z. B. vergessen hat, daß
die Stadt einst anders geheißen hat, aber in Venedig,
welches spät gegründet wurde, mußte der lateinische Name
VENETIA zu Venigia werden. Sehr lehrreich ist in dieser
Beziehung der Ortsname Perugia, dessen volkstümliche Ge-
stalt (alt. Peroscia) ganz verschwunden und durch das ge-
lehrte Perugia ersetzt wurde, wie schon das u zeigt Dies
hatte auch D'Ovidio (Grundriß f. rom. Phil. I, S. 517) ange-
nommen; er ändert aber später (Note etimologiche) seine
Ansicht, und greift zu folgender komplizierten Erklärung:
PERUSIA > Peroscia, eine Ableitung davon ist Perugino,
dessen u durch die Tonlosigkeit erklärt wird, dessen g aber
dadurch, daß in*Peroscino „c voltosi subito secondo la
norma di protonica a g"; aus dem Perugino sei dann wieder
Perugia rekonstruiert. D'Ovidio glaubt aber selber nicht
recht daran, denn (S. 70) angesichts der gelehrten Formen
Chiusi <C CLUSIUM (neben Chiusci, bäuerisch Chiuöi und
„halbgelehrt" Chiugi) und Assisi <; ASISIUM (neben Ascesi
-< *Aseci) schreibt er: „il che monstrerebbe che il mio primo
pensiero su Perugia non istonava dall'ambiente e forse
— 29 — §13.
puo aocora ammettersi il latinismo come causa con-
comitante e accessoria."
In einer Anzahl von Wörtern erscheint ein unklares Suffix
-agio, -9gio, -ugio z. B. barbogio „kindisch^ (zu barba
„Onkel"?), bastogio „Lastträger" (vgl. bastaio „Sattler"),
calder-ugio = calder-ino „Stieglitz" (calderugia „Kreuz-
blume"), -f- duagio „Stoff aus Douai", grattugia (cerign.
'rattakäsg, campob. grattakaög, aquil 'rattakasfu) „Reibeisen",
vgl. grattapugia, grattabugia „Drahtbürste (sollte dies
das Etymon sein?) zum Reinigen der Metalle", mattem-
giolo „dumme Person" (vgl. matto „verrückt"), lampugia
(Sillano lampuza „lagrima"), raperugiolo „Zeißig" = rape-
rino, tafferugia = tafferuglia etc. Das g könnte aller-
dings auch auf Si beruhen, vgl. mal^scio (dav. maliscenza,
maliscente) „kränklich" (vgl. malazzato), nocisce „einge-
lutzelte, schlechte Nüsse". Dagegen scheint parlagio „Par-
lamenthaus (in Florenz)", ran d agio „Vagabund", Rück-
bildungen aus -f- parlagione „Aussprache", andar randa-
gione „umherschweifen" zu sein. Valigia Lecce: balice
hat Ascoli (Archivio glott. I, 512 Anm.) mit Wahrscheinlich-
keit aus einem (spät gebildeten) *VAL1TIA (von val-ere) „le
cose di qualche prezzo, che il viaggiatore porta seco" abge-
leitet (Körtings Einwand S. 916, daß -itia nicht an Verbal-
stämmen angefügt wird, ist zu beseitigen, da die späten La-
tinismen auf -itia > -igia gerade durch diese Eigenschaft
charakterisiert werden, vgl. comandigia, battigia etc., vgl. auch
Zeitschrift f. rom. Phil. XVIIl, 240). Über a.-itaL albagio
„bianchiccio" mil. albas < ♦ALBATIÜS (DEALBATIORES
bei Augustin), vgl. Salvioni Romania XX VIII, 91.
g 13. Der Latinismus pregio ist aber anders behandelt
als der Latinismus grazia. Der Grund davon muß also noch
erklärt werden. Wir wissen, daß grazia der nachkarolingi-
schen Latinität angehört; pregio dagegen ist ein sogenanntes
„halbgelehrtes" Wort, entstammt also einer älteren, vorkaro-
lingischen Periode und hatte Zeit, sich mehr in die Volks-
sprache einzubürgern. Wir haben gezeigt (§ 9), daß im V. Jh.
n. Chr. Ti der Erbwörter im Westromanischen als ts lautete,
daß dagegen die Aussprache des Ti in lateinischen Wörtern
tsi war. Nun wissen wir, daß die Verbindung ts sehr leicht
§ 13. _ 30 —
zu 8 wird, indem die Artikulation des Verschlusses vemach-
lässigt wird. Es ist also wahrscheinlich, daß in irgend einem
Teile des Westromanischen, die Aussprache s für erbwört-
liches Ti schon um diese Zeit existierte. Diese Westromanen
haben dann auch ein lai PRETIÜM nicht mehr als pretsium,
sondern als presium gelesen, ebenso wie es die heutigen Fran-
zosen tun, die auch deutsches „Zwim^ als suirn aussprechen,
da ihnen der ts-Laut fremd ist Nun stelle man sich vor,
daß in einer solchen s-Gegend ein blühendes Kloster bestand,
wo lateinisch gelernt wurde. Die Mönche, die aus diesen
Schulen als Lehrer über das ganze westromanische Gebiet
wanderten, haben diese Aussprache verbreitet, und sie wurde
zur Mode auch im ts-Gebiet: Italien. Nur so erklärt es sich,
daß z. B. die Latinismen RATIONE und OCCASIONE (§ 16)
das gleiche Resultat zeigen: itaL ragione « *rasione),
cagione. Die Aussprache rasione ist nicht nur erschlossen,
sie findet sich durch zahlreiche Inschriften aus dem Y — Y IL Jh.
n. Chr. (meistens aus Gallien) bezeugt: CONSIENSIA (Yienne),
OBSERYASIONE (Lyon im Y. Jhr. n. Chr.), SEPSIES (558
n. Chr.), C. I. L. XII, 2086. SAPIENSIE (Briord, vor 632
n. Chr.), PASUNS (Briord, vor 632 n. Chr.), DISPOSISIO
(Yienne 536 n. Chr.), DÜLCISIÜS (Yienne 559 n.Chr.), PENE-
TENSLA., 'SlJE (Yenasque Ende Y. Jh.).
Außer diesen aus Le Blant: I. Chr. genommenen, findet
man femer YOCONSIUS, Steiner, I. D. et Rh. 3697, 1 (Saal-
burg bei Homburg), BONIFATISUS Mai L Chr. 368, 4,
iSQüISIA L R. N. 5727, YESSIÜS Renier J. A. 1283 (Lam-
baesa), GERONSIA C. L L. XU, 2116 + neben GERONTLA.
C. I. L. X, 2383 etc. Umgekehrt steht HORTENTIÜS
(Grutner, S. 465 IX Nemausus) für Hortensius. Es ist nicht
anzunehmen, daß SI eine ungeschickte Wiedergabe f&r TS
sei, denn zu dieser Zeit waren schon die Transskriptionen Z,
TS, TZ bekannt (vgL § 9). Außerdem findet sich kein ein-
ziges Beispiel von S, was doch wunderlich wäre, wenn das I
nicht Silbenwert gehabt hätte. Die Steinmetze waren Leute,
die etwas Latein gelernt hatten, aber orthographisch konnten
— 31 — § u.
sie nicht schreiben, daher gruben sie in ihre Steine, so wie
man ihnen diktierte: SAPIENSIA, OBSERVASIONE etc.
Daß es sich aber wirklich um SI nicht um TS handelte, er-
sieht man aus Fällen wie INDEXIONE (St Julien en Quint
537 n. Chr. Revel-Tourdan 563 n. Chr.). RESURREXI[0]NIS
(Revel-Tourdan 547 n. Chr. Le Blant I. Chr.), HOCSIES
(= octies) C. L L. 2087 aus 559 n. Chr. 0CX1[ES] C. I. L.
XII, 2382 (christlich), denn nur CSI, nicht auch CTS konnte
durch XI wiedergegeben werden. Damit stimmt noch überein,
daß alle angefahrten Beispiele Latinismen sind (MARSIAS
Vienne 536 n. Chr. und TERSIO Vienne 536 n. Chr.
C. L L. XII, 2081, aus 540 n. Chr. TESIA C. I. L. XII, 2187
aus. 564 n. Chr., sind zwar auch als Erb Wörter vorhanden,
wurden aber auf der Grabschrift in der lateinischen Form
wiedergegeben).
§ 14. Die Aussprache RASIONE fällt also in die Zeit
des größten Verfalls des Lateinischen. Ihre Verbreitung er-
klärt sich daher leicht. Die Mönche waren die einzigen
Lateinkundigen; sie bildeten aber eine soziale Klasse für sich
und Stauden auf dem ganzen westromanischen Gebiet im regen
Verkehr untereinander. Jede Unart in der Aussprache des
Lateins konnte rasch nachgeahmt werden, da niemand mehr
die richtige kannte. Wie lange diese Aussprache gedauert
hat, ist schwer zu sagen; jedenfalls wurde sie nach Karl d.
Großen, der wahrscheinlich auf Grund der Grammatiker, wie
Pompeius, die offizielle Aussprache TSI einfahrte, vergessen.
Vielleicht läßt sich aber ihre Dauer, auf indirektem Wege,
durch folgende Erwägung feststellen. Der Übergang von Ti
und Si in ital. g ist abhängig Yon dem stimmhaftwerden des
intervokaliscben S zu Z, denn g ist nur durch die Mittelstufe
Zi erklärlich. Tatsächlich reicht der stimmhafte Laut g bezw.
z im Italienischen, wie aus den Beispielen des § 11 zu er-
sehen ist, nur so weit, wie das interTokalische Z <[ S. Dort,
wo man caso sagt, hört man auch racuni, kacuni, fata-
cuni, balice (bezw. rasuni, ka§uni.). Daraus ergiebt sich
folgendes: Nachdem der Latinismus RATIONE als RASIONE
§§ 15, 16. _ 32 —
ausgesprochen zu werden anfing, aber vor der Wiederein-
führung der Lesart RATSIONE durch Karl den Großen, also
in dem Zeitraum, der ungeföhr durch die Jahreszahlen 500
und 800 n. Chr. begrenzt ist, begann im Westromanischen
vom Norden aus eine Strömung, welche das intervokalische
S der Erbwörter stimmhaft werden ließ (Z). Diese Strömung
konnte sich jedoch nicht über das ganze Gebiet verbreiten
und in Italien fand sie in Toskana ihre Grenze. Nun geschah
mit Z <; S das, was auch mit TS <C Ke, Ki sich ereignet
hatte: Die Buchkundigen fahrten diese Aussprache auch beim
Lesen des Lateins ein. Karl der Große erklärte sie dann als
offiziell und sie ist noch heute in unseren Schulen bewahrt
Natürlich blieb sie aber Süditalien fremd. Nun, da man
ROZA, SPOZARE las, gab man diese Aussprache auch Wör-
tern wie RAZIONE, OCCAZIONE (im Süditalienischen aber
ROSA, SPOSARE, RASIONE, OCCASIONE), woraus dann
nordital. ragone,'südital. racuni.
§ 15. Die relative Zeitbestimmung des Überganges des
Ti > ital. g wird uns auch durch folgende Erwägung ge-
geben: Das erb wörtliche PRETIUM wurde lautgerecht zu
prf zzo, da die Zwischenstufe PRÄTTiü (§ 92) vor der Diph-
thongierung des lat. e>ital. ie in ungedeckter Stellung er-
reicht war, sodaß nunmehr TTi eine Deckung bildete. Wenn
dagegen pregio volkstümlich wäre, würde man *priegio
erwarten. (Im Altvenez. ist in priexo der Diphthong sekun-
där und durch das folgende i bedingt, vgl. Vidossich in Zeit-
schrift f. rom. Phil. XXVI, 347), da nach g nur ein Konso-
nant folgt. Wenn dagegen pregio auf dem Latinismus
PRETIUM beruht, so konnte es nur zu einer Zeit in die
Volkssprache eindringen als lat. ungedecktes e (PRE-SI-ÜM)
nicht mehr diphthongieren konnte.
§ 16. Lehrreich ist ferner der Vergleich von PALA-
TIUM > palagio mit BAMBACIUM > bambagia „Baum-
wolle" (dav. bambagino, -gioso, -giona) neap. vam-
matSe, sie. bammat§i, cerign. vammätsg (dav. vam-
matsärg „il piccolo strozzino, che ripone i pegni preziosi in
— 33 — §16.
sentoli pieni di bombagia), Lecce ammatie (oder amma56?X
aqnil. bammaSe, Lanc yammatSg, campob. mammatia
(dav. mammatfiok^), Alatri bamatig, Pisa, gall. bambatia
(sasa. bambadzi), a.-berg. bombas, trieni bambas. Das
Wort BAMBACIÜM (^BOMBACIÜM zeigt eine Vennischiuig
mit BOMBYX „Seidenwurm*'. Horning verteidigt mit Recht
in Zeitschrift £ rom. PhiL XXVII, 347—349 die Etymologie
Diez': itaL bigio „grau'' < «BOMBICIUM) ist mittellateinisoh
belegt (Da Gange) nnd stammt aas dem mittelgtiechimdien
ßafißaxiop, ist also kein Erb-, sondern ein spaÜateiniscfaes
Wort (vgL auch Schrader: Zar Handelsgeschichte und Waaren-
knnde I, 242 f.; sIot. bombaz stammt aus dem Istrischen),
sodaB es die regelrechte Entwicklung der Ghruppe Ki nicht
mehr mitmachen konnte. Nun wissen wir, daß in einer
späteren Periode auch CE, Gl zu ts wurden und diese Aus»
spräche auch in das Schullatein eindrang; man las also
BAMBATSIÜM. Dieses ging dann dieselben Wege wie
PALATSIUM und wurde über BAMBASIUM (BAMBAZIUM)
zu bambagio bezw. yammaög. Aus den Dialekten lassen
sich noch JUDIGIDM :> gen. zuixio (vgl Horning, Lai C.
S. 114, auch a.-franz. juTs), OFFIGIÜM > a.-oberit offixio,
FIDUGIA ^ a.-oberitw fi(d)uzia, piem. fiüza (mit stimm-
haften s) etc. anfuhren. Alle diese beweisen, daß RATSIONE
erst zu einer Zeit, wo lat. GE, Gl in der Schulaussprache zu
TSE, TSI geworden waren, zu RASIONE > RAZIONE >
ragione wurde.
Anm. Die Aussprache GE>TSE>SE erklärt viel-
leicht folgende späte lat. Glosse: „Gleba sepes durus cum
herba" (G. GL IV, 522, 33), welche mit: „Gleva (= gleba),
cespis duris (== caespes durus) cum erva («= herba) levatur**
(G. Gl. lY, 83, 8) zu yergleichen ist Dagegen ist das aus
dem Jahre 225 bezeugte MaQöiaxoq nicht aus MaQxiaxog
entstanden, sondern das lai MARSIAGÜS (vgl. Archiv £ lat
Lex. X, 506).
In den Latinismen der nachkarolingischen Zeit findet man
tsi ftür Gl, der offiziellen Aussprache entsprechend: ital. de-
lizia, ascitizio, cardinalizio etc.; später aber dringt das
Weigand, 11. Jahresbericht. 3
§17. _ 34 —
itaL t&i auch in die Aussprache des Lateins ein, sodaß das
alte tsi in Latinismen vom neuen tSi zum Teil yerdrangt
wird, oder sich neben diesem erhält: artifizio = -cio, +
assoziaree= -ociare, male-, benefizio = -icio, calizio
^ icio, + comerzio >= -ercio, giudizio nebst Ableitun*
gen =» -cio, offizio nebst Ableitimgen = -icio, orifizio =
-icio, patrizio = -cio, sozio (yerächtlich) = socio,
spezie „Spezerei" — specie „Art** — zpezie „Gewürz".
Neben nunzio <C NUNTIUS ist umgekehrt auch ein nuncio
(pronunziare <==: -ciare etc.) entstanden. Nur mit ts: societa,
ooeano, provincia etc.
§ 17. Wie wir gesehen haben (§ 13) hängt die Ge-
schichte der Wörter palagio, ragione etc. auf das engste
mit derjenigen von cagionare etc. zusanmien. Die Schick-
sale des lat Si im Italienischen zahlen zu den dunkelsten
Problemen des itaL Konsonantismus und wir können nicht
naher auf sie eingehen, da sie nur in Verbindung mit der
Frage des Stinunhaftwerdens des interrokalischen S behandelt
werden können. Diesbezüglich gehen die Meinungen der Ge-
lehrten sehr stark auseinander. Meyer-Lübke (Rom. Gram. I
§ 440) nimmt an, daß im Toskanischen nachtoniges lai S als
9, Yortoniges als z erscheint, Pieri (Archivio glott ital. XVI,
163 — 173) glaubt, daß s in allen Stellungen die Regel sei,
z dagegen nur in Latinismen und Lehnwörtern erscheint,
AsGoli dagegen (Archivio gloti ital. XVI, 175 — 192) will das
s neben z schon auf das Lateinische zurückführen. In einem
Punkte stimmen sie aber alle überein, daß nämlich in Latinis-
men und in Lehnwörtern z erscheint Dies läßt sich auch
auf Si übertragen. Ohne behaupten zu wollen, daß überall
dort, wo Si > ital. g, wir es mit keinen Erbwörtem zu tun
haben, können wir annehmen, daß für Latinismen und Lehn-
wörtern die Regel Si > g giltig ist Damit ist uns ein neues
Mittel zur Bestimmung der Chronologie des Überganges Ton
PALATIUM > palagio gegeben. Für die Gruppe Ti be-
sitzen wir, — außer Venigia, — keine Beispiele, deren Ein-
fuhrung in die Volkssprache historisch nachweisbar wären. Da-
gegen zeigen uns die Heiligennamen AMBROSIUS (340—397)
— 35 — § 17.
> (Am)brogio, gen. Brözu,. trient. Ambrozi, Alatri
(Ambrosii), a.-san. Ambruoso, a.-yen. Sancto Bruzone
(aus 1117), BLASIUS (+ 316) > Biagio, Lecce (Vrasi),
Aquila Biadu, gombit Biazg, Sillano Biazg, romagn. Biez,
daß dieser Übergang nach dem lY. Jahrhanderfc stattgefonden
hai Daß die Heiligennamen von der Earche aus in die Volks-
sprache mit der kirchlichen offiziellen Aussprache des Latein
gedrungen sind, bezweifelt wohl niemand. Sie trafen mit
PALATIUM auf der Stufe PALASIU oder PALAZIU zu-
sammen und ergaben itaL g.
Anm. Neben Pieri und Ascoli (a. a. 0.) hat sich
D'Ovidio (Note etimologiche. Estratto dal Vol. XXX degli
Atti della Reale Accademia di Napoli S. 52 — 70) mit Si
eingehend befaßt, indem er am Schlüsse zu demselben Re-
sultat gelangt wie Meyer-Lübke in seiner Italienischen Gram-
matik §§ 246 und 254. Eine befriedigende Lösung zu geben,
ist ihm aber nicht gelungen. Wenn man anninunti daß -Si- zu
g und -Si- > ö wird, bleiben Falle wie ciliegia, cinigia
unerklärt. Zwar paßt die erste Regel fars Toskanische, wo
jedes vortonige Si als g erscheint, nicht aber für die übrigen
Dialekte, wo kein Unterschied zwischen nach- und vortonig
gemacht wird. Man kann auch nicht agio als Entlehnung
aus dem Französischen deuten, denn, wenn ital. Luigi >=
agio <C franz. Louis = aise, so widersetzt sich dem das
neap. aso, sie, aöu (wie neap. kaso sie kacu <C CASEUS)
gegenüber neap. sie Luidz^i (wie sie damadzzu <C franz.
domage). Man muß also ein lai *ASIÜM annehmen, welches
freilich etymologisch dunkel ist Darin liegt gerade die größte
Schwierigkeit, daß die meisten Si-hältigen Wörter unklar sind.
Wenn man einen Blick auf die italienischen Dialekte wirfb,
so bekommt man die Überzeugung, daß neben den regel-
rechten Ergebnissen von Si > itaL ö (es ist D'Ovidios Ver-
dienst gezeigt zu haben, daß Fälle wie ital. cacio neben
cascio nur orthographische Variationen der Aussprache kaco
sind), die Aussprache g mit den Latinismen und den Lehn-
wörtern zugleich in die Sprache eindringt. Diese wird dann
zur Mode und sie nistet sich auch dort ein, wo sie nicht be-
rechtigt war, d. h. in den Erbwörtem. Dadurch erklären sich
Doublette mit 5 imd g; dies letzte verdrängt oft gänzlich das
3*
§17. _ 3« —
Tolkstümlicbe & Die yenchiedenen Dialekte wideraetBea sich
dieser Mode mehr oder weniger^ einige assicoilieren sogar die
Latinismen den Erbwörtem. Somit hat ein jedes Wort seine
Geschichte fbr sich. Bei einigen ist die buchwörtliche, bei
anderen die erbwOrtlicbe Gestalt anf ein sehr großes Gebiet
verbreitet Ohne der Frage weiter nachgehen zu wollen, lasse
ioh hier eine Sammlung von Beispielen von interrokaUschen
S| im Sardischen und Italienischen folgen. In eckige Klam-
mem setse ioh die Latinismen, welche gar nicht assimiliert
wurden und in runde Klammem die Entlehnungen aus Naoh-
bardialekten; spaziniert sind diejenigen Formen, die im be-
tre£Penden Dialekt unregelmäßig sind. *ASIÜM ;> agio,
(adagio), log. aj[u, camp, [asiu], neap. (ad)a80, sie. a£u (miöa&u
s=3a.-itaL misagio „inedia, sofferenza''), galLaSu, trientadazi
BASIO, -ARE „küssen" >• baciare, log. basare, can^.
basai, sass. ba^, sie. vasari, neap. vasare, gombit. bazare,
a.-gen. bazar, triesi bazar, trieni bazar.
BASIUM „Kuß** >- bacio, log. basu, camp, basidu, sass.
baiu, sie vasu, cerign. Yäs§, Lecce asu, aquU. ba5u, Teramo
yagf, Lanciano, campob. ya£f, gaU. [badu], cors. baöu, Borna
baöo, gombit. Sillano ba2g, a.-gen. bazu, triest trient bazo.
CASEUS >- cacio (cascio, cascina, caciaia, a.-ital. casciaia,
caci(u)oIa), log. kasu (schon im Statut), camp. Easosu, sass.
ka2u, sie. kaöu, neap. kaso, caL kasu, cerign. käs^, Lecce kasu,
aquii kaöu, Teramo kaSe, Lanciano, campob. kaöf , galL kaiu,
cors. kaöu, gombit Sillano kazg, a.-berg. kaso (kasontsel),
n.-berg. (kasonsel), mant (kasontsel), bresc. (kazonsel), tic.
kazö „caciuola", trient (fromadzu).
CAMISIA > cami(8)cia (dav. camisciole, vgl cämice „Meß-
gewand"), log. kamisola, nb.kami^a (wie staione,preiu!), camp,
kamisola, kamisa [nb. kamisia!], sass. kamiza, sie. kamiöa,
tarant kam§sol§, neap. kamisa, kamesela, cerign. kammoise
(dav. kasgmubing), aquiL kamica, Teramo kammiSg, Alatn
kamisa, cors. kamida (kamiSola), Sillano kamiza, a.-berg.
kamisa, triest kamizioÜD, trient kamiza, kamizola (ygl. Meyer-
Lübke: Zur Kenntnis des Altlogudoresischen S. 17, nach
welchem nur rum. cämase und friuL Kameze erbwörtliche
Gestalt haben sollen).
CERASIÜS, CERESIUS > ciriegio, ciliegio (ceraso
bei Petrarca, auch sonst „in qualche paesi di Toscana"), log.
— S7 — §17.
kariaaa (•< karasi»? aaoh saaa. kariaia), camp. tSereia, sie.
ttiiasa, BMp. tSerasf, -sa, caL tferaaa, -sa, cerign. tä^rib;,
Lecce tSerasn, -sa, Aqaila töerada, Lanc. tSer^S^ , -aSe, Cte.
ti^raif „Kiraobe^, tSeras; nKinohbaom^, Arpino töijrasa,
Gapo di Iieooa tiarasa, Roma tierasa, sen. aaraia, aret seraga,
saa. saraga, gaU. (kiriaSi <C log.?), oora. täarafia, Luoca
seraae, gombit. tdereia, Sillano täireia, a.-geii. f e(re)ia, a.-berg.
iseresa, romagn. boL tsriza, piem. tseresa, triesi tsariesa, trieni
siriza.
♦CINISIA > oinigia „glühende Asche«, log. kiiina
«*kiniia), camp. täiniSo, sass. (ki£ina <C log.), sie. (däniai
„polvere di carbone« <[ span. cenisa), neap. tSenisa, oerigXL
tä^Doisg, lanc. täenice, campob. tö^ni&i, gall. (kiSina <C log.),
cors.' Canuga < *CINÜSIA.
*CONSIO (— CONSÜO) > cucio, log. kosire, camp,
kosiri, sass. kuä, gall. kuSi, oors. koSi, cerign. kusoi^, neap.
kösere, kosire, Teramo k^üig, campob. knfif, Arpino, Alatri
kosf, gombit knie, Sillano ku2a, triest kuso.
*COMBASIABE « BASIS)? „eusammenftgen" > com-
baciare nb. combagiare log. imbasare gaU. (imbasa <C log.)
trient combazar „pappen**.
DERISIONEM > dilegione, a.-gen. deriion, lomb.
derezon, a.-lomb. derexon.
QEÜSI^ > cf. § 3t.
MAN3I0NEM >> magione (poetisch fftr casa, auch
[mansione]), log. masone „Herde'', masonata (Statut), masondza
<; ^MANSIONEA „porchetti della scrofa«, sie. masnni (am-
masunu „pollajo**), cal. masnne „casetta di campagna** (am-
masunare „racogliere nel m. i polli e le galline^), cerign.
ammasnnätig „appollajato**, Lecce masnnu „covile^, campob.
ammaöanat^ „appollajato*', galL (masoni, masonada <! log.)t
a.-gen. maion, a.-berg. masone, Ban masone „luogo doYe
dormono i polli**.
NAÜSEA > Lecce (nftssia?), a.-Ten. nos(a), paim.
OCCASIONEM > (ac)cagione (Ristoro d'Arezso: ca-
scione), log. kaj[one (Tolkstümlich causa) [kasione Statut], sia
ka£nni, neap. accasone, cerign. [akkassfj[ounf], galL kai^ni,
cora. ka^one, a.-gen. kaion, romagn. [okasiön], a.-Gfaioggia
eaxon, trient kazon, a.-Aquil. caj[ono.
§17. _ 38 —
PENSIONEM > pigione, log. peione, kamp. pesonali,
neap. pesone, cerign. pgsoang, Bari pgsone Sillano a.-gen.
pizon, trient. pizon.
*PERTüS[I]ARE>pertugiare (dK a.-ital. pertuaare),
log. pertasare, kamp. pertusai, neap. pertosare, cal. pertosare,
cerign. pgrtusf, Lanciano pertasf, a.-gen. (perfcuso).
PHASEOLUS > fagiuolo, log. basolu (schon im Statut),
camp, fasola, sass. fazolu, neap. fasulu, cerign. fasoulg (day.
sfasulätg), tarant. fasule, Lecce pasulu, Aquila facolu, Lanciano
facol^, campob. facuol^ (day. sfaöulat^ „ridotto al yerde*'),
Alatn fasoi, cors. gall. faSolu, gombit fazolg, Sillano fazol,
a.-berg. fasol, romagn. fazol, bol. fazol, triest. fa8(i)öl, trient.
fazoL
PHASIANÜS > fagiano (Ristoro d'Arezzo fasciano),
log. camp, faganu! sie. facanu, neap. fasano, lanc. fa£anf,
cors. faSanu, gombit. Sillano fazan, triesi, trieni fazan.
*PINS[I]0, -ARE > pigiare (pigio, pigione „Trauben-
quetscher"), log. piiare, sie. (pisari, scarpisari „calpestare*'),
cerign. pgsä (day. p§satur§), Lecce: pisaturu „pestello del mor-
tajo", a.-gen.. a.-berg. (pisa).
PREHENSIONEM > prigione (prigioniere < franz.),
log. presone [Statut presione], camp, presoni, sass. prizoni^
a.-Aquil. prescione (= c?), neap. presone, sie. pricun, gaU.
prizona, cors. prigone, Gombit. a.-gen. prezon, Sillano prgzon,
romagn. parzön, trient. prezon.
RASEA (C. GL HI, 594, 53; 628, 40, ygl. Wiener
Studien XXV, 106)>ragia „Harz", Aquila arracatu (Archirio
glott. ital. IV, 160), Lanciano racg, campob. raca „sedimento
tartarico delle botti".
SEGUSIÜS > segugio, mil. sayus piem. sus „Spürhund"
« *sa-us).
TENSIONEM > log. tasoni „reta da uccellare".
TONSIONEM > (tosone < franz.) log. tosone, camp,
tosoni
Dazu kommt ECCLESIA >> chiesa (dissimiliert auf der
Stufe K' V E S' A), log. kreia (Statut [neben klesia Statut]),
camp, [kresia] sie. [kresia] neap. [ekkresia, chiesia, ghiesia],
cal. [ghiesia] Lecce [chesia] aquil. (cch(i)esa <; ital.) Lano.
(cchies^ <; ital.) cchiecg (contad.) Pisa (ecchiesa <! ital.) gall.
geia, cors. (gesa < ital.) gombit ggieza, Sillano (kieza < itaL)
— 39 — §18.
a.-gen. [dzesia] dzeia, mil. dzesa, a.-berg. [zesia, giesia] n.-berg.
(tSesa <Z ital.) romagn. tSiza, piem. [dzesia]. Über das Sal^
-ESIANÜS>>-igiano, campob. lanc ^öang, neap. rom. -eäan§,
Sillano -fzan, a.-geii. -ezan, romagn. -zän, vgl. Flechia im
Archivio glott ital. U^ 12—17. ItaL frusone, frosone, alt
frisone „coccothraostes'' (mit stimmhaften s) stammt aus dem
Norden, wo dieser Vogel zu Hanse ist, und regelrecht aus
FRISIONE (trient frizun, n.-gen. frizun) entstanden ist (vgl.
Zeitschrift f. österr. Gymnasien 1891, 770). Dasselbe giltför
rugiada (Ristoro d'Arezzo rosada), neap.rosada, cerign. ruöätg,
Yen. lomb. rosada, piem. rusa, triest. rosada (vgL Meyer-Lübke
in Zeitschrift ffir rom. Phil. XXVII, 369).
L Abschnitt: Bumänisch.
§ 18. Auf dem ganzen rumänischen Gebiete sind die
Ergebnisse der i- Verbindungen einfach und klar. Da zwischen
Tennis und Media ein vollständiger Parallelismus herrscht,
werden wir im folgenden auch Di usd Gi in unsere Betrach-
tung einziehen. Ti fäli mit Ei und Di mit Gi zusammen.
Der vorausgehende Laut übt keinen Einfluß auf die i-Gruppe,
wohl aber der nachfolgende und der Akzent u. z. so, daß vor
a immer, vor o und u nur nachtonig ts (bezw. dz), vor-
tonig dagegen ts (bezw. dz) erscheint. STi und SKi werden,
— wie Si, — immer zu §.
Anm. Bei Miklosich, Tiktin, Mejer-Lübke und Horning
findet man eher eine Konstatierung der doppelten Entwicke-
lung ts und ts, als eine Erklärung derselben. A. Tavemay,
der nicht immer zwischen Erbgut und Latinismus scheidet,
ist bestrebt in einer Spezialarbeit (in Etudes Romanes dediees
a Gaston Paris S. 267 ff) den Zwiespalt in der rumänischen
Behandlung des Ti lediglich aus den umgebenden Lauten zu
erklären. In meiner Kritik dieser Arbeit (Convorbin literare
1899 S. 533 fiF.) verfiel ich in das entgegengesetzte Extrem,
indem ich nur die Rolle des Akzentes anerkannte. Die Wahr-
heit liegt, wie so oft, auch in diesem Falle in der Mitte. —
§19. _ 40 —
Das dialektisclie Material far diese Arbeit ist meistenteils aus
folgenden Werken geschöpft: drum« (<= Dako-rumäniscb) laus
den „Jahresberichten (I — IX) des Instituts für rumänische
Sprache za Leipzig. Leipzig 1894—1902" (gekürzt: Jb. I— IX);
— arum. («= Arumunisch) aus dem Zettel Wörterbuch you
G. Weigand (im Manuskript); — mgL (b=s Meglenisch) aus
dem „Megleno-Bomänil de Pericle Papahagi (Estras diu Analele
Academiei rom&ne Seriall Tom. XXV. Mem. sec^ liter.) Bncu-
reftf 1902''; — irum. («= Istro-rumäniscb) aus dem „Istro-
rumänischen Glossar von Byhan (Jb. VI, 174 — 398)'', wozu die
Berichtigungen von M. Bartoli: „Pubblicazioni recenti di filo-
logia rumena (Estrato dagli Studj di filologia romanzaToL VIII,
fasc. 23) Torino 1901'' zu vergleichen sind. — Den etymolo-
gischen Fragen legte ich Gihacs: „Dictionnaire d'etymologie
daco-romane" zu Gründe.
A. Nachtonig.
a)Ti.
§ 19. Intervokalisches Ti wird nach dem Tone in allen
Dialekten zu ts: ♦ADJTITlÖ > atl^ „schüre an", -ITIA,
-ITIES > -eafS, -e|e, arum. mgL -eatsfi (s. Anm.), *IN-
VITIO [> Invä^, arum. nvetsu, mgl. anvets, irum. anmets
„lerne, lehre, gewöhne", NEGOTIUM > nego* „Handd",
NEPOTIA C. L L III 2599, 2690 etc. (von NEPOTEM, wie
AV-IA, *CAN.IA, CERV-IA vgl Meyer-Lübke: Einfthrung
§ 169 abgeleitet) > nepo^ „Nichte" (Liuba-Iana: Monografia
comunet M£[dan S. 25. Herr Bartoli teilt mir mit, dafi
NEPOTIA auch im Dalmatischen Spuren hinterlassen hat),
HOSPITIÜM > ospät, arum. uspets „Gastmahl" (mgl.
o&spitsü „Gast, Freund^ ist ein vom Plural oaspeff neu-
gebildeter Singpilar), PALATIÜM >> arum. pSrats „Gaumen"
(s. Anm.), PETIA > ban. pltsä „Fleisch" (wie log. petta
„Fleisch", vgl. Zauner, Bomanische Forschungen XIV, 354),
PRETIÜM > pret »Preis", *PXJTEA > pu^ä, anim. BgL
putsi, irum. puts6 (s. Anm.), PUTEÜS ^ pu^, arum. patsu,
irum. puts „Brunnen", *QUATIÜM > ci^e (§ 27), SATIOM
- 41 - «19.
>8m( „Satttgkeit'' (aes«^ „UmeniUlicfakeit^) VITBA > wi^ä,
mgl. vitflÄ „Weinrebe" (arom. yite, yit« < VITIS).
Ahih. -ea^ (-e^) bildet nach dem Muster der schon im
Lat belegten am&rea^ < AMARITIES, bltndete<BLAN-
DITI£S, negrea^<NIGßmA Adjektiyabstrakta: acrea^ä,
albea^&i bätrinefe, cäruntefe, dnlcea^, frumnsete,
june^e, mindref e, tinere^e etc. Aram.: akreatsä, fudnl-,
Ift-, livend-, mär-, mult-, mnsät-, niSur-, yir^ir- etc.
MgL fl&mlndeatsä etc. Sporadisch findet man die Ableitung
von einem Verb: mirosea^Ä „Geruch** (Dosofteiü: Via^a sfin^
65b/2), nach acrea^, das ^Ischlich zu acresc bezogen wurde,
gebildet. Dadurch, daß jedes rum. Adjektiv auch als Adverb
fungieren kann, erklärt sich, daß -ea^ auch an Adverbien
angefugt werden kann: binef e, arum. gineatsft „Gesundheit",
arum. kurundeatsft „Eile". Hierher gehört auch das Wort
dimineatS „Morgen" (arum. dim(i)neatsä, dumneatsa, mgl.
dimneatsä, irum. demfir^tsö, domer^ts^), woftr man gewohnlich
ein durch nichts gerechtfertigtes lat *DEMANITIA aufstellt.
Das Wort ist vielmehr eine rumänische Ableitung aus dem
ausgestorbenMi Adverb *demlne, *domlne <C DEMANE
(itaL demani, domani, prov. dema(n), franz. demain) dessen
Existenz durch den Ausdruck des (de) dimineatä „in aller
Frahe« < DE IPSO *DEMANE (+ Suff. -ea^S) bezeugt wird.
(In einem Text aus dem Jahre 1651 findet man dins de
diminea^ Jb. III, 173, und dies spricht entschieden flir die
Etymologie DE IPSO *DEM ANE. Wäre aber die Bildung *DE-
MANITIA schon lateinisch, so würde man DE IPSA ^£-
MANITIA erwarten). Auf die Typen *VIVITIA „Lebhaftig-
keit" und ♦GREVITIA (GREVIS< GRAVIS) „Schwere, Last«
gehen zurück drum, via^, arum. yiatsfi (na<di yitt<; VIVUS)
„Leben", mgl. gatsä (nach giu <C VIVUS) „lebendes Wesen"
und drum, grea^ „Schwere im Magen, Ekel", arum. greatsä
„Last" (vgL itaL vivezza, gravezza, prov. greveza, -essa, span.
viveza, graveza). Über die Form des Suffixes vgl. Hartwig
Jamfk, Zeitschrift rom. PhiL XXYI, 108.
In allen Dialekten kommt das Wort pufä „männliches
Glied" vor. In Siebenbürgen und in der Walachei ist der
Gebrauch insofern beschränkt, als dort pu^ft bloß „das Glied
kleiner Knaben* bedeutet (Jb. Ylll, 3lT), dagegen höre ich
von Herrn M. PopovicY, daß die Mofecen mit pu^ die Schsm
§19. _ 42 —
kleiner Madchen bezeichnen. Es entspricht genau einem lat
*PUTEA von PÜTÜS „kleines Kind« (vgl. lat. PRiEPÜTIÜM,
SALAPüTroM Archiv, lat. Lex. XIH, 161 und § 71). Von
pu^ä ist das Wort pu^oiü „Grünschnabel" abgeleitet — Man
wäre geneigt das Wort povatä „Rat" als Postverbale von
*povä^ = po + vä^ä <; VITIABE (vgl. po-negresc) auf-
zufassen. Der Ursprung des Wortes ist jedoch im Slavischen
zu suchen und setzt ein nicht belegtes slav. '''povedica <C
poveda „führe" voraus. — Cihac I, 277 leitet neben a^;lt
„schüre an" auch Inte^esc „dränge" von *TITIARE ab.
Wenn man auch vom Sinne beider Wörter ganz absieht, kann
diese Etymologie nicht aufrecht erhalten werden, weil man,
um den Konjugationswechsel erklären zu können, von einem
*TITIUM (ital. tizzo) ausgehen müßte, welches aber nur zu
*^;1^ hätte werden können (daher *ln^il^). Man ist versucht
an lat. INCITUS „in rasche Bewegung gesetzt" zu denken,
woraus '''tntsetsesk „in rasche Bewegung setzen, drängen"
(„calul cu picioarele diu pinteni intetindu-1, asupra lui sä
repezi" = indem [der Soldat] das Pferd mit den Spornen in
rasche Bewegung setzte, warf er sich auf ihn"), jedoch finde
ich weder Spuren von INCITUS im Romanischen, noch Fälle
von der Dissimilation von tS-ts in t-ts im Rumänischen. —
Arum. pärats „Gaumen" (davon päratser) zeigt dieselbe
Volksetymologie, wie das franz. palais < PALATIUM far
PALATUM. Im Drum, ist die Volksetymologie um einen
Schritt weiter gegangen und das Zäpfchen im Halse heißt, —
neben pärätus<; PALATUM -|- Diminutivsuffix -us (eigen tl.
„der kleine Gaumen", auch limburus „die kleine Zunge"), —
impärätus, gleichsam „der kleine Kaiser" (= impärat) im
PALATIUM. (Ähnlich ist es, wenn der „Gaumen" die
„Himmelsdecke des Mundes" genannt wird: drum, cerul
gurii, arum. tserul din gurä, ital. il cielo della bocca,
a.-berg. el cel dela bocha glossiert durch „palatum", prov.
lou ciel de la bouco, span. el cielo della boca, prtg. o
ceo da boca, alb. Kei „Himmel", Kelezg „Gaumen" (eigtl.
„der kleine Himmel"), russ. h66o (Plur. ueöeca) „Himmel",
HäÖo (Plur. Hßßa) „Gaumen", bulg. neöo „Himmel", He6^e
„Gaumen", vgl. ngriech. ovQavlcxoq. In norditalienischen
Mundarten findet man entsprechend für das Zäpchen eine
Volksetymologie nach LUNA, als ob es der Mond am Himmel
— 43 — §20.
(des Mundes) wäre (vgl. Lork Altbergamaskische Sprachdenk-
mäler im Glossar). Wie schon diese Volkseiymologie zeigt,
kann das drum. Impärat (ygL impäratul oilor = „Esel") mgl.
ampirat (ygL ampiratu borilor „heftiger Wind") nicht ein
Latinismus sein, wie Meyer-Lübke (Rom. Ghram. II § 4) annimmt
Wohl hat es buchwortliche Form auf dem westromanischen
Gebiet, wo mit der Zerstörung des römischen Reiches auch
der Begriff „Kaiser" verschwand, um erst einige Hunderte
Yon Jahren spater wieder von Gelehrten eingeführt zu werden
(Tgl. G. Paris im Journal des Savants 1900), aber im Ostro-
manischen (ygL auch alb. mbret „Sultan"), sind die Kaiser
nicht durch die Könige verdrängt worden. In den rum. Volks-
märchen spielt der Impärat eine so bedeutende Rolle, daß
man an die Echtheit des Wortes nicht zweifeln kann. Daß
sich die Form des Nominativs erhalten hat, erklärt sich viel-
mehr daraus, daß dieses Wort tatsächlich bedeutend öfter im
Nominativ, als in irgend einem anderen Kasus vorkommt (vgL
„Der Kaiser!" „Der Kaiser hat es befohlen!" „Der Kaiser
kommt!" etc. gegenüber dem amtlichen „Im Namen des
Kaisers" etc.)— Cihac 1, 2^7 will stru^ „Strauß" von STRUTHIO
ableiten. Obwohl ein *STRUTfflüS auch durch ital. struzzo
gesichert ist, glaube ich doch nicht das der Name des exo-
tischen Vogels volkstümlich sei. Ich habe auch nur stru(
gehört, welches dem Serbischen (ätruc) entlehnt ist. In der
Bedeutung „Blumenstrauß" ist struf deutschen Ursprungs. —
Endlich sei noch ^i^, ar. tsitsä, mgL tsötsä, irum. tsitse
(alb. (t)si(t)se, serb. bulg. tsitsa) „Zitze" < TITIA (Archiv,
lat. Lex. XIll, 165) erwähnt
§ 20. Nach Konsonanten erscheint nachtoniges Ti in
allen Dialekten als ts: MATTIA ]> ma^e, arum. matse, mgL
matsä, irum. mötsö „Gedärme", SUBGLÜTTIO und SUB-
6LÜTTIUM > sughi^, arum. mgL suglits „schluchze,
Schluchzen"; ENTIA > -in^ (s. Anm.), *SEMENTLÄ.
>> sämin^, arum. sämlntsä, irum. sämints^ „Samen",
*SERPENTL4l > serpln^ä „Kreuzblume" (auch serparit^ä,
soplrli^ genannt, franz. vermiculaire; den Anlaut verdankt es
dem Wort sarpe); — [ANNUS]TERTIUS > an^är^ arum.
antsärtsu „im dritten Jahre", mgL tsörts „der dritte",
*CÜRTIO > cru^; „spare (eigtL kürze die Ausgaben), schone"
§20. _ 44 —
(ist nicht dem Albanesischeii kortsen entlehnt, wie Dens.
Hiflt 352 annimmt), MARTITTS >> arauL martsu, drom.
m&r^-isor „März" (letzteres beruht nicht auf dem Bachworte
Marie, da -isor die voransgehenden Dentale nicht affiziert:
lncet-i|or, bllnd-isor, cüd-ijor etc.), SCORTEA > scoar^,
iram. skorts^ „Rinde^; — *lNALTIO>>lnal(, arum. analts,
mgLnalts„hebe^BALTEÜS>bal^, arunLbalts „Schlinge^
— *ACGAPTIO>>aca^, amm. akats, mgl. kats, iram. aköts
(s. Anm.).
Anm, Nach dem Muster von CONVBNIBNTIA >
caviintä, SCIENTIA > stiin^, SUFPERENTIA> safe-
rin^ä, *CREDENTIA > credin^ bildet man im Roma-
nischen zahlreiche Verbalabstrakta aof -in^ von Verben aaf
-ERE and -IRE: adeverin^, alcfitu-, cä-, dor-, cano|t-,
fftgäda-, feric-, gotov-, Ingäda-, Ifica-, leca-, obicina-,
polza-, so cot-, asten-, vrScIu- etc. Durch Analogie, —
ajatorin^ kann falschUch aaf ajator bezogen werden, —
entstanden denominale Ableitungen, wie: a^arin^; selbst
cltin^ (c. cerolui „die Weite des Himmels*') kommt vor.
Fiin^ «Wesen'' kann nicht auf ram. Boden entstanden sein,
sondern setzt ein schon lai "^TIENT-IA Yoraus. Dagegen ist
Instiin^ ein Postyerbale za instiin^ez and beruht nicht,
wie Byhan meint (Jb. III, 45—47),* auf einem *INSCIENTIA.
Poraminfä (Dosofteiü: Via^a sfin^ 86b/17) „kleiner Mantel,
den man auf den Schultern trägt** geht aaf ein nicht belegtes
slav. '^'poramen ica (=po + ramena „Schulter** + tca) zarücL
Wörter wie tiparin^ (= tiparni^?), aposcorachin^ etc..
die bei Dosofteiü u. a. gelegentlich za finden sind, sind spon-
tane Bildangen der alti^n Übersetzer, die nie in die Sprache
gedrungen sind. Sedin^, tendin^, sentin^ etc. sind
rumanisierte Neologismen* -ANTIA hat sich nicht eriialten,
und wo man es thffi handelt es sich am Latinismen: alian^,
sigaran^, speran^ etc. Nur in einem Falle, in catez-
an^ „Waghalsigkeit**, tritt dieses Saffix an ein volkstom-
liches Wort an.
Meyer-Lübke (Rom. Gram. 11 § 364) fahrt ein ci^& „Hündin"*
an, das mir anbekannt ist and möglicherweise auf *GATTIA
beroht — In Monografia s&tulat Mftidan Yon Liuba-Iana lesen
wir: „Mieii dela odimire ptnft n primSvara Tiitoare sfi zic
— 45 — §21.
noatiol, iar de atunoi plnft fatä femenintil sft zioe mioarft, iar
bärbatnl tlrf iü (tertios lat) piu& clnd sft lasä a sft Impreona
cu oile." Ich yermute, daß die Form tlr^ia Tom Verfasser
gefflscht ist, um sie dem lat TEBTIUS (gesprochen TERT-
SIÜS) ähnlicher zu gestalten; eine Dissimilation aus \iT\yx ist
kaum anzunehmen, da sie weder im mgl. tsörts, noch im
drum. arum. an^r^ Torliegt — Über die Etymologie aca^
<*ADGAPnO kann kein Zvreifel bestehen. Die Grund-
bedeutung deckt sich mit derjenigen von prind << PREHENDO
und sie liegt vor im mgL cats „prind, aprind**. Aus dieser
entwickelte sich entweder diejenige von Jagen **, wie in allen
rom. Sprachen (ii cacciare, franz. chasser etc., arum. k&tu§a
akatsä goaretsi, drum, pisica prinde ^oareci, irum. noi akäts&m
pe&fciu cu unditsa »s drum, not prindem pe^tele cu undi^
Bartoli a. a. 0. 37), oder diejenige von „prind de ceva, atlm*',
wie im drum, acaf (tratsta de cuiü). Dagegen ist das mgl.
katä „dass.** bulgarischen ürnprungs (ka£ja, zaka^ü „ergreife).
— Conciü (auch coanciü, conchiü in Brasov) „Kopfbund'' ist
nicht von '*'COMPTIARE (ital. concio), sondern vom ung.
konty oder serh. konda abzuleiten. — Ob das irum. nuntsö
das lat mjPTL£ darstellt und das drum. mgl. nuntä arum.
num[p]tfi „Hochzeit'' ein dazu neugebildeter Singular ist,
oder ob die letzten Formen ursprünglich sind und aus NÜPTA
stammen, — dann wäre das irum. nuntsö ein Plural, — laßt
sich nicht entscheiden. Für die erste Annahme spricht der
Sinn, für die zweite die Form. Aus dem log. nuntas „Hoch-
zeit", das auch ein n zeigt, ersieht man nichts, da es auf beiden
beruhen kann. Dagegen ist es auffallend, daß das Albanesisohe
nuse „Neuvermählte" formell auf NUPTIAS zurückgeht, be-
grifflich aber auf NÜPTA weist (vgl. G. Meyer: Alb. Wtb.312).
b)Ki.
§ 21. Nach dem Tone wird intervokalisches Ki wie Ti
behandelt, d. h. es erscheint in allen Dialekten als ts: ACIA
> a^ä, arum. mgl. atsä, irum. ötsfe „Zwirn", BRACHIÜM
>bra^, arum. mgl. b,rats, irum. bröts „Arm*, *C-3EC1A>
cea^ä „Nebel" (s. Anm.), *FACIA (= FACIES) >fa^, arum.
mgL fatsä, irum. fötsö „Gesicht" — *FACIO «FACIES)
]> räs-fäf „verhätscheln (eigtl. „Gesichter schneiden, Ghrimassen
§21. - 46 -
machen"), GLACIA > ghea^, irum. glöts^ „Eis", *GLA.
CIUM > arunL mgl. gletsCu) „Eis", lUDIClUM > jude^,
arom. dzudetsu, mgl. zndets „Urteil, Gerichtsort, Richter",
♦lUNICEA « lUNlX) > irum. zurits^ „junge Kuh" (vgl.
sicil. dzinitssa, a.-8en. dzenidze, franz. genisse <C ^lENICEA
= nUNICEA. Meyer-Lübke Einf&hrung § 110), *IN-GLACIO
>'inghet, arum. nglets, mgL anglets, irum. Snglöts „er-
friere", ♦iiACEUS (= LAQÜEUS) > lat^, arum. lats, mgl.
lats „Schlinge", LICIA>it;e, arum. litsä, *AD.MINACIO
>>ameninf, amerinf,amelin{i (vgl camp, luneletssai) „drohe"
(der Einschub des N muß sehr alt sein, denn nur so läßt sich
das aus in, nach Analogie der zweiten Person, entstandene
in deuten), MUSTACIA >- musta^, arum. mustats&
„Schnurrbart" (arum. mustake stammt aus dem Griechischen),
*NUTRlCIUM (für NüTRIClUM)>nutr e* „Futter", SOCIUS,
SOCIA >• so^, soa^, arum. mgL sots, soatsä „Gefahrte,
Gefährtin".
Anm. Cea^ „Nebel" wurde von Gihac II, 48 von einem
nicht belegten slaT. '^'cadica, DinL von öadü „Rauch" ab-
geleitet. Wie ich in Convorbiri literare 1903, S. 598—599
gezeigt habe, ist diese Etymologie zu yerwerfen und das rum.
Wort von einem lat *C-äJCIA „Dunkelheit", Abstraktum auf
-lA vonC^CDS, abzuleiten. Der Sinnesübergang von „dunkel"
zu „Nebel" findet sich bei C-äJCÜS und dessen Ableitungen
auf einem weiten Gebiet in Norditalien und Rhätien (Lork:
Altbergamaskische Sprachdenkmäler S. 179, Salvioni: Postille
I, n, Zeitschrift rom. Phil. XXII, 467, Archivio glott ital. VII,
538 Anm. 2): com. äigh „torbido, fosco", valtell. §iga „nebbia",
mil. Sighera „nebbia", piem. tsea „nebbia", sopraselv.
tschiera „nebbia, alone della luna" (vgl. rum. „luna are
cea^iä") etc. — Arum. Kitsä „ein Vogel" könnte *PICEA sein.
— JBoatä „schlechter Streich" wird kaum von dem etymolo-
gisch dunklen boäcän („a fäcut una boacänä) und vom ital.
bozza „Lüge, Flause" zu trennen sein. — Arum. (Olymp.)
glotsä (<gIotsä) „Gluckhenne" scheint, trotz der rom. Formen
(ital. chioccia etc.) nicht aus einem urrom. *GLOCIA zu staumien,
sondern, wie das ungebrochene o zeigt, erst aus glutsire <C
GLOCIRE rückgebildet zu sein (Weigand: Olympo-Walachen
— 47 - §§22,23,24.
S. 33). — Mämäru^ „Marienkäfer^ (ital. mammuccia, mam-
molino) könnte, wenn man es mit log. mammarugula Ter-
gleicht, aus MAMMA + *ERUCULA > *ERUCIA (§ 71) ent-
standen sein. — Ra^S „Ente^, iram. röts6 ist, trotz Salvioni
(Zeitschrift rom. Phil. XXII, 475) slavischen Ursprungs, des-
gleichen wie friuL ratsse, trev. ratsa. Der lexikalische Ein-
floß des Slavischen auf das Rhätische und Norditalienische
ist größer, als man gewöhnlich annimmt
§ 22. Nach Konsonanten wird nachtoniges Ki wie Ti,
in allen Dialekten zu ts: ♦CARBUNCIA « CARBUNCÜLÜS
§ 71) > sgräbunt» „kleines Geschwür", DISCÜLCIUS >
desculti, irum. reskuts „baarfuß", *GRANÜNCIUS (§ 71)
> gräunti „Korn", ♦IN-CALCEO>incal^, arum. ankaltsu,
irum. nköt s „ziehe (die Schuhe) an", *TORCIA « *TORCÜLA
§ 70) > toar^ „Fackel".
§ 23. Daneben erscheint Ki in allen Dialekten in einigen
Beispielen als tS, so vor allem in den Suffixen: -aciü, -eciü,
-iciü, -ociü neben -a^, -e^i, -it, -o^, -u^, femer in ariciü
< ERICIÜS. Die Erklärung dieser und ahnlicher Fälle kann
erst in den §§ 70—82 gegeben werden. Hier mag nur hervor-
gehoben werden, daß luciü „Glanz" nicht auf *LUCnJS
(Cihac I, 148) zurückgeht, sondern es ist ein rumänisches Post-
verbale von lucesc „glänze" <[ LÜGESCO. Dagegen stammt
lance „Lanze** nicht aus lat. LANCEA, sondern aus slav.
lanca oder aus ung. lancsa. Ein von Miklosich (Lautlehre
II, 55) zitiertes lan^e existiert nicht.
c) Di.
§ 24. Intervokalisches Di nach dem Tone wird in allen
Dialekten zu dz oder daraus entstandenem z: ''^ASSEDIO "^
asez „setze", '''HADIE >• azi, arum. a(d)z(ä), mgl. azä, as
„heute" (s. Anm.), MEDIUS, MEDIA >miez „Kern, Inneres",
miazä-zi „Mit-tag", miazä-noapte" Mittemacht", arum.
nedzu, nadzä, mgL nes, mnazä, irum. mliez (mez Bartoli
a. a. 0. S. 60 ist durch mezloc § 25 Anm. beeinflußt), *MERI-
DIÜM >• arum. amiridzü (mgl. mirindz) „locul de odihnit
§2*. — 48 —
paiira TÜe pe la miazäzi^, MEBIDIO }> araxo. (a)mirid£n
(xBgL mirindza) „a sft odihni oile pe la mtazftsi^, *CLAD£A
> ptaz«, ples (s. Anm.), *PILffiMEDIO > a-drum. pre-
mfedz'' in zwei Teile teilen'', SPODIÜM >*spuzä mgL spnzS
„glühende Asche" (a. Anm.).
Anm. In azt haben mr den seltenen Fall von IM Tor
e. Die Betonung des Wortes zeigt, daß wir nicht Ton AD
DIEM ausgeben k5nnen, sondern von '^'HADIE. Diese Form
ist auf niminischen Boden ans HODIE entstanden zu einer
Zeit, wo zwischen lai 9 and 9 kein Unterschied mehr yor-
banden war, so daß h9die als h9(c)die geffthlt werden konnte.
Da aber DIES weiblich war (rum. o zi) hat man BO(C)DIE
in *HA(C)DIE umgewandelt — Einer mündlichen Mitteilung
Herrn Candreas verdanke ich folgende einleuchtende Etymo-
logie: Die Wörter piez „Unheil^ und pYazft „Vorzeichen*'
(„Inttlnirea cu popa este privitä ca ptazä rea; femeile aruncfi
ace cu gämälie pe Jos, ca sä scape de piez.*' ap. Dame) sind
falsche literarische Umbildungen nach dem Muster cheaträ
sapeatra, der korrekten Formen cheazä, chez, welche auf
♦CLADEA, *CLADEUM < CLADES „Unheil, Unglück" zu-
rückgehen. — Spuzä kann, wie das anlautende s zeigt, nicht
auf alb. §puz^ zurückgehen (G. Meyer: Alb. Wörtb. 415,
Dens.: HisiSöS), sondern beruht wie dieses auf lat. SPODIUM;
dessen o nasaliert gewesen zu sein scheint Das arum. hat
spurä, welches auch nur einen lai Übergang von d ^^^ r
voraussetzen kann; im Megleu findet sich auch spruzä ^=
spuzä + spurä. Aus dem Rum. stammt bulg klruss. spuzä. —
Unklar ist buzä, arum. budzä, mgL buzä „Lippe", welches
von G. Meyer (Alb. Wörtb. 57) auf das ebenfalls unerklärte
alb. buz^ zurückgeführt wird. Das Wort ist indessen auf
einem so großen romanischen Gebiet verbreitet (vgl. Lork:
Altbergamaskische Sprachdenkmäler S. 167, Archivio glott.
ital. II, 327, VII, 517, Mussafia Beitrag S. 35 Anm.) daß man
eine i-Ableitung von einem schon im Urromanischen vor-
handenen Stanmie BUD- annehmen kann. Dieses dürfte auch
im franz. bouder „prendre un air rechigne en faisant la
moue (vgl. § 51 e)" stecken; auch boursoufler (norm, boud-
s 0 u fl e r) entspricht genau dem rum. b u z u m f 1 u (neben busumfiu,
vgl russ. nabuvati guby). Im Slavischen kann das Wort aus
- 49 — §25.
dem Bumanischen entnommen* sein (poln. buza, serb. budsn-
last, bndzule, balg. bu2& „Backe'', zu welcher Bedentang da»
ram» bnzerant „Päderast^ paOt, wohl aas alb. bü^ar „dass."
+ baz&). GtanzÜch dunkel ist ivnm. bnsen „Kuß** (vgl spon;-
haeer el bnz „den Handkaß geben, seine Ergebenheit be-
teuern", prfcg. beiijo „Lippe**).
§ 25. Nachtoniges Di nach Konsonanten ergibt in allen
Dialekten dz, bezw. z: FRONDEA > frunzä, arum. frindzä,
mgl. frunzÄ, irum. frunze „Blatt", *MAND1ÜS > mlnz,
arum. mändzu, mgl. möndz „Fohlen" (s. Ä.), *PANDIA >
pinz&, arum. pän(d)zä, inim. p&nz6 (s. Anm.) „Leinen",
♦PENDIÜS, *PENDIO > spinz, splnzur, arum. spindzn,
spindzuru, mgL spinznr, irum. späuzur (s. Anm.), PRAN-
Dl[JM>prInz, arum. prindzu „Mittag"; — HORDEÜM
> orz, arum. ordzu, mgl. (u)ors, irum. orz „Gerste",
*TÜRDEUS « TÜRDÜS) > stürz, arum, sturdzu „Kram-
metsvogel", *VIRDIA > varzä, arum. verdzu, mgL verdzä,
irum. verdzu „Kraut".
Anm. Die Herleitung Diezens mlnz < MANSUS ist zu
verwerfen. Andere dachten an einen illyrischen Stamm.
Festus bezeugt nämlich, daß die messapischeu Sallentiner den
Jupiter, dem sie ein Pferd opferten, MENZANA nannten.
Mit diesem Worte hat Tomaschek (Bezzenbergers Beiträge IX,
100—101) und nach ihm G. Meyer (Alb. Wörtb. 276) das alb.
mgs verglichen und von einem Typus mandia ausgehend,
das Wort mit mend- „saugen" im Zusammenhang gebracht.
Illyrische Herkunft nimmt auch Meyer-Lübke (Literaturblatt
VI, 156) und 0. Densusianu (Hist. lanf?ue roum. 29) an, der
übrigens den Fehler begeht, von der Form MENZANA ver-
leitet, mlnz aus einem mendi- zu erklären, wogegen die arum.
und mgl. Form sprechen, die mandi- voraussetzen. Ich
glaube, daß man auf das dunkle MENZANA, das mit unserem
Wort wahrscheinlich nichts gemein hat, gar nichts bauen darf.
Die Wortgeographie spricht aber direkt gegen eine illyrische
Abstammung, denn außer in Rumänien und Albanien (tosk.
m§s, geg. mas „männliches Füllen von Pferd und Esel", fem.
tosk. m§z§, geg. maz§, mezat, mzat, muzat „junger
Stier", m(§)zore „junge Kuh". „Tosk. e weist auf einen
Weißand, 11. Jahresbericht. 4
§25. _ 50 —
untergegangenen Nasal, geg. mag erweist die Qualität des
lusprünglichen Vokals als a, also ergibt sich *manza als
älteste sdbanesische Form.^ 6. Meyer Alb. Wörtb. 276) kommt
das Wort auch auf einem weiten westromanischen Gebiet vor:
log. mandzu „giovenco", ital. manzo „giovine torello ancora
mansueto o reso tale colla eviratione", sie. manzu „zahm**,
komask. manza »junge Kuh*', corsic. mandzonu „sopranome
di bue", a.-berg. mandz „juvencus", mandza „juvenca", trient
manzo „junger Ochs", grodn. mants „Stier", manza „weib-
liches KsJb", bair. manz, menz „sterilis vacca", rheinländ.
minzekalb „juvenca". Alle diese Formen können nur auf
einen lateinischen Grundtjpus ''^MANDllJS, mit der Grund-
bedeutung „Junge eines kauenden Haustieres'', zurückgehen.
Die Herleitung aus MANDERE „kauen" liegt auf der Hand
(über die Formation vgl. § 71 Anm.) und wird durch folgende
Erwägung bekräftigt. Dem lat. MANDÜCO „kaue" entspricht
im rum. minc „esse". Aus mlnc hat sich im Arumunischen
ein sekundäres mingu „esse" entwickelt. Nun heißt das
Fohlen im Aromunischen nicht nur mandzu, sondern auch
mingu, welches offenbar zu mingu „esse" gehört und das
Junge vom Pferd bedeutet, welches nicht mehr saugt, sondern
zu fressen beginnt (Hat neap. mazzone „terreno erbose
doye si lasciano pascolare i puledri" ein stimmhaftes dzz,
was aus D'Ambras Transkription nicht erkennbar ist, so steht
es für '^'mandzone, und ist ein neuer Beweis för die Richtig-
keit unserer Etymologie). — Ebenso wie minz nicht von
MANSÜS kommen kann, läßt sich auch pinzä „Leinen" un-
möglich auf lat. PANSA „Ausgebreitetes" (Cihac I, 192) zu-
rückführen (denn dies hätte ''^pasa ergeben). Dagegen ent-
spricht das Wort genau einem im § 71 Anm. erklärten lat.
*PANDIA vom selben Stamme (P ANDERE). Auch ein davon
abgeleitetes Verb *PANDIO, -ARE wird durch pänzaturä
< *PANDIATURA „Tischtuch", eigtl. „Ausgebreitetes" ge-
fordert, da dieses Wort kaum direkt von plnzä, wie die
Eollektiva: ital. ossatura, lat. foliatura gebildet isi — Für
die Pflanze splnz „Nießwurz" sucht Cihac 11, 357 und Byhan
Jb. y, 333 vergebens eine slavische Etymologie. Bekanntlich
wächst diese Blume auf steinigen Orten, meist auf morschen
Mauern und zwar so, daß sie nach Art der Schlingpflanzen
herunterhängt. Spinz hieß ursprünglich „herabhängend"
— 51 — 8 26.
und deckt sich genau mit dem in § 71 Anm. beschriebenen lat
♦PENDIUS. Auch splnzur „hänge" geht auf *EX-PENDIO
-h Suff, -ur zurück. — Rlnzä „Lab'' arum. arändzä, irum.
ranz5 ist das alb. r§nd§s „Lab**. (Aus dem Rumänischen
stammt klruss. rjndza^ poln. ryndza). Von diesem Worte ist
ein anderes rlnzä (auch rlnsä) zu trennen, welches „Kätzchen
von Nußbäumen bedeutet" und aus kslay. r^sa stammt (vgl.
Byhan Jb. V, 329). — Ob in barzä „Storch" das lat ARDEA
steckt, mit Einmischung von alb. bari^* „weiß" (vgl Dens.
Hist. langue roum. 28 — 29) ist zweifelhaft (vgl. auch n.-griech.
fijtaQt^ia „Bock, schwarz mit rotem Kinn", klruss. barza
„Schaf mit weißer Brust"). Auch sonst erscheint im Roma-
nischen ARDEA mit einem befremdenden Anlaut (vgl. ital.
log. camp, garza etc.).
d) Gi.
§ 26. Für intervokalisches Oi fehlen die Beispiele gänz-
lich. Man zitiert oft CORRIGIA ]> curea, arum. kurao, mgl.
kurauä „Riemen" und man nimmt an, daß Gi zu i geworden
und mit dem vorhergehenden i kontrahiert worden sei. Selbst
wenn Gi, gegen alle Erwartung, nicht dz, sondern i ergeben
hätte, könnten wir doch nur ^cureaie haben und nicht curea.
Schon Miklosich hat die richtige Etymologie lat *GORELLA,
Diminutiv von CORlüM „Leder" (oder vielmehr vom Neutr.
Plur. CORIA) vorgeschlagen und auch Weigand und Densu-
sianu halten an dieser Etymologie fest Ein zweites Beispiel,
das merkwürdigerweise noch immer angeführt wird, ist c u cu v e a
„Eule", welches man mit ital. coccoveggia vergleicht Schon
die Erhaltung des intervokalischen v im Rumänischen spricht
gegen eine lateinische Etymologie. In beiden Sprachen ist
das Wort griechischer Herkunft (vgl G. Meyer: Alb. Wörtb.
211 — 212). Für nachkonsonantisches Gi läßt sich drum, osinzä,
arum. usändzä „Fett" <[ AXÜNGIA anführen, dessen Anlaut
an griech. o^vyyiov erinnert (p^vyyiov: arbinaunguen unguina
haec axyngia G. Gl. II, 384, 47). Ein anderes Wort ist bulz
„Klumpen, Ball", davon Imbulzesc „dränge" (eigtl. „zu einem
EJumpen zusammendrücken"), welches mit bulgur, bulgär
4*
§27. _ 52 —
„dads/ zu vergleichen ist (Dieses wurde von Cihac U, 551
axkä dem türk. biirgur „Grütze, Gri^mehl"!' abgeleitet). Sie
decken sich niit zwei lati Tyt)en ♦BULGIUS und*BÜLQÜLUS
(vgl- § 71 Anm.), welche mögltcherWeise mit franz. bouge
„partie bombee d'an objet'', (itaL bolgia „Tasche'^) auf das
Ton Festus bezeugte BUIjOA „Sack" (keltischer Abstammung
YgL irländ. bolg „Sack") zurückzufahren sind.
B. Vortonig.
a) Vor o, u.
§ 27. Wir werden der Einfachheit halber Ti, Ki, Di, —
far Gl fehlen die Beispiele (vgL indessen § 29), — vor be-
tontem o, u zusammen behandeln, denn die zwei ersten ergeben
tS, das letzte dz, bezw. z in alliBU Stellungen und in sämt-
lichen Dialekten: *FOETIOLÜS «FOETüS)>ficior, arum.
mgl. fitSor, irum. fitsor „Bursche, Knabe", TITIONEM >
täclune, arum. tfitSune mgl. tätSuni „glühende Kohle",
*MATTEÜCA>mäciucä „Knüttel" (8.Anm.),*MATTE0CUS
> mgl. mätSoku „Knüttel, Keule" (s. Anm.) ♦CA[TJTEÜLLA
>> cäciulä, arum. kätdulä, mgl. kätgu(l)ä „Pelzmütze*"
(s. Anm.), MENTIONARE> arum. mintäuna, mgl. mintäunä
„lügen", MENTIONEM> drum, minciunä, arum.mint§une,
-nä, mgl. mintäuni, -nä „Lüge'' (vgl. Zeitschrift rom. Phil.
XXVn, 743), INTELLECTIONEM > in^elepciune „Weis-
heit"; — PETIOLUS oder: *PECI0LÜS (Romania XXÜ, 147)
^picior, arum. täitaor, mgl. pitsor, irum. pitsor „Fuß",
*MÜSTACIOLA>must&cioarä „Schnurrbärtchen", *QRA-
NÜNCIOLÜS «*6RANüNClUS§7i)>gräuncior „Köm-
lein",URCEOLÜS>urcior„Krug",*ULCEOLÜS«ULCÜS)
>ulclor „Gerstenkorn"; — ADIÜTO^ajut, arum. adzutu,
mgl. zut, irum. azut „helfe", ADIUTORIÜM^ajutor, arum.
adzutor, mgl. zutor „Hilfe", ADIÜNGO > ajung, arum.
adzungu, mgl. zung „komme an", DEOSUM>>jos, mgL
zos, irum. zos „unten", *MEDIOLULOCÜ > mijloc (arum.
noldzikä), mgl. mezluk, irum. mezlok „Mitte" (s. Anm.). —
— 53 — §27.
Eine sebeinbare Ausnahm« liegt in. dep Wörtern cältun,(aiieh
col^un) „Strumpf, Schuh**, cältunar „Schuhmacher" und in
cä^e „Kohlenpfanne**, doch gehen die ersten zwei nicht
auf lat. CALCEONEM, ^CALCEONARIUS (Cihac I, 34-35),
son^ijem stammen aus dem Neugriechischen; cä^ue ist dagegen
nicht griechischen (Cihac II, 645), sondern lat^inisch^p Ur-
sprungs, doch gab es im Bumäniscbep zuerst ein '^'cätfi -<
"^QjdATIITM (<C griech. xva^Hov\ welches daon mit dam
DiminutiYSuffix -uie weiter gebildet wurde (^gl. indessen
Wiener Studien XXV, 96— 97, wo die Form CATTIA aus
Glossen angefahrt wird).
Anm. Über die Formation von *MATTEUCA, *MATTE-
OCÜS vgl. § 80. Von mäciucä abgeleitet ist mä^cat „groß-
kömig" <C *mät§(u)kat, megL matäköt „groß". Nur im
Suffixe unterscheidet sich vom ersteren mäciulie „Knopf am
Stock"; es enthält dasselbe Suffix wie cäciulä. Dieses Wort
ist auf dem ganzen Balkan verbreitet (alb. kgsule, bulg.
kaculka, kacjul, maz.-bulg. kgtsul, ngriech. xaxCpvXd) und
ist aus der rumänischen Hirtensprache entlehni Den mit den
Rumänen nicht in Berührung kommenden Slaven und dem
Altgriechischen ist es fremd. Die Etymologie des alb. Wortes
aus CASULA „kleines Haus" (G. Meyer: Alb. Wortb. 191)
entbehrt jeder Überzeugungskraft und stößt auf lautliche
Schwierigkeiten. Sieht man sich im Lateinischen um, so greift
man, glaube ich, nicht fehl, wenn man eine Form*CA[T]TEÜLLA
rekonstruiert, eine Ableitung von *CA[T]TEA „Katze*^. Die
Pelzmütze, welche allgemein die Kopfbedeckung des rum.
Bauers (auch im Sommer) bildet, ist aus unpegerbtem Schaf-
fell gemacht und zwar so, daß der haarige Teil nach außen
kommt. Das würde allerdings gegen unsere Etymologie
sprechen, da die caciulä sicherlich nie aus Katzenfell fabri-
ziert wurde. Man muß sich indessen auf einen anderen Stand-
punkt stellen. Haarige und flockige Gegenstände sind überall
und zu allen Zeiten mit der Katze verglichen worden, um
vom obszönem Sinne des franz. „(petit) chat" ganz abzusehen,
wird fast in allen Sprachen der Name der Katze f&r die
flockigen weichen Blüten gewisser Bäume gebraucht: „Kätzchen
der Nußbäume^, franz. „chats de saule, de coudrier**, rum.
„pisicei de salcie^ etc. Das rum. bietet noch ein anderes
§27. _ 54 -
Beispiel: das Wort mi^ „Länmierwolle", davon mi^os »lang-
haarig" (besonders von cäciulä und cojoc „Pekrock" ge-
braucht), stammt nicht etwa aus poln. jagn^cy (Cihac II, 198),
sondern ist dasselbe Wort wie ml^, dem bekannten Namen
der Katze (deutsch Mieze, ital. micio etc.). Die cäciulä ver-
dankt daher ihren Namen dem haarigen Material, — oft ein
ganzes Lanmifell, — aus welchem sie erzeugt wird. Wenn
im Amm. neben kätsulä auch kätsulä vorkommt, so ist
dies in neuerer Zeit dem Grriechischen entlehnt; dieser Sprache
fehlt auf dem größten Teile des Gebietes der Laut ti, so daß
rum. cäciulä nur als xax^ovXa übernommen werden konnte.
Was die Lautgruppe -ULLA betrifft, so zeigt das megl. kätäua
die regelrechte Behandlung (vgL MEDULLÄR mäduä), die
Form cäciulä dagegen ist aus dem Plur. cäciule, oder aus
den Ableitungen mä cäciulesc, cäciulie ruckgebildet (vgl
destulä). Dies letztere bedeutet „Köpfchen", ein Sinn der sich
leicht aus demjenigen von cäciulä entwickelt haben kann.
Er könnte aber auch ursprünglich sein, imd dann würde
cäciulä von *CAP[I]TEULLA abzuleiten sein « CAPUT,
-ITIS), mit demselben Übergang der Gruppe PT > T wie in
CAP[l]TELLUM>cät;el (§ 3 Anm.). Gegen diese Etymologie
spricht aber alb. kgsulg, welches kaum entlehnt ist und nur
zu *CA[T]TEULLA nicht zu *CAP[I]TEÜLLA passt (vgl.
PUTEUS > pus gegen *CAPTIO > kaps-oi). — Man leitet
mijloc „Mitte, Mittel, Kreuz (als Mitte des Körpers aufge-
faßt)« gewöhnlich von MEDIU[S]LOCÜS ab. Diese Etymologie
entspricht vollkommen, was die Behandlung des vortonigen
Di betrifft, der aufgestellten Regel, und ich sehe den Grund
nicht ein, warum Densusianu (Eist. langue roum. 243) einen
Einfluß von slav. mezda annimmt. Eine Schwierigkeit bietet
nur die Erhaltung des intervokalischen 1, da der rückwirkende
Einfluß des loc in mijloc nicht mehr wahrscheinlich ist, und
dies seit dem Momente, wo der erste Teil der Zusammen-
setzung, wegen der verschiedenen Behandlung der Gruppe Di
(MEDIÜ > miez gegenüber von MEDIU- > mizu-) nicht
mehr als MEDIXJS empfunden werden konnte. Dies geht auch
daraus hervor, daß auf einem sehr großen Gebiete mijloc
durch Metathese zu miljoc, niljoc geworden ist, woraus der
Aromune noldzikä gemacht hat, indem er -oc als SufGx
empfand und durch das häufigere -ikä ersetzte. Es ist nun
— 55 - §28.
möglich, daß im MEDIÜS LOCUS > midzuloc die Synkope
des zwischentonigen u schon zu einer Zeit eingetreten war,
als das intervokalische 1, welches ziemlich spät zn r wurde,
noch rein gesprochen war: midzloc. Wahrscheinlicher dünkt
mir aber die Erklärung, die ich in Convorbiri literare 1903
S. 602-603 gegeben habe: *MEDIOLULOClJ (*MEDIOLUS
wird auch vom aberg. mezul [del nas, glossiert mit „inter-
stitium"] verlangt) > *MEDIOLLOCü > *midzul6cu >
mi(d)zloc. In diesem Falle ist die frühe Synkope des u
zwischen zwei 1 leichter verständlich und findet eine Be-
kräftigung durch ECCU-ILLE-ILLAC > *EQÜILLÜLAC >
acela „celui-lä", neben *EQÜILLU > acel, woraus ein Suffix
-a, welches auch an acest-a etc. trat. Dagegen ist das arum.
noldzuk < *nodzluk durch die Betonung MEDIUS LOCUS,
— in diesem Falle konnte das Wort loc herausgefühlt werden
und es trat keine Suffixvertauschung ein, — zu erklären, was
zugleich den Übergang mie- > ne- >• no- klar macht.
Die zwei Betonungen müssen seit dem Anfang bestanden
haben; sie haben auch im Drum. Spuren hinterlassen und zwar
im dialektischen niljoc und im literarischen mijloc. Die
literarische Differenzierung mfjloc „Mitte", — mijlöc „Mittel"
ist nicht durchgeführt und unberechtigt. Wir finden in einem
Lied von Z. Bärsan (Visuri de noroc S. 50):
„Sä mä rog apoi de lunä
De mijlöc sä ^i-o aca^e,
Cind de mfjloc te-oi cuprinde,
Cerul tot sä-1 iaü in bra^e. —
Ein interessantes Beispiel ist noch das Verb scocioräsc
„durchstöbere*, welches zweifelsohne eine diminutivisch-itera-
tive Bildung auf -lOLO vom dunklen scot „nehme heraus"
ist. Der Konjugationswechsel ist auffallend. — Über räp-
ciune < RAJPTIONEM vgl § 3 Anm.
§ 28. Die Mehrzahl der hierher gehörenden Beispiele
wird von den Suffixen -TIONEM, -lOLUS und von den auf
analogischem Wege entstandenen -lONEM und -lOSUS ge-
liefert.
L Während im Italienischen das Suffix -TIONEM ge-
lehrten Ursprungs ist, erscheint es im Rumänischen in seiner
echten und volkstümlichen Gestalt und erfreut sich einer
§28. — 56 —
außerordentlichen Beliebtheit. Nach LAUDATIONEM >
l&ndäciune, arum. alavdätöune, INCLINATIONEM > in-
ohinftciune, arum. nklinitäune, mgL nklinät&uni, ORA-
TIONEM^^uräcinne, anini.nrätsune (Densnsianu Romcmia
XXII,6l), PR^DATIONEM>prädäciune, ROGATIONEM
> rugäcTune, arum. rugätäune, mgl. rugätSuni bildete
man amestec-äciune, cuminec-, cumpar-, desmierd-,
lert- (arum. lirt-), fät-, feric-, impäc-, Imput-, Inec,
tngrop-, Insel-, insur-, Intunec-, las-, lumin-, mir-,
orbäc-, plec-, rusin-, sburd-, sämän-, scäp-, secer-,
spure-, stric-, usc- (arum. usk-), vindec-, arum. di-
mänd- etc. Von Verba auf -IRE: adever-iciune, asupr-,
bnigu-, cumpl-, inchipu-, imput- (durch Assimilation
auch Impuciciune Gaster Chrest. I, 289, Dosofteiü Viata sfint
300/31, Cipariu Principia 221), omor-, pier- (arum. Ker-),
plia-*, putrez-, repez-, räp-, stlrp-, zdrob-, zimisl- etc.
Auch Analogiebildungen kommen Tor, und zwar nach drei
Richtungen hin: 1) Man trennte ein Wort wie Impacäciune
in impac + äciune, und so entstand ein Wort wie arum.
aspärgätSune an Stelle des zu erwartenden '^'aspartsune
(vom Partz. aspart). 2) Da die Mehrzahl der Wörter auf
-are und -ire denominale Ableitungen sind, konnte ein acri-
ciune, seceräciune in acru + äciune, secere + äciune
getrennt werden. So gehört desertaciune, wenn es „Leerung"
bedeutet zu deserta „leeren", im Sinne von »Eitelkeit" in-
dessen zu desert „eitel". Ebenso: desteptäciune „Intelli-
genz", fntregSciune, goliciune, moliciune, orbiciune,
vioiciune, släbäciune nb. släbiciune. Von Substantiven
abgeleitet sind bäräciune „Morast" (bara), mäscäriciune
Gaster Chresi II, 51, 2. 52, 3. seteciune (sete) Gaster Chrest
I, 281, 3. Cipariu Principia 222. Man findet selbst uniciane
„Einheit" (unu) Gaster Chrest. II, 361, 2. Cipariu Principia 222,
Dosofteiü Viata sfint 112b/33. 3) In urIcTune „Häßlichkeit",
intielepciune „Weisheit" « INTELLECTIONEM) wurden
als Prixnitiva die Adjektiva urit „häßlich" and In^lept
„weise" gefühlt und der Zusammenhang mit den Verben urasc
— 57 — §30.
„basse"' (PArtizip uirlt „geihi^fit'') und inteleg „Farst^he"'
(Partüip inteles „Tevstwden'') verloren. Dfumacb entstwden
neue Ableitungen von Adjektiven, und Kwar so, daß vor dem
Suffix .t in ts und dexuentsprechend d in dz fiberging: linged
— llngejune, putred — putrejune, repede — repejune,
aarbäd — sarbäjune, umed — umejune,ve|fced — ve|tejune.
Auch für den Übergang von ts >> ts, (d)z >- (d)z (vgL unter
II) baben wir zwei Beispiele: iste^ — isteciune und das auf-
feilende botez — botejune, arum. pätidzuna, mgL b&tizuni
„Taufe", gleichsam ♦BAPTIDIONEM. — Erstarrt ist das
Suffix in pSsune < PASTIQNEM, arum. yiziuätäune
(Weigand), ayidzmatSun (Papahagi) „September" < *VIN-
DEMIATIQNEM (eigü. „Zeit der Weinlese" vgl. franz.
semaison „Zeit der Saat'', fauchaison „Mähzeit'', fenaison
,,Hduzeit^, ital. fienagione, granigione, granagione ,,Zeit, in
welcher die Qetreidekörner ansetzen", mudagione ,,Mauser-
zeit" etc.) und in cräciun, mgl. krätäun „Weihnachten" <C.
CALATIONEM (nach Papahagis überzeugender Etymologie
in Convorbirx litemre 1903 S. 670 — 672, welche durch ung.
karacsony, klruss. kerecunü, entlehnt auf der Stufe '''oärä-
ciun, bestätigt wird). — Heute sind die Abstrakta auf -ciune
in der Schriftsprache unbeliebt, als Reaktion zu der großen
Zahl der hybriden Bildungen wie conjugäciune, salutä-
ciune, predicficiune etc. der latinisüschen Schule. Dafftr
wird -a^ie und -a^iune in Latinismen gebraucht (redac^ie,
declina^une). Das Wort nätie ist in Siebenbürgen schon
volkstümlich geworden.
IL Beispiele flir -lOLUS: carunt— cäruncior, cuminte
— cumincior (Marian Omitologia I, 15), märunt — märun-
cior, afumat — Afumäciori (Dorf in der Nähe von Buzeu),
bärbat — Bärbacioru (Eigenname in Cralova), vtnät — vine-
cior („Ca i-e calul v. |i pintenog la pioior" Volkslied aus
Vllcea), departe — depärcior (Dosofteiü: Via^ sfin^ 32/1),
fierbinte — fierbincior (Creangä: AmintiriS. 18); — gribnadä
— grän^äjoarä, lespede — lespejoara {(M^an Omitotogia
U, 406), neted — netejor, ogUndä — oglinjoarS, repede —
§28. _ 58 —
repejor (Vlähn^ in Sämänätonil I, 362), rotund — rotunjor,
aprind — aprinjoare; — Mcä — fälciori („mi-a dat opalmä
de mi-a scos din ^^ni falciorii si-o mäsea s'a strämutat din
locul lei" Nona rev. rom. I Suplem. 11, 138). Nach dem
Muster MUSTACIA > musta^ — *MUSTACIOLA > mus-
täcioarä trat das Suffix auch an Stamme anf ts, (d)z, indem
es diese in ts, dz verwandelte, so: cositä — cosicToarä, c&ita
cäicioarä(Convorbiri literare XXXVI, 554), catrinta — cätrin-
cioarä, cosni^ — cosnicioarä(Jb.VIII,315),istet — istecior
(vgl. isteciune Gaster Chrestom. II 5, 2. 118, 2. 152, 2), pim-
ni^ — pimnicToarä, poli^a — policioarä (VlähutäDan247\
prepeli^ä — prepelicioara (Marian Omit. II, 221), uli^a — uli-
cioarä etc.; obraz — obräjor, pupäzä — pupäjoara. Nach
so^ie — so^;i-oarä richtet sich das Maskulinum sot — so^ior
(statt *socior) und danach bildet man firate — frätior (statt
*fräcior). In sturzör, Diminutiv von stürz (Marian Omito-
logia I, 279) ist nicht etwa ein *TURDIOLÜS zu erblicken,
sondern es ist mit Akzentverschiebung aus * stürz ur == stürz
+ ur, (wie in büturä — butöarä etc. vgl. Zeitschrift rom. Pbil.
XXVII, 741) entstanden.
m. -lOSUS ist aus -OSUS, wie -lOLüS aus -ULUS ent-
standen: er wurde von i-Stammen auch auf andere übertragen.
Sobald man ein Wort wie SILENTIOSUS „schweigsam" nicht
mehr in SILENTIUM + OSUS „einer der voll Schweigsam-
keit ist", sondern in SILENTEM + lOSUS „ein gewohnheits-
mäßiger Schweigender" trennte, konnte -lOSUS produktiv
werden. Man begegnet ihm im Rumänischen in allen Funk-
tionen des -OSUS: 1. Es dient zur Ableitung von Adjektiven
von Abstrakten um das Begabtsein, und von Konkreten um
die Fülle auszudrücken (ar^gos, flocos etc.): chicä — chicios
„zottig" (Dosofteiü Viata Sfint 42/22), mustatä — mustäcios
„bärtig" (wie barbä — bärbos), arum. galbadzä — gälbädzos>
drum, greatä — grecios (Dosofteiü Via^a sfin^. 206/3), räiitate
— räutäcios „zornig", virtute — virtucios (Dosofteiü Via^
sfin^. 81b/12 104b/16 Gaster Chrest. 1,265,3. 268). Wie SILEN-
TIOSUS sind gebaut: credincios, civiincios, priincios.
— 59 — §28.
primejduincios, (ne)putiiicios, trebuinctos. 2. Schon
im späteren Latein trat -OSÜS an Adjektiva an, um das
gewohnheitsmäßige Vorhandensein der Eigenschaft zu be-
zeichnen: AQUIL-OSÜS, EBRIOSUS, FALSOSUS etc. (Rum.:
bädärän-08, bärbät-os, beteg-, umed-, urit- Gaster
Chrest. I, 181, 3, vesel-, volnic-, selbst cumintos, arum.
adlnkos). -lOSUS liegt vor in dieser Funktion in urit —
uricios, flämind — flämlnjos. 3. Dadurch, daß ein Wort
wieLüMINOSüS < LUMEN, -INIS + OSUS seine ursprüng-
liche Bedeutung „voll Licht*' zu „leuchtend" verschob, wurde
es auf LUMINARE bezogen und es entstanden deverbale
-OSÜS -Ableitungen (adulmec-os, arät-, arz- Dosofteiü
Via^ sfin^. 128/7, bucur-, indoi-, indemn- Gaster Chrest. I,
208,3. intunec-, lunec- mlngai-, lumin-, späri-, sfi-, täi-,
tingui-, arum. adilos, afumit- „beschwert", kästig- etc.).
Von put „stinke*' bildet man im Rumänischen putos „stinkig*'
(Gaster Chresi 359, 3), in urromanischer Zeit hat aber ein von
PUTEO abgeleitetes Adjektivum auf -OSUS nur *PUTEOSUS
(wie *DOLEOSUS > duios < DOLEO > dor, *CONVENI-
OSUS > cuvios<CONVENIO>cuvin) lauten können und
dieses liegt vor in rum. pucios (cioarä pucioasä „Mandel-
krähe", pucioasä „Schwefel"). — Nach dem bis jetzt Ge-
zeigten sind folgende Bildungen ohne weiteres erklärlich:
urit — uricios „häßlich«, AMARITIES — *AMARITIOSUS
(vgl. *6RANDITI0SUS, PIGRITIOSUS § 49) > amäräcios
„bitterlich", lipiciü — lipicios „klebrig", gidiliciü — gidili-
cios „kitzlich", negriciü — negricios „schwärzlich". Nun
konnten aber alle diese Ableitungen auf die Yerba: uräsc,
amäräsc, lipesc, gidil, negresc, oder auf die Adjektiva
amar, negru bezogen werden, so daß ein neues Suffix -äcios,
-icios entstehen konnte, welches tatsächlich im Rum. eine
große Anzahl von Adjektiven ableitet a) von Verben auf -are:
acät-äcios, amin-, anin-, fartm-, inec-, mlnc-,schimb-,
stric-, supär-, usc-; b) von Verben auf-ire: (a)lip-ictos,
batjocur-, färim-, gidil-, näcäj-, poft-, slip-, sfi-,
simt-, stid-; c) von Verben anderer Konjugationen: plln-
48Ö. — 60 —
;g$cios, apriuzäcios; d) von Adjektivea: alb-icios, acr-,
batrln-, boln&v-, gälbin-, lesn-, negr-; saräcäcios,
galbicios < '^galb < GAIiB[IN]ÜS. Bemerkenswert ist
nemuricios „unsterblidi^ (Doeofteiü Via^ b&x\. 84/34) aus
uemnritor nach dem Master batjocuritorsiabatjocaricios
geformt. Das mgl. Adverbium skuatöos ^Tocstohlen'' ist
ur^rfiDglioh AdjektiT gewesen und gebt auf skunt, Partizip
von skund < ABSCONDO + lOSUS zurück (vgl. arum. as-
kunt-is „Schlupfwinkel").
§ 29. 0. Densusianu (Eist, langue roum. 80) hat gezeigt,
daß rum. jur, mgL zur nur auf einer Aussprache gjiuras des
lai GYRUS (grieoh. rvQog) beruhen kann, denn '^QÜBÜS
hätte *gur, *6IRUS aber gir oder *ger mgl. *zir oder *zer
ergeben. Dieses Beispiel ist von besonderem Interesse, da es
eine vorromanische Wiedergabe ^u des griechischen ü-Lautes
V sichert — ähnlich ist es, wenn die Russen das deutsche und
französische ö, ü als io, iu sprechen: Oiote <C Oothe, biuro <
franz. bureau, — wie sie auch von Meyer-Lubke (Rom. Gram.
I § 17) zur Erklärung von ital. acciuga <C grieoh. aqivtj
mittelst eines lat. '''APIUA angenommen wurde. (Charisius
;sitiert aus den Reden des C. Sempronius S. 196, 27 E. ein
8YLLA [CARO], welches offenbar SUILLA [CABO] „Sau-
fleisch" sein soU, Archiv lat Lex. IX, 354. Dieses Beispiel
beweist aber, daß man gewohnt war das grieoh. v durch lai
iu [ungeschickt: ui] wiederzugeben, sonst hätte man nicht
für lat ui das Zeichen Y gewählt). Das Rumänische besitsct
zwei weitere Beispiele dieser Art: ciumä und cintura. Das
lat CYMA „Sprosse" <! griech. xvfia hat in den westroma-
nischen Sprachen die Bedeutung „Gipfel" (ital. cima &ao^
Cime etc.). Im Sardischen aber ist noch der alte Sinn von
„Sprosse, Knospe, Lauch" erhalten: log. kima, camp. tSima
Alle diese Formen weisen auf die Aussprache CIMA, dagegen
ündet naan im Gampidanesisehen auch die Form täumnaacca
(neben täimagga), welche auf kiuma weist — es bedeutet
„flusso (di umori)", ursprünglich wohl den „Auswuchs", dann
den „Ausfluß" (vgl. T.Zanardelli: Appunti lessicali 1, 32) — und
— 61 — §30.
im Altmuesisclieii ^m (nb. Kim) „Ait'G^eschwüf'' (§ 39). Dtfs
BumSiriBche stitmnt wieder einmal ttiit dem Sardisoheii ttnd
Albanesischen überein. Im Aimn. und MegL bedeutet tönrnft
zimftchst eine „Betde, Oesohwür^, davon mgL tdumuligfi
„Oeechwalst am Kopf ^, dann überhaupt ein „Bttschel (Wolle)**.
Ob das Wort fftr „Pest** dninu aram. mgl. tsumä auoh den-
selben Ursprang hat, — die Pest äußert sich bekannidich durch
Geschwüre, — ist dadurch unsicher, weil es auch im Slawischen
(kslav. serb. rass. 5ama, bulg. 6jumü, klross. diuma, poLdzuma),
Ungarischen (csuma, csoma) und Türkischen (t§uma) vorkommt.
Dagegen liegt sicher das lat CYMA „Sproß** in dem Pflansfiefu-
namen ciuifia fetii, (auch märul porcuhii „Stech a'pfel*^,
ital. pomo spinolo und noce metella, franz. polnme epi^
neuse), so genannt nach der Frucht, die eine kugelrunde Form
hat (vgl. ConvorbirT Hterare XXXVIl, 600—601). Ciüturä
„HoMasche, Mundstück der Pfeife^ wird von Cihac (II, 567)
aus dem türk. t§otra „bouteille de bois poufr mettre de l'eau
en voyage" abgeleitet. Das Wort ist auf der ganzen Balkan-
halbinsel verbreitet: bulg. cuturü, serb. cutura „bouteille
de bois", alb. täotr g „hölzerne Weinflasche", ngriech. roioTQa,
dann ung: csutora „Holzkrug, Mundstück der Pfeife", klruss.
cutora „Mundstück der Pfeife**. Da das Wort in keiner
dieser Sprachen etymologisch klar ist, femer da es auch im
Italienischen ci9tola „Becher (ohne Fuß)" vorkommt, so ist
es wahrscheinlich, daß das Wort im Romanischen ursprünglich
ist Als Oegenstand der Hirtenwirtschaft kann das Wort aus
dem Rumänischen in die Nachbarsprachen gekommen sein;
aus dem Italienischen stammt nur alb. täutul, welches ein 1
in der letzten Silbe aufweist. Ital. ciotola und rum. ciuturä
beruhen auf ein vorromanisches *kiutula und dieses ist durch
Metathese (*CYTOLA) aus dem griech. xorvXog, Tcorvlrj
„Becher, Napf, Schale" entstanden.
b) Vor a.
§ 30. Die hierher gehörigen Fälle sind zahlreich, jedoch
meistenteils wenig überzeugend. Die i-Yerba der ersten Eon-
§30. — 62 —
jugation: tnältare, acä^re, sughitare, a^i^re, tnvfi^re,
tncältare, räsfä^re, tnghefare, amenin^re, (as)ma-
tare; — asezare, Suffix -ezare zeigen samÜich den Über-
gang tiä, kiä >* tsä, dia >* (d)za, aber man kann einwenden,
daß die vier stammbetonten Fonnen des Präsens indicativi
und conjunctivi (VITIO, VITIAS etc.) die Entwickelung des
ti etc. zu t§ (dz) verhindert haben. Femer gibt es eine ganze
Reihe von Ableitungen, in denen das Primitiv die Entfaltung
zu tS, dz gehindert haben kann: bäl^t < *BALTEATUS:
bal^; brätiarä < BRACHIALE: brat; arum. bär^t (und
bältat) „Maß ausgestreckter Arme" < *BRACHIATA: brat:;
Incältare „Schuh" (Dosofteiü Via^ sfin^ 10/2 50,'27) <
♦CALCEARE (+ Incäl^a): Incal^; (in)cältÄmlnt „Schuh"
(Cipariu Principia 122) < CALCEAMENTUM: incal^; fä-
tar(nic) „Heuchler" <*FACIARIÜS: fe^a; frunzar „Laube"
< *FR0NDIAR1UM: frunzä; ghetar „Gletscher" < *GLA-
CIARIUM: ghea^; minzat, -ä Junges Kalb" (alb. m§zat
„junger Stier"), minzäre „Schaf mit Milch" < zu *MANDroS:
mlnz; negu^tor, negustor (<[ negutsätor Istoria bisearicei
sf. Niculae Brasov) „Kaufmann" < *NEGOTLA.TORIUS:
negot; pänzäturä „Tischtuch" < *PANDLÄ.TURA: plnzä
(vgl § 25 Anm.), arum. sutatä „Vereinigung" < *SOCIATA:
so^; vSrzare „Krautkuchen" <*VIR[I]DIARLÄ.: varzä. Einige
unter den hier angeführten Beispielen können rumänische Ab-
leitungen sein. Nicht viel zu bauen ist auf dintat „gezähnt",
welches kaum ein *DENTEATUS voraussetzt, sondern wie
dintärit auf die Mehrzahl din^i zurückgeht (vgl. ban. mor-
tärie, mormintärie „Friedhof" < mor^i). Überzeugender
ist das Wort mezin der mittlere (unter den Geschwistern)
<C MEDIANUS, denn sein etymologischer Zusammenhang mit
miez „Kern" wird nicht mehr empfunden; auch das Suffix
-in hat im Rumänischen eine andere Bedeutung. Von
schlagender Beweiskraft sind die Worter ar^r „Ahorn" und
mulzare „Milchschaf, das unter den Hammeln weidet und
den Hirten jener die nötige Milch gewährt" (belegt in der
Mehrzahl in der Form des Banater Dialektes : muldzäf Jb. UI,321).
— 63 — §30.
Der Zusammenhang derselben mit ACER und MULGEO ist
über alle Zweifel erhaben, auch das Suffix -ARIXJM und
-ARIA ist klar. Die Bildung bedarf jedoch einer Besprechung:
ar^r verlangt eine Grundform *ARCEAR1UM. ACER, -ERIS
wxurde zunächst '^'AGRE, dann trat die Metathese '^'ARCE ein
(span. arce), an dem das Baumnamen bildende Suffix -ARIUS
hinzukam: *ARCEARIUS ]> artar (vgl. sie. atssaru, rom.
atssar, parm. atsser). Was mulzare •< *MULG£ARIA,
mit demselben Suffix, welches in su gare „Schaf, welches nach
dem Termin gekalbt hat und daher nicht gemolken wird,
sondern dessen ganze Milch dem Lamme überlassen wird^
(<C *SDQARIA) und mlnzare vorliegt, betrifft, so kann es
nicht an MULGEO angelehnt worden sein, denn dieses ist
von allem Anfang an zu *MULGO umgewandelt worden und
aus ebendemselben Ghninde kann es nicht erst auf rumänischem
Boden entstanden sein. Nun mochte man aber gern auch
Beispiele haben, in denen die i-Verbindung zum Stamme ge-
hört und nicht erst durch Derivation entstanden ist. Da ist
an erster Stelle lACEO >> zac (arum. dzak, mgl. zak, irum.
zök) zu nennen. Anlautendes i- zeigt dieselben Schicksale
wie anlautendes Di- (DEOSUM >• jos, mgl. zos, irum. zos,
gerade wie IOCO[R]>joc, arum. dzoku, mgl. zok, irum.
zok), so daß dieses Wort beweiskräftig ist. Von einer Dis-
oder Assimilation (wie im Rätoromanischen) kann hier nicht
die Rede sein: man müßte denn annehmen, daß aus einem
'^'dzatse <C lACET das Dakorum. ein dzatse dissimiliert und
aus einem '''dzatse <C lACET das Aromunische ein dzatse
assimiliert hat, — was natürlich nicht geht. Ein weiteres
Beispiel ist zlnä (arum. dzinä, mgl. dzönä) „Fee"^, in welchem
schon im Jahre 1848 Schott (Walachische Märchen S. 296)
das lat. DIANA erkannt hatte. Diese Fälle zeigen ohne einen
Zweifel zuzulassen, daß vor betontem ä Ti und Ei zu ts, Di
und Gl zu (d)z in allen Dialekten und in allen Stellungen
werden, zum unterschied von Ti, Ki, Di, GK vor betontem 6
und ü, welche zu t§, (d)z werden. Durch die letztgenannten
sicheren Beispiele werden auch die im AnÜEOige dieses Para-
§30. _ 64 —
graphen zitterten beweiskräftig. Es wäre auch merkwürdige,
wettn die aoht, Terhältnismäßig selten gebrauchten stamm-
betonten Formen der Verba auf -io, -iare die unverglei<$blieh
größere Zahl der auch öfters angewandten (man denke bloß
an das Pieirtizipium und die damit zusammengesetzten Zeiten!)
endu&gsbetonten Formen nach sich gezogen hätten. Aus
Beispielen wie mustäcfo4rä gräunci6r etc. gegen mustit»
grätint sehen wir, daß die Lautregel im Rumänischen sehr
widerstandsfähig gegen die psychologischen Prozesse der Ana-
logie ist, so daß eine ümbildunfi^ Ton "^brätdare <C BRA-
CHIALE nach bra^ < BRACHIUM unwahrscheinlich wirA
AflEllL. Gärtner gibt irum. zatsa, Bartoli S. 89 schreibt
zacö. Auf meine diesbezügliche Frage teilt mir Herr Prof.
G. Weigand folgendes mit: „Inim. zök und zök ist ganz
gleich. G. schreibt zatsa, Bartoli korrigiert zacö. Ein
reines z wird nicht gehört, es schwankt immer nach z zu
(nicht nach dem mouillierten z). In Susgnevi^ia wird selbst
von verschiedenen Personen verschieden gesprochen. Gärtners
Gewährsmann Glavina z. B. sprach, wie ich mich überzeugt
habe, alles viel spitzer als Scrobe und Stroligo." (Brief vom
8. März 1903). — 0. Densusianu (Hist. langue roum. 102) nn(i
vor ihm schon N. Sulica (Gazeta Transilvaniei 1898 Nr. 144)
verteidigen die von Lexiconul Budan (S. 770) und von Miklo-
sich (Consonantismus U, 4) aufgestellte Etymologie zina <
DINA. Dagegen spricht folgendes: Selbst wenn die Fonn
DINÜS (für divinus welches über *devinus zu rum. *deiu
geworden wäre), die bei Plautus vorzukommen scheint und
dann wieder auf einer einzigen Inschrift auftaucht (C. I. L. XI.
4766, wo sie auf einem begreiflichen Schreibfehler beruhen
kann), existiert hätte, so würde ein nicht belegtes *DINA in
den Gegenden wo man reines i nach z spricht (zic, zi etc.^
zina, nicht zlnä, wie die Form tatsächlich lautet, vorkominen.
Während DIANA auf einem weiten romanischen Gebiete
Spuren hinterlassen hat (vgl. log. iana, dzana „Hexe", neap.
ianara „versiera", astur, xana „hada", vgl. femer G. Hnet
in Le Moyen-Age 1901 S. 31—35 wo afr. gene besprochen
ward, Guamerio Romania XX, 68 Anm. Nigra Archivio glot*-
ital. XV, 488), ist nirgends DINÜS oder DIVINUS als volks-
tümliches Wort erhalten. Die Bedeutung selbst, — zfnele
— 65 — §30.
sind in den rom. Volksmärchen Feen, die ganz demlaiDIANA-
Typus entasprechen — stimmt nur zu DIANA, nicht zu DI-
YINA. Endlich bestätigt auch das Adjektiyum zänatic
„Phantast*' (eigtl. einer der mit seinen Gedanken den Feen
nachjagt) < DIANATICUS (Muratori Anecdot IV, 99—100
apud Hasdeu, Etymologicum magnum) durch seine Form
und Bedeutung die Yon uns verteidigte Etymologie. Was
N. Sulicä dagegen geltend macht, ist belanglos. Er zitiert
(Qazeta Transilvaniei 1900 Nr. 91) das arum. dzln „Art Mon-
strum^ (Obedenaru Texte macedonene Glossar) und das alt-
rumänische dzlnoiü „heidnischer Gott" (bei Dosofbeiü: Via^
sfin^ 30/11 gebraucht für Apollo), als Beleg für die männliche
Form DINUS. Aber dzinoiü ist zweifelsohne eine von dztnä
gebildete Maskulinform mittelst des bekannten Suffixes -oiü
(an ein lai DI-ANÜS von DIES „der Gott des Tages", als
Epitheton des Sonnengottes ist kaum zu denken) und auf
dieselbe Weise erklärt sich das auf arum. Boden entstandene
dzln. — Die Wörter zär (arum, dz&r, irum. zer) „Molken"
und zarä „saure Milch" leitet man von SERUM ab. Trotz
der passenden Bedeutung und der Verbreitung dieses Wortes
auf romanischem Gebiet (vgl Salvioni Postille II), ist diese
Etymologie wegen des unerhörten Übergangs des lat. s ^ rum.
dz unmöglich. Auch an deutsch „Saure" f&r zarä ist wegen
der banater Form dzarä nicht zu denken. Nach eigenen
Forschungen habe ich erfahren, daß in der Hirtensprache zär
die nach der Durchseihung der sauren Milch zum Gewinne
der fetten Teile gebliebene Flüssigkeit bezeichnet Diese
(zärul dintii) wird noch einmal durchgeseiht und die gebliebene
Flüssigkeit wird zärul al doilea genannt Wir sehen daher,
daß das Durchseihen bei der Fabnkation des zär das Haupt-
merkmal ist Man denkt imwiUkürlich an das griech. öia^Qelp.
Das Wort zarä würde ganz dem lat DIARRHOEA « griech.
öia^QOia) entsprechen und ein neues Zeugnis für den Über-
gang dia- >• dzä- bilden. Bei dieser Etymologie stößt man
aber auf zwei Schwierigkeiten, die ich nicht zu lösen vermag.
Es ist nämlich zär, nicht zarä „saure Milch", welches in der
Bedeutung zu griech. öuz^qbIp paßt und dieses scheint auf
eine Form mit anlautendem die- (irum. zer) zurückzugehen.
Auch zarä kann aus *zearä entstanden sein.
Welgand, 11. Jahresbericht.
§31. _ 66 —
C. Sj, S% Ski.
a)Si.
§ 31. Si wird in allen Dialekten und in allen Stellungen
zu S: BASIÖ, -ARE>arunL bas, bäSÄ „küssen«, CASEUS
>> cas, arum. mgL irum. kaS „Käse*' (ygL mgl. kagä „ctu-
lama« = arunL kuliaS), CAMISIA>>cämase, arum. kämeaSa,
mgl. kämöSä, irum. kämÖ§6 „Hemd", CERESIUS, -SIA >
cires, cerase, (arum. tsireSiu, tseriasä? Densusianu Hist.
langue roum. 71; fehlt bei Weigand), mgL t6ire&, täireaSkä,
(irum. tsirisne •< kroat. täereSnja) „Kirschbaum, Kirsche«,
dav. ciresar, arum. mgL tgirefiar(u) „Juni«, eigtL „Monat
der Kirschen« (vgl. § 39 Anm.), *CINüSLi (vgl. cors. öanuga
§ 16 Anm.) >> cenuse, arum. tsinusä, tSi- und tSanuSa,
irum. tserusö „Asche«, *OCCASIONO, -ARE > cäsun,
cSsunä „verursachen«, ROSEÜS^ros(u) (auch rosiu, dessen
i jung ist und wie das i in a|chie nb. asche zu beurteilen
ist), arum. (a)rofi, mgL roS, irum. rois (= roS + roib <C
RUBEUS) „rot«, — *INGRASSIO > tngras „mache, werde
fett«, *INGROSSIO > ingros „mache, werde dick«.
Anm. Die Geschichte des Wortes *CINUSIA ist nicht
ganz klar. Jedenfalls kann rum. cenuse nicht, wie ich froher
(Die rum. Diminutivsuffixe § 167) mit Weigand und Philippide
annahm, auf CINIS oder CINXJS + SuflF. -use zurückgehen,
weil diese im Rum. *cine oder '^'clnu ei^eben hatte und wir
haben cenuse. — Drum, mä pis, arum. me Ei§u, mgL pis,
irum. pi§ „pisse« gehört zu dem etymologisch ungeklärten
♦PISSLÄRE (vgl. Meyer-Lübke Einfuhrung § 66; auch kroat.
piSati). — Schwierig zu beurteilen sind auch die zwei Falle
boase „Hoden« und guse „Kropf«. Byhan (Jb. VI, 196) leitet
boase, mgL bos Plur. boaSi, irum. bos (vgl. auch drum,
bosorog „brüchig«, cartabos „Leberwurst«) von akslav.
moSina (-ina ist Suffix) „Beutel«; wie soll man aber den
Übergang m >> b rechtfertigen? Cihac I, 27 dachte an lat.
BYRSA (= griech. ßvgaa „Haut, Leder«). Dieses, oder
richtiger *BYRSEA (vgl. log. buäa) könnte nur durch die
Zwischenstufen *BYSSEA > *BOSSEA zu boase gelangen.
— 67 — §31.
Die Geschichte des griech. v im Lat. und der (Jruppe RS ist
noch nicht geschrieben worden, daher können wir (Uese Ety-
mologie vorläufig weder verwerfen, noch gutheißen. Die Be-
deutung paßt vortrefiFlich, vgl a.-berg. la borsa di testicoi
glossiert durch „bursa testiculorum", log. buSa, camp, bussa,
galL bossa, sass. b^ssa, busakkara „saccoccia'', buäinu
„borsetta di peUe di gatto di forma allungata, in cui i zappa-
tori sogliono teuere il tabacco^, cerign. vprsa, alb. buHSi-ri
< *BÜRSINÜM „Backentasche". Quse „Kropf" arum. mgL
guSä „Kropf am Hals", irum. gusä „Kropf von Tieren"
kommt sowohl im Balkan vor (alb. bulg. gu§^, ngriech. yTCOvöctj
kroai gü5a, güSa „Kropf der Vögel", ung. gusa) als auch
in der Westromania: gen. go§u, desgo§a-se „vuotare il
gozzo", a,-berg. ol gos glossiert durch „botium" (§ 71), Lucca
gpgio „Kropf", piem. goso, gosö „Kropf, Kehle", lomb. goss,
grödn. gos, walL dzwefi „Zahnfleisch", lotr. zofi „Wange,
franz. gosier „Schlund", ital. tragugiare, trient tangudzar
„verschlingen", so daß man ohne weiteres annehmen darf, daß
die Balkansprachen das Wort aus dem Rumänischen haben.
Die Etymologie ist, nach Meyer-Lübkes überzeugender Dar-
stellung (Zeitschrift rom. PhiL XV 242—243; vgl. auch Schu-
chardt Zeitschrift rom. Phil. XXI, 199—200, der mit Unrecht
auch itaL gozzo damit in Zusammenhang bringt) in dem bei
Marcellus belegten OEUSL£ (= gose > gose?) zu suchen.
Mit guse hängt zusammen das Wort rägusesc „werde
heiser", welches nicht von RAUCUS (Cihac I, ^26: *RAVI-
CUCIRE!) abgeleitet werden kann und sugus „wüi^e",
welches sich zu guse, wie sugrum „würge" zu grum-az
„Hals" verhält (vgl. *ital. digrumare = tragugiare „gierig
verschlingen", vgL auch alb. grumas <;*grum + Suffix -az).
— Einige Philologen wollen drum. Inv(i)er8unez „werde,
mache wütend" auf ein lai ♦INVERSIONARE zurückführen.
Die Etymologie ist unhaltbar und lnv(r)ersunez ist von
viersun „Kampf, OewalV' („iarä unulu sau apucatu cu v.
sau Intrat deau Inceputü ai cere" Dosofteiü Via^ sfin^
269b/32 etc. vgl. Jb. V, 141) abgeleitet und dieses stammt aus
ung. verseny „Kampf" (nicht aus ung. gerjeszteni, wie
Cihac II, 509 wollte; far den Übergang von äe > äu vgl. Suffi
8ug<;ung. -seg). — Aus der Vermischung von SIFILARE
mit SUFFLARE entstand eine Kompromißform ♦SIU- oder
§32. _ 68 —
*SÜIF[I]LAKE, die durch das im C. Gl. V, 395, 3; 484, 53 be-
legte SUIFLUM „sifilum, sibilom*' bezeugt ist. Da aber
SIFILARE mit SIBILABE gleich war (vgl Meyer-Lftbke Ein-
führung § 28), entstand auch ein *SIUBILARE > mm. süer,
arum. §u(e)ru „zische^ (vgl. ital. zufola, ciufolare, suobi-
are, Yen. subia, gal. asubia, teram. täufiFiili, lanc. tguffela,
afranz. suble, franz. siffler, chiffler, a.-proy. siular, norm,
gyüf, morw. §ül, wallon hüfle, freib. süblya, span. chillar,
silbar, prtg. silvar).
§ 32. Sti und Ski ergeben in allen Stellungen und in
allen Dialekten §: PASCIA >fa8e, arum. mgl. fasä „Windel**,
♦INFASCIO > Inf as, mgL anfaS „einwindehi", ♦INFASCIOLO
«FASCIOLA) > Infäsör „einwickeln«, MISTIONEM „Ver-
mischung" > *misune, dav. mi|una „wimmeln", dav. misu-
noiü(musunoiü,musuroiümit Vokalassimilation) „Ameisen-
haufen", PASTIONEM > päsune, arunu pasune, irum.
pä§ure „Weide", ÜSTIA > use, arum. mgl. u§ä, irum.
us6 „Tür", *UST10LÜM oder OSTIOLÜM > usor „Tür-
pfosten".
Anill. Neben fase konmit auch fäsie vor, welches wie
aschie neben asche zu beurteilen ist. Täsfe „Streifen" ist
fasä + Suff. -le. Von diesem abgeleitet ist fasioara „kleiner
Streifen" und sfäsiu, sfasiez „zerreise". Infa|ar neben
infäsör habe ich Zeitschrift* rom. PhiL XXVII S. 742 erklärt
— Neben päsune gibt Cihac I, 197 auch eine Form päsciune
an, die ich für falsch halte und der latinisierenden Graphic
zuschreibe. Das gleiche glaube ich von L Maiorescus irum.
Form pästsur^. Dagegen sind uscior „Türpfosten", uscio-
arä „kleine Tür" tatsächlich existierende Formen, nur gehen
diese nicht auf OSTIOLÜM zurück, welches regelrecht zu
usor („räzimatä de usoru usei" Noua rev. rom. I, 76) geworden
ist, sondern uscioarä ist use + Diminutivsuffix -cior (Die
rum. Diminutivsuffixe § 127: cäs-cioarä, gros-cior etc.). Uscior
(dafür bei Dosofteiü Via^ sfinf;. 205 b/U auch umsor) isl eine
Umbildung von usor, — welches auch „leicht" heißt, — nach
uscioarä. — Musitä „Art Mücke** ist nicht etwa *ÄIUSCEA
+ i^, sondern eine Entlehnung aus dem bulg. oder serb.
muSica „Mücke" (= muha + ica).
- 69 — §33.
§ 33. Wir sehen also, daß Sti und Ski im Rumänischen
in derselben Weise wie ssi behandelt werden *INGROSSIO,
-lARE > Ingros, -sa wie PASCIO, -lARE > Infas, -sa
und USTIA, OSTIOLUM > use, usör. Dies ist nicht auf
das Ostromanische allein beschränkt, sondern kehrt, — und
dazu gesellt sich die Gruppe Xi, — in der ganzen Romania
wieder: franz. graisse < *GRASSIA — paisson < PASTI-
ONEM, ital. grascia — pasciona. Ich lasse hier die sar-
dischen und italienischen Beispiele folgen:
*-BASSIO, -ARE « BASSUS) > sass. abbaäa, neap.
vaSare, Arpino abbaäe «*ADBASSIATUS), trient abasar
(könnte auch *ADBASSARE sein, wie ital. (ab)bassare,
gal. abbassa). *BASSIXJS > log. abbaäu „unten", sie. baäu,
cal. va8u „basso", tarant. cerign. vaSg „basso". *GRASSIA
> grasci a „Lebensmittel", trient. grasa (konnte auch GRASSA
sein, wie ital. neap. grassa). *GRASSIOLUS> tarant. raäulg
„orzaiuolo". MUSTIONEM> moscione „Sänfer". MESSI-
ONEM >* a.-oberit. messon, piem. messun, cabbiolo mes-
sone, valmagg. mo(jom. *NE-ISSE(=IPSE)-UNUS > (ital.
nessuno <C *NE-ISSÜ-XJNUS), sass. nisunu, cerign. nesunf,
aquil. fLiSäuno, campob. neSung (und necun§ auch lanc.
necung, alatri nitsun§, wie rum. niciunu < *NEQÜE-
UNUS). *PISSIO, -ARE > pisciare, neap. pisare (dav.
piäa), teram. pisitg „pisciato", trient. pisar. *-QUASSIO,
-ARE > accasciare, neap. scasare. *VISSIUM (Zeitschrift
rom. Phil. XVIII, 230) > vescia „flatus ventris und Art
Schwamm", sie. viäa „venticello leggiero", waldens. vesso
„cagna brutta e poltrona". — ANGUSTIA > angoscia, log.
(kongosa •< span. congoxa) sie. [angustia], neap. ankoSa,
lanc. [ngusti§], Teramo [Haugustgig], a.-gen. angosa, gen. an-
güsa, trient. (angosa < ital). ANGUSTIO, -ARE > an-
gosciare, sie. [angustiari], lanc. [ngustia], trient. (strangoSar
„in Angst sein*-). BISTIA (Archiv lat.Lex.III,301=BESTIA).
>biscia, biscio „Natter" [bestia], neap. [vestia „ignorante"]
sie. [bestia], gombit. [b^ski'a], Sillano [be§kja], lomb. [bestäa],
mil. trieni [bestia], com. besä „Schaf". *EXTRUSTIO, ARE?
§34. - 70 —
(Flechia Archivio glott ital. 11, 154—155) > mil strfisa
„strascinare^ PASTIONEM > pasciona. POSTEA >
poscia, log. (posca § 86) Lucca, Pisa possa, a.-gen. possa,
n.-lomb. pos. USTIÜM, *USTI0LÜM > uscio, usciuolo,
sie. [ostiu], miL üss (usgio Bonv.) a.-berg. uso (ustSo), lomb-
üsö (üq), boL romagn. oss, valcanobb. inSö „finestra''. ASCIA
>> ascia log. camp, aäa, neap. a§a, Sillano a§ala. FASCIA
>• fascia, log. camp. fa§a (faska § 86), aqnil. fasäu, a.-berg.
romagn. a.-ven. fassa, boL trient. fasa. FASCIO, -ARE >
fasciare, log. faäare. *MUSCIONEM « MUSCA) > mos-
cione „FHege". NESCIUS, [CONSCIUS] > nfscio, log.
camp, [konöu]. *PISCIONEM « PISCIS) > sie. piäuni
„polpaccio della gamba". *BUXEÜS > sie. vuäu „bosso".
♦COXEA, *INTERCOXIIJM > coscia, intereoscio, log.
camp, koäa, neap. koda, cerign. nd^koäg, campob. 'ndr^k-
kuos§, a.-berg. kossa, trient koson. ^LAXIO, -LABE >>
laseiare (nb. lassare •< LAXARE).
§ 34. Man darf also wohl annehmen, daß Sti, Sk^, Ksi
schon in Torromanischer Zeit zu Ssi assimiliert worden sind.
Eine Bestätigung dessen findet sich in einer Inschrift aus Bona
(im XV. Bd. Nr. 7250 des C. I. L.): HORTORUM SALLUSSIA-
NORUM (= SALUSTIANORUM). Auch die Grammatiker
bezeugen uns, obwohl nur indirekt, diese Aussprache. Wir
haben im § 8 gesehen, daß die Schulaussprache PRETSIUM
schon im lY. Jh. n. Chr. bezeugt ist, und daß sie sich als
eine Eompromißform zwischen dem lateinischen PRE-TI-IJM
und dem romanischen PRE-TSU erklärt Nun betonen die-
selben Grammatiker ausdrücklich, daß der Übergang des Ti
>• TSI in vier Fällen zu unterbleiben hat 1. natürlich in
Fremdwörtern, 2. im Anlaut, was auf dasselbe herauskommt,
da in echten lat. Wörtern ein wortbeginnendes Ti nicht vor-
kommt, 3. wenn dem TI ein I folgt, weil ein Wort wie OTII
(Genetiv von OTIUM) nur in der Ortographie zwei i hatte
(daher in unserer Schulaussprache OTSII), in Wirklichkeit
aber einem OTI gleich war und 4. in der Gruppe STI +
Vokal: lüSTIUS, CASTIUS. Warum? Der Grund dieser
- 71 - §36.
Ausnahme ist klar. Wäre die Grappe STi nicht schon, bevor
die Affizierong des Ti begann za SSi assimiliert worden, so
hätte Ti wie nach anderen Konsonanten TS ergeben, also
PASTIONEM > *PASTSONE. Dann wäre sicher diese roma-
nische Form zugleich mit PRETSU, -ENTSA in die Schul-
aussprache des Lateins gedrui^en und hätte zu der Eom-
promißform *PASTSIONEM (wie PRETSIUM, -ENTSIA)
geführt. Da dies aber nicht der Fall war, können wir auf
indirektem Wege schließen, daß in der Gruppe STi das T
dem S schon früh assimiliert wurde. Wir sind aber auch in
der glücklichen Lage die Zeit dieser Assimilation zu be-
stimmen. Das Wort CHKISTIiNUS, welches bald nach dem
Auftreten der neuen Lehre, aber nicht früher, gebildet wurde,
zeigt keinen Übergang von Sti [> SSi mehr, so daß diese noch
in heidnischer Zeit hat stattfinden müssen. Im Rumänischen,
wo das Wort zweifelsohne volkstümlich ist und zwei der
alleraltesten Lautveränderungen mitgemacht hat: i — i > e — f
(wie TITIONEM > täciune) und an > In (wie LANA >
llnä; crestin statt *crestin, wie mezin < *mezln <
MEDLiNüS) erscheint CHßISTlÄ.NUS nicht als *cre8in,
sondern als crestin, arum. mgL kriätin. Die Gruppe STI
wurde in diesem Wort wie jedes STI, STE (STERNO > astem)
behandelt. VgL auch § 39 Anm.
Anm. PASSIO für PASTIO findet sich in einem Text
aus dem Jahre 1190 (Charta Ludovici Pii ap. Du Gange), da-
gegen ist auf „PASSALES pro PA8CALES'' (Paulus Diaconus
ap. Forcellini) nichts zu bauen. Die Stelle bei Festus (S. 122 M.)
ist „passales et oues & Gallinae appellantur quod passim
pascuntur". Festus bezieht PASSALES auf PASSIM und
nicht auf PASCÜNTUR.
D. Z und i^.
§ 35. Ich bespreche auch das lai Z « griech. g) und i,
weil diese Laute schon im Urromanischen mit Di und Gi zu-
sammenfielen, daher sie im Rumänischen vortonig außer vor
a als (d)z, vortonig vor a und nachtonig immer ab (d)z er-
§35.
— 72
scheinen. Sie sind im Rumänischen (wie auch im Logudo-
resischen) von OE, Gl verschieden und dies beweist, daß
OE, Gl bis am Ende des lU. Jh. n. Chr. mit Gi, Di, i und Z
noch nicht zusammengefallen sind.
MEDIUS *HADIE DIANA ORYZA BAPTIZARE
Drum.
miez
azi ztnS (urez)
boteza
Arum.
nedzu
adzä dzinä —
pätidza
Mgl.
nes
azä (d)zönS (urez)
batiza
Irum.
mliez
—
— (oriz)
boteza
lACEO —
ADIUTO
DEOSUM *GIURUS (§ 29)
Drum.
zak —
azut
zos
zur
Arum.
dzak —
adzutu
—
dzur
Mgl.
zak —
zut
zos
zur
Irum.
Zok —
azut
zos
—
lOCOR lURATUS
imiPBRUS
—
GENER
Drum.
Zok
zurät
zineapän
—
dzinere
Arum.
dzoku
dzurat
—
—
dzinere
Mgl.
Zok
zurät
—
—
ziniri
Irum.
zok
zurät
—
—
ziner
DIGITUS
SAGITTA
GINGIVA
ARGENTÜM
Drum.
dedzet
sädzeata
dzindzie
ardzint
Arum.
dzeadzet
—
dzindzie
—
Mgl.
zeizit
—
—
arzint
Irum.
zözet
—
zinzire(?)
arzint(?)
Außer botez \md dem vielleicht nicht erbwörtlichem
urez kommt lat Z nur noch im Suffix -IZO > -ez arum.
-edzu, mgl. -es « -ez), vor, also nur nach dem Tone, oder
vortonig vor a. Für i haben wir dagegen viele Beispiele:
locus > Joe, mgl. zok, irum. zok „Spiel«, lOVIS (DIES)
joi, arum. dzoi(a), mgl. zoi „Donnerstag", lUDICEM > alt-
drum. judece „Richter", lüDICIUM § 21, lUDICO > judec
arum. dzudek, mgl. zudik irum. zudek „richte", lUGULUM
> junghiü „Seitenstechen", lUGULO > injunghiü, mgl.
zunglu „ersteche", lUGUM > jug, mgl. zug, irum. zug
„Joch", arum. dzug „Gebirgskamm", IUNIPERUS>jneapän,
— 73 — §36.
arum. dzuneapine „Wacholder", IUNICEM>>juiiice „Färse",
*IUNICEA§21, *roNICA>juninc5 „Färse", lURAMEN-
TÜM>jurämlnt, mgL zurämint „Schwur", IURO>jtir
(Injur, sperJTir), mgl. zur (anzur, prezur), irum. zur,
nJ[VE]NCÜS > junc, arum. d2ungu, mgL zunk, irum.
zungu „junger Ochs, juuger Bär", IU[VE]NIS > june, arum.
dzone, mgl. zuni, irum. zure.
§ 36. Zwischen Vokalen kommt i nur in den zwei Bei-
spielen lEIUNO >> ajun, arum. adzunu, mgL zun „faste"
und EIECTO > aiept „werfe, richte auf" vor. Wir sehen
daraus, daß zwischen zwei E das i geblieben ist, vor anderen
Vokalen di^egen wie anlautend behandelt wurde.
Alim. Anderer Meinung ist Candrea-Hecht (Les elements
latins de la langue roumaine. Paris 1902. S. 40 — 41). Er ninmit
an, daß die Gruppen IE, II als solche bleiben, oder zu E, I
kontrahiert, wogegen 10, IXJ über Di zu (d)z wurden. Für den
ersten Fall bringt er folgende Beispiele: *IINUPERUS (Metar
these aus lUNIPERUS) > lenupär, *TREIICERE (= TRA-
ICERE)>*treiecere>*treecere>trecere, *TREIECTA
(= TRAIECTA) > *treiepta; *treepta > treaptS. Der-
selbe Verfasser führt noch (Romania XXXI, 296 ff.) den Fall
ADIECTO >• aiept „werfen, aufrichten" (während aiept
„anlocken" < *ALLECTO) an. Alle seine Beispiele sind
schlecht gewählt. lenupär ist nicht volkstümlich, sondern
Buchwort. Wir wissen dies bestimmt, da sich lUNIPERUS
unter Weigands Normalwörtem (Nr. 46) findet. Wir sehen
aber daselbst nur die Reflexe zureapär, zuneapän (arum.
dzuneapine) < lUNIPERUS und zireapän, zin(e)apän,
zireapine < IINIPERUS (Appendix Probi 197) — die syn-
kopierten Formen: zneapän etc. beruhen wohl auf zuneapän
— und nirgends lenupär. TRAIICERE (oder gar *treiicere)
hat nie im Volkslatein existiert, sondern dies ist nur eine
etymologisierende Schreibung für TRAICERE (Meyer-Lübke:
Rom. Gram. I § 293), dessen AI (gesprochen JE, wie deutsch
„klein", gesprochen „klaen"), wie wir gerade durch rum. trec
urteilen können, mit M in C^LUM etc. zu f zusammenfieL
Dasselbe gilt von TRAIECTA > treaptä. Es wäre auch
lEIUNIUM anzuführen, doch dieses ist ein Fall „sui generis"
§37. _ 74 -
denn das erste i fiel darch Dissimilation: ^EIUNIÜM >• ajun
(span. ayunar, alb. agänoj. Diese Erklärung dünkt mir wahr-
scheinlicher als die Aimahme eines *ADIUNABE, G. Meyer:
Alb. Wörtb. 4, 0. Densusiana Eist langue roum. 168). Daher
ist aiept nicht von ADIEGTO, welches nur *adzept hätte
ergeben können, sondern von EIECTO abzuleiten.
Der Monatsname maiü (arunL maiu, mgl. maiü, irunu
mal) ist nicht der Fortsetzer des lat. MAIÜS, sondern ein
auf der ganzen Balkanhalbinsel verbreitetes lat Bachwort (alb.
mal, kroai mai, aksL mai). — Dunkel ist der Ursprung des
Wortes batjocurä „Spott", das man als bat + joc + urä
empfindet, daher statt des davon abgeleiteten batjocuresc
auch Imi bat joc (de cineva) durch Volksetymologie ent-
standen ist (Das Wort muß auch im Arum. existiert haben,
wo man heute mi batu pezu ku tsineva sagt Pezu stammt
aus griech. ytciC^to „jouer, badiner".) Wenn das Wort wirk-
lich aus bat + joc + urä bestehen würde, wogegen auch der
Sinn spricht, wurde nach den Gesetzen der runL Komposition
nur ein "'jocbaturä bestehen können (vgL minä-|terg-ura,
codo-bat-ura, cap-intort-urä etc., ital. latti-vend-olo, terre-muot-
olo vgl. Meyer-Lübke, Bom. Gram. II § 430). Cihac trennte
daher auch mit gutem Grunde batjocurä von den lat Ele-
menten des Rumänischen und suchte dessen Ursprung in
griech. ßayvgl^a) „beschimpfen, beleidigen*^ (11, 638), ohne
damit freilich das .Sichtige getroffen zu haben. Ich glaube,
daß man batjocurä, richtiger bajocurä, nicht von den ety-
mologisch dunkeln itaL bajucca, bajucola, badzzecola
„bagateUa'', Sillano bazula, Lucca badzora „tafferia^ trennen
kann* Vielleicht gehört aber bajocurä zu sard. (log. camp.
galL) bajoccu „einäugig, schielend*' (vgl rum. cacaghios
„komisch** <C türk. kara göz „schwarzäugig**). Jeden&lls
scheint dz auf ein i zurüclaugehen.
§ 37. Aus den bisher angeführten Beispielen fftr die Be-
handlung von Dj^, Gl und i ersieht man, daß die Resultate
dz und dz auf einem großen Teil des Gebietes zu z und z
weiter geschritten sind. Es soll hier in großen Zügen die
Verteilung von dz und z (dz und z) besprochen werden. Im
Aromunischen, von vereinzelten Fallen wie azä neben adz
abgesehen, kommt nur dz und dz vor. Im Meglen ist z die
— 75 — §37.
Begel, dagegen findet man dz neben z, und zwar so, daß man
den Ghrond dieser Verteilung nicht ersehen kann, da Weigands
und Papahagis Angaben sich widersprechen (Papahagi üordz
S. 127, Weigand ors, orzu S. 15). Wahrscheinlich liegen dialek-
tische Verschiedenheiten vor. Im Istrorumänischen findet man
nur z, z und z (aber dzindzir^ Gärtner 768, gegen zinzir^
Nanu II). Im heutigen Dakorumänischen läSt sidi die Ver-
teilung von dz, di und z, i^ an folgenden Normalwörtem in
Weigands Dialektforschungen verfolgen: orz (Nr. 4), deget
(Nr. 25), geanÄ (Nr. 25), genuchiä (Nr.31), jneapän (Nr. 46),
june (Nr. 64), Dumnezeu (Nr. 68), jur (Nr. 68b), joi (Nr. 76),
zece (Nr. 89 — 99). Wir ersehen aus seinen Au&eichnungen
folgendes:
1. lai i- (june, jof, jur, jneapän) >• a) dz nur in Mar-
marosch (Theißgebiet) und in einigen Gebirgsdorfem der
Moldau, sonst überall; b) z (z).
2. lai G£ (deget, geanft, genunchiü) >> a) dz Südosten
von Siebenbürgen (Räsinar bis Miercurea, im Olttal, im Eokkel-
und Burzental), in der Ghroßen Walachei, Dobrudscha und
einigen angrenzenden Teilen der Moldau; — b) z (z) im Banat,
Nord- und Westsiebenbürgen, Ungarn bis zum Marmarosch-
gebiet und in der Moldau.
3. lai Di (orz) >- a) dz im ganzen Banat, im Gebiete
der großen Samosch imd der Theiß und fast in der ganzen
Moldau; — b) z hat dagegen die Große Walachei, Sieben-
bürgen und Ungarn.
4. lai DI, DE (dumnezeu, zece) wie lai Di.
Wir müssen uns mit diesem Bilde, welches nur in großen
Umrissen gezeichnet ist, begnügen; auf Einzelheiten einzugehen
ist hier nicht der Ori Wir sehen aber daraus, daß das dz-
und das dz- Gebiet nicht zusanmienf allen, sondern daß das
letztere größer isi Im dz- Gebiete selbst sind gewisse Wörter
weiter verbreitet als andere (wie z. B. dunmezeu, das durch
die Eörche die literarische Aussprache auch im dz- Gebiet
behält); am besten ist das dz im Auslaut, wo es als stimm-
lose Lenis ausgesprochen wird, erhalten. Ein einziger Blick
§3a _ 76 ^
anf die heutigen Yerhältnisse lehrt uns, daß das dz (dz)-
Gebiet zusehends kleiner wird. Wir haben aber vorläufig
auch nicht die geringsten Anzeichen, welche uns gestatten
würden daraufhin auf die Zeit der Trennung der Dialekte
Schlüsse zu ziehen. Es ist sicher, daß im ürrumänischen noch
allgemein der Verschluß artikuliert wurde. Erst nach der
Trennung des Aromunischen begann das d-EIement schwächer
zu werden. In diesem Stadium der Sprache mag sich das
Meglenitische abgesondert haben. Was das Istrische betrifit,
so scheint es zu einem z-, z-Gebiete des Dakorumänischen
gehört zu haben.
Vom Alt(dako)rumänischen müssen wir hier ganz absehen,
denn das Verhältnis des dz (dz) zu z (z) zeigen, hieße eine
Abhandlung für sich und zwar literarhistorischer Natur
schreiben. Es genügt das Schwanken der z und dz- Formen
in Coresis verschiedenen Werken zu sehen, um zu begreifen,
daß bevor jeder Schluß auf die Verbreitung von dz und z
gestattet ist, zuerst festgestellt werden muß, was unter den
alten Texten Originalwerk und was abgeschrieben ist, — eine
Aufgabe die nur durch Spezialuntersuchungen zu losen ist
Aber schon bei einem flüchtigen Blick gewinnt man die
Überzeugung, daß das dz (dz) -Gebiet vor 300 — 400 Jahren
größer war als heute.
n. Absclmitt: Albanesisch.
§ 38. Das Albanesische zeigt viele gemeinsame Züge mit
dem Sardischen. Die Latinisierung der illjrischen Küste be-
ginnt, wie diejenige Sardiniens, in einer sehr frühen Periode,
begegnet aber einem ebenso hartnäckigen Stamme, wie auf
der Insel des mittelländischen Meeres. Die römische Politik
wendet gegen Ende der republikanischen Zeit ihre Tätigkeit
dem Norden tuid Westen zu, so daß die auch sonst undank-
bare illyrische Küste von einer gänzlichen Romanisierung be-
wahrt wurde und ihre Bewohner die Sprache ihrer Vorfahren
— 77 —
f39.
behalten konnten, ohne jedoch einer starken Einmischung von
romanischen Elementen entgehen zu können. Daraus erklärt
sich das Altertümliche in dem Lautstand des rom. Elementes
des Albanesischen, das sich gerade in der Behandlung der
uns interessierenden Lautgruppen zeigt
Anili. Unser Zweck kann es nicht sein, das Älbanesische
mehr als anhangsweise und mehr als es gerade zum Verständ-
nis der übrigen romanischen Sprachen notig ist, zu behandeln.
Mein gesamtes Material entstammt dem Etymologischen Wörter-
buch der albanesischen Sprache von Gfustav Meyer (Straßburg
1891) und dem Artikel: Die lateinischen Elemente im Alba-
nesischen, von demselben Verfasser, in Gröbers Grundriß der
rom. Philologie I, 804 — 821. Ich hätte gerne in diesem Ab-
schnitte auch das Vegliotische behandelt, welches wie das
Älbanesische und Logudoresische ke nicht af&ziert, aber, da
Bartolis üntersuchimgen noch nicht erschienen sind und auf
lyes Angaben (Arch. glott itaL IX, 115 ff.) nicht viel zu bauen
ist, mußte ich davon leider absehen.
§ 39. Ti, Di werden in allen Dialekten und in allen
Stellungen zu (t)s, (d)z, dagegen erscheint k, g für Ei und
6i, und mit dem letzten übereinstimmend für lat. i. Si wird
zu §:
PUTEÜS PETIA RATIONE SCORTEA ♦CAPTIO
pus pesg arsue §korsa kaps-oi
♦STRINCTIO
ätrgnts-on
MEDIUS RADIA GAUDIUM
mjez (ditä) rez§ gas (art gazi)
SOCIUS SOCIA FACIES
sok soke fake
ELEGIUM lUDICEM *EIUNO PERIURO
lige güK aggn-oi pgrggr-oi
CAMISIA BESTIA PHASEOLUS
k§mi§g biäg fra§ul§
Weitere Beispiele: Ti: LUTEUM > lutsg „Schmutz",
IN-VITIO>m§s-oi „lehre", *ITIO (= ito) > ets-gi „gehe",
§39. _ 78 —
PATIO, -*1ABE > p§s-on „leide«, *PETIO (— peto)>pües
„frage", SERVITIUM > ögrbes „Dienst", VITIUM > ves
„FeUer«, Suffix -ITIES, -ITIA > -es^ (Beispiele in G. Meyer:
Albanesische Studien I, 81, H, 48); *CURTIO > kur(t)8.ei
„schone" (vgl. § 20), MARTIUS > mars, *MEIiL[I]TIO «
mellitus) > mg Its-on „mache süß", NTJPTLE^nuse „Neu-
vermählte" (§ 20 Anm.). — Di: MERIDIO > m§rdz-en „halte
Mittagsruhe", GAUDIO > g§zöi „freue mich", INVIDIO >
mdz-oi „grolle, hasse", SPODIUM^Spuzg „glühende Asche**
(vgl. § 24 Anm.), *TRANSMEDIO>tram§z-oi „knete, werfe
untereinander" (vgl. ital. tramezzare „dazwischen legen"); —
Ki: ERICIUS>iriK „Igel", *VIRIDACEUS>verdaK „gelb-
Uch", *COCCEUS (= coccinus) > kuK „rot" (ital. cocco); -
Gi — ; i: lüDICO > guk-on „richte", lUNCTURA > güm-
tür§ „Gelenk", lUD^üS > gudl; — Si: ECCLESIA > Miߧ.
Anm. Ti: palas „Palast" und wahrscheinlich auch pglas
„dass." stanmit aus itaL palazzo (vgl tas <[ tazza, dgrasg <
terazza etc.); — Ei: Aus dem Plural §oK hat man nach mik
< AMICUS, mik < AMICI einen Singular Sok gebUdei
Ebenso ist lak „Schlinge" zu beurteilen. Ein vorronu *SOCUS,
*LAQUUS anzunehmen, wie G. Meyer, ist unnötig. Kumerk
(krumek) „Zoll" stammt eher aus griech. xovfie^i „dass.", ab
aus lat. COMMERCIIJM. Dasselbe gilt auch für spanak
„Spinat" (= ngriech. cxavaxi nicht lat. SPINACEUM, wie
s nicht § zeigt). Ich glaube nicht an G. Meyers Etymologie
(Alb. Wörtb. 49) *BRACfflüLE (für BRACHIALE, vgl itaL
grembiule und grembiale) > *br§kül > *brfhül >
*brhül > brttl „Ellenbogen", mit der Nebenform bru(t)8.
Es gibt im Alb. zwei Fälle die nach § 29 zu beurteilen sind:
CYMA und CYPRUM wurden über *kiuma, *kiupru zu
alb. küm (auch kim) „Art Geschwür" und kiprg (könnte
auch *CIPRUM sein) „Kupfer"; — Di: Djal „Teufel" <
DIABOLXJS ist ein Beweis für das hohe Alter der Affizierung
des Di. Es gehört zu jener Gruppe von Wörtern, die mit
der Verbreitung des Chnstentums in die Volkssprache drang.
Während das intervokalische b, wie in allen rom. Elementen
des Alb. schwindet, kann die Gruppe dia in DIABOLTJS nicht
mehr mit dem schon affizierten iJteren dia zusammenfidlen.
— 79 — §39.
Dasselbe gilt von CHRISTIANUS > gärSten gegenüber
älterem BESTIA > *BESSIA (§ 33) > biSa „Dachs, wüdes
Tier** (vgl ital. biscia „Schlange**, com. lad. beSa „Schaf").
Dagegen zeigt ECCLESIA und lUDiEUS, die zu derselben
Wortfamilie gehören, daß Sj und i erst nach der Einfahrung
des Christentums begannen aflfiziert zu werden, da sie ebenso
zu KiSe und gud£ wurden, wie altes Si und i > §, g. — Gi:
über ELEGIÜM statt ELOGIUM TgL Alb. Wörtb. 245. Die
Gruppe ng< ngi wurde zu n: AXUNGIA > u§un § „Schweine-
speck**, aus *u§ungg. Diese Form des skutarischen Dialektes
ist die lautgerecdite (u statt a durch Assimilation, oder wie
rum. osin(d)zä zu beurteilen) und nicht die südalbanesische
a§üng „Fett um die Nieren", welche dem ngriech. dgovyyi
entlehnt ist Auf dieselbe Weise ist aus *RADTCIA (von
BADIX) nach der Einfahrung des Nasals (wie in penge <[
PEDICA) > *r§nKg > *r§n|§ (nk > ng) > rgng „Wurzel"
(mit anderen SufBxen r^z^, rgdzim, woraus rum. razSm)
und scutarisch ninoi „faste" << *nggnoi, aus aggnoi «[
lEIUNARE) mit Prftfixvertauschung (in- statt a-). Aus
SANGUISUGIA (Acro zu Horaz Art poet 476 statt SANGU-
ISUGA), nach der Einstellung des Nasals (^sanguisungia)
entstand §u§une „Blutegel". Spüzg „Schwanam" kann däer
nicht aus SPONGIA (GrundriB 816) stammen, sondern geht
auf venez. sponza zurück (Alb. Wörtb. 415). Der Wandel
von n^ ;> n ist aber erst auf albanesischem Boden vollzogen
worden, wie dies aus IN + GLIS > *nglit > ngit > nit
„klebe" erhellt — Im § 36 Arnn. ist gezeigt worden, daß rum.
ajuna < lEIUNARE, eine Mittelstufe *EIUNARE voraus-
setzt Dasselbe gilt auch für das Albanesische, wo ein *ADIU-
NABE (Alb. Wörtb. 4) zu *a(d)z§n-oi geworden wäre. Daß
der Übergang von i !> g relativ spät ist, beweisen, außer dem
oben erwähnten gudi noch geig „Speise" <C serbisch jelo
und giri „Sippsdiaft" aus einem lat '^'lENEA (itaL genfa
„Gezücht, Gesindel", cal. ienfa, sie. iinfa, altspan. ginea
„Geschlecht") •<griech. yevia, als dieses schon *ienea lautete.
Für güm§s „Hälfte" setzt G. Meyer (Alb. Wörtb. 143) fol-
gende Entwickelung voraus: griech. 6 ^fiiövg ro rjiALöv wurden,
nachdem sich ein Gleitlaut eingeschlichen hatte, zu o iimisis,
to iimisi, woraus gümgs etc. Derselbe Verfasser nimmt
(Alb. Studien 11 63) eine Entwickelung von lat *DIMETATEM
§40. — 80 —
statt DIMIDIETATEM an, welche ebenso unwahrscheinlich
ist Über alb. mai < lai MAIÜS gilt das im § 36 Anm.
gesagte. — Für die Behandlung von Si kann man noch Kersi
„Kirsche", KerSuer „Juni" (rum. ciresar, altneap. Ion cere-
siaro „Juni"), welche auf CERASIUS beruhen, anfuhren.
Graäa „Lebensmittel" kann '^'GRASSIA, aber auch itaL gra-
scia oder serb. grasa sein. Aus dem Südital. stammt auch
kag „Kasten". Po§t§ „unter, nieder" ist nicht POSTEA
(Grundriß 817), sondern *POSTE (Alb. Wörtb. 349), wahrend
perpo6, rgpofi „unter(halb)" auf POSTEA beruhen. Fkolf
„Zopf gehechelten Flachses" kann nicht FASCIOLA sein (ygL
Alb. Wörtb. 107). Da wir keine alten alb. Texte besitzen, läßt
sich nicht entscheiden, ob lat Si direkt zu § wurde, oder ob
es zuerst zu s und dann mit dem alten S zu § sich entwickelte.
§ 40. Ke, Ki, Ge, Gi werden im Alb. zu ke, ki, ge, gi
z.B. VICINÜS > fkin, CEPA > kep§, CiELUM > kiel,
CRUCEM > kruk, CIV(I)TATEM > kütet, GREGEM >
grige, GEMO > gem-oi, ARGENTÜM > f rg§nt, GEN-
TEM >• ginde etc. Im Dialekt von Skutari wird sowohl
dieses, als auch das im vorigen § behandelte k, g zu tS, dz:
SOCIUS > Südalb. §ok und sok (§ 39 Anm.) scui §ot§ und
Sok, dretfi < *DRACI, ardzant < ARGENTÜM, tsüm <
CYMA, ledziroi zu ELEGIUM, Sdzet < SAGITTA, dzükoi
< lUDICO, dzümtür < lUNCTüRA etc. Ebenso wird auch
illyrisches k, g behandelt: *gianio > dza-i§ „Jagd" (süd-
alb. ga) etc. Dieser Übergang ist aber verhältnismäßig jung
und wird auch von neuen Entlehnungen mii^emacht: ngriech.
xaXafutoxi >• südalb. kalambok, scut. kalamotS „Mais'',
xig)aXog > südalb. kefgl, scut täeful, türk. kehribar >>
südalb. kehribar, scui täelibar „Bernstein", türk. leke >
südalb. leke, scut. letse, türk. goks ]> südalb. goks, scui.
dzü(k)s „Brust", türk. kötrüm >• südalb. gütrüm, scut^
dzütürüm, serb. jelo >> südalb. gelf, scui dzel-it, serb.
djakon]>*gakua]>scut. dzakue „Geistlicher", serb. medja
> skui medza „Grenze" etc.
Man ist geneigt zu glauben, daß ki, gi dieselben Schick-
sale hatten wie ke, ki, ge, gi Das ist aber nicht der Fall
— 81 — §41.
und es laßt sich mit Sicherheit sagen, dzß er Übergang der
letzteren Gruppen zu Ke, Mi, ge, gi relativ jung ist Dies
wird dadurch bewiesen, daß, gerade wie im Bum., auch QUE
QUI, 6UE, OUI, nach Verlust des labialen Elementes, also
erst auf albanesischen Boden zu ke, Mi, ge, gi werden:
QUI>1£§, QUIETUS — Ket „beruhige", ANGÜILLA>
ngalg. Femer wirkt auch sekundäres, aus a entstandenes e
auf K in derselben Weise: CAPER>kep§r, POLLICARIS
>• pulker „Ballen des Daumens", CARRÜS > kef § etc.,
sogar griechisches xe, xi wird zu ke, ki : xiatphi >> kafet,
xaXvTua >- karike etc., dagegen scheint vortonig lat ke, ki
unaffiziert geblieben zu sein: CIRCARE >- k§rk-öi.
Anm. In mg << magis, kre§mg <[ quadragesima ist der
Schwund desg Torromanisch. Alb. kuk „töricht, ungeschickt"
beweist, daß dem ital. ciucco, kaL t§iut§Su „Esel, töricht,
albern" ein Wort mit k- im Anlaut zu gründe liegt; daher
ist es von sciocco zu trennen.
IIL Abschnitt: Sardisch.
§ 41. Ich behandle das Sardische nicht nach, sondern
vor dem Italienischen, weil es in vielen Punkten mit dem
Rumänischen und Albanesischen übereinstimmt In anderen
neigt es sich freilich zum Italienischen, aber gerade dadurch
schien mir seine Einreihung an dieser Stelle zweckmäßig.
Mit dem Rumänischen stimmt es darin überein, daß Ki und
Ti einerseits, Di und Gi andererseits dieselben Wege gehen.
Mit dem Albanesischen hat das Logudoresische die Nicht-
affizierung des ke, ki, ge, gi gemein. Dagegen ist, zum
Unterschiede vom Rumänischen und in Übereinstimmung mit
dem Italienischen, der Wortakzent ohne Einfluß und nur die
Umgebung auf die i- Gruppe von Belang und der Parallelismus
zwischen Ti, Ki und Di, Gi hört auf (vgl. § 5 Anm.). — Das
Nordsardische oder Galluresische, da es mehr die Schicksale
des Mittelitalienischen teilt, kann erst im folgenden Abschnitt
Weigand, ii. Jahresbericht. 6
§42. _ 82 —
(zusammen mit dem Korsischen) behandelt werden; daher
werden hier unter Sardisch nur die, — allerdings sehr yer-
schiedenen — drei Dialekte: Logudoresisch, Campidane-
sisch und Sassaresisch verstuiden.
Anili. Über das Sardische sind wir noch ziemlich dürftig
unterrichtet Ich habe folgende Arbeiten benutzt: J. Ispanu:
Vocabolario sardu-italianu et italianu-sardu (Ealaris 1851).
— 0. Hofmann: Die logudoresische und campidanesische
Mundart Diss. (Marburg 1885). — P. Guarnerio: Gli statuti
della Republica sassarese (Arch. glotl. ital. XIII Iff.) — Ascoli
(ebend. 11, 133ft). — W. Meyer-Lübke: Zur Kenntnis des
Altlogudoresischen (Sitzungsber. der Wiener Ak. ph. h. Klasse.
Bd, 145 1903). — H. Schuchardt: Les modifications syn-
taxiques de la consoune initiale dans les dialectes de la Sar-
daigne, du centre et du sud de Tltalie (Romania II, 1—30).
— P. Rolla: Fauna popolare sarda (Casale 1895). — Ders.:
Toponimia sarda (Cagliari 1893). — Ders.: Alcune etimologie
dei dialetti sardi (Cagliari 1893). — Ders.: Secondo saggio
di un vocabolario etimologico sardo (Cagliari 1895). —
Ders.: Note di dialettologia e toponomia italiana (Bossano
1896). — Ders.: Dialettologia e toponomia spicciola (Nicosia
1898). — Ders.: Gli elementi greci nei dialetti sardi (Palermo
1894). — Tito Zanardelli: Appunti lessicali e toponomastici
(Oneglia 1900). — Für das moderne Sassaresische kommt nur
P. Guarnerios: I dialetti odiemi di Sassari, della Gallura
e della Corsica (Arch. glott itaL XIII, 125—140 XIV, 137 bis
200, 385—422) in Betracht
Wenn wir uns den § 2 in Erinnerung bringen, begreifen
wir leicht, warum gerade das Nordsardische nähere Verwandt-
schaft mit Italien zeigt: Der Hafen von Terranova ist lange
Zeit der einzige gewesen, der Sardinien mit Italien verband;
er konnte aber, „an der Nordostecke gelegen, auf die frucht-
bare Niederung im Südwesten keinen Eiufluß ausüben*" (Niessen :
Ital. Landeskunde I, 354.).
A. Tl, Kl.
§ 42. Ti und Ki fallen im Sardischen zusammen und
werden in allen Stellungen, ob vor- oder nachtonig, zu ts(s).
— 83 —
§42.
Eine Ausnahme hierron bildet das Wort FACIES, worüber
90, dann das log. tt<Ti und Ki, worin in § 43f.
im
endlich das camp. t§§ < CTi, PTi, vgl. § 63—64. Beispiele:
Kamp.
Log.
Sass.
Kamp.
Log.
Sass.
RETIA RETIOLUM TERTIUS ♦ALTIARE
— tertsu altsai
retssolu tertsu altsare
retssa — tetssu
LINTEA
lentsa
lentsa
»DIBECTIARE
adderetssai
♦CAPTIARE
katssare
katssä
BRACHIUM *BRACfflATA, *AMURCEA CALCEA
Kamp. bratssu bratssada murtsa kartsa
Log. bratssu bratssada ' murtsa kaltsa
Sass. bratssu — — katsa
LANCEA
Kamp. lantsa
Log. lantsa
Sass. —
Weitere Beispiele: a) Kampidanesisch: lutssu <C LU-
TEUM, preitssa < PIGRITIA, palatssu < PALATIUM,
putssu < PUTEUS, piatssa < PLATEA, strutssu <
*STRUTHIUS; iskabitssai „enthaupten" <*EXCAPITLiRE,
titssoni<TITIONEM; — kurtsu < *CURTIUS, fortsa
<*FORTIA, fortsäi <*FORTIARE, martsu<MARTIUS;
sentsa < ABSENTIA, sentsu < ABSINTHIUM, kant-
soni<CANTIONEM, lentsolu < LINTEOLUM, komin-
tsai < ♦COM[I]NITIARE, -antsa < -ANTIA (kuiantsa
„Ehe"); kontäai „conciare", stratsai „stracciare", sutSäai
„succiare" erklären sich wie die entsprechenden ital. Wötem
nach § 64. — atssa „Schneide" < *ACIA (für ACIES),
ambu(l)ats8a< ARMORACIA, fatssu (Konjunktiv fatssa,
-as, -at etc.) < FACIO, kotssu (Koig. kotssa) < ♦COCEO
6*
§42. _ 84 —
(= coqueo), latssu < *LACEUS (== laqueus), litssu -< LI-
CIXJM, mustatssu < *MUSTACIUM, sartitssa „Bratwursf*
< SALSICIA, ritssu < EBICIUS, sotssu < SOCIUS, sits-
silu « *silit88u) < *SILICEUS, -atssu < -ACEUS (bin-
atssa ^schlechter Wein'S lingu-atssa „Mundstfick eines
Musikinstrumentes", sedatssu •< *SATACEUM, benatssu
„Sumpf" < *VENACEU Rolla: Sea Sagg. 33) -itssu <
-ICEXJS (canni-itssu ^^Hühnerstange", spedir-itssu „ver-
schwenderisch"); atssardzu < *ACIAR1UM, ritssoni <
♦ERICIONEM, corintsolu<*CORNICEOLUMRoUa: Etim.
21, mustitssolu „vinello" < *MUSTICEOLUM, mustats-
solu „pasta dolce fatta con mosto" < *MUSTACEOLUM
(Dimin. von MÜSTACEUM) Rolla: Etim. 40; — unt8a<
UNCIA. *PICCIU vgl. § 62, *MUCCEU § 61. Dieser Zu-
stand ist schon im esten alten Texte, einer in griechischen
Lettern geschriebenen Urkunde (Blanckard und Wechsler in
Bibliotheque de l'Ecole des chartes Bd. XXXV, 225 — 257,
nach 0. Schulz aus „der zweiten Hälfte des XI. Jhs." Zeit-
schrift für rom. Phil. XVIII, 151), bewahrt: :^XaT^ag 13,
fpar^dvra (FACIANT) 29, JtaQT^co 15, JtaQz^opeig) 10, 15
(altlog. parthone) äfiavC,a 21.
b) Logudoresisch: istrutssu, kitssu •< *CITIXJS; —
kurtsu iskortsa < SCORTEA, iskortsare < *EXCOR-
TEARE, fortsa, fortsare, sentsa, komintsare, iskant-
sare < *EXCANTHIARE Rolla: See. Sagg. 76, katssare
< CAPTIARE, fritssare < *FRICTIARE, ispatssare
„reinigen", < *EXPACTIARE, istratssare < *EXTRAC-
TIARE, kontsare < *COMPTIARE, sutssare; — atssa
„Zwirn" < ACIA, atssa „Mut, Dreistigkeit" < AUDACIA
latssu, saltitssa „Bratwurst'', tritssa < TRICHEA
mustatssu, -atssu < -ACEUS (koatssa „Schwanzende")
-itssu < ICEUS (ko-itssa „estremitä" = CAÜDA + ICEA,
pron-itssa „pruno selvatico"), -utssu < -UCEUS (kar-
utssu „karretto"); mustitssolu, mustatssolu; — tsotssa
„Gluckhenne" (tsotssire „chiocciare"X*CLOCEA, iskultsu
..barfuß" < *EXCULCIUS, kaltsare < CALCEARE, kalt-
— 85 — §42.
samento<CALCEAMENTUM, urt8u<URCEUS, urtsolu
< URCEOLUS, maltsu = ital. marcio, untsa, *PICCIU
§ 62, *MÜCCEUS § 61.
c) Sassaresisch: palatasu, petssu <C *PETIUM,
piatssa, l9t88u Jango" < *LOTIUM (vgl. Zeitschrifk für
rom. Phil. XX, 486, Salvioni: Postille II); ihhabetssä „ent-
haupten^, satssa << SATIARE, titssoni; — matssa „forte
pestare^ (matssura „martello di legno da falegname" ii
mazzero) < *MATTEARE; foltsa, maltsa, kanz9na <
CANTIONE, ihhumentsa „anfangen", lintsolu; — ritssu,
f9t8su < FACIO, dzat88u < *GLACIU (= QLACIES),
latssu, minatssa <] *MIKACIA, 8ali>it88a „Bratwurst",
tretssa, -atssu < -ACEUS (agratssu „brusco" <! *ACRA-
CEUS, rabatssöni zu '^'RAPAGEUM, vinatssu, siatssu
„Sieb"); atssola „Strähn" < *ACIOLA, atssadzzu <
*ACIARIUM, — tsotssa (tsotssi) „Gluckhenne", katssu-
ladzzu < *CALCE0LAR1US, ■katss9ni < *CALCEONEM
(katssetta, katssiggä abgeleitet von kaltsa), lahhutssa
„alla scalza" < *EXCULCEUS, ontsa.
Anin, Die Wörter PRETIUM > log. p r e i u , sass. p r e z u ,
RATIONEM > (log. reione), kamp. razoni, sass. razoni (da-
von arrazuna),STATIONEM>>log. istaione, kamp. stazoni,
sass. 8taz9ni erklären sich wie die entsprechenden Wörter
im Italienischen (§ 11 f.) oder sind direkt aus dem Ital. ent-
lehnt Sonst gibt es wenig Unregelmäßigkeiten: kamp. tritsäa
„Haarflechte" stammt aus der Schriftsprache, puntsoni geht
auf *PUNTIONEM < *PUNCTIONEM zurück. Auffallend
ist die Bedeutung „sich erbrechen" des Yerbums katSäai,
welches kaum von *CAPTIARE zu trennen ist „Jagen"
heißt in diesem Dialekte bogai. Wahrscheinlich gehört
tributssu „tridente" zu TRIFURCIUM. Das log. Suffix
-esa (biv.-, timid.-, turp.- etc) ist nicht lat -ITIA, sondern
stammt, wie Hofmann (a. a. 0. 17) richtig erkannt hat, aus
dem Spanischen. Sass. atsSakkä „acciaccare, ammaccare",
atssuppä „inzupare" sind dem Spanischen, sass. affakka
-vicino", attattu „sazio" dem Logudoresischen entlehnt —
über sass. bambadzi < *BAMBACIÜM vgl. § 15.
§§43,44. _ 86 —
§ 43. Im heutigen Logudoresischen findet sich eine Un-
regelmäßigkeit. Die Mehrzahl der Beispiele zeigt an Stelle
von tss ein tt, lat. Ti und Ki entsprechend, so:
v^Tiv: puttu < PUTEUS, alabattu < LAPATHIÜM,
palattu, piatta, petta „Fleisch" < PETIA (vgl. § 19),
na8truttu<*NASTRUTIUM (für nasturtium); — tittone <
TITIONEM, attattare < *ADSATIARE, mattulu < MAT-
TEOLUM.
vKi v: atta „Schneide*^ < *ACIA (ftr acies), armu-
rattu, (e)rittu, fatto < FACIO (Konj. fatta, -as etc.), littos
Plur. < LICIUM, Suffix -attu < -ACEUS (sedattu <
♦S^TACEUM, abattu „aqua miele« < *AQÜACEUM RoUa:
See. Saggio 8, albin.-, bin.-, cadre.- „großer Sessel*', kiiin.-
„aschgrau", formii- „unruhig", limb.-), -ittu < -ICEÜS
(arabiad-ittu „zankisch", cann.-, palm.- „Palmenwurzel",
pensad- „nachdenkend"), -uttu <[ -ÜCEUS (kedd-utta
„piccola aja"); — attardzu „Stahl" < *ACIARIÜM, cor-
rintolu „cometto" < *CORNICEOLUM ßoUa: EtymoL 21,
Tgl. auch bravattare „prahlen". RTi: martu, iscurtone
♦CÜRTIONEM; — RKi: triuttu <'^ TRIFÜRCIUM (vgl
§ 42 Anm.). — NTi: cantone, attentu < ABSINTfflUM,
lentolu (aber lentsa!), argentolu (argenthola Codaghe44)
< *ARGENTIOLUM, — NKi: lantare (aber lantsal). LKi:
cattola „pianella" < *CALCEOLA RoUa Secc Saggio 50.
CTi: cattare „zerdrücken" < *COACTIARE Rolla DiaL 8.
PTi: nuntas < NUPTLE (vgl § 20 Anm.).
Anm. Sementa geht auf SEMENTIS, nicht ^SEMEN-
TIA (Spano Terzeichnet auch ein log. sementsa) zurück und
netta „Nichte" stammt nicht ausNEPTIA, sondern, wie camp.
galL netta und die Schreibung netta im Codaghe 154, 205
zeigen, aus NEPTIS.
§ 44. Dieser Zustand scheint nicht alt zu sein. Die
mittelalterlichen Texte kennen für Ti, Ei in allen Stellungen
nur ein einziges Resultat, welches durch das Zeichen th wieder-
gegeben wird. Beispiele:
— 87 — §45.
aus dem Statut Ton Sa8sari(1316): Marthu, capithu „testa^,
platha, lanthare, fatho (fathas, ü^than), parthat (parthan) <[
PAßTIO, pathat < PATIO, fortha, isforthare, ispathare, cal-
thare, brathu (Tgl. Hofinann a. a. 0. 17, 43, Guarnerio a. a. 0. 108).
aus dem Codaghe di Silki (XI. — ^XUL Jh.): parthone, potho
<^ i'POTEO, petholu, cucuthu, platha, puthu, putholu, capitha,
capithale, Iscurthu, lenthu; — furrithu<*FORNICHJM, untha,
fetho, atha, girithola < *GYßICEOLA, Marthane < MAR-
CIANUS, albinathu, cotinatha, Luinathos, Manutha, albuthetu
(vgl Mejer-Lübke a. a. 0. 22).
§ 45. Über den Lautwert dieses Zeichens (th) ist yiel ge-
stritten worden. Und doch kann es gar nichts anderes als
einen ts-ähnlichen Laut bezeichnet haben. Dies geht unter
anderen aus folgenden Erwägungen hervor: a) Die Buchworter
lUSTITLA, OFFICIUM etc, ob sie aus dem Lateinischen, oder
aus der italienischen Schriftsprache entlehnt worden sind,
klangen in der Zeit unserer Dokumente zweifellos lUSTITSIA^
OFFITSIÜM. Nun finden wir neben latinisierender Schrei-
bungen, wie sententia, ispatiu, officiu, licencia, exer-
ciciu, condicione, ordinacione, venditione, loca-
tione etc. (ygl. Guarnerio a. a. 0. 108), die Schreibungen:
coniuTanthia, prethu, adprethare, servithu, nun-
thare, altithia, certithia, grandithia, notithia, iu-
stithia, grathia (Statut), penetenthia, pertenenthia,
Ispethiosa, iustithia, Prethiosa etc. (Codaghe), welche
nur dann yerstandlich sind, wenn th einen ts-ähnlichen Laut
wiedergab. — b) Außerdem finden wir in Erbwortem, neben
th, auch die Schreibung 9 und s, welche sicherlich einen ts-
ähnlichen Laut bezeichnen wollten: alsare, impa^are, ispa-
(are, ter^a, tersu, bra^u, confa, con^are (Statut); —
c) Da das heutige mutsere < MULIERE im Statut schon
als müdere vorkommt, so ist darin wohl der Übergang von
Li >> ts zu erblicken und die anderen Falle mit 1 sind nur
der graphischen Tradition treu geblieben. Neben mu9ere
findet man im Statut auch muchere, welche Form auch im
Codaghe 3 wiederkehrt Darin ist aber eine beweiskräftige
§46. __ 88 —
^umgekehrte Schreibung*^ zu erblicken. Man schrieb nämlich,
durch etymologische Erwägung veranlaßt, neben fathatauch
fachat <i FACIAT. Da in diesem letzteren ch als ts ge-
lesen wurde, wurde dieses Zeichen auch auf muchere (ge-
sprochen: mutsere) übertragen. — d) Th = ts erscheint auch
in Wörtern, in welchen dieses gar nicht auf ki, ti zurückgeht,
so: thanca Codaghe 222 = spätlai zanca (ngriech. z^ayYa
aus pers. zanga) u. a. ygL Meyer-Lübke a. a. 0. 22.
§ 46. Das Zeichen th ist aus Verlegenheit gewählt worden
und ist die lateinische Umschreibung des griech. ^, welches
damals schon die spirantische Aussprache ^ besaß, was sich
„bei dem starken griechischen Einfluß in Sardinien, der sich
auch darin äußert, daß eine der ältesten Urkunden bekanntlich
in griechischen Lettern geschrieben ist,*' leicht erklärt (ygl.
Meyer-Lübke a. a. 0. S. 21). Meyer-Lübke nimmt denn auch
an, daß das Zeichen th den Lautwert ^ hatte, aus dem sich
später das moderne tt entwickelt hat, daß also Ti und Ki
über tss, ^1> zu tt geworden sei. Wie soll man sich aber
die große Anzahl der noch heute existierenden tss -Formen
(§ 42b) erklären? Es geht doch nicht mit Hofmann (a. a. 0.
S. 44, 110) anzunehmen, daß diese aus dem Eampidanesischen
oder aus dem Süditalienischen entlehnt seien, da Wörter wie
kitssu, iskultsu diesen Dialekten fremd sind. Außerdem
sind diese „frühe Entlehnungen^ in den alten Texten durchaus
nicht, wie Hofmann meint, nur durch z (9, s), nie durch th
wiedergegeben, da man z. B. das heutige bratssu in dem
Statut als brathu wiederfindet. Eine Lautregel, nach welcher
die doppelte Entwickelung erklärbar sei, läßt sich auch nicht
aufstellen: lentsa, lantsa neben lentolu, lantare ließe auf
eine Wirkang des Akzentes schließen, aber fortsare, punt-
sone einerseits, puttu, martu andererseits sprechen ent-
schieden dagegen. Die gleiche Erfahrung macht man, wenn
man den Grund des Zwiespalts in den umgebenden Lauten
suchi Es ist daher wahrscheinlich, daß die tss und die tt
Formen, die man in den Wörterbüchern findet, aus zwei ver-
schiedenen Mundarten des Logudoresischen stammen, deren
— 89 — §46.
eine allein in den alten Texten vertreten ist. Damit soll auch
die neuerdings erschienenen Angaben des Sarden Campu über-
einstimmen. Ich konnte leider diese Schrift nicht zu Gesicht
bekommen.
Anm« Da im Logudoresischen auch ein ts, welches nicht
auf Ei und T^ beruht in einigen Fallen als t erscheint (log.
tukkaru = ital. zucchero, sass. tramatssi „Matratze*' =
log. tramatta, camp, tsugu, tsurpu = log. tugu, turpu,
ital. zafferano, zio, zanzara « TSINTSALA C. Gl. V,
526, l) = log. tio „Onkel", tafferanu, tintula) wird man
zu folgender Erklärung geleitet: Das th der alten Texte hat
den Laut wert ts und die heutigen tss- Formen sind dessen
Fortsetzer. Da nun der log. Artikel su, sa, sus, sas lautet,
trat in einem Falle wie sos *putssos „die Brunnen" eine
Dissimilation sos puttos ein, dagegen blieb das tss in der
Verbindung unu latssu. Nun trat Ausgleichung ein und
man sagte auch unu puttu und sos latssos. (Die Dissi-
milation ts — s>t — s scheint auch in folgenden Fällen statt-
gefunden zu haben: log. saltitssa (aber auch camp, sartitssu)
<!salsitssa (vgl. log. saltiare, camp, saltai „salzen"), log.
(su) attenta < ABSINTfflUM; log. (at)tattare < (AD)-
SATIARE, vgl auch log. sa tiliba < (IPSA) SILIQUA,
talau „crusca" zu griech. CaXa^ vgl. Zanardelli a. a. 0. 30fif.).
Dagegen spricht aber entschieden ein Fall wie FACIO>^ fatto
(alt fatho), wo doch kein umgebendes s die Dissimilation her-
vorrufen konnte. Daher sind wir gezwungen anzunehmen,
daß, während auf einem Gebiet des Log. tss blieb, auf einem
anderen (dem der alten Texte) schon früh jedes ts(s), auch
wenn es nicht auf Ki, Ti beruhte, zu ^^), und daraus zu t(t)
wurde. — Bei Spano findet man auch Formen mit einfachem
t und mit tti, ti: litos neben littos, putu neben puttu,
kitu <C kitssu, puta zu ital. puzza, saltiare „salzen",
preittia < PIGRITIA, luttiu „Schluck" < *GLUTTIUM
(it. ghiozzo, ven. dzotso, vgL Nigra Archivio glott. ital. XV,
491). Bevor man an eine Erklärung dieser Unregelmäßig-
keiten denkt, möchte man gerne eine anderweitige Bestätigung
ihrer Existenz haben. — Im Statut findet sich einmal (Archi-
vio glott ital. XIII, 121) murta „morchia, feccia" < *AMUR-
CEA, heute murtsa. Man sieht darin am besten einen Schreib-
§§47,48. _ 90 —
fehler für murtha, ohne einen Schloß auf das hohe Alter des
Übei^anges th >> t zu wagen.
§ 47. In Buchwortem erscheint tsi (log. auch ssi, sass.
auch dzi): log. kamp. negoziu, yiziu (-ssiu), grazia (-ssia,
sass. gradzia), malizia, giustizia) -ssia, sass. giulJiidziaX ser-
viziu (-ssiu), dilazione (-ssione), gradassione, offiziu
(-ssiu), iudiziu (-ssiu), fiduzia, giudizia, nunziare (-ziai),
anzianu, Suffix -anzia (costum.-, circumsi-, testimonL- vac.-),
-enzia (dem.-, cre.-, diffid.-, neglig.-), -zione (colle.-, distra.-,
ere.-, faz.-, ftm.-, sun.-, le.-) etc. Schon altkamp.: oeQßlr^io,
'1(0 21, 32, öeXeyaPT^ia 23. Sass.: spadziu, odziu, biddj-
dzia, ful{>aledzia etc.
IV. Abselmitt: Italiemsch.
§ 48. Sobald wir den italienischen Boden betreten, stoßen
wir auf eine derartig große Häufung von Unregelmäßig-
keiten, — die unter verschiedenen Gestalten auch in den
übrigen westromanischen Sprachen auftreten, — daß es
manchmal nur mit größter Mühe möglich ist „Lautgesetz**
Ton „Ausnahme^ zu unterscheiden. Nur eine sorgfalltige
Untersuchung der Dialekte kann hier den richtigen Einblick
in die Schriftsprache gewähren. Es sei aber schon von An-
fang an betont, daß in dieser Arbeit unmöglich auf die
Einzelheiten der verschiedenen mundartlichen Behandlung der
i-Verbindungen eingegangen werden konnte, sondern es
wurden die Dialekte nur als Mittel zum Zweck benutzt. Man
wird daher im folgenden keine Grenzen zwischen den ver-
schiedenen mundartlichen Aussprachen, keine Verfolgung der
Entwicklungsstadien des heutigen Ergebnisses von Ti etc. in
den einzelnen Gegenden zu suchen haben, auch die ungleich-
mäßige Sorgfalt mit der die verschiedenen Dialekte behandelt
sind — der Süden ist eingehender untersucht worden als der
Norden — , sowie die Sprünge über ganze Begionen Italiens,
sind da, wo nicht etwa das sichere Material mangelte, ab-
— 91 — §48.
sichÜich geschehen. Alte Texte sind nur selten benützt
worden, da es sich ausschließlich mn Laatgrappen handelt,
die in die Yorlitterarische Periode zurftckreichen; außerdem
ist das Schwanken in der Orthographie und der große Einfluß
der Schriftsprache auf die verschiedenen alten Dialektdenkmäler
bekanntlich so groß, daß man leicht zu falschen Schlüssen
gelangen kann. Ich habe es Yorgezogen einige Lücken in
meiner Arbeit zu lassen, — sie sind fast nur in den Detail-
fragen wahrnehmbar, — um mit sicherem Material arbeiten
zu können.
Anm. Ein Yeizeichnis samtlicher benützten Werke an-
zugeben ist nicht möglich. Spezialarbeiten über Ki und Ti
sind, außer dem schon zietierten Werke Hornings, nicht vor-
handen. Was sich gelegentlich darüber in den Grammatiken
und Zeitschriften findet, wird, wenn erwähnenswürdig, öfters
zu nennen sein. Mein dialektisches Material entstammt sehr
verschiedenen Quellen. Ich erwähne hauptsächlich folgende
Arbeiten: A. Traina: Nouvo vocabolario siciliano-
italiano. Palermo 1868. H. Schneegans: Laute und
Lautentwickelung des sizilianischen Dialektes. 1888.
— V. Dorsa: La tradizione greco-latina nei dialetti
della Galabria citeriore. Cosenza 1876. — P. Rolla:
Fauna popolare sarda. Cassale 1895 (S. 59—76 calabre-
sische Etymologien). — Zeitschrift rom. PhiL XXII, 552 ff.
(Tarantinisch). — Morosi: II vocalismo del dialetto
leccese. Archivio glott itaL illS. — F. Nitti di Vitto:
II dialetto di Bari, Miliano 1896 — Zingarelli: II dialetto
di Cerignola. Arch. glott. XV. — D'Ovidio: II dialetto
di Campobasso. Arch. glotilV. — Luigi Rossi Cas6: II
dialetto aquilano nella storia della sua fonetica
(Estratto dal Bolletino di Storia Patria negli Abruzzi Anno VI,
puntata XI). — De Lollis: DelPinfluso dell'i posttonico
sulla vocale accentata, in qualche dialetto [Casalin-
contrada, Teramo] abruzzese. Archivio glott. ital. XU, 1 — 23,
187—196. — F. Finamore: Vocabolario dell'uso
abruzzese 2 (Lanciano). Citta di Castello 1893. — D'Ambra:
Vocabolario domestico neapolitano-toscano. 1873. —
E. Parodi: II dialetto d'Arpino (Vocalismo) Archivio glott.
itaL XIII, 299—308. — L. Ceci: Saggi intorno ai dia-
§48. _ 92 —
letti della Cioceria (I. Vocalismo del dialetto d'Alatri).
Archivio glott. itaL X 167—176. — 0. E. Quarnerio: I
dialetti odierni di Sassari, della Gallura e della
Corsica. Archivio glott ital. XIII, 125—140 XIV. 137 bis
200, 385—422. — S. Pieri: Fonetica del dialetto luc-
chese A^rchivio glott. itaL XII, 107 — 134, Morfologia Inc-
chese XU, 161 — 174, Fonetica del dialetto pisano XII,
141—160 Morfologia pisana XII, 175—180, Topono-
mastica illastrata delli valli del Serchio e della
Lima Archivio glott. ital. Supplimenti periodici V. — Hirsch:
Die Mundart von Siena. Zeitschrift rom. Phil. IX, 513
bis 570, X 56—70, 411—446. — Mussafia: Beitrag zur
Kunde der Norditalienischen Mundarten. Wien 1873.
— S. Pieri: II dialetto gallo-romano di Gombitelli
nella provincia di Lucca. Archivio glott. itaL XIII, 309
bis 328. II dialetto gallo-romano di Sillano XIII, 329
bis 354. — (t. Flechia: Annotazioni sistematiche alle
antiche Rime Oenovesi e alle Prose QenovesL Archivio
glottologies ital. VUI 317—406, X 141—166. — Parodi:
Alcune Osservazioni a proposito del lessico geno-
vese antico di Giovanni Flechia. Genova 1886. —
E. Parodi: Studj liguri Archivio glott. itaL XV 1-82,
Xyi 105—161. — Ascoli: Archivio glott ital. II, 116—160
(Piemont). — Mussafia: Darstellung der altmailändi-
sehen Mundart nach Bouvesins Schriften. Wien 1868.
— C. Salvioni: Fonetica del dialetto moderno della
cittä di Milano. Torino 1884. Ders.: Annotazioni siste-
matiche etc., Archivio gloti ital. XII 375 flF., XIV 201 ff. —
E. Lorck: Altbergamaskische Sprachdenkmäler. Halle
1893. — G. üngarelli: Vocabolario del dialetto bolog-
nese con una introduzione del prof. A. Frauzzi sulla
fonetica e sulla morfologia del dialetto. Bologna. —
Mussafia: Darstellung der romagnolischen Mundart
Wien 1875. — Wendringer: Die paduanische Mundart
bei Ruzzante. — G. Boerio: Dizzionario del dialetto
veneziano^ Venezia 1856. — G. Vidossisch: Studi sul
dialetto triestinp. Archeografo triestino XXTTT 240—304,
XXIV 5 — 78. — Über die Mundart von Trient verdanke ich
die meisten Daten den freundlichen Mitteilungen des Herrn
stud. phil. C. Battisti aus Trient
— 93 — §49.
A. Kj, Ti.
L Ti zwischen Vokalen.
§ 49. Ti wird in ganz Italien, ungehindert vom Akzent
und den umgebenden Lauten zu tss (^f), oder daraus ent-
standen: SS. Auf dem Gebiete, welches die Doppelkonsonanten
vereinfacht, tritt dafar ts, 9 und s. Es ist indessen zu be-
merken, daß auch auf diesem Gebiete hin und wieder die
Schreibung zz {= tss) und ss vorkommt, die ich auch in
den folgenden Beispielen beibehalten habe. Die zwei schein-
baren Ausnahmen, Ti >• 1) g (pregio), 2) cci (sdrucciolare)
habe ich an anderen Stellen erklärt §§ 8 — 16, 71). Hier lasse ich
die Beispiele ftir die regelrechte Entwickelung folgen:
♦ABIETEÜS [= abies] > abezzo, -a „Tanne", lomb.
abiets. *ACUTIO, -ARE>aguzzare (dav. aguzzo) „schärfen",
siciL agutssari, mil. gütss „acuto", a.-berg. guts-etssa
„Schärfe" (n.-berg. gös), lomb. gütss, piem. (a)üs, avüs,
triest. gütsar, gütso (nb. guar < *ACUTAEE). CAPITIUM,
*CAPITIO, -ARE, ♦CAPITULE, ♦CAPITIONEM > ca-
vezza „Halfter", ac-, s-capezzare (scavezzare), cavezzone,
capezzale „Kopfkissen"; neap. akkapetssare, kapetssa,
kapetssale, Eors. kavetssa (a skavetssa „posto obliqua-
mente", kal. kapitssa, cerign. kapetssg, Bari: kapitsse
„capezzolo", skapitsso „scampolo", Lanciano: kapetssg,
campob. kapetssa, Alatri: kapetssa, kapgtssalg, Sillano:
kawetssa, kabbgtssal „capezzale", mil. kavetssa, kavet-
sal, a.-berg. kavetsal pay. kavetsal, krem. kaesal, trient
kavis. *CUCURB1TEA > corbezza. *GRAND1TI0SUS
> cerign. granetssusg „schifiltoso come i grandi." GüR-
GUTIA > gargozza, gombit. gargotssg. Suff. -ITIA >
-ezza (acerb-ezza, acut-, agr-, alid-, alt-, amar-, ampi-, ardit-
argut-, arid-, asciut-, aspr-, astut-, bass-, bell-, bianch-, bond-
brun-, brutt-, caiv-, candid-, canut-, car-, castigat^, cattiv-, caut-,
cert-, chiar-, compatt-, compit-, compost-, content-, cont- etc.)
sicü. -itssa (bidd-itssa, delikat-, fort-, grand-, fresk-, biank-,
§49. _ 94 —
duts-, kuntint- etc.) kal -itssa (valent-), Lecce: -itssa (bi(J4-
itssa) Bari- itsse (kar-ittse) aquil. -etssa (bell-etssa, kar-,
grand-, rik-), Arpino -etssa (kar-etssa), Alatri: -etssa (bell-,
stran-, car-, munnetssg „immondezza"), neap. -etssa (Men-etssa,
pren-), (galL -esa < span.: bi44-«sa, brutt-, paar-, fultad-, viöc-
vgL § 42 Amn.), cors. -etssa (yun-etssa „bonta"), Pisa -essa
(grand-essa), a.-gen.-e9a (dots-e^a, bell-, cert-, nek- < NEQUI-
TIA, piar-, asper-, dru-, frank-, vist-, re-, vei-), a.-berg. -etsa
(mut-etsa, virg-, dur-, fort-, visn- „Nacsbarschaft", grand-),
romagn. -etssa (alt-etssa, stran-, asarb-, sTalt- „sreltezza*', mt-
„mitezza^^ sayar-), a.-ven. -etsse (alegrezze, sapesse im Reim
mit belezze) etc. LAPATEUÜM >• sie. lapatssu, lomb.
(s)laväts, piem. lavassa. LUTEUM, *LOTIUM (ygl Zeit-
schrift rom. Phil. XX 486, Salvioni Postille II) > galL
lotssu, kors. l9tssu „sndiciume", lutssosu „sudicio", miL
(s)lotssa „melma", romagn. l9tss „nntume**, Talanz. lutssa
„Stereo", valses. lotssa, bellinz. valtelL sl9t8. *METITIONE
> a.-gen. mede(?on „Ernte". *MITIARE? INITIARE?
(anfangen weich zu werden) > mezzare (dav. mezzo), neap.
nitssa, (gall. immitssi „ammezzire") a.-berg. misä (nberg.
mes), crem, mes, besc. mes, mis, cremon. mits, nits, tir.
mits, lomb. emil. nits, piem. nis, trient. mis, ven. mitsso.
PALATIUM > palazzo (vgl § 11), neap. palatsso, sie
palatssu, aquil. palatssu. Lanciano palatss§, trient.
palas. PETIA, *PETIUM > pezza, pezzo, neap. petssa,
gall. cors. petssu, Lanc. pgtsse, Teramo pietssg (Plural),
Lecce petssa, Arpino pietssg, trient. pesa. *PIQRITIOSüS
> gall. pritssosu. PLATEA > piazza, neap. kal. katssa,
gall. piatssa, cors. pietssa, cerign. katssg, aquil. piatssa,
Lanciano pietssg, campob. ketssa, Arpino piatssa, Lucca,
Pisa: piassa, Gombii piatssa, Sillano piatssa, a.-gen.
pia^a, a.-berg. piatsa, trient piasa. PRETIUM > prezzo
(vgl. § 11), cors. pretssu, siciL pretssu, Lecce prietssu,
Aquilapretssu, Arpino prietssg, gombit.pretss§. PUTEU3
> pozzo, neap. putsso, gall. Lecce, Aquilla putssu, Bari
putsse, cors. potssu, KaL potsso, cerign. compob. Arpino,
— 95 — §49.
Alatri putssg, Teramo, Lanciano potssf, Lucca posso,
gombit. Sillano potssf, a.-gen. pofo, mil. romagn. potss,
a.-berg. pots, triest potso, trieni poso, belinz. pots.
♦QUATIUM (= griech. Tcvad-siov, xvad-iov) >► cazza (dav.
cazzuola), a.-berg. katsa, katsul) crem, kassa (de bere),
oberital. kassa „Schöpflöffel'^, trieni kasa, kasola. RETIA,
♦RETIACULUM, RETIOLUM > rezza, rezzuola, neap.
retssa, retssola, galL retssa, sie. ritssa, ritssaghiu^
cerign. retssa „reticella", Teramo ritssg, tarant. retssa,
a.-geii. ri^aio (ii.-geiL rifadzzn), sanrem. re^ain, chiavar. ri-
fadzziu SATIO, -lARE >• [saziare], neap. [satseare], gall.
satssa, trieni [sasia]. SATITJM ]>- [satseo] gall. satssu,
trieni [sasi]. SETIUS (-< sectins <C secos; nicht secins ygL
Archio lai Lex. IV, 602ffi) > sezzo, zezzo. SPATITJM <
spazzo „Fußboden^ (day. spazzare) neben [spazio], Sillano
spatsoznl „spazzofomo^, miL [spatssi], a.-berg. [spatsi], com.
[spatsi „Raum'' aber] spats „Klafter, Raum ausgestreckter
Arme". *STATIUM (= statio) > kaL statssu „ovüe", gall.
statssu „(casa di pastori in) campagna'', sie. Statssu (Dorf-
name), a.-aquiL statso, a.-berg. statso „of&cina, statio'',
romagn. stats. *SUSPITIUM (= suspirium)? > a.-berg.
suspits „suspirium" (nb. süspis, söspis „nausea, soffice").
*TITIO, -ARE ;> at-, stizzare, neap. attetssare, kal.
stitssare, Teramo Stitssi „battere un tizzo acceso", a.-gen.
ati^ar, a.-berg. atitsa, romagn. artetssi, trieni stisare.
TITIONEM ]> tizzone, neap. tetssone, Lecce tetssune,
Arpino tetssone, Alatri titssone, Triest stitsön, trient
stison. *TITIUM > (s)tizzo, stizza, a.-berg. stitso,
romagn. stetssa, Triest stitso. VITIO, -ARE > in-, dis-,
ay-yezzare, sie. mmitssigghiare „far carrezze", Lecce
'mmetssare, Teramo hammetssg „ayyezza", Lanciano: am-
metssa, mil. malvetsa. VITIUM > yezzo [nb. yizio]., gall.
yitssu, Lecce 'mmitssu [nb. itsiu], Lucca yesso [nb. yisio],
mil. [yitssi], romagn. [yetssi], trieni [yisi].
Unter den schon zu römischer Zeit bezeugten Ortsnamen
sind zu erwähnen: ALETIUM >> Sta Maria della Lizza
§50. -_ 96 —
(Kalabrien), ARETIUM > Arezzo (Toscana), BILIT1UM>
Beilin zona, CALATIA > Caiazzo (Appenin), CAPITIÜM
> Capizzi (Sicilia), CALATIA > S. Giacomo delle Ga-
lazze(Gampagna), GNATHIA >• Torre d'Agnazzo (Apulia).
PUTEOLI > Pozzuoli, SETIA > Sezza (Latium). Da-
gegen: SPOLETIUM > Spoleto (Umbria), TEANUM >
Teano (Gampagna).
Als Beispiele ältester Zeit zitiere ich ans dem Codex
Cajetanus: palazzn 954, palazzo 1002, 1066, marozze
1010, cornazzano 862, tizzo 1036, peztia di terra 922,
veczano 944, bernuczoni 1064, capomacza, gritzano 999,
sazone 954, mundizarn 1058, brizani 831.
Anm. Zu den erwähnten Beispielen kommt noch im
Süden ItaUens *POTIO statt POSSUM (vgl. potisit = possit
C. I. L. X 104, 17 Tiriolo) sicil potssu, Lecce potssu (Eonj.
potssa), campob. cerign. Arpino, Alatri, Teramo, Lanciano rom.
potssg (Eonj. potssa), Bari potssgkg, Aqoila potsso hinzu.
(Dagegen gall. cors. possu, gombit. possg, Sillano possa,
romagn. poss, a.-berg. posso etc.). — Unsichere Etymologien
habe ich absichtlich außer acht gelassen. So zeigt campob.
tsuottg (<C*tuot§sg) durch sein t§, daß ital. tozzo neap.
totsso, Lecce stotssa, stuetssu unlateinischen Ursprungs
ist (vgl. campob. tsuoppg ^= ital. zoppo), spricht also gegen
die Ascolische Etymologie: ♦TUDITIABE (vgl Arch. glott
ital. I, 36).
§ 50. In Latinismen erscheint regelmäßig tsi, welches
auf einem Teil des Gebietes stimmhaft wird. Im Norden wird
auslautendes -tsio meist zu tsi. In der Aussprache wird
dieses tsi gedehnt: vitssio, atssione, dzustitssia (vgl
D'Ovidio in Archivio glott. itaL IV, 160, Anm.), so daß die
für die voritalienische Zeit geltende Dehnung vor i sich neuer-
dings zu wiederholen scheint In den Gegenden wo man ts
wie s spricht, findet man selbstverständlich si auch in Lati-
nismen. Einige Beispiele (auch für cons. Ti) werden genügen:
Grazia, ospizio, negozio, ozio, amicizia, acquisizione,
tradizione, balbuzie, calvizie, Lucrezia (Lai nicht be-
legt: sazio, torzione, eziandio) etc. Sicil. otssiu, ser-
— 97 — §61.
yizziu, naziu <C IGNATIUS, Lecce: iziusu, ingurdizia,
Bari: Aldizie „Leidzia^ yidz^e^ pobbladzione, Cerignola:
ratssgiounf norazione^, patä$iendz§ <^ PATIENTIA +
PACEM, L§tidzz$i$, dzzastidzz§i§, yitssgig, srutssgig
„servizio*', Campob. j[uStits$ia, L^tits^ia, r§kulits§ia,
tsgruwitsgig, Titsgig, ygbb^ratsgia „verbi gratia^, l^b-
bgratsioung, pat§iendz(gi)a, sgndendz^ia, guäendzgia
„conoscenza*^, atssgioung, Aquila: Titssiu, dzastitssia,
patäentsia, diyitsione „deyozione", strussione „istni-
zione*^, sentensia, Teramo: dgsgradzz§j[^, yitsgig, ser-
yitsgig, patsiendzgig, pen§tindz§i|, deSindzgig, Napoli:
menutseia, satseare, Arpino: ffitsii „of&zio^j Alatri: Le-
titzia, ratssione „orazione^, Gallara: gratsia, spatsiu,
minispretsiu, Corsica: guditsiu, otsiu, Lucca: grasia,
giudisio, Lucresia, guidissioso, negosio, yisio,
apparission, condission, grassiosu, Pisa: interpreta-
sione, execusione, inquitsissione, inyestigassione,
citassione, Gombitelli: grasia, ayarisia, Sillano: patil-
entsia, kgrdentsia, litsentsj^a, p^nitentsia, prudentsia,
A.-Genua: gratsia, -oso, ayaritsia, salyatsion, tenta-
tsion, satsiamento, pretsioso, Yenitsian, otsioso,
etsiande, Milano: lestisia, syeltisia, iustisia, patSentsa,
clementsia, insolentsia, confidantsia, sostantsia,
A.-Bergamo: apresiata, spatsi(o), iuditsio, stantsia,
redemtsione, offitsio, hedifitsi, n.-berg.: spessie,
öfesse, Bomagna: melagratsia, prezipezi, yetssi, otsi,
negotsi, astutsia, minutsia, utsiös, sensatsion, per-
spikfetsia, artsintsie < LICENTIABE etc.
II. Tl und Ki nach Konsonanten.
§ 51. Nach Konsonanten sind die Schicksale des Ti und
Ki dieselben: sie werden zu ts (woraus z. T. s) oder, wenn
der yorausgehende Konsonant assimilationsfahig ist, zu tss
(woraus ss). Dort wo NT, ET > ND, BD wird auch NTS,
BTS zu NDZ, BDZ. Nur die Gruppen Sti und Ski, die schon
Weigand, 11. Jahresbericht. 7
§52. _ 98 —
im ürromanischen zu Ssi angeglichen worden sind, werden
wie lat Ssi behandelt (worftber § 32).
§ 52. ^NTL
♦ABANTEO, -ARE > avanzare, sie. avantsari,
trieni (a)Tansar, romagn. vantsai „avanzaglio^. ABSEN-
TIA > senza, Bari sendze, Arpino sentsa, romt^.
(t)sentsa, a.-Ten. sensa, trient sentsa. ABSINTHnTM>>
[assenzio], a.-berg. asents. *ANTEA >> (din)anzi, neap.
antse, Lanciano nandzg, gall. antsi, com. (inn)entsi (neben
nantsi), Sillano dfnantsg, a.-berg.denant8, inants, n.-berg.
denantfi (ntS<Cnts), romagn. inents, trieni antsi. *AMAN-
TIA > a.-ital. manza „amante". SuiE -ANTEA > -anza
(adun-, bur-, complic-, commun-, concord-, + confid-, conson-,
conta^-^ (con)temper-, costom-, cre-, figliol-, form-, fratell-,
lagn-, manc-, etc. ygl. Anm.) siciL -antsa (inur-, temper-,
sikor-, US«, dimur-, manc-, kri-), Lecce: -antsa (aus-), Bari:
andze (piat-), Aqoila: antsa (li-, kre-, tard-, secar-), Arpino:
antsa (piat-), Alatri: antsa (kri-, spr-, ngr-), neap.: antsa
(mandz-), cors.: antsa (milor-, spir-, koä-, part-, Prayid-)
Lucca: -ansa (sper-), mil.: antsa (kri-, piir, üs-, vesin-),
romagn.: antsa (mank-, dngli-, knnns-), a.-gen.: antsa (fi-,
alegr-, nomer-, perdun-, abit-, burb-, cont-, de-, monstr-, piet-),
Triest: antsa (bond-) etc. CANTIONEM, > canzone, sie:
kantsuni, cerign.: kantsoung, Lecce: kantsune, neap.:
kantsontSella, Alatri, cors.: kantsona, trient.: kanson.
Suflf. -ENTIA^-enza (ard-, atten-, compet-, compiac-, confer-,
confid-, conflu-, congru-, coniv-, conoso-, oonsegu-, contegn-,
corpul-, cred-, cresc-, diffid-, part- etc. vgL Anm.), sicil.: entsa
(patS-, sapi-, kuS-, spart-, speri-, kunfid-, preval-, miscrid-,
disp-), Bari: -endze (vatSäell- „vostra eccellenza^; ad-, audi-),
cerign.: -endz§ (pat§§i-, sgnd-) und entsg (kanustS-), Aquila:
-entsa (kunfid-), Lanc.: -endzg (part-, penet-, patSindzgig),
mil.: -entsa (pa§-, sent-, kars-^ kard-), romagn.: -entsa (penit-,
kard-, afluv-), a.-gen.: -entsa (korr-, kre-, dekonoS-), a.-berg.,
-entsa (cred-) etc. »FIDANTIO, -ARE > fidanzare.
'^'LEONTEA (nach griech. kBovrivoq? TgL mhd. Lunze
— 99 — §52.
„Löwin") > + le9nza „leonessa, pantera". LINTEDM >
lenza, lenzo, neap.: lentsa, com.: lentsa, a.-geii.: len^a,
LINTEOLÜM ]> lenzüolo, neap.: I§ntsul§, Lecce.: lan-
tsnln, Aquila: lentsoln, Bari: rgndzele, Lanciano: len-
dzol^, Arpino, camp.: Igndzuolg, Alatri: Igntsoi, gaII.,cors.:
lintsolu, Gombit. Igntsolg, n.-gen. linsöl, mil. lentsö,
a.-berg. lentsol, tarant (lantsuelg <C itaL vgL Zeitschrift rom.
PhiL XXII, 552), a.-ven, lensuolo, triest. lintsiol « *lin-
tsuol), trient linsol. MENTIONO, -ÄßE „erwähnen« >[men-
zionare], mil. mintsona^ a.-Yen. mensonar. ^MENTIONEA,
MENnONAEIUS(vgL§27)>menzogna „Lüge^ sie. mint-
sunaru „bngiardo*. NUNTIUS > [nimzio, nnncio], ven.
nontsolo „si^estano", triesi Chioggia nontsolo. '*'PIN[G]-
TIO, -ARE « *PINCTU<PINQERE)>pinzare „stechen«
(pinzo „Stachel«, + pinznto „spitzig"). *PUN[C]TIO, -ARE
>''*^unzo, day. pnnzecchiare „hänfige Stiche beibringen«
(dav. punzecchio), a.-berg. perponts „intersuo« (vgl perpun-
tura „intersntura«), dav. perpontsatris „intersutrix«. PUN[C]-
TIONEM > punzone „Punzen, Stoß mit dem Knöchel der
Faust«, spunzone (= puntone) „großer Stachel«, a.-yen.
sponson. *RECENTIO, -ARE > moden. artsintser, mani
ferrar. ardzintsar, torin. ardzensse. REDEM[P]TIONEM
>• a.-gen. reen^on, a.-oberit. reentson. *STANTIA >
stanza, trient stansa. *TRIDENTIA > miL trientsa „tri-
dente, forca«. *SEMENTIA >> semenza, a.-gen. somen^a,
trieni somensa.
Dazu kommen noch folgende Stadtenamen: AGERUNTIA
> Acerenza (Lucanien), AVENTIA > Avenza (Etrurien),
BANTI^ > S. Maria di Banzi (Lucanien), CONSENTIA
> Cosenza (Kalabrien), DIGENTIA > Licenza (Sabin.),
FLORENTIA>Fiorenza,FLORENTIOLA>Fiorenzuola
(AemiUa), FAVENTIA > Faenza (Aemilia), LIQUENTIA
(flumen) > Livenza (Venetia), PARENTIUM > Parenzo
(Istrien), PICENTIA > S. Maria a Vicenza (Picentiner),
POLLENTIA > Polenza (Ligurien), PONTLffi > Ponza,
PLACENTIA > Piacenza, POTENTIA > Potenza (Cam-
§53. — 100 —
paaia, Basilicata), S. Maria a Potenza (Marke), VALENTIÄ
> Valenza (Ligurien), VICENTIA > Vicenza (Venetia).
Nach den vielen Namen auf -enza richtet sich Forenza
(Apulia) < FORENTUM, Anzio < ANTIÜM ist Latinismus.
— Aus dem Codex Gajetanos führe ich an: lenzeoli (1028))
Constanzo (1029), trimenzulu (1067), Latinismen: licen-
ziam, licencia.
Anm. Fälle wie amenza, demenza, assenza, de-
menza etc. dürfen nicht als Erbwörter betrachtet werden,
sondern sie sind italianisierte Latinismen, wie auch die meisten
Ableitungen auf -enza, -anza vgl. deficienza, coscienza
neben coscienzioso,circonstanzaneben circonstanziare,
differenza neben differenzia, -zioso (viele der -anza-
Ableitungen stammen aus dem Provenzalischen). Desgleichen
sind die spätlateinischen Heiligennamen (in Ortsnamen) italia-
nisiert: ORONTIUS > Lecce Rontsu, FIDENTIUS > San
Fenzo (Mizzole, provincia di Padova etc.), S. LEONTnJS>
Salionze (Valeggio, Verona im Jahre 1396 als Salionzio be-
zeugt), Salionza (localita presso Peschiera, Verona). Inter-
essant ist SANCTEXISEBIUS > Val-sanzfbio (Mensel.
Padua).
§ 53. In einigen Wörtern erscheint statt nts wider Er-
warten nts, so neben Lecce, kal. tsintsulu (<C ^töintsidu),
ital. cencio, Alatri tSint§§ „Fetzen" < *CENTIÜM (für
CENTIO nach Ascoli vgl. Archivio glottologico itaL IV,
25), neben sie. akkumintsari, Lecce kumentsu, lana
kumendza, campob. kumgndzä, Arpino nkumgntsa, Alatri
kuments§, Pisa komen(t)sare, a.-gen. komenfar, a.-berg.
komentsa, a.-ven. skomenso, trient. komensar, a.-aquiL
komenza (z<=sts; Cronaca aquilana XIV. Jh.), begegnet man
ital. cominciare, galL kumentsa, cors. kumintSa, gombii
kumintSare, sill. kumintsar und in dem heutigen Aqoila-
nischen komintsari < *COMIN[I]TIARE, femer neben itaL
tenzone ein a.-ital. tencione, Pisa tentäone <! TENTI-
ONEM. Wenn man in ital. cencio Assimilation annehmen
könnte, so bleiben doch die anderen zwei Fälle unerklärt
Ich glaube, daß man mit Lehnwörtern aus dem Französischen
— 101 - §54.
zu tan bat: cinces, comencier, tencion, und zwar nicht
mit Wörtern des gesprochenen Französisch, sondern der
französischen Literatursprache. Es ist bekannt, wie groß
der Einfluß der französischen Literatur im Mittelalter auf die
italienische war; es dringen nicht nur eine große Anzahl von
dem Italienischen unbekannten Wörtern aus dem Westen in
die Sprache ein, sondern es wird beinahe zur Mode, ein-
heimischen Wörtern eine französische Form zu geben. Wenn
man also statt dem alten cominzare nach französischem
Muster cominciare schrieb, so haben wir es nicht mit einem
lautlichen Übergang des franz. nts ^ nt§ zu tun, sondern
dieses cominciare wurde dann nach italienischer Art als
comintSare gelesen. In der Tat, zeigt die große Verbreitung
der ts-Form zur Genttge, daß dies die erb wörtliche Gestalt
sein muß, und die tfi-Form, die fast nur auf das Toskanische
(von wo aus sie sich in einige Nachbardialekte verbreitet hat,
wie das Aquilanische beweist) beschränkt ist, taucht gerade
in dem Gebiet auf, welches von der französischen Literatur
am meisten beeinflußt war (auch span. portg. come^ar ist
Lehnwort aus dem Franz.). Wie cominciare, stammt aus
dem Französischen auch merciare „ringraziare^ <C a.-franz.
mercier, mincio „weich" (dav. amencire) <[ a.-franz. mince,
forciere (neben forziere aus dem gesprochenen Franz.) •<
a.-franz. forcier etc. — Das Wort fanciullo geht nicht etwa
auf *INFANTEOLUS zurück, sondern auf a.-itaL fancello
<!fanticello, wie dies aus camp. fantSeddu, log.fankeddu
hervorgeht.
§ 54. NKi. Außer *LYNCEA « LYNX) > lonza, sen.
lontsa „grau fame" und ♦TRUNCEXJS (§ 71) > caL truntsu
„tronco", findet man die regelrechte Entwicklung nur noch
im SufGx *-UNCEUS > onzo(lo), worüber im § 71. Da-
gegen gibt es eine große Anzahl von Ausnahmen, die nts
zeigen. Unter diesen stammt aus dem Französischen itaL
lancia, lanciere, lanciare, abruzz. li^nt§§ (in „a dg 1." =
„di gran corsa"*), gegenüber a.-itaL lanza, sie neap. Pisa,
a-berg. lantsa, trieni lansa •< LANCEA, a.-berg. slantsar,
§64. — 102 —
romagn. slantse < LANCEO, -ARE. Neben Fegelmaßigen
ÜNCIA )> sie untsa, Lecce, neap. ontsa, cerign. Teramo
ondzg, campob. ondza, tarant ontse, a.-Chioggia on^a,
trient onsa, hat das ItaL oncia, Lucca, Sillano, Coisica
untSa. Diese letzteren sind Latinismen, welche die Erbwörter
verdrängt haben, was bei der Bedeutung des Wortes leicht
begreiflich ist PEOVINCIA > provincia, a.-Ten. pro-
yencia war nie volkstSmlich. Neben '*^ILANCIA >> sie.
valantsa, cerign. v^lants^, Lecce ^ddantsa, a.-berg. triest.
balantsa, a.-gen. baran^a hat das Italienische balancia
(daT. balanciaio, -dere), Teramo yelandiel^, campob. y$-
landia, welche anf BILANCEM>>bilance, mit Deklinations-
wechsel (wie in calcio, salcio, sorcio, forbida, pomicia etc.)
zurückgehen. Das gleiche gilt yon itaL pancia, miL panSa
< PANT[I]CEM, gegenüber miL cors. yen. a.-berg. pantsa,
campob. pandza, lana pantse aus schon yorromanischen
*PANT[I]CEA.
Daß die regelrechte Entwickelung der Gruppe NE| nicht
nt§, sondern nts ist, ersehen wir am besten aus dem sicher-
lich erst mit dem Auftauchen eines Frankenlandes gebildeten
Worte FRANCIA > Francia, neap. Frandia (sie Frantsa
<! franz.), welches den schon yollzogenen Übergang der Erb-
wörter nicht mehr mitmachen konnte, und wie jedes EI Z>
täi wurde. Dasselbe gilt yon den aus dem Germanischen ent-
lehnten: guancia <^ *wankja, *scanciare, woraus scanoia
<! skankjan, guenciare, guencire <C wenkjan. Auch
in den durch späte Methatese entstandenen *CBANCIÜ(CRAN-
CÜS ist in der Mulomedidna Chironis 102, 22 belegt)<*CAN-
CRIU<CANCER>grancio (neben granchio) „Krebs",neap.
grant&o, yen. grantso (ygL friuL grants, yegL gruns) sehen
wir dieselbe Entwickelung zu ntg. Wir können daher mit
Bestimmtheit sagen, daß das nur bei Papias belegte PINCI-
ONEM > ital. pincione, erst spät in die Volkssprache
Italiens gedrungen ist Unter den Ortsnamen sind M. Pincio
< PINCIUS und Mincio (flumen)<MINCIUS (Pohmd) Lati-
nismen, dagegen Enza (flumen) •< INCIA (Aemilia) Erbwort
— 103 - §§55,66.
Anni. Bomanzo stammt nicht aus *R0MANU1UM(?),
sondern ist ins Italienische durch franz. Yermittelung oder
direkt aus dem Spanischen romance (<C ROMANICE) ge-
kommen. — Im Gegensatz zu Petrocchi, Tanfani und Bigutini
gibt Pieri (Archivio gloti ital. XV 171) für lonza die Aus-
sprache londza an, die er richtig erklart: „Lo dz (invece
dello ts) si dichiarerä come pronunzia erronea di yoce giä
disusata . . . Non e mai nominata oggi, se non come una tra
le famose fiere della Selya dantesca^. — Guinzaglio „vin-
ciglio" steht for vinzaglio und geht auf ein *yinzo <C VIN-
CEUM for VINCÜLUM (nach § 71) zurück. — Pincio „Pint,
männliches Qlied" scheint ein rekonstruierter Singular zum
Plural pinci Yom Synonim pinco (wohl mit a.-itaL pinca
„Art Oirke" verwandt) zu sein.
§55. LTi.
*ALTIO, -ARE > (in)alzare, sie ausari, Lecce au9u,
-fare (nb. autu <[ *ALTO), aquiL autsa, campob. fiautsa
(nb. fiauta <! *ALTARE), Lanciano aldza, neap. autsare,
Arpino ats^, Alatri atssf, galL altsä, cors. artsu, a.-gen.
a^i „alzi^ trient alsar- BALTEUS, BALTEO, -ARE, BAL-
TEANUS (Archiv lat Lex. ü, 477) > balzo, balza, bal-
zare, balzano, neap. baotsano, caL ab-, i-bautsare
„sciogliere le vesti succinte", a.-gen. strabafar «strabalzare",
a.-berg. baltsana „subalbus^ (vom Pferd, vgL rum. bäl^at),
trient vausa. COL[U]TEA(?) > colza „Bnbsamen, Baps",
*TOLL|II]TIO, -ABE(?)> stolzare (dav. stolzo).
§56. LKi.
GALCEA >• itaL calza (dav. calzetta), Gapo di Leuca
koufi (Plur.), neap. kautsa (kautsetta), cerign. skalts;
(kaltsett^), Lecce kau9i (Plural, kaufettu), aquiL kartseta,
campob. kautsa, skauts^, cors. kaltsa, skaltsu, Lucca
karsa, gombii Sillano a.-berg. kaltsa, trient kalsa. '*'CAL-
GEO,-ABE>>(in)calzare, neap. kau tsare, Alatri (s)kautsa,
a.-gen. encal9ar, trient calsar. ^CALCEABE > calzare
„Fußbekleidung^ CALGEAMENTXTM > calzamento, piem.
kaosamenta. ^GALGEOLABIÜS > calzolaio, aquil kal-
tsulari, a.-berg. kaltsoler, galL (kaltsulaiu <C itaL) cors.
§57. — 104 —
kaltsulaöu. CALCEONEM >> calzone, neap. katsone,
cerign. kaltsoun§, aqoil. kautsuni, Lanciano kayetsonf,
campob. kautsoun§, Arpinokatsun^ (Plural). DISCÜLCEÜS
> päd. deskoltse, trient deskols „barfuß". *PALCIA «
FALX) > Arpino fauts§ „falce". HELCaARTOS > alzaia
(Salvioni, Zeitschrift rom. PhiL XXIII, 516).
Wörter wie straf alciare, falcione etc. sind natorlich
spätere italienische Ableitungen von falce. Der Ortsname
Piano di Voce < (V)OLCIUM (Etrurien) hat keine erb-
wortliche Gestalt
§57. RTi.
CURTIONEM (CÜRTIO = h^öva C. GLUI, 305. 17; 517,
66; = vipera U, 576, 5; CURCIO III, 444, 64; 486, 61 vgl
Wiener StudienXXV,98)>scorzone, sie. skursuni „coluber
atratus" (marcelL skortsune, otrani skorsuna etc.), a.-Iomb.
skur^o „serpente**, canay. sknrs, berg. skürs, skors (TgL
span. escuerzo, escorzön). *EXSCORTEO, -ARE > scorzare,
trieni scorsare. *PER[I]TIO, -ARE > ferzare „peitschen".
♦FORTIA > forza, aquil. (s)fortsa, Lucca, Pisa, trieni
forsa, gombit. fortsa. *FORTIO, -ARE > forzare, a.-gen.
foryar. *MARTIA > marza „Pfropfreis«. MARTIUS >
marzo, neap. martso, aquiL cors. martsu, Sillano martsg,
romagn. merts, trient marso. *MORTIO, ARE •< ammor-
zare „auslöschen«, aquil. mil. smortsa, Sillano ammortsai
triest smortsar. TERTIÜS (DIES T. NUDIUS T.) *TER-
TIO, -ARE, *TERTI(ARI)OLUS>terzo, terzuolo, terzare
„teilen«, cal. ditertsa, sie. aquil. tertsu, Lecce, a.-berg.
tertsa (fem.), Alatri tertsg, gall. teltsu, tarant nustertsa,
triest tertsariol. SCORTEA >• scorza, neap. skuortso?
cerign. skortsg, Lecce skor^a, Bari skuertsg „cantaccio
del pane«, Teramo skurtsg, Lucca skorsa, mil. a.-berg.
skortsa, a.-yen. scor^o, trient skorsa.
Wenn neben diesem regelrechten rts ein rts in Wörtern
wie Pisa: sfotSä, sicil. campob. Alatri skortsa, Lanciano
campob. skurtää „leyare la scorza« erscheint, so handelt es
sich um Entlehnungen aus dem Französischen (6forcer, ^corce,
— 105 — §§68,59.
ecorcer ygL § 53). Desgleichen ist ital. accorciare, scor-
ciare, Bari kurt&g, Teramo knrtSa, tarani skurtSar (trieni
skortare) das a.-{rsmz. escorcier, accourcier, nicht das lai
*EXCÜBTIARE. ItaL sqnarciare stammt nicht ans *EX-
QUABTIARE vgl § 63. Da man aber keinen einzigen Fall
von lat RTi ]> rtS hat, mnß die auch begrifFlich nicht ganz
einleuchtende Schnchardtsche Etymologie (Zeitschrift rom. Phil.
XXIII, 189 u. 419) ♦CURTIUS > cal. kurtSu, sie kurtSu
„animale piccolo e senza coda" (kurta „kurz*'), abnizz.'knrtS§
„Ziegenbock*^ aufgegeben werden.
§58. RKi.
♦ORCEA « ORCUS) > Arpino 9rt8a „Popanz, Orkus«.
♦TORCIO, -ARE, ♦TORCIOLARE (§ 70) torzare (Dante),
ratorzolare „sich zusammenknäueln«, capitorzolo (wie
latti-yend-olo) „Scheinheiliger«, bit9rz(ol)o, Verona, tortso
«Fackel«. TRIFÜRCIÜM > gall. triutssu »tridente, forca«
(daT. triutesig^ „sventolare il grano«). URCEOLUS > kal.
ortsulu, Lecce r^ulu, tarant tsirulo « *urt8ulo).
Wenn dagegen ital. orcio, orciuolo, neap. artsiuolo,
Alatri rgttSola fftr URCEUS, URCEOLUS erscheinen, so er-
weisen sie sich wie arcionem „Holzbogen, Sattel«, als Ent-
lehnungen aus dem Französischen (orce, orfuel, arfon). Da-
gegen ist itaL quercia, Landano tserke (<[ *Mert§e), gombit.
guertSe, mit Deklinationswechsel aus querce entstanden.
ItaL torcia (day. torciolo) stammt aus dem franz. torche
« *TORCA ygl. § 70).
§59. TTi.
♦GLUTTIUM „Schluck« (ygL § 46 Anm., besser als Pieris
Ableitung aus *GLUTTA < GUTTULA Arch. glott ital. XV
344 u. 490) >> a.-ital. ghiozzo, yen. dzotso, dzotsa, trient.
dzoso. *GUTTIUM « QUTTUR ygL W. Meyer: Lat. Neu-
trum S. 61 oder yerknrzt aus gorgozza < GURGUTIA?) >
gozzo, sie. yotssa „Kropf«, triest gos. MATTIA > mazza,
mazzo, Luccamassa, a.-gen. ma9a, a.-berg. matsa, n.-berg.
massa, bresc. piem. mas, neap. matssa „legno tomito o
nodoso«, matsso „intestino retto«, trieni masa „Keule«, mas
§60. -. 106 —
^Strauß''. *MATTEO, -AUE > ammazzare „töten, zu einem
Strauß binden'' (mattare „töten'' < MACTABE), cerign.
(matssekä „schiacciare coi denti''?) Aipino sm^tssatg,
a.-berg. amatsar „töten**, triest matsar, trieni masar
„töten^ «MATTEALE > a.-berg. matsal „Stange zum
Drehen der Schraubenspindel der Kelter". *MATTEUC(C)A
> „Bündel", *MATTEOCA § 80. *MATTEOHJM > maz-
zuola, neap. matssola, a.-berg. matsol, bresc piem. massöl
„Strauß, Bündel«, ven. matssola. *SUBGLUTT10, AKE>
singhiozzare, (s)ingozzare, lomb. emil. miL a.-berg. in-
gossa, n.-berg. ingosa, yen. angossa „suffogare, &i nodo
nella gula", crem, sangosa. SUBGLÜTTIUM (Archiv lai
Lex. IX, 433) ^ singhiozzo, neap. sellutsso, cerign. sfd-
z^utssg, aquiL sullutssu, Bari (8$gghj[utte), Landano sei-
otssf, Teramo, sellutss;, campob. Arpino s^Uutssf, galL
sinnutssu, cors. singotssu, pistoj.singotsso, orem-sangos
(u. sangöt), triesi saniots.
In einem einzigen Falle scheint TTi zu tä§ geworden za
sein : *GUlTI!iA > go ccia (day. gocciare, gocciolare „tröpfeb*")
Teramo fiottäg, Landano yötsSf (nb. yott$), gall. gutSäa
(nb. gutta), cors. gotSöa, trient gosa (zgosa „es tröpfelt")
worüber im § 71. — Ein schönes Beispiel ist der Ortsname
Cozzo < CUTTLäJ (Libiker).
§60. EKL Fast alle Beispiele mit KEi bieten Schwierig-
keiten. Dennoch ist das Resultat tss sicher. BISSACIÜM
scheint sich nur in Cerignola erhalten zu haben: ygsatssg,
sonst ist itaL bisaccia, neap. yesaccia, campob. ygsatSSa
ein aus dem Plurale tantum bisacce neugebildeter Singular
(nb. bisacca). ECCEHOC und ECGEHAG zeigen teils ts,
teils t§, je nachdem die Wörter firüher oder später zusammen-
gewachsen sind, d. L, je nachdem man sie als ein Wort:
EKKiAK, EKKiOK, oder als zwei Wörter EKKE — AK,
EKEE ^ OK gefühlt hat: itaL ciö, a.-itaL zä, neap. tso, tsso,
ntsö, sie. tssa (Piazz.), tsokku, Lanciano t§5, a.-gen. 9a,
f o, tso, miL tsä, t§ä, §ä, per-§ö, a.-Chioggia tso, trieni
so. Pieri (Archiyio glott itaL XV, 302) will t9zzo „Stück
— 107 — §61.
Brot' mit t^cco „Schnitt von Brot'' in etymologische Ver-
bindung bringen, und aus einem Typus *TOCCIU ableiten,
dessen Erklärung er uns freilich schuldig bleibt Dem itaL
coccio, coccia, neap. kutSSa „coccia, cranio^, sie. kotssu
„nuca, occipite^, cerign. kptssg „Schädel", k^tssglg „cocci-
ola", Lecce kotssa „coccia*', kutssettu „testolina^, aquiL
n kotgfia „in capo*", Bari kptsse „coccia" (S. 9 gegen ku^tSäe
S. 10), campob. kptdäa, kotsä§la „conchilio" (aber kutss^ttg
wohl entlehnt aus dem Süden), tarani kptss^ liegt, wie ein
Vergleich mit den im § 65 angefahrten Fällen beweist, nicht
♦COCCEUS, *COCCEA «griech. xoxxog „Beere", vgLD'Ovidio
Grundriß rom. Sprachen I, 521) zu Gründe, sondern '^'COCEÜS,
*COCEA mit ein&chem c (vielleicht aus griech. xavxa „patera",
YgL ii cocuzza und alb. kokg n^opf, Himschädel", span.
cogote, proT.cogot „Hinterkopf", G.Meyer: Alb. Wörtb. 165).
Endlich gehören hierher noch die im § 71 zu erklärenden
*MUCCEUS>mozzo,*PICCEUS>pizzoneb8t Ableitungen.
Wir müssen indessen bei diesen zwei Wörtern länger ver-
weilen.
§ 61. Die von MUCCUS „Rotz" abgeleiteten italieni-
schen Wörter zeigen sowohl begrifflich als auch in formeller
Hinsicht mancheEigentümlichkeiten,derenErklärung Schwierig-
keiten bereiten. Neben MUCCUS — *MUCCAßE — *MUCCI-
CARE begegnet man den i-Ableitungen *MUCCEUS, *MUC-
CEABE und einem aus der Fusion dieser Typen hervor-
gehenden ^MUCCEUS + Suffix -ICARE, u. z. so, daß alle
diese Formen in einem bunten Durcheinander erscheinen.
Wir werden an dieser Stelle nur den Sinnesentwickelungen
unsere Aufinerksamkeit widmen.
a) „Rotz" — sich schnauzen": MUCCUS — *MUCCARK
In diesem Sinne kommen die Wörter in fast allen rouL
Sprachen vor; vgl Körting^ Nr. 6332. Das Rumänische ge-
braucht fast ausschließlich den Plural muci, — der Singular
muc „ausgetrockneter Rotz" ist höchst selten, — und so muß
es auch im Italienischen gewesen sein, dessen moccio „Rotz"
(Sillano motS§§. ven. motsso, trieni mos) ein neugebildeter
§61. — 108 —
Singular Yom Plorale tantam mocci ist (oder es geht anf
♦MOK'KTJS § 71 zurück). MpCCUS hat sich erhalten in
den Ableitungen moccolo „Rotz", in a.-berg, mokarol „na-
sitergium'', bresc. cremen, com. mokarol „Schnupftuch*^ und
in yaltelL mökan „Rotz". Daneben findet sich in dem Sinne
„Rotz" der *MUC!CICU.Typus in: itaL moccico „Rotz", da-
Ton moccicoso i=moccioso „schleimig, rotznasig", smoc-
cicare „lasdarsi cadere i mocci", moccichino „Schnupf-
tuch", galL mutSSiku, cors. motfisiku, gombit motSsegf^
arei pistoj. mötSSiko „Rotz".
b) „rotzig" — „Rotzbub" — „Junge" — „Knecht": Das
rum. mucos < MUCCOSUS bedeutet „rotzig", dann aber,
ähnlich wie das deutsche Rotzbub und das franz. moucheron,
wird es von Kindern, im pejoratiTen Sinne gebraucht. Den-
selben Sinn haben die itaL moccicone, moccicona „Rotz-
nase, Schmutzfink, dumme Person, Gimpel" «» mocceca»
moccione «= moccolone („suol dirsi a' bambini per gar-
rirli del troppo lor piangere, perch^ nel piangere essi sogliono
gettar dal naso de' mocci o moccoli"), sass. mukkunostt
„moccioso e anche bimbo", Arbedo moäeröt „moccicone, uomo
dappoco". Aus der Bedeutung „Junge, Schmutzfink, dumme
Person", konnte leicht diejenige von „junger Diener", die ge-
wöhnlich in den Augen ihrer Herrn als „schmutzig" und
„dumm" gelten, entstehen. Daher leite ich 'aus '^'MÜCCEÜS
=» MUCCOSUS das Wort mozzo „zu niederen Geschäften
verwendeter junger Hofdiener, Kammer-. Küchen-, Stall-,
Schiffsjunge", neap. mutsso „mozzo", ragazzo", sard. (log.
camp. galL) mutssu „guattero, garzone", mutssa „serva" ab.
c) „Rotz" — „Nase, Maul". Während z. B. in Como und
Milano naritä •< '^'NARICEM nicht mehr die Nase, sondern
den darin befindlichen Rotz bedeutet, hat im Rumänischen
gerade die entgegengesetzte Sinnesentwickelung stattgefunden
und arum. muts, mgl. mutse < *MUC[C]EUS, ♦MUC[C]EA
bedeutet „Schnauze, Maul". Ein ähnliches Wort muß auch
im log. existiert haben, wie die Ableitung mutssighile
„imboccatura del freno" beweist Wie *MÜCCARE „die
— 109 -r §61.
Nase abwischen'', wird «MUCCEABE ,,das Maul abwischen''
bedeuten, wie dies das nun. sumut «'*'SUBMIJCC£ABE)
„fricidonner le museau d'un cheyal et Ini tirer les oreilles
pour le remettre d'une longue coorse et pour le pr^server
da manvais oeil" zeigt (In Kronstadt heißt sumnt „ein
Kind bei der Nase erwischen und es dadaroh am Weinen yer-
hindern", wie aas folgender Stelle ersichtlich ist: „ptn' la
botez fl scaldä a|a cä fl spalä cu säpun . . . si care-1 Infasie
ii face crace |i Ü suma^ de nas, yorba-i cä pentra alte rde,
ca-i copilal mic, or sä nu se deoache". Convorbiri literare
XXXVI, 551).
d) „Maal" — „beiße". Wie von becco „Schnabel" das
Verb beccare und bezzicare (§ 62) abgeleitet wird and
„mit dem Schnabel hauen, stechen" heißt, so wird parallel
das dem „Maul" entsprechende Verb „beißen" bedeuten. Ein
^MUCCICO in diesem Sinn ist weit in Rumänien und Italien
verbreitet: rum. mu^c (•< alt.-rum. mutSk Cod. Yor. 26/5 vgL
Candrea Bomania XXXI, 314, arum. muSku, mgL hrum« mu-
täku vgl. § 71), Lanciano mutSsekä „mordere" (dav. mo-
tsäekg „morso, boccone"), Teramo muts§eka, campob. mu-
tss^kg „morsico und morso", Arpino motäägkg „mordo".
Daneben aber, und weit verbreiteter ist in Italien der Typus
♦MÜCCEUS + Suffix -ICARE: sie. mutssikari, neap. mu-
tssikare, apul. motssikare, kal. mutssikune „Biss"
(woraus alb. mutsikün), cerign. mugtssgk^ „morsico", aquiL
motsseka,Alatrimutss§katg„morsicato",taranbmutssgkä,
Lecce mötsseku (gegenüber täSisu < OCGISÜS), Roma
motssiko etc.
e) „Grimasse" — „spotten, hetzen". Im Abruzzesischen
hat mut§seka auch die iBedeutung „spotten", den Papanti
(I parlari in Certaldo S. 55) far Oesso Palena und Chieti be-
zeugt. Dieser Sinn ist aus „beißen" entstanden (vgl. „er ist
bissig") und ist von den nun zu besprechenden Ausdrucken
far „spotten" verschieden. Lork (Altbergamaskische Sprach-
denkmäler S. 177) fuhrt aus Oberitalien folgendes an: ven.
bol. moke „diconsi gli atti e le parole che ci pajono super-
§61. — 110 —
flne e leziose^, fa iniga di moke „non fare smofie*', fa di
moke a ergü „vezzegiare, far carezze eccedenti ed affettate,
lomb. fa la moka „agazzare le labbre inTerao nno o cacciar
fiiori la lingaa o altrimentri fargli brutto yiso in segno di
disprezzo'S a.-berg. fa la moka „torzer ol nas'^, auch trient,
far le moke. Damit ist franz. faire la moue „grimasse
qu'on fait en allongeant les leyres, en signe de mecontente-
ment ou de d^rision**, span. hacer muecas „sich zieren*^ zu
vergleichen. Wenn aber die norditalienischen Formen zu
MÜCCÜS passen und auch begrifflich aus der Bedeutung
„Maul** (far le moke bedeutet „die Lippen spitzen, indem man
sie vorstreckt*^) oder aus dem pejorativen Sinn des Wortes
erklärlich sind (vgl. auch a.-ital. mucciare „verspoüteu, ver-
höhnen*' aus moccio, valtell. mökena „scherzo** Arbedo
muSfdru „Spott**), widerstreben das spanische und französi-
sche Wort, die teils offenes o, teils ein&ches c verlangen,
dieser Ableitung. Die Erklärung ist die folgende: im Vor-
romanischen hat neben MÜCCÜS auch en '^^Mj^CÜS existiert,
mit dem es sich vermischt hat. Dieses stammt aus dem
griech. ficoxgiv, fiAxog, welches in späten Glossen, gleich tor-
tio narium C. Ql. V, 623 (vgl a.-berg. „fa la moka over
torzer ol nas**), das lai sanna C. 61. 11, 374 auch
ingannatura C. 61. II, 682 im Sinne des rum. ingtnäturä
„Grimasse, Spott, Nachäffung**) übersetzt. Somit erklart sich
auch das franz. se moquer (aus dem Pikardischen), — engl
to mock stanmit aus dem Französischen — und prov. se
mouca „spotten**. — Auf einem dem „faire la moue** = «die
Lippen spitzen** ähnlichen Sinn beruht das arum. mutsa
„zuzeln** < *MÜCCEARE („ku tSubuka n gura mutsä ka na-
klu tsi sudze tsltsä** = „er zuzelt mit der Pfeife im Mond,
wie das Kind, welches an der Brust saugt** Obedenaru). Von
„spotten** bis „hetzen** ist nur ein Schritt Diese letzte Be-
deutung hat das drum, muta (Tibuna 1890 No.93), asmnta,
amuta, sumuta < EX-,' AB-, SÜB.*MÜCCEARE. Sie
werden speziell für das „Aufhetzen der Hunde, welches da-
durch geschieht, daß man die Lippen spitzt und durch das
— 111 — §62.
Emsangen der Lnft einen zischenden Ton herrorbringt^ ge-
braucht Ich glaube, daß auf * ADHUCCEAKE auch das von
Homing (Zeitschrift rom. PhiL XV, 452) zur Bekräftigung
der Oröberschen Etymologie: ital. ammicare <» AD + ME
+ ICCARE aus dem patois Poitevin angef&hrte amoisser
^exciter les chiens a nous d^fendre, en criant a moi, ä moi!**
beruht (das „en criant a moi, ä moi!" ist Ar die Etymologie
belanglos, weil auch im Rumänischen neben dem zischenden
Ton der Ruf „pe el!*' oder „prinde-1^ den Hunden zugerufen
wird).
f) „Stumpft — „yerstflmmeln*'. HÜCCUS bedeutet außer
„Rotz^ auch „Stumpf*': rum. muc de lumtnare „Eerzen-
stumpf**, muc de ^igarS „Zigarrenstumpf'', muc&rY „Licht-
putze". In diesem Sinne ist es auch in Italien verbreitet:
moccolo „Lichtstumpf, davon moccoletto, moccolino
„kleine dünne Kerze'', moccolaia „Lichtschnuppe". Das ent-
sprechende Verbum *MXJGGEARE heißt „abstumpfen, die
Spitze abschneiden": ital. mozzare „abschneiden, kürzen, tag-
liare della estremita" (z. B. mozzare la coda a un cane), log.
mutssare „tagliare"; davon ital. mozzamento, mozzatura
(disigarre), mozzo „abgeschnitten" und „Abschnitzel", davon
mozzeto „kleiner Eerzenstumpf", mozzone „Peitschen-
sohnitze", cerign. mgtssoun^, neap. motssone, campob. m§-
tssoune, Lanciano mutssone „mozzicone di legno brudato,
di candela" (dav. mutssungelle di sichere „sicca"), siciL muz-
zuni „mozzicone, spago ritorto al estremita del correggiato
della frusta". Endlich die *MUCCEUS + -ICARE-Typen:
(s)mozzicare „verstümmeln", ammozzicato „in Stücke
zerschnitten", mozzicone (di candela, di sigaro) „Stumpf",
boL mutsgan, gombit motssegon, Sillano motsseHon.
§ 62. Weit verwickelter ist die vom Stamme PICC-
(Körting* No. 7131) abgeleitete Wortsippe. Wir werden
dennoch^ wie bei MÜGCUS versuchen, die verschiedenen
Sinnesentwickelungen zu verfolgen.
a) „Gipfel" — „Spitze" — „spitziger Gegenstand" —
„stechen": 1. PICO-: itiJ. pioco „Bergspitze", picea „Spieß,
§62. — 112 —
Pike**, dav. piccare „stechen, prickeln (Wein)** (dav. picco
MStechen**),Yen. pikar, sicpikari; day.itaL piccone „Picke**.
2. PICCi-, itaL pizza „großer, eirunder, oben spitz zolaofen-
der Ease**, pizzo „kleiner, spitzer Einnbart**, pizzare
„zwicken, kneifen, sticbeln**, sie. pitssu „angolo acuto",
pitssa „estremitä acuta di checchesia, punta**, appitssari
„appendere, sospendere una cosa in qualche punta**, sard., caL
pitssu „Spitze, Schnabel** 0> alb. pits „Schnabel**), oberii
pitsä „beccare**, tarant, pitssulo „punta**, a.-Chioggiapi9olo,
Arbedo pits „becco, cima**, pitsaa „beccare**, Lanciano pi-
tsse „punta, estremia d'un oggetto, mbitssa „ficcare, far
entrar la punta^ 3. ^PICCICAKE (vgl. § 71) hat sich meines
Wissens nur im Rum. pisca „zwicken, kneifen, sticheln*" <
'^itäka (ygL Gandrea Hecht-Romania XXXT, 314) erhalten.
4. PIGCi + ICARE erscheint im Rumänischen in pifigoiü
„Sperling**, pi^igaesc-BitaL pizzicare und in pisc „Gipfel"
<:^ ^itsk <C *pits[i]k. Im Italienischen haben wir pizzi-
care „zwicken, kneifen, sticheln, zupfen** (pizzicato „blatter-
narbig** = rum. pi|cat de yarsat), dav. pizzico „Priese
Schnupftabak** <« pizzichino, pizzicore „Jucken, Eitzeb**,
pizzicottare „zwicken**, Lanciano pitssekä „bezzicare, pin-
zare**, pltsseke „pizzicotto**, ven. pitsegar, sia pitssikari,
Sillano pgtsifiar, Lucca essere in pitssiko „essere all'estre-
mita**, camp, pitssiai „pizzicare**, Teramo p§tss$kitf„ piz-
zicata, puntura** fiappitssl „entrare a pena**, boL ptsigoer
„pizzicare**.
b) „Stich** — „Punkt** — „Tupfen** — „Tropfen*' -
„wenig** — „klein^ Ebenso wie PUNCTUS „Stich** zu der
Bedeutung „Punkt, Tupfen**, dann „etwas kleines** gelangt»
so auch die nun zu besprechende Wortgruppe. Rumänisch
haben wir pic „wenig**, arum. kikä, „Tropfen, Bissen** (und
wie GUTTA > gutä auch „Schl^anfall**) picä, picurä
arum. Kikä, mgL pik „tropfein**, davon drum. mgL pic&turä
„Tropfen**. Im Albanesischen finden wir pik§ »Tupi^ Fleck,
Sommerfleck, Tropfen, Schlagfiuß**, pikon „tropfe**. Das
Italienische hat picco und piccato „Tüpfelchen**, piccolo
— 113 — §63.
„klein*' piccino, picciolino, piccinaccio, piccinaco(lo)
„kleiii(er Mensch), caL picea „wenig" (= rum. un pic). Auf
'*'PIK'0 (§ 71) geht ital. spiccio, picciolo, neap. pit&§olo
„Kleingeld", sard. (camp.?) pitäSokku „Knabe" zurück. Da-
gegen beruht auf PICCi- sard. (log. camp. galL) pittsiunu
„giovane", a.-berg. pitsena „klein", (trieni pitSul „picciolo"
stammt aus dem Friulanischen).
Nach piccare =»pizzicare richtete sich dann beccare
=: bezzicare, cors. betssigä (day. betssigu „becco"). Da-
gegen gehört ital. appiccare „zusammenkleben" = appic-
cicare (sie. pitssikare „attaccarsi fortemente", Teramo fiappi-
t§diki „appiccicare") zu deutsch picken. Die italienische
Nebenform appicciare ist durch impicciare § 63 beeinflußt
(sie. pitssare). ItaL appicciare „anzünden", Bari appitdäa
fogg^re" accendi fuochi", campob. ii appit§§§ „metto fuoco",
Alatri ie appitssg „metto fiioco", mil. pitsä „accendere"
geht auf *ADPICEARE « PIX) zuruct
§ 63. KTi, PTi ergeben teils tss und teils tag. Dies
letztere nur auf dem Gebiet, wo ein t§-Laut vorkommt :
*CAPTIO, -ARE > cacciare ,jagen" dav. caccia
„Jagd" (cazzare „das Tau einziehen" als Marineausdruck ist
dem Ligurischen entlehnt) sie. katSäari, aquiL kat§§a, lanc.
katsää „mandar via", campob. katSsä „metter fuori", taranb
gombit., Sillano katSSa, galL, cors. katä&a „caccia", a.-gen.
deska^ar, ka^a, mil. kaSa „stimolare, pungolare", a.-berg.
deskatsar „vertreiben", n.-berg. kassa, a.-Chioggia ka^adi,
trieni kasar, kasador.
♦COACTIO, -ARE > Lecce katsare „zerdrücken".
COCTIONEM > (s)cozzone. *COMPECTIO, -ARE «
COMPECTÜS < COMPACISCOR „Vertrag schließen") >
compicciare „zustande bringen". *COMPTIO, -ARE und
*COM[P]TIO, -ARE > ac-, s-conciare (dav. concio), sie.
kuntsari (akkontäu, skontsu <! ital.), cerign. akkondzg,
Lecce kontsä, aquil. akkont§aturi, Lanciano akkondk^g,
campob. ak-, s-kundzg, Arpino akkont§§, gombit kun-
tsar§, Sillano kuntsar, a.-gen. des-, a-kon9>o, mil. konäo,
Weigand, 11. Jahresbericht. 8
»68. — 114 —
nb. kontsa, a.*berg. akonts „SoUafe*', tiiesi kossar.
«GOKRUPTIO, -ARE > oorruooiare (dar. oonraoeioX SU-
laso m^ krotääa „aa eonracoio*', romagn. knrtse „oorroc-
cio«. »DISTRICTIA « DISTRICTUS + Suff. lA) > di-
streaza. '«'DIREGTIO, -ARB > ad-, in .diriazare, m
dritasariy neap. adderetssare, Leooe ndritssu „io dirälo^
cal. addiritssare, a.-gen. dri^ar, tri^ii ndrisar. DIRBC-
TIONE > dirizione „hartiiäddger BntscblciB'' (preüdere
ua d. e« ^sich etwas in den Kopf seteen^ »= ,,eme gewisse
Riobtong emsoUageB*') [nb. dimione]. ^DÜCTIO, -ARB >
doealare ^^harabgieBeii*' dav. dooeia, docoio „Wassenrobre^
sie. dntgSare, dntiia, piem. doss. *EXC ARPTIO « *SI>
CARPTU^fir£XC£RPTÜS)>sqaartiare„BeIreißen^a.-geIL
sqnar^ar «ISPACTIO, ARE? (Körting^ 3015) > (di)0paeciare,
♦BXPICTIO,-ARE(Körting23022)>apiociare,di8picciare,
Teramospit§§l„8picciare'',Laaciano |i spit&§f „gpradleherror''.
FACnONEM>a.-ii faasone day.(r)affaBzonare [nb.£Baioiie;
sie. fatssnni „faU»zze*', affatssnnari „scbmüoken*'. *FRIC-
TIO, -ARE '> frizzare (dar. frizzo), a.-aqmL friozante.
FRICTIONEM > romagn. fritsson, trient frison „Jucken".
KEPTIA >> nezza, D.-gen. nessa, Ten. netssa (maso. netsso),
trient nesa. NÜPTL£ ]> nozze, sie. notssi, Lanc. notsse,
bologn. nots, trient nose. RECTIQ, -ARE > rizzare.
♦STRICTIO, -ARB « STRICTÜS) > strizzare «pressen«,
gombit Btritssare, Billano gtritssar. «SUCTIO, -ARE >
sneeiare (dar. succio ,^Schlüok^), a.-b6rg. sisa, miL sisa,
pistoj. tSutSSare, ven. sutsar, trient tsntsar.
In einem Falle kommen beide Ergebnisse vor:
♦EXTRACTIO, -ARE > stracciare, gombit Stratsse,
mil. straSa. *TRACTIO, -ARE > tracciare, day. trac-
cia, gegenüber sie. stratssari, kaL atratssare, a.-geiL
stra^a, trient strasar.
Ital. eozzare „mit den Hörnern stoßen/ wdcbes Diez von
♦COICTIARE < CON + »ICTIARE < ICTÜS « ICERE)
ableitete (aaoh franz. eosser), beruht wahrscbeiEiliQh nicht auf
einem CTj|, wie man ans franz. cotir „dasselbe** schließen kiuuL
— 115 — §64.
§ 64. Wie soll man diese Unregehnaßigkeit erklären?
Es wäre möglich, daß die tö6-Formen auf einem andern Laute
beruhen als die tss-Formen. Wenn wir die tss-Beispiele be-
trachten, so sehen wir, daß die meistenschonlateinisch belegt sind:
maPTIA > nezza, NUPTLE > nozze, COCTIONEM >
cozzone, DIRECTIONEM > dirizzone, FACTIONEM>
fazzone, FRICTIONEM > frizzone. Auch ♦DISTRICTIA
>- distrezza, wenn es nicht ein Gallizismus ist^ muß schon
früh gebildet worden sein, als noch ein Wort wie AN6DST-
lA ihm als Vorbild dienen konnte. Dirizzare, rizzare,
strizzare zeigen durch den Übergang des unbetonten e >• i,
gegendber diretto, stretto» daß sie nicht erst aus diesen
gebildet sein können. Über Suzzare nb. succiare vgl. § 71.
Es bleiben also nur noch die dialektischen cotssare, tra-
tssare (tracciare stammt aus dem Französischen vgl § 53),
die auch auf altem *COACTIARE, *TRACTIARE beruhen
können. Was die t6S-Formen betrifft, so sind das alleVerba
auf -lARE, die im Lateinischen nicht belegt sind, und die
auch dadurch sich als späte Bildungen entpuppen, daß sie —
außer '^'CAPTIARE — dem Rumänischen gänzlich unbekannt
sind. Es ist also wahrscheinlich, daß im ersten Falle Tj, wie
jedes andere Ti zu ts geworden ist und daß dann, als das
Assimilationsgesetz zu wirken begann, das vorausgehende P,
K diesem ts gleichgemacht wurde. Im zweiten Falle aber
haben wir es mit Wörtern zu tun, die erst in einer Periode
gebildet wurden, als das PT, KT ihrer Primativa schon Tom
Assimilationsprozesse ergriffen waren, und einen Laut ent-
hielten, der Yom T verschieden war, daher auch ein anderes
Resultat als T ergaben (Dispicciare, corrucciare stammen
wahrscheinlich aus dem Französischen, proveccio ist nicht
♦PROFECTIÜM, sondern a..span. provecho).
Anm. Meyer-Lübke (Zeitschrift rom. Phil. VIII, 302 bis
304) hat f&r jedes Ti nach Konsonant folgendes Lautgesetz
aufgestellt: a) -Ti- >> tä(S) (cacciare, stracciare, con-
ciare, impacciare, squarciare, gocciare, comin-
ciare. Lenzuolo soll nach lenzo umgestaltet sein, faz-
8»
§65. — 116 —
zone aus Frankreich stammen), b) -*Ti ]> ts(s) (nozze,
gozzo, -anza, terzo, anzi, marzo etc. Dirizzare, al-
zare, suzzare richten sich nach den stammbetonten Formen,
caccia, goccia, doccio sind PostYerbalia). Darauf ist
folgendes zu erwidern: selbst wenn der Akzent auf die i- Ver-
bindungen im Italienischen einen Einfluß gehabt hätte, fragt
man sich, warum sich caccio nach cacciare und dirizzare
nach dirizzo (dessen i dann unerklärt bleibt) gerichtet hatte?
Kommen yom ersten die endungsbetonten Formen öfters, als
vom zweiten Tor? Ich glaube nicht. Wie soll man aber bei
dieser Erklärung Falle wie: canzone, menzogna, Fioren-
zuola, scorzone, cozzone, frizzone erklären, um nur die
zu erwähnen, die von einer berechtigten ts-Form nicht be-
einflußt sein können?
III. K[.
§ 65. In der Behandlung des Ki zeigt Italien zwei Be-
sultate: ts§ im Mittel-, tss (bezw. vereinfachtes ts, oder dar-
aus hervorgegangenes s) in Süd- und Norditalien. Wahrend
also im Süden und Norden Ki und Ti zusammenfallt: potsso
= brat SSO, konnte im Zentrum Ki das Ti auf der Stufe
tY nicht mehr erreichen, so daß auch das Resultat ein anderes
war: potsso aber bratsso. Beispiele:
ACIA, *ACIOLA > accia; — kal. atssa; — neap^
cors. ats§a, mil. a§a, a§ö(la), com. aSa; — lomb. atssa,
crem, atssola, a.-berg. atsa, n.-berg., bresc. assa, ven. atssa,
emil. latssa „accia, filo, spago", trient. asa. ACIALE, *AC1*
ARIÜM > acciale, acciajo; — sie atssäru, caL atssa-
riare „aciajare", cerign. atssärg „acciajo"; — galL at§§accu;
— miL, a.-berg., trient. atsal, ven. atssale. ARMORACIA
> cors. armuratSgu. BRACHIUM, BRACHIALE, *BRA-
CHIATA > braccio, (dav. abbracciare) bracciale; —
sie. bratssu, vratssata, mmiratssu « in-br.), cerign.
vratssg; — neap. vratääo, lanc. vratSsg, gall. bratssu,
cors. br^täsu, gombit. bratääg; — a.-gen. bra^o, piem. braf.
mil. bratss und bra§; a.-berg. brats, bratsal, bol. bräts,
romagn. bratss, ven. bratsso, bratssal, trient. brasi (PIüt.
— 117 — §65.
und Sg.). GHARAGIAS > lomb. kara§, trey. skaratsso
„ramo deUa grossezza di circa un braccio umano". *CLO-
CEA (fnr *GLOCEA zu GLOCIRE) *CLOCEO, -ARE >
chioccia „Gluckhenne", chiocciare „glucken" (day. chioc-
cio „heiser"). *COCEÜS ygL § 60. ERINACEUS > cerign.
r^natää^, campob. rgnat§ä§ „ramendatura" (quasi „parte
ruvida, aricciata"). FACIO, ERE > faccio, (fo); — sia, cal.
fatssu, cerign. fatssg, neap. fatssu (Konj. £fttssa); — Lanc,
Arpino, campob. fat§§§, Teramo kg ii fatSSg, aquil. fatäsa
te „faccia te", gall. fptSSu (Konj. f^täSa), cors. fatSSu,
gombii fatSSg (Konj. fatSäa), Sillano fatSsa (Eonj. fatäSa);
— a.-gen. fa^a (Konj.), a.-berg. fatsa (Konj.), romagn. fatss
(Konj. fetssa), triest fatso, trieni faso. '^'FuECIA >> fec-
cia; — sie. fetssa, — lanc. fetSSg, — a.-gen. fe^e, a.-berg.
fets. FENISICITJM > seccia. GLACIA (ftr GLACIES),
♦GLACIARE, *GLACIUM, *GLACIARIUM > ghiaccia,
ghiaccio, diaccio, diacciuolo „Eiszapfen", ghiac-
ciaio „Gletscher", ghiacciaia „Eisgrube", ghiacciare;
— sie. iatssu, cerign. iatssu, cal. iatssare „schneien";
— neap. iat§§o, Lanciano iat§§g, iat§§ä, cors. g^tssu,
gombit. ggiats§g, Sillano biatSsg, — a.-gen. dza^ä,
dza^a, mil. dzatss, piem. dSa^a, a.-berg. dzatsa, romagn.
dzatss, triesi iatso, iatsär, trieni dzats.
lACEO > giaccio.
ILICEUS > leccio, gall. litsSa, Sillano letSsg.
INSICIUM > ciccia, sicciolo, cicciolo. *LACEÜS (=
LAQUEUS), *LACEO, -ARE > laccio, al-lacciare, in-
tralciare; — sie. Iatssu, intirlatssare, cal. Iatssu,
tarant. latssg, Lecce Iatssu, Bari, latsse, cerign. latssg,
neap. latsso; — com. le§ä „allacciare"; — mil. latss, latsä
„zuschnüren", gen. la^u, trient. las. *LIBYCIUS « LIBY-
CÜS) > libeccio „Südwestwind". LICIUM, LICIA >
liccio, liccia (lisso < franz.); — sie. litssu „filo ritorto",
Lecce litssu; — neap. litäSo, cors. litsäu, Alatri litääi; —
a.-berg. lits. *LUMBRICIUS > piem. lombris, berg. lum-
bris „lombrico", com. lembresina „angue fragile". *LU-
«65. — 118 —
CEABIOLUM > Y.-berg. lasarol „Ineifer"', lomb. lüsaT5(l),
lüsiröl „Lichtöfl&iuiig«. *MINACIA, ♦MNACIO, -ARE >
minaceia, minacciare; — sie. minatssa, Lecce minetssu
„minaccio*'; — galL cors. minatiäa; — a.-gen« mena^a,
mena^ando. MÜSTACITJM >• mostaeoio; — Lecce mu-
Btatssu, cal. mastatssü(lii); — neap. mostatädo. PANA-
RICIUM > panereccio; — oerign. panaritssf. *PECI-
0LÜ8 > picciuolo. ♦PICEO, -ARE vgl. § 62. PLACEO,
-ERE > piaccio. SAL6ICIA > salsiccia, salciccia; —
sie. sautSitssa, Lecce satitssa; — campob. 8at§it§§a,
aquiL sautäitäsa, cors. salsitääottu, neap. saut§itääo; —
argen, satsi^e, romagn. tsutssetssa, trient salsisa. SI-
LICEÜS >> mil. saritss, Seris „selce*', piem. saliss, tic
Sareäa, valteU saleSa. SOCIUS, SOCIA > soccio „acsco-
mandita di bestiame"; — cerign. suetssf, Bari sptss^, fem.
s^tssf; — neap. suotsäo „pari, eguale^, Lanciano sots§e
„nguale*', campob. suotSSg „eguale", assutääa, miL lomb.
go§ „accomandita di besidame^, ossol. go§ „nunore*'; — boL
sots, romagn. tsotss, trient sosi (Sing.). *SPINACEUS >
a.-berg. spinats. SUSPICIONEM > a.-gen. sospe^on.
♦TRICHEA, *TRICHEOLA > treccia, dav. intrecciare;
— sie tritssa, stritssari „disfar la treccia", cal. tritssa,
Lecce tretssa, Bari tretss^, tarant. (tr^ödf aus denii
Ital.), Arpino tritssa, neap. tretssa; — gall. tritgöa, cors.
tretääa, gombit. tretdsolg; — mil. tretssa, a.-berg. tretsa
(glosiert durch „trica"), trient. dresa. *TRILICIUM > tra-
liccio; — (miL romagn. tarlis < TRILICEM). VICIA >
veccia; — cerign. vetss§; — Teramo TetßSg, Sillano ve-
tssa, miL veäa; — a.-berg. vetssa.
In einem PaUe steht Ki im Anlaut: CYATHÜS, *CYA-
THINA ]> mil. com. tsaina, a.-be^. tsaina, n.-berg. saina,
crem. pay. saina „quartuccio, un vaso di terra cotta", päd.
tsaina „große Schüssel". An Ortsnamen seien erwähnt:
ARICL&. > Ariccia, AUSÜCIA > Ossuccio, MODICLA
> Monza, mCMA > Nizza (SCYLACIUM > Squillacc,
SUBLAQÜEÜS > Subiaco.).
- 119 — §66.
§ 66. Die Grwixeii der tid;- Aosspnudie naoh SAien und
Norden zu bestimmen, fehlt es mir an MateriaL Es liegt aber
kein Orond ¥or, anzonefamen, daS tss aas tii, oder lung^ehrty
entstanden sei Meyer-Lübke (ItaL Gram. § 263) will aus der
Tatsache, daß in der Molise t6§ in den Wertem patäiiia
«a itaL paszo, mutiä^k^ »> itaL mozzioo, tSnoppg ■»
itaL zoppo, kfkotiSa «» itaL cuouzza statt itaL zz Tor-
kommt, schließen, daß tss ursprünglich audi in der Molise ge-
sprochen worden sei, und daß dann mit dem Eindringen des
nordlichen täs auch solche tss zu tää geworden seien, die
nicht auf Ei beruhen. Unter diesen Beispielen gehen aber
mutäS^kf und mozzico auf zwei versohiedene Typen
zurück (§ 71), in cucuzza und pazzo handelt es sich um
die Doublette Suff, -azzo = accio, -uzzo «» -ucoio,
worüber im § 72 f. gehandelt wird, und in zoppo um ein
Fremdwort, welches auch im Franz. (cfaopper) ein tä zeigt
(ygL umgekehrt platzen >• ital. spiacciare). Es gibt aber eine
ziemlich große Anzahl von Ausnahmen, die ein tss im tid-
Gebiet und ein töi im tss- Gebiet aufweisen. Es sind Tor
allem die Suffixe accio »= azzo, uccio s» uzzo zu nennen,
die übrigens nicht auf Italien beschrankt sind, sondern auch
sonst in der Bomania wiederkehren. Dann — von einzelnen
Wörtern wie tarani tritäöa, cerign. r^natidf, Bari appi-
töda, die aus dem Norden entlehnt sein können abgesehen —
zeigt Napoli im Süden ritsso, latsso, alutsso, nutsso,
tretssa etc. neben atäda, vratöSo, aritSäare, iatSäo,
litfifio, ammenatfiSare, mostatd&o, sautiit6§o, suotSSi,
setatSäo etc., wahrend das bei weitem nördlicher gelegene
Arpino meines Wissens nur tss -Formen besitzt. Im Norden
zeigt das Mailandische Doppelformen wie rifi ^^ ritss,
olniä "-> olnitss etc., und dieses Schwanken ist über die
ganze Lombardei verbreitet, wie der bette Kenner dieses
Dialektes, Salvioni, es ausdrücklich betont: sc e z in Lom-
bardia si equivalgono (c£ miL braz e brasc, mil. Iaz4 di
fönte a com. Iasci& „allacciare*^, nuL giaz a fönte ad alp.
giascia, Monza e Monscia, TaL caL dulsca^Iomb. dolz
§66. — 120 —
ecc). Es ist kaum anzanehmenj daß das § aus t§ä der lite-
rarischen Aussprache stammt, obwohl Salvioni lehrt» daß
^ne'documenti antichi e sempre z", demi das Lombardische
besitzt doch den Laut t§ «[ GL : t§ama, <C CT : petsäen, <
K£, KI «= tserka, täel etc.), so daß man nicht einsieht-, warum
ital. ghiaccio zu dz a§a umgestaltet wurde. Es handelt sick
yielmehr tatsachlich um zwei Aussprachen, von denen die
alten Texte die eine (6) nicht anerkennen wollten, sondern
nach dem Muster der übrigen norditalienischen Dialekte nur
z (= ts) schrieben.
Dagegen kennt die italienische Schriftsprache einige tss-
Formen. Neben ERICIÜS > riccio (sie. ritssu, ritssa-
tura „spoglia del spinoso**, cerign. ritssg, neap. ritsso aber
aritäfiare, mil. ritss neben riä, a.-be]^. rits „Domstraucb,
Gestrüpp** [ygL span. erizado „stachelig, dicht** vom Gestr&pp],
trient. ris), woYon aricciare „strauben, emporstehen [Haare]",
kennt das itaL auch ein arizzare „sträuben (von der Mahne
des Löwen).** Neben cuccio, cucciolo „Hund bis 6 Monate"
steht a.-itaL cuzza „cagna**, das mit rum. cu^iu! „Ruf för junge
Hunde** zu vergleichen ist (vgl. sicil. gutssu, -a^ arpin. ka-
tääone „cagnolino**). Neben facciuola = „1. Diminutiv
von faccia, 2. Bäffchen am Hals der Priester oder Siebter,
3. Gewebe zwischen Zettel und Webebaum** steht a.-ital.
fazz(u)olo „Tuch**, dav. fazzoletto „Halstuch** C> ^'^•
farsulatg „Schnupftuch**), Lanciano fatssolu „fazzoletto^
ven. fatsio(l) « fatsuol) „leinener Mantel, Leintuch**, O
alb. fatsel „specie di cambrik**, serb. facol, facol „Tuch**, by-
zant q)axi6kig „Handtuch, Serviette**, q>axi6Xiov „Turban""}
a.-gen. fa^ol, trient. fasol, dessen Etymologie von *FAC10LA
« FACIES vgl. rum. fa^S de masa= „Tischtuch**) Parodi
(Alcune osservazioni a proposito del lessico genovese antico
di Giovanni Flechia. Genova 1886 S. 17), mit Recht gegen
die Diezsche: germ. fetzen, verteidigt. *BISLÜCHJM (vgl.
*BISLÜCA > franz. berlue, prov. besluga) > barluzzo
„Zwielicht** (wie *BISLÜMEN > barlume). Neben LUCIUS
> ital. luccio (neap. alutsso, a.-berg. luts, trient. lus) steht
— 121 — §67.
merluzzo, mil. merlütss < MARISLÜCIUS. Neben PICEA
>> peccia „specie di abete" steht *PICEUM > pezzo
^Fichte" (mil. peSa „pino bianco^, yen. päd. yeron. petsso).
PITTACIÜM (= griech. xirraxiov) > petazza „bagatella",
SOLAGIUM <! sollaccio neben sollazzo» day. soUazzare
(sie. sulatssn, Sillano solatso).
§ 67. Ein Wort, das besondere Beachtung yerdient, ist
das lat FACIES. Es ist entweder wie GLACIAS > QLACIA
zu *FACIA geworden und hat regelrecht itaL faccia, campob.
'm patäSa, gombit. fatSöa, a.-gen. a.-Ghioggia fa^a, mil.fat8sa
nb. faäa ergeben, oder es ist FACIES geblieben und erscheint
auch im tss-Gebiet mit tSä: sie. fatSSi (n fatSöi <[ IN
FACIE), cerign. fat䧧 (m batSSg „in faccia''), Lecce fatSSi,
neap. fatääe (nb. fatääa), n.-gen. fatSa, trieni fatsa. Diese
Form erklart sich nach § 90. Vor e wurde Ki anders be-
handelt als yor a, o, u. Zwar trat die Dehnung des Konso-
nanten ein: fakkie, dann aber wurde das i yom folgenden
e absorbiert und dieses fakke konnte nun entweder mit lat.
kke, kki zusammenfallen, wie im Log. fakke, Camp. fatSSi,
Sic, Neap., Lecce, Cerign., oder selbständig yon diesem zu
t§§ werden, wie im Sass. fatäSa, Gen. und Trient (wo kke,
kki zu tse, tsi werden). Nun konnte man die im yorigen
Paragraphen angefahrten Unregelmäßigkeiten auf folgende Art
erklären: Wie nach Konsonanten, so fiel in ganz Italien auch
nach Vokalen Ki mit Ti zusammen und beide wurden zu tss.
Nur in einem Falle entwickelte sich Ki zu t§§, wenn ihm
nämlich e, i folgte. Wir sollten also ACIA >• atssa aber
ACIiS >• atsde erwarten. Dann trat Ausgleichung ein: Im
Süden und Norden siegte der Singular, im Zentrum der Plural.
Das Schwanken im Neapolitanischen und Lombardischen
würde eine schone Bestätigung dieser Annahme bilden, des-
gleichen die Doppelformen der Suffixe accio =» azzo,
uccio «=uzzu etc., und ital. sollazzo .neben sollaccio etc.
ohne weiteres erklärlich. Beweiskräftig würde in diesem
Falle fazzoletto sein, wo dem tss keine ts§-Form beiseite
stand, so daß ein *faccioletto nicht entstehen konnte.
§68. — 122 —
Freilich müßte dann facoiaola, bracciale aach faccia,
braccio, ghiacciare, ghiacciaio nach ghiaccio, lac-
ciare nach laccio, minacciare nach minaccia unge-
staltet worden sein, picciuolo „Stiel*' von piceiolo „klein"
beeinflußt, und acciale, aociaio eine spate Italianisierong
des norditaLatsal sein (Die itaL Nebenform aciajo würde audi
die Unyolkstfimlichkeit des Wortes beweisen.). Yerba wie
piaccio etc. müßten aus *piazzo nach Analogie der zweä^i
Person piaci entstanden sein. Durch diese Erkl&rung ließe
sich auch ein schöner ParaUelismus zwischen FOETI[D]US
>> Lecce fietssu (neben fetu ygL Archivio glott itaL IV,
125) „foetor", tarant. fietss§, PÜTI[D]A > itaL puzza
„Eiter^, day. puzzare „stmken^, day. puzzo «Gestank** [ygL
log. puta „puzza, odore*'], Lanciano putssa „puzzare*^, Teramo
putssi „puzzare*', fiappgtssignitg „diyenuto puzzolente**,
romagn. potssa „puzza^ Pisa pussolente, — und ACI[D]ÜS
>- a.-itaL lazzo „aspro e pungente di sapore**, cors. latssu
„sciocoo (detto delle yiande)**, gewinnen.
§ 68. Diese Erklärung, so ein£B.ch sie auf den ersten
Blick auch scheinen könnte, hat sehr wenig Wahrscheinlich-
keit für sich. Bei einem Worte wie „Arm*' würde man schon
yerstehen, daß die Form des Plurals den Singular beeinflußt
hat, (und gerade in diesem Falle hat das Lateinische BRA-
GHIA !), aber wie soll „Zwirn**, „Eis** etc., die doch so selten
in der Mehrzahl gebraucht werden, den Sieg über die Singular-
form dayontragen? Außerdem ist unter den tss-Formen des
Italienischen keine einzige, die wirklioh zu dieser Erklamng
zwingen und keine andere Deutung gestatten sollte. Fazzo-
letto bedeutet einen Eulturgegenstand, kann daher aus dexa
Norden importiert sein. Pezzo stammt ans einer Gegend,
wo die Fichte zu Hause ist Merluzzo ist nicht MARIS
LUCIUS, sondern merlo + Suffix -uzzo. In petazza hat
man das Diminutiysuffix -azza gefehlt, in cuccio neben
cuzza, und cucco „dumm, kindisch**, dagegen haben wir
es mit den Suffixen -uccio »= -uzzo =^ -ucco zu tun, ebenso
wie im arpin. katSäone mit dem SufiBx «-aocio. Diese
— 123 — §68.
Worter sind ans "^cocuccio, '*'cociizza, *cocaccio yerkfirzt
und sind Ableitungen des im § 60 besprochenen *coco
„Kopf. Die kleinen Hunde haben bekanntlich so unYerhalt-
nismäßig große Schädel, daß eipe scherzhafte Benennung nach
dieser Eigenschaft nicht auffiQlt Arizzare neben ariciare
wird im § 78c erklärt, desgleichen barluzzo im § 71 Anm.
Was endlich solazzo betriffli, so ist es, wie die Bedeutung
zeigt, ein Latinismus. SOLACIUM wurde als SOLATBIUM
gelesen, daher zunächst *solazio (ygL Sillano solatso mit
einfachem ts) und dann wie die im § 52 Anm. besprochenen
Fälle: sollazzo. Ebenso findet man z. B. yon lUDICIUM,
das in Italien in yolkstfimlicher Gestalt nirgends zu treffen
ist, neben dem Latinismus giudizio ein giudizzino „kluges
Köpfchen; kleiner, scharfer Verstand", welches trotz seines zz
doch nur ein Latinismus ist (ygL auch catupuzza, cacapuzza
„euphorbia latyris" «> catapüzia, oacapüzia, nach
Pieri mit Archivio glott ital. XY, 378 aus den Imperativen caca
+ puzza.).
Anm. Gegen die Etymologie yon cuccio «C^cocuccio
scheint cors. kucöu mit seinem de statt t§ö (siehe das Dind-
nutiy kucöutSSu) zu sprechen. Aber auch dem itaL boc-
cuccia, welches sicherlich yon bocca mittelst -uccia abge-
leitet ist, entspricht im cors. bokkuööa, so daß man wohl
nicht fehlgreift, wenn man den Übergang yon ts ^ ( dem
yorausgehenden k zuschreibt. Ein anderer Fall ist cors.
buööa, sbuccatura, temp. sbuSöa, sbucöula, wofür auch
sass. butSsa, das dem dunkelen ital. buccio, buccia ent-
spricht (ygl. tose bucchie § 71), welches nicht aus "^lobuocio
yerkürzt sein kann (Körting^ No. 5659). Sohuchardt (Zeit-
schrift für rom. Phil. XV, 96) hatte cuccio aus südslay.
kucka, magy. kutya, kuszi (spr. kusi) ableiten wollen. Ich
glaube nicht an die Möglichkeit einer so großen Verbreitung
im Romanischen eines slayischen oder magyarischen Wortes.
Für unsere Etymologie spricht außer dem zitierten katiSone
in Arpino auch das g, welches nur auf dem Gebiete erscheint,
das interyokalisches c zu g werden läßt (proy. goz, gossa,
cat. gos, span. gozque, pg. gozo, afranz. gous). Wahrscheia-
§69. — 124 —
lieh ist aach franz. gösse „kleines Kind*' dasselbe Wort —
Für lazzo, sozzo (arpino tsutssg fem. tsotssa, neap. sotsso,
Lanc. tsotss;, sotss^, gall. sutssu, a.-gen. S090), weiß ich
keine Erklärung; marcio, rancio zeigen anch nicht die regel-
rechte Entwickelung aus *MARCI[D]US, *RANCI[D]US, da man
''^arzoi '''ranzo erwartet Donkel ist auch ital. freccia
„Pfeil", gall. fritäSa, a.-berg. fritsi, lomb. (s)frit8a, miL
flitssa, n.-berg. Y. Bremb. flessa. Aus dem Qerm. (klalgan)
stammt itaL schiacciare, caL skatssare, galL iäatssa,
cors. §a6du, miL skiäa, romagn. stäiatss^, und skitsser,
skitss, askitss. Über bozza = boocia ygl. § 71.
§ 69. Wir gelangen nun zu einem der schwierigsten
Probleme der i-Verbindungen, zu den Doppelformen, welche
die Suffixen -accio = -azzo, -eccio = -ezzo, iccio =
-izzo, -occio B» -ozzo, uccio =» -nzzo, u. z. nicht nur
im Ital. sondern auch in andern rom. Sprachen zeigen. Bekannt-
lich werden sie von lat. -ACEUS, ICEÜS, *-OCEÜS, -UCEUS
abgeleitet. Die tag- Form des Italienischen wird als regel-
recht erklärt, für die tss-Form dagegen schlägt Meyer-Lfibke
(Rom. Gram. 11 § 420) zwei Möglichkeiten der Erklärung vor:
a) Beispiele wie popolazzo „Bevölkerung" •< POPULATIO
können ein Suffix -ATIO enthalten und Latinismen sein, b)
aus minuzza < MINUTIA gegen MINUO hat sich ein
Suffix -uzza <C -UTIA lostrennen können. Er erhebt aber
selber Bedenken dagegen und entschließt sich „die zz- Formen
als Entlehnung aus dem Süden oder Norden zu betrachten,
wo Ei zu tss wird*'. Daß aus dem einen Wort minuzza,
das nicht einmal auf dem ganzen Gebiet volkstümlich ist
(§ 11) die ganze Reihe der tss-Suffixe entstanden seien, ist
nicht anzunehmen. Eher ist es möglich, daß -ATIO zu -azzo
wurde, da wir gesehen haben (§§ 68, 52 Anm.), daß in Lati-
nismen -zio wirklich zu -zzo italianisiert werden kann und
da Wörter, wie and azzo, mogliazzo „Heirat", nevazzo
„Schneefall", vor allen aber schiamazzo „Geschrei", neap.
scamatsso, romagn. sttäiamatss = EXCLAMATIO, sie.
galatssu „scialo prolungato" »= EXHALATIO, neap. acqua-
tssa „rugiada" = AQÜATIO (vgl. ital. acquagione) dafür
— 125 — §69.
sprechen. Diese Deutung, so yerfiilirerisch sie auch sein mag,
muß aber aufgegeben werden. Für sie. yentulitssu „renti-
lazione"* läßt sich kein '^'VENTTJLITIO voraussetzen und
einem sie. tremulitssu „tremito continuo" entspricht im Ru-
mänischen tremuriciü „Zittern*', also gerade eine unregel-
mäßige ts-Form, selbst neben popolazzo kommt popola-
ccio Tor. Aber umsoweniger läßt sich an eine Entlehnung
denken. Nicht daß die Entlehnung eines SufSxes unerhört
seL Sie kann, im Gegenteil, in vielen Sprachen beobachtet
werden, aber nur in dem Falle, wenn dieser Sprache das
Suffix abgeht. Wenn dagegen ein Mittelitaliener, der zu
Hause cavalluccio sagt, mit einem Nord- oder Süditaliener
in Berührung kommt und von diesem die Aussprache caval-
luzzo hört, so weiß er genau, daß dessen -uzzo seinem
uccio entspricht, und kommt er in die Lage, von seinem
Nachbarn ein Wort wie ''animaluzzo aus irgend einem
Grunde zu entlehnen, so wird er in seinem Dorfe sicher nicht
animalluzzo, sondern animaluccio sagen, d. h. das Fremd-
wort in seine Mundart übersetzen. Ein jeder der spricht,
will vor allem von seinen Hörern verstanden werden. Daher
trachtet er dieselbe Sprache zu gebrauchen, die diesen ver-
ständlich ist. Im Augenblicke, wo einer ein Wort entlehnt,
muß er diesem Prinzip folgen; er entlehnt es, weil er fühlt,
daß gerade dieses Wort imstande ist, seinen Gedanken am
besten auszudrücken und will dadurch das Verständnis seinem
Hörer leichter machen. Wenn also der Toskaner im Gespräch
mit einem zweiten Toskaner in die Lage kommt, das vom
Venezianer gehörte animaluzzo zu gebrauchen, so tut er es,
damit sein Gedanke von einem Landsmanne besser verstanden
werde. Dies wird aber nur in dem Falle geschehen, wenn
er ihm das Fremdwort auch verständlich macht, d. h. wenn
er animaluzzo in animaluccio toskanisiert. Übernimmt
dagegen der Toskaner einen Marineausdruck des Südens, wie
gottazza „Schöpfschaufel", wo er -azza nicht als Suffix
auffassen kann, da ihm das Primitiv gott- unverständlich ist,
so wird er es nicht in gotaccia toskanisieren; in diesem
§70. _ 126 —
Falle aber ist auch keine Mögliohkeit vorbanden, da£ ein
Suffix -azza ins Toskanische eindringe.
§ 70. Sobald man die italienischen und rumänischen ts-
und tS- Suffixe nSher beobachtet^ stellt es sieh heraus, daß sie
gar nicht unregelmäßig sind und Italienisch -ccio geht regel-
recht auf -E'U, ital. -zzo auf -E'E'TJ zur&ck; im Bumänischen
ist es umgekehrt: tSu geht auf -E'K'TJ und tsu auf K'U
zur&ok. Um aber die Existenz eines Torromanischen SufBxes
-AE'K'U etc. beweisen zu können, müssen wir einen großen
Umweg machen und Ton einer lautlichen Erscheinung im Ur-
romanischen berichten. Am besten läßt sich diese an einem
Beispide verfolgen. Es ist bekannt, daß das Latein mittelst
des Suffixes -ULU, -A 1. von Nomina Diminutiva: LOCUS:
LOC![U]LUS, 2. Ton Verben Werkzeugsnamen ableitet: CINGO:
CING[U]LUM, TEQO: TEG[U]LA. Von TOBQUEO büdete
man TOBC[XJ]LUM, *TOBC[U]LA, das einen „gewundenen
Gegenstand", sei es, daß dies eine „Schraube zum Pressen"
(daher Torkel), oder einen „Bündel gedrehten Strohs zum
Wischen*', oder endlich eine „gewundene Fackel'' bedeutet
Im Bomanischen finden wir itaL torchio „Fackel, Kelter''^
torchiare „pressen" < TOBC[U]LABE, und mit Metathese:
♦TBOC[U]LUM > prov. trolh-s „Kelter«, firanz. trenil
„Kelter, Winde", *TBOC[U]LABE > prov. trolhar, span.
estrujar „auspressen". Die Worte TOBCIU]LUM,*TOBC[U]LA
konnten leicht als Diminutira aufgefaßt werden und man bildete
nach dem Muster L0C[U1LUS: LOCUS ein*TOBCUM,*TOBCA,
welche sich im franz. torche „Bündel, Wisdi, Fackel", dav.
torchon, torcher (daraus ital. torcia, torciare, span. an -
torcha, portg. torcha), prov. cat torcar „wischen, putzen",
erhalten haben (TOBQUA f&r TOBQUIS findet sich schon
bei Varro sat Men. 170 B', vgl. Georges: Lexikon der lai
WortforuL 695). Diese Bückbildung muß sehr alt sein, denn
es beginnt schon firüh in urromanischer Periode der K-Lant
Tor L mouilliert zu werden, *TOBCLU, *TOBCLA > *TOR-
K'LU, '^'TOBK'LA, wie das Zeugnis aller romanischen Sprachen
beweist (ygl. Meyer-Lübke, Bom. Gram. I § 487 ff.). Da aber aueh
— 127 — §71.
LOCLUS m LOK'LUS geworden ist, so konnte in *TOBKXA
immer noch ein Snfifiz -LA gef&hlt und losgetrennt werden
tmd ein "^TOBE'A r&ekgebildet werden. Dieses mafte nun
so behandelt werden wie nrsprOnglidies BEjI, daher haben wir
nun. toar^ ,,Faokel'', yeron. tortso ^^Faokel'' etc. (g 58X
Eine Grundform *T0B€1A Ton TOBQUEBE oder *TOBTIA
Yon TOBTUS for diese aufteilen, ist ein Unding. Etwas
anders gestaltet sich die Sache bei der Form mit Metathese.
Ans *TBOGLXJ konnten je nach dem Alter, in welchem
die Bückbildong stattgefunden hat, drei Tersohiedene Typen
entstehen: L *TBOCU, IL als die Mouillierung des E vor L
eintrat: *TBOE'U und IIL als später die Konsonanten Yor L
in intervokalischer Stellung gedehnt worden sind ^TBOK'E'LU:
rrBOE'E'ü. Diese drei Typen bitten im Italienischen L *troco
(ygL a.-franz. estruer „würgen^), 11. *troccio, IIL *trozzo
ergeben müssen. Wir haben aber keine Spur dayon, sondern
nur yon einer IV. Form *TBOCCO, welche im piem. truke
„stoßen", com. trukka „calcare e assodare selciato'', truk
„stampfe", stroka,yen. strukare „auspressen", mant. strukar,
£riul. struka, proy. truki weiterlebt Diese ist nichts anderes
als eine ümbüdung yon *troco nach troMko.
Anm. Ob alb. trokon „trete, yemichte", trok „Balken
der Presse", nun. *truc, *turo in strncesc, 8tru(n)cin,
arum. sturcin „zerdrücke, zermalme" auf einem *TOBCU,
*TBOCU oder rTBOGCU beruhen ist nicht zu entscheiden.
Jedenfalls kann alb. tork nicht aus itaL torchio entlehnt
sein, denn dann würde es *tork heißen (ygl. §eke <C itaL
secchia, Imuk <C ital. il muochio).
§ 71. Für alle Stadien, durch die TOBC[U]LUM bis auf
seine heutigen Fortsetzer gelangt ist, gibt es zahlreiche Belege.
Von den Bückbüdungen der -ULUS Ableitungen führe ich
folgende Beispiele an. Neben ital. bacchio <[ BACULUS
hat das oberit. bac< *BACCUS (wie *TBOCCUS, pg. bago
könnte ♦BACUS aber auch BACULUS sein). Neben ♦HIBUN-
DULA « HIBUNDINEM) > arum. ländurÄ, drum. r!n-
duricä, ital. rondola ist ans proy. ironda, ab-firanz. aronde
§71. - 128 —
ein '*'HIRUNDA zu erschließen (Meyer-Lübke Rom. Gram. 11
§ 355). Man leitet rum. chingä „Gurt" von ♦CLINGA <
C!ING[IJ]LA ab, während man cingä „Gurt'' (Pe mnrga cä
mi-1 scotea, — la flntinS-l adfipa, — cu ^ersaIa-1 ^ersäla, —
cu cinga mi-I tncinga. Marian Poesii pop. I, 34) als Yerbal-
snbstantiy Yon CINGERE erklärt Eine solche Bildung wider-
strebt aber den Gesetzen der lai und rum. Wortbildung und
man muß cingä, sowie sie. täinga auf ♦CINGA <CING[U]LA
zurückführen (dagegen setzt ital. cigna schon ein *CING'LA
> *CING'A voraus). Selbst aus MAS-CULUS wurde ein
♦MASG-US rekonstruiert, welches sich im alb. maSkf erhalten
hat (vgl. ital. baroncio<baroncello). Über*COCA<*COC[ü]LA
vgl Schuchardt, Romanische Etymologien S. 21.
Die Entwickelung von *TORK'ÜM aus TORCLUM wirft
ein helles Licht auf die vielen -iu, -ia, -io Ableitungen, die
für romanische Worter aufgestellt werden müssen, ohne daß
dies mit den Regeln der lateinischen Wortbildungslehre im
Einklang stünde. Ich greife aus der großen Anzahl von Bei-
spielen nur einige heraus: Neben lat. TRÜNCÜS „Stumpf^
Baumstamm«, TRUNCUS, A, UM „verstümmelt, stumpf^
TRUNCARE „verstümmeln": alb. trunk „Baumstamm and
verstümmelt", ital. tronco, troncare, sard. truncu, prov.
tronc-s, franz. tronc, span. portg. tronco, troncar, hatte
das lai ein Diminutivum TRUNCULUS, das, nachdem es wie
die meisten ULÜS-Ableitungen den Kleinheitsbegriff verloren
(daher wird -ULUS meist durch ELLUS ersetzt), das Primi-
tivum TRUNCUS im Osten verdrängt hatte: rum. trunchiü
„Baumstumpf, Stamm", *TRUNCULARE > rum. trunchia
„verstümmeln". Nun setzt daneben das cal. truntsu „tronco",
prov. trons „stumpf", a.-franz. tronce, pik. tronche „Block",
span. tronzo „abgeschnitten", tronzar „zerbrechen, fälteln''
ein *TRUNCEUS voraus. Wäre dies von TRUNCUS wie
LIGNEUS „aus Holz, holzig" von LI6NUM mittelst -BUS
abgeleitet, so würde es „stämmig, aus Stanmi" bedeuten, es
heißt aber dasselbe wie TRUNCUS und TRUNCULUS. Wir
müssen daher annehmen, daß *TRUNK'U aus TRUNC[Ü]LUS
— 129 — §71.
auf der Stufe *TRXINK'LÜ, durch Abtrennung des Suffixe«
-LU entstanden sei Von diesem selben ^TRUNK'U leitete
man mittelst -0, -ONEM ein ♦TRUNK'ONEM ab > a.-franz.
tran9on, nfranz. tronfon (vgL lai HOMÜNCIO = HOMUN-
CTJLÜS). Ein weiteres Beispiel liefert uns das Rumänische.
Das rum. sgräbun^ „kleines Geschwür** suchte Cihac(II,305)
vergebens aus dem Slavischen abzideiten. Es entspricht ganz
genau dem lai CARBÜNCULUS, oder yielmehr einem *CAR-
BÜNCLA, aus dem *CARBÜNK'A rekonstruiert wurde (als
ob CARBUNC- der Stamm gewesen wäre). Ebenso setzt
rum. gräunt ein »GRANUNKTIM aus *GRANXJNCULÜM
voraus (dessen Existenz indirekt durch franz. grenouille,
prov. granolha, itaL granocchia, cal. granunkyu etc. be-
zeugt ist: RANUNCÜLA < RANA hat sich mit dem „etwas
Kleines« bezeichnenden *GRANUNCÜLÜM < GRANUM ge-
kreuzt). Das Diminutiv gräuncior setzt ein *GRANUN-
K'OLUM voraus (obalb.ngnk „Knöchel" aus *NODUNCÜLIIS
oder *NODUNK'US stammt ist nicht zu entscheiden). Des-
gleichen erklärt sich das itaL raponzolo „Rapunzel" (auch
raperonzolo, raperonzo) < ♦RAPUNK'UM statt *RAPUN-
CULÜM. Dasselbe Suffix liegt vor noch in abatonzolo
„abatucolo", lattonzolo „Milchkalb", poetonzolo, preton-
zolo „pretazzuolo". Nach Analogie ist dann codinzolo
„dünner, kurzer Schwanz" entstanden. Aus VINCULUM >
itaL vinchio, avvinchiare «VINCULO) hat sich in einer
frühen Periode *VINCTJM herausgebildet, woraus ital. vinco
„Weidenband" (dav. vinciglio „legame, vincolo"), portg.
vinco. Später, als schon die Aussprache ^VINKXUM herrschte,
rekonstruierte man ein *VINK*UM, woraus itaL *vinzo in
vinzaglio, guinzaglio „vincolo". Neben AMÜRCA > ital.
morca haben wir in derselben Bedeutung *AMTIRC[XJ]LA >
morchia und *AMURK'A > sard. murtsa. In intervoka-
lischer Stellung haben wir itaL gracchio < GRACULXJS
neben a..ital. graccio < ♦GRAK'US (ein ♦GRACEU3 ist
undenkbar). LIber rum. mämSru^ vgL § 21 Anm. Auf
POCLUM > ♦POK'KTJM geht mgL potS „Krug" zurück.
Wttigand, 11. Jahreibericlit. 9
§71. — 130 —
Neben ital. chioceia steht arpin. iokka, neben cal. tsutssu
„Esel", itaL ciuco „Esel". Umgekehrt steht neben ital.
mostaccio auch mostacchio, doch kann das letztere grie-
chischen Ursprungs sein. Vgl. auch bacocco = baccocco
= bacciocco „Tölpel". Auf diese Art läßt sich auch ital.
goccia „Tropfen" < GUTT[U]LA > *GUKLA > *GUK'A
erklären. Ein *QUTTEA, das man allgemein annimmt, ist
erstens vom lateinischen Standpunkt unbegreiflich, zweitens
könnte es im Italienischen nur *gozza ergeben (dieses goccia
hat auch das unregelmäßige doccia in seinem Konsonantismus
beeinflussen können). Damit kommen wir zu einem weiteren
Punkt in unserer Betrachtung: Wenn ein Stamm auf TT, KK
vor dem Suffix -LUS zu stehen kommt, so entsteht die Ver-
bindung KL, welche dieselben Schicksale wie das einfache
KL hat Spätlateinisch ist ein BUCCEA belegt, von welchem
das rtr. und nordital. ne — bu§ „nichts" (Salvioni Zeitschrift
far rom. Phil. XXllI, 517) abzuleiten ist (BUCCEA bedeutet
„Mundbissen", was als Kleinheitsbegriff aufgefaßt werden
konnte, vgl. rum. „nici cit ai Imbuca odata"). Es entspricht
genau einem NEC — GUTT[UL]A, das im Romanischen weit
verbreitet ist, und lautete wahrscheinlich *BÜK'A wie *6ÜK'A,
das dann unter Einfluß von BUCCA als BÜCCEA transkribiert
wurde. Somit werden auch die in den §§ 61 — 62 besprochenen
Wortsippen etymologisch durchsichtiger. Die vielen Bedeu-
tungen, die ein Typus *MUCCEÜS dort hat, erklären sich nur
so, wenn man von einem *MUK'US und *MÜK'K'ÜS <
*MÜKLUS < *MUCCÜLUS > ital. moccolo = mozzicone
ausgeht. Zu <lieser Annahme werden wir geradezu genötigt
angesichts des arum. musku, mgl. mutsku. Wenn drum,
musc (alt mutsk) aus *MUCC1C0 sich erklären läßt, geht das
nicht für das Südrumänische, wo man *mutsk, bezw. *musk
haben müßte (vgl. OCCIDO > arum. tsid, mgl. utsit, vgl
auch pisc weiter unten), daher geht auch misc „bewege*^,
mgL mit§k nicht auf *MICICO « MICO), wie Candrea-Hecht
RomaniaXXXI, 313 angenommen, sondern auf *MIC[ü]LO>
*MIK*K'0 + ICARE zurück. Es entspricht einem aus KL hervor-
— 131 — §71.
gegangenem E' in allen rum. Dialekten ein ts, einem K'E'
dagegen ein ts, so daß man von einem *MÜK'K1C0 «
♦MUCL-ICO) ausgehen muß. Auf diese Art wird nun auch
das etymologisch dunkele PICO-, PIK'- und PIK'K' (§ 62)
klar. Von PICUS „Specht" hat man ein *P1CARE abgeleitet
> mil. piä „stechen, beißen". Daneben besitzt aber das Italie-
nische für die Bezeichnung des Spechtes das Wort picchio
(vgl. rum. pinchiü „Rotfink") < *PICULÜS, wovon pic-
chiare „klopfen" (auch im Rumänischen heißt der Specht
ciocänitoare „der Klopfer [an der Baumrinde]" von ciocä-
nesc „klopfe" <; ciocan „Hammer", vgl. cioc „Schnabel")
< *PICULARE, dav. picchio „Schlag", vgl. picchiolare
„tüpfeln, sprenkeln". Aus diesem *PICLUS wird einerseits
*PIK'US > rum. pi^-igoiü, pitigäesc, pis-c « pits-k)
und die ital. t§ä-Formen, andererseits *PIK'K*US > rum.
piciü „kleiner Knabe", pisc « pit§-k) „zwicke", pinciü
„ein kleiner Vogel" und die italienischen tss-Formen, endlich
*PIKKUS > rum. pic, picur und die italienischen KK-
Formen. Ob auch arum. pit§ä „Scham der kleinen Mädchen"
hierher gehört, ist fraglich, da das Wort in den benachbarten
nichtromanischen Sprachen auch vorkommt (alb. pits, pitSuI
„(Jeschlechtsteil kleiner Mädchen", pitäigf „vulva", slov.
picka, poln. pica, piczka, magy. pics(a) „weibliches Glied").
Es ist jedoch möglich, daß sich das Wort vom Rumänischen
aus weiter verbreitet hat. Dann würde pitää gani parallel
zu pulä „männliches Glied (ursprünglich nur der kleinen
Kinder)", das nach einer mündlichen Mitteilung des Herrn
0. Densusianu aus ♦PUBÜLA < PUBES (bedeutet schon im
Lat. „Scham(gegend)") stammt und zu dem im § 19 Anm.
besprochenen put;ä<*PUTEA (oder *PUT[U]L A > *PÜCLA
> *PÜK'A) < PUTÜS sein. Auch ital. cazzo zu CATÜLUS
„Junge von Tieren" (> *CACLUS > *CAK'EUS) gehört
wahrscheinlich hierher. Wie GUTT[U]LA > *GUKLA >
*GUK'A > goccia erklären sich noch zwei Wortsippen, die
bis jetzt als etymologisch dunkel, oder als unregelmäßig galten.
Die erste gehört zu ROTA und zeigt im Ital. tSä neben
9*
§71. - 132 -
tss- Formen, was mit einem Grundtypas '^BOl^- miTereinbar
ist und nnr mit *ROK'[LA] und *ROE'K'[LA] übereinstimmt
Da ist vor allem itaL sdrucciolare ,,ausgleiten, straucheln'
zu nennen, von Ascoli (Archirio glott itaL VU, 516 Ama)
auf *£X-BOT£ARE zurückgeführt und von Mejer-Lübke
(Ital. Gram. § 193) befürwortet, statt dessen man *£X*ROTU-
LARE ansetzen muß. Wahrscheinlich gehört zu BOTDLA
auch das von Gaix auf *ROT£A zurückgeführte itaL roccia
„paglia rayyolta a rotolo**. (Dagegen sind von diesen Te>
schieden die dialektischen: neap. rotfioleiare,cerign. rueti^lf
„cilindro girante intomo ad un asse** Lanciano rotöele „legDO
cilindrico che si mette sotto a gravi pesi, per farli sooirere",
rutäela, rutSelia ^rotolarsi", die mit ihrem einfachen t§ an
deutsches „rutschen*^ erinnern.) In biroccio, baroccio neben
barozzo (Zeitschrift rom. PhiL YIII, 303), neap. barruotSo,
gombii SiUauo barotds^, Arbedo barots hatte Meyer-Lnbke
(Zeitschrift rom. PhiL VIII, 303) einen Suffix Wechsel ange-
nommen; eher könnte man einen Einfluß von carroccio
neben carrozza, unter dessen Einfluß auch birocdo xn
baroccio wurde, annehmen. Ich glaube aber, daß man gar
nicht von *BIROTIÜM, sondern von *BIROTULUS, Dimi-
nutiv von BIROTUS ausgehen muß. Die zweite, über die
ganze Romania verbreitete Wortfamilie, ist diejenige, die
Körting^ Nr. 1672 und andere auf mhd. butze zurückfuhren.
Da aber auch das Rumänische ein bo^ „Klumpen^ besitxt,
welches von itaL bozza „Geschwulst, Beule*, franz. bosse
„Höcker, Beule*', itaL boccia „Knospe*' kaum zu trennen ist,
so muß das germanische Etymon aufgegeben werden. £s geht
vielmehr mit ital. boccia auf *BOK'U<*BOCLU<BOT[[J]-
LÜS zurück, während itaL bozza, bozzo ein '^'BOK'EU
verlangt. Für den Sinnesübergang vgL MATIA >> nun-
ma^e „Eingeweide« (afr. boille, buille < ♦BOTULA „Ein-
geweide**), ital. mazza „Keule**. — Über die Ergebnisse der
etwas anders gearteten COCHLEA und NUCLEUS vgl
Schuchardt: Romanische Etymologien II, 13 £ und Zeitschnft
rom. Phil. XXm, 333. VgL auch Wiener Studien XXV, 103,
— 133 — §72.
wo Meyer-Lflbke das im C. OL V, 565, 57 belegte CONOCLEA
als die Vorstufe des ital. conoochia, nicht als eine Weiter-
bildung auf -ea TOn COLUCLA = CONUCLA ansieht.
Anni. Inwiefern DL und GL parallel zu TL und GL sich
entwickeln, kann hier nicht gezeigt werden. Nur auf einige
Fftlle möchte ich aufinerksam machen. Das sass. sangui-
sudzza und das alb. 6u§ung (§ 39 Anm.) können sowohl auf
*SANGIJISUGULA, als auch auf SANGUISUGIA zurückgehen.
Der erste Typus ist ohne weiteres verständlich, da es ein
Diminutiyum Yon SANGÜISÜGA ist, der zweite dagegen ist
nicht recht klar, da das Suffix -lUM wohl im Lat. an zu-
sammengesetzte Wörter tritt, nicht aber ein -lA an solche,
die lebende Wesen bezeichnen. Und dennoch ist gerade diese
Form spatlat. belegt (Acro zu Horaz Art poei 476). Im
Romanischen erscheint aber -ULÜS als das beliebteste Suffix
zu solchen Ableitungen: ital. latti-vend-olo, pani-coc-olo,
rum. codo-bat-urä etc. (Mejer-Lübke Rom. Gram. II, § 430,
§ 558) und, wenn es sich um die Verbindung Substantiv +
Verb handelt, tritt es geradezu an Stelle des lai -lüM: itaL
terrimuotolo, rum. mtnästergurä = spätlat. MANITER-
GIXTM. Es ist daher wohl anzunehmen, daß das spätlat.
SANGUISUGIA nichts anders als eine ^nttphische Wiedergabe
des rom. *SANGUISUG'A < *SANGU1SUG[U]LA (flir das
rom. Gefühl trennbar in SANGÜIS + SÜGO + ULA) ist und
als Pendant zu ital. barluzzo dienen mag, welches auch nur
auf ein *BISLUK'K'U < *BI8.LUCÜLU (vgl. Zeitechrift rom.
Phil. XIX, 181 und trevis. bisorbolo „Blindschleiche") zurück-
geführt werden kann. Über *BULGULUS = *BULGIUS vgl.
§ 26. Für DL gibt es auch einige gleichgeartete Falle, so
vor allem die im § 25 Aüm. besprochenen *PANDIA > rum.
plnzä „Leinen" =*PANDULA (von PANDERE „ausbreiten"),
*PENDIUS, *PENDIO > rum. splnz „Nießwurz", splnzur
„hänge" = PENDULUS „herabhängend", PENDULO „hänge
herab" und wahrscheinlich auch *MAND1US > mlnz <
*MANDULUS (etwa *HERB^MANDIUS = -ULUS).
§ 72. Wenn wir nun zu unseren Suffixen zurückkehren,
so sehen wir, daß sich -accio, -azzo etc. gar nicht mit dem
lai -ACEUS vollkonmien decken, sondern daß diese ganz
dieselbe Funktion wie die italienischen Suffixe -aco, acco
§72. _ 134 -
und -acchio haben. Im lai leitet -AGEUS von Substantiven
Adjektiva ab: GALLINA „Huhn" — GALLINACEUS „zu
den Hühnern gehörig". Schon in lateinischer Zeit konnten
nach Wegfall des dazugehörigen Substantivs diese Adjektiva
substantiviert werden, so stammt aus GALLINACEUS FIMUS
nun. gäinat, span. gallinaza, portg. gallinha^a „H&hner-
mist", dagegen aus GALLINACEUS GALLUS das ital. galli-
naccio, teram. fiall§niets§e „Truthahn". Dasselbe gilt für
VINACEUS „zum Wein gehörig", welches schon lai als
Substantiv „Weinbeerkern" heißt, gerade wie ital. vinac-
ciuolo, oder mit einer anderen Bedeutung: rum. vinat
„Weinberg" (etwa VINACEUS HORTUS). Wenn nun da-
neben im Italienischen gallinaccia „schlechte, magere Henne',
vinaccio „schlechter, dünner Wein", avvinazzarsi „sich
berauschen" vorkommt, so ist es klar, daß es sich in diesen
letzteren Fällen um ein Suffix -accio = -azzo handelt,
welches eine dem lat. -ACEUS fremde pejorative Bedeutung
besitzt. Nun sind wie avvinazzarsi viele andere Verba ge-
bildet, darunter crepazzare „bersten" = crepacciare,
sbevazzare „nippen", innamorazzare „franz. amouracher".
Für diese zwei letzteren kommen in derselben Bedeutung die
Nebenformen sbevacchiare, innamoracchiare vor, deren
Suffixe auf einer Grundform -ACLARE beruhen. Von dieser
müssen wir ausgehen. Nach dem, was wir früher gesehen
haben, kann ein -ACLUS zu verschiedenen Epochen folgende
Suffixe ergeben:
[. -ACLUS = -ACUS > ital. -aco, rum. -ac.
IL . ACLUS >.AK'LUS > -AK'US>ital. -accio, rum. -at.
in. -ACLUS < -AK'K'LUS>.AK^K'US>ital. -azzo, rum.
-aciü.
IV. -ACUS + AK'KTS > -ACCUS > ital. -acco, rum. ac.
Damit soll nicht behauptet werden, daß im ital. -co und
-ccio nicht schon die lat, Suffixe -CUS und -CEUS stecken
können. Die auf -CLUM beruhenden Suffixe kennzeichnen
sich dadurch, daß sie ihren Ableitungen einen scherzhaften
Ausdruck geben. Je nachdem der Scherz gutgemeint ist oder
— 135 — §72.
in böser Absiebt gemacht wird, hat man mit Diminutiven oder
Pejorativen (damit verbunden Angmentativen) zu tun. Nun be-
gegnet man vereinzelt schon im Lai dieser Bedeutung in den
mittelst -CUS und -CEUS abgeleiteten Wörtern. So findet
man ein LINÖULACA „geschwätzig«, neben MERACÜS hat
man MERAC[U]LÜS, neben VERRUCA ein VERRUCULA,
und es scheint, daß die -G[Ü]LUS-Ableitungen in diesen zwei
Fällen die jüngeren sind. -UCÜS hat pejorative Bedeutung
in CADUC5ÜS, nach dem rum. uituc „vergeßlich" gebildet
zu sein scheint (gleichsam *OBLITUCÜS) und in MANDÜCO.
In MERDACEUS „mit Kot beschmiert", PANUCEÜS
„lumpig" etc. hat man die pejorative Bedeutung, die im
Primitivum steckt, dem Suffix übertragen können. Neben
BETACEUS „zum Mangold (BETA) gehörig" kommt spät-
lateinisch BETACULUS in derselben Bedeutung vor (Archiv
lat. Lex. IV, 186) und das beweist, daß die Suffixe -AK'XJ <
-ACEüS und -ACLÜS zusammengefallen sind. Man würde
staunen, wenn eine derartige Beeinflußung nicht stattgefunden
hätte. Tatsache ist aber, daß die lat. Suffixe -ACÜS (Zeit-
schrift rom. Phil. XX, 349; Meyer-Lübke Rom. Gram. II § 409),
-ACEÜS (Rom. Gram. II § 414). -AECÜS (? BAB^ECALUS
Zeitschrift XX, 350), -ICUS (Rom. Gram. § 410), -ICIUS, -ICIUS
(Rom. Gram. II § 415—417), -OCUS (? BATIOCA Zeitschr.
XX, 350), -ÜCUS (Rom. Gram. II § 412, Zeitschr. XX, 350)
und -UCEÜS (nur in PANNUCEUS) nicht genügen, um die
Suffixe -CO, -ccio mit ihrem spezifischen scherzhaften Cha-
rakter zu erklären, geschweige denn von -cco und -zzo.
Dies wird aus dem Folgenden ersichtlich. Hier soll nur noch
betont werden, daß nicht nur in den verschiedenen romani-
schen Sprachen, sondern sogar in derselben Sprache die ver-
schiedenen auf -CLUS zurückgehenden Suffixen unter sich
wechseln und zwar nicht nur daß -co = -cco = -ccio =
-zzo == -cchio, soüdem auch aco = -eco = -ico ==
-oco = -uco etc.
Anm. Homing, dessen Verdienst es ist, in zwei an
Material ungemein reichen Artikeln (Zeitschrift rom. Phil. XIX,
§73. — 136 —
170 ff, XX 335 ff) die Existenz der -c- und -cc-Suffixe in
allen rom. Sprachen erwiesen zn haben, will die -c-Snffixe
anf die lat belegten zurückführen, die -cc-SufBze aus diesen
so erklaren, daß im Affekt eine Vordoppelung des Konsonanten
eintrat und endlich itaL -acchio etc. aus ac(c)u8 + ulus
deuten. Es ist ihm aber weder gelungen ein lat -ACUS etc.
in dem Sinne des ital. ac(c)o etc. nachzuweisen, noch fördie
Dehnung des Konsonanten im Affekt überzeugende Beweise
anzuführen. Daß franz. polisson im Affekt ppolisson aas-
gesprochen wird, ist Tatsache und nach Paul Passj gilt die
Regel, daß in der erregten Rede, das im Satz betonte Wort
im Französischen den Akzent Ton der letzten Silbe auf die erste,
die nicht mit einem Vokal beginnt, zurückschiebt (j'ai tu un
animal aber: cet annlmal-Iä). Wir sehen also, daß das SufGx
den Akzent verliert und daß die Dehnung des Konsonanten
im Wortanlaut eintritt Aber selbst wenn es im Urromani-
schen anders als im Französischen war, was leicht möglich,
jedoch unerwiesen ist, so hat doch die ungewöhnliche, erregte
Redeweise gewiß nicht den normalen Gang der fortlaufenden
ruhigen Aussprache beeinflußt wie auch ein lat ''^ACUCIJIA
im Französischen, trotz des affektvollen accücula nur zn
aiguille werden konnte.
§ 73. Lat -AGEUS (arenaceus „sandig", capill-
„haarahnlich, aus Haar", chart- „aus Papier", cret-, „kreiden-
artig", fab- „aus Bohnen", herb- „grasartig", heder-, „ephen-
grun", lili- „Lilien", membran- „häutig", mili- „aus
Hirsen", tili- „Linden" etc.) liegt vor in:
♦BOVACIA (nach GALLINACEUS) > nordit boatsa,
boaSa „Kuhmist". *CARNACEUM > sie. karnatssu
„camiccio" (vgl. lanc. fekatatssg „salsiccia"). "CATENA-
CEUM >> catenaccio „Sperrkette", teram. katenatd§$»
a-berg. kadenats, n.-berg. kadenas, romagn. kadnatss,
lomb. kadenas, (s)karnas (CATENA -f CARDO?), ferr.
kadnatss, karnas, com, V. Teil karnas. *FILACEUS >
filaccio „Fasern", sie. sfilatssu. FOCACIA (sciL panis
schon bei Isidor Orig.) > focaccia „Art Brot", Lanciano
fekatss§, lomb. fugaSa. *NAVACEA > cerign. natssfkä
„wiegen", camp, nnatss^kä „cuUare", aquil. annatssfkfi^
— 137 — §73.
taranb natssgiare ^cnUare^, a.-b6rg. nayatsa, boL narats
„spede di cassa'', lomb. nayassa, nayatBsa, navaia „Trog*'.
*PARACEA > ven. parafola, veron. sperontsola, lomb.
paroSSla, trieni (parüsola entlehnt). PLUMAGIÜM > itaL
piumaecio „Federkissen", a.-berg. plnmatsol, boL pima-
tsoL ♦SETACEUM (sdl. CmBRUM) > staccio „Sieb",
oerign. statss^, Lecce sntatssn, neap. setatSio, aqniL so-
tat§da, teranL setatiSj, campob. s^tatSfi^, Sillaoo s^da-
tfiSf (galL siatssn <C sass.), cors. statfiSn, a.-gen. seafo,
n.-geo. siasso, romag. emü. sdatss, piem. sia(, lomb.sedats.
*SERACEÜM > gen. säsu „latte cotto e rapresso.'' vgl auch
♦BONACIA (nach MALACIA) „WindstiUe" > bonaccia, sie
bnnatssa, Lanc. bunatsse, gen. bonassa, Ten. bonatssa.
Weitere Beispiele beccaccia „Waldschnepfe", capel-
laccia „Haubenlerche", oastagnaccio „Kastanienkuchen",
culaccio „Hinterstück des geschlachteten Rindes", farinac-
cio „Mehlabfall" (farinaccinolo „mürbe, bröcklich" = fari-
naceo), ferraccia „Schmelzgeflß aus Eisenblech", paniac-
cio „Wachstuchfetzen zum Einwickeln der Leimruten" (vgl.
pania „Vogelleim"), polpaccio „Wade", rapaccio „Kohl-
rübe" etc. Wenn dagegen neben teraccio < *TERRA-
CEUS, scuraccio „Grembiule" <C CORIACIA ein terazsa
„Terasse", corazza „specie di usbergo" Yorkommeu, so
sind die letzteren aus dem Französischen (terrasse, cuirasse)
entlehnt.
Im Rumänischen findet man -AGEUS ]> -af in *GAR-
NACEUS > clrna^ „Wurst", *FENAGIÜS > flna^ „Heu-
wiese", GALLINACEUS > gäina^ „Hühnermist", VINA-
CEUS > Yina$ „Weinberg", *FLOGCAGIA > arum. flu-
katsS „wollener Rock" (floc = Wolle). Nach Wörtern wie ital.
focaccia, castagnaccio „Kastanienkuchen" ist arum. Su-
is atsä „Stritzel" von §u( >» drum, sucesc „drehen" gebfldei
Anm. Wenn neben clrna^, gäinaf, arum. drum, clr-
nat, arum. gälinat, alb. flokate „weißwollener Überrock",
neugriech. q>loxaTa vorkommen, so sind diese letzteren
mittelst des Suffixe -ATUS gebildet, und man braucht nicht
§74. — 138 —
anzunehmen, daß drum, clrnat eine falsche Singularbildung
zu Plur. clrna^i sei. In Ableitungen hat man cfrnätar,
cirnä^rie etc. (nicht ctrnStar etc.)
§ 74. iCEüS bildete im Lat Adjektiva von Partizipien:
ADVEN-T-ICIUS, EMP-T-ICIUS, FAC-T-IClüS, LOCATl-
CIUS etc. Im ItaL sind solche Bildungen sehr häufig. Oft
\¥urde das Adjektivum substantiert SALSICIA (farta Acre
Scol. Hör. Sat. 2, 4. 60.) > salsiccia etc. § 65. Weitere
Beispiele: accoglit-iccio „rasch zusammengeraiBPt", addor-
mentat-iccio „schlaftrunken'', appiccat- „leicht klebbar%
ars-iccio „leicht versengt", bruciat- „Überbleibsel von ver-
brannten Sachen", cascat- „leicht abfallend", cassat- „lieder-
liche Ausradierung", cavat- „Schutt", colat- „abfließendes
Wachs, Schlacke" (als Adj. „von selbst abgefallen"), cott-
„halb berauscht", figliat- „trächtig", filat- „Gespinst aus
Seidenabfällen", grattat- „leichtes Eratzen", guastat- „etwas
beschädigt", imparat- „schlecht gelernte Sache", mort-
„halbgestorben", muffat- „schimmlig", pass- „halbverblüht*,
portat- „eingeführt", primat- „zeitlich", pugnit- „stimolo'*.
raccattat- ,,das Ausgelesene", raccoglit- „zusammen-
gerafft", raspat- „ausgescharrter Boden", recit-, „Aus-
gespieenes" etc. Vergl. auch mol-t-iccio „feucht".
Im Rumänischen haben sich nur zwei Fälle erhalten
arsitä „Sonnenglut, trockner Platz^^ < *ARS1CIA (CALOR,
PLA6A vgl. ital. arsiccio; arsitä, wie meist betont wird,
richtet sich nach dem unbetontem Suffix -itä, slavischer Her-
kunft) und rämasitä „Rest" < *REMANStCIA (vgl. itaL
avanzaticcio „Überbleibsel"). Das sind die zwei einzigen
Fälle im Rumänischen, in welchen das Suffix -i^ä einen vor-
hergehenden Dental affiziert (was auf lat. i weist) ^und kein
Diminutivum ableitet.
Da die meisten Partizipia auch als Adjektiva verwendet
werden, konnte ICEUS auch an Adjektiva angefügt werden
und in der Funktion des lat. -ICEUS verwendet werden:
(am)malaticcio „kränklich", wurde direkt zum Adjektivum
malato gezogen und als Diminutiv gefühlt, wonach sich dann
— 139 — §74.
alticcio, amariccio, dürr-, fiacchiccio ^matt^, fort-,
fredd-, fracid-, pazz- „halbverrückt" etc. richten. Meistens
findet dieses Suffix Verwendung bei Farbenbezeichnungen:
abiccio, azzur-, bianch-, biond-, giall-, livid-, ner-,
pallid- etc.| dann übertragen auch cenericcio „aschgrau^,
paoniccio „Pfaublau". Vgl. lanc. scur-et-it§S§ „scuricdo
di colore."
Im Komanischen begegnet man aber auch einem Suffix
-ICEÜS, das gerade wie -ACEUS Adjektiva, oder daraus her-
vorgegangene Substantiva ableitet, welches daher die Stelle
des im nächsten Paragraphen zu behandelnden -fCEUS über-
nimmt: PELLiCEA [vestimenta] > *PELLrCEA > ital.
pelliccia, a.-berg. pelitsa, franz. pelisse, span. peliza
,Pelz% PAMCEUS > *PANrCEA > paniccia „Teig",
POSTiCEUS > *POSTlCEUS > posticcio. Weitere Bei-
s})iele:
*ALNICEUS > oniccio, mil. olnitss uod olni§, a.-
berg. Units, n.-berg önes „alno, ontano'\ *ARENICEUS
> reniccio „Kies". *CANN1CEUS > canniccio „Rohr-
goflecht", cal. kannitssu. *CAPRICEUS > Capriccio
..Laune". *CARN1CEUS carniccio „Fleischseite der Haut"
(= sie. karnatssu, vgl span. carniza „Fleischabfalle").
*CRATICEUS > graticcio „netzartiges Gitter", graticcia
,. Fischreuse", mil. gradisa, romagn. gardetss, piem. grissa,
bellun. garditss, Val d'Aosta grisse. *GLAR1CEUS >
ghiariccio „Kieselgrund". SÜBCINERICIÜS (Archiv lai
Lex. III, 505) > soccenericcio „del pane cotto sotto la
cenere".
Femer: orliccio, orliccia „äußerster Rand des Brotes,
Randrinde" zu orlo „Saum", moriccia „Schutthaufen" zu
mora, terriccio „Mist", viticcio „Rebe". Muriccia „Stein-
haufen steht statt *mureccia <;_MURlC-EA.
Im Rumänischen hat sich -ICEÜS in dieser Funktion
nicht erhalten, und das Suffix -itä, das Meyer-Lübke (Rom.
Gram. II, § 416) davon ableitet ist slavischen Ursprungs (vgl.
meine Diminutivsuffixe § 92.).
§75. - 140 —
§ 75. -ICIÜS, das im Ela8.-lai. Adjektiva yon Sübstan-
idren ableitete (PELL-fCEXTS) etc., wurde, wie wir geseheo
haben, durch TCEÜS ersetzt Dagegen findet sich im West-
romanischen ein Suffix -ICEÜS nur in Verbindung mit -ER-,
oder zum mindesten an Stfimmen, die auf -R endigen, an-
gefügt
Alim. Dessen Vorbild ist kaum in Wörtern wie LATE-
RIGEUS zu suchen, das man auf LATUS beziehen koDote,
sondern es sind yielmehr Bildungen wie PORCARICIÜS
(DOMUS) Lex. Alam. 83, 3]>rum. porcfirea^ „SchweiD^
stall", ital. porchereccio, span. porqueriza, nach welchem
ein *GAPRARICIA gebildet wurde, itaL caprareccio ^Ziegen-
stall", arum. käpärleatsS „Ziegenplatz" <; "^kfiprftleatss
< *käpr&reats&. Auch ein SIGILLARICIDS (ANELLÜ?
ist spät belegt (vgl. Romania 7(XXTT, 178). Im Italieniscbeii
findet man Adjektiya auf -ereccio, die die Zugehörigkeit an-
geben: boschereccio „zum Wald gehörig", camp — „zom
Feld gehörig", cas — „häuslich", cavall — ngß^ip^
vom Pferd getragen zu werden, fest — „festlich", fitt — „tai
Pacht gehörig", mosch — „fliegenartig", pazz — „halb ver-
ruckt" (= pazziccio), spos — „hochzeitlich", vern — , winter-
lich", vill — „ländlich". Von Verben sind abgeleitet: be-
Tereccio „trinkbar", figli — „trächtig", giov — „anmotig^
god — „vergnügungssüchtig", pigli — „leicht zu nehmen",
pugn — , piov — „regnerisch", vend — „verkäuflich". Zu
Substantiven gewordene Adjektiva sind: acqu- „WasserkaIme^
bugn- „Bienenhaus" (vbugnola „aus Stroh geflochtener Korb"),
campereccia „Ackerland", costereccia Rippenstück; in
barch ereccio Anzahl Barken, ferrareccia „Eisenwaren" liegt
der kollektive Begriff im Suffix -ARIUM. An Stänmien auf
-R wird -eccio angehängt in: lavoreccio, marmoreccio
„Marmor-", pastoreccic „pastorale", peooreccio „pecores-
co", a.-ital. pescareccio, n.-itaL pescereccio „zur Fischerei
gehörig". In ladroneccio „Diebstahl" haben wir es miteiBer
Metathese *LATRONICIÜM statt LATROCINIÜM zu tuD.
Im Rumänischen ist die Beurteilung des Suffixes -e^ sehr
schwierig, da sich mit dem lat -ICIXJS ein slav. -ets mitfa^
gleicher Funktion gekreuzt hat Direkt auf lat Grundfonoeo
— 141 — §75.
sind zurückzufahren: ftnea^ »Weideplatz'' < ^FENlCIA
(flnat ndass." < *FENACEÜS). grlnea^ä „Getareide** <
*GRANICIA, wahrscheinlich auch die etymologisch dunkeln
mätrea(ä „Schuppen** (nach Philippide UramaticaS. 164 bis
165 statt '^mätureafa <[ mäturä „Besen**!?) und mi-
stret „Eber, Wildschwein'' (nach Cihac I, 168 Ton *K£ST-
ICIUS „der Traurige*" !?). Dagegen leite ich märe^ „hoch-
mütig** nicht von rum. mare »S^oß** (trotz Densusianu Bist
langue roum. .299), da mir der Sinnesübergang nicht ein-
leuchten will, sondern direkt Yon lat '^'MABICIUS „männlich*'
(„Sosind [Mihaiü Yiteazul] in locul unde trebuia s& pri-
meascä moartea, cäläul cu toporul In minä sä apropie de el, dar
clnd aflnti privirea asupra jertfei sale, clnd väzu acel trup
märef [=» jenen männlichen Körper], acea cäutäturä sälba-
ticä si infiorätoare, un tremur groaznic ll apueä** . . . Bäl-
cescu: Mihaiü Yiteazul osindit la moarte). Wie lat. SIGIL-
LARICIUS « SIGILLARE) sind gebildet die nun. Adjektira
auf -äre^ == ascultäre^ „gehorsam**, clntäre^ „Sänger'',
curTäreatä Dosofteiü: Viafa sfin^ 52/2 „Dirne**, purtäre^
„tragbar, Träger**, sältäret „hüpfend**, lucrärea^ Dosofteitt
Via^ sfin^. lb/4, vorbäre^ gesprächig; — wie SIGILLA-
RICIXJS (^ SIGILLUM): copiläre^ „kindlich", bältäre^
„Sumpf-*', cäläre^ „Reiter" (<C cälare). Auffallend ist das
substantivierte mustäreatä „Birkensaft** (vgl. musteniciü
„cimat ftcut cu must*'). Dagegen steckt wahrscheinlich das
slay. unbetonte -M in -äre(: härbäre^ „Nascher" <= härbar,
pismStare^ (<C '*'pismätar<]griech. JtSiOfidraQriq) ^^Neider",
muieräref „Hermaphrodit*' Dosofteiü Yia^ sfin^ 22b/3,
235b/10, Yorbäre^ »= vorbär^^ Bei dieser letzten Bildung
konnte, nach flecar ein '^'v orbar vorgeschwebt haben, wonach
dann auch limbäref „Schwätzer*'. Damit war auch die
Möglichkeit gegeben, ein räpäre^ „Raub-**, negustare^
„nüchtern" (d. h. ,,einer der nicht viel kostet**) Gaster: Chre-
stom. I, 47, 2 zu bilden.
Das einfache -e^ bildet 1. wie lat ICIÜS Adjektiva von
Substantiven: drume^ „einer der zum Weg gehört >» Wan-
§75. — 142 -
derer", läet (^igan 1. = ^igan de laie), lume^ „weltlich",
nelumät Dosofteiö: Viata sSd^l 216/3 „schüchtem", mäläiet
„fad", negure^i „nebelig" Gaster: Chrestom. II, 299, 2, orbet
„blind", pädure^ „Wald-", (mgL piduretsi „Erdbeeren'.
verde^ „Art Fisch" (auch verdete), gogonet „rund'* =
gogonat,mgl.värdärets „Wind vom Vardar her". — 2.Diiiii-
nutiva a) von Adjektiven: albef;, albinet (vgl. log. albinatti:
albulet „weißlich", latäret = latänet „etwas breit", lun-
gäret = lunguiet „etwas lang", b) von SubstantiTer:
brlne^ „Gurt",podet „kleine Brücke", unghe^; „kleine Ecke"
copile^ „Schößling"; vgl. auch Oltule, Olte^ule in Volk-
liedem. Unklar istbuchine^ („Incepu a'nfuli cu läcomi'^
din buchinetal de pine, ce-i däduse crlsmarul" Noua rev. roiL
U, 225). Als Diminutivum läßt sich auch scäiet = scaiü
(neben scaete) auffassen. Das dialektische golen^ .,Schaf-
fell ohne Wolle" ist mit golas „dass." (Jb. VII, 83) zu ver-
gleichen. Mgl. pote^ „kleiner Krug" scheint ein DiminutivuiG
von *pot zu sein, das auf dasselbe urromanische ♦PÖTTüM
zurrückgeht, wie franz. pot, span., portg. pote. Die Mehr-
zahl dieser Diminutiva kommen in Verbindung mit -ul- vor:
-ulet: ac-ulet, arc-, codr-, coltule^;e, corbulet, cos-.
cuib-, dräc-, dräg-, lorg-, nuc-, om-, prund-, rar*
,,Natterwurz", ri-, steg-, strop-, soim-, säe-, turc-, urs-
vierm-. Unklar ist arum. kutuletsu „Fadennetz, Strumpf-
öffnung." Auffallend ist säcul-t-et Dosofteiü Viaja sfint.
118b/23, 28 = säculet und flecus-t-ete Creangä: Amintiri^S
von fleac (vgl. putin-t-el). — 3. Slavischen Ursprungs ist -et
in deverbalen Nomina actoris: (vgl. akslav. pl^ati — plfsic:
„Richter", grebg = grgbici „Ruderer", prekupiti — preku-
pici > rum. precupe^, citj — citici > cite^ „Leser**, be-
sonders beliebt in Zusammensetzungen caro-dejici „Zauber-
täter", hlebo-pecici „Brot-bäcker", myto-jimici „Zoll-ein'
nehmer" vgl. bei Dosofteiü Viata sfin^;. 63/7, 326/13, 66b;iO:
blagoböre^i, blagonose^, cÜudovore^ etc.). Da nebec
cite^ ein citesc, neben glume^ „Spaßvogel" <C akslav.
glumici ein glumesc existiert, konnte -e^ produktiv werden:
- 143 — §§76,77.
Indräsnet „mutig", päcäle^ „Spaßvogel". Sämet „hoch-
mütig" setzt ein *sümici « sümgjg „wage") voraus (su-
me^ ist literarische Anlehnung an SUMMUS nach mare-
märe^), iste^ „schlau" ein *istici (vgl. istü) voraus, scopet
„Kastrierter" = kslav. skopie! Aus dem Slav. stammt auch
das irum. -ets (sändets, belets, hläpets etc.). Bemerkenswert
ist, daß ein -et im Sinne von ital. bevereccio, rum. pur-
täre^ nur an slavische Verbalstämmen angefügt wird: citet
„leicht lesbar", plute^ „leicht schiffbar" lube^ „leichtver-
liebbar" (vgl. akslav. Ijubica „amator").
§ 76. Von einem -*fiCnJS, *-ÖCEUS, [-ÜCIUS] fehlt
im Lat. jede Spur, -UCIUS ist in PANNÜCIÜS allein be-
zeugt; dieses hat sich im Rom. nicht erhalten, so daß es auch
zu keinen Neubildungen Anlaß geben konnte. Daher müssen
wir einerseits für ital. -eccio, -occio, -uccio ein anderes Ety-
mon suchen, und nicht nur für diese, sondern auch für
-accio, -uccio die Diminutiva, Pejorativa oder Augmentativa
ableiten. Ihr wahrer Ursprung ist im § 72 angedeutet worden.
Hier sollen nur noch die Beispiele besprochen werden und
zwar in folgender Reihenfolge:
1. -K'US, 2. K'K'ÜS, 3. KUS und KKÜS, 4. CLUS.
§ 77. -K'US, -K'O haben die Suffixe: -accio, (eccio,
iccio), -occio, -uccio, -acciare, -icciare, -ucciare im
Italienischen, -e^, -o^, -ut, im Rumänischen ergeben:
a) -accio ist im Italienischen pejorativ-augmentatives
Suffix von fast unbegrenztem Gebrauch: Animal-accio,
arnes-, asin-, babb-, bab-, baff-, balord-, bambin-,
barbar-, bastard-, baston-, battut-, birr-, boll-, bors-,
bosc-, briac-, bu-, bugiard-, bulon-, cagn-, cantin-
etc; Aquaccia, andat-, ari-, art-, ass-, azion-, barb-,
besti-, birb-, borr-, cagn- etc.; Anticaccio -anticaccia,
astios-, avar-, bon-, brutt-, grand-, pover-, ricc-,
vecchi- etc. In Verbindung mit -uccio: casucciaccia,
colorucciaccio, lavorucciaccio, selbst porcacciaccio.
Ton Verben abgeleitet sind: berling-accio „letzter Dienstag
im Karneval", gabaccio „Unhöflichkeit", piallaccio
§77. _ 144 —
^Schwarte^. Levataccio „yorzeitiges Aufstehen^ ist nach
dem Muster der -aticciare-Ableitungen (§ 74) gebildet
-acciare liegt vor in crepacciare ^bersten", woTon
crepaccio „Sprung, Riß". Dieses hat also nichts mit einem
lat ♦CREPATIO zu tun (vgl. § 69), sondern — und dies
soll im Folgenden nicht mehr wiederholt werden, — alle
Verbalabstrakta auf -accio, -azzo etc. sind Postverbalia von
Zeitwörtern auf -acciare, -azzare etc. Da man crepaccio
direkt auf crepo zurückführen konnte, konnten auch Neu-
bildungen wie ramaccio „Rauschen der Zweige** (ein
'^'ramacciare existiert nicht) popolaccio = popolazzo
entstehen.
Ein rum. -af, -fifare in dieser Funktion fehlt
b) Ital. -^ccio, -^cciare, rum. -ief, -ie^re fehlen.
ItaL -^ccio in -ereccio geht auf-ICEUS zurück, -ecciare
ist mir unbekannt. Dagegen ziehe ich hierher die rum. Dimi-
nutiva auf -e^, die im § 75 besprochen worden sind, -e^re fehlt
c) -iccio hat neben den im § 74 besprochenen Fällen,
wo es auf -ICEUS zurückgeht, auch die Funktion einespejorativ-
diminutiyen Suffixes und geht auf -lE'US zurück: colo r ic-
cio „yerblaßte Farbe**, fanghiccio „dünner Schlamm**, paglic-
cio «klein gehacktes Stroh** (vgl. sicil. pagghioccu „paglia
assai minuta^^parenticcio „weitläufiger Verwandter**, paurio-
cia „Oänsehaufjpoltriccio „schlechtes Bett** (poltro „Lager**),
paccichiccio „schmutziger Ort** (vgL paccicotto), neap. pun-
titöSu etc. Diminutiva auf -icciuolo: erbicciuola, libricciuolo
s» libriccino — libriciattolo (ygL omiciattolo „Knirps**),
membricciuola „zartes Olied**, monticciuolo ^s monti-
celloBBmonticino,muricciuola„MaueryorspruDg**-muri-
cello „kleine Mauer** — muriccia „unvollständige Mauer**,
opericciuola „kleines unbedeutendes Werk**, orticciuolo
=" orticello „kleiner Gemüsegarten**, petricciuola =
petrucciuola «s petrucola <== petruzza, porticciuola
„kleine Tür**, festicciuola „kleines Fest**.
-icciare liegt Tor in piovicciare «=» piovicolare (da-
gegen ist arsicciare „leicht anbrennen**, cotticciare „leicht
— 145 — §77.
abkochen*^, graticciare „durch Flechtwerk einschließen",
mesticciare „wühlen" von arsiccio cotticcio etc. abge-
leitet; ramicciare „Reisigbündel schneiden" gebtauf *BAMIC-
lUS zurück). Postverbal ist carpiccio „Tracht Prügel^
(carpere).
Im rum. fehlt i^re, dagegen finde ich -i^ als Diminutiv*
Suffix in puif von puiü, arum. gäritsu „grlu", drum, cornit
„sac triunghiular" („zärul sä strecoarä printr un corni^ de llnä"
Liuba-Iana Mäidan S. 111).
Das Suffix -lE'US ist durch eine späte Inschrift aus
Venetien bezeugt, wo nepotlcia (Corpus Inscr. Lai V, 4466)
statt dem üblicheren Diminutiv NEPOTICULA (Archiv lai
Lex. VUI, 168) steht. Ein klass. Lai Diminutivum auf -ICIÜS
von einem Substantiv ist nie belegi
d) 9Ccio leitet im ItaL von Substantiven Diminutiva mit
einem tadelnden Begriff der Derbheit ab: altoccio „nicht
sehr hoch", babboccio «= babbeo „Tölpel, kindisch", ba-
Coccio „Gespinst eiaes gestorbenen Seidenwurmes", bam-
boccio „dickes, fettes Kind" (cal. mammotgäulu, lanc.
mammots§§), belloccio „hübsch, halbwegs schön", cap-
poccio „Dickkopf", cartoccio „Hülle", crescutoccio „dick",
fantoccia „Puppe", fantoccio „Hampelmann", fratoccio
(=3 fratocco) „großer, jovialer Mönch", frescoccio, femmi-
noccia, festoccia, figlioccio, grassoccio, grassoccino
„hübsch rundlich", gavocciolo „Pestbeule", gravoccio,
largoccio, santoccio etc. Aus den Dialekten: sie figghi-
otssu, munt-ar-otssu, Gombitelli: ditots§§ „dito", mil.
fürügotss, a.-berg. fiots, fiotsa, n.-gen. fidzossu „figli-
occio" etc.
-occiare kenne ich nicht.
Im Rum. kommt ein -o(n)^ vor in mgL mägärots
„Eselchen", cirlionf „Locke", das mit clrlig „Hacken" (vgL
kruss. karliuka „dass.") verwandt ist, in cotoroan^ „mageres
Frauenzimmer" zu cotor „Stiel", und in vräbion^ zu vrabie
„Spatz", -o^re liegt vor in coco^a.
Weigand, 11. JahroBbexicht. 10
§78. — 146 -
e) -uccio hat im ItaL pejoratiT-düninttÜTe Bedeutung
Ambuccio, amor-, anim-, argoment-, articol-, att-,
avaiiK-, avar-, ayyocat-, bambin-, bert-, borg-, botte-
gai-, cagion-, caless-, calor-, camer-, cann-, cantin-,
cant- etc. Bianc-, cald- etc, Animuccia, -bocc-, cas-«
domn-, gent- etc. Malattiuccia ist ein „kleines Leiden**,
malattiaccia „eine schwere böse Krankheit", malignnccio
ist „etwas boshaft" (von kleinen Kindern), malignaocio
„äußerst boshaft" (von Erwachsenen). In den Dialekten hit
das Suffix -uccio meist verkleinernde Funktion: sicdukutssn,
kartutssa, fratutssu, manutssi, surutssi etc. (vgL Schnee-
gans S. 90), Lecce: kaddutssu „cavalluccio", steddutssa,
caL purtäeddutssu, Teramo: M^n^kgütääe „Menicuccio%
T§§kgütSäg „Cecuccio", P§trgütä§; „Pietruccio", Pfdf-
üt§d§ „pieduccio", mangütSs^ „manina", Lanciano: Maura-
t§§g,manut§S§,freddut§solf „Freddino",detut8s§„ditino",
suprabetutsSo „soprabitino" , cappellutäSg „cappellino\
Yunnutssg „vestina" etc., cors. ladrut§§u, kuc2uts§u etc.
Sillano: ballutsSg „ballotta", bgrnut§§g „cappello 8formato%
a.-berg. kanaruts, caputs „pilleus", paiuts „stramen", mil
pelüS, pretüS, yantsüS „avanzuccio", triaüS etc, triesi
barbuts etc.
-ucciare kommt vor in Lanciano sbelutäSa „spiatellare"
(sbela) Verbalsubstantiv ist scaramuccia (a.-berg. skaramutsa
„conflictus**, vgL romagn. skaramotssal „Hin- und Herstoßen
im Wagen").
Im Rum. ist -u^ eines der häufigsten Diminutivsuffixe
acu^, arc-, argint-, bot-, fi- etc. albin-u^, bftrb-^
biseric-, cämar-, cuti- etc. acru^, acru^, alb-, adinc-,
bun-, cald-, crud- etc., ol-c-u^, pol-c-u^ etc. (Weitere
Beispiele in meinen Diminutivsuffixen §§ 93—100.)
-u^re kommt vor in gurgufa „auffliegen" Dosofteiü
Via^ sfinf. 193/22 (vgl. gurg-uiü) und in mgL atretutsi „is
blitzt", das zu slav. strela „Pfeil" gehört
§ 78. K'K'ÜS liegt vor in
a) (-accios»)-azzo: amolraecio«aamora2«o „Liebeki%
— 147 — §7a
biscaecia «: biscassa „elende Spelunke^, cagnaccio »»
cagnazzo „magerer Hand*'. Die gleiche Funktion wie -accio
hat -azzo in: codazza „Schwanz** (miL qnatssa =» nun.
codi^ „Zopf*), frettazza, -o »großer Besen** (zu frettare),
pretazzuolo „Priesierlein**, marazza „Sumpf*; brunazzo
„braanlich**, paonazzo „pfaublau** {^== paonicdo), vgl ancfa
malazzato „malato**, mulazzo „mulatto**. Barbazzale
„Kinnkette** ist nach dem imter d) zu besprechenden bar-
bozza gebildet. Pazzo „verrückt**, campob. patiäiia, oerign.
pat§g$, aquiL patssia, kal. patdäiu ist wahrscheinlich aas
pup-azzo verkürzt (vgl. Nigra Archivio glott itaL XY 130,
vgl. auch paccheo „Dummkopf*).
(acciare =») -azzare: crepacciare = crepazzare,
popolaccio s= popolazzo. Ferner liegt ein augmentativ-
pejoratives -azzare vor in: bravazzare „prahlen** (vgL bra-
vaccio), ghignazzare „laut lachen**, gavazzare „laat jubeln**,
innamorazzare, schiamazzare „schreien**, scacazzare,
scorrazzare „schwärmen**, sparnazzare „verzetteln**, spe-
lazzare „Wolle lesen**, svolazzare „flattern**, sbevazzare
„nippen** etc. An Verbalsubstantiven führe ich an: gavazzo
„lauter Jubel**, schiamazzo „Schrei**, femer: codazzo „Ge-
folge**, andazzo „Epidemie**, mogliazzo „Heirat**, nevazzo
„starker Schneefall**, pugnazzo „kleines Gefecht**, tramazzo,
sie. ialatssu „scialo prolungato", neap. scamatsso, romagn.
stäamats „schiamazzo**, neap. acquatssa „mgiada** etc.
Im Rum. kommt ein verkleinend-pejoratives -aciü vor:
im arum. kopilatsu „uneheliches Kind**, mgL iunkatdu
„junc mic**, drum, sttngaciü „linkisch**, daza arum. ndrep-
tatiu „rechtshändig**. Hierher gehört auch das Wort rln-
caciü „einhodig, brünstig** (cal rlncaciü „halb kastriertes
Pferd). Es beruht auf einem *rlnc < *RENICUS < RENI-
GÜLUS + Suffix -AK'K'US (Dam^ gibt auch ein rtnca;
„qui na qu un testicule** Cihac II, 187 ein cal rlnefiu „cheval
bifltoume**). Die Konfusion zwischen „Hode** und „Nmm^
trifft man auch im Franz. rognon („Des rognons de coq** •«
testiculei de coq.). Außerdem gibt es im Rum. ein Suffix
§78. _ 148 —
-aciü, das dem lai *AX, -ACEM entspricht: FÜGACEM >
fngaciü, ebenso alergaciti ^Benner^, b&taciü ^bataUlenr^
cafandaciü „Taucher*^ (Coljmbos), tmpungaciü „dispose
ä frapper des cornes^, gonaciü „Treiber^, hränaciü gleicht
ernäbrbar", mlnaciü „Treiber**, ptrlaciü „Gaoner**, spur-
caciü „Ottis tetraz**, räynace „Eoncabine** Dosofkeiü Via^
sfin^. 62/31, 205/20, 22, sugaciü „Säugling**, trägaeiü „neli>
robaciü „arbeitsam** Ghister Chrestom. II, 348, 3, voro*
Taciü „sprechend** Dosofteiü Via^ sfin^ 72b/30. Es ist nicht
anzunehmen, wie ich dies mit Meyer-Lübke und Hasdeu getan
habe (Diminutivsuffixe § 81), daß -at§e •< -ACEM unter dem
Einfluß des slav. -aöi (clrm-aciü „Steuermann** <I akslar.
krumüöiji, ctrpaciü, arum. kirpatd<Cbulg.kr^patä, covaciu
.,Scbmied** <C akslay. kovaci, ttlmaciü „Dolmetsch** <^ aksIaT.
Üümaöi, schitaciü <C serb. skitac „Landstreicher** etc.) za
-aciü geworden ist, da -ACEM im Sndrumänischen -atse er-
geben hätte und drum, trägaciü < ^TRAGAX («=»TRAHAX)
steckt auch im arum. trägatäikä, mgl. tägärtöic „tragi*"*
Ebenso entspricht dem drum, -iciü, -ice im Südrum&nischen
t§-Formen (siehe nnter c). Wir müssen daher annehmoi.
daß -AX, -ACEM zuerst zu -ACULUS geworden ist (DICA-
CULUS < DICAX, LOQÜACÜLUS < LOQUAX), so daß
fugaciü auf »FUGAK'K'US < ♦FUGACULÜS beruht
b) Von einem -EE'K'US finde ich weder im Ital. noch
im Rumänischen eine Spur. Dagegen ist -IK'E'ÜS im nim.
Diminutivsuffiz -eciü (-enciü) erhalten: corneciü „Pulver-
hom**, drumeciü (=drumeac, mgl. drumak) „Fußsteg**, pode-
ciü „kleine Brücke**, 8cäune(n)ciü Jb. VIII, 84 „kleiner
Schemel**, popenciü „junger unerfahrener Pfarrer** Jb. VID,
275, tfiurenciü „junger Stier** Jb. VIll, 318, troneciü „kleine
Truhe** Jb. VUI, 318, tlrneciü „kleiner Besen** Jb. VIII, 318.
c) -izzare ist aus dem Verbalsubstantiv pntizza „pest-
artige Ausdünstung**, bischizza „Hirngespinst** (vgl. bischenco
„dummer Witz**, bischero „Dummkopf**), canizza „wildes
Gebell der Hunde** zu ersehließen, femer aus sie. ventnlitssn
..ventilazione** , pitrulitssu „luogo pleno di pietra**, cor».
— 149 — §78.
mallitssa „imniondezza^, sie. Lecce: tremulitssn „tremito
oontiimo*'. Diesem entspricht genau im Rumänischen ein tremu-
riciü „andauerndes Zittern", femer: lipiciü „Anziehungs-
kraft** („avea lipiciü la vorbä**), gldiliciti „Kitzeln** („Mos
Boatfi avea gldiUciü la limbä**. Creangä) palicitt „Sturm**,
arum. askuntits „Schlupfwinkel**. Ein DiminutiysufGx -iciü
liegt vor im mgl. belitS „weißlich**, drum, negriciü „schwärz-
lich** („negriciü la fa^fi** Tribuna 1899, 1. August), dann in
mäscSriciü „Hanswurst** = m äse är et Qaster, Chrestom. II,
360, 1. Arum. linguritSe, mgl. linguritä „kleiner Löffel**,
amm. lilitse „Blümlein** zeigen daß die drum. -it§e Ab-
leitungen, die sämtlich Diminutiva sind und die Nebenform
-icä besitzen, nicht auf -ICEM (DiminutivsufSxe §§81, 83)
zurückgehen können, welches im Südrumänischen -itse ergeben
hätte, sondern daß sie ein -lE'K'A voraussetzen: curelice =
-icä, gäurice = -icä (auch Gäuriciü in Ortsname), mägu-
rice = -icä, pädurice = -icä, pitulice = -icä, säcu-
rice = -icä, sclndurice = -icä; curv-ul-ice = curvu-
licä. Hierher gehört auch das Wort ariciü „Igel**, welches
gerade wie itaL arizzare nicht auf ERICIUS zurückgeführt
werden kann, sondern ein *ERIK'K'US < *ER1CULUS, von
ER, ERIS „Igel** verlangt. Lat ERICIUS ist nur in Prosa-
texten belegt, so daß man die Quantität des I nicht kennt.
Hätte es aber langes i gehabt, wie die rom. Sprachen voraus-
setzen, so begreift man nicht die Formation, da lat -ICIXJS
nie an Substantive (ER, EMS) herantritt (§ 74). Es geht
auch nicht anzunehmen, daß ERICIUS, wie das im § 77, c)
besprochene NEPOTICIA eine unbeholfene Wiedergabe des
späten *ERIK'U8 < *ER1CULUS sei, da das Wort schon
bei Varro Satur. Menipp. 216 (ed. Riese) vorkonunt und „Igel**
heißt (er sagt über Epimenides, der nach fünfzig Jahren nach
Rom gelangt und so erstaunt über das Gesehene ist, daß, wenn
er kahl wie Sokrates gewesen, ihm vor Erstaunen die Haare
zu Berg gestiegen wären, wie einem Igel mit weißen Stacheln
und mit einem Rüssel . . . .: „invenisse, se, cum dormire
coepisset tam glaber quam Socrates, esse factum eridum cum
§78. — 150 —
piUifl albis, com proboscide.^ Sezagessis II). Es igt wakr,
daß nach Varro EBICIUS während der ganzen UassiKhen
Latinitat kein einziges Mal vorkommt, um erst bei Isidor und
späten Sehriftstellem wieder sn erscheinen, wo es allerdings
als ^ERIK'ÜS aufge£Ekßt werden kann (Caesar kennt nnr ein
EBICIUS im Sinne von „Balken znm Zerstören fester Plätse'',
TgL Bell. dy. III, 67, 10'-20, welcher vielleicht, wie Georges
angibt, „mit eisernen Zacken" war und dann ein substanti-
viertes Adjektivum ERICIUS „igelartig'' sein kann). Es ist
also wahrscheinlich, daß EBICIUS des Varro nicht verbreitet
war und daß man dafSr EB, EBINACEUS (§ 65) oder *EBI-
CULUS sagte. Man kann das rum. Wort, welches in allen
Dialekten aritg lautet, nicht anders erklären, weder aus
'''arits durch den Einfluß der Diminutiva auf -iciü (Diminu-
tivsuffixe § 81), da auch ein Diminutivsuffix -i^ existiert, noch
nach der Analogie von soarece (Tavemay), da dies im Arom
soarik heißt, noch endlich als Bückbildung aus ^EBICIONEM,
da dies *aret§une (wie TITIONEM > tSci une, CHBISTIANU3
^ crgstin) geworden wäre, woraus nur '^'arets hätte ent-
stehen können. Meyer-Lfibkes Annahme (Born. Gram. I § 513),
daß ariciti aus alb. irik stamme, wird zwar durch alb. Kafe
]> ceafä „Oenick** (irum. tsöfä Bartoli 85) und entsprechend
durch alb. gümgs§ )> jumätate „Hälfte^ (arum. diumetate,
dzumetikä, mgl. zimitati), alb. gumä „Schlaf >> ajumesc
„schlummere^ (Densusianu Hist. langue roum. 296) bestärkt,
aber — abgesehen vom Übergang des anlautenden i- ^ a —
man sieht nicht recht ein, warum die Bezeichnung fQr Igel
von den Albanesen gekommen sei. Ebenso ist es mit den
Suffixen -aciü und -iciiL Sie kommen auch im Slavischen
vereinzelt in derselben Funktion wie im Bumänischen vor
(vgl. serb. jar5-i6 „Böcklein^), ihre Latinitat kann indessen
nicht geleugnet werden und ein fugaciü kann nicht von
FUOAX ein tremuriciu nicht vom sie. Lecce tremulitssu
getrennt werden.
d) ozzo (= occio) in carrozza (Gombitelli kar9ts8a,
SiUano kar9tssg) „Wagen'' ^^ caroccio „mittelalterliche
— 151 - §78.
Fabrwagen''. £in augmentaÜT-pqoratiyeB Suffix -ozso liegt
vor in: baoiozzo .derber Kuß^, barilozzo ,»barilotto^, bri-
gliozzo .starker Zügel*', parolozza „gemeines Worf", pio-
oozza „Hammerbeil^ predicozzo „nicht lange und inhalts-
lose Predigt", '^'pallozza in rappallozzare „zu Kngelchen
formen^ etc. Femer barbozza „Einnstück*' (miL barbots,
romagn.barba(n)tsel,a-berg.barbots„Einn*')B»barbazzale,
maritozzo „Fastenkachen", barlingozzo „süiies Oeback der
Kameyalszeit" ygL berlingaccio. Aas den Dialekten: Lan-
ciano: mototss§ „großer Haufen*' (möt§<<MULTUS), Sillano
fafiotss^ „fagotto*'. -ozzare ist mir unbekannt
Bum. -ociüist DiminutiYSuf&z: murgociü „yi^l nSscut
la murgol saru**, puscociü „Einderspielgewehr**.
e) -uzzo(=-nccio): animaluccio = -uzzo, borruccia
= -uzza „wenig Eitelkeit**, oandeluccia => -uzza, car-
tucoia = -uzza, chericuccio = -uzzo, concetuccio :=
'uzzo, coruccio = -uzzo „hartes Herz**, deboluccio =»
-uzzo, guadanuccio = -uzzo, ideuccia »» -uzza, mae-
struGcio = -uzzo = -ucolo, meluccia ^^ uzz(ol)a „halb-
reifer Apfel**, noiuccia = -uzza, operuccia = -uzza, or-
luGcio = -uzzo, paginuccia ==i -uzza, panneruccio =
-uzzo, paroluccia = -uzza „Wörtlein**, regoluccia =
-uzza etc. Femer liegt ein pejorativ-diminutives -uzzo in
artistuzzo, assettat- „Geck**, badi- „kleine Abtei*", cervell-
,4eichtsinniger Mensch**, cocomer- „Sattlernagel**, dogli-
.,dogliarelIa**, donuzz(ol)o „kleines, wertvolles Geschenk**,
ferr-, fil-, ginestruzza „ginestrella**, gloriuzza, lab-
bruzzo „schöne Lippe**, nerv-, occhi-, pal-, pani- „Leim-
rute**, pel-, pern- „pemetto*', pian- „kleine Fläche**, pol-
luzzola = „polloncello**, profumat- „parfümierter Geck**,
rabbiuzza etc. Gocuzza „Schädel**, cocuzzolo „Scheitel,
Gipfel** (vgL rum. a sä coco^ cucu^ „emporklettern**), cam-
pob. kgkotäsa, cerign. k§k9tss§, Bari k^k9tssf, aquil.
kukutssa, neap. kokotssa (skokotssare „troncare il capo**),
Lanc. kgkotSäg ist ein Diminutiv vom '^'coca als scherzhafte
Bezeichnung des Eopfes (vgl § 60 und Schuchardt Bomaoiscfae
§§79.80. _ 152 —
Etymologien n, S. 23). Aus den Dialekten Lecce: restntssa
^Stoppel*^ (eigtL „Rest^), Sillano bautssula „quasi: bavuz-
zola". — Verbales -uzzare kenne ich nur in galluzzare „&r
galloria^, tagliuzzare „in kleine Stücke schneiden'". — Im
Rum. fehlen -uciü und -uciäre.
§ 79. -KUS = -KKUS. Über diese Suffixe hat Homing
a. a. 0. ausführlich gehandelt und zahlreiche Beispiele ge-
bracht, die sich leicht vermehren lassen. Für das Rumänische
verweise ich auf den ersten Abschnitt meiner „Diminutiv-
suffize^. Homing hat gezeigt, daß aco und acco etc. neben-
einander nicht nur in gleicher Funktion vorkommen, sondern
in derselben Ableitung alternieren. Daß -KUS auf ein -CLÜS
zurückgeht, beweist die Tatsache, daß wir im Italienischen
-^co (cerboD^ca, cibeca etc.), nicht ieco haben, also daß das
Ö ursprünglich in gedeckter Stellung war. Wie die eben be-
sprochenen Suffixe, leitet auch -E(E)US meist scherzhafte
Ausdrücke, sei es, daß diese Diminutiva, Augmentativa oder
Pejorativa sind. Oft wechselt -K(K)US mit -K'lKOUS: pici-
naco = picinaccio = picinacolo „Zwerg" « picinoX
guarnacca (vgl. a.-franz. gamache „Überrock**) = guar-
naccia (<C guamire), donnaccola «= donnaccia „donna
vile*^, abruzz. alemanakke =» animalaccio; pasticco,
pasticca „Pastille" — pasticcia „Pastete", fratocc(ol)o
= fratoccio, cucco — cuccio = cuzzo (vgL §68), cac-
ciucco „Fischsuppe" (aus kleinen Fischen die beim Fangen
(= cacciare) ins Netz geraten) = cacciuccio etc.
§ 80. Das Suffix -CLÜS leitet im Lat., wie ULUS, teüs
Diminutiva von Substantiven und Adjektiven, teils Werkzeug-
namen von Verben ab. In einem Fall wie TENDICULA >
mgL tindeklä „vargä de fier servind tu rfizboiü a ^inea
plnza intinsa" (In Brau horte ich als Benennung desselben
Teiles des Webstuhles timbeiche, worin wohl der Einfluß
von TEMPLÜM vgl. itaL tempiale „Spannbaum am Web-
stuhl", franz. temple „instrument pour tenir l'^toffe tendue
sur le mutier" zu sehen ist.), obwohl wir es mit einem kleinen
Gegenstand zu tan haben, ist der instrumentale Sinn klar.
— 153 — §bO.
Dereelbe ist auch in BAT[T]UO + Suffix -CLUS „Klöpfel"
erkennbar: ital. bataccbio „Stock^, dav. batacchiare
^prügeln^, batocchio „Glockenklöppel^, battaglio „Glocken-
schwengel", mil. fcnr. parm. piem. romagn. batot§, mil. com.
batadz, gen. battadzo, crem, batakol, bresc Ter. bato-
kol(o), Yen. päd. batochio „baitaglio*', Ten. batoka „batti-
tura", gen. batadzi „ciondoli", mil. batadzä „scampanare^%
grödn. batotl, franz. batail, span. badajo. Tgl. span. batu-
car, portg. batocar, batoca „Schlag", rum. bätuci
„klopfen, stampfen", bätucä „Geflügelmagen" (welcher wie
das Herz „schlägt") etc. In derselben Weise ist, Ton einem
♦MATTEARE „schlagen" + Suffix CLÜS folgende Wort-
sippe abzuleiten: mgl. mStöocu »» „mäciucä", ital. maz-
zocco (Tgl. mazzocchio), Ten. matssöka, mazzokola, sie.
mazzökkulu „speciedimartello",span. mazocho „Schlägel";
— rum. mäclucä „Knfittel" daT. mäciuci „schlagen", sard.
matssukka, daT. (am)mat8sukkäre „battere", abruzz. am-
matssukkä „battere il lino o la canape col mazzapicchio",
eng. matssüch, franz. massue. Wenn wir im ital. batac-
chiare ein IteratiTum zu battere zu erblicken Tersucht sind,
so ist man in mazzocco, maciucä, massue etc. geneigt eine
direkte -UKKA-, -OKKA-Ableitung Ton MATTIA zu sehen.
Daraus erhellt, daß aus dem instrumentalen -CLUS Tereinzeltdie
in dem Torigen Paragraphen besprochenen Suffixe entstehen
konnten. Ihre Quelle ist jedoch das diminutiTische -CLUS.
Anm. Lork (Altberg. Sprachd. S.212) unterscheidet nicht die
besprochene Ton BAT[T]ERE abgeleitete Wortsippe Ton einer
anderen, die zwar sinuTerwandt ist, aber auf BAC[U]LUS + K-
Suffixe zurückzufahren ist: lomb. emiL batdok ,,SchlägerS crem,
batäokla ,, Trommelschläger', crem, batäok, miL brianz. ba-
tSakol „ciondolo", mant. batSokar „sbattere, dibattere", miL
bat§okä,mant.batäigar „tentennare",lomb.bat§okä„suonar
le campane a tocchi separati" etc. — Ebenso zieht mit Unrecht
Meyer-Lübke (Rom. Gram. IV, 179) zu *MATTEUCA das
ital. maciulla „Hanfbreche", abruzz. matäinolla. Diese,
ebenso wie abruzz. mat§§akf „Gemetzel", ammatSiakkä
„zermalmen", pist. ammakatääare, smakatsSare, mat&ak-
§81. — 154 —
kare Mschiacciare*^, makatfiäa, spao. macho „Hanuaer*',
machar, machacar, macbncar „stampfen^, a.*fraiiz. ma-
que, alb. mank$ „Hanfbreohe^, gehören zum Stamme MAC-
(itaL maccare — macolare, sard. maccare etc.), welcher
wahrscheinlich im lat MACTO steckt
§ 81. Das Latein kennt die Diminutiosuffize -TCLÜS
(APIOULA, CLAVICÜLA ete.) -ICLUS (ANATICÜLA etc.),
die im Romanischen mit einander wechseln, -ECULA (NUBE-
CÜLA, MOLLECULA, VOLPECULA etc.), das im ürromani-
schen mit -IGULA zusammengefallen ist und -ÜCUIiUS (P£-
DÜCUIÜS, VERUCÜLÜM etc.), die zur Büdung von Dimi-
nutiven außerordentlich beliebt waren und im Romanischoi
sehr viele Spuren hinterlassen haben (Meyer-Lübke Rom.
Gram. II §§ 422—425). Ein -j;C[ir|LUS erscheint nur in
BAB-ffiCÜLUS „Lebemann" (bei Petron 37, 10; Amob 4, 22,
wovon span. babieca „Einfaltspinsel") ein -ÜO[U]LUS nur
in dem durch das Romanische gesicherten^ '^'AOÜCULA (itaL
gucchia, franz. aiguille, span. agiya, SÜBÜCÜLA ist in SÜB-
U-CÜLA zu trennen. Das Vorromanische hat aber, wie das
Zeugnis der rom. Sprachen beweist, die ganze Yokalreihe
vervollständigt und dies teils aus sich selbst, indem es nach
dem Muster der anderen Suffixe auch ein ACLÜS (im Lat
ist nur ein instrumentales ACLUM belegt: ÜMBRACULÜM
etc.), -OCLUS etc. schuf, teils dadurch, daß zu den -AX, -EX,
-IX, -OX-Bildungen neue Diminutiva auf -ULÜS gebildet
wurden. „Die Volkssprache bildete besonders gerne, oft mehr
scherzhafte Adjektiva auf -AX und -EX, die jedoch die
Schriftsprache nicht zu gebrauchen wagte. So findet sieh
TRAHAX nur bei Plautus, CATAX und TAGAX bei Luciliua
ABSTINAX nur bei Petron. In Glossen: DAPAX: loquax,
OPINAX: mauifestus omnibus (hominibus), MANIFEX:
manum dans, PANDEX: qui semper pandit ora ad potandum,
VIPEX: vim peticundo." (Archiv lat Lex. IX, 371—372). So
sind Wörter wie DICACULUS „naseweis" « DICAX), LO-
QUACÜLUS „schwatzhaft" « LOQUAX) etc. zu deuten. Die
BoUe, die diese Bildungen spielten, muß sehr groß gew<9aeoi sein,
s
— 155 — §«.
denn nur so laßt noh erUaroii, daß die -CLUS, -K'(KOUS
und K(K)ÜS-Saf&xe die „scherzhafte^ Bedeutung, von der wir
so oft gesprochen haben, besitzen und daß dieselben Suf&(e
so oft deverbale Diminutiva und PejoratiTa ableiten«
Annu Wenn man die lai Eigennamen einem gründ-
lichen Studium unterziehen wird, wird man noch yiele Belege
fbr die hier besprochenen Suffixe finden, da die Namen der
Römer bekanntlich Spitznamen waren, also ganz gut zum
„scherzhaften" Sinn dieser Suffixe passen. Zimmermann fuhrt
im Archiy lat. Lex. XI, 585 eine ganze Reihe Yon Personen-
namen aaf -UCUS, -UCCUS, -UCIUS und -UCCIUS an, die
er auf das seltene Suffix -UCÜS in CADUCUS, ALBUCUS,
MANDUCÜS zurückfahrt. Aber weder die Weiterbildung auf
-lUS, noch die Dehnung des C ist bei dieser Deutung klar.
Auch die auf afrikanischen Inschriften vorkommenden -IC(C)A-
Bildungen: BODICCA C. I. L. VIIl, 2877, BONICA 4560,
KAMCA 3288 gehen auf -ICLUS > IC(C)US zurück.
§ 82. Im Rumänischen sind die Sufißxe -CLUS, -CLO
nicht produktiv. Nur in mäzSriche „Eichererbse" begegnet
man einem diminutivischen iche <[ -ICLA (vgl lat. LENTI-
CULA) und in Intortochia neben tntortoca (Liuba-Iana:
Mäidan S. 71) „verwickeln" (von tort). Dagegen sind diese
Suffixe im Italienischen reichlich vertreten:
a) -acchio leitet Bezeichnungen von Tierjungen: bir-
racchio ^o'^^B®« Rind", buci- Junger Ochse", ors- ,junger
Bär" (Val. Soana orsako), poltr-, recc-, lupacchino etc.
(vgl. poitevin levrache „Häsin", n.-prov. bouvaohoun
Junger Ochse", boucachoun Junger Bock", rum. turmac
Junger Büffel, welcher mit der Heerde (turmä) läuft", franz.
poulache Junges Pferd"). Das rum. godac „einjähriges
Schwein, einjähriger Bär" (neben bau. goadzin „einjähriges
Wildschwein" Jb. lU, 316) ist von slav. godü „Jahr" abge-
leitet, entspricht also genau dem rum. danac, mgL danak
„einjähriges Kalb" aus d'an „voxjährig" und dem lat. AN-
mCüLUS „einjährig" > log. anniiu „einjähriges Pferd",
cors. annecöu „capretto o agnoletto d'un anno", sass. ani-
di^zu „cavallo di un anno", neap. annekkyg, tess. neti „ein-
§82. _ 156 —
jähriges Kalb^, abrazz. nnekie „einjährige Ziege^ etc., neben
dem auch ein *ANNUCLUS durch obwald anul „Widder.
span. afiojo „einjähriges Rind'* gesicherfc ist. DaB nack
Wörtern wie ANATICLA, APICLA, OVICLA, MÜRlCirS.
VTJLPECLA etc. auch ein -AGLü zur Bezeichnung Ton Tier-
jungen entstanden sei, darf uns nicht Wunder nehmeu; dem
lai GORNIC-ULA entspricht im ital com acchia dem OVI-
CLA ein itaL abbacchio, dem VULPECÜLA (fr. gonpü
span. golpeja) im ital. vulpacchio. Außerdem liegt ein -ac-
chio, welches unmöglich auf das lai instrumentale -ACLUM
zurückgeführt werden kann, in fratacchione = frataccio.
brutacchiotto <=» brutaccio, pazzacchione = pazzao-
cione, femer in pretacchione, furbacchiotto, botacchio-
la etc. vor.
-acchiare liegt vor in sbevacchiare «« sbeyacciare
BS sbeyazzare „nippen^, dann in: battacchiare „prögeb*
(vgL § 80), bucacchiare «= for- „durchlöchern*^, fug- ^oft
die Flucht ergreifen" (vgl FUÖAX), frug- „eifrig durch-
stöbern", giur- „häufig und falsch schwören", gioc-, „etwas
spielen", lavor- „pfuschen", mur- „stfimperhaft mauern'' (vgl
muraccio „schlecht gefagte Mauer"), ruh- „mausen", sbad-
„gahnen", scriy- „schmieren", sputacchiare „spuken" (Tgl.
sputacchio < -ACLUM), tiracchiare „zerren" (= firanz.
tirailler, wo -ailler ganz beliebt ist: criailler, dispat-
ailler, dormailler, rep^tailler, tournailler etc.).
b) -ecchio und -icchio sind häufig im ItaL Fälle wie
orecchia <; AURICXJLA führe ich nicht an, da in ihnen
das Suffix erstarrt ist; dagegen wurde es gefohlt in LENTI-
CÜLA > lenticchia nb. lentiglia, parm. miL lintet§sa,
VITICLA > viticchio, lomb. vedetS etc. An neuen Bil-
dungen ist zu nennen: rubecchio „rötlich", bus^cchia
„Gedärme" (vgL mil. butssekka, piem. buseka „budelame*\
crocicchio „Kreuzweg", cannicchio, dottoricchio, mol-
licchio =3 moUiccio „etwas weich" etc^ vgL Rom. Gram.
II, § 422. Auch buricchio „scherzhafter Name flir ebe
Katze" ist mit buricco „scherzhafter Name fi&r Esel" zu ver-
— 157 — §83.
gleichen« Über franz. -ille, -il in Personennamen (Jaoquille etc.)
vgl Zeitschrift rom. PhiL XIX, 184.
-ecchiare kommt vor in punzeccbiare „sticheln'',
sonnecchiare „schlummern**, (morsecchiare „anfressen**
•< '*'MORSIC-XJLARE); — icchiare in camponicchiare
^mühsam zusammenschreiben**, dent- »» ros- „benagen**,
cuc- „langsam nähen**, gioch- „spielen**, impar- „wenig und
mühsam lernen**, sie. gattiggyari „kitzeln**, salticchiare
^hüpfen** (= franz. sautiller, wie brasiller, grapiller,
nasiller etc.), dolicchiare == sie. dollitäSicare, dim. Ton
DOLEBE.
c) Über itaL -occhio (capocchio, cann-, mazz-, past-,
pastacchione „feiste Person**, abruzz. vallokkya „Talchen**,
agocchia etc.) vgl. Majer-Lübke, Bom. Oram. II, § 423.
d) -ucchio ist selten: gen. gandfidzza „Eichel**, da-
gegen ist ein SufBx -ucolo beliebt: fratucolo, pret-, leg-
gier-; affarncolo = -uccio, mercantucolo =» mercan-
tuccio, paesucolo = paesuccio, YgL auch avanzuglio
avanzuccio, pagliucola = paglinzza „Strohhähnchen**
(= sie. pagghiukku), pietrucola => pietruzza «== pietruc-
ciola = petricciuola, baiuccola = baiuc(c)a = bai-
uzza „Scherz**, poetuccolo = poetuccio == poetonzolo
(§ 71); — ucchiare kommt vor in bevucchiare „nippen**,
baciucchiare „schnäbeln** (day. baciucchio) = sard. baci-
uccare, biasciucchiare =» biasciucare »■ biasciuco-
lare, affatucchiare „bezaubern**, gioc- „spielen**, im-
parucchiare „wenig und mühsam lernen**, mangiucchiare
= -uccare „wenig essen**, parluccbiare „radebrechen**^
piagnucolare „wimmern**, pesucchiare, sie. gattuggyari
(= franz. chatouiller, wie barb-, bred-, gaz- etc.).
y. Abschnitt; Bflckblick.
g 83. Nachdem wir in der Einleitung die Geschichte des
lat. Ti und Ei im Rumänischen, Sardischen und Italienischen
§83. _ 158 —
Yon einem prinzipiellen und in den ersten vier Abscbnitten
dieser Arbeit yom lautlichen Standpunkt aus betrachtet haben,
sind wir zu folgenden Ergebnissen gelangt
1. Am Ende des III. Jahrhunderts n. Chr. wird durch
historische Begebenheiten die im ganzen römischen Reich Ter-
breitete, dem Wesen nach gleiche urromanische Sprache, in
zwei Gruppen geteilt, unter welchen jeder Verkehr, der auch
in die Sprache Spuren hinterlassen hätte, abgebrochen wird;
es entsteht einerseits eine Ostromanische, andererseits eine
Westromanische Sprache. Diejenigen Lautveränderungen, die
beiden eigen sind, lassen sich mit ziemlicher Sicheiheii
wenigstens in ihren Anfangen, auf die urromanische Sprache
zurftckf&hren.
2. Darunter gehört die Afßzierung des Ti und Ki
3. Ti ist bis zum Ende des lU. Jh. auf die Stufe ts ge-
langt Im Osten (im Rumänischen) wurde es bald von dem
(besetz der Vor- und Nachtonigkeit erreicht und, noch befor
die Sprache die yier Dialekte entwickelt hätte, verwandelte
sich ts urrumänisch 1. vor dem Ton in tS: TITIONE > tä-
tsune, 2. nach dem Tone in ts: PÜTEÜS > putsu. —Im
Westromanischen dagegen, — als deren Repräsentanten das
Italienische und das Sardische dienen mögen, — hatte der Ton
keinen Einfluß auf ts und dies wurde in allen Stellungen zu
ts. Nun drangen bald nach der Scheidung des Ost- und West-
rcHuanischen in dieses Latinismen ein, die je nach der Zeit der
Entlehnung im Italienischen ^ (palagio) oder tsi (grazia) er-
gaben. Diese sind dem Rumänischen gänzlich fremd und lassen
sich nicht auf das Urromanische zurftcki'ühren.
4. Dagegen gab es schon im ürromanischen vier ver-
schiedene Arten des afBzierten E: 1. Kia, Eio, Kiu y> k^.
2. Kie, Kü > k2. 3. K* < CL (§ 70) > kj. 4. KX <
CGL (§ 70) >> k4. Nun fielen im Rumänischen k| und kj
mit Ti zusammen und ergaben vortonig tfi, nachtonig ts; k«
dagegen ergab immer t§; für k2 fehlen Beispiele. Im Italieni-
schen, — von den Dial^ten sehe ich ab, — fielen mit Ti
nur kl nach Konsonanten nnd k4 zusnuttnen md ergaben l8(8^.
— 159 —
§84.
di^egen wurde k^ nach Vokalen und k^ zu tSS; f&r k2 fehlen
Beispiele. Im Sardischen endlich zeigt nur k2 eine Ter-
schiedene Behandlung (indem es im Log. Kamp, mit anlauten-
den CE, CI dieselben Wege geht, nicht aber im Sass.), sonst
fallen k|, kj und k4 zusammen.
PÜTEUS
TITIONEM
BRACIUM
CALCEA
Drum.
pu^
täciune
bra^
incal^
Amm.
putsu
tätäune
brats
nkaltsu
Mgl.
—
tatduni
brats
—
Irum.
puts
—
bröts
nköts
Ital.
pozzo
tizzone
brazzo
calzo
Sicü.
putssu
titssuni
vratssu
kau(t)si
Trient
poso
stison
bras
Log.
(retssa)
(retssolu)
bratssu
kaltsa
Kamp.
(retssa)
titssoni
bratssu
kartsa
Sass.
(retssa)
titssoni
bratssu
katsa
FACIES
-AKTS
-AK'K'US
CRUCEM
Drum.
(fet&)
(et)
-aciü
cruce
Arum.
(fatsä)
(ets)
-at§u
krutse
MgL
(fatsä)
(ets)
-atg
krutse
Inim.
(fötäö)
—
—
krutse
ItaL
(faccia)
-accio
-azto
croce
SiciL
&tS§i
-atssu
?
kruöi
Trieni
fatäa
-aso
?
kros
Log.
fakke
-atssu
?
(lughe)
Kamp.
fatgia
-atssu
?
(luä)
Sass.
fatgga
-atssu
?
(radidzi)
5. ürromanisch ist auch die Assimilation des STi, SK) zu
SSi vgl. § 34.
§ 84. Aus der tabellarisch«! Zusammenietmng des T«f-
Itetgehenden Paragraphen geht herror, daß iat Kj[ und Ee,
§84.
— 160 —
Ki verschiedene Schicksale hatten. Dies kann nicht genug
heryorgehoben werden, weil es immer noch Gelehrte gibt, die,
Schuchardts Beispiel folgend, zwischen diese cbronologiseh
auseinander zu haltenden Erscheinungen nicht scheiden. So hat
neuerdings Herzog (Zeitschrift rom. PhiL XXVI, 3ö3— 364)
fnr die älteste Eotwickelung von Ti, Ei und Ke, Ea folgende
Stadien unterscheiden wollen:
1. MÜTARE
2. mutare
3. mutare
4. mutare
5. mndar
6. mudor
7. mu^ar
gemeinromanisch
RATIONE VIKINÜ
ra^sjne Yekinu
gemeinromanisch ?
ra^sone vekinu
westromanisch
ra^sone ve^sinu
ra"zon
ra^zon
razon
ve°zm
e^z
ve^zin
vezin
MINAKIARE
manakiare
manaMiare
manatsyare
mana^ssar
mana^sar = a.-span.
manatsar es urfranz^
urprov., urkat
Herzog nimmt an, daß Ti früher af&ziert wurde (etwa mit
li, ni, di zugleich) als K^ und daß es allgemein in der Volb-
spräche den einfachen Laut t' oder ts hatte (= etwa norditaL
<5, ein Laut, der dadurch entsteht, daß beim palatalen Explo-
sivlaut die ganze Vorderzunge an den Gaumen angedruckt wird,
was zur Folge hat, daß beim Öffnen des Verschlusses ein Beibe-
geräusch deutlich hörbar wird). K\ dagegen verschmilzt nicht
zu einem Laut, sondern es entsteht Konsonantendehnung in-
folge von Assimilation, und dieser Laut geht dann mit Ke,
Ki zusammen. -ITIA hat im Franz. regelrecht -eise ergeben,
während -ece aus der Sprache der Gebildeten (ITSIA) stammt;
PLATIA und PETIA (auch rum!) sind spät ins Latein ge-
drungen.
Wenn wir vom Französischen ganz absehen, wo diese Er-
klärung auf große Schwierigkeiten stößt, so paßt Herzogs An-
nahme für das Gebiet, das wir studiert haben, gar nicht Da
— t61 ^ »84.
er keinen SiAflofi des Akzentes annimmt (S. 364), mOftte PU-
TEÜS mit CRX70BM zosammenfellen (» BATIONE <•* VI-
GINUS) and von BRACEIÜM verschieden sein, was dnroh
die Beiqoiele im § 83 g&nzUch widerlegt wird.
Anm. Ich habe bis jetzt absichtlich vermieden von CE,
d BQ reden, um damit anzudeuten, daß diese Lautgruppen
von Ti, Kl scharf zu scheiden sind. Dies soll hier durch
einige Beispiele aus den italienischen Dialekten veranschaulicht
werden:
SiciL: PÜTSSU == BRATSSÜ dagegen: öiniri; pidi
„pece^, pumi(ia; kautia „calce*^, kautso „calcio^.
Cftlabr.: K'ATSSA = FATSSÜ « FACIO) dagegen:
täarasu; adzzieliu „uccello^.
Lecce: PETSSA = LAT8SU, dagegen: tSinere, täinku,
täertu; patde, pitäe, nutSe, krutäe, forfetSe, etäitu < ACETUM;
fautSe, kautäe, dutse, surdze, at§e(i(}u „uocello^, täsisu <[ OC-
CISUS.
Bari: PUTTS£=LATSSE, dag.: täiende, täen^re, tsegghie
„ciglia", tseka „cieca"; dgtäevg < DECEBAM, tridetse, fa-
tgeddgwg < FICEDÜLA; — masena < MACHINARE, pese,
'mbese < INVICEM, noäe, krose; — tsedzzere „cece", adzze-
miende „cimento"; martsede „mercede", fuert§§we < *FOR-
CIPES, doldie, kaldze; atsiedde „uccello**, at§§ite < OCCI-
DERE.
Cerign.: PÜTSSE = VRAT3SE, dag.: t§em§ <CINERE,
t§em§ts§; tsetägrg, 'mmiet§g, kruotse; — Koitg •< ACETÜM,
rjMoivg „ricevo", prukoing" PULLICENÜM; sordzg, dultsg,
fdertsg < FORFICEM;* at§i§dd§ „uccello", atSäoise „ucdso"
aber akkoitf < OCCIDERE; sandzoing, ndzoine < uncino.
Campob.: PÜTSSE — SÜOTSSE, dag. tSeuts?; dut§iend§,
soret§g, fglitäa, froffgtsa, ditsg(r§); kautäe „calcio", kautsa
„calce", fautsa, (au)tsiell§, vendz^.
Aquila: PÜTSSÜ— iSOTATSSÜ; dag. tsentu, tselu; voce,
vicinu; putsinu •< PULLICENÜM, kautia, kautse, sordze.
Teramo: POTäSE — VETSSE, dag.: t§endis§m§ „cente-
simi^; krotse, nutsg, matsing, tridgts^; pgütsg „pulci^, putsg
«porci",
Lanciano: POTSSE — VRATSSE; dag.: tsenere, täeppe,
tsere, tsitse; detse, vetseing, sotsere, krotSe, notSe, lutdf,
Weigand, 11. Jahresbericht. 11
§84. — 162 —
mmetg^, petä§, votSg, töell^ „uccello"; potSe „pulce*', kaldze.
saldie, poldie, 7enc^ <C VINCERE, dotS^ porlSf „porci'.
at§Side<OCCIDERK
Neapol: PUTSSO —VBATSSO, dag.: tdgiaa^ tSenisa.
Arpino: PUTSSE = TRITSSA, dag.: tfienjrg, tsette
„cito^, töim^tä^; suotögr^, patSe, matöellare, atfiit^; kaui^e.
katSina, sordze, surdziie < '«'SORICELLUS.
Alatri: PUTSSE^— LITSSI, dag.: tSen§r§; tsit? <
ACETUM, petsg, forbitäi; kautäi, kantgg, putöinf, atdiide <
OCCIDERE, tSeli „uccello".
GaUura: PÜTSSU-BRATSSU, dag.: tfialbeddu < CERE-
BELLUM, t§imit§a; fat§i, sotdaru, atSeto, yitsinu, salitSo, pa-
litöu; sintäeru, kaltsu, rantäiku, täedda ^^accella**, t§i <C EC-
CEHIC
Corsica: POTSSÜ-BRETSSU, dag.: täeln, tserbeUu, fö
miöa, (ö, vor a •< e: caraäa, canuga); &5i, soöam; nur ma-
cellu, ucellu; sintsera, kaltäu, salt§xi.
GombiteUi: POTSSE — BRATSSE, dag.: tserki§ „certi^;
noia, peraiza, radiza, aze <C ACETUM, vezin, paze; kaltse.
vintäg „Vinco", faltsa, pultäa, port§el]§; uzellg.
SiUano: POTSSE — LETSSE, dag.: tsireza; forbetk
felgtse, sedgtse, pületia, salgtäe, atl^dde < ACETDM, piatser,
vitsin; — pädzza, nödzza, radfdzza, vödzza, sodzzer, knSdzza,
ködzzgr „cuocere", piadiza ■< PLAGET, aber: töimmeza,
tseze, pemiza, dozente; kalt§§, atg§eiid§r, uzelL
A.-Genua: POQO = BRAQO, dag.: ^e < CELUM, veia
< *CERESIA, 5ibbu, ferne; peze, veazu < VERACEM,
peize „pece", embrezu, naiza, reize <C RADICEM, ^imize
köze, 8ÖZU, vuze, kruze, luzf; vin^e, marfu, furfina, mar^enar,
do^e aber: pruza < *PLUCE < PULLICEM, freza „felce%
srazu „salcio".
Müan: POTSS = BRATSS, dag. täinku, tserka, t<el;
küsina „cucina"; stordzeva < EXTORQUEBAM.
A.-Berg: POTS = BRATS, dag.: (t)8ervel, (t)9el, (t)ser.
(t)sinqui; nozeta, nos, vos, kos, kros; fortsella, donisella, dol-
tso, tortser, sortsel.
Bologna: POTS = BRATS, dag.: tsaint < CENTFM.
tseirts < CIRCULUS, tsil; krouz, radiz, tseiz „cece", varnii
< VERNICEM, uzel „nccello"; sals < SALICEM
— 163 — §85.
Bomagna: POTSS = BBATSS, dag.: tsira, tsivul, tsig,
tsedar; diz, urebs < AUBIFICEM, yoz, döz, nöz, yerniza, piaze.
Triest: POTS = lATSO, dag.: tsivöla, tsariesa, tsimize;
paze, luze, azedo.
§ 85. Während Ki in allen romanischen Sprachen affi-
ziert ist, ist dies f&r Ce, Gi nicht der FaU, so daß man ohne
weiters annehmen dar^ daß die Affizierong des Ki schon ur-
romanisch ist, während die des Ce, Gi später begonnen hat.
Dies wird einerseits dadurch bestätigt, daß Ce, Gi nicht die-
selben Schicksale wie Ei hatte, andererseits, daß wir von der
Af&zierung des letzteren seit dem zweiten Jahrhundert n. Ghr.
inschriftliche Belege besitzen. Wenn im Jahre 131 n. Chr.
"AgoPKiavoC statt Aruntianus (Lindsay: Die lai Sprache
S. 102) erscheint, und diesem viele andere ähnliche Falle
folgen (vgL H. T. Karsten: De uitspraak van het Latyn.
Amsterdam. S. 138— -140), so will diese Schreibung nicht
etwa beweisen, daß Ti und Ki zusammengefallen waren, —
die meisten romanischen Sprachen unterscheiden sie noch
heute, — sondern daß sie im IL Jh. schon afßziert waren.
Beines t und k unterscheiden sich von einander so stark, daß
eine Verwechselung dieser Laute in der Schrift nicht möglich
ist; die Stufe ts konnte im IL Jh. n. Ghr. weder Ki noch Ti
erreicht haben, daher müssen wir annehmen, daß um diese
Zeit beide Lautgruppen mouilliert ausgesprochen waren; M
und f. Der Unterschied zwischen diesen zwei Lauten ist so
gering, daß sie oft selbst das phonetisch geschulte Ohr nicht
unterscheiden kann, um so weniger der einfache römische
Steinmetz. (Wenn später die Schriftkundigen nicht mehr
wußten, ob NUNTIUS oder NUNCIUS die richtige Form
sei, handelt es sich um die für beide Falle geltende gelehrte
Schriftaussprache TSI, über welche uns der Grammatiker
Albin einen Beweis liefert, wenn er bemerkt, daß „BENE-
DICTIO et ORATIO et talia T debent habere in penultima
syllaba, non C." (cf. Keil: Gram. LatVlI, 298, l£)
Dagegen besitzen wir vor dem VL Jh. kein einziges in-
schrifüiches Zeugnis von einer Affizierung des G Tor e, i (vgl.
11*
§80. - 164 _
ü, Pfuris: Aead^mie des Luflcnption«. 1892. Ckmiptes Bendus
XXI, 8. 81). Ans indirekten Qaellen läßt sich kein Beweis
ftr die Affizierang des Ce, Ci vor dem ßide des HL JL
n. Chr. bringen. Ich will hier dieses noch dnnkle Problem
der lateinischen und romanischen Grammatik nicht n&her be-
rthren und yerweise anf die §§ 115—117 (^gL aach § 106,
152) der Binf&hrnng von Meyer-Lnbke» wo die Insherigen
Resultate kritisch beurteilt werden und die dpezialliterator
angegeben wird. (Vgl. auch 0. Densosianu: Sur Talt^ratioii
du C latin devant E dans les langues romanes. RomawiaXXIX
321—333 und Areh. lai Lex. XIII, 406, wo ein Beispiel fir
die reine Aussprache des K vor Y aus dem IV. Jh. n. Chr.
gebracht wird.) Nur auf einige Punkte möchte ich die Auf-
merksamkeit lenken.
g 86. Bekanntlich hat das Logndoresische, welches Ki
in tss verwandelt (§ 42), heute noch Ce, Ci bewahrt: BBA-
CHIUNL < bratssu, gegenüber C-älLUM > kelu, ACETUM
> agedu, DULCEM > dulke, OCCIDERE > bokkira
Das Campidanesische zeigt dagegen tä, wie daa Italienische:
bratssu aber täelu, azedu, durtäi, botäsiri (fatäsa).
Dieses Stadium ist aber nicht ali Wie Meyer'^Lubke Zur
Kenntnis des Altlogudoresischen 8. 74 gezeigt hat, laSt sich
dieses an dem Wort täerbai „aufplatzen*' <I CBEPARE be-
weisen. Die Metathese des r kann erst zu einer Zeit statt-
gefunden haben, als das intervokalische p schon b geworden war,
also solange noch die griechische Herrschaft in Sardinien
kräftig war: CREPARE > krebai > ^kerbai Damit aber
'^'kerbai zu tderbai werde, mußte zu dieser Zeitperiode das
anlautende ke unaffiziert gewesen sein, denn nur dann hat *ker-
bai dieselben Schicksale wie '*'kelu ]> tselu haben können.
— Neben fasa kommt noch log. faska „Windel" vor, womit
log. poska zu vergleichen ist, welches man von POSTEA
ableiten wollte. Es ist bekannt, daß Ascoli a. a. 0. seine
Theorie, daß log. ke, ki nicht direkt das lai ke, ki fortsetat
sondern aus einem älteren ke, ki zurückgebildet ist, stutzt,
indem er meint, daß zur selben Zeit auch *faska, post'a m
- 185 — §86.
faska, poska wurden. Ich halte es nicht för ndtig, die
ganxe Disknssion, die sich um diese Frage gebildet hat, anzu-
f&hren, da ich ihr die Bedentung, die man ihr zasohrieb^ nicht
zuerkennen kann. Das Wort faska hat Hofl&n&nn S. 76 richtig
erklärt Es ist durch den Einfluß von faske ^BündeP <
FASCIS entstanden. Diese Deutung ist um so annehmbarer,
als im Log. ein Diminutiv faskitta und ein Verb faskare,
beide von faske abgeleitet, existieren, aus denen sehr leicht
ein faska rftckgebildet werden konnte. Meyer-Likbke, den
Mher (Literatnrblatt VII, S. 70) diese Erklärung überzeugt
hat, kann ihr später (a. a. 0. S. 32 — 33) nicht mehr beistimmen.
Er vergleicht faska mit fakke < FACIES und meint, daß
FASCIA zunächst zu faska wurde, „wo nun Dissimilation
gegen das s die weitere Verschiebung zu st', st hinderte und
die Entwickelung in die Reihe des Vorhandenen (oder neu
entstandenen M-, 5(b= t§)- Lautes drängte." Ich kann den
Sinn dieser Deutung nicht recht begreifen. Wir haben doch
als regelrechte Entsprechung f&r lai FASCIA ein log. faSa,
das eine (schon urromanische) Mittelstufe '*'FASSIA voraus-
setzt Faska kann also gar nicht vom selben Typus kommen.
Ich vermute, daß Meyer-Lübke von einem Plural FASCI-ffi
ausgeht, — nur in diesem Falle ist ein Vergleich mit FACIES
möglich, — welches dann, — vorausgesetzt, daß die Gruppe
SKie nicht zu ssie in vorromanischer Periode geworden ist, —
doch nur faske ergeben hätte (wie FACIES >> fakke), und
mit faske <C FASCIS zusammengefisdlen wäre. Poska hat
Hofmann aus POST + Konjunktion ka erklären wollen, was
begrifflich und formell unmöglich ist (vgl. Meyer-Lübke:
Literaturblatt 1896. S. 70). Neben poska kommt — schon
zu einer Zeit, wo der Schwund des (im Satze) intervokalischen
p, nach dem es die Stufe b erreicht hatte, noch nicht möglich
war — , auch oska vor. Meyer-Lübke, der im Literaturblatt
VII, 69 poska als ii Lehnwort mit Überentäußerung: posca:
poscia = creskiri < CRESCERE (ähnlich Ascoli Archiv
glott itaL XIII, 111 Anm.: *pistSe>> pe§e wie '*'postSa>»
poSa, da man aber neben *pistSe ein piske hat, so auch
§87. — 166 —
neben *fo^ek ein poska) erklärt hatte, bemerkt spater (a.a.
0. 67): „Aber die dort angedeutete ErUanmg ist wenig wahr-
scheinlich und die Nebenform ohne p ist auffallig .... Ich
stehe der Form vollständig ratlos gegenüber^. — Ich glaube,
daß poska nichts anderes ist als die regelrechte Entwickelong
des lai POSTQÜAM „hierauf^ nachher^ und daß osca ein
davon etymologisch verschiedenes Wort ist Der Lautgesiadt
nach paßt am besten ein lat USQÜE AD (über den Übergang
des vortonigen u in log. o siehe die Beispiele bei Hofinann].
Auch begrifflich ist diese Deutung möglich: „et osca pus
cussa parthitura tennit Corona^ (Codaghe) bedeutet eigentlich:
„und er hielt die Krone solange als die erwähnte Abreise
nicht stattfand", das heißt, „bis nach der erwähnten AbreIS6^
also gleichsam usque ad post questam p. — Das Albanesische
zeigt auch einen unterschied in der Behandlung des Ki einer-
seits und des Ge, Ci anderseits (§ 40). Selbst im It. scheint
der Übergang von Ge, Ci zu tse, t§i relativ jung zu sein. Im
Dialekt von Gerignola wird betontes langes lat e zu 9L Zar
Zeit dieses Lautwandels hatte G vor e, 1^ bloß die Stufe K er-
reicht: ACETUM > Koite, PÜLLICENU > pruKoine,
r^koivg, „ricevo". Vor e, i wurde dieses K später zu ts:
täetgfrg, kruotSg etc., vor 9i blieb es dagegen bestehen.
Auch das griech. xipzQOv, welches wahrscheinlich spät in die
Sprache drang, konnte zu täendrg „Nagel" werden. (Dagegen
ist mir at§§ois§ „ucciso" neben akkoitg „uccidere", sowie
ndzoing „uncino*', sandzoin§ unklar.) Auch im Taranto
scheint die Affizierung das Ge, Ci, Ge, Gi erst nachdem die
Gruppen Que, Qui, Gue, Gui ihr labiales Element verloren,
begonnen zu haben, was aus Subaks Notiz (Zeitschrift rom.
Phü. XXn, 554) hervorgeht: „andzidde < *ANGUILLA ...
stimmt genau zu t§e, t§i <C Qui-, Qa^-, wie im Rumänischen'^
(vgl. § 89).
§ 87. Das Rumänische bietet uns einen sicheren Beweis
dafar, daß Ce, Ci am Ende des IIL Jh. n. Chr. im Urromani-
schen noch unafßziert war. Es läßt sich nämlich mit Sicher-
heit nachweisen, daß zur Zeit, wo der Verkehr zwischen Ost-
— 167 — §88.
und Wertromanisch aaf hörte, auf dem ersten Gebiet C Yor e,
i reine Aussprache hatte.
Sd war schon im ürromanischen affiziert imd wurde im
Urrumanischen zu ts, auf welcher Stufe es mit ts <C T^ zu-
sammenfieL Als nun die Zeit kam, wo der rumänische Ak-
zent einen entscheidenden Einfluß auf die umgebenden Laute
aasübte, wurde ein ^bratsu <C BBAGHIUM gleich '^^ütsu
< PÜTEUS zu bratsu, putsu, dagegen »pitfiör < *PE-
CIOLUS gleich *tetsüne < TITIONEM zu pitSor, tÄtSune.
Diese Regel gilt für alle Dialekte (drum., brat, pu^ picfor,
t&ciune, — arum., brats, putsu, täitäor, tätdune, — mgL brats,
yitsä, pitöor, tfttäuni, — irum. bröts, puts, pitsor, fitsor), so daß
man wohl annehmen kann, daß sie in urrumänischer Periode
YoUendet war.
Anm. Daß Ki nicht erst auf urrumänischem Boden,
sodem im ürromanischen affiziert wurde, geht aus folgender
Erwägung herYor. Allen rum. Dialekten gemein, daher schon
urrumänisch, sind folgende Erscheinungen: betontes lai se, S
imd 1 werden wie ie, ii behandelt, betontes lat. e diphtongiert
zu ea Yor folgendem a, die Artikel -ul, -le, -a werden nach-
gesetzt, die AdYerbia bekommen ein suffixales Element -a.
Hätte nun die Affizierung des lat E Yor e, i + Vokal erst
im urrumanischen begonnen, so hätte ein C^LÜM, über
*kielu zu tseru, GERA über *kiara zu *tsarä, CALCEM
+ 'Art. A über *kalkia zu kaltsa, AD + TÜNC + CE
+ SufF. A über *attunkia zu atuntsa in allen Dialekten
werden müssen. Dagegen haben wir im Drum, tser, caltäa
(calului), atuntsa, tsarä.
§ 88. Zum Unterschied Yon Ki, wird Ce, Ci nicht in
allen Dialekten gleich behandelt, so daß deren Affizierung im
Umimänischen noch nicht YoUendet war:
GERA CiRGU GÄRTO C.ELU GRUGE
Drum. tsarä täerk t§ert tSer krutSe
Arum. tsearä tserk — tseru krutse
Mgl. (tseapä) tserk tsert tser krutse
Irum. tsörö — tsert tser (fatse)
\eß. _ 168 —
DÜLCB
PORCI
DruixL
dultde
port«!
AnmL
dultse
poitä
MgL
doltsi
poitB
Iram.
dultae
portS
Diese Tatsache spricht entschieden gegen die Annahme,
daß Ei und Ce, Ci auf gleiche Stufe zu stellen seien, denn
dann würde man unter dem Einfluß des Akzentes in allen
Dialekten t§er aber krütse wie pitsor gegen brats er-
warten. Setzt man aber voraus, daß dies im Urrumänischen
der Fall gewesen ist und daß der heutige Stand erst eine
Weiterentwickelung der einzelnen Dialekte sei, so stoßt man
auf folgende Schwierigkeit: Wäre drum. irum. tser(tser) ur-
sprünglich und arum. mgl. tser daraus erst entstandeD, so
sieht man nicht ein, warum arum. mgl. pitsor, tätsune ak
solche bestehen blieben und nicht zu *pitsor, *tätsane
geworden sind; wenn aber arum. mgl. krutse ursprüngücb
war und drum, irum krutse (krutse) daraus hervorgegangen,
so hätte brats, puts zu brats, puts werden müssen.
Aiim* Der hauptsächlichste Vertreter der Theorie, da&
ts aus t§ entstanden sei, ist Schuchardtr der seine imVoka-
lismus veröffentlichte Meinung zu wiederholten Malen im
Literaturblatt verteidigt hat. Auch Mejer-Lübke, der in § 403
seiner Rom. Gram. I die selbständige Entwickelung von ts und
ts aus einer Vorstufe t' annimmt, glaubt im § 513 doch, da&
arum. ts aus ts hervorgegangen sei („Es ist aber auch die
Wiedergabe von ci zu ts auffallig in einer Gegend, wo sonst
t§ zu ts wird"). Ich vermute, daß der Wiener Gelehrte zu
diesem Widerspruch durch Weigands Äußerung bestimmt
wurde (Olympo -Walachen S. 53 ff.), der auch im Aronmni-
schen dialektische Spuren von ts, selbst von ts nachweist
Aber gerade diese Tatsache spricht dafEü:, daß C vor e, i im
Urrumänischen erst bis zur Stufe ts gelangt sei, wonoB
im Arum. neben ts sich dialektisch auch ts (t§) entwickelt
hat, — wie auch im Drum, heute noch im westlichen Gebiet
imd z. T. auch in der Moldau die alte Stufe t6 oder daraus
hervorgegangenes s vorherrscht (vgl. Jb. III, IV, IX Nr. 29
— 169 — 9 89.
der NomudwSrtor: pioior). Dagegen haben aram. tfiireäar,
tiinnift» tinitakare >gend einer'' < QUID-SCIO^QUA-
LIS, mgL t&ireöi t&ireökä, täirefiar, tSannöa, gamtlich im
ts- Gebiet, ihr tS ans ts unter assimilatoriscbem Einflufi den
inlautenden ö entwickelt Den umgekehrten Fall nahm Meyer-
Lübke (Rom. Gram. I, § 4t 7) und nach ihm Candr^a-Hecht
(Les ä^ments latins S. 29) für SOREX > soaretse (irum.
§oaret§e, -t§u) an. Mit Unrecht indessen, denn aram. mgl.
(auch druuL vgl. Jb. VI, 32) äoarik hat kein tS, und selbst
wenn diese Form nicht *SORICIJM voraussetzt, sondern erst
auf rum. Gebiet aus der Mehrzahl gebildet wäre, würde 80^
RICEM hier ^soaretse lauten. Wahrscheinlich hat soarece
sein S von verwandten Wortern, wie |arpe, |op!rIä (vgl.
Surlikar „Mäusehabicht'', surlitsa „Gabelweihe^ Jb. lU, 328)
denn an ein siorex =« sorex + griech. /dvg (wie *giurus
<C griech. yvQog) ist wohl nicht zu denken.
Auch 0. Densusianu (Hist langue roum. 215) nimmt an,
daß das arum. ts aus t§ entstanden sei, um damit seine
Theorie, daß das rum. ts <[ C vor e, i aus Italien gebracht
worden sei, versöhnen zu können. Aber 1. existiert kein
Zeugnis dafür, daß das Italienische im V. Jh. n. Chr. — denn
dies ist nach Densusianu S. 235 die Zeit, wo der westromani-
sche Einfluß aufhört auf das Rumänische wirksam zu sein,
— schon auf die Stufe tö <; C vor e, i gelangt sei (vgl. § 86),
2. braucht rum. t§, nicht aus Italien importiert zu sein, son-
dern konnte sich sehr leicht selbständig entwickelt haben (vgl
§ 90) und 3. kann arum. ts nicht auf t§ beruhen.
§ 89. Bisher haben wir nur gesehen, daß sich C vor e,
i im Rumäniscben unabhängig von Ei entwickelt hat und daß
die Affizierung des letzteren urromanisch und alter als die-
jenige des ersteren ist Nun soll aber gezeigt werden, daß
G vor e, i erst auf rum. Boden begann, den reinen gutturalen
(Velaren) Charakter zu verlieren. Einen ausschlaggebenden
Beweis hat G. Paris in seiner L'alt^ration romane du c latiii
(Annuaire de TEcole pratique des Hautes Etudes 1893 S. Iff.)
gebracht. Aus dem Vergleich von CERVUS > tSerb und
QUID > t§e (arum. mgl. tserb, tse) schließt er, daß zur
Zeit als QU sein labiales Element verlor, das lateinische
§89. — 170 -
CE, Gl noch nicht af&zieit wurde, da das ans QUID anf ra-
minischem Boden entstandene *EID (die westromanischen
Sprachen behandeln '«'CINQÜE, QUID anders als CEBVUS,
FACIT) dieselben Wege wie CERVÜS gehen konnte.
Schuchardt wendet dagegen ein (Literatorblatt XIV, 360 bis
363, vgl anch Mohl Introdnction S. 293), daß CERVÜS zu
täerb wurde, wahrend man noch QUID mit dem labialen
Element sprach, daß dieses später zu *K1D, woraus dann selbsir
standig täe wurde, welches mit täerb zusammenfiel, wie auch
oberit. tSar < CLARUS. sie. täoviri < PLUERE sich mit
ts <! C vor e, i traf. Aber im Rumänischen liegt die Sache
doch etwas anders, da im V. Jh. schon die ersten Lehnwörter
aus dem Slayischen übernommen wurden, und in diesen bleibt
Ee, Ei erhalten. Man müßte also annehmen, daß in der
kurzen Frist von weniger als zwei Jahrhunderten nicht nur
lai G vor e, i, sondern auch rum. ke, ki <C lai Que, Qoi
soweit affiziert wurden, daß sie mit dem slav. ke, ki nicht
mehr zusammenfallen konnten.
0. Densusianu (Romania XXIX, 321 £) bringt mehrere
schar&innige Beweise für die reine Aussprache des Ce, Ci
im ürromanischen (der FaU CICONIA > *COCONIA >
CONIA S. 332 läßt sich mit CICHOREUM > *COCOREUM
> alb. kof e vergleichen), darunter CICUTA > *CUCUTA
>> nun. cucutä, saintong. cohüe, limous. koküdo, alb.
kukutg, kymr. kegid, bei welchem eine Assimilation des I
nach dem U der nächsten Silbe nur dann denkbar ist, wenn
die zwei ersten Silben denselben Anlaut hatten (wäre CICUTA
schon zu *Kikuta geworden, so hätte dies selbst im Falle einer
Assimilation im Rumänischen doch nur *tsukutä oder *tsa-
kutS ergeben) und CING[U]LA > *CLINQA > nun.
chingä (mgl. klingä). Ich mochte auf diese zwei Fälle kein
besonderes Gewicht für die rumänische Periode legen,
denn CUCUTA ist durch die westromanischen Formen foir das
Urromanische gesichert, kann also aus einer früheren Periode
stammen, wo CI noch sicherlich unafßziert war; auch die
Form *CLINGA muß sehr alt sein, denn schon in später ur-
— 171 — §89.
romanischer Periode war CINCULA als '^KlüNGXA ausge-
sprochen (ygL § 70), oder die Umstelliuig geschah auf der
Stufe KINQ'L'A, also in einer jungen Periode. Auch die
Metathese *GIBB[U]LÜS, *QIBB[U]LA > *GLIBBUS,
♦6LIBBA > rum. gheb, gheabä „Hocker", — das arum.
gib OS bei Densusianu Hisi langue roum. 375 finde ich bei
Weigand nicht, bedarf daher der Bestätigung (man würde
nach dieser Etymologie glibos erwarten) — kommt auch im
romagn, dzebb vor « *GLIBBUS, denn GIBBUS hatte
*dzebb ergeben). Auch das oft zitierte ciur „Sieb** <[ CIB-
RUM (C. Gloss. L. V, 59) dissimiliert aus GRIBBÜM, erweist
sich durch log. kiliru (CIRIBBÜM ist bei Placitus belegt)
als ali Nur ^CREBBÜM < CEBEBBÜM (durch Synkope
oder durch Metathese: *CREEBBXJM?) > rum. creer, alb.
krie, kann als Zeugnis für die reine Aussprache des C vor
e, i zu Anfang der urrumänischen Periode angeführt werden,
denn außerhalb des Sardischen (log. kelembru, iskelembrare)
und Rumänischen ist GEREBRCM durch CEREBELLUM
verdrängt worden. Wäre aber Ce im TTrromanischen affiziert
gewesen, so würde man im Rum. etwa *tSreer <C *E*REB-
RÜM erwarten (vgl Candrea-Hecht: Les dem. lai S. XYI
bis XVII).
Andere Beweise lassen sich aus der Flezions- und Wort-
bildungslehre anfuhren. Da ist vor allem die Substitution
der Gerundivendung -ENDO durch -ANDO zu nennen. Alle
Verba der U. und III. Konjugation, deren Stamm auf k, g
ausgeht, haben -ctnd, -glnd (&clnd, tficlnd, merglnd) u. z. in
allen Dialekten. Von einem -tsind, -dzind ist nicht die ge-
ringste Spur vorhanden. Wenn aber in FACENDO, MEB-
GENDO, TACENDO vor dieser Endungssubstitution das k,
g affiziert gewesen wäre, so hätte man heute ^ffttälnd, *tä-
tslnd. — Nach DULCEM-DULCOREM > dultäe-dulko-
are hat man von ret§e ein räkoare (arum. ar(ä)koare) ge-
bildet Diese Bildung kann nicht lateinisch sein, denn dort
hätte man höchstens ^RECENTOREM ableiten können (auch
auf RIGOR kann räcoare unmöglich zurückgeführt werden,
§88. — 172 —
wiiB Sohuchbardt Bomanisohe Etymologien I, 20 vorgeMUflgen
hatte), daher muß es auf tnmanischem Boden entstanden seis.
Aber es ist ganz ausgeschlossen, daß man von retfie, in dem
man keinen k-Laut empfinden konnte, räkoare bildete, sod*
dem diese Ableitung ist nur zu einet Zeit denkbar, wo man
noch dulke — dulkore sprach, nach dem Ton reke ein re-
köre abgleitet werden konnte. — Man sieht nicht recht ein
warum die Suffixe -iNO, JNUS und 4TÜS durdi -ÄNO,
-ÄKÜS, *ÄTUS ersetzt worden sind in CIRCÜNUS > *CIB-
CANUS > cearcän, *TRAG1N0 (vgl. itaL trainare, franz,
trainer, log. trainare, camp, trainai; *TRAQO = TRAHO) >
♦TRAGÄNO > tragän, *LIGIN0 > *LIGANO > leagän
(s. Anm.); -ITÜS > -ATUS: strig — strigät, trec — trea-
c&t (vgl. auch dSng-ät, däng-änesc). Es ist möglich, daß in
*CIRCANÜS derselbe lautliche Übergang zu suchen ist, wie
in lai CICARO fnr CICERO (Romania XXIX, 331; vgl auch
ANSAR, CARCAR, PASSAR der Appendix Probi), odef es
handelt sich um die im Rumänischen so stark vertretene Sub-
stitution der I-Suffixe durch A-Suffixe (vgl -IMENTUM >
-AMENTÜM: mgl. kusämint, drum, asternämlnt ete-
-ITÜRA, -ITORIUS durch -ATüRA, ^-ATORIUS: sunäturü,
gemätor etc. vielleicht auch -ITATEM durch -ATATEMvgl.
sänätate gegenüber arum. uminitate). Tatsache ist aber,
daß die Substitution stattgefunden hat u. z. noch zu einer Zeit
wo lai C vor e, i unaffiziert war, sonst hätte man *t§artsän
wie etwa cors. socaru •< SOCER.
Anm. Das Wort gheb, gheabä galt bis jetzt als ety-
mologisch dunkel, da man es weder von GIBBÜS, GIBBA
noch vom ung. göb ableiten konnte (vgL Densusianu Bist
langue roum. 375). Durch meine Etymologie ist ein sicherer
Beleg dafür gefunden, daß langes intervokalisches BB, W im
Rum. erhalten wurde, was ein helles Licht auf die Geschichte
des Verbums HABERE wirft, dessen v im Rum. aus dem
Aorist *HABVI stammt. — Für leagän „Wiege*, legäna
„wiegen" sind schon die verschiedensten Et3rmologien vor-
geschlagen worden. Das Vorkommen des Wortes in aQen
— 178 — §8»-
Dialekten (arum. leagfini, leg$|i4» mgL I6gäii, tegäna, inim.
leagär) schließt schon a priori Cibaos Etymologie (U, 511) <[
ung. legetni, logni ans, sowie aueh diejenige vom deutschen
Lager. Auch Roäers ngriech. layiva, Isxatnj n^opf können
wir ohne weiteres übergehen. Miklosich (Rom. üni II, 22)
dachte an alb. läkunt „wiegen**, aber 0. Meyer (Alb. Worterb.
243) verwirft mit Recht die ^erleitang aus dem alb. Worte,
welches aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Türkischen
stammt. Byhan (Jb. VL 264) schlägt bulg. legalo „Nest**
Tor, doch ist er selbst von seiner Etymologie nicht überzeugt
Um den wahren Ursprung des Wortes verstehen zu können,
müssen wir eine Beschreibung der rum. Wiege geben. Sie
ist heute noch im Banat und Siebenbürgen eine Art Hänge-
matte und besteht aus einem korbartigen Oeflecht oder Sack,
welcher mittelst zweier Schnüre an einem Balken der Decke
befestigt wird. Die rumänische Bäuerin gibt der Wiege, in
welche das Kind meistens gebunden wird, einen Ruck und
geht dann ihrer Arbeit nach. Die Wiege bewegt sich lange
Zeit infolge der Größe des anfangs beschriebenen Halbkreises
und das Kind bleibt ruhig. Die Beschaffenheit der rum. Wiege
geht aus folgenden Zitaten hervor: „Leagin avea tofi, da leagln
pä sus, legat de grindä: lua patru lemne, douä mat lungl*
le punea In lungu si douä mal scurte In lat, le lega la c&pä-
tiie, punea in lele im sac si leaginu era gata. Pinä mat acu
zece ai tot mal punea clte-un leagln pä sus; tot or fi si acum
aruncate ptn pod. Era bun clnd ^sea, ca-i da brlnci, da la
astea pä jos trebue sä fi tot cu picforu pä ele. Pä copil tl
lega peste mijloc cu cite un stergar, cä sä'ntlmpla de cädea
cite-odatä bäietii diu tele, de ata slnt mat bune äle de pä
Jos" (Pitis: Obiceturt populäre la Romtnit din Schelü. Con-
vorbirt liierare XXXVI, 561). „Sä mat fac leagäne incä si
din nuiele In forma unet coserct (corfe) lungärefe ... In unele
pärtt din Transilvania (Orlat) leagänele din urmä sä aca^
cu niste funitlungt de grindä si asa sä leagänä** (Marian:
Nasterea la RomInt S. 312).
„De grindä-attrnä-un leagän si'n el un prunc bälan,
AI mamet cel mat tinär, ce n are nict un an . . .**
(Maria Cun^: Idilä).
§89. _ 174 -
„ . . . Mama leagSn Implete^te
DiD crenga^ de alan.
Ea de grindä-l prinde bine
Si-1 desclntS de noroc
Pe tre{ firanze de sulfine
Si pe-an fir de busuioc^
(Dieselbe: Gintec de leagän'').
„ . . . fata M sft culcä in Uagänu M, car¥e-i (äsat cu
firie de aor si sta aniinat de grindä^ (Picot: Dialecte>
roumaines S. 30 apud Hasdeu Etjmologicam Magnnm S. 1209).
Wir sehen aus allen diesen Beispielen, daß die Wiege der
Bmnänen an die Decke angebunden wird: sä acafa, sä prinde,
sä aümä, sä leagä, sä aninä de grindä. A legäna „wiegen'
hieß ursprünglich nur so viel wie ,,anbinden*' (die Wiege) und
besteht aus dem Verb leg „binde" und dem Suffixe -inare.
welches eine Wiederholung der im Primitivurn ausgedrücktes
Bewegung besagt (tragän „schleppen**, clatin „rütteln'' gegen-
über von clätesc, sdruncin „rütteln, zermalmen" gegenüber
von sdrucesc, ygL franz. trottiner, couliner, itaL scassinare.
pedinare, trassinare, log. aboghinare „Lärm machen" Arpino:
sm§§§na <C *misc-inare, sassar: tuzzinare gegenüber von tazs
< torquere und die Beispiele bei Meyer-Lübke Rom. Grana. II
§ 585), also: „befestigen, fixieren". Dies wird uns durch den
merkwürdigen Sinnesübergang, den das rum. Wort anin dnrcb-
gemacht hat, bestätigt. Ich erwähne gar nicht mehr die phan-
tastischen Etymologien, welche für dieses Wort gegeben worden
sind (Cihac II, 476, Hasdeu Etymologicum Magnum S. 1211;.
um direkt die richtige vorzuschlagen. Es ist kein anderes
Wort als das in den von E. Lork veröffentlichten altberga-
maskischen Glossen vorkommende anina, erklärt durch cuna-
gito, d. h. cunas agito „wiegen", und geht wie dieses auf
'^'anninnare = ad + *ninnare, abgeleitet vom *ninna der Kinder-
sprache zurück (rätorom. ninnar „ ein wiegen"' sie ninnare, vgl
alb. ninulä „Wiege" etc.; runu anin kann, wie die Bewahrung
des anlautenden a zeigt nur auf ann- zurückgehen, vgl inel
<C *anillus gegenüber an^Ärt -< annus tertius). Dieses Wort.
welches ursprünglich „wiegen" bedeuten mußte, hat heute nur
noch den Sinn „anbinden, aufhängen", was sich nur dadurch
erklärt, daß rum. „wiegen" soviel bedeutete als „die Wieg^
— 175 — §90.
aufhängen". Das Wort legäna hingegen, welches ursprüng-
lich nur «(die Wiege) anbinden*' bedeutete (dieser Sinn hat
sich noch in der Phrase nT^n §tie sä spunä douä vorbe (oder
boabe) legänate" =» „er kann keine zwei zusammen-
hängenden Worte sprechen" erhalten) hat gerade den ent-
gegengesetzten Weg durchgemacht, und heißt heute „wiegen".
Von legänä „wiegen** wurde dann das Postverbale leagän
„Wiege" gebildet (Postverbale Substantiva mit konkreter Be-
deutung kommen in allen romanischen Sprachen vor, vgl.
Meyer-Lübke, Rom. Ghram. 11 § 397—401. Das Rumänische
hat: arum. alurikä „Glitschbahn, Schleife", scaldä „Bad",
arum. surpu „Abhang", drum. arum. toacä „Schlagbrett",
tragä, targä „Tragbahre", tun „Kanone", arum. usuc „(Tier)-
schweiß" etc.), und nicht umgekehrt, wie schon die weibliche
Form des arum. Wortes (leagänä) zeigt (Bekanntlich zeichnen
sich gerade die Postverbalia durch das Schwanken im Ge-
schlecht aus, vgl. väz „Gesicht" — vazä „Ansehen", drum,
clstig — arum. käStigä etc., vgl auch joc „Tanz, Spiel" <!
jocus — joacä „Spiel", luptä < lucta — lupt Dosofteiü. Via^
sfinti. 181/7).
§ 90. Am Schluß ein Wort über den physiologischen
Vorgang bei der Veränderung der besprochenen Lautgruppen.
Bei der Artikulation des C vor einem e, i ist man natürlicher-
weise bestrebt den Verschluß, der vor a, o, u am hinteren
Gaumen gebildet wird, der Artikulationsstelle der vom im
Munde liegenden e, i zu nähern. Somit gelangt man dazu
ihn dort zu bilden, wo der Zungenrücken beim Entstehen
der Laute e, i dem Gaumen am nächsten liegt. Da aber der
Verschluß nunmehr nicht mit einem Zungenrand, wie bei
ka, ko, ku, sondern mit einer Zungenfläche gebildet wird,
ist er nicht mehr luftdicht, so daß der momentane Laut k
sich in einen Dauerlaut k (mouilliertes k) verwandelt. Die
schon nach vorne hin strebende Artikulation des Me, ki bleibt
gewöhnlich nicht auf dieser Stufe stehen, sondern der Zungen-
rücken gleitet bis dort, wo ihm eine natürliche Grenze in den
Weg kommt, d. h. bis an das obere Zahnfleisch und somit
entsteht der fürs Ohr nur schwer von Me, ki zu unterscheidende
«flO. _ 176 —
t'e, t'i-Laab Wenn die beim Büdoi dieser Iinate onMdie&de
kleine Rinne in der Mitte der Zunge gröBer wird, entfallot
mA ein Oeriosch, welches bis zu einem selbslandigen s-ihn-
liotien Laut fortscbreiten kann, der natürlicherweise auch
mouilliert ist: ts. Aus diesem kann nun, je nachdem die Luft
frei nach vorne durch die vergrößerte Öffnung, oder nach
allen Seiten herausströmt, ts oder tä entstehen. B^i diesen
Lauten wird kein Verschluß gebildet und sie unterscheiden
sich von einfachem s und i nur dadurch), daß» bevor s und s
gebildet wird, die Zunge einen Ansatz znr Artikulation eines
homorganischen Verschlusses macht, welcher der Überrest d«
alten t ist, daher in unserer Transskription, aus Mangel eines
besseren Zeichens, durch t angedeutet wird. In itaL croce
(= kroöe) ist dieser Ansatz einer t-Artikulation fast völlig
verschwunden, dagegen ist er noch in rum. cruce (=knitse)
deutlich wahrnehmbar. Der Verschluß wird vollends artika-
liert dagegen in itaL braccio {= brat^äo). — Beim Ki ist der
physiologische Vorgang ähnlich, nur hat da im Italienischen
zwischen Vokalen — ob schon im ürromanischen ist aus dem
Rumänischen nicht entscheidbar, — vor der Momllierung
des E vor folgendem i eine Dehnung des Konsonanten statt-
gefunden KE^. Das will natQrlich nichts anderes heißen, ab
daß das hintere k (ka, ko, ku) nach vom gerückt ist wie bei
ke, ki, aber vor i nicht gleich mouilliert wurde, sondern daü
zuerst ein k am harten Ghiumen mit einem Zungenrand artiku-
liert wurde, dann erst eine ganze Zungenfläche zur Artikulation
gehoben wurde, also gleichsam kk, woraus dann weiter t^' >
t^s, aus dem wieder t*s oder t*S. Daß dem wirklich so
war, ersieht man aus den Ergebnissen von lat FACIES.
Während BRACHIUM über brakkiu, brak^^'u, braf'u,
brat^su zu bratssu oder brats§u geworden ist und ähnlich
ACIA zu atssa oder ats§a, ist FACIES zunächst zu fakkie
geworden, dann aber ging das i in das folgende e auf: fakke
und verblieb auf dem größten Teil des Gebietes auf dieser
Stufe bis ein Wort wie OCCIDERE es mit sich riß, daher
log. bratssu, atssa aber fakke, bokkire, camp, bratssu,
— 177 — §90.
atssa aber fatääa, botsäiri (die richtige Deutung des log.
fakka hat zuerst Meyer-Lübke, Zur Kenntnis des Altlogudo-
resischen S. 32 gegeben). In einigen Gegenden ist dagegen
FACIES weder mit BRACfflUM noch mit OCCIDERE zu-
sammengefallen, sondern nachdem BBACHIIJM zu brak^'u,
brat^'u etc. Yorgeschiitten war, bevor aber Ce, Ci begann
affiziert zu werden, hat sich auch fakke über fak^'e,
fat^'e etc. selbständig entwickelt; daher haben wir in Sassari:
bratssu, radizi «[BADICEiM) aber fatSäa, im Genuesischen
brafo, reize (< RADICEM) aber fatäSa. — Bei Ti ist
der physiologische Vorgang derselbe wie bei Ei gewesen, nur
hat er chronologisch firüher in urromanischer Periode begonnen
und der Ausgangspunkt war direkt am vorderen Ende des
harten Gaumens, so daß die Stufe k^'i für Ti wegbleibt Auf
dem größten Teil des von uns durchforschten Gebietes hat
Kl das Ti auf irgend einer Stufe der Entwicklung (wahr-
scheinlich bei dem Stadium ts) erreicht imd ist mit ihm zu-
sammenge£Bdlen. — Daraus ersieht man, daß weder ts aus ts,
noch ts aus t§ entstanden zu sein braucht, sondern daß sie
auf ein gemeinsames ts zurückgehen. Der Vorgang hat ein-
mal zu urromanischen Zeiten bei Ki und Ti begonnen, dann
in romanischer Periode hat er sich in den meisten Gegenden
bei Ce, Ci wiederholt. Im TJrrumänischen hat er auch bei
betontem lat. Te und Ti (außer in Proparoxitonen) stattge-
funden (T£NE0 >> drum, tstn, arum. tstn, mgl. tsön, irum.
tsir SÜBTILTS >> drum, suptsire, arum. suptstre, mgL
suptsöri, irum. suptsir(e)) und heutzutage widerholt er sich
in rum. Dialekten für jedes Ke, Te, Ti: chee]>kee, t'ee,
tsee. Alle diese Stufen sind in We^ands Dialektstudien be-
legbar (vgl Jb. m— IV Normalworter Nr. 14, 22b, 24, 25, 39,
44, 65 a, 70, 101). Warum sich aus der Vorstufe tö bald t§
und bald ts entwickelt, ist in den meisten Fällen schwer zu
sagen. Im Italienischen verteilen sich die zwei Resultate auf
verschiedene Regionen. Im Rumänischen war für ts <C Ki
und Ti der Grund der Spaltung der Akzent, das ts <C Te,
Tl ist schon urrumänisch zu ts in allen Stellungen geworden,
Weigand, 11. Jahresbericht. 12
§90. — 178 —
dagegen ist ts •< Ce, Gi erst nach der Ti^mong des M^e-
nitischen vom Dakoromanischen zu ts südlidi und za t§
nördlich der Donau geworden. (Vgl. anün. tsinft <[ CJESifA
aber tstn <C TENEO, welches darauf weist, daß die zwei
Laute lange Zeit nicht zusammengefiillen sind, sondern das
erste noch ts war, als das letzte schon als ts ausgesprochen
wurde, cf. Weigand, Ylacho-Meglen p. 9, Anm. 5).
Index.
[Für die i-haltigen Wörter werden nur die lateinischen
Grundformen angeführt Die darauf folgenden arabischen
Ziffern geben die Seitenzahl an, wo man diese finden kann
und zwar so, daß bei I die rumänische, bei II die alba-
nesische, bei III die sardische und bei lY die italie-
nische Entsprechung zu finden ist. Diesem lateinischen
Index folgen dann die darin nicht enthaltenen und in der Arbeit
besprochenen Wörter (ohne daß die Dialektformen besonders
angeführt wären).]
Lateinisch:
♦Abanteo, -are IV, 98. *abieteu8 IV, 93. absentia III,
83, 84. IV, 98. absinthium EU, 83, 86, 89. IV, 98. Aceruntia
IV, 99. -accus, -acius 1, 137. HI, 84, 85, 86. IV, 133, 136—137.
acia I, 45. III, 84. IV, 116. *acia (= acies) DI, 83, 86. adale
IV, 116. *aciarium DI, 84, 85, 86. IV, 116. acifdjus IV, 122.
♦aciola III, 85. IV, 116. *acutio, -are IV, 93. adiimgo, -ere
I, 52. adiuto, -are I, 52, 72. *albatius IV, 29. Aletium IV,
95. *altio, -are I, 44. III, 83. IV, 103. amantia IV, 98. Ambro-
sius IV, 35. *amurcea III, 83, 89. angustia III— IV, 69. an-
gustio, -are IV, 69. *antea IV, 98. -antia IE, 83. IV, 98, 100.
Antium IV, 100. *arcearium I, 62—63. Aretium IV, 96.
^argentiolum III, 86. aricia IV, 118. armoracia, armoracium
III, 83, 86. IV, 116. ascia ffl— IV, 70. Asisium IV, 28. ♦asium
— 179 —
III, 36. IV, 35, 36. ^assedio, -are I, 47. audacia III, 84.
Ausucia IV, 118. Aventia IV, 99. axungia I, 51. U, 79.
balteanus IV, 103. *balteatas I, 62. balteo, -are IV, 103.
balteus I, 44. IV 103. bambacium III, 85. IV, 32—33. Bantiae
IV, 99. baptizo, -are I, 9f., 72. barbitium IV, 22, 26. basio,
-are I, 66. III— IV, 36. bafidum HI— IV, 36. *bassio, -are
ni— IV, 69. *ba88iu8 IIl— IV, 69. bestia, bistia II, 77. IV, 69.
bilancia IV, 102. Bilitium IV, 96. biBsacimn IV, 106. Blasios
IV, 35. *bombiciiiin IV, 33. brachiale I, 62. IV, 116. *bra-
chiata I, 62. III, 83. IV, 116. brachium I, 45. UI, 83. IV, 116.
buccea IV, 130. *bnxeu8 IV, 70.
♦caecia I, 45—46. Calatia IV, 96. caicea III, 83. IV, 103.
caiceamentum I, 62. III, 85. IV, 103. *calceare I, 62. IV, 103.
*calceo, -are I, 47. IH, 84. IV, 103. *calceola III, 86. *cal.
ceolarius III, 85. IV, 103—104. caiceonem III, 85. IV, 104.
camisia I, 66. II, 77. III— IV, 36. cantionem III, 83, 85, 86.
IV, 98. *capitiale IV, 93. *capitio, -are IH, 83, 85. IV, 93.
*capitionem IV, 93. capitium IV, 93. Capitiuin IV, 96. *captio,
-are I, 12, 44—45. II, 77, III, 83, 84, 85. IV 113, 114. *car-
buncia I, 47, 129. caseus I, 66, III — IV, 36. cerasius, -a,
ceresius, -a I, 66. II, 80. UI— IV, 36—37. characias IV, 117.
Christianus I, 71, II, 79. *ciiiisia III — IV, 37. *cinusia 1,66.
III 37. *citius III, 84. *cladea, *cladeum I, 48. *clocea III,
84, 85. IV, 117. *cloceo IV, 117. Clusium IV, 28. *coactio,
-are III, 86. IV, 113, 115. *cocceus II, 78. *coceo (== coqueo)
III, 83. *cocea IV, 107. *coceus IV, 107, 117. coctionem
IV, 113— 116. col[u]tea? IV, 103. *comba8io, -are III— IV, 37.
*comiii[i]tio, -are III, 83, 84, 85. IV 100—101. *compectio,
-are IV, 113. *comptio, -are III, 83, 84. IV, 113. *coiiriceolum
III, 86. conscius III, 70. Consentia IV, 99. *co(n)sio, -ire
III — IV, 37. *comiceolum III, 84. *corruptio, -are IV, 114,
115. *coxea III— IV, 70. *cranciu IV, 102. *cncurbitea IV,
93. *curtio, -are I, 43, 44. 11, 78. curtionem III, 86. IV, 104.
*ciirtiu8 III, 83, 84. Cuttiae IV, 106. *cyathina IV, 118.
cyathus IV, 118. cyma I, 60—61. II, 78. *cymatia IV, 22,
26. cyprum II, 78. *cytola I, IV, 60—61.
12
«
— 180 —
deosum I, 52, 72. diabolos ü, 78. Diana I, 72. I— IV.
63—65. dianaticus I, 65. Digentia IV, 99. *directio, -m
III, 83. IV, 114—116. directionem IV, 114—116. diBcalcei«
I, 47. IV, 104. *di8trict!ia IV, 114—116. *ductio, -are IV,
114, 130.
' eccehac IV, 106. eccehoc IV, 106. ecdesia 21. ü, 78,
79. ni— IV, 38—39. oieoto, -are I, 73. eleginm II, 77, 79.
-entia I, 43—44. IV, 98, 100. *ericionem IQ, 84. ericias L
47. II, 78. m, 84, 85, 86. IV, 120. I— IV, 149—150. erin«-
cens IV, 117. -esianos IV, 39. *excanthio, -are III, 84. *ei-
carptio, -are IV, 114. *exculcius III, 84,85. .*expactio, are?
m, 84. IV, 114. *oipictio, -are IV, 114. *ex8corteo, -are III,
84. IV, 104. *extiractio, -are m, 83, 84. IV, 114. »extenstio,
-are IV, 69—70.
*faciariu8 I, 62. £acies, »fiicia I, 45. 11, 77. III, 176-177.
IV, 121. *facio, -are I, 45. fecio, -ere IE, 83, 85, 86, 89.
IV, 117. *feciola IV, 120—122. factionem IV, 114-llft
feecia IV, 117. *falcea IV, 104. fascia I, 68. III, IV, 70.
, Faventia IV, 99. fenisicium IV, 117. *fer[i]tio, -are IV, 104.
*fidantio, -are IV, 98. Fidentius IV, 100. fidncia IV, 33.
"«entia I, 44. Florentia IV, 99. Florentiola IV, 99. foetd[d]us
IV, 122. »foetiolus I, 52. *fomicium III, 87. *fortia IE, 83.
84, 85. IV, 104. *fortio, -are HI, 83, 84. IV, 104. Franc»
IV, 102. *frictio, -are III, 84. IV, 114. frictionem IV, 114—116.
frisionem IV, 39. frondia I, 49. ^firondiariom I, 62.
gaudio, -ere II, 78. gaadiom U, 77. geosiae I, 67. glaäa.
♦gladnm I, 46. HI, 85. IV, 117. glaciarium I, 62. IV, 117.
glacio, -are I, 45. IV, 117. *gluttium IV, 105. lU— IV, 89.
Gbatia IV, 96. ^granditiosas IV, 93. *grannncia8 I, 47, 129.
'"granunciolus I, 52, 129. ^grassia II, 80. IV, 69. ^grassiolns
IV, 69. gurgutia IV, 93. *guttiam IV, 105. *gyriceola IIL
87. gyrus I, 60, 72.
■^hadie I, 47—48, 72. helciarius IV, 104. hordenm 1, 49.
hospitium I, 40.
iaceo, -ere I, 63—64, 72. IV, 117. -iceus I, 138—139.
140—143. III, 84, 86. IV, 138 -139, 140. [ijeiuno, -are 1,73-74.
— 181 —
II, 77, 79. *ienea II, IV, 79. Ignatius IV, 97. iiniperus I, 72.
*iKceiiB IV, 117. Incia IV, 102. indutiae IV, 22. (m)fascio,
-are I, 68. III, IV 70. *infasciolo, -are I, 68. *mgra8sio, -are
I, 66. *ingro88io, -are I, 66. initio, -are? IV, 93. insicinm
IV, 117. intellectionem I, 12, 52. '*intercoxiam IV, 70. Id-
vidio, -are II, 78. ioco[r], -*are I, 72. locus I, 72. -iolus I,
57—58. -iosus I, 58—60. iovis (dies) I, 72. -ities, -itia I,
40, 41. II, 78. III, 85. IV, 23, 93. *itio, -are II, 77. iudaeus
II, 78, 79. iudex, -icem I, 72. II, 77. iudidum I, 45, 72. IV,
33. iudico, -are I, 72. II, 78. iugulo, -are I, 72. iugulam I,
72. iugum I, 72. iunctura II, 78. *iuxiica I, 73. *iuiiicea
I, 46, 73. iuniperus I, 72, 73. iunix, -icem I, 73. iuramentom
I, 73. iuratus I, 72. iuro, -are I, 73. II, 77. iuyencus I, 73.
iuyenis I, 73.
*Iaceo, -are (= laqneo) IV, 117, *Iaceu8 (= laqueus) I,
46. U, 78. III, 84, 85. IV, 117. lancea III, 83. IV, 101. lanceo,
-are III, 86. IV, 101—102. lapathium III, 86. IV, 93. *laxio,
-are IV, 70. *leontea IV,.98— 99. *libyciu8 IV, 117. licentio,
-are IV, 97. lidum, licia I, 46. III, 84, 86. IV, 117. linte-
olum III, 83, 85, 86. IV, 99. linteum, lintea III, 83. IV, 99.
Liquentia IV, 99. *luceariolum IV, 117—118. lucius IV,
120—121. ♦lumbricius IV, 117. luteum, *lotium II, 77. III,
83, 85. IV, 93. *l3mcea IV, 101, 103.
*mandeu8 I— IV, 49—50, 133. *man8ionea III, 37. man-
sionem III, IV, 37. Marcianus III, 87. marci[d]u8 III, 85.
IV, 124. *martia IV, 104. martius I, 44. II, 78. III, 83, 85,
86. IV, 104. *matteale IV, 106. *matteo, -are III, 85. IV, 106.
*matteocus I, 52, 53. IV, 106. I, lU, IV, 153. *matteoIum
III, 86. IV, 106. *matteuca I, 52, 53. I, III, IV, 153. mattia
I, 43. IV, 105—106. medianus I, 62. *medio, -are I, 48. II,
78. *medioIus locus I, 52, 54—55. medius I, 47, 72. II, 77.
medius locus I, 55. '*^eIl[i]tio, are 11, 78. mentionem, '^men-
tionea, mentionarius I, 52. FV, 99. mentiono, -are I, 52. IV, 99.
meridies, ^meridium I, 47. meridio, -are I, 48.' II, 78. messi-
onem IV, 69. metitionem IV, 93. ^minacia III, 85. IV, 118.
♦minacio, -are I, 46. IV, 118. Mincius IV, 102. minutia IV,
- 182 —
22. '^'minatio, -are lY, 22. mistionem I, 68. *mitio, -are?
IV, 93. Modicia IV, 118. *mortio, -are IV, 104. ♦mucdus.
♦muccia, *muccio, -are III, 84, 85. 1—IV, 107—111, 130-131.
'^'mulgearia I, 62 — 63. mnscionem IV, 70. ^mustaceolTim UI,
84. *mastaciola I, 52. mustacium, mostacia I, 46. III, 84.
IV, 118. ^masticeolum III, 84. mustionem IV, 69.
nastartium, '^astratitun III, 86. nationem IV, 24. nansea
IV, 37. negotium I, 40. ^neisseunua III, IV, 69. nepotia 1, 40.
nepoticia 145. neptia IV, 114—116. nescius IV, 70. Nicae»
IV, 118. nuntiufl IV, 99. nuptiae 11, 78. I— II, 45. III, 8a
IV, 114—116. *nutricium I, 46.
occasionem IV, 37. ^occasiono, -are I, 66. officium FV,
33. *orcea IV, 105. Orontius IV, 100. oryza I, 72. ostioltun,
*ustiolum I, 68.
pacationem IV, 24. palatium I, 40, 42. III, 83, 85, 86.
rV, 22, 26, 94. panaridum IV, 118. *pandia I, 49, 50, 133.
*pandiatura I, 50, 62. *pant[i]oo» IV, 102. Parentium IV, 99.
partio, -ire III, 87. pastioaem I, 68. FV, 70. "^patio, -are II,
78. "^eciolus I, 52. IV, 118. *pendio, -are I, 49, 50, 51, 133.
^endius I, 49, 50, 51, 133. pensdonem IV, 38. ''^ertus[i}a
-are IV, 38. Perugia IV, 28—29. petia, *petium I, 40. H 77.
ni. 85, 86. IV, 94. *petio, -ire II, 78. petiolus I, 52. pha-
seolus II, 77. IV, 38. phasianus UI, IV, 38. *pioceus, *pi<^"
cea, *picceo, -are III, 84, 85. I— IV, 111—113, 131. picea,
♦piceum IV, 121, 122. Picentia IV, 99. ♦piceo, -are IV, 113.
118. pigritia III, 83, 89. '*^igritiosu8 IV, 94. pincionem IV,
102. Pinciua IV, 102. *pin[c]tio, -are IV, 99. *pin8io, -are
III, IV, 38. *pi8cionem IV, 70. ^pissio, -are I, 66, IV, 69.
pittacium IV, 121, 122. Placentia IV, 99. placeo, ere IV.
118. platea lU, 83, 85, 86. IV, 94. ploiationem IV, 24.
PoUentia IV, 99. Pontiae IV, 99. postea II, 80. III, IV, 70.
Potentia IV, 99. *potio (= possum) III, 87. IV, 96. pran-
dium I, 49. prehensionem IV, 38. pretium I, 26, 40. III, S5.
rV, 22, 26, 94. provincia IV, 102. ♦pun[c]tio, -are IV, 99.
*pun[c]tionem III, 85. IV, 98. *put©a l 40, 42, 131. Puteoli
— 183 —
IV, 96. puteua I, 40, H, 77. ffl, 83, 86. IV, 94. puti[d]a lU,
89. IV, 122.
♦quassio, -are IV, 69. *quatium I, 40, 53. IV, 95.
*radicia U, 79. radios, "^radia I, 48, II, 77. ranci[d]u8
IV, 124. rasea IV, 38. rationem II, 77. ffl, 85. IV, 22—23.
*rationo, -are IV, 22 — 23. recentio, -are IV, 99. *rectio, -are
IV, 114—116. redemptionem IV, 99. retia ffl, 83. IV, 95.
♦retiaculum IV, 95. retiolum III, 83, IV, 95. rosexus I, 66.
♦rosiata IV, 39.
salsicia ffl, 84, 85. IV, 118. Sancteusebius IV, 110.
sangaimigia II, 79. II, III, 133. satio, -are III, 85, 86, 89. IV,
95. sationem IV, 23. '^'sationo, «-are FV, 23. satiam I, 41.
IV, 95. scortea I, 44. II, 77. UI, 84. IV, 104. Segusius IV,
38. ^sementia I, 43. IV, 99. '^'serpeiitia I, 43. ^serriidalis
rV, 23. seryitium II, 78. IV, 23. Setia IV, 96. setius IV,
95. *siliceiis ffl, 84. IV, 118. *8iubilare I, IV, 68. S. Leon-
tius IV, 100. *sociata I, 62. socius, socia I, 46. U, 77, 78.
ffl, 84. IV, 118. soladtim IV, 121, 123. spatdiun IV, 95.
^spinaceus II, 78. IV, 118. spodium I, 48. Q, 28. *8tantia
IV, 99. stationem ffl, 85. IV, 23. *8tationo, -are IV, 23.
*statiTiin IV, 95. *8trictio, -are IV, 114—116. *steinßtio -are
II, 77. struihius I, 43. UL 83, 84. '^'aubgluttio, -are I, 43.
IV, 106. subgluttiuin I, 43. IV, 106. *8uctio, -are III, 83, 84.
IV, 114. STupicionem IV, 118. *«uapitium? IV, 95.
tensionem III, 38. lentionem IV, 100—101. *iertd[ari]-
oltts rV, 104. *t^ido, -are IV, 104. tertios (anxras, dies, nn-
dius fcerfcius) I, 43—45. III, 83. IV, 104. -tionem I, 55—57.
IV, 23—24. titia I, 43. *titio, -are I, 40. IV, 95. titionem
I, 52. ffl, 83, 85, 86. IV, 95. *titium IV, 95. *tolI{u]tio,
-are? IV, 103. tonsionem III, IV, 38. *torcia I, 47. I, IV,
127. *torcio, -are IV, 105. *torciolo, -are IV, 105, *tractio,
-are IV, 114, 115. iarichea III, 84, 85. IV, 118, 119. *triclie-
ola IV, 118. *tridentia IV, 99. iiifurcram III, 85, 86. IV,
105. trilicium IV, 118. *trunceus IV, 161, 128. *turdeua
I, 49.
-ucius III, 84, 86. I. IV, 143f. *ulceolus I, 52. *-unceug
— 184 —
IV, 101. uncia III, 84, 85. IV, 102. urceolna I, 52. DI, 85.
IV, 105. urcens III, 85. IV, 105. ustium, usüa I, 68.
IV, 70.
Valentia IV, 100. ♦valitia IV, 29. Venetia IV, 24, 25,
27—28, 34. Vicentia IV, 100. vicia IV, 118. *vmdaoeii8 11
78. *w[i]dia I, 49. *vir[i]diaria I, 62. *viBsimii IV, 69.
Titea I, 41. vitio, -are I, 40, II, 77, IV, 95. Titium 11, 7S.
IV, 95.
Albanesisch.
kofe 170. kudzon 8. n^nk 129. ninul^ 174. prift 9.
Französisch.
amoisser 111. bosse 131. bonder 48. boadsoufler 48.
bonge 52. boursoufler 48. chat 53 — 54. gösse 124. moquer
(se) 110. moue 110. torche 126. trenil 126. tronfon 129.
Italienisch.
-acchiare 156. -acchio 155—156. -accio 134, 136—137,
143—144. -acco 134. -aco 134. -agio 29. anina 174. appic-
care 113. appicciare 113. appicdcare 113. ardone 105.
-azzare 147. -azzo 134, 146 — 147.
bac 127. badzora 74. bajucca 74. bajacola 74. bar-
luzzo 120, 123, 133. baroccio 132. barozzo 132. bazzecola
74. bainla 74. bezzicare 113. boccia 131. bozza 131. bozzo
131. bnccio 123.
cazzo 131. cencio 100—101. cigna 128. ciucco 81.
cocuzza 151. codinzolo 129. conocchia 133. cozzare 114.
cuccio(Io) 120, 122—124. cucco 122—124. cuzza 120, 122— 124.
dzebb 171. -ecchiare 157. -ecchio 156. -eccio 140. -fco
152. -ereccio 140.
fanciullo 101. forciere 101. Forenza 100. forziere 101.
freccia 124.
gocoia 106, 130. graccio 129. gaanda 102. gaenoiue
102. guendre 102. guinzaglio 129.
-icchiare 157. -icchio 156. -iccio 138—139, 144—145.
-inare 174. -izzare 148.
— 186 —
htari 12.
-iohe 155. -ice 149. -i<äo8 58—60. -iciii 149. lenapir
73. lmpSrat43. -inare 174. -inclos 58— 60. iiidärä(p]t 9— 10.
lnd8rÄ[p]tiiic 10. Inte^ 42. liiy[T]eMunez 67. -i* 145. -ita
138, 139.
jumätate 150.
katSu 45. Mitsa 46.
lanoe 47. lan^e 47. l&ptacft 11—12. leagftn 172-175.
luciü 47.
maiü 74. mfimaro^ 47. mfiscat 53. minga 50. misc
130. mi^ 54. mii8C 109, 130—131. mofl^ 68. mnstaKe 4&
mu|uroitt, mi|imoitt 68. muts 110. mat8(e) 108.
nelutatec 10. noIdzikS 54. noldzak 54.
-ochiare 155. -odülSl. -o[ii]^145. -08 58—59. -o^rel45.
pezu 74. piciü 131. pinchiü 131. piciü 131. piac 11*2,
131. pi;c 112, 131. pi^gäesc 112, 131. pitigoiü 112, 131.
pitSS 131. poramin^ 44. pots 129. pova^ 42. premindä 9.
preot 9. pulä 131.
rScoare 171—172. rägQ|68C 67. rSpcIune 12. la^ft 47.
razäm 79. rlncadü 147. rlnsä 51. rtnzft 51. roil 66.
säpt&Dlnt 12. scooforisc 55. stijpn 68. foarece 169.
sprnzS 48. stSmlnft 12. strigSt 172. stracesc 127. stro[n]-
cm 127. rtra^ 43. sturcin 127. starzor 58. sugrum 67.
8ugu| 67. sumuf 109, 110. suipu 175.
targft 175. timbeiohe 152. tindeUfi 152. ttr^u 4^
toacft 175. tragä 175. tragSn 172. treacat 172. treqptft 73.
trec73. tUnuSfi 169. tgireS[ar} 169. iSaätakare 169. tan 175.
-ule^ 142. iiiii;or 68. ujcioarft 68. ufclor 68. osuc 175.
-n^ 146. -u^e 146.
yatäm 9 f. yiersoii 67.
zfir 65. zari 65.
Sardisch.
baiokku74. faska 164— 165. oaka 165— 16& poska 164
big 166. töerbai 164.
— 187 —
Berichtigungen:
Seite 8 Zeile 18 von oben: § 89 statt § 91.
» 8 „ 22 „ » § 70 „ § 72.
„ 16 „ 2 „ unten: § 90 „ § 92.
„22 „ 10 „ oben: § 49 , § 51.
„ 22 „ 6 „ unten: § 49 „ § 51.
„23 „ 19 „ oben: § 49 „ § 51.
» 25 „ 20 „ „ § 90 „ § 92.
n 26 „ 16 „ „ § 49 „ § 51.
„ 32 „ 21 „ „ § 90 „ § 92.
„ 48 „ 4 „ „ fage hinzu: *RADIA >
razi, arum. radzä.
Seite 48 Zeile 2l£ von oben, rerbessere: nun. spuzä stammt
aus dem Albanesischen Spuz^, dessen u laui^erecht
ist (toi folgendem i aus o umgelautet). Die Ent-
lehnung ist älter als der albanesische Übeiq^ang s
>S.
„ 73 Zeile 1 von unten: lEIUNO statt lEIÜNIIJM.
„74 „ 1 „ oben: *EIUNO „ *EIUNIUM.
Der Schinmd Ton n dmch NasaUemng
TOB
GuBt&v Weigaad.
Daß mouilliertes n im Dakorumanischen mit Ausnahme
des Banater Dialektes geschwunden ist, ist eine bekannte Er-
scheinung, weniger bekannt dagegen ist der Schwund des
n durch Nasalierung und die Bedingung seines Eintritts, wo-
mit wir uns im folgenden beschäftigen wollen.
Wenn auf einen Vokal ein n folgt, so findet eine Be-
einflussung in der Aussprache in der Weise statt, daß die bei
der Aritikulation Ton n notwendige Senkung des Oaumeih
segeis früher eintritt als notwendig wäre, so daß [was in Ter*
schiedenen Sprachen und Dialekten yerschieden ausgefahrt
wird*)] der vorausgehende Vokal in seiner ganzen Dauer, oder
nur nach dem Ende hin einen nasalen Klang bekonmit Auch
die Senkung des (Gaumensegels selbst kann in stärkerem oder
geringeren Grade stattfinden, weshalb man von nasalen und
halbnasalen Vokalen mit einem gewissen Rechte sprechen
kann. Im Rumänischen hört man sehr deutlich den nasale
Vokal in Wörtern wie unde gegenüber ud, clnd gegenüber
cit. Die Schriftsprache aber schreibt ^ und § gleich. Durch
die Mangelhaftigkeit des lateinischen Alphabets werden die
Kinder in der Schule systhematisch zum schlechten Hören
erzogen. Leute ohne alle Schulbildung, die also nicht den
Laut mit dem Lautbilde in Beziehung bringen können, haben
*) Im RumaniBchen haben die Gebiete der MotEen, Nordsiebb. und
Marmarosch die meiste Neigong zu nasalieren. Der n-VerschlnA ist da
am losesten nnd wird unter gewissen Bedingongen ganz an%ehoben.
Auch der dialektische Übergang von intervokalischem n > r findet seine
Erklftnmg in der Nasalienmg mit MomentanverschluB des n, das
gleich ist einem momentanen r. inim& > inim& > i[n]im&>i[r]imä
> irim& (geschr. j|^pHII'K) > irimä; siehe auch Jb. m, p. 211 und 8.
— 189 —
ein viel feineres Gehör, als die Gebildeten. Ich habe oft die
Erfahrung machen müssen, daß letztere oft ganz grobe Laut-
unterschiede nicht herauszufinden yermochten, weil sie sich
einbildeten, so zu sprechen, wie sie zu schreiben gewohnt
waren. Wenn man z. B. das Wort tnrturesc von einem un-
befangenen sprechen laßt» so hört man mit vollem Schwunde
des n uruuresk sprechen. Der Gebildete wird diese Aus-
sprache yiel&ch leugnen, obgleich er sie meist selber in der
gewöhnlichen Rede anwendet.
Vor Konsonanten.
1. Die Vorsilbe In- wird allgemein im Dr. vor r
zu nasalem u, in weniger weitem Umfange auch vor s.
inrädäcinez gespr. ^rjdgtäinez. [In manchen Dialekten
hört man auch „m' am rugat*^ als „mä rugat". „am rämas^
als „ä r^mas^ etc.] tnsurare wird, was lokal verschieden ist,
^surare oder auch ^surare gesprochen, also mit silbigem n,
oder nasalem y. Auch vor m scheint das n zuweilen zu
schwinden, oder richtiger gesagt im nasalen Vokale au£su-
gehen: Inmorminta ]> uimorm^nta, gewöhnlicher aber ist die
Aussprache ipmorminta, wie denn überhaupt die Vorsilbe In
vor allen anderen Konsonanten zu 9, resp. ^, ip wird: Intind
>* ^tind, indes >> ^des, tnchin ^ ^n, imping ^ liipifig etc.
Der Ausdruck tine minte wird so erst verständlich, denn er
ist offenbar aus tine In minte entstanden, das zu tine qi-minte
werden mußte, wo ip natürlich unhörbar wurde. Der kyrillische
Buchstabe J^ bedeutete ursprünglich ü in der Vorsilbe in,
dann aber auch ^, da diese beiden ja immer zusammen
standen, imd als §n zu 9 wurde, was sowohl zeitlich wie
dialektisch verschieden ist, aber jedemfiEdls schon im Altrumä-
nischen der Fall war, wurde J^ als^ empfunden, weshalb es
ja auch oft genug unsilbiges n Vertritt.
2. In satzunbetonten Wörtern schwindet n nacli
dunkeln Vokalen vor t durch Nasalierung.
Während in den unter 1 angeführten Fallen die Nasa-
lierung (reine Nasalvokale ohne n) noch besteht, obwohl die
— 190 —
Schriftsprache sie nicht bezeichnet, ist in dem Torliegenden
Falle die Nasalierung wieder geschwunden; der Ausfall des
n, und zwar gilt das fiir alle Dialekte, zeigt uns aber, daS
es im Urrumänischen eine Periode gegeben hat, in der Nasa-
lierung stattgefunden hat quantum "^ kuntu ]> kuta ^ kuta
^ cft. quando dagegen wurde kundu >> k^nd = ctnd; hier
wurde durch die Stimmhafbigkeit des d das n festgehalten,
tantum ^ tlt; ecc'tantum ]> (arom. aht^t, ahgt neben dem saiz-
betonten ahgntu) atit; cit und tit konnten natürlich auch satz-
betont gebraucht werden, aber die satzunbetonte Form bat
den Sieg davon getragen. Auch das zur Bildung der Distri-
butiva angewandte clte = je gehört hierher, cite trei = je
drei, d. h. ctte ori trei «= wievielmal drei =» je drei. Daß das
Wort mit griech. xara nichts zu tun haben kann, sieht jeder,
der nur ein wenig die rumänische Lautlehre kennt*), contra
wird cuntra> cünträ>cutra>cätra (durch Yokalharmonie).
Vor Vokalen.
3. a) n fällt durch Nasalierung nach betontem i
in harter Stellung; dann schwindet die Nasalierung.
granum > grunu >• grgu = griu (aber im Plural in
weicher Stellung ^Ine). Aromunisch und Meglen bewahren
n: gäm, grin resp. gr9n. frenum > frlnu > friu PL frlne.
ten(i)o > tinu > diel, tlnu > tiu; anderwärts tin, tii, wo-
rüber man Normalwort 49 meiner Dialektuntersuchungen ver-
gleiche. Von tinu ist auch für das D.-r. auszugehen, das alt-
rum. tiiu ist eine jüngere nur d.-r. Bildung, ebenso wie tfTl
brfu PL brine GUirtel kann nicht auf bulg, bronia Rfistongf
Panzer zurückgehen, sondern hängt offenbar mit alb. bres, -zi
mit derselben Bedeutung zusammen; est ist eine Wurzel bren-
anzusetzen, woraus rum. brinu >• brinu > briu wird, möglich
wäre auch branu >• brinu >>brlu. Das Bumänische entscheidet
also nichts für die ursprüngliche Form des Alb., in dem cons.
+ ra zu re wird, wie mbret •< imperator, breke < braca und
*) AromuniBch ka^e-on ist natürlich neugr. xa^-ivag nachgebildet
— 191 —
andere zeigen, das e kann also ursprünglich oder sekundär
sein (cf. 6. Meyer, Et Wb. d. aib. Spr.).
3. b) Vor dem Tone fällt n in der Verbindung
-Snin durch Nasalierung, die dann wieder schwindet.
strinfn (y abig. CTpaMkirk fremd, mblg. stranen, modern
meist duidosiranen) ^ str^fn ^ strStn*). (DiaL strein daraus
striin, strin erU&rt sich durch Assimilation wie greesc, griesc
far grSfesc, oder pftrita f&r pfirfifa Cod. Vor. 23, 9). ftrinft
(so arom. und dakorum. dial.) wurde dial. zu**) ftnlnä (viel-
fach noch bewahrt) und daraus ftinä, das die lit. Form wurde;
daneben existieren eine ganze Anzahl dialektischer Formen,
wie man in meinen Dialektuntersuchungen Normalwort 2
sehen kann. VITenn wir euvüntS, cuvios finden, so sehe ich
darin keinen Schwund des n durch Nasalierung, sondern Bil-
dungen Yon cuviu aus, die in der alteren kirchlichen Literatur
eingeführt wurden, wo die Formen viu statt yin etc. üblich waren.
3. c) Satzunbetonte, vortonige Wörter Terlieren
vor dunkeln Vokalen durch Nasalierung ihr aus-
lautendes n.
un om ^ ü-om; un ac ^ ü-ac neben o-ac etc. aber be-
wahrt ist vor hellem Vokal un-inel, woraus sich leicht ein
ü-ninel entwickeln konnte, und in der Tat ist ninel neben
nel die arom. Form. Da aber un wohl noch häufiger vor
Konsonanten als vor dunkeln Vokalen gebraucht wurde, ist,
unterstützt durch die Schriftsprache, die ja nasale Vokale
nicht kennt, die Form un im Zuge ü zu verdrängen, aber
immerhin ist ü oder o (siehe Normalwort 80) sehr weit ver-
breitet. Auch im Altrum. finden sich vereinzelt Schreibungen
die auf nasale Vokale hinweisen z.B. u ostrovu. Cod. Vor. 87, 6.
Beim fem. unä, das zu üä>>uä>>o werden mußte, ist da-
*) Daß die Etymologie eztramuB unhaltbar ist, hat auch 0. Den-
Bu^anu eingesehen, er hat aber dafür eine ebenso unhaltbare exfterranns
einführen wollen. Vermutlich ist er zur besseren Einsieht gekommen.
**) Zu glauben, daß n in diesem Worte über n gefiülen sei, wie
Gärtner, Oram. meint, beroht auf einem Intome. ni bleibt ni (jonice,
veni etc. Banat f&ninä hat damit nichts zn tan).
— 192 —
gegen o alleinherrschend geworden, weil eüpie Konkurrenz
nicht vorhanden war. Über In vgl Jb. X 427 £F.
Überblicken wir das behandelte Material, so sehen wir,
daß n (m) in allen Dialekten dem Torausgehenden Vokale
einen nasalierten Klang gibt, der in dem einen Gebiete mehr,
in dem andern weniger deutlich hervortritt, was von der mehr
oder weniger schlafiEen Artikulation abhängt. Die Schrift-
sprache nimmt keine Rücksicht auf diesen nasalen Klang.
Im UrrumänJschen ist unter gewissen Bedingungen (s. unter 2)
das n im Nasalvokale aufgegangen, dann schwand die Nasa-
litat; diese Erscheinung gilt fnr alle Dialekte. Im Dr. hört
man reine unbetonte Nasalvokale (ohne an n gebunden zu
sein) u, dialektisch a (s. unter 1 u. 3 c), ü, o, (s. unter 3 c).
Nasale betonte Vokale u {§) haben, nachdem sie n aufjgesaugt,
die Nasalierung wieder verloren, (siehe unter 3 a), ebenso vor-
toniges § (siehe unter 3 b). Es hat also einmal im Rum. Nasal-
vokale im großen Um&nge gegeben, deren Entstehung in
unbetonter Silbe, weil der Artikolationsverschluß des -n- dabei
weniger energisch war, begünstigt wurde (cf. ü-om, aber immer
dou&zeci si ünul, der Artikel o gegenüber dem Zahlwort uns).
Nasale Vokale kommen auch heute noch genug vor, doch
muß man besonders die Sprache der Ungebildeten beobachten,
um sie deutlich zu hören.
Die Wirkung ehemaliger Nasalierung ist an einer Reihe
von Wörtern heute noch zu erkennen.
I)er Artikulationsverschluß des Nasals ist verschieden stark,
je nach dem Charakter des folgenden Konsonanten. Vor guttu-
ralen und labialen Verschlußlauten ist er am kraftigsten, daher
n, m immer bewahrt, ebenso vor d; vor t dagegen ist der
Verschluß in leichter Silbe bedingungsweise gelöst worden
in alter Zeit; vor s und noch in höherem Grade vor r, die
beide selbst keinen vollständigen Verschluß bilden, war der
Verschluß immer locker, so daß sehr leicht vollständige Lösung
stattfinden konnte, wobei aber die Artikulation des Graumen-
segels bewahrt wurde, infolgedessen der vorausgehende Vokal
zum reinen Nasalvokal wurde.
Die Metrik Eminescns
von
Alezander Bogdan.
Einleitung.
Die Yorliegende Arbeit verfolgt zwei Zwecke: einerseits
dem romanischen Metriker Belege aus der neueren rum. Yers-
kunst zu gewähren, andererseits f&r die Geschichte der rum.
Metrik eine möglichst ausführliche Monographie zu geben, zu
der später andere hinzukommen sollen, um für ein zusammen-
fassendes Werk das nötige Material gut gesichtet zu liefern.
Daher gab ich mir alle Mühe besonders die Silbenzählung
erschöpfend zu behandeln. Mein Wunsch und Trachten war
aus der Entwickelung der rum. Metrik in der Kunstpoesie
den durch Em. vertretenen Abschnitt herauszugreifen und so
ein Bild in dem Ganzen dieser Entwickelung zu entwerfen,
das zur Vergleichung gegenüber den Vorgängern und Nach-
folgern dienen könnte. Denn daß Em. einen Wendepunkt
auch in der rum. Metrik bezeichnet, wird wohl niemand leugnen
können.
Quellen. Da bis zu der Zeit, als ich meine Unter-
suchung beendet hatte, die versprochene (für 1902) Ausgabe
sämtlicher Gedichte Em.s noch nicht erschienen war, muß ich
im folgenden mein Verfahren bei Angabe der Stellen klar-
legen. Zu Grunde legte ich die Ausgabe Xenopols (X) „Mihail
Eminescu. Poezii (complecte). lasi, Saraga 1893^, da sie die
vollständigste ist. Ich habe die Belege lediglich nach den
laufenden Nummern der Gedichte angegeben, wie sie in dieser
Wo ig and, 11. Jahresbericht. 13
— 194 —
Ausgabe bezeichnet sind, z. B. 52, 72: Nummer, Vers; 58, 62^:
Nummer, Strophe, Vers. Mit Nr. 16, die in Xenopols Aus-
gabe aus Versehen weggelassen ist, habe ich das Gedicht „La
moartea lul Aron Pumnul", bei Xenopol Nr. 96, bezeichnet
Nr. 84 ist bei Maiorescu Seite 138 nachzuschlagen, da bei X.
die letzten vier Strophen fehlen. Mit Nr. 95 bezeichnete ich
„Amorul unei marmure*^, das nur in der Ausgabe Mor^ns
„Em. Prosa si Versurf** last 1896 Seite 223 zu finden ist, mit
96 „Apari sä dat luminä" in „Convorbiri Literare" 1895
Seite 527-529.
P. (Postume) bedeutet M. Eminescu. Poezit postume. Buc
1902, hgg. von Nerva Bodos; bei Belegen: Ausgabe, Seite und
Vers (von oben), z. B. P. 14, 21. Zur Vergleichung sind heran-
gezogen worden: M. (Maiorescu) Poesii de M. Eminescu. 8. Aufl.
cu 0 noti^ biograficfi de T. Maiorescu. Buc. 1901; L. P. =
M. Eminescu, Opere complete. I. Literatura popularä. hgg. tod
Ilarie Chendi. Buc. 1902; enthält 277 Volkslieder, gesammelt
von Em. und 15 eigene Nachahmungen der Volkslieder und
Balladen. Conv. = Convorbiri literare 36. Bucuresta 1902.
L Abfall-Tabelle.
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* vereinzelt; s. Erklärang der Tabellen Seite 203.
— 195
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t
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t
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1
+*
t*
1
t
'
i
I. Silbenz&hlnng.
Die grundlegenden Prinzipien der rum. Metrik sind die-
selben, wie die der anderen romanischen Sprachen (s. Steogel
5 — 14); somit stellt sich fnr mich als Aufgabe im folgenden
diese Prinzipien im einzelnen und an der Hand beliebiger
Beispiele an Ks Dichtungen nachzuweisen, dabei aber die
etwaigen herrortretenden Eigentümlichkeiten der rum. Metrik
eingehend darzustellen.
Der Rumäne weicht in der Benennung des Verses nach
der Zahl der Silben sowohl von dem fr. wie von dem ii Ge-
brauch ab; er benennt den Vers lediglich nach der tatsachlich
vorhandenen Silbenzahl. Für ihn ist ein endecasillabo tronco
ein Zehnsilbner, ein sdrucciolo hingegen ein Zwölfsilbner etc.
Das ist die Folge des Mangels einer metrischen Tradition,
denn die Nationaldichtung ist verhältnismäßig jung. Ich werde
im folgenden um der Einheitlichkeit willen, wo es notwendig
ist, jedesmal in Klammer die Zahl der Silben nach fr. Gebrauch
— 197 —
angeben; dann muß man natürlich nachschlagen unter Rhyth-
mus, Reim oder Strophe, ob der betreffende Vers einen regel*
mäßigen paroz. Rhschl. oder regelmäßigen parox. Reim hat
oder beides zugleich.
Was ist nun die Silbenzahlung? Man kann sie definieren
als die Lehre, die die Regeln angibt, vermittelst welcher die
Silbenzahl der Verse richtig und der betreffenden Sprache
gemäß festgestellt werden kann. Die Zahl der Silben muß
aber in den rom. Versen festgestellt werden, weil im Vers eine
jede Silbe im wesentlichen dieselbe Zeitdauer hat, andererseits
aber muß, um das rhythmische Gefühl eines Romanen zu be-
friedigen, eine betonte Silbe (Worttonsilbe) nach bestimmten,
festgeregelten Zeitabschnitten hörbar werden. Hierin ist das
Wesen des rom. Rhythmus zu suchen (s. dort). Daher dei
Zwang so oft an den gebräuchlichen Formen der Wörter in
Prosa oder Eonversationssprache oder an ihrer Verknüpfung
Änderungen vorzunehmen, um das Maß des Zeitabschnittes
vom Einschlagen eines Wortakzentes (Versakzent) bis zum
nächsten regelmäßig beibehalten zu können. (Es kann hier
gleich bemerkt werden, daß die Volkssprache überall, wo
es nur irgend möglich ist, den Hiatus vermeidet, weniger die
Volksdichtung; Volkssprache und -dichtung in viel höherem
Maße als die Kunstdichtung.)
Die Faktoren, die für die Feststellung der Silbenzahl
bestimmend sind, können die einen als positivwirkende (sie
bewirken Änderungen), die anderen als konservativ wirkende
bezeichnet werden. Zu den ersteren gehören: a. Abf, Abf.,
Ausf., AusfulL, V. A., V. L, Diäresis (sekundärer H. I.) und
Überz., zu den zweiten: H. A., ursprünglicher H. I., Diphth.,
Triphth.
Anmerkung. Hierbei ergeben sich einige Schwierigkeiten,
insofern Eul keine besondere Zeichen f&r 7, ü gebrauchte,
sondern sie lediglich mit i, u bezeichnete, und für 1 und ä
hatte er auch nur ä (vgl. auch „Sezätoarea^ Revistä de folklor.
VII, 156 Anmerkung). M. behält diese Orthographie bei, X.
(dessen Text ein mehr oder weniger getreuer Abdruck von
— 198 -
M. ist), P. und L. P. wenden die jetzt übliche Orthograpbie an.
Für uns soll in dieser Frage das heutige Schiiftnun. maK-
gebend sein, bis dialektische Einflüsse bei Em. mit Sicheiheit
festgestellt werden können.
1. Abfall anlautender Laute.
Nebenton und Schwachton werden nicht unterschiedeD.
In erster Linie sind die festen Tonsilben (Versakzente) maß-
gebend, denn sie bestimmen den Rhythmus und infolgedessen
auch die Zahl der Silben; deshalb, wo im folgenden lediglich
das Wort „betont^ gebraucht wird, soll man darunter immer
die feste Tonsilbe yerstehen. Die Wortakzente haben nur
eine untergeordnete oder gar keine Bedeutung bei den meisten
Faktoren, die die Silbenzahl beeinflussen (ausgenommen natür-
lich H. I. und V. L). Das hier Gesagte gilt auch für H. V. etc.
Unbet. oder nebent. P fallt nach unbei oder nebeni a, o,
ä, u, e, i. In der Umgangssprache Wlt dieses 1 jedesmal ab,
denn es handelt sich hierbei um silbige n, m. Einen Zu-
sammenstoß zweier i fand ich bei K weder im H. A. noch in
H. L, noch sonst; möglich ist er z. B. in: lel cobort in de vale.
(Über unbetonte Personalpronomina s. Tiktin § 170, über
Bildung des Futurums mit li, rei, ei, i § 287, Anmerkung !>
Beispiele: nach a: casa ntnnecoasä 55, 174. o: c' o' ntreaga
58, 75^. ä: sä' nfiripeazä si sä ntinde 53, 57. u: nostru ntreabä
30, 121. 51, 27. 14, 32. 'e: Isvoarele 'ntruna 84, 42. 24, 19*.
i: cu to^i 'n scaun 54, 93. Nach satzbetontem e: pe 0 cale
ne 'ntumatä 15, 3^
Weiter fallt l'^ nach 1; hier sind zwei Fälle zu unter-
scheiden : a) 1 wird gedehnt zu i, wenn nach Nasal unmittel-
bar ein Eons, folgt: Pasäri 'mbllnzite 21, 2\ din tineri n
mal 52, 40. prin lumini 'ngälbenite 23, 1^. \&n nmormtnteaza
F. 59, 8. Ebenso noch: 26, 2^ 58, 13 *. 27 1. 55, 11 etc. b) bleibt
1, wenn nach Nasal ein Vokal folgt: (vgl unten: Doppelformen
und Überz.) si 'n ceruri nalte 22, 1^ (mold. nalt fiir wal. tnaltl
— 199 —
Bouri nal^ 30, 11^, de mal nainte Öl, 133, de-az! nainte 52,
75 auch 52, 18.
Ein yereinzelter Fall, wo i^^ nach ü abfallt: o geniü nalt
16, 3 i.
P fallt ab nach betontem (vers- oder wortbei) ä: stä'
nainte-t P 70, 26. i: Vom vorbi n 22, 12^. o: acolön ochl 22,
6* (unangenehm wegen des harten Tonsilbenstoßes);* — a: yedea
'n lüme 15, 15^, rhythmisch auch unangenehm für das Ohr,
das den Akzent auf ve- zuruckyerlegt haben möchte.
Unbetontes i* fallt ab nach betontem e: Gäci ce's P 85, 10,
nach unbetontem e: organele's sfarmate 54, 148, nop^e's 58,
62^ noch 17, 10^; nach unbetontem i: Si's supte 24, 6^; nach
i: (i > i) dureri's 17, 14^ und 55, 34. 84. a cui's 55, 161. Si
ntinde 2, A\ mi-ese slngele 55, 67. st-astupä 55, 102 verlangen
mindestens eine Erweiterung des § 170 bei Tiktin«
Dieses 1 kommt vor in: Praep. in, Praef. in, unbetontes
Pron. imi, isf, i^, iX, Verb, aux.: is, tÜ. Es ist zu tilgen auch
in folgenden Versen, wo im Text nicht getilgt wurde: 55, 174.
56, 36. 58, 73^ 752. 65, 2\ 82, 23. 84, 4^ 86, 75. 84 etc. Pos-
tumen: 60, 13. 14. 67, 13. 72, 19. 93, 5 etc. Manchmal ist
schwer zu entscheiden, ob der vorangehende Vok. oder 1 ab-
fallen soll. Man kann sowohl ut^ 'n wie auch vX\' in 54, 91
lesen. Ebenso vezi nconjuratä oder vez' in- 54, 121. da mi
'napoi und da m' inapot 56, 21^. 58, 73 3; da das i nach Zisch-
lauten früh geschwunden ist, wäre die Aussprache mit 1
richtiger; andererseits aber gegen M. X. P. lese ich pinä 'n
[podele] 55, 15, P. 71, 23, wo sie pän 'in oder pin 'in lesen;
(vgl. Abfall-Tabelle) so auch 25, 9^. 55, 15. P. 71, 23. Eine
Anzahl Worter mit Vokal (ä, a) nach Nasal weisen Doppel-
formen auf. Die mit a. Abfall des 1 konmien meistens nach
den kurzen Vokalen T, ü (einmal), betontem a (einmal), aber
auch nach Kons. (1, d, n, g) dann im Reihen- und Vers-
anfang vor. Alle diese Wörter neigen sehr dazu, das 1 ganz
zu verlieren; heute findet man solche Formen auch in Prosa.
Es sind folgende: inalt (mit Ableitungen) inainte, inapoi, inä-
dusit; s. P. 70, 26. 30, 11^. 52, 18. 33, 11. 51, 133. 60, 1^ 16, 3*.
— 200 —
P. 70, 26. 53, 190. P. 49, 4. P. 99, 12. P. 27, 5. P. 32, 12. L P.
160, 10. L. P. 164, 1. L P. 157, 26. L. P. 158, 16. 24, 26«. P. 71,
18. 28, 21. 24, 19*. 56, 54^. \ 69, 4K P. 36, 14. P. 68, 13. Ich
schreibe hier nur einige ab: stö 'nainte-i naltS, pleci nainte
Conv. 36, 302 sting nältlndu-l Cosb.!, 23, 188. trupul nalt Cosb.
II, 5, 16. Pin 'nädusit, 'Napof trimite, Coiful nalt 53, 190.
De sub teiul nalt P. 99, 12 sä stea 'N a ei fereastra L. P.
161, 6. deschide 'Naintea veciniciei 24, 19*. gäbior 'Nalta. .
Cosb. n, 37, 12. Dosoftei auch: Läuda^i cu glasun nalte
ps. 150, 9, auch in der Prosa des altrum.: ce dupä mine veni
nainte me Coresi. Tetraev. 1579. loan 1, 15 und mai nainte
de descSlecare. Miron Costin. Letopise^ 1713. Predoslovie.
Dreimal findet sich im Versanfang aAbf. der ganzen
Silbe In-: Grämädeste -a ta 22, 2 2. Genunchiatä stä 23, 2\ Tin-
ztndu-mi dreapta P. 39, 15; auch im Yersinnem: cu ochi-
albastri 'n tunecime L. P. 164, 1 Ton unten und Dosoftei:
In Organe tinse 'n strune ps. 150, 16. Diese Beispiele, wo der
H. A. zwischen Versschluß und -anfang getilgt werden kann,
stehen aber nicht vereinzelt da. Bianu in „Psaltirea In ver-
suri" des Metropoliten Dosoftet S. XXIV weist ein solches
Verfahren auch in diesem ersten größeren rum. Werk, das
in Versen geschrieben ist, nach, z.B. necuratM 'Ntind sal^
si la^uri. Auch Cosbuc: Ei st-aü plinit chemarea lor. II.
41, 30 etc. a Abf. der ganzen Silbe In- Im- kommt häufig in
altrum. Prosa vor: plinit, tind, tlmpin, tlmplare, greuez mit
den entsprechenden Formen mit in-; dann grämädesc (s. Gaster),
und genunchez wird man auch finden können.
Hierzu gehört noch die Beseitigung des H. A. durch a Abf.
eines a auch im Versanfang: asprS cale teste, Cea ce poate
52, 72. Indessen sind dies nur vereinzelte Fälle.
Folgt nach Nasal ein betonter Vokal (Wort- oder Vers-
akzent), so wird n nach a Abf. des 1 gedehnt: n > nn (in der
Schrift nicht bezeichnet) z. B. o sä le 'nnece oare P. 1,7-
Urgia miniei le 'nneacä suflarea. Cosb. II, 21. 10. Sä 'nnal^ä
P. 3, 10. te nnaltä 17, 4 1. In ode nnälte 20, 10^. So noch:
21, 1^ 31, 32. 33, 11. 52, 18. P. 27, 5. P. 32,12. 56, 54^. 83,2*.
— 201 —
P. 59, 7; auch DosofteJ ps. 149, 17: Si pre cet brudivf Innal^
Dies geschieht auch wenn der folgende Vokal nur den Neben-
ton tragt: Clnd le o'nnamorare 33, 21. Dehnung des n tritt
ein auch bei der praep. In, wenn ihr ein mit betontem Vokal
anlautendes Wort folgt: Si ntunecime 'nn orce loc P. 4, 9.
Dieses nn ist zu unterscheiden Ton dem aus Doppelab&ll eines
1 entstandenen wie: Tel teste n nälfimea-t solitarä 24, 26 ^
Instruktiv ist Vers 83, 2« insofern M. sä naltÄ, X. sä Inal^Ä
hat für sä nnal^ Ebenso 52, 18 M. X. de mai inainte für
mal nnainte, 33, 11 hat M. räsai nainte-mi, X: rSsat 'nnainte-
mÜ, 12, 9» X. le nnaltÄ. (Die erste Reihe von 33, 11 ist in
einer Variante P. 91, 11 so geändert worden: Azi, clnd Testi
pentru mine.) Merkwürdigerweise tri£Ft man jetzt auch in
Prosa dieses nn; so schreibt N. lorga regelmäßig Innainte
Innalte, ebenso die jüngeren literarischen Kreise in Bukarest.
Es ist noch der Erwähnung wert, daß außer der Dehnung
des Yorangehenden Vokals in den meisten Fällen, dieser auch
den Nebenton als Ersatz des abgefallenen i an sich nimmt,
wenn 1 in Proparoxytonibus den Nebenton getragen hat, wobei
der vorangehende Vokal zugleich höher wird. Die Erhöhung
ist deutlich wahrzunehmen in dem Falle, wenn das zweite
Wort einen emphatischen Akzent gehabt hat, wie: Animä 'nc'
odatä tremlndul picior 7, 3^ aber auch sonst: Donict cufb de
'ntelepciune 15, 3S vgl. noch 15, 81 10, 2^ 4, 11*. 1^. 2, 41
1, 2. 31. 61. 72 etc.
Unbetontes a fUlt nach unbetonten a, e, i. Dieses ist
mindestens ein zweifelhafter a Abf. X. hat z. B. 21, 7^ vechia
cea Impärä^ie, dagegen M. vechi-acea . . ., bei dem einen
also a Abf. des a und V. L, bei dem anderen Abf. des vorher-
gehenden Vokals und V. A. Ich ziehe dagegen vor: vechia
ceea 'mpärä^e zu lesen, mit a Abf. des 1 aus Impärätie und
des a aus aceea (nicht acea) wie noch 10, l^ ci ceea, care
falnic oder hier auch mit V. A. ci-aceea, jedenfall3 aber ceea
und nicht a]cea. Wir glauben uns zu solchen Konjekturen
berechtigt, da im Vorwort Seite III Maiorescu ausdrücklich
bemerkt: poesiile nu slnt dar reväzute de E. ji slnt prin urmare
— 202 —
lipsiie de tndreptärile, ce ayea de gtnd sä le taeä, cel putin
la cele yechl*' ... 52, 72 im Versanfimg: . . . cale Teste Cea
ce poate; ebenda Vers 69. 70. 73, im Yersinnem: cea, aber
als Artikel Man könnte an Parallelformen denken (icb spreche
hier nur von £.) wie tnalt — nalt, so acea — cea, aceea — ceea,
ich habe aber bei ihm noch nicht ein cel für acel gefunden.
Vielleicht liegt Einfluß des altrum. vor (s. Oaster CXXIf.).
Als solche Doppelformen sind acoperi — eoperi aufzu-
fassen: Si cu flori m'a eoperi P. 14, 21. Alexandri auch: ce
lumea coperea (Säineanu). Für dieses a Tgl. auch Ausfnll.
Farme — sfarme: s& sä farme P. 37, 9. P. 36, 1 und organeles
s&rmate 54, 148.
Die Fremdwörter, soweit sie metrisch in Betracht
kommen, müssen sowohl hier wie auch in den folgenden Ab-
schnitten der Silbenzählung gesondert betrachtet werden, denn
sie werden jedesmal Terschieden behandelt Anlautendes e
fallt nicht ab, sondern wird mit V. A. gelesen oder mit zwei-
gipfliger Betonung. X. M. haben 15, 4^ o enigmä ne' splicatä,
muß aber ne-esplicatä gelesen werden (s. Abf.). Das anlaui
i in: pe fruntea 'nspirätoare 10, 2^ darfauch nicht ab&llen:
1. weil es den Nebenton hat, 2. weil es heller ist als a*)
3. weil die Bedeutung des Wortes schwerer zu fassen wäre,
4. die erste Reihe des Verses lautet auch pe fruntea inspiratä;
— sondern i muß mit ea verschleifb werden: pe fruntea-in-
spirätoare, eine allerdings etwas schwerfallige V. aber besser
als a Abf. des i. Weiter unten 10, 3^ läßt X. wieder ein solches
i abfallen: ce-o 'ntoanä Eol dulce. Es läßt sich gegen diesen
a Abf. des i aus in noch anführen, daß diese Partikel eine
fremde, ein Neologismus in der rum. Sprache ist und als solche
bedingt sie wesentlich die Bedeutung [des Wortes. Und E.
hat sicher nicht inspirä gesprochen!
Statistisches: Von rund 400 Fallen steht in 37 % davon
an erster Stelle: Konj. Praep. Verb. aux. unbei Pron. un-
*) Die Klangfarbe der Vokale scheint mir auch von Bedeutung
zu sein; vgl. z. B. cä o (= c& va) 51, 127, cu o (Art) 51, 134 und ca o
P. 58, 10; bei dem letzten Beispiel fällt a nicht ab.
— 203 —
besi Art einsilbige Fron. Num. Interj.; in 45% an zweiter
Stelle die Prap. In, in 45 % ein Eompos. mit dem Präf. in.
2. Abfall auslautender Laute.
Hierzu die Abfall-Tabelle.
Erklärung der Tabelle. Diese Tabelle verglichen mit der
H.-Tabelle soll zeigen, inwiefern der H. A. durch Abf. auf-
gehoben werden kann. Die oben in horizontaler Reihe auf-
geschriebenen Yokale sind die abfallenden, die links an der
Seite, diejenigen, vor welchen die erstgenannten abfallen. Ein
t bezeichnet, daß Belege dafür vorhanden sind; f* = vereinzelt
In die erste Reihe einer jeden Spalte werden solche Fälle
aufgenommen, wobei der auslautende Vokal betont, der an-
lautende unbetont ist; in zweiter Reihe: keiner der Vokale ist
betont, in dritter Reihe: der Abfall vokal unbetont, der an-
lautende betont; z. B. unbetontes ä fallt vor betonten o und
vor unbetontem u ab etc. Angaben wie Wort- und ? beziehen
sich auf die darunter stehenden f. Alles hier gesagte gilt
auch für die folgenden. Tabellen. Für eine jede Kombination
gebe ich nur ein Beispiel an:
a a: lal lui piept 55, 194, sehr häufig 52, 15. P. 68, 19. P. 71, 7.
P. 58, 10. 23, 202. 26, 16.
ä a: sä InalV asa 54, 49 (häufig in sä cä) 1, 56. 5, 7*. 15, 5^
21, 2^
ä o: grindin' o^elitä 53, 165. 51, 127. 54, 107. 56, 54 *. 58, 21 ^
26S 341.
ä ö: doaröchii 96, 7^.
ä u: sä vadun chip 27, 5^ 25, lO^. 13, 52. 1, 54.
ä ü: s' ümplu 20, 2^. s* üitä 55, 197.
ä i: toat' istoria 21, 13*.
ä f: apostat' inima 14, 11 2.
ä 1: sor* Indelung P. 12, 3. P. 16, 5.
ua: nai putea 55, 122; hierher rechne ich alle satzbetonten
u (ebenso bei u o) in der Negation nu, und nur diese
— 204 —
kommt in der Kombination u a vor 23, 27^ 20, 1*. P.36,2.
21. 22. P. 15, 3 etc.
ü a: ce naö fost nict odatä 45, 6. 51, 131. F. 36, 20 (Tgl. R
36, 19) P. 83, 4. 5. 7 etc.
u o: nu, cu z. B. c'o mlna 56, 21*. 46, 3^. P. 14, 3. P. 108, 12.
ü o: cauzu-mt no sä-1 mai. 76, 6*. 53, 71. 81, 3^ 82, 8*.9»-
P. 107, 14.
Jedesmal übernimmt dann der nachfolgende Vokal den
Vers- oder Satzakzent, welchen nu hätte haben sollen. Eine
solche AkzentnberDahme ist auch mit Akzentverlegnng im
folgenden Wort verbunden, so: 15, 13*. Not In noi n'ayem
nimica (=nu ayem); es werden auch unb. Personalpron. und
die Formen des Hilfsverbums betont Nie fallt u in nu vor
folgendem u ab aus Deutlichkeitsrücksichten.
u u: cu z. B. c'un cärbune 55, 176. 4, 14». 71, 10*. 62,42. P. 60,3.
e a: nainte da fi zeii 45, 9, besser ist Y. A. (de = waL da);
auch Cosb. II, 16, 1^. d' April,
e o: la vro femee 20, 7^ 51, 116. 54, 83 (vre = mold. vrä).
e u: yrun papuc 53, 263 (vgl. 53, 262). 51, 111. 129.
e i: P'icT pe colo 54, 141 (pe = wal. pä).
i a: s'abia 1, 27. s arata 55, 23 (si = mold. sl).
i o: s'o Intreabä 25, 18*. 56, 17^*58, 631
i u: sun glnd 24, 42^. 53, 122.
t i: strigär iregulare 54, 139. 140. 12, 10*.
Anmerkungen: a ^fc P. 58, 10 nicht ab, sondern wird
mit 0 verschleift, denn hier ist ca o nicht cu o gemeint (s.
S. 202 Fußnote). P. 13, 3: sor indelung konnte man vielleicht
auch an das volkstümliche sor für sorä denken. P. 16, 5 d'lntti
ist auf dS + Intll zurückzuführen, schriflrum. dintli.
Abfall und Orthoepie des i. Hierüber bemerke ich
im allgemeinen, daß i, außer wo es nur orthogr. Zeichen ist,
in einer Sinnespause oder Rhschlpause noch gehört wird, s.
76, 3*. 92, 32. 56, 16*; nach m, r, t, z deutlich, nach t, s weniger
deutlich, noch c, g gar nicht Die Feststellung des Abf. des
1 ist von Bedeutung far die Metrik nur insofern das 1 oft
— 205 —
geradezu störend f&r das glatte Lesen der Verse wirkt, und
in solchen Fällen wird es nicht gehört (das heißt nicht ge-
sprochen). Nach c, g nur orthogr. Zeichen auch im BhschL:
putemict|= putemitä 51, 22, aber patim]t|| 51, 21, sfetnici
vechi 56, 72, taci s auzi 56, IL Motto. Prichiciil P. 51, 5. 6,
pllngt copilä 14, 11 ^ aber creng' il oder crengil 55, 224;
nach m: vor Kons, fallt ab, z. B. tmi Tel 52, 13, In bra^mi
vino 53, 17, Iml zborl 92, 3^; — vor Vok.: da' m' Inapol oder
d&' mi napoi 56, 21; ebenso nach r.
nach r: vor Kons, fallt ab: orl neghtobi 51, 22, ori ce
53, 128. ori in 54, 31. In allen diesen Fällen ist ori entweder
Konj. oder Adverb; ist es dagegen das Subst. Mehrzahl von
oarä (zece ori), dann darf i nicht abfallen z. B. de vre-o doüä
oft pe an 54, 10'); es bleibt in dieser Bedeutung auch im
Reim auf or: Dupä tele un actor . . . spune zeci de mii de ori
54, 14. adeseori — sä mor P. 5, 2; — verschleift in 57, 6^
s'apari-o zinä; vor Kons, in 55, Gazel 7: Ce tresari din vis
wegen Deutlichkeitsrücksichten muß gut artikuliert werden.
nach s: vor Kons, fallt ab z. B. Is' stia 55, 163. 177. vor
Vok.: Isi 'ncheie oder Is' incheie 55, 257. 56, 7^;
nach st: lesti drag >> lej ddrag 22, 12 ^ lesti de dragä
55, 100;
nach ^: vor Kons, fallt ab: ridicula '\X simtire 54, 126.
105. 106. 107. 109. 55, 100, fe^i frumosi 55, 219; vor Vok.:
uit' In oder ut\i n 1, 42. 54, 91.
nach z: vor Kons, fallt ab: s' auzi zometul 54, 123. 54,
87. 55, 200. 58, 49^. 88, 1^; vor Vok.: azl a 56, 21* oder az'a
oder azia, vezt albind oder vez' albind oder vezi-albind 55, 199.
Seltenere Fälle: zw. r und 1, pe ceruri limpezi 55, 113;
zw. r und r, peste arbori resfira^i 79, 3^ kann auch unaus-
gesprochen bleiben; — vor j: I5T juraü 79, 4^ > ijjuraü.
Im folgenden gebe ich die Parallelformen an: pftnä, doarä,
in data, acuma, nimica und pän' etc., die Substantive: märmur
m. 96, 8^ neben marmurä f., mänta 56, 17^ neben mantaüa
(Bolintineanu hat auch manta; s Sälneanu), das m. neben
clasä f 52, 41. reimt zwar auf rftmas, und da könnte man
— 206 —
aimehinen, daß das auslautende ä dem Beim zu liebe abge-
fallen sei (vgl. Abf. im VersschL); ich glaube aber Tielmehr,
daß das ein dialektisches Wort ist; die Wb. fuhren es nidit
an. Einen zweiten Beleg daf&r finde ich in „Revista Inväti-
torilor si lnTä(ätoarelor^ III, 249: din ceasurile de das.
N. Stoleru, Zorleni-Moldau.
San Marco P. 60, 11 muß mit Abf des o gelesen werden:
San Marc'.
Der Imperativ von a veni lautet vin': 58, 35 ^ 21 ^ 62, 41
64, 2\ von a ISsa, las': 56, 38^ \ 52^ 58, 48*. 80, 43; ori In
{54, 31) soll immer or* In gelesen werden; vre un, vre o: mit
V. A. vre-un, vre-o, mit Abf vr'un, vr'o und v'un, v'o kommen
alle vor; panä 'n besser als pän 'in (25, 9^). Oute Beispiele
von oftem oder starkem Abf: 51, 129. 28, 38. 18, 5. P. 5, 4.
Abf oder V. A (besser mit V.): noaptea-adlncä M. 51, 36.
noapte-adtneS X. ebenso 47, 1* und in dem Eompos. luare-
aminte 52, 15. M aber luarea-aminte.
Von den Flexionsendungen fallen ab: a, e, ä, I; casus
rektus. fem. sg. noapte-adiocS 5t, 36. Luna atunct 26, 21^.
Ea trezitä atunci 26, 12^. De inimä o apucä 58, 26^. Kon-
jugation: 3. Sg. Praes. Ind. servä o cauzä 54, 107. 3. Sg. Praes.
KonjunktivL Sä ajungfi a fi . . . 53, 242. 3. PL Praes. Ind.
lei zboarä 56, biK Ü Ingreun', impreun' 56, 50 ^ \ 3. PL Praes.
Eonjunkt. sä mä 'nceapä a läuda (oamenijQ ^2, 80. 3. PL Aor.
läsarä a lor P. Iü8, 3. Näscurä acolo'n mine 5, 7*. 2. Sing.
Imp. vinä la sinu-mi 62, 4^ las', catä-^i de treabä 58, 4Si
3. Sg. Imp. luceascä un cer senin 82, 3^ e in pare-cä 3- Sg.
Praes. Über i s. oben.
Abfall in RhschL: Care gur || abia-T deschide 26, 161
Moartea vindec' || ort ce ranä 47, 7^ Becea cumpän' || a gtndirel
72, 32. Sftrsitä för' || a fi 'nceput 76, 10^. Vor Kons.: Sä
cunun' II cäzlnde jos 8, 4^.
Abfall im Versschluß: | prin bine o sä eas' reimend
auf rämas 24, 20^. || cel imberbi In al lor das' — rämas(?)
(vgL oben). CeilaH;! a vremii cojl adun' — supun P. 25, 6.
— 207 —
Sa ^ Inchid indat' P. 81, 9; dann muß y. 11 nicht samt sondern
särutat stehen; || yäzdohul il Ingreon' . . . || in sftratarit sä'm-
preun' 56, 50^. * fär Ingreunä etc., acopar — descopär' = aco-
pere et& 23, 25, um nicht einen proparozjt Beim zu bekommen
(s. regelm, VersschL).
Fremdworter. e yor einem mit e anlaut. Frdw. soll
verschleift werden: si de-eteme nicht d'eteme 14, 3^, ne-exi-
stente 15, 18^ de-Egipet 21, 1^, de-echipajuri 24, 24*, de-eres
55, 87. Sowohl M. wie auch X haben in allen hier ange-
führten Fällen Abf. des e, P. 77, 16 aber richtig pe-etemele.
Statistisches. In über 75 ®/o der etwa 600 Falle steht
an erster Stelle: Präp., Konj., unb. Pron. einsilbige Adv.,
best. Art; — in nur 24 % ist das erste Wort Subst. Verb.
Adj. mehrsilbige Pron. Num. Adv.; — in etwa 61 % steht an
zweiter Stelle: Verb, aux., (einsilbig.) unb. Art., die Genetiv-
und Infinitivpartikel a, Praep. unbet. Pron.
3. Ausfall.
Es fallen nur unbet Vok. aus: S, o, 1, a; färädelege 25, 1^
nein^Iese 32, 5\ reinviü 60, 4^ luareaaminte 52, 15, orologiul
(fr.) P. 67, 14 sind Eompos.; es liegt also Abf. oder a Abf. vor.
In Nichtkomp.: luntru < läuntru 54, 41, d&rmäture 24, 19*
(konmien dialektisch vor). Einmal fallt das Hilfsverbum „am^
aus: Din demon ftcut o sftntft || für am ftcut ... 14, 7' wo das
am aus dem ersten Vers der Str. zu ergänzen ist; die Genetiv-
partikel a im RhschL, was aber nicht notwendig gewesen wäre:
Ce-arätaü faptele crude || unor domni för crude-a unor . . .
denn vgl P. 84, 13 wo sie zwischen Versschluß und -anÜMig
bleibt . . . greoale. A miseriei comune? |{. al: Tu visul blond
unui noroc, ce nu e für al unui etc. Gonv. 36, 395; der un-
best. Art. o: Cum printre nouri (o) galbenä stelä 13, 8^
Doppelformen: ardic — ridic P. 54, 11, cat — caüt —
caut P. 33, 3. 4, P. 81, 1, P. 102, 19 (vgl. Weigand: Liste der
Normalwörter Nr. 72).
— 208 -
Scheinbarer Ausfall. Väzmn 75, 2^ ist die häufige
altrum. Form f&r yäzuräm; hier reimend auf cum. Timpilor
71, 5' oaspii P. 72, 4 für timpurilor, oaspe^ sind analogische
Neubildungen, in beiden Fiülen im Innern des Verses, cm
eine Silbe weniger zu bekonmien (s. auch S. 221 cineva).
4. Hiatus
im Auslaut und Anlaut
Hierzu die H.-Tabelle.
Ihre Erklärung s. bei der Abfall-Tabelle S. 203, dazu noch:
? bedeutet, daß die Aussprache bei einer Anzahl der Falle
schwankt, insofern die betreffenden Vokalkombinationen teils
mit (reinem) H^ teils mit einem eingeschobenen u oder i
gesprochen werden, in welch letzterem Falle der H. beseitigt
wird. Ich habe die H. und V.-Tabellen aufgestellt, weil ich
glaube, daß ich in dieser Weise am zweckmäßigsten den
Zustand der H.-Zulassung und H.- Vermeidung im heutigen
Schriftrum. yeranschaulichen kann.
unter Hiatus versteht man in der Metrik den Zusammen-
stoß zweier Vokale, zwischen deren Aussprache, bestimmter
ausgedruckt: zwischen dem Absatz des ersten und Ansatz des
zweiten H.- Vokals, kein anderer Laut yernehmbar wird. Ich
sehe hier davon ab allerlei Beispiele auszuschreiben, gebe aber
dennoch für jede Kombination ein paar Belege an:
ä a: P. 12, 14. 58, 11^ 74, 12. 15, 18^
a a: P. 15, 2. 55, 227. 56, 56 «. 58, 92 *.
a ä: P. 35, 11. 53, 30. 31. 176. 58, 44^
ä o: 22, 9K 56, 372. 55^ 74. _ a o: P. 4, 11. 18, 2^ 58, 831
76, 2«.; — a ö: 55, 118. 58, 85 ». 88, 3*. P. 44, 13.
ä u: 47, 3». 51, 47. 55, 250. 92, 4^.
a u: 95,101 64, 1^. 58, 88^
a ü: P. 9, 3. 28,9. 58, 2 ^ 86,68.
ä 1: 92, 4^ 86, 70. 52, 8. P. 22, 4.
a I: P. 7, 13. 58, 90». 96,41
— 209 —
a i: 69, 4>. 53, 157. 17. 17».
ä e: 51, 50.
a e: 51, 55. 53, 31. P. 73, 14.
a e: 4,7».
ä i: 55, 163.
a i: 55, 49. 91,4'. 15, 11*. P. 32, 12.
a \: P. 84, 11. 23, 21*. 45, 38.
o a: 1, 48. 15, 10». 24, 20'. 55, 141.
0 ä: 95, 7». 58, 72». 53, 122.
o o: P. 69, 5. 55, Gazel 12. 54, 100.
o ö: 80, 56. P. 52, 15. P. 73, 17. 23.
ö u: 16,3».
o u: 15, 10». 27, 3». 55, 170. 58, lll
o ü: P. 39, 8. P. 108, 3. 51, 108. 53, 106.
ö 1: 16,5«.
o 1: 6, 6'. 15, 18». 52, 53.
o e: 15, 4«. 53, 201.
o i: 1, 54. 52, 12. 86, 72.
o i: P. 3, 9. P. 21, 18. 18, 4*. 55, 58.
fi a: 9, 3'. 24, 20'.
ä a: 27, 5'. 56, 58*. 58, 63». P. 91, 2.
ä ä: P. 95, 6. P. 68, 14. 12, 1». 23, 11». 56, 30». 58, 37* 84, 3».
ä o: 96, 10*. 86, 84. 58, 58». 55, 138.
ä ö: P. 70, 19. P. 69, 13. 45, 28. 55, 69. 58, 90».
S u: 95, 1». 79, 6*. 58, 16». 56, 58». P. 98, 6.
ä ü: 4, 1'. 23, 12». 55, 14. 56, 38*. 74, 17. P. 75, 12. P. 73, 7.
ä 1: 23, 1».
ä 1: 24, 32». 56, 59'. 58, 69». 66, 3».
ä i: P. 92, 16. P. 69, 23. 58, 6*. 24, 5'.
ä e: 10,3». 52,54. 96,55.
S e: 8, 5».
ä i: 30, 7». 54, 101. 55, 39.
ä i: 15, 13*. 24, 17». 25, 14».
fl a: 17, 6». 56, 37». 58, 77». P. 77, 1.
u a: P. 68, 10. P. 12, 2. 9, 4». 51, 104.
u ä: 76, 11*. 56, 48». 42, 16. 13, 2«. 14, 1«,
Welgand, lt. Jahreaberioht. 14
— 210 —
ü
o:
u
o:
u
ö:
ü
u:
u
u:
u
ü:
ö
1:
u
1:
ü
e:
u
e:
u
i:
u
i:
e
a:
e
a:
e
ä:
e
o:
e
e
q:
ö:
e
fi:
e
u:
e
u:
e
ü:
e
1:
e
1:
e
T:
e
e:
e
e:
e
i:
e
i:
a:
a:
ä:
o:
o:
ö:
u:
56, 45». 86, 51.
58, 25». 56, 38*. 55, 57. P. 84, 5.
P. 13, 3. P. 54, 6. 42, 36. 53, 95. 58, 45*.
56, 42». P. 70, 5.
P. 3, 12. P. 71, 23. 5, 4». 29, 7». 58, 11». 86, 8.
55, 83. 54, 57. 24, 28«. P. 72, 6. P. 107, 18.
P.29,8. 26, 14». 52,13.
9,3'. 21,6». 55,10. 72,4*.«.
24,5».
52, 49. 53, 235.
23, 18». 32, 5». 58, ,72». P. 56, 9.
51, 93. 55, 58. 252.
93, 1».
88, 6». 75, 3*. 58, 28». 56, 26». 53, 200.
P. 54, 2. P. 19, 9. 69, 1*. 58, 18*. 56, 13». 16».
33, 21.
25, 8*. 53, 253. 56, 36*. P. 74, 4. P. 51, 3.
P. 7, 13. P. 70, 3. 53, 114. 56, 44*. 56».
53, 241.
24, 11».
23, 27*. 56, 20». 58, 8». P. 8, 10. P. 93, 9.
P. 43, 2. 51, 150. 55, 230. 58, 17*. 72, 4».
56,27». 36*. P. 31, a
P. 22, 13. P. 41, 2. 55, 91. 56, 45». 58, 62'.
86, 16. 55, 71. 51, 126. P. 69, 10. P. 13, 5.
P. 73, 22. 53, 197. 24, 21».
53,29.
24, 26». 55, 152. 86, 41. P. 71, 20.
P. 108, 10. 8, 7». 54, 89. 58, 26*.
36, 4». 51, 61. 56, 30». 58, 41». P. 52, 7.
P. 94, 11. P. 57, 13. 12, 5». 53, 96. 54, 135.
55, 21. 53, 83. P. 21, 17. P. 93, 7.
P. 10, 8. 33, 4. 51, 117. 66, 10*. 86, 71.
1, 2. 11, 7*. 53, 228. P. 55, 9. P. 70, 14.
P. 75, 12. 55, 29. 20, 8*.
55, 82. 11, 8*.
- 211 —
i u: 1, 60. 51, 143. 53, 139. P. 60, 10.
i ü: P. 84, 18. P. 5, 2. 24, 17*. 53, 83. 56, 47*.
i 1: 5, 8». 45, 39. 51, 101. 58, 631
i 1: 1, 18. 28, 4. 54, 127. P. 73, 30. P. 101, 13.
i 1: 23, 9». 86, 75.
i e: 54, 52. 93. P. 7, 4.
i i: P. 36, 11. P. 110, 1. 53, 196. 54, 73.
i i: 42, 34. 45, 16. 58, 6».
ii a: 47, b\ 53, 116. P. 26, 1. P. 57, 14.
ö ä: 85, 4*.
ä o: 73, 7*. P. 85, 8.
ä u: P. 38, 5.
ü ü: P. 107, 16.
fi 1: P. 67, 4. P. 56, 10. 53, 129. 79, 6*.
ö 1: 14, 7*.
ii i: P. 56, 2.
ü i: 56, 71.
1 a: 71, 2«. 86, 46. P. 14, 7. P. 89, 7.
t ä: 62, 3». 56, 31». P. 71, 11.
1 0: 26, 5^ 86, 70. 56, 32*. P. 46, 13.
1 ö: P. 11, 7. 55, 104. 86, 105.
i u: 56, 53«. 86, 98. P.J5, 5. P. 84, 25.
1 ü: P. 84, 18.
1 1: P. 92, 19. P. 54, 3. 24, 24«. 53, 77. 55, 9.
i i: 9, 3«.
1 e: 33, 23. 40, 1*. 53, 49. 86, 81. P. 66, 8.
i e: P. 18, 6.
i i: 45, 12. 52, 41. 53, 116.
t i: 15, 12*. 52, 72. 86, 107 (ftr I, tt vgl auch Üben.).
Einen unbetonten i-Auslaut kennt das* Schriftrum. nicht,
ebenso keinen S-Anlaut Dialektisch konunen beide vor. Ffir
das erstere TgL Weigand: Dialekte der Moldau und Dobrudsdba:
zboart, usl, masl, casl, inimi, geant etc. Nr. 8. 12. 13. 18. 20.
21. 23b. *26. 27. 28a. 31b. 32. 35. 36. VI. 41. 44b. 45c. 47.
53. 56. 60. in. e. 62. 78. 79. 85. 107. 108. Zwei betonte Yok.
14*
— 212 —
im H. A. finden sich bei einem harten TonsilbenstoB: Isi stiä
inima lüt 55, 163.
Folgende ausfi^ewählte Beispiele sollen noch beredter
Zeugnis davon ablegen, wie wenig anstößig der H. im nuiL
ist; es sind solche Fälle, wobei entweder mehrere H. in einem
Vers vorkommen oder mehrere nacheinaader folgende Vok.
im H. bleiben: Altai cautfi in lume si in vreme adevär 51, 24.
Si le umflS ort |i eine in savante adanärl 51, 132. Splendid
ca o ironie 51, 122. pe mlna a ori cärui 51, 135. Ba un soare,
ba an rege, ba an animal domestic 52, 64. Inaintea aceston
ta ascande-te, Apollo 53, 200. Si cosi^ ta bälaie o aduci la
ochi pllDglnd 55, 109. De-i saoa de doo ort (<C doaa orl)
80, 56. Si ca patimä adincä ar privi-o s'o adore 86, 71. sa
o auzf 96, 10*, so noch: 24, 21». 45, 44. 51, 108. 54, 98. 56, 16^
74, 3. 30, 9^ C&ct pe o insulft In farmec P. 3, 9. Ca lauda.
ca care-i || Incarcl le o ocarä P. 69, 5, weiter: P. 7, 13. P. 21,
13. P. 29, 16. P. 54, 6. P. 67, 8. P. 72, 6- 12. P. 85, 10. Die
Diäresen (gegenüber dem heatigen Romanisch; den Formeo
konnte E. im Altram. begegnet sein) priivea <! privea 21, 10-
and prooroc <[ proroc P. 12, 2 köonen hier aach zam Beweise
herangezogen werden.
Dagegen hat z. B. die Ode 60 im antiken VersmaBe
(20 Verse) keinen H. A. und nar 3 H. I, 61 nar 2 H. A., 6:i
nar 2 H (1 H. A. 1 H. I 25 Verse), 77 (12 Verse) nur 2 H. A
P. 111 (24 Verse) 5 H. Die ersten vier Gedichte sind im Jahre
1883 gesclirieben (X), in dem letzten Olanzjahre dns Dichters!
Der H A. wird vermieden oder getilgt durch 1. Ab£ 2. a Ab£
3. V. L, V. A. und Überz,, 4. durch ein eingeschobenes i, «
(besonders im Inlaut) oder durch anderen Eons. Das wert-
oder silbenanlautende e wird wie der Diphth. ie gesprochen,
außer in Frdw.; hieraus ergibt sich, daß heute kein ram.
Erbwort mit e-Anlaut H. A. bildet Doppelformen: armonie-
harmonie P. 31, 7, arpä-harfö 52, 9, umanä-humanä 24, 26^-
Eliad-Heliad 10, 4*; — aber nur herb 30, 2^ hain 33, 9%
harurl 52, 9.
Ob P. 88, 9: AI anilor Yubire Inveninat näcaz Vermeidung
— 213 —
des H. A. durch Einschub des 1 vorliegt, läßt sich Torlaufig
nicht entscheiden. Die zwei Verse können in dreierlei Weise
ausgelegt und demgemäß interpungiert und ergänzt werden.
Die Strophe hat auch 6 Verse, die anderen desselben Gedichtes
haben regelmäßig nur vier; sie paßt auch inhaltlich nicht
gut zum Ganzen, die zwei Verse verstoßen auch gegen die
rum. Syntax, und deshalb würde man am besten tun, wenn
man die Strophe ganz weglassen würde. Nicht besser steht
es mit Vers 13, 8^. Prin neagra noapte cum un fanar statt
des allein richtigen ca un. Wollte der Dichter dem H. vor-
beugen oder ist cum nur eine gezwungene, syntaktisch gar
nicht passende Wiederholung derselben Konj. aus Vers 2 und
3 derselben Strophe?
Stärke des H. A.
Am festesten ist der H. A. selbstverständlich zwischen
Versende und Versanfang. Hier wie im RhschL vor der Pause
oder vor einer Sinnespause wird der H. A. gar nicht vermieden.
Im Gegenteil die Fälle, wo er an diesen Stellen vermieden
wird, sind als Ausnahmefalle zu betrachten. Daß der H. A.
von dem Vorhandensein oder Eintreten einer Pause abhängt^
beweisen die H.-Fälle, wo an erster Stelle i oder ü steht
Diese kurzen Vokale werden beinahe ausnahmslos im Innern
einer rhythmischen Einheit (s. Überz.) übergezogen, angelehnt,
während sie im RhschL oder vor einer Sinnespause im H.
bleiben. Schwankend ist der Gebrauch nur in den Neben-
pausen der langen Verse, wo sie entweder übergezogen oder
in H. gelassen werden können, je nachdem man rascher oder
langsamer die Verse herliest; im letzten Falle bilden sie H.
Man kann auch leicht beobachten, daß bei raschem Lesen das
beim langsamen Lesen hörbare i|, i, zwischen zwei H.-Vok.
gar nicht vernehmbar wird (vgl. Definition des H.). Würde
man Beobachtungen an der Sprache eines Rumänen aus
Rumänien und an einem Siebenbürger anstellen, dann würde
man sicher auf Verschiedenheiten stoßen, namentlich was den
H. der unbet. Vok. betrifft. Wenn ü, I nicht unter den obigen
Bedingungen in H. stehen, behalten sie ihren Wert als Halb-
— 214 —
Tokale überall, auch im Innern einer rhythm. Einheit, wenn
sie im H. A. mit einem Frdw. zu stehen kommen. An-
lautende Yok. der Fremdwörter bleiben auch sonst immer im
H. oder werden dennoch nur selten verschleift. Selbst rmn.
aber selten vorkommende, selten gebrauchte Erbwörter bleiben
im H«, auch der Deutlichkeit wegen, z. B. 52, 66 undoiaiea
unei ini|tt.
Dreizehn Falle habe ich gezahlt, wo der H. A. zwischen
Yersschluli und -anfang durch a Ab£ eines t, einen durch T^
einen durch a Abf. eines a (oder durch V.) beseitigt wurde:
P. 3, 8. P. 26, 4. P. 36, 14. P. 39, 15. P. 68, 13. P. 102, 12. 21, 8^
22, 22. 23, 22. 52, 72. 56, 54^. ». L. P. 158, 16. L. P. 157, 26. L
P. 161, 6. P. 84, 13. An dieser Stelle soll aber besonders bemeiÜ
werden, daß naintea einmal P. 102, 12 nach kons. Vers-
schluß sein 1 Terloren hat (s. a Abf.). Trotzdem liegt in allen
übrigen Fallen unzweifelhaft Tilgung des H. im Yersanfiang
Tor, weil allemal dies zu Gunsten des Rhythmus geschieht
ebenso wie die Beibehaltung des H. eben auch nur die
Aufgabe hat, gleichgebaute rhythmische Gebilde sich regel-
mäßig folgen zu lassen. Ich übersehe deshalb nichts daß diese
stark ausgebildete H.- Vermeidung doch im Widerspruch zn
stehen scheint mit der ebenso unumschränkten Freiheit der
H.-Zulassung, und daß für die Erklärung dieser Verse das
beim a Abf. Gesagte genügen konnte, dennoch erachtete ich
es for zweckmäßig auch an dieser Stelle darüber zu sprechen,
um das Verhalten anderer Dichter yergleichen zu können.
Liste der im H. A. mit anlautendem betonten Vokal
stehenden Wörter (am häufigsten ochiü):
aburi, aer, aflu, Africa, aib&, alba, Allah, altä, am, ambra.
an, Ana, apärä, ape, Arald, arborii, arcuri, arde. Arges, aripele,
arme, arta, Asia, asprä, astfei, a^ aur, azi.
omul, ori, orlce, ochiul, ora, omic, ordine, oi, osti, ori
(Adv.) ode.
unda, urmä, unde (Adv.), umbrä, usc, uTt& (refl.), umeri.
uli^i, umflä, una, urä, unse, urlS, urmä (Verb.), unice, uTti
trans.), urä, uf a, umbla, umblet, umedä, uzl, umple.
— 215 —
tncä, tnsuiiii, tmple, tntrft, inger, insS.
Eol, Etos, eco, EnfiratuL
inimä, insulS, in, ini|te, idol, ici.
Liste der im H. A. an zweiter Stelle stehenden Fremd-
wörter und Eigennamen (am häufigsten etem).
armonie, Armindeni, Abrud. amor, Arald, Ayari, Apusul,
Allah, Asia, Afnca, astronomul, asire (Adj.), aman, arpä.
ode.
uniform, uman.
evanghelu, emul, etem, existS, ezprimä, egiptene, eylavie,
eroi, Edebali, Eufratul, Europa, epocele, eresuri, enigma,
echipajuri, egal, epopea, efeminate, epigonii, eco, Eol, Erato,
Eros, idealurile, idol, impil, inspirä, imobila, ironie, ironicä.
Statistisches: In 15 % der etwa 3000 Falle sind beide
Wörter: einsilbig. Pron. Num. Adv. Praep. Eonj. Verb. aux.
Pron. refl. unbet Pron. unbest. Art Inteij. Partikeln; — in
75 % ist das erste oder das zweite Wort eins von den oben
aufgezahlten Kategorien.
5. Hiatus im Iniaut
Hierzu die Tabelle.
Am festesten und reinsten ist der H. L in Eompositis
(netnvins), in Frdw. und Eigennamen, auch einheimischen.
Beseitigt wird der H. L durch V. I. (vgl. die Liste der Wörter
hier mit der bei V. L).
Statt die Stellen im Text anzugeben, wo die Wörter mit
H. I. zu finden sind, zog ich vor alle hier zusammenzustellen.
In der Anordnung folgte ich, wie auch bei H. A., der Tabelle
und behielt auch jineistens eine der Formen, in welchen sie
im Text vorkommen, bei Ein * vor einem Wort bedeutet,
daß es auch in der Liste der Y. I. zu finden ist (Diäresis-
Synäresis). ** = Diäresis aus DiphtL oder ein&chem Vok.
a o: cjhaos, repaos, adaos, Menelaos.
a u: '*'cau^ '^^scaun, Faun, ""auzl, aur, aurit, laur, *lauda
(Subst.), intotdea una, auzul, '''repauzä, adaugi, fiaur, '''aplaudatä,
— 216 —
'^'apIaTisele, flaut *]auzi (Verb.) maor, ^auroase, tezaur, ^anrorl
(laad, caat aach bei Dosoffcet zweisilbig).
a e: aeriane, aer, yaer, giava^r, maestrul, £aetöii, RaEneL
a i: tnainte, Inainteazä, naivä, painjinisoly opait, painjen,
^^Cain, aicea, hain.
o a: YoaL
o o: doo « douä) **prooroc.
o u: noarii (»> nori!t) s. Weigand Nr. 51, boun, ecoon,
tablouri, bonL
o e: Yoevod, boeri (auch boierl), troeni-ya (aber iroiene)
poeme, poet (auch poiet), poesia (nie poiesia zu sprechen).
o i: yois^ele, yoind, neyoile, foile, eroic, croind, undoind.
äu: Ifiuntru, raulm, ^cäutöturä, graunte, päräulul, baut,
ySgäunä, näuntrul, räutä^i, läuda, '*^cäut!ndf gägäu^, läutaru,
bäül, c&Iäuzind.
Se: (maestrul), mäestrii
äi: cäiu^ cäire, nicaire, sträiii, träind, pocäin^ yäile,
^päi, pipäi^ cäile, sfiräind, gräi, päilljems, btlbfiifi, bfttaile,
f&inä, päinjini^ negrait, sträinätate, nicäiri.
u a: **lua^, **luare.
u o: yirtuo^ii, subsuori.
u i: yui, mintuitorului, murmuire, mlntuirii, dftroit, s&ta-
indu-sä, tnyinuirea, ruina, Beduini, beduine, suit, zdreu^uitt,
yuirea, dibuind, tätnuitulul, inchipuirea, stihuire, suitori, chi-
nuit, zguduind, biruin^, ^rmuitoare, biruitoare, durdoind^
däruite, glfisuire, (a)cüi('8), lustrui^ *nIäD^indu-mi, mistuit,
chinuit, trebuit, ttnguitor, tinguirea, däruind, fögäduin^.
tu: rlul, rlusöruL
ii: hiriitä (auch härfiita und hlraita).
ea: neaylnd, creat, idealuri, reapart, '''ocean, teatru, cre-
aturl, '^'Ok&nos, readuc.
60 : preotul, uneori, adeseori, **deodata, **deasupra, neo-
priti, deochl, indeosebi, preotiimet, meteor, Eol.
e u: preumblä, 'mpreunS, zeul, greul, 'mpr6un, Ingreoo,
impreunate, dimpreunä, leul, manzoleu-tf, mteunlnd, seol,
dunnezeul.
— 217 —
ei: reimpingei nolndnratelor, nelnvins, relncepe, retnyie.
ee: propilee, alee, tee (aber nie dee, sondern nur deie)
feeria, marmöreele.
ei: peire, poleinda-l, leit, gtndficeii, neisprfiyit, femeile,
leite, scinteind, troheii, cofeile, zeitate, inzeitä.
ia: liliac, '*'diafane, liane, speriat, fiastri, *diamante, Boliac,
Eliad, Heliade, leremiade.
io: tnfiorare, Infiori, misterios, adio, Hyperion, nesät^os,
Endymion, *fior, viorie, yiorica, sp&rios, fiorös, vioriul, patrio^i,
Aliotmanul, biografia, infiorate, sfiös, curiosl, chiot, yizionare.
iu: Demiurg, propriul, nestiut, pustiul, fiul, stiotoarea,
sicriul, vioriul, ^ime, sträveziul, **trunchiul, triumfal, '*'genia],
geniu-^ misteriul, rdinl, diluvial, cbiuie, ziuli^.
ie: hienel.
ii: fiin^, '*'yiitoare, gra^iile, fiind, stiin^ fäcliile, ^iind,
afiind-o, Marii, '*'copii, tnmiire, täriile, yljiind, yiitorul, pustiit,
sfiicios, blziit, sfiiciune, sub^iindu-si, fii, sfisiind, orgiile, scriind,
nefiin^ei, chiliile, clmpiilor, irestiilor, domnüle, profe^iilor,
**Daniil, bestiilor, geniile, gäiiile, **priivea, sclr^rea.
Wo in der Tabelle Schwankungen angegeben sind, näbert
sich die Aussprache der betreffenden Vokalkombinationen
doch mehr dem (reinen) H. zu. Dagegen scheint es, daß,
wenn i als zweiter H.-Vok. steht, die Neigung bestände, vor
diesem i ein H. tilgendes i hervorzubringen, was dadurch zu
erklären ist, daß i der Vokal größter Enge ist (s. Tabelle;
auch bei e, weniger bei u). Dies geschieht zum Teil auch
nach Kons, wie Weigand angibt: Dialekte der Großen Walachei:
Nr. 29, VII, 45 b, Ib, 59, II c, 108, IL 109, IL
Es dürfte hier noch erwähnt werden, daß es außer den H.
tilgenden i, u, noch einen dritten t-artigen Laut gibt («= u),
wie er zwischen u und a des Wortes statüa beim aufmerK-
samen Zuhören bemerkt wird. Wir halten uns aber an unserer
Definition des H. und schenken diesem Laut weiter keine
Aufmerksamkeit.
Flexion. Die Flexion soll hier auch behandelt werden,
insofern nämlich die Flexionsendungen ein H. L verursachen.
— 218 —
So ist das Partiz. Yon a ^ea — ^nd mit EL L statt ^nlnd,
bäü, Aorist von a bea. In der Dekl. wird das anslaai t, ü
durch Einfagong einer Endung zu i, u und bildet so H. L:
nevoi — nevoile, v&i — v&ile, cäi — cÄile, fiü — fiul — fii, mar-
moreü — marmoreele, cut — a cui-s, mauzoleü — mauzolea-ti,
trunchiü — trunchiul etc.; dann subsupara — subsuon, gra^—
gra^e, ftclia — föclüle etc.
Wortbildung. Es bilden H. L die Prä£ re (= aduc
— apan etc.), ne (-opri^ii, — avlnd), de (ochi, — asupra), pre
(-umblä); die Suffixe -os (späri-os, nesä^-os), — oii (une-ori.
adese-ori).
Statistisches: 800 Falle.
6. Verschleifung
im Auslaut und Anlaut
Hierzu die Tabelle.
Ich unterscheide zweierlei V.: 1. steigende, bei welcher
nur ein Yok. verschleift wird, wobei er meistens auch seine
ursprungliche Klangfarbe wechselt (de ai >> diai), 2. fallende,
bei welcher beide YoL yerschleift werden, indem beide kfiizer
gesprochen werden (Caucazul). Es hängt von der Stelle des
Akzentes ab, ob die Y. eine steigende oder fallende ist: apiopie
ist steig, weil der Nebenton auf e liegt, Eu&atul dagegen aus
demselben Grunde fallend. Die fallende Y. ist seltener als
die steigende.
In den rum. Texten wird die Y. A. durch einen Binde-
strich bezeichnet z. B. cu-ale, florile-argintii, womit dem
Fremden, dem Unkundigen unstreitbar gute Dienste geleistet
werden können, doch oft wird er weggelassen und manchmal
auch dort gesetzt, wo keine Y. isi Im folgenden gebe ich
Beispiele:
a a: la-al lei pat 55, 75; — 47, 1*. 12, 4^. P. 4, 2. P. la 1
P. 61, 12.
ä e: Cäci vorba ta-e « ta le) P. 56, 3.
— 219 —
a o: ca-o poveste P. 58, 10. 15, 6'.
au: ca-uliol 12, 12 1.
a e: cam umbra-e P. 12, 3.
a i: pe fruntea-inspiratoare 10, 2\
o a: toatä o-am cules. P. 17, 9. P. 9, 8.
o i: ce o-intoanä EoL 10, 3^
ä a: lasä-a lei P. 71, 16. P. 71, 11. 53, 262.
S o: i-aruncä-o rozä 54, 39. 53, 13.
ä e: RatäcitS-era P. 109, 11 (das anlaut. i von lera tSOt dabei
ab, wie bei ae).
u a: gltu-atuncea 56, 36 ^ 53, 72. 58, 84 >. P. 98, 8. P. 102, 9.
u ä: ca-alie ratuil 14, 1^
u o: Pentru-o inimä 55, 58. 54, 125. P. 85, 5.
ü u: irecü-un 56, 51^.
XX u: capäta-unei lai^I 55, 165. P. 67, 9.
e a: pe-Arald 56, 12«. 24, 16». 72, 8^ P. 4, 2. P. 16, 3. P. 35, 7.
e ä: de-ästäzi P. 106, 15. 52, 80. 56, 21 ^
e o: ea pe-o cetate P. 58, 8. P. 8, 4. 20, 16^.
e u: De-un veac 56, 19». 55, 101. 8, 52. P. 102, 8. P. 56, 5. P. 48, 2.
e ü: ce pe-umerl 24, 311 21, 6^
e e: reincepe-etema 51, 86. P. 77, 16.
e i: pe-iconostas P, 4, 4. 21, 2*. 26, 11^ (fallende V.).
i a: In codri-adinci 56, 18^. 51, 152. 20. 13*. P. 60, 12.
i o: Si-o cuprinde 26, 18 ^
i e: mor^-eterne 24, 42 ^
55, 75 ist zu lesen zburätorul la-al let pai
Es stehen in Y. A. meistens Eonj. cu, ci, si; Präp. pentru,
pe, de, spre. Der Rektus des m. Subsi nach Abfall des Art.
-1; Gen. Sg. fem.; Nom. PI. m.; die Endung S sowohl in der
DekL wie auch in der Eonj.; unbet Pron. ne, te, \e, le, o;
Pron. inter. ce; Adv. vre etc.
Folgende Beispiele geben ein Zeugnis davon, daß im rum.
die y. A. manchmal auch sehr stark ist: ce-o-intoanä 10, 3^
de-a-alege 12, 4S ochiu-aurorel 14, 7*, unde-o-ascund P. 9, 8,
ca-aurora Cony. 36, 302, cetatea-a prins-o Conv. 36, 405. Nu
de-ale-astei lumi P. 12, 6; s. noch 33, 19. P. 48, 2.
— 220 —
In zweierlei Art kann es mit V. gelesen werden 23, 25^
sä apropie-argintoasft oder sfi apropie argiutoasS; toatä-o am
— toatä o-am P. 17, 9. de-a yietei — de a rte^i 51, 89; —
1, 16 so: ple-Qa-pele-asudä, aber 24, 39^ nicht a lumei 'ntregol
slmbur, sondern nur so möglich: a lumi 'ntreguL Ebenso
besser mit Abf. oder a Ab£ als mit V.: P. 71, 16 las' a lei.
24| 27^ salatä 'n a lui, 21, 5' si 'nläontro.
Über V. A. im Versschloß nnd RhschL s. Rhythm. Wird
e als erster Y.-Yok. mit a, n, o verschleift, dann wird es in
den meisten Fällen zu i (i). Dies scheint ausnahmslos em-
zutreten, wenn zwei Monosyllaben verschleift werden sollen
wie vre o > v^o, de o > dio, de ast > cUast, spre a >
9pna etc. Ein solches e neigt sehr zu i auch in mehrsilbiges,
wenn es nach 1, r steht: stelele-aü pierit >» steleliaii 51, 82.
Aducerile-aminte 74, 5, bra^le-amindouä 74, 11, fiorile-argintil
58, 89S care-a dorit 51, 119, sare-un grier 55, 255, pare^
creste 56, 26 S s. noch 56, lO^, 53, 45, 54,60, 58,&9^ 66,8V,
73, 9^ 87, 12. K 76, 10*, 68, 4. Solche e sind in den Präp.pft
de, spre, Adv. vre; Pron. interr. ce; unbet Pron. te, le, te:
ne (Negation) ändert nicht die Klangfarbe, weil es den empha-
tischen Akzent auf sich hat; aber ne om >- niom 22, 11'; —
nach c (in ce) fallt e ganz aus: ce ostenit ]> öostenit P. 61, 13;
in manchen Gegenden bleibt es: ö^ostenit, s. noch P. 91, 3,
P. HO, 12 (zaceo) und: de ce at murit^ de öal murit 17,6'
(Abf. der Tonsilbe wie beinü, s.dort). Nachg: 15, 9*, 56, 37* etc.
Zu beachten die drei Stufen: de o, vre o > de-o, vre-o > dio.
vrio, femer vr' o, v*o, dazu d'o aus da o, vrä o.
i nach c fallt aus in V. A: ci ascul^ >* öascul^ P. 100, o
(auch ciascul^i); nach s: si a tot >* sa tot 90, 2^ si atlt 33, 19«
;i o 26, 18 S aber nach {;: zimfi-aripef 28, 15.
Die Fremd wort er nehmen auch diesmal eine besondere
Stellung ein. Es wird z. B. nicht pi-etemele P. 77, 16 gelesen
werden können, sondern nur pe-etemele etc.
Statistisches: In 45 % der etwa 1000 Falle wird ter-
schleift der anlaut Vokal von einsilbigen Pron. Num. Adv.
Präp. Konj. unbet. Pron. unbest. Art Verb, aux. In 82. 5 ^«
— 221 —
ist wenigstens eins der beiden Wörter von den obenerwähnten
und es kommen im ganzen nur 10 Falle (1 %) von Y. A. bei
einem betont. Vok. vor.
Anmerkung: Die Resultate der Untersuchung an den
Gedichten, die aus dem Nachlasse des Dichters in Conv. 36
mitgeteilt worden sind (viele Varianten zu Gedichten in P.
und Versuche), habe ich in den statistischen Abschnitten dieses
ersten Teils der Arbeit (über Silbenzählung) nicht aufgenommen.
Sie hätten auch das aufgestellte Prozentverhältnis nicht ge-
ändert.
7. Verschleifung im Inlaut.
Hierzu die Tabelle.
Eine starke und etwas schwerfällige Y. L findet statt bei
Y. eines Yok. und eines Diphth., wie 24, 10^ milioanelor oder
F. 74, 16 sperioasele, was man, wo es nur möglich ist, ver-
meiden solle, wie 1, 16 statt pleoapele asudS — plepapele-asudS.
Wird ce mit a verschleifb, dann liegt in der Tat Ausf. des e
vor, wie in Oceanul = oöanul F. 60, 5 und oceanica F. 61, 3;
es empfiehlt sich aber die Fronomina cea »= ceea 20, 6^ acea
= aceea 54, 133 mit fallender Y. zu lesen, also nicht 6a, aia,
sondern öea, acea; — 53, 161 lese man mit Beibehaltung des
1: Risipite sä tmprästie; rotnicele 56, 5^ ist nur viersilbig.
cä bäte cineva F. 51, 7 wäre die einzige Y. der Art, wie
sie nach Lachmann in der mhd« Dichtung vorkommt. Der
Yers lautet so: S' aüde in fere^tf || cä bäte cineva. Nu Ye.
Wollte man hier auch einen weibL RhschL annehmen, wie er
in den anderen Yersen ist, so käme die 3. feste Tonsilbe auf
e (bäte) und ein Nebenton auf e in cineva, damit der Yers
noch rhythmisch empfunden werde, er würde aber in solcher
Gestalt nicht mehr dem akzentuierenden Frinzip huldigen.
Es bleibt nur noch übrig, die starke, im Rum. unbekannte Y.
vorzunehmen, oder noch besser das e von eine abfallen zu
lassen; alsdann haben wir einen oxyi RhschL, aber syntaktisch
und inhaltlich berechtigt, und dann erklären wir ein' va als
einen Einfluß der Volksrede oder Umgangssprache. Dann
wfirden wir anoh ohne weiteres mit Vermeidung der unge-
wöhnlichen V. 15, 6^ so lesen: moartea-o pär^re de rää und
nicht moartea o pfiräre.
Flexionsendungen werden auch mit yerschleift: copü
BS copii, g^niul, ace|tia, miseria^ cea, istörie; — apröpie, sp^e,
trebue (<[ trebuie) mit abgeschwächtem e >• trebal
Liste der Wörter:
a u: aplauzelor, aurörei, c&uza, mauzol^u-fl, auzi, apiauda, caut,
Gaucazul, Täurul, lauruL
a i: maistru.
o a: budoaruluf.
äu: cäuta^.
u o: Wüotan.
u e: trebue.
i a: briliante, viä^, diafuiä, aerianä, mis^ria, acestia, diamani
i o: fior.
ioa: s. oben, milioanelor, sperioasele.
iu: geniuL
ie: Yi6^, sglriet, istörie, apröpie, ImprS^tie, prieteni (Ssflbig
prite-ten 53, 131) sp6rie. .
ii: YÜtörul, copiL
e a: cea, acea, oceanul, oceanica.
e u: Eufratul, Europa,
e i: Galilei
Bei folgenden Kombinationen haben wir steigende V.:
oa, ue, (ea), ia, io, iu, ie, ioa; fallende: au, ai, Su, uo, ii, eu,
ei und ia (diafana).
8. Oberziehen (liaison).
Der H. A. zw. i, ü und Vok, welcher störender und
manchmal viel unangenehmer als der EL zw. zwei Vok. ist,
kann auch durch eine Art Verschleifimg beseitigt werden:
das 1 (ü) wird entweder allein oder mit dem vorangehenden
Kons, mit dem nächsten Vok. in eine Silbe zusanmiengezogen.
d
— 223 —
Es wird z. B. 58, 80^ On ande ai apune entweder mit
Abf. des X von ori oder mit Überz. beider X so gelesen: 0-
riunde a-iapune, das heißt: die zwei Wörter, zwischen welchen
das Überz. stattfindet, werden als ein Wort betrachtet und
demgemäß syllabisiert, oder Ctnd lei soseaü alSturi 56, 56 ^
so: Cind tei sosea — i^alätnri oder P. 52, 3 let aü nn farmec:
le-ia-Qun farmec, ebenso P. 52, 17: dar minte na-üntreagä
{nsl intreagä). Man kann schon an diesen Beispielen er-
kennen, daß das Überz. nur dann richtig erkannt und fest-
gestellt werden kann, wenn man den ganzen (oder mehrere)
Vers liest; und so wie far H. A. Y. A. etc. die festen Ton-
silben so hier die Vortragsweise das Bestimmende ist. Alle
die folgenden Angaben gelten far das gewöhnliche, nicht allzu
schnelle Lesen. Der zweite Vokal kann unbetont, wortbetont
oder die feste Tonsilbe sein.
I a: Sä-ml atrag luarea aminte || >> sä mj[atrag 52, 15,
no-^avem 52, 19, te-a-iadaos 52, 35; s. noch: 55, 150. 202. 15, 6^
7, 4*. 5*. P. 69, 2. P. 57, 11. P. 44, 4. P. 11, 7 etc.
I o: Imi intindeaf o gurä ^ intindea-io 56, 12 ^ dä-nuo <C
dä-mi 0 58, 722; _ 55^ 12^ 53, 108. 51, 107. 36. P. 35, 8. P. 9, 4etc.
t u: S-at uitat de soarta mlndrei >» S'a pitat 55, 156, iei
usoarä > le-iusoarä 54, 122; — 52, 79. 46, 1^. 45, 34. 12, 7^
8, 1\ 1, 50.
I i: Gite ^rmuri inflorite >» t^armu ntnflorite 51, 13. 53,
64. 119. 55, 193. 14, 2\ 12, 6^ P. 97, 3. P. 68, 15. P. 51, 11.
P. 12, 1.
1 e: s. Fremdw.
ü a: Dac 01 fi leü saü altul > sa-tialtul 58, 93*. 56, 6^.
223. 53^ 95, 204. 281. P. 31, 6. P. 55, 6.
ü 0: Balsamind al mieü obraz ;>'mie-i}obraz P. 33, 8. P. 23, 4.
3, 1^ 54,131. 142. 86,60.
ü t: leü tncep sä misc din buze ]> le-ulncep P. 10, 3. P. 4,
19. P. 76, 1. 52, 79. 53, 78. 55, 64. 58, 943. 79^ 52 Bei Xi, üu
i> hört man das 1, ü nicht mehr, sie gehen in i, u auf; z. B.
< pämlntului i-1 sug > pämintuluil sug. 24, 12 *. Pe-a altarulul
icoanä >* altaruluicoanä 23, 2\ Ie¥ aü un 'farmec > te-^aun
— 224 —
P. 52, 3. pe cei ce l-aö uilt > laurtt 24, 2S^; s. noch fSr u
14, n 18, 5*. 28, 13. 44, 1*. 23, 10». 63, 11. 86, 14. 107; fnr
ü xjl: P. 5, 1. 27, 3^. 86, 13. Es ist demnächst klar, daß ein
übergezogenes i zwischen zwei Vokalen die Rolle des H.-
tilgenden i hat: te-a-iadaos 52, 35. Bei Beachtung des im
Folgenden Gesagten kann als allgemein angenommen werden,
daß 1 nach r beim Überz. besonders angenehm wirkt, z. B.
Din näsipnrf argintoase ^ nSsipariargintoa5*e 21, A\ Orionde
1^ apune 58, 80^. Ctte ^rma-rüafiorite 51, 13. | lel In simiio
desleagä 51, 36; so noch: 23, 1*. 24, 22^. 301 39, 3«. 45, 10.
50, 1». 51, 76. 78. 53, 37. 54, 14. 55, 202. 56, 23^ 59, 4^ 7«, 12.
71, IK 72, 5». 9K 74, 10. 81, 3*. 82, 4^ 87, 21 89, 3^ 96, 1*.
P.66, 1. P. 11, 7.
Es wnrde oben hervorgehoben, daß das Überz. Ton der
Vortragsweise abhängt. Es ergibt sich hieraus, daß man nicht
immer mit Überz. lesen kann, sondern in manchea Fällen der
EL A. zw. 1, ü und Vok. zugelassen wird. Solche und ähnliche
Fälle werden im Folgenden besprochen.
Es ist für das Überz. yon Einfluß: die Pause, die nach
dem ersten Worte eintritt, die Betonung beider Wörter, und
ob das zweite ein Frdw. oder Eigenname ist. Stellt sich zw.
dem Überz.- Vok. und dem 2. vollen Vok. die RhschLpause,
eine Sinnespause oder eine Nebenpause ein, dann wird in den
zwei erstgenannten Fällen mit H. A. gelesen^ im dritten Falle
soll mit Überz. gelesen werden, kann aber auch der H. A. zu-
gelassen werden, z. B. || soptirile-f | a lene (Nebenpause) 56, 50*
mit oder ohne Überz.; hier besser mit, aber das folgende Bei-
spiel besser mit H. A.: Bra^al tei | atlmä lenes 55, 30. Ca
prin negurt | alburie 53, 37 besser mit Überz. wegen des r.
Wiederum besser mit H. A. gloria-i | inchipuirea 52, 30 gegen-
über Hai In codrul cu verdea^ > haiin 22, 2*. le-iingrädifi
24, 12 ^ wo das Überz. sieber, weil es inmitten einer rhyihm.
Einheit ist; s. noch: 23. 1*. 1, 37. 4,15« 5,4'. 7,1». 6*. 10,2«.
48, 2^ 51, 13. 36. 55, 189. 59, 3^ 70, 5. 12. 74, 10 etc.
Es wird mehr mit H. A. als mit Überz. gelesen: 1. wenn
der Vokal des zweiten Wortes ein betonter ist; 2. wenn das
— 225 —
1, ü (tJberz.-yok.) einer festen Tonsilbe angehört, oder einer,
welche den Satzakzent hat.
Za 1. saü alt lacru de prisos 86, 95. Gtnd cocheta de-al
tau ümär 86, 13. s a zilei öchi tnchid 24, 4^ ai tfti älbi si
netezi ümeri 55, 92. Vgl noch P. 5, 1. P. 11, 6. 7. P. 25, 10.
P. 39, 5. P. 55, 9. P. 71, 11. P. 107, 16. 8, ll 4^. 13, 12^. 15, 5«.
50, 1». 51,95. 125. 139. 56,24^. 431 57^ 62, 3». 63, 11. 64,122.
70, 5. 89, 3^ 18, 4» 21, 6*. 24, 91 Solche Wörter (mit ihren
Ableitungen) sind folgende: alba, al^ii, äre (Verb.) arsä, ärd,
an, öchi, ördinea, oarbe, ünde (Ady.), ümär, ümbla, ümbra,
inträ, Ingeri, ici (Adv.) fnisti (Genetiv).
Zu 2. Cari dinväi adlnci P. 78, 1. De al lüi amör P. 80, 10.
Clnd let soseäü aläturi 56, 56^. Ca ori ce-i viü In lume 56,
27 ^ fruntea tei o netezeste 55, 183. ca In sträi uijor ^esüt
55, 65; s. noch 4, 15«. 12, 5^ 24, 12 ». 22^. 25, 211 45, 10. 52,
49. 69. 53, 82. 101. 105. 116. 162. 237. 55, 30. 58, 6^. 12i 22^.
70, 5. 74, 14. 82, 4^. 83, 2^ 86, 60. 87, 2^ etc. Emphatischer
Akzent: pän' nü-i inima bätrlnä 18, 5^ (hier wird deshalb i
gehört), leü l^i zic: bine-ai venit 53, 78, vielleicht auch 52, 24.
58, 491
Fremdwörter (Eigennamen inbegriffen) bilden H. A., wo
bei rum. mit Überz. gelesen werden könnte, z. B. sS. lui Allah
53, 65. al lut Istaspe 53, 116. si n orgiile-i obscene 53, 256.
Logodnica lui Arald 56, 1^. iubirii cei eteme P. 92, 12. de
al lui amor P. 80, 10. ca si luna lui April 54, 128; s. noch:
13, 32. 14, 72. 21, W. 23, 10^ 24, 4*. 24, 161 53, 88. 54, 73.
56, 11 131 301 461 58, 371 69, 81 71, 71 86, 13. 70. 86, 81.
89, 5^. 96, 1^ (ApoloD, ideal, efeminate, inocentä, AIpiT, umäne,
Apus, obscene, albastre, April, antica, arab, amor, etem, adorat).
Überziehen oder Abfall. Das 1, welches oft abfallen
kann, hört man zuweilen mit Überz. gelesen: Si In brafele-
mi Intinse oder bra^ele-mitntinse 49, 2 1 Vezt un rege — veziun
51, 17. Azt abia — aziabia 52, 71. rotundu-mt umär — rotundu-
miumär 55, 66. Ori unde — oriunde 58, 80 2; s. noch P. 57, 7.
1, 14. 5, 11 1 12, 51 13, 121 20^ 91 21, Hl 22, 81 38, 41 52,
37. 39. 53, 270. 87, 3^ etc.
Weigand, 11. Jahresbericht. 15
— 226 —
Überziehen oder a Abf.: z. B. Ca si flori in poarta
vie^it oder ca |i floriin 59, 4*. Dormlf In pace — Dormiin 78,
2^. de ce 'nlemnesti tn sin — de ce nlemnesiiin sin P. 75, 13;
8. noch: P. 33, 9. P 59, 8. P 76, 1. 6, 1« 8,*2J. 11, 2*. 12, 21
12^ 14, 3». 15, 1^ 18, 4*. 26, 2^ 39, 3^. 49, 2^ 51, 76- 78. 52,
40. 56, 12^ 89, 3».
Da 1 vor Eonsonantengruppen wie nt, mp, nch, ntr, nfr
nicht abfallen kann, so wird hier der H. A. nnr durch Üben,
yermieden werden können, z. B. || sä nu mS mai intom >
maiintom P. 51, 11, dar minte na-üntreagä P. 52, 17, te-a-
iinfra^it P 12, 1, lumea-iimpär|;itä P. 68, 15, { po^i sä nu ma
ma-iintrebi 52, 75. Sä-ümpar);! in doüä cete 53, 280. || de iin-
chizi 55, 97.
Statistisches: 500 Fälle.
9. Ausfüllung.
Es sollen in diesem Kapitel solche Wörter behandelt
werden, welche eine vollere (eine Silbe mehr) gegenüber der
nach der Flexionslehre oder Syntax zu erwartenden Form auf-
weisen. Der Ausdruck „AusföUung'' soll andeuten, daß alle-
mal die vollere Form gebraucht wird, um die Zahl der Silben
auszufallen. Solche Formen finden sich: 1. innerhalb des Verses,
2. im Rhschl., 3. im Reim, 4. im Versschluß (nicht gereimt).
Zu 1. ii plac adince cinturi (fnr adinci) um die gleiche
rhythm. Einheit zu bekommen, wie in den anderen Versen
(56, 442); 8. noch: 8, 7^ 12, 4*. 21, 15^. 54, 20. 55, 145. 56, 44^
96, 86. P. 32, 5. P 43, 10. P 56, 5. P. 61, 4. P. 67, 3. 15.
Zu 2. Picioarele lui vechie (für vechi) 56, 20 ^ weil das
Gedicht regelm. paroxyt Rhschl. hat; so noch: 17, 9*. 19. 2^.
24, 12^ 28, 8. 52, 4. 54, 108. 56, 42^. P. 71, 18.
Zu 3. II povestea vie^i ntrege (= ntregi) 56, 3* um auf
„rege" reimen zu lassen; — 4, 13^ P. 7, 12.
Zu 4. Ea apleacä gene lunge 26, 15^ um einen paroxyt
Versschi, zu bekommen, wie ihn Vers 1 und 3 einer jeden
Str. haben.
— 227 —
Ans denselben Gründen finden sich auch grammatik. un-
berechtigte, gekürzte Formen: P. 61,4 püstnici für püstnice;
tineri für tinere (RhschL) 24, 12^. gigäntici für gigantice24, 19 ^
Es ist selbstverständlich, daß wir es hier beinahe aus-
schließlich mit der Flexion zu tun haben:
Deklination: e für i. Rektus PL vie^ (= vie^;!) P. 7, 12.
ineme 8, 7^ grädine 21, 15^ (dialektisch kommen auch diese
Formen vor), clmpiie 28, 8, därmätüre 29, 19 ^ Ebenso Adj.:
dulce (= dulci) P. 43, 10. lunge 19, \ 24, 1^ 26, 151 53, 231.
alburiie (= alburii) 53, 37, large 53, 160. 281, rosie 54, 20,
vechie 56, 20 ^ adlnce 56, AA\ Obliquus PL viefe 54, 108,
Oblq. Sg. ntrege 56, 3^; — ßektus. neutr. mit best. Art
statt unartikuliert: tricolorul (für tricolor) P. 37, 3, basmu
(basm) P. 56, 5 und 17, 9S lacul (lac) 55, 145. Der Eigenname
Brigbelu für Brigbel kommt 6 mal yor P. 67, 15, P. 69, 13.
P. 70, 11. 18. P. 71, 18 (Rhschl.), P. 72, 1; die Form Brigbel
4 mal, davon 3 mal im Reim auf el P. 72, 10. P. 73, 8. P. 75, 16.
1 mal im Innern des Verses P. 73, 5. Demnach ist Brigbelu
sicher wie basmu, lacul zu beurteilen. Rektus PL neutr.:
vinure für vinuri 12, 4* ist die altrum. Form. Ein grober
Fehler wird gemacht nur der Silbenzahl zu Liebe in 29, 5^:
Si ascult cum Invälisul Dela clur^ lei (soarecii) mi le rod für
mi-1 rod. M. verbessert deshalb, — denn X. Seite 72, Anm.
sagt, daß die Veränderungen im Text nach der Handschrift
vorgenommen wurden, — den Vers in: Cär^ilor Incet mi-l rod
mit den festen Tonsilben 1, 7. Ein solcher Vers kommt im
Gedicht nur noch einmal vor Str. 9^ welche Str. wiederum
allein alle vier Verse gereimt hat, während die anderen nur
je zwei Der Rhythmus wird mit der Verbesserung auch
nicht glatter. Eher könnte man vielleicht für -1 die vollere
Form ll einsetzen, ein doch nicht so grober Fehler wie le
statt '1: De la cär^i lei mi ll rod oder tmi4 rod. 15, 4'. sfinx
pätrunsä de 'n^les dachte der Dichter sicher an den Ursprung
des Wortes (deutseh, lai eta wo es weiblich ist). Im Rum.
ist heute sfinx mannlich, also kozmte man anch so lesen:
sfinx pätruns de in^es.
15*
— 228 —
Einmal wird der Art al eingeschoben Inima-i cresfcea de
dorol AI crestinului frumos 26, 14^.
Konjugation. 1. Pers. Sg. Opt asi zburare 4, 13^ for
asi zbura ist die ursprüngliche, von E. analogisch gebildete
Form (vgl. Oaster GXLIIff nu te-or chemare etc.) und die
volkstümliche (s. Weigand: Jahresbericht VI, 36); stftttnd 56,
7^ für stind (Partizipium yon a sta).
Doppelformen, frumsefi — frumuse^i P. 32, 5. pasT —
pasuri 20,2*. atunci— atuncea 56, 42 3. 56,42*. 43*. mannur
m. 96, 8«. — marmurä f. 96, 1. 2. 3. primbli 55, 139 aus pre-
umbli + plimbi. mirosind — amirosind 23, 3^. coperi — aco-
peri P. 14, 21.
Statistisches: 40 Falle; die meisten: e Dir i
n. Rhythmns.
1. Silbenzahl und feste Tonsilben.
Wie schon erwähnt, werden im Rum. wie im Boul über-
haupt die Versarten nach der Silbenzahl bezeichnet Es
muß demnach ein jeder Vers der gleichen Yersart eine gleiche
Anzahl von Silben haben. Der rum. Vers hat aber mit dem
it das gemeinsam — infolge der ähnlichen Entwickelung des
Akzentes in beiden Sprachen — daß eine oder zwei nachtonige
Silben im Versschluß — oder bei längeren Versen auch im
Rhschl. — an der rhythmischen Eigenheit eines Verses
nichts ändern. Für diese ist nur die Zahl der Silben bis zu
der letztbetonten im Verse (einschließlich dieser) bestimmend.
Ein Sechzehnsilbner z. 6. mit parozyi BhschL und VersschL
(ajg = ^i) ist rhythmisch einem Vierzehnsilbner (aji) mit
ozyi Rhschl. und VersschL vollkommen gleich. Im Rum.
gibt es aber für die ital. piaoo, tronco, sdrucciolo keine ent-
sprechenden Aasdrücke (s. S. 196). Wechseln oxyt mit paroxyt.
oder proparozyi Versschi, regelmäßig, dann wird nach dem
ozyi VersschL immer eine Pause gehalten, deren Dauer der
— 229 —
zum Sprechen einer (parozyi) oder zweier (proparoxyt.) Silben
erforderlichen Zeit gleich ist; (So auch im nhd.: ^L^L^L^r*)
yjL^L^LxT Noch singt den Widerhallen Der Knabe sein
Gefühl, ühland) z. B. 64, 2.
Vin cu mine ratäceste L^
Pe cäräri cu cotitüri IP.
Unde noäptea ne trezeste Iw
Glasul vechilor pädüri IP.
Im folgenden wird romanische BezeichnuDgs weise der
Verse angewendet, wie auch schon S. 196 erwähnt wurde, es
wird jedoch jedesmal in Klammem angegeben, welcher franz.
Versart der mm. Vers angehört (Die Annahme der ital.
Zählung wäre far die rum. Metrik nur verwirrend.)
Außer einer festen Silbenzahl hat ein jeder mm. Vers
einen bis yier feste Versakzente, die festen Tonsilben. Diese
richten sich auch im Rum. immer nach dem Wortakzent (der
bedeutungsvolleren Wörter im Vers), so daß Wortakzent und
Versakzent zusammenfallen müssen. Wo es nicht so ist, wird
der Grund anderswo zu suchen sein (Musik, Tanz, (im Volks-
lied), oder man hilft sich beim Lesen mit deklamatorischen
Mitteln: schwebende Betonung, leichter Vortrag). Daher die
Mannigfaltigkeit der festen Tonsilben besonders bei langen
Versen und die Mannigfaltigkeit im Vortrag. Begünstigt wird
diese durch den Umstand, daß die stärkste feste Tonsilbe, wo
deren mehrere sind, bei kurzen und langen Versen die letzt-
betonte Silbe im Vers, bei langen Versen außerdem die zweit-
stärkste die letztbetonte Silbe der Reihe ist, und das Ohr wird
befriedigt, wenn diese zwei (resp. eine) Tonsilben — sie haben
beim Rezitieren besonders im Versschluß eine merklich längere
Dauer als die unbetonten — nach geregelten Zeitabschnitten
einschlagen (hörbar werden), was durch die gleiche Zahl der
Silben bewirkt wird. (Vgl. auch die a^o ("= H) ^^ 13 mit nur
zwei festen Tonsilben; die Verse sind aber nichts anders als
♦) r « Pause (Rast).
— 230 —
zwei a5 (=» a4), welche aber z. B. P. 20 auch schon zwei fest«
Tonsilben haben, und die vielen Typen in 1.) Hierin ist wohl
auch das Wesen des rum. Rhythmus zu sehen« Es folgt
hieraus, daß die Eigenartigkeit eines jeden Rhythmus sich ans
der Folge der unbei und betonten Silben ei^bt und das, was
verschiedenartige Rhythmen derselben Versart voneinander
unterscheidet, ist die bei kurzen Versen und bei langen in
jeder Reihe sich einstellende zweite Tonsilbe, welche, eben
weil sie an den Wortakzent gebunden ist — je nach der Be-
deutsamkeit der Wörter: Nomen, Yerbum gegenüber den
schwächeren Wortklassen — größere Freiheit hat und sie kann
nur insofern auch als feste Tonsilbe bezeichnet werden, in-
wiefern sie bei einer Anzahl von Versen derselben Versart
dieselbe ist. Wir müssen also mit Rhythmustypen rechnen,
welche in der Weise definiert werden, daß man die Stelle der
festen Tonsilben angibt (beachte S. 240, Z. 5 u. &). So haben
wir z. B. beim 16 Silbner (= ai4) folgende Typen; 3, 7, 11.
15 — 3, 7, 9, 15 — 1, 7, 11, 15. — 1, 7, 9, 15 — etc.:
/ / I / ^ ( \
/ ' I ' ^ f ^
' / I / ^ ( )
/ ' 1 ' ' f ^
— \u^\^\j\y — Ky I — KJ \J Kf yj <y — \\^ J
etc.
2. Rhythmische Typen.
Im Folgenden kommen die Versarten E.s zur Darstellung,
indem an erster Stelle die Versart, an zweiter die Zahl der
festen Tonsilben, an dritter die Stellen der Tonsilben ange-
geben werden, überall in erster Linie die üblichsten. Daran
knüpfen sich Angabe der Gedichte, Belege und andere nötige
Bemerkungen; z. B. a^^ : 4. 2, 7, 11, 14 oder a^ : 1. 2 — Sech-
zehnsilbner: vier feste Tonsilben; die 2., 7., 11., 14. Silbe:
oder Zweisilbner: eine feste Tonsilbe, die zweite.
Ob nun die bezeichnete Versart allein oder auch andere
Verse desselben oder verschiedene Rhythmen im betreflfenden
— 231 —
Gedichte yorkommen, welche und wie sie geordnet sind, s.
unter Strophe.
Die Mehrzahl der lyrischen Gedichte sind von £. in kurzen
(sg — a^o), epische Stoffe in langen Versen (aij—aig) geschrieben;
unter den letzteren bildet eine auffallende Ausnahme das Ge-
dicht „Luceaf&rul" (Abendstem) in a^ und a^, dann die nach
Yolkstümlichen Motiven verfaßten balladenartigen Gedichte in
L. P. HO. 115. 117. 142 und auch ein volkstümlicher Stoff
„Fata In grädina de aur" L. P. 156 im fremden Ende-
casillabo. Und wiederum sind Gedichte gemischten Charakters
(episch-lyrisch, wie die Satiren, oder deskriptive wie Egi-
petul oder philosophische auf epischer Grundlage wie Im-
pärat si Proletar) in langen Versen (a^g = ai4, a^i = ^^2)
geschrieben: aber auch nur rein lyrische wie Rugäciunea
unui Dac in ai4 ^^ a|2, ebenso „La moartea lui Aron
Pumnul".
82: 1. 2. P. 77 f. 9 Verse, die einzigen Zweisilbner bei E.
z. B. Sä mör; Pe bräd etc.
• 83 (=a2): 1. 2. 66. 94 (P. 111) P. 15. P. 35. z. B. Sint
veäcuri 66, 9*.
Ea : 1. 3. Ca sä mör P. 80, 12. P. 40. P. 80. Ein einziger
Vers scheint zwei feste Tonsilben zu haben: öchiidülciP.81, 12.
Andere sl^ finden sich in der Volksliedersammlung des Dichters.
a^ (= aa) 1. 3. Sä fim singuri 35, 8^. Noapte bünä 78, 1*
und in 4. ein eingeschobenes lyr. Lied.
a4: 1. 4. Dar te-am privit P. 47, 3. P. 63, 5. 9. 12; 2. 1, 4.
Flöare de cring 2, 3*. P. 63. P. 103, 8.
a^ (= a4): 2. 2, 4. Ce lin si n täinä P. 20, 2. 2. 1, 4.
Dülce de värä P. 20, 6. 60. P. 11. (In den zwei letztgenannten
Gedichten sind diese h^ der vierte Vers der antiken sapphi-
schen Str.).
a^ (= 84): 2. 3, 4. Sä '^i Inchiz öchii P. 20, 7.*) Auch
nur eine feste Tonsilbe: M' as face-oglindä P. 19, 5.. P. 13,4.
60, 1* etc.
* Bedeutet in diesem Kapitel: einzelne Verse und zuweilen ünregel-
mäfiigkeiten.
— 232 —
% : 2. 2, 5. In dntul duiös 4, 8*. 19, 21 P. 41, 17. 21. P. 80, 9.
— 2. 1, 5. Vaie in flöri 6, 1^. Cint din Valhalä 6, 4«. P.41
1. 2. P. 81, 17. — 3, 5. Imi soptesc de dör 6, 2«. P. 42, 5. P.80,5.
— 1. 5. Si te-ar särutä P. 41, 11. P. 81, 7. 11.
a^ (= a^): 2. 2, 4. Plutesc pe'ntinsele 2, 22. P. 63, 6. 1, 4.
ärd depärtirilor 2, 1». P. 63, 3. — 1, 4. Si tineretele 2, 31
P. 63, 11 etc. 18 Verse.
ae (= ag): 2. 2, 5. La märginea marii 81, 1^ 56, Motiio
zum IL Teil, 4. 82, A\ 83, 2«. ^\ 84, 8*. P. 28. P. 77, 2 und
Conv. 36, 394.
a^ (= as): 1. 5. In (pe) singurätäte-mi 81, 3>2*. 82*. 83*.
P. 78, 20* (kann auch Typus 2, 5 sein) 56, Motto z. 2. Teil
2. hat zv^ei Tonsilben, 1, 5: Täci s' auzi cum läträ.
a«: 2. 2, 6. Ca risul la monnint 12, 13«. 16. 46. 71. 81-84.
95. P. 35. P. 46. P. 47. P. 77. P. 86. P. 87. P. 103 und Conv. 36, 392t
— 4, 6. lar pe padüri de bräd 83, 2^^. 16. P. 103- 83, 1»* hat
nur 5 Silben statt 6 mit Typus 2, 5 wie bei a5.
a; (= ag): 2. 3, 5. Ce te legent cödrule 63, 1. 1, 5. Cödrul
cu poienele 53, 184. 2, 5. La üsa cresünului 80, 31 (in Ge-
dichten mit volkstüml. Motiven).* 3, 2^*. 11, 1^*. 9**. 34, 17*.
47, 1**. 56, Motto zum II. Teil P. 28. P. 76. P. 98. P. 103 und
Cony. 36, 394. Nur eine feste Tonsilbe: Si spinzurfttörile Sd
62*. P. 28, 14 (80, 62 kann auch Typus 1* 5 sein).
a, (= Sg): 2. 2, 6. Si visul meii din ürmä 58, 87*. 4. 6.
Nemuritör si rece 58, 94*. 65. 66. 67. 73. 79. 87. P. 111. P. lo.
P. 22. P. 46. P. 47. P. 66. P. 87. P. 89. P. 103, 1 und ConY. :u;.
302. 389. P. 47, 1* hat die Versakzente auf der 3. und 6. (ftr
ay in P. 47 s. Str. 6).
aj : 2. 3, 7. Te-am rugä, mari, rugä 53, 181. inglnä ne vor
cu'n eint 49, b\ — 1, 7. inima-mi spre tine ntöm 77, 31 -5.
8, 82. 11, 7** 22. 25. 26. 29. 30—32. 34. 44. 47. 49. 50. 59,
72.*. 61. 63. 64. 77. 80. 89, 92. 93. P. 6. P. 9. P. 14. P. 23.
P. 27. P. 33. P. 36, 2* P. 44, 16*. P. 49. P. 76. P. 97. P.98.
Mit Tonsilben 4, 7. Ca multämind lui Christos 53, 193 ver-
einzelt; noch 80, 49. Ebenso Tjrpus 2, 7: Cu crengile la pämint
63, 3. P. 14, 9. Mit 5, 7: Unde moi asteme leü P. 14, 7. L
— 233 —
P. 103. Alle diese ungewöhnlichen Typen in Gedichten mit
volksi Motiven: ein direkter Einfluß des freieren (eigentlich
strengeren) Rhythmus der Volkslieder.
Anmerkung. In 58 (a^ ^=8^) läßt sich in vielen Strophen
wahrnehmen, daß, wenn der eine 87 (= a^) den ersten Vers-
akzent auf der 2. Silbe, der andere 87 derselben Str. ihn auf
der 4. hat S. Str.: 11, 13. 16. 19. 24. 27. 29(?) 32(?) 33. 41.
47. 48. 53. 58. 60. 61. 63-66. 68. 72. 74—77. 83. 85. 88—94
zusammen 35 Str. von 94 (32 %). Besonders wirkungsvoll
ist dieser Wechsel in den letzten Str. 88—94 des Gedichtes,
wo die 87 sich so folgen: (mit den festen Tonsilben ausge-
drückt) 2, 6. 4, 6. 2, 6. 4, 6. — 4, 6. 2, 6. 4, 6. 2, 6. — 2, 6.
4, 6. 2, 6. 4, 6. 2, 6. 4, 6; die drei letzten Str. als Schluß des
Ganzen; sie wirken wie eine musikalische Kadenz. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß der Dichter diesen Wechsel be-
absichtigt hat; besonders von Str. 58 an ist er sehr häufig:
unter 37 Str. 22 mit diesem Wechsel. Vgl. noch 65, 1. 2, 73.
87. P. 89 und Sg in 58.
ag (= aj): 2. 1, 5. Märea cu pustmrile 34, 33* P. 1. —
3, 5. Care läsä mälurile P. 1, 1 und Conv. 36, 390. — 2, 5. Gonind
ideälurile Conv. 36, 390.
ag (= ag): 2. 4, 6. Ingenunchem rugindu-te P. 111, 2. —
2, 6. Luceäftrului märilor P. 111, 15. P. 103.
ag (=87): 2. 3, 7. Sun 'un grier sub o grindä 55, Grazel, 2.
Floare-albästrä! floare-albästrä 22, 14^. — 1, 7. Dülce Imi
veneai In ümbra 44, 4^ — 2, 7. De nü mai uita Incälte 22, 1^.
— 5, 7, Si Intunecäta märe 22, 2*. — 4, 7, Minca-i-ar inima
ciinil 86,*38*. — 3, 21 4. 8, 3^. 11. 22. 25. 26. 26, SK 12K
27, 31 29. 30—32. 34. 35, 6 2. 42. 44. 47. 49. 50. 53. 55. 59.
61. 63. 64, 8^. 72. 77. 78. 80. 89. 92, 3». 93. Postumen: 1.
6. 9. 23, 9. 27. 33. 43. 49. 65. 94. 97. 99. 106, 11. 109. Conv.
36, 390. 397. 398. 399. 402. Cosbuc z. B. in „Un basm": 3, 7.
1, 7. 5, 7.
ag: 2. 4, 8. Cäci tu isvör lestl de viie^ 58, 72». 2, 8.
Hyperion, ce din genünt 58, 75^ noch in: 36. 46. 57. 65. 66.
67, IK 69. 71, 4*. 73. 75, 2^. 76, 11*. 79, 5^. 87.88. Postumen:
— 234 —
3. 4, 20. 15. 22. 25, 4. 30. 35. 38. 45. 46. 66. 79. 86. 89, T.
104, 9. 17. Conv. 36, 389. 400. 401. Vereinzelt auch Typus
6, 8: Dar Incä de te-asteäpt&'n präg 67, 3^.
Anmerkung. In 58 ist derselbe Wechsel der Tonsilben
zw. 4, 8 nnd 2, 8 in den ag derselben Str. heryoizuheben wie
er beim aj in demselben Gedicht schon erwähnt wurde. Die
Str., die hier in Betracht kommen sind folgende: 13. 15. 19.
25. 27. 30. 33. 41. 48. 60—62. 73. 75. 77. 78. 84. 86. 88-94
= 25 Str. Bemerkenswert ist es, daß in den letzten 7 Str.
sowohl die ag wie auch die a^ (= a^) diesen regelm. Wechsel
ohne Ausnahme aufweisen. Im ganzen Gedicht sind also
43 Str. (von 94) worin ein Wechsel der Tonsilben beider
isometrischen Verse stattfindet und 17 Str. haben ihn in allen
vier Versen. Alle diese Gedichte, in Sg geschrieben, sind mit
Ausnahme des „Luceafarul" 58, lyrische.
a9 (== ag): 2. 4, 9. Si sä-mi pui lira | de cäpätli 13, 12^
(regelm. paroxit. RhschL). 2, 8. Sä päre, cum cä alte välari
69, 3*. 36, 71. 57. 69, 8». \ 75. 76. 31 P. 3. P. 22, 4» R 25,9.
P. 30. P. 35. P. 38. P. 45. P. 79. Conv. 36, 400. 401 und ein
Gedicht von vier Str. in der Zeitung Vointa Nationala.
20. Jahrgang (1903) Nr. für 30. September in dem' Aufeatz
Literatura si alcoolul (IL Chendi). Ein Vers mit den Vers-
akzenten auf der 6. und 8. Silbe wie bei ag : S'a desprimäTarät
pädürea 57, 4 1 (vgl. Str. 4).
»9 (= %)• 3. 2, 5, 8. Sperän|i'a lor frünte 'nsenina 7, S'.
Pustiul si märea si moärtea P. 22, 16. P. 66, 4. 8. Conv.36,3S9.
89: 3. 3, 6, 9. In mormint, in adincul mormint P. 46, S.
4. 12. 16.
Äio C*™ ^s)« 2. 4, 9. Ce-a^i fost viä^a || viie^ii mele 13, J'-
2, 9. 0 bühä, care ^iplnd a jele 13, i\ Der scheinbare Wider-
spruch: feste Tonsilbe die 9. trotz a^o = ag soll zugleich zeigen,
daß der Rh sc hl ein regelm. paroxyt isi 13, 10^ scheint
3 Versakzente (4?) zu haben: 3, 6, 9, Orb, nebün, care blästÄma
firea. Es ist möglich, daß der Dichter dem Gedicht dieaen
Typus untergelegt hat: 4 Tonsilben: 2, 4, 7, 9. Manche Verse
— 235 —
zeugen dafftr. Der hier vorgeschlagene ist einfacher und wie
es mir scheint passender.
tLiQi 2. 4, 10. Abia 'n^lese, pline de n^eles P. 17, 5. 2, 10.
leü läcom de-al täü farmec ca un päj P. 102, 3. 6, 10. De
ne' ntilneam de mült si nn perdeäm P. 101, 2. Conv. 36, 299.
385f. 386. 387. 395. 403 und P. 54. Es sind it. Endecasillabi
tronchi. Sie haben neben den hier angegebenen zwei Vers-
akzenten noch einen dritten, sogar manchmal einen vierten
wie P. 102, 15. Über die Stellen dieser fakultativen Akzente
s. weiter unten. Dasselbe gilt auch far die a^^ (=^^o)) ^^
it. Endecasillabi pianL
a^^ (=s a^o): 4. 3, 5, 9, 11. TJlicToära-1 strfmtä || si din ziduri
vechi 1, 9 (vgl. besonders 1, 14). 1, 5, 9, 11. Cölo Itngä lämpä ||
Intr' an mic letäc 1, 13. 1, 5, 7, 11. Yörbe rls §i ^pät || sünä
tn urecht 1, 10. 1, 5, 8, 11. Dar, cum slnt cnsüte || slnt büne
de giülgiü 1, 40. 2, 5, 8, 11. Ce nöbil transpäre || din giülgiul
de in 1, 66. 3, 5, 7, 11. La trecütu-|i märe || märe viitör 9, 1^.
noch: 1. 7. 9, 4i 17. 19. P. 29. Das Gedicht verrat sich durch
die vielen Typen als Erstlingswerk (1865 s. auch a]2). Schledit
gebaute Verse (Fehlen einer Silbe) sind 7, 7^ mit den Ton-
silben 2, 5, 8, 10; dann 17, 10^ und P. 29, 8 mit 2, 5, 7, 10.
^11 i'^ ^lo)* 2- ^1 10- S^ ^^s viä^ falnicei Vene^ii 41, 1^
6, 10. Izbeste n zidurt vechi, sunlnd din väluri 41, 2^. 2, 10.
Sä stinge-atunct o via^ de durere 38, 4^. It Endecasillabi
piani, s. noch 37. 38—41. 62. 90. 91. P. 17. P.54— P.62. P. 101.
Conv. 36, 292. 299. 385f. 386. 387. 395. 403. 405—408. Das
antike Versmaß (die sapphische Strophe 60. P. 11) soll hier
nur erwähnt werden.
%2 (= ^o)- '^' 3, 5, 9, 11. Clnd aüd vre-odäta || un rotünd
egümen 1, 1. 3, 5, 7, 11. Mä intreb: Acesta || poäte ca sä stie
1,5. 3, 5, 8, 11. 0 särmänä ümbrä || orfanä si släbä 1, 23, 2,
5, 9, 11. Cu foälele ncinse || si obräzul rümen 1, 2. 2, 5, 8, 11.
Cum löste viät^a || cum cätä sä fie 1, 6. 2, 5, 7, 11. De cäre n
mul^e II nimenea nu 'ntreäbä 1, 24. 1, 5, 7, 11. Gläsuri rata-
cite 1 trec prin geamuri sparte 1, 11. 1, 5, 9, 11. Farä nici un
räzim || care nü asteäptä 1, 45. 1, 5, 8, 11. VInätä le büza ||
— 236 —
lipsitä de singe 1, 19. 4, 5, 9, IL In fantasü mindre || ea ist
&ce cale 6, 5^, wenn nicht fiantasü. Noch in: 4, 1'. 6, 5^^
9. 17. 19. Schlechtgebaut sind Verse, die nur 3 feste Ton-
silben haben wie 1, 4 mit 5, 8, 11. Si cä pocaanfa urmeäzä
pläcerei. 5, 7, 1 1. Pe nefericita dolce ;i cuminte 1, 44. Es fehlt eine
Silbe im Bhschl. 17, 10 ^ mit Tonsilbe 2, 5, 7, 10. Im antiken
(eigenen) Versmaße ist 85 geschrieben: L^^^^L^ L kj^j Lsj^^L^
(ai2 = a,i).
aia: 4. 2, 6, 8, 12 und 2, 6, 10, 12. P. 96, 1. 2. Pllngindtn
ai yenit || [acüm] pe-acest pämint Amici, ce te-afiteptäü | te-aü
salntät zlmbind.
Ä18 (= »12): 4. 2, 6, 9, 13. Entmsän halne älbe i ca fäta
spre altäri 56, 1^ 4, 6, 9, 13. De clnd cazü un trisnet | In dorn,
de-atunci In sömn 56, 42 ^ 2, 6, 11, 13. Statind un Indärltnic
un sfiiciös copil 56, 7^ 4, 6, 11, 13. Cäror a mea fiinta|oß
semizeü päreä 56, 5^. 3, 6, 9, 13. Si pe vöi contra voästra [ in
lüptä iei vä min 24, 9*. 1, 6, 9, \3. Förmele sä schimbära '
dar raul a ramäs 24, 20^ s. 5. 10. 16. 24. 28. 33. 42. 43. 45.
48. 56. 70. 74. 95. 96. Postumen: 7. 32. 51. 67. 83. 91. 96.
107. Conv. 36, 387. 388. 391. 394. 396. Einzelne Verse mit
den Tonsilben 2, 6, 10, 13: 28, 9. P. 85, 8; — mit nur drei
festen Tonsilben 42, 18. 23. 48, 3 ^ — 24, 36^ hat nur die
zweite Reihe mit betonter 9. und 13. Silbe.
Bi3 (= ajj): 4. 4, 6, 8, 12 (s. auch aij). Sä päräsesti öm-
bind II amicii, ce te-or pllnge P. 96, 4.
aj4 (= a^j): 4. 2, 6, 9, 13. Incet, adlnc räsünä || cinürile
de clerici 56, 1^ 4, 6, 9, 13. Ca 0 poveste-uitätä | Ardd in
minte-r sünä 56, 58^. 2, 6, 11, 13. Sub bölta cea tnältaja
unei vechi biserici 56, 1^. 4, 6, 11, 13. lel feste möart^a
mör^t II si Invierea vie^iü 45, 14. 1, 6, 9, 13. Bacnete, vuiet de-
ärme || pätründ marea cea cäldä 24, 29^. in: 5. 10. 12. 16. 24.
28. 33. 42*. 43. 45. 56. 68. 74. 95. Postumen: 7.21.3151.
67. 83. 91. 96. 107. Cony. 302. 387. 388. 391. 394. 396. Ver-
einzelt: 4, 6, 10, 13: 12, 13^; — 4, 6, 8, 13: 24, 13*.^ — 3,«.
9, 13: 24, 4I; — 2, 6, 10, 13: 24, 11*. 21*. 23*; — 2, 6, 8, l-^-
24, IIK 95, 6". Conv. 36, 396 Vers 7 von unten. Mit nur drei
— 237 —
festen Tonsilben: 2, 6, 13. Com cürge profe^a unei leremiäde
10, 4\ 6, 9, 13: 68, 6. P. 73, 9. Nur die zweite Reihe mit
9, 13: 28, 17. P. 96, 6 ist ein antiker Hexameter. P. 51, 2. 7
und P. 71, 16 haben gegen die Regel oxyt. Rhschl.
Denselben Vers sl^^ (= 3^2) ^^^ regelmäßig parozjt.
Rhschl. haben in epischen Oedichten auch Alexandri z. B. in
„Strofe lui C. Negri", wo Vers 2* auch nur 3 feste Tonsilben
hat, Bolintineanu in „Fatme*', Vlähu^ in „Mamei", Cosbuc
in „Jertfele Impäcärei", „Somnul codrilor".
^15 (= ^4)* ^' 3, 7, 11, 15. Asezind genunchiü si mina ||
cind pe-un cöl^ clnd pe alt cöl^ 55, 7. 1, 7, 11, 15. tnträ, unde
zidul negru || intr un ärc a'ncremenit 55, 10. 3, 7, 13, 15. Si
päteazä umbra verde || cu misterioäse düngi 86, 7. 1, 7, 13, 15.
Toäte sä Intind nainte-i || Ca pe-un uriäs covör 53, 35. 5, 7,
11, 15. lar catapiteasma lümei || In adfnc s'a Inegrit 51, 81.
3, 7, 9, 15. Prin lei cürge rumenirea || mindra ca de trandafin
55, 127. 1, 7, 9, 15. Vecinic leste numai riul || riul leste
demiürg 54, 104. Vereinzelt mit Tonsilben 2, 7, 10, 15: 15, 3^;
— 2, 7, 12, 15: 23, 23^; — 3, 7, 12, 15: 86, 44; — 3, 5, 11, 15:
53, 7. 174; — 6, 7, 11, 15: 55, 121; — 3, 7, 15: 51, 90. In 14.
15. 18, 3». 20. 21. 23. 51—55. 86.
Ai6 (= ^4)- ^' 3) '^1 II9 1^- P® ^^ ^^^^ räsare lüna || ca o
Yäträ de järätec 55, 1. 1, 7, 11, 15. Pinza cea acoperitä || de un
cölb de pietre scümpe 55, 36. 3, 7, 13, 15. Si pätrüns de-o
bucurie || si fermecatöare jäle 86, 35. 5, 7, 11, 15. S-apoi li
suceste pärul || pe-al lei deget alb sub^re 55, 193. 5, 7, 9, 15.
Si de s'ar puteä pe dinsa || cineva ca sä o prindä 55, 51. 3,
7, 9, 15. Pe potica dinspre cödri || eine oare sä coboärä? 55, 153.
1, 7, 9, 15. Inima-i svicneste täre || viä^i par'-cä sä räpüne
55, 190; s. noch: 14. 15. 18. 20. 21. 23. 51, 12. 52—55. 86.
Conv. 394. 395. Vereinzelt: 4, 7, 13, 15: 15, 3^; — 3, 7, 10, 15:
23, 26^ 53, 82. 21, 1^; — 2, 7, 9, 15: 53, 276; — 2, 7, 11, 15:
86, 37. 55, 146; — 3, 5, 9, 15: 86, 38; — 7, 11, 15: 52, 62; —
3, 7, 15: 86, 63.
ai7 (= a^g): ein antiker Hexameter P. 96, 5. Im antiken
- 238 —
Versmaße sind geschrieben: 60. 85. P. Uff. P. 96, 5.6 und
„Mitologicale'' in Sämtnätornl I, 2, 83. Buc. 1902.
Eine Variation des rhythm. Typus bewirken die Satz-
akzente und die Wortakzente (Subst Adj. Verb, mdualbig:
Num. Pron.), wenn sie nicht zu gleicher Zeit auch die feste
Tonsilbe bilden. Dasselbe hebt auch Blanc in seiner Dar-
stellung der it Metrik hervor S. 695 und besonders S. 69T
und 698.
So hat der a^ (= a^) bei Typus 2, 6 noch die 4. Silbe
betont, z. B. S'anin cundni de stele 58, 35^. Die 3. la las
catä-t;i de treabä 58, 48^ bei Typus 4, 6 auch die 2.: Sub
öchii mei ramfie 58, 53^. Ein solcher Akzent ist starker als
die feste Tonsilbe in einem Vers (a^ = a^) wie Märes co
pustiurile 34, 33 (in den Volksliedern aber nicht L. P. 32, 6:
Dealul cel cu riurile). Typus 5, 7 (a^ = a,) hat noch die
1. Silbe betont: Par'ca mi te vad, drägu^a 92, 3'. 22, 14*:
Typus 1, 7 häufig noch die 5. betont: Päjul Cupidon Tideänul
32, 1^ oder Cödrule cu rluri line 34, 19 (volkst). Auf der
dritten Silbe liegt der Satzakzent: Vecinic nü te mai ivesti
44, 1^. S. noch 26, 6». 14». 27, 3». 2'9, 9^ 30, 1^*. 44, 4'. 47,
4K 49, 62. 59, 6». 93, 2». 3». P. 1, 7. P. 27, 7. 9. 15. 16. P. 106,11.
In der Sammlung von Volksliedern des Dichters sind häufig
solche Verse, TgL Nr. 91, 1. 92, 9. 89, 17. 79, 1. 81, 1. 77, 2S.
71, 17. 70, 10. 48, 5. 13. 45, 4. 37, 5 etc. etc. Typus 2, 7 hat
noch die 5. betont: De ce'ntorci tu ochiT n läturi P. 23, 9:
Typus 3, 7. hat noch die 1. bei: Cr&gT Intind peste zapläz
44, 22. 47, 5*. 72, 6^. 89, 3*. Typus 1, 7 noch die 3.: Simte-a
lüi singurätäte 64, 8*.
Der a^ hat bei Typus 2, 8 noch die 6. Silbe betont «. B.
„Dar nöp^Ie-s de-un farmec sfint 58, 62^. Reiä-mi al nemu-
ririi nimb 58, 73*; s. noch: 58, 19^. 13». 15». 2b\ 27». 33^
41». 48». 60». 61». 75». 77^ 781 84». 86». 88». 89\ 901 91-.
92». 931 94^ 66, 2». 8». 67, 7». 69, 5*. 71, 4». 73, 1^. 2». 9^
12». 76, 11^. 87, 4». 88, 4^ 5».». P. 4, 20. P. 15, 1. P.213.
P. 25, 4. P. 38, 12. P. 36, 18. 20. P. 46, 11. 15. P. 86, 11. Typus
4, 8 noch die 2.: Si ochii märi si grei mä dör 58, 37^ Mä
- 239 —
d6r de crüdal täü amör 58, ZIK 58, 26^. 412. 433. 493, 531,
64». 741, 763. 931, 69^ 82.*. P. 79, 12. Typus 6,8 noch die 2.:
67, 3^
Der 89 (== ag) hat bei Typus 4, 8 noch 2. oder die 2.
und 6. Silbe akzentaiert N'aüzi cum frünzele n poiänfi 57,
2^ 0 apä vecinic cÜÄtoäre 57, 3». 75, 23. 76, 9*. P. 4, 5.
P. 22, 4. R 30, 9. P. 36. 1. 9. 19. P. 38, 7. S' aüzi cum cödrul
frünza-81 bäte 57, 5» 4\ P. 3, 11. P. 5, 3. Typus 2, 8 hat öfter
entweder die 6. oder die 4. Silbe noch akzentuiert: Viä^ unii
däü problemei P. 25, 7. Ca spnjm& veda ntreägä 69, b\ ZK
33. 36, 7^ 57, 1^. P. 26, 1. P. 35, 9. 13. P. 36, 11. 23. 25. P. 37,
1. P. 38, 5. Cäint» Tad urmlnd greselÜ P. 25, 15. P. 25, 9.
76, 9^ Die 89 in 13 weisen besonders reichhaltige rhythm.
Variationen auf: Typus 4, 9 noch mit akzentuierter 1. Silbe:
z. B. 4*, 2.: IS 3.: 3», 6.: 2\ 1. und 7.: V, 1. und 6.: 21
2. und 7.: lOS 2. und 6.: 5». 3. und 8.: 11 — Ebenso die
a^o ^ demselben Gedicht
Die it. Endecasillabi (a^o nnd a^i = &10) ^^^ sie in den
Sonetten und Terzinen yertreten sind, haben außer den zwei
festen Tonsilben fast regelmäßig noch einen dritten Akzent
Mit bloß den zwei festen Tonsilben sind z. B. P. 17, 5. 9. 90, 1^.
Würde man die Endecasillabi mit mehr als drei Akzenten
lesen, dann würden die Verse einen mehr antiken Charakter
annehmen wie 90, 1^ oder noch mehr 39, 2^. Die Fest-
stellung des dritten Akzentes hängt, besonders in Fällen,
wo zwei Möglichkeiten gegeben sind z. B. Typus 4, 10 mit
noch akzentuierbarer 6. oder 8. Silbe, lediglich Tom rhythm.
Gefahl und ästhetischen Mitempfinden des Lesers oder unter-
suchenden. Dieser dritte Akzent fallt wie die anderen zwei
festen Versakzente auch auf eine Paarsilbe (ygl. Blanc, S. 697,
698). So finden wir Endecasillabi mit den Tonsilben 4, 10,
die noch die 2. Silbe betont haben wie 38, 1^ oder die 6. wie
.37, V, oder die 8. wie 91, 2^. Auch die 1. und 7.: P. 54, V,
P. 59, 22, die 2. und 8.: P. 102, 15. Neben den festen Ton-
Silben 2, 10 ist noch die 4. betont P. 102, 16; die 6.: 38, 3^.
62, 2^ oder die 8.: P. 17, 11. Typus 6, 10 hat noch die 2.:
— 240 —
38, 1* betont oder die 4.: 37, 3^ zweimal die 4, 8. 39,2*.
90, 12.
Für die langen Verse (243, ^4=^2 ^^^^ «isi *i6=*i4)
gilt im allgemeinen fnr die einzelnen Beiben was oben ftber
die kurzen Verse gesagt worden ist Sind die festen Ton-
silben Paarsilben resp. Unpaarsilben bei Versen jamb. oder
trocbä. Charakters, dann maß jeder weitere Akzent aach &nf
eine Paarsilbe resp. Unpaarsilbe fallen. Verse, die gegen diese
Regel verstoßen, sind schlecht gebaut, weil sie nicht dem Weseo
des rum. Rhythmus entsprechen, wie z. B. 58, 48* la las* catati
de treäbä mit einem Akzent auf der dritten statt auf der yiertai
Silbe. Ebenso 58, 301 87, 3». P. 36, 26 auf der 5. statt auf
der 6.; 35, 4^ auf der 4. statt auf der 5.; so auch die Ende-
casillabi wie P. 54, IK P. 59, 2\ Conv. 385, 2S welche den
dritten Akzent auf der 7. statt auf der 6. oder 8. bei Typus
4, 10 haben, oder auf der ersten und neunten wie Cony. 385,3-
Vgl. auch die Verse, die unter den rhythm. Typen als ver-
einzelt vorkommend aufgeführt sind und die harten Tonsilbeo-
stöße: 21, 62. 13^ 15*. 23, 23*. 51, 37. 38. 53, 149. 55, 60. 121.
163. 169. P. 20, 7. Conv. 399, 6.
Als ungeschickt gebaut sollen auch diejenigen Verse hier
erwähnt werden, die an den Stellen der festen Tonsilben Konj.
oder Praep. haben oder sonstige Wörter, denen wegen ihrer
Bedeutungslosigkeit betreffs des Inhalts nur im Notfall ein
solcher starker Versakzent zukommen kann. Eonj. cum: 84,6^.
7* (oder haben diese Verse nur eine feste Tonsilbe?) P. 96,6-
si: 2, 31 vgl auch e^ = a5, precum: P. 71, 4, incä: 86, 16.75.
dupä-ce: 93, 1 \ däcä: P. 69, 1 6. 48, 3S ca si clnd, pe cind: P. 106,
14. 83, 1^^ decit: P. 107, 17, plnä: P. 41,^6. 7. 2, l^ ftra: P. 4".
5. 10, insä: 51, 6, dar, asadar: 1, 40. 86, 98. Praep. föra: Sl).
44. P. 85, 1. 84, 10*, pentra: 13, 11^ Adv.: Inca: 87,4*.
67, V, mäcär P. 69, 3, nict] cind P. 71, 4. pe dnd P. 81, lÖ.
clnd: 34, 53, cum: P. 74, 10, unde P. 104, 4. 12. 20, oare: P.4Ö.
5, numai: P. 78, 6, prea: 8, 8^, asä: 7, 7*. 8*, nüma[i 54,5.
86, 29, nici: 23, 23*. Personalpronomina können jedoch einen
Versakzent haben z. B. 80, 2: plinsu-mi-s'a, von den anderen
— 241 —
kommt care mit einer festen Tonsilbe am häufigsten vor.
Co§buc verfahrt in dieser Beziehung ebenso frei wie E
3. Einfluss der Metrik der Volkslieder.
Die bis jetzt angeführten und andere mehr oder weniger
auffallende Eigentümlichkeiten der Metrik E.s lassen sich auf
den Einfluß der Metrik der Volkslieder zurückfuhren.
Wir können ihn in folgenden Punkten zusammenfassen:
1. Eine reichere Beweglichkeit der festen Tonsilben z. B.
80, 37—40.
2. Veränderlichkeit der Zahl der festen Tonsilben in den
kurzen Versen z. B. P. 19, 9—12. P. 20, 9—12 (vgl. 4 und 7).
3. Akzentvorschiebung, auf unbetonte Silben im Reim,
z. B. 58, 413. 633. 67, 1\ 69, 2* (s. auch Akzentverlegung).
4. Nebentonige Silben als feste Tonsilben (vgL 3) z. B.
binecuvinteze 45, 22. Daß E. dies zugegeben hat, scheint erwiesen
zu sein noch durch P. 12,24: indiferentä im antiken Vers-
maße, ebenso P. 13, 4. 8 cütremurind-o, nemuritöare, welche Verse
wie die anderen zwei Akzente haben sollten und P. 28, 14 S'a
Mintuitörului, der einzige Vers in dem Gedicht mit nur einer
betonten Silbe statt zweier. Vgl. noch: ämindöuä 68, 6, spin-
zurätörile 80, 62, singurätäte-mi 81, 3^2. 82, 9*. 83, 3^^ misca-
töarele P. 63, 1 1. L. P. 42, 13, adeseöri: P. 5, 2. 8, 8^. necuprinsele
P. 64, 3. 2, 2 3 (Cosbuc auch). Die rezitative Vortragsweise der
rum. Volkslieder mag zu dieser Auffassung beigetragen haben.
Man kann aber auch an einen Einfluß der antiken oder «elbst
der deutschen Metrik denken (die Komposita).
5. Die Wiederholung desselben Wortes in Reihen, in
Versen z. B. 86, 16. 17; Wiederholung von Halbversen: P. 68,
2. 3. 54, 139. 148. 55, 102. 198. 218. 226. 95, 4^2. 91.2. yon
Versen: P. 73, 17. 23. 53, 183. 187. 185. 191.
6. Verse aus nur einsilbigen Wörtern: P. 40, 10. P. 41, 13.
17. 21. 34, 7. 13. L. P. 108, 7. 13. L. P. 109,7. 63, 12. 18. L. P.
115, 4. 5. 6. 8. 11. 12.
Weigand, U. Jahresbericht. 16
— 242 —
7. Verse aus nur einem Wort: P. 40, 12. P. 80, 8. P. 81, 16.
L. P. 141, 10.
8. Keimtiraden: 55, 189—192. 53, 192—195. 63, 14—17.
P. 14, 1—5.
4. Akzentveriegung.
Am Anfange dieses Kapitels ist schon angedeutet worden,
daß manchmal die feste Tonsilbe nicht zu gleicher Zeit audi
Worttonsilbe ist, weil dem Rhythmus gemäß eine nebentonige
oder unbetonte Silbe des Wortes an die Stelle der festen
Tonsilbe zu stehen kommt. So kann eine der sonst üblichen
Worttonsilbe nachfolgende oder vorangehende Silbe nach dem
rhjthm. Typus einen Yersakzent bekommen und je nachdem
werden wir von einer Akzentvorschiebung oder -Zurückziehung
sprechen, wobei das Schriftrum. als maßgebend angesehen
wird. Sodann ergeben sich als Ursachen für die Akzent-
veriegung außer dem Rhythmus: der Reim, der RhschL
und der YersschL und außerdem wird durch diese dann
scheinbare Akzentverlegung ein Kriterium gewonnen für die
Erkenntnis der dialektischen Akzentuierung einiger in
Frage kommenden Wörter imd Formen. (Ich unterscheide
noch die Akzentverlegung wie in murmür von der Akzent-
vermehrung infolge einer Verlegung wie z. B. in stelelör, ürmele,
cine-vä, cimpfi (schwebende Betonung); bei der letzteren wird
der übliche Akzent nicht unterdrückt, wohl aber bei der ersteren).
Des Reims wegen ist der Akzent vorgeschoben: murmür,
purpür 4, 42. * (vgl 4, 13»), Valhala 6, 4«, cineva 53, 182, fnima
58, 6^ asemenea 58, 41 ^ 67, 7^, unde-va 69, 2^ pllnsu-mf-s-a
80, 2, adeseöri P. 5, 2, uneöri P. 44, 16, sferelör 11, 4* ochilor
11, 5*, stelelör P. 104, 11. 19, crinulüi, sinulüi 3, 2^. ♦, clmpulüT,
slnulüi 4, 15^. % 'mprästie 55, 25, urmel6 58, 63^; zurückge-
zogen: in 32, 7*, copii (2 silbig) für copii (3 silbig) um es mit
oohii reimen zu lassen.
Des paroxyt. RhschL wegen: vorgeschoben: murmüra
56, 18^; zurückgezogen: adoärme, statt ar adormi 5, 9^ mfros
54, 32, tirani 24, 11 \
— 243 —
Des paroxyt. YersschL wegen Yorgeschoben: gingasä
44, 4^ (vgl 4, 9*)» zurückgezogen: rämtne^ 35, 7, pröfir, 6fir
L. P. 162, 33. 34.
Innerhalb eines Verses wird eine unbetonte Wortsilbe,
die der Worttonsilbe folgi gleich dieser starkbetont (sehweb.
Beton.): Capidön 32, IS clmpli 21, 1\ tnfdndiL 55, 146, nlmlca
23, 23*, nümai P. 14, 4; — der Worttonsilbe vorangehende
Sübe: Marina 15, 18^ Eufratul 53, 29, paranimfö 7, 4^ diadömS
14,42, zefiruluJ 24, 355, genünchi P.69,21, zef irilor Conv. 402.
anticei Conv. 406, 4*.
Dialektische Akzentuierung scheinen folgende Wörter
(Flexionsformen) zu haben: astfei 10, 4S spuneti-mi 24, 3S
face^i 24, 151 56, 30^ arde^i 24, 16^, sintern 43, 12 (vgl. Weigand,
Dialekte der Moldau 55) 53, 78. 54, 81. 64, 12^ duc6ti 82, 1»,
punem 86, 97, fäcem Rill, 13, sinte^I 53, 274. 249. P. 30, 5. 36, 17,
^em P. 84, 3, cadet;i 12, 5^ mlnglie (mlngäie) P. 49, 3, din-
colo 24, 8^ 46, 4S celör[a P. 8, 18. 24, 31 17^ 55, 48, gingasä
44, 41, astei 96, 4 3, celüia P. 69, 27, cÄröra P. 108, 2, numdi
P. 14, 4, murmür 26, 12 * (öfter).
Es gibt aber Wörter, die auch im Schriftrum. zweierlei
Akzentuierung haben können. Solche sind auch die oben
angeführten Verbalformen, die auch spünem, facem, face^i,
ardeti, stntem, sinte|ii, düce^i, pünem, ^nem, cäde|ii lauten;
außerdem: astfei — astfei (10, AK 45, 41. 24, 421 17, 11 4, 8^
15, 6*^), murmür — mürmur (26, 12». 101 20^ 4, 4\ 13». 52, 47),
gingasä — gingasä 4, 9*, gingäsul — glngasul 95, 8'^ Cupidön
— Cupfdo 54, 33, Dariü — Däriü 53, 116, prima- varä — prfmä-
varä 15, 6», vfrgin — virgln 9, 6^ 36, 9^. 86, 61, bölnavä —
bolnavä 14,6*, flamingo — flamingo 21, 13^, äripe — arfpe 23,
9^ ^ biografia — biografia 51, 128, ärmia — armia 53, 166,
miros — miros 54, 32, Nicopole — Nicopole 53, 103, Armfndeni
— Armindeni P. 33, 2.
5. Die Pause.
Die Pause, die sich bei längeren Versen einstellt (bei a4
und a^ nur vereinzelt) trägt ebensoviel wie die Tonsilben dazu
16»
— 244 —
bei, den Unterschied zw. Prosa und rhythmisclier Rede heiror-
treten zu lassen. Sie ist zwar immer mit einer Tonsilbe ver-
bunden, und eben diesem Umstände ist es zuzuschreiben, daS
man sie nicht genügend auseinanderhält Kurz laßt sich der
Unterschied zw. den Wirkungen der Tonsilbe (der Akzente)
und der Pause auf die Wörtergruppen im folgenden zusammen-
fassen: Die festen Tonsilben bezeichnen die Reihen und
Verse, die Pausen grenzen sie ab. Dies halte ich mir Tor
Augen, wenn ich der Streitfrage „Zäsur — Reihenschluß — Pause*
gegenüber unterscheiden werde zw. Pause und Rhschl. Der
RhschL ist von diesem Standpunkte aus rhythmisch in Hin-
sicht auf die ihm vorangehende Tonsilbe, syntaktisch mit
Beachtung der sich nach ihm einzustellenden Pause zu
behandeln (ebenso der Versschl.)- Sowohl der Rhschl. wie
auch der Versschl. sind aber durch die Pause markiert,
abgegrenzt (besonders in den Volksliedem) In dieser Weise
kann es leicht vermieden werden, über eine weibl. oder männL
Zäsur zu sprechen, denn in diesem Falle wird darunter der
RhschL zu verstehen sein, also das Wort oder die Wörter
von der letztbetonten Silbe an, die vor der Pause zu stehen
kommen, und der syntaktisch schwache Rhschl. würde dann
soviel bedeuten, daß nach der betreffenden Tonsilbe (und der
nachfolgenden unbetonten) keine Pause gehalten werden kann,
ohne den Sinn zu beeinträchtigen, — sondern einerseüs den
von Stengel vorgeschlagenen Ausdruck annehmend spreche ich
über ozyt., paroxyt. etc. RhschL, andererseits über die Bedingt-
heit der Pause von der syntaktischen oder metrischen Zu-
sammengehörigkeit der Reihen oder Verse.
Was die Dauer der Pause anbetrifft, unterscheide ick
zw. RhschL- und Versschlußpause. Die erstere ist kürzer bei
einem rhythmisch eintönigen Vorlesen der Verse. Schließt
der RhschL zugleich mit einem Satzschluß oder Sinnespause^
hat sie längere Dauer. Man könnte die Behauptung auf-
stellen, daß die Pausen in den kurzen Versen an Dauer den
Pausen in den Reihen der langen epischen Verse gleich-
kommen. In diesem Verhältnis standen die Pausen des a-
— 245 —
und ag gegenüber den Reihenpausen (Pansen innerhalb der
Vershälfbe) des e^^ und a^g (= a^i) und die des ag gegen a^g,
a^^ (= a]2)- Die Yersschlußpausen aber solcher kurzen Verse
kamen den Pausen (nach der 7. resp. 6. Silbe) der langen
Verse auch gleich. Beachte man z. B. 56 (Strigoii) rmd die
ag aus 58 (Lucea&rul) oder die Saidren und die vielen Ge*
dichte in ag geschrieben. Selbstverständlich sollen die Stellen
der festen Tonsilben in den beiden 2u vergleichenden Vers-
arten übereinstimmen.
Bei katalektischen Versen kann die Pause genau be-
stimmt werden; z. B. sie beträgt eine Zeiteinheit (mora) am
Schluß des 2. und 4. Verses folgender Strophe:
Vin' cu mine rätdceste
Pe cärari cu cotitüri,
Unde noäptea ne trez^ste
Olasul vechilor pädürt.
zu skandieren so:
/ /
ww — www — vy
W W — W V-/ V-' .
i P. rep.
oder am Schluß des zweiten und vierten Verses dieser Str.:
El tr^murä ca alte da^i
In cödri |i pe dealuri,
Cäläuzind singurata^ii
De miscfttoäre väluri.
zu skandieren:
/ /
w — v^wwww —
/
— w ^
/ / p
_ W — V^ -L •
/ f
WWV^— WWW —
oder zwei morae in:
Arald! strigS cräiasa | las' fa^ sä-mi ascünd,
N aüzi tu de dep&rte j cocosul rSguslt?
— 246 —
zu skandieren:
/ / p f /
' / P I / ' P P
Wenn man im allgemeinen über die Daner der Pausen
spricht, 80 ist damit das Wesentliche über die Pause gesagt
worden. Bei einzelnen Dichtem würde es genügen Beispiele
anzugeben, wo die Pause nicht gehalten wird infolge der
syntaktisch oder metrisch unmöglich zu trennenden Reihen.
Dies ist aber sehr oft der Fall in den lyrischen Gedichten
(in 85 — 8^) E.S. Beispiele: Qnd amintirilen trecut 79, 1'; —
Soptmdune' mpreunä 79, 3^ Putut-aü oare-attta dor 79, 0'.
Isvoarele 'ntruna 81, 2^. Cum vlnätoru' ntinde 'n cring 58, 52^;
s. noch: 80, 12. 81, 2». 3^. 22, 122 35, 61 58, 33*. 851 SS^.
89». 3. 75, 22. 13. 72, 32 80, 43 (vgl. Syntax des RhschL). In
solchen Fällen wird das Fehlen der Pause immer ersetzt
durch ein längeres Verweilen auf der Tonsilbe.
Die Dauer der Pause in den kurzen Versen ist aber so
unbedeutend (kürzer als eine Mora), daß man sich umsonst
Mühe geben würde feste Regeln zu finden.
Es wird wohl in allen Fällen eine deutlich wahrnehm-
bare Pause (p.) eintreten: l.wenn die Reihe mit einem Satzschluf
endet, 2. wenn die ganze zweite Reihe durch eine nähere Be-
stimmung ausgefallt wird (gleichgiltig welcher Art sie ist\
3. Wenn koordinierte Satzteile durch die Pause getrennt werden.
Diese Pause fallt zusanmien mit der sprachL Eolongrenze.
Beispiele: 1. C&ci leü slnt vie, tu lesia mort 58, 24 ^
Trecu o zi, trecurä trei 58, 25* etc. sehr oft. 2. Numai leü,
rämas acelas 44, 3 3 gegenüber dem 4. Vers derselben Str.:
Bat mereü acelas drum; der erste Vers mit einer längeren,
deutlicheren Pause als der zweite. Cucuntreabä: „Unde-i
sora 35, 4^ Lucea&rul deasupra lei Gu razele-i senine 58, 25 1
Dar dacä Trei, cu crezämtnt 58, 40 ^ De astazi dar, tu fa ce
vrei 66, 2* (die Bestimmung in der ersten Reihe). De sa
ntllneste, drag cu drag 67,33; s. noch: 71, 4*. ^ 72, 2*. l 73, 1^
11 ^ 75, 2\ 3*. 76, 2». l 3. Pätrunde n casä si in glnd öS,
— 247 —
27^ lelvine txist si glnditor 58,31^ AltemSsti, aceeasipiesä,
Alte gnn, aceea|i gamä 72, 6^^; s. noch 58, 32^. 75, 1^ eto.
Die Pause in den Reihen des längeren Verses (ai4— a,e)
wird nnter denselben Bedingungen vorhanden, oder nicht vor-
handen sein, wie die Pause der kurzen Verse. Beispiele:
Fehlt die Pause aus syntaktischen Gründen: De departe 'n
väi ooboarä 55, 4. Ah! organele 's sförmate 54, 148. 56, 34^.
52^; aus metrischen: Clod incheie c' o privire || amoroasele
'n^elegeri 54, 125b. Drept 8tiin|ä-aylnd fn minte 53, 262a (V).
lei zboar' — o vijelie 56, 54^ trotz der Bestimmung, die die
zweite Halbreihe ausfallt Die Pause ist vorhanden: 1. Ge
ai I de dnd pe sinu^i 56, 45 ^ lei zboara, | vlntul gerne 56,
53^ Tlrziü, | cäci faptul zilei 56, 55^ Arald! | nu vrei tu
firuntea 56, 38 ^ Unde's sirurile clare || dln via^-mt, | sä le
spun? 54, 147 b. Indräsnesc, | ca sä rosteascä 53, 254 a. 53,
209b. 218a. 2. Cum nu vii tu, | Tepes Doamne 53, 279.
Venind, | can somn lunatic 56, 35^; s. noch 53, 255 a. 54, 127 b.
55, 13b. 56, 521 40*a etc. 3. Via^, | tinere^ea 56, 38^. Prin
vlnt, I prin neguri vine 56, 34 ^ Glnd pe-un col^;, | cind pe alt
colt^ 55, 7b; s. noch: 53, 217a. 226b. 249b. 280b. 54, 127a.
143a. b. 56, 39^b.
Die Pause nach der 2. Tonsilbe ima^j— ajgistbis auf
sehr wenige Fälle immer vorhanden (vgl. Bhschl.) aber 51, 139
metrisch unmöglich: Astea toate te apropi^j-e de dtnsii.
Die Pause nach dem Versscbluß der aj2 — ^6 ^^^ nicht
nur durch die feste Tonsilbe, sondern auch durch den Reim
bedingt, sie ist immer vorhanden; nur wenn der Versschl. ein
syntaktisch schwacher ist, hat sie nur sehr kurze Dauer. Für
das Fehlen der Pause nach Versschl. s. unter Versschl.
6. Reihenschluss und Versschluss.
Der Rhschl. ist der Lautkomplex (ein Wort, zwei VP'örter
oder nur Silben eines Wortes) von der letzten festen Tonsilbe
an gerechnet, der vor der Pause des Verses steht Er kann
oxytonisch, paroxyt., proparoxyi und viersilbig sein, z. B. Trecu
— 248 —
o zi I 58, 25*. R 3, 5. Clnd unul trece | 69,2^. P. 3, 10. Lucea-
färul I de-asupra lei 58, 25». P. 103, 7. P. 104, 3. 19 Vintu-
rile 1 valurile P. 1, 4. 8. 12. P. 2, 4. 69, 8>. Die Langwilen
(ajj — ajß) haben nur oxyt. oder paroxyt. RhschL (1 oder2silbig;.
Nicht selten wird der BhschL von zwei einsQbigai
Wörtern gebildet: De ce uita^, ca'n voi le 24, 11 ^ Cu
umbre, care nu slnt 24, 8^. Cäci va muri, clnd nn ya 24, 23-.
Häufiger sind solche Rhschl., die die Praep. In abgekürzt m
n oder unbet. Formen der Personalpron. oder des Hilftrerb.
enthalten: Mt-ar fi parut mat bine n || pämlnt 56, 8^. 0 arati-
mi-te earä n 54, 23. Si de-aceea tot ce misca n 53, 130. Con-
vins ca voi lel teste 'n 24, 26*; — Ca sä steie tnainte-mi
53, 104. Te fale^tT, cä Inainte-fi 54, 123. Räsärital lei
päzlndu-I 54, 10. Ea sä prinde de grumazu-i 54, 60. 55, 34.
Clnd put capul tu pe pieptu-mi 55, 91; — La Nicopole yazut.
ai 53, 163. Fulgerele adunat-aü 53, 93. Cäci Tlntul aduDat-a
56, 50^. Besonders häufig sind diejenigen mit angehängten
unbet Pron.
Die Art des BhschL bestinmit wesentlich den Bhythmas:
oxyi Bhschl. — steigender Bhythm. paroxytonisch (z. T. pro-
parox.) — steigend-fallend, proparox. (viersilbig) — fallend.
Je nachdem die Yersschlüsse eines Gedichtes derselben Kaie
gorie angehören wie die Bhschl. oder verschieden sind, ergibt
sich ein eintöniger oder mannigfacher Bhythmus.
Wie der Beim so kann der Bhschl. — vom a^ (= ag) auf-
wärts — auch ein regelm. parozji oder oxyt. sein. Ed
regelm. paroxyt. BhschL findet sich in folgenden Gedichten
(nach Versart geordnet): 13. 1. 7. 9. 17. 19. P. 29. 4. 6. P.96.
5. 10. 16. 24. 28. 33. 42. 43. 45. 48. 56. 70. 74. 95. 96. P.7.
P. 32. P. 51. P. 67. P. 83. P. 91. P. 107. 12. Conv. 302. 387.
391. 394—396. 68. P. 21. 14. 15. 18. 20. 21. 23. 51. 52. 53.
54. 55. 86. Ausnahme machen nur wenige Verse: P. 51, 2. 7.
P. 71, 16. P. 29, 8. 52, 56(?), welche oxyt BhschL haben.
In 7. haben nur die aj^ (=» a^o) den paroxyt. BhschL aberzQ
gleicher Zeit regelm. oxyt. Versschluß (Beim). Diesen Wechsel
zw. paroxyt. und oxyt. im BhschL und Versschl. zeigen noch:
— 249 —
48. 70. 74. 96. P. 29. Denselben kannte auch Logofatal Conachi
(Anfang des 19. Jh.). Das betreffende Gedicht: 24 Verse, a^^
(= a^o) Typus 5, 10 teilt 6. Bogdan-Duicä auch in „Convorbiri
Literare^ 37, 171 mit. Ein regelm. oxyt. Rhschl. kommt sehr
selten vor: P. 96 (6 Verse) 58, 14 (4 Verse, zugleich Binnen-
reim) und (85) bei regelm. paroxyt. Versschi. Alexandri, Bolin-
tineanu, Vläbu^, Cosbuc beobachten auch den regelm. paro-
xjt Rhschl.
Eine größere B.egelmäßigkeit als im RhschL tritt im Vers-
schluß hervor. (Ein * bedeutet, daß nur eine Str. oder ein
paar Verse Ausnahme machen.) Regelm. paroxyt. Versschi,
haben: 27. 35. 37. 38. 39. 40. 41. 50* 59* (60). 62. 68. 72. 78.
(85). 90. 91. Postumen: (11). 19. 21. 43*. 55—62. 65. 94. 97.
99. 101*. 106. 109. Conv, 302. 405. 406. Ein proparoxyt Reim
wird durch Abf. eines ä in 56, 50. 23, 25. vermieden. Regelm.
oxyi Versschi.: 46. 48. 70. 71. 74*. 88. 96. Postumen: 14. 29.
40. 80. 86. 97. Conv. 392. Regelm.-wechselnd. paroxyt.:
oxit: 3—15. 19. 21. 24. 36. 49*. 57. 58. 65—67. 69. 73. 75—77.
79. 81—84. 87. 92. 93. Postumen: 3. 6* 8. 15. 22. 23. 27*.
30. 35. 38. 45. 46. 47. 49* 54. (Sonett) 66. 77. 79. 87. 89. 96.
und Conv. 389. 391. 400. 401; regelm.-wechselnd. oxyt-pro-
paroxyt:2.P.63; regelm.-wechselnd.paroxyt.-proparoxyt.:
94. P. 28 und Conv. 394; regelm.-wechselnd. paroxyi-vier-
silbig: P. 1. Conv. 390; regelm.-wechselnd. paroxyt.-oxyt.-
proparoxyi: P. 103*.
Ausnahmen: 24, 1 hat alle 5 Versschi, paroxyt.; 74, 5. 6.
sind auch paroxyt. In allen anderen Gedichten wechselt der
oxytonische mit dem paroxyt. VersschL unregelmäßig, aber
so daß der paroxyt. bedeutend überwiegt
7. Syntax des Reihen- und Versschlusses.
Der Reihen- und Versschluß ist syntaktisch fest dann,
wenn mit der Reihe oder mit dem Vers zugleich ihr Inhalt
abgeschlossen erscheint. Der Rhschl. in a^ — ag ist wegen der
Unmöglichkeit mit zwei oder drei Wörtern jeden inhaltlich
— 250 —
abgeschlossenen Gedanken aussprechen zu können syntaktisch
ganz frei behandelt (freier, scheint es, als z. B. bei Bolinti-
neanu und Cosbnc). Diesbezügliche Beispiele sind deshalb
nicht nötig (s. die unter Pause angefahrten).
Reihenschluß. Schwach sind jene ßhschL (undYeis-
schL), nach welchen aus syntaktischen GMnden keine Paose
gehalten werden kann, z. B.: Pfin' ce izrorasc din yeacari
stele, una cite una 53, 171. Pärul lei cel negru'n yalun | de
mätase sä desprinde 53, 16. Astfei incäpat pe mina | a oii-
cärui, te Tor drege 51, 135. Astfei !n a veciniciei | noapte
pururea adfncfi 51, 71. le, cfi de'nceteazä || lucrul, foamea ncepe
1, 30; vgl. noch: 1, 3. 4. 5. 14. 21. 25. 26. 31. 37. 38. 48.49.
58. 60. 61. 4, 6». 8*.^ 9^ IIK 5, 4^. 9>. 6, 3^. 6^ 7, 5l 9,3'.
10, 42. 12, 3^ 51. 2. 6K 1\ 12^ 13^ 13, 1^. 4*. *. 6^. lO* 11^-
121. 14, 22 3. 43. 51. 6*. 93. 10^ n\ 15, 12. 5*. 6«. 8*. 15^.
16,21. 17, P. 52. 6*. 101. 111. 132. 21,5^.^6». 10^ 11*. 23,151
26^. 24, 11. 3*. 101. 111. 23^ 33^ 33, 3.6. 19. 21. 48,32.51
118. 119. 143. 53, 3. 49. 79. 201. 244. 54, 9. 56. 66. 110. 55, S.
21, 86. 171. 56, 10». 12*. I52. 171. I81. 32^ 39^ 48*. 70,8.9.
19. 74,8. 12. 85, 1^ 21.2.3. 31. 43 4^ 54, gi. gg^ x. 4.8.9. M
17. 31. 36. 54. 62. 96, 31 \ b\ 6*. %K Postumen: 7, 12. 21, 1*2.
32, 1. 12. 13. 53, 1. 69, 3. 4. 10. 70, 13. 23. 71, 5. 11. 72, 7. 83,1
84, 26. 92, 12. 19. 93, 2.
Oft finden sich stärkere Pausen innerhalb der vorderen
oder nachfolgenden Reihe als nach dem Rhschl. z. B Arald
Incremenise || pe calu-i, — un stejar 56, 53 1. Arald! Denumä
nsalä II privirea, tu lestl mort 56, 45^ Si clnd sä ntoarce,
ochii II lucesc de voie bunä 56, 44*. Si Incllcit Te pärul [ Inl
negru, gura-sT stringe 56, 3^ Nu träi^i voi, ci un altul(Ta
inspirä, lel träieste 54, 101. Las' sä leg a mea via^ Q de a
ta. In bra^e-mi vino 53, 17. Ebenso, außer den oben ange-
fahrten schwachen Rhschl.: 1, 41. 46. 4, I6I. 5, 3^. 71. \ ^ 7, 5^
9, 2^. 12, 5*. 13, 43. 14, 11. 111. 15, 1*. 18*. 16, 31. 17, 61 \V.
20, 33. 8^ IP. 141.2. 151. 21,52.^6. 23, 18*. 19*. 232. 27\
24, 3*. 132. 232.3. 375. 402. 42». 51, 17. 28. 41. 126. 139. 51
1. 5. 33. 53, 5. 111. 123. 125. 134. 213. 218. 219. 230. 260.
— 251 —
54, 103. 105. 147. 55, 49. 73. 90. 114. 115. 151. 244. 56, 3».
4^. 5^. 16*. 332. 42 ^ 47^ 51* 53*. 70, 15. 20. 86, 5. 16. 25. 29.
37. 41. 58. 85. 95, 6». ll^. 96, l^. 2^ 2 6. e. 34, 6 54, 6, g4, 10«
11*. 6. Postumen: 7, 13. 8, 3. 21, 3. 52, 7. 67, 7. 15. 68, 29. 70,
19. 72, 5. 75, 5. 107, 1. 6. 16. 108, 8. In den Sonetten kann
von einem synt. schw. Rhschl. nicht die Rede sein.
Wegen der unmittelbaren sjntakt. Zugehörigkeit zum
folgenden Worte oder Satz bei Praep. Konj. Pron. Art Hil&-
verb. im Rhschl. oder YersschL sind solche Verse bei E. als
besonders charakteristisch für ihre freie sjnt. Behandlung von
Seiten des Dichters hervorzuheben. Praep. im Rhschl: Si
dacä pentru || sufletul meü 13, IP. Mi-ar fi pärut mai bine
'n II pämlnt sä mä cufund 56, 8^. 0 aratfr-mi-te larä 'n ||
haina lungä de mätasä 54, 23. Inflorea cärarea ca de | pasul
bllndei primäveri 53, 7 s. noch: 14, IP. 17, 1^. 24, 37*. 40*.
53, 130. 174. P. 29, 10. Konj. in Rhschl.: Cäci de peaträ
de-ar fi, f ncä || s oncälzi de-atlt amor 86, 75. Gu rluri de föc
si II cu poduri de-argint 17, 7^ Dar, zice mama, dacä || te ya
cuprinde bine P. 52, 4. 86, 84. 51, 6. 96, 6*. Pron. in Rhschl.:
Pä 'n ce-un fior de moarte 1 || coprinde diminea^a 56, 44*.
Colbul ridicat din care-^i || 'l-o sufla din ochelari 51, 114.
Fär' a sti, sä spunem, care || ar fi mai nenoroci^ 51, 90; s.
noch: 1* 14. 21. 12, 5*. 13, 10». 24, 22*. 34*. 33, 16. 45. 21.
P. 52, 3. P. 69, 5. Art. im Rhschl.: Sä lubirä cele || douä pro-
letare 1, 53. Vedeam ca 'n vis pe-al || meü inger de pazä 19, P.
Hilfsverb im Rhschl.: Cäci tn^elesul teste || acelas la to^i
dat 24, 40*. Cäci va muri, clnd un va || avea, la ce träi 24,
23*. Mi-e dor . . . asa Imi le || de dor, Incit mi-e fricä P. 51, 2;
s. noch: 1, 58. 23, 17^. 24, 1V{?). 53, 112(?). P. 73, 1.
Yersschluß. Synt. tadellose Yersschlüsse in allen Versen
haben z. B. 3 und P. 35 ff., aber, entgegen den Anforderungen
der franz. Metrik, kann und wird in der rum. Kunst-
dichtung an den synt. schwachen Yersschl. im allgemeinen
kein Anstoß genommen, — deshalb werden auch viele der an-
gefahrten Belege problematisch erscheinen können, — dagegen
in den Volksliedern die synt. Abgeschlossenheit des Verses
— 252 —
die Regel ist. Bei a4, 85, a^ kann von einem synt. festen
Yersschloß überhaupt nicht die Rede sein. Die große Freiheit
in der synt Behandlung des Versschi, solcher kurzen Verse
veranschaulichen die Variationen des Themas: „Mal am an
singur dor" 81-84. P. 77 und P. 40. P. 80. Bei a,, a^ ist die
Zahl der synt-festen gegen&ber den schwachen VersschL weit
großer. Ein schwacher VersschL wäre z. B. Cind prin cresgi
sa fi ivit Luna'n noaptea cea de varS 22, 10^ oder Cazefirii.
ce adie Cinturf dulci ca un fior 11, 3^. LingS lac, pe cftre
norii Ali urzit o umbrä finft 27, 3^. Si ascult, cum inväisnl
De la cSr^i XeX lmi-1 rod 29, b\ Toate inflorind din nila
Codrului, Märiei Säle 30, 1^. Si vorbesc cu-atlt de multeh-
^lesuri 35, 3^ Cucu 'ntreabä: „Unde-i sora Viselor noastre
de varä 35, 4*; s. noch: 2,2^ 4^. 4, 161 44,4». 46,2». \ 64, 11^'.
13^ 65, 33. 66, 13. 2\ 31 A\ 5». IKK 8K\ 9\ 69, ll 4». 71
3^ 51 9^ IV. 3. 72, 51. '. 6K 7\ 75, P. 4^. 77, 2^ 79, ll 2».^
4^ 3. 81, 11. \ ^K 2». \ ZK « **. 83, 1». 87, 2». 88, 5». 89, 1«.92,
2K 3. 93, IK 2K 96, 10*. Postumen: 1, 3. 7. 11. 2, 3. 3, 9. 4,3.
10. 6, 3. 11. 15, 3. 5. 7. 11. 16, 7. 23, 1. 5. 26, 1. 31, 10. 38,5.
9. 39, 1. 65, 7. 79, 1. 10. 94, 1. 95, 7. 97, 1. 98, 7. Vom a,«
aufwärts sind synt schwache VersschL Terhältnismäßig seltea
am seltensten im a^s und a^g in welchen auch der RhscU
im allgemeinen fest ist Als Beispiele genügen folgende: Asi
striga: 0 motänime, motanime. Vai! Haram De-al täii suflei
20, 123. Toiagul meü s atinge incet de vlrful stemii RegestL
si . . P. 69, 30. Focul meü a-1 stinge nu pot cu toate Apde
märil 60, 1^. Vreaü sä männec de dulcea 'nväpäiere A celm
suflet 62, 2 3. Gare, cum rar sä inttmplä, ca sä meditezepun^
Urechile, ce's prea lunge 15, 3^; s. noch: 23, 8^. 20*. 24, 16^.
17^ 193.4. 243. 273. 28, 36. 54, 130. 139. 141. 55, 23. 59. 144.
176. 56, AK 40*. 60, 23. 31 43. 53. 62, 13. 70, 17. Postumen:
11, 3. 7. 12, 10. 15. 52, 2. 60, 2. 61, 9. 62, 9. 67, 5. 70, 29. 72.
16. 73, 11. 83, 12. 84, 21. 85, 4. Für stärkere Pausen inner-
halb der Reihe als nach VersschL — Enjambement — ■ ▼?'•
Ridicä ochii, vede Luceafarul si ncetisor 58, 90^ Din cärarea
ta afarä De te ndeamnä, de \e chiamä 72, SK Spre castel
— 253 —
vr' odatä ochii N'am intors si totu|i pling P. 6, 9, leste Ea.
Defarta casft Dintr'o data 'nu pare plinä 29, 10'; noch: 29, 2^.
8^ 30, i\ QK SK 9\ 13*. 31, 3^. 35, 4'. 36, 1', 4K 44, 2^ 7'.
46, 4». 49, 6^ 50, 5». 58, 4^ 6^ 9*. 28». 29^ 44*. 49^^. 50^
52*. 55^ 57'. 58'.». 59^ 61*.». 62'. 65M 67^. 68'. 69». 70'.
78'. 812. 833. 841. 88'. 94». 59, 1'. 3'.». 64,2'.». 8'. 67, 1'.
69, 3'. 71, 7». 72, 32.». 7^ 73, 72. 76, 1*. 5'. 9'. 10'. 77, 3'.
79, 1'. 87, 1». 4'. 88, 2». 3». 4'. 94, 1». Postumen: 3, 1. 5. 9,
II. 10, 1. 25, 1'. 39, 9. 44, 15. 45, 5. 46, 3. 7. 11. 15. 97, 1 oder
in langen Versen: Ca pe-o repede'n miire de mici unde o
aeterno Ea, copila 54, 51. Ca lanr vecmic verde in pSm-i
alb, toiagul De aar si 1 ridicä P. 69, 12. De cind ySzai
aceasta, am stat mereü pe gindari Sa' mi stimpär Ificomia?
P. 68, 8; s. noch: 1, 43. 6, 5^ 15, 3^. 23, 202. 25». 24, 3'. 2. ».
6».*. 23'. 31i 33'. 2 35*. 37*. 422. 28, 33. 38, 1'. 43, 10. 51,
3. 5. 124. 130. 131. 133. 141. 52, 30. 35. 71. 79. 53, 35. 47.
III. 168. 207. 252. 54, 5. 27. 33. 73. 113. 55,9. 56,2». 21'.
24». *. 26*. 33'. 35'. 62, 2'. ». 86, 49. 51. 60. 79. 83. 84. 90, 1».
3'. 42. 95, 7'.». 96, 1». 2'. 8*. Postumen: 21, 3. 6. 51, 6. 14.
56, 1. 57, 3. 58, 5. 60, 6. 68, 1. 12. 69, 10. 16. 73, 3, 74, 9. 75, 5.
84, 12. 93, 5. 101, 2. 102, 14. 16.
Als syntaktisch besonders schwache Versschl. sind solche
anzufahren, die Eonj. Praep. etc. enthalten. Konj. im Versschl.:
Sä mä 'ngropa^t, pe clnd Trec stoluri zburlnd 83, 1'^. Pot
sä mai re'nviü luminos din iel ca | Pasärea Phoenix? 60, 4».
De-01 urma sä scriü In yersuri, teamä mi-e, ca nu cum-va
Oamenii din ziua . . 52, 79. Virtutea pentru dlnsii — ea nu
ezistä. In sä V'o predicä, cäci trebue 24, 5'. Prichiciu, mo-
tanul hamic si dragul mamei . . Par'cä Saude In feresti
P. 51, 6. Praep.: le un adinc, asemene Uit&rii celei oarbe
58, 70». Cäci te-a cuprins asemenea Lianelor din apä 67, 7».
Pron.: Nicht so auffallend: Asi vrea, odatä 'n yia^ tu Sä
te inal^i in sus 46, 2» als Sau ca popä colo'n templul inchinat
fiin^e-T, care Dupä chip . . 20, 12' und Fulgerele adunat-aü
contra fulgerului, care In turbarea-i . . 53, 93, wo nach care
nicht unmittelbar das Prädikat, wie oben nach tu, sondern
— 254 —
eine Bestimmung folgt Verb, anx.: Na le nimic si totas
le 0 sete . . 58, 70 ^ Azi abia Tedem, ce steaipä si ce aspii
cale teste Cea, ce poate . . 52, 71. l^ie |af-a fost sor* inddimg.
com umbra-e Sora luminei P. 12, 3. Art: Si de veci zäpezl
ca gtndirea trisifi-a Zeului Wuotan P. 12, 15.
8. Metrisch schwacher Reihen- und Versschlnss.
Wichtiger als die synt.-sch wache RhschL und VersschL
und besonders charakteristisch für die Metrik £js sind die
metrisch schwachen.
ReihschL: De-ai fi noapte-asi fi luminä 4, 14*, wo die
y. Ä. zw. noapte und asi, ünei gin^i, ce &rä Yia^ ngreula
pämtntul stors 21, 11^ wo der a Abf. des i aus Ingreuia keine
Pause nach der ersten Reihe zulassen. Ebenso: Olnglna ntreaga
noapte 32, 5^. lel le ^ine 'mbrätisate 32, 8^ Recea cumpän
a glndirii 72, 31 Vin* lubite, 'nconjura-voi P. 23, 1. Hierfcer
gehören die RhschL, die die Praep. in = n und unbet Pron.
enthalten; s. noch: 6, 1^. 8, 6^ 13, 7*. 9». 24, 26 ^ 37*. 40«. 25.
14^ 15*. 27, 2\ 29, 31 30, 2\ 32, 3^. 36, 6». 40, 4^ .54, 23.
55, 67. 56, 83. 44^ 86, 105. 72, 8^ 76, 10 K P. 96, 6^ P. 58, 3. P. ^^Ö.
12. 14. P. 70, 11. L. P. 161, 6.
Versschi. Ridicä un gräunte din sarcina greoaie-A
miseriei comune P. 89, 12 (V. A.). Spre-a incapea ca miia
räsufletele hlde-A tiranilor, ce pier 12, 10 ^ lele stimesc
In suflet idea neferice-A perfec^iei umane 24, 16^ wo eine
Verschleifung keine Pause nach Schluß des Verses zuläßt Auch
89, 1^ kann in diesem Zusammenhang erwähnt werden: L-am
chemat in somn pe Eama — Eama-deva, zeul indic.
9. Zäsuren.
Wirkliche Zäsuren wären folgende: A nop^ PS^^
cä umbrä, usoarä 4, 1 \ La cel, ce In carce || re pllnge amar
7, 4^ De ale pati || milor orcane 13, 3*. Astea toste te
apropi II ie de dinsii. Nu lumina 51, 139. Triumfiil? Ce üsor
^i-i A II re vre-ünul nebunie. Conv. 387. Hier kann auch ge-
— 255 —
lesen werden, indem A (aus Are) die RhschLpause ansfolli,
also der Vers ohne Pause gelesen wird. De ce-a^tep^ sfi-1
für de B pe ochii-^ . . . P. 29, 11.
in. Der Beim.
1. Reimarten.
Der Reim ist „der yokalische oder yokalisch-konsonan-
tische Gleichklang der letzten Tonsilbe am Schiasse Ton zwei
oder mehr Versen, eyentuell auch der ihr folgenden nach-
tonigen Endsilben'' (s. Stengel §§ 16, 141).
Die nun. Volkslieder lassen dagegen öfter eine unbet.
Wortschlußsilbe mit einer betonten reimen, aber nur in
solchen Liedern, die gesungen werden und darin ist einzig
und allein der Ghrund dieser Eigentümlichkeit zu suchen.
Eminescu läßt auch ein paarmal solche Reime mit unterlaufen,
z. B.: Ca si leü trimite-vöü Ce-i mai mindru pe la not 53, 186.
Sil confie clmpulüi Crinii albi ai slnulüi 4, 15 ^ ®. Din cln-
tarea sferelör . . Ingerii o cintän cor 11, 7 2; s. noch: 11, 9^
58, 6». 63». 70». 67, V. P. 5, 2. P. 30, 9. P. 104, 11. Dann wäre
ein Reim wie folgender: Cine sunä n cetine Doini^ pri^tine
P. 76, 7. 8 oder Indrägi-i-ar ciörile. Si spinzurätörilö 80, 61. 62
ein Doppelreim.
Reimarten. 1. Der vokalische Reim. Ozyt: aratä 58, 51.
asemene 58, 70. räsäri 58, 79. facu 58, 47; — oxyi-assonantisch
(s. Stengel § 144): pustii — nu-mi vii 88, 6. sträbätü — viia^
tu 46, 2; — oxyt.-reich.: place — stiü ce 75, 1. uita — a ta
42, 1. 2; — paroxyt.: maruntaie — väpaie — saie 56, 30.
pustiie — argintiie — Mariie 56, 46. fer&struie — gälbuie 55,
179; — paroxyt-as.: bälate — vftpaie 54, 49 und voriges Bei-
spiel; — paroxyi-reich. —
2. Der Tokalisch-konsonantische Reim. 0 x y t. : pat — ferme-
cat55, 75.76. noroc — loc58,77. mic — nimic58,57; — oxyi-as.:
pitic — nimic 52, 31. plecat — caden^t 24, 35; — oxyt.-reich.:
nimic — mic 51, 33. destem — et<Sm 69, 8 (zugleich as).
— 256 —
parozyi: nalte — Incalte 22, 1; paroxyt-as.: Heliade — lere-
miade 10, 4. vr o Ifmbä — go schfmbÄ 53, 1; — paroxyi-reict:
cu tr&Qur — tremur 76, 4. sft te'nchfpui vel chipu-i 72, 4; -
proparoxji: aripele . — dipele 2, 4. poienele — spitncende
53, 184. 190; proparoxyt.-as.: ca dipele — aripele 63, 20; —
proparoxjt-reich.: aleglndu-te — raglndu-te P. 111, 1; — Tier-
silbig: malnrile — valurile P. 1, 2. 4. P. 1, 6. 8. 10. 12. cin-
turile — vlnturile P. 2, 2. 4. vierailbig-as.: cu flamurile— cn
ramurile 53, 188. viersilbig-reich.: —
Oft bilden enklitische Wörter den Reim mit; z. B. arat-o
— adorato 39, 31 clipä-i « le) — pipÄi 55, 89. chipu-i-in-
chipui 72, 4*. Iata-1 — tatäl 51, 51. aleglndu-te — rugindu-te
P. 111, 1. urma-va — presura-va P. 68, 29. 30. Tisa— pUnsu-
mi-s'-a 80, 2; s. noch: 30, 8. 53, 18. 54, 62. 67. 131. 39, 1'. 2^.
38, 2K ^. 66, 102. Postumen: 92, 17. 17, 14. 55, 1. 4. 13, 2. 9,10.
90, 6. 10, 6. 8, 16. 55, 4. 32, 13. 51, 6.
2. Orthographie und Orthoepie der Reime.
Die mangelhafte Orthographie, gram. Bücksichten etc. ver-
ursachen, daß tadellose Reime zu gleicher Zeit nicht auch ein
gleiches Schriftbild haben, z. B. päm^nt oder pämlnt reimt
mit sunt (42, 24. 51, 141. 56, 2. 86, 80. 58, 62), welches letztere
aber sint auszusprechen ist (Cosbuc schreibt es slnt). Wie
unsicher die Schreibweise dieses Wortes ist, zeigt P. 41, 20.
wo es mit 7lnt reimt und dementsprechend slnt geschrieben
wird, aber gleich im folgenden Vers P. 41, 21 schon wieder
sunt. Ebenso steht es mit cuv^nt reimend auf p&nint
Es wird kein Unterschied gemacht zwischen den DiphÜ^
ea und la. Es reimen tadellos viia^ (geschrieben TiafS) mit
verdea^24,4 oder abia mit mea, mosneagul — tolagulP. 69,11-
Nicht hierher gehören die Reime in cearä-si — laräsiP.öö^i
denn e in cearä hat nur orthogr. Wert, ce = ö, ghta^ "
viiatÄ 24, 4, Maghiari — Tätari P. 36, 24, wo hi nur das
mouillierte g bezeichnet <=» g.
Das End-ü wird nicht gehört: fiilgi (= fol^) und giulgio
— 257 —
(=gulg) ist reiner Beim; ebenso nrechi — vechlü (— ureM)P.49,
12, nu e (nu Xe) — sne (suie) 87, 3, nim&ntif e — nu e (=nu le) P. 9,
10. 12; — gratit — adoratel (— adorati) 54, 37. 38. Der Beim in
meü, teü ist wahrscbeinlich mt&ü — täü zu sprechen, denn meü
reimtauf r&ü 76, 11; Dumnezeü(=äÜ)— täÜ 80,49 — miäü 13,9.
Das 1 nach c, g, ^ z, s, j wird nicht gehört Es reimen
gut: vlrtej mit vitejf, luvest — pre^ Inghe^ — dimine^i (43, 13.
14), ros — intunecosf, räboj — coji, sezt — Ingenunchez, azY —
viteaz, cazt — obraz; in Corregio (richtiger Correggio) — tn-
^elegi-o 54, 131 geht die ii Orth. und Aussprache mit der
rum. Hand in Hand.
Es reimt imBum. einfacher Vokal mit DiphtL oder Diphth.
mit Triphth. oder verschiedene Diphth. miteinander (z. B. ea
— oa — ta), wenn der zweite Bestandteil (bei Triphth. der dritte
Yok.) dem einfachen Vokal gleich ist Hier führe ich neben
E. auch ein paar Beispiele aus Alezandri und Cosbuc an. Die
Zulassigkeit solcher Beime im Franz. weist Tobler S. 103 nach,
wo er für dieselben im Provenz. auf Bartsch verweist
eabä — abä 58, 48. eagä, agä 55, 99. AI. I, 159. G. II, 118.
ea^ — a^ 56,44. AI. I, 647. C. I, 97. ea^— Ta^ — a^ 24,4.
AI. I. 466. 504. C. I, 96. easä — asä 58, 21. 34. C. II, 135. easca
— ascS AI. II, 132. eam — am C. H, 82. eazä — azä 56, 13. AL I,
350. earÄ — arä 23, 8. C. I, 24; — iag — ag 58, 16. lar — ar
81, 8. C. I, 101. larä— arä 39, 3. 4. C. II, 77. latä — oatä — ati
23, 7. 37, 1. lata — ata C. II, 86. lata— at« 56, 36; — Jesc —
esc AI n, 128. Terä — erÄ 52, 26. tere — ere 58, 28. AI. II, 135.
lel — el P. 73, 7. AL II, 287. I, 343. C. 1, 100, 109. U, 15. 72.
leri — eri 76, 5. C. I, 32. 92. ler — er 53, 127. C. I, 29. AI. I,
158. tevei - evei C. I, 29. teü — eil 58, 33. 42, 38. C. I, 21. 92.
U, 75. lept — ept 50, 2. 89, 4. C. I, 99; — ios — os P. 53, 1.
AL I, 160. loarä— oarä 51, 9. 151. loasä— oasft 11, 8. toase —
oase AI. II, 138. 383. lobT — obi 52, 29. lunÄ — unä 15, 16.
luni — uni 53, 216. lurea — urea 57, 4; — oacä — acä — eacft
28, 13. 7. oate — aie 53, 145. oajä — ajä 55,203. oalä— alä —
lalä 52, 37. 17, 15. oape — ape 58, 20. C. U, 73. oas&— asÄ —
toasft — eazä 54, 24. 11, 8. 15, 17. C. 1, 98. oastrÄ— asträ 53, 207.
Weigand, U. Jahr«8b«rloht. 17
— 258 —
C. II, 76. oatS— atä — lata 45, 5. 37, 1. C. I, 9& InfolgedeM
könnten Reime wie j^acft — iacft, ^ag — lag, ipastra — 9utn
zn den reichen gezahlt werden.
Ein unterschied zw. o£Fenem und geschlossenen f e, 9 o
scheint in der nun. Beimtechnik nicht beobachtet sa werden
Hierfttr spricht auch der Beim in 39, 1^. evlavii — ascolta-Tei
Insenina-yei — asa yü, wo das enklitische yef etwa tu ausa-
sprechen ist, eine sonst dialektische Aussprache.
Diese Annahme — einer dialektischen Aussprache — ge-
winnt an Wahrscheinlichkeit durch den bei E. YerhaltnisiDiEig
öfteren Gebrauch dialektischer Formen, welche im Beim an
sichersten zu erkennen sind.
3. Dialektische Reime.
Dialektische Beime können unbewußt (Volkslieder) odef
bewußt (Kunstdichtung) verwendet werden, in der leizimB
wenn dem Dichter augenblicklich ein Beim aus der Schiifr
spräche fehlt oder es in dieser keinen gibi Ob und inwieweit
E. überhaupt bestrebt war dialektische Formen in die Schiift^
spräche einzufuhren, laßt sich heute noch nicht feststelles, d&
es bis jetzt noch an einer derartigen Untersuchung feUt
Solche dialektische Beime sind folgende: cura («»» cuige) --
gurä 28, 33. bra^a (= bra^e) — fa^ft 39, 3^ P. 79, 5. 58, 31
coasä (-e) — groasft 1, 34. izYoara (-e) — comoarä — fecioa»
P. 68, 9. 51, 9. crita, cridä (= creta) — zugrÄvitä 55, 13. »
'ntoar8ä(e) — reyarsä 58, 822 ades&(e) M. — piesä 72, 6'. *
(|ed) — Täd 55, 125. place (-cea), täc6 (= cea) — nu stifi ce
75, 12. K 32. *. nante ('nalte) — diamanteß, 1*. lnduIo§ere(=««
— durere 23, 26. Impräftiet (-at) — Incet 25,21. surid — tocty
24, 4. acopär (acopere) — descopar 23, 25. foaric (-ec) -
Garrik 20, 10. amestic (-ec) — domestic 52, 63 auch cer 58, 50.
14, 3. 7, 8 muß wie 58, 82 cer¥ gelesen werden, denn es reimt
mit Jeri, ceri (Verb.) dureiT, primäveiT. So siod auch folgende
Stellen zu beurteilen, wo im Text nicht die dialektaschea
Formen angesetzt wurden: ftloa8ä(e) — luxoa8ä(e) — ap>^
— 259 —
24, 6. dei-|i (»= de6-|i) — iei-;i 55, 47. biizS(e) — anza, miizft
P. 17, 2. &uiizft(e) — pätnmzft P. 49, 5 (der Beim frunzft (Sg.)
— pfttnmzft findet sich L. P. 130, 7 woselbst Vers 3 — 14 als
Quelle des Qedichtes P. 49 f. gelten maß), lanic(ec) — unio
P. 107, 16. oa8fi(e) — dusmänoasft P. 68, 19. lacrämY (lacrimi)
— consacrä-mi 86, 50. daloasä(e) — mlngäloasä P. 7, 15 ygL
Weigand: Dialekte der Gr. Walachei, Texte Nr. 55, 9. Es ist
sicher, daß wir auch hierin einen Einfluß der Beimtechnik der
Volkslieder zu suchen haben, und hierfür sind Yon sicherer
Beweiskraft die Beime: comoarft, coboarft — odoare und In-
tunecoasft — frumoase, paza — läse in seiner Tolkstümlichen Er-
zählung CiOin Nebunul L. P. 124, 15. 16. 17. 20. 21 und 125,
31. 32, wo jedenfalls odoarä, frumoasä, lasä zu lesen ist; ebenso
undi-s (bb unde-s) reimend mit profiindis Voin^ Na^onalä 20
(1903) Nr. f&r 30. Sepi im Feuilleton.
Die oben angeführten Beime können als dialektische ge-
rechtfertigt werden. Inzwischen fehlt es in den Gedichten E.
an minder gelungenen oder direkt schlechten Beimen auch
nicht Besonders auffallend ist es, daß er bei der Mehrzahl
der Beime i mit i reimen läßt. Alexandri hat solche Beime
auch z. B. yis-rfs II, 646 aber ob in demselben Maße wie E.
und wie die alteren und die jüngeren Dichter diesen i und
i-Beimen gegenüber stehen, läßt sich heute nicht sagen. Der
MaDgel an solchen Arbeiten yerbietet deshalb ein abfalligeB
oder rügendes Urteil über Ks Beimtechnik. Hier seien folgende
aufgeführt: lune — sunä P. 49, 10. nätärüi — mizerii 72, 7
(denn 73, 12 mizerii — durerii) apari — fanar 13, 8. 15, 16.
primäven — clnt&rf 15, 1. durerei - sperärel 15, 5. asteptarä^
— yorbare^24,20. barde — moartelO,4. nep&sätoare— coboarft
24, 31. m&rü — ariJ 24, 35. str&bate-mX — patiml 58, 86. P. 78,
18. desper — dureri 7, 8. Garrik (englisch) — ;oaric 20, 10.
poezil — zei 14, 1. Instelatft — Imbälsftmate 14, 3. mumft —
atunci (vielleicht: mume — atunce?) P. 92, 21. 22. cerul — ade-
Tärul 59, 6. omftt — tftmfiet 55, 202. 57, 7. sireturi — al&turl
55, 257. ndärät-^lncet 23, 17. sfaremi P. 18, 3 ist eme Kon-
tamination Ton sfarmt und sfkrimi um es mit suflare-ml für
17 ♦
— 260 —
saflsrea-xni reimen sa lassen, poet — reväd 14, 2. ceta^— jei
P. 32, 3. h^ — dispre^ 53, 69. tftü — Elizeü 16, 5. 73, 5. nebu-
nesc — nräsc P. 71, 9. cenil — adeTäral P. 68, 31. cer— ade?fr
P. 85, 6. grlü — mleü 56, 12. ucidÄ — rldä 45, 24. rlzi — deschiri
P. 29, 6. Imnea — nume 12, 7. atit — iabit P. 71, 4. ilde -
deschide 24, 19. pämlnt — zlmbind P. 96, 2. yioriie — mlnglie
56,33. minfi — r&|mftP.67,12. agontte — mingtXe 23, 20. simple
— tlmple P. 1 10, 1. sila — filä 91, 3. 4. limbä — starlmbä P. 61, 11
bätrlni — strfiint 15, 13. prescriie — r&mfie P. 69, 17. finde —
Tide P. 72, 15. linS — bätrinft 18, 5. plinä — minS 26, 18. ruini
— bätrinä 28, 17. lucind — vlnt 7, 2. murindS — bllndÄ 15, a
pälindft — s'avlntft 7, 3. snspinlnde — sopotinde 8, 1, romlse—
senine 15, 1. rämine^ — yine^ 35, 7. sträinit — dihil 80, 37.
painjen — stlnjen 20, 5. posomorttä — pribegitÄ 24, 1. sixlns—
nelnvins 53, 104. urlte — zdrobite 15, 12. Intins-a — dinsaS&S.
aprins& — dlnsa 23, 14. strimte — simte 64, 3. snris — Tis 58, 11
6, 2. slnul — suspinul 4, 8. sin — ml(i)ni P. 75, 13. lubirim-
lirfi-mi 38, 1. 2. nvinuirea — fubire 14, 12. amfträcionea — opune
23, 22. adeseori — mor P. 5, 2. Inger — frlngeri 23, 2. 2h.
märiri — Lear (englisch) 24, 36. piept — lnd&rä(p)t P. 100, 4.
26, 8. trecate— posomorite 15, 8. sicrifi — riü 55, 124. pnstiori
— rlarl 53, 31. bnjorl — plnditor 58, 46. una — lun& 20, lü.
cäldurft — gura 22, 8. vÄT — diDtli 58, 67. friü — ilfiü 24, 26. to-
semneazä — numSroasä 15, 17. mäsoarä — tabitoare 24, 14. nepir
sätoare — coboarä 24, 31. rugStoare — marea 14, 1 1. Intoneooasa
— pletoase 53, 138. coiindelor — oglinzilor P. 28, 2. 4.
4. Reimfolge.
Über Reimfolge nnd Zahl der durch einen Reim Ter-
bundenen Verse s. S. 248 £ und die Strophentypen. Hier sei
noch erwähnt, daß E. in seinen im volkstümlichen Ton vnA
mit Yolkstümlichen Motiven geschriebenen eigenen Oedicbten
die in den Volksliedern (besonders Balladen) oft vorkommeodeo
Reimtiraden anwendet, wenn auch nicht in dem Umfiinge wie
dort. z. B. 55, 189—192 (dient zur Belebung der Schildemog)
— 261 —
63, U-T-n. P. 97, 6-8. P. 14, 1—5. L. P. 36, Nr. 101 Volkslied
und Nr. 102 dem nachgeahmt; vgl in der eigenen Volkslieder-
sammlang L. P. 84 eine Tirade von 9 Versen, ibid. 86 eine
von 14 Versen. Sehr oft — ein charakteristischer Zag
der Reimtechnik der rum. Volkslieder — werden in den
Volksliedern 3 Verse durch einen Beim verknüpft, z. B. L. P.
Nr. 107, 2—4. 5—7. Nr. 109, 2—4. 5-7. 10—12 eta So auch
in der „Doina" 80, 34—36. 51—53. 58-60 und 53, 181—183.
192—194. 61, 11—13. P. 97, 9—11. 12-14. P. 98, 1—3. 4-6.
5. Reiche Reime.
Der Tor dem Vokal stehende Eons, (oder Konsonanten)
ist auch gleichen Klanges: präg — drag 22, 12. cuTlntuI —
Ylntul 28, 19. mlnä — romlnä 53, 165. Intrebi — treU 52, 1.
tlrzue — strävezite 1, 25. capät — scapät 26, 9^. *. p&rfttl — de
räü 42, 7. 8. stiü — pustiü 56, 9. sclntei — din tef P. 78, 9. nu
le — nim&nuJe P. 9, 10. copilas — drSgSla; 58, 56. ntregt —
regi P. 32, 9. Mlntuitorului — cäl&torulul P. 24, 14. v&d Incä
— adincä P. 91, 13 etc. Es können auch die gleichen Wörter
reimen, wenn sie yerschiedene Bedeutung haben, selten mit
gleicher Bedeutung: purec (subst) — purec (Verb.) 20, 7. vÄ
(Subsi) — vii (Verb.) 80, 1. cer (S.) — cer (Verb.) 56, 10. mare
(Adj.) — mare (S.) P. 21, 19. P. 59, 14. P. 77, 2. ntimplÄ (Verb.)
— tlmplä (Subst) P. 73, 10. vinÄ (Verb.) — vinä (Subsi) P. 62,
4. 6; — ta — ta P. 14, 1. 2. parte — P. 68, 13. näcaz — P. 88,
10. gryä — 24, 22. poartä (Verb.) — 55, 231. lut — 55, 163.
Kompositum mit Simplex: alb — rozalb 23, 5. depus
— pus 23, 16. mic — nimic 23, 22. dreaptä — nedreaptS 24, 15.
tainft — destainä 24, 41. l&turf — aläturi 25, 12. pune — r&pune
55, 189. parte— departe 63, 10. face — des&ce 56, 22. P. 20,1.
duc — aduc 65, 3. tremur (Subst) — cutremur (Verb.) 76, 4. leg
— caleg96,8. dus— adusP.104,10.12.18. Murfi;— MaramurSs
P. 36, 17. pus — spus P. 45, 6. 8. trecere — Intrecere P. 64, 6.
Das Simplex in zwei Kompositis: acop&r — descopär
23, 25. desprinde — cuprinde 64, 4. cuprinzi — aprin^ 71, 11.
— 262 —
tntoTS — reiors P. 83, 11. Andere reiche Beune s.: i, 29. 43^
61. 4, 17. 6, 4. 7, 2. 5. 11, 4. 12, 1. 13, 7. 15,7. 9. 12. 20,2.21,
9. 11. 12. 23, 1. 8. 22. 24, 14. 21. 28. 42. 25, 2. 12. 26, 3. 28, 19.
29, 3. 34, 27. 42, 1. 45, 33. 51, 29. 30. 33. 117. 52, 75. 55,87
125. 135. 153. 163. 241. 277. 54, 51. 55, 109. 191. 56,5. 51
58, 5. 6. 16. 19. 39. 40. 41. 42. 45. 47. 48. 56. 57. 69. 75. W.
89. 94. 62, 1. 63, 14. 67, 5. 69, 8. 70, 15. 71, 4. 72, 4. 73, l.
74, 9. 17. 75, 1. 3. 76, 8. 79, 4. 80, 21. 41. 83, 7. 84, 7. 91, li
92, 3. 93, 3. 95, 10. 96, 1. 2. 3. 4. 5. 10. Postumen: 8, 16. 15,1
21, 13. 27, 2. 4. 10. 29, 7. 34,6. 36,26. 28. 40,9—12. 49, 1. 51.1
59, 6. 61, 2. 68, 15. 69, 9. 10. 72, 13. 73, 10. 74, 23. 80, 10. 82,1
86, 2. 10. 89, 9. 99, 2. 4. 6. 8. 105, 2. 4. 107, 5. 110, 3.9. 111,1
Als Doppelreime können folgende bezeichnet werdea:
a) bona rea — Dunft-rea 34, 27. sä ne ierß — sä ne cer^ 5^
79. vara lui — ^ra lui 80, 21. amlndarora — tntnrora 73^ 1.
de-apomil — cusururf: P. 106, 14. 16. P.34, 2. 4. murmuniri-
de-aparorl 86, 67. 68. cäire — nicäire P. 34, 6. ein TrippelreiD:
Poietic murmnr — Fantastic purpnr 4, 4. b) de-o jale wut.
mare — cälare P. 51, 9. patimele mele .— acele P. 89, 2. rindim,
rtndnrf — sctnduri 37, 3. 4. Dridri — Alexandri 15, 9^
6. Assonanzreime (s. Stengel § 144),
Binnenreime und grammatisclie Reime.
Die Reimassonanz kann oxjt paroxyi und proptroxji
sein, z.B. stelele 'n cer — päaä cepfer, turburatä — vlntants:
— primävara plinä — biata albinä; — Floare de crlng — Toat«
se stlng, Si ar tremura— Si te-ar särata P. 41, 9. 11. einin»!
sogar viersilbig: cronicarii si rapsözit — saltinbancu si Irozii
53, 195. Besonders wirkungsvoll ist die Reimassonanz io
Sonetten P. 60 nnd P. 62: cetate — noapte bäte — Intonecate*
mele vinä — de vinä — calde plinä 40, 1^*. 2*. laegeo di'
Verse weit voneinander, so ist ihre Wirkung nur eine schwacbe
z. B. P. 62, 9. 12. suferin^a — credin^. Andere Beispiele &:
1, 5. 9. 35. 55. 65. 67. 78. 4, 2. 4. 8. 12. 14. 15. 18. 19. 5, 1
5. 6. 7. 6, i\ 7, 2. 4. 8. 8, 3. 4. 8. 9, 1. 5. 10, 4. 11, 1.9. H
— 263 —
1^ 2. 5. 6. 9. 10. 12. 13, 8. 14, 4 (zweimal). 6. 10 (zweimal).
12. 15, 2\ 4. 7. 8. 10 (zweimal). 11. 14. 17. 19. 16, 2. 17, 4.
18, 1. 19, 1. 2. 20, 7. 11. 14. 21, 4. 6 (zweimal). 9. 12. 22, 4.
23, 13. 18. 19, 23. 24, 1. 2. 4. 6. 11. 13. 19. 30. 31. 35. 36. 38.
25, 2. 11. 13- 15. 16. 19. 26, 4. 6. 15. 22. 27, 2. 4. 29, 2. 30, 7.
8. 11. 13. 32, 2. 4. 33, 15. 34, 10. 23. 35, 1. 3. 4. 36, 5. 37, 1^. \
3. 4. 39, 1. 2. 40, 1. 2. 3. 4. 42, 3. 25. 45, 17. 41. 46, 2. 51, 11.
25. 47. 59. 65. 71. 97. 142. 145. 147. 52, 12. 31. 54. 53, 1. 13.
29. 35. 53. 59. 71. 79. 99. 153. 157. 159. 165. 188. 213. 54, 9.
21. 29. 49. 79. 97. 99. 55, Qazel 1. 2. 51. 53. 60. 61. 71. 77.
111. 137. 177. 179. 56, 3. 21. 28. 31. 35. 38. 44. 49. 59. 57, 1.
6. 8. 58, 17. 21. 26. 30. 35. 39. 47. 48. 50. 53. 59. 60. 61. 65.
66- 72. 74. 77. 83. 92. 93. 62, 1. 2. 63, 20. 64, 7. 11. 66, 2. 7.
70, 15. 71, 5 (zweimal) 3. 72, 4. 5. 7. 79, 2. 5. 81, 1. 86, 17.
88, 16, 95, 3. 6. 96, 1. 4^ *. *. «. 5. 11. Postumen: 1, 9. 10. 14,
1. 10. 12. 16. 18. 15, 9. 10. 17, 1. 7. 19, 6. 8. 21, 1. 11. 25, 1. 9.
27, a. 28, 2. 4. 31, 2. 35, 17. 37, 5. 38, 1. 5. 9. 39, 13. 40, 1. 2.
10. 12. 41, 4. 5. 23. 44, 6. 47, 3. 54, 3. 55, 11. 56, 4. 57, 13.
58, 12. 60, 2. 62, 4. 10. 63, 9. 67, 7. 15. 68, 29. 69, 1. 15. 21. 70,
13. 71, 20. 72, 3. 17. 74, 13. 15. 75, 5. 10. 78, 2. 5. 9. 14. 79, 2.
6. 80, 1. 2. 83, 3. 13. 84, 21. 85, 1. 88, 2. 6. 89, 6. 11. 92, 1. 98,
5. 6. 99, 2. 4. 101, 4. 6. 8. 10. 14. 102, 5. 7. 10. 12. 14. 16. 103,
2. 104, 14. 20. 105, 2. 110, 3. 7. 11. 111, 3. 17.
Binnenreime. Selbstverständlich mnß die Definition
des Reimes S. 255 mutatis mntandis anch auf diese Reime
zutreffen. Es kann reimen: a) der RhschL mit dem VersscU.
(rime renforc^e); b) der YersschL mit dem folgenden RhschL
(r. batel6e); c) zwei oder mehrere RhschL (r. briste).
Oft reimen Wörter innerhalb der Reihen z. B. 55, 234,
dasselbe Wort wiederholt z. B. 54, 137, unbetonte Silben
(avuT — somnului P. 3, 1. 2), Flexionsendungen z. B. 53, 99.
100. 55, 253. P. 29, 4. — IFnregelmäßiger Binnenreim.
Diese unregelm. Binnenreime und die auch unregelmäßig
aber in Unmenge auftretenden Assonanzen (s. dort) machen
nicht den geringsten Teil der Schönheit, der Geschmeidigkeit,
des Wohlklangs der Sprache E.s aus.
— 264 —
Beispiele: a) Poezie — S&r&cie 20, 16^ Ciadat! DeK>
vreme' ncoace || nimica nu ml mi^ place P. 52, 10. lar dol
tngeil cintä'n pllngeri 8, 41 Tot mal tare || si mu tare Mu
aproape || mal aproape 25, 10. 21.
b) Totl dii|maDii or sä ptarä Din hotarä tn hotara Sil
59. 60. CS declt ftrft tme Mai bine | In moimlnt P. 47, 5. 1»
15. Rätäcit, nemiogfiret, Ca an suflet fträ parte, Mal departe
mal departe, Mal Incet, tot mal Incet P. 53, 7—10. Te ridicam
de subsuon De-atltea orl 1 88, 3. Zarea lomi ntonednd; S:
sft dac ca clipele Scutorind aripele 63, 19—21. A fest odats
ca'n poTe|tt A fost, ca nict odatä 58, 1.
c) Cu laur yecinic verde 0 • • • D© aur si 1 ridica [ ■ .
P. 69, 12. 13. Noi drpim cerul cu stele ü noi minjim mam
cu Yaluri 15, 14. Numu tu de dupS gratÜVednlcnatema!
ivestl 44, 1. M'as umfla ursuz in pene Si a| sta intr*an picior
92, 4. IzYoare vii murmurfi [| si saltfi de sub peatra Cok
cennsa surft || In päräsita yatra 56, 18. Pe inima sa poaiU
de-atunci o neagiä patä, Earä pe frunte poartä || . . . 56, U
Privea tn zare cum pe märl B&sare |i strSluce 58, 4. \^
asculta tremurätor Sä aprindea mai tare Si s'amnca fdlgerator
Sä cufunda In mare 58, 14. 9, 4. (-iie). Aü le sens in luine | . •
Träit-al anume 17, 17. 18. Si in gindu-mi trece Ttntoi| ••
Aspru rece sunä cintui 54, 145. 146. leü spre tine ma fatom
Pentru mine yre odatä P. 53, 12. 14. Declt sä port iubir»-
mi In täcere Mal bine ochiu-mi mort ea sä mi-1 sece P. 51
7. 8. Si am sim^it amarul omenirei Ce-am folosit P. 57, 13. l^
Dar care-t acel Dumnezeü in stare sä te lerte P. 89, 7. 8. ^
ne 'ntilneam de mult si un perdeam ... De dragol tiä ^^
mult inebuneam Sau cä muream P. 101, 2. 4. 5. Sä totpriTesc
la munte || . . . Kerzindu-st a sa frunte || 5, 5. Ce mi-i vremea
— Cä de-l vremea , . . Si de-i vremea || . . . 34, 23—28. Ahn-
liches Beispiel 80, 54. 56. 58. Cind ne primblam | . . • ^^
ridicam || 88, 3. Marea n fiind dopote are || . . . Nik
n fand grädine are || . . . 21, 15. Binnenreime in größerer Ent-
fernung (Kömer): 53, 115. 117. 120. 122. P. 96, 2. 4.
Grammatische Reime sind sehr wenige bei E. f-'^'
— 265 —
10. 12. 14: intotdeauna — intr'una — nict nna. Golinde,
colinde le yremea colindelor P. 28, 1. 2. Clt de finomoasfi
ie|tt pot spnne Clt te tubesc nu ie de spus P. 45, 7. 8. Ce-mt
sco^ ocfaÜ cu mlndria . . • Fie omul clt de mlndru P. 95,
1. 3. De-acama trlmbi^ de alarme — La arme P. 36, 13. 15.
7. Die Assonanz.
Die Assonanz igt wie der Beim Endassonanz oder Binnen-
assonanz. In den gereimten Qedicbten kann sie vom Dichter
erstrebt werden oder sich unwillkürlich (bezeichnet im folgenden
gewöhnlich mit *) oder zwangsweise einstellen. Bei K finden
sich wenige Endassonanzen aber sehr Tiele Binnenassonanzen,
die unwillkürlichen (unregelmäßige Ass.).
Hier folgen zuerst die Endassonanzen: dmpului —
slnului 4, 15. 19. toyaräf — afarä — scarS — larä; 25, 7*. ape —
ndulosare — tare — aproape 25, 10*. ceruri — Mercurl 27, 5.
aratä — slabä P. 4, 13. 15. jos — noroc 29, 8. copii — ochil
32, 7. acum — bun P. 47, 6. 8*. joc — loc — stol — Sol P. 38,
10. 12. 14. 16*. suflet— spune P. 45, 5. 7* cuylnt — Cu XeL in
glnd — coborl — mormlnt P. 46, 6. 7. 8*. fa^ — razfi — bra^ —
Imnormlnteazä P. 59, 1. 2. 7. 8*. Insemnatä — dr^ä P. 97, 3*.
des&ce — diafane P. 21, 6. 7*. De te-i potriyi Astei rugämin^
Fericip vom fi Si cumin^i P. 82, 1—4. dinainte — minte —
tine — vine 72, 2*. nagte — poate — cunoa^ — toate 72, 3^®*.
strecoarä — seamä — afarS — ch^amä 72, 8*"**. aleglndu-te —
mintuie — ruglndu-te — blntute P. 111, 1—4*. mulcomit —
adormit — yiscoli — acoperi P. 14, 18 — 21*. tainic — jalnic 4, 12.
unduind — argint, ieste — Impleteste 10, 2. barde — moarte 10,
4. voasträ — vastä 24, 10. rugam.— abia Conv. 393, 1. 4.
Binnenassonanz. Wie beim Reim so kann auch hier
entweder a) der Bhschl. mit dem Versschl. oder b) derVersschL
mit dem Bhschl« der nachfolgenden Reihe oder c) die Rhschl.
untereinander assonieren. Es finden sich auch d) umschießende
Assonanzen.
a) Rendez-Yous f-a dat fn surä || ori in pod in y^unä
20, 9^. Marea n fhnd dopote are || care snna 'n ori oe noapte
21, 15*. \ Cu penetul ca sidefdl P. 65, 1*. Adonniti pe o
Yifä P. 65, 4^ Ne maX rld ^ ne mai pllng P. 50, a
b) Dar peste fironze f&r' de nnmSr Nu-ml last o urma
donna SoL P. 39, 78^ Si ^e*n mlnS an toiag IncantmAi ca
trestit 58, 16. || ;i o stea In fronie poartä. Socnil roagan
capul mesei | 55, 232. 233. Adlnon-t laminlnda-l Inseninindn.
mi glndul 65, 2. In astä lome a-I nrma Precnm cum soarele
apune 69, 2.
c) . . . Si guraliy si de nimic Te-at potrivi ca mioe 58.
57. Gine sunft 'n cetine? Doini^ prietine P. 76, 7. 8. CM
amlndol S'o stinge dor P. 89, 9. 11. Dar pace teste Intre
dlnsii Ce unuT fao laü al^ii — aminte, C&ct pänS azt donmesie
ntrlnsii A cär^il tale graiurt sfinte P. 25, 9—12. 0 dezmiardi ca
dnrere || . . . Pleacä gara la ureche-i || . . . 55, 184. 185. Ca
aripi ridicate {| . . . Prin ploate de raze {| ninsoare de siele 17, 3*. *■
d) Tot ce-ar zice, i sä cade || tot ce &ce-i, sade bine 86, 21
Si tficere te afarä, Lumineazä aer stele P. 65, 5. 6, YgL sack
folgende Verse mit reicher Binnenassonanz: Sä 'mpedec nmbnrl
dolce II de a merge 'n Intonerec 33, 8. Slnt limpezt pentm mine
enigmele 'ncllcite P. 83, 14. unregelmäßig yorkommende Asso-
nanzen: zburätor cu negre plete 55, 46. 80, 155. Si stringtoda-l
tare 'n bra^ 55, 62. lei soptesc, multe st-ar spnne 55, 101. Malt
bogat at fost odatä, mult rämas-ai ta särac! Alungat^o-ai S&
140. 141. Infondä miscarea-t crea^ || tntre stuf la lezäturi %
146. Bona Treme mäi bäiete 55, 159. Pe nn pat de sdnänri
goale II doarme tlnära nevasta 55, 181. lel stergarol i-1 de-
sprinde || si-l tmpinge lin la yale 55, 195. In cntbar rotind
de ape || peste care luna zace 55, 210 u. s. w.
Man wird ans den oben angefahrten Beispielen ao(di er-
sehen, daß zwei oder drei der festen Tonsilben miteinander
assonieren, vgl noch: Si luc^ferit, ce tremur asa rect fTm
negre cötini 54, 75. Povest^sc tele'n de ttle numaf dragostde,
noastre 54, 74. Cu-a lul nmed' adlncüne toatä mintea mea o
mlstat 54, 68. Und diese Eigentümlichkeit tritt so aufiGallend oft
bei E. anf| daß hiermit Bestimmtheit die Behauptung aufgestellt
— 267 —
werden kann, daß über die Hüfte aller Verse Ks derart gebaut
sind, daß mindestens zwei der festen Tonsilben eines Verses asso-
nieren. Wie sich in dieser Hinsicht die Verse anderer rnm. Dichter
verhalten, kann bis jetzt nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
Anmerkung. Die Zahl der in E.s Versen vorkommenden
Alliterationsfalle, ob willkürliche oder unwillkürliche, ist eine
so aufbllend große, daß eine eingehendere Untersuchung und
Zusammenstellung aller dieser Falle reichlichen Stoff für eine
besondere Abhandlung geben wird.
IV. Die Strophe.
Die Strophe ist ein rhythmisches Gefuge von zwei oder
mehreren Versen, die durch einen oder durch regelmäßig
wechselnde Reime zu einer Einheit zusammengefugt werden.
Die Strophe als Struktureinheit erfordert auch syntaktische
Abgeschlossenheit, und dieser Forderung kommen die meisten
Str. auch nach; jedoch gibt es nicht selten Fälle, wobei die
Str. nicht zugleich mit einem Satzschluß endet: in diesen
Fällen spricht man von einem Strophen-Enjambement.
Weiter kann die Str. äußerlich nicht bloß durch den Keim,
^ sondern auch durch regelmäßig an ihrem Ende oder Anfang
• sich wiederholende ganze Verse oder Reihen oder bloß Wörter
— Refrain — gekennzeichnet werden.
•^ In Reimpaaren — aa, bb, cc etc. — sind geschrieben
'^ folgende Gedichte: 1. 28. 33. 34. 42. 43 (deshalb kein Sonett)
45. 51—55. 61. 63. 68. 70. 74. 80. 86. 17, 18. eiae zweizeilige
^' Str. (alle anderen yierzeilig) als besonderes Abschlußkennzeichen
' des Gedichtes! Postumen: 14. 21. 32. 51. 67. 76. 83. 91. 96
(antikes Distichon) 98. 107. Conv. 387. 388. 394. 395. 396.
Es sind a,, a^o« ^12» ^4 ^^ ®P- ^- ^' <^* Gedichten.
^' Dreizeilige Strophen (Str. 3) sind die Terzinen P. 17
^ und P. 101, Endecasillabi mit Schema: a^^ bi^ a^j^ | bi^ c^o \\ \
Cjo ^11 Cio Mii 611 fii etc. P. lOlf. wechselt der paroxyt mit
^ dem oxyt Reim regelmäßig bis auf 2 Verse: P. 102, 14. 16.
^ Über die Yolkstümlichen drei Zeilen s. S. 261.
— 268 -
Vierzeilige Strophen mit gleichfidlbigen Venen: a^b^
be 85 (keine Str. g) Conv. 392. a« b^ b^ a4 («= a4 b« etc.) in 1
P. 63. aj bj aj bj H a4 b4 etc.) in P. 19. s^ b^ a^ b^ (=85 bj ete.)
P. 28. Conv. 394. a^ b« Cy b« (a« b« . . .) R 87. 88 88^(8)1.^
Ha,...)P.49.P. 109. asb8G)a8b8G)(=a7...)ll. IW
achtzeiUge Str. angenommen, aber ohne Grand; denn nur dss
Enjambement, welches sicherlich den Hsg. irregeführt bt,
trennt eher von einander die Strophen ab es sie yerknüpfeo
könnte. Die letzten zwei Str. gäben allerdings das Schema
ababcbcb, die zweite Hälfte ist aber nur bloße Wieda-
holung der zweiten Str. (vierzeilige). Dieselbe Str. oocb is
64. 44. P. 99. Cony. 397f. 398 (eine Str.) 403 (eine Str.) SgC-)
b8(7)l>8(7)a8(7) (= «7 -..): 77. 22. 25. B^{'j)hs(,)c^{,M:
(=%...) 92. P- 6. P. 9. P. 23. P. 27. 59. 89. 31. 32. 47. 4i
50. 26. 27. 29. P. 33. P. 43. P. 65. P. 94. P. 97. P. 106. Oht.
399 ff. 402. Über die vierzeilige Beimtirade s. S.261. a^ a^K^:
88 der vierte Vers einer jeden Str. ist gleich zweien paar-
weise gereimten Yiersilbnem bg = b4 b4 (mit BinneDreiiD>
ag b8(9) ag bgCö) = a^ P. 79. P. 30. 57. (die Einteilung in
Str. 8 ist auch hier nicht begründet) 36. 75. 76. P. 25.
L ag b|o bjo a» und U. a^o bg bg a^j *= a« . . . .: 13. K^
zwei Schemata wechseln r^elmäßig: L IL 11. L U. L IL I. D- 1^
IL I. ag bg Cg bg = 83 . . . P. 45. P. 3. 69. Conv. 400. 401.
a,iaiibiibii=aio...P.29. a,2al2bll(l2)bllG2)=»10••""•
alo(ll)blo(ll)aloGl)^>lo(ll)=alO -. Conv.385 (Endecasfllabi).
a,2ai2bi2bi2 = a^i . . .: 85. ai2ai2b,3bi3 = a^ ...P-^^
»14 l>i3 »14 ^13 = »12 • • ••• 5- Conv. 391. ai4(i3)bi4(i3)b,4(is^
»14 G3) = »12 : P. 7. ai6 bi5 ajg \^ = ai4 . . .: 14. ^iiii^
I>16(l6)ti6(l6)»16(l6)=»14 ••••: 18-20.
Vierzeilige Strophen mit ungleichsilbigen Venen:
»8 b6(7) »8 hii) = ag be ag b«: 79. 87. 46. 58. 65. 67. 71. ^
P. 89. ag bg Cg bß : P. 86. Conv. 389. a^ by ag ba = ag b« agbj:
66. P. 15. ag by ag bg = ag bg ag bg: P. 22. P. 66. ConT. 3»
aj h, aj b3: P. 40. P. 80. a, bg a, b« = a» b« a^ bg: 56. U. Motta
»6 ^6 »6 be =»6 1>5 »6 ^5 = 82. 84. ag be a2 be — ag bft a, bj: P.77'
auch metrisch also Variante von 82. 84. a^ bg Cgbg »»%'^
— 269 —
Cg bg: P. 46. ag bg ag bg = 87 bg aj bj : P. 1. Gonv. 390. ag bg ag
b4 — a^ b, a, bj: 78. a^ b,i Ci, dj = a^o b^o c^o CI4: 60. P. 11
ist die antike sappbische Strophe (im ganzen 16 Str.). ajjbj
»12 W =" »10 bs »10 \ ' 4. ai4 bi3 ^^ bg — a,2 b^j a^, bßi 95.
Fünfzeilige Strophen mit gleichsUbigen Versen: Sgbj
«gCahj =% ....: 8. ai4bi4(is)ai4ai4bi4(i3) =- a^^ . . .: 24
(nur die erste Str. hat in allen Versen paroxyt Beim), a|4
^13 bis ai4 bi3 = ajj . . . .: 24, 18. 24-26. 29. 844(13) bj4G3)
bi4(is)bi4(i3)ai4G3)"-ai2 • . •: 56.
Fünfzeilige Str. mit ungleichsilbigen Versen: agb^Cg
^6b6=agb5CgC5b5: P.8. a^ bga^ a^ bg—ajobgaio a^obg: 7
und ai4 bi3 8^4 844 bg = a^j . . . bg: 16.
Sechszeilige Strophen mit gleichsilbigen Versen: a^
be C7 be dj bg S3 a« . . .: P. 88 (die einzige Str. am Schlodse des
Gedichtes von nur yierzeiligen Str.), ai4ai4bi3Ci4Ci4bi3 =
a,2 . . .: 10. ai3 a,3 bi3 bi3 C13 0,3 = a,2 . . .: 96. a^j 8^3 bjs bi3
ri3Ri3 = ^2 ;•- 48. ai6ai6bi5Ci6Ci6bi5=ai4...: 15.21.
Sechszeilige Strophen mit UDgleichsilbigen Versen:
*7 '^e b4 b4 C7 Rß = a„ rg b4 b4 Ce Re- P. 47. (R^ ist in zwei Str.
gleich d3 -f- R3, in den anderen drei C3 + B3), ag bg c^ Cg bg a4
= a7b7 ... a3: 35. a8a4b7 Cg C4b7 = a^ a3b7 c, C3b7: 4. a^
»12 bs C12 C12 bg = a,o aio bg c^o Cjo \ : 6. ai4 ai4 b^ C14 0^4 be =
a^jaijbeCiaCiibe: 12.
Siebenzeilige Strophe: a|2 ^12 %2 bn C12 ^2 \i "=
a^o . . .: 19; 2 Strophen. Die zweite hat an Stelle des zweiten
b^i nur einen bg (die zweite Reihe eines b^i), yielleicht um
den Schluß zu bezeichnen).
Achtzeilige Strophen mit gleichsilbigen Versen: Sgbg
^ bg Cg dg Cg dg SS a^ . . .: 72. Die Einteilung in achtzeilige
Str. ist hier durch das Thema angegeben worden (Glossa). a9
bg 89 bg c^ r« Cg Rg = ag . . .: P. 38 (Rg = eg + R3). a^oGi)
bioGi)aio(ii)b|oGi)aio(ti)bio(ii)Cto(ii)Cio(it)~aio... Conv.
36, 299 f. (die ottaya rima). a| 2 b, | a, 2 b, | c, 2 tu c^ 2 Ri 1 *== &! 0 • • • * ^
(die vierte Str.: a b a b a r a R).
Achtzeilige Strophen mit ungleichsilbigen Versen: aj
b6a7b6Cgr6C7R4 =aeb6 86beeßr(jCgR4: P. 103 (von der letzten
- 270 —
Str. fehlen die ersten vier Verse). asa3b7(g)b7(g)c8Cgr7R7==
ft, . . .: 3.
Neunzeilige Strophe: a^ Sg bg bg C7 d7 C7 d7 e^ « a« ...
e^: 94 (eine einzige Str.?).
Elfzeilige Strophe: Sg Sg bg bg | C7 c^ | d, e, d, e- | R,
= a«...B2: P.m.
Zwolfzeilige Strophe a) mit gleichsilbigen Yersen:
aßbgagbe | c^ded^Cg | Cgf^fgeg |
«agbgagbj | Cßd^djC« | ejfgfeeg | =81. 83.
Im ganzen 6 Str., die glänzendste Strophenbildung Ks!
b) mit ongleichsilbigen Versen: agbga^bg | CQdgCgdgle^
fgCafe (=ag..e2f6) P. 35.
Vierzehnzeilige Strophe: agagbgagCgagdget&Baa?..-
Ein Gazel als Motto zu 55.
Für die Sonette lassen sich yier Schemata gewinnen, wem
auch die Sonettenyersuche berücksichtigt werden, die in dem
Nachlaß des Dichters gefunden wurden (abgedruckt in ConT. 36)-
L aiibiibiiaii | bnananbn | CjiduCn | duCndn «
a,o . . .: 37. 38. 41. 62. 90. 91. P. 55— P. 61. Conv. 405. 406. 407
(nur die erste Str.). Mit a^o^ii ®^* Conv. 36, 386 (nur swei
Str.); mit c^odn .. . Conv. 36, 395 oder Cji d^o . . . Conv.36,403.
n. -I-Kidueii KidnCii |=aio...:39.40.P.6i
in« aii^o^ioaii I bioaiiajibjo | CiidioCii I «n^ioeii l""
a|o ... P. 54.
IV. Ciodi^Cjo I ^0^11^10 (^^ ^^se zwei Strophen eines
Sonettenversuchs) Conv. 36, 387 und 395.
Enjambement Sä mi fie somnul lin Si codrul aproape
Luceasc 'un cer senin Etemelor ape, — Gare n dureri adlnd
S& 'nnal^ la maluri, S'ar atima de sttnci Cu bra^ de yalnri, —
SS 'nnal^, dar recad Si murmurS ntruna Clnd pe pädnn de
brad Alunecä luna 82, 3. 4. 5. Dieses Beispiel sowie du
Enjambement in den Strophen 84, 3. 4 und P. 77, 13—16.
P. 78, 1—4. 5 — 8 verraten die zwolfzeilige Str., die in den
Varianten desselben Gedichtes 81. 83 vorhanden ist. Andere
Beispiele: . . Preo^ bätrini ca lama cu glngavele glasoil —
0 duc clnttnd prin taini^ |i pe sub negre bol^ 56, 15^ 16'-
— 271 —
PoTeftit de dorne, ghiciton, eresurl — Ce frantea — mi de copil
o'nseninarfi, . . 40, 1^. 2^ ^i dacS pentra sufletul meü Nu-i
loc aicea, ci naman stele. — Voi, clnd nut-or dace Ingerü
sfi . . 13, 11^*. 12^ S. noch: 13, 1. 2. P. 110, 5—8. 9—12.
11, 1. 2. 3. 4. 5. 6. 9. 10. Gony. 36, 385 die dritte und vierte
Str. und 386 ebenfalls die dritte und vierte Str.
Refrain. Der Refrain kann a) ein Vers sein oder b)
eine Reihe oder c) ein oder mehrere Wörter.
a) Soptind foapte de amor 3. Dulce Romlniie, asta ^-o
doresc 9. Unde y'a^ dus? P. 103. Als unregelmäßiger Refrain,
zugleich als einfachster in dieser Klasse kann gelten die
Wiederholung einer ZeUe in volkstümlichen Gtediditen oder
in Volksliedern wie 34, 7. 13: la leü fac ce fac de muli
b) Tu (ieü, noi) vei dormi mereü 48. mal bine In mor-
mint P. 47. dona Sol P. 38.
c) mereü 48. tn mormlnt P. 47. Si dacfi 65 (Anfangs-R.)
Marie P. 111. 96 hat nur einen inhaltlichen K, der sich nur
teilweise auch wortlich kundgibt als L in Str. 4. 5. 7. 8. 9 In
visol meü und IL in Str. 1. 2. 3. 10. 11. o marmurä aibi miUL
Die beiden wörtlichen R. L II. folgen ausgenommen die Mittel-
str., die sechste, so: II, II, II, I, I. Strophe 6. I, I, I, II, 11.
Ist es nur ein Zufall?
Abkürzungen (siehe auch S. 193).
Ausgabe der „Psaltirea in
a Ab£ = Abfall im Anlaut
Abf. «= Abfall im Auslaui
AI. = Alexandri, Opere com-
plete Buc 1896.
as. «=» assonantisch.
Ausf. >= Ausfall.
AusfulL B= Ausfüllung.
' aox. = auziliar.
best. "« bestimmt
Biann cf Einleitung zu seiner
Blanc c£ Grammatik der it.
Sprache. Halle 1844.
Conv. = Convorbiri literare,
XXXVI Buc 1902.
Dosoftei >= Psaltirea in versurit,
ed. Bianu, Buc 1902.
dr. BSB dramatisch,
ds. = deskriptiv.
— 272 —
ep. SS episch.
Frdw. = Fremdwort
Oaster, Chrestomatia romänfi
Leipzig 1891.
H. A. b: Hiatus im Aiilaai
H. L as Hiatus im Inlaut
Eompos. «» Kompositum.
L. P. s» Ghendi, Eminescu, Lite-
ratura popularä. Buc. 1902.
Ir. = Ijrisch.
M. = Maiorescu, Poesii de K
Buc5. 1901.
nebenbei. = nebenbetont
p. «= Pause kürzer als Mora.
P. B> Pause Yon einer Mora.
P. = Postume = Hodos, E.,
Poezii postume. Buc 1902.
paroz. = paroxytonisch.
R. = Refrain,
r. = Reim des Refirain.
RhschL =» ReihenschluB.
Stengel, Romanische Yenlebie
inOröbersOnindrißll 1-96.
Str. (6)«»sech8zeilige Strophe
Säineanu, Dic^ionar uniTeisal
' Craioya 1896.
Tiktin, Oramaticfi romäna. Buc.
1895.
Tobler, Franz, Versbau. 1880
Überz. = Überziehen.
V. A. — Verschleit im AusUut
V. L«= Verschleif ung im InlÄut
VersschL = Versschluß.
Vok. = Vokal
Weigand, Dialekte der GroSeo
Walachei 1902.
— Dialekte der Moldau und
Dobrudscha. 1902.
X.s^Xenopol, Mihail Eminesco.
Poezii. lasi 1893.
Der AdyerbialBatz in der nennunänischeii
Yolksliteratiir
von
Kurt Sohreyer.
Einleitung.
Die vorliegende Arbeit bezweckt, den rumänischen Adver-
bialsatz hinsichtlich Konjunktion, Modus, Tempus, Stellung
des Nebensatzes zum Hauptsatze, femer der von Subjekt und
Prädikat im Adverbialsätze einer Untersuchung zu unterziehen.
Natürlich hatte ich Inein Hauptaugenmerk auf die Eonjunk^
tionen zu richten. Dabei galt es hinwiederum vor allem den
begrifflichen Unterschied innerhalb der einzelnen Konjunk-
tionen einer Adverbialsatzart aus dem gesammelten Materiale
der rumänischen Yolksliteratur und durch angestellte Versuche
mit Bumänen festzustellen. Infolgedessen habe ich mich nur
auf die notwendigsten etymologischen Erklärungen beschränkt
und den Adverbialsatz im Altrumänischen unberücksichtigt
gelassen.
Die benutzte Literatur ist am Schluß der Arbeit aufge-
zählt, woselbst sich auch ein Verzeichnis der angewandten
Abkürzungen befindet. Bei Zitaten ist der Verfieisser, wo
nötig, auch der Teil des Werkes, Seite und Zeile, von der
ersten Textzeile an gerechnet, angegeben.
I.
Temporalsatz.
Der Temporalsatz ist, wie jeder Nebensatz, ein ent-
wickeltes Satzglied des Hauptsatzes. Beider Verhältnis wird
W e i g a n d , li . Jahresberieht. 18
— 274 —
daher auch durch das Verhältnis ihrer beiden Tätigkeiteii be-
stinuni Die Tätigkeit des Nebensatzes kann non mit der de>
Hauptsatzes entweder gleichzeitig oder ungleichzeitig sem. Ist
letzteres der Fall, dann geht die Nebensatzhandlung der des
Hauptsatzes voraus oder sie folgt ihr.
Die Nebensatzhaadlung geht ▼orauB«
Hierbei kommt in betracht, ob der Sprechende die Neben-
satzhandlung nur als ein&ch geschehen erzählen, oder ob «r
auf Teile ihrer Handlung Gewicht legen wül.
cftnd.
Wenn der Redende cand gebraucht, so berichtet er die
Handlung als Ganzes, als reines Faktum und will die Be-
ziehung der Handlungen zu einander nicht weitw chartkt^
risieren. Es kommt also hier nicht in Frage, ob ein Vert
perfektiv oder imperfektiv ist. c&nd kann den Zeitpudd; ml
den Zeitraum ausdrficken, zu dem eine gegenwärtige, rer-
gangene oder zukünftige Handlung in Beziehung gesetzt wird^
wobei Zeitpunkt und Zeitraum selbst diesen drei Zeitstafeo
angehören können:
I. Der Zeitpunkt liegt vor:
Da der Erzählende die Handlung als nur geschehen* ioi
Werden begriffen oder ab in der Zukunft sich vollendend
hinstellen will, so kommt es bei der Zeitenfolge lediglich
darauf an, welchen Standpunkt zur Handlung er in der Er-
zählung einnimmt
a) Stellt er sie als von der Gegenwart völlig abgeschlossen
hin, so setzt er das historische Perfekt, den Aorist ^^^
Redende begibt sich gleichsam in die objektive Yergangen-
beit.
Cänd veni bärbat-sSü, se sperie de ceea-ce vazu (18.60 9.
Wird jedoch die eine Tätigkeit als dauernd neben der
anderen, kurz vorübergehenden, ausgesprochen, so steht dis
Imperfekt dem Aorist gegenüber:
— 275 —
Mama smeolui nu mai putea de bucurie cänd yäzu pe
fiu-seü teftrü (Ja. 19. 27).
b) Berichtet der Sprechende die Handlung vom Stand-
punkte der Gegenwart aus, so wählt er das Praesens, wenn
er sie als in der Gegenwart werdend hinstellt, das Perfekt,
wenn die Handlung bei der Elrzahlung abgeschlossen ist, das
Futur, wenn er sie als in der Zukunft werdend ansagen will:
Iar& cu alü treilea bidü oänd plesnescü la spatele orl-
cärui lücru, tl schimb in stanä de petra (Is. 264, 28). 0 jale
mare 1-au cuprins ctnd aü zftrit'o cu papucii cu . . . (Sb. 48, 4).
Cand ya fi de döuS-zeci de ani, s'a cununa cu feciorul tmpSra-
tului verde.
IL cand bezeichnet die Zeitdauer.
Wenn der durch cand eingeleitete Nebensatz die Zeit-
dauer ausdruckt, so kann der Hauptsatz entweder auch die
Zeitdauer oder den Zeitpunkt bezeichnen. Beider Handlungen
stehen im Verhältnis der Gleichzeitigkeit, und zwar kann
sie momentan oder durativ sein. Dabei will der Redende nicht
auf die Handlungen selbst eingehen, sondern einfach zum
Aasdruck bringen, daß sie gleichzeitig sind. Je nach dem
eingenommenen Standpunkte setzt er
a) von der Vergangenheit aus gesprochen im Haupt-
imd Nebensatze das Imperfekt, wenn er beider Handlungen
als gleichzeitig dauernd erzählen will.
cind se revSrsa zorile, et se pregäteaü (Is. L 4. 18).
b) von der Gegenwart aus gesprochen im Hauptsatze
das Praesens, im cänd-Satze das Futur zur Bezeichnung
einer in der Zukunft als werdend bezeichneten Tätigkeit.
St&pänifi aceast 'avere singuri^ cand eü n oiü mai fi
(Dulfu 9, 20).
m. Der durch cand eingeleitete Temporalsatz
enthält eine iterative Handlung.
Nu mal sciü ce facü, c4nd me uitü la ocbii tei cei
frumosi (Is. 29, 12).
18*
— 276 —
Um die iterative Handlung noch dentiicber zu yeran-
schaulichen, setzt der Bamäne bisweilen noch das yerall-
gemeinernde ori zu cänd: Ii dete voe ca sa vie tn palatö
ori-cänd ya voi (Is. 371, 26).
Anm.: Neben cand, ori cand gebraucht man auch ori
de c&te ori oder de cäte ori, Konjunktionen, die aus dem
frequentativen Modalsatze stammen, sich aber leicht auch zu
temporalen Konjunktionen entwickeln konnten. Der Sprechende
braucht nur weniger an die unbestimmt zahlenmäBig sich
wiederholende Handlung zu denken, als vielmehr allgemeiner
an die Zeit, in der sich die Nebensatzhandlung wiederholt:
Este adevSrat cä am isbutit ori de cäte ori te am
ascultat (Is. 21, 28). De cäte ori venea Ion la curie de la
suhat, schimba aste cuvinte cu boerul (Crac. 6, 14).
Der Vollständigkeit wegen sei mit angefahrt:
IV. Cänd leitet einen attributiven Temporalsatz ein,
d. h. einen Satz, der nicht in direkter Beziehung zum Haupt-
satze steht, sondern eine nähere Bestimmung eines zeit-
lichen Ausdrucks, insbesondere eines einzelnen Zeitsubstantivs.
enthält. In dem Attributivsatze steht, wenn in der Ver-
gangenheit geschildert, das Imperfekt, welches den Fort-
schritt der Handlung hemmt und so Zeit zur Erklärung, Er-
gänzung läßt, das Praesens, wenn er eine Tatsache von
allgemein anerkannter Giltigkeit enthält, das Futur, wenn
die Handlung als in der Zukunft vor sich gehend ausgesprocheo
und erwartet wird.
Ear ctnd fuse tntr o zi tocmai ctnd copilul implinea t5
am, se scula FSt-frumos (Is. 2, 24). s'a sculat peste nöpte, cam
despre zioa, cänd sonmul este mai dulce (Is. 20. 10). Da^
popa saü sfatuitü cu preoteasa, ca intr' un timp de noapte.
cänd va dormi Pepelea mai greu, sS-1 isbeascä in apä.
In den bisher betrachteten Fällen ging die Nebensatz-
handlung der des Hauptsatzes voraus. Folgt nun jene der
Hauptsatzhandlung, so dient
— 277 —
V. cänd zur Einleitung eines Nebensatzes, derein
unerwartet eintretendes Ereignis
bringt, das sich meist unmittelbar an die Hauptsatzhandlung
anschließt
Der Erzähler faßt nur den Zeitpunkt ins Auge. Oft
unterbricht er die Nebensatztatigkeit, indem er eine Pause
hinter c4nd macht und durch eine Apposition den Zeitpunkt
noch mehr herrorhebi Auf diese Weise steigert er wesent-
lich die Erwartung des Zuhörers auf das Folgende. Dazu
dienen u. a. de-odatä, Intr'o nöpte, Intr' una din zile.
. . . pomi; clnd auzi o ciocäniturft groasnicfi (Is. L 4, 35)»
Se puserft pe posturi; cänd, tntr'o nöpte, Damnezeu se arat&
Impdratesei (Is. 380, 6).
Will der Redende die plötzlich eingetretene Handlung
recht lebhaft schildern und veranschaulichen, so unterbricht
er den Nebensatz und fugt hinter clnd das hinweisende etä.
cä! ein. Eine noch größere Wirkung, Spannung sucht er zu
erzielen, wenn er etä cä, eca zu alleinigen Trägem der Hand-
lung macht, das Verbum wegläßt
Nu mai sim^a dacä este, ori nu maa este. Cänd, etä cä,.
o bröscä ^stösä esise pe luciul apei (Is. 34, 23). Dömna Ch. se
uitä la drum, cänd 6ca un OTreiü cu cämä^i de vlnzare (Is. 117, 4).
Psychologisch läßt sich dies leicht erklären: Seine ganze
Spannung richtet er auf den plötzlich auftauchenden Gegen^
stand. Darauf verweilt sein Blick. Das Yerbum empfindet
er darnach als nachhinkend. Auf diese Weise erfahrt die
Nebensatzhandlung eine plötzliche Steigerung, darauf folgt
momentane Ruhe und plötzlicher Abfall der Handlung.
Ein weiteres Mittel des Rumänischen, die Plötzlichkeit
hervorzuheben, besteht darin, daß er im Hauptsatze den gleich-
mäßigen Verlauf seiner Handlung veranschaulicht: Er setzt
zu diesem Zwecke das Verbum des Vordersatzes doppelt^ oder
zum einfachen Verb Adverbia mit dem Ausdrucke der Gleich«
formig- Gleichmäßigkeit: asa, ast-fel u. a., oder auch Adverbia,
wie abia, tocmai u. s. w.
— 278 —
Merserä, merserä, cale longa departata, ctnd, fata im-
peratolui zäri o cosifä de aurü (Is. 22. 6). Si asa trecura zflele
una dupS alta ptnä la noä loni, cänd baba nascu . . . (Is. 97, 121
Luau toomai cafeaua, cänd Ion tntrft in casi, cam sfiii
oare-cum (Cräc. 8, 26).
Anm.: Neben cand, etfi cä wird eine plötzlich eintretende
Handlung auch wiedergegeben durch einen Satz mit si lacä
cS. Dabei wendet der Sprechende, der größeren Anschaulich-
keit wegen, selbst bei der Erzählung in der Vergangenheit
auch das Praesens an: Abia s'a dus mama-capra si laci cä
vine un lup (Alexici 235).
YL Stellung des Nebensatzes zum Hauptsätze.
Die Stellung des Nebensatzes zu seinem Hauptsatze ist
weniger durch die grammatische Form, als vielmehr durch
psychologische Erwägungen des Redenden bestimmte In-
folgedessen erscheint er bald als Vordersatz, bald als
Nachsatz.
Bei den cänd-Sätzen kommt es lediglich darauf an, auf
welchem Satze, Haupt- oder Nebensatz, durch den Inhalt
bedingt, der Nachdruck liegt, welcher von beiden umfangreidier
und infolgedessen auch meist inhaltschwerer ist
1. Für gewöhnlich steht der oänd-Satz vor dem Haupt-
sätze, da das durch cand ausgedrückte Zeitverhaltnis dem In-
halte des Hauptsatzes gegenüber meist nebensächlich erscheint:
Cind auzi calulü de la Fät-frumos cä . . . , o data se scu-
tura (Is. I, 3, 32).
2. Als Zwischensatz erscheint der cand-Satz, wenn sein
Subjekt ein Substantiyum oder Pronomen und das gleiche wie
im Hauptsatze ist.
Ruxandra cänd a auzit de sarpele omorät si care . . ., a
tnceput sä se gändeascä cum si cel fei . . . Michidu^ cänd
ii yäzu, bucuria lui nu era proastä (Mar. 6, 6). NecuratuL
cänd väzu mämäligä aburind, täbäri asupra ei (Mar. 8, 4).
3. Nach dem Hauptsatze folgt der cänd-Satz, wenn er
ein entscheidendes Moment enthält, also durch seinen Inhalt
— 279 —
wichtig ist Hierher gehören durchweg die cänd-Sätze, die
ein unerwartetes Ereignis einleiten. In diesen Beispielen fallt
auch die zeitliche Aufeinanderfolge der beiden Handlungen
mit in die Wagschale. (Beisp. s. unter Y.)
Die Stellung im Nachsatz findet femer Anwendung
bei umfangreichen Nebensätzen, wenn mehrere durch si an-
einander gereiht, oder durch ein Korrelativ an das Ende ver-
wiesen sind; kurz, wenn ein Nachdruck auf ihnen liegt:
Darä ce chief si veselie aü avut el atuncia, cänd afi
cercat sä zicS Intr' Insul, si cänd aü yäzut cä joaca toate
dinnäintea sa! (Sb. 7, 28). Fata impSratului il yäzu si cänd
esi si cänd se tntorse (Is. 167, 23). To^i fiu de tmp^ratü eraü
de fa^ cänd a zis ImpSratul vorbele acestea.
Selbst der kurze Nebensatz folgt dem Hauptsatze, wenn
dieser wiederum in dem Verhältnis eines Nebensatzes zum
übergeordneten Hauptsatze steht:
. . . , Incät ist lingeaü si degetele cänd mäncaü (Is. 22, 34).
4. Bald als Vorder-, bald als Nachsatz ist der cänd-
Satz bedingt durch ein Korrelat im Hauptsatze, auf das er
unmittelbar folgt:
Si le fura tocmai cänd eraü sä se cöcä (Is. 81, 20).
VU. Stellung von Subjekt und Praedikat
im cänd-Satze.
Sehen wir uns zunächst in den Temporalsätzen des Latei-
nischen um! Allgemein galt dort als Regel folgendes Schema:
K. S. 0. V.
Die romanischen Sprachen dagegen zeigen die Tendenz, das
Verbum in die Mitte des Satzes, möglichst in die Nähe des
Subjekts zu stellen. Aus dem lateinischen Schema konnten
demnach folgende Variationen entstehen: K. S. V. 0. oder
analog den objektslosen Sätzen:
K. V. S. 0.
Dies ist die allgemeine Form, wie wir sie im rumänischen
cänd-Satze und in den meisten übrigen Adverbialsätzen finden,
— 280 —
wenn deren Subjekt ein Substantiyum oder Pronomen ist, —
also Inversion des Subjekts — .
cänd yeni bärbat sStt, se sperie de ceea-ce ySzu (Is.V.60,9).
Oft tritt auch Inversion im Hauptsatze ein, wenn das
Subjekt ein Substantivum ist» dagegen nicht bei pronominalem
Subjekte.
se mänie fiul de boerft c&nd väzu o astfei de batjocüra.
Odatä, cänd eraü et märisori, i-a luat tatä-sSu cu sine (Ret
1, 6). Dagegen: c!nd se revSrsa zorile, ei se pregateaü (Is.).
Si cänd yei gändi la mine, eil voiü fi la tine (Is. 45, 26).
Abweichend von den angeführten Beispielen bleibt die
gemeine Wortstellung im nachgesetzten cand-Satze,
wenn er eine überraschende Handlung einleitet Ver-
einzelt tritt Inversion auch im Hauptsatze ein. Die gemeine
Wortstellung ist hier wohl damit zu erklären, daß der Redende
nach cänd eine momentane Pause macht, um die Erwartung
des Zuhörers auf das Folgende noch mehr anzuspannen. Dar-
nach vergißt er den angefangenen Satz und fahrt wie in einem
Hauptsatze in seiner Erzählung fort, was um so begreiflicher
ist, als bei cänd oft noch ein Attribut steht: se puserä pe
posturi; cänd, tntr'o nöpte, Dumnezeu se arätä imp^rätesei
(Is. 380, 6).
Vül. Konjunktion cänd im Temporalsatze.
a) Allgemeines.
cänd <C lat. quando ist an die Stelle der in allen roma-
nischen Sprachen verschwundenen lat. Konjunktion cum ge-
treten und antwortet allgemein auf die Frage wann?, ohne
jedoch sich auf Teile der Handlung zu beziehen. Im Haupt-
satze ist bisweilen die Beziehung zum Nebensatze noch an-
gedeutet durch ein hinweisendes Korrelat, an das sich der
cänd-Satz relativisch anschließt, wenn er nach dem Haupt-
satze steht. Darä ce chief si veselie aü avut el atuncia,
cänd aü cercat sä zica tntr' insul, si cänd aü väzut cajoacä
toate dinnäintea sa (Sb. 7, 28)!
— 281 —
b) Über die Wiederholung von c&nd im temporalen SatzgeAge.
Einem Hauptsätze könDen auch mehrere c4nd-Sätze unter-
geordnet sein, die wiederum in einem Verhältnis der Unter-
oder Beiordnung stehen können. Für unsere Untersuchung
kommt nur die Beiordnung in Betracht. Dabei ist Folgendes
zu beobachten: ä) Bei gleichartigen, durch si verbundenen
Nebensätzen wird c&nd nicht wiederholt, wenn sich deren
Handlungen gegenseitig nicht ausschließen, gemeinsame Be-
rührungspunkte und gleiches Subjekt haben: Gänd IntrS mus-
calul in casft si tSzu slänina a^a frumoasä |i groasft de un
lat de mänä, zise ducändu-se la ea: (Cräc. 32, 18). ß) Stehen
jedoch die beigeordneten Nebensatzhandlungen nicht in gegen-
seitiger Beziehung oder stehen sie gar in einem diametralen
Verhältnis zu einander, so wird, selbst bei gleichem Subjekte,
cänd nach dem Bindeworte wiederholt: Fata Imperatulul
ll väzu |i cand esi si cänd se Intörse (Is. 167, 23). Si diu
vorbä In yorbä, tncepu a mi-^ sim^i Smeulü cä ii cam täcae
inima cänd se da pe längä fatä, ori cänd ac^sta li zlmbesce
si ii spune cäte ce-va gogleze (Is. 337, 34). Gerade dieses
Beispiel bestätigt deutlich das oben über die Wiederholung
von cänd Gesagte: Die Handlungen der beiden ersten durch
ori verbundenen Nebensätze haben keine Beziehung zu ein-
ander, daher Wiederholung von cänd gegenüber der zweiten
und dritten durch si beigeordneten Nebensatzhandlung.
unde.
In demselben Sinne wie cänd, jedoch weit seltener, er-
scheint auch unde, das sich aus der lokalen zur temporalen
Konjunktion entwickelt hat, indem man bei abstrakten Be-
griffen mehr an das Konkrete dachte, das Lokative dem
Redner näher lag als das Temporale, ein Zug, der sich auch
in anderen romanischen Sprachen, ja auch im Deutschen, be-
merkbar macht Gleich cänd wird es dann weiterhin auch
mit Präpositionen verbunden, sodaß wir neben de cänd auch
de unde finden (Beispiel hierfür s. u. B.).
- 282 —
Bucuna tatälui sSü era asa de mare unde vedea cä fin-
sgü are sä fie procopsit ca nici unid din fiii de ünpSra^, in
cät se uita la d^nsul ca la söre (Is. 183, 36).
cum; decum; tndätä ce.
Mit cänd haben diese drei Eonjanktionen gemeinsam, daß
sie, wie jenes, den Zeitpunkt anzeigen. Doch darin unter-
scheiden sie sich wesentlich von cand, daß sie in engster
Beziehung zur Handlung selbst stehen, daß sie nicht not
einen Punkt der Erzählung, sondern vor allem auch der Hand-
lung hervorheben wollen. Wegen ihrer Beziehung zu den
Handlungen des Haupt- und Nebensatzes bringen sie natorüch
auch die zeitliche Aufeinanderfolge der beiden Handlungen
zum Ausdruck, und zwar die der unmittelbaren Folge.
Ist schon der Unterschied von cänd zu den drei Konjunktionen
ein wesentlicher, so besteht ein weiterer, noch feinerer unter
cum, decum, indatä ce selbst Dies wird sich bei der Einzel-
betrachtung näher zeigen.
a) cum = wie, sowie.
cum, aus lai quomodo hervorgegangen, ist von Haus aus
Vergleichsadverb und hat sich über der modalen zur tempo-
ralen Konjunktion aus dem Begriffe der Vergleichung, der
Gleichheit, Gleichartigkeit zur Idee der Gleichzeitigkeit und
der unmittelbaren Folge entwickelt Auf diese Herleitung aus
dem Modalsatze deuten auch noch Beispiele wie:
Si cum umbla el a cere, Innoptezä odatä la an fägäd&u
(Ret). Si cum mergea pe drum, gäseste si ea margicä (Cr.).
Cum mergeau ei asa prin pädure, eacä cel mai mare din
fra^i se opresce (Ret).
Wir sehen, daß der Übergang bei den Verben der Be-
wegung leicht erfolgen konnte: Cum bezeichnete zunächst die
Art und Weise des Gehens. Will dann der Redende damit
ein plötzlich eintretendes Ereignis in Verbindung bringen, so
sucht er das modale Moment mit dem temporalen zu vereinen.
Dieses tritt allmählich mehr hervor, ja, schließlich vollständig
allein.
— 283 —
Wodurch unterscheidet sich cum von decumund
Indatä ce?
Wie schon eingangs erwähnt, kommt im cum-Satze vor
allem die Handlung zum Ausdruck. Hierbei kann nun der
Redende Gewicht legen auf deren Anfangspunkt; femer auf
einen Punkt aus dem Verlaufe der Handlung unter Ausschluß
von Anfangs- und Endpunkt; oder auch auf den Endpunkt
Die einzelnen Handlungen können dabei noch dauern, doch
tritt ihr Weiterverlauf in der Vorstellung des Sprechenden
zurück.
Bei cum denkt er nun lediglich an einen Punkt aus dem
Verlaufe der Handlung, jedoch nicht an ihren Anfangs- und
Endpunkt. Darum werden auch selten Momentan-Verben mit
cum verbunden. Die Bedeutung von cum erhelle aus folgendem
Beispiele: Fata de imperatü, cum Ü väzu, se sculS. Der
Redende will hier nur ausdrucken, daß die Kaisertochter sich
erhob, als sie ihn sah, d. h. während das Sehen noch vor sich
geht, nicht, daß sie sich erhob von dem ersten Moment an,
wo sie ihn erblickte, oder, als sie ihn gesehen hatte, und er
wieder weg war. Da cum einen Punkt aus der linearen
Handlung festhält, also mit imperfektiven Verben verbunden
ist, ist auch die durch dieses bezeichnete Handlung meist un-
abgeschlossen bei der unmittelbaren Folge der Hauptsatz-
handlung. Je nach dem Standpunkte des Erzählers steht in
dem cum-Satze das Praesens, Perfektum, Futurum; der Aorist,
und zum Ausdruck einer iterativen Handlung das Imperfektum.
Cum le vede, Indatä le cunösce de pe privirea cea bländä
cä sunt copiii lui (Ret 206, 24). Cum au plecat toti, ea a
si adormit (Cräc. 13, 10). Cum vom ajunge la palatul, sä te
las Jos (Is. 9, 8). Cum ajunse fata la podul de argint, unde
ii esi leul inainte (Is. 17, 5). Dar, cum punea mäna pe cäte
unui de codä, li träntea (Is. 3, 10).
Daß cum mit cänd nicht vertauscht werden kann, ohne
den Sinn des Satzes zu ändern, geht schon aus der grund-
verschiedenen Funktion von cum und cänd hervor, femer aus
Beispielen, wo beide Konjunktionen gleichzeitig auftreten:
— 284 —
Garn o ySziii, inima se ftcose cät iin porice fn mine, era
cänd Inträ pe ose, a^teptai pänä sä-mi yie bine (I& 304, 4).
Wenn der Redende im ersten Teile cum setzte so will er das
Sehen nicht als ein&ch geschehen erzählen, sondern aassagen,
daß sein Herz klein wie ein Floh geworden war, als er sie
sah, d. i. während des Sehens, nicht aber vom ersten Mom^t
des Sehens an, auch nicht, ab sie ihn gesehen hatte, und er
wieder weg war. Anders verhalt es sich im zweiten Teile,
wo das Eintreten vom Redenden nur als überhaupt geschehen
hingestellt wird. Darum kann man auch Mejer-Lubke
(6r. m, 644) nicht beistimmen, wenn er schreibt: Daneben
also rumänisch cimi, oft mit cand gleichgestellt: cum sa lea-
gänä iarba, Cänd o taie cu coasa, cum o taie picä jos, si cum
picä ingübeneste (Doine 188, 3) wie das Gras schwankt, wenn
man es mit der Sichel schneidet; wenn man es schneidet, tSUt
es, und wenn es gefallen ist, welkt es.
Es genügt Dach dem Vorangegangenen, nochmak darauf
hinzuweisen, daß cänd nicht mit cum wechseln kann, ohne
Einfluß auf die Bedeutung auszuüben, daß sein Gebrauch Ton
der jeweiligen Absicht des Erzählers abhängt, eine Handlung
nur als Faktum, als Ganzes, oder in ihren einzelnen Phasen
zu berichten. Wohl schließt cum das cand in sich, nicht aber
umgekehrt Oft unterscheiden sich cänd-Sätze äußerlich nur
durch ihre Konjunktion von den cum-Sätzen:
Cänd y^zu pe tiner atät de frumos, Indatä-i cazu dn^
la inimä (Ret. 21, 30). lar cänd a dat cu ochii de mire, pe
loc a Incremenit (Cr. 11, 54, 31).
Auch in diesen Fällen läßt sich cänd nicht durch cum
ersetzen: Der Erzähler will lediglich schildern, ohne einen
Punkt der Handlung hervorzuheben.
Bezog sich der Redende bei cum auf den Verlauf der
Handlung, so will er ihren Anfangspunkt betonen, wenn er
b) de cum
setzt. Es setzt sich zusammen aus de + cum, wodurch eigent-
lich schon seine Beziehung zur Handlung gegeben ist: lat
de «= Yon . . . aus, Ton ... an deutet vorzugsweise auf den
— 285 —
Ausgangspunkt, während der Verlauf der Handlung von
da ab ftr die Vorstellung zurücktritt Dieses Moment soll
in decum zur Anschauung kommen, und das ist es auch, was
es Yon cum wesentlich unterscheidet. Aus diesem Ghnnde
auch verbindet sich decum vorwiegend mit Verben von
momentanem TätigkeitsbegrifF, cum mit solchen der Dauer.
Wahrend das Zusammentreffen der im Haupt- und Nebensatze
ausgesagten Handlungen bei cum im Verhältnis der unmittel-
baren Folge steht, bezeichnet decum das der punktuellen
Gleichzeitigkeit, sodaß hier natürlich auch die in den cum-
Sätzen häufig auftretenden Adverbien zur Bezeichnung der
unmittelbaren, raschen Folge (indatä, pe loc, unde) überflüssig
sind und deshalb fehlen. Selbstverständlich hängt der Gebrauch
von decum auch hier von der beabsichtigten Auf&ssung des
Redenden ab, und cum ist daher scharf von decum geirennt
zu halten. Beider unterschied mögen folgende Beispiele dar-
legen: In: cum ll väzu lmp$ratul il cunoscu (Is. 76, 6) will der
Erzähler sagen, daß der Kaiser ihn erkannte, als er ihn sah
d. h. während des Sehens erinnerte er sich seiner wieder; der
Kaiser erkannte ihn also nicht schon beim ersten Anblicke.
Anders verhält es sich mit: Decum tl ochi, Incepu sä-i
tacäe inima (Is. 24, 25). Sein Herz fing an zu pochen gleich
beim ersten Anblicke, nicht erst im Verlaufe des Sehens. Hier
zeigt sich uns auch in ochi = erblickte ein Verb mit perfek-
tivem Tätigkeitsbegriffe. Bei derartigen Verben wird die durch
decum eingeleitete Handlung stets abgeschlossen durch die
einsetzende Hauptsatzhandlung, dagegen kann jene noch dauern
bei den imperfektiven Verben; jedoch auch hier tritt der
Weiterverlauf der Handlung gegenüber ihrem Anfangspunkte
für die Vorstellung zurück. Also decum = (seit + wie) =
nachdem + sowie.
Decum tl vSzui ne gätiräm de ducä (Is. 300, 6). Decum
aü tntrat tn casä, scripcarii ctntä (S. Gor. III 183, 26).
Die dritte Möglichkeit ist, daß der Sprechende an den
Endpunkt der Handlung denkt. Diese Funktion kommt zum
Ausdruck in
— 286 —
c) indatä ce«= sobald.
Es ist eine Zasammenseizung aus dem Adverb indat& + dem
BelaÜTuin ce. Das Wesen dieser Konjunktion erhellt am
besten aus einem Beispiele: Indatä ce s' aü pomit Petrea
Yoinicul de-a casä, ea aü §i alergat la Smiü (Sb. 29, 1).
Im Gegensatze zu cum und decum legt der Erzähler bei
indatä ce Gewicht auf den Endpunkt der Handlung, ohne
ihren vorausgehenden Verlauf mit zu berücksichtigen. Wahrend
in den cum- und decum-Satzen die Handlungen nicht unbedingt
abgeschlossen zu sein brauchen bei der unmittelbaren Folge
oder Gleichzeitigkeit der Hauptsatzhandlung, wird die tndata
ce-Handlung stets abgeschlossen mit der darauf folgenden.
In dem angefahrten Falle eilt sie nicht zum Smeü von dem
Augenblicke an, woP. aufbricht — also gleichzeitig mit ihm—,
auch nicht, während das Aufbrechen vor sich geht, sondern
mit dem Vollzug des Aufbruchs eilt sie zum Smeü.
Was die Zeitenfolge anlangt, so steht vom Stand-
punkt der Gegenwart aus:
a) Im Hauptsatze das Praesens, im Nebensatze das Per-
fektum, wenn die Handlung in der Vergangenheit spielt:
Ouele trebuesc luate din cuibare tndatä ce au fost depuse
de pasere (S.-Gor. III, 79, 18).
ß) Im Nebensatz das Futurum, wenn die Handlung als
in der Zukunft vollendet angesagt wird. Eigentlich erwartet
man streng logisch das Futurum ezactum, das aber im Roma-
nischen häufig durch das einfache Futurum ersetzt erscheint:
Dar mosneagul o oprit ca sä nu-i deie, ca crapä fndatä ce
a bea o leacä de apä (S.-Gor. III, 67, 32).
y) Vom Standpunkte der Vergangenheit aus, im Haupt-
und Nebensatze der Aorist, der in der Bukowina auch durch
das Perfektum ersetzt wird: Indatä ce se scaldä fn acest lapte,
cerbul se prefacu lar in om cum fiisese mai inainte (S.-6or.
III, 164. 11).
d) Stellung von Nebensatz zu Hauptsatz
bei cum, decum, indatä ce.
Schon bei den cänd-Sätzen wurde darauf hingewiesen, daß
— 287 —
der Nebensatz als Vorder-, Zwischen-, Nachsatz auftreten kann,
je nach Inhalt, Umfang, Bedeutung. Hing die Nebensatz-
stellung in dem cänd-Satze meist Ton der Willkür des Er-
zahlenden ab, so zeigt sich in den cum-, decum-, tndata ce-
Satzen eine Gebundenheit an den zeitlichen Zusammenhang
Ton Haupt> und Nebensatz. Das darf auch nicht befremden;
will doch der Redende in seiner Erzählung zugleich auch die
innere Beziehung von Haupt- und Nebensatz auf die Zeit
ausdrucken. Nicht alle drei Konjunktionalsätze sind in gleicher
Weise in ihrer Stellungsfreiheit beschrankt Ausschlaggebend
ist dabei auch wieder die Eigenart der betreffenden Konjunk-
tion. Folgende Normen lassen sich beobachten:
a) Überall da, wo der Redende ausdrucken will^ daß
Haupt- und Nebensatzhandlung im Verhältnis der Gleich-
zeitigkeit stehen, ist die Nebensatzstellung nur noch durch
die subjektive Ansicht des Erzählers über die Bedeutung des
Nebensatzinhaltes, nicht mehr durch den zeitlichen Zu-
sammenhang der beiden Handlungen bedingt Diese Stellungs-
freiheit ist auch begreiflich, denn, wenn a = b, ist auch b = a.
Immerhin machen sich auch bei der Gleichzeitigkeit noch
feine Unterschiede fühlbar, so der der dauernden und momen-
tanen Gleichzeitigkeit
Bei de cum und tndatä ce denkt nun der Redende
nicht an den ganzen Verlauf der Gleichzeitigkeit, sondern nur
an einen Punkt: den Anfangspunkt bei de cum, den End-
punkt bei indatä ce.
Wegen dieses gleichzeitigen Momentes kann daher der
Temporalsatz bald Tor, bald nach dem Hauptsatze stehen.
Dabei zeigt es sich weiter, daß die Nebensätze mit perfektiven
Verben, ^e also mit der gleichzeitig einsetzenden Handlung
auch abgeschlossen werden, oder, wenn das zeitliche Prius
sich mehr oder weniger geltend macht, vor dem Hauptsatze
stehen: Decum il ochi, Incepu sä-i täcäe inima (Is. 24, 25).
De cum aü intrat in casS, scripcarii cinta (S.-Gor.ni, 183, 26).
Liegt ein Nachdruck auf dem De cum-Satze, so folgt
er dem Hauptsatze: AceastS stafie ese apoi in toatä noaptea.
— 288 —
de cum tnsereazä bine si p&iä ce clnta cuco|i{ de miezul
nop^ii (S.-Gor. IIL 90, 28). Fata mie Imi pläcn, de cum o veziii
(Is. 301, 8). Wenngleich Haupt- und Nebensatshandlung sich
auch bei indatä ce im Endpunkte, berühren, also ein ge-
wisser Grad von Gleichzeitigkeit vorhanden ist, so wird doch
der Nebensatz in den meisten Fällen Torausstehen, weil
seine Handlung zum großen Teile yorausfallt und mit der
darauf folgenden abgeschlossen wird: cä, indatä ce se ospS-
tarä o leacä, merserä tn &urisce (Ret 32, 7). Dar mosneagal
0 oprit ca sä nu-t deie, cä crapä indatä ce a bea o leaca de
apä. Weitere Beispiele s. unter c).
ß) Fällt dagegen die eine Handlung zeitlich früher als
die andere, stehen sie also nur in einem Verhältnisse der un-
mittelbaren Aufeinanderfolge zu einander, wie es bei
cum der Fall ist, so geht auch der Satz mit der zeitlich
vorausgehenden Handlung dem mit der zeitlich folgenden
voran. Der cum-Satz ist demnach immer Vorder- oder
Zwischensatz:
Cum bau, foicicä verde se ^i schimbä tntr un cerb cu
un leagän de mätase tn spinare. Cum se dete jos, calul Ii
särutä mänä (Is. 9, 30). Cum o vezu, se luä dupä d^nsa (Is. 384, 5).
Der cum-Satz erscheint als Zwischensatz, wenn sein
substantivisches oder pronominales Subjekt gleichzeitig auch
das des Hauptsatzes ist: Degetul, cum ll puse acolo se hpi
(Is. 60, 4). Acestia cum väzurä, de odatä tnghe^arä de fricä
(Is. 79, 18).
Fungieren Relativsätze als Hauptsätze zu Konjunk-
tionalsätzen, so zeigt sich der Nebensatz bald hinter dem
Belativum eingeschoben, bald als Nachsatz: Prisäcaxiul, care,
de cum a Intrat tn casä, stete ca tnlemnit (Mar. 7, 1). Capul . . . ,
carele se lipi tndatä cum tl puse la loc (Is. 6, 16).
In dem ersten Beispiele hätte man eigentlich erwarten
können, daß der de cum-Satz bei seiner Bewegungsfreiheit
am Ende stehe, um nicht die Beziehung der Relativsatzhand-
lung zum Subjekte zu unterbrechen. Der Bedende will jedoch
durch diese SteUung andeuten, daß die Beziehung der Neben-
- 289 —
Satzhandlung zu seinem Hauptsätze enger und wichtiger ist,
als die der Relativsatzhandlong zu dem Substantive. Um-
gekehrt liegt im zweiten Falle der Schwerpunkt auf der Be-
ziehung der Relativsatzhandlung zu dem Substantive, weshalb
der cum-Satz hier einmal ausnahmsweise als Nachsatz auftritt,
e) Stellung von Subjekt und Prädikat in Cum-,
Decum-, Indatä ce-Sätzen.
Schon bei den cänd-Sätzen fanden wir allgemein Inversion
des Subjekts. Auch in diesen Fällen zeigt sie sich. Es
bestätigt dies wieder die Tendenz der romanischen Sprachen,
das Yerbum vom Satzende in die Satzmitte zu ziehen: Aus
Konjunktion — Subjekt — Verbum mußte werden: K — V. — S.
Cum o vftzu FSt-frumos remase tncremenit (Is. 7, 22).
In einigen Fällen zeigt sich die Inversion im Haupt- und
Nebensatz zugleich: Cum ajunse fata la podul de argint^ unde
!X e|i leul inainte (I. 17, 15). Cum auzi fmpSratul una ca
asta, li peri gustul pränzuluX (Ret. 7, 31). Auch den de
cum- und indatfice- Sätzen ist die Inversion gemein: De
cum Incepu hora, fata cea frumoasä si necunoscutä veni ca
din senin (Is. 187, 1). Ce mlnia lui Dumnezäü ii de cum
ajnng acestia sub pärete.
Bei Indatä ce kommt vereinzelt auch die gemeine Wort-
stellung vor: Indatft ce dtnsul a gäsit banii aceia, din
sSrac, se tn^lege cä in scurt timp s'a imbogäfit (Sez.-Qor. II,
260, 27).
Allgemein können wir sagen: Nach cum, de cum, indatä
ce findet Inversion des pronominalen, wie des substantivischen
Subjekts statt; bei indatä ce auch die gemeine Wortstellung.
Zum Schluß sei nochmals auf die unterscheidenden Merk-
male der drei Konjunktionen hingewiesen:
1. de cum: = (nachdem +) sowie,
a) bezeichnet den Anfangspunkt der Handlung; ihr
Weiterverlauf tritt zurück.
ß) die Handlung ist bei Momentan-Yerben stets abge-
schlossen.
7) Verhältnis der punktuellen Gleichzeitigkeit
W ei g and, 11. Jahresbericht. Id
— 290 —
2. cum: BS als, wie, bezieht sich auf
a) einen Punkt des Verlaufs der Handlung.
ß) Die Handlung ist nicht abgeschlossen.
7) Haupt- und Nebensatzhandlung stehen im VerhiUnis
der unmittelbaren Folge.
3. Indatft ce «= nachdem + sowie »= sobald als,
a) bezieht sich auf den Endpunkt der Handlung, deren
Yorausgegangener Verlauf zurücktritt
ß) Die Handlung ist unter allen Umstanden abge-
schlossen.
Y) Verhältnis der punktuellen Gleichzeitigkeit
dacL
Wenn wir bei cum, decum, indatS ce die beiden Funk-
tionen der unmittelbaren Folge zugleich mit dem AbscUoB
der Handlung mehr oder weniger ausgedruckt fanden, tritt bei
daca noch das conditionale Moment hinzu, wenngleich noch
Fälle vorkommen, in denen dacS rein zeitlich gebraucht wird.
Was will der Redende durch dacä andeuten?
Setzt der Erzähler cänd, so &ßt er die Handlung ab
Ganzes auf, ohne Gewicht auf einen Punkt oder Teil der
Handlung zu legen, betrachtet sie so gleichsam Tom Stand-
punkte der Objektivität aus. Anders bei dac&. Hier stellt er
sich subjektiv zur Handlung. Das Schwergewicht legt er
darauf, in seiner Erzählung andeuten zu wollen, daS die
Hauptsatzhandlung durch die Nebensatzhandlung zeitlich be-
dingt ist Also muß sie abgeschlossen sein, wenn die
Hauptsatzhandlung unmittelbar folgt: In dacä väzu cä nn
tace, ti mal zise ist die Bedingung flür das Sagen, daß er eist
gesehen haben muß, daß er nicht schweigt. Sowie er dies
bemerkt hat, dann sagte er zu ihm noch . . .
Was die Zeitfolge betrifft, so finden wir natürlich meist
den Aorist als erzählendes Tempus, bisweilen auch das
Praesens historicum, wodurch der Sprechende das Ver-
gangene lebhaft vergegenwärtigt, als wenn es in seine Zeit-
sphäre fiele, das Perfektum, das Imperfektum zur Angabe
— 291 —
einer iteraidven Handlang: si dacft se Yftzu Infrontat pänä
tntr' atätü, iasma plesni de necaz (Is. 48, 4). Dacä vede lapal
si yede cä nu mai gäsefte nimic, IsTpune In gänd iina (Cr. 52, 15).
Dacä i-a dat domnnl aceste trei sfaturi, i-a zis „cale bunä**.
Dacä o tntreba ^iganul, de ce plänge? ea snspina ntunai.
Dacä dient aach zur Einleitung einer rein zeitlichen Hand-
lung. Jedoch kommt diese Anwendung weitaus seltener vor.
In der Schriftsprache dagegen ist dacä heutigentags fast aus-
schließlich konditional. Selbst in den wenigen Fällen als
Temporalkonjunktion ist es nicht immer leicht zu entscheiden,
ob dacä vom Erzähler rein zeitlich gebraucht ist, oder nicht.
Denn, während bei cänd der Redende ein neues Moment ein-
fuhrt, bringt er die durch dacä eingeleitete Handlung mit dem
Vorausgehenden in Beziehung: calul dacä väzu asa, ii zise
(Is. 15, 25). lari balaurul dac-o audzit asa, s-o lasat in fundu
ftnttni (Oor. HI, 197, 5). Er kann also in dacä seine Meinung,
seine Absicht zum Ausdruck bringen, die eine Handlung als
durch die andere bedingt hinzustellen, oder nicht Ist es als
rein zeitliche Konjunktion gebraucht, so steht es im Sinne
von nachdem + sowie = sobald. Von indatä ce = sobald
unterscheidet es sich dann dadurch, daß seine Nebensatzhand-
lung abgeschlossen ist, wenn die Hauptsatzhandlung einsetzt —
also bloß unmittelbare Aufeinanderfolge — ; bei Indatä ce
jedoch wird die Nebensatzhandlung mit dem Einsätze der
Hauptsatzhandlung — also punktuelle Gleichzeitigkeit — ab-
geschlossen: Dacä fu la pörtä strigä: Cine bate'n p6rtä?
(Ret 71, 16). Dacä colinda o mare parte din oras, ajunse
la o ferärie (Is. 136, 31).
L Stellung des dacä-Satzes zum Hauptsatze.
Da auch in den dacä-Sätzen der Sprechende die Hand-
lungen Ton Haupt- und Nebensatz hervorhebt, so ist ebenfalls
ihre Stellung zum Hauptsatze keine willkürliche. Dacä-Satze
enthalten das zeitliche Prius und die Bedingung des Haupt-
satzes; deshalb ist es auch erklärlich, wenn die dacä-Sätee
als Vorder- oder Zwischensätze erscheinen und nur yer-
19*
— 292 —
einzelt als Nacbsitze. Dacä fuBer^zä» plecft Incet pe diunmi
^rei (Sb.). Ear tatft-s&ü dacft ?&za ;i yfiza, ti dete Yoie
(Is. 3, 6).
Auch die rein zeitlichen dacft-Sätze stehen meist Tor
dem Hauptsätze, da ihre Handlung der des Hauptsatzes Tor-
ausgeht. Nachsatzstellung ist bei ihnen schon eher md^ch,
weil das kondizionale Moment fehlt, das den Nebensatz ab
Bedingung gegenüber dem Hauptsatze als dessen Folge auf
jeden Fall vorangestellt erscheinen lassen muß: odata daci
te-am ales, tu e|tl a mea (Is. 37, 23). Acolo dacä ajunse, bitu
in pörtä (Is. 100, 29).
II. Stellung von Subjekt und Prädikat
Oleich den durch cänd, cum, decum, tndati ce einge-
leiteten Sätzen, findet auch beim dacä-Satze allgemein In-
version statt, selbst wenn von dessen Yerbum noch ein
Objektssatz abhängig ist Es beweist dies wiederum die
Tendenz der romanischen Sprachen, das Prädikat vom Salz-
ende wegzuziehen, möglichst in die Nähe des Subjekts. Ans
dem lateinischen Schema: K S. 0. Y. war möglich: E. S. V. 0.
Doch da in den übrigen Temporalsätzen das Verbum direkt
hinter der Konjunktion folgte, dabei auch die Verbindung
S. + y. gewahrt sein sollte, konnte dies nur durch Trennung
des Verbums von seinem Objekte geschehen: Also
K V. S. 0.
Dabei scheint der Erzähler doch noch das Oeftthl der Zu-
sammengehörigkeit von Objekt und Verbum, die eben in der
unmittelbaren Wortfolge zum Ausdrucke kommt, zu haben,
zumal, wenn das Objekt ein Satz ist um nun beiden An-
forderungen seines Sprachgefühls entsprechen zu können, ein-
mal, dem Verbum die zweite Stelle im Temporalsatze ein-
zuräumen, zum anderen, den Zusammenhang von Verb und
Objekt zu wahren, hilft er sich dadurch, daß er das Prädikat
nach dem Subjekte wiederholt: Dacä tSzu tmpSratol
si yäzu cä nu-i glumä, cä Fät-frumos nu merge la el, Ifi
lua cädula. Doch daneben macht sich auch schon der uni-
— 293 —
formierende Zug der gesprochenen Sprache geltend: Dacä
yezu ImpSratal cä . . ., zise (Is. 12, 26). . . . oder, wenn das
Subjekt im Haupt- und Nebensatze das gleiche ist^ daß er es
an die Spitze des Satzes stellt und den dacä-Satz direkt daran
anschließt, d. i. die sog. Zwischensatzstellung: fata tm-
pSratului, dacä yezu cä tatifl-seü li dete Toie, se gändi mal
int^iü (Is. 15, 14). Vereinzelt wird der dacfi-Satz auch nach-
gesetzt, wohl nur, wenn er umfangreicher als der Hauptsatz
ist: Asemenea ftcu dacä se tntüni si ou ursulü (Is. 336, 20).
III. Was die Wiederholung
Ton daca in mehreren aneinandergereihten Nebensätzen an-
langt, so läßt sich aus dem gesammelten Material nur soviel
erkennen, daß sie nicht erfolgt, wenn die angereihten Neben-
sätze eine fortschreitende Handlung ausdrücken, also ähnlich
wie bei cänd: Dacfi ajunse si gäsi pe to^ ai lor aduna^ la
tatäl s6ü, Incepu sä . . . (Is. 36, 12). Earä dacä chemä pe
bucätar ;i-i dete poruncä cä . . . , el spuse eine. Atunci ;i
elü dacä se sculä si veni acasä cu yacile ^ i le bägä tn cojariT,
se infa^isä la stäpänu-sSti (Is. 231, 17).
Dnp&ce = nachdem.
Im Laufe unserer Betrachtung sind uns schon mehrere
Konjunktionen mit der Bedeutung „nachdem" begegnet. Ebenso
verschieden ist aber auch ihre Anwendung:
a) de cum bezieht sich nur auf den Anfangspunkt der
Handlung. Für den Erzähler wird sie an dem Punkte mit
dem Einsätze der Hauptsatzhandlung abgeschlossen, denn ihr
Weiterverlauf tritt in der Vorstellung zurück. Bei Momentan-
Verben ist die Handlung stets abgeschlossen; Weiter-
verlauf ausgeschlossen. Haupt- und Nebensatzhandlung stehen
im Verhältnis punktueller Gleichzeitigkeit.
b) Indatä ce hebt den Endpunkt der Handlung hervor.
Ihr vorausliegender Teil kommt f&r den Erzähler nicht in
Betracht. Die Handlung wird unter allen Umständen mit dem
Beginne der Hauptsatzhandlung abgeschlossen. Auch hier
besteht das Verhältnis der punktuellen Gleichzeitigkeit
— 294 —
c) Der durch dac& eingeleitete Nebensatz drftekt die Be-
dingung aus for das Geschehen des Hauptsatzes, die Handhung
den tatsachlichen Grund für den Eintritt der Hauptsatzhand-
lung. Die Nebensatzhandlung ist sonach schon abgeschlossen
bei der darauf folgenden Hauptsatzhandlung. Beide stehoi
im Verhältnis der unmittelbaren Folge.
Die Betrachtung der drei Konjunktionen zeigt, daB der
zeitliche Zusammenhang der beiden Handlungen ein immer
loserer wird, im Abnehmen begriffen ist Die letzte Kon-
sequenz ist noch zu ziehen: Die Nebensatzhandlung ist
abgeschlossen beim Beginne der Hauptsatzhandlung. Der
Erzähler läßt es jedoch dahingestellt, wann diese der Neben-
satzhandlung folgt. Dieses Moment bringt der Redende zum
Ausdruck in dupä ce.
I. Zeitenfolga
Allgemein gilt als Regel, daß dupfice mit dem Aorist
zu verbinden ist und im Nebensatze gewöhnlich dasselbe
Tempus wie im Hauptsatze steht, obgleich die Handlung des
Nebensatzes der des Hauptsatzes stets vorausgeht: Fät-firumos
dupä ce rescoli trei zile, gäsi tn sfär|it (Is. 3, 26). Wahrend
Sbi er a- Bukowina den Aorist nicht kennt und dafür das
Perfektum setzt, findet sich auch ersterer bei Maria n-Bok
Dupä ce aü b e u t vacile bine apft, le-aü mlnat a casS (Sb. 15, 19).
Ear dup&ce se mai resgändi pu^, zise (Mar. 44^ 10).
Nur in einzelnen Fällen setzt der Redende auch das er-
wartete Plusquamperfektum, wenn er die Handlung als
in der Vergangenheit vollendet hervorheben wilL Gewöhnlich
ist aber dafür der Aorist eingetreten, üftta de Imperatü, care
privea la dönsii cum se luptaü, dupS ce se f&cuserft eii
omenil (Is. 88, 7). Dupä ce soarele sä ridicase ca de o bulifä,
incepu o groaznicä Impuscäturä de tunuiY, care mergea tntr'
un sir ca bätaia darabanei (N. (Jane).
Auch das Futurum ezactum findet sich vereinzelt sut
dupä ce verbunden, wenn der Sprechende die Handlung ab
in der Zukunft vollendet hinstellen will, im Hauptsatze
— 295 —
dagegen das Futoram L Es ist dies die erwartete, allerdings
nur selten noch anzutreffende, Zeitenfolge. Da der Redende
dnrch dnpäce eine abgeschlossene Handlung zum Ausdrucke
bringen will, müßte er eigentlich auch nur dementsprechende
Zeiten anwenden. Wie wir an Stelle des Plusquamperfekts
viel häufiger den Aorist antreffen, so fftr das Futurum II das
Futurum I, oft in Haupt- und Nebensatz zugleich. Auf das
Ineinandergehen dieser Zeiten ist schon bei indatä ce hin-
gewiesen worden: Cum sä se poarte clnd a voi sä plece dupäce
a fi ospStat si bSut la ei (Sb. 274, 20). Dupäce va ajunge
la impSra^e, trebue sä se face un cerb de aurfi (für va fi
ajuns) (Is. 114, 25). Verhältnismäßig selten sind auch die Falle,
wo vom Standpunkt der Gegenwart aus im Hauptsatze das
Praesens, im Nebensatze das ihm entsprechende Per-
fektum steht: Dupä ce aü mäntuit de mäncat, cälätorul
strein scoate cinci lei din pungä (Cr. IV, 89, 9). Dupä ce
am ajuns pe aste tärtmuri neumblate, prin pustietä^i farä
locuitori, sä me la|i si tu? (Is. 162, 28). Ebenso wird das
Praesens, sog. Praesens historicum yom Erzähler angewandt
zur Angabe von Tatsachen, die zwar der Vergangenheit an-
gehören, aber so lebhaft vergegenwärtigt werden, als wenn
sie der Zeitsphäre des Sprechenden angehörten, si dupä ce
i se Implinesc cei sease am de osändä, iar porneste la
Dumnezeü (Cr. II, 54, 3).
Allgemein zeigt sich in den dupäce-Sätzen große Freiheit
in der Zeitenfolge: Pänä, dupä ce s'ati intors dela bisericä,
au infipt-o in pervazul icoanei Maicei Domnului (Cräc. 20, 1).
Prisäcariul, abia dupä ce s'a mäntuit de Ucidä-1-pietrile,
Isi aduse aminte (Mar. 12, 1). Ear' dupä ce s'a säturat |i
s'a sculat de la masä, Isi fäcu cruce (Mar. 88, 7). tu urmä,
dupä-ce mal trecurä vr'o cäte-ya zile la mijloc, merge la
cioban o babä (Mar. 78, 11). — Unii spun cä dupä ce a
mäncat foarte multi oameni si a ros toatä coaja copacilor
din codru, ar fi cräpat aci in locul acesta (Cr. II, 18, 15).
— 296 —
IL Stellung des Dupäce-Satzes zum Hauptsatze und
des Subjekts und Prädikates in ihm.
Da die durch dupä ce eingeleitete Handlung zeitlich Tor
die Hauptsatzhandlung fallt, wird der Redende dies natorlicb
auch in der Satzstellung zum Ausdruck bringen. Kein
Wunder, wenn uns daher der dupftce-Satz meist als Vorder-
satz begegnet: Ei ayea o c&ldare foarte mare, si dupft ce
jupia bourul, tl punea tntr' Insa (Sb. 81, 7). Daß die Vorder-
satzstellung die allgemeine und natürliche ist. zeigt sich auch
darin, daß der dupfice-Satz Tor seinen Hauptsatz gesetzt wird,
selbst wenn dieser seinerseits wiederum abhängiger Satz ist,
sodaß er den Zusammenhang jener beiden Sätze stört: Inoepa
a alerga In ruptul capuli]^ cu gändul ca, dupä ce ya ajunge
a casä, sä se retragä unde-va intr' un ungheriu (Mar. 98, 12).
Selbst wenn außer dem dupäce-Satze noch ein Eondizionalsati
von einem Hauptsatze abhängig ist, steht ersterer auch, und
zwar direkt, Yor ihm, obgleich doch Haupt- und Eondizional-
satz in enger Beziehung zu einander stehen: Dacä yrei ca sä
nu mal atbi grijä de Smäü, dupä ce ^-i luä so^iea din mtna
lui, apoi sä nu ^f-o lai asas indatä (Sb. 62, 19). Ist Haapt-
und Nebensatz dasselbe substantiyische oder pronominale
Subjekt gemeinsam, so tritt der dupäce-Satz als Zwischen-
satz auf: fata Imperatului, dupäce mal piinse ni^icä
inimä, stränse firäul calului (Is. 18, 26). ear' ea, dupä ce
mänäncä si se satura, me stringe Incetisor cu o panä de gisci
(Mar. 65, 6).
Seltener erscheint der dupäce-Satz als Nachsatz. Es
handelt sich fast ausschließlich um die Fälle, in denen der
Erzähler die Handlung als in der Zukunft erf&llt erwartet
die also bei seiner Erzählung noch nicht tatsächlich abge-
schlossen ist Natürlich ist in diesen Fällen auch die Vorder-
satzstellung möglich. Die Nachsatzstellung ist hier ganz be-
rechtigt, da die Nebensatzhandlung vom Standpunkt des
Redenden aus der Hshdig. nicht zeitlich vorausgegangen ist
sondern nur als abgeschlossen angenonunen wird: MS Tof
— 297 —
iDcrede liusä fratelai teü ca gi (ie, dupäce-mi va dovedi ca
mi Yrea binele (Is. 21, 31). fi ai sä fii yeselä si sfinätösä ca
piatra, dupft ce vei bea apä yie (Is. 127, 3). Ferner erscheint
der dupäce-Satz als Nachsatz in einigen wenigen Fällen, in
denen die Handlung des Nebensatzes zur Zeit der Erzählung
tatsachlich vergangen ist, dann, wenn der Nebensatz weitaus
umÜBuigreicher als der Hauptsatz ist: Ptiu! mS! zise frate-säü,
dupS ce 1-a läsat sä sfärsascä (Gr. 68, 31). Fata de fmperatfi,
care privea la ddnsii cum se luptaü, dupä ce se föcuserä
era ömenii (Is. 88, 3).
Was die Stellung von Subjekt und Prädikat an-
langt, so tritt auch in den dupäce-Sätzen Inversion des
Subjekts ein, wie wir sie bisher allgemein in den temporalen
Konjunktionalsätzen schon gefunden haben. Bisweilen zeigt
sich die Inversion auch im Hauptsatze zugleich, wenn dessen
Subjekt ein Substantivum ist, eine Erscheinung, die wir auch
bereits firüher beobachten konnten: Dupace au ajuns
am^ndoi la curtea ImpSrätesca, pana nu se intälni, se puserä
fiä-care se dea probe despre hämicie (Ret 14, 27). Dupä
ce aü cinat el bine, '{-au zis preutul (Sb. 10, 6).
IIL Wird dupace wiederholt?
Gleich cänd und dacä wird dupace in mehreren gleich-
artigen, aneinandergereihten Nebensätzen nicht wiederholt, wenn
ihre Handlungen fortschreitende sind, oder sich wenigstens
nicht ausschliefen: feata tmperatului, dupä ce se uitä si
cercetä mai töte armele, tsi alese o sabie (Is. 21, 8). Ear'
dupä ce s'a säturat si s'a sculat de la masä, tsi föcu cruce
(Mar. 88, 7).
B.
Haupt- und Nebenaatahandlung stehen im Verhältnis der
Gleichseitigkeit«
Schon unter den Beispielen, deren Handlungen im Ver-
hältnis der Vorzeitigkeit stehen, fanden wir Konjunktionen,
die zwar das Verhältnis der Gleichzeitigkeit auch andeuten
können, das aber anderen Momenten gegenüber zorackfcrak»
und die daher dort schon behandelt werden maßten. — Auch
bei der Oleichzeitigkeit laßt sich unterscheiden, ob der
Erzähler diese nur als bloßes Faktum berichten, oder ob er
Teile der Handlungen und ihre gegenseitigen Beziehungen
hervorheben will:
a) Will der Sprechende die Gleichzeitigkeit zweier Hand-
lungen nur als einfach geschehen hingestellt wissen, so bedient
er sich der Konjunktion cänd. cänd se reversa zorile, ei se
pregäteaü (Is. 4, 18).
b) Will der Redende das Verhältnis der Gleichzeitigkeit
zweier Handlungen näher charakterisieren, so kann er sein
Augenmerk auf folgende Teile der Nebensatzhandlung richten:
1. den Endpunkt, der dann zugleich An&ngspunkt der
Hauptsatzhandlung ist Der vorangegangene Verlauf der
Nebensatzhandlung kommt Ar den Erzähler nicht in betrachi
Beide Handlungen stehen nur im Verhältnis der rein punk-
tuellen Gleichzeitigkeit, die in tndatä ce ihren Aus-
druck findet
2. den Anfangspunkt Der Weitenrerlauf der Neben-
satzhandlung tritt für die Vorstellung vollständig zurück.
Haupt- und Nebensatzhandlung stehen für den Sprechenden
im Verhältnis der momentanen Gleichzeitigkeit Dies
wird bezeichnet durch decum.
3) den Anfangspunkt und Verlauf Diese Momente
kommen zur Geltung in de cänd = seitdem.
De cftnd.
Wie sich cänd allgemein auf die ganze Ebmdlung besieht,
so auch hier in de cänd. Bei decum handelte es sieb nur
um den Anfangspunkt, der Weiterverlauf war Nebensache.
Hier dagegen legt der Redende das Schwergewicht auf den
Verlauf vom Anfangspunkt an. Dieser selbst tritt in der
Vorstellung zurück Darauf deutet auch die Etymologie des
Wortes: de == von ab + quando.
L Stellung des decänd-Satzes.
Die de cänd eigentümlichen Momente sind natürlich auch
fftr seine Satzstellung bestimmend und Ton Einfluß. Wahrend
bei de ciun der Anfangspunkt stets eingeschlossen ist, braucht
dies bei de cänd nicht der Fall zu sein, je nachdem der
Sprecher darauf Gewicht legt oder nicht. Davon hängt natür-
lich auch die Stellung des decänd-Satzes zu seinem Haupt-
satze ab. Die Mehrzahl der Beispiele weist auf die Nach-
satzstellung und bestätigt somit das oben über decänd
Gesagte: Der Anfangspunkt selbst ist für gewöhnlich aus-
geschlossen, der Nachdruck liegt auf dem Verlaufe der Neben-
satzhandlung. Wo natürlich der Redende ausdrücklich den
An&ngspunkt mit dem Weitery erlauf der Handlung betont,
da finden wir auch die Vordersatzstellung: De cänd
sonte^ pe lumea asta alba, voi afi ämblat cu furca (Is. 12, 19).
De cänd a Imbätränit, nici pe mine n'a mal Incälecat altul
(Is. 15, 29).
Wie schon firüher, wird auch hier der Vordersatz zum
Zwischensatz, wenn die Subjekte von Haupt- und Nebensatz
dieselben sind, und das Subjekt des Nebensatzes ein Substantiv
oder Pronomen ist.
Was die Stellung von Subjekt und Prädikat an-
langt, so findet sich auch im de cänd-Satze das in den schon
behandelten Konjunktionalsätzen Gesagte bestätigt: Inversion
des substantivischen und pronominalen Subjekts: De cind
fäcea plopsorul pere, a fost odatä unü imperat (Is. 1,2). Vezi
cä ei nu mal väzuserä d' aide astea de cänd ii facuse mä-
sa (Is. 382, 2).
Wie schon einzelne dieser Beispiele zeigen, tritt auch im
Hauptsatze bei substantivischem Subjekte gern Inversion ein,
dagegen nicht, wenn das Subjekt ein Pronomen ist: Uita-te,
soro, la mine; cäci de cänd te cunoscü, eü nu-^i am väzutü
ochi|orU (Is. 339, 9) gegenüber: darä ^ le-a luatü Smeoica
pämintului de cänd erat micü (Is. 315, 8).
— 300 —
Auch hier macht sich das Streben des Bmnaiüschen be-
merkbar, das Prädikat in die Satzmitte, in die nächste Nahe
des Subjekts^ zu ziehen, sodaß man sich nicht scheut, das
Subjekt sogar zu zerreißen: De cänd a imbätränit, nici pe
mine n'a mai incalecat altuL Von dieser allgemeinen Regel
weicht folgender Satz ab: este acum destul timp de cänd
fragil mei cei mari au plecat (Is. 296, 26).
IL Bei der Zeitenfolge
beobachten wir auffallend häufig das Plusquamperfekt im
Haupt- und Nebensatze zur Bezeichnung des Vollendetseins
in der Vergangenheit: Fata, care nu esise din casä de cänd
o fäcuse mäsa, se mira (Is. 17, 26).
Daneben findet sich auch das Imperfekt, um die Dauer
oder Wiederholung einer Handlung anzudeuten: De cand facea
popsorul pere si rächita micsunele . . . a fost odatä un tmpärat
mare si o fmpäratesä (Is. 1, 2). Es darf uns nicht wundern, wemi
in der Anwendung der Zeiten Ungebundenheit herrscht Wie
bei allen mit cänd zusammengesetzten Konjunktionen, wiU
der Sprecher auch durch de cänd keinen Teil der Handlung
hervorheben, sondern nur zum Ausdruck bringen, daß vom
Anfangspunkte an eine zweite Handlung mit der ersten parallel
läuft.
UI. Konjunktion de cänd.
Daß neben de cänd auch de unde vorkommt, ist nicht
befremdend, da, wie wir schon oben sahen, unde in demselben
Sinne wie cänd gebraucht wird: Femeea, de unde se astepta
sä vazä pe dascalü mulj^umitü pentru cä se jertfise sä-i iacä
pläcerea, rSmase uimitä auzindu-lft cä este atäta de mlhnit
(Is. 272, 23).
Eine eigentümliche Bildung ist de pe cänd. Immerhin
läßt sie sich sehr wohl verstehen: Der Redende legt Gewicht
auf (zweierlei zugleich) die Dauer der Handlung vom An-
fangspunkt an: Fin' cä el a ingrijit 'o, de pe cänderavi^
(Diilfu 10, 10). dar de la o vreme incoace, cam de pe cänd
— 301 —
^-am blagoaloTit tarbinca aceasta, te-ai ftcot prea, nu |tiü
com (Gr.). Nicht selten entspricht dem de c&nd ein Korre-
lativ im Hauptsätze, das sich mit der Präposition de zu-
sammensetzt und besonders auf den Anfangspunkt hinweist,
im Nachsatze auch auf den Inhalt des ganzen vorausgegangenen
Satzes: cS de mult ti de atuncia, declnd nu ne-am vizut
(Sb. 267, 34). Si de atunci tncoace apot, de cänd s'a
resbunat cärbunele asupra stftpänei sale, fie-care femee har-
nicä ^ grijilie nici odatä nu lasa . . . (Mar. 71, 22) . . . ; dar
de cänd vSzü cä Impdratul aduse . . ., de atunci nu sciu
cum . . . (Ret 96, 26).
Ctt»» solange (als).
Wenn der Redende ctt setzfc, will er zum Ausdruck bringen,
daß die Handlungen von Haupt- und Nebensatz gleich lange
wahren. Anfeuigs- und Endpunkt der Handlangen sind hierbei
ausgeschlossen. Dem Erzähler kommt es lediglich darauf an,
ihre Gleichdauer hervorzuheben. Darum auch darf es nicht
wundernehmen, daß die dt-Satze bald als Vorder-, bald als
Zwischen-, bald als Nachsatze stehen, femer, daß in der
Zeitenfolge vollständige üngebundenheit herrscht. Die Auf-
einanderfolge der Tempora hängt nur von dem in der Er-
zählung gewählten Standpunkt ab, soll doch eben nur die
Gleichdauer an und f&r sich, nicht die Art und Weise der
Handlungen, ihre Beziehungen zu einander zum Ausdruck
kommen: Cit aü träit ei tmpreunä si aü mundt tot umSr la
umSr (Mar. 273, 1). — Cäci el, cät a maX träit, tn fie-care
sarä a spus cäte-o poveste (Mar. 12, 6). — nimeni nu s'a putut
atinge de impSrä^e mea, cät am fost ttner (Is. 12, 29). Stil
ce-am gändit eü, cät am stat längä foc? (Cr. 27, 27).
Für gewöhnlich druckt die durch cät eingeleitete Hand-
lung eine Dauer aus. Eigentümlich ist daher der Gebrauch
von ctt, um das blitzschnelle Eintreten der Hauptsatzhandlung
zu charakterisieren. Aus der Gleichdauer ist gewissermaßen
ein Gleichmoment geworden. Die Beispiele zeigen, daß
sich derartige Sätze zu stereotypen Redensarten ausgebildet
— 302 —
haben: Si cät te-ai sterge la ochi, lupu fu aci (Is. 77, 20).
Si ctt clipesci cu ochii, afi si fost la canmata-sätt, la Geral
(Sb. 62; 12). — Ctt baj^i in 'pälmT aü si fost la co^ile
Smäulni (Sb. 63, 4). Gänd pnse mäna pe colivie, o datft ^pi
pasSrea, si cät ai zice mein, se rftzu inconginiat de o mol-
^ime de pasen (Is. 75, 34).
Inversion des substantivischen und pronominalen Sub-
jekts tritt auch in den Cät-Sätzen allgemein ein: . . . cäta-T
ziulica de mare törcemü (Is. 49, 36). Ctt aü träit ei fm-
preunS si aü muncit tot umSr lä umSr (Sb. 273, 1).
ctt ist eigentlich Adverb des Grades oder auch der Menge,
„wieviel". In dieser Eigenschaft war es gewohnlich mit Sub-
stantiven verknüpft. Darauf deutet auch noch der konjunk-
tionale Ausdruck: pecit timp, das früher rein quantitativer
Ausdruck gewesen ist und erst durch die hinzubretende, die
Dauer bezeichnende Präposition pe <i lai per zur temporalen
Dauerkonjunktion geworden ist: pectt timp va rSmine nmnii
ea (mintea dunmezeascä) singurft in el, ptnä atnncia toate
mijloacele intrebuinj^ate de noi n or avea nici-o tnrturire asupn
Im (Sb. 305, 34).
Allmählich verwuchs der Begriff der zeitlichen Dauer
durch pe so sehr mit ctt, daß timp dem Yorstellungskreise
des Redenden entbehrlich schien, bis dann schließlich ctt allein
eine dauernde Handlung zum Ausdruck bringen konnte: pe
ctnd cei-ral^t trei se (in de mtnä, pe ctt le permite frigul
(Sez. Sät 267, 25).
Pe eftnd.
Cät bezeichnet die Gleichdauer zweier Handlungen unter
Ausschluß von Anfangs- und Endpunkt Eün weiterer Fall
ist der, daß die Handlung des einen die des anderen Satzes
in sich fftßi Der Nebensatz enthält dann die dauernde
Tätigkeit, in die die dauernde oder momentane des Haupte
Satzes ^t. Dieses Moment sucht der Sprechende zu ver-
anschaulichen durch pe cänd.
— 303 —
Anfangs- und Endpunkt der Nebensatzhandlung &llen
auch hier für die Vorstellung des Erzählers weg, wie er denn
überhaupt nicht auf die Handlungen selbst eingehen will. Er
will nicht sagen, die Nebensatzhandlung ist stets durativ, die
Hauptsatzhandlung für gewöhnlich momentan, sondern nur
das zeitliche Hineinfallen der einen Handlung in die
andere mitteilen. Darum muß er auch die eine Handlung als
dauernd erzählen. Hieraus folgt, daß in der Zeitenfolge
im Nebensatz zum Ausdruck der Daaer stets das dement-
sprechende Tempus, für die Vei^ngenheit, das Imperfekt
stehen muß, wahrend der Redende im Hauptsatze volle Frei-
heit in der Wahl der Zeiten hat Diese hängt dann nur noch
lediglich von dem in der Erzählung eingenommenen Stand-
punkt ab. Anders verhalt es sich bei ctt: Hier will der
Sprechende nur ausdrucken, daß beide Handlungen gleichlang
währen, nicht, daß die eine an die Art und Weise einer
anderen Handlung gebunden ist; deshalb auch bei dt kein
Festhalten an einem bestimmten Tempus. Eatä insa cä pe
cänd avea sä treacä rädvanul peste un pod mare, se aude
un glas de om (Mar. 52, 14). Pe ctnd era in pädure la vinat,
1-a cuprins un tntuneric (Sez.-Gor. 225, 18). Dar pe cind
se aflaü la masä» erä Ghenöea gemea (Is. 5, 16).
Eigentumlich ist der Gebrauch von pe cänd zur Angabe
eines Zeitpunktes. Natürlich wird es in diesem Falle nicht
mit einem Tempus der Dauer verbunden: fäinä, |i pe cänd
sängele incepu a docoti, o aruncä In nuntru (Mar. 8, 1).
Intr'o sarä Prisäcariul acesta, tocmai pe cänd puse o cäldare
cu apä la foc |i voia sä-si facä mämäligä . . . (Mar. 1, 17).
Was die Satzstellung anlangt, so steht der pe cänd-Sate
gewöhnlich vor dem Hauptsatze, enthält er doch auch die
Handlung, welche die des Hauptsatzes in sich faßt Ver-
einzelt kommt allerdings auch die Nachsatzstellung vor: tntr'o
sera se fäcu muscä, tntra pe cosü in cämarä, unde era cutia
cu vinele, pe cänd Smeöica nu era acasä (Is. 316, 25).
Gegenüber den bis jetzt behandelten Konjunktionalsätzen
findet sich in den pe cänd-Sätzen in der Stellung des
— 304 —
Subjekts zum Prädikat ziemliche Willkür, bald die ge-
meiiie WortsteUung, bald Inversion des Subjekts: Pe eänd
dormea el dnsfi, ii scoserft inelnl din deget (Is. 106, 6). Pe
clnd ambla Dumnezeu si ca sflntn Petre pe pimint...,
s-aü abätut la o stlnft, ce sä . . . (Sez. Gor. 207, 22).
Diesen Beispielen stehen gegenüber: Pe ctnd Dum-
nezeu nmbla cn sfintol Petra pe pämint, s-aü Inttlnit cq
un om la care gäzduise ei In mal multe rlndnri (Sez. Qor. DI,
56, 1). li scnlä, pe cänd el räscolea jaratecolü ca o ^diri
de lemnü, zicönda-le (Is. 248, 20).
PAnä =a solange, während.
Die letzte Möglichkeit ist die, daß der Sprechende die
Oleichdauer zweier Handlangen bis zum Endpunkt heryo^
heben will, dabei aber den Anfiingspunkt außer acht läßt
Dazu dient pänä.
Pänä bezeichnet eigentlich das Erstrecken der Hauptsatz-
tätigkeit bis zu dem Punkte, wo sie durch eiae zweite Hand-
lung begrenzt wird, deutsch „bis*'.
a) Will der Redende nun sagen, daß die Nebensatzhand-
lung auch schon Tor sich ging, als die Hauptsatzhandlung
stattfand — also gleichzeitig mit ihr — , so geht pänä über
in die Bedeutung „solange''. Beide Handlungen gehen bis
zum Endpunkt parallel neben einander her: Pe tine, te Toi
urma pänä toi avea yia^ in mine (Is. 35, 23). si se mtara
dupä d^nsulü pänä nu-Iü mai zärirä (Is. 320, 4).
Wird der Endpunkt mehr betont, steht pänä ce: si na
me ya läsa singurü pänä ce nu Yoiü ajunge la isbändi
(Is. 300, 15).
b) Auch kann der durch pänä eingeleitete Nebensatz die
Zeitstrecke bis zum Endpunkt bezeichnen, in die eine zweite,
momentane Handlung fallt == bis, solange, während:
Oare nu 'i de föcut vre-o smichirie, pänä mal este tncä
vreme? (Cr. 60, 5),
— 305 —
C.
Haupt- und Nebensati stehen im Verhältnie
der Naohaeitigkeit
Wenn die temporale Nebensatzhandlung zeitlich nach der
des Hauptsatzes fallt^ so sind zwei Falle der Aufeinanderfolge
mogUch: Die Hauptsatzhandlung wird mit dem Eintreten der
Nebensatzhandlung abgeschlossen, oder, die Hauptsatzhandlung
ist schon abgeschlossen, wenn die Nebensatzhandlung eintritt.
a) Wenn der Nebensatz die vorausgehende Handlung ab-
sehließt, so bezeichnet er deren Ausdehnung bis zu dem
Punkte, an dem die folgende Tätigkeit einsetzt, also bis zum
Endpunkte. Diese Funktion vertritt
Pftn& = bi8.
1. Es ist die allgemeinste Konjunktion in der Bedeutung
„bis", kann das Erstrecken der Hauptsatzhandlung sowohl bis
zu einem zeitlichen, als auch bis zu einem örtlichen
Grenzpunkte ausdrucken, ohne jedoch den Endpunkt besonders
zu betonen. Dies zeigt sich am deutlichsten in seinem häufigen
Gebrauche nach den Verben der Bewegung, wenn nur der
Abschluß der Tätigkeit angedeutet werden soll, weniger der
Zielpunkt hervortritt: iar se ducea |i tot asa pänä a luat
cät a voit (Sez. Gor. IV, 13, 12). Merse bäetul cu mare bägare
de seamä p&nä s'a apropiat de a bini|or (Cräc. 25, 23).
2. Auch im verneinten Nebensatze steht pänä, geht
aber dann meist in die Bedeutung von „bevor" über, und
zwar, wenn die Hauptsatzhandlung abgeschlossen ist beim
Einsetzen der Nebensatzhandlung, dagegen behält es seine
ursprüngliche Bedeutung, wenn auch der Hauptsatz verneint
ist: Si mlne de noapte, ptnä nu se va scula incä Pepelea, sft
apucäm lumea n cap. (Sb. 17, 37). Eü nu me pot märita pänä
nu mi so aduce herghelia (Is, 26, 28). Toatä lumea din acest .
sat nu poate bea apä, de räul balaurului, pänä nu-i däruefte
im copil (Sez. Gor. 68, 29).
Weigand, 11. Jahresbericht. 20
— 306 —
3. Soll der Grenzpunkt besonders herrortreten, so
kommt in betracht, ob sich die Tätigkeit am Orte, oder in
der Zeit enttreckt. Ist das erstere der Fall, so dient
a) pänä ce zur HetTOiiiebnng des Zielpunktes. Damm
findet sich diese Konjunktion vor allem nach den Verben des
Bewegens. Daneben wird pänä ce vereinzelt auch zur Herror-
hebung des zeitlichen Endpimktes verwandt; wiederum eis
Beweis f&r die Vorliebe der Sprache, zur Darstellung zeit-
licher, mehr abstrakter Begriffe, sich der leichteren Anschauang
wegen, der konkreteren, örtlichen Konjunktionen zu bedienen
(vgL unde). Nicht aber läßt sich das Umgekehrte beobachten,
sodaß p&nS c&nd fftr p&nS ce eintrete: A dona si am purces
din F&rca{a pe la Borca spre Pärftul Cärjei |i Cotäi^a;, pini
ce am ajuns |i la Brogteni (Cr. V. 27, 7). Si tot innaint«
mergea, ptnS ce ajunse la unü ora; mare (Is. 100, 25).
Si lupte se, si lupte se, plnä ce fncepu sä cänte ooco^
acelü cineva peri ca o nlLlucä. . . . , atftta ce 1-a ciuc&it si
indemnat pre nätängul gi nesocotitul seu firate, pänä ce
acesta nu i-a scos ochii (Mar. 34, 17).
ß) Ist die Handlung in der Zeit ausgedehnt und wird
auf deren Zielpunkt Nachdruck gelegt, so gebraucht der
Redende panä cänd, f&r das, wie schon erwähnt, auchpäni
ce als das allgemeinere eintreten kann, nicht aber umgekehrt:
Astfei pändi, pinft cänd Intr* una din nop^I sim^ cä ...
(Is.83, 14). Merse, plnä-ce e^irä la pustietate unde se perdu
dira (Is. 80, 14). Se luptarä ptnä cänd Smeul bäga pe Pr. in
päm^nt ptnä la glesne (Is. 86, 12).
In der Zeitenfolge
haben wir zu unterscheiden, ob die durch die drei Konjunk-
tionen eingeleiteten Handlungen vom Sprechenden ab be-
stimmt erfüllbar, schon vollendet hingestellt worden, oder ob
das Eintreten der Nebensatzhandlnng von ihm nur in der
zuversichtlichen Erwartung angesehen wird. In diesem Falle
bedient sich der Bumäne des Futurums und zumeist der
Konjunktion pänä, die, weil ohne Nachdmck auf dem End-
— 307 -
punkte, die Unbeatimmiheit des Einfaretens der Nebensatz-
handlang am besten zum Ausdrack bringt: Du-te . . . pänä
Tel ajunge la sftntul Söre (Is. 56, 10). Aiee aü trebuit sä
a|tepte pince a fi soarele cruce amieazäzi (Sb. 135, 11). . . .,
cä-i era ursit de ursitöre, cä el nu va muri p6nä oänd va
auzi glasul dela P. (Ret 16, 22).
Da in den angefahrten Beispielen der Eintritt der Hand-
lung Tom Sprechenden zwar erwartet, aber noch nicht tat-
sachlich Tor sich gegangen — also nur wahrscheinlich — ist,
kann für pänä a oder pfnä c&nd voi + ^f- meist auch pänä
;- sä + Konjunktiv stehen. Regehnäßig steht dieser, wenn
der Redende den Wunsch, die Ungewißheit, Möglich-
keit des Eintritts der Nebensatzhandlung ausdrücken wiU:
etä nuu[ slnt trei zile pinä sä se Implinescä sorocul ce ^I-a
datü (Is. 91, 21). Dar täcu pänä se-i vinä rändul (Ret. 2, 23).
Pänfi sä yie cu respunsul, cäpitanul de haiduci puse detäie
un curcan (Is. 142, 35).
Enthält dagegen der Nebensatz eine Tatsache, so steht,
je nach dem, wie sich der Sprechende zur Handlung stellt,
das Praesens, der Aorist oder das Perfektum: ;i cu acela
atata jöcä pänä cade de obosit (Ret. 20, 25). Bisweilen findet
sich das Praesens im Nebensatze nach pänä und den übrigen
Konjunktionen, im Hauptsatze ein Tempus der Vergangenheit,
um den plötzlichen Abschluß der Hauptsatzhandlung durch
die unerwartet rasch eintretende Nebensatzhandlung zu be-
zeichnen. Im Hauptsatze ist die gleichmäßig Yor sich gehende
Handlung angedeutet durch Adyerbia, wie tot, astfei u. a.,
wodurch die Nebensatzhandlung um so wirkungsvoller wird.
Pinä deckt sich hier in gewissem Sinne mit cind, nur daß
dieses nicht zugleich das Erstrecken der Handlung bis zum
Grenzpunkte ausdrückt: Cei doi frafi au tot mers pe drum
inainte, pänä ajung la cur^ile impSratului ro|u (Ret 20, 6).
Mult timp umblarä ei astfei, pinä cind feciorul impSratului
ftctnd oYlnätoare prin pädure, vede cerbul ducind in spinare pe
&t&(Sez. 162,37). Gehört die Handlung derVergangenheit an,
80 gebraucht der Redende den Aorist oder das Perfektum:
20*
— 308 —
AsteptarS ptnä adormi ciobänajul (Is. 248, 16). Yorbele
fmpSrakdui tncS au mers din goift In goiS, pän& an ajnBS
la nrechile Ini Man i4lhariul (Beb 8, 11). Si aü remas acolö
pänäce s'aü mai rteit si si-aü venit In fire (Sb. 6, 29). Um
das allmähliche Vorsichgehen der Nebensatzhandlnng zu Ter-
anschaulichen, findet sich auch das Imperfektum: Si ao
mers cu dönsii prin pftdure p&nSce se facea amü ziüa
(Sb. 6, 39).
Stellung des Pänä-Satzes zum Hauptsatze, and
Stellung von Subjekt und Prädikat im Nebensätze.
Wie schon frühere Beispiele darlegten, ist die SteUung
des Nebensatzes wesentlich abhängig von der Priorität oder
Posteriorität seiner Handlung, yerglichen mit der Hauptsatz-
handlung. Dieser Maßstab findet auch Anwendung bei der
Satzstellung der pän&-, pänft cänd- und päna ce-Sätze: Es
zeigt sich, daß, wenn der durch diese drei Konjunktionen ein-
geleitete Nebensatz das Erstrecken der Hauptsatztätigkeit ab-
schließt — also eine zeitlich nachfolgende Handlung aus-
druckt— , der Nebensatz nach dem Hauptsatze steht: trSi
tn fericire, pänä se istovirä (Is. 48, 13). Merse pänft ce ajunse
la o casu^ (Is. 383, 17). . . ., cä el era blestemat sä p6rte
corpul de vulpoTü pänä cänd un om va aTea milä de el
(Is. 300, 10).
Dagegen steht der Nebensatz vor dem Hauptsatz,
wenn die Nebensatzhandlung zugleich auch die Bedingung
f&r das Eintreten der Hauptsatzhandlung enthalt, was auch
zuweilen durch den Couditionalis im pänä-Satze angedeutet
wird. Wie wir schon die dacä-Sätze zumeist als VordersÜze
antrafen, so ist auch die Yordersatzstellung der pftni-
Sätze mit kondizionalem Momente logisch vollauf berechtigt:
Acesta spuse cä pänä cänd tmperatul nu va avea lapte de
pasSre de peste apa lordanului, cu care ..., nu-i va veni
väzultt (Is. 171, 13).
Wenn das folgende Beispiel mit dem Kondizionalis
als Nachsatz erscheint, so liegt dies daran, daß das Satz-
objekt nicht gern vom Verbum getrennt wird. Auch hierflir
— 309 —
boten die daoft-S&tze hinreicheiid Belege: eü nu y& orez pft
Tol cft sintelfi nepo^ mief, ptni nu ntf-af! adace oorabia
eu muina Toastrft, aici la poarta mea (Sez. Qor. III, 65, 16).
Was die Stellnng Ton Subjekt und Prädikat an-
langt, 80 besteht im p&nä-Satze ziemliche Willkür, die je nach
der einleitenden Konjunktion bald größer, bald geringer ist.
Am konsequentesten ist die Inversion des Subjekts durch-
geführt nach pänä, und zwar immer, wenn das Subjekt ein
SubstantiTum ist, weniger bestimmt bei pronominalem Subjekte:
Nu ISsa nici o pasere sä treacä peste !el plnä teu yin de
la apä (Alexici 234). . . ., ca sä' ¥ ^ä crSpfttura deschisä
plnä ya scoate el inima.din copactü (Sb. 38, 10). Dar eü
tot trebue sä fiü cu dlnsul p&nS ya clnta cucul (Sb. 18, 1).
So regelmäßige Verhältnisse freilich wie der pänä-Satz
weisen die durch die zusammengesetzten Eoi^unktionen pänä
ce und pänä c&nd eingeleiteten Nebensätze nicht au£ Wiegt
bei pänä ce noch die Inversion vor, zeigen die pänä cänd-
Sätze nur die gemeine Wortstellung. Auch hierin macht sich
der Zug der romanischen Sprachen geltend, das Verb in die
Satzmitte zu ziehen: Der plnä ce-Satz als der gebräuchlichere
yon beiden ist von dieser allen Temporalsätzen gemeinsamen
Tendenz schon ergriffen worden: Daher hier beide Wort-
stellungen neben einander! Allgemein läßt sich überhaupt
beobachten, daß die Adverbialsätze, deren Konjunktionen Satz-
ellipsen sind, die gemeine Wortstellung als das gewöhnlichere
aufweisen: merse pänä ce i se rupse si opincile aceste (Is.
58, 21).
Dagegen zeigt es sich, daß, wenn der durch pänä ce
eingeleitete Satz eine Handlung abschließt, die sich mehr in
der Zeit erstreckt, die gemeine Wortstellung stattfindet,
wie sie ausschließlich nach pänä cänd auftritt Darum finden
wir sie auch nicht nach den Verben der Bewegung mit ört-
lichem Zielpunkt. Diminea^, pänä ce tatäl lor a tnjugat
boii, ei gäsind un sac cu fäinä, Isi umplurä bine sinul (Sez.-
Gor. 66, 9). A stat asa tremuränd, ^ntuit locului, pänä ce
zäna s a desteptat (Cräc 26, 2).
— 310 —
Nach p&nä cänd erscheint nur die gemeine Wort-
stellung: si am stäpänit 'o pänä cänd mosnl M&iieiTald
ftcü In liyadea mea cur^e astea (Ret. 37, 32). . . . se Inptarii
pän& cand Smeul bägS pe PrisScariid in päm^nt ptna la
glesne (Is. 86, 12).
b) Die Handlung des Nebensatzes bezeichnet nicht das
Erstrecken der Hanptsatzhandlong am Ort bis zum Endpunkt,
sondern bringt zum Ausdruck, daß die Hauptsatzhandlung
eintritt in der Zeit bis zu dem Beginne der Nebensatzhaad-
lung. Hierbei sind zwei Fälle möglich:
a) Der Nebensatz bezeichnet die dem Hauptsatze folgende
Tätigkeit, ohne jedoch die unmittelbare Folge auscs-
drücken. Dazu dient:
tnainte de a = bevor
in Verbindung mit dem Infinitive. Maf ^nainte insä de a
veni c6sul nascerii, copilul se puse pe pläns (Is. I, 2, 6).
ß) Der dem Hauptsatze folgende Nebensatz schließt den
Zeitraum ab, innerhalb dessen die Hauptsatzhandlung ge-
schieht, geschehen ist oder soll. Die Zeitdauer, in die sie
fällt, erstreckt sich demnach bis zum Anfangspunkt der Neben-
satzhandlung. Mithin besteht zwischen beiden Handlungen
ein unmittelbarer Zusammenhang, unmittelbare Auf-
einanderfolge. Sie kommt zum Ausdruck in pftnft im, pftnä
cänd nUy pftnä ee nu. La ce sä mergi tu acuma, ptnä inci
nu s'au facut zifia? (Sb. 27], 1). Stringe repede ce mal at
pinä cänd nu vine baba §i hai sä fugim (Cr. Y, 30,6). Si
te du si fug! de mine pln' ce nu te' nghit pe tine (Balade
populäre col. AL).
Gebräuchlicher ist die Infinitiv-Konstruktion mit
pänä a nu: zise, s'ar fi zis mai multe, pän^a nu läsa pä-
mintul (Dulfii 9, 23).
Stellung des Nebensatzes zum Hauptsatze, und
Stellung von Subjekt und Prftdikat im Nebensatze.
Für die Nebensatzstellung lassen sich bei fnainte de und
pänä nu keine feststehenden grammatischen Regeln aufstellen.
— 311 —
bald zeigt sich Vordersatz-, bald Nachsatzstellung. Höchstens
psychologisch kann man dembeikonunen. So steht die Yorder-
satzstellung, wenn der Sprechende die Nebensatzhandlung
als mehr oder weniger bedingend Ar die folgende Hand-
lung gedacht hat, dagegen die Nachsatzstellung, wenn die
Nebensatzhandlung die des Hauptsatzes einschränkt
Die tnainte-Sätze weisen fast durchgängig die Vorder-
satzstellung auf, sodaß man bei ihnen auch an ein bedingendes
Moment denken kann: La noi este obiceiul ca tnainte de a
merge la cnnunie, sä ne Imbäiem (Is. 37, 27). Dar, mal tnainte
de a pleca, le fäcü o tortä cu täri^ si cenusä (Sez.-6or.
161, 25).
Weniger häufig findet sich die Vordersatzstellung bei
pänä nu. Schon die wortliche Übersetzung „bis nicht*^ deutet
auf eine Einschränkung der Zeit hin, innerhalb deren die
Hauptsatzhandiung beendet sein muß. Damm ist es er-
klärlich, wenn in den meisten Fallen der pänä nu-Satz nach
dem Hauptsatze steht, und nur Tereinzelt vor ihm, wenn der
Erzähler auch an eine Bedingung denkt: Si mtne de noapte,
plnä nu seYasculaPepeleä;sä apucämlumea ncap(Sb.l7,37).
Darft pinä a nu sosi el, s aü sfttuit mäicä-sa earä| cu SmSul
(Sb. 26, 5). Cautä-^ mai bine de drum, pänä nu e tärziu
(Mar. 3, 1). La ce sä mergi tu acoma, ptnä tncä nu s'aü
fScut ziüa? (Sb. 271, 9).
Ist das Subjekt des Nebensatzes ein Substantivurn oder
Pronomen, so tritt Inversion ein: Mai 'nainte Insä de a
yeni cesul nascerii, copilul se puse pe pläns (Is. 2, 6).
Das pronominale Subjekt kann im Infinitivsätze
ausdrücklich gesetzt oder auch ausgelassen werden, sobald
dadurch keine Zweideutigkeiten entstehen: Darä pinä a nu
sosi el, s'aü sfätuit mäicä-sa earäs cu Smeul. Dar tnainte
d e a mg pierde, te rog sä-mi dai numai o ^rä rägaz (Sb. 38, 40).
— 312 —
n.
KansalsatK.
Um die nimanisclLeii Kaiisalkonjuiiktioiien nnd ihre Funk-
tionen besser zu verstehen, macht sich ein Überblick ftber'
den lateinischen Eausalsat« nötig. Das Lateinische hatte zwei
Arten von Eausalkonjunktionen^ von denen fnr uns in betracht
kommen, einerseits: quod, andererseits nam.
Der Unterschied zwischen diesen Konjunktionen besteht
darin, daß der Redende quod setzt, wenn er bei einer za
machenden Äußerung zugleich auch die Notwendigkeit
fühlt, also die Absicht hat, sie zu begründen. Es besteht
sonach zwischen Haupt- und Kausalsatz eine enge Beziehung;
dagegen nam, wenn er erst nach der Äußerung die Not-
wendigkeit der Begründung in sich spürt Zwischen Haupt-
und Nebensatz ist daher eine momentane Pause anzuseilen,
mithin auch eine losere gegenseitige Beziehung. Dieser feine,
den beiden lateinischen Konjunktionen anhaftende Denkonter-
schied hat sich nur zum Teil bei den aus dem Latein hervor-
gegangenen romanischen Konjunktionen erhalten: lat nam
ist Tollstandig verloren gegangen. Seine Funktion ist auf das
&Z. car <! quare Übergegangen, lai quod hat seine urspröng-
liehe Anwendung von allen romanischen Sprachen nur im
Rumänischen bewahrt. Wichtiger und ausschlaggebend fnr
die romanischen Sprachen, für das Rumänische in unserem
Falle, ist folgender Unterschied: Einmal kann der Redende
den im Nebensatz enthaltenen Grund bei dem Angeredeten
oder Zuhörer als nicht bekannt aimehmen. Der Sprechende
hält sich daher von vornherein verflichtet, die Handlung des
Hauptsatzes zu erklären, zu begründen, ihre Ursache anzu-
geben, und zwar ist der Ghund nicht bloß subjektiv vom
Redenden gesetzt, sondern wirklicher, Ursache und Beweg-
grund. Zum andern kann der Erzählende den Orund als dem
Zuhörer schon bekannte Tatsache, als etwas Selbstverständ-
liches voraussetzen. Diese Art Kausalsätze enthalten so die
Motivierung einer im Hauptsatze gezogenen Folgerung.
— 313 —
Nach diesen Genchtspunkten teilen sich naMrlich auch
die Kaosalkonjnnktdonen ein in zweierlei Arten: in solche er-
klärenden Ghmndes nnd solche motivierenden Grundes.
Konjunktionen des Erklftrrnigsgnmdee:
oa, pentra o&, flind oft.
CL
Lat. qnod entwickelte sich zn cä || nos >> nä. Wie schon
eingangs erwähnt, ist rom. cä die einzige romanische Kon-
junktion, die die lateinische Funktion von quod bewahrt hat.
Damach findet also cä Anwendung, wenn der Redende schon
Ton vornherein das Bedürfiiis der Begrfindung f&hlt, wenn er
den eigentlichen Grand, die Ursache der Hanptsatzhaiidltuig
beeeichnen will C& stellt so einerseits eine engere Be-
ziehung zum Hauptsatze, aus quod abgeleitet, her und ent-
spricht in diesem Sinne dem deutschen „weil** : 'dacä mS vezi
a^a de jigärit, este cä n'are eine sä mS hrän6scä ca el (Is. 15, 30).
Dacft . . . , este numai cä voescü sä . . . (Is. 297, 8). Auf der
anderen Seite steht cä in loserer Beziehung zum Hauptsatze.
Dies ist der Fall, wenn cä die Funktioen des verloren ge-
gangenen nam und enim vertritt Letzteres begründet nach-
traglich nur einen Satzteil Zwischen Haupt- und Nebensatz
findet somit eine kurze Pause statt. In dieser Bedeutung ist
cä begründend, deckt sich mit deutsch „da'', „denn**, und
der durch cä eingeleitete Nebensatz ist dann meist Nachsatz
im Sinne von nam, oder gern auch Zwischensatz zu einem
einzelnen Worte, wenn er in der Bedeutung von enim steht:
^e-te, stäpäne, gata, cä eta se apropie Ghenoaea (Is. 1, 1).
Stäi, Fet^firumos, cä nu-^i fac nimic (Is. 5, 5). Taci, cä ^-
oiü da impära^a cutare satt cutare (Is. 1).
Zeigen diese Sätze die Bedeutung von nam, steht folgendes
Beispiel im Sinne von enim: Prepeleac (cä a|a ii eraporecla
pentru cä atäta odor avea si el pe längä casä, fäcut de mäna
lui) (Cr. I, 63, 19). Ein Blick auf die vorstehenden Beispiele
— 314 —
läßt erkennen, daß nun. cä sowohl kausale, als auch begran-
dende Konjunktion ist, weiterhin aber auch, daß cä dureb die
Übernahme der nam-Funktion im allgemeinen nur ein loses
Verhältnis von Haupt- und Nebensatz herstellt Um nun auch
stärker auf den Grund und die Ursache hinweisen zu können,
bildete man, wie in den übrigen romanischen Sprachen, zu-
sanmiengesetzte Konjunktionen, und zwar mit der kausalen
Präposition per f&r den Kausalsatz, mit dem Partizipium
Praesentis von fieri f&r den begründeten Satz. So teilt sich
das beides umfiassende cä in die Spezialkonjunktionen: pentra
cä und fiind cä.
Pentra c&
setzt sich aus der rumänischen Präposition pentru («=» per
+ intru) + cä zusammen und dient, wie schon seine Bestand-
teile sagen, zur Hervorhebung der Kausalität: tmp^ratal
se duse drept la palatul pentru cä inima ti zicea (Is. 298,26).
fllnd cä
wird angewandt, um stärker auf den begründenden Satz
hinzuweisen: ^fata aflä cä era s'o pa^ fiind-cä Sörele cam
mirosise (Is. 57, 7). '^Peste zi este plinü de scarbä, fiind-ci
Tede töte necurä^iilor ömeniloru (Is. 57, 18).
Daß natürlich in der Volkssprache die feinen, logisdieD
Unterschiede von Ursache und Beweggrund nicht immer klar
auseinander gehalten werden, ist leicht erklärlich. Da ftr den
Redenden der Grund oft auch die Ursache mit enthält, wird
fiindcä natürlich auch causal gebraucht neben pentru cä
Nicht kann jedoch dieses da for fiind cä eintreten, wo es in
seiner ursprünglichen, begründenden Bedeutung steht, wie
Versuche mit Rumänen zeigten: Avutul, la auzul acestor
cuvinte, mesurä pre Dumnezeü din cap pänä tn pictoare ^
fiindcä (nicht pentru cä) acesta era Imbräcat tn halne simple,
si ca atare nu aräta nici decum a unul ce are multe pärale
tn pungä, tncepu (Mar. 83, 23). Pepelea n aü a^teptat multe
si fiindcä si ins^rase acuma, aü tras tntr'o pädare snbt o
— 315 —
hascä (Sb. % 18) (nicht pentra cä). El se bucura fiindcä
credea c& Aurica va fi moierea Ixd (Ret 32, 19, nicht pen-
trucä). £ü sint gras |i voinic fiind-cft n'am griji malte ca
Maria Ta. (nicht pentra cä) (Sez.-Gor. IV. 185, 8).
Es zeigt sich eben in diesen Fallen, daß pentra ca ledig-
lich kausale, fiindcä dagegen begründende und auch kausale
Konjunktion ist. Dieser unterschied wird weiter auch be-
stätigt durch die Anwendung von de öre ce, dessen Betrach-
tung zum zweiten Teile der Eausalkonjunktionen fuhrt
B.
Konjnnktionen des motivierenden Grundes.
(Unde, dupä ce, de öre ce, de vreme ce, dacä, cum.)
Setzte der Redende in den durch cä, fiind cä, pentru cä ein-
geleiteten Sätzen den Grund meist als unbekannt voraus, so
nimmt er ihn im motivierenden Satze als dem Zuhörer
bereits bekannte Tatsache an. Nicht will er die Ursache
der Hauptsatzhandlung anftlhren, sondern diese als Folgerung
eines von ihm im Nebensatze ausgesprochenen Urteils Aber
eine dem Angeredeten schon bekannte, abgeschlossene Hand-
lang hinstellen. Da nun die Hauptsatzhandlung oft auch als
zeitliche Folge der Nebensatzhandlung erscheint, so finden
wir im motivierenden Konjunktionalsätze bisweilen auch Kon-
junktionen, die ursprünglich nur Zeitverhältnisse ausdruckten.
Und liegt nicht auch der Schluß nahe, eine Handlung, die
zeitlich erst folgen'kann, wenn die vorausgehende bereits
abgeschlossen ist, auch als begriffliche Folge, als Folgerung
aa£EufiEUisen, aus der Notwendigkeit, aus der Bedingung der
Abgeschlossenheit einer Handlung für die zeitliche Folge einer
zweiten auch den Qrund und die Folgerung abzuleiten?
So darf es uns also nicht Wunder nehmen, wenn wir als
motivierende Konjunktionen vor allem solche antreffen, die
urspronglich die Abgeschlossenheit der Nebensatzhandlung
ausdrückten. Hierher gehören
— 316 —
Hilde.
Es hat sich yon der lokalen über der temporalen Kon-
junktion, als welche es aUgemein balkanromanisch ist, gani
vereinzelt zur kausalen Konjunktion entwickelt: „da dock".
Boemle, sä nu-^ fie parazin unde ne Yen cS amü yenitK
uumal amtodof (Is. 291, 12).
dnpft 66.
Seiner Funktion nach als Zeitpartikel ist es am geeig-
netsten, den Grund als abgeschlossene, vergangene Tatsache,
deshalb auch als etwas bereits Bekanntes erscheinen zu lassen
und ihm so den Charakter der Selbstverständlichkeit,
einer allgemein feststehenden Wahrheit zu verleihen. In dieser
Bedeutung („da ja**) wird dupä ce auch mit dem Praesens
verbunden. Si nici nu avea cum sä nu plängä, dupä ce
nemic nu e mal scump In lumea aceasta oa lumina ochilor(IIar.
42, 20). Gewöhnlicher wie dupä ce werden in diesem Sinne
mit der Präposition de und einem Substantive und ce zn-
sammengesetzte Eoignnktionen gebraucht Ähnlichkeit hiennit
weist auch das bisweilen kausal angewandte frz. dteque, des
lorsque, des lä que auf: II ny a plus de dispute, des que
vous en tombez d'accord (Boiste). Wir sehen, daß das Rumä-
nische auch hierin mit den westromanischen Sprachen paraDel
läuft: frz. puisque — rum. dupäce, frz. desque, deslorsque,
rum. de vreme (oare) ce.
d6 Trem» 66 (seit der Zeit, daß, da; da ja).
Seine ursprüngliche Bedeutung „seit der Zeit, da^ laBt
sich leicht noch erkennen [an folgendem Beispiele: . . .; dks
ea credea cä insu|i tmpiratulü se va duce sä-i adncä vasniü
eu botezü, fiindcä el putea mai lesne so facä, de vreme (auch
oare) ce to^ se supuneaü (Is. 31, 11). Im allgemeinen deckt
sich de vreme ce mit de oare ce. Immerhin besteht ein ge-
ringer Unterschied zwischen beiden. Dieses weist stärker auf
die Begründung hin. Wohl kann de vreme ce stets for de
oarä ce stehen, nicht aber umgekehrt in jedem Falle gleich-
gut de vreme ce: Mare de inimä, iar de gurä si mal mare,
— 317 —
pirintele Duhu nn se inyrediiicise de o yia^ mal bunft; dar
se vede cä nicf poftea el ana a^a, de vreme ce (nicht so gut
de oarä ce) nu |7 astämp&ra gura cätre mal marii säi (Gr. Y,
123, 15). öebräuchlicher als de vreme ce ist
de oare ee (da ja).
Allgemein ist zu beobachten, daß die romanische Volks-
sprache de öre ce und auch de vreme ce nicht in dem Maße
anwendet wie pentru oft, fiindcä. Dies ist auch erklärlich.
Fanden wir sonst, daß die Volkssprache in den Temporal-
sätzen bisweilen scharf logisch verfuhr in den Beziehungen
der Handlungen zu einander, wie dies femer auch in der
Zeitenfolge zum Ausdruck kam, so liegen bei den Kausal-
sätzen die Unterschiede der Begründung ftr den meist alles
uniformierenden Volksgeist, fBr die gesprochene Sprache, doch
zu feinfühlig. Darum ist es begreiflich, daß der Unterschied
zwischen de öre ce und fiindcä, der ja nur in der Art und
Weise der Begründung beruht, mehr und mehr verlosch und
de ore ce heute ebenso gut da angewandt wird, wo der Grund
als nicht bekannt vorausgesetzt wird. Natürlich kann fiindcä
als das in der Bedeutung beschränktere nicht da für de öre
ce eintreten, wo dieses in seiner ursprünglichen Bedeutung
steht. Weniger treffend tritt dagegen de öre ce für das kausale
pentru cä ein, und wenn doch, so enthalt der Nebensatz neben
der Veranlassung auch mehr oder weniger die Begründung
mit: ImpSratul se duse drept la palatü pentru cä inima ti
zicea . . . (fiindcä, auch de öre ce) (Is. 298, 26). . . . , darä
pentrucä se temea ca sä nu fie vedi^, cä aü gasit o comoarä,
aü dat de grija lu P. ca sä nu spunä .... (de öre ce und fiind
cä) (Sb. 3, 37).
Ebensogut würde fiindcä für de öre ce in den folgenden
Beispielen stehen können: De oare ce D.-voasträ sunte^il nisce
oameni foarte buni la inimä, de aceea dori^-vä trei lucruri
dela Dumnezeü (Mar. 88, 24). Cänd ti v8zu tmpSratuI pre
am^ndoi tn vdrful carului, incremeni odatä, de öre-ce el
credea cä de mult e tnnecatä (Ret 12, 34) (auch de vreme ce).
— 318 —
De piiceput nie! vorba nu mai en, de oare-ce en prost,
sinnanul! (Sez.-Gor. 98, 25). De öre ce ^-b1 ales astt ladä,
iaro (Is. 350,' 20).
Werfen wir noch einmal einen Blick auf die behandelten,
im Ramäniflchen hauptsächlich gebrauchten Eonjonldionen!
pentm cä bleibt for die Kausalität gewahrt, fiind ca ist dagegen
begründend und kausal, de öre oe stark motivierend, be-
gründend, bisweilen kausal, de vreme ce motivierend , be-
gründend, auch kausal Es zeigt sich so, TOn pentm d auf-
wärts, mit zunehmender Anzahl der Konjunktionen eine
Abnahme der Beschrankung in der Anwendung.
Weniger gebrauchlich sind im Rumänischen die folgenden
motivierenden Konjunktionen:
daeä
konnte sich leicht zur motivierenden Konjunktion entwickeln
infolge seiner Funktion als Zeitpartikel, als welche es aus-
drückt: nachdem + sowie und die Bedingung des Hauptsatzes
durch den Nebensatz, oder konkreter gefaßt, daß die Neben-
satzhandlung den Grund, die Hauptsatzhandlung die Folge
enthält Auch für daca können die übrigen begründenden
Konjimktionen fiindca und de öre ce gesetzt werden: dacä
nimeni nu putu, imperatul pomnci (Is. 28, 26). Avea tny$^
tura, me rogü, dacä era fatä de tmperatü (Is. 400, 10).
Com
leitet eigentlich einen Vergleichssatz ein, dessen Vordeisak
auf das Kausale übertragen, den Orund, dessen Nachsatz die
Folge enthält Das cum Eigentümliche besteht darin, daß es
den Hauptsatz an Geltung mit dem Nebensatze gleichstellt
Der Gebrauch von cum in dieser Bedeutung ist ziemlich selten.
Auch hier wird dieses gleichsetzende Moment durch de ore
ce, de vreme ce, fiindcä ausgedrückt: . . .; |i cum in vremile
acelea bäe^ii ascuUaü cu supunere pove^e pärin^or, bäetaniü
nu se impotrivi miui-sa si-i fäcu pe plaa Si cum era ;i mptü
de ostenelä de atata cäletorie si de atäta tevaturä ce avu pe
drumü, adoimi, cum puse capulü josft (Is. 212, 29).
— 319 —
Zum Schlüsse sei nochmals darauf hingewiesen, daß die
Betrachtang der Eausalkonjnnktionen zeigt, daß die lebhafte
Sprache die feinen, auf dem logischen Denken berohenden
unterschiede in der Begrondong, wie sie in de öre ce, de
Yreme ce, dacft und com zom Ansdrack kommen, verwischt,
und nur noch allgemein zwischen Kausalität und Begründung
scheidet; darum auch das Übergreifen der Konjunktionen aus
der eiaen in die andere Sphäre.
Über die Wiederholung in mehreren beigeord-
neten Nebensätzen.
In mehreren durch |i yerbundenen Kausalsätzen kann die
Konjunktion im zweiten Nebensatze wiederholt, oder auch aus-
gelassen werden: Fiind cä forte potrivit respuns mi-a trimis,
si fiindcä-i mai ave sS vii pe la mine, ia-{i un cal din staya
mea (Ret. 87, 15). . . ., dar fiind cä groapa era adlncä |i
polobocul pe jumState, a trebuit ca unul din el sä se Tire tn
poloboc (Sez. Gor. 131, 19). . . . s'aü culcat earä§, pentrucä
86 facea ziüa si pentru cä se temea ca sä no pripeascä cinevä
llngä patul ImpSratulul, cä atuncea ar fi fost poate vai de
dlnsa (Sb. 46, 17).
Bisweilen wird der durch si beigeordnete Nebensatz mit
pentru cä eingeleitet. Im ersten Nebensatze stehen dann
Konjunktionen, die gleichfalls für den Kausalsatz angewandt
werden können. Naturlich kann die erste Konjunktion wieder-
holt oder auch pentru cä ausgelassen werden: tnsä ca una ce
este fatä de imperatü, si una ce trebue sä fi säy6r|itü nele-
giuirea cu un omü, carele si acela trebue sä piarä, acelü omü
sä fie fiulü ySduvei, de öre ce fata nu vrea sä spue pe ade-
veratulü nelegiuitü, si pentru cä sfatulü Imperä^iei nu pöte
sSrlfi ghicöscä (Is. 353, 25). . . . Imperatul n'aru päcätui de
arü lua de so^e pe fie-sa, fiind- cä asa läsase cu sufletulü
ImpSrätesa, si pentru cä Dumnezeü chiar oränduise asa, de
öre ce la nimeni de pe lume nu se potrivise condurulü repo-
satei (Is. 307, 16).
— 320 —
Stellung des Kausalsatzes.
Im Gegensatze zu den Temporalsätzen besfceU in der
SatzsteUung der Kausalsätze ziemliche Ungebundenheit,
sodaß sie bald als Vorder-, bald als Nachsätze, mitunter aucli
als Zwischensätze, erscheinen, besonders, wenn sie im Sinne
von enim stehen: Steluca (cä Steluca era numele yadi, fiindca
era galbinä, cu o stea alba tn frunte) zise feti^ (Ret 81, 33).
Atuncia Frlntul, pentrucä ^coleriul dormtä dus, aü prins al
Ingtnä glasul (Sb.263, 13). Was die Stellung von Subjekt and
Prädikat betrifft, so findet sich, auch hierin im Gegensätze
zu den Temporalsätzen, durchgängig die gemeine Wort-
stellung in den durch zusanunengesetzte Konjunktionen ein-
geleiteten Kausalsätzen.
UL
KondMonal- und KonzessiTsatz.
Schon der Gebrauch der gleichen Konjunktionen in beiden
Sätzen, wenigstens zum großen Teil, deutet darauf hin, daS
Bedingung und Einräumung in gewisser Hinsicht in innerer
Beziehung zu einander stehen: Im Kondizionalsatze wird Tom
Redenden ein Ghnind ganz abstrakt gesetzt oder angenommen,
dessen Folge der Hauptsatz ausdruckt So enthält der Neben-
satz eine Bedingung, und der Hauptsatz erhalt nur Geltang,
wenn diese verwirklicht wird. Diese Beziehung allein soll
auch nur im Kondizionalsatze zum Ausdruck kommen. Im
konzessiven Satzgefüge tritt nun der im Nebensatze ent-
haltenen Bedingung der Hauptsatz gegenüber, wodurch
diese zu einer Einräumung wird.
A.
Kondiiionalaati.
sä.
Entstanden aus lat. si, hat es sich über se >* sä ent-
wickelt. In der Schriftsprache wird es heutigentags weniger
— 321 —
angewandt» dagegen allgemein noch in der Volkssprache:
Aü nu seil D-ta cä e un pecat strigStoria la ceriu sä fie omul
lenes in lume! (Mar. 28, 11). Der Konjunktiv deutet darauf
hin, daß der Redende durch sä zum Ausdruck bringen will,
daß er den Eintritt der in der Bedingung enthaltenen Hand-
lung wünscht oder ihn als möglich, unbestinmit dahinstellt.
Bei weitem häufiger tritt in der Umgangssprache de auf.
de.
. Nach Weigand und G. Meyer stammt de aus alban. ede,
öe =» „und". Aus dieser Funktion konnte es sich auch leicht
zur feststehenden kondizionalen Konjunktion entwickeln. Die
Beispiele zeigen auch, daß de in Yordersatzstellung ohne
weiteres mit „und^ übersetzt werden kann. Aus der häufigen
Anwendung in dieser Bedeutung erklärt sich auch sein all-
gemeiner, weitverbreiteter Gebrauch als kondizionale Kon-
junktion, femer auch, daß es Bedingung und Bedingtes loser
mit einander verknüpft, als sä, dacä, clnd. Ein Unterschied
in der Bedeutung und Anwendung zwischen de und den übrigen
Konjunktionen läßt sich, wie Versuche mit Rumänen gezeigt
baben, nicht feststellen, sodaß de ebensogut fär sä, dacä, ctnd
eintreten kann. Natürlich liegt es bei dem Redenden, sä, dacä
zu setzen, wenn er die innere Beziehung zwischen Bedingung
und Folge stärker hervorheben will: De n'ar fi nu s'ar mai
povesti (Is. 1, 1), auch sä nu fi fost , cä de mai intär-
diai, si eü mS präpädeam (auch sä fi mai Inttrziat) (Is. 10, 14).
Adeca mare-i si frumösä ^ra nösträ, respunse Ion, si de n'a^i
fi voi, smeii, ar fi si mai frumösä (Ret 137, 12). In diesen
Beispielen kann unterschiedslos auch dacä gesetzt werden»
dagegen nicht in der feststehenden Satzellipse: de asta, asa
este (Is. 10, 7).
dacä.
Schon in den Temporalsätzen sahen wir, daß sich dacä
von den übrigen temporalen Konjunktionen durch sein kon-
ditionales Moment von ihnen unterschied. . Leicht konnte es
sich daher zur rein kondizionalen Konjunktion entwickeln,
Weigand, 11. Jahresbericht. 21
— 322 —
tunsomehr, ab es sich aas de + ca (daher altmmäniseh deca)
zosammensetzt; also dacS «= „und wie*^. Infolge seiner Ent-
wickelung ans der temporalen Eonjonktion yerknüpft es auch
Haupt- nnd Nebensatz enger mit einander als de, weist starker
auf die Bedingung hin. Dies erhellt auch daraus, daß im
Temeinenden Eondizionalsatze de nu durch unde yerstärkt
werden kann, dagegen bei dacfi als überflüssig gefühlt wird:
dacä cSuta^i ceea ce zisest, aci este (Is. 7, 28). . . ., ficora
leg&turä ca cela care ya Ifisa sS se stingä focul, sä fie omorlt,
dreptu pedepsä, daca ya dormi cänd arü trebui sä fie desteptö
(Is. 200, 2).
Ist in der Bedeutung yon dacä und de kein Unterschied
zu bemerken, so doch in grammatischer Hinsicht: Wahrend
im dacä-Satze bei substantiyischem Subjekte neben yereinzelter
Inyersion häufiger die gerade Wortstellung beyorzugt wird,
ist im de-Satze nur Inyersion des Subjekts zulässig: daca
calul nu facea o säriturä la o parte, lupul Infigea ghiarele
tntr' tnsa (Is. 14, 4). Dacä D-ta e|ti Lungoarea pentni-ce
sä-ti daü eü o oae? (Mar. 73, 8).
Bisweilen findet sich dacä auch zur Einleitung yon nicht
rein kondizionalen Sätzen. Es handelt sich zumeist um Sab-
jektssätze. Auch in diesen Fallen kann de mit dacä wechseh:
Si dacä aü murit copüi, nui yina mea (Sb. 14, 4). Hm,
apol ce '^ slntem noi de yinä, dacä '\i ai firiptochit! (Sb.17,1).
etnd.
Wie in den übrigen romanischen Sprachen ist lat. quando
auch im Rumänischen kondizionale Konjunktion geworden,
wenn der Temporalsatz zugleich eine Bedingung ausdrückt
Fast ausschließlich kommt der kondizionale cänd-Satz nur als
hypothetischer Satz im Rumänischen yor. Das erhellt anch
daraus, daß clnd in einem solchen Satze für die übrigen Kon-
junktionen eintreten kann, dagegen nicht im Kondizionalsatze
der Wirklichkeit: cänd asü sei cä-ml yet fi de ajntor ...,
mai-mai cä asü face (Is. 16, 30). Apol pe cänd hotäräsci zia
plecärei? Gänd ar fi dupä mine, si mäine (Is. 319, 36). Da-
— 323 —
gegen fohlt der Rumaiie in futurischen Sätzen mehr das
temporale Moment: Glnd oiü pune eü mlna pe cercul acesta,
atonci sä plesneascä el si tu sä nasci pruncul (Sb. 44, 27).
Atonci ne-om cununa, cänd mi-i &ce o furcä de aur (Ret 12,8).
yemeinung im Kondizlonalsatze.
Bleibt der Eondizionalsatz durch die Verneinung in
grammatischer Hinsicht unverändert, so kann dagegen der
yemeinende Inhalt besondere Verhältnisse bedingen. Allge-
mein ist zu beobachten, daß de im gewohnlichen, negativen
Bedingungssätze viel häufiger auftritt als dacä: de nu era
Dömna palatului afarä. . . . , ti präpädea negresit (Is. 7, 16).
De n'ar fi fost de £a^ s'ar fi Intimplat o luptä (Is. 298, 19).
... tu daca nu le vei täia, eü mS duc |i me daü de rtpä
(Is. 65, 18). Dacä feciorul Dtale nu mi-a putea face lucrurile,
care i-le voiu cere, atund mai bine dee-^ pace (Ret. 135, 10).
Der verneinende Eondizionabatz kann nun auch in direkten
Gegensatz treten zn einem vorausgehenden Eondizionalsatze.
In diesem Falle erscheint, da ja auf dem gegensätzlichen, dem
Verneinungssätze, ein Nachdruck liegt, häufiger dacä nu als
de nu, oder dieses ist dann öfters noch durch das Lokaladverb
unde verstärkt, das jedoch bei dacä unzulässig ist. Auch
wird in diesen Beispielen das Verb des ersten Satzes im
zweiten meist nicht wiederholt Oft wird mit der gegensätz-
lichen Handlung zugleich auch auf die daraus resultierende
Folge hingewiesen. Das Ganze bildet dann die Begründung
zu dem vorausgehenden, positiven Bedingungssatze: Pepelea
insa tot striga pe dtnsul sä'i dee pace, cä de nu, va vedea
ce va pä^i (Sb. 16, 23). Intälnindü turmele, spuse asijderea
ciobanilorü ce sä zicä |i ei, cäci de unde nu, muma pädurei
tl va chinui (Is. 292, 36). . . . , f i abia dupä aceasta se duce,
de e sara, sä se culce, ear' de nu e sara, sä caute de alte
trebt, dacä mai are ce-va de lucru (Man 65, 10). Daca fie-mea
te va gäsi, capul ^ se va täia, iarä dacä nu te va gasi,
atonci o vei lua de la mine (Is. 44. 30). De voiü isbuti, te
vei bucura; de nu, eü nu voiü suferi nici o umilin^ (Is. V,
21*
— 324 —
296, 32). De va izblndi, sft rfimie impärat; iar de nu, ba
(Sez.-Gk)r. 98, 9). Drept aceea de me ye^ ascnlta-bine, de
unde nu, — erä bine (Ret 40, 25); de mi-a tmplini pomncile,
ginere mi-a fi; de unde nu, — capul tn ^epfi! daca ^-e
firigü, dä-tejos; daca nu, taca-^ fleönca (Is. 384, 24). Dacä
e omü bunü sä intre, dacä nu, sä nu vie (Is. 348, 16).
Anm. In all den Fallen, wo der Eondizionalis siebt,
kann auch ctnd fnr de und dacä eintreten.
Stellang desEondizionalsatzes und überdieWieder-
holung der Konjunktion in aneinandergereihten Bedingungs-
sätzen.
I. Allgemein tritt der Bedingungssatz, wie es auch der
Natur der Sache entspricht, als Vordersatz, der die Folge
enthaltende Hauptsatz als Nachsatz auf. Das Streben, diese
Satzstellung möglichst einzuhalten, geht so weit, daß man den
Bedingungssatz auch dann Tor sein Hauptsatzverbum stellt,
selbst wenn dieses auch noch Prädikat in einem anderen
Satzgefüge ist Besonders häufig erscheint der Eondizional-
satz in den begründenden Kausalsatz eingeschoben, Ter-
einzelt auch yor den Finalsatz: täce^ §i-l ocoli^, cä daca
i da omul pace, nu-i ar(ägos (Ret 182, 4). . . ., cä de te^
yede bärbatu-mteü, are sä te' nghitä de bucurie (Sb. 52, 16).
. . .; cä si iel, dacä n'o omorä, sdrayanä tot n'o läsa, cand
i-ar fi spus cä-i lipsesc cerceii (Cräc. 42, 10). Si abia dnpa
aceasta se duce, de e sara, sä se culce (Mar. 65, 10). dari
sä scu cä de nu mit da atuncia banii, are sä fie moarteata
(Sb. 3, 22). mi-aü spus slnta Yinere prin yis, cä de a; minca
zamä de putu de Fasere mäiasträ, m'as insänätosa (Sb. 24, 34).
Ist das substantiyische oder pronominale Subjekt desEondizional-
satzes dasselbe wie im Hauptsatze, erscheint jener auch als
Zwischensatz. D-ta Insä, dacä mi-i asculta pe mine, nn
yei fi ln|Slat (Mar. 59, 15). . . ., cäci ea, de-a yede cä-s ii;ile
si ferestUe Incuieate bine, a strlgä (Sb. 308, 15).
Immerhin erscheint der Kondizionalsatz, allerdings seltener,
als Nachsatz, wenn der Redende auf seinen Inhalt besonderen
— 325 —
Nachdruck legen will. Damm treffen wir diese Satzstelltuig
häufig in direkten Fragesätzen an, um einen ganz abstrakt
gesetzten Orund far die Frage anzugeben. Wenn de auch in
diesen Fällen weniger häufig auftritt als dacä, so bestätigt
dies wiederum das schon über den Gebrauch Yon de und dacS
Gesagte: d'apot cine'i, dacä nu'i ea? (Cr. II. 50, 10). Asa, vezi
cä po^ face treabä cftnd yei? (Gräc. 10, 30). Ai fi pusü ochii
pe dlnsulü, d'ar fi fostü intr'o mie? (Is. VI. 352, 36). Jupäne
(cä orS^enii se mäniS, dacä le zici bade) (Ret. 109, 11). . . .,
prefiUnitulii doftorü ii spuse cä se va InsänStosa, dacä se ya
scäida In lapte de epe (Is. 264, 13).
IL Auch im Eondizionalsatze findet sich die Inyersion
yon Subjekt und Prädikat allgemein durchgeführt Also:
crede^l dumneayoasträ, cä de-a ajuta Dumnezeü a se uni
Moldoya cu Valahia, ayem sä fim numai atä^a? (Gr.). Aü
nu seil d-ta cä e un pecat strigätoriü la cenu sä fie omul
lene§ In lume! (Mar. 28, 11). Dacä esti tu, fit respunse Smeul,
am sä te pedepsesc amarü pentru nesocotin^ (Is. 87, 15).
Gebräuchlicher ist im dacä-Satze, bei substantiyischem
Subjekte die gemeine Wortstellung eintreten zu lassen.
Bei pronominalem Subjekte zeigt sich Schwanken: Doamne,
dacä tn est! cu adeyerat Dumnezeü, cum zicT, rogu-te blago-
sloyeste' mi turbinca asta (Cr. DI. 42, 7). Dacä feciorul
d-tale nu mi-a putea face lucrurile, care i-le yoiü cere, atunci
mai bine dee-^ pace (Ret. 135, 10).
ni. Sind mehrere Eondizionalsatze an einander ge-
reiht, so läßt sich folgendes beobachten: Sind sie ohne
Kopula an einander gegliedert, so steht gewöhnlich auch im
zweiten Satze die Konjunktion des ersten. Für de trifft dies
durchgängig zu. Für dacä wird dagegen im zweiten Satze
gern auch mit dem schwächeren de fortgefahren.
In den durch si yerbundenen Sätzen wird entweder die-
selbe Konjunktion wiederholt, des Nachdrucks wegen, oder,
wenn die zweite Handlung nicht mit der ersten in Zusanmien-
hang steht Sie wird ausgelassen, wenn die zweite Handlung
sich aus der ersten erklärt^ wenigstens nicht im Gegensatz zu
— 326 —
ihr steht: Mergi! §i dacS 'i fi mester si' i izbuti, sa stii cam
sä te &c mal mare (Cr. U. 79, 19). . . ., ast-fel tn cat cänd
i-ar veni sonmü si ar mo^, sä cazä Jos (Is. 73, 34). Afi fi
deci un prost si jum^tate, cänd te-asi ascnlta acamapretme
si ^-asi da ceva (Mar. 20, 14). . . ., care i^a zis cä dacä 8€
ya spfia la ochii si dacä ya bea lapte de caprä ro|ie salba-
ticä ya dobändi yederile (Is. 157, 14). . . ., cä de m' oiu mania
si de oiu apuca o despicätarä de lenm in mänä, nn te-oiü
putea prinde . . . m'ai in^eles (Mar. 3, 2).
Erwähnt sei noch, daß die aas der Bedingung abgeleitete
Folge noch besonders heryorgehoben werden kann durch
Adyerbien wie atonci, apoi, seltener durch asa: De mergi,
asa te du, ca. cu ei sä nu-mi mai yii . . . (Ret 203, 12).
Modus und Tempos im Bedingungssatze.
Wir haben hier zu unterscheiden zwischen dem Fall der
Realität und dem der Möglichkeit und der Irrealität
I. Wird die Bedingung schlechthin als Tatsache ohne
Rücksicht auf die Verwirklichung ausgesprochen, so steht der
Bedingungssatz allgemein im Indikatiy. Der Folgesatz kann
eine Behauptung, Aufforderung, Frage oder einen Wunsch
enthalten.
Von den Zeiten sind am gebräuchlichsten das Praesens
oder Futurum in beiden Sätzen; im Nebensatz: Futurum oder
Praesens, im Hauptsatze: Praesens, Futurum, Imperativ. All-
gemein finden sich diese Modus- und Zeityerhältnisse in den
de- und dacä-Sätzen, weniger bei den clnd-SätäEcn, die, mit
Futurum oder Praesens yerbunden, meist 'als Temporalsatze
gefühlt werden: De yoiü isbuti sä tnduplec pe ImpSratol a
erta pe acesti ömeni de la mörte, mS yoiü tncumetesäme
insärcinez si ou cea-1 'altä trebä (Is. 219, 1). De esti om
bun, aproape de chiliora mea; earä de esti om räü, departe
de pe locurile acestea (Cr. 11. 58, 14). Dacä nu-^ yei duce
fata de aici, päine si sare pe unü talerü cu tine nu mal
mänäncü (Is. 347, 23). Cänd oiü pune eü mlna pe cercul
acesta, atunci sä plesneascä el si tu sä nasci pruncul (Sb.44,27).
— 327 —
Vereinzelt sind die Falle, in denen die Folge als Tatsache,
die Bedingung hingegen nur als angenommen, möglich aus-
gesprochen wird: De cumva ar scäpa de Yoi, eu m' oi face
un scorpion (Ret 158, 19).
IL Wenn die im Bedingungssätze enthaltene Handlung
als in Wirklichkeit nicht existierend, nur als Vorstellung, aus-
gesprochen wird, so steht im Haupt- und Nebensatze der
Conditionalis: De n'ar fi fost de fa^ s'ar fi inttmplat
o luptft (Is. 298, 19), auch sä nu fi fost etc. De ai fi yenit cu
binde . . . , p6te m'a^ü fi Induplecat sä \X-o daü (auch sä fi
venit) (Is. 76, 7). . . . ; sä'i spui cä ^-i tare rSü, si cä ai
Tisat earä§, cä, dacä ai mlnca came de purcel lins prelins,
te-ai insinätosa (Sb. 26, 9).
Ist der Gebrauch Yon ctnd im rumänischen Eondizional-
satze an und für sich schon ziemlich beschränkt, so findet es
gerade hier, im hypothetischen Satze seine häufigste An-
wendung: Gänd asi mai träi tncä odatä, atunci ast sei eü . . .
(Mar. 17, 4).
Für das Perfekt des Eondizionalis tritt ebenso ge-
bräuchlich das Imp erf ekt im Bedingungssatze oder Folgesatze,
ja auch in beiden zugleich, ein. Diese Tempusverschiebung
konnten wir bereits in den Temporalsätzen öfters, so bei
dupä ce, beobachten. Psychologisch läßt sich der Vorgang
so erklären, daß der Sprechende weniger an die abgeschlossene,
vergangene Handlung, ab yielmehr an den daraus folgenden
Zustand denkt: . . .; cä de mai tntärdiai, si eü mS präpä-
deam (Is. 10, 14) (auch sä fi mai tntärziat). Eü dacä-mi
da^i Yoe sä Indräsnesc, y-asi putea da un sfat tn aceastä
pririn^ (Sez. Gor. 98, 20). Daca asi fi sciutü atunci, dragul
mamii, cum sä le gäsescä cine-va farä primejdie, nu-miper-
deamü copilasulü (Is. 358, 23).
Rückblick
Die Betrachtung der Eondizionalkonjunktionen hat gezeigt,
daß unter ihnen kein Unterschied in der Bedeutung besteht,
dagegen in der Anwendung. Damach lassen sich die vier
— 328 —
Konjunktionen in zwei Gruppen teilen: Auf der einen Seite:
de und dacä, auf der anderen sä und cind.
De und dacä finden die weitaus häufigste Anwendung
und können unter allen Umständen stehen; dabei wird de
noch allgemeiner als dacä gebraucht, besonders dann, wenn
es sich um die Unmöglichkeit oder Ungewißheit der Verwirk-
lichung der Bedingung handelt, darum auch am häufigsten
in hypothetischen Sätzen.
Sä und cInd dagegen stehen in den Kondizionalsätzen
mit Vorliebe, deren Verwirklichung dahingestellt gelassen
wird, deren Satzinhalt möglicherweise eintreten kann oder
auch nur angenommen wird. Darauf deutet bei sä der Gfe-
brauch des Konjunktivs, femer, daß es für de, dacä, c!nd nur
in irrealen Kondizionalsätzen eintreten kann, bei cind, daß es
fast ausschließlich in hypothetischen Sätzen vorkommt, auch
mit sä und dem Potentialis oder Optativ verbunden werden
kann.
B.
Der EonsesBivBats.
lii allen Konzessivsätzen wird mehr oder weniger ein
Grund angegeben, der der Geltung des Hauptsatzes scheinbar
entgegensteht. Dieser ist also adversativer Natur, die noch
hervorgehoben werden kann durch Partikel wie tot, cu töte
acestea, si dar, tnsä, totusi.
Die Konzessivsätze lassen sich nun in zwei Ghmppen zer-
legen: Einmal kann die Handlung des Nebensatzes sich nur
möglicher-, wahrscheinlicherweise vollziehen, oder das Ein-
treten ein bedingtes sein, zum anderen kann der Konzessivsatz
eine wirkliche Tatsache enthalten.
I. V?'enn im Konzessivsatze der Grund nur angenommen
wird, auf bloßer Vorstellung beruht, so weist er die Natur
eines irrealen Bedingungssatzes auf Dabei kann der Neben-
satzinhalt dem Hauptsatze gegenüber mehr hervortreten,
deutsch „selbst wenn", oder als weniger wichtig in Betracht
gezogen werden, deutsch „wenn auch**. So darf es uns also
— 329 -
nicht wundern, daß wir hier auch die kondizionalen Konjunk-
tionen antreffen, und wie leicht kann der Kondizionalsatz
zum Konzessivsätze übergehen I Die adversative Beziehung
des Hauptsatzes zum Nebensatze braucht nur noch durch eine
adversative Partikel ausgedruckt zu sein: De mi-ast dori toate
ImpSr&^ile si toate odoarele din lume — gändia el in sine, —
apoi tot mi-ar mai venl ce-va de dorii
a) Soll nun der Konzessivsatz den Sinn vom deutschen
„selbst wenn" zum Ausdruck bringen, so treten vor die
Konjunktionen die am stärksten einräumenden Adverbien
chiar und macar; also: mftcar de, chiar (de, dacft, cftnd).
Sie werden in dieser Funktion stets mit dem Kondizionalis
verbunden: tata n'are destulä ostire sä te scape, chiar cänd
s'arü Int^mpla (Is. 51, 13). Fie, Märite Impörate, chiar
de asü sei cä voiü peri, totü nu me voiü läsa pänä nu voiü
duce la capStü bunü sarcina ce imt iaü de bunä voea mea
(Is. 220, 3). Povestile, prefäc6ndu-se In feliurite chipuri, ne-
aliingä dela fie-care casa, mäcar de-am intrebuin^ noi nu
sciu ce feliu (Mar. 11, 12). dacä tu vei fi orändul meü, nu
scapü eü de tine, nici tu de mine, mäcar de s'arxi pune, nu
sciu eine si crucis si curmezisü (Is. 63, 1).
b) Nimmt der Redende einen Grund an, auf den er
weniger Gewicht legt, und stellt er ihn dem Hauptsatz-
inhalte beiläufig mit gegenüber, so gebraucht er die schwache
kondizionale Konjunktion de mit dem schwächer als chiar
mäcar einräumenden Adverb §i; deutsch „wennauch*^. Neben
dem Kondizionalis findet sich de si in diesem Falle auch mit
dem Indikativ verbunden. Die Unbestimmtheit der Handlung
kommt dann im Tätigkeitsbegriffe zum Ausdruck. Darum
kann auch in dem unten angeführten Falle desi nicht durch
mäcar cä ersetzt werden, denn dieses bezeichnet stets nur eine
bestimmte, wirkliche Tatsache: Ea spuse fiului seü, cä de |i
pare cä estebäiat, dupä apucäturile lui, daräestefatä(Is.21,14).
H. Der Konzessivsatz gibt eine Aussage über eine wirk-
liche Tatsache wieder, der scheinbar zuwider die Haupt-
satzhandlung vor sich geht.
— 330 —
a) Wie de auch einen realen Bedingungssatz einf&hren
kann, so findet es sich auch zur Einleitung eines KonzessiT-
satzes mit dem Charakter eines realen Bedingungssatzes in
Verbindung mit si; deutsch „wenn auch^. Wenn der Bedende
de si setzt, so will er zum Ausdruck bringen, daß die Haupt-
satzhandlung stattfindet, wenn sich auch dieser oder jener tat-
sächlich bestehende Grund gegen ihr Geschehen anfuhren
ließe. Doch legt der Sprechende ihm wenig Bedeutung bei:
Gegenüber desi (I.) wird dieses desi nur mit dem IndikatiT
verbunden: de nici unul nu i se prindeaü ochii, de si eiatt
armäsarii si caii oei mai buni (Is. 15, 20). . . . Yen cä d
rämäsese cu ochii bleqjdi^i, ca unul ce nici dänsul, de si era
fecior de tmpSrat, nu mai väzuse a8emeneascumpeturi(Is. 38, 1).
Auch als Satzellipse erscheint der desi-Satz: Aleodor,
dupä ce se urcS in scaunul tatäne-s^ü, de si copilandru, puse
)ara (Is. 42, 8). De si ftri Yoia lui, darä scia cä a fäcut nn
päcat (Is. 43, 6).
b) Neben de si ist, besonders in der Bukowina, cu tMte
cä zur Einleitung eines realen Konzessivsatzes gebräuchlich.
Schon die Zusammensetzung der Konjunktion zeigt, daß die
Nebensatzhandlung in dem scheinbar größten Widerspräche
zur Hauptsatzhandlung steht Wir haben hier eine Ellipse
vor uns: Hinter töte ist ein Substantiv zu ergänzen, zu dem
der cä-Satz als Erklärung zu denken ist. Der Sinn von cd
töte ca erhellt aus folgendem Beispiele: Atunci Aurica se
apropia de calfi, si cu töte cä era tot cänit cu cärbuni ca
&uru, cunoscü cä el este Alexandru (Ret 33, 20), d. h. Aurica
näherte sich dem Gesellen, und bei allen in Betracht gezogenen
Umständen, nämlich, daß er mit Kohle wie die Schmiede
gefärbt war, d. i. trotz alledem erkannte sie, daß er Alexandra
war. So bedeutet also cu töte cä = obgleich, trotzdem.
Hier legt demnach der Redende das größte Gewicht auf den
Konzessivsatz, der den Eintritt der Hauptsatzhandlung ftst
unmöglich zu machen scheint Der Gegensatz zwischen
Haupt- und Nebensatz ist somit hier am schärfsten: Calir
re^ii nostri mergeau voinicesce, cu töte cä era greu pe cw
— 331 —
(Bei 158, 30). Si tnca mirarea femeei i-a fost si mal mare
cind a väzut cä, cu töte cä mpea din ea, turta raminea tot
Intreagä (Sez.-Gor. 260, 4).
c) Die Yolkstfimlichste Konzessivkonjunktion ist mäear
cä. Das Adverb mäcar = wenigstens, wenn nur, und der
folgende cä-Satz weisen darauf hin, daß wir es auch hier mit
einer Ellipse zu tun haben, die zum ToUstandigen Satz er-
weitert, lauten würde: wenigstens oder, wenn man nur bedenkt,
daß ... So erhält die Einräumung durch mScar cS den
Charakter der subjektiven Billigung, Anerkennung
deutsch „obwohl, wiewohl^, dann allgemeiner: obgleich,
trotzdem. Luändu-i sema bine tmpSratuL tl cunoscu si d§n-
sul, mäcar cä forte multü se schimbase (Is. 93, 20). totul
nu putea sä fie decät de fata, mäcar cä se ascundea sub
^lele cele voinicesci (Is. 20, 24). Si mie nu mi-ai spus nimic,
mäcar cä ^-am arätat dragoste (Is. 23, 22).
d) Femer kann der Konzessivsatz nur einen einzelnen
Begriff des Hauptsatzes, meist das Prädikat oder eine ad-
verbiale Satzbestinmiung einräumen, und zwar hinsichtlich
seiner vollsten Intensität. Dies geschieht durch ctt = „wie
sehr auch^, oder verallgemeinert durch ori ett: Mosnegii s aü
ciondänit cät s'aü mai ciondänit si, cät eraü ei de tngrijift^
despre ziuä, au adormit (Cr. 11. 53, 24). Toatä strlnsura, cit
era ea de voloasä si de veselä, s'aü prifäcut indatä Intr'o
strtnsurä de böcete si väiete (Sb. 129, 40).
Zusammenfassung.
Ein Blick auf die behandelten Konjunktionen zeigt also,
daß, wenn im Konzessivsatze von einer bloßen Vorstellung,
irrealen Bedingung die Bede ist, Möglichkeit oder Ungewißheit
besteht, dieKondizionalkonjunktionen mit vorangestellten
Einraumungsadverbien aufbreten oder diese auch allein; und
zwar, wenn der Cb*und als für die Oeltung des Hauptsatz-
inhaltes gewichtig und bedeutsam erscheinen soll: mäcar de,
chiar (de, dacä, cänd), mäcar, chiar= „selbst wenn", da-
— 332 —
gegen de mit nachgestelltem si, wenn der Grand mehr
beiläufig mit in Betracht gezogen wird; desi «:= ^wenn
auch".
Der Modus ist für mäcar und chiar allein derOptatir
oder Potentialis. Sind sie jedoch mit de, dacä, ctnd zu-
sammengesetzt, so werden sie mit dem Eondizionalis Ter-
bunden.
Wird jedoch ein tatsächlicher Grund zugestanden, so
erscheinen die Eonzessivkonjunktionen:
de si = wenn auch;
mäcar cä, bezeichnet Tor allem subjektive Anerkennung,
= obwohl, dann obgleich, trotzdem.
cu toate cä, sagt aus, daß dem Yorsichgehen der Haupt-
Satzhandlung scheinbar die schwersten Umstände entgegen-
standen, daß bei Berücksichtigung aller dieser Momente die
Hauptsatzhandlung doch yon statten ging. Der Gegensatz
zwischen Haupt- und Nebensatz ist hier am größten. Dies
gibt sich auch in den Adversativpartikeln zu erkennen, die
hier fast ausschließlich zur Anwendung konmien: tot, totusi,
tnsä, dagegen nicht das schwache dar.
Was die drei Konjunktionen zusammenbetrachtet anlangt,
so zeigen die Beispiele, daß die feinen logischen unterschiede
durch die Umgangssprache so Terschwommen sind, daß desi,
mäcar cä, cu töte cä ohne weiteres mit einander vertauscht
werden können.
cit, ori ctt räumen einen einzelnen Begriff in beliebigem
oder auch höchstem Grade ein.
Der Modus ist in allen diesen Sätzen meist der Indikativ.
Stellung des Konzessivsatzes.
I. Die Konzessivsätze erscheinen als Vorder- und Nach-
sätze. Ist zu diesen nichts weiter zu bemerken, so sind jene
um so beachtenswerter, insofern der Gegensatz von Haupt-
und Nebensatz für gewöhnlich noch besonders angedeutet oder
hervorgehoben wird durch Adversativpartikel: schwächer durch
darä, dar, stärker durch tot, totu-si, tnsä.
— 333 —
Zum Zwischensatz wird der Vordersatz, sobald dessen
substantivisches oder pronominales Subjekt auch dem Nach-
satze angehört: Dumnezeü, de si nu avea lipsä de mäncare,
totu-si nu se tmpotriyi (Mar. 86, 10). Atunci ea, de si ii
fiigea ochii de atatea stralucin, se uitä mai cu bägare de
seamä |i indatä cunoaste podul cel minunat din ceea lume
(Cr. IL 62, 21).
Als Nachsätze erscheinen alle diejenigen Sätze, deren
Gründe der Redende wegen ihrer Bedeutsamkeit für den Ein-
tritt der Hauptsatzhandlung wesentlich mit in Betracht zieht
Das sind fast durchgängig alle Konzessivsätze mit irrealem
Grunde in der Bedeutung von „selbst wenn'^ (mäcar de,
chiar de, daca, clnd); femer solche, die eine wirkliche Tat-
sache enthalten, eingeleitet durch: mäcar cä, cutoatecä==
obgleich, trotzdem. Ein Vergleich der gesammelten Beispiele
zeigt weiterhin, daß cu toate cä relativ noch seltener im
Vordersatze auftritt als mäcar cä, folglich, daß cu toate cä
auch stärker wirkt wie dieses.
Überall da, wo die soeben angefahrten Sätze dennoch
vor dem Hauptsatze stehen, zeigen sich im Nachsatze nur
die starken Adversativpartikeln: tot, totu-8]t, tnsä. Dabei
läßt sich wiederum unterscheiden zwischen den mäcar cä =
und irrealen Konzessivsätzen einerseits und cu toate cä-Sätzen
andererseits: Während in diesem Satzgefüge neben tot viel
häufiger die noch stärkeren Partikeln totu-|i und insä stehen,
weisen jene lediglich tot auf; wiederum ein Beweis, daß die
durch cu tote cä eingeleitete Tatsache bei weitem mehr ftir
die Hauptsatzhandlung entscheidend ist, wie dies bei mäcar
cä der Fall ist: Si mäcarü cä fiulü sSü tlü tncredin^ cä
sörele ii arsese fetisoara si v^ntulü iX bätuse perisorulü Im-
peratului, tot nu-i venea sä crezä (Is. 362, 22), — Cu toate
cä era plin de päcate, cum slntem si noi to^i, se alesese
insä de la D.-zeü cu darul de a cunoaste pe dracu (Sez.-Gor.
IV. 1,1). ' *
IL Anders verhält es sich dagegen, wenn die im Kon-
zessivsatze enthaltene Vorstellung oder die wirkliche Tatsache
— 334 —
nur als nebensächlich, ohne besonderen Einfluß auf das
Geschehen der Hauptsatzhandlung angesehen wird. In dem
Falle steht der Konzessivsatz gewöhnlich vor dem Hauptsatze.
Hierher gehören die Sätze mit desi = wenn auch. Der
Gegensatz zwischen Haupt- und Nebensatz ist hier nur gering.
Darum zeigen sich naturgemäß meist nur darä und dar, bis-
weilen im nachfolgenden Hauptsatze auch keine AdTersati?-
Partikeln.
Für gewohnlich wird durch die Negation ein größerer
Widerspruch hervorgerufen, wie sonst, weshalb im desi-Satz-
gefuge dann auch Insä und totu-si erscheint: De |i nnmal
vorbea de rätt aevea In fa^ impSratuluI, pe din dos insa, Isi
bätea mendrele (Is. 37, 3). Dumnezeü, de §i nu avea lipsä
de mäncare, totu-si nu se impotrivi (Mar. 86, 10).
Auch die cit-Sätze sind für gewöhnlich Vordersätze.
Immerhin stehen sie in stärkerem Widerspruch zum Haupt-
satze als die desi-Sätze. Darauf deutet, daß wir als durch-
gängige Adversativpartikel tot antreffen. Sie gleichen
darin den mäcar cä-Sätzen, die ja ursprünglich auch eine
Gradbestimmung mit enthielten: si clt lucra el zi gi noapte^
tot nu |I puteä hräni copiii si pe dinsul (Sb. 255, 14). Dar
ori clt s-au näcäjit dascalii si biata babä sa-l popeascä ori
sä-1 profesäreasca, tot naü putut face nimic, cäci . . (Sez.-
Gor. 88, 37).
Stellung von Subjekt und Prädikat
Wir haben hierbei zu unterscheiden zwischen ursprftng-
Uchen Konjunktionen und solchen, die aus vollständigen Sateen
entstanden sind. Bei der ersten Gattung tritt zumeist In-
version auf, die auch bei cit allgemein durchgeffthrt ist: de
nici unul nu i se prindeaü ochÜ, de si eraü arm&sarii si
caii cei mai buni (Is. 15, 20). Pe acesta dacfil vet cäpit^
atunci te po^i duce la SmSü, cä nu te-a ma¥ pute s^ung^
mäcar sä se alunge el ctt si clt dupä tine (Sb. 36, 12).
Povestile, prefac6ndu-se In fetturite chipurif, ne-alungft dela
— 335 —
fie-care casä, mScar de*am tntrebmn^ noi nu sein ce fella
(Mar. 11{ 13). Si clt lucra el zi si noapte, tot nu sT pnteä
hrftni copiii si pe dlnsul (Sb. 255, 14).
Dagegen zeigt sich bei den Konjunktionen, die wir als
Satzellipsen kennen gelernt haben, durchgängig die gemeine
Wortstellung: si era cel mai dinttiü dintre to^i scolerii,
macarcä acestia fftoea adeseori rls de el pentru sftraciea
lui (Sb. 130, 23). Cät o fi ^ut ospe^l nu sciu, cu töte cS
si eu am fost pe acolo (Ret. 47, 25).
IV.
AdyersatiYsatz.
Auch hier haben wir, wie in den Konzessiv- und Kon-
dizionalsätzen, zwischen Realität und Irrealität zu unter-
scheiden:
I. Einen scheinbaren Gegensatz enthalten alle Kon-
zessivsätze, indem die Hauptsatzhandlung von statten geht
wider Erwarten des im Nebensatze Ausgesagten. Über das
adversative Verhältnis des Konzessivsatzes siehe dort!
II. Handelt es sich dagegen um einen tatsächlichen
Gegensatz zweier Handlungen, so druckt der Rumäne diesen
aus durch pe cänd und in loc (sä, de a . . .).
Pe eftnd
wird gesetzt, sobald zwei verschiedene Subjekte oder bei
gleichem Subjekte zwei sich gegenseitig ausschließende Hand-
langen meist der Wirklichkeit, einander gegenübertreten. Dabei
kann das adversative Verhältnis im Nachsatze noch durch
pe atunci angedeutet werden. Die Handlungen von Haupt-
xmd Nebensatz werden vom Redenden für gewöhnlich als in
Wirklichkeit bestehend ausgesagt; daher steht in beiden Sätzen
meist auch der Indikativ: Dar' ce folos cä, pe cänd cel
mal mic se sbuciuma tn toate pärfile si lucra ca un rob
de . . . , pe atunci cel mai mare era un lenes (Mar. 27, 20).
. . ., atunci pe ascuns, pe clnd unul U ^ine de vorbfi, altul
— 336 —
din et cu nuiaua saü sfara, ii la mäsura umbrei lai (Sez.-Qor.
I. 90, 20). Daca ^ea un chef sera, apoi a doua zi trebuia sä
stea tn pat de durere de cap, pe cänd yisitiul seü Ion mereü
föcea chefun ^i In tote dimine^ele era sculat inaintea boerolm
(Sez.-S&t. 153, 20). Fata zise cam rSstit, ca, de Fa adus tn
grädinä de dimine^ ca pe o femee, pe cänd ar fi trebuitsa
mergä mai tntäiü la grajdnri (Is. 20, 32).
Weniger stark kommt der Gegensatz zum Ausdruck durch
unde: Unde plnä aci umbla cu moartea in stnii, acum se mal
linisti o lecut;S (Is. 308, 31).
tn loc.
Wird dem Hauptsatze eine Handlung gegenübergestellt,
die nur angenommen wird, nur auf Vorstellung beruht, so
setzt man im Nebensatze In loc sä mit dem Konjunktive oder
auch In loc de mit dem Infinitive. Der Optativ und Potentialis
sind nach tn loc vollauf berechtigt, da ja der Adversativsatz
keine wirkliche Tatsache enthali Femer läßt sich beobachten,
daß, während pe cänd gern zwei verschiedene Subjekte ein-
ander gegenüberstellt, in loc sä meist zwei verschiedene Hand-
lungen ein und desselben Subjekts in Gegensatz bringt: si
toatä ziulicä bäte prundurile dupä scäldat, in loc sä pascä
cei cärlani si sä' mi dea ajutor la trebi (Cr. V. 16, 13). In
loc sä facä bucatele bune si potrivite si sä loa copiilsfintei
Duminici, cum'l-a laut fata mosneagului de bine, ea'i-a opärit
pe to^i (Cr. n. 40, 17). Dupä ce sfär^ä de mäncatü sedeaii
la vorbä, cänd, in loc de a se stränge masa, väzurä cä lioga-
rile Inceprä a sälta pe masä (Is. 355, 35).
Stellung.
I. Das unterscheidende Moment zwischen pe cänd und
in loc sä ist auch in der Satzstellung des Adversativsatzes
ausschlaggebend:
Der durch pe cänd eingeleitete Adversativsatz bringt flir
gewöhnlich eine wirkliche Tatsache, auf der Nachdruck liegt
zum Ausdruck. Daher findet sich der pe cand-Satz allgemein
als Nachsatz. Wo der Gegensatz weniger scharf hervortritt,
— 337 —
erscheiot auch die VordersatzsteUung, wie wir sie bei onde
beobachten konnten.
Anders verhalt es sich mit den In loc- Sätzen. Sie ent-
halten nur eine gedachte Handlung, die natürlich einer in
Wirklichkeit existierenden Handlung nicht so nachdrncklich
gegenübertreten kann. Darum stehen die in loc-Sätze ge-
wohnlich Tor dem Hauptsatze, als Zwischensätze dann,
wenn ihr substantivisches oder pronominales Subjekt auch
dem Hauptsatze gemein ist: Dar R^ul, in loc s$-i dea ceva
merinde, fugi de frate-seu ca dragul de tämäiä (Ret. 189, 33).
Fratelui bogat, in loc sä ajute pe fratele cel sSrac, if veni
In glnd sä . . . (Sez.-Qor. IV, 3, 23).
IL Was die Stellung von Subjekt und Prädikat
anlangt, so findet sich die gemeine Wortstellung in den
durch mäcar oä und cu töte cä eingeleiteten Konzessivsätzen,
in denen der scheinbare Gegensatz am stärksten zum Aus-
druck konmit, femer in den pe cänd-Sätzen. Die In loc-
Satze weisen dagegen Inversion des Subjekts auf: cä in
loc sS se suie el in corft, puse o peträ (Ret 125, 6).
V.
Modalsatz«
Er drückt die Art und Weise oder die Beschaffenheit der
Hauptsatzhandlung aus. Dabei ist zu unterscheiden zwischen
der Wirklichkeit und der Möglichkeit der Art und
Weise, die meist durch einen Vergleich zum Ausdruck
kommt. An dem Nebensatzinhalte wird dann die Hauptsatz-
handlung hinsichtlich der Qualität, der Quantität und des
Grades gemessen.
A.
Konjunktionen der Qualität.
I. Modalsätze der Wirklichkeit.
eum.
a) Entstanden aus lai quomodo, drückt es die Art und
Weise der Handlung aus und leitet einen einfachen Ver-
Weigand, il. Jahresbericht. 22
— 338 —
gleichssatz der Wirklichkeit in Bezag auf die Qualität ein.
Selten wird auf cum in dieser Funktion durch ein demon-
stratives Korrelat hingewiesen« Femer ist zu bemerken, daß
bei gleichem Tätigkeitsbegriff im Haupt- und Nebensatze das
Verbum des Yei^leichssatzes für gewöhnlich wegfiUt: Si
Dunmezeü a face cum a sti (Sez.-Gor. 65, 6). Apoi se scnlä
cum putu (Is. 319, 8). Daneben auch: Se alinta cum se alinti
cioara 'n lat. (Cr. 11. 32, 15). S'att veselit le! cum se vesdesc
nisce prietini cand se Intalnesc dupä o lungä despär^ (Sb.
268, 25). Se föcea cä eramü intr*o gradinä, frumosä, frn-
mosä cum n'am mai yäzutü (Is. 243, 27).
b) Der durch cum eingeleitete Nebensatz bezeichnet die
Gemäßheit der Hauptsatzhandlung: si cum zise apucä drumnl
spre sat (Mar. 3, 21). Cum ie obiceiul, cand se duce finul la
nas, ori ginerele la socru, nu merge cu mäna goalä (Cräc 40,7).
Diese Art Modalsätze enthalten ftbr gewöhnlich eine Aussage,
Bat, Vorschrift, deren Befolgen oder daraus resultierende
Folge oft durch asa und bisweilen noch durch si im Haupt-
sätze herrorgehoben wird: Si cum a cuv^ntat Dumnezeü asa
s'a si tntemplat (Mar. 18, 1). Si cum a zis, asa a si facut
c) a) Cum leitet auch einen eigentlichen Vergleichs-
satz ein, wobei auf dessen Gleichheit mit der Hauptsatzhand-
lung meist durch ein demonstratives Adverbium, das lai sie,
ita entspricht, hingewiesen wird. Cum entspricht in dem
Falle dem deutschen „so . . . wie*", si i-a respunsü intocmai
cum fScuse vulpea epurelui (Is. 339, 18). Se ftcu im Toinic
seil colea cum ^i-e drag sS te ui|i la elü (Is. 300, 8).
ß) Geht der Teilsatz voran, so wird im Hauptsatze all-
gemein die demonstrative Partikel gesetzt, was sich auch
bei precum und dupä cum beobachten läßt, bei diesen aller-
dings seltener, weil in ihnen schon das verstärkende Moment
liegt: Cum s aü hotarit, asa aü |i facut (Sb. 273, 5). Si cum
a zice judecata a|a sä rämäie.
Precnm.
Drückt cum meist die Art und Weise, die Beschaffenheit
der Handlung aus, steht es meist nur im einfachen Ver-
— 339 —
gleichssatze, bezeichnet es lediglich einen geringeren Grad von
Gleichheit, so schließt precmn durch das verstärkende pre <C
lat. per die völlige Gleichheit schon in sich. Trotzdem
wird diese bisweilen noch durch Demonstrativadverbien an-
gedeutet Daraus geht hervor, daß precum nur da für ein-
faches cum gesetzt werden kann, wo dieses vollige Gleichheit
zum Ausdruck bringt^ d. s. die Falle von-„cum^, c, a. Nicht
wäre precum ohne weiteres angängig in „cum*^, c, /?, denn
sein verstärkendes Moment weist den precum-Satz ans Ende.
a) Precum leitet einen eigentlichen Vergleichssatz ein.
Als Verstärkungspartikel findet sich dazu auch noch a|a. Ist
diese ausgelassen, steht es mitunter im Sinne von cum: Si
d'aia s'aü fäcut lighioi asa precum le vezi (Is. 5, 31). Numai
|i tu sä me lubesci, precum te lubescü |i eü (Is. 188, 10).
Bine, bine; sftrsesce, precum ai Inceputü (auch cum) Is. 288, 25.
Abweichend von der allgemeinen Regel steht folgendes
Beispiel als Vordersatz: cäci precum neinchinämnoiMoldo-
venii, asa se inchinä si fra^t nostri din Valahia (Cr. III, 69, 9).
In der VordersatzsteUung verlangt, wie auch Versuche mit
Rumänen ergeben haben, das rumänische Sprachgefühl cum.
b) Die häufigste Anwendung findet precum zum Aus-
druck der Gemäßheit. Der Redende bezeichnet dadurch,
daß die Hauptsatzhandlung sich genau so abspielt, wie die
Nebensatzhandlung angibt, oder, um bildlich zu sprechen, sich
wie zwei kongruente Flächen decken: tot odatä Ingriji si de
cal, precum ii zise el (Is. 3, 30). fata Ingriji de calü tocmai
precum li zise el (Is. 16, 7).
Der Nebensatz kann die Aussage des Hauptsatzes zu be-
stätigen oder zu bezweifeln scheinen. Beim Zuhörer setzt der
Redende sie als schon bekannt voraus. Es handelt sich hierbei
meist um kurze, für gewöhnlich eingeschobene Nebensätze:
Luminate Imperate eu unul cred cä fiul Inaltimei vöstre nu
este atät de prost precum se zice (Sez.-Gor. 145, 32). Dupä-
ce precum vezurä^i päcälitu-s*aü, sSracii, cei doi frati —
Päcalä singur remäind stapän al vacii: trebuia sä-i poarte
grija, päzitor mereü sä-i fie (Dulfu 15, 1).
22*
— 340 —
Dupä cum.
Schon die Zusammensetzung der Konjunktion weist auf
die Funktion zum Ausdruck der Gemäßheit und zugleich
auf den Unterschied Yon cum, sowie precum hin. Während
diese beiden die Gemaßheit allgemein, als reines Faktum mehr
oder weniger veranschaulichen, schlechthin die Art und Weise
der Hauptsatzhandlung aussprechen, geht der Redende in den
dupä cum-Sätzen auf die Handlung selbst ein, und dupä weist
auch darauf hin, daß alle Einzelheiten, alles Gegebene bei
dem Yorsichgehen der Hauptsatzhandlung in Betracht gezogen
worden ist: Si maicä-sa Ai nevoitä sä'i facä aceä tnrtä de
merinde, dupä cum aü fost cerut'o el (Sb. 132, 31). Si se
cununarä cu fetele, dupä cum randuise Präslea (Is. 89, 13].
. . ., odatä se repezi la dänsulü, dupä cumü o tnye^e ArS-
pöica (Is. 399, 4).
Auf dupä cum wird zuweilen im Hauptsatze durch em
Demonstratiyadyerbium noch hingewiesen, und zwar steht
der dupä cum-Satz dann als Vordersatz, sodaß durch diese
Partikel die Nebensatzaussage gleichsam zusammengefaßt wird,
oder als Nachsatz, wobei die Partikel direkt vor der Kon-
junktion steht: Dupä cum zisese bätranul aga se |i Intftmpli
(Is. 147, 22). Na yezi cä Tai ftcut tntocmai dupä cum ti-
am dat poruncä (Rei 33, 24). - '
Steht dagegen die Partikel am Anfange des Vordersatzes,
so ist sie nicht Korrelat zu dupä cum, sondern weist auf eine
vorausgehende Handlung hin. In all diesen Fällen kann dnpi
cum auch durch einfaches cum ersetzt werden. Durch das
hinzugefägte dupä wird die Partikel lediglich nur wiederholt:
asa fact |i tu, dupä cum te-am tnyS^t ett (Mar. 70, 15). Asa
se fie, dupä cum a chibsuit tnäl^ea sa (Ret. 15, 12).
fträ (a, s&y ca sä).
färä <C lab foras, ist yon Haus aus Präposition und dient
auch zur Einleitung eines negativen Modalsatzes der Art
und Weise = „ohne daß*'. Das Rumänische wendet hierzu
obige drei Formen an, die der Bedeutung nach yollstandig
— 341 —
unterschiedslos gebraucht werden. Am gebrauchlichsten sind
fära mit dem Infinitive und farä mit dem Konjunktive, während
farä ca sä veraltet ist Petrecu acolo vreme uitatä, färä a
prinde de Teste (Is. 8, 11), auch förä sä. . . ., cäcl cinele a
trecut pe lingä ei, färä a li face nimica (Sez.-Gor. I, 257, 12).
ImpSratul esi, färä sä scie ea. Si rSmase acolo färä sä se
misce, färä sä bea si sä mänänce ce-va (Is. 59, 5).
Neben farä a und färä sä kommt auch färä ca sä vor.
Wir haben es hier mit einer Doppelkonjunktion zu tun, die
nach der Ansicht von Meyer-Lübke und Sandfeld-Jensen
ursprünglich den Finalsätzen allein eigen war und dort heutigen-
tags in der Tat ausgedehnteste Verwendung findet. Durch
angestellte Versuche mit Rumänen selbst habe ich gefunden,
daß sie unterschiedslos, allerdings seltener, neben färä a und
färä sä gebraucht wird: Am trecut, färäcasäfi voit sä fac
astä neghiobie (Is. 8, 28). Auch Üra sä. Si pläng^nd el asa, cät
timp ya fi pläns, färä ca sä se poatä ogoi, sim^esce de-odatä
c'a Inoptat (Mar. 36, 16). Auch färä a, förä sä. Si'i-aü dat o
färä ca sä'l mai Intrebe, eine este, saü alta cevä (Sb. 49, 11).
Auch färä a . . , färä sä . . Dupä ce . . . , aü vrut sä facä ca
si mosneagul acela, si aü dat sä meargä, färä ca sä pläteasca
(Sb. 275, 10).
Dagegen gilt als Regel, ca zu förä zu setzen, wenn das
Subjekt des Modalsatzes ein Substantivum oder ein Pronomen
ist und vor das Prädikat treten soll, hingegen steht nur förä
sä bei Inversion des Subjekts. Es ist dies wiederum ein
Beweis für die Tendenz der Sprache, Subjekt und Prädikat
möglichst nah an einander zu bringen und dabei das Verbum
in die Satzmitte zu ziehen: Märgäritarul se insira de la sine
färä ca copiii sS fi pus mäna pe d^nsul; oder farä 83 fi pus
mänä copiii (Is. 70, 6). Färä ca femeea sä bage de seamä,
se apropie . . . (auch farä sä bage de seamä femeea). Si ast-
fei ^ganca rämase bunä Impäräteasä färä ca cine-va sä o
cunoascä (Sez.-Gor. 163, 37). Auch um einen Satz in den
Modalsatz einzuschieben, wird ca zu förä gestellt: Si no
sä poatä pleca mal departe, färä ca, Doamne feresce, sä
— 342 —
nu i se' ntömple yre o neplacere saü chiar nenorocire (Mar.
85, 8).
Ist in der Bedeutung der drei Konjunktionen kein Unter-
schied herauszufühlen, so laßt sich jedoch einer in gramma-
tischer Hinsicht beobachten: färä mit dem Infinitive wird
gebraucht, wenn Haupt- und Nebensatz gleiches Subjekt haben,
farä und färä ca mit dem Konjunktive vorzugsweise bei
verschiedenen Subjekten.
n. Modalsätze der Möglichkeit
Bezeichneten die bis jetzt behandelten Nebensatze die
Wirklichkeit der Art und Weise, kommt in den folgenden
nur die Möglichkeit zum Ausdruck. Der Nebensatz enthalt
dann eine angenommene Tatsache, die mit der wirklichen des
Hauptsatzes verglichen wird. Während die übrigen roma*
nischen Sprachen diese Art Modalsätze als Kondizionalsilze
aufbssen, gebraucht das Rumänische auch die Yergleichs-
partikel ca mit folgendem Temporalsatzci worauf noch ve^
einzelt Formen, wie ca cum, ca cänd deuten: Atanct popa
aü räcnit asa de tare, ca cum 1-ar fi fost pus dnevä pe
frigare (Sb. 266, 2).
Heutigentags werden diese Modalsätze der Möglichkeit
in der Umgangssprache fast durchgängig als kondizionale
Vergleichssätze empfunden. Dies kommt zum Ausdruck in:
ca si cum und ca si cänd.
Wir haben es Her mit einer Satzverkürzung zu tun: Vor
dem mit si beginnenden Kondizionalsatze ist eigentlich der
Satz anzusetzen, welcher das Bedingte enthali Zwischen ca
si cum und ca si cänd wird heutigentags in der Anwendung
im allgemeinen kein Unterschied gemacht Sicherlich hat
früher derselbe bestanden, wie der zwischen dem rein tempo-
ralen cum und cand. Durch das Hypothetische dieser Ve^
gleichssätze ist jedoch das Temporale zugunsten des Kon-
dizionalen allmählich weniger empfunden worden. Darsnf
deutet auch der jetzt durchgängig angewandte Kondizionahs
in beiden Modalsätzen. Auf diese Weise mußte der für die
— 343 —
Volkssprache ohnehin zu feine Unterschied zwischen cum und
cänd fallen, sodaß jetzt beide Modalkonjunktionen fast unter-
schiedslos angewandt werden. Da, wo jedoch der Rumäne
das temporale Moment noch mehr herausföhlt, zeigt sich auch
noch der Unterschied zwischen cum und cänd. So kann in
folgendem Beispiele nicht ohne weiteres ca si cum fOr ca si
cänd eintreten: Acum mi-e bine ca si cänd ereamü ü
sinulü mamei (Is. 264, 18). Auch die hypothetischen Ver-
gleichssätze können durch Demonsttatiyadyerbien hervor^
gehoben werden: La bogatul . . . stand asa de dus pe gän-
duri si mähnit, ca si cänd 1-ar fi fost tot nins si plouat, Ü
Infcrebä (Mar. 16, 3).
Beispiele für ca si cum und ca si cünd: Elü se ciudi
si mal multü cänd yäzu pe fiulü de boerti mare cä inträ si
calcä farä milä peste dänsele, ca si cum arü fi fostü eine
scie ce sdren^ (Is. 251, 16). Zicea Moartea, duc^ndu-se la rai,
ca si cum ar fi mers la spänzurätoare (Cr. 56, 27). In diesen
Beispielen kann unterschiedslos auch cänd gesetzt werden,
dagegen weniger treffend in folgenden Fallen: Si s*a dus acasä
poyestind cu ImpSrätesa, ca si cum nu s'ar fi int^mplat nimic
(Ret 11, 31). Me, täce^ yoi, facefi-yS ca si cum nimic n'a^
sei de inel (Ret. 96, 15). Aläturi ierau niste nuele de ulm; a
täiat cäte-ya, a räsucit yre-o douä si fäcänd o räncä, a legat
jampi^ ca si cum ar fi fost prinsä In cue de capul pro^pului
(Cräc 28, 10).
Dagegen kann in den nachstehenden Beispielen neben
cänd auch cum stehen: Piciörele nu se mai miscarft, ca si
cänd arü fi fost butucite (Is. 35, 15). Perise ca si cänd n'ar
fi mai fost (Is. 106, 16). . . . , si Indata adormi, ca si cänd
Tarü fi loyitü cine-ya cu muchea securei In cap (Is. 342, 14).
Se pomi tot Intr o fugä mai departe, ca si cänd 1-ar fi fugärit
cine-ya din' napoi (Mar. 5, 18).
Die Möglichkeit der Art und Weise kann femer aus-
gedrückt werden durch parcä und einfaches cä. Dabei handelt
es sich um einen ursprünglichen Eonsekutiysatz, der allmählich
erstarrt ist. Der Begriff der Möglichkeit liegt hier im Tätig-
— 344 —
keitsbegriffe, in pare. In dem darauffolgenden cä haben wir
es nicht mit dem abgeschwächten cä <^ lai quam zu tion,
sondern mit cä << lat quod. Es ist das quod nach den Verben
der Gemütsbewegung, des Denkens und Wahrnehmens. Der
Prozeß der Erstarrung läßt sich leicht noch an Beispielen
nachweisen: Se lipirä de parcä fusese acolo de ctnd lumea
(Is. 304, 8). Sburaü de parcä natingeaü pämlntul, eranuca
mergeaü (Is. 38, 24). Allmählich ging durch den häufigen
Gebrauch dieser Redewendung das Gefthl for den Konsekutiv-
satz verloren. Aus einem „sie flogen dahin, sodaß es schien,
daß ...*', bildete man: „sie flogen dahin, als ob sie../
Der nächste Schritt war daher, daß man das de als überflüssig
fühlte: Se uita la dänsul, par' cä sä-lü sörbä cu privirea
(Is. 34, 28). Cum le puse se lipi, par' cä fusese acolo de
cand lumea (Is. 316, 27).
Daß man pare schon nicht mehr als selbständiges Verbmn
empfand, erhellt daraus, daß man parcä, wie ca si cum and
ca si cand, auch mit dem Eondizionalis verbindet: Luri
fiulü de boeni cumü inträ se aruncä pe unü patü, pare' ar
fi fost la d^nsulü acasä (Is. 251, 30). Se &cu de-odata
neväzut, pare cä ar fi Intrat in pämtot (Mar. 11, 22). Der
letzte Schritt blieb nun noch übrig zu tun. Nachdem man
in parcä nicht mehr den Tätigkeitsbegriff des Scheinens fohlte,
lag es nahe, das schwerfällige pare, zunächst in der Umgangs-
sprache, fallen zu lassen: Sa facut cä-i prinde (Alex 230).
Se fäcu Päcala cä plinge (Alex. 247). Dar Cenu|otca se ftcü
cä n'aude cu acea ureche (Bei 26, 22). Für cä, parcft kann
ebensogut ohne Unterschied ca si cum und ca si cänd stehen.
Ursprünglich deutete allerdings, wie aus Abschnitt VI (Kon-
sekutivsatz) zu ersehen ist, de pare cä auf einen Vergleichs-
satz höheren Grades, ca si cum und ca |i cänd auf einen
gleichgradigen. Doch der Unterschied schwand mit der Ent-
wickelung von de pare cä zu parcä, cä.
— 345 —
B.
Konjunktionen der Quantität,
ett.
Seine Anwendung findet es hauptsächlich zur Bezeichnung
des Grades und der Intensität, wobei diese noch verstärkt
werden kann durch Adjektive des Grades im Vergleichssätze,
oder durch Demonstrativpartikel im Hauptsatze. Ist das Yerbum
in beiden Sätzen dasselbe, so kann es auch hier im Vergleichs-
satze weggelassen werden: Stäpäne, stränge chinga ctt po^i
de mult (Is. 6, 36). Fata cea micä se feri cät putu (Is. 52, 2).
. . ., si striga cät tl ^ine gura (Ret. 4, 9). Si fagi clt va
putea alergä calul (Sb. 26, 38). . . . si mat merge cät mai
merge asa prin intuneric, cum era, panä ce . . . (Mar. 82, 11).
..., |i mergind asa cät aü mers. ..., Si merse ea cät
merse, pe un drum; pänä ce . . . (Cr. U. 35, 7).
Cit bezeichnet femer den Grad der Qualität. Es kann
sich dann auf einen qualitativen Ausdruck im Hauptsatze be-
ziehen — in diesem Fall kann es auch mit cum wechseln — ,
oder im Nebensatze auf Adjektive der Qualität: Cäci era asa
de frumösä, cät nu s'a mai väzut si nu se mai vedea pe
fa^ pämlntului (Is. 78, 9). Si le ingrijeste, cät nu se poate
mal bine (Cr. H. 38, 2). Cäntä si citeste cit se poate de
bine (Cr. V. 24, 19).
Cit leitet nicht nur Vergleichssätze ein, in denen es den
Grad und die Qualität bezeichnet, sondern bringt auch das
Maß der Hauptsatzhandlung zum Ausdruck: Am scris
(aüta) cit mi-ai dat sä scriü. Tälhariul . . . , . . . , aü incärcat
la lucruri cit numai aü putut duce (Sb. 262, 22).
Dupä c!t.
Bezeichnete dupä cum die Gemäß heit in Bezug auf die
Qualität, druckt dupä cit die Gemäßheit hinsichtlich der
Quantität, des Grades aus: si numat dupä cät a tnvä^t,
cantä si citeste cit se poate de bine (Cr. V. 24, 11). . . .; §i
in loc sä' mi dea ajutor la trebt, dupä cit fl ajutä puterea
(Cr. V. 16, 15).
— 346 —
Fe cAt
Es bezieht sich, wie cum in eingeschobenen Sätzen, auf
eine im Hauptsatze gemachte, allgemeine Aussage. Doch
während cum die aufgestellte Behauptung entweder bestätigt
oder bezweifelt, schrankt pe cat sie nur ein. Dieselbe An-
wendung findet sich auch schon im Lateinischen: quantom
scio z. B. . . . , s'a tras cu bucatele tncoace ca si mos Dediü
din Ylnätori si al^ mocani, din pricina päpistäsiei ma! mnit,
pe cat stiü eü (Cr. V. 21, 23). . . ., pu^in mai avem de in-
streinat, si nut departe vremea aceia, pe cat y$d eü (Cr. V.
135, 1).
Steigerung.
Bei dieser kommt für das Rumänische hauptsächlich de
city daneben de cnUL in Betracht Die Entstehung dieser
beiden Konjunktionen ist auf das Lateinische zurackzufnhren.
Neben der Steigerung mit quam gebrauchte der Lateiner
ebensogut den bloßen Ablativ. In der späteren Zeit wurde
dieser verstärkt durch die Präposition de, die den Vei^leichs-
punkt bezeichnete, von dem aus man ein Ding, eine Handlnng
beurteilte: Also f&r puella pulchrior quam rosa auch pnella
pulchrior rosa und de rosa.
Allmählich ist diese Steigerungspartikel de spezialisiert
worden, indem cum hinzutritt, wenn die zwei Gegenständen
gemeinsame Handlung verglichen wird hinsichtlich ihrer
Intensität: Calul zbura mai inte de cum zboarfi vlntul, oder
cit, wenn zwei Handlungen gegen einander abgewogen
werden und der höhere Grad bezüglich der Qualität ans-
gesprochen wird: Decät sä iasä omulu!f nume räü, mal bine
ochii din cap. Decät sä me desbar de ea mal bine aprind
tot satul ... (G. Cofbuc). Nu putea merge alt-felü, de cät
suindu-se pe branci (Is. 56, 31). Haben Haupt- tmd Neben-
satz dasselbe Prädikat, so kann es im Vergleichssatze aus-
fallen. Es entsteht so eine Satzellipse. An Stelle von decom
tritt dann f&r gewöhnlich de cät und für den Nominativ des
Personalpronomens der Akkusativ ein. Also auch: Calul
- 347 —
zbnra mai iute decät ylntul. Nimenea iiu*mi stie amarul mai
bine declt tine (= declt Ü stii tu).
Stellang.
Leitet cum einen Vergleichssatz ein, so steht dieser all-
gemein nach dem Hauptsatze, dagegen ist der cum-Satz
Vordersatz, wenn er die Oemäßheit bezeichnet. Oft wird
der Nachsatz noch durch ein Demonstratiyadyerbium einge-
leitet, um den Eintritt der Hauptsatzhandlung als die gemäß
der Nebensatzhandlung erwartete Folge zu bekräftigen. Diese
Beziehung sucht der Redende weiterhin noch zu yeranschau-
lichen, indem er in beiden Sätzen das Perfektum zur Be-
zeichnung einer in der Gegenwart vollständig abgeschlossenen
Handlung setzt. Anders verhält es sich mit den precum-
Sätzen. Sie sind durch das in ihnen enthaltene verstärkende
Moment an und für sich schon auf die Nachsatzstellung
verwiesen. Bisweilen wird der precum-Satz auch einge-
schoben, wenn der Redende eine dem Zuhörer schon be-
kannte Tatsache, Gepflogenheit, Sitte ausspricht Vgl. Beispiel
precum b. Dieselbe Satzstellung weist in diesem Sinne der
dupä cum-Satz auf: gäsdui dupä cum se cuvenea pe Siminocü
(Is. 383) 35). Als Vordersatz erscheint er, ähnlich dem cum-
Satze, 1. wenn der Hauptsatz die erwartete oder vorhergesagte
Folge des im dupä cum-Satze Behaupteten enthält: Dupä
cum zisese betränul asa se si intämplä (Is. 147, 22). 2. Wenn
der dupä cum-Satz die eigene Meinung, Überzeugung aus-
drückt, nach der die Hauptsatzhandlung stattfindet: Der
Redende will seine Ansicht aus Bescheidenheit nicht hervor-
treten lassen; darum auch die Vordersatzstellung: Si dupä
cum ved, al noroc(Cr.n.i7,23). Dupä cum se vede ciobanul
este sträin (Is. 298, 6). Handelt es sich dagegen um eine Vor-
schrift, so wird der dupä cum-Satz nachgesetzt, weil der
Redende dann auf ihn Gewicht legi Vgl. Beispiele unter dupä
cum p. 340.
Die hypothetischen Vergleichssätze erscheinen,
gleich den cum-Sätzen, durchgängig als Nachsätze; d. s. die
durch ca si cum, ca si cänd, cä und parcä eingeleiteten Sätze.
— 348 —
Auch die cit-Sätze treten allgemem als Nachsätze auf;
desgleichen die pecät-Sätze, und diese umso eher, als sie
sich auf den ganzen Satz beziehen und eine gewisse Ein-
schränkung machen. Die dupä cit-Sätze sind wie die dapa
cum-Sätze bald vor, bald nachgesetzt Die Steigerungs-
sätze sind Vorder- und Nachsätze, erstere besonders, um gleich-
zeitig einen Gegensatz zum Hauptsatze auszudrücken.
Was die Stellung von Subjekt und Prädikat im
Modalsatze anlangt, so erscheint fast ausnahmslos Inversion
des Subjekts, außer da, wo es aus grammatischen Gründen
und der Deutlichkeit wegen nicht gut angängig ist: BogatuI,
cum ..., Incepu a blästSma si a sudui, ca si cänd eine
§tie ce i s'ar fi int^mplat (Mar. 21, 19). Acolo toatä ziulica
se hlrjonesc si nihotesc, ca si cum binele de pe Inmear fi
al lor (8ez.-Gor. UL 107, 36).*
Über den Modus im Modalsatze. In den Vergleicbs-
sätzen der Wirklichkeit steht allgemein der IndikaÜT.
Dagegen erscheint in den ca |i cum- und ca si cänd-Sätzen,
in denen nur die Möglichkeit des Eintretens besteht, wie
in den hypothetischen Eondizionalsätzen, der Kondizionaiis.
Nur vereinzelt zeigt sich nach diesen Konjunktionen der
Indikativ, ein Beweis, daß der Rumäne die hypothetischen
Vergleichssätze ursprünglich als Temporalsätze fühlte: Acum
mi-e bine ca si cänd ereamü la sinul mamei (Is. 264, 18).
Nach cä und parcä steht gewohnlich der Indikati?,
da wir es hier ursprunglich mit quod-Sätzen zu tun haben.
Dennoch findet sich nach Analogie zu ca si cum und ca si
cänd bisweilen auch nach parcä der Eondizionalis: seßca
de-odatä neväzut, pare cä ar fi Intrat In pämdnt (Mar. 11,22).
In den Steigerungssätzen steht der Indikativ, wenn man
es mit einem als wirklich angenommenen Vergleiche zu ton
hat, derPotentialis bei einem nur als möglich angenommenen
Vergleiche.
— 349 —
VI.
KonsekntiTsatz.
Er gehört in gewissem Sinne zu den Modalsätzen, insofern
er die Wirkung oder das Resultat veranschaulicht, das gefolgert
wird aus der Qualität, der Art und Weise, oder der Quan-
tität, Intensität, der Hauptsatzhandlung. Der Redende sucht
zwei Vorstellungen zugleich in einem Satzgefüge darzustellen:
Er denkt an einen Vergleich und an die sich ihm daraus auf-
drängende Folge. Auf diese legt er das Hauptgewicht, sodaß
das yergleichende Moment zurücktritt Es darf uns daher
nicht wundem, daß der Unterschied von Komparation in
gleichem und ungleichem Grade sich auch hier geltend macht
Der Rumäne bringt die Folge zum Ausdruck durch die Kon-
junktionen: de, inclt, cä.
de.
Wir haben diese Konjunktion bereits im Kondizionalsatze
kennen gelernt und gesehen, daß ihre ursprüngliche Bedeutupg
„und" ist und daß sie sich zu dem kondizionalen, „wenn"
entwickelt hat. Hier im Konsekutivsatz tritt uns nun de im
Sinne von „sodaß" entgegen, und zwar bezeichnet es die Folge
eines Komparativsatzes ungleichen Grades. Vereinzelt
ist auch die Ehtwickelung von de aus der Bedeutung „und"
zu „sodaß" und das vergleichende Moment noch deutlich
herauszufühlen: palatul strälucind ast-fel, de,Ia söre te puteai
uita, dar la d^nsul ba (Is. 7, 10), d. i. der Palast strahlte so
sehr, und konntest du nach der Sonne schauen, aber nach ihm
nicht; sodann, wenn du auch nach der Sonne sehen konntest,
aber nach ihm nicht; d. h. der Palast strahlte in höherem
Maße wie die Sonne, sodaß man eher sie, nicht aber den
Palast anschauen konnte. Dasselbe gilt von: Ea avea nisce
haine de, la söre te puteai uita, der la d^nsa, ba (Is. 187, 4).
Allmählich brachte man den Vergleichssatz nicht mehr zum
Ausdruck. Immerhin deuten auf einen ursprünglichen Steige-
rungssatz noch unbestimmte Ausdrücke, wie nisce u. a.,
oder volkstümliche Superlative, die auf eine Eigenschaft
— 350 —
höheren Grades hinweisen, ja eine ünTergleichbarkeit aus-
sprechen: Avea nisce ochi, neiculi^ de bägase pe tote fetele
In böle (Is. 229, 29). fmpSrätesa remase grea si peste noä
luni fäcu 0 fatä frumösä, frumösä, de semänü pe liune
navea (Is. 393, 25). Daß das Gefahl far den ungleichgradigen
Komparativsatz immer mehr verloren geht, erhellt daraus, daß
man auf de Korrelative bezieht, die auf einen Vergleichssatz
gleichen Grades weisen: si aü pälit pe bieata hargatätocmai
in cap, de aü picat moarta jos (Sb. 15, 26). si asa se schim-
base omni, de nu-1 mai cunostesüf (Sez.-Gor. 97, 24).
Oft ist der Yergleichsgegenstand oder die Eigenscbaft
noch durch Adverbia des Grades, der Intensität verstärkt:
cäntece, asa de duiöse de eraü instaresätead6rmä(Is. 17,32).
A föcut soarele un leagSn de m&tase, ^inändu-1 iel de niste
bäeri care ierau asa de lungi de ajungeau de la cer päni
la p&ment (Crac. 21, 26). dar si catane erau atäta spuzä,
de tot cäte patru-cinci trebuira sä se punä la cate un lemn
se-1 taie (Ret 25, 12). A fost o babä seraca, dar tare seracä,
de nici casä nu avea ca ömenu, numai hulubä (Bei 175, 1).
Si atuncla am racnit eü asa de tare de m ai auzit si tu (Sb.
136, 2).
Alle diese Beispiele faßt der Redende nicht als Vergleichs-
sätze gleichen Grades au£ Lnmerhin wirkt die Verstärkungs^
Partikel des Substantivs oder Adjektivs so, daß in diesen Fallen
ebensogut cä oder tnclt stehen könnten (vergleiche hierzu die
folgenden Abschnitte). Weniger volkstümlich wird der Kon-
sekutivsatz auf ein Substantivum bezogen, das Art und Grad
bezeichnet, bisweilen auch noch durch Adverbien verstärkt
wird. Für de kann auch cä xmd inctt eintreten: er tmpSratol
a intrebat pe om, de ce-si bäte bäiatul in asa mSsurä, de
se adunä lumea ingrozitä la plänsul lui? (Ret 48, 21).
Am gebräuchlichsten ist es, den Konsekutivsatz mit de
folgen zu lassen, ohne ihm im Hauptsatze ein Korrelat gegen-
über zustellen. Es ist dies auch die aus dem Steigerungssatze
erwartete Form: copilul se puse pe pläns de na putut nie!
un vraciü sa-l impace (Is. 2, 7), d. h. das Kind fing mehr
— 351 —
aD za weinen^ als ein Zauberer es beruhigen konnte, d. L sodaß
er es nicht beruhigen konnte. XJrlaü dobitoacele de ^i se f&cea
pänil mficiucä pe cap (Is. 7, 14).
Nicht selten tritt der Konsekutivsatz als Ellipse auf,
um auszudrücken, daß der Redende keine Worte findet, um
mit der vorausgehenden Handlung etwas vergleichen zu können:
Deschise o gurä de s& mS imbuce dintr' odatä(Is. 14, 25): Er
öffnete ein Maul, und größer als nötig war es, um mich zu
verschlingen, d. i. sodaß er mich auf einmal hätte verschlingen
können. Si trecändü in cämara ei, se puse pe unü plänsü, de
sä te ferescä Dumnezeü (Is. 308, 6). Gine scie, ce incurcäturä
vei face p'acolo, de sä nu-i mal dea nimeni de cSpätaiü
(Is. 13, 9),
Ein Biickblick auf die Beispiele läßt uns deutlich er-
kennen, daß der Konsekutivsatz mit de das Ergebnis, die
Wirkung ausdruckt, die der Redende aus einem Komparativ-
sätze ungleichen 6rades folgert Dem entspricht anderer-
seits ein Konsekutivsatz als Folge eines Komparativsatzes
gleichen Grades, und zwar hinsichtlich der Qualität oder
Quantität einer Handlung. Das Lateinische bediente sich
hierzu der Partikeln sie — ut; talis — qualis, tantus — quantus.
Im Rumänischen, wo talis >> tare die Bedeutung „stark^, hart
angenommen hat, ist talis — qualis verschwunden. Sic — ut ist
nach den Verben, die ut und quod nach sich haben können,
umgebildet worden zu: asa — cä, tantus — quantus zu attt — incti
eä.
a) Das gewöhnlichste Korrelativ von cä ist asa, das, meist
in Verbindung mit einem Adjektiv oder Adverb, bald die
Qualität, bald die Quantität bezeichnet Demnach drückt der
durch cä eingeleitete Konsekutivsatz die Folge als das dem
Redenden sich aufdrängende Ergebnis eines quantitativen
oder qualitativen Vergleiches aus: cäci de cand alerg prin
sat asa de tare am flämänzit, cä numai de abia te pot vedea
cu ochii! (Mar. 7, 16). colaci ca aceia: mari cät nisce roti^
de plug, si asa de mul^i, cä de-abia Incäpurä to^ Intr'o
— 352 —
haraba de celea, pentru care scarä-^ trebue (Mar. 19,6). se cracä
asa de tare cä ajungeä cu cosul ptnä la pämlnt (Sb. 262, 14).
. . ., ca Frlntal li inghtna graiul cu o mäestrie asa de mare
cä ai fi jurat cä gräesce scoleriul (Sb. 263, 21). Si firafdi aceia
eraü asa de säraci, cä ntunai din lucral mänelor se sastineaü
(Mar. 27, 3).
b) Neben asa erscheint vereinzelt auch atät in Verbindung
mit Adjektiven als Korrelativ zu cä, um die Intensität einer
Eigenschaft zu bezeichnen. In diesen Fällen kann neben cä
auch inclt» das gebrauchlichste Korrelativ zu atit, stehen: Dar
Pricina facu atät de bine cä se ridicä odatä oblu'n piciöre
(Ret 182, 19). A fost odatä un imperat forte betran, dar atät
de beträn, cä de-abia mai putea ämbla de betrauere (Ret 16, 19).
c) Auch ohne Korrelat steht cä. In diesen Fällen setzt
der Rumäne jedoch üblicher de: Era frate seu, imbräcat In
nisce sdren^e, cä nu se ^ea petic de petic (Mar. 52, 23).
Atuncia au prins dracul a striga, a ^ipa |i a räcni, cä
indatamare s'aü strins dracii citä frundä si fearbä si näsip üi
mare (Sb. 16, 33).
fnett.
a) Bezeichnete cä die Folge eines qualitativen und quan-
titativen Komparativsatzes gleichen Orades, so drfickt tnclt
die Folge eines Vergleichssatzes lediglich der Intensität,
des Grades aus, worauf auch schon sein Korrelat atfta hin-
weist In diesem Falle kann cä nicht für Inclt eintreten: Si
atlta larmä fäcurä, In cät se de^teptarä tofl slujitorii (Is.
75, 36). Acesta ll tntristä ptnä intr' atäta in cät p'aciera
sä se scoböre din scaunul Imperä^iet (Is. 73, 8). Ei eraü atätü
de säraci, in cät n aveaü dupä ce bea apä (nicht cä, jedoch
asa-cä) (Is. 174, 2).
b) Auch asa wird, allerdings seltener, dem incit gegen-
übergestellt. In diesen Fallen kann es, sogar besser, mit cä
wechseln. Ebensogut wie atlt ist asa Korrelativ zu incft,
wenn es mit einem Ausdrucke der Intensität» des Grades ver-
bunden ist: Dar calul atuncta aü ^pat odatä a|a de tare
- 353 —
clt (weniger gut cä) aü auadt mosnegii de la bisericä (Sb. 41, 1).
Si tota|T asa fugia de tare Inclit (weniger gut ca) an iepure
nu se putea feri de el (Ret 163, 7). Dagegen wikrde in den
folgenden Beispielen besser cä stehen: earä tSlbariul aü fiirat
un oü de subt o \aacä a^a Inclt nicl n'aü slm^t ea (Sb. 262, 6).
Insä fetele zmeilor eran tustrele asemenea, In clt nu le pnteat
deosebi nna de alta, a|a semänaü de bine (Sez.-6or. I, 226, 29).
c) Wie cft, so findet sich auch Inclt in Sätzen, in denen
besser de steht Im Vordersätze fehlt dann jedes Korrelat
Wir haben es hier einfiich mit einer Verstärkung, Betonung
der Folge durch Inclt zu tun: Si lua pe vulpe, o trlnti d'un
copac In clt plesnL S'ajungdnd la popa-i trage peste ceaft
o mfiducä, Incät popä cade mort pe data la pfimlnt (Dulfd
28, 17). Si aü prftdat pe boieriü, clt naü rdmas cu nimicft,
färä numai cu ce-aü avut pe llngS sine (Sb. 263, 2).
Ein Bückblick auf die behandelten Konjunktionen zeigt,
daß im allgemeinen noch streng unterschieden wird unter den
drei Konjunktionen: de zur Einleitung eines Folgesatzes als
Ergebnis eines Steigerupgssatzes, was äußerlich dadurch
zum Ausdruck kommt, daß im Hauptsatz kein bestimmtes
Korrelat, sondern meist unbestimmte Ausdrücke stehen;
Inclt als das eines Vergleichssatzes der Intensität, des
Grades,
cä als das eines qualitativen und quantitativen
Vergleichsatzes.
Hieraus erhellt, daß Inclt die geringste Ausdehnung in
dem Gebrauche finden kann, umsomehr, als seine Funktion,
wenn auch nicht so ausgeprägt, schon in asa-cä mit enthalten
fst Tatsächlich ist auch Inclt in der Volkssprache weniger
gebräuchlich und dort mehr durch gelehrten Einfluß verbreitet
worden. Wie stark dieser ist, geht auch daraus hervor, daß
man Inclt selbst in die Funktionen von cä und de zu drängen
sucht Überhaupt läßt sich beobachten, daß das Gefühl für
den ursprünglichen Komparativsatz allmählich verloren geht
So nur erklären sich die vereinzelt vorkommenden Übergänge
von der einen in die Funktion der anderen Koniunktion. Am
Weigand, ll. Jahresbericht. 23
— 354 —
leichtesten und begreiflichsten sind diese ja bei cft und Inctt
Doch laßt sich immer noch als Begel aufirtellen: asa — ca;
atita — inctt.
StellttDg.
Die Funktion des Eonsekativsatzes verweist ihn natür-
lich in die Nachsatzstellong. Dies trifft allgemein zu bei
den durch de, cä, inctt eingeleiteten Sätzen. Ganz vereinzelt
wird der eigentliche Vergleichssatz, gleichsam zur Bekraftigong,
Bejahung des Vorausgehenden, nachgesetzt: Insä fetele zmeflor
eraü tustrele asemenea, tn Ott nu le puteal deosebi una de
alta, a|a semänaü de bine (Sez.-Gor. I, 226, 29).
Wie in den meisten schon behandelten Nebensätzen, er*
scheint auch im Konsekutivsätze allgemein die Inversion
des Subjekts, dagegen auch die gemeine Wortstdlung, wenn
das Subjekt kürzer als das Prädikat ist
Eigentümlich ist der Gebrauch, bisweilen das substan*
tivische Akkusativobjekt im verneinten Konsekutivsätze
vor das Verbum zu stellen. Dies geschieht, um es hervor-
zuheben, oder, wenn es sich um die G^enüberstellung zweier
Objekte handelt: afarä-i intunerec ^ vremesce, de nict cänele
se nu-1 sco^l afarä (Ret 9, 34). A fost o babä seracä, dar
tare seracä, de nici casä nu avea ca ömenii, numaihuluba
(Ret. 175, 1).
Über die Wiederholung der Konjunktion in zwei
durch 81 an einander gereihten Konsekutivsätzen läBt sich
beobachten, daß sie im allgemeinen nicht stattfindet, wenn
die Handlung des zweiten Nebensatzes mit der des ersten
innerlich zusammenhängt: Asa de m' a s^etatfi pustinlü de
ghimpe, tn cät am fipat si m 'amfl desteptatü (Is. 244, 32).
. . . tranti un hohot de se cutremurä toatä prisaca si toate
albinele tncepurä a fesi (Mar. 3, 9). Wird der Konsekutiv-
satz durch einen Zwischensatz unterbrochen, so wird die
Koujunktion tur gewohnlich wiederholt: tn schimb insi^ eraü
seilt ^f de or-ce plä^ cätre stat, aja oft et, se zice, cä s'aft
tml'O^ä^it förtti mult (^ftz.-Sat 41, 28).
— 355 —
Der Modus im Konsekutivsätze ist allgemein der
Indikativ, in den durch cS eingeleiteten Sätzen vereinzelt
aoeh der Konjunktiv, wenn ein finaler oder potentialer
YerbalbegrifP vorliegt.
VlI.
Finalsatz.
Der Redende bringt durch ihn eine Absicht zum Aus-
druck, hat einen Zweck, ein Ziel im Auge.
In gewissem Sinne gehört hierher die ursprünglich rein
beiordnende Konjunktion de. Wir haben sie schon in den
verschiedensten Bedeutungen kennen gelernt, ab „wenn** im
Kondizionalsatze, als „sodaß^ im Konsekutivsatze, um die sich
von selbst aufdrängende Folge eines in der Vorstellung des
Redenden existierenden Yergleichsatzes höheren Ghrades zu
bezeichnen. Denkt nun der Sprechende dabei an einen Zweck,
handelt er bewuüt, so drückt de nicht mehr die sich von
selbst aufdrangende Folge aus, sondern schließt die Idee der
Absicht in sich, wie dies besonders nach den Verben der
Bewegung der Fall ist Seine Urbedeutung „und^ spiegelt
sich wieder in der Anwendung des Modus, des Indikativs:
lumea se adunase de se uita la astä judecatä (Is. 305, 21).
Sezi acasä de-^ vezi de fuse (Is. 14, 13). . . . si se duse
de se ascnnse In pivni^ (Is. 123, 4).
ca 8&, sä.
Die eigentlichen Konjunktionen des Finalsatzes sind: ca
sä und sä. Meyer-Lübke und Sandfeld-Jensen im Rum.
Jb. IX. nehmen für ca lat quam an. Und warum sollte es
dies auch nicht sein? Wir finden heutzutage ca allgemein
als Flickpartikel neben den Finabätzen z. B. auch in den
fträ sä-Sätzen. Das Rumänische bedurfte auch einer solchen,
wenn es starken Nachdruck auf den Nebensatz legen wollte,
da ja sä gleichsam mit dem Verb ein Ganzes bildet imd von ihm
ja auch nicht getrennt wird. Wie Sandfeld-Jensen glaube
auch ich, daß ca dem Finalsatze entstammt und von hier aus
23*
— 356 —
auf andere Satzarten als Flickpartikel übertragen ^urde.
Wenn man bedenkt, daß bisweilen Finalsatze auf einen in
der Vorstellung des Redenden existierenden YergLeiehssstK
gleichen Grades hinweisen, also durch cum eingeleitet werden,
um die Art und Weise zu bezeichnen, wie etwas geschehen
soll, liegt es dann nicht nahe, wie in den Eonsekutivsätzen,
einen hier durch quam eingeleiteten Yerj^eichssatz ungleichen
Ghrades vorauszusetzen, um auszudrücken, daß etwas in höherem
Maße geschehen muß, um den Zweck, das Ziel zu erreichen.
Von diesen Komparativsätzen hat sich ca dann auch über die
übrigen Finalsätze verbreitet, ja, das cum &st vollständig ver-
drangt: voao läsä obrazu, cumu se sledi^ urmeloru lui (Cod
Vor. 149, 13), d. h. er hat euch ein Vorbild gelassen, wie ihr,
d. L, damit ihr seinen Spuren folgt, aduna^-va fntr' una cum
sä spui voao aceia ce va veni (Oaster I, 35, 17). Dragul cel
ce fugiä mal tare ca sä ajungä pe tälhariü (Sb. 259, 37),
d. h. der Teufel, welcher schneller lief als ... , um den Räuber
einzuholen.
Infolge seiner Funktion als Flickpartikel lassen sich auch
keine feststehenden Segeln für die Anwendung von ca auf-
stellen; vielmehr hängt sie von der subjektiven Ansicht und
der Absicht des Redenden ab, auf den Nebensatz einen Nach-
druck zu legen oder nicht Im allgemeinen kann ja ca sa
fär sä und umgekehrt eintareten, doch sä weniger gut da ftr
ca sä, wo ein Nachdruck auf dem Finalsatze ruht, wie
Versuche mit Rumänen ergeben haben. Das ist stets der Fall:
1. Wenn der Finalsatz wider die erwartete Satzstellung
dem Hauptsatze vorausgeht: ca sä se lncredin|;eze, l|f chemi
fetele (Is. 52, 7). Ca sä scape de cara et, Fiul de boerü
puse de täie scandurile (Is. 65, 21). Si ca sä nu alba chieltu-
ealä multä cu Inmormintäctunile, It-aü juruit popa cä . . .
(Sb. 13, 40).
2. Wenn der Finalsfatz eingeschoben ist: ;i chemase,
ca sä se serbeze mäntuirea sa, pre to^I boerii (Is. 152, 16).
Eü tnsä, ca sä nu zict cä sunt un drac ca tot^ dracii voitorfu
de reü . . . , eacä-fi spun ceea ce . . . (Mar. 9, 21).
— 357 —
3. Ferner setzt der Rumine ea, wenn das Subjekt vor
dem Prädikat, oder ein adverbialer Ausdruck vor dem
durch sä eingeleiteten Finalsatze stehen soll: ft canelegiu-
itul care a cutezat sä punä m&na . . ., sä se facä muiere!
(Is. 30, 22). Noi tot stäm ca frate-meu sS se tnsöre
(Ret 74, 30). . . . ca sä le trecä de urltü, hotärirä ca o parte
din zi sä lucreze (Is. 49, 21). . . . mgä pe Gbeuc&iu sä facä
o gaurä In pärete ca mäcar sä-lü vazä In üa^ (oder sä-lü
yazä mäcar . . .) (Is. 225, 29).
Ist ein Finalsatz einem anderen untergeordnet, so wird
entweder der erste durch ca sä, der zweite durch sä, oder
umgekehrt, der erste durch sä, der zweite durch ca sä ein-
geleitet: . . ., si se mga la boieriu sä-i dee ceva de lucru,
ca se-|i capete mäncare, cä uite möre de föme (Ret 190, 3).
Odatä iarä se rugä de Dumnezeu ca se-i dea slobozenie se
umble el in lume oti cand si ori imde cä . . . (Ret 194, 5).
Wie schon erwähnt, läßt sich ein Bedeutungsunterschied
zwischen ca sä und sä schwer feststellen. So würde nach
einer Aussprache mit Rumänen z. B. in folgenden Fällen sä
zu schwach sein, weniger treffend f&r ca sä eintreten: me voiü
sili ca sä nu sim^i lipsa fratelut meü (Is. 21, 34). ün-
chia^ul Ü deslegä ca sä-l bage In cazan (Is. 201, 32).
. . . ciobanul se Infä^isä si elü la imperatulü ca sä ghiceascä
semnele fetet (Is. 249, 35). Si-lü (calul) ucisese ca sä-{
ia pelea (Is. 256, 32). Intinse pasulü si se duse Intr' acolo
ca sä nu Insereze pe drumü (Is. 398, 4). Se aduna din
toate pär^ile ca sä-|i dee sama inaintea lut Scaroa^hi (Mar.
38, 17). . . . si Yoesc a scoate macar cis-ce-va dintrlnsa ca
sä nu ardä si ei cu totul (Mar. 69, 3).
Andererseits weisen Beispiele ca sä auf, far die nach den
Äußerungen von Rumänen besser und geläufiger einfaches sä
stehen würde: Apoi opri boii in loc ;i se duse ca sä iee
colacul cäzut (Mar. 21, 20). Deminea^ aü venit rfndul lut
T. ca sä remiiä bucätartü (Sb. 83, 1). li roagä pe lezi ca
sä-t defchidä u^a (Alexici 235). Mä duc, tatä, a zis el, ca
sä yidem si eu norocul meü (Sez.-Gor. IV. 171, 1).
— 358 —
Ans diesen und den yoransgehenden Beispielen geht somit
herror, daß in dem Gebranche von ca sä nnd sft sich nodi
keine feststehende Regel herausgebildet hat, ferner, daß die
Anwendung von ca von dem beabsichtigten Gtedankenaosdnckf
der subjektiven Ansicht des Redenden abhangig ist In dea
meisten Fällen kann jedoch neben ca sä auch ein&ches si
stehen: se duse in grajdurile, ca sä aleagä unul (auch si)
(Is. 3, 9).
pentrn ca sL
Neben den verbreiteten Konjunktionen sä und ca sa^ wird
der Finalsatz auch durch die weniger yolkstümliche Konjunk-
tion pentru ca sä eingeleitet, oder auch durch einen Ton den
Präpositionen pentru und spre abhängigen Infinitivsatz ersetzt:
pentru a, spre a. Daß wir hier Präpositionen des Grandes
antreffen, ist durchaus nicht verwunderlich, denn Zweck und
Orund ber&hren sich au£3 engste. Die Frage pentru ce?
begreift in sich sowohl: aus welchem Grunde? als auch: zu
welchem Zwecke? Hieraus folgt, daß pentru ca sä und pentru
a, spre a die Finalsatzhandlung viel gewichtiger erscheinen
lassen. Und die Beobachtung ergibt auch, daß pentru a und
spre a nur für ca sä eintreten.
Was nun zunächst pentru ca sä anlangt, so wiU der
Redende dadurch die Absicht zugleich auch motivieren, also
hervorheben, was auch schon äußerlich durch die Satz-
stellung zum Ausdruck kommt: Si pentru ca sä ni fncredia^ni
Incaltea de adevär, sä-1 punem la incercare intiiil (Sez.-6or.
I, 98, 8). ... |i pentru ca sä-i incredin^e de adevär le arati
degetul cel mic (Sez.-Gor. I, 230, 8). Pentru ca omul sä aibl
un suflet bun, trebue deprins de mic a lucra fapte bune (Sez.-
Gor. III, 237, 6).
Die Inflnltlvkoiigtraktlon mit spre und pentni tritt
gewöhnlich dann ein, wenn Haupt- und Nebensatz gleiches
Subjekt haben: Bäetul atunci ceru fetel un fir din pärol
capului et care era foarte lung, ca sä-|l &cä un aro spre a
vlna päsäri(Sez.-Gor. 1, 162, 4). Fund aproape de Turd, treboia
— 359 —
sä strejuim si sS säpSm la san^ri, pentru a nu fi lovi^ pe
fdris . . . Seltener kommt dagegen die Infinitivkonstraktion
Yor, wenn Haupt* nnd Nebensatz Terschiedene Subjekte haben:
SatuI väzlnd cä acest om nu sä da la muncä nicX in ruptul
capulm, hotäri sä-1 spinzure, pentru a nu mai da pild& de
lenevie si altora (Creangä).
Neben der stark betonenden Infinitivkonstruktion mit spre
a und pentru a erscheint auch vereinzelt die Infinitiv-
konstruktion mit einfachem a, an deren Stelle auch ein
durch sS eingeleiteter Nebensatz treten kann: Fftcu unü focü
mare si se puse a se odihni.
Allgemeines über den Finalsatz.
Stellung des Finalsatzes zum Hauptsatze.
Da die Handlung des Finalsatzes der Hauptsatzhandlung
zeitlich folgt, — druckt sie doch eine Absicht, einen Zweck
aus — , erscheint der Finalsatz zumeist in der Nachsatz -
Stellung, als Vorder- und Zwischensatz dann, wenn auf ihn
Gewicht gelegt wird.
Stellimg von Subjekt und Prädikat im Finalsatze.
Wie in den meisten Adverbialsätzen zeigt sich auch im
Finalsatze die Inversion des Subjekts. Diese tritt am
deutlichsten darin zuti^e, daß der Redende stets ca . . . sä
setzt, sobald er das Subjekt vor das Prädikat stellt: la fagl
de-acolo, sä '\l arät eü, nebunule ce esti! (Cr. III. 61, 15)
Noi tot stäm ca frate-meu se se tnsöre (Ret. 74, 31).
Modus im Finalsatze.
Wie schon das Wort „Finalsatz*' sagt, enthält er eine
Handlung, deren Eintritt beabsichtigt ist, also noch bevor-
steht Wir haben es demnach noch nicht mit einer wirklichen,
abgeschlossenen Tatsache zu tun. Der Eintritt der Finalsatz-
handlung braucht nicht bestimmt, gewiß zu erfolgen. Darum
ist in diesen Sätzen der Konjunktiv, den wir in dieser An-
wendung „Finalis" nennen, auch der einzig mögliche Modus.
— 360
Bückblick.
Dem Rumänen stehen zwei Arten von Eonatrukiionen
zur Verffigung, um die Absicht, den Zweck, zum Ausdruck
zu bringen: Einmal der Nebensatz, eingeleitet durch die Kon-
junktionen pentru ca sä, ca sa, sä; zum anderen ein InfimÜT-
satz mit den Präpositionen pentru a, spre a, a. Letztere Kon-
struktion findet vor allem Anwendung, wenn Hauptr und
Nebensatz gleiches Subjekt haben, im anderen Falle nur bis-
weilen. Femer läßt sich beobachten, daß jede der drei In-
fimtivkonstruktionen einer Konjunktionalsatzkonstruktion ent-
spricht: So
pentru a — pentru ca sä
spre a — ca sä
a — sä.
Was die beiden Konjunktionen sä und ca sä anlangt, so ist
ein Bedeutungsunterschied kaum festzustellen. Die Beispiele
haben gezeigt, daß sä bald mit ca sä ebensogut wechseln
kann, bald als weniger treffend, als zu schwach empfunden
wird und daß hierbei die subjektive Ansicht des Redenden,
die Finalsatzhandlung betont wissen zu wollen, oder nicht,
wesentlich mit in Betracht kommt Immerhin, soviel geht
aus den Beispielen hervor, ist ca sä da zu setzen, wo der
Redende die Absicht hervorheben wilL Dies entspricht ja
auch vollständig dem Charakter des ca als Flickpartikel.
Darum kann auch in all diesen Fällen anstandslos die Kon-
struktion mit peptru ca sä, oder wo angängig, spre a, pentra
a, gewählt werden, hingegen nicht bei den sä-Sätzen. Weiter
folgt daraus die allgemein durchgef&hrte Regel, ca sä zu setzen:
1. wenn der Finalsatz seinem Hauptsatze vorangeht,
2. wenn der Finalsatz direkt hinter das Hauptsatzverbum
eingeschoben ist, sodaß er Glieder des Hauptsatzes trennt,
3. wenn das Subjekt oder irgend ein adverbialer Ausdruck
vor dem Verbum, das, mit sä zu einem einheitlichen Begriff
verbunden, nie von ihm getrennt werden darf, stehen soll.
— 361 —
Sehlußbetraclitiuig.
Gehen wir am Ende der Arbeit noch einmal die wich-
tigsten Punkte durch, die in den Kreis unserer Betrachtung
gezogen worden sind, so läßt sich kurz Folgendes sagen:
a) In der Stellung des Nebensatzes zum Haupt-
satze ist zu unterscheiden, ob der Redende nur einen Punkt
der Erzählung, oder ob er einen Punkt der Handlung herror-
heben will.
Ist das erstere der Fall, so legt er kein Gewicht auf den
inneren Zusammenhang der Haupt- und Nebensatzhandlung.
Die Satzstellung hängt lediglich von der Absicht des Redenden
ab, den Nebensatzinhalt in der Erzählung als gewichtig er-
scheinen zu lassen, oder nicht Diese Freiheit in der Satz-
stellung ist allen dnd-Sätzen gemein. Anders rerhält es sich
schon bei den Nebensätzen, deren einleitende Konjunktion sich
aus ctnd und einer Präposition zusammensetzt. Hier ist die
Präposition das ausschlaggebende Moment; cind dagegen zeigt
nur an, daß die Handlung als Ganzes in der Erzählung be-
trachtet wird: So treffen wir den pe clnd-Satz stets als Vorder-
satz, weil er die Handlung enthalt, in die eine zweite fallt;
den de clnd-Satz meist als Nachsatz, weil der Redende für
gewöhnlich den Anfangspunkt selbst ausschließt und die Hand-
lung nur vom Anfangspunkt an mit der Hauptsatzhandlung
als parallel laufend erzählen will. In dem zweiten Falle will
der Redende Teile der Handlungen, ihre Beziehung zu ein-
ander hervorheben. Die Satzstellung ist darum nicht von der
jeweiligen Ansicht, der Willkür des Erzählers abhängig, sondern
von allgemein logischen Erwägungen, von Priorität oder Poste-
riorität der Handlungen: So stehen der Konsekutiv-, Final-,
pänä ce-Satz fast durchgängig als Nachsätze; femer für ge-
wöhnlich die Konzessiv-, adversativen pe cänd-, vergleichenden
cum-, cit- hypothetischen Vergleichssätze, dagegen die Kon-
dizional-, temporalen cum-, daca-, dupä ce-Sätze. meist als
Vordersätze.
— 362 —
Bald Vorder-, bald Nachsatzstellnng zeigt sich, wenn beide
Handlangen im YerhSltnis der Gleichzeitigkeit stehen: z. B.
bei den De cum- und Indatä ce-Satzen.
b) Was die Stellung von Subjekt und Prädikat im
Nebensatze anlangt, so zeigt sich, daß sie im allgemeinen durch
den Ursprung der Konjunktion bedingt ist: Ist sie eine ein-
lache, ursprSngliche, dem Lateinischen oder einer anderen
Sprache entlehnt, so weisen die betreffenden Adverbialsilze
stets Inversion des Subjekts auf, dagegen, ist sie eine
zusammengesetzte Konjunktion, deren einer Bestandteil ur-
sprünglich einen Nebensatz einleitete, so findet sich allgemein
noch die gemeine Wortstellung. Freilich macht sich auch
hier schon die TJniformierung der Umgangssprache geltend,
sodaß gewisse ursprünglich hierher gehörige, häufig vor-
kommende Konjunktionalsätze bereits allgemein Inversion oder
beide Wortstellungen zugleich aufweisen.
Sonach lassen sich drei Gruppen von Adverbialsätzen hin-
sichtlich der Wortstellung unterscheiden:
1. Nur Inversion des Subjekts weisen auf: Die clnd-
Sätze, ausgenommen, sie leiten ein plötzlich eintretendes Er-
eignis ein, die dupä ce-, pänfi-, ctt, temporalen cum-, dacä-,
In loc-Sätze, alle Modal-, Final-, Konsekutiv-, die Kondizional-
sätze mit de, sä, cind, (dacä), die Konzessivsätze mit mäoar
de, chiar (de dacä, cind).
2. Inversion und gemeine Wortstellung zulässig
bei den tndatä ce-, pänä ce-, temporalen pe cand-, kondizionalen
dacä-Sätzen bei substantivischem Subjekte.
3. Nur gemeine Wortstellung gebräuchlich bei den
pänä cand-, adversativen pe cänd-, mäcar cä-, cu toatä ci-
Sätzen.
c) In der Zeitenfolge sind besonders die Tempus-
verschiebungen beachtenswert So wendet vor allem
Ispirescu in den dupä ce-Sätzen, im Haupt- und Nebensatze,
den Aorist an, obgleich die Nebensatzhandlung der des Haupt-
satzes zeitlich vorausgeht. Nur in wenigen Fallen findet sich
noch das erwartete Plusquamperfekt Ebenso erscheint für
— 363 -
das Futaram II yiei häufiger das Fatamm I. Dieser Vorgang
ist auch den indatä ce-Sätzen eigen. Femer tritt im hypo-
thetischen Eondizionalsatze für das Perfekt des Eondizionalis
ebenso gebrauchlich das Imperfekt ein.
d) In den ModusTcrhaltnissen ist zu unterscheiden
zwischen Wirklichkeit und Gewißheit einerseits, Möglichkeit,
Wunsch, Absicht andererseits. Im ersten Falle tritt stets der
Indikativ, im anderen Falle der Potentialis, Optativ, Finalis ein.
Verzeichnis der benutzten Literatur und Grammatilcen.
Alezici=» Texte din literatura poporanäromlni, Budapest 1899.
Cr. «= Greangä: Opere complecte, Buc. C. Müller.
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Dulfu — Isprävile lui Päcalä, Buc 1894.
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Sez.-Säi = Sezatoarea Säteanului.
> >
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G. Weigand: 9. Jahresbericht d. Instituts f. rum. Spr. zu
Leipzig.
Kachtrag zur „Metrik EmineBeiis"
▼on
Alezander Bogdaa.
Das Werk Fr. Saraus „Der Bfajthmus des firanzosiscken
Verses*' Halle 1904, Yeianlaßte mich zu einer Prfifang des
Kap. n „RhyUimas'', sowie zu erneuten Leseproben. So wurde
mir klar, daß, wiewohl ich an verschiedenen Stellen meiner
Arbeit unbewußt die Altematiou als Prinzip des rumänischen
Rhythmus mitanerkenne, das Kapitel doch an einer lockeren
Durchführung des Systems leidet — die Folge meiner da-
maligen Unkenntnis des alternierenden Prinzips. Jedenfiüls
hätten mir schon die ersten zwei Kapitel des Sarauschen
Werkes, die 1900 erschienen sind, vielleicht zur vollen Kkr-
heit verhelfen.
Es war auch nicht meine Absicht rhythmische Schemata
zu geben, diese kann sich ein jeder nach der Angabe der
Typen auf Seite 231— -237, nach den Bemerkungen S. 238 und
240 und nach den Beispielen S. 230, 245 und 246 leicht zu-
sammenstellen, mit Ausnahme seltener Rhythmen, wo Zu-
sammenziehungen vorkommen, wie z. B. in 2. 56. U. Motto
und 81. Und die gelegentliche Verwendbarkeit von Zahlen
zur Bezeichnung rhythmischer Typen im Romanischen, be-
gründe ich damit, daß man mit zwei Zahlen z. B. über den
Charakter des Verses (troch. jamb.) wie auch zugleich über
die Lage der schwersten Hebungen unterrichtet wird.
Zunächst gilt es das Hauptprinzip des rumänischen Rhyth-
mus in der modernen Dichtung nachzuweisen. Ist es die
Altemation oder die Akzentuierung? Sarau wies auch sta-
tistisch für das Franz. die Alternation nach. Für das Rum.
— 365 —
muß daf&r nach der von mir nachträglich Torgenommenen
Statistik in erster Linie der Akzent gelten. Als zweites
Prinzip herrscht eng yerbnnden mit dem akzentuierenden die
Altemation.
In einem der ältesten Qedichte „Viata" (1.) finden sich
anter 156 Enrzversen (ai2 ^= ftio) ^^^ ^^* ^^ ^^ schwebender
Betonung gelesen werden mi&fiten, also 28,2 %. und es ist
fraglich, ob in dem Gedicht nicht etwa zwei verschiedene
mbythmen gemischt sind: Typ. 3, 5 neben Typ. 2, 5 (anapastisch)
so z. B. die Verse 66—72 und 78.
In 2. sind alle Verse akzent-altem. gebaut Typ. 1, 4
xmd 2, 4 (mit Zusammenziehung). In 3. sind unter 24 Versen
5 schweb. (20 %); der eine Vers davon ist aber 3 mal Refrain.
In 4. sind 6 %, in 5. 3 % in 6. 3,3 \ in 26. 5 \ schwebend.
In 48. und 50. sind alle übereinstimmend. In 55. sind unter
520 Enrzversen (ag >—> aj) nur 26 (5 %) schwebend. 59 hat
alle übereinstimmend. In 58 finde ich unter 376 (sg und a, :9^)
nur 19 (5 %), in 56. (Alexandriner % «= Sq) unter 472 nur
32 (6,7 %) schwebend.
Die Statistik bestätigt also das, was ich S. 229, 15 ff. ge-
sagt habe. Nach der Äußerung auf S. 233 oben, kann man
aber zugleich im voraus vermuten, daß der Rhythmus der
Volkslieder (und wie es mir wahrscheinlich erscheint auch
der der alteren Dichtung) ein anderes Prozentverhaltnis geben
wird. (Ich sagte dort „freieren Rhythmus** und dachte dabei
an das Lesen der Verse durch gebildete Rumänen; in der
Parenthese steht aber „eigentlich strengeren**, wobei ich an
die Verse dachte, wie sie wirklich leben, nämlich nur ge-
sungen, also streng alternierend, s. auch S.229, 19.)
Die Alternation läßt sich nachweisen (wie spekulativ
dies auch scheinen sollte) durch die Gewinnung eines All-
gemeintypus der Versart aus den einzelnen Typen z.B. ag »saj:
aus den Typen 3, 7 v^w — ww^ — w, 1, 7 — ^wv-^^^v-z-w,
5, 7 w w w w - w - w der allgem. Typus:
— 366 -
oder bei ag aus den Typen 4, Sv^^o* v^^^w— 2, 8w-w^
v^wv-.- 6, 8w^wwu»-w-der allgem. Typus:
Hieran schließe ich ein Beispiel an, wie die einsehen
Typen auÜEoliusen sind und wie ihr Schema ansgefohrt werden
soll Typus 1, 7 z. K Inima-mi spre tine' ntom ist nach
S. 230 so zu schemaidsieren: - w v> v^ s^ w --; nach S. 201, 3
soll auch der Nebenton berücksichtigt werden: Lsjl^^sjxjL
und nach S. 238 andere Wortakzente (hier Pronomen):
i. w w Kj L ^ L; mit Unterscheidung der Schwere und Starke
des Akzentes so zu rhythmisieren: ^ ^ C v^ 6 w - oder so:
i'wIv^loi' = i'x-x-x-. Dies entspricht aber der
Forderung auf Seite 240, 7. Gleich&Ils: Typus 1, 7, 11, 15:
Ptnza cea acoperitä de un colb de pietre scumpe:
// ^ "^ // D ^ // / //
Folglich ist der rumänische Rhythmus bat ausnahmslofl
akzentuierend alternierend und dipodisch („bundmäßig''), nnd
von diesem Standpunkte aus versuchte ich die Dacstellong
der Yersarten Eminescus, indem ich nur die schwersten
Hebungen des Verses als feste Tonsilben annahm (ygL Sarao,
S. 327 und 411), die anderen gleichsam nur als Stutzen des
Rhythmus gelten ließ (S. 238 £, wozu noch der Nebenton hin-
zugerechnet werden soll). So entspricht das System, wie es
in U, 2 aufgebaut wurde dem tetsachlicheu Vortrag der rumä-
nischen Verse, die Typen aber den Sarauschen Schwere-
typen (S. 416 des „R. A fr. V.«).
So bleibt mir noch übrig für die als vereinzelt angegebenen
Typen eine befriedigende Erklärung zu geben, oder, wo dies
bei einigen der Fall ist, die Widersprüche aufruheben.
Die Typen, die in ein akz.-altem. System nicht hinein-
passen können, stehen in Widerspruch mit der Forderung auf
S. 240, 5—10. 229, 15—21 und 230, 3—8. Hatte ich mich bei
ihrer Aufstellung eines Zeichens < die schwebende Betonung
bedient, dann wären die folgenden Versdiiebungen nicht mehr
nötig. Die schweb. Betonung verstehe ich jetzt aber nicht
— 367 —
mehr wie S. 243 dai^elegt wurde, sondern als Teflong des
Akzents. Zunächst ein Beispiel: S. 229, 18 — ^20 gebe ich zu,
daß nicht immer an Stelle der festen Tonsilbe (dem rhyth-
mischen Allgemeintjpus nach) auch zugleich ein Wortakzent
zu stehen kommt, z. B. bei einem Typ. 1, 6, 9, 13 der Vers-
art ai4 »= a|29 wo man also nach der Parenthese S. 229, 20
mit schwebender Betonung zu lesen hätte. Dieser Typus ist
demnach zum Typ. 2, 6, 9, 13 zu yerweisen. Ich folge der Dar-
stellung in II, 2 nach den Versarten.
83 P. 81, 12 gehört auf S. 238, ebenso wie 78, 1^.
84 2, 3^ hat den Rhythmus: P. li :: ^ i P. P. (^ = 2 -).
85 P. 20, 6. 7 zu Typus 2, 4 (wozu auch P. 19, 5 gehört). P. 41,
17. 21 zu T. 3, 5. P. 80, 9 zu T. 1, 5. In 4 und 19 sind
Anapäste,
a^ 2, 1^ zu T. 2, 4. 81, 1* und 3^^ sind so zu rhythmisieren:
w u — V-» u -•
a, 80, 31 zu T. 3, 5 P. 47, 1 und P. 46, 1 zu T. 2, 6. 53, 193. 63, 3.
80, 49 und P. 14, 9 zu T. 3, 7.
ay =85 P. 103, 7. 8 ist 80 zu rhythmisieren: ^i^-P. -w-
ag Conv. 36, 390 zu T. 1, 5. 22, 1» zu T. 5, 7.
a^o 13 ist durchgängig mit 2, 4, 7, 9 zu lesen.
aji 1, 40 zu T. 1, 5, 9, 11. 1, 66 zu T. 3, 5, 9, 11(?) s. S. 365.
ai2 1, 23. 24 zu T. 3, 5, 7, 11. 1, 2. 6 und 6, 5* zu T. 3, 5, 9, 11,
wie es auch vermutet wurde. 1, 19 zu T. 1, 5, 7, 11.
ai3 24, 95 20». 28, 9 und P. 85, 8 zu T. 2, 6, 9, 13.
ai4 24, 4^ 11^ 133. 17^ 21*. 23*. 29* zu T. 2, 6, 9, 13. 12, 13*.
24, 13* zu T. 4, 6, 9, 13.
ai5 15, 3». 23, 23* zu T. 3. 7, 11, 15. 86, 44 zu T. 3, 7, 9, 15.
55, 121 zu T. 5, 7, 11, 15.
a,g 15, 32 zu T. 1, 7, 13, 15. 21, 1*. 23, 26*. 53, 82. 55, 146.
86, 37. zu T. 3, 7, 11, 15 (s. S. 243). 86, 38 zu T. 3, 7, 9,
15 (vgl S. 240, 29). 53, 276 zu T. 1, 7, 9, 15.
Als vereinzelt und unregelmäßige l>^en habe ich auch
solche aufgestellt, bei welchen das Fehlen einer festen Tonsilbe
— 368 —
konstatiert wurde. Dies paßt natarlich wiedemm nicht m ein
akzent-altern. System, wie ich das meine betrachtet wissen
mochte. Aber daß ich auch in solchen Fällen mehr geneigt
war nach dem alternierenden Prinzip (ohne davon gewußt zu
haben) zu rhythmisieren, dafnr sollen folgende Inkonsequenzen
als Beweis dienen. Sie bezweckten solche Falle Yorlänfig un-
entschieden zu lassen. Darauf folgen auch weitere Berich-
tigungen. Im Vers 42, 18 wagte ich die Konj. „si"* nicht ab
Tonsilbe anzuerkennen, dagegen gab ich for 80, 62 diese Mög-
lichkeit zu (s. S. 232 unter a^). Ebenso geschah es mit der
Konj. clnd 42,23; aber SZ, V^ ließ ich clnd ohne Bedenken
als Tonsilbe gelten am Yersschluß und P. 106, 14 im Yers-
innem: Die Konj. |i ist Tonsilbe noch in 1, 4. 80, 62. P. 80, 9.
P. 41, 9. 11. 15. 19, die Konj. cä in P. 81, 7, de in P. 82, 1.
Alle diese Falle gehören auf S. 240. Dahin auch Prap. pe
1, 44, cätra 52, 62, dupä P. 63, 5, yielleicht auch tntre 68, 6
wie dintre 53, 174. Konj. ca P. 41, 22. P. 73, 9. ca de 53, 7.
Adv. mal 51, 90 und der unbesi Artikel unei 10, 4^ (schweb.
Betonung). In P. 19 sind „bundlose" und „bundmaßige''
Verse gemischt worden oder so geblieben. P. 19, 5 sollte
dann mit 2 Tonsilben gelesen werden: v^lv^iv^. In 81
(82. 83) 3^^ müssen zwei Tonsilben angenommen werden, wie
es S. 232 unter a^ c= a^ und S. 241 vermutet wird. Der
Rhythmus ist w u I w u - .
Folgende Verse haben auch zwei Tonsilben, wie fär die
meisten auf S. 241 im Widerspruch mit den Typen ange-
nommen wird. P. 28, 14 Si mlntuitorului {^ i^l^L^J);
P. 13, 4 Cütremurlnd-o, 60, 1*. 2* Singurfttitii, Ne nduratoare;
P. 63, 12: Püstietäti (P u - v. 1 P. P.); 2*, 3» Si tfneretele
C i w i w - P. P.) wie S. 241 Si noifcatöarele P. 63, 11. Si
necuprlnsele P. 64, 3 und 68, 6 n^dintfta.
Ich unterlasse diesmal Neues oder Übersehenes zu den
anderen Kapiteln nachzutragen und bitte nur die Zeilen 11
und 12 S. 202 durchzustreichen.
1 DAY USE
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Eooance Philologe
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1 AUG 13 1374
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