QH5
.A229
FORTHE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
JT
In]
Jahreskricht und ÄMandlungen
des
Naturwissenschaftlichen Vereins
Magdeburg.
Redaction:
Oberrealschullehrer O. Walter.
1892.
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Magdeburg.
Druck: Fabor'sche Buchdxtickerei, A. & R. Faber.
1893.
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JahresbericM und Älandlungen
des ^
Naturwissenschaftlichen Vereins
in
Magdeburg-
Redaction:
Oberrealschullehrer O. Walter.
1892.
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Magdeburg.
Druck: Faber'sche Buchdruckerei, A. & R. Faber.
1893.
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ÖX 01^\ djo>.
Alle Rechte vorbeliallen.
Inhalts-Verzeichniss.
A b h a n cl 1 u n g e n.*)
W. Wolterstorff, Magdeburg:
„Die Reptilien und Amphibien der nord westdeutschen
Berglande" 1
Dr. Franz Werner, Wien:
„Nachtrag zu den herpetologischen Localfaunen der
österreichischen Erzherzogthümer" 243
Derselbe:
„lieber eine kleine Collection von Reptilien und
Batrachiern von Nias" 248
G. Breddin, Magdeburg:
„Material zu einer Hemipterenfauna Thüringens von
Kellner" 255
W. Wolterstorff, Magdeburg:
,, Mittheilung über die Entdeckung einer Meeresfauna
in der Magdeburger Grauwacke" 273
Jahresbericht.
I. Vereinssitzungen 275
II. Mitglieder und Vorstand 279
III. Cassa-Conto 285
IV. Museum 285
V. Satzungen 288
VI. Bibliothek 291
VII. Verzeichniss der Vereine und Körperschaften, mit denen der
Verein im Austauschverkehr steht , sowie der im Jahre
4892 von denselben eingegangenen Schriften 292
*) Uie Verantwortlichkeit für dia Abhandlungen tragen die Verfasser seihst.
DIE
REPTILIEN UND AMPHIBIEN
DER
NORDWESTDEUTSCIIEN BERGLANDE.
UNTER MITWIRKUNG
VON
E. GRUSE, W. HENNEBERG, KLÖBER, H. KLOOS, P. KREFFT,
J. SÖMMERING, FR. WESTHOFF U. A.
BE ARBEIT KT
VON
W. WOLTEßSTORFF.
Inhalts-Verzeichniys.
Seite
Einleitung i
Litteratur 9
Bestimmungstabelie 12
Der Harz.
Einleitung. Von W. Wolterstorff 21
Der Unterharz.
1) Das Gebiet der Tyra, Wipper und Seilte .... 25
Wippra. Von W. Wolterstorflf 27
Von Stolberg nach Ballensted t. Von
W. Wolterstorff 28
Die Gegend zwischen Wippra u. Ballon-
stedt 37
Fernere Mittheilungen 39
Zusammenfassung 41
2) Die Umgebung von Thals und Gernrode, mit dem
Ramberg und Bodethal. Von Klöber .... 47
3) Blankenburg (Harz). Von W. Wolterstorff ... 51
Rückblick auf den Unterharz 56
Der nordwestliche Harz (Oberharz). Von w.
Wolterstorff 57
I. Beobachtungen.
a. Die Fauna des Oberharzes und Vorharzes um 1830 GO
b. Der Nordrand des Gebirges und seine Thäler.
Wernigerode. Ilsenburg 62
Von Oker nach Goslar. Von W. Wolterstorff 63
Aus dem nordwestlichen Harz. Von
W. Henneberg und Max Koch 64
Weitere Beobachtungen aus der Gegend
von Harzburg und Goslar 66
Dasinnerstethal 67
c. Die Hochfläche von Klausthal. Von W. Wolterstorff 69
d. 0er Brocken und seine Umgebung 72
Seite
e. Der Vorharz und seine Thäler. 72
Grund (mit Sccücn und Gittclde), Von P. Krcfft 72
Osterode, Lcrbach und das Sösetlial.
Sieberthal 86
DasOdcrthaliiudLauterberg 87
II. Kesultato 88
Rückblick auf den nordwestlichen Harz 92
Der Südrand des Harzes 94
Uebersicht der Harzfauna 100
Die nördlichen und östlichen Vorlande des
Harzes.
Einleitung. Von W. Wolterstorff 103
Die Höhenzüge zwischen Nebra und Eis-
leben. Wolferode (Wendelstein, Ziegelrode,
Kossieben) 104
Aschersleben. Hoym 107
Quedlinburg. Von Klöber 107
Langcnstein. Kochstedt. Egeln. Wasserleben.
Iluywald. Fallstein. Pabstdorf. Horaburg.
Schiaden. Vienenburg.
Das Braunschwelgische Kügeüand im Norden
des Harzes. (Die Gegend von Braunschweig,
Schöningen und Helmstedt.) Bearbeitet von
E. Cruse, H. Kloos und P. Krefft.
Einleitung. Von Dr. H. Kloos 112
Der Elm und Lappwald (Schöningen, Helmstedt
und Wefcrli ngen). Von E. Cruse 117
Braunsehweig mit Wolfen büttel. Von P. Krefft 127
Rückblick auf die Fauna der Vorlande des Harzes . . 143
Das KyfFhäusergebirge. von j. sümmering . . i48
Das Weser- und Leinebergland.
Einleitung 154
I) Das Leinebergiand. Von w. Wolterstorff . . 15ü
a. Das untere Eichsfeld und die Göttinger Senke.
Bleichcrode. Heiligenstadt. Göttingen.
Von W. Hennoberg und W. Wolterstorff . . 157
' Seite
b. Die Gegend von Northeim bis Gronau und
Hildesheim. Salzderheldeii. Kreiensen. Gauders-
heim. Alfeld. Bodenburg. Gronau. Lutter.
Eingelheim. Hildesheim 161
2) Das Weserbergland.
a. Das rechtsseitige. Von W. Wolterstorfif (Haunöv.
Münden. Bursfelde. Holzminden) 162
Eschershausen. Von E. Cruse 165
Hameln. Von W. Henneberg (Lauenstein. Oater-
wald. Bückeburg. Süntel. Deister) .... 182
b. Das linksseitige. Von Dr. Fr. WesthoflF ... 189
Haarbrück 192
Detmold 195
Vereinzelte Funde (Falkenhagen, Bünde,
Minden u. a.) 197
Rückbück auf die Fauna des Leine- und Weserberglandes 199
Das westfälische Fausisnnebset. von Dr. Fr.
Westhoff 203
1) Das Sauerland.
a. Das südl. Siegerland mit Hilchenbach, Siegen u. a. 207
b. Das nördliche und westliche Saaerland. (Arns-
berger Land und unteres Ruhr gebiet
mit Hagen, Westherbede u. a.) 2IÜ
2) Das nordöstliche ßergland.
a. Egge (mit Paderborn, Feldrom u. a.) . . . . 212
b. Osning (mit Bielefeld, Iburg u. a.) 213
c. Das Osnabrücker Land (mit Osnabrück, Hellern) 215
3) Das Münsterland. (Der Busen von Münster
mit Münster) 217
Verzeichniss der Arten und Fundorte im west-
fälischen Gebiete 223
Hauptübersicht 235
Erklcärung der Abkürzungen.
B.
Borcherding.
0. =
Otto.
R. B
=
Eichard Becker.
E. S. =
E. Schulze.
E. C.
==
E. Gruse.
Ed. S. =
Ed. Suffrian.
W. H.
=
W. Henneberg.
F. S. =
Franz Sickmann
Kl.
=
Klöber.
Seh. =
Schmidt.
M. K.
=
M. Koch.
H.Seh.=
Herrn. Schacht.
P. K.
=
P. Krefft.
Sm. -=
Smalian.
V.v.K
=
V. V. Koch.
W. =
Wolterstorff.
L.
=
Landois.
Fr. W. =
Fr. Westhoff.
B. M.
Belegstücke im
Museum zu Magdeb.
We. =
Werth. -
Berichtigungen.
Seite 10 Zeile 14 von unten lies Nilss. statt Nilos.
Aut. „ Ant.
Nilss. „ Nills.
Köthen „ Käthen.
Kaiser Willielmstrasse statt Kaiserstr.
Hahausen statt Hochausen.
Hochebene „ Hohne - Ebene.
E. S., Fauna statt E. C, Fauna.
Juncus-Art statt Juncus.
91 und 101 lies Münchehof statt Münchehotf.
124 Zeile 9 von oben lies P. Krefft statt V. v. Koch.
160 „ 13 „ „ „ 1893 statt 1892,
17
n
7
n
oben
37
V
19
n
unten
47
n
2
n
n
48
n
5
n
n
57
n
18
n
oben
59
n
16
n
unten
67
n
16
n
n
75
n
1
n
n
Einleitung.
Von jeher hat sich dem Naturfreund, welcher vom
Gewühle des Tages seinen Blick auf die Thierwelt der
Heimat lenkte, in ihrer Beobachtung ein unerschöpflicher
Born der Belehrung geboten.
Während aber in frühern Zeiten die Aufmerksamkeit
der Forscher vorzugsweise auf die Vögel, die Schmetterlinge,
Käfer und andere in die Augen fallenden Thiergruppen
gerichtet war, wendet sich das Interesse in der Gegenwart
mehr und mehr auch den bisher vernachlässigten, im Ver-
borgenen lebenden Ordnungen zu. Nicht zum Wenigsten
hat sich in den letzten Jahrzehnten die Kenntniss unserer
Eeptilien und Amphibien gehoben, ihrer Anatomie und
Biologie sind viele und werthvolie Arbeiten gewidmet und
selbst der an sich geringe Bestand an Arten hat noch in
jüngster Vergangenheit manche Bereicherung erfahren.
Auch für jenen Zweig der Zoologie, welcher in den
nachfolgenden Blättern besondere Berücksichtigung finden
soll, die geographische Verbreitung der Thiere, fehlt es
nicht an herpetologischen Arbeiten, ja nach der Fülle von
Artenverzeichnissen zu schliesscn, liesse sich gerade hierin
ein grosser Fortschritt erwarten,
Doch leider schreiben viele, ja die meisten Local-
faunisten in altem Style weiter und drucken neue Ver-
zeichnisse zu den alten^); kritiklos werden alle, oft nur vom
Hörensagen oder aus unzuverlässiger Quelle bekannten
*) Verg]. Simroth, Flugblatt, über die modernen Aufgaben der
naturwissenschaftlichen Vereine! Leipzig, 1889.
1
Angaben über Fundorte dieser oder jener Art zusammen-
gelesen, ohne einen Versuch, den ursächlichen Zusammen-
hang zu ergründen, die Bedingungen des Vorkommens, die
Beschaffenheit der Aufenthaltsorte festzustellen, unbekümmert
auch um die Ergebnisse ruhiger Forschung.') In der That,
jene Arbeiten sind selten, welche in gleicher Weise die
OesetzmJissigkeit der Verbreitung unserer Kriechthiere und
Lurche auf weite Strecken behandeln wie die Lebens-
gemeinschaften im Kleinen , die „Faunen" der einzelnen
Orte und Landschaften.
Auch in den neuesten und besten Werken über die
deutschen Reptilien und Amphibien, Brehm's Thierleben
Bd. 7, o. Auflage und Dürigen, Deutschlands Amphibien
und Reptilien, wird die Frage der Faunen nur gestreift, das
Thierleben enthält, der Natur der Sache entsprechend, blos
einen kurzen Ueberblick der Verbreitung jeder Art, Dürigen
zählt sorgfältig alle bekannten Fundorte auf, doch ohne geo-
graphische Charakteristik der einzelnen Verbreitungsbezirke.
Aus diesen Gründen dürfte die nachfolgende zusammen-
hängende Bearbeitung der Fauna eines Theils Deutschlands
mit besonderer Berücksichtigung der orographischen und
physikalischen Verhältnisse des Gebiets nicht unangemessen
sein. Der von uns behandelte Landstrich erstreckt sich von der
unteren Saale bis zum Mederrhein, er ist früher in herpe-
tologischer Hinsicht ziemlich vernachlässigt 2), aber in neuester
Zeit namentlich durch die Thätigkeit meiner Freunde ver-
hältnissmässig gut bekannt geworden. Doch ist erst ein
^) Vergleiche das Compilatorium E. Schulz e's, Fauua saxonica !
Hier finden wir mit den werthvollen und sorgfältigen Beobachtungen
Borcherding's und v. K eh ' s die unsichersten Angaben ver=
einigt, Lacerta muralis wird von Berlin citirt, eine grosse Anzahl
fraglicher Mittheilungen , die auch von den Gewährsmännern nur mit
Vorbehalt aufgenommen waren , sind ohne jede Reserve wieder-
gegeben !
*) In L e y d i g , die anuren Batrachier, 1877, finden wir z. B. nur
2—3 Fundorte für Frösche aus diesem Gebiet erwähnt.
— 3 —
Theil davon in Westhoffs Beiträgen zur Fauna West-
falens und meinem Verzeichniss der Prov. Sachsen zur
Veröffentlichung gelangt, während die einheitliche Darstellung
des Gebietes^), welches an Ausdehnung viele Provinzen
übertrifft, noch nicht erfolgt ist, obwohl es bei seiner
günstigen Lage, seiner Erstreckung von Ost nach West,
seinem innigen Zusammenhang mit dem südlichen Gebirgs-
land und der norddeutschen Tiefebene förmlich einladet zum
Studium der Formen des Ostens und Westens, des Tief-
landes und der Gebirge.
Denn wie ich in meinem Aufsatz „über die geographische
Verbreitung der Amphibien Deutschlands, insbesondere
Württembergs" 2) ausführte, haben wir unter Deutschlands
Eriechthieren und namentlich Lurchen Formen des Ge-
birges und des Tieflands, des Nordens und Südens, Ostens
und Westens neben Arten von fast unbeschränkter Ver-
breitung, „Allerweltsbürgern", zu unterscheiden.
Als Gebirgsformen sind z. B. Salmnandra maculosa,
Triton alpestris, Bombinator pachypus zu betrachten, welchen
sich in Deutschland noch zwei Westformen, Alytes ohsfetricans
und Triton palmatus hinzugesellen; Tieflandsformen sind
Rana arvalis, Hana esculenta ridibunda, JBombinator igneus,
Felohates fuscus. Dem Westen gehört auch Bufo calamita
an, Fiana agilis ist von Süden eingewandert, dem Osten
verdanken wir Bufo viridis; AUerweltsbürger sind Bana
temporaria, esculenta typica, Bufo vulgaris, Hyla arhorea,
Triton cristatus und taeniatus. Aehnliches finden wir auch,
wie am Schlüsse dargelegt werden wird, bei den Reptilien.
Das Gebiet der „Nordwestdeutschen Berglande" in
unserm Sinne eistreckt sich etwa von der unteren Saale
bis zum Niederrhein. Es begreift u. a. den Harz mit seinen
östlichen und nördlichen Vorlanden bis zum Lappwald bei
Helmstedt, den Kyffhäuser, das ganze Leine- und Weser-
'] Abgesehen von Schulze 's Werk.
2) Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturk. Württ. Stuttgart 1890.
1*
— 4 —
bergland von der Vereinigung der Werra und Fulda an,
mit dem Eichsfeld, dem Solling, Itli und Stintel, dem Lippe-
schen Bergland, dann Sauerland, Haarstrang, Teutoburger
Wald und Osnabrücker Hügelland, das Münster Becken
(also ganz Westfalen!) und entspricht ungefähr der Nord-
hülfte der ,4nitteldeutschen Gebirgsschwelle" Pencks*).
Die Südgrenze des Gebiets zieht vom Südrand des Kyff-
häusers bis Hann. Münden (das eigentliche, südliche
Thüringen und Hessen werden zweckmässig künftig besondere
Bearbeitung linden), biegt sodann nach Südwest um und
verläuft über den Küstelberg zum Ederkopf bei Siegen,
wendet sich dann nach Nordwesten und läuft auf Mühlheim
an der Ruhr zu, so das Ruhr- vom Rheingebiete und seinen
Einflüssen scheidend. 2) Zur W^estgrenze ward die politische
Grenze Westfalens gewählt, die Nordgrenze bildet die Nord-
deutsche Tiefebene von Bentheim bis Weferlingeu bei Oebis-
felde. Als Ostgrenze habe ich eine Linie Weferliugen-Eis-
leben angenommen, da die Fauna Magdeburg's und Halle's
schon zu entschieden den Charakter der grossen osteuropäischen.
Niederung trägt, um hier Berücksichtigung linden zu können.
In hydrographischer Hinsicht gehört das Nordwestdeutsche
Bergland dem Stromgebiet der Elbe, Weser, Ems, des
Rheins an.
Bodenbeschaffenheit. An dem geologischen Auf-
bau der uns hier interessirenden Lande haben sich fast alle
Formationen betheiligt. Das krystallinische Schiefergebirge
ist im Kyffliäuser vertreten; im Harz, im südlichen Westfalen
finden wir Devon und Carbon mächtig entwickelt, auch Zech-
stein und Rothliegendes fehlen nicht. Das Leine- und
Weserbergland wird grossentheils von der Trias gebildet,
der Nordsaum des ganzen Gebiets besteht meist aus Ab-
^) Unser Wissen von der Erde. A. P e n c k , das deutsche
Reich pag. 281.
2) Vergleiche unten, Westhoff, das Westfälische Faimengebiet.
— 5 —
lagerungen der Jura- und Kreideperiode, weit verbreitet
sind auch tertiäre, namentlich aber diluviale Schichten, doch
treten sie bei ihrer lockeren Beschaffenheit orographisch
weniger hervor. Dem Alluvium endlich gehören die weiten
Thalauen der Ströme und Bäche an. Ein directer Zusammen-
hang der Bodeubeschaffenheit mit der geographischen Ver-
breitung unserer Eeptilien und Amphibien im Allgemeinen
ist nicht nachzuweisen, wir besitzen weder Sand- noch
Kalkformen, wie unter den Pflanzen und Schnecken. Wohl
aber macht sich dieser Einfluss in Verbindung mit der
Vegetation und dem Klima geltend, eine Berücksichtigung
<ies Bodens ist daher bei Betrachtung der „Localfaunen"
nicht unwesentlich. So ist der Wasserreichthum einer
Oegend, welcher für die Mehrzahl der uns hier interessirenden
Thiere von Wichtigkeit ist, vom Untergrunde abhängig.
Abgesehen vom Alluvium treffen wir Wasseransammlungen
ausserdem an der Grenze zweier Formationsglieder, wenn
dieselben aus petrographisch verschiedenen, sich in Bezug
auf Wasserdurchlässigheit wesentlich abweichend verhaltenden
Schichten bestehen, was nicht selten der Fall ist
Klima. Wenn wir nur die mittlere Jahrestemperatur
in Betracht zögen, würden wir, von den höchsten Gebirgen
in unserm Gebiet abgesehen, nur unerhebliche klimatische
Unterschiede zu verzeichnen haben, da die Durchschnitts-
Temperatur im Allgemeinen 8 — 10 Grad C. beträgt. Kälter
sind nur das Eichsfeld und das Plateau des grossen Winter-
berges mit 6 — 8 Grad C, während der Harz, welcher über-
haupt eine Ausnahmestellung einnimmt, auf dem Brocken-
gipfel nur eine Jahrestemperatur von 2 Grad C. besitzt ! —
Vergleicht man jedoch die Temperatur der einzelnen Jahres-
zeiten, so lässt sich der Einfluss des feuchten, gemässigten
Küstenklimas im Westen, jener des trockenen Continental-
klimas im Osten (für uns kommt hier nur das östliche Vor-
land des Harzes in Betracht) gar nicht verkennen. Im
Westen finden wir kühle Sommer und milde Winter, im
Osten heisse Sommer und kalte Winter. ^) „Gerade inner-
halb der mitteldeutschen Gebirgsschwelle vollzieht sich der
alliiitlhliche Ueber^jang vom atlantischen Klimagebiet West-
Europas zum mitteleuropäischen. Es geniesst der Westen
reichlichere Niederschlüge und weniger extreme Tempe-
raturen als der Osten". (A. Penck.) — Das ganze Gebiet ist
mit Ausnahme eines kleinen Theils (östlich vom Harz und
im Helmethal), wo der Niederschlag nur ca. 500 mm be-
trägt (siehe Andree's Handatlas!), regenreich, die Ge-
samratmenge des jährlichen Niederschlags beläuft sich durch-
schnittlich im Westen auf 7 — 800 mm, in den höheren
Berggegenden bis 1000, auf dem Brocken sogar bis 1700 mml
Vegetation. Es kann hier nicht unsere Absieht
sein, die vielfachen Wechselbeziehungen zwischen der
Pflanzenwelt und dem Klima unseres Gebiets einerseits, der
Thierwelt anderseits zu erörtern, doch möge auf die un-
läugbare Abhängigkeit der Weinrebe von den skizzirten
Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnissen hingewiesen werden.
Nirgends im Gebiete — abgesehen von der Umgebung der
Mansfelder Seen in seinem östlichsten Theile — gedeiht ihr
Anbau; dem feuchtwarmen Münsterland geht sie ebenso ab,
wie dem Weserbergland, dagegen hebt sich ihre Polargrenze
in Nordostdeutschland mit seinem kalten W^inter, aber
heissen und regenarmen Herbst bis zum 53. Breitengrade!
— So ist auch die der Sommerwärme bedürftige Smaragd-
eidechse, Lacerta viridis im Gebiete nirgends mit Sicher-
heit nachgewiesen, während wir sie aus dem nordwestl.
Grenzgebiet der Weinrebe von Paris , Berlin , wie aus
dem Kheinthal kennen ! — Theilen hiernach auch manche
Thiere und Pflanzen die gleichen Aufenthaltsbedingungen,,
so fehlt doch im Uebrigen jeder Anhalt, das eine oder
andere der uns hier beschäftigenden Thiere an das Vor-
kommen bestimmter Pflanzen gebunden zu erachten, von
1) Leider fehlen für unser Gebiet bisher Specialkarten mit den
Monatgisothermen.
— 7 —
ganz localen Ursachen abgesehen. Es ist die Vegetation in
ihrer Gesammtheit, selbst abhängig von Boden nnd Klima
und jetzt zumeist vom Menschen umgewandelt, welche hier
einem Lurch einen geeigneten Aufenthaltsort bietet, dort
ihn versagt. Die in hoher Kultur stehenden Felder mit
ihren Wegrainen werden nur von einzelnen Fröschen und
Eidechsen besiedelt; vielgestaltig ist das Heer der
Amphibien auf den Wiesen, an Gräben und Teichen;
waldige Schluchten beherbergen den Feuersalamander, die
Kreuzotter. Laubwald in seinen verschiedenen Abstufungen
ist -überhaupt den meisten und interessantesten Eeptilien
■ und Amphibien ein beliebter Aufenthalt, ärmer an In-
dividuen ist die Fauna der Tannenforsten,
Eine ausführliche Beschreibung der Thiere, ihrer Ent-
wicklung und Lebensweise würde den Kahmen dieser
thiergeographischen Arbeit überschreiten; ich verweise in
dieser Hinsicht auf den Literaturnachweis, Dem Bedürfniss
des Anfängers dürfte die beigelegte Bestimmungstabelle
genügen.
Bei der Bearbeitung des Stoffes sind wir, im Gegen-
satz zu dem üblichen Verfahren, vom geographischen Stand-
punkt ausgegangen; die Thierwelt jedes Bezirks, jeder
Gegend wurde wo möglich von einem der Gegend genau
kundigen Beobachter in innigem Zusammenhang mit der
Landschaft behandelt. Wiederholungen und Ungleichheiten
Hessen sich bei der Zusammenstellung dieser „Localfaunen"
nicht vermeiden, doch hoffe ich, dass die frischen, leben-
digen Schilderungen, mögen sie auch hier und da über den
Eahmen hinausgreifen und ihr individuelles Gepräge tragen,
durch ihre Treue für den Mangel an äusserer Einheitlich-
keit entschädigen und zur Nachfolge anregen werden,^)
') Bei der geographischen Anordnung macht sich ein formeller
Uebelstand geltend, welcher zu ungleichmässiger Behandlung nöthigt.
Aus den einzelnen Bezirken liegen bald sehr zahlreiche, bald ganz
spärliche Beobachtungen vor. Im Gegensatz zu der Fülle von
Am Schlüsse jedes Abschnitts werden die Ergebnisse
der Localforschungen von mir kurz zusammengefasst und
die Beziehungen zu den benachbarten Gegenden erörtert
werden. Eine Uebersicht der Verbreitung sämmtlicher im
Gebiet beobachteter Arten findet sich am Schluss.
Magdeburg, Mai 1893.
W. Wolterstorff.
Material von manchen kleinen Orten ist gerade die nächste Um-
gebung mehrerer grösserer Städte, wie Halberstadt, Aschersleben,
Hildesheim herpetologisch erst sehr wenig bekannt. In solchen Fällen
Hess ich die topographische Darstellung ganz fort oder beschränkte
sie auf wenige Andeutungen. Doch dürfte auf diese Weise die
Uebersichtlichkeit sehr gewinnen, und durch klare Feststellung der
Lücken zu ihrer Ausfüllung angesponit werden ! — ,,Das westfälische
Faunengebiet", von Dr. Westhoff ganz selbstständig bearbeitet,
weicht in äusserer Hinsicht mehrfach ab, namentlich wurde es etwas
kürzer behandelt, weil die einschlägigen Publikationen in den Be-
richten des westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst
und ferner namentlich „Westfalens Thierleben" auch den thiergeo-
graphischen Standpunkt ausreichend erörtern.
— 9
Nachweis der wichtigeren Literatur.
1)
I. Werke allgemeinen Inhalts.
Dürigen, Deutschlands Amphibien und Reptilien.
€reutz'sche Buchhandlung, Magdeburg, gr. 8^, Voll-
ständig in 12 Lieferungen. Bisher erschienen: Lief. 1 — 8,
1890—1893.
Brehm's Thierleben, 7. Band, Kriechthiere und Lurche,
3. Auflage, neubearbeitet von Prof. Böttger, Leipzig und
Wien, Bibliographisches Institut, 1892.
Ueber einzelne Ordnungen vergl, sub III.
IL Für unser Gebiet. 2)
1880. A. Nehring, einige Notizen über das Vorkommen
von Lacerta viridis, Alytes obstetricans, Pelohates
fuscus etc. Zool. Garten 1880, pg. 298 ff.
1888. W. Wolterstorff, unsere Kriechthiere und Lurche.
Vorläufiges Verzeichniss der Eeptilien und Amphi-
bien der Provinz Sachsen und der angrenzenden
Gebiete. Zeitsch, f. ges. Naturwiss. , 1888 pg. 1
bis 38. Auch separat erschienen, Halle a. S., Tausch
und Grosse.
Heller, Amphibiologische Notizen. Zool. Garten
1888, pg. 179.
J. Blum, die Kreuzotter und ihre Verbreitung
in Deutschland. Abhandl. d. Senckb. naturforsch.
1) Ausführliche, mitunter sogar zu eingehende Literatur-
verzeichnisse enthalten Blasius, die faunigtische Literatur Braun-
schweigs und der Nachbargebiete, im 6 Ber. d. naturwiss. Ver. Braun-
schweig, 1887/89, erschienen 1891, 8", und E Schulze, Fauna
saxonica.
^) Localfaunen, Berichte über einzelne Funde und blosse Notizen
werden unten, bei den betreffenden Orten, citirt!
— 10 —
Ges. Frankfurt a. M., 15. Bd. No. 3, pg. 121 bis
278, 8».
1890. Fr. West hoff, Beiträge zur Keptilien- und
Amphibienfauna Westfalens. Westf. Prov. Ver. 18^
pg. 48—85.
1891. E. Schulze, Fauna saxo - thuringica , Amphibia.
Schriften d. naturwiss. Ver. Harz zu Wernigerode,.
Bd. 6, pg. 30—51.
Fr. Westhoff, die geographische Verbreitung
von Pelins berus in Westfalen und den angrenzen-
den Landesth eilen. Westf. Prof. Ver. 19, pg. 72- ff.
1892. Westfalens Thierleben. 3. Bd. Die Repti-
lien, Amphibien und Fische (Reptilien und Am-
phibien, bearbeitet von H. Landois, E. Rade
und Fr. Westhoff, auf pg. 21— 160). Verl. von
Schöningh, Paderborn. 441 pg. gr. 8*^.
Fr. West hoff, über die Neigung zu Rasse-
bildungen durch locale Absonderung bei Ranor
arvdlis Nilos und einigen Vertretern der heimat-
lichen Thierwelt. Westf. Prov. Ver. 20, pg. 51 ff.
1893. E.Schulze und Fr. Borcherding, Fauna saxo-
nica. Amphibia. Verzeicbniss der Lurche des nord-
westlichen Deutschlands (2. Auflage von E. Schulze^
Fauna saxo - thuringica). 47 pg. Reptilia. Ver-
zeicbniss der Kriechthiere des nordwestlichen Deutsch-
lands. 47 pg. 8^. Jena, Verl. G. Fischer.
III. Specialwerke über einzelne Ordnungen
der deutschen Fauna. ^)
1867. Fr. Leydig, die Molche (Salamandrina) der würt-
tembergischen Fauna. Archiv für Naturgeschichte
(auch separat, Nicolai, Berlin).
') Doch meist ohne besondere Berücksichtigung unseres Gebietes.
— 11 —
1872. Fr. Leydig, die in Deutschland lebenden Arten
der Saurier. Tübingen.
1877. Fr. Leydig, die anuren Batrachier der deutschen
Fauna. Bonn.
1882. G. A. Boulenger, Catalogue of Batrachiasalientia.
London.
1883. G. A. Boulenger, Catalogue of ßatrachia gra-
dientia s. caudata, London,
1883. Fr. Leydig, die einheimischen Schlangen. Abhdl.
Senckb. Ges., Frankf. a. M.
1886. J. V. Bedriaga, Beiträge zur Kenntniss der La-
certiden. Abhdl. Senckb. Ges. Frankf. a. M.
1885 — 1887. G. A. Boulenger, Catalogue of Licards.
2. ed. Vol. I.— m. London.
1891. J. V. Bedriaga, die Lurchfauna Europas L Anura,
Froschlurche. Bull. Soc. Dep. Nat. Moskau.
— 12 —
Bestimmungstabelle.^
Klasse: Reptilien, RepUlia.
Haut mit Schildern oder Schuppen versehen. Lungen-
athmung. Keine Verwandlung,
Ordnung: Squamata.
Unterordnung; Echsen, Sauria.
Augenlider vorhanden.
Gattungen:
a. vier wohlentwickelte Gliedmassen . Zacerto, Eidechse.
b. fusslos Anguis, Schleiche,
Unterordnung: Schlangen, Oi)hidia.
Augenlider fehlend, fusslos, Rachen sehr erweiterungs-
fähig.
Gattungen:
a. Pupille rund, der die Afterspalte schliessende After-
schild getheilt, Schwanz allmählich sich verjüngend.
a. Kopf wenig vom Hals abgesetzt,
Schuppen glatt CoroneUa.
ß. Kopf scharf vom Hals abgesetzt,
Schuppen auf dem Eücken gekielt Tropidonotus.
b. Pupille senkrecht, Afterschild ungetheilt, Kopf glatt,
mit scharfer Schnauzenkante, Schwanz sich rasch ver-
jüngend und kurz, hohle Giftzähne . . Vipera, Viper.
Ordnung: Schildkröten, Chelonia.
Körper in einen Panzer gehüllt.
*) Nur für die heimische Fauna berechnet ! Betreffs der anato-
mischen Einzelheiten, der Beschildemng z.B. des Schlangenkopfes und
aller feineren Unterschiede muss ich auf die Literatur verweisen.
— 13 —
Gattung:
Brustschild beweglich, Zehen mit Krallen und Schwimm-
haut Emys.
cf— -Ä
Uebersicilt der Arten.
Lacerta.
Zwischen dem Auge und Nasenloch 4 Schilder (Zügelschilder),
siehe Fig.i), Körper gedrungen, Schwanz IV2 — IV3 ^lal so lang als der
übrige Körper, Länge 20
bis 22 Centm., ein grau-brau-
nes Rückenband (bei var.
erythronotus gleichmässig
rothbvaun), Flanken beim
^ grün, mit Augenflecken,
2 auch an den Seiten grau-
braun mit Augenflecken,
Bauch beim $ grünlich,
beim $ weisslich
Lacerta agilis L., rig. 1. Lacerta agüis, Kopf, a— c vordere Zügel-
Zauneidechse. schilder (nach L e y d i g).
Zwischen dem Auge und Nasenloch nur 3 Zügelschilder (s. Fig.),
Körper schlanker als bei voriger Art, Schwanz l^/^ — 12/g mal solang
als der übrige Körper, Länge 11—16
Centim., Rücken braun in allen Ab-
stufungen, Rückenmitte und 2 Seiten-
streifen dunkler, ^ am Bauch safran- l \<^~T^>^^^~-r\ d
gelb , <J weislich. Lacerta vivipara
Jacqu., Berg-, oder Wald-, leben-
dig gebärende Eidechse.
(Schwanz doppelt so lang als der
übrige Körper, Länge 30-35 Centim., ^ig. 2. Lacerta vivipara, Kopf, d,
Oberseite beim $ prächtig grün, Kehle e vordere Zügelschilder (nach
blau, $ ähnlich gefärbt, doch meist ins L e y d i g).
bräunliche spielend . . . Lacerta viridis, Laur. Smaragdeidechse. )2)
1) Fig. 6, 7, 8, 10, 13 sind meinem Aufsatz „Amphibien West-
preussens", Naturforsch. Ges, Danzig 1889 entnommen, die übrigen,
von Dr. Westh off gezeichnet, dem Werk „Westfalen'sThierleben.'*
^) Im Gebiet erst einmal und hier nicht sicher spontan nachge-
wiesen.
— 14 —
Anguis.
Schwanz wenigstens so lang als der übrige Körper, Färbung sehr
veränderlich, oben meist braun bis kupferfarbig . Anguis fragilis L.,
Blindschleiche.
CoroneUa.
Oberseite graubraun bis
röthlich, mit einem dunklen
Nackenflecken und zwei Reihen
unregelmässiger, abwechselnd
gestellter kleiner RUcken-
flecke . CoroneUa laevis Mer.,
(austrica Laur.) , Glatte
Natter, Schlingnatter.
Fig. 3. CoroneUa laevis, Kopf, n Nasenschild,
o Auge, 1 Lippenschilder, p Voraugenschild
(nach Leyd ig).
Tropidonotus.
Am Hinterkopf zw^ei grosse, halbmondförmige weisse oder gelbe
Flecken, Färbung der Oberseite sonst schiefergrau
Tropidonotus natrix L., Ringelnatter.
Fig. 4. li-opidoyiotus natrix, Kopf. n. Nasenschild, o Auge,
r Voraugenschild, 1 Lippenschilder (nach L e y d i g).
— 15 —
Vipera.
Schwanz am Ende in
«ine hornige Spitze aus-
gezogen , Färbung der
Oberseite meist graubraun
oder röthlich mit breitem, j
schwarzen Zickzackband,
selten ganz schwarz
Vipera berus L.,
Kreuzotter. •*
Fig. 5. Vipera berus, Kopf, o Auge, n Nasenloch,
V Scheitelschild, oo Hinterhauptschilder, r 1 — 3
Voraugenschilder, z Zwischensohüder, 1 Lippen-
schilder (nach L e y d i g).
Eniys.
Panzer oben schwärzlich, mit gelben Punkten, ungepanzerte Theile
schwärzlich grün mit gelben Punkten Emys orbicularis L. (enropaea
Merr.j, Sumpfschildkröte,
Klasse: Amphibien, Amphibia (Batrachia).
Haut nackt, Athmung im Jugendstadium durch Kiemen,
im ausgebildeten Zustand durch Lungen.
Ordnung: Froschlurche, Aniira (Ecaudata).
Im ausgebildeten Zustand schwanzlos.
Uebersicht der Grattungen
a. Oberkiefer bezahnt.
a. Trommelfell sichtbar.
Haut glatt oder schwach warzig, Pupille horizontal,
Pinger und Zehen an der Spitze nicht verbreitert, Habitus
meist schlank . Rana, Frosch.
Haut glatt, Pupille horizontal, Pinger und Zehen an der
Spitze verbreitert Hyla, Laubfrosch.
Haut warzig, Pupille elliptisch, senkrecht gestellt, eine
kleine Ohrdrüse (Parotide) und in ihrer Verlängerung ein
schmaler Seitenwulst Alytes.
— IG —
(i. Trommelfell nicht sichtbar.
Haut glatt, Pupille senkrecht, Beine kurz, Fersenhöcker
am Grund der Zehen eine schneidige Hornschwiele.
Pelohates.
Haut warzig, Pupille dreieckig, Unterseite lebhaft
roth oder gelb gefleckt Bomhinator, Unke.
b, Oberkiefer unbe zahnt.
Haut warzig, Pupille horizontal, Ohrdrüsen (Parotiden)
am Hinterkopf Bufo, Kröte.
üebersicht der Arten. i)
Bana.
Oberseite mehr oder weniger grün, oft ins graubraune übergehend,
mit schwarzen Flecken oder Tüpfeln, meist mit einem hellen Kücken-
streifen und zwei Seitenwülsten. ^ mit zwei äusserlich sichtbaren
Schallblasen zu beiden Seiten desMauls Banaesculenta L., Wasserfrosch.
var. a. Fersenböcker *
am Grund der kleinsten Zehe
seitlich zusammengedrückt,
halbmondförmig, klüftig, Länge
meist = Ya — Vs ^er kleinsten
Zehe , Hinterseite der Ober-
schenkel schwarz und gelb
marmorirt, Oberseite meist schön
grün Bana esculenta var.
typica, Teichfrosch.
var. b. Fersenhöcker = ^/
stumpf, weich, seitlich nicht zu-
sammengedrückt. Hinterseite der
Schenkel meist wcisslich oder
bräunlich mit schwarzen Flecken,
nie gelb. Oberseite selten rein
grün, meist licht grün oder grün-
lich , ins braun spielend oder
ganz braun. Grösse bedeutend
Bana enculenta var. ridi-
bunda Fall. , Fluss- oder
Seefrosch. Fig« 7. Ra»a esculenta var. lidihiiuda.
Fig. 6. Rana esciiletiin var. tijp.
^— Y3 der kleinsten Zehe, selten grösser^
ij In Nachstehendem ist Boul enger 's, auf innere Merkmale ge-
stütztes, System angenommen, Reihenfolge : Bana, Bufo, Hyla, Pelo-
hates, Bombinator, Alytes.
17 —
Oberseite bräunlich in allen
Schattirungen , kein deutlicher
Kückenstreifen, ^ ohne äusserlich
sichtbare Schallblasen , Fersen-
höcker klein, rundlich, weich.
Kopf meist breit, stumpf
Bana temporaria Ant. (muta
Laur., fusca Eoes.^, brauner
Grasfrosch.
Oberseite röth-
lich oder braun in
allen Schattirungen,
oft deutlicher
Rückenstreifen, wie
bei Bana esculenta,
5 ohne äusserlich
sichtbare Schall-
blasen, Fersenhöcker stark, seitlich
zusammengedrückt , länger als die
Hälfte der kleinsten Zehe. Kopf ziem-
lich spitz . . Bana arvalis Nills.,
Moorfrosch.
■JBufo.
Oberseite röthlich, bräunlich od.
grau, Unterseite weisslich. Iris
des Auges goldig glänzend,
Trommelfell klein, oft ver-
steckt, Zehen zur Hälfte mit
Schwimmhäuten
Bufo vulgaris Laur. [einereus
Schneid.), gemeine Erdkröte.
Oberseite grünlich, mit hellen
oder dunklen Flecken, Unter-
seite weisslich, Iris grün,
Trommelfell sichtbar, Beine
ziemlich lang, Zehen zu 1/2 —
2/3 mit Schwimmhäuten
Bufo viridis Laur.,
grüne Kröte.
Fig. 8. Bana temporaria.
Fio-. 9. Raiia temporaria $• in Brtinst. Vorderfuss.
d Da-amenschwiele. (Nach Leydig.)
Fig. 10. Rana arvalis. $ in Brunst.
Fig. 11. Stifo viridis, a Auge, t Nasenloch,
o Trommelfell, d Ohrdrüse. (Nach L e y d i g).
— 18
Fig. 12. Bvfo riridis. Hinterfuss.
z Fersenhöcker.
Oberseite grünlich od. rüthlich,
fast stets mit scharf abgesetzter
gelber Küekeulinie. Unterseite
vorn weiss nnd grau, hinten grau-
braun. Hinterbeine iiu.'isorst kurz
Zehen mit ganz kurzer Schwimm-
haut. . . Bufo calamita Laur.,
Kreuzkröte.
Hyla.
Oberseite rein blattgrün, ^ mit einer äusseren Schallblase unter
der Kehle Hyla arhorea L., Laubfrosch.
Pelohates.
Oberseite gelbbraun mit
unregelmässigen, oft roth ge-
ränderten Flecken, aufifallend
bunt
Pelohates fuscus Laur.,
Kuoblauchskröte.
Bomhlnafor.
Unterseite im Leben blau-
grau mit hell- bis dunkel-
gelben Flecken , Oberseite
lehmfarbig, grau, Fuss von
Grund der kleinsten Zehe
an gleichlang oder kürzer
als der Unterschenkel, brün-
stiges 5 mit schwarzen
Schwielen an der Unterseite
der zweiten und dritten
Zehe, ohne Schallblasen
JBombinator pachypus
Bon., Berguuke, gelb-
bauchige Feuerkröte.
Unterseite im Leben
blauschwarz mit carmin-
bis orangerothen Flecken,
Oberseite dunkelgrau-
braun mit klein, schwarzen
Flecken, oft mit grünen
Makeln. Fuss vom Grund v;~ ik p. i / ■. tt- ^ ^ j tt
rig. 15. Hombtnator pachi/pus. Hinterfuss. d Horn-
der kleinsten Zehe an schwielen, z Fersenhöcker. (Nach Leydig.)
Fig. 14. Bomhiiiator pachijpns. Vorderfuss.
d Brunstschwielen. (Nach Leydig.)
— 19
Fig. .16. Bomhmator igneus. Unterseite. (Nach Boulenger.)
an ^er als der Unterscheukel, ^ ohne Hornschwielen an den Zehen,
aber mit zwei innem Schallblasen unter der Kehle
Bombinator igneus, Laur., Feuerkröte, rothbauchige Unke.
Alytes.
F ärbung oben aschgrau oder bräunlich unten weisslich^)
Alytes obstetricans Laur., Geburtshelferkröte.
rdnung:
Schwanzlurche, Molche, Urodela (Caudata).
Auch im ausgebildeten Zustand geschwänzt.
Gattungen;
Hinterkopf mit grossen Ohrdrüsen (Parotiden), Schwanz
rund, t ohne Spur eines Rückenkammes
Salamandra, Salamander.
Hinterkopf ohne Ohrdrüsen, Schwanz seitlich zusammen-
gedrückt, brünstiges 5 mit Kamm auf Rücken und Schwanz
Triton, Molch.
^) Alytes besitzt zwei charakteristische biologische Eigenthiimlich-
keiten ; das ^ lässt während des Sommers in den Abendstunden aus
Erdlöchern und Mauerwerk einen glockenhellen Ruf erschallen ; häufig
auch findet man es mit den dem $ abgenommenen und um die Hinter-
beine gelegten Eischnüren am Land herumlaufen. Daher der Name.
2*
— 20 —
Uebersicht der Arten.
Salamandra.
Oberseite tiefschwarz mit grossen gelben Flecken, Unterseite
schwärzlich, Haut glatt, gliinzcnd, Habitus sehr gedrungen ....
Salamandra maculosa Laur., Feuersalamander.
Triton.
Oberseite schiefergrau bis bräunlich, Unterseite schwefel- oder
orangegelb mit schwarzen Flecken. Brünstiges ^ mit hohem tief-
gezackten, an der Schwanzwurzel unterbrochenen Kamm, zu beiden
Seiten des Schwanzes des brünstigen ^ ein silbervveisses, ins bläuliche
schimmerndes Band .... Triton cristatus Laur., Kammmolch.
Oberseite graublau, brünstiges (> an den Seiten schön hellblau,
Unterseite ungefleckt, orange- bis feuenoth, brünstiges t mit gana
niedrigem, ungezackten, weissgelb und schwarz gebänderteu Kamm .
Triton alpestris Laur. (igneus MeiT.j, Bergmolch, Feuermolch.
Oberseite hellbraun bis olivenfarben , beim ^ mit schwarzen
Tüpfeln , Unterseite orangegelb mit kleinen schwarzen Tüpfeln.
Brünstiges t ^^it hohem, rundlich gekerbtem, an der Schwanzwurzel
unterbrochenem Hautkamm, Schwanzspitze allmälilich sich verjüngend,
mit schön blauem Bande zu beiden Seiten des Schwanzes ....
Triton taeniatus Schneid, (vulgaris L.^^
Streifenmolch, kleiner Wassermolch.
Oberseite hellbraun bis oliven-
farben, mit kleinen dunklen Flecken,
Unterseite orangegelb, ungefleckt,
Seiten licht. Brünstiges ^ mit zwei
scharf abgesetzten Seitenwülsten,
ganz niedrigem, leistenartigen, erst
auf dem Schwänze anschwellenden
Kamm, Schwanz am Ende wie
abgestutzt, mit 3—6 mm langer
fadenförmiger Spitze (beim
Weibchen ebenfalls vorhanden, doch
sehr kurz)-, zu beiden Seiten des
Schwanzes ein licht blaues Band,
Schwimmhäute an den Hinterzehen .
Triton palmattis Schneid, (helveii-
cus Razoum.j, Leistenmolch.
Fig. 17. Triton palmatus.
a Sch-wanzende, b Hinterfuss,
c Aufgesperrter flachen.
— 21 —
Der Harz.
Einleitung.^)
Von W. Wolter stör ff.
Der Harz, das höchste Gebirge des nordwestlichen
Deutschlands, ist zugleich das selbständigste, gleichsam nur
ein einziger, durch unzählige Thäler in einzelne Anhöhen zer-
theilter Berg, Im Gegensatz zu dem benachbarten Thüringer
Wald, einem echten Kammgebirge, stellt sich der Harz als
ein Massengebirge von plateauartiger Oberfläche dar. Schroff
stürzt er im Norden zur Tiefebene herab, auch gegen Süd
und West ist er scharf abgesetzt, nur im Südosten, im
Mansfeldischen, verwischen sich die Grenzen.
Die Hochfläche des Harzes erhebt sich von Südost nach
Nordwest allmählich von durchschnittlich 400 m (Plateau
von Harzgerode) auf 600 m (Plateau von Klausthal). Nur
wenige Höhen, vor Allem das Brockengebirge mit dem Brocken
(1141 m), im nordwestlichen Drittel des Massivs gelegen,
überragen das Niveau ihrer Umgebung bedeutend. Das Ge-
birge streicht von Ost-Süd-Ost nach West-Nord- West; seine
grösste Längenerstreckung beträgt von Seesen bis Hettstädt
195 km, seine grösste Breite zwischen Benzingerode und
Walkenried 34 km.
^j Der Beschreibung des Gebirgs liegen vorzugsweise zu
Grunde: Daniel, Handbuch der Geographie. 5. Auflage. Bd. 3.
V. G r d d e c k , Abriss der Geognosie des Harzes. 2. Auflage. Klaus-
thal. 1883. L e i c h e r , Orometrie des Harzgebirges. Halle a./S. 1886.
Fr. Günther, Der Harz in Geschichts-, Kultur- und Landschafts-
bildern. Hannover 1888.
22
Der Harz wird grOsstentheils von paläozoischen Schich-
ten, Devon, besonders Hercyn (Unteres Devon) und Mittel-
Devon, Kulm gebildet; Thonschiefer und Grauwacke sind
die vorherrschenden Gesteine, zu ihnen gesellen sich, räum-
lich beschränkt, aber topographisch oft scharf hervortretend,
Kieselschiefer und Quarzit (Bruchberg und Acker) und Kalk-
stein (Iberger Kalk bei Grund). Krystallinisch massige Ge-
steine — Granit (Brocken, Rosstrappe), Porphyr (Auerberg)
und Diabas — haben vielfach die geschichteten Gesteine
durchbrochen. Jüngere Gesteine — oberes Karbon, Roth-
liegendes, Zechstein, Trias, Jura und Kreide — lagern sich
mantelförmig um das Massiv des Gebirges. Ihr Auftreten
fällt meist mit den orographischen Grenzen zusammen, nur
am Südrand, bei Ilfeld z. B., steigen Rothliegendes und Zech-
stein hoch am Harz empor.
Bei der Abgrenzung des Harzes von dem Vorland bin
ich im Allgemeinen mit Lei eher der 800 Par. Fuss Isohypse
(259,87 ra) nach der Höhenschichtenkarte des Harzgebirges ^)
gefolgt. Im Norden verläuft die Grenze entlang dem Nord-
abfall von Langeisheim bis Ballenstedt, zugleich entlang der
Grenze des Devons. Im Osten, wo ein allmählicher Ueber-
gang stattfindet, habe ich das theilweise bewaldete Gebiet
des oberen Carbons (v. F ritsch) 2) im Mansfeldischen im
Gegensatz zu Leicher mit einbezogen; Grenzpunkte sind
hier Ballenstedt, Quenstedt und Walbeck, Hettstädt, Mans-
feld, Blankeuhainer Tunnel, Oberstdorf und Mohrungen. Von
hieran bin ich im Allgemeinen wieder Lei eher gefolgt; die
Grenze zieht, wenig von der 800 Par. Fuss Isohypse ab-
weichend, mit Einschluss des Zechsteingebietes überUftrungen
nach Crimderode, Obersachswerfen, Osterhagen, Scharzfeld^
von hier verläuft sie längs des Steilabfalls des Gebirges und
1) Höhenschichtenkarte des Harzgebirges, bearb. v. d. kgl. geol.
Landesanstalt 1 : 100,000.
2) Siehe Beyschlag, geologische Karte d. Umgegend von Halle
1 : 100,000. Ceol. Landesanstalt, Berlin 1892.
— 23 —
der palaeozoischen Schichten nach Seesen. Uebrigens habe
ich mich nicht immer eng an diese Grenze gehalten; so
wurden die Sandsteinklippen des Regensteins und der Teu-
felsmauer bei Blankenburg, die Jurabildungen bei Goslar
mit einbezogen, ebenso finden Nordhausen und das Zech-
steingebiet am Südrand des Gebirges, nebst einigen Fund-
orten im Buntsandstein der Uebersichtlichkeit halber schon
hier Berücksichtigung.
Für die Betrachtung der geographischen Verbreitung
der Kriechthiere und Lurche des Harzes wurde im Allge-
meinen an der alten Scheidung im Unter- (Südost) und
Oberharz (Nordwest) festgehalten. Aus dem Gebiete des
Unterharzes erfuhr der Südost im engsten Sinne, östlich
der Tyra, eingehendere Darstellung, ebenso die nähere Um-
gebung von Thale und Blankenburg. Die Hochfläche von
Hasselfelde, Elbingerode, Braunlage musste leider aus Mangel
an Beobachtungen unberücksichtigt bleiben. Vom Oberharz
mit dem Brockengebiet und dem Vorharz lagen unter Anderem
Beobachtungen und Reiseskizzen über Wernigerode, Harz-
burg, Goslar, den Brocken, die Hochfläche von Klausthal
und das Innerstethal, endlich über Grund und Lauterberg
vor; hieran wurde aus praktischen Gründen und mit Rück-
sicht auf den jetzigen Stand unserer Kenntnisse der ganze
Südwestrand des Gebirges vom Tyrathal bis Lauterberg
angeschlossen.
Das Klima des Unterharzes ist bei seiner geringen
Erhebung verhältnissmässig milde und weicht mit einem
Jahresmittel von durchschnittlich 6— S^C. nur wenig von
der Temperatur der angrenzenden Ebene ab, bei dem Ober-
harz dagegen macht sich der Einfluss der Höhelage doch
schon empfindlich geltend.
Die mittlere Jahrestemperatur für Klausthal übertrifft
mit 6,2 C. jene von Stockholm nicht bedeutend, das Jahres-
mittel des Brockens sinkt sogar auf 2,4 C. gleich der Tem-
peratur Lapplands herab. Bei seiner nördlichen Lage ist
— 24 —
die Temperatur des Brockens selbstredend auch viel geringer
als die der Alpenregionen gleicher Höhe. Wie bei allen
Höhepunkten wird auch auf dem Brocken das niedere Jahres-
mittel weniger durch abnorm strenge Winter, als durch kühle
Sommer, überhaupt gleichmässigere Temperatur bedingt. Mit
der niedrigen Luftwärme im nahen Zusammenhange steht
auch die Menge der Niederschläge, sie beträgt für Klausthal
z.B. durchschnittlich 13G5,3 mm, d.h. mehr als das Doppelte
der Durchschnittsmenge für Deutschland. Ihr verdanken die
Hochmoore der Brockenkuppe ihre Entstehung.
So erklärt sich denn der durchaus subarktisch-subalpine
Charakter der Brockenflora.
Der Baumwuchs ist, wo er noch versucht hat zum Gipfel
emporzuklimmen, immer krüppelhafter geworden und endlich
hei etwa 1000 m Höhe ganz verschwunden und hat den
höchsten Gipfel, die eigentliche Brockenkuppe, einem kurzen
Gras- und Haidewuchs überlassen.
Pidsatäla alpina (Brockenanemone, Hexeubesen) Geum
monfanum, Hieracmm alpinum, Bumex arifolius, Salix bico-
lor, Lycopodmm al/pinum, SelagineUa spinulosa, Asplenium
aJpcstre sind besonders charakteristisch für diese Hochge-
birgsflora. Reich vertreten ist hier oben auch die Sumpf-
flora unserer subalpinen und subarktischen Moore, die freilich
z. Th. noch hie und da selbst in unserer norddeutschen
Tiefebene sich gehalten haben: JEmpetnim nigrum (Biockeii-
mjTte) Vacciniiim uliginosiim (Rauschbeere) Vaccinium oxy-
coccus (Moosbeere) Carex rigida, das nordische Carex
vaginata, Carex pauciflora u. s. w.
Eine auffallend reiche und fremdartige Flora hat,
aus der Ebene verdrängt, in den Thälern, besonders in dem
schwer zugänglichen Bodethal sich zusammengefunden. Hier
hat noch die ehrwürdige Eibe (Taxus) eine Zuflucht gefun-
den. Hierhin haben sich auch alpine Arten wie Aster alpinus
und Rosa alpina - Hampeana geflüchtet, ohne jedoch den
Brockengipfel selber zu ersteigen.
— 25 —
Die Hochebene des Oberharzes, aus der sich nur der
Brockeugipfel bis über die Baumgrenze erhebt, ist mit
Fichtenwäldern und dazwischen mit üppigen, überaus blu-
menreichen Bergwiesen bedeckt. Die Kühle und der reich-
liche Niederschlag kommen den Wiesen zu gute, während
dem Ackerbau schon weit tiefer, auf dem Plateau bei El-
bingerode, seine Grenze gesetzt ist, da zur Reife des Korns
die sommerliche Hitze mangelt. Im östlichen tiefen Theil
des Unterharzes dagegen, in der Gegend von Harzgerode
gedeiht neben üppigem Laubwald auch der Getreidebau
vortrefflich.
Der Unterharz.
I. Das Gebiet der Tyra, Wipper und Selke.
Das im Folgenden behandelte Gebiet, der Südost des
Harzes im engern Sinn, wird im Nordwesten vom Haupt-
theil des Gebirges durch eine Linie abgegrenzt, welche von
Stolberg über Mägdesprung nach Ballenstedt gezogen ge-
dacht wird. Dies ist das Plateau von Harzgerode und
Pansfelde, oder die südliche Hälfte ^) des Selkeplateaus
(Daniel) mit einer mittleren Höhe von etwa 400 m im
Westen (bei Harzgerode), von 300 m im Osten (zwischen
Pansfelde und Tilkerode). Entsprechend der geringen Er-
hebung weicht die mittlere Jahrestemperatur dieser Gegend
wenig von jener der angrenzenden Ebene ab; der Fichten-
wald, welcher im westlichen Drittel des XJnterharzes, um
Hohegeiss und Hasselfelde z, B., überwiegt, tritt hier gegen
den Laubwald entschieden zurück. Der Kornbau gedeiht
vielerorts und von Alters her recht gut. Das „Harzgeröder
Feld trägt Korn und Geld" sagt ein alter Spruch mit Be-
ziehung auf den Erzbau und Ackerbau, welche für Harz-
1) Von der NorJhälfte fand nur ein schmaler Streifen um Ballenstedt
hier Berücksichtigung. Doch vergleiche auch „Thale und Gernrode."
— 26 —
gerode urkundlich bis ins 11. oder 10. Jahrhundert sich
verfolgen lassen. „Wald fehlt auch hier nicht, aber da-
zwischen dehnen sich weite mit Kornfeldern bedeckt©
Flächen, fast immer ohne Aussicht auf Höhen und Tiefen,
Erst am Rande des Selkethals wird man inne, dass man
sich auf hohem Berglande befindet." „Schön schaut sichs
von Höhenpuukten des Uferrandes, wie vom Meiseberg, auf
den frischen Wiesengrund und den umkränzenden präch-
tigen AVald." Daniel, 3, pg. 405.
Unter den Thälern, welche die Hochfläche durch-
furchen, ist das kurze Thal der TjTa (Nebenflüsschen der
Helme) für uns mehr als Grenze von Belang, siehe unten:
„von Stolberg nach Ballenstedt." Der Hauptfluss des Ge-
biets ist die Selke, welche bei Stiege entspringt. In ihrem
obern, sanft eingesenkten Thal und seinen Ausläufern be-
gegnen wir frischen Wiesengründen und zahlreichen künst-
lich angelegten Teichen, welche meist dem Bergbau dienen.
Sie nehmen unser besonderes Interesse in Anspruch, da sie
mit ihren Abüussgräben vielem Lurchgethier dauernde
Wohnsitze oder Laichplätze bieten. — „^on Alexisbad an
aber erschliessen sich dem Wanderer von Schritt zu Schritt
wechselnde liebliche Bilder, Aus dem herrlichen Buchen-
walde, welcher die Gehänge des Thaies schmückt, starren
hie und da, manche wie verstohlen, einzelne Klippen und
ganze Felswände heraus. Mäanderartig schlängelt sich der
Fluss, von Wiesen besäumt, durch das breite sich mehr
und mehr vertiefende Thal, und kurz vor seinem Austritt
in das Flachland schaut der Falkenstein 150 m auf die
Thalsoole hernieder."
„Einförmiger ist das Thal der Wipper, welche den süd-
östlichen Theil des Unterharzes parallel der Bode und Selke
durchschneidet. Die sanftgewellten Höhen überragen das
breite Wiesenthal nirgends um 100 m, und Felsbildungen
zeigen sich nur in der Nähe des lieblich gelegenen
Schlosses Rammeisberg." Günther, Harz, pg. 164,
— 27 —
Wippra.
Von W. Wolterstorff.
Unter den zahlreichen geologischen Studentenausflügen,
aufweichen uns mein hochverehrter Lehrer, Prof. Freiherr
V. Frits ch- Halle, den Innern Bau der Erde erläuterte,
hat eine Exkursion in den Südharz für mich auch in
zoologischer Beziehung eine besondere Bedeutung erlangt:
Ich stellte an jenem Tage zum ersten Mal das Vorkommen
des Leistenmolches, Triton palmatus, im Harze fest i) ! Die
weitere Verfolgung dieses für unsere Kenntniss von der
geographischen Verbreitung der deutschen Amphibien höchst
überraschenden Fundes veranlasste meine Freunde und mich
erst zur S3'stematischen Durchforschung des Harzes und der
angrenzenden Landschaften auf seine Kriechthierfauna. Wie
jene Exkursion daher mittelbar auch zu dieser Arbeit den
Anlass bot, so möge ihre Beschreibung die Reihe der Einzel-
darstellungen und Lokalfaunen eröifnen!
Wir waren an dem betreffenden Tage, 1. Mai 1887,
bei kühler, trüber Witterung von Bahnhof ßiestedt nach
Gonna und Oberstdorf gewandert, hatten Buntsandstein und
Zechstein überschritten und über Grillenburg die karbo-
nischen Schichten nach Steinkohlenpflanzen abgesucht und
schritten jetzt auf der Chaussee nach Wippra zu, um
die hercynischen Gesteine zu studiren. Eben war ich zu
dem Brombach herabgestiegen, einem kleinen Gewässer, das
neben der Strasse fliesst und bei Wippra in die Wipper
mündet, um einige Rinnsale im Wiesengrunde aufzusuchen,
als plötzlich allgemeines Hüteschwenken und Winken mich
zu schleuniger Rückkehr veranlasste: Triumphirend kamen
^) W. Wolterstorff, Triton palmatus am Harz. Zool. Anz.
1887. pg. 321. — Der Leiötenmolch war früher schon vielen Sammlern
im Harz aufgefallen, doch verkannt und meist für eine Varietät von
Tr. taeniatus angesprochen. Nur Geitel hatte sein Vorkommen in
einer versteckten Notiz als wahrscheinlich bezeichnet. Siehe unten
bei Blankenburg!
— - 28 —
mir Freund Dr. W. Ule und Dr. V. St ei necke mit
«inigen Molchen in der Hand entgegen, es waren Triton
al])csfrls und der mir bisher nicht lebend bekannte Triton
]>alni(iti(s, wie ich sofort nach Betrachtung des 1. Stückes
vermuthete und nach Fang des ersten brünstigen Männchens
mich vergewisserte! — Rasch wurde die Fundstelle, ein
langgestreckter, seichter Chausseegraben, ohne Wasser-
pflanzen, mit trübem Wasser, zur Seite der Strasse, welche
am bewaldeten Abhang des „Geheges'' und „Hurenholzes"
— südlich vom liamsenberg — hinführt, weiter abgesucht
und gelang es mir noch einige Exemplare beider Arten im
Hochzeitskleid zu erhaschen, neben einer jungen Bana
temporaria und Laich von Biifo. Dann galt es der vor-
ausgeschrittenen Schaar zu folgen. Aber die Entdeckung
liess mir in Wippra keine Ruhe, noch am Abend ging ich
im Mondenschein an den gleichen Platz zurück und fing
noch eine ganze Anzahl Molche. Einige Thiere wurden
auch am andern Morgen, auf dem Rückweg nach Grillen-
burg, in verschiedenen andern Wegpfützen an der Chaussee
gefangen, und mit 24 Leisteumolchen langte ich in Halle
an! — Die Gegend von Wippra und Grillenburg ist grossen-
theils mit Laubwald bestanden, welcher nach Nordost und
West weithin sich fortsetzt. Der Untergrund wird von
Wippra bis nördlich von Grillenburg, wo die karbouischen
Schichten beginnen, von hercj^nischen Schiefern gebildet.
Die Chaussee erreicht nahe der Grenze von Hercyn und
Carbon mit über 900 preuss. Dec. Fuss = 340 m (nach
der Generalsstabskarte) ihren Höhepunkt und fällt von hier
bis Wippra auf unter 700' = 264 m.
Von Stolberg nach BaHenstedt.
Von W. Wolterstor ff.
In den Pfingstferien 1888 unternahm ich vom 20. bis
22. Mai eine kleine herpetologische Reise durch den süd-
östlichen Theil des Harzes. Mein Plan war, besonders die
— 29 —
alten Bergvverksteiclie des Unterharzes und das Selkethal
auf ihre Amphibienfauna zu untersuchen.
Der erste Keisetag war vom Wetter nicht begünstigt;
von Berga nach Kottleberode wanderte ich auf staubiger
Landstrasse bei Gewitterschwüle das breite, ebene Tyrathal
aufwärts, ohne weitere Ausbeute als eine Rana temporaria
im Chausseegraben anzutreffen. Bei der Ankunft in Rott-
leberode (Höhe etwa 500 Dec. Fuss =- 190 m über dem
Meer, nach der Generalstabskarte) hatte sich der Himmel
bereits bewölkt, ab und zu erhob sich ein Windstoss, und
von den Fröschen und Molchen, welche den grossen, durch
einen Erdfall in dem unterlagernden Zechstein - Gyps ge-
bildeten Hüttenteich bewohnen mögen, war nichts zu er-
blicken. Bald auch trieb mich ein heftiges Gewitter zur
gastlichen Schenke zurück. Erst am Spätnachmittag, als
die Wassermassen sich etwas verlaufen hatten, war es mög-
lich, den Weg nach Stolberg, welcher das Tyrathal auf-
wärts führt, fortzusetzen. Oberhalb Eottleberode verengt
sich das Thal nahe dem Chausseehaus j^lötzlich, wir treten
aus dem Gebiet des Zechsteins, welcher in schmalem Zuge
den Harz umgürtet, in das ältere Grundgebirge, und zwar
das unterste Devon oder Hercyn (Kays er) ein, welches bis
Stolberg grossentheils durch die „Wieder Schiefer" ver-
treten wird.
Hier beobachtete ich gleich am Beginn des Waldes,
welcher uns bis Stolberg nicht mehr verlässt, Salamandra
maculosa in grosser Zahl an den feuchten Berghängen,
meiner Erinnerung nach meist mit Längsstreifen, der gewöhn-
lichen Zeichnung der Harzindividuen i). Auch die Chaussee-
gräben würden bei normalem Wasserstande wohl manches
^) Auch zwei Feuersalamander, welche mir A. Tiemann 1892
von Stolberg mitbrachte, zeigen Längsstreifen. Uebrigens hat schon
M. Bartels, Sitz. Ber. Ges. Naturforsch, Frde., Berlin, 1885, pg. 3,
von dieser Chaussee südlich Stolberg im Jahre 1879 Feuersalamander
in Unzahl beobachtet, meist mit Längsstreifen,
— 30 —
Interessante geboten haben; bei meinem Besuch glichen sie
jedoch reissenden Wildbächen, ihre trüben Fluthen eilten
der hochgeschwoUeneu Tyra zu, einige rasche Schleppzüge
mit dem Netz blieben resultatlos. — Die Thalsoole hebt
sich bis Stolberg von 600 auf 800 Dec. Fuss (n. d. General-
stabskarte) = 225—300 m, die Thalwände von 800 auf
1200 Fuss = 300—450 m.
Unmittelbar nach der Ankunft in Stolberg entlud sich
ein neues, starkes Gewitter, welches für die nächsten Tage
weitern Regen befürchten liess. Doch in der Frühe des
21. Mai lachte die Sonne hell vom blauen Himmel undbei
herrlicher frischer Morgenluft schritt ich durch die im
Frühlingsschmuck prangenden Laubwälder die Strasse nach
Harzgerode hinan. Bis zum Chausseehaus am Auerberg
(Gasthaus zur Josephshöhe) Avar die Wanderung herpeto-
logisch ergebnisslos, hier aber, in über 1300' = 480 m
Höhe betritt man mit der Hochebene des Unterharzes ein
Gebiet voll künstlicher und natürlicher Wasseransamm-
lungen. Während der bewaldete , aus Felsitporphyr be-
stehende Auerberg (Josephshöhe, 575 m hoch) keine Aus-
beute lieferte, fanden sich schon in einer Wegpfütze dicht
bei dem erwähnten Chaussee- und Gasthaus die ersten
Vertreter der Gattung Triton, zwei Bergmolche, Triton
alpestris. Von dort führte mich der freundliche Gastwirth
durch den Wald zu dem ansehnlichen Fraukenteiche
(Höhe ca. 1100 Dec. Fuss == 415 m), welcher mit vielen andern
dem Bergbau vergangener Geschlechter seine Anlage ver-
dankt. Bei dem Geräusch meiner Schritte hüpften zahl-
reiche Frösche ins Wasser, aber als ich auf grüner Matte
am Waldessaume mich niedergelassen, tauchten die
muntern Thiere von allen Seiten wieder auf und erneuerten
die Spiele der Liebe. Es war eine Sippschaft der grünen
Teichfrösche, Rana esculenta typica^)^ welche soeben die
1) Mein Jielegstück, ein Weibchen geringer Grösse, erweist sich
als ganz typisch, der Fersenhöeker ist nicht sehr gross, aber kräftig,
vorspringend, die Beine sind massig lang.
— ai —
Brunst begann; bald hier bald dort gab ein fürwitziges
Männchen seinen Gefühlen quakend Ausdruck und suchte
ein Weiblein zu erhaschen. In dem klaren Gewässer selbst
trieben zahlreiche Bergmolche im Hochzeitskleid ihr Wesen,
von meinem Platze aus wurden wohl 30 bis 50 Individuen
übersehen, zwischen ihnen tummelten sich viele Streifenmolche,
die sich ebenfalls mit Eifer der Brunst hingaben. Triton
■cristatus und palmatus wurden dagegen hier vergeblich ge-
sucht, sie dürften sehr selten sein oder ganz fehlen, da
das klare, an dieser Stelle ziemlich pflanzenleere Gewässer
auf dem lehmigen Untergrund einen weiten Ueberblick ge-
währte. — Nach längerem Studium und Fang einiger Be-
legstücke (B. M.^) brach ich auf; bei dem Weitermarsch
längs des Teiches bemerkte ich in einem Bach noch eine
Mana temporaria, in einem Kinnsal (auf Moorboden) wurde
eine Bergeidechse beim Morgenbade überrascht. — Vom
Fraukeuteich ging es durch niedere Tauueuwaldung zu dem
kleineren, etwas tiefer gelegenen Maliniusteich, kurz vorher
zeigte sich in einer kleinen, flachen, jedoch perennierenden
Wegpfütze der erste Leistenmolch, Triton palmatus, ein 5
mit Schwanzfaden (B. M.), zugleich mit Larven von Bana
(jedenfalls temporaria). Der Teich selbst erwies sich als
ungünstiger zum Fang, der Boden ist steinig, die Räuder
sind schwer zugänglich. Tritonen wurden hier gar nicht
bemerkt, Bana esculenta war auch nicht zahlreich, dagegen
fehlte es nicht an Larven von Bufo und Bana, erstere
waren an ihrem heerdemveisen Schwimmen leicht zu er-
kennen. Um so häufiger sind in diesem Teich die Fische!
Von hier wandte ich mich nach Strassberg und am
Nachmittag zu dem eine halbe Stunde südlich auf der
Höhe des mit Kornfeldern bestandeneu Plateaus (etwa
1200' = 450 m) gelegenen „Faulen Pfützenteich." Am
Wege traf ich in einer kleinen Pfütze abermals Larven von
*) B. M.) = Belegstücke im Museum des Naturwissen-
aehaftlichen Vereins zu Magdeburg!
— 32 —
Bana an. Im faulen Pfützenteicli, einem von Feld und
Wiese umgebenen Gewässer, welches in einer schwachen
Bodensenkung liegt (Höhe des Wasserspiegels ebenfalls ca.
1200'), fanden sich viele Rana esculenta typicu , Triton
alpestris, taeniatus und auch einige Triton cristatus (ein
$ B. M ), ferner wurde Bana temjyoraria und, in Larven^
Bufo beobachtet.
Der ,.Drei- Nachbarteich", auch „Treue Nachbarsteich""
genannt, auf der andern Seite des Weges, nimmt den Ab-
fluss des vorigen auf, er liegt inmitten einer sumpfigen
Wiese, nur im Süden wird er von Tannengehölz begrenzt.
Seichte Ufer und dichter Pflanzenwuchs verhinderte nähere
Untersuchung seiner Fauna, die kaum Abweichendes bieten
dürfte. Wenige Schritte weiter erreicht man wieder die
Chaussee nach Harzgerode, welche ich am Auerbergs-
Gasthaus verlassen hatte, auf ihr schritt ich über die ein-
förmige Hochfläche^) (die mittlere Höhe beträgt auf Blatt
Harzgerode der Generalstabskarte 1:25,000 1100'), an
niederen Tannenforsten und wogenden Kornfeldern vorbei
bis zur Chausseekreuzung nach Neudorf, hier, vor dem
Chausseehaus am Könnickenberg, erregte ein kleiner, mit
Schlamm erfüllter, trüber Ententeich — richtiger Tümpel
— in 1150' Höhe nochmals meine Aufmerksamkeit. Die
Jagd mit dem Handnetz förderte bei jedem Schleppzug
einen Haufen Triton alpestris zu Tage, welche also trotz
der Enten gut zu gedeihen schienen, Triton taeniatus fand
sich dagegen sehr spärlich, nur ein einziges grosses
Weibchen von auffallend oliven grüner Färbung wurde er-
beutet und mitgenommen (dasselbe lebt jetzt noch, freilich
nachgerade vom Alter angekränkelt, in meinem Aquarium)^
von Triton cristatus glaubte ich ein Exemplar zu sehen.
1) welcher man ihren Untergrund, die Wieder Schiefer, nicht an-
sieht. Die weichen Wieder Schiefer setzen sich fast ununterbrochen
auf dem ganzen, von mir begangenen Weg von Stolberg nach Harz-
gerode fort. Nur am Auerberg tritt, wie erwähnt, Felsitporphyr auf.
— 33 —
Ganz unvermuthet aber fielen mir ein paar Laubfrösche
in die Hände, welche ich an so ungünstigem Laichplatz
nicht zu finden gehofft hatte, sie sassen behaglich auf den
spärlichen Schilfgewächsen am Teichrande. — Nach be-
endeter Jagd sah ich unter mir noch ein grösseres Gewässer
blinken, ich stieg schnell herab, es war der Birnbaumteich,
ähnlich wie der Frankenteich beschaffen (Höhe unter 1100'),
in ihm wurde Bana esculenta, wohl der späten Stunden
wegen (vor Sonnenuntergang), nur in einigen Stücken be-
merkt. Triton alpestris und faeniatus fanden sich auch
hier in einer Ausbuchtung, mit ihren Larven von Bufo,
wiederum an ihrem heerdenweisen Zusammenhalten und
auch durch konstant etwas geringere Grösse (ca. l^/g bis
2 Centim. lang), von den mehrmals auf dem Harz -Plateau
angetroffenen jRawa-Larven unterschieden. (Unter Berück-
sichtigung aller Umstände dürften die Larven beider
Gattungen zu Rana femporaria und Bufo vulgaris zu
ziehen sein. Auf das Sammeln und Conserviren der Larven
hatte ich auf dieser Tour absichtlich verzichtet, um eine
zu grosse Zersplitterung zu vermeiden. Belegstücke liegen
daher nicht vor.)
Der Weg nach Neudorf, dem einst blühenden Haupt-
sitz des Anhaltinischen Bergbaus i), wo ich übernachtete,
war ohne Interesse.
So vielversprechend der vorhergehende Tag begonnen,
so ungünstig schien sich im Morgengrauen der nächste zu
gestalten, ein dichter Nebel lagerte auf der Hochebene und
kalt wehte der Wind über die Fluren. Ein flüchtiger Be-
such der Teiche dicht unterhalb Neudorf, aus welchen die
schmale Wipper abfliesst, blieb resultatlos. Auch der
Ententeich am Chausseehaus, welcher zur Controle nochmals
*) Gegenwärtig stehen nur wenige Gruben in Betrieb. Ver-
gleiche L o 8 s e n , Erläuterungen zur Geol. Karte, Blatt Harzgerode,
Geolog. Landesanstalt, wo auch die Verhältnisse des Bergbaues ihre
Schilderung fanden.
3
— 34 —
bei schlechter Witterung ausgefischt wurde, lieferte heute,
bei der Kälte, nur wenige Triton alpesiris, eine dürftige
Ausbeute. — So hängt der Jagderfolg auch des Amphibio-
logen vom Wetter ab! — Unter feinem Sprühregen ging
ich von hier zum Victor-Amadeus-Teich, welcher wiederum
1100' hoch liegt und ziemlich steinigen Untergrund besitzt;
der Pflanzenwuchs ist spärlich. Hier wurde nichts gefangen,
dagegen hatte ich die Freude, dass während meines Suchens,
gegen 10 Uhr, der Wind die Nebelfetzen zerriss, bald drang
ein matter Schein hindurch und endlich lachte die Sonne
wie gestern vom wolkenlosen Himmel herab. Im Abfluss
des Teiches, einem aufgestauten Graben, und einigen mit
klarem AVasser gefüllten Vertiefungen, welche mit diesem
in Verbindung stehen, fing ich Triton taeniatiis, alpestris
und, in einigen Stücken, Tr. cristatus (ein 5 B. M.)
Vom Victor- Amadeusteich führt die Strasse nach
Harzgerode meist durch Felder. Auch die nächste Um-
gebung der Stadt (Höhe 1050' = 400 m.) wahrt den gleich-
förmigen Charakter der Hochebene. — Die zahlreichen
Teiche und Sümpfe, welche Harzgerode umringen, scheinen
Reste eines früheren Wallgrabens des alten Städtchens zu
sein^); nach Beschaffenheit, Flora und Fauna weichen sie
anscheinend kaum von den gewöhnlichen stehenden Ge-
wässern des Flachlands ab. Ihre offene Lage mag manches
Gebirgsthier fernhalten, doch dürften noch andere Ursachen
mitwirken. Besonders interessant durch den Vergleich mit
der Tiefebene war mir ein kleiner, mit Wasserlinsen ganz
erfüllter Teich nördlich Harzgerode, in welchem zahlreiche
Schleppzüge mit dem Netz wieder und wieder ungezählte
Triton taeniatus neben allerhand mir schon aus den Magde-
burger Wassertümpeln wohlbekanntem Kleingethier, z. B.
Limnaeus stagnalis, zu Tage förderten, auch Unna escidenta
war hier sehr häufig. Die andern Molcharten fehlten, doch
*) Die mir z. Z. zu Gebote stehende Literatur enthält nichts
hierüber.
— 35 —
enthielt ein benachbarter, fast wasserleerer Tümpel einen
Tr. alpestris mit einem Tr. taeniatus. Auch in einem Teich
südwestlich der Stadt zeigten sich nur Rana esculenta und
Triton taeniatus. Ein schlammiges, trübes, pflanzenleeres
Gewässer im Nordosten der Stadt, ein Ententeich par
«xcellence, wies nur einige Rana esculenta neben Schaaren
von Bufo-LaTven auf. Die übrigen Teiche der nächsten
Umgebung wurden schon aus Mangel an Zeit nicht näher
untersucht, selbstredend würde bei längerer Beobachtung
<3ie Arteuzahl noch etwas sich vermehren. Dagegen er-
beutete ich in 2 mit Wasser gefüllten Lehmgruben, weiter
südlich der Stadt und der Cultur etwas entrückt, wieder
sehr zahlreiche Triton alpestris, sowie Tr. taeniatus und
cristatus. Triton palmatus und Bombinator pachypus aber,
auf welche mein Augenmerk besonders gerichtet war,
wurden auch hier entschieden vermisst.
Von Harzgerode führt die Strasse rasch in das schön
bewaldete Seikothal zum Alexisbad (Höhe 325 m) herab.
Zunächst wurde in der romantischen, klippenreichen Thal-
enge, welche sich bis Mägdesprung erstreckt (Region der
Plattenschiefer, eine Facies der Tanner Grauwacke des
Hercyn nach Lossen), bei der Klostermühle ein düsterer,
langgestreckter Sumpf (wohl Altwasser der Selke) , mit
trübem Wasser und reichem Pflanzenwuchs, besonders einer
Art Wasserlinsen, untersucht, die Ausbeute war zwar
spärlich, aber interessant ; zum ersten Mal wieder ging ein
Triton palmatus, mit einem Tr. alpestris, ins Netz! Beide
Arten wurden auch im klaren Ausfluss dieses Sumpfes in
je einem halbwüchsigen Individuum erbeutet , vergesell-
schaftet mit Larven von Salamandra maculosa. Mehrere
andere Tümpel bis Mägdesprung erwiesen sich theils als
schwer zugänglich, theils fehlte zu ihrer genauen Durch-
forschung in der Dämmerung die Zeit. Bis Mägdesprung
(295 m hoch) bemerkte ich nur noch einen Frosch (Rana
temporaria) und 1 Triton alpestris, dann ging es bei herein-
3*
— 3G —
brechender Nacht ohne Aufenthalt zum Gasthof „Burg
Anhalt'', meinem Nachtquartier.
Am 23. Mai wanderte ich, wieder bei schönstem Wetter^
von „Burg Anhalt" das Selkethal behufs genauer Unter-
suchung auf demselben Wege wieder aufwärts bis Mägde-
sprung zurück. Zunächst bestieg ich das Jagdschloss
Meiseberg (348 m), auf dem Rückweg beobachtete ich in
einem zur Selke herabstürzenden Bächlein Larven von
SaJamandra maculosa. Im Thal angelangt, speist dieser
Bach mehrere Lachen, nur wenige Quadratmeter gross,
welche bei hohem Wasserstand mit einander in Verbindung
stehen, gegenwärtig aber durch Streifen sumpfigen Landes
von einander getrennt waren. — In der ersten dieser
Lachen im Selkethal, welches von „Burg Anhalt" bis zum
dritten Friedrichshammer von 600 auf 700 Dec. Fuss = 225
bis 264 m ansteigt, w^urden bei lehmigem Untergrund und
klarem W^asser zahlreiche Triton ]}almatus im Hochzeits-
kleid erbeutet, eine andere Fundstelle, mit trüberem Wasser,
enthielt daneben auch Tr. alx)estris ; in einem dritten Tümpel^
voll modernden Laubes und mit stagnirendem Wasser^
überwog Tr. alpestris. Sonst sah ich nur einen jungen
braunen Grasfrosch, auch die mehrfach beobachteten Larven
gehörten nur Urodelen, meist wohl Salamandra maculosa^
an. — Ueberhaupt waren die Frösche in dem von mir be-
gangenen Theil des Selkethals recht spärlich, liana cscu-
lenta, Bomhinator pachypus'^) fehlten entschieden! —
Aehnliche Gewässer weiter aufwärts, am vierten Friedrichs-
hammer, besuchte ich nicht mehr. Dagegen lenkte ein
kleiner, runder Tümpel mit faulem Wasser, bis zur Höhe des
Wasserspiegels mit Laub gefüllt, meine Aufmerksamkeit
nochmals auf sich. Triton palmatus und alpestris fanden
') Welche Art doch z. B. im Schwarzathal bei Blankenburg in
Thüringen unter ganz ähnlichen Verhältnissen und in gleicher Höhen-
lage mit Tr. alpestris und palmatus häufig vorkommt. Siehe meine
Mittheilung, Zool. Anz., 1893, No. 418.
37
sich hier in grosser Anzahl, daneben ward ein einziges,
doch gar nicht typisch aussehendes Weibchen von Tr.
taeniatus gefangen. Ratm temporaria fehlte auch hier nicht.
Die schön bewaldete Gegend zwischen Mägdesprung
und Ballenstedt wurde, in Folge beginnender Abspannung,
nur flüchtig noch besucht. Die Fundstelle für Triton
palmatus am Schwarzen Stamm bei Mägdesprung, von wo
mir Dr. E. Schulze Ende Mai des Vorjahrs Belegstücke
mitgebracht hatte (B. M.), fand ich nicht auf. Der einzige
Molch, der mir auf dem Wege über die Hochfläche zu Ge-
sicht kam, war wieder Triton alpestris, in einer Pfütze am
„Sternhaus." Mit Laub erfüllte Tümpel an der Chaussee ent-
hielten Larven von Bufo in Menge, auch im „grossen
Silbersteinteich" bei Ballenstedt wurden solche an einer
seichten Stelle bemerkt, während andere Thiere fehlten.
Im Anschluss hieran sei bemerkt, das 0. Goldfuss-
Halle auch im vorigen Jahre, 1892, zu Pfingsten (Anfang
Juni) im Selkethal Triton palmatus mit Tr. alpestris ange-
troffen hat, und zwar zuerst unweit des Schlosses Falken-
stein (Höhe 330 m = 860'), das andere Mal ebenfalls an
den Friedrichshämmern. — Die Thalsohle unter dem Schloss
Falkenstein liegt durchschnittlich nur noch 200 m hoch und
fällt beim Austritt in die Ebene auf 190 m = 500'. —
NB. Kürzlich, am 1. April 1893, habe ich unter dem
Falkenstein ebenfalls die ersten Tr. palmatus gefunden.
Wolterstor ff.
Die Cregend zwischen Wippra und Ballenstedt.
Nach Dr. A. Smalian - Halle.
Ueber die Fauna des untern Selkethals, der Umgebung
von Ballenstedt und namentlich auch der Hochfläche von
Pansfelde, Molmerswende, Schiele, Wippra, Stangerode ver-
danke ich ferner der Güte des Herrn Dr. Smalian, welcher
alljährlich diese Gegend besucht, werthvolle briefliche
Mittheilungen, welche meine Beobachtungen in dem obern
— 38 —
westlichen Theil des Selkegebiets, bei Neudoif und Harz-
gerode, in willkommenster Weise ergänzen, i)
Den Schlangen, welche ich auf meiner kurzen
Exkursion gar nicht angetroffen habe, hat Smalian be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet.
„ Coronella laevis ist auf dem Ostplateau dos Unter-
harzes tiberall gemein, ich selbst habe sie früher dort oft
gefangen. Tropidonotus natrix kommt im Selkegebiet vor,,
so am schiefen Thalsberg bei Pansfelde und in den gräf-
lichen Steinbrüchen am Falken, von welcher Fundstelle der
Wirth auf dem Falkenstein, Herr Günther, ein ungewö.hn-
lich grosses, 1,25 m langes Exemplar, 1892 gefangen, zeigt.
Vipera herus ist am seltensten, doch habe ich sie am
Lumpenstieg (Weg Ballenstedt — Falkenstein) gefunden. —
Dicht vor der Besitzung Degenershausen, 3 Kim. südlich
Meisdorf, am Weg nach Ermsleben zu, fand ich Jahre hin-
durch obige 3 Schlangen in ein und demselben Loch, aus
welchem Steiugeröll zur Ausbesserung von Wegen ent-
nommen war. Ich besitze die Belegstücke!"
Rana esculenta, sowohl var. tyj^ica als rkUbunda, wurde
von Dr. Smalian nie beobachtet, dagegen ist Bufo vid-
garis auf dem ganzen Plateau sehr häufig, JBufo viridis
hat Smalian mehrfach in wundervollen Exemplaren am
Kohlenschacht bei Ballenstedt gelegentlich geologischer
Untersuchung der alten Halden gefunden. Felobates fuscus^
der bei Aschersleben geraein ist, ist dagegen im Unterharz
noch nicht festgestellt, ebensowenig hat Smalian die
beiden Bomhinator- Arten erspähen können.
„Salamandra macidosa ist selbstredend hier überall
gemein. Von Tritonen wurde Tr. alpestris, taeniatus,
pahnatus beobachtet. Letzterer ist auf dem Plateau (Pans-
felde, Molmerswende, Schielo, Wippra, Stangerode) gemein.
Er kommt dort mit Tr. alpestris vergesellschaftet in allen
1) Für die Zukunft hat mir Herr Dr. Smalian eine zusammen-
fassende Darstellung dieses Gebiets in Aussicht gestellt.
— 39 —
Pfützen auf der devonischen Schieferplatte vor, in Löchern,
welche durch Abbau von Diabas entstanden sind. Am
seltensten, doch nicht fehlend, ist in diesem Gebiet Triton
taeniatus, während Tr. alpestris der gemeinste Triton ist.
Tr. alpestris findet sich auch gelegentlich wohl bei Erms-
leben (also vor dem Gebirge), niemals aber Tr. /ja^jwa^Ms".
Fernere Mittlieilimgen.
In Folgendem suchte ich die gerade für dieses Gebiet
sehr zahlreichen „Eiuzelbeobachtungen" verschiedener Ge-
währsmänner, namentlich über Schlangen aus der Literatur^
dem Fragebogenmaterial zu Blum, Kreuzotter,^) und aus
brieflichen Angaben in Ergänzung der vorhergehenden Ab-
schnitte übersichtlich zusammenzustellen. Ich folgte dabei
dem Kand des Gebirges von Sangerhausen bis Ballenstedt
mit Berücksichtigung der Thäler; nur der Kern des
Plateaus, mit Pansfelde und Harzgerode ward an den
Schluss gestellt, (w.)
Sangerhausen. Um Sangerhausen finden sich:
Lacerta agilis und Coronella laevis (nach frdl. brieflicher
Mittheilung Laue's), Vipera herus ist auf den Vorbergeu
des Harzes, nördlich der Stadt, häufig, namentlich zwischen
Wettlerode und Mehrungen, in der Nähe des Carolus-
schachtes und des Kunstteiches. „Am Kunstteich wurde
vor mehreren Jahren vom Förster Hödler ein Nest von
11 Stück im Winterschlaf beobachtet". (Oberlehrer Laue
und cand. theol. Wenzel in Blum 1888.)
W i p p r a. Vipera herus findet sich bei Wippra nach
Oberförster Armbruster vereinzelt. (Laue in Blum,)
Möllendorf. „Tertianer Mob est hat Ostern 1886
eine Kreuzotter im Neuasseburger Forst, einem Hochwald
mit Unterholz und Lichtungen, in 800' Höhe erschlagen."
') J. Blum. Die Kreuzotter und ihre Verbreitung in Deutsch-
land. Herr Dr. Blum stellte mir freundlichst auch die ausgefüllten
Fr-agebogen behufs Vergleichs zur Verfügung.
— 40 —
Auch bei Piskaborn finden sie sich öfter. (Otto in Blum).
Ueber ihr Vorkommen am Kranichbrunnen siehe unten bei
Eisleben!
Hettstädt bei Mansfeld. Bufo viridis (Rimrod),^)
Quenstedt, Angtiis fragilis, Coronella laevis, Vipera
herus, Rana esculenta (welche Form ?), Rana tcmporariaj
Uyla arhorea, Bufo vulgaris, Salamandra maculosa, Triton
alpestris. Rimrod^). Diese Angaben scheinen mir glaub-
würdig, die übrigen Mittheilungen sind dagegen recht un-
zuverlässig, vor allen der Abschnitt über die Eidechsen,
wo neben Lacerta viridis, muralis noch eine L. cinerea
„träge, mit plattem Kopf, in Kellern" sicher ein Molch,
aufgezählt AverdenÜ Das Vorkommen der Smaragdeidechse
bei Quenstädt, von mir s. Z. mit Zweifel aufgenommen, be-
trachte ich jetzt als unerwiesen, (w.)
"Welsleben. Vipera herus wurde vom stud. phil.
M. Schmidt im Einethal oberhalb Welsleben, nahe Quen-
städt am Harzrand gelegen, in Buschwerk angetroffen.
(Brasack 1886, in Blum, Kreuzotter.)
Selkethal und Ballensted t. 0. Brehm be-
obachtete Lacerta vivipara am Falkenstein^). Anguis fragilis
am Meiseberg bei Ballenstedt (M. Koch). Coronella laevis
im Selkethal häufig (Direetor Dr. Fischer in Blum), bei
Ballenstedt (E. S. in Ws Verzeichniss). Tropidonotus natrix
wird auch von Kl ob er für den Falken, von E. Schulze
(Verzeichniss) für das Selkethal angegeben. — Vipera herus
ist ziemlich häufig, so beobachtete sie Kl ob er zwischen
Alexisbad und Mägdesprung, sowie am Meiseberg, Hahn
auf dem Wege von Ballenstedt nach dem Meiseberg,
Oberlehrer Dr. Wej'he sah Stücke aus der „Nähe des
') Rimrod, Amphibien der Grafschaft Mansfeld und des Ober-
herzogthunis Anhalt-Bernburg. Ber. nat. wiss. Yer. des Harzes 1840/41.
2. Aufl. ] 856, pg. 1 1 ff. Der Bericht ist mir erst jetzt durch die Güte
des Herrn Prof. B 1 a s i u s— Braunschweig zugänglich geworden. (W.)
-) Allg. D. Nth. Ztg., pg. 107 in Schulze Fauna sax.
— 41 —
Hirschteichthals" und aus den „Waldungen hinter dem
Schlossteich" Ballenstedt. Salamandra maculosa am Meise-
berg. (M. K.)
NB. In den letzten Tagen, Anfang April 1893, con-
statirte ich feiner u. a. Lacerta vivijiara und Triton
palmatus am Hirschteich zu Ballenstedt. Wolterstor ff.
Pansfelde und Harzgerode. Coronella laevis bei
Pansfelde (E. S. Verzeichniss). Vipera berus auf dem Plateau
von Harzgerode. (Kl.)
Zusammenfassung.
Im südöstlichen Theil des Harzes wurden mithin sicher
festgestellt:
Lacerta agilis. Erst von Sangerhausen mitgetheilt (Laue),
Lacerta vivipara. Am Frankenteich nahe dem Auer-
berg (w.), am Falkenstein (0. Brehm), am Hirschteich bei
Ballenstedt (W.)^)-
Änguis fragüis. Quenstedt (Eimrod), Meiseberg bei
Ballenstedt (m. K.)-
Coronella laevis. Ueberall gemein, nach Smalian;
specielle Fundorte sind z. B. Gegend von Sangerhausen
(Laue), Quenstädt (ßimrod), Selkethal, bei Ballenstedt,
Degenershausen (Fischer, e. S., Sm.), Pansfelde (e. S.).
Tropidonotus natrix. Seltener zur Beobachtung gelangt,
hunderte: Selkethal, schiefer Thalsberg bei Pansfelde, Fal-
kenstein, Degenershausen (Sm., E. S., Kl.).
Vipera berus. Im ganzen Gebiet verbreitet, bald als
häufiger, bald als vereinzelt bezeichnet: Wettelrode und
Mehrungen bei Sangerhausen (Laue, Wenzel), Wippra
{Armbruster), Neuasseburger Forst bei Möllendorf, Piska-
born, Kranichsbrunnen (Otto), Quenstädt (ßimrod),
Weibsleben (M. Schmidt), im Selkethal zwischen Alexis-
*) Den Eidechsen haben anscheinend in diesem Gebiet keine Be-
obachter besondere Beachtung geschenkt. Daraus erklären sich die
spärlichen Angaben! Rimrod's Mittheilungen sind sehr verworren.
42
bad und Milgdesprung, am Meiseberg, Lumpenstieg, Hirsch-
teich, Schlossteich, Degenershausen(Kl., Hahn, Sin., Weyhe)^
Harzgerode (Kl.)-
liana escnlcnfa typica. Auf dem westlichen Theil des
Plateaus, zwischen dem Auerberg und Harzgerode, in den
grossen Teichen häufig; Frankenteich, Maliniusteich, Faule
Pfützenteich, Drei Nachbarsteich zwischen dem Auerberg
und Strassberg, Birnbaumteich bei Neudorf, die Teiche um
Harzgerode (w.). Für den östlichen Theil des Plateaus stellt
dagegen Sraalian das Vorkommen des Wasserfrosches ent-
schieden in Abrede. Am Harzrande wird Rana esculentq an
geeigneten Orten nirgends fehlen. Doch nur Rimrod giebt
die Art von Quenstädt an, aber welche Form?
Rana tcmjwraria dürfte nirgends fehlen, wird aber nur
von wenigen Gewährsmännern erwähnt. Rimrod giebt die
Art von Quenstädt an; die wenigen „Braunen", welche ich
auf meinen Touren bei Berga, Wippra, am Frankenteich,
Faulen Pfützenteich, im Selkethal unterhalb Mägdesprung
bemerkte, gehörten alle dieser Art an, welcher ich auch die
mehrfach auf dem Plateau beobachteten ^cma- Larven zu-
rechnen möchte.
Bufo vulgaris „auf dem ganzen Plateau häufig''. (Sm.)
Von mir nur im Larvenzustand gefunden. Quenstädt.
Bufo viridis. Bisher nur am Gebirgsrand bei Quen-
städt und Ballenstedt beobachtet.
Hyla arhorea. Quenstädt am Gebirgsrand; bei Neu-
dorf auf dem Plateau.
Salamandra maculosa. In jedem Walde, die Larven
in fast jedem fliessenden Gewässer, z. B. Stolberg, Selke-
thal, auf der Osthälfte des Plateaus.
Triton cristatus ist der seltenste Molch Für das Pla-
teau von Pansfelde und Wippra von Smalian gar nicht
angegeben^), um Neudorf und Harzgerode ziemlich häufig;
^) Rimrod citirt ihn von Tilkerode. Verwechslung mit Tr. tae-
niatus ist jedoch nicht ausgeschlossen.
— 43 —
Fauler Pfützenteich, Viktor- Amadeusteich, Tümpel bei
Harzgerode (w.)«
Triton aJpesfris fehlt im Gebiete fast keinem stehenden
oder langsam fliessenden Gewässer; er findet sich gleich
häufig mit Tr. palmatus wie mit taeniatiis, z. B, am Auer-
berg, im Frankenteich, um Neudorf in den Teichen, im
Selkethal allenthalben, auf dem Plateau von Pausfelde und
Wippra ebenfalls der gemeinste Molch. Nur auf der
waldlosen Hochfläche um Harzgerode vermisste ich ihn in
den 2 freigelegenen Teichen, welche von Tr. taeniafus:
wimmelten.
Triton taeniatus. Um Harzgerode sehr häufig; die in
Wiesengründen belegenen Bergwerksteiche zwischen Harz-
gerode und dem Auerberg enthielten ihn ebenfalls zahlreich ;
im Selkethal, dem Revier des Tr. palmatus, findet man ihn
sehr spärlich. Auf der Osthälfte des Plateaus nach Sma-
lian selten.
Triton palmatus. Wippra (w,), Plateau von Pansfelde
(Sm.), Selkethal (w. u. A.), in der Nähe des Maliniusteiches (w.)
Die Art meidet nach meinen Beobachtungen grosse frei
gelegene Teiche, waldlose Flächen, Immerhin mag sie ab
und zu auch hier sich finden! Feuchte Schluchten, tief ein-
geschnittene Thäler und sumpfige Stellen in waldiger Gegend
sind ihre Lieblingsaufenthaltsorte. Daher findet sie sich
zur Laichzeit, wo der Harz seinem ursprünglichen Charakter
als Waldgebirge treu geblieben ist, allenthalben z. B. in
Tümpeln und Pfützen, besonders wenn sie moderndes Laub
enthalten, und in Altwässern mit trübem oder klarem Wasser;
fehlt dagegen auf dem von Alters her in Kultur stehenden
Plateau von Harz gerode (im eugern Sinn). Triton alpestris
und Tr. p)almatus haben viel Gemeinsames in ihrer Lebens-
weise; letzterer ist jedoch empfindlicher und viel entschiedener
an den Wald gebunden. Der Bergmolch kommt zwar über-
all vor, wo Tr. palmatus auftritt, nicht aber umgekehrt ! —
Die Höhenlage an sich ist dagegen ohne besondere Be-
— 44 —
deutung. Triton palmatus beobachteten wir in unserm Ge-
biet noch in einer Höhe von nur 200 m , bei Schloss
Falkenstein.
Nach dieser Liste sind alle Schlangen, Eidechsen und
Urodelen nicht nur des Harzes, sondern des ganzen Gebiets
unserer Arbeit auch in dem engbegrenzten Räume des „Süd-
Ost" beobachtet. Die eigenartige Zusammensetzung der Anuren-
Fauna dürfte dagegen ein näheres Eingehen schon hier recht-
fertigen. Auffallend ist vor Allem die Artenarmuth. Rana
esculenta ridihunda, Rana arvalis, Relohates fuscus, IJoin-
hinator igneus^ die von mir als Tieflandsformen bezeichneten
Batrachier^) wurden von Smalian und mir auf dem Plateau,
wie anzunehmen, nicht beobachtet ; höchstens Pdohates wäre
vielleicht, am Rande eher wie auf der Höhe, noch zu
finden. Aber es fehlen auch Bufo calamita, Älytes ohste-
tricans und Bombinator pachypus! Bufo calamita ist am
westlichen Harz häufig, wurde aber hier bisher vermisst,
ebenso ist Älytes obstetricans, welche Art bei Grund und
am Südharz (Nordhausen bis Lauterberg) vorkommt und vom
Hohenstein ausdrücklich von Rimrod angegeben wird, östlich
der Tyra weder Rimrod, noch Smalian, noch mir be-
gegnet. Die Art könnte bei ihrer versteckten Lebensweise
übersehen sein, doch verräth sie sich durch ihren Ruf so
leicht, dass sie den zahlreichen Beobachtern in dieser Gegend,
bei einiger Häufigkeit nicht hätte entgehen können. Im
besten Fall mag sie „sehr selten" hier vorkommen. Die
Bergunke, Bomhinator pachypus^ wird in neuerer Zeit ent-
schieden vermisst. Meine Freunde und ich haben doch un-
gezählte Pfützen, Wasserlöcher, kleine Sümpfe, Altwässer
und Gräben abgesucht, in welchen sie z. B. in Thüringen
häufig vorkommt, aber vergebens! Da sie jedoch bereits zu
Frankenhausen am Kyffhäuser beobachtet wurde, mag sie
hier und da als Seltenheit sich finden. Rimrod erwähnt,
') VVolterstorff, geograph. Verbreitung der Amphibien
Deutschlands, insbesondere Württembergs.
— 45 —
offenbar nur vom Hörensagen, einen räthselhaften Frosch-
lurch, den „Eühling", „unten gelblichweiss", welcher unsere
Unke sein könnte.
Die Bergunke dürfte im südöstlichen Harz wie in so
manchen Gegenden Deutschlands fast ausgerottet sein ; dass
sie aber einst in unserem Gebiete nicht fehlte, ist nach
folgender Mittheilung meines Freundes Dr. J. Blaue-
Wolferode nicht unwahrscheinlich gemacht: Bei Pansfelde^
dem „Taubenhain" Bürger's, befindet sich jetzt noch ein
Gewässer, der Unkenteich genannt, den Bürger in dem
Gedichte, „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain", mit den
Worten erwähnt: „Es schleicht ein Flämmchen am ünken-
teich". — Bürger hat die Unke nicht mit anderem Ge-
thier (dem landbewohnenden Älytes oder gar der Ringel-
natter) zusammengeworfen, wie aus „Leonore" erhellt, wo
es von dem schaurigen Geistergesang heisst: „Ihr Ruf
war zu vergleichen dem Unkenruf in Teichen." Vgl.
Brehm, Thierleben. i)
Bei einem anderen Frosche, Mana esculenfa typica, ist
dagegen ein Aussterben auf dem Plateau noch lange nicht
zu befürchten, da er, wenn auch nur auf beschränktem
Räume, in einer ganzen Reihe von Teichen häufig ist. Das
Vorkommen des grünen Teichfrosches in diesem Gebiet, um
Harzgerode und Neudorf, nimmt erhöhtes Interesse in An-
spruch, wenn wir berücksichtigen, dass er sonst im Harze,
abgesehen von einigen Thälern, noch gar nicht nachge-
wiesen ist. Dem Osten des Plateaus, um Pansfelde, geht
er, wie erwähnt, nach Smalian ab, und aus dem ganzen
nordwestlich sich anschliessenden Haupttheil des Harzes
fehlen verbürgte Funde, wie weiter unten noch dargelegt
werden soll. Wahrscheinlich ist er auch im oberen Selke-
') Freilich bleibt unentschieden, \\m welche Unkenart es sich
handelt. Den Spuren der Unke im Unterharz nachzugehen, die letzten
Colonien aufzusuchen und die verstreuten Erinnerungen zu sammeln,
muss künftiger Specialforschung vorbehalten bleiben.
— 46 —
thal, zwischen Strassberg und Günthersberge (420 m), wo
noch mehrere grosse Teiche sich befinlen, verbreitet; viel
weiter aufwärts dürfte das empfindliche Thier, welches
grösserer Gewässer in sonniger und warmer Lage bedarf,
kaum dringen. Meines Erachtens datirt das Auftreten der
Bana esculcnta, welche im Unstrutrieth, dem einstigen ge-
waltigen Sumpfe, gewiss schon längst angesessen ist, in der
Gegend frühestens seit der Einführung des Bergbaues ^)
(im 10. Jahrhundert) und dem gleichzeitigen Eindringen
der Kultur auf die Hochfläche zu Beginn des Mittelalters,
spätestens aber aus dem Beginn des vorigen Jahrhund'erts,
wo eine Neubesiedelung des anhaltinischen Unterharzes und
Wiederaufnahme des Bergbaus stattfand. Vgl. Günther!
Die Grenzen der Verbreitung im Unterharze sind noch zu
«rmitteln, ebenso fehlt bisher jeder Anhalt über den Weg.
auf welchem Rana esculenta einst die Höhen erklommen
hat; im unteren Selkethal und im Wipprathai scheint sie
jetzt nach Smalian's und meinen Beobachtungen zu
fehlen. —
1) Die Teiche im anhaltinischen Unterharz sind grossentheils erst
zu bergmännischen Zwecken angelegt, wie die Sammelteiche des
Oberharzes. Manchen von ihnen dürfte ein hohes Alter zukommen,
nach Koch „vom Bergwerkshaushalt zu Strassberg", herausgegeben
von Kessler, 1810, mit Revierkarte aus dem Jahre 1776 (dem
einzigen mir bekannten Werke, welches überhaupt Nachrichten über die
Bergwerksteiche des Unterharzes, speciell des Strassberger Reviers,
enthält) werden Teiche bereits aus dem Jahre 1712 erwähnt. Die
meisten jetzt vorhandenen Gewässer in der Gegend zwischen Strass-
berg und Neudorf sind schon auf einer alten handschriftlichen Karte
aus den Jahren 1724—46, deren Kenntniss ich , wie jene obigen
Werks, der Güte des Herrn Prof. Reidemeister verdanke, ein-
getragen.
47 —
Die Umgebung von Thale
und Gernrode, mit dem Ramberg und Bodethal.
Von K 1 ö b e r - Quedlinburg.
Im Bo de thale bei Treseburg bis zur Wolfsburg, wo
die Bode zum letzten Male das Gebirge berührt, um in öst-
licher Kichtung in die Ebene zu treten, sind Kreuzottern
Torhanden. In der Nähe der Actienbrauerei und der Blech-
hütte, die noch diesseit der Wolfsburg liegen, habe ich zu
verschiedenen Malen, zuletzt 1891, Trop. natrix gefunden,
desgleichen früher in einem kleinen Seitenthal hinter der
Wolfsburg.
Das Steinbachsthal, welches südlich von Zehnpfund's
Hotel beginnt, steigt steil an. Es wird von dem kleinen
reissenden Steinbach durchflössen, dessen Ufer mit Laub-
und allerlei Buschwerk und Farn bewachsen sind. In den
siebziger Jahren habe ich hier öfter Vipera herus gefangen.
Oben, wo das Thal aufhört, beginnt rechts vom Wege
das Plateau vom Hexentauzplatz und links das von der
Georgshöhe. Auf diesem letzteren Granitplateau, welches zu-
meist mit Laubwald bedeckt ist, giebt es viel Vip. herus,
Lacertavivivara, Änguis fragiUs ; auch habe ich Triton alpestris
zuweilen gefunden. Die Kreuzottern fand ich häufig unter
Laub, welches die Fahrgleise bedeckte, unter grossen Steinen,
und zu Mittag und Nachmittags auf Wegen und an lichten
Waldstellen sich sonnend. Noch häufiger traf ich Kreuzottern
bei aufgeschichteten Wasen an, mit denen sie häufig bis ins
nächste Dorf, jt sogar bis Quedlinburg gelangten. In
Neinstedt habe ich selbst 2 Mal vor dem Gasthause, wo
der mit Wasen beladene Wagen hielt, Kreuzottern von der
Deichsel fallen sehen. Ebenso in Quedlinburg, wo eine
Kreuzotter von einer Mauer herabfiel, an welcher die Wasen
aufgeschichtet waren. Auch die Käthen suchen dieselben sehr
gern auf; verlassene Steinbrüche sind ebenfalls Lieblingsorte.
— 4« —
Wendet man sich vom Aussichtsthurm der Georgs-
höhe südlich, so gelangt man ins Wurmthal. Zu beiden
Seiten von Granitmassen eingeschlossen , verengt sich
das Thal namentlich zwischen den Sommer- und Winter-
klippen. Beide Thalhänge sind mit Laubwald bedeckt und
namentlich auf der rechten Seite, wo sich die Lauen bürg
(384 m) beiindet, sind die Abhänge reichlich mit Heidel-
beeren, Heidekraut und Brorabeergesträuch bewachsen. Hier
ist der Lieblingsaufenthalt der Vipera herus und Coronella
zu suchen. Auf der Lauen bürg selbst und ihrem Süd-
abhange habe ich Coronella noch nicht gefunden, sondern
nur am Nordabhange im Wurmthale, wo ich auch am Rande
der Wiese Hyla arhorea auf dem Gebüsch fing. Sonst
findet man Lacerta vivipara und Änguis fragiUs an den Ab-
hängen ziemlich häufig; nach Regen auch viel Salamatidra
maculosa.
Der Wurmbach, welcher sich in diesem Thale über
grosse und kleine Granitblöcke stürzt, bildet, ähnlich wie die
Dse, bei reichlichem Wasser schöne Wasserfälle bis Stecklen-
berg. Von hier fliesst der Bach in grossem Bogen am Ab-
hänge des Lindenberges und Westabhange des durch seine
schöne Flora bekannten Münch eher ges (260 m), auf dessen
Nord- und Südabhange ich jedes Jahr die Coronella fand,
vorüber, um in wenigen Minuten nördlich von Neinstedt in
die Bode zu münden.
Das kalte Thal bei Suderode.
Wer von Friedrichsbrunn (560 m) nach Suderode (198 m)
wandern will, benutze die schöne Chaussee, welche den Namen
„die Kais er Strasse" führt, weil sie, zwischen Laub- und
Nadelwald durch das kalte Thal führend, schöne Aussichts-
punkte gewährt; zu beiden Seiten ist auch hier Granit das
vorherrschende Gestein, dem sich vor Suderode hercynischer
Schiefer und Diabas zugesellen. Auf der rechten Seite
49
dieser Chaussee fiiesst der Quarmbach. Da, wo der von
der Lauenburg nach der Victorshöhe führende Fussweg die
Chaussee schneidet, findet sich auf dieser Seite häufig
sumpfiges Terrain. In diesem Thale sind Vip. herus, La-
certa vivipara, Anguisfragilis, Rana esculenta und temporaria,
JBufo vulgaris, Eyla arhorea, Salamandra maculosa, Triton
alpestris und 2)ctlmatus vorhanden. Bei der „Neuen Schenke",
einem Eorsthause, welches 15 Minuten in westlicher Richtung
von Suderode entfernt ist, findet man ebenfalls Vipera herus,
Lac. vivipara wnd Änguis fragilis; desgleichen an dem von
hier nach der Lauenburg führenden Wege zwischen Haide-
kraut und gemischtem Unterholz.
Von Suderode über der Schwedderberg gelangt man in
das bei Gernrode (224 m) mündende Hagenthal, welches
sein Wasser aus dem Neuen Teiche erhält. In diesem
Thale habe ich Vipera herus, Lacerta agilis, Bana tenipo-
raria, Eyla arhorea, Triton palmatus und Salamandra
macidosa gefunden.
Südöstlich von Gernrode befindet sich der Heiligen-
teich mit dem Ostergrund, in welchem ebenfalls Vip. herus
und Mana temporaria vorkommen.
Zwischen Thale und Gernrode wurden mithin beobachtet:
Lacerta vivipara. Steinbachsthal bei Thale, Wurmthal
bei Stecklenberg , Kaltethal, Forsthaus Neue Schenke
Hagenthal.
Anguis fragilis. Steinbachsthal, Wurmthal, Kaltethal,
Forsthaus Neue Schenke. Auch am Müncheberg von
E. Schulze (Fauna sa^forncö^, beobachtet.
Coronella laevis. Wurmthal, Müncheberg bei Neinstedt.
Tropidonotus natrix. Bodethal zwischen Actienbrauerei
und Wolfsburg.
Vipera herus. Bodethal, Steinbachsthal, Georgshöhe,
Wurmthal, Kaltethal, Forsthaus Neue Schenke.
Bana escidenta. Kaltethal.
Bana temporaria, z. B, Kaltethal, Hagenthal, Ostergrund
4
50
Bufo vulgaris. Kaltethal.
Hyla arhorea. Wurmthal, Kaltethal, Hagenthal.
Salamandra maculosa z. B. Kaltethal, Hagenthal,
Wurrathal.
Triton alpestris z. B. Steinbachsthal, Georgshöhe»
Kaltethal.
Triton palmatus. Kaltethal, Hagenthal.
Quedlinburg, Februar 1893.
Anmerkung: lieber die Schlangen liegen mir noch
folgende Angaben vor, welche ich zur Erhärtung beifüge,
(Vorlauf. Verzeichniss) : CoroneUa laevis Gernrode (Brey),
Wurmthal bei Stecklenberg, Rosstrappe (e. S.). Tropido-
notus natrix Bodethal, Treseburg (e. S.). Vijiera herus
zwischen der Georgshöhe und Lauenburg (W. Ebeling),
Ferner theilt mir M. Kreyenberg das Vorkommen
der CoroneUa laevis und Vipera herus am preussischeu Saal-
stein im Kalteuthal mit, 0. Goldfuss beobachtete Triton
alpestris am Abstieg vom Hexentanzplatz ins Bodethal;
von Frl. Lutter erhielt unser Museum ein Exemplar von
Salamandra maculosa aus dem Bodekessel, mit ganz blassen,
schmalen Längsstreifen; dasselbe könnte aber verschleppt
sein, da das Terrain nach Kl ob er hier für die Art un-
günstig ist. Kommtauch nach Riehm (vorläuf. Verzeichn.)
bei Thale und nach 0. Goldfuss speciell im Steinbachs-
thal vor. Ob Bufo viridis, ferner Pelohates fuscus und noch
ein oder die andere Tieflaudsform in das Gebiet, wenigstens
an die Vorberge und den Harzrand vordringen, bedarf noch
der Feststellung, Auch die Varietät von Rana esculenfa
— jedenfalls tt/2).! — ist noch nicht untersucht. Triton
taeniatus und Tr. cristatus werden sich hier auch noch
finden. — Bufo calamita, Bonibinator pachypus und Älytes
wurden, wie im südlichen Selkeplateau, vermisst. (w.)
— 51 —
Blankenbnrg (Harz), i)
Von W. Wolterstorff.
lieber die Amphibien und Keptilien der Umgebung des
malerisch gelegenen Blankenburg sind mir von ver-
schiedenen Seiten eingehende Mittheilungen zugegangen,
welche beweisen, wie der Wechsel der Landschaft auch in
der Fauna sich wiederspiegelt.
Blankenburg liegt in einem nach Norden geöffneten
Thalkessel 234 m hoch, hart am Fuss des eigentlichen
Harzgebirges. Ueber die Stadt erhebt sich neben dem
Schlossberg im Osten der aus Diabas bestehende Ziegen-
kopf (429 m), während auf der Westseite die Teufelsmauer
und der Heidelberg (Höhe ca. 295 m), langgestreckte Sand-
steinrücken des Senons, des obersten Gliedes der Kreide-
formation, dem Rand des Gebirges parallel nach Thale zu
verlaufen. Die auffallendste topographische Erscheinung
bietet jedoch der Regenstein dar, eine Sandsteinklippe, eben-
falls senonen Alters, eine natürliche Warte, welche eine
halbe Stunde nördlich von Blankenburg schroff zu 295 m
emporsteigt. Seine der Ebene, gegen Nordwest, zugekehrte
Seite fällt jählings 75 m in die Tiefe hinab. — Wandert
man von Blankenburg den Nordabfall des Gebirges entlang,
so trifft man bald auf Kloster Michaelstein. Ihm ist ein
Muschelkalkzug vorgelagert, an dessen Hang sich weiter
nördlich Heimburg anlehnt. — Teufelsraauer, Regenstein,
Heimburg gehören demnach, geologisch genommen, nicht
mehr zum eigentlichen Harze; auch ihre Fauna weicht von
der des Gebirges etwas ab, allerdings mehr ihrer Trocken-
heit halber. Die ebene, waldlose Strecke zwischen Blanken-
burg, Heimburg und Regenstein endlich ist gleichsam nur
1) Zu meinem Leidwesen gelang es mir nicht, einen meiner Herrn
Mitarbeiter für eine zusammenfassende Darstellung der Fauna
Blaukenburgs zu gewinnen; da ich selbst die Gegend nicht aus
eigner Anschauung kenne, stützen sich die folgenden Angaben nur
auf gelegentliche Bemerkungen und die Literatur. Leider steht mir
für Bl. auch keine geologische Specialkarte zu Gebote.
4*
— 52 —
eine Tieflandsbucht; es darf uns daher nicht Wunder-
nehmen, wenn wir hier so manchem Thiere begegnen,
welches sonst der Tiefebene angehört.
Nach G eitel -Wolfenbüttel, welcher im Jahre 1881
als Erster eine kurze Liste der Blankenburger Kriechthier-
Fauna giebt,*) finden sich in der Umgegend Lacerta agilis
und viv'qMra, erstere auf die Vorberge und Abhänge des
Harzes angewiesen, letztere das Gebirge bewohnend. Anguis
fragilis ist sehr häufig. Tropidonotus natrix und CoroneUa
laevis kommen vor, die Kreuzotter scheint dagegen in der
nächsten Umgebung — bis zum Bodethal — zu fehlen. Von
Amphibien sind Rana esculenta, tem2)oraria, Bufo vulgaris
allgemein verbreitet, Bufo viridis ist nicht selten im Teich
der Schwimmanstalt, Hyla arhorea kommt sehr häufig vor;
Bomh'mator und Älytes wurden nicht beobachtet, dagegen
folgende Molche: Sdlamandra maculosa, Triton cristatus^
alpestris, taeniafus; sehr wahrscheinlich ist auch das Vor-
kommen von Triton palmatus. Wie mir Herr Gj'mnasial-
lehrer G eitel brieflich des Weiteren mittheilt, hat er Tr.jyal-
matus s. Z. als Schüler, also schon vor längeren Jahren, bei
Blankenburg gleich nach der Schneeschmelze gefangen.
Ueber die Fauna der einzelnen Oertlichkeiten liegen.
mir die folgenden Mittheilungen aus den letzten Jahren vor,
Badeteich bei Blankenburg. „Meine Wohnung
liegt insofern günstig, als dieselbe unmittelbar au dem
Badeteich sich befindet und auf der angrenzenden Wiese
durch Stauwasser ein Sumpf gebildet ist. Hier findet sich
Bana esculenta in grosser Menge, ist aber so scheu, dass-
es mir noch nicht gelaug, auch nur ein Stück zu erbeuten.
Vor einigen Abenden hatte ich das Glück, 2 Stück von
den Trrrrr singenden Kröten zu fangen, welche sich als
zwei liebessehnsttchtige Bufo viridis $ erwiesen; mehr von
den vorhandenen 6 — 8 Individuen zu erhaschen gelang mir
nicht. Die Laubfrösche, Byla arhorea, lassen täglich zu
hunderten dort ihre Lieder erschallen. Auch ein Pelohates^
*) Jahresbericht d. Naturwiss, Ver. Braunschweig 1880/81, pg. 71.
— ö6 —
fusciis wurde gestern Mittag am Badeteich auf dem.
Trockenen gefangen. Triton cristatus ist im Wasser spar-
sam, Tr. taeniafus gemein." V. v. K., 5. Juni 1888. Der
anscheinend ziemlich frei gelegene Teich enthält hier-
nach kein einziges ausschliessliches Gebirgsthier ; Pelolates
fuscMS ist sogar Tieflandsform, ob unter R. esculenta auch
die Varietät ridihunda sich befindet, ist aus Mangel an
Belegstücken nicht zu entscheiden.
Sägemühlenteich. Anders ist die Fauna des
Sägemühlenteichs, der über Blankenburg am Hang des
Ziegeukopfes, hinter dem Schieferberg, liegt und auf dem
Tussweg nach Hüttenrode erreicht wird. In ihm sind nach
Mittheilung V. v. Koch's (Juni 1888) Triton alj^estris und
taeniatus gemein, auch Tr. palmatus wurde in einem t) sicher
konstatirt. Das Vorkommen des Triton pahnatus bestätigt
auch Kl ob er. Im Sägemühlenteieh und in seiner Umgebung,
dem Sägemühlenthal ist ferner Tropidonotus natrix häufig,
wie mir v. Koch (1888), W. Henneberg (1891) und
Klub er übereinstimmend berichten. Auch Coronella laevis
glaubt V. Koch um den Sägemühlenteich gesehen zu haben.
Im Klostergrund, dem bewaldeten Thal, welches
beim Kloster Michaelstein sich in die Ebene öffnet, wurde
Triton palmatus 1891 unter Baumrinde gesehen (W.
Henneberg).
Münkmühlenteich. „Bei Kloster Michaelstein be-
finden sich mehrere grössere Teiche, welche zur Forellen-
zucht benutzt werden. In einem derselben, dem Mönk-
niühlenteich (Mönchemühlenteich), unterhalb des Klosters
am Gebirgsrand gelegen, dessen Abfluss sich in den Gold-
bach ergiesst, war Bana esculenta var. ridihunda sehr ge-
mein in grossen Stücken. Unter diesen gelang es mir
nicht, var. typica festzustellen." W. Henne b er g 1891.
(B. M.!)
Dreckthal. Das Dreckthal, durch welches die Strasse
von Heimburg nach Elbingerode aufwärts führt, ist ähnlich
— 54 —
wie der Klostergrund ein schmales, bewaldetes Thal, durch-
flössen vom Teufelsbach. Nicht weit von seinem Ausgang
bei Heimburg beobachtete W. Henueberg Triton palmatus
(B, M.) und alpestris mehrmals.
Heidelberg und Teufelsmauer. Verfolgen wir
nunmehr die Fauna der vorgelagerten Sandsteinfelsen, so
sind vom Heidelberg und Teufelsmauer nur Lacerta agilis
(V. V, K., Kl.) — deren grosse, lebhaft grün gefärbte 5 hier
oft mit L. viridis verwechselt wurden — und Coronella
laevis (W. H., Kl.), anzuführen. Dagegen wurde am vielbe-
suchten Regenstein Lacerta agilis von V. v. Ko'ch.,
Klöber, Sehe ff 1er i), Anguis fragilis (z. B. v. S c h e f f 1 e r)
beobachtet. Coronella laevis „wurde 1891 unweit vom
Eegenstein auf einer grösseren Heidefläche beim Ausroden
des Heidekrautes häufig von den Arbeitern erschlagen. Es
waren z. Th. sehr grosse Stücke." (w. H.) Auch E. Schulze
theilte mir ihr Vorkommen am Regenstein mit. Nach An-
gabe des sonst zuverlässigen Klöber und Dr. Wedde's
(in Blum, Kreuzotter) soll hier auch Vipera herus vor-
kommen, doch dürfte in diesem Fall eine Verwechslung mit
Cor. laevis untergelaufen sein, da die Viper solch trocknen
Boden nicht liebt. Aus dem gleichen Grunde ist mir
das Vorkommen von Troj). natrix (Scheffler) hier nickt
gewiss. V. V. Koch hörte JB«</o r/r?VZ/s in einem fliessenden
Graben unterhalb des Regensteins rufen (wohl Goldbach!),
und W. Henneberg fand in einem Kartoffelfeld dicht
am Goldbach mehrere Exemplare von Felobates fuscus.
Für die ganze Gegend von Blaukenburg und Heimburg
giebt mir W. Henneberg ferner Bana temporaria als
sehr häufig an, sowohl im eigentlichen Gebirge als auch
an seinem Rande. Lacerta agilis und vivipara wurden von
ihm am Rand des Gebirges theils zusammen, theils getrennt
angetroffen. V, v. Koch macht mich noch auf die sehr
1) In Steinhoff, der Regenstein, Blankenburg 1883, pag. 94.
— DO —
verschiedene Zeichnung der Blankenburger Exemplare von
Salamandra maculosa aufmerksam.
Bei Blankenburg wurden mithin sicher festgestellt:
1) im Gebirge und an seinem Rande:
Lacerta agilis „an den Abhängen des Gebirges" (G eitel,
W. H.)
Lacerta vivipara. Im Gebirge (G eitel), auch am Gebirgs-
rande. (W. H.)
Anguis fragilis (G eitel).
Coronella laevis am Sägemühlenteich (v. v. K.) und sonst
(G eitel).
Tropidonotus natrix. Sägemühlenteich (v. v. K., W. H., Kl.)
jRana escidenta var.? Badeteich, (v. v. K.)
„ „ var. ridibunda. Mönkmühlenteich bei Michael-
stein. (W. H.)
„ temporaria im Harz sowie am Gebirgsrande. (W. H.)
Bufo vulgaris (nach G eitel).
„ viridis, Badeteich. (G eitel, v. v. K.).
Eyla arhorea, Badeteich (V. v. K.).
Felobates fiiscus, Badeteich (V. v. K.).
Salamandra macidosa (nach G eitel und v. v. K.).
Triton cristatus, Badeteich (V. v. K.).
„ alpestris, Sägemühlenteich (v. v. K.), Dreckthal (W. H.).
„ taeniatus, Badeteich, Sägemühlenteich (v. v. K.).
„ palmatiis, Sägemühlenteich (v. v. K., Kl.), Kloster-
grund, Dreckthal. (W. H.)
Ob und wo Rana escidenta tyjjica um Blankenburg
sich befindet, bedarf noch der Feststellung. Im Uebrigen
decken sich die Mittheilungen der neuern Sammler voll-
kommen mit der Liste G eitel' s, welche auf Beobachtungen
der Jahre 1869 — 74 fussen. Es scheint daher seit jener
Zeit keine Aenderung in der Eauna Blankenburgs ein-
getreten zu sein und sind anderseits schwerlich Arten über-
sehen worden!
— 56 —
2) Im Gebiet des Senon- Sandsteins.
Laccria agilis, Heidelberg, Teufelsmauer, Regenstein (Oranes),
Ängiiis fragilis, wohl allenthalben, z. B. Kegenstein
(Scheffler).
Coronella laevis, Heidelberg, Eegenstein. (w. H., E. S.)
Bufo viridis, am Regenstein, (v. v. K.)
Pelobaies fiiscus, am Regenstein, (w. H.)
Noch manche Amphibien werden hier vorkommen,
Mana temporaria und Bufo vulgaris fehlen gewiss nicht!
Zum Verständniss der Verbreitung der Reptilien auf
diesen Klippen bedarf es noch des Vergleichs mit. der
Fauna der weiter vorgeschobenen Höhenzüge um Halber-
stadt und Quedlinburg, (siehe unter „Vorland e''), wo die
Reptilienfauna des gesammten Kreidesandsteingebiets nörd-
lich vom Harz im Zusammenhang geschildert werden soll.
Rückblick auf den Unterliarz.
In dem ganzen hier betrachteten Gebiet des Unter-
harzes sind bisher folgende Reptilien und Amphibien fest-
gestellt: 1)
Lacerfa agilis , vivipara; Anguis fragilis;
Coronella laevis; Tropidonotiis natrix; Vipcra
her US ; Bana escidenta typica, escidenta ridibunda, tempo-
raria; Bufo vulgaris, viridis; Byla arhorea; Pelo-
hates fuscus; Salamandra mactilosa; Triton cristatus,
alpestris, taeniatus, palmatus. Von diesen sind
Lacerta agilis, Bufo viridis anscheinend auf die Vorberge
beschränkt, Bana escidenta ridibunda, Pelohates fuscus
werden nur vor dem Gebirge angetroffen, üeber die Ver-
breitung von Bana esculenta typtica, Hyla arhorea und
Triton cristatus sind wir noch nicht vollständig uutemchtet,
sie sind jedoch bereits von mehreren Punkten des Plateaus
(bei Harzgerode) und vom Gebirgsrand nachgewiesen. Die
') Wiederholung der einzelnen Fundortsangaben unterlasse ich
hier! Ein Verzeichniss der Fundorte der wichtigeren Thiere siehe
am Schluss des Abschnittes „Harz".
— 07 —
■übrigen 11 Arten finden sich im ganzen Unterharz; wo sie
noch nicht beobachtet wurden, werden sie nur übersehen
sein, falls nicht rein locale Verhältnisse ihr Fehlen bedingen.
Auf das Fehleu von Biifo calamita, Bomhinafor pachypus
und AJytes obstetricans, 3 Charakterthieren des westlichen
Harzrandes, Leine- und Weserberglandes, im östlichen
Unterharz habe ich schon oben bei „Südost" hingewiesen.
Der nordwestliche Harz (Oberharz).
Von W. Wolterstorff.
Im Gebiete des nordwestlichen Harzes haben wir vor
Allem die Hochfläche von Klausthal oder die Hochebene
des Westharzes ^) deren westlicher Band früher als Vorharz
bezeichnet wurde, und das Brockengebirge zu unterscheiden.
Die Grenzen der Hochebene des Westharzes, welche
durchschnittlich 600 (genau 585) m Höhe besitzt, sind sehr
scharf ausgesprochen. Der nördliche, durch die Ortschaften
Harzburg, Oker, Goslar, Langeisheim und Neukrug bei
Hochausen bezeichnete Abfall ist besonders bei Goslar sehr
steil. Im Westen bildet ein flaches Thal von etwa
700' = 264 m Höhe, in welchem die Orte Neukrug,
Seesen, Münchehof, Gittelde, Osterode liegen, die Grenze,
im Osten erhebt sich wie eine langgestreckte Mauer die
Kette des Ackers und Bruchberges, die Hochebene um ca.
300 m überragend.
Unter den Gewässern der Hochebene des Westharzes
ist das wichtigste die Innerste, der eigentliche Fluss des
Klausthaler Hochplateaus, welche ihren Ursprung in den
Bergwerksteichen südöstlich von Klausthal, bei Buntenbock
nimmt. Ihr Thal bildet Anfangs nur eine schwache
Senkung, erst unterhalb des Prinzenteiches prägt es sich
schärfer aus, aber von der Klausthaler Silberhütte an
*) Veigl. V. Groddeck, dessen trefflicher Schilderung ich hier
fast wörtlich gefolgt bin, und Günther !
— 58 —
durchfurcht sie das Plateau in einer tiefeingeschnittenen^
von hohen Bergen überragten Schlucht, welche nur einem
schmalen Wiesengrunde Raum lässt, süd- nördlich, immer
dem westlichen Gebirgsrand parallel, verläuft und von diesem
durch einen höchstens 3 Kim. breiten Gebirgsrücken ge-
trennt ist. Dieser Gebirgsrücken gehört unzweifelhaft zum
Plateau von Klausthal, da seine Höhe mit der des östlichen
Innerste-Ufers tibereinstimmt. Bemerk enswerth ist, dass die-
Höhen des Plateaus dem Lauf der Innerste entgegen von
Süd nach Nord ansteigen. Die höchsten Punkte liegen im
Norden, wo sich zwischen Oker und Goslar der Ramraels-
herg (623 m), der Kahleberg (762 m), Bocksberg (725 m)
erheben. —
Durch die Massen von Schlamm und Bleitheilchen^
welche die bei ihrem starken Gefäll zum Betriebe zahl-
reicher Hüttenwerke benutzte Innerste mit sich führt, Avird
ihr Wasser aber von der Silberhütte ab für Menschen und
Thiere ungeniessbar, selbst die wenigen Fische, welche sich,
hineinwagen, verlieren Glanz und Farbe. (Günther.) Doch,
ist zu bemerken, dass zahlreiche Altwässer und kleine
Sümpfe neben dem Flussbett, erstere den Fischen, letztere-
den Amphibien, die Bedingungen zum Leben darbieten.
„Während an den Gebirgsrändem bei Osterode, Seesen,.
Goslar Ackerbau getrieben wird und die Landschaft den
mannigfaltigen Laubschmuck trägt, der ihr ein fröhliches
Aussehen ertheilt, sind auf dem Hochplateau von Klausthal
hauptsächlich ernste Tannenwälder und Wiesen zu finden»
deren Einförmigkeit durch viele künstlich angelegte Teiche
(zur Ansammlung der Betriebswasser für den Bergbau)
und durch schöne Bergformen gemildert wird." v. Groddeck.
Der Bergrücken des Ackers und Bruchbergs, die einzige
längere Bergkette im Harz, verläuft, zwischen Osterode und
Herzberg beginnend, von Südwest nach Nordost bis in die
Gegend von Altenau. Der höchste Punkt ist die Wolfs-
warte (923 m).
— 59 —
„Das im Wesentlichen aus Granit bestehende Brocken-
gebirge legt sich in nordöstlicher Eichtung an den Bruch-
berg an. Wir rechnen zum Brockengebirge nicht allein
den Brocken (1141 m) mit den ihm zunächst liegenden
Bergen, sondern auch die sich an seinen Fuss schliessenden
Hochebenen und die letztere begrenzenden hohen Berge.
Der Brocken steigt im Norden, von Ilsenburg aus, gleich-
massig an und gewährt von hier aus den imposantesten
Anblick." v. Gr od deck. Im Westen und Südwesten da-
gegen legen sich öde Hochebenen an denselben und den
Königsberg; vor Allem das Brockenfeld, die höchste der
Terrassen des Harzgebirges, „welches von den Höhen des
Sonnenberges, Kehberges, der Achtermannshöhe, dem Wurm-
berg und der Gruppe des Brockengebirges eingeschlossen
wird. Dasselbe ist ein ödes Torf- und Moorlager und
gleicht einem Becken, aus welchem durch enge, bald tief
ins Gebirge einschneidende Thäler nach allen Seiten sich die
Gewässer ergiessen." Leicher. Die mittlere Höhe beträgt 817 m.
„Der Nordostabhang des Brockengebirges, welcher steil
gegen die Hohne-Ebene von Elbingerode abfällt, zeigt einen
sehr wilden Charakter, derselbe spricht sich am deutlichsten
in den Hohneklippen aus." v. Groddeck
Anders wie bei Klausthal ist die Landschaft an den
Höhen des Bruchbergs. „Hier trägt der von Torfmooren
bedeckte Boden eine starre, vom Winde unbewegliche
Pflanzendecke aus steifen Binsen und Gräsern, Heide- und
Heidelbeersträuchern , oder ausgedehnte, einsame Tannen^
Wälder."
Zum Oberharz rechnet man noch „das zerklüftete
Dreick von Andreasberg", südlich vom Bruchberg. „Ganz
gegen den Charakter des Harzes zeigt sich hier auch nicht
einmal ein Ansatz zur Plateaubildung, aus tief einge-
schnittenen Thälern steigt man 200—250 m hoch auf
schmale Bergrücken oder abgerundete Kegel und wieder
herab in ein schluchtenartiges Thal." Günther.
— GO —
Nach Höhenlage und Klima haben wir im nordwest-
lichen Harz 3 Regionen zu unterscheiden, die Vorstufe (die
Vorlande, den Vorharz z. Th.), die Hochflüche und das
Brockengebirge. Zur Vorstufe sind auch die tief einge-
schnittenen Thäler zu rechnen. — Aber es macht sich noch
ein anderes, rein thiergeographisches Moment geltend. Das
Harzplateau bildet, allem Anschein nach, die Scheide
zwischen „östlichen" und „westlichen Formen", mehrere der
interessantesten Amphibien des Westrandes sind am Nord-
ostrand, östlich von Oker und Goslar, nicht mehr nachge-
wiesen, Ahjtes scheint schon bei Neukrug seine Grenze zu
erreichen, üeberhaupt ist der Nordostrand verhältniss-
mässig artenarm, es macht sich ein allmählicher Uebergang
zum Südostharz bemerkbar. Ich theile daher das ganze
Gebiet herpetologisch in den Nordraud von Wernigerode
bis Neukrug, mit dem Innerstethal; das Hochplateau; das
Brockengebiet, den Westrand oder Vorharz.
Aus allen diesen Gegenden liegen zahlreiche Be-
obachtungen, ExcuTsionsberichte und auch zwei Zusammen-
stellungen aus der altern Literatur vor. Gerade dies er-
schwert die üebersichtlichkeit, denn in den einzelnen Be-
richten und Listen lassen sich nicht immer die einzelnen,
weniger durch räumliche Entfernung als die Höhenlage ge-
schiedenen Faunengebiete auseinanderhalten. Abweichend
von dem bei Besprechung des Südostharzes beobachteten
Verfahren stelle ich daher hier zunächst alle Berichte mög-
lichst in obiger Keihenfolge zusammen, dann erst folgen
1) die Kesultate über die einzelnen Theile, 2) die Zu-
sammenfassung der Ergebnisse über den gesammten Nord-
westharz.
I. Beobachtungen.
a. Die Fauna des Oberharzes und Vorharzes um 1830.
W. Saxesen, Lehrer zu Klausthal, hat in Zimmer-
mann^) und später im Nachtrag zum Verzeichnisse der
1) Das Harzgebirge. Darmstadt, 1834, pag. 230—231.
61
Säugethiere, Vögel etc.^) Listen der im Ober- und Vor-
liarz vorkommenden Keptiiien und Amphibien gebracht.
Ich gebe im Folgenden die 2. Liste aus dem Jahre 1841
wörtlich wieder, füge aber in Klammern einige ergänzende
resp. abweichende Angaben der älteren Veröffentlichung bei:
Lacerta agiUs. Am Vorharze.
L. crocea s. vivipara, besonders am Oberharze, wo
L. agilis ganz zu fehlen scheint.
Änguis fragüis. Am Vorharze häufig.
Vipera herus, am Oberharze. (Am Vorharz, jedoch
nicht sehr häufig.)
Coluber natrix /= Tropidonotus natrix] am Vorharz in
den Thälern (auf den Höhen des Oberharzes gar nicht,,
in den Thälern z. B. bei Kammschlacken selten, häufiger
am Vorharz).
Hyla viridis [=IIyla arborea], (Einzeln auch am Ober-
harz, bei Klausthal in den Gärten.)
Bana escidenta. (Am Vorharz, sehr selten am Ober?
harz, z. B. bei Klausthal.)
Fuina temporaria. (Am ganzen Harz.)
Bomhinator igneus [^^pachypus] . (Nur im Vorharz.)
Rana s. Pelohatus fuscus scheint am Oberharz ganz
zu fehlen.
Bafo cinereus [^vulgaris]. (Am ganzen Harz.)
Biifo calamita. (Einzeln am Oberharz.) — Bufo vari-
abilis s. viridis und ohstefricans scheinen am westlichen
Harze ganz zu fehlen.
Salantandra maculata. Am Oberharze. (Am ganzen
Harze.)
Triton cdpestris. Am Vorharze selten, auf dem Ober-
harze sehr häufig.
Triton taeniatus s. pundatus s. palustris L. Am Ver-
harze und Oberharze.
Triton cristatus s. lacustris L., nur am Vorharze.
^) Ber. naturwisB. Ver. Harz 1840/41, 2. Aufl. 1856, pag. 19.
— 62 —
Diese Mittheilungen fussen anscheinend auf sorgfältigen
Beobachtungen und sind ungeachtet ihrer Kürze und ein-
zelner Unklarheiten noch heute werthyoll. Die Angaben
über die Kreuzottern widersprechen sich. Vermuthlich hat
Saxesen von 1834 — 40 noch Ottern vom Oberharz kennen
gelernt. — Bcma esculenta dürfte sich nur ausnahmsweise
in die Höhe verirrt haben.
Ob Saxesen die Bergunke, welche er 1834 nur vom
Vorharz angegeben hat, nachträglich auch in der Höhe
gefunden hat, bleibt unklar. — Unter Tr. taeniatus s.
palustris ist wohl auch Tr. palmatus inbegriffen. Ähjtes
am Westrande des Gebirges (Grund!) ist übersehen, im
Uebrigen enthält das Verzeichniss bereits alle Arten,
welche wir aus dem westlichen Harz kennen.
Wichtig sind die Bemerkungen über das Fehlen von
Bufo viridis, Pelohates fuscus und Triton crisiatus auf dem
Oberharz,
b. Der Nordrand des Gebirges und seine Thäler.
Wernigerode. Lacerta vivipara (Prof. O.Taschen-
berg, M. K.).
Anguis fragilis. (M. K.)
Vipera herus nicht selten, steigt bis 500 m, soweit
meine Erfahrung reicht. Prof. Hertz er, in Blum. Im
Wolfsholz (Schröder, in E. S., Fauna Saxonica).
Salamandra maculosa. A. Goldfuss, M.Koch z. B.
im Christianenthal, W. Henneberg.
Max Koch fand April 1884 Triton aJpcstris, taeniatus,
palmatus gemeinsam in einem Tümpel im Thiergarten.
Ilsenburg. Lacerta vivipara, Anguis fragilis an der
Plessburg. (m. K.)
Salamandra maculosa. A. Goldfuss.
Mana temporaria. B r e d d i n.
— 63 —
Von Oker nach Cfoslar.
Von W. Wolterstorff.
Im Jahre 1887 betheiligte ich mich an einer geolo-
gischen Exciirsion, welche Herr Prof. v. Fritsch-Halle
in den nördlichen Harz veranstaltete. Nur an einem Tage,
dem 10. Juli, bot sich Gelegenheit zu einigen herpetolo-
gischen Beobachtungen, i) Die kleine Tour führte uns von
Oker nach Unterschulenburg und von hier, das Bramkethal
aufwärts, zum Dickenkopf, einem Ausläufer des Hoch-
plateaus, sodann herunter zum Osterfeld und nach Goslar.
Bei trüber, regnerischer Witterung, welche in den Morgen-
stunden herrschte — später hellte sich das Wetter auf —
wurde Salamandra maculosa nahe Oker angetroffen. Uana
iemporaria fand sich am Weg nach Unterschulenburg ziem-
lich häufig; am „Dickenkopf" über Goslar beobachtete ich
Triton aJpestris. Die geologische Besichtigung des Oster-
feldes, welches schon vor dem Gebirge liegt, und grossen-
theils als Exercierplatz benutzt wird, brachte mir auch eine
zoologische Ueberraschung: Ich fing in kleinen, mit trübem,
lehmigen Wasser gefüllten Ausstichen der Posidonien-
schiefer des Lias (Thongruben) Bombinator jjachypits in
vielen Stücken (B. M.), ein Thier, welches Blasius ja schon
vor 50 Jahren bei Goslar entdeckt hat, 2) aber von mir im
Harz noch nicht gesehen war, zugleich mit Triton cristatus
in Wassertracht. — Im Gebiete des braunen Jura, welchen
wir sodann aufsuchten, sind bei den Ziegeleien mehrere
kleine Teiche angelegt. In einem derselben wurde bei
flüchtiger Umschau Bana escuhnta typ. erbeutet (B. M.). In
der Sandgrube bei Goslar, wo Kreide und Juragesteine an-
einandergrenzen, fand ich unter einem Stein Triton taeniatus
in Landtracht.
^) Siehe auch vorläuf. Verzeichniss.
*) Naturwiss. Ver. des Harzes, "Wernigerode, 1841 142, 2, Aufl.,
■1850, pff. 16.
— (J4 —
Aus dem nordwestlichen Harz.
Von W. Henneberg u. M. Koch.
Während der Pfingstferien 1888 (19.— 22. Mai) unter-
nahmen wir eine kleine Tour durch den nordwestlichen
Harz iü der Absicht, über diese herpetologisch noch recht
wenig bekannte Gegend uns eingehend zu unterrichten.
Von Harzburg aus besuchten wir zunächst den Burgberg,
wo wir bei der sonnigen Witterung um Mittag Lacerta
vivipara antrafen. Auf der Weiterwanderung zum Ahrends-
berger Forsthaus kamen wir hinter der Villa Ludwigslust
an zahlreichen sonnigen Lichtungen vorbei, wo sich viele
alte und junge Individuen derselben Eidechsenart aufhielten^
auch eine Anguis fragüis fingen wir hier. Lacerta vivipara
fand sich auch nach Entladung eines heftigen Gewitters
noch in Menge vor, ebenso wurde sie an sehr feuchten,
vom Wasser überrieselten Stellen bei dem Ahrendsberger
Forsthause, Höhe ca. 500 m beobachtet, ferner fanden sich
hier, in einem faulenden Baumstumpf unter der Rinde,
1 Salaniandra maculosa und 4 Triton aJpestris in Landtracht.
Unser Weg vom Ahrendsberger Forsthaus nach Oker
führte durch das kleine Romkerthal, ein feuchtes, schmales,
üppig bewachsenes Seitenthal des Okerthals, wo wir den
Feuersalamander, Salaniandra nmctdosa, wie im ganzen
Okerthal sehr häufig fanden, und zwar an einzelneu Stellen
in grösserer Anzahl beisammen. Eana temporaria trafen
wir hier überall sehr häufig an. Dicht vor dem Dorfe
Oker, also bereits am Rande des Gebirgs, fingen wir in
einer Wasserrinne das erste Exemplar von Bomhinator
pachypus. In diesem Graben sahen wir auch eine Lacerta
vivipara schwimmen, sei es, dass sie freiwillig ein Bad
nahm oder durch unser Nahen erschreckt sich ins Wasser
gestürzt hatte.
Am folgenden Tage, dem 20. Mai, untersuchten wir
das Terrain längs des Gebirgsrands zwischen Oker und
Goslar. Am Wege trafen wir zunächst Bana tenqwraria
65
in einem reissenden Bache in grosser Menge, ferner fanden
■wir in sumpfigen Pfützen Triton pdlmatus, taeniatus und
alpestris vergeseliscliaftet im Wasser- und Hochzeitskleid;
in einem künstlich angelegten Graben wurde eine Bergunke
(Bomhinator jMcht/pusJ gefangen. Dann sahen wir in einer
klaren Quelle Larven von Salamandra maculosa, ungefähr
23 mm lang, und ein Weibchen von JBufo vidgaris $ im
Wasser. Unweit davon befindet sich im Gelmkethal ein
grösseres, freigelegenes Gewässer, der Soldatenbadeteich,
mit flachen Ufern und spärlichem Pflanzenwuchs. Hier
wurde Bomhinator pachypus in ziemlicher Menge erbeutet,
auch Bana temporaria und Triton taeniatus fanden sich
vor. Weiterhin, an der sogenannten Kenneberger Bleiche,
einem Gasthaus, ca. 25 Minuten vonder Stadt Goslar entfernt,
boten mehrere kleine Ausstiche am südlichen Rande des
Osterfeldes ein ergiebiges Sammelterrain. Dieselben ent-
hielten theilweise sehr trübes, lehmiges Wasser und mehr
oder weniger Pflanzenwuchs. AVährend in dem einen nur
Bomhinator pachypus beobachtet wurde, kamen in den
übrigen 3 Tr?7o^^- Arten, Triton cristatus, alpestris, taeniatus,
vielleicht selbst Tr. palmatas, zusammen mit Bana escuJenta
typica (alt und jung), temporaria, Hyla arhorea, Bomhi-
nator j^c^chyjnts, also fast . die gesammten Amphibien des
Harzes, zusammen vor! (Es dürften diese Fundstellen den
von mir 1887 untersuchten Plätzen benachbart, vielleicht
sogar mit ihnen identisch sein, (w.))
Am 21, Mai wanderten wir von Goslar nach Klaustbal.
Der Aufstieg bis zur Höhe des Plateaus war herpetologisch
ergebnisslos. Erst vor dem Flecken Bockswiese fanden wir
in einem grösseren im Wald belegenen Tümpel, der ganz
von hohen Bäumen umgeben ist und in Folge dessen keine
Vegetation enthält, sondern durch moderndes Laub tief-
dunkelbraun gefärbtes AVasser führt, Triton alptestris und
pdlmatus in etwa 600 m Höhe.
In den grossen Bergwerksteichen der Umgebung von
5
— 66 —
Klaustlial — Zellerfeld, welche ebenfalls durchschnittlich
600 m hoch auf dem Plateau liegen, beobachteten wir am
folgenden Tage, 22. Mai, bei flüchtiger Umschau nur Rana
temporaria und Triton taeniatus; Rana csculenta wurde
nirgends gesehen oder gehört! — Zwischen Klausthal und
dem Dammhaus (ca. 600 m Höhe) sammelten wir Triton
aljpestris in einem langsam fliessenden Bach. Ganz in der
Nähe des Dammhauses liegt dicht am Wege ein Tümpel,
welcher auf drei Seiten von Bäumen umgeben ist, sein
Grund ist mit moderndem Laube erfüllt, die Vegetation
besteht aus einer dichten Decke von Wasserlinsen, 'Hier
fanden wir prächtige Stücke von Triton palniatus und
alpestris in grosser Zahl, während wir Tr. taeniatus trotz
eifrigen Suchens nicht beobachteten.
Verfolgt man den ansteigenden Weg nach Oderbrück,
so trifft man am Sounenberg, in 850 m Höhe, auf mehrere
kleine Tümpel, welche wohl nur vom Schneewasser gespeist
werden. Hier oben hat die starre Kiefern- und Heide-
vegetation bereits begonnen, auf der Schattenseite des
Berges lagen zur Zeit unseres Besuches noch grosse Mengen
Schnee, welche langsam abthauten. Dem winterlichen Bilde
entsp-rach die Fauna, von Molchen fanden wir nur den
zähen Triton alpestris im Wasser, in einem nahen Bächlein
beobachteten wir — Ende Mai — noch frischen Laich von
Rana temporaria'^) ! Die weitere Wanderung zum Brocken
war zoologisch resultatlos, weil noch viel Schnee lag. Auch
auf dem Abstieg nach Hsenburg am folgenden Tage bot
sich, bei dem Mangel an geeigneten Tümpeln, keine Ge-
legenheit zum Sammeln mehr.
Weitere Beobachtungen
aus der Gegend Ton Harzburq; und Goslar.
Vipera heriis. Katnäse bei Harzburg. V. v. Koch in
E. Schulze, Fauna saxon. Nordberg b. Goslar. Beling
1) Während zur gleichen Zeit Bana csculenta typica im Unter-
harz die Brunst begann! Wolter stör ff.
— 67 —
in Blum, Kreuzotter. Schieferberg b. Goslar. V. v. Koch
in E.Schulze, Fauna sax. Im Dörpkethal bei Goslar und
am Sauerbrunnen im Grauhofer Gehölz, vor dem Gebirge.
(E. C.)
Lacerta vivipara b. Goslar und Harzburg, sehr oft ge-
fangen (W, Bach in Dürigen).
Eana esculenfa (var.?) im Teich am Zwinger Goslar.
(E. C.)
Bana temporaria bei Goslar überall. (E. C.)
JBicfo vulgaris bei Goslar gemein. (E. c.)
Bufo calamita zweimal am Nonnenberg b. Goslar herum-
Metternd gefunden, (e. C.)
Hijla arhorea bei Oker, bei Harzburg, Goslar (v. v. K.
in E. S. Fauna saxo-thuringica). Am Wege von Goslar
zum Schiessplatz, am Grauhofer Gehölz, (e. C.)
Bomhlnator pachypus, bei Goslar sehr häufig in
Teichen, Lachen, Tümpeln. E. Gruse! i)
Salamandra maculosa, Harz bürg, (v. v. K. in E. S., Fauna
sax.-thur.), bei Goslar überall sehr häufig, (e. C.)
Triton palmatus. Okerthal. (V. v. K. in E. C. Fauna
sax.-thur.)
Das Iniierstetlial.
Von W. Wolterstorff.
Ich habe das Thal der Innerste nur an einem Tage,
'dem 26. August 1892, auf der kurzen Strecke von Lauten-
thal (295 m) bis zu den Trogthaler Steinbrüchen (Thal-
sohle = 270 m) begangen. Die Witterung war zum
Sammeln der Amphibien insofern günstig, als häufige
Eegenschauer und Güsse die Molche und Kröten nach der
lang anhalten4en, erst in der letzten Zeit durch nächtliche
1) V. V. Koch theilt mir mit, dass er seine Angabe „B. igneus
im Klusteicb" in E. Schulze, Fauna saxonica, nicht mehr aufrecht
erhält. Es stützte sich dieselbe auf alte Erinnerungen aus der Zeit
vor Scheidung beider Unkenarten, und glaubt er jetzt selbst, dass
sich's um B. pachypus handelte.
5*
— 08 —
Gewitter unterbrochenen Dürre zu neuem Leben- erweckt
hatten. Am Abhang des Teufelsberges, der Teufelsecke,,
wurden unter den Steinen und im Moose Salamandra-
maculosa, Triton pahnatus (in Landtracht), Triton dlpestris
(do.) gefunden, alle drei Arten in mehreren alten und
jungen Individuen. Von Anuren beobachtete ich Itana
temporaria und Bufo vulgaris. — Zwischen Berg und
Chaussee befinden sich hier viele kleine Moräste, deren
Durchforschung sich jedoch bei der sumpfigen Umgebung
und üppigen Vegetation als undurchführbar erwies, Jen-
seits der Chaussee liegen mehrere klare, von Fischen be-
lebte Altwässer der Innerste. Amphibien schienen hier zu
fehlen, — Weiter thalabwärts gelangt man zu den gross-
artigen „Trogthaler Steinbrüchen", welche in den fast
horizontal abgelagerten Schichten der Culmgrauwacke^)
angelegt sind und bis auf das Niveau des Thaies herab-
reichen. In ihnen befinden sich grosse und tiefe Lachen
voll trüben gelben Kegenwassers. Hier wurde, nach einem
neuen Regenguss, Bomhinator jmcliypus in mehreren alten
und jungen Thieren gefangen (B. M.), Froschlarven wurden
nicht beobachtet^). An den vom Eegen triefenden Wänden
des Bruchs fing ich einige Triton jialmafus und alpestris,
Bana temporaria, dann aber winzige, junge Bufo calamita
in Unzahl. — Dagegen war ein tiefes, klares Gewässer in
einem Schieferbruch nahe dem Bielstein absolut leer an
Amphibien, nur kleine Fischchen wurden bemerkt. — Rep-
tilien wurden auf der Tour, bei dem Regenwetter, nicht
gesehen, aber auch nicht gesucht. Dagegen wurden von
den wichtigeren Amjjhibien des Harzes auf der kurzen
besuchten Strecke des Innerstethales, ausser Bufo viridis,.
^) V. G r d tl e c k , Geognosie.
2) P. K refft, welcher am 3. September 1892 die gleiche Oert-
lichkeit besuchte, fand in diesen Lachen noch TiitonlaiTcn, z, Th.
bereits als Triton alpestris kenntlich, ferner ebenfalls, in jungen.
Thieren, Bonli.iator pachypus.
— 69 —
nur Bcüia esculenta uud Ahjtes obstetricans vermisst, welche
beiden letzteren Arten an sich recht wohl hier vorkommen
könnten. Das gelegentliche Vorkommen von Hyh, Triton
■cristatus, taeniaius ist mit Sicherheit anzunehmen.
c. Die Hochfläche von Klausthal.
Von W. Wolterstorff.i)
Bei meinem kurzen Aufenthalt in Klausthal, August
1892, wurde ich insofern vom Wetter begünstigt, als die
drückende Hitze der letzten Zeit durch die zahlreichen
Niederschläge der vorangehenden Tage abgekühlt war und
die Amphibien allenthalben wieder zum Vorschein kamen.
Da es anderseits nicht an sonnigen Stunden fehlte, das
Wasser der Teiche noch stark durchwärmt war, wurden die
Beobachtungen auch nicht durch Kälte beeinträchtigt. Nur
die Gegend zwischen Klausthal und Buntenbock fand ein-
gehendere Betrachtung. — In einem kleinen Tümpel am
Feldweg zu den Flambergsteichen traf ich am 2<S. August
eine Anzahl alter und junger Thiere von Bana temporaria
im Wasser an, ebenso, auf dem Lande, am Abhang über
dem „oberen Flambergsteich" und an dessen Rande. Im
1) Bemerkung. Bereits mit den Vorarbeiten zu dieser Arbeit
beschäftigt, unternahm ich behufs Vervollständigung unserer Be-
obachtungen und zu geologischen Zwecken im August 1892 eine
achttägige Eeise in den Harz. Bei der abnormen Witterung und der
etwas späten Jahreszeit war die zoologische Ausbeute im Ganzen
nicht gross, da die lang anhaltende Dürre vieles Gethier in die
Schlupfwinkel getrieben hatte, auch andere Umstände beeinträchtigten
den Sammelerfolg. Einzelne Touren ergaben immerhin zufrieden-
stellende Resultate. Von Grund aus, wo ich mit Freund Krefft
die Jagdgründe der Umgegend revidirte — vergl. den Abschnitt
Grund — besuchte ich das Innerstethal (siehe oben\ sodann die
Umgegend von Klausthal und Buntenbock, auf der Hochfläche. Die
weitere Reise — Osterode, Lauterberg — verlief fast resultatlos,
der Südharz endlich ward nur im Fluge, von der Eisenbahn aus
gestreift.
— 70 —
oberen Flambergsteich, welcher zur Zeit fast ausg'etrocknet
war, und an seinen pflanzenleeren, von Vieh zertrampelten
Ufern beobachtete ich sonst nichts, wohl aber aiu „unteren
Flambergsteich". Derselbe zeigte, bei normalem Wasser-
stand und frischem Pflanzenwuchs (Moos, Rasen, im Wasser
Eiedgras) ein freundlicheres Aussehen, er wird auf drei
Seiten vom Walde umgeben. Hier fing ich Rana teniporaria
in alten und jungen Thieren sehr zahlreich, theils im
Wasser, theils am Rande, theils im Walde. Auch von
Bufo vulgaris fanden sich zahlreiche diesjährige Jungen,
welche schaarenweise hier und dort am Ufer hockten.
Molche und Larven habe ich in dem zwar klaren, doch
windbewegten Wasser nicht gefangen, einige Schleppzüge
mit dem Netz blieben ohne Ergebniss. — Am „Semmel-
teiche", von ähnlich trister Beschaffenheit wie der Ob.
Flambergteich, vorbei wandte ich mich zur .,Ziegelhütte".
Etwas nördlich davon befindet sich am Ausgang eines-
Gehölzes ein Tümpel voll Wasserlinsen, in ihm wurden
zahlreiche Molchlarven erbeutet (B. M.), welche sich als-
Triton alpestris auswiesen (Determination von Boulenget
bestätigt). B,. iemporaria fehlte auch hier nicht. —
Am Prinzenteich, westlich der Ziegelhütte, sah ich wiederum
nur Bana teniporaria, ebenso in einem Graben oberhalb
desselben. Auf dem Rückweg nach Klausthal wurden nahe
der Chaussee am Flamberg wieder mehrere junge Bufo
vulgaris gefunden.
Am 29. August besuchte ich, bei kühlem, trübem
Wetter, noch flüchtig die nähere Umgebung Buntenbocks.
Im „Sumpfteich'' selbst, welcher frei im Wieseugelände
dicht bei Buntenbock liegt, beobachtete ich keine Thiere,
wohl aber in Ausfluss desselben, vielleicht der „oberen
Innerste". Das künstlich angelegte oder doch corrigirte
schmale Bachbett war bei meinem Besuche bis auf eine
Anzahl Tümpelchen im Felsen ausgetrocknet. In diesen
winzigen, mit klarem Wasser gefüllten Vertiefungen, wahren.
— 71 —
Becken-Aquarien, wurden neben einigen kleinen Schnecken
viele Bana temporaria und ein erwachsener Triton alpestris,
welcher sich wohl erst bei meinem Nahen ins Wasser
gestürzt hatte, gefunden.
Der Sumpfteich empfängt einen Theil seines Wassers
durch mehrere Gräben aus dem „Ziegenberger Teich".
Einer dieser Gräben enthielt in einer noch mit Wasser
gefüllten, mit Steinen ausgelegten Lache mehrere schöne,
grosse Larven von Salamandra maculosa (B. M.). Am
Ziegenberger Teichdamm fand sich wieder Bana temporaria.
— Von hier an bot sich auf der Wanderung nach Osterode
bis zum Chausseehaus am Heiligenstock keine Gelegenheit
zum Sammeln mehr.^)
Ueber die Hochfläche von Klausthal und den Bruch-
berg sind sonst, ausser den Angaben bei Saxesen, Koch
und Henneberg nur folgende Beobachtungen mir be-
kannt geworden:
Nach Günther, Harz 1888, pg. 593 sind in den
letzten Jahren mehrfach Ottern vom Bruchberg und Kahlen-
berg beobachtet.
Lehrer Hahn hat Vipera herus einzeln zwischen
Altenau und Klausthal angetroffen (Blum, Fragebogen-
material).
Nach Director Lattmann ist die Otter um Klausthal
„selten" (in Blum).
Anderseits bestreitet Realgymnasiallehrer Reinhardt-
Leer ihr Vorkommen bei Klausthal (Blum, Fragebogen-
material).
P. Krefft fand im Kreuzbacher Teich nur Triton
alpestris, im Hahnebalzteich Bana temporaria (vergl. unten
bei „Grund'').
1) Die Strecke vom Heiligenstock bis Osterode gehört schon zum
Westrand des Gebirges! Siehe bei Osterode!
— 72 —
d. Der Brocken und seine Umgebung.
Ausser einigen Angaben bei W. Henneberg und
Max Kocli (siehe oben!) liegen mir folgende Einzel-
beobachtungen vor:
Lacerta vivipara. „Brocken". E. Schulze (Fauna
saxouica.) W. Bach erbeutete im Juli 1887, unmittelbar
unter dem Gipfel des Brockens in einer Hohe von 3200 Fuss
auch ein glänzendschwarzes Exemplar (var. nigra). D ü-
rigen, pg. 176. — Die Bergeidechse wurde von Petrj
im Oderthal unterhalb des Oderteichs, am Sonnenberg,
Torfhaus gefunden. (E. S., Fauna.)
Bana temporaria. Tm Juli 1892 fing W. Henne-
berg auf dem Gipfel des Brockens, nahe dem Wolken-
häuschen, einige grosse, schöne Exemplare von Bana
temporaria, welche bei der herrschenden Kälte ganz träge
herumkrochen. — Im Oderthal auch von G. Breddiu
beobachtet. „Einen Wasserfrosch aber sah ich weder in
den vereinzelten Tümpeln noch im Oderteich selbst. Nach
Aussage des Försters in Oderbrück hört man niemals
Froschgequak im Oderteich und sieht auch nie einen
Wasserfrosch." G. Breddin.
? Bombinator pachypus. Im Museum Hannover liegt
nach frdl. Mittheil, des Herrn Dr. Ude ein „Bombinator
hrevipes. Brocken." Mir ist das Vorkommen in dieser
Höhe höchst zweifelhaft, wahrscheinlich ist das betreffende
Belegstück gelegentlich einer Brocken fahrt an seinem
Fuss, etwa bei Harzburg, gefangen. Wolterstorff.
8. Der Vorharz und seine Thäler.
Oruiid
(mit Seesen und Gittelde)
von Paul Krefft- Braunschweig.
Die kleine Bergstadt Grund liegt im südlichsten Theile
der Nordhälfte des Oberharzes, ca. 3 km in der Luftlinie
you des Gebirges westlichem Rande, dessen ümbiegung
— 73 —
nach Südosten durch ihre Lage ungefähr markiert wird, ent-
fernt. Mit dem etwa 2V2 km breiten Thale, welches die
Begrenzung des Harzes im Westen und Südwesten bildet,
steht es durch ein Thal von ca. ^/4 Stunden Länge, welches
in südlicher und dann westlicher Kichtung allmählich breiter
werdend verläuft, in Verbindung. Dasselbe wird von zwei
dem Flussgebiet der Söse angehörenden Bächen durch-
flössen. Bis auf diese Thalöffnung im Süden umzieht den
dreizipfelig angelegten Ort rings eine ununterbrochene Kette
von Bergen, welche bald steil, bald allmählich ansteigend
im Südwesten, Westen und Nordwesten (Knollen, Gittelder
Berg, Königsberg, Hübichenstein) sich durchschnittlich um
etwa 80 m über die ca. 320 m^) über dem Meeresspiegel
gelegene Thalsohle von Grund erheben, um von dort aus
im Kreise weiterziehend zu immer bedeutenderen Höhen
anzusteigen: Winterberg (Norden) und Iberg (Nordosten)
235 m über Grund (555 m über dem Meeresspiegel), Teufels-
thalerberg und Vosshay (Nordosten und Osten) 250 und
255 m über Grund, 570 und 575 m über dem Meeres-
spiegel, Eicheluberg (Osten und Südosten) gegen 280 m über
Grund (ca. 600 m über Meer). Zwischen Eichelnberg und
Knollen schneidet das zuvor erwähnte Thal ein. Die
Gegend ist ziemlich wasserarm. Von stehenden Gewässern
sind nur zu nennen: der Mühlenteich im Teufelsthal,
im Nordosten des Ortes, sodann ein kleiner Teich am
Ausgange der Teufelsschlucht im oberen Teufelsthal, ferner
ein noch kleineres Wasserreservoir hinter dem AVirth-
schaftsgarteu der Wiegmannsbucht und endlich, ober-
halb und östlich von Wiegmannsbucht, am Hange des
Eichelnberger Plateaus der Kreuzbacher Teich oder
Stille See (483 m über dem Meere) bereits auf der
Peripherie des den nachstehenden faunistischen Angaben
^) Die Höhenangaben sind zum grössten Theile K. A. L o s s e n' s
:geogu. Karte des Harzes, einige auch der von C. Prediger an-
gefertigten entnommen, und wurden annähernd in Meter umgerechnet.
— 74 —
zu Grunde liegenden Gebietsumkreises von etwa 3 km
Radius (um den Marktplatz von Grund gezogen) liegend. i)
Die vorherrschende Bodenformation ist das untere
Carbon, der Kulm, welcher hier hauptsächlich als Thon-
schiefergrauwacke auftritt. Aus den umlagernden
Kulmschichten ragt im Nordwesten und Norden der viel-
zerkltiftete oberdevonische Kalkstock des Iberges
und Winterberges hervor, an dessen südlichem Hange'
der Kulm in Gestalt von eisensteinreichem Kohlenkalk sich
findet. Im äussersten Nordwesten des Gebietes bildet
Zechstein den Untergrund. Die Umgebung von Grund
weist den dem ganzen Oberharz eigenthümlichen Reich-
thum an üppigen Wiesenmatten und Nadelwald auf,,
wennschon derselbe, der tieferen Lage entsprechend, viel-
fach mit La üb holz (Gittelder Berg, Schürf bürg Iberg u. a.)
abwechselt. Das Klima ist keineswegs rauh, im Sommer
mitunter recht heiss.
Die folgenden faunistischen Angaben beruhen fast aus-
nahmslos auf eigenen Beobachtungen, welche ich während
eines neunmaligen Sommeraufeuthaltes in Grund, dessen
Dauer in der Kegel 14 Tage betrug, zu sammeln Gelegenheit
hatte. Da die Zeit meines Aufenthalts jedoch stets zwischen
Anfang Juli und Anfang September fiel, so entzog sich
das Laichgeschäft der meisten Lurche leider meiner
Beobachtung.
Um die hauptsächlichsten Vertreter der Amphibien-
und Reptilienfauna von Grund kennen zu lernen, bedarf es
^) Die Unzulänglichkeit meiner Kenntniss der weiteren Um-
gegend von Grund in faunistischer Beziehung verbot mir für die
Localfauna weitere Grenzen zu ziehen •, die nicht mehr in das Gebiet
fallenden Funde, von denen jedoch nur die in dem westlichen Begren-
zungsthale des Harzes gemachten von Interesse sind, werden daher
als auswärtige bezeichnet werden müssen. Der dem Innerstethal
angehörige Gebietstheil erfährt von mir keine Berücksichtigung , da
die Fauna dieses Thaies bereits von anderer Seite (W.) be^
handelt wird.
— 75 —
keiner weiteren Excursion; denn alle findet der suchende
Forscher in dem unmittelbar beim Orte gelegenen Teufels-
thal bei einander. Dieses Thal zieht sich vom östlichen
Zipfel des Ortes ausgehend, in nördlicher Richtung, zu-
nächst zwischen dem niedrigen, mit Buchenhochwald be-
standenen Schurfberg zur Linken und dem steilen, tannen-
bewaldeten Hang des Schweinehagens zur Eechten, dann,
nach einer kleinen Biegung nach rechts, zwischen Iberg
zur Linken und Teufelsthalerberg zur ßechten hin, um
plötzlich verengert in die wildromantische Teufelsschlucht
überzugehen, die, zwischen den beiden letztgenannten
Bergen jäh emporsteigend, zur Passhöhe des Schweinebratens
hinaufführt, welche die Wasserscheide zwischen Grund und
dem benachbarten Innerstethal (Wildeman) bildet. Ein
durch die Teufelsschlucht herabfliessenderBach ergiesst sich
am Ende derselben in einen kleinen vegetationslosen Teich,
dessen Abfluss das Teufelsthal in einem streckenweise ziem-
lich tiefen, an Steingeröll reichen Bette durchzieht. Weiter
unten im Thale, zwischen Schweinehagen und Schurfberg,
führt der Bach sein Wasser dem Mühle nt eich zu, um
darauf, vom Wege durch eine hohe, ohne Mörtel kunstlos
aufgeführte Mauer abgedämmt, dem Orte zuzufliessen. Das
erste Drittel des hier durchschnittlich etwa 80 m breiten
Thaies wird von einer stellenweise sumpfigen Wiese ein-
genommen, darauf folgt eine mit Bauschutt, Kehricht und
Steinen bedeckte Schutthalde, dann, durch einen nur wenige
Meter breiten Wiesenstreifeu davon getrennt, an einer
verengerten Stelle des Thaies, der etwa 45 m lange und
35 m breite Mühlenteicb. Seine Ufer sind im Allgemeinen
seicht, die Tiefe ist sehr gering und beträgt wahrscheinlich
auch in der Mitte nur wenige Fuss , da man bei ruhigem
und klarem Wasser überall den von Thonschlamm gebildeten
Boden sehen kann. Die Vegetation ist spärlich und besteht
fast nur aus dem grossen Sumpfschachtelhalm und einer
Juncus; schwimmende Pflanzen sah ich nie darin, auch
— TG —
nicht Lemna; am Rande ist auf zwei Seiten sehr spärlicher
nnd niedriger Schilfwuchs; an die eine Längsseite tritt
Buschwerk vom Schweinehagen aus dicht heran. Die beiden
letzten Drittel des im Ganzen etwa 10 Minuten langen
Thaies sind verbreitert und ganz mit Wiese bedeckt. Am
Ende des Thaies bemerkt man an dem mit Buchen-
•holz bewachsenen, steinigen Hange des Iberges altes
Gemäuer, welches die letzten Ueberreste längst zerfallener
-Eisenöfen darstellt, von deren früherer Thätigkeit in
der Nähe auf der Wiese aufgeschichtete Schlackenhaufen
noch Zeugniss ablegen. Dieses Thal also beherbergt- von
Reptilien Lacerta vivipara und Anguis fragilis, von Lurchen
Rana fusca, Alytes obsteiricans, Bufo vulgaris und calamifa,
Salamandru maculosa und Triton cristatus , tacniatus,
ulpestris und palmatus , mithin fast sämmtliche Vertreter
der Reptilien - und Amphibienfauna der Umgegend von
•Grund, deren Verbreitung im gesammten Gebiete nach-
stehend noch einzeln betrachtet werden soll.
Lacerta vivipara Jacquin.
Im Teufelsthal an den Eisenöfenruinen, auf den
^chlackenhaufen und im Bette des im Sommer sehr
■wasserarmen Wiesengrabens unter Steinen; dann oberhalb
des Thaies am südlichen Hang des Iberges bei der Tropf-
steinhöhle, wo viel Steingeröll zwischen dem Buschwerk liegt.
Bei Wiegmaunsbucht an einer Schlackenhalde. Grosse, lebhaft
gefärbte Exemplare fing ich auf dem freien, mit Graswuchs
nnd Steinhaufen bedeckten Plateau des Königsberges, be-
sonders am Rande eines Tannendickichts, welches den Süd-
abhang bedeckt. Auch am Winterberg, Eichelnberg, über-
haupt an allen sonnigen, abgeholzten oder mit spärlichem
Unterholz bewachsenen Stellen nicht selten. Ich sah um
die Mitte des August vorigen Jahres noch trächtige Weib-
chen, aber auch schon Junge. Grünlich gefärbte Thiere,
•welche ich öfters beobachtete, gehörten möglicherweise der
von D ü r i g e n („Amphib. und Reptilien Deutschlands")
aufgeführten var. montana an.
Änguis fragiUs L.
Theilt den Aufenthaltsort der vorigen Art in der,
Regel. Ich fand sie im Teufelsthal im Graben, unter
Steinen, am Hange des Iberges, auf dem Königsbergplateau»
oberhalb Wiegmann sbucht am Eichelnberge und besonders,
zahlreich am Eichelnberger Pavillon unter Steinen an sehr-,
sonniger Stelle. Die var. r.yanopunctata Geisenheyner glaube-
ich ebenfalls dort einmal früher erbeutet zu haben.
Tropidonoius natrix L.
Gehört entschieden nicht zu den ständigen Bewohnern
des Gebietes, doch wurde sie vor 2G Jahren einmal in einem
Steinbruch am Westhang des Eichelnberges, oberhalb der
nach der Laubhütte und zum Gittelder Bahnhof führenden
Chaussee von einem Arbeiter gefangen, Herr Organist
Lämmerhirt in Grund zeigte mir das in Spiritus auf-
bewahrte Exemplar und theilte mir zugleich freundlichst
mit, dass dieses der einzige während seiner 40jährigen Amts-
thätigkeit in Grund ihm bekannt gewordene Schlangenfund,
in der Umgegend sei. Seiner Meinung nach sei das Thier
vom Eichsfelde, wo es häufig ist, zunächst die Ruhme ab-
wärts, dann die Söse und darauf den Eichelnbach, welcher
vom Eichelnberge herabkommt, aufwärts hierher gelangt.
Wenn mir auch eine so lange, abenteuerliche Wasserpartie
bei einer Schlange etwas unglaubwürdig erscheint, so stimme
ich doch der Annahme, dass das Thier von ziemlich weither
dorthin verschlagen sei, vollkommen bei und vermuthe, dass
es etwa aus dem Sösethal, wo es früher bei Kamschlacken
festgestellt wurde, oder aus dem Innerstethal über das sehr
ausgedehnte, stellenweise sumpfige Eichelnberger Plateau,,
nach dessem westlichen Abhang gelangt sei, und zwar ist
dieses umsomehr anzunehmen, als die dürre Beschaffenheit
des Abhanges der wasserliebenden Ringelnatter wenig,
günstige Existenzbedingungen liefern würde.
— 78 —
Rana esculenta L. var. typica.
Fehlt im Gebiete und findet sich erst im westlichen
Begrenziingsthale des Harzes, welches einen ziemlich be-
deutenden Keichthum an stehenden Gewässern aufweist. Ich
beobachtete ihn hier südlich von Gittelde und südwestlich
von Teichhütte in einem im Felde gelegenen schilfigen Teiche
und ausserdem östlich von Seesen, im Schildauthal beim
sogenannten „Grünen Jäger", wo auf thonigem Boden einige
Meine Forellenteiche dicht am Fusse der ersten Harzberge
liegen. Die Exemplare von hier fielen mir durch ihre schöne,
tiefgrüne Färbung auf, welche sich auch noch weit über die
Schenkel herab erstreckte. Die Art findet sich, der Beschrei-
bung eines Dorfknaben zufolge, auch im südlichen Theile des
Grenzthaies zwischen Gittelde und Osterode bei Badenhausen.
liana temporaria L.
In der nächsten Umgebung von Grund verhältniss-
mässig keineswegs häufig; auf den Bergen findet er sich
in der Eegel nur sehr vereinzelt; doch begegnet man ihm
an feuchten Stellen im Thale öfters, so im Teufelsthal,
dann hinter dem Hübichenstein bei der sogenannten Dop-
meierei, ferner auch an feuchten Stellen auf dem Plateau
des Eichelnberges, namentlich an den dem Innerstethal
benachbarten Hahuebalzer Teichen.
Bufo vulgaris Laiir.
Wohl überall nicht selten. Ich fing sie im Teufelsthal
auf der Schutthalde und abends auf dem Wege. Am Voss-
hay, bei Wiegmannsbucht u. s. w.
JBufo calamüa Laur.
Ebenfalls wohl nicht selten. Zwei grosse Exemplare
fing ich unter einem Stein auf der Schutthalde im Teufelsthal;
ein weiteres Stück am Wege, der zur Laubhütte führt,
auf ausgewaschenem Pochsand, welcher sich eben mit Vege-
tation zu überziehen begann; ferner zwei Exemplare auf
dem Eichelnberger Plateau, von denen das eine mir in der
Mittagssonne über den Weg lief. Da dieses Plateau einige
— 79 —
sumpfige, mit Einsicht bestandene Stellen aufzuweisen hat,
an denen sich etwas Wasser bis weit in den Sommer hinein
zu erhalten scheint, wie ich aus dem Vorkommen von Lemna
schliesse, so wird die Kreuzkrüte wahrscheinlich diese Sümpfe,
oder vielleicht auch die ziemlich weit entfernten Hahnebalzer
Teiche, als Laichstätte benutzen. Ich fing ein junges
Exemplar auch ausserhalb des Gebietes auf einem Dolomit-
felsen bei Oberhütte.
Hyla arborea L.
Das Vorkommen des Laubfrosches war, soweit ich mich
erkundigte, in Grund unbekannt. Doch fing ich im August
vorigen Jahres ein grosses Weibchen auf einer Brombeer-
staude an einem abgeholzten Berghange an der Laubhütte,
etwa 20 Minuten von Grund entfernt. Ein anderes Exemplar
fing mein Vater vor 14 Jahren unter sonderbaren Umständen:
nämlich auf einem kleinen angepflanzten Gebüsch, auf der
Höhe des nur mit Fichten bewachsenen, sehr dürren Knollen
(südwestlich vom Orte).
Alytes obstetricans Laur. Ueber das Vorkommen
und die Lebensweise der Geburtshelferkröte, dieses inter-
essantesten Lurches der Harzer Fauna bei Grund habe
ich anderen Ortes berichtet 1), und möchte ich hier Gelegen-
heit nehmen meine früheren Angaben auf Grund neuerer
Beobachtungen zu vervollständigen bezw. zu berichtigen.
Der ergiebigste Fundort für Alytes in der Gegend ist
wiederum das Teufelsthal, wo der vielstimmige Ruf
der „Unke" 2) in lauen Frühjahrsn ächten den Anwohnern,
1) Siehe „Isis", Jahrgang 1889 No. 44.
2) Der volksthümlichen Bezeichnung „Unke" auch „Moor-
unke" für den wohl von Jedermann gehörten, jedoch nur von
Wenigen gesehenen Alytes begegnete ich nicht nur bei gebildeten
und ungebildeten Laien, sondern auch in der allerdings dürftigen natur-
historischen Sammlung der Ortsschule, und dieser fast ständigen Ver-
wechslung ÜQ^ Alytes m\i Bomhiruitor ist es wohl nicht zum mindesten
zuzuschreiben, dass das Vorkommen der Art an vielen Orten erst so
spät Beachtung fand. Dass man jedoch, als Ausnahme von dieser
Eegel, bisweilen eine bessere Kenntniss dieses Thieres manchmal gerade
da finden kann, wo man sie am wenigsten vermuthet, bewies mir ein
alter Bergmann, der mir imsere Thiere als „Geburtsfrösche"
bezeichnete.
— bO —
Avie diese mir selbst versicherten, öfters den Schlaf stört.
Der Ahjtes findet sich hier überall: auf der Wiese, im
Graben, auch in der den Graben abdämmenden Mauer,
an den Berghängen zu beiden Seiten des Thaies, im Ge-
mäuer der alten Eisenöfen, welches leicht abzuräumen ist,
und besonders auf der Schutthalde vor dem Mühlenteich,
Hier erbeutete ich im Juli des Jahres 1887 unschwer circa
42 Stück, fast sämmtlich mit Eischnüren beladeiie Männchen,
während ich zu Anfang August 1891 nur noch deren drei
vorfand und in der zweiten Hälfte des Augusts vorigen
Jahres überhaupt kein erwachsenes Exemplar dort mehr
finden konnte. Demnach zu urtheilen, scheinen sich die
Thiere nach Entledigung ihrer Laichbürde tiefer unter
die Erde zurückzuziehen oder aber sich weiter von dem
Teiche zu zerstreuen, in dessen Nähe vielleicht nur die
Männchen während der „Tragzeit" verweilen. Den Alytesnif
vernahm ich noch am 27. August vergangenen Jahres vier-
stimmig und am 30. einstimmig. Meine frühere Ansicht
über die Laichzeit des Thieres habe ich iuzwischen dahin
ändern müssen, dass ich nicht mehr, wie früher, zwei
Laich Perioden im Jahre, eine im Frühling und eine
im Herbst, sondern nur mehr eine, von April oder
M a i bis in den Juli während, annehme, deren lange Dauer
wohl darin seinen Grund haben mag, dass das AVeibchen
seine Eier in mehreren nach langen Zwischenpausen er-
folgenden Sätzen ablegt^).
Ich schliesse dieses mit Entschiedenheit vor Allem aus
dem Umstände, dass im August vorigen Jahres im Mühlen-
tciche Alyteslarven in sehr verschiedenen Entwicke-
lungsstadien, mit vier Beinen und bereits warziger
Haut, mit zwei Beinen und ohne Beine, zu finden waren,
deren Daseinsbeginn, unter übrigens gleichen Bedingungen,
1) Vergleiche hierzu de l'Isle's Beobachtungen über das Laich-
geschäft des Ahjies. (Brehm's Thierleben Bd. VII.)
— 81 —
auf ganz verschiedene Zeiten datirt werden miisste^). Von
den Larven beendigen die zuerst ausgeschlüpften in der
Eegel wohl im Laufe des Augusts ihre Verwandlung,
wahrend die zuletzt ausgeschlüpften wohl zum grössten
Theil überwintern, um im nächsten Sommer erst das Wasser
zu verlassen.
Dass im Herbst eine Eiablage stattfindet, wie z. B.
Johann v. Fischer annimmt, 2) glaube ich für den Alytes
im Harz vor Allem deswegen bezweifeln zu müssen, weil
man den Paarungsruf des Männchens nur im Frühjahr und
Sommer vernommen haben will.
Der zweite Fundort für die Art, Wiegmannsbucht,
welcher mir bisher noch als problematisch galt, hat sich
inzwischen auch bestätigt. Ich fing mit W. Wolterstorff
gemeinsam im August vorigen Jahres in dem bereits er-
wähnten Wasserreservoir, welches von einem Bergbach ge-
speist wird, verschiedene J./^i'esquappen in Gesellschaft von
Salamander- und Tritonenlarven; ausserdem erzählte mir
der dort wohnende Kestaurateur, zugleich Obersteiger, dass
vor neun Jahren, beim Zuwerfen des bei Wiegmannsbucht
befindlichen Förderschachtes, eine kleine silbergraue
Kröte, welche Glockentöne im Frühjahr vernehmen Hesse,
in Unzahl unter der zum Ausfüllen des Schachtes benutzten
Gesteinsschlacke gefunden und mit in den Schacht gerathen
sei. Zur Topographie sei bemerkt, dass Wiegmannsbucht
etwa 470 m hoch am Hang des oberhalb steil ansteigenden,
nach unten aber allmählich abfallenden Eichelnberges auf
dem Wege nach Klausthal gelegen ist. Die ziemlich grosse
Schlackenhalde, welche dem Alytes vorwiegend zum Auf-
enthaltsort zu dienen scheint — ich fing hier auch vor
Jabren einmal ein Exemplar — ist schon sehr alt, wie
^) Die öfters geltend gemachte individuelle Verschiedenheit der
Zeitdauer der Entwickelung von Amphibienlarven dürfte zur Er-
klärung dieses Phänomens kaum ausreichend sein.
2) cf. „Terrarium", Frankfurt a. M. 188J.
6
— 82 —
stämmige Tannen und Vogelbeersträucher, die auf dem
Abhang wurzeln, erkennen lassen. Der dritte noch nicht
veröffentlichte Fundort ist ein massig feuchter Tannen-
hochwald im Nordwesten des Gebietes (Zechstein), den
man von Grund aus auf dem Wege nach Münchehof
(über das Plateau des Königsberges) in circa ^,'4 Stunden
erreicht. Ich hatte in diesem Tannenholze, dessen Boden-
vegetation nur aus spärlichem Graswuchs und Moos be-
stand, nichts weniger vermuthet als den Alytes, als ich plötz-
lich in einem Bache, welcher, den Weg kreuzend, ein seichtes
Becken mit schlammigem Untergrunde entstehen liess, nebst
einigen Salamanderlarven zwei grosse und acht kleine Larven
der Art bemerkte, deren ich mich unschwer mit der Hand
bemächtigen konnte. Mein Erstaunen wuchs, als ich, nach
dem V2 Stunde entfernten Münchehof gelangt, welches
in dem mehrfach erwähnten westlichen Begrenzungsthale
des Harzes, also ausserhalb des Gebietes der Localfauna
liegt, auch dort bei der Ziegelei in einem kleinen Teiche,
der während des Sommers nur wenige Centimeter hoch
Wasser hat, ein paar Alyteslarven fand. Diesen Teich
umgiebt ein kleiner mit Obstbäumen umstandener Grasplatz,
den auf drei Seiten die Gebäude der Ziegelei umgeben,
während auf der \ierten Seite die Chaussee vorüberführt.
Bis zur nächsten Waldung, welche circa 860 m entfernt ist,
liegt nur freies Ackerland und ebenso nach der Hügelkette
der westlichen Vorberge des Harzes zu. Ein Knabe erzählte
mir, dass Pfeif laute ausstossende „Unken" sich im Frühjahr
am Rande des Teiches vernehmen Hessen. Münchehof,
gleichfalls ein neuer Fundplatz, ist somit der
nördlichste und am tiefsten (circa 200 m hoch) ge-
legene der von mir entdeckten J.7?//csfundorte im Harz, von
dem südlichsten und am höchsten (circa 470 m) ge-
legenen, Wiegmannsbucht, gegen 7 km in der Luftlinie
entfernt. Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass der
Alytesruf früher häufig im Orte Grund selbst bei der
Q'.>
• CO
■sogenannten Zeche, wo auch auf einer feuchten Wiese
Schlacken aufgehäuft lagen, vernomiiien wurde, und dass
sein Verschwinden von dort jedenfalls mit der Zuschüttung
•eines kleinen hier früher befindlichen Teiches zusammenhängt.
Die Thiere sind dann jedenfalls zumeist in das benachbarte,
nur durch den niedrigen Schürf berg von der Zeche getrennte
Teufelsthal übergesiedelt.
Salamnndra maculosa Laur.
Der Feuersalamander findet sich mit Ausnahme des
wohl zu trockenen Knollens überall, besonders häufig im
Teufelsthal und am Schurfberge. Auch nach dem Rande
des Harzes zu ist er sehr häufig, so z. B. im Gutsgarten
zu Windhausen (V. v. K). Im Teufelsthal und einmal auch
-am Winterberge beobachtete ich Stücke, bei denen das Gelb
der Färbung auffallend stark über das Schwarz vorherrschte.
Junge, eben verwandelte Thiere fand ich schon im Juli, sah
aber im August vorigen Jahres noch viele Larven in
Waldbächen und besonders in dem kleinen Teich im obern
Teufelsthal am Eingange der Schlucht, wo bemerkenswerther
Weise keine einzige Alytcslarve und nur sehr wenig Tri-
tonenlarven zu sehen waren, wahrscheinlich weil das Wasser
der Sonne wenig zugänglich ist. Privatdocent Dr. Brandes-
Halle fand ihn zahlreich im Schildauthal bei Seesen.
Tr. crisfatus Laur.
Wahrscheinlich die seltenste Tritonenart bei Grund, da
ich erst ein Stück im Sommerquartier auf der Schutthalde
im Teufelsthal vergraben fand.
Tr. faeniafus Schneid.
Ich sah ihn wissentlich nie im Wasser, fand ihn aber
oft auf der Schutthalde unter Steinen vergraben. Im August
vorigen Jahres fand ich allerdings auch auf dem Lande
keinen einzigen, sondern nur die beiden folgenden Arten,
welche erst seit Kurzem das feuchte Element verlassen und
sich daher wohl noch nicht so tief vergraben hatten, wie
— 84 —
ersterer dieses der grossen Hitze wegen jedenfalls bereits
gethan.
Tr. alpestris Laiir.
Wohl die häufigste Art im Teufelsthal und die
einzige, welche ich im Kreuzbacher Teiche, ca. 1700' hoch
(Prediger), an der Wasseroberfläche sich sonnend beobachtete,
jedoch nur im Juli ; im August vorigen Jahres fand ich ihn
hier nicht mehr und auch im Mühlenteich glaube ich während,
dieses Monats nur ein Exemplar, und zwar am 24. vorigen
Jahres, beobachtet zu haben. Um so häufiger findet man
ihn zu dieser Zeit auf dem Lande in der Nähe des Teiches,
auf der Schutthalde und im Schiefergeröll am Hange des
Schweinehagens. Auch die ersten jungen, eben verwandelten
Bergmolche findet man bereits Ende August und noch zahl-
reicher zu Anfang des September auf dem Lande, während
die Ufer des Mühlenteiches zu dieser Zeit noch von Schaaren
anderer Tritonenlarven, die noch weit in der Eutwickelung
zurückstehen, belebt sind. Die aufWiegmannsbuchtmit Alytes-
quappen zusammen von uns erbeuteten Tritonenlarven gehörten
ebenfalls dieser Art an; sie zeigten rothe Bauchfärbung. Zu
erwähnen dürfte noch sein, dass die scheinbar vorwiegend
in Gebirgen^) beim Bergmolche vorkommende Grundfärbung,
hellere, röthliche oder bräunliche Färbung, auch an manchen.
Exemplaren bei Grund zu beobachten ist.
Triton 2^tt^i>i(iius Schneid.
Im Teufelsthal sehr häufig, bleibt am längsten von
allen 4 Tritonenarten im Wasser. Im Juli viel häufiger
im Mtihlenteich als voriger. Zehn Tritonen, welche ich am
16. dieses Monats im Jahre 1889 mit Herrn V. v. Koch
gemeinsam fischte , gehörten sämmtlich dieser Art an.
Auch im August vorletzten und letzten Jahres be-
merkte ich den Leistenmolch noch ziemlich häufig im
Wasser; das letzte Exemplar fischte ich am 5. September.
^) Ich beobachtete solche Stücke öfters in den bayerischen Alpen^
z. B bei Schliersee und Hohenschwangau.
— 85 —
Auf dem Lande fand ich die Art am Hang des Schvveine-
hagens, auf der Schutthalde, bei den Eisenöfen, und ein
Exemplar lief mir auf der halben Hohe des Schweinehagens,
70 m hoch über dem Mühlenteich, bei "Regenwetter über den
Weg. Tritonen, welche ich vor Jahren einmal in einem
jetzt nicht mehr vorhandenen stehenden Graben bei Wieg-
mannsbucht fand, mögen auch wohl dieser Art angehört
haben. Bemerkenswerth erscheint mir, dass im Mühlen-
teich das Thier unter Wasser oft intensiv grün gefärbt
erschien.
Was man bei der hiermit schliessenden Aufzählung der
Keptilien- und Amphibien der Fauna von Grund zunächst
vermissen wird, sind die beiden am Harz sonst keineswegs
seltenen Schlangenarten Pelias heriis und Coronella
laevis, zumal es an von ihnen sonst bevorzugtem Terrain,
als abgeholzten, dürren Waldstellen, Steinhalden und KÜppen
(Iberg), hier nicht fehlt. Weniger verwundern darf das Fehlen
bezw. die Seltenheit des grössere sumpfige Niederungen lie-
benden Tropidonokis natrix. Das Fehlen der Zauneidechse,
Lac. agilis L., welche hinsichtlich ihrer Wohnplätze eine
grosse Wahlverwandtschaft zur Schlingnatter zeigt, und bei
Grund unbehelligt von den Nachstellungen dieser Todfeindin
ihres Lebens froh werden könnte, dient zum Belege für die
Thatsacbe, dass diese Art in gebirgigen Gegenden, nament-
lich des Nordens, in der Kegel von der „Bergeidechse"
Lac. vivipara, vertreten wird^).
Zu den Amphibien übergehend, fällt das Fehlen der von
W. Woltertor ff und mir im Innerstethal bei Lautenthal
beobachteten „Bergunke", Bomb, pachypus Bon., bei Grund
zunächst auf; doch dürfte sich diese Erscheinung zur Genüge
erklären, einmal aus dem Mangel des von ihr so bevorzugten
Sumpfterrains, an dem es im Innerstethal dagegen keines-
wegs fehlt, dann aber vor Allem durch die Erwägung, dass
^) cf. Saxesen: „Lac. agilis Bcheint am Oberharz ganz zu
iehlen." Vergl. oben, pag. 60
— 86 —
die Unke und namentlich ihre zarten Larven im Mühlen-
teicu, der dem Thiere noch den günstigsten, ^venn nicht
allein denkbaren Aufenthaltsort darbieten könnte, von den
in Schaaren stets vorhandenen grossen Larven des hier
so häufigen Ahjtes im Kampfe ums Dasein sehr über-
vortheilt werden müsste. Vielleicht erklärt sich so aucb
das auffallende und besonders im Teufelsthal ganz un-
verkennbar hervortretende numerische Uebergevricht des
Alytes über die andern Froschlurche, nicht zum Mindesten'
sogar über die sonst gemeinste Art, den braunen Gras-
frosch.
Auch Hyla arhorea L. (?) und Rana esculenta L. var.
typ., welche doch beide nicht sehr fern davon gefunden
wurden, fehlen vielleicht aus diesem Grunde im Teufelsthal^
obwohl man ebenso zu der Annahme berechtigt ist, dass
das Terrain ihnen hier nicht zusagt,
Brauuschweig, April 1893.
Osterode, Lerbach und das SöselliaL
Auch die Umgebung von Osterode, mit dem Thal der
Söse und des Lerbachs, den kleineren und grösseren Teichen
im Zechsteingebiet, dürfte herpetologisch sehr interessant sein,,
aber es liegen erst spärliche Beobachtungen vor. Ich habe-
das Lerbachthal auf dem Wege von Klausthal nach Osterode
flüchtig durchwandert, ohne auf Gethier zu stossen, halte
aber das Terrain für Ahjtes z. B, für günstig. Auch die
Teiche habe ich — leider! — erst von der Eisenbahn aus
zu Gesichte bekommen, in ihnen vermuthe ich z. B. Bayia
esculenta ttjpica, wie bei Gittelde und Seesen! — V. v. Koch
giebt für Osterode Bufo calamita au. Saxesen erwähnt
Tropidonotus natrix, welche auf dem Hochplateau bekannt-
lich fehlt, mit dem Zusatz „selten" aus dem Sösethal bei
Kamschlacken, 410 m hoch. Auch Alytes ist hier beobachtet.
„Bei Kamschlacken hörte ich Abends gegen 10 Uhr an einem
Bergabhang Töne, die ich nur auf Alytes beziehen kann..
87
Leider war bei der herrschenden Dunkelheit das Nachforschen
erfolglos." E. Schulze (briefl. Mittheil, und Fauna saxa-
thuringia). W. Wolterstorff.
Sieberthal. Wie mir Herr G eitel mittheilt, hat er
im Sieberthal 1880 Bonibinator zahlreich beobachtet, sonst
war ihm kein Vorkommen der Unke im Harz bekannt. Es
kann dies, bei der Höhenlage (Sieber liegt 330 m hoch) nur
die Bergunke, Bonibinator pachypus, gewesen sein.
Das Oderthal und Lauterberg.
Am 30. August 1892 widmete ich der waldreichen
und auch geologisch sehr mannigfaltigen Umgebung des
vom Ravenskopf (650 m) überragten Kurorts Lauterberg
(264 m) und Scharzfeld (247 m) einen Tag behufs herpe-
tologischer Orientirung, leider ohne Erfolg. Die Witterung
war bis zum Spätnachmittag wieder drückend heiss und
die Vegetation verdorrt, nach einem heftigen Gewitter mit
starkem Hagelschauer brach dann schnell die Nacht herein.
Eeptilien zeigten sich gar nicht, obschon ich an der Euiae
Scharzfels eifrig nach Eidechsen spähte, von Amphibien
ward auch nur Bana teniporaria^ Vormittags unter Steinen
am Scharzfels, am Abend, nach dem Gewitter, in Menge
am Philosophengang (Fusspfad Königshütte — Scharzfeld)
angetroffen, hier fing ich auch einen Feuersalamander mit
Längsstreifen.
Auch die Exemplare von Sdlamandra maculosa, welche
Herr Baurath Bauer von Lauterberg mitbrachte, wiesen
in der Mehrzahl Längsstreifen auf. — In der Gegend von
Scharzfeld dürfte Bana escidenta noch vorkommen, ober-
halb Lauterbergs wurde die Art im Oderthal von
G. Breddin 1887 vermisst, während Bana temporaria
häufig war. Derselbe beobachtete hier Triton palmatus in
einem kleinen, flachen, von Erlenbüschen umgebenen Tümpel
mit trübem Wasser und sumpfigem Untergrund neben dem
Oderbach. Auch Ahjtes findet sich hier, Petry^) hörte
1) Petry, Mittheil. Ver. Erdkunde Halle, 1891, pg. 186.
— «8 —
ihn in der Abenddämmerung des ISJ. Juli 1884 „oberhalb
Lauterbergs, im Oderthal, einige 100 m oberhalb der Stelle,
wo die Chaussee des Sperrlutterthals in die vom Oderthal
kommende mündet, also nahe der jetzigen Station Oderthal"
in ca. 340 m Höhe. — Jedenfalls bleibt um Lauterberg
noch viel zu erforschen übrig. Wolterstor ff.
II. ßesultate.
a. Der Nordraud.
Lacerta vivipara überall, z. B. Wernigerode, Ilsenburg,
Harzburg, Ahrendsberger Forsthaus, Goslar.
Angiüs fragilis überall, z. B. Wernigerode, Ilsenburg,
Harzburg.
Vipera herus. Wernigerode, Harzburg, Goslar.
Rana esculenfa typica. Osterfeld (=Bleiche) bei
Goslar. Sicher vor dem Gebirge überall zu finden. Das
Vorkommen der var. ridibunda ist ebenfalls nicht ausge-
schlossen.
Mana temporaria. Ueberall gemein.
Bufo vulgaris. Oker, Goslar, Innerstethal. Wohl überall
gemein.
Bufo calamiia. Goslar (E. C), Innerstethal (W.) nicht
selten.
Hyla arhorea. Harzburg, Oker, Osterfeld (=Bleiche),
Goslar, überall häufig.
Bomhinafor paclujpus. Um Goslar sehr häufig (E. C.)
und bereits vor 50 Jahren nachgewiesen (Blasius),
specielle Fundorte z. B.: Oker, Soldatenbadeteich, Osterfeld.
Innerstethal.
Salamandra maculosa. Allenthalben.
Triton cristatus. Osterfeld bei Goslar. Wahrscheinlich
vor dem Gebirge weit verbreitet.
Triton alpestris. Ueberall gemein.
Triton faeniatus. Wernigerode, Soldatenbadeteich,
Osterfeld und Sandgrube bei Goslar.
— 89 —
Triton palmaüis. Wernigerode (M. K.), Okerthal
(V. V. K.) zwischen Oker und Goslar (M. K. und w. H.), Innerste-
thal (W.). Im Gebirge häufig, vor dem Gebirge vielleicht hin
und wieder als Seltenheit anzutrefi'en.
Lacerta agilis, Coronella laevis und Tropidonotus
natrix werden von keinem Fundort angegeben, mögen aber
hier und dort, als Seltenheit, noch vorkommen, namentlich
vor dem Gebirge. Von Auuren vermissen wir Bufo viridis,
welche erst weiter südöstlich, bei Blankenburg, am Gebirge
wieder nachgewiesen ist (die Gegend zwischen Goslar und
Blankenburg ist in Bezug auf die Bufonen noch unerforscht!),
und Alytes obstetricans, die Westform, andererseits finden
wir hier Bufo calamita und Bombinator pachypus. Von
den Tieflandsformen sind noch keine festgestellt, wiewohl
ihr Auftreten namentlich vor dem Gebirge, in der Gegend
von Blankenburg z. B., wahrscheinlich ist. Die Urodelen
sind sämmtlich vorhanden.
b. Die Hochfläche v on Klausthal.
Lacerta vivipara (S ax e s en).
Angiiis fragilis (S a x e s e n).
Vipera derus. Selten, doch nicht ganz fehlend, z. B.
bei Altenau, am Kahlenberg, Bruchberg.
Rana escidenta. Nur von Saxesen mit dem Zusatz
„sehr selten" für Clausthal angegeben. Es dürfte sich hier
nur um ein versprengtes Thier gehandelt haben, da der
Teichfrosch, wo er sich findet, auch gleich schaarenweise
auftritt.
Bana temporaria. Sehr häufig. Auf dem Plateau
vorwiegend in der Nähe der Gewässer sich findend. In
den Teichen ersetzt der braune Grasfrosch gewissermassen
den Teichfrosch!
Bufo vulgaris. Häufig.
Btifo calamita. „Einzeln am Oberharz''. (Saxesen.)
Eyla arhorea. Vereinzelt. Klausthal. (Saxesen.)
— 90 —
Bomhinator pachypus. Aus den Angaben Saxesen's
geht das Vorkommen der Bergunke auf der Hochfläche nicht
mit Sicherheit hervor. Aus neuerer Zeit ist sie nicht nach-
gewiesen.
Salamandra maculosa „am Oberharz". (Saxesen.)
Von mir im Larvenstadium beobachtet.
Triton alpestris. Allenthalben häufig.
Triton taeniafus. In Teichen bei Klausthal (M. K. u. W. H.)..
Triton palmatiis. In Tümpeln bei Bockswiese und am
Dammhaus. (m. K. u. W. H.)
Beachtenswerth ist die Armuth der Reptilienfauna. Es.
fehlt Lacerta a(jilis; Coronella laevis und Troindonotiis natriXf
die um Goslar vielleicht nur übersehen wurden, fehlen hier
schon nach Saxesen entschieden, ein Beweis, dass ihnen
das Klima bereits zu rauh ist. Von Anuren vermisst man
nicht nur alle Tieflandsformen, sondern auch Rana esculenta
typica und Bomhinator pachypus sind mindestens sehr
selten geworden, Alytes fehlt ganz. Von den beiden sich
vertretenden Bufo-Formen, Bufo calamita und viridis, ist
nur die erstere, wenigstens früher, gefunden. Auch Hyla
arborea dürfte ständiger, aber seltener Bewohner sein. Die
Urodelen sind mit Ausnahme des Triton cristatus alle vor-
handen. — Die häufigsten Bewohner der Hochfläche sind
Lacerta vivipara, Anguis fragilis, Rana temporaria, Bufo
vulgaris, Salamandra maculosa, Triton alpestris, taeniatuSr
j^almatus.
c. Das Brockengebiet.
Auf dem Brocken und in seiner Umgebung (Oderbrück»
Torf haus, Sonnenberg) wurden bisher, in einer Höhe voa
760 — 1141 m, nur folgende Arten bestimmt nachgewiesen-..
Lacerta vivipara, mit var. nigra. Brocken (Bach»
E. S.), Torf haus, Sonnenberg, Oderthal. (Petry,)
Bana temporaria. Brocken, (w. H.)
Triton alpestris. Sonnenberg. (m. K. u. W, H.)
— 91 —
Die Kreuzotter wird in der Umgebung des Torfhauses
Termisst (Oberförster Fischer, in Blum, Fragebogen-
material), die übrigen Schlangen fehlen bestimmt. Anguis
fragiUs und Bufo vulgaris sind vielleicht nur übersehen^
dagegen wurde das Fehlen der Bana esculenta im Oderthal
und Oderteich meinem Freunde G. Br eddin von dem
Fürster zu Oderbrück ausdrücklich bestätigt. Das angebliche
Vorkommen des Bombinator pachypus bleibt mir zweifelhaft,
da er auch auf dem tiefer gelegenen Plateau von Klausthal
noch nicht sicher nachgewiesen ist.
d. DerVorharz.
Lacerta agilis. „Vorharz." (S a x e s e n.)
Lacerta vivipara. Bei Grund häufig. Gewiss am ganzen
westlichen Rande des Harzes gemein.
Anguis fragilis. Grund. Gewiss allgemein verbreitet,
Tropidonotus natrix. Bei Grund erst einmal, versprengt^
gefangen. Kamschlacken im Sösethal, selten. „Am Vorharz%
d. h. wohl an seinem Rande, nach Saxesen früher
häufiger.
Vipera herus. Seesen, Wohlenstein bei Seesen (Be-
ling bei Blum). „Am Vorharz." (Saxesen).
Rana esculenta typica. Schildauthal bei Seesen, Git-
telde, Teichhütte. Der Teichfrosch dürfte auch weiter süd-
lich, um Osterode und Lauterberg, nicht fehlen.
Bana temporaria. Gemein. Grund, Oderthal, Lauter-
berg.
Bufo vulgaris. Grund. Jedenfalls überall gemein.
Bufo calamita. Bei Grund. Oberhütte bei Baden-
hausen, Osterode. Am Vorharz ziemlich häufig.
Hyla arhorea. Erst für Grund nachgewiesen und als
selten bezeichnet, vor dem Rand des Harzes wohl häufig.
Bomhinator pacliypus. Erst aus dem Sieberthal bekannt.
Ahjtes ohstetricans. Münchehoff, bei Grund (sehr häufig),.
Wiegmannsbucht, jedenfalls auch bei Kamschlacken und
Lauterberg. Gewiss allgemein verbreitet.
— 92 —
Salamandni maculosa. Gemein. Seesen, Grund, Wind-
hausen, Lauterberg.
Triton cristakis. Bei Grund sehr selten. Am Gebirgs-
rand verrauthlich häuiiger, aber noch nicht festgestellt.
Triton alpcstris. Gemein. Grund,
Triton taeniatus. Grund. Am Gebirgsrand sicher
gemein.
Triton palmatus. Bei Grund und Lauterberg häufig.
Von Reptilien wird Lacerta agilis von keinem speciellen
Fundort, Coronella laevis auch hier überhaupt nicht an-
gegeben, sie werden aber sicher aus dem Leinebergland ab
und zu auch an den Gebirgsrand vordringen. Die fünf
ürodelen sind Gämmtlich vertreten, zahlreich sind die Anuren,
doch fehlen unter ihnen wiederum alle Formen der Tiefebene
und des Ostens.
Rückblick auf den iiordwcstiiclien Harz.
In diesem Gebiete wurden mithin festgestellt:
Lacerta agilis. „Am Vorharz" (Saxesen). Doch
sicher selten!
Lacerta viviimra überall.
Änguis fragilis überall.
Tropidonotiis natrix. Specielle Fundorte sind nur
Grund (sehr selten!) und Kamschlacken. Der Hochfläche
fehlt die Ringelnatter entschieden, am Gebirgsrande dürfte
sie hin und wieder noch vorkommen.
Vixjera herus. Am Gebirgsrand und auf der Hoch-
fläche vielerorts nachgewiesen.
Mana esculenta typica. Goslar, Seesen, Gittelde. Sicher
nur am Gebirgsrand festgestellt.
Bana femporaria. Allenthalben gemein.
Bufo vulgaris. Allenthalben.
Bufo calamita. Am nördlichen und westlichen Gebirgs-
rand vielfach beobachtet: Goslar, Grund, Badenhausen,
Osterode, dann im Innerstethal. Auf der Hochfläche ver-
einzelt.
93
Hyla arborea. Allenthalben.
Bombinator pachypus. Sichere Fundorte: Goslar,
Innerstethal, Sieberthal. Am nördlichen und westlichen
Gebirgsrand und in den Thälern wahrscheinlich weiter
verbreitet, in den höheren Theilen sehr selten oder fehlend.
Alytes ohstetricans. Am westlichen Rand des Harzes
häufig, am Nordrand noch nicht nachgewiesen. Fehlt der
Hochfläche.
Sdlamandra maculosa. Ueberall.
Triton cristafus. Goslar, Grund (selten!). Am Gebirgs-
rand wohl weiter verbreitet, von der Hochfläche noch nie
angegeben.
Triton aJpestris. Allenthalben.
Triton taeniatus. Am Gebirgsrand und auf der Hoch-
fläche verbreitet, am liebsten in offenen Gewässern, z. B.
Teichen.
Triton palmatus. Ebenfalls allgemein verbreitet in den
Schluchten, Thälern und Tümpeln des bewaldeten Gebirgs-
randes, auf der Hochfläche in Tümpeln im Walde, nicht-
aber oder sehr selten in den offenen Teichen.
Unter den 17 Arten des Gebietes vermissen wir einst-
weilen alle Tief landsformen , ferner Coronella laevis.
Lacerta agilis, Tropidonotus natrix sind Seltenheiten, wie
'Rana escidenfa typica, Triton cristatus finden sie sich wohl
nur ab und zu in den Thälern, die vier Thiere dürften
mehr vor dem Gebirge sich aufhalten. Im Gebirge und
an seinem Rande zählen wir 13 Arten, nämlich Lacerta
vivijyara, Änguis fragilis, Viper a berus, Mana temporaria,
Sufo vulgaris, Bufo calamita, Hyla arborea., Bombinator
pachypus, Alytes obstetricans, Salamandra maculosa, Triton
alpestris, taeniatus, palmatus als ständige Bewohner des
nordwestlichen Harzes.
Von den 17 Arten des Gebietes finden wir nur wenige
Formen im Brockengebiet, zahlreicher schon ist die Fauna
der Hochfläche von Klausthal; der Nordostrand weist bisher
— 94 —
14 Formen auf, wilbrend der Westrand sämmtliche
17 Arten des Gebietes besitzt. — Es möge schon hier
darauf hingewiesen werden, dass diese 17 Thiere sämmtlich
auch im Weserbergland, in der Gegend von Hameln und
Eschershausen (siehe unten!), wiederkehren und umgekehrt
nur ein ständiger Bewohner jener Gegend, Coronella laevis,
dem Nordwestharz, wohl aus localeu Ursachen, zu fehlen
scheint. Diese Uebereinstimmung macht sich namentlich
auch bei den Anuren geltend, nicht nur was die Arten,
sondern auch was ihre Häufigkeit anbelangt. So beachte
man das Vorwiegen des Alyics bei Grund sowohl als bei
Eschershausen! Es beweist dies entschieden den innigen
Zusammenhang des Nordwestharzes und namentlich seines
Westrandes mit den westlicheren Gegenden in herpeto-
logischer Hinsicht, wiihrend anderseits die Fauna des Süd-
ostrandes von Ballenstedt und Blankenburg recht verschieden
von jener des Westrandes sich darstellt.
Der Südraiid des Harzes.
Von W. Wolterstor ff.
Für den südwestlichen Kand des Gebirges, von Nord-
hausen bis Osterhagen, liegen nur wenige, aber interessante
Beobachtungen vor. Leider habe ich selbst diese Gegend
nur von der Eisenbahn aus, am letzten Tage meiner Herbst-
reise 1892, auf der Fahrt von Herzberg nach Nordhausen
kennen gelernt und mich zu spät überzeugt, wie viel die
reizvolle Landschaft auch dem Zoologen bieten muss. Die
mir erst später von Goldfuss zugegangene Mittheilung, dass
die grossen, durch Erdfälle entstandenen Teiche um
Walkenried und Ellrich der Frösche, vor Allem des grünen
Wasserfroschs, Bana esculenta, entbehren^), erhöht in meinen
Augen nur das Interesse an der Fauna dieses Gebietes
und macht in mir den Wunsch rege, dieselbe später ein-
gehend untersuchen zu können. Einstweilen sei den Zoologen,
*) Doch beachte Amnerkunfj^ p. 97
— 95 —
•welche jene Gegend bereisen, das Studium auch ihrer
Kriechthiere und Lurche dringend ans Herz gelegt!
Was der Landschaft ihren eigenartigen Charakter ver-
leiht, ist nicht der Gegensatz zwischen dem rauhen Gebirgs-
land der Hochfläche und den fruchtbaren Gefilden der
Niederung, es sind die weithin leuchtenden Gypsfelsen, die
ruinenartigen Dolomitberge und zwischen ihnen die blin-
kenden Wasserspiegel zahlloser Gewässer. — Statt des
ausgedehnten Tannenforstes des Oberharzes finden wir
hier nur kleine, überall verstreute Laubwaldungen.
Diese pittoreske Ausbildung des Gebirgsrandes wird
durch die mächtige Entwicklung des Zechsteins und
namentlich seiner Gypseinlagerungen zwischem dem Tyra-
thal und Scharzfeld bedingt. Auf dieser ganzen Strecke
ist ein Complex von Gyps und Dolomit durchschnittlich
«ine halbe Meile (3—4 km) breit dem Harz vorgelagert.
Da der ursprünglich ununterbrochene Zug bei der leichten
Löslichkeit des G37)ses allenthalben von den Gewässern
über und unter Tage durchnagt und unterwaschen ist, so
entstanden die isolirten Bergstöcke des Kohnsteins (900' =
339 m) und Sachsensteins (800' = 301 m) und bildeten
sich, durch Einsturz unterirdischer Gypsschlotten, die meist
mit Wasser gefüllten Erdfälle, von welchen die erwähnten
Teiche um Walkenried die bedeutendsten sind.^) üeber
dem Zechstein erheben sich am Gebirge das Rothliegende
und die hercynischen Schichten, im Süden sind Buntsand-
stein und Alluvium, mit einförmiger Gestaltung des Ge-
ländes, abgelagert.
Die Meereshöhe des hier betrachteten Gebiets ist nicht
sehr bedeutend, sie steigt von 500' = 188 m (Thalaue bei
Nordhausen) auf selten über 6—700' = 225 bis 264 m
*) Durch den Einsturz unterirdischer Höhlen im Gyps oder Stein-
salz des Zechsteins sind auch anderorts häufig Wasserbecken ent-
standen. Ich erinnere nur an die jetzt viel genannten Mansfelder
Seen und den Salzunger See in Thüringen !
— 90 —
im Buntsandsteingebiet; Gyps und Zechsteindolomit erheben
sich auf 8—900' = 300 bis 340 m, nur die rothliegenden
Schichten steigen bis über 1500' = 565 m und überragen
noch die mittlere Höhe der Hercynschichten. Insbesondere
liegen die grossen Teiche um Walkenried und Ellrich im
Durchschnitt nur 700' = 264 m hoch; eine Beeinflussung
der Fauna durch Höhenlage und allgemeine klimatische
Verhältnisse wie im Oberharz ist danach ausgeschlossen.
In diesem Gebiet wurden beobachtet:^)
Lacerta vivipara. Am Südrand des Harzes, namentlich
hei Nordhausen, keine Seltenheit, so auf dem bewaldeten
Geiersberg bei Nordhausen (W. Ebeling, mündl. Mitteil.). 2)
Ängiiis fragilis. Bei Nordhausen in den südlichen
Vorbergen des Harzes (Petry, in E. S., Fauna). Bei
Sachsa, in den Thälern um den Katzenstein, ziemlich häufig
(A. Goldfuss).
Coronella laevis. Südliche Vorberge des Harzes hei
Nordhausen (Petry, in E. S.). Bei llfeld häutiger als
Vijpera (Anonymus, in Blum, Fragebogenmaterial).
Vipera lerus. In den südlichen Vorbergen des Harzes,
z. B. Alter Stolberg bei Steigerthal, Steinherge bei Buchholz
u. A. (Petry, in E. S.) Am Südabhang der Gypsherge
bei Crimderode und Ellrich, sowie am Kohnstein von Best-
horn gefangen, auch von Walkenried erhalten. Im Ilfelder
Thal wurde auf hercynischer Grauwacke ein grosses $ ge-
fangen (Besthorn, in Blum). „Fundorte z. B. eine kahle
mit wenig Buschwerk bestandene Höhe oberhalb des Grau-
wackensteinbruchs im Teichthal, Bez. Birkmoor" (Anony-
mus, in Blum, Fragebogenmaterial). Das Teichthal liegt
nach der Generalstabskarte 5 km nordöstlich llfeld in etwa
1400' = 527 m Höhe.
') Bei dem Mangel an abgeschlossenen Localfauncn sah ich dies-
mal von der Aufzählung der Bewohner jeden Fundorts ab !
2) Petry, in E. Schulze, Keptilia, erwähnt sie von Nordhausen
allerdings nicht.
— 97 —
Rana escidenta typica. Die grossen Teiche um Walken-
ried und Ellrich, 700' = 264 m hoch gelegen, ent-
halten den Teichfrosch nach 0. und A.Goldfuss nicht; „jeden-
falls wird ihm das kalte, gypshaltige Wasser nicht zusagen".
Dass Bana escidenta hier niemals gelebt hat oder doch schon
längst wieder verschwunden ist, beweist folgende Sage,
deren Kenntniss ich mündlicher Mittheilung des Herrn
0. Goldfuss verdanke: Als einmal die Walkenrieder Mönche
eine Procession veranstalteten und zwischen den Teichen
hindurchzogen, tibertönte der Lärm quakender Frösche den
Chorgesang. Da sprach der Abt voll Zornes : Seid ver-
flucht zu ewigem Schweigen ! Und zur Stunde verstummten
die Frösche. — Aus dieser Sage, welche ich in der Litteratur
(z. B. Pröhle, Harzsagen; Günther, Harz; Günther,
Harzsagen) nicht gefunden habe, geht auch hervor, wie
selbst dem Volk das Fehlen der Frösche, vor Allem des
grünen Wasserfrosches, der sich dem Ohr noch mehr be-
merkbar macht wie dem Auge , bei Walkenried auf-
fallen ist. —
Wie aber viele andre grosse, durch Erdfälle entstandene
Teiche der Gegend, z. B. mehrere Teiche um Ellrich, bei
Hochstedt (Seeloch) , Niedersachswerfen (Rüsselsee) zur
Fischzucht sich verwerthen Hessen, so kann es in der
Gegend auch nicht an Gewässern, namentlich kleineren und
seichten, fehlen, welche auch dem gegen Kälte empfindlichen
Teichfrosch zusagen werden.^)
Rana teniporaria. Häufig in den Thälern um den
Katzenstein bei Sachsa (Goldfuss).
1) Während der Correctur theilt mir jedoch W. Henneberg
mit, dass er am 20. Mai 1893 gerade in den Walkenrieder Teichen
am Bahnhof und ferner zwischen Walkenried und Sachsa Bena escu-
lenta typica zahlreich gesehen und gehört hat. Vermuthlich hat
Goldfuss s. Z. die Teiche bei ungünstiger Witterung besucht und
daher die Art nicht gefunden. Trotzdem mag der Teichfrosch, der
Sage entsprechend, zeitweise verschwunden sein und erst neuerdings
sich wieder angesiedelt haben.
7
— 98 —
Bomhinator ]}cichypus wird nur einmal, mit Zweifel, nach
der Stimme von E. Schulze (briefliche Mittheilung und
Fauna saxo-thuringica) von den Teichen am Himmelreich
bei Walkenried angegeben; aber sollte es sich nicht auch
hier um Ahjtcs handeln?
Alytes obstetricans. Das Vorkommen der Geburts-
helferkröte wird schon 1841 von dem — freilich nicht ganz
zuverlässigen — Rimrod für den Hoheustein bei Nord-
hausen (V2 St. nördlich vom Zechsteincomplex entfernt,
auf Porphyrit des Rothliegenden; Höhe ca. 1000' = 376 m,
angegeben, ferner hat Dr. Elster, in den sechziger Jahren,
bei Stöckej nahe Mackenrode bei Walkenried, mehrere
Exemplare von Alytes gesammelt. Ein Exemplar davon
befindet sich jetzt im Zoologischen Museum des Poly-
technicums Braunschweig. (Briefl. Mittheilung von G e i t e 1 ,
Wolfenbüttel.) 1) Stöckey liegt ^/^ Stunde südlich vom Zech-
steinzug auf Buntsandsteinboden (Höhe 6 — 700' = 226 —
264 m), doch noch im Gebiet der Erdfälle. Realschullehrer
Dr. Voigt- Leipzig hat Alytes in der Gegend 1874 eben-
falls beobachtet. „Es war schon nahezu Nacht, als wir am
Himmelberg westlich Niedersachswerfen aus einiger Ent-
fernung kurz angeschlagene fast glockenhelle Töne in ziem-
licher Anzahl hörten, so dass wir im ersten Augenblick an
ferne Herdenglocken erinnert wurden. Doch erkannten wir
bei genauem Aufhorchen, dass es sich um die Stimme
eines Amphibiums handeln müsste, nur hatten wir keine
Ahnung, was es sein könnte, und zum Nachforschen war
es zu finster.'^ Jetzt, nach 18 Jahren, hat Dr. Voigt jene
Töne bei Salzungen in Thüringen wieder erkannt und
diesmal den Urheber, ein 5 der Geburtshelferkröte mit
Eierschnüren, erbeutet, damit findet auch die frühere Be-
obachtung ihre Erklärung. 2) In gleicher Gegend hat auch
^) Dieser Fund ist bereits von Nehring in „Einige Mitthei-
lungen" erwähnt.
*) Voigt, Sitzungsberichte der Naturforschenden Ges. Leipzig.
1892/93, pg. 12, Wolterstorf f, Zool. Anz. 1893, No. 418.
— 99 —
Dr. Petry den Ähjfes gehurt, ,,an einem Abhang zwischen
dem Dorf Crimderode und Niedersachswerfen, näher dem
letzteren Ort".^) Auch bei Walkenried muss Ähjtes vor-
kommen, denn F. Könnicke-Bremen hat (nach brieflicher
Mittheilung) die glockenhellen Töne am Puntelteich am
Himmelreich gehört. Obwohl aus der ganzen Gegend erst
ein Fund durch Belege erhärtet ist, unterliegt es für mich
keinem Zweifel, dass die Geburtshelferkröte in dieser Gegend
häufig ist; es wäre nur zu wünschen, dass ähnliche
zusammenhängende, gewissenhafte Untersuchungen, wie .7u
Grund von P. Krefft, auch hier angestellt würden, um
alle Verhältnisse klar zu legen. Auch die Frage bliebe
noch zu lösen, ob der Ähjtes erst neuerdings in der Gegend
eingewandert oder von Alters her einheimisch ist. Obwohl
das Auftreten erst seit 1842 festgestellt ist, möchte ich
doch die Ansicht nicht unterdrücken, dass vielleicht manche
Sage, mancher Name von verschollenen Glocken und Kirchen
dem eigenthümlichen Laut unseres dem Volke unbekannten
Thieres den Ursprung verdankt, wodurch das Vorkommen
schon vor langer Zeit wahrscheinlich gemacht wurde. 2)
Sälamandra maculosa. Bei Saehsa namentlich in den
Thälern um den Katzenstein und hier wieder in grösster
Menge im Kuckhansthal. A. Goldfuss.
Ueber Trojndonotus natrlx, Lacerta agilis, die Bufonen
und Tritonen liegen überhaupt noch keine Mittheilungen
vor. Unsere Liste ist daher noch sehr unvollständig und
1) Petry, Mittheil. Ver. Erdk. Halle a. S. 1891. pg. 186, und
E. Schulze, Fauua.
2) Die Stelle, von welcher Petry die Glockentöne angiebt,
könnte der „Glockenstein" der Generalstabskarte sein. Freilich Hesse
sich nach Günther in „Harzsagen" (nur dies Werk und Günther,
der Harz, stehen mir für Harzsage z. Zt. zu Gebote) der Name auch
auf den Fund einer Glocke auf dem „Kirchberg" (welchen ich auf
der Generalstabskarte nicht finde), der mit dem Glockenstein identisch
sein könnte, zurückführen. — Für ein weiteres Eingehen auf diese
Frage ist hier nicht der Ort.
7*
— 100 —
sei hier nochmals ausdrücklich auf ihre Ergänzung hin-
gewiesen, da die bereits zu unserer Kenntniss gelangten
Beobachtungen weitere, für die Erforschung der geographischen
Beziehungen unserer Lurche werthvoUe Resultate erhoffen
lassen. Das Vorkommen von Tieflandsformen hier, an den
Quellen kleiner Gebirgsflüsse und fern von der norddeutschen
Ebene ist nicht wahrscheinlich, wenn auch dieses oder
jenes Thier bis in die goldene Aue bei Nordhausen vor-
gedrungen sein mag.
TJebersicht der Harzfauna.
In dem ganzen Gebiete des Harzes gelangten hiernach
sicher zur Beobachtung : ^)
Lacerta agilis. Sangerhausen, Blankenburg, besonders
Regenstein, Teufelsmauer. Geht dem Massiv des Harzes
ab, auch am Rande nicht immer zu finden.
Lacerta vivipara. Ueberall: Selkeplateau, Gernrode und
Thale, Blankenburg, Wernigerode, Ilsenburg, Harzburg,
Goslar, Oberharz, Brocken, Grund, Nordhausen.
Änguis fragiUs. Ueberall: Selkeplateau, Gernrode
und Thale, Blankenburg, Wernigerode, Ilsenburg, Harzburg,
Oberharz, Nordhausen.
CoroneUa laevis. Sangerhausen, Selkeplateau, Gern-
rode, Blankenburg, Regenstein, Ilfeld, Nordhausen. Bisher
erst im südöstlichen und südwestlichen Theile nachgewiesen.
Ihre Verbreitung ist noch näher festzustellen.
Tropidonotus natrix. Selkethal, Bodethal, Blanken-
burg, Grund (versprengt), Kammschlacken. Jedenfalls
weiter verbreitet, aber kaum häufig.
Vipera berus. Sangerhausen, Wippra und auf dem
ganzen Selkeplateau, Gernrode und Thale, Wernigerode,
Harzburg, Goslar, um Klausthal, Bruchberg, Seesen, EUrich,
Walkenried, Ilfeld(-Birkenmoor), Crimderode, auf den Vor-
^) Nur die Ortschaften und einzelne wichtige Fundorte fanden
hier Aufnahme.
— 101 —
bergen des Harzes bei Nordhausen, üeberall vorkommend,
nur am Brocken und in der nächsten Umgebung von
Blankenburg und Grund vermisst.
Rana escuknfa typica. Um Neudorf und Harzgerode,
?Kaltethal bei Gernrode, ? Blankenburg, Goslar, Seesen,
Gittelde. Am Harzrand gewiss allgemein verbreitet, auf
der Höhe erst im südöstlichen Theil nachgewiesen.
Bana esculenta ridihmda. Mönkmühlenteich bei Michael-
stein, vor dem Gebirge.
Rana temporaria. Üeberall, meist sehr gemein.
Bufo vulgaris. Üeberall, Selkeplateau, Gernrode, Blan-
kenburg, Oker, um Klausthal, Goslar, Innerstethal, Grund.
Bufo viridis. Südöstlicher Harz: Quenstädt, Bailen-
stedt, Blankenburg.
Bufo calamita. Nord- und Westrand, Goslar, Innerste-
thal, „am Oberharz", Grund, Badenhausen, Osterode.
Hijla arhorea. Üeberall, z. B. Quenstädt, Neudorf,
Gernrode, Blankenburg, Harzburg, Oker, Goslar, Klausthal,
Grund.
Felohates fiiscus. Blankenburg, am Gebirgsrand.
Bonibinator pachypus. Im nordwestlichen Harz am
Band und in den Thälern verbreitet: Oker, Goslar, Innerste-
thal, Sieberthal. Für das übrige Gebiet fehlen zuverlässige
Angaben aus neuerer Zeit.
Ahjtes ohstetricans. Am West- und Südwestrand ver-
breitet. Münchehoff, Grund, jedenfalls auch Kammschlacken
und Lauterberg, dann Stöckey, um Ellrich und Crimderode,
Hohenstein bei Nordhausen.
Salamandra macidosa. Üeberall.^)
Triton cristatus. Neudorf und Harzgerode, Blanken-
burg, Goslar, Grund (sehr selten.) 2). Auf dem Plateau nur
*) Auf die Häufigkeit der gestreiften Form im Harz sei hier
nochmals hingewiesen ! Bei längerer , sorgfältiger Beobachtung , an
welcher es bisher fehlte , dürften doch manche ziemlich constante
Spielarten in den Thälern sich feststellen lassen.
2) E. Schulzes Angabe „im Harz häufig" entbehrt der Begründung.
— 102 —
im südöstlichen Theil, mit Rana csciil typ., angetroffen,
sonst nur am Gebirgsrand, wahrscheinlicli auch in einzelnen
Thillern.
Triton alpestris. üeberall.
Triton taeniatus. Selkeplateau , besonders bei Harz-
gerode; Blankenburg, Wernigerode, Goslar, um Klausthal,
Grund.
Triton pdlmatus. Im Gebirge in waldreicher Gegend
überall gemein. Wippra, Selkeplateau und Selkethal,
Ballenstedt, Gernrode, Blankenburg, Wernigerode, Oker,
Goslar, Bockswiese und Dammhaus bei Klausthal, Grund,
Lauterberg.
Wie schon oben erwähnt, sind wir über viele Theile
des Harzes noch nicht genügend unterrichtet, so sorgfältig
auch manche Orte auf ihre Thierwelt untersucht wurden.
Die Verbreitung mehrerer Arten ist ebenfalls ganz unvoll-
kommen bekannt, und ist es daher, bei der mannichfaltigen
Beschaffenheit der einzelnen Striche und dem Charakter des
Gebirges als Grenzscheide zwischen Ost und West noch
nicht möglich, jetzt schon ein klares Bild der Formen des
Harzes in ihrer Gesammtheit zu geben.
Von den 21 im Harz beobachteten Formen sind zwei,
Pelohates fiiscus und Rana esculenta ridihunda, die Tief-
landsformen, bisher nur in der Blaukenburger Gegend, am
Gebirgsrand, nachgewiesen, Bufo viridis ist vorläufig nur
aus dem Südosten bekannt. Die übrigen 18 Arten kehren
sämmtlich auch im Wesergebirge, bei Eschershausen und
Hameln, wieder. — Charakteristisch für den Harz, d. h.
den Vorlanden im Süden, Osten und Norden fehlend, aber
im Gebirge überall vorkommend, ist nur Triton palmatus.
Lacerta vivipara, Anguis fragiUs , Vipcra herus , Rana
temporaria, Bufo vulgaris, HyJa arhorea, Salamandra macu-
losa, Triton alp)estris und taeniatus fehlen zwar ebenfalls
fast nirgends, finden sich aber auch in den Vorlanden.
Ahjtes obstetricans beschränkt sich auf den Westen und
lOi
Südwesten, die übrigen Arten sind bisher nur aus einzelnen
Gegenden bekannt und fehlen manchen Strichen entschieden,
wie schon bei Betrachtung der einzelnen Theile aus-
einandergesetzt wurde.
Die nördlichen und östlichen Vorlande
des Harzes.
Einleitung.
Von W. Wolterstorff.
Dem Harz vorgelagert breitet sich zwischen Eisleben
und Braunschweig „das nördliche Harzvorland", Penck's,
der östliche Antheil des subhercynischen Hügellandes des
gleichen Autors i) aus. Wechselvoll ist das Gepräge der
Landschaft, Hier weit ausgedehnte, in hoher Cultur stehende
Eüben- und Weizenfelder, dort feuchte Moräste. Mit dürren
Sandregionen, aus denen hier und dort schroffe Felsen
emporragen, wechseln üppige Buchenwaldungen ab. Mannig-
faltig, wie in wenigen Gegenden Deutschlands, ist hier auch
die geologische Schichtenfolge entwickelt; fehlen auch die
älteren Formationen mit Ausnahme des Zechstein, so haben
doch fast alle Glieder der mesozoischen Formationen am
Aufbau der Gegend sich betheiligt. Zahlreiche Dislocationen
haben die Schichten verschoben, vieles hat auch die Erosion
wieder fortgeführt oder ist von Tertiär und noch später
von Diluvium überdeckt; doch noch immer heben die
Gesteine des Halberstadt -Quedlinburger Quadersandstein-
zuges, die zahlreichen Muschelkalkrücken, die schon früher
erwähnten Jurakalksteine nördlich von Goslar sich schroff
von der Ebene ab.
In der Gegend von Halberstadt und Egeln, welche wie
die ganze „Börde" bei ihrer ebenen Beschaffenheit und dem
fruchtbaren Lehmboden von Alters her für die Cultur be-
1) Penck, das deutsche Eeich, pag. 301 ff.
— 104 —
sonders günstige Bedingungen darbot, sind die Waldungen,
die Brucliflächen längst verschwunden, die Landschaft hat
ein industrielles Gepräge ^) erhalten. Es kann uns daher
nicht befremden, wenn hier die Faunen scharf sich absondern,
manche „Gebirgsform", manche waldliebende Art, welche im
Norden, in der Braunschweiger Gegend, unter dem Schutz
der Wälder und Brüche weit ins Hügelland sich ertreckt,
am Harzrand schon bei Blankenburg Halt macht. So sind
von Reptilien nur einige Formen, welche trockene Wärme
vorziehen, auf den schroffen, dem Anbau spottenden Fels-
klippen um Halberstadt häufig.
Die Höhenzüge zwischen Nebra und Eislehen.
Die weitere Umgebung Eislebens ist durch den allmäh-
lichen Uebergang der letzten, 900 Dec.-Fuss = 340 m über-
schreitenden Ausläufer des Harzes im engeren Sinn, z. B.
am Blankenhainer Tunnel, in die wellige Hügellandschaft
um Halle ausgezeichnet. Die durchschnittlich von 500 — 800
Dec.-Fuss = 190 — 300 m ansteigende Landschaft, deren
Untergrund grossentheils der Zechstein (mit dem Kupfer-
schiefer) und der überlagernde Buntsandstein bilden, entbehrt
nicht des landschaftlichen Reizes. Zu tief eingeschnittenen
Schluchten gesellen sich zahlreiche kleinere Waldungen, welche
sich nach Süden bis Nebra an der ünstrut fortsetzen. Das
Gelände von Eisleben und Nebra bis zur Saale ist dagegen
fast völlig unbewaldet, bis auf die Dölauer Heide, und seine
Kriechthierfauna (welche mir von Halle vollständig, vom
Salzigen und Süssen See zur Genüge bekannt ist) trägt im
Ganzen den Charakter der Tiefebene. Ich sehe von einer
eingehenderen Behandlung desselben an dieser Stelle um
so mehr ab, als ich meinen früheren Angaben 2) nichts
Wesentliches hinzufügen könnte. — Ueber die Reptilien und
Amphibien der Gegend von Eisleben liegen mir nur die
1) Penck, I. c, pag. 391.
2^ Vorläufiges Verzeichniss der Reptilien und Amphibien der
Provinz Sachsen.
— 105 —
folgenden, leider nicht zum Abschluss gelangten Beobachtungen
meines Freundes Dr. J. B 1 a u e - Wolferode aus dem Jahr
1888 vor:
Änguis fragüis. Bei Wolferode (Dorf südwestlich Eis-
leben) häufig.
Tropidonotus nafrix wurde von Dr. Blaue nicht selbst
beobachtet, scheint aber nach verbürgten Mittheilungen doch
ab und zu vorzukommen.
Ba7ia esculenta. Im „Wasserloch" bei Wolferode, einem
frei im Felde gelegenen, schwer zugänglichen Sumpf. Scheu,
nicht häufig, schwer zu fangen, daher war die Varietät nicht
zu ermitteln. Jetzt selten geworden, war früher in kleinen
Teichen im Ort selbst vorhanden. Im Sittichenbacher und
Osterhäuser Teich — l^g Meile südlich Eisleben — ist der
Teichfrosch häufiger.
Rana tem2)oraria. Wolferode. Mehrfach untersucht.
B. arvalis nicht darunter gefunden.
Hyla arhorea. Wolferode. Im Sommer oft in Getreide-
feldern.
Triton cristatus. Steckendorfer Grund bei Wolferode.
Triton taeniatus. dito.
Triton al2)esfris. dito.
Ueber diese 3 Arten berichtet mir Dr. Blaue unter
dem 27. 4. 1888, gelegentlich der Uebersendung von Beleg-
stücken (B. M. ), dass er Kammmolch und Streifeumolch
in diesem Jahr im Steckendorfer Grund sehr zahlreich
beobachtet habe , von Triton alpestris wurden dagegen
nur 8 Stück erbeutet. Die Art muss hier selten sein und
als vorgeschobener Posten der Harz -Fauna betrachtet
werden, ist aber sicher einheimisch, da auch in der alten,
aus den Schülerjahren stammenden Sammlung Dr. Blaue's
die Art sich befand. Triton pahnatus dagegen ward ent-
schieden vermisst.
— lOG —
Auch über das Vorkommen der Unken konnte Dr. Blaue
trotz besonderer Aufmerksamkeit nichts in Erfahrung bringen.
Ueber die Gattungen Laecrta, Bufo u. a. enthalten die Auf-
zeichnungen desselben leider keine Angaben.
Blum's Kreuzotterwerk entnehme ich noch folgende
Angaben des Gymnasiallehrers Otto in Eisleben vom
24. Mai 1886: Vq^era herus findet sich öfter in der weitern
Umgebung Eislebens bei Hergisdorf und Rothenschirmbach.
Bei Hergisdorf ist sie in Tietzens Holz, 1 Stunde nordwestl.
Eisleben, einem Gebüsch von Eichengestrüpp auf trockenem
Buntsandsteinboden am Abhang und auf der Höhe des
Kliebischthals (6 — 700' Höhe) festgestellt (das Gymnasium
erhielt das Belegstück!), ferner wurde sie an der Quelle des
Kliebisch, dem Kranichbrunnen, einer sumpfigen Wiese im
Walde auf Rothliegendem (800 ' hoch) gefunden. ^) Bei
Rothenschirmbach, 2 Stunden südlich Eisleben, kommt die
Kreuzotter im Hochwald, in und bei einem Buntsandstein-
bruch (600' hoch) gleichfalls öfter vor.
Anhangsweise mögen hier noch einige Mittheilungen
über die Gegend von Ziegelroda, Nebra und Artern folgen,
obwohl sie eigentlich nicht mehr zu den Vorlanden des
Harzes gehört.
Tropidonotus natrix wurde von Klöber (briefl. Mittheil.)
an der St ein kl ob e (Steinklippen) unterhalb Wendelstein
(Unstrut) beobachtet.
Vipera herus „soll im Allstedter und Ziegelrodaer
Forst häufig vorkommen^ Laue, in Blum, die Kreuz-
otter. Auch mir ist ihr Vorkommen sehr wahrscheinlich
nach dem Funde bei Rothenschirmbach.
Von Amphibien fand Gustav Breddin, welcher zu
Pfingsten 1888 den Forst Ziegelroda besuchte, beim Dorfe
^) Der Kranichborn scheint schon zum Harz zu gehören ! Weitere
Angaben Otto's vergl. oben bei Südostharz. W.
— 107 —
Ziegelroda (785 Dec.-Fuss = 295 m hoch) in einem kleinen
Teich Eana esculenta var. typica (das Belegstück, ein
erwachsenes 5 mittlerer Grösse, mit kräftigem, massig grossem
Tuberkel und kurzen Hinterbeinen, liegt mir vor), Hyla
arhorea und Triton taeniatus. (B. M.)
Bei dem alten Kloster Rossleben (Unstrut) ist Bufo
viridis, die östlich des Harzes und in Thüringen allgemein
verbreitete Kröte, von Schreber um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts für Deutschland entdeckt worden.^)
Bombinator kommt nach A. Goldfuss bei Art er n
vor, doch konnte Gewährsmann kein Belegstück erlangen,
die Art ist daher noch zu ermitteln.
Aschersleben: Pelobates fuscus wurde von Dr. Sma-
lian in den 70er Jahren in dem Bahndreieck bei Aschers-
leben, welches bereits ca. 1 Meile von den Ausläufern des
hercynischen Schiefergebirges bei Quenstedt und Walbeck
entfernt in waldloser Hügellandschaft liegt, massenhaft er-
beutet.
Hoym. Bufo viridis. (E. S., Fauna.)
vfy
Qiiedliiil)ur|
von Kl ob er.
Die Bode, welche hei Thale (175 m) in die Ebene
tritt, nimmt von hier bis Neinstedt einen östlichen Lauf,
und fliesst dann in nordöstlicher Kichtung an Wedders-
ieben, Quedlinburg (121 m), Ditfurt vorüber bis Eodersdorf,
von wo sie einen nördlichen Lauf einschlägt. Sie fliesst
auf Alluvialboden, so dass sich' auf der Strecke von Thale
bis Ditfurt bald links, bald rechts Wiesen und Tümpel
befinden, auf und in denen mir nur Bana esculenta und
temporaria vorgekommen sind.
Diese Thalebene wird links von suhhercynischem
Senonquader, Salzberggestein, Pläner, Lias und Neocom,
Leydig, anure Batrachier, pag. 35.
108
rechts von Lehm und Sand mit Gerollen, sowie Pläner und
Keuper begrenzt.
Südwestlich, unmittelbar an Quedlinburg anlehnend,
befindet sich ein Lusthulzchen, „der Brühl" genannt, an
dessen östlichem Kande sich einige Tümpel befinden, die
von der Brühlwiese begrenzt werden und deren Wasser-
menge von der in der Nähe fliessenden Bode abhängt. In diesen
finden sich jetzt noch R. temporaria und Triton cristatus Laur.
Westlich von Quedlinburg befindet sich an der Stadt
der Strohberg, welcher theils mit Akazien, theils mit
jungen Kiefern bewachsen ist; hier kommt Lacerta agilis vor.
In geringer Entfernung davon erhebt sich die Alten-
burg (227 m), ein nach Südwesten ziehender Bergrücken,
der um den Thurm herum zumeist mit Birken, weiterhin mit
Kiefern bewaldet ist. Auf dem Berge befinden sich eben-
falls Tümpel mit etwas moorigem Untergrunde, welche nur
von Regenwasser gespeist werden. Hier findet man stets
Rana esculenta, Hyla arhorea, Bombinator igneus sowie
Triton cristatus. Biifo viridis Laur. habe ich 1890 am
Thurme zum letzten Male gesehen. Von Reptilien kommt
auf der Altenburg, welche sich bis Westerhausen hinzieht,
Lacerta agilis vor.
Nordöstlich von der Stadt, am Kleerse und dem sich
theilenden Mühlgraben findet sich ausser Rana esculenta
und temjwraria noch Bufo viridis.
Als zur Umgegend von Quedlinburg gehörig ist auch
noch das 1^4 Stunde nordwestlich gelegene Steinholz zu
erwähnen, welches auf seiner Südseite aus Kiefern und im
übrigen aus Laubholz besteht. Dasselbe liegt auf einem
Höhenzuge, an den sich die Thekenberge und die Halber-
städter Steinbrüche anschliessen. An der Warte und hinter
dem Restaurant habe ich bis zum vorigen Jahre Coronella
laevis, sowie Lacerta agilis und Ängms fragiUs gefunden.
— 109 —
Bei Quedlinburg wurden demnach beobachtet:^)
Lacerta agilis. Strohberg, Altenburg, Steinholz,
Eselstall.
Änguis fragilis. Steinholz.
Coronella laevis. Steinholz,
Rana esculenta.^) Auf Wiesen und Tümpeln an der
Bode, am Kleerse und auf der Altenburg.
Bana temjjoraria. Auf Wiesen und Tümpeln an dei
Bode, am Brühl und am Kleerse,
Bufo vulgaris. Ueberall. (E- S.)
Bufo viridis. Thurm auf der Altenburg und am
Kleerse.
Bufo cdlamita. Altenburg. (E. S.)
Hyla arhorea. Auf der Altenburg.
Pelohates fuscus. Auf der Altenburg, am Kleerse und
anderwärts. (E. S.)
Bomhinafor igneus. Im April 1891 nach brieflicher
MittheilungE. Schulz es zahlreich gefangen. (W.) Auf der
Altenburg. (Auch von E. S. mitgetheilt. B. M.)
Triton cristatus. Brühl und Altenburg.
Triton taeniatus. Altenburg. (E. S.)
Quedlinburg, Februar 1893.
Langenstein. Am Hoppelberg bei Langenstein
(Halberstadt), einem bewaldeten Sandsteinrücken, findet sich
Lacerta agilis (Kl.) und Coronella laevis (E. S.). Ueber
den Regenstein und die Teufelsmauer vergl. oben
Blankenburg.
Kochsted t. Im Hackel, einem bewaldeten Muschel-
kalkhügel, beobachtete P. Br eddin Änguis fragilis. Das
Vorkommen der Kreuzotter hier wird von Ebeling ent-
schieden in Abrede gestellt.
1) Vergleiche auch Wo'Uerstorff , vorläufiges Verzeichniss,
und E. Schulze, Fauna. W.
*) Varietät von mir noch nicht untersucht. Doch giebt
E. Schulze nur typica an, W.
— 110 —
Egeln (und das untere Bodethal). Obwohl dieses
Städtchen schon ganz zur Ebene gehört und ausserhalb der
angenommenen Grenze liegt, möge es hier Erwähnung finden,
da das ausgedehnte Bodethal von Stassfurt bis Oschersleben
mit seinen zahlreichen Altwässern und in Verbindung mit
dem grossen Bruchgraben vielleicht den Weg andeutet,
welchen manche Tieflandsformen genommen, um den Harz-
rand zu erreichen. Einstweilen beschränkt sich unsere
Kenntniss dieser Gegend allerdings auf das Vorkommen
von Rana esculenta ridibimda, Rana teniporaria und Bufo
vulgaris, welche Arten ich im August 1891 auf zwei geologi-
schen Excursionen nach Wolmirsieben in den Anwiesen und
Wäldchen dicht unterhalb Egeln, welche im Kleinen das
Bild des Elbthals bei Magdeburg wiedergeben, fing. Bana
temporar ia war in alten und jungen Thieren sehr zahlreich,
B. esc. ridibunda und Bufo vidgaris wurden nur in einigen
jungen Thieren bemerkt. B. arvalis wurde vermisst.
W. Wolterstorff.
Wasserleben, ein Dorf an der Ilse, an der Bahn
Halberstadt -Vienenburg, liegt ungefähr in der Mitte der
weiten Ebene zwischen dem Harz und Huy. Bana escidenta
ridibunda wurde in einem grossen Teich im Park des Amts-
raths Henneberg mehrfach gefangen. Bana temporaria ist
überall sehr häufig, B. arvalis scheint — auch hier — zu
fehlen. In dem naheliegenden Holz, dem sogenannten „Bau",
sind Lacerta vivipara und Änguis fragiUs häufig.
W. Henneberg.
Huywald. Der Muschelkalkrücken des Huy bei Halber-
stadt ist mit prächtigem Buchenwaid bestanden. Hier ist
Vipera herus ziemlich häufig, wie Ebeling, Pieper,
M. Schmidt in Blum's Kreuzotterwerk übereinstimmend
melden. Nach M.Schmidt ist hier ferner Coronella laevis
häufig.
— 111 —
Der Fallstein schliesst sich nach Nordwest an den
Huy an, er wird ebenfalls von Muschelkalk gebildet. Auf
dem bewaldeten grossen Fallstein ist Vipera herus nach
Hahn, Henneberg, Prof. Hertz er u.A. gleichfalls nicht
selten, wie am Huy sind mehrere Fälle von Verletzungen
bekannt geworden.
Pabstdorf. JBufo viridis im Aderstedter Busch be-
obachtet. Grrabowsky (in Schulze, Fauna saxonica).
Homburg. Von Homburg unterm Fallstein, am Be-
ginn des grossen Bruchgrabens gelegen, erhielt Nehring^)
ein Exemplar von Pelobates fuscus.
Schiaden. Lacerta vivipara, Bufo viridis, calamita.
V. V. Koch. 2)
Bei Liebenburg, nördlich von Goslar in bewaldeter,
hügeliger Gegend, fand V. v. Koch Lacerta vivipara, Anguis
fragilis, Vipera herus an den Bärenkopfen, ferner Triton
cristatus, taeniatus und aJpestris. Vipera herus wurde auch
am Komthurkreuz bei Weddingen beobachtet.
Am Harlj'berg bei Vienenburg, nördlich von Harz-
burg, finden sich Lacerta vivixmra, Anguis fragilis, Vipera
herus, Triton alpestris^).
*) Nehring, einige Notizen.
^) V. V. Koch, in E. Schulze, Fauna Saxonica, Keptilia,
Amphibia.
— 112 —
Das brauDschweigische Hügelland im
Norden des Harzes.
Die Oegend von Braun sclivreigr, Scliöningen u. Helmstedt.
Bearbeitet von E. Gruse, H. Kloos und P. Krefft.
Einleitung.
Die topographisch -geologischen Yerhältnisse
des Grehietes.
Von Dr. J. H. Kl oos-Braunsch weig.
Die Gegend, deren Reptilien- und Amphibienfauna im
Nachfolgenden geschildert wird, gehört grösstentheils zu dem
sich zwischen dem Harz und der norddeutschen Ebene aus-
dehnenden Hügel- oder Hochland. Von dieser in geolo-
gischer Hinsicht so äusserst mannigfaltig gestalteten Zone
kommt hier jedoch nur das nördlichste, etwa 20 Kilometer
messende Gebiet in Betracht, indem der südliche Theil
bereits oben in „die nördlichen und östlichen Vorlande des
Harzes" skizzirt worden ist. In ostwestlicher Richtung
ist dasselbe eingeschlossen zwischen der Aller einerseits,
der Aue, Erse und Fuse andererseits, besitzt daher eine
Länge von etwa 60 Kilometern. Hydrographisch gehört
dieser Ländercomplex gänzlich zum Allergebiete, da die
letztgenannten Wasserläufe sich in die Aller ergiessen.
Ausserdem durchquert die Oker, der bedeutendste Neben-
fluss der Aller, das Gebiet von Süd nach Nord.
Nur im äussersten nordwestlichen Theile greift nörd-
lich von der Stadt Braunschweig das bereits zur nord-
deutschen Ebene gehörende Tiefland ein und trägt sowohl
nach seiner geologischen Beschaffenheit als in Folge seiner
Vegetation den Charakter der Heide.
Politisch gehört die Gegend fast ausschliesslich zum
Herzogthum Braunschweig. Im Osten erstrecken sich einzelne
— 113 —
Theile der Provinz Sachsen, im Norden solche der Provinz
Hannover zungenförniig in die höchst unregelmässig ver-
laufende Begrenzung.
Die Höhendifferenzen in diesem rund 1450 Quadr.-Kilom,
umfassenden Theile des nordwestlichen Deutschlands sind
nicht unbeträchtlich. Der bedeutendste Höhenzug, der
Elm, ein nur wenig von Wasserläufen durchschnittenes
Hochplateau, hat etwa 275 m mittlere Meereshöhe und trägt
noch einzelne 15 bis 25 m höhere Anschwellungen.^) Es
steigt über das umgebende schwach wellenförmige Hügelland
um 200 m allseitig langsam empor. Einzelne Kücken, wie
z. B. der 156 m hohe Ollaberg zwischen Evessen und
Schöppenstedt, vermitteln den Uebergang. Der Lapp-
wald dicht an der östlichen Grenze des Gebietes dagegen er-
reicht nur die mittlere Meereshöhe von etwa 200 m, ohne in den
einzelnen Terrainfalten 20 m übersteigende Höhendifferenzen
aufzuweisen. Die übrigen Bodenerhebungen bleiben hinter
den obengenannten sowohl in ihrer Höhe über der Thalsolile
als in ihrer Ausdehnung erheblich zurück. Durch ihre
isolirte Lage noch deutlich hervortretend sind zu nennen
der Dorm zwischen Lappwald und Elm mit 190 m Meeres-
huhe und der Elz, welcher in den Schieren bei Kunstedt
noch etwas höher ansteigt.
Unserem Gebiet im Süden unmittelbar angrenzend ist
noch der dem Elm gleichgerichtete, scharf markirte Höhen-
zug von Asse und Heeseberg zu verzeichnen. Derselbe
erreicht in seinem nordwestlichen Theile die Höhe von
220 m, verflacht sich jedoch wie der Elm nach Südost
und hat bei Jerxheim nur noch etwa 180 m Meereshöhe.
Im Uebrigen beträgt die absolute Höhe über dem
Meeresspiegel für das Tiefland im Norden etwa 60 bis
1) Bezüglich der Meereshöhen sind wir noch immer angewiesen
aufW. Lachmann. Physiographie des Herzogthums Braunschweig u. s. w.
Theil I. Nivellement von 1851. Diesem Werke sind auch die Höhen-
aagaben entlehnt; sie beziehen sich auf die Nordsee.
8
— 114 —
70 m, für das Hügelland im Süden 70 bis 120 m. Die
grösseren Erhebungen sind diesem welligen Hügellande auf-
gesetzt oder ragen wie der Dorm am Rande des Tieflandes
empor. Diese Höhenzüge sind grösstentheils bewaldet und
zwar herrschen Laubwaldungen, unter diesen wieder Buchen-
bestände vor. Bekannt ist der herrliche Buchenwald auf
Elm und Asse. Aber auch das Tief- und Hügelland trägt
nicht unbedeutende Forsten, ebenfalls zum grösseren Theile
aus Laubholz bestehend. Daneben treffen wir sowohl in
der Ebene, wie auf den Höhen, namentlich im Lappwald,
Fichten- und Kieferbestände, daher die grossen Unterschiede
in der Bodenbeschafifenheit bereits durch den Mittel- und
Hochwald angedeutet werden.
Die von den Höhenzügen sich abwärts bewegenden
offenen Wasserläufe vereinigen sich in den Bächen, welche
in westlicher und nördlicher Richtung der Oker und Aller
zufliessen. Nur in ihrem oberen Lauf haben sie auf kurzer
Erstreckung ein etwas stärkeres Gefälle; im Allgemeinen
fliessen sie langsam und mit vielfachen Krümmungen durch
eine ebene, bei hohem Wasserstand häufig überschwemmte
Niederung. Daher zeigt die Thalsohle häufig eine breite
Wiesenfläche und nicht selten ausgedehnte Sumpf- und
Bruchbildungen, Dergleichen sumpfige Niederungen mit
reichlichem Moorboden und starker Bildung von Wiesentorf
und Raseneisenstein sind auch in einem höheren Niveau,
als unsere jetzigen Flüsse einnehmen, vorhanden, ohne von
einem natürlichen, offenen Wasserlauf durchflosssen zu
werden. Sie sind allerdings jetzt grösstentheils der Kultur
anheimgefallen und werden durch Gräben nach dem nächsten
Flusse oder Bache entwässert, Ihre Entstehung aber ver-
danken sie verdeckten Wasserläufen, an welchen die Gegend
sehr reich ist, sowie der Undurchlässigkeit der nicht tief
liegenden älteren Schichten. Im Hoch- oder Hügellande
geben die grossen Niveaudifferenzen in Verbindung mit
der wechselnden Durchlässigkeit des Bodens Veranlassung
— 115 —
zum Austreten zahlreicher Quellen. Letztere speisen häufig
grössere Ansammlungen von Süsswassei und findet sich
namentlich in der näheren Umgegend der Landeshauptstadt
eine grosse Zahl von Teichen, die nach den Bächen hin
entwässern. Denselben reihen sich theilweise grössere
Sumpf- und Bruchregionen an, zum Theil auch liegen sie,
von höheren Ufern eingeschlossen, inmitten der noch im
Nachstehenden näher zu erwähnenden sandigen Bildungen
des Diluviums.
Die ältesten zu Tage tretenden Bildungen unseres
Gebietes gehören (mit Ausnahme eines beschränkten Zech-
steinvorkommens bei Thiede) der Triasperiode an. Asse
und Elm, Dorm, Nussberg und Lindenberg bei Braunschweig
und Wolfenbüttel bestehen aus den dieser Periode zuge-
hörigen Gesteinsbildungen. Die bedeutendsten Höhen nimmt
der Muschelkalk ein, so im Elm und an der Asse. Im
Innern der Höhenzüge und auf geringeren Anhöhen, wie am
Nussberg und Lindenberg finden wir die Glieder der Bunt-
sandsteinformation (Rogenstein, Sandstein, Gyps und Letten)
entwickelt. Der Lappwald dagegen besteht vorwiegend aus
dem Sandstein des Räths, des jüngsten Kenpergliedes, und
des unteren Lias. Der mittlere Keuper findet sich, in Ge-
stalt bunter Mergel mit schwachen Gypseinlagerungen, viel-
fach am Fuss der Höhen und in den Thalsohlen. Jura- und
Kreideformation sind namentlich im westlichen Theil des
Gebiets entwickelt, sie bilden nur niedrige Höhenzüge,
Aber ausserordentlich mannigfaltig ist der Wechsel ihrer
petrographischen Beschafi'enheit; Kalksteine, Kalk- und
Thonmergel, Thone aller Art, untergeordnet auch Sand-
steine folgen in raschem Wechsel neben einander, so dass
bei dem sehr verschiedenen Verhalten dieser Bodenarten in
Bezug auf die Durchlässigkeit für die Gewässer sich Ober-
flächenformen und Vegetationsverhältnisse hier auf be-
schränktem Raum sehr wechselvoll gestalten. — In der
langgestreckten Einsenkung zwischen Lappwald und Elm ist
8*
— 116 —
die Braunkohlentbrmation (das Oligocän) weit verbreitet,
aber vielfach vom Diluvium verdeckt und nur in unbe-
deutenden Erhebungen zu Tage tretend.
Den grössten Flächenraum, namentlich im Westen und
Norden des Gebietes, nehmen endlich die Ablagerungen des
Norddeutschen Diluviums, der Eiszeit, ein und zwar in der
Gestalt von Blocklehm oder Geschiebemergel (wie er ge-
nannt wird, wenn der ursprüngliche Kalkgehalt noch nicht
ausgelaugt ist), von Granden (Kiesen) und geschiebeführen-
den Sauden, sowie von geschiebefreien Sauden und Lehmen.
Der grobe, grandige Blocklehm liegt in unserer Gegend
östlich und westlich der Oker, in isolirten, stark zer-
schnittenen Plateaus, welche ganz allmählich nach den
Niederungen abfallen. Sie werden gewöhnlich begrenzt und
umgeben von einem geschiebefreien Lehm (in welchem der
Quarzsand nur in mikroskopisch feinem, staubartigen Zu-
stande vorhanden ist). Der geschiebefreie Lehm besitzt im
südlichen Theil des Gebietes, zwischen Braunschweig und
Wolfenbüttel, eine grosse Ausdehnung und füllt hier alle
Niederungen aus. In ihn haben die Flüsse und Bäche der
Jetztzeit sich eingeschnitten. Im nördlichen Theil da-
gegen herrschen Grande und geschiebeführende Sande
vor. Die jungdiluvialen Thalsande (Heidesande), welche
durch ihre weite Verbreitung der Gegend nördlich von der
Stadt Braunschweig ein charakteristisches Gepräge ertheilen,
ruhen mit einer Mächtigkeit von 15 — 20 m auf den
altem diluvialen Bildungen, Sie unterliegen noch jetzt
vielfach einem Windtransport und im Norden der Stadt
Braunschweig wandert man durch eine Dünenregion, wie
am Meeresstrande. Im Allgemeinen jedoch breitet sich das
vom Thalsand gebildete Tiefland eben und einförmig aus,
während die Oberfläche der Geschiebesande wellenförmig
gestaltet ist und durch die mehrfachen Anhäufungen
nordischer Blöcke der Landschaft grössere Abwechselung
verleiht. Zwischen den einzelnen Terrainwellen trifft man
117
öfter Bruch und Sumpf mit Easeneisensteinbildung, da
diese groben Sande vielfach durch Lehmgehalt und das
Vorkommen eisenhaltiger Schichten wasserundurchlässig
werden.
Diese hochliegenden .Bruchregionen des Diluviums
haben allerdings nicht die Ausdehnung, welche Sumpf und
Moor im Gebiete der undurchlässigen Thonschichten, der
Kreide- und Juraformation, sowie in den Thalniederungen,
an den Ufern unserer langsam dahinfliessenden Wasserläufe
besitzen und von welchen schon oben die Rede war.
Braunschweig und Wolfenbüttel sind auf dem morastigen
Boden der Flussausbreitungen im Okerthal erbaut worden
und die Namen mancher Strassen und Stadttheile erinnern
noch jetzt an die früheren, durch Drainage und Canalisa-
tion längst trockengelegten Sümpfe.
Der Elm und Lappwald.
(Schöiiingeii mit Helmstedt und Weferlingen).
Von E. C r u s e.
Der schon oben kurz charakterisirte Elm erstreckt sich
von Schöningen bis Abbenrode, von Südost nach Nordwest
ziehend, 22 Kim. lang und nimmt einen Flächenraum von
110 Quadr.-Klm. ein. Thalbildungen finden sich nur am
Nordwestende, wo wir das von der Wabe durchflossene
Reitlingsthal finden, umgeben vom Herzberg (291 m) i),
Kuxberg, Drakenberg (278 m), Burgberg. Die Wabe
bildet in diesem Thal 6—7 theils natürliche, theils
künstlich angelegte grössere Töiche, 174 m hoch gelegen,
in welchem Fischzucht betrieben wird. Oberhalb Schöningen
steigt der Elm in der „Elmsburg" nur bis zu einer Höhe
von 189 m empor.
Der grössere Theil der am Elm entspringenden Ge-
wässer fliesst der Oker und mit dieser der Aller zu, während
^) Die Höhenangaben sind aus K n o 1 1 und B o d e, Heimatskunde
des Herzogthums Braunschweig, und Lachmann, Physiographie.
— 118 —
die am Südwesthang liegenden Quellen, die Missau (Au) und
Soltau, ihr Wasser dem SchiflFgraben zusenden.
Der westliche Theil dieses zur Entwässerung des
„grossen Bruches" im 16. Jahrhundert zwischen Oker (genauer
Ilse!) und Bode gebauten Verbindungscanais ist jetzt ver-
schlammt, mit Pflanzengestrüpp durchwachsen, und lässt
kaum eine Flussrichtung erkennen, während der östliche Theil
sein Wasser, das er grusstentheils von den Zuflüssen des
Elmes erhält, der Bode und mit dieser der Saale und Elbe
zuführt. Mithin ist der Elm eine Wasserscheide zwischen
Weser und Elbe , eine von Warberg westlich an Gross-
Dahlum vorbeilaufende Linie bildet diese Grenze.
Von den, dem Stromgebiet der Weser zufliessenden
Flüsschen des Elms möge die am Nordrande oberhalb
Käbke entspringende Schunter mit ihren Zuflüssen genannt
sein, von letzteren ist die schon oben erwähnte im Eeitlings-
thale entspringende Wabe der bedeutendste.
Grössere Teiche finden sich ausser den obengenannten
im Eeitlingsthale nur bei Langeleben, einem südlich von
Königslutter mitten im Walde liegenden Dörfchen, und
zwischen Räbke und Warberg.
Der Elm fällt nach Südosten, dem Authale zu, sanft
ab; auf diesem Abhänge, dem üebergange von Berg zur
Ebene, ist Schöningen erbaut.
Nordwestlich vom Elme, zwischen Helmstedt und Wefer-
lingen, zieht der sich nach Nordwesten und Südosten weit
ausdehnende Lappwald, im „Gehren", die Höhe von 205 m
erreichend; an den Lappwald reihen sich die ihm nord-
westlich vorliegenden Weferlinger Wälder: das Haagholz,
der Riesen etc. Das zwischen diesen Wäldern und dem
Lappwald liegende Thal durchströmt die Aller, Weferlingen
berührend und die ihr aus diesem Gebiete zuströmenden
Bäche und Flüsschen der Weser zuführend.
Bei einer Wanderung durch den Elm fallen uns die
vielen trichterförmigen Erdfälle auf, von denen einige eine
— 119 —
grosse Tiefe besitzen. Im Frühjahr sind fast alle mit Wasser
angefüllt, während im Hochsommer viele vollständig aus-
trocknen.
Zu letzteren zählen die am Elmrande unweit Schö-
ningen gelegene „Nesselkuhle" und einige namenlose Ver-
tiefungen im ehemaligen Schöninger Rathsholze.
Alle diese sind der Sitz der zeitig laichenden Lurche,
vor allen treffen wir den schmucken blauen Bergmolch und
den Kammmolch in ihnen bestimmt an. Tiefer im schattigen
Laubwalde finden wir einen grösseren Waldteich, .,die Bai",
früher der Sammelplatz aller in der Gegend vorkommenden
Amphibien. Der Wasserspiegel der Bai, fernab von jeg-
lichem geräuschvollen Leben der Dörfer und Städte gelegen,
ist etwa einen Morgen gross. Selten wird die lauschige
Waldesstille durch den Tritt eines Wanderers gestört. Rings
von hochstämmigen Buchen umgeben, die nahe an das
Wasser herantreten, bot der Teich früher in seinem Schling-
pflanzengewirr und unter den unterspülten Ufern einer
moosbewachsenen äusserst schwer zugänglichen kleinen
Insel die willkommensten Wohnplätze für Amphibien aller
Art. Tritonen waren fast im ganzen Sommer anzutreffen,
die vorsichtigen schlauen Wasserfrösche entzogen sich durch
einen schnellen Sprung in die Tiefe den Augen des Be-
obachters, während der auf den grünen Wasserpflanzen
sitzende Laubfrosch sich durch seine Schutzfärbung
sicher fühlte und seine allzugrosse Zuversicht oft mit
dem Verlust der Freiheit büssen musste. Von Hana
iemporaria und vor allem JBufo vulgaris fanden sich zur
Paarungszeit mehrere Hundert ein. Ich habe in keinem
Gewässer eine grössere Anzahl sich paarender grauer Kröten
gesehen, als in der Bai, das Wasser fasst kaum die zahl-
lose Menge, und am Ufer muss der Thierfreund genau Acht
geben, wenn er nicht mit jedem Schritt verschiedene Thiere
zertreten will. — Leider sind durch Kultivirung und Um-
wandlung dieses wilden Waldteiches zu einem Fischteiche
— 120 —
die Bedingungen für das Gedeihen und die Fortpflanzung
der Lurcharten ganz bedeutend verschlechtert, und so muss
der Herpetologe mit Bedauern constatiren, dass sich der
Bestand dieser Thiere von Jahr zu Jahr verringert.
Auf den mit hohem dichten Grase bewachsenen Ab-
trieben im Schöninger Elmrevier tummelt sich Lacerta vivi-
para in grosser Zahl; fortwährend verrathen dem Wanderer
die durch seinen Tritt erschreckt flüchtenden Thiere durch
Rascheln ihr Dasein.
Im Süden der Stadt Schöningen, in der Nähe der Saline,
liegen mehrere Thonkuhlen, deren tiefe Ausstiche jahraus
jahrein mit dem bekannten schmutzig grünen kalten Wasser
gefüllt sind. Gewöhnlich nur von einer Seite zugänglich, wer-
den sie auf den anderen von hohen steilen Thonwänden ein-
geschlossen, welche das Wasser g^g^n zu starke Erwärmung
schützen. Diese Thongruben sind der Zufluchtsort für die dort
sich zahlreich zum Laichen einfindenden grünen und Kreuz-
kröten. Ich habe selbst zur Mittagszeit die grüne Kröte oft
in sorgloser Ruhe „alle Viere von sich gestreckt" auf dem
Wasserspiegel schwimmend gesehen, obgleich die heisse
Junisonne senkrecht auf das Wasser herniederstrahlte.
Lacerta agilis. Die Zauneidechse kommt meines Wissens
nach im Elm nicht vor, während mein Bruder sie vor
zwei Jahren im Walde bei Schöningen gesehen haben will.
Zwischen Helmstedt und Marienborn ist sie dagegen im Lapp-
wald nicht selten und von Wolterstor ff schon 1879
beobachtet, auch Andere bestätigten ihr Vorkommen bei
Helmstedt. Hahn fand sie speciell zwischen Helmstedt
und Emmerstedt. Bei Weferlingen habe ich sie in einigen
verlassenen Steinbrüchen an der alten Walbecker Chaussee
gefunden. Rector Ehle hat das Thier im „Spellersiek" an-
getroffen. Die rothrückige Form ist uns nirgends aufgefallen.
Lacerta vivipara. Die Bergeidechse bewohnt den ganzen
Elm und Lappwald — hier auch von Wolters tor ff u. a.
— 121 —
zwischen Marienborn und Helmstedt häufig gefunden —
in grosser Menge; wo nur irgend im Walde sich einige
sonnige grasbewachsene Plätzchen finden, können wir mit
Bestimmtheit ihre Anwesenheit vorhersagen.
Lacerta viridis. „Was Lacerta viridis vom schiefen.
Berg bei Helmstedt anbetrifft, so kann ich leider kein spe-
cimen vorlegen, ich habe aber als Gymnasiast (1851 — 58)
lebende von dort besessen." Nehring. — Sollte die
Smaragdeidechse wirklich bei Helmstedt vorgekommen sein,
so läge immer noch die Möglichkeit künstlicher Aussetzung
vor. Wolter stör ff.
Anguis fragilis. Die Blmdschleiche können wir überall
an lauen Sommerabenden in träger Ruhe an den Rasenkanten
der Fahrwege und Fusssteige ausgestreckt finden, im Lapp-
wald und Elm. Besonders im letzteren, in dem Saum-
gebüsch des „alten Rathsholzes", über Schöningen ist mir
im Mai ihr häufiges Vorkommen aufgefallen. Bei Helmstedt
auch von Nehring und Wolterstorff gefunden.
Tropidonoius natrix findet sich bei Weferlingen so-
wohl auf den üppigen, an der Aller gelegenen Wiesen, als
auch in den anliegenden Wäldern. Hahn beobachtete die
Ringelnatter (vor ca. 20 Jahren) nördlich von Weferlingen
auf den Wiesen am Seggerder Holz beim Heuen geradezu
massenhaft, sah auch in der Nähe der Graslebener Stein-
brüche wiederholt kolossale Thiere todtgefahren auf der
Chaussee. Ehle traf die Ringelnatter im Haagholz und
ebenfalls im Seggerder Gehölz, ich selbst fing ein 1,5 m
langes trächtiges Weibchen an der Aller. Knaben sah man
oft mit lebenden Ringelnattern aus dem Walde heimkehren,
ein Beweis, wie häufig das Thier dort vorkommt. Bei
Walbeck ist die Ringelnatter laut Dr. Brandes zahlreich.
Nach Hahn ist sie bei Helmstedt nicht selten, Nehring
giebt, aus den fünfziger Jahren, speciell den Badeteich als
Fundort an, B o d e fand sie zwischen Helmstedt und Harbke.
— 122 —
Im Elm, überhaupt bei Schöningen, habe ich sie nicht
beobachtet.
Vipera herus. Die Kreuzotter will Ehle nach der
Beschreibung eines Knaben in einer bei Weferlingen ge-
tödteten Schlange erkannt haben. Ihr Dasein im Elme ist
zu bezweifeln. NB. Aber für Lockstedt, etwas weiter
nördlich an der Aller gelegen, giebt auch Hahn die Kreuz-
otter an; zwischen Vorsfelde und Graf hörst bei Öbisfelde,
einige Stunden nördlich von Helmstedt, ist Pelias nach
Beding (in Blum) sogar häufig, ferner, doch selten in
den nördlichen Ausläufern des Lappwalds, bei Grasleben
von Drewes und Nehring (in Blum) nachgewiesen,
fehlt also in der Gegend keineswegs. Wolter stör ff.
JEmys orhicidaris wurde bei Gelegenheit der Keinigung
eines an der Landstrasse von Käbke nach Warberg am
Saume des Elmes gelegenen Teiches, dessen Wasser nach
der Schunter abfliesst, lebend im Schlamm gefunden. Das
Kückenschild hatte einen Längsdurchmesser von 15 bis
20 cm. Das Schild befindet sich noch im Besitze des
Herrn Oberförster Schwabe zu Schöningen. Wie das
Thier in den nur durch Abfluss mit der Schunter in Ver-
bindung stehenden Teich gelangt ist, war nicht festzustellen,
vermuthlich handelt es sich um ein aus der Gefangenschaft
entschlüpftes Exemplar. Dieselbe Yermuthung hegt auch
Ehle bezüglich seiner Schildkrötenfunde in einer Wiese
bei Hödingen (Weferlingen) und in dem Allerflusse bei
letztgenanntem Flecken. Seinen Erkundigungen nach haben
Helmstedter Gymnasiasten von einem Händler gekaufte
Thiere in Wef. gehalten. Die Funde bringt er mit dieser
Thatsache in Beziehung. Ob das Thier nicht die grösseren
Teiche bei Marienthal und Helmstedt bewohnt, ist jeden-
falls noch nicht genau genug erforscht.
Rana escidenta typka findet sich in der schönen,
grünen Form in den Pfützen bei der Spiegel'schen Ziegelei
unweit Weferlingen; ebenso glaube ich meinen Erinnerungen
— 123 —
nach auch die bei Scliöningen zerstreut vorkommenden
Wasserfrösche als JRana esculenta typica ansprechen zu
müssen. Ob auch die „Bai" im Elme noch wie früher
diesen Frosch beherbergt, kann ich nicht mit Bestimmtheit
sagen, da meine Beobachtungen über Weferlingen und
Schoningen schon aus den Jahren 1879 — 1884 datiren.
Ende Mai fand ich in Weferlingen laichende Wasserfrösche,
Um Helmstedt ist JRana esculenta (var.?) nach Professor
Ne bring häufig.
Bana esculenta ridihunda ist mir nirgends aufgefallen,
möglich aber, dass ich ihn übersah, da zu jener Zeit die
Species nicht scharf getrennt wurde.
Rana temjjoraria, der braune Grasfrosch, ist auch hier,
bei Schöningen und Weferlingen, die gemeinste Art; leider
ist mir die Trennung der Rana temporaria und arvalls zu
spät bekannt geworden, als dass ich noch nachträgliche
diesbezügliche Beobachtungen hätte machen können.
Bufo vulgaris ist im Lappwald, bei Weferlingen,
Schoningen und im Elm gemein. Ich habe schon oben von
den Anfang April in der „Bai" laichenden unzähligen ge-
meinen Kröten gesprochen. Auch die Thongruben bei
Schöningen werden von ihnen gern aufgesucht.
Rufo viridis, die grüne Kröte, ist in Schöningen und
Umgegend in grosser Menge vertreten. Sowohl die Thon-
gruben werden von dem Mitte Mai laichenden Thiere gern
gewählt, als auch die mitten in der Stadt liegende Burg-
schwemme, in der sich alljährlich ein oder zwei Pärchen
einfinden, durch ihren weithin hörbaren „Trillerton" ihre
Anwesenheit verrathend. Im Hochsommer dringt sie oft in
die Häuser ein. Auch Krefft bestätigt die Häufigkeit dieser
Kröte bei Schoningen, Ende September 1892 fand derselbe
viel junge Thierchen an einem sandigen Feldwege.
Bei Weferlingen habe ich diese Kröte immer vergeb-
lich gesucht.
Bufo calamita, die Kreuzkröte, wird zur Laichzeit noch
— 124 —
Mitte Juni in den Thonkuhlen bei Schöningen mit Sicher-
heit angetroffen. Im Juni 1886 wurde ich, vom Bahnhofe
aus dem vielstimmigen, in weiter Feme hörbaren, „knar-
renden" Brunstrufe der Männchen folgend, zu einer
grösseren Wasseransammlung, die sich zwischen Alvers-
dorfer und Hötensleber Strasse gebildet hatte, geführt. Die
Pfütze wimmelte von Kreuzkröten, die, durch angezündete
Streichhölzer geblendet, ruhig am Ufer sitzen blieben und
keinen Fluchtversuch machten. Auch V. v. Koch hat
diese Art in Schöningen getroffen. In Weferlingen hat der
verstorbene Lieutenant a. D. Wahnschaffe verschiedene
Kreuzkröten in einem alten Steinbruche vor dem „Kiesen"
erbeutet, so dass ihr Vorkommen auch dort sicher fest-
gestellt ist.
Eyla arhorea, früher in der „Bai" im Elm häufig.
Gegenwärtig scheint sich Hjla in diesem jetzt so klaren
Teiche nicht mehr so behaglich zu fühlen und sucht lieber
Ende April das Weibchen durch helles Schreien in die
kleineren zahlreichen Tümpel im Elme zu locken. Auch aus
den Thongruben bei Schöningen habe ich den Lockruf dieses
anspruchslosen Batrachiers vernommen, dort immer aber
vereinzelt. Im Sommer findet er sich oft in den Gärten
vor der Stadt.
Bei Weferlingen treffen wir ihn in den Sümpfen bei
der Spiegel'schen Ziegelei, sowie im kleinen Meerpfuhl,
einem nördlich vor dem Flecken an der Saalsdorfer Strasse
gelegenen Teiche.
Felobates fuscus. Die Knoblauchskröte habe ich Anfang
Mai zweimal in den Thongruben bei Schöningen beim
Laichen überrascht, während ich aus dem Weferlinger Ge-
biete keinen Fund verzeichnen kann. Bei Helmstedt von
Nehring mehrfach beobachtet.
Bomhinator igneus. Die Unke fand sich im Jahre 1870
in den jetzt zugeworfenen Thongruben unweit der früher
Nesemann'schen Ziegelei bei Schöningen, seitdem scheint
— 125 —
diese Kröte dort vollständig verschwunden zu sein. Welche
Art, ob B. pachypus oder igneus vorgelegen, lässt sich jetzt
nicht mehr bestimmen, da die Beobachtungen in den Jahren
vor der Trennung dieser beiden Arten gemacht sind, wahr-
scheinlich handelte es sich um JBomhinator igneus. — Bei
Helmstedt hat N ehrin g den „Bombinator, wahrscheinlich
igneus'' häufig gefangen, Hahn hat die Unke, und zwar
sicher Bomhinator igneus, vor 20 Jahren zwischen Helm-
stedt und Emmerstedt oft gesehen. Auch V. v. Koch fand
früher Bomhinator igneus in den Stadtgräben von Helm-
stedt. (E. S., Fauna.) Bei Weferlingen habe ich Unken im
Meerpfuhl rufen hören, doch nie das Glück gehabt, ein
Exemplar zu erbeuten.
Salamandra maculosa. Im Reitlingsthal (Herzberg) im
Elm von V. v. Koch beobachtet. Ich habe diese Art im
Elm noch nicht gefangen, wohl aber und zwar häufig im Lapp-
■wald zwischen Helmstedt und Walbeck. Auch Dr. Brandes,
Hahn, 0. Schulze geben ihr Vorkommen bei Helmstedt,
z. B. an der Holzmühle und am Gesundbrunnen an.
Triton cristatus. Findet sich im Frühjahr zeitig in
Pfützen und Tümpeln des Elms, bald mit Triton alpestris
vergesellschaftet, bald gesondert. Auch von v. Koch
beobachtet. Der Kammmolch kommt auch bei Helmstedt,
z. B. im Badeteich (N eh ring) und bei Weferlingen im
Meerpfuhl, vor.
Triton alpestris. Im Elm von mir und v. Koch ge-
funden. Im Lappwald ist er von Wolter stör ff, in Land-
tracht, August 1879 zwischen Marienborn und Helmstedt
angetroffen; für Weferlingen giebt ihn M. Koch (W., ver-
lauf. Verz.) an.
Triton taeniatus. Im Elm seltener, doch nach v. Koch
vorhanden. Bei Schöningen häufig, so in einem Sumpf nahe
der Saline. Bei Helmstedt von Nehring z. B. im Bade-
teich gefunden. Yon Weferlingen kenne ich die Art aus
dem Meerpfuhl.
— 120 —
Triton cristatus, alj)estris, iaeniatus sind in den Teichen
des Elms, nachdem sie zur Forellenzucht eingerichtet sind,
seltener geworden. (V. v. K.).
Abgeschlossen April 1893.
Mannigfaltig, wie die hier betrachtete Landschaft ist
auch die Zusammensetzung der Fauna des Elms und Lapp-
waldes mit ihrer Umgebung. Im Nordosten, an der Grenze
der nordwestdeutschen Tiefebene, finden wir die Ringel-
natter und Kreuzotter, erstere so häufig wie in der Altraark,
mit ihnen die Zauneidechse, welche drei Arten dem Elm
nach Gruse abgehen!
Lacerta vivipara und Anguis fragüis sind dem Lapp-
wald und Elm gemeinsam, Emys orhicularis ist mehrfach
beobachtet und dürfen weitere Nachforschungen z. B. um
Marienthal die Frage des einheimischen Vorkommens noch
entscheiden. Ganz vermisst wird dagegen zur Zeit Coro-
nella laevis, welche doch bei Neuhaldensleben vorkommt.
Unter den Amphibien sind, dem hügeligen Uebergangs-
charakter der Gegend entsprechend, Berg- und Tieflands-
formen vertreten; zu erstem zählen Salamandra maculosa
und Triton alpestris, die sich aber noch weiter in die Ebene
verbreiten, zu letztem Bomhinator igneus (beiHelmstedt sicher!)
und Pelobates fiiscus. Ob früher im Elm nicht auch Bombinator
pachypus hauste, rauss ich dahingestellt sein lassen.
Die westlichen Gebirgsformen, Älytes und Triton pal-
matus, werden bis dato vermisst!
Bufo viridis und Biifo calamita sind bei Schöningen
beide häufig, es ist dies von Interesse, weil nördlich und
namentlich westlich von hier Bufo viridis, die Form des
Ostens, seltener wird, abgesehen vom nahen Wolfenbüttel.
So fleissig das hier betrachtete Gebiet auch schon von
Nehring, V. von Koch, Ehle, Hahn und uns durch-
forscht ist, so muss weitere Untersuchung doch als sehr
lohnend bezeichnet werden! Wolterstor ff.
— 127 —
Braunschweig.
Von P. Krefft.
In der faunistischen Erforschung des bereits oben ge-
schilderten Gebietes bleibt, was unsere Thierklassen betrifft,
noch Manches zu thun übrig. Wenn ich trotzdem schon jetzt
das voihandene Material veröffentliche, so geschieht dies
nur, um das hier entworfene Gesammtbild der Keptilien-
und Amphibienfauna der Nordwestdeutschen Berglande zu
yervollständigen.^)
Als ein wahres Eldorado galt dem Liebhaber alles dessen,
„was da kreucht und fleucht", von jeher das Querumer Holz
und seine Umgebung, welches deshalb auch von unsern
Sammlern wohl stets mit dem ausgiebigsten Erfolge besucht
worden ist. Es sei mir daher gestattet, eine kurze topo-
graphische Skizze dieses Fundortes vorauszuschicken. Das
Querumer Holz bildet die südwestliche Hälfte einer nördlich
der Schunter zwischen dieser und der braunschweigisch-
hannöverischen Grenze gelegenen, ca. 6 km langen und
stellenweise über 2 km breiten Waldung, welche weitaus
die grösste in der nähern Umgebung der Stadt Braunschweig
ist und von derselben in etwa ^/^ Stunden erreicht wer-
den kann.
Die Mannigfaltigkeit der Fauna dieses Gehölzes wird
wohl zumeist bedingt durch die in auffallender Weise
wechselnde Beschaffenheit des Terrains, welches bald trocken
und sandig, bald feucht und moorartig ist, und demgemäss
auch hinsichtlich der Bodenvegetation, von der das Vor-
kommen vieler Thierarten abhängig, eine grosse Verschieden-
heit darbietet. Dürre, vollständig kahle oder nur mit Besen-
1) Ueber die Eeptilien und Amphibien Braunschweigs im All-
gemeinen handelt: E. Schulze, Fauna Saxo-thuringica, Amphibien.
(Schriften d. naturwiss. Ver. d. Harzes, Bd. 6, 1891. — E. 8. und
Fr. ßorcherding, Fauna saxonica. Jena 1893.
Weitere Citate über einzelne Vorkommnisse siehe bei den be-
treffenden Arten !
— 128 —
haide und spärlichem Unterholz bewachsene Sandflächen
wechseln mit Laub- und Nadelhochwald und üppigem, weit
ausgedehnten, von Gräben durchfurchtem Wiesenland ab,
während die Ränder des Holzes besonders im Norden den
Charakter einer Moorlandschaft mehr oder minder ausge-
prägt zeigen. Im Süden und Westen des Holzes fliesst die
Schunter, durch einen breiten Streifen sumpfigen Wiesen-
laudes vom Eande desselben getrennt und nur an den süd-
westlichen schmalen Zipfel des Holzes, den sogenannten
„Butterberg", näher herantretend. Dieser Name bezieht sich
auf den einige Meter hohen sandigen, theiis kahlen, theils
mit Haidekraut und Gebüsch bestandenen Abfall des hier
aus Kiefern bestehendenHolzes, nach der sumpfigen Niederung
der Schunter hin. Nordöstlich von diesen, auch als „Rühmer
Berge" bekannten Anhöhen, links von der nach Bienrode
führenden Chaussee, trefifen wir auf ein Stückchen echter
Moorlandschaft, wie die Flora sogleich erkennen lässt. Durch
eine von Carexarten und üppigen Sphagnumpolstern ge-
bildete Wiese zieht sich ein breiter Wassergraben, welcher
im Frühjahr und Vorsommer die Wiese überschwemmt oder
doch vollständig mit Wasser durchtränkt und Sümpfe ent-
stehen lässt, aus denen Erlen, Birken und Sumpfweiden,
hier und dort ein spärliches Gebüsch bildend, hervorragen.
Die Moorheidelbeere, Vaccinium uliginosum und namentlich
die Moorhaide Erica tetralix sind stellenweise zu stattlichen
Büschen herangewachsen; durch den Sphagnumteppich
ranken sich die zierlichen Fadenäste der Moosbeere, Oxy-
coccos 2^aliistris und üppig gedeihen Drosera rotundtfoUa und
intermedia sowie im Wasser abenteuerliche Utricularien.
Von besonderem faunistischen Interesse ist die Wechsel-
beziehung des Vorkommens unserer beiden Landramtfew in
dieser Gegend: während nämlich die so überaus gemeine und
allverbreitete Bana temporaria von uns auf einem von der
Moorwiese nur durch einen wenige Meter breiten Weg ge-
trennten Felde in grosser Menge, nur mit wenigen Exem-
— 129 —
plaren von Bana arvalis untermischt, angetroffen wurde,
fanden wir auf der Moorwiese selbst die erstere Art von der
letzteren vollständig verdrängt. Der „Moorfrosch" bewahrheitet
hier also seinen Namen in vollstem Masse. Einen hübschen
Anblick boten mir am 24. März vorigen Jahres (1892) die in
Massen zumLaichgeschäft hier versammelten männlichen Moor-
frösche, deren wohl in Folge des andauernden schönen, warmen
Frühlingswetters intensiv himmelblau gefärbtes Hochzeitskleid
sich im hellen Sonnenscheine höchst wirkungsvoll von dem
trüben Moorwasser abhob. Die Wiese beherbergt an Amphibien
ausserdem noch Bana esculenta ti/pica, welche meistens ein zur
Oertlichkeit passendes düsteres Gewand trägt, Bufo calamita,
Hyla arhorea und Pelohates fiiscus, welche an lauen Früh-
jahrsabenden ein vielstimmiges Concert aufführen. VonEeptilien
findet sich nicht nur Lac. vivipara und Änguis fragilis, sondern
sonderbarer Weise auch die Trockenheit liebende Lac. agilis,
welche Herr von Koch und ich im Herbste vorigen Jahres auf
der zu jener Zeit allerdings ausgetrockneten Wiese in 2 Exem-
plaren fingen. Die Annahme, dass die beiden Thiere dort-
hin eingewandert seien, würde ich unbedenklich gelten
lassen, wenn dem nicht die von Lejdig verbürgte Thatsache,
dass die Eidechsen sehr an der Scholle kleben und selten
den Aufenthaltsort wechseln, entgegenstände.
Nördlich von diesem Moorterrain erheben sich vege-
tationslose oder mit Calluna vulgaris bewachsene, dünen-
artige Sandhügel, zwischen denen ein kleiner flacher Teich
liegt. Derselbe ist als einzige Stelle, an welcher wir zur
Zeit noch ständig Unken hörten, erwähnenswerth. Leider
indessen gelang es mir nie, die Thiere zu sehen.
Der Waldbestand des Querumer Holzes wird im Westen
vorwiegend von Kiefern, im Osten von Laubholz, besonders
Eichen, gebildet. Die bereits zuvor erwähnten feuchten,
zum Theil mit Unterholz bewachsenen und von Gräben
durchzogenen Wiesen, beherbergen Lac. vivipara, Anguis
fragilis, Hyla arhorea, Bana temporaria, Bana arvalis und
9
— 130 —
Biifo vulgaris, sowie in den Gräben Triton cristatus, taenia-
fus und alpestris. An trockenen, sandigen Stellen, als
Wegrändern, Sandgruben, ist Lacerta agilis in der Regel
zu finden, bisweilen auch die rothrückige Varietät; doch
fehlt auch Lacerta vivipara an derartigen Stellen gewöhn-
lich nicht. Von den dem Holze im Süden vorgelagerten
Wiesen ist eine bei der Querumer Windmühle gelegene
Thouwiese bemerkenswerth , da hier ziemlich zahlreiche,
grössere und kleinere Wassertümpel einer reichen Amphibien-
fauna zum Aufenthalt oder doch zur Laichstätte di.enen.
Es kommen nebeneinander vor: Hyla arhorea, Rana tem-
poraria, arvalis, escuhnfa var. typica, Pelohates fuscus und
Bufo calamita ; auch Bomhinafor igneus wurde ab und zu dort
gehört, wenn auch nur sehr vereinzelt, und als ein anderer
seltener Gast ist Bufo viridis zu nennen, welcher hier ein-
mal, soviel uns bekannt, erbeutet wurde. Von Tritonen
finden sich die drei Arten Triton cristatus, taeniatus und
alpestris, letzterer aber nur in einem dicht am Holzrande
gelegenen Tümpel. Pelohates fuscus, Hyla arhorea und Bufo
calamita, stellenweise auch Bufo vulgaris, finden sich nebst
Bana temporaria und (seltener) arvalis auch westlich von der
Windmühle in einer sumpfigen Niederung bei der Ziegelei.
Das Querumer Holz beherbergt somit sämmtliche 12 bis-
her bekannte Vertreter der Braunschweiger Lurch-Fauna, von
den Reptilien fehlen dagegen Pelias herus, Tropidonotus
natrix (?) und Emys orhicidaris , wobei indessen bemerkt
werden muss, dass die Zugehörigkeit der letzten beiden
Arten zur Braunschweiger Fauna wohl überhaupt noch als
zweifelhaft aufzufassen ist.
Die Verbreitung dieser Reptilien und Amphibien im
ganzen Gebiet stellt sich nach dem heutigen Stand unserer
Kenntnisse folgendermassen dar:
Lacerta agilis. Bisher, soviel mir bekannt, nur im
Norden und Nordwesten der Stadt, im Querumer, v. Pawel-
schen, einmal auch von mir im Rischauer Holz beobachtet.
— 131 —
Besonders häufig ist sie au sandigeu Stelleu des Querumer
Holzes, z. B. an dem Butterberge, wo ihr leider von der
Schuljugend nur allzu eifrig und schonungslos nachgestellt
wird, und an der Waggumer Chaussee sowie östlich derselben.
Die Varietät erythronotus wurde von Prof. Steinacker
an dem Butterberge, von mir an der Waggumer Chaussee ver-
schiedene Male erbeutet. Eine sonderbare Färbung, welche ich
unter den von Dürigen in den „Amphibien und Reptilien
Deutschlands" beschriebenen Varietäten nicht unterzubringen
vermag, zeigt das zuvor schon erwähnte von Herrn V. von
Koch auf der Moorwiese hinter dem Butterberge erbeutete
Exemplar. Die schwarzbraune Grundfärbung, welche das
Thier, ein Weibchen, vor den übrigen hellgrau gefärbten
typischen Exemplaren, deren ich eins dicht dabei fing, aus-
zeichnet, ist vielleicht dem Mooraufenthalt zuzuschreiben,
wobei zwar wiederum die helle Färbung des von mir er-
beuteten Exemplares auffallend erscheint. Von der Reihe
heller Augenflecke auf der Mitte des Rückens ist nur noch
im Nacken und in der Sacralgegend ein wenige mm langes
feines Strichelchen übrig geblieben. Die dunkle Umrahmung
der die Elanken zierenden Augenflecke hebt sich nur bei
sehr heller Beleuchtung ein wenig gegen die hier etwas lichtere
Grundfärbung ab. Den Rücken grenzen zwei breite weisse
Streifen, welche sich auch über den Schwanz erstrecken, gegen
die Flanken ab. Die Unterseite ist gelbweiss mit schwärz-
lichen Sprenkeln, die Kehle leicht bläulich angehaucht.
Lacerta vivipara. Sie ist hier die „gemeine" Eidechse
im eigentlichen Sinne des Wortes und findet sich mit
voriger Art zusammen z. B. am Butterberge, an der Waggumer
Chaussee, doch ist sie an feuchten Orten, namentlich auf
Wiesen im Holze, an Gräben, häufiger als an dürren Orten ^).
Ausserdem kommt sie im Rischauer und v. Pawel'schen
*) Die Angabe in B r e h m 's Thierleben, neueste Auflage, dass
Zaun- und Waldeidechse sich unbedingt ausschliessen, trifft dem-
nach auch für Braunschweig nicht zu.
9*
— 132 —
Holze vor und im Timmerlaher Busch, wo ich auch die
erstere Art vermuthe, da das Terrain stellenweise nicht un-
günstig, wennschon es an sandigen Stellen fehlt. Professor
Steinacker fing sie häufig im Süden der Stadt, im Lech-
lumer Holze, v. Koch im Rautheimer und Marscheroder
Holze. Ich fing sie ferner im Sikter Forst an einer sehr
sumpfigen Stelle unter einem Markstein, auch in der Buch-
horst und in der Nähe der Stadt an einem Grabenrande
am Bültenwege. Cruse beobachtete sie an der Asse,
V. Koch (in Schulze, Fauna) bei Oder, Lichtenbergs.
Anguis fragilis. Hat ungefähr dasselbe Verbreitungs-
gebiet wie die beiden Lacerten. Wir fingen sie ziemlich
häufig im Querumer und Rautheimer Holze (V. v. K.) in der
Buchhorst, im Lechlumer Holze, Tieder Lindenberge (V. v. K.),
Timmerlaher Busch, Rischauer und v, Pawel'schen Holze.
Am Ostabhange der Asse, unter Steinen, häufig sehr hell
gefärbte Exemplare beobachtet (Grabowsky, Aug. 1891),
auch von Cru se gefunden. Oder (V. v. K.). Vor längerer Zeit
glaube ich einmal ein grosses Exemplar der Var. cyanopunctata
im Querumer H. gefangen zu haben. Erwähneuswerth er-
scheint, dass die Braunschweiger Exemplare allgemein düsterer
gefärbt erscheinen als Harzer Exemplare.
Tropidonottis natrix. In der Sammlung des Herzogl.
Naturh. Museums befindet sich ein Spiritusexemplar
mit der, laut Dr. Heller, glaubwürdigen Fundorts-
angabe „Buchhorst". Ausserdem gelangte vor einigen
Jahren ein Exemplar in den Besitz eines hiesigen Thier-
händlers, welches im Mastbruch, östlich von der Stadt,
gefangen sein sollte. Sonst ist mir nichts über ihr Vor-
kommen bei Br. bekannt geworden. Früher mag sie im
Hagenbruch vorgekommen sein, doch scheint sie in den
letzten Jahrzehuten durch die Kultur gänzlich ausgerottet
zu sein.
Pelias herus. Wurde vor ca. 25 Jahren von Professor
W. Blasius im v. Pawelschen Holze häufig gesehen und
— 133 —
gefangen, scheint jetzt jedoch auf das hinter dem v. Pawel-
schen Holze, etwa ^/^ Stunde in nordwestl. Richtung von
Braunschweig gelegene Rischauer Holz beschränkt zu sein,
wo jährlich eine Anzahl von Exemplaren gefangen wird.^)
Ob aber die Häufigkeit der Otter an dieser Stelle eine
öffentliche Warnung vor dem Besuche des Holzes, wie sie
seitens der Tagespresse öfter erlassen werden, zu Zeiten
wirklich nöthig macht, lasse ich dahingestellt sein: mir
wenigstens glückte es auf verschiedenen durch einen grossen
Theil dieses Holzes unternommenen Streifzügen selbst bei
günstigstem Wetter niemals, bisher eine Otter auch nur
zu sehen, während ich Lac. vivipara nicht selten bemerkte;
dieselbe Erfahrung machte auch v. Koch. Möglicherweise
kamen wir zufällig nicht in das von ihr hauptsächlich
bewohnte Gebiet. N ehrin g beobachtete die Kreuzotter
westlich von Braunschweig im Bortfelder Holze (Blum).
Emys orhicularis L. Abgesehen von einigen Funden^)
höchst wahrscheinlich ausgesetzter oder entlaufener Exem-
plare, deren Aufzählung ich daher als werthlos übergehe,
wurde Herrn Professor Dr. Wilhelm Blasius, wie derselbe
mir gütigst mittheilte, das Vorkommen der Sumpfschildkröte in
derDoven See oder Tauben See von glaubwürdigen Leuten
versichert, welche die Thiere dort in mondhellen Nächten
in Menge beobachtet haben wollen. Ihr Vorkommen behauptet
auch der jetzige Besitzer der Domäne „Dove See'^, während
ein Bauer, der seit einigen Jahren zur Aufsicht am Teiche
wohnt, mir auf meine Frage antwortete, dass er noch keine
Schildkröte dort gesehen habe; indessen widerlegt dieses,
meiner Ansicht nach, bei der so scheuen Lebensweise dieses
Reptils noch keineswegs die Annahme, dass in dem ablegenen.
1) Siehe Blum, die Kreuzotter und ihre Verbreitung in Deutsch-
land, in Abhandl. Senckb. Ges. 1888. 40.
2j Siehe Pr. W. B 1 a si u s „lieber das Vorkommen der europäischen
Wasserschildkröte bei Braunschweig" Sitzungsber. d. V. f. Naturw.,
Br. Anzeiger No. 164, 1886. und Russ' „Isis" Jahrg. 1887, S. 548.
— 134 —
umwaldeten und seiner moorigen, mit hohem Schilfdickicht
bewachsenen Rilnder wegen schwer zugänglichen See eine
Colonie der in früherer Zeit in Deutschland viel weiter ver-
breiteten Sumpfschildkröte sich noch erhalten habe. Noch
ein interessanter Fund aus anderer Gegend wurde Herrn
Professor W. Blasius im Jahre 1891 von einem Garten-
arbeiter berichtet: dieser gab unter Vorweisung mehrerer
Exemplare an, dass sein Sohn Ernst Bonse im Mai 1891
im Sikter Porste, einem sumpfigen, südlich von Klein-
Schöppenstedt und im Südosten der Stadt gelegenen Holze^
im Sumpfterrain der Wabe 2 grosse und 4 kleine Schild-
kröten am Rand einer Lehmkuhle im Wasser gefangen habe.
Ob es sich hier um ausgesetzte Exemplare handelt^) oder
nicht, ist zur Zeit wohl kaum zu entscheiden.
Mana esculenta var. typica. In stehenden Ge-
w^ässern überall häufig; in der Färbung variirend. Beispiels-
weise ist er bei der Querumer Windmühle sehr hell-
grün gefärbt, während er im Moor vor Bienrode ein
düsteres, braunes oder schwarzgrünes Gewand trägt. Einige
von ßiddagshausen stammende Exemplare zeichnen sich
durch ihre kolossale Grösse aus 2). Im Herbst traf ich die
Art oft im Walde weit vom Wasser entfernt an.
Bana temjwraria. Ueberall die gemeinste Art in Wald,
Peld und Wiese, nur an moorigen Stellen im Norden bis-
w^eileu durch die folgende Art vertreten.
Bana arvalis. Besonders häufig im nördlichsten Theile des
Gebietes zwischen Querumer Holz und Bienrode und bei
Waggum (Heller), und im Westen im Timmerlaher
Busch, auch im Querumer Holze und am Butterberge nicht
selten, vor dem Holze an der Windmühle-^) ziemlich häufig. Der
^) welche vielleicht im Freien sich fortgepflanzt haben.
^) Nach Hellers Messungen betrug die Länge einiger Weibchen
107 mm, während Boulenger als Durchschnitt für die Länge der im
Allgemeinen grösseren var. ridibunda Pallas $ nur 104 mm angiebt.
'^) Heller, Amphibiologische Notizen, Zool. Garten 1888 pag.
177. Siehe auch v. Koch bei E. Schulze, Fauna.
— 135 —
Moorfrosch liebt vor allem moorige und thonige Wiesen, fehlt
auch in feuchten Waldungen in der Regel nicht, meidet
dagegen entschieden Felder und trockene Wiesen, wo
Bana tenqwraria stets in Menge zu finden ist. Ausser im
Norden und Westen des Gebietes fand ich ihn, wenn auch
bei weitem nicht so häufig, in der Buchhorst bei Klein-
Schöppenstedt (desgl. W. Henneberg), bei den Riddags-
häuser Teichen auf einer an Wassertümpeln reichen Thon-
wiese östlich der Windmühle, und im Süden der Stadt im
Kennel auf sumpfigen Wiesen des Okeralluviums. Die Art
scheint hier bei Brauuschweig besser zu gedeihen als in
Westfalen, denn während Westhoff in seinen „Beiträgen
zur Amphibien- und Reptilienfauna Westfalens" die Länge
der grössten westfälischen Stücke auf 5,5 cm angiebt, besitze
ich unter einer ziemlich geringen Anzahl von Spiritus-
exemplaren zwei, deren Länge 6 und 5,9 cm beträgt; beide
gehören der sogenannten „var, striata Koch" an, d. h. sie
besitzen einen hellen Rückenstreifen, welche Färbung hier
häufiger als die ungestreifte zu sein scheint. Ein Exemplar
besitze ich auch, dessen breite, fast kreisbogenförmig ver-
laufende Schnauze gegen den alten Namen Rana temporaria
var. oxyrrhiniis Steenstrup lebhaft protestirt — oder sollte
dieses Stück vielleicht nicht ganz „rasseecht" sein? Meta-
tarsaltuberkel und Färbung sind unzweifelhaft die der Bana
arvalis Nilss.
Die Laichzeit dieser und der vorigen Art fällt meinem
Ermessen nach hier nicht mehrere Wochen, wie man sonst
wohl angegeben findet i), sondern höchstens einige Tage
auseinander. Freilich bemerkt man Bana temporaria schon
sehr früh, im Februar mitunter schon, in Copulation, doch
wohl nur vereinzelt, denn die Hauptlaichzeit fällt selten
früher als in das letzte Drittel des März, oft aber auch
erst in den Anfang des April und um diese Zeit legt auch
') siehe z. B. Leydigs „Anure Batrachier der deutschen Fauna"
Bonn 1877.
— loG —
Bana arvalis bereits ihre Eier ab. So beobachtete ich am
24. März des Jahres 1890 bei der Querumer Windmühle
beide Arten in Copulation und sah desgleichen am
4. April 1892 viele copulirte Moorfroschpaare auf der
überschwemmten Moorwiese hinter dem Butterberge zwischen
einer Menge von Laichklumpen. Auch im Anfang April dieses
Jahres (1893) sah ich im Kaffteich und im Timmerlaher
Busch beide Arten zu derselben Zeit mit Laichen beschäftigt,
während Bana temporaria in zahlloser Älenge in der Querumer
Pferdeschwemme und in Gräben dem Laichgeschäft oblag.
Auch Hell er 1) beobachtete in einem früheren Jahre das
Zusammenfallen der Laichzeit beider Arten.
Bufo vulgaris. Ueberall gemein. In der Wahl der
Laichstätte scheint sie mir 2) vorsichtig zu sein: denn selten
fand ich sie in kleinen, der Gefahr des vorzeitigen Aus-
trocknens ausgesetzten Wassertümpeln, sondern in der
Regel in grösseren Gewässern. Vor zwei Jahren beobachtete
ich sie bereits am 24. März in Copulation. E. Schulze's
Wahrnehmung betreffs der bei dieser Art auffallend grossen
Ueberzahl der Männchen ^), kann auch ich von hier bestätigen.
Bufo calamita. Bisher, soviel mir bekannt, von Braun-
schweiger Sammlern nur im Norden und Nordosten der Stadt
beobachtet. Gliesmarode, östlich der Ziegelei (V. v. K.), Wasser-
loch hinter dem Pulvermagazin am Bültenwege, vor dem
Querumer Holze bei der Windmühle und bei der Ziegelei,
Moor vor Bienrode, Dove See (?). Herr G e i t e 1 - Wolfenbüttel
erwähnt ihr Vorkommen bei Thiede im ferneren Süden von
Braunschweig, Die Paarungszeit scheint ziemlich aus-
gedehnt zu sein, denn sie dauert von Ende April oft bis
tief in den Juni hinein. So z. B. vernahm ich den sehr
charakteristischen, weithin schallenden Paarungsruf im
*) Vergleiche Zool. Garten XXIX. Jahrgang No. 6 pag. 179.
*) Im Widerspruch mit Beobachtungen Anderer, z. B. Knauer
„Naturgeschichte der Lurche". Wien und Leipzig 1883, pag. 251.
^) cf. „Fauna saxonica".
— 137 -
vorigen Frühjahr (1892) bereits am 25. April, und das
anhaltend schöne, warme Frühjahrswetter in diesem Jahre
(93) begeisterte die Kreuzkröten bereits im Anfang des
April zu abendlichen Chorgesängen, während ich am 21. Juni
des Jahres 1890 vor der Querumer Ziegelei noch laichende
Kreuzkröten nebst vielen Eischnüren fand.
Bufo viridis Laiir. Während die grüne Kröte einer
freundlichen Mittheilung des Herrn G eitel zufolge bei
Wolfenbüttel sich „recht häufig" findet, ist sie von uns
bei Braunschweig nur sehr vereinzelt, und zwar nur im
Nordosten der Stadt beobachtet. Steinacker jr. er-
beutete ein Exemplar vor dem Querumer Holze bei der
Windmühle, Garten-Inspector Beissner ein anderes im
Herzoglichen botanischen Garten in der nördlichen Aussen-
stadt; V. v. Koch fing am 14. Mai des Jahres 1889 ein
Stück mit schwachem Rückenstreifen, welches durch seinen
trillernden Paarungsruf sich bemerkbar gemacht hatte, in
einer Wasserlache nördlich vom Nussberge, und mit mir
zusammen am 29. April desselben Jahres ein grosses
Exemplar unter einer Gesellschaft von sich paarenden Kreuz-
kröten in dem Wasserloch hinter dem Pulvermagazin am
Bültenweg, wo ich im Sommer desselben Jahres alsdann
drei junge eben verwandelte Wechselkröten fing. Endlich
erbeutete ich im Herbste vorigen Jahres eine kleine Kröte
in der nördlichen Aussenstadt, in der ich einen Bastard
zwischen B. calam. und viridis vermuthe, worüber ich noch
andern Ortes zu berichten gedenke. Die in v. Kochs
Notizen zwei Mal vermerkten „Kreuzkröten ohne Eücken-
streifen" sind möglicherweise ebenfalls Bastarde zwischen
Bufo viridis und B. calamita'^).
Eyla arhorea. Dürfte im ganzen Gebiete wohl nirgends
fehlen; stellenweise ziemlich häufig, so besonders zur
Laichzeit auf den Thonwiesen vor dem Querumer Holze,
wo ich (bei der Windmühle) auf einer Excursion einmal
1) Auch Schulze deutet in der Fauna saxonica diese Möglichkeit an.
— im —
15 Stück erbeutete. Auch sonst im ganzen Querumer Holze
und dessen Umgebung nicht selten. Ferner am Pulverthurm
am Büiten, im Paw eischen Holze, bei Gliesmarode und
Riddagshausen, in der Buchhorst und namentlich am Süd-
rande dieses Holzes bei den umbuschten Teichen von
Klein-Schüppenstedt, früher viel im damaligen „Fasanen-
holze", jetzt „Stadtpark" in der östlichen Aussenstadt.
Auch im nördlichsten Theile der Aussenstadt fing ich ein
Stück in einem Graben am Bültenwege. Von W. Blasius
in den östlichen Theilen des Lechlumer Holzes beobachtet.
Bei dem schönen Frühlingswetter hörte ich dieses Jahres
(1893) ein Männchen schon in den ersten Tagen des April
quaken. Laicht gewöhnlich Ende April oder Anfang Mai.
Pelohates fuscus. Im Frühjahre in Sümpfen, Gräben
und besonders in wassergefüllten Sand- und Thongruben
fast allenthalben zu finden. Bereits im Anfang der sechziger
Jahre (1861) haben R. und W. Blasius das Vorkommen
dieser Art vor dem Wendenthor und bei Riddagshausen fest-
gestellt. Der Jahresbericht des Naturw. Ver. Brschwg.
1879/80 bringt ferner Mittheilungen von W. Blasius und
E. Steinacker über das Vorkommen des Pelobates auf den
Aengern hinter St. Leonhard, dem jetzigen grossen Exercier-
platz, vor dem Wilhelmithor , am Pawel'schen Holze,
beim Schöppenstedter Thurm , sowie am kleinen Stadt-
graben bei WolfenbütteP). W. Blasius fand sie auch
noch im Spitzenteich bei Riddagshausen und im v. Vieweg-
schen Garten in der südöstl. Aussenstadt, V. v. Koch im
Lämmchenteich und E, Steinacker sah sie in einem
Frühjahr in zahlloser Menge auf einer Wiese am Göde-
brunnen im Westen der Stadt. Ich selbst beobachtete sie
in der nördlichen Aussenstadt im Schweineteich, hinter dem
Pulvermagazin am Büiten, vor dem Querumer Holze bei
der Windmühle uud der Ziegelei und hinter demselben im
^) Naturw. Verein Braunschweig 1879/80 pag. 15. Vergl. auch
Nehring, einige Notizen.
— 139 —
Moor vor Bienrode, bei Gliesmarode und der Riddagshäuser
Windmühle, bei den Klein Schöppenstedter Teichen, im Raff-
teiche im Westen der Stadt. Laut G e i t e 1 ist er auch um
Wolfenbüttel recht häufig.
Einer eigenthümlichen tragikomischen Calamität scheint
das Laichgeschäft der Knoblauchkröte überall dort unter-
worfen zu sein, wo sie ihre Laichstätte mit Bana tem-
jwraria theilt. So oft ich an diesen Oertlichkeiten einen der
nicht selten zu beobachtenden lebendigen Klumpen an-
einandergeklammerter männlicher R. temp. mit dem Netz
auffischte, um ihn mit den Händen nicht ohne Mühe zu
entwirren, fand ich in den meisten Fällen als Gegenstand
dieser zahlreichen Werbungen nicht etwa ein Rana- sondern
ein Pe?o&a^esweibchen, welches vermuthlich durch seine grelle,
auffallende Färbung, namentlich die hochrothen Warzen auf
den weissen Flanken, und durch seine vielversprechende Leibes-
fülle eine solche Anziehungskraft auf die stets in Masse vor-
handenen unbeweibten iiawamännchen ausgeübt hatte, deren
es sich infolge seiner Schwerfälligkeit nicht erwehren konnte.
In der Regel büsst es diesen Liebeseifer ihrer Bewerber mit
dem Tode: so zählte ich im April vorigen Jahres (1892)
in dem sehr engen und kurzen Zuflussgraben zum Schweine-
teiche allein eines Morgens sechs noch unentbundene in
der unfruchtbaren Umarmung der Froschmännchen erstickte
weibliche Kuoblauchskröten. Der Vermehrung dieser Art
kann also auf diese Weise ganz erheblich geschadet werden.
jBonibinafor igneus. Die Feuerkröte scheint hier seit
einer Reihe von Jahren aus nicht genügend aufzuklären-
den Gründen im Aussterben begriffen zu sein. Der
einzige Fundort, von dem Belegexemplare in der Herzogl.
Naturh. Sammlung vorhanden, ist das Dorf Essehof, im
Nordosten der Stadt, etwa 10 km entfernt gelegen.
Ausserdem hört man im Frühsommer hinter dem
Querumer Holze links von der Bienroder Chaussee aus einem
von dünenartigen Sandhügeln umgebenen Teiche Unkenrufe
— 140 —
ertönen; doch gelang es trotz vieler Bemühungen bisher
nie, eine Unke in der Nähe zu sehen, geschweige denn zu
fangen, da die Thiere das schützende Binsendickicht in
der Mitte des Teiches nicht zu verlassen scheinen; auch
Larven konnte ich niemals finden. Auch bei der Querumer
Windmühle hörte ich zuweilen auf meinen häufigen Excur-
sionen eine Unke rufen, ohne sie indessen zu sehen. Zwei
Exemplare, welche V. v. Koch daselbst im Jahre 1883 und
1884 fing, dürften nach Ansicht W. Wolter st orff 's, dem
sie zur Determination vorliegen, zu Bomb, igneiis gehören;
sie sind jedoch sehr schlecht erhalten, unausgewachsen, und
daher nicht sicher bestimmbar. Die in Heller's „Amphibio-
logischen Notizen" undE. Schulze 's „Fauna saxo-thuringica"
und „Fauna saxonica" über Funde von Bonibm. pachypus
bei Querum gemachten Angaben, welche sich auf V. v. Koch's
Mittheilungen stützten , sind hiernach zu berichtigen.
V. V. Koch und E. Steinacker beobachteten vor ca. 40
Jahren in der Buchhorst und in den Klein-Schöppenstedter
Teichen Unken in zahlloser Menge. Nach V. v. Koch kam
das Thier auch im Hagenbruch früher vor, doch fehlen die
Belegexemplare für diese Fundorte, an denen sich jetzt
keine Unke mehr vernehmen lässt, vollständig.
Salamandra maculosa. Jn den Lichtenbergen südwest-
von Braunschweig gefunden. (V. v. K.)
Triton cristatiis. Bei der Querumer Windmühle häufig,
im Pawel'schen Holze und Timmerlaher Busch nicht selten,
ausserdem bei Gliesmarode und Kiddagshausen (V. v. K.),
Klein-Schöppenstedt und Mascherode (V. v. K. und Heller),
ferner Asse und Lichtenberge (V. v. K.)i).
Triton taeniatus. Gemeinste Art, z. B. Querumer Holz und
Umgebung, Pawersches Holz, Timmerlaher Busch, Gliesmarode,
Kiddagshausen, Klein-Schöppenstedt, Schöppenstedter Thurm,
Mascherode, Broitzem (für letztere 4 Fundorte Gewährsmänner
(V. V. K. und Heller). Asse, Oder (V. v. K.).
^) siehe Schulze, Fauna saxonica.
— 141 —
Triton aljjesfris. Am wenigsten verbreitete Art. Im
Queriimer Holze häufig in Gräben und unmittelbar vor dem
Holze in einem Tümpel, im Teiche des Nussbergs (ob noch
jetzt?), im Fümmelser Holze südwestlich von Wolfenbüttel,
nahe am Oder häufig (E. Steinacker), im Pawel'scben
Holze in Gräben ziemlich häufig.
Zum Schluss möchte ich noch auf eine faunistische
Eigenthümlichkeit aufmerksam machen, für welche wir den
Grund wohl einzig in der geographischen Lage Braun-
schweigs, welches, wie schon erwähnt, den Uebergang des
Norddeutschen Berglandes in die Nordwestdeutsche Tief-
ebene vermittelt, zu suchen haben. Es ist dieses die That-
sache, dass die Zauneidechse bisher nur im Norden des
Gebietes, im Pawel'scben und Querumer Holze, sowie nördlich
von beiden beobachtet wurde, während die Bergeidechse
rings um die Stadt herum und auch im ferneren Süden
des Gebietes bei Wolfenbüttel, laut G eitel, ziemlich häufig
vorkommt. Für die Lacerta agilis hingegen giebt vorge-
nannter Gewährsmann als nächsten Fundort südlich von
Wolfenbüttel die nordöstliche Abdachung des ünterharzes;
die Gegend zwischen Blankenburg und Halberstadt an. Es
erscheint daher die Annahme nicht unberechtigt, dass die
Zauneidechse den Oberharz und das Kreidekalk- bezw.
Trias-Gebiet nördlich davon bis Braunschweig der Berg-
eidechse überlässt^), und dass ihr eigentliches Gebiet erst
etwas nördlich von Braunschweig zugleich mit dem Auf-
treten des sandigen Diluviums 2) beginnt.
Auch noch in andern faunistischen Erscheinungen finden
wir den Uebergang vom Bergland in die Ebene charakterisirt.
So findet sich die Tieflandunke, Bombinator igneus Merr.
^) Es soll damit nicht gesagt sein, dass Lacerta agilis sich in
diesem Gebiete an besonders günstigen Oertlichkeiten hie und da
nicht finden könnte.
^) Auch die Gegend zwischen Blankenburg und Halberstadt ist
sehr sandig !
— 142 -
wohl im Norden, vielleicht auch noch im Osten des Ge-
bietes, doch fehlt sie entschieden im Süden z. B. bei Wolfen-
büttel (Geitel); der Moorfrosch jRawa arvalis Nils., ebenfalls
ein ständiger Bewohner des Tieflandes, ist im Norden
(Querumer Holz) viel häufiger als sonst, und die Tiefland-
fomi des grünen Wasserfrosches, Rana escuJenfa var. ridi-
hunda Pall. (= fortis BouL), der am meisten typische Tief-
landbewohner unter allen deutschen Froschlurchen, wurde
bisher noch im ganzen Gebiete nicht gefunden, obwohl die
ausgedehnten Kiddagshäuser Teiche ihm eine, seinen sonstigen
Ansprüchen genügende, Wohnstätte darbieten würden. Im
scheinbaren Widerspruch mit diesen Beobachtungen steht
die Häufigkeit des von W. Wolterstorff gleichfalls als
Tieflandart angesehenen Pelohates fuscus Laur. nicht nur
bei Braunschweig, sondern auch bei Wolfenbtittel (Geitel).
indessen scheint diese Tieflandart die Constanz ihres Cha-
rakters als solche am wenigsten zu bewahren: so fand ich
selbst ihre Larven bei Regensburg a. Donau ca. 350 m
hoch (über dem Meere) fast unmittelbar am bayerischen
Walde, und auch bei Älünchen (511 m hoch) soll sie, wie
mir daselbst versichert wurde, vorkommen,
Es bleibt mir nur noch die Erfüllung der angenehmen
Pflicht übrig, den geehrten Herren, welche mir durch ge-
fällige Mittheilungen ihre werthe Unterstützung angedeihen
Hessen, vor allen Herrn Victor von Koch in Braun-
schweig, sowie den Herren Prof. Dr. W. Blas ins, Prof.
Dr. E. Steinacker, in dessen im letzten Winter erfolgtem
Tode wir den Verlust eines regen Förderers auch unserer
Wissenschaft zu beklagen haben, Dr. K. M. Heller-
Dresden und H. Geitel- Wolfenbüttel meinen besten
Dank zugleich im Namen W. Wolterstorffs auszu-
sprechen.
Abgeschlossen April 1893.
— 143 —
Rückblick auf die Fauna der Vorlande des Harzes. ^)
Von W. Wolters tor ff.
Lacerta agilis. Um Quedlinburg, Hoppelberg, Heidel-
berg, Teufelsmauer und Regeustein bei Blankenburg, Wefer-
lingen, Lappwald, Helmstedt, Querumer, Pawelscbes, Ri-
schauer Holz bei Braunschweig. — Die rothrückige Varietät
— enjthronofos — wird bisher nur von Braunschweig er-
wähnt.
Lacerta vivipara. Wasserleben, Schiaden, Vienenburg,
Lappwald, Elm, Asse, um Braunschweig, Oder, Lichtenberge.
Änguis fragiUs. Wolferode, Quedlinburg, Regenstein,
Hackel, Wasserleben, Liebenburg, Vienenburg, Lappwald,
Elm, Asse, um Braunschweig, Oder. Ueberall zu finden,
wo eine Lacerta vorkommt!
CoroneUa laevis. Steinholz bei Quedlinburg, Hoppel-
berg, Heidelberg, Regenstein, Huy. Im Norden noch nicht
nachgewiesen.
Tropidonotus natrix. Wendelstein,? Wolferode, Blanken-
burg, Weferlingen, Walbeck, Helmstedt, Buchhorst bei
Braunschweig.
Vipera herus. Hergisdorf, Rothenschirmbach, Allstedter
und Ziegelrodaer Forst, Huj, Fallstein, Liebenburg, Wed-
dingen , Vienenburg , Weferlingen , Lockstedt , Vorsfelde,
Grasleben, Pawelsches und Rischauer Holz bei Braunschweig,
Bortfelder Holz. In fast allen nicht zu dürren Waldungen
anzutreffen, nur in Elm und Asse vermisst.
Emys orMcularis. Warberg, Hodingen, Dove See und
Sikter Holz bei Braunschweig. Die vereinzelten Funde
lassen sich theilweise auf der Gefangenschaft entlaufene
Thiere zurückführen, doch fehlt es nicht an Anzeichen für
das einheimische Vorkommen im Norden des Gebiets. Der
Fund im Sikter Holz Avürde für mich beweisend sein,
*) Nur die wichtigeren Fundorte fanden hier nochmala Aufnahme.
Der Vollständigkeit halber wurden auch einige Angaben für die
Blankenburger Gegend wiederholt.
— 144 —
wenn nicht gerade dieser Fundort, ein kleiner Tümpel
ausserhalb der eigentlichen Moorregion, zu Bedenken An-
lass gebe.
Bana esculcnta fijpica. Sicher festgestellt von Ziegel-
roda, Weferlingen, Braunschweig.
Bana esculenta ridibunda. Mönkmühlenteich bei Kloster
Michaelstein, Wasserleben, Egeln. — Ueber den muthmass-
lichen Zusammenhang der 3 Fundorte vergl. oben bei Egeln
Im Norden noch nicht gefunden.
Rana esculenta var. ? Die grünen Wasserfrösche von
Wolferode, Quedlinburg, Schöningen bedürfen noch der
Untersuchung.
Bana temporaria. Ueberall. Wolferode, Quedlinburg
Egeln, Wasserleben, im Braunschweigischen überall.
Bana arvalis. Nördlich und westlich von Braunschweig
häufig, seltener in der Buchhorst z. ß. Im Süden des Gebietes
noch nicht festgestellt, doch kaum ganz fehlend.
Biifo vulgaris. Ueberall, z. B. Quedlinburg, im Braun-
schweigischen.
Bufo viridis. Ueberall. Rossleben, Hoym, Quedlinburg,
Regenstein, Pabstdorf, Schiaden, Schöningen, Braunschweig,
Wolfenbüttel.
Bufo calamita. Quedlinburg, Schiaden, Weferlingen,
Schöningen, Braunschweig, Thiede bei Wolfenbüttel.
Hyla arhorea. Ueberall. Ziegelroda, Wolferode, Quedlin-
burg, Weferlingen, Elm, um Braunschweig.
Belobates fuscus. Oschersleben, Quedlinburg, am Regen-
stein, Hornburg, Schöningen, um Braunschweig häufig,
Wolfenbüttel. Im Gebiet wohl nirgends ganz fehlend.
Bombinator ? pacliypus. Artern.
Bomhinaior igneus. Quedlinburg, Weferlingen, Helm-
stedt, ? Schöningen, Essehof bei Braunschweig, ?Querum,
? früher in Klein-Schöppenstedt, in Hagenbruch u. a.
Salamandra maculosa. Lappwald, Reitlingsthal im
Elm, Lichtenberge. Im Ganzen selten.
— 145 —
Triton cristatus. Ueberall. Wolferode, Quedlinburg,
Liebenburg, Weferlingen, Helmstedt, Elrn, Asse, Braun-
schweig, Licbtenberge.
Triton alpestris. Wolferode, Liebenburg, Yienenburg,
Weferlingen, Lappwald, Elm, um Braunschweig und Wolfen-
büttel. Bei Wolferode vereinzelt, im waldreichen Norden
nicht selten.
Triton taenlatus. Ueberall. Ziegelroda, Wolferode,
Quedlinburg, Liebenburg, Weferlingen, Helmstedt, Elm,
Schöningen, Asse, Braunschweig, Oder, Lichtenberge,
Nach Abzug von drei Arten, deren einheimisches Vor-
kommen nicht sichergestellt ist (Lacerta viridis, Emys orhi-
cularis, Bonibinator pacliypus) verbleiben noch immer 20
Formen als Bürger der Fauna unseres Gebietes. Unter
ihnen vermissen wir jedoch gerade die beiden Typen des
Westens, Ahjtes ohstetricans und Triton palmattts, entschieden,
während alle 20 Formen auch weiter östlich, z. B. in der
Provinz Brandenburg und in Westpreussen, noch vorkommen
(selbst Salamandra maculosa und Triton alpestris finden
sich in der nordostdeutschen Ebene vor, freilich nicht sicher
spontan); das Gebiet beherbergt daher eine Mischfauna
mit starker Annäherung an den Osten, ganz entsprechend
seiner Lage und wechselvollen Bodenbeschaffenheit. Daher
machen sich im Einzelnen wieder grosse Verschiedenheiten
zwischen den einzelnen Landstrichen geltend. So enthält
die Gegend zwischen Blankenburg, Quedlinburg und Halber-
stadt, welche sich durch die beträchtliche räumliche Ent-
wicklung des senonen Sandsteins auszeichnet, von Eeptilien
auf den schroffen, sonnendurchwärmten, nur mit Haide und
kleinen Gehölzen bestandenen Klippen, z. B. Kegenstein,
Hoppelberg, anscheinend nur Lacerta agilis, Anguis fragilis
und Coronella laevis, diese aber häufig. Vom Kegenstein
werden noch Ringelnatter und Kreuzotter bekannt gemacht,
aber die Angaben dürften, ihre Richtigkeit vorausgesetzt,
10
— 146 —
auf versprengte Individuen sich zurückführen lassen. La-
certa vivipara wurde nirgends beobachtet! — Anders die
Muschelkalkberge und die Bruchgegenden des Nordens. Die
Buchenwaldungen des Huy und Fallstein führen neben der
CoroneUa auch die Kreuzotter nicht selten (über die
Eidechsen dieser Gegend liegen keine Angaben vor), in der
ganzen waldigen Gegend zwischen dem Harz, Wolfenbüttel,
Braunschweig finden wir Lacerta vivipara vielerorts, während
CoroneUa entschieden vermisst wird und Lacerta agilis erst
nördlich von Braunschweig im Sandgebiete wieder auftritt.
Im Elm, dessen Schlangeufauna anscheinend bereits ausge-
rottet ist, findet sich von Eidechsen ebenfalls nur Lacerta
vivipara, während der Lappwald mit seiner Umgegend, welche
zwischen beiden Extremen vermittelt, beide Lacerten, Vipera
und Tropidonotus führt; dagegen CoroneUa noch vermisst
wird. Ich stehe daher nicht an, CoroneUa und Lacerta
agilis als Charakterthiere der sterilen Heideregionen bei
Quedlinburg und Halberstadt zu betrachten, während Vipera
und Lacerta vivipara im nördlichen Harzvorland die feuchteren,
waldreichen Bergzüge des Muschelkalks und die moorigen
Striche bevorzugen.
Aehnliche Verhältnisse scheinen auch bei der freilich
noch ungenügender erforschten Verbreitung der Amphibien
des Gebiets obzuwalten. Salamandra maculosa findet sich
im Norden an mehreren Plätzen, noch häufiger ist Triton
alpestris. Dem Süden gehen sie entschieden ab, höchstens
der Hu3'wald, ein terra incognita in Bezug auf Amphibien,
mag sie führen. Von Fröschen sind alle Tieflandsformen
vertreten, Felohates ist sogar in dem ganzen A^orland häufig,
auch Bomhinator igncus findet sich im Norden (Okergebiet)
wie im Süden (Bodegebiet), doch nirgends mehr häufig.
Bana arvalis ist bisher nur im Norden, Bana escidenta
ridihunda erst im Süden gefunden: letztere Art fehlt
wenigstens bei Braunschweig sicher, erstere aber ist im
Süden noch nie zur Laichzeit gesucht.
— 147 —
Für das Vorkommen der Bergunke im Gebiet (abge-
sehen von Artern), fehlt jeder Anhalt. Wäre sie wirklich
einst um Braunschweig vorgekommen, so würde sie der
ältere Blas ins, welcher in den 40er Jahren einen neuen
Bomtinator von Goslar aufstellte (unsern Bomhinator
2)achjpiisJ, schwerlich übersehen haben, bei der einstigen
Häufigkeit der Unke in der ganzen Gegend. Nur für den
Elm wäre ihr früheres Vorkommen denkbar. Von den
beiden sich vertretenden Kröten, Bufo viridis und calamita,
wird die Ostform B. viridis aus dem ganzen Gebiet ange-
geben und ist gewiss im Allgemeinen häufiger, erst um
Weferlingen und Braunschweig überwiegt B. calamita^ welche
östlich vom Harz nur von Quedlinburg angegeben wird.
Möchten diese Hinweise zur weitern Erforschung der
Vorlande anregen!
Wolter storff.
10*
— 148
Das Kyffhäusergebirge.
Von J. Summe ring in Frankenhausen.
Das Kyffhäusergebirge ist in den letzten Jahren in
geologischer und botanischer Hinsicht vielfach Gegenstand
eingehender Betrachtung gewesen. Weniger oder fast gar
nicht fand dasselbe seiner Fauna wegen Erwähnung. Und
doch hat es auch hierin Berechtigung, näher betrachtet zu
werden, wie ihm in der Geologie und Botanik Aufmerksam-
keit in grösserem Maasse geschenkt wurde. Kommen doch
gerade in diesem Gebirge, abgesehen von den daselbst
lebenden höheren Wirbelthieren, auf dem Gebiete der
Lepidopteren und Coleopteren Kepräsentanten von seltenen
und interessanten Arten vor.
Bevor wir zur Aufzählung der Reptilien und Amphibien
des Gebiets übergehen, schicken wir zunächst eine kurze
Beschreibung des KyfiFhäusergebirges voraus.
Dasselbe, ein kleines Massengebirge, liegt zwischen.
510 22' und ÖP 26' B., sowie 10^ 56' und UMS' L. und
umfasst ungefähr einen Flächenraum von 1,5 Quadratmeilen.
Im Norden und Nordwesten fällt es steil zur goldenen Aue
ab. Im Osten und Süden flacht es sich allmählich ab und
bilden seine Grenzen daselbst das Unstrutthal, sowie die
sogenannte „diamantne Au" oder das kleine Wipperthal.
Westlich steht es mit einem kleinen Höhenzuge, der Wind-
leite, in Verbindung. Auch in dieser Richtung sind seine
Abfälle wie im Norden zum Theil steil markirt. Zahl-
reiche Längsthäler durchfurchen das Gebirge grösstentheils
von Westen nach Osten. Die höchsten Gipfel desselben
liegen im nördlichen bezw. im nordwestlichen Theile,
in der Nähe seiner nördlichen Grenze. Seiner Gesteins-
beschafl'enheit nach besteht sein Hauptkern aus Rothliegen-
— 149 —
dem (jetzt Ottweiler - Schichten der Steinkohlenformation
V. F ritsch), das vorwiegend an der westlichen, südlichen und
theilweise an der östlichen Grenze von Zechstein, älterem
und jüngerem Gips umlagert wird. Zwischen Kothenburg
und Kyffhäuserberg im nördlichen Theile des Gebirges be-
findet sich eine starke Ader von Hornblendegneiss, den
zahlreiche Gänge von Granit durchziehen. In seiner
Formation, sowie in geologischer Hinsicht zeigt es viel
Aehnlichkeit mit dem nahen Harzgebirge, weshalb es nicht
selten als ein Harz im Kleinen bezeichnet worden ist. Die
bedeutendsten Höhen befinden sich auf dem Lengefeld und
zwar an dem Punkte, wo der trigonometrische Thurm er-
richtet ist, ungefähr bei dem Kilometerstein 8,8 an der
Chaussee Frankenhausen— Kelbra von 466 m Höhe. Der
zweithöchste Punkt ist der Kyfihäuserberg, nach Fils
455 m hoch. An Quellen, wie überhaupt an Gewässern ist
das Gebirge sehr arm. In nassen Jahren durchrieseln
einige Gewässer, wie der Goldborn im Norden und der
Kehborn in der Mitte des Gebirges (unweit des Kathsfeldes)
nach Osten hin ihre langen Thäler. Hier und da begegnet
man einigen kleinen Wasserbecken, wie dem Ententeich an
obengenannter Chaussee und der Tilledaer Pfütze im Reh-
bornthale, beide im Rothliegenden belegen. Sie führen
ziemlich klares Wasser. Das erstere liegt vielleicht 333 m,
das andere ungefähr 275 m über dem Meere. An der
westlichen Grenze, hart am Fusse des Gebirges, liegt die
«rystallhelle Quelle des Arnsborns, der nach kurzem Lauf
von der Frankenhäuser Wipper in der Nähe der Falken-
mühle (Falkenburger Höhle) westlich von Frankenhausen
aufgenommen wird. Ausser diesen stehenden Gewässern
begegnet man noch einigen mit Wasser gefüllten Thon-
gruben, z. B. im „Vogelbauer", einem Walddistrikt östlich
von der Lutherwiese am schwarzen Wege zwischen Franken-
hausen und Rathsfeld in einer Höhe von 300 m und hinter
Schulze's Häuschen am sogenannten Thonloch, welches
— 150 —
theilweise, ausser zur Regenzeit, von einem oberhalb des-
selben nach Norden hin 300 m hoch liegenden Wasser-
becken seinen Wasserzufluss erhält. Fast alle Gewässer
sind spärlich mit Wasserpflanzen versehen, dagegen findet
sich alljährlich von herabfallendem Laube auf ihren Gründen
eine ziemlich starke Decke vor, die nicht selten den Am-
phibien, sowie zahlreichen Wasserinsekten ein vorzügliches
Versteck bietet. Trotz der sehr geringen Bewässerung des
Gebietes kann die Vegetation auf demselben fast durchweg
als eine üppige bezeichnet werden. Ueberall, in . den
Thälern, an den Abfällen derselben und auf den ver-
schiedenen Plateaus prangen die herrlichsten Hochwaldungen,
vorwiegend aus Eichen und Buchen bestehend, in welchen
hier und da in kleineren Komplexen Nadelholz eingestreut
ist. Zahlreiches Gesträuch durchsetzt an vielen Orten die
stattlichen Baumgruppen. Nicht selten trifft man inmitten
des Waldes kleinere wie grössere Lichtungen und Berg-
wiesen. Auf den höchsten Kämmen, meist im Norden des
Gebirges, herrscht grösstentheils Eichengestrüpp vor. Die
flachabfallenden Vorberge im Süden des Gebirges sind
durchweg kahl oder tragen auf ihrem kalkigen Boden
niedriges Buschwerk aller Art. Im Norden werden weite
Flächen von der Heidelbeere, Vaccinium ^lyrtülus L., mehr
nach Süden hin aber grosse Strecken von der Heide, Erica vul-
garis L., bedeckt. Prächtige Farne in grösseren und kleineren
Gruppen schmücken an vielen, vorzüglich feuchten Orten
die weiten Längen- wie kürzeren Querthäler. Nicht nur
hier, sondern auch im höheren Theile des Gebirges deco-
riren diese Pflanzen mit ihren herrlichen Wedeln Felsvor-
sprünge und Felsspalten. Mit diesen Kryptogamen wechseln
noch andere, namentlich verschiedene Moosarten, oft ausge-
dehnte, schwellende Polster bildend, mannichfaltig ab.
Alle diese Punkte bilden mehr oder weniger Fund-
plätze von Amphibien und Reptilien. Nicht unerwähnt
sollen in dieser Beziehung die zahlreichen Steinbrüche
— 151 —
bleiben, die an der Nord- und Südseite des Gebirges mit
ihrem reichhaltigen, jahrzehntealten Steingeröll liegen.
Ebenso finde das umfassende Mauerwerk der alten Kyff-
häuserburg und das kleinere der Rothenburg Beachtung.
Einiger Amphibien halber muss auch der südlichen Um-
gebung des Kyffhäusergebirges an geeigneter Stelle Auf-
merksamkeit geschenkt werden. Es ist hiermit ein Terrain
östlich von der Stadt Frankenhausen gemeint, die am Fusse
der südlichen Vorberge des genannten Gebirges liegt. In
Nachstehendem mögen die Reptilien und Amphibien obigen
Gebirges Erwähnung finden.
Lacerta agilis L. findet sich am ganzen westlichen,
südlichen und östlichen Rande des Gebirges, also in den
Vorbergen vor. Oft trifft man sie auch an Feldrainen, die
nicht weit vom Walde liegen.
Lacerta vlvipara Jaqu. ist ebenfalls wie die vorige,
das Feld ausgenommen, in den Vorbergen, hauptsächlich in
sonnigen, lichten Wäldern anzutreffen.
Änguis fragilis L., Blindschleiche, lebt auf demselben
Terrain.
CoroneUa laevis Merr. Selbige wurde wiederholt am
Kosakenberg, einem ziemlich steilen, kahlen und sonnigen
Berge westlich von Frankenhausen vorgefunden. In hiesiger
Gegend hält man sie ihrer Färbung wegen identisch mit
der Kreuzotter.
Tropidonotus natrix L. Diese grösste unserer Schlangen
hält sich ebenfalls in den Vorbergen des Kyflfhäuserge-
birges auf. Als Aufenthalt liebt sie gern kleine Berg-
wiesen, die mit niederem, lichten Buschwerk, vorzüglich von
Haselnuss-Sträu ehern umrahmt oder spärlich bewachsen sind. *)
Hin und wieder tritt sie eine Wanderung inmitten der
Flur zwischen Kyffhäuser und Hainleite an, wo sie sich
namentlich zur Erntezeit unter Roggen- und Weizen-
schwaden gern versteckt hält. In der kleinen Wipper, die
^) Auch von Kl ob er im Kyifhäuser beobachtet.
152
westlich unweit Frankenhaiisens dicht am Rande des Vor-
gebirges hinfliesst, ist sie öfters angetroffen.
Vipera berus. Sie wird fast ausnahmslos in den Vor-
bergen rings um das Gebirge angetroffen. Da, wo recht
sonnige Halden mit niederem Gebüsch und Steingeröll sich
vorfinden, ist sie meist heimisch. Vorzüglich sind die
spärlich bewachsenen, sonnigen Kalkberge nahe am Wald-
rande im südlichen Theile des Gebirges geeignete Aufent-
haltsorte dieser Otter. In dem Schutte, resp. altem, groben
Steingeröll verlassener Steinbrüche auf dem Kvffhäuserberg,
die mit Laubholz durchwachsen sind, ebenso auf der wenig
bewachsenen Süd- und Nordseite des Kyffhäusers begegnet
mau ihr nicht selten. Vor einigen Jahren wurde ein
Pärchen an einem Feldgrundstück auf dem Schlachtberge
nördlich über Frankenhausen unter einem ausgebrochenen
Kalkstein einige 100 m vom Walde entdeckt. Im Hoch-
walde, sowie in der Mitte des Gebirges kommt sie selten
oder gar nicht vor.^)
Rana escidenta L. kommt im Gebirge vorzugsweise in
den oben augedeuteten Thongruben, im Vogelbauer und
hinter Schulz e's Häuschen vor, in der Ebene östlich von
Frankenhausen ist sie erst recht häufig.
Bana temporaria L. ist fast über das ganze Gebirge
verbreitet und entweder bei oder entfernt von Gewässern
anzutreffen.
Rana arvalis Miss, findet sich im ganzen Wipper-
thale südlich vom Gebirge vor.
Bufo vulgaris Laur. Kommt vorzugsweise in grosser
Menge auf den kahlen Bergen nördlich und nordwestlich
von Frankenhausen vor. Auch begegnet man ihr auf der
ganzen über das Gebirge führenden Chaussee und an vielen
anderen Orten des Kyffhäusergebirges.
^) Herr Lehrer E b e 1 i n g - Magdeburg besitzt 2 Ottern vom
Kyflfhäuser.
— 153 —
Bufo calamita Laiir. Ist nicht häufig. Wurde in
Lehden (Berggärten) und am Schlachtberge unter in Rasen
eingedrückten Stinkschieferplatten getroffen; sämmtliche
Orte in den südlichen Ausläufern des Gebirges.
Uyla arhorea L. Kommt auf dem ganzen Gebirge,
meist aber auf den südlichen Abhängen desselben vor.
Pelobates fuscus Laur. findet sich in stehenden Ge-
wässern und auf Salzboden östlich von Frankenhausen vor,
Bomhinator pachypus Bon. kommt zwar nicht im Ge-
birge, wohl aber in den Thongruben östlich von Franken-
hausen vor.
Salamandra maculosa Laur. ist ein Bewohner der langen,
schattigen und tiefen Thäler im Norden des Gebirges. Kommt
meist nur auf Rothliegendem vor und namentlich da, wo
kleine Quellen, feuchte und schattige Waldstellen sind.^)
Triton cristatus Laur. ist in Menge heimisch im
Ententeich, in der Thongrube im „Vogelbauer", in der
Tilledaer Pfütze und in fast allen grösseren und kleineren
Lachen des Gebirges. In vielen überdeckten und offenen
Brunnen der Stadt und Altstadt Frankenhausen wird er
häufig angetroffen.
Triton alpestris im Kyffhäuser Pfingsten 1887 von
0. Goldfuss beobachtet. Wird wahrscheinlich recht
häufig sein. (W.) 2)
Zu Vorstehendem habe ich noch zu bemerken, dass
Triton taetiiatus nur übersehen sein wird, während für das
Vorkommen des Alytcs und Triton palmatus, welches bei
der Abgeschlossenheit des kleinen Waldgebirges besonders
interessant sein würde, noch keine Anhaltspunkte vorliegen.
Wichtig sind die Angaben über Rana arvalis, Pelobates
fuscus und Bomhinator pachypus, doch möchte ich dieselben
1) Auch Petry, Mitth. Ver. Erdkunde, Halle 1891, p. 186 giebt
das Wolwedathal im Kyflfhäuser als Fundort an.
^) Wolterstorif, Vorlauf. Verzeichn.
— 154 —
vor Einsendung von Belegstücken, welche mir Herr
Söm niering für dies Jahr in Aussicht gestellt hat, noch
nicht zu thiergeographischen Schlüssen verwerthen. Auch
die Bestimmung der Bana esculenta (welche Form?) steht
noch aus. Etwas auffallend ist das Vorkommen des am
Osthaiz seltenen Biifo calamita.
Die verbleibenden am KyöTiäuser festgestellten Arten,
die 6 Keptilien und JRana temporaria, Bufo vulgaris, Hijla
arhorea, Salamandra maculosa, Triton cristatus und alpestris
finden sich sämmtlich auch in den tiefer gelegenen Theilen
des Harzes. Umgekehrt wurden alle 6 Reptilien des Harzes
auch am KyöTiäuser nachgewiesen. Wolterstorff.
Das Weser- und Leinebergland.
Einleitung.
Zwischen dem Harz und seinen nördlichen Vorbergen
einerseits, dem Sauerländischen Schiefergebirge, der Egge
und dem Teutoburger Wald andererseits finden wir ein
überaus mannigfach gestaltetes Berg- und Hügelgelände.
Tiefebene ist nur auf kurze Strecke im Thal der Weser
und Werra entwickelt. Zahlreiche langgestreckte, schmale
Bergrücken, theilweise staffeiförmig übereinander folgend^
durchziehen im Norden, meist in hercynischer Streichrichtung,
das Gebiet ; im Süden finden wir massig entwickelte Gebirge
und Hochflächen.
Diese Unterschiede zwischen Nord und Süd sind durch
die geologischen Verhältnisse bedingt. Im Süden finden
wir die Trias mächtig entwickelt, ihr gehören das Eichsfeld^
der Bramwald, Habichtswald, Reinhardswald und Solling,
sowie die Höhen des Lipper Landes an, welche im Ganzen
eine Plateaulandschaft bilden, aber durch tief eingeschnittene
Thäler von einander getrennt sind. Hierzu treten becken-
förmige Einsenkungen, wie die langgestreckte Göttinger Mulde
(„Güttinger Senke"). Der Norden entbehrt der Trias nicht,.
— 155 —
zu ihren Gliedern tritt jedoch die hier ungemein reichhaltige
Schichtenfolge der Jura- und Kreideformationen. Dieser
mannigfaltige Wechsel in der Gesteinsbeschaffenheit, erhöht
durch mehrfache Verschiebungen und Schichtenstörungen,
giebt der Landschaft ihr Gepräge.
Albrecht Penck, dem ich hier gefolgt bin, theilt in
seiner umfassenden physikalischen Beschreibung Deutsch-
lands i) unser Gebiet auf Grund der geschilderten geologischen
Verhältnisse drei Landschaften zu: Thüringen, dem
Hessischen Berg- und Hügelland und dem sub-
hercynischen Hügelland; vergl. schematische Skizze
pg. 285.
Für unsere Zwecke scheint es mir jedoch zweckmässiger,,
von seiner Eintheilung, welche z. B. unter dem Namen
„Weserbergland" Süntel, Wiehengebirg, Egge und Teuto-
burger Wald vereinigt, dagegen die Berge zwischen Hannöv.-
Münden und Hameln ausscheidet, im Einzelnen abzusehen
und im Nachstehenden die althergebrachte Gliederung in
Daniel^) und dem grossen Werk „die Provinz Hannover"^)
zu folgen. Von Pencks Subhercynischem Hügelland hat
der östliche Theil, nördlich und östlich vom Harz, bereits
oben Besprechung gefunden, der gesammte westliche Ab-
schnitt — ausser dem Teutoburger Wald — , der nördliche
Theil des Hessischen Berg- und Hügellandes, der Hessischen
und Göttinger Senke, nördlich von Hannoversch- Münden
fällt in das hier betrachtete Gebiet. Den nordwestlichen
Zipfel des Thüringer Beckens mit dem unteren Eichsfeld
nördlich der Leine rechne auch ich zu Thüringen (Regel*),
') Unser Wissen von der Erde. Bd. 2, 1. Theil, Alb recht
Penck, das Deutsche Reich. Wien und Prag, 1887, pg. 284 ff.
2) Daniel, Handbuch der Geographie, Bd. 3, Deutschland.
3) Die Provinz Hannover. In Verbindung mit Diercke, Ebert,
Görges, Günther, Hering, Rosenbusch, Steinvorth herausgegeben von
Johannes Meyer, Hannover, 1888.
*) Fr. Regel, Thüringen, ein geographisches Handbuch, Jena 1892..
— 156 —
habe ihn jedoch, seiner faunistischen Beziehungen halber,
nicht auslassen wollen,
Günther und Gör gas in „die Provinz Hannover"
theilen unser Gebiet in das Leinebergland und in das
Weserberglaud. Und diese Scheidung nach den beiden
Hauptthälern ist in der That in mehrfacher Hinsicht be-
rechtigt und entspricht auch den herpetologischen Ver-
hältnissen, wie unten noch ausgeführt werden soll.
Ich verstehe unter Weserbergland die gesamraten,
grossenteils bewaldeten Bergzüge rechts und . links- der
Weser von Hannöversch-Münden bis Minden an der Porta
westfalica, z. B. Bramwald und Reinhardswald, Solling, Ith,
Hils und den Köterberg, die Berge von Pyrmont, das
Lippesche Berg- und Hügelland, den Ostsüntel mit Oster-
wald und Deister, das Wiehengebirge oder den Westsüntel
westlich der Weser, mit dem Thal der Weser , Werra und
einiger Nebenflüsschen ^), unter Leinebergland die Gegend
zwischen dem Harz und Weserbergland.
Das Leinebergland.
Von Wolterstorff.
Das Gebiet westlich und nordwestlich vom Harz, im
Osten des Weserberglandes, wird von Günther in „die
Provinz Hannover" treffend unter dem Namen „Leinebergland"
zusammengefasst, nach der Leine, welche mit ihren Neben-
flüsschen die ganze Landschaft durchströmt. Ich stimme
in der Abgrenzung vollkommen mit Günther überein,
nur wurde der beschränkte Antheil der Provinz Sachsen
nördlich der Leine, mit Heiligenstadt und Bleicherode , mit
aufgenommen. Rein orographisch betrachtet, kann man das
Gebiet auch als westliches Vorland des Harzes bezeichnen;
da sich ein Einfluss des Harzes in der Verbreitung der
Lurche und Kriechthiere nicht verkennen lässt. Der Harz
') Der Teutoburger Wald siehe unten bei „Westfalen".
— 157 —
dient als Schranke gegen die östliche Tiefebene, umgekehrt
verbreiten sich von hier aus manche Thiere, wie die Kreuz-
otter, ins Hügelland. Andrerseits ist das Leinebergland mit
dem Weserbergland eng verknüpft. Wie schon erwähnt,
wird der südliche Theil, Eichsfeld und Göttinger Mulde,
grossentheils von der Trias gebildet, an der Zusammen-
setzung des nördlichen, welcher zum subhercjnischen Hügel-
land Pencks gehört, nehmen auch Jura und Kreide
wesentlichen Antheil.
a. Das untere Eichsfeld und die Göttinger Senke.
Von W. Henneberg und W. Wolterstorf f.
Die Landschaft nördlich vom Dün und dem Oberlauf
(Weststück) der Leine, ist ein fruchtbares Hügelland, welches
grossentheils Buntsandstein zum Untergrund hat, über
dasselbe ragen schroffe, meist bewaldete Bergzüge empor,
wie das Ohmgebirge (524 m), der Göttinger Wald (bis
527 m hoch), welche aus Muschelkalk besteben. Nach
Regen) findet das untere oder hannoversche Eichsfeld
gegen den Harz seinen Abschluss in den ßothenbergen (270 m),
die Nordgrenze wird durch Northeim bezeichnet, den Ost-
rand bildet der Abfall des Göttinger Waldes gegen die
Göttinger Mulde, jetzt meist als Göttinger Senke bezeichnet
(v. Konen). Die Göttinger Mulde ist eine nordsüdliche
Grubenversenkung, in welcher das jüngste Glied der Trias,
der Keuper, eingebettet liegt mit einigen Fetzen von Lias.
Die Senke, in welcher die Leine mühelos einen Ausweg nach
Norden fand, ist ein welliges fruchtbares Gelände, der
Wald tritt zurück.
Für den südlichsten Theil des Gebietes, die Gegend
von Heiligenstadt und Bleicherode, sind mir nur spärliche
*) Für das Gelände zwischen Leine und Werra, z. B. Geismar^
Allendorf/ Werra, und die Umgebung des Meissners, am linken Werra-
ufer, liegen noch viele Angaben über Schlangen vor, welche ich jedoch
für die geplante Arbeit über Thüringen und Hessen zurückstellte.
— 158 —
Mittheilungen bekannt geworden, etwas besser unterrichtet
sind wir über die Fauna der Umgebung von Göttingen.
Bleicherode. Vipera herus. (Besthorn, in Blum.)
Heiligen Stadt. Um Heiligenstadt finden sich
Coronella laevis, Tropidonoius natrix, sehr selten ist Vipera
herus (Wald mann, Oesterheld, in Blum). Vipera ist auch
bei Dietzenrode beobachtet (Steinbrecher, in Blum?).
Alytes obstetricans wurde im Jahre 1879 in einem Steinbruch
bei Heiligenstadt zwischen Mergel und Tuffstein in 1.25 ra Tiefe
gefunden. (Belegstück im Zoologischen Museum Göttingen.)
Göttiiigen.
Die folgenden Angaben beruhen im Wesentlichen auf
den freundlichen Mittheilungen des Herrn Geheimrath
Prof. Ehlers, Assistent Dr. Rhumbler, und den
Belegstücken des Zoologischen Museums der Universität.
Daneben konnten Beobachtungen der Herren Dr. Henkln g,
Bruno Henneberg (briefl. Mittheilungen) u. a. zu Rathe
gezogen werden.
Lacerta agilis bei Göttingen (B. Henneberg, Dr.
Heuking); im Zoolog. Museum liegt ein Exemplar mit
2 Schwänzen, gefangen 1845 von Schlotthauber. Auch
Kobus (in Dürigen) giebt die Art an.
Lacerta vivipara am Wall zu Göttingen (Zoolog.
Museum, 1863), bei Göttingen s. häufig (Henk in g), mehr-
fach gefangen (W. Henueberg). Auch von Kobus (in
Dürigen) beobachtet.
Anguis fragiUs häufig (B. H e n n e b e r g , Zoolog.
Museum), Göttin ger Wald (Henking).
Coronella laevis bei Ballenhausen, südlich Göttingen
(wohl auf den bewaldeten Bergen über dem Bremker Thal
gefangen, W.), Belegstück im Zoolog. Museum Göttingen.
Tropidonotiis natrix bei Göttingeu. Zoolog. Museum.
Vipera herus in der Brück, einer feuchten Bergwalduug
bei Göttingen, beobachtet (Wiegand- Rostock, in Blum).
— 159 —
Bana escidenta typica. Die Form kam früher bei
Oöttingen vor, 2 grosse Stücke aus dem Jahre 1838 liegen
im Zoolog. Museum. Nach freundl. Mittheil des Herrn
•Geheimrath Prof. Ehlers ist der grüne Wasserfrosch in
der nächsten Umgegend von Göttingen nicht mehr zu finden,
■da bei dem Bau der Eisenbahn und der Einschränkung des
Leinebettes viele Tümpel und Teiche verloren gingen. —
Auch B. Henneberg hat die Art im Jahre 1888 nicht
gefunden.
Rana temporaria überall s. häufig (Zoolog. Museum,
B. Henneberg).
Bufo vulgaris, Göttingen (Zoolog. Museum).
Bufo calamita, Göttingen, 1838 (Zoolog. Museum).
Schon Gravenhorst, Deliciae Mus. Yratisl., 1829, nennt
■die Art von hier!
Pehhates fuscus. Die Knoblauchskröte ist im Zoolog.
Museum nicht vertreten, auch B. Henne b er g hat sie nicht
gefunden. Die vorliegenden Angaben — ein Exemplar der
Breslauer Sammlung soll nach Gravenhorst, Deleciae,
auf einer sumpfigen Wiese bei Göttingeu gefangen sein;
Dr. Behrends hat, nach B. Henneberg, ein Thier gesehen —
bedürfen bei der Höhenlage Göttingeus (147 m) noch der
Erhärtung.
Bomhinator pachjpus. Bruno Henneberg hat die
Berguuke 1888 in mehreren Teichen um Göttingeu gefunden,
in einem waren etwa 40 Thiere, die Art ist also häufig (B. M.).
Im Zoolog. Museum liegen Exemplare aus den Jahren 1838
bis 1846. Dr. Henking hat in dem malerischen, tief in
den Buntsandstein eingeschnittenen Bremker Thal, etwa
10 km südöstlich von Göttingen, die Unke ebenfalls gefunden.
Ahjtes ohsfetricans. Früher im botanischen Garten zu
Göttingen beobachtet^); F. Könnicke- Bremen hat den
Huf, nach freundl. briefl. Mittheilung, bei Wiemarden östlich
Vergl. Nehring, einige Notizen.
— IGO —
Göttiiigen gehört, ferner wird Alytes von Weissenboru und
Diemarden bei Göttingen angegeben (Rehberg, in E. S.
Fauna saxonica). „Alytes obstetricans ringsum", theilt
mir nachträglich, unter dem 14. Mai 1893, W. Henne-
berg mit.
Salamandra maculosa bei Göttingen 1845 gefangen
(1845), im Göttinger Wald 1888 von B. Henneberg be-
obachtet, Zoolog. Museum (B. M.). Das Vorkommen wird
ursprünglich sein!
Triton cristatus Göttingen (Zoolog. Mus., B. Henneberg).
Triton dlpestris Göttingen (Zoolog. Mus., B. Henneberg).
Triton taeniatus (Zoolog. Mus, B. Henneberg).
Triton palmaius. Wie W. Henneberg Juni 1892
mittheilt, muss Tr. palmatus auch um Göttingen hausen,^
obschon als Seltenheit. Wenigstens dient er als Secier-
object in der Anatomie.
Ein kurzer Ueberblick der Beobachtungen aus dem
untern Eichsfeld und der Göttinger Mulde lehrt, dass alle
6 Reptilien des Harzes und der Weserlande auch hier
vertreten sind. Die Amphibien bedürfen weiterer Unter-
suchung, So wird der ganz sicher vorhandene Laubfrosch
gar nicht angegeben! Die wiederholten Funde von Alytes
sind besonders wichtig, weil sie die allgemeine Verbreitung
des Thieres auch westlich vom Südrand des Harzes be-
weisen. — Von den Tiefebeneformen unter den Anuren
findet sich höchstens Pelobates fiiscus, und der auch nicht
sicher. Um so häufiger ist Bonibinator pachypus, die aus-
gesprochene Bergform Mittel- und Süddeutschlands. Auch
das Fehlen der grünen Kröte, Bufo viridis wäre beachtens-
werth, falls sie sich wirklich in der Gegend nicht findet,
da diese Form des Ostens bisher am Westrand des Harzes,
im Weserbergland und dem grössten Theil Westfalens ver-
misst wurde. — Triton j)cd'niatus, der östlich wie westlich
vom Eichsfeld häufig sich findet, ist hier seltener und liegt
kein bestimmter Fundort vor. Wahrscheinlich sagt ihm
— 161 —
die waldarm gewordene Gegend nicht mehr recht zu.
Triton aljjestris und Salamandra maculosa, Gebirgsthiere,
welche auch häufig in waldigen Hügellanden sich finden,
fehlen um Göttingen nicht, sind aber minder zahlreich
als Triton crisfatus und taeniatus. — Sind demnach die
meisten Amphibienarten Mitteldeutschlands auch in dieser
Gegend nachgewiesen, so fällt doch speciell bei Göttingen
die Armuth an Individuen, bei dem Mangel an stehenden
Gewässern, ins Auge. Im weitern Umkreis Göttingens,
nach der Werra und Weser hin, ändern sich nach Ehlers
Mittheilung diese Verhältnisse sehr,
b. Die Oegend Ton Northeim Ms Grronau
und Hildesheim.
Die Landschaft nördlich vom Eichsfeld und der Göttinger
Mulde ist mannigfaltiger, waldreicher. Die Thäler sind oft
tief eingeschnitten. Bei den dürftigen Nachrichten aus
dieser Gegend, welche Penck zum Subhercynischen
Hügelland zählt, erscheint mir näheres Eingehen auf die
Terrainverhältnisse nicht am Platze.
Salzderhelden. Coronella laevis. Kreuzotter nicht
beobachtet (Schultze — Einbeck in Blum).
Einbeck. Ängiiis fragilis. Kreuzotter nicht beobachtet
(Schultze in Blum).
Kreiensen. Lacerta vivipara, Änguis fragilis. (W. H.
mündl. Mittheil.) Lac. agilis vermisst!
Gandershei m. Vipera herus im Wald, auf Muschel-
kalk und Buntsandstein, sehr selten (Director Wilke
in Blum).
Alfeld. Alytes ohstetricans. (E. C.)
Boden bürg. Vipera herus ziemlich häufig auf
bewaldeten Bergrücken und Abhängen mit Heidekraut, auf
Buntsandsteinboden (Forstmeister Beling in Blum).
Ahjtes ohstetricans. (E. C.)
11
- 162 —
Gronau. Vipera berus bei Haus Escherde, am
Escherder Berg bei Gronau, beobachtet. Kreuzottern finden
sich hier und an den Yorbergen weiter östlich, nach
Hildesheim zu, z. B. am Finkenberg (Mejer in Blum).
Lutter am Barenberg^). Vipera berus findet sich
zwischen Ostlutter und Langeisheim im Brederlemer Gehölz,
auf einem Hügelzug ca. 100 m über dem Meer, von Quader-
sandstein gebildet. Eichenbuschholz, Heide und Heidelbeer-
kraut (Beling in Blum).
R i n g e 1 h e i m. Tropidonotus natrix (L e u n i s , in
Schlangen).
Hildesheim. Ueber die sicher sehr interessante
Hildesheimer Gegend liegen leider sehr wenig specielle
Angaben vor, das Hildesheimer Museum besitzt auch keine
Amphibien und Reptilien mit genauen Fundortsangaben,
nach Mittheilung des Herrn Senator Dr. Fiömer. Leunis
in „Schlangen von Hildesheim" nennt CoroneUa laevis von
Finkenberg und Knebel bei Hildesheim; Vipera berus ist
häufig, z. B. Escherberg, Klosterholz, Marienröder Holz.
Blum erwähnt als Fundort für die Otter noch: Bei Wend-
hausen, besonders am Weg nach Heersum und Lechstedt,
auf Kalk- und Lehmboden (W ei gel). Eine erneute Unter-
suchung der Kriechthier- und Lurchfauna Hildesheims muss
als dringend wünschenswerth bezeichnet werden.
Das Weserbergland.
a. Das Rechtsseitige.
Von W. Wolter st ort' f.
Das oben bereits kurz charakterisirte Weserbergland
weicht in mehrfacher Hinsicht von dem Leinebergland ab.
Vor Allem trägt es auf seiner ganzen Erstreckung zu beiden
Seiten der Weser den Charakter des Waldgebirges, die
Berge fallen grösstentheils schroff zum Flusse ab, bald ihn
^) Streng genommen gehören dieser und der folgende Ort noch
zu den nördlichen Vorlanden des Harzes.
— 163 —
in enge Schluchten einzwängend, bald weiter zurücktretend
und anmuthigen Thalauen weichend.
Die Höhe der Bergzüge ist nicht bedeutend, nur der
SoUing überschreitet 500 m, aber doch sind die Contraste
zwischen Höhen und Tiefen, namentlich unterhalb Hameln
am Süntel, hier so scharf und grossartig ausgesprochen, wie
sonst kaum im norddeutschen Hügellande, die waldreichen
üferhöhen erheben sich bei einer mittleren Entfernung von
nur 4 km von der Weser bis an 300 m über den Spiegel
•des Flusses, der bei Vlotho 58 m hoch liegt i). Ein
besonderer Vorzug ist der prächtige Laubwald, der fast
alle Wesergebirge schmückt und oft meilenweit sich
hinzieht. In erquickender Waldeskühle kann hier der
Wanderer seine Strasse ziehen, unter schattigen Buchen die
Höhen erklimmen^).
Eingehende Lokalfaunen liegen nur für Eschershausen,
Hameln vor, und nur diese Gegenden beanspruchen aus-
führlichere Schilderung. Einzelbeobachtungen gingen mir
noch von mehreren Orten zu.
Hannoversch- Münden.
Münden, eine kleine alterthümliche Stadt mit malerischer
Umgebung, liegt an der Vereinigung der Werra und Fulda
auf einer von beiden Flüssen eingeschlossenen Landzunge.
Die Thäler sind schmal, die Weser strömt zwischen Eein-
hardswald und Bramwald in enger Schlucht dahin, weit
ausgedehnte schone Waldungen bekleiden die von Buntsand-
stein gebildeten Abhänge,
Von den Reptilien der Gegend von Münden kenne ich nur
Vij)era herus. „Bei Münden," Belegstück im Beal-
gymnasium zu Kassel. (Dr. Hornstein, in Blum.)
1) Daniel, 3, pag. 393.
^) Görges, das Wescrbergland, in die Provinz Hannover, pag'.
677 ff. Der Aufsatz enthält eine treffliche landschaftliche Schilderung
-des hier betrachteten Gebietä!
11*
— 104 —
Für Amphibien verdanke ich der Güte des Herrn Prof..
Metzger folgende Nachweise:
Bufo vulgaris gemein.
Hyla arhorea nicht selten.
Bomhinator „igneus" (ohne Zweifel pachypus!) in der
Umgegend der Fulda und in diesem Flusse selbst.
Alytes ohstetricans bewohnt in ziemlicher Anzahl die
nach Süden und Westen sich Öffnenden Seitenthäler der
Fulda bei Münden und geht bis etwa 250 — 260 m. In
einzelnen Gärten der Stadt ist Alytes durchaus keine-
Seltenheit.
Salamandra maculosa ist in den Waldungen häufig.
Triton alpestris.
Triton taeniatus.
Triton xmlmatus.
Triton palmatus kommt hier mit Tr. alpesfris und.
taeniatus bis zu einer Meereshöhe von ca. 300 m vor, z. B.
am Cattenbühl. Triton alpestris und taeniattis gehen noch
höher hinauf.
Bursfelde. ^^Bombinator igneus (sichev pachypus!)
in einem Wassertümpel unweit der Landungsstelle der
Fähre am linken Weserufer beobachtet". Privatdocent
Dr. Henking.
Holzminden. Vipera herus soll nach Angabe von
Schulrath Eberhard - Braunschweig und Oberförster
Ziegenmaier — Holzminden (in Blum) bei Holzminden
vorkommen. Es wäre dies ein vorgeschobener Posten im
Weserthal. Doch ist, nach Wortlaut des Fragebogenmaterials^
die Möglichkeit der Verwechslung mit Coronella vor-
handen. Woltersto rff.
— 165 —
Eschershausen/)
Von Erich Gruse.
Eschershausen, die kleinste Stadt des Herzogthums
Braiinschweig , liegt 167 m hoch über dem Meeresspiegel,
im Thale der Lenne, einem der Weser zuströmenden
riüsschen im östlichen Zuge der Weserberglande.
Die hier, wie im ganzen Weserbezirke, nahe an ein-
ander tretenden Bergzüge lassen nur Kaum für schmale
TThalmulden, so dass grössere und weitere Ebenen fehlen.
Im Südosten beginnen die „Weserberge" der näheren
Umgebung von Eschershausen (d. h. im Umkreis von 1 bis
2 Meilen, = 7 — 15 km) mit einer Doppelkette, die in der
Kichtung von Südost nach Nordwest zieht. Zwischen dem
nördlichen dieser beiden Bergzüge, dem „Hils", der in fast
gleichmässiger Kammhöhe von circa 400 m verläuft und
dem südlichen, dem „Elfass", der sich bis 325 m erhebt,
bleibt ein 3 — 4 km breites Thal, dessen Sohle bei Vorwohle
in 245 m Meereshöhe liegt. Nordwestlich von Vorwohle fällt
das Thal schnell ab und wird bedeutend schmäler, der Hils
und Elfass, der bald in dem von der Braunschweigischen
Südbahn durchbrochenen nach Norden steil abfallenden
„heissen Nacken" endet, treten, nur 1 km Thalraum gebend,
zusammen. Der Hils, dessen das Thal begrenzender Vorberg
hier Kleeberg genannt wird, zieht in nordwestlicher Richtung
weiter, während auf der Südseite die „Homburger Berge",
die in der Homburg selbst mit 325 m ihren höchsten Punkt
erreichen, das Thal begrenzen und die Fortsetzung des
Elfass bilden; durch die Schlucht, welche von dem steil
abfallenden Elfass und die nahe herantretenden Homburger
Berge gebildet wird, tritt die Lenne, ein am „Holzberge"
entspringendes Flüsschen, von Süden her in das Thal ein
und strömt nach einer scharfen Biegung in nordwestlicher
Richtung, dem Thale folgend, der Weser zu. Die Thalsohle
1) Die Höhenangaben und einzelne geographische Daten sind aus :
Knoll und Bode, Heimatskunde von Braunschweig.
— 16G —
liegt hier circa 170 m über der Nordsee. Va Stunde abwärts-
gewinnt durch das Zurücktreten des Hilses die Ebene an
Breite; vor das Nordwestende des Hilses, der hier in der
469 m hohen „blossen Zelle" endet, lagert sich der Ith, ein
schmaler, ebenfalls in nordwestlicher Kichtung streichender^
nach beiden Seiten steil abfallender Gebirgsrücken, mit
seinem Südostende.
Die höchsten Erhebungen des Iths sind der „Ängerkopf-
mit 388 m, während die sich nördlich an den Ith reihenden
„Lauensteiner Berge" bis zu 404 m emporsteigen.
Nordöstlich von den Lauensteiner Bergen lagert sich
das Süntelgebirge und der Osterwald, durch ihre Vorberge-
und Ausläufer das Thal im Norden abschliessend.
An die Homburger Berge schliesst sich gegen Nordr-
Westen der Vogler. Sein Hauptrücken zieht zur Weser
hin, mit steilem Abfall bei Bodenwerder nahe an den Strom
herantretend. An ihn lagern sich nördlich und südlich
grössere und kleinere Berge, dazwischen finden sich von
rauschenden Gebirgsbächen durchflossene Schluchten. Der
447 m sich erhebende Ebersnackenkopf ist nächst der „blossen
Zelle" im Hils (469 m) der höchste Punkt in den Eschers-
hausen naheliegenden Bergen.
Im Westen wird die Grenze der Ebene durch den
Weserstrom gebildet.
Eine Stunde unterhalb Eschershausens entwickelt sich
inmitten der hier an Breite immer mehr gewinnenden Thal^
ebene ein Bergzug (Hainberg, Tuchtberg und Birk), der
parallel zu den beiderseitigen Grenzgebirgen fast bis zur
Weser hinzieht, so die Ebene hier in zwei Theile gabelnd,
in das schmälere, fast 1 km breite westliche Thal, dem die-
Lenne mit ihrem Laufe gefolgt ist, und das breitere, fast
3 km weite östliche Thal, welches nur durch einige vom
Ith herabströmende Bäche bewässert wird.
Nach Nordosten hin fällt der „Vogler" steil ab, während
er nach Südosten zu allmählich in ein bis an die „Homburger
167
Berge" herantretendes Hochplateau, das circa 289 m hohe
Odfeld, ühergeht. Südwestlich vom Elfass steigt der Holz-
berg aus der Ebene auf, durch einige kleinere Erhebungen
Fühlung gewinnend mit dem eine weite Hochebene bildenden
grossen Sollinger Walde, dessen 515 m hoher Moosberg
die höchste Erhebuug des diesseitigen Wesergebiets ist.
Zwischen Solling und Vogler ist noch der von Negen-
born nach der Weser in westlicher Kichtung ziehende
isolirte, in dem Eberstein 329 m Höhe erreichende Burgberg
zu nennen.
An namhaften fliessenden Gewässern könnte ausser der
oben mehrfach erwähnten „Lenne'^ noch der „Forstbach"
genannt werden, der am Sttdfusse der Homburger Berge
entspringend in westlicher Richtung der Weser zuströmt.
Zwischen Stadtoldendorf und Negenborn durchströmt
er das romantisch groteske Hoopthal, dessen aus Bunt-
saudsteinquadern gebildete Felswände schroff aufsteigen.
Bei einem Blick auf die geognostische Karte der Um-
gegend von Eschershausen springt uns sofort die den ganzen
Südwesten beherrschende Buntsandsteinformation ins Auge.
Vom Sollinger Walde, dessen Untergrund vollständig aus
diesem Material besteht, ausgehend, erstreckt sich diese
Formation nach Norden zu über den Burgberg, das Odfeld,
den Vogler, bis an das Lennethal herantretend; nach Südost
an diesem Thale entlang ziehend, über die Homburger
Berge und den Elfass.
Von Osten gegen den Elfass vordringend zieht der
Muschelkalk, den letzteren Berg auf der Süd- und Ostseite
mit zwei schmalen Zungen umgehend. Dem Laufe der
Lenne entlang zieht sich ein schmales Band gen Nordwest,
über die Vorberge des Hilses: den Kleeberg, hart an Eschers-
hausen vorbei, über den Kirch- und Kappenberg (einem
Vorberge des Voglers) und läuft bis zur Weser, den oben
genannten isolirten Bergrücken: „Hainberg, Tuchtberg und
Birk^' bildend. An der Südseite des Elfass entlang zieht
— 168 —
der Muschelkalk, nach Westen zu an Mächtigkeit zunehmend,
bis zum „Holzberg", mit diesem den letzten Verstoss gegen
das Buntsandsteinlager bildend, nach Süden hin den SoUing
bandartig säumend. Auch der Burgberg bei Negenborn
und der südwestliche Theil des Voglers an der Weser
gehören der Muschelformation an.
Dem Muschelkalkstreifen im Lennethale nördlich vor-
gelagert, diesem parallel laufend und gleich schmal, erstreckt
sich der Keuper über Eschershausen (das also theils auf
Muschelkalk, theils auf Keuper liegt) nordöstlich am Hain-
und Tuchtberge vorbei.
Als drittes Parallelband nach Norden zu, in der Richtung
der beiden vorgenannten verlaufend, finden sich der Lias
und der braune Jura am Südwestabhange des Iths hinauf-
steigend, um dann dem weissen Jura, aus dem die Haupt-
masse des Iths besteht, auf der Höhe Platz zu machen;
insbesondere gehören auch die weit vorspringenden durch
ihre Höhlenbildung berühmten Dolomitklippen dieses Ge-
birgsrückens der weissen Juraformation an.
Weiter nach Norden zu treffen wir den Hils.
Die ältesten Schichten sind bekannt unter dem Namen
Neokom oder Hilsformation , dieselben gehen allmählich in
die obere Kreide über.
Die Berge sind ausser einigen grösseren Abtrieben am
Hils mit dem herrlichsten Laubwald bedeckt, in dem die
Buche vorherrscht, richtenbestände finden sich überall
eingesprengt, in grösserer Ausdehnung bedecken sie aber
nur einige Stellen des Hilses.
Dieser, der höchste Bergzug in der näheren Umgegend
Escherhausens, erinnert durch diese Fichtenwaldungen, durch
seinen an der blossen Zelle nur mit Heidekraut und üppigen
Farrenkräutern bestandenen Rücken, auf dem wir schon
von Weitem die in üppigen Stauden emporschiessende
Digitalis purpurca leuchten sehen, vor allem aber durch
seine im September die Berge blau überziehende Gentianen-
— 169 —
flora an unser ncächstes Hochgebirge, den Harz, An seinen
steinigen Abhängen finden wir hin und wieder, doch ver-
hältnissmässig selten, Eidechsen.
Auch auf dem Ith mit seinen weithinleuchtenden mit
Asplenium TricJwmanes und Scolopendriimi bewachsenen,
aus dem Walde vortretenden Klippen, die vom Morgen bis
zum Abend von der Sonne beschienen werden und so ein
Eldorado für die wärmeliebenden Kriechthiere sein müssten,
hausen nur wenige Schlangen und Eidechsen.
Die weitausgedehnten Ithwiesen, auf denen die üppig-
sten saftigsten Gebirgskräuter gedeihen, unter ihnen vor
allen die seltensten OrcMdeenspecies wie Anacamptis,
Herminmm Monorcliis, Oplirys etc., geben kein besseres
Eesultat. Dort oben auf dem höchsten Punkte der Wiesen
hart an der Waldesgrenze ist ein grösserer Steinhaufen
aufgeworfen; hierher scheinen sich die einzigen, die ganzen
weiten Flächen bewohnenden Reptilien, einige Bergeidechsen
(Lacerta vivipara) , zurückgezogen zu haben. Bei einiger
Geduld sehen wir es in den Steinen lebendig werden; hier
hebt eine Eidechse vorsichtig umherlugend den Kopf,
kommt behutsam hervor, um auf den erwärmten Steinen in
der Sonne zu ruhen; dort verlassen einige die Ansiedelung,
in dem hohen Grase verschwindend. Arm an Reptilien ist
auch der mit herrlichem Buchenwald geschmückte Vogler.
Nur in dem vom rauschenden Wabach durchströmten
Waldthal gelingt es hin und wieder einer Kreuzotter hab-
haft zu werden.
Die zahlreichen in den Berg führenden, wohl durch die
Lagerung der Sandsteinschiefern entstandenen Löcher,
scheinen der Schlange überall gute Schlupfwinkel zu bieten,
so dass wohl mehr Thiere sich dort finden möchten, als
man bisher annimmt.
Reichhaltiger ist die Thierwelt der Thäler. Hier ver-
dienen namentlich die Fundorte für die Geburtshelferkröte,
Bergunke, Kreuzkröte und Leistenmolch nähere Betrachtung.
— 170 —
Wir folgen wiederum dem Laufe der Lenne. Dicht bei dem
am Dorfe Lenne vorbeiziehenden Bahndamme haben sich
in den von der dortigen Ziegelei ausgestochenen Thongruben
grössere Wasseransammlungen gebildet; ein Bächlein,
welches sie durchfliesst und der Lenne zufällt, schützt sie
im heissen Sommer vor dem Austrocknen. Die steil
abfallenden Ufer der Thongruben sind mit Ziegel- und
Steinabfällen bedeckt. Die Wassertümpel selbst sind an
den Ufern mit Gras und Wasserpflanzen bcAvachsen und
bilden so eine willkommene Zufluchtsstätte für die laichenden
Laubfrösche und Unken, während aus dem Schutthaufen
der Ahjtes sein melodisches Concert ertönen lässt. V4 Stunde
unterhalb dieser Thougrube findet sich hart an der Chaussee
und von dieser aus gut zu übersehen ein unter einem
Abhang der Homburgerberge gelegener, mit Gras und
Wasserpflanzen durchwachsener vielleicht 40 qm grosser,,
ziemlich seichter Sumpf. Im Juni finden sich gerade hier,,
wie es scheint, alle Kreuzkröten der Gegend ein, um zu
laichen, denn in den nur 100 Schritt davon gelegenen zahl-
reichen und tieferen Rotten siedelt sich nicht eine an.
Zwiscben dem Kleeberge, einem Vorberge des Hilses^
und dem Schifiherge, einem Vorberge der Homburger Berge,,
fliesst die Lenne, von beiden Waldgrenzen gleichweit ent-
fernt, in saftiggrünen Wiesen dahin. Rechts von der Lenne,.
dieser parallel, zieht die Landstrasse Holzminden -Seesen.
Der bis an die Chaussee herantretende Hochwald fällt in
steiler, vielleicht 5 Meter hoher Böschung gegen diese ab.
Links von der Lenne, auf der gegenüberliegenden Seite^
tritt der Schiffberg ebenfalls in steiler mit Angergras
bewachsener Böschung an den Fluss heran. Diese beiden
Abfälle sind von unzähligen Geburtshelferkröten bewohnt,
welche aus den mühelos in den lockeren Boden eingegrabenen
Löchern ihre Glöckchenstimme in regelmässigen Pausen
erschallen lassen. Auch weiter flussabwärts vernimmt man
die Stimmen einzelner Einsiedler.
— 171 —
Auffallend ist es mir immer gewesen, dass die Thiere
bis zu dem nächsten stehenden Wasser mindestens V4 Stunde
Weges haben; es ist doch kaum anzunehmen, dass sie ihren
Laich dem schnellfliessenden Leunewasser anvertrauen.^)
Vom Ostabhange des Voglers fliesst der Lenne ein
Bächlein, Angerbach genannt, zu, das auch Eschershausen
berührt. Gleich vor der Stadt liegen die Flachsrotten, aus
fünf kleineren Tümpeln und einem grösseren ciica 600 qm
haltenden Teiche bestehend. Zur Zeit des Rottens wird
der Bach, wie bekannt, durch diese Teiche geleitet. Der
grösste Teich ist an der tiefsten Stelle 1,5 m, an der
flachsten nur ca. 30 cm tief. Wasserlinsen bedecken fast
den ganzen Wasserspiegel und Älisma plantago, breitet sich-
fort und fort aus. Einige an den Seiten stehende Weiden-
büsche gewähren dem Laubfrosch, wenn er das Wasser
verlässt, einen erwünschten Euheplatz.
Auch die zahlreichen in der Nähe stehenden Kastanien
mögen von ihnen oft bezogen werden, wenigstens glaube
ich verschiedentlich seine Stimme aus dieser luftigen Höhe
vernommen zu haben.
Diese Teiche sind der Sammelplatz fast aller hier vor«
kommenden Amphibien. Während die Rana temporaria
dem oben auf der Landstrasse vorübergehenden Spazier-
gänger durch ihre brünstigen Knurrtöne Gewissheit giebt,
dass nun der Frühling in's Land gezogen und bald darauf
das Männchen der gemeinen Kröte (Bufo vulgaris) mit
Flötenton sein Weibchen lockt, kündet uns hier der Laub-
frosch durch sein weitschallendes Schreien an, dass der
Mai, der Wonnemond, bald den Wald grünen lässt.
Tritonen, sowohl Triton cristakis, wie alpestris, taeniatus
und palmatus haben sich den Teich als Laichplatz erkoren
und umschwimmen liebkosend ihre Weibchen. Aus den
anliegenden Schutthaufen, die aus Scherben und Kehricht-
1) Im Juli 1893 habe ich thatsächlich in der damals allerdings
sehr seichten und langsam fliessenden Lenne selbst zahlreiche hochent-
wickelte Larven des Ahjtes schwimmen sehen und auch einige gefangen.
17l>
abfuhr sich gebildet haben, lässt Älytes ihren Gesang, wenn
auch nur aus vielleicht 20 Kehlen, ertönen.
Im Juni endlich, oft aucli schon im Mai, meldet der
melancholische „Unk Unk"-Kuf, dass auch Bomhinator end^^
lieh durch die alleserweckenden Sonnenstrahlen aus seinem
Winterquartier hervorgelockt ist. Wie ich unten noch aus-
führlich berichten werde, fand sich hier neben der in der
Gegend weitverbreiteten Bergunke auch die Feuerkröte,
Bombinator igneus.
Lacerta vivipara. Von den beiden Eidechsenarten, die
hier eventuell zu erwarten wären, Lacerta agilis und
vivipara, habe ich bisher nur das Vorkommen der letzteren
feststellen können. Die sonnigen Halden und Wiesen des
Vogler, Ith, der Homburger Berge, die Steinbrüche und
der mit Heide bewachsene Kamm des Hils werden von ihr
bewohnt. Doch trifft man sie überall weit seltener als bei-
spielsweise im Elm.
(Lacerta viridis sollte auf den Ithwiesen und auch bei
Holzminden an einer Mauer in der Nähe des Felsenkellers
öfters gesehen sein, an beiden Orten habe ich aber nur
Lacerta vivipara beobachtet, es dürfte sich sicher nur um
grüne Männchen der Zauneidechse gehandelt haben.)
Änguis fragilis. Findet sich überall, auf den Bergen
und im Thale, auch in unmittelbarer Nähe der Stadt
wurden mehrere gesehen.
Coronella laevis liegt mir in einem Spiritusexeraplare
vor. Diese glatte Natter wurde vor zwei Jahren auf dem
„Odfelde" gefunden. Mir selbst ist noch kein Thier hier
begegnet. Im letzten Sommer sind auf dem Schutthaufen
eines alten Steinbruches am Ith über Holzen zwei Schlangen
tellerförmig zusannnengerollt gesehen, die, nachdem sie den
Beobachter gewittert hatten, jedoch schleunigst unter den
Steinen verschwanden. Der sehr genauen Beschreibung nach
können dieses nur glatte Nattern gewesen sein und es lässt
sich annehmen, dass das Thier hier häufiger vorkommt, da
es auch an anderen Stellen gesehen sein soll.
— 173 —
Tropidonotus natrlx L. Die Ringelnatter soll hier
vor 20 Jahren in dem Thale der Lenne und im Thale des
Forstbaches (Hoopthal) noch häufiger vorgekommen sein.
Durch die theilweise Regulirung des Flusses, sowie durch
die Urbarmachung der anliegenden Wiesen, schliesslich durch
schonungslose Verfolgung von Seiten der Menschen scheint
sie jetzt ganz ausgerottet zu sein. Hinter den Wickenser
Wirthschaftsgebäuden, dort, wo das warme Abflusswasser
der Brennerei sich in die Lenne ergiesst, sollen sich diese
Schlangen früher in grösserer Menge aufgehalten haben,
wie auch Dennis, in „Schlangen von Hildesheim" angiebt!
Vor 6 Jahren sind dort noch mehrere Thiere getödtet.
Seitdem lässt sich trotz eifriger Umfrage kein Fund mehr
feststellen, immerhin wäre es möglich, dass sich in einem
der beiden genannten Thäler noch Nattern fänden.
Vipera herus L. Die Kreuzotter scheint im ganzen
Gebiete, wenn auch nur sporadisch, vorzukommen. Sicher
liegen bisher Funde vor vom „Eckberge", der unmittelbar
an der Weser Kemnade gegenüber aufsteigt. Auch im
Vogler, sowohl im obenerwähnten „Wabachthaie", als auch
am Kappenberge, einem westlichen Ausläufer dieses Ge-
birges bei Eschershausen, sind von Forstleuten hin und
wieder Kreuzottern gesehen.
Ob das Gerücht, dass auch im Hoopthale, welches dem
Thiere allerdings einen geeigneten Aufenthalt bieten würde,
mehrere dieser Schlangen erlegt wurden, auf Wahrheit be-
ruht, war nicht mit Sicherheit zu constatiren. Bei dem
Rittergute Westerbrak, welches in einer Entfernung von
einer halben Stunde nordöstlich unter dem Waldsaume des
Vogler liegt, wird eine alte verfallene Mauer von Kreuz-
ottern bewohnt, die sich in jedem Jahre dort zeigen, aber
bisher äusserst geschickt sich allen Nachstellungen zu ent-
ziehen wussten.
NB. Diese Notizen über Vipera herus gebe ich mit
Vorbehalt wieder, da sie sich auf die Mittheilungen von
— 174 —
.Anderen, grössteutheils Förstern, gründen, die die Kreuz-
otter vom Harze her genau kennen wollen ; ich selbst habe
weder ein getödtetes noch lebendes Thier in hiesiger
■Gegend gesehei!.
Rana esculenta var. typica. In wenigen Exemplaren
am Teiche der Domaine Wickensen beobachtet; sonst ist
mir ein ständiger Aufenthaltsort hier in der Gegend nicht
bekannt.
Bana esculenta var. ridibunda. Im Mai 1890 sass in
einem Tümpel nahe am oben beschriebenen Augerteiche
bei Eschershausen ein Wasserfrosch, der, seiner Grösse und
seiner warzigen mattgefärbten Haut nach zu urtheilen, der
Puma esculenta var. ridihuncla angehören konnte; leider Hess
sich die Vermuthung nicht bestätigen, da sich der Frosch
allen weiteren Beobachtungen durch sein Verschwinden im
Wasser entzog.
Sollte es sich in der That um var. ridibunda handeln,
so müsste dieses Thier wohl als ein verirrter Fremdling an-
gesehen werden, doch das Woher? ist noch unklar.
Rana temporaria. Findet sich selbstverständlich überall
und häufig. Der schon mehr genannte Angerteich bei
Eschershausen, sowie die noch mit Wasser gefüllten Rotten
der umliegenden Dörfer sind Sammelplatz für Hunderte
dieser Thiere zur Laichzeit. Da ich, allzu getreu der
irrigen Mahnung Adolf Franke's folgend (Siehe Reptil,
und Amphib. Seite 141), eine Specialislrung zwischen den
neuerdings allgemein geschiedenen beiden Arten tempo-
raria und arvalis bis vor Kurzem vermied, so bin ich
leider nicht im Stande, zu sagen, ob auch Rana arvalis
unsere Gegend bewohnt, anzunehmen ist es ja nach den
Auslassungen von W. Wolterstorff kaum, was auch durch
meine diesjährigen Beobachtungen (1893) bestätigt wird.
Bufo vidgaris. Im ganzen Gebiete vorkommend, wird
allerdings mehr im Thale als auf den Höhen angetroffen.
Wer daran zweifeln sollte, dass Bufo vulgaris zu tausenden
— 175 —
im Gebiete zerstreut ist, braucht nur zur Laichzeit der ge-
meinen Kröten Abends einen Spaziergang auf der am
„Wickenser Teiche" vorbeifülirenden Chaussee zu machen,
von fern und nah wird er den an den Euf des Alytes er-
innernden Lockton des brünstigen Männchens vernehmen;
auf Schritt und Tritt begegnet er bereits copulirten
Pärchen, die dem Wasser zueilen.
Bufo viridis. Ein einziges Mal glaube ich den Paarungs-
ruf der grünen Kröte vernommen zu haben. Der Ton
ist übrigens nach meinen bestimmten Erfahrungen ein
,,Trillern", wie auch A. Franke augiebt, und nicht wie
Leydig annimmt, dem Knarren einer ungeschmierten Thür
zu vergleichen (siehe Landois- Westhoff). Die Kröte sass
an der oben beschriebenen Fundstelle der Kreuzkröte;
gesehen habe ich sie nicht.
Bufo calamita findet sich zur Laichzeit, soviel bis jetzt
bekannt, nur an der einen Stelle in hiesiger Gegend und
zwar in jedem Jahre in genau demselben oben beschriebenen
Tümpel an der Lenner Landstrasse. Dem kundigen Ohre
verräth zur Nachtzeit der weithin schallende „knarrende"
Ton den Aufenthalt dieser Kröte!
Hyla arhorea. Der Laubfrosch findet sich in der ganzen
Gegend. Doch scheint er nur einzelne bestimmte Tümpel
und Teiche in jedem Jahre wieder zum Zweck des Laichens
aufzusuchen. So hört man sein Geschrei in den Thon-
gruben der Lenner Ziegelei, ebenso in der, bei der Domaine
Wickensen unter dem Kleeberge gelegenen Schafbade. Auch in
den Flachsrotten bei Dielmissen und Lürdissen hält er sich auf.
Im Angerteich bei Eschershausen erschien er zum
ersten Male im Jahre 1891, vorher war dort nie eine Hpla
gehört und im darauffolgenden Jahre fanden sich schon
mehrere dieser Grünröcke ein.
In allen diesen Tümpeln und Teichen wohnt er
gemeinsam mit der Unke. Bemerkenswerth scheint mir die
Thatsache, dass sich im Angerteich die Laubfrösche in der
— 176 —
tieferen schilfdurchwachseuen Hälfte des Gewässers auf-
halten, während die Unken sich die seichtere pflanzenlose
Hälfte erwählt haben, entgegengesetzt anderen Beobachtungen,
wenigstens in Bezug auf Bomhinator.
Pelohates fuscus. Die Knoblauchskröte habe ich hier
noch nicht gefunden, trotzdem ich gehofft hatte, zur Laich-
zeit die erwachsenen Thiere, im Hochsommer die riesigen
Larven hier oder da zu entdecken. Nach den von
Wolter storff vertretenen Ansichten dürfte dieser Tief-
landsbewohner auch hier vergeblich gesucht werden.
Um so mehr war ich erstaunt, als ich einer anderen
ausgeprägten Tieflandsform hier begegnete, der roth-
bauchigen Unke,
Bomhinator igneus in ein und demselben Gewässer
neben
Bombinator pachypus.
Nach W. Wolter storff ist die Feuerunke in West-
deutschland von den 4 Tieflandsformen: Pelohates fuscus^
Rana arvalis, Rana esculenta var. ridihunda, Bomhinator
igneus am exclusivsten in der Wahl von Gewässern, die in
bergiger Gegend liegen. Erklären kann ich mir ihr
Erscheinen vorläufig nicht, da ich den Weg bis zur Ebene,,
aus der sie ja unbedingt heraufgestiegen sein müsste, nicht
verfolgen kann.
Meiner Meinung nach liegt Einschleppung vor. Meina
Annahme gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass sich
unter 50 gefangenen Unken höchstens ein emziger Bomhinator
igneus befindet, alle anderen gehören ([^m Bomhinat. pachypus^
(B. M.) an. Beide Unkenarten befinden sich in dem schon
mehrfach erwähnten Angerteiche dicht vor der Stadt,
Bomhinator pachypus ausserdem noch in der Schafbade
und dem anliegenden Sumpfgebiete unter dem „Kleeberge"-
bei Wickensen, den Elachsrotten bei Dielmissen und
Lürdissen. Auch die Thonkuhlen der Lenner Ziegelei
werden von der Bergunke zahlreich bewohnt. Dieses ist
177
ausser dem Angerteicli bei Escliersliaiisen der einzige Ort,
an dem ich auch Bomhinafor ignetis ab und zu fand. Beide
Teiche liegen im Flussthale der Lenne, der letztere
1^2 Stunden aufwärts, so dass sich die vereinzelten Funde
in beiden Gewässern wohl mit einander durch die Wande-
rungen der Unken in Verbindung bringen lassen. W. Henne-
berg fand Bonibinator paclnjpus im Juli 1892 auch in einem
Bächlein nahe der Bahnstation Vorwohle sehr häufig.
Leider ist die Anzahl der Unken hier im schnellen
Abnehmen begriflFen, was sich theilweise daraus erklären
lässt, dass viele ihrer Wohnplätze, „die Kotten'^, trocken
gelegt sind, theilweise aus der eifrigen Verfolgung der
Thiere durch die Schuljugend, die durch Steinwürfe die
sorglos auf dem Wasserspiegel schwimmenden Lurche tödten.
Westhoff in Westfalens Thierleben ist einer der
wenigen, welcher auf die Schärfe gerade des seifenschaum-
artigen Schleimes der Unken hinweist.
Ich selbst fand diese Wahrnehmung verschiedene male
dadurch bestätigt, dass nach einer zufälligen Berührung der
Nasenschleimhäute mit der Ausschwitzung dieser Lurche,
diese sich stark entzündeten wie nach einer Veratrinein-
athmung (Unkenschnupfen!).
Bei dem gemeinsamen Transport von Unken und
Fröschen (in einem Falle handelt es sich um ausgewachsene
Thaufrüsche, ein anderes Mal um Laubfrösche) in demselben
Beutel waren die Frösche jedesmal durch den Schleim zu
Grunde gegangen.
Die Ausschwitzung scheint mir danach nicht minder
scharf zu sein als die der Salamandra maculosa, von der
Landois- Westhoff Beispiele anführen.
Ahjtes ohstetricans. Im April des Jahres 1887 fand ich
unter einer Steintreppe hier im Orte selbst zum ersten
Male dieses merkwürdige Thier. Mein verehrter Lehrer
Herr Prof. Dr. Nehring hat damals im „Zoolog. Garten"
28. Jahrgang No. 2, diesen Fund mitgetheilt, und auch spätere
12
— 178 —
Senduugeu von mir verschiedentlich besprochen. (Siehe
Gesellschaft naturforschender Freunde 1887 No. 4, Natur-
wissenschaftliche "Wochenschrift 1890 No. 28.)
Ich glaubte damals der Erste gewesen zu sein, der das
Thier in hiesiger Gegend nachgewiesen hätte, wurde aber
durch W. AV'olterstorff belehrt, dass schon 1880/81 in
Berichten des „Naturwissenschaftlichen Vereins" Braun-
schweig Jg. 72 von Grotrian das Vorkommen des Älytes
bei Stadtoldendorf nnd Amelunxborn (1 Stunde von hier)
mitgetheilt sei.
Ausserdem kennt schon Lenz (Ausgabe 1887) das Vor-
kommen des Ahjtes in der Wesergegend.
Einzelfunde hier aus dem Gebiete anzuführen ist
übrigens belanglos, da die Geburtshelferkröte hier an allen
Orten im Feld, Flur, Wald und Wiese sich häufig aufhält.
Au jeder Uferböschung und jedem Schutthaufen, au
jedem Graben, an Waldrändern, in den Dörfern selbst in den
belebtesten Strassen kann man unter Steintreppeu, Grotten
und Mauern ihre helltönenden Glockenstimmen vernehmen.
Die im Westhoff -Laudois gemachten Beobachtungen über
Stimmen, Eierentwickelung und biologische Merkwürdig-
keiten der Kröte werden durch meine Wahrnehmungen, die
ich schon im Jahre 1888 Herrn Prof. Dr. Nehring
mittheilte, bestätigt.
Als Plätze, an denen man das Concert des Ähjtes in
grösserer Menge hört, sind zu nennen: Vor allem das
Lennethal zwischen Kleeberg und Homburger Bergen, die
Böschungen an der Wickenser Schafbade, der Anger bei
Eschershauseu und die Schellenhube. Tiefer im AValde habe
ich seine Stimme seltener vernommen. Der Ith und Hils
haben seiner Verbreitung in unserer Gegend kein Hinderniss
entgegengesetzt, denn er findet sich auch bei Alfeld und
Bodenburg, G Stunden östlich von hier.
Auch W. Henneberg hörte, Juli 1892, zwischen
Eschershauseu und Halle (Weser) das Thier überall rufen.
— 17i> —
Salamandra maculosa L. Wenn man an feuclitschwüien
Sommerabenden von Linse nach Bodenwerder wandert, so
kann man an der Stelle, wo die Chaussee hart unter den
Tannen des „Vogler" hinzieht, Dutzenden von Salamandern
begegnen, die schwerfällig über den Weg kriechen. Die
herrliche Kühle des Tannenwaldes, sowie ein zwischen Wald
und Landstrasse fliessender Bach, scheinen alle günstigen
Bedingungen für Aufenthalt und Fortpflanzung zu erfüllen.
Auch in allen oben genannten Bergen trifft man zur
günstigen Zeit, wenn auch nicht in der Menge, wie bei
Linse, den Salamander.
Im Juni finden sich in allen den Homburger Bergen
entspringenden Bächen, solange sie unter dem Schutze des
kühlen Waldes dahinfliesseu und von den Strahlen der
Sonne nicht erwärmt werden, zahllose Salamander -Larven
und geben so Zeugniss von dem Vorhandensein des licht-
scheuen Thieres.
Triton cristatus. Von allen Tritonenarten begegnen
wir dem Kammmolch hier am seltensten. In den Bergen
selbst tritt er nur vereinzelt auf. In grösserer Menge be-
wohnt er einen in der Amelunxborner Feldmark nahe am
Walde gelegenen durchgehends 1 m tiefen Teich. Hier
habe ich Prachtexemplare von ausgewachsenen, scheinbar
recht alten Männchen gefangen. Auch im Angerteiche
erscheint dieser Triton in Gemeinschaft mit den drei folgenden
Arten schon im zeitigen Frühjahr.
Triton alpestris darf hinsichtlich der Häufigkeit seines
Vorkommens wohl der gemeinste Molch in der Umgegend
von Eschershausen genannt werden. Es giebt keinen Teich,
keine Pfütze, sowohl in den Bergen, als auch im Thale, in
dem wir vergeblich nach ihm suchen würden. Die kalten
in den Homburger Bergen und im Ith gelegenen Quellen
scheinen die anderen Arten zu meiden, und w^ir finden ihn
dort nur mit seinesgleichen; während er den Amelunxborner
Teich, den Angerteich (B. M.), den Waldsumpf bei der
12*
— 180 —
Tentniseiche, einige kleine Wasserstellen unter dem Abhänge
des Hilses bei Holzen und die verschiedentlich erwähnten
Rotten in Gesellschaft der einen oder anderen Art bewohnt.
Ton allen Molchen verlässt der Bergmolch hier am frtlhesten
sein Winterquartier, und sucht als der erste das Wasser auf.
Triton faeniafus. Der Streifenmolch scheint in den
Bergen nur in geringerer Anzahl vorzukommen. Als einzigen
Fundort daselbst weiss ich nur den Waldsumpf an der
Tentruseiche zu nennen, während er im Thale im Anger-
teiche (B. M.) und vor allen in den Rotten der umliegenden
Dörfer überall mit Bestimmtheit angetroffen wird. Meinen
Beobachtungen nach tritt der Streifenmolch hier erst spät
das Landleben an. Ende Juli fand ich Männchen, hauptsächlich
aber Weibchen dieser Art im Angerteich.
Triton pahnatus. Durch die brieflichen Mittheilungen
von W, Wo Herst 01 ff und W. Henneberg über das
Yorkommeu des Leistenmolchs am Harze und vor allem am
nahen Klüt bei Hameln aufmerksam geworden, gab ich mich
der Vermutung hin, dass dieses Thier auch bis in unsere
Gegend vorgedrungen sein könnte: meine diesbezüglichen
Forschungen im April d. J. (1893) waren mit Erfolg ge-
krönt, denn mit den drei anderen Molcharten fanden sich
im Angerteich (B. M.) auch Männchen und Weibchen der
gesuchten Species. Da nach W, Wolterstor ff s brieflich
ausgesprochener Ansicht der Molch hierher nur durch Zufall,
aus den nahen bewaldeten Bergen verschlagen sein
konnte, so war es mein eifrigstes Bemühen, den vermuthlichen
Ausgangspunkt zu entdecken. Thatsächlich fand ich auch
400 m von der Quelle eines dem Angerteich zufliessenden
Baches, am Westabhange der Homburger Berge, nahe am
Waldessaum, von hochgewachsenen, schattenspendenden
Fichten umgeben, einen mit Erlen durchwachsenen Sumpf.
Hottonia palustris und CaJlitriche wuchern dort üppig, auf
dem Grunde des Wassers ein undurchdringliches Schling-
gewirr bildend. Nach halbstündiger Jagd gelang es mir^
— 181 —
mehrere der sich in dem schützenden Pflanzengewirr zahl-
reich tummelnden Molche einzufangen. Der grösste Theil
der im Netze befindlichen Thiere waren Leistenmolche, nur
einige wenige Bergmolche befanden sich darunter.
Als ich nach und nach alle mir im Vogler und Hilse
bekannten Waldsümpfe auf das Vorkommen des Triton
^mhnatus hin durchsuchte, stellte es sich heraus, dass diese
Art fast in allen derselben anzutreffen war in Gesellschaft
von Triton alpestris oder taeniatus. Im Gebirge findet er
sich ebenso häufig wie Triton alpestris-, so bergen die hart
am Waldesrande des Voglers, oberhalb Oelkassen gelegenen
Rotten das Thier in grösserer Menge; auch selbst in dem
am jenseitigen Abhänge des Hilses gelegenen 7 km von
hier entfernten Grünenplaner Teiche hält er sich auf. Dass
der Molch Öfter, sei es auch gegen seinen Willen, in das wald-
lose Thal herabkommt, bewies mir von Neuem ein am
7. Mai d. J. auf der Landstrasse dicht vor Eschershausen
kriechender weiblicher Leistenmolch. Nach diesen Funden
an den verschiedensten Stellen in unserem Gebiete muss
Triton xxdnmtMS als ständiger und sogar häufiger Bewohner
der Gegend von Eschershausen angesprochen werden!
Abgeschlossen 8. 5. 1893.
Die Fauna Eschershausens und seiner Umgebung bietet
des Auffallenden und Interessanten viel. Von Wichtigkeit
würde z. B. das Vorkommen der Kreuzotter, wenn es sich
bestätigen sollte, sein, da hier und am Fürstenberg die
westliche Grenze der Otter im Weserbergland zu sein scheint
Auffallend ist die Armuth an Individuen von Lacerta vivijxira
und die Seltenheit der Zauneidechse, mit welcher wir wohl
die fragliche Lac. viridis identificiren dürfen.
Reich ist die Gegend an Amphibien. Die sämmtlichen
uns vom nordwestlichen Rand des Harzes bekannten Formen
sind auch hier und zwar meist zahlreich vertreten; daneben
treten noch andere Frösche auf, deren Vorkommen befremden
müsste. Aber in einem Fall, bei Bombinator igneus, ist
— 182 —
Verschleppung wohl möglich , Rana csculenta ? ridihund^
und ISufo viridis aber sind nur gesehen resp. gehört, nicht
aber untersucht. W.
Hameln.
Von Wilh. Henne berg, stud. ehem.
In den Jahren 1888—90 verbrachte ich den Monat
Juli, im Jahre 1892 die zweite Hälfte des Septembers in
Hameln a. d, Weser und benutzte diese Zeit, die Verbreitung-
der Amphibien und Reptilien in dieser Gegend kennen zu
lernen. Jedoch war es nur die nächste Umgebung der
Stadt Hameln, die ich genauer auf ihre Fauna durchsuchen
konnte. Das von mir durchforschte Gebiet erstreckt sich
im Norden bis an die Vorberge des Süntels, im Osten bis
zur Obensburg, im Süden bis zu dem Bergzug bei Ohsen
und im Westen bis zum Klüt, Riepen und Ohrberg (incl.).
Während sich dieses Gebiet nach Norden, Westen und
Osten nicht viel über eine halbe Meile von der Stadt aus
erstreckt, dehnt es sich im Südosten eine Meile weit aus.
Es umfasst also zum grössten Theil jene Erweiterung, die
das Weserthal bei Hameln erfährt. Die Thalsohle ist völlig-
eben und lässt deutlich erkennen, dass sie ursprünglich der
Boden eines grösseren Binnensees war, der sich hier bildete,
bevor die Weser weiter nördlich das Gebirge durchbrach.
Wiesen und fruchtbare Felder füllen die Ebene aus. Die
sie umschliessenden Bergzüge erheben sich auf der linken
Weserseite steiler, wie der Klüt und der Ohrberg; sanfter
auf der rechten Seite und in den Seiteuthälern. Sämmt-
liche Berge sind schön bewaldet und zeigen nur an ein-
zelnen Stellen nacktes Gestein. Sie gehören der Trias-
formation, dem Keuper und Muschelkalk an und erreichen
eine massige Höhe; nur der Klüt, der östliche Rand des
sog. Lipper Berg- und Hügellandes erhebt sich nahe der
Stadt bis zu einer Höhe von ca. 2G0 m über den Meeres-
spiegel. Hameln selbst, sowie die ganze Thalsohle, liegen
— 183 —
in etwa 70 m Meereshöhe. Diese Thalerweiterung steht
nördlich und südlich mit dem engeren Weserthal, östlich,
zwischen den Süntelvorbergen und der Obensburg, durch
ein längeres Thal (Hameln — Elze) mit dem Leinethal in
Verbindung. Im Südosten wird es nur durch einige kleinere
Hügel von dem weiten Thal getrennt, das sich, nördlich
vom Ith und Hils begrenzt, bis nach Einbeck, d. h. zum
Leinethal erstreckt. Nach Westen hin öffnet sich dicht
bei Hameln zwischen Klüt und Ohrberg das Hummethai,
mehr nach Süden das Emmerthal. Die Humme und Emmer
fliessen auf der linken Seite in die Weser, während die
Hamel aus dem Thale zwischen den Vorbergen des Süntels
und der Obensburg auf der rechten Seite in die Weser
strömt. Grössere Wasseransammlungen finden sich sonst
nur spärlich, dagegen fehlt es nicht an kleinen, zum Theil
schnell fliessenden Wasserrinnen, die angelegt sind, um
Aecker und Wiesen zu entwässern.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung der wichtigsten
Fundplätze, so verdient zunächst der Klüt hervorgehoben
zu werden. Hier ist der steile Südostabhang dieses von
NW. nach SO. sich erstreckenden Keuperrückens eine
ergiebige Fundstelle von Reptilien. Ein Theil des Waldes
ist abgehauen und statt dessen sind Promenaden angelegt,
die zu beiden Seiten von breiteren, zu Weidezwecken ver-
wandten Grasflüchen begleitet sind. Die Strahlen der Sonne
haben ungehinderten Zutritt und erwärmen diese Orte zur
Mittagszeit ziemlich stark. Anguis fragüis, Lacerta agilis
sind hier sehr häufig, ebenso findet sich an dieser Stelle
Lacerta vivipara, doch habe ich letztere an einem von
dichtem Brombeergestrüpp überwachsenen Theile des Süd-
abhanges viel häufiger beobachten können. Uebrigens schien
mir im Jahre 1889 vivipara, im Jahre 1890 agilis hier
zahlreicher vorzukommen. Beide Arten kamen an einigen
Stellen nicht zusammen vor. Die Exemplare der Lacerta
agilis waren meistens von mittlerer Grösse; die Weibchen
184
zeigten auffallend helle Färbung. Von ihnen fand ich im
September 1892 nur noch junge Thiere, obwohl das Wetter
zeitweise noch sehr sommerlich war. —
Bleiben wir auf der Höhe des Bergrückens und wenden
wir uns vom Klütthurm nach NW., so gelangen Avir bald
zum Fiukenboru. In der Nähe dieses Forsthauses liegen
mitten im Walde unter hohen Bäumen einige kleinere
Tümpel von circa V2 ^ Tiefe, die je nach der Jahreszeit
mehr oder weniger Wasser enthalten. Ihr Grund ist völlig
mit moderndem Laube bedeckt, welches dem Wasser .eine
tiefbraune Färbung giebt. Nur spärlich finden sich Wasser-
pflanzen (Lemna) darin. In diesen Tümpeln, sowie in einem
Ausstich in nächster Nähe finden sich häufig Bomhinator
pacliypus, Triton palmatus und alpestris (B. M.). Auf dem
Wege vom Finkenborn zur Stadt ist, wie überhaupt am
ganzen Klüt, Salamandra maculosa ziemlich häufig (Sep-
tember 1892).
Unmittelbar am Fusse des Klüts fand ich auf dem
Spaugeuberg'schen Grundstücke ÄJijfes oltstefricans , welche
hier schon seit langer Zeit beobachtet wurde. Die Geburts-
helferkröte bewohnt die Ränder eines künstlich augelegten
Teiches im Garten, sowie den Raum unter der Veranda-
treppe. Gerade an dem letztgenannten Orte habe ich
Anfang Juli oft Männchen mit Eierschnüren gefangen. Auf
dem Hofe der „Villa Spangenberg" kommt in einem Tümpel,
der nur nach starkem Regen Wasser enthält, Bomhinator
pachypus vor. Ahjtes fand ich 1890 auch in den Stein-
brüchen am Felsenkeller, der etwas südlich von der oben-
genannten Villa ebenfalls am Fusse des Klüts gelegen ist,
nachdem ich ihn schon früher hier gehört hatte.
Etwas südlich vom Klüt schliesst sich, durch einen
tiefen Einschnitt getrennt, der Riepen an, ein Bergzug, der
stellenweise dem Klüt ähnlich, jedoch durch seine vielen
feuchten Plätze vor jenem ausgezeichnet ist. Ein üppiger
Pflauzenwuchs findet sich hier meistens vor, an trockueren
— 185 —
Stelleu dichtes Heidelbeergestrüpp. Trojndonotus natrix,
Salamandra maculosa und Hyla arhorea konnte ich hier
mehrfach beobachten. An geeigneten, trocknen, der Sonne
ausgesetzten Stellen war Laccrfa agilis häutig.
Südlich von diesen beiden Bergrücken und durch das
Stummethal von ihnen geschieden erhebt sich hart an der
Weser der Ohrberg. Während er von diesem Thale aus
allmählich aufsteigt, ragt er auf der anderen Seite schroff
über die Weser empor. Der ganze obere Theil ist in An-
lagen verwandelt; die weiten offenen Flächen sind mit
trockenem Heidekraut bewachsen. Coronella laevis und
heide Lacerta - Arten fanden sich auf der Höhe und am
Abhänge des Berges vor.
Betrachten wir die Vorberge des Süntels auf der
Techten Weserseite, so zeigen sie im Allgemeinen ein ähn-
liches Aussehen. In einem kleinen Wasserloche nahe der
„Höhe" kommt Bombinator pacJiypus vor. Hyla arhorea
ist an den feuchteren Stellen (Heisenküche), Tropidonotus
natrix am Fusse der „Uetzenburg" häufig. Für letztere
wurde mir auf meine Fragen ein Wassergraben nahe der
Uetzenburg als wichtigster Fundort angegeben, wo ich sie
auch gefangen habe. Ueberall in den Bergwaldungen, sowie
im Thale selbst ist Fiana temporaria häufig zu finden,
und zwar schienen mir die an ersterer Stelle gefangenen
Exemplare im allgemeinen grösser und dunkler gefärbt
zu sein.
Was die Fauna der Thalsohle anbetrifft, so sind die
Ufer der Weser und ihrer durch Fabriken äusserst verun-
reinigten Nebenflüsse, der Humme und Hamel, nur von
Bana temporaria bewohnt. Weit ergiebigere Fundorte
bieten die kleinen Wasserrinnen östlich der Weser am
Fusae der Süntelvorberge. Zum Theil haben diese Gewässer
€ine starke Strömung, führen klares Wasser und weisen
eine üppige Vegetation auf; sie dienen zur Entwässerung
des Landes oder bilden den Abfluss von Quellen. Bana
— 180 —
esculenta iypica, Rana temporaria, Triton cristatns, Triton
alpesfris und Bomhinator pacliypus finden sich hier, letztere
zwei Arten jedoch häufiger in den mehr stagnirenden Ge-
wässern (üetzenburg). Vor allem finden sich solche Wasser-
ansammlungen am Fusse der Ohensburg bei dem Dorfe
Hastenbeck vor. Auf dem einstigen Schlachtfelde, einer
weiten, feuchten Fläche, sind in dem ursprünglichen Weser-
bette tiefe Wasserlöcher zurückgeblieben , die eine üppige
Vegetation zeigen und von Rana esculenta tijp. be-
wohnt werden.
Eigentliche Teiche sind in der nächsten Nähe von
Hameln nur wenig vorhanden. Im Park der Domaine
Ohsen sind zwei grosse Teiche, welche von Rana esculenta
typ. bewohnt werden. Unweit davon, am Fusse des sich hier
erhebenden Weinberges liegt ein kleinerer Tümpel mit
schmutzigem, trüben Wasser ohne Vegetation, der Bombi-
nator xmclujpus beherbergt. — Auf der andern Seite der
Weser, bei dem Dorfe Ohr, also südlich vom Ohrberg, sind
zwei grössere Teiche, die mit vielen Wasserlinsen bedeckt
sind und ebenfalls verunreinigtes Wasser enthalten. Hier
fing ich Rana esculenta typ. in schönen alten Stücken.
Folgende Arten sind also iu diesem Gebiete von mir
festgestellt worden:
Lacerta agilis. Klüt, Ohrberg, Kiepen und grasige
Abhänge auf der rechten Weserseite.
Lacerta vivipara. Klüt, Ohrberg.
Anguis fragilis. Klüt.
CoroneUa laevis. Ohrberg.
Tropidonotus natrix. üetzenburg, Riepen.
Rana esculenta typ. Ohr, Ohsen, Hastenbeck, Graben
am Fuss der Süntelvorberge.
Rana temporaria. Ueberall sehr gemein.
Bufo vulgaris. Ueberall gemein,
Hyla arhorea. Heisenküche, Riepen,
Bomhinator pacliypus. Finkenborn, Hof der Villa
— 187 —
Spangenberg: Ohsen; Wassergraben am Fuss der Süntel-
vorberge. Befand sich im October 1892 auf Wanderungen,
oft mitten im Walde, weit von jedem Teich entfernt.
Älytes obstetricans. Villa Spangenberg, Felsenkeller.
Salamandra maculosa, ßiepen, Klüt, Finkenborn.
Triton cristatus. Wassergraben am Fuss der Süntel-
vorberge (üetzenburg).
Triton aljjestris. Finkenborn und üetzenburg.
Triton palniatus. Finkenborn.
Es geht aus diesem Verzeichniss hervor, dass die
giftige Vipera leriis in dieser Gegend fehlt, zumal auch
von anderer Seite hierüber nichts bekannt geworden ist.
Ebenso fehlt Rana escuJenfa ridihunda und Rana arvalis,
ferner Bonibinator igneus wohl sicher. Pelohates fuscus,
Bufo calamita und viridis sind dagegen von mir vielleicht
nur übersehen. Sicherlich wird man aber in den genannten
Wassergräben noch Triton taeniatiis auffinden; es wird nur
die späte Jahreszeit daran schuld sein, dass ich seiner nicht
habhaft wurde. Andererseits würde man weitere Fundstellen
zu den genannten der einzelnen Arten mit Leichtigkeit
hinzufügen können; denn da die Bodenbeschaffenheit oberhalb
und unterhalb der Stadt Hameln sich kaum ändert, so wird
die Fauna ebenfalls die gleiche bleiben. TJebrigens hat
Dr. Westhoff in dem Werk: „Westfalens Thierleben" das
Wichtigste meiner Angaben schon aufgenommen, nur ist
versehentlich das Vorkommen von Triton palmatus im
Wesergebirge nicht erwähnt worden. — Zum Schluss
erübrigt es mir noch, Herrn Dr. med. Gr. Spangenberg
in Hameln, der, für Naturwissenschaft sehr interessirt,.
durch sein freundliches Entgegenkommen mich beim Sammeln
sehr unterstützte, meinen besten Dank auszusprechen,
Magdeburg, December 1892.
188
L a u e n s t e i n. Südwestlich von Osterwald, am östlichen
Abfall des Iths fand Dr. med. Spaugenbero: 1890 in einem
Steinbruch bei Lauenstein ebenfalls Ahjfcs ohstetricans.
W. Henneberg.
Osterwald am „Osterwald" gelegen, einem Höhenzug,
der sich nördlich bis zum Heister hinzieht, liegt am nörd-
lichen Rande des Thaies Hameln -Elze. Hier fand ich
Juli 1888 Fuma temporaria überall, Lacerta agilis am Rande
des Bergzuges und Bana escuUnta typ. in einem grossen
Teich in der Nähe der Bahn. Dr. med. Spangenberg sandte
August 1888 grosse Stücke von Rana esculenta typ. und
temporaria von derselben Fundstelle an das Magdeburger
Naturw. Museum. W. Henneberg.
Bückeburg. Kreuzottern kommen hier gar nicht
vor! (Gymnasiallehrer W ei gel in Blum). Im Museum der
Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover befindet sich
Salamandra maculosa von Bückeburg aus dem Jahre 1850.
Dr. Ude.
Süntel. Am 27. Juli 1888 unternahm ich eine Tour
nach dem Süntel. Auf dem hohen Plateau zwischen den
Süutelvorbergen und dem Hohenstein befinden sich am Fuss
des letzteren in einer sehr moorigen Wiese, wo auch Torf
gewonnen wird, viele Ausstiche, die von Bomhinator pacliypus
und Bana esculenta typica bewohnt sind.
W. Henneberg.
De ist er. Am Deister findet sich Tropidonotus natrix
(Leunis, Schlangen d. Umgegend von Hildesheim, Schul-
programm, Hildesheim 1869).
189
b. Das linksseitige Weser- Bergland.
Von Dr. Fr. Westhoff.
Der iinf der linken Seite der Weser sich hinziehende
Theil des Berglandes grenzt sich im Süden gegen das
Hessische Bergland durch die grosse Hügelraasse des
Habichtswaldes ab, die rings ans ihrer bergigen Umgebung
frei mit pralligen Abhängen emporragt und auf der Grenz-
scheide ihres Kammes (Wasserscheide zwischen Eder und
Diemel) in dem Hohen Gras eine Höhe von 600 m erreicht.
Auch die westliche Abgrenzung gegen das Westfälische
Faunengebiet wird überall durch die Wasserscheide zwischen
Weser einerseits und Rhein und Ems andererseits gebildet.
Diese Linie beginnt im Süden in der Gegend von Küstel-
berg bei Winterberg am Abfalle des Rothhaarstranges mit
dem Schlossberge (750 m). Von hier streicht sie nördlich
über die Briloner Höhen (Schellhorn 500 m) und wendet
sich dann nordöstlich auf Willebadessen zu. Nun folgt sie^
wieder eine nördliche Richtung innehaltend, dem Kamme
des Egge-Gebirges, biegt dann nordwestlich, geht über den
Kamm des Osnings (400 m) bis Borgholzhausen und streicht
von hier wieder nördlich über Wellingholzhausen, Oster-
kappeln auf Voerden zu, wo sie, allmählich an Höhe ab-
nehmend, in die grosse Norddeutsche Tiefebene eintritt.
Seine nördliche Abgrenzung endlich erfährt das Bergland
mit dem nördlichen Abfall des Wichen- (Weser-) Gebirges,
soweit dasselbe seine Wasser der W^eser zuschickt, stösst
also hier seiner ganzen Länge nach an das Norddeutsche
Tiefland.
In geologischer, wie architektonischer Hinsicht, besitzt
dieser Hügelkomplex viele Analogien zu dem rechtsseitigen
Weserberglande. Wie auf der rechten Weserseite gehört
auch hier bei weitem die Hauptmasse des Berglandes bis
weit nach Norden hinauf der triassischen Formation an, in
der alle drei Glieder: Buntsandstein, Muschelkalk und
Keuper vertreten sind. Im Süden, wo das Bergland sich
— 190 —
an den Saueiiandischen Theil des Rheinisch -Westfiliischen
Schiefergebirges anlehnt, kommen schmale oft inselartig
isolirte Säume von Gesteinsmassen vor, die der permischen,
tarbonischen und oberdevonischen Formation angehören.
Nördlicher gegen das Eggegebirge treten Jura- und Kreide-
schichten auf, von denen der Liasschiefer in dem Plateau
von Herford eine grössere Ausdehnung gewinnt. Der nörd-
liche Saum des Berglandes, das eben genaimte Wiehen-
gebirge, besteht rein aus Juraschichten, die hier von Süden
nach Norden ihrem Alter nach folgen. Kreidegesteine
nehmen hier nicht, wie auf der rechten Weserseite, an der
Berglandsbildung theil, denn die nördlich dem Wiehen-
^ebirge vorgelagerten Beste dieser Formation bilden nur
unzusammeuhängende niedrige Bodenwellen und fallen so-
mit vollständig in das Gebiet der Nordwestdeutschen Ebene.
Was den Gebirgsaufbau anlangt, so herrscht auch hier
im Süden die Plateau-, im Norden die Kettenform mit
Herz^^iischer (südost- nordwestlicher) Streichrichtung vor
Bis zu den Höhen des Lippe-Uetmoldschen Hügellandes
stossen wir auf massige Gebirgskomplexe mit abgeflachten
Höhen und schmalen, oft tief einschneidenden Thälern.
Diese Signatur trägt an der Südgrenze der Habichtswald
und vor allem der waldreiche Reiuharzwald, aber auch die
nördlicher gelegenen Bergpartien behalten diesen Charakter
bei, manchmal, wie in der Gegend von Warburg mehr
weite, von anmuthigen Höhen umrahmte Mulden bildend,
manchmal, wie im Lippischen Gebirge, w-ieder an Höhe und
Schroffheit zunehmend. In diesem Gebietstheile, etwa drei
Meilen nordwestlich von Höxter, unweit Falkenhagen, erhebt
sich die höchste Bergspitze der ganzen Gegend, der Köter-
berg (500 m). Die mittlere Höhe beträgt etwa 300 m,
nimmt aber im Süden gegen das Westfälische Gebiet all-
mählich wieder zu, bis sie in den höchsten Lagen gegen
bis 800 m erreicht. Die nördlich des Lippischen Gebirges
beginnende Kettenform der Höhen gewinnt nach und nach
— 191 —
an Deutlichkeit und hat in dem Zuge des Wiehengebirges
schliesslich ihre volle Ausprägung erhalten. Im Norden
des Berglaudes liegt die Abstufung der Höhen gerade um-
gekehrt. Sämmtliche Züge fallen hier nach Westen hin
gegen das Osnabrücker Hügelland sanft ab und nehmen
endlich an der Gebietsgrenze fast den Charakter einer
Ebene an mit so geringen Neigungsverhältnissen, dass die
Wasserscheide vollkommen verflacht auftritt, und die Ge-
wässer der Else und Hase aus einer Bifurkation desselben
Quellwässerchens hervorgehen.
Diese, mit der rechten Weserseite übereinstimmenden
Bodenarten und Configurationen, üben auf die Zusammen-
setzung der Pflanzen- und Thierwelt eine grosse Rück-
wirkung aus. Dieselbe wird aber noch bedeutend erhöht
durch den günstigen Verlauf der Thäler. Sämmtliche
Hauptflüsse, unter welchen Diemel und Werre besonders
namhaft gemacht zu werden verdienen, besitzen einen direct
zur Weser gerichteten Lauf, der im südlichen Theile durch
den zu diesem Flusse hin erfolgenden stufenweisen Abfall
des Gebirgmassivs, im nördlichen Theile durch die Streich-
i'ichtung der Höhenketten noch begünstigt wird, und weisen
so gleichsam der Thier- und Pflanzenwelt des rechten
Weserufers die Wege in das Innere. Es kann daher durch-
aus nicht wunderbar erscheinen, dass das linksseitige
Weserbergland dieselben floristischen Verhältnisse aufweist,
wie das rechtsseitige. In dem waldreichen Hügellande,
finden wir denselben üppigen Pflanzenwuchs wie im Solling,
am Ith u. s. w. und eine Reihe von Formen, deren eigent-
liche Heimstätte der Harz ist, haben noch in den links-
seitigen Bergen eine bleibende Siedelstätte gefunden, ohne
jedoch jemals zu den Sauerländischen Höhen vorgedrungen
zu sein, weil ein rauheres Klima und andere Bodenverhält-
nisse hier eine Ansiedelung unmöglich machten.
Unter diesen Umständen ist es klar, dass auch
die Thierwelt ihre Eigenheiten zeigt, auf einen Zu-
— 1Ü2 —
sammenhang mit dem rechten Weserufer hindeute, dahin-
gegen sich gegen die Fauna des Westfälischen Gebietes
abgrenzen muss. Gleich den Pflanzen ist denn auch eine
grosse Zahl von Thieren, namentlich von Kleinthieren auf
der linken Seite der Weser heimisch, im Westfiliischen
Gebiete aber bislang noch nicht gefunden. Leider sind die
herpetologischen Verhältnisse dieser Himmelsstriche noch
zu ungenügend erforscht, um diese Verhältnisse in voller
Deutlichkeit darzuthun, aber das, was bisher zu unserer
Kenntüiss gekommen ist, genügt wenigstens, um dieselben
zu ahnen und herauszufühlen.
Etwas näher sind in diesem Gebietsdistricte die Um-
gegenden von Haarbrück und Detmold erforscht worden.
An ersterem Orte, etwa 5 Kim. südlich von ßeverungen a. d. W.
gelegen, beobachtete Pfarrer Westermeyer. Von ihm stammt
ein Verzeichniss (Manuscript) aus der Mitte der 70er Jahre,
welches die meisten dort zu erwartenden Arten aufzählt.
An der zweiten Stelle ist namentlich vom Lehrer Schacht
in Beifort bei Detmold und vom Lehrer Borcherding in
Vegesack, bei Gelegenheit seiner malacozoologischen Exkur-
sionen, gesammelt worden. Sonst liegen, wollen wir ab-
sehen von Henneberg's Funden am Klüt bei Hameln,
welche bereits oben abgehandelt sind, streng genommen
aber hier hätten Berücksichtigung finden müssen, nur ver-
einzelte Angaben vor, welche gelegentlich von diesem oder
jenem Forscher gemacht wurden. Besonders dürftig ist die
Gegend von Herford und das Wiebengebirge bekannt, so
dass hier in unserer Kenntniss der herpetologischen Ver-
hältnisse eine offenkundige Lücke bleibt, welche erst durch
spätere Forschungen beseitigt werden kann.
Haarbrück.
Haarbrück, ein kleines Kirchdorf, liegt nur wenige
Kilometer westlich vom Weserflusse, am südlichen Abbange
einer kleinen Berggruppe, welche sich zwischen der Bever
und einem kleinen Nebenflusse der Diemel erhebt und
— 193 —
dessen Höhen mit reichem Buchenwald bekleidet sind.
Daneben wechseln in der Gegend fruchtbare Ackergefilde
mit sterilen Heideflächen, unter welch' letzteren die ßühner
Heide eine flache, weitausgedehnte Höhe zwischen Haar-
brück im Norden und Bühne bezüglich Borgentreich im
Westen besondere Erwähnung verdient. Gegen die Thäler
fällt das Gebirge vielfach recht schroff ab. Besonders bei
Herstelle an der Weser haben wir steile, klippenartige Fels-
partien. Teiche und Tümpel sind spärlich vorhanden und
grösstentheils auf die Thäler, besonders auf das Thal der
Weser beschränkt.
In dieser Gegend sind folgende Arten aufgefunden:
Lacerta agilis L. Um Haarbrück häufig.
Anguls fragilis L. Ebenfalls häufig.
Coroneüa laevis Merr. Von Westermeyer nicht
erwähnt, aber nach Tenkhoff daselbst vorkommend.
Ueberhaupt scheint diese Art in der - ganzen Gegend bis
südlich über die Grenze unseres Gebietes hinaus nicht
selten zu sein. Wir wissen von dem Vorkommen derselben
an der östlichen Grenze des Westfälischen Gebietes, und
ebenso lauten die Angaben Speyers betreffs des Fürsten-
thums Waldeck. ^)
Tropidonotus natrix L. Bei Haarbriick selten.
Fiana escidenta L. Häufig in den Tümpeln an der
Weser.
^) Nach einer Mittheilimg desselben an Blum über das Vor-
kommen der Kreuzotter im Fürstenthum Waldeck lieisst es also:
„Innerhalb der Grenzen des Fürstenthums Waldeck, meiner engeren
Heimat bei Arolsen, Rhoden, Wildungen ist die Otter (d. i. Vipera
berus L.) niemals beobachtet, soweit mir bekannt, während die glatte
Natter von mir selbst, wenigstens an diesen Orten, die ich lange
Jahre bewohnt, nicht selten gefunden wurde. Ob in dem westlichen,
gebirgigeren Theile die Sache anders liegt, weiss ich freilich nicht,
bezweifle es aber, dass mir ein etwaiger Fund unbekannt geblieben
sein würde.
13
— rj4 —
B. tetnporaria Aut. Die gewöhnlichste Art. In ein-
zelnen warmen Wintern, so 1870 am 5. Januar, in einer
sonnigen Quelle schon munter.
Bufo vtdgaris Laur. Ueberall häufig.
B. calamita Laur. Kommt in der Bühne'schen Heide vor.
? Pelohates fuscus Laur. Westermeyer's Angaben
lauten wörtlich: „Hier auf der Höhe die häufigste Art. Sucht
zum Absetzen der Eier oft Pfützen und Gräben auf, die nur
zufällig durch augenblicklichen Regen Wasser haben, ja
das Absetzen der Eier scheint oft von solchen Zufällen- ab-
zuhängen. So fand ich am lö. Juni in der Bühne'schen
Heide in Gräben, die nur durch augenblicklichen Regen
angefüllt waren, viele Eier zwischen dem Grase. Sonst
ziehen sie dieselben in Tümpeln über den Boden hin. Eier
schon Anfangs Mai".
Bomhinator x>ac}iypus Bon. Bei Haarbrück in Tümpeln
ziemlich häufig.
Alytes ohstetricans Laur. Hier an der Weser und in
den übrigen Thälern häufig.
Salamandra maculosa Laur. Bei Haarbrück vor-
kommend. Ende April findet man die Larven in Tümpeln.
Triton cristatus Laur. Ziemlich häufig.
T. alpestris Laur. Bei Haarbrück die häufigste Art.
T. taeniatus Schneid. Seltener, selbst im Winter bei
Schnee und Frost in einer brunnenartigen Quelle munter
vorgefunden.
Ausser diesen Arten führt Westerme^^er noch zwei
Eidechsenarten auf, Lacerta viridis Laur. und L. muralis
Laur., beide sind aber nur gesehen worden, erstere an den
Klippen bei Herstelle an der Weser, letztere einmal an der
Steinwand eines Hohlweges. Es liegt die Vermuthung
nahe, dass hier Verwechselungen mit Formen der L. agilis
L. vorliegen, weshalb ich das Vorkommen beider Arten
für diese Gegend nicht als erwiesen betrachte. Nicht er-
wähnt wird hingegen Lacerta vivipara Jacq., es kann aber
-= 195 --
^ohl keinem Zweifel unterliegen, dass diese Art, wenn auch
Tielleicht selten, an geeigneten Orten heimaten wird. Das
Fehlen von HyJa arhorea L. ist interessant, da es ans,
falls es sich bestätigen sollte, den Beweis liefert, dass diese
Art in der Wahl ihrer Wohnplätze oft eine grosse Eigen-
heit zeigt.
Merkwürdig erscheint das häufige Vorkommen von
Pehhates fuscus Laur., zumal auf der Höhe. Ich habe oben
die Angaben Westermeyer's wörtlich wiedergegeben, weil
beim Durchlesen derselben in mir die Vermuthung aufstieg,
dass hier vielleicht eine Verwechselung mit Bufo (vulgaris?)
vorliegt. Darauf deutet vor allem die beschriebene Art
des Ablaichens hin, welche von Leydig ebenso beobachtet
wurde. ^) Nach meinen Erfahrungen laicht Felohates fuscus
Laur. niemals in zufälligen Regenlachen, sondern stets in
Tümpeln, welche tief genug sind, um das ganze Jahr ihr
Wasser zu halten. Auch ist diese Kröte ein ausgeprägter
Bewohner der Ebene, ihr Heimaten im Weserthale wäre
immerhin verständlich, aber das Bewohnen gerade der
Höhen ist für diese Art wenig wahrscheinlich.
Detmold.
Die Detmolder Umgegend stellt in unmittelbarer Nähe
der Stadt ein leichtes Hügelgelände dar. Die im Süd-
westen angrenzenden Höhen gehören bereits dem Lipper
Walde, einem Theile des Osnings an und bilden, weil jen-
seits der Wasserscheide gelegen, nur mit ihren nordöstlichen
Abhängen noch ein Stück des Weserberglandes. In weiterer
Umgrenzung, namentlich nach Norden und Osten, erhält
das Hügelland einen mehr bergigen Charakter, die Kuppen
und Züge nehmen an Höhe und Schroffheit zu und in
demselben Maasse vermehrt sich auch der Waldreichthum
der Gegend. Vornehmlich Laub- (Buchen-), dann aber auch
strichweise Nadelwälder kleiden die Höhen ein oder be-
') „Die anuren Batrachier der Deutschen Fauna". S. 32.
13*
— 196 —
decken auf weite Flächen hin die Berglehnen mit zum
Theil noch recht alten Beständen. Hier fliessen die Berg-
wasser in engen, schluchtigen Thälern dahin, oft wenig von
der Sonne beschienen, wenn nicht gerade eine günstige
Richtung einen längeren Eintritt der wärmenden Licht-
strahlen gestattet. Auch das Lippe'sche Land ist, wie das
übrige linksseitige Weserufer, noch reich an charakte-
ristischen Pflanzen und Thieren, welche ihre Zugehörigkeit
zu dem Wesergebiete dokumentiren, allein nach Westen zu
nimmt dieser Reichthum ailmälig ab, und die Umgeg-end
von Detmold dürfte bereits zu denjenigen Punkten zu-
zählen sein, welche eine deutliche Verminderung dieser
Formen erkennen lassen ; dies spricht sich auch in der
Reptilien- und Lurchfauna aus.
Die bisher bei Detmold oder in der etwas weiteren
Umgebung beobachteten Arten sind folgende:^)
Lacerta agilis L. Ueberall häufig.
L. vivixmra Jacq. Weniger häufig.
Anguis fragilis L. In der Gegend nicht selten.
Troindonotus natrix L. Ziemlich häufig. (Am Buchen-
berg und an der Grotenburg — B.)
Rana esculenta L. Ueberall.
R. temporaria Aut. Ueberall gemein.
Biifo vulgaris Laur. Häufig.
Hyla arhorea L. Ueberall häufig.
Bonibinator pachy^^iis Bon. Ueberall. (An den Berle-
becker Quellen und an der Falkenburg— B.)
Älytes obstetricans Laur. Nicht in der näheren Um-
gegend, aber etwas weiter im Gebirge.
Sdlamanära maculosa Laur. Nicht selten. (An der
Falkenburg und am Buchenberge — B.)
1) Das Detmolder Museum, welches auf meine Bitte hin von
Schacht auf Beleg - Exemplare aus dieser Gegend revidirt wurde,
entliält nur Böhmische Thiere, keine Lippischen !
— 197 —
Triton cristatus Laur. Ueberall häufig (Berlebeck — B.).
T. alpesfris Laur, Ebenso häufig.
T. taeniafus Schneid. Gleichfalls überall.
Ausserdem wird noch als bei Detmold und etwas weiter
nördlich bei Lemgo vorkommend Lacerta viridis Laur. an-
gegeben, über die Qualität dieser Angaben habe ich mich
bereits früher^) dahin ausgesprochen, dass ich vermuthe,
denselben eine Verwechselung mit stark grün angelaufenen
Männchen der Lacerta agiJis L. unterschieben zu dürfen.
Dieses ist auch jetzt noch meine Ansicht, zumal auch eine
anderweitige Bestätigung derselben durch Belegexemplare
des D. M. nicht erbracht ist.
Nicht erwähnt finden sich unter den Detmolder Be-
wohnern die Coronella laevis Merr. und die Bufo cdlamita
Xaur., doch dürfen beide kaum ganz fehlen, wenn sie auch
in der unmittelbaren Umgebung der Stadt nicht zu finden
sind ; hierfür spricht, abgesehen von allem andern, die grosse
Nähe des Osning-Gebirges, welches beide Arten beherbergt.
Vereinzelte Funde.
Hieran anschliessend geben wir nun die isolirten Funde,
"welche im linksseitigen Berglande der Weser noch ge-
macht sind.
Anguis fragilis L. Ist bei Minden selten (in fünf
Jahren nur 2 Exemplare beobachtet, — Platz bei Blum,
Fragebogenmaterial).
Tropidonotus natrix L. Bei Minden fehlend (Platz),
doch im Wiehengebirge (so auf einer Wiese bei Haus Hüffe
unweit Lübbecke) sehr häufig (L.). Desgleichen Herford
(Wi ihr and).
Coronella laevis Merr. Herford (Wilbrand).
Vipera hertis L. Fehlt im ganzen linksseitigen
Revier. Dies bestätigen übereinstimmend die Aussagen von
^) 1. c. pag. 55.
— 198 —
Westermeyer, Schacht, Platz, Werth und Wil-
brand. Die gegentheiligen Angaben bei Blum betreffs
des Vorkommens bei Herford und Bielefeld sind zu streichen^
die Belegexemplare, auf die Bürcke und Geisenhejner
sich gestützt, sind Coronella laevis Merr. (Wilbrand.)
Rana esculenia L. Im Ravensbergischen überall häufig,
so vor allen in Tümpeln des Elsethaies bei Bünde (Fr. W.).
Bufo calanüta Laur. Bei Falkenhagen im Letmoldschen
(H. Seh.).
B. viridis Laur. Bei Langenholzhausen vom Ober-
förster Wagner gefangen, aber selten (H. Seh.) — Sollte
nicht Verwechslung mit Bufo calamita ohne Rückenstreifen
vorliegen ?
Pelobates fusciis Laur. Im Detmold'schen angeblich
nach Dr. Schnitzer bei Falkenhagen und, nach Lehrer
Wolff, Rischenau beobachtet (H. Seh.).
Bombinator j?ac7??(2>i/s Bon. Im Detmold'schen weit
verbreitet, auch südlich bei Steinheim in mehreren Tümpeln
an der Station (Henneberg).
Alytes ohstetricans Laur. Im Detmold'schen gefangen
bei Schwalenberg, Brakelsiek und Würderfeld (H. Seh.) Pyr-
mont (vom Jahre 1848, im Zool. Museum zu Göttingen).
Triton cristatus Laur. In Tümpeln bei Bünde (Fr. W.).
Ausserdem wird noch von mehreren Orten des Lippe-
Detmold'schen (Schwalenberg — Dr. Schnitzer, Lemgo —
(H. Seh.) das Vorkommen von Lacerta viridis Laur. er-
wähnt, von dem aber genau das bereits oben Gesagte gilt..
So ergiebt sich aus einer kürzlich eingegangenen brieflichen
Mittheilung W a g n e r 's, dass die früher von ihm für Lac. viridis
angesprochenen Eidechsen von Langenholzhausen nur agilis
sind. Ebenso beurtheile ich die Angabe von H. Seh. über
das Vorkommen der L. muralis Laur. im Kalldorfer Holze
an der Weser (Wagner), welches nach der Beschaffenheit
— 199 —
des Fundortes zu schliessen, auf einer Verwechslung mit
L. vivipara Jacq. beruhen dürfte.
Erwähnen müssen wir schliesslich, der Vollständigkeit
halber, noch den Fund von Zamenis viridiflavus Laur. var.
carhonarius Fitz., obwohl wir es hier sieher nur mit einem
Terrarienflüchtling zu thun haben werden, da diese Schlange
sonst in Deutschland nirgends heimatet. Ein Exemplar
derselben fand Clemens Freih. v. Fürstenberg auf Eres-
burg bei Marsberg am 4. September 1889 daselbst mit einer
Katze kämpfend. Näheres in meinem Verzeichniss pag. 62.
Rückblick auf die Fauna des Leine- und
Weserberglandes.
Von W. Wolterstorff.
Im Gebiet sind hiernach sicher einheimisch:
Lacerta agilis. GöttingeU; Hameln, Haarbrück, Detmold.
Wohl überall verbreitet, doch in den eigentlichen Wald-
Districten seltener als die folgende.
Lacerta vivipara. Göttingen, Kreiensen, um Eschers-
hausen, Hameln, Detmold.
Anguis fragilis. Göttingen, Einbeck, Kreiensen, Eschers-
hausen, Hameln, Haarbrück, Detmold, Minden. Ueberall
verbreitet.
Coronella laevis. Heiligenstadt, Ballenhausen bei
Göttingen, Salzderhelden, Hildesheim, „Odfeld" bei Eschers-
hausen, Ohrberg bei Hameln, bei Haarbrück, im Waldeck'schen,
Herford. Wohl nirgends fehlend.
Tropidonotus natrix. Heiligenstadt, Göttingen, ßingel-
heim, Wickensen, Uetzenburg und Riepen bei Hameln, Haar-
brück, Detmald, Wiehengebirge. Allgemein verbreitet, doch
an manchen Orten schon ausgerottet!
Vipera herus. Bleicherode, Heilip^enstadt, Brück bei
Göttingen, Gandersheim, Bodenburg, Gronau, Lutter am
Barenberg, Gegend von Hildesheim, Hann. - Münden,
? Holzminden, wahrscheinlich Eckberg bei Eschershausen.
— 200 —
Die Kreuzotter, welche im Westen der Weser auf einer
grossen Strecke entschieden fehlt^), geht auch im Osten
anscheinend nur bei Hann.- Münden, Holzminden, Eschers-
hausen bis an den Strom heran, aufmerksame Untersuchung
jener Grenzpunkte wäre noch sehr angebracht! Weiter öst-
lich ist Vipern herus jedoch allerorts bei günstigen Aufent-
haltsbedingungen zu finden — jetzt freilich seltener als
früher — , das Leinebergland wird von Süden (Dün,
Meissner u. a.) her besiedelt, im Norden setzt sich der
Verbreitungsbezirk unmittelbar in die Moore und Heiden
des Flachlandes fort.
Bana esculenta typica. Göttingeu, Eschershausen,
Hameln, Osterwald, am Fuss des Süntels, Haarbrück,
Detmold, Bünde. Gewiss allgemein verbreitet, doch nur von
Hameln, Detmold, Bünde als „häufig'^ angegeben.
Rana temporaria. Göttingen, Eschershausen, Hameln,
Haarbrück, Detmold, überall häufig.
Biifo vulgaris. Göttingen, Hann.- Münden, Eschers-
hausen, Hameln, Haarbrück, Detmold. Ebenfalls überall
verbreitet.
Bufo calamita. Göttingen, Eschershausen, Haarbrück,
Falkenhagen im Detmold'schen. Aus dem Gebiet liegen
also nur 4, aber verbürgte Angaben vor. Das Thier dürfte
allgemein verbreitet, doch nicht sehr häufig sein.
Hyla arhorea. Hann.-Münden, Eschershausen, Hameln,
Detmold. Fehlt wohl nirgends.
Bonibinator pacliypus. Göttiugen, Bremker Thal, Hann.-
Münden, Bursfelde, Eschershausen, Hameln, am Fuss des
Süntels, Haarbrück, Steinheim im Detmold'schen, kurz, fast
überall!
Älytes öbstetricans. Heiligenstadt, Göttingen, Wiemarden,
Diemarden, Weissenboru, Alfeld, Bodenburg, Hann.-Münden.
Eschershausen, Hameln, Lauenstein, Haarbrück, Pyrmont,
1) West hoff, die geographische Verbreitung von Pelias herus
in Westfalen und den angrenzenden Landestheilen.
— 201 —
im Detmold'scheu. Die Geburtshelferkröte hat sich, wie die
Kreuzotter, besonderer Beachtung zu erfreuen gehabt, das
erklärt die zahlreichen Fundortsangaben. Sie dürfte überall
im Gebirgs- und Hügelland vorkommen, doch nicht überall
gleich zahlreich sein.
Salamandra maculosa. Göttingen, Hann. - Münden,
Eschershausen, Hameln, Bückeburg, Haarbrück, um Detmold
In allen Bergwalduugen !
Triton cristatus. Göttingen, Eschershausen, Hameln,
Haarbrück, Detmold, Bünde. Allgemein verbreitet, doch
mehr auf die Thalweitungen beschränkt, wie es scheint, und
nicht sehr häufig.
Triton alpestris. Göttingen, Hann.- Münden, Eschers-
hausen, Haarbrück, Detmold. Ueberall verbreitet, in den
Bergwaldungen am häufigsten.
Triton taeniatus. Göttingen, Hann.- Münden, Eschers-
hausen, Haarbrück, Detmold. Ueberall verbreitet, bei Hameln
nur zufällig vermisst.
Triton pdlmatus. Hann. -Münden, um Eschershausen
an vielen Orten, Finkenborn am Klüt bei Hameln. — An-
scheinend im ganzen eigentlichen Weserbergland verbreitet,
besonders in den kühlen, bewaldeten Seitenthälern. In den
waldärmeren, sonnigen Strichen um Göttiugen seltener, für
den Norden des Leineberglands liegen keine Angaben vor.
Es werden aus dem Gebiet noch mehrere Arten ange-
geben, doch theils sind die Funde nicht vollkommen ver-
bürgt, theils liegt der Gedanke an Verschleppung nahe.
Lacerta viridis, die von mehreren Orten gemeldet wird, ist,
wie erwähnt, weder von Gruse noch von West ho ff unter-
sucht worden, in einem Fall hat sich Verwechslung mit
L. agilis bereits als sicher herausgestellt, in den übrigen
Fällen bleibt dieselbe wahrscheinlich! Lacerta muralis im
Kalldorfer Holz ist sicher auch verwechselt! Auch die An-
gaben über das Vorkommen von Bufo viridis hei Eschers-
hausen und Langenholzhausen, von Pelohafcs bei Göttingen,
— 202 —
Haarbrück und Detmold sind nicht gesichert, noch weniger
JR. escidenta ridihunda bei Eschershausen. Bombinator
igneus kommt zwar bei Eschershausen bestimmt vor, sogar
an 2 Orten, Verschleppung bleibt aber hier ^) wahrscheinlich^
so lange nicht im Weser- und Leinebergland diese und
andere Tieflandsformen sich finden.
Vergleichen wir die Fauna der linken Weserseite mit
der rechten, so finden wir eine fast völlige Uebereinstim-
mung, nur fehlt auf der linken Weserseite Vipera herus,
hier ein Einwanderer von Osten, anscheinend ganz, ist
wenigstens noch nie beobachtet.
Nach Abzug der zweifelhaften Formen verbleiben als
Bewohner des Weser- und Leineberglandes vom Harz bis
zur Egge und dem Teuteburger Wald 6 Eeptilien und
12 Amphibien. Diese Fauna deckt sich vollkommen mit der
Bevölkeruncf des Westrandes des Harzes.
*) wie bei Zamenis viridiflavus var. carhonarius von Marsbergt
— 203 —
Das Westfälische Faunengebiet.
Von Dr. Fr. Westhoff.
Das Westfälische Gebiet, sowie es hier in Betracht
gezogen werden soll, deckt sich keineswegs mit dem Länder-
komplex, welcher die Provinz Westfalen umgreift. Zunächst
ist hier der ganze östliche, gegen die Weser hin abfallende
Strich der Provinz und ihrer Annexländchen Lippe-Detmold
und Lippe - Schaumburg, ausgeschieden, da derselbe, wie
oben ersichtlich, mit den Ländern auf der rechten Seite
desselben Flusses zu einem separaten Faunengebiete, dem
der Weser, vereinigt worden ist. Gegen dieses Gebiet grenzt
sich das Westfälische durch die oben angegebene Linie ab,
welche die Wasserscheide zwischen Rhein und Ems einer-
seits und der Weser andererseits bildet. Diese Linie führt
auch eine geologische Scheide der Länder östlich und
westlich herbei, denn während alle zum Wesergebiete ge-
zählten Länder zum überwiegend grössten Theile der
triassischen und liassischen Formation angehören, sind in
dem Westfälischen Gebiete südlich nur ältere, nördlich
neben älteren vornehmlich jüngere Formationsglieder ver-
treten.
Die Abgrenzung des Westfälischen Gebietes ist nach
den anderen drei Himmelsgegenden folgende: Im Süden
trennt die Wasserscheide zwischen Khein und Ruhr das
Gebiet von dem Rheinländischen ab. Die Grenzlinie läuft
hier von Küstelberg über den Kamm des Rothaargebirges
zum Ederkopf bei Siegen in südwestlicher Richtung Hier
biegt sie nach Nordwesten um und geht etwa über die
Orte Drolshagen, Meinerzhagen, Halver, Schwelm auf Mühl-
heim a. d. Ruhr zu. Im Westen hängt das Gebiet mit der
Niederländischen und Rheinischen Tiefebene zusammen,
— 204 —
kann aber durch eine Linie von dieser abgeschieden werden,
Avelche die Punkte des letzten Auftauchens von Schichten
der Kreideformation verbindet und sich ziemlich mit der
politischen Grenze der Provinz deckt. Ihr Verlauf wird ge-
kennzeichnet durch folgende Ortschaften: Sterkrade, Dorsten,
Bocholt, Südlohn, Stadtlohn, Vreden, Gronau, Gildehaus,
Bentheim, Salzbergeu, wo sie an die Ems stüsst. Im
Norden bildet der nördliche Abfall des Wiehengebirges die
Grenze, welche von Salzbergen auf Bramsche, beziehungs-
weise auf Voerden geht. Es wird also hier ein Thejl der
Provinz Hannover, nämlich ein grosses Stück der Landdrostei
Osnabrück, welches zwischen den beiden nördlichen Flügeln
der Provinz Westfalen eingekeilt liegt, in das Gebiet hin-
eingezogen.
Dieses also begrenzte Gebiet liegt zwischen dem 26.50
und 24" ö. L. und zwischen dem 50.45 und 52.20'' n. Br.
In seinen südlichsten Theilen lehnt es sich an Mittel-
deutschland an, gehört aber in floristischer, wie faunistischer
Hinsicht, entschieden zu Norddeutschland.
Orographisch zerfällt es in zwei verschieden grosse Hälften,
die südliche und nordöstliche Hälfte gehört dem Gebirge,
die nordwestliche Hälfte der Ebene an Beide Hälften er-
leiden durch das iVuftreten verschiedener geologischer For-
mationen und das damit in Verbindung stehende Vor-
kommen eigenthümlicher Bodenarten eine nicht geringe
Abwechselung.
Was zunächst den gebirgigen Theil angeht, so treten
in ihm im Süden zunächst dunkle schieferige Thone auf.
welche zum unteren Devon, den sogenannten Koblenzer
Schichten zählen. Auf diese folgen nach Nordwesten
zu zunächst Mitteldevonschichten, theils thonig-schiefriger,
theils kalkig derber Natur (Stringecephalenkalk). Darauf
kommen die Schichten des oberen Devons und des Kohlen-
gebirges, welche sich in Kohlenkalk (Kulm), unproductives
und productives Kohlensandsteingebirge gliedern und noch
205
■weiter nordwestlich von den Schichten der hellen kalkig-
thouigen oder glaukonitisch sandigen Pläner-Kreide (Cenoman
und Turon) überlagert werden, die als Haar oder Haarstrang
zugleich das Gebirge von der Ebene abtrennen.
Dieser ganze Gebirgskomplex bildet das sogenannte
Sauerländische Gebirgsland. Dasselbe steht durch die
Briloner Höhen mit dem nordöstlichen Gebirgskomplex
Westfalens in Verbindung, der aber grösstentheils, soweit er
nämlich nach Osten abfällt, zum Wesergebiete zählt. Der
schmalere westliche Abfall wird durch das Eggegebirge ge-
bildet, in dem von Ost nach West sich alle Kreideschichten
vom" Hilssandsteiu bis zum Turon folgen, welch' letzteres
auch hier, wie beim Haarstraug, das Gebirge von der Ebene
abtrennt. Auch mi Nordosten scheiden die Kreideschichten
mit derselben Reihenfolge in den parallelen Höhenzügen
des Osnings oder Teutoburger Waldes Gebirgsland und
Ebene. Nördlich dieses Höhenzuges haben wir ein leicht,
welliges, nach Westen zu allmählich sich verflachendes
Hügelland, das, soweit es unserem Gebiete angehört (Osna-
brücker Hügelland), aus triassischen und karbonischen, aber
auch jüngeren geologischen Schichten besteht. Von der
Norddeutschen Ebene wird dieses Wellenland durch den.
Höhenzug des Wiehengebirges abgeschieden, welcher ganz,
aus kalkig -sandigen Schichten des mittleren und oberen.
Jura aufgebaut ist und an seinem Nordostabhange Kreide-
schichten ausweist.
Der Hauptfluss des sauerländischen Gebirgslandes ist
die Ruhr mit ihren zahlreichen Nebenflüssen, von denen
die Mohne (r.), Lenne und Volme (1.) die nennenswerthesten
sind. Ausserdem durchströmt dieses Gebiet noch die Alme,
welche aber ihre Wasser zur Ebene hinunterschickt in die
Lippe. Das Osnabrücker Hügelland gehört zum Fluss-
gebiet der Haase, einem Nebenflusse der Ems.
Im Süden besitzt das Gebirgsland die höchste Höhe,
durchschnittlich 700 m (der kahle Asten als höchster
— 206 —
Gipfel 850 m), nach Norden und Westen nehmen die Höhen
ab, halten sich aber südlich der Ruhr durchweg auf 400
bis 500 m. Das Kandgebirge der Ebene hat seine grösste
Höhe im Osten, gegen 400 m (der Velmerstoot, die
höchste Kuppe des Osnings bei Detmold, 470 m). Nach
Südwesten und Nordwesten nehmen diese Höhen allmählich
ab, bis beide Gebirgsscheiikel sich in die Ebene verlieren.
Das nordöstliche Hügelland ist ebenfalls östlich höher als
im Westen, erhebt sich aber, soweit es unserem Gebiete
angehört, kaum über 200 m, während die Kuppen- des
W^iehengebirges wieder bis zu 300 m ansteigen.
Den ebenen Theil des Westfälischen Gebietes bildet
das sogenannte Münstcrland (oder der geognostische Busen
von Münster). Im Westen steht es mit der grossen-
Niederländisch - Norddeutscheu Tiefebene in Verbindung,
während die anderen Seiten, wie bereits gesagt, von den
kalkreichen Höhenzügen der Haar, der Egge und des
Osnings abgegrenzt werden. Es stellt keineswegs eine flache
Ebene dar, sondern der theils kalkig- mergelige, theils
thouig- sandige Untergrund, der obersten Kreide (Senon)
angehörend, ragt sehr häufig aus der diluvialen Lehm- und
Sanddecke hervor und bildet in der Mitte des Busen sogar
ein locker zusammenhängendes Hügelland, das im Schöp-
pinger Berge (höchster Punkt) bis zu 150 m ansteigt.
Tertiäre Schichten treten nur an der westlichen Grenze
des Gebietes auf, aber in so geringer Ausdehnung, dass
sie auf den Charakter des Landes keinen irgendwie be-
stimmenden Einfluss ausüben, dahingegen sind die breiten
und oft recht verflachten Flussthäler vielfach von alluvialen
Lehm- und Sandablagerungen bedeckt. Auch das Miiuster-
land ist im Osten höher als im Westen ; in der Gegend
von Paderborn liegt die ebene Bodenfläche durchschnittlich
100 m, bei Münster nur mehr 60 und noch weiter westlich
nur 50 m über dem Meeresspiegel. Die Hauptflüsse des
Mtinsteriandes sind Ems und Lippe, beide durchfliessen
207
dasselbe von Osten nach Westen, ersterer folgt mehr dem
Abfalle des Osnings, um sich beim Verlassen unseres Ge-
bietes ganz nördlich zu wenden, letzterer mehr dem der
Haar und ergiesst sich etwas unterhalb Mtthlheim bei
Wesel in den Rhein. Als Hauptnebenfluss der Ems ist
die Werse, der Lippe die Stever zu nennen.
1) Das Sauerland.
a. Das südliche Sauerlaiid (Siegerland).
Das sauerländische Gebirgsland ist in seinen südlichen
höohsteu Theilen ein etwas kahles, baumarmes Gebirgs-
plateau. Krüppeihafte Buchen- und Fichtenwälder (letztere
meist neuerdings angepflanzt) ziehen sich allerdings an den
geschützten Bergseiten bis zu den höchsten Kuppen hinauf,
in eiuigermassen tippiger Weise gedeihen sie aber nur in
den engen, schluchtigen Thälern, wo sie faltenartig die Ab-
hänge bekleiden. Die kahle Hochebene (wenn das Wort
gebraucht werden darf) ist an geeigneten Orten in Feld
verwandelt, stellenweise aber bildet sie durch stagiürende
Quellwasser eine sumpfige oder gar moorige Trifft, die
häufig für das Weidevieh nutzbar gemacht ist. Alsdann hat
mau daselbst, wenn nicht künstliche Wasserbehälter vorhanden
sind, Viehtränken hergerichtet, deren klares Quellwasser den
wasserliebenden Lurchen jener Gegend die einzigen Wohn-
und Laichplätze gewähren, wenn nicht ein Bewässerungs-
oder Abzugsgraben mit bleibendem Wassergehalte im Thale
ebenfalls eine genügende Unterkunft bietet. Das Klima dieses
Landstriches ist rauh, die Winter sind lang und nasskalt,
die Sommer kurz und in manchen Jahren auch feucht und
trübe. Nachtfröste sind im Mai keine Seltenheit und stellen
sich selbst noch im Juni und Juli ein, die Sommerfrucht
(Hafer) wird nicht selten vor der Ernte von dem einbrechen-
den Winter überrascht und noch nicht ausgereift unter dem
Schnee begraben. Dass hier das Leben der Reptilien und
Amphibien keine starke Entwicklung erhalten hat und diese
— 208 —
oder jene Art, welche in den tiefer gelegenen Bergpartien
ihre Heimat besitzt, hier gar nicht oder doch nur recht
spärlich vertreten ist, kann nicht Wunder nehmen. Am
besten erforscht ist in diesem Gebiete die Umgegend von
Hilchenbach, wo Landwirth K. Becker auf meine Veran-
lassung und nach meinen Intentionen beobachtet und ge-
sammelt hat. Angaben aus älterer Zeit besitzen wir auch,
aus der Gegend von Siegen, woselbst in den 40er Jahren
dieses Jahrhunderts E. Suffrian gelebt und geforscht hat.
Seine Kesultate hat derselbe in einem „Verzeichniss. der
innerhalb des Kgl. Preussischen Regierungsbezirkes Arns-
berg bis jetzt beobachteten wild lebenden Wirbelthiere"
niedergelegt^), welches die ältesten Literaturangaben über
Lurch- und Kriechthiere des in Rede stehenden Gebietes
enthält. Das Gebiet beherbergt folgende Arten:
Lacerta agilis L. Nur vereinzelt auf trockenen,
sonnigen Höhen, die mit Heidekraut bewachsen sind,,
z. B. Hilchenbach. (R. B.)
L. vivipara Jacq. Ebenfalls nur einzeln, mehr an
schattigen, bewachsenen Localitäten, aber bis zum kahlen
Asten, dem höchsten Punkte, vordringend. Daselbst auch
die var. nigra Wolf, so bei Nordenau. (Fr. W.)
Anguis fragüis L. In den Waldungen, besonders ent-
legener Orte recht häufig; auf den kahlen Plateaus fehlend,
z. B, Hilchenbach. (R. B.)
CoroneUa laevis Merr. In den Wäldern verbreitet, aber
nicht häufig, z. B. Hilchenbach. (R. B.)
Tropidonotus natrix L. In den feuchten Waldungen
der tiefer gelegenen Thäler häufig, auf den Höhen, selbst
wenn sie mit Holz bestanden sind, fehlend, z. B. Siegen.
(Ed. S.)
*) Jahrbücher d. Ver. f. Naturkunde im Herzogthum Nassau,
Heft 3, Wiesbaden 1846.
— 209 —
Rana escidenia L, var. typica. Kaum vorkommend,
höchstens in den tiefer gelegenen Thälern, wenn güastige
Wassertümpel vorhanden sind.
Bana temporaria Aut. Ueberall in den Thalsenken
als auch auf den Plateaus häufig, bis zu den höchsten
Punkten (Kahler Asten).
Bufo vulgaris Laur. Ueberall häufig, auch in grossen
kräftigen Exemplaren.
B. calamita Laur. An trockneren Orten einzeln lebend,
z. B. Hilchenbach. (R. B.)
Bombinator pachijxms Bon. Auf felsigem Terrain, aber
nur einzeln, z. B. Hilchenbach. (R. B.)
Ahjtes ohstetncans Laur. An erdigen Stellen, auf der
Hochebene weniger häufig, als an den Thalsenken, aber
tiberall nicht selten, z. B. Hilchenbach. (R. B.)
Salamandra tiiacidosa Laur. Im ganzen Gebiete, be-
sonders in feuchten Buchenwäldern nicht selten.
Triton cristatus Laur. In den Wassertümpeln der
Hochplateaus verbreitet, aber nicht häufig, z. B. Hilchen-
bach. (R. B.)
T. alpestris Laur. Ebendaselbst, auch in den Abzugs-
und Bewässerungsgräben der Thalwiesen überall recht häufig.
T. taeniatus Schneid. Ebendort, aber noch häufiger.
T. palmatus Schneid. Hilchenbach (R. B.). An gleichen
Stellen mit T. cristatus Laur. und wie es scheint, nicht
selten.
Bemerkenswerth für diesen Gebietstheil ist das voll-
ständige Fehlen der Hyla arborea L. und das nur spärliche
Vorkommen von Rana escuJenta L. ; das seltene Vorkommen
von Bnfo calamita Laur. und Bombinator pachypus Bon.
und auch, wenigstens auf den Plateaus, von Lacerta agilis
L. und Tropidonotiis natrix L. ; dagegen aber das häufige Auf-
treten der Salamandrinen, von denen neben Salamandra macu-
losa Laur. vor allem Triton alpestris Laur. recht häufig, Triton
palmatus Schneid, diesen Gegenden bis jetzt eigenthümlich ist.
14
— 210 —
h. Das nördliche und westliche Sauerland (Arnsherger
Land und unteres ßuhrgebiet).
Steigen wir vou den südlichen Höhen nordwestwärts
hinab, so gelangen wir in ein wellenförmiges Hügelland
von 500 bis 200 m Erhebung über den Meeresspiegel,
reich an üppigen Buchen- und Fichtenwäldern, vielfach
durchschnitten vou sonnigen Thälern, in denen grasreiche
Wiesen mit üppigen Saatfeldern abwechseln. Das Klima
ist hier entschieden milder, Weinstock, Wallnuss und zahme
Kastanie gedeihen wenigstens in geschützten Lagen und die
Keifung der Sommerfrucht ist durch zu frühes Eintreffen
des Winters nicht mehr in Frage gestellt. Stehende Wasser-
bassins sind auf den Höhen allerdings spärlich, in den
breiteren Thälern finden sich hingegen Flusslachen, Gräben
und Tümpel zahlreich genug vor, um einer grösseren lu-
dividuenzahl von Lurchen Wohn- und Laichplatz zu bieten.
Die Lurch- und Kriechtbierfauua dieses Gebietstheiles ist
für einen bestimmten Ort allerdings bis jetzt noch nicht
erschöpfend durchforscht, ziemlich eingehend jedoch durch
Apotheker Werth für Westherbede, unweit Yvltten, bekannt
geworden. Was wir an Erfahrungen von hier und den ver-
schiedensten Plätzen gesammelt haben, ist somit hinreichend,
um uns ein Bild von der hier herrschenden Fauna zu ge-
währen. Diese gestaltet sich also:
Lacerta agilis L. An trockenen und der Sonnenseite
zugekehrten Berggeländen nirgends selten, z. B. Westher-
bede (We.), Hagen (Seh.).
L. vivipara Jacq. In den Waldrevieren, besonders
der Höhen, aber weniger häufig, z. B. Westherbede (We.).
Hagen (Seh.).
Anguis fragilis L. An Waldrändern, auf Triften und
selbst in Gärten überall häufig.
Coronella laevis Merr. An trockenen, sonnigen Berg-
lehnen, in Waldungen überall nicht selten, z. B. Meschede
(W. P. M.), Arnsberg (W. P. M.), Hagen (Seh.).
— 211 —
Tropidonoüis natrix L. An feuchteren Orten, be-
sonders in den Thälern verbreitet, z. B. Westherbede. (We.)
Vq^era herus L. Jedenfalls nur sehr spärlich und
Euhr aufwärts eingewandert, z. B. Hohenlimburg (0.).
Rana escidenfa L. var. typica. In den Thälern überall
und meistens häufig.
B. temporaria Aut. Im ganzen Districte gemein.
Bufo vulgaris Laur. üeberall recht häufig.
B. calamita Laur. üeberall, aber selten, z. B. Pader-
born. (Fr. W.)
Hyla arborea L. In den Thälern, wenigstens der nord-
wärts gelegenen Gegenden des Gebietstheiles, aber nirgends
häufig, z. B. Arnsberg (Schütte), Westherbede (We.).
Bomhinator pachypus Bon. Im ganzen Districte, be-
sonders aber auf den Kalkbergen des Haarstranges verbreitet.
Älytes ohstetricans Laur. üeberall im Sauerlande nicht
selten, höchstens auf dem Haarstrang fehlend, wenigstens
auf dessen kahlen Kalkhöhen noch nicht nachgewiesen.
Salamandra maculosa Laur. In den Wäldern des Ge-
bietes überall häufig.
Triton cristatus Laur. Selten. Hagen (Seh.), Bochum
(Fr. W.) u. s. w.
T. alpesfris Laur. üeberall vorkommend und nirgends
selten.
T. taeniatus Schneid, üeberall häufig.
Der faunistische unterschied der niedriger gegenüber
den höher gelegenen Theilen de§ Sauerländischen Gebirgs-
landes macht sich einerseits besonders durch das Auftreten
von Hyla arhorea L., das häufigere Vorkommen von Lacerta
agilis L., Tropiäonotiis natrix L., Rana escidcnta L. und
Bomhinator pachypus Bon , andererseits durch das Seltener-
werden von Lacerta vivipara Jacq. bemerkbar. Das spärliche
Heimaten der Vipera herus L. muss als eine Einwirkung
der Fauna der Ebene angesehen werden. Tr. palmatus
Schneid, ist vielleicht nur übersehen.
14*
— 212 —
2) Das nordöstliche Bergland,
a. Egge.
"Wir wenden uns jetzt zu dem Verbindungsgebirge, der
Egge, einem waldreichen Höhenzuge, der im Charakter
ziemlich den Sauerläudischen Bergen gleichkommt, in seinen
klimatischen Verhältnissen aber, als Kandgebirge der Ebene^
vielfach von dieser beeinflusst wird. Durchschnittlich be-
trägt die Höhe dieser Kette gegen 300 m, steigt aber an
seinem nördlichen Ende in dem Velmerstoot, welcher sie
von dem nach Nordwesten streichenden Osning abscheidet,
bis zu 470 m an. In herpetologischer Beziehung ist hier
die Umgegend von Feldrom bei Hom durch den Lehrer
H. Schacht genauer bekannt geworden. Einiges sam-
melte Borcherding an den Externsteinen. Bisher
wurden folgende Arten festgestellt:
Lacerta agilis L. Ueberall häufig, besonders auf
steinigem Boden des Hilssandsteines, z. B. Feldrom. (H. Seh.)
L. vivlpara Jacq. Mehr in feuchten Wäldern, ziemlich
häufig, z. B. Feldrom (H. Seh.), Paderborn (Fr. W.).
Änguis frngilis L. Ueberall verbreitet.
CoroneUa laevis Merr. Ueberall heimisch, aber nicht
häufig. Feldrom (H. Seh.).
Tropidonotus natrix L. Im Gebiet ziemlich häufig bis
zu einer Höhe von 400 m. Feldrom (H. Seh.), Extemsteine (B.).
B,ana esculenta L. var. typica. Ueberall, aber weniger
häufig, als die folgende Art.
B. temporaria Aut. Ueberall gemein.
Bufo vulgaris L. Ebenfalls ein überall häufiges
Lurchthier.
Htjla arhorea L. Ueberall im Gebiete häufig.
Bonibinatoy pachypus Bon. Gleichfalls im Gebiete
■überall verbreitet. Feldrom (H. Seh.).
Alytes ohstetricans Laur. Ueberall im Gebirge häufig^
geht bis zu 400 m aufwärts. Feldrom (H. Seh.).
— 213 —
Sdlmnandra maculosa Laur. Bis zu den höchsten
Bergspitzen vordringend und überall häufig. Externsteine (B.).
Triton crisfafus Laur. Verbreitet und häufig. Teich
"bei den Externsteinen (B.),
T. alpestris Laur. Ebenfalls überall und ebenso
häufig.
T. taeniatus Schneid. Der gemeinste der Wasser-
molche. Externsteine (B.),
Vergleichen wir diese Fauna mit der des nördlichen
Theiles des Sauerlandes, so finden wir eine fast vollständige
üebereinstimmung. In beiden Districten treffen wir die-
selben Arten an und auch der Grad ihrer Häufigkeit ist
duichschnittlich in beiden derselbe. Der einzige nennens-
werthe Unterschied besteht darin, dass im Eggegebirge,
abgesehen von Vipera herus L., Bufo calamifa Laur. als
fehlend gemeldet wird. Derselbe ist aber auch im Sauer-
lande selten und wird hier wahrscheinlich nur übersehen
sein, zumal sein Vorkommen auf beiden Seiten des Gebirgs-
zuges in unmittelbarer Nachbarschaft (Paderborn, Falken-
hagen im Lippe-Detmoldschen) festgestellt worden ist. Ein
besonderer Einfluss des Wesergebietes macht sich im Egge-
gebirge nicht geltend, wohl aber dürfte das häufige Vor-
kommen des Tropidonotus natrix L., der Bana esculenta L.
und vor allem der im Sauerland seltenen Hißa arhorea L.
als eine Rückwirkung der Ebene anzusehen sein.
b. Osning.
In dem Höhenzuge des Osnings haben wir zwei, stellen-
weise sogar drei durch Längsthäler von einander geschiedene
Ketten zu unterscheiden, da sie sich geoguostisch und in-
folgedessen auch floristisch verschieden verhalten. Sehen
Avir von der äusseren (nordöstlichen) Kette des Muschel-
kalkes ab, weil sie streng genommen dem Wesergebiete
zugezählt werden muss, so haben wir zunächst eine mittlere
(die höchste; Kette, welche der älteren Kreide, dem Hils-
— 214 —
Sandstein angehört und aus korapaliteni, eisenschüssigen
Sandstein besteht. Diese Kette ist besonders in ihren
oberen Partien dürr und öde, meistens mit Heidekraut
bewachsen und mit krüppeligen Kiefern bestanden. Die
innere Kette, welche das Gebirge von der Ebene abtrennt,
gehört zur jüngeren Kreide (Cenoman, Turon) und besteht
aus kalkig - thonigem Gestein; seine Kuppen schmückt,
soweit sie nicht kahl sind und dem Ackerbau oder der
Viehhude dienen, ein üppiger, feuchter Buchenwald. Das
Klima ist im Allgemeinen dem der Ebene gleich, nur ist
vielleicht zu bemerken, dass die Höhen den kalten und
warmen Luftströmungen stärker ausgesetzt sind. Um ein
Charakterbild von der Fauna dieses Striches zu liefern,
gebe ich ein Verzeichniss der Funde, welche Lehrer
F. S i c k m a n n in der Umgegend von Iburg gemacht hat,
dessen Lücken ich durch anderweitig gemachte Funde so-
weit als möglich ergänze:
Lacerta agilis L. Besonders an den mit Heidekraut
bewachsenen Abhängen der Sandsteinkette sehr häufig.
L. viviimra Jacq. Von (F. S.) nicht erwähnt, von mir
selbst aber im Osning beobachtet und, wie es scheint, nicht
selten. Sie gehört mehr den Buchenwäldern der inneren
Kette an.
Anguis fragilis L. Verbreitet und wobl häufig.
Coronella laevis Merr. In der Umgegend von Iburg
(F. S.) häufig, auch von anderer Seite daselbst beobachtet.
Bielefeld (Wilbrand).
Tropidonotus natrix L. Kommt im Districte vor, aber
selten. Bielefeld (Wilbrand), Iburg (F. S.).
B.ana csculenta L. var. typica. Ueberall und nicht selten.
B. temporaria Aut. Ueberall gemein.
Bufo vulgaris Laur. Ebenfalls überall häufig.
B. calamita Laur. Von (F. S.) nicht gefunden, wurde
jedoch nicht weit von Iburg auf den kahlen Kalkhöhen von.
Lenserich durch Treuffe erbeutet.
215
Hyla arhorea L. Bei Ibmg vorkommend und nicht
selten (F. S.).
BomUnator pachypus Bon. Wird von H. Seh. für den
östlichen Theil des Osnings angegeben, ist nicht hei Iburg,
wohl aber im westlichen Theil des Gebirgszuges nach B. in
der Gegend von Lengerich gefunden.
Alytes obstetricans Laur. Von H. Seh. für den östlichen
Theil des Osnings angegeben.
Salamandra maculosa Laur. Ueberall häufig.
Triton cristatus Laur. Ueberall häufig.
T. dlpestris Laur. F. S. hat diese Art nicht beobachtet,
nach H. Seh. ist dieselbe aber im östlichen Theile des Osnings
häufig und dürfte auch im westlichen Theile nicht fehlen,
jedoch ist hier ihr Vorkommen bis jetzt noch nicht fest-
gestellt.
T. taeniafus Schneid. Ueberall häufig.
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass der
Charakter der Fauna auch im Osninggebirge im grossen
Ganzen mit dem des Eggegebirges übereinstimmt, nur
scheint der Einfluss der Ebene bei einigen Species sich
derartig zu bethätigen, dass sie, wie Bomhinator pachypus
Bon., Alytes ohstetricans Laur. und (vielleicht auch) Triton
alpestris Laur. allmählich verschwinden. Der Gebirgscharakter
drückt sich hingegen durch das, selbst im westlichen Theil,
noch häufige Vorkommen von CoroneUa laevis Merr. und
Salamandra maculosa Laur. recht deutlich aus.
c. Das OsnabrUcker Land.
Gehen wir jetzt zu dem nördlich vom Osning gelegenen
Hügelland von Osnabrück und dem dazu gehörenden Theile
des Wiehengebirges, als dem letzten Stück der gebirgigen
Hälfte des Westfälischen Gebiets über, so können wir das-
selbe kurz als einen Uebergaugsdistrict bezeichnen, indem
sich überall der Einfluss der Norddeutschen Ebene, in welches
dieser allmählich übergeht, deutlich bemerkbar macht. Einen
— 21G —
reineren Gebirgscharakter dürfte höchstens die Fauna der
höheren Theile des Wieheugebirges bewabrt haben, allein
gerade diese Gegenden sind in herpetologischer Hinsicht
noch nicht durchforscht worden und können also über das
Vorkommender hier in Frage kommenden Arten: Coronella
laevis Merr., Bomhinator pachypus Bon., Alytes obstetricans
Laur,, Salamandra maculosa Laur. und Triton al])estris Laur.
keine näheren Angaben gemacht werden. Die kalkig-
mergeligen und thonigsandigen Höhen sind vielfach mit
üppigen Buchenwäldern bestanden, so dass die Bedingungen
für das Auftreten einer solchen Fauna durchaus vorhanden sind.
Auch die Fauna des Osnabrücker Hügellandes ist noch
wenig bekannt, im Osnabrücker naturhistorischen Museum
selbst sind keine Belegstücke vorhanden, dasjenige aber,
was Lehrer Borcherding zu Vegesack und andere in
der Umgegend Osnabrücks gefunden haben, bewahrheitet
die bisher gehegten Vermuthungen voll und ganz.
Danach finden sich in diesem Gebietsabschnitte folgende
Arten :
Lacerta agilis L. An sonnigen Höhen und auf trockenen
Heiden vielerorts beobachtet und stellenweise häufig.
L. vivipara Jacq. üeberall an feuchten Stellen, im
Gebüsch und im Moor verbreitet, z. B. Osnabrück (B.),
Voerdeu (L.).
Anguis fragilis L. Verbreitet, aber doch weniger be-
obachtet. Osnabrück (B.).
Tropiäonotus natrix L. Besonders in wasserreichen
Gegenden nicht selten, z. B. Wiehengebirge (L).
Rana esculenta L. var. iypica. Üeberall häufig.
jR. temporaria Aut. Ebenfalls überall gemein.
it. arvalis Nils. Auf den nördlichen Moorstrichen bei
Voerden beobachtet. (L.)
Bufo vulgaris Laur. üeberall gemein.
Hyla arhorea L. In der Umgebung Osnabrücks nicht
selten. (B.)
Bomhinator pachypus Bon. In der Nähe vou Osnabrück
bei Hörne und Hellern. (B.)
Salamandra maculosa L. Ueberall verbreitet.
Triton cristatus Laur. Ueberall nicht selten.
T. taeniatus Schneid. Ueberall häufig.
Der Gebirgscharakter dieser Fauna spricht sich noch
deutlich in dem Yorkommen vou Bomhinator pachypus Bon.
und Salamandra maculosa L. aus, während die starke Ein-
wirkung der Ebene sich darin äussert, dass Alytes ohstetricans
Laur. und Triton alp)cstris Laur. nicht mehr vorkommen,
oder doch, weil sie bisher noch nicht beobachtet wurden,
sehr selten sein müssen. Gleichzeitig giebt sich aber der
Faunencharakter der Ebene deutlich in dem häufigeren Vor-
kommen des Tropidonottis natrix h., der Bana esculenta L.
und vor allem in dem Auftreten der Batia arvalis Nils.,
am nördlichen Gebietsrande zu erkennen.
3) Das Münsteriand.
Der ebene Theil des Westfälischen Gebietes, das
Münsterland, bildet ein Stück der grossen Norddeutschen
Tiefebene, besitzt aber an vielen Punkten eine durchaus
hügelartige Ph^^siognomie, wie das oben bereits angedeutet
worden ist. Der Charakter der Ebene wird noch mehr
verwischt durch den Reichthum an kleinen Feldgehölzen,
welche zwischen Fruchtäckern, Wiesen und Heiden sich ein-
gestreut finden. Die einzelnen Felder, Kämpe genannt,
sind zudem vielfach mit hohen und breiten Erdwällen,
■welche mit altem Strauchwerk bestandet sind, sogenannten
Wallhecken, umgeben und saftige Wiesenflächen der Niede-
rungen werden von grösseren oder kleineren Bächen und
Flüssen durchströmt. Dazu ist das Land übersäet mit
kleinen Tümpeln , Viehtränken und Heidekolken , Ab-
zugsgräben und Hofesgräften. Die Einförmigkeit wird
noch mehr beseitigt durch den Wechsel der Vegetation,
welcher hauptsächlich durch die geologische Beschaffenheit
— 218 —
des Untergrundes bedingt ist. Die kalkig -mergeligen
Striche des Kreidebodens sind die Träger üppiger Buchen-
wälder, der diluviale Lehmgrund erzeugt herrliche Eichen-
wälder, während die dürren Sandpartien mit Heidekraut
bedeckt sind, soweit nicht durch Aufforstung heutzutage
schon weitausgedehnte Kiefergehölze entstanden. Eine
Aenderung dieses Pflanzencharakters wird ferner noch durch
die zahlreichen Sumpfdistricte und Moore herbeigeführt^
wo Riedgräser und Wasserpflanzen die Oberhand haben, und
höchstens krüppelhaftes Weidengesträuch, nebst einer ein-
zelnen Birke oder der Gagel (Myrica gale) die Uferränder
umsäumt. Das Klima dieses Gebietstheiles kann ein feucht-
mildes genannt werden. Selten sind hier infolge Einflusses
des nahen Meeres mit seiner warmen Strömung die Sommer
excessiv trocken und warm, die W^inter rauh und kalt. Die
Zahl der Regentage ist sehr gross und ein jäher Wechsel
der Jahreszeiten mit ausgeprägten Temperaturverhältnissen
nicht vorhanden. Durch allmähliche Erwärmung mit
häufigen Rückfällen geht der Winter in den Sommer, durch
langsame Abkühlung der Sommer in den Winter über.
Dabei gedeihen zahme Kastanie, Wallnuss und Weinstock
nicht nur sehr gut, sondern liefern auch durchweg alljähr-
lich reife Früchte. Der Roggen ist gegen Mitte Juli aus-
gereift, der Weizen gegen Ende Juli und der Hafer zu
Anfang August. Mitte August kann in günstigen Jahren
die ganze Ernte geborgen sein. Der Charakter der herpe-
tologischen Fauna dieses Gebietes geht hinreichend aus
einer Aufzählung der von mir bei Münster beobachteten
Arten hervor, zumal in der Umgegend dieses Ortes die
verschiedenen, oben skizzirten Landschaftsbilder vorkommen:
Emys orbicularis L. In wasserreichen Niederungen
einzeln gefunden, daselbst nur verwildert. Bis jetzt nirgends
eingebürgert,
Lacerta agilis L. In den weiten, trockenen Heide-
gegenden der Umgebung Münsters, vornehmlich auf Sand-
hügeln überall häufig.
— 219 —
L. vivipara Jacq. Auf bewachsenen Wallhecken, in
Gebüschen und vor allem in sumpfigen, moorigen Heiden,
noch häufiger als die vorige Art. Die var. nigra Wolf
selten.
Anguis fragilis L. In bewachsenem Terrain, mit Vor-
liebe wie es scheint auf mergeligem Boden, nicht selten.
Tropidonotus nafrix L. In den feuchten Niederungen
und bewachsenen Heiden mit Wassertümpeln, vornehmlich
in den Thälern der Flüsse Ems und Werse nicht selten,
stellenweise sogar sehr häufig.
Vipera herus L. An feuchtkühlen bewachsenen Orten
mit moorigem oder doch heidigem Untergründe strichweise,
daselbst aber, besonders in einzelnen Jahren, nicht selten.
Rana esculenfa L. var. typica. Ueberall in wasserreichen
Gegenden gemein.
R. temjyoraria Aut. Ueberall und meistens sehr gemein.
R. arvalis Nils. An sumpfigen und moorigen Heide-
stellen verbreitet und meist häufig.
Bufo vulgaris Laur. An feuchten Orten allerorts
gemein.
B. calamita Laur. An mehr trockenen als feuchten
Sand- und Kalkstellen, besonders in Heiden und auf kahlen
Höhen verbreitet, aber nicht überall, jedoch lokal zuweilen
häufig.
Hyla arhorea L. In bewachsenen und wasserreichen
Gegenden verbreitet und häufig.
Pelobafes fuscus Laur. , An feuchten, bewachsenen
Orten verbreitet und nicht selten.
Salamandra maculosa Laur. In alten Laubwäldern
sehr localisirt. In der Umgebung Münsters nur an einer
Stelle und daselbst keineswegs häufig.
Triton cristatus Laur. In pflanzenreichen Gewässern
mit mergeligem und lehmigem Boden verbreitet und
meistens häufig.
— 2-2i) —
T. alpcstris Laur. In Tümpeln, vorzüglich auf merge-
ligem Boden des Kreidegesteins, local nicht selten.
T. taenlatus Schneid. Ueberall in Tümpeln und
Gräben gemein.
Aus dieser Zusammenstellung entnehmen wir, dass im
<jrebiete des Münsterlandes der Faunencharakter der Ebene
vorwaltet. Dieses giebt sich einestheils in dem Fehlen der
beiden Gebirgskrüten. Bomhinator pachypus lion. und
Alytes obstetricans Laur., kund, anderntheils in dem häufigen
Vorkommen mehrerer Arten, welche bei zunehmendem Ge-
birgscharakter immer seltener werden, sowie auch in dem
Auftreten solcher Spezies, welche wenigstens für unsere
Himmelsstriche als ausgesprochene Bewohner der Ebene
angesehen werden müssen. Dahin gehören (abgesehen von
Emys orhicularls L., dessen spontanes Heimaten bis jetzt
nirgends erkannt istj Vi2)era herus L., Eana arvalis Nils,
und Pelohates fusciis Laur., drei Species, die im Münster-
land eine weitere Verbreitung besitzen. Daneben lässt
sich aber auch nicht verkennen, dass dieser District, ein-
gekeilt zwischen zwei Gebirgsländern und stellenweise
selbst nicht ohne Anklänge an die Landschaft eines Hügel-
landes, nicht frei ist von einer Beeinflussung durch diese.
Das sehen wir nicht nur aus dem Vorkommen von Sala-
mandra maculosa Laur. und Triton alpestris Laur., sondern
€s geht auch aus dem, allerdings sehr sporadischen Auf-
treten der Coronella laevis Merr. hervor. Letztere findet
■sich zwar hei Münster nicht, wurde aber nach dem Rheine
zu bei Lembeck und Sterkrade beobachtet, an Orten, die
vollkommen in der Ebene liegen.
Werfen wir jetzt einen Blick auf die Beziehungen
unserer Westfälischen Fauna zu den Faunen der Nachbar-
gebiete. Was zunächst das Rheinländische Gebiet angeht,
welches sich südlich von dem unsrigen zu beiden Seiten
des Rheins ausdehnt, so ist dasselbe durch die Arbeiten
— 221 -
von Koch^), Leydig2), Behrens^), Geiseiiheynei"*) und
Melsheimer^) geuau bekannt geM'orden. Vergleichen wir
die Faunen beider Gebiete miteinander, so lässt sich keir^.
directer Einfluss der Rheiuländischen auf die AVestfälische
nachweisen. Die dem liheinlande eigenthümlichen Arten,
welche hier dem Rhein stromabwärts folgen, haben die
Wasserscheide zwischen Ruhr und Rhein nirgends über-
schritten. Lacerta muralis Laur,, Tropidonoius tesselaiiis-
Laur., Rana agilis Thom. und Bufo viridis Laur. sind
niemals jenseits derselben in unserem Gebiete, ebensowenig
aber auch im Ruhrthale oder im südwestlichen Theile des
Münsterlandes zur Beobachtung gelangt. Augenscheinlich
haben sie auf ihren Wanderungen an dieser, sowie beim
Beginn der Ebene Halt gemacht, denn auch am Niederrhein
finden sich diese Arten, vielleicht mit alleiniger Ausnahme
der schnellfüssigen Lacerta muralis Laur., die aber dann
hierhin auch nur verschlagen zu sein scheint, nirgends.
Eine umgekehrte Beeinflussung spricht sich jedoch in dem
Vorkommen der Vipera herus L. in den Rheinlanden aus.
Wie ich unlängst nachgewiesen habe,^) ist diese Schlange
von der südwestlichen Grenze der münsterländischen Ebene
längs dem Rande des Gebirges bis in die Gegend von
Ehrenbreitstein rheinaufwärts gewandert und von hier selbst
i)Carl Koch, Formen und Wandlungen der ecaudaten Ba-
trachier des Untermain- und Lahngebietes. Verhandl. Öenkb. Ges.
1872, 8 t.
-) L e y d i g , die anuren Betrachier.
^) Behrens, die Amphibien und Reptilien von Elberfeld.
Jahresber. d. naturwiss. Ver. Elberfeld, 1884.
*) Geisen heyner, Wirbel thieifauna von Kreuznach, 1. Theil,
Fische, Amphibien, Reptilien. Gymnasialprogramm 188i^.
^) Melsheiraer, Amphibien und Reptilien von Linz, Verhdl.
d. naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westfalen. Jahrg. 1876.
Corresp. Blatt S. 87. if. Dazu andere Mittheilungen in weiteren
Jahrgängen.
®) Westhoff, geograph. Verbreitung von Pelias berus in 'Westf.
— 222 —
in die Seitenthäler (Ruhr, Wupper, Wied, Lahn) bis stellen-
weise tief in das Gebirge vorgedrungen, und auf diese
"Weise auch ein (allerdings recht spärlicher) Bewohner
einiger Sauerländischer Theile unseres Gebietes geworden.
Als Theil dnr Norddeutschen Tiefebene schliesst sich
die Münsterländische Ebene iu Bezug auf ihre faunistischen
Erscheinungen im grossen Ganzen der Fauna dieses Ge-
bietes an. Mit dieser hat sie das Vorkommen von Vlpera
herus L., Bana arvalis Nils, und Pdohates fuscus Laur.,
sowie die Art und Weise der Verbreitungsverhältnisse mancher
anderen Arten gemein, weist daneben aber auch ihre Sonder-
heiten auf. Diese bestehen weniger in dem noch verein-
zelten Auftreten solcher Arten, deren Gedeihen vornehmlich
an das Gebirge geknüpft ist, als vielmehr in dem Fehlen
charakteristischer Tieflandsbewohner. Coronella laevis Merr.,
Salamandra maculosa Laur. und Triton alpestris Laur.,
welche wir oben für das Münsterland als Gäste der
benachbarten Gebirgsgegenden erwähnt haben, finden sich
auch stellenweise in der Norddeutschen Tiefebene, denn sie
werden sowohl aus dem Herzogthum Oldenburg als auch
neben Triton palmatus Schneid, aus der Bremer Gegend
von Borcherding u. a. erwähnt, ihr Vorkommen im
Münsterlande ist also nichts Besonderes. Eine Eigenthüm-
lichkeit seiner Fauna besteht aber darin, dass sowohl Bom-
binator igneus Laur. als auch Rana ridihunäa Fall, voll-
kommen zu fehlen scheinen, denn von beiden ist bisher
trotz aller Nachforschung nirgends eine Spur entdeckt
worden. Diese Formen haben aber sonst in der Nord-
deutschen Tiefebene eine allgemeine Verbreitung und sind
im westlichsten Theile derselben auch als, wenn auch spär-
liche, Bewohner der Gegend von Bremen, von Oldenburg
und Ostfriesland constatirt worden.^)
^) Vergl. Borcherding in Fauna saxonica.
— 223 —
Ein Vergleich der Fauna Westfalens mit dem Gebiet
der Leine und Weser zeigt im Grossen und Ganzen völlige
TJebereinstimmung, die Abweichungen sind localer Natur
und vor Allem durch die Unterschiede zwischen Ebene und
Bergland bedingt. Alle 18 Formen des Weserberglandes
finden sich auch in Westfalen wieder, neu treten 2 Tief-
landsformen hinzu. — Doch ist zu beachten, dass die
Kreuzotter, welche in beiden Gebieten nicht allgemein ver-
breitet ist, im westlichen Antheil (Münsterland) von Nord-
westen, aus der Ebene her, im östlichen Antheil, hauptsächlich
vom Harz, also vom Gebirge her, sich ausgebreitet zu haben
scheint und ganzen grossen Strecken trotz ihres Waldreich-
thums abgreht.
Yerzeichiiiss der Arten und Fundorte im Westfälischen
Grel)iete. ^)
Emys orhicularis L. — Im Gebiete wohl nicht spontan,
höchstens verwildert. Von 0. als in der Heide zwischen Forsterhaus
Mahlberg und dem Arbeiterheim Lühlerheim unweit Sterkrade und
Tsei Brünnen an der Yssel angegeben. Bei Münster früher mehr-
mals in den Wiesen der Aa, 1888 ein Exemplar an der Werse ge-
fangen. (L., W. P. M.)
1) Lacerta agilis L. — Im ganzen Gebiete verbreitet.
Im Sauerländischen Distrikte nicht selten bis Hilchenbach
(W. P. M.) und Siegen (Ed. S.) vorkommend. Hagen (Seh.),
Westherbede (W. P. M.). Im Osning: Feldrom (H. Seh.), Enger
(Fr. W.), Iburg (F. S.), Tecklenburg (Fr. W.), Ibbenbüren (Fr. W.).
In der Gegend von Osnabrück am Sträflingshügel, Schöler-
berge und Schinkel, bei Wallenhorst, Kloster Rulle und am
Penterknappe, am Silberberg, bei Hören und Hellern (B.).
1) Die im Westfälischen Provinzial - Museum für Naturkunde be-
legten Funde sind mit W. P. M. bezeichnet. Eine Hinzufügung von
Belegen aus dem zoologischen Museum der königl. Akademie ist
überflüssig, weil diese sämmtlich auch in ersterem vorhanden sind.
— 224
Im Münsterlande, in den trocTienen, sandigen Heiden überall.
In der Umgegend von Münster am Nubbenberg (W. P. M.)t
bei Kinderhaus, Gelmerheide, Bockbolter und Fuestruper
Berge (W. P. M.), Klatenberge bei Telgte, Hornheide, Hiltrup,
Hohe Ward u. s. w. (Fr. W.). Dann : Altenberge, Schapdetten^
Hügel von Lavesum und Haltern, Harsewinkel, Gütersloh
(Pixeler Heide), Paderborn (W. P. M.) u. s. w.
(Var. erythro notus. — Im Gebiete noch nicht beobachtet.)
2) L. vivipara Jacq. — Wie L. agilis L. durch das
ganze Gebiet und meistenorts häufiger, als diese. . Im
Sauerländischen Districte überall bis zum Plateau des
Kahlen Asten (W. P. M.). Bei Siegen (Ed. S.) und Hilchen-
bach (W. P. M.), Arnsberg, im Hönnethal, Hagen, Westherbede.
Im Osning ziemlich häufig; Paderborn (Fr. W.). Feldrom (H. Seh.)
u. s. w. Im Osnabrückischen sehr verbreitet. (B.) Während
im Gebirge L. agilis L. durchweg häufiger ist, findet sie
sich in der Ebene zahlreicher, besonders im Münsterlande
an allen \Vallhecken, dann in feuchten Gebüschen, auf
sumpfigen Heiden u. s. w., so häutig, dass die Angabe ein-
zelner Fundorte überflüssig erscheint. (Albachten, Lodden-
heide, Sentrup, Steveder Venu — W. P. M..
Var. nigra Wolf. — Im Gebirge und in der Ebene
einzeln. Von mir 1879 bei Nordenau am Kahlen Asten,
von Koch 1888 bei Münster gesammelt. (W. P. M.)
Var. montaiia Mix. — An besonders trockenen Orten,,
auch in der Ebene vorkommend. (Fr. W.)
3) Änguis fragilis L. — Ueberall vorkommend und
meistens nicht selten. Kothhaar-Gebirge (Zumbusch, W. P. M.)
Hilchenbach (W. P. M.l, Siegen (Ed. S.i, Hagen (Seh.), West-
herbede (We.), Arnsberg (Schütte), Büren, Paderborn
(Tenkhoff), Feldrora (H. Seh.) , Bielefeld (Wilbrand),
Iburg (F. S.), Osnabrück (Hörne, Hellern, Hasbergen — B.)
und im ganzen Münsterland. (W. P. M.) — Die Formen:
coeruleoventris Geis, und ajanojmncfata Geis, im Gebiete
(bei Münster) gefunden. (Fr. W.)
— 225 —
4) Coronclla laevis Merr. — Besonders im Gebirge.
Im Sauerländischen Gebietsdistricte überall nnd vielfach
recht häufig. Kothhaar-Gebirge (Zumbusch, — W. P. M.),
Hilchenbach (W. P. M.), Arnsberg (W. P. M.), Meschede, Brilon,
Iserlohn (Nikolai), Hagen (Seh.), Lüdenscheid (Hollstein),
Attendorn (W. P. M.), Westherbede (We.\ Büren (W. P. M.). In
Egge und Osning ebenfalls verbreitet. Feldrom an der
Dörenschlucht (H. Seh.), Bielefeld (Wilbrand), Iburg (Fr. S.).
In der Münsterländischen Tiefebene nur in den südwestlichen
Gegenden nach dem Rheine hin: Lembeck (Koch, W. P. W.),
Fernewalde bei Sterkrade (0., W. P. M.).
5) Tropidonotus natrix L. — Im Sauerländischen
Districte mit Ausnahme der höheren Regionen verbreitet
und meistens häufig : Siegen (Ed. S.), Arnsberg (Ed. S.),
Meschede (W. P. M.), Hagen (Seh.), Westherbede (We.), Bochum
(Fr. W.). Im Osning ziemlich häufig: Paderborn (Tenkh off),
Feldrom (H. Seh.), Bielefeld (Wilbrand), Iburg (selten — F. S.).
Ferner Osnabrück an mehreren Orten (B.), Voerden (auf dem
Moor — L., W. P. M.), im Wichen - Gebirge (L.). Im Mün-
sterländischen Districte überall: Lünen, Koesfeld (Schütte),
in der Davert (W. P. M.), Münster (W. P. M.), Telgte (Fr. W.),
Gimbte (Fr. W.), Greven (W. P. M.), Rheine (Fr. W.), Füchtorf
(Fr.W.), Marienfeld (Fr. W.), in den Baumbergen (Vor mann,
W. P. M.) u. s. w,
6) Vij)era berus L. — Aus dem Sauerländischen Ge-
birge sind in neuerer Zeit keine verbürgten Angaben über
das Vorkommen dieser Otter gemacht worden, allein einige
ältere sprechen zuverlässig ihr Heimaten an der unteren
Ruhr und Lenne aus. Nach 0. wurde 1869 ein Stück bei
Hohenlimburg gefangen. Ferner bei Schloss Bilstein (Kreis
Olpe) 1883 ein Exemplar gesehen (Hildebrand), bei Lüden-
scheid sehr selten (Hollstein). Ausserdem bei Blum
noch angegeben von Meschede und Brilon, aber sehr zweifel-
haft. Von allen anderen Orten wird das Vorkommen aus-
drücklich verneint. Wie ich bereits in meiner Arbeit „die
15
— 226 —
geographische Verbreitung von Pelias herus in Westfalen
und den angrenzenden Landestheilen" gezeigt, ist dieses
Vorkommen durch eine Einwanderung der Otter aus der
Rheinischen Ebene Ruhr aufwärts zu erklären. Hier findet
sie sich mehreren Orts, so z. B. Düsseldorf, Ratingen, Mühl-
heim a. d. Ruhr, Sterkrade u. s. w. Einer näheren Forschung
bleibt es vorbehalten, ob diese eingewanderte Kolonie von
längerem Bestände und grösserem Umfange, oder vielleicht
vor Jahrzehnten erfolgt und heute im Niedergänge begriffen,
wenn nicht schon ganz ausgestorben ist.
Im nordöstlichen Gebirgsdistricte vollkommen fehlend;
die Angaben bei B 1 u m haben sich sämmtlich als irrthümlich
erwiesen. Auch den Angaben über das Vorkommen der
Otter bei Herford und Bielefeld, die ich in meiner oben
erwähnten Arbeit auf Grund der Zuverlässigkeit der Ge-
währsmänner, bezüglich der Bestimmtheit ihrer Aussagen
glaubte als erwiesen annehmen zu müssen, ist durch einen
Aufsatz von Wilbrand^) unlängst jeglicher Boden entzogen
worden. Für die Osnabrücker Gegend ist das Vorkommen
wiederholt verneint.
Von der Verbreitung der Otter in der Münsterläudischeu
Ebene gilt im grossen Ganzen auch jetzt noch das vor
zwei Jahren in oben citirter Arbeit von mir Festgestellte.
Dieselbe bewohnt im westüchen Theile des Districtes zwei
grosse Heide- und Moorkomplexe, deren Zusammenhang
bis jetzt noch nicht erkannt worden ist. Der erste
Komplex begreift das im Mittel 3 Meilen südlich von
Münster gelegene Wald- und Heiderevier der Davert.
Hier ist die Otter gefunden bei Ascheberg (W. P. M.),
Albersloh (W. P. M.), Senden (W. P. M.i, Hiltrup bis nördlich
3 Kilometer von Münster in der Loddenheide (W. P. M.). Der
zweite Komplex umfasst die Heidegegenden längs der Hollän-
dischen Grenze vom Norden des Münsterlandes bis zum
^) Wilbrand. Kommt die Kreuzotter bei Bielefeld vor ? Biele-
felder Post, 1892, Nr. 49.
— 227 —
Eheingebiet, östlich bis zu den Baumberger Hügeln und
den Borkenbergen bei Dülmen reichend. Hier ist die Otter
beobachtet worden bei Euer (Löchter Heide — Tosse),
Sterkrade (Fernewald — 0., W. P. M.), Schermbeck (0.),
Brünnen (0.\ Kaesfeld (0.), Borken (0.), Lavesum (Renne),
Dülmen (Renne), Almsik (Fürsten au), Legden (Egelborg
— V. 0er, W. P. M.), Ahaus (Fürstenau), Epe (Fürstenau),
Ochtrup, Wettringen (In der Brechte — Reinke).
Isolirte Fundstellen sind: Hohenholte, 10 Kilometer
nordwestlich von Münster (W. P. M.), wo sie in der Vellering-
Maasbecker und Natruper Heide früher häufiger gewesen
sein soll (v. Droste Hülshoff) und die Hornheide,
7 Kilometer östlich von Münster zwischen Handorf und
Telgte (Sehe ff er — ?).
Oestlich der Ems ist auch heute noch über das Vor-
kommen der Otter nichts bekannt, wird vielmehr von einzelnen
Orten, so für die Umgegend von Warendorf (Hartmann,
Flassmann) und den Kreis Tecklenburg (v. Varendorff)
ausdrücklich verneint. Da nun auch die Angaben über das
Vorkommen der Otter in den Gegenden von Herford und
Bielefeld sich als irrthümlich erwiesen haben, entbehrt
meine früher ausgesprochene Vermuthung, dass die Otter
hier doch wohl heimisch sei, jeder Begründung. Ebenso
fehlt (nach dem augenblicklichen Stande unserer Kenntniss)
die Otter im ganzen Flussgebiete der Lippe von Schermbeck
aufwärts bis zur Quelle.
Var. prester L. — Nach Mittheilung des Försters 0.
kommen ganz schwarze Kreuzottern unter der Stammform
in der Umgegend von Fernewald einzeln vor. Sonst ist
diese schwarze Abänderung aus dem Gebiete von keinem
Orte erwähnt worden.
7) Bana esculenta L., var. typica. Im Sauerländischen
Gebirge nur in den höheren Regionen (Siegerland) selten
oder fehlend, sonst überall, zumal in den Thälern häufig.
Im nordöstlichen Gebirgsdistricte überall verbreitet und
15*
— 228 —
häufig. Ebenso in der Münstcrländischen Ebene, wo sie
tiberall gemein ist, auch in stagnirendem Flusswasser (Aa^
Werse — W. P. M.).
Var. ridihunda Fall. — Bei uns nicht beobachtet; der Seefrosch
fehlt auch, wie neuere Forschungen ergeben, allem Anscheine nach
in unseren Sumpf heiden mit grossen Wasserlachen, so nicht beobachtet
am heiligen Meer bei Hopsten (Klocke).
8) R. temporaria Aut. — Im ganzen Gebiete bis
zu den höchsten Punkten vorkommend und tiberall gemein.
(W. P. M.)
9) R. arvalis Nils. — Im gebirgigen Theile des Gebiets
nicht vorkommend, in der Ebene auf feuchten Moor- und
Heidegründen überall verbreitet und wohl kaum für grössere
Strecken fehlend. Ich beobachtete die Art 1889 zuerst zahl-
reich in der Hornheide zwischen Handorf und Telgte (W. P.M.);
1890 wurde der Frosch entdeckt auf dem Venner Moor
(W. P. M.), auf der Körheide bei Münster (W. P. M.), an den
Eürstenteichen bei Telgte (W. P. M.) und im Füchtorfer
Moor (Loens — W. P. M.); 1891 in der Ventruper Heide bei
Albachten (W. P. M.), im Hanseller Floth (W. P. M.) und in
der Westerodener Mark, zwischen Altenberge und Greven, Ems-
detter Heide (W. P. M.); 1892 in der Gelmer Heide (W. P. M.)
und in den weiten Heidegründen zwischen Wettringen,
Ochtrup und Metein; 1893 auf der Brüskenheide bei West-
bevern und in der Heide bei Ladbergen. Am Nordrande
des Gebietes im Moor von Voerden 1890 von L und
Kade entdeckt (W. P. M.) und sicher auch dort weiter
verbreitet.
lieber die beiden Kassen des Moorfrosches : typus Lejd.
und striata Koch und dessen Beziehungen zu ihren Wohn-
plätzen habe ich 1892 eine längere Abhandlung geschrieben,
betitelt: „üeber die Neigung zu Rassebildungen durch
locale Absonderung bei Rana arvalis Nils, und einigen
Vertretern der heimatlichen Thierwelt." Beide sind im
Gebiete verbreitet.
— 229 —
10) Bufo vulgaris Laur. Im ganzen Gebiete verbreitet
und überall häufig, daher die Angabe besonderer Fundorte
überflüssig. (W. P. M.)
11) B. calamita Laur. i) — In dem Sauerläudischen
Districte überall, aber nirgends häufig. Kommt bei Hilchen-
bach und Siegen noch vor. Am häufigsten auf dem Haar-
strang, von mir bei Paderborn gefunden. Nicht nachge-
wiesen im Eggegebirge, wurde aber auf dem Osning bei
Lengerich beobachtet. (W. P. M.) lieber sein Vorkommen
im Osnabrücker Lande und im Wieheugebirge liegen keine
Angaben vor. In der Münsterländischen Ebene verbreitet
und an geeigneten Localitäten, unter denen er besonders
trockene Sand- und Kalkhöhen zu lieben scheint, nicht
gerade selten, stellenweise sogar häufig. Zuerst in den
70er Jahren von Treuge am Nubbenberg erbeutet
(W. P. M.), 1882 von mir auf der Loddenheide entdeckt, wo-
selbst er sehr häufig ist. (.W. P. M.) Ausserdem wurde er
in der Umgegend Münsters gefunden bei Albersloh (1891),
in der Lehmheide (W. P. M.), bei Pleistermühle (Loens 1890)
und auf dem Westbeverbrink (Fr. W. 1892, W. P. M.) ; gehört
in der Gelmer- und Koerheide (1892). Dann: Altenberge auf
den Kalkhöhen iFr. W.) und im Steveder Venu bei Koesfeld. (L.)
12) Hyla arhorea L. — Im oberen Sauerländischen
Gebiete fehlt die Art; im Kuhr- und unteren Lennethale,
sowie im Thale der Volme und Ennepe selten, so Arnsberg
(Schütte), Hohenlimburg (Fr. W.), Hagen (Seh.), Westherbede
|We., W. P. M.), erst nach der Lippe zu, also mit dem Ein-
tritt in den District der Münsterländischen Ebene häufiger
{Ed. S.): Paderborn, Lippstadt, Dortmund. Im Eggegebirge
und im Osning überall und meist nicht selten, so Feldrom
(H. Sch.\ Bielefeld, Lengerich (B.), Iburg (F. S.) Auch bei
^) B. viridis Laur. — Kommt in dem Rheinländischen Nachbar-
gebiete bis zur Grenze (Elberfeld) vor, ist aber in unserem Gebiete
bisher noch nicht gefunden.
— 230 —
Osnabrück heimisch (auf der Wüste, im Hon am Piesberge»
am Schülerberg, bei Hören, Hellern und Hasbergen — B.) und
von mir bei Ibbenbüren gehört. lieber das Vorkommen
des Laubfrosches im Wiehengebirge fehlen jegliche Angaben.
Am verbreitetsten in der Münsterländischen Ebene, woselbst
er wohl nirgends fehlt und stellenweise, wie z. B. in der
Umgegend Münsters, recht häufig ist; hier selbst in den
Stadtgräben laichend und in den Gärten der Stadt vaga-
bundireud. (W. P. M.) Ich beobachtete ihn ausserdem bei
Eheine, Greven, Darfeld, Nottuln, Ascheberg und Sendenhorst;
Loens bei Füchtorf, Schütte bei Koesfeld,
13) Pelobates fuscus Laur. — In allen gebirgigen Ge-
bietstheilen fehlend, ob im Osnabrückischen vorkommend,
ist mir unbekannt; in der Münsterländischen Ebene hingegen
heimisch und wohl viel verbreiteter, als bis jetzt erwiesen.
In der Umgegend von Münster wohl ebenso häufig, wie der
Laubfrosch. Wie dieser schon innerhalb des Weichbildes
der Stadt und in den alten Stadtgräben bez. den an-
grenzenden Gärten nicht selten. (W. P. M.) Aber auch in
der weiteren Umgebung überall auf leichtem Senkel- und
schwerem Mergelboden beobachtet, besonders die grossen,
stark entwickelten, daher viel mehr als das versteckt lebende
ausgebildete Thier auffallenden Larven, welche in grösseren
Gräben mit moderigem Untergrunde leben. Letztere traf
ich an bei Ramert unweit Roxel (1890, W. P. M.), an der
Gievenbecker Schule (1891, W. P. M.), auf der Körheide
im Graben der Liebesinsel, einem alten Entenfange (1891),
hier die Länge von 116 mm erreichend, mithin die von
V. Bedriaga angegebene Grösse (113 mm) noch etwas über-
treffend. (W. P. M.) Ferner Angelmodde, nördlich vom
Dorfe (1892 Fr. W., W. P. M.) und am Kanal hinter Kinderhaus
(1893). Die ausgebildete Kröte selbst wurde von L., Koch,
Vormann, Loens und mir bei Münster erbeutet. (W. P. M.)
14) JBomhinator jmchypus Bon. — Im Sauerländischen
Gebirgsdistricte bis zum Eande der Ebene überall vor-
— 2;^l —
tommend, in den südlichen Theilen jedoch seltener, als in
den nördlichen. Scheint besonders auf dem Kalkboden des
Haarstranges heimisch zu sein. (W. P. M.) Siegen (Ed. S.),
Hilchenbach (R. B.), Meschede, Arnsberg (Fr. W.), Möhnethal,
Westherbede (We.), Paderborn (Haxtergrund, Tenkhoff).
Auch im Eggegebirge und im östlichen Theile des Osnings
überall verbreitet (H. Seh.), im westlichen Theile hingegen bis
jetzt nur durch B. bei Lengerich beobachtet. In der
Münsterländischen Ebene, selbst in den Hügelpartien der-
selben, kommt die Art nicht vor. Ueber ihr Vorkommen
im Wiehengebirge nichts bekannt, im Osnabrückischen bei
Hellern und Hörne gesehen. (B.)
15) Ahjtes ohstetricans Laur. — Der Verbreitungsbezirk
dieser Art deckt sich nach dem augenblicklichen Stande unserer
Kenntnis fast genau mit dem des Bonibinator pachypus
Bon. In den Sauerländischen Gebirgen lebt sie überall,
besonders in der etwas wärmeren nördlichen Region,
ist aber auch in dem kälteren Siegerlande nicht selten.
Siegen (Ed. S.), Hilchenbach (R. B.), Brilon (W. P. M.), Meschede,
Arnsberg (W. P. M.), Hönnethal, Attendorn (W. P. M.), Hohen-
limburg, Westherbede (We., W. P. M.), ^Y erden (L) u. s. w.
Ob auf dem Haarstrang, also am Rande der Ebene, noch
vorkommend, ist unbekannt, auch über ihre Anwesenheit
im Almethale liegen keine Beweise vor, geht also vielleicht
über das Ruhrgebiet nicht hinaus. Im Eggegebirge und im
östlichen Theile des Osning ebenfalls verbreitet (H. Seh.);
aus dem westlichen Theile hingegen nicht angegeben und
dort vielleicht fehlend. Ueber ihr Heimaten im Wiehen-
gebirge und Osnabrückischen fehlt jede Beobachtung.
16) SaJamandra maculosa Laur. — In allen Sauer-
ländischen Gebirgen verbreitet und bis zu den oberen
Regionen häufig, stellenweise selbst in den belebtesten
Stadttheilen gefunden. Sonst liebt der Feuersalamander
sowohl die schattigen Waldungen mit altem Holzbestande,
als auch die bewachsenen Abhänge der Berge. Im Rothhaar-
232
gebirge (Zurabusch, W. P. M.), Siegen (Ed. S.), Hilchenbach
(R. B., W. P. M.), Niedersfeld, Brilon, Arusberger Wald,
Westberbede (We., W. P. M.), Ebbe -Gebirge, Hagen (Seh.),
Ardey-Gebirge (Witten, Annen — W. P. M.) und Haarstrang
(Bochum — W. P. M., Castrop, Paderborn im Wewerwalde
— W. P. M. u. s. w.). Ebenso ist er im Egge -Gebirge
heimisch (H. Seh.) und auch im ganzen Osning verbreitet
(Bielefeld, Iburg — Fr. S. , Lengerich (B.), TecWenburg (Vor-
mann). Desgleichen lebt er in dem Osnabrücker Hügellande
(auf dem Schölerberge, in der Gartlage, im Hon am Piesberge,
am Hüggel und Silberberge — W. P. M.), ob er aber auch
im Wiehengebirge zu Hause, ist einstweilen noch unerwiesen.
In der Münsterländischeu Ebene tritt er hingegen nur sehr
sporadisch auf und ist durchweg in seiner Existenz an
grössere alte Waldungen gebunden, an solchen Orten aber
zuweilen gar nicht selten. Der Münster am nächsten ge-
legene Fundplatz ist der alte fürstbischüf liehe , jetzt
fiskalische Thiergarten von Wolbeck, 10 Kilometer süd-
östlich von Münster gelegen und theilweise noch mit altem
Holze bestanden (W. P. M.). An diesem Orte habe ich den
Salamander im Verein mit Anderen in früheren Jahren
nicht selten gesammelt; in den letzten Jahren sammelte
ihn daselbst Fr. W. und etwas weiter südlich nach Albersloh
zu Holtmann (W. P. M.). Ferner ist er gefunden bei
Ostbevem (W. P. M.) und im fürstlichen Bagno zu Burgstein-
furt, soll auch in den Hochwäldern des alten Kloster
Kappenberg bei Lünen vorkommen. Einmal ein (wohl ent-
laufenes) Exemplar in der Stadt Münster gefangen (W. P. M.).
Vielleicht reicht sein Vorkommen nördlich im Münster-
land und Osnabrückerland noch weiter, als bisher festgestellt,
denn in der Mitte der 70er Jahre erhielt das hiesige W. P. M.
ein Stück aus der Gegend von Lingen, 18^3 eines von
Gildehaus (Fo er st er, W. P. M.).
17) Triton cnstafus Laur. — In der Sauerländischen
Bergregion verbreitet, wohl nirgendwo selten. Hilchenbach
(R. B., W. P. M.), Siegen (Ed. S.), Arnsberg, Hagen (Seh.),
233
Westherbede (We.), Bochum (Fr. W.), Paderborn (Tenkh off).
Im Erzgebirge bei Feldrom (H. Seh.) und anderswo (Teich
bei den Externsteinen — B.) häufig, ebenso im ganzen
Osning bis Iburg hinab (F. S.). Im Osnabrückischen von B.
auf der Wüste bei Hörne, Hellern und Hasbergen gefangen.
Ueber das Wiehengebirge fehlt jede Nachricht. In der
Ebene ebenfalls verbreitet und namentlich auf lehmigem
und kalkig -mergeligem Boden häufig. Münster, vielerorts,
nach dem kleinen Wassermolch, Triton taeniatus Schneid.,
der gemeinste (Fr. W.) in den Baumbergen (Fr. W.), Coesfeld
(Schütte), Nottuln (Fr. W.), in der Davert (Fr. W.), Rheine
(W. P. M.) u. s. w.
18) T. alpestris Laur. — Im ganzen Sauerländischen
Gebirgsdistricte verbreitet und in Wiesengräben, Tränken
und Pfützen noch viel häufiger, als die vorhergehende Art
(W. P. M.). Ebenso häufig im Egge -Gebirge und auch im
östlichen Theile des Osnings nicht selten (H. Seh.), aus dem
westlichen Theile nicht bekannt, von F. S. bisher bei Iburg
nicht gefunden, jedoch hier, wie im Wiehengebirge, wohl
kaum fehlend. In der Münsterländischen Ebene zerstreut,
nur auf schwerem Boden, besonders auf Kalkboden, dort
aber im vollständig hügelfreien Terrain und durchaus nicht
selten. In der Umgegend von Münster, besonders bei
Nienberge und in der Bauerschaft Gievenbeck, hier schon
2 Kilometer von der Stadtgrenze angetroffen (W. P. M.).
Eerner Roxel und nördlich Münster bei Rumphorst. Als-
dann in der Gegend der ßaumberge, bei Burgsteinfurt, in
der Davert bei Rinkerode, Herbern, unweit Warendorf bei
Freckenhorst (Fr. W.) und Paderborn (Tenkhoff, W. P. M.).
19) T. taeniatus Schneid. — üeberall im Gebiete, sowohl
in den Bergen, wie in der Ebene verbreitet und allerorts
an passenden Localitäten häufig, stellenweise gemein. Geht
bis zu den höchsten Regionen hinauf, L. fand 1887 auf
der Kuppe des kahlen Asten seine Larven im Quell-
wasser (W. P. M.).
— 234 —
20) T. palmatus Schneid. — Im Frühjahr 1890 von
R. B. in der Umgegend von Hilchenbach entdeckt und seit
der Zeit daselbst in klaren Viehtränken nicht selten
beobachtet (W. P. M.). Sicherlich im Sauerländischen Gebirge
weiter verbreitet, aber bisher von keiner Seite constatirt»
wahrscheinlich übersehen, bezüglich mit T. taeniatus Schneid,
verwechselt. Auch über sein Vorkommen in den anderen
Gebirgsdistricten unseres Gebiets wissen wir nichts. In der
Ebene des Münsterlandes wohl fehlend, wenigstens ist bia
jetzt jahrelang vergebens nach ihm gefahndet.
— 235 —
HauptUbersicht.
Lacerta agilis. Harz: erst von Sangerhaiisen und
Blankenburg bekannt. Vorlande: Quedlinburg, Hoppelberg,
Kegenstein, Weferlingen, Helmstedt, Braunschweig. Kyff-
häuser: verbreitet. Leine- and Weserbergland: Göttingen^
Hameln, Haarbrück, Detmold. Sauerland: nicht selten, bis
Hilchenbach und Siegen. Münsterland: verbreitet. Teuto-
burger Wald (Osning): Feldrom, Iburg u. a., um Osnabrück.
Lacerta vivipara. Harz: überall. Vorlande: zwischen
Harzburg und Braunschweig häufig, z. B. Wasserleben,
Schiaden, Lappwald, Elm, Asse. Kyffhäuser: verbreitet.
Leine- und Weserbergland: Göttingen, Kreiensen, Eschers-
hausen, Detmold. Sauerland: häufig. Münsterland: häufig.
Teutoburger Wald (Osning): häufig.
Lacerta viridis, Helmstedt?
Anguis fragilis. Nirgends fehlend.
Coronella laevls. Harz: Nur aus dem südöstlichen und
südwestlichen Theil bekannt. Vorlande: Quedlinburg,
Hoppelberg, Regenstein, Huy. Kyffhäuser: verbreitet. Leine-
bergland: Heiligenstadt, Göttingen, Salzderhelden, Hildes-
heim. Weserbergland: Eschershausen, Hameln, Haarbrück,
Waldeck, Herford. Sauerland: Rothaargebirge, Hilchenbach
u. a. Münsterland: Lembeck, Fernewald. Teutoburger
Wald: Feldrom, Dörenschlucht, Bielefeld, Iburg.
Tropidonotus natrix. Harz: Selke- und Bodethal,
Blankenburg, Kamschlacken. Vorlande: z. B. Weferlingen,
Walbeck, Helmstedt. Kyffhäuser: verbreitet. Leineberg-
1) Eine kartographische Darstellung der Verbreitung der ein-
zelnen Arten behalte ich mir für einen späteren Bericht vor!
— 236 —
laiid: Heiligeustadt, Göttingen. Weserbergland: Wickensen,
Hameln, Haarbrück, Detmold, Wiehengebirge. Sauerland:
Im niedern nordwestlichen Theil. Münsterland: überall.
Teutoburger Wald und Umgegend: Bielefeld, Osnabrück
u. a. Wiehengebirge.
Vipera herus. Harz : Fast allgemein verbreitet. Vor-
lande: in den meisten Waldungen. Kyffhiluser: verbreitet.
Leinebergland: vielerorts. Weserbergland, rechtsseitig:
Hann. Münden, V Holzminden, wahrscheinlich Eschers-
hausen. Sauerland: im westlichen Theil sehr selten. Mün-
sterland: in zwei Gegenden nachgewiesen (vergl. bei West-
falen!), im linksseitigen Weserbergland, dem Teutoburger
Wald und Umgebung fehlend.
Emys orhicularis. Nur Harzvorland: Um Weferlingen
und Braunschweig, vielleicht einheimisch.
Bana esculenta typica. Sicher nachgewiesen : Harz : im
niedern, südöstlichen Theil, sonst nur am Gebirgsrand. Vor-
lande: z. B. Weferlingen, Braunschweig. Leine- und Weser-
bergland: verbreitet. Sauerland: Im niederen nordwestlichen
Theil häufig, im höheren südöstlichen, um Siegen, fehlend.
JVIünsterland : häufig. Teutoburger Wald: häufig.
Bana esculenta ridibimda. Harz : Mönkmühlenteich bei
Michaelstein. Vorlande: Wasserleben, Egeln. Im ganzen
übrigen Gebiet nicht nachgewiesen!
Bana temporaria. üeberall häufig.
Bana arvalis. Nur in den nördlichen Harzvorlanden^
bei Braunschweig, vielleicht auch im Wipperthal am Kyff-
häuser, und im Münsterland, endlich bei Osnabrück nach-
gewiesen, hier aber häufig! Im ganzen gebirgigen Theil
des Gebiets vermisst!
Biifo vulgaris. Üeberall häufig.
Bitfo viridis. Südöstlicher Harz: Quenstedt, Ballen-
stedt, Blankenburg. Vorlaude: vielerorts. Im ganzen Leine-
— 237 —
und Weserbergland uoch nicht sicher nachgewiesen, in
Westfalen fehlend, tritt erst wieder an der Grenze des
Kheinischen Gebiets, bei Elberfeld, auf!
JBufo calamita. Harz : Goslar, Innerstethal, Grund,.
Badenhausen, Osterode. Vorlande: Quedlinburg, zwischen
Weferlingen uud Braunschweig häufig. KyfiFhäiiser: an-
geblich. Leine- und Weserbergland: Göttingen, Eschers-
hausen. Haarbrück, Falkenhagen. Sauerland: Hilchenbach^
Siegen, Paderborn. Münsterland: verbreitet. Teutoburger
Wald: z, B. Lengerich.
Hyla arhorea. Ueberall! Nur aus dem Leinebergland
noch nicht angegeben, aber gewiss nur übersehen, und int
höheren Theil des Sauerlandes fehlend.
Pelohates fuscus. Harz: Am Gebirgsrand bei Blanken-
burg, nördliche Yorlande : vielerorts, Kyfifhäuser: ? Franken-
hausen. Münsterland: häufig. Aus dem gebirgigen Theii
liegen dagegen keine sichern Nachrichten vor.
JBomhinator jjachypus. Harz: Oker, Goslar, Innerste-
und Sieberthal. K3'flFhäuser: ? Frankenhausen. Leine- und.
Weserbergland: vielerorts. Sauerland: verbreitet, doch im
höheren Theil selten, in Egge und dem östlichen Theil des
Teutoburger Waldes, häufig, auch bei Hellern. Im Münster-
land fehlend,
Bomhinator igneus. Quedlinburg, ? Weferlingen, Helm-
stedt, Braunschweig. Ferner im Weserbergland bei Eschers-
hausen sicher festgestellt, da die Art aber dem übrigen
Gebiet und Westfalen völlig abgeht, dürfte hier Ver-
schleppung vorliegen.
Alytes obstetricans. Harz: z. B. Umgegend von Grund^.
Stöckey, Ellrich, Crimderode, Hohenstein, wahrscheinlich also
am ganzen West- und Südwestrand, dagegen im Osten und
in den Vorlanden, sowie dem Kyfifhäuser nicht gefunden.
Im ganzen Westen, als Leine- und Weserbergland, Sauer-
— 238 —
land und Teutoburger Wald häufig, nur im höheren Theil
des Sauerlandes selten und im Münsterland fehlend.
Salamandra maculosa. Im gebirgigen Theil überall in
den Wäldern, ausserdem in den Harzvorlanden, im Lapp-
wald, Elm, Lichtenberge und im ebenen Münsterland in
mehreren Waldungen vereinzelt beobachtet.
Triton cristatus. Harz: Neudorf und Harzgerode, sonst
bisher nur vom Gebirgsrand bekannt. Vorlande: überall.
Kyfthäuser: Frankenhausen. Leine- und Weserbergland:
vielerorts. Sauerland, Münsterland, Egge, Teutoburger
Wald : verbreitet.
Triton alpestris. Im gebirgigen Theil häufig und
nirgends fehlend, in den nördlichen Harzvorlanden zwischen
Harzburg, Braunschweig, Weferlingen nicht selten, auch im
Münsterland an mehreren Orten beobachtet.
Triton taeniatiis. üeberall häufig!
Triton xmlmatus. Harz: üeberall! Aus dem Weser-
bergland von Hannoversch Münden, Eschershausen und
seiner weitern Umgebung, Hameln bekannt, aus Westfalen
erst von Hilchenbach. Wahrscheinlich dürfte die Art aber
nur den nördlichen und östlichen Vorlanden des Harzes
und dem Münsterland ganz abgehen, sonst überall in Berg-
waldungen, vor Allem im Sauerland und Teutoburger-
wald, sich noch finden.
Einige allgemeine Resultate.
1) Dem Gebiet fehlen Formen des Südens, wie sie das
Rheinthal, Schwaben, Böhmen und selbst noch die Berliner
Gegend beherbergen, entschieden. Weder für Lacerta viridis,
muralis, Tropidonotus tessellatus, Coelopeltis Äescidapii noch
Eana agilis sind Funde verbürgt. Das vereinzelte Vor-
kommen der Smaragdeidechse bei Helmstedt mag auf Aus-
setzung zurückzuführen sein, die gegentheiligen Angaben
sind als irrig zu betrachten. Auch Emys orhicularis, eine
239
Form des Südens und Ostens, könnte höchstens, mit
Zweifel, um Braunschweig und Weferlingen als einheimisch
betrachtet werden.
2) Formen des gemässigten Westeuropas sind unter
den Amphibien zahlreich und häufig vertreten. Neben einer
Keihe Arten, welche ganz Deutschland mit Nordfrankreich
gemeinsam besitzt, sind 3 westeuropäische Thiere, Bufo
calamifa, Älytes ohstetricans, Triton palmatus fast im ganzen
Gebiet an geeigneten Oertlichkeiten zu finden. Es ist jedoch
zu beachten, dass Alytes und Triton imlmatus in Deutsch-
land zu Bergformeu werden, während Bufo calamita auch
die Ebene bewohnt und z. B. noch weithin am Ostseestrand
sich findet.
3) Dagegen vermissen wir in den gebirgigen Theilen
des Gebiets Tieflandsformen, die Kepräsentanten der grossen
osteuropäischen Niederung, bisher entschieden, die spärlichen
Meldungen lassen sich auf Verwechslung oder Verschleppung
zurückführen. Nur an den Kändern der Plateaus, in den
Ausbuchtungen treffen wir hin und wieder Bana arvalis,
B. esciilenta ribibimda, Bonibinator igneus und Belo-
hates an.
4) Der einzige Lurch des Ostens, welcher auch in
Gebirgen Süddeutschlands, z. B. auf dem Jura, sich findet,
Bufo viridis, ist in unserm Gebiet eine grosse Seltenheit.
Im Münsterland fehlt er ganz, sein Vorkommen im Weser-
und Leinebergland bedarf noch der Bestätigung.
5) Als echter Bewohner der Berge erweist sich auch
hier Bonihinator pacliypus, die Bergunke, Sie fehlt fast
keinem gebirgigen Landstrich, wird aber in der Ebene ent-
schieden vermisst. Doch ist zu beachten, dass sie den
Oberharz zu meiden scheint und auch im höhern Theil des
Sauerlands nicht häufig vorkommt, sich also keineswegs
gegen Kälte unempfindlich zeigt! Bergformen sind in
unserm Gebiet ferner Älytes ohstetricans , Salamandra
— 240 —
maculosa, Triton alpesfris, palmaius ^). Letztere 3 Arten
haben sich allerdings auch hin und wieder im Weser-
tiefland, wohin sie vielleicht vom Wasser getragen wurden^
erhalten, ohne Zweifel unter dem Schutz der Feuchtigkeit.
G) Bei Betrachtung der Verbreitung und der Lebens-
bedingungen unserer Keptilien fallen die Beziehungen
zwischen Lacerta vivipara und Vipera herus einerseits,.
Lacerta agilis und Coronella laevis anderseits ins Auge.
Erstere beide Arten finden wir vor Allem im Gebirg und
dann wieder im moorigen, feuchten Tiefland, letztere bevor-
zugen trockene sonnige Gegenden in tiefern Gebirgslagen
und der Ebene, Doch finden wir an Orten, wo die Lebens-
bedingungen für alle 4 Thiere sich günstig erweisen, etwa
feuchte Moordistrikte und ßergwiesen an trockne Gehänge
stossen, 3 oder 4 Arten vereint, während anderseits an
vielen Plätzen, wo beide Eidechsen hausen, die Schlangen
von je fehlten oder ausgerottet sind,
7) Wie keine Fauna ein starres, abgeschlossenes Ganze
darstellt, so lässt sich auch bei den Keptilien und Amphibien
unseres Gebiets, obwohl sie für Wanderungen weit un-
günstiger gestellt sind als z, B. die Vögel und Insekten»
*) Es sei mir hier die Bemerkung gestattet, dass die Ausdrücke
„Bergform" und „Tieflands- oder Thalform" selbstredend nur relative
Begriffe sind. Der kahle Petersberg bei Halle, 241 m hoch, führt
unmittelbar unter seinem Gipfel noch Rana esculenta ridibunda, die
Altenburg in der waldarmen Quedlinburger Gegend Bombinator igneus;
aber keine einzige Bergform, während solche doch in der waldigen
Hügellandschaft um Braunschweig noch fortkommen und im Selke-
thal in 200 m Meereshöhe unter dem Schutz der bewaldeten Thal-
hänge fröhlich gedeihen. Ein schmales Gebirgsthal, wie das der
Selke, ermöglicht eben durch seinen ganzen Charakter den Aufenthalt
von Gebirgsthieren noch in sehr geringer Höhe , während umgekehrt
ein Thal, welches durch räumliche Ausdehnung den Typus des Tief-
lands ins Bergland verpflanzt, wie das breite Rheinthal in der Ober-
rheinischen Tiefebene, trotz der umgebenden hohen Gebirgswälle die
Ansiedelung vieler Tief landsformen begünstigt. Vergl. meinen Auf-
satz „Ueber die geogr. Verbreitung d. Amphibien Württembergs".
— 241 —
eine fortwährende Veränderung ihrer Wohnsitze nachweisen.
Sie verlassen ihre Stätten, falls ihre Existenzbedingungen
ungünstig werden oder, bei zunehmender Vermehrung, ander-
wärts geeignete Wo Iniplätze sich darbieten. Bei unserer
erst in neuester Zeit gesicherten Artenkenntniss fehlt es
freilich noch an positiven Belegen. Aber der Rückgang an
Individuen ist bei Bonibinator, igneus wie pacliypus, um
Braunschweig wie im Wesergebirge augenscheinlich, das
Verschwinden der Bana escuUnfa typica bei Göttingen,
unter dem Einfluss der Cultur, das Aussterben der Schlangen
z. B. bei Wickensen ist bewiesen. Umgekehrt ist die Kreuz-
otter in Westfalen nach Westhoff erst neuerdings ein-
gewandert. Bei den, erst kürzlich erkannten, Tieflands-
formen ist Wanderung im Grossen, flussaufwärts, ebenso
wahrscheinlich, wie dies im Kleinen, durch Besiedelung neu
entstehender Tümpel und Ausstiche, längst bekannt ist. —
Ueber die Westformen, welche man recht gut als Ein-
wanderer betrachten kann, habe ich mich schon oben aus-
gesprochen. Auch hier muss weiterer Forschung vorbehalten
bleiben, ob in der Jetztzeit Rückgang oder Fortschreiten
stattfindet, da sie bisher verkannt wurden. Ich schliesse
mit einem Worte Westhoff 's (briefl. Mittheil.): „Dieser
Trieb zur Wanderung und die Richtung, in welcher sie
geschieht, zeigt sich auch in unserm Faunenbild in der
Verbreitung der einzelnen Arten, deutet uns aber gleich-
zeitig an, von woher sie einst in unser Gebiet eingerückt
sind, wo wir ihre alte Heimat zu suchen haben und geben
uns so Fingerzeige, aus dieser ihre Existenzbedingungen
immer besser und klarer verstehen zu lernen."
Es erübrigt mir noch die angenehme Pflicht, meinen
Mitarbeitern und allen Jenen, welche seit Jahren durch
Mittheilungen mich unterstützten, den verbindlichsten und
herzlichsten Dank auszusprechen! Absichtlich vermied
ich es, durch Aussendung der jetzt beliebten Fragebogen
den Kreis der Beobachter noch zu erweitern, da ich
16
— 242 —
zunächst eine Grundlage für weitere Thiltigkeit auf diesem
Gebiete der besonderen Heimatskunde zu scliaffen wünschte,
richte hierdurch aber an alle Interessenten, Naturfreunde
und Forscher die Bitte, meine für die Zukunft in Aussicht
genommenen Arbeiten, sowohl Nachträge für dies Gebiet
als auch Monographien über andere Gegenden, auch ferner-
hin durch Zusammenstellung von Lokalfaunen, Mittheilung
von Beobachtungen und Belegstücken aus ganz Deutsch-
land geneigtest fördern zu wollen!
Nachtrag
zu den
Herpetologischen Localfaunen
der
Österreichischen Erzherzogthümer.
Von Dr. F. "Werner, Wien.
Seit dem Erscheinen dieser kleinen Arbeit im Jahrbuch,
des naturw. Ver. zu Magdeburg 1891 habe ich einige
Beobachtungen über das Vorkommen von Keptilien und
Amphibien in Niederösterreich machen können, welche zur
Vervollständigung dieser Mittheilungen dienen dürften.
Vor allem habe ich bei Excursionen in die Umgebung
der Stadt Baden (27 km südlich von Wien und 4 km nörd-
lich von Vöslau, dessen herpetologische Fauna ich mit-
getheilt habe) mehrere ziemlich auffallende Vorkommnisse
constatiren können. So das Vorkommen der bei Vöslau
vollständig fehlenden^) Lacerta agilis, welche an den Ufern
der Schwechat nicht selten ist; das Auftreten der bei Vöslau
ebenfalls vollständig fehlenden Rana femporaria, welche ich
in den Laubwäldern des Helenenthaies beobachten konnte;
dieser Frosch scheint wie Salamandra maculosa die Föhren-
wälder (wie ich statt Nadelwälder — p. 119. — genauer
sagen will) deren Auftreten mit trockenem warmen Klima
und Kalkboden zusammenhängt, zu meiden, während sie in
^) Wenn in Vöslau Lacerta agilis angetroffen werden sollten, so
wären es ausnahmslos Exemplare, welche mir während eines 8jährigen
Sommeraufenthaltes daselbst entwischt sind. Dasselbe gilt für Bana
esculenta.
16*
244
Laubwäldern und in den alpinen Tannen- und Fichten-
wäldern häufige Erscheinungen sind. Dafür konnte ich
Bana agilis, welche bei Vöslau so häufig ist, bei Baden
nirgends finden, womit ich indessen nicht sagen will, dass
sie gänzlich fehlt. Sdlamandra maculosa sull nach sehr
glaubwürdigen Zeugen auf dem „Eisernen Thor", einem
etwas über 800 m hohen Berge bei Baden, vorkommen, doch
habe ich den Berg nur bei sehr trockenem Wetter bestiegen
und dalier keine Salamandra gesehen.
Eine weitere bemerkenswerthe Erscheinung ist Tropido-
notus tessellatus, die Würfelnatter, welche an den Ufern des
Schwechatflusses (Helenenthal) ausserordentlich häufig ist,
so dass man an einem schönen Mai- oder Junitage leicht
ein Dutzend Yon ihnen zu Gesicht bekommen kann. Die
Würfelnattern von Baden gehören ebenso wie diejenigen
von andern niederösterreichischen Fundorten, von denen icl^
Exemplare gesehen habe, keiner bestimmten Varietät an,
sondern typische Exemplare und solche der var. liydrus
kommen zusammen vor, obwohl die osteuropäische var. liydrus
stark überwiegt.
So ist z. B. die Zahl der Prae- und Postocularschilder
bei 6 im Jahre 1892 gefangenen Exemplaren
Praeocularia
Postoc
ularia
rechts
links
rechts
links
I.
2
2
5
4
n.
2
3
3
4
iii.
2
2
4
4
IV.
2
2
4
4
V..
2
2
3
3
VI.
2
2
4
4
Also unter 6 Exemplaren nur ein einziges typisches (Nr. 5).
Die Würfelnatter erreicht bei Baden fast Meterlänge.
Sie hat daselbst die Ringelnatter so zurückgedrängt, dass
man nur selten ein Exemplar letzterer Art zu sehen be-
kommt, während man an beiden Ufern der Schwechat an
— 245 —
günstigen Stellen eine Würfelnatter nach der andern im
Orase und auf den grossen Ufersteinen liegen und, wenn
sie nicht grade vollgefressen sind, mit grosser Schnelligkeit
dem Flusse zueilen sieht. Man beobachtet sie auch oft
auf dem Grunde des Flusses, wie sie zwischen den Steinen
herumkriecht und fischt.
Noch häufiger ist Tropidonotus tesseUatus nördlich von
der Donau und zwar im Kampfiusse bei Hörn und nament-
lich in der Thaja zwischen Retz und Hardegg, wo all-
jährlich Hunderte von Exemplaren gefangen werden, ohne
dass man eine Abnahme der Schlangen bemerken könnte.
Von den anderen niederösterreichischen Fundorten wie z. B.
von der Hinterbrühl bei Mödling oder von Hain bürg an
4er Donau habe ich noch keine Exemplare gesehen.
Die obenerwähnte Gegend Retz-Znaim-Hardegg be-
herbergt des Weiteren zahlreiche Lacerta viridis'^), wovon
ein vollkommen schwarzes Exemplar sich in meinem Besitz
befindet. Auch die südeuropäische gestreifte Varietät der
Eingelnatter (Tropidonotus natrix var. petsa) kommt dort,
obgleich selten, vor. Von dieser Varietät habe ich in
Niederösterreich nur noch ein Exemplar gesehen, nämlich
in Brück an der Leitha, also an der ungarischen Grenze. 2)
Aus dem Alpengebiete Niederösterreichs kenne ich jetzt
noch Triton cristatus und taeniatiis, welche ich in einem
Meinen Teiche bei Hirschwang im Schwarzathale, etwa
500 m ü. M. fand; von den cnstatus -LMYen waren Ende
August erst wenige ausgefärbt, die meisten trugen noch
die gelbgrüne Larvenfärbung. Ebenso waren Ende August
die Larven von Bana temporaria in einer Bucht des
^) Das südlichste Vorkommen der L. viridis in Nieder-Oesterreich
ist Gloggnitz a. d. Südbahn. (Uebergang in die hoch alpine Region
wenige Kilometer südlich.)
2) Diese Varietät ist in Kärnthen gar nicht sehr selten und in
Dalmatien die gemeinste Schlange überhaupt.
— 246 —
Schwarzaflusses bei Hirschwang erst zweibeinig. (Paarungs-
zeit der ietiqmrari a daselbst i]nde März bis Anfangs April.)
Was die beiden Colonisten der niederösterreicliischen
Reptilienfauna anbelangt, so wurde mir berichtet, dass in
diesem Jahre wieder ein Exemplar von Pseudojms (Ophi-
saurus) apus bei Purkersdorf gefangen wurde, woraus zu
schliessen ist, dass die Thiere, welche wahrscheinlich von
dem verstorbenen Naturalienhändler Erber daselbst aus-
gesetzt wurden, noch immer leben. Ob sie sich auch schon
vermehrt haben und ob das in diesem Jahre gefangene
Exemplar vielleicht schon ein gebürtiger Niederösterreicher
ist, darüber ist mir nichts bekannt; andernfalls müsste das
Thier mindestens 8 Jahre alt sein.
Zamenis gemonensis habe ich auch bei Baden an ver-
schiedenen Stellen beobachtet, doch gelang es mir nicht,
auch nur eines einzigen Exemplares habhaft zu werden.
Die Vöslauer und Mödlinger Colonien konnte ich in diesem
Jahre nicht besuchen.
Die im Vorjahre von Laxenburg bei Mödling erwähnte
Kreuzotter scheint eine von der alpinen, ganz normalen
Form, nicht unbedeutend abweichende und gut unterscheidbare
Varietät zu sein. Sie hat stets nur 19 Schuppenreihen,
ist etwas kleiner als der Typus ; das Zickzackband des
Rückens verläuft auf einem breiten, hellen Längsbande,
welches von den dunkleren Lateralbändern häufig durch eine
Punktreihe oder unterbrochene Linie (aber auch sonst mehr
oder weniger scharf und stets geradlinig) abgegrenzt ist.
cJ und 5 in der Färbung nicht verschieden, stets braun.
Wohl nur in der Ebene östlich vom Wienerwald und süd-
lich von der Donau, mir bisher nur aus dem weiteren Um-
kreis von Laxenburg bekannt.
Von den Wasserfröschen, welche südlich von Wien,
z. B. in den Teichen der Ziegeleien von Steinhof bei
Inzersdorf leben, soll eine Form nach Aussage der Um-
wohner der Teiche durch Soldaten eingeführt worden sein,
— 247 —
welche dieselben von den Waffenübungen in Brück a. d.
Leitha mitbrachten und in den Steinhofer Teichen aus-
setzten. Obwohl ich nicht herausbringen konnte, welche
Form gemeint sei, die typische oder die riesige braune,
grünfleckige ridibimda, so ist es doch möglich, dass die
ridibunda, welche sonst nirgends bei Wien vorkommt, ein-
geführt wurde; allerdings wäre noch festzustellen, ob bei
Brück die ridibunda überhaupt vorkommt. — Die ridibimda
ist in den Steinhofer Teichen nur auf einen kleinen
District beschränkt.
Nachträgliche Bemerkung: Gestern, am 13. März, er-
hielt ich von Herrn Glasermeister Bongar hier ein pracht-
volles Männchen von Bana arvcdis, erwachsen und in voller
Brunst, mit blauer Kehle und hellem Eückenstreifen, welches
derselbe am Sonntag im „Franz Josephsland" an der Donau,
IV2 Stunde östlich von Wien, gefangen hat. Mit dieser
Art, welche unser Mitglied v, Mehely aus der kleinen
ungarischen Tiefebene, von Pressburg, ja schon vor zwei
Jahren in diesem Jahrbuch angab, sind alle vier Tiefebene-
Formen der deutschen Anuren (Wolterstorff) auch im Wiener
Becken vertreten.
lieber eine kleine Oollection
von
Reptilien und Batrachiern
von Nias.
Von Dr. F. Werner- Wien.
Kürzlich erhielt ich von Herrn Dr. K. Jordan in
Hannov.-Münden eine Anzahl von Reptilien und Batrachiern
zur Bestimmung, welche von der Insel Nias bei Sumatra
stammen und gebe nachfolgend das Verzeichniss der Arten.
Neu ist für die Insel Hemidadylus garnoti DB., Typhlops
nigro albus DB. und Microhßa achatina Boie, sowie eine
hübsche Varietät von Bana erythraea.
Für Mittheilungen, welche mir bei der Determination
von Nutzen waren, bin ich Herrn Prof. Dr. 0, Boettger
und Herrn G. A. Boulenger zu grossem Danke verpflichtet.
Litteratur.
1885. Fischer, Abb. Nat. Ver. Hamburg. IX. Band, Heft 1 No. 2.
1885. Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) Bd. XIV. p. 388.
1889. Boettger, Ber. Senckenbg. Naturf. Ges. Frankf. a. M. p. 306.
1889. Modigliani, Ann. Mus. Civ. Geuova Seria 2a. Vol. VII.,
p. 113, Tafel 1.
Nach dem Verzeichniss Modigliani's ist auch die
Reihenfolge der mir vorliegenden Arten geordnet.
1) Uemidadylus frenatus DB.
Boulenger 1. c. p. 388.
Modigliani 1. c. p. 115.
20 Exemplare, alle erwachsen; einfarbig oder mit vier
mehr oder weniger undeutlichen Längsstreifen, von welchen
— 249 —
je zwei bei einem Nasenloch beginnen und durch das Auge
über den Rücken, beziehungsweise Bauchrand hinziehen.
Der Schwanz, wenn reproducirt, stets ohne Tuberkeln.
2) Hemidadylus garnoti DB.
Boulenger Rept. Batr. Brit. India, London 1890, p. 94.
Ich rechne zwei ziemlich schlecht erhaltene Exemplare
{$) zu dieser Art, mit deren Beschreibung sie recht gut
übereinstimmen. Die Thiere sind beim ersten Anblick
einer Geliyra sehr ähnlich.
3) GeJiyra mutilata, Wiegm.
Fischer 1. c. p. 1.
2 jüngere, ganz typische Exemplare.
4) Gecho stentor Cant.
Fischer 1. c p. 1.
Boulenger 1. c. p. 388.
Ein grosses Exemplar (Kopfrumpflänge 17 cm., Schwanz
abgebrochen). Ohröffnung genau halb so breit wie die
Orbita, Supralabialen 15, Infralabialen 11, Praeanalporen 13.
Oben schwarzbraun, unten schmutzigweiss mit grauen
Flecken. Kopf mit weissen Flecken, dahinter auf dem
Rücken 8 weisse, schmale Querbinden bis zur Kreuzbein-
xegion; Schwanz und Extremitäten ebenso gebändert.
5) Gecko monarclms DB.
Fischer 1. c. p. 1.
Boulenger 1. c. p. 388.
Modigliani 1. c. p. 115. .
12 Exemplare in verschiedenen Altersstufen, das grösste
von 88 mm Kopfrumpf- und 106 mm Schwanzlänge. Alle
grau mit den charakteristischen beiden Reihen schwarzer
Flecken, die sich auf die vordere Schwanzhälfte erstrecken;
die hintere ist weiss geringelt, vor jedem Querband ein
grosser schwarzer Flecken, so dass die Schwanzspitze weiss
und schwarz geringelt erscheint.
6) Calotes cristatellus Kühl.
Fischer 1. c. p. 1.
Boulenger 1. c. p. 388.
Boettger 1. c. p. 307.
Modigliani 1. c. p. 118.
— 250 —
2 Exemplare, ziemlich jung (Kopfrumpflänge 90,
Schwanzlänge 300 mm). Oben prachtvoll gelbgrün, unten
bläulichgrün. Tympanuni fast so gross wie das Auge,
ungefähr dreieckig. Nackenkamm sehr klein, Rückenkamm
fehlt. Hinterbeine reichen bei einem Exemplar mit der
längsten Zehe bis zum Nasenloch, beim anderen über
die Schnauzenspitze hinaus. Deutliche Falte vor der
Schulter.
7) Mdbuia multifasciata Kühl.
Boulenger 1. c. p. 388 (Tiliqua rufescens).
2 Exemplare; das eine mit unbeschädigtem Schwänze
280 mm lang, wovon 170 mm auf den Schwanz kommen.
32 Schuppen rund um die Rumpfmitte. Supranasalia nicht
in Contact. Frontale länger als Frontoparietalia und Inter-
parietale zusammen. Hinterbeine reichen noch etwas über die
Achseln hinaus, sind also noch länger als bei den javanischen
Stücken, die Boettger (Herpetolog. Mittheilungen in 29. bis
32. Ber. Offenb. Ver. f. Naturk. p. 118) beschreibt. Schuppen
des Rückens 3-, der Oberseite der Tibia 2 bis 3kielig.
Oberseite einfarbig dunkelbraun mit blauem Metallschimmer,
Seiten lichter, Unterseite grünlichbraun, Schwanzunterseite
schmutzigweiss.
Ein jüngeres Exemplar der Mabuia multifasciata von
86 mm Kopfrumpflänge (Schwanz unvollständig), besitzt 34
Schuppenreihen um die Rumpfraitte. Das vordere Frenale
niedriger als das hintere. Lateral und Nuchalschuppen
sehr schwach gekielt. Hinterbeine reichen mit der längsten
Zehe bis zur Basis der Vorderextremität. Oben nussbraun
mit zwei Paaren von schwarzen, unterbrochenen Längs-
linien. Seiten schwarzbraun mit weissen Flecken von der
Grösse einer Schuppe. Unterseite bräunlich.
8) Tijphlops nigro albus DB. (Exp. Gen. VL p. 285.)
Jan. Icon. Gen. p. 20, 1. 4, pl. VI. fig. 3.
Günther Rept. Brit. Ind. p. 172, pl. XVI. fig. F.
— 251 —
Neu für Nias. Diese schöne, ziemlich grosse Art
(270 mm) wurde von Herrn Boulenger nach meinen An-
gaben identificirt, für welche Freundlichkeit ich ihm zu
besonderem Danke verbunden bin. In der Sammlung des
Freiherrn v. Kothschild, Tring (England).
9) Chrysopdea ornata Shaw var. hasselti Gthr.
Fischer 1. c. p. 1.
Boulenger 1. c. p. 389.
Boettger 1. c. p. 307.
Modigliani 1. c. p. 120.
2 Exemplare; Supralabialia 9, das 4. bis 6. unter dem
Auge. Oben blutroth mit 39 Paaren dorsaler, sich nicht
auf die Eumpf selten erstreckender Querbinden von
schwarzer Farbe. Zwischen je zwei Bändern desselben
Paares eine grauweisse (vordere ßumpfhälfte) oder rothgelbe
(hintere Knmpfhälfte) schmale Linie, Unterseite gelb, ein-
farbig, nach hinten grünlichgrau. Seitlich von der Bauch-
kante bleiben die Ventralen stets gelb, mit schwarzem
Fleck am Hiuterrande. Kopfzeichnung die gewöhnliche,
Querbinden hier rothbraun und gelb.
10) Denärelapliis caudolineatus Gray.
Fischer 1. c. p. 1 (Dendropliis).
Boulenger 1. c. p. 389 (Dendrophis).
Boettger 1. c. p. 307.
Modigliani 1. c. p. 120 (Dendi-opMs).
Ein älteres und ein junges Exemplar. Bei ersterem
6 [nfralabialia in Contact mit den vorderen Kinnschildern.
11 j Coliiber {Compsosoma) melanurus Schleg.
Ein prachtvolles, etwa 1200 mm langes Exemplar.
Schiippeuforaiel : V. 208 A. 1, Sc. 85/86 .... (Schwanz
scheint nicht ganz vollständig zu sein).
Oberseite schwarzbraun, vollkommen einfarbig, Unter-
seite vorn dunkelgelbgrün (ebenso die Supralabialen), nach
hinten allmählich immer dunkler (dunkel olivengrün) werden.
Das ganze Thier mit starkem, blauem Metallschimmer. Die
Einfarbigkeit scheint für die Nias -Exemplare die Regel zu
sein, da auch Modigliani 1. c. p. 120 bemerkt, dass die von
ihm gefangenen „di un colore uniformamente bruno" seien.
— 252 —
12) Dri/opJiis prasinus Boie.
Fisclier 1. c. p. 1.
Boulcnger 1. c. p. 389.
Bocttger 1. c. p. 308.
Modigliani 1 c. p. 120.
Ein prachtvoll grünes Exemplar, 2 kleine Frenalia.
Temporalen 1 -|- 2, 1 + 2. Sacralschuppen gekielt. Kehle
weisslich, Bauch bläulichgrün.
13) AdeniojjMs hivirgatus Boie (flaviceps Cant.).
Fischer 1. c. p. 1. (Callophis flavicex>s.)
Ein ziemlich junges Exemplar. Kopf gelblich mit -zwei
hintereinand erliegenden schwarzen Flecken auf der Parietal-
nalit. Schwanz und hinterste Eumpfparthie ziegelroth.
Kumpf schwarz, am Bauchrand jederseits eine weisse
Längslinie,
14) Trimeresurus formosus Schlgl.
Fischer 1. c. p. 1. (eryfhrurus).
Boettger 1. c.
Modigliani 1, c. p. 121.
Ein kleineres Exemplar von schön gelbgrüner Farbe.
Schuppen fast ausnahmslos ohne schwarze Bänder. Unter-
seite bläulichgrün, mit einer gelben Längslinie am Bauch-
rande jederseits. Das Thier enthielt einen wohlerhaltenen
Nager (Maus) im Magen.
Das Exemplar besitzt sehr viel Aehnlichkeit mit einem
T. gramineus, und dürften auch Fischer solche Exemplare
vorgelegen haben, die ihn bestimmten, den T. gramineus
(erythrurus) für Nias anzuführen.
15) Bana macrodon DB.
Fischer 1. c, p. 2.
Boulenger 1. c. p. 389.
Modigliani 1. c. p. 121.
7 Exemplare, alle ziemlich jung. Die Unterkieferfänge
nicht besonders stark entwickelt, aber immerhin ganz
merklich. Der innere Metatarsaltuberkel nicht halb so lang
wie die innere Zehe. Tibiotarsalarticulation reicht bis zum
— 253 —
Nasenloch oder bis zur Scbnauzenspitze, Haut glatt, nur
in der Sacralregion manchmal etwas körnig. Nur zwei
Exemplare besitzen eine weissliche Vertebrallinie, Temporal-
und Frenalregion und ein mehr oder weniger breites (bei
einigen Exemplaren verwischtes oder ganz fehlendes) Quer-
band zwischen den Augen (bei vorhandener Vertebrallinie
von dieser durchschnitten) dunkelbraun. Hinterbeine dunkel-
braun quergebändert. Oberlippe meist abwechselnd mit
grossen dunkelbraunen und kleinen weissen Verticalflecken;
am Unterkiefer ist diese Zeichnung noch deutlicher. Ober-
seite im übrigen graubraun oder schwarzbraun, nur ein
einziges Exemplar gefleckt. Kehle hellgrau mit weissen
und dunkelgrauen Flecken; Bauch und Unterseite der
Extremitäten einfarbig, schmutzigweiss oder dunkel punktirt;
Hinterbacken ebenfalls dunkel gesprenkelt.
16) Rana erpthraea Schlgl.
Boulenger 1. c. p. 389.
Modigliani 1. c. p. 122.
6 jüngere Exemplare. Bei allen der erste Finger
länger als der zweite. Interorbitalregion etwas breiter als
ein oberes Augenlid. Tibiotarsalarticulation erreicht bei
keinem Exemplar die Schnauzenspitze. Der innere Meta-
tarsaltuberkel sehr klein. Oberseite gelb-, blau- oder
dunkelolivengrün, einfarbig. Oberlippe silberweiss, ebenso
Kehle und Bauch, Unterseite der Extremitäten mehr gelb-
lich. Lateralfalte meist deutlich, goldgrün schimmernd,
Tympanum schön blutroth, ebenfalls mit Metallglanz.
Färbung der Ober- und Unterseite scharf getrennt.
16a) var. elongata m.
Kopf läng-er als beim Typus, überhaupt der Körperbau
mehr gestreckt. Hinterbeine reichen mit der Tibiotarsal-
articulation weit über die Schnauze hinaus. Oben braun,
Seiten dunkler, Lateralfalten ebenfalls braun, Hinterbeine
dunkelbraun geb ändert.
3 Exemplare. In der Sammlung des Freiherrn v. Roth-
schild, Tring (England).
— 254 —
17) Bhacophorus leucomystax Grav.
Modigliani 1. c. p. 122 (maeidatus).
Ein jüngeres Exemplar. Saugsclieiben sehr klein.
Hinterbeine reichen mit der Tibiotarsalarticulation über die
Schnauzenspitze etwas hinaus. Oben hellgrau, Hinterbeine
braun gebändert, Kehle und Bauch silberweiss.
18) Microhyla acliatina Boie.
Boulenger Cat. Batr. Sal. p. 166.
Ein junges, ganz typisches Exemplar. Neu für Nias. In
der Sammlung des Freiherrn v. Kothschild, Tring (England).
19) Bufo claviger Pirs.
Fischer 1. c. p. 2.
Boulenger 1. c. p. 389.
Modigliani 1. c. p. 122.
5 Exemplare verschiedenen Alters. Unterseite bei allen
gelblich oder hellbraun, Oberseite einfarbig dunkelbraun
oder heller mit schwarzbraunen Flecken in zwei Längs-
reihen und Querband zwischen den Augen. Diese Kröte
hat in vieler Beziehung eine ausgesprochene Aehnlichkeit
mit den centralamerikanischeu Krötenechsen (Phrynosoma),
namentlich der Kopf (von der Seite gesehen) und die ganze
Zeichnung!
20) IchthyopMs glutinosus L.
Fischer 1. c. p. 2.
Ein junges Exemplar.
Material
zu einer
Hemipterenfauna Thüringens
von
üellner.
Herausgegeben
von
€r. Breddin— Magdeburg.
— 257
l3ei einem vorübergellenden Aufenthalt in Gotha
■während der ersten Monate des Jahres 1890 kam mir ein
Exemplar von Fiebers „die europäischen Hemiptera" in die
Hände, das sich auf der Gothaischen Bibliothek befindet,
und das aus dem Nachlasse Kellners, des Verfassers des
trefflichen Verzeichnisses der Käfer Thüringens, stammt.
Das Buch war von Kellners Hand mit sauberen, lückenlos
durchgeführten Randbemerkungen versehen, die den Ein-
druck machten, als habe Kellner beabsichtigt sie zu einer
Fauna der Gothaischen Gegend oder Thüringens zusammen-
zufassen. Da dank dem Sammelfleisse und der Gewissen-
haftigkeit der Bestimmungen dieses hochverdienten Forschers
die Ergebnisse, wenn auch natürlich bei Weitem nicht ab-
schliessende, so doch sehr reiche und zuverlässige sind, und
da bis jetzt über die Hemipterenfauna des mittleren Deutsch-
lands nur sehr wenig bekannt geworden ist, so habe ich
geglaubt zur Förderung der Kenntniss unserer heimischen
Fauna diese nachgelassenen Bemerkungen hier veröffent-
lichen zu müssen.
Von den alten Fieberschen Namen, die ja überdies
den Hemipterologen noch geläufig sind, zu Gunsten der
neueren Nomenclatur abzuweichen, habe ich Bedenken
getragen, da es bei verschiedenen Fieberschen Arten, die
jetzt in mehrere Species zerlegt sind (z. B. Elasmostethus
griseus L. Fieb. und Scolopostethus affinis Schill. Fieb.),
unmöglich war zu entscheiden, welche der Arten denn
Kellner vor sich gehabt hat. Darüber würde erst ein Blick
in Kellners Sammlung, die ich nicht habe einsehen können,
Auskunft geben können.
Zur Vervollständigung der Kellnerschen Angaben füge
ich noch (in fettem schrägem Druck) die Beobachtungen hinzu,
17
258
die sich mir bei der flüchtigen Durchsicht einer in Gotha
befindlichen Samiulimg (der des Herrn Lehrers Mathes) er-
gehen haben, sowie die geringen Entdeckungen, die ich
selbst während der wenigen Winterwochen meines Aufent-
halts in Gotha habe machen können.
Der Herausgeber.
Th. = Thüringen. G. = Gotha.
s. = selten.
1. Sigara Sclioltsi Fieb., Th. bei Dietendorf an der Apfel-
stedt in Tümpfeln, sehr s.
2. Corisa cöleoptrata Fab., Th. in den Lehmgruhen beim
Berloch u. bei Cumbach, s.
3. „ Bonsdorfß Sahlb., Th. in den Lehmgruben bei
dem Berloch, sehr s.
4. „ Geoffroyi Leach, Th. überall häufig.
5. „ Fanzeri Fieb., Am Culmbacher Teich und den
kleinen Teichen bei Ködchen und zwischen
Gotha und Siebleben, s,
6. „ liieroglyphica Duf., um G. an verschiedenen
Orten.
7. „ Sahlhergi Fieb., um G. überall nicht s.
8. „ Linnei Fieb., um G. nicht s.
9. „ limitata Fieb., um G. überall nicht s.
10. „ semistriata Fieb., um G, in den Thongruben
vor dem Berloch, sehr s.
11. „ praeusta Fieb., in den Thongruben vor dem
Berloch, nicht s.
12. „ nigroUneata Fieb., um G. an verschiedenen
Orten, s.
13. „ striata L., in Th. überall, nicht s.
14. „ Falleni Fieb., um G. in den Thongruben vor
dem Berloch, s.
15. „ distincta Fieb., zwischen G. und Siebleben in
Thongruben, s.
— 259 —
16. Corisa moesta Fieb., bei G. in den Tliongruben am
Berloch, sehr s.
17. „ Fdbricii Fieb., zwischen G. und Siebleben in
Thongruben, s.
18. „ fossarum Leach, um Gr. nicht s.
19. Notonecta Fdbricii Fieb., überall häufig.
20. Flea minutissima Fab., am Cumbacher Teich, s.
21. Nepa cinerea L., in Th. überall häufig.
22. Banatra linearis L., Cumbacher u. Siebleber Teich,
23. Naucoris cimicoides L., in Th. überall häufig.
24. Limnobates stagnorum L., überall nicht s.
25. Hebrus pusillus Fall., Georgenthal am Eande des
Hammerteichs, s.; Cumbacher Teich, s.
26. Hpdroessa pygmaea Duf., Am Eand des Hammerteichs
bei Georgenthal im Frühjahr unter feuchtem
Laub, nicht s.
27. „ ScJmeideri Schlz., bei G. hinter dem See-
berge, s.
28. „ nana Schill., bei Georgenthal am Hammer-
teich, sehr s.
29. Velia currens Fab., überall nicht s.
17*
— 260 —
i30. Hydrometra rufoscutdlata Latr,, Zwischen Siebleben u,
dem grossen Teich, sehr s. ; Berloch, s.
31. „ paludwn Fabr., Siebleber Teich, nicht s.
32. „ najas Deg., bei G. hinter der Walkmühle
auf Gräben, nicht s.
33. „ thoracica Schum., Zwischen Siehleben u.
dem grossen Teich auf Gräben, nicht s.
34. „ gibhifera Schum., um G. selten; häufiger
auf dem Teufelskreis bei der Schmücke.
35. „ lacustris L., überall häufig.
36. „ argentata Schum., um G. nicht s.
37. Phymata crassipes Fab., um G. selten.
38. Äradus cinnamomeus Panz., auf dem Seeberg bei G.»
selten.
39. „ depressus Fab., um G. nicht s.
40. „ corticalis L., um G. ziemlich s.
41. „ hefulinus Fall., bei Georgen thal, sehr s.
42. „ dilatatus Duf,, bei Georgenthal, sehr s.
43. Äneurus laevis Fab., um G. selten.
44. Zosmenus Laportei Fieb., um G. nicht s.
45. „ capifatus Wlff., um G. sehr s.
46. „ Stejyhensi Fieb., um G. sehr s.
47. Agramma laeta Fall., bei Georgenthal, sehr s.
48. Monanthia cardui L., überall nicht s.
49. ;, setulosa Fieb., um G. sehr s.
50. „ ciliata Fieb,, überall ziemlich s.
51. „ costafa Fab., überall ziemlich s.
261
52. Monanthia quadrimaculata Wlff., überall ziemlich s.
53. „ dumetorum Schff,, um G. sehr s.
54. „ scapularis Fieb., überall ziemlich s.
55. „ Wolffi Fieb., überall nicht s.
56. „ humuli Fab., überall nicht s.
57. Bictyonota crassicornis Fall, um Gr. ziemlich s.
58. Derephysia foliacea Fall., bei Gr. auf dem Seeberg,
sehr s.
(Tingis maculata Scheff.. „aus Baiern erhalten".)
59. Orthostira cassidea Fall, überall ziemlich s.
60. „ obscura Scheff., um Gr. ziemlich s.
61. „ nigrina Fall., überall ziemlich s.
62. „ pusilla Fall., um Gr. selten.
63. Campylostira sinuata Forst., im Gothaischen Park, s.
64. „ verna Fall., bei G. auf dem Seeberg, s.
65. Myrmedohia coleoptrata Fall,, Seeberg bei G., sehr s.
66. Acantliia ledularia L., in Häusern, überall gemein.
67. Tetraphleps vütatus Fieb., im Gothaischen Park, s.
68. Temnostethus pusiUus Scheff., bei G. sehr s.
69. „ lucorum Fall., bei Georgenthal, s.
70. Änthocoris nigricornis Fieb., bei Georgenthal, äusserst s.
71. „ nemoralis Fabr,, Gothaischer Park, sehr s.
72. „ limbatus Fieb., Georgenthal, auf Weiden, sehr s.
73. „ nemorum L., überall gemein.
74. „ pratensis Fabr., überall ziemlich s.
75. Lydocoris domesticus Schill., bei Georgenthal, s.
76. TripJileps niger Wlff,, um G, selten.
77. „ mimttus L., um G. ziemlich s.
78. Cardiastethus testaeeus Muls., bei Georgenthal, sehr s.
79. Xylocoris ater Duf., um G. selten.
262 —
80. Ceratocomhus muscorum Fall., Georgenthal unter Ameisen.
81. Salda saltatoria L., überall nicht s.
82. „ arenkola Scholz, an der Hörsei, s.
83. „ Calbum Fieb., dieses Thier, bei uns anscheinend
ein Gebirgsbewohner, wurde vom Heraus-
geber bei Ohrdruf gefangen.
84. „ flavi/pes Fabr., an der Apfelstedt, s.
85. „ litoralis L., an der Hörsei bei Fröttstedt, s.
86. „ geminata Costa, an der Apfelstedt bei Herrnhof, s.
87. „ cinda Scheff., an der Apfelstedt bei Herrnhof, s.
88. Lex^topus hoopis Fourc, bei Dietendorf an der Apfel-
stedt, s.
89. Phearia erratica Fall, G. und Georgenthal an Haus-
wänden, sehr s.
90. „ vagahimda L., G. an einer Hauswand, sehr s.
91. Fygolampis hifurcata L., Eand des Siebleber Teiches
unter angeschwemmtem Genist, sehr s.
(Die Larve vom Herausg. unweit der Apfel-
stedt hinter dem Seeberg gefangen.)
92. Harpador iracundus Scop., bei G. sehr s.
93. „ annulatus L., um G. auf Gebüsch, nicht s.
94. Colliocoris pedestris Wlff., Seeberg bei G., selten.
95. Reduvius personatus L., überall in Häusern, ziemlich s.
96. Metastemma guttula Fab., an der Wandersleber Gleiche,
sehr s.
263 —
97. Nahis hrevipennis Hahn, G. in Arnoldi's Garten, s.
98. „ subapterus Deg., überall ziemlich s.
99. „ hrevis Scholz, überall nicht s.
100. „ ericetorum Scholz, bei Georgenthal, nicht s.
101. „ flavomarginatus Scholz, überall nicht s.
102. „ ferus L., überall häufig.
103. Pyrrhocoris apterus L., überall häufig.
104. Tetralaccus Boeseli Schum., um G. selten.
105. Lygaeus saxatüis Scop., am Arnstadter Holz auf einem
Feldrain, s.
106. „ equesiris L., überall nicht s.
„ (müitaris Fab., „aus Baiern erhalten".)
107. Nysius Jacobaeae Schill., um G. ziemlich s.
108. „ thymi Wolff, bei G. und Georgenthal, s.
109. „ senecionis Schill., um G. nicht s.
110. „ pundipennis Scheff., um G. ziemlich s.
111. „ obsoletus Fieb., bei Georgenthal, ziemlich s.
112. Plociomerus luridus Scheö"., bei Georgenthal, s.
113. Ophthalmicus grylloides L. , grosser Seeberg an der
Spitze nach Wandersieben zu, sehr s.
114. „ ater Fab., um G. selten.
115. Plinthisus pusillus Scholz, um G. sehr s.
116. „ hidentulus Scheff., um G. selten.
117. „ hrevipennis Lat., im Gothaischen Park unter
Laub, s.
118. Drymus silvaticus Fab., überall häufig.
119. Ischnocoris puncfulatus Fieb., um G. selten.
120. „ pallidixiennis Scheff., um G. siemlich s.
264
121. Macrodema hirsutula Scholz, an den Höhen zwischen
Seeberg und den Gleichen unter Stein-
platten vom Herausgeb. gefunden.
122. Megälonotus antennatus Schill, überall ziemlich s.
123. „ praetexfatus Scheff., Gothaischer Park,
sehr s.
124. „ dilataüis Scheff., überall ziemlich s.
125. „ chirarga Fabr., überall nicht s.
126. Pferotmetus staphijlinoides Schill, bei Georgenthal, s.
127. Peritrechus nubüus Fall, um G. selten.
128. „ luniger Schill, um G. in Arnoldi's Garten,
selten.
129. Tropisteihus ocliropterus Fieb., um G. selten, auch bei
Georgenthal.
130. Acompus rußpes Wolff, im Gothaischen Park unter
feuchtem Laub, s.
131. Stygnus rusticus Fall, um G. selten.
332. „ sahulosus Schill, um G. nicht s.
133. „ arenarius Hahn, überall nicht s.
134. Homalodema abieüs L. an Fichtenzapfen und unter
Fichtenrinde, überall häufig.
135. „ ferruginea L., Gothaischer Park unter
Platanenrinden, ziemlich s. (Auch bei Ohr-
druf unter Aesculusrinde, nicht s., der
Herausg.)
136. Eremocoris erraticus Fab. , bei G. und bei Walters-
hausen am Ziegenberg, ziemlich s.
137. „ plebejus Fall, um G. und bei Georgenthal,
ziemlich s.
138. Scolopostetlms contradus Scheff., um G. ziemlich s.
139. „ plctus Schill, um G. nicht s.
140. „ affmis Schill, überall nicht s.
141. Trapezonotus nchdosus Fall, Gothaischer Park unter
feuchtem Laub, s.
142. „ agresth Fall, überall ziemlich s.
— 265 —
143. Microtoma carhonaria ßossi, am Mühlberger Schloss, s.
144. JRliyparochromus Rolandri L., um G. nicht s.
145. „ lynceus Fabr., im Gothaischen Park
unter feuchtem Laub, s. ; auch bei Louisen-
thal.
146. „ phoeniceus Rossi, unter Moos bei
Engelsbach, s. (Seeberg, der Herausgeb.)
147. „ pini L., überall nicht s.
148. „ pedestris Panz., um G. nicht s. unter
Laub, auch gesellig unter Baumrinden.
149. Ischnorhynchus didymus Zett., überall auf Birken,
nicht s.
150. PJiygadicus artemisiae Schill., um G. selten (z. B. See-
berg, der Herausg.).
151. „ urticae Fabr., bei G. auf verschiedenen
Pflanzen, s.
152. Platyplax salviae Schill., bei G. sehr s.
153. Cymus glandicolor Hahn, überall ziemlich s.
154. „ claviciilus Fall, um G. selten.
155. Camptotelus lineolatus Schill., grosser Seeberg, s.
156. Oxycarenus modestus Fall., um G. sehr s.
157. Neides tipularius L., um G. sehr s.
158. Berytus vittatus Fieb., bei G. auf den Seebergen, s.
159. „ cognatus Fieb., um G. selten.
160. „ davipes Fabr., um G. selten.
161. „ crassipes Scheff., überall ziemlich s.
162. „ minor Scheff., Seeberg, anscheinend nicht s.,
d. Herausgeb.
163. Metacanthus elegans Curt., Seeberg vor der Sternwarte
auf Gebüsch und Hauhechel, s.
— 26Ö —
164. Spathocera Dalilmanni Schill., Seeberg bei G., selten»
auch im Leinaerthal des Georgen thaler
Forstes.
165. Bathjsolen nuhilus Fall., Gothaischer Park unter Laub,
sehr s.
166. Coreus 2)iiicorms Klug, um G. nicht s.
167. Stenocephalus agilis Scop., überall nicht s.
168. Alydus calcaratus L., um G. nicht s.
169. Myrmus miriformis Fall., um G. selten.
170. Syromastes marginatus L., überall häufig.
171. Verlusia rhomhea L., um G. nicht s.
172. Gonocerus venator Fabr., bei Jena und Kindelbrück
(auch bei Berka, d. Herausg.).
173. Enoplops scapha Fabr., um G. ziemlich s.
174. TJieraplia hyoscyami L., überall nicht s.
175. Rhopalus abiitilon Kossi, um G. ziemlich s.
176. „ crassicornis L., überall nicht s.
177. Corizus capitatus Fabr., überall nicht s.
178. „ parumpundatus Schill., um G. nicht s.
179. „ rufus Schill, um G. nicht s.
180. Monalocoris fiUcis L., überall nicht s.
181. JBryocoris pteridls Fall., überall nicht s.
182. Pithanus Maerheli SchefF., Georgenthaler Eevier, auf
Gras nicht s.
183. Miris laevigafus L., überall häufig.
184. „ holsafus Fab., überall häufig.
185. JBracJiytrojns calcarata Fall., überall nicht s.
186. Noiostira erratica L., überall nicht s.
187. LohostetJms virens L,, überall nicht s.
188. Megaloceraea longicornis Fall., bei Georgenthal.
189. Trigonotylus riificornis Fall., überall auf grasreichen
Holzschlägen nicht s.
190. Leptop>terna doldbrata L., überall nicht s.
— 267 —
191. Crenmoceplmhis imibratilis L., bei Georgenthal, s.
192. Oncognathus binotatus Fab., ich sah ein Stück aus der
Umgebung von Gotha, d. Her.
193. Camptohrochis punctalata Fall., bei G. selten.
194. Megacoelum infusum Scheff., bei Georgenthal, s.
195. Homodemus ferrugatus Fabr., überall nicht s.
196. „ marginellus Fabr., überall nicht s.
197. Bracliycoleus scrijjtus Fabr., bei Georgenthal, s. (auch,
im gr. Tambuch, der Her.)
198. Calocoris striatellus Fabr., um G. selten.
199. „ fidvomaculatus Deg., überall nicht s.
200. „ alpestris Meyer, um Zella, s.
201. „ afßnis Scheff., um Georgenthal nicht s.
202. „ hipuncfatus Fabr., überall nicht s.
203. „ chenopodii Fall, überall nicht s.
204. „ vandalicus Rossi, um G. selten.
205. „ Beicheli Fieb., am Burgberg bei Walters-
hausen, s.
206. „ seticornis Fabr., überall verbreitet und nicht s.
207. Phptocoris idmi L., überall nicht s.
203. „ divergens Meyer, um G. nicht s.
209. „ dimidiatus Kirschb., bei G. selten.
210. „ jrm^* Kirschb., im Thüringer Wald, s.
211. Closterotomus hifasciatus Fabr., überall nicht s.
212. AUoeonotus distinguendus Scheff., bei G. sehr s.
213. Pycnopterna striata L., überall ziemlich s.
214. „ pulclira Scheff., um G. sehr s.
215. Rhopalotomus ater L., überall häufig.
216. Capsus trifasciatus L., bei Georgenthal, s.
217. „ olivaceus Fabr., Seeberg auf Haseln (Beleg-
stück in der Mathes'schen Sammlung.)
218. „ capülaris Fabr., überall nicht s.
219. Lopus gothicus L. bei Suhl und an der Wachsenburg
(drei Gleichen), s.
220. Dichrooscytus rufipennis Fall., in der Mathesschen Samm-
lung aus Gothas Umgegend.
— 268 —
221. Liocoris triimstidatiis Fabr., bei Georgeathal, ziemlich s.
222. Charagoch'diis (xyllenhali Fall, um G. ziemlich s.
223. Pohjnicrus liolosericeus Hahn, bei Georgcnthal, sehr s.
224. Plesiocoris rugicollis Fall., bei Georgenthal, nicht s.
225. Lygus 2)rafensis Fabr., überall nicht s.
226. „ cnmpestris Fabr., überall häufig.
227. „ ruhricatus Fall., bei Georgenthal, s.
228. „ Umhatus Fall., bei Georgenthal, nicht s.
229. „ contaminatus Fall., bei Georgenthal, ziemlich s.
230. „ lucorum Meyer, um Georgenthal nicht s.
231. „ pabuUnus L., überall nicht s.
232. „ chloris Fieb., bei Georgenthal, sehr s.
233. Poeciloscytus unifasciatus Fabr., überall ziemlich s.
234. Hadrodema rubicunda Fall., überall ziemlich s.
235. „ pinastri Fall., überall auf Kiefern nicht
häufig.
236. Orthops pastinacae Fall, in der Mathes'schen Sammlung
aus der Umgegend von G.
237. „ flavovarius Fabr., überall nicht s.
238. „ Kalmi L., bei Georgenthal, s.
239. SUpTirosoma leucocephala L., überall nicht s.
240. HaUicus palUcornis Fabr., überall häufig.
241. Cyllocoris histrionicus L., überall nicht s.
242. Globiceps sphegiformis llossi, bei Georgenthal, s.
243. „ flavonotatus Bohem., bei Georgenthal, s.
244. „ flavomaciäatus Fabr., überall ziemlich s.
245. „ selectiis Fieb., „?" bei Georgenthal, s.
246. Mecomma ambulans Fall., bei Georgenthal, sehr s.
247. Actorhinus angidatus Fall, bei Georgenthal, s.
248. Litocoris ericetorum Fall, bei Georgenthal, s.
249. Orthotylus flavosparsus Sahlb., bei Dietendorf, s.
250. „ ßavinervis Kirschb., bei Georgenthal, s.
251. „ nassafus Fabr., bei Georgenthal, s.
252. Heterocordylus tihialls Hahn, überall nicht s.
253. „ leptocerus Kirschb., überall s.
254. „ unicolor Hahn, überall nicht s.
— 269 —
255. Orthocephalus Panzerl Fieb., ich sah Stücke aus der Um-
gegend von G., d. Herausg.
256. Atractotomus mali Me3^er, überall in Gärten auf Apfel-
bäumen, s.
257. „ magnicornis Fall, bei Georgenthal auf
Kiefern, s.
258. Harpocera tJioracica Fall., bei Georgenthal, ziemlich s.
259. Oncotylus decolor Fall., überall nicht s.
260. Tiniceplialus hortulanus Meyer, bei Georgenthal, s.
261. Criocoris crassicornis Hahn., um G. selten.
262. Flagiognaflms arhustorum Fabr., um G. nicht s.
263. „ viridulus Fall., überall nicht s.
264. ;, Bohemanni Fall., auf Weiden überall
nicht s.
265. Äpocremnus quercus Kirschb., um G. selten.
266. „ variäbüis Fall., um G. selten.
267. PsaUus Kirschhaumi Fieb,, bei Georgenthal, sehr s.
268. „ distindus Fieb., bei Georgenthal, s.
269. AgaUiastes verhasci Scheff., überall auf Wollkraut
nicht s.
270. „ puUmrius Fall., überall ziemlich s.
271. Maltliacus caricis Fall., bei Georgenthal, s.
272. Camaronotus confusus Kirschb., bei Georgenthal, s.
273. Pliylus melanocephalus L., um G. selten.
274. „ coryli L., überall nicht s.
275. Hoplomachus hilineatus Fall., bei Dietendorf, ziemlich s.
276. Macrocolens molUculus Fall, überall nicht s.
277. Brachyceraea annulata Wolff, um G. auf Hauhechel, s.
278. „ globidifera Fall, bei Georgenthal, s.
279. Dicyphus errans Wlff., um G. sehr s.
280. „ paUidus Scheff., um Georgenthal auf Gebüsch, s.
281. Sastragala ferrugator Fabr., überall nicht s.
282. ÄcantJiosoma haemorrJioidalis L., überall nicht s.
— 270 —
283. Cyphostethus l'duratus Fabr., um G. selten.
284. Elasmostdlms dentatus Deg., überall nicht s.
285. „ (jriseus L., überall nicht s.
1'86. Fiezodorus Degeeri Fieb., um G. und an anderen Orten
ziemlich s.
„ var. incarnatus Germ., auf Besenpfriemen
(Sarothamnus).
287. Tropicoris rufipes L., überall nicht s.
288. Eiisarcoris aeneiis Scop., im Gothaischen Park und an
anderen Orten unter feuchtem Laub, s.
289. „ hinofatus Hahn, am Burgberg bei Walters-
hausen, sehr s.
290. Mormidea haccarum L., überall häufig.
291. „ nigricornis Fabr., überall häufig.
var. eryngii Germ., weniger häufig,
292. Pentatoma juniperi L., überall nicht s.
293. Äpariphe intermedia Wolfi", um G. s.
294. Cimex vernalis Wolff, überall nicht sehr s.
295. „ prasinus L., überall nicht s.
var. simulans Put. [brauue Varietät], ein Exemplar
aus der Gegend von G. in der Mathes'schen
Sammlung, d. Her.
296. „ dissimlUs Fabr., überall häufig.
var. subrubescens Gorsky, sah ich von G., d. Her.
297. Strachia festiva L., überall nicht s.
298. „ xmstidata Fieb., um G. s.
299. „ picta Scheff., um G. auf dem Seeberg und
dem Berloch, s.
300. ,; oleracea L., überall häufig.
301. Zicrona coendea L., überall nicht s.
302. Jalla dumosa L., um G. s.
303. Bhacognathus punctatus L., um G. ziemlich s.
304. Arma ciistos Fabr., um G. ziemlich s.
305. Asopus luridus Fabr., überall nicht s.
— 271 —
306. Picromerus hidens L., überall nicht s.
307. Äelia acimiinata L., bei Erfurt und Jena, auch am
Boxberg bei G., s.
308. „ Klugi Hahn, im Thüringer Walde, nicht s.
309. „ pallida Küster, überall häufig.
310. „ Burmeisteri Küster, am Boxberge bei G., s.
311. Flatysolen inflexus Wolff, überall nicht s.
312. Sciocoris umhrimis Wolff, um G. sehr s.
313. Brachypelta aterrima Forster, an der Burg Gleichen
bei Wandersieben, s.
314. Corimelaena scarabaeoides Fabr., um G. nicht s.
315. Gnathocomis costalis Fieb., um G. sehr s.
316. Sehirus morio L., um G. ziemlich s.
317. „ higuttatus L., überall ziemlich s.
318. „ dubius Scop., um G. und bei Seebergen, ziem-
lich s.
319. „ hicolor L., überall häufig.
320. Eurygaster hoUentotus Fabr., überall nicht s.
321. „ maurus Fahr, überall nicht s.
322. Grapliosoma lineata L., bei Seebergen, nicht s., Grahn-
berg, Boxberg.
• [Odontotarsus grammicus L., „aus Baiern er-
halten."]
323. Odontoscelis fidiginosus L., um G. sehr s.
324. Cqptosoma globus Fabr., bei Tonna in der Fasanerie, s.
273
Mittheilung
über die Entdeckmig einer Meeresfauna
in der Magdeburger Grauwacke.
Von W. Wolterstorff.
Bei Veröffentlichuiig meiner Beobachtungen im Hafen-
gelände unter dem Titel „Der Neustädter Hafen und seine
Fauna" im Jahresbericht für 1891 konnte ich nicht ver-
muthen, dass die weiteren Ausschachtungen auf dem be-
schränkten Raum des Hafenkanals im Sommer 1892 noch
eine grosse Anzahl neuer Funde zu Tage fördern würden.
Unter diesen beansprucht ein besonderes Interesse die Ent-
deckung sehr zahlreicher Thierreste, theilweise mit Pflanzen-
resten vergesellschaftet, in den Thonschiefern der Magde-
burger Grauwacke^). Die für unsere Gegend völlig neue
Meeresfauna^), über welche ich im nächsten Jahre eingehender
zu berichten gedenke^), setzt sich nach den bisherigen Er-
mittelungen aus Cephalopoden, Muscheln und Crustaceen
zusammen, unter den Gattungen ragen Goniatites, Ortlioceras,
Peden und eine Entomostraceen-Gattung an Reichthum der
Individuen hervor.
1) Das Verdienst des ersten Fundes gebührt meinem Freunde
H. Breddin!
2) Noch Klockmann, in „Der geologische Aufbau des Magde-
btirger Uferrandes", Jahrbuch der Geol. Landesanstalt für 1890,
Bd. 11, Berlin 1892, erwähnt ausdrücklich den Mangel jeglicher
fossiler Thierreste im „Culm" von Magdeburg und Hundisburg,
3) Der bereits vollendete Aufsatz wurde für die Festschrift zur
Feier des 25jährigen Bestehens des Naturwissenschaftlichen Vereins 1894
zurückgestellt.
18
— 274 —
Von den bisher sicher bestimmten Arten finden sich
vier auch im Posidonomyenschiefer und sind ebenfalls im
Harz vertreten. Als leitend ist Orthoceras cindum (strio-
latum olim) zu betrachten, welcher Cephalopode aber durch
das ganze untere Curbon geht. Posiäonoimja Bechcri fehlt
auffälliger Weise, dagegen liegt mir eine Keihe von Formen
vor, die weder im Posidonomyenschiefer von Lautenthal,
noch bei Herborn, Aprath u. a. vorgekommen zu sein
scheinen.
Hiernach ist der Magdeburger Grauwacke, deren Alter
durch die Pflanzenfunde bisher nur wahrscheinlich gemacht
war, definitiv im unteren Steinkohlengebirge ihre Stellung
anzuweisen, das genauere Niveau bleibt aber noch fest-
zustellen.
Magdeburg, 1. Mai 1893.
W. Wolters torff.
— 275 —
Jahresbericht.
I.
Vereinssitzungen. ')
1) Sitzung am 3. Februar. 2)
Anwesend: 38 Mitglieder, 21 Gäste.
Nach Erledigung zweier Nachwahlen für den Vorstand
(siehe unter II.) sprach Herr Dr. Grünhut über „Bak-
terien und bakteriologische Untersuchungen",
belehrte über Züchtung und mikroskopische Untersuchung
der Bakterien und schilderte beispielsweise eine bakterio-
logische Prüfung der Luft.
Herr Dr. Mertens verlas einen Aufsatz des Konser-
vators des hiesigen naturwissenschaftlichen Museums, Herrn
Wolterstor ff, über „erratische Blöcke und Ge-
schiebe" und besprach die vom Konservator zusammen-
gestellte Sammlung nordischer Geschiebe, die sämmtlich
bei Magdeburg aufgefunden waren. Die Schrammungen
und Kitzungen derselben, deren Verlauf bei der Auffindung
der Stücke in ihrer Erdbettung genau nach dem Kompass
festgestellt war, gab guten Aufschluss über die Eisstrom-
richtungen in hiesiger Gegend zur Diluvialzeit.
Im Anschlüsse hieran legte auch Herr Dr. Eschen-
hagen schöne Stücke seiner Geschiebesammlung aus der
Mark vor, deren geologische Zugehörigkeit zu den cam-
brischen Schichten von Lungmls in Schweden hatte festge-
stellt werden können.
^) Dieselben finden während des Wintei'halbjahres an jedem
Dienstag nach dem Monatsersten im Saale von Belvedere (auf dem
FUrstenwall) statt.
2) Die Januarsitzung fiel aus.
18*
276
2) Sitzung am 8. Miirz.
Anwesend: 27 Mitglieder, 8 Gäste.
Der Kendant des Vereines, Herr Kaufmann Bruuner,
trug den Kassenbericht für 1891 vor und mahnte zur
eifrigen Werbung von Mitgliedern, da sich noch immer
Abgang und Zugang nur ausgleicht. Nach vollzogener
Prüfung der Rechnungslegung wurde Entlastung ertheilt.
Herr Dr, Grünhut berichtete von den neueren Unter-
suchungen „über Plasmolyse des Protoplasmas"»
d. h. über die Erscheinungen der Zusammenziehung des
Plasmaleibes der Zelle beim Einlegen in Salzlösung und
über die Anwendung dieser Untersuchungen zur Auf-
klärung mancher Zweifel in der Bakteriologie.
Herr Oberrealschullehrer Dr. Danckwortt theilte
,, neuere ph3'sik alische Untersuchungen Crookes"
mit, die sich auf die elektrische Verdunstung fester Körper
bezogen; aus denselben hat sich eine Verdunstungsreihe der
Metalle ergeben, die mit den übrigen auf anderen ph^sika-
lischen Eigenschaften der Körper begründeten Reihen nicht
übereinstimmt. Derselbe erörterte auch noch die Frage,
inwieweit die Erwärmung auf die Fähigkeit des
Eisens, magnetisch zu werden, einwirkt. Nach
Untersuchungen des Engländers White ist festgestellt, dass
bei starken magnetischen Kräften die im Eisen erzeugte
magnetische Kraft um so grösser wird, je mehr das Eisen
erhitzt wird, bei schwachen, magnetischen Kräften dagegen
das Umgekehrte der Fall ist. Andere Metalle haben ähn-
liche Ergebnisse geliefert; nur Kobalt zeigt genau die um-
gekehrte Eigenschaft.
Herr Oberrealschullehrer Dr. Potinecke sprach über
„die Bevölkerung Europas mit Pflanzen" und
wies nach, dass die einheimischen Pflanzen durch die
periodisch eingeführten zahlreichen ausländischen Pflanzen
nicht verdrängt sind.
— 277 —
Herr Oberrealschullehrer Dr. Mertens erläuterte die
Merkmale der „Familie der Euderfüssler" uuter Vor-
zeigung eines weissen (Tölpel) und schwarzen (Kormoran)
Seeraben.
8) Sitzung am 5. April.
Anwesend: 20 Mitglieder, 9 Gäste.
Der Vorsitzende, Herr Director Dr. Hintzmann,
machte von dem Ausscheiden des Herrn Kaufmann
Messmer aas der Museumsverwaltung Mittheilung und
legte an Stelle desselben die Jahresrechnung des Museums
vor, welche gei}rüft und für richtig befunden wurde. Zu-
gleich zollte er der fruchtbringenden Wirksamkeit des
Herrn Konservator Wolterstorff auf Grund des einge-
reichten Thätigkeitsberichtes Worte der Anerkennung und
des Dankes.
Herr Oberrealschullehrer Dr. Potinecke gab in
seinem Vortrage über „Korallenthiere und Korallen-
bauten" ein ausführliches Bild der Organisation, Lebens-
weise, geographischen Verbreitung und der Kiffbilduugen
dieser Thiere.
4) Sitzung- am 4. October.
Anwesend: 34 Mitglieder, 16 Gäste.
Im Laufe des Sommers war unerwartet der früh^e,
langjährige Vorsteher der Vereinssammlungen, Herr Stadt-
rath a. D. Adolf Assmann, gestorben. Vom Vor-
sitzenden wurde der grossen Verdienste dieses unermüdlichen
Mannes um Museum und Verein gedacht und auf Antrag
aus der Versammlung heraus beschlossen, das Andenken
dieses Förderers des Vereins durch Aufstellung seines Bild-
nisses im Museum dauernd zu ehren.
Herr Professor Dr. Brasack sprach „über den
gegenwärtigen Stand der Elektro chemie", be-
sonders über die Raffination der Metalle durch Elektrolyse
auf nassem Wesre.
— 278 —
5) Sitzung am 8. NoTeinbcr.
Anwesend 25 Mitglieder, 4 Gäste.
Es wird dem Vereine von der Schenkung der reich-
haltigen und schönen Mineraliensammlung des
Herrn Kaufmann Gustav Schmidt Mittheilung ge-
macht, und der Dank hierfür dem gütigen Spender durch
Erheben von den Plätzen ausgesprochen.
Herr Dr. Grünhut entrollte ein Bild von dem Leben
und Wirken des im Mai verstorbenen Professors August
Wilhelm v. Hoffmann, des hervorragenden Führers der
chemischen Wissenschaft.
Herr Dr. List ergänzte den Vortrag der October-
sitzung, indem er die Vorgänge bei Metallge-
winnungen mit Hilfe des galvanischen Stromes
näher erklärte und durch Versuche erläuterte.
6) Sitzimg am 6. December.
Anwesend: 23 Mitglieder, 8 Gäste.
Nach vorgenommener Vorstandswahl für das Jahr 1893
schilderte Herr Oberrealschullehrer Dr. Mertens „das
Thierleben in Wasserleitungen" und knüpfte daran
Betrachtungen über das massenhafte Absterben der Wasser-
leitungsbewohner Hamburgs während des letzten Sommers.
Herr Dr. Grünhut besprach vom hygieinischen und
chemischen Standpunkte aus „die Beschaffenheit des
Eibwassers", wies auf die Ursachen des starken Salz-
gehaltes desselben bei Magdeburg hin und erörterte die
Möglichkeiten der Abhilfe hiergegen.
W^ährend des Sommers wurden gemeinschaftliche
W^anderuugen nach dem Kotheuhorn unternommen, um das
Vorwärtsschreiten der Vegetation und des Thierlebens da-
selbst während der einzelnen Monate zu beobachten. Zu
Ausflügen in die weitere Umgebung Magdeburgs kam es
nicht, da die drohende Choleragefahr den ursprünglich be-
absichtigten Besuch des Harzes hinderte.
II.
Mitglieder und Vorstand.
Am 1. Januar 18ü2 zählte der Verein 181) Mitglieder;
durch Tod und Verzug schieden im Laufe des Jahres
17 Mitglieder aus ; neu aufgenommen wurden 30 Mitglieder,
so dass sich die Zahl derselben am Schlüsse des Berichts-
jahres auf 202 belief.
Unter den durch den Tod dem Vereine Entrissenen
ist auch einer der Mitbegründer und eifrigsten Förderer
desselben, der Herr Stadtrath a. D, Adolf Assmann, zu
beklagen. Schon frühzeitig durch seinen Sinn für Natur
zu einem Freunde der Naturwissenschaften geworden, er-
griff er freudig die im Jahre 1869 durch einen kleinen
Kreis von befreundeten Männern gebotene Gelegenheit, mit
diesen in Magdeburg einen naturwissenschaftlichen Verein
zu gründen, der das Interesse für Natur und deren Studium
in den Mauern unserer Stadt beleben und weiter entwickeln
sollte. Seiner Charakteranlage entsprach es nicht müssig
zuzuschauen, wo helfend eingetreten werden konnte. Daher
nahm er sich besonders der aus winzigsten Anfängen ent-
standenen naturwissenschaftlichen Sammlungen an, die er
mit aufopfernder Hingebung zu ordnen und zu vermehren
verstand. Durch seine engen Beziehungen zu den Ver-
waltuugskörperschaften der Stadt gelang es ihm, anfangs
einen städtischen jährlichen Zuschuss von 300 Mk.,
später 1000 Mk. zur Verwaltung des Museums zu erwirken,
so dass neben der Erhaltung des Vorhandenen und Zu-
richtung des Neuzugehenden auch kleinere Ankäufe ge-
macht werden konnten. Durch unermüdliche Ausdauer er-
möglichte er, unterstützt von fachkundigen Freunden und
Mitarbeitern, die Sammlungen so zu vergrössern, dass sie
mit Kecht als ein naturwissenschaftliches Museum be-
zeichnet werden konnten. Der sich immer mehr steigernde
Besuch derselben gab den besten Massstab für die fort-
schreitende Vervollkommnung. Es war daher tief zu be-
— 280 —
klagen, dass dieser verdiente Vorsteher des Museums aus
privaten Rücksichten sein Amt niederlegte und bald darauf
nach Berlin übersiedelte. Die Ernennung zum Ehrenmit-
gliede bewies ihm den mit Recht gezollten Dank und sollte
ihn auch fernerhin mit dem Vereine verknüpfen. Nach
einigen Jahren wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt,
bewies er auch ausseramtlich dem Museum und Vereine
sein regstes Interesse und fehlte fast nie bei einer Sitzung
oder Exkursion. Rüstig sahen wir ihn noch in die Sommer-
frische gehen; um so niederschlagender wirkte die plötz-
liche Kunde, dass das allseits geliebte Ehrenmitglied an
einem zwar längst vorhandenen, aber latent gebliebenen
Herzleiden am 24. August 1892 zu Elmen aus dem Leben
geschieden sei. Der aufrichtigen Trauer gab die nächste
Vereinsversammlung durch den Mund ihres Vorsitzenden
beredten Ausdruck, auch wurde auf Antrag der Herren
Kaufmann Meyer und Brunner beschlossen, das Andenken
des verdienstvollen Mitgliedes durch Aufstellung seines
Bildnisses in seinem Lieblingsraume, dem Museum, dauernd
zu ehren.
Bei der im December 1891 stattgefundenen Vorstands-
wahl war der schon 10 Jahre an der Spitze des Vereins
stehende Herr Fabrikant König wieder zum ersten Vor-
sitzenden gewählt worden; Gesundheitsrücksichten nüthigten
ihn jedoch schon im Januar sein arbeitsreiches Amt nieder-
zulegen. Da es nun nicht gut schien, mit der Neuwahl
bis zum Ende des Jahres zu warten, so wurde im Februar
zu einer Ersatzwahl geschritten und Herr Rector Dr. Hintz-
mann in dieses Amt gewählt; der bisherige zweite Vor-
sitzende, Herr Oberlehrer Dr. Danckwortt, lehnte das Ein-
treten in diese Stelle von vornherein dankend ab. Zur
Ergänzung des Vorstandes auf seine volle Mitgliederzahl
wurde Herr Architekt Mesch neu hinzugewählt. Herr
Fabrikant König wurde in Würdigung seiner Verdienste
um den Verein zum Ehrenmitgliede desselben ernannt.
— 281 —
Im December 1892 fand die Vorstandswahl für 1893
statt, in welcher die im Amte befindlichen Mitglieder
■wiedergewählt wurden. Für den während des Jahres aus-
geschiedenen Herrn Kaufmann Messmer wurde der König-
liche Baurath Herr Bauer zugewählt.
Vorstand für 1893.
Director Dr. E. Hintzmann, Vorsitzender.
Prof. Dr. 0. Danckwortt, stellv. Vorsitzender.
Oberlehrer 0. Walter, Schriftführer.
Kaufmann Job. Brunner, Rendant.
Königl. Baurath F. W. Bauer, Vorsteher des Museums.
Dr. phil. L. Grünhut.
Architekt und Maurermeister W. Mesch.
Prof. Dr. A. Schreiber, Ehrenmitglied des Vorstandes.
Ehrenmitglieder des Vereins:
Realgymnasialdirector Prof Dr. Ad. Hochheim in Brandenburg a./H.
Fabrikant W. König, hier, Breiteweg 1.
Alphabetisches Verzeichniss der Mitglieder
am Ende des Jahres 1892.
Ahrend, Heinr., Oberrealschul-
lehrer.
Albert, Friedrich, Bankier.
A 1 e n f e d , Eugen, Bankier.
Arnold, Otto, Stadtrath.
Aufrecht, Emanuel, Sanitäts-
rath, Dr. med.
B a e n s c h , Emanuel, Buch-
druckereibesitzer.
V. Bauchet, Max , Eisenbahn-
secretair.
Bärge, R, Dr. phil., Salbke.
Bauer, F. W., Königl. Baurath.
Bauermeister, Friedrich, Kfm.
Becker, Albert, Mechaniker.
B e n e c k e , Fr., Rector.
Beilschmidt, Ludwig, Standes-
beamter.
B e n d i X , Pius, Zahnarzt.
Bennewitz, Gustav, Com-
merzienrath.
Berger, TV., jr., Uhrmacher.
Bette, Franz, Sanitätsrath,
Dr. med.
Beyer, Otto, Maurer- und
Zimmermeister.
Blath, Ludw., Prof, Dr. phil.
B 1 e 1 1 , Carl, Apothekenbesitzer.
Blume, Herm., Oberlehrer.
B e c k , Ose, Sanitätsrath, Dr.med.
Boeckelmann, August,
Fabrikant, Ottersleben.
Boettichcr, Friedr., Geh. Reg.-
Rath, Oberbürgermeister.
Bornemann, Gustav, Kaufmann.
Brandt, Robert, Kaufmann.
— 282 —
Bräutigam, Georg, Kaufmann.
Uren necke, Hans, Dr. med.,
Süden bürg.
Brock hoff, Franz, Dr. phil.
Brüller, Herrn., Lelirer, Buckaii.
Brunn er, Hermann, Kaufmann.
B r u n n e r , Johannes, Kaufmann.
C o m t e , Charles Kaufmann,
Danckwortt, Albert, Dr. phil.,
Oberlelirer.
Danckwortt, Otto, Prof.
Dr. phil.
D i 1 1 m a r , Regierungsrath.
Doering, Otto, Rector.
Dresel, Hugo, Kaufmann.
D s c h e n f z i g , Theodor, Kaufm.
Dürre, Max, Dr. phil., Stadtrath,
Mitglied des Abgeordneten-
hauses, Sudenburg.
Duvigneau, Otto, Stadtrath.
Ehle, Carl, Rector, Quedlinbui-g.
Engel, Paul, Fabrikant.
Eschen hagen, Dr. med.
F a b e r , Alexander, Buch-
druckereibesitzer.
Favreau, Albert, Director.
Favreau,P., Maschiuenbaueleve.
F e 1 1 m e r , Robert, Postdirector,
Hauptmann a. D.
Ferchland, R., f'abrikaut.
Fischer, Eduard, Dr. med.
Focke, Herm., Dr. phil., Apo-
thekenbesitzer.
Foelsche, Heinrich, jr., Kauf-
mann, Sudenburg.
Friedeberg, Gottfr., Kaufmann.
Fritsch, von, Freiherr, ord.
Professor an der Universität
Halle a. S.
Fritze, Werner, Kaufmann.
F r i t z s c h e , Carl , Dr. med.,
Generalarzt.
Fritzsche, Johannes, Director.
F u n c k , Reinhold, Kaufmann.
G a n t z e r , Richard, Prof, Dr. phil.
Gaul, Julius, Oberrealschullehrer.
Goedel, Dr. med., Altenwed-
dingen.
Goedicke, Hermann, Bankier.
Golden, Thomas, Director.
Grässncr, Bergassessor,
Schönebeck.
Grosse, Ernst. Director.
Grünhut, L., Dr. phil.
Gruson, Hermann, Geh. Com-
merzieurath, Buckau.
Grützmacher, August, Dr. phil.,
Astronom.
Günzer, Otto, Dr. phil , Oberlehr.
Haberland, August, Amts-
gericht srath.
Habs, Hermann, Bildhauer.
Hagedorn, W., Dr. med., Geh.
Sanitütsrath.
Hagemann, Carl, Rector.
H a r t m a n n , Fr. , Kaufmann,
Sudenburg.
Hartmann, Gustav, Dr. phil.,
Medicinal- Assessor.
Hauswaldt, Albert, Fabrikant,
Neustadt.
Hauswaldt, Hans, Fabrikant,
Neustadt.
Hauswaldt. Wilhelm, Fabrikant,
Stadtrath.
Hellmuth, Ernst, Rector.
Henckel, Heinrich, Kaufmann.
Henneberg, Hermann, Dr. med.
H e n n i g e , Paul, Ritterguts-
besitzer, Neustadt.
Herbst, Wilh., Dr. phil., Oberlehr.
Hesse, Wilh., Apothekenbesitzer.
Hintzmann, Ernst, Dr. phil.,
Director der Realschule.
— 283 —
Hirsch, Max, Dr., Medicinalrath.
Hochheim, Adolf, Dr. phil.,
Professor, Realgymnasial-Dir.
Brandenburg a. d. Havel.
Ho ff mann, Ludwig, Oberlehrer.
Hollstein, S., Versicherungs-
beamter.
Hübner, Carl, Kaufmann.
H ü b e n e r , Ernst, Kaufmann.
Jansen, Hans, Stadtbauinspector .
Jacoby, Albert, Dr. med.
Jesurun, Dr. phil., Salbke.
Kaempf, A., Dr. med.
Kaempfe, Ernst, Rentier.
Kaesebier, Robert Kaufmann.
K a e s 6 1 i t z , Udo, Bureauvor-
steher.
Kalbow, August, Maurermeister.
Kampe, Fritz, Oberrealschul-
lehrer.
Keim, Carl, Dr. med., Sanitäts-
rath.
Kessler, Otto, Kaufmann.
Kerckow, G., Fabrikant,
Buckau.
Klotz , Karl Emil, Buchhändler.
Koch, Max, stud. med., Freiburg
in Baden.
Kühne, Gustav, Kaufmann.
König, Julius, Fabrikant, Suden-
burg.
König, Wilhelm, Fabrikant.
Korn, C, Lehrer.
Krause, Bernhard, Oberlehrer.
Kretschmann,Reinh.,Stadtrath.
Kreyenberg, M., stud. med.
Kr ö n i n g , Ferdinand,Mechanikus.
Krüger, Richard, Zahnarzt.
Kuntze, Heinrich, Postsecretär.
Lach, Director.
Lieb au, HeiTuann, Fabrikant,
Sudenburg.
L i p p e r t , Lorenz, Kaufmann.
List, R., Dr. phil., Salbke.
Listemann, Conrad, General-
Director.
Lochte, H., Dr.jur., Justizrath.
Loof, Ferdmand, Kaufmann.
Matthes, Gustav, Oberlehrer,
von Mehely, Ludwig, Professor,
Kronstadt in Ungarn.
Meissner, Gustav, Kaufmann.
Menzel, Paul, Kaufmann.
Mertens, August, Dr. phil.,
Oberrealschullehrer.
Mesch, Wilh., Architekt und
Maurermeister.
M e s 8 m e r , Hermann. Kaufmann,
Meyer, Carl, Grubenbesitzer und
Kaufmann.
M i n n e r , Hermann, Mathematiker.
Mittelst rass, Carl, Kaufmann.
Moeller, Richard, Dr. med.
Moeries, Gustav, Dr. phil.,
Chemiker.
Müller, L. J., Insenieur.
Münchhoff, II, Gäterin^pector.
Mummenthey, L., Fartikulier.
Nathusius, Moritz, Halle a. S.
Nathan, Max, Kaufmann.
Nelson, Rudolf, Oberlehrer.
Neubauer, F. A., Geheimer
Commerzienrath.
N e u m a n n , Fritz, Lehrer.
'Neuschäfer, Anton, Kaufmann.
N i e m a n n , Ernst, Dr. med.,
Sanitätsrath.
Nie mann, W., Buchhändltr.
Nirrnheim, Philipp, Kaufmann.
Ochs, Paul, Reg.-Baumeister.
Oehmichen, Richard, Dr. phil,
Chemiker.
Paul, Wilhelm, Kaufmann.
Petersen, Louis F., Kaufmann.
— 284 —
Pctschke, August, Kaufmann.
Plettenberg, Paul, Dr. phil.,
Oberlehrer.
P 1 o c k , Albert, Kaufmann.
Pohl, Robert, Dr. med.
Poramer, Max, Kaufmann.
Potinecke, 0., Kaufmann,
Sudenburg.
P o t i n i ck e , Richard, Dr. phil.,
Oberrealschullehrer.
Rabe, Max, Kaufmann.
Reidemeister, Emil, Prof.,
Dr. phil.
Riemer, Carl, Werkführer.
Richter, Herrn., Kaufmann.
Ruhberg, Carl, Kaufmann.
Rumpf, Richard , Fabrikant,
Bleiche.
Saueracker, Gustav, Kaufmann.
Schindler, C. W., Photograph,
Buckau.
Schmid, Ernst, Kaufmann.
Schmidt, Ernst, Regierungsrath.
Schmidt, Gustav, Fabrikant.
Schmidt, Paul, Fabrikant,
Westerhüsen.
Schneid ew in, Ernst, Brauerei-
besitzer, Buckau.
Seh oll wer, Eugen, Gymnasial-
lehrer.
Scholz, Conrad, Ingenieur.
Schreiber, Andr., Dr. phil.,
Professor.
Schröter , Ludwig, Kaufmann.
Schüssler, Adolf, Kaufmann.
Schulz, Hugo, Dr. phil.
Schulze, Herm., Realgymnasial-
lehrer.
Schulze, 0., stud. med. ,
Freiburg i. Baden.
Schwieger, Heinrich, Lehrer
Serno, Adolf, Kaufmann.
Singer, Simon, Kaufmann.
Skalweit, Aug., Regierungs-
baurath.
Steffens, Herm., Tischlermstr.
Stock, Dr. phil., Salbke.
Strauch, Wilh., Regierungs-
sekretär.
Süssenguth, Herrn., Dr. phil,
Thorn, Emil, Kaufmann.
Tiemann, Adolf, Kaufmann.
Toepffer, Richard, Ingenieur.
Trenckmann, Bruno, Kaufmann.
Verein für Alterthums-
künde, Kreis Jerichow I.
V est er, Richard, Kaufmann.
Wall bäum, Wilh., Brauerei-
besitzer.
Walter, Otto, Oberlehrer.
Walther, Ernst, Agent.
Weibe zahl, Hugo, Kaufmann.
W e r n e c k e , Julius, Kaufmann.
Wernecke, Gustav, Brauerei-
besitzer, Neustadt.
Werner, Franz, Dr phil., Wien.
Witte, E., Oberrealschullehrer.
Wolterstorff, Wilhelm,Dr.phil.,
Stadtschulrath.
Wolterstorff, Willi, Konser-
vator des naturw. Museums.
Wolterstorff, H., Dr. phil,
Ballenstedt a. H.
Wolterstorff, Richard,
Dr. phil.
Wüste, Jul., Kaufmann.
— 285 —
III.
Cassa- Conto.
Einnahmen:
Bestand M 817.29
Beiträge von 20S iJitgliedern „ 1045. —
'j(> 1862.29
Ansgalien:
Honorare Jb 80. —
Saalmietlie „ 63. —
Druckkosten „ 515. —
Blumenschmuck bei dem Begräbniss unseres Ehren-
mitgliedes des Herrn Stadtrath Assmann . . „ 20. —
Kleine Auslagen „ 89.35
Cassa-Bestand „ 1094.94
Ji 1862.29
Es sei hierl ei noch ausdrücklich erwähnt, dass der Beitrag von
^Ä 2000, welchen die Stadt Magdeburg in dankenswerther und wohl
angebrachter Weise zur Erhaltung und Vervollkommnung des
Museums spendet, nicht dem naturwissenschaftlichen Vereine selbst
zu Gute kommt, sondern dass derselbe nur Zwecken des Museums
dient und seine eigene Verwaltung durch dessen Vorsteher erhält.
Magdeburg, den 31. December 1892.
Johannes Brunner,
Rendant.
IV.
Museum.
Die Verwaltung des Museums ist in dem verflossenen
Jahre einer durchgreifenden Umänderung unterzogen worden.
Seit vielen Jahren lag dieselbe einzig und allein in der
Hand des Museumsvorstehers und dessen wissenschaftlichen
Beirathes (in der Person des Bibliothekars). Nach dem
Scheiden des Herrn Stadtrath a. D. Assmann aus der
Stellung als Museumsvorsteher ging das Amt in unverkürzter
Machtvollkommenheit auf den von Herrn Stadtrath Assmann
vorgeschlagenen Nachfolger, Herrn Kaufmann Messmer, über.
Als dieser nach zweijähriger treuer Verwaltung, für welche
— 286 —
ihm an dieser Stelle noch der gebührende Dank ausgesprochen
sein mag, sich aus privaten Rücksichten zum Rücktritt
veranlasst sah, übernahm der Vorsitzende des Vereines
Herr Direktor Dr. Hintzmann zugleich auch die Leitung
des Museums, damit eine innigere Verknüpfung des Museums
mit dem Vereine hergestellt vrerde. Gleichzeitig schlug er eine
Aenderung der bisherigen Organisation vor. Die Gesammtheit
der Sammlungen mit voller Sachkenntniss zu verwalten
übersteigt die Kräfte eines Einzelnen, und wenn auch die
tüchtige Kraft des Konservators Herrn Wolterstorfif sich
gänzlich dem Museum widmen kann, so ist die Menge der zu
leistenden Arbeit doch eine so grosse, dass es erwünscht war,
noch mehrere andere Herren für die Museumsthätigkeit zu
gewännen und festzuhalten. Da sich nun auch solche wissen-
schaftlich geschulten Herren in dankenswerther Weise zur
Mitarbeit bereit erklärt hatten, so erschien es rathsam, diese
Fachkenner als Leiter einer der Abtheilungen des Museums
zu erwählen, um so eine grössere Gleichmässigkeit im Fort-
schreiten der einzelnen Zweige der Sammlungen zu erstreben.
Diese Herren sollten den in allen Museums-Angelegenheiten
zu befragenden Museums-Ausschuss bilden. Es traten in den
Ausschuss ein:
Herr Regierungsrath E. Schmidt als Leiter der Ab-
theilung für Mineralogie;
Herr Oberrealschullehrer Dr. Mertens als Leiter der
Abtheilung für Zoologie;
Herr Konservator W. Wolterstorff als Leiter der
Abtheilung für Geologie;
Herr Oberlehrer Walter als Vorsteher der Bibliothek.
Den Vorsitz dieses Ausschusses übernahm Herr Director
Dr. Hintzmann.
In dieser Zusammensetzung waltete der Ausschuss
fördernd und segensreich seines Amtes. Ln November
vollzog sich ein Personenwechsel in der Abtheilung für
Mineralogie, indem an die Stelle des Herrn Regierungsrathes
287
E. Schmidt der Herr Oberrealschullehrer Ähren d eintrat.
Das Ausscheiden des Herrn Kegierungsrathes erfolgte zum
grossen Bedauern des Ausschusses und Vereins-Vorstandes,
da seine unermüdliche Thätigkeit ganz ausserordentlich zur
Ordnung, Verschönerung und Vermehrung der raineralogischen
Sammlungen beigetragen hatte; der aufrichtigste Dank sei
hier seinem Wirken ausgesprochen.
In bereitwilligster Weise unterstützten besonders den
Konservator Herrn Wolterstorff, der sich auch der zoologischen
Abtheilung mit annahm, eine Anzahl junger Freunde, Stu-
denten und Schüler, so die Herren H. Breddin, P. Fiedler,
Gebr. Henneberg, M. Koch, G. Krebs, M. Kreyen-
berg, G. Nathusius, E. Reichardt, E. Reinelt u.a.,
diesen herzlichen Dank auszusprechen, ist eine angenehme
Pflicht, die hiermit gern erfüllt wird. Mögen dieselben auch
weiterhin treu an der Förderung der Museumsarbeiten mit-
helfen.
W^as das Gedeihen der Sammlungen selbst anbetrifft,
so kann auch auf das verflossene Jahr mit Genugthuung
zurückgeblickt werden.
Denn obschon die Rücksicht auf den in Aussicht
stehenden Umzug, die stete Ungewissheit über den Termin
desselben, die hierdurch bedingten Einschränkungen und
Verzögerungen in der Neuanschaffung von Schränken,
Sammlungen und dergl., die ungünstigen Raumverhält-
nisse und die stets zunehmende Platznoth der eigentlichen
Ordnungsarbeit oftmals hemmend in den Weg traten, so
haben doch diese vorübergehenden Schwierigkeiten dem
Gedeihen unserer naturwissenschaftlichen Sammlungen im
Ganzen keinen Eintrag gethan. Vielmehr hatte sich das
Museum wieder der regsten Förderung zu erfreuen, die sich
in grossen und werthvollen Schenkungen und einer rührigen
Betheiligung an den Museumsarbeiten kund gab. Auch
zeugte der lebhafte Besuch für die immer mehr wachsende
Beachtung und Werthschätzung der naturwissenschaftlichen
Sammlungen.
— 288 —
Unter den Schenkungen ist die hochherzige Ueber-
weisung einer umfangreichen und kostbaren, an prächtigen
Schaustücken reichen Mineraliensammlung seitens des Herrn
Kaufmann Gustav Schmidt besonders hervorzuheben,
ferner sei aus der langen Reihe anderer Zuwendungen noch
eine grosse Sammlung Nordseemollusken und dergl. von den
Geschwistern de Haan auf Borkum, eine CoUektion theil-
weise sehr seltener Versteinerungen aus Sildeuropa von Herrn
Dr. P. Oppenheim in Berlin erwähnt. Herr Gärtner
Reiche -Herrenkrug schenkte zahlreiche Vögel und kleine
Säugethiere, von den Herren G. A. Boul enger in London»
Prof. V. Mehely in Kronstadt, Dr. Werner in Wien er-
hielten wir geschenk- und tauschweise siebenbürgische, süd-
europäische, nordafrikanische und exotische Reptilien und
Amphibien in grosser Anzahl.
Die im Vorjahre eingeführten naturwissenschaftlichen
Ausflüge mit Schülern und Studenten erfreuten sich wieder
lebhafter Betheiligung und lieferten reiche Ausbeute. Vor
Allem aber förderte der Grund und Boden der Stadt Mag-
deburg selbst bei den Ausschachtungen im Nordfrontgelände
und im Neustädter Hafen zahlreiche Funde zu Tage, welche
selbstredend Eigenthum der Stadt blieben, aber im Museum
zur Aufstellung gelangten.
Das Verzeichniss der neuen Zugänge im Jahre 1892
wird, vereint mit dem Berichte über 1893, erst im nächsten
Jahresbericht zum Abdruck gelangen.
V.
Satzungen.
§. 1.
Der Zweck des Vereins.
Der naturwissenschaftliche Verein in Magdeburg hat den Zweck,
die naturwissenschaftlichen Studien unter besonderer Berücksichtigung
der örtlichen Verhältnisse zu pflegen und in weiteren Kreisen zu be-
leben, für die in Magdeburg und Umgegend gemachten Beobachtungen
289
aus den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft einen Sammel-
punkt zu bilden und durch diese Bestrebungen, sowie durch wissen-
schaftliche Beleuchtung der einschlägigen Praxis die Handels- und
Gewerbe - Interessen der Stadt und des Landes nach Kräften zu
fördern.
§. 2.
Die Sitzungen.
Der Verein tritt zu diesem Ende in monatlichen Sitzungen zu-
sammen, in welchen Vorträge über naturwissenschaftliche Gegenstände
gehalten , Mittheilungen über den Stand und die Fortschritte der
einzelnen naturwissenschaftlichen Wissenszweige sowie über angestellte
Beobachtungen und gewonnene Erfahrungen gemacht, interessante
Naturerzeugnisse vorgelegt und Fragen aus dem Bereiche der Wissen-
schaft oder des Handels und gewerblichen Lebens erörtert werden.
§. 3.
Die Sectionen.
Zur gründlichen Behandlung solcher Fragen, welche ein tieferes
Eindringen in die Einzelheiten eines besonderen Wissenszweiges
erfordern, vereinigen sich die Mitglieder je nach ihrer Neigung zu
Sectionen, welche ihre Organisation nach freier Selbstbestimmung
gestalten. Die auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse werden in
den allgemeinen Sitzungen zur Mittheilung gebracht.
§. 4.
Die Mitgliedschaft.
Mitglied kann jeder werden, der sich für die Zwecke des Vereins
interessirt und dem Vorstande durch ein Mitglied vorgeschlagen wird.
Der Vorgeschlagene wird in der nächsten Sitzung als solcher genannt
und in der folgenden, falls nicht ein begründeter Einspruch geschehen
ist, als Mitglied aufgenommen. Wird in Folge des Einspruches Ab-
stimmung verlangt, so findet die Aufnahme nur mit zwei Drittel
Mehrheit der anwesenden Stimmen statt. Auf Vorschlag des Vor-
standes können durch die Veriammlung Ehrenmitglieder des Vereins
ernannt werden.
§.5.
Der Beitrag.
Zur Bestreitung der Ausgaben des Vereins werden von jedem
Mitgliede jährlich fünf Mark im Laufe des ersten Vierteljahres durch
den Kassirer erhoben.
19
— 290 —
§. 6.
Gäste.
Zur Einfiilirung von Gästen in die Sitzungen ist erforderlich, dass
das einführende Mitglied sie dem Vorsitzenden vorstellt. Vorträge und
Mittheilungen werden von den Gästen mit Dank entgegengenommen.
§. 7.
Der Vorstand.
Der Verein wählt durch einfache Stimmenmehrheit der anwesenden
Mitglieder mittelst Stimmzettel in der Decembersitzimg jeden Jahres
einen Vorstand, bestehend aus 1) einem Vorsitzenden und 2) dessen
Stellvertreter, denen die Einladungen zu den Sitzungen, die Bestimmung
der Tagesordnung, die Leitung der Verhandlungen und die Ver-
tretung des Vereines nach aussen obliegt; ausserdem fünf Mitglieder,
deren Befugnisse der Vorstand unter sich feststellt.
§. 8.
Pflichten des Vorstandes,
Ueber die Verhältnisse der dem Vereine gehörigen Bibliothek
und Sammlungen, sowie der Kasse wird jährlich ein Rechenschafts-
bericht abgelegt. Nach Einsicht der Kassenverhältnisse durch zwei
von der Versammlung gewählte Vertrauensmänner wird auf deren
Bericht hin vom Vereine Entlastung ertheilt.
§. 9.
"Wissenschaftliche Veröflfentli jhungen.
Der Verein giebt ein Jahrbuch heraus, welches sämmtlichen Mit-
gliedern zugeht und zum Austausch mit auswärtigen wissenschaftlichen
Vereinen dient. Die dafür eingehenden Schriften werden der
Bibliothek einverleibt.
§. 10.
Austritt aus dem Vereine.
Der Austritt eines Mitgliedes aus dem Vereine kann nur durch
schriftliche Mittheilung an den Vorsitzenden geschehen, jedoch ist der
Austretende verpflichtet, den Beitrag für das laufende Jahr noch voll
zu entrichten.
§. 11.
Abänderung der Satzungen.
Anträge auf Abänderung der Satzungen, welche von mindestens
zehn Mitgliedern unterstützt werden, sind zunächst dem Vorsitzenden
schriftlich anzumelden, von diesem den Mitgliedern in der nächsten
allgemeinen Sitzung mitzutheilen und in der folgenden zur Berathung
und Abstimmung zu bringen. Die Beschlussfassung erfolgt durch
eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der Stimmen der An-
wesenden.
— 291 —
VI.
Bibliothek.
Die mit dem naturwissenschaftlichen Museum vereinigte
Bibliothek ist durch den regen Schriftenaustausch wiederum
beträchtlich bereichert worden (siehe VII), auch sind neue
Austauschbeziehungen angeknüpft worden. Das Ausschreiben
der in den einlaufenden Schriften enthaltenen Arbeiten und
Aufsätze auf besondere Zettel und die Vereinigung der
letzteren zu einem Kataloge wurde fortgesetzt. Es wurden
angekauft :
Cohen u. Deecke: lieber Geschiebe aus Neu- Vorpommern und
Rügen.
L e u n i 8 : Synopsis der drei Naturreiche.
Zoologie. Bd. II, 2.
Hof mann: Die Eaupen der Schmetterlinge Europas.
Liefg. 1-20.
Hof mann: Die Schmetterlinge Europas.
Liefg. 17 bis Ende.
Kobelt: Prodomus faunae Molluscorum testaceorum maria europaea
inhabitantium. Fase. 1 — 4,
B 1 a a s : Katechismus der ^etrographie.
Dürigen: Deutschlands Amphibien u. Reptilien.
Liefg. 1—8.
V. K o b e 1 1 : Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittels einfacher
chemischer Versuche auf trockenem und nassem Wege.
Weissbach: Tabellen zur Bestimmung der Mineralien mittels
äusserer Kennzeichen.
H i n t z e : Handbuch der Mineralogie.
Heft 6,
Buffon: Naturgeschichte der vierfiissigen Thiere.
V. Bomsdorff: Neueste Specialkarte vom Harz.
Zeitschriften: Gaea, Jahrgang 1892.
Prometheus, III. Jahrgang.
Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde, III. Band.
Zoologischer Anzeiger, No. 380—408.
19*
— 292 —
VII.
Verzeiehnlss der Vereine und
Körperschaften,
mit denen der Verein im Austauschverkehre steht, sowie der
im Jahre 1892 von denselben eingegangenen Schriften:
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und
Neuburg (a V.)
Bericht.
Alteuburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaberg: Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde.
Aussig a. E. : Naturwissenschaftlicher Verein.
Baden b. Wien : Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher
Kenntnisse.
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft.
Basel: Naturforschende Gesellschaft.
Band IX., Heft 2. 1891.
Berlin: Königliche Akademie der Wissenschaften.
Sitzungsberichte für 1892. 41—53.
do. Botanischer Verein der Provinz Brandenburg.
Verhandlungen.
do. Deutsche geologische Gesellschaft.
Zeitschrift. 43. Band, Heft 2—4.
44. Band, Heft 1 u. 3.
do. Gesellschaft naturforschender Freunde.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1891.
do. „Naturae novitates." Bibliographie neuer Erscheinungen
aller Länder auf dem Gebiete der Naturgeschichte und der
exacten Wissenschaften.
13. Jahrgang 1891. No. 4-24.
14. „ 1892. No. 1—17.
do. Polytechnische Gesellschaft.
Polytechnisches Centralblatt. HI. Jahrgang No. 14.
IV. „ No. 2-4, 6-18.
V. „ No. 3, 6-10, 13,
Bern: Naturforschende Gesellschaft.
Mittheilungen.
Bistritz: Jahresbericht der Gewerbeschule.
Bericht.
— 293 —
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, West-
falens und des Regierungsbezirks Osnabrück.
Jahrgang 47. 2. Hälfte 1890.
48. 1891.
49. 1. Hälfte 1892.
Braunschweig: Verein für Naturwissenschaft.
Jahresbericht.
Ueber die geologischen Verhältnisse des Untergrundes
der Städte Braunschweig und "Wolfenbüttel mit
besonderer Rücksicht auf die Wasser- Versorgung.
Vortrag von Prof. Dr. Kloos.
Bremen: Verein für Naturwissenschaft.
Abhandlungen. Band XH., 1—2. 1892.
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