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Full text of "Jahreshefte des Vereins f©r vaterl©Þndische Naturkunde in W©rttemberg"

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3?« 


OF 

COMPAUATIYE    ZOÜLOGY, 

AT  HARVARD  COLLEGE,  CAMBRIDGE,  MASS. 
JFountieti  i)g  pvfbate  suüscrfptfon,  in  1861. 

DR.   L.  DE  KONINCK'S   LIBRARY. 

No.  //^. 


JAHRESHEFTE 

des 
Yereins  für  vaterläudische  Naturkunde 


r  '"^ 


WÜRTTEMBERG. 


Herausgegeben  von  dessen  Redactionscommission , 

Prof.  Dr.  H.  v.  llCoItl  in  Tübingen;   Prof.  Dr.  Tli.  Plieningrer, 
Prof.  Dr.  Felilin^,  Dr.  IVolfg^ang-  IVIenzel, 

Prof.  Dr.  Ferd.  Rrauss,  in  Stuttgart. 


ZWÖLFTER  JAHRGANG. 

(Mit  zwei  Stein  tafeln.) 


-~^.~m*t>i^e*^~.m~- 


STUTTGART. 
Verlag     von     Ebner     <fc     Seubert. 

1856. 

Ausgegeben  im  November  1856. 


Gedruckt  bei  K.  F.  Hering  ic  Comp. 


Inhalt. 


Seite 

I.  Angelegenheiten  des  Vereins. 

Bericht  über   die  zehnte  Generalversammlung    am  29.  Juni  1855 

zu  Stuttgart.     Von  Prof.  Dr.  0.  Köstlin         1 

Eröffnungsrede  des  ersten  Vorstandes  Prof.  Dr.  v.  Rapp  .     .  2 

Rechenschaftsbericht.     Von  Prof.  Dr.  Krauss       .     .     ..     .  3 

Rechnungsablegung.     Von  Apotheker  Weismann    .     .     .     .  13 

Wahl  der  Beamten  und  des  Versammlungsortes  für  1855       .  16 

Abänderung  der  §§.  11  und  13  der  Statuten 17 

Nekrolog    auf   Bergrath    Faber    du    Faur.      Von    Bergrath 

V.  Schübler 18 

n.  Aufsätze  und  Vorträge. 

1)  Zoologie  und  Anatomie, 

üeber  den  Winterschlaf.     Von  Prof.  Dr.  v.  Rapp    ...     .       23 
Ueber  einige, für  die  Laudwirthschaft  schädliche  Insekten.    Von 

Prof.  Dr.  Krauss 52 

Beitrag  zur  Fauna  Württembergs.    Von  Baron  Richard  König- 
Warthausen     72 

üeber   den  Eizahn   der  Ringelnatter.     Von  Dr.  D.  F.  Weinland 

(Mit  Tafel  I.) 90 

Apparat  zur  Bewegung  der  Zunge  bei  Manis  longicaudata  Shaw, 

(M.  macroura  Erxl.).     Von  Dr.  v.  Klein     .     ,     .     .     .     96,     556 

Die  Hausratte  in  Stuttgart.     Von  Prof.  Dr.  Krauss       .     .     .     .     117 

2)  Botanik. 

Herbarium   Hieronymus   Härders.     Von    Prof.   Dr.    Veesen- 

meyer 55 

Ueber  das  Verhältniss  der  parasitischen  Gewächse  zu  der  Nähr- 
pflanze.    Von  Obermedicinalrath  Dr.  v.  Jäger    .     .     .     .       63 
Eine  achtfach  blühende  Agave  americana.     Von  Baron  Richard 

König-Warthausen 101 


Seile 

3)  Mineralogie  und  Geognosie. 

Die  Juraformation  Englands,  Frankreichs  und  des  südwestlichen 

Deutschlands.     Von  Dr.  Albert  Oppel 121 

4)  Petrefactenkunde. 

Land-    und  Süsswasserconchylien    der  Tertiärformation  Ober- 
schwabens.    Von  Prof.  Dr.  v.  Kurr 38 

Ueber    die    Ablagerung    von    Petrefakten    im   Jura.     Von  Dr. 

0.  Fraas 43 

Petrefakten.     Von  Finanzrath  Es  er 63 

üeber  einige  Cephalopoden  der  Juraformation  Württembergs.    Von 

Dr.  Albert  Oppel 104 

üeber    Pentacrinites    colligatus.      Von   Prof.  Quenstedt.     (Mit 

Tafel  II.) 108 

5)  Chemie,  Physik  und  Meteorologie. 

Ueber  die  Bedeutung  und  Theorie  des  F  o  u  c  a  u  1 1'  sehen  Ver- 
suches.    Von  Oberreallehrer  Blum 31 

6)  Vermischtes. 

üeber  die  Beziehungen   der  Stromgebiete   und  Wasserscheiden 

zu  den  Gebirgen.     Von  Oberbaurath  v.  Bühler       ...       47 

Vortrag  über  verschiedene  Natuimerkwürdigkeiten.    Von  Prof. 

Dr.  Fleischer 59 

Aeltestes  Lumpenpapier.     Von  Prof.  Volz       70 

HI.  Kleinere  Mittheilungen. 

Untersuchung    fossiler  Fischzähne  von  unbekannter  Abstammung. 

Mitgetheilt  von  den  Prof.  Dr.  v.  Fehling  und  v.  Kurr  .  118 
Anmerkung    zu    einer   Stelle   in   dem   von  Prof.   Veesenmayer 

vorgezeigten  Herbarium  von  1595 120 

Berichtigung    (zu  Seite  96) 556 


I«  Aii^ele^eiilieiten  des  Tereiiiis». 

Bericht  über  die  zehnte  Geiieralversanimhing  am  29.  Juni 
1855  zu  Stuttgart. 

Von  Prof.  Dr.  0.  Köstlin. 

Die  zahlreich  besuchte  Versaminking  begann  nach  9  Uhr 
in  den  kleineren  Sälen  des  oberen  Museums.  Im  Eintrittszimmer 
waren  verschiedene  naturhistorische  CTCgenstände  von  allgemeine- 
rem Interesse  aufgestellt;  in  der  Mitte  ein  Blatt  der  Victoria 
regia  von  7  Fuss  Durchmesser,  durch  die  Güte  des  Herrn 
Direktor  von  Seyffer  aus  den  königlichen  Gärten  zu  Cannstatt 
entnommen ,  an  den  Seiten  Pelargonien  und  Fuchsien  von  den 
hiesigen  Handelsgärtnern  Nestel,  G.  Pfitzer  und  Wagen- 
blast,  eine  Nicotiana  glauca  mit  4  Sorten  blühender  Petunien 
veredelt,  von  Handelsgärtner  Gumpper;  ferner,  durch  Herrn 
G.  V.  Martens,  die  blüthen-  und  hülsentragenden  Pflanzen 
von  Ervum  Ervilia,  aus  den  Samen  gezogen,  welche  den  Lin- 
sen immer  beigemischt  und  der  Gesundheit  gefährlich  sind,  ebenso, 
durch  Herrn  Amtsarzt  Dr.  Stüztle  in  Buchau  gesendet,  die 
Samen  von  Galeopsis  tetrahit  mit  dem  daraus  gewonnenen  Oele; 
endlich  viele  Versteinerungen,  darunter  eine  Sandsteinplatte  mit 
vielen  Asterias,  welche  Herr  Inspektor  Schul  er  in  Wasseral- 
fingen*)  dem  Vereine  geschenkt  hat. 


•  Die  Erläuterung,  mit  welcher  Herr  Schüler  diese  Sendung  begleitete, 
lautet  folgendermassen : 

Bei  Hüttlingen  (1  Stunde  nordwestlich  von  Wasseralflugeu)  liegt  unmittelbar 
über  dem  bunten  rothen  Keupermergel  eine  6  — 10"  dicke,  feste  Steinbank  von 
dunkler  Farbe,  mit  eingebackenen  linsen-  bis  haselnussgrossen  Stückchen  von 
Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  1856.    Is  Heft.  1 


—     2     — 

Professor  Dr.  v.  Kiirr  als  Geschäftsführer  eröffnete  die 
Versammlung  und  übertrug  das  Amt  ehies  Vorsitzenden  dem 
ersten  Vorstande,  Prof.  Dr.  v.  Rapp,  welcher  die  Versammel- 
ten in  folgenden  Worten  begrüsste: 

Hochansehnliche  Versammlung! 

Es  sind  jetzt  zehn  Jahre  verflossen,  seit  unser  Verein  für 
vaterländische  Naturkunde  durch  die  erste  Generalversammlung 
eröffnet  wurde.  Wir  können  mit  Zufriedenheit  die  Leistungen 
der  Gesellschaft  überblicken.  Zehn  Bände  der  naturwissenschaft- 
lichen Jahreshefte  sind  erschienen.  Sie  enthalten  schätzbare 
Abhandlungen  über  verschiedene  Zweige  der  Naturwissenschaften, 
meist  zunächst  über  vaterländische  Naturgeschichte.  Es  sind 
Arbeiten  über  Physik,  Meteorologie,  Chemie,  Mineralogie,  Geog- 
nosie,  Petrefaktenkunde ,  Botanik,  Zoologie  und  vergleichende 
Anatomie.  Die  Wissenschaft  hat  manche  Bereicherung  durch  die 
Forschungen  unserer  Mitglieder  erhalten.  Der,  welcher  solchen 
Beschäftigungen  sich  widmet,  gelangt,  wenn  auch  nicht  geschwind, 
doch  sicher  zu  Resultaten. 

Die  schon  vor  längerer  Zeit  von  Seiner  Majestät  dem 
Könige ,  dem  gnädigsten  Protektor  unseres  Vereins  gegründete 
Sammlung  vaterländischer  Naturprodukte  wurde  der  Pflege  des 
Vereins  anvertraut  und  befindet  sich  in  erfreulichem  Zunehmen. 
Die   Petrefakten    und    die     von    Herrn    Plouquet    ausgestopften 


gelber,  brauner  oder  schwarzer  Farbe ,  welche  das  Bonebed  zu  repräsentiren 
scheint.  Darüber  wechsellageru  mehrere  2,  4  bis  6'  mächtige  Lagen  von 
bläulich-grauem,  braun  und  roth  geflecktem  Thone  mit  feinkörnigen,  gelben 
Sandsteinplatteu  und  Bänken  mehrfach.  Nach  Oben  stellen  sich  in  grösse- 
ren Massen  die  Sandsteinbänke  mit  den  gewöhnlichen  Fucoidenbildungen, 
Wülsten,  Thalassites  concinna  etc.  ein,  die  höher  kalkig  werden  und  in  den 
Gryphiten-  (Arieten-)  Kalk  übergehen;  darüber  liegt  eine  8  bis  12'  mäch- 
tige Thonlage. 

Die  ganze  Mächtigkeit  dieser  Schichte ,  von  den  bunten  Mergeln  an 
bis  zu  dieser  Thonlage  beträgt  bei  Hüttlingen  ca.  50'  {Lias  a.).  Nahe  in  der 
mittlem  Höhe  (26 '/o'  von  oben)  liegen  einige  Sandstein-Bänke  von  1  —  2'/,'  Dicke 
mit  dünnen  Sandsteinplatteu.  Auf  diesen  Platten  finden  sich  die  vorliegen- 
den Asterien  ;  grössere  Exemplare  erreichen  über  2"  Durchmesser. 


—     3     — 

Säugethi&re  und  Vögel  sind  besonders  selienswcrth ;  übrigens  sind 
alle  drei  Naturreiche  vertreten.  Es  wurde  ferner  vom  Verein 
eine  naturwissenschaftliche  Bibliothek  angelegt,  deren  Benützung 
den  Mitgliedern  des  Vereins  freisteht.  Es  wurde  jährlich  eine 
Generalversammlung  gehalten  und  der  Ausschuss  des  Vereins  ver- 
anstaltet von  Zeit  zu  Zeit  hier  an  seinem  Sitze  öffentliche  Vor- 
träge über  verschiedene  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  Na- 
turwissenschaften. 

Der  ökonomische  Zustand  der  Gesellschaft  ist  wohl  geordnet. 

Wir  können  nach  solchen  Erfolgen  mit  Freudigkeit  das 
zweite  Decennium  unseres  Vereins  betreten ;  aber  einige  schmerz- 
liche Verluste  haben  wir  durch  den  Tod  einiger  würdiger  Mit- 
glieder erlitten ,  es  wurden  ihrem  Andenken  in  der  Zeitschrift 
des  Vereins  ehrende  Denkmäler  errichtet.  Durch  neue  Mitglie- 
der ergänzten  sich  die  Kräfte  unserer  Gesellschaft. 

Hierauf  trug  der  Sekretär  des  Vereins,  Prof.  Dr.  K  r  a  u  s  s ,  den 

Rechenscliaftsbericlit  für  das  Jalir  l^^Vss 

vor.     Er  lautet: 

Meine  Herren! 

Im  Auftrage  Ihres  Ausschusses  habe  ich  die  Ehre,  Ihnen 
über  die  Thätigkeit  des  Vereins  im  verflossenen  Jahre  Bericht 
zu  erstatten. 

Wenn  auch  die  Beiträge  zur  Vermehrung  der  vaterländischen 
Naturalien-Sammlung  nicht  in  dem  gewünschten  Massstabe  ein- 
gegangen sind,  so  ist  doch  an  dem  Aufstellen  und  Ordnen  des 
vorhandenen  Materials  eifrig  fortgearbeitet  worden.  Insbesondere 
hat  unser  Conservator  Lehrer  Kolb,  die  in  den  letzten  Jahren 
gesammelten  Insekten,  welche  er  noch  durch  ein  namhaftes  Ge- 
schenk der  Sammlung  noch  fehlender  Arten  vermehrt  hat,  auf- 
gestellt; ferner  sind  die  Vogeleier,  deren  Bestimmungen  Baron 
Richard  v.  Kö  ni  g- Warthausen  zu  berichtigen  die  Güte 
hatte ,  geordnet  und  die  neuerhaltenen  württ.  Mineralien  und 
Petrefakten  eingereiht  worden.  Unter  den  Geschenken  sind  die 
für  die  Kultur  forstwirthschaftlicher  Bäume  sehr  instructiven  Höl- 
zer, welche  die  XII.  Versammlung  der  süddeutschen  Forstwirthe 

1  * 


dem  Vereine  gestiftet  hat,  hervorzuheben  und  unter  den  ange- 
kauften Naturalien  ein  ausgezeichnet  schönes  Exemplar  von 
Ichthyos.  tenuirostris  aus  der  Umgegend  von  Boll  zu  erwähnen. 

Von  unseren  Jahresheften  sind  die  beiden  ersten  Hefte  des 
XI.  Jahrgangs  ausgegeben.  Die  noch  rückständigen  meteorolo- 
gischen Berichte  von  1851  und  1852  werden  nach  den  Anord- 
nungen von  Prof.  Dr.  Plieninger  in  dem  noch  fehlenden 
dritten  Hefte  des  VIT.  und  die  von  1853  und  1854  in  dem 
des  X.  Jahrgangs  erscheinen,  während  der  von  Prof.  Plienin- 
ger bearbeitete  Keuper-Saurier  in  dem  ebenfalls  noch  rückstän- 
digen dritten  Hefte  des  VIII.  Jahrganges  demnächst  seine  Stelle 
finden  soll. 

Die  Vorträge  für  die  Vereinsmitglieder  wurden  auch  diesen 
Winter  fortgesetzt. 

Prof.  Rossmässler  aus  Leipzig  sprach  über  die  natur- 
wissenschaftlichen Verhältnisse  Spaniens. 

Prof.  Dr.  Köstlin  über  die  Witterungs-  und  Gesundheits- 
verhältnisse Stuttgarts  während  der  letzten  5  Jahre. 

Prof.  Dr.  V.  Kurr  über  den  Mineralreichthum  und  die 
Metallgewinnung  im  sächsischen  Erzgebirge  und 

Prof.  Dr.  Müller  über  die  Kometen. 

Der  Schriftenaustausch  hat  sich  durch  die  Verbindungen 
mit  der  Wetterauer  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde 
in  Hanau,  der  Societe  des  Sciences  naturelles  de  Iseuchatel,  der 
Academie  des  Sciences^  arts  et  helles-lettres  de  Dijon,  der  Societe 
des  Sciences  naturelles  de  Luxemhourg  und  mit  dem  Lyceum  of 
natural  history  at  New- York  vermehrt.  Ausserdem  hat  die 
Bibliothek  durch  die  älteren  Tauschverbindungen  und  durch  Ge- 
schenke sehr  werthvolle  Beiträge  erhalten. 

Zu correspondirenden  Mitgliedern  wurden  Dr.  A.  Kenngott, 
Kustosadjunkt  am  k.  k.  Hofmineralien-Kabinet  in  Wien  und  Prof. 
Dr.  Burmeister  in  Halle  ernannt. 

Durch  den  Tod  haben  wir  folgende  Mitglieder  verloren: 

Med.  Dr.  Mauz  in  Esslingen,  welcher  durch  seine  natur- 
historischen Untersuchungen  sich  auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
gemacht  hat. 


Finanzrath  Kurz,  welcher  dem  Verein  stets  mit  Interesse 
zugethan  war. 

Redacteur  Dr.  Karl  Eiben,  welcher  dem  Verein  von  des- 
sen Entstehen  an  seine  lebhafte  Theilnahme  zugewendet  hat  und 
dessen  Zwecke  nach  besten  Kräften  zu  fördern  bemüht  war  und 

Bergrath  Faber  du  Four,  über  welchen  eines  unserer 
Mitglieder  heute  noch  einige  Worte  der  Erinnerung  sprechen 
wird. 

Endlich  wird  Ihr  Ausschuss  heute  eine  weitere  Verwilligung 
eines  Kredits  beantragen,  weil  die  schon  im  Jahr  1852  verwilHg- 
ten  600  fl.  zu  Bestreitung  der  Kosten ,  welche  die  Aufstellung 
und  Förderung  der  Sammlung  verursacht,  für  das  angetretene 
Verwaltungsjahr  nicht  ganz  ausreichen  wird. 

Die  Vereinssammlung  hat  folgenden  Zuwachs  an 
Naturalien  erhalten : 

I.  S  ä  u  g  e  1  h  i  e  r  e : 

Als  Geschenke: 
Mus  minutus  Fall.,  Junge,  von  Warthausen, 

Uypudaeus  ruiilus  Fall.,  alt,    von  Stuttgart,  diese  beiden    für  Württemberg 
neue  Nagethiere, 
durch  Herrn  Baron  Richard  v.  König- W  arth  aus  en; 
Mustela  vulgaris,  L.,  altes  Weibchen, 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  Fleischer  in  Hohenheim. 
Vespertilio  auritus  L. ,  altes  Männchen, 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  Kraus  s. 

IL  Vögel: 

a)  als  Geschenke: 
Larus  ridibundus  L.,  Junge  und  Männchen  und  Weibchen, 

durch  Herrn  Revierförster  v.  Zeppelin  in  Blizenreuten ; 
Alauda    cristata,    altes  Männchen    und  Weibchen  bei  der  Reiterkaserne    in 

Stuttgart, 

durch  Herrn  Generalstabsarzt  Dr.  v.  Klein; 
Astur  palumbarius  Bechst.,  altes  Weibchen, 

durch  Herrn  Forstrath  Hahn; 
Anas  crecca  L. ,  Männchen  in  Winterkleid, 

durch  Herrn  Bauinspector  Binder  in  Ravensburg; 
Podiceps  cristatus  Lath.,  alt, 

durch  Herrn  Paul  Schnell  in  Besigheim  ; 


—     6     — 

Neun  Arten  Vogeleier,  aus  Lndwigsbuig 

durcli  Herrn  Thierarzt  Bauer; 
Vier  Arten  ^Vogeleier  in  21  Stücken, 

durch  Herrn  Baron  Eichard  v.  König- Warthausen; 
Nest  von   Corvus  Pica  L., 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  v.  Kurr. 

b)  gegen  Ersatz: 
Perdix  cinerea  L.,  altes  Weibchen,  schöne  weissgefleckte  Varietät, 

durch  Herrn  Posthalter  Gundlach  in  Blaufelden. 

III.  Reptilien: 

Als  Geschenk: 
Coronella  austriaca  Jacq.,  alt,  von  der  Alp  bei  Balingen, 
durch  Herrn  Dr.  0.  Fraas. 

IV.   Fische: 

Als  Geschenke: 
Cottus  Gobio  L.,  Gruppe, 
Cohitls  barbatula  L.,  Grundel, 
Leuciscus  phoxinus  Cuv.,  Pfeile, 
Leuciscus  dobula  Val.,  Schuppflsch, 
Salmo  fario  L.,  die  schwarze  und  Goldforelle, 
Thymallus  gymnothorax  Val. ,  Asche, 

Amnocoetes  branchiaUs  Dum. ,  kleines  Neunauge  sämratlich  aus  der  Enz  bei 

Neuenbürg, 

durch  Herrn  Reallehrer  Friz  daselbst.: 
Leuciscus  phoxinus   Cuv.,  aus  einem  Bache  beim  Schatten , 

durch  Herrn  Dr.  J.  Ho  ff  mann: 
Leuciscus  rutilus   Cuv.,  Rothauge,  jung, 
Leuciscus  phoxinus   Cuv.,  Pfeile, 
Cobitis  barbatula  L. ,  Grundel,  sämmtlich  aus  dem  Neckar  bei  Berg, 

durch  Herrn  Medicinalrath  Dr.  Hering; 
Perca  fluviatitis  L.,  Barsch,  aus  einem  See  bei  Degerloch, 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  K  r  a  u  s  s. 

V.  C  r  u  s  t  a  c  e  e  n. 

Als  G  e  schenk: 
Basanistes  Huchonis  Nordm.,  Weibchen  auf  Rothfischen  aus  der  Donau, 
durch  Herrn  Medicinalrath  Dr.  Hering. 

VI.  Insekten: 

AlsGeschenke: 
GO  Exemplare  Coleopteren,  welche  der  Vereinssammlung  noch  fehlen, 
durch  Herrn  Lehrer  Kolb; 


—     7     — 

Pediculus  (Haematopinus  Leach)  suis  L.,  vom  Wildschwein, 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  K  r  a  u  s  s ; 
Nest  von   Vespa  vulgaris  L.,  17"  lang,  14"  breit  und  6''  dick, 

durch  Herrn  Buchdruckereibesitzer  Hering. 

VII.  Helminthen: 

Als  Geschenke: 
Sechs  Arten  Eingeweidewürmer, 

durch  Herrn  Med.-Rath  Dr.  Hering; 
Eine  Art  Eingeweidewurm, 

durch  Herrn  Prof.  Dr.  Kraus. 

VIII.  Mollusken: 

Als  Geschenk: 
Limax  maximus  L,  var.  nigra,  bei  Neuenbürg, 
durch  Herrn  Reallehrer  F  r  i  z. 

IX.  Petrefakten: 

a)  Geschenke: 

1)  Eine  Sammlung  von  Fisch-  und  Saurierzähnen  sammt  Handstücken  aus 
dem  Bonebed  des  Lias  von  Riedern  bei  Obertürkheim,  Belegstücke  zu 
dem  Vortrag  des  Herrn  C.  Deffner  in  Esslingen,  von  demselben. 

2)  Süsswasserkalkschneckeu  aus  Zwiefalten  und  3  Malachite  aus  dem  Schwarz- 
wald von  Herrn  Forstrath  Hahn. 

b)  dur  eh  Kauf: 
31  Stücke  Petrefakte  von  Mollusken   und  Crustaceen  aus  dem  weissen  Plat- 
tenkalk von  Nusplingen. 
9  Stücke  Pflanzenreste  ebendaher;  von  J.  M.  Gompper  in  Laufen. 
2  Fische  von  Ohmden  aus  dem  Liasschiefer,  von  Kohb  erger  in  Metzingen. 
1  Ichthyosaurus  tenuirostris ,  vollständiges  Exemplar  5'    lang  aus  dem  Lias 

von  Holzmaden. 
1  Kopfstück  desselben  ebendaher,  von  Hildenbrand   in  Dürnau. 

X.  Pflanzen: 

(Zusammengestellt  von  G.  v.  Märten s.) 

Herr  W.  v.  Entress-Fürsteneck,  K.  Revierförster  in  Balingen,  er- 
freute uns  mit  einem  Geschenk  von  10  selteneren  Pflanzenarten  unserer  Jura- 
formation, darunter  Taxus  haccata  L.  von  den  bei  unsern  Paläontologen,  wie 
bei  unsern  Botanikern,  berühmten  Lochen. 

Herr  Oberamtsarzt  Dr.  Robert  Finckh  in  Urach  übersandte  die 
lockere  Form  einer  bei  uns  den  Kalkfelsen   der  Alp   eigenthümlichen   Stein- 


—     8     — 

breche  (Saxifraga  caespitosa  ß  laxa  Koch)  und  ein  auf  dem  Schwarzwald 
ungemein  häufiges,  auf  der  Alp  aber  seltenes  Farnkraut  (Polystichum  spinu- 
losiim  Dec.J 

Herr  Apotheker  Fr.  Valet  in  Schussenried  bereicherte  unser  Herbar 
mit  79  Arten,  wovon  viele  uns  noch  fehlten;  darunter  die  von  Holland  den 
Rhein  herauf  zahlreich  verbreitete,  bei  uns  höchst  seltene  scharfe  Diplotaxis 
tenuifolia  Dec.  von  Wasseralflngen,  wohin  der  Same  mit  Steinkohlen  gekom- 
men sein  könnte,  zwei  Nachkommen  ehemaliger  Gartenüüchtlinge :  Eranthis 
hyemalis  Salisburg  vom  Michelsberg  bei  Ulm  und  Crocus  vernus  L.  vom 
Zavelstein,  vier  von  der  Hier  uns  zugeführte  Bewohner  der  Alpen  (Cerinthe 
alpina  Kit.,  Linaria  alpina  Mill. ,  Pleurospermum  ausiriacum  Hoffm. 
und  Salix  incana  Schrank.)  und  mehrere  subalpine  Gewächse  nnseres 
Oberlandes. 

Ganz  neu  für  unsere  Flora  ist  Bunias  orientalis  L. ,  welche  Herr 
Valet  ziemlich  häufig  bei  Riedlingen  fand.  Diese  „morgenländische  Zacken- 
schote" wie  ältere  Schriftsteller  sie  nennen ,  ist,  wie  die  ganze  Gattung,  ent- 
schieden Continental,  besonders  häufig  in  Russland,  wo  die  jungen  Triebe 
gegessen  werden,  dann  nach  Wahlenberg  im  östlichen  Schweden,  nach 
Baumgartner  in  Siebenbürgen.  Von  Russland  oder  Schweden  brachten 
wohl  Schiffe  sie  nach  Bostock  und  Lübeck,  wo  Detharding,  Reichen- 
bach und  Koch  sie  angeben;  dass  sie  auch  bei  Limburg  vorkomme,  beruht 
auf  den  wenig  Glauben  verdienenden  Angaben  Lejeune's  in  der  Flora  von 
Spa  und  bei  Paris  erwähnt  sie  Dec  and  olle  (Begni  veget.  Syst.  naturale 
IL  672;  ausdrücklich  als  Gartenflüchtling.  Bei  Riedlingen  ist  sie  also  jeden- 
falls eiuer  der  äussersten  südwestlichen  Vorposten  und  wohl  schwer  zu  er- 
klären ,  wie  diese  Pflanze,  die  nur  in  einzelnen  botanischen  Gärten  gezogen 
wird,  dahin  gekommen  sein  mag. 

Herr  Oberamtsrichter  Fuchs  in  Mergeutheim  theilte  uns  36  schön  ein- 
gelegte Gefässpfianzen  und  26  Laubmoose  der  dortigen  Gegend  mit ,  unter 
den  ersteren  Salvia  vertlcillata  L.  und  Coronilla  montana  Scopoli  von  den- 
selben Stellen,  an  welchen  sie  vor  vierzig  Jahren  von  Dr.  Bauer  entdeckt 
wurden,  ebenso  Tunica  saxifraga  Scopoli  von  der  Mauer  des  Hofgartens, 
auf  welcher  sie  Herr  Apotheker  Rathgeb  schoa  vor  dem  Jahre  1837  mit 
mehreren  Felsenpflanzen  aussäete,  von  denen  nur  diese  sich  bleibend  er- 
halten hat. 

Der  Conservator  selbst  hat  neben  einigen  Sämereien  und  Früchten  23 
Arten  geliefert,  darunter  ein  halbes  Duzand  ächte  Unterländer  (Potentilla 
supina  L.,  Aster  parviflorus  Nees,  Calamintha  offlcinalis  Moench,  Parietaria 
diffusa  M.  et  K.,  Setaria  verticillata  Beauv.  und  Panicum  sanguinale  L.) 
aus  den  warmen  Umgebungen  von  Laufen  am  Neckar. 

Im  Ganzen  hat  das  Vereinsherbar  seit  der  letzten  Generalversammlung 
171  Arten  erhalten;  die  Zahl  der  in  demselben  noch  fehlenden  württember- 
gischen Phänogamen  beträgt  noch  186  Arten. 


-     9     — 

Einen  interessanten  Beitrag  anderer  Art  erhielt  unser  Verein  durch 
zwanzig  grössere  Hölzer,  welche  bei  der  im  Mai  d.  J.  in  Stuttgart  gehaltenen 
Versammlung  der  Forstmänner  aufgestellt  worden  waren  und  in  dem  Bericht 
über  diese  ausgezeichnete  Versammlung  näher  werden  erwähnt  werden.  Wir 
beschränken  uns  daher  darauf,  zu  bemerken  ,  dass  sich  darunter  ein  Quer- 
durchschnitt einer  Weisstanne  von  Liebenzeil  befindet,  aus  welchem  slcli  er- 
gibt, dass  solche  89  Jahre  unter  beengenden  Nachbarn,  dann  noch  59  Jahre 
von  solchen  befreit  gewachsen  ist,  sodann  ein  Stammtheil  einer  87  Jahre 
alten  Leg for che  vom  wilden  See,  welche  in  dieser  Zeit  8'/2Fuss  hoch  von  dem 
neugebildeten  Torfmoore  eingehüllt  wurde,  was  ein  Wachsthum  äesSphagnuin 
von  etwas  über  ein  Zoll  des  Jahres  gibt;  endlich  durch  Borkenkäfer,  Rüssel- 
käfer (Curculio  pini  L.) ,  Holzböcke  (Ceramhyx  heros  L.J ,  Haselmäuse  und 
Eichhörnchen  beschädigte  Baumtheile.  An  den  von  Eichhörnchen  beschädig- 
ten jungen  Stämmen  ist  die  Rinde  in  einer  regelmässigen  Spirallinie  abge- 
nagt, von  den  Haselmäusen  ebenso,  nur  ist  hier  das  spirale  Band  schmäler. 

Die  Vereins-Bibliothek    hat   folgenden  Zuwachs  er- 
halten : 

a)    durch  Geschenke: 

Synopsis   Plantarum    Glumacearum,    Auetore    E.  G.    Steudel.     Stuttgartiae 

1854.  8®.     Pars  L  Gramineae.     Pars  H.  Cyperaceae.   —  Fase.  IX. 

Von  dem  Verfasser    zur   Erinnerung    an    die  Generalversammlung 
in  Esslingen. 
Uebersicht  der  Resultate  mineralogischer  Forschungen    im    Jahre  1852,    von 
Dr.  G.  A.  Kenngott.     gr.  8». 

Vom  Verfasser. 
Von  ebendemselben: 

1)  Mineralogische  Notizen  1  — 14te  Folge.  8**. 

2)  60   Krystallformnetze     zum    Anfertigen    von    Krystall-Modellen.     Wien 
1854.     8". 

3)  Beiträge  zur  Bestimmung  einiger  Mineralien.     1850.     8*^. 

4)  üeber  eine  eigenthümliche  Erscheinungsweise  der  elliptischen  Ringsysteme 
am  zweiaxigen  Glimmer.     1851.     8*^. 

5)  üeber  Einschlüsse  von  Mineralien  in  krystallisirtem  Quarz.  1852.  8**. 

6)  Mineralogische  Untersuchungen.     2  Hefte,  1852.  8^. 

(Nr.  1  —  6  sind  Separatabdrücke    der  math.  naturwiss.    Classe    der   k.  k. 
Akademie  der  Wissensch.  in  Wien.) 
Württembergs  Holz-  und  Straucharten    mit   besonderer   Beziehung    auf   ihre 
Standörter  von  Dr.  Calwer.     Stuttgart  1853. 
Von  der  Verlagsbuchhandlung. 
Gümbel,   Momente  zur  Ergründung   des  Wesens  der   Trauben-    und   Kar- 
toffelkrankheit u.  s.  w.  Landau  1854.     4^.     8  Seiten. 
Von  dem  Verfasser. 


—   MO    — 

Die  Conchylieu  des  norddeutschen  Tertiärgebirges  von  Dr.  E.  Beyrich.  2te 
und  dritte  Lief.     Berlin  1854.     8^. 

Von   dem  Verfasser, 
Die  Verhandlungen  der  „deutschen  Gesellschaft  für  Psychiatrie  und  gericht- 
liche Psychologie"  und  der  Section   für    Psychiatrie    und    Anthropologie 
während   der  Versammlung    zu    Göttingen    vom    18.— 24.    April    1854. 
Red.  von  Dr.  A.  Erlenmayer.     Neuwied.  1854.     8^. 
Von  dem  Redakteur. 
Ueber  die  Vegetationsverhältnisse    an  der  mittlem  Wolga.     Mit   einem    Ver- 
zeichniss    der    in   den   Gouvernements    Ssimhirsk   und    Ssamara   in  den 
Jahren  1847  —  1851  gesammelten  phanerogamen   Pflanzen  von  Dr.    med. 
G.  V  eesenmayer.     St.  Petersburg  1854.  8^. 
Von   dem  Verfasser. 
Der  fossille  Gavial  von  Boll  in  Württemberg  mit  Bezugnahme  auf  die  leben- 
den Krokodilinen    nach    seiner    gesammten  Organisation  zoologisch    ge- 
schildert von  E.  D' Alton  und  Dr.  H.  Burmeister.     Mit  12  Tafeln. 
Halle  1854.     Fol. 

Von  Prof.  Dr.  Burmeister. 
Recherches  sur  les  Crinoides  du  Terrain  Carbonifere  de  la  Belgique,  par  L. 
deKoninck  et  H.  Le  Hon.     Bruxelles  1854.     A^.     avec.  8  pl. 
Von  Prof.  Dr.  de  Koninck. 
Die  Fische  des  Bodensees,    untersucht  und    beschrieben    von  W.  v.  Rapp. 
Mit  6  Tafeln  colorirt.  Abbildungen.  Stuttgart.  1854. 
Von  dem  Verfasser. 
Lehrbuch  der  Elementar-Geometrie    für    Schulen    und    zum    Selbstunterricht 
verfasst  von  J.  G.  Fischer.     Mit    zahlreichen    eingedruckten    Figuren. 
Hamburg  1855.     8». 

Von  dem  Verfasser. 
Von  ebendemselben: 
Führer  durch  das  naturhistorische  Museum.  Herausgegeben  von  der  Museums- 
Commission.  1.  Abtheilung:  Wirbelthiere ;  bearbeitet  von  J.  G.  Fi  seh  er. 
Hamburg.    1854.  8«. 

b)  Durch  Austausch  unserer  Jahreshefte, 

als  Fort  Setzung: 
Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft. 

Bd.  V.  4.  Heft. 

Bd.  VL  1-4.  Heft.     Berlin  1854.     8^. 
Abhandlungen  der  naturforschonden  Gesellschaft  zu  Halle. 

Bd.  L  2—4.  Quartal. 

Bd.  H.  1-3.       „         Halle  IS^Va^.     4^. 
Uebersicht  der  Arbeiten  und  Veränderungen  der  schlesischen  Gesellschaft  für 

vaterländische  Kultur  im  Jahre  1848.       Breslau  1849.     4^. 


—    11    - 

Nennundzwanzigster  bis  einunddreissigster  Jabresbericlit  der  schlesiscben  Ge- 
sellscliaft  für  vaterländische    Kultur.     Enthält:    Arbeiten    und    Verände- 
rungen der  Gesellschaft  im  Jahre  1851,  1852  und  1853.     Breslau  4». 
Sitzungsberichte    der    kaiserlichen   Akademie    der  Wissenschaften.      Mathem. 
iiaturwiss.  Classe.     Wien. 
Bd.  X.      1-3. 

Bd.  XII.  Jahrg.  1854  2-4.  Heft.     Febr.  März. 
Bd.  XIII.     „  „      1  —  2.  Heft. 

Bd.  XIV.  1  —  3.  Heft.     Oct.   —  Dez.  1854. 
Bd.  XV.    1.  und  2.  Heft.     Jan.  und  Febr.  1855.  8». 
Register  zu  den  ersten  X.  Bänden  der  Sitzungsberichte    der  mathem.    natur- 

wissensch.  Classe  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  8*^. 
Almauach  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften.     V.  Jahrg.  1855.  8**. 
Jahrbuch  der  k.  k.  Geolog.  Reichsanstalt. 

1853  IV.  Jahrg.  Nr.  4.     Oct.   —   Dez. 

1854  V.  Jahrg.  Nr.  1.     Jan.   —  März.      Wien.     gr.  8«. 
M^moires  de  la  soc.  du  Museum  d'hist.  naturelle    de  Strasbourg. 

Tom.  IV.  2.  und  3.  Livr.  1853.     40. 
Zwanzigster  Jahresbericht  des  Mannheimer  Vereins  für  Naturkunde  1854.  8**. 
Vierter  Bericht    der  Oberhessischen  Gesellschaft    für  Natur-    und  Heilkunde. 

Giessen    1854.     8«. 
Bulletin  de  la  Societe  geolog.  de  France.     2.  Serie. 

Tome  X.  Feuill.  34-40.     Paris    1852-53. 
Tome  XI.  Feuill.  4-45.     Paris  1853-54.  8^. 
Memoires    de   la  Societe    royale   des    sciences    de    Liege.      Tome   IX.     Li^ge 

1854. 
Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der   reinen,  pharmac.   und  techn.  Chemie, 
Physik,  Mineralogie  und  Geologie  von  J.  Lieb  ig  und  H.  Kopp. 
Für  1853.     1.  und  2.  Heft.     Giessen  1854. 
Oestereichisches  botanisches  Wochenblatt.     Redigirt   von  Alex.  Skofitz. 
I.  Jahrg.     Wien  1851. 
IIL  Jahrg.     Wien  1853. 
Verhandlungen    des    naturhistorischen  Vereins    der    preussischen    Rheinlande 
und  Westphalens.     Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Budge. 
XL  Jahrg.  3.  und  4.  Heft.     Bonn  1854.   8». 
Memoires  d'Academie  imperiale  des  sciences,    belles-lettres    et  arts  de  Lyon. 
Classe  des  sciences.     (Nouv.  Serie.) 

Tome  deuxie.me.     Lyon  1852.     8^. 
—  Classe  des  lettres  (Nouv.  Serie.) 

Tome  second.     Lyon  1853.     8^. 
Annales  des    sciences  physiques    et    naturelles  ,    d'Agriculture    et  d'Industrie, 
publikes  par  la  Soc.  imper.  d'Agriculture  etc.  de  Lyon. 


—     12     — 

Deuxieme    Serie.     Tome  IV.  1852. 

Tome  V.  1853.     8«. 
Bulletins  de  l'Academie  Royale  des  scienses  etc.  de  Belgique. 
Tome  XX.    3.  partie  1853. 

Tome  XXI.  1.       „       1854.  Bruxelles  1853-54  O». 
Annexe  aux  Bulletins  1853  —  54.     Brux.   1854.    8«. 
Anuuaire  de  l'Academie  Royale  des  sciences  etc.  de  Belgiqne    1854.     Ving- 

tieme  ann^c.     Bruxelles  1854.     8**. 
Collection  de  Chroniques  Beiges  inedites  publie  par  ordre  du  Gouvernement. 

Bruxelles  1854.     40. 
Verslagen  en  mededeelingen  der  koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen. 
I.  Deel  1—3.  Stuck. 

IL  Deel  1  en  2.     „         Amsterdam  1853  —  54.    8^, 
Verhandelingen  der  kon  Akademie  van  Wetenschappen.     I.  Deel.     Amsterdam 

1854.     40. 
Bulletin  de  la  Socie'te  Imperiale  des  naturalistes  de  Moscou. 
Anne'e  1853.     Nr.  3  und  4.     Mose.  1853. 
Annee  1854.     Nr.  1.     Mose.  1854.     8«. 
Verhandlungen  der  naturforsclienden  Gesellschaft  in  Basel.    1.  Hft.  1854.  8**. 
Ueber  das  Bestehen  und  Wirken  des  naturforschenden  Vereins    zu   Bamberg. 

Zweiter  Bericht.   1854.     4^. 
Smithsonian  Contributions  to  knowledge.     Vol.  VI.  "Washington  1854.     4^. 
Seventh  Annual  Report  of    the    Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Insti- 
tution, for  the  Year  1852.     Washington  1854.    8^. 
Directions  for    Collecting,    Preserving  und  Transporting    Specimens    of   nat. 

history.     2.  Edition.     1854.     8^. 
Registery  of  Periodical  Phenomena.     Ein  Bogen. 

Catalogue  of  the  described  Coleoptera  of  the  United  States,  by  F.  E.  Meis- 
heim er  M.  D.  revised  by    S.  S.    Hai  dem  an    und    J.   L.    Leconte. 
Washington  1853.     8^. 
List  of  Foreign  institutions  in  corresponding  with    the    smithsonian  Institu- 
tion 1854.     80. 
The  annular  Eclipse   of  May   26.  1854,    by    J.    C,    Dobbin.     Washington 

1854.     8«. 
Portraits  of  N.  American  Indians  etc.  1852.     8*^. 

Report  of  a  Geological  Survey  of  Wisconsin ,  Java  and  Minnesota ;  and  inci- 
dentally  of  a  portion  of  Nebraska  Territory,   by  D.  D.  Owen.     Philad. 
1852.     1.  Vol.  und  1  Map.    4», 
Proceedings  of  the  Academy  of  natural  sciences  of  Philadelphia. 
VoL  VI.     Nr.  VIIL-XIL     1852—53. 
VoL  VIL    Nr.  I.  und  IL     1854. 
Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg. 
8.  Heft.     Neubrandenburg   1854.     8^. 


—     13     — 

Correspondeuzblatt    des    uaturforschcudeu    Vereins    zu  Riga.     VII.    Jahrgang. 

1853-54.  80. 
Verhandlungen  der  physikalisch-medicinischen  Gesellschaft  in  Würzburg. 

V.  Bd.     1.  und  2.  Heft.     Würzburg  1854.     S^. 
Geognostische  Karte  der  Umgebungen    von   Krems    und    vom  Manhardsberge 

von  Job.  Czjzek.     1849. 
Die  geologische  Uebersichtskarte  des  mittleren  Theiles    von  Südamerika    von 

Franz  Foetterle  mit  einem  Vorwort  von    W.   Haidinger.     Wien 

1854.  8«. 

Neueste  Schriften  der  naturforscheuden  Gesellschaft  in  Danzig. 

Bd.   V.     2.  Heft.     Danzig  1855.    8^. 
Korrespondenzblatt  des  zoolog.  mineralogischen  Vereines  in  Regensburg. 

8.  Jahrg.   1854.     8». 
Abhandlungen  des  zoologisch-mineralogischen  Vereins  in  Regensburg.     5.  Hft. 

1855.  8«. 

Verhandlungen  des  zoologisch-botan.  Vereins  in  Wien.     Bd.  IV.    1854.    8**. 
Verhandlungen  der  physikalisch-medicinischen  Gesellschaft  in  Würzburg. 

Bd.  V.     3.  Heft.  1855.     8«. 
Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften.     Herausgegeben  von  dem 
naturwissenschaftlichen  Vereine  für  Sachsen  und  Thüringen  in  Halle. 
Jahrg.  1854.     III.  und  IV.  Band.     1854.  8^. 
Dritter  Jahresbericht  über  die  Wirksamkeit   des  Wernervereins    zur    geologi- 
schen Durchforschung  von  Mähren  und  Schlesien  im  Vereinsjahre  1853. 
Wien  1854.     8«. 

c)  Durch  erst  in  diesem  Jahre    eingeleiteten    Tausch  ve  rke  hr: 

Jahresbericht  der  Wetterauer  Gesellschaft  für   die  gesammte    Naturkunde    zu 
Hanau,    pro   1850  —  51.   1851. 

pro   1851-53.      1854.     8^. 
Me'moires  de  l'Academie  des  sciences,  arts  et  belles-lettres  de  Dijon. 

Deuxieme  Serie.     Tome  I.  und  II.   1851,  52,  53.     8». 
Bulletin  de  la  Societe  des  siences  naturelles  de  Neuchatel. 

11.  Nov.   1853   —    19.  Mai  1854.     pag.  95-182.     8*^. 

Hieran   schloss   sich    folgender  Bericht   des  Vereinskassiers, 
Apotheker  Weismann,  über  den  Stand  der  Vereinskasse: 

Reclinung-sableg-ung- 

bei  der  Generalversammlung  zu  Stuttgart 

am  29.  Juni  1855. 
Ich  habe  die  Ehre,  der  hochverehrten  Versammlung  Bericht 
über  den  Stand  unserer  Vereinskasse  zu  erstatten ,  und  zwar  über 
die  Rechnung  des  eilften  Jahrgangs  18^^. 


—     14    ~ 

Am    1.  Juli   ]S54   betrug  das  Vermögen: 

a)  Capitalien fl.  3711.  15. 

b)  Ausstände 65.  42. 

c)  Cassenvorrath 149.  22. 

fl.  3926.   19. 
Von  den  24  Ausständen  des  vorigen  Jahres  sind  im  Laufe 
dieser  Periode  bezahlt  worden: 

20  Actien  mit fl.  54. 

4  Actien  wurden  in  Abgang  gerechnet  mit  10.  48. 

die  Hefte  aber  zurückerhalten, 

in  Ausstand  blieb  ein  Rest  mit       ...  54. 

Von    dem  Grundstock   wurden   an  Activ- 

Capitalien  heimbezahlt 0 

An  Capitalzinsen  wurden  eingenommen    .     fl.   153. 
Im  vorigen  Jahr  war  die  Zahl  der  Mitglieder 
305  mit  324  Actien. 
Zuwachs  in  dieser  Periode  15  und  zwar  durch  die  Herren: 
Revieramtsverweser  Bührlen  in  Rottenburg, 
Revierförster  v.  Zell  in  Zwiefalten, 
Kubier,  Secretär  bei  der  Postcommission, 
Oberförster  Fromm  in  Esslingen, 
Ingenieur  Eb.  Klemm  in  Romanshorn, 
Dr.  Juris  Otto  Eiben, 
Med.  Dr.  Kettenbach, 

„       „     Andler, 
Professor  Rau  in  Hohenheim, 

„         Dr.  Wolff  in  Hohenheim. 
Partie.  Ferd.  Glocker, 
Kaufmann  S  c  h  a  1 1  e  r  in  Gross- Aspach , 
Jakob  Hilden  br  and,  Geognost  in  Dürnau, 
Professor  Dr.  H  a  e  n  e  1  an  der  poly t.  Schule  , 
Oberfinanzrath  Renne  r. 
Die  Actienzahl  339  hat  sich  durch  den  Austritt  von  17  Mit- 
gliedern urn  17  vermindert;  die  Ausgetretenen  sind  die  Herren: 
Med.  Dr.  Schmidt  in  Mezingen, 
Apotheker  Blezinger  hi  Gaildorf, 


—     15     - 

Apotheker  Barth  in   Leonberg, 
„  Pitsch  in  Sulzbach, 

Pfarrer  Gaupp  in  Bissingen, 

„        Heu  SS  in  Oppclsbohm, 
Med.  Dr.  Mebold  in  Heidenheim, 
Apotheker  Bilhuber  in  Vaihingen, 
Kechtsconsulent  Jordan, 
Professor  Oft  erdinger  in  Ulm, 
Med.  Dr.  Schmidt  in  Tübingen. 

Gestorben  sind  die  Herren: 

Stadtschultheiss  Closs  in  Murrhardt, 
Oberamtsarzt  Dr.  B  u  z  o  r  i  n  i  in  Ehingen , 
Obermed.-Rath  Dr.  v.  Sehe  Hing, 
Med.  Dr.  Mauz  in  Esslingen, 
^  Finanzrath  Kurz, 
Redacteur  Carl  Eiben. 

Die   Zahl    der   Actien   ist   nun    322  ,    welche 

ä  fl.  2.  42 fl.   869.  24. 

betragen;  davon  wurden  320  bezahlt  mit    .     .     .  864.  — 

im  Ausstand  blieben  2 5.  24. 

Als  Beitrag  pro  18^|  von  der  Königl.  Centralstelle  75.  — 
Die  ausserordentliche  Einnahme  beträgt       ...  4.  48. 
Auf  den  Grundstock   wurden   in  diesem  Jahr  hin- 
geliehen   .     .     .  •. 400.  — 

Die  laufenden  Ausgaben  betragen: 

1)  für  Porto  etc fl.    29.     9. 

2)  „  Mobilien 51.   18. 

3)  „  Vermehrung  der  Sammlung  179.     4. 

4)  „  Buchdrucker-  etc.  Kosten  261.  44. 

5)  „  Reinigung  des  Locals       .  5.  30. 

6)  „  Aufwärter 116.  — 

7)  „  ausserordentl.  Ausgaben  .  3.   12. 

8)  „  Capitalsteuer      ....  9.  24. 

fl.   655.   21, 


-     16     - 

VermÖgens-N  ach  Weisung  des  Vereins  auf  den 
1.  Juli  1855. 
Am   1.  Juli  1854  war  der 

Activcapitalstand        .     .     .     fl.  3711.   15. 
Hiezu  ausgeliehen      .     .     .  400.  — 

ü.  4111.   15. 
Davon  Ablösungen  —      — 


Rest    fl.  4111.   15. 

Hiezu  die  Activausstände  6.   18. 

den  Cassenbestand  244.  49. 


Rest  somit  Vermögensstand  am  1.  Juli  1855    fl.  4362.  22. 
Am  1.  Juli  1854  betrug  das  Vermögen: 

a)  Capitalien        .     .     .     fl.  3711.   15. 

b)  Ausstände        ...  65.   42. 

c)  Cassavorrath   .     .     .  149.  22. 

fl.  3926.  19. 
Somit  Zunahme     fl.  436.  3. 

Die  Versammlung  schritt  sofort  zur  Neuwahl  der  Vor- 
stände und  zur  Ergänzung  des  Ausschusses.  Auf  den 
Antrag  des  Herrn  Oberbaurath  v.  Bühler  wurden  die  bisherigen 
Vorstände,  Prof.  Dr.  v.  Rapp  als  erster,  Prof.  Dr.  v.  Kurr 
als  zweiter  Vorstand  einstimmig  wieder  gewählt.  Ebenso  wählte 
die  Versammlung,  auf  Antrag  des  Herrn  Oberbaurath  v.  Fischer, 
einstimmig  wieder  die  acht ,  diesmal ,  austretenden  Ausschuss- 
mitglieder. 

Der  Ausschuss  besteht  somit  aus  folgenden  Mitgliedern: 
Gebliebene: 

Professor  Dr.  Fleischer  in  Hohenheim, 

Apotheker  Dr.  Hai  dien  in  Stuttgart, 

Professor  Hochstetter  in  Esslingen, 

Obermedicinalrath  Dr.  v.  Jäger, 

Professor  Dr.  Köstlin, 

Professor  Dr.  v.  Kurr, 

Handlungsvorsteher  Reiniger, 

Director  v.  Seyffer,  sämmtlich  in  Stuttgart. 


—     17     - 

Neugew  älilte: 
Professor  Dr.  v.  Fehling, 
Medicinalrath  Dr.  Hering, 
Generalstabsarzt  Dr.  v.  Klein, 
Professor  Dr.  Krauss, 
Kanzleirath  v.  Märten s, 
Professor  Dr.  Plicninger, 
Graf  V.  Seckendorff, 
Apotheker  Weis  mann,  sämmtlich  in  Stuttgart. 

Zu  Ergänzungsmitgliedern  des  Ausschusses 
wurden  in  der  Sitzung  vom  16.  August  gewählt: 

Oberreallehrer  Blum, 

Finanzrath  Es  er, 

Dr.  0.  Fraas, 

Professor  Holtzmann, 

Oberpostrath  v.  Scholl, 

Bergrath  v.  Seh  üb  1er,  sämmtlich  in  Stuttgart. 

Für  den  Ort  der  nächsten  Generalversammlung  wurde 
Tübingen  und  zum  Geschäftsführer  Professor  Dr.  v.  Kapp 
erwählt. 

Sodann  fasste  die  Versammlung  definitiven  Beschluss  über 
die  Aenderung  der  §§.  11  und  13  der  Statuten,  wie  dieselbe 
schon  auf  der  letzten  Versammlung  zu  Esslingen  beantragt  wor- 
den war  (Jahrg.  XI.  p.  19).  Diese  Paragraphen  lauten  von  nun 
an  folgendermassen : 

§.  11.  Die  Mitglieder  wählen  zur  Besorgung  der  Vereins  -  Angelegen- 
heiten einen  Ausschuss  aus  ihrer  Mitte,  welcher  in  Stuttgart  seinen  Sitz 
hat.  Er  besteht  aus  einem  ersten  und  zweiten  Vorstand  und  aus  16  Mit- 
gliedern. Zu  Fassung  eines  gültigen  Beschlusses  wird  ausser  dem  Vor- 
sitzenden die  Anwesenheit  von  mindestens  6  weiteren  Ausschussmitgliedern 
erfordert. 

§.  13.  Die  Generalversammlung  wählt  ausser  den  Ausschussmitgliedern 
den  ersten  und  zweiten  Vorstand  des  Vereins.  Der  Ausschuss  wählt  aus 
seiner  Mitte  die  Stellvertreter  für  den  ersten  und  zweiten  Vorstand  oder 
einen  Vorsitzenden  für  die  jeweilige  Sitzung ,  sowie  die  Secretäre  und  den 
Kassier. 

Württemb.  nalurw.  Jahreshefte.    185fi.    Is  Hcfl.  2 


-     18    -      ' 

Hierauf  begannen  die  Vorträge ,  und  zwar  1.  mit  einem 
Nekrolog  auf  ßergrath  Faber  du  Faur,  welchen  Bergrath 
V.  S  c  h  ü  b  1  e  r  vortrug. 

Zum  Andenken  an  Bergrath  v.  Faber  du  Faur,  geboren 
den  2.  December   1786,  gestorben  den  22.  März  1855. 

Es  ist  mir  der  Auftrag  geworden ,  zum  Andenken  des  allge- 
mein verehrten  und  um  die  Anwendung  der  Wissenscliaft  hoch- 
verdienten Mannes,  des  Bergrath  v.  Faber  du  Faur  einige 
Worte  zu  sprechen,  was  ich  um  so  bereitwilliger  übernommen 
habe,  als  der  Verstorbene  mir  nicht  nur  Freund  und  College, 
sondern  auch  beim  Beginnen  meiner  Laufbahn  im  Bergfache 
Lehrer  war  und  ich  Gelegenheit  hatte,  seine  Strebungen  und 
Leistungen  während  eines  Menschenalters  zu  beobachten  und  zu 
deren  Anwendung  mitzuwirken. 

Ein  Nekrolog  F  ab  er 's  wird  demnächst  veröffentlicht  wer- 
den, ich  beschränke  mich  daher  darauf,  seine  Stellung  zu  der 
Wissenschaft  zu  bezeichnen. 

Faber  vereinigte  mit  der  wissenschaftlichen  Untersuchung 
die  praktische  Anwendung  mit  einer  so  glücklichen  und  scharfen 
Combinationsgabe ,  dass  er  durch  seine  Einrichtungen  und  Ent- 
deckungen im  Fache  der  Metallurgie  einen  weit  verbreiteten 
Namen  sich  erworben  hat.  Aber  auch  die  Wissenschaft  ver- 
dankt seinem  unermüdlichen  Streben  viele  neue  Wahrnehmungen, 
welche  er  als  gründlich  gebildeter  Techniker  hauptsächlich  durch 
Arbeiten  in  der  Grube  und  in  der  Hütte  zu  erheben  wusste, 
wobei  er  unbedenklich  auch  den  ersten  Autoritäten  entgegen  trat, 
wenn  seine  Beobachtungen  mit  diesen  nicht  übereinstimmten. 
Dabei  muss  ich  erwähnen,  dass  Faber  in  der  Chemie  ein 
Schüler  Kielmeyer 's,  in  der  Mineralogie  und  Geognosie  ein 
Schüler  Werner 's  war.  Diese  grossen  Denker  hatten  die  Wis- 
senschaft auf  den  Grund  von  Beobachtungen  aufzubauen ,  welche 
gegen  dem  gegenwärtigen  Reichthum  an  Material  als  unbedeutend 
erscheinen  könnten ,  wenn  nicht  das  geistige  Band  diese  lockern 
Findlinge  zusammengehalten  hätte.  Die  Methode  der  Beobach- 
tung  war    das  Verdienst   dieser  Lehrer    und   durch    diese  waren 


—     19     - 

die  Schüler  im  Stande ,  auf  der  gegebenen  Grundlage  weiter 
zu   bauen. 

Als  eine  Streitfrage,  welche  längst  gelöst  ist  und  an  welche 
die  Geognosten  der  jetzigen  Zeit  nur  mit  einem  mitleidigen  Lächeln 
zu  denken  versucht  sein  könnten ,  war  vor  40  Jahren  das  Alter 
des  Jurakalks  vielfach  behandelt.  Werner  und  Freiesleben 
hatten  Alpenkalk  und  Jurakalk  mit  dem  Zechstein  im  Alter  gleich 
gesetzt.  Als  ich  im  Jahr  1818  und  1819  unter  der  Leitung 
Faber's  mich  dem  Grubenbetrieb  in  Wasseralfingen  widmete, 
waren  die  Schüler  Werner's  der  Ansicht,  unsere  Thoneisen- 
steinflötze  seien  blos  an  den  Jurakalk  angelagert,  was  für  unsern 
Grubenbetrieb  von  sehr  praktischer  Bedeutung  w^erden  konnte. 
Durch  Leopold  v.  Buch  und  meinen  Bruder  in  die  neue  Clas- 
sification des  Jura's  eingeweiht,  fand  ich  bei  den  Schülern  Wer- 
ner's wenig  Anklang.  Um  die  schwebende  Streitfrage  zur  Ent- 
scheidung zu  bringen ,  liess  F  a  b  e  r ,  als  der  Mann  der  That, 
einen  Stollen  unter  den  Jurakalk  des  Braunenbergs  mit  Geneh- 
migung des  königl.  Bergraths  treiben  und  ich  erinnere  mich  noch 
lebhaft,  wie  ungläubig  diese  von  Faber  mir  mitgetheilte  Kunde 
in  Freiberg  von  den  Schülern  Werner's  aufgenommen  wurde. 
Das  Alter  des  Jura's  war  aber  durch  Faber's  Arbeit  für  alle 
Zeiten  constatirt. 

Als  um  das  Jahr  1830  die  ersten  Nachrichten  über  die 
Anwendung  der  erwärmten  Gebläseluft  aus  Schottland  nach  dem 
Continent  kamen,  wurden  diese  Nachrichten  vielfach  als  Täuschun- 
gen aufgenommen  und  Karsten  —  die  erste  Autorität  im  Eisen- 
hüttenfache —  sprach  sich  dagegen  aus,  weil  nach  einer  bekannten 
Erfahrung  die  Hohöfen  im  Winter  bei  kalter  Luft  einen  bessern 
Gang  zeigen ,  als  im  Sommer  bei  w^armer  Luft.  F  a  b  e  r  richtete 
dennoch  einen  Apparat  zu  Erwärmung  des  Windes  ein  und  eine 
Ersparniss  von  i  bis  -t  des  Kohlenbedarfs  war  das  Ergebniss. 
Er  erlebte  die  Genugthuung,  dass  seine  Apparate  nachher  in  der 
ganzen  hüttenmännischen  Welt  sich  Eingang  verschafften  und  die 
preussische  Regierung  selbst  deren  Nachbildung  anordnete.  Die 
Theorie  wurde  auch  bald  auf  die  richtige  Erklärung  geleitet, 
dass  die  durch  die  warme  Luft    dem  Ofen   zugeführte  Feuchtig- 

2* 


-     20     - 

keit  der  Grund  des  schlechten  Ofengaiigs  im  Sommer  ist,  nicht 
die  Wärme  der  Luft. 

Die  Apparate  zu  Erwärmung  der  Gebläseluft  mittelst  der 
Gichtflamme  führten  Faber  zu  weitern  Erfahrungen  über  die 
Natur  der  Hohofengase. 

Die  Gichtflamme  wurde  schon  längst  zu  technischen  Zwecken 
benützt,  aber  die  Menge  der  in  derselben  enthaltenen  gebundenen 
Wärme  war  nicht  richtig  erkannt  worden.  Faber  fand,  dass 
die  Apparate  für  Erwärmung  des  Windes  sich  stärker  erhitzten, 
wenn  Luft  mit  den  Gichtgasen  in  den  Apparat  einströmte,  und 
ermittelte  durch  Versuche  das  richtige  Verhältniss  der  Luftzu- 
führung. Er  erreichte  aber  nur  dadurch  den  grössten  Effect, 
dass  er  durch  Zuleitung  erwärmter  Luft  die  Verbrennung 
der  Gichtgase  vollständiger  und  rascher  bewerkstelligte. 

Diese  Entdeckung  machte  in  den  Jahren  1837  und  1839 
in  der  ganzen  hüttenmännischen  Welt  die  gespanntesten  Erwar- 
tungen rege  und  Faber  wurde  in  allen  Weltgegenden  als  der 
Schöpfer  einer  neuen  Aera  in  der  Hüttenindustrie  gepriesen. 
Faber  war  unermüdlich  in  Versuchen,  die  Beschaffenheit  der 
Hohofengase  in  den  verschiedenen  Schichten  der  Ofenfüllung  zu 
ermitteln  und  durch  zweckmässige  Windführung  den  Gasen  den 
höchsten  Eff"ect  abzugewinnen. 

Zu  analytischen  Untersuchungen  über  die  Zusammensetzung 
der  Hohofengase  wurde  durch  diese  Arbeiten  Anstoss  gegeben 
und  der  Hohofenprocess ,  welcher  der  ganzen  Eisenindustrie  als 
Grundlage  dient  und  bisher  in  geheimnissvolles  Dunkel  gehüllt 
war,  wurde  durch  die  Untersuchungen  von  Bunsen,  Ebel- 
man  und  andern  Chemikern  auf  eine  wissenschaftliche  Grund- 
lage gebracht ,  wozu  F  a  b  e  r ,  dessen  Laboratorium  der  Schmelz- 
ofen war,  hauptsächlich  Veranlassung  gab. 

Es  konnte  nicht  fehlen,  dass  auf  die  überspannten  Erwar- 
tungen ,  welche  von  der  Anwendung  der  Hohofengase  gehegt 
wurden  und  wozu  mehr  die  Schüler  Faber's,  die  sogenannten 
Gas-Apostel ,  beitrugen ,  als  er  selbst ,  ein  Rückschlag  erfolgte. 

Es  mussten  die  Umstände  ermittelt  werden,  unter  welchen 
die  Benützung  der  Hohofengase  ohne  Nachtheil  für  den  Hohofen- 


—    21     - 

process  stattfinden  konnte,  und  diese  Untersuchungen  waren  noch 
nicht  zu  Ende  gebracht,  als  die  Gesundheit  Faber's  durch 
geistige  und  körperliche  Anstrengungen  so  angegriffen  wurde, 
dass  er  dem  praktischen  Hüttendienst  zu  entsagen  und  eine  Be- 
schäftigung im  Bergraths-Collegium  zu  suchen  veranlasst  war, 
welche  jedoch  nur  kurze  Zeit  währte,  indem  wiederholte  Schlag- 
anfälle den  Zurücktritt  von  allen  Geschäften  dem  rastlosen  Manne 
abnöthigten. 

Als  das  Verdienst  Faber's  muss  angesprochen  werden, 
dass  er  die  in  den  Hohofengasen  enthaltene  gebundene  Wärme 
durch  zweckmässige  Verbrennung  des  Kohlenoxydgases  zu  be- 
nützen lehrte,  während  früher  hauptsächlich  die  in  der  abziehen- 
den Gichtflamme  enthaltene  freie  Wärme  benützt  wurde  und  die 
Verbrennung  mehr  dem  Zufall  überlassen  war.  Die  Benützung 
kann  auf  die  verschiedenste  Weise  geschehen  und  nach  Erfor- 
derniss  können  die  Gase  auf  beliebige  Entfernungen  geleitet  wer- 
den, um  erst  an  dem  Ort  des  Bedarfs  zur  Benützung  zu  kommen; 
immer  ist  die  zweckmässigste  Art  der  Verbrennung  mittelst  An- 
wendung erwärmter  Luft  für  den  Erfolg  entscheidend,  wenn  die 
höchsten  Hitzgrade  verlangt  werden. 

Aus  den  Arbeiten  über  die  Anwendung  der  Hohofengase 
gingen  die  Versuche  mit  den  Gasgeneratoren  hervor,  mittelst 
welcher  Brennstoffe  aller  Art  in  Kohlenoxydgas  verwandelt  wer- 
den und  zu  Darstellung  der  höchsten  Hitzgrade  dienen ,  wie  sie 
das  Schmelzen  und  Schweissen  des  Eisens  erfordern. 

Auch  über  die  zweckmässigste  Construktion  dieser  Oefen 
verbreiteten  sich  die  Arbeiten  Faber's  und  die  Anwendung  der 
Gaserzeugungs-Oefen  hat  sich  in  denjenigen  Gegenden  weiter 
ausgebildet,  wo  als  Brennmaterial  nicht  Steinkohle,  sondern  Holz 
und  Torf  für  Flammfeuerung  verwendet  werden. 

Auf  diese  Weise  haben  Faber's  Arbeiten  über  die  An- 
wendung der  Hohofengase  ein  neues  Feld  gewonnen,  auf  welchen 
ihnen  eine  praktische  Anwendung  für  alle  Zeit  gesichert  ist. 

Wir  sehen  in  Faber  das  ausgeprägte  Beispiel  eines  Mannes, 
welcher  die  wissenschaftliche  Forschung  mit  ihrer  Anwendung  auf 
die   materiellen   Aufgaben   der  Technik   zu  vereinigen   im  hohen 


-     22     — 

Grade  verstand.  Sein  hänsliches  und  sein  Berufsleben  waren 
nicht  ohne  bittere  Erfahrungen  und  mühevolle  Kämpfe;  ihm  war 
aber  das  seltene  Glück,  dass  er  in  einem  Zeitraum  von  mehr 
als  30  Jahren  seine  Thätigkeit  der  Vervollkommnung  des  seiner 
Leitung  anvertrauten  Hüttenwerks  widmen  und  auch  dem  rech- 
nenden Beobachter  einen  in  Zahlen  darstellbaren  Maasstab  für 
den  Erfolg  seiner  Strebungen  an  die  Hand  geben  konnte.  Was- 
seralfingen  hob  sich  von  einer  einfachen  Masselnhütte  auf  den 
Rang  einer  der  ersten  Giessereien  des  Continents  und  die  Er- 
höhung des  Ertrags  während  dieser  Zeit  lässt  sich  nach  Millio- 
nen rechnen. 

Die  unvermeidlichen  Rechnungsdefecte  erledigten  sich  leichter, 
wo  solche  Ergebnisse  vorlagen  und  bei  so  reicher  Ernte  wurde 
auch  von  den  vorgesetzten  Behörden  die  Aussaat  für  Versuche 
weniger  ängstlich  bemessen.  Die  Werke  F  ab  er 's  rechtfertigten 
auf  glänzende  Weise  das  geschenkte  Vertrauen  und  sein  Andenken 
segnet  eine  Menge  fleissiger  Bürger,  denen  sein  wissenschaftliches 
Streben  Arbeit  für  Menschenalter  gesichert  hat. 

Unser  Verein  erfüllt  eine  Pflicht  der  Dankbarkeit,  wenn  er 
den  Verdiensten  des  Verstorbenen  um  die  Anwendung  der  Wis- 
senschaft auf  das  Leben  seine  Anerkennung  zollt. 

In  Betreff  des  durch  erwärmte  Luft  gewonnenen  Eisens 
stellte  Apotheker  Dr.  L  e  u  b  e  von  Ulm  die  Anfrage ,  ob 
nicht  auch  anderswo  die  Beobachtung  gemacht  worden  sei,  ^e 
man  vor  bereits  15  Jahren  in  der  Gasfabrik  zu  Carlsruhe  ge- 
macht und  worüber  L.  seiner  Zeit  in  Gmünd  berichtete,  indem 
die  eisernen  Retorten  für  die  Gewinnung  von  Steinkohlengas, 
welche  aus  Eisen  durch  warmes  Gebläse  gewonnen,  schon  nach 
drei  Monaten  zerstört  waren,  während  solche  aus  demselben 
Eisenerze  durch  kaltes  Gebläse  gewonnen,  drei  Jahre  lang 
gebraucht  werden  konnten.  Bergrath  v.  Schübler  erwiederte 
hierauf,  dass  man  allerdings  da  mid  dort  ähnliche  Erfahrungen 
gemacht  habe,  dies  aber  von  der  Beschaffenheit  gewisser  Eisen- 
erze herzurühren  scheine,  indem  durch  den  höhern  Hitzgrad  des 
Schmelzprocesses  Erdbasen  reducirt  und  dem  Eisen  beigemischt 
werden,  welche  bei  niedrigem!  Hitzgrade  in  die  Schlacke  übergehen. 


-     23     — 

IT.  Professor  Dr.  v.  Rapp  trug  folgende  Beobachtungen 
über  den  AV  i  n  t  e  r  s  c  h  1  a  f  vor : 

Zu  den  merkwürdigen  Erscheinungen  im  thierischen  Haus- 
halt gehört  der  Winterschlaf,  jener  Zustand  von  Scheintod,  in 
welchen  manche  Thicre  verfallen,  wenn  sie  einer  niedern  Tem- 
peratur ausgesetzt  sind.  Dem  Winterschlaf  sind  mehrere  Säug- 
thiere  und  viele  Reptihen  unterworfen;  auch  unter  den  wirbel- 
losen Thieren  zeigt  sich  bei  dem  Einfluss  einer  niedern  Temperatur 
dieser  lethargische  Zustand ,  und  analoge  Erscheinungen  bietet 
auch  das  Pflanzenreich  dar,  doch  ist  auch  hier  der  gewöhnliche 
Schlaf  und  der  dem  lethargischen  Zustande  der  Thiere  vergleich- 
bare Zustand  zn  unterscheiden. 

Bei  den  Säugthieren  kommen  Beispiele  von  WinterschLäfern 
vor  unter  den  fleischfressenden  Thieren  im  weitem  Sinn  und  bei 
den  Nagthieren.  So  zeigen  die  Fledermäuse  in  unsern  Gegenden 
den  Winterschlaf,  ferner  der  Igel.  Der  Dachs  verschläft  wohl 
einen  grossen  Theil  der  kalten  Jahreszeit,  doch  ist  es  keine  tiefe 
und  anhaltende  Lethargie  und  der  Dachs  kommt  auch  im  Winter, 
wenn  die  Kälte  nicht  heftig  ist,  zum  Vorschein.  Einen  AYinter- 
schlaf  halten  die  Haselmäuse  (Myoxus) ,  das  Murmelthier  und 
einige  ihm  verwandte  Arten,  ferner  der  Hamster,  Spermophilus 
cltiUus,  Dipus.  Die  Winterschläfer  sind  von  den  übrigen  Säug- 
thieren dadurch  verschieden ,  dass  die  Temperatur  ihres  Blutes 
sich  nicht  unabhängig  behauptet  von  der  Temperatur  der  Luft, 
sondern  abnimmt,  wenn  die  umgebende  Atmosphäre  kälter  wird. 

Man  schreibt  aber  einigen  Säugthieren  mit  Unrecht  einen 
Winterschlaf  zu.  So  wird  vom  Waschbären  (Procyon  lotor)  an- 
gegeben, er  verfalle  in  einen  Winterschlaf.  Seit  einigen  Jahren 
bin  ich  im  Besitz  eines  Waschbären  aus  Nordamerika,  der  nie 
ein  Zeichen  von  Winterschlaf  gezeigt  hat,  ungeachtet  dieses  Thier 
nie  in  ein  warmes  Lokal  gebracht  wird.  Von  der  Sandmaus 
(Psammomys  obesus)  in  Aegypten  wird  im  Atlas  zu  Rüppell's 
Reise*)  angegeben,  es  sei  nicht  zu  bezw^eifeln,  dass  dieses  Thier 

•)  S.  59. 


—     24     - 

einen  Winterschlaf  halte,  da  es  im  Winter  nie  gesehen  werde, 
aber  ich  hielt  den  ganzen  Winter  über  zwei  dieser  afrikanischen 
Thiere,  die  mir  Herr  Dr.  Günther  geschickt  hatte;  sie  waren 
stets  munter,  auch  wenn  andere  Thiere,  die  neben  ihnen  sich 
befanden,  in  den  Winterschlaf  verfallen  waren.  Sie  waren  in 
einer  Nacht  einer  Kälte  von  -j-  1^  R.  ausgesetzt  und  blieben 
dabei  munter.     Es  sind  nächtliche  Thiere. 

Man  hat  von  einem  Sommerschlaf  gesprochen,  welchen  der 
Tenrek  fCentetesJ,  ein  dem  Igel  verwandtes  Thier,  das  in  Mada- 
gaskar und  Mauritius  sich  findet,  unterworfen  sei,  aber  spätere 
Nachrichten,  welche  Tel  fair  *)  und  Desjardins  **)  mitgetheilt 
haben  ,  widersprechen  dieser  Behauptung ,  indem  der  Tenrek  in 
der  kältern  Jahreszeit  in  einen  lethargischen  Zustand  zu  ver- 
fallen scheint. 

Nachdem  ich  seit  einigen  Jahren  Beobachtungen  über  den 
Winterschlaf  angestellt  habe,  komme  ich  jetzt,  um  Ihnen  einige 
Resultate  vorzulegen. 

Ich  hielt  in  der  Gefangenschaft  die  drei  Arten  von  Myoxus 
(Haselmaus) ,  welche  in  Württemberg  vorkommen ,  Myoxus  glis, 
nitela,  aveUanarhis.  Die  beiden  ersten  werden  nicht  leicht  zahm 
und  wenn  sie  in  wachendem  Zustande  sind,  kann  man  sie  nicht 
anfassen ,  ohne  gebissen  zu  werden ;  dagegen  ist  die  kleine  Hasel- 
maus (Myoxus  avellanarius)  sogleich  zahm,  nachdem  man  sie 
gefangen  hat  und  macht  nie  einen  Versuch,  zu  beissen.  Die 
Haselmäuse  sind  nächtliche  Thiere,  den  Tag  über  verbergen  sie 
sich ,  darin  stimmen  mit  ihnen  die  meisten  winterschlafenden  Säug- 
thiere  überein,  doch  nicht  alle,  z.B.  das  Murmelthier.  Myoxus 
nitela  kommt  in  Württemberg  seltener  vor,  als  die  beiden  andern 
Arten,  findet  sich  jedoch  in  der  Gegend  von  Tübingen,  wie  auch 
die  beiden  andern  Arten  von  Myoxus.  Ich  hatte  ferner  zwei 
Hamster,  welche  aber,  da  sie  nicht  jung  eingefangen  waren, 
nicht  zahm  wurden ,  auch  vertrugen  sie  sich  nicht  mit  einander, 
dagegen  die  Haselmäuse  alle  mit  Thieren  ihrer  Art   im  Frieden 


*)  ProceediDgs  of  the  zoological  Society  of  London.    1830  —  1831.  p.  89. 
"}  Annales  des  sciences  naturelles  p.  179.    1830. 


—    25     - 

zusammen  lebten.  Ich  hatte  ferner  em  Murmelthier  und  zwei 
Spermophilus  citillus  aus  Schlesien.  Diese  waren  ganz  zahm. 
An  dem  Igel  machte  ich  wenig  Beobachtungen,  er  ist  übel  zu 
handhaben. 

Im  Zustande  des  Winterschlafs  sind  die  Süugthiere  kugel- 
förmig zusammengerollt,  torpid,  die  Füsse  sind  an  den  Leib 
angezogen.  Bei  den  langgeschwanzten ,  wie  bei  Myoxus  ist  der 
Schwanz  gegen  die  untere  Seite  des  Leibes  angelegt  bis  zu  dem 
Kopf.  Die  Augen  sind  geschlossen,  ja  ich  fand,  dass  auch  die 
Ohren  geschlossen  sind.  Bei  der  kleinen  Haselmaus  ist  in  diesem 
Zustande  die  Ohrmuschel  an  den  Kopf  angedrückt  und  bildet  zur 
Verschliessung  des  Gehörgangs  eine  doppelte  Klappe,  indem  der 
vordere  Rand  des  äussern  Ohrs  rückwärts  gebogen  wird,  der  hin- 
tere Rand  aber  ist  vorwärts  eingeschlagen,  dadurch  wird  die  Ohr- 
öffnung völlig  geschlossen.  Bei  der  grossen  Haselmaus  (Myoxus 
glisj  ist  im  Winterschlaf  das  äussere  Ohr  abwärts  geschlagen  und 
bedeckt  klappenförmig  den  äussern  Gehörgang,  und  ein  Haar- 
büschel unter  demselben  vervollständigt  die  Verschliessung.  Beim 
Hamster  drückt  sich  der  obere  Theil  der  Ohrmuschel  wie  eine 
Klappe  auf  die  Mündung  des  äussern  Gehörgangs.  Bei  Sper- 
mophüus  citillus  ist  das  äussere  Ohr  sehr  klein,  aber  die  Ver- 
schliessung des  Gehörgangs  geschieht  während  des  Winterschlafs 
dadurch,  dass  die  Ohröffnung  sich  vollständig  zusammenzieht. 

Von  den  Sinnwerkzeugen  ist  also  das  Auge  und  das  Ohr 
verschlossen ,  aber  auch  die  Werkzeuge  des  Tastsinns  fand  ich 
in  einem  veränderten,  gleichsam  in  einem  geschlossenen  Zustande. 
Die  Tastwerkzeuge  sind  bei  den  Säugthieren ,  mit  Ausnahme  des 
Menschen,  wenig  ausgebildet,  doch  dienen  manchen  ihre  langen, 
beweglichen  Bartborsten  als  empfindHches  Tastorgan.  Im  Zu- 
stande des  Winterschlafs  nun  sind,  wie  ich  es  bei  den  Hasel- 
mäusen und  beim  Hamster  beobachtete,  die  langen  Bartborsten, 
welche  von  der  Oberlippe  ausgehen,  in  einen  Büschel  vereinigt 
und  rückwärts  gerichtet  an  den  Kopf  angelegt,  da  sie,  wenn  die 
Thiere  im  wachenden  Zustande  sich  befinden ,  strahlenförmig  aus 
einander  laufen. 

Bildet    man   bei    einem   im  Winterschlaf  befindlichen   Thier 


-     26     - 

eine  Hautfalte,  z.  B.  an  den  Seiten,  an  dem  Rücken,  so  bleibt 
sie  stehen ,  wie  bei  einem  todten  Thier ,  da  sie  doch  sonst  schnell 
sich  wieder  ausgleicht. 

Was    die  Lüfttemperatur  betrifft,    durch  welche  der  lethar- 
gische Zustand   herbeigeführt   wird,    so  lässt   sich  darüber  keine 
allgemeine  Regel  feststellen,  ja,  wenn  man  Thiere  derselben  Art 
beobachtet,   so  trifft  man  oft  neben  denen,    die  im  Winterschlaf 
liegen,  auch  wachende  an ;  so  fand  ich  es  bei  den  Haselmäusen, 
beim  Hamster,    bei  Spermophilus  citillus,    die  gleiche  Beobach- 
tung wurde  auch  von  Barkow*)  und  von  Andern  gemacht.    Die 
kleine  Haselmaus  (Myoxus  avellanariusj  fand  ich  gewöhnlich  bei 
einer  Temperatur  von  +  5^R.  im  Winterschlaf,  doch  bei  +  lO^R. 
Morgens  fand  ich  einige  im  Winterschlaf,  andere  waren  munter, 
zuweilen  war  diese  Haselmaus  bei  einer  Temperatur  von  +  12^  R. 
noch   im  Winterschlaf.     Myoxus  glls   war  bei  +  5^  R.  oft  noch 
munter ,    bei  einer  Temperatur   der  Luft  von  +  4^  R.  waren  sie 
zuweilen  im  Winterschlaf.    In  einer  Höhle,  welche  eine  Tempe- 
ratur  von  -f-  9*^  R.   zeigte ,    waren    die  Fledermäuse   im  Winter- 
schlaf.    Der  Hamster  widerstand  der  Kälte  am  längsten,  ehe  er 
in  Winterschlaf   verfiel.     Es   ist   längst   bekannt,    dass    man   die 
Winterschläfer    schnell    in   den    lethargischen   Zustand   versetzen 
kann,  wenn  man  sie  künstlich  erkältet,  z.  B.  in  einen  Eiskeller 
bringt.     Uebrigens  gibt  es  zwischen  dem  Winterschlaf  und  dem 
wachenden  Zustande    viele  Mittelstufen.     Die   grosse   Haselmaus 
und  der  Hamster  fühlen  sich  dann  zwar  kalt  an,   knurren   aber, 
wenn  man  sie  beunruhigt,  haben  die  Augen  und  Ohren  halb  ge- 
schlossen ,  machen  unsichere  Bewegungen ,  taumeln.    Der  Hamster 
gibt  einen  schnarchenden,  grunzenden  Ton  von  sich,  wenn  er  im 
Winterschlaf,  der  nicht  tief  ist,  beunruhigt  wird,  ebenso  der  Igel. 
Dieser  Ton   wird  nach  Barkow    dadurch   hervorgebracht,    dass 
der  Kehldeckel   im  Zustande    des  Winterschlafs   an  den  weichen 
Gaumen  fest  angeklebt  ist  und  nur  mit  einiger  Anstrengung  ge- 
löst werden  kann. 

Die   Thiere   lassen   sich    ausserordentlich   leicht   im  Winter- 


')  Der  Winterschlaf.     Von  Barkow.     1S46. 


—     27     — 

schlaf  stören.  Nicht  nur  wenn  man  ein  solches  Thier  in  eine 
wärmere  Luft  bringt,  in  ein  warmes  Zimmer,  erwacht  es  etwa 
nach  einer  halben  Stunde  oder  einer  Stunde ;  sondern  im  tiefen 
Winterschlaf  ist  die  Sensibilität  nicht  erloschen,  es  stellen  sich 
Bewegungen ,  Inspirationsversuche  ein ,  wenn  man  ein  solches 
schlafendes  Thier  von  der  Stelle  bewegt,  wenn  an  den  Tisch 
angestossen  wird,  auf  dem  es  sich  befindet,  wenn  man  es  an- 
bläst u.  dergl. ;  so  fanden  es  auch  Barkow,  Hall  u.  A. 

Einzelne  Widersprüche  in  den  Beobachtungen  an  den  Thieren 
im  Winterschlaf  lassen  sich  dadurch  erklären.  Ueberhaupt  dauert 
der  W^interschlaf  bei  vielen  nicht  ununterbrochen  fort.  Besonders 
bei  der  kleinen  Haselmaus  habe  ich  oft  wahrgenommen ,  dass  sie 
vollkommen  erwacht,  Nahrung  zu  sich  nimmt  und  nach  einigen 
Stunden  wieder  in  den  lethargischen  Zustand  geräth.  Bei  solchen 
Winterschläfern,  welche  in  einer  ganz  gleichförmigen  Temperatur 
sich  befinden,  z.  B.  in  Höhlen,  wo  sie  überhaupt  jeder  Störung 
entzogen  sind,  verhält  sich  dieses  anders;  so  schlafen  die  Mur- 
melthiere  in  ihren  Höhlen  unter  der  Erde  ununterbrochen  ein 
halbes  Jahr  und  darüber. 

Die  Winterschläfer  können  stärkere  Kälte  nicht  ertragen, 
sie  sterben.  Die  grosse  und  die  kleine  Haselmaus,  der  Hamster, 
Spermophilus  citillus ,  erfroren ,  als  ich  sie  einer  Kälte  von  —  8® 
bis  —  10"^  R.  die  Nacht  über  aussetzte,  ungeachtet  diese  Thiere 
in  ihren  Behältern  reichlich  mit  Moos  und  mit  Schafwolle  ver- 
sehen waren ;  ich  fand  diese  Thiere  Morgens  kugelförmig  zusam- 
mengerollt, wie  im  Winterschlaf,  aber  hart  gefroren.  Andere 
kleine  Säugthiere ,  welche  keinen  Winterschlaf  halten ,  z.  B.  Mus 
minutuSj  ertrugen  diese  Kälte  ohne  allen  Schaden. 

Die  Thiere,  welche  im  Winterschlaf  liegen,  sind  kalt,  ihre 
Temperatur  ist  um  wenige  Grade  höher,  als  die  der  Luft.  Der 
Hamster,  welcher  bei  einer  Temperatur  der  Luft  von  +  2'-  R. 
im  Winterschlaf  lag,  zeigte  in  der  Gegend  des  Herzens  eine 
Wärme  von  +  ^^^  I^«  Bei  der  grossen  Haselmaus ,  welche  bei 
einer  Temperatur  der  Luft  von  -f-  2"  R.  im  Winterschlaf  war, 
zeigte  der  Thermometer,  dessen  Kugel  in  die  Gegend  des  Her- 
zens  gebracht   wurde ,    +  6^  R.     Bei    Spermophilus   citillus   im 


-    28    — 

Winterschlaf  bei  einer  Temperatur  der  Luft  von  -f  3^  R.  zeigte 
der  Thermometer  an  der  Brust  in  der  Gegend  des  Herzens  -f  4^  R. 

Im  tiefen ,  vollständigen  Winterschlaf  steht  die  Respiration 
zeitweise  still ;  man  bemerkt  keine  Respirationsbewegungen.  *) 
Diese  Beobachtung  muss  aber  mit  Vorsicht  angestellt  werden, 
weil,  wie  schon  erwähnt  wurde,  der  Winterschlaf  durch  Anfassen 
des  Thiers,  durch  Versetzung  in  eine  andere  Lage  gestört  wird, 
es  stellen  sich  leichte  Bewegungen ,  Respirationsversuche  ein. 
Wenn  man  ein  Thier  im  Winterschlaf  mehrere  Minuten  lang 
beobachtet,  so  bemerkt  man  zuweilen,  nach  einigen  Minuten 
Ruhe,  einige  schwache  Respirationsbewegungen,  die  aber  dann 
wieder  aufhören.  Dass  die  Respiration  doch  nicht  ganz  stille 
steht,  geht  aus  einem  Versuch  von  Prun  eile  hervor,**)  derein 
im  Winterschlaf  befindliches  Murmelthier  tödtete,  indem  er  es  in 
eine  Atmosphäre  von  Kohlensäure  versetzte. 

Nach  Sacc  in  Neuchatel  wird  ein  Murmelthier  im  Winter- 
schlaf schwerer.  ***)  Diese  Zunahme  des  Gewichts  beträgt  in  zwei 
Tagen  1  —  2  Gramme,  zuweilen  etwas  darüber.  Das  Gewicht 
dieser  Thiere  betrug  1182 — 3027  Gramme.  Doch  wurde  nicht 
beständig  dieses  Schwererwerden  beobachtet ;  es  scheint,  dass  der 
höhere  oder  niedere  Grad  des  lethargischen  Zustandes  von  Ein- 
fluss  war,  beim  höhern  Grad  des  Winterschlafs  w^ar  die  Zunahme 
des  Gewichts  am  merklichsten. 

Es  stehen  übrigens  diese  Versuche  im  Widerspruch  mit  früheren 
Beobachtungen. 

Nach  Prunelle  wurde  ein  Murmelthier  im  Winterschlaf  in 
43  Tagen  um  1440  Gran  leichter.  Fledermäuse  im  Winterschlaf 
wurden  in  21  Tagen  um  V3.2  i^^^'^s  Gewichts  leichter.  Ich  fand 
bei  zwei  kleinen  Haselmäusen  (Mijoxus  aveUanariusJ  im  Winter- 
schlaf in  7  Tagen  (vom  22.  bis  29.  Januar)  eine  Gewichtsabnahme 
von  V40  ^^^^^  Gewichts. 


')  On  Hybemation.  By  Mars  hall  Hall.  Philosoph.  Transact  1832. 
S.  338. 

")  Prunelle,  sur  le  sommeil  hivernal  de  quelques  mammiferes.  Iq 
Annales  du  Museum  d'hist.  nat.    1811. 

*")  Annales  de  chimie.     1849.    p.  435. 


—     29     — 

Nach  Regnaiilt  und  Reiset  *)  erklärt  sich  die  Gewichts- 
zunahme dadurch,  dass  ein  Murmelthier  im  Winterschlaf  Stick- 
stoff absorbirt,  in  117  Stunden  wurden  0,228  Gramme  Stickgas 
absorbirt,  und  besonders  wird  mehr  Sauerstoftgas  absorbirt,  als 
in  der  ausgeathmeten  Kohlensäure  enthalten  ist;  die  Menge  des 
verbrauchten  Sauerstoffgases  betrug  bei  diesem  Versuch  13,088 
Gramme  und  es  wurden  nur  7,174  Gramme  kohlensaures  Gas 
gebildet.  Es  w^urde  also  im  Winterschlaf  Stickgas  und  Sauer- 
stoffgas aus  der  umgebenden  Luft  im  Körper  fixirt.  Im  wachen- 
den Zustande  hauchen  diese  ThierCj  wie  auch  manche  andere, 
die  dem  Winterschlaf  nicht  unterworfen  sind,  eine  kleine  Menge 
von  Stickgas  aus  nach  Regnault.  Uebrigens  ist  der  Verbrauch 
des  Sauerstoffgases  während  des  Winterschlafes  sehr  gering,  nur 
der  dreissigstc  Theil  von  dem,  was  im  wachenden  Zustande  ver- 
braucht wird.  Uebrigens  fand  Regnault,  dass  auch  bei  andern 
Thieren,  welche  keinen  Winterschlaf  halten,  z.  B.  bei  Kaninchen, 
dass  nicht  die  ganze  Menge  des  Sauerstoffgases,  welches  bei  der 
Respiration  verbraucht  wird,  als  Kohlensäure  wieder  zum  Vor- 
schein kommt. 

Der  Kreislauf  des  Bluts  ist  im  Winterschlaf  sehr  schwach 
und  langsam.  Man  fühlt  auch  bei  den  grössern  Thieren,  wie 
bei  Spennophüus  citiUus,  im  tiefen  Winterschlaf  keinen  Herz- 
schlag. Schneidet  man  die  Haut  ein ,  so  fliesst  sehr  wenig  Blut 
aus.  Auch  aus  grössern  Arterien  entleert  sich  das  Blut  langsam. 
Doch  bei  einer  im  torpiden  Zustande  ohne  Respirationsbewegung 
befindlichen  Fledermaus  beobachtete  Hall  unter  dem  Mikroskop 
in  den  kleinsten  Gefässen  der  Flughaut  noch  Blutbewegung. 

Die  Irritabilität  ist  im  Winterschlaf  nicht  aufgehoben.  An 
einer  kleinen  Haselmaus,  welche  im  Winterschlaf  lag  bei  einer 
Temperatur  von  -f  5^  R. ,  machte  ich  die  Vivisection.  Das 
Zwerchfell  zog  sich  wiederholt  zusammen,  man  mochte  es  un- 
mittelbar reizen  durch  die  Messerspitze,  oder  auf  Zusammen- 
drücken des  Zwerchfellsnerven.    Die  willkührlichen  Muskeln  über- 


•)  Recherclies  chimiques  sur  la  respiration  des  auimaux.    In  Annales  de 
cMmie.    1849. 


-     30     - 

haiipt  waren  reizbar.  J)ie  Coiitractioncii  des  Herzens  dauerten, 
jedoch  immer  schwächer  werdend,  regelmässig  gegen  eine  Vier- 
telstunde fort.  Im  tiefen  Winterschlaf  fühlt  man  an  der  Brust 
keinen  Herzschlag,  wenn  bei  diesem  Versuch  das  Herz  regel- 
mässig und  anhaltend  pulsirt,  so  war  dieses  eine  Folge  der  Vivi- 
section.  Eine  wurmförmige  Bewegung  der  Gedärme  war  jedoch 
nicht  vorhanden.  Die  Lungen  waren  sehr  blassroth,  klein,  wie 
überhaupt  bei  den  Winterschläfern  ,  aber  lufthaltend.  Die  Farbe 
des  Venenbluts  war  nicht  sehr  dunkel;  das  Blut  vollkommen 
flüssig,  m  der  Brusthöhle  und  Bauchhöhle  enthielten  sowohl  die 
Arterien  als  Venen  viel  Blut.  Das  in  einem  kleinen  Glase  auf- 
gefangene Blut  wurde  an  der  Luft  heller  roth  und  gerann  frei- 
willig nach  etwa  zwei  Minuten  und  trennte  sich  nachher  tn  den 
Blutkuchen  und  das  Blutwasser.  Die  Lungen  der  Winterschläfer 
sind  klein  im  Verhältniss  zu  der  Grösse  des  Thiers ;  dieser  Um- 
stand ist  wohl  die  Hauptursache  des  Winterschlafs. 

Man  hat  bei  den  Winterschläfern  auf  eigenthümliche,  drüsen- 
ähnliche Organe  aufmerksam  gemacht;  ich  fand  sie  bei  Fleder- 
mäusen, beim  Igel,  Murmelthier,  Hamster,  Myoxus,  Spermophilus. 
Bei  letzterem  Thier  liegen  sie  in  der  Achselhöhle  und  erstrecken 
sich  bis  zum  hintern  Winkel  des  Schulterblatts.  Eine  ähnliche 
Drüsenniasse  liegt  hinter  den  untern  Halswirbeln  und  den  obern 
Rückenwirbeln  ,  bedeckt  von  den  Hals-  und  Rückenmuskeln.  In 
diesen  abgerundeten,  rothen  Massen,  sogenannte  Winterschlaf- 
drüsen, sammelt  sich  sehr  viel  Fett  an,  ich  fand  in  ihnen  bei 
der  mikroskopischen  Untersuchung  eine  ausserordentliche  Menge 
von  Fetttröpfchen.  Die  Grösse  dieser  Organe  ist  veränderlich 
und  richtet  sich  danach ,  ob  überhaupt  mehr  oder  weniger  Fett 
im  Zellgewebe  abgelagert  ist.  Zur  Herbstzeit  sind  die  Winter- 
schläfer sehr  fett,  dann  findet  man  auch  diese  drüsenähnlichen 
Organe  vergrössert.  Diese  Organe  haben  keinen  Ausführungs- 
gang. Dass  die  Thymus  im  Winterschlafe  von  besonderer  Grösse 
sei,  wird  von  Hängst  cd*)  bestritten,  aber  bei  Spermophilus 
citillus   im   Winterschlaf   fand   ich   die   Thymus   grösser    als  das 

*)  Haugsted,  Thymi  descriptio  Hafiiiae   1832. 


-    31     - 

Heiz,  ungeachtet  die  Beobachtung  an  einem  alten  ausgewachse- 
nen Thier  angestellt  wurde.  Bei  einem  alten  Hamster,  welcher 
während  des  Winterschlafes  bei  einer  Kälte  von  —  12"  R.  im 
Dezember  gestorben  war,  bedeckte  die  Thymus  die  Hälfte  des 
Herzbeutels. 

Tiedemann  fand  die  Thymus  bei  einem  im  Winterschlaf 
getödteten  Murmelthier  viel  grösser  als  bei  einem  im  Sommer 
untersuchten  Thier,  und  im  ersten  Fall  enthielt  die  Thymus  eine 
chylusähnliche  Flüssigkeit. 

Bei  einigen  Säugthiercn  ist  übrigens  die  Thymus  das  ganze 
Leben  über  ausserordentlich  gross  und  ragt  weit  am  Halse  her- 
auf; so  bei  den  Robben  und  Delphinen. 

Rechstconsulent  S.  Schott  fragte  hierauf,  ob  es  wahr  sei, 
dass  die  Schwalben  auch  einen  Winterschlaf  halten.  Diesem 
widersprachen  v.  Rapp,  v.  Martens,  Hochstetter  und 
Kraus  s.  Die  beiden  letzteren  führten  an,  dass  während  der 
vorangegangenen  nassen  und  kalten  Tage,  vom  15.  bis  24.  Juni 
bei  einer  Temparatur  von  8 — 10*^  R.  die  Mauerschwalben  (Cyp- 
sellus  rnusarius  Temm.)  hier  und  in  Esslingen  so  starken  Mangel 
an  Nahrung  litten,  dass  viele  Exemplare  derselben  todt  oder 
halbtodt  aufgefunden  wurden. 

III.  Oberreallehrer  Blum  sprach  über  die  Bedeutung  und 
Theorie  des  F  o  u  cault 'sehen  Versuches  Folgendes: 

Die  Behauptung,  dass  sich  die  Erde  um  ihre  Axe  drehe, 
taucht  schon  im  frühen  Alterthum  in  Indien  und  in  Griechen- 
land auf;  namentlich  kennen  wir  einen  Ausspruch  des  griechi- 
schen Weltweisen  Aristarch  (280  v.  Chr.),  welcher  dieselbe 
in  der  unumwundensten  Form  hinstellt.  Allein  wie  konnte  eine 
Lehre,  die  weder  durch  genaue  Beobachtungen ,  noch  durch  ma- 
thematische Beweisführung  gestützt  war,  in  den  Kampf  geführt 
werden  gegen  die  in  jener  Zeit  allgemein  herrschende,  geradezu 
entgegengesetzte  Vorstellung  von  Welt  und  Erde!  Später  waren 
es  besonders  die  alexandrinischen  Astronomen,  welche  sich  be- 
mühten, in  die  Erscheinungen  am  Himmel  und  in  den  Lauf  der 
Sterne  Licht  zu  bringen  und  eine  Frucht  jener  Bestrebungen  ist 


—    32    - 

das  von  Ptoleniiius  aufgebaute  Weltsystem,  das  eine  ruhende 
Erde  annimmt  und  das  trotz  aller  Ungereimtheiten,  Unvollstän- 
digkeiten  und  der  überaus  künstlichen  Auskunftsmittel  viele  Jahr- 
hunderte hindurch  das  herrsehende  war,  bis  endlich  der  grosse 
Kopernikus  an  die  Stelle  der  alten  Weltordnung  eine  neue 
zu  setzen  wagte,  welche  der  Erde  die  bescheidene  Rolle  eines 
Planeten  anweist,  welche  die  anscheinend  schwierigsten  Probleme 
auf  ganz  einfache  Weise  löst  und  die  verwickelten  Bahnen  der 
Himmelskörper  als  natürhche  Folgerungen  eines  und  desselben 
Grundprincips  erscheinen  lässt. 

AVem  es  heutzutage  vergönnt  ist,  einen  Blick  in  jene  Zah- 
len zu  werfen,  durch  welche  der  ganze  Sternenhimmel  in  die 
schönste  Harmonie  gebracht  ist ;  wer  überdiess  die  Resultate  der 
Keppler' sehen  Beobachtungen  und  die  New  ton' sehen  Ge- 
setze kennt ;  wer  endlich  den  Forschungen  der  neueren  Astrono- 
men gefolgt  und  Zeuge  gewesen  ist,  wie  das  kopernikanische 
System  mit  jedem  neuen  Fund  am  Himmel  einen  neuen  Triumph 
gefeiert  bat:  der  bedarf  eines  weitern  Beweises  für  die  Unum- 
stösslichkeit  desselben  nicht.  Wer  dagegen,  wie  der  neue  Erd- 
banner, Doktor  Schöpfer  aus  Quedlinburg,  in  Verzweiflung 
gerathen  will  darüber,  dass  er  sich  auf  einem  so  verschwindend 
kleinen,  dem  Augenmerk  des  Allerhalters  fast  entrückten  Stäub- 
chen,  wie  die  Erde  der  heutigen  Astronomen,  wissen  soll,  und 
nur  dann  festen  Glauben  an  den  gütigen  Vater  Aller,  an  die 
Verheissungen  der  Bibel,  ja  selbst  an  die  Unsterblichkeit  halten 
zu  können  meint,  wenn  die  Myriaden  Weltkörper  um  der  Erde 
willen  geschaffen  und  der  Mensch  das  einzige  geliebte  Kind  des 
Ewigen  sei,  der  ist  freilich  blind  und  taub  gegen  alle  Beweise, 
welche  Beobachtungen  und  Zahlen  uns  liefern. 

Seit  der  Aufstellung  des  kopernikanischen  Weltsystems  wa- 
ren Astronomen  und  Physiker  zu  allen  Zeiten  bemüht,  den  rein 
wissenschaftlichen  Beweisen  für  die  Axendrehung  der  Erde  noch 
andere  zur  Seite  zu  stellen,  welche  auch  dem  Laien  zugänglich 
sind.  Diese  Beweise  beruhen  theils  auf  allgemeinen  Gründen 
der  Wahrscheinlichkeit,  theils  auf  Erscheinungen ,  welche  auf  der 


—     33     — 

Erde  selbst  beobachtet  werden  und  ilne  Erklärung  nothwcndig 
in  der  Achsendrehung  derselben  finden. 

In  die  Kategorie  der  letztern  gehören  vornämlich  drei. 
Der  erste  derselben  gründet  sich  auf  die  an  den  Polen  abge- 
plattete Kugelgestalt  der  Erde,  welche  durch  unmittelbare 
Messungen  nachgewiesen  worden  ist.  Der  zweite  wurde  aus  der 
Verschiedenheit  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  abgeleitet,  welche 
bei  ungleich  weit  von  der  Erdaxe  entfernten  Punkten  auf  der 
Erde  stattfinden  muss,  und  welche  in  den  Benzenberg' sehen 
Fallversuchen  ihre  Bestätigung  gefunden  hat.  Der  dritte  endlich, 
den  wir  dem  genialen  französischen  Physiker  Foucault,  der 
ihn  im  Jahr  1851  aufgefunden  hat,  verdanken,  beruht  auf  einer 
Eigenschaft  des  Pendels,  eines  bekannten  physikalischen  Instru- 
ments. Dieser  dritte  Beweis,  der  uns  jetzt  noch  weiter  beschäfti- 
gen soll,  zeichnet  sich  vor  den  beiden  ersten  dadurch  wesentlich 
aus,  dass  er  uns  die  Drehung  der  Erde  durch  unmittelbare  An- 
schauung erkennen  lässt. 

Vermöge  einer  allem  Körperlichen  zukommenden  Eigenschaft, 
die  man  mit  dem  Wort  Trägheit  oder  Beharrungsvermögen  zu  be- 
zeichnen pflegt,  verändert  kein  Körper  den  Zustand,  in  welchem  er 
sich  befindet,  wenn  nicht  Kräfte  auf  ihn  einwirken,  die  eine 
solche  Veränderung  veranlassen.  Ein  in  Ruhe  befindlicher  Kör- 
per fängt  eben  desswegen  nicht  von  selbst  sich  zu  bewegen  an ; 
es  ist  hiezu  ein  äusserer  Anstoss  nöthig,  der  ihn  zwingt,  den  Zu- 
stand der  Ruhe  zu  verlassen.  Anderseits  würde  z.  B.  eine  Ka- 
nonenkugel mit  der  Geschwindigkeit  und  in  der  Richtung,  mit 
der  sie  den  Lauf  verlässt,  in's  Unendliche  sich  fortbewegen,  wenn 
nicht  der  Luftwiderstand  oder  andere  Hindernisse  ihre  Geschwin- 
digkeit allmälig  oder  plötzlich  vernichteten  und  wenn  nicht  die 
Schwerkraft  ihrer  Bewegung  in  jedem  Augenblick  eine  andere 
Richtung  ertheilte. 

So  wenig  nun  eine  Kugel  ohne  die  Einwirkung  einer  ab- 
lenkenden Kraft  die  Richtung  ihrer  Bewegung  wechselt,  so  we- 
nig ändert  ein  freischwingendes  Pendel  seine  Schwingungsrich- 
tung, so  lange  es  nicht  durch  neu  hinzutretende  Kräfte  dazu 
gezwungen  wird.     Bei  unsern  gewöhnlichen  Uhrpendeln ,  die  aus 

Würllemb.  nalurw.  Jahreshefle.   185<3.  Is  Heft.  3 


-     34    - 

einer  festen  Stange  mit  daran  hängentler  Scheibe  oder  Linse  be- 
stehen, kann  sich  die  Erscheinung  des  Beharrens  in  einer  und' 
derselben  Schwingungsebene  nicht  zeigen,  weil  sie  nicht  frei,  d.h. 
in  einem  Punkt,  mit  ungehinderter  Bewegung  nach  allen  Seiten, 
aufgehängt  sind,  sondern  gewöhnlich  mit  ihrem  obern  Ende  auf  der 
scharfen  Kante  einer  Axe  aufliegen,  so  dass  sie  gezwungen  sind, 
immer  wieder  in  eine  wenigstens  annähernd  senkrecht  zu  dieser 
Axe  gestellte  Schwingungsebene  zurückzukehren.  Hängen  wir 
daher  ein  solches  Pendel  zum  Beispiel  an  der  senkrechten  Wand 
eines  Schiffszimmers  so  auf,  dass  die  Schwingungsaxe  perpen- 
dikulär  zur  Wand  gerichtet  ist,  so  muss  dasselbe  parallel  mit 
dieser  Wand  schwingen,  welche  Drehungen  und  Wendungen  das 
Schiff  auch  machen  mag,  vorausgesetzt,  dass  die  Bewegung  des 
Schiffes  ohne  Seitenschwankungen  vor  sich  geht.  Die  Schwin- 
gungsebene des  Pendels  ändert  also  hier  mit  dem  Schiff  ihre 
Richtung.  Anders  gestaltet  sich  die  Sache ,  wenn  wir  ein  Pen- 
del, das  aus  einem  dünnen  Draht  oder  Faden  mit  daran  hängen- 
der Metallkugel  besteht,  an  der  Decke  des  Schiffsraumes  so 
aufhängen  ,  dass  es  nach  allen  Richtungen  frei  schwingen  kann. 
Versetzen  wir  ein  solches  Pendel  nach  irgend  einer  bestimmten 
Richtung  in  Schwingung,  während  sich  das  Schiff  langsam  und 
ohne  Erschütterung  dreht,  so  machen  wir  die  Beobachtung ,  dass 
die  Schwingungsebene  der  drehenden  Bewegung  des  Schiffes 
nicht  folgt,  sondern  unverrückt  der  gleichen  Himmelsgegend  oder 
dem  gleichen  Punkt  des  entfernten  Ufers  zugewendet  bleibt.  Einem 
Beobachter  im  Schiff  aber ,  der  nicht  auf  die  Gegenstände  am 
Ufer  blickt ,  und  eben  desswegen ,  wie  es  bei  sanfter  Bewegung 
fast  immer  der  Fall  ist,  sich  selber  sammt  dem  Schiff  in  Ruhe 
wähnt,  wird  es  vorkommen,  als  drehe  sich  die  Pendelebene  in 
einem  der  Bewegung  des  Schiffes  entgegengesetzten  Sinne  im 
Kreise  herum. 

In  einem  ähnlichen  Falle  sind  wir  Erdbewohner,  die  wir 
uns  mit  Allem,  was  uns  umgibt,  alltäglich  einmal  von  West 
nach  Ost  um  die  Erdaxe  drehen,  ohne  dass  uns  die  leiseste 
Erschütterung  an  unsere  übcrdiess  sehr  rasche  Bewegung  mahnt. 
Ein  freischwingendes  Pendel,    das   in  Beziehung   auf  den  Welt- 


—     35     — 

lauin  eine  uiivciUiidcrte  Kichtung  beibehält,  muss  daher  schehi- 
bar  eine  unserer  eigenen  Bewegung  entgegengesetzte  Drehung 
haben. 

Die  Saclie  verhält  sich  jedoch  nicht  an  allen  l^unkten  der 
Erdoberfläche  gleich,  wie  nun  näher  auseinander  gesetzt  werden  soll. 

Die  Schwingungsebene  des  Pendels  ist  durch  zwei  Stücke  be- 
stimmt: nämlich  erstens  durch  die  Gleichgewichtslage  des  Pendels, 
d.  h.  durch  die  Stellung,  welche  es  einnimmt,  ehe  es  in  Schwingung 
versetzt  wird  und  nachdem  es  zur  Ruhe  gekommen  ist;  zweitens 
durch  eine  Horizontallinie,  welche  die  Richtung  angibt,  nach 
welcher  das  Pendel  schwingt.  Die  erste  Lmie,  die  der  Gleichge- 
wichtslage des  Pendels ,  ist  stets  gegen  den  Mittelpunkt  der  Erde 
gerichtet,  die  letztere  kann  eine  beliebige  Richtung  nach  irgend 
einem  entfernten  Punkt  im  Weltraum,  z.  B.  nach  einem  Stern, 
haben. 

Denken  wir  uns  nun  unser  Pendel  für's  Erste  an  einem 
der  Pole,  etwa  am  Nordpol,  genau  in  der  Verlängerung  der  Erd- 
axe  aufgehängt,  so  fällt  das  eine  der  genannten  Bestimmungs- 
stücke, nämlich  die  Gleichgewichtsstellung,  mit  der  Erdaxe  zu- 
sammen und  bleibt  während  der  Umdrehung  der  Erde  in  un- 
veränderter Richtung,  da  auch  die  Erdaxe  parallel  mit  sich 
selbst  im  Weltraum  fortschreitet.  Das  andere  Bestimmungs- 
stück, die  horizontale  Richtungslinie,  ist  ohnehin  gänzlich  unab- 
hängig von  der  Bewegung  der  Erde.  Es  ist  somit  kein  Grund 
vorhanden ,  warum  die  Schwingungsrichtung  irgend  eine  Ablen- 
kung erfahren  sollte,  und  es  ist  also  klar ,  dass  die  um  ihre  Axe 
sich  drehende  Erde  und  mit  ihr  der  Polhorizont  sich  unter  dem 
Pendel  herumdrehen  muss.  Eine  durch  den  Mittelpunkt  des  Pol- 
horizonts gezogene,  anfänglich  mit  der  Schwingungsebene  gleich 
gerichtete  Linie  wird  daher  schon  im  nächsten  Augenblick  einen 
kleinen  Winkel  mit  derselben  bilden,  da  sie  sich  mit  dem  Ho- 
rizont von  rechts  nach  links  dreht,  und  in  24  Stunden  wird 
dieser  Winkel  360^  betragen. 

Wenn  es  möglich  wäre,  den  Versuch  am  Pol  selbst  anzu- 
stellen, so  müsste  es  dem  Beobachter,  der  sich  selbst,  ebenso 
wie  wir,  in  Ruhe  glaubt,  vorkommen ,  als  wenn  sich  die  Schwin- 


—    36    - 

gungsebeue  in  ^4  Stunden  einmal  von  links  nach  rechts  im 
Kreise  herumdrehte,  ganz  nach  derselben  Richtung  und  mit  der- 
selben Drehungsgeschwindigkeit,  mit  der  sich  dort  ein  Stern  am 
Horizont  im  Kreise  herum  zu  bewegen  scheint. 

Ich  will  gleich  hier  auf  ^wei  Einwürfe  antworten,  die  man 
häufig  machen  hört:  erstens,  ob  die  Drehung  des  Aufhängepunkts, 
welche  so  lange  nicht  zu  vermeiden  ist,  als  wir  das  Pendel  nicht 
an  einem  ausserhalb  der  Erde  befindlichen  Punkt  aufhängen 
können,  und  zweitens,  ob  die  fortschreitende  Bewegung  des  Auf- 
hängepunkts, welche  er  mit  der  Erde  bei  ihrem  Fortschreiten 
auf  ihrer  jährlichen  Bahn  theilt,  keinen  Einfluss  auf  die  Schwin- 
gungsrichtung des  Pendels  ausüben  könne.  —  Dass  die  Drehung  des 
Aufhängepunkts ,  die  überdies  in  unserem  Fall  eine  ausser- 
ordentlich langsame  ist,  keinen  Einfluss  auf  die  Schwingungs- 
ebene eines  Pendels  hat,  lässt  sich  durch  einen  Versuch  im 
Kleinen  leicht  nachweisen;  immer  wird  man  finden,  dass 
diese  Drehung  nur  das  zur  Folge  hat,  dass  auch  der  Pendel- 
faden und  mit  ihm  die  Pendelkugel  sich  in  sich  selbst  drehen. 
In  Beziehung  auf  den  zweiten  Einwurf  ist  zu  bemerken, 
dass  vor  und  wälirend  der  Schwingung  das  ganze  Pendel  die 
gleiche  fortschreitende  Bewegung  hat,  wie  der  Aufhängepunkt, 
und  dass  also,  wenn  ein  ruhendes  Pendel  plötzlich  in  Schwin- 
gung versetzt  wird,  in  dieser  Beziehung  keine  Aenderung  ein- 
tritt, und  daher  auch  keine  Kraft  hinzukommt,  die  eine  Ablenkung 
der  Schwingungsrichtung  bedingen  könnte.  Dasselbe  gilt  für  die 
fortschreitende  Bewegung  von  West  nach  Ost,  welche,  der  Auf- 
hängepunkt an  andern  Orten  ,  neben  der  so  eben  berührten ,  in 
Folge  der  Axendrehung  der  Erde  erhält. 

Versetzen  wir  uns  nun  mit  unserem  Pendel  an  den  Aequator, 
so  finden  wir  die  Sache  bedeutend  verändert.  Eine  auf  der 
Horizontebene  eines  unter  dem  Aequator  befindlichen  Ortes  von 
Süd  nach  Nord  gezogene  Linie,  eine  sogenannte  Nordlinie,  bleibt 
während  der  Umdrehung  der  Erde  stets  parallel  mit  der  Erd- 
axe  und  hat  folglich,  wie  diese,  immer  die  gleiche  Richtung  in 
Beziehung  auf  irgend  einen  Punkt  im  Weltraum.  Auch  jede 
andere  in  der  Horizontebene  gezogene  Linie  ändert  ihre  Richtung 


—    37    — 

nicht,  da  sie  mit  der  Nordlinie,  die  mit  ihr  in  der  gleichen  Ebene 
liegt,  einen  miveränderlichen  Winkel  bildet.  Da  nun  die  Hori- 
zontalrichtnng  der  Schwingungsebene  eines  Pendels  ebenfalls  un- 
veränderlich ist,  so  ergibt  sich  von  selbst,  dass  hier  eine  schein- 
bare Drehung  dieser  Schwingungsebene  in  Beziehung  auf  eine  Linie 
des  Horizonts  nicht  stattfinden  kann. 

Betrachten  wir  endlich  den  Fall,  dass  der  Versuch  an  einem 
Ort  zwischen  dem  Pol  und  dem  Aequator  angestellt  wird.  Fas- 
sen wir  auch  hier  zunächst  die  Nordlinie  des  Horizonts  ins  Auge, 
so  erkennen  wir  leicht,  dass  sie  die  verlängerte  Erdaxe  in  einem 
Punkt  schneidet,  der  um  so  weiter  vom  Nordpol  entfernt  ist,  je 
näher  der  betreffende  Ort  dem  Aequator  ist.  Hieraus  geht  hervor, 
dass  die  Nordlinie  während  einer  Umdrehung  der  Erde  die  Oberfläche 
eines  Kegels  beschreibt,  dessen  Spitze  in  der  verlängerten  Erdaxe 
liegt.  Jede  neue  Lage  der  Nordlinie,  und  darum  auch  jeder  anderen 
in  der  Horizontebene  gezogenen  Linie  bildet  folglich  mit  der 
vorhergehenden  einen  Winkel,  und  es  muss  daher  auch  hier,  wie 
am  Pol,  eine  scheinbare  Drehung  der  Pendelebene  stattfinden. 
Der  Drehungswinkel  in  24  Stunden  wird  aber  weniger  als  360^ 
betragen  und  um  so  kleiner  sein,  je  spitzer  der  von  der  Nord- 
linie beschriebene  Kegelmantel  ist,  da  die  Summe  aller  Winkel, 
welche  die  aufeinander  folgenden  Lagen  der  Nordlinie  unter  sich 
bilden,  gegeben  ist  durch  den  Winkel,  den  wir  erhalten',  wenn 
wir  uns  den  Kegelmantel  an  einer  Seite  von  der  Spitze  aus  auf- 
geschnitten und  ausgebreitet  denken.  Vom  Aequator  an,  wo  die 
Ablenkung  gleich  Null  ist,  wächst  demnach  der  tägliche  Drehungs- 
winkel mit  der  geographischen  Breite  und  zwar,  wie  auf  trigo- 
nometrischem Wege  leicht  nachzuweisen  ist,  im  Verhältniss  des 
Sinus  derselben  und  erreicht  sein  Maximum  am  Pol. 

Für  Stuttgart  z.  B. ,  dessen  geographische  Breite  48^  46' 
53"  ist,  beträgt  die  Grösse  des  Drehungswinkels  in  24  Stunden 
270,  80  r=  270<>  48',  in  1  Stunde  also  11",  28  r=  11»  16' 
48"  und  in  einer  Minute  0,   188*^  =   11'  16,8". 

Wir  haben  seither  die  Thatsache  der  Axendrehung  der  Erde 
vorangestellt  und  daraus  die  Erscheinung  abgeleitet,  welche  ein 
schwingendes  Pendel  zeigen  muss.     Da    nun    der  Versuch    diese 


-    38    - 

Sclilussfolgening  nacli  allen  ihren  Thcilen  vollkommen  bestätigt, 
und  für  die  drehende  Bewegung  des  Pendels  kein  anderer  ver- 
nünftiger Grund  gefunden  werden  kann,  so  sind  wir  auch  berech- 
tigt, ihn  als  eine  weitere  Bestätigung  unserer  Annahme  zu  be- 
trachten. 

Der  Foucault'sche  Versuch  ist  bis  jetzt  zwar  weder  unter 
dem  Aequator,  noch,  aus  bekannten  Gründen,  an  einem  der 
Pole  angestellt  worden ;  dagegen  liegt  eine  grosse  Reihe  von 
Resultaten  anderer  Beobachtungen  vor,  die  unter  den  verschie- 
densten Breitegraden ,  von  einem  Ort  auf  der  Insel  Ceylon  ,  der 
unter  dem  6,9.  Grad,  bis  Aberdeen,  das  unter  dem  57,9.  Grad 
nördlicher  Breite  liegt,  angestellt  wurden  und  welche  nicht  allein 
das  Factum  an  sich  vollständig  bestätigt  haben ,  sondern  auch 
der  durch  die  Rechnung  gefundenen  Grösse  des  Drehungswinkels 
bis  auf  kaum  bemerkbare   Unterschiede  nahe  gekommen  sind. 

Zum  Schlüsse  beehre  ich  mich ,  die  verehrten  Mitglieder 
unseres  Vereins  auf  heute  Nachmittag  3  Uhr  in  das  Chor  der 
Stiftskirche  einzuladen,  wo  ich  den  Versuch  ausfeilen  werde.  *) 

IV.  Professor  Dr.  v.Kurr  theilte  über  einige  Land-  und 
S  ü  s  s  w  a  s  s  e  r  c  0  n  c  h  y  1  i  e  n  der  T  e  r  t  i  ä  r  f  o  r  m  a  t  i  o  n  Ober- 
schwabens Folgendes  mit : 

Herr  Revierförster  v.  Zell  in  Z wiefalten,  dessen  unermüde- 
tem  Fleiss  und  Eifer  wir  schon  so  manche  Entdeckung  interes- 
santer Fossilien  im  Gebiete  unserer  Tertiärfauna  verdanken,  hat 
mir  eine  Sendung  von  neuaufgefundenen  Land-  und  Süsswasser- 
conchylien  aus  der  Umgebung  von  Zwiefalten  mitgetheilt,  welche 
ich  Ihnen  hiemit  vorzulegen  die  Ehre  habe,  und  ich  erlaube  mir 
einige  Bemerkungen  darüber,  sowie  über  die  Bedeutung  unserer 
Tertiärfauna  überhaupt  daran  anzuknüpfen. 

Unter  den  eingesandten  Gegenständen  befindet  sich  eine 
zum  erstenmal  aufgefundene  mit  Helix   vermiculata    Mich,  und 


•)  Das  zum  Versuch  gebrauchte  Pendel  hatte  eine  Länge  von  58,277 
württ.  Fuss  und  brauchte  zu  einem  Hin-  und  Hergang  8,2''  Zeit.  Das  Ge- 
wicht der  au  einem  dicken  Kupferdraht  aufgehängteu  Bleil<ugel  betrug  gegen 
TK)  Pfdud. 


—    39    - 

alonensis  Fer.  verwandten,  an  J7.  Matihiaca  Stein,  des  Main- 
zer Reckens  sich  anschliessende  Spezies ,  welche  ich  dem  Ent- 
decker zu  Ehren  Helix  ZeUü*)  nennen  will.  Es  ist  demnach 
eine  dem  südlichen  Europa  angehörige  Form,  der  ersten  Ab- 
theihmg  von  Archelix  Alb  er s  völlig  entsprechend,  während  die 
im  Süsswasserkalk  Oberschwabens  am  häufigsten  vorkommende 
H.  sylvestrina  Ziet.  und  die  etwas  seltenere  H.  sylvanaK\^\n 
offenbar  in  die  zweite  Abtheilung  jener  Untergattung  sich  reihen, 
doch  so,  dass  sie  zwischen  sylvaüca  und  sylendida  Drap,  sich 
stellen.  Die  bei  Z wiefalten  und  Ehingen  nicht  seltene  Helix  in- 
flexa  V.  Martens  gehört  sicher  in  die  Untergattung  Cofm^?//a<?« 
Albers,  deren  europäische  Arten  hauptsächlich  den  südlichen 
Hochalpen  eigenthümlich  sind,  während  die  aussereuropäischen 
den  Cordilleren  von  Peru  und  Bolivia  und  theilweise  der  Insel 
Martinique  angehören ;  kurz,  sie  deutet  auf  warmes  Gebirgsland. 
Ihre  Verwandtschaft  mit  H.  Lefehuriana  Fer.,  Zonata  Stud. 
und  der  auf  Porto  sancto  einheimischen  H.  portosanctana  S  o  w. 
lässt  sich  auf  den  ersten  Blick  erkennen. 

Die  bei  Ehingen  und  Mainz,  sowie  in  der  Auvergne  vor- 
kommende H.  Ramondi  Brongn.  ist  am  meisten  der  bei  Cari- 
9al  auf  Madeira  und  in  dem  dorügen  Diluvium  fossil  gefundenen 
H.  Bowdichiana  Fer.  verwandt  und  schliesst  sich  theils  an  H. 
melanostoma  Dr.,  die  im  südlichen  Frankreich  und  Algerien 
vorkommt,  theils  an  die  Gruppe  der  amerikanischen  H.  auricoma 
F^r.  an. 

H.  insignis  Schub  1er,    eine  der   ausgezeichnetsten  Eigen- 


*J  Helix  Zellii  Kurr:  iesta  subobtecte-perforata,  globoso-depressa,  sub- 
striolata,  anfr.  5  convexi,  intimi  subgranulaü  subplanati,  ultimus  antice  de- 
flexus;  apertura  late  lunaris  producta,  peristomium  valde  reflexum, 
ampliatum ,  margine  columellari  dilatato ,  umbilicwn  infundlbuUfonnctn 
subtegente.  Diam.  maj.  32,  min.  26;  alt.  17  mill.  Im  tert.  Süsswasserkalk 
zu  Audelflngen  bei  Zwiefalten.  Ton  H.  Mathiaca  durch  gedrücktere  Form, 
breitem  Mund  und  trichterförmigem  Nabel,  geringere  Verdickung  des  Muud- 
saumes ,  auch  geringere  Wölbung  der  Untenseite  des  letzten  Umgangs  ^er- 
pchieden ,  daher  auch  eher  mit  //.  alonensis  Fer.,  Var.  Lorcana  Rossm. 
aus  Spanien,  als  mit  Desertorum  Forsk.  aus  Syrien  vergleichbar. 


—     40     — 

thümlichkeiten  von  Steinheim,  erinnert  durch  ihren  trichterförmi- 
gen Nabel  fast  nur  an  die  grossen  Formen  von  H.  rosacea 
Müll.,  wie  sie  im  südwestlichen  Afrika  vorkommen,  und  unter 
allen  europäischen  Arten  ist  keine  einzige,  womit  sie  verglichen 
werden  könnte. 

H.  Ehingensis  Kl. ,  bei  Ulm  und  Ehingen  gleich  häufig, 
gehört  zu  der  Gruppe  von  Pachystoma  Albers,  welche  haupt- 
sächlich in  Westindien  einheimisch  ist.  Die  grosse  Verdickung 
des  Spindelsaumes,  der  starke  Callus  am  Innenrand  der  Mündung, 
die  dicke  Schale  und  die  Verdeckung  des  Nabels  durch  den 
Callus  stellen  sie  neben  H.  crascüabris  Fir.  und  discolor  Fer., 
während  die  Gesammtform  mehr  an  Nanina  bicolor  und  buUa 
Pfr.  erinnert. 

Auch  H.  rugulosa  v.  Martens  stellt  sich  nach  Form  und 
der  so  sehr  ausgeprägten  Streifung  in  die  Reihe  der  westindi- 
schen und  nordamerikanischen  Arten,  und  reiht  sich  namentlich 
an  H.  elevata  Say.  und  pensylvanica  Green,  aus  der  Gruppe 
Patera  Albers  an.  So  gehört  auch  die  von  Thomae  bei 
Hochheim  gefundene  H.  Rahtii  Th.  zu  Jamaicaformen. 

An  diese  Bemerkungen  über  die  Heliceen  unserer  Tertiär- 
fauna, welche  leicht  erweitert  werden  könnten,  reihe  ich  zunächst 
einen  mehr  negativen,  aber  nicht  minder  wichtigen  Character 
derselben,  nämlich  das  gänzliche  Fehlen  von  grösseren  Bulimus- 
und  Pi^pa-Arten,  wie  diess  auch  auf  dem  nordamerikanischen 
Festlande  der  Fall  ist.  Es  leben  diese  Thiere  hauptsächhch  in 
Ländern  mit  trockener  Atmosphäre,  während  unsere  Landschne- 
cken, wie  wir  sie  kennen  gelernt  haben,  hauptsächlich  feuchten 
Wäldern  und  Bergthälern  angehört  haben,  ein  Umstand,  welcher 
durch  das  häufige  Mitvorkommen  von  Süsswasserconchylien,  wo- 
von später  die  Rede  sein  wird,  wesentlich  unterstützt  wird. 

Die  bei  Hochheim  vorkommende  Strophostoma  ist  zwar  bei 
uns  noch  nicht  aufgefunden  worden,  erinnert  aber  gleichfalls  an 
die  auf  Brasilien  (Bahia)  beschränkten  ^nos^oma- Arten  oder 
an  Hypostorna  aus  Bengalen. 

Glausilia  grandis  Klein  und  antiqua  Seh  üb  1er,  sowie 
die    bei    Wiesbaden   vorkommende    Cl.   buUmoides  A.    Braun, 


—    41     — 

können  meines  Eraehtens  nur  mit  den  grossen  dalmatischen  und 
chinesischen  Arten  verglichen  werden.  Eine  kleinere ,  von  Herrn 
V.  Zell  eingesandte  Clausilia,  welche  noch  nicht  näher  bestimmt 
werden  kann,  erinnert  dagegen  an  Cl.  plicatula  Drap.,  welche 
in  Deutschland  und  der  Schweiz  nicht  selten  vorkommt.  Immer- 
hin ist  das  verhältnissmässig  seltene  Vorkommen  der  Clausilien 
und  Pupen  auffallend,  wenn  wir  solches  mit  den  gegenwärtigen 
Verhältnissen  vergleichen. 

Cyclostoma  bisulcatum  v.  Zieten  und  conicum  Klein 
schliessen  sich  an  die  südeuropäischen  und  egyptischen  For- 
men mehr  als  an  die  westindischen  an;  dagegen  sind  die 
stattlichen  Glandinen  {Gl.  antiqua  Klein),  wie  sie  bei 
Ehingen  und  Ulm  nicht  selten  vorkommen  ,  wieder  auffallende 
Typen  Westindiens  und  der  Küstengegenden  von  Mexiko. 

Gehen  wir  zu  den  Süsswasser-Mollusken  über,  so  fällt  so- 
gleich der  unermessliche  Reichthum  von  Individuen  gewisser 
Gattungen,  z.  B.  von  Valvata  und  Paludina  auf,  welche  an 
einigen  Orten  zu  Milliarden  zusammen  liegen.  Diess  gilt  na- 
mentlich von  Valvata  multiformis  und  Paludina  globulus  Desh.^ 
welche  in  der  sogenannten  Sandgrube  von  Steinheim  vorherr- 
schen. Die  flache  Form  der  Ersteren  kann  nur  mit  der  nord- 
araerikanischen  S.  tricarinata  Say  verglichen  werden  und 
steht  ihr  offenbar  sehr  nahe.  P.  globulus  und  acuta  Des  h., 
welch  letztere  auch  bei  Nördlingen  und  Mainz  sehr  häufig  ist, 
gehören  zu  den  überall  in  Küslengegenden  wiederkehrenden  For- 
men, welche  zum  Theil  in  brackischem  Wasser  leben  und  sich 
ausserordentlich  vermehren.  Dagegen  erinnern  die  dickschaligen 
und  grossen  Formen  von  P.  varicosa  Bronn,  welche  bei  Kirch- 
berg an  der  Hier  so  häufig  ist,  und  der  bei  Nördlingen  aufgefundenen 
P.  nobilis  Klein  augenscheinlich  an  P.  decisa  und  ijonderosa 
Say  der  vereinigten  Staaten. 

Die  grossen  und  zum  Theil  stark  gefalteten  Melanien  wie 
M.  grosse-costata  v.  Klein,  iurrita  v.  K 1  e  i  n  ,  31.  Wetzleri 
Dkr.  erinnern  offenbar  theils  an  M.  truncata  L  a  m.  aus  Guyana 
und  Hohenackeri  Phil,  aus  Surinam,  theils  an  ostindische  For- 
men,   wie    M.  varicosa    Troschel,  während    die    kleinere    31. 


—     42     - 

hulimoides  v.  Klein  der  M.  afra  Ziegl.  nalie  stellt;  die  bis 
jetzt  bei  Zwiefalten  und  Andelfingen  gefundene  Melanopsis  hat 
nach  der  Ansicht  von  Duncker  und  v.  Klein  so  viele  Aehn- 
lichkeit  mit  der  in  Griechenland,  Kleinasien,  Syrien  und  Algerien 
verbreiteten  M.  praei'osa  Lin. ,  dass  sie  dieselbe  mit  demselben 
Namen  belegten,  unterscheidet  sich  übrigens  durch  die  schlankere, 
stärker  in  die  Länge  gezogene  Form  und  die  mehr  elliptische 
als  eiförmige  Mündung,  und  dürfte  so  gut,  wie  die  früher  für 
M.  Dufourii  Fer.  gehaltene  von  Günzburg  und  Oberkirchberg 
M.  impressa'KlQiw  eine  eigene  Spezies  darstellen,  wofür  ich  den 
Namen  M.  Kleinii  vorschlage.  Dass  wir  es  hier  aber  mit  For- 
men des  mittelländischen  Litorales  zu  thun  haben,  ist  ausser 
allem  Zweifel. 

Was  die  sehr  häufig  verbreiteten  Limneen  anbelangt,  so 
erinnern  sie  theils  an  indische,  theils  an  nordamerikanische  und 
europäische  Formen ;  in  erstere  Reihe  gehören  X.  elUpticus  Kur  r, 
zu  den  \eizievn  L.buUatus  Klein,  sociaUs  Schübl.  und  subo- 
vatus  Hartm.  Beinahe  dasselbe  kann  von  den  Planorhen 
gesagt  werden ,  welche  eigentlich  zwischen  den  deutschen  und 
nordamerikanischen  Formen  in  der  Mitte  stehen.  Auch  die  Ne- 
ritinen  stehen  den  deutschen  Arten  so  nahe,  das  sie  nur  schwer 
von  den  lebenden  zu  unterscheiden  sind. 

Unter  den  Bivalven  gehören  die  Margaritanen  und  TJnio 
Kirchhergensis  Klein  gleichfalls  zu  nordamerikanischen  Typen, 
während  die  Uebrigen,  sammt  den  Anodonten  und  Dreissenen 
offenbar  unter  die  deutschen  sich  reihen. 

Werfen  wir  nach  diesem  einen  flüchtigen  Blick  auf  die 
höheren  Thiere,  welche  bis  jetzt  in  den  tertiären  Süsswasserkalk- 
steinen  Oberschwabens  gefunden  worden  sind,  wovon  wir  den  ■ 
Riesensalamander  von  Oeningen  (Ändryas  Scheuchzeri  Tschudi) 
die  Gattung  Palaeomeryx ,  Chalicomys  und  Rhinoceros  (Acero- 
therium  indsirum  KaupJ  hervorheben  wollen,  so  weichen  die-  ; 
selben  so  sehr  von  europäischen  Typen  ab,  dass  wir  nur  auf 
Java  und  in  Mexiko  die  analogen  Thiere  wiederfinden.  Dasselbe 
hat  0.  Heer  von  den  Insekten  nachgewiesen. 

Gleichwie  aber  überall  in  der  jetzigen  Schöpfung  die  schönste 


—     43     — 

Harmonie  herrscht ,  so  ist  es  auch  zu  allen  Zeiten  und  selbst 
in  den  frühesten  Perioden  auf  der  Erde  gewesen.  Die  fossile 
Flora  des  deutschen  und  schweizerischen  Tertiärbodens  hat  ganz 
dieselben  Resultate,  wie  die  Fauna,  geliefert;  die  Palmen,  Fei- 
genbäume, Brodfruchtbäume,  Eichen  und  Pappeln,  welche  Herr 
Prof.  Heer  bis  jetzt  zusammengebracht  und  theilweise  veröffent- 
licht hat,  deuten  theils  auf  Gewächse  der  südlichen  vereinigten 
Staaten,  theils  auf  brasilianische  und  ostindische  Formen,  wäh- 
rend nur  ein  kleiner  Theil  auf  die  Flora  des  mittelländischen 
Litorales  hinweist. 

Fragen  wir  zuletzt  nach  den  geologischen  Resultaten  dieser 
Untersuchungen,  so  ergibt  sich  unschwer  die  grosse  Ueberein- 
stimmung  unserer  tertiären  Süsswassergebilde  mit  denen  von 
Günzburg ,  Mainz ,  Oeningen  und  der  äussern  Schweiz ,  wo  mir 
noch  kürzlich  vergönnt  war,  aus  den  Umgebungen  von  St.  Gal- 
len und  vom  Aargau  theilweise  dieselben  Süsswasserconchylien 
wiederzufinden,  welche  bei  Ulm,  Ehingen  und  Steinheim  so  häu- 
fig wiederkehren.  *)  Es  ergibt  sich  ferner,  dass  unser  Süsswas- 
serkalk,  obwohl  unter  unserer  Meeresmollasse  gelagert,  mit  der- 
selben in  eine  Periode  in  die  der  Myocene  gehöre ,  dass  aber 
wahrscheinlich  die  Bänke  von  Oeningen,  welche  der  Meeresmol- 
lasse ein-  oder  aufgelagert  sind,  etwas  jünger  sind,  als  die  von 
Ulm  und  Ehingen. 

Er  legte  ausserdem  genaue,  in  der  k.  polytechnischen  Schule 
angefertigte  Krystallmodelle  aus  Holz  vor. 

V.  Hierauf  sprach  Dr.  0.  Fraas  über  die  Ablagerung 
von  Petrefakten  im  Jura. 

So  verschieden  auch  die  Ablagerung  von  Petrefakten  in 
den  verschiedenen  Schichten  des  Jura  und  an  den  verschiedenen 
Localitäten  Schwabens  ist,  so  lassen  sich  doch  die  verschiedenen 
Arten  von  Ablagerung  unter  dreierlei  Haupt-Gesichtspunkten  auf- 
fassen : 


•)  Vielleicht  gebiirt  auch  der  Süsswasserkalk  von  Rheims  und  der  Auvergne 
hieher,  denn  einige  HcLiceen  von  daher,  welche  ich  zu  sehen  Gelegenheit 
hatte,  schliessen  sich  ganz  an  unsere  cinlieiuiischen  an. 


-     44    - 

1)  Die  Petrefakten  lagern  in  Bänken.  Je  mächtiger  eine 
Schichte  entwickelt  ist,  um  so  lieber  ziehen  sich  die  organischen 
Reste  auf  ein  nur  wenige  Zoll  mächtiges  Lager  zurück,  in  wel- 
chem sie  millionenweise  zusamraengehäuft  sind,  so  dass  die  Bank 
oft  aus  nichts  Anderem  besteht,  als  eben  aus  jenen  Resten. 

Dieses  Vorkommen  von  Petrefakten  in  Bänken  ist  für  den 
Geognosten  vom  Fache  ebenso  angenehm,  wie  für  den  Petrefakten- 
sammler ,  der  von  seiner  Hände  Arbeit  sich  nährt.  Dieser  kehrt 
doch  jeden  Abend  reich  beladen  mit  seiner  Waare  heim,  denn 
die  Bank  lässt  ihn  nie  trügerisch  im  Stich.  Jener  freut  sich 
in  den  Bänken  feste  geognostische  Horizonte  zu  haben  ,  nach 
denen  er  sich  aufs  sicherste  Orientiren  kann,  denn  nicht  leicht 
kommt  es  vor ,  dass  eine  Spezies ,  die  eine  Bank  charakterisirt, 
in  einer  älteren  oder  jüngeren  wieder  aufgefunden  wird.  Wie 
carakterisch  sind  nicht  die  Psilonoten ,  Oxynoten ,  Raricostaten, 
Macrocephalen  u.  s.  w.  ?  Hat  man  je  einen  A.  Psilonotus  an- 
derswo gefunden  als  in  dem  3  Zoll  dicken  Lager ,  das  aus  der 
Mitte  der  2  Fuss  mächtigen  Psilonotenbank  sich  herausschält  ? 
A.  hifer  immer  einige  Zoll  unter  dem  A.  oxynotus ,  dieser  selbst 
wieder  in  einer  Bank  von  5 — 6  Zoll,  A.  raricostatus  zwar  durch 
die  letzten  6  Fuss  des  schwarzen  Jura  beta  zerstreut  vorkommend 
hat  doch  seine  eigentliche  Bank  von  3 — 4  Zoll  in  der  Hälfte 
seines  Lagers.  A.  polygyratus  und  sein  schöner  Begleiter  fle- 
xuorus  finden  sich  am  Hundsrücken  an  einer  mehrere  100  Fuss 
mächtigen  Steilwand  nur  in  einer  5  Zoll  dicken  Schichte,  des- 
gleichen B.  hastatus.  Ebenso  bildet  das  Seegras  in  den  untern 
Posidonienschiefern,  in  den  Jurensis-Mergeln  ,  in  der  Oberregion 
der  w^ohlgeschichteten  Kalke  eine  sichere  Bank  der  Orientirung. 
Die  einzelnen  Petrefakten  der  Bänke,  die  in  allerlei  Lage  liegen, 
sind  im  Allgemeinen  auf  ihrer  Oberseite  besser  erhalten,  als  auf  der 
Unterseite.  Man  bekommt  gar  oft  Ammoniten,  die  nur  auf  einer 
Seite  schön  sind;  da  darf  man  mit  ziemlicher  Gewissheit  an- 
nehmen, dass  die  schöne  Seite  nach  oben  lag;  es  hat  demnach 
die  Zerstörung  der  Schale  von  unten  begonnen.  An  einigen 
Localitäten  nahm  ich  mir  die  Mühe,  über  die  Quantität  der  Vor- 
kommnisse Anhaltspunkte  zu  erhalten,  denn  beiläufige  Schätzungen 


—     45     — 

trügen  oft  gewaltig.  Es  hat  zwar  keinen  grossen  Werth  aber 
doch  niteressiren  vielleicht  den  Einen  oder  Andern  die  betreffen- 
den Zahlenverhiiltnisse.  Am  Eyachriss  bei  Balingen  lieferten 
100  Quadratfuss  Oxynotenschichte,  die  dort  5 — 6  Zoll  mächtig 
ist,  4500  Stück  A.  oxynotuSy  1180  A.  hifer,  600  Terehr.  oxy^ 
noti^  550  Grypliaea  cymhium  juv.,  1000  Belcmn.,  Plagiostoma 
und  andere  Bivalven.  Summa  8000  Stücke,  was  auf  1  nFuss 
80  macht.  Dieselbe  Bank  liefert  bei  Hechingen  in  einer  Mäch- 
tigkeit von  kaum  4  Zoll  auf  10  nFuss  150  A.  oxyriotus ,  50 
.4.  hifer,  8  B.  hreviSj  die  Bivalven  sind  meist  zerdrückt  und 
ihre  Zahl  schwer  zu  ermitteln.  —  In  der  Raricostatenbank  bei 
Frommern  Hess  ich  auf  20  DFuss  abheben  und  erhielt  1400 
A.  raricostatus ,  200  A.  planicosta^  150  A.  armatus  densinodus, 
10  A.  oxynotus  pinqiäs,  700  B.  brevis ^  100  Bivalven,  thut 
auf  1  DFuss  128  Stück. 

Am  Starzelriss  bei  Hechingen  erhielt  Herr  Achenbach 
auf  10  nFuss  Flächenraum 

600  A.  raricostatus, 
140  A,  armatus, 
200  A.  planicosta, 

8  A.  oxynotus  pinquis, 
22  B.  brevis. 

Die  Bivalven  sind  dort  zerdrückt  und  unzählbar,  thut  auf 
1   DFuss   103  Individuen. 

2)  Das  Vorkommen  der  andern  Art  ist  das  hi  einer  Zone 
oder  Region. 

Die  Petrefakten  liegen  nicht  in  Bänken,  aufeinander  und 
nebeneinander  gehäuft,  sondern  in  einer  Schichte  von  vielen  Fuss 
Mächtigkeit  zerstreut.  In  der  Regel  ist  die  Schichte  selbst  nicht 
sehr  mächtig  entwickelt  und  von  oben  bis  unten  mit  unregel- 
mässig zerstreuten  Fossilen  erfüllt.  Die  Mannigfaltigkeit  der 
Arten  ist  grösser  als  bei  der  Bankablagerung ,  wo  vielmehr  die 
massenhafte  Entwicklung  ein  und  derselben  Species  beobachtet 
wird.  Der  Jura  hat  seine  schönsten  und  seltensten  Vorkomm- 
nisse auf  diese  Weise  bewahrt  und  tagelang  arbeitet  oft  der 
Mann  umsonst,  bis  er  endlich  nach  mühevollem  Graben  ein  kost- 


—     46     — 

bares  ^tück  Ihidet ,  das  ihm  die  Arbeit  lolinL  Zu  dieser  Art 
des  Vorkommens  sind  z.  B.  die  Numismalenthone,  Amaltlieen- 
schichten  und  Ornatenthone  zu  rechnen.  In  den  Ornatentlionen 
kommen  auf  einen  Cubikfuss  (nach  Quadratfuss  kann  man  hier 
nimmer  zählen)  2 — 5  Stücke.  Das  Verhältniss  der  Arten  ist 
nach  Procenten  Folgendes. 

In  der  Lettengrube  bei  Lautlingen 


A.  hecticus 

50  7. 

yy    convolutus 

20 

„    ornatus 

10 

,y     Lamherti 

1 

„    lieterophyllus 

v. 

5,    flexuosus 

7 

,y    bipartitus 

8 

5,     bidentatus 

3 

.,    fl,  globus 

V. 

Nucula  ornati 

V. 

Rostellaria 

'/.. 

Glypliaea 

V. 

3)  Endlich  findet  sich  ein  grosser  Theil  von  Petrefakten  in 
Nestern.  Wenn  bei  der  ersten  und  zweiten  Art  nur  von  sol- 
chen Resten  die  Rede  sein  kann ,  welche  nach  ihrem  Tode  im 
Meer  niedersanken,  nachdem  sie  längere  oder  kürzere  Zeit  flot- 
tirt  hatten,  oder  welche  von  der  Fluth  an  die  Ufer  gespült 
wurden,  führt  uns  die  dritte  Art  des  Vorkommens  zu  Fossilen, 
die  vom  Ort  ihres  Lebens  nicht  ferne,  zum  Theil  an  Ort  und 
Stelle  begraben  sind.  Die  Petrefakten  sind  darum  auch  Reste 
von  festsitzenden  Thieren,  PentacrinUen ,  Austern,  Brachiopoden. 
Zwar  sind  sie  zur  Bankbildung  eben  so  geneigt,  wenn  sie  von 
ihrem  Standort  losgerissen  und  vom  Wasser  umhergetrieben 
wurden,  aber  öfter  nach  liegen  sie  in  Nestern.  Von  Pent.  sca- 
laris  fanden  sich  bei  Hechingen  3  Stielglieder  auf  10  n^'^'ss 
Raricostatenbank,  bei  Balingen  auf  20  QF^ss  80,  bei  Frommern 
auf  20  DFuss  2000.  Hier  trafen  die  Arbeiter  ein  Nest.  Das 
Gleiche  beobachtete  ich  bei  P.  basaltiformis  in  den  Amaltheen- 
thonen,  bei   Terebr.  substriata ,  lacunosa,  Pentacr,    cingulatus^ 


—     47     — 

Ostrea  crhiagaUi  11.  mul  vielen  Andern  aus  diesen  Thierclassen. 
An  der  einen  Localität  fehlen  diese  Reste  last  ganz,  an  andern 
oft  nur  wenige  Schritte  entfernten  trifft  man  sie  massenweise 
aufgestapelt. 

Der  AVerth  dieser  Beobachtungen  ist  freilich  ein  sehr  localer, 
aber  je  mehr  solche  locale  Beobachtungen  angestellt  und  zu- 
sammengestellt werden ,  wird  man  doch  auch  daraus  nicht  un- 
interessante Schlüsse  ziehen  können. 

VI.  Oberbaurath  v.  Bühl  er  hielt  folgenden  Vortrag  über 
die  B  e  z  i  e  h  u  n  g  e  n  der  Stromgebiete  und  Wasserschei- 
den zu  den  Gebirgen: 

lieber  die  Beziehungen  der  Stromgebiete  zu  den  Gebirgen 
haben  von  jeher  und  bis  auf  die  neueste  Zeit  herauf  noch  sehr 
irrige  Ansichten  vorgeherrscht. 

Es  ist  bekannt,  dass  man  die  Flächenräume,  die  ihre  Tag- 
wasser den  Bächen,  den  Flüssen  und  dem  Strome  zuführen,  in 
welchen  sich  alle  diese  ergiessen  ,  ein  Fluss-  oder  Strom- 
gebiet.  nennt,  ferner,  dass  Hochebenen,  Hügel,  Berge  und 
Hochgebirgsziige  allermeist  die  U  r  s  p  r  u  n  g  s  o  r  t  e  und  zu- 
gleich  auch   die  Xrrenzscheiden    der    verschiedenen  Flüsse 

die  Wasserscheiden 
sind,  und  wollen  dieses  nun  näher  erläutern. 

Da  die  Bewegung  des  Wassers  in  den  Flüssen  durch  den 
Einfluss  der  Schwere  nach  den  Gesetzen  des  Falles  bewirkt  wird, 
so  muss  nothwendig  der  Ursprungsort  derselben  höher  liegen, 
als  ihre  Ausmiindung  und  es  müssen  in  einem  Fluss-  oder 
Stromgebiet  die  Flächen,  auf  und  in  welchen  sich  die  Bäche 
und  Flüsse  gegen  den  Hauptstrom  bewegen  mehr  oder  weniger 
geneigte  Ebenen  gegen  denselben  sein,  während 
dieser  aber  selbst  wieder  in  einer  geneigten  Ebene  von  dem 
Innern  des  Landes  gegen  seine  Ausmündung  in  das  Meer  ab- 
fiiesst. 

Die  Oberfläche  eines  Stromgebiets  bildet  so- 
nach ein  Becken,  welches  in  allen  Richtungen  gegen 


—     48    — 

den  Haupistroin  geneigt  ist,  der  .sodann  selbst  wie- 
der eine  Neigung  gegen  seine  Ausmündung  hat. 

Die  tiefste  Linie  eines  Stromgebiets  muss  also  nothwendig 
diejenige  sein,  in  welcher  sich  der  Hauptstrom  bewegt,  die  höch- 
sten Linien  aber,  welche  das  Gebiet  umziehen  und  gleichsam 
seinen  Rand  bilden,  sind  die  Wasserscheiden,  die  sich 
wieder  unmittelbar  an  die  Ränder  der  nächsten  Flussbecken 
anschliessen.  Punkte  auf  diesen  Linien,  die  zwischen  zwei  in 
entgegengesetzter  Richtung  abfliessenden  Gewässern  sich  befinden, 
werden  T h  e  i  1  u  n  g s  p  u  n k  t e  oder  bei  grösserer  Ausdehnung  auf 
Hochflächen 

Theilungsflächen  oder 
Theilungs  ebenen 
genannt. 

Hieraus  darf  nun  aber  keinesw^egs  wie  früher  ganz  irrthüm- 
lich  gefolgert  werden,  dass  die  grossen  Flüsse  nothwendig  ein  hohes 
Gebirge,  oder  die  höchsten  Punkte  in  demselben  zum  Ursprungs- 
ort haben  müssen  und  dass  die  Wasserscheiden  derselben  sich 
immer  auf  den  höchsten  Gebirgsrücken  hinziehen.  Ein  solcher 
Irrthum  würde  uns  in  den  meisten  Fällen  ein  ganz  unrichtiges 
Bild  von  den  Stromgebieten  und  ihren  Wasserscheiden,  sowie 
überhaupt  von  der  Erdoberfläche  und  der  W  a  s  s  e  r  v  e  r  t  h  e  i  1  u  n  g 
auf  derselben  geben  und  uns  zu  mancherlei  Täuschungen  hin- 
führen, worunter  zunächst  diejenige  gehören  würde, 

dass    Gebirge    einen    im    Verhältniss    zu    ihrer 

Höhe    und  Ausdehnung    bedeutenden    Einfluss 

auf  die  Wasserscheiden  ausüben. 

Diess  ist  aber  meist  gar  nicht    der  Fall ,    wie    durch    viele 

Beispiele   erwiesen   werden  kann.     Wäre  diese  Annahme  richtig, 

so  müsste  man  den  L^rsprung  der  grössten  Flüsse  des  nördlichen 

Deutschlands  in  den  höchsten  Gebirgen   daselbst   suchen  und  so 

würde  wohl  der  Harz  eine  Wasserscheide  der  ersten   Ordnung 

sein,  und  Elbe  wie  Weser  ihre  Quellen  dort  haben,  während 

diese  beiden  Ströme  von   viel   ferner   liegenden,    weniger   hohen 

Gebirgen  herabkommen.     So    sollte    man   wohl    auch   annehmen 

dürfen,  dass  die  Wasserscheide  auf  dem  Harz  diesem  von  Süd- 


-    49    - 

ost  imch  Nordwest  erhobenen  breiten  Gebirgsrücken  in  der  Rich- 
tung seiner  Hauptlängeerstrekung  auf  seinem  Kamm  liegen  werde, 
während  sie  gerade  rechtwinkelig  darauf  von  Südwest  nach  Nord- 
ost quer  über  den  Kamm  setzt.  Aehnliche  Erscheinungen  bietet 
der  Thüringer  Wald  mit  seinem  von  Südost  nach  Nordwest 
gezogenen  langen  scharfen  Kamm.  Er  scheidet  Thüringen 
von  Franken,  das  Main-  von  den  norddeutschen  Strom- 
ge bieten,  dennoch  aber  liegt  die  Wasserscheide  des  Mains 
und  der  Weser  auf  der  Südseite  des  Kammes  und  nur  ein 
Theil  des  Gebirgs  sendet  seine  Wasser  in  den  Main,  während 
die  Wasserscheide  beider  Ströme  gänzlich  ausserhalb  des  Ge- 
birgs und  zwar  zwischen  Hildburghausen  und  Meirich- 
stadt, da  wo  die  Fränkische  Saale  entspringt,  hegt.  So 
liegt  auch  die  Wasserscheide  zwischen  Elbe-  und  Weserge- 
biet (zwischen  Saale  und  Werra)  auf  der  Nordseite  dieses 
Gebirgs  quer  gegen  die  Richtung  des  Gebirgskammes 
ohne  Verbindung  mit  demselben  und  so  wenig  durch  einen  Höhen- 
zug geschieden,  dass  man  bei  Gotha  einen  seinem  freien  Ge- 
fall überlassenen  Canal  gegraben  hat,  welcher  beide  Flussgebiete 
verbindet. 

Das  Erzgebirge,  von  der  Elbe  berührt,  ist  ganz  ohne 
Einfluss  für  das  Wassersystem  derselben  und  hat  lediglich  keinen 
Antheil  an  der  Bildung  ihrer  Hauptquellen. 

Noch  ungleich  bedeutungsvoller  treten  jedoch  diese  Abwei- 
chungen im  Laufe  der  Gebirge  und  der  Wasserscheiden  an  der 
nördlichen  Seite  der  Alpen  auf. 

Das  grossartigste  Thal  in  ganz  Europa  ist  unzweifelhaft 
das  zwischen  den  Alpen  und  dem  Jura  zweien  mächtigen 
parallelen  Gebirgszügen  einerseits  von  5 — 8000 ,  andrerseits  von 
3 — 5000  Fuss  Höhe  hinziehende  Thal,  dessen  hügeliger  Boden 
unzweifelhaft  einst  Seebecken  war  und  es  theilweise  in  den  Schwei- 
zer Seen,  dem  Genfer-,  Neufchateler-,  Züricher-See, 
dem  Bodensee,  den  bayrischen  Ammer-,  Wurm-,  Tegern-, 
Chiem-  und  andern  Seen  noch  ist. 

Man  sollte  nun  wohl  mit  Recht  annehmen  dürfen,  dass  die 
Gewässer  beider  Gebirge  der  Mitte  dieses  Thaies  zufiiessen  wer- 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  1856.  Is  Heft.  4 


—    50    - 

den  und  dass  sich  daselbst  die  Stromrinne  der  Donau  tief  aus- 
gefurcht befinden  müsse ;  so  ist  es  auch  östlich  in  diesem  gros- 
sen Becken  der  Fall,  wo  die  Donau  zwar  nicht  in  der  Mitte, 
jedoch  der  Thalrichtung  parallel  läuft.  Dennoch  ist  ihr  Ursprung 
nordwestlich  vom  Boden see,  während  der  Rhein  quer  durch 
dieses  Thal  vom  Bodensee  aus  westlich  bei  Seh  äff  hausen 
gewaltsam  durchbricht,  bei  Basel  sich  plötzlich  wendet  und 
zwischen  zwei  ganz  anderen  Gebirgssystemen  nördlich  abfliesst. 

Wollte  dieses  Thalbecken  nach  den  Gesetzen  der  Spülung 
gebildet  (wie  dies  früher  der  Fall  war)  angenommen  und  betrach- 
tet werden,  so  müsste  nothwendig  auf  der  Nordseite  des  Bo- 
den s  e  e  s  ein  hoher  Gebirgsrücken  gegen  den  Schwarzwald  sich 
hinziehen  und  das  Rhein-  von  dem  Donaugebiet  trennen ; 
allein  auch  das  ist  nicht  der  Fall ,  denn  das  zwischen  beiden 
Strömen  liegende  aufgeschwemmte  Land  ist  theils  sanfthügelig, 
allermeist  aber  eben  und  erhebt  sich  über  das  Donaugebiet  kaum 
300  Fuss ,  die  Linie  der  Wasserscheide  selbst  ist  aber  so  wenig 
ausgeprägt,  dass  sie  in  der  Gegend  des  Federsees,  oder  zwi- 
schen Riss-  und  S  c  h  u  s  s  e  n  f  1  u  s  s  in  dem  sogenannten  Krebs- 
graben nur  vermittelst  der  Schärfe  des  Nivellirinstruments  nach 
längerer  Untersuchung  gefunden  werden  kann. 

Eine  weitere  auffallende  Erscheinung  bietet  die  untere 
Arge,  ein  in  dem  Rheingebiet  des  Vorarlberg  entsprin- 
gender wilder  Gebirgsfluss  dar,  der  die  Richtung  anfänglich  in 
das  Donaugebiet  nimmt,  der  Donau-,  Rhein-Wasser- 
scheide sich  bis  auf  einige  tausend  Fuss  zwischen  Isny  und 
Leutkirch  (oder  schärfer  bezeichnet,  zwischen  Isny  und  Frie- 
senhofen)  unter  Umständen  nähert,  die  es  wirklich  unbegreif- 
lich machen,  dass  er  an  dieser  Stelle  ,  an  welcher  nur  wenige 
Fuss  Höhe  auf  einige  tausend  Fuss  Länge  zu  überwinden  waren, 
nicht  der  Hier  zugeeilt  ist  und  sich  auf  diesem  natürlichen  Weg 
mit  der  Donau  vereinigt  hat,  während  er  sich  plötzlich  von  dieser 
günstigen  Wasserscheide  abwendet,  das  Schuttland  und  tertiäre 
Sandsteingebilde  gewaltsam  und  tief  durchfurcht,  eine  seiner  ur- 
sprünglichen Richtung  gänzlich  entgegengesetzte  annimmt  und  sich  in 
den  Bodensee  stürzt.     Ebenso  merkwürdig   ist  es,    dass    in    der 


-     51     - 

Zeit,  in  welcher  das  Donauthal,  ohne  Zweifel  von  der  Öster- 
reichischen Grenze  an ,  ein  Seebecken  und  noch  mit  Wasser 
erfüllt  war,  dieses  Wasser  selbst  nicht  natürlichere  Abflüsse  ge- 
nommen, dass  zmii  Beispiel  die  Gewässer  dieses  Sees,  die  doch 
als  hochaufgestaut  angenommen  werden  müssen ,  nicht  in  der 
verlängerten  Richtung  der  Mindel  (Bayern)  durch  das  Brenz- 
thal,  das  sehr  wenig  Gefäll  hat,  in  den  Jura  eingedrungen  und 
über  die  wenige  Fuss  erhobene  Donau-Rhein- Wasser- 
scheide zwischen  Brenz  und  Kocher  bei  Königsbronn  ab- 
geflossen sind  und  sich  durch  den  Kocher  mit  dem  Neckar 
und  Rhein  vereinigt  haben. 

Dass  dieser  Fall ,  sowie  eine  grosse  Zahl  ähnlicher  nicht 
eingetreten  sind,  hat  seinen  Grund  ohne  allen  Zweifel  in  der 
Zeitfolge  des  Ablaufs  der  grossen  Binnenseen. 

Denken  wir  uns  den  Rhein  bei  Bingen  geschlossen,  das 
Rheinwasser  bis  gegen  die  Alpen  aufgestaut,  den  Abfluss  des 
Neckars  zwischen  Heilbronn  und  Heidelberg  gehindert,  den  Main- 
abfluss  durch  den  Odenwald  und  Spessart  abgeschlossen  und  so- 
mit das  schwäbisch-fränkische  Muschelkalkbecken  tief  mit  Wasser 
bodeckt,  das  Donauthal  als  einen  grossen  Binnensee,  so  stunden 
wohl  die  Gewässer  aller  dieser  Seen  durch  die  jetzigen  so  merkwür- 
digen Wasserscheiden  unter  sich  in  Verbindung  und  die  Alpen, 
der  Jura,  Schwarzwald,  Odenwald ,  Spessart ,  die  Keupergebirge 
Schwabens  u.  s.  w.  ragten  als  Inseln ,  die  durch  schmale  Durch- 
fahrten (die  jetzigen  am  tiefsten  liegenden  Wasserscheiden)  ge- 
trennt waren,  aus  diesen  Binnenseen  hervor. 

Nothwendig  musste  der  Durchbruch  bei  Bingen  zuerst  er- 
folgen, den  Durchbruch  zwischen  Schaff'hausen  und  Basel  aber 
unmittelbar  nach  sich  ziehen,  wodurch  die  Richtung  des  Rhem- 
abflusses  bestimmt  wurde,  denn  wäre  das  Donaubecken  zuerst 
abgelaufen,  so  hätte  der  Rhein  off'enbar  seinen  Abfluss  durch  das 
grosse  Donauthal  genommen. 

Dem  Reindurchbruch  bei  Bingen  und  Schaffhausen  folgte  der 
Ablauf  des  schwäbisch-fränkischen  Muschelkalkbeckens  durch  den 
Durchbruch  des  Neckars  zwischen  Heilbronn  und  Heidelberg  und 

4* 


--     52    — 

wohl  lange  nachher  ist  der  gänzliche  Abfliiss  des  hochgelegenen 
Donaubeckens  erfolgt. 

Hätte  man  zusammenhängende  Nivellements  aller  Hauptwas- 
serscheiden, und  eine  entsprechende  Zahl  von  Querprofilen  dieser 
grossen  Seebecken,  sowie  genaue  Angaben  der  Höhe  ihrer  ehe- 
maligen Dämme,  die  den  Abfluss  hinderten ,  so  Hesse  sich  diese 
unsere  Behauptung  ohne  allen  Zweifel  mit  mathematischer  Evidenz 
erweisen. 

Die  Erscheinung  in  dem  grossen  Thal  zwischen  den  Alpen 
und  der  Jurakette  und  ihr  Wasserabfluss  wiederholt  sich  in  dem 
südwestlichen  Theile  der  Schweiz  noch  einmal. 

Die  Rhone,  in  den  Hochalpen  entsprungen,  geht  ebenfalls 
wie  der  Rhein  quer  durch  ein  grosses  Thal  vom  Genfersec 
aus  in  das  südliche  Frankreich,  während  die  Wasserscheide  zwi- 
schen dem  Genfer  und  Neufchateler  See  von  keiner  sehr 
bedeutenden  Höhe  ,  vielmehr  nur  ein  verhältnissmässig  niedriger 
Sattel  zwischen  Jura  und  Alpen  ist,  und  demnach  die  Rhone, 
wenn  die  Gebirge  auf  den  Lauf  der  Flüsse  einen  so  bedeutenden 
Einfluss  hätten,  wie  man  früher  glaubte,  ihren  natürlichsten  Abfluss 
längs  der  Jurakette  durch  den  Neufchateler  See  und  in  den 
Rhein  nehmen  müsste,  oder  wenn  auch  dieser  der  Richtung  der 
Hauptgebirge  folgen  und  in  dem  grossen  Thal  (Donauthal) 
abfliessen  würde,  so  müsste  die  Rhone  wohl  auch  diese  Rich- 
tung einhalten. 

Diese,  sowie  noch  eine  grosse  Anzahl  von  gleichen  That- 
sachen,  die  wir  wegen  Zeitkürze  hier  mit  Stillschweigen  über- 
gehen, führen  uns  zu  dem  Satze: 

dass  es  grosse  Strecken  auf  der  Erdoberfläche 
gebe,  wo  die  bedeutendsten  Wasserscheiden 
ohne  alle  Gebirge  stattfinden. 

Vn.  Professor  Dr.  Reuschi  e  zeigte  den  Schieferglobus 
von  Brandegger  in  Ellwangen,  welcher  sich  durch  Brauchbar- 
keit für  den  Unterricht  und  durch  massigen  Preis  auszeichnet. 

VIH.  Professor  Dr.  Krauss  sprach  über  einige,  für  die 
Landwirthschaft  schädliche  Insekten. 


-     53     - 

Der  Raupenfrass  hat  in  diesem  Frühjahr  auf  den  Obstbäu- 
men der  Umgebung  Stuttgarts  wieder  grossen  Schaden  angerich- 
tet. Hier,  sowie  auf  den  Fudern,  im  Neckarthal  und  an  anderen 
Orten  waren  strichweise  die  Apfel-  und  Birnbäume  häufig  voll- 
ständig entblättert.  Untersuchte  man  solche  Bäume  näher,  so 
waren  es  hauptsächlich  die  Raupen  des  Frostnachtschmet- 
terlings (Geometra  (AsidaliaJ  brumata  L.),  von  welchem  im 
vorigen  Herbst  gleich  nach  dem  ersten  Froste  ungewöhnlich 
viele  zu  sehen  waren.  Hätten  die  Obstbaumbesitzer  damals  so- 
gleich beim  Erscheinen  der  Schmetterlinge  ihre  Bäume  durch  die 
schon  öfters  anempfohlenen  Fechgürtel  vor  dem  Hinaufkriechen 
der  ungeflügelten  weiblichen  Schmetterlinge  gesichert ,  so  wäre 
gewiss  mancher  Baum  verschont  geblieben,  denn  man  muss,  um 
ein  günstiges  Resultat  zu  erzielen,  die  Schmetterlinge  vertilgen, 
ehe  sie  an  die  Knospen  ihre  Eier  legen,  aus  welchen  im  Früh- 
jahr bei  günstiger  Witterung  die  Raupen  auskriechen.  Viele 
Obstbaumbesitzer  legen  zwar  Pechgürtel  an,  aber  sie  sorgen  nicht 
dafür,  dass  die  Fapiergürtel  auf  eine  Unterlage  von  Abwerg, 
Moos  etc.  fest  und  genau  um  den  Baum  gebunden  und  das 
darauf  gestrichene  Pech  bei  jeder  Witterung  und  Temperatur 
stets  zäh  erhalten  wird,  damit  die  Schmetterlinge  weder  darüber 
noch  darunter  wegkriechen  können.  Ausser  diesem  —  wenn 
richtig  angewendet  —  zuverlässigen  Mittel,  ist  auch  das  Um- 
graben der  Erde  um  die  Bäume  zu  empfehlen,  wenn  die  Raupen 
sich  im  Juni  unter  der  Erde  eingepuppt  haben. 

Neben  den  Frostnachtschmetterlingen  bringen  auf  unseren 
Apfelbäumen  auch  die  Laubholzmotten,  insbesondere  Tinea 
(Hyponomeuta)  padella  L.  grossen  Schaden  hervor.  Früher  wurden 
dieselben  hauptsächlich  nur  auf  den  Traubenkirschen  (Prunus  Pa- 
dus  L.)  angetroffen,  wo  sie  in  manchen  Jahren  grosse  Verheerungen 
anrichteten,  wie  Jedermann  sich  z.  B.  in  den  k.  Anlagen  überzeugen 
konnte.  Seit  einigen  Jahren  verbreiteten  sie  sich  aber  mehr  und 
mehr  in  den  Baumgärten  des  Stuttgarter  Thals.  Die  Raupen 
schlüpfen  ebenfalls  im  Frühjahr  aus,  zeichnen  sich  aber  von  den 
des  Frostnachtschmetterlings  ausser  der  Färbung  dadurch  aus, 
dass  sie  gesellschaftlich  in  grösseren  Gespinnsten  beisammenleben 


-     54     - 

und  sich  auch  m  denselben  im  Juni  oder  Juli  einpuppen.  Diese 
Lebensweise  gibt  ein  sicheres  Mittel  zu  ihrer  Vertilgung,  wenn 
man  um  diese  Zeit  die  Nester  von  den  Bäumen  abliest,  aber 
man  darf  den  Zeitpunkt  nicht  versäumen,  weil  die  Schmetterlinge 
schon  nach  2 — 3  Wochen  ausschlüpfen  und  ihre  Eier  sogleich 
an  die  Zweige  legen. 

Für  die  Landwirthschaft  nicht  minder  schädlich  sind  die 
Maulwurfsgrillen,  Werren ,  (Gryllotalpa  vulgaris) ,  von 
welchen  Oberamtsarzt  Dr.  Hauff  in  Kirchheim  einige  Exemplare 
zum  Vorzeigen  eingeschickt  hatte.  Sie  richten,  wie  bekannt,  in 
Wiesen,  Aeckern,  Gärten  und  Waldungen  grossen  Schaden  an, 
indem  sie  die  jungen  Pflanzungen  durch  ihre  Gänge  umwühlen  und 
die  Wurzeln  zernagen.  Sie  wurden  heuer  im  Juni,  zu  welcher 
Zeit  sie  sich  begatten,  in  den  Oberämtern  Kirchheim,  Göppingen 
und  an  andern  Orten  in  ungewöhnlich  grosser  Zahl  des  Abends 
herumflatternd  gesehen.  Diese  Zeit  ist  die  günstigste  um  sie  zu 
vertilgen,  und  es  lohnt  sich  schon  der  Mühe,  sie  während  des 
Fluges  oder  in  den  leicht  kenntlichen  Nestern  unter  der  Ober- 
fläche der  Erde  oder  durch  Eingraben  von  Häfen  fangen  zu 
lassen,  wenn  man  bedenkt,  dass  ein  einziges  Weibchen  zuweilen 
mehr  als  200  Eier  legt,  welche  schon  nach  2  —  3  Wochen  aus- 
schlüpfen. 

Professor  Dr.  Krauss  zeigte  einige  erkrankte  Kartof- 
lelpflanzen  vor  und  bemerkte  hiezu,  dass  er  schon  in  den 
ersten  Tagen  der  kalten  und  nassen  Witterung,  welche  vom  16. 
bis  24.  Juni  eingetreten  ist,  in  seinem  Garten  beobachtet  habe, 
wie  die  Blätter  der  Kartoffelpflanze  sich  gekräuselt  haben  und 
wie  sie  bald  darauf,  zuerst  die  tieferstehenden  Blätter,  von  den 
Rändern  gegen  die  Blattrippen  um  sich  greifend,  schimmelig  und 
schwarz  geworden  und  zuletzt  ganz  vertrocknet  sind.  Von  da 
aus  hat  sich  die  Erkrankung  auch  auf  die  Stengel  erstreckt,  doch 
hat  die  Krankheit  wenigstens  äusserlich  nicht  weiter  um  sich  gegrifi'en, 
weil  bald  darauf  heisse  und  trockene  Witterung  eintrat,  wodurch 
das  Kraut  sich  auch  wieder  vollständig  erholte. 

Hiezu  kann  derselbe  noch  hinzufügen,  dass  in  der  ersten 
Hälfte     Augusts    bei     sehr    nasser,     aber   nicht    kalter    Witte- 


—     55     — 

rung  die  Krankheit  wieder  in  stärkerem  Grade  an  dem  Kraut 
aufgetreten  ist,  dass  aber  an  den  Knollen  solcher  erkrankten 
Pflanzen  bis  zur  Mitte  Augusts  wenigstens  in  seinem  Garten 
nichts  zu  bemerken  war.  Wenige  Tage  später  aber  hat  die 
Kranklieit,  als  die  Witterung  fortwährend  nass  und  schwül  blieb 
und  an  zwei  Morgen  sogar  nebelig  war,  so  schnell  um  sich  ge- 
griffen, dass  das  Kraut  in  2  Tagen  abgestorben  war  und  selbst 
viele  Knollen  von  der  Krankheit  ergriff'en  wau'den.  Ja  die  Krank- 
heit verbreitete  sich  sogar  auf  Frühkartoffeln,  welche  den  9.  und 
11.  August  an  3  verschiedenen  Orten  gekauft  und  äusserlich 
vollkommen  gesund  auf  dem  Dachboden  aufbewahrt  wurden,  am 
23.  August  fast  bis  zur  Hälfte  als  ungeniessbar  weggeworfen 
werden  mussten. 

IX.  Professor  Dr.  Veesenmeyer  von  Ulm  zeigte  das 
Herbarium  Hieronymus  Härders  aus  dem  Ende  des  16. 
Jahrhunderts,  und  fügte  daran  folgende  Bemerkungen: 

Auf  der  Ulmer  Stadtbibliothek  findet  sich  unter  andern 
„Kräuterbüchern"  auch  ein  wohl  erhaltener  starker  Folioband  mit 
Holzdecken  und  Klausuren,  welcher  das  wahrscheinlich  älteste 
Herbarium  vivum  in  unserem  Vaterlande  enthält,  und  wohl 
eines  der  ältesten,  welches  überhaupt  existirt.  Es  sind  in  dem- 
selben fast  achthalbhundert  getrocknete  Pflanzen  sorgfältig  auf- 
geklebt, und  wunderbarerweise  mit  sehr  wenigen  Ausnahmen  so 
erhalten,  dass  man  sie  erkennen  und  bestimmen  kann.  Solche 
Pflanzentheile,  welche  sich  nicht  wohl  platt  pressen  lassen ,  sind 
entfernt  und  mit  der  Feder  und  mit  Farben  ergänzt,  so  nament- 
lich holzige  Stengel,  Wurzeln ,  Zwiebeln  und  Knollen ;  auch  der 
Standort  ist  hie  und  da  in  gleicher  Weise  illustrirt,  so  Baum- 
stämme als  Sitz  von  Moosen,  Sumpf  oder  fliessendes  Wasser 
mit  einer  Staffage  von  Fischen  und  Fröschen.  Ueberall  sind 
lateinische  und  deutsche  Benennungen  beigeschrieben,  von  der- 
selben Hand,  welche  den  Titel,  die  Vorrede  und  das  Register 
geschrieben  hat.  was  zugleich  eine  Bürgschaft  dafür  abgibt,  dass 
die  ganze  Sammlung  zu  der  Zeit,  wo  das  alphabetische  Register 
gefertigt  wurde,  von  dem  Verfasser  und  Sammler  abgeschlossen  war. 


—    56    - 

Der  hübsch  geschriebene  Titel  lautet: 
MxenUxbxfd). 

IJartnn:  746  £öbtnViQa  begriffen  tinl»  nngefaet  fex^titt.  Wie 
|te  lier  5lUm0d)tiö  <i^ott  felbs  erfcfiaffen  m\\f  auff  extten  l)tttt  roadjfen 
[affin.  Pas  unmiifllid)  t|i ,  %inem  malet  (aud)  töie  kmi|lrci4)  er 
fei),  ^0  lebltd)  aii  tag  ^na  geben,  ^eben  tien  getrncKten  j^reuter- 
bied)ern  lite  hreuter  3U  ^rkenen  gau^  nu|ltd).  infamen  getragen 
mitt  in  t>i|?  roercH  (i[?e0rlinet  tmxd)  ^xexoni)mi\  ^artierü  ^impUrt(ie 
3U  mint.     5lnn0   1594. 

Ein  Hieronymus  Härder  war  zuerst  Schulmeister  in 
Ueberkingen  bei  Geisslingen,  sodann  Präceptor  an  der  lateinischen 
Schule  in  Ulm,  von  1600  an  aber  Pfarrer  in  Reuti  ob  der  Do- 
nau —  im  ehemaligen  Ulmergebiet,  jetzt  im  bairischen  Landge- 
richt Neuulm  — ,  wo  er  1614  starb;  und  das  ist  ohne  Zweifel 
ein  und  derselbe  Mann  mit  unserem  Botanikus.  Weiteres  über 
ihn  ist  nicht  zu  erkunden  gewesen.  Wenn  er  sich  einen  Sim- 
plicisten  nennt,  so  bedeutet  das  einen,  der  sich  m\t  simplicibus, 
d.  h.  mit  einfachen  Arzneimitteln ,  namentlich  Kräutern ,  abgibt 
und  damit  handelt. 

In  der  vier  enggeschriebene  Folioseiten  starken  Vorrede 
bemerkt  der  Verfasser,  dass  er  einige  solcher  Sammlungen  zu- 
sammengestellt und  bei  grossen  Herrn,  z.  B.  bei  Herzog  Al- 
brecht von  Baiern,  bei  dem  Bischof  von  Augsburg,  „dem  von 
Knöringen,"  augebracht  habe ,  welche  besonderes  Gefallen 
daran  fanden.  Dieselben  seien  aber  nicht  allein  zur  Lust,  son- 
dern auch  zum  Erkennen  der  Pflanzen  sehr  nützlich,  und  durch 
Abbildungen  nicht  zu  ersetzen.  Er  habe  die  meisten  mühsam 
aus  Feld  und  Wald  zusammengesucht,  einige  auch  in  seinem  Gar- 
ten erzogen. 

Dass  er  fleissig  botanisirte ,  davon  gibt  seine  Sammlung 
gutes  Zeugniss.  Die  Ulmer  Gegend  enthält  bekanntlich  mehrere 
Raritäten  der  württembergischen  Flora,  einige  davon  finden 
sich  schon  in  diesem  alten  Herbar:  so  z.  B.  Ornithogalum  um- 
bellatum  L.  (^Hyacinthus  orientalis^^  nennt  er  es) ;  Linum  fla- 
vum  L.    (,JAnum  montanum  %ex^  jfein"  bei  unserem  Autor); 


—    57    — 

Cerato  cephalus  falcatus  Mönch,  *)  („Coronopus  agrestis  JltHer 
j^räffuDö");  Parietaria  officinalisL.  (y^Parietaria  %a^  tJnl»  tHat^t 
otJ^r  ^ant  Jflfterökraut ,  (i^laskraut")  —  findet  sich  jetzt  nicht 
mehr  bei  Ulm  —  ;  Helleborus  viridis  X.  („  Veratrum  nigrum. 
^(i)XDat^  "Hie^ujur^  (ftfiv  Cl)ri|ln)ur^.")  —  Euphorbia  Peplus  L. 
war  damals  schon  eingewandert.  —  Dagegen  vermisst  man 
Eranthis  hiemalis  Sal.,  Scilla  amoena  L.  u.  a. 

Garten-  und  exotische  Pflanzen  hat  unser  Band  im  Ver- 
hältniss  nur  in  sehr  geringer  Anzahl :  einige  offenbar  zur  Ver- 
gleichung,  so  die  Nigella  damascena  und  sativa  L.  neben  der 
arvensis\  die  Lychnis  chälcedonica  („Ocymoides  de  Candia^),  wel- 
che also  damals  auch  schon  aus  dem  Osten  eingeführt  war,  unter 
andern  Sileneen ;  Cheiranthus  Cheiri  (Cheyri  lutei,  (JPel  t^iolcii, 
Leucoion  luteum'^)  neben  den  Veilchen,  u.  a. 

Interessant  ist  unter  anderem  jedenfalls  auch,  dass  im  Jahr 
1594  in  Ulm  schon  zwei  Tabackarten,  Nicotiana  Tabacum  L. 
und  rustica  L.  gezogen  wurden.  Beide  finden  sich  sauber  einge- 
legt und  wohl  erhalten.  Bei  dem  letzteren  steht  beigeschrieben 
,yNicoiiana.  siue  Hyosciamus  nohilis.  (ßti^l  Bilfen,  3nliiani|*d) 
lüf^untkraut/'     bei  dem  ersteren:    ,yTäbacum  siue  Sana  sancta. 


•)  Dieses  merkwürdige  kleine  Pfläozcheu,  welches  der  württembergischeii 
Flora  kaum  mehr  angehört,  da  es  sich  gegenwärtig  nnr  noch  anf  bairischem 
Boden  jenseits  der  Donau  und  Hier  zu  finden  scheint,  kömmt  im  westlichen 
Europa  überhaupt  nur  sehr  sporadisch  vor.  Man  nennt  als  Standorte  die 
Gegend  von  Marseille,  Ulm,  Vohburg  in  Baiern,  (Wien),  Mähren.  Nach  Osten 
wird  es  häufiger;  ganz  gemein  fand  ich  dasselbe  an  der  untern  Wolga,  der 
ulmischeu  Pflanze  vollkommen  ähnlich.  Es  ist  hier  zu  bemerken,  dass  auf- 
fallender Weise  in  der  neuesten  Ausgabe  von  Kochs  Synopsis  florae  Ger- 
maniae  unter  den  Berichtigungen  im  Nachtrage  gesagt  ist,  der  Standort  bei 
Ulm  liefere  den  Ceratocephalus  orthoceras  Mönch.  Dem  ist  nicht  so  ,  und 
diese  Berichtigung  also  wieder  zu  berichtigen.  Noch  eine  Confusion  hat 
sich  eingeschlichen;  in  der  Beschreibung  des  C.  falcatus  sagt  Koch  wie 
Decandolle,  er  habe  carpella  dorso  inter  gibberes  non  carinato,  sed  ca- 
naliculato.  Das  ist  bei  den  Exemplaren  von  Ulm  so  wenig,  wie  bei  denen 
aus  Russland  der  Fall ,  wie  eine  Anzahl  reifer  Fruchtexemplare  beweisen, 
die  ich  für  die  Sammlung  unseres  Vereins  mitgebracht  habe.  Sollte  De- 
CandoUe  eine  andere  Art  vor  sich  gehabt  haben? 


—     58     — 

^aiitfl  1110 unl» kraut.  —  Aus  Conr.  Gesneri  epistolae  medicina- 
les,  Turini  1577  4^  S.  96  sehen  wir,  dass  1565  Adolphus 
Occo,  Arzt  in  Augsburg,  aus  Frankreich  trockene  Blätter  von 
dem  berühmten  neuen  Wundkraut  bekommen  hatte.  Er  schickte 
davon  an  einen  gelehrten  Memminger  Arzt,  Joh.  Funk,  und 
dieser  sendete  sie  an  den  berühmten  Gesner  in  Zürich,  welcher 
das  Kraut  nicht  kannte.  Durch  Benedict  Aretius  in  Bern 
erfuhr  er  dann,  dass  diess  Kraut  der  Tabak  sei.  Bald  nachher 
beschrieb  Tabernaemontanus  die  Tabakspflanze  genau  und 
bildete  sie  ab,  Mathias  de  Lobel  dessgleichen  (in  nova  Stir- 
pium  Adversaria,  Antverp.  1573),  welcher  auch  schon  bemerkt, 
dass  das  Tabakrauchen  bei  den  aus  Amerika  Zurückkommenden 
sehr  gemein  werde.  In  Deutschland  scheint  das  Rauchen  erst 
später,  seit  dem  Beginn  des  dreissigjährigen  Krieges,  Eingang 
gefunden  zu  haben:  vgl.  Tiedemann,  Geschichte  des  Tabaks, 
Frankfurt  1854.  S.   165  ff. 

Aus  seinem  Vorrath  von  Simplicibus  klebte  unser  Härder 
auch  Sennesblätter  (,3ettvtbldl/'  p.  137.  „Sena  folia''  p.  187) 
und  -Schoten  in  sein  Kräuterbuch,  und  ergänzte  dazu  mit  rich- 
tigem Takt  eine  gelbe  gehäufte  Schmetterlingsblüthe. 

Ausser  dem  Licentiaten  Johann  Dietrich  Leopold,  Medi- 
einae  Praktikus  in  Ulm,  dessen  Deliciae  Sylvestres  Florae  Ulmen- 
sis  etc.  Ulm  1728.  wohl  bekannt  und  noch  jetzt  in  Ulm  ziem- 
lich verbreitet  ist,  und  dem  Cantor  Schöpffius,  welcher  über 
hundert  Jahre  früher  ein  Pflanzenverzeichniss  herausgab,  welches 
ich  bis  jetzt  nicht  habe  zu  Gesicht  bekommen  können,*)  hätten 
wir  also  in  Hieronymus  Härder,  dem  Simplicisten ,  einen 
dritten  um  die  Pflanzenkunde  Ulms  verdienten  Botaniker  aus 
einem  noch  früheren  Jahrhundert  kennen  gelernt,  welchem  hie- 
mit  ein  ehrendes  Andenken  in  der  Versammlung  vaterländischer 
Naturforscher  gesetzt  sein  soll.  Die  alte  Reichsstadt  Ulm  aber 
hat  den  Ruhm,    den    sie   mit  keiner    andern  Stadt   in    unserem 


•)  Es  führt  den  Titel:  Hortus  Paradisiacus  ülmensis,  d.  i.  Verzeichniss 
der  Simplicium,  deren  über  600,  welche  in  Gärten  und  nächstem  Bezirk  um 
des  heil.  Rom.  Reichs  Stadt  Ulm  zu  finden.  Ulm  1622.  8°.  Ich  wäre  für 
eine  nähere  Nachricht  von  diesem  Buche  sehr  dankbar. 


-     59     - 

Vaterlande  theilt,  dass  sie  aus  jedem  der  letzten  vier  Jahrhim- 
derte  einen  einheimischen  Floristen  aufweisen  kann ,  da  das  treff- 
liche Werkchen  unseres  emsigen  Vereinsmitglieds  Fr.  Valet 
(Uebersicht  der  in  der  Umgegend  von  Ulm  wildwachsenden  Pha- 
nerogamen.     Ulm  1847)  die  Reihe  derselben  würdig  beschliesst. 

X.  Prof.  Dr.  Reu  seh  von  Tübingen  zeigte  neuconstruirte 
Maximal-  und  Minimalthermo  meter  von  Mollenkopf 
in  Stuttgart. 

XL  Professor  Hol tz mann  demonstrirte  einen  neuen  Ap- 
parat von  Prof.  N  ö  r  r  e  n  b  e  r  g  für  Hervorbringung  der  subjek- 
tiven Farben. 

XH.  Professor  Dr.  Fleischer  von  Hohenheim  hielt  fol- 
genden Vortrag: 

Hochverehrte  Herren  I 

Ueber  einige,  wie  ich  glaube,  nicht  uninteressante  Gegen- 
stände wollte  ich  mir  erlauben,  Ihnen  ausführliche  Mittheilungen 
zu  machen,  wegen  der  schon  sehr  vorgerückten  Zeit  darf  ich  jedoch 
Ihre  Aufmerksamkeit  nur  auf  wenige  Augenblicke  mir  erbitten. 
Die  betreffenden  Gegenstände,  welche  zu  näherer  Besichtigung 
vorliegen,  gehören  allen  drei  Reichen  der  Natur  an. 

Als  ich  heute  Morgen  von  Hohenheim  herab  durch  den 
Wald  ging,  vernahm  ich  in  der  Nähe  einer  Pflanzung  hoher 
Fichten  ein  sehr  lautes  Insektengesurre,  ähnlich  dem  schwärmen- 
der Bienen.  In  der  That  bemerkte  ich  auch  die  mir  zunächst- 
stehenden Fichten  von  den  untern  Zweigen  bis  hoch  hinauf  gegen 
die  Gipfel ,  so  weit  das  Auge  es  zu  erkennen  vermochte ,  von 
unzähligen  Bienen  und  anderen  honigsuchenden  Insekten  um- 
schwärmt. Man  muss  wohl  fragen,  was  veranlasst  diese  fleissigen 
Thierchen  in  jetziger  Jahreszeit,  in  welcher  die  Fichten  nicht 
blühen,  zu  einem  so  zahlreichen  Besuche  derselben  mitten  im 
Walde?  Der  Grund  davon  ist  folgender: 

Auf  der  Fichte  lebt  eine  Schildlaus,  Coccus  dbietis  L.  Sie 
bemerken  dieselbe  auf  den  mitgebrachten  Zweigen  in  Gestalt 
kleiner,  brauner,  beerenartiger  Körperchen,  die  hauptsächlich  in 
den  Winkeln  der  kleinsten  Verzweigungen  der  Fichtenreiser  sitzen. 


-     60     — 

Diese  ßchildlaus  schwitzt,  was  vielleicht  Manchem  der  verehrten 
Anwesenden  unbekannt  sein  dürfte ,  zu  gewissen  Zeiten  einen 
klaren^  äusserst  süss  schmeckenden  Saft,  einen  wahren  Honig 
aus,  der  nicht  selten  zu  kleinen  Tropfen  sich  ansammelt,  in  die- 
ser Weise  herabfällt  und  die  darunter  sich  befindenden  Zweige 
klebrig  macht.  In  dieser  süssen  Ausschwitzung  liegt  also  die 
Antwort  auf  obige  Frage. 

Abgesehen  davon,  dass  diese  unscheinbaren  Thierchen  un- 
sere Beachtung  verdienen,  insofern  sie  uns,  wenn  schon  auf  Um- 
wegen, aus  den  harzigen  Säften  der  Nadelwaldungen  Honig  liefern, 
haben  sie  noch  ein  anderes,  mehr  bloss  wissenschaftliches  Inte- 
resse, das  zu  berühren  mir  gestattet  sein  mag.  Es  sind  dieselben 
nämlich  die  Heimath  verschiedener  Parasiten.  Nicht  weniger 
als  17  Species  verschiedenen  Abtheilungen,  wie  den  Käfern, 
Netz-  und  Hautflüglern,  angehörende  Insekten  entwickelten  sich 
in  vielen  Exemplaren  aus  einer  verhältnissmässig  kleinen  Anzahl 
solcher  Schildläuse,  welche  ich  im  vorigen  Jahre  von  Fichten 
eines  Gartens  zu  Hohenheim  unsern  verehrten  Mitgliedern,  den 
Herren  Direktor  v.  Roser  und  Professor  Hochstetter  mit- 
getheilt  hatte.  *) 


*)  Herr  Director  v.  Roser  hatte  die  Gute,  die  aus  den  ihm  im  vori- 
gen Jahre  mitgetheilten  Exemplaren  von  Coccus  abietis  erhaltenen  Para- 
siten, von  ihm  schön  zusammengestellt  der  Versammlung  zum  Vorzeigen  zu 
gestatten.  Nach  dessen  gefälliger  Mittheilung  bestehen  dieselben  aus  folgen- 
den Species  : 

Anihribus  varius. 
Ptinus  crenatus, 
Psocu8  quadripunetatua. 
„      strigosus. 
„      irroratus. 
Encyrtus  lunatus  V  et  0  (die  Geschlechter  sehr  unähnlich.) 
„      filicornis.    y  et  0 
„       aestivus. 
„       ambiguus. 
„       brevicornis. 
Sodann  7  weitere  noch  unbestimmte  Species  von  Encyrius, 
Eulophus 


Elachistus      '  ^^^^  unbestimmt. 


-~     61     -- 

Ferner  habe  ich  der  verehrten  Versammlung  eine  höchst 
auffallende  Degeneration  der  Blüthen  des  Kohlrepses  vorzulegen 
die  Ehre.  Ich  habe  diese  interessante  Missbildung,  bei  welcher 
sich  sämmtliche  Blüthenorgane  in  ganz  ungewöhnlicher  Weise 
verwandelt  haben  und  die  Samenbildung  beeinträchtigen,  im  vo- 
rigen Jahre  schon  auf  den  Feldern  Hohenheims  häufig  gefunden 
und  ist  sie  auch  in  diesem  Jahre  daselbst  nicht  selten.  Da 
jedoch  ein  näheres  Eingehen  auf  diesen  Gegenstand  besonders 
nur  für  die  anwesenden  Herren  Botaniker  von  Interesse  sein 
dürfte,  so  beschränke  ich  mich  hier  auf  Mittheilung  von  Exem- 
plaren an  die  sich  für  den  Gegenstand  interessirenden  verehrten 
Mitglieder,  mir  vorbehaltend,  eine  nähere  Beschreibung  desselben 
in  unsere  Jahreshefte  niederzulegen. 

Endlich  erlaube  ich  mir,  der  hochansehnlichen  Versammlung 
eine  Reihe  erbsensteinartiger  Kalksinterbildungen  vorzulegen.  Be- 
kanntlich bildete  sich  der  Erbsenstein  Karlsbads  durch  allmähli- 
gen  Kalkniederschlag  aus  den  heissen,  im  fortwährenden  Aufspru- 
deln begriffenen  dortigen  Quellen  auf  kleine  Sandkörnchen,  bis 
die  losen  Erbsen  durch  den  gleichen  Niederschlag  zu  einem  festen 
Gestein  verkittet  wurden.  Die  von  mir  hier  vorgelegten  erbsen- 
artigen Sinter  wurden  nicht  in  dieser  Weise,  sondern  durch 
Herabträufeln  einer  kalkreichen  Mineralquelle,  ähnlich  den  auf- 
wärts wachsenden  Stalagmiten  in  den  Kalksteinhöhlen,  erzeugt. 
Die  einzelnen  Erbsen  besitzen  dieselbe  concentrischschalige  Struc- 
tur  wie  jene  Karlsbads ,  sind  aber  nur  selten  so  vollkommen 
kugelig  wie  diese,  sondern  häufig  ungleich  polyedrisch,  überhaupt 
von  mehr  unregelmässigen  Formen.  Ferner  variiren  sie  in  der 
Grösse  von  feinen  Sandkörnchen  bis  zu  der  einer  Wallnuss  und 
darüber,  verkitten  sich  nicht  zu  einem  festen  Gestein,  sondern 
bleiben  lose,  so  dass  sie  gelblichweissem  Kalksand  und  Kalkge- 
schieben sein*  ähnlich  werden,  für  welche  ich  sie  auch,  ehe  ich 
ihren  Ursprung  kannte,  ohne  Weiteres  hielt.  Auffallend  ist  die 
spiegelglatte  Oberfläche  vieler  dieser  Sinterkugeln,  auch  enthält 
häufig  eine  Kugel  mit  rauher  Oberfläche  eine  kleinere  mit  solcher 
wie  polirt  erscheinender  Oberfläche. 

Herr  Professor  Quenstedt  beschreibt  in  seinem  Handbuche 


~     62     - 

der  Mineralogie  ähnliche  äusserst  glatte,  glänzende,  Gallensteinen 
gleichende  Kalksteine,  welche  von  ihm  in  der  Erpfinger  Höhle 
gefunden  wurden,  woselbst  sie  mitten  im  knochenhaltigen  braunen 
Lehme  zu  50  bis  60  Stück  mit  Kalksinter  überzogene  Drusen- 
räume ganz  erfüllten.  Er  erklärt  sie  für  eine  der  räthselhaftesteu 
Bildungen  und  fragt:  wie  kann  man  solche  Kalkbildungen  in 
einem  rings  geschlossenen  Räume  mitten  im  Lehm  erklären.  Die 
Contenta   eines   Bärenmagens    können   es   doch  nicht  wohl  sein? 

Sollten  nicht  diese  Erpfinger  glatten  Kalksteinchen  sich,  wie 
die  vorliegenden,  durch  herabfallendes  kalkreiches  Wasser  gebil- 
det haben?  Das  herabströmende  Wasser  höhlte  sich  eine  Vertie- 
fung im  Lehm  aus ,  deren  Wände  allmählig  incrustirten,  während 
in  dem  ausgehöhlten  Räume  die  Steine  durch  das  beständig  von 
oben  herabfallende  Wasser  sich  bildeten,  bis  endlich  über  den- 
selben die  Druse  durch  Incrustation  sich  schloss  und  später  mit 
Schlamm  bedeckt  wurde.  Diese  Erklärung  scheint  mir  die  na- 
türlichste zu  sein. 

Die  von  mir  vorgelegten  losen  Kalksintersteine  stammen 
aus  keiner  Höhle,  auch  nicht  aus  Württemberg.  Ich  sammelte 
sie  im  vorigen  Herbste  in  der  in  naturhistorischer  Hinsicht  so 
äusserst  interessanten  Umgegend  von  Tarasp  im  Unterengadin. 
In  einem  Umfange  von  nur  einer  Quadratmeile  entspringen  hier 
mehr  als  zwanzig  Mineralquellen  von  sehr  verschiedener  chemi- 
scher Beschaffenheit,  darunter  namentlich  mehrere  kräftige  Säuer- 
linge. Einzelne  von  diesen  sind  besonders  reich  an  kohlensaurem 
Kalk,  welchen  sie  zum  Theil  in  freistehenden  Hügeln  von  20 
bis  30  Fuss  Höhe  abgesetzt  haben.  Einer  solchen  kalk- 
reichen Quelle  verdankt  auch  der  vorliegende  erbsenartige 
Sinter  sein  Dasein.  Die  Quelle  ergiesst  sich  (im  Val  Champatsch) 
über  eine  steile  Felswand,  welche  sie  mit  Tuff"  von  Bienen-waben- 
artigem Aussehen,  wovon  ein  Stück  vorliegt,  übprkleidet,  sie 
bildet  dann  einen  kleinen  Wasserfall,  welcher  auf  einer  vorsprin- 
genden horizontalen  und  etwas  ausgehöhlten  Felsplatte  die  Kalk- 
erbsen erzeugt.  Zugleich  werden  verschiedene  andere  Gegenstände 
die  zufällig  an  diese  Stelle  gelangten,  wie  Blätter,  kleine  Zweige  etc. 
mit  Kalksinter  incrustirt,  ebenfalls  lose  unter  den  Erbsen  gefunden. 


_     63     ^-= 

Prof.  Fleischer  sprach  ferner  noch  über  das  Vorkommen 
von  edlem  Beryll  im  Granit  bei  Schramberg  und  zeigte  davon 
Exemplare  vor. 

XIII.  Dr.  W ein  1  and  von  Berlin  sprach  über  einen  pro- 
visorischen Zahn,  welcher  der  jmigen  Ringelnatter  und 
anderen  beschuppten  Reptilien  zum  Aufschlitzen 
der  Eihäute  dient.  (Die  Abhandlung  mit  Abbildung  soll 
später  folgen.) 

XIV.  Finanzrath  E s e r  zeigte  folgende  Petrefakten  vor ; 

1)  aus  Molasse  am  Gaisberg  bei  Ulm: 

a)  Schneidezahn  von  Rhinoceros  incisivus  Cuv.,  6"  lang, 
sonach  von  ungewöhnlicher  Grösse, 

b)  ein  Backenzahn,  stark  abgekaut,  von  dem  gleichen  Thiere. 

Beide  Zähne  dürften  auf  ein   hohes  Alter    des    betr. 
Thieres  schliessen  lassen. 

2)  aus  Krebsscherenkalk  von  Söflingen  bei  Ulm: 

a)  Odontopteris  jurensis  Kurr,  in  der  Gegend  von  Ulm 
erstmals  gefunden. 

b)  Zähne  von  Geosaurus  maximus  Plien.  (Megalosaurus 
Q  neuste  dt)  im  Krebsscheerenkalke  sehr  selten. 

c)  Leptolepis  (sprattiformis  Ags?)]  das  erste  Exemplar 
eines  vollständigen  Fisches,  welches  im  obersten  weissen 
Jm*a  der  Gegend  von  Ulm  gefunden  worden  ist. 

d)  mehrere  Gasteropoden  von  vorzüglicher  Erhaltung ,  dem 
Genus  RosteUaria  angehörig. 

XV.  Obermedicinalrath  Dr.  v.  Jäger  sprach  über  das  Ver- 
hältniss  der  parasitischen  Gewächse  zu  der  Nähr- 
pflanze und  erläuterte  durch  einige  Präparate  seinen  der  vor- 
gerückten Zeit  wegen  abgekürzten  Vortrag,  den  wir  hier  nach 
dem  uns  übergebenen  Manuscripte  mittheilen. 

Die  Verhältnisse  der  in  oder  auf  dem  thierischen  Körper- 
Organismus  lebenden  Parasyten  haben  wegen  ihrer  unmittelbaren 
meist  nachtheiligen  Einwirkung  auf  das  Individuum,  das  ihnen 
zur   Wohnstätte    dient,*)    von    jeher    die    Aufmerksamkeit    der 

*)  Nach    der    iu  den    Smithsonian    Coutributions    to    knowledge    1851 


-     64    "- 

Aerzte  und  Naturforscher  erregt;  dennoch  hat  erst  in  neuerer 
Zeit  die  Anatomie  und  Physiologie  der  parasytischen  Thiere  selbst 
bedeutende  Fortschritte  gemacht,  wozu  auch  unsere  Vereinshefte 
mehrere  Beiträge  geliefert  haben.  Die  Verhältnisse  der  auf  Pflan- 
zen lebenden  thierischen  Parasyten  haben  gleichfalls  ihrer 
ökonomischen  Bedeutung  wegen  vielfache  Untersuchungen  ver- 
anlasst, indess  ihr  physiologisches  Verhältniss  noch  der  Fort- 
setzung derselben  zu  bedürfen  scheint.  Dasselbe  gilt  von  den 
vegetabilischen  Parasyten ,  ich  erlaube  mir  daher ,  einige 
Beobachtungen  über  einen  Loch  er  schwamm  (Polyporus 
angulatusj,  und  die  Mistel  fViscmn  album)  mitzutheilen.  Das 
vorliegende  Stammstück  eines  Kirschenbaumes  von  beiläufig  3V.>" 
Durchmesser,  dessen  unterer  Theil  zunächst  des  frischen  Säge- 
durchschnitts noch  nicht  ganz  abgestorben  war,  zeigt  den  Poly^ 
porus  in  2  kleineren  und  2  grösseren  Exemplaren,  von  welchen 
die  erstere  eine  Länge  von  6 — -7'"  und  eine  Breite  von  3'"  haben. 
Der  darauf  folgende  Schwamm  nimmt  von  unten  nach  oben  an 
Umfang  zu,  er  hat  an  seinem  oberen  Ende  eine  Breite  von  nahezu 
2"  und  bildet  oben  eine  halbrunde  Scheibe.  Der  oberste  von 
fast  gleicher  Form  steht  jenem  nur  wenig  an  Länge  und  Breite 
nach.  Andere  dieser  Schwämme,  welche  ich  überhaupt  vorzüg- 
lich auf  Stämmen  und  Zweigen  von  Kirschen-,  Zwetschgen-, 
Reine-claude-Bäumen  beobachtete,  und  die  daher  der  Gattung 
Prunus  besonders  zugetheilt  zu  sein  scheinen,  hatten  die  Form 
einer  rundlichen  oder  länglichtrunden  Scheibe  und  sassen  ent- 
weder flach  mit  der  ganzen  unteren  Oberfläche  auf  ihrer  Unter- 
lage auf,  oder  auch  nur  auf  einem  Theil  derselben,  z.  B.  an 
dem  vorliegenden  abgestorbenen  Reine-claudezweige ,  der  nur  in 
der  Mitte  der  Unterfläche  des  fast  kreisrunden,  ungefähr  iV/' 
im  Durchmesser  haltenden  Schwamms  mit  diesem  verwachsen 
ist.  Mit  der  festen  Oberhaut  des  Kirschenstammes  wurden  nicht 
nur  die  auf  ihr  befindlichen  Flechten,  sondern  auch   die  kleinen 


enthaltenen  Abhandlung  von  J.  L  e  i  d  y  Flora  und  Fauna  within  living  ani- 
mals  begreifen  die  Parasytßn  der  Menschen^  26  Entozoa,  13  Exozoa  und  10 
Entophyta. 


—    65    — 

Anfänge  des  Polyporus  abgezogen,  doch  ging  an  der  Stelle  dieser 
auch  ein  kleiner  Theil  der  festeren  holzartigen  Rinde  mit  ab.  Die 
zwei  grösseren  Schwämme  konnten  aber  nur  mit  dem  unterliegen- 
den Theile  des  Rindenkörpers  zugleich  abgelöst  werden.  Es  schien 
jedoch  der  Schwamm  noch  nicht  in  den  Holzkörper  selbst  einge- 
drungen zu  sein,  oder  die  Substanz  des  anliegenden  Holzkörpers 
verändert  zu  haben.  Dies  ist  jedoch  deutlich  an  dem  vorer- 
wähnten nur  beiläufig  4 — 5'"  im  Durchmesser  haltenden  Reine- 
claudezweige, indem  an  der  Berührungsstelle  desselben  mit  dem 
Schwämme  die  Rinde  sammt  der  anliegenden  Holzschichte  in 
eine  lockere  schurfigte  Substanz  umgeändert  ist.  Es  scheint  dem- 
nach ,  dass  der  Schwamm  von  aussen  nach  innen  dringt  und 
zwar  ohne  Zweifel  gleichzeitig  mit  Zunahme  seines  äusseren  Um- 
fangs.  Diese  Art  der  Verbindung  suchte  ich  nun  noch  auf 
andere  Weise  zu  prüfen:  ich  stellte  nämlich  das  beiläufig  10" 
lange  Stammsstück  des  Kirschenbaumes,  dessen  obere  Sägfläche 
schon  über  ein  Jahr  der  Luft  ausgesetzt  und  etwas  verwittert 
war,  mit  seiner  unteren  frischen  Sägfläche  in  Wasser.  Nach 
Verfluss  von  kaum  einer  Stunde  war  das  Wasser  aufgesogen 
und  die  Schwämme  hatten  an  Umfang  merklich  zugenommen 
und  ein  frischeres  Ansehen  gewonnen ,  und  die  obere ,  etwas 
morsche  Fläche  des  Holzkörpers  war  sogar  etwas  feucht  gewor- 
den. Nachdem  der  Stamm  ein  paar  Wochen  wieder  an  der 
trockenen  Luft  gelegen  hatte,  schnitt  ich  den  Rindenkörper  in 
der  Höhe  eines  Zolls  weg,  so  dass  das  Wasser  nur  durch  den 
Holzkörper  zu  den  Schwämmen  hinaufsteigen  konnte.  Die  Schwämme 
zeigten  keine  merkliche  Veränderung,  und  nachdem  derselbe 
Versuch  nach  etwa  6 — 7  Monaten  wiederholt  wurde,  Hess  sich 
gleichfalls  keine  Veränderung  an  den  Schwämmen  erkennen. 

In  Folge  der  Austrocknung  hatte  sich  auch  der  Rinden- 
körper von  dem  Holzkörper  etwas  getrennt,  so  dass  von  diesem 
aus  nicht  leicht  Feuchtigkeit  zu  den  Schwämmen  gelangen  konnte, 
die  nur  durch  blosse  Haarröhrenwirkung  hatte  aufsteigen  können, 
nachdem  das  Stammsstück  völlig  abgestorben  war.  Diese  Haar- 
röhrenwirkung vermag  aber  das  Wasser  nur  auf  eine  geringe 
Höhe  zu  heben,    wie    diess  sehr    deutlich    aus    dem    folgenden 

Württemb.  uaturw.  Jahreshefte.  1856.    Is  Heft.  5 


„     66    — 

Versuche  erhellt.  An  dem  oben  angeführten  abgestorbenen  Aste 
eines  sonst  noch  kräftigen  Baums  von  grüner  Reine-claude  wurde 
der  den  Schwamm  überragende  Theil  abgebrochen  und  der 
unter  ihm  befindUche  beiläufig  4"  Zoll  lange  Theil  in  destillirtes 
Wasser  gestellt,  das  seine  Basis  9'"  hoch  bedeckte.  Nach  24 
Stunden  war  nur  sehr  wenig  Wasser  absorbirt  und  nur  der  vom 
Wasser  berührte  Theil  des  Astes  etwas  aufgequollen.  Ich  brach 
desshalb  ein  2"  langes  Stück  des  untern  Theils  des  Astes  ab, 
und  stellte  den  obern,  den  Schwamm  tragenden  2"  langen,  mit 
diesem  845  Centigr.  wiegenden  Theil  mit  seiner  unteren  Fläche 
in  dasselbe  kleine  Gefäss  mit  destill.  Wasser.  Es  musste  in 
Folge  der  schnellen  Resorption  wiederholt  aufgefüllt  werden  und 
nach  beiläufig  14  Stunden  waren  555  Centigr.  Wasser  aufge- 
sogen und  der  Schwamm  hatte  bedeutend  an  Umfang  zugenom- 
men. Er  wog  jetzt  zusammt  dem  mit  ihm  verbundenen  Aststück 
1400  Centigr.  Aus  dem  Wasser  genommen  und  im  warmen 
Zimmer  stehen  gelassen,  verminderte  sich  das  Gewicht  beider 
auf  838  und  nach  weiterer  Austrocknung  in  der  Nähe  des  Ofens 
auf  815  Centigr.  Es  wurde  nun  die  Rinde  am  untern  Theil 
des  Astes  weggeschnitten  und  derselbe  nur  mit  dem  Holzkörper 
wieder  in  destill.  Wasser  gestellt,  so  dass  lesteres  blos  durch 
diesen  aufsteigen  konnte.  Nach  ein  paar  Tagen  hatte  sich  das 
Gewicht  des  Asts  mit  dem  Schwämme  auf  1358  Centigr.  ver- 
mehrt, es  waren  also  520  Centigr.  ohngefähr  resorbirt  worden. 
Da  kein  Wasser  mehr  absorbirt  zu  werden  und  also  ziemlich 
das  höchste  Gewicht  erreicht  zu  sein  schien,  welches  das  Aststück 
mit  dem  Schwämme  auf  diese  Weise  erreichen  konnte,  so  wurde 
der  Versuch  beendigt.  Nachdem  der  Ast  mit  dem  Schwämme 
einige  Wochen  im  warmen  Zimmer  gelegen  hatte,  wurde  der 
Schwamm  abgebrochen  und  nun  fand  sich  zwischen  ihm  und 
dem  Aste  eine  schurfigt-blättrige,  ziemlich  weiche  bräunlichgelbe 
Substanz,  welche  theils  an  dem  Schwämme,  theils  an  dem  Aste 
zurückblieb.  Die  Rinde  des  letzteren  war  an  der  Verbindungs- 
stelle mit  dem  Schwämme  zerstört,  und  selbst  die  anliegende 
Holzsubstanz  aufgelockert.  Es  scheint  somit  das  in  dem  Holz- 
körper   aufgestiegene    Wasser    mittelst    dieser    Zwischensubstanz 


-    67    — 

dem  Schwämme  mitgetheilt  worden  zu  sein.     Die  auf  der  Ober- 
fläche   der    Rinde    befindlichen    Flechten    bekamen    dabei    kein 
frischeres  Ansehen.     Die  Feuchtigkeit   war   demnach    nicht   seit- 
lich von  dem  Holzkörper  nach  der  Rinde  gedrungen.     Die  obere 
Bruchflächc  des  Astes  oberhalb  des  Schwamms  war    feucht   ge- 
worden, der  Schwamm  hatte    also    das    weitere    Aufsteigen    des 
Wassers  nicht  gehindert,  was  sich  auch  daraus  erklärt,  dass  nur 
ein  Theil  des  Holzkörpers   mit    dem   Schwämme   in   Verbindung 
stand,  während  der  übrige  Holzkörper  unversehrt  geblieben  war. 
Aus  dem  vorhergehenden  Versuche  ergibt  sich,  dass  das  Wasser 
durch  Haarröhrenwirkung  oder   durch    blosse   Adhäsion    in    dem 
völlig  abgestorbenen  Aste  nicht  auf  eine  Höhe  von  4",  dagegen 
ziemlich  rasch  auf  die  Höhe  von    2"   gehoben    wurde.     2)  dass 
diese  Haarröhrenwirkung  durch  den  Holzkörper  vermittelt  wm'de, 
3)  dass  sie  von  diesem  aus  seitlich  dem  Zwischenkörper  mitge- 
theilt wurde.  4)  Dem  mit  dem  Kirschenstamme  angestellten  zwei- 
ten Versuche  zufolge    stieg   das   Wasser,    so   lange    der   Stamm 
nicht  abgestorben  war,  höher,  als  nachdem  er  völlig  abgestorben 
war.     5)  Neben  der  Haarröhrenwirkung  führt  also  die  organische 
Tliätigkeit  dem  Schwämme  Wasser  aus  einer  Entfernung  zu,  aus 
welcher  ihm  die  Haarröhrenwirkung  allein  dasselbe  nicht  zufüh- 
ren könnte.     6)  Der  Schwamm  scheint  also  dem  lebenden  Stamm 
oder  Aste  einen  Theil  seiner  Nahrungsflüssigkeit  zu  entziehen,  indem 
er  bis  auf  den  Holzkörper  eindringt,  indess  die  auf  der  Oberfläche  der 
Rinde  haftenden  Flechten  eher  vielleicht  einen  Theil  der   in  der 
Rinde  befindlichen  Nahrungsflüssigkeit  entziehen  könnten.  7)  Die 
Flechten  der  Rinde  sowohl  als  die  tiefer  dringenden   Schwämme 
scheinen  sehr  geeignet,    die   Feuchtigkeit    aus   der  Atmosphäre 
aufzunehmen,  allein  man  hat  8)  keinen  Grund  anzunehmen,  dass 
diese  sich  von  ihnen  aus    der  Nährpflanze   mittheile  und   dieser 
dadurch  irgend  einen  Vortheil  gewähre,    es  scheint  vielmehr    9) 
durch  diese  hygroscopische  Eigenschaft  der  Parasyten  auch   ihre 
selbstständige  Entwicklung  gesichert   zu  sein,    wodurch  zugleich 
der  Nachtheil  vermehrt  wird,  welchen  sie  als  Parasyten,  auf  das 
Leben  der  Nährpflanze  haben,    indem  durch  diese  selbstständige 
Entwicklung  der  Parasyten  auch  ihre  Vermehrung  erleichtert  ist. 


-    68    - 

Einigen  Versuchen  zu  Folge,  welche  ich  zu  Ergänzung  mei- 
ner 1808  erschienenen  Dissertation  de  effectibus  arsenici  in  varios 
organismos  schon  während  des  Winters  1815 — 16  mit  Birn- und 
Apfelzweigen  anstellte ,  auf  welchen  sich  Mistelpflanzen  [Vis- 
cum  album)  befanden,  tritt,  wenn  die  Zweige  in  Auflösung  von 
weissem  Arsenik  gestellt  werden,  die  nachtheilige  Wirkung  des 
Arseniks  auf  die  Mistelpflanzen  früher  ein,  als  die  Keimangs- 
fähigkeit  der  Knospen  der  Zweige  zerstört  ist.  Wurde  nämlich 
nach  5  Tagen,  als  die  Mistelpflanzcn  schon  ziemlich  gelitten 
hatten,  ein  sogar  unterhalb  derselben  befindliches  Aestchen  eines 
Apfelzweigs  abgeschnitten  und  in  destill.  Wasser  gestellt,  so 
fiengen  die  Knospen  freilich  erst  nach  15  Tagen  an,  sich  zu 
entwickeln.  Die  Zweigchen  des  übrigen  noch  in  Arseniksolution 
stehenden  Astes  entwickelten  sich  aber  nicht,  bis  die  einzelnen 
Aestchen  abgeschnitten  und  in  destill.  Wasser  gestellt  worden. 
Die,  obgleich  sehr  verdünnte  (blos  8  Tropfen  einer  Solution  von 
1 :  32  zu  4  Unzen  destill.  Wassers  enthaltende)  Arseniksolution 
hatte  also  die  Keimungsfähigkeit  des  Zweigchens  eines  Astes 
der  während  2  bis  3  Wochen  destill.  Wasser  und  verdünnte 
Arseniksolution  aufgenommen  hatte,  nicht  erregt,  aber  auch  nicht 
zerstört  und  ihre  Wirkung  scheint  vorzugsweise  auf  die  in  frischer 
Vegetation  befindlichen  Mistelpflanzen  gerichtet  gewesen  zu  sein, 
welche  in  dieser  Zeit  abstarben. 

Hermann  Gmelin,  Sohn  des  Prof.  der  Chemie,  Christ. 
Gmelin  in  Tübingen,  fand  bei  Versuchen,  (welche  er  zu  Be- 
antwortung der  für  1842  von  der  medic.  Facultät  zu  Tübingen 
gestellten  Preisfrage,  „in  welchem  organischen  Systeme  die  von 
den  innerlichen  Wurzeln  der  Pflanzen  aufgesogenen  Flüssigkeiten 
durch  das  Holz  des  Stammes  in  die  Höhe  geführt  werden'',  an- 
stellte), dass  auch,  wenn  der  fremde  Ast  noch  nicht  mit  Blät- 
tern versehen  ist,  die  Flüssigkeiten  {Kalinmeisencyanür)  und 
Eisenvitriol- Auflösungen,  von  dem  Viscum  aufgesogen  werden. 
Es  scheint  also ,  dass  die  bereits  stattgefundene  Entwicklung  der 
Parasyten  ein  Uebergewicht  über  die  Thätigkeit  der  innerlichen 
Wurzeln  eines  fremden  Astes  hat  und  dass  ebenso  die  nachtheilige 
Wirkung  des  Arseniks  sich  zunächst  nicht  den  noch  unentwickelten 


-     69    - 

Knospen  des  Astes,  sondern  seinen  bereits  entwickelten  Parasyten 
zuwende.  Es  erfordert  jedoch  dieses  Resultat  noch  weitere 
Begründung  durch  Versuche.  Die  betreffende  Untersuchung  dürfte 
indess  auch  insoferne  von  Interesse  sein,  als  das  biologische 
Verhältniss  der  Parasyten  zu  den  Nährpflanzen  überhaupt  weniger 
aufgeklärt  zu  sein  scheint,  als  das  morphologische,  das  schon  von 
Malpighi  *)  in  der  Abhandlung  de  Plantis  quae  inaliis  vege- 
tant.  durch  Abbildungen  erläutert  wird. 

Auch  in  der  interessanten  Darstellung  darüber,  von 
Schacht**)  vermisst  man  doch  directe  Versuche  über  den 
Uebergang  der  Säfte  der  Nährpflanze  in  den  Parasiten.  Es  wäre 
diess  um  so  mehr  zu  wünschen,  als  die  von  Wilt  und  Frete- 
pius***)  ausgeführten  vergleichenden  Aschenuntersuchungen 
der  Blätter  und  Aeste  der  Mistel  mit  der  des  Apfelzweigs,  auf 
dem  er  gestanden,  das  merkwürdige  Resultat  geliefert  haben, 
dass  die  Mistel  doppelt  so  viel  Procente  an  Kali  und  das  Fünf- 
fache an  Phosphorsäure  enthält,  als  der  Apfelzweig!  Es  wird 
daselbst  bemerkt,  die  Mistel  scheine  in  Beziehung  auf  die  unor- 
ganischen Bestandtheile  die  Funktion  der  Frucht  zu  verrichten 
sofern  sie,  wie  letztere  dem  Safte  des  Baumes  hauptsächlich  die 
phosphorsauren  Salze  entziehe  und  dass  hierin  gewiss  die  Schäd- 
lichkeit dieses  Schmarozers,  seine  den  Ertrag  des  Baums  (oder 
wenigstens  des  Astes,  auf  dem  er  sich  befindet)  vernichtende 
Kraft  zu  suchen  sei. 

Aus  den  oben  über  die  Verbindung  des  Schwamms  gemach- 
ten Bemerkungen,  so  viel  aus  der  durch  Vorweisung  von  Präpa- 
raten erläuterten  Einwirkung  der  Mistel,  indem  sie  bis  in  den 
Holzkörper  eindringt,  und  denselben  verändert,  ergibt  sich  das 
praktische  Resultat,  dass  da,  wo  es  darauf  ankommt,  diese  nach- 
theilige Wirkung  aufzuheben ,  diess  nicht  durch  blosse  Entfernung 
des  Schwamms  oder  der  Mistel   geschehen   kann,    sondern    dass 


')  Opera  omnia  Lugdovici  Batavorum  1687.  Nr.  140. 

")  Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  der  Gewächse  von  Dr.  H. 
Schacht.     Berlin  1854.    p.   165. 

*")  Die  chemischen  Forschungen  aus  dem  Gebiete  der  Agricultur  und 
Pflanzeuphysiologie  von  Th.  Wolf  f.     Leipzig  1847.     p.  325. 


-     70    — 


dazu  das  Ausschneiden  oder  Ausbrennen  der  kranken  Stelle 
nöthig  ist,  um  die  Ausstossung  oder  Ueberwallung  derselben  wie 
bei  anderen  abgestorbenen  Theilen  durch  die  gesunde  Vegetation 
des  übrigen  Astes  oder  Stamms  möglich  zu  machen. 

XVI.  Apotheker  Dr.  L  e  u  b  e  von  Ulm  machte  eine  An- 
frage in  Bezug  auf  das  Fehlen  wahrer  D  olomitkrystalle 
in  manchen  Juradolomiten  der  Ulmer  Gegend. 

XVII.  Endlich  zeigte  Professor  Volz  ein  Blatt  vom 
ältesten  Lumpenpapier,  aus  der  Fabrik  und  mit  dem 
Wasserzeichen  (ein  Ochsenkopf  Fig.  1)  der  G  e  b  r  ü  d  e  r  H  o  1  b  e  i  n 
in  Ravensburg  vom  Jahr  1301  und  gab  dazu  folgende  Erläute- 
rungen : 

Fig.  1. 

„Dass  das  erste  Papier  aus  leinenen  Lumpen 
in  Deutschland  verfertigt  worden  sei,  wird  allgemein 
angenommen,  dass  aber  diese  Erfindung  am  An- 
fang des  1 4.  Jahrhunderts  in  Schwaben  und 
zwar  in  Ravensburg  gemacht  wurde,  ist 
urkundlich  bewiesen,  aber  weniger  bekannt. 
Die  beiden  Brüder  Fr  ick  und  Hans  Holbein 
aus  Ravensburg  errichteten  in  dieser  Stadt  die 
ersten  Papiermühlen,  und  ihre  Familie  blieb  von 
1301 — 1390  allein  in  dem  Besitz  des  Geheim- 
nisses der  Papierfabrikation  und  sammelte  sich 
dadurch  Reichthümer.  Es  ist  noch  eine  Urkunde 
auf  Leinenpapier  vom  Jahr  1301  vorhanden; 
bisher  hielt  man  eine  Urkunde  vom  Jahr  1318, 
welche  man  in  Kaufbeuren  auffand,  für  die  älteste,  so  wie 
man  von  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  den  alten  städtischen 
und  dynastischen  Archiven  viele  Urkunden  findet,  deren  Stoff  offen- 
bar leinen  Papier  ist.  Erst  um  das  Jahr  1360  scheint  das  Leinen- 
papier auch  in  Spanien  und  in  Italien  bekannt  geworden  zu  sein. 
In  München  wird  von  1327,  in  Nürnberg  erst  1390  die 
erste  Papiermühle  erwähnt.  Der  württembergische  Archivcom- 
missär  Fiiedr.  Gutermann,   ein  geborner   Ravensburger,    hat 


—     71     — 

schon  vor  10  Jahren  diese  Notizen  aus  dem  Archiv  seiner  Va- 
terstadt geschöpft  und  die  Entdeckung  im  Serapeum  vom  Jahr 
1845  Nr.   17  und  18  dem  Pubhkum  mitgetheilt. 

Unter  den  im  Serapeum  mitgetheilten  Wasserzeichen  der 
H  0 1  b  e  i  n '  sehen  Papierfabrik  findet  man  auch  die  württembergi- 
schen Hirschhörner  neben  dem  H  olbein'schen  Ochsenkopf,  Fig.  2, 
da  die  Gebrüder  Holbein  für  die  Kanzlei  des  Grafen  Eberhard 
des  Greiners  und  seiner  Nachfolger  das  Papier  lieferten,  wodurch 
sie  sich  aber  den  Hass  ihrer  reichsstädtischen  Landsleute  zu- 
zogen. 

Fig.   2. 
Urkunde  von  1451. 


/rt/p^ 


Auf  die  Verhandlungen  folgte  ein  gemeinsames  Mahl 
im  grossen  Saale  des  oberen  Museums.  Am  Nachmittage  wurde 
zuerst  der  Foucault'sche  Versuch  von  Herrn  Oberreallehrer 
Blum  im  Chor  der  Stiftskirche  ausgeführt,  und  dann  folgten 
die  Versammelten  Herrn  Direktor  von  Seyffer  in  die  herr- 
lichen Gärten  und  Gewächshäuser  der  königlichen  Wilhelma  zu 
Cannstatt,  wozu  Seine  Majestät  der  König,  der  gnädigste  Pro- 
tektor des  Vereins  huldvollst  die  Erlaubniss  ertheilt  haben. 


II.  Aufsätze  und  Ablianclluiigen. 


1.  Beitrag  zur  Fauna  Württembergs. 

Von  Baron  Richard  König-Warthausen. 

Unsere  Fauna  bin  ich  im  Stande ,  durch  zwei  neue  Nag e- 
thiere  zu  vermehren,  deren  umständlichere  Auseinandersetzung 
die  Hauptaufgabe  dieses  Aufsatzes  ist. 

1)  Die  Zwergmaus,  Mas  minutus  Fall. 

Benennungen.  Mus  soricinus ,  parvulus  et  pendulinus 
Herm.  Mus  messorius  Shaw.  Mus  pumilus  Cuv.  M.  ace- 
narius  WolL     Micromys  agilis  Dehne. 

Harvest  rat  Penn.  Sor leine  mouse  Shaw.  Mulot  nain  F. 
Cuv.     Bat  ferrugineux  Desmar. 

Rüsselmaus,  Aerndtemaus,  Stickmaus. 

Literatur.  Pallas,  Glires,  433  Tab.  24.  Zoographia 
rosso-asiatica,  I,  169.  Descriptiones  fugitivae  (Anhang  zur  Reise 
durch  versch.  Prov.  des  russ.  Reichs,  I,  154),  Nr.  4.  Linn^ 
ed.  XIII.  cur.  Gmelin,  I,  130,  Nr.  8  und  10.  Pennant, 
Quadrup.  II,  384.  Shaw.  Gen.  Zool.  Quadrup.  II,  62.  Erx- 
leben  Syst.  regni  anim.  I,  401,  11.  Schreber,  Säugethiere 
IV,  661.  Tab.  183  b.  Bechstein,  Säugethiere  (2te  Ausg.) 
978.  Cuvier,  Thierreich  (übers,  v.  Voigt)  I,  224.  Fischer 
Synopsis  Mammalium  (Stuttgart  1830),  322—23,  Nr.  25,  26,  27. 
Oken,  allgem.  Naturgesch.  VII,  2,  718.  Hermann,  Observ. 
zoolog.  I,  57,  62.  Boje,  Isis  1823,  969.  Gloger,  Verhandl. 
d.  k.  k.  Akad.  d.  Naturf.  XIII,  2  Tab.  24  und  Isis,  1828,  906. 
Dehne,   „ein  neues  Säugethier  der  Fauna  von  Dresden"    (Mo- 


I 


-     73    ~ 

iiographie  1841)    und  in  der  allgem.  deutschen   naturhist.  Zeitg. 
(Hamburg  1855),  Heft  IV.  237. 

Aufenthalt.  Dieses  hübsche  Mäuschen  lebt  bei  Wart- 
hausen nicht  so  gar  selten.  Ob  es  gleich  gerne  nah  an  feuchten 
Lokalitäten  wohnt,  so  fand  ich  es  doch  nie  im  Thale  und  in 
den  Riedern,  sondern  bloss  oben  auf  dem  Plateau.  Hier  trifft  man 
es  vor  allem  in  einem  versumpften  Weiher,  an  dessen  Rändern 
ich  die  künstlichen  Nester  schon  im  Jahr  1846  zahlreich  im 
Schilf  zu  Ausgang  Aprils  entdeckte.  Mehrere  Jahre  vermisste 
ich  die  Zwergmaus  gänzlich  und  fand  erst  wieder  am  26.  August 
1853  ein  Nest  mit  sechs  ganz  kleinen,  blinden,  noch  nackten 
Jungen  auf  einem  Inselchen  des  besagten  Weihers. 

Im  vorigen  Jahr  standen  an  der  nämlichen  Stelle  mehrere, 
allein  ich  kam  zu  spät,  um  sie  noch  besetzt  zu  finden.  Am  14. 
September  1853  erhielt  ich  ein  zweites  Nest  mit  fünf  blinden 
Jungen  aus  einem  etwa  eine  Viertelstunde  von  jenem  Nistplatz 
entfernten,  im  Bezirk  unseres  Gartens  gelegenen  Hanfacker  und 
zugleich  die  Nachricht,  das  beim  Schneiden  des  Getreides  wenige 
Tage  zuvor  ein  weiteres  zerstört  worden  war.  Ein  anderes  Paar 
hatte  sich  in  einem  an  den  Hanfacker  angränzenden  Mohnfelde 
fortgeflanzt.  Am  27.  Juni  1855  endlich  wurde  ein  Nest  mit 
sieben  Jungen  aufgefunden,  die  ich  nach  andern  Arten  auf  sie 
zu  schliessen,  für  nahezu  vierzehn  Tage  alt  halte. 

Die  Alten  werden  nur  schwer  und  selten  sichtbar ;  am  besten 
gelang  mir  noch  immer,  sie  zu  belauschen,  wenn  ich  im  Herbste 
auf  Enten  anstand.  Sobald  dann  die  letzten  Glockentöne  des 
Ave  Maria  verklungen  sind,  erhebt  sich  ein  feines  Pfeifen  und 
dunkle  zwerghafte  Gestalten,  im  düstern  Dämmerlichte  kaum  noch 
zu  erkennen,  huschen  durch  den  Schilf.  Sie  scheinen  sehr  kurz- 
sichtig zu  sein,  denn  sie  kamen  mir  oft  bis  vor  die  Füsse,  viel- 
leicht wussten  sie,  dass  sie  es  mit  einem  noch  Kurzsichtigeren 
zu  thun  hatten,  der  sie  jahrelang  für  Wasserspitzmäuse  ansah. 

Beschreibung.  Am  18.  November  1853  wurde  ein 
ausgewachsenes  Exemplar  getödtet,  welches  ganz  zutraulich 
auf  einem  Mohnkopf  gesessen  hatte.  Ich  habe  es  vor  mir  liegen, 
beschreibe  es  aber  nur  oberflächlich  ,    da   es  stark  verletzt   und 


—     74     — 

im  Weingeist  aufbewahrt  ist,  wodurch  sich  die  Maasse  leicht 
verändern. 

Der  Kopf  misst  7'"  (Dezimalmaass),  der  Leib  1"  6"',  der 
Schwanz  1"  5'";  die  ganze  Länge  von  der  Schnauze  bis  zum 
Schwanzende  beträgt  somit  etwa  3'^  8'".  Die  Oberseite  ist 
hell  rostbraun,  die  untere  scharf  begrenzt  weiss.  Von  einer  jun- 
gem Waldmaus  (Mus  sylvaticus  h.)  unterscheidet  sie  sich  schon 
auf  den  ersten  Blick  durch  die  lange  spitzige  Schnauze,  da  bei 
einer  solchen  im  jugendlichen  Alter  der  Kopf  kurz  und  dick  ist. 
Auch  der  Schwanz  ist  verhältnissmässig  etwas  länger,  mit  einer 
stärkern,  mehr  röthlichen  Behaarung  und  das  Weisse  des  Bauchs 
minder  breit. 

Es  liegen  einige  sächsische  alte  Exemplare  vor  mir, 
deren  Maasse  ich,  da  sie  ausgestopft  sind,  nicht  mehr  pünktlich 
nehmen  kann.  Ihre  ganze  Länge  ist  durchschnittlich  etwas  über 
4"  und  die  Schwänze  diflferiren  um  1'".  Ein  Stück  hatte  fast 
ganz  die  Färbung  von  Myoxus  avellanarius ;  Sommerkleid !  Zwei 
sind  über  den  Rücken  dunkler,  mehr  braun ;  bei  jenem  und  einem 
von  diesen  geht  die  Färbung  der  Ober-  und  Unterseite  in  ein- 
ander über,  bei  dem  dritten  ist  sie  ziemlich  scharf  begränzt. 
Bei  letzterem  ist  der  Bauch,  sowie  die  Kehle  weisslich,  die 
Gränzlinie  am  Bauch  ockergelb,  bei  den  andern  zwar  die  Kehle 
und  Oberbrust  ebenfalls  weiss,  allein  die  ganze  übrige  Unterseite 
schön  rothgelb  überflogen;  diese  Farbe  herrscht  an  der  Schwanz- 
wurzel und  an  den  Hinterbeinen  auch  nach  oben  zu  vor. 

Die  ganz  kleinen,  erst  wenige  Tage  alten  Jungen 
sind  gegen  einen  Zoll  lang,  wovon  der  unförmig  grosse  Kopf 
47.2'"  wegnimmt.  Der  noch  hinzuzuzählende  Schwanz  misst 
S'/j'",  ist  also  noch  sehr  unentwickelt.  Sie  sehen  wie  die  Rat- 
ten-Embryonen aus,  haben  eine  nackte,  faltige  Haut  und  erst 
eine  Andeutung  der  Ohren.  Als  ich  sie  sammt  dem  ringsum 
verschlossenen  Nest  holte,  glaubte  ich  bestimmt,  die  Alten  mit 
gefangen  zu  haben,  so  laut  pfiffen  die  kleinen  Thiere. 

Die  mindestens  achttägigen  Jungen  haben  ziemlich  die 
nämlichen  Proportionen,  nur  sind  sie  etwas  grösser,  die  ganze 
Länge  beträgt  V/.^'i  wovon  4"'  auf  denKopf,  5'"  auf  den  Schwanz 


—    75     — 

kommen.  Die  deutliehen  Ohren  sind  rund  und  an  den  Kopf 
angedrückt,  die  Haut  noch  nackt,  jedoch  sieht  man  bei  ge- 
nauer Untersuchung  einen  dünn  stehenden  Flaum  dunkler  Härchen. 

Bei  den  beinahe  vierzehntägigen  Thieren  hätten  sich 
die  Augenlider  gerade  geöffnet,  denn  das  Auge  schimmert  schon 
schwarz  durch,  auch  zeigt  der  Schädel  bereits  einige  Consistenz 
und  die  Schneidezähne  treten  deutlich  hervor.  Gewicht  Vg  Loth. 
Ganze  Länge  2"  1'"  wovon  der  Schwanz  8'",  ebensoviel  der 
Körper  und  5'"  der  Kopf  einnimmt.  Dieser  ist  dicker  als  der 
nach  hinten  sehr  schmächtig  werdende  Leib,  über  der  Schläfen- 
gegend gemessen  3V4"S  während  der  Körper  an  den  hintern 
Extremitäten  nur  2V2'"  breit  ist.  Die  Schnauze  ist  zwar  noch 
recht  dick,  wie  bei  allen  jungen  Mäusen ,  aber  im  Vergleich  mit 
andern  Arten  doch  schon  so  gestreckt,  dass  sich  die  spätere 
rüsselartige  Verlängerung  andeutet.  Die  Ohren  sind  noch  kurz, 
rund  und  platt  angedrückt.  Die  ganze  Oberseite  ist  roströthlich- 
gelb,  wie  bei  den  alten  Haselschläfern,  an  den  Seiten  am  hell- 
sten, durch  schwarze  Härchen  dunkler  über  dem  Rücken,  die 
Unterseite  röthlich  weiss,  d.  h.  fast  nackt,  schuppige  mit  feinen 
weissen  Flaumhaaren-,  Füsse  von  aussen  her  gelb  behaart; 
Schwanz  oberhalb  schwarzblau,  unten  grau-fleischfarben,  mit 
deutlichen  Schuppenringen,  zwischen  denen  helle  Härchen  stehen. 

Die  dunkeln,  jedoch  nur  unter  der  Loupe  oder  im  Wein- 
geist auffallenden  „Borstenhaare"  des  Rückens  sind  offenbar  die 
ersten,  schon  bei  den  nackten  Jungen  sichtbaren  Anfänge  einer 
Behaarung;  erst  hienach  wachsen  die  helleren,  zarten  und  häu- 
figeren übrigen  Haare  der  Oberseite  und  ganz  zuletzt  die  hell- 
sten, feinsten  und  kürzesten  am  Unterleib;  eine  Wachsthums- 
Theorie,  die  sich  auf  alle  Haarthiere  wird  anwenden  lassen, 
soweit  diese  drei  Abstufungen  der  Bestandtheile  des  Fells  vor- 
handen sind. 

Während  die  früheren  ,  kleineren  Jungen  sehr  laut  gepfiffen 
hatten,  Hessen  diese  nur  selten  leise,  zischende  Laute  („tsch") 
hören.  Einen  Tag  erhielt  ich  sie  in  Baumwolle  über  einer 
Bettflasche,  indem  ich  ihnen  mit  unsäglicher  Mühe  warme  Milch 
beibrachte. 


—     76    — 

Die  Färbung  der  Zwergmäuse  erinnert,  wie  gesagt,  sehr  an 
die  der  alten  Haselschläfer  {3Ius  Linn.  Myoxus  avellanarius 
Desm.  muscardinus  Schreb.),  allein  von  deren  Jungen  unter- 
scheiden sie  sich  schon  bei  oberflächlicher  Betrachtung  durch 
den  weit  kahleren  Schwanz  und  geringere  Grösse;  jene  sind 
überdiess  noch  heller.  Sonst  haben  sie  nur  noch  AehnHchkeit 
mit  denen  der  Waldmaus,  die  aber  in  dieser  Altersstufe  eben- 
falls grösser  sind,  mehr  grau  —  röthlichgrau  —  aussehen  und 
verhältnissmässig  grössere  Ohren  haben. 

Dr.  Dehne  (zu  Hoflössnitz  bei  Dresden,  bekannt   als   Mi- 
cromammalog)  hat,  wie  oben  schon  angedeutet  ist,  ein  besonde- 
res Genus  Micromys,  Kleinmaus  geschaffen   und  will  hierin  Mus 
minutus  mit  betuUnus   und  vagus  Fall,    zwischen  Myoxus   und 
Dipus  gestellt    wissen.     Mögen    diese   kleinen   Nager    allerdings 
einiges  Eigenthümliche  haben,   was  die  Anhänger   der   Zersplit- 
terungsmethode zu  generischer  Sonderung    veranlassen  kann,    so 
hat  Dr.  D.    doch    sicherlich  auf  der  andern  Seite  sehr   unrecht, 
die  bei  Dresden  vorkommende  Maus  für  eine  eigentliche  Species 
(agilis)  zu  halten.     Die  angeblichen  Unterschiede  sind:  ein  län- 
gerer, weniger  behaarter  Schwanz  mit  beweglicher  Spitze  und  ein 
ganz  gelber  Unterkörper.     Dass   letzterer    nicht   allen  Dresdener 
Exemplaren  eigen  ist,  habe  ich  schon  gezeigt;  die  Bezeichnungen 
^,ahdomine    albicante^^    (Hermann),    ,,corpore    subtus    albido^ 
(F alias)   sind   überdiess   ziemlich  biegsam  und   lassen    sich   als 
„heller",  „meist  weisslich"  ganz  gut  allgemein  anwenden.    Dass 
die  Schwänze  an  einzelnen  Individuen  anderer  Arten    manchmal 
in  der  Länge  ein  wenig  abändern,  ist  bekannt  und  Dehne  selbst 
führt  (naturhist.  Zeitg.   1855,  p.   182)   von   der  Waldmaus   eine 
Spielart  mit  beträchtlich  längerem  Schwanz  auf.     Geringere  Be- 
haarung desselben  kann  ich  weder  nach  den  Beschreibungen  noch 
durch  praktisches  Vergleichen  finden.     Was  schliesslich  seine  be- 
wegliche Spitze  betrifft,  so  ist,  wie  Dr.  D.  selbst  angiebt,   diess 
Kennzeichen  von  einem  sterbenden,  im  Todeskampf  befindlichen 
Thiere  hergenommen. 

Dehne  diagnosirt  folgendermassen :  ,,Mus  cauda  prehensili, 
corpore  longiore,  170 — 180  annulis  instructa,  palmis  tetradac- 


tyliSy  unguiculo  polUciari,  planus  pentadactylis  collosiSy  auricu- 
lis  brevioribus  rotundatiSy  pilosis,  mystacibiis  tenuissimis,  cor- 
pore omnino  fulvo,  suhtus  pallidiore/^ 

Zu  vollständiger  Rechtfertigung  meiner  Ansicht  und  um  die 
Lücken  in  meiner  Darstellung  zu  ergänzen ,  setze  ich  auch  seine 
genauere  Beschreibung  hieher;  Gewicht  l  Vo  Drachmen,  Schwanz 
einige  Linien  länger  als  der  ganze  Körper  (27.2")?  Ohren  halb 
in  den  Haaren  verborgen ,  innen  und  aussen  dicht  behaart ,  ab- 
gerundet, Nagezähne  gelb,  Barthaare  kaum  über  den  Kopf  hin- 
ausgehend ,  Hinterfüsse  ziemlich  lang ,  mit  5  Zehen ,  vordere 
kürzer,  vierzehig  nebst  Daumenstummel  mit  kaum  bemerkbarem 
Nagel,  alle  unter  den  Sohlen  auffallend  schwielig  wie  bei  klet- 
ternden Nagern,  obere  Seite  des  Thiers  hell  ockerfarbig  mit 
wenigem  Grau  vermischt,  unten  durchaus  bleichgelb,  Augen  klein 
wie  bei  Hypiidaeus  arvalis.  Der  sehr  schwache  Schwanz  über- 
all aber  doch  nur  dünn  und  kurz,  das  Ende  bloss  unten  stärker 
behaart;  „dieses  letztere  scheint  ein  vollkommenes  Tastorgan  (??) 
zu  sein,  welches  dem  Thierchen  beim  Besteigen  von  Pflanzen 
zum  Festhalten  dient." 

Um  gut  klettern  zu  können,  bedarf  eine  Maus  nicht  einmal 
eines  besondern  Tastwerkzeugs;  Ratten  und  Hausmäuse  liefern 
hievon  tagtäglich  leidige  Beweise.  Wollte  man  wenigstens  das 
Genus  lassen,  so  wäre  es  gewiss  nur  als  Unterabtheilung  der 
eigentlichen  Mäuse  {Mures  im  jetzigen  Sinne)  zu  nehmen,  keines- 
falls aber  dürfte  es  zwischen  die  obengenannten  Geschlechter 
eingeschaltet  werden;  mit  dem  gleichen  Recht  oder  Unrecht 
könnte  man  dann  auch  die  Ratten  (3Ius  decumanuSj  rattiis, 
alexandrinuSj  perchal,  püorides,  indicus  etc.)  als  Megalomys 
unterscheiden,  was  der  vielen  Arten  wegen  noch  mehr  für  sich 
hätte,  gewiss  aber  nicht  räthlich  ist.  Dem  Recht  der  Priorität 
nach  müsste  unsere  Art  jedenfalls  Micromys  miniitus  heissen. 

Die  Nester*)  sind  kugelförmig,  sauber  gearbeitet  und 
stehen  bald  niedrig  in  Büschen   verschiedener  Sumpfgräser    oder 


')  Vergl.  Reich  enbach,  die  Küastler    unter    den    Thieren    (Leipzig, 
1853)  p.  14  und  15. 


-     78    --» 

landwirthschaftlicher  Pflanzen,  bald  mehrere  Fuss  hoch  zwischen 
stenghgen  Gewächsen.  Man  könnte  sie  insofern  mit  denen  der 
Rohrsängerarten  vergleichen,  als  auch  sie  nie  ganz  an  der  Erde 
sitzen  und  die  sie  umgebenden  Pflanzen  in  die  Wände  einge- 
flochten sind,  sie  säulenartig  tragen.  Form  und  übriges  Verhal- 
ten erinnert  jedoch  mehr  an  die  Laubsängernester.  Das  Material 
ist  wie  bei  allen  Mausnestern  sehr  einförmig,  aus  der  allernäch- 
sten Umgebung  genommen,  aussen  schmale,  öfters  auch  breite 
aber  dann  durch  künstliche  Theilung  verdünnte  Blätter  ver- 
schiedener, bei  jedem  Neste  womöglich  gleichartiger  Pflanzen, 
die  grün  abgebissen  sind.  Nach  innen  werden  die  Stoff'e  zarter, 
fein  zerbissen  und  mit  Grasrispen  gemischt.  Bei  dem  im  Hanf- 
acker angebrachten  Nest  bestand  die  Ausfütterung  grossentheils 
aus  Hanff'asern.  Ein  vor  mir  liegendes  Exemplar,  ballförmig 
wie  alle,  hat  nach  allen  Seiten  einen  Durchmesser  von  2"  5'"; 
seine  innere  Höhlung  ist  kaum  grösser  als  eine  welsche  Nuss. 
Das  Nest  vom  27.  Juni  war  ganz  aus  feinen,  zerschlitzten  grü- 
nen Grashalmen  gebaut,  äusserlich  mit  grünen  Kleestängeln  und 
Kleeblättern  umwickelt  und  stand  mitten  in  einem  Kleeacker, 
einige  hundert  Schritte  von  jenem  versumpften  Weiher,  dem 
ersten  Auffindungsort.  Diesen  hatte  ich  am  16.  Juni  sorgfältig, 
aber  vergeblich  durchsucht;  die  Sumpfgräser  waren  noch  sehr 
niedrig  und  der  Wasserstand  zu  hoch,  auch  boten  die  um- 
gebenden Felder  viel  einladendere  Nistplätze.  Da  dieses  Nest 
beim  Mähen  zerstört  wurde,  konnte  ich  der  Alten  nicht  habhaft 
werden. 

Die  Nester  der  Zwergmaus  sind  mit  denen  anderer  Mäuse 
nicht  leicht  zu  verwechseln.  Es  ist  keine  europäische  Art  vom 
Geschlechte  Mus  bekannt,  die  ebenfalls  ein  freistehendes  Nest 
erbaute.  Myoxus  avellanarius  thut  diess  auch ,  allein  der  Bau 
ist  grösser  und  gröber,  in  dichtem  Buschwerk  angelegt;  ich  ent- 
deckte, da  er  hier  selten  ist,  nur  ein  einziges  Mal  vor  Jahren 
eines,  welches  in  einem  Massliolderbusche  stand  und  auswendig 
mit  grossen,  ganzen  und  zerbissenen,  vorzugsweise  vom  Standort 
genommenen  Blättern  umkleidet  war. 

Mus  sylvaticus,    so    sehr  sie  auch   in  einigen  Beziehungen 


=~    79    " 

an  unsere  Maus  erinnert,  heckt  unter  der  Erde  oder  doch  we- 
nigstens nicht  frei ;  ich  fand  das  Nest  an  sonnigen  Abhängen 
ausgerodeter  Laubwälder  unter  faulenden  Baumstrünken. 

Nachdem  nun  die  Zwergmaus  auch  in  unsere  Sphäre  ein- 
gerückt ist,  dürfte  es  nicht  uninteressant  sein,  ihre  sonstige  V  e  r- 
breitung  zu  berühren. 

Pallas  fand  sie  sehr  zahlreich  unter  Getreidehaufen,  auch 
in  Birkenwäldern  in  Russland  und  im  diesseitgen  Sibirien, 
von  der  Wolga  bis  zum  Ob  und  Jenisey.  Nach  Pennant  und 
Shaw  bewohnt  sie  England  in  Menge.  Ferner  ist  sie  in 
Belgien  und  Frankreich  zu  Hause,  z.  B.  nach  Fr.  Cuvier 
in  der  Umgegend  von  Paris.  Hermann  entdeckte  sie  sparsam 
bei  Strassburg,  Boje  in  Schleswig  und  Holstein  als  eine 
der  häufigsten  Mäuse  auf  den  Aeckern,  unter  Kornfeimen  und 
in  den  Scheunen  in  Gesellschaft  anderer  Arten.  G  log  er  traf 
sie  in  Schlesien.  Heuglin  in  Ungarn.  In  der  Lausitz, 
in  Sachsen,  Pommern,  bei  Prag  und  K r a k a u  ist  sie 
gleichfalls  vorhanden  und  von  Wagler  bei  München,  jedoch 
auch  nur  vereinzelt  beobachtet  worden.  Zahlreicher  fand  sie 
Thieneraann  im  Weidengebüsch  bei  Greifswalde,  Dehne 
im  Lössnitzgrund  bei  Dresden  unter  mit  Oxycoecus  palustris 
bewachsenen  Rasenhügeln  in  Torferde. 

Die  Zwergmaus  hat  demnach  einen  sehr  grossen  Verbrei- 
tungsbezirk, scheint  aber  mehr  dem  gemässigten  Norden  und  dem 
Osten,  als  unseren  Gegenden  anzugehören,  denn  das  Centrum 
einer  Thierzone  muss  da  liegen,  wo  die  grösste  Anhäufung  der 
Individuen  stattfindet.  Im  mittleren  und  südlichen  Deutschland 
kommt  sie  zwar  in  vielen  ihr  zusagenden  Gegenden,  aber  immer 
mehr  vereinzelt  oder  nur  sporadisch  vor.  Ob  sie  wie  die  Wan- 
derratte bei  uns  erst  allmälig  eingerückt  oder  ihrer  geringen 
Grösse  wegen  früher  übersehen  worden  sei,  lässt  sich  schwer 
bestimmen,  doch  hat  nach  ähnlichen  anderen  Vorgängen  die  erste 
Annahme  mehr  für  sich.  Brütet  doch  jetzt  die  Wachholderdros- 
sel  ( Turdus  pilaris  L.)  zahlreich  in  Sachsen ,  Anhalt  und  der 
Lausitz,  die  im  Anfang  unseres  Jahrhunderts  nur  als  hochnor- 
dischcr  Heckvogel  bekannt  war. 


^     80     — . 

2.  Die  rollie  sibirische  Feldmaus,  Hypudaens 
rutilas  Illig.  und  Fall. 

Benennungen.  Mus  Ij.  ArmcoZa  La -Cepe de.  Lem- 
miis  Desmar.  (Linck).  Myodes  Pall.  Der  letztere  vom 
Entdecker  dieser  Art  dem  ganzen  Geschlecht  gegebene  Namen 
würde  den  Regeln  der  Priorität  nach  wohl  den  Vorzug  verdie- 
nen, allein  ich  lasse  den  gebräuchlichsten,  weil  der  von  Pallas 
geschaffene  erst  in  dessen  Zoographia  rosso-asiatica  auftaucht,  die 
lange  nach  dem  Tod  des  Verfassers  erschien.  In  seinen  früheren 
Schriften  nennt  er  sie  Mus  rutilus.  Als  Illiger  den  seinigen 
gab,  war  jener  noch  gar  nicht  bekannt. 

Microtus,  Kleinohr  hiess  Schrank  (Fauna  boica  I,  72) 
die  kurzschwänzigen  Feldmäuse  schon  anno  1798,  allein  seine 
Benennung  fand  keinen  Anklang  und  wurde  später  trotz  ihrer 
Berechtigung  übersehen.  Andere  Hessen  die  Feldmäuse  (Z  ei  st  ei 
Oken)  noch  mit  den  gewöhnhchen  Mäusen  vereinigt  und  nah- 
men Arvicola  mehr  als  unterscheidende  Bezeichnung  für  die  Un- 
terabtheilung, etwa  sowie  sie  Linne  3Iures  cunicularii,  Andere 
brachyuri  nannten,  oder  wie  wir  die  Nager  überhaupt  Glires 
heissen.  Für  letztereist,  beiläufig  gesagt,  Cuviers  Benennung, 
Rosores  desshalb  unstatthaft,  weil  andere  z.  B.  Bechstein,  die 
insektenfressenden  Fleischfresser  (Schrotthiere ,  Raubmäuse,  z.  B. 
Maulwurf,  Spitzmaus)  ebenso  nennen.  Selbst  Bodenüa  (Oken) 
verwirrt  als  gleichbedeutend. 

Literatur.  Pallas,  Zoograph,  rosso-asiat.  I,  177.  Glires 
246  Tab.  14.  b.  Linne  ed.  XIIL  cur.  Gmelin  I,  133.  Nr. 
24.  Schreber,  Säugethiere  IV,  672,  Tab.  88.  Zimmer- 
mann, geograph.  Gesch.  der  Menschen  und  der  Thiere,  II,  368, 
285.  Pennant,  Thiergeschichte  der  nördlichen  Polarländer 
(übersetzt  von  Zimmermann),  I,  134,  Nr.  79.  Desmarest, 
Mammalogie,  284,  445.  Fischer,  Synops.  Mammal.  295, 
Nr.  17.     Steller,  Beschreibung  von  Kamtschatka  129. 

Aufenthalt.  Von  dieser  Maus  fingen  sich  am  28.  Febr. 
1853  drei  Stück  in  den  von  mir  auf   dem  Landhaus  Rebenberg 


-    81     - 

bei  Stuttgart  gestellten  Fallen;  ein  Paar  kam  in  meinen  Besitz, 
die  dritte  wurde  einer  nicht  zu  Gast  gebetenen  Katze  zur  Beute. 
Wenige  Tage  zuvor  hatten  sie  sich  dadurch  bemerklich  gemacht, 
dass  sie  in  einer  einzigen  Nacht  an  sämratlichen  sehr  zahlreichen 
Rosenstöcken  des  dortigen  Treibhauses  die  meisten  Knospen  aus- 
gefressen und  an  den  jungen  Trieben  die  Rinde  benagt  hatten. 
Weitere  waren  nicht  da,  denn  das  nächtliche  Botanisiren  hörte 
mit  ihrem  Tode  auf  und  trotz  aller  Bemühung  konnte  ich  keine 
mehr  auftreiben.  Ich  hatte  ausser-  und  innerhalb  der  Gebäude 
über  zwanzig  Fallen  aufgestellt  und  sah  täglich  zweimal  nach, 
allein  ausser  den  gemeinen  3Ius  musculus  und  sylvaticus  wurde 
nichts  weiter  erlangt. 

Um  so  angenehmer  wurde  ich  überrascht ,  auch  im  letzten 
Winter  ebendaher  ein  Stück  zugesendet  zu  erhalten,  das  einzige 
welches  sich  mit  Mus  sylvaticus  und  Hypudaeus  arvalis  gefan- 
gen und  ebenfalls  durch  Zerfressen  der  Rosenstöcke  angemeldet 
hatte ,  was  die  gemeinen  Feldmäuse  nicht  thun.  Letzteres 
Exemplar,  welches  übrigens  nicht  so  lebhaft  gefärbt  wie  die 
früheren  und  wohl  ein  junges  Individuum  ist,  habe  ich  der 
Sammlung  des  vaterländischen  Vereins  zur  Verfügung  gestellt. 
Die  sonstige  Verbreitung  der  Rothmaus  werde  ich  gelegent- 
lich   berühren. 

Beschreibung,  entworfen  im  frischen  Zustand  nach  den 
beiden  ersten  Exemplaren,  einem  fast  gleich  gefärbten  Paar: 
Länge  des  Körpers  3"  3'",  wovon  der  Kopf  1"  einnimmt;  Kör- 
perumfang 2".  Ohren  breit,  eiförmig-rund,  beim  einen  3V2'", 
beim  andern  3"'  lang,  deutlich  aus  dem  Pelz  hervortretend.  Der 
ziemlich  lang  behaarte,  oben  braune,  unten  weisse  Schwanz  misst 
1"  5'",  mit  den  längern  Haaren  sogar  l'<  6'".  Die  obern 
Schneidezähne  sind  gelber  als  die  untern.  Die  Hinterfüsse  ha- 
ben fünf,  die  vorderen  vier  Zehen  und  ein  Rudiment  der  fünf- 
ten; sie  sind  fleischfarben.  Die  Barthaare  messen  bis  zu  9'" 
und  sind  schwarz  und  weiss.  Die  ganze  Oberseite  ist  sehr  schön 
dunkel  rostfarben ,  der  Bauch  röthlich  weissgrau ;  hier  sind  die 
Haare  blaugrau  mit  hellen,  dort  blauschwarz  mit  roth^n  Spitzen 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte  1856.  Is  Heft.  6 


^    82    - 

Da3  Männchen   ist   etwas   lebhafter   gefärbt    als    das   Weibchen, 
jenes  wog  ein  Loth,  dieses  V32  weniger. 

Nach  trockenen  Exemplaren  aus  Sachsen  ist  der 
Sommerpelz  noch  lebhafter,  mehr  fuchsroth,  obenher  kastanien- 
braun überflogen.  Nach  diesen  wechselt  die  Länge  des  Körpers 
von  S"    S'"    bis    A"    und    die  des  Schwanzes   von    1"  b'"  bis 

1"  8  7.2'". 

Bei  dieser  wie  bei  der  vorhergehenden  Art  muss  ich  die 
osteologischen  Verhältnisse  unberücksichtigt  lassen,  da  ich  keine 
unverletzten  Exemplare  besitze.  Die  Rothmäuse  gingen  nur  in 
Dachziegelfallen,  in  denen  die  Köpfe  ganz  zerquetscht  werden. 

Die  beste  Fangmethode  ist,  wie  mir  in  allerneuester  Zeit 
berichtet  wurde,  mit  ganz  kleinen,  besonders  angefertigten  Maus- 
Tellereisen,  die  keinen  zu  starken  Bügel  haben  dürfen,  damit 
die  Knochen  nicht  zerschmettert  werden.  Als  Lockspeise  wird 
eine  Mandel  oder  Haselnuss  angebunden.  Diese  Fallen  seien 
für  alle  Arten  von  Mäusen  sehr  zu  empfehlen. 

Von  der  gemeinen  Hypudaeus  arvalis  111  ig.  unterscheidet 
sich  diese  Art  hinlänglich;  vorerst  durch  den  weit  längern 
Schwanz  bei  geringerer  Grösse.  Bei  den  grössten  jener  Art, 
welche  mehr  als  ein  Drittel  länger  sind,  fand  ich  ihn  im  höch- 
sten Fall  1"  2'"  lang,  also  abgesehen  von  den  Verhältnissen 
der  verschiedenen  KÖrpergrösse  absolut  kürzer  um  mindestens 
3'",  was  bei  so  kleinen  Thieren  viel  sagen  will.  Ausserdem 
ist  er  bei  der  gemeinen  Feldmaus  sparsamer  und  kürzer  behaart. 
Die  Färbung  ist  auch  ganz  verschieden;  hierüber  zu  urtheilen 
bin  ich  jedenfalls  befähigt,  denn  ich  habe  mehrere  Tausende  von 
jenen  in  Händen  gehabt  und  sie  in  allen  Altersstufen  und  zu 
jeder  Jahreszeit  untersucht.  Auch  unter  ihnen  giebt  es  freilich 
manchmal  recht  roth  gefärbte  Individuen ,  allein  das  ist  doch 
etwas  ganz  anderes.  Prächtig  kastanienbraun  mit  fast  isabellfar- 
benem Bauche  sind  sie  niemals. 

Med.  Dr.  T  h  i  e  n  e  m  a  n  n  in  Dresden,  der  Herausgeber  zweier 
Werke  über  die  Fortpflanzung  der  Vögel,  berühmt  als  Begründer 
einer  wissenschaftlichen  Auffassung  der  Oologie,  hat  sich  früher 
viel  mit  der  Untersuchung  von  Nagethieren  beschäftigt,  auch  be- 


—    83    - 

kanntlich  die  zwischen  Mus  musculus  und  sylvaticus  in  der  Mitte 
stehende  3Ius  islandicus  entdeckt  und  in  seiner  „Reise  nach 
Island"  zuerst  beschrieben.  Mit  ihm  kommunizirte  ich  alsbald 
wegen  der  fraglichen  Maus  und  erhielt  folgende  Notiz:  Meine 
Exemplare  seien  zweifellos  die  ächten  Hyp.  rutilus  des  Pallas 
auch  er  habe  im  gleichen  Winter  vier  Stück  bei  Dresden  ge- 
fangen, Schinz  habe  sie  einst  auf  Thienemann's  Auktorität 
und  unter  dessen  Namen  als  Hypudaeus  rutilans  aufgeführt, 
da  er  dieselben  früher  für  etwas  verschieden  von  der  Pallas'- 
schen  Beschreibung  gehalten  habe.  Hypudaeus  rufescente  — 
fuscus  Nager  sei  dasselbe  Thier.  Letzteres  muss  ich  jedoch 
wenigstens  bezüglich  der  Exemplare  bestreiten ,  die  mir 
Herr  Nager  selbst  vom  Gotthard  überschickte  und  welche  ganz 
anders  aussehen,  d.  h.  sich  vom  Hyp.  arvalis  nicht  unterscheiden 
lassen,  nicht  einmal  besonders  röthliche,  sondern  mehr  in's 
Graue  gehende  Exemplare,  also  identisch.  Weit  eher  fällt  Hyp, 
riifescente-ftiscus  zusammen  mit  Arvicola  subterraneus  de  Selys- 
Longchamps  (Essai  monographique  sus  les  Campagnoles  des 
environs  de  Liege,  1836  und  Dehne,  naturhist.  Zeitung  1855 
pag.  178),  für  dessen  Selbstständigkeit  ich  auch  nicht  einstehen 
möchte. 

In  Sachsen  ist  die  Rothmaus  in  neuerer  Zeit  häufiger  ge- 
worden. Auch  im  Winter  1854  auf  55  fing  Thienemann 
sechs  Stück,  eine  Familie,  die  sich  in  seinem  Landhause  bei 
Dresden  fest  einquartirt  hatte.  Thienemann  fand  sie  über- 
haupt nach  Gmelin  („varietas  minor  forsan  quoque  in  Germania" 
Syst.  ed.  XIII.  p.  133)  zuerst  wieder  in  Deutschland  auf,  in 
der  sächsischen  Schweiz  und  im  Rosenthal  bei  Leipzig,  wo  ein 
Stück  dadurch  verrathen  wurde,  dass  ein  von  ihm  angegriffener 
Frosch  jämmerlich  schrie.  In  der  sächsischen  Schweiz  sind  sie 
jetzt  gar  nicht  mehr  selten,  Winters  jedoch  häufiger  als  im  Som- 
mer-, in  ihrer  Gesellschaft  findet  man  dort  die  auch  bei  Berlin  ziem- 
lich häufige  Brandmaus,  3Ius  agrarkis  Fall,  die  meines  Wis- 
sens bei  uns  noch  nie  vorkam  und  von  der  ich  überhaupt  nur 
ein  einziges  Exemplar  selbst  fand,    nämlich   an   Pfingsten    1852 

6  * 


-    84     - 

am  Meeresstand  unterhalb  der  Kreidefelsen  von  Stubbenkammer 
auf  Rügen.  Naturalienhändler  K eitel  sammelte  unsere  Maus 
heuer,  in  Lappland  ein. 

Cuvier  (Thierreich,  übersetzt  von  Voigt,  I,  230)  hat  ent- 
schieden Unrecht ,  wenn  er  Ilypud.  rutilus  zu  arvalis  ziehen 
will.  Wenn  er  dagegen  mit  der  mehr  als  zweifelhaften  Mus 
fHypud.J  gregarius  Pall.  so  verfährt,  ist  diess  ganz  etwas  an- 
deres. Ob  die  Wühlmaus,  3fus  glareolus  Schreb. ,  Hypudaeus 
hercyniiis  Mehlis,  vielleicht  mit  unserer  Art  zu  vereinigen  wäre, 
vermag  ich  nicht  entscheidend  zu  beurtheilen ,  jedoch  scheint 
es  mir  wahrscheinlich.  Lenz  (gemein.  Naturgesch.  3.  Ausg.  I. 
404)  nennt  sie  in  Gestalt  der  Feldmaus  ähnlich,  oben  rothbraun, 
unten  grauweiss.  Sie  kämen  hie  und  da  in  Deutschland,  Frank- 
reich, England,  Dänemark  und  an  der  Wolga  vor,  er  habe  bei 
Schnepfenthal  binnen  drei  Jahren  etwa  sechzig  Stück  gefan- 
gen u.  s.  f. 

Fortpflanzung.  Alles,  was  ich  über  diese  in  Erfahrung 
bringen  konnte ,  beschränkt  sich  auf  einen  einzigen  Fall ,  den 
mir  Dr.  Thienemann  neulich  mündlich  mitzutheilen  die  Güte 
hatte.  Auf  einer  Parthie  in  der  sächsischen  Schweiz  hörte  der- 
selbe in  einem  kleinen  Tannenbusch  ein  klägliches  Angstgeschrei 
und  fand  eine  österreichische  Schlingnatter  {Coluber  austriaca, 
Coronella  laevis)  an  einem  etwa  2'  über  dem  Boden  erbauten 
grossen ,  ballförmigen ,  mit  doppeltem  Eingang  versehenen  Nest, 
von  dem  sich  trotz  der  Gefahr  die  beiden  alten  Rothmäiise  nicht 
entfernt  hatten.  Es  enthielt  Junge,  welche  Thienemann 
mitnahm;  sie  sahen  mehr  grau  aus,  gingen  aber  zu  Grund, 
indem  der  Ofen,  in  welchem  sie  über  Nacht  einlogirt  waren, 
am  Morgen  früher  als  gewöhnlich,  vor  ihrer  Entfernung  geheizt 
wurde. 

Dass  sie  demnach  nicht,  wie  ihre  nächsten  Anverwandten, 
unter  der  Erde  nisten,  ist  jedenfalls  sehr  interessant. 

Der  Vollständigkeit  wegen  sei  mir  vergönnt,  diess  Kapitel 
mit  einigen  Notizen  zu  besclüiessen,  welche  ich  aus  den  verschie- 
denen Schriftstellern  ausgezogen  habe. 

Pallas  (und  ihm  folgend  Gmelin,  Pennant  u.  A.)  giebt 


-^    85    - 

folgende  Diagnose:  ^^Miis  (Myodes)  rutiluSy  cauda  unciali  auri- 
culis  vellere  longioribus,  palmis  suhtetradactylis ,  corpore  supra 
fidvoj  subtus  cano.'^ 

Pennant  nennt  die  Farbe  von  der  Stirn  bis  zum  Rumpf 
glänzend  roth.  Die  Länge  des  Körpers  wird  von  Gmelin  auf 
3"  1^1 2")  die  des  Schwanzes  auf  etwas  mehr  als  1"  gesetzt. 
Er  bezeichnet  Sibirien  als  gewöhnliches  Vaterland  und  als  Auf- 
enthaltsorte die  Löcher  der  anderen  Arten,  Winters  Getreidefei- 
men, Speicher  und  Häuser,  Pennant  sagt,  sie  werden  häufig 
jenseits  vom  Ob  gefunden,  leben  durch  ganz  Sibirien  in  den 
Wäldern,  Gebirgen  und  um  die  Dörfer  zerstreut.  St  eil  er  nennt 
sie  Tschetanaustschu,  die  rothe  Maus  der  Kamtschadalen  und  sagt, 
sie  sammle  keine  Vorräthe,  lebe  parasytisch  wie  die  Dronen 
und  bestehle  die  Magazine  der  Maus  Toegultschitsch  [Hypudaeus 
oeconomus  PalL).  Ueber  ihre  und  der  andern  nordasiatischen 
Mäuse  Haushaltung  gibt  Stell  er  überhaupt  ausführliche  und 
interessante  Nachrichten.  Pallas  endlich  bezeichnet  als  ihr 
Vaterland  Sibirien  jenseits  des  Ural  bis  in  die  subarktischen 
Lande ,  Kamtschatka  und  die  gegen  Amerika  gelegenen  Inseln ; 
dort  lebten  sie  um  die  Ostroge  und  vereinzelten  Jurten  ohne 
feste  Wohnplätze,  diebisch,  keiner  Kost,  nicht  einmal  Fischen, 
abgeneigt. 

Diese  Art  bei  uns  zu  finden,  kann  weniger  in  Erstaunen 
setzen,  da  die  Wanderlust,  die  im  Lemming  {Lemmus  norue- 
gicus  Des  mar.)  und  in  der  Wurzelmaus  {Hypudaeus  oecono- 
mus Pall.)  ihren  Gipfel   erreicht,  so  viele  Zeiste  charakterisirt. 

Ein  weiterer  Bewerber  um  das  Bürgerrecht  in  Württemberg 
war  jener 

Alpenhase,  Lepus  varidbilis  L. 

dessen  in  diesen  Blättern  bei  Aufzählung  der  Vereinsgeschenke 
schon  kurze  Erwähnung  geschah.  Er  wurde  im  Winter  1853 
auf  54  unweit  Ochsenhausen  geschossen  und  Herr  Forstverwalter 
Tritschler  in  Biberach  hat  damals  hierüber  im  Biberacher 
Amts-  und  Intelligenzblatt  Nachricht  gegeben.  Meines  Wissens 
war  diess  der  erste  sichere  Fall,  dass  sich   solch   ein  Flüchtling 


—    86    ~ 

zu  uns  verirrte.  Sonst  flüchten  gerade  umgekehrt  die  Württem- 
berger in  die  freie  Schweiz.  Ebensogut,  vielleicht  noch  eher 
mag  er  jedoch  aus  Tyrol  oder  Vorarlberg  gekommen  sein;  dann 
brauchte  er  nicht  den  Bodensee  zu  umgehen.  Im  bairischen 
Gebirge  traf  ich  ihn  nicht  selten,  wo  er  Berghase  heisst,  ebenso 
im  südlichen  Tyrol  bei  Meran;  in  Graubündten  dagegen  wird 
er  Weisshase  genannt.  Nach  brieflicher  Mittheilung  und  ein- 
gesandten Schädeln  ist  er  häufig  im  nordöstlichen  Russland,  von 
Archangel  bis  zur  Petschora-Mündung  und  noch  weiter  nach 
Sibirien  hinein.  Er  theilt  jene  Gegenden  mit  Luchsen,  Vielfrassen, 
Bären,  gemeinen  und  Polarfüchsen  und  einer  Menge  seltener  Vögel, 
z,  B.  Falco  aesaloUj  Strix  nyctea,  funerea,  Garrulus  infaustuSy 
Pyrrhula  enudeator,  erythrina,  Loxia  leucoptera,  Emberiza 
aureola,  pusül'd,  rusticüj  Parus  Sibiriens  j  Limosa  einer ea,  La- 
rus  minutus  Colymbus  arctieus  etc.  die  alle  dort  brüten. 

Als 

Anhang 
gebe  ich  einige  Notizen  über  längst  als  württembergisch  bekannte 
Säugethiere. 

Lutra  vulgaris  Erxleben  {Mustela  lutra  L.) 

Ein  am  31.  Januar  1855  beiBesigheim  erlegtes  altes  Fisch- 
otter Weibchen  wog  22  Pfund.  Ein  anderes  am  1.  Februar  des 
gleichen  Jahrs  bei  Neckarrems  geschossenes  Exemplar  war  noch 
um  2  Pfund  schwerer.  Grossen  Schaden  sollen  diese  Thiere  im 
vergangenen  Winter  an  den  Fischen  des  Seeburger  und  Fischbach- 
thals angerichtet  haben. 

Lepus  timidus  L. 

Ein  hübsches  Exemplar  von  der  nicht  gar  selten  vorkom- 
menden weissgrauen  Spielart  des  gemeinen  Hasen  sah  ich 
bei  Herrn  Präparator  Ploucquet,  welches  am  Forsthause 
von  Bodelshausen  (angebhch  am  27.  Oktober  1854),  geschos- 
sen war. 

Am  20.  November  1854  lieferte  mir  die  hiesige  Jagd  einen 
Hasen,  dessen  Kopf  merkwürdig  missbildet  war.  Die  Schnauze 
stand  nämlich  von  rechts  nach  links  schief,   die  linke  Seite  des 


—    87     — 

Mauls  war  fast  ganz  zugewachsen  und  die  rechte  unverhältniss- 
mässig  weit  aufgeschlitzt.  Dem  entsprechend,  zeigte  sich  die  Bildung 
der  Zunge.  Ihre  rechte  Hälfte  war  übermässig  breit,  die  linke 
ganz  schmal,  nur  angedeutet.  Dieser  Hase  hatte  also  von  der 
Seite  fressen  müssen!  Der  präparirte  Schädel  zeigt  die  auffal- 
lendsten Verhältnisse.  Der  linke  Zwischenkieferknochen  ist  kür- 
zer, als  der  rechte,  desshalb  die  ganze  Schnauze  nach  links  ge- 
gebogen, indem  auch  die  Nasenbeine  dieser  Richtung  nachgaben ; 
letztere  sind  überdiess  hoch  gestellt ,  fast  horizontal  mit  dem 
Stirnbeinen,  nicht  so  sehr  abwärts  geneigt  wie  sonst,  wodurch 
der  Schädel  eine  kürzere  und  stumpfere  Gestalt  erhält.  Die 
oberen  Schneidezähne  sind  sehr  lang  ausgewachsen  und  von 
links  nach  rechts  (also  der  übrigen  schiefen  Richtung  entgegen) 
gekrümmt;  einer  der  Innern  Nebenschneidezähne  ragt  zwischen 
den  grossen  hervor.  Der  Unterkiefer,  dessen  Zähne  abgebrochen 
sind,  ist  ebenfalls  von  rechts  nach  links  schief  und  die  Verbin- 
dung der  beiden  Kiefertheile  oben  dick  verknöchert,  unten  dage- 
gen die  Trennungslinie  noch  sichtbar. 

Ein  trichterförmiges  Loch,  aussen  drei  Linien,  innerlich  über 
anderthalb  im  Durchmesser  haltend,  geht  seitlich  abwärts  so 
durch  den  rechten  Unterkieferast,  dass  die  „Wurzel"  des  vorder- 
dersten  Backenzahns  blossgestellt  ist.  Auf  der  Innern  Fläche 
ist  neben  diesem  noch  eine  kleinere,  dreieckige,  nach  aussen 
überknöcherte  Höhle.  Rings  um  die  defekte  Stelle  ist  die  Kno- 
chensubstanz knorrig  aufgerieben  und  strahlig  porös. 

Anfangs  glaubte  ich  die  Oeffnung  einem  Schuss  zuschreiben 
zu  müssen,  allein  dagegen  spricht  der  unverletzte  und  dennoch 
ebenfalls  verkrüppelte  Oberkiefer,  die  offenbar  natürlich  ver- 
wachsenen und  aufgeschlitzten  Lippen  (denn  an  den  Mundwinkeln 
war  keine  Vernarbung  zu  entdecken),  die  einseitige  Zunge  und 
namenthch  der  Umstand,  dass  der  entgegengesetzte  Kiefer  un- 
verletzt ist,  der  von  einem  Schrot  nothwendig  auch  hätte  durch- 
bohrt werden  müssen.  Demnach  ist  diess  wohl  eher  Folge  von 
Knochenfrass.  Jedenfalls  mag  das  arme  Thier  arge  Schmerzen 
ausgestanden  haben  I 


—     88    — 

Hypudaeus  arvalis  IlHg. 

Da  ich  das  Aussehen  der  ganz  kleinen,  d.  h.  noch 
blinden,  aber  schon  behaarten  Feldmäuse  nirgends  angegeben 
finde,  möge  eine  kurze  Beschreibung  derselben  hier  ihre  Stelle 
erhalten ;  vier  etwa  zehntägige  Exemplare  dienten  zur  Ver- 
gleichung. 

Ganze  Länge  19"',  wovon  auf  den  unförmigen,  4'''  dicken 
Kopf  7'",  den  Körper  8V2'"  w^^d  den  (proportionirten)  Schwanz 
3V2'"  kommen.  Die  an  den  Kopf  angedrückten  Ohren  sind 
rund  und  nicht  grösser  als  bei  Zwergmäusen  im  gleichen  Alter. 
Die  Färbung  ist  überall  ein  bräunliches  Isabellgelb,  oben  mehr 
braun  angeflogen,  am  Bauch,  der  Schnauze  und  den  Extremitä- 
ten heller  wegen  der  durchscheinenden  Fleischfarbe.  Bech- 
stein  sagt  fälschlich,  die  Jungen  hätten  gleich  Anfangs  die 
Farbe  der  Eltern. 

Ich  habe  der  Spielarten  wegen  vielleicht  nahezu  an 
zehntausend  Feldmäuse  selbst  untersucht  und  überall  auf  die- 
selben gute  Preise  gesetzt.  Die  letzten  Jahre  waren  leider  zu 
solchen  Nachforschungen  sehr  geeignet  und  lieferten  mir  folgende 
Resultate ; 

1)  Hyp.  arv.  albus.  Reinweiss  mit  Andeutung  einer 
grauen  Stirnblässe;  Augen  schwarz.  1  Stück  von  Hohenheim. 
Leider  wurde  dieses  Thier  trotz  Futterüberfluss  von  seinem  stär- 
keren Gesellschafter  aufgefressen  und  ich  fand,  nachdem  ich  den 
Behälter  mehrere  Tage  nicht  untersucht  hatte,  nur  noch  die 
Zähne  und  ein  Stück  Hirnschale  vor.  Mit  rothen  Augen  {Hyp. 
arvalis  leucopathicus)  habe  ich  noch  nie  eine  Feldmaus  aus- 
findig machen  können. 

2)  Hyp.  arv.  maculatus.  Mit  grösseren  und  kleineren  Fle- 
cken; mehrere  Exemplare. 

3)  Hyp.  arv.  perspicillatus ,  Brillenfeldmaus.  Die  Augen 
mit  weissen  Ringen  umgeben,  die  über  der  Stirn  zusammenflies- 
sen.  2  Stück  von  Hohenheim.  Bei  der  ersten  ist  auch  die 
Kehle  weiss  (sie  gehört  also  zugleich  auch  zur  fünften  Nummer) 
und  die  Verbindungslinie  bildet   ein  ^L     Am   zweiten  Exemplar 


-    89    — 

hat  sich  die  Zeichnung  in   der  Gefangenschaft    etwas    verwischt. 
Diese  Spielart  ist  sehr  hübsch,  selten  und  noch  unbeschrieben. 

4)  Hyp.  arv.  torquatus.  Rings  um  den  Hals  ein  breites, 
weisses  Band,  das  sich  auf  die  Brust  herabzieht,  sonst  stark 
röthlich.     1  Stück  von  Warthausen. 

5)  Hyp.  arv,  albogularis.  Die  ganze  Kehle  reinweiss.  1 
Stück  von  Hohenheim. 

6)  Hyp.  arv.  stellatus.  Bald  mit  einem  einzigen  kleinen, 
weissen  Stern  in  der  Mitte  der  Stirne,  bald  mehrere  am  ganzen 
Körper  vertheilt.     lieber  ein  Duzend. 

7)  Hyp.  arv.  pallescens.  Isabellfarben.  Zwei  Erwachsene. 
Jüngere  Thiere  sehen  nicht  selten  so  aus,  und  ich  fand  deren 
viele,  dagegen  konnte  ich  nicht  ein  einziges  Stück  mit  rein 
weissem  Bauch  auftreiben. 

Merkwürdig  ist  endlich  noch,  dass  mir  das  Unterland  die 
meisten,  Oberschwaben  fast  gar  keine  Varietäten  lieferte. 

Warthausen,  im  Herbst  1855. 


2.  lieber  den  Eizahn  der  Ringelnatter, 

Von  Dr.  D.  F.  Weinland. 

(Hiezu  Taf.  1  Fig.  1—6.) 

Am  23.  August  vorigen  Jahres  erhielt  ich  ein  paar  Duzend 
Eier  der  gemeinen  Ringelnatter.  Dieselben  stammten  aus  einem 
Haufen  von  Sägemehl  und  Sägespähnen  unweit  dem  wasserrei- 
chen Tegel,  einige  Meilen  von  Berlin,  wo  sie  alljährlich  um  diese 
Zeit  sicher  anzutreffen  sind  und  wo  sie  durch  die  feuchte  Gäh- 
rungswärme  jener  Haufen,  sowie  durch  die  märkische  Sonnenhitze 
ausgebrütet  werden.  Sie  lagen  da  in  unförmlichen  Klumpen  von 
10 — 20  Stück  zusammengeballt,  mit  ihren  lederartigen  Häuten 
fest  aneinander  geklebt.  Ihre  Grösse  war  ziemlich  verschieden 
von  ^/^  bis  1  Zoll  Länge  und  etwa  halb  dieser  Breite.  Einzelne 
waren  auffallend  viel  länger  und  schmäler  als  die  gewöhnliche 
Form,  die  ziemlich  einem  Taubenei  glich. 

Die  Entwicklung  dieser  Eier  war  schon  sehr  vorgeschritten. 
In  allen,  die  ich  öffnete,  fand  sich  bereits  das  hübsche,  gelb- 
halsige  Thierchen,  in  einer  Spirale  aufgerollt,  den  Kopf  in  der 
Mitte ,  aber  noch  (nachdem  die  äussere  Lederhaut  abgelöst 
war)  von  einer  durchsichtigen  ziemlich  dicken  Membran  umhüllt. 
Versuchsweise  setzte  ich  eines  ins  Wasser,  da  durchbrach  es 
schnell  die  letzte  Haut,  löste  seine  Windungen  und  schwamm 
lustig  im  Wasser  herum,  obgleich  noch  von  einem  schweren  Dot- 
tersack belästigt,  der  erst  allmälig  nach  etwa  einem  halben  Tag 
sich  vollends  in  den  Leib  zurückzog.  Alle  diese  offenbar  einige 
Tage  zu  früh  aus  dem  Ei  genommenen,  etwa  6 — 1"  langen 
Schlangen  lebten  dennoch  munter  fort,  nur  mussten  sie,  da  ihre 
Epidermis  noch  ausserordentlich  weich  und  daher  sehr  dem  Aus- 
trocknen ausgesetzt  war  (man  sah  noch  kerne  Spur  von  Kielen 
auf  den  Schuppen,  und  erst  nach  einigen  Wochen  wurden  solche 
deutlich),  sehr  feucht  gehalten  werden. 

Die  meisten  Eier  hatte  ich  aber  sich  selbst  überlassen.    Als 


I 


-Gl- 
ich nun  am  26.  August  wieder  nach  denselben  sah,  streckten 
viele  junge  Schlangen  schon  ihre  Köpfchen  aus  den  Löchern 
der  Eihaut  hervor  und  untersuchten  mit  der  Zunge  tastend  die 
Aussenwelt.  Kaum  berührt  zogen  sie  sich  schnell  in  das  Ei 
zm'ück. 

Das  Loch  in  der  ledernenEihaut,  durch  das  sie  her- 
vorsahen, war  ein  %  Zoll  langer  Schlitz,  aber  nicht  etwa  wie 
durch  Druck  eingerissen,  sondern  mit  sehr  scharfen  Rändern  wie 
mit  einer  Scheere  geschnitten.  Die  Haut  ist  auch  wirklich  leder- 
zäh und  durch  einfachen  Druck  der  Schlange  von  innen,  wie 
man  sich  leicht  überzeugt,  nicht  zu  sprengen.  Womit  schnitt 
nun  jene  diese  Oeffnung?  Ich  suchte  oben  auf  der  Schnauze 
nach  einem  harten  Höckerchen,  wie  es  das  Hühnchen  zu  ähn- 
lichem Zwecke  hat,  allein  vergeblich.  Während  ich  so  die  junge 
Schlange  hielt  und  diese  lebhafte  Bewegungen  machte,  sich  zu 
befreien,  streift  sie  mit  ihrer  Schnauzenspitze  an  meinem  Finger 
und  zeigt  mir  durch  einen  Riss  in  meine  Haut,  wie  sie  das 
macht.  Jetzt  fand  ich  leicht  am  Zwischenkiefer  fast  horizontal 
aus  der  Mundspalte  hervorstehend  einen  sehr  scharfen  und  — - 
im  Verhältniss  zu  den  anderen  feinen,  pfriemenförmigen  Zähnchen 
—  ziemlich  grossen  und  sehr  breiten  Zahn.    (Fig.   1.) 

Diesen  Zahn  könnte  man  am  besten  Ei  zahn  nennen,  weil 
er  schon  einige  Tage  nach  dem  Ausschlüpfen  sich  nicht  mehr 
vorfindet  und  daher  entschieden  nur  jene  Eine  Funktion  des 
Geburtshelfers  hat.  Er  ist  1  Millimeter  lang  und  halb  so  breit 
und  sitzt  in  einer  mittleren  Vertiefung  des  Zwischenkiefers,  der 
keinen  anderen  Zahn  als  diesen,  bei  der  reifen  Schlange  bekannt- 
lich überhaupt  keinen  trägt.  Etwa  V2  Millimeter  steht  dieses 
zweischneidige,  schaufelähnliche  Messer  über  die  Mundspalte  vor 
wie  der  Diamant  des  Glasers  über  den  Handgriff.  Mit  einer 
Schaufel  bekommt  er  dadurch  noch  mehr  Aehnlichkeit,  dass  auch 
er  gebogen,  oben  konkav  und  unten  konvex  ist.  Diese  untere 
Konvexität,  welche  in  der  Mitte  kuglig  anschwillt,  gibt  dem 
Profil  des  Zahns  das  eigenthümliche  Ansehen  von  Fig.  3.  Die 
Ecken  der  Schaufel  sind  gewöhnlich  abgeschliffen  (Fig.  1,  4,  5,), 
doch  nicht  immer  (Fig.  2.).  —  Unten  und  an  den  Seiten  hat  er 


—    92     - 

scharfe  schneidige  Ränder,  welche  glashell  durchscheinen,  wäh- 
rend die  dickere  Mitte  gelblich  undurchsichtig  ist.  —  Mit  vieler 
Mühe  ist  es  mir  gelungen,  einen  Schliff  von  diesem  Zahn  sammt 
dem  Zwischenkiefer  zu  machen,  den  ich  in  Fig.  5  vergrössert 
abgebildet  habe.  Man  sieht  deutlich  die  Zahnkanälchen ;  ferner 
die  hohle  bei  dem  Präparat  mit  Luft  gefüllte  und  daher  für  das 
Mikroskop  dunkle  Mitte. 

Aus  der  kurzen  Dauer  des  Zahns  ist  es  allein  zu  erklären, 
dass  er   bisher   den    Blicken    der    Naturforscher    entgangen    ist. 
Selbst  Rathke  in  seiner  trefflichen  „Entwicklungsgeschichte  der 
Natter"  erwähnt  ihn  nicht,    obgleich  er  den  Zwischenkiefer    des 
fast  reifen  Embryo   selbst  sehr  genau  beschreibt.     Daraus  schlies- 
sen  wir,  dass  sich  dieser  Zahn  auch   nur  kurz    vor   dem   Aus- 
schlüpfen bildet.     Dennoch  ist  die  Sache,  wie  sich  hernach  zeigte, 
nicht  neu.     Schon  im  Jahr  1841  hat  Johannes  Müller  in  sei- 
nem   „Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie"  p.  329    einen  — 
meines  Wissens  seitdem  in  keinem  Lehrbuch  benützten  -—  Aufsatz 
„lieber  eine  eigenthümliche  Bewaffnung  des  Zwischenkiefers  der 
reifen  Embryonen   der  Schlangen  und   Eidechsen"    veröffentlicht, 
wo  er   von    einer  Reihe    von    Schlangen-    und    Eidechsen- 
Embryonen,    die  er  in  Spiritus-Exemplaren  untersucht  hat,    das 
Vorhandensein  des  Eizahns  konstatirte   und    es    als    allgemeines 
Bildungsgesetz    bei   allen    beschuppten    Reptilien    wahrscheinlich 
machte.     Da  Johannes   Müller   reife    Embryonen  unserer   ein- 
heimischen Eidechsen    und  Schlangen    damals    nicht   zu   Gebote 
standen  und  so  diese  noch  nicht  untersucht  waren,  insbesondere 
aber  als  eine  Beobachtung  am  lebenden  Thier,  schien  mir  dieser 
Nachtrag  zu  seiner  Entdeckung  der  Veröffentlichung  werth.     Ich 
habe  den  Eizahn  ausser  bei  der  Ringelnatter  auch  bei  der  Viper 
(Vipera   herus) ,    der  glatten   Natter   (CoroneUa  austriaca) ,  der 
Blindschleiche  (Anguisfragilis),  der  gemeinen  Eidechse  (Lacerta 
agilisj,  der  grünen  Eidechse  (Lac,  viridis),  und  der  lebendigge- 
bärenden Eidechse  (Lac.  vivipara),  überall  von  ziemlich    über- 
einstimmender Form  gefunden.     Ausserdem    untersuchte   ich  von 
Ausländern  Ameira    vulgaris^     Crotalus     Cateshaei,     Epicrates 
Cenchris,     Bei  dem  ausschlüpfenden  Krokodil  aber  fand  ich,  wie 


WilrtlD.natui^viss,  Jahresl^efieMJalird.  1858. 


Taf.I, 


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tuujLi'öei  Ccu'LJubrwr< 


-     93     -- 

schon  Johannes  Müller,  kernen  Zahn,  em  weiterer  Beweis, 
dass  die  Eidechsen  den  Sclilangen  näher  stehen,  als  den  Krokodi- 
len und  dass  letztere  wohl  als  eigene  Ordnung  abzusondern  sind. 
Bei  den  Krokodilen  ist  auch  die  Eischaale  härter,  kalkiger,  da- 
her brüchiger  und  leichter  durch  Druck  mit  der  harten  Schnauze 
von  innen  durchzustossen ,  ähnlich  wie  bei  dem  Hühnchen  und 
wohl  auch  bei  der  Schildkröte.  Dagegen  besteht  die  äussere 
Eihaut  der  Eidechsen  und  Schlangen  aus  mehreren  Lagen  sehr 
feiner  aber  fester  in  einander  verfilzter  Fasern.  Die  Zeit  und 
der  Hergang  der  Bildung  dieser  ist  noch  ein  Räthsel.  Doch 
scheinen  Beobachtungen,  die  ich  in  diesem  Sommer  machte,  darauf 
hinzuweisen,  dass  sie  aus  Zellen  sich  hervorbilden.  Ich  sah  nämlich 
mitten  im  Fasergewebe  öfters  einzelne  gelbliche  ovale  Körper,  in 
der  Regel  mit  einem  Kern.  Es  gelang,  einzelne  zu  isoliren  und  es 
zeigte  sich,  dass  sie  immer  nach  einer  Seite  hin  in  eine  sehr  lange 
Faser  sich  fortsetzten.  Jene  ovale  Körper  scheinen  Zellen  zu 
sein ,  aus  denen  sich  die  Fasern  entwickeln ;  ich  sah  sie  von 
sehr  verschiedener  Grösse  und  bis  zur  vierfachen  Dicke  der 
Faser,  oft  aber  auch  sehr  klein,  so  dass  sie  nur  als  verdicktes 
Faserendc  erschienen.  Wahrscheinlich  ist  dieses  letztere  Stadium 
der  Zelle  das  Ende  der  Entwicklung  und  erklärt  es,  dass  die 
grossen  Zellen  in  ausgebildeten  Eihäuten  so  selten  sind.  In 
Fig.  6  sind  mehrere  dieser  Faserzwiebeln  oder  Faserzellen  ab- 
gebildet. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

Fig.  1.  Kopf  der  ausschlüpfenden  Ringelnatter  (Tropidonotus  natrix) 
mit  aufgesperrtem  Rachen,  um  den  Eizahn  zu  zeigen.  —   Vergrössert. 

Fig.  2.  Eizahn  von  eben  und  vorne.  (Dieser  hat  ausnahmsweise  scharfe 
Ecken.)  —   Vergrössert. 

Fig.  3.     Eizahn  von  der  Seite  gesehen,  —   Vergrössert. 

Fig.  4.  Zwischenkiefer  sammt  dem  Eizahn  herauspräparirt.  —  Ver- 
grössert. 

Fig.  5.  Zwisschenkiefer  mit  dem  Eizahn  geschliffen.  Die  Knochen- 
zellen zeigen  an,  wo  der  Zwischenkiefer  beginnt.  Deutliche  Zahnkanälchen. 
—   Etwa  hundertmal  vergrössert. 

Fig.  6.  Zwiebeln  (Bilduugszellen?)  der  Fasern,  die  die  Eihaut  zusam- 
mensetzen. Verschiedene  Formen ,  vielleicht  verschiedene  Entwicklungs- 
stadien a.  —  f.    — 


-    94     - 

Zusatz. 
Vorstehende  Beobachtungen  wurden  zufällig  gemacht  bei 
Anlasss  einer  anderen  Untersuchung  über  „Ra^eschwankungen" 
insbesondere  bei  Schlangen.  Die  Wichtigkeit  einer  solchen  Un- 
tersuchung leuchtet  ein,  wenn  man  z.  B.  sieht,  dass  aus  unseren 
26  europäischen  Schlangenarten  schon  mehr  als  die  doppelte 
Anzahl  von  Arten  gemacht  worden  ist;  Irrthümer,  die  sich  nur 
auf  das  Verkennen  der  Ragenschwankungen  gründen.  Um  nun 
hiebei  sichere  Resultate  zu  erzielen,  ging  ich  statistisch  zu  Werk; 
ich  sammelte  von  der  Ringelnatter  —  bekanntlich  einer  fast 
über  die  halbe  alte  Welt  verbreiteten  Schlange  —  möglichst  viele 
Exemplare  immer  mit  genauer  Angabe  des  Vaterlands  und  des 
speziellen  Fundorts  (dessen  Klima ,  Meereshöhe ,  mittlere  Jah- 
reswärme, höchste  Jahreswärme,  Dauer  der  einzelnen  Jahreszei- 
ten, geologische^  Verhältnisse)  und  diese  Schlangen  mussten  nun 
auf  die  verschiedenen  zoologischen  und  anatomischen  Merkmale 
untersucht  und  mit  einander  verglichen  werden.  Ich  nenne  insbeson- 
dere: Färbung  im  Allgemeinen  und  speziell  Vertheilung  derselben 
auf  die  einzelnen  Schuppen,  Form  der  Schuppen,  insbesondere  derer 
auf  dem  Kopf  (Schilder),  Zahl  der  Schuppenreihen  von  einer  Seite 
zur  andern  und  von  vorne  nach  hinten ,  Zahl  der  Bauch  -  und 
Schwanzschienen,  Zahl  der  Zähne,  der  Rippen  und  Wirbel,  Länge 
des  Darmkanals  etc.  Dass  eine  solche  Untersuchung  eine  lang- 
wierige ist,  ist  sicher,  aber  die  Frage,  „in  wie  weit  kann  eine  Art 
variiren?"  ist  eine  an  sich  wichtige  und  namentlich  durch  die 
Umwandlungstheorie  der  neueren  Geologie  eine  so  eingreifende 
geworden,  dass  sich  diese  Mühe  wohl  belohnt.  Ich  habe  diese 
Arbeit  aus  Mangel  an  Material  vom  Ausland  noch  nicht  voll- 
enden können  und  habe  leider,  da  ich  mich  auf  einige  Zeit  auf 
Reisen  begebe,  nicht  die  Aussicht,  sie  bald  zu  vollenden.  Für 
den  aber,  der  etwa  eine  ähnliche  Untersuchung  beginnen  wollte, 
mag  es  vielleicht  von  Werth  sein,  etwas  über  die  Methode,  die 
ich  dabei  befolgte,  zu  erfahren.  Zur  übersichtlichen  und  schnel- 
len Vergleichung  mussten  die  Maasszahlen  jedes  Individuums 
(so  weit  diess  nicht  durch  die  Natur  der  Sache  z.  B.  bei  der 
Zahl    der  Wirbel   u.  dgl.    ausgeschlossen   war)   Verhältniss- 


=™    95     — 

zahlen  werden.  Es  fragte  sich  nun,  was  als  Einheit  zu  Grunde 
zu  legen  sei.  Nach  einigen  anderweitigen  Versuchen  bewährte 
es  sich  mir  bald,  die  Kieferweite,  d.  h.  die  Distanz  des  äusser- 
sten  Punktes  der  Einen  cavitas  condyloidea,  von  dem  äussersten 
Punkte  der  andern  als  1  zu  setzen.  Es  hat  dieses  Verfahren 
den  grossen  Vortheil,  dass  es  bei  frischen,  wie  bei  skelettirten 
und  fossilen,  ja  selbst  bei  den  meisten  ausgestopften  Wirbel- 
thieren  anwendbar  ist.  Diese  Weite  als  1  gesetzt,  so  ist  die 
erste  wichtige,  darauf  zu  beziehende  Verhältnisszahl  die  Entfer- 
nung eines  Endpunktes  derselben  (d.  h.  also  emes  äussersten 
Punktes  der  cavitas  condyloidea)  von  dem  vordersten  Punkt  des 
Zwischenkieferknochens.  Zieht  man  diese  beiden  Linien  von  jedem 
der  Endpunkte  der  Linie  der  Kieferweite  bis  zu  jenem  vorder- 
sten Punkte,  so  erhält  man  ein  gleichschenkliches  Dreieck,  das 
den  ganzen  Vordertheil  des  Schädels  charakterisirt  und  mit 
Recht  das  Grunddreieck  des  Sinnentheils  des  Schädels  ge- 
nannt werden  kann. 

Die  dritte  Verhältnisszahl  wäre  etwa  die  Höhe  des  Schä- 
dels in  der  Ohrgegend,  die  vierte  die  in  der  Augengegend,  die 
fünfte  die  in  der  Nasengegend,  die  sechste  die  obere  Breite  des 
Schädels  in  der  Ohi-gegend,  die  siebente  dieselbe  in  der  Augen- 
und  die  achte  dieselbe  in  der  Nasengegend;  die  neunte  Verhält- 
nisszahl ist  die  von  dem  vordersten  Punkt  des  Zwischenkiefer- 
beins bis  zum  vordersten  Punkt  des  Rückenmarkslochs.  Mit 
diesen  9  Verhältnisszahlen  ist  der  Kopf  in  seinen  Grundformen 
fest  umschrieben,  und  sofort  die  übrigen  Körpertheile. 

Die  Zeit  ist  vielleicht  nicht  mehr  so  ferne,  wo  die  zoolo- 
gische Wissenschaft  so  weit  specialisirt  wird,  dass  sie  schon  zur 
Aufstellung  der  Artdiagnose  solche  genaue  Verhältnisszahlen  for- 
dert, statt  der  bisherigen  vagen,  nichtssagenden  Ausdrücke  wie 
z.  B.  der  Kopf  ist  sehr  lang,  sehr  hoch,  breit  u.  dgl. 


3.  Apparat  zur  Bewegung  der  Zunge  bei  Manis  macnmra 
Desnu  (crassicaudata  GriffithJ 

Von  Dr.  v.  Klein. 

Der  schwertförmige  Fortsatz  des  Brustbeins,  der  knorplig 
ist,  schickt  von  den  beiden  Winkeln  seiner  hintern  Fläche  zwei 
lange ,  schmale ,  knorplige  Streifen  ab ,  die  sich  zwischen  dem 
Bauchfell  und  den  Bauchmuskeln  abwärts  und  dann  nach  rechts 
bis  zum  Darmbeinkamm  krümmen,  einen  Bogen  rückwärts  und 
wieder  aufwärts  bis.  unter  die  kurzen  Rippen  der  rechten  Seite 
bilden  und  dort  in  einer  breiten  Platte  sich  mit  einander  ver- 
binden, von  welcher  noch  zwei  andere  lange,  knorplige  Streifen 
entspringen,  die  wieder  aufwärts  bis  zur  Mitte  der  ersten  Strei- 
fen reichen  und  sich  in  einer  später  zu  erwähnenden  Scheidenhaut 
verlieren. 

Die  lange  Zunge  ist  vorne  platt,  am  vorderen  Ende  zuge- 
spitzt und  hat  eine  rundliche  Warze  auf  ihrer  Spitze,  die  obere 
Fläche  ist  mit  äusserst  feinen  Rapillen  besetzt;  nach  hinten  ist 
sie  glatt  und  wird  rundlich,  wurmförmig;  sie  hing  bei  diesem 
Thiere  (dessen  Länge  von  der  Nasenspitze  bis  zum  hintern  Ende 
des  Beckens  392  Millimet.  betrug ,  während  der  Schwanz  allein 
doppelt  so  lang,  als  der  Körper  war;  dessen  Schädel  von  der 
Nasenspitze  bis  zum  hintern  Ende  des  Hinterhauptbeins  auf  der 
oberen  Fläche  gemessen  88  Millimet.  mass)  12  Centimet.  aus 
dem  Munde  heraus.  Von  der  Mundhöhle  aus  geht  dieselbe  in 
einer  besondern  Scheide  vor  der  Luftröhre,  von  ihr  durch  die 
Scheide  völlig  getrennt,  abwärts  und  in  einen  langen  schmalen 
Muskel  über,  der  am  Hals  abwärts,  hinter  dem  Brustbein  her- 
untertritt und  sich  hinter  und  zwischen  den  zwei  langen  Knor- 
pelstreifen bis  zur  breiteren  Platte  erstreckt  und  auf  deren  vor- 
deren und  hinteren  Fläche  festsetzt.     Die  Länge  der  Zunge  und 


-     9T    ~ 

des  Muskels  bis  zur  Platte  beträgt, -die  Krümmung  als  gestreckt 
betrachtet,  460  Millim. 

Die  Zunge  und  ihre  muskulöse  Fortsetzung  sind  von  einer 
muskulösen  Scheide  umgeben,  die  sich  an  den  hintern  Enden 
der  beiden  Aeste  des  Unterkiefers  und  am  hintern  Ende  des 
Nasenkanals  (Choannae)  festsetzt.  Die  Schleimhaut  der  Mund- 
höhle setzt  sich,  die  innere  Fläche  der  Muskelschichte  überziehend, 
bis  vor  den  untern  Theil  des  Kehlkopfes  fort,  schlägt  sich  dann 
mit  scharfem  Rande  um  und  überzieht  als  äussere  Schichte  die 
innere,  mit  der  sie  unten  durch  lockeres  Zellgewebe,  höher  oben 
fester  verwächst.  Innerhalb  des  so  gebildeten  Kanals  liegt  die 
Zunge  frei,  vöUig  beweglich.  Vom  Kehlkopf  an  besteht  der 
Kanal,  der  vor  der  Luftröhre  heruntertritt  nur  aus  einer  Zell- 
gewebsschichte  mit  muskulösen  Bündeln  und  wird  verstärkt  durch 
zwei  starke  Muskelbündel,  die  von  der  untern  Seite  des  Kör- 
pers des  Zungenbeins  und  von  der  vorderen  Seite  des  Schild- 
knorpels des  Kehlkopfs  kommen  und  sich  an  die  Scheide  anlegen, 
dem  771USC.  hyo-  und  sternothyrioideus  entsprechend.  (Unter  dem 
sternothyrioid.  j  von  ihm  durch  eine  schiefe  erhabene  Linie  ge- 
trennt, liegt  der  m.  cricothyrioid.).  Die  Scheide  setzt  sich  so 
als  völliger  Canal  an  der  hintern  Fläche  des  Brustbeins ,  mit 
ihr  durch  Zellgewebe  verbunden,  durch  die  Brusthöhle  herunter 
fort,  bis  hinter  den  schwertförmigen  Fortsatz,  wo  die  Scheide 
aufhört,  Canal  zu  sein,  indem  sich  diese  Muskelbündel  an  die 
innere  Fläche  des  genannten  Fortsatzes  festsetzen.  Der  lange 
Zungenmuskel,  der  hier  aus  seinem  Kanal  herausgetreten  ist, 
setzt  sich  dann  zwischen  den  Knorpelstreifen  fort,  umgeben  von 
einer  Zellgcwebsschichte ,  an  welche  sich  die  von  unten,  der 
breiten  Platte  aufsteigenden  Knorpelstreifen  anlegen. 

Die  knöcherne  Scheidewand  zwischen  der  Mund-  und  Nasen- 
höhle wird  hinter  den  Gaumenbeinen  noch  durch  eine  mit  Schleim- 
haut überzogene  Zellgewebsschichte  fortgesetzt,  die  sich  an  einen 
knöchernen  Halbkanal  anlegt,  welcher  zuerst  von  erhabenen 
Linien  am  Keilbein,  dann  der  Grundfläche  des  Hinterhauptbeins 
gebildet  wird.  Der  so  völlig  geschlossene  Nasenkanal  setzt  sich 
noch  21  Millim.  vom  hintern    Ende   der  Gaumenbeine    bis    fast 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    1856.    Is  Heft.  7 


-™    98    - 

zum  grossen  Hinterhaiiptsloch  fort,  wie  diess  bei  allen  Ameisen- 
fressern der  Fall  ist. 

Die  Schleimhaut  der  Mundhöhle  steigt,  einen  völlig  ge- 
schlossenen Canal  bildend,  hinter  dem  Kanal  für  die  Zunge,  sack- 
förmig verlängert  bis  zum  Kehlkopf  abwärts. 

Der  Kehlkopf  ist  vorne  platt  und  von  seiner  vordem  Wand 
entspringen  die  zwei  langen  Muskeln,  die  zur  Zungenscheide 
gehen,  welche  zunächst  unter  dem  Kehlkopf  zwischen  den  Mus- 
keln liegt,  die  erst  einen  Querfinger  tiefer  mit  der  Scheide  sich 
verbinden. 

lieber  dem  Kehlkopf  liegt  das  Zungenbein,  das  aus  einem 
kleinen  Bogen  mit  nach  hinten  gerichteten  Enden,  die  zu  beiden 
Seiten  des  Kanals  hegen,  besteht  und  keine  oberen  Hörner  hat; 
mit  der  Zunge  selbst  steht  dasselbe  in  keiner  Verbindung,  aber 
mit  der  Zungenscheide  durch  die  oben  erwähnten  Muskeln.  Von 
dem  mittleren  Theil  seines  Bogens  geht  auf  jeder  Seite  ein  brei- 
ter, starker  Muskel  aufwärts,  der  sich  an  das  Schläfenbein  an- 
setzt {m,  stylohyoideus)  und  am  hinteren  Ende  des  Nasenkanals 
vor  dem  Hinterhauptsloch  sich  mit  dem  der  anderen  Seite  in  der 
Mittellinie  verbindet. 

Vom  hinteren  Ende  des  Nasenkanals  setzt  sich  die  Schleim- 
haut, einen  dritten ,  für  sich  geschlossenen,  engen  Kanal  bildend, 
mit  muskulösen  Bündeln  nach  unten  fort,  die  hintere  Wand  in 
unmittelbarer  Fortsetzung  in  die  Speiseröhre,  die  vordere  Wand 
hört  mit  einem  halbmondförmigen  Rand  auf,  dessen  Conkavität 
bis  an  die  Basis  des  langen  Kehldeckels  geht,  der  somit  hinter 
diese  Falte  zu  liegen  kommt.  Die  seitlichen  Ränder  dieses  sehr 
verlängerten  Gaumensegels  (wie  diess  bei  allen  Ameisenfressern 
der  Fall  ist)  bestehen  aus  muskulösen  Bündeln,  die  sich  in  die 
Speiseröhre  fortsetzen,  der  vor  dem  Kehldeckel  liegende  mittlere 
Rand  besteht  blos  aus  Schleimhaut.  Das  Zäpfchen  (uvula)  fehlt 
völlig. 

Der  Kanal  von  der  Mundhöhle  aus  geht  nach  unten  vor 
den  Kehldeckel  und  was  von  Nahrungsmitteln  heruntertritt ,  muss 
durch  die  enge  halbmondförmige  Spalte,  indem  der  Kehldeckel 
niedergedrückt  und  so  die  Kehlkopfshöhle  geschlossen  wird,  rück- 


~    99     - 

wärts  hinter  den  Kehlkopf  in  die  Speiseröhre,  oder  zu  beiden 
Seiten  des  Kehldeckels  über  die  seitliche  nach  oben  geschlossene 
Fläche  des  Kehlkopfs.  Von  den  Choannen  aus  geht  der  enge 
Kanal,  der  blos  für  die  Luft  bestimmt  ist,  gerade  abwärts  auf 
die  Stimmritze. 

Durch  diese  Vorrichtung  eines  so  langen  Gaumensegels 
werden  die  in  die  Mundhöhle  gelangenden  lebenden  Insekten  ver- 
hindert, in  die  Nasenhöhle  zu  kriechen  und  müssen  jetzt,  durch 
die  Zusammenziehung  der  Schlingmuskeln  gezwungen,  durch  die 
enge  Spalte  über  den  Kehlkopf  weg  hinunter  in  die  Speiseröhre. 

In  der  Mundhöhle  am  meisten  nach  vorne  öffnet  sich  somit 
die  Scheide  für  die  Zunge,  der  hintere  Theil  vertieft  sich  sack- 
förmig gegen  den  Kehlkopf  und  ist  gegen  die  Nasenhöhle  völlig 
abgeschlossen,  erst  unmittelbar  über  dem  Kehlkopf  ist  die  Thei- 
lung  für  Luft-  und  Speisewege.  Am  Halse  herunter  liegen  drei 
Kanäle  hintereinander,  die  ganz  abgeschlossene  Scheide  für  die 
Zunge,  der  Kehlkopf  mit  Luftröhre  und  die  Speiseröhre. 


4.  Eine  achtfach  blühende  Agave  americaiuL 

Von  Baron  Richard  König-Warthaiisen. 

Die  amerikanische  Agave  (häufig  kurzweg,  aber  irrig  „Aloe" 
genannt)  ist  bekanntlich  schon  seit  dem  sechszehnten  Jahrhundert 
aus  Mexiko  in  viele  ihr  zusagende  Klimate,  z.  B.  nach  Portu- 
gal, Spanien ,  Italien  und  auf  das  Kap  über  gesiedelt  worden 
und  findet  sich  auch  in  den  meisten  unserer  grösseren  Gewächs- 
häuser. Da  sie,  freilich  erst  nach  langer  Zeit ,  aber  doch  nicht 
so  gar  selten  in  Flor  kommt,  ist  über  ihre  längst  bekannte  Blüthe 
eigentlich  nichts  mehr  zu  sagen  übrig.  Wenn  ich  also  über 
einen  solchen  Fall  hier  rede,  so  geschieht  es  nicht  der  Beschrei- 
bung, sondern  einer  andern,  nicht  uninteressanten  Erscheinung 
wegen. 

Im  Jahr  1838  hatte  mein  Vater  zwei  prachtvolle  Exemplare 
dieser  Pflanze  aus  den  freiherrlich  Herrn  an 'sehen  Treibhäu- 
sern in  Wain  erstanden ,  deren  Alter  damals  mit  Bestimmtheit 
auf  mehr  als  fünfzig  Jahre  angegeben  wurde.  Wegen  Mangel 
an  Raum  standen  sie  bei  uns  Winters  in  einem  kalten,  an  das 
Gewächshaus    anstossendcn    Gartenzimmer,    bis    etwa    Mitte   der 


vierziger  Jahre  ein  heftiger  Frost  die  eine  Pflanze  ganz  tödtete, 
die  andere  aber  so  zurichtete,  dass  sie  sich  nie  wieder  völlig 
erholte.  Früher  hatte  sie  schöne  und  grosse,  regelmässig  gestellte 
Blätter  gehabt,  allein  nun,  nachdem  diese  abgestorben  waren, 
wuchsen  nur  noch  kürzere,  öfters  einseitige  und  gekrümmte  nach, 
ohne  regelmässige  Anordnung  um  einen  Mittelpunkt,  sondern 
ganz  bunt  durcheinander.  Die  Pflanze  bekam  ein  so  hässliches 
Aussehen,  dass  man  sie  beinahe  fortgeworfen  hätte.  Da  kamen 
im  Sommer  1853  ganz  unerwartet  zwei  Blüthenschäfte  zum 
Vorschein.  Entwickelten  sich  schon  diese  nur  sehr  allmälig,  so 
gieng   es  mit  dem   zur  Blüthe   Kommen   noch  langsamer,  denn 


~     101    — 

obgleich  man  im  Herbst  täglich  ein  Aufbrechen  der  Knospen 
erwartet  hatte,  so  geschah  diess  erst  im  tiefsten  Winter,  als  der 
Stock  schon  lange  in's  Treibhaus  gebraclit  war,  wo  er  der  Sten- 
gel wegen  in  die  Erde  gegraben  werden  musste.  Die  Blüthen 
kamen  zu  vollständiger  Entwicklung  und  es  blieben  anfänglich 
viele  der  grossen  Samenkapseln  stehen;  leider  fielen  diese  spä- 
ter ab. 

Da  auf  das  Blühen  der  Mutterstock  der  Regel  nach  abstirbt, 
wäre  diess  bei  doppelter  Blüthe  nur  um  so  gewisser  zu  erwarten 
gewesen,  allein  die  Erwartung  traf  nicht  ein  und  sechs  neue 
Blüthenschäfte  sind  beweisende  Zeugen  dieser  Ausnahme.  Im 
Sommer  1854  waren  sie  erschienen,  im  Dezember  hatte  der  erste, 
im  Januar  1855  der  zweite  geblüht,  wenn  man  anders 
halb  aufgehen,  verwelken  und  abfallen  überhaupt  blühen  nennen 
kann.  Die  Blüthenknospen  der  vier  anderen  Stengel  sind  noch 
jetzt  geschlossen,  nur  wenige  öffnen  sich  kaum  und  lassen  die 
Staubgefässe  zum  Vorschein  kommen. 

Die  ganze  Erscheinung  ist  wohl  nicht  anders  zu  erklären, 
als :  der  Frost  zerstörte  die  Herzknospe ,  ohne  die  Vegetations- 
fähigkeit  gänzlich  zu  vernichten,  krankhaft  gesteigerte  Thätig- 
keit  des  Safts  bildete  an  verschiedenen  Stellen  zwischen  den 
ursprünglich  äusseren  „Nebenblättern"  zahlreiche  neue  Blüthen- 
keime,  die  sich  jedoch  nicht  auf  einmal  entwickelten,  ihre  Sten- 
gel also  in  verschiedenen  Jahren,  die  kräftigsten  natürlich  zuerst, 
trieben.  Dass  letztere  nicht  die  enorme  Grösse  erlangten,  welche 
sie  sonst  manchmal  erreichen,  kann  an  einer  krankhaften  Pflanze 
überhaupt,  besonders  bei  solcher  Fruchtbarkeit  nicht  auffallen. 
Darum  sind  auch  die  sechs  neuen  Blüthen  noch  weit  geringer 
ausgefallen,  als  die  beiden  früheren,  was  die  Ausmessung  zei- 
gen wird. 

Der  grössere  der  altern  Schäfte  ist  14  72'  (Dezimalmaass) 
lang,  sein  dickster  unterer  Umfang  beträgt  1',  sein  mittlerer  6  V^"« 
In  einer  Höhe  von  mehr  als  8'  beginnen  die  wechselweis  spiral- 
förmig gestellten  Blüthenzweige,  von  denen  die  grössten  1',  die 
kleinsten  2"  lang  sind.  Sie  kommen  über  einer  Schaftschuppe 
hervor  und  endigen   mit   fast    bandförmig   ausgebreiteten,    meist 


-     102    ^- 

dreitheiligen  Büscheln,  auf  denen  die  grossen  Blumen  aufrecht 
Sassen.  Die  Blüthenzweige  sind  sanft  nach  oben  geschweift, 
armleuchterartig,  fast  wie  ein  verkehrtes  S  und  ihr  grösster  Zwi- 
schenraum (wenn  man  von  der  Seite  her  zum  nächsten  misst) 
beträgt  6",  Nach  oben  nimmt  diess  Verhältniss  mit  der  Grösse 
der  Aeste  ab.  Die  grössern  der  17  Seitenäste  trugen  je  15  bis 
40  Blumen.  Die  Form  des  ganzen  Blüthenstandes  ist  anfangs 
schwach  bauchig,  dann  pyramidal,  oben  endigt  er  bei  allen  Schäf- 
ten als  Büschel. 

Der  kürzere  Stengel  hat  eine  Länge  von  1274',  einen  gröss- 
ten  Umfang  von  TVo";  hi  der  Mitte  gemessen  ist  dieser  b^/.^". 
Blüthenzweige  trägt  er  13.  Die  übrigen  Verhältnisse  sind  hier 
wie  auch  bei  den  andern  Schäften  dem  ersten  Beispiel  entspre- 
chend. Die  Schäfte  haben  sämmtlich  bis  zu  den  Blüthenzwei- 
gen  herauf  ähnlich  wie  diese  gestellte,  dreieckige,  zugespitzte 
Schuppen,  welche  nach  Art  der  Blätter  oben  in  einen  Stachel 
endigen ;  die  untersten  derselben  sind  noch  ganz  blattartig,  schmal 
und  mehrere  Zolle  lang. 

Die  diessjährigen  Blüthenstände  zeigen  folgende  Maasse : 
Der  grösste  Stengel  ist  6V2'  lang,  sein  Umfang  an  der  dicksten 
Stelle  beträgt  5".  Der  kleinste  hat  eine  Höhe  von  nur  4%' 
und  einen  grössten  Umfang  von  4V2''«  Die  übrigen  stehen  mit- 
ten inne.  Sämmtliche  tragen  nicht  mehr  als  8  Blüthenzweige, 
welche  3 — 4''  lang  sind  und  zum  Theil  nur  3,  meist  7,  nicht 
über  13  Blumen  tragen. 

Zum  Beschluss  folgt  die  Beschreibung  einer  diessjährigen, 
(nicht  zu  völliger  Entwicklung  gekommenen)  einzelnen  Blume: 

Länge  des  Stiels  3"',  seine  Dicke  fast  2'".  Ganze  Blume 
2"  3'"  lang.  Kelch  und  Kapsel  verwachsen,  9'"  lang,  dunkel- 
grün, darauf  6  grünlichgelbe  Kelchlätter ;  drei  äussere  sind  1'' 
lang,  274'"  breit,  drei  innere  9'"  lang.  Jene  liegen  im  ge- 
schlossenen Zustand  so  über  den  schmalen,  dünnen  und  weiss- 
lichen  Rändern  von  diesen,  dass  sie  wie  in  einen  Falz  eingrei- 
fen. Das  frei  bleibende  grünliche  Mittelstück  der  inneren  Blät- 
ter ist  172"'  breit.  Alle  endigen  oben  in  einer  gebogenen, 
kurzen  Spitze  von  der  Form   einer  Hühnerkralle.     Zwischen  der 


—     103     — 

Verwachsungslinie  der  Kelchblätter  und  dem  Fruchtboden  be- 
findet sich  eine  2  7.^'"  tiefe  trichterförmige  Röhre;  äusserlich 
laufen  an  ihr  bis  über  einen  Theil  der  Kapsel  herab  Furchen 
als  Andeutung  der  verwachsenen  Kelchblätter.  Die  Samenkapsel 
ist  abgerundet-dreieckig,  3'"  dick  und  enthält  in  den  Innern 
Winkeln  ihrer  drei  Fächer  je  2  Reihen  kleiner,  platter  Samen- 
anlagen. Der  Griffel  ist  ziemlich  dünn,  V  1'"  lang,  seine  Narbe 
dreitheilig;  die  6  Staubfäden  messen  8'",  sind  fast  fadenförmig, 
in  der  Mittellinie  der  Blätter  angewachsen,  da  wo  sich  diese  zu 
einer  Röhre  vereinigen;  die  schwebenden  Staubbeutel  sind  gelb 
und  6'"  lang. 


5.    üeber   einige   Cephalopoden   der   Juraformation 
Württembergs. 

Von  Dr.   Albert  Oppel. 

i)  Acimthoteiithis  antü/uus  aus  den  Ornatenthonen  von 
Gammelshausen  bei  BoU. 

Auf  einer  Exkursion  nach  Christian  Malford  (Wiltshire)  kam 
ich  in  den  Besitz  mehrerer  Exemplare  von  Acanthofeuthis  anti- 
quuSy  Morris.  *)  (Belemnoteuthis,  Pearce.  **)  von  welchen  eines 
vollständig  erhalten  ist.  Dasselbe  zeigt  den  Phragmokon,  dar- 
über einen  aus  weisser  bröcklicher  Masse  bestehenden  Körper, 
in  dessen  Unterende  der  Dintenbeutel  steckt,  und  an  dessen  Ober- 
ende sich  die  mit  schwarzen  hornigen  Krallen  regelmässig  be- 
setzten Arme  erheben. 

Die  Phragmokone,  welche  ich  in  ziemlicher  Anzahl  bekam, 
sind  meist  ganz  zerdrückt,  höchstens  ist  die  äusserste  Spitze 
wohlerhalten.  Sie  haben  vieles  Uebereinstimmende  mit  einer 
Belemnitenalveole  und  wurden  auch  desshalb  von  mehreren  Au- 
toren mit  dem  in  der  gleichen  Schichte  liegenden  Belemnifes 
Puzosianus,  d'Orb.  ***)  Bei.  Oweni,  Pratt  f)  vereinigt.  Letz- 
tere Annahme  wurde  zwar  schon  mehrmals  widerlegt,  doch  sehe 
ich,  dass  in  einigen  neueren  Arbeiten  die  Sache  noch  nicht 
als  entschieden  betrachtet  wird.  Einige  Beobachtungen  nun,  die 
ich  in  der  letzten  Zeit   an  württembergischen   Erfunden   machte, 


I 


')  Morris  a  Catalogne   of  brittisli  fossils,  1854,  pag.    289,    siehe    auch 
Quenstedt,  Ceph.     pag.  529. 

")  Proceedings  of  the  geol.  Soc.  1842.  3.  Bd.  2.  Theil.  pag.  593. 
'")  d'Orbigny  Pal.  franc.  Terr.  jur.  Tab.  16.  Flg.  1  —  6.  pag.  117. 
t)  Oweu,  Phil.  Trausact.  1844.  Tab.  2  Fig.  1—3. 


—     105     — 

scheinen  mir  sicher  zu  beweisen,  dass  Belemnites  Puzosianus 
von  Acanthoteuthis  getrennt  werden  müsse,  obschon  der  innere 
Theil  des  Phragmokons  eine  von  der  Belemnitenalveole  wenig 
abweichende  Organisation  besitzt. 

In  den  letzten  Jahren  erhielt  ich  aus  den  Thonen  des 
Amin.  Jason  und  ornatus  von  Gammelshausen  bei  BoU  einige 
kegelförmige  Körper  von  der  Gestalt  einer  Belemnitenalveole. 
Dieselben  waren  mit  einer  dünnen  Schale  bedeckt,  deren  Ver- 
schiedenheit mit  der  Scheide  eines  Belemniten  ich  sogleich  er- 
kannte. Meine  Vermuthung,  dass  die  schwäbischen  Erfunde  zu 
Acanthoteuthis  antiquus  gehören,  wurde  mir  damals  nicht  zur 
Gewissheit,  da  ich  blos  die  von  Quenstedt  (Ceph.  Tab.  36 
Fig.  13)  gegebene  Figur,  nicht  aber  Naturexemplare  zur  Ver- 
gleichung  hatte.  Nachdem  ich  aber  in  den  Besitz  des  englischen 
Acanthoteuthis  gekommen  war ,  sah  ich  trotz  der  verschieden- 
artigen Erhaltung,  dass  meine  in  den  Ornatenthonen  von  Gam- 
melshausen bei  Boll  gefundenen  Fhragmokone  ganz  identisch 
seien,  mit  denjenigen,  welche  vonWiltshire  aus  derselben  Schichte*) 
schon  längst  bekannt,  und  als  Fhragmokone  von  Acanthoteuthis 
antiquus  beschrieben  waren. 

Die  Fhragmokone  von  Gammelshausen  bestehen  aus  einem 
verkiesten,  inneren  Conus,  der  sich  unter  25^  zuspitzt**),  Sipho 
und  Scheidewände  besitzt  und  von  einer  dünnen  kalkigen  Schale 
bedeckt  ist.  Letztere  scheint  eine  ähnliche  Structur,  wie  die  der  Be- 
lemnitenscheide  zu  haben,  ihr  Querbruch  zeigt  eine  dunkle  crystalli- 
nische  Masse.  Diess  wäre  eine  Abweichung  von  der  Bildung, 
welche  wir  bei  den  englischen  Fhragmokonen  finden,  denn  diese 


*)  Die  ScMclite,  in  der  Acanthoteuthis  antiquus  in  England  vorkommt, 
wird  von  den  dortigen  Geologen  als  Oxfordclay  bezeiclinet.  Es  ist  ein 
grauer,  blättriger  Thon,  welcher  die  Basis  des  eigentlichen  Oxfordclay's  ein- 
nimmt. Die  Bildung  besitzt  das  gleiche  Alter ,  wie  unsere  sogenannten  Or- 
natenthone  und  hat  mit  diesen  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  von  Species 
gemein. 

")  Der  spitze  Winkel  der  Alveole  von  Bei.  Purosianus  beträgt  ley^** 
d'Ofb.  Pal.  frauc.  Terr.  jur.  pag.  117. 


—     106     — 

bestehen  aus  einer  weissen,  bröckligen  Substanz.  Dagegen  ist 
die  äussere  Form,  beider  Vorkommnisse  ganz  übereinstimmend, 
und  dabei  völlig  abweichend  von  der  Bildung,  welche  die  Be- 
lemnitenscheiden  besitzen.  Bei  den  Exemplaren  von  Gammels- 
hausen sieht  man  auf  der  dem  Sipho  entgegengesetzten  Seite 
in  der  äussern  Schale  eine  nach  der  Spitze  hinlaufende  Rinne, 
welche  durch  verdickte  Ränder  symmetrisch  begrenzt  und  ziem-- 
lieh  tief  gelegt  wird.  Gegen  oben  verschwinden  dieselben  und 
die  Schale  wird  dann  glatt.  Hierin  gleichen  sich  die  schwäbi- 
schen und  englischen  Vorkommnisse,  während  diese  rinnenförmige 
Bildung  nie  bei  der  Belemnitenscheide  gefunden  wird  und  von 
den  Falten  derselben  gänzlich  verschieden  ist.  Die  Form  der 
Schale  auf  der  Seite  des  Sipho's  ist  bei  meinen  schwäbischen 
Stücken  nicht  deutlich  erhalten. 

Merkwürdig  sind  die  Phragmokone  von  Gammelshausen 
durch  die  gute  Erhaltung  der  parallelen  Scheidewände  und  des 
Sipho's.  Es  widerspricht  dies  den  in  mehreren  Arbeiten  geäusser- 
ten Annahmen,  dass  die  Phragmokone  des  Acanthoteuthis  keine 
Scheidewände  und  keinen  Sipho  besessen  hätten. 

In  der  That  sieht  man  auch  bei  den  englischen  Exemplaren 
die  parallelen  Wände  nicht  leicht,  was  jedoch  durch  die  Art 
ihrer  Erhaltung  erklärlich  wird.  Die  Vorkommnisse  von  Christian 
Malford  sind  sämmtlich  flachgedrückt  und  die  dünnen  Kalkscha- 
len in  eine  weisse  bröcklige  Substanz  verwandelt.  Die  Ammo- 
niten  dieser  Lokalität,  welche  zwar  immer  die  Wohnkammer 
sammt  den  Ohren  vollständig  erhalten  zeigen,  bestehen  aus  einer 
weichen  oft  mehligen  Masse,  dass  sie  an  Ort  und  Stelle  mit 
Leimwasser  überzogen  werden  müssen,  um  sie  vollständig  nach 
Hause  zu  bringen.  Unter  Hunderten  dieser  Ammoniten  ist  kaum 
ein  einziger,  bei  dem  sich  die  Loben  erhalten  haben.  Aus  dem 
gleichen  Grund,  aus  dem  die  Loben  der  Ammoniten  nicht  sicht- 
bar sind,  dürfen  wir  es  erklärlich  finden,  dass  die  parallelen 
Scheidewände  der  Phragmokone  sich  nicht  konservirt  haben. 

Da  die  Form  der  äusseren  Schale  der  schwäbischen  und 
englischen  Phragmokone  in  allen  ihren  Eigenthümlichkeiten  so 
sehr  übereinstimmt,  so  müssen  wir    annehmen,    dass    beide    zur 


—     107     — 

gleichen  Species  gehören  und  dass  demnach  der  englische  Acan- 
thoteuthis  einen  mit  S'c  h  e  i  d e  w an  d  e  n  und  S  i  p h  o  ausgestatteten 
Phragmokon  besessen  habe ,  dessen  Scheide  aber  bloss  aus 
einer  dünnen  Kalkschale  bestand. 

In  England  findet  man,  wie  schon  erwähnt  wurde,  den  Bc' 
lemnites  Puzosianus  (B.  Oweni  Pratt.J  häufig  in  derselben 
Lage  mit  Acanthoteuthis  anliquus.  Es  wurde  durch  die  Zusam- 
menstellung beider  der  Phragmokon  des  Acanthoteuthis  noch 
mit  einer  langen  Belemnitenscheide  begabt  und  hiemit  ein  Thier- 
genus  gefertigt,  dessen  Unterende  durch  die  lange  Kalkscheide  des 
Bei.  Puzosianus  gebildet  gewesen  wäre  und  desshalb  die  Eigen- 
thümlichkeiten  des  Acanthoteuthis  antiquus  mit  denen  des  Bei» 
Puzosianus  vereinigt  besessen  hätte. 

Wenn  selbst  die  oben  angeführten  Unterschiede  zwischen 
dem  Phragmokon  des  Acanthoteuthis  antiquus  und  dem  Bei. 
Puzosianus  nicht  genügend  wären  und  die  Trennung  beider  zu 
entscheiden,  so  lässt  sich  in  Schwaben  ein  indirecter  Beweis 
gegen  die  Identität  des  Acanthoteuthis  antiquus  und  Bei.  Puzo- 
sianus sehr  einfach  dadurch  führen,  dass  wir  zwar  den  Acantho- 
teuthis antiquus  besitzen.  Bei.  Puzosianus  aber  nie  in  Würt- 
temberg gefunden  wurde,  was  bei  der  Grösse  des  Belemniten 
und  den  fleissigen  Nachforschungen ,  welche  in  seiner  Schichte 
angestellt  wurden,  hinlänglich  zeigt,  dass  er  gänzlich  fehlt;  der 
Schluss,  welcher  hieraus  gezogen  werden  muss  ,  ist,  dass  Bei. 
Puzosianus  eine  dem  Acanthoteuthis  antiquus  ganz 
ferne  stehende  getrennte  Species  bildet. 


2)  AmmonnUes  planorbis  S  o  w.  {psilonotus  Q  u  e  n  s  t.) 

mit  erhaltenem  Aptychus, 

Auf  der  oben  erwähnten  Excursion  sah  ich  zu  Bath  in  der 
Sammlung  des  H.  Moore  prachtvolle  Suiten  von  Ammoniten 
mit  eingeschlossenem  Aptychus.  Die  Falciferen  des  oberen  Lias 
von  Ilminster  scheinen  besonders  geeignet,  um  solche  Präparate 
abzugeben.     In  der   genannten  Sammlung   finden    sich  dieselben 


-     108    — 

von  dem  ausgewachsenen  Zustande  herab  bis  zu  drei  Linien 
Durchmesser,  sämmtlich  mit  inliegendem  A'ptychus.  Was  mich 
aber  noch  weit  mehr  interessirte,  war  ein  glatter,  flachgedrückter 
Ammonit,  der  Angabe  nach  aus  dem  unteren  Lias  stammend,  welcher 
merkwürdiger  Weise  einen  un gespaltenen  Aptychus  zeigte. 
Trotz  der  Zerdrückung  bemerkte  ich ,  dass  der  Ammonit  kein 
anderer  sein  konnte,  als  Am.  planorbis  Sow.,  psüonotus  Quenst. 
Ich  versuchte  nach  meiner  Rückkehr  den  Aptychus  unserer 
württembergischen  Psilonoten  blosszulegen,  und  es  gelang  mir  bei 
dem  ersten  Stück,  welches  ich  in  Angriff  nahm.  Ich  fand  die  Lage 
des  Aptychus  in  der  Wohnkammer  annähernd  dieselbe,  wie  die 
det.  bekannten  Arten.  Von  der  Mitte  der  Rückengegend  biegt 
er  sich  symmetrisch  auf  beiden  Seiten  einwärts.  Der  äussere 
Umfang,  welcher  jedoch  nicht  völlig  blossgelegt  werden  konnte, 
gleicht  dem  eines  Falciferenaptychus ,  doch  ist  der  herzförmige 
Einschnitt  wenig  sichtbar.  Die  Substanz,  aus  welcher  er  gebil- 
det ist,  besteht  aus  einer  schwarzen,  porösen  und  bröckligen 
Masse,  die  gegen  aussen  schwache,  der  Peripherie  parallele  Fal- 
ten trägt.  Sie  hängt  in  der  Rückengegend  gleichmässig  zusam- 
men, und  man  sieht  deutlich,  dass  von  einer  Spaltung  in  zwei 
Theile  keine  Rede  sein  kann. 

Es  ist  diess  die  einzige  Ammoniten-Species  mit  erhaltenem 
Aptychus,  die  in  Schichten  gefunden  wurde,  welche  tiefer  liegen, 
als  der  obere  Lias.  Dabei  ist  Am.  planorbis  der  erste  Ammonit, 
welcher  über  dem  Bonebed  auftritt,  d.  h.  die  älteste  jurassische 
Art.  Sein  ungespaltener  Aptychus  ist  entschieden  von  grosser 
Wichtigkeit  für  die  Organisation  des  Thieres  und  stellt  dasselbe 
vielleicht  getrennter  von  den  übrigen  Arten  des  gleichen  Genus, 
als  es  jede  seither  beobachtete  Abweichung  der  äussern  Schale 
bedingen  konnte. 

Stuttgart  im  Druck  erschienen  im  November  1855. 


I 


6.    lieber  Pentacrinites  eoUigatus, 

Von  Prof.  Quenstedt. 

(Mit  Taf.  II.) 

Die  Pentacriniten  erreichen  im  Lias  ihre  höchste  Entwicke- 
liing,  allein  es  ist  ausserordentlich  schwierig,  alle  Species  sicher 
zu  bestimmen.  Da  es  bis  jetzt  an  guten  Abbildungen  fehlt,  so 
habe  ich  beistehende  Krone,  die  entwickeltste  aller  Pentacriniten, 
gewählt,  um  daran  einige  Schwierigkeiten  darzulegen.  Sie  ge- 
hört zu  der  Gruppe  der  Subangularen ,  wurde  daher  auch  ge- 
wöhnlich schlechthin  subangularis  geheissen ,  aber  weder  Mil- 
ler's  Abbildung  (Natur,  bist,  of  Crinoid.  pag.  59),  noch  die  von 
Goldfuss  (Petref.  Germ.  Tab.  52  Fig.  1)  stimmt  damit,  älterer 
Citate  nicht  zu  gedenken  (siehe  mein  Programm  über  Pterodac- 
tylus  sueviciis  pag.  17).  Ich  habe  daher  den  neuen  Namen 
colUgatus  (Handbuch  der  Petrefaktenk.  pag.  608)  vorgeschlagen, 
welcher  auf  die  grosse  Menge  von  Zwischentäfelchen  anspielen 
soll,  wodurch  die  10  Arme  an  ihrer  Basis  untereinander  ver- 
bunden werden.  Die  Veranlassung  dazu  gab  ein  verkalktes 
Bruchstück  von  ausserordentlicher  Schönheit,  das  Hr.  Professor 
Autenrieth  auf  seinem  Gute  Sebastiansweiler  fand,  und  der 
akad.  Sammlung  schenkte.  Es  ist  das  untere  Bruchstück  einer 
Krone,  genau  mit  derselben  Lage,  wie  unseres.  Solche  Neben- 
umstände sind  gar  nicht  unwichtig:  es  verräth  das  Umstülpen 
des  einen  Theils  der  Arme  eine  Festigkeit  der  untern  Scheibe, 
wie  ich  sie  bei  andern  nicht  kenne.  Erst  vor  einem  Jahr  ge- 
langten wir  in  den  Besitz  des  grossen  abgebildeten  Exemplares 
Fig.  1,  es  ist  mit  einem  prachtvollen  Schwefelkiesharnisch  über- 
zogen und  stammt  aus  dem  Posidonienschiefer  von  Holzmaden 
bei  BoU. 


-     110    - 

Von  beiden  Seiten  herausgearbeitet,  zeigte  sich,  wie  gewöhn- 
lich, dass  nur  eine  Seite,  (in  unserer  Figur  die  obere)  erhalten 
ist,  die  andere  lässt  nichts  Zusammenhängendes  mehr  erkennen, 
alle  Glieder  sind  von  einander  getrennt  und  durcheinander  ge- 
worfen Fig.  2.  Nach  Erkundigungen  liegt  die  erhaltene  Seite 
im  Gebirge  nach  unten,  der  Schlamm  schützte  sie  vor  dem 
Zerfall. 

Der  Stiel  war  auffallend  kräftig  und  dick,  wie  bei  keiner 
andern  Species.  Nach  dem  A  utenriet  h' sehen  Exemplare  zu 
urtheilen,  gehörte  ohne  Zweifel  das  Stielende  Fig.  6,  welches 
aus  dem  mittlem  Lias  von  Hinterweiler,  südlich  Tübingen,  stammt, 
der  gleichen  Species.  Ich  verdanke  es  einem  meiner  Zuhörer, 
Hrn.  Med.  Dr.  Gmelin.  Eine  ziemlich  mittelmässige  Abbildung 
davon  gab  ich  im  Handb.  Fetr.  Tab.  51,  Fig.  29.  Auf  %  Zoll 
Länge  dieser  Säule  zählt  man  18  Glieder.  Am  Unterende  stel- 
len sich  zwischen  den  Gliedern ,  wie  bei  allen  Subangularen, 
noch  die  Anfänge  von  Zwischengliedern  ein.  Oben  bohrt  sich 
die  Säule  zwischen  die  Glieder  des  Kelches  ein,  sie  verjüngt 
sich  schnell,  wie  die  Fig.  7  und  8  beweisen.  Das  5  Pariser 
Linien  lange  Stück  Fig.  8  zählt  23  Platten,  dennoch  fehlen 
oben  einige,  und  F'ig.  7  hat  eine  unverletzte  Spitze,  das  äusserste 
Ende  der  Säule. 

Hilfsarme  sind  klein ,  kurzgliedrig ,  stehen  aber  sehr  ge- 
drängt. Jedes  Säulenglied  hatte  deren.  Da  es  aber  wegen  der 
Kürze  der  Säulenglieder  am  Platz  gebrach,  so  alterniren  die 
Ansatzgruben.  Die  Spuren  der  Hilfsarme  kann  man  selbst  noch 
weit  hinauf  an  dem  verjüngten  Ende  verfolgen;  anfangs  gewahrt 
man  noch  Gliederstücke  mit  Nahrungskanal,  ganz  oben  sind 
aber  bloss  die  Punkte  der  Nahrungskanäle  bemerkbar.  Man 
glaubt  mehr  Hilfsarme  zählen  zu  können ,  als  Platten  vorhanden 
sind.  Hier  war  offenbar  die  Stelle,  wo  neue  Glieder  der  Säule 
und  neue  Hilfsarmc  erzeugt  wurden. 

Die  Kelch  radiale  lassen  sich  bei  Pentacriniten  am  alier- 
schwierigsten  verfolgen,  daher  macht  man  auch  hier  am  leich- 
testen Fehler.  Einen  wesentlichen  Theil  der  Schuld  tragen  die 
gedrängten  Hilfsarme   der  Krone,    die   alles   verdecken    und   die 


—   111   — 

klar  wegzuschaffen  man  kein  rechtes  Mittel  hat.  Das  Zwi- 
schenradial {Pelvis)  stützt  sich  auf  die  Kante  der  Säule, 
am  Gmelin 'sehen  Exemplar  Fig.  6  ist  es  ausser  Zweifel,  allein 
an  den  beiden  andern  kann  ich  es  nicht  wieder  finden,  auch  ist 
der  Raum  zwischen  den  ersten  Radialgliedern  viel  breiter.  Wahr- 
scheinlich sind  das  durch  verschiedenes  Lager  bedingte  kleine 
specifische  Unterschiede,  da  ich  das  genaue  Vorkommen  nicht 
sicher  kenne.  Das  Autenrieth'sche  Exemplar  Fig.  5  sollte 
iji  dieser  Beziehung  vermöge  seines  Erhaltungszustandes  deut- 
lich sein,  doch  lässt  sich  nur  soviel  erkennen,  dass  sich  zeitig 
Zwischenplatten  einstellen,  welche  die  5  Kelcharme  zu  je  zwei 
unter  einander  verbinden.  Die  Kelcharme  beginnen  jeder  mit 
drei  Kelchradialen,  die  im  Verhältniss  zur  Krone  auffallend  klein 
sind,  ich  finde  das  bei  allen  subangularen  Formen,  daher  muss 
man  auch  in  die  Mi  11  er 'sehe  Figur  Zweifel  setzen.  Das  erste 
Radialglied  endigt  unten  in  Fig.  1  hyperbolisch,  in  Fig.  5  scheint 
es  unten  verletzt,  und  in  Fig.  6  habe  ich  es  nach  seiner  wahr- 
scheinlichen Gestalt  ergänzt.  Das  zweite  Radialglied  ist  sehr 
niedrig,  und  das  dritte  (Scapula,  Axillare)  hat  oben  ein  Doppel- 
gelenk, nach  welchem  sich  die  5  Kelcharme  zu  den  2.5  =  10 
Kr  0 n  e  n  a r m  s  t  ü ck e n  spalten.  Sämmtliche  haben  6  Glieder 
ausser  dem  folgenden  Doppelgelenk  zweiter  Ordnung,  das  wäre  ein 
schönes  Gesetz,  wenn  es  sich  bei  den  andern  Exemplaren  be- 
stätigte, allein  ich  habe  nur  Fig.  1  zählen  können.  Die  4.5  =  20 
Arme  dritter  Ordnung  werden  bereits  sehr  ungleich ,  auch 
scheinen  die  Zahlen  der  Glieder  nicht  mehr  durchzugreifen,  doch 
finde  ich  zwischen  je  zwei  Doppelgelenken  der  inneren  Arme 
meist  10,  der  äusseren  stets  14.  Bei  den  inneren  meint  man 
an  einer  Stelle  11  zu  zählen,  allein  der  Arm  ist  mehremal  ver- 
brochen, so  dass  man  in  die  Arme  vierter  Ordnung  hineinge- 
rathen  könnte.  Dagegen  hat  an  der  andern  Stelle  ein  linker 
innerer  Arm  unzweifelhaft  nur  8  Glieder.  Diese  einzige  be- 
stimmte Ausnahme  könnte  man  auch  durch  Missbildung  er- 
klären wollen,  indess  finden  wir  beim  A  u  t  e  n  r  i  e  t  h '  sehen  Exem- 
plare (Handb.  Petref.  Tab.  53  Fig.  1),  so  weit  sie  sich  zählen 
lassen,  innen  10,   10,  8,  8;   aussen    12,   16,  12,    so   dass    also 


-     112    - 

die  Glieder  aussen  zwischen  12  und  16,  innen  zwischen  8  und 
10  variiren.  Gerade  ist  die  Anzahl  immer.  Die  innern  von 
den  je  vier  Armen  sind  stets  dicker  und  kürzer,  was  die  ge- 
ringere Zahl  Glieder  bedingt,  die  äussern  dagegen  dünner  und 
länger.  Noch  unsicherer  wird  das  Zählen  bei  den  8 . 5  =  40 
Armen  vierter  Ordnung.  Zwar  herrscht  bei  den  dicken  Armen 
die  Zahl  16,  soweit  ich  sie  zählen  konnte,  nur  bei  einem  kommt 
18,  aber  dagegen  auf  der  andern  Seite  nur  14.  Bei  den  dün- 
neren Armen  kann  ich  nur  ein  einzigesmal  54  mit  Gewissheit 
zählen.  Man  sieht  wohl,  dass  an  diesen  überall  erst  hoch  oben 
jenseits  des  60ten  ja  70ten  der  erste  Nebenarm  abgehe. 

Es  zerspaltet  sich  also  die  ganze  Krone  durch  dreimalige 
Gabelung  in  40  Arme,  die  alle  wieder  ihre  Nebenarme  haben, 
deren  Zahl  man  jedoch  nicht  sicher  bestimmen  kann.  Alle  Ne- 
benarme liegen  in  den  Gabeln  dritter  Ordnung,  in  den  Gabeln 
zweiter  und  erster  Ordnung  dagegen  keine.  Nennen  wir  das 
Radial  mit  dem  vollständigen  ersten  Gliede  (Rippengliede)  Nr.  1 
und  zählen  so  nach  rechts  bis  Nr.  5,  so  lässt  sich  in  Nr.  2 
der  Arm  links  bei  der  Gabel  erster  Ordnung  von  allen  am 
deutlichsten  zählen.  Oben  wurden  schon  die  Glieder  6,  10,  16 
nachgewiesen.  Es  folgen  denn  zwischen  je  zwei  Doppelgelenk- 
gliedern: 14,  12,  14,  10,  10,  12,  12  ?,  10,  10,  12,  10,  12, 
10,  10,  10,  und  im  Ganzen  gehen  sechszehn  Hilfsarme  ab,  bis 
das  Ende  oben  abbricht.  Obgleich  der  erste  Arm  des  Radiais 
Nr.  1  länger  entwickelt  ist,  so  zähle  ich  doch  bloss  15  Neben- 
arme, da  er  sich  oben  überworfen  hat,  und  nicht  weiter  ver- 
folgt werden  kann.  Der  links  daneben  liegende  versteckt  sich 
zwar  zuweilen,  doch  gehören  ihm  ohne  Zweifel  23  Nebenarme 
an.  Diese  Nebenarme  verkürzen  sich  von  unten  nach  oben. 
Der  grösste  unten  ist  etwa  5V.  P^ariser  Zoll  lang  und  zählt  über 
200  Glieder.     Am  schwierigsten  lassen  sich  die 

Tentakeln  ermitteln.  Diejenigen  längs  der  Hauptarme, 
den  Nebenarmen  gegenüber,  sind  am  kräftigsten ,  je  zwei  Arm- 
gelenke dienen  einer  Tentakel  zum  Ansatz,  daher  muss  die  Zahl 
der  Glieder  zwischen  zwei  Doppelgelenken  stets  gleich  sein. 
Der  Analogie  nach  sollten  auch  auf  der   andern  Seite    zwischen 


-    113     - 

den  Nebenarmen  Tentakeln  gelaufen  sein,  welche  mit  jenem  al- 
ternirten.  Sie  waren  da,  wie  die  ersten  Glieder  beweisen,  allein 
ihren  Verlauf  konnte  ich  nicht  beobachten.  Auch  die  Neben- 
arme sind  mit  zwei  Tentakelreihen  versehen,  deren  einzelne  auf 
beiden  Seiten  mit  einander  alterniren.  Doch  ist  es  mir  nie 
geglückt,  dieselben  von  beiden  Seiten  gleich  deutlich  darzulegen, 
die  Nebenarme  fallen  immer  so,  dass  die  Reihe  ausserhalb  der 
Gabel  offen  liegt.  Auch  pressten  sich  beide  Reihen  beim  Tode 
des  Thiers  immer  scharf  aneinander,  was  die  Beobachtung  er- 
schwert. 

Wenn  nun  schon  diese  Anhängsel  einer  sicheren  Beobach- 
tung schwer  zugänglich  sind,  so  lässt  sich  über  die  Bedeckung 
der  Mundseite  der  Arme  meist  gar  nichts  sagen.  Nur  das 
Autenrieth'sche  Exemplar  zeigt  sich  in  dieser  Beziehung 
wieder  als  ein  seltener  Fund:  man  sieht  daran  über  den  Armen 
eine  Platte  von  rauhen  Täfelchen  (Fig.  4),  welche  in  jeder  Be- 
ziehung dem  Perisoma  von  lebenden  Pentacriniten  gleicht,  wie 
es  Müller  (Abhandl.  Berl.  Acad.  1841,  Tab.  III,  Fig.  1)  ab- 
gebildet hat.  Das  Pflaster  , reicht  bis  zum  20ten  Gliede  des 
x\rmes  vierter  Ordnung  hinaus,  woraus  folgt,  dass  die  Täf eichen 
in  den  Gabeln  der  40  Arme  eine  gewaltige  Scheibe  zusammen 
hefteten.  Daher  hatten  sie  auch  eine  unvermuthete  Dicke,  denn 
alle  die  Säulchen  auf  Fig.  5  zwischen  den  Hilfsarmgliedern, 
sind  solche  Verbindungsglieder,  die  man  von  aussen  wegen  ihrer 
Glätte  immer  als  Platten  zu  nehmen  versucht  ist. 

Die  Zahl  der  Glieder  ist  ungemein  gross.  Rechnen  wir 
auf  jeden  der  40  Arme  25  Nebenarme,  was  die  eine  Hälfte  da- 
von mehr  hat,  dürfte  die  andere  weniger  haben,  so  endigte 
die  Krone  mit  40.25  =  1000  Spitzen.  Rechnen  wir  für  jeden 
dieser  Zweige  200  Glieder  mit  200  Tentakeln  zu  20  Gliedern, 
da  je  zwei  Armglieder  einer-  und  andererseits  eine  Tentakel 
tragen,  so  gibt  das  4  Millionen.  Die  übrigen  Tafeln  betragen 
mindestens  auch  eine  Million,  so  dass  wir  5  Millionen  hätten. 

Sollte  ich  etwas  Gründliches  über  die  Species  der  subangula- 
ren  Pentacriniten  sagen,  so  müsste  ich,  um  klar  zu  werden,  noch 
weitere  Abbildungen  geben.      Vielleicht   ist    mir    das    später    in 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.   1856.  Is  Heft.  8 


-     114    - 

diesen  Heften  vergönnt.  Ich  selbst  bin  zur  Zeit  noch  nicht  im 
Stande,  alle  Naturexemplare  unserer  akad.  Sammlung  sicher  zu 
bestimmen,  geschweige  denn,  dass  man  auf  ältere  Namen,  wie 
von  Schlotheim,  Miller  etc.  zurückgehen  könnte,  die  alles 
noch  zusammenwarfen.  Mit  unserem  colligatus  stimmt  nur  ein 
Bruchstück  vielleicht  überein,  was  Knorr  (Tab.  XL  c.)  aus 
der  Gm elin'schen  Sammlung  abgebildet  hat.  Das  Vorkommen 
und  der  Harnisch  von  Schwefelkies  passt  ganz  gut,  auch  die  Art 
der  Isolirung,  aber  leider  ist  gerade  der  bezeichnende  Theil  unten 
weggebrochen,  daher  ist  keine  vollkommene  Sicherheit  zu  erreichen. 

Man  hat  sich  allgemein  gewöhnt,  die  ausgezeichneten  Stiel- 
glieder im  oberen  Numismalismergel ,  die  in  so  grosser  Menge 
in  allen  Sammlungen  herumfahren,  unter  P.  suhangularis  zu  be- 
greifen. Auch  Miller  und  Goldfuss  haben  das  gethan,  ob- 
gleich die  von  ihnen  abgebildeten  Kronen  nicht  dazu  gehören. 
In  Beziehung  auf  Kronenentwickelung  stehen  jene  Stielglieder  dem 
colligatus  am  nächsten.  Da  sie  aber  in  rauhen  Kalkbänken  lie- 
gen, so  bekommt  man  nur  selten  Bruchstücke  von  einigem  Zu- 
sammenhange, die  keine  Entscheiduijg  zulassen. 

Gehen  wir  zu  den  geharnischten  Kronen  der  Posidonien- 
schiefer  über,  welche  ich  im  Handbuche  der  Petrefaktenkunde 
pag.  607  als  suhangularis  beschrieb,  so  habe^  ich  lange  ge- 
meint, das  Exemplar  bestehe  aus  zwei  Kronen ,  weil  auch  zwei 
Stiele  da  sind  (Flözgeb.  Württ.  pag.  265),  dann  entständen  durch 
eine  zweimalige  Gabelung  nur  20  Arme  dritter  Ordnung.  In- 
dess  durch  obigen  colligatus  und  durch  mühsame  andere  Ausar- 
beitungen bin  ich  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  es  nicht 
zwei  Individuen  sind,  und  dass  auch  hier  eine  dreifache  Gabe- 
lung der  5  Radiale  zu  40  Armen  stattfindet.  Es  stützt  sich 
diese  Ueberzeugung  auch  auf  das  wahrscheinlich  allgemeine  Ge- 
setz, dass  alle  10  Arme  zweiter  Ordnung  bei  den  Subangularen 
mit  6  Ghedern  zwischen  den  Doppelgelenken  beginnen.  Dar- 
nach würde  also  dieses  Exemplar  dem  colligatus  sehr  nahe  stehen. 
Auch  die  Pracht  der  Arme  ist  ausserordentlich,  ich  zähle  an 
mehreren  35  Nebenarme,  das  würde  über  1400  Endspitzen  an 
der  ganzen  Krone  geben. 


—     115     — 

Die  Kronen  des  Pent.  Hiemeri  K  n.  bleiben  bedeutend  klei- 
ner, als  die  genannten,  namentlich  spricht  sich  das  auch  an  den 
20  Innern  Armen  vierter  Ordnung  aus,  die  kaum  mehr  als  Nebenarme 
sind.  Am  schwächsten  ist  die  Krone  von  Pentacrinites  Bria- 
roides,  den  Goldfuss  (Petref.  Germ.  Tab.  52  Fig.  1)  sogar 
als  Typus  des  subangularis  genommen  hat.  Hier  finden  sich 
entschieden  nur  Arme  dritter  Ordnung,  die  Kelchradiale  liegen 
viel  freier,  als  bei  den  ächten  Subangularen ,  und  die  Hilfsarme 
haben  namentlich  nach  oben  sehr  deutliche  rhombenförmige  Glieder. 

Zum  Schluss  will  ich  Einiges  über  die  Zahl  der  Kronen- 
armglieder  festtellen,  worin  ich  die  Glieder  mit  doppelten  Gelen- 
ken (Axillare),  als  von  selbst  verständlich,  nicht  zähle.  Wie 
längst  bekannt,  haben  alle  5  Hauptradiale  2  Gheder;  die  zehn 
Arme  erster  Ordnung  scheinen  nicht  weniger  bestimmt  aus  sechs 
zu  bestehen,  doch  kann  man  bei  den  Subangularen  über  diese 
Theile  sich  nur  in  seltenen  Fällen  und  nach  vielen  mühsamen 
Arbeiten  unterrichten,  beim  Briaroides  und  Briai^eus  liegen  diese 
Theile  gewöhnlich  frei,  daher  ist  auch  Miller 's  Zeichnung 
Yom  subangularis  so  verdächtig.  Ein  leichtes  und  sicheres  Zäh- 
len beginnt  erst  mit  den  20  Armen  dritter  Ordnung.  Wir 
haben  hier  beim 

colligatus  14,  10,  10,  14;  14,  10,  10,  14;  14,  8,  10,  14; 
14,  11?,  10,   14;  14,   10,  10,  14. 

Autenrieth'sches  Exemplar:  12,  10,  10,  16;  12,  8, 
10,  ?;?,?,  ?,  ?;  ?,  8,   10,  ?;  ?,  ?,  ?,  ?. 

subangularis  j  beschrieben  Handbuch  Petref.  pag.  607,  die 
Kronenarme  über  IV4  Par.  Fuss  lang. 

14,   10,  8,   14;   12,  8,  8,   12 ;    ?  etc. 

Eine  ditto  schwächer 

?,  ?,  8,   14;   14,  8,  8,   14;   14,  8,  ?,  ?. 

Hiemeri,  Kronenarm,  7 — 8  Zoll,  also  gerade  halb  so  lang, 
als  heim  subangularis ,  gehört  schon  zu  den  grossen  Individuen: 
?,  ?,  8,  14;   12,  6,  8,   12;    12,  8,   8,   14. 

Ein  kleineres  Individuum 

?,  8,  8,   12;   12,  8,   8,   10?. 


—     116    — 

Ein  sehr  grosses  Individuum 
?,  ?,  8,   14;  14,   8,  8,   14;  14,   10,  8,   14;  16,  8,  ?,  ?. 

Von  den  40  Armen  vierter  Ordnung  lassen  sich  die  inneren 
selten  sicher  zählen.  Ein  Bruchstück,  wahrscheinlich  dem  coUi- 
gatus  angehürig,  hat: 

18,  38+,   18+,   16;   18,  60,  68,  16;  20,  62+,  ?,  ?. 

suhangularis : 
16,  44+,  ?,  16;   14,  64,  62+,  12;   14,64,64,14;   14,  ?,  ?,  16. 

Die  folgenden  Glieder  der  Arme  betragen  12,  12,  12,  10, 
12,  10,  10,  10,  10  ohne  Ausnahme.  Doch  kommen  wieder 
andere  Stücke  vor,  wo  sich  statt  10  regelmässig  nur  8  finden. 
Zehn  ist  auch  bei  den  kleinen  nach  oben  die  herrschende  Zahl. 

Erklärung  der  Tafel. 

Fig.  1.  Peniacrinites  colligatus  mit  eiuem  gelben  Harnisch  von  Schwe- 
felkies überzogen,  aus  dem  Posidonienschiefer  von  Holzmaden,  Unterseite 
im  Gebirge. 

Fig.  2  dessgleichen,  ein  Stück  von  der  zerrissenen  Oberseite  im  Gebirge 

Fig.  3  —  5.  Theile  vom  Autenrieth'schen  Exemplar  von  Sebastiansweiler 
verkalkt  und  ohne  Harnisch :  3  Hilfsarme,  4  ein  Stück  vom  Perisoma,  5  von 
der  Kelchgegend. 

Fig.  6  —  8.     Obere  Stielenden  von  Hinterweiler,  aus  mlttlerm  Lias, 


( 


7.  Die  Hausratte  in  Stuttgart. 

Von  Prof.  Dr.  Krauss. 

Bekanntlich  ist  die  Hausratte  {Mus  Rattus  L.)  an  vielen 
Orten  durch  die  Wanderratte  {Mus  decumanus  Pall.),  welche 
wahrscheinlich  aus  Mittelasien  stammend,  sich  jetzt  über  alle 
Welttheile  verbreitet  hat  und  nach  dem  Grafen  Vondermühle 
durch  die  russischen  Truppen  mit  der  lästigen  Schabe  (Schwabe, 
Blatta)  zu  uns  gekommen  ist,  verdrängt  worden.  So  berich- 
tet H.  Fischer  in  den  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Be- 
förderung der  Naturwissenschaften  zu  Freiburg  i.  Br.  1855,  dass 
die  Hausratte  daselbst  und  in  Heidelberg  kaum  zu  finden  sei, 
dass  sie  aber  in  Weinheim  und  Heilbronn  noch  vorkomme.  Von 
Baiern  sagt  Graf  Vondermühle  in  dem  Korrespondenzblatt 
des  zoologisch-mineralogischen  Vereines  in  Regensburg,  1853, 
dass  sie  auszusterben  drohe,  er  setzt  desshalb  Preise  auf  gut 
erhaltene  Exemplare  aus. 

In  Württemberg  kommt  jetzt  die  Hausratte  ebenfalls  selten 
vor  und  ist  an  mehreren  Orten,  wo  man  sie  früher  häufig  traf, 
längst  nicht  mehr  beobachtet  worden.  Zu  diesen  Orten  gehört 
auch  Stuttgart.  Sie  soll  zuletzt  in  der  unterirdischen  Wasser- 
leitung, welche  an  der  Ecke  des  K.  Stadtdirektionsgebäudes  ein- 
mündet und  in  den  untern  Nesenbach  führt,  gesehen  worden  sein 
und  wahrscheinlich  stammt  auch  das  Exemplar  des  K.  Natura- 
lienkabinets  welches  im  Jahr  1824  ausgestopft  wurde,  aus  die- 
sem letzten  Schlupfwinkel.  Es  mag  wohl  sein,  dass  inzwischen 
die  Hausratte  mit  den  immer  häufiger  werdenden  Wanderratten 
getödtet  worden  ist,  ohne  dass  sie  erkannt  wurde,  allein  mir 
ist  es  in  den  letzten  15  Jahren  nicht  gelungen,  nur  ein  einziges 
Exemplar  zu  erhalten.  Ich  war  daher  sehr  überrascht,  als  in 
der  Nacht  vom  20.  Juli  ein  sehr  grosses  Männchen,  welches 
nun  in  der  Vereinssammlung  aufgestellt  ist,  durch  die  zufällig 
geöffneten  Thüren  in  mein  Schlafzimmer  kam   und  daselbst   ge- 


_    118    — 

tödtet  wurde.  Ein  zweites  Exemplar  wurde  den  anderen  Tag 
in  meinem  Keller,  aus  welchem  eine  kleine  Dohle  in  die  grosse 
Wasserleitung  der  Stadt  und  des  Nesenbaches  führt,  gesehen. 
Es  ist  daher  anzunehmen,  dass  sich  die  Hausratten  seither  in 
dieser  Wasserleitung  aufgehalten  haben  und  dass  sie  aus  den- 
selben durch  die  grossen  Wasserbauten,  welche  in  diesem  Jahre 
von  dem  K.  Residenzschlosse  bis  zur  Hirschgasse  geführt  wur- 
den, verjagt  worden  sind. 

Ueber  das  Vorkommen  der  Hausratten  in  anderen  Orten  Würt- 
tembergs sind  mir  nur  folgende  zuverlässige  Angaben  bekannt.  Im 
Februar  1854  hat  Baron  Richard  K  ön  ig- Warthausen 
eine  Hausratte  aus  dem  Schafstall  in  Hohenheim  und  im  März 
ebendaher  ein  junges  Männchen  einer  Ratte  erhalten,  die  in  der 
Färbung  vollkommen  mit  der  Wanderratte  übereinkommt,  den 
Ohren  und  dem  Schwänze  nach  aber  der  Hausratte  näher  steht. 
Alsdann  wurde  im  Juli  1854  in  Waiblingen  ein  junges  Thier 
im  Hause  von  Apotheker  Dieter  ich  in  einer  Falle  gefangen 
und  mir  übergeben.  Sollten  die  Vereinsglieder  auch  an  andern 
Orten  Hausratten  beobachtet  haben,  so  bitte  ich  um  gefällige 
Mittheilung, 


I 


III.    Kleinere  Itlittlieiliiiigeii. 

1.   Untersuchung  fossiler  Fischzähne  von  unbekannter 
Abstammung. 

Mitgetheilt  von  den  Prof.  Dr.  v.  Fehling  nnd  v.  Kurr. 

Es  fanden  sich  im  K.  Naturalienkabinet  in  Stuttgart  zwischen  ver- 
schiedenen, aus  alter  Zeit  stammenden  geschliffenen  Edelsteinen,  Achaten, 
Onyxen  u.  dgl.  ohne  nähere  Bezeichnung,  fossile  Fialzähue,  in  Gestalt  ab- 
gerundeter  Körner  von  verschiedener  Form  und  Grösse. 

Der  Bruch  ist  vollkommen  dicht,  splittrig,  zuweilen  lösen  sich  schalige 
Stückchen  ab  ;  mit  der  Lupe  lässt  sich  kein  organisches  Gefüge,  —  etwa  wie- 
bei  Knochen  wahrnehmen. 

Die  Härte  steht  zwischen  derjenigen  des  Kalkspaths  und  des  Fluss- 
Späths  in  der  Mitte :    die  äusseren  Schichten  sind  etwas  härter  als  die  Innern. 

Vor  dem  Löthrohr  brannten  sich  dieselben  erst  schwarz  und  dann  voll- 
kommen weiss  ohne  zu  schmelzen,   während  sie  der  Flamme  die  karmoisin- 


-    119    - 

the  Farbe  des  Kalks  ertheilten  und  ziemlich  lebhaft  leuchten.  Im  Borax:- 
glas  sind  sie  löslich  unter  Aufbrausen  und  auf  Phosphorsalzzusatz  gibt  sich 
ein  geringer  Eisenoxyd-  und  Kieselerde-,  übrigens  aber  kein  Thonerdegehalt 
kund.  Versuche  auf  Wassergehalt  und  Phosphorsäure  wurden  der  chemischen 
x\.nalyse  überlassen,  um  die  Substanz  zu  sparen.  v.  K. 

Die  chemische  Analyse,  zu  welcher  nur  0,3  Gramm  Substanz  verwendet 
werden  konnten,  wurde  durch  Herrn  Marx  in  dem  chemischen  Laboratorium 
der  K.  polytechnischen  Schule  vorgenommen  und  lieferte  folgende  Resultate : 
Die  Substanz  löst  sich  in  Salzsäure  unter  schwachem ,  kaum  bemerkbarem 
Aufbrausen  und  Entwicklung  von  wenig  Kohlensäure  fast  vollständig  auf; 
es  bleibt  hiebei  nur  ein  geringer  Rückstand,  hauptsächlich  Kieselsäure.  Die 
Lösung  enthält  Kalk,  Magnesia  und  Phosphorsäure,  ausserdem  etwas  Eisen- 
oxyd und  Spuren  von  Alkalien.  Beim  Glühen  schwärzt  die  Masse  sich  in 
Folge  eines  geringen  Gehalts  an  organischer  Substanz. 

Verlust  beim  schwachen  Glühen,  Wasser  und 

organische  Substanz 4,0 

Kieselerde 1,0 

Kalk  (Calciumoxyd) 45,3 

Magnesia 5,0 

Phosphorsäure 38,1 

Nimmt  man  an,  dass  die  Phosphorsäure  mit  Kalk  zu  drei  basisch-phos- 
phorsaurem Kalk  verbunden,  und  der  Ueberschuss    des   Kalks,    so    wie    die 
Magnesia  als  kohlensaures  Salz  in  der  Substanz  enthalten  ist,  so  erhält  mau 
Organische  Substanz  und  Wasser      .     .     .     ,4,0 

Kieselerde 1,0 

dreibasisch-phosphorsaurer  Kalk        .     .     .    82,5 

kohlensaurer  Kalk 1,6 

kohlensaure  Magnesia 10,5 

Eisenoxyd Spuren. 

99,6 
Danach  hat  die  Substanz  die  Bestandtheile    der  Knochenmasse,   ob    sie 
auch  Fluor  enthielt,  konnte  wegen  der  geringen  Menge  nicht  untersucht  werden. 

F. 
Aus  dem  Angeführten  geht  hervor  ,  dass  die  Körner  aus  Knochenerde 
und  einer  harten ,  thierischen ,  dem  Elfenbein  und  dem  Schmelz  der  Zähne 
verwandten  Substanz  bestehen;  der  Form  nach  zu  schliessen ,  sind  es 
wahrscheinlich  fossile  Zähne  von  Sphaerodus  oder  einer  verwandten  Fisch- 
gattung, welche  vielleicht  durch  künstliche  Abschleifung  theilweise  polirt 
worden  sind.  Wirklich  zeigte  die  Vergleiehung  mit  fossilen  Pflasterzähneu 
aus  dem  weissen  Jura  von  Schnaitheim  und  der  Molasse  Oberschwabens  in 
Beziehung  auf  Form,  concentrische  Bildung  und  Härte  auffallende  Analogie, 
während  nur  die  Farbe  abweicht,  welche  bei  den  meisten  Zähnen  von  Sphae- 
rodus, Pycnodus  u.  dgl.  eine  bräunlich-schwarze ,  ins  horngraue  geneigte  ist. 
Der  Farbe  nach  dürften  sie  aus  der  Kreide  stammen. 


—     120     — 

2.   ADmerkiing  zu  einer  Stelle  in  dem   von   Professor 

Yeesenmayer  vorgezeigten  Herbarium  von  1595. 

(S.  55  des  vorliegenden  Heftes.) 

Unter  den  in  gedachtem  Herbarium  enthaltenen  und  in  dem  begleiten- 
den Coramentar  vorkommenden  Pflanzen  werden  auch  2  Tabaksarten :  nämlich 
Nicotiana  Tabacum  und  Nicotiana  rustica  genannt.  Die  Frage  liegt  sehr 
nahe:  Woher  bekam  der  Sammler  diese  Pflanzen  zu  einer  Zeit,  wo  der  Ge- 
brauch des  Tabaks  selbst  noch  nicht  in  Deutschland  eingeführt  war?  Die 
Beantwortung  dieser  Frage  findet  sich  in  meinen  Beiträgen  zur  Kultur- 
geschichte, Leipzig  1852  S.  277  und  in  einem  Aufsatze  über  die  Ge- 
schichte der  Handelspflanzen  in  früherer  Zeit  in  Württem- 
berg im  zweiten  Hefte  der  Württembergischen  Jahrbücher  von  1851  S.  174. 
Die  betreffende  Stelle  lautet  also  :  „Als  botanische  Seltenheit  kommt  übri- 
gens der  Tabak  und  zwar  in  zwei  Sorten  schon  im  Jahre  1598  unter  den 
ausländischen  Gewächsen,  welche  Johann  Bauhin  im  Garten  zu  Boll 
anpflanzte,  so  wie  in  den  Gärten  von  Göppingen  und  Kirchheim  antraf,  un- 
ter seinem  amerikanischen  Namen  Petum  vor.  (Johannis  Bauhini  historia 
fontis  balneique  bollensis  Montisbelligardi  1598.  4tes  Buch.  Seite  205.) 
„Petum,  multis  Nicotiana  major  inhorto  admirabilis  balnei,  Sequenti  anno; 
sana  sancta  Indorum  sive  Nicotiana  gallorum.  {Nicotiana  Tabacum)  Priapeia 
multis  Nicotiana  altera  florens  a  semine  maturo  in  horto  111.  E,  C.  Goep- 
pingae  et  in  Kirchen  (Kirchheim)  in  horto  Jo.  Lutz  pharmac.  Hyoscyamus 
luteus;  {Nicotiana  rustica)."  Der  Uebersetzer  Förter  (New  Badbuch  und 
Historische  Beschreibung  von  der  wunderbaren  Kraft  und  Wirkung  des 
Wunderbrunnen  und  heilsamen  Bads  zu  Boll.  Stuttgart  1602)  hat  diess 
also  gegeben:  „Petum,  welches  etliche  Gross-Nicotiana  heissen."  Also  war 
dem  Uebersetzer  Förter  1602  der  Name  Tabak  noch  nicht  bekannt,  sonst 
würde  er  ihn  beigesetzt  haben.  —  Wenn  wir  auch  annehmen  dürfen,  dass 
der  Sammler  des  gedachten  Herbariums  durch  Korrespondenz  mit  den  be- 
deutendsten Botanikern  seiner  Zeit  bekannt  war  und  von  ihnen  die  zwei 
Sorten  Tabakspflanzen  bezogen  habe,  so  können  wir  diese  Botaniker  auch  in 
Ulms  Nähe,  Boll ,  Kirchheim ,  Göppingen  suchen  und  finden ,  da  derselbe 
Verfasser  (Bauhin)  in  dieser  Gegend  (Wiesensteig)  auch  schon  die  Kartoffeln 
unter  ihrem  amerikanischen  Namen  Papas  anführt,  und  zwar  7  Jahre  nach 
ihrem  ersten  Erscheinen  in  Deutschland  (1588)  und  11  Jahre  nach  Einfüh- 
rung derselben  in  Europa  durch  Raleigh.  Prof.   Volz. 


Riiclter-AnaEeisen. 

Zur  Anzeige  wurde  überschickt  von  der  Verlagsbuchhandlung: 
Lehrbuch  der  Naturgeschichte.     Von    Jacob    Wartmann,    Lehrer 
der  Naturgeschichte.     Dritte  gänzlich  umgearbeitete  Auflage.     St.  Galleu. 
Druck  und  Verlag  von  Scheitlen  und  Zollikofer  1855. 


Ausgegeben  im  Decetnber  1855. 


II.    Aufsätze  und  Aliliaudluugeu< 


1.     Die   Juraformation   Englands,    Frankreichs    und    des 
südwestlichen  Deutschhmds , 

nach  ihren  einzelnen  Gliedern  eingetheilt   und  verglichen 
von  Dr.  Albert  Oppel. 


Vor  w  0  r  t. 

In  den  Jahren  1815  und  1816  legte  William  Smith 
den  Grund  zu  der  noch  heute  bestehenden  Eintheilung  der  Jura- 
formation, indem  er  ihre  Glieder  nach  den  versteinerten  Resten 
scharf  zu  trennen  suchte.  So  einfach  die  Paläontologie  damals 
betrieben  wurde,  so  wenig  man  auch  in  dieser  Wissenschaft  vor- 
geschritten war,  so  wusste  doch  Smith  für  die  Bezeichnung  seiner 
Etagen  gerade  diejenigen  fossilen  Arten  hervorzuheben  und  (oft 
ohne  Namen)  abzubilden,  welche  den  paläontologischen  Character 
der  Schichten  am  deutlichsten  wiedergaben.  Schon  der  Titel 
einer  seiner  Arbeiten:  „Strata  identified  by  organized 
Fossils,"  zeigt,  dass  er  seine  Eintheilung  auf  diejenigen  Grund- 
sätze basirte,  welche  allein  angewendet  werden  können,  um  das 
relative  Alter  der  Formationen  sicher  zu  bestimmen. 

Conybeare  und  Philipps  vervollständigten  das  was  Smith 
begonnen.  Hiedurch  entstand  die  erste  Eintheilung  der  Juraformation 
nach  zoologischen  Characteren,  zu  einer  Zeit,  in  welcher  Deutsch- 
land und  Frankreich  noch  nichts  Entsprechendes  auf  eigenem  Boden 
aufzuweisen  hatten.  Die  Folge  war  die  Uebertragung  der  in  England 
festgestellten  Namen  auf  die  Schichtenbildungen  des  Continents.  Die 
Resultate  waren  nicht  günstig  und  die  Fehler  gross,  welche  sich  hie- 
bei  einschhchen,  denn  nicht  immer  wurden  die  Bezeichnungen  in 

Würftemb.  naturw.  Jahreshefte    April,  1856.    2s  Heft.  9 


-»     122    ~ 

dem  Sinne  angewandt,  in  welchen  sie  Smith  aufgestellt  hatte,  son- 
dern häufig  musste  die  Aehnlichkeit  der  Gesteinsbeschaffenheit  als 
Beweis  für  das  gleiche  Alter  der  Schichten  dienen,  während  die  pa- 
läontologischen Charactere  bei  Seite  gesetzt  wurden.  So  trifft  man 
noch  heut  zu  Tage  viele  Ueberbleibsel  jener  nach  Deutschland 
übertragenen  Namen ;  Portlandstone,  Füllers  eath,  Kello- 
wayrock  sind  beliebte  Ausdrücke  geworden,  selbst  an  Orten, 
wo  von  diesen  Schichten  keine  Spur  vorhanden  ist. 

Dankenswerther  als  letztere  Versuche  war  die  Bearbeitung 
des  jurassischen  Systems  auf  den  Grund  eigener  neuer  Einthei- 
lung.  D u f r e n 0 y  und  Elie  de  Beaumont  schufen  bald  eine 
solche  für  Frankreich  und  in  Uebereinstimmung  damit  zugleich 
auch  die  geognostische  Karte  dieses  Landes,  während  für  Deutsch- 
land die  Buch 'sehen  Arbeiten  über  den  deutschen  Jura  einzig 
bestimmend  wurden. 

Nachdem  in  den  letzten  20  Jahren  die  Petrefactenkunde  so 
weit  vorgeschritten,  mussten  nothwendig  Versuche  gemacht  wer- 
den, durch  welche  eine  genauere  Eintheilung  der  Schichten  be- 
zweckt wurde,  denn  in  diesen  ersten  Systemen  wird  die  Jura- 
formation meist  bloss  in  grössere  Gruppen,  nicht  aber  in  ihre 
einzelnen  Elemente  zerlegt.  Durch  locale  Bearbeitung  des  Jura- 
gebirgs  ist  für  diesen  Zweck  Vieles  geschehen,  Phillips,  de 
la  Beche,  Strickland,  Marcou  u.  And.  haben  einzelne 
Bildungen  genau  analysirt,  besonders  aber  hat  Quenstedt  in 
seinem  „Flözgebirge"  eine  Gliederung  des  württembergischen 
Jura's  gegeben,  die  insofern  zu  den  gelungensten  gehört,  als 
durch  die  18  Gruppen,  in  welchen  er  die  jurassischen  Schichten 
zusammenstellt,  viele  Horizonte  fixirt  werden,  die  vorher  nirgends 
beachtet  waren.  Gleichzeitig  schuf  d'Orbigny  eine  mehr  all- 
gemeine Eintheilung  der  französischen  Juraformation ,  nach 
10  Etagen,  auf  welche  er  sämmtliche  Gebilde  in  den  verschie- 
denen Provinzen  zurückführte.  Die  Grundzüge  seiner  Eintheilung 
stimmen  zwar  mit  den  Smith'schen  Resultaten,  dagegen  ist  das 
System  bedeutend  vervollständigt,  indem  die  Etagen  vielseitiger 
begründet,  und  die  seither  so  zahlreich  aufgefundenen  jurassischen 
Arten  mit  grosser  Consequenz  in  dieselben  eingereiht  sind. 


—     123     — 

Was  durch  obige  Localsysteme  für  einzelne  Bildungen  ver- 
sucht wurde,  ist  jedoch  noch  nie  allgemein  durch  Resultate, 
welche  auf  dem  Wege  allgemeiner  Yergleichung  gewonnen  wor- 
den wären,  zusammengestellt  und  gerechtfertigt  worden.  Wir  be- 
sitzen keine  Eintheilung  der  Juraformation  nach  ihren  kleinsten 
Gliedern,  gestützt  auf  die  Nachweise  derselben  m  den  verschie- 
denen Ländern.  Es  wurden  immer  bloss  ganze  Schichten- 
gruppen mit  einander  parallelisirt ,  nicht  aber  gezeigt,  dass 
ein  jeglicher  Horizont,  der  an  dem  einen  Orte  durch  eine 
Anzahl  für  ihn  constanter  Species  markirt  wird,  auch  in  der 
entferntesten  Gegend  mit  derselben  Sicherheit  wieder  zu  finden 
sei.  Diese  Aufgabe  ist  zwar  eine  schwierige,  aber  nur  durch 
ihre  Erfüllung  kann  eine  genaue  Yergleichung  ganzer  Systeme 
gesichert  werden.  Es  wird  dabei  nöthig  gemacht,  mit  Hintan- 
setzung der  mineralogischen  Beschaffenheit  der  Schichten,  die 
verticale  Verbreitung  jeder  einzelnen  Species  an  den  verschie- 
densten Orten  zu  erforschen,  hernach  diejenigen  Zonen  hervor- 
zuheben, welche  durch  stätes  und  alleiniges  Auftreten  gewisser 
Arten  sich  von  den  angrenzenden  als  bestimmte  Horizonte  ab- 
sondern. Man  erhält  dadurch  ein  ideales  Profil,  dessen  Glieder 
gleichen  Alters  in  den  verschiedenen  Gegenden  immer  wieder 
durch  dieselben  Arten  charakterisirt  werden.  Eine  solche  Thei- 
lung  habe  ich  versucht  und  sie  bei  den  meisten  Etagen  aus- 
führbar gefunden ;  bei  andern  halte  ich  sie  noch  für  unvollendet. 
Die  Schwierigkeit  dabei  hängt  hauptsächlich  an.  der  ungenügenden 
Zahl  gut  beschriebener  Arten.  Je  schärfer  die  Species  getrennt 
ist,  desto  genauer  können  auch  die  Schichten  eingetheilt  werden. 
Man  ist  noch  nicht  so  weit  vorgerückt,  dass  bei  einer  solchen 
Arbeit  das  Hervorziehen  der  Arten  entbehrlich  gemacht  wäre, 
welche  Leopold  von  Buch  in  dem  Jura  Deutschlands 
pag.  64.  —  „Leitmuscheln"  —  nennt.  Wie  oft  muss  man 
sich  bei  Markirung  eines  Horizonts  mit  wenigen  bestimmten  Arten 
begnügen ,  weil  die  übrigen  Vorkommnisse  noch  nicht  genügend 
erforscht  oder  gar  nicht  beschrieben  sind.  Erschwerend  wirkt 
ferner  der  Wechsel  der  Faunen.  Eine  Korallformation  mit  einer 
Thoubildung  gleichen  Alters  mit  Sicherheit  in  Uebcreinstimmiing 

9  * 


—    124    — 

zu  bringen,  wäre  oft  beinahe  unmöglich,  wenn  man  nicht  durch 
eine  grössere  Anzahl  von  Vergleichen  einzelne  Analogien  auf- 
finden könnte. 

Nachdem  ich  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Horizonte  zu- 
sammengestellt und  somit  das  ideale  Profil  gefertigt  hatte ,  fand 
ich,  dass  die  Vergleichung  der  localen  Systeme  untereinander  mit 
grösserer  Sicherheit  ausgeführt  werden  konnte.  Ein  Beispiel  er- 
läutere die  Sache.  Der  untere  Lias  lässt  sich,  abzüglich  des 
Bonebeds  in  7,  der  mittlere  in  6  übereinander  folgende  Zonen 
theilen.  Vergleicht  man  die  Eintheilungen  von  Phillips,  Mar- 
co u,  d' Orbign  y  und  Quenstedt  miteinander,  so  findet  man, 
dass  die  letzteren  zwei  Autoren ,  als  unteren  Lias  die  7  eben 
erwähnten  Zonen  zusammenfassten.  Phillips  dagegen  zählt  noch 
die  2  darüberliegenden  dazu,  während  Marcou  bloss  die  4  un- 
tersten Zonen  in  seinen  unteren  Lias  stellt.  Wollte  man  schlecht- 
weg den  untern  Lias  d '  0  r  b  i  g  n  y '  s  mit  dem  von  Phillips, 
Marcou  oder  Quenstedt  zusammenstellen,  ohne  die  detailir- 
teren  Glieder  zu  beachten,  so  könnte  entschieden  keine  genaue 
Vergleichung  zu  Stande  kommen,  da  die  Werthe ,  welche  die 
verschiedenen  Autoren  einer  und  derselben  Etage  beilegen,  oft 
gänzlich  von  einander  abweichen.  Ich  stelle  desshalb  in  meiner 
Arbeit  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Horizonte  voran,  rechtfertige 
dieselben  genauer,  und  bringe  auf  diesen  Grund  hin  erst  nach- 
her die  allgemeinere  Betrachtung  und  Vergleichung  der  localen 
Systeme. 

Wenn  schon  die  einzelnen  Horizonte  sich  oft  genauer  unter 
einander  begrenzen  als  eine  ganze  Etage  gegen  die  andere,  so 
habe  ich  doch  die  Gruppirung  der  Juraformation  in  Etagen  auch 
noch  beibehalten,  da  hiedurch  besonders  die  Zusammenstellung 
der  weniger  bekannten  Fossile  erleichtert  wird.  Am  Schluss  der 
Betrachtung  jeder  Etage  führe  ich  diejenigen  Species  an ,  auf 
welche  sich  die  Eintheilung  und  Vergleichung  der  Schichten  vor- 
zugsweise stützt.  Ich  gebe  in  jedem  Anhange  zugleich  die 
Synonymik  der  einzelnen  Arten  so  weit  es  die  beabsichtigte  Kürze 
der  Arbeit  zuliess.  Durch  das  Studium  der  Sammlungen  von 
M.  Sowerby  und  d'Orbigny,  wozu  mir  die  Gefälligkeit  dieser 


—     125     — 

Herrn  bei  meinem  Aufenthalte  in  Paris  und  London  Gelegenheit 
verschaffte,  sowie  durch  Vergleichung  der  Phillips  'sehen,  Z  i  e- 
ten 'sehen  und  Quenstedt'schen  Originalexemplare  gelang  es 
mir  häufig,  unrichtige  locale  Bezeichnungen  zu  beseitigen  und 
dem  ersten  Autor  sein  Recht  zu  wahren.  Die  von  mir  angeführten 
Species  besitze  ich  mit  wenigen  Ausnahmen  in  meiner  eigenen 
Sammlung,  da  ich  bei  Besuch  der  wichtigsten  Localitäten  immer 
sorgfältig  auf  das  Sammeln  der  vorkommenden  Fossile  bedacht  war. 

Die  Arbeit  stützt  sich  auf  mehrjährige  Untersuchungen  un- 
seres schwäbischen  Jura's  während  meiner  Studienzeit  in  Tü- 
bingen und  Stuttgart.  Im  vorigen  Jahre  machte  mich  ein 
siebenmonatlicher  Aufenthalt  in  Frankreich,  theils  in  Paris,  theils 
in  den  Provinzen  mit  den  Systemen  und  Localitäten  der  fran- 
zösischen Juraformation  bekannt.  Vier  Monate  des  letzten  Som- 
mers genügten  für  das  Studium  der  classischen  Localitäten,  an 
welchen  die  Jurabildungen  Englands  auftreten.  Sehr  gefördert 
ward  ich  sowohl  in  Paris  und  London,  als  auch  in  den  Provinzen 
durch  die  wissenschaftliche  Unterstützung,  welche  die  Gelehrten 
dem  Fremden  auf  die  liberalste  Weise  zu  Theil  werden  Hessen. 
Ich  verdanke  sie  in  Frankreich : 

M.  M.  ßayle,  Bouchard,  Boucoult,  Braun,  Buvignier,  Cotteau, 
Cristol,  E.  Deslongchamps  und  E.  E.  Deslongchamps,  Dewalque, 
Engelhardt,  Elie  de  Beaumont,  Gaudry,  Gueranger.  Hubert,  Köchlin- 
Schlumberger,  Laugel,  Martin,  Michelin,  Moreau,  Ale.  d'Orbigny, 
Perier ,  Rathier ,  Renevier ,  Saemann ,  Simon ,  Terquem ,  Tesson, 
Thiolli^re,  Triger. 

In  England: 

Messrs.  Bowerbank,  Bentley,  Davidson,  Charlsworth ,  Rev. 
M.  Griesbach,  Groves,  Hamilton,  Jones,  Leckenby,  Lowe,  Lycett, 
Sir  Charles  Lyell,  Sir  Roderich  Murchison ,  Marder,  C.  Moore, 
Morris,  Rieh.  Owen,  Norris,  Reed,  Sharpe,  Simpson,  James 
D.  C.  Sowerby,  Waterhouse,  Woodward,  Wright. 

Stuttgart,  im  December  1855. 


—     126    — 


Beim  Citiren  folgender  Werke  werden  Abkürzungen  gebraucht. 

Agassiz,  Etudes  critiques  sur  les  mollüsques  fossiles. 
1841—46.    Monographie   des   Trigonies. 
„  „    Myes. 

Buviguier  u.  Sauvage,  Statistique  mineralogique 
etgeologique  du  depart  des  Ardennes.  Mezieres.  1842. 

Buvignier,  Statistique  geol.  mineral.  mineralurg.  et 
pal.  du  departement  de  la  Meuse.  Paris  1852.  1  Bd. 
mit  Atlas. 

Bronn,  1835  —  37.  Lethsea  Geognostica.  2  Bde.  mit 
Atlas. 

Bronn  u.  Leonhard,  neues  Jahrbuch  für  Minera- 
logie, Geognosie  und  Petrefactenkunde. 

Brugiere,  Encyclopedie  methodique  1789  —  1832. 
Histoire  naturelle  des  vers.  etc.  mit  Text  und  Atlas. 

Chapuis  u.  Dewalque,  1853.  Memoire.  (Luxem- 
burger Jura).     Extr.  Akad.  de  Bruxelles. 

Davidson,  a  Monograph  of  british  oolitic  and  lia- 
sic  Brachiopoda  mit  Appendix.  1851 — 54.  London 
Palseontographical  Society. 

W.  Dunker  u.  H.  v.  Meyer,  Palceontographica, Bei- 
träge zur  Geschichte  der  Vorwelt.    1   Bd.   1846.  Dimk.,  Pal. 

Dufreuoyu.  Elie  de  Beaumont,  Explication  de 

la  carte  geologique  de  la  France.  Dufr.  u,  Elle  de  Beaum. 


Agass.,  Trig. 
Agass.,  Myes. 

Buv.,  Ard. 


Biiv.,  Mcusp. 


Bronn,  Leih. 


Bronn,  Jahrb. 


Brug.,  Enc.  meth.  Ver.« 
Dew.,  u.  Chap.  Lnx. 


Dav.,  Monogr. 


Goldfuss,  Abbildung  und  Beschreibung  der  Petre- 
facten  Deutschlands  und  der  angrenzenden  Länder. 
1826—44. 

Jahreshefte  des  Vereins  für  vaterländische  Natur- 
kunde iu  Württemberg;   1845  —  55. 

Roch  u.  Dunker,  Beiträge  zur  Kenntuiss  des  nord- 
deutschen Oolithgebirges.   1837. 

Langius,  historia  lapidum  flguratorum  Helveti» 
u.  s.  w.   1708. 

List  er,  Martin.,  Historia  animalium  anglise.  1677  —  78. 

Gr.  Fr.  v.  Mandelsloh,  Geognostische  Profile  der 
schwäbischen  Alp.  1834. 


Dnfr.  u. 
Expl. 


Gold  f. 

Württcmb. 
Jahresh. 


naturw. 


Roch  u.  Dunk.,  Beitr. 

Lang.,  hist.  lap. 
Lister,  bist.  an. 


V.    Mandelsloh , 
Prof. 


jeogn. 


Marcou,  recherches  geologiques  sur  le  Jura  salinois. 
extr.  Soe.  geol.  de  France,   Mai  1846. 

Herrn,  v.  Mayer  u.  Plieninger,  Beiträge  zur  Pa- 
läontologie Württembergs.    Stuttg.   1844. 

Morris,  a  Catalogue  of  british  fossils.  Lond.  1854. 
2  ed. 

Morris  and  Lycett,    a  Monograph  of  the  mollusca 

fromthegratOolit.  PalseonthographicalSoc.  1852  — 54.    Morris  u.  Lycett. 


Marcou,  Jura.  sal. 


Pllcn.,  Beitr. 


Morris,  cat. 


—     127     — 


Murchisou,  Buckmauu,  Stricklaud,  outline 
of  the  geology  of  the  neiglibourhood  of  Cheltenham. 

2  ed.  1845. 

d'Orbigny,  Aleide,  Paleoutologie  fraucaise,  terrains 

aolitiques  ou  jurassiqiu  s.   1842  —  56. 
d'Orbigny,  Prodrome  de  paleoutologie  stratigr.  luii- 

vers.   1850—52. 
d'Orbigny,     Cours    elemeutaire     de    paleoutologie. 

1849-52. 
Parkinson,    organic    remains    of   a    former    world. 

3  Bde.    London  1811. 

Phillips,  illustrations  of  the  Geology  of  Yorkshire. 
1829. 

Pusch,  Polens  Palaeontologie.    Stuttg.   1837. 

Quenstedt,  das  Flözgebirge  Würtembergs.   1843. 
„  Petrefacteukunde  Deutsehlands.  1846  —  49. 

„  Handbuch  der  Petrefacteukunde.   1853. 

R  e  i  u  e  c  k  e ,  Maris  protogaei  Nautilos  et  Argnonautas 
descripsit  u.  s.  w.     Coburg  1818. 

Römer,  die  Versteinerungen  des  norddeutschen  Oo- 
lithen-Gebirges.    1836.  sammt  Nachtrag.   1839. 

Scheu chzer,  Oryctographia.  Beschreib.  Schweizerl. 
3  Theile.    1718. 

Schlotheim,  die  Petrefactenkunde  auf  ihrem  jetzigen 
Standpunkte.    Gotha   1820. 

Schlotheim,  Nachträge  zur  Petrefactenkunde.  1822. 

„  Beiträge  zur  Naturgesch.  der  Verstein. 

in  Leonhards  Taschenb.  für  die  ges.  Mineralogie.  1813. 

Sowerby,  the  Mineral  Conchology  of  Great  Britain. 
6  Bde.  18-12  —  1846. 

Stahl,  üebersicht  über  die  Versteinerungen  "Würtem- 
bergs aus  dem  Correspondenzblatt  de«  würt.  landw. 
Vereins.    1824. 

Transactions,  of  the  geological  Society  in  London. 

Voltz,  observations  sur  les  belemnites.    Paris   1830. 

"VS'alch,  die  Naturgeschichte  der  Versteinerungen  zur 
Erläuterung  der  Knorrischen  Sammlung,  der 
Merkwürdigkeiten  der  Natur.    1775. 

Youngu.  Bird,  a  geological  Survey  of  the  York- 
shire Coast.    Whitby  1822. 

V.  Zieteu,  die  Versteinerungen  Würtembergs.    1830. 

Bei  andern  von  mir  benützten  Werken  wird  im  Text 

angegeben. 


Murch. ,  Gcol.  of  Chclt. 

d'Orb. 

(l'Orb.,  Prodr. 

d'Orb.,  Cours.  dem. 

Park.,  org.  rem. 

Phillips. 
Pusch.  Polen. 
Queiist,  Flözgeb. 
Queiist.  Ceph. 
Queust.,  Haudb. 

Reinecke. 

Rom.,  Ool. 

Scheuchz.,  oiyct. 

Schloth.  1820. 
Schloth.,  Nachtr. 

Schloth.,  Taschenb. 

Sow. 

Stahl,  würtemb.  Corresp. 
Geol.  Trans. 
Voltz,  Belemu. 

Rnorr  u.  Walch. 

Young  u.  B. 

Zielen. 

immer  der  ganze  Titel 


Zur  leichteren  Orientirung  habe  ich  bei  Angabe  der  französischen  und  englischen 
Localitäten ,  Wiederholtermassen  die  Provinz  oder  das  Departement  beigeschrieben, 
diess  aber  bei  den  süddeutschen  Ortsnamen  blos  insofern  ausgeführt,  als  ich  die  Loca- 
litäten Bayerns  und  Badens  von  denen  Württembergs  abzutrennen  für  nöthig  fand, 
welch  letztere  allein,  ohne  besondere  Bezeichnung  angeführt  werden. 


—     128 


Die    Juraformation. 

Ich  halte  es  nicht  für  nöthig,  alle  die  Benennungen  anzu- 
führen, welche  das  Schichtensystem  erhalten  hat,  das  in  der 
Reihe  der  sekundären  Formationen  seinen  Platz  über  der  Trias- 
gruppe und  unter  der  Kreide  einnimmt.  Die  alleinigen  Bezeich- 
nungen, welche  heutzutage  in  übereinstimmender  Weise  ange- 
wendet werden,  sind: 

Juraformation,    (auch   Jura   allein),    in    Deutschland. 

Terrain  jurassique,  in  Frankreich. 

Lias  and  Oolite,  in  England. 

Die  Juraformation  lässt  sich  in  grössere  Abtheilungen  zer- 
legen, welche  wiederum  in  einzelne  Unterabtheilungen  und  Glie- 
der zerfallen.  Von  Leopold  von  Buch  *)  wurde  der  Jura 
Deutschlands  in  3  Formationsgruppen  getheilt.  Obgleich  hier 
bloss  von  grösseren  Schichtencomplexen  die  Rede  ist,  so  hat  doch 
V.  Buch  die  Grenzen  derselben  gegen  einander  mit  Schärfe  be- 
stimmt, zugleich  aber  diesen  Gruppen  eine  Harmonie  und  Ab- 
rundung  untereinander ,  sowie  eine  logische  Zusammenstellung 
ihrer  einzelnen  Glieder  gegeben,  dass  ich  diese,  gleich  wohl  für 
Deutschland  als  für  Frankreich  und  England  anwendbare  Ein- 
theilung  voranstelle,  und  sie  als  erstmalige  Trennung  der  ganzen 
Juraformation  in  3  Theile,  der  weiteren  Gliederung  zu  Grunde  lege. 

Die  3  Gruppen ,  in  welchen  Leopold  von  Buch  sämmt- 
liche  Bildungen  der  Juraformation  zusammengestellt  hat,  sind 
folgende: 

1)  Der  Lias  oder  untere  Jura. 

2)  Der  mittlere  Jura. 

3)  Der  obere  Jura, 

Andere  Systeme,  welche  in  Deutschland,  Frankreich  und 
England  in  Anwendung  gebracht  wurden,    sind  schon  detailirter 


')  Leop.  von  Buch  1837.     Der  Jura  Deutschlands.    Berl.    Ak.    pag.  65. 


—     129    — 

und  lassen  sich  durch  Vergleichung  ihrer  Glieder  in  Ueberein- 
stimmung  mit  obigen  3  Gruppen  bringen,  doch  kann  diess  erst 
ausgeführt  werden ,  nachdem  die  Einzelbetrachtung  der  Zonen, 
welche  die  Juraformation  zusammensetzen,  vorhergegangen  ist. 
Ich  versuche  diess  zuerst  bei  der  untersten  Gruppe  und  beginne 
desshalb  mit  dem  Lias  oder  unteren  Jura. 


1.     DER    LIAS. 

§.  1.  Die  in  Deutschland,  Frankreich  und  England  beste- 
hende Eintheilung  des  Lias  begreift  folgende  3  Etagen :  *) 

Deutschland.  Frankreich,  England. 

1)  Unterer  Lias.        Sinemurien.       Lower  Lias. 

2)  Mittlerer  Lias.     Liasien.  Marls  tone. 

(Middle  Lias.) 

3)  Oberer  Lias.  Toarcien.  Upper  Lias. 

Diese  3  Abtheilungen  des  Lias  (untern  oder  schwarzen  Jura) 
bilden  Schichtencomplexe,  welche  sich  wiederum  in  enger  be- 
grenzte Zonen  zerlegen  lassen.  Ich  beginne  mit  der  Betrachtung 
der  einzelnen  Glieder  und  werde  erst  am  Schlüsse  die  allgemei- 
nen Verhältnisse  der  ganzen  Formationsgruppe  behandeln. 

Erster   Abschnitt. 
DER  UNTERE  LIAS    (Sinemurien,  Lower  Lias.) 

§.  2.  Synonymik  für  England:  White  Lias,  blue  Lias, 
sammt  dem  untersten  Theil  des  blue  Marl.  Will.  Smith,  1815, 
a  Memoir  to  the  Map  of  the  strate  of  England.  —  Desgl.  de  la  Beche  1 823 
on  the  Lias  of  Lyme  Regis.  Geol.  Trans.  2  Ser.  2  Bd.  tab.  3.  Lower  Lias 
shale,  (pars  infer.)  Phill.  1829,  Geol.  of  Yorkshire  pag.  33.  —  Desgl. 
Murchis.  1845,  Geol.  of  Cheltenh.    pag.  34. 


•)  Die  Eintheilung  des  Lias  der  3  Länder  ist  hier  ganz  allgemein  zu- 
sammen gestellt,  da  in  den  verschiedenen  Systemen  den  einzelnen  Etagen 
oft  unter  denselben  Namen  völlig  abweichende  Werthe  beigelegt  wurden. 


—     130    --= 

Für  Frankreich:  Calcaire  ä  Gryphee  arqu^e,  Dufrenoy 
et  Elie  de  Beaumont.  Siuemurien;  (7te  Etage,  Lias  inferieur). 
d'Orbigny,  Cours  ele'mentaire.  pag.  433.  Typus  für  die  Etage  sind  die 
Bildungen  von  Semur,  Sinemurium.  (Cote  d'or)  daher :  Sinemurien. 

Für  Deutschland:  Unterer  Liassandstein  und  Lias- 
kalk.  Rom.  1836.  Ool.  pag.  4.;  —  Desgl.  v.  Mandelsloh,  1834.  Geog.  Prof. 
der  Schwab.  Alp.  pag.  28,  Unterste  Abtheiluug  des  Lias,  auf  dem 
Profil  des  deutschen  Jura,  von  L.  v.  Buch  1837.  Berl.  Ak.  Schwarzer  Jura 
a)  Sand-  und  Thonkalke,  und  {{)  Tur  neri  thone.  Quenst,  1843_ 
Flözgeb.   pag.  540  und  541. 


§.  3.    Paläoutologie;   die 
des  untern  Lias  sind: 


bezeichnendsten  Arten  der  Etage 


Ichthyosaurus  platyodon. 

Ammonites 

Scipionianus. 

» 

intermedius. 

55 

Sauzeanus 

5? 

tenuirostris. 

55 

laevigatus. 

V) 

communis. 

55 

Bonnardi. 

Plesiosaurus  dolichodeirus. 

55 

stellaris. 

Pterodacty] 

US  macronyx. 

55 

Brooki. 

(Fische   und   Sepien   von  Lyme 

55 

obtusus. 

Regis.) 

55 

Turneri. 

Belemnites 

acutus. 

55 

Birchi. 

Nautilus  striatus. 

55 

lacunatus. 

Ammonites 

planorbis. 

55 

Boucaultianus. 

n 

Johnstoni. 

55 

raricostatus. 

n 

tortilis. 

55 

oxynotus. 

» 

angulatus. 

55 

Guibalianus. 

» 

Bucklandi. 

55 

Buvignieri. 

» 

bisulcatus. 

55 

planicosta. 

55 

rotiformis. 

55 

Ziphus. 

» 

Sinemuriensis. 

55 

Dudressieri. 

n 

Conybeari. 

55 

bifer. 

55 

spiratissimus. 

55 

Carusensis. 

55 

liasicus. 

55 

muticus. 

55 

Bodleyi. 

55 

densinodus. 

55 

geometricus. 

Chemnitzia 

Zenkeni. 

55 

Nodotianus. 

55 

solidula. 

-     131 


Acteonina  fragilis. 

„         Dewalquei. 
Littorina  clathrata. 
Natica  subangulata. 
Nerita  liasina. 
Turbo  Philemon. 
Pleurotomaria  polita. 
„  similis. 

Cerithium  subturitella. 

„  conforme. 

Helicion  Schmidti. 
Dentalium  Andleri. 
Panopaea  liasina. 

„         Galathea. 

„         crassa. 

„  striatula. 

Pholadomya  glabra. 

„  Woodwardi. 

„  Fraasi. 

(Goniomya)  Sinemiiriensis. 
Leda  Renevieri. 

„     Romani. 
Tancredia  securiformis. 
Astarte  Gueuxi. 
Hippopodium  ponderosum. 
Cardinia  Listeri. 

-,         crassiuscula. 

„         concinna. 

„         elongata. 

„         copides. 

„         hybrida. 
Cardium  Philippianum. 
Unicardium  cardioides. 
Pinna  Hartmanni. 
Mytilus  nitidulus. 

-       laevis. 


Mytilus  minimus. 
„       Hillanus. 
„        Morrisi. 
,,        decoratus. 
Lima  gigantea. 
„     punctata. 
„     succincta. 
„     inaequistriata. 
„     pectinoides. 
Inoceramus  ^eissmanni. 

„  Faberi. 

Avicula  Kurri. 

„       Sinemuriensis. 
r>       papyracea. 
Gervillia  lanceolata. 
Perna  Gueuxi. 

„      Hagenowi. 
Pecten  texturatus. 
„       Trigeri. 
„        textorius. 
„       Hehli. 
Plicatula  Oceani. 

„  ventricosa. 

Gryphaea  arcuata. 
„  obliqua. 

Ostrea  semiplicata. 

„       sublamellosa. 
Anomya  pellucida. 
Terebratula  Rehmanni. 

„  Causouiana. 

Rhynchonella  plicatissima. 
„  oxynoti. 

„  (variabilis). 

Spirifer  Walcotti. 
(Spirifer  verrucosus). 
Lingula  Davidsoni. 


—     132     ~ 


Cidaris  arietis. 

Pentacrinus  tuberculatus. 

Acrosalenia  minuta. 

„           Briareus. 

Asterias  lumbricalis. 

„           scalaris. 

§.  4.    Abgrenzung  und  Einthcilung  des  untern  Lias.     In 

Deutschland,  England  und  Frankreich  trennen  sich  die  Mergel, 
desKeupers  (NewRed's,  oder  der  Marnes  irisees)  leicht 
von  den  unteren  Schichten  des  Lias.  Die  Keupermergel  haben 
eine  andere  Farbe  und  physikalische  Beschaffenheit,  als  die  For- 
mation, welche  sie  überlagert.  Die  äussere  Abgrenzung  des  Lias 
gegen  den  Keuper  ist  desshalb  eine  leichte ,  während  die  Frage 
über  die  Stellung  der  Grenzbreccie  nach  ihren  organischen  Ein- 
schlüssen noch  nicht  gelöst  ist.  Die  theoretische  Eintheilung  ist 
desshalb  in  diesem  Punkte  hinter  der  mechanischen  Abtrennung 
und  Unterscheidung  zurückgeblieben  (siehe  §.  5.). 

Die  erstmalige  Begrenzung  des  untern  gegen  den  mittlem 
Lias  wurde  in  Deutschland  und  Frankreich  auf  die  Unterschiede 
nicht  allein  der  mineralogischen  Beschaffenheit,  sondern  auch  der 
paläontologischen  Charactere  der  Etagen  gegründet.  Die  Auf- 
fallende Gesteinsveränderung,  welche  in  diesen  Ländern  an  vie- 
len Punkten  über  den  dunkeln  Schichten  des  untern  Lias 
eintritt,  sowie  in  Uebereinstimmung  damit  einiger  "Wechsel  in 
den  paläontologischen  Erscheinungen  waren  der  Grund,  dass  die 
französischen  und  deutschen  Geologen  ihren  mittleren  Lias  häufig 
auf  gleiche  Weise  abgrenzten.  Mit  dem  Beginne  der  Paxillosen- 
Belemniten  haben  die  dunklen  Thone  aufgehört  und  es  treten 
helle  Mergel  darüber  auf,  die  als  Belemnit enschichten, 
Numismalisme  rgel,  Liasmergel  u.  s.  w.,  in  den  meisten 
Fällen  dem  mittleren  Lias  zugetheilt  wurden,  d'Orbigny's 
Sinemurien,  Quenstedt's  Turnerithone ,  L.  v.  Buch 's  unterste 
Abtheilung  des  Lias  schliessen  hier  ab,  *  und  so  glaube  ich, 
in  Uebereinstimmung    mit    der   grössern  Anzahl   der   seitherigen 


*)  Die  Eintheilungen  des  Lias  von  Salins  von  Marcou,  sowie  des  Lias 
von  Luxemburg  von  Dewalque  und  Chapuis  weichen  hievon  ab.  Siehe  am 
Schlüsse  des  §.  12. 


—     133     — 

Annahmen  zu  handeln,  wenn  ich  die  Zone  des  Am.  raricostatus 
(§.  12.)  als  das  oberste  Glied  des  unteren  Lias  aufstelle.  Dar- 
über beginnt  der  erste  Paxillose  (Bei.  elongatus) ,  sowie  noch 
andere  Arten,  welche  die  unterste  Zone  des  mittleren  Lias  (§.  18.) 
charakterisiren.  Obschon  die  paläontologischen  Unterschiede  zwi- 
schen den  Grenzschichten  zweier  Etagen  selten  ausgesproche- 
ner sind,  als  die  von  zwei  benachbarten  Zonen  derselben 
Etage ,  so  lässt  sich  doch  hier  die  Trennung  in  den  meisten 
Fällen  mit  Leichtigkeit  ausführen.  In  England  ist  noch  keine 
scharfe  Begrenzung  des  unteren  Lias  gegen  den  mittleren  conse- 
quent  durchgeführt  worden.  Die  einzelnen  Autoren  haben  meistens 
die  Ausdehnung  dieser  Etagen  nach  der  mineralogischen  Be- 
schaffenheit bestimmt ,  welche  die  Schichten  in  der  Gegend 
hatten,  die  sie  gerade  untersuchten.  Ich  bin  desshalb  genöthigt, 
in  diesem  Punkte  die  englischen  Systeme  den  französisch- 
deutschen unterzuordnen. 

Einschliesslich  des  Bonebeds  habe  ich  acht  verschiedene 
Zonen  unterscheiden  können,  deren  Vereinigung  die  Gesammtheit 
des  untern  Lias  bildet.  Ich  stelle  sie  hier  zusammen  und  werde 
sie  erst  nachher  im  Einzelnen  definiren. 


134    == 


Eintheilung  des  unteren   Lias  nach    seinen    paläontologischen  Characteren. 
Nro.   1. 


Uaricüsta- 
(usbctt. 


Oxvnotus- 
i)ctt. 


öbUisiisbett. 


Tübcrcula- 
tjisbett. 


Zone  des 
Amm.  raricostatus. 


Amin,  deusinodus. 
Amm.  muticus.    Amm.  Carusensis. 
Petitacrinus  scalaris. 


Zone  des 
Amm.  oxynotus. 

Amm.  bifer. 
Amm.  lacunatus. 


Acteonina  Dewalquei. 

Mytilus  miüimus.    Leda  Romani. 

Plicatula  ventricosa. 

Rhynch.  oxyuoti.  Lingula  Davidsoni. 


Panopaea  crassa.  Pholadomya  Fraasi. 
Zone  des  Cardinia  hybrida.    Terebratula  Causonianj 

Amm.    obtusus.      Amm.  Brooki,  stellaris. 

Amm.  planicosta,  ziphus  ,  Dudressieri. 


Ichthyos.  platyodon. 

„        intermedius. 

„        communis. 

„        tenuirostris. 
Plesiosaurus. 


Amm.  Birchi,  Bonnardi ,  Turneri. 
Gervillia  lanceolata,  luoceramus  Faberi. 
Gryphaea  obliqua  beginnt  hier. 
Acrosalenia  minuta. 


Bank  des  Pentacrinus  tuber culatus. 


Bucklandi- 
bclt. 


Angulatus- 
bett. 


Bett  des 

Amm.  plan- 

orbis. 


Boncbcd. 

Knochenbett 


Zone    des  ^q\    acutus  er-  Amm.  Sauzeanus 

Amm.  geome-  scheint  hier  zum        „     Scipionianus 
tricus.  ersten  Male.  „     laevigatus. 


Zone  des 

Amm.  Bück- 

landi. 


Amm.  Bucklandi,       Amm.  Conybeari. 
„      bisuloatus ,  „     rotiformis. 

„      Sinemuriensis,      „     liasicus. 
„     Kridion,  ,,     spiratissimus. 


Chemnitzia  Zenkeni 
„  solidula. 

„      ,     ,  Acteonina  fragilis. 

Zone    des  Littorina  clathrata. 

Amm.  angulaiuSy  Schi.  Natica  subangulata. 
(Moreanus  d'Orb.)       Nerita  liasina. 


Panopaea  Galathea. 
Tancredia  securiformis 
Cardinia  elongata. 
„         concinna. 
Mytilus  nitidulus. 
„       Hillanus. 
Cerithium  subturitella.  Perna  Gueuxi. 

Asterias  lumbricalis. 
Cidaris  arietis. 


Zone  des 

Amm.  planorbis 

u.  Amm.  Johnstoni. 


Avicula  Kurri. 
Pecten  Trigeri. 


Microlestes, 
Nothosaurus , 
Termatosaurus, 
Gyrolepis, 
Saurichthys , 


Sphaerodus, 

Ceratodus, 

Acrodus, 

Thectodus, 

Hybodus. 


Eine  Anzahl  unbestimmter 
Muscheln:  Avicula,  Gervil- 
lia, Pecten  u.  s.  w. 


Kcupcr  =  New  Red  --=  Maines  irisees. 


—     135    — 

Jeder  der  einzelnen  Zonen  sind  immer  diejenigen  Arten 
beigeschrieben,  welche  sie  besonders  charakterisiren  und  noch  in 
keiner  anderen  Schichte  gefunden  wurden.  Dass  nicht  sämmtliche 
Species  des  unteren  Lias  hier  genau  eingetheilt  werden  konnten, 
versteht  sich  von  selbst,  es  haben  ja  sogar  ganze  Etagen  einzelne 
Arten  mit  einander  gemein,  wie  viel  mehr  sollten  nicht  in  zwei 
angrenzenden  Zonen  solche  Uebergänge  vorkommen.  Ich  habe 
zwar  die  Verbreitung  der  einzelnen  Species  in  §.  14.  so  genau 
als  möglich  angegeben,  doch  führe  ich  hier  einige  besonders  an, 
welche  je  für  mehrere  Zonen  von  Wichtigkeit  sind: 

Nautilus  striatus,  Spirifer  Walcotti,  Terebratula  Rehmanni 
sind  im  ganzen  unteren  Lias  mit  Ausnahme  des  Bonebeds  zu 
Hause.  Gryphaea  arcuata  ist  zwar  am  häufigsten  in  den  Schich- 
ten des  Am.  Bucklandi  kommt  aber  gleichfalls  bezeichnend  mit 
Am.  angulatus  vor.  Bei.  acutus  findet  sich  in  und  an  der  Basis 
der  vier  obersten  Zonen  des  untern  Lias,  Gryphaea  obliqua  beginnt 
etwas  höher  und  geht  noch  in  die  unteren  Schichten  des  mittle- 
ren Lias  hinauf. 

Die  Stliichten  des  unteren  Lias.  Es  sollen  in  diesem  Ab- 
schnitte die  einzelnen  Glieder  des  unteren  Lias  nach  ihren  pa- 
läontologischen Charakteren  festgestellt,  und  zugleich  ihr  Auftreten 
in  den  verschiedenen  Ländern  nachgewiesen  und  beschrieben 
werden.  Es  sind  von  unten  gegen  oben  der  Reihe  nach  fol- 
gende acht: 

1)  Das  Bonebed,  beginnt  über  den  Mergeln  des  Keupers. 

2)  Die  Schichten  des  Ammoni'tes  planorbis. 

3)  „  „  „                „             angulatus. 

4)  „  „  „                 „             Bucklandi. 

5)  „  „  „  Pentacrinus  tuberculatus. 

6)  „  „  „  Ammonitesobtusus. 

7)  „  „  „                 „              oxynotus. 

8)  „  „  „                 „             raricostatus. 


136 


1)      Das  Bonebed. 

§.  5. 

Synonymik:  Knochenbreccle  von  Täbingen,  von  Alberti, 
1834 ,  Monographie  des  bunten  Sandsteins ,  Muschelkalks  und  Keupers. 
pag.  152.  Sandsteinco  nglommerat  mit  Coprolithen,  Schuppen 
und  Zähnen  u.  s.  w.,  Graf  v.  Mandelsloh,  1834,  geogn.  Profile  der  schwäb. 
Alp. pag.  30.  Knochenbreccle  an  der  Formationsgrenze  des  Keu- 
pers gegen  den  Lias.  Plieniuger,  18  44,  Beiträge  zur  Paläontologie 
"Württembergs,  pag.  105.  Bonebed,  der  englischen  Autoren.  Bristol- 
Bonebed,  Strickland,  1842,  Geol.  Proc.  III.  Bd.  pag.  585.  —  Desgl.  Mur- 
chison,  1545.  Geol.  of  Chelt.  pag.  53.  Lias-B  onebed,  zur  Unterscheidung 
von  dem  ähnlichen  Vorkommen  im  Muschelkalke. 

Paläontologie :  Die  Wirbelthierreste  des  Bonebeds  sind  nach 
Plieninger  folgende: 


Microlestes  antiquus,  Plien.  *) 

(Das    erste   Säugethier.     Bonebed    bei 
Degerloch.) 

Nothosaurus.  **) 
Termatosaurus. 
Gyrolepis  Albertii. 

„  tenuistriatus. 

Saurichthys  aeuminatus. 

^  apicalis. 

„  breviconus. 

„  longiconus. 

„  longidens. 

Spaerodus   minimus.     (Sargodon 

tomicus.)  ***) 
Psammodus,    vielleicht    ein    abge- 
riebener Ceratoduszahn. 


Ceratodus  trapezoides. 
Acrodus    minimus. 

„       acutus. 
Thectodus  glaber. 

„         crenatus. 

„  tricuspidatus. 

„  inflatus. 

Nemacanthus  filifer. 

„  monilifer. 

Hybodus    minor. 

„         cuspidatus. 

„         sublaevis. 

„         attenuatus. 

„         orthoconus. 

„         aduncus. 

„  bimarginatus. 


In  Begleitung    der  Zähne    kommen    an   vielen  Orten    zwei- 
schalige    Muscheln   vor,    unter   denen    sich    eigenthiimliche   von 


•)  Plien.  1847,  Württemberg,  naturw.  Jahresh.    tab.  1.    flg.  3.  4. 
")  Plien.  1844,  Beitr.  zur  Pal.  Würt.    pag.  126. 
•")  Plien.  1847,  württemb.  nat.  Jahresh.    tab.   1.    flg.  5—10. 


—     137     - 

liasischen  Arten  ganz  abweichende  Formen  finden.  Da  die  Un- 
tersuchung der  schalenlosen  Muscheln  aus  den  Sandsteinen  des 
Bonebeds  sehr  schwierig  ist,  so  habe  ich  noch  nichts  mit  Sicher- 
heit bestimmen  können ,  dagegen  war  mir  die  grosse  Ueberein- 
stimmung  ihrer  Formen  mit  denen  der  Arten,  welche  Es  eher 
von  der  Linth  in  seiner  interessanten  Abhandlung,  *)  aus  dem 
obern  St.  Cassian  abbildet,  sehr  auffallend. 

Gestcinsbcstiiaffcnheit,  Verbreitung,  paläontologisclie  Resul- 
tate. Profil  des  Bonebeds  und  der  damit  in  Verbindung 
stehenden  Schichten  von  Nellingen  bei  Esslingen. 

Nr.  2. 


12"  Blaue  Kalke,  Am.  planorbis  u.  Johnstoni. 


T'  bläuliche  Thone. 


hellgrauer   Sandstein,    in   welchem  die  Zähne  des 
Bonebeds  mit  zahlreichen  Muscheln  zusammenliegen. 


6"  hellgrauer  glimmerreicher  Thon  mit  Kohlenresten. 


6'    gelbe  harte  Sandsteine. 


Rothe  Keupermergel. 

Das  kürzlich  von  mir  aufgenommene  locale  Profil  aus  den 
Umgebungen  von  Nellingen  zeigt  die  mit  dem  Liasbonebed  zu- 
nächst in  Verbindung  stehenden  Schichten.  Es  sind  im  Wesent- 
lichen von  unten  gegen  oben  folgende: 


*)  Geol.  Bemerkuugen  über  das  uördl.  Vorarlberg  etc.   1853. 
Württemb.  naturw.  Jahrcshefte.  April,  1856.  2s  Heft.  10 


—     138    — 

1)  Rothe  Keupermergel,  2)  Sandsteine,  3)  Bonebed,  4)  Thone 
mit  Kalkbänken. 

Ich  will  dieselben  im  Einzelnen  betrachten ,  um  genauere 
Anhaltspunkte  zur  Vergleichung  der  mineralogischen  Beschaffen- 
heit der  Schichten  zu  bekommen. 

1)  Die  rothen  Keupermergel,  —  das  oberste  Glied 
der  Keuperformation  —  erleichtern  in  Schwaben  durch  ihr  con- 
stantes  Auftreten  die  Trennung  des  Lias  von  dem  Keuper. 
Selbst  da,  wo  das  Gebirge  nicht  entblösst  ist,  sieht  man  an  dem 
Wechsel  der  rothen  gegen  die  graue  oder  braune  Farbe  der 
Erdoberfläche  die  Grenze  der  zwei  Formationen  mit  Leichtigkeit. 

Die  rothen  Keupermergel,  welche  oft  eine  bedeutende  Mäch- 
tigkeit erreichen,  sind  arm  an  Petrefacten.  Nur  eine  Species. 
welche  jedoch  grosses  Interesse  verdient,  wurde  darin  gefunden. 
Es  ist  diess  ein  Reptil  von  colossalen  Dimensionen,  von  welchem 
H.  Kaufmann  Reiniger  seit  einigen  Jahren  ein  wohlerhaltenes 
kopfloses  Scelett  in  seiner  Sammlung  aufbewahrt.  Nachher  fand 
Prof.  Plieninger  an  derselben  Localität  (Degerloch  bei  Stutt- 
gart) noch  weitere  Reste  derselben  Species.  Prof.  Plieninger  hat 
es,  württemb.  naturw.  Jahreshefte  1847.  pag.  207.,  Zandodon 
laevis  genannt,  und  es  steht  eine  genauere  Beschreibung  der  Er- 
funde  für  diese  Blätter  in  Aussicht. 

2)  Die  unteren  Sandsteine.  Wie  in  andern  Forma- 
tionsabtheilungen, so  ist  auch  hier  das  Auftreten  der  Sandsteine 
vielfachem  Wechsel  unterworfen,  indem  man  auf  geringe  Ent- 
fernungen die  grössten  Veränderungen  bemerken  kann.  So  be- 
zeichnend die  6 — 8  Fuss  mächtigen,  hellgelben,  kieseligen  Sand- 
steine, welche  über  den  rothen  Keupermerkeln  liegen,  für  manche 
Localitäten  sind,  so  wenig  sicher  ist  ihr  Vorhandensein  an  an- 
dern Orten.  Auf  der  Waldhäuser  Höhe  bei  Tübingen  sind  sie 
gegen  8  Fuss  mächtig,  eine  Stunde  südlich  davon,  bei  Duss- 
lingen  fehlen  sie.  Bei  Riedern  unweit  Esslingen,  bei  Neilingen, 
Kemnath,  Steinenbrunnen  findet  man  sie  deutlich  entwickelt,  bei 
Degerloch  unweit  Stuttgart  fehlen  sie  wieder.  An  letzterer  Lo- 
calität werden  sie  vielleicht  durch  die  grauen  Thone  ersetzt,  auf 
welchen  das  Bonebed  liegt. 


—     139     - 

3)  Das  Bonebed  besteht  häufig  aus  einem  ockerreichen 
kieseligen  Conglommerat  mit  zahlreichen  Knochen,  Schuppen, 
Zähnen  und  Coprolithen.  Nehmen  die  organischen  Reste  überhand, 
so  wird  das  Gestein  bröcklig  und  verliert,  besonders  beim  Verwit- 
tern, oft  das  Bindemittel,  so  dass  sich  die  ganze  Breccie  in  eine 
lose  Masse  verwandelt,  aus  der  man  die  Zähne  und  Schuppen 
in  grosser  Zahl  auslesen  kann. 

Bisweilen  ist  die  Knochenschichte  mit  dem  darunter  liegen- 
den Sandstein  Nr.  2.  eng  verbunden,  bisweilen  trennt  sie  eine 
dünne  Thonlage  davon  ab,  oft  aber  fehlen  auch  wie  schon  erwähnt 
die  untersten  Sandsteinbänke.  In  letzterem  Falle  ist  dann  gewöhn- 
lich auch  das  Bonebed  verkümmert,  und  liegt  in  kieseligen  Platten  in 
dem  Thone  eingebettet.  So  findet  man  z.  B.  bei  Degerloch  3  Fuss 
über  den  rothen  Keupermergeln  in  den  untersten  Liasthonen 
1 — 2  Zoll  dicke  Sandsteinplatten  ,  deren  Unterseite  mit  Zähnen 
reich  bedeckt  ist,  während  solche  auf  der  obern  Seite  nur  in 
geringer  Menge  vorhanden  sind. 

Bei  Nellingen  auf  den  Fildern  nimmt  das  Bonebed  eine 
dickere  Schichte  ein.  Es  füllt  eine  kieselige  Sandsteinbank  auf 
die  Weise,  dass  die  Knochen  und  Zähne  zwar  auch  gegen  unten 
zahlreicher  vorkommen,  jedoch  die  ganze  Bank  bis  an  die  Ober- 
fläche durchsetzen. 

Herr  Fabrikant  Deffner  hat  in  der  letzten  Zeit  in  den 
Umgebungen  von  Esslingen  viele  neue  Stellen  gefunden ,  an 
welchen  das  Bonebed  auftritt,  er  theilte  mir  die  merkwürdige 
Thatsache  mit,  dass  gegen  den  Schurwald  hin  die  Schichte  sich 
in  sofern  verändere,  als  Zähne  und  Knochen  ganz  verschwinden 
und  sich  an  ihrer  Stelle  eine  1 V-, — ^  Zoll  mächtige  Kohleii- 
lage   einstelle. 

4)  Die  Thone  und  Kalkbänke  über  dem  Bonebed. 
Gewöhnlich  ist  das  Bonebed  von  Thonen  überlagert,  in  welchen 
sich  einige  Kalkbänke  ausscheiden.  Bei  Neilingen,  Riedern  u. s.w. 
liegen  schon  in  der  tiefsten  Kalkbank  Amm.  planorbis  und 
Johnstoni  die  ganze  Bildung  ist  also  zu  einer  höheren  Schichten- 
abtheilung  zu  zählen. 

Im  Jahr  1830  fand  Professor  Kurr  das  erste  Stück  Bone- 

10  * 


—     140    — 

bed,  welches  als  Mauerstein  schon  seit  Jahrhunderten  in  dem 
Kloster  Bebenhausen  eingekittet  war,  und  durch  einen  Abbruch 
zufällig  zum  Vorschein  kam.  In  demselben  Jahre  entdeckte 
Prof.  Plieninger  die  Schichte  anstehend  bei  Degerloch  unweit 
Stuttgart.  In  der  werthvollen  und  interessanten  Arbeit  (Beiträge 
zur  Pal.  Württembergs,  1844.)  hat  derselbe  die  geognostischen 
Profile,  sowie  die  paläontologischen  Verhältnisse  der  Schichte  für 
Württemberg  gegeben;  indem  ich  darauf  verweise  kann  ich  zur 
Betrachtung  des  französischen  und  englischen  Bonebeds  übergehen. 
Das  Bonebed  in  Frankreich.  ImElsass  sah  ich  das 
Bonebed  ausgezeichnet  aufgeschlossen  an  dem  Wege  zwischen 
Niederbronn  und  Uhrweiler.  Es  wird  durch  lockern  Sand  gebil- 
det, in  welchem  unzählige  Knochen  und  besonders  Zähne  von 
Saurichthys  und  Hybodus  angehäuft  sind. 

In  den  Umgebungen  von  Metz  gleicht  es  dem  braunen 
ockerigen  Vorkommen  von  Kemnath  und  Steinenbronn,  doch  sind 
die  Zähne  minder  zahlreich  vorhanden.  Es  liegt  daselbst  ganz 
regelmässig  über  den  Keupermergeln. 

In  Luxemburg  ist  die  Knochenbreccie  noch  nicht  ge- 
funden, ohne  Zweifel  ist  der  Sable  et  Gres  de  Martinsart  (Dew. 
et  Chapuis ,  Luxemburg,  pag.  9.)  das  Analogon  für  Sandsteine 
und  Breccie. 

Zu  Semur  (in  Burgund)  ist  ein  doppeltes  Auftreten  zu  be- 
achten. Liegt  der  Lias  über  dem  Keuper,  so  ist  das  Bonebed, 
wie  anderwärts  ein  ockeriges  Conglommerat  von  Quarzkörnern 
und  abgerollten  Zähnen  und  Knochen.  Bildet  dagegen  Granit 
die  unmittelbare  Unterlage,  so  tritt  eine  grobkörnige  Arkose  gleich 
über  den  Granitfelsen  an  der  Stelle  des  Bonebeds  auf,  doch 
finden  sich  in  dem  zusammengebackenen  Gerolle  keine  orga- 
nischen Reste. 

Auch  im  Juradepar teraent  liegt  das  Bonebed  zwischen 
Lias  und  Keuper.  Marcou  giebt  in  seiner  Beschreibung  des  Jura 
von  Salins  pag.   32  an,  dass  er  Spuren  davon  gefunden  habe. 

Das  Bonebed  in  England.  Eine  der  interessantesten 
Stellen,  an  welchen  das  Bonebed  in  England  aufgeschlossen  ist,  fin- 
det sich  östlich  von  Axmouth  (Dorselhshire).  Geht  man  von  diesem 


—     141    — 

Orte  aus  an  der  Meeres-Küste  hin,  so  hat  man  zur  linken  Hand 
die  hohen  Wände  einer  Mergelformation,  welche  das  Alter  unseres 
Keupers   besitzt   und   von    d  e  1  a  B  e  c  h  e  *)    als   rother   Mergel 
oder  oberer  Theil  des  New  Red   bezeichnet  wird.    Eine  englische 
Meile    östlich    von    Axmouth   findet  man  eine  Dislocation  in  der 
Weise ,    dass    die  Schichten ,   welche   an   dem   obern  Rande    der 
Wand  anstunden,  sich  abgetrennt  haben  und  an  der  Basis  liegen. 
Auf  denselben  folgen  die  untersten  liasischen  Bildungen,  welche 
jedoch  nur    an  einem    kleinen  Flecke  sichtbar  sind,    da   die  von 
höhern  Punkten  herabgerutschten  Kreidemassen  Alles  überdecken. 
An    diesem  Punkte   liegen    über   den  Keupermergeln  dunkle 
Thone,  in  welche  das  Bonebed  eingelagert  ist,  etwas  höher  steht 
der  White  Lias  an.     Der  Kaum,  an  welchem  diese  Schichten 
zu  Tage  stehen,    betrug  nur    wenige  Quadrat-Ruthen,    denn    die 
Küstenfläche  war  bei  meinem  Besuche   ganz   mit  Sand  und  Ge- 
rolle  bedeckt,    so   dass    ich    die  Formation   nur  an    der   kleinen 
anstehenden  Wand,  nicht  aber  an  dem  Meeresboden  blossgelegt 
fand.     An    der  Basis    der    letztern    sah   man    noch ,    wie    schon 
erwähnt  wurde,  die  rothen  Mergel  der  Keuperformation,  darüber 
lagerten    mehrere  Fuss   blaugrauer  Thone.     Die   plötzliche   Ver- 
änderung der  Farbe  liess  mich  auf  das  Anstehen  der  Liasforma- 
tion  schliessen,    ich    fand    denn   auch  bald  kieselige  Platten  von 
1  Zoll  dicke  in  den  Thonen  eingebettet,    welche  mit  Gyrolepis- 
Schuppen,  Hybodus-  und   Saurichthys- Zähnen    angefüllt   waren. 
Einige  Fuss   höher    und   etwas   rückwärts  steht   der    weisse  Lias 
(Bett  des  Amm.  planorbis)  an.     Das  Bonebed  von  Axmouth  hat 
viele  Aehnlichkeit  mit  dem  Degerlocher  Vorkommen,   die  Thone 
welche    über    den  Keupermergeln   folgen,    die    dünnen  kieseligen 
Platten  mit  Knochen  und  Zähnen,  die  Thone,    welche  dieselben 
bedecken,  das  Fehlen  der  Sandsteine,  Alles  das  stimmt  an  beiden 
Orten   überein.     De   la  Beche   stellt    die   ganze   Bildung    in    die 
Liasformation ,    wozu    ihn    wahrscheinlich    die    veränderte   Farbe 
bewog,  doch  hebt  er  das  Bonebed  nicht  besonders  hervor. 

Die   reichste   Localität  des   Bonebeds  in    England   ist   ohne 


■)  Geol.  Trans.    2  Ser.    2.  Bd.     tab.  III, 


—     142    ~ 

Zweifel  Aiist-Cliff  bei  Bristol.  Es  hat  daselbst  eine  blau- 
graue Farbe,  und  gleicht  einigermassen  der  schwäbischen  Muschel- 
kalkbreccie.  Im  Bristol-Museum  liegen  prächtige  Zähne  und 
Knochen  ,  lange  Flossenstachel  u.  s.  w.  von  dieser  Localität. 
Ein  Privatsammler  in  Bristol  vereinigte  neben  andern  Erfunden 
gegen  200  Exemplare  von  Ceratoduszähnen ,  welche  sämmtlich 
aus  dem  Bonebed  von  Aust-Cliff  stammen  sollen. 

Das  Liasbonebed  von  Watchet  (S  ommers et  shire)  be- 
steht aus  einer  zolldicken  harten  kieselreichen  Kalkbank  von 
bläulicher  Farbe ,  mit  grossen  Knochen  und  Zahnfragmenten. 
Mr.  Moore  aus  Bath  hatte  die  Güte,  mir  ein  grosses  Stück 
davon  mitzutheilen.  Knochen  und  Zähne  finden  sich  zahlreicher 
auf  der  einen  (wahrscheinlich  untern)  Seite  der  Platte,  während 
die  obere  mit  Muscheln  *)  bedeckt  ist,  von  welchen  einzelne 
mit  denjenigen  zu  stimmen  scheinen ,  welche  in  dem  Bonebed- 
sandsteine  von  Nellingen  eingebettet  sind. 

Von  dem  Bonebed  in  Gloucesters  hire  giebt  Strick- 
land (Murch.  1845.  Geol.  of  Cheltenh.  pag.  47  und  48)  genaue 
Profile.  Die  Erscheinung  stimmt  im  Allgemeinen  mit  der  von 
andern  Orten,  die  Messungen  sind  folgende: 

Nr.  3.  Nr,  4. 

Von  Coomb  Hill.  Von  Wainlode  Cliff. 

Dunkler   blättriger  Thon  1'  6" 9".^ 

Bonebed  0'   1" 0'  3".i^|- 

Dunkler   blättriger  Thon  3'  6" 2'         ^  " 

Grünlicher    Mergel     in 

eckige  Stücke  brechend  25'  23'.  1  g' 

Rother  Mergel  3'  42'.   [| 


Noch  weitere  Localitäten  wurden  in  England,  besonders 
durch  die  Bemühungen  Strickland's  aufgefunden,  doch  übergehe 
ich  dieselben  hier. 


•)  Pullastra  arenicola?  Stricklaud,  Geol.  Proc.   3.  Bd.    pag.  585  u.  732. 


—     143    — 

Die  Wirbelthierreste  des  Liasbonebeds  harmoniren  auffallend 
mit  denen  der  Triasformation.  Es  herrscht  nicht  allein  eine 
Uebereinstimmung  der  Genera,  sondern  selbst  einige  Species  des 
Muschelkalks  scheinen  sich  in  dem  Bonebed  wieder  zu  finden. 
Plieninger  (Pal.  Würt.  pag.  126)  zeigt  durch  seine  interessante 
Zusammenstellung,  dass  das  Bonebed  des  Muschelkalks  mit  dem 
des  Lias  die  folg.  4  Species  gemein  hat.  Gyrolepis  Alberti 
und  tenuistriatus,  Saurichthys  acuminatus,  Sphaerodus  miuimus. 
Die  Ansicht,  diese  Knochenbreccie  zum  Keuper  zu  stellen,  lässt 
sich  desshalb  vielfach  vertheidigen,  andere  Gründe  sprechen  jedoch 
dafür,  sie  als  erste  liasische  Bildung  zu  bezeichnen. 

Bei  der  Kleinheit  der  Zähne  ist  es  schwer  zu  entscheiden, 
ob  die  oben  angeführten  anscheinend  mit  den  Vorkommnissen 
des  Muschelkalkes  übereinstimmenden  Arten  nicht  dennoch  von 
denselben  verschieden  sind.  Ferner  treten  in  dem  Liasbonebed 
mehrere  Wirbelthier- Species  auf,  welche  in  tieferen  Schichten 
nie  gefunden  wurden,  die  theilweise  sogar  viele  Uebereinstimmung 
mit  den  in  höheren  liasischen  Schichten  vorkommenden  Resten 
haben.  Die  Hyboduszähne,  welche  ich  aus  der  Mittelregion  des 
untern  Lias  von  Lyme  Regis  mitgebracht,  stimmen  nahe  überein 
mit  einzelnen  der  im  Bonebed  vorkommenden  Formen.  An  man- 
chen Localitäten  gehen  die  Wirbelthierreste  des  Bonebeds  theil- 
weise hinauf  in  die  über  demselben  vorkommenden  blauen  Kalke 
des  Amm.  planorbis^  finden  sich  also  in  einer  entschieden  liasi- 
schen Schichte.  Im  Bebenhäuser  Thale  sah  ich  im  gleichen 
Stücke  mit  Amm.  planorbis  Wirbel  und  Knochenfragmente  von 
Sauriern ,  auf  der  AValdhäuser  Höhe  dagegen  fand  ich  neben 
kleineren  Arten,  einen  zwei  Zoll  grossen  Zahn  von  Ceratodus, 
in  den  kieseligen  Kalken  des  Bonebeds,  welche  jedoch  hier  bis- 
weilen schon  die  bläuliche  Farbe  der  darüber  liegenden  Schich- 
ten des  Lias  besitzen. 

Sicherer  lässt  sich  wohl  über  die  Stellung  des  Bonebeds 
entscheiden  auf  Grund  genauer  Untersuchungen  der  zahlreichen 
Muscheln ,  welche  wir  an  manchen  Orten  den  Knochen  und 
Zähnen  des  Bonebeds  beigemengt  finden.  Wie  schon  am  Anfang 
dieses  Paragraphen   erwähnt   wurde,    stimmt   der  ganze  Habitus 


—     144     — 

dieser  Muschelfauna  mit  dem  des  obern  St.  Cassian  und  weicht 
damit  völlig  von  dem  aller  Vorkommnisse  des  Lias  ab.  Von  den 
Arten  des  Bonebeds  scheint  beinahe  Species  für  Species  auf  die- 
jenigen übertragbar  zu  sein,  welche  Es  eher  von  der  Linth 
aus  dem  obern  St.  Cassian  beschrieben  hat.  Bestimmtheit  lässt 
sich  über  diesen  Punkt  erst  dann  erwarten,  wenn  weitere  Unter- 
suchungen ausgeführt  sein  werden,  welche  die  Vergleiche  über  die 
Muscheln  des  Bonebeds  mit  denen  der  obern  Triasschichten  geben. 
Wenn  die  Frage,  ob  die  Wirbelthiere,  deren  Reste  wir  im 
Bonebed  finden,  in  eine  Keup  erbildung  eingebettet  wurden, 
noch  nicht  sicher  entschieden  werden  kann,  so  ist  doch  anzu- 
nehmen ,  dass  sie  wenigstens  während  dieser  Periode  gelebt 
haben.  Sollte  die  Knochenschichte  sich  erst  mit  dem  Beginn  der 
Liasformation  niedergeschlagen  haben  (wogegen  jedoch  für  manche 
Localitäten  die  Form  der  vorkommenden  Muscheln  spricht),  so 
gehören  die  Wirbelthiere  selbst,  deren  abgerollte  Zähne  und 
Knochen  wir  in  der  Breccie  finden ,  doch  wahrscheinlich  der 
(letzten)  Keuperperiode  an. 

2)    Die  Schichten  des  Amm.  planorbis. 

§.  6- 

Synonymiki  WhUe  Ltas,  Wm.  Smith,  I8I5.  pag.  47  •)  white 
Lias,  De  la  Beche  1823.  Geol.  Trans.  2  Ser.  2.  Bd.  pag.  26.  tab.  3.  Un- 
terster Theil  des  t>lue  Lias  der  vorigen  Autoren.  Psilonotusbank, 
Queust.  (Pfltzenmayer  1853,  Zeitschr.  der  deutschen  geol.  G.   tab.  16.) 

Paläontologie,  So  klein  auch  die  Zahl  der  Arten  ist,  welche 
bis  jetzt  ausschliesslich  nur  in  der  Zone  des  Amm.  planorbis 
gefunden  wurden,  so  genügen  dieselben  doch  um  den  geognosti- 
schen  Horizont  zu  bestimmen ,  welcher  unmittelbar  über  dem 
Bonebed  beginnt,  und  sich  in  den  meisten  Gegenden  durch  häu- 
figes Vorkommen  derjenigen  Species  auszeichnet,  nach  welchen 
er  benannt  wurde.  Die  wichtigsten  Arten  der  Schichte  sind 
folgende: 

Ammonites  planorbis.     Amm.  Johnstoni. 

Avicula  Kurri.     Pecten  Trigeri. 

*)  W.  Smith  1815,  a  Memoir  to  the  Map  and  deliueation  of  the  strata 
of  England  and  Wales,  with  part  of  Scotland, 


-     145    — 

Andere  Arten  wie  Cardinia  Listeri,  Unicardium  cardioides, 
Mytilus  laevis,  Lima  pectinoides  und  punctata  u.  s.  w. ,  haben 
die  Bänke  des  Amm.  planorbis  mit  höheren  Schichten  gemein. 

Gcsfemsbeschaffonheit,  Verbreitung  und  paläontologische 
KcSUltate.  Profil  der  Schichten  des  Amm.  planorbis,  für  Würt- 
temberg. 

Nr.  5. 

Mächtige  Thone  mit  Auim.  angulatus. 


1'   mergelige,  harte  aber  verwitterbare  Kalkbank  von  dunkler 
Farbe,  mit  Zweischalern.     f — 3"  Nagelkalk. 

2-3"  Nagelkalk. 


4'   dunkle  Thone  mit  Brut  von  Ammoniten. 
Cidaris  arietis. 


Cardinia  Listeri. 
1'    blaue  Kalkbank.  Unicardium  cardioides. 

Lima  pectinoides  u.  punctata 


.      rr  ...     , "lit Amm. planorbis. ^y*"'^'  ^"^^^' 

12"  blaue  Kalkbank      .         rix-  Avicuia  Kurri. 

u.  Amm.  Jolmstoni.  „    ^     ^  .     . 

Pecten  Trigeri. 


7''  bläuliche  Thone. 


'  Bonebed. 

Sandstein. 

Wenige  Zoll  über  dem  Bonebed  findet  sich  an  vielen  schwä- 
bischen Localitäten  eine  10—12  Zoll  mächtige,  graublaue  Kalk- 
bank: Die  Hauptlage  des  Amm.  planorbis.  Sie  wird  bedeckt 
von  einer  zweiten  ihr  ähnlichen  Schichte,  in  welcher  sich  aber 
nur  wenige  Versteinerungen  finden;  darauf  liegen  dunkle  Thone 
mit  verkiesler  unbestimmbarer  Brut  eines  glatten  Ammoniten,  der 
vielleicht  noch  zu  Amm.  planorbis  zu  stellen  ist,  doch  soll  (nach 
den  Mittheilungen  des  H.  Fabrikanten  Defl'ner)  hier  schon  Amm.  an- 
gulatus  gefunden  werden,  so  dass  diese  Thone  den  üebergang 
zu  der   folgenden    Zone   bilden.     Das  Bett   des   Amm.  planorbis 


—     146     "-^ 

würde  demnach  für  Schwaben  auf  zwei  sich  berührende  je  1  Fuss 
mächtige  Kalkbänke  zu  beschränken  sein,  in  deren  unterem  Theile 
die  leitenden  Fossile  der  Zone  zahlreich  beisammen  liegen  und 
einen  scharfen  Horizont  bilden.  Ueber  dem  Bett  des  Amm. 
planorbis  folgen,  wie  schon  erwähnt  wurde,  die  thonigen  Lagen, 
welche  (siehe  Profil  5.)  von  einer  mergeligen  harten  Kalkbank 
bedeckt  werden.  Letztere  enthält  zahlreiche  Exemplare  von 
Zweischalern  wie:  Lima  punctata,  pectinoides;  Unicardium  car- 
dioides;  Perna  Gueuxi;  Mytilus  laevis  u.  s.  w.  In  engem  Zu- 
sammenhange mit  ihr  steht  eine  2 — 3  Zoll  dicke  Nagelkalkbank,  *) 
welche  in  Württemberg  an  vielen  Punkten  vorkommt.  Sie  be- 
steht aus  einer  crystallinischen  festen  Kalkmasse ,  welche  der 
Verwitterung  widersteht.  Einzelne  Fragmente  der  Bank  werden 
an  Ort  und  Stelle  immer  an  der  Oberfläche  des  Bodens  getroffen. 
Die  untern  Schichten  des  Lias  besitzen  aber  bloss  diese  eine 
Nagelkalkbank,  durch  deren  Auffinden  dann  die  locale  Orien- 
tirung  häufig  sehr  erleichtert  wird.  Nehmen  wir  an,  dass  die 
verkieste  Ammonitenbrut ,  welche  in  den  Thonen  vorkommt  noch 
zu  Amm.  planorbis  gehört,  so  bildet  doch  die  Nagelkalkbank 
für  Schwaben  eine  sichere  Grenze ,  über  welcher  Amm.  planorbis 
nicht  wieder  vorkommt. 

Viele  Punkte  wären  in  Württemberg  zu  erwähnen,  an  denen 
Amm.  planorbis  eine  reiche  Lage  bildet,  dagegen  finden  wir 
auch  Stellen,  an  welchen  er  sparsamer  auftritt.  Bei  Degerloch 
unweit  Stuttgart  fehlen  die  charakteristischen  dunkeln  Kalkbänke 
über  dem  Bonebed,  die  Zone  des  Amm.  planorbis  ist  sehr  ver- 
wischt und  es  wurde  häufig  angenommen,  dass  er  daselbst  ganz 
fehle.  Doch  überzeugte  mich  kürzlich  der  Fund  eines  Exemplars, 
dass  er  auch  an  dieser  Localität  vorkommt. 

In  Frankreich  finden  sich  die  Schichten  des  Amm.  pla- 
norbis an  mehreren  Punkten  Burgunds;  sie  wurden  jedoch  bis 
jetzt  noch  wenig  beachtet.  d'Orbigny  hat  die  charakteristische 
Ammoniten  -  Species  in  seiner  Paläontologie  frangaise  gar  nicht 
abgebildet. 

•)  Siehe  schon:    von  Alberfi   1826,   die  Gebirge   des  Königreichs  Wür- 
temberg.   pag.  125. 


^     147    ~ 

In  England  ist  die  Zone  des  Amm.  planorbis  mächtig 
entwickelt.  Zu  Lyme  Regis,  Up-Lyme  mid  Axmouth  (Dorset- 
shire),  fand  ich  eine  Anzahl  der  für  das  Bett  des  Amm. 
planorbis  bezeichnenden  Arten,  wie  Amm.  planorbis  und  John- 
stoni, Cardinia  Listeri ,  Lima  punctata,  Mytilus  laevis.  Sie 
kommen  in  dem  dortigen  sogen,  weissen  Lias  (White  Lias, 
Will.  Smith,  de  la  Beche  u.  s.  w.),  sowie  in  den  gleich  darüber 
liegenden  Thonen  und  Kalkbänken  vor;  der  White  Lias  von 
Dorsetshire  ist  also  nichts  Anderes  als  das  Bett  des  Amm.  pla- 
norbis und  JoJmstoni-  seine  30  Fuss  mächtigen  Lagen  werden 
in  grossen  Steinbrüchen  unweit  Up-Lyme  ausgebeutet,  da  die 
mineralogische  Beschaffenheit  seiner  Schichten  ihn  zum  Brennen 
von  kaustischem  Kalk  brauchbar  macht.  Gleich  deutlich  ist  er 
an  den  Küsten  aufgeschlossen.  Bei  Axmouth  stehen  die  untersten 
Schichten  des  White  Lias  an,  sie  Tiaben  einige  Aehnlichkeit  mit 
den  hellgefärbten  Zwischenschichten  der  Keupermergel  ,  zer- 
fallen aber  weniger  an  der  Luft  und  enthalten  viele  harte  Geoden. 
Zu  Pinhay  Bay,  in  der  Mitte  zwischen  Axmouth  und  Lyme 
Regis,  kommt  der  White  Lias  durch  eine  Dislocation  der  Küsten- 
wand zum  Vorschein,  so  dass  die  Oberregion  desselben,  welche 
zur  Zeit  der  Fluth  in  der  Ecke  der  Bay  nicht  sichtbar  ist,  plötz- 
lich in  einer  20  Fuss  hohen  Wand  dasteht. 

Die  blauen  Thone  mit  grauen  Kalkbänken,  welche  über  dem 
weissen  Lias  der  Küste  von  Lyme  Regis  liegen,  enthalten  zu 
Unterst  dieselben  Fossile  wie  dieser.  Amm.  planorbis  und 
Johnstoni  und  Cardinia  Listeri  traf  ich  hier  häufig  an.  Merk- 
würdig war  mir  der  Fund  zahheicher  Cidaritenstacheln,  welche 
in  den  Thonen  ungefähr  20  Fuss  über  dem  White  Lias  lagen 
und  mit  denen  von  Cidaris  arietis ,  Quenst.  übereinzustimmen 
schienen.  Sie  liegen  hier  ganz  in  demselben  Niveau,  welches 
diese  Specics  in  Schwaben  einnimmt,  d.  h.  in  der  Oberregion 
der  Zone  des  Amm.  planorbis.  Wie  weit  sich  Amm.  planorbis 
an  der  Küste  von  Lyme  Regis  gegen  oben  fortsetzt,  konnte  ich 
nicht  entscheiden,  dagegen  betrug  die  gesammte  Mächtigkeit  der 
Schichten,  in  welcher  ich  ihn  in  jener  Gegend  fand,  zum  Wenig- 
sten    40  Fuss.      Ziemlich     viel    höher    stehen    die    Bucklandi- 


™     148    — 

bänke  an,  die  Region  zwischen  beiden,  welche  der  Analogie  nach 
die  Angulaten schichten  enthalten  sollte,  bot  mir  den  gewünschten 
Aufschluss  nicht  dar. 

Zu  Watchet  (Somersetshire)  treten  die  Schichten  des 
Amm.  planorbis  in  ganz  anderer  mineralogischer  Beschaffenheit 
auf.  Es  sind  dunkle  Schiefer  gefüllt  mit  flachgedrückten,  in 
Farben  spielenden  Exemplaren  von  Amm.  planorbis  und  John- 
stoni, welche  in  der  Unterregion  des  untern  Lias  jener  Küste 
liegen  und  bisweilen  ausgebeutet  wurden,  siehe  §.   14.  Nr.  3. 

Zu  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  kommen  Amm.  pla- 
norbis und  Johnstoni  in  dem  untersten  Lias  zahlreich  vor.  Die 
Exemplare,  welche  ich  dorther  mitbrachte,  haben  dieselbe  Er- 
haltung wie  unsere  schwäbischen,  die  Schichte  selbst  konnte  ich 
nicht  untersuchen,  da  bei  meiner  Anwesenheit  an  jener  Localität 
die  Ebbe  nicht  tief  genug  gieng,  um  die  vom  Ufer  entfernteren 
Bänke  zu  entblössen.  Der  untere  Lias  war  bis  zu  seiner  Mittel- 
region sichtbar,  die  tieferen  Schichten  blieben  unter  Wasser,  da- 
gegen werden  unter  den  ausgeworfenen  Gesteinen  die  dunklen 
Kalke,  welche  den  Amm.  planorbis  und  Johnstoni  in  Menge  ent- 
halten, nicht  selten  gefunden. 

3)    Die  Schichten  des  Amm.  angtilatus. 

§.   7. 

SyHODyillik J  Gelber  unterer  Liassandstein ,  von  Mandelsloh, 
1834,  geognostische  Proüle  der  schwäbischen  Alp.  pag.  28.  unterer  Lias- 
sandstein (pars),  Römer.  Quader-  Schilf-  oder  Luxemburger 
Sandstein  (pars),  Römer  1836,  norddeutsch.  Ool.  pag.  3.  Sandige 
Kalke  und  Sandsteine  mit  Amm.  angulatus,  Quenst.  1843,  Flözgeb., 
pag.  541.  Gros  infr  aliasiqu  e  (pars),  Dufrenoy  et  Elie  de  Beaumont. 
explic.  de  la  carte  geolog.  de  France.  Gres  liasique,  gres  de  Het- 
tange,  Terquem  1855.  Paleont,  du  Dep.  de  la  Moselle,  pag.  11  u.  12. 
Marne  deJamoigne;  Omalius.  Gres  de  Luxemburg  (pars  in  f.), 
Omalius.  Angulatenschicht,  Quenst.  (Pflzenmayer,  1853,  Zeitschrift 
der  deutschen  geol.  Ges.   tab.  16.) 

Paläontologie:  Die  wichtigsten  fossilen  Arten  der  Angulatus- 
schichten  sind  folgende: 


149    =-> 


Ammonites  angulatus,  Schi.  (Mo- 

reanus,  d'Orb.) 
Chemiiitzia  Zeiikeni. 
„  solidula. 

Acteonina  fragilis. 
Littorina  clathrata. 
Natica  subangulata. 

„       planulata. 

„       subobtusa. 

„       Terquemi. 
Nerita  liasina. 
Turbo  Philemon. 
Cerithium  subturitella. 

„        conforme. 
Dentalium  Andleri. 
Panopaea  Galathea. 


Leda  Renevieri. 
Tancredia  securiforrais. 
Astarte  Gueuxii. 
Cardinia  concinna. 

„         crassiuscula. 

„         elongata. 
Cardium  Philippianum. 
Mytilus  nitidulus. 

„       Hillanus. 

„        Morris!. 
Lima  insequistriata. 
Perna  Gueuxii. 

„      Hagenowi. 
Ostrea  sublamellosa. 
Asterias  lumbricalis. 
Pentarinus  angulatus. 


An  die  hier  aufgezählten  Species  schliesst  sich  eine  Anzahl 
höher  oder  tiefer  gehender  Arten  an,  welche  aber  nichts  destoweniger 
auch  für  die  Angulatusbänke  von  Wichtigkeit  sind,  wie  z.  B. 
Pleurotomaria  similis  ,  polita  ,  Gryphaea  arcuata  ,  Pecten 
Hehli  u.  s.  w. 

Ausserdem  ist  zu  bemerken,  dass  in  der  obersten  Region 
des  Amm.  angulatus  schon  einige  der  ächten  Arieten  sich  mit  letz- 
terem zusammen  finden.  Belemniten  fehlen  noch  gänzlich. 

Gesteinsbcscliaffcülicit,  Verbreitung  und  paläontologischc 
Kesilltatc.  Für  die  Angulatuss  chichten  in  Württemberg 
siehe  die  Profile  in  §.  6,  8  u.  13.  Amm.  angulatus  Schloth. 
Moreanus  d'Orb.  charakteristirt  eine  Zone,  deren  Feststellung  das 
beste  Beispiel  liefert,  wie  unsicher  eine  Vergleichung  von  For- 
mationsgliedern wäre,  bei  der  man  bloss  die  mineralogische  Be- 
schaffenheit der  Schichten,  nicht  aber  die  eingeschlossenen  Fossile 
berücksichtigen  würde.  Die  Schichten  des  Amm.  angulatus  können 
auf  die  beliebigste  Weise  gebildet  sein,  durch  Sandsteine,  Sand- 
kalke, Kalke,  Thonkalke,  Thone,  Mergel,  Eisenerze  u.  s.  w. 
Geringe  Entfernungen  genügen ,  um  grosse  Verschiedenheit  in 
ihrer  mineralogischen  Beschaffenheit  hervorzubringen.     Besonders 


—     150     - 

sind  die  Sande  vielem  Wechsel  unterworfen ,  können  oft  sehr 
mächtig  werden,  oft  ganz  verschwinden  und  durch  andere  Bil- 
dungen ersetzt  sein.  Aehnlich  haben  wir  diess  bei  den  Sand- 
steinen des  Bonebeds  gefunden.  Besonders  häufig  treten  die 
Angulatusschichten  in  Form  eines  von  Thonen  unterlagerten 
graublauen  Sandkalkes  auf,  welcher  in  mächtigen  Bänken  bricht, 
die  jedoch  meist  so  verändert  sind,  dass  ihre  Peripherie  gegen 
einwärts  ausgewaschen,  vom  Kalke  befreit,  bloss  noch  aus  gelbem 
Sandsteine  besteht,  während  man  im  Innern  der  Felsenplatten 
noch  blaue  kalkhaltige  Kerne  wahrnimmt.  In  Württemberg  ist 
einö  solche  Bildung  sehr  verbreitet,  in  gleicher  Weise  sah  ich 
sie  zu  Hettange  bei  Thionville  (Moselle).  Ist  der  Auswaschungs- 
prozess  sehr  weit  gegangen ,  so  bleibt  nur  noch  ein  weicher 
gelber  Sandstein  zurück  (Göppingen).  Die  zahlreichen  Muscheln 
sind  in  solchen  Lagen  nur  als  Steinkerne  vorhanden,  denn  mit 
der  Wegnahme  des  Kalkes  ging  auch  die  Muschelschale  verloren. 
An  der  Basis  der  Angulatusschichten  liegt  gewöhnlich  eine  Nagel- 
kalkbank (siehe  §.  6.)  so  auf  dem  Birkenkopf  bei  Stuttgart,  zu 
Kemnath  und  Degerloch  u.  s.  w.,  über  derselben  kommen  mächtige 
Tlione  mit  sandigen  Cardinienbänken ,  gegen  oben  stellen  sich 
die  harten  Sandkalke  ein,  welche  allmählig  in  die  Bucklandi- 
Schichten  übergehen.  Die  ganze  Abtheilung,  in  welcher  Amm. 
angulatus  auftritt,  ist  meistens  ziemlich  mächtig  und  überschreitet 
bisweilen  30 — 40  Fuss,  bildet  demnach  in  Süddeutschland  ein 
Hauptglied  des  untern  Lias. 

In  den  obern  Lagen  des  Amm.  angulatus  finden  sich  ein- 
zelne Bänke,  welche  auf  ihrer  untern  Seite,  mehr  oder  weniger 
deutlich  Erhabenheiten  zeigen,  die  für  Pflanzenreste  (Fucoiden) 
gehalten  werden.  Auch  die  aus  dem  Coburgischen  schon  längst 
bekannte  Bank  m\i* Aster  las  lumbricalis  Goldf. .  welche  dort  an 
verschiedenen  Orten  vorkommen  soll,  liegt  in  Württemberg  in 
der  Region  des  Amm.  angulatus  und  wurde  in  der  letzten  Zeit 
von  H.  Maschineninspektor  Sc  hu  1er  in  dem  Liassandstein  von 
Hüttlingen  bei  Wasseralfingen  aufgefunden.  Als  weiteres  häufiges 
Vorkommen  bezeichne  ich  die  Stiele  eines  Pentacriniten ,  den  ich 
in     den    Registern    als    Pentacrinus    angulatus    angeführt    habe, 


—     151     — 

da  er  bis  jetzt  noch  nicht  benannt  wurde  '■').  Im  Allgemeinen 
steht  der  Speciesreichthum  der  Angulatuschichten  von  Süddeutsch- 
land dem  mancher  andern  Länder  nach,  doch  geflügen  die  Vor- 
kommnisse immerhin  um  die  Zone  paläontologisch  zu  bestimmen. 
Im  Anhange  (§.  14.)  habe  ich  die  Erfunde  der  einzelnen  Arten 
welche  bis  jetzt  in  Schwaben  gemacht  wurden,  für  jede  Specics 
angegeben  und  mit  denen  von  Halberstadt,  Hettange  u.  s.  w. 
zusammengestellt,  doch  lässt  sich  für  später  noch  manche  Er- 
gänzung hoffen,  da  einzelne  Localitäten,  wie  z.  B.  Göppingen, 
eine  Ausbeute  auch  für  die  selteneren  Arten  versprechen.  Das 
häufige  Auftreten  der  wichtigsten  und  constantesten  Species  dieser 
Zone  (Amm.  angulatusj  erleichtert  besonders  in  Schwaben  ihr 
Auffinden  und  ihre  Begrenzung  bedeutend  für  alle  die  vielen 
Punkte,  an  welchen  seine  Schichten  entblösst  sind. 

Frankreich:  Zu  Thoste  und  Bauregard  bei  Semur  (Cote 
d'Or.)  wird  die  Zone  des  Amm.  angulatus  durch  eine  6 — 8  Fuss 
mächtige  Schicht  von  Thoneisenstein  gebildet.  Letzterer 
besteht  aus  feinen  Körnern  (grains  milliaires)  von  Rotheisenstein 
mit  einem  eisenhaltenden  Thone  als  Bindemittel.  Die  Erze  haben 
einige  Aehnlichkeit  mit  dem  Thoneisensteine  von  Aalen  und 
Wasseralfingen ,  sind  aber  noch  thonreicher.  Die  organischen 
Reste,  welche  man  darin  findet,  beschränken  sich  meist  auf  die 
bekannten  Species  der  Angulatusschichten,  besonders  häufig  kom- 
men in  Eisenglanz  verwandelte  Astarten  und  Cardinien  (Card. 
Listein,  crassiuscula)  vor.  Die  Erze  werden  ausgegraben  und 
mit  Erfolg  für  die  Schmelzereien  ausgebeutet.  Etwas  höher  fand 
ich  dort  ziemlich  unregelmässig  liegende  Arcuatenkalke  mit  Tho- 
nen.  Bilden  Kalke  das  Dach  der  Erze,  so  werden  letztere  berg- 
männisch gewonnen,  liegen  aber  nur  Thone  darauf,  so  sind 
förmliche  Steinbrüche  eröffnet. 

In  Schwaben  verdient  die  in  neuerer  Zeit  von  H.  Fabrikant 


•)  Pentacrinus  angulatus  lässt  sich  von  Pentacr.  tuberculatus  durch 
seine  schärfere  eckigere  Form  unterscheiden.  Mau  findet  an  vielen  Punkten 
einzelne  Säulenglieder,  vollständigere  Exemplare  dagegen  kenne  ich  nicht, 
doch  scheint  die  Species  durch  ihr  constantes  Vorkommen  in  der  bestimmten 
Zone  Interesse  zu  verdienen ,  wesshalb  ich  sie  nicht  unberührt  lassen  wollte. 


—     152    — 

Deffner  in  der  Zone  des  Amm.  angiilatus  aufgefundene  Thon- 
eisensteinschichte  grosses  Interesse  wegen  ihrer  genauen 
üebereinstimmung  mit  den  Erzen  von  Thoste  und  Beauregard.  Die 
Lage  soll  nach  den  mündlichen  Angaben  H.  Deffners  zu  Aich- 
schiess  auf  dem  Schurwald  in  einer  Mächtigkeit  von  ungefähr 
3  Fuss  entwickelt  sein.  Ein  Handstück,  welches  ich  davon  sah, 
zeigt  oolithische  Bildung,  wie  ich  sie  bei  manchen  Proben  der 
Erze  von  Thoste  und  Beauregard  bemerkte ;  ganz  ähnlich  wie 
die  letzteren  führt  die  Thoneisensteinschicht  des  Schurwaldes 
zahlreiche  Cardinien,  Astarten  u.  s.  w.  Eine  gleichfalls  eisen- 
reiche Lage,  welche  jedoch  nicht  dieselbe  Üebereinstimmung  mit 
dem  französischen  Vorkommen  zeigt,  kommt  in  den  Umgebungen 
von  Wasseralfingen  vor.  Petrefacten  sind  bis  jetzt  keine  darin 
gefunden  worden,  auch  ist  dieselbe  zu  wenig  mächtig,  als  dass 
man  sie  zur  Gewinnung  von  Eisen  mit  Nutzen  ausbeuten  könnte. 

In  den  nächsten  Umgebungen  von  Semur  (Cote  d'Or)  nimmt 
Amm,  angulatus  einen  mächtigen  Horizont  ein ,  das  Gestein, 
aus  welchem  die  Muscheln  mit  Schale  herauswittern,  wird  von 
den  Arbeitern  „Foie  de  veau"  (Kalbsleber)  genannt,  ein  Aus- 
druck, dessen  sich  auch  die  dortigen  Geologen  bedienen.  Ich 
fand  darin  eine  grosse  Zahl  der  oben  aufgeführten  Leitmuscheln, 
damit  kommen  zahlreiche  Korallen  vor,  welche  jedoch  auch  in 
den  schwäbischen  Bildungen  gleichen  Alters  nicht  fehlen.  Buck- 
landischichten  überlagern  die  Abtheilung. 

Ganz  ähnliche  Verhältnisse  traf  ich  im  Depart.  de  l'Yonne, 
zu  Avalion.  In  der  Sammlung  des  H.  Moreau  daselbst ,  sah 
ich  den  ächten  A??im.  angulatus  (das  Originalexemplar  zu  Amm. 
Moreanus  d'Orb.)  in  einem  sandigen  Gesteine.  Amm.  planor^his 
liegt  in  jener  Gegend  tiefer,  dagegen  die  Bucklandi-  und  Arcuaten- 
Kalke  darüber. 

Die  reichste  Localität  für  die  Fossile  der  Angulatusschichten 
istHettange  bei  Thionville  (Moselle) ;  die  Zahl  der  bis  jetzt  in 
diesem  Formationsgliede  gefundenen  Species  reicht  nahe  an  200, 
wir  haben  ihre  Beschreibung  in  Bälde  in  einer  Monographie 
M.  Terquem's  aus  Metz  zu  erwarten.  Es  kann  kein  Zweifel 
über  die  Schichtenstellung  des  Gres  de  Hettange  vorwalten,  denn 


—     153    — 

neben  Amtn.  angidatus  finden  sich  alle  die  charakteristischen 
Muscheln  seiner  Lage  beisammen.  Die  mineralogische  Be- 
schaffenheit dieser  Zone  im  Mosel  -  Departement  hat  viele  Ueber- 
einstimmung  mit  den  Bildungen  gleichen  Alters  der  Gmünder  und 
Göppinger  Gegend.  Es  sind  dicke  Sandsteinbänke  von  gelblicher 
Farbe,  welche  im  Innern  noch  einen  blauen  kalkhaltigen  Kern 
besitzen. 

Schwieriger  sind  die  Verhältnisse  dieser  Zone  im  untern 
Lias  von  Luxemburg  zu  erklären.  Omalius  hat  den  Marne 
de  Jamoigne  von  dem  höher  liegenden  Gres  de  Luxem- 
hourg  unterschieden.  Dewalque  und  Chapuis  haben  dieselbe 
Eintheilung  beibehalten  und  eine  Beschreibung  der  vorkommenden 
Fossile  gegeben.  Sie  stellen  den  Amm.  anguJatus  in  den  Marne 
de  Jamoigne,  auch  soll  Gryphaea  arcuata  hier  beginnen.  Der  Marne 
de  Jamoigne  muss  demnach  das  gleiche  Alter  mit  unsern  Angula- 
tusschichten  haben,  scheint  dieselben  aber  nicht  völlig  zu  ersetzen, 
denn  wahrscheinlich  nimmt  gegen  oben  der  Luxemburger  Sand- 
stein auch  noch  an  der  Bildung  Theil.  Littorina  dathrata 
(Chemnitzia  atiena)  Cerithium  conforme ,  Cardinia  concmnaj 
crassiuscula  u.  s.  w.,  welche  in  dem  Gres  de  Luxemhourg  auf- 
gezählt werden,  gehören  noch  in  die  Zone  des  Amm.  angidatus. 
Andererseits  zeigen  dagegen  die  Arten:  A7n7n.  hisidcatus,  Cony- 
bearij  Lima  gigantea  u.  s.  w.,  w^elche  Dew.  und  Chapuis  *  für 
den  Gres  de  Luxembourg  angeben,  dass  ein  Theil  des  letzteren 
durch  Bucklandischichten  gebildet  wird,  wodurch  sich  die  nach- 
folgende Stellung  beider  Ablagerungen  rechtfertigen  lässt: 

,,  ^„  .    ,  .     .  [Bucklandischichten. 

(ires  de  Luxembourg  =  L 

[t)berregion  des  Amm.  angulatus. 

...  [Untere  und   mittlere  Angulatusschichten. 

\Iarne  de  Jamoigue  =  ^^  u-  w      i      v  i       u-  -a 

[(Schichten  das  Amm.  planorbis .'') 

Der  Gres  de  Luxemhourg  ist  demnach  wesentlich  ein 
anderes  Formationsglied  als  der  Gres  de  Hettange.  Der 
Luxemburger  Sandstein  wird  durch  Bucklandibänke  gebildet,  und 
es  scheint   bloss  in  seinem  unteren  Theile  Amm.  angulatus    mit 


*  Mem.  Luxemb.    pag.  272. 
Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  April,  1856.  2s  Heft.  11 


—     154    — 

einigen  andern  Leitmuscheln  dieser  Zone  vorzukommen,  während  der 
Gres  de  Hettange  einzig  und  allein  durch  Angu  1  atus schichten 
gebildet  wird.  Der  unter  dem  Luxemburger  Sandstein  vorkom- 
mende Marne  de  Jamoigne  ist  eine  thonige  Bildung,  welche  das 
Hauptlager  des  Ammonites  angulatus  darstellt.  Amm.  planorbis 
ist  zwar  noch  nicht  aus  jener  Gegend  bekannt  geworden,  sollte 
er  sich  jedoch  finden,  so  müsste  er  in  den  untern  Lagen  des 
Marne  de  Jamoigne  vorkommen. 

In  England  ist  die  Zone  des  Amm.  angulatus  wenig 
entwickelt,  der  Ammonit  selbst  gehört  zu  den  Seltenheiten.  Die 
meisten  Exemplare,  welche  man  dort  in  den  Sammlungen  findet, 
stammen  aus  Yorkshire  und  wurden  von  Phillips  aus  jener 
Provinz  als  Amm.  anguliferus  beschrieben.  Ich  erhielt  ihn  zu 
Robin  Hoods  Bay  südlich  Whitby  in  einem  Gestein,  das  den 
blauen  Sandkalken  von  Vaihingen  gleicht,  konnte  aber  die  an- 
stehende Schichte  nicht  auffinden,  da  das  Meer  gewöhnlich  seine 
Zone  bedeckt. 

Im  Norden  von  Irland  scheint  die  Schichte  gleichfalls  vor- 
zukommen, und  zwar  an  der  Küste  von  Porthrush  (Londonderry), 
von  welcher  Localität  ich  ein  deutliches  Exemplar  des  Amm. 
angulatus  in  der  Sammlung  des  H,  Prof.  Morris  sah. 

Die  Insecten,  welche  im  untern  Lias  Englands  und  der 
Schweiz  gefunden  werden,  scheinen  in  die  Zone  des  Amm.  angu- 
latus zu  gehören.  Das  Lager  der  englischen  und  schweizer  Vor- 
kommnisse stimmt  zwar  im  Allgemeinen  überein,  doch  sind  noch 
keine  genaueren  Angaben  über  das  Alter  der  Schichten  vorhanden. 
In  Murchison's  Geol.  of  Cheltenh.  pag.  47  u.  48,  wird  eine 
27 — 30  Fuss  über  dem  Bonebed  von  Coomb  Hill  und  Wainlode 
Cliff  (Gloucestershire)  auftretende  3 — 6  Zoll  dicke  Kalkbank  als 
„Insect  Limestone"  hervorgehoben  und  auf  tab.  9.  ein  Theil  der 
gefundenen  Insectenflügel  abgebildet.  Annähernd  dieselbe  Posi- 
tion sollen  die  zu  Müllingen  im  Kanton  Aargau  vorkommenden 
Insectenreste  einnehmen.  Osw.  Heer  (Geol.  Vortr.  März  1852) 
hat  die  interessanten  Verhältnisse  mitgetheilt.  Ueber  dem  Keu- 
per  und  unter  den  Arietenschichten  liegen  weiche  grauschwarze 
Mergel,  wechselnd  mit  härteren  Bänken.     In  den  feinen  Mergeln 


—     155    — 

wurden  70  Arten  von  Insecten  in  vielen  Exemplaren  gefunde)i, 
in  Begleitung  von  Pflanzen ,  Echinodermen  u.  s.  w.  Alles  in 
bester  Erhaltung.  Das  verwitterbare  Gestein  wird  zur  Düngung 
der  Wiesen  verwendet.  Die  härteren  Bänke  schliessen  Reste  von 
Mollusken  ein,  die  bis  jetzt  zwar  noch  nicht  bestimmt  wurden, 
durch  deren  Untersuchung  sich  aber  eine  schärfere  Feststellung 
der  Insectenzone  hoften  lässt. 

Die  Schichten  des  Ammonites  Buckhmdi. 


Synonymik:  Blue  Llas  (pars  sup.),  William  Smith.  1815,* 
dessgl-  de  la  Beche ,  1829.  Geol.  Trans.  2  Ser.  2.  Bd.  Gryphitenkalk 
Stahl,  1824.  Correspondenzblatt  des  würtemh.  landw.  Vereins,  pag.  12. 
Grypliitenkalkstein.  v.  Alberti.  1826.  Die  Gebirge  des  Königreichs 
Würtemberg,  pag.  121.  Llas  kalk  v.  Mandelsloh,  1834.  Geognostische 
Profile  der  schwäbischen  Alp.  pag.  28.  Calcaire  ä  Gryph^e  arquee 
(pars),  Dufr.  et  Elie  de  Beaumont.  Gres  de  Luxenibourg  (pars  sup.) 
Omalius.  Arcuatenkalk,  Qnenstedt.  (Pflzenmayer,  1853.  Zeitschrift  der 
deutschen  geologischen  Gesellschaft,  tab.  16.) 

Paläontologie:  Die  leitenden  Arten  der  Bucklandischichten 
sind  folgende  : 

Ammonites    Bucklandi,  bisulcatus. 
55  rotiformis,  Sinemuriensis. 

„  Conybeari,  liasicus. 

,,  Kridion,  spiratissimus. 

Belemnites  acutus  fehlt  hier  noch,  dagegen  findet  man  ihn 
in  einer  besondern  Lage  über  den  vorigen  Arten.  Er  gehört  in 
die  oberen  Bucklandischichten,  welche  sich  in  Württemberg  als 
besondere  Zone  abtrennen  und  durch  folgende  Spezies  charakteri- 
sirt  werden: 

Ammonites   geometricus,  Sauzeanus. 
„  laevigatus,  Gmündensis. 

„  Scipionianus.    Belemnites  acutus. 

Ausserdem  ist  eine  Anzahl  von  Species  anzuführen,  welche 
zwar  für  die  Region  des  Amm.  Bucklandi    von  Bedeutung  sind, 

Will.  Smith  ,  1815  a  Memoir  to  the  Map  and  delineation  of  the 
strata  of  England  n.  s.  w. 

11* 


—     156    — 

von  denen  einzelne  aber  auch  in  höheren  und  tieferen  Schichten 
vorkommen : 


Nautilus  striatus. 
Pleurotomaria  polita. 
„  similis. 


Lima  succincta. 
Avicula  Sinemuriensis. 
Pecten  Hehli. 

„       textorius. 
Gryphaea  arcuata. 
Spirifer  verrucosus. 

„       Walcotti. 
Terebratula  Rehmanni. 
Rhynchonella  variabilis. 


Pauopaea  liasina. 
Pholadomya  glabra. 
(Goniomya)  Sinemuriensis. 
Pinna  Hartmanni. 
Mytilus  decoratus. 
Lima  gigantea. 
„     pectinoides. 

Gestcinsbcscliaffenlieit,  Verbreitung,  paläontologiscLe  Re- 
sultate. Im  südwestlichen  Deutschland.  Die  Schichten 
des  Amm.  Bucklandi  besitzen  nur  eine  geringe  Mächtigkeit,  zeich- 
nen sich  aber,  wie  anderwärts,  so  auch  hier,  durch  zahlreiche 
organische  Reste  aus,  mit  deren  Hülfe  sie  sich  immer  leicht  er- 
kennen lassen.  Gewöhnlich  werden  sie  durch  einige  Kalkbänke 
gebildet,  welche  mit  grauen  Letten  oder  Thonen  wechsellagern, 
in  denen  sich  Gryphaea  arcuata  in  unzähligen  Exemplaren  findet. 
Gegen  unten  gehen  sie  in  die  Schichten  des  Amm.  angulatus 
über,  gegen  oben  werden  sie  durch  die  Bank  des  Pentacrinus 
tuberculatus  je  nach  den  verschiedenen  Localitäten  mehr  oder 
weniger  scharf  begrenzt.  Ich  nenne  vorerst  diese  ganze  Zwi- 
schenlagerung Bucklandischichten ,  obwohl  späterhin  eine  noch- 
malige Abtrennung  nöthig  sein  wird,  und  zwar  aus  folgenden 
Gründen.  Bei  dem  paläontologischen  Theile  dieses  Paragraphen 
wurde  angegeben ,  dass  sich  in  den  sogen.  Bucklandischichten 
zweierlei  Lagen  unterscheiden  lassen,  eine  untere  mit  Amm. 
Bucklandi,  Conybeari  u.  s.  w. ,  und  eine  obere  mit  Amm.  geo- 
metricus  und  Sauzeanus,  in  welcher  Bei.  acutus  beginnt.  Diese 
Abtrennung  lässt  sich  an  manchen  schwäbischen  Bildungen  aus- 
führen. Selten  sind  zwar  die  Punkte  zu  treffen ,  an  welchen 
beide  Lagen  mit  gleicher  Deutlichkeit  vorhanden  sind,  dagegen 
können  durch  vereinzelte  Untersuchung  der  einen  oder  der  an- 
dern, die  Unterschiede  beider  wohl  aufgefunden  werden.    Längst 


—     157     - 

bekannte  Orte,  an  welchen  die  untere  Lage  entwickelt  ist,  sind 
die  Brüche  auf  den  Fildern  ,  bei  Vaihingen,  Möhringen,  Bern- 
hausen. Amm.  Bucklandi,  Conybeari,  rotiformis,  spiratissimus, 
Pinna  Hartmanni  u.  s.  w.,  kommen  daselbst  zahlreich  und  sehr 
bezeichnend  vor,  während  die  Fossile  der  obern  Lagen,  beson- 
ders aber  Bei.  acutus  in  den  meisten  dieser  Steinbrüche  fehlen. 
Das  Profil  Nr.  6.  gibt  den  kleinen  Durchschnitt  der  untern 
(oder  eigentlichen)  Bucklandischichten ,  welche  hier  für  sich  eine 
Zone  bilden.  An  andern  Punkten ,  wie  zu  Krummenacker  bei 
Esslingen,  zu  Baltmansweiler  bei  Plochingen,  zu  Göppingen  u.  s.w., 
sind  auch  die  obern  Lagen  aufgeschlossen.  In  denselben  tritt, 
wie  schon  erwähnt  wurde,  Belemn.  acutus  zum  ersten  Male  auf, 
was  nicht  nur  von  allgemeinem  Interesse  ist,  sondern  speciell 
auch  für  die  Unterscheidung  der  Schichten  dadurch* wichtig  wird, 
dass  er  sogleich  mit  dem  ersten  Erscheinen  durch  sein  zahlreiches 
Auftreten  in  die  Augen  fällt.  Die  mit  ihm  vorkommenden  Ce- 
phalopoden  unterscheiden  sich  von  den  tiefer  liegenden  Arten ; 
einige  derselben  habe  ich  oben  aufgezählt,  andere  sind  noch  un- 
bestimmt ;  ausserdem  kommen  z.  B.  zu  Krummenacker  noch  Spi- 
rifer  Walcotti,  Rhynchonella  variabilis,  Terebratula  Rehmanni, 
Grv^haea  arcuata,  Ostrea  arictis,  Anomya,  Lima,  Cardinia  u.  s.  w. 
vor.  Ich  nannte  in  der  Zusammenstellung  Nr.  1.  §.4.  diese 
obern  Schichten  vorläufig  Zone  des  Amm.  geometricus, 
nach  der  bezeichnendsten  ihrer  Species,  lasse  diess  aber  vorerst 
bloss  für  Schwaben  gelten  ,  da  mir  bestimmte  Vergleichungen 
dieser  Bildungen  in  andern  Ländern  fehlen.  Ich  glaube  sicher 
an  die  Möglichkeit  einer  ähnlichen  Abtrennung  und  Spaltung 
der  Bucklandischichten  für  Frankreich  und  England ,  denn  an 
verschiedenen  Localitäten  dieser  Länder  sah  ich  die  wichtigsten 
Fossile  der  beiden  Lagen ,  doch  hatte  ich  bei  meinen  frühern 
Beobachtungen  eine  Unterscheidung  derselben  nicht  berücksich- 
tigt ,  *    und  die  Schichten  zwischen  Amm.  angulatus  und  Penta- 

*  Das  Gleiche  gilt  für  die  Bucklandischicbten  der  Umgebungen  von 
Gmünd  und  von  Füzen  am  Randen ,  woselbst  zwar  die  charakteristiscben 
Arten,  besonders  der  obern  Lagen,  zahlreich  vorkommen,  für  welche  Gegenden 
aber  eine  Theilung  der  Zone  des  Amm.  Bucklandi  in  zwei  Hälften  an  Ort 
und  Stelle  noch  nicht  ausgeführt  wurde. 


—     158    — 

crinus  tuberciilatus  als  zusammengehörige  Zone  betrachtet ,  so 
dass  ich  diese  Abtrennung  hier  bloss  für  die  Bildmigen  einzelner 
Localitäten  Württembergs  nachtragen  kann,  im  iVUgemeinen  aber 
unter  Bucklandischichten  noch  die  vereinigten  beiden  Zonen  ver- 
stehen muss,  in  deren  Oberregion  jedoch  Amm.  Bucklandi  wahr- 
scheinlich durchgehend  fehlt. 

Die  Schichten  des  Amm.  Bucklandi  stehen  mit  denen  des 
Amm.  angulatus  in  einer  gewissen  Verbindung ,  d.  h.  an  der 
Grenze  beider  liegen  Bänke,  in  denen  Amm.  angulatus  in  Ge- 
sellschaft ächter  Arieten  vorkommt ;  diess  hindert  jedoch  die 
Unterscheidung  beider  Horizonte  nicht,  denn  Amm.  angulatus  geht 
nie  in  die  eigentlichen  Bucklandibänke  über,  wie  andererseits  die 
ächten  Arieten  sich  in  den  tieferen  Schichten  des  Amm.  angu- 
latus noch  nicht  finden. 

Nr.  6. 

Thone  mit  Gryphaea  arcuata. 


S 
^■ 

SD 

es 


2 — 3'  zerklüftete  Kalksteine.    Schichte  des  Amm.  Hucklandi, 
Conybeari,  rotiformis  etc.  Gryphaea  arcuata. 


1'  gelbe  Letten. 


4'  graue  Thone.     Gr.  arcuata. 


1'     Blaue  harte  Kalke.     Amm.  angulatus   erstes  Auftreten 
1'  der  Arieten. 


^.  ,    „  „,,  .11  .    Gryphaea  arcuata. 

6'  hellgraue  Thone.     Geoden  mit  .      '^ 

Amm.  angulatus. 


8"  blaue  Kalkbank. 


6'  dunkelgraue  Thone. 


3'  hellblaue  harte  Kalke.    Pflastersteine  für  Stuttgart  An)m. 
angulatus. 


Thone. 


—    159    — 

An  dem  bei  Vaihingen  unweit  Stuttgart  von  mir  aufgenom- 
menen Profile  Nr.  6.  sieht  man  die  mittlem  und  obern  Angu- 
latusschichten  in  einer  Mächtigkeit  von  18 — 20',  bedeckt  von  den 
Bänken  des  Amm.  Bucklandi.  Das  Profil  ist  von  den  grossen 
Steinbrüchen  genommen,  welche  für  Gewinnung  des  Stuttgarter 
Pflastersteins  ausgebeutet  werden.  Zu  unterst  liegt  eine  3  Fuss 
mächtige  harte  Kalkbank,  welche  eben  diesen  Pflasterstein  liefert. 
In  ihr  kommen  grosse  Exemplare  von  Amm.  angulatus  einige 
Panopaen  und  Pholadomyen  sonst  aber  wenig  Anderes  vor. 
Darüber  folgen  12  Fuss  Thone  mit  einer  Kalkbank  in  der  Mitte 
und  mit  vielen  unregelmässig  vertheilten  Geoden.  In  letzteren 
finden  wir  eine  grosse  Zahl  der  für  die  Schichten  des  Amm. 
angulatus  charakteristischen  Fossile.  Ausserdem  shid  die  Thone 
ganz  durchdrungen  mit  schlecht  erhaltenen  Exemplaren  von  Gry- 
phaea  arcuata.  Ueber  den  Thonen  folgen  2  blaue  Kalkbänke 
von  je  1  Fuss  Mächtigkeit.  Sie  scheinen  die  Uebergänge  zu 
den  Arietenschichten  zu  bilden,  denn  neben  Amm.  angulatus, 
Pinna  Hartmanni  u.  s.  w.  kommen  hier  schon  junge  Exemplare 
von  Amm.  Conybeary,  Amm.  Kridion  u.  s.  w.  vor.  Noch  ein- 
mal folgen  graue  Thone,  dann  ändert  sich  plötzlich  die  Farbe 
in  die  gelbe,  die  Thone  werden  fetter  und  in  denselben  liegen 
ziemlich  unregelmässig  geschichtet  und  verschieden  dick  die  Bänke 
des  Amm.  Bucklandi.  Dieselben  sind  ganz  gefüllt  mit  grossen 
und  kleinen  Exemplaren  von  Arieten ,  daneben  kommen  zahl- 
reiche Muscheln  vor,  so  dass  die  Steine  von  organischen  Resten 
vollständig  durchdrungen  sind. 

Ganz  ähnliche  Verhältnisse  zeigt  der  untere  Lias  zwischen 
Hechingen  und  Spaichingen.  Interessant  war  mir  eine  Mitthei- 
lung meines  Freundes  Dr.  Fraas  über  die  Bezeichnung,  welche 
die  Arbeiter  in  jener  Gegend  den  einzelnen  Bänken  nach  ihrer 
mineralogischen  Beschaffenheit  geben,  siehe  auch  §.  13.  Profil. 
Sie  nennen  die  untere  Lage  des  Amm.  angulatus  „Blauklötz- 
len;"  es  sind  harte,  blaue,  wenig  verwitterbare  Steine,  wie  die 
in  Vaihingen  vorkommende  analoge  Schichte  der  Stuttgarter 
Pflastersteine.  Etwas  höher  liegt  eine  zweite  blaue  Bank, 
„Kupferfels^  genannt,  da  die  Peripherie  der  Stücke  beim  Ver- 


-     160    ~ 

wittern  eine  braunrothe  Farbe  annimmt.  Die  Bucklandibänke, 
welche  oben  liegen,  werden  von  den  Leuten  „Schneckenfels" 
genannt,  weil  auch  in  jener  Gegend  diese  Schichte  ganz  gefüllt 
ist  mit  Ammoniten,  Nautilen  u.  s.  w. 

lieber  den  Bucklandibänken  liegen  an  vielen  Localitäten  nur 
noch  Letten  mit  Gryphaea  arcuata ,  dann  folgt  die  Ackerkrume. 
An  Orten,  wo  auch  noch  die  höheren  Schichten  des  untern  Lias 
anstehen,  wo  also  die  Bucklandibänke  nicht  gerade  unter  der 
Erdoberfläche  liegen ,  sind  die  Kalke  fester  und  weniger  ver- 
wittert, es  folgen  dann  gewöhnlich  mehrere  Bänke  übereinander, 
von  welchen  die  höheren  neben  Belemnites  acutus,  die  für  die 
obere  Zone  characteristischen  Arten  einschliessen.  Immerhin 
sind  aber  die  untern  Lagen  die  reichsten ;  so  entblösst  zwischen 
Dusslingen  und  Ofterdingen  ein  Bach  die  Schichten  des  Amm. 
Bucklandi,  man  findet  eine  abgewaschene  blaue  Bank,  die,  wie 
gepflastert  mit  riesigen  Exemplaren  des  Amm.  Bucklandi,  ganz 
von  denselben  oder  ihren  Abdrücken  bedeckt  ist. 

Wie  an  obigen  Localitäten,  so  finden  sich  auch  anderwärts 
die  Bucklandischichten  mit  denselben  Eigenthümlichkeiten.  Es 
sind  beinahe  überall  blaue  Kalke  mit  untergeordneten  lettigen 
Lagern.  Gryphaea  arcuata  bildet  bisweilen  abgesonderte  Bänke, 
oder  füllt  die  Thone  an,  sie  findet  sich  in  unzähliger  Menge, 
und  hat  hier  ihre  höchste  Entwicklung  erreicht.  Die  Schichte 
wurde  desshalb  sowohl  nach  ihrem  Genus-  als  Species- Namen 
getauft.  Gryphiten-  oder  A r c u a t e n kalke  sind  vielgebrauchte 
Ausdrücke.  Doch  geht,  wie  ich  früher  schon  angeführt,  Gryphaea 
arcuata  auch  in  andere  Schichten  über  und  bildet  in  tieferen 
Regionen  oft  sehr  beträchtliche  Lagen.  Wir  können  desshalb 
den  Namen  Arcuatenkalke  nicht  auf  den  engeren  Horizont,  wel- 
chen wir  hier  im  Auge  haben,  anwenden,  sondern  müssen  einen 
andern  wählen.  Arietenkalke  ist  gleichfalls  eine  Benennung, 
deren  man  sich  häufig  bedient,  welche  aber  desshalb  nicht  be- 
zeichnend ist,  weil  auch  die  Ammoniten  der  Obtususschichten 
sämmtlich  Arieten  sind.  Am  passendsten  wählt  man  wohl  den 
Namen  Bucklandischichten  nach  dem  in  der  ganzen  Ab- 
theilung   häufigsten    Ammoniten ,    da    seine    Form    zu    den   be- 


~     161     - 

zeichnendsten  in  der  Familie  der  Arielen  gehört ,  und  er  an 
Stellen,  wo  sein  Formationsglied  aufgedeckt  ist,  nur  selten  fehlt. 
Vorerst  verstehe  ich  unter  dieser  Bezeichnung  die  Gesammtheit 
der  Niederschläge  zwischen  Angulatus-  und  Tuberculatusschichten, 
wogegen  die  Zone  des  Amm.  Bucklandi  auf  die  untern  Lagen 
reducirt  werden  müsste,  sobald  durch  weitere  Vergleiche  enie 
bestimmtere  Abtrennung  derselben  gegen  die  Zone  des  Amm. 
geometricus  durchgeführt  werden  würde. 

Die  Mächtigkeit  der  Bucklandischichten  ist,  wie  schon  er- 
wähnt, meist  geringer,  als  die  der  Angulatusbänke.  In  Schwaben 
bedecken  beide  FormationsgHeder  sowohl  grössere  Flächen,  als 
einzelne  Hügel  und  bilden  am  nördlichen  Fusse  der  Alp  einen 
breiten  Strich,  der  sich  von  Ellwangen  aus  in  südwestlicher 
Richtung  bis  an  den  Randen  hin  fortsetzt,  im  Allgemeinen  ist 
jedoch  die  Ausbreitung  der  Angulatusschichten  grösser,  als  die 
der  Bänke  des  Amm.  Bucklandi,  da  letztere  besonders  an  den 
Rändern  und  an  den  Ausläufern  der  Hügel  häufig  fehlen.  Auch 
in  Frankreich  haben  diese  Bildungen  eine  ziemliche  Verbreitung, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  in  manchen  Gegenden  die  übri- 
gen Schichten  des  untern  Lias  als  feste  blaue  Kalke  noch 
darauf  liegen,  während  dieselben,  durch  Thone  vertreten,  erst  am 
Fusse  der  Hügel  und  Gebirge  anstehen. 

Die  Bucklandischichten  in  Frankreich.  In  der  Nor- 
man die  ist  der  ganze  untere  Lias  schwach  vertreten,  die  Buck- 
landischichten fehlen  zwar  nicht,  sind  aber  nur  untergeordnet 
vorhanden ,  so  dass  bis  jetzt  bloss  Andeutungen  davon  nachge- 
wiesen werden  konnten. 

Mächtig  entwickelt  findet  man  dagegen  den  untern  Lias 
von  Luxemburg  an  über  Metz  und  Nancy  bis  nach  Burgnnd. 
Das  Auftreten  der  Bucklandischichten  in  Luxemburg  (Gres  de 
Luxembourg,  oberer  Theil)  und  im  Dep.  der  Mosel  habe  ich 
schon  bei  der  vorigen  Abtheilung  erwähnt.  Bei  Nancy  sind  die 
Schichten  des  Amm.  Bucklandi  schwer  zu  trennen  von  den  da- 
rüber liegenden  blauen  Kalken  mit  Gryphaea  obliqua,  welche 
letztere  Bildungen  schon  der  Oberregion  des  untern  Lias  angehören. 
Das  Gleiche  findet  bei  dem  Liasstriche  statt,    welcher    sich  von 


—     162    — 

Burgund  aus  durch  die  Departs.  de  l'Yonne  und  Nievre  bis 
eher  erstreckt.  Bei  Semur  (Cote  d'Or.)  findet  man  in  den  blauen 
Kalken  über  den  Angulatusschichten  alle  die  characteristischen 
Arielenarten  Amm.  Bucklandi,  Conybeari,  rotiformis,  Kridion,  Sci- 
pionianus,  multicostatus  mit  Gryphaea  arcuata  zusammen.  Gleich 
darüber  lagern  sich  Amm.  Birchi,  Bei.  acutus  und  Pentacrinus 
tuberculatus,  doch  trifft  man  leider  in  den  dortigen  Localsamm- 
lungen  keine  Abtrennung  der  Vorkommnisse  dieser  höhern  Region, 
so  dass  bei  einem  kurzen  Besuche  genauere  Profile  mit  jeder 
einzelnen  Species  schwer  zu  erzielen  sind.  Zu  Thoste  und 
Beauregard  zwischen  Semur  und  Avallon  (Yonne)  liegen  Arieten 
und  Arcuaten  gleich  über  den  Eisenerzen  des  untern  Lias.  Zu 
Avallon  selbst,  wo  jedoch  die  Eisenerze  fehlen,  haben  die  Buck- 
landischichten  dennoch  die  entsprechende  Position  über  den 
Angulatuskalken.  Sie  sind  gefüllt  mit  unzUhhgen  Exemplaren 
von  Gryphaea  arcuata,  und  lassen  sich  scharf  abtrennen  von 
der  darüber  folgenden  Region  des  Pentacrinus  tuberculatus,  Be- 
lemnites  acutus  und  Gryphaea  obliqua. 

Der  Liasfleck  am  rechten  Ufer  der  Saone  (Rhonedeparte- 
ment) enthält  gegen  unten  mächtige  Ablagerungen  des  mittlem 
und  Obern  Sinemurien,  welche  dort  durch  blaue  Kalkbänke  ge- 
bildet werden.  Fährt  man  von  Lyon  aus  die  Saone  aufwärts 
bis  Couzon  und  übersteigt  den  Mont  d'Or.,  so  findet  man  in  dem 
Thale  jenseits  Couzon  die  Schichten  von  dem  mittlem  Jura  an 
herab  bis  unter  die  Region  des  Amm.  Bucklandi.  Unten  sind 
Steinbrüche  eröffnet,  in  welchen  mächtige  blaue  Platten  ausge- 
beutet werden,  die  ganz  aus  einer  iVrcuatenbreccie  bestehen. 
Aramoniten  sind  zwar  selten,  doch  deutet  die  Masse,  in  welcher 
obige  Muschel  in  den  ziemlich  mächtigen  Kalken  angehäuft  ist, 
auf  das  gleiche  Alter  mit  den  schwäbischen  Arcuaten  und  Buck- 
landischichten  hin.  üeber  der  Arcuatenbreccie  stellen  sich  an 
jener  Localität  blaue  Kalke  mit  Pentacrinus  tuberculatus,  Be- 
lemnites  acutus  und  Gryphaea  obliqua  ein,  welche  schon  in  das 
obere  Sinemurien  gehören. 

England:  Nicht  minder  ausgeprägt,  als  an  den  genannten 
Localitäten  in  Deutschland  und  Frankreich  finden  sich  die  Schieb- 


—     163     — 

ten  des  Amm.  Biicklandi  in  England.  Schon  im  Jahre  1815 
bezeichnete  sie  William  Smith  als  blue  Lias,  doch  begriff  er 
unter  diesem  Namen  auch  tiefer  liegende  Schichten  mit  ein ; 
dessgleichen  de  la  Beche,  in  dessen  Profilen  von  Lyme  Regis 
Geol.  Trans.  2  Ser.  2.  Bd.  tab.  3. ,  sämmtliche  Niederschläge 
zwischen  AVhite  Lias  und  Obtususschichten  —  blue  Lias  genannt 
werden.  An  der  Küste  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  bildet  der 
blue  Lias  ein  System  von  \(, —  1  Fuss  dicken,  grauen  Kalkbänken, 
welche  regelmässig  mit  etwas  stärkeren  Lagen  von  bläulichem 
Thone  wechseln.  Die  Kalke  werden  in  grossen  Massen  ausge- 
graben, an  Ort  und  Stelle  zu  Cement  gebrannt  und  als  gewinn- 
bringender Artikel  nach  allen  Richtungen  hin  verschifft.  Die 
50 — 70  Fuss  mächtige  Oberregion  des  blue  Lias  hat  dasselbe 
Alter  wie  unsere  Bucklandischichten,  denn  Ammonites  Bucklandi 
Conybeari,  rotiformis,  Lima  gigantea  füllen  die  Bänke  ganz  an, 
während  ich  in  den  dazwischen  liegenden  Thonen  Gryphaea 
arcuata  zahlreich  fand,  üeber  diesem  System  von  Kalkbänken 
folgen  mächtige  Thone,  in  welchen  Amm.  Bucklandi  nicht  mehr 
vorkommt;  sie  bilden  schon  die  Saurier  und  Fischschichten,  d.  h. 
die  Region  des  Pentacrinus  tuberculatus.  An  andern  Punkten 
von  Dorsets-  und  Somersetshire  scheinen  ähnliche  Verhältnis><e 
vorhanden  zu  sein,  nach  den  Petrefacten  zu  schliessen,  welche 
ich  von  Taunton,  Watchet  u.  s.  w.  sah. 

Zu  Bath  (Wiltshire)  fand  ich  die  Bucklandischichten  in  der- 
selben Position  mid  mineralogisch  ganz  so  beschaffen,  wie  unsere 
schwäbischen  Bildungen.  Es  sind  blaue,  beim  Verwittern  gelb 
werdende  Kalke  mit  Amm.  Bucklandi  und  Conybeari,  Lima 
gigantea,  Gryphaea  arcuata  u.  s.  w.  Sie  werden  dort  in  Masse 
ausgegraben  und  zum  Beschlagen  der  Strassen  verwendet. 

Sehr  verdeckt  ist  das  Bett  des  Amm.  Bucklandi  in  Glou- 
cestershire,  denn  die  Thonformation  des  untern  Lias  breitet  sich 
dort  an  den  meisten  Localitäten  über  die  tiefern  Schichten  aus. 
Es  scheinen  die  festeren  Kalkbänke  zu  fehlen ,  doch  zeigt  die 
Beschreibung,  welche  Strickland  (1845.  Murch.  Geol.  of 
Chelten.)    über    die    Species   des   untern  Lias   gibt,    dass   schon 


—     164    — 

damals    einige    Andeutungen   der  betreffenden  Schichte  aufgefun- 
den waren. 

An  der  Küste  von  Yorkshire  kommen  zwar  die  grossen 
Exemplare  von  Amm.  Bucklandi  gewöhnlich  nicht  vor,  dagegen 
erhielt  ich  aus  dem  untern  Lias  von  Robin  Hoods  Bay  eine 
Anzahl  kleinerer  Arietenarten ,  welche  mir  hinlänglich  bewiesen, 
dass  die  Schichten,  welche  der  Zone  des  Amm.  Bucklandi  ent- 
sprechen, hier  nicht  fehlen. 

5)    Die  SchichleQ  des  Ventacrinus  tubercidatus. 

§.  9. 

SyUOliyilUk  5  Hauptpentacrlnitenbank  des  untern  Lias, 
Queust.  1843,  Flözgeb.  pag.  152.  Saurian-beds?  Strickl.  1845,  Murch. 
Geol.  of  Cheltenh.  pag.  49.  Lumachelle  de  Pentacrinites  basalti- 
formis,  Marcou,  1846,  Rech,  sur  le  Jura  salinois,  pag.  47.  Pentacrini- 
tenbank.  Quenst.  (Pflzenmayer,  1853.  Profil  tab.  16.  Zeitschr.  der  deutschen 
geol.  Gesellsch.)  Marne  de  vStrassen,  Dewalque  und  Chapuis,  Luxem- 
bonrg,  pag.   11. 

Paläontologie :  Hauptlager  der  P 1  e  s  i  o  s  a  u  r  e  n ,  I  c  h- 
thyo sauren,  Fische  und  Sepien  von  Lyme  Regis  und 
andern  Punkten  in  Dorset  und  Somersetshire.     Leitende  Species: 

Ammonites  Bonnardi,  Amm.  Turneri. 

Belemnites  acutus,  Gervillia  lanceolata. 

Inoceramus  Faberi,  Acrosalenia  minuta. 

Pentacrinus  tuberculatus. 

In  der  Oberregion  der  Tuberculatusschichten  treten  Amm. 
planicosta  und  Birchi,  sowie  Gryphaea  obliqua  zum 
ersten  Male  auf.  Weitere  Arten,  wie  Nautilus  striatus,  Spirifer 
Walcotti,  Rhynchonella  variabilis,  Ostrea  arietis  etc.,  finden  sich 
zwar  an  manchen  Localitäten  zahlreich  in  dieser  Zone,  kommen 
aber  auch  in  andern  Schichten  vor. 

Gestciiisbcschaffculieit,  Verbreitung  und  paläontologisclie 
Kesultatc.  Im  südwestlichen  Deutschland,  üeber  den 
Bucklandischichten  liegen  an  verschiedenen  Localitäten  Schwa- 
bens feinblättrige,  dunkelgefärbte,  bituminöse  Schiefer  von  geringer 
Mächtigkeit.     Sie    haben    viele    Aehnlichkeit   mit   den  Posidono- 


—     165     — 

myenschiefern  des  obem  Lias,  doch  ist,  abgesehen  von  der  Ver- 
schiedenheit der  Fossile,  ihre  relative  Lage  eine  tiefere,  es  kann 
also  keine  Verwechslung  stattfinden.  Zwischen  den  Schiefern 
scheiden  sich  blaue  Kalkbänke  aus,  gefüllt  mit  Pentacrinus  tu- 
berculatus.  Auf  diese  Weise  ist  die  Zone,  welche  wir  hier  be- 
trachten, in  Schwaben  gewöhnlich  zusammengesetzt,  manchmal 
jedoch  walten  die  Kalkbänke,  im  Vergleich  zu  den  Schiefern 
sehr  vor,  in  welchem  Falle  dann  die  ganze  Zone  weniger  in 
die  Augen  fällt. 

Sie  zeichnet  sich  jedoch  nicht  allein  durch  ihre  Gesteins- 
beschaffenheit, sondern  wesentlich  durch  die  Eigenthiimlichkeit 
ihrer  organischen  Reste  aus,  und  bildet  hiedurch  einen  markirten 
Horizont,  der  den  untern  Lias  in  der  Mitte  durchzieht ,  und  sich 
auf  grosse  Entfernungen  verfolgen  lässt.  Nichts  destoweniger 
ist  es  sehr  schwierig,  die  Begrenzung  der  Zone  gegen  oben  und 
unten  in  allgemeiner  Weise  mit  Schärfe  durchzuführen.  Die  im 
vorigen  Paragraphen  beschriebenen  obern  Lagen  der  Bucklandi- 
schichten  mit  Amm.  geometricus  grenzen  so  nahe  an  die  Schich- 
ten des  Pentacrinus  tuberculatus ,  dass  es  bisweilen  nicht 
gelingen  will,  eine  Trennung  der  Schichten  nach  ihren  paläonto- 
logischen Charakteren  durchzuführen  und  man  an  manchen  Loca- 
litäten  versucht  wird,  die  Schichten  des  Amm.  geometricus  und 
die  des  Pentacrinus  tuberculatus  als  zusammengehörige  Zone  zu 
betrachten.  Doch  findet  man  an  andern  Orten  die  Abtrennung 
erleichtert,  sowie  überhaupt  die  Schichten  des  Amm.  geometricus 
mit  denen  des  Amm.  Bucklandi  in  engerem  Zusammenhange 
stehen,  als  mit  den  daraufliegenden.  In  der  Oberregion  der 
Tuberculatusschichten  findet  man  einige  Arten,  welche  dieselben 
mit  der  Zone  des  Amm.  obtusus  gemein  haben,  wie  Amm.  Birchi 
und  planicosta.  An  Orten,  wo  die  Pentacrinitenschichten  wenig 
mächtig  sind,  wird  z.  B.  Amm.  Birchi  als  beständiger  Bewohner 
der  Zone  getroffen.  Wie  gegen  unten ,  so  findet  denn  auch 
gegen  oben  eine  Vermischung  und  ein  Uebergang  zu  den  an- 
grenzenden Schichten  statt,  wodurch  die  allgemeine  Feststellung 
der  Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus  erschwert,  die  Ausdehnung 
ihrer  Schichten  aber  für  manche  Localitäten   sehr  verkürzt  wird. 


—     166    — 

Es  könnte  die  Frage  entstehen ,  ob  die  Zone  des  Pentacrinus 
tuberculatus  nicht  besser  beseitigt,  und  den  darüber  und  darunter 
liegenden  Schichten  zugetheilt  würde-  Erwägt  man  aber ,  mit 
welcher  Beständigkeit  sich  die  der  Zone  eigenthümlichen ,  inter- 
essanten paläontologischen  Verhältnisse  in  den  verschiedenen 
Ländern  immer  wieder  einfinden,  wie  die  Zone  beinahe  nirgends 
ausbleibt  und  sich  trotz  der  Uebergänge  nach  oben  und  unten, 
sei  es  als  Pe  ntacrinitenbreccie ,  oder  als  Fisch-  luid 
Saurier- Bett  bemerklich  macht,  so  lässt  sich  einsehen,  dass 
einer  der  wichtigsten  Horizonte  verloren  gienge,  wollte  man  die 
Zone  mit  einer  angrenzenden  zusammenstellen  und  verschmelzen. 
Ich  betrachte  dieselbe  desshalb  als  sichere  Mittellinie .  welche 
den  untern  Lias  durchzieht,  und  als  markirter  Horizont  sowohl 
durch  ihre  paläontologischen  Verhältnisse,  als  auch  durch  ihre 
in  die  Augen  fallende  Gesteinsbeschaffenheit  an  vielen  Locali- 
täten  einen  genauen  Anhaltspunkt  für  die  Orientirung  darbietet. 
Pentacrinus  tuberculatus  findet  sich  bisweilen  in  einer  isolirten 
Bank,  häufiger  jedoch  gehen  einzelne  seiner  Glieder  in  die  be- 
nachbarten Schichten  nach  unten  und  oben.  Beinahe  überall 
zeichnet  er  sich  durch  zahlreiches  Vorkommen  aus.  Typische 
Localitäten  dafür  sind  in  Schwaben  Ostdorf  bei  Bahngen, 
Dusslingen,  Bebenhausen,  Krummenacker  bei  Esslingen,  besonders 
aber  einzelne  Punkte  auf  den  Fildern,  wo  die  Bucklandibänke 
von  noch  weiteren  Schichten  bedeckt  sind.  Die  bituminösen 
Schiefer,  welche  man  besonders  bei  Dusslingen  schön  entwickelt 
sehen  kann,  enthalten  kleine  Echinodermen  (Acrosalenia  minuiaj 
in  grosser  Zahl,  damit  finden  sich  Gervillia  lanceolata,  Inocera- 
mus  Faberi,  sowie  flachgedrückte  Ammoniten,  unter  denen  ich  das 
erstmalige  Auftreten  des  Amm.  Birchi  und  (planicosta  ?)  nochmals 
hervorhebe.  Noch  deutlicher  erhielt  ich  erstere  Species  in  den 
Tuberculatusschichten  von  Krummenacker  bei  Esslingen.  Wegen 
der  Analogieen  mit  den  Schichten  gleichen  Alters  in  Frankreich 
und  England,  halte  ich  die  in  neuerer  Zeit  in  den  bituminösen 
Schiefern  von  Dusslingen  in  der  Zone  des  Pentacrinus  tubercu- 
latus gemachten  Erfunde  von  Fisch-  und  Sauri  erresten  für 
sehr  wichtig  und  erwähne  hier  besonders  als    einen  solchen   das 


—     167     — 

Schädelstück  eines  Sauriers,  der  mit  Ichthyosaurus  mtermedius, 
Conybeare  übereinstimmt.  Die  Zähne  und  Kieferstücke  von 
Ichthyosaurus  interraedius,  welche  ich  aus  dem  untern  Lias  von 
Lyme  Regis  mitgebracht ,  zeigen  mit  Bestimmtheit ,  dass  das 
schwäbische  Vorkommen  ganz  zu  der  gleichen  Species  gehört. 

Frankreich.  Merkwürdig  ist  die  Uebereinstimmung,  welche 
die  Tuberculatusschichte  von  A  vallon  (Yonne)  sowohl  in  mine- 
ralogischer als  paläontologischer  Beziehung  mit  den  schwäbischen 
zeigen.  Rechts  von  der  Strasse,  welche  von  Avalion  nach  Vassy 
führt,  finden  sich  viele  Steinbrüche  im  untern  Lias.  Ich  traf 
hier  die  Bucklandischichten ,  über  denselben  wird  das  Gestein 
schieferig.  In  den  Schiefern  liegen  Bänke  mit  Pentacrinus  tuber- 
culatus ,  Belemnites  acutus ,  Gryphaea  obliqua ,  Spirifer  Wal- 
cotti  u.  s.  w.  Darüber  finden  sich  wieder  die  blauen  Kalke 
des  obern  Sinemurien.  In  der  Sammlung  des  Herrn  Moreau  in 
Avalion  sah  ich  ein  Sauriergerippe,  das  aus  den  Tuberculatus- 
schichten  stammt,  und  welches  Hr.  Dr.  Fraas,  schon  vor 
mehreren  Jahren  bei  einem  Besuche  in  jener  Gegend  am  glei- 
chen Orte  gefunden  und  in  den  Händen  des  Herrn  Moreau  zu- 
rückgelassen hatte.  Wie  die  Posidinomyenschiefer  für  den  obern 
Lias,  so  würden  denn  die  Tuberculatusbänke  für  den  untern  die 
Saurier  und  Wirbelthierreste  liefern.  Weitere  Uebereinstimmung 
beider  Bildungen  sind  durch  aufgefundene  Fischschuppen,  Pflan- 
zen u.  s.  w.  angedeutet,  doch  ist  diese  Schichte  des  untern 
Lias  in  Deutschland  und  Frankreich  noch  zu  wenig  untersucht, 
um  nähere  Details  angeben  zu  können.  Aehnliche  Verhältnisse 
wie  bei  Avalion  finden  sich  bei  Nancy  (Meurthe)  und  Semur 
(Cote  d'Or.).  Im  untern  Lias  von  Salins  (Jura)  hat  Marcou 
die  Tuberculatusschichten  mit  Bestimmtheit  nachgewiesen.  Sie 
liegen  dort  gleichfalls  zwischen  den  Zonen  des  Amm.  Bucklandi 
und  des  Amm.  obtusus. 

England.  Die  Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus  in 
Dorsetshire,  S  omersetshire  und  Gloucestersh  ire  ver- 
dient grosses  Interesse  wegen  der  zahlreichen  Wirbelthierreste, 
welche  darin  vorkommen.  Die  vier  typischen  Ichthyosaurusarten, 
welche  Conybeare  Geol.  Trans.  2  Ser.   1.  Bd.  tab.  15.  abgebildet 


—     168    — 

hat:  Ichth.  platyodorij  intermedius ,  communis  und  tenuirostris 
stammen  aus  dieser  Region  des  untern  Lias  von  Lyme  Regis, 
sowie  noch  mehrere  Arten,  welche  Richard  Owen  nachher 
von  derselben  Localität  beschrieben  hat.  Die  Species  der  Tu- 
berculatusschichten  lassen  sich  von  den  Vorkommnissen  des  obern 
Lias  (Boll,  Whitby  u.  s.  w.)  wohl  unterscheiden,  worauf  ich 
jedoch  später  noch  zurückkommen  werde.  Bucklands  Ptero- 
dactylus  macronix  stammt  mit  den  eben  genannten  Ichthyosaurus- 
arten von  der  gleichen  Localität  und  aus  derselben  Schichte.  Das 
Exemplar,  welches  im  britischen  Museum  aufbewahrt  wird,  ist 
wohl  nur  desshalb  ein  Unicum  geblieben,  *  weil  an  andern  Orten 
die  entsprechende  Formationsabtheilung  noch  sehr  wenig  unter- 
sucht wurde.  Alle  die  Plesiosauren  von  Dorsetshire  und 
Somersetshire  hatten  ihr  Lager  in  dem  untern  Lias  an  der  Basis 
der  Obtususschichten,  d.  h.  in  der  Region  des  Pentacrinus  tuber- 
culatus,  dagegen  kenne  ich  keinen  Teleosaurus,  der  damit 
gefunden  worden  wäre.  So  häufig  letzteres  Genus  im  obern 
Lias  liegt,  so  häufig  ist  Plesiosaurus  im  unteren.  Wollen  wir 
Plesiosauren  in  Schwaben  finden,  so  haben  wir  einfach  die  bitu- 
minösen Schiefer  des  untern  Lias,  d.  h.  der  Tuberculatusschichten 
(Dusslingen,  Bernhausen  u.  s.  w.)  auszubeuten,  dort  müssen  sie 
zahlreich  vorkommen. 

Zu  Lyme  Regis  findet  sich  in  der  Zone  des  Pent.  tuber- 
culatus  eine  Bank  mit  Fischen,  welche  viele  Aehnlichkeit  mit 
den  Boller  Vorkommnissen  haben ,  die  Genera  sind  dieselben, 
doch  scheinen  bei  genauerer  Untersuchung  die  einzelnen  Species 
sämmtlich  Verschiedenheit  zu  zeigen. 

Am.  Turneri,  Sow.  tab.  452.  fig.  2.  (non  fig.  1.),  Amm. 
Bonnardi  d'Orb?  ist  ein  stäter  Begleiter  der  Saurier  von  Lyme 
und  Watchet,  ich  sah  einzelne  Exemplare  ganz  bedeckt  davon. 
Im  Uebrigen  finden  sich  die  oben  angeführten  Arten  auch  an 
jenen  Localitäten. 


*  Bis  jetzt  sah  ich  in  den  schwäbischen  Sammlungen  nur  einen  einzi- 
gen Knochen  eines  liasischeu  Pterodactylus .  welchen  H.  Dr.  Holder  im 
untern  Lias  der  Filder  (wahrscheinlich  in  Schichten  von  annähernd  dem- 
selben Alter)  gefunden  hat. 


—     169    - 

Die  Saurianbeds  von  Gloucestershire  (Brockeridge 
Common)  liegen  nach  den  Messungen  Stricklands  36  Fuss  über 
dem  Bonebed.  Die  Conybearschen  Ichthyosaurusarten  aus  dem 
untern  Lias  von  Lyme  Regis  kommen  darin  vor,  dessgleichen 
finden  sich  Plesiosaurusreste.  Wenn  schon  die  übrigen  Angaben 
Strickland's  *  nicht  hinreichend  sind,  um  die  Schichte  genau  zu 
fixiren,  so  scheint  doch  ihre  relative  Lage  zum  Bonebed  keine 
Widersprüche  gegen  die  Einreihung  der  Saurianbeds  von  Glou- 
cestershire  in  die  Region  des  Pentacrinus  tuberculatus  zu  bieten. 
Aus  Gloucestershire  wurde,  wie  bekannt,  Pentacrinus  tuberculatus 
zum  ersten  Male  erwähnt.  Parkinson,  ((3rg.  rem.  IL  Bd. 
tab.  19.  fig.  2.)  bildet  eine  Krone  davon  ab,  und  gibt  (pag.  258) 
als  Fundort  Pyrton-Passage  (Gloucestershire)  an.  Miller  Crin. 
hat  ebendaher  seinen  Pentacrinus  tuberculatus  beschrieben.  Die 
Exemplare,  welche  ich  im  Bristol-Museum  von  Pyrton-Passage 
sah,  stimmen  auffallend  mit  denen,  welche  an  so  vielen  Stellen 
in  Frankreich  und  Deutschland  gefunden,  und  welche  mit  Recht 
überall  als  Pentacrinus  tuberculatus  bezeichnet  werden.  Ueber 
die  Lagerungsverhältnisse  dieser  Species  zu  Pyrton-Passage  ent- 
nehme ich  aus  neueren  Notizen  Folgendes.  Dr.  Wrigt  aus 
Cheltenham  theilte  mir  brieflich  mit  —  dass  die  Schichten  von 
Pyrton-Passage  (Gloucestershire),  welche  auf  obersilurischen  Fel- 
sen ruhen,  dem  untern  Lias  angehören  und  er  daselbst  mit  Pen- 
tacrinus tuberculatus  noch  Amm.  bisulcatus,  Gryphaea  arcuata, 
sowie  Amm.  obtusus  gesammelt  habe.  Letztere  3  Species  sind 
leitend  für  die  an  das  Tuberculatusbett  zunächst  angrenzenden 
Schichten,  es  stimmen  somit  Dr.  Wrights  Angaben  mit  den 
Verhältnissen  des  Continents.  Weitere  Bestätigung  finde  ich  in 
dem  Aufsatze    von    Rev.   P.  B.  Brodie  **     über    den    untern 


•  Strickland,  1845.  Murch.  Geol.  of  Chelt.  pag.  49.  gibt  den  Amm. 
planorbis  als  Bewohner  der  Saurianbeds  au ,  was  zweifelsohne  der  so  häufig 
mit  Amm.  planorbis  verwechselte  Amm.  laevigatus  sein  dürfte,  welcher  auch 
in  andern  Gegenden  annähernd  in  denselben  Schichten  gefunden  wird.  Er 
erwähnt  ferner  zwei  Pentacriuitenspecies,  von  denen  jedoch  nicht  bekannt  ist, 
ob  eine  derselben  wirklich  zu  Pentacrinus  tuberculatus  gehört. 
"  Proceedings  of  the  Cotteswold  naturalists.  Club.  vol.  I, 
Württemb.  uaturw.  Jahreshefte.    Apnl,  1856.    2s  Heft.  12 


—     170     - 

Lias  von  Piirton*  (Gloucestershire),  er  beschreibt  pag.  241  u.  243 
die  Schichten  des  dortigen  untern  Lias  als  Thone  mit  Kalk- 
bänken, in  welchen  Pentacrinus  tuberculatus,  sowie  Amm.  Buck- 
landi,  Pleurotomaria  anglica  (similis)  und  Gryphaea  Macullochi  vor- 
kommen sollen.  Wie  anderwärts,  so  ständen  denn  auch  in  Glou- 
cestershire die  Schichten  des  Pentacrinus  tuberculatus  mit  denen  des 
Amm.  Bucklandi  in  enger  Verbindung,  was  ziemlich  bestim-mt 
darauf  hindeutet,  dass  auch  hier  die  Tuberculatusschichten  das- 
jenige Alter  besitzen,  welches  durch  die  allgemeine  Zusammen- 
stellung für  die  Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus  in  vergleichen- 
der Weise  festgestellt  wurde. 

6)     Die  Schichten  des  Ammo7Ütes  obtusus. 
§.  10. 

Synonymik:  Marston  Marble,  Sowerb.  1815,  Min.  Conch.  Suppl. 
Index  zum  ersten  Band,  zu  Seite  167.  Turnerithone  (pars  inf.) 
Queust.  1843,  Flözgeb.  pag.  540.  Amm  onite-Be  d  in  the  lowcr  Lias 
Shale,  Strickland  1845,  (Murchis.  Geol.  of  Cheltenh.  pag.  43.)  Turneri- 
thone, Quenst.  (Pflzeumayer  1853.  Zeitschrift  der  deutschen  geol.  Gesellsch. 
tab.  16.).  Sable  d'Aubange  (pars  inf.),  Dewalque  et  Chapuis,  Luxemb. 
pag.   12. 

Paläontologie:    Hauptleitmuscheln  der  Obtususschichten : 
Ammonites  obtusus.  1  Panopaea  crassa. 

„  Brooki.  '  Pholadomya  Fraasi. 

„  stellaris.  I  Cardinia  hybrida. 

„  ziphus.  I  Terebratula  Causoniana. 

„  Dudressieri.  (Pentacrinus  Briareus). 

„  planicosta. 

Die  folgenden  Species  finden  sich  schon  tiefer,  setzen  sich 
aber  in  dieser  Schichte  fort. 


Ammonites  Birchi. 

„  (planicosta  ?) 

Belemnites  acutus. 
Nautilus  striatus. 
Avicula  Sinemuriensis. 


Pecten  textorius. 
Gryphaea  obliqua. 
Spirifer  Walcotti. 
Rhynchonella  plicatissima. 
Terebratula  Rehmanni,    var. 


Pyrton-Passage  liegt  bei  Berkeley  an  der  Mündung  des  Severn.    Purton 
bedeutet  dasselbe  und  ist  wahrscheinlich  correcter. 


—     171     — 

Gesteinsbesebaffenlieit,  Verbreitung,  paiäontologlsehe  Kc- 
SUltate.  Für  Württemberg  siehe  das  Profil  §.  13.  Nr.  7. 
t^eber  den  Schichten  des  Pentacrinus  tuberciilatus  erhebt  sich  in 
Schwaben  eine  Thonformation,  welche  an  manchen  Orten  nahezu 
100  Fuss  Mächtigkeit  erreichen  kann  und  gegen  oben  durch 
eine  Kalkbank  (Pholadomyenbank)  *  in  der  Art  durchzogen  wird, 
dass  sich  die  ganze  Bildung  leicht  in  eine  obere  und  eine  untere 
zertheilen  lässt.  Die  untern  Thone  einschliesslich  der  Phola- 
domyenbank bilden  in  Schwaben  den  Typus  der  Obtusus- 
schichten,  während  die  darüber  liegenden,  weniger  mächtigen 
Thonbildungen ,  —  durch  ihre  Fossile  verschieden,  —  einem 
andern  Formationsghed  zuzutheilen  sind.  In  Schwaben  ist  es 
die  Strecke  am  Fusse  der  Alp,  von  Boll  an  bis  gegen  den  Ran- 
den hin,  wo  die  Formation  sich  deutlich  entwickelt  zeigt;  auf 
der  andern  Seite  von  Boll  in  der  Richtung  nach  Gmünd  und 
Ellwangen  habe  ich  bloss  Andeutungen  davon  auffinden  können, 
während  von  einer  grössern  Ausbreitung  oder  regelmässigen  Ab- 
lagerung dort  keine  Rede  ist. 

Die  Obtususschichten  stehen  in  Schwaben  meist  bloss  in  der 
nächsten  Nähe  der  höhern  Gebirge  an,  die  grössern  Liasflächen 
sind  selten  davon  bedeckt,  und  nur  stellenweise  findet  man  sie 
entfernter  von  dem  Alpzuge,  wie  z.  B.  bei  Plochingen,  Oberesslin- 
gen  oder  am  Fusse  der  Hügel,  welche  die  Filder  begrenzen. 

Das  wichtigste  Fossil  dieser  Abtheilung  ist  Ammonites 
obtusus,  Sow.  (Turneri,  Ziet.)  **.  Nahestehende  Formen  findet 
man  zwar  schon  in  den  obern  Schichten  des  Pentacrinus  tuber- 
culatus,  doch  konnte  ich  den  ächten  Amm.  obtusus  noch  nirgends 
mit  Bestimmtheit  unterhalb  der  Thone  und  über  der  Pholado- 
myenbank nachweisen. 

In  der  ünterregion  der  Thone  findet  er  sich  verkiest,  oben 
in  der  Kalkbank  kommt  er  in  grösseren  Exemplaren  verkalkt 
vor.     State  Begleiter  sind  in  den  untern  Thonen:    Amm.  ziphus 


•  Pholadomyenbank,    Fr  aas  1846.    Jahreshefte    des  württemb.  naturw. 
Vereins,  pag.  205.    (Erstmalige  genaue  Gliederung  des  obern  Sinemurien.) 

"  Amm.  Turneri,    Sow.  tab.  452.  flg.   1,  habe  ich  in  Schwaben  in  der 
ganzen  Abtheilung  nicht  gefunden,  siehe  §.   14.  Nr.  22. 

12* 


—     172    ~ 

Ziet.  planicosta  Sow.  Bei.  acutus  Mill.  In  der  obern  Kalkbank 
dagegen :  Amra.  Brooki,  stellaris,  Panopaea  cra?sa ,  Pholadomya 
Fraasi,  Cardinia  hybrida,  Terebratula  Causoniana  u.  s.  w. 

Obtususschichten  in  Frankreich  siehe  §.   12. 

England.  In  Yorkshire  fand  ich  die  Obtususschichten 
nicht  nur  in  derselben  Position  wie  in  Schwaben  ,  sondern  auch 
von  ähnlicher  Gresteinsbeschaffenheit.  Zwischen  Robin  Hoods 
Bay  und  Peak  stehen  am  Fusse  der  Küsten  wand  und  im  Bette 
des  Meeres  mächtige  dunkle  Thone  an.  Gerade  in  der  Mitte 
zwischen  beiden  Orten  finden  sich  in  den  Thonen  braune  Geoden, 
das  Lager  des  Amm.  obtusus.  Mit  ihm  kommt  Amm.  Broocki, 
Bei.  acutus,  Gryphaea  obliqua,  Cardinia  hybrida  vor.  Darüber 
setzen  sich  die  Thone  fort,  enthalten  aber  andere  Arten:  Amm. 
oxynotus  und  bifer,  d.  h.  die  Ammoniten  des  auch  in  Schwaben 
darauf  liegenden  Formationsgliedes.  Gegen  unten  fand  ich  keine 
Veränderung,  bis  in  das  Niveau  des  Meeres,  während  unter  dem 
gewöhnlichen  Wasserspiegel  zu  Zeiten,  an  welchen  die  Ebbe 
sehr  tief  geht,  auch  die  übrigen  Schichten  des  untern  Lias  ent- 
blösst  werden. 

Zu  Lyme  Regis  (Dors  etshire)  ist  die  Zone  des  Amm. 
obtusus  westlich  und  östlich  von  der  Stadt  deutlich  und  mächtig 
vorhanden.  Es  sind  graue  Thone  mit  2  oder  3  getrennt  von 
einander  liegenden,  dicken  Geodenbänken  von  hellblauer  Farbe. 
Das  Ganze  erhebt  sich  gegen  100  Fuss  über  die  Saurierschichten. 
Amm.  obtusus,  Amm.  planicosta  und  Amm.  Birchi  finden  sich 
schon  zu  Unterst ;  sie  liegen  zerdrückt  in  den  Thonen ,  während 
etwas  höher  in  einer  festen  Bank  prächtige  Exemplare  dieser 
Arten  vorkommen.  50  Fuss  über  der  letztern  zeichnet  sich 
durch  ihre  helle  Farbe  eine  zweite ,  ziemlich  dicke  und  harte 
Geodenbank  aus,  in  welcher  Amm.  obtusus,  stellaris  und  Broocki 
häufig  gefunden  werden. 

Gegen  unten  werden  die  Schichten  des  Amm.  obtusus  von 
Lyme  Regis  durch  die  „Fish-  und  Saurian-Beds"  begrenzt,  doch 
ist  eine  scharfe  Abtrennung  der  Wirbelthierzonen  gegen  die  Ob- 
tususschichten hier  schwierig,  da  keine  deutlichen  mineralogischen 
Unterschiede  vorhanden  sind,    und    einzelne  für  die  Saurianbeds 


—     173    — 

bezeichnenden  Arten  sich  an  der  Basis  der  Obtususschichten  noch 
finden :  Amm.  Birchi  und  (planicosta?).  Weitere  Begleiter  des  Amm. 
obtusus  von  Lyme  Kegis  sind:  Amm.  Dudressieri,  ziphus,  Brooki, 
stellaris,  Nautilus  striatus,  Bei.  acutus,  Gryphaea  obliqua,  (Pen- 
tacrinus  Briareus  wahrscheinlich  in  der  Oberregion.) 

In  den  Umgebungen  von  Ilc bester  (Somersetshire)  lässt 
sich  die  Zone  des  Amm.  obtusus  in  den  kalkigen  Conglommeraten 
nachweisen,  welche  gefüllt  mit  den  weissen  Schalen  von  Am- 
raoniten  zu  Marston  magna  gefunden  werden.  Sowerby  * 
nennt  das  Gestein  Mars  ton  Marble  und  bildet  tab.  73.  und 
tab.  406.  die  von  demselben  eingeschlossenen  Fossile  ab.  Ich 
besuchte  zwar  die  Localität  nicht  selbst,  sah  aber  im  britischen 
Museum,  sowie  in  den  Sammlungen  von  Prof.  Morris  und 
J.  Sowerby  die  in  dem  Marston  Marmor  vorkommenden 
Arten,  welche  folgenden  drei  für  die  untern  Obtususschichten  be- 
zeichnenden Species  angehören:  Amm.  ziphus,  Amm.  planicosta  und 
Amm.  obtusus  (Smithi,  Sow.).  Sie  besitzen  weisserhaltene  Schalen 
und  liegen  eng  beisammen  in  dem  bläulichen  harten  Gestein. 

In  dem  Thale  von  Gloucester  fehlen  die  Obtususschichten 
nicht,  sind  aber  noch  von  keinem  der  englischen  Geologen  scharf 
abgetrennt  worden.  Das  was  Strickland  1845  (Murch.  Geol. 
of  Chelt.  pag.  43)  darüber  angibt,  zeigt  zwar  das  Vorhanden- 
sein der  Abtheilung  an,  doch  hat  er  die  Zone  des  Amm.  obtusus 
nicht  besonders  unterschieden,  Strickland  zählt  für  sein 
„Ammonite-Bed"  folgende  Arten  auf:  Amm.  elegans  (wahr- 
scheinlich oxynotus),  Turneri,  Smithi,  Birchi,  planicostatus, 
obtusus.  Mit  Ausnahme  der  beiden  ersten  Species  hätten  wir 
die  Ammoniten  der  Obtususschichten  hier  beisammen.  Sie 
liegen  in  einem  dünnen  Bett  der  Thone  des  untern  Lias. 
Hyppopodium  ponderosum  und  Cardinia  hybrida  kommen  dort 
in  derselben  Region  vor;  ich  erhielt  in  Cheltenham  erstere  Spe- 
cies in  demselben  Stücke  mit  Gryphaea  obliqua,  doch  wurde 
sie  nur  an  wenigen  Stellen  meist  bei  Eisenbahneinschnitten 
gefunden. 


Mineral.  Conch.  Supplementary  Index  zum  ersten  Band,  zu  pag.  167. 


—     174     — 

7)    Die  Schichten  des  Ammoiiites  oxynotus. 

§.  11. 

Synonymik:  Oxynotenschlchte,  Fraas  1846.  württemb.  natur- 
wisseDsch.  Jahresh.  pag.  206.  Oxyn  otenlager  Quenst.  (Pflzenmayer,  1853. 
Zeitschrift  der  deutscli.  geol.  Gesellsch.    tab.   16.) 

Paläontologie:    Die  für  die  Zone  des   Amm.  oxynotus   lei- 
tenden Arten  sind  : 
Ammonites  oxynotus.  1  Plicatula  \  entricosa. 


Rhynchonella  oxynoti. 
Lingula  Davidsoni. 
Area,  Nucula,  Terebratula  u.  s.  w. 
unbest.  Species. 


„  bifer. 

„  lacunatus. 

Acteonina  Dewalquei. 
Mytilus  minimus. 
Leda  Romani. 

Wie  in  den  angrenzenden  Schichten  finden  sich  hier  Bei. 
acutus  und  Gryphaea  obliqua  zahlreich. 

Gesteinshescbail'enbeit,  Vcrbrcituiig,  paläontologischc  Re- 
sultate. Für  Württemberg  siehe  das  Profil  §.  13.  Nr.  7. 
Ueber  der  Kalkbank,  in  welcher  in  Schwaben  Amm.  obtusus 
zum  letzten  Male  auftritt,*  folgen  Thone,  welche  ein  ähnliches 
Aussehen  haben,  wie  die  in  dem  darunter  liegenden  Formations- 
gliede.  Dagegen  sind  beinahe  sämmtliche  darin  vorkommenden 
Petrefacten  von  denen  der  tiefern  Zone  verschieden.  Bloss  Be- 
lemnites  acutus  und  Gryphaea  obhqua  gehen  auch  in  die  an- 
grenzenden Formationsgheder  über.  Die  erste  Species,  welche 
an  der  Basis  der  gewöhnlich  nicht  sehr  mächtigen  Thone  des 
Amm.  oxynotus  auftritt,  ist  Amm.  lacunatus.  Darüber  folgen 
Amm.  bifer  und  oxynotus,  doch  sind  auch  diese  in  sofern  von 
einander  abgetrennt,  als  die  Hauptlage  des  Amm.  oxynotus, 
wenigstens  an  verschiedenen  Localitäten  Schwabens  ,  immer 
einige  Zoll  höher  angetroffen  wird,  als  die  von  Amm.  bifer. 
In  Begleitung  derselben  findet  man:  Belemnites  acutus,  Leda 
Romani,  Mytilus  minimus,  Plicatula  ventricosa,  Gryphaea  obliqua, 
Rhynchonella  oxynoti.  iVusserdem  sind  die  Thone  gefüllt  von  einer 
grossen  Anzahl  unbestimmbarer  kleiner  Kieskerne,  von  Gastero- 


Siehe  §.   10.    Aum.   1. 


—     175     - 

poden  und  Lamellibranchen.  Auch  eine  Terebratel  kommt  häufig 
vor,  welche  der  ächten  Terebr.  nuraismalis  so  ähnlich  sieht,  dass 
ich  bis  jetzt  noch  keine  Unterschiede  zwischen  beiden  gefunden 
habe.  Bei  Holzmaden,  unweit  Boll ,  zu  Ohmenhausen,  Ofter- 
dingen ,  besonders  aber  in  den  Umgebungen  von  Balingen  sind 
die  Oxynotusschichten  in  der  eben  beschriebenen  Weise  gebildet 
und  bewohnt.  Die  Abtheilung  ist  bisweilen  nur  wenige  Fuss 
mächtig,  doch  sind  ihre  Fossile  so  verschieden  von  denen  der 
darüber  und  darunter  liegenden  Schichten,  dass  ich  sie  als  eigenes 
Formationsglied  hier  einreihen  zu  müssen  glaube. 

Frankreich.  Marcou  *  hat  für  das  Juradeparte- 
ment die  Schichten  des  Amm.  oxynotus  mit  grosser  Bestimmt- 
heit nachgewiesen  und  zugleich  als  darunter  liegende  Abtheilung 
die  Zone  des  Amm.  obtusus,  als  darüberliegende  aber  die  Zone 
des  Amm.  raricostatus  angegeben.  Näheres  hierüber  sowie  über 
die  Aequivalente  der  Oxynotusschichten  in  Frankreich  siehe  am 
Ende  des  §.12. 

England.  Grosse  Aehnlichkeit  zeigen  die  Oxynotusschichten 
von  Gloucestershire  mit  denen  Schwabens.  Dieselben  kamen 
besonders  deutlich  durch  die  Einschnitte  zu  Tag,  welche  beim 
Bau  des  Great  Western  Railway  südlich  von  Gloucester  gemacht 
wurden.  Die  Art  der  Erhaltung  der  Fossile  ist  ganz  dieselbe 
wie  die  in  den  schwäbischen  Oxynotusschichten ,  es  sind  meist 
kleine  verkieste  Exemplare,  welche  den  schwäbischen  Vorkomm- 
nissen der  gleichen  Schichte  täuschend  ähnlich  sehen.  Man  fand 
dort  im  Wesentlichen  folgende  Arten  beisammen: 


Leda  Romani. 
Plicatula  ventricosa. 
Gryphaea  obliqua. 
Lingula  Davidsoni. 
Rhynchonella  oxynoti. 


Ammonites  oxynotus. 

„  bifer. 

„  lacunatus. 

Belemnites  acutus. 
Acteonina  Dewalquei. 
Mytilus  minimus. 

Ferner    eine  Anzahl    noch    unbestimmter  Gasteropbden    und 
Lamellibranchen,    welche  wir  jedoch  beinahe    sämmtlich  auch  in 

*  Recherch.  geol.  sur  le   Jura  saliuois.  Mem.  Soc,  geol.  de  France.  1846. 
Separatabdr.  pag.  47. 


—     176     — 

den  Oxynotusschichten  Schwabens  antreften,  und  deren  genauere 
Bestimmung  und  Benennung  schon  lange  hätte  ausgeführt  werden 
dürfen,  da  manche  derselben  für  Vergleichung  dieses  Formations- 
gliedes von  grossem  Werthe  sind. 

Zwischen  Charmouth  und  Lyme  Kegis(Dorsetshire)  liegt 
Amm.  oxynotus  verkiest  in  der  Oberregion  des  untern  Lias,  doch 
findet  man  gewöhnlich  bloss  die  herausgeschwemmten  Exemplare 
an  der  Küste.  Sie  kommen  dort  mit  Amm.  densinodus,  rarico- 
status  und  armatus  vor  und  stammen  meist  aus  herabgesunkenen 
Thonmassen,  welche  ihre  Lage  über  den  Obtususschichten  und 
unter  den  Belemnitenreichen  Mergeln  des  mittlem  Lias  hatten. 
Eine  genauere  Trennung  der  Oxynotus-  von  den  Raricostatus- 
schichten  gelang  mir  desshalb  an  dieser  Localität  nicht.  * 

An  der  Küste  südwestlich  von  R  ob  in  Ho  ods  B  ay  (York- 
shire)  lassen  sich  dagegen  letztere  zwei  Zonen  leicht  unterscheiden. 
Amm.  oxynotus  und  bifer  in  Begleitung  von  Belemnites  acutus 
und  Gryphaea  obliqua  hegen  dort  ungefähr  20  Fuss  über  den 
Obtususschichten,  während  Amm.  raricostatus  mit  den  charakte- 
ristischen Fossilen  seiner  Abtheilung  erst  in  einer  höhern  Schichte 
folgt.  Die  Petrefacten  der  Oxynotusschichten  sind  an  jener 
Localität  zwar  meist  schlecht  erhalten,  und  verstecken  ^ich  dem 
Auge ,  doch  sind  sie  zahlreich  vorhanden.  Ihr  Auffinden  kann 
durch  die  Beachtung  einer  Nagelkalkbank  erleichtert  werden, 
welche  sich  längs  der  Küste  gerade  unter  der  Hauptlage  des 
Amm.  oxynotus  und  bifer  hinzieht. 

8)  Die  Schichten  des  Ammonites  raricostatus. 

§.   12. 

Synonymik:  Tumerlthonelpars  sup.),  Quenstedt,  1843,  Flözgeb. 
pag.  540.  Raricostatenschicht,  Fraas,  1846,  württemb.  naturw.  Jahres- 
hefte, tab.  3.  Raricostatenl)ank,  Qaenst.  (Pflzenmayer  1853.  Zeit- 
schrift der  deutschen  geologischen  Gesellsch.  tab.  16.) 


•  Die  Exemplare  des  Amm.  oxynotus,  welche  ich  von  Lyme  Regis  mit- 
brachte, sind  enger  genabelt  als  diejenigen  der  scliwäbischen  Oxynotusschichte, 
und  gehören  vielleicht  einer   besondern  Varietät   oder  Species  an. 


—     17?     — 

Paläontulügie :   Die   leiteuden  Arten  der  Rarieostatusschich- 
ten  sind: 
Ammonites   raricostatus.  Anomya  liasina. 

„  densinodus.  [  Pentacrinus  sealaris. 

Ammonites  Carusensis  (subplanicosta)  siehe  §.14  Nr.    38. 

„  muticus. 

Belemnites  acutus  findet  sich  hier  zum  letzten  Male,  während 
Gryphaea  obliqua  auch  noch  in  höhere  Schichten  übergeht. 

Geslciusbcscliairciihcil,  Verbreitung,  paläontologisclie  Kesul- 
tate.  Südwestl.  Deutschland.  (Siehe  das  Profil  §.  13. 
Nr.  7.)  Die  Schichten  des  Amm.  raricostatus  sind  in  Schwaben 
immer  aus  zwei  mineralogisch  unterscheidbaren  Bildungen  zu- 
sammengesetzt, deren  Gesammtmächtigkeit  gewöhnhch  ziemlich 
massig  ist.  Dr.  Fr  aas*  gibt  dieselbe  für  die  Balinger  Gegend 
zu  14  Fuss  an.  Es  sindThone,  welche  sich  unmittelbar  über 
die  Oxynotusschichten  legen,  und  an  ihrer  obersten  Grenze  von 
hellgrauen ,  harten  G  e  o  d  e  n  bedeckt  werden ,  mit  welchen  die 
Zone  endigt.  In  Schwaben  wird  hiedurch  die  Abgrenzung  des 
untern  von  dem  mittlem  Lias  sehr  erleichtert,  wie  anderseits  das 
Gestein  über  der  Geodenbank  sich  völlig  verändert,  so  dass  man 
schon  von  Ferne  an  der  Farbe  die  Verschiedenheit  des  erfolgten 
Niederschlags  unterscheiden  kann. 

Die  Thone  des  Amm.  raricostatus  sind  ähnlich  beschaffen, 
wie  die  darunterliegenden  mit  Amm.  oxynotus,  werden  aber  durch 
eine  Anzahl  gänzlich  verschiedener  Arten  characterisirt.  Ammo- 
nites armatus,  Amm.  muticus,  Amm.  (Carusensis  ?)  subplanicosta, 
Pentacrinus  sealaris  füllen  hier  die  Bänke,  sowie  die  Geoden 
gleichfalls  noch  den  Amm.  raricostatus  einschliessen ,  nebenbei 
aber  statt  obiger  Arten  bloss  noch  den  Anmi.  densinodus  ent- 
halten. Als  Raricostatusschichten  fasse  ich  Thone  und  Geo- 
denbänke  zusammen.  Amm.  bifer  und  oxynotus  fehlen  darin. 
Ausser  den  genannten  Arten  finden  sich  noch:  Belemnites  acutus, 
Gryphaea  obliqua,  Brut  von  Gasteropoden ,  unbestimmte  Zwei- 
schaler wie  Pinna  u.  s.  w. 


•   Württemb.  natuiw.  Jahresliefte,  2ter  Jahrgang,  tab.  3. 


—    178    — 

England:  Zu  Robin  HoodsBay  (Yorkshire)  lassen  sich 
die  Raricostatusschichten  mit  grosser  Deutlichkeit  über  den  dar- 
unterliegenden Thonen  des  Amm.  oxynotus  nachweisen.  Es  sind 
zwar  gleichfalls  Thone,  dagegen  enthalten  sie  den  Amm.  rarico- 
btatus ,  während  Amm.  oxynotus  und  bifer  wie  anderwärts ,  so 
auch  hier  darin  fehlen.  Eine  dicke  sandige  Bank  von  grauer  Farbe 
fällt  an  den  Küstenwänden  zwischen  Robin  Hoods  Bay  und  Peak 
sogleich  in  die  Augen.  Sie  liegt  in  der  Zone  des  Amm.  rari- 
costatus  und  schliesst  zahlreiche  Glieder  und  zusammenhängende 
Stielstücke  von  Pentacrinus  scalaris  ein.  Ihre  Unterseite  trägt 
die  algenföraiigen  Schnüre  und  Erhöhungen,  wie  sie  z.  B.  die 
Sandsteine  des  x\mm.  angulatus  so  oft  zeigen.  Der  mittlere 
Lias,  welcher  an  jener  Küste  über  den  Schichten  des  Amm.  rari- 
costatus  folgt,  besitzt  eine  ähnliche  Gesteinsbeschaftenheit,  wie 
diese,  und  besteht  aus  dunklen  Thonen,  welche  erst  mehr  gegen 
oben  heller  gefärbt  und  mergeliger  werden.  Wenn  demnach  die 
mineralogischen  Unterschiede  zwischen  beiden  Etagen  hier  bei- 
nahe verschwinden,  so  geben  wenigstens  die  geologischen  Charac- 
tere  der  obersten  Zone  des  untern  Lias  in  dieser  Gegend  einen 
sichern  Anhaltspunkt  für  die  Art  und  Weise,  in  welcher  die 
Trennung  beider  Etagen  ausgeführt  werden  muss. 

Zu  Charmouth  (Dorsetshire)  kommen  Amm.  raricostatus, 
Amm.  densinodus,  Amm.  Carusensis  ziemlich  häufig  in  den  Thon- 
massen  der  dortigen  Küstenwände  vor.  Das  Meer  wascht  die  ver- 
kiesten  Ammoniten  heraus,  doch  kanu  man  in  Gesellschaft  obiger 
Arten  auch  Exemplare  von  Amm.  oxynotus  finden.  Eine  genaue 
Abtrennung  der  Zone  des  Amm.  raricostatus  gegen  unten  ist  über- 
haupt hier  sehr  erschwert,  da  das  Terrain  ungüstig  gebildet  ist ; 
siehe  schon  §.  11.  Leichter  dürfte  dies  in  Glo  ucestershire 
ausführbar  sein,  da  die  obern  Thone  des  untern  Lias  jener  Gegend 
auffallend  mit  den  scliAväbischen  Bildungen  stimmen;  das  Vor- 
kommen der  Oxynotenschichten  habe  ich  schon  im  vorigen  Pa- 
ragraphen berührt;  Ammonites  raricostatus  und  Pentacrinus 
scalaris,  welche  bei  den  Eisenbahneinschnitten  unweit  Stonehouse 
zahlreich  gefunden  wurden,  beweisen,  dass  auch  in  Gloucester- 
shire  die  Zone  des  Amm.  raricostatus  vertreten  ist. 


I 


—     179    — 

Das  obere  SiiK'murieii  in  FraMkreicli.  Siehe  Schichten 
des  Amm.  obtusus,  des  A mm.  oxynotus  und  des  A mm. 
rar icostatus,  §.  10.  11.  12.  In  Frankreich  sind  entschieden 
sämmtliche  Aequivalente  der  in  den  drei  letzten  Paragraphen 
betrachteten  Zonen  vorhanden,  denn  es  gelang  mir  an  mehreren 
Punkten  eine  ziemliche  Anzahl  ihrer  Leitmuscheln  zu  sammeln. 
Doch  konnte  ich  nicht  immer  die  Trennung  scharf  genug  aus- 
führen, da  einerseits  an  vielen  Localitiiten  die  mineralogische 
Beschaffenheit  des  obern  Sinemurien  eine  sehr  gleichmässige  ist, 
andererseits  für  die  meisten  Punkte  noch  keinerlei  Vorarbeiten 
zu  einer  genaueren  Schichtenabtheilung  vorlagen.  Wir  haben 
auf  den  früheren  Blättern  die  Schichten  des  untern  Lias  von 
Frankreich  für  verschiedene  Localitäten  einzeln  beschrieben,  herauf 
bis  zur  Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus.  Ueber  dieser  Region 
folgt  an  vielen  Punkten,  wie  zu  Nancy  (Meurthe),  Avalion 
(Yonne),  Semur  (Cote  d'Or),  am  Mont  d'Or  jenseits  Cuozon  bei 
Lyon  u.  s.  w.  ein  zweites  System  von  blauen  (meist  sandigen) 
Kalken  und  Mergeln,  gefüllt  mit  Gryphaea  obliqua  und  Bei. 
acutus.  Bei  Nancy  und  Semur  wechsellagern  erstere  mit  Thonen, 
bei  Couzon  dagegen  gehen  regelmässig  geschichtete  dicke  Kalk- 
bänke von  den  Tuberculatusschichten  an  hinauf  bis  gegen  die 
untere  Grenze  des  mittlem  Lias.  Ich  will  die  Fossile  hier 
anführen,  welche  an  den  einzebien  Localitäten  vorkommen. 

Auf  einer  Excursion  in  den  untern  Lias  von  Tomblaine  bei 
Nancy  traf  ich  in  den  blauen  Kalken,  welche  zu  jeweiligem 
Gebrauche  aus  den  Aeckern   gegraben  werden ,    folgende  Arten : 

Ammonites  Guibalianus. 

(Collenoti) 

„  Buvignieri. 

„  oxynotus. 

„  raricostatus. 

„  Dudressieri. 

Nautilus  striatus. 
Belemnites  acutus. 

Cardinia  Philea. 


Cardinia  hybrida. 

Panopaea  striatula. 

Gryphaea    obliqua. 

Terebratula  Causoniana. 

Spirifer  verrucosus. 

Pholadomya, 

Pinna, 

Lima,  u.  s.  w. 


Die  ganze  hier  aufgezählte  Reihe  begreift   Arten,   vvelcho  in 


—     180     — 

eine  oder  die  andere  der  eben  genannten  drei  Zonen  des  obern 
Sinemurien  zu  stellen  sind.  Die  Erfunde  an  andern  Localitäten 
vervollständigen  nur  die  Tabelle,  bieten  jedoch  keine  Wider- 
sprüche. Ich  füge  hinzu  aus  den  analogen  Schichten  von  Avallon: 
Ammonites  obtusus.  |  Belemnites  acutus. 


oxynotus.  *  i  Gryphaea  obliqua. 

Guibaliamus.  Terebratula  Causoniana. 

Birchi.  Spirifer  Walcotti. 


Belemnites  acutus. 
Gryphaea  obliqua. 


Gryphaea  obliqua. 
Terebratula  Causoniana. 


„  raricostatus. 

von  Semur: 
Ammonites  Birchi. 

„  planicosta. 

„  obtusus, 

von  C  0  u  z  0  n  bei  Lyon : 
Ammonites  (Brooki  ?). 
Belemnites  acutus. 

Die  Einschlüsse  in  den  blauen  Kalken  des  obern  Sine- 
murien stimmen  an  den  vier  erwähnten  Localitäten  nicht  allein 
unter  sich  überein,  sondern  lassen  sich  in  die  drei  Formations- 
glieder: 1)  Obtusus-  2)  Oxynotus-  3)  i?aWcostoiws-Schichten 
vollständig  einreihen.  Gewiss  können  also  durch  genauere  Unter- 
suchungen an  jedem  dieser  Orte  die  detailirteren  Schichtentren- 
nungen ausgeführt  werden. 

d'Orbigny  hat  einzelne  jener  Vorkommnisse  in  den  mittlem 
Lias  gestellt ,  so  finden  wir  im  Prodrome :  Bei.  acutus ,  Amm. 
obtusus,  stellaris,  raricostatus,  Birchi,  Collenoti,  Cardinia  hybrida, 
Spirifer  verrucosus,  Terebratula  Causoniana,  Pentacrinus  tubercu- 
latus  in  der  siebten  Etage  oder  dem  Sinemurien  aufgezählt,  wäh- 
rend Amm.  Guibalianus,  Buvignieri,  Davidsoni,  Panopaea  striatula 
Cardinia  Philea,  welche  mit  obigen  Arten  in  der  gleichen  Schichte 
und  an  denselben  Localitäten  vorkommen,  von  d'Orbigny  in  der 
achten  Etage,  dem  Liasien  oder  dem  mittlem  Lias  angeführt  werden. 

An  das  weiter  oben  Angeführte  reiht  sich  die  Beschreibung 


*  Dr.  Fr  aas  (württemb.  naturw.  Jahreshefte,  öter  Jahrg.  pag.  12)  führt 
au,  dass  ia  den  blauen  Kalken  des  Sinemurien  von  Burgund  Amm.  oxynotus 
in  verkalkten  Exemplaren  von  6  —  8  Zoll  Durchmesser  vorkomme. 


—    181    — 

dieser  Abtheilung,  welche  M  a  r  c  o  u  *  für  den  Jura  von  S  a  1  i  n  s 
gegeben  hat.  In  den  6 — 8  Meter  mächtigen  mergeligen  Lagen, 
welche  dort  über  den  Tuberculatusschichten  folgen,  hat  Marco u 
mit  grossem  Scharfblick  drei  getrennte  Zonen  unterschieden,  welche 
von  unten  gegen  oben  ganz  dieselbe  Reihenfolge  einhalten,  wie 
ich  sie  in  dem  idealen  Profile  festgestellt.  Es  sind  1)  die 
Schichten  des  Amm.  obtusus  (Turneri  Marcou),  2)  die  des  Amm. 
oxynotus  und  bifer,  3)  die  des  Amm.  raricostatus.  Marcou 
vereinigt  sie  in  eine  einzige  Abtheilung  und  gibt  ihr  den  Namen : 
.,Marnes  de  Balingen  ou  a  Gryphaea  cymbium",  da  er  die  ana- 
logen Bildungen  bei  Balingen  selbst  gesehen  und  darin  den  aus- 
gesprochenen Typus  der  Formationsgruppe  erkannt  hat.  Er  stellt 
dieselbe  jedoch  in  den  mittleren  Lias,  wozu  ihn  vielleicht  die 
mergelige  GeHteinsbeschaffeuheit,  welche  die  Abtheilung  im  Mont- 
jura  besitzt,  vielleicht  auch  das  Auftreten  der  Cymbium  ähnlichen 
Gryphaea  obliqua  verleitet  hat. 

Ueber  die  Eintheilung  des  obern  Sinemurien  von  Luxem- 
burg kann  ich  das  Nähere  erst  später  bei  der  Vergleichung  und 
Zusammenstellung  sämmtlicher  Schichten  der  ganzen  Liasforma- 
tion  geben. 


§.  13.  Vcrbrcituug,  Mächtigkeit,  Gesteiiisbcscliaffeiihcit  des 
untern  Lias;  Zusammeiistellung  seiner  einzelnen  Glieder  nach 

verschiedenen  Gegenden.  Der  untere  Lias  bildet  eine  Formations- 
abtheilung, die  in  den  meisten  Gegenden  durch  ein  System  von 
Thonen,  Kalken  und  Sauden  repräsentirt  wird.  Letztere  ver- 
drängen und  ersetzen  sich  gegenseitig.  So  walten  in  England 
die  Thone  und  Kalke  vor,  während  die  Sande  beinahe  ganz  fehlen. 
In  Deutschland  und  Frankreich  dagegen  finden  sich  besonders  an 
der  Basis  der  Etage  mächtige  Sandsteine,  während  darüber  Kalke 
und  Thone,  je  nach  den  einzelnen  Gebirgen,  mehr  oder  weniger 
entwickelt  sind. 


Rechercb.  geol.  sur  le  Jura  salinois,  Mem.  Soc.  geol.  de  France.   1846. 
Separatabdr.  pag.  4  7. 


—     182    - 

Obschon  der  untere  Lias  in  Süddeuts  chland  eine  mittel- 
mässige  Mächtigkeit  besitzt,  so  zeichnet  er  sich  doch  durch  die 
Kegelmässigkeit  seiner  Ablagerung  so  sehr  aus,  dass  in  keiner 
andern  Provinz  die  ganze  Reihenfolge  der  einzelnen  Glieder  auf 
deutlichere  Weise  unterschieden  werden  kann.  In  Bayern  walten 
die  Sandsteine  aus  der  Zone  des  Amm.  angulatus  vor,  während 
die  übrigen  Schichten  noch  wenig  erforscht  sind,  erst  von  Bopfin- 
gen  an  beginnt  der  breite  Strich  des  untern  Lias ,  der  sich  in 
südwestlicher  Richtung  am  nördlichen  Fusse  der  Alp  bis  an  den 
Randen  hin  zieht  und  an  vielen  Punkten  Schichte  für  Schichte 
die  ganze  Entwicklung  zeigt.  Die  obern  Thone  fehlen  beinahe 
noch  ganz  zwischen  Ellwangen  und  Gmünd,  dagegen  beginnen 
sie  schon  sehr  deutlich  bei  Boll ,  verdicken  sich  immer  mehr 
gegen  Südwesten  und  haben  am  Fusse  des  Randens  wohl  ihre 
grösste  Mächtigkeit  erreicht.  Da  sie  sich  nur  wenig  vom  Fusse 
der  Gebirge  entfernen,  so  sind  vollständige  Profile  am  besten 
in  den  Thälern  zu  bekommen,  welche  in  den  nordwestlichen 
Abhang  unserer  Alp  einschneiden.  Mein  Freund  Dr.  Fraas  gab 
mir  die  genauen  Messungen  eines  Durchschnitts,  welcher  die  ein- 
zelnen Schichten  des  untern  Lias  enthält.  Ich  fand  dabei  keinerlei 
Widersprüche  mit  der  am  Anfang  dieses  Abschnitts  §.  4  Nr.  1 
gegebenen  paläontologischen  Eintheilung  des  untern  Lias  in  acht 
Zonen  und  konnte  desshalb  die  letzteren  auf  die  Schichten  des 
iocalen  Profils  übertragen.  Die  untere  Hälfte  des  Profils  bis 
zur  Tuberculatusbank  ist  an  der  Balinger  Mühle  aufgenommen 
worden,  die  obere  Hälfte  dagegen  an  dem  Eyachriss  bei  Endingen. 
Auf  der  obersten  Schichte,  welche  das  Erofil  zeigt,  liegt  unmit- 
telbar der  mittlere  Lias.  Er  beginnt  mit  grauen  mergeligen  Kalk- 
bänken, unter  welchen  sich  die  Geoden  ausbreiten,  in  denen  Amm. 
raricostatus  zum  letzten  Male  vorkommt. 


—     183    — 


Nr.    7. 


Raricosta- 
tusbett. 


Geoden. 


6'  Thone  mit  zerstreut  liegenden  Amm.  raricostatus. 


3"  Amm.  raricostatus  u.  s.  w. 


3'  Thone. 


Oxynotus- 
bett. 


Obtususbett. 


Tubercula 
tusbett 


la-    i 


Bucklandi" 
bett. 


Angulatus- 
bett. 


Bett  des  Amm. 
planorbis. 

Bonebed. 


4"  Steinbank  mit  Pentacrinus  scalaris. 


8'  Thone  leer. 


4"  Amm.  oxynotus. 
3"  Ammonites  bifer. 


1'  Thone. 


12"  Pholadomyenbank. 


85'  Thone  mit  Nagelkalk  durchzogen. 


3'  Pentacrinitenkalke. 


6 — 18"  2  Bänke  thonigen  Kalksteins  (Schnekenfels). 


Thone  mit  Gryphaea  arcuata. 

6"  Kalkstein  (Kupferfels)^ 

10"  dunkle  Thone. 

6 — 8"  schwarze  Kalksteinbank  (Blauklözlen). 


12—24"  Schieferthone. 


4 — 6'  Sandsteine. 


6'  3  Kalksteinbänke  von  6",  10",  8"  wechselnd 
mit  6 — 9"  mächtigen,  dunkeln  Schiefern. 

12"  Schwarzer  spathigerKalkstein(Amm.Johnstom). 


Gelber  mächtiger  Sandstein  des  Bonebeds. 


Rothe  Keupermergel, 


_     184    - 

Die  ganze  Mächtigkeit  des  untern  liias  der  Balinger 
Gegend  einschliesslich  des  Bonebedsandsteins  beträgt  demnach 
nicht  über  150  Fuss  und  doch  lässt  sich  jedes  einzelne  Glied 
darin  mit  Leichtigkeit  finden.  Bei  Doli  und  Göppingen  sind 
die  einzelnen  Zonen  des  untern  Lias  ebenso  deutlich  entwickelt, 
während  der  ganze  Durchschnitt  sogar  noch  geringer  ist,  da  die 
Thone  nicht  in  gleicher  Masse  niedergeschlagen  sind.  Die  Mäch- 
tigkeit des  untern  Lias  zwischen  BoU  und  Göppingen  be- 
trägt kaum  100  Fuss,  davon  kommt  beinahe  die  Hälfte  auf  den 
untern  Theil,  d.  h.  auf  die  Schichten  unterhalb  der  Zone  des 
Pentacrinus  tuberculatus ,  während  die  darüber  liegenden  Thone 
nicht  vollständig  50  Fuss  hoch  anstehen. 

Die  unteren  Kalke  und  Sandsteine  des  Lias  entfernen  sich 
ziemlich  weit  vom  Fusse  der  Alp  und  bedecken  die  Keuper- 
flächen.  Auch  auf  der  andern  Seite  des  Neckars  findet  man 
Liasflecke.  In  den  Umgebungen  von  Langenbrücken  zwi- 
schen Heidelberg  und  Karlsruhe  stehen  die  Bucklandibänke  an. 
darüber  folgen  jedoch  auch  höhere  Schichten  des  Lias. 

Jenseits  des  Rheines  ist  der  erste  Punkt,  an  welchem  man 
den  untern  Lias  entwickelt  findet,  einige  Stunden  nordwestlich 
von  Strassburg,  es  sind  hier  sämmtliche  Schichten  von  den  Marnes 
irisdes  an  bis  zur  oberen  Hälfte  des  braunen  Jura  vorhanden, 
ihre  Ausdehnung  ist  aber  gering.  Verbreiteter  ist  der  untere 
Lias  auf  der  östlichen  Seite  der  Vogesen.  Er  bildet  eine  breite 
Fläche,  die  parallel  jenem  Gebirge  sich  bis  Luxemburg  hinzieht, 
und  dann  sich  gegen  Westen  umbiegt.  Die  Sande  und  Kalke 
walten  hier  vor,  denn  die  mächtigen  Thone,  welche  in  Schwaben 
die  Oberregion  des  untern  Lias  einnehmen ,  sind  dort  grössten- 
tlieils  durch  Kalke  ersetzt. 

Auch  in  den  Umgebungen  von  Luxemburg  werden  die 
obern  Thone  des  untern  Lias  durch  andere  festere  Gesteine  ver- 
treten. Die  ganze  Bildung  erreicht  hier  eine  bedeutende  Ent- 
wicklung, genaue  Messungen  wurden  durch  die  Bohrversuche  auf 
Steinsalz  erzielt,  welche  M.  Rost  leitete,  *     Die  Mächtigkeit  der 

•  Siehe  Dufr.  und  Elie  de  Beaum.  Expl.  de  la  Carte  geol.  de  Fr.     2  Bd. 
pag.  327. 


—     185    — 

Schichten  über  dem  Keuper  bis  zur  obern  Grenze  des  Calcaire 
ä  gryphees  betrug  zu  Cessingen  bei  Luxemburg  171  Meter. 
Wahrscheinlich  sind  bei  dieser  Messung  die  untern  Schichten  des 
mittlem  Lias  eingerechnet,  dennoch  ist  aber  die  Mächtigkeit  noch 
bedeutend.  Die  Trennung  des  untern  Lias  von  dem  mittlem 
wurde  für  Luxemburg  noch  niemals  mit  Schärfe  durchgeführt. 
Es  scheint,  dass  die  Abtrennung  nicht  immer  auf  genaue  paläon- 
tologische unterschiede  gegründet  wurde.  Gryphaea  obliqua, 
welche  im  Lias  von  Luxemburg  wie  anderwärts  über  Gryphaea 
arcuata  folgt,  scheint  entweder  mit  letzterer  Species  zusammen- 
geworfen und  dadurch  die  Grenze  des  untern  Lias  zu  hoch  ge- 
zogen worden  zu  sein,  oder  sie  wurde  mit  Gryphaea  cymbium 
verwechselt,  was  bisweilen  Veranlassung  gab,  den  mittlem  Lias 
zu  tief  beginnen  zu  lassen. 

Der  untere  Lias  des  Juradepartements  (Salins  u.  s.  w.) 
ist  nur  wenig  verbreitet,  seine  Mächtigkeit  beträgt  bloss  40  Fuss, 
dennoch  hat  Marcou*  die  Etage  sehr  genau  eingetheilt.  Er 
unterscheidet  eine  untere  Abtheilung  als  „Lias  inferieur  ou 
Calcaire  ä  Gryphees  arquees,"  welche  sechs  Meter  mächtig 
ist,  auf  den  Keupermergeln  ruht  und  gegen  oben  durch  die 
Bänke  des  Pentacrinus  tuberculatus  begrenzt  wird.  Darüber 
folgen  wieder  6 — 8  Meter  mächtige  Mergel,  welche  er  „Mar- 
nes  de  Balingen  ou  ä  Gryphaea  cymbium"  nennt.  Marcou  unter- 
scheidet in  letzteren  dieselben  drei  Zonen,  in  welche  sich  die  Thone 
des  untern  Lias  in  Schwaben  zerlegen  lassen:  Obtusus-  Oxy- 
notus-  und  Raricostatus-Bett,  stellt  sie  aber  nichts  destoweniger 
als  „Marnes  de  Balingen"  in  den  mittlem  Lias.  Bei  Verglei- 
chung  der  liasischen  Bildungen  des  Juradepartements  mit  denen 
anderer  Gegenden  haben  wir  also  die  zwei  Abtheilungen  Marcou's: 
1)  Lias  inferieur  ou  Calcaire  ä  Gryphees  arquees  und  2)  die 
Marnes  de  Balingen  als  Aequivalente  des  untern  Lias 
zusammenzufassen. 

Der  untere  Lias  von  Burgund  hat  viele  Aehnlichkeit 
mit   dem    von    Metz    und    Nancy.      Sande    und    Kalke    bilden 


•  Marcou,  Recherches  geologiques  sur  le  Jura  salinois,  pag.  43  —  47. 
Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  April,  1856.   2s  Heft.  13 


—     186    — 

die  Hauptmasse  des  Gesteins,  während  die  Thone  verküm- 
mert sind.  Die  Thonei sensteinablagerung  von  Thoste 
und  Beauregard  bei  Semur  findet  sich,  wie  schon  erwähnt  wurde, 
in  der  Region  des  Amm.  angulatus,  doch  ist  es  bloss  eine  ganz 
locale  Erscheinung,  denn  die  Verbreitung  dieser  untern  Liaserze 
beschränkt  sich  auf  geringe  Flächen.  Die  Niederschläge  des 
untern  Lias  im  Dep.  Cote  d'Or  sind  viel  bedeutender  als  in 
Schwaben,  besonders  ist  seine  untere  Region  in  den  nächsten 
Umgebungen  von  Semur  deutlich  und  mächtig  entwickelt.  d'Or- 
bigny  wählte  gerade  die  Bildungen  dieser  Gegend  zum  Typus 
für  sein  Sinemurien.  Die  Mächtigkeit  der  ganzen  Etage  wird 
von  den  dortigen  Geologen  zu  300  Fuss  angegeben.  Geringer 
schien  sie  mir  bei  Avallon  (Dep.  de  l'Yonne),  denn  Angulatus- 
Bucklandi-  und  Tuberculatus-Bett  folgen  dort  schnell  auf  einan- 
der und  nicht  hoch  darüber  steht  der  mittlere  Lias  an.  Vom 
Dep.  de  l'Yonne  aus  ziehen  sich  die  blauen  Kalke  des  untern 
Lias  ununterbrochen  in  südwestlicher  Richtung  fort,  und  endigen 
erst  jenseits  des  Cherdepartements,  während  auf  der  entge- 
gengesetzten Seite  der  Yonne  diese  Etage  mehr  in  südöstlicher 
Richtung  blossliegt  und  bis  in  die  Umgebungen  von  Lyon 
reicht.  Einige  Stunden  oberhalb  dieser  Stadt  fand  ich  den  untern 
Lias  in  mächtigen  Lagen  aufgeschlossen.  Steigt  man  die  Rhone 
hinauf  bis  Couzon,  so  trifft  man  in  einem  Seitenthale  des  Moiit 
d'Or  die  characteristischen  blauen  Kalke  des  Sinemurien  in  dicken 
Bänken,  die  sich  bis  an  die  Basis  des  mittlem  Lias  erstrecken. 
Zu  Unterst  fand  ich  die  Lagen  ganz  mit  Gryphaea  arcuata  gefüllt, 
deren  Schalen  die  mächtigen  blauen  Kalke  durchsetzten  und  damit 
ein  sehr  festes  Gestein  bilden ;  darüber  liegt  Pentacrinus  tubercula- 
tus.  In  den  obern  blauen  Kalken  konnte  ich  nur  noch  wenige  Arten 
finden,  wie  Belemnites  acutus,  Gryphaea  obliqua,  Terebratula 
Causoniana,  Rhynchonella  oxynoti ,  doch  zeigen  dieselben  hin- 
länglich, dass  ihre  Kalke  dem  obern  Sinemurien  zugehören. 

Mehr  im  Süden  von  Frankreich  scheinen  zwar  die 
Aequivalente  des  untern  Lias  vorzukommen,  doch  sind  die  näheren 
Verhältnisse  wenig  begannt.  V.  Thio liiere  (Bull.  Soc.  geol. 
Fr.  8.  Nov.   1847.)  beschreibt  die  Niederschläge  des  untern  Lias 


—     187    — 

als  schwärzliche  Kalke,  die  eine  grössere  Mächtigkeit  erreichen 
sollen,  als  alle  Bildungen  gleichen  Alters  in  Frankreich  und  Eng- 
land. Genau  bestimmte  Species  sind  aus  jenen  Provinzen  nicht 
bekannt,  auch  konnte  ich  aus  einer  Anzahl  von  Conchiferenarten 
des  untern  Lias  vom  Dep.  Aveyron,  welche  mir  H.  Sämann 
aus  Paris  schickte,  noch  keine  Schlüsse  über  die  paläontologischen 
Charaktere  des  Sin(5muriens  jener  Gegend  ziehen. 

In  der  Norman  die  ist  der  untere  Lias  vorhanden,  doch 
ist  seine  Mächtigkeit  gering,  und  seine  Ausdehnung  unbedeutend. 
Es  zieht  sich  ein  schmaler  Streifen  von  Bayeux  bis  gegen  Valogne. 
Die  Fossile,  welche  ich  von  dorther  sah,  stammten  aus  den  mitt- 
lem Schichten.  Die  Ablagerung  wird  von  den  französischen 
Geologen  gewöhnlich  unter  der  Benennung  „Calcaire  de  Valogne" 
angeführt. 

Der  untere  Lias  Englands  erstreckt  sich  in  einer  gekrümm- 
ten Linie  von  Lyme  Regis  (westlich  von  der  Insel  Portland,  Dor- 
setshire)  bis  an  die  Küste  von  Yorkshire.  Ueberall  wo  er  blossge- 
legt  ist ,  findet  man  eine  Deutlichkeit  in  seiner  Gliederung  wie  sie 
in  andern  Ländern  nur  selten  wiederkehrt,  dabei  helfen  die  mäch- 
tigen Durchschnitte  der  Küstenwände  zum  leichten  Studium  seiner 
Einschlüsse.  Der  untere  Lias  von  Lyme  Regis  hat  durch  seinen 
Reichthum  an  fossilen  Fischen  und  Sauriern  schon  längst  die  Auf- 
merksamkeit der  Geologen  und  Paläontologen  auf  sich  gezogen. 
Nichts  destoweniger  wurde  er  aber  häufig  falsch  gedeutet,  und 
mit  dem  Alumshale  von  Whitby,  oder  den  Posidonomyenschiefern 
von  BoU  identificirt.  Letztere  zwei  Localitäten  sind  zwar  auch 
reich  an  Fischen  und  Sauriern,  aber  ihre  Bildungen  gehören  dem 
obern  Lias  an,  während  die  „Fish-  und  Saurian-Beds"  von  Lyme 
Regis  in  dem  untern  Lias  liegen.  Ein  genauer  Vergleich  zwi- 
schen den  Wirbelthierarten  dieser  drei  Localitäten  wird  zeigen, 
dass  die  Ichthyosauren  und  Teleosauren  von  Whitby  und  Boll 
übereinstimmen ,  während  die  Ichthyosauren  und  Plesiosauren 
von  Lyme  Regis  an  jenen  Punkten  grösstentheils  fehlen,  und 
durch  andere  Species  ersetzt  sind.  —  Der  untere  Lias  der  Küste 
von  Lyme  Regis  beginnt  über  dem  New  Red  (Keuper)  mit  dem 
Bonebed,  darüber  folgt  ein  weisser  thoniger  Kalk  (White  Lias, 

13 -^ 


—     188    — 

Bett  des  Amm.  planorbis)  dann  werden  die  Schichten  nach 
und  nach  blau,  es  nehmen  blaue  Thone  überhand,  mit  denen 
graue  Kalkbänke  wechseln,  gegen  oben  stellen  sich  die  Fossile 
der  Bucklandischichten  ein,  während  die  zwischen  beide  gehö- 
rende Zone  hier  noch  nicht  gefunden  wurde.  Mit  dem  Aufliörcn 
des  Amm.  Bucklandi  verlieren  sich  auch  die  Kalkbänke,  die 
Thone  werden  schiefriger  und  es  beginnen  die  reichen  Lagen 
der  Fische  und  Saurier.  Die  Localsammler  unterscheiden  ein 
Fishbed  und  ein  Saurianbed,  doch  glaube  ich,  dass  diese 
Reste  durch  die  ganze  Zone,  welche  wir  zu  der  des  Pentacrinus 
tuberculatus  stellen,  vertheilt  sind.  Von  hier  an  werden  die 
Thone  gegen  oben  etwas  heller,  es  scheiden  sich  in  grossen 
Zwischenräumen  einige  mächtige  Geodenbänke  aus ,  welche  das 
Hauptlager  der  Amm.  obtusus,  stellaris  und  Brooki  bilden.  Dar- 
über folgt  die  Region  der  verkiesten  Ammoniten  (Amm.  oxynotus, 
raricostatus) ,  die  jedoch  noch  nicht  in  zwei  getrennte  Zonen 
geschieden  wurden.  Die  Belemnitenmergel  des  mittlem  Lias 
begrenzen  die  Etage,  welche  vom  Bonebed  an  aufwärts  300  bis 
350  Fuss  mächtig  ist. 

Von  Lyme  Regis  an  zieht  sich  der  untere  Lias  gegen  Norden, 
und  ist  im  Innern  des  Landes  an  vielen  Stellen  aufgedeckt.  Die 
Umgebungen  von  Taunton  sind  bekannt,  durch  die  Fossile, 
welche  Sowerby  dorther  abgebildet  hat.  Zu  Watch  et  (Sommer- 
setshire)  am  Bristol  Channel  entblösst  die  Küste  wieder  die 
Schichten  des  untern  Lias.  Das  Bonebed,  sowie  die  Schiefer 
des  Amm.  planorbis  habe  ich  schon  früher  erwähnt,  allein  auch  die 
höheren  Schichten  sind  hier  vorhanden,  worunter  sich  besonders 
die  Saurianbeds  durch  den  Reichthum  ihrer  Einschlüsse  aus- 
zeichnen. 

In  den  Umgebungen  von  Bath  und  Bristol  sind  es  be- 
sonders die  untern  Schichten  der  Etage,  welche  man  aufgedeckt 
findet;  bei  Bath  traf  ich  die  Bucklandibänke  ganz  übereinstim- 
mend mit  den  schwäbischen,  gefüllt  mit  Arieten,  Gryphaea  arcuata, 
Lima  gigantea.  Das  Bonebed  von  Austcliflf  bei  Bristol  ist  durch 
seinen  Reichthum  an  Zähnen  und  Knochen  längst  bekannt. 
Nördlich  von    diesen  Punkten   nehmen   die  Saurierschichten    und 


—     t89     — 

die  darauf  liegenden  Thone  wieder  mehr  überhand,  und  erlangen 
in  dem  Thale  von  Gloucester  eine  ziemliche  Ausdehnung,  wäh- 
rend die  Angulatus-  und  Bucklandibänke  hier  weniger  deutlich  sind. 

Nordöstlich  von  Gloucestershire  hatte  ich  keine  Gelegenheit, 
den  untern  Lias  zu  verfolgen.  Ich  traf  ihn  erst  wieder  an  der 
Küste  von  Yorkshire ,  da  ich  beim  Durchreisen  von  Northamp- 
tonshire  immer  bloss  die  obern  liasischen  Schichten  aufgedeckt 
fand.  Die  Basis  der  Küstenwände  zwischen  Peak  und  Robin 
Hoods-Bay  (Yorkshire)  wird  durch  die  thonigen  Niederschläge 
des  untern  Lias  gebildet,  während  die  tiefern  Bänke  von  dem 
Meere  bedeckt  sind.  Auf  den  Phillips'schen  Profilen  erhält  der 
untere  Lias  eine  viel  grössere  Ausdehnung,  als  er  in  Wirklich- 
keit hat,  was  daher  rührt,  dass  Phillips  mit  Lower  Lias- 
schale  auch  noch  die  untern  Schichten  des  mittlem  Lias  be- 
zeichnet. Die  Mächtigkeit  der  letztern  ist  bedeutend,  und  ihre 
Gesteinsbeschaffenheit  wenig  verschieden  von  den  Schichten  des 
dortigen  untern  Lias.  Auf  diese  Weise  würde  dem  untern  Lias 
von  Yorkshire  eine  Mächtigkeit  von  500  Fuss  und  eine  Ver- 
breitung zugetheilt,  welche  er  in  Wirklichkeit  nicht  hat.  Zieht 
man  die  dunklen  Thone  mit  Pinna  folium  und  Amm.  Jaraesoni 
davon  ab ,  so  bleiben  für  den  dortigen  untern  Lias  kaum  noch 
300  Fuss  übrig  und  seine  Ausdehnung  beschränkt  sich  alsdann 
auf  die  Strecke  zwischen  Peak  und  Robin-Hoods-Bay,  sowie  auf 
die  Basis  der  Küstenwände  von  Huntcliff.  Seine  untere  Grenze 
ist  an  der  ganzen  Küste  nicht  zu  sehen,  die  besten  Profile  erhält 
man  an  der  ersterwähnten  Strecke.  Obtusus-,  Oxynotus-  und 
Raricostatus-Schichten  sind  auch  bei  höherem  Wasserstande  unbe- 
deckt, die  Arietenbänke  scheinen  häufig  blossgelegt  zu  werden, 
während  Amm.  angulatus  und  planorbis  entweder  bloss  in  Gerollen 
ausgeworfen,  oder  bei  ungewöhnlich  tiefem  Gang  der  Ebbe  an- 
stehend gefanden  werden.  Ich  hatte  zu  Letzterem  keine  Gele- 
genheit, konnte  mich  also  nicht  direct  von  der  Anwesenheit  der 
tiefern  Schichten  überzeugen,  während  ich  doch  an  Ort  und  Stelle 
die  wichtigeren  Fossile  derselben  zahlreich  erhielt. 

Ueber  die  Mächtigkeit  des  untern  Lias  in  den  verschiedenen 
Ländern  fehlen  zwar  noch  manche  Beobachtungen,  dennoch  war 


~     190    - 

es  möglich  in  diesem  Paragraphen  einzelne  genauere  Messungen 
anzugeben,  welche  zwar  bloss  annähernde  Zahlen  enthalten,  deren 
Richtigkeit  aber  meist  durch  zuverlässige  Arbeiten  verbürgt  wird. 
Ich  stelle  eine  Anzahl  derselben  zum  Zwecke  der  Vergleichung 
hier  noch  besonders  zusammen. 

Die  Mächtigkeit  des  untern  Lias 

in  den  Umgebungen  von  Semur 300' 

in  dem  Juradepartement  (Salins  u.  s.  w.) 40' 

zu  Cessigen  bei  Luxemburg über     500' 

an  der  Küste  von  Yorkshire 300' 

in  Gloucestershire über  100  vielleicht     150' 

an  der  Küste  von  Dorsetshire 300 — 350' 

in  der  Balinger  Gegend 150' 

zwischen  Göppingen  und  Boll 100' 

Viel  bedeutender  sind  die  Zahlen,  welche  Dufrenoy  und 
E.  de  Beaumont  Explic.  de  la  Carte  geol.  de  Fr.  2.  Bd.  pag.  734 
für  den  untern  Lias  der  Cevennen  angeben.  Infra-Lias,  Do- 
lomie  infraliasique  und  Calcaire  a  gryphees  besitzen  dort  eine 
Mächtigkeit  von  420  Meter  also  von  nahezu  1300  Fuss.  Leider 
lässt  sich  jedoch  die  Uebertragung  dieses  ganzen  Werthes  auf 
den  untern  Lias  als  solchen,  nicht  mit  Bestimmtheit  ausführen, 
da  die  ebengenannten  3  Abtheilungen  vielleicht  noch  Theile  der 
angrenzenden  Etagen  in  sich  einschliessen. 

Nachdem  ich  nun  die  allgemeineren  Verhältnisse  der  ganzen 
Etage  des  untern  Lias  kurz  beschrieben  habe,  will  ich  von  einer 
Anzahl  der  erwähnten  Localitäten  eine  Zusammenstellung  der 
Schichten  geben,  welche  die  üebereinstimmung  in  der  Aufein- 
anderfolge der  einzelnen  Zonen  gleichen  Alters  an  diesen  Loca- 
litäten nachweisen  soll.  Die  Zusammenstellung  gibt  den  Ver- 
gleich der  Bildungen  von  neun  verschiedenen  Gegenden,  dennoch 
ist  keine  der  Zonen  an  weniger  als  4 — 5  Funkten  eingetragen 
worden,  was  zur  Rechtfertigung  der  oben  aufgestellten  acht 
Zonen  dienen  soll.  Dass  nicht  jede  Zone  an  jeder  Localität 
nachgewiesen  werden  konnte,  hängt  meist  an  den  noch  unvoll- 
endeten localen  Untersuchungen,  und  ist  wohl  nur  selten  durch 
Widersprüche  in  den  Bildungen  begründet. 


—    191 


Balingen. 

Vaihiügen. 
(Würtemb.) 

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tement) 
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Anhang  zum  ersten  Abschnitt, 

§.  14. 

Die  fossilen  Arten  des  untern  Lias,  auf  welche 
sich  die  vorhergegangene  Eintheilung  und  Verglei- 
chung  stützt. 

1.  Belemnites   acutus,  Miller,  1823,  Geol.  Trans.  2  Ser. 

2.  Bd.    tab.  8.    fig.  9. 
Belemnites  acutus,  d'Orb.,  tab.  9.  fig.  8 — 14. 

„         brevis  primus  und  secundus,  Quenst.  Ceph. 

tab.  23.  fig.  17  u.  18. 
Miller  nennt  keine  Localität,  auch  ist  die  Beschreibung  nicht 
hinreichend,  um  völlige  Sicherheit  über  seine  Species  zu  geben, 
doch  ist  im  untern  Lias  von  England  der  durch  seine  kurze 
Form  ausgezeichnete  Belemnit  so  häufig,  dass  ich  nicht  daran 
zweifle,  dass  die  Abbildung,  welche  Miller  gibt,  sich  auf  die 
Species  des  untern  Lias  bezieht.  Belemnites  acutus  beginnt  in 
Schwaben  unmittelbar  über  Amm.  Bucklandi,  und  geht  bis  zur 
untern  Grenze  des  mittlem  Lias.  Die  gleiche  Position  nimmt 
er  in  England  ein.  An  der  Küste  von  Yorkshire  fand  ich 
ihn  unweit  Robin  Hoods  Bay  in  der  Oberregion  des  untern  Lias 
und  zwar  in  den  Zonen  des  Amm.  obtusus,  oxynotus  und  rari- 
costatus.  Zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  beginnt  er  gleichfalls 
erst  über  Amm.  Bucklandi  und  geht  durch  alle  Schichten  hin- 
durch bis  zur  Basis  des  mittlem  Lias ;  dessgleichen  in  den  Um- 
gebungen von  Cheltenham.  Auch  in  Frankreich  hat  er  dieselbe 
verticale  Verbreitung,  ich  fand  ihn  häufig  bei  Avallon  (Yonne), 
Nancy  (Meurthe) ,  Mont  d'Or  bei  Lyon  (Isere)  in  den  blauen 
Kalken  des  obern  Sinemurien. 


—    193    — 

2.  Nautilus  striatus,  Sow.,  1817.  tab.  182. 

Nautilus  aratus,  Schlot h.,  1820. 

„         giganteus,  Schub  1er,    Ziet. ,    1830.  tab.   17. 

„  striatus,  d'Orb.  tab.   25. 

„  aratus,  Quenst.,  Ceph.  tab.  2.  fig.  14. 
Das  von  Sowerby  abgebildete  Exemplar  stammt  aus  der 
Mittelregion  des  untern  Lias  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire).  Ich 
fand  daselbst  die  Species  sehr  häufig  in  den  Schichten  des  Amm. 
obtusus,  doch  kommt  sie  im  ganzen  untern  Lias  vor.  Bei  Kem- 
nath  und  Bebenhausen  liegt  Nautilus  striatus  mit  Amm.  planorbis 
in  der  gleichen  Schichte;  bei  Vaihingen  mit  Amm.  angulatus;  bei 
Bernhausen  und  Möhringen  mit  Amm.  Bucklandi;  bei  Nancy 
(Meurthe)  findet  er  sich  häufig  in  den  Kalkbänken  des  obern 
Sinemurien. 

3.  Ammonites  planorbis,  Sow.,  1824.  tab.  448. 

Amm.  erugatus,  Bean.,    Phill.   1829.  tab.  13.  fig.  13. 

„      psilonotus,  Quenst.,    1843.  Flözgeb.  pag.  127. 

„      psilonotus  laevis,  Quenst.,   Ceph.  tab.  3.  fig.  18. 

„  Hagenowi,  Dunk.,  Pal.  1.  Bd.  tab.  13.  fig.  22. 
Die  Schale  des  Amm.  planorbis  ist  beinahe  glatt,  ähnlich 
den  Figuren  von  Quenstedt  und  Dunker.  Bisweilen  findet 
man  jedoch  Uebergänge  zu  den  ihm  nahestehenden  gerippten 
Arten.  Man  muss  sich  hüten  diejenigen  gekielten  Arieten,  wel- 
chen in  der  Jugend  Kiel  und  Rippen  fehlen ,  nicht  damit  zu 
verwechseln ,  (ebenso  wenig  als  die  glatte  aber  klein  bleibende 
Art,  welche  ich  in  diesem  Paragraphen  Nr.  21.  anführe).  Amm. 
planorbis  ist  eine  der  häufigsten  Species  des  englischen  Lias. 
Berühmt  sind  die  flachgedrückten  Exemplare  von  Watchet 
(Somersetshire).  Sie  spielen  sämmtlich  in  Farben  und  liegen 
dichtgedrängt  in  einem  dunkelgefarbten  Schiefer.  In  dem  bri- 
tischen Museum  sieht  man  ebendaher  eine  grosse  Tischplatte, 
welche  ganz  bedeckt  ist  mit  Amm.  planorbis  und  Johnstoni. 
Sowerby's  Originalfigur  wurde  von  einem  Stücke  genommen,  das 
gleichfalls  aus  dem  untern  Lias  von  Watchet  stammte.  In  Yorkshire 
wird  Amm.  planorbis  häufig  gefunden,  und  liegt  unter  dem  Bean- 


—     194    — 

sehen  Namen  „Amni.  erugatus"  in  den  dortigen  Sammlungen.  Ich 
bekam  ihn  wohlerhalten,  ganz  ähnlich  den  schwäbischen  Vor- 
kommnissen aus  dem  untern  Lias  von  Robin  Hoods  Bay.  Zu 
Lyme  Regis  (Dorsetshire)  ist  Amm.  planorbis  der  Bewohner  des 
White  Lias  und  der  zunächst  darüber  liegenden  Bänke.  Amm. 
Johnstoni  sammt  den  übrigen  Muscheln  seiner  Zone  begleiten 
ihn  daselbst  (siehe  §.  6.).  In  Frankreich  fehlt  Amm.  planorbis 
nicht  (wie  bisweilen  angegeben  wird) ,  er  liegt  im  untern  Sine- 
murien  bei  Avallon  (Yonne)  und  Beauregard  (Cöte  d'Or).  In 
Württemberg  findet  er  sich  besonders  schön  und  vollständig  zu 
Nellingen  und  Riedern  bei  Esslingen,  zu  Bebenhausen  bei  Tübin- 
gen, in  den  Umgebungen  von  Rottweil  u.  s.  w. 

Ammonites  planorbis  zeichnet  sich  durch  den  Besitz  eines 
ungespaltenen  Aptychus  *  aus ,  dessen  Beschreibung  ich  im  ersten 
Heft  des  XII.  Jahrg.  der  württemb.  naturw.  Jahreshefte  ge- 
geben habe. 

4.  Ammoniles  Johnstoni,  Sow.,  1824.  tab.  449.  fig.  i. 

Amm.  torus,  d'Orb.    tab.   53. 

„      psilonotus  plicatus,  Quenst.  Ceph.  pag.  74. 
Amm.  Johnstoni  ist  ein  steter  Begleiter  des  Amm.  planorbis 
und  es  gilt  für  die  nähere  Feststellung  seines  Auftretens  das  bei 
der  vorigen  Species  Angeführte. 

5.  Ammonites  tortilis,  d'Orb.  tab.  49. 

Die  engstehenden  Rippen,  der  grosse  Nathlobus  und  der 
glatte  Rücken  zeichnen  diese  Species  aus,  welche  in  Schwaben 
in  den  untern  Bucklandibänken  vorkommt.  In  Frankreich  scheint 
er  annähernd  der  gleichen  Region  anzugehören  ,  denn  das  von 
d'Orbigny  abgebildete  Exemplar  soll  aus  dem  Dach  der 
Eisengruben  von  Beauregard  (Cöte  d'Or)  stammen ,  d.  h.  aus 
einer  Schichte,  welche  an  der  obern  Grenze  der  Angulatus- 
schichten  liegt. 


•  Vielleiclit  besser  „Anaptycbus"  {dvänrvyoi  entfaltet),  da  dieser  innere 
Theil  des  Ammonites  planorbis  vom  Aptychus  anderer  Ammoniten  gänzlich 
Terschieden  ist. 


195 


6.  Ammoniles  aiigiilalus,  Schloth.,  1820.  pag.  70. 

Amm.  anguliferus,  Phill.,   1829.  tab.   13.  fig.   19. 

„  colubratus,  Ziet.   1830.  tab.  3.  fig.   1. 

„  catenatus,  d'Orb.  tab.  94. 

„  Moreanus,  d'Orb.  tab.  93. 

„  Charmassei,  d'Orb.  tab.  91. 

„  (Leigneletii,  d'Orb.  tab.  92.  fig.  3.  4.?) 

„  angulatus  compressus,  und 
„  „         depressus,  Quenst.,  Ceph.  pag.  75. 

Ammonites  angulatus  variirt  stark  in  Beziehung  auf  seine 
Rippen  und  die  Form  der  MundöfFnung ,  was  zur  Spaltung  in 
viele  Spezies  Anlass  gegeben  hat.  In  der  Jugend  ist  er  scharf- 
rippig,  wird  aber  bälder  oder  später  beinahe  glatt.  Eines  meiner 
Exemplare,  bei  dem  die  Schale  erhalten  ist,  zeigt  auf  derselben 
schwache  curvenförmige  Linien,  welche  zwar  von  innen  gegen 
aussen  laufen,  den  Rippen  aber  nicht  streng  parallel  gehen. 
Die  meisten  der  Varietäten,  welche  d' Orbig ny  unter  verschie- 
denen Namen  abgebildet  hat.  kommen  in  Schwaben  gleich  unter 
den  Bucklandibänken  zusammen  vor,  in  welcher  Abtheilung  sie 
auch  in  Frankreich  gefunden  wurden.  So  sah  ich  bei  H.  Moreau 
in  Avallon  das  Original  von  Amm.  Moreanus,  welches  ganz  den 
schwäbischen  Vorkommnissen  gleicht  und  das  aus  einer  Schichte 
unter  den  Bucklandibänken  der  dortigen  Gegend  stammt.  Die 
Varietät  Amm.  Charmassei,  d'Orb.  tab.  91.,  fand  ich  in  den 
Sandkalken  von  Hettange  bei  Thionville  (Moselle).  Auch  den 
Amm.  catenatus,  d'Orb.  erhielt  ich  aus  derselben  Zone. 

In  England  gehört  Amm.  angulatus  zu  den  selteneren 
Vorkommnissen.  An  der  Küste  von  Lyme  Regis  lässt  sich  seine 
Zone  nicht  genau  abscheiden,  ich  konnte  den  Ammoniten  daselbst 
nicht  auffinden  und  sah  ihn  auch  in  den  dortigen  Sammlungen 
nicht.  Die  Schichten  des  Amm.  planorbis  sind  bei  Lyme  Regis 
sehr  mächtig,  und  berühren  beinahe  die  Bucklandibänke,  dagegen 
fehlen  dort  die  Sandkalke,  welche  in  andern  Gegenden  zwischen 
den  Zonen  des  Amm.  planorbis  und  des  Amm.  Bucklandi  liegen, 
und   welche   unser   Ammonit    zu    lieben    scheint.      In  Yorkshire 


-     196    — 

erhielt  ich  Amin,  angulatus  in  mehreren  Exemplaren.  In  den 
dortigen  Sammlmigen  liegt  er  entweder  mit  dem  Phillip 'sehen 
Namen:  Amm.  anguliferus,  oder  nach  Young  und  Bird:  Amm. 
Redcarensis  bezeichnet.  Letzteres  mag  auf  Irrthum  beruhen, 
denn  die  Young 'sehe  Angabe  (pag.  248),  dass  Amm.  Redca- 
rensis einen  scharfen  Kiel  trage,  stimmt  mit  der  äussern  Form 
des  Amm.  angulatus  nicht  überein.  In  der  Sammlung  des 
H.  Prof.  Morris  in  London  sah  ich  ein  deutliches  Exemplar 
von  Amm.  angulatus,  das  zu  Porthrush  (Londonderry)  an  der 
nördlichen  Küste  von  Irland  gefunden  wurde.  Amm.  angulatus 
kommt  in  Süddeutschland  in  den  Thonen,  Sandkalken  und  Sand- 
steinen des  unteren  liias  an  unzähligen  Punkten  vor.  Es  ist 
die  bezeichnendste  Species  für  die  Schichten  zwischen  den  Zonen 
des  Amm.  planorbis  und  des  Amm.  Bucklandi.  Er  findet  sich 
zu  Ostdorf  bei  Balingen ,  zu  Aich ,  Echterdingen ,  Degerloch, 
Vaihingen,  auf  dem  Hasenberge  (Birkenkopf)  bei  Stuttgart,  zu 
Bebenhausen,  Bempflingen,  Göppingen  Hüttlingen  u.  s.  w. 

7.  Ammoniles  Bucklandi,  Sow.,  1816.  tab.  130. 

„  „  v.Buch,1830.  Berl.  Akad.pag.  184. 

tab.  3.  fig.   1. 

Die  Schichte,  in  welcher  Amm.  Bucklandi  gefunden  wird, 
bildet  eine  wichtige  Zone  des  untern  Lias,  und  tritt  selbst  in  ent- 
fernten Gegenden  mit  grosser  Beständigkeit  auf.  Zu  Lyme 
Regis  (Dorsetshire)  liegt  Amm.  Bucklandi  in  einem  mächtigen 
System  von  harten  grauen  Kalken ,  welche  mit  dunkeln  Thonen 
wechsellagern.  Zu  Bath  findet  er  sich  mit  Gryphaea  arcuata  und 
Lima  gigantea  in  einem  blauen  Kalkstein,  welcher  mit  den  schwä- 
bischen Arcuatenkalken  viele  Aehnlichkeit  hat.  Auch  in  Frank- 
reich kommt  er  an  vielen  Punkten  vor,  dessgl.  im  südwestlichen 
Deutschland.  Auffallend  ist,  dass  ihn  d'Orbigny  in  seinem 
Prodrome  nicht  erwähnt ,  denn  von  Amm.  bisulcatus ,  d '  0  r  b. 
Pal.  fr.  tab.  43.  lässt  sich  der  ächte  Amm.  Bucklandi  wohl 
unterscheiden.  Amm.  Bucklandi  trägt  starke  Rippen  ohne  Knoten, 
welche  gegen  den  Rücken  umgebogen  nach  vorn  verlaufen,  wo- 
gegen Amm.  bisulcatus,  Brüg.  (multicostatus,  Sow.)  schwächere 


~     197    — 

und  zahlreichere  Rippen  besitzt,  die  aber  vor  der  Biegiingsstelle 
einen  schwachen  Knoten  tragen,  von  dem  aus  sie  auf  dem  Rücken 
vorwärts  laufen.  Die  MundölTnung  ist  bei  letzterer  Species  vier- 
eckig, bei  Amm.  Bucklandi  aber  mehr  oder  weniger  rund.  Amm. 
rotiformis,  Sow.  steht  zwischen  beiden  in  der  Mitte,  ovale  Mund- 
öffnung und  Knoten  auf  den  Rippen.  Sämmtliche  drei  Arten 
tragen  einen  deutlichen  Kiel  mit  tiefen  Seitenfurchen  auf  dem 
Rücken. 

8.  ADiraoniies   bisulcatus,  Brug. ,  1789.  Enc.  meth,  vers. 

I.  pag.  39.  List  er,  bist.  lap.  tab.  6.  fig.  3. 
Amm.  multicostatus,  Sow.   tab.  454. 

„      miilticosta,  Ziet. ,  tab.   26.  fig.  3.    ' 
„      bisulcatus,  d'Orb.  tab.  43. 

Findet  sich  in  Schwaben  besonders  häufig  in  den  Bucklandi- 
schichten  von  Bodelshausen ,  ferner  bei  Vaihingen ,  Möhringen 
und  Gmünd.  In  Frankreich  kommt  er  in  den  Umgebungen  von 
Metz  (Moselle)  und  Avallon  (Yonne)  vor.  In  England  sind  junge 
Exemplare  davon  nicht  selten  im  untern  Lias  von  Robin  Hoods 
Bay  (Yorkshire). 

9.  Animoiiites  loliformis,  Sow.,  1824.  tab.  453. 

„  „  Zieten,  tab.  26.  fig.   1. 

„  „  d'Orb.    tab.  89. 

Mit  Amm.  Bucklandi  bei  Vaihingen,  Möhringen  und  Gmünd. 
(England  —  Weston  bei  Bath.     Frankreich  —  Semur,  Cote  d'Or.) 

10.  Ammonites  Sinemurieiisis.  d'Orb.  tab.  95.  fig.  1—3. 

Zeichnet  sich  durch  die  Vereinigung  zweier  Rippen  aus,  in 
der  Kante,  welche  die  Seiten-  mit  der  Rückenfläche  bildet.  Es 
kommt  diess  jedoch  nur  bei  jungen  Individuen  vor ,  wie  ich 
überhaupt  nicht  sicher  bin,  ob  hiedurch  allein  sich  obige  Species 
unterscheiden  lässt,  da  man  bisweilen  eine  ähnliche  Vereinigung 
der  Rippen  mehr  oder  weniger  deutlich  bei  den  innern  Windun- 
gen von  Amm.  Bucklandi,  bisulcatus  und  rotiformis  findet. 
d'Orbigny  hat  bei  seiner  Figur  die  aussergewöhnliche  Form 
der  Rippen   stärker   hervorgehoben ,    als    es   die   meisten    meiner 


—     198    — 

schwäbischen  Exemplare  zeigen.  Häufig  kommt  eine  grössere 
Anzahl  von  einfachen  Rippen  auf  eine  doppelte,  bisweilen  sind 
auch  drei  Rippen  durch  einen  querlaufenden  Knoten  verbunden, 
noch  andere  Unregelmässigkeiten  stellen  sich  ein,  so  dass  viel- 
leicht die  Unterschiede  der  Species  auf  Missbildung  einzelner  Indi- 
viduen reducirt  werden  müssen.  Bucklandischichten  von  Hechin- 
gen, Dusslingen  und  Gmünd,  dessgl.  von  Metz  (Moselle). 

11.  Ammonifes  Conybeari,  Sow.,  1816.  tab.  131. 

Amm.  Bucklandi,  Ziet.  tab.  27.  fig.  1.  (non  Sow.) 

Nach  den  mündlichen  Mittheilungen  H.  J.  Sowerby's 
erreicht  sein  Amm.  Conybeari  über  V/^  Fuss  Durchmesser.  Er 
gleicht  dem  Amm.  Bucklandi,  doch  sind  die  Windungen  etwas 
schmäler  und  verjüngter  und  die  Rippen  nicht  so  hervorsprhi- 
gend.  In  Deutschland  wurde  er  häufig  mit  kleineren  Arten  ver- 
wechselt, während  der  ächte  Amm.  Conybeari  dann  Bucklandi 
genannt  wurde.  Ganz  besonders  gilt  diess  für  die  Zieten'schen 
Abbildungen,  denn  Amm.  Bucklandi,  Zieten,  tab.  27.  fig.  1. 
stimmt  vollständig  mit  Amm.  Conybeari,  Sow.,  während  sein 
Amm.  Conybeari,  tab.   26.  fig.   2.,  einer  andern  Art  zugehört. 

Amm.  Conybeari,  Sow.  wurde  zuerst  aus  den  Arcuaten- 
kalken  von  Bath  beschrieben,  ich  fand  ihn  daselbst  häufig,  sowie 
auch  in  den  Bucklandibänken  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire). 
In  Schwaben  kommt  er  mit  Amm.  Bucklandi  zu  Vaihingen, 
Möhringen ,  Bebenhausen ,  Nürtingen ,  zahlreich  und  schön  vor, 
in  Frankreich  liegt  er  in  demselben  Bett  bei  Metz,  Nancy, 
Avallon,  Semur. 

12.  Ammoniles  spiratissimus,  Quenst.  Handb.  tab.  27. 

fig.  9. 
Ist  eine  der  häufigsten  Formen  in  dem  Liaskalke  Württem- 
bergs.    Die  Species    gleicht  einem    verjüngten  Conybeari,    zählt 
aber   bei    4  Zoll   Durchmesser    schon    7 — 8    Windungen.      Ihre 
nähere  Beschreibung  finden  wir  Quenstedt,  Handb.  pag.  355. 

13.  Amraonites  liasicus^  d'ürb.  tab.  48. 

Im  Liaskalk  von  Möhringen,  Vaihingen,  Gmünd.    Die  ein- 


-     199    — 

zelnen    Exemplare    variiren    stark    in    Beziehung    auf    Zahl    der 
Rippen  und  Form  des  Kiels. 

14.  Ammonites  Kridion,  Hehl;  Ziet.,  1830.  tab.  3.  fig.  2. 

Das  Zieten'sche  Originalexemplar,  welches  ich  in  meiner 
Sammlung  besitze,  hat  die  Innern  Umgänge  gerippt,  nicht  aber 
glatt,  wie  d'Orbigny's  Figuren.  d'Orbigny's  Amm.Kridion 
gehört  bestimmt  einer  besondern  Art  an,  da  ausserdem  auch  seine 
Abbildung  comprimirtere  Umgänge  zeigt  als  sie  die  schwäbischen 
Stücke  besitzen.  Ich  nenne  desshalb  d'Orbigny's  Species  auf 
tab.  51,  fig.  1 — 6.:  Amm.  Hartmanni.  Amm.  Kridion ,  Ziet. 
findet  sich  mit  und  unter  Amm.  Bucklandi;  ich  halte  es  noch 
für  unentschieden  ob  er  nicht,  im  Widerspruche  mit  den  Zieten- 
schen  Angaben  ,  doch  bloss  ein  junges  Individuum  von  Amm. 
Conybeari  Sowerby  ist,  da  er  demselben  sehr  nahe  steht. 

15.  Ammonites     Bodleyi,     Buckm.    1845;     Murch., 

Geol.  of  Cheltenham,  tab.  11,  fig.  7. 
Die  Schärfe  des  Rückens  und  der  engstehenden  gebogenen 
Rippen  zeichnet  die  nur  wenige  Zoll  grosse  Species  aus,  welche 
von  Buckman  aus  dem  untern  Lias  von  Gloucestershire  be- 
schrieben wurde.  Ganz  ähnliche  Exemplare  fand  ich  im  untern 
Lias  bei  Füzen  am  Randen.  Wahrscheinlich  gehört  die  Species 
in  die  Zone  des  Amm.  geometricus,  siehe  §.   8. 

16.  iimmoniies  geometricus,   n.  sp.  (non  Phili.) 

Der  nicht  über  vier  Zoll  gross  werdende  Ammonit  hat  viele 
Aehnlichkeit  mit  der  vorigen  Species.  Die  Rippen  sind  zahl- 
reich und  scharf,  der  Kiel  ist  schneidend.  Er  unterscheidet  sich 
jedoch  von  Amm.  Bodleyi  dadurch,  dass  seine  Rippen  nicht  ge- 
bogen sind,  sondern  ganz  gerade  gegen  aussen  laufen.  Dieselben 
erreichen  gegen  den  Rücken  hin  ihre  grösste  Höhe.  Der  Seiten- 
lobus  ist  schmal  und  lang,  und  theilt  die  übrigen  Loben  in 
zwei  gleiche  Theile,  so  dass  der  Rückensattel  auf  der  einen  Seite 
des  Lobus  eine  Figur  bildet,  gegen  welche  auf  der  andern  Seite 
die  vereinigten  übrigen  Sättel  symetrisch  liegen. 

Der  PhiUips'sche  Amm.  geometricus,  tab.  14  fig.  9,  ist 
nichts  Anderes ,    als  ein  irrthümlich    im  untern  Lias    angeführter 


-^     200     — 

Amm.  spiiiatus  mit  gekerbtem  Kiel.  Da  jedoch  dieser  Name 
häufig  auf  scharfgekielten  Arieten  übertragen  wurde,  so  will  ich 
ihn  für  die  eben  beschriebene  Species  fixiren. 

Ammonites  geometricus  liegt  unmittelbar  über  Amm.  Buck- 
landi.  Ich  erhielt  denselben  zahlreich  von  Gmünd,  von  Krum- 
menacker  bei  Esslingen,  von  Göppingen,  von  Bebenhausen  bei 
Tübingen,  von  Füzen  an  der  Wutach  u.  s.  w.  Er  findet  sich 
in  Schichten,  welche  zwischen  den  ächten  Bucklandibänken  und 
denen  des  Pentacrinus  tuberculatus  in  der  Mitte  liegen.  In  Eng- 
land kommt  er  im  untern  Lias  von  Robin  Hoods  Bay  (York- 
shire)  vor. 

17.  Ammonites  Nodotianiis,  d'Orb.  tab.  47. 

Seltelie  Form  mit  scharfem  Kiel,  aus  den  Arietenschichten 
von  Waidenbuch  ganz  ähnlich  den  französischen  Vorkommnissen 
von  Avallon  (Yonne). 

18.  Ammonites  Gmündensis,  n.  sp. 

Die  riesigen  Exemplare  dieser  Species,  welche  in  Württem- 
berg in  den  Umgebungen  von  Gmünd,  von  Plochingen  und  Göp- 
pingen nicht  selten  gefunden  werden,  und  in  den  schwäbischen 
Sammlungen  gewöhnlich  mit  der  Bezeichnung  Amm.  Bucklandi 
liegen,  verdienen  ein  besonderes  Interesse,  da  sie  einen  Hori- 
zont markiren,  der  bis  jetzt  noch  wenig  beachtet  wurde.  Sie 
gehören  einer  Zone  an ,  welche  sich  über  der  Lage  des  ächten 
Amm.  Bucklandi,  und  unmittelbar  unter  der  des  Pentacrinus 
tuberculatus  an  manchen  Orten  bemerklich  macht.  Belemnites 
acutus  ist  der  Begleiter  dieser  Ammoniten,  erscheint  aber  in  ihrer 
Zone  zum  ersten  Male,  Von  Amm.  Bucklandi  unterscheiden  sie 
sich  durch  comprimirtere  Mundöffnung.  Sie  stehen  dem  Amm. 
Brooki  schon  viel  näher,  sind  jedoch  weniger  hochmündig  und 
behalten  die  Rippen  selbst  bei  zwei  Fuss  Durchmesser  noch  bei. 
Was  diese  grossen  Exemplare  besonders  auszeichnet,  ist  die  Form 
ihrer  Mundöff'nung,  welche  innen  einen  bedeutenden  Durchmesser 
besitzt,  gegen  den  Rücken  hin  aber  immer  schmäler  wird.  Letz- 
terer  trägt    einen   hohen   Kiel,    dagegen    biegt   sich   die   Schale 


—     201     — 

unmittelbar  neben  den  seitlichen  Furchen  um.  Die  Windungen 
besitzen  eine  breite  Suturfläche,  über  welcher  die  Rippen  am 
derbsten  beginnen,  gegen  den  Rücken  hin  aber  schwächer  werden 
und  beinahe  verschwinden.  Auf  den  innern  Windungen  sind 
dieselben  feiner  und  mehr  genähert. 

19.  Ammoiiites  Scipioniaiius,  d'Orb.  tab.  51,  fig.  7.  8. 
Scharfrückiger,  hochmündiger  Ariet  mit  Rippen,  welche  sich 
bisweilen  spalten,  oft  auch  gegen  den  Rücken  hin  Knötchen 
bekommen.  Leicht  erkennbare  Species,  die  in  Schwaben  nicht 
selten  im  untern  Lias  in  Begleitung  von  Amm.  geometricus, 
gleich  über  Amm.  Bucklandi  zu  Gmünd,  Göppingen,  Krummen- 
acker  bei  Esslingen  u.  s.  w.  vorkommt  und  auch  in  Frankreich 
in  der  entsprechenden  Schichte  bei  Semur  (Cote  d'Or)  gefun- 
den wurde.  . 

20.  Animouites  Saiizeanus,  d'Orb.  tab.  95,  fig.  4—5. 

In  Frankreich  sah  ich  den  Amm.  Sauzeanus  in  kleinen,  mit 
d'Orbignys  Figur  übereinstimmenden  Exemplaren,  zu  Semur  (Cote 
d'Or).  In  Süddeutschland  hat  man  bisher  die  von  d'Orbigny 
aufgestellte  Species  misskannt,  obwohl  Amm.  Sauzeanus  in 
manchen  Gegenden  zahlreich  vorkommt.  Er  findet  sich  in  grossen 
Exemplaren,  welche  sich  durch  ihren  breiten  Rücken  und  ihre 
quadratische  Mundöffnung  auszeichnen,  sowie  in  kleineren,  welche 
mit  der  d'Orbigny'sclien  Figur  vollständig  stimmen.  In  den 
Sammlungen  liegen  sie  gewöhnlich  unter  der  falschen  Bezeich- 
nung: Amm.  obtusus.  Ich  erhielt  den  Amm.  Sauzeanus  aus  dem 
untern  Lias  von  Füzen  am  Randen  und  von  Gmünd,  dessgleichen 
von  Krummenacker  bei  Esslingen,  wo  er  sich  mit  Amm.  geo- 
metricus in  derselben  Schichte  findet. 

21.  Ammonites  laevigatus,  Sow.  1827.  tab.  570,  fig.  3. 

Amm.  Davidsoni,  d'Orb.     Prodr.  8.   38. 
Kleine  Species,  welche  ich  noch  nicht  über  einen  Zoll  gross 
sah.  Sie  gleicht  in  der  frühesten  Jugend  dem  Amm.  globosus  Ziet. 
aus  dem  mittlem  Lias,  trägt  wie  dieser  eine  eingeschnürte  Mundöff- 
nung, doch  sind  die  innern  Windungen  nicht  so  aufgebläht.   Amm. 

Württemb.  uaturw.  Jahreshefte.  April,  1856.  2s  Heft.  14 


—     202     — 

laevigatus  ist  häufig  im  untern  Lias  von  Lyme  Regis,  und  scheint 
dort  gleich  über  Amm.  Bucklandi  vorzukommen.  Aus  Württem- 
berg besitze  ich  nur  wenige  Exemplare,  welche  aus  den  obern 
Schichten  des  Liaskalkes  der  Filder  stammen. 

Da  Amm.  laevigatus,  Rein.  1818,  fig.  54,  55,  eine  man- 
gelhaft beschriebene,  midefinirbare  Species  ist,  Lamarks  Amm. 
laevigatus  aber  mit  Amm.  Lewesiensis  zusammenfällt,  so  behalte 
ich  den  Sowerby'schen  Namen  bei. 

22.  Aramonites  Bonnardi .     d'Orb.  tab.  46. 

Amm.  Turneri,  Sow.  tab.  452,  fig.  2.  (non  fig.  1.) 
d'Orbigny  führt  den  Amm.  Bonnardi  im  Prodrome  nicht 
wieder  auf,  doch  hat  seine  Figur  (Pal.  franc.)  so  viele  Ueberein- 
stimmung  mit  der  in  dem  Saurierbett  von  Lyme  Regis  häufig 
vorkommenden  Art,  dass  ich  den  Namen  für  dieselbe  beibehalte. 
Ich  sah  dort  grosse  Exemplare  von  Ichtyosaurus,  welche  in  der 
Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus  gefunden  wurden,  und  ganz 
von  solchen  Ammoniten  bedeckt  waren.  Auch  aus  Württemberg 
besitze  ich  die  Species  aus  denselben  Schichten,  welche  auf  den 
Fildern  gleich  über  Amm.  Bucklandi  folgen,  und  den  Pentacrinus 
tuberculatus  in  einer  Kalkbank  enthalten. 

23.  AniQl.  Turueri,  Sow.  1827.  tab.  452,  fig.  1.  (non  fig.  2.) 
Bei    der    Untersuchung    der    Originalexemplare    Herrn   S  o- 

werby's  fand  ich,  dass  Amm.  Turneri,  Sow.  tab.  452,  fig.  1, 
einer  seltenen  Species  angehört,  die  ich  bloss  in  wenigen  Exem- 
plaren kenne.  In  Württemberg  habe  ich  den  ächten  Amm. 
Turneri  noch  nicht  angetroften,  dagegen  erhielt  ich  zwei  Stücke 
davon  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire),  woselbst  er  mit  Amm. 
Bonnardi  vorkommt. 

24.  Aminonites   stellaris.  Sow.  1815.  tab.  93. 

Die  dicke  gestreifte  Schale  ist  von  einer  kalkigen  Schichte 
bedeckt,  welche  in  Reihen  geordnete,  erhöhte  Punkte  trägt.  Das 
Originalexemplar  von  Amm.  stellaris,  welches  ich  in  H.  S  o  w  e  r  b  y '  j? 
Sammlung  sah,  zeigt  diese  Punkte  deutlich,  bei  einem  andern, 
welches  ich  aus  dem  untern  Lias  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire) 


—     203     — 

bekam,  sind  dieselben  gleichfalls  vorhanden.  Es  scheinen  Ueber- 
gänge  zu  Amm.  obtusus  vorzukommen,  so  dass  beide  Arten  viel- 
leicht zusammenzustellen  sind,  welche  Annahme  noch  dadurch 
verstärkt  wird,  dass  man  bei  Amm.  obtusus  eine  ähnliche  Punk- 
tation der  Schale  findet.  Die  extremeren  Formen  beider  Arten 
lassen  sich  jedoch  immerhin  mit  Leichtigkeit  auseinanderhalten. 
Bei  schwäbischen  Exemplaren  sah  ich  die  Punkte  auf  der  Schale 
noch  nicht,  doch  stimmen  die  in  den  obern  Schichten  des  Amm. 
obtusus  bei  Balingen  vorkommenden  Individuen  ihrer  äussern 
Form  nach  vollständig  mit  dem  englischen  iVmm.  stellaris  überein. 

25.  Amnionites  Brooki,     Sow.  1818,  tab.  190. 
Seltene  Species  aus  den  obern  Obtususschichten  von  Lyme 

Regis  (Dorsetshire).  Findet  sich  in  Württemberg  in  den  blauen 
Kalkbänken  derselben  Region:  bei  Ofterdingen  und  Balingen. 

26.  Ammonites  obdisiis,  Sow.  1817.  tab.  167. 

Amm.  Smithi,  Sow.   1823.  tab.  406. 
„       obtusus,  d'Orb.  tab.  44. 

„  Turneri,  Quenst.  Flözgeb.  pag.  156.  Ceph. 
tab.  3.  fig.  19. 
Amm.  obtusus  nimmt  einen  Horizont  ein,  der  von  den  Buck- 
landibänken  durch  das  Bett  des  Pentacrinus  tuberculatus  getrennt 
ist.  Unmittelbar  über  letzteren  beginnt  Amm.  obtusus  und  tritt 
in  England,  Frankreich  und  Süddeutschland  in  dieser  Lage  cou- 
staut  auf.  Prof.  Quenstedt  hat  seine  Wichtigkeit  erkannt, 
und  die  Thone,  in  welchen  er  in  Schwaben  gefunden  wird,  nach 
seinem  in  Deutschland  gangbaren  Speciesnamen,  „Turnerithone'- 
genannt.  Amm.  obtusus  kommt  darin  verkalkt  und  verkiest  an 
vielen  Punkten  vor,  bei  Betzgenrieth ,  Betzingen,  Ofterdingen, 
Bahngen,  Aselfingen.  In  Frankreich  sah  ich  ihn  in  der  ent- 
sprechenden Schichte  bei  Avallon  (Yonne).  In  England,  woselbst 
au  vielen  Punkten  sein  Formationsglied  durch  Thone  gebildet 
wird,  fand  ich  den  Amm.  obtusus  sehr  häufig  zu  Robin  Hood's 
ßay  (Yorkshire)  und  Lyme  Regis  (Dorsetshire),  von  welch  letz- 
terem Punkte  die  Sowerby'schen  Exemplare  stammen.  Die  von 
Sowerby,    tab.  460,    gegebenen  Figuren   des  Amm.  Smithi  sind 

14" 


—     204    -" 

von  jungen  Individuen  des  x\mm.  obtusus  genommen,  welche  im 
untern  Lias  von  Sommersetshire  mit  Amm.  ziphus  und  planicosta 
gefunden  wurden. 

27.  Amraonites  Birchi,  Sow.  1820.  tab.  267. 

„  „       d'Orb.  tab.  86. 

Die  englischen  Exemplare  von  Amm.  Birchi  liegen  wohl- 
erhalten in  der  harten  Geodenbank,  welche  an  den  Küstenwän- 
den von  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  ziemlich  hoch  über  den  Buck- 
landibänken  eingebettet  ist,  zugleich  finden  sich  auch  Abdrücke 
davon  in  den  Thonen ,  welche  die  Geodenbank  umgeben.  Die 
Saurier,  Fische  und  Sepien  liegen  unmittelbar  darunter.  In 
Frankreich  ist  die  Position,  welche  Amm.  Birchi  einnimmt,  an- 
nähernd dieselbe,  er  kommt  in  den  blauen  Kalken  des  obern 
Sinemurien  vor,  bei  Semur  (Cote  d'Or)  und  Avalion  (Yonne).  In 
Württemberg  finden  sich  an  der  Basis  der  Obtususschichten  bei 
Dusslingen  und  Ofterdingen  blauschwarze  Schiefer  mit  Fisch-  und 
Saurierresten,  welche  noch  in  die  Region  des  Pentacrinus  tuber- 
culatus  gehören.  In  denselben  liegen  flachgedrückte  Ammoniten 
mit  zwei  seitlichen  Knotenreihen.  Die  Form  dieser  Ammoniten 
stimmt  mit  der  des  englischen  Amm.  Birchi  überein.  Da  auch 
die  Schichten  annähernd  dieselben  sind,  so  glaube  ich,  dass  diese 
in  Schwaben  vorkommenden  flachgedrückten  Ammoniten  mit  dem 
ächten  englischen  Amm.  Birchi  identisch  sind.  Eine  zweite 
Localität  in  Schwaben,  an  welcher  ich  den  Amm.  Birchi  antraf, 
ist  Krummenacker  bei  Esslingen.  In  der  obersten  Bank  eines 
daselbst  in  den  Kalken  des  Pentacrinus  tuberculatus  gegrabenen 
Steinbruchs  erhielt  ich  das  Bruchstück  eines  grossen  Ammoniten, 
der  entschieden  mit  Amm.  Birchi  übereinstimmt.  Etwas  tiefer 
lagen  daselbst  Amm.   geometricus,    Sauceanus   und  Scipionianus. 

28.  Ammonites  laciinatUS,    Buckmann,     1845.    Murch. 

Geol.  of  Cheh.  tab.   11,  fig.  4—5. 
Amm.  lacunatus,  Quenst.  Ceph.  tab.   11,  fig.   13. 
In  England  erhielt  ich    den    typischen   Amm.  lacunatus  aus 
dem  Thale  von  Gloucester,  wo  er  bei  einem  Eisenbahneinschnitte 
häufig  zu  Tage   kam.     Er   stimmt   mit   den   schwäbischen   Vor- 


—    205    — 

kümmnissen  und  liegt  auch  annähernd  in  der  gleichen  Schichte. 
Amm.  oxynotus  und  bifer  finden  sich  dort  an  derselben  Stelle. 
In  Schwaben  kommt  er  gleich  über  den  Bänken  des  Amm.  ob- 
tusus vor,  und  wittert  in  kleinen  verkiesten  Exemplaren  aus  den 
dunklen  Thonen  heraus.  Amm.  oxynotus  und  bifer  liegen  etwas 
höher,  doch  kann  man  bei  Ofterdingen  die  herausgeschwemmten 
Stücke  der  drei  Ammoniten  an  einem  und  demselben  Orte  zu- 
sammenlesen. 

29.  Ammoniles  Boucaiiltianiis,    d'Orb.   tab.  90.    (97. 

fig.  3-5.?) 
In  der  Sammlung  des  Herrn  Boucault  in  Paris  sah  ich 
das  Original  dieser  Species.  Es  stammt  aus  dem  untern  Lias 
von  Semur  (Cote  d'Or).  Ich  glaubte  aus  dem  Gestein  schliessen 
zu  müssen,  dass  es  im  obern  Sinemurien  mit  Amm.  Guibalianus 
gefunden  wurde.  Von  andern  Gegenden  kenne  ich  die  Species  nicht. 

30.  Aramonites  raricostalus,  Zieten.  1830.  tab.i3,figi4. 

„  „  d'Orb.  tab.  54. 

Turrilites  Boblayei,  d'Orb.  lab.  41. 

Amm.  raricostatus ,  Quenst.  Ceph.  tab.  4,  fig.  3. 
Häufige  Species,  welche  in  der  obersten  Zone  des  untern 
Lias  an  vielen  Punkten  Württembergs  vorkommt.  Die  Exem- 
plare finden  sich  entweder  verkiest  in  den  dunklen  Thonen,  oder 
verkalkt  in  den  Mergelknollen  darüber.  In  Frankreich  liegt  Amm. 
raricostatus  in  den  blauen  Kalken  des  obern  Sinemurien  bei 
Nancy  (Meurthe) ,  Avalion  (Yonne)  und  Semur  (Cote  d'Or).  In 
England  fand  ich  ihn  in  derselben  Position  zu  Lyme  Regis  (Dor- 
setshire)  und  zu  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire).  In  der  Samm- 
lung von  H.  Morris  sah  ich  den  Amm.  raricostatus  von  der 
Küste  von  Porthrush  (London  Derry)  im  nördlichen  Irland. 

31.  Ammoiiites  oxynotus,  Quenst.  1843.  FlÖzg. pag.  161. 

Amm.  oxynotus,  Quenst.  Ceph.  tab.   5,  fig.   11. 
(Amm.  Simpsoni,  ßean. ?) 

d'Orbigny    hat   den   ächten  Amm.  oxynotus   in    der  Pal. 

franc.  nicht  abgebildet,  denn  Amm.  Lynx  und  Coynarti  tab.  87, 


—     206     -- 

dürfen  nicht  damit  zusammengestellt  werden,  ebensowenig  d'Or- 
bignys  Amm.  Collenoti.  Amm.  oxynotus  kommt  in  Frankreich 
zwar  nicht  häufig,  aber  gross  und  deutlich  in  den  blauen  Kalken 
von  Nancy  vor,  welche  in  den  Umgebungen  dieser  Stadt  aus- 
gebrochen werden ,  und  in  das  obere  Sinemurien  gehören.  In 
Schwaben  bildet  er  einen  Horizont  in  der  Oberregion  des  untern 
Lias  und  liegt  gleich  unter  Amm.  raricostatus  bei  Boll,  Ofter- 
dingen  und  Balingen.  In  England  hat  er  dieselbe  Position,  ich 
fand  ihn  zu  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  und  Lyme  Regis  (Dor- 
setshire),  noch  häufiger  ist  er  in  den  Umgebungen  von  Glou- 
cester  (Gloucestershire);  m  der  Sammlung  des  Dr.  Wright  in 
Cheltenham  sah  ich  ein  grosses  verkiestes  Exemplar  von  Amm. 
oxynotus,  das  mit  der  Wohnkammer  über  einen  Fuss  Durch- 
messer erreicht  haben  musste. 

32.  Ammonites  Buvignieri,  d'Orb.  tab.  74. 

d'Orbigny  citirt  diesen  Ammoniten  aus  dem  mittlem 
Lias,  was  ich  dahin  berichtige,  dass  er  zwar  über  den  eigentlichen 
Bucklandischichten  liegt,  aber  mit  Amm.  raricostatus  und  oxy- 
notus in  den  blauen  Kalken  vorkommt,  welche  wir  noch  zu  dem 
Obern  Sinemurien  rechnen.  Ich  fand  ihn  eben  darin  bei  Nancy, 
auch  stammen  die  Exemplare,  welche  ich  bei  H.  Buvignier 
in  Verdun  sah,  aus  derselben  Region.  Mit  Amm.  Loscombi  haben 
dieselben  keine  Aehnlichkeit,  wie  man  nach  d'Orbignys  Figur 
glauben  sollte. 

33.  Ammonites  Guibalianus,  d'Orb.  tab.  73. 

Amm.  Collenoti,  d'Orb.  tab.  95,  fig.  6—9. 

Eine  ziemliche  Anzahl  von  Individuen,  welche  ich  von  dieser 
Species  in  Händen  hatte,  sowie  die  Besichtigung  der  Original- 
exemplare überzeugten  mich,  dass  Amm.  Collenoti,  d'Orb.  nichts 
Anderes  ist  als  ein  junges  Individuum  von  Amm.  Guibalianus, 
d'Orb.,  und  somit  beide  Species  vereinigt  werden  müssen.  Aeussere 
Form  und  Loben  lassen  keine  Unterschiede  zu,  und  bei  gleichem 
Alter  gehen  die  Arten  völlig  in  einander  über.  Amm.  Guiba- 
lianus unterscheidet  sich  von  Amm.  oxynotus  durch  seinen  wei- 


—     207     — 

tern  Nabel  und  die  breitere  Miindöffiiung.  D'Orbigny  stellt 
den  Amni.  Collenoti  in  den  untern  Lias,  dagegen  den  Amm. 
Guibalianus  in  den  mittlem ,  was  vielleicht  zur  Trennung  der- 
selben beigetragen  hat.  Ich  fand  beide  (klein  und  gross)  bei- 
sammen bei  Nancy  in  den  Schichten  mit  Gryphaea  obliqua, 
welche  über  Amm.  Bucklandi  liegen  und  das  obere  Sinemurien 
dieser  Gegend  bilden. 

34  —  38.  Die  Ammoniten  aus  der  Familie  des  Amm.  planicosta. 

Es  lassen  sich  im  untern  und  mittlem  Lias  sieben  verschie- 
dene Arten  acht  er  Capricornen  unterscheiden,  welche  auf  folgende 
Weise  vertheilt  sind: 

Im  untern  Lias: 
Ammonites    planicosta,    j 

„  ziphus,  }  Zone  des  Amm.  obtusus. 

„  Dudressieri, ; 

„  bifer,      .     .     Zone  des  Amm.  oxynotus. 

„  subplanicosta,  Zone  des  Amm.  raricostatus. 

Im  mittlem  Lias: 

Ammonites  lataecosta,  Zone  des  Amm.  Jamesoni. 
„  capricornus,  Zone  des  Amm.  Davöi. 

Sie  weichen  in  der  frühesten  Jugend  nur  wenig  von  ein- 
ander ab,  lassen  sich  aber  im  ausgewachsenen  Zustande  wohl 
einzeln  unterscheiden.  Die  Stellung,  welche  ich  denselben  in  den 
betreffenden  Schichten  gegeben,  widerspricht  den  meisten  seither 
bekannten  Annahmen,  doch  überzeugte  mich  das  Studium  der 
Originalexemplare,  oder  der  Localitäten,  an  welchen  dieselben 
gefunden  wurden,  dass  ihre  Anordnung  nicht  wohl  auf  andere 
Weise  ausgeführt    werden  kann.     Ihre  Synonymik   ist   folgende: 

34.  Amm.  planicosta,  Sow.  1814.  tab.  73.  (tab.  406.  pars.) 

Aus  den  Obtususschichten  des  untern  Lias  von  Sommersetshire. 

Ammonites  capricornus,   Zieten.    1830.    tab.   4.  fig.  8. 

(non  Schloth.) 

Unterer  Lias,    Obtususschichten    von  ßetzgenrieth  bei  BoU. 


—     208    — 

Amm.  capricornus,  v.  Buch.  1830. Beil.  Akad.  Amm.  p.l85. 
TurriUtes  Coynarti,  d'Orb.  tab.  42,  fig.  4 — 7. 
Unterer  Lias  von  St.  Amand  (Cher). 

Die  Form  von  Amm.  planicosta  ist  sehr  einfach  und  kann 
als  Typus  der  Capricornen  dienen.  Die  ungeknoteten  Rippen 
werden  auf  dem  Rücken  breiter  und  vereinigen  sich  daselbst  mit 
denen  der  entgegengesetzten  Seite.  Ich  kenne  nur  kleine  Indi- 
viduen davon.  (Ein  Theil  der  von  Sowerby  abgebildeten 
Exemplare  gehören  zu  Amm.  Ziphus.) 

35.  Ammonites  ziphus,  Zieten.  1830.  tab.  5,  fig.  2. 
Unterer  Lias,  Obtususbett.     Betzgenrieth  bei  BoU. 

Äm?n.  planicosta,  Sow.  (pars)  tab.  406.  fig.   6. 
In  der  Sammlung  des  H.  J.  Sowerby  fand  ich,  dass  ein- 
zelne der  auf  tab.  406  abgebildeten  Stücke  junge  Individuen  von 
Amm.  Ziphus  sind. 

Amm.  armatus sparsinoduSy  Quenst.  Ceph.  tab.  4,  fig.  5. 
Unterer  Lias,  Obtususbett.     Betzgenrieth. 
Amm.  Ziphus  trägt  grosse  unregelmässige  Knoten  auf  einigen 
seiner  Rippen,  gleicht  aber  in  der  frühesten  Jugend  dem  gewöhn- 
lichen Amm.  planicosta. 

36.  Ammonites  Dudressieri^  d'Orb.  tab.  103.  fig.  i,  2. 
Unterer  Lias  von  Nancy  (Meurthe). 

Die  Mundöftnuug  ist  quadratisch,  die  Rippen  sind  in  der 
Jugend  stark  und  tragen  grobe  Knoten,  werden  aber  im  Alter 
schwächer  und  bekommen  dann  feine  Stacheln.  Die  Species  ge- 
hört nicht  in  den  obeni  Lias  wie  d'Orbigny  angibt,  sondern 
in  den  untern,  ich  fand  sie  darin  in  den  Umgebungen  von  Nancy, 
sowie  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire). 

37.  Ammonites  bifer,  Q^ienst.  Flözgeb.  1843.  pag.  160. 

Handb.  tab.  27,  fig.  20. 
Unterer  Lias,  Oxynotusschichten.     Ofterdingen,  Balingen. 

TurriUtes   Valdani,  d'Orb.  tab.  42,  fig.   1—3. 
Unterer  Lias,  Samt  Amand  (Cher). 

Die  scharfen  Rippen  beginnen  und  endigen  auf  beiden  Seiten 
in  zwei  hervorstehenden  Ecken. 


—    2Ü9    — 

38.  Ammonites  siibplauicosta  n.  sp. 

(Ammonites  CarusensiSy  d '  0  r  b.  tab.  84,  fig.  3 — 6  ?) 
Die  constant  in  Begleitung  des  Amm.  raricostatus  vorkom- 
mende Form  gleicht  einigermassen  dem  Amm.  planicosta,  unter- 
scheidet sich  aber  durch  die  Feinheit  ihrer  Windungen  von  ihm, 
und  stimmt  hierin  mehr  mit  Amm.  Carusensis  d'Orb.,  dem  jedoch 
die  Schärfe  der  Rippen  auf  dem  Rücken  zu  fehlen  scheint.  Ich 
wage  desshalb  nicht  dieselben  zu  vereinigen,  sondern  nehme  vor- 
erst den  mit  Amm.  raricostatus  vorkommenden  Capricornen  als 
eigene  Species  an.  Ofterdingen ,  Balingen.  Den  ächten  Amm. 
Carusensis  habe  ich  in  Süddeutschland  noch  nicht  angetroffen, 
dagegen  erhielt  ich  ihn  aus  den  Thonen  des  untern  Lias  von 
Lyme  Regis. 

Ammonites  latäecosta,   Sow.  und  )siehe  im  mitt- 

Amm.  capricornus,  Schloth.  (maculatus,  Phill.)^   leren  Lias. 

39.  Ammonites   miiticus,   d'Orb.  tab.  80. 

Amm.  armatus  densinodus ,  Quenst.  Ceph.  (pars) 
tab.  4.  fig.  18. 
Kommt  mit  Amm.  raricostatus  bei  Ofterdingen  und  Balin- 
gen vor.  D'Orbigny  gibt  für  seine  Species  einige  Locali- 
täten  aus  dem  Cherdepartement  an,  der  genaue  Horizont,  welchen 
er  dort  einnimmt,  ist  nicht  bekannt.  Amm.  natrix  oblongus, 
Quenst.  aus  dem  mittlem  Lias  steht  ihm  nahe,  unterscheidet 
sich  aber  durch  comprimirtere  Mundölfnung  und  schwächere  Knoten 
auf  den  Rippen.  Da  Amm.  muticus  d'Orb.  mit  dem  in  Be- 
gleitung des  Amm.  raricostatus  vorkommenden  Ammoniten  der 
äussern  Form  und  den  Loben  nach  vollständig  übereinstimmt,  so 
wähle  ich  diesen  Namen,  um  die  für  ihre  Zone  so  wichtige 
Species  zu  bezeichnen. 

40.  Ammonites  densinodus. 

Amm.  armatus  densinodus,  Quenst.  Ceph. pag.  82. (pars). 

Unterscheidet  sich  von  Amm.  muticus    durch  comprimirtere 
Windungen  und  weniger  runde  Stacheln.    Letztere  stehen  genau 


'      —     210    — 

in  der  Kante,  welche  die  Rückenfläche  mit  den  Seiten  bildet, 
nnd  sind  in  der  Richtung  dieser  Kante  in  die  Breite  gezogen. 
In  Württemberg  liegt  Amm.  densinodus  in  den  Mergelknollen, 
welche  an  der  Grenze  zwischen  unterem  und  mittlerem  Lias  auf- 
treten ,  welche  jedoch  noch  in  die  Zone  des  Amm.  raricostatus 
gehören.  In  England  erhielt  ich  den  Amm.  densinodus  verkiest 
aus  der  gleichen  Region  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire). 

41.  Chemiiilzia  Zeiikeni,   d'Orb.,   1850.  Prodr.  7.  4i. 

Melania  Zenkeni,  Dunk.  Pal.  I.  tab.  13.  fig.  1. 
Dunker  bildet  diese  Species  aus  den  Angulatusschichten 
von  Halberstadt  ab;  ich  fand  sie  in  dem  gleichen  Niveau  zu 
Hettange  bei  Thionville  (Moselle).  In  Schwaben  ist  sie  nicht 
selten  in  den  Liassandsteinen  mit  Amm.  angulatus  von  Göppin- 
gen und  Gmünd,  doch  kommt  sie  hier  gewöhnlich  in  Steinkenie 
verwandelt  vor. 

42.  Chemnitzia  solidula,  d'Orb.,  1850.  Prodr.  7.  39. 
Paludina  solidula,  Dunk.,    Pal.  I.    tab.   13.  fig.  9. 

Findet  sich  mit  der  vorigen  Art. 

43.  Acteonina  fragilis,  d'Orb.  Prodr.  7.  4  6. 

Tornatella  fragilis,  Dunk.,  Pal.  I.  tab.  13.  fig.  19. 
Häufig  in  den  Angulatusschichten  von  Halberstadt ,  dessgl. 
in  Schwaben  in  den  Sandsteinen  von  Wäschenbeuren,  Göppingen, 
Bempflingen,  sowie  in  den  Mergelknollen  von  Vaihingen.  Auch 
in  dem  Liassandstein  von  Hettange  (Moselle)  scheint  sie  vorzu- 
kommen ,  denn  Terquem  Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  1851 — 52. 
führt  in  der  Liste  der  Versteinerungen  von  Hettange  eine  unbe- 
nannte Tonnatella  an. 

44.  Acteonina  Dewalquei  sp.  n. 

Kleine  Species,  welche  der  Acteonina  fragilis,  d'Orb.  gleicht, 
jedoch  rundere  Windungen  besitzt.  Findet  sich  verkiest  in  der 
Oberregion  des  untern  Lias  bei  Ofterdingen  und  Ohmenhausen, 
sowie  in  England  in  derselben  Schichte  in  dem  Thale  von 
Gloucester, 


—    211     — 

45.  Trochus  animinatllS.  Dew.  et  Chap.  Lux.  tabl2.fig.3. 
In  Schwaben  selten  im  untern  Lias,  dessgl.  in  Luxemburg. 

46.  LiUorina  cJntlirata.  (Turbo  Desh.). 

Turbo  semiornatus,  Mtinst. ,  Gold  f.  tab.   193.    fig.  8. 
Turbo  Philenor,  d'Orb.  Prodr.   7.   52. 
Chemnitzia  allena,  Dew.  et  Chap.  Lux.  tab.  IL  fig.  4. 
Turbo  angulati,  Quenst.  Handb.  tab.   33.   fig.  32. 

Die  schöne  Species  aus  dem  Gres  de  Luxembourg,  welche 
so  häufig  und  ausgezeichnet  in  den  Angulatusschichten  von 
Hettange  bei  Thionville  (Moselle)  vorkommt,  findet  sich  bei  uns 
wieder  in  den  Sandsteinen  des  untern  Lias;  ich  traf  sie  sehr 
deutlich  in  den  Cardinien  und  Angulatusbänken  von  Göppingen 
Natica  Koninckana,  Dew.  et  Chap.  Lux.  tab.  11.  fig.  7.  kommt 
mit  der  vorigen  Art  in  den  gleichen  Schichten  und  an  denselben 
Localitäten  vor.  Es  scheinen  jedoch  beide  in  einander  über- 
zugehen. 

47.  Natica  subanirulata,  d'Orb.    1850.   Prodr.  7.  47. 

Ampullaria  angulata,  Dunk.  Pal.  L    tab.  13.   fig.  4. 

Im  Liassandsteine  von  Halberstadt.  Dessgl.  mit  Amm.  angu- 
latus  zu  Hettange  bei  Thionville  (Moselle).  Terquem  Bull.  Soc. 
geol.  Fr.  1851—52,  pag.  586.  zeichnet  noch  drei  weitere  Spe- 
cies von  letzterer  Localität  auf,  welche  ich  hier  anführe,  obwohl 
ich  sie  von  andern  Arten  nicht  kenne.  Es  sind  folgende:  Natica 
planulata,  N.  subobtusa  und  N.  Terquemi=:  N.  carinata  Terq. 
non  Sow. 

48.  Nerita   liasina,  d'Orb.  Prodr.  7.  48. 

Neritina  liasina,  Dunk.  Pal.  L  tab.   13.  fig.   13—16. 

Im  untern  Lias  vom  Kanonenberge  bis  Halberstadt,  sowie 
in  den  Sandsteinen  mit  Amm.  angulatus  bei  Göppingen. 

49.  Turbo  PhilemOIl,    d'Orb.    Pal.   fr.    tab.    326.  fig.  3. 

In  der  Sammlung  des  H.  Dr.  Fr  aas  sah  ich  diese  Species 
aus  den  Angulatusschichten  von  Ostdorf  bei  Balingen. 


--.    212    — 

50.  Pleurotomaria  polita.  Goldf.  tab.  186.  fig.  4. 

(Helicina  polita,  Sow.  tab.  285.  ?) 

Häufig  im  untern  Lias  von  Göppingen,  Bempflingen,  Ost- 
dorf und  Vaihingen,  dessgl.  in  England  in  den  Umgebungen  von 
Bristol.  Besitzt  viele  Aehnlichkeit  mit  Pleurotomaria  expansa 
des  mittlem  Lias,  doch  springt  bei  letzterer  die  Bandfläche  mehr 
hervor.  Pleurot.  Coepa  Desl.  steht  ihr  nahe,  hat  aber  rundere 
Windungen,  ich  kenne  von  derselben  nur  wenige  Exemplare  aus 
den  Angulatusschichten  von  Göppingen. 

51.  Pleurotomaria  simills. 

Trocchus  similis,  Sow.,   1816.  tab.   142. 

Trochus  anglicus,  Sow.,  1818.  pag.  238. 

Pleurotomaria  anglica,  d'Orb.  2.  Bd.  pag.  396.  (pars). 
Sow  erb  y  hat  seinen  ersten  Namen  in  dem  erst  2  Jahre 
später  erschienenen  Index  zurückgenommen,  weil  er  auf  nach- 
herigen Blättern  desselben  Bandes  einer  zweiten  Species  den 
Namen  Trochus  similis  gegeben  hatte.  Diese  Veränderung  der 
Benennung  ist  nicht  mehr  nöthig,  weil  die  zwei  gleichgenannten 
Species  in  zwei  verschiedene  Genera  zerfallen. 

Pleurotomaria  similis  wurde  aus  dem  untern  Lias  von  Weston 
bei  Bath  beschrieben,  die  im  mittlem  Lias  vorkommenden  ihr 
ähnlichen  Formen  (Goldfuss,  tab.  184.  fig.  8.)  lassen  sich 
jedoch  von  ihr  unterscheiden.  Ich  behalte  desshalb  den  ersten 
Namen  Sowerby's  für  die  Species  des  untern  Lias  bei,  den 
zweiten  aber  für  das  in  England  häufigere  Vorkommen  des  mitt- 
lem Lias,  mit  welchem  auch  die  Goldfuss'sche  Figur  der 
PI.  anglica  übereinstimmt. 

52.  Cerithium    subturitella,  d'Orb.  Prodr.  7.  58. 

Melania  turitella,  Dunk.  Pal.  L  tab.  13.  fig.  5—7. 
Ich  erhielt  diese  Species  aus  den  Angulatusschichten  von 
Hüttlingen  bei  Wasseralfingen,  von  Göppingen  u.  s.  w.  In  der 
Sammlung  von  Dr.  Fr  aas  sah  ich  sie  aus  der  gleichen  Region 
von  Ostdorf  bei  Balingen.  Dunk  er  beschreibt  sie  von  Halber- 
stadt, und  Dewalque  bildet  sie  aus  den  Marnes  de  Jamoigne 


—    213    - 

von   Luxemburg    ab.      An   sämmtlichen   Fundorten   gehören    die 
Schichten  der  Zone  des  Amm.  angulatus  an. 

53.  Cerithinm  conforme  ,    i)ew.   et  Chap.    Luxemb. 

tab.   14.  fig.  5. 
Schöne  Species,  welche  in  Schwaben  fehlt,    ich   erhielt   sie 
in    Frankreich    aus    den    Angulatusschichten    von    Hettange    bei 
Thionville  (Moselle). 

54.  Helicioil   Sdimidli,    d'Orb.  Prodr.   7.   62. 

Patella  Schmidtii,  Dunk.  Pal.  I.  tab.  13.  fig.  17. 
Aus  den  Angulatusschichten  des  untern  Lias  von  Halber- 
stadt. Helicion  discrepans  de  Ryckh.  Dew.  et  Chapuis, 
Luxemb.  tab.  16.  fig.  6.  aus  dem  gleichen  Niveau  scheint  viele 
Aehnhchkeit  damit  zu  haben.  Noch  mehrere  Species  von  Heli- 
cion werden  aus  den  untern  Liasschichten  von  Hettange  (Moselle) 
angegeben,  allein  da  ich  sie  von  andern  Orten  nicht  kenne,  so 
übergehe  ich  dieselben. 

55.  Dentalium  Aüdleri,  n.  sp. 

Ich  erhielt  die  kleine  Species  zuerst  von  H.  Dr.  Andler 
aus  den  Mergelknollen,  welche  sich  in  den  Umgebungen  von 
Vaihingen  in  der  Zone  des  Amm.  angulatus  finden.  Steinkerne 
davon  kommen  in  den  Sandsteinen  gleichen  Alters  zu  Göppingen 
zahlreich  vor. 

56.  Panopaea  liasina,  d'Orb.  1850,  Prodr.  7.  72. 

Unio  liasinus,  Schübl.  Ziet.  tab.  61,  fig.  2. 
Häufig  im  Liaskalk  von  Vaihingen,  Bebenhausen,  Balingen. 

57.  Panopaea  galalhea,  d'Orb.  1850.  Prodr.  7.  64. 

Pleuromya  galathea,    Agass.  Myes.  tab.  28,  fig.   1 — 3. 

Kleine  Species,    welche    sich   aber   durch    die  Bestimmtheit 

der    äussern  Form    auszeichnet,    die  Figur    von    Agassiz    könnte 

dieselbe  noch  schärfer  markiren.    Findet  sich  nicht  selten  in  den 

Angulatusschichten  von  Vaihingen   und  Möhringen  bei  Stuttgart. 


—    214    — 

58.  Panopaea  crassa,  d'Orb.  1850.  Prodr.  7.  65. 

Pleuromya  crassa,  Ägass.  Myes.  tab.  28,  fig.  4 — 6.  pag.  240. 

Mit  der  von  Agassiz  für  seine  Pleuromya  crassa  gege- 
benen Zeichnung  stimmt  eine  in  den  Kalkbänken  des  Amm.  ob- 
tusus bei  Balingen  vorkommende  Muschel  ziemlich  genau,  ich 
stelle  letztere  desshalb  zu  der  Agassiz'schen  Species. 

59.  Panopaea  striatiila,  d'Orb.  Prodr.  7.  63. 

Pleuromya  striatula,  Agass.  Myes.  tab.  28,  fig.  10 — 14. 
pag.   239. 

Ich  erhielt  diese  Art  in  den  blauen  Kalken  des  obern  Si- 
nemurien  der  Umgebungen  von  Nancy. 

(30.  Pholadomya  glabra,  Agass.  1842.  Myes.  tab.  3,  i. 
.  fig.   12-14.  pag.   69. 
Pholadomya  ambigua,  Ziet.  (non  Sow.) 
Pholadomya  Idea,  d'Orb.  Prodr.   1850.  7.   73. 

Die  Agassiz'schen  Originalexemplare  stammen  nach  dessen 
eigenen  Angaben  aus  dem  untern  Lias  bei  Stuttgart.  Am  häu- 
figsten liegen  sie  dort  an  der  Grrenze  zwischen  der  Zone  des 
Amm.  angulatus  und  der  des  Amm.  Bucklandi,  siehe  Profil  6, 
§.8.  D'Orbigny  erwähnt  sie  aus  dem  untern  Lias  von  Semur 
(C6te  d'Or),  Augy  sur  Aubois  (Cher)  und  von  noch  andern  Punkten. 

61.  Pholadomya  Woodwardi  n.  sp. 

Aehnlich  wie  bei  Phol.  Hausmanni,  Goldf.  tab.  155,  fig.  4. 
laufen  an  den  Seiten  herab  drei  deutliche  Rippen,  welche  ziemlich 
grosse  Zwischenräume  unter  sich  lassen.  Hinter  denselben  folgen 
naher  zusammengerückt  noch  1 — 3  kaum  sichtbare  Rippen, 
welche  so  schwach  sind,  dass  sie  an  den  Steinkernen  oft  ganz 
verschwinden.  Von  Pholadomya  Hausmanni,  Goldf.  unterscheidet 
sie  sich  durch  ihre  längere,  weniger  aufgeblähte  Form,  sowie 
durch  viel  schwächere  Rippen. 

Kommt  mit  Amm.  Bucklandi  zu  Möhriugen,  Vaihingen  und 
Balingen  vor ;  in  Frankreich  fand  ich  sie  in  derselben  Region  zu 
Avalion  (Yonne). 


-    215    — 

62.  Pholadomya  Fraasi  n.  sp. 

Wurde  bis  jetzt  bloss  in  den  Kalkbänken  des  Amm.  obtu- 
sus beobachtet,  in  denen  sie  besonders  bei  Balingen  häußg  vor- 
kommt. Die  äussere  Form  stimmt  mit  Phol.  ambigna  Ziet  65,  1. 
doch  sind  9 — 12  etwas  stärkere  Rippen  vorhanden,  welche  durch 
grobe  Querfalten    unterbrochen  und  höckerig  gemacht  werden. 

63.  Pholadomya  (Goniomya)  Sinemuriensis  n.  sp. 
Aehnlich  der  Gon.  rhombifera  Goldf.  154.  11,  welche  in  dem 

obern  Lias  von  Altdorf  häufig  vorkommt ;  abweichend  von  ihr  durch 
die  Unregelmässigkeit  der  vordem  Rippen,  welche  (wie  bei  fig.  12, 
tab.  154.  Goldf.)  die  Querrippen  unter  einem  ziemlich  stumpfen 
Winkel  schneiden.  Das  Hinterende  der  Muschel  ist  stark  ver- 
kürzt. Nicht  selten  in  der  Mittelregion  des  untern  Lias  von 
Vaihingen  und  Bebenhausen. 

64.  Leda   Renevieri  n.  sp. 

Gleicht  der  Nucula  complanata,  Goldf.  tab.  125,  fig.  11, 
erreicht  jedoch  nie  die  gleiche  Grösse,  auch  bleibt  die  vordere 
Verlängerung  kürzer.  Gehört  ausschliesslich  den  Angulatus- 
schichten  an  und  findet  sich  häufig  zu  Vaihhigen  auf  den  Fildern. 

65.  Leda  Roman i  n.  sp. 

Nucula  lacryma,  Strickl.  Murch.  Chelt.  pag.  85  (non  Sow). 
Die  nach  Dr.  Roman  benannte  Species  hat  viele  Aehnlich- 
keit  mit  der  vorigen  Art,  doch  ist  der  Hauptkörper  eckiger,  in- 
dem die  Wirbel  schärfer  hervortreten.  Findet  sich  in  der  Ober- 
region des  untern  Lias  mit  Amm.  oxynotus  zu  Holzmaden  und 
Ofterdingen,  dessgl.    in  England  in  dem  Thale  von  Gloucester, 

66  -  70.  Tancredia  seciiriformis. 

Donax  securiformis,  Dunk.  Pal.  I.  tab.  6,  fig.  12 — 14. 
Mactra  securiformis,  d'Orb.  Prodr.   7.   79. 
Hettangia  securiformis,  Terquem.  Soc.  geol.   de  France, 
1853.  pag.  372. 
Häufig  in  den  Angulatusschichten  des  untern  Lias  von  Hal- 
berstadt,    sowie  von  Hettange  (Moselle).     Merkwürdig  ist,    dass 


—    216    — 

von  den  übrigen  liasischen  Speeies,  welche  M.  Terquem,  Soc. 
geol.  de  Fr.  1853,  pag.  372,  besehreibt,  in  Süddeutschland  noch 
keine  gefunden  wurde.  Es  sind  folgende  im  untern  Lias:  Tan- 
credia  Deshayesea,  angusta,  tenera,  ovata.  Im  mittlem  Lias  mit 
Amm.  Davöi:  Tancredia  broliensis,  longiscata,  Raulinea.  In  der 
obern  Region  des  mittlem  Lias;  Tancredia  Terquemea. 

71.  Astarte   Gueiixi,   d'Orb.  1850.  Prodr.  7.  80. 
Findet  sich    in  den  Eisenerzen    von  Thoste   und  Bauregard 

bei  Semur  (C6te  d'Or)  nicht  selten,  kommt  jedoch  in  den  ana- 
logen Schichten  des  untern  Lias  an  verschiedenen  Punkten  vor. 
Astarte  obsolet a,  Dunk.  Palaeont.  I.  tab.  25,  fig.  8.  aus  den 
Angulatusbänken  von  Halberstadt  gehört  vielleicht  dazu.  Aus 
derselben  Zone  stammt  Astarte  consobrina,  welche  Dewalque  und 
Chapuis,  Luxemb.  tab.  22,  fig.  3  beschrieben  haben.  Quen- 
steds  Astarte  complanata,  Handb.  tab.  46,  fig.  1.  Flözgeb.pag.  146. 
(?  Römer)  scheint  mit  Letzterer  identisch  zu  sein.  Aehnliche 
Vorkommnisse  kenne  ich  aus  den  Sauden  von  Hettange  (Moselle), 
von  Ostdorf  bei  Balingen,  Degerloch  bei  Stuttgart,  jedoch  immer 
aus  Schichten,  welche  unter  den  Bucklandibänken  liegen.  Es 
fehlen  noch  genauere  Abbildungen,  desshalb  ist  es  schwierig  die 
Astarten  des  untern  Lias  sicher  zu  bestimmen. 

72.  Astarte  Eryx,  d'Orb.  Prodr.  7.  81. 
Findet  sich  mit  der  vorigen  Art. 

73.  Hippopodium  poiiderosnm.   Sow.   1819.  tab.  250. 
Die  eigenthümlich    geformte  Muschel  wurde   bis  jetzt  bloss 

an  wenigen  Localitäten  gefunden.  Die  ächte  Sowerby'sche  Spe- 
eies kenne  ich  aus  England  nur  von  Gloucestershire  und  aus 
Frankreich  aus  den  Umgebungen  von  Metz.  An  beiden  Punkten 
liegt  sie  in  der  Oberregion  des  untern  Lias.  Mytilus  hippo- 
campus,  Young  and  Bird.  tab.  7,  fig.  9  aus  dem  mittlem  Lias 
von  Yorkshire  ist  davon  zu  trennen. 

74.  Cardinia  Listeri,  Agass.  Myes.  pag.  222. 

Unio  Listeri,  Sow.   1817,  tab.   154,  fig.  3. 
Thalassites  Listeri,  Quenst.  Flözgeb.  pag.   146. 
Beginnt  in  dem  Bett  des  Ammonites  planorbis,    findet  sich 


—    217    — 

aber  häufiger  mit  Amm.  angulatus  bei  Bempflingen,  Degerloch, 
Kemnath,  sowie  auf  der  Waldhäuser  Höhe  und  zu  Kressbach 
bei  Tübingen.  In  Frankreich  kommt  Cardinia  Listeri  in  Eisen- 
oxyd verwandelt  in  den  Erzen  von  Thoste  und  Beauregard  (C6te 
d'Or)  vor,  findet  sich  aber  auch  verkalkt  in  derselben  Gegend. 
In  England  erhielt  ich  die  Species  nur  einmal  aus  dem  untern 
Lias  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire). 

75.  Cardinia  crassiiiscnla,    Agass.  Myes.  pag.  222. 

Unio  crassiusculus,  Sow.   1817.  tab.   185. 
„  „  Zieten,  tab.  60.  fig.   1. 

Kommt  in  Schwaben  mit  Cardinia  concinna  vor,  ist  aber 
seltener  als  diese. 

76.  Cardinia  concinna,  Agass.  Myes.  tab.  12.  fig.  21.  22. 

Unio  concinnus,  Sow.   1819,  tab.  223. 

„  „  Zieten,  tab.  60.  fig.  2—5. 

Thalassites  concinna,  Quenst,  Flözgeb.  pag.   145. 

In  den  Sandkalken  von  Ostdorf  bei  Balingen,  Göppingen 
und  Gmünd,  in  der  Oberregion  des  Amm.  angulatus.  In  Frank- 
reich findet  sich  Cardinia  concinna  häufig  in  derselben  Schichte 
zu  Hettange  (Moselle)  und  Beauregard  (Cöte  d'Or). 

77.  Cardinia  elongata,  Dunk.  Pal.  I.  tab.  6.  fig.  1—6. 
Angulatusschichten  vom  Kanonenberg   bei  Halberstadt. 

78.  Cardinia  copides,  de  Ryckholt,  1847. 

Cardinia  copides,  Dewalque  et  Chapuis,  Luxemb. 
tab.  24.  fig.   1. 

Schöne  Species  aus  dem  Luxemburger  Sandstein,  die  sich 
jedoch  ganz  auf  jene  Gegend  zu  beschränken  scheint. 

79.  Cardinia  hybrida,  Agass.  tab.  12^  fig.  1—18. 

Unio  hybridus,  Sow.  tab.   154.  fig.  2. 

Findet  sich  in  den  Kalkbänken  mit  Amm.  obtusus  aus  der 
Bahnger  Gegend,  sowie  in  den  entsprechenden  Schichten  bei 
Nancy  (Meurthe).     In  England  ist  Cardinia  hybrida  nicht  selten 

Württeinb.  naturw.  Jahreshefte.  April,  1856.   2s  Heft.  15 


—     218     — 

in    der  gleichen  Position ;    ich  erhielt  sie  zu  Robin   Hoods  Bay 
(Yorkshire)  und  Cheltenham  (Gloucestershire). 

80.  Cardinia  Philea,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  168. 

Wird  von  d'Orbigny  im  mittlem  Lias  von  Nancy  aufge- 
führt, ich  fand  jedoch  in  den  blauen  Kalken  des  obern  Sinemu- 
rien  von  Aval  Ion  (Yonne)  und  Nancy  (Meurthe)  grosse  Car- 
dinien,  welche  ich  für  identisch  halte  mit  der  von  d'Orbigny 
ebendaher  beschriebenen  Cardinia  Philea,  ich  stelle  dieselbe  dess- 
halb  in  den  untern  Lias. 

81.  Cardium  Philippiaimm,  Dunk.  Pal.  I.  tab.  17.  fig.  6. 
Aus  den  Angulatusbänken  von  Halberstadt,  dessgl.  von  Het- 

tange  (Moselle). 

82.  Unicardiiim    cardioides,  d'Orb.  Prodr.  7.  i08. 

Corbula  cardioides,  PhiU.  tab.   14.  fig.  12. 
„  „  Ziet.  tab.  63.  fig.  5. 

Findet  sich  am  zahlreichsten  in  den  untern  Schichten  des 
Amm.  angulatus  zu  Kemnath  und  Degerloch  bei  Stuttgart,  in 
Frankreich  zu  Thoste  bei  Semur  (Cote  d'Or).  In  England  erhielt 
ich-  sie  zu  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire). 

83.  Pinna  Hartmanni,  Zieten.  tab.  55.  fig.  5— -7. 

Die  ächte  Zieten'sche  Species  liegt  zahlreich  in  den  Grenz- 
schichten zwischen  Amm.  Bucklandi  und  Amm.  angulatus.  Noch 
verschiedene  Arten  von  Pinna  kommen  im  untern  Lias  vor,  doch 
ist  der  Vergleich  schwierig,  da  man  in  den  meisten  Gegenden 
nur  Steinkerne  findet.  Pinna  folium  Phill.  ist  nicht  allein  ver- 
schieden von  Pinna  Hartmanni,  sondern  gehört  auch  in  eine  ganz 
andere  Etage,  dessgl.  Pinnites  diluvianus,  Schlotheim  (non  Ziet.). 

84.  Mytilus   nitidllklS,  d'Orb.   1850.  Prodr.  7.   117. 

Modiola  nitidula,  Dunk.  Pal.  L  tab.   17.  fig.  4. 
Findet  sich  in  den  Angulatusschichten  von  Halberstadt,  so^ 
wie  ganz    in   der   gleichen  Region    in    dem    Liassandsteine    von 
Pfauhausen   bei   Plochingen   und   von    Göppingen.     Von  Frank- 
reich wird  er  aus  den  Sauden  von  Hettange   (Moselle)  erwähnt. 


—    219    — 

85.  Mylilus    laevis  ,    d'Orb.   1850.  Prodr.   8.    192. 

Modiüla  laevis,  Sow.  1812,  tab.  8.  fig.  4. 
„  „        Zieten.  tab.  59.  fig.  6. 

Kommt  in  den  untern  Schichten  des  Amm.  angulatus  zu 
Degerloch  und  Vaihingen  vor ,  dessgl.  zu  Hettange  (Moselle), 
Beauregard  (Cote  d'Or);  scheint  jedoch  noch  liefer  zu  gehen, 
denn  zu  Lyme  Regis  fand  ich  in  dem  White  Lias  mit  Amm. 
planorbis  einen  kleinen  Mytilus ,  der  sich  von  Mytilus  laevis 
nicht  abtrennen  lässt. 

86.  Mytilus  iiiinimus,   Goldf. 

Modiola  minima,  Sow.  1818.  tab.  210.  fig.  5 — 7. 
Die  aus  dem  Blue  Lias  von  Taunton  beschriebene  Art  ent- 
spricht der  äussern  Form  nach  dem  kleinen  aufgeblähten  Mytilus, 
welcher  sich  häufig  in  den  Oxynotusschichten  von  Ofterdingen 
und  Balingen  findet.  Murchison,  Geol.  of  Cheltenham  pag.  85, 
führt  ihn  aus  der  gleichen  Region  von  Gloucestershire  an. 

87.  Mytilus  Hillaiius,    Goldf. 

Modiola  Hilliana,  Sow.   1818.  tab.  212.  fig.  2. 

Modiola  glabrata,  Dunk.  PaL  L  tab.   6.    fig.   17,   18. 

Die  feine  Streifung   zeichnet    die   m  den  untern  Angulatus- 

schichten  Schwabens  nicht  selten  vorkommende  Species  aus.    Die 

Sowerby'sche  Figur  deutet  dieselbe  gleichfalls  an,  auch  im  Ueb- 

rigen  stimmen  unsere  Exemplare  damit  überein. 

88.  Mytilus    Morrisi,  n.  sp. 

Mytilus  scalprum,  Goldf.  tab.  130.  fig.  9.  (non  Sow. 
non  Phill.) 
In  der  Unterregion  des  untern  Lias  von  Vaihingen,  Möh- 
ringen und  Bebenhausen  nicht  selten.  In  Frankreich  fand  ich 
ilm  sehr  schön  erhalten  in  den  Sauden  mit  Amm.  angulatus  von 
Hettange  (Moselle).  Unterscheidet  sich  durch  seine  schlanke  Form 
von  der  in  England  im  mittlem  Lias  vorkommenden  Modiola 
scalprum  Sow.  und  Phillips. 

89.  Mytilus  decoratus,  Münst.  Gold.  tab.  130.  fig.  10. 
Seltene  Species,  welche  ich  nur  wenige  Mal   im  Liaskalk  von 

15* 


~     220     — 

Möhringen,  und  Bebenhausen  (Buckland ibett)   auffand.     Goldfuss 
beschreibt  sie  aus  der  gleichen  Schichte  von  Amberg. 

90.  Lima  gigantea,    Sow.  sp.  isu.  tab.  77. 

Plagiostoma  giganteum,  Ziet.  tab.  51.  fig.   1. 

Lima  gigantea,  Gold  f.  tab.   101.  fig.   1. 

Lima  edula,  d'Orb.  Prodr.  7.  121. 
Im  Liaskalke  von  Vaihingen,  Degerloch  und  Möhringen  bei 
Stuttgart,  von  Göppingen,  Gmünd,  Ellwangen,  von  Hechingen 
und  Balingen,  sehr  häufig  und  6 — 8  Zoll  gross  werdend.  Dess- 
gleichen  zu  Waidenheim  im  Elsass,  zu  Hettange  (Moselle).  In 
England  fand  ich  die  Species  in  den  Bucklandischichten  von  Bath, 
woher  sie  auch  Sowerby  beschreibt.  Lima  gigantea  liegt  dem- 
nach im  untern  Lias,  nicht  aber  im  oberen,  wie  d'Orb.  Prodr. 
9.   221.  angibt. 

91.  Lima  punctata,    Sow.  sp,  1815,  tab.  113.  fig.  1.  2. 

Plagiostoma  punctatum,  Ziet.  tab.  51.  fig.  3. 
„  semilunare,  Ziet.  tab.  50.  fig.  4. 

Steht  der  vorigen  Species  nahe,  wird  aber  nicht  so  gross, 
und  zeigt  stärkere  Radialstreifen  auf  der  Schale.  Häufig  an  der 
Basis  der  Angulatusschichten  zu  Degerloch  bei  Stuttgart,  zu 
Thoste  (Cöte  d'Or).  Aus  England  beschreibt  sie  Sowerby  von 
Pickeridge  Hill;  ich  fand  sie  im  White  Lias  von  Up-Lyme 
(Dorsetshire). 

92.  Lima   SUCCincta.    (Chama,  Schloth.    1813.    Taschen- 

buch. Knorr,  III.  Bd.  Suppl.  tab.  5  d.  fig,  4. 
Lima  antiquata,  Sow.   1818.  tab.  214.  fig.  2. 
Lima  Hermanni,  Goldf.  tab.   100.  fig.  5  (non  Ziet.). 
Die  Exemplare  des  untern  Lias  von  Waidenheim  im  Elsass 
sind  berühmt,    schon  Knorr   hat   eines   dorther   sehr   kenntlich 
abgebildet.     In  Schwaben  kommt  Lima  succincta  Schloth  mit 
und  über  Amm.  angulatus  häufig  vor.    Lima  antiquata  Sow.  ist 
wahrscheinlich  damit  identisch. 

93.  Lima   inaequistriata ,    Goldf.  tab.  114.  fig.  lo. 
Seltene  Species,   welche   mit  Cardinia   concinna  im   untern 

Lias  von  Ellwangen  vorkommt. 


—    221     — 

94.  Lima   pectinoides ,  Sow.  sp.  1815.  tab.  lu.  fig.  4. 

Lima  pectinoides,  Zielen,  tab.  69.  fig.  2. 
Lima  Hausmanni,  Dunk.  Paläont.  L  tab.  6.  fig.  26. 
Im  ganzen  untern  Lias  bis  an  die  Grenze  desselben  gegen 
den  mittlem  Lias.  Am  häufigsten  jedoch  in  der  Region  des 
Amm.  angulatus  zu  Degerloch  und  Vaihingen  in  Württemberg, 
dessgl.  zu  Hettange  (Moselle),  Thoste  und  Bauregard  (Cote  d'Or). 
Dunker  bildet  sie  aus  den  Angulatusschichten  von  Halber- 
stadt ab.  In  England  kommt  sie  in  Begleitung  des  Mytilus  hil- 
lanus  Sow.  zu  Pickeridge  Hill  im  untern  Lias  vor. 

95.  Inoceramiis  Weissmaimi,  n.  sp. 

Ovale  Form  mit  schwachen  Runzeln,  welche  auf  der  hintern 
Seite  viel  stärker  und  unregelmässiger  sind,  als  auf  der  vordem. 
Erreicht  kaum  die  Grösse  des  Inoceramus  dubius  Sow.  Ziet. 
tab.  72.  fig.  6,  welcher  sich  von  ihm  durch  etwas  gleichmässi- 
gere  Falten  unterscheidet.  Die  Exemplare,  welche  ich  davon 
erhielt,  sind  flachgedrückt  und  fanden  sich  in  den  untern  Schichten 
des  Amm.  angulatus  zu  Degerloch  und  Kemnath  auf  den  Fudern. 

96.  Inoceramus  Faberi,  n.  sp. 

Sowerby  Min.  Conch.  tab.  512.  fig.  1.  (pars). 
Die  kleine  Species  zeichnet  sich  durch  ihre  längliche  und 
schmale  Form  aus.  Bis  jetzt  erhielt  ich  sie  bloss  flachge- 
drückt aus  den  bituminösen  Schiefem,  welche  in  der  Region 
des  Pentacrinus  tuberculatus  auftreten.  Inoceramus  Faberi  kommt 
in  dieser  Zone  bei  Dusslingen  und  Ofterdingen  südlich  von  Tü- 
bingen häufig  vor. 

97.  Avicula  Kurri,  n.  sp. 

Die  gewölbte  linke  Schale  trägt  10 — 12  schmale  Rippen, 
von  welchen  aber  ein  Theil  erst  gegen  den  Rand  hin  sichtbar 
werden,  in  der  Art,  dass  sich  zwischen  je  zwei  stärkere  eine 
schwächere  einschiebt,  der  hintere  Flügel  gleicht  dem  von  Avicula 
Sinemuriensis ,  doch  unterscheidet  sich  diese  von  Avicula  Kurri 
durch  die  grössere  Gleichmässigkeit  ihrer  Rippen.  Avicula  Kurri 
kommt   in   der   untersten  Kalkbank    des   Lias    von  Riedern    bei 


—     222     — 

Esslingen    in  Begleitung   des  Amm.   planorbis    vor    und    scheint 
sich  auf  diese  Zone  zu  beschränken. 

98.  Aviciila  wSinemuriensis,  d'Orb.  1850.  Prodr.  7.  125. 

Aviculainaequivalvis,  Phill.  Zi  eten.  Goldf.  (nonSow.) 

Der  Speciesname  ist  nicht  gut  gewählt,  da  sich  Avicula 
Sin^muriensis  gleich  häufig  im  Sinemurien,  wie  im  Liasien  findet, 
ohne  dass  bis  jetzt  Unterschiede  aufgestellt  werden  konnten,  welche 
auf  eine  Trennung  hindeuten  würden.  Avicula  Sinemuriensis 
kommt  an  vielen  Localitäten  des  untern  und  mittlem  Lias  in 
England,  Frankreich  und  Süddeutschland  vor. 

99.  Avicula  papyracea,  Murch.   1845.  Geol.  of  Cheh. 

tab.   10.  fig.  3. 
Die    feingestreifte    Art,    welche    sich   in    Schwaben    in    der 
Oberregion  des  untern  Lias  bei  Ofterdingen  und  Balingen  findet, 
scheint    mit  der    von    Bück  mann    aus    dem    untern    Lias    von 
Gloucestershire  beschriebenen  Species  übereinzustimmen. 

100.  Gervillia  gracilis. 

Avicula  gracilis,  Münst.  Goldf.  tab.   117.  fig.   7. 
Von  Goldfuss   aus  dem  Liassandstein    von  Bamberg  be- 
schrieben.    Ganz  ähnliche  Steinkerne  fand  ich  in  den  Angulatus- 
schichten  von  Göppingen. 

101.  Gervillia  ianceolata. 

Avicula  Ianceolata,  Sow.   1826.  tab.  512.  fig.   1. 

In  der  Mitte  des  untern  Lias  in  den  bituminösen  Schiefern 
mit  Ichtyosaurus  intermedius  liegt  in  Schwaben  (bei  Dusslingen) 
eine  langgestreckte  Gervillia,  welche  der  Gervillia  Ianceolata, 
Sow.  gleicht.  Da  auch  das  Lager  beider  genau  übereinstimmt,  so 
glaube  ich  beide  zusammenstellen  zu  müssen. 

102.  Periia   Gueuxii,    d'Orb.   1850,  Prodr.   7.    127. 

Findet  sich  in  der  Region  des  x\mm.  angulatus  bei  Deger- 
loch  unweit  Stuttgart,  und  zu  Ostdorf  bei  Balingen.  D'Orbigny 
beschreibt  sie  von  Beauregard  (Cöte  d'or). 


—     223     — 

103.  Perna  Hagenowi,  d'Orb.  1850.  Prodr.  7.  i2  8. 
Gervillia  Hagenowi,    Dunk.   1846,    Pal.  I. ,    tab.  6. 

fig.  9—11. 
Ist  kleiner  und  schmäler  als  die  vorige  und  kommt  in  den 
Angulatusschichten  von  Halberstadt  vor. 

104.  Pecteii  texturatiis,  Münst.  Goldf.  tab.  90.    fig.  i. 

Ein  in  den  Sandsteinen  des  Bonebeds  bei  Nellingen  in  den 
Umgebungen  von  Esslingen  mit  Knochen  und  Zähnen  vorkom- 
mender Pecten  stimmt  mit  der  Beschreibung,  welche  Goldfuss 
von  seinem  Pecten  texturatus  gibt,  doch  bin  ich  über  die  Iden- 
tität beider  nicht  ganz  sicher.  Ich  habe  diesen  Pecten  des  Bone- 
beds in  Schwaben  noch  in  keiner  andern  Schichte  gefunden. 

105.  Pecten  Trigeri,  n.  sp. 

Gleicht  der  vorigen  Species,  unterscheidet  sich  jedoch  von  der- 
selben durch  das  Fehlen  der  feinen  concentrischen  Streifen,  auch 
sind  die  Rippen  auf  der  Schale  schwächer,  bei  Steinkernen  aber 
kaum  sichtbar.  Pecten  Trigeri  findet  sich  in  den  Kalken  des 
Ammonites  planorbis  zu  Riedern  bei  Esslingen ,  scheint  sich 
aber  auf  diese  Zone  zu  beschränken. 

106.  Pecten  textorius,  Schloth.  Goldf.  tab.  89.  fig.  9. 
Häufig  im  Liaskalk  von  Vaihingen  und  Gmünd. 

107.  Pecten  Hehlii,    d'Orb.   1850.  Prodr.  7.   130. 

.    Pecten  glaber,  Hehl.  Ziet.  tab.  53.  fig.  1.  (non  Montagu). 
Findet  sich  mit  der  vorigen  Art. 

108.  Plicatula    Oceani,   d'Orb.  Prodr.   7.    138. 

Ich  erhielt  diese  Species  in  Menge  bei  Thoste  und  Beaure- 
gard  (C6te  d'Or)  in  einem  blaugrauen  Kalke,  welcher  dem  un- 
tersten Lias  angehört.  Sie  wird  zollgross  und  trägt  starke  Schup- 
pen auf  den  Rippen.  Bei  Degerloch  unweit  Stuttgart  findet  sich 
ganz  die  gleiche  Species  in  den  tiefsten  Lagen  der  Angula- 
tusschichten, was  dem  französischen  Vorkommen  entsprechen 
würde. 


^     224     — 

109.  Plicatiila  ventricosa,  Münst.  Goldf.  tab.  lOT.fig.  3. 
Ist  vielleicht  bloss  eine  Varietät  der  Plicatula  spinosa,  S  o  w. 
Kommt  ziemlich  häufig  in  den  Schichten  des  Amm.  oxynotus  zu 
Ofterdingen  bei  Tübingen  vor. 

HO.   Gryphaea   arciiala,    Lamark.  1802.  Syst.  anim.  s. 
vert.  pag.   398.  Knorr  II.   1.  D  IE,  fig.   1. 

Gryphaea  incurva,  Sow.   1815,  tab.   112.   fig.  1.  2. 
„         laeviuscula,  Ziet.  tab.  49.  fig.  4. 

Ostrea  irregularis,  Münst.  Gold  f.,    tab.   79.     fig.  5. 
(Gr.  arcuata  mit  grosser  Ansatzfläche.) 

Ostrea  arcuata,  d'Orb.  Prodr.  7.  139. 
Wichtigste  Leitmuschel  des  untersten  Lias  herauf  bis  zu 
den  Bucklandischichten.  In  den  untern  Lagen  walten  Exemplare 
mit  grossen  Ansatzflächen,  sowie  kleine  unregelmässig  entwickelte 
Individuen,  wahrscheinlich  die  Brut  der  Muschel  vor.  In  den 
obern  Angulatusschichten  ist  Gryphaea  arcuata  schon  sehr  ge- 
wöhnlich, dagegen  erreicht  sie  in  den  ächten  Bucklandischichten 
erst  ihre  höchste  Entwicklung  und  grösste  Häufigkeit.  Sie  über- 
zieht hier  die  Unterseite  der  blauen  Kalkbänke  oder  steckt  in 
unzähliger  Menge  in  den  Thonen.  Solche  Localitäten  sind  beson- 
ders in  Schwaben  sehr  häufig ,  wie  in  Bernhausen ,  Möhriugen, 
Echterdingen  auf  den  Fildern,  Pforheim  bei  Donaueschingen;  aber 
auch  in  Frankreich  fand  ich  Stellen,  wo  sie  ganz  in  der  glei- 
chen Region  ebenso  zahlreich  vorkommt,  so  z.  B.  in  einem  Stein- 
bruche zwischen  Vassy  und  Avalion.  Am  Mont  d'Or  jenseits 
Couzon  bei  Lyon  füllt  sie  die  mächtigen  blauen  Kalke  des  mitt- 
lem Sinemurien.  Auch  in  England  ist  sie  häufig,  ich  fand  sie 
mit  Ammonites  Bucklandi  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  und  in 
den  Umgebungen  von  Bath. 

Gryphaea  arcuata  scheint  die  Kalke  und  Thone  mehr  zu 
lieben  als  die  Sande,  denn  bisweilen  findet  sie  sich  unter  und 
über  dem  Liassandsteine  zahlreich,  während  sie  darin  selten  sein, 
oder  sogar  fehlen  kann.  Daher  mag  es  rühren,  dass  so  häufig 
in  der  untern  Abtheilung    des    untern  Lias  zwei  Gryphitenkalke 


—    225     — 

angeführt  werden.  (Bull,  de  la  Soc.  geol.  de  Fr.  1851 — 52. 
pag.  574).  Die  Beobachtungen  hierüber  sind  im  Allgemeinen 
richtig ;  zwei  Kalk-  oder  Thonschichten  sind  besonders  im  nord- 
östlichen Frankreich  getrennt  durch  eine  sandige  Lage  (Gr^s 
infraliasique) ,  in  welcher  Gryphaea  arcuata  seltener  vorkommt, 
jedoch  nicht  fehlt,  wie  ich  mich  an  einer  der  wichtigsten  Locali- 
täten  zu  Hettange  bei  Thionville  (Moselle)  selbst  überzeugte. 

Schwieriger  ist  die  Fortsetzung  der  Gryphaeen  gegen  oben 
zu  fixiren,  denn  hier  tritt  eine  zweite  Species  auf,  bei  der  es 
von  der  grössten  Wichtigkeit  ist,  dass  sie  genau  unterschieden 
werde. 

(Gryphaea  obliquata,  Sow.   1815,  tab.  112.  fig.  3.?) 
111.  Gryphaea  obliqiia,  Goldf.  tab.  85.  fig.  2. 

Gryphaea  Maccullochii ,  Ziet.  tab.  49.  fig.  3.  (Sow?) 

Wird  etwas  grösser  und  viel  breiter  als  Gryphaea  arcuata, 
dabei  fehlt  die  seitliche  Furche  fast  ganz,  auch  sind  gewöhnlich 
die  Wirbel  nicht  so  stark  gebogen.  Gryphaea  obliqua  beginnt 
in  Schwaben  über  der  Mitte  des  untern  Lias  und  erreicht  erst 
ihre  grösste  Häufigkeit  an  der  Basis  des  mittleren  Lias.  Da  in 
Schwaben  die  ächte  Gryphaea  cymbium  fehlt,  so  wurde  sie  für 
das  Aequivalent  derselben  genommen  und  auch  so  benannt,  was 
aber  unrichtig  ist,  da  abgesehen  von  der  veränderten  Form  auch 
die  Schichten  sich  nicht  entsprechen.  Solche  Verwechslungen 
sind  jedoch  nicht  allein  in  Schwaben  vorgekommen,  sondern 
haben  auch  in  Frankreich  in  der  Bestimmung  der  Schichten 
häufig  irre  geführt.  Da  sie  wegen  ihrer  Breite  der  Grj-phaea 
cymbium  anscheinend  gleicht,  letztere  aber  Hauptleitmuschel  des 
mittleren  Lias  ist,  so  wurden  manche  Schichten,  in  denen  Gry- 
phaea obliqua  vorkommt,  für  mittleren  Lias  gehalten  (siehe  §.  12.). 
Es  genügen  jedoch  schon  die  Goldfu  ss 'sehen  Figuren,  um  die 
Unterschiede  zwischen  Gryphaea  obliqua  und  Gryphaea  cymbium 
zu  zeigen,  während  sie  andererseits  mit  gleicher  Leichtigkeit  von 
Gryphaea  arcuata  abgetrennt  werden  kann,  mit  welcher  sie  jedoch 
nichts  destoweniger  auch  bisweilen  verwechselt  wurde. 

In  England  fand  ich  Gryphaea  obliqua   von    den    untersten 


—     226     — 

Schichten  des  Amm.  obtusus  an  bis  zur  Basis  des  mittleren 
Lias  gehend,  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire),  zu  Robin  Hood's  Bay 
(Yorkshire)  und  in  Gloucestershire.  In  Frankreich  ist  sie  die 
Leitmuschel  der  blauen  Kalke,  welche  an  vielen  Punkten  über 
den  Bucklandischichten  folgen  und  sich  gleichmässig  bis  zu  den 
Mergeln  des  mitttern  Lias  fortsetzen  ,  also  den  Quenstedt- 
schen  Turnerithonen  entsprechen.  Ich  fand  die  Gryphaea  obli- 
qua  zu  Nancy  (Meurthe)  Avallon  (Yonne)  und  am  Mont  d'Or 
jenseits  Couzon  bei  Lyon,  An  letzterem  Punkte  beginnt  sie 
über  den  mit  Gryphaea  arcuata  gefüllten  Kalken,  die  Abtrennung 
beider  ist  hier  sehr  leicht. 

Ostrea  irregularis,  Gold  f.  tab.  79.  fig.  5.  ist  vielleicht  ein 
verkümmertes  Exemplar  davon,  kann  aber  eben  so  gut  zu  Gryphaea 
arcuata  gehören,  welche  gleichfalls  bisweilen  eine  grosse  Ansatz- 
fläche besitzt. 

112.  Ostrea  semiplicata,  Münst.  Goldf.  tab.  72.  fig.  7.? 
Ostrea  Electra,  d'Orb.  Prodr.  7.   140.? 

Ostrea  arietis,  Quenst.  Handb.  pag.  498. 
Die  von  Quenstedt  beschriebene  Species  findet  sich  an 
vielen  Punkten  in  Württemberg,  in  einer  Schichte,  welche  an 
der  Grenze  zwischen  den  Zonen  des  Amm.  Bucklandi  und  Pen- 
tacrinus  tuberculatus  liegt.  Ich  erhielt  sie  zu  Krummenacker 
bei  Esslingen  und  zu  Dusslingen. 

113.  Oslrea     SUblamellosa .     Dunk.,    Palaeont.    tab.    6. 

fig.  27—30. 

Dunker  beschreibt  diese  Species  aus  den  Angulatus- 
schichten  von  Halberstadt.  Ganz  in  der  gleichen  Zone  fand 
ich  sie  zu  Vaihingen  bei  Stuttgart. 

114.  Anomya   pellucida,    Terq.  Dew.  etChap.  Luxemb. 

tab.  35.  fig.  2. 
In  den  Angulatusschichten  der  Filder   fand    ich  eine  kleine 
Muschel,  welche  ich  zu  Anomya  pellucida  stelle,   da  sie  mit  den 
Exemplaren    dieser  Species  übereinstimmt,    welche  mir  Dr.  De- 
walque  aus  dem  Marne  de  Jamoigne  sandte. 


-     227     — 

115.  Anomya  liasina,  n.  sp. 

Zeichnet  sich  durch  die  feinen  Radialstreifen  aus,  mit  wel- 
chen stärkere  abwechseln.  Die  letztern  folgen  in  unregelmässigen 
Zwischenräumen ,  sind  auf  ihrer  Oberfläche  abgerundet  und 
ziemlich  breit,  werden  aber  gegen  die  Wirbel  hin  beinahe  so 
schwach  wie  die  übrigen  Streifen.  Bis  jetzt  erhielt  ich  die 
Species  bloss  aus  den  Schichten  des  Amm.  raricostatus  von  From- 
mern bei  Balingen.  Eine  andere  noch  feiner  und  gleichmässiger 
gestreifte  Art,  welche  wie  die  vorige  einen  Zoll  Durchmesser 
erreicht,  erhielt  ich  aus  den  Angulatusschichten  von  Vaihingen 
zahlreich,  ich  nenne  dieselbe  Anomya  striatula. 

116.  Terebratula  Rehmanni,  v.  Buch.  Rom. Ool.Nachtr. 

tab.   18.  fig.   11. 
Terebratula  numismalisinflata,  Quenst.  Handb.pag.467. 

a)  Hat  einige  Aehnlichkeit  mit  Ter.  punctata  Sow.,  ist  aber 
breiter  und  aufgeblähter.  In  Schwaben  findet  sie  sich  an  ein- 
zelnen Punkten  sehr  häufig,  so  z.  B.  in  den  Bucklandischichten 
von  Pforheim  bei  Donaueschingen,  w^oselbst  sie  viel  grösser  wird 
als  die  Römer 'sehe  Figur. 

b)  Eine  schmälere  Varietät  liegt  in  den  blauen  Kalkbänken 
des  Amm.  obtusus  bei  Balingen  und  Ofterdingen,  von  der  noch 
nicht  näher  bestimmt  ist,  ob  sie  eine  besondere  Species  bildet. 
In  Frankreich  fand  ich  sie  im  obern  Sinemurien  bei  Nancy 
(Meurthe)  und  am  Mont  d'Or  jenseits  Couzon  bei  Lyon.  Zur 
Unterscheidung  nenne  ich  Letztere  vorerst  Ter.  Sinemuriensis. 

117.  Terebratula  cf.  niimismalis,  siehe  §.  25. 

Mit  Amm.  oxynotus  findet  sich  in  den  Thonen  des  untern 
Lias,  unmittelbar  über  den  Bänken  des  Amm.  obtusus,  eine  flache 
Terebratel  von  der  Form  der  Terebratula  numismalis.  Ob  sie 
einer  besondern  Species  angehört,  ist  noch  nicht  entschieden. 
Ofterdingen  bei  Tübingen. 

118.  Terebratula  Causoniana,  d'Orb.  Prodr.  7.  157. 
Die  zwei  Stirnecken  springen  oft  noch  unregelmässiger  her- 
vor als  bei  Ter.  cornuta;  sonst  ähnliche  Form.    In  Württemberg 
ausgezeichnet  in  den  blauen  Kalkbänken  des  Amm.  obtusus,  bei 


-    228    ~ 

Ofterdingen  und  Balingen.  In  Frankreich  fand  ich  sie  in  den 
analogen  Schichten  bei  Nancy  (Meurthe),  Avalion  (Yonne)  und 
am  Mont  d'Or  jenseits  Couzon  bei  Lyon. 

119.  Spirifer  verucosiis,  v.  Buch.    Ziet.  tab.  38.  fig.  2. 
Spirifer  pinguis,  Ziet.  tab.  38.  fig.  5. 

Im  untern  und  an  der  Basis  des  mittlem  Lias  Schwabens, 
bei  Pforheim,  Ofterdingen,  Hinterweiler,  Dusslingen,  Pliensbach. 
In  Frankreich  fand  ich  ihn  im  untern  Sinemurien  zu  Thoste  bei 
Sem'ur  (Cote  d'Or),  im  obern  bei  Nancy  (Meurthe.) 

120.  Spirifer  Walcotti,  Sow.  Dav.  Mon.  tab.  3.  fig.  2.  3. 
Kommt  im  ganzen   untern  Lias  Frankreichs,   Englands  und 

Deutschlands  vor.  Besonders  zahlreich  und  schön  liegt  er  an 
den  meisten  Punkten  in  der  Mittelregion  des  untern  Lias,  d.  h. 
von  den  Schichten  des  Bucklandi  bis  zu  denen  des  Amm.  obtusus. 
Bristol,  —  Nancy,  Avalion,  —  Donaueschingen,  Gmünd. 

121.  Rhyüchonella  variabilis,    Schloth.    1813.     Dav. 

Mon.  tab.   16.  fig.   1—6.  tab.   15.  fig.  8—10. 

Terebratula  triplicata,  Phill.  v.  Buch,  Quenst. u.  s.w. 

Terebratula  variabilis,  Ziet.  tab.  42.  fig.  6. 
Der  letztere  der  beiden  Namen  wird  in  Deutschland  ge- 
wöhnlich für  die  Species  des  untern  Lias  angewendet,  während 
man  Rh.  variabilis,  Ziet.  42.  fig.  6.  bloss  im  mittlem  Lias  auf- 
zählt. Zwar  lassen  sich  die  in  den  blauen  Kalken  des  untern 
Lias  steckenden  Exemplare  äusserlich  leicht  von  den  verkiesten 
des  mittlem  Lias  unterscheiden,  doch  hat  Davidson  durch  ge- 
naue Untersuchungen  solche  üebergänge  aufgefunden,  dass  euie 
Abtrennung  vorerst  nicht  ausführbar  scheint. 

122.  Rhynchonella  oxynoti. 

Terebratula  oxynoti,  Quenst.  Handb.  tab.  36.  fig.  4 — 5. 
Die  von  Quenstedt  aufgestellte  Species  gehört  der  obern 
Region  des  untern  Lias  an.  Sie  findet  sich  mit  Amm.  oxynotus 
und  in  den  darüber  liegenden  Schichten  bei  Hinterweiler,  Ohmen- 
hausen, Hechingen  u.  s.  w.  Sie  scheint  sich  nicht  mit  Rhynch. 
variabilis  zu  vermengen,  wofür  ich  hauptsächlich  auch  das  bestim- 


—     229    — 

mend  halte,  dass  die  gleiche  Form  ganz  in  derselben  Position  in 
Frankreich  und  England  vorkommt.  Ich  traf  sie  in  den  blauen  Kal- 
ken des  obern  Sin6iiurien  mit  Gryphaea  obliqua  am  Mont  d'or 
jenseits  Couzon  bei  Lyon,  sowie  in  England  in  den  Thonen  von 
Gloucestershire  in  Begleitung  des  Amm.  oxynotus.  Rhynch. 
obtusifrons  Suess *  gleicht  ihr,  doch  unterscheidet  sich  Rhynch. 
oxynoti  durch  eine  glättere  Wirbelgegend. 

123.  Rhynchoiiella  plicatissima. 

Terebratula  plicatissima,  Q  u  enst.  Handb.  tab.  36.  fig.  3. 

Ist  durch  die  grosse  Zahl  der  Rippen,  welche  auf  25  steigen 

kann,  wohl  hinlänglich    von  Rhynchonella    variabilis   geschieden. 

Bezeichnend  für  die  Oberregion  des  untern  Lias.    Findet  sich  bei 

Ofterdingen  in  den  blauen  Kalken  des  Amm.  obtusus. 

124.  Lingiila  Davidson!,  n.  sp. 

Die  kleine  Species  findet  sich  verkiest  in  den  Oxynotus- 
schichten  von  Gloucestershire.  Ihre  Form  ist  schmal,  dabei  wird 
sie  nicht  über  3  Linien  lang.  Auf  den  ersten  Anblick  hält  man 
die  Schale  für  glatt,  doch  kann  man  auf  den  Seiten  feine  Streifen 
bemerken,  welche  nach  Art  der  Rippen  des  Pecten  lens  von 
innen  nach  aussen  gebogen  sind.  Hiedurch  unterscheidet  sich 
die  Art  von  den  im  Bull,  de  la  Soc.  geol.  Fr.  1850 — 51  pag.  10. 
durch  M.  Ter  quem  beschriebenen  liasischen  Species,  welche 
keine  Radialstreifen  zu  besitzen  scheinen. 

125.  Cidaris  arietis,  Quen st.,  Handb.  tab.  48.  fig.  31.32, 
Liegt   ziemlich   häufig   gleich   über    der  Kalkbank ,    welche 

Amm.  planorbis  einnimmt ,  zu  Kemnath ,  Riedern ,  Göppingen, 
Bebenhausen.  Cidaris  Itys,  d'Orb.  Prodr.  7.  165.,  aus  dem 
untern  Lias  von  Lyon,  besitzt  wie  Cidaris  arietis  schlanke  fein- 
dornige Stacheln  und  ist  vielleicht  mit  demselben  identisch. 

Auch  in  England  scheint  Cidaris  arietis  nicht  zu  fehlen. 
Westlich  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  fand  ich  in  den  Thonen 
gleich  über  dem  White  Lias  lange  dünne  Stacheln,  welche  wahr- 
scheinlich zu  derselben  Species  gehören. 

*  E.  Suess,  üter  die  Bracbiopoden  derKösseaer  Schichten.  Separatabdr. 
tah.  4.  flg.  12.  VII.  Bd.  d.  Deukschr.  d.  kais.  Ak.  d.  W.  math.  naturw.  Classe. 


—    230    -^ 

126.  Acrosaleiiia  minuta. 

Echinus  minutus,  Buckmann  1845.  Murch.  Geol.  of 
Chelt.  pag.  95. 

Das  Vorkommen  dieser  Art  gleicht  demjenigen  des  Cidaris 
ciiniferus,  Quenst.,  aus  den  Posidonienschiefern  des  obern  Lias 
von  Pliensbach  bei  BoU.  Die  flachgedrückten  Körper  mit  den 
feinen  Stachehi  füllen  eine  ganze  Schichte  in  der  Region  des 
Pentacrinus  tuberculatus.  Sie  liegen  häufig  verkiest  in  den 
bituminösen  Schiefern  des  untern  Lias  an  der  Steinlach  bei 
Dusslingen  und  wurden  von  meinem  Freund  Dr.  Rolle  zuerst 
darin  aufgefunden.  Die  Stacheln  besitzen  einen  starken  Gelenks- 
kopf, haben  den  Durchmesser  eines  dicken  Haares,  werden  aber 
sehr  lang  und  finden  sich  in  grosser  Zahl  noch  an  die  Körper 
befestigt.  Letztere  werden  oft  ganz  von  denselben  bedeckt  und 
undeuthch  gemacht;  sie  erreichen  nicht  über  3  Linien  Durch- 
messer und  sind  wegen  der  Zerdrückung  schwer  zu  untersuchen. 
Ich  fand  an  meinen  Exemplaren  breite  Täfelchen  mit  starken 
Warzen ,  dagegen  sind  die  Fühlergänge  ziemlich  schmal.  Die 
Stellung  der  Eiertäf eichen  scheint  mit  der  von  Acrosalenia  über- 
einzustimmen. 

Spuren  dieser  Species  fand  ich  auch  schon  in  höhern 
Schichten,  was  dem  englischen  Vorkommen  gleichkommt,  denn 
Acrosalenia  minuta  soll  sich  in  Gloucestershire  in  Begleitung 
des  Amm.  oxynotus  und  bifer  finden. 

127.  Asterias  lumbricaüs,    Schloth.,   Goldf.  tab.  63. 

fig.  1.  Stellonia,  Agass. 
Scheint  im  Liassandstein  von  Coburg  und  Halberstadt  eine 
ganze  Schichte  zu  bedecken,  der  Häufigkeit  nach  zu  schliessen, 
in  der  man  in  den  Sammlungen  Handstücke  aus  jener  Gegend 
antriff't,  auf  welchen  oft  viele  Seesterne  enge  beisammen  liegen. 
Da  sich  im  untern  Lias  Schwabens  dieselben  Sandsteine  finden, 
so  war  vorauszusehen ,  dass  eine  ähnliche  Asterienbank  darin 
vorkomme.  Es  gelang  jedoch  lange  Zeit  nicht  eine  solche  zu 
finden,  bis  erst  neuerdings  Herr  Maschineninspector  Schul  er  in 
den  Umgebungen    von   Wasseralfingen    das  Analogon    entdeckte. 


—     231     — 

Ich  erhielt  von  ihm  die  genaueren  Notizen  über  das  Vorkommen, 
zugleich  theilte  er  mir  ein  handgrosses  Stück  mit,  auf  welchem 
vier  wohlerhaltene  Exemplare  theils  auf-  theils  nebeneinander 
liegen.  Es  ist  diess  ein  neuer  Beitrag,  den  Herrn  Schul  er 
seinen  seitherigen  Erfunden  hinzufügte,  welche  unsere  schwäbische 
Fauna  schon  früher  so  schön  vermehrten.  In  der  Sammlung  des 
H.  Schulers  sah  ich  grössere  Platten  bedeckt  theils  mit  ganzen 
Exemplaren  theils  mit  losgerissenen  Armen.  Letztere  lassen  sich 
immer  leicht  erkennen,  und  unterscheiden  sich  durch  ihre  Quer- 
streifung von  den  damit  vorkommenden  wurmförmigen  Erhaben- 
heiten, welche  entweder  glatt  oder  der  Länge  nach  gestreift  sind, 
und  schon  sehr  verschieden  gedeutet  wurden.  Das  Gestein  be- 
steht aus  sandigen  Platten  mit  Amm.  angulatus  und  den  Stein- 
kernen kleiner  Gasteropoden.  D'Orbigny,  Prodr.  8.  24  2.  stellt 
die  Species  irrthümlich  in  den  mittlem  Lias. 

128.  Pentacriniis  (iiberculatiis,  Miller,  Crln.  pag.  64. 

Hält  in  Schwaben  ein  sehr  bestimmtes  Bett  ein,  welches 
zwischen  Bucklandi  -  und  Obtususschichten  liegt.  Es  ist  ge- 
wöhnlich die  letzte  Kalkbank  unter  den  Thonen  des  Amm. 
obtusus.  Feinkörnige  bituminöse  Schiefer  stellen  sich  damit  ein 
und  bilden  einen  Schichtencomplex,  welcher  den  Saurierschichten 
von  Lyme  Regis  entspricht.  An  den  meisten  Stellen  bildet  Pen- 
tacrinus  tuberculatus  ein  Conglommerat  von  Stielen  und  Hülfs- 
afmen,  d.  h.  eine  Breccie,  in  welcher  aber  keine  ganzen  Exem- 
plare gefunden  werden ;  so  bei  Bebenhausen,  Dusslingen ,  Ofter- 
dingen  und  Balingen.  Für  Frankreich  hat  er  gleichfalls  eine 
grosse  Bedeutung.  Ich  fand  ihn  bei  Nancy,  bei  Avallon  und 
in  den  weitern  Umgebungen  von  Lyon  unmittelbar  über  den 
Bucklandischichten.  Die  gleiche  Position  nimmt  er  im  untern 
Lias  von  Luxemburg  ein.  In  England  kommt  er  an  vielen 
Stellen  vor.  Er  wurde  zuerst  von  Parkinson  und  dann  von 
Miller  von  Pyrton-Passage  (Gloucestershire)  beschrieben.  Die 
Originalexemplare,  welche  ich  im  Bristol-Museum  sah,  stimmen 
ganz  mit  der  in  Schwaben  vorkommenden  Species. 


—     232     — 

129.  Penlacrinus  Briareiis,  Mül.  Cnn.  pag.  56. 

Findet  sich  in  Gloucestershire ,  ferner  zu  Charmouth  und 
Lyme  Regis  (Dorsetshire)  und  liegt  in  dem  System  von  Thonen, 
welche  sich  an  der  dortigen  Küste  über  Amm.  Bucklandi  er- 
heben. Er  füllt  dort  einzelne  ausgeschiedene  Platten ,  welche 
sich  aber  nicht  zur  durchgehenden  Schichte  zusammen  reihen. 
Gewöhnlich  sind  die  flachen  Stücke  auf  der  einen  Seite  mit 
Stielgliedern,  auf  der  andern  aber  mit  wohlerhaltenen  Kronen 
bedeckt.  Die  Kronenseite  soll  gegen  unten  in  die  Formation 
eingebettet  sein,  während  die  zerstreuten  Glieder  die  Oberfläche 
bedecken.  In  Schwaben  fehlt  Pentacrinus  Briareus,  wurde  wenig- 
stens bis  jetzt  noch  nicht  gefunden.  Dagegen  kommt  eine  ähn- 
liche Species  mit  vielen  eckigen  Hülfsarmen  und  runden  Kronen- 
armen im  Posidonomyenschiefer  des  obern  Lias  von  Boll  vor. 
Doch  lässt  sich  dieselbe  schon  durch  die  Verschiedenheit  des 
Stieles  leicht  von  dem  ächten  Pentacrinus  Briareus  unterscheiden. 

130.  Pentacrinus  scalaris,  Goldf.  tab.  52.  flg.  3. 
Liegt  an  der  obern  Grenze  des  untern  Lias  und  kommt  mit 

Amm.  raricostatus  in  den  Umgebungen  von  Boll,  bei  Ofterdingen 
und  Balingen  vor.  Er  bildet  einen  deutlichen  Horizont,  den  ich 
auch  in  England  wieder  antraf.  Zwischen  Robin  Hoods  Bay 
und  Peak  (Yorkshire)  füllt  er  die  Oberfläche  einer  dicken  sandi- 
gen Bank  in  der  Region  des  Amm.  raricostatus.  Auch  in  Glou- 
cestershire hat  er  dieselbe  Position. 


Der  untere  Lias  enthält  eine  Korallenschichte  mit  einer 
ziemlichen  Anzahl  von  Species,  von  welchen  aber  viele  noch  nicht 
beschrieben  sind.  In  Schwaben  findet  man  sie  an  der  Basis  der  An- 
gulatusschichten  auf  der  Waldhäuser  Höhe  bei  Tübingen  und  auf 
denFildern;  Quenst. ,  Handb.  tab.  58.  fig.  21.  hat  u.  And.  eine 
Caryophyllia  liasina  daraus  abgebildet.  Auch  Dewalque  etCha- 
puis  Lux.  beschreiben  mehrere  Species  aus  dem  Marne  de  Ja- 
moigne  und  Gr^s  de  Luxembourg ,  besonders  zierlich  sind  die 
Montlivaltien  dort  erhalten.  In  den  Angulatusschichten  von 
Semur  (Cote  d'Or)  traf  ich  gleichfalls  diese  KoraUenschichte. 


Zweite  r    A  b  s  c  h  n  i  1 1. 
DER  MITTLERE  LIAS.  (Liasien.  Middle  Lias.) 

§.  15.  Synonymik:  Für  England:  Upper  Lias  Marls 
(pars  sup),  de  laBeche,  1823.  Geol.  Traus.  2  Ser.  2  Bd.  pag.  22,  tab.  3.  Iron- 
stone  and  Maristone  einschliesslich  des  obern  Theils  des 
Lower  Lias  Shale.  Phill.   1829.  Geol.  of  Yorks.     Profil  5  u.   6. 

Für  Frankreich:  Marnes  supraliasiques  (pars),  Dufreuoy 
et  Elie  de  Beaumont.  Marnes  ä  Belemnites  et  ä  Gryphees  cym- 
bium,  Cotteau.  Macigno,  schiste  et  sable  d'Aubange  (abzüglich 
der  untersten  Schichten),  Dumont.  Dewalque  et  Chap.  Lux.  pag.  12. 
Liasien  (8te  Etage,  Lias  moyen),  d'Orbigny,    Cours  dement,  pag.  448. 

Für  Deutschland:  Belemnitenschichte,  Rom.  1836.  Ool. 
pag.  4.  Liasschiefer  (pars  inf.),  v.  Mandelsloh.  1834.  geogn.  Proül  der 
Alp.  Schwarzer  Jura  y.  Numismalismergel  und  b:  Amaltheen- 
thone,  Queust.   1843.  Flözgeb.  pag.  540. 

§.  16.  Paläontologie,  Die  wichtigsten  Arten  des  mittlem 
Lias  sind: 


Belemnites  elongatus. 

„  paxillosus. 

„  crassus. 

„  compressus. 

„  nmbilicatus. 

„  breviformis. 

„  longissimus. 

„  lagenäformis. 

Nautilus  intermedius. 
Ammonites  armatus. 

„  lataecosta. 

„  capricornus. 

„  brevispina. 

„  Jamesoni. 

„  Maugenesti. 

„  bipunctatus. 

„  Masseanus. 

„  Actaeon. 

„  arietiformis. 


Ammonites  Davöi. 

„  Lynx. 

5,  Loscombi. 

„  ibex. 

„  fimbriatus. 

„  Henleyi. 

„  hybrida. 

„  Taylori. 

„  pettos. 

„  Centaurus. 

„  margaritatus. 

„  spinatus. 

„  Normanianus. 

„  globosus. 

„  Zetes. 

Chemnitzia  undulata. 

„  nuda. 

Acteonina  Cadomensis. 
Trochus  glaber. 


Württemb.  uaturw.  Jahreshefte.  April,  1856.  2s  Heft. 


16 


—     234 


Straparollus  sinister. 
Turbo  paludinaeformis. 
„      heliciformis. 
„       Nicias. 
„      subundulatus. 
Phasianella  phasianoides. 
Delphinula  reflexilabrum. 
Ditremaria  bicarinata. 
Pleurotomaria  Anglica. 

„  heliciformis, 

„       .      expansa. 
,,  Solarium. 

„  multicinita. 

5,  ro  tun  data. 

Dentalium  giganteum. 
Solen  liasinus. 
Panopaea  elongata. 
Pholadomya  ambigua. 
-    „  Hausmanni. 

5,  decorata. 

„  obliquata. 

Lyonsia  unioides. 
Leda  complanata. 
„     acurainata. 
„     subovalis. 
5,     Galathea. 
Opis  Carusensis. 
Astarte  arealis. 
Cypricardia  cucullata. 

„  caudata. 

Cardinia  attenuata. 
Isocardia  cingulata. 
Cardium  truncatum. 
Unicardium  Janthe. 
Nucula  cordata. 
Area  Münsteri. 
„     Buckmanni. 


Pinna  folium. 
„      Moorei. 
Mytilus  scalprum. 
„       numismalis. 
„       hipp  0  Campus. 
Lima  Hermanni. 
Limea  acuticosta. 
Avicula  cygnipes. 
„       sexcostata. 
„        longiaxis. 
Inoceramus  ventricosus. 
„  substriatus. 

Pecten  aequivalvis. 
„       sublaevis. 
„        liasinus. 
„       priscus. 
„       amaltheus. 
Plicatula  laevigata. 
Gryphaea  cymbium. 
Terebratula  quadrifida. 
,,  cornuta. 

„  Edwardsi. 

„  Waterhousi. 

„  resupinata. 

„  Moorei. 

„  Heyseana. 

,,  numismalis. 

„  punctata. 

„  subovoides. 

„  fimbrioides. 

Rhynchonella  Thalia, 
rimosa. 
„  amalthei. 

„  furcillata. 

„  scalpellum. 

„  tetraedra. 

„  serrata. 


235    — 


Cidaris  amalthei. 
Palaeocoma  Milleri. 
Pentacrinus  subangiilaris. 

„  basaltiformis. 

„  laevis. 

„  punctifems. 

Apiocrinus  amalthei. 


Rhynchonella  qiiinqueplicata. 

„  acuta. 

Spirifer  rostratus. 

„       Münsteri. 

„      Tessoni. 

„      Haueri. 
Cidaris  Edwardsi. 

Hieran  reihen  sich  einige  Arten,  welche  schon  im  untern 
Lias  vorkommen,  wie:  Avicula  Sinpmuriensis,  Gryphaea  obliqua, 
Rhynchonella  variabilis,  Spirifer  verrucosus,  ferner  solche,  die  auch 
in  höhere  Schichten  hinaufgehen,  wie  Plicatula  spinosa,  Pecten 
tumidus,  Belemnites  clavatus.  Ich  habe  bereits  erwähnt,  dass  in 
den  Oxynotusschichten  des  untern  Lias  eine  der  Terebratula  nu- 
Inismalis  ähnliche  Art  gefunden  wird,  von  welcher  noch  nicht 
entschieden  ist,  ob  sie  davon  abgetrennt  werden  muss.  Im 
Ganzen  sind  es  demnach  nur  wenige  Arten,  welche  die  Grenzen 
des  mittlem  Lias  überschreiten  im  Vergleich  zu  der  grossen  An- 
zahl von  Species,  die  sich  ganz  darauf  beschränken,  so  dass  diese 
Etage  in  paläontologischer  Beziehung  scharf  abgeschlossen  dasteht. 

§.   17.     Abgrenzimg  und  Einthciluug  des  mittlem  Lias. 

In  §.  4  habe  ich  die  allgemeine  Abtrennung  des  untern  Lias 
gegen  den  mittlem  gegeben,  während  die  Begrenzung  des 
letzteren  gegen  oben  durch  §.23  und  29  deutlich  gemacht  wird. 
§.23  enthält  die  Beschreibung  der  Schichten  des  Amm.  spina- 
tus,  d.  h.  der  obersten  Region  des  mittlem  Lias ;  §.  29  dagegen 
die  der  Posidonomyenschiefer.  Die  mineralogische  Beschaffenheit 
dieser  Schiefer,  welche  an  der  Basis  des  obern  Lias  beginnen,  ist  bei- 
nahe überall  eine  so  bezeichnende,  dass  nur  wenige  Widersprüche 
über  die  Begrenzung  des  obern  Lias  gegen  unten  entstanden  sind. 
Selbst  da,  wo  ausnahmsweise  einmal  der  obere  Lias  nicht  mit 
Schiefern  anfängt ,  wurde  seine  untere  Grenze  meist  richtig  und 
in  Uebereinstimmung  mit  den  übrigen  Beobachtungen  festgestellt. 
Was  die  Ein th eilung  des  mittlem  Lias  betrifft,  so  finden 
wir  viele  Versuche  in  den  Arbeiten  englischer,  französischer  und 
deutscher    Geologen,    die   uns    mehr    oder   weniger    scharf   eine 

16* 


—     236     -^ 

Trennung  der  Etage  in  ihre  Zonen  geben.  Meistens  werden 
nach  der  mineralogischen  Beschaffenheit  der  Schichten  nur  zwei 
Abtheihingen  gemacht,  so  z.  B.  in  England,  wo  die  verschiedenen 
Autoren  die  untern  thonigen  Schichten  von  den  obern  (dem 
Maristone)  unterscheiden,  doch  herrscht  unter  den  localen  Ein- 
theilungen  in  den  verschiedenen  Provinzen  gewöhnlich  keine 
Uebereinstimmung. 

In  meiner  frühern  Arbeit  über  den  mittlem  Lias  Schwabens 
habe  ich  denselben  in  sechs  .Regionen  getheilt ,  und  deren  Vor- 
kommen für  Württemberg  genauer  beschrieben.  Prof.  Quen- 
stedt  schenkte  diesen  Beobachtungen  das  Zutrauen,  sie  in  sein 
Profil  des  schwäbischen  Jura  (Zeitschrift  der  deutschen  geolo- 
gischen Gesellschaft,  1853,  tab.  16)  gerade  so  aufzunehmen,  wie 
ich  sie  an  der  schwäbischen  Alp  damals  gefunden  hatte.  Seither 
bekam  ich  jedoch  Gelegenheit  den  mittlem  Lias  an  vielen  Punkten 
Frankreichs  und  Englands  zu  untersuchen.  Durch  Vergleichung 
der  einzelnen  Zonen  in  verschiedenen  Gegenden  kam  ich  zu 
Resultaten,  welche  verschiedene  Aenderungen  und  Modificationen 
der  damaligen  Eintheilung  nöthig  machten.  Dennoch  halte  ich 
dieselbe  auch  nach  Beiziehung  der  neueren  Beobachtungen  noch 
für  unvollendet,  da  die  unterste  Zone  wahrscheinlich  in  zwei 
getheilt  werden  muss,  was  ich  jedoch  noch  nicht  mit  Sicherheit 
festzustellen  wage. 

Vorerst  habe  ich  demnach  den  mittlem  Lias  nach  seinen 
paläontologischen  Characteren  in  sechs  Zonen  getheilt,  welche 
unter  sich  ungleich  mächtig  sind,  an  verschiedenen  Localitäten  aber 
durch  die  analoge  Aufeinanderfolge  der  versteinerten  Reste  über- 
einstimmen. In  Schwaben  und  an  einigen  Punkten  in  Frankreich 
gruppiren  sich  diese  Zonen  in  der  Art,  dass  die  drei  untersten  der- 
selben (Jamesoni-  Ibex-  und  Davöibett)  mit  dem  Mergelsysteme 
zusammenfallen,  welches  Quenstedt  Flözgeb.  pag.  450  Numis- 
malismergel  genannt  hat,  während  die  drei  obersten  seine  Amal- 
theenthone  bilden.  Diese  Art  der  Eintheilung  ist  für  manche 
Orte  bequem  anzuwenden ;  ich  gebe  die  Werthe  der  beiden 
Schichtengruppen  hier  besonders  an ,  da  ich  ihre  Namen  später 
häufig  gebrauchen  werde. 


—     237 


Eintheilung  des  mittlem  Lias  nach  seinen  paläontologisclien 

Characteren.  Nr. 


9. 


Bett  des 

Aiiiin. 
spinatus. 


Zone   des 
Amm.  spinatus. 


Bei,  breviformis. 

„     crassns  Ziet. 
Rhynch.  qainqueplicata. 
Ter.  subdigoua. 

,,     suboToides. 

„  punctata. 
Spirif.  Haueri. 
Chemnitzia  nuda. 


Lima  Hermanni  Ziet. 
Inoceramus  substriatus. 
Pecten  aequivalvis.  * 
Gryphaea  cymbium.' 
Rhynch.  amalthei.  * 
(Pleurotom.  anglica.) 
(Lyorisia  unioides.) 


Oberes 

Margaritatus- 

bett. 


Margarila- 
tusbett. 

Unteres 

Margaritatus- 

bett. 


Obere  Zone  des 

Ainm. 
margaritatus. 


Amm.  Zetes. 
Bei.  compressus. 

„     lagenaeformis. 
Chemnitzia  undulata. 
Turbo    paludinaeformis. 
Pleurotomaria  rotundata. 
Leda  acuminata. 

„      complanata. 
Cypricardia  caudata. 
Pinna  Moorei. 


Pecten  Phileuor. 
„       sublaevis. 
Cardium  truncatum. 
Pentacrinus  laevis. 
Rhynch.  scalpellum. 
Spirifer  Tessoni. 
Amm.  Normanianus' 
(Amm.  Henleyi.) 


Davüibett. 


Ibexbett. 


Untere  Zone  des 

Amm. 
margaritatus. 


Amm.  globosus. 

„       fimbriatus.  * 
Bei.  umbilicatus.  * 
,,     longissimus. ' 
A-vicula  sexcostata. 
(Bei.  elongatus.) 


Zone  des 
Amm.  Davöi. 


Amm.  capricornus. 
Pleurotomaria  heliciformis. 
Inoceramus  ventricosus. 
Cidaris  Edwardsi. 
Palaeocoma  Milleri. 
Pentacrinus  subangularis. 


Zone  des 
Amm.  ihex. 


Amm.  bipunctatus. 

„       Maugenesti. 

„        Actaeon. 

„        Centaurus. 

„        Loscombi.' 
Rbynchonella  rimosa. 


JauiesGui- 
bett. 


(Armatusbett?) 


Zone  des 

Amm. 
Jamesoni. 


Amm,. 
armatus  ? 


Hauptlager  der  Terebratula  numismalis. 

Amm.brevispina,  pettos.  Pinna  folium. 

„   Masseanus,  Lynx.  Astarte  arealis. 

,,   arietiformis,  Zieteni.  Opis  Carusensis. 

„   Taylori,  submuticus.  Rhynch.  Thalia. 
Mytilus  numismalis. 
(Gryphaea  obliqua.) 

Pholadomya  decorata. 
Rbynchonella  tetraedra,  Quenst. 
Spirifer  Münsteri. 


|Rarico£tatusbett.     Unterer  Lias. 

Die  mit  einem  *  verselieneu  Species  finden  sich  sowohl  in  der  Zone,  in  welcher  sie  einge- 
schrieben sind,  als  in  der  zunächst  darunter  liegenden,  während  die  in  Parenthese  schon 
mehrmals  in  tiefern  Regionen  aufgetreten  sein  können,  dagegen  in  der  Abtheilung,  in  wel- 
cher sie  angeführt  werden,  aussterben. 


—    238    - 

Die  Scliichten  des  mittleren  Lias.  Die  Glieder  des  mittlem 
Lias ,  welche  auf  den  folgenden  Blättern  einzeln  beschrieben 
werden  sollen,  sind  von  unten  gegen  oben  folgende: 

1)  Die  Schichten  des  Ammonites  Jamesoni. 

2)  „  „  „  „  ibex. 

3)  „  „  „  „  Davöi. 

4)  Die  unteren  Schichten  des  Amm.  margaritatus. 

5)  „     obern  Schichten  des  Amm.  margaritatus. 

6)  Die  Schichten  des  Ammonites  spinatus. 

1)  Die  Schichten  des  Ammonites  Jamesoni. 

§.  18. 
Synonymik.  Die  Zone  des  Amm.  Jamesoni  nimmt  den  untersten 
Theil  des  Mergelsystems  ein,  welches  als  Numismalismergel  oder  Be- 
lemnitenmergel  mit  den  darauffolgenden  Margaritatusthonen  den  mittlem 
Lias  zusammensetzt.  Da  die  mineralogische  Beschaffenheit  des  Numismalis- 
mergel durchweg  eine  ziemlich  gleichartige  ist  und  auch  die  Farbe  der  ver- 
schiedenen Lagen  wenig  wechselt,  so  unterscheiden  sich  die  Schichten  des 
Amm.  Jamesoni  äusserlich  nicht  auffallend  von  den  darüberliegenden,  was 
vielleicht  theilweise  der  Grund  ist ,  dass  diese  Zone  noch  keine  besondere 
Abgrenzung  und  Benennung  erhalten  hat. 

Paläontologie :  Die  wichtigsten  Leitmuscheln  der  Jamesoni- 
schichten  sind: 

Ammonites  armatus,  submuticus,  pettos,  Lynx. 
„  Jamesoni,  Masseanus,  Zieteni. 

„  arietiformis,  Taylori,  brevispina. 

Turbo  Nicias.     Pholadomya  decorata. 
Opis  Carusensis.     Astarte  arealis. 
Pinna  folium.     Spirifer  Münsteri. 
Rhynchonella  tetraedra  Quenst.     Rhynch.  Thalia. 
Die  folgenden  Species  beginnen  in  den  Schichten  des  Amm. 
Jamesoni,  gehen  jedoch  auch  in  höhere  Lagen  hinauf. 


Belemnites  elongatus. 
Nautilus  intermedius. 
Ammonites  Henleyi. 
Turbo  heliciformis. 
Unicardium  Janthe. 
Area  Münsteri. 


Limea  acuticosta. 
Pecten  priscus. 
Rhynchonella  rimosa. 
Terebratula  Moorei. 

„  numismalis. 

Pentacrinus  basaltiformis. 


—    239    -- 

Schon  im  untern  Lias  vorkommend,  finden  sieh  Gryphaea 
obh'qua,  Rhynchonella  variabilis  und  Spirifer  verrucosus  auch 
noch  in  den  Schichten  des  Amm.  Jaraesoni. 

GcstelnsbescliaiFeiiheit,   Verbreitung  und  paläontologisclic 

Hesultate.  Württemberg.  Am  Fusse  der  scliwäbischen  Alp 
erhebt  sich  über  den  Thonen  des  untern  Lias  ein  System  von 
hellgrauen  Mergeln,  welches  die  untere  Hälfte  des  mittleren  Lias 
bildet,  von  Qu  enst  edt  Numismalismergel  benannt  und  als  eine 
besondere  Schichtengruppe  ausgezeichnet  wurde.  Die  Mächtig- 
tigkeit  derselben  beträgt  nicht  mehr  als  30—40  Fuss;  das  Ge- 
stein ist  durchgängig  ein  ziemhch  gleichartiges ,  dennoch  aber 
lassen  sich  mehrere  Zonen  darin  unterscheiden ,  welche  durch 
besondere  Species  characterisirt  werden.  Auf  dem  Profil  Nr.  10, 
§.19  ist  die  mineralogische  Beschaffenheit  der  Schichten  für 
Schwaben  so  eingetragen,  wie  ich  sie  in  meiner  früheren  Arbeit 
(1853  der  mittlere  Lias  Schwabens)  beschrieben  habe,  ich  kann 
desshalb  gleich  zu  den  paläontologischen  Characteren  übergehen. 
Die  erste  Bank,  welche  über  den  Thonen  des  Amm.  raricostatus 
folgt,  ist  in  Schwaben  gefüllt  mit  Gryphaea  obliqua  (letztere 
wurde  wegen  ihrer  breiten  Form  häufig  mit  Gryphaea  cymbium 
verwechselt).  Bei.  elongatus  tritt  hier  zum  ersten  Male  auf,  wäh- 
rend Bei.  acutus  des  unteren  Lias  nicht  mehr  vorhanden  ist. 
Ausserdem  finden  sich  zahlreiche  Zweischaler  wie  Pecten, 
Lima  u.  s.  w. ,  die  aber  noch  nicht  genauer  bestimmt  wurden. 
Bezeichnend  sind  für  diese  unterste  Bank  ferner:  Rhynchonella 
tetraeda  Quenst.  und  calcicosta,  Spirifer  Münsteri ,  Pholadomya 
decorata.  Etwas  höher  erscheinen  grosse  verkalkte  Exemplare 
eines  Ammoniten,  den  ich  zu  Amm.  armatus  gestellt  habe.  Er 
ist  an  vielen  Orten  sehr  bestimmend  für  diese  Schichte,  da  jedoch 
seine  Indentität  mit  Amm.  armatus  noch  nicht  sicher  genug  be- 
wiesen ist,  so  muss  die  Benennung  und  Abtrennung  des  Hori- 
zontes, den  er  so  scharf  markirt,  noch  umgangen  werden.  Ich 
stelle  desshalb  diese  Ablagerung  zu  der  darauf  folgenden  und 
bezeichne  sie  einstweilen  als  untere  Jamesonischichten,  während 
das  eigentliche  Bett  des  Amm.  Jamesoni  etwas  höher  liegt, 
lieber  der  Region  des  Amm.  armatus  werden  beinahe  sämmtliche 


—     240     — 

Fossile  an  den  meisten  Punkten  der  schwäbischen  Alp  in  Form 
braungelber,  verwitterter  Kieskerne  gefunden.  Terebratula  numis- 
malis,  Rhynchonella  rimosa  und  variabilis  treten  sehr  zahlreich 
auf,  und  es  stellen  sich  in  Begleitung  des  Amm.  Jamesoni  die 
oben  erwähnten  Species  ein.  In  dieser  Region  scheidet  sich 
auch  eine  mit  Pentacrinus  basaltiformis  gefüllte  Bank  aus.  Die 
braun  verskiesten  Ammoniten,  welche  in  den  hellen  Mergeln 
liegen,  fallen  zwar  leicht  in  die  Augen,  doch  trifft  man  dieselben 
meist  nur  als  herausgewitterte  Bruchstücke,  da  häufig  bloss  ein- 
zelne Umgänge  erhalten  sind.  Die  Schichten  des  Amm.  Jame- 
soni werden  gegen  oben  von  denen  des  Amm.  ibex  bedeckt. 
Bei  der  characteristischen  Form  ihrer  Fossile  ist  es  nicht  schwierig, 
für  beide  Horizonte  eine  Anzahl  von  Arten  zu  unterscheiden, 
welche  je  einen  derselben  markiren  und  von  dem  andern  ab- 
trennen: siehe  hierüber  §.  19.  In  dieser  Weise  beginnt 
der  mittlere  Lias  längs  der  ganzen  schwäbischen  Alp,  nur  dass 
an  einigen  Strecken  die  Verkiesung  der  Muscheln  fehlt.  Dann 
können  bloss  undeutliche  zerdrückte  Exemplare  aus  den  Thonen 
gegraben  werden.  Ich  führe  diess  hier  an,  weil  in  den  franzÖ- 
sis,chen  und  englischen  Numismalismergeln  häufig  das  Gleiche 
stattfindet,  und  dann  die  betreffende  Zone  sich  dem  Auge  ver- 
steckt und  auch  meistens  übersehen  wird.  Es  erklärt  sich  hie- 
durch,  dass  für  den  mittlem  Lias  mancher  Gegenden  durchaus 
noch  keine  Untersuchungen  vorliegen,  in  welchen  eine  Abtrennung 
der  Jamesonischichten  ausgeführt  worden  wäre.  Bei  dem  Mangel 
an  Vorarbeiten  musste  ich  denn  die  Feststellung  dieser  Zone  an 
manchen  Localitäten  übergehen,  da  ausserdem  nicht  immer  die 
Fossile  ebenso  zahlreich  und  deutlich  gefunden  werden  wie  in 
Süddeutschland,  bisweilen  auch  die  Niederschläge  des  mittlem 
Lias  auf  eine  so  geringe  Mächtigkeit  reducirt  sind,  dass  eine 
Unterscheidung  einzelner  Schichten  beinahe  unmöglich  wird. 

Frankreich.  In  den  Dep.  der  Yonne  und  Cote  d'Or 
scheiden  sich  die  Schichten  des  Amm.  Jamesoni  in  den  hellen 
Mergeln  aus,  welche  dort  über  dem  untern  Lias  auftreten ,  man 
findet  die  wichtigsten  Arten  der  Zone  in  verkiesten  aber  ver- 
witterten Exemplaren  zwischen  Avalion  und  Vassy ;  bei  Semur  etc. 


—    241     — 

wie  überhaupt  hier  diese  Zone  mit  den  Bildungen  der  schwäbi- 
schen Jamesonischichten  viele  Aehnlichkeit  hat. 

Zu  Saint  Amand  (('her)  scheinen  sich  die  Aequivalente 
der  Jamesonischichten  zu  jßnden,  denn  d'Orb. :  Prodr.  1.  Bd. 
pag.  224,  führt  Amm.  Masseanus,  Regnardi  (Jamesoni),  Grenouil- 
louxi  (pettos)  aus  dem  Liasien  dieser  Gegend  an.  Aus  dem  mitt- 
lem Lias  vom  Dep.  de  l'Aveyron  sah  ich  bei  Herrn  Sämann 
in  Paris  ein  wohlerhaltenes  Exemplar  von  Amm.  Jamesoni,  das 
wenigstens  die  Andeutung  gibt,  dass  die  Schichte  in  diesen 
südlichen  Liasbildungen  nicht  fehlt,  obschon  sich  durch  solche 
Erfunde  keine  weitere  Folgerungen  über  die  Verhältnisse  machen 
lassen,  unter  denen  die  Zone  dort  auftritt. 

In  der  N  o  rm  a  n  d  i  e  ist  zwar  der  mittlere  Lias  nicht  mächtig, 
dennoch  lassen  sich  einige  Zonen  darin  unterscheiden;  so  findet 
sich  in  den  Umgebungen  von  Caen :  Amm.  Jamesoni  in  der 
Unterregion  des  dortigen  Maristones. 

In  England  traf  ich  westlich  von  Robin  Hoods  Bay 
(Yorkshire)  die  Zone  des  Amm.  Jamesoni  mehr  als  100  Fuss 
mächtig  entwickelt.  Unter  den  Erfunden  konnte  ich  einige 
wichtige  Species  erkennen  :  Amm.  Jamesoni,  Taylori,  Bei.  elon- 
gatus,  Gryphaea  obliqua,  Pholadomya  decorata  und  Pinna  folium, 
welch  letztere  Muschel  dort  in  grosser  Zahl  eine  besondere  Lage 
einnimmt.  Phillips  hat  die  untern  und  mittlem Numismalismergel, 
welche  dort  aus  dunkeln  Thonen  bestehen,  sich  unmittelbar  über 
den  Raricostatusschichten  ablagern  und  sich  bis  an  die  untere 
Grenze  des  Maristones  erstrecken,  als  „Lower  Lias  Shale"  bezeich- 
net, und  somit  in  den  untern  Lias  gestellt.  Wahrscheinlich  hat 
ihn  der  geringe  Unterschied,  welcher  in  Beziehung  auf  die  mine- 
ralogische Beschaifenheit  der  Schichten  besteht,    dazu   bestimmt. 

In  den  Umgebungen  von  Cheltenham  (Gloucestershire) 
habe  ich  die  Fossile  der  Jamesonischichten  nicht  selbst  aufge- 
funden, dagegen  lagern  sich  diejenigen  Arten,  welche  die  Zone 
des  Amm.  ibex  characterisiren ,  in  einem  eng  begrenzten  Bett 
(Ochraceous-Lias)  ab,  sodass  das  Aequivalent  für  die  Zone 
des  Amm.  Jamesoni  gleich  darunter  zu  suchen  ist.  Hiemit 
stimmen  die  Angaben  Murchison's.  In  seiner  Geolog,  of 
Cheltenham.  pag.  43  bezeichnet  er  einige  Species  der  Jamesoni- 


—     242     — 

schichten,  wie  Amm.  Taylori  und  (Henleyi);  dieselben  kommen 
dort  in  dem  lOFuss  mächtigen,  schieferigen  Thon  vor,  welcher 
unter  dem  Ochraceous-Lias  liegt.  Sind  obige  Beobachtungen 
und  der  daraus  gezogene  Schluss  richtig,  so  ist  der  Beweis  ge- 
liefert, dass  die  Zone  des  Amm.  Jamesoni  in  Gloucestershire 
ganz  übereinstimmend  mit  ihrem  Auftreten  in  andern  Gegenden 
sich  auch  hier  unmittelbar  unter  die  Ibexschichten  anlagert. 

An  der  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme  Regis  (Dorset- 
shire)  hat  die  Zone,  in  welcher  Amm.  Jamesoni  vorkommt  zwar 
eine  ziemliche  Mächtigkeit,  doch  fand  ich  nur  mit  Mühe  eine 
Anzahl  schlecht  erhaltener  Exemplare,  welche  den  vorhandenen 
Horizont  andeuteten.  Von  Amm.  Jamesoni  kommen  grosse  Um- 
gänge vor,  die  verkieste  Brut  davon  (Amm.  Bronni)  fand  ich 
hier  gleichfalls  in  den  Schichten,  welche  einen  Theil  der  „Upper 
Maries"  de  la  Beche  bilden.  Pentacrinus  basaltiformis  liegt  in 
derselben  Zone,  während  die  Schichten  des  Amm.  Davöi  erst 
ziemlich  hoch  darüber  anstehen. 

2)   Die  Schichten  des  Ammonites  ihex, 

§.   19. 
Synonymik:   Ochraceous  Llas,  Murch.  1845.  Geol.  of  Cheltenh. 
pag,  42.     Im  Uebrigen  gilt  hier  dasselbe ,  was  schon  bei  der  Synonymik  im 
vorigen  Paragraphen  gesagt  wurde. 

Paläontologie :  Ausschliesslich  bestimmende  Species  für  die 
Zone  des  Amm.  ibex: 

Ammonites  ibex,  Amm.  Maugenesti,  Amm.  Actäon. 
„         bipunctatus  Rom.  (Valdani  d'Orb.) 
Die  folgenden  Arten   kommen    gleichfalls    in    der  Zone  des 
Amm.  ibex  vor,  einzelne  derselben  gehen  jedoch  in  die  angren- 
zenden Schichten  über,  bei  andern  ist  die  verticale  Verbreitung 
noch  nicht  gehörig  sicher  gestellt. 


Ammonites  Loscombi. 

„  Henleyi. 

„  Centaurus. 

Belemnites  clavatus. 

„  elongatus. 

Panopaea  elongata. 
Pholadomya  ambiqua. 


Pholadomya  Hausmanni. 
Cypricardia  cucullata. 
Mytilus  scalprum. 

„       hippocampus. 
Terebratula  numismalis. 
Rhynchonella  rimosa  u.  s.  w. 


243 


GcslcinsbeschafFenlieit,  Verbreitung  und  paläontologiscbe 
Resultate.  Das  folgende  Profil  umfasst  die  ganze  untere  Hälfte 
des  mittleren  Lias  Schwabens.  Es  zeigt  die  Verhältnisse,  in 
welchen  hier  die  drei  Zonen  des  Amm.  Jamesoni ,  ibex  und 
Davöi  zu  einander  stehen.  Ich  konnte  mich  desshalb  in  §.  18 
und  20.  darauf  beziehen. 


Oberer  Theil  des  mitt- 
leren  Lias. 


Nr.   10. 

Amm.  margaritus  beginnt  hier. 


5 — 6  Steinmergel- 

-.  Q/  bänke  wechselnd  mit 

bläulichen    Thonen. 

Muscheln  verkalkt. 


Belemnites  umbilicatus  beginnt  hier. 
Amm.  Davöi,  capricomus. 

(fimbriatus,  Henleyi.) 
Inoceramus  ventricosus. 
Pentacrinus  subangularis. 


15-18' 


Amm.  ibex,  Maugenesti. 
Hellgraue   Stein-       w     bipunctatus,  Centaurus,  Actäon. 
mergelbänke    mit  Terebratula. 

Thonen  Wechsel- numismalis. 

lagernd.    Orga-  Rh.   rimosa. 

nische  Reste  ver-  ^^^^^     Jamesoni,  Masseanus. 


kiest 


„       Taylori,  pettos,  Lynx. 
Pentacrinus  basaltiformis. 


2'  graue  Mergel  mit  Amm.  armatus. 


1'  harte  Steinmergelbank  mit  Kalkspathlamellen  durchzogen. 


3'  Bröcklige  graue  Kalkbank,  gefüllt  mit  Gryphaea  obliqua, 
Rhynchonella  tetraedra,  Quenst. ,  Pholadomya  decorata, 
Spirifer  Münsteri. 


Thone  des 
untern   Lias. 


Geodenbaiik"    mit    Amm.    raricostatus    und 
densiüodus. 


Wie  aus  dem  obigen  Profile  zu  ersehen  ist,  liegen  in 
Schwaben  die  leitenden  Fossile  der  Zone  des  Amm.  ibex  in  den 
Mergeln  und  Thonen,  welche  über  Amm.  Jamesoni  wenige  Fuss 
mächtig  anstehen.    Amm.  ibex,  Maugenesti,  bipunctatus,  Actäon, 


—     244     — 

Centaurus  sind  die  coiistantesten  Arten.  Da  durch  die  geringe 
Mächtigkeit  und  die  üebereinstimmung  in  der  mineralogischen 
Beschaffenheit  der  Schichten  die  genaue  Eintheilung  jeder  ein- 
zelnen Species  hier  sehr  erschwert  wird,  so  ist  es  erklärhch, 
dass  noch  nicht  sämmthche  Arten  sicher  genug  eingereiht  werden 
konnten.  Doch  hat  man  es  mit  einer  Anzahl  so  scharf  ausge- 
prägter Formen  zu  thun,  dass  auch  wenigere  Species  genügen,  um 
die  Horizonte  zu  bestimmen.  Amm.  Jamesoni,  Masseanus, 
submuticus,  Taylor  i,  p  e  1 1  o  s  gehen  nie  in  die  oft  nur  wenige 
Fuss  höher  liegenden  Schichten  hinauf,  welche  das  ausschliess- 
liche Lager  des  Amm.  ibex,  bipunctatus,  Maugenesti  und 
Actäon  bilden.  Ich  habe  hierüber  mehrere  Beobachtungen  in  den 
verschiedenen  Ländern  gemacht  und  da,  wo  die  Numismalismergel 
eine  gewisse  Mächtigkeit  haben,  so  dass  ihre  Ghederung  nicht 
zu  schwierig  wird,  noch  keine  Ausnahme  gefunden.  Bei  Amm. 
Centaurus  und  Loscombi ,  welche  hier  gleichfalls  in  der  Zone 
des  Amm.  ibex  zu  Hause  sind,  kenne  ich  die  ganze  verticale 
Verbreitung  nicht  vollständig.  Die  Schichten  des  Amm.  ibex 
werden  gewöhnlich  leichter  aufgefunden,  als  die  des  Amm.  Ja- 
mesoni, da  ihre  Fossile  meist  besser  erhalten  sind,  als  die  in 
den  Jamesonischichten  und  einzelne  Arten  wie  Amm.  bipunctatus 
und  Actäon  an  vielen  Localitäten  sehr  zahlreich  vorkommen. 

Frankreich.  Zu  Venarey  bei  Semur  (Cote  d'Or)  fand 
ich  in  einem  Steinbruche,  welcher  für  die  Fabrikation  von  hy- 
draulischem Kalke  betrieben  wird,  einen  Theil  der  Numismahs- 
mergel  anstehen.  Sie  gleichen  dort  völlig  den  Bildungen  desselben 
Alters  in  Schwaben,  es  sind  hellgraue  Mergelbänke  mit  dazwi- 
schen liegenden  Thonen,  in  welchen  ich  Belemniten,  Terebrateln 
und  verkieste  Ammoniten  zahlreich  antraf.  Die  Basis  des  Bruchs 
wird  durch  die  Zone  des  Amm.  ibex  gebildet;  ich  fand  hier  Amm. 
bipunctatus,  Maugenesti,  Actäon,  Loscombi,  Belemnites  elongatus 
in  grosser  Menge.  Das  ganze  Bett  ist  nicht  über  8 — 10  Fuss 
mächtig,  darauf  folgt  ein  ähnliches  Gestein,  in  dem  jedoch  Amm. 
Davöi  und  andere  Arten  seiner  Zone  auftreten.  Von  oben  herab 
ist  hier  eine  vollständige  üebereinstimmung  mit  dem  schwäbischen 
Profile ,   während  andererseits  keine   für    eine   tiefere  Zone   cha- 


—     245     — 

racteristische  Species  sich  in  Begleitung  der  genannten  Ammo- 
niten  vorfand.  Ich  erhielt  zu  Venarey  von  diesen  Arten  nahezu 
100  Exemplare,  dagegen  keine  einzige  Species  aus  der  Zone 
des  Aram.  Jaraesoni,  was  doch  immer  das  Zusammenhalten  der 
erstem  beweist,  und  gegen  die  Einmischung  solcher  Species 
spricht,  welche  an  anderen  Orten  constant  nur  in  einer  tieferen 
Schichte  vorkommen. 

In  der  Norm  an  die  finden  sich  zwar  Amm.  ibex,  bipunctatus, 
Maugenesti,  Loscombi  u.  s.  w. ,  sie  liegen  dort  etwas  tiefer  als 
Amm.  margaritatus  und  spinatus,  doch  ist  der  mittlere  Lias  jener 
Provinz  an  vielen  Stellen  so  wenig  mächtig,  und  dabei  oft  auch 
unregelmässig  abgelagert,  dass  eine  genauere  Gliederung  seiner 
Schichten  noch  nicht  durchgeführt  wurde. 

Aus  dem  mittlem  Lias  von  Saint  Amand  (Cher)  nennt 
d'Orbigny,  Prodr.  1.  Bd.  pag.  224.  die  wichtigsten  derjenigen 
Arten,  welche  ich  auf  der  vorletzten  Seite  als  die  häufigsten 
und  zum  Theil  ausschliesslichen  Bewohner  der  Ibexschichten  an- 
geführt habe.  Es  sind:  Amm.  ibex  (Boblayei),  Actäon ,  Mau- 
genesti, bipunctatus  (Valdani),  Loscombi  und  Centaurus,  welche 
das  Vorkommen  der  Ibexschichten  in  dem  Cherdepartement  ziem- 
lich sicher  stellen,  obgleich  in  Beziehung  auf  deren  genauere 
Abtrennung  in  jener  Provinz  noch  keine  Untersuchungen  vorliegen. 

In  England  lässt  sich  die  Zone  des  Amm.  ibex  an  meh- 
reren Punkten  nachweisen.  Am  deutlichsten  findet  sie  sich  in 
Gloucestershire.  Ich  erhielt  von  Charlton  in  den  Um- 
gebungen von  Cheltenham :  Amm.  ibex,  bipunctatus,  Maugenesti, 
Henleyi ,  Mytilus  scalprum ,  hippocampus ,  Cypricardia  cucul- 
lata  u.  s.  w.  zahlreich,  mit  weiss  erhaltener  Schale  zusammen 
in  braune  Geoden  gebacken.  Ohne  Zweifel  gehört  diese  Schichte 
zu  Strickland's  „0  chraceous-Lias,"  welchen  er  (Mure h. 
1845.  Geol.  of  Cheltenh.  pag.  42)  als  ein  4  Fuss  dickes,  gelbes 
Thonbett  beschreibt,  in  welchem  an  Eisenoxyd  reiche,  mit  Mu- 
scheln gefüllte  Geoden  vorkommen.  Er  führt  unter  den  Fossilen 
der  Schichte  zwar  die  oben  bezeichneten  Ammoniten  nicht  an, 
dagegen  stimmt  die  mineralogische  Beschaffenheit  und  die  relative 
Lage  des  Betts  unter  dem  Maristone  mit  seinen  Angaben,  sowie 


-     246    - 

im  Appendix  Amm.  ibex  (Boblayei),  Amm.  Centaurus,  Henleyi 
und  Loscombi  von  Hewletts  Road  doch  noch  nachträglich  be- 
schrieben werden.  Ich  zweifle  desshalb  nicht  daran ,  dass 
Strickland's  Ochraceous-Lias  durch  die  Zone  des  Amm.  ibex 
gebildet  wird. 

Im  britischen  Museum  liegt  eine  Suite  von  Ammoniten  aus 
dem  mittleren  Lias  von  Watford  in  Northamptonshire ,  in 
welcher  ich  deutliche  Exemplare  von  Amm.  ibex  und  bipunctatus 
sah,  was  für  das  Vorhandensein  der  ganzen  Zone  in  jener  Pro- 
vinz spricht. 

An  der  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme  Regis  (Dorset- 
shire)  verstecken  sich  die  Fossile  aus  der  Region  des  Amm.  ibex 
dem  Auge  sehr.  Nur  durch  Graben  in  den  Thonen  konnte  ich  Spu- 
ren davon  auffinden.  Ich  erhielt  hiedurch  einige  Abdrücke  von 
Ammonites  bipunctatus  und  Maugenesti  in  einer  Schichte,  welche 
tiefer  lag  als  die  des  Amm.  Davöi  und  capricornus,  was  ganz 
mit  der  Anordnung  stimmt,  in  welcher  wir  beide  Zonen  an  an- 
dern Orten  finden. 

3)    Die  Schichten  des  Ammonites  Davöi. 

§.  20. 
Synonymik:      Region     des    Ammonites    Davöi,    Oppel ,  1853. 
Mittl.  Llas  Schwabens,  pag.  22.     Schiste  d'Ethe,  Dewalque,  1854.    Aca- 
demie  royale  de  belgique.  extr.  du  tome  21 ,   Nr.  8.    des  Bulletins,  pag.  10. 
Dessgl.  Bull.  Soc.  geol.  de  France,  26.  Juni  1854. 

Paläontologie:  Die  wichtigsten  Arten  der  Davöischichten  sind: 


Tancredia  broliensis.  * 
„         longiscata.  * 


Belemnites  elongatus. 

„  clavatus. 

„         umbilicatus. 

„  longissimus. 

Ammonites  capricornus.  * 

„  Davöi.  * 

„  fimbriatus. 

„  Henleyi. 

Pleurotomaria  heliciformis.  * 

Die  mit  einem  *  bezeichneten  Arten  beschränken   sich   gänzlich  auf  die 
Schichten  des  Amm.  Davöi. 


„         Raulinea.  * 
Avicula  sexcostata. 
Inoceramus  ventricosus.  * 
Cidaris  Edwardsi.  * 
Palaeocoma  Milleri.  ^ 
Pentacrinus  subangularis.  * 


-     247     — 

Gestcinsbeschaft'eiihcit,  Verbreitung  und  paläontologisehc 
Resultate.  Siehe  das  Profil  im  vorigen  Paragraphen.  In  Schwa- 
ben unterscheidet  sich  die  Zone  des  Amm.  ibex  von  der  dar- 
tiberUegenden  des  Amm.  DavÖi  in  mineralogischer  Beziehung 
hauptsächlich  durch  die  Erhaltungsweise  der  Fossile.  Während 
an  den  meisten  Localitäten  die  Fossile  der  Ibexschichten  in  Form 
von  Kieskernen  herauswittern,  sind  Amm.  Davöi  und  seine  Be- 
gleiter immer  verkalkt  und  stecken  festverwachsen  in  den  grauen 
Steinmergeln,  oder  liegen  in  den  bläulichen  Thonen,  meist  mit 
der  Schale  erhalten.  Man  findet  sie  besonders  deutlich  in  der 
Gegend  von  Gmünd,  sowie  bei  Füzen  am  Randen.  Den  Schich- 
ten des  Amm.  Davöi  gehören  mehrere  Arten,  wie  Ammonites 
Davöi  und  capricornus,  Inoceramus  ventricosus, 
P  entacrinus  subangularis  Mill.  ganz  ausschliesslich 
an,  dagegen  sind  andere  nicht  minder  bezeichnend  dadurch,  dass 
sie  in  dieser  Zone  zum  ersten  Male  erscheinen  wie  Bei. 
umbilicatus,  longissimus,  Avicula  sexcostata,  wäh- 
rend einige  Species;  Amm.  Henleyi,  fimbriatus.  Bei.  elongatus 
höher  und  tiefer  vorkommen.  Das  Herabgreifen  des  Amm.  mar- 
garitatus  in  die  Zone  des  Amm.  Davöi  muss  ich  entschieden  in 
Abrede  ziehen.  Amm.  margaritatus  beginnt  zwar  gleich  darüber, 
Amm.  fimbriatus  und  Henleyi  gehen  in  die  Margaritatusschichten 
hinauf,  dagegen  nehmen  Amm.  Davöi  und  capricornus  an  Orten, 
wo  der  mittlere  Lias  regelmässig  und  deutlich  abgelagert  ist, 
immer  einen  tiefern  Horizont  ein ,  in  welchen  sich  Amm.  mar- 
garitatus nicht  verliert.  Eine  Reihe  von  Localitäten  beweisen 
mh  diese  Thatsache.  Bloss  in  den  Umgebungen  von  Caen  konnte 
ich  die  Zone  des  Amm.  Davöi  nicht  besonders  unterscheiden, 
aber  diess  rührt  von  der  Unregelmässigkeit  her ,  welche  die 
dortigen  Ablagerungen  des  mittleren  Lias  an  den  meisten  Stellen 
zeigen.  Vielleicht  lässt  sich  daselbst  durch  vollständigere  Durch- 
schnitte auch  noch  eine  Trennung  finden.  D'Orbigny,  Pal. 
fr.  pag.  244.  placirt  seinen  Amm.  planicosta  (capricornus  Schloth.) 
in  die  Schichten  des  Amm.  margaritatus.  Er  scheint  hiefür  die 
Entwicklung  des  mittleren  Lias  der  Normandie  zu  Grunde  gelegt 
zu  haben,  denn  an  den  übrigen  Localitäten,  welche  er  für  Frank- 


-    248    - 

reich  angibt,  konnte  ich  häufig  eine  genaue  Abtrennung  be- 
obachten. Sollte  sogar  Amm.  capricornus  einmal  in  Gesellschaft 
des  Amm.  margaritatus  vorkommen,  so  würde  diess  bloss  in  den 
Grenzschichten  stattfinden,  auf  keinen  Fall  aber  charakterisirt 
Amm.  capricornus  die  ganze  Zone  des  Amm.  margaritatus.  In 
den  mächtigen  Ablagerungen,  welche  in  Burgund  von  den  Kalken 
des  Amm.  margaritatus ,  spinatus  und  der  Gryphaea  cymbium 
gebildet  werden,  wurde  Amm.  capricornus  niemals  angetroffen. 
Dagegen  fand  ich  zu  Venarey  bei  Semur  (Cote  d'Or)  die 
Schichte  des  Amm.  Davöi  und  capricornus  als  getrennte  Zone, 
über  welcher  Amm.  margaritatus  zum  ersten  Male  erscheint. 
Amm.  capricornus  ist  beinahe  überall  viel  häufiger  als  Amnic 
Davöi,  doch  ist  die  Form  des  letzteren  wenig  durch  Uebergänge 
an  andere  Species  gebunden  ,  und  desshalb  nicht  leicht  zu  ver- 
wechseln, was  der  Grund  war,  warum  ich  schon  in  meiner  frü- 
hern Arbeit  über  den  mittlem  Lias  Schwabens  die  Zone  nach 
Amm.  Davöi  benannt  habe. 

Ganz  ähnlich,  wie  zu  Venarey  (Cote  d'Or)  lässt  sich  die 
Zone  des  Amm.  Davöi  sowohl  nach  unten  gegen  die  Schichten 
des  Amm.  ibex,  als  nach  oben  gegen  die  des  Amm.  margarita- 
tus noch  an  andern  Punkten  in  Frankreich  und  England,  beson- 
ders aber  im  südwestlichen  Deutschland  abtrennen.  Für  Schwaben 
habe  ich  solche  Localitäten  in  meiner  eben  erwähnten  Arbeit 
pag.  43  angegeben.  Besonders  hervorzuheben  habe  ich  die  von 
Dr.  Dewalque  *  ausgeführte  Gliederung  des  mittlem  Lias  von 
Luxemburg.  Derselbe  trennt  die  Zone  des  Amm.  Davöi  als 
„Schiste  d'Ethe"  und  unterscheidet  sie  von  den  übrigen  Schich- 
ten des  mittlem  Lias,  was  eine  interessante  Bestätigung  ist  für  die 
Uebereinstimmung,  mit  welcher  die  einzelnen  Zonen  des  mittlem 
Lias  in  verschiedenen  Ländern  auftreten. 

In  England  ist  die  Zone  des  Amm.  Davöi  gleichfalls  vor- 
handen, doch  kommt  auch  hier  Amm.  capricornus  viel  zaiilreicher 
vor,  als  Amm.  Davöi.     In  Yorkshire   liegt  Amm.  capricornus 


•  Academie    Royale    de   Belgique,    tome    21.   Nr.  8.    des   Bulletins,  und 
Soc.  geol.  de  France.  21'.  Juni  1854.    pag.  55  2. 


—     249    — 

Öchl.  (maculatiis  Young  und  Bird)  an  der  Basis  des  dortigen 
Marlstone's  in  grosser  Anzahl,  mit  ihm  finden  sich  die  präch- 
tigen Seesterne,  welche  Phillips  (Ophiura)  Palaeocoma  Miller! 
genannt  hat,  während  ich  den  Amm.  Davöi  dorther  nicht  kenne. 
Aehnliche  Verhältnisse  findet  man  in  Gloucestershire.  Amm. 
capricoruus  kommt  zahlreich  vor,  Cidaris  Edwardsi  und  Ophio- 
derma  Gaveyi,  welche  Dr.  Wright  1852.  Ann.  und  Mag.  so 
trefflich  abgebildet  hat,  sind  daselbst  seine  Begleiter. 

An  der  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme  Regis  (Dorset- 
shire)  fand  ich  dagegen  nicht  allein  ein  grosses  und  deutliches 
Exemplar  von  Amm.  Davöi,  sondern  in  seiner  Begleitung  auch 
die  in  Schwaben  mit  ihm  zusammenliegenden  characteristischen 
Arten:  Amm.  capricornus,  Henleyi,  Belemnites  umbilicatus,  elon- 
gatus,  clavatus,  Inoceramus  ventricosus,  Pentacrinus  subangularis. 
Ausserdem  fand  ich  den  von  Miller  beschriebenen  Belemnites 
longissimus  in  dieser  Zone  in  mehreren  Exemplaren.  Er  stimmt 
mit  der  Figur  Mi  Her 's,  welcher  ihn  von  Lyme  Regis  be- 
schreibt, gehört  also  in  den  mittleren  Lias  und  ist  nicht  mit 
Bei.  acuarius  des  obern  Lias  zusammenzustellen  ,  von  dem  er 
sich  durch  seine  äussere  Form  auch  leicht  unterscheiden  lässt. 
Eine  zweite  von  dieser  Localität  beschriebene  Species  ist  Bei. 
elongatus  Miller.  Auch  von  ihm  fand  ich  zahlreiche  Belegstücke 
dafür,  dass  Millers  Species  ein  Paxillose  der  Numismalismer- 
gel,  und  Quenstedts  Bei.  pax.  numismalis  damit  identisch  ist. 
Amm.  margaritatus  beginnt  an  der  Küste  von  Charmuth  gleich 
über  der  Zone  des  Amm.  Davöi  und  setzt  sich  dort  noch  weit 
gegen  oben  fort. 

4)     Die  unteren  Schichten   des  Amm.   margaritatus. 

§.   21. 

iSynODyillik :  unterer  Lias  b.  Region  des  Amm.  lineatus. 
Oppel  1853.  Mittl.  Lias  Schwabens,  pag.  23.  Die  hier  betrachtete  Schichte 
bildet  die  Basis  der  folgenden  Zone,  nnd  wird  gewöhnlich  mit  derselben 
zusammengestellt ,  desshalb  siehe  die  weiteren  Benennungen  im  nächsten 
Paragraphen. 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    April,  1856.  2s  Heft.  l  7 


—     250     — 

Paläontologie:    Folgende   Arten    zeiclinen    die   untere  Zone 
des  Amm.  margaritatus  aus: 
Belemnites  clongatus.  Ammonites  Henleyi. 

„         clavatus.  „  margaritatus. 

„         umbilicatus.  „  Normanianus. 

„         longissimus.  „  globosus. 

Ammonites  fimbriatus.  Avicula  sexcostata. 

Ueber  die  genauere  Verbreitung  dieser  Arten  siehe  weiter  unten. 

Gcstcinsbcschaffcnlieit,  Verbreitung  und  paläontologische 
Resultate.  Für  Schwaben  siehe  das  Profil  Nr.  11.  §.  23. 
Amm.  margaritatus  ist  für  die  obere  Hälfte  des  mittleren  Lias 
anerkannt  eine  solch'  bestimmende  Species,  dass  ich  es  für 
nöthig  halte,  den  Horizont  scharf  hervorzuheben,  in  welchem  er 
zum  ersten  Male  auftritt.  Er  beginnt  in  Gesellschaft  des  Amm. 
globosus  und  Normanianus,  welche  nie  in  tieferen  Schichten  ge- 
funden werden.  *  Mit  ihm  kommt  dagegen  eine  Anzahl  der- 
jenigen Arten  vor,  welche  wir  schon  in  den  Numismalismergeln 
angeführt  haben  und  die  hier  zum  letzten  Male  auftreten,  darüber 
aber  aufhören.  Es  sind  folgende:  Belemnites  elongatus,  umbi- 
licatus, longissimus ,  Amm.  fimbriatus,  Avicula  sexcostata.  End- 
lich trifft  man  auch  diejenigen  Species,  welche  durch  eine  grössere 
Anzahl  von  Schichten  hindurchgehen,  wie  Bei.  clavatus,  Amm. 
Henleyi,  Pecten  tumidus,  priscus,  Pleurotomaria  expansa  u.  s.  w. 
zahlreich.  Die  unterste  Zone  des  Amm.  margaritatus  wird  hie- 
nach  dadurch  characterisirt ,  dass  Amm.  margaritatus  hier  zum 
ersten  Male  erscheint  und  dennoch  eine  Anzahl  der  für  tiefere 
Schichten  characteristischen  Species  damit  vorkommen,  welche 
hier  aber  aussterben.  Gegen  unten  lässt  sich  die  Zone  überall 
leicht  abtrennen  durch  das  Erscheinen  des  häufigsten  und  be- 
zeichnensten  Ammoniten  des  mittleren  Lias,  während  gegen  oben 
gleichfalls  eine  Abgrenzung  möglich  wird  durch  das  Aufhören 
derjenigen   Arten,   welche    von    den   Numismalismergeln    herauf- 


*  Amm.  laevigatus  Sow.  gehört  dem  untern  Lias  an,  Amm.  globosus 
gleicht  ihm,  wurde  bisweilen  damit  verwechselt  und  desshalb-  auch  im  untern 
Lias  angeführt. 


—     251     — 

kommen,  sowie  durch  das  Beginnen  einer  neuen  Anzahl  von 
.Species,  welche  an  die  Stelle  der  ausgestorbenen  treten  und  die 
höheren  Schichten  des  Amm.  margaritatus  bevölkern.  Amm. 
margaritatus  durchläuft  also  zwei  Zonen,  von  welchen  die  untere 
noch  mehr  den  Character  der  Numismalisschichten  besitzt,  die 
obere  meist  viel  mächtigere,  dagegen  den  Typus  der  eigentlichen 
Margaritatusschichten  trägt.  Ich  habe  diese  Trennung  schon  bei 
den  localen  Untersuchungen  in  einer  früheren  Arbeit  *  für 
Schwaben  ausgeführt,  indem  ich  die  Region  des  Amm,  lineatus 
als  unteren  Lias  Ö  von  den  eigentlichen  Amaltheenthonen 
oder  dem  mittleren  Lias  ö  unterschied.  Ich  vertausche  erstere 
Bezeichnung  gegen  die  schon  §.  17.  eingeführte:  „Untere  Zone  des 
Amm.  margaritatus,"  da  das  erstmalige  Erscheinen  des  Amm. 
margaritatus  das  wichtigste  Moment  unter  den  übrigen  paläon- 
tologischen Characteren  bildet,  durch  dessen  Beachtung  sich  die 
Zone  auch  am  leichtesten  auffinden  lässt.  Seither  erhielt  ich  die 
Bestätigung  für  die  Ausführbarkeit  einer  solchen  Abgrenzung 
durch  die  Uebereinstimmung  der  Verhältnisse,  welche  ich  an  ent- 
fernteren Orten  antraf.  Merkwürdig  ist,  dass  gewöhnlich  auch 
das  Gestein  der  unteren  Zone  noch  nicht  den  Charakter  der  eigent- 
lichen Margaritatusschichten  besitzt,  sondern  mehr  mit  dem  der 
Numismalismergel  stimmt.  In  Schwaben  bestehen  die  Schichten 
aus  einigen  harten  hellgrauen  Steinmergelbänken,  zwischen  welche 
sich  bläuliche  Thonc  legen.  Die  Grenze  gegen  die  Davöi- 
schichten  ist  nicht  schwierig  zu  finden,  denn  die  kleinen  ver- 
kiesten  Exemplare  des  Amm.  margaritatus  machen  sich  leicht 
bemerklich,  sobald  man  an  dem  rechten  Horizonte  angekommen 
ist.  Mit  denselben  liegen  in  den  Thonen:  Belemnites  clavatus, 
umbilicatus  und  elongatus,  besser  erhalten  und  zahlreicher  als 
in  irgend  einer  andern  Schichte.  Unter  den  harten  Steinmergel- 
bänken zeichnet  sich  besonders  eine  Schichte  aus,  welche 
Amm.  fimbriatus  in  grossen  Exemplaren  anfüllt.  Am  besten  sah 
ich  diese  Zone  im  Bette  der  Wutach  am  Fusse  des  Randens, 
wo  sie  sich  gegen  unten   sehr  leicht   von  den  mit  Amm.  Davöi 


Oppel,   18r)3,  der  mittlere  Lias  Soliwabens,  pag.  23. 

17^ 


~    252     — 

und  capricornus  gefüllten  Schichten,  gegen  oben  von  den  blauen 
Thonen  mit  Amm.  margaritatus  und  Bei.  paxillosus  abtrennen 
lässt.  Bei  Bell  ist  sie  weniger  mächtig,  doch  nicht  minder  leicht 
unterscheidbar. 

Frankreich.  Ganz  ähnliche  Verhältnisse  traf  ich  in 
Burgund.  Zu  Venarey  bei  Semur  (Cöte  d'Or)  treten  die  obern 
Schichten  des  Amm.  margaritatus  als  mächtige  Kalkformation  auf, 
welche  sich  weit  an  den  Bergrücken  in  die  Höhe  zieht,  erst  im  Thale 
kann  man  ihre  untere  Grenze  untersuchen.  In  dem  schon  §.  19. 
beschriebenen  Steinbruche  erscheint  über  der  Zone  des  Amm. 
Davöi  mid  capricornus  zum  ersten  Male  Amm.  margaritatus  in 
kleinen  verkiesten  Exemplaren,  welche  aus  den  hellen  Thonciii 
wittern.  Amm.  globosus  und  fimbriatus,  Belemnites  clavatus  und 
elongatus  sind  hier  seine  Begleiter.  Der  wenig  mächtige  Durch- 
schnitt, welchen  diese  Localität  darbietet,  ist  sehr  zu  beachten, 
denn  man  findet  in  geringer  Höhe  die  drei  Zonen  des  Amm. 
ibex,  Davöi  und  margaritatus,  und  kann  zugleich  den  unterschied 
in  der  Gesteinsbeschafi*enheit  bemerken,  welcher  zwischen  den 
mergeligen  Bildungen  der  untern  Margaritatuszone  und  den 
oberen  kalkigen  Schichten  existirt,  welche  hoch  darüber  an  dem 
nach  Semur  führenden  Wege  abgelagert  sind  und  der  obern 
Zone  des  Amm.  margaritatus  und  spinatus  angehören. 

England.  An  der  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme 
Regis  (Dorsetshire)  trennt  sich  die  Lage  des  Amm.  margaritatus 
auch  in  2  Theile  1)  in  eine  mächtige  blaue  Thonformation,  und 
2)  in  eine  graue  mergelige  Bildung  an  ihrer  Basis.  Ich  fand  in 
der  letzteren  Belemnites  elongatus,  umbilicatus  und  clavatus. 
Doch  sind  die  Fossile  von  hier  an  aufwärts  sehr  sparsam  ver- 
theilt,  so  dass  ich  nur  wenigen  Aufschluss  über  die  einzelnen 
Species  erhielt.  Sowerby's  Amm.  fimbriatus  stammt  ohne 
Zweifel  aus  dieser  untern  Region,  was  in  Uebereinstimmung 
mit  seinen  übrigen  Angaben  (Farbe  der  Abbildung  u.  s.  w.),  sich 
an  Ort  und  Stelle  leicht  beweisen  lässt.  Er  gehört  entschieden 
in  den  mittleren  Lias ,  und  sein  Name  darf  desshalb  auf  den 
etwas  hochmündigeren  Amm.  cornucopiae  Y.  u.  B.  des  obern 
Lias  nicht  übertragen  werden. 


—    253    — 

Ich  berühre  hier  noch  zum  Schlüsse  eine  Localität,  welche 
ausserhalb  des  Terrains  liegt,  das  diese  Arbeit  behandelt,  welche 
aber  der  allgemeinen  Vergleiche  halber  wohl  beigezogen  werden 
kann.  In  dem  mittleren  Lias  von  Braun  schweig  scheinen 
die  unteren  Margaritatusschichten  in  Verbindung  mit  den  Davöi- 
bänken  besonders  entwickelt,  dagegen  die  tiefern  Numismalis- 
mergel  verkümmert  zu  sein.  H.  v.  Strombeck*  gibt  in  seinem 
interessanten  Aufsatze  für  die  15 — 30  Fuss  mächtigen  Thon- 
mergel,  welche  dort  über  dem  untern  Lias  liegen,  eine  Anzahl  darin 
vorkommender  Arten  an,  unter  welchen  ich  folgende  hervorhebe : 

(Belemnites  niger)  Belemn.  elongatus.  Mill. ,  Amrao- 
nites  capricornus,  Amm.  fimbriatus,  Amm.  Davöi, 
{Amm.  amaltheus)  Amm.  margaritatus,  (Helicina)  Pleuro- 
tomaria  expansa,  (Inoc.  pernoides)  Inoceramus.  ventri- 
cosus  Sow. 

Es  sind  dies  die  wichtigsten  Species  der  Davöi-  und  untern 
Margaritatusschichten,  welche  in  B  r  a u  n  s  c  h  w  e  i  g  in  einer  Mer- 
gelbildung vorkommen,  deren  Mächtigkeit  nicht  geringer  ist  als 
die  der  Niederschläge  gleichen  Alters  in  Schwaben.  Man  sollte 
desshalb  glauben,  dass  bei  der  Gleichheit  der  Bildungen  und 
der  Uebereinstimmung  der  fossilen  Arten  auch  im  mittlem  Lias 
von  Braunschweig  das  Auftreten  der  einzelnen  Species  so  ver- 
theilt  sei,  dass  in  analoger  Weise  wie  in  Schwaben  die  Zone 
mit  Amm.  capricornus  und  Davöi  von  der  darüber  liegenden,  in 
welcher  Amm.  margaritatus  zum  ersten  Male  auftritt,  zu  unter- 
scheiden sei. 

5)  Die  Obern  Schichten  des  Amm,  margaritatus, 

§.   22. 

Synonymik:  Blue  Lias  Mari,  (pars  sup.),  WilL  Smith.  1815. 
a.  Mem.  of  the  Strata  u.  s.  w.  Micaceous  Marl,  de  la  Beche  1823. 
Geol.  Trans.  2.  Ser.  2.  Bd.  tab.  3.  Marlstone  ,series  (pars)  Phill.  1829. 
Geol.  of  Yorksb.  pag.  33.  Maristone  and  Ironstone  (pars),  Phill. 
1829.  pag.  192.    Calcaire  ä  Gryphee  cymbium,  M.  Cotteau.    Maines 


Zeitschrift  der  deutscheu  geoL  Gesellsch.  4.  Bd.  pag.  65, 


—     254     — 


ä  Ammonites  arualtheus  ou  margarita  tus ,  Marcoii,  1846.  Jura 
salinols,  pag.  50.  Macigno  d'Aubauge  (pars  in  f.),  Dumout.  Dewalque 
et  Chap.  Luxemb.  pag.  273.  Lias  5.  A  malth  eeuthoue  (pars  med.) 
Quenst.  1843.  Flözgcb.  pag.  540.  Eigentliche  Araaltheen  th  one. 
Oppel.   1843.  Mittl.  Lias  Schw.  pag.  23. 

Paläontologie:   Die   Leitmuscheln   der   obern   Margaritatus- 
schichten  sind  folgende : 


Belemnites  compressus  Stahl. 
y,  paxillosus  Schloth. 

„  lagenaeformis  Ziet. 

Ammonites  margaritus. 
^  Zetes. 

„  Normanianus. 

„  Henleyi. 

Chemnitzia  undulata. 
Turbo  paludinaeformis. 

„       subundulatus. 
Pleurotomaria  anglica. 
„  expansa. 

„  rotundata. 

Leda  complanata. 

„     acuminata. 
Isocardia  cingulata. 
Cardium  truncatum. 
Pinna  Morei. 


Inoceramus  substriatus. 
Pecten  sublaevis. 
^       liasinus. 
„       Philenor. 
Plicatula  spinosa. 
Gryphaea  cymbium. 
Rhynchonella  amalthei. 
„  furcillata. 

„  scalpellum. 

„  acuta. 

Terebratula  quadrifida. 

„  cornuta. 

„  resupinata. 

„  Edwardsi. 

„  Heyseana. 

Spirifer  Tessoni. 
Cidaris  amalthei. 
Pentacrinus  lacvis. 


Avicula  longiaxis. 

Gcstciiisbcscliafl'cntieit,  Verbreitung  und  paläontulogische 
Resultate.  Das  Profil  Nr.  11  des  §.  23  ist  von  den  schwä- 
bischen Bildungen  genommen,  in  welchen  die  obere  Zone 
des  Amm.  margaritatus  so  deutlich  entwickelt  ist,  wie  man  sie 
nur  selten  anderswo  ausgesprochen  finc^et,  während  ihre  Mäch- 
tigkeit hier  nicht  sehr  bedeutend  ist.  lieber  den  Steinmergel- 
bänken der  untern  Margaritatusschichten,  welche  wir  im  vorigen 
Paragraphen  beschrieben  haben,  erheben  sich  längs  der  ganzen 
schwäbischen  Alp  35 — 45  Fuss  mächtige,  blaue  Thonc  mit  ver- 
kiesten  Muscheln  und  zahlreichen  Schwefelkiesknollen.    Bisweilen 


—     255     — 

scheiden  sich  darin  einzehie  graue  Steinmergelbänke  aus,  häufig 
aber  bildet  das  Ganze  einen  ununterbrochenen  Thonniederschlag, 
in  welchem  nur  kleinere  Geoden  ziemlich  unregelmässig  vertheilt 
sind,  wie  z.  B.  zu  Ileiningen  bei  Boll. 

Die  bezeichnendsten  und  häufigsten  Arten  dieser  obern  Region 
des  Amm.  margaritatus  sind:  Bei.  compressus,  lagenaeformis, 
Amm.  Zetes,  Chemnitzia  undulata,  Turbo  paludinaeformis,  Leda 
coraplanata  und  acuminata,  Pecten  sublaevis,  Philenor,  Pentacri- 
nus  laevis  u.  s.  w.,  welche  sich  ganz  auf  diese  Zone  beschrän- 
ken, während  Pleurotomaria  anglica,  expansa,  rotundata,  Inoce- 
ramus  substriatus ,  Pecten  liasinus,  Rhynchonella  amalthei  auch 
noch  hoher  hinaufgehen.  Andere  treten  hier  zum  letzten  Male 
auf,  wie  Amm.  Henleyi,  Normanianus,  globosus.  Diese  noch  frag- 
mentarische Zusammenstellung  genügt  vorerst  um  den  paläontolo- 
gischen Character  der  Zone  zu  begründen,  sowie  um  ihre  Tren- 
nung von  den  angrenzenden  zu  rechtfertigen. 

Die  Abgrenzung  der  Zone  gegen  unten  wurde  schon  im 
vorigen  Paragraphen  gegeben.  Gegen  oben  stellen  sich  an  der 
schwäbischen  Alp,  über  den  Thonen  des  Amm.  margaritatus  helle 
Steinmergel bänke  ein,  welche  neben  Amm.  spinatus  eine  Anzahl 
von  Arten  enthalten,  die  in  den  eigentlichen  Margaritatusschichten 
nicht  gefunden  werden.  In  Württemberg  ist  die  Abgrenzung 
gegen  oben  und  unten  desshalb  leicht,  weil  die  überall  gleich- 
massige  mineralogische  Beschaffenheit  einem  zu  Hülfe  kommt, 
sobald  man  wenigstens  an  einem  Punkte  die  Schichtenunter- 
schiede gehörig  erfasst  hat.  Dagegen  fand  ich  es  im  fremden 
Lande  in  jeder  neuen  Gegend  schwierig  die  analoge  Abgrenzung 
immer  wieder  aufzufinden,  da  die  Abtheilungen  in  entfernteren 
Provinzen  meist  aus  andern,  oft  sehr  verschiedenartigen  Nieder- 
schlägen gebildet  werden. 

In  Frankreich  war  es  nur  ein  Geologe,  der  die  Unter- 
schiede gewürdigt  hat,  welche  zwischen  den  Schichten  des 
Amm.  margaritatus  und  denen  des  Amm.  spinatus  bestehen. 
Marcou  stellt  in  seinem  Jura  salinois  zwei  Abtheilungen 
hiefür  auf,  von  denen  die  untere :  „Marncs  h  Ammonites  mar- 
garitatus ou  amaltheus"  unseren  obern  Margaritatusschichten,  die 


—     256     — 

obere  „Marnes  ä  Plicatiiles"  dagegen  unsern  Spinatusschichten 
entspricht.  Marcou  gibt  die  Mächtigkeit  seiner  Marnes  ä  Amm. 
margaritatus  zu  30  Fuss  an ,  und  bezeichnet  als  wichtigste 
Arten  der  Zone  den  Bei.  Fournelianus  (Bei.  compressus 
Stahl.)  und  den  Amm.  margaritatus,  *  während  er  darüber  eine 
18  Fuss  dicke  Bildung  als  Marnes  ä  Plicatules  hervorhebt,  in 
welcher  Amm.  spinatus  die  Stelle  des  Amm.  margaritatuts  ein- 
nimmt. InBurgund  sind  diese  zwei  Formationsglieder  in  be- 
deutender Mächtigkeit  entwickelt ;  es  sind  braune  bröckelige  Kalke, 
welche  bisweilen  einen  blauen  Kern  enthalten  und  von  der 
grossen  Gryphaea  cymbium  gefüllt  werden.  Amm.  margaritatus 
und  Bei.  paxillosus  sind  ziemlich  sparsam  darin  vorhanden,  doch 
kommt  ersterer  verkalkt  in  riesigen  Exemplaren  vor.  Gegen  oben 
werden  die  Schichten  reicher  an  Fossilen,  Amm.  spinatus  scheint 
auch  hier  den  Amm.  margaritatus  zu  verdrängen,  und  Gryphaea 
cymbium  wird  so  zahlreich,  dass  das  Gestein  beinahe  sich  in 
ein  Muschelconglommerat  verwandelt.  Am  deutlichsten  sah  ich 
dies  bei  Vassy  unweit  Avalion  (Yonne),  wo  die  obersten  Kalke 
des  mittlem  Lias  in  grossen  Steinbrüchen  gleich  unter  den  Fo- 
sidonomyenschiefern  aufgeschlossen  sind.  Marcou  stellt  die  ganze 
Ablagerung  der  braunen  Kalke  von  Vassy  in  die  Zone  des  Amm. 
spinatus  (d.  h.  zu  seinen  Marnes  ä  Plicatules),  doch  konnte  ich 
an  Ort  und  Stelle  eine  genauere  Abgrenzung  der  Margaritatus- 
und  Spinatusschichten  nicht  herausfinden.  Ganz  übereinstimmend 
mit  den  schwäbischen  Bildungen  traf  ich  die  Thone  des  Amm. 
margaritatus  eine  Stunde  oberhalb  Metz  an  den  Ufern  der 
Mosel.  Bei.  compressus  und  paxillosus  sowie  verkieste  Exemplare 
von  Amm.  margaritus  und  Normanianus  lagen  zahlreich  in  den 
blauen  Thonen,  doch  konnte  an  jener  Localität  die  obere  Grenze 
derselben  nicht  gesehen  werden. 

In  dem  Maristone  der  Nor  man  die  besteht  die  ganze  Ab- 
lagerung, in  welcher  Amm.  margaritatus  und  spinatus  vorkommen, 
aus  hellen  Kalken  und  Mergeln    von  wenigen  Fuss  Mächtigkeit. 


•  Ueber  die  Deutung  der  dritteu  Species,  welche  Marcou  als  Bei.  uru- 
bilicatus  angibt ,  bin  ich  nicht  sicher ,  schwerlich  ist  derselbe  mit  dem  im 
vorigen  Paragraphen  angeführten  Bei.  iimbilicatiis  identisch. 


-     257    — 

Terebratula  quadrifida ,  cornuta,  resupinata,  Rhynchonella  acuta, 
Gryphaea  cymbium  kommen  zahlreich  darin  vor,  dagegen  wird 
hier  nicht  leicht  eine  Trennung  bewerkstelligt  werden  können,  da 
die  Schichten  zu  wenig  mächtig  auftreten. 

Im  Süden  von  Frankreich  wurden  die  vereinigten  Zonen 
des  Amm.  margaritatus  und  des  Amm.  spinatus  an  verschiedenen 
Localitäten  mit  DeutHchkeit  nachgewiesen,  M.  Köchlin  S chl um- 
her ger*  beschreibt  sie  von  Mende  (Lozere).  Aus  dem  Dep. 
de  l'Aveyron  erhielt  ich  die  characteristischen  Arten  beider 
Schichten  durch  Herrn  Sämann  in  Paris. 

England.  An  der  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme 
Regis  (Dorsetshire)  werden  die  oberen  Lagen  des  Amm.  marga- 
ritatus durch  mächtige  Niederschläge  eines  blauen  glimmerreichen 
Thones  gebildet,  welche  gleich  unter  den  gelben  Sauden  liegen, 
die  in  jener  Gegend  sich  aufwärts  bis  an  die  Basis  des  eigent- 
lichen Unteroolithes  erstrecken.  Ich  fand  zwar  viele  Exemplare 
von  Amm.  margaritatus,  ausserdem  aber  beinahe  keine  einzige 
bezeichnende  Species.  In  de  la  Beche's  Profil  der  Schichten 
jener  Küste**  findet  man  diese  Zone  deutlich  eingetragen,  als 
„Micaceous  Marl."  De  la  Beche  vereinigt  sämmmtliche  Schichten 
über  den  Bucklandibänken  bis  an  die  Basis  der  mächtigen 
Sande  des  obern  Lias  als  mineralogisch  zusammengehöriges  Ge- 
bilde unter  dem  Namen  „Upper  Marl"  ,  in  welchen  der  „Mica- 
ceous Marl"  die  oberste  über  100  Fuss  mächtige  Lage  einnimmt. 

Zu  Ihn  ins  t  er  (Sommersetshire)  erscheint  wieder  der  Marl- 
stone  des  mittlem  Lias.  Derselbe  hat  viele  Aehnlichkeit  mit 
den  Bildungen  der  Normandie.  Amm.  margaritatus  kommt  in 
riesigen  Exemplaren  vor,  damit  findet  man  Amm.  spinatus,  Tere- 
bratula quadrifida,  cornuta,   resupinata,  Rhynchonella  acuta  etc. 

An  der  Küste  von  Yorkshirc  wird  die  obere  Hälfte  des 
mittlem  Lias  durch  mächtige  Bänke  von  rothen  und  grauen 
Kalken  und  Mergeln  gebildet,  mit  welchen  Thonc  wechseln. 
Gegen  oben  sind  eisenreiche  Schichten,    wesshalb  Phillips  die 


Bull.  Soc.  Geol.  26.  juiii.   1854. 
Geol.  Trans.   1823.  2  ser.  2  Bd.  tab.  8. 


—    258    — 

AbtheiluDg  „Ironstone  and  Marstone"  genannt  hat.  An  der 
Basis  liegt  Amni.  capricornus,  etwas  höher  erscheint  Amni.  mar- 
garitatus  und  Cardium  truncatum ;  auch  Amm.  spinatus  kommt  vor, 
doch  ist  es  noch  nicht  gelungen,  die  150  Fuss  mächtige  Abthei- 
lung genauer  einzutheilen. 

Noch  an  vielen  Punkten  Englands  finden  sich  die  obern 
Margaritatusschichten,  ich  erwähne  hier  bloss  der  Vollständigkeit 
wegen  den  Maristone  von  Gloucestershire,  aus  welchem  in 
Murch.  Geol.  of  Chelt.  pag.  40  die  wichtigsten  Fossile  der 
Schichten  des  Amm.  margaritatus  und  spinatus  aufgeführt  wer- 
den. Auch  in  Nor thamptonshire  kamen  beim  Graben  von 
Tunnels  die  leitenden  Arten  dieser  Zone  zu  Tage. 

6)  Die  Schichten  des  Ammonites  spinatus. 
§.  23. 

Synonymik:  Mames  ä  Pllcatules,  Marcou,  Jura  salinois.  pag.  51. 

Lias    b.    Amaltheeuthone    (parssup.),    Quenst.    Flözgeb,    pag.    540. 

Region  des  Amm  ouites  co  statu  s,  Oppel.mittl.LiasSchwabens.pag.23. 

Im  Uebrigen  gelten  die  Synonyme  des  vorigen  Paragraphen  von  Phillips, 

Cotteau,  Dumont. 

Paläontologie:  lieber  die  genauere  Vertheilung  der  nachfol- 
genden in  der  Zone  des  Amm.  spinatus  vorkommenden  Arten 
siehe  §.17  Profil  N.  9.     Es  sind  folgende: 


Plicatula  spinosa. 
Gryphaea  cymbium. 
Rhynch.  amalthei. 

„        quinqueplicata. 
Terebratula  subdigona. 
„  punctata. 

„  subovoidcs. 

Spirifer  Haueri? 
liasinus.  |  Apiocrinus  amalthei. 

Gcsteinsbcsehail'cnhcit ,  V cibreitiiug  und  paiäontologisiiic 
KesuHatc.  Das  folgende  Profil  stellt  die  obere  Hälfte  des  schwä- 
bischen mittlem  Lias  dar  und  reiht  sich  an  das  in  §.  19,  Nr.  10 
gegebene  an. 


Belemnites  crassus,  Ziet. 

„  breviformisy  Ziet. 

Ammonites  spinatus. 
Chemnitzia  nuda. 
Lyonsia  unioides. 
Lima  Hermanni. 
Inoccramus  substriatus. 
Pecten  äquivalvis. 


—     259 


Nr.   11. 


Bett  des 

Amm. 

spinatus. 


Oberes 

MargarUa- 

tusbett. 


Unteres 

Margarita- 

tushett. 


DavÖibett, 


Posidonomyenschiefer. 


Amin,  spinatus.  Rhynch.qiünque- 
Helle  Stein-  Bei.  crassiis  Ziet.  plicata. 

6-8'mergelbänke     „     breviformis.  Ter.  punctata, 

mit  Thonen.  Lima  Hermanni.  „      subovoides. 

Spirifer  rostralus.  „      subdigona. 


Blaue  Thone  mit  Geo- 
den,  Schwefelkies- 
45'  knollen  und  vereinzel- 
ten Steinmergel- 
bänken. 


Anun.  margaritatus. 

„      Zetes. 
Bei.  paxillosus. 

„     compressus. 

„     lagenaefomiis. 
Chemnitzia  undulata. 
Turbo  paludinaeformis. 
Leda  acuminata. 
Pentacrinus  laevis. 


Bläuliche      Amm.  globosus.     Bei.  umbilicatus. 
10'  Thone    mit         "     fimbriatus.      „     elongatus. 
„     Normania-     „     longisimus. 
nus. 
Amni.  niargaritatus  beginnt  hier. 


Steinmergehi. 


Zone  des  Amm.  Davöi,  Inoceramus  ventricosus, 
Ueber  den  blauen  Thonen  des  Amm.  margaritatus  scheidet 
sich  in  Schwaben  die  Zone  des  Amm.  spinatus  mineralogisch 
dadurch  ab,  dass  die  Schichten  plötzlich  eine  hellere  Farbe  be- 
kommen. Es  treten  gelbe  lettenartige  Thone  auf,  in  welchen 
dicke  Bänke  grauer  Steinmergel  liegen.  Amm.  spinatus  findet  sich 
in  Schwaben  hauptsächlich  in  diesen  Steinmergeln,  er  geht  zwar 
noch  etwas  tiefer  in  die  Thone  hinab,  doch  sind  es  bloss  die 
obern  heller  gefärbten  Schichten,  in  welchen  er  mit  Sicherheit 
unterschieden  und  in  grösserer  Häufigkeit  angetroffen  wird.  Den 
Amm.  margaritatus  fand  ich  in  Schwaben  nie  in  den  Steinmer- 
geln, er  scheint  schon  tiefer  aufzuhören,  doch  ist  es  schwierig, 
vielleicht  unmöglich,  die  Begrenzung  beider  auf  genaue  Weise 
für  sämmtliche  Localitäten  durchzuführen.  Es  bestimmen  mich 
jedoch  die  Unterschiede,  welche  beide  Zonen  in  einigen  Gegen- 
den zeigen,  eine  Trennung  derselben  zu  versuchen. 


—     260    — 

Gegen  oben  kann  die  Grenze  der  Spinatusschichten  beinahe 
überall  nicht  bloss  durch  mineralogische,  sondern  in  Ueberein- 
stimmung  damit  noch  sicherer  durch  paläontologische  Unterschiede 
festgestellt  werden.  Schon  die  einfache  Vergleichung  ihrer  Leit- 
muscheln mit  denen  der  Posidonomyenschiefer  zeigt  die  grosse 
Verschiedenheit  der  zoologischen  Charactere.  Da  die  Schichte 
des  Amm.  spinatus  das  oberste  Glied  des  mittleren  Lias  ist,  so 
wird  durch  ihre  scharfe  Begrenzung  gegen  die  Posidonomyen- 
schiefer des  obern  Lias  die  Trennung  beider  Etagen  gesichert, 
und  hiemit  der  mittlere  Lias  gegen  oben  viel  bestimmter  abge- 
schlossen, als  dies  gegen  unten  ausgeführt  werden  konnte. 

Die  wichtigsten  derjenigen  Arten,  welche  in  den  Spinatus- 
schichten Schwabens  vorkommen,  habe  ich  in  das  Profil  einge- 
schrieben, andere,  welche  noch  tiefer  gehen,  weiter  oben  erwähnt, 
es  bleiben  jedoch  noch  weitere  Arten  übrig,  die  wahrscheinlich 
in  dieselbe  Zone  gehören,  wie  z.  B.  eine  Anzahl  der  Brachio- 
poden  des  Maristones  der  Normandie  (siehe  am  Ende  des  §.  25), 
deren  engerer  Horizont  aber  noch  nicht  mit  Sicherheit  bestimmt 
werden  konnte. 

Es  sind  mir  bis  jetzt  noch  wenige  Orte  bekannt,  an  welchen 
die  Schichten  des  Amm.  spinatus  deutlich  und  bezeichnend  an- 
getroffen werden.  Die  beste  Localität  findet  sich  in  den  Um- 
gebungen von  Altdorf  in  Bayern.  Zu  beiden  Seiten  des 
Donau-Mainkanals  stehen  daselbst  die  Posidonomyenschiefer  an; 
die  darunter  liegenden  dunkeln  Thone  wurden  vor  mehreren 
Jahren  ausgebrochen  und  in  Masse  bei  Seite  geführt.  An  den 
Terassen,  welche  dieser  Abraum  bildet,  lagen  unzählige  Exem- 
plare von  Amm.  spinatus,  damit  kamen  Chemnitzia  nuda,  Pleuro- 
tomaria  Anglica  und  expansa,  Lyonsia  unioides,  Inoceramus 
substriatus,  Plicatula  spinosa,  Apiocrinus  amalthei  vor,  dagegen 
fand  ich  an  dieser  Stelle  keine  Spur  von  Amm.  margaritatus, 
während  derselbe  doch  in  einiger  Entfernung  (ohne  Zweifel  in 
tiefern  Schichten)  gefunden  wird.  Die  obigen  Species  stecken 
wohlerhalten  in  grauen  oft  auch  rothbraunen  Geoden  u.id  der 
Reichthum  an  Fossilen  ist  auflallend.  Die  relative  Lage  der 
Spinatusschichten  ist  hier  dieselbe  wie  in  Schwaben.     In  beiden 


—    261     — 

Ländern  findet  man  sie  gleich  unter  den  Posidqnomyenscbiefen], 
dagegen  ist  ihre  mineralogische  Beschafl'cnheit  eine  verschiedene. 
Ans  den  harten  Steinmergelbänken,  in  welchen  in  Schwaben  Amm. 
spinatus  sehr  zahlreich  liegt,  ist  das  llerauswittern  der  Fossile 
erschwert,  die  dazwischenliegenden  Thone  enthalten  die  Muscheln 
bloss  in  Abdrücken,  während  am  Donau-Mainkanal  die  vcrkiesten 
Ammoniten  und  wohlerhaltenen  Muscheln  sich  in  grosser  Zahl 
von  den  Geoden  ablösen.  Merkwürdig  ist  sowohl  in  Schwaben 
als  an  obigen  Stellen  in  Bayern  das  Fehlen  der  Gryphaea  cym- 
bium  in  der  Region  des  Amm.  spinatus. 

In  Frankreich  finden  sich  die  Schichten  des  Amm.  spi- 
natus, wie  schon  im  vorigen  Paragraphen  angegeben  wurde,  in 
der  Normandie,  im  Departement  der  Mosel,  der  Memthe,  in  den 
Umgebungen  von  Gundershofen  (Bas  Rhin).  Dep.:  Cote  d'Or, 
Lozere,  Aveyron  u.  s.  w. ;  dessgl.  in  Luxemburg.  Ihre  Begren- 
zung gegen  oben  lässt  sich  meistens  mit  Schärfe  ausführen,  die 
Abtrennung  von  den  Margaritatusschichten  ist  dagegen  gewöhn- 
lich sehr  schwierig.  Dasselbe  gilt  für  die  englischen  Locali- 
täten  in  Yorkshire,  Gloucestershire,  Sommersetshire  u.  s.  w.  lieber 
die  Verhältnisse  im  Juradepartement  und  in  Burgund  wie- 
derhole ich  die  Marcou'schen  Angaben.  Er  trennt  im  Lias  von 
Salins  die  Zone  des  Amm.  spinatus  unter  der  Bezeichnung  Marnes 
a  Plicatules  von  den  darunter  liegenden  Margaritatusschichten 
besonders  ab  und  nennt  als  Begleiter  des  Amm.  spinatus  den 
Bei.  Bruguerianus ,  Lima  Hermanni  und  Plicatula  spinosa.  Als 
Aequivalente  dieser  Zone  in  Burgund  stellt  Marcou  die  Kalke 
mit  Gryphaea  cymbium  und  Amm.  spinatus  auf,  welche  beson- 
ders deutlich  bei  Vassy  entwickelt  sind,  und  deren  relative  Lage 
unter  den  Posidonomyenschiefern  keinerlei  Widerspruch  gegen 
diese  Eintheilung  bietet. 


—     262     — 

§.  24.  Verbreitung,  Mächtigkeit,  Gesteiiisheschaffeulicit 
des  mittlem  Lias,  Zusammenstellung  seiner  einzelnen  Glieder 
nach  verschiedenen  Gegenden.  Durch  die  Profile  10  und  ii 
wird  die  Mächtigkeit  und  GesteinsbeschafFenheit  des  mittlem  Lias, 
wie  er  besonders  an  der  schwäbischen  Alp  auftritt,  gegeben.  Seine 
Verbreitung  richtet  sich  ziemlich  genau  nach  der  des  untern 
LiaSj  indem  letzterer  die  Unterlage  für  ihn  bildet,  über  welche 
er  sich  meist  als  schmales  Band  da  anlegt,  wo  das  Terrain 
ansteigt.  Der  mittlere  Lias  bedeckt  in  Schwaben  keine  grossen 
Flächen,  sondern  wird  beinahe  immer  von  den  Schichten  des 
oberen  Lias  überlagert,  so  dass  es  häufig  nur  AVände  oder  Ab- 
hänge von  Hügeln  sind,  an  denen  er  bloss  liegt.  Weit  geringer 
sind  seine  Aufschlüsse  in  Baden  in  den  Umgebungen  von  Langen- 
brücken, woselbst  überhaupt  die  liasischen  Bildungen  nur  eine 
sehr  beschränkte  Ausdehnung  besitzen. 

Der  mittlere  laas  Württembergs  erreicht  die  Mächtigkeit 
von  lOOFuss  nirgends  vollständig,  an  manchen  Orten  ist  dieselbe 
weit  geringer,  dennoch  aber  lassen  sich  hier  seine  einzelnen 
Zonen  mit  Leichtigkeit  nachweisen.  In  mineralogischer  Bezie- 
hung ist  der  mittlere  Lias  Württembergs  wesentlich  aus  zweierlei 
Bildungen  zusammengesetzt:  aus  hellgrauen  Mergeln  und  aus 
dunklen  Thonen.  Auch  in  manchen  andern  Ländern  lassen 
sich,  wie  wir  gesehen  haben,  dieselben  mineralogischen  Ver- 
hältnisse der  Etage  nachweisen,  während  an  vielen  Punkten 
in  Frankreich  und  England  der  mittlere  Lias  eine  ganz  an- 
dere Gesteinsbeschaffenheit  besitzt.  Will  man  aber  statt  dieser 
zwei  grösseren  Abtheilungen  die  einzelnen  Zonen  in  verschie- 
denen Gegenden  feststellen,  so  muss  man  sich  ganz  auf  die 
paläontologischen  Charactere  dieser  Formationsglieder  verlassen, 
da  die  GesteinsbeschafTenheit  der  Schichten  gleichen  Alters  bei 
einer  grössern  Anzahl  von  Localitäten  sich  sehr  abweichend 
zeigt ,  ausserdem  aber  die  Mächtigkeit  der  Ablagerungen  so  sehr 
wechselt,  dass  oft  zwischen  den  Schichten  gleichen  Alters  die 
grössten  Differenzen  herrschen  und  gar  keine  üebereinstimmung 
vorhanden  zu  sein  schiene,  wenn  sich  nicht  immer  wieder  die 
gletchmässige  Aufeinanderfolge  der  einzelnen  versteinerten  Reste 
nachweisen  liesse. 


-    263    - 

Mächtigkeit  des  mittlem  Lias: 

von  Semiir  (uach  d'Orbigny')     •     •     •     •      150   Meter, 
im  Juradepartement  (nach  Marcou")    .     .       17    Meter, 

von  Evrecy  bei  Caen 40  Fuss, 

an  der  Küste  von  Yorkshire      .     .     .     .     350  Fuss, 
an  der  Küste  von  Dorsetshire    .     .     .     .     200  Fuss, 
an  der  schwäbischen  Alp       .     .     .       90 — 100  Fuss. 
Da  der  mittlere  Lias  beinahe  überall  den  unteren  begleitet, 
so   kann   ich  mich  hier  auf  §.13   beziehen   und    die  genauere 
Verfolgung  desselben   von  Ort  zu  Ort   unterlassen.     Die   grösste 
üebereinstimmung  mit  den  schwäbischen  Bildungen  zeigen  seine 
Schichten  in  den  Umgebungen  von  Metz.    Graue  Mergel  (Numis- 
malismergel)  werden  dort  überlagert  von  den  blauen  Thonen  des 
Ammonites  margaritatus ;  die  Schichten  des  Amm.  Davöi  spielen 
in  ersteren  die  Hauptrolle,  während  die  tieferen  Zonen  des  Amm. 
ibex    und  Jamesoni    nur    versteckt    vorzukommen    scheinen    und 
von  den  dortigen  Localsammlern  noch  nicht  beachtet  wurden.  — 
Im  Luxen  bürg  er  mittlem  Lias   ist   noch  gar  keine  Trennung 
zu  Stande  gekommen;  Dewalque   und  Chapuis   haben   zwar 
die  Fossile  mit  grosser  Sorgfalt  geordnet  und  gezeigt,    dass  die 
wichtigsten   Arten,    welche    obige  Zonen   bestimmen,    theilweise 
vorkommen,  eine  Eintheilung  ist  jedoch  noch   immer  nicht  aus- 
geführt worden.     Im  Jura  von  Salins  ist  durch  die  Arbeiten 
Marcou 's**  schon  vor  zehn  Jahren  ein  grosser  Schritt  zu  einer 
vollendeteren  Eintheilung  gemacht  worden.   Marcou  trennt  seinen 
mittleren  Lias  in  vier  Abtheilungen: 

1)  Marnes  de  Balingen  ou  ä  Giyphaea  cymbium. 

2)  Calcaire  ä  Belemnites. 

3)  Marnes  ä  Ammonites  amaltheus  ou  margaritatus. 

4)  Marnes  h  Plicatules. 

Nr.  1  fällt  hinweg,  da  die  „Marnes  de  Balingen  ou  ä  Gry- 
phaea   cymbium"    in   den   untern  Lias   gestellt   werden   müssen, 


*  D'Orbigny,  Cours  elementaire  pag.  453. 
Marcou,    Recherches    geol.    sur   le    Jura    salinois.  Mem.    Soc.    geol, 
18.  Mai  1846.  extr.  p,  47—51. 


—     264     — 

wie  ich  schon  am  Ende  des  §.12  gezeigt  habe,  während  Nr.  2, 
3  und  4  die  Aequivalente  des  mittlem  Lias  bilden.  Ihre 
gesammte  Mächtigkeit  gibt  Marcou  zu  17  Meter  an.  Diese 
drei  Abtheilungen  scheinen  den  oben  aufgestellten  sechs  Zonen 
in  folgender  Weise  untergeordnet  werden  zu  müssen:  Calcaire 
ä  Belemnites  vertritt  die  Schichten  des  mittlem  Lias,  wenigstens 
bis  zur  Zone  des  Amm.  Davöi.  Es  sind  dies  die  eigentlichen 
Numismalismergel,  deren  Mächtigkeit  aber  dort  nur  w^enige  Fuss 
beträgt,  und  deren  Fossilreste  sich  hauptsächlich  auf  die  Arten 
der  Davöischichten  zu  beschränken  scheinen.  Die  Marnes  ä  Amm. 
amaltheus  ou  margaritatus ,  welche  darüber  liegen ,  werden  hier 
wie  überall  durch  die  Zone  des  Amm.  margaritatus  gebildet, 
während  Marcou's  ^Marnes  ä  Plicatules"  den  Spinatusschichten 
gleichzustellen  sind.  Die  untere  Hälfte  des  mittlem  Lias  von 
Salins  ist  demnach  nicht  nur  wenig  mächtig,  sondern  auch  in 
paläontologischer  Beziehung  verkümmert,  während  die  zwei  oberen 
Zonen  bei  einem  Durchschnitt  von  beinahe  50  Fuss  eine  regel- 
mässige Entwicklung  zeigen. 

In  Burg  und  ist  der  mittlere  Lias  an  vielen  Stellen  in 
mächtigen  Lagen  aufgeschlossen.  In  den  Umgebungen  von  Avallon 
(Yonne)  und  Semur  (Cote  d'Or)  konnte  ich  die  grossartige  Ent- 
wicklung, welche  seine  Schichten  besitzen,  mit  Deutlichkeit  sehen. 
Die  Unterregion  besteht  aus  Mergeln ,  welche  den  schwäbischen 
Numismalismergeln  völlig  gleichen ;  Jamesoni-  Ibex-  Davöi-  und 
untere  Margaritatus-Schichten  lassen  sich  nach  einander  unter- 
scheiden und  gehören  den  Mergelbildungen  an ;  während  darüber 
die  braunen  bröckligen  Kalke  mit  Amm.  margaritatus,  spinatus, 
und  zahlreichen  Exemplaren  von  Gryphaea  cymbium  sich  bis  zu 
bedeutender  Höhe  erheben,  und  eine  Kalkformation  zusammen- 
setzen, deren  Auftreten  keine  Identität  mit  den  Thonen  vermuthen 
lässt,  welche  in  Schwaben  sowie  im  Departement  der  Mosel  die 
obere  Hälfte  des  mittleren  Lias  einnehmen.  Und  doch  sind  die 
characteristischen  Species,  welche  in  diesen  abweichenden  Bil- 
dungen vorkommen,  dieselben.  Die  Schichten,  welche  den  mittlem 
Lias  Burgunds  überlagern,  werden  durch  die  leicht  erkennbaren 
Posidonomyenschiefer  gebildet. 


—     265     — 

Im  Süden  von  Frankreich  ist  der  mittlere  Lias  so  charac- 
teristisch  und  vollständig  entwickelt  als  irgendwo  sonst.  Aus 
dem  Dep.  de  l'Aveyron  sah  ich  beiHerrn  Sämann  in  Paris 
eine  grosse  Anzahl  der  wichtigsten  Muscheln  des  mittleren  Lias 
von  den  Jamesonischichten  an  bis  zu  der  Region  des  Amm. 
spinatus,  welche  Herr  Sämann  eigens  hatte  sammeln  lassen. 
Selbst  die  einzelnen  Zonen  scheinen  sich  dort  untereinander  abzu- 
trennen ,  was  ich  aus  der  Erhaltungsweise  der  fossilen  Arten 
schliessen  zu  müssen  glaube.  Herr  Sämann  zeigte  mir  in  den 
Jahren  1854  und  55  mehrmals  reiche  Suiten,  gleich  nachdem 
er  sie  von  Aveyron  zugeschickt  bekommen  hatte.  Die  Arten 
der  Davöi-  und  der  darunter  liegenden  Schichten  waren  sämmt- 
lich  verkalkt,  und  in  harten  grauen  Steinmergeln  erhalten,  während 
Amm.  margaritatus  daselbst  in  Thonen  vorzukommen  scheint.  Aus 
dem  Departement  der  Lozere  hat  H.  Köchlin  Schlumberger * 
zuerst  den  mittlem  Lias  als  solchen  unterschieden  und  nach 
seinen  Fossilen  scharf  abgetrennt;  die  wichtigsten  Arten,  welche 
er  aus  den  untern  Lagen  angibt  sind: 
Ammonites  (Bechei)  Henleyi. 
„  fimbriatus. 
„         Davöi. 

„         (planicosta  d'Orb.),  capricornus.  Schloth. 
„  margaritatus. 

„         Normanianus. 
Pleurotomaria  expansa. 
Turbo  cyclostoma. 
Pholadomya  Urania. 
Von  den   höheren  Mergeln,   welche   H.    Köchlin  Schlum- 
berger an  einer  andern  Localität  unweit  Mende  untersucht  hat, 
gibt  er  noch  folgende  Arten  mit  Bestimmtheit  an: 
Ammonites  spinatus. 

„  margaritatus. 

Plicatula  spinosa. 
Beide  Niederschläge    zusammengenommen    bilden    den  mitt- 


•  Bullet.  Soc.  Geol.  de  France  26.  Juin  1854,  pag.  614. 
Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  Mai,  1856.   2s  Heft.  18 


-     266     — 

lern  Lias  jener  Gegend;  ihre  Fossile  gehören  den  vier  obersten 
Zonen  des  mittlem  Lias  an,  während  ich  von  den  charakteristi- 
schen Arten  der  Jamesoni-  und  Ibex-Schichten  nichts  erwähnt 
finde.  Letztere  scheinen  demnach  entweder  zu  fehlen,  oder  nur 
sehr  versteckt  eingelagert  zu  sein,  da  sie  in  obigen  Beobochtungen, 
welche  durch  ihre  Schärfe  so  grosses  Zutrauen  verdienen,  nicht 
angedeutet  sind. 

In  den  Umgebungen  von  Lyon  tritt  der  mittlere  Lias  an 
verschiedenen  Stellen  auf;  bei  la  Verpilliere  (Isere)  bilden  seine 
obersten  Schichten  die  Basis  der  dortigen  Eisenerze.  Der  mitt- 
lere Lias  des  Cherdepartements  ist  bekannt  durch  den  Reichthum 
an  Fossilen.  Die  Arten,  welche  d'Orbiguy  von  Saint  Amand 
(Cher)  beschrieben  hat,  gehören  nicht  bloss  einer  einzigen  Schichte 
des  mittleren  Lias  an,  sondern  repräsentiren  sämmtliche  Zonen. 
Im  Dep.  der  Sarthe  scheint  hauptsächlich  die  Oberregion  des 
mittlem  Lias  blossgelegt  zu  sein,  die  Fossile,  welche  ich  in  den 
dortigen  Sammlungen  sah,  gehören  ihr  an,  beschränken  sich  ab^r 
auf  dieselbe.  Im  Dep.  Deux-Sevres  tritt  die  Etage  auf,  ist 
aber  noch  wenig  untersucht.  D '  0  r  b  i  g  n  y ,  Cours  dement, 
pag.  453.  gibt  an,  dass  sie  aus  einem  grobkörnigen  Quarzgestein 
zusammengesetzt  sei. 

In  der  Norman  die  liegt  der  mittlere  Lias  häufig  unmittel- 
bar über  den  silurischen  Felsen  auf,  vom  untern  Lias  sind  da- 
gegen an  manchen  Stellen  bloss  Spuren  vorhanden,  die  Mächtig- 
keit des  ersteren  wechselt  nach  den  localen  Ablagerungen.  Die 
dortigen  Geologen  nennen  die  mergeligen  Kalke ,  welche  ihn 
zusammensetzen,  nach  Analogie  der  englischen  Bildungen  „Marl- 
stone."  Zu  Fontaine-Etoupfour  fand  ich  die  ganze  Etage  durch 
eine  wenige  Fuss  dicke  Ablagerung  repräsentirt,  gefüllt  mit  Gry- 
phaea  cymbium,  Amm.  margaritatus,  Terebratula  cornuta,  Spirifer 
Tessoni.  Darunter  sah  ich  in  demselben  Steinbruch  die  siluri- 
schen Felsen  in  unregelmässigen  Höckern  hervorstechen.  In  den 
Vertiefungen  scheinen  schwache  Aequivalente  des  untern  Lias 
vorzukommen,  ich  fand  wenigstens  ein  deutliches  Exemplar  von 
Gryphaea  arcuata.  Ueber  dem  schmalen  Band,  das  durch  den 
mittlem  Lias  gebildet  wird,   lagern   sich    die  leicht  erkennbaren 


—     267     — 

Schichten  des  obern  Lias  ab,  deren  characteristische  Fauna  eine 
scharfe^  Begrenzung  zulässt.  Mein  Freund  E.  Deslongchamps 
führte  mich  in  die  Umgebungen  von  Landes ,  woselbst  eine 
ziemliche  Anzahl  von  Steinbrüchen  die  Schichten  entblössen.  Die 
thonigen  Kalkbänke  mit  Amm.  margaritatus  und  spinatus,  Tere- 
bratula  cornuta,  quadrifida,  resupinata,  Rhynchonella  acuta  u.  s.  w. 
nehmen  daselbst  immer  die  höchsten  Lagen  des  Marlstone's  ein, 
während  ich  den  Amm.  bipunctatus  schon  etwas  tiefer  antraf. 
E.  Deslongchamps  sandte  mir  kürzlich  das  beifolgende  locale 
Profil  des  mittlem  Lias  von  Evrecy  bei  Caen.  Die  Niederschläge 
sind  hier  schon  viel  mächtiger  als  bei  Fontaine  -  Etoupfour ; 
Nr.  3  u.  4.   bezeichnen  die  Schichten  des  mittlem  Lias. 

Nr.  12. 

5)  Leptaenabett  des  obern  Lias 1 — 2    Meter. 

4)  Mergelige   Kalkbänke  (mit  Terebr.   quadrifida  und 

Rhj-nclionella  acuta) 1,60    „ 

3)  Helle  Kalkbänke  mit  Thonen  (mit  Ter.  numism.)     11 — 12        „ 

2)  Sande  mit  Quarzgeschieben 1 — 2        „ 

1)  Silurische  Gesteine. 

An  andern  Localitäten  der  Umgebungen  von  Caen  vervoll- 
ständigt sich  der  Durchschnitt;  es  schieben  sich  gleichsam  ein- 
zelne Lagen  ein,  welche  aber  nur  an  wenigen  Punkten  anstehen, 
an  andern  Orten  aber  der  unregelmässigen  Verhältnisse  wegen 
nicht  sichtbar  sind,  so  dass  die  Gesammtmächtigkeit  aller  Schich- 
ten des  mittlem  Lias  der  Normandie  wohl  mehr  betragen  mag, 
als  auf  obigem  Localprofil  angegeben  ist.  Der  Maristone  der 
Normandie  gehört  zu  den  petrefactenreichsten  Ablagerungen  des 
mittlem  Lias ;  neben  vielen  neuen  und  ausgezeichneten  Gastero- 
poden,  Lamellibranchen  und  Brachiopoden  findet  man  darin  die 
wichtigsten  Cephalopoden  der  Etage  wie  Amm.  Jamesoni,  brevi- 
spina,  hybrida,  Loscombi,  Henleyi,  ibex,  bipunctatus,  Maugenesti, 
Davöi,  capricornus,  margaritatus,  Normanianus,  spinatus  u.  s.  w. 
Dieselben  gehören  den  6  verschiedenen  Zonen  des  mittleren  Lias 
an;  es  lässt  sich  desshalb  hoff'en,  dass  auch  hier  eine  detailir- 
tere  Abtrennung   ausführbar   sein   werde ,    besonders   an   solchen 

18* 


—     268    — 

Localitäten ,    an   welchen   der   mittlere  Lias   durch  eine  grössere 
Anzahl  von  Bänken  gebildet  wird. 

Der  mittlere  Lias  in  England.    Westlich  von  Lyme 
Regis    und    Charmouth    (Dorsetshire)    erhebt   sich    der   mittlere 
Lias  in  einer  Mächtigkeit,  welche  200  Fuss  vielleicht  noch  über- 
steigt.     In    mineralogischer  Beziehung    lässt    sich    die   Etage    in 
zwei  Hälften  zerlegen,  in  eine  untere,  graue,  mergelige  und  eine 
obere,    blaue,  thonige  Bildung.     Die  Grenzen  des    mittlem  Lias 
sind  hier  schwierig  festzustellen,  da  gegen  oben  die  blauen  Thone 
in  Sande  übergehen,    welche    arm    an  Fossilen    sind    und  denen 
der  Character  der  Posidonomyenschiefer  vollständig  fehlt.     Nach 
miten  dagegen  lässt  sich  zwar  eine  Trennung  von  den  thonigen 
Schichten    des    unteren  Lias    wahrnehmen ,    dieselbe   wurde  aber 
bis   jetzt    noch   nicht    mit    genügender  Schärfe    ausgeführt.     Die 
erste  Species,    welche   ich  in  dem  Mergelsystem  an  jener  Küste 
fand,  war  Amm.  Jamesoni ;  darüber  traf  ich  Abdrücke  des  Amm. 
bipunctatus    und  Yaldani.     Höher    als    diese    hegt   Amm.  capri- 
cornus   zahlreich    in   Knollen    gebacken.     Ein  einziges  Exemplar 
des  Amm.  Davöi  fand  ich  mit  letzteren  ungefähr  in  der  gleichen 
Region.     Amm.  margaritatus  liegt  darüber  in  den  Mergeln,  doch 
werden  diese  bald  durch  blaue,  glimmerreiche  Thone  ersetzt ,  in 
denen   ich   den   Amm.  margaritatus   zwar   in    ziemlicher  Anzahl, 
sonst   aber   keine   bezeichnende  Species    antraf.     Der  Uebergang 
dieser  Thone  in  die  darauf  liegenden  Sande  folgt  ganz  allmählig. 
Die  Zone  des  Amm.  spinatus  ist  wahrscheinlich  gerade  in  diesen 
Uebergang  zu  stellen,  doch  fand  ich  in  Wirklichkeit  die  Spuren 
derselben  nicht.     Die  einzige  Art,   welche  hier  vorkommen  soll, 
erhielt  ich  in  Lyme  Regis  zahlreich,  es  ist:    Ophioderma  Eger- 
toni  Brod.,  ich  konnte  sie  aber  selbst  nicht  auffinden.  Der  mittlere 
Lias  reicht   also   an    der  Küste  von  Lyme  Regis  nahezu  bis  an 
die  Ba&is  der  Sande,  welche  de  laBeche  u.  A.  schon  mit  dem 
Unteroolith  vereinigt  haben.    In  dem  Profil,  welches  de  la  Beche 
Geol.   Trans.   II  Ser.    2,  Bd.    tab.  3.    von    den  Schichten  dieser 
Küste  gegeben  hat,    ist   die  ganze  Etage    des  mittlem  Lias  den 
Upper  marls  zugezählt,  weichein  einer  Mächtigkeit  von  500  Fuss 
sämmtliche  Schichten    über   dem   Bucklandibett    und    unter    den 
ebengenannten  gelben  Sauden  einschliessen. 


—    269    — 

^  In  den  Umgebungen  von  Ilminster  hat  der  mittlere  Li as 
viele  Aehnliclikeit  mit  dem  der  Normandie,  besonders  zeigen  die 
fossilen  Arten  beider  Bildungen  grosse  Uebereinstimmung. 

In  Gloucestersliire  wurde  der  mittlere  Lias  (Murchi- 
son,  Geol.  of  Cheltenh.)  nach  der  Gesteinsbeschaffenheit  der 
Schichten  unterschieden  und  eingetheilt,  indem  der  Maristone 
mit  Amm.  margaritatus ,  spinatus,  Zetes  (heterophyllus  amalthei) 
Belemnites  paxillosus,  Dentaliura  giganteum,  Cardium  cucullatum, 
Modiola  scalprum,  Pecten  aequivalvis,  als  solcher  von  den  tiefern 
Zonen  abgetrennt  wird,  welche  Murchison  sämmtlich  noch  dem 
untern  Lias  zutheilt.  Die  mineralogische  Beschaffenheit  der  Etage 
erklärt  diese  Abtrennung,  denn  die  Schichten  werden  unter  dem 
Maristone  thonig  und  bekommen  eine  dunklere  Farbe.  Als  oberstes 
Glied  des  Lower  Lias  Shale,  oder  untern  Lias  wird  hiedurch 
der  „Ochraceous  Lias*,"  d.  h.  die  Zone  des  Amm.  ibex  festge- 
stellt. Darunter  folgt  der  „Laminated  Lias"  (10  Fuss),  welcher 
ohne  Zweifel  der  Zone  des  Amm.  Jamesoni  angehört.  Das  „Be- 
lemnite-Bed"  (12  Fuss)  unterlagert  die  vorigen  und  bildet  hier 
den  Uebergang  zu  den  obersten  Ammonitenschichten  des  eigent- 
lichen untern  Lias.  Phillips  **  hatte  bei  der  Eintheilung  des 
Lias  der  Küste  von  Yorkshire  schon  früher  den  mittlem  Lias 
auf  ähnliche  Weise  behandelt,  wie  diess  nachher  durch  Mur- 
chison für  Gloucestershire  ausgeführt  wurde.  Die  bedeutende 
Entwicklung  des  Marlstone's  (u.  Ironstone's),  welche  in  Yorkshire 
zusammen  eine  Mächtigkeit  von  150  Fuss  erreichen,  war  viel- 
leicht theilweise  der  Grund,  diese  Bildung  als  besondere  Etage 
abzutrennen  und  als  Aequivalent  des  mittlem  Lias  zwischen  den 
untern  und  obern  Lias  hineinzustellen.  Der  Maristone  von 
Yorkshire  wird  durch  die  Zonen  des  Amm.  spinatus,  margari- 
tatus und  capricornus  (Davöi)  gebildet,  während  Phillips  sämmt- 
liche  tieferen  Schichten  dem  unteren  Lias  zutheilt.  Der  untere 
Lias  von  Yorkshire  würde  demnach  bei  einer  Mächtigkeit  von 
500  Fuss  sämmtliche  Schichten  des  Lias  bis  unter  die  Zone  des 
Amm.  Davöi  einschliessen ;    es  würde    somit    die  von  Phillips 

*  Eine  4  Fuss  mächtige  thonige  Bildung  mit  eisenreiclien  Geoden,  siehe 
Murcli.   1845,  Geol.  of  Cheltenham.  pag.  42. 
"  Phill.  1829.    Geol.  of  Yorkshire.    pag.  33. 


_    270     -- 

aufgestellte  Etage  des  untern  Lias  tibereinstimmend  mit  Mur- 
chison's  Lower  Lias  Shale  von  Gloucestershire ,  gegen  oben 
auf  eine  Weise  begrenzt,  welche  mit  allen  übrigen  in  England, 
Frankreich  und  Deutschland  angenommenen  Arten  der  Einthei- 
lung  im  Widerspruch  steht.  Die  GesteinsbeschafFenheit  und 
Farbe  sämmtlicher  Schichten  unter  dem  Maristone  sind  zwar 
keinem  grossen  AYechsel  unterworfen ,  doch  ist  die  obere  Partie 
dieser  500  Fuss  mächtigen  Bildung  mergeliger  und  grauer  als 
die  untere^  in  welcher  dunkle  Thone  vorwalten.  Da  im  Lias 
von  Yorkshire  zwischen  beiden  die  Zone  des  Amm.  raricostatus 
und  Pentacrinus  scalaris  auftritt  * ,  so  ist  die  Begrenzung  des 
untern  Lias  gegen  den  mittlem  in  Uebereinstimmung  mit  der 
allgemein  angenommenen  Eintheilung  des  Lias  in  seine  3  Etagen, 
auch  für  Yorkshire  leicht  ausführbar.  Die  über  Amm.  raricosta- 
tus folgenden  mindestens  200  Fuss  mächtigen,  mergeligen  Thone 
mit  Pinna  folium,  Amm.  Jamesoni,  Taylori,  Beleranites  clavatus, 
Pecten  priscus  und  Pentacrinus  basaltiformis  sind  somit  dem 
mittlem  Lias  zuzutheilen ,  so  dass  die  Gesammtmächtigkeit  des 
untern  Lias  von  Yorkshire  auf  300  Fuss  reducirt,  die  des  mitt- 
lem aber  von  150  auf  350  Fuss  erhoben  werden  muss.  200  Fuss 
mächtige  graue  Thone  mit  150  Fuss  Maristone  setzen  also  den 
mittleren  Lias  von  Yorkshire  zusammen.  Die  oberen  Lagen  des 
letzteren  werden  an  vielen  Punkten  besonders  im  Innern  des 
Landes  wegen  ihres  Eisenreichthums  ausgebeutet.  Ueberall  folgen 
die  dunklen  Schiefer  des  obern  Lias  (Alumshale)  mit  grosser 
Regelmässigkeit  auf  die  harten  Bänke  des  Marlstone's. 


•)  Zwischen  Robin  Hoods  Bay  und  Peak  lässt  sich,  wie  schon  früher 
erwähnt  wurde ,  die  Grenze  zwischen  dem  unteren  und  mittleren  Lias  mit 
Leichtigkeit  nachweisen,  da  Pentacrinus  sclaris  in  der  Zone  des  Amm.  rari- 
costatus reiche  Lagen  bildet,  besonders  aber  in  einer  dicken  saudigen  Bank 
vorkommt,  welche  nicht  wohl  dem  Auge  entgeht.  Nordwestlich  von  Robin 
Hoods  Bay  stehen  dagegen  die  mächtigen  Mergelbildungen  mit  Amm.  Jame- 
soni, Taylori  und  Pinna  folium  an,  welche  Phillips  noch  in  seinen  „Lower 
Lias  Shale"  stellt,  die  aber  schon  ächte  Numismalismergel  sind,  d.  h.  durch 
die  untern  Zonen  des  mittlem  Lias  gebildet  werden,  Sie  beginnen  au  der 
Baystadt,  und  sind  an  den  mächtigen  Küstenwändeu  in  der  Richtung  gegen 
Hawsker's  hottom  blossgelegt,  fallen  stark  gegen  Norden  ein  und  werden  bald 
von  den  Saud-  und  Mergelbänken  des  Marlstone's  überdeckt. 


271     - 


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Anhang  zum  zweiten  Abschnitt. 

§.  25. 

1.  Beleninites   elongatus,   Miller.    1823.    Trans,   of  the 

Geol.  Soc.  2.  Ser.  2.  Bd.  tab.  7.  ßg.  6—8. 
Bei.    paxillosus    numismalis,    Quenst.     1848.     Ceph. 
tab.  23.  flg.   21,  22. 
Bei.    elongatus   füllt    die   Belemnitenschichten    des    mittlem 
Lias    von  Charmouth    bei   Lyme   Regis  (Dorsetshire).     Ich   fand 
ihn  daselbst  zahlreich  von  der  untern  Grenze    des  mittlem  Lias 
an  bis  zu  den  Davöischichten.     Miller  hat   ihn  ebendaher  ab- 
gebildet.    Er    stimmt   mit    dem   in   Schwaben    so    häufigen   Bei. 
paxillosus  numismalis  überein;    da  auch   das  Lager  dasselbe  ist, 
so  zweifle  ich  an  der  Identität  beider  durchaus  nicht.    In  Frank- 
reich fand  ich  ihn  in   derselben  Region  zu  Venarey  (Cote  d'Or) 
und  in  den  Umgebungen  von  Nancy  (Meurthe). 

2.  Belemnites  paxillosus,  Schloth.  1820.  pag.  46. 

Bei.  Bruguerianus,  d'Orb.   1842.  tab.   7.  fig.  1—5. 

Bei.  paxillosus  amalthei,  Quenst.   1848.  Ceph.  tab.  24. 

fig.  4. 

Findet   sich   im   mittleren  Lias  Englands,    Frankreichs    und 

Deutschlands  immer  in  der  Region  des  Amm.  margaritatus,  und 

zeichnet  sich  überall  durch  seine  Häufigkeit  aus.    Schlotheim 

führt  ihn  vom  Hainberg  bei  Göttingen  zuerst  an,    wo  dieselben 

Schichten  des  mittlem  Lias  liegen.     In  England   erhielt  ich  ihn 

von  Ilminster;  in  Frankreich  vom  Dep.  Cote  d'Or,  Yonne,  Cal- 


—    273     — 

vados  u.  s.  w.  In  Süddeutschland  ist  er  eine  der  verbreitetsten 
Species  der  Margaritatusschichten ,  während  sich  in  der  Region 
des  Amm.  spinatus  eine  grössere  und  dickere  Varietät  unter- 
scheiden lässtj  welche  Zieten  ah  Bei.  crassus  tab.  22.  fig.  1 
nach  Voltz  beschrieben  hat;  dessgl.  tab.  22.  fig.  3  als  Bei.  tur- 
gidus,  und  tab.  23  fig.  1  als  Bei.  paxillosus.  Erst  in  der  Unter- 
region des  obern  Lias  erscheint  von  Neuem  ein  Belemnit,  der 
dem  ächten  paxillosus  wieder  nahe  steht ,  doch  will  ich  zur 
Unterscheidung  für  Letztern  den  Zieten'schen  Namen  Bei.  subpa- 
pillatus  gebrauchen. 

3.  Belemiiites  clavatus,  Schloth.  1820.  Stahl.  1824.  Württ. 

landw.  Corr.-BI.  fig.  2.  Blainv.  1827.  tab.  3.  fig.  12. 

Belemnites  clavatus,  d'Orb.  1842.  tab.  11.  fig.  19—23. 

„  „         Quenst.  1848.  Ceph.  tab.23.fig.l9. 

Findet    sich    in   Württemberg    nahezu    im    ganzen    mittlem 

Lias;  ähnliche  Formen    gehen    sogar  bis  in  die  Unterregion  des 

ünterooliths  hinauf,    doch    scheinen    sich   dieselben   vom   ächten 

Bei.  clavatus  abtrennen  zu  lassen.     In  England  fand  ich  ihn  im 

mittlem   Lias    von    Hawsker    Cliß*s   (Yorkshire)    und    von    Char- 

mouth  (Dorsetshire),  in  Frankreich  zu  Venarey  (Cote  d'Or),  Vieux- 

pont  (Calvados). 

4.  Belemnites   compressus,    Stahl.    1824.    Württemb. 

landw.  Corresp.-Blatt  pag.  33.  fig.  4  (non  Voltz). 
Bei.  Fournelianus ,  d'Orb.  1842.  tab.  10.  fig.  7—14. 
Bezeichnend  für  die  mittlem  Margaritatusschichten  Schwabens. 
In  Frankreich  fand  ich  ihn  nicht  weniger  häufig  in  derselben 
Region,  eine  Stunde  oberhalb  Metz  an  den  Ufern  der  Mosel. 
Er  kommt  ferner  im  mittlem  Lias  der  Normandie,  sowie  bei 
Nancy  (Meurthe)  vor.  In  England  liegt  er  im  Maristone  von 
Ilminster  (Somersetshire). 

5.  Bei.    UmbilicatUS,     Blainv.   1827.  Bei.  tab.  3.  fig.  11. 

Bei.  umbilicatus,  d'Orb.  tab.   7.  fig.  6—11. 
Bei.    ventroplanus    (Voltz?),    Quenst.     1848.    Ceph. 
tab.  24.  fig.   15—17. 
Kommt  in  der  mittlem  Region  des  Liasien,    d.    h.    in   den 


-    274    ~- 

Davöischichten  und  untern  Margaritatusthonen  vor;  so  in  Frank- 
reich bei  Venarey  (Cote  d'Or);  in  England  zu  Lyme  Regis  (Dor- 
setshire);  in  Süddeutschland  bei  Boll,  Reutlingen  u.  s.  w. 

6.  Bei.   breviformis,  Ziet.  1831.  tab.  21.  fig.  7  (nonVoltz). 

Bei.  breviformis  amalthei,  Quenst.  1848.  Ceph.  tab.  24. 
fig.  21—23. 

In  den  obern  Mergelschichten  des  mittlem  Lias  mit  Amm. 
spinatus  bei  Heiningen,    Grosseislingen ,    Ohmenhausen  u.  s.  w. 

7.  Belemnites  longissimus,  Miller.  1823.   Geol.   Trans. 

2.  Ser.  2.  Bd.  tab.  8.  fig.  1. 

Mit  Amm.  Davöi  und  etwas  höher  fand  ich  zu  Charmouth 
bei  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  einen  mit  Millers  Bei.  longissimus, 
fig.  1.  tab.  8,  vollständig  übereinstimmenden  Belemniten  in  mehr- 
fachen Exemplaren.  Sie  sind  alle  sehr  dünn,  werden  dabei  vier 
Zoll  lang,  und  bilden  eine  ausgeprägte  Species,  die  sich  von 
Bei.  acuarius  des  obern  Lias  leicht  unterscheiden  lässt. 

8.  Belemnites  lagenaeformis ,  Ziet.  1832.  tab.  25.  fig.  i. 

Bei.  acuarius  amalthei,  Quenst.   1848.  Ceph.  tab.  24. 
fig.  9 — 14,  siehe  ibid.  pag.  406. 

Kommt  mit  Amm.  margaritatus  bei  Grosseislingen,  Heinin- 
gen, am  Breitenbach  bei  Reutlingen,  zu  Weidach  auf  den  Fil- 
dern  u.  s.  w.  vor.  Das  dicke  Oberende,  welches  in  der  schlanken 
Verlängerung  steckt,  findet  sich  auch  bisweilen  abgelöst  (Bei. 
rostratus,  Ziet.  tab.  23.  fig.  5?).  Die  ganze  Form  ist  ziemlich 
unregelmässig. 

9.  Nautilus  intermedius,  Sow.  1816.  tab.  125. 

Nautilus  intermedius,  d'Orb.  1823.  tab.  27. 
Naut.  aratus  numismalis,  Quenst.  Ceph.  pag.  56. 

Häufig  verkiest  mit  Amm.  Valdani  zu  Hinterweiler,  Pliens- 
bach  bei  Boll  u.  s.  w.,  geht  jedoch  noch  höher  und  tiefer.  In 
Frankreich  im  mittlem  Lias  von  Venarey  (Cöte  d'Or),  Fontaine- 
Etoupfour    (Calvados).      In    England,     Ilminster   (Somersetshire). 


-^    275    - 

Die  Ammoniten  des  mittleren  Lias.* 

10.  Ammoniles  armatus,  Sow.  1815.  tab.  95. 

Amm.  armatus,  d'Orb.  1844.  tab.  78. 
Der  ächte  Sowerby'sche  Amm.  armatus  kommt  nur  in  den 
Umgebungen  von  Lyme  Regis  häufig  vor,  an  den  meisten  übrigen 
Punkten,  an  welchen  er  sonst  noch  gefunden  wird,  gehören  wohl- 
erhaltene und  deutliche  Stücke  zu  den  Seltenheiten.  Ich  glaube 
mich  zwar  überzeugt  zu  haben,  dass  er  in  Schwaben  nicht  fehlt, 
doch  ist  es  immerhin  schwierig,  bei  den  grossen  verkalkten 
Exemplaren,  wie  sie  in  Schwaben  vorkommen,  die  Ueberein- 
slimmung  mit  den  viel  kleineren  verkiesten  Stücken  von  Lyme 
Regis  nachzuweisen.  Die  schwäbischen  Exemplare,  von  denen 
ich  eines  in  meiner  Arbeit  über  den  mittl.  Lias,  tab.  1.  fig.  4, 
abgebildet  habe,  liegen  in  der  untersten  Region  des  mittlem  Lias 
von  Ellwangen,  Dürnau  bei  BoU,  Ohmenhausen  u.  s.  w.  In 
den  Umgebungen  von  Lyon,  sowie  an  der  Küste  von  Yorkshire 
ist  die  Erhaltung  derselben  eine  ähnliche,  auch  die  Schichte 
stimmt  im  Allgemeinen.  Bei  Lyme  Regis  findet  man  den  Amm. 
armatus  ungefähr  an  der  Grenze  zwischen  dem  mittleren  und 
unteren  Lias.  Die  genauere  Zone  konnte  ich  jedoch  dort  nicht 
auffinden,  der  Grund,  welcher  mich  bestimmte  die  Sowerby'sche 
Species  in  den  mittlem  Lias  zu  stellen,  ist  die  Uebereinstimmung 
unserer  schwäbischen  Exemplare,  welche  entschieden  im  mittlem 
Lias  vorkommen,  mit  dem  engl.  Amm.  armatus. 

11.  Ammonites  lataecosta,  Sow.  1827.  tab.  556.  fig.  2 

(non  fig.  1 ,  non  d'Orb.). 

Vergleiche  den  Sowerby'schen  Text. 
Amm.  lataecosta  Sow.  ist  ein  Capricome   des  mittlem  Lias 
von  Lyme  Regis  (Dorsetshire),  woselbst  er  gleich  unter  der  Region 
des  Amm.  Davöi,  häufig  in  harte  Geoden  gebacken,  vorkommt. 


•  In  meiner  Arbeit  „der  mittlere  Lias  Schwabens,  1853"  habe  ich  das 
Vorkommen  und  die  genauen  Schichten  der  Ammoniten  des  mittleren  Lias 
für  Schwaben  ausführlich  angegeben;  indem  ich  mich  darauf  beziehe,  kann 
ich  hier  mit  der  Aufzählung  der  schwäbischen  Localitäten  abkürzen  und 
dieselben  meist  ganz  weglassen. 


—     276     — 

Ich  brachte  eine  Anzahl  Exemplare  von  dort  mit,  eines  derselben 
steckt  mit  Amm.  Loscombi  noch  in  dem  gleichen  Stück.  In  der 
Jugend  gleicht  Amm.  lataecosta  einem  gewöhnlichen  Ammonites 
planicosta,  später  jedoch  schwellen  seine  Windungen  mehr  an, 
und  er  bekommt  das  Aussehen  des  Amm.  hybrida,  obwohl  er 
nie  so  hochmündig  und  aufgebläht  wird.  In  Schwaben  fand  ich 
den  Amm.  lataecosta  in  den  Numismahsmergeln  von  Ohmenhausen 
und  Pliensbach,  obwohl  selten,  so  doch  übereinstimmend  mit  den 
englischen  Exemplaren.  H.  von  Hauers  Amm.  Adnethicus* 
hat  viele  Aehnlichkeit  damit. 

12.  Ammonites  capricornus,  Schloth.  1820.  pag.  71. 

Knorr,  2.   1.  tab.   1.  fig.   5. 
Amm.  maculatus,  Young  Bird.  1822.  tab.  14.  fig.  12. 
pag.  248. 

„      maculatus,  Phill.   1829.  tab.   13.  fig.   11. 

„       planicosta,    d'Orb.    1844.    tab.  65  (non  Sow.). 

„       maculatus,  Quenst.   1845.  Ceph.  tab.  4.  fig.  7. 

„  „  0  p  p  e  1,  mittl.  Lias  Schw.,  tab.  1 .  fig.  6. 

In  den  Schichten  des  Amm.  Davöi  findet  sich  mit  grosser 
Beständigkeit  in  England,  Frankreich  und  Deutschland  ein  ein- 
facher Capricorne  (Amm.  maculatus  Young,  Amm.  capricornus 
Schloth.),  welcher  mit  Amm.  planicosta  Sow.  anscheinend  über- 
einstimmt. Er  hat  bei  vier  Zoll  Durchmesser  noch  dieselbe  ein- 
fache Form,  wie  Amm.  planicosta  bei  einem  einzigen.  Er  wird 
desshalb  häufig  damit  vereinigt.  Ich  möchte  jedoch  Letzteres 
bestreiten  und  Amm.  capricornus  als  eigene  Species  aufrecht 
erhalten,  und  zwar  aus  den  folgenden  Gründen.  Wir  kennen 
den  in  den  Obtususschichten  des  untern  Lias  vorkommenden 
Amm.  planicosta  Sow.  nicht  bis  zur  halben  Grösse,  welche  der 
Amm.  capricornus  Schloth.    des  mittlem  Lias  erreicht,   trotzdem 

•  "V.  Hauer.  —  Die  Capricornler  der  österreicliisclien  Alpen.  1854. 
Sitzungsbericht  der  kaiserl.  Ak.  der  Wiss.  m.  naturw.  Ci.  13.  Bd.  1,  Heft, 
tab.  1.  Die  interessante  Arbeit  kam  erst  in  meine  Hände,  nachdem  ich  die 
liasischen  Cephalopoden  schon  zusammengestellt  und  für  den  Druck  ausge- 
arbeitet hatte.  Von  den  vielen  werthvollen  Beobachtungen ,  welche  ich  hier 
vereinigt  fand,  konnte  ich  desshalb  nur  noch  Weniges  nachtragen. 


—     277     ^ 

dass  beide  je  nach  Localität  und  Schichte  in  den  verschieden- 
sten Erhaltungszuständen  vorkommen.  Nehmen  wir  auch  nicht 
an,  dass  Amm.  planicosta  einer  klein  bleibenden  Species  angehört, 
so  kann  derselbe  doch  im  ausgewachsenen  Zustand  sich  ganz 
anders  entwickeln  als  der  ächte  Amm.  capricornus  Schloth.  Wir 
haben  bei  den  Capricornern  des  untern  Lias  gesehen,  dass  alle 
in  der  Jugend  dem  Amm.  planicosta  gleichen,  später  aber  eine 
ganz  abweichende  Form  bekommen.  Das  Gleiche  dürfte  auch 
für  Amm.  planicosta  gültig  werden.  Betrachten  wir  aber  die 
Beständigkeit,  mit  welcher  Amm.  capricornus  Schloth.  von  einem 
Ende  Englands  zum  andern,  sowie  in  ganz  Frankreich,  endlich 
auch  an  unzähligen  Punkten  in  Süddeutschland  immer  in  der- 
selben Lage  vorkommt  und  die  mittlere  Region  des  mittlem 
Lias  an  keinem  der  Punkte  verlässt,  dabei  immer  die  gleiche 
einfache  Form  behält,  während  in  tiefern  Schichten  unbestreitbar 
andere  Species  seiner  Familie  auftreten,  so  ist  nicht  wohl  anzu- 
nehmen, dass  der  Amm.  capricornus  der  Davöischichten  mit  dem 
Amm.  planicosta  aus  der  Unterregion  des  Amm.  obtusus  zu- 
sammenfalle. 

Ich  habe  die  Species  in  meiner  Arbeit  über  den  mittlem 
Lias  Schwabens  Amm.  maculatus  nach  Young  and  Bird  genannt, 
fand  aber  erst  nachher,  dass  Schlotheims  Amm.  capricornus  dazu 
gestellt  werden  müsse,  da  er  ganz  in  derselben  Schichte  gefunden 
wurde  *  und  auch  die  Knorr'sche  Figur  damit  übereinstimmt,  ich 
ziehe  desshalb  hier  den  älteren  Namen  vor. 

Amm.  capricornus  findet  sich  gross  und  häufig  zu  Lyme 
Regis  (Dorsetshire)  mit  Amm.  Bechei  und  Davöi;  ich  fand  auf 
einer  einzigen  Excursion  in  der  Nähe  von  Charmouth  mehr  denn 
25  Stücke  davon.  In  Yorkshire  ist  er  gleich  häufig  und  liegt 
an  der  Basis  des  dortigen  Marlstone's  unter  Amm.  margaritatus. 
In  Gloucestershire  erhielt  ich  ihn  in  derselben  Region  mit  weiss 


•  Die  Kahlefelder  Eisenerze,  woher  Schlotheim  seinen  Amm.  capri- 
cornus beschreibt,  gehören  nach  Römer  zu  den  Belemnitenschichten  des 
mittlem  Lias.  Auch  Rolle  1853,  Vergleich,  des  nordd.  Lias  mit  dem 
schwäbischen,  pag.  27,  citirt  Amm.  capricornus  in  GeseJlsch.  des  Amm. 
bipunctatus  und  ümbriatus  \on  derselben  Localität, 


—     278    — 

erhaltener  Schale.  In  Frankreich  findet  er  sich  überall,  wo  immer 
mittlerer  Lias  vorhanden  ist,  in  den  Dep.  der  Yonne  und  Cote 
d'Or;  bei  Lyon,  in  den  Umgebungen  von  Metz,  in  der  Nor- 
mandie  u.  s.  w. 

13.  Ammonites  brevispina,  Sow.  1827.  tab.  556.  fig.  i. 

(non  d'Orb.) 
Amm.  natrix,  Ziet.   1830.  tab.  4.  fig.   5. 
Amm.  natrix  rotundus,  Quenst.  1845.  Ceph.  tab.  4.  fig.  17. 
Amm.  lataecosta,   Quenst.  Ceph.  tab.  4.  fig.   15. 

Der  Sowerby'sche  Text  wird  gewöhnlich  nicht  mit  seinen 
Figuren  verglichen,  denn  ich  finde  nirgends  den  Druckfehler 
berücksichtigt,  der  bei  den  Nummern  der  Figuren  auf  der  Platte 
vorwaltet,  und  dahin  zu  berichtigen  ist,  dass  tab.  556.  fig.  1  zu 
Amm.  brevispina,  fig.  2  aber  zu  Amm.  lataecosta  gehört.  Ich 
habe  mich  hievon  durch  Vergleichung  des  Textes,  sowie  durch 
Untersuchung  der  Sowerby'schen  Originalexemplare  überzeugt. 
Amm.  brevispina  Sow.  ist  nichts  Anderes  als  der  Zieten'sche 
Amm.  natrix.  Sowerby  bildet  ein  verkiestes  Bruchstück  davon 
ab,  welches  ganz  identisch  mit  den  im  mittlem  Lias  Schwabens 
in  der  Zone  des  Amm.  Jamesoni  so  häufig  vorkommenden  Exem- 
plaren ist.  D'Orbignys  Amm.  brevispina,  tab.  79,  gehört  einer 
besondern  Species  an,  auf  welche  ich  die  Benennung  Amm. 
H  e  b  e  r  t  i  übertrage. 

14.  Ammonites  submuticus,  n.  sp. 

Amm.  muticus,  d'Orb.?  (pars?)  siehe  im  untern  Lias 

§.   14.  Nr.  39. 
Amm.  natrix  oblongus,  Quenst.  Ceph.  tab.  4.  fig.  16. 
„  „  „         Oppel,  mittl.  Lias.  tab.l.fig. 5. 

Kommt  im  mittlem  Lias  Schwabens  in  der  Region  des  Amm. 
Jamesoni  vor,  dessgl.  in  den  Umgebungen  von  Caen  in  der  Nor- 
mandie.  Unterscheidet  sich  von  Amm.  natrix  Ziet.  durch  die 
comprimirte  Form  und  die  Enge  der  Bauchseite.  D'Orbigny 
scheint  ihn  mit  Amm.  muticus  vereinigt  zu  haben. 


—     279     ~ 
15.  Aramonites  Jaraesoni,   Sow.  1827.  tab.  555.  fig.  i. 

Amm.  Bronni,  Rom.   Ool.   1836.  tab.   12.  fig.  8. 

„       Regnardi,  d'Orb.  1844.  tab.  72. 

„  Jamesoni  angustus,  Quenst.  1845.  Cepb. 
tab.  4.  fig.  8. 

„      Jamesoni  latus,  Quenst.  1845.  Ceph.  tab.  4.  fig.  1. 

„  Jamesoni,  Oppel,  mittl.  L.  Schwabens,  pag.  38. 
Findet  sich  in  Schwaben  an  vielen  Punkten,  wie  zu  Pliens- 
bach  bei  Boll,  zu  Sondelfingen,  Hechingen,  Balingen  u.  s.  w.  in 
der  Unterregion  des  mittlem  Lias,  dessgl.  in  Frankreich  zu  Saint 
Amand  (Cher),  in  der  Normandie  u.  s.  w.  In  England  fand  ich 
ihn  im  mittlem  Lias  von  Charmouth  (Dorsetshire)  in  derselben 
Zone;  dessgl.  in  den  grauen  Thonen  von  Robin  Hoods  Bay 
(Yorkshire),  welche  Phillips  noch  in  den  untern  Lias  stellt,  die 
aber  das  Aequivalent  unserer  Numismalismergel  sind.  Sowerby's 
Figur  des  Amm.  Jamesoni  ist  von  einem  Exemplar  genommen, 
dessen  innere  Windungen  wahrscheinlich  mit  Amm.  Regnardi, 
und  somit  auch  mit  Amm.  Bronni  übereinstimmen,  denn  wie  einer- 
seits Amm.  Bronni  vollständig  in  Amm.  Regnardi  übergeht,  so 
lassen  sich  die  äussern  Windungen  des  letztern  bei  5  Zoll  Durch- 
messer von  denen  des  Amm.  Jamesoni  (latus)  nicht  mehr  unter- 
scheiden. *  Ich  habe  diess  zwar  bei  meiner  früheren  Arbeit 
(mittl.  Lias  Schwabens  pag.  38)  berücksichtigt,  nicht  aber,  dass 
es  eine  Varietät  geben  könne,  deren  Windungen  noch  weniger 
comprimirt  sind,  als  es  die  Abbildungen  von  Amm.  Jamesoni 
(latus)  zeigen.    Ich  habe  desshalb  meine  fig.  1.  tab.  2  mit  Amm. 


*  In  H.  von  Hauers  Arbeit  (siehe  meine  Anmerkung  auf  der  vor- 
letzten Seite)  finde  ich  pag.  113  die  Bestätigung  der  obigen  Annahmen. 
Seine  Synonymik  für  Amm.  Jamesoni  begreift  im  Wesentlichen  dieselben 
Punkte,  welche  Ich  hier  wiederholt  habe ;  besonders  finde  ich  darin  die  über- 
einstimmende Ansicht  in  Beziehung  auf  die  Vereinigung  des  Amm.  Bronni 
mit  Amm.  Jamesoni. 

D'Orbigny  trennt  zwar  die  comprimirtere  Varietät  von  dem  ächten 
Sowerby'schen  Amm.  Jamesoni,  bildet  aber  den  Amm.  Bronni,  tab.  72, 
fig.  3  —  4  als  Jugendexemplar  derselben  ab,  hat  also  wenigstens  durch  seine 
Figuren  die  richtige  Stellung  des  Amm.  Bronni  angedeutet. 


—     280    -> 

Jamesoni  (latus)  vereinigt;  dieselbe  ist  von  einer  Varietät 
genommen,  deren  Entwicklung  ich  bis  zu  drei  Zoll  Durchmesser 
keime  und  deren  Umgänge  sich  stufenweise  gegen  aussen  immer 
mehr  der  Form  des  Amm.  Jamesoni  nähern ;  bei  drei  Zoll  Durch- 
messer ist  der  Rücken  schon  ziemlich  abgerundet,  bisweilen  ver- 
einigen sich  auf  demselben  je  zwei  gegenüberstehende  Rippen. 
Ich  lasse  desshalb  obige  Abbildung  für  diejenigen  Varietäten  des 
Amm.  Jamesoni  gelten,  deren  Mundöffnung  am  meisten  quadra- 
tisch und  deren  Rücken  am  breitesten  ist.  Wäre  eine  Abtrennung 
nöthig,  so  würde  er  am  besten  Amm.  latissimus  genannt  werden. 
Doch  habe  ich  bei  Beschreibung  der  Schichten  die  eben  betrach- 
teten Formen  nicht  besonders  hervorzuheben,  da  sie  beisammen 
in  derselben  Zone  vorkommen. 

16.  Ammonites  Maiigenesli,  d'Orb.  1844.  tab.  70. 

Amm.  Maugenesti,  Quenst.   1845.  Ceph.  tab.  5.  fig.  1. 
„  „  Oppel.  mittl.  L.  Schw.  tab.  2.  fig.  3. 

Findet  sich  immer  etwas  höher  als  Amm.  Jamesoni;  ich 
erhielt  ihn  mit  Amm.  bipunctatus  und  ibex  in  England  im  mittlem 
Lias  von  Cheltenham  (Gloucestershire).  In  Frankreich  kommt  er 
zu  Saint  Amand  (Cher)  vor. 

17.  Ammonites  bipunctatus,  Rom.  1836.  Ool.  pag.  193. 

(Schloth?)     Rolle  Vergl.  nordd.  Lias,  pag.  27. 
Amm.  Valdani,  d'Orb.   1844.  tab.  71. 

„  „         Quenst.    1845.    Ceph.    tab.  5.  fig.  3. 

„  „         0  p  p  e  1.  1 853.  mittl.  L.  Schw.  tab.2.  fig.2. 

Römers  Amm.  bipunctatus  stammt  aus  dem  mittlem  Lias  von 
Kahlefeld,  seine  Beschreibung  stimmt  genau  mit  der  von  Amm.  Val- 
dani d'Orb.  In  Schwaben  nimmt  derselbe  mit  Amm.  ibex  und 
Maugenesti  einen  Horizont  ein,  welcher  unmittelbar  über  dem 
des  Amm.  Jamesoni  folgt.  In  Frankreich  liegt  er  verkiest  sehr 
zahlreich  bei  Venarey  (Cote  d'Or),  verkalkt  im  mittlem  Lias  der 
Normandie.  In  England  fand  ich  ihn  ganz  in  derselben  Region, 
hl  welcher  er  in  Schwaben  vorkommt,  zu  Lyme  Regis  (Dorset- 
shire),  sowie  zu  Cheltenham  (Gloucestershire). 


—    281     — 

18.  Ammonites  Masseaims,  d'Orb.  1843.  tab.  58. 

Amm.  Masseanus,  Quenst.   1845.  Cepli.  pag.  90. 
Seltene  Species  des   mittlem  Lias   von  Frankreich  und  von 
Süddeutschland.     Kommt  in  der  Region  des  Amm.  Jamesoni  vor. 

19.  Ammonites  Actaeon,  d'Orb.  1843.  tab.  61.  fig.  1—3. 

Im  mittlem  Lias  mit  Amm.  ibex  zu  Venarey  (Cote  d'Or), 
dessgl.  in  Schwaben.  Ob  Amm.  Aegion,  welcher  mit  ihm  vor- 
kommt, die  Brut  davon  oder  von  der  vorigen  Species,  ist  noch 
nicht  ausgemittelt. 

20.  Ammonites  arietiformis^,   Oppel.   1853.  mlttl.  Lias 

Schw.  pag.  41.  tab.   1.  fig.  7—9. 
Liegt  verkiest  in  der  Oberregion  der  Jamesonischichten,  nicht 
selten  bei  Hechingen,  Hinterweiler,  Pliensbach  u.  s.  w. 

21.  Ammonites  Davöi,  Sow.  1822.  tab.  350. 

Amm.  Davöi,  d'Orb.   1844.  tab.  81. 

„  „       Quenst.   1845.  Ceph.  tab.  5.  fig.  6. 

Bezeichnendste  Species  einer  Zone,  welche  über  Amm.  ibex 
und  bipunctatus  beginnt  und  sich  nach  oben  bis  zu  denjenigen 
Schichten  erstreckt,  in  welchen  Amm.  margaritatus  zum  ersten 
Male  erscheint.  Ich  fand,  dass  sich  dieser  Horizont  in  verschie- 
denen Gegenden  immer  wieder  bestätigt,  so  in  Schwaben:  bei 
Boll,  bei  Füzen  am  Randen;  in  Burgund:  zu  Venarey  bei  Semur; 
in  der  Normandie ;  im  Dep.  der  Lozere  u.  s.  w.  In  England 
fand  ich  den  Amm.  Davöi  in  der  entsprechenden  Schichte  zu 
Charmouth  (Dorsetshire). 

22.  Ammonites  Lynx,  d'Orb.  1844.  tab.  87.  fig.  1—4. 

Amm.  oxynotus  numismalis ,  Oppel,  mittl.  Lias  Schw. 
tab.  2.  fig.  10.? 
Liegt  in  Schwaben  ziemlich  tief  in  den  Schichten  des  Amm. 
Jamesoni.  Auch  die  von  d'Orbigny  tab.  87  abgebildeten 
Exemplare  von  Amm.  Lynx  und  Coynarti  scheinen  aus  den  Nu- 
mismalismergeln  von  Saint  Amand  (Cher),  nicht  aber  aus  den  Oxy- 
notenschichten   des    untern  Lias  zu  stammen.    Ich  bin  nicht  im 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    Mai,  1856.  2s  Heft.  19 


—     282     — 

Stande  Amm.  Coynarti  von  Amm.  Lynx  zu  trennen,  denn  die 
verkiesten  Exemplare,  welche  ich  von  beiden  sah,  zeigten  gleiche 
Loben  und  sonst  ganz  ähnliche  Form,  die  angegebenen  Unter- 
schiede mögen  von  der  ungleichen  Grösse  der  Exemplare  herrühren. 

23.  Ammonites  Loscombi,  Sow.  1817.  tab.  183. 

Amm.  Loscombi,  d'Orb.   1844.  tab.   75. 

Amm.  heterophyllus  numismalis,  Q  u  e  n  s  t.  Ceph.  tab.  6.  f.  5. 
„  „  „  Oppel,mittl.L.  tab.2.  f.9. 

Das  Sowerby'sche  Originalexemplar  des  Amm.  Loscombi, 
welches  im  britischen  Museum  liegt,  stammt  aus  dem  mittleren 
Lias  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire).  An  derselben  Localität 
fand  ich  die  Species  ziemlich  häufig,  etwas  tiefer  als  Amm. 
Davöi  und  überzeugte  mich,  dass  unser  schwäbischer  Amm. 
heterophyllus  numismalis  Quenst.  damit  identisch  ist.  In 
Frankreich  erhielt  ich  den  Amm.  Loscombi  in  den  Schichten  des 
Amm.  bipunctatus  zu  Venarey  (Cote  d'Or).  In  der  Normandie 
kommt  er  zu  Vieux-Pont  vor. 

24.  Ammonites  ibex,    Quenst.  1843.  Flözgeb.  pag.  179. 

Amm.  Boblayei,  d'Orb.   1844.  tab.  69. 

„       ibex,  Quenst.   1845.  Ceph.  tab.   6.  fig.   6. 

„  „      Oppel.  1853.  mittl.  L.  tab.  2.  fig.  7.u.  8. 

Amm.  ibex  nimmt  einen  eng  begrenzten  Horizont  im  mitt- 
lem Lias  Schwabens  ein.  Er  findet  sich  in  Gesellschaft  der 
Amm.  Maugenesti ,  bipunctatus,  Centaurus  u.  s.  w.  über  Amm. 
Jamesoni  und  etwas  tiefer  als  Amm.  Davöi.  In  Frankreich 
kommt  er  in  der  Normandie  vor,  in  England  liegt  er  gleichfalls 
mit  Amm.  Maugenesti  und  bipunctatus  zusammen  im  mittlem 
Lias  von  Cheltenham  (Gloucestershire). 

25.  Ammonites  flmbriatus,  Sow.  1817.  tab.  164. 

Amm.  fimbriatus,  d'Orb.   1844.  tab.   98. 

„     lineatus,  Schloth.  Quenst.  1845.  Ceph. tab. 6.  fig.  8. 
Das  von  Sowerby   abgebildete  Exemplar   von  Amm.  fim- 
briatus stammt  aus    dem   mittlem  Lias   von  Lyme   Regis  (Dor- 
setshire).    Amm.    fimbriatus   kommt    daselbst  in  grauen  Geoden 


—    283    - 

mit  und  über  Amm.  Davöi  vor.  D'Orbigny  hat  die  Sower- 
by'sche  Species  also  richtig  gedeutet,  wenn  er  sie  in  den  mitt- 
lem Lias  stellt,  und  Zieten's  Amm.  fimbriatus  davon  trennt  und 
mit  Amm.  cornucopiae  Young  vereinigt. 

Amm.  fimbriatus  findet  sich  von  den  Schichten  des  Amm. 
Davöi  an  bis  zur  Unterregion  des  Amm.  margaritatus.  In  Schwaben 
wird  er  besonders  gross  in  den  Mergelbänken,  welche  sich  gleich 
über  Amm.  Davöi  erheben.  Dasselbe  Verhäitniss  scheint  in  den 
Cevennen  in  Südfrankreich  stattzufinden,  denn  ich  sah  bei  Herrn 
Sämann  in  Paris  riesige  Exemplare  davon,  welche  aus  den 
Grenzschichten  zwischen  Numismalismergeln  und  Margaritatus- 
thonen  herrühren. 

Noch  viele  Localitäten  wären  zu  nennen,  an  denen  diese 
Species  in  Frankreich  wohlerhalten  und  bezeichnend  vorkommt; 
ich  will  hier  nur  noch  die  Umgebungen  von  Nancy  anführen. 
Schon  in  frühen  Zeiten  muss  hier  Amm.  fimbriatus,  oder  der 
ihm  nahe  stehende  Amm.  cornucopiae,  als  versteinertes  Widder- 
horn  Interesse  erregt  haben,  denn  man  sieht  in  Nancy  noch 
heute  zu  beiden  Seiten  des  Portals  der  alten  Residenz  der  Herzoge 
von  Lothringen  gelungene  Figuren  davon  in  Stein  ausgehauen, 
welche  vor  4 — 500  Jahren  angefertigt,  dennoch  aber  kenntlich 
wiedergegeben  sind. 

26.  Ammonites  Henleyi,  Sow.  1817.  tab.  172. 

Nautilus  striatus,  Rein.    1818.  fig.  65  und  66. 
Amm.  Bechei,  Sow.   1821.  tab.  280.  siehe  auch 
d'Orb.   1844.  tab.  82  u.  83.  Quenst.  Ceph.  pag.  135. 

Kommt  in  Deutschland,  Frankreich  und  England  häufig  im 
mittlem  Lias  vor,  und  fehlt  bloss  in  den  untersten  und  obersten 
Theilen  dieser  Etage.  Sowerby's  Figur  von  Amm.  Henleyi 
gleicht  zwar  mehr  einem  Amm.  hybrida  d'Orb.,  doch  wird  er 
gewöhnlich  davon  getrennt  und  als  Varietät  des  Amm.  striatus 
angenommen.  H.  Köchlin  Schlumberger  *  hat  durch  genaue 
Untersuchung  seines  grossen  Materials   von  Mende  (Loz^re)  und 


Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  Juni  1854.  pag.  628. 

19* 


—     284    -- 

Venarey  (Cote  d'Or)  nachgewiesen,  dass  Amm.  Henleyi  und 
Becliei,  so  wie  sie  d'Orb.  tab.  82  und  83  abbildet,  nicht  zwei 
verschiedenen  Species  angehören,  sondern  bloss  Varietäten  bilden, 
welche  durch  Uebergänge  vollständig  verbunden  sind. 

In  Schwaben  kommen  die  Varietäten  des  Amm.  Henleyi 
verkiest  vor  in  Begleitung  des  Amm.  ibex,  verkalkt  gleich  dar- 
über, wiederum  verkiest  in  der  Mittelregion  des  Amm.  margari- 
tatus;  höher  und  tiefer  sind  sie  nicht  vorhanden.  Zu  Venarey 
(Cote  d'Or)  finden  sie  sich  verkiest  mit  Ter.  numismalis  und 
Amm.  Maugenesti,  und  darüber  verkalkt  mit  Amm.  Davöi.  In 
der  Normandie  liegen  sie  in  dem  dortigen  Maristone  immer  ver- 
kalkt. Von  den  Cevennen  (Aveyron)  sah  ich  grosse  verkalkte 
Exemplare  bei  H.  Sämann  in  Paris,  welche  aus  der  Mittel* 
region  des  mittlem  Lias  stammen. 

In  England  fand  ich  den  Amm.  Henleyi  in  demselben 
Horizont  wie  an  obigen  Localitäten,  zu  Lyme  Regis  (Dorsetshire), 
Cheltenham  (Gloucestershire).  Häufig  ist  er  ferner  in  dem  mittlem 
Lias  von  Northamptonshire ,  Yorkshire  u.  s.  w. 

27.  Ammonites  hybrida,  d'Orb.  1844.  tab.  85. 

Amm.  hybrida,    Oppel.   1853.  mittl.  L.  Schw.  tab.  3. 
fig.  3,  4,  5,   6. 
„      polymorphus,  Quenst.  1845.  Ceph.  tab. 4. fig.  1 1  ? 
„       Jupiter,  d'Orb.   1850.  Prodr.  8.   39. 

Amm.  hybrida  variirt  ziemlich  bedeutend  in  Beziehung  auf 
die  Involubilität  seiner  Windungen.  Das  hochmündigste  Exemplar, 
welches  ich  besitze,  habe  ich  früher  (siehe  oben)  fig.  6  abge- 
bildet; fig.  3  ist  diess  schon  weniger,  während  fig.  5  mit  d'Or- 
bigny's  fig.  1,2.  tab.  85  ziemlich  genau  übereinstimmt.  Vielleicht 
lässt  sich  die  hochmündigere  Varietät  von  Amm.  hybrida  noch 
als  besondere  Species  abtrennen,  doch  unterlasse  ich  es,  da  die 
Uebergänge  zwischen  beiden  zu  auff'allend  sind,  eine  Spaltung  in 
zwei  besondere  Species  aber  für  diese  Arbeit  desshalb  von  keinem 
besonderen  Werth  wäre,  weil  sich  die  verschiedenen  Varietäten 
in  einer  und  derselben  Schichte  finden.  Auch  wurde  diess  früher 
bei    den    gleichfalls  variirenden  Jugendexemplaren   (Amm.    poly- 


-     285    — 

morphus)  von  Prof.  Quenstedt  nicht  ausgeführt.  D'Orbig- 
ny's  Amm.  Jupiter,  Prodr.  8,  39.  gehört  zu  derselben  Species. 
In  England  erhielt  ich  den  Amm.  hybrida  im  mittlem  Lias  von 
Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire).  In  Schwaben  findet  er  sich  in 
der  Oberregion  der  Jamesonischichten  zu  Sondelfingen,  Hinter- 
weiler, Balingen. 

28.  Ammonites  Taylori,  Sow.  1826.  tab.  5U. 

Amm.  proboscideus,  Ziet.  1830.  tab.  10.  fig.  1.  (nonSow.) 
„     quadricornutus ,  Simpson. 
„    Taylori,  d'Orb.   1844.  tab.   102.  fig.   3  u.  4. 
„    lamellosus,  d'Orb.   1844.  tab.  84.  fig.   1.  2. 
„    Taylori  costatus,  Qu en st.  1846. Ceph.  tab.  9. fig. 20. 
„    Taylori  nodosus,  ibid.  fig.  21. 

Kommt  mit  und  unter  Amm.  Jamesoni  in  Schwaben  sehr 
häufig  vor ,  in  Frankreich  ist  er  seltener.  Aus  England  kenne 
ich  ihn  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  und  von  Northamp- 
tonshire.  Die  grobstachligen  Exemplare  sind  viel  häufiger, 
als  die  gerippte  Varietät;  die  extremeren  Formen  lassen  sich 
zwar  leicht  von  einander  unterscheiden,  doch  bleiben  die  Loben 
dieselben ,  sowie  sich  auch  Mittelformen  zwischen  beiden  Spiel- 
arten finden. 

29.  Ammonites   pellOS,  Quenst.  1843,  Flözgeb.pag.  178. 

Amm.  crenatus,  Ziet.  1830.  tab.  1.  fig.  4.  (non  Brüg.). 
„     Grenouillouxi,  d'Orb.   1844.   tab.  96. 
„     pettos,  Quenst.  Ceph.   1847.  tab.   14.  fig.  8. 

Liegt  im  mittlem  Lias  Schwabens  in  der  Region  des  Amm. 
Jamesoni,  dessgl.  in  Frankreich  bei  Saint  x\mand  (Cher)  und  bei 
Avallon  (Yonne). 

30.  Ammonites  Zieteni,  n.  sp. 

Amm.  pettos  costatus,    Oppel.   1853.    mittl.  L.  Schw. 
pag.  56.  tab.  3.  fig.  9. 

Jamesonischichten  von  Hinterweiler ,  Ohmenhausen  und 
Hechingen.     Von  andern  Orten  noch  nicht  bekannt. 


—     286     — 

31.  Ammoniles  Centaiiriis,  d'Orb.  1844.  tab. 76.fig.3-6. 

Amm.  Centaurus,  Quenst.  1847.  Ceph.  tab.  14.  fig.  9. 
„  „         Oppel  1853.  m.L.  Schw.  tab.  3.  fig.  8. 

Im  mittlem  Lias  von  Schwaben  in  Begleitung  des  Amm. 
ibex  häufig,  dessgl.  in  den  Numismahsmergeln  von  St.  Amand 
(Cher)  und  Avalion  (Yonne).  Zu  Charlton  bei  Cheltenham  Glou- 
cestershire)  kommt  er  gleichfalls  mit  Amm.  ibex  vor. 

32.  Ammonites  margaritatiis,  Mo ntf.  1808.  Conch. syst. 

pag.  90. 
Amm.  margaritatuSj  Schlot h.  1813.  Taschenb. pag.  101. 
„     amaltheus,  Schloth.  ibid. 
„     acutus,  Sow.   1813.  tab.   17.  fig.  1. 
Nautilus  rotula,  Rein.   1818.  fig.  9. 
Amm.  Stockesi,  Sow.   1818.  tab.  91. 

„     amaltheus,  Schloth.   1820.  pag.  Q6. 

„     amaltheus  gibbosus,  ibid. 

„     ClevelandicusYoungu.Bird.1822.tab.  13.fig.  11. 

„     paradoxus,  Stahl,  würt.  Corresp.-Bl.  1824.  fig.  7. 

„     margaritatus    und   Engelhardti,    d'Orb  ig.   1844. 

tab.  66—68. 
„  amaltheus,  Quenst.  1845.  Ceph.  tab.  5.  fig.  4. 
Das  Auftreten  dieser  Species  in  Schwaben  habe  ich  in  mei- 
ner Arbeit  (mittl.  Lias  Schwabens  pag.  43.)  angegeben  und  gleich- 
zeitig gezeigt,  dass  Amm.  Engelhardti  nicht  als  besondere  Species 
genommen  werden  darf,  ich  beschränke  mich  desshalb  hier  auf 
die  französischen  und  enghschen  Vorkommnisse. 

Im  Elsass  bei  Uhrweiler  liegt  er  in  allen  Varietäten  in 
einem  thonigen  blauen  Kalke  prächtig  erhalten  mit  verkalkter 
Schale,  bisweilen  auch  mit  Kiesharnisch.  Bei  Metz  fand  ich  ihn 
eine  Stunde  aufwärts  an  dem  Ufer  der  Mosel  (ganz  wie  in  Schwa- 
ben in  blauen  Thonen  eingebettet)  in  grosser  Zahl.  In  der  Nor- 
mandie  bei  Landes  und  Fontaine-Etoupfour  ist  er  verkalkt  nicht 
selten ,  auch  als  gigas  zeigt  er  sich  daselbst  über  einen  Fuss 
Durchmesser  haltend.  In  Burgund  ist  er  zwar  in  der  Mittel- 
region seiner  Schichten  seltener,  kommt  aber  verkiest  bei  Venarey 


—     287     — 

gleich  über  den  Numismalismergeln  häufig  vor.  Auch  im  süd- 
lichen Frankreich  bei  Mende  (Lozere)  trennt  er  sich  von  den 
darunter  liegenden  Numismalismergeln  ab,  und  beginnt  erst  über 
denselben. 

In  England  ist  Amm.  margaritatus  nicht  minder  häufig.  Bei 
Lyme  Regis  (Dorsetshire)  fand  ich  ihn  in  den  blauen  Thonen, 
welche  dort  gleich  über  den  Davöischichten  anstehen.  Zu  Ilmin- 
cester  (Somersetshire)  liegt  er  gross  und  verkalkt  in  dem  Marl- 
stone  oder  mittleren  Lias.  In  Gloucestershire  und  Northamp- 
tonshire  ist  er  gleichfalls  in  der  entsprechenden  Schichte  vor- 
handen,  dessgl.  in  Yorkshire,  wo  er  in  dem  Maristone  von 
Hawsker  über  Amm.  capricornus  beginnt  und  in  dem  rothbraunen 
Gestein  in  kleinen  und  grossen  Exemplaren  vorkommt. 

33.  Aminonites  spinatus,  Brug.  1789.  Encycl.  m.  vers. 
1.  Bd.  pag.  40. 
Nautilus  costatus,  Rein.   1818.  fig.  68.  69. 
Amm.  costatus,  Schloth.   1820.   pag.   68. 

„     geometricus,  Phill.   1829.  tab.   14.    fig.  9. 
„     spinatus,  d'Orb.   1843.  tab.   52. 
„     costatus  nudus,  und 

cost.  spinatus,  Quenst.  1845.  Ceph.  pag.  95. 
In  der  Oberregion  des  mittlem  Lias  an  vielen  Orten  häufig 
und  bisweilen  sehr  schön  erhalten ,  wesshalb  man  schon  frühe 
deutliche  Figuren  von  ihm  hatte.  (Scheuchzer  1718.  Oryct. 
helv.  fig.  51.  Knorr  1775.  Bd.  2.  I.  tab.  A.  IL  fig.  1.  u.  s.  w.) 
Liegt  etwas  höher  als  Amm.  margaritatus.  In  Schwaben  ist  er 
häufig  in  den  hellen  Steinmergeln,  welche  gleich  unter  den  Po- 
sidonomyenschiefern  anstehen.  In  Bayern  findet  er  sich  in  den 
Umgebungen  von  Altdorf  sehr  zahlreich,  entweder  verkiest  oder 
in  rothe  Geoden  gebacken  *.  Im  Elsass  hegt  er  in  den  harten 
mergeligen  Kalken,  welche  in  der  Uhrweiler  Klamm  unmittelbar 


•  Scheuchzer,  1718.  Oryctographia  helvetica  bildet  den  Amm.  spina- 
tus flg.  51.  kenntlich  ab,  und  sagt  dabei  pag.  271:  „In  dem  AI torf fi- 
schen, wo  man  den  Lett  grabt,  finden  sich  gewisse  Adlerstein  aus  Ocher, 
Geodes  genannt,  welche  von  dergleichen  Ammons-Hörneren  ganz  angefüllct. 


—     288     — 

unter  den  Posidonomyenschiefern  anstehen;  in  der  so  vieles  In- 
teressante enthaltenden  Sammlung  des  Herrn  Director  Engelhardt 
zu  Niederbronn  sah  ich  die  reiche  Ausbeute  jener  Schichten. 
Verkalktes  Vorkommen  wie  vorhin  mit  Rhynchonella  acuta  und 
cornuta  traf  ich  bei  Landes  und  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 
In  Burgund  ist  er  beinahe  der  einzige  Ammonit  des  obersten 
„Liasien"  und  kommt  mit  der  grossen  Gryphaea  cymbium  bei 
Vassy  und  Semur  vor. 

In  England  ist  er  nicht  minder  häufig ;  in  Yorkshire,  wo  er 
nach  Phillips  Amm.  geometricus  genannt  wird,  finden  sich  präch- 
tige Exemplare ;  zu  Ilminster  (Somersetshire)  gleicht  sein  ganzes 
Vorkommen  dem  aus  der  Normandie,  da  der  mittlere  Lias  bei- 
der Gegenden  auch  in  mineralogischer  Beziehung  sehr  über- 
einstimmt. 

34.  Ammonites  Normanianus,  d'Orb.  1844.  tab.  88. 

In  den  Margaritatusschichten  von  BoU  und  Grosseislin- 
gen  u.  s.  w. ,  dessgl.  von  verschiedenen  Localitäten  in  Frank- 
reich. Amm.  radians  amalthei  (Oppel,  mittl.  Lias  Schwabens, 
tab.  3.  fig.  1.)  trägt  zwar  auf  jeder  Seite  des  Kiels  eine  Furche, 
doch  wage  ich  nicht,  ihn  von  Amm.  Normanianus  zu  trennen, 
während  Amm.  radians  numismahs,  ibid.  fig.  2.  entschieden  einer 
besondern  Species  angehört.  Ich  nenne  denselben  Amm.  Stahli. 
Er  findet  sich  in  der  Zone  des  Amm.  ibex  und  tiefer  bei  Hinter- 
weiler. Seine  Loben  sind  viel  complicirter,  als  die  von  Amm. 
Normanianus,  welche  sich  durch  Einfachheit  auszeichnen. 

35.  Ammonites  globosus,  Ziet.  1832.  tab.  28.  fig.  2. 

Amm.    globosus,   Quenst.   1843.    Flözgeb.    pag.   180. 
Ceph.  tab.  15.  fig.  8.   pag.   188. 
„     globosus,  Oppel,  mittl.  L.  Schw.  tab.  3.  fig.  7. 

Kleine  Species  des  mittlem  Lias,  welche  in  den  untern 
Schichten  des  Amm.  margaritatus  in  Schwaben  besonders  schön, 
mit  erhaltenem  Mundsaum  vorkommt. 

In  Frankreich  fand  ich  ihn  in  derselben  Region  zu  Venarey 
(C6te  d'Or.) 


-    289    - 

36.  Ammonites  Zeles,  d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  55. 

Amin,    heterophylliis    amaltei,    Quenst.   1845.    Ceph. 
tab.  6.  fig.  1. 

Wird  in  Schwaben  in  den  Thonen  des  Amm.  margaritatus 
gefunden,  nicht  aber  in  dem  obern  Lias,  wohin  ihn  d'Orbigny 
gestellt  hat.  Mit  iViisnahme  der  prachtvollen  schwäbischen  Vor- 
kommnisse kenne  ich  den  Amm.  Zetes  bloss  aus  dem  mittlem 
Lias  der  Normandie.  Seine  Loben  sind  so  verschieden  von 
denen  des  ächten  So  wer  by 'sehen  Amm.  heterophyllus ,  dass 
ich  eine  Abtrennung  derselben  für  nöthig  halte,  und  hiezu  die 
einzig  vorhandene,  d'Orb igny'sche  Benennung  wähle,  obschon 
der  letztere  die  Species  nicht  in  der  richtigen  Etage  unter- 
gebracht hat. 

37.  Chemnitzia  nndiilata,  d'Orb.  1850,  Prodr.  8.  42. 

Turritella  undulata,  Benz.  Ziet.  1832.  tab.  32.  fig.  2. 
Turitella  triplicata,  Rom.  1836.  Ool.  pag.  154. 
Chemnitzia  Periniana,  d'Orb.  1850.  Pal.  fr.  tab.  243. 

fig.   1-3. 
Scalaria  liasica,  Quenst.  1852.  Handb.  tab.  33.  fig.  27.  ? 
„  „       Oppel  mittl.  Lias.  tab.  3.  fig.  13 — 14. 

Kommt  im  mittleren  Lias  in  Begleitung  des  Amm.  marga- 
ritatus am  Breitenbach  bei  Reutlingen  vor,  sowie  zu  Weidach 
auf  den  Fildern,  Heiningen  bei  BoU,  in  den  Umgebungen  von 
Aalen  u.  s.  w. 

38.  Chemnitzia   niula,    (Turritella)   Münst.    Goldf.    1844. 

tab.   196.  fig.  13. 

Aus  den  Schichten  des  Amm.  spinatus  zu  Altdorf  in  Bayern. 

39.  Acteoniiia  Cadomensis,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  46. 

Pal.  tab.  285.  fig.   5—6. 
Conus  Cadomensis,  Deslongchamps.  Soc.  lin. 

Aus  dem  mittlem  Lias  von  Fontaine-Etoupfour  (Calvados), 
fehlt  in  Schwaben. 


—    290     - 

40.  Acteoniiia  subabbreviata,  d'Orb.  1852,  Pal. tab.  285. 

fig.    12. 
Conus  abbreviatus,  Deslong. 

Hat  die  Conusform  in  noch  ausgesprochenerem  Maasse  als 
die  vorige  Art.  D  '  0  r  b  i  g  n  y  trennt  das  Genus  Acteonina  von 
Conus.  Bei  Acteonina  ist  die  Dicke  des  Gehäuses  überall  gleich, 
dagegen  bei  Conus  wird  die  Schale  der  Innern  Umgänge  nach 
und  nach  dünner,  was  man  bei  Querschliffen  leicht  sehen  kann; 
die  äussere  Form  beider  Genera  stimmt  völlig  überein. 

D '  0  r  b  i  g  n  y  citirt  noch  drei  weitere  Species :  Act.  Cau- 
nionti,  concava,  sparsisulcata,  welche  sämmtlich  im  mittlem  Lias 
der  Normandie  vorkommen,  anderwärts  aber  noch  nicht  gefun- 
den wurden. 

41.  Trochus  perforaUis,  d'Orb.  1852. tab. 305.  fig. 3— 5. 
Mit  der  vorigen  Art. 

42.  Trochus   glaber,  Koch  u.D.  1837.Beitr.  tab.  1.  fig.  12. 
Findet  sich  im  mittlem  Lias  Schwaben,  dessgl.  zu  Fontaine- 

Etoupfour  (Calvados).  An  ihn  reiht  sich  eine  Anzahl  ähnlicher 
Species,  welche  an  letzterer  Localität  wohlerhalten  mit  Schale 
vorkommen,  wie  überhaupt  die  Gasteropoden  des  mittleren  Lias 
der  Normandie  sich  in  einer  Mannigfaltigkeit  und  Vollständigkeit 
vorfinden,  wie  sie  in  keiner  andern  Gegend  getroffen  werden. 
Vergleichende  Resultate  lassen  sich  aber  aus  diesem  localen  Vor- 
kommen nicht  gewinnen,  wesshalb  ich  auch  Vieles  übergehen 
muss,  denn  von  den  meisten  Localitäten ,  an  welchen  der  mitt- 
lere Lias  auftritt,  sind  bis  jetzt  nur  wenige  Species  bekannt,  oder 
es  finden  sich  bloss  kleine  Kieskerne,  welche  gewöhnlich  keine 
genaue  Deutung  zulassen. 

43.  Straparollus  sinister,    d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  75. 

Solarium  inversum,  Quenst.  1852.  Hdb.  tab.  33.  fig.  31. 
Mittl.  Lias,  Fontaine-Etoupfour  (Calvados) ;  fehlt  in  Schw^aben. 

44.  Turbo  heliciformis,  Ziet.  1832.  tab.  33.  fig.  3. 

Turbo  Midas,  d'Orb.   1852.   tab.  327.  fig.   14—16. 
Die  Ziet en 'sehe  Figur  ist  undeutlich,  daher  mag  es  rühren. 


—     291     — 

dass  sie  d'Orbigny  nicht  aufgenommen  hat.    Häufig  im  mitt- 
lem Lias  der  Boller  Gegend,  dessgl.  zu  Saint  Amand  (Cher). 

45.  Turbo  paludinaeformis ,    (Phasianella,    Schübler, 

Ziet.   1832,  tab.  30.  fig.   12.   13.) 
Turbo  cyclostoma,  Benz,  Ziet.   1832.    tab.  33.   fig.  4. 
„  „  Goldf.   1844.  tab.   193.  fig.   7. 

■  Leitend  für  die  Schichten  mit  Amm.  margaritatus,  im  mitt- 
lem Lias,  vom  Fusse  des  Stuifenbergs,  von  Heiningen  bei  Boll, 
Breitenbach  bei  Reutlingen  u.  s.  w.  Die  verschiedenen  Abbil- 
dungen, welche  Zieten  gibt,  rühren  wahrscheinlich  sowohl  von 
beschälten  als  unbeschalten  Exemplaren  her. 

46.  Turbo  Nicias,  d'Orb.  1852.  tab.  328.  fig.  1.  2. 
Wurde  von  d'Orbigny  aus  dem  mittlem  Lias  von  Fon- 
taine -  Etoupfour  (Calvados)  beschrieben.  In  Schwaben  ist  er 
nicht  selten,  seine  Kieskerne  liegen  gewöhnlich  als  Trochus  um- 
bilicatus  bezeichnet  in  den  Sammlungen ;  von  Diebrock  bei  Her- 
ford in  Westphalen  erhielt  ich  ihn  aus  den  Schichten  des  Amm. 
Jamesoni. 

47    Turbo   SUbuudulaUlS,  d'Orb.   1850.  Frodr.  8.   8  3. 

Turbo  undulatus,  Phillips  tab.  13.  fig.  8.  (non  Chemn.). 
Die   typischen  Exemplare,    welche    ich    von  Yorkshire    mit- 
brachte,   stecken  mit   Amm.  margaritatus    in  demselben  Gestein. 
Sie  kommen  in  dem  dortigen  Maristone  häufig  vor,  scheinen  sich 
jedoch  in  der  Normandie  gleichfalls  zu  finden. 

48.  Phasianella  phasianoides,   d'Orb.    1852.    Pal.   fr. 

1.  Bd.  tab.  324.  fig.  4.  pag.  319. 

Ln  mittleren  Lias  von  Fontaine-Etoupfour  (Calvados).  In 
Schwaben  finden  sich  in  derselben  Etage  kleine  Kieskerne,  welche 
wahrscheinlich  dazu  zu  stellen  sind. 

49.  Delphinula  reflexilabrum ,   d'Orb.   1852.    Pal.   fr. 

2.  Bd.    tab.  323.  fig.    14—16.  pag.  317. 
Mittlerer   Lias.     Fontaine-Etoupfour   (Calvados).     Fehlt   in 

Schwaben. 


—     292     — 
50.  Ditremaria  bicariiiata ,  d'Orbigny  1853.  tab.  340. 

fig.  8—11. 
Mit  der  vorigen  Art. 

5t.  Pleurotomaria  Anglica,  Gold  f.  1844.  tab.  184.%.  8. 
(non  Trochus    similis ,    Sow.    tab.   142.)    siehe    unterer 
Lias,  §.   14.  Nr.  51. 
Plourotomaria anglica,  von  derFonn  wie  sie  Goldfuss  abbil- 
det, hat  ihr  Hauptlager  in  den  Schichten  des  Amm.  margaritatus. 
Sie  findet  sich  schön  mit  wohlerhaltener  Schale  in  den  Umgebungen 
von  Lyme  Regis,  (Dorsetshire)  von  Cheltenham  (Gloucestershire). 
In  Frankreich  kommt   sie   im  mittleren  Lias  der  Cevennen,    der 
Normandie  u.  s.  w.    vor.     In  Schwaben   liegt  sie   in   den  Mar- 
garitatusthonen  von  Grosseislingen,  Heiningen  u.  s.  w.  und  lässt 
sich    wohl   von   der  S o wer by 'sehen   Pleurotomaria   similis   des 
untern  Lias  unterscheiden. 

52.  Pleurotomaria  heliciformis,  Deslongch.  1848.  Mem. 

Soc.  lin.  tab.   17.  fig.  2. 
Pleurot.  rotellaeformis,  d'Orb.  Prodr.  (non  Dunk.) 

Dunkers  Pleurotomaria  rotellaeformis  ist  eine  Species  des 
untern  Lias,  und  wurde  irrthümlich  von  d'Orbigny  in  den 
mittlem  gestellt.  Wir  behalten  desshalb  die  von  Deslong- 
champs  beschriebene  Art  für  den  mittlem  Lias  bei.  Findet 
sich  in  Frankreich  zu  Fontaine-Etoupfour  (Calvados);  kommt 
auch  in  Schwaben  vor ,  ist  aber  selten  und  liegt  an  der  Grenze 
zwischen  Davöi-  und  Margaritatusschichten ,  zu  Hinterweiler  bei 
Tübingen. 

53.  Pleurotomaria  expansa,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  92. 

Helicina  expansa,  Sow.   1821.  tab.  273.  fig.   1 — 3. 
„         solarioides,  Sow.   1821.  tab.  273.  fig.  4. 

Häufig  im  ganzen  mittlem  Lias  Schwabens,  dessgl.  in  Frank- 
reich, zu  Saint  Amand  (Cher)  und  in  der  Normandie.  In  Eng- 
land fand  ich  sie  in  dem  Maristone  von  Yorkshire. 


--    293    - 

54.  Pleurolomaria  solariiim,   Dunk.    Pal.  I.   tab.  25. 

fig.    17—19. 
Pleurotomaria  Mopsa,  d'Orb.  tab.  354.  fig.  6—10? 
Wurde   aus    dem   mittlem  Lias   von  Kahlefeld   beschrieben. 
Eine  in  der  gleichen  Etage  zu  Fontaine-Etoupfour  vorkommende 
Varietät   der  Fl.  Debuchi  Desl.  scheint  damit  identisch  zu  sein. 

55.  Pleurotomaria    multicincta   (Trochus,     Schübler. 

Ziet.  1832.  tab.  34.  fig.  1). 
Die  Zieten'sche  Figur  ist  nicht  sehr  deutlich  ausgefallen, 
desshalb  wurde  seine  Species  noch  wenig  beachtet.  Stammt  aus 
den  Mergelbänken  des  mittlem  Lias.  In  dem  Originalexemplar, 
in  dessen  Besitz  ich  bin,  steckt  noch  der  Abdruck  von  Terebr. 
numismalis. 

56.  Pleurotomaria  rotundata,    Münst.    Goldf.    1844. 

tab.  186.  fig.  1. 
Kommt  mit  wohlerhaltener  Schale  in  den  Thonen  des  Amm. 
margaritatus  zu  Grosseislingen  und  Wasseralfingen  vor. 

57.  Dentalium  giganleum,  Phill.  1829.  tab.  14.  fig.  8. 
An    der  Basis   der   Hawsker   ClifFs   südöstlich   von   Whitby 

(Yorkshire)  fand  ich  in  der  Mittelregion  des  dortigen  mittlem 
Lias  wohlerhaltene  Exemplare  von  Dentalium  giganteum.  Eines 
davon  hat  vier  Zoll  Länge.  Ich  habe  die  grosse  Species  noch  an 
keinem  andern  Orte  gefunden,  während  sie  an  jener  Localität  sehr 
häufig  vorkommt  und  die  Oberfläche  mancher  Platten  ganz  bedeckt. 

58.  Solen  liasinus,   Oppel.  1853.  mittl.  Lias  Schwabens. 

tab.  4.  fig.  21. 
Seltene   Species    aus    dem  mittlem   Lias   Schwabens;    eine 
ähnliche  Form  fand  ich  in  dem  Maristone  von  Yorkshire. 

59.  Panopaea  elongata,  Rom.  1836.  Ool.  tab.  8.  fig.  i. 
Wurde  von  Römer  aus  den  Belemnitenschichten  des  mitt- 
leren Lias  von  Willershausen  beschrieben ;  die  in  derselben  Etage 
in    den  Umgebungen   von  Cheltenham  (Gloucestershire)   vorkom- 
mende Species  scheint  dazu  zu  gehören. 


—    294    — 

60.  Pholadomya  ambigua,  Sow.  1819.  tab.  227. 

Fehlt  in  Schwaben.  In  Frankreich  fand  ich  sie  in  dem 
mittleren  Lias  von  Fontaine-Etoupfour  (Calvados).  In  England 
liegt  sie  mit  Amm.  Henleyi  in  den  Umgebungen  von  Cheltenham 
(Gloucestershire),  sowie  m  dem  Maristone  von  Yorkshire. 

61.  Pholadomya  Hausmanni,  Gold  f.  1841.  tab.  I55.fig.4. 
Wird  von  Goldfuss  aus  dem  mittlem  Lias  vonKahlefeld 

beschrieben,  ich  fand  sie  in  derselben  Etage  zu  Fontaine-Etoupfour 
(Calvados);  in  Schwaben  kommt  Phol.  Hausmanni  nicht  vor. 

62.  Pholadomya   decorata,      Hartm.     Goldf.      1847. 

tab.  155.  fig.  3. 
Liegt  an  der  Grenze   des   untern  gegen   den  mittleren  Lias 
(Jamesonibett) ,  bei  Boll,  Metzingen    und  Balingen    sehr   häufig. 
Ganz   in  derselben  Position  fand   ich   sie   zu  Robin   Hoods  Bay 
(Yorkshire). 

63.  Pholadomya  obliqiiata,  Phill.  1829.  tab.  13.  fig.  15. 
Findet  sich  mit  der  vorigen  Species    und  gleicht  derselben, 

besitzt    jedoch    keine    seitlichen    Rippen,    auch    ist    die    Form 
etwas  länger. 

64.  Lyonsia   Unioides,  d'Orb.   1850.  Prodr.  8.    14  8. 

Venus  unioides,  Rom.   1836.  tab.   8.  fig.  6. 

Lutraria  unioides,  Goldf.   1841.  tab.   152.  fig.  12. 

(Pleuromya  Agass.)  Quenst.  Handb.  pag.   563. 
Mit  Amm.  spinatus  im  mittleren  Lias  von  Altdorf  in  Bayern 
und  Vieux  Pont  (Calvados).     In  Yorkshire    erhielt  ich  sie  zahl- 
reich aus  dem   dortigen  Maristone,    dessgl.   in  den  Umgebungen 
von  Cheltenham  (Gloucestershire). 

65.  Leda  complanata.  (Nucula,  Goldf.  tab.  125.  fig.  ii.) 

(non  Phill.) 
Leda  Doris,  d'Orb.  Prodr.  9.   178. 
Leda  complanata,  Oppel,  mittl.  L.  Seh.  tab.  4.  fig.  20. 
Mit  Amm.  margaritatus  im  mittlem  Lias  von  Weidach  auf 
den  Fildern,    Goldbächle   bei  Gmünd,    Wasseralfingen ,   Heinin- 


—    295    — 

gen  u.  s.  w.  In  Frankreich  in  den  gleichen  Schichten  von  Fon- 
taine-Etoupfour  (Calvados)  und  von  Milhau  (Aveyron).  Phillips 
bildet  als  Nucula  complanata  den  Steinkern  von  Leda  ovum  Sow. 
ab.  Da  die  Phillips'sche  Species  schon  vorher  benannt  war,  so 
kann  die  Goldfuss'sche  Bezeichnung  für  die  Muschel  des  mittlem 
Lias  beibehalten  werden. 

66.  Leda   acuminata.     (Nucula  v.  Buch.) 

Nucula  acuminata,  Gold  f.   1837.  tab.   125.  fig.  7. 
Niicula  inflata^    Ziet.    (non    Sow.)   Oppel,    mittl.    Lias 
Schw.  tab.   4.  fig.  24. 
Mit  der  vorigen  Art. 

67.  Leda   SUbovalis  (Nucula,  Goldf.  1837.  tab.  125. fig.4.). 

Nucula  palmae,  Quenst.   1852.  Handb.  tab.  44.  fig.  8. 
Nucula  tunicata,  Quenst.  ibid.  tab.  44.  fig.  9. 
Kommt    im    mittlem  Lias    vor.     Aus  Schwaben   kenne    ich 
sie  von  Heiningen,    Weidach   und  Hinterweiler;    aus  Frankreich 
von  Saint  Amand  (Cher)  und  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

68.  Leda  Galatea,   d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  152. 
Römers  Nucula  elliptica  und  inflexa  sind  nahestehende  Formen, 

da  jedoch  Leda  elliptica  eine  Oxfordspecies  ist,  N.  inflata  aber 
aus  dem  inf.  Ool.  stammt,  so  wählen  wir  d'Orbigny's  Namen. 
Numismalismergel  von  Saint  Amand  (Cher).  Mittlerer  Lias  von 
Gmünd  und  Hechingen. 

69.  Nucula  cordata,   Goldf.  1837.  tab.  125.  fig.  6. 

Nucula  variabilis,  Quenst.  1843.   Flözgeb.  pag.  194. 
In  Württemberg  mit    der  vorigen  Art.     D  '  0  r  b  i  g  n  y    gibt 
sie  von  Frankreich  aus  dem  mittlem  Lias  von  Fontaine-Etoupfour 
(Calvados)  an. 

70.  Tanciedia  broliensis. 

Hettangia  broliensis,  Buv.  Terq.  Bull.  Soc.  geol.  de  Fr. 
18.  April  1853.  pag.  374. 
Stammt   wie   die  nächstfolgenden   zwei   Species,   nach    den 
Angaben  M.  Ter  quem 's,  aus  den  Schichten  des  Amm.  Davöi 


-    296    ~- 

von  Breux  (Meuse),  sie  sind  zwar  noch  von  keinen  andern  Lo- 
calitäten  bekannt  geworden,  doch  führe  ich  sie  hier  auf,  da  ihre 
Zone  mit  so  grosser  Bestimmtheit  angegeben  ist. 

71.  Tancredia  Raulinea. 

Hettangia  Raulinea,  Buv.  Terq.  ibid. 
Mit  der  vorigen  Art. 

72.  Tancredia  longiscata. 

Hettangia  longiscata,  Buv.  Terq.  ibid. 
Mit  der  vorigen  Art. 

73.  Tancredia  Terquemea. 

Hettangia  Terquemea,  Buv.  Terquem.  ibid. 
Gehört  wahrscheinlich  in  die  Oberregion  des  mittlem  Lias. 
Ihr  Lager  bezeichnet  M.  Terquem  als:    „Calcaire   ferrugineux 
du  Lias,''  was  entweder  die  Zone   des  Amm.  spinatus   oder  die 
oberen  Margaritatusschichten  bedeutet.     Dep.  de  la  Meuse. 

74.  Tancredia  liicida. 

Hettangia  lucida,  Terq.  ibid.  tab.  2.  fig.  8—10. 
In   denselben    Schichten    wie     die    vorige    Art    zu   Latour 
und  Bleid  an  der  belgischen  Grenze  (nach  den  Angaben  M.  Ter- 
quem's.   Bull.  Soc.  geol.  de  Fr.    18.    Aprü  1853.   pag.  369). 

75.  Opis   Carusensis,    d'Orb.   1850.  Prodr.  8.   153. 
D'Orbigny    führt    diese    Species   aus   dem   mittlem   Lias 

von  Saint  Amand  (Cher)  auf.  In  Schwaben  kommt  in  den 
Numismalismergeln  äusserst  selten  eine  Opis  vor,  welche  ich 
(mittl.  Lias  Schw.  tab.  4.  fig.  27)  abgebildet  habe ,  und  welche 
wahrscheinlich  mit  der  französischen  identisch  ist. 

76.  Astarte  arealis,  Rom.  1839.  Ool.  tab.  19. fig.  13. p. 40. 
Die  verkiesten  Exemplare  von  Astarte  arealis,  welche  sich  in 

den  Numismalismergeln  von  Diebrock  bei  Herford  (Westphalen)  mit 
Amm.  Bronni  finden,  haben  viele  Aehnlichkeit  mit  Venus  pumila 
Goldf.  tab.  150.  fig.  7,  und  sind  vielleicht  damit  zu  vereinigen. 
D'Orbigny  stellt  letztere  Species  zu  Lucina,  doch  ist  bei  der 
Kleinheit  der  Kieskerne  schwer  zu  ermitteln,  wohin  sie  gehören.  In 


—     297     — 

Schwaben   findet    sieh   Astarte    arealis    häufig    im   mittlem   Lias 
von  Pliensbach,   Hinterweiler  und  Balingen. 

77.  Mytilus    (Hippopodium?)    hippocampus,   Young. 

and  B.  2.  Aufl.  tab.  7.  fig.  9. 
Hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Hippopodium  ponderosum,  seheint 
aber  mehr  in  die  Länge  gezogen  zu  sein,  doch  kann  ich  bei 
den  wenigen  Exemplaren,  welche  ich  aus  dem  mittlem  Lias  von 
Yorkshire  und  Gloucestershire  mitbrachte,  die  Unterschiede  beider 
nicht  genau  angeben.  Schon  Strickland  (Transact.  of  the  Geol. 
Soc.  2.  Ser.  vol.  6.  pag.  552)  trennt  das  Hippopodium  des  untern 
Lias  von  einer  Varietät,  welche  im  mittlem  Lias  von  Chelten- 
ham  vorkommt. 

78.  Cypricardia  cucullata,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  i65. 

Cardium  cucullatum,  Goldf.  1837.  tab.  143.  fig.  11. 
Kommt  in  Schwaben  in  kleinen  Kieskernen  mit  Amm.  ibex 
im  mittlem  Lias  von  Hinterweiler  und  Pliensbach  bei  BoU  vor. 
In  England  erhielt  ich  die  gleiche  Species  viel  grösser,  sonst 
aber  ganz  übereinstimmend  in  demselben  Niveau  zu  Cheltenham 
(Gloucestershire). 

79.  Cypricardia  caudata,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  i66. 

Cardium  caudatum,  Goldf.   1837.  tab.   143.  fig.   12. 
Seltene  Species  aus  den  Margaritatuschichten  von  Weidach 
auf  den  Fildern  und  von  der  Balinger  Gegend. 

80.  Cardinia  attenuata,  Stutchb.  Ann.  and.  Mag.  Nat. 

H.  8.  Bd.   1842.  tab.  9.  fig.   1—2.  pag.  485. 
Findet  sich  in  der  MittelrBgion  des  mittleren  Lias  von  Glou- 
cestershire.    Von  andern  Orten  kenne  ich  sie  nicht. 

81.  Isocardia  cingiilata,   Goldf.  1837.  tab.  140.  fig.  16. 

Isocardia  inversa,  Goldf.  tab.   140.  fig.   17. 
Cardium  multicostatum,  P  hill.  tab.  13.  fig.  2 1  (nonBrocchi). 
Cardium  submulticostatum,  d'Orb.  Prodr.   8.   178. 
Eine  im  mittlem  Lias  Schwabens  sehr  häufig  vorkommende 
Muschel,    die    sich    meist    als    Kieskern,    bisweilen    auch    mit 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    Mai,  1856.    2s  Heft.  20 


^    298    — 

erhaltener  Schale  findet,  und  hiernach  von  Goldfuss  verschieden 
abgebildet  und  benannt  wurde.     BoU,  Hechingen,  Balingen. 

In  dem  Maristone  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  erhielt 
ich  sie  in  Begleitung  des  Amm.  margaritatus. 

82.  Cardium  truucalum,   Sow.   1827.   tab.  553.  fig.  3. 

Cardium  truncatum,  Phill.   1829.  tab.   13.  fig.   14, 
Zeichnet  sich  durch  Häufigkeit  in  dem  Maristone  von  York- 
shire aus.    Ich  fand  mehrere  Exemplare  in  einem  Stück  mit  Amm. 
margaritatus  zusammen.     D'Orbigny  Prodr.    8.    177    erwähnt 
die  Species  aus  dem  mittlem  Lias  der  Normandie. 

83.  ünicardium  Jaiithe,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  179. 

D'Orbigny  gibt  die  sich  wenig  von  Ünicardium  cardioides 
unterscheidende  Species  aus  dem  mittlem  Lias  verschiedener 
Localitäten  Frankreichs  an.  Ich  erhielt  dieselbe  aus  denNumis- 
malismergeln  von  Dürnau  bei  Boll  und  von  Frommern  bei  Balin- 
gen, sowie  in  England  aus  derselben  Zone  von  den  Umgebungen 
Cheltenham's  (Gloucestershire). 

84.  Area  Münsteri,  Goldf.  1837.  tab.  122.  fig.  11. 

Cucullaea  Münsteri,  Ziet.   1833.  tab.  56.  fig.  7. 
Im  ganzen  mittlem  Lias  Schwabens,  bei  Heiningen,  Pliens- 
bach,  Hinterweiler,  Weidach,  dessgl.  in  Frankreich  zu  St.  Amand 
(Cher)  und  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

85.  Area  Bucknianni,  Rieh.  (Murch.  1845.)  Geol.ofChelt. 

tab.   10.  fig.  5.  pag.  96. 
Area  Phaedra,  d'Orb.  Prodr.  8.   190.? 
Area  elongata,  Quenst.  Handb.  pag.  525?  (non  Sow.). 
Selten  im  mittlem  Lias  Schwabens,  häufiger  in  Frankreich, 
mit  der  vorigen  Art,    dessgl.   in  England   im   mittlem  Lias   von 
Gloucestershire. 

86.  Pinna   folilim,    Young  and  Bird.   1822.  tab.lO.  fig.6. 

Pinna  inflata,  Dew.  et  Chap.  Lux.  tab.  30.  fig.   1. 
Die  grosse  Species  füllt  im  mittlem  Lias   nordwestlich  von 
Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  ein  ganzes  Bett  an.    Die  Exemplare 


—     299    — 

sind  meist  flach  gedrückt,  sie  liegen  mit  verkiester  Oberfläche  in 
der  Region  des  Amm.  Jamesoni. 

87.  Pinna  Moorei,  n.  sp. 

Kleine  Species  mit  zwölf  engstehenden  radialen  Rippen  auf 
der  einen  breiteren  Seite  der  Medianlinie,  während  dieselben  auf 
der  andern  Seite  fehlen  und  durch  concentrische  Runzeln  ersetzt 
sind,  welche  sich  am  Rande  stark  nach  der  Spitze  hin  ziehen. 
Ich  fand  sie  häufig  in  der  Region  des  Amm.  margaritatus  am 
Breitenbache  bei  Reutlingen. 

88.  Mytilus   SCalprum,    Sow.  tab.  248.   flg.  2  (in  erratis). 

Mytilus  scalprum,    Phill.  tab.   14.  fig.  2  (non  Goldf.). 
Wird   viel   breiter    und  grösser   als    die  Species  des  untern 
Lias,    und   findet    sich   in  der  Mittelregion  des  mittlem  Lias   zu 
Cheltenham  (Gloucestershire),  dessgl.  an  vielen  Punkten  in  Frank- 
reich; fehlt  in  Schwaben. 

89.  Mytilus  niimismalis,    (Modiola)    Oppel,   mittl.   Lias 

Schwabens,  tab.  4.  fig.   17. 
Der  einzige  Mytilus,  welcher   in  Schwaben  im  mittlem  Lias 
gefunden  wird.     Hechingen,  Balingen. 

90.  Lima  Hermanui,  Ziet.  1838.  tab.  51.  fig.  2. 

Aus  der  Oberregion  des  mittlem  Lias  von  Grosseislingen 
und  Heiningen  bei  Boll.  Das  Zieten'sche  Originalexemplar, 
welches  ich  besitze,  ist  aufgeblähter  und  runder,  als  die  ihm 
ähnliche  Species  (Lima  succincta)  des  untern  Lias.  Es  stammt 
aus  den  harten  Steinmergeln,  welche  in  Schwaben  die  obere 
Grenze  des  mittlem  Lias  bilden. 

91.  Limea  aculicosta,  Goldf.   1836.  tab.  107.  fig.  8. 

Im  mittlem  Lias  Schwabens,  dessgl.  in  Frankreich  zu  Fontaine- 
Etoupfour  (Calvados),  in  England  zu  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire). 

92.  Avicula  cygnipes,  Phill.  1829.  tab.  14.  fig.  3. 

Pecten  cygnipes,  Young  and  Bird.   1822.  tab.  9.  fig.  6. 

Die   prachtvolle   Species    trägt    vier    hohe    Rippen    auf  der 

grössern  Schale,    welche    sich  über  den  Rand  hinaus  verlängern 

20* 


—    300    — 

und  der  Muschel  ein  sehr  markirtes  Aussehen  geben.  Ich  erhielt 
mehrere  Exemplare,  von  welchen  das  grösste  3  7.2  Zoll  breit  ist, 
aus  dem  mittlem  Lias  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire).  Die 
genauere  Schichte  konnte  ich  nicht  auffinden,  doch  glaube  ich, 
dass  sie  an  der  Basis  des  dortigen  Maristons ,  d.  h.  unter  Amm. 
margaritatus  vorkommen. 

Avicula  Sinemuriensis,  d'Orb.  Prodr. 

Siehe  unterer  Lias  §.   14.  Nr.  98. 

93.  Avicula  sexcostata,    Rom.  1836.  Ool.  tab.  4.  fig. 4. 

Avicula  sexcostata,  Oppel,  mittl.  L.  Seh.  tab. 4.  fig.  16. 

Kleine  Species  mit  sechs  Rippen  auf  der  linken  Schale.    Im 

mittlem  Lias  von  Hechingen  und  Dürnau.  Findet  sich  sowohl  in  den 

untern  Margaritatusschichten    als  in  der  Zone  des  Amm.  Davöi. 

94.  Avicula  longiaxis,    Buckm.    1845.  Murchison  Geol. 

of  Cheltenh.  tab.  10.  fig.  2.  pag.  97. 
Die  Muschel  würde  dem  Inoceramus  dubius  gleichen,  wenn 
nicht  die  gerade  Schlosslinie  in  einen  feinen  aber  langen  Flügel 
ausliefe.  Bis  jetzt  noch  ziemlich  selten  in  den  Thonen  des 
Amm.  margaritatus  vom  Breitenbach  bei  Reutlingen.  In  England 
erhielt  ich  sie  mit  Cardinia  attenuata  Stuchb.  aus  dem  mittlem 
Lias  von  Gloucestershire,  woher  sie  in  Murch.  Geol.  of  Cheltenh. 
tab.   10.  fig.  2  beschrieben  und  gut  abgebildet  wird. 

95.  Inoceramus  ventricOSUS  (Crenatula  S  o  w.  1823.tab.443.) 

In.  nobilis,  Münst.  Goldf.  1836.  tab.  109.  fig.  4.? 
In  meiner  Arbeit  über  den  mittlem  Lias  Schwabens,  pag.  81, 
habe  ich  den  genauen  Horizont  aufgestellt,  welchen  diese  Species 
hier  einnimmt.  Ganz  in  derselben  Region  liegt  sie  in  England, 
ich  fand  sie  zu  Charmouth  bei  Lyme  Regis  (Dorsetshire)  etwas 
tiefer  als  Amm.  margaritatus  in  Begleitung  des  Amm,  Davöi. 
Aus  den  Umgebungen  von  Cheltenham  (Gloucestershire)  erhielt 
ich  den  Inoceramus  ventricosus  aus  einer  Schichte,  welche  gleich- 
falls unterhalb  der  Region  des  Amm.  margaritatus  liegt. 

96.  Inoceramus  subslriatus,  Goldf.  tab.  109.  fig.  2. 
Findet  sich  mit  Amm.  spinatus  zu  Altdorf  in  Bayern,    mit 


—    301     — 

Amm.  margaritatus  dagegen  am  Breitenbach  bei  Reutlingen,  zu 
Heiningen  u.  s.  w. 

97.  Peclen  aequivalis,  Sow.  I8I6.  tab.  136.  fig.  1. 
Prachtvolle  Species  aus  dem  obern  Liasien  von  Uhrweiler 

im  Elsass,  Anhange  (Luxembourg),  Fontaine  Etoupfour  und  Landes 
(Calvados),  Milhau  (Aveyron),  Sarthe  Yonne,  Lozere  u.  s.  w. 
In  England  erhielt  ich  ihn  aus  dem  Maristone  von  Yorkshire, 
ausserdem  gibt  Sowerby  noch  verschiedene  Localitäten  dafür  an. 

98.  Pecten  siiblaevis,  Phill.  1829.  tab.  u.  fig.  5. 
Maristone,  Hawskers  Bottom  (Yorkshire).  Obere  Margaritatus- 

schichten  vom  Breitenbach  bei  Reutlingen,  von  Metzingen  u.  s.  w. 

99.   Pecten  liasianilS,  N  y  s  t.  1845.  Belg.  (nach  ßronn's  Index.) 
Pecten  corneus,  Goldf.  tab.   98.  fig.   11  (non  Sow.). 
Pecten  disciformis,  d'Orb.  Prodr.  8.  210  (nonSchübl.). 
Mit  den  vorigen  Arten. 

100.  Pecten  priscus,   Schloth.    I82O.    pag.    222    (pars). 
Pecten  priscus,  Goldf.   1833.  tab.  89.  fig.  5. 
Pecten  costulatus,  Ziet.   1833.  tab.  52.  fig.  3. 

Im  mittlem  Lias,  besonders  in  dessen  unterem  Theile  häufig, 
zu  Boll,  Hinterweiler,  Hechingen  u.  s.  w.,  dessgl.  in  Frankreich 
zu  Venarey  (Cote  d'Or)  und  Vieux  Pont  (Calvados). 

101.  Pecten   Philenor,  d'Orb.   1850.  Prodr.  8.   213. 
Pecten  glaber  Ö,  Oppel.  mittl.  L.  Schw.  pag.   77. 

Bezeichnende  Species  für  die  oberen  Margaritatusschichten, 
findet  sich  in  Württemberg  am  Breitenbach  bei  Betzingen.  D'Or- 
bigny  erwähnt  ihn  aus  dem  mittlem  Lias  von  Fontaine-Etoupfour 
(Calvados).  Mit  demselben  findet  sich  in  Schwaben  Pecte7i  amal- 
theus,  welchen  ich  gleichfalls  pag.   77  beschrieben  habe. 

102.  Pecten  tumidus,  Ziet.  1833.  tab.  52.  fig.  1. 
Pecten  velatus,  Goldf.   1833.  tab.  90.  fig.  2. 

„  „       Oppel,  mittl.  Lias.  tab.  4.  fig.   12. 

Nicht   selten  im   mittlem  Lias  vom  Breitenbach   bei  Reut- 


—     302     - 

lingen,  und  von  Sondelfingen;  wahrscheinlich  ist  die  im  obern 
Lias  bei  Heiningen  vorkommende  Art  damit  identisch.  D'Or- 
bigny  citirt  ihn  eben  daraus  von  Fontenay  und  Thouars  (Deux 
Sevres).  Merkwürdig  ist  die  grosse  Ungleichheit  zwischen  den 
Oberflächen  der  rechten  und  linken  Schale. 

103.  Plicatula  spiiiosa,  Sow.  1819.  tab.  245.  fig.  1—4. 
Im  ganzen  mittlem  Lias  Englands,  Frankreichs  und  Deutsch- 
lands. Fehlt  nirgends,  wo  mittlerer  Lias  auftritt,  und  geht  noch 
in  die  unteren  Schichten  des  oberen  Lias  hinauf.  Wird  in 
Schwaben  nicht  über  einen  Zoll  lang,  dagegen  kommen  bei  Metz 
und  Nancy  Exemplare  vor,  deren  grösster  Durchmesser  beinahe 
das  Doppelte  beträgt. 

104.  Plicatula  laevigala,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  216. 

Seltene  Species  von  bedeutender  Grösse;  ich  fand  sie  nur 
einmal  im  mittleren  Lias    von  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

105.  Gryphaea  cymbium,  Lam.  1819.  A.  s.  v.  6.  p.  198. 
Gryphaea  cymbium,  Gold  f.  tab.   84.  fig.   1. 

Liegt  ausschliesslich  in  der  Oberregion  des  mittlem  Lias, 
d.  h.  in  den  Schichten  des  Amm.  margaritatus  und  spinatus.  Zu 
Semur  (Cote  d'Or),  sowie  in  ganz  Burgund  bildet  Gryphaea  cym- 
bium in  grossen  Exemplaren  das  häufigste  Fossil  der  mächtigen 
Kalkablagerung,  welche  dort  das  Aequivalent  unserer  Margari- 
tatus- und  Spinatusthone  bilden.  Gleich  gross  kommt  sie  in 
der  Normandie,  im  Dep.  der  Sarthe,  zu  Milhau  (Dep.  de  l'Avey- 
ron)  in  Luxembourg  u.  s.  w.  vor.  In  England  traf  ich  sie  in 
dem  Maristone  von  Yorkshire,  während  sie  an  all  diesen  Punkten 
in  der  ünterregion  des  mittlem  Lias  fehlt  und  durch  Gryphaea 
obliqua  ersetzt  ist,  welche  ihr  Hauptlager  an  der  Grenze  zwischen 
dem  untern  und  mittlem  Lias  hat,  und  nie  bis  in  die  Schichten 
des  Amm.  margaritatus  heraufgeht. 

D'Orbigny  Prodr.  8.  217  citirt  die  Gryphaea  cymbium 
aus  Württemberg  von  Degerloch  und  Vaihingen.  Abgesehen 
davon,  dass  an  diesen  Punkten  bloss  die  untere  Hälfte  des  untern 
Lias  zu  Tage  liegt,   bemerke  ich,    dass  gerade  in  Württemberg 


~     303     — 

die  ächte  Gryphaea  cymbium  fehlt  und  noch  nie  in  irgend  einer 
Schichte  des  mittlem  Lias  gefunden  wurde.  Man  hielt  zwar 
lange  Zeit  die  Gryphaea  obliqua,  welche  in  Württemberg  vor- 
kommt ,  für  identisch  damit ,  doch  lässt  sie  sich  durch  Lage 
und  Form  von  der  hier  fehlenden  Gryphaea  cymbium  wohl 
unterscheiden. 

Gryphaea  obliqua,  Goldfuss,  tab.  85.  fig.  2.  Siehe 
§.   14.  Nr.   111. 

i06.  Terebratiila  qiiadrifida,    Lam.   1819.    An.  sans. 

vert.  b.  Bd.  pag.  253.  Nr.  35. 

Terebratula  quadrifida,  Dav.  Mon.III.  tab.  3.  fig.  8—10. 

Findet    sich    im  mittlem  Lias   von  Ilminster  (Somersetshire) 

sowie    zu  Landes    und  Evrecy  (Calvados).     Ter.  quadrifida   fehlt 

in  Württemberg,  denn  die  Species,  welche  Q  u  e  n  s  t. ,  Handbuch 

tab.  37.    fig.   38.,    unter    diesem   Namen   abbildet,    gehört   wohl 

einer  besondern  Art  an.     Ich   will    dieselbe   vorläufig   Ter.  sub- 

quadrifida  nennen;    sie  kommt  immer   bloss    in    den  Thonen  des 

Amm.    margaritatus   vor    und   geht   nicht   in    die   Schichten    der 

Ter.  numismalis  herab. 

107.  Terebratula  corniila,  Sow.  1814.  tab.  446.  fig.  4. 
Terebratula  cornuta,  Dav.  Mon.  III.  tab.  3.  fig.  11  — 18. 

Häufig  im  mittlem  Lias  von  Ilminster  (Somersetshire),  sowie 
in  Frankreich  von  Milhau  (Dep.  de  l'Aveyron)  und  von  Landes 
und  Evrecy  (Calvados).     Fehlt  in  Württemberg. 

108.  Terebratula  Edwardsii,  Dav.  Monogr.  IIL  tab.  6. 

fig.   11—15. 
Mit  der  vorigen  Art. 

109.  Terebratula  Waterhousi,  D a  v.  Monogr.  in.  tab.  5. 

fig.   12.   13. 

Wurde   von   Davidson   aus    dem   mittlem  Lias   Englands 

vonFarington  Gurney  beschrieben,  und  in  seinem  Appendix 

die  von  mir  (Mittl.  Lias  Schwabens  tab.  4.  fig.  2.)  abgebildete, 

und   Ter,  suhdigona  benannte  Species  damit   vereinigt.     Ich  bin 


—     304     - 

jedoch  noch  nicht  völlig  von  der  Identität  beider  überzeugt,  da 
meine  Exemplare  von  den  Davidson 'sehen  Figuren  abweichen. 
Auch  das  Lagei^ beider  ist  verschieden,  Ter.  subdigona  kommt 
bloss  an  der  obersten  Grenze  des  mittlem  Lias  vor  und  wurde 
nie  in  tieferen  Schichten  gefunden,  während  Ter.  Waterhousi  mit 
Ter.  numismalis  und  Rhynch.  rimosa  zusammenliegen  soll. 

110.  Terebratiila  resupinata ,    Sow.    I8I6.    tab.   150. 

fig.  3.  4. 
Terebratula  resupinata,  Dav.  Monogr.  tab.  4.  fig.  1 — 5. 
Mittlerer  Lias,  Maristone  von  Ilminster  (Somersetshire); 
Landes  und  Evrecy  (Calvados).  Fehlt  im  württembergischen 
Lias.  Der  Sinus  der  kleinern  Schale  ist  viel  tiefer  eingeschnitten, 
als  bei  den  ähnlichen  Formen,  welche  sich  in  Schwaben  im  Unter- 
Oolithe  finden  und  zu  Ter.  carinata  Lam.  gestellt  werden  müssen. 

111.  Terebratula  Moorei,    Dav.    Monogr.   m.    tab.    4. 

fig.  6.  7. 
Im  mittleren  Lias  von  Ilminster  (Somersetshire)  Landes 
und  Evrecy  (Calvados).  In  Schwaben  findet  man  sie  verkiest 
in  Begleitung  der  Ter.  numismalis.  Sowohl  die  grössere  als  die 
kleinere  Schale  ist  in  der  Mitte  der  Länge  nach  schwach  einwärts 
gedrückt,  jedoch  nicht  so  tief,  dass  an  der  Stirn  die  seitlichen 
Ecken  besonders  stark  hervorspringen  würden.  Hiedurch,  sowie 
durch  die  längliche  aufgeblähte  Form  unterscheiden  sich  selbst 
die  Kieskerne  leicht  von  denen  der  Ter.  numismalis.  Ter.  Moorei 
findet  sich  zu  Fliensbach  bei  Boll  und  zu  Hinterweiler  bei  Tübingen. 

112.  Terebratula  Heyseana,  D unk.  Pal  L  tab.  18.  fig.  5. 
Terebratula  Backeriae,  Dav.  Monogr.  tab.  5.  fig.  11. 

„  Heyseana,  Q ue n s  t.  Handb.  tab.  37.  fig.  47. 

Die  kleine  flachschalige  Species  mit  weit  zurückgeschlage- 
nem Sinus  in  der  undurchbohrten  Schale  findet  sich  im  ganzen 
mittlem  Lias  Schwabens.  Ich  besitze  sie  von  Hechingen,  Wei- 
dach, Sondelfingen,  Hinterweiler,  Zell,  Grosseislingen  und  vom  sog. 
Goldbächle  bei  Gmünd,  doch  ist  sie  überall  ziemlich  selten.  Die 
wenigen  Exemplare  von  Northamptonshire ,  welche  im  britischen 


-    305    — 

Museum    liegen ,    stammen    wahrscheinlich    gleichfalls    aus    dem 
mittleren  Lias. 

113.  Terebratula  numismalis,  Lam.  1819.  An.  sans  vert. 

6.  Bd.  Nr.  17.  pag.  249. 
Ter.  numismalis,  Ziet.  1830.  tab.  39.  fig.  4. 
„  orbicularis,  Ziet.  tab.  39.  fig.  5. 
Da  wo  sich  im  mittleren  Lias  die  Thone  des  Amm.  mar- 
garitatus  von  den  darunter  liegenden  Mergeln  mineralogisch 
leicht  abtrennen ,  wie  an  der  württembergischen  Alp ,  oder  in 
Burgund,  ist  das  Lager  der  Ter.  numismalis  ein  ziemlich  be- 
stimmtes. Sie  hält  sich  hier  in  der  untern  Region  des  mittlem 
Lias  beinahe  ausschliesslich  auf,  denn  die  ihr  ähnlichen  Vor- 
kommnisse in  den  Oxynotusschichten  des  untern  Lias  gehören 
vielleicht  einer  andern  Species  an.  Gegen  oben  geht  sie  jedoch 
entweder  gar  nicht  über  die  Schichten  des  Amm.  ibex  und 
bipunctatus  hinauf,  oder  findet  sie  sich  in  den  Thonen  des  Amm. 
margaritatus  nur  ausnahmsweise  und  als  Seltenheit.  Anders 
verhält  es  sich  in  der  Normandie  und  im  südwestlichen  England. 
Wie  hier  der  mittlere  Lias  überhaupt  schwierig  einzutheilen  ist 
und  mineralogisch  bloss  aus  den  thonigen  Kalken  des  Maristons 
besteht,  so  fällt  es  auch  bei  den  einzelnen  Species  schwer,  die 
jeweilige  Lage  zu  bestimmen.  Obschon  ich  glaube,  dass  Tere- 
bratula numismalis  mehr  der  Unterregion  des  Maristons  angehört, 
so  habe  ich  doch  noch  keine  Sicherheit  dafür.  Das  Gleiche  gilt 
für  Ter.  subnumismalis ,  welche  Davidson  Mon.  IIL  tab.  5. 
fig.  10.  als  besondere  Species  aufstellt.  Sie  ist  eine  stete  Be- 
gleiterin der  Ter.  numismalis.  Dagegen  habe  ich  Ter.  indentata, 
Sow.  Dav.  Mon.  III.  tab.  5.  fig.  25  u.  26.  (von  Fa rington 
Gurney)  bis  jetzt  in  Schwaben  noch  nicht  nachweisen  können. 

114.  Terebratula  punctata,  Sow.  1813.  tab.  15.  fig.  4. 
Ter.  punctata,  Dav.  Monogr.  III.  tab.  6.  fig.   1 — 6. 

Die  im  Maristone  von  Fontaine  -  Etoupfour  (Calvados)  und 
Ilminster  (Somersetshire)  häufige  Art  findet  sich  in  Schwaben 
in  der  Oberregion  des  mittleren  Lias  zu  Zell,  Sondelfingen  und 
Frommern. 


—    306    — 

115.  Terebratula  subovoides,  Rom.  1836.  Ool.  tab.  2. 

fig.  9.  pag.   50. 
Ter.  subpimctata,  Dav.  Mon.  III.  tab.  6.   fig.   7 — 10.? 
Mit    der    vorigen  Art.    Ist   in  Schwaben  noch  häufiger    als 
letztere.      Beide   haben   ein    kurzes    Knochengerüste    und    unter- 
scheiden sich  schon  hiedurch  hinlänglich    von   den    aufgeblähten 
Varietäten  der  Ter.  numismahs. 

116.  Terebratula  fimbrioides,  E.  Deslongch. 
Gleicht  der  ächten  S  owerby 'sehen  Ter.  fimbria  des  untern 

Ooliths.  Findet  sich  im  mittlem  Lias  des  Depart.  der  Sarthe. 
Bei  H.  Sämann  in  Paris  sah  ich  dieselbe  Species  aus  den 
Liasmergeln  von  Milhau  (Dep.  de  l'Aveyron);  von  andern  Orten 
kenne  ich  sie  nicht. 

1 1 7.  Spirifer  rostratus,  S  chlo  th.  sp.  1820.  Petref.  pag. 260. 
Spirifer  rostratus,  Dav.  Monogr.  III.    tab.  2.  fig.  1 — 6. 

u.  10—21. 
Die  besten  schwäbischen  Exemplare  erhielt  ich  aus  der 
Oberregion  des  mittlem  Lias  bei  Zell,  Pliensbach  und  Melzin- 
gen.  Frankreich,  Maristone  von  Landes  und  Evrecy  (Calvados) 
England  dessgl.  zu  Ilminster  (Somersetshire).  Scheint  überall 
vorzukommen,  wo  der  mittlere  Lias  vorhanden  ist,  dagegen  fehlt 
er  im  untern  Lias,  während  Spirifer  verrucosus  sich  in 
beiden  Etagen  findet. 

118.  Spirifer  Milnsteri,  Dav.  Mon.  lU.  tab.  3.  fig.  4—6. 
In  der  Unterregion  des  mittlem  Lias   bei  Sondelfingen  und 

Ohmenhausen.  In  Frankreich  im  Maristone  von  Fontaine-Etoupfour 
(Calvados),  in  England  zu  Ilminster  (Somersetshire). 

119.  Spirifer  Tessoni,  Davidson. 

Auf  einer  Excursion  nach  Fontaine  Etoupfour  in  den  Um- 
gebungen von  Caen  (Calvados)  fand  ich  in  dem  dortigen  mitt- 
leren Lias  ein  prächtiges  Exemplar  dieser  seltenen  Species.  Aus 
Schwaben  kenne  ich  die  Art  nicht ,  dagegen  fand  ich  in  dem 
Maristone  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire)  einen  Spirifer,  der 


—     307     — 

mit   Spir.  Tessoni  ganz   übereinstimmt,    so    dass    ich    ihn   nicht 
davon  zu  trennen  wage. 

120.  Spirifer  Hauen,    Suess.  1854.    Brach,    der   Köss. 

Schichten.  Separatabdr.  tab.  2.  fig.  6. 
In  der  Oberregion  des  mittlem  Lias  von  Zell  bei  BoU 
erhielt  ich  eine  Anzahl  Spiriferen,  deren  Form  bloss  durch  einen 
tiefern  und  schärfer  eingeschnittenen  Sinus  von  der  Suess'schen 
Figur  abweicht,  sonst  aber  ihr  gleicht,  und  desshalb  vielleicht 
dieser  Species  gehört. 

121.  Rhyuchouella  variabilis,  Schloth.  sp.  1813. 
Rhynchon.  variabilis,    Dav.  Mon.    tab.   16.    fig.   1 — 6. 

tab.  15.  fig.  8— -10.  Ziet.  tab.  42.  fig.  6. 
Findet  sich,  wie  schon  §.  14.  Nr.  121.  erwähnt  wurde,  so- 
wohl im  untern  als  im  mittlem  Lias.  In  Schwaben  zeichnet  sich 
durch  ihre  Form  besonders  die  zweifaltige  Varietät,  (Ter.  bidens, 
Phill.  tab.  13.  fig.  24.?)  aus,  welche  gleich  an  der  Basis  des 
mittlem  Lias  zu  Boll,  Metzingen,  Hinterweiler  und  Balingen 
gefunden  wird,  während  damit  auch  mehrfaltige  Exemplare :  Ter, 
variabilis,  Ziet.  tab.  42.  fig.  6.  und  triplicata,  Phill.  tab.  13. 
fig.  22.  vorkommen. 

122.  Rhynchoneila  Thalia,   d'Orb.  1850.  Prodr.  8. 225. 
Ter.  rimosa  oblonga.  Quenst.  1852.  Handb.  pag.  452. 

Steht  den  an  der  Wirbelgegend  glatten  Varietäten  von 
Rhynch.  variabilis  Schloth.  nahe.  In  den  Numismalismergeln 
von  Hinterweiler,  Pliensbach  bei  Boll,  sowie  im  mittleren  Lias 
von  Landes  (Calvados). 

123.  Rhynchoneila  rimosa,  v.  Buch.   sp.   Ziet.  1832. 

tab.  42.  fig.  5. 
Im  mittleren  Lias  von  Deutschland,  Frankreich  und  Eng- 
land. In  Schwaben  liegt  sie  beinahe  ausschliesslich  mit  Ter. 
numismalis,  Amm.  Jamesoni,  sowie  Amm.  ibex  und  bipunctatus 
zusammen,  d.  h.  in  den  eigentlichen  Numismalismergeln,  während 
die  mit  Amm.  margaritatus  vorkommende  Art  als  Rh.  amalthei 
von  ihr  abgetrennt  wird. 


—    308    — 

124.  Rhynchonella  amalthei,  Terebr.  amalthei,  Quenst. 

1853.  Handb.  tab.  36.  fig.  17. 
Häufig  in  den  Margaritatusschichten  von  Heiningen,  Zell, 
Ohmenhausen,  Balingen.  Erreicht  in  Schwaben  nicht  ganz  die 
Grösse  der  Rhynch.  rimosa,  und  lässt  sich  von  dieser  dadurch 
unterscheiden ,  dass  bei  Exemplaren  von  gleicher  Grösse ,  bei 
letzterer  die  feinen  von  den  Wirbeln  ausgehenden  Rippen  sich 
an  der  Stirne  nicht  zu  gröberen  vereinigen,  wie  diess  bei  Rh. 
rimosa  der  Fall  ist.  Grössere  Exemplare  aus  dem  mittleren 
Lias  von  Vieux-Pont  und  Landes  in  der  Normandie  zeigten  mir 
jedoch  diese  Unterschiede  nicht  ebenso  sicher,  sondern  schienen 
üebergänge  zu  Rh.  rimosa  zu  bilden. 

125.  Rhynchonella  furcillata,   Theodor!  sp.  v.  Buch 

1833.  Berl.  Ak.  pag.  53. 
Rhynch.  furcillata,  Dav.  Monogr.  HI.  tab.  14.  fig.  2 — 5. 
Terebr.  fimbria,  Quenst.   1852.  Hdb.   tab.  36.  fig.  14. 
(?  Ter.  Articulus,  Val.  in  Lam.  Dav.  An.  et  Mag.  1850. 
tab.  14.  fig.  56.) 
Kommt  in  Schwaben  sehr  häufig  in  den  Schichten  des  Amm. 
margaritatus  vor,  wird  jedoch  hier  nie  so  gross,  wie  im  mittleren 
Lias    von    Ilminster    (Sommersetshire)    und    Fontaine -Etoupfour 
(Calvados),  von  welch  letzterer  Localität  ich  ein  zollbreites  Exem- 
plar besitze.     Die  jungen  Individuen  von  Rh.  furcillata  gleichen 
der  Rh.  subconcinna,  Dav.  III.  tab.  17.  fig.  17.,  welche  in  Schwa- 
ben noch  nicht   als  besondere  Species   gekannt   wird.     Entweder 
fehlt  letztere  bei  uns,  oder  sind  ihr  die  anscheinend  jungen  In- 
dividuen von  Rh.  furciUata  beizuzählen. 

126.  Rhynchonella  scalpellum. 

Terebr.  scalpellum,  Quenst.  Handb.  tab.  36.  fig.  18. 
Margaritatuschichten    von    Ohmenhausen    und    Hinterweiler 
bei  Tübingen. 

127.  Rhynchonella  tedraedra,  Sow.sp.i8i5.tab.83.fig.5. 
Rhynch.  tetraedra,  Dav.  Mon.  IH.  tab.  18.  fig.  5—10. 

An  der  württembergischen  Alp  kommt  eine  der  Sowerby- 


-    309    - 

sehen  Rh.  tetraedra  nahe  stehende  Form  an  der  Basis  des  mitt- 
lem Lias,  d.  h.  etwas  tiefer  als  Amm.  Jamesoni  vor,  beschränkt 
sich  aber  auf  diese  Schichte.  *  Sie  zeichnet  sich  durch  den  weit 
vorwärts  laufenden  Sinus  der  Rückenschale  und  die  grosse  Zahl 
der  gedrängt  stehenden  Rippen  auf  gleiche  Weise  aus,  wie  die 
viel  grösser  werdenden  Exemplare  von  Ilminster  (Somersetshire) 
und  von  Evrecy  (Calvados).  Rhynchonella  calcicosta,  Quenst. 
sp.  Handb.  tab.  36.  fig.  6.  7.  kommt  in  der  gleichen  Schichte 
in  Schwaben  vor,  und  ist  eine  kleine  scharfrippige  Form,  welche 
viele  Aehnlichkeit  mit  jungen  Individuen  der  schwäbischen  Rh. 
tetraedra  hat. 

128.  Rhynchonella  serrata,  Sow.  sp.  I825.tab.503.fig.2. 
Rhynch.  serrata,  Dav.  Mon.  III.  tab.   15.  fig.  1.  2. 

Ilminster  (Somersetshire),  Fontaine  -  Etoupfour  (Calvados), 
fehlt  in  Schwaben. 

129.  Rhynchonella  quinqueplicata ,    Ziet.    sp.    1830. 

tab.  41.  fig.  2  u.  4. 
Ter.  tetraedra,  Quenst.  Flözgeb.  pag.  212. 
Bis  jetzt  bloss  aus  Schwaben  bekannt.    Liegt  in  den  harten 
Steinmergeln    in   der   Oberregion    des   mittlem   Lias   mit    Amm. 
spinatus  zusammen  bei  Zell,  Grosseislingen,  Ohmenhausen,  Son- 
delfingen u.  s.  w. 

130.  Rhynchonella  acuta,  Sow.sp.  1816.  tab.l50.fig.i.2. 
Rhynchonella  acuta,  Dav.  Mon.  tab.   14.  fig.  8.  9. 

Im  mittleren  Lias  mit  Amm.  margaritatus  zu  Gundershofen 
im  Elsass,  zu  Landes  und  Fontaine -Etoupfour  (Calvados),  Mil- 
hau  (Dep.  de  l'Aveyron);  in  England  zu  Ilminster  (Somerset- 
shire); im  mittlem  Lias  vom  Keilberg  bei  Regensburg.  Fehlt 
dagegen  an  der  schwäbischen  Alp  gänzlich. 

'  Ich  werde  beim  Citiren  der  schwäbischen  Rh.  tetraedra  immer  den 
Namen  des  Autors  (Quenst.)  beisetzen,  da  ich  nicht  sicher  bin,  ob  die 
Sowerby'sche  Rh.   tetraedra  dieselbe   ist. 


-     310     — 

Die  hier  aufgezählten  Brachiopoden  beschränken  sich  auf 
die  verbreiteteren  Arten.  Weitere  Species  wie  Leptaena  rostrata, 
Argiope  liasiana  und  Perieri,  welche  E.  Deslongchamps  aus 
dem  mittlem  Lias  von  Fontaine -Etoupfour  beschrieben,  wären 
noch  hinzuzufügen.  Im  obern  Lias  habe  ich  die  selteneren 
Arten  besonders  angeführt,  da  solche  in  einigen  Gegenden  einen 
genau  bestimmten  Horizont  einnehmen,  einige  derselben  wurden 
auch  im  mittlem  Lias  gefunden.  Ich  unterlasse  jedoch  dieselben 
hier  aufzuzählen  und  verweise  auf  §.  32. 

131.  Cidaris    Edvvardsi,  Wright.  1852.  Ann.  and  Mag. 
Nat.  bist.  tab.   1.  fig.   1. 

In  der  Sammlung  von  H.  Dr.  Wright  sah  ich  das  prachtvolle 
Exemplar,  von  dem  die  gelungene  Abbildung  für  obige  Species 
genommen  wurde.  Der  ganze  Körper  mit  Gebiss  und  Stacheln  ist 
wohlerhalten.  Es  stammt  aus  den  Capricomusschichten  von 
Mickleton  Tunnel  bei  Chipping  Campden  (Gloucestershire),  d.  h. 
aus  der  Mittelregion  des  mittleren  Lias,  oder  der  Zone  des  Amm. 
Davöi.     Von  andern  Orten  kenne  ich  die  Species  nicht. 

132.  Cidaris  amalthei,    Quenst.  1852.  Handb.  tab.  48. 

fig.  28—30. 
Scheint  durch  die  Höhe  der  Tafeln  und  die  dornigen  Sta- 
cheln von  der  vorigen  Art  abzuweichen,  obschon  sonst  viele 
Uebereinstimmung  zwischen  beiden  vorhanden  ist.  Findet  sich 
in  der  Oberregion  des  mittlem  Lias  bei  Altdorf  in  Bayern,  und 
aus  den  Umgebungen  von  Boll. 

133.  PalaeocomaMilleri,  d'Orb.  Prodr.  8.  244. 

Ophiura  Milleri,  Phill.  tab.  13.  fig.  20. 
Pal.  Milleri  findet  sich  in  dem  mittleren  Lias  von  Staithes 
(Yorkshirc).  Ich  erhielt  mehrere  Exemplare  davon  zu  Whitby.  Amm. 
capricornus  steckt  in  demselben  Stücke  mit  einem  der  Seesterne ; 
die  Species  gehört  demnach  in  die  Mittelregion  des  mittleren 
Lias.  Ophioderma  Gaveyi ,  Wright.  1852.  Ann.  and.  Mag. 
nat.  bist.  tab.  3.  fig.  1  von  Mickleton  Tunnel  bei  Chipping 
Campden  (Gloucestershire),  ist  nach  Dr.  Wrights  genauen 
Untersuchungen  davon  abzutrennen,  obgleich  beide  denselben 
geogn.  Horizont  einnehmen. 


—     311     — 

134.  Pentacrinus  subangiilaris,  Mill.  i82i.Crm.  pag.59. 

In  der  Mittelregion  des  mittleren  Lias  finden  sich  an  der 
östlichen  Küste  von  Charmouth  bei  Lyme  Regis  (Dorsetshire) 
die  Stiele  eines  Pentacriniten ,  welchen  Miller  Pentacr.  suban- 
gularis  genannt  hat.  Er  lässt  sich  von  den  Arten  des  obern 
Lias  durch  die  Anordnung  und  Zahl  der  Kronenglieder  unter- 
scheiden, obwohl  die  Stiele  im  Wesentlichen  übereinstimmen. 
Ganz  in  derselben  Region,  d.  h.  zwischen  Numismalismergeln 
und  Margaritatusthonen  liegt  die  gleiche  Art  auch  in  Württemberg, 
bei  Sondelfingen  und  Hinterweiler.  D'Orbigny  Prodr.  gibt 
ihn  von  Vieux-Pont  (Calvados)  und  Pouilly  (Cöte  d'Or)  an,  stellt 
ihn  aber  irrthümlich  mit  Pent.  fasciculosus  Schloth.  aus  dem 
obern  Lias  von  BoU  zusammen. 

135.  Pentacrinus  basaltiformis,  Mill.  1821.  Crin.  tab.  2. 

fig.  2—5.  pag.  62. 
Beschränkt  sich  nicht  auf  eine  einzige  Schichte  des  mittlem 
Lias ,  sondern  bildet  mehrere  Lagen ,  welche  sowohl  in  den 
Numismalismergeln  als  den  Margaritatusthonen  auftreten.  Doch 
scheint  es,  dass  nach  den  einzelnen  Schichten  sich  auch  noch 
Speciesunterschiede  auffinden  lassen.  Kommt  mit  der  vorigen 
Art  an  denselben  Localitäten  vor.  Zu  Charaiouth  bei  Lyme 
Regis  (Dorsetshire)  fand  ich  ihn  in  Begleitung  des  Amm.  Jamesoni. 

136.  Pentacrinus  laevis,  Mill.  1821.  Crin.  p.  115. 
Pentacrinus   gracilis,  Charlsworth  1847.   London  Geol. 

Journ.  tab.  9.  siehe  d'Orb.  Prodr.  8.  24  7. 
Gehört  im  mittlem  Lias  immer  der  Region  des  Amm.  margari- 
tatus  an  und  kommt  nicht  selten  am  Breitenbach  bei  Reutlingen, 
zu  Weidach  auf  den  Fildern  vor,  dessgl.  in  Frankreich  zu  Landes 
(Calvados),  Milhaud  (Aveyron).  Im  York -Museum  sah  ich  das 
Originalexemplar  des  Pentacrinus  gracilis  C  h  a  r  1  s  w.  dessen 
Kronenarme  mit  den  runden  Gliedern  zu  stimmen  scheinen,  welche 
im  mittlem  Lias  von  andern  Orten  häufig  vereinzelt  vorkommen. 
Es  stammt  aus  dem  Maristone  von  Staithes  bei  Whitby  (York- 
shire)  und  scheint  an  der  Basis  der  dortigen  Margaritatusschichten 
sein  Lager  gehabt  zu  haben. 


-     312    - 

137.  Peiitacrinus  punctiferus,  Quenst.  1852.   Handb. 

tab.  52.  fig.  41—43. 

Bis  jetzt  kennt  man  von  dieser  Species  bloss  die  mit  feinen 

erhöhten  Punkten  versehenen  Säulenglieder,  welche    im   mittlem 

Lias  von  Württemberg  nicht  sehr  zahlreich  vorkommen. 

138.  Apiocrinus   amalthei,  Quenstedt,  Handb.  tab.  53. 

fig.   25—31. 
Die    von   Prof.    Quenstedt   beschriebene  Art    findet    sich 
ziemlich  zahlreich  mit  Amm.  spinatus  im  mittlem  Lias  von  Alt- 
dorf in  Bayern,  dessgl.  in  den  Umgebungen  von  Quedlinburg, 
von  andern  Orten  ist  sie  noch  nicht  bekannt. 


Ausgegeben  im  Mai  1856. 


Dritter   Abschnitt. 
DER  OBERE  LIAS.  (Toarcieii.    Ippcr  Lias.) 

§.26.  Synonymik:  Für  England:  Alumshale,  Youngund  B. 
1822.  pag.  127.  Lower  part  of  the  inferior  Oolithe,  De  laBeche  1823. 
Geol.  Trans.  2  Ser.  2  Bd.  tab.  3.  Marly  Saudstone.  Conybeare  and 
Philipps  1822,  Outlines  of  the  Geology  of  England  and  Wales,  pag.  239. 
Upper  Lias  Shale,  Phill.  1829.  pag.  33.  Upper  Lias,  Murch.  1845. 
Geol.  of  Cheltenh.  pag.  34. 

Für  Frankreich:  Marues  superieures  du  Lias,  Dufren. 
et  Elie  de  Beaumont.  Toarcien  (9.  Etage,  Lias  superieur),  d"Orbigny 
Cours  element.  pag.  463.  Typus  für  die  Etage  sind  die  Bildungen  von 
Thouars,  Toarcium  (Deux  Sevres)  daher  „Toarcien."  Schiste  et 
marne  de  Grand  Cour.     Duraont.  Dewalque  et  Chapuis,  Lux.  pag.  13. 

Für  Deutschland:  Liasschiefer  (pars).  V.  Mandelsloh.  1834. 
geogn.  Profile  der  württ.  Alp.  Dessgl.  Zieten.  Römer  u.  s.  w.  Oberer  Lias. 
Leop.  V.  Buch.  1837.  Jura  Deutschlands.  Schwarzer  Jura  e:  Posi- 
donienschief er  und  t'  Jurensismergel,  Quenst.  1843.  Flözgebirg. 
pag.  539. 

§.  27.  Paläuntolügie:  Die  Eintheilung  des  obern  Lias  nach 
paläontologischen  Charakteren,  sowie  die  Vergleichung  seiner 
Zonen  nach  verschiedenen  Gegenden  stützt  sich  auf  die  Nach- 
weise folgender  Species : 

Belemnites   papillatus. 
acuarius. 


longisulcatus. 

tricanaliculatus. 

irregularis. 

exilis. 

toarcensis. 

iucurvatus. 


Belemnites  tripartitus. 

„  pyramidalis. 
Nautilus  toarcensis. 

Ammonites  bifrons. 

„  serpentinus. 

„  falcifer. 

„  elegans. 

-  exaratus. 


Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  September  1856.  3s  Heft.  2  1 


^    314 


Ammonitcs    discoides. 

„  depressus. 

y,  concavus. 

„  ovatus. 

„  radians. 

„  undulatus. 

„  costula. 

„  Aalensis. 

y,  Thouarsensis. 

„  striatulus. 

„  comptus. 

„  Comensis. 

^  variabilis. 

^  insignis. 

^  Sternalis. 

„  serrodens. 

„  subcarinatus. 

„  heterophyllus. 

„  Calypso. 

,,  Mimatensis. 

„  jurensis. 

y,  corniicopiä. 

y,  hircinus. 

„  Gevmaini. 

„  anguinus. 

„  annulatus. 

„  Holandrei. 

,5  Braunianus. 

„  mucronatus. 

„  crassus. 

Ueber  die  fossilen  Wirbelthiere  des  obern  Lias  (d.  h.  bes. 
der    Posidonomyenschiefer)    werden    in    §.    29    einige    Angaben 

gemacht.  Im  Uebrigen  siehe  §.  32. 

Der  obere  Lias   hat   mit  dem  mittleren  nur  wenige  Species 

gemein.  Das  Auftreten  der  Plicatula  spinosa  in  beiden  Etagen 
ist   für    verschiedene  Localitäten   nachgewiesen.      Minder   sicher 


Ammonites    fibulatus. 

„  subarmatus. 

„  Desplacei. 

Chemnitzia  Repeliana. 
Natica  Pelops. 
Turbo  Sedgwicki. 
Pleurotomaria  subdecorata. 

„  intermedia. 

Pholadomya  rhombifera. 
Solemya  Voltzi. 
Leda  ovum. 
Inoceramus  undulatus. 

„  cinctus. 

„  dubius. 

Posidonomya  Bronni. 
„  radiata. 

„  orbicularis. 

Trigonia  litterata. 
Lima  Galatea. 
Avicula  substriata. 
Gervillia  Eseri. 
Pecten  incrustatus. 
Ostrea  subauricularis. 
Brachiopoden  siehe  §.  32.  Nr.  79 

u.  Fortsetzung. 
Acrosalenia  crinifera. 
Pentacrinus  Bollensis. 

„  fasciculosus. 

„  Quenstedti. 

„  jurensis. 


---    315     — 

gilt  dies  für  Bei.  clavatus  und  Pecten  tumidus,  welche  wahr- 
scheinlich als  besondere  Species  von  den  Arten  des  mittlem  Lias 
abgetrennt  werden  müssen. 

§.  28.  Abgrenzung  und  Eiutheilung  des  oberu  Lias.  Während 
der  untere  Lias  in  7 ,  der  mittlere  in  6  verschiedene  Glieder 
getrennt  werden  musste,  lassen  sich  in  den  Ablagerungen  des 
obern  Lias  bloss  2  durch  paläontologische  Charaktere  wesent- 
lich von  einander  abweichende  Zonen  feststellen ,  von  welchen 
die  untere  durch  die  Schichten  der  Posidonomya  Bromii,  die 
obere  durch  die  Schichten  des  Ammonites  jurensis  gebildet  wird. 
Die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  ist  meist  viel  mächtiger  und 
hat  bis  jetzt  überhaupt  mehr  Bedeutung  erlangt  als  die  des 
Ammonites  jurensis,  welch  letztere  jedoch  als  scharfer,  geognosti- 
scher  Horizont  zwischen  dem  obern  Lias  und  Unteroolith  den- 
noch wohl  zu  beachten  ist.  Ich  habe  desshalb  in  §.30  haupt- 
sächlich diesen  Horizont  hervorgehoben  und  für  verschiedene 
Punkte  nachgewiesen,  während  ich  in  §.  29  bei  Beschreibung  der 
Posidonomyenschichten,  als  der  überwiegenden  Bildung  die  allge- 
meineren Verhältnisse  des  obern  Lias  beigezogen  habe.  Die 
Begrenzung  der  Etage  gegen  den  mittlem  Lias  wird  erleichtert 
durch  die  grosse  Verschiedenheit,  welche  die  2  angrenzenden 
Zonen  unter  einander  zeigen.  Die  Schichten  des  Amm.  spinatus 
lassen  sich  beinahe  überall  mit  Leichtigkeit  von  den  bituminösen 
Schiefern,  oder  den  sie  vertretenden  Bildungen  des  obern  Lias 
abtrennen.  Durch  Vergleichung  der  §§.  23  und  29  kann  dies 
für  die  einzelnen  Lokalitäten  ausgeführt  werden.  Gegen  oben 
bilden  die  Schichten  des  Amm.  jurensis  das  Schlussglied  des  Lias, 
ihre  wenig  mächtige,  dagegen  petrefaktenreiche  Ablagerung  lässt 
eine  scharfe  Abtrennung  zu.  In  der  allgemeinen  Betrachtung 
der  ganzen  Liasbildung  werde  ich  diese  Art  der  Begrenzung  noch 
specieller  begründen. 

Analog  dem  bei  den  vorigen  Etagen  angewendeten  Verfahren 
stelle  ich  hier  die  Schichten  des  obern  Lias  zusammen. 


21 


316     - 


Eintheilung  des  obern  Lias  nach  seinen  paläontologischen  Characteren. 
Nr.   14. 


Jurcnsis- 
bett. 


Zone  des 

Amm. 
jurensis. 


Belem.  exilis. 

,,         tricanaliculatus. 

„         longisulcatus. 

„         pyramidalis. 
Nautilus  toarcensis. 


Turbo  Sedgwicki. 
Pleurotomaria  intermedia. 
Posidonomya  orbicularis. 
Lima  Galatea. 
Pentaciinus  jurensis. 


Ammonites  depressus,  radians,  costula. 

„         undulatus,  Aalensis,  Thouarsensis. 
„         comptus,  Comensis,  -variabilis. 
,,         insignis,  sternalis,  serrodens. 
„         jurensis;  hirclnus,  Germaini. 


Püsidono- 
myenbett, 


Zone  der 

Posi- 
donomya 
Bronni. 


Belemnites 

Ichthyo- 
saurus. 

Teleo- 
saurus. 

Pterodactylus 
Banthensis. 

Fische. 
Sepien. 


Acrosalenia  crinlfera. 
Seegrasschiefer. 


irregularis,  tripartitus  an  der  Grenze. 

Belemn.  papillatus,   acuarius,    incurvatus 
Ammon.    serpentinus,  falcifer. 

„         exaratus,  concavus. 

„         subcarinatus,  beterophyllus. 

„         striatulus,  cornucopiae. 

„         anguinus,  annulatus. 

„         communis,  Holandrei. 

„         Braunianus,  mucronatus. 

„  crassus,  flbulatus. 

„         subarmatus,  Desplacei, 
Chemnitzia  Repeliana. 
Natica  Pelops. 
Pholadomya  rhombifera. 
Solemya  Voltzi. 
iDoceramus  undulatus,  dubius. 
Posidonomya  Bronni,  radiata. 
Trig.  litteratä?     Avicula  substriata. 
Gervillia  Eseri.     Pecten  incrustatus. 
Pentacrinus     fasciculosus. 
„  Bollensis. 

„  Quenstedti. 

Leptaenabett.    (BracMopoden  §.  32 
Nr.  79  und  Forts.) 


Mittlerer  Lias,  Bett  des  Ammonites  spinatus.     Fortsetzung  des  Profils  Nr.  9. 


--    317    - 

Die  Schichten  des  obern  Lias.  In  den  2  nachfolgenden 
Paragraphen  werden  die  2  Zonen,  hi  welche  der  obere  Lias 
zerfällt,  einzeln  beschrieben,  und  zwar  zuerst  die  untere: 

1)  Die  Schichten  der  Posidonomya  Bronni, 
hernach  die  obere: 

2)  Die  Schichten  des  Ammonites  jurensis. 


i)  Die  Schichten  der  Posidonomya  Bronni. 

Posidonomy  euschichten. 

§.  29. 

SynODyillik  :  Obschon  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  nicht  überall 
durch  Schiefer  gebildet  wird,  so  findet  dies  doch  weit  au  den  meisten  Loca- 
litäten  statt.  Die  vSchiefer  sind  gewöhnlich  reich  an  Bitumen,  an  Schwefel- 
kies, Gagat,  eignen  sich  bisweilen  zur  Fabrikation  von  Alaun,  oder  führen 
Cement  gebende  Bänke;  an  vielen  Punkten  entspringen  aus  ihnen  Mineral- 
quellen, kurz  sie  gestatten  eine  vielseitige,  praktische  Ausbeute,  so  dass  sie 
schon  Jahrhunderte  hindurch  die  Aufmerksamkeit  der  Gelehrten  und  Laien 
auf  sich  gezogen.  Von  Bauhin's  historia  nov.  et.  adm.  fontls  Bollensis  an, 
welcher  1598  weitläufig  die  Boller  Schiefer  beschreibt,  hätten  wir  um  eine 
genaue  Synonymik  zu  geben ,  eine  Reihe  von  Namen  anzuführen ,  welche 
dieses  Formationsglied  seither  erhalten  hat.  Die  meisten  derselben  definiren 
jedoch  nur  die  äussere  physikalische  oder  mineralogische  Beschaffenheit  der 
Schichten  für  bestimmte  Lokalitäten  wie: 

Bituminöse    Mergelschiefer    bei    Boll,     Schloth.     1813. 
Taschenb.  pag.  56.  Jüngerer  bituminöser  Schiefer  am  Fusse 
der  Alp.  Stahl.  1824.  württemb.  landw.  Korrespoud. -Blatt  pag.  12. 
Alum-Shale,  Young  and  Bird  1822.  pag.  127. 
Diese  lokalen  Benennungen  können  nicht  in  allgemeiner  Weise  zur  Be- 
zeichnung   der    Zone    verschiedener   Länder    gebraucht    werden.     Erst  Römer 
legte    der  Zone   /iurch   den    Genusnamen   einer  ihrer   wichtigsten   Arten   den 
weiteren  Begriff  eines  geognostischen  Horizontes  bei.  Die  Bezeichnung:  Posi- 
donomyenschiefer  ist  so  allgemein  geworden,  dass  ich  sie  hier  beibehalte, 
obschon  Posidonomyen  auch  in  andern  Formationsgliedern  gefunden  werden, 
und  desshalb  vielleicht  ein  bestimmenderer  Name,  wie  z.B.:  Serpentinus- 
schichten  noch  passender  wäre.    Ich  habe  die  Römer'sche  Benennung  bloss 
in    der  "Weise   verändert,    dass   ich  für    allgemeinere  Bezeichnung    der  Zone 
statt  Posidonomyenschiefer  das  Wort  Posidonomyenschichten  anwenden  werde, 
in  Rücksicht   darauf,    dass   in    einigen    Gegenden    keine  Spur  von   Schiefern 


318 


vorhanden  ist,    sondern    dieselben  durch  Sande    oder  Thoue  ersetzt  werden: 
Ich  hebe  als  Synonymen  noch  folgende  Bezeichnungen  hervor : 

Upper  Lias-Shale,  Philipps  1829.  Sect.  6.  pag.  33  und  166. 
Posidonlen-Schiefer,  Römer  1836.  Ool.  pag.  5.  Monotis- 
kalk  ibid.  Posidonien-Schi  efer,  Bronn  1835  — 37.  Lethäa  pag. 
215.  Lia  SS  Chief  er  v.  Buch  1837,  Jura  Deutschlands.  Berl.  Ak. 
Schwarzer  Jura  e,  P  osido  n  ien- S  chief  er,  Quenst.  1834.  Flöz- 
gebirg  pag.538.  Etage  t  oarcien  (p  ar  s  infer),  d'Orbigny.  Unterer 
Theil  des  obern  Lias  der  deutschen,  französischen  und  englischen 
Geologen. 


Paläontologie :  Die  wichtigsten  fossilen  Arten,  welche  sich  aus- 
schliesslich auf  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  beschränken,  sind : 

siehe  §.  32. 


nnit( 

3s  papillatus. 

Ammonites  subarmatus. 

» 

acuarius. 

„           Desplacei. 

n 

incurvatus. 

Chemnitzia  Repeliana. 

lonit 

es  serpentinus. 

Natica  Pelops. 

V) 

falcifer. 

Pholadomya  rhombifera. 

5? 

elegans. 

Solemya  Voltzi. 

» 

exaratus. 

Leda  ovum. 

V) 

concavus. 

Inoceramus  undulatus. 

V) 

subcarinatus. 

„           dubius. 

r> 

heterophyllus. 

Posidonomya  BrOnni. 

» 

striatulus. 

„             radiata. 

r) 

cornucopia. 

Trigonia  litterata. 

•n 

anguinus. 

Avicula  substriata. 

« 

annulatus. 

Gervillia  Eseri. 

?) 

communis. 

Pecten  incrustatus. 

5? 

Holandrei. 

Brachiopoden  Nr.  79  u.  s.  w. 

n 

Braunianus. 

Acrosalenia  crinifera. 

r) 

mucronatus. 

Pentacrinus  Bollensis. 

j? 

crassus. 

„            fasciculosus. 

w 

fibulatus. 

„           Quenstedti. 

üeber    die   fossilen  Wirbelthiere  der  Posidonomyenschichten 
siehe  auf  den  folgenden  Seiten. 

Die  Species,  welche  an  der  Grenze  zwischen  der  Zone  der 


—    319    -- 

Posidonomya  Bronni  und  der  des  Ammonites  jurensis  vorkom- 
men, ferner  solche,  welche  beiden  Gliedern  gemeinsam  angehö- 
ren, sind: 

Belemnites  irregularis.  I  Amm.  bifrons  und  lythensis. 

„  tripartitus.  Ilnoceramus  cinctus. 

Die  einzige  Species,  die  ich  mit  Bestimmtheit  als  solche 
bezeichnen  kann,  welche  in  verschiedenen  Gegenden  sowohl  im 
mittleren  Lias  als  in  den  Posidonomyenschichten  vorkommt,  ist: 

Piicatula   spinosa. 

Gesteiusbeschaffenlieit,  Verbreitung  und  paläontologische 
Resultate.  Für  das  südwestliche  Deutschland  siehe 
Profil  Nr.  15.  Die  Posidonomyenschichten  gehören  zu  denjeni- 
gen Gliedern  der  Juraformation,  deren  mineralogische  Beschaffen- 
heit in  vielen  Gegenden  grosse  Üebereinstimmung  zeigt  und  deren 
Eintheilung  desshalb  von  den  Geologen  des  In-  und  Auslandes 
in  den  meisten  Fällen  auf  gleiche  Weise  ausgeführt  wurde.  So 
gering  auch  verhäitnissmässig  die  Mächtigkeit  der  Posidonomyen- 
schiefer  im  südwestlichen  Deutschland  ist,  so  kann  doch  keine 
der  übrigen  liasischen  Schichten  mit  grösserer  Leichtigkeit  ver- 
folgt und  wieder  erkannt  werden.  Selbst  da,  wo  keine  grösseren 
Aufschlüsse  vorhanden  sind,  wird  man  oft  durch  kleine  Bruch- 
stücke der  bituminösen  spaltbaren  Schiefer,  welche  an  der  Ober- 
fläche von  Aeckern  liegen ,  auf  den  Horizont  hingewiesen ,  den 
die  Posidonomyenschiefer  in  so  regelmässiger  Weise  bilden.  Da 
sich  im  ganzen  Juraprofile  Badens,  Württembergs  und  Frankens 
nur  noch  eine  einzige  untergeordnete  Lage  von  ähnlicher  mine- 
ralogischer Beschaffenheit  findet,  *  welche  jedoch  von  viel  ge- 
ringerer Bedeutung  ist,  so  hat  man  sich  häufig  darauf  beschränkt, 
die  Posidonomyenschiefer  bloss  durch  das  Vorhandensein  ihrer 
eigenthümlichen  Gesteinsart  nachzuweisen.  So  untrüglich  ein 
solches  Verfahren  für  die  Strecken  angewendet  werden  kann,  an 


*  Die    bituminösen  Schiefer    in    der  Zone    des  Pentacrinus  tuberculatus, 
siehe  §.  9. 


^    320    -- 

welchen  im  südwestlichen  Deutschland  der  obere  Lias  auftritt, 
so  reicht  es  doch  für  manche  Localitäten  Frankreichs  und  Eng- 
lands nicht  aus.  Gerade  diese  Leichtigkeit  der  Unterscheidung 
ist  jedoch  der  Grund  einer  noch  nicht  vollendeten  paläontologi- 
schen Untersuchung.  Wir  besitzen  zwar  genaue  Zusammenstellun- 
gen derjenigen  Arten,  welche  in  den  Posidonomyenschiefern  vor- 
kommen, und  haben  hiedurch  genügende  Anhaltspunkte  um  die 
Schichten  gleichen  Alters  auch  in  entfernten  Ländern  und  bei 
mineralogisch  verschiedener  Beschaffenheit  wieder  zu  erkennen, 
dagegen  ist  die  Einheit  der  Zone  noch  nicht  bewiesen  —  d.  h. 
die  vertikale  Verbreitung  jeder  einzelnen  Species  ist  noch  nicht 
mit  derjenigen  Genauigkeit  festgestellt,  um  die  Möglichkeit  einer 
nochmaligen  Trennung  der  Posidonomyenschichten  in  verschie- 
dene Zonen  sicher  widerlegen,  oder  um  das  Gegentheil  beweisen 
zu  können.  Ich  beschränke  mich  desshalb  darauf  die  Posidono- 
myenschiefer  wie  sie  in  Württemberg,  Baden,  Vassy  (Yonne)u.  s.w. 
vorkommen,  als  eine  zusammengehörige  Zone  zu  betrachten,  da 
ich  eine  weitere  Zerlegung  in  einzelne  Glieder  vorerst  nicht  für 
ausführbar  halte. 

In  dem  Profile  Nr.  15  der  Posidonomyenschichten  der  Boller 
Gegend  sind  aus  obigen  Gründen  die  Species  weder  vollzählig 
noch  in  der  Weise  eingeschrieben,  dass  dadurch  Trennungen 
einzelner  Zonen,  gestützt  auf  verschiedene  zoologische  Charaktere, 
hätten  ausgeführt  werden  können;  es  dient  dazu,  die  mineralo- 
gische Beschaffenheit  der  Posidonomyenschiefer  für  Schwaben 
anzugeben  und  die  Verbreitung  einiger  wichtigeren  Erfunde  fest- 
zustellen. 


-     321     - 
Oberer  Lias  der  Boller  Gegend. 

Nr.  15. 


Torulosusbett. 


Zwei  bis  drei  hellgraue      Belemnites  exilis,  tricanaliculatus. 
10'    Steinmergelbänke  mit        Amni.  jureiisis,  discoides,  sternalis. 
Thonen.  „      insignis,  radians,  hircinus. 

Belemnites  longisulcatus,  irregularis. 


Verwitterbare    Schiefer,     an       Belemnites  irregularis,  tripartitus. 
8'  manchen  Punkten  durch  sog.       Amm.  Walcotti. 

Leberboden   ersetzt.  Pecten  incrustatus. 

Amm,  fibulatus. 


2"  Bank  mit  Mo  notis  sub  striata.  ^^^^^  Nagelkalkschichte. 


2"  Schiefer  reich  an  Sauriern  und  Fischresten,  Bei.  acuarius. 


5"ScMefermitTeleosaurusund^*/^^°^«f  ^  bollensis. 

Ptero  dactylus  Banthensis. 


1'  Thonige  hellgraue  Schiefer. 


8"  Oberer  (Stink-)  Stein. 


1'  Schiefer  mit  Fischen  und  Sauriern. 


2—4"  harte  Platten. 


2'  blättrige,  leicht  verwitterbare  Schiefer. 


8"  Unterer  (Stink-)  Stein,  mit  Fischresten. 


5'  Blättrige  Schiefer  mit  Geoden.  Leptolepis. 


8"  Fleins.  Pentacrinus  bollensis.     Saurier. 


2"  Hainzen.  Schwefelkiesnester. 


2/  blaugraue  Thone  Spirifer. 

Algen.  Bei.  papillatus. 


3—5"  Schwarzer  Tafclflcins.  Saurier.  Sepien. 


Acrosalenia    crinifera. 
IV2'  Algenschichte. 


Mittlerer  Lias.     Bett  des  Amnion,    spinatus.     Graue  Steinmergel  und  Thone. 
Reiht  sich  über  das  Profil  Nr.   11,  §.  23. 


-     322    — 

Die  ganze  Bildung  der  Posidonomyenschichten  erreicht  in 
der  Boller  Gegend  eine  deutliehe  und  schöne  Entwicklung,  doch 
sind  es  viele  Punkte  am  Fusse  der  schwäbischen  Alp ,  an  wel- 
chen die  Schiefer  in  ähnlicher  Vollkommenheit  abgelagert  sind. 
Sie  überschreiten  sogar  die  hier  angegebene  Mächtigkeit  von 
24  Fuss  bisweilen,  bleiben  jedoch  auch  manchmal  dahinter  zu- 
rück, so  dass  sich  die  ganze  Ablagerung  auf  12 — 15  Fuss 
beschränken  kann. 

Die  Begrenzung  der  Posidonomyenschichten  gegen  unten 
lässt  sich,  wie  schon  §.  28  angegeben  wurde,  mit  Leichtigkeit 
ausführen,  und  zwar  gilt  dies  nicht  bloss  in  Beziehung  auf  den 
Wechsel  der  zoologischen  Charaktere ,  sondern  in  Ueberein- 
stimmung  damit  tritt  an  den  meisten  Punkten  auch  die  auf- 
fallende Veränderung  in  der  Gesteinsbeschaffenheit  ein.  lieber  den 
Schichten,  in  welchen  Amnion,  spinatüs  ausstirbt,  beginnen  in 
Schwaben  die  schieferigen  Ablagerungen,  anfangs  noch  mit  Thonen 
wechselnd,  gegen  oben  aber  in  die  charakteristischen  Posidono- 
myenschiefer  übergehend. 

In  Württemberg  sind  besonders  günstige  Orte  um  ihre 
Aufschlüsse  zu  sehen  in  den  Umgebungen  von  Wasseralfingen,  Boll, 
Metzingen,  Ohmenhausen,  Sebastiansweiler,  Frittlingen.  In  der 
Gegend  von  Donaueschingen  sind  sie  nicht  minder  entwickelt, 
besonders  zeigen  die  Einschnitte  der  W^utach  herrliche  Profile, 
Zu  Altdorf  und  Neumarkt  in  Bayern  w^alten  harte  blaue 
Bänke  vor,  gefüllt  mit  Amm.  anguinus  und  Avicula  substriata. 
In  Baden  treten  die  Schiefer  in  dem  Liasfleck  von  Langen- 
brücken an  mehreren  Stellen  auf,  ich  fand  daselbst  ihre  Lagen 
sehr  feinblätterig,  dunkelgefärbt,  und  wie  es  schien  reich  an 
Bitumen.  Südwestlich  von  Freiburg  im  Breisgau  sind  sie  in 
den  Umgebungen  von  K an  dem  (unweit  Obereggenen  und  im 
Bette  der  Kander,  V4  Stunde  oberhalb  Kandern)  zwar  deutlich 
aufgeschlossen,  doch  stehen  sie  beinahe  vertikal.  Es  sind  bitu- 
minöse dunkle  Schiefer  mit  harten  Steinbänken.  Ihre  Mächtig- 
keit mag  20  Fuss  betragen.  Ich  fand  darin :  Posidonomya  Bronni, 
Inoceramus  dubius ,  Pecten  incrustatus ,  Ammonites  annulatus, 
Belemnites  acuarius  und  Leptolepis  Bronni.     Die  Schiefer  legen 


—     323     — 

sich  über  die  grauen  Steinmergelbänke  des  Amm.  spinatus,  welche 
sich  hier  in  charakteristischer  Weise  ausscheiden.  Bedeckt  wer- 
den sie  von  den  Jurensismergehi,  siehe  §.  30. 

Die  organischen  Einschlüsse.  Bei  Wasseralfingen, 
BoU ,  Hechingen  u.  s.  w.  sind  die  untersten  Schiefer  von  den 
Abdrücken  einer  Algenart  (Sphaerococcites  crenulatus*)  gefüllt, 
wesshalb  sie  häufig  Seegrasschiefer  genannt  werden.  Die 
einzelnen  Lagen  der  letzteren  können  über  1  Fuss  Mäch- 
tigkeit erreichen;  sie  wiederholen  sich  in  dieser  untern  Region 
2  — 3mal  und  fallen  leicht  in  die  Augen,  da  die  Abdrücke  grau- 
weiss,  die  Schiefer  aber  dunkel  gefärbt  sind.  In  höheren  Schich- 
ten findet  man  besser  erhaltene  Pflanzenreste,  besonders  Coni- 
feren  und  Cycadeen  (siehe  die  vorhin  citirte  Abh.  pag.  9.).  Da- 
mit kommen  verkohlte  Hölzer  zahlreich  vor.  Auch  Gagatstücke 
sind  in  die  Schiefer  eingebettet,  und  obschon  derselbe  hier  nicht 
in  der  Vollkommenheit  angetroffen  wird,  welche  der  Jet  (Gagat) 
aus  dem  Alumshale  von  Whitby  zeigt,  so  ist  doch  die  Analogie 
des  Vorkommens  in  den  Schichten  gleichen  Alters  von  Interesse. 
Von  Insekten  wurden  dagegen  noch  keine  deutlichen  Reste  ge- 
funden, doch  lassen  sich  die  Nachweise  derselben  erwarten,  da 
solche  in  den  ähnlichen  Bildungen  von  Gloucestershire  zahlreich 
vorkamen. 

Die  Mollusken  der  Posidonomyenschiefer  von  Boll  sind  mit 
Ausnahme  der  Belemniten  sämmtlich  flachgedrückt  und  beschrän- 
ken sich  beinahe  gänzlich  auf  Cephalopoden  und  Conchiferen ;  ich 
habe  von  Boll  und  andern  Punkten  am  Fusse  der  schwäbischen 
Alp  folgende  Arten  unterschieden: 


Belemnites  papillatus. 

„  acuarius. 

„  incurvatus. 

Ammonites  serpentinus. 

„  falcifer. 

„  elegans. 


Ammonites  concavus. 

„  heterophyllus. 

„  cornucopiae. 

„  auguinus. 

„  annulatus. 

„  communis. 


'  I.  G.    Kurr,    1845.     Beiträge    zur    fossilen    Flora    der    Juraformation 
Württembergs. 


Ammonites  Holandrei. 

„  crassus. 

„  fibulatus. 

Solemya  Voltzi. 
Inoceramus  undulatus. 

«  dubius. 


324     - 


Posidonomya  Bronni. 
„  radiata. 

Avicula  sub striata. 
Gervillia  Eseri. 
Pecten  incrustatus. 
Discina  papyracea. 


Dazu  kommen  die  fünf  am  Anfang  dieses  Paragraphen  auf- 
gezählten Arten: 

Belemnites  tripartitus,  irregularis. 

Ammonites  bifrons,  lythensis,  Inoceramus  cinetus. 

Grossartiger  sind  die  Einschlüsse  in  Beziehung  auf  Wirbel- 
thiere.  Die  Saurier  und  Fische  haben  zwar  durch  Zerdrückung 
gelitten,  ihre  einzelnen  Theile  liegen  aber  meist  vollständig  bei- 
sammen in  den  Schiefern.  Leider  werden  diese  Vorkommnisse 
beinahe  immer  mit  denen  von  Lyme  Regis  zusammengestellt, 
und  somit  die  Wirbelthierspecies  des  untern  Lias  mit  denen  des 
obern  zu  vereinigen  gesucht.  Zu  Charmouth  und  Lyme  Regis 
enthält  der  obere  Lias  keine  Spur  von  Schiefern.  Wir- 
belthiere  sind  dort  im  obern  Lias  noch  nicht  gefunden  wor- 
den, dagegen  kommen  die  vielen  beschriebenen  Species  sämmt- 
lich  aus  den  Schichten  des  untern  Lias.  Ich  muss  desshalb  der 
so  häufig  vorgenommenen  Reduction  unserer  Boller  Saurier  auf 
die  4  Conybeare'schen  Species  (Geol.  Trans.  1.  Bd.  2.  ser. 
tab.  15.):  Ichtiosaurus  communis  ^  platyodon ,  tenuirostris 
und  intermedius  welche  aus  dem  untern  Lias  von  Dorsets- 
liire  stammen,  entschieden  widersprechen,  da  ich  mich  an  den 
Resten,  welche  ich  gerade  von  diesen  4  Species  zu  Lyme  erhielt» 
überzeugen  konnte,  dass  die  häufigsten  der  Boller  Vorkommnisse, 
welche  damit  identificirt  wurden,  davon  abweichen.  *  Wenn  auch 
die  Möglichkeit  hier  nicht  bestritten  werden  soll,  dass  einzelne 
der  Ichthyosaurusarten,  welche  zu  Lyme  Regis  im  untern  Lias 
vorkommen,    in  die  Posidonomyenschiefer  herauf  gehen,    so  hat 


•  Während  andererseits  schon  §.  9  angegeben  wurde,  dass  das  im  untern 
Lias  von  Dusslingen  bei  Tübingen  gefundene  Schädelstück  auffallend  mit 
Ichthyosaurus  intermedius  von  Lyme  Regis  übereinstimmt. 


—    325    — 

doch  die  zu  allgemeine,  aber  unrichtige  Annahme  der  Identität 
beider  Formationen  bei  Vergleichung  unserer  Boller  Erfunde  mit 
den  Abbildungen  der  englischen  Exemplare  manchmal  Veran- 
lassung gegeben,  geringere  Unterschiede  zu  übersehen  und  die 
Boller  Arten  mit  den  englischen  zu  vereinigen.  Man  versuchte 
nach  und  nach  den  Beweis  zu  liefern,  dass  in  den  Posidono* 
myenschiefern  von  Boll  nicht  nur  die  4  Typen  von  Conybeare, 
sondern  auch  noch  weitere  Species  vorkommen,  welche  Richard 
Owen  aus  dem  untern  Lias  von  Lyme  Regis  beschrieben  hat. 
Prof.  Bronn*  hat  zuerst  bei  einer  seiner  Arten  eine  Trennung 
von  der  Conybeare'schen  Species  ausgeführt,  indem  er  Ichthyo- 
saurus  integer  von  Boll  als  eine  von  Ichthyosaurus  communis 
Conyb.  verschiedene  Species  aufstellt. 

Merkwürdig  ist  ferner,  dass  unter  der  grossen  Zahl  wohl- 
erhaltener Saurier,  welche  seit  langen  Jahren  in  den  Umgebun- 
gen von  Boll  aufgedeckt  wurden,  sich  nicht  ein  einziges  Skelett 
von  Plesiosaurus  befindet.  Würde  eine  Plesiosaurusart  in  den 
Posidonomyenschiefern  von  Boll  zu  Hause  sein,  so  wären 
gewiss  schon  längst  grössere  Stücke  gefunden  worden.  Wir 
dürfen  demnach  annehmen,  dass  Plesiosauren  im  obern  Lias  von 
Boll  fehlen ,  oder  doch  wenigstens  zu  den  grossen  Seltenheiten 
gehören ,  während  sie  im  untern  Lias  von  Lyme  Regis  sehr 
häufig  vorkommen.  Umgekehrt  findet  man  zu  Boll  verschie- 
dene Teleosaurus  -  Arten  während  von  Lyme  Regis  noch  keine 
bekannt  geworden  ist.  Wenn  hiedurch  auch  der  sichere  Beweis 
nicht  geführt  werden  kann,  dass  überhaupt  Plesiosauren  im  obern 
Lias  und  Teleosauren  im  untern  fehlen,  so  sind  doch  diese  nega- 
tiven Thatsachen  für  letztere  2  Lokalitäten  und  deren  Schichten, 
in  Beziehung  auf  die  mögliche  Auseinanderhaltung  ihrer  übrigen 
Wirbelthierarten  von  Interesse. 

Das  oben  Gesagte  gilt  auch  für  die  Fische  von  Boll  und 
Lyme  Regis.  Die  Genera,  welche  an  beiden  Lokalitäten  vor- 
kommen, sind  zwar  die  nämlichen ;  wir  besitzen  von  Boll :  Da- 
'pedius,    Tetragonolepis  j    Lepidotus,    Pholidophorus ^    Eugnatus, 


'  Jahrb.   1844.  pag.  679. 


—     326     -- 

Ptycholepis,  Pochycormus,  Leptolepis,  Aspidorhynchus  (Belono^ 
stomus),  dieselben  finden  sich  auch  zu  Lyme  Regis,  aber  sicherlich 
sind  nicht  alle  die  Species  der  Posidonomyenschiefer  von 
IjoII  auf  die  zahlreichen  Arten  des  untern  Li as  von  Lyme 
Regis  übertragbar  und  umgekehrt. 

Ganz  anders  ist  der  Vergleich  zwischen  den  Wirbelthieren 
von  Boll  und  denen  von  Whitby  (Yorkshire)  und  Ilminster  (Somer- 
setshire),  denn  hier  haben  wir  es  mit  demselben  Formationsglied 
zu  thun.  An  den  3  Localitäten  findet  man  im  obern  Lias 
Teleosaurusarten ,  darunter  Teleosaurus  Chapmanni.  Die  Ich- 
thyosauren  zeigen  grössere  Uebereinstimmung  und  die  Fische 
scheinen  Species  für  Species  dieselben  zu  sein.  In  der  pracht- 
vollen Sammlung  des  H.  Moore  zu  Bath ,  welcher  die  Erfunde 
des  obern  Lias  von  Ilminster  in  der  grössten  Vollkommenheit 
besitzt,  erkannte  ich  beinahe  sämmtliche  Arten  der  Fische,  welche 
in  Boll  vorkommen. 

Ich  führe  hier  noch  den  Fund  eines  Pterodactylus  aus  den 
Posidonomyenschiefern  der  Boller  Gegend  an.  Schon  vor 
mehreren  Jahren  wurden  von  Dr.  Theodori*  verschiedene  Kno- 
chentheile  eines  in  den  Posidonomyenschiefern  von  Banz  in 
Bayern  gefundenen  Pterodactylus  beschrieben.  Dr.  Theodori 
nannte  denselben  Pterodactylus  (Ensirostris)  Banthen- 
sis.  Der  von  ihm  abgebildete  Unterkiefer  weicht  beinahe  nur 
in  Beziehung  auf  seine  Dimensionsverhältnisse  von  meinem  Boller 
Exemplar  ab,  dessen  Erhaltung  nahezu  vollständig  zu  nennen  ist. 
Derselbe  besitzt  noch  beide  Unterkieferäste,  deren  Spannweite 
0,062  Meter  beträgt.  Der  schwertförmige  Kinnfortsatz,  welcher 
in  verticaler  Richtung  in  der  Schieferplatte  steckt,  ist  auch  hier 
mit  krystallinischer  Materie  gefüllt,  wie  das  abgebrochene  Vorder- 
ende deutlich  sehen  lässt.  Hinter  dem  Fortsatz  breitet  sich  die 
Knochenmasse  aus,  es  folgen  auf  jeder  Seite  3  grosse  Alveolen. 
Die  Unterseite  wurde  schon  beim  Spalten  des  Schiefers  bloss- 
gelegt,  dagegen  musste  die  Oberseite  erst  ausgearbeitet  werden. 

•  Erster  Bericht  des  naturforschenden  Vereins  zu  Bamherg  1852.  pag.  17, 
tab.  1  und  2.  Ausserdem  siehe  Bronn  1835-37.  Lethäa,  tab.  27,  fig.  15. 
Erster  Band  pag.  542. 


-     327    — 

Hier  folgen  nuu  hinter  den  3  grossen  Alveolen  noch  9  kleinere,  * 
deren  2  letzte  grössere  Entfernungen  unter  sieh  lassen  als  die 
vorderen.  Da  die  übrigen  Verhältnisse  auf  das  Genaueste  mit 
der  von  Dr.  Theodori  gegebenen  Figur  stimmen,  so  stelle  ich  hier 
nur  noch  die  Dimensionen  beider  zusammen,  bei  welchen  ich  für 
mein  Exemplar  3  Millimeter  zu  der  Länge  des  Kinnfortsatzes 
addire,  um  das  durch  Zerbrechen  verloren  Gegangene  zu  ergänzen. 
Pterodactylus  aus  den  Posidonomyenschiefern  des  oberu  Lias: 

von  Banz,      von  Boll. 

Zahnlose  Spitze 0,020         0,026  Meter. 

Zahnreihe 0,065         0,078        „ 

Zahnloser  hinterer  Theil      .     .     0,047  0,068       „ 

Ganze   Länge   des  Unterkiefers     0,132  0,172        „ 

Die  Identität  beider  Vorkommnisse  liefert  einen  weiteren 
Beweis  für  die  Uebereinstimmung,  welche  die  einzelnen  Wirbel- 
thierspecies  auch  in  der  Liasformation  zeigen,  sobald  sie  aus 
Schichten  gleichen  Alters  stammen.  Dagegen  fühle  ich  mich, 
theilweise  gerade  aus  diesem  Grunde,  keineswegs  veranlasst,  die 
Pterodactylen  von  Banz  und  Boll  mit  dem  viel  kleineren  Ptero- 
dactylus m  a  c  r  0  n  y  X  zu  vereinigen,  dessen  Lager,  wie  schon  §.  9 
angegeben  wurde,  in  die  Tuberculatuszone  des  untern  Lias  gehört. 
Wenn  auch  die  Entscheidung  über  die  Indentität  der  fossilen 
Saurier  und  Fische  von  Lyme  Regis  und  Boll  im  Einzelnen  noch 
schwebt ,  so  haben  wir  doch  gesehen ,  dass  von  sämmtlichen 
Mollusken,  welche  die  Posidonomyenschiefer  von  Boll  und  andern 
Gegenden  charakterisiren ,  im  untern  Lias  von  Lyme  Regis,  so- 
wie überhaupt  im  untern  Lias  keine  einzige  Art  vorkommt.  Das 
Gleiche  gilt  von  den  Crinoideen,  welche  sich  an  beiden  Punkten 
in  so  ausgezeichneter  Weise  finden.  Pentacrinus  tuberculatus, 
Briareus  und  scalaris  kommen  im  untern  Lias  Englands  an 
vielen  Orten  vor,  während  in  den  Posidonomyenschichten 
von  Boll  Pentacrinus  Bollensis ,  fasciculosus  und  Quenstedti 
auftreten.  Auch  hier  hat  das  Bestreben  ähnliche  Vorkommnisse 
aus  Schichten  von  anscheinend  gleichem  Alter  zusammenzustellen, 


An  dem  Exemplare  von  Banz  sind  es  deren  zehn. 


-    328     ~ 

dazu  geführt,  eine  Vereinigung  zu  treffen,  welche  ich  widerlegen 
muss.  Im  Obern  Lias  von  Boll  findet  sich  nämlich  ein  Penta- 
crinit  mit  eckigen  Hilfsarmen.  Mehrere  Autoren  haben  denselben 
zu  Pentacrinus  Briareus  gestellt.  Genauere  Untersuchungen  zeigen 
aber  die  Verschiedenheit,  und  machen  es  nöthig,  das  Boller  Vor- 
kommen als  eine  für  sich  bestehende  Art  zu  betrachten.  (Siehe 
§.  32,  Nr.  114.) 

Die  untern  Lagen  der  Posidonomyenschichten  Schwabens 
enthalten  festere  Platten,  welche  mit  Nutzen  ausgegraben  und 
zu  Fussböden,  Tischplatten  u.  s.  w.  verarbeitet  wurden.  Zu  Fritt- 
lingen  bei  Rottweil  wurden  zu  diesem  Zwecke  schon  vor  meh- 
reren Jahren  Brüche  eröffnet,  während  in  den  Dörfern  in  den 
Umgebungen  von  Boll  der  Betrieb  seit  noch  längerer  Zeit  be- 
steht. Ich  habe  in  Profil  Nr.  15  die  2  Lagen  besonders  einge- 
zeichnet, sie  werden  als  Fl  eins  (mit  Hainzen)  und  als  schwar- 
zer Tafelfleins  unterschieden.  Die  Fleins  bilden  eine  Schie- 
ferschichte von  8  Zoll  Mächtigkeit.  Dieselbe  wird  ausgegraben, 
indem  zu  ihrer  Gewinnung  häufig  eine  Lage  von  10 — 15  Fuss 
abgedeckt  werden  muss.  Die  Fleinsbank  spaltet  sich  beim  Aus- 
brechen von  selbst  in  3  Platten;  die  2  obersten  haben  je  2  Zoll 
Dicke ;  die  unterste  4  Zoll  mächtig  wird  dann  noch  gewaltsam 
halbirt,  ist  aber  von  grösserer  Güte  als  die  oberen;  der  Fleins 
ruht  auf  der  schwachen  kiesreichen  Lage  des  „Hainzen."  An 
Ort  und  Stelle  wird  der  Quadratfuss  ausgebrochenen  Schiefers 
(von  2"  Dicke)  mit  3 — 4  Kreuzer  bezahlt.  In  Ohmden  und  Holz- 
maden wird  bloss  die  ächte  Fleinslage  ausgebrochen,  in  Pliens- 
bach  wird  dagegen  auch  noch  der  tiefer  liegende  schwarze  Tafel- 
fleins herausgeschafft.  Letztere  Schichte  spaltet  sich  nur  einmal, 
die  obere  Hälfte  gibt  grössere,  die  untere  aber  kleinere  Platten. 

Ueber  dem  Fleins  folgen  feinblättrige  und  verwitterbare 
Schiefer,  in  welchen  sich  gewöhnlich  2  festere  Bänke,  die  sog. 
Stinksteine  ausscheiden.  Es  sind  thonige,  blaugraue  Kalksteine, 
reich  an  Bitumen.  Sie  haben  gleiche  Zusammensetzung  wie  die 
harten  Lagen  der  Posidonomyenschiefer  von  Vassy  (Yonne),  aus 
welchen  dort  mit  so  grossem  Erfolg  das  Ciment  romain  fabricirt 
wird.    Doch  zeigen  die  blauen  Kalke  des  obern  Lias  von  Altdorf 


—     329    — 

in  Bayern  noch  grössere  Uebereinstimmung  mit  dem  Cementstein 
von  Vassy,  welche  dem  letztern  so  ähnlich  sind,  dass  man  Mühe  hat, 
sie  von  einander  zu  unterscheiden.  Bei  einer  Anzahl  von  Petre- 
fakten,  welche  ich  zu  Yassy  (Yonne)  und  zu  Altdorf  in  Bayern 
gesammelt  hatte,  war  ich  genöthigt  die  Namen  der  Lokalitäten 
auf  die  Exemplare  zu  schreiben,  da  es  unmöglich  war,  dieselben 
durch  die  Gesteinsart  zu  unterscheiden.  Zu  Ellwangen  werden 
die  Davöischichten  des  mittlem  Lias  gebrannt,  in  §.19  habe  ich 
dieselbe  Verwendung  der  Schichten  gleichen  Alters  von  Venarey 
(Cote  d'Or)  berührt.  Viel  grösser  lässt  sich  aber  der  Nutzen 
denken ,  welcher  durch  zweckmässige  Ausbeute  der  Stinksteine 
unserer  Posidonomyenschiefer  entspringen  würde.  „Das  Ciment 
r omain"  hat  zwar  eine  Vollkommenheit  erreicht,  welche  nicht 
sogleich  durch  Verwendung  unseres  inländischen  Materials  erzielt 
werden  dürfte,  da  die  langjährige  Fabrikation,  welche  zu  Vassy 
in  wirklich  grossartigem  Masstabe  betrieben  wird,  die  Unter- 
nehmer manche  Vortheile  gelehrt  haben  muss,  welche  man  an- 
derswo nicht  kennt,  allein  da  wir  in  der  Gegend  von  Boll,  und 
noch  mehr  zu  Altdorf  in  Bayern  das  Gestein  in  ähnlicher  Be- 
schaffenheit haben,  so  würden  sich  doch  mit  der  Zeit  vielleicht 
dieselben  Resultate  hoifen  lassen. 

Aus  dem  Posidonomyenschiefer  Württembergs  und  Badens 
entspringen  an  verschiedenen  Punkten  Schwefelquellen,  die 
Bäder  Boll  und  Sebastiansweiler  am  Fusse  der  schwäbischen  Alp, 
sowie  Langenbrücken  in  Baden  besitzen  solche  Wasser.  In  früheren 
Jahren  war  der  Ruf  dieser  Orte  bedeutend ;  in  der  letzten  Zeit  sind 
sie  theilweise  eingegangen,  oder  werden  nur  noch  der  schönen 
Natur,  weniger  aber  der  Kraft  ihres  Wassers  wegen  besucht. 

Der  Reichthum  an  Bitumen  in  den  Schiefern,  sowie  die 
feine  Vertheilung  desselben  in  Verbindung  mit  dem  vorhandenen 
Schwefelkies  gaben  die  Möglichkeit,  dass  nach  vorhergegangener 
Entzündung  die  unterirdischen  Schieferschichten  ausbrennen  konn- 
ten. Es  entstanden  mehrmals,  besonders  in  der  Boller  Gegend, 
Erdbrände,  welche  Jahre  lang  währten  und  beträchtliche  Distrikte 
angriffen.  Dabei  wurde  nicht  sämmtliche  brennbare  Materie 
verzehrt,  sondern  es  destillirte  ein  Oel  heraus,  das  aufgefangen  und 

Württemb.  uaturw.  Jahreshefte.    September,  1856.  3s  Heft.       22 


-     330    ~ 

zu  verschiedenen  Zwecken  verwendet  wurde.  Der  Oelreichthum 
ist  aber  nicht  allein  in  den  Posidononayenschiefern  Württem- 
bergs vorhanden,  sondern  findet  sich  in  andern  Ländern  an  den 
vielen  Punkten,  wo  die  Schichten  gleichen  Alters  dieselbe  mine- 
ralogische Beschaffenheit  besitzen.  Leopold  von  Buch  sagte  schon 
im  Jahre  1837  (Jura  Deutschlands  pag.  67  und  89),  dass  die 
Schiefer  des  obern  Lias  so  durchaus  mit  thierischem  Oel 
gefüllt  seien,  dass  man  sie  unmittelbar  zum  Brennen  benützen 
und  auch  das  thierische  Oel  durch  Destillation  davon  abscheiden 
könne.  In  den  Dep.  Jura  und  D  o  u  b  s  werden  sie  zu  diesem 
Zwecke  verwendet.  Die  Landleute  gewinnen  dort  (nach  den 
Angaben  Marcou's  *)  das  Oel,  benützen  dasselbe  zur  Beleuch- 
tung, fabriciren  Wagenschmiere  daraus  u.  s.  w.  Zu  Vassy 
(Yonne)  Hess  der  Besitzer  der  Cementfabrik  die  ausgebrochenen 
Posidonomyenschiefer  eine  Zeit  lang  ausdestilliren.  Die  Sache 
wurde  jedoch  wieder  aufgegeben,  da,  wie  mir  der  Fabrikant 
sagte ,  das  Resultat  nicht  befriedigend  genug  gewesen  sei.  Zu 
Anhänge  (Luxemburg)  wurden  die  bituminösen  Schiefer  des 
obern  Lias  gleichfalls  schon  vor  10  Jahren  zur  Gewinnung  von 
Oel  verwendet.  Die  Fabrikation  erhielt  sich  bis  vor  wenigen 
Jahren,  ging  aber  wegen  des  französischen  Zolles  bei  der  ge- 
ringen Abnahme  in  Luxemburg  nach  Einführung  des  Steinkohlen- 
gases zu  Grunde.  Es  werden  die  Schiefer  jedoch  in  jenen  Ge- 
genden zu  andern  Zwecken  ausgebeutet.  In  den  Dep.  Meuse 
und  Ardennes  brennt  man  sie  und  benützt  den  Rückstand  zur 
Verbesserung  derAecker;  dasselbe  geschieht  nach  den  Angaben, 
welche  mir  mein  Freund  Dewalque  kürzlich  machte,  zu  Grand 
Cour  in  der  Provinz  Luxemburg.  Die  bituminösen  Schiefer 
werden  theils  mit,  theils  ohne  Zusatz  von  kohlensaurem  Kalk 
gebrannt  und  auf  den  Hectare  je  20 — 25  Hectoliter  des  Pro- 
duktes gebracht.  Der  Preis  des  Hectoliters  beträgt  an  Ort  und 
Stelle  40  Centimes.  Der  Kostenaufwand  einer  solchen  Verbesse- 
rung würde  somit  für  den  württembergischen  Morgen  1  fl.  10 
bis  1  fl.  27  kr.  betragen.  Die  chemische  Analyse  des  gebrann- 
ten Schiefers,  welche  mir  Dr.  Dewalque  sandte,  ist  folgende : 
*  Marcou,  Jura  saliiiois  1847.  pag.  66. 


~    331     — 

Wasser 0,052 

Schwefelsaurer  Kalk      .     .     0,070 
Kohlensaurer  Kalk         .     .     0,130 

Eisenoxyd 0,058 

Thonerde 0,100 

Bittererde        0,005 

Kieselsäure 0,144 

Thon,  nicht  aufgeschlossen     0,432 

Verlust 0,009 

~1000 
Ohne   Zweifel    lässt   sich    in    den    Schiefern    ein  Phosphor- 
säuregehalt nachweisen ,  da  dieselben  zahlreiche  Wirbelthierreste 
einschliessen. 

Professor  Quenstedt*  hat  dem  Oelgehalt  der  schwäbischen 
P  0  s  i  d  0  n  0  m  y  e  n  s  c  h  i  e  f e  r  nähere  Aufmerksamkeit  geschenkt, 
die  genaueren  Verhältnisse  beschrieben  und  auf  die  praktische 
Verwerthung  dieses  Produktes  hingewiesen.  Neuerdings  machte 
eine  Gesellschaft  in  Ulm  Versuche,  die  Schiefer  als  Material  bei 
der  Gasbereitung  zu  verwenden.  Es  wurden  in  dieser  Stadt  die 
Einrichtungen  dazu  getroffen ;  über  den  Erfolg  ist  mir  nichts  be- 
kannt. Die  eigentliche  Destillation  von  Gel  wurde  jedoch  erst 
im  letzten  Jahre  durch  die  Bemühungen  von  Prof.  Quenstedt  in 
der  Weise  zu  Stande  gebracht,  dass  das  Gel  in  einer  zwischen 
Reutlingen  und  Tübingen  neu  errichteten  Fabrik  ausgebracht 
wird.  Bei  der  grossen  Verbreitung  der  Schiefer  in  Baden,  Würt- 
temberg und  Bayern  würde  diesem  Zweige  im  Falle  des  Ge- 
lingens eine  grosse  Zukunft  bevorstehen.  Ueber  die  Resultate 
des  Tübinger  Unternehmens  liegen  mir  keine  Notizen  vor. 

Die  Posidonomyenschichten  in  Frankreich.  Jen- 
seits des  Rheins  treten  die  Schiefer  der  Posidonomya  Bronni  in 
den  Umgebungen  von  Niederbronn  (BasRhin)  zwar  in  regel- 
mässiger Ablagerung  über  dem  mittlem  Lias  auf,  haben  aber 
eine  untergeordnete  Mächtigkeit  und  machen  sich  weniger  be- 
merklich als  die  darauf  liegenden  Bänke  des  Amm.  jurensis.    In 


*  Tübinger  Universitätsprugramm.   1847.  pag.  5. 

22* 


—     332    — 

einem  Bacheinschnitt  unweit  Uhrweiler  (Uhrweiler  Klamm)  kann 
man  sämmtliche  Schichten  von  dem  mittlem  Lias  an  bis  zur 
untersten  Zone  des  mittlem  Jura  verfolgen.  Im  Dep.  der  M  o- 
seile  liegt  in  dem  Horizont  der  Posidonomya  Bronni  gleichfalls 
ein  bituminöser  Schiefer,  doch  nehmen  noch  andere  Gesteinsarten 
an  der  Bildung  der  Zone  Antheil.  M.  Terquem*  unterscheidet 
im  obern  Lias  der  Umgebungen  von  Metz  eine  Anzahl  durch 
ihre  mineralogische  Beschaffenheit  verschiedener  Schichten.  Die 
3  untersten  sind  entschieden  identisch  mit  der  Gesammtbildung 
der  Posidonomyen-Zone.    Es  sind  von  unten  gegen  oben  folgende: 

1)  Marne s  bitumineux,  bituminöse  Mergel  (zu  unterst). 

2)  Calcaire  noduleux,  Kalkknollen  (in  der  Mitte). 

3)  Calcaire  greseux,  sandige  Kalke  (oben). 

M.  Terquem  gibt  die  genaue  Aufzählung  der  darin  vor- 
kommenden Fossile,  von  denen  ich  hier  diejenigen  Species  zu- 
sammenstelle, welche  ich  auch  von  andern  Orten  als  bezeich- 
nende Arten  der  Posidonomyenschichten  kennen  gelernt ;  ich 
beziehe  mich  hiebei  auf  die  Synonymik  des  §.  32. 


Fossile  aus    den  Posidonomyenschichten 
des  Dep.  der  Moselle. 


Marnes 
bitumineux. 


Calcaire 
noduleux. 


Calcaire 
greseux. 


Teleosaurus 

Ptycholepis 

Pholidophorus 

Fischreste  im  Allg 

üncina  Posidoniae 

Cypris 

Loligo  Schühleri 

„      Bollensis 

Belemnites  acuarius 

„           Irregularis         .... 
„  niger?        

Ammonites  (Thouarsensis  ?)  striatulus 
„  bifrons 

„  communis 

»  Holandrei 

„  complanatus 


.    . 

X 

.   . 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 
X 

X 
X 
X 
X 
X 


•  Terquem,  Palaeontologie  du  Dep.  de  la  Moselle  1855. 
statißtique  de  la  Moselle. 


X 
X 
X 

Extrait  de  la 


333    - 


Fossile  aus    den  Posidonomyenschichten 

Marnes 

Calcaire 

Calcaire 

des  Dep.  der  Moselle. 

bitumineux. 

noduleux. 

greseux. 

Ammonites  Desplacel         .... 

X 

„            heterophyllus 

X 

.  . 

.,           (Raquinianus)  crassus 

X 

„                                   serpentinus 

X 

„                                    concavas 

X 

.,            (flmbriatus)     cornucopiae    . 

•    • 

X 

.,                                  subcarinatus 

X 

,    , 

Avicula  substriata 

? 

X 

Posidonomya  Bronni          .... 

9 

.    . 

X 

Inoceramus  sp 

X 

X 

(Orbicula  lävis)  Discina  papyracea 

.  , 

X 

X 

Lingula  Longovicensis        .... 

.  . 

X 

.    . 

Die  drei  von  M.  Terquem  unterschiedenen  Abtheilungen 
weichen  zwar  in  mineralogischer  Beziehung  von  einander  ab ;  die 
in  jeder  derselben  vorkommenden  Species  lassen  jedoch  keine 
auf  zoologische  Charaktere  gegründete  Abtrennung  zu.  Die  Zu- 
sammenstellung dient  desshalb  zur  Bestätigung  der  schon  oben 
gegebenen  Annahme,  dass  die  Posidonomyenschichten  vorerst  als 
ein  zusammengehöriges  Glied  des  obern  Lias  betrachtet  wer- 
den müssen. 

Der  obere  Lias  von  Luxemburg  wurde  neuerdings  wieder 
durch  die  Arbeiten  von  Dewalque  und  Chapuis  beschrieben.  Es 
ist  die  Fortsetzung  der  Bildungen  des  Moselle -Departements, 
auch  scheint  völlige  Uebereinstimmung  mit  denselben  zu  herr- 
schen. Die  von  Dumont  aufgestellte  Bezeichnung  für  die  ganze 
Etage:  „Marne  de  Grand  Cour"  wurde  von  letztern  Autoren 
beibehalten.  Die  Unterregion  dieser  Formationsabtheilung  wird 
durch  bituminöse  Schiefer  gebildet,  welche  den  Bollern  Schiefern 
vollkommen  gleichen,  und  auch  dieselben  Fossile  führen.  Ich 
erhielt  von  meinem  Freund  Dewalque  eine  Anzahl  der  bezeich- 
nendsten Arten  dieser  Zone  aus  dem  Marne  de  Grand  Cour* 
theils  in  flachgedrückten  Exemplaren,  theils  wohlerhalten  in  einem 


*  Grand    Conr,    eine  Lokalität   an    der   Grenze    Luxemburgs    gegen    das 
Dep.  der  Moselle. 


-     334    — 

blauen  Kalke  steckend.  Ueber  den  bituminösen  Schiefern  folgen 
im  Luxemburger  Lias  noch  Mergel  mit  Kalk-Geoden,  dieselben 
gehören  zum  grössern  Theil  noch  in  die  Zone  der  Posidonomya 
Bronni;  eine  Abtrennung  der  Jurensisschichten,  und  damit  ver- 
bundene Zustammenstellung  der  Species  des  letztern  Formations- 
gliedes ist  für  Luxemburg  noch  nicht  ausgeführt  worden.  —  Das 
Gleiche  gilt  für  das  Depart.  der  Ar  denn  en,  woselbst  Buvignier 
den  Obern  Lias  als  Marne  superieure  bezeichnet.  Auch  hier 
liegen  zu  unterst  bituminöse  Schiefer,  auf  welche  Mergel  folgen.  — 
Südlich  vom  Moselle- Departement  ziehen  sich  die  Posidonomyen- 
schichten  in  das  Departement  der  Meurthe.  Levallois  hat 
ihnen  die  Bezeichnung  „Marnes  schisto-bitumineuses"  gegeben. 
In  dem  Museum  zu  Nancy  sah  ich  die  wichtigsten  Fossile  dieser 
Abtheilung,  darunter  den  Ammonites  subarraatus,  welchen  d'Or- 
bigny  Pal.  fr.  pag.  269  aus  dem  mittlem  Lias  von  Nancy  be- 
schreibt, der  aber  gerade  aus  der  Zone  der  Posidonomya  Bronni 
stammt. 

In  Burg  und  findet  man  eine  grosse  Regelmässigkeit  in 
der  Ablagerung  der  Posidonomyenschichten,  obgleich  ihre  Mäch- 
tigkeit nicht  bedeutend  (20 — 30')  ist.  Weniger  deutlich  ist  die 
Zone  des  Amm.  jurensis  entwickelt.  Auf  dem  Wege,  welcher 
von  Semur  (Cote  d'Or)  nach  der  nächsten  Eisenbahnstation 
führt,  findet  man  auf  der  Höhe  vor  Yenarey  die  Cymbiumkalke 
des  mittlem  Lias  entblösst,  über  denselben  liegen  die  Posidono- 
myenschiefer.  Es  gelang  mir  in  den  Aeckern  rechts  von  der 
Strasse  durch  weniges  Graben  die  bituminösen  feinblättrigen 
Schiefer  herauszubekommen.  Gleich  beachtenswerthe  Aufschlüsse 
findet  man  zu  Vassy  bei  Aval  Ion  (Yonne).  Die  Posidono- 
myenschichten stehen  hier  über  den  Cymbiumkalken  an  und  sind 
in  weiten  Brüchen  blossgelegt.  Die  bläulichgrauen  compakten 
Schiefer  von  ungefähr  20  Fuss  Mächtigkeit,  enthalten  in  gleich- 
massigen  Zwischenräumen  3  härtere  Bänke  (Stinksteine),  welche 
allein  für  die  Verwendung  in  der  dortigen  Cementfabrik  gewonnen 
werden,  indem  man  die  übrigen  Schiefer  zum  Abraum  wirft.  An 
Fossilen  fand  ich  theils  in  den  Schiefern,  theils  in  den  härtern 
Bänken    folgende    Arten:    Ammonites    serpentinus,    com- 


—     335     — 

muiiis,  heterophyllus,  concavus,  Desplacei;  ßelem- 
nites  tripartitus,  acuarius;  Iiioceramus  dubiiis  ii.  s.  w» 
Saurier,  Fische  und  Sepien  wurden  daselbst  gleichfalls 
angetroffen,  lieber  diesen  Schiefern  liegen  helle  Mergel  mit 
Amm.  bifrons  und  complanatus  d'Orb.,  dagegen  fand  ich  die 
Arten  der  Jurensisschichten  hier  nur  schwach  vertreten.  Unmit- 
telbar über  den  Mergeln  folgen  Thone  mit  den  Fossilen  der  To- 
rulosusschichten. 

Untergeordneter  treten  die  Schiefer  aus  der  Zone  der  Po- 
sidonomya  Bronni  in  den  Dep.  Jura  und  Doubs  auf.  Wir 
verdanken  die  genaueren  Nachweise  den  Arbeiten  Marcou's.  Die 
Schichten  verläugnen  auch  hier  den  analogen  mineralogischen 
Charakter  nicht,  obgleich  ihre  ganze  Mächtigkeit  nur  6 — 9  Fuss 
beträgt.  Es  sind  feinblättrige  bituminöse  Schiefer,  aus  welchen 
an  mehreren  Punkten  Oel  gewonnen  wurde.  Gefüllt  sind  sie 
mit  Posidonomya  Bronni,  zerdrückten,  noch  nicht  bestimmten 
Ammoniten ,  Abdrücken  von  Algen  u.  s.  w. ,  doch  scheint  es, 
dass  die  darüber  folgende  Bildung,  welche  in  paläontologischer 
Beziehung  schon  viel  Uebereinstimmendes  mit  unsern  Jurensis- 
mergeln  hat,  in  ihrer  Unterregion  Schichten  besitzt,  welche  theil- 
weise  noch  in  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  gehören.  Siehe 
im  folgenden  Paragraphen.  Die  Verhältnisse  gleichen  hierin  denen 
der  Lozere  und  Aveyron,  welche  ich  später  berühren  werde. 

Zu  la  Verpilliere  und  St.  Quentin  bei  Lyon  (Isere) 
haben  die  Schichten,  welche  das  gleiche  Alter  mit  den  Posido- 
nomyenschiefern  von  Boll,  Vassy  u.  s.  w.  besitzen,  eine  minera- 
logisch gänzlich  verschiedene  Beschaffenheit  von  allem  seither 
Beobachteten.  Es  sind  Thoneisensteinablagerungen  von  geringer 
Mächtigkeit,  deren  genauere  Definition  ich  später  geben  werde. 
Dass  hier  jedoch  ein  Analogon  für  die  Posidonomyenschichten  vor- 
handen ist,  beweisen  die  zahlreichen  für  die  Zone  leitenden  Arten. 
Ich  erhielt  aus  den  Erzen  neben  vielen  für  höhere  Schichten 
charakteristischen  Fossilen  folgende  Species: 
Belemn.  acuarius.  Amm.  subplanatus,  cornucopiae. 

Amm.  bifrons,  concavus.  ,,      annulatus,  communis. 


-^      336     — 


Chemnitzia  Repeliana. 
Natica  Pelops. 


Ämm.  Holandrei,  Braunianus. 

„      mucronatus,  crassiis. 

„       fibulatiis,  subarmatus. 

Am  südlichen  Rande  des  C  e  n  t r  a Ip  1  at  e a u ' s  von  Frank- 
reich tritt  der  obere  Lias  in  einer  Weise  auf,  welche  gewiss 
alle  Beachtung  verdient.  Ueber  seine  Bildung  in  den  Umge- 
bungen von  M  e  n  d  e  (L  o  z  e  r  e)  wurden  durch  die  Untersuchungen 
H.  Köchlin  Schlumberger's  *  neue  und  interessante 
Aufschlüsse  erzielt.  Nach  seinen  Angaben  folgt  dort  über  dem 
mittlem  Lias  eine  IV2— 2  Meter  dicke  Lage  eines  schwarzen, 
schieferigen,  spaltbaren  Kalkes,  gefüllt  mit  Posidonomya  Bronni, 
Amm.  serpentinus,  Discina  (Orbicula)  papyracea  und  Bei.  irre- 
gularis.  Auf  demselben  liegen  40 — 45  Meter  schieferiger  Mergel. 
H.  Köchlin  S  c  h  1  u  m  b  e  r  g  e  r  gibt  die  Zusammenstellung  der 
fossilen  Arten,  welche  grösstentheils  mit  den  Species  überein- 
stimmen, die  ich  nachher  von  Milhau  anführen  werde,  auch  ist 
die  Art  ihrer  Erhaltung  die  gleiche.  Es  befinden  sich  darunter 
die  wichtigsten  Repräsentanten,  sowohl  für  die  Zone  der  Posi- 
donomya Bronni  als  für  die  des  Amm.  jurensis.  Eine  genauere 
Trennung  der  Schichten  und  damit  verbundene  Auseinanderhal- 
tung der  fossilen  Arten  nach  obigen  zwei  Zonen  ist  für  diese 
südlichen  Bildungen  noch  nicht  ausgeführt  worden,  es  besteht 
hier  noch  die  gleiche  Eintheilung,  wie  für  den  obern  Lias  des 
Juradepartement's,  woselbst  auch  die  Fossile  der  Jurensisschichten 
mit  denen  der  Posidonomyenzone  zusammengestellt  und  bloss 
die  unteren  bituminösen  Schiefer,  als  mineralogisch  verschiedene 
Bildung  davon  abgetrennt  werden.  Doch  lässt  sich  bei  der 
Mächtigkeit  der  Schichten  von  120 — 140  Fuss  und  dem  Petre- 
factenreichthum  derselben  die  Ausführung  einer  genauem  Ein- 
theilung noch  erwarten.  ** 

Die  Fossile,   welche  ich  durch   H.  Sämann   in  Paris  aus 


•  Bull.  Soc.  geol.  de  Fr.  26.  Juni  1854. 

"  Ueber  das  Auftreten  des  obern  Lias  im  Depart.  Ardeche  siehe  E.  Dumas, 
bullet  Soc.  geol.  6.  Sept.  1846  pag.  611.  Die  Etage  soll  bei  Vans  erz- 
führend sein,  unmittelbar  darüber  aber  die  Oxfordthone  lagern. 


—     337     — 

den  Umgebungen  von  Müh  au  (Aveyron)  erhielt,  haben  völlig 
den  gleichen  Erhaltungszustand,  und  gehören  auch  denselben 
Arten  an,  wie  die  Species,  welche  ich  vom  Dep.  der  Loz^re 
sah.  Es  kommen  bei  Milhau  im  obern  Lias  (wahrscheinlich  an 
der  Basis)  auch  bituminöse  Schiefer  mit  Abdrücken  von  Inoce- 
ramus,  Posidonomya  u.  s.  w.  vor,  doch  scheint  die  Hauptmasse 
der  Bildungen  aus  Mergeln  zu  bestehen,  welche  den  grossen 
Reichthum  braun  verkiester  Ammoniten  einschliessen.  Ich  erhielt 
aus  dieser  Gegend  folgende  Arten: 
Ichthyosaurus  -Wirbel. 
Kieferstiick  von  Teleosaurus. 
Belem.  acuarius,  irregularis. 

„       tripartitus,  pyi'amidalis. 
Nautilus  semistriatus. 
Amm.  bifrons,  falcifer. 

„      elegaus,  discoides. 

„       lythensis,  concavus. 

„       radians,  Thouarsensis. 

„      Comensis,  variabilis. 

Es  sind  dies  die  Leitmuscheln  der  Zonen  des  Amm.  ju- 
rensis  und  der  Posidonomya  Bronni.  Auch  für  diese  Localität 
ist  noch  keine  weitere  Trennung  ausgeführt  worden,  dagegen 
gelang  es  Herrn  Sämann  durch  systematisches  Sammelnlassen, 
die  darüber  vorkommenden  Arten  der  Torulosusschichten ,  d.  h. 
der  untersten  Zone  des  mittlem  Jura  abgetrennt  davon  zu  er- 
halten, was  für  die  ganze  Begrenzung  des  dortigen  Lias  gegen 
den  mittleren  Jura  von  der  grössten  Bedeutung  ist. 

In  den  Umgebungen  von  Thouars  (Deux  Sevres)  folgen 
nach  d'Orbigny  (Cours.  elem.  pag.  469)  über  dem  mittlem 
Lias  drei  verschiedene  Lagen  von  Schiefern ,  sandigen  Kalken 
und  eisenhaltigen  Thonen,  in  denen  Amm.  bifrons  und  Amm.  ser- 
pentinus  vorkommen,  was  die  Stellung  dieser  Schichten  in  die 
Zone  der  Posidonomyenschiefer  annähernd  sichert.  Darüber  liegen 
mehr  kalkige  Bänke  mit  Amm.  insignis ,  jurensis ,  variabilis, 
radians,  Thouarsensis,  Belemnites  tripartitus  und  irregularis, 
unzweifelhaft   unsere  Jurensismergel.    Die  gesetzliche  Reihenfolge 


Amm.  insignis,  sternalis. 

„  subcarinatus, 

„  heterophyllus. 

„  Calypso,  Miraatensis. 

„  jurensis,  cornucopiae. 

,,  Germani,  annulatus. 

„  crassus,  Braunianus. 

„  mucronatus,  subarmatus. 

Natica  Pelops. 


^    338     - 

wäre   also    für    diese  Gegend   gegeben ;    ich    komme    hierauf   in 
§.30  nochmals  zurück. 

Im  Departement  der  Sarthe  sah  ich  die  Schichten  des 
Amm.  serpentinus  und  der  Posidonomya  Bronni  an  einigen 
Punkten  westlich  von  le  Maus.  Es  sind  Schiefer  und  Kalke, 
über  welchen  unmittelbar  die  sandigen  Kalke  und  Oolithe  des 
Unterooliths  anstehen.  Die  Zone  des  Amm.  jurensis  konnte  ich 
nicht  auffinden,  entweder  fehlt  sie,  oder  ist  mit  ihr  die  unterste 
Bank  derjenigen  Bildungen  zu  vereinigen ,  welche  dort  zu  dem 
Unteroolith  gestellt  werden. 

In  der  Normandie  überschreitet  der  ganze  obere  Lias 
die  Mächtigkeit  von  40  Fuss  nicht,  indem  die  Zone  der  Posi- 
donomya Bronni  vorherrschend  entwickelt  ist,  von  den  Schichten 
des  Amm.  jurensis  dagegen  nur  Spuren  auftreten.  Ich  hatte 
Gelegenheit  die  Bildung  an  mehreren  Stellen  in  den  Umgebungen 
von  Caen  zu  untersuchen.  Die  mergeligen  Kalke  des  mittlem 
Lias  bilden  gegen  oben  eine  scharfe  Grenze,  über  welcher  mit 
der  veränderten  Gesteinsart  auch  eine  neue  Fauna  beginnt.  Es 
stellen  sich  helle  Thone  mit  schieferigen  Lagen  ein.  Zu  Fon- 
taine Etoupfour,  Evrecy  und  Landes  fand  ich  eine  Anzahl  der 
bezeichnendsten  Arten  des  obern  Lias  in  diesen  Thonen  und 
Schiefern,  wie  Amm.  bifrons,  Thouarsensis ,  Holandrei.  Mein 
Freund ,  E.  D  e  s  1  o n  g c h a mp s  machte  mich  jedoch  auf  die 
genaueren  Unterschiede  aufmerksam,  welche  sich  für  die  ein- 
zelnen Lagen  auffinden  lassen.  Es  sind  im  Wesentlichen  dreierlei 
Bildungen  zu  beachten,  von  welchen 

die  untere,  das  Leptänabett, 
die  mittlere,  das  Fischbett, 
und  die  obere,  die  Ammoniten  schiebt  en 
als  locale  Erscheinungen  wohl  zu  beachten  sind.    E.  Deslong- 
champs   theilte    mir    in    der    letzten   Zeit    weitere  Notizen  mit, 
welche  ich  hier  wiedergebe.     Der  obere  Lias  in  den  Umgebun- 
gen   von  Caen    ist    auf  geringe  Entfernungen    grossem   Wechsel 
unterworfen,  was  ohne  Zweifel  von  der  unregelmässigen  Ahlage- 
rung  der   liasischen  Bildungen  unmittelbar    über   den    silurischen 
Felsen   herrührt.     Bei  Vieux-Pont  misst  die   ganze  Etage  nicht 


~.     339     - 

über  9  Fuss;  es  wechseln  hier  Thone  mit  einigen  Kalkbänken 
Amm.  bifrons  und  serpentinus  sind  die  häufigsten  Arten,  welche 
hier  gefunden  werden.  In  anderer  Weise  ist  die  Etage  eine 
Stunde  davon  in  den  Umgebungen  von  Evrecy  entwickelt.  Hier 
liegt  über  dem  mittleren  Lias  ein  gelblicher  Thon  von  1 — 2  Met. 
Mächtigkeit  —  das  Leptänabett ,  —  in  welchem  die  merkwür- 
digen Brachiopoden,  §.  32.  Nr.  79.  u.  s.  vv.,  sich  finden,  damit 
kommen  kleine  Exemplare  eines  Ammoniten  vor,  welcher  wahr- 
scheinlich zu  Amm.  Holandrei  gehört,  üeber  diesem  Leptänabett 
folgen  wiederum  2  Meter  Thone  mit  Fischresten ,  welche  sich 
gegen  oben  fortsetzen,  und  hier  in  einer  senkrechten  Verbreitung 
von  3—4  Metern  elliptische  Knollen  enthalten,  welche  Fische 
einschliessen.  Etwas  höher  liegen  in  denselben  Thonen  Kalk- 
bänke mit  Amm.  bifrons  und  serpentinus. 

E.  Deslongchamps  stellt  hiernach  die  Schichten  des  obern 
Lias  in  den  Umgebungen  von  Caen  in  folgender  Weise  zusammen, 
ünteroolith. 

S  .  Thone  mit  Amm.  bifrons  und  serpentinus  15 — 18' 
S  .2  Thone  und  Schiefer  mit  Fischresten  .  .  12  —  15' 
'f  ^    Thone  mit  Brachiopoden  (Leptänabett)  4—   6' 

Marls  tone. 


Gesammtmächtigkeit  des  obern  Lias  31 — 39' 
Die  unterste  obiger  drei  Schichten,  das  Leptänabett,  ist  an 
verschiedenen  Orten  blossgelegt,  die  reichste  Localität  ist  May, 
südlich  von  Caen.  Die  zahlreichen  Arten  von  Brachiopoden,  *) 
welche  so  grosses  Interesse  bieten,  und  Genera  enthalten  wie 
Leptaena,  Argyope,  Crania,  Thecidea  u.  s.  w. ,  welche  früher 
aus  dem  obern  Lias  nicht  bekannt  waren,  liegen  in  der  dünnen 
Schichte  in  ziemlicher  Anzahl  beisammen.  Zu  Landes  müssen 
dieselben  an  Ort  und  Stelle  gesammelt  werden,  da  sie  sparsamer 
eingebettet  sind ,  zu  May  kann  man  sie  mit  der  Schichte  auf- 
nehmen, um  sie  durch  Schlemmen  und  Auslesen  in  Menge  zu 
erhalten.  Die  mittlere  Lage  des  obern  Lias  ist  am  deutlichsten 
zu  Curcy  vertreten,  denn  hier  zeichnet  sich  eine  dünne  Schiefer- 

')  Die  Mehrzahl  der  in  §.  32.  Nr.  79.  u.  s.  w.  angeführten  Species  kommt 
bloss  in  dem  Leptcänabett  vor. 


-»     340    ~" 

läge  aus,  gefüllt  mit  Wirbelthierresten  aller  Art.  Die  Schuppen 
der  Fische  und  die  Knochen  der  Saurier  haben  eine  dunkle 
Farbe ,  welche  gegen  die  hellen  Schiefer  absticht  und  so  den 
Exemplaren  ein  hübsches  Aussehen  gibt.  In  der  werthvollen 
Sammlung  von  M.  Tesson  in  Caen  sah  ich  dieselben  Species 
von  Fischen  und  Sauriern,  welche  die  Fosidonomyenschiefer  von 
Boll  charakterisiren.  Beinahe  sämmtliche  Erfunde  stammen  aus 
der  dünnen  Schieferschichte  von  Curcy. 

Die  obere  Lage,  welche  E.  Deslongchamps  „Lias  su- 
perieur  a  Amm.  bifrons  et  serpentinus"  bezeichnet,  würde  dem- 
nach an  manchen  Lokalitäten  den  Schluss  der  Fosidonomyen- 
schiefer gegen  oben  bilden,  während  die  Jurensisschichten  hier 
verkümmert  sind.  Dagegen  lässt  sich  aus  den  Arbeiten  von  H. 
Harle*  mit  Bestimmtheit  ersehen,  dass  an  einzelnen  Punkten  des 
Calvados  (wie  zu  Suble  bei  Bayeux)  die  Zone  des  Amm.  jurensis 
über  den  Posidonomyen- Schichten  ansteht.  H.  Harle  vereinigt 
sie  zwar  mit  den  schon  zum  Unteroolith  gehörigen  Schichten  des 
Amm.  oplinatus,  dagegen  beweist  die  Aufzählung  folgender  Arten : 
Amm.  radians,  Comensis,  variäbilis,  Belemn.  longisulcatus  und 
fripartitus  mit  Bestimmtheit,  dass  die  Zone  wenigstens  an  der 
einen  Lokalität  entwickelt  ist. 

Die  Posidonomyenschichten  in  England.  Der 
obere  Lias  von  Ilminster  (Somersetshire)  zeigt  viele  Analogien 
mit  den  eben  betrachteten  Bidungen  des  Calvados.  Unmittelbar 
über  dem  Maristone  des  mittlem  Lias  liegt  eine  zwei  Fuss 
mächtige  thonige  Bank,  das  „Leptänabed"  der  englischen 
Geologen.  In  demselben  wurden  zuerst  von  M.  Moore  die 
interessanten  Brachiopoden  gefunden,  welche  Th.  Davidson  in 
seine  Werke  aufgenommen  hat.  Wie  die  Schichte ,  so  stimmt 
auch  die  Mehrzahl  der  Arten  mit  denen  des  Leptänabetts  des 
Dep.  Calvados  überein. 

Ueber  dem  Leptänabett  folgen  Thone,  Mergel,  schieferige 
Kalke  und  ellipsoidische  Bildungen,  welche  die  Arten  der  Posi- 
donomyenschichten  zahlreich  enthalten :  Amm.  annulatus,  subar- 

*  Apercu  de  la  const.  geol.  du  dep.  du  Calvados,  annuaire  1853.  siehe 
auch   d'Archiac  1856.     Hist.  du  progres  de  la  Geol.  pag.  291. 


—    341    — 

matus,  bifrons,  elegans,  falcifer,  serpentinus,  heterophyllus  u.  s.  w. 
Id  den  Ellipsoiden  und  schieferigen  Kalken  kommen  Saurier, 
Fische  und  Sepien  ähnlich  erhalten  vor,  wie  die  von  Curcy 
(Calvados)  und  nicht  weniger  übereinstimmend  mit  den  Boller 
Species.  Doch  schliesst  hier  der  obere  Lias  nicht  so  unbestimmt 
gegen  oben  ab,  wie  im  Calvados.  Es  lässt  sich  noch  deutlich 
eine  Zone  unterscheiden,  welche  vollkommen  die  paUiontolo- 
gischen  Charaktere  der  Jurensisschichten  besitzt  und  auch  die 
wichtigsten  Arten  derselben  enthält.  In  der  reichen  Sammlung 
der  Versteinerungen  von  den  Umgebungen  Ilminsters,  welche 
M.  Moore  in  Bath  aufgestellt  hat,  fand  ich  von  den  Einschlüs- 
sen der  Jurensisschichten  folgende  Species:  Amm.  Thouarsensis, 
radians,  variabilis,  jurensis,  discoides,  insignis.  Dieselben  wurden 
mir  von  M.  Moore  als  solche  Arten  bezeichnet,  welche  in  der 
getrennten  Zone  unmittelbar  unter  den  Sauden  des  dortigen 
Unterooliths  zusammen  vorkommen. 

An  der  südlichen  Küste  von  Dorsetshire,  zwischen 
Bridport  und  Lyme  Regis  besitzen  die  Schichten,  welche  hier 
den  obern  Lias  zusammensetzen,  eine  merkwürdige  Entwicklung. 
Ihre  Mächtigkeit  mag  über  200  Fuss  betragen,  dabei  haben  sie 
eine  von  allem  seither  Beobachteten  völlig  abweichende  Gesteins- 
beschaffenheit,  welche  neben  dem  Mangel  oder  der  Seltenheit 
an  organischen  Resten  die  Untersuchung  äusserst  erschwert. 
Auf  mehreren  Excursionen  längs  der  Küste,  kam  ich  nur  zu 
den  Resultaten,  diejenigen  Schichten  paläontologisch  feststellen 
zu  können,  welche  den  obern  Lias  gegen  oben  und  unten  be- 
grenzen. Dagegen  war  es  nicht  möglich,  die  Etage  selbst,  wie 
sie  dort  auftritt,  in  genauere  Eintheilung  und  Vergleichung  mit 
anderwärtigen  Erscheinungen  zu  bringen.  Geht  man  von  Char- 
mouth  in  Östlicher  Richtung  an  der  Küste  hin,  so  findet  man 
jenseits  Golden  Cap  die  oberen  Schichten  des  mittleren  Lias 
an  der  Basis  der  Küstenwand.  Es  sind  blaue  Thone  mit  Amm. 
margaritatus,  welche  gegen  oben  grauer  werden  und  allmählig 
in  die  gelben  Sande  übergehen,  welche  in  massenhaften  Nieder- 
schlägen abgelagert  sind.  Die  Zone  des  Amm.  margaritatus  war 
hier  der  letzte  durch  Fossile  bestimmbare  Horizont,  denn  darüber 


—     342    — 

fand  ich  keine  Versteinerungen  mehr.  Der  langsame  Uebergang 
der  Thone  in  die  mächtigen  Sande  *)  lässt  sich  besonders  am 
Fusse  der  Down  Cliffs  deutlich  verfolgen.  Mit  den  Sauden, 
vielleicht  auch  noch  etwas  tiefer,  beginnt  demnach  der  obere 
Lias,  dessen  ganze  Bildung  jedoch  von  Buckland,  de  la 
Beche  u.  A.  für  diese  Gegend  dem  Unteroolith  zugetheilt 
wurde.  In  östlicher  Richtung  kann  man  die  Sande  weiter  ver- 
folgen ,  bis  zu  einer  grossartigen  Verwerfung ,  welche  1  Meile 
westlich  von  Bridp  ort  Harb  our  die  Schichten  um  mehrere 
hundert  Fuss  verschoben  hat.  Während  vorher  noch  die  blauen 
Thone  mit  Amm.  margaritatus  an  der  Basis  der  Küstenwand 
lagen,  treten  auf  der  andern  Seite  des  Spaltes  in  demselben 
Niveau  die  Thone  der  FuUersearth  auf,  dagegen  ist  hier  nicht 
allein  der  Lias  sondern  auch  der  ganze  Unteroolith  verdeckt. 
Erst  jenseits  Bridport  Harbour  findet  man  die  obern  Schichten 
der  frühern  Sande  wieder  auf,  welche  hohe  und  senkrechte 
Küstenwände  bilden.  Auch  hier  gelang  es  mir  nicht,  irgend  eine 
Spur  von  Petrefakten  zu  finden,  erst  an  den  Felsen  von  Burton- 
clifts  bekam  ich  Aufschluss  durch  herabgestürzte  Stücke  von  den 
höheren  Lagen,  welche  hier  in  harten  geschichteten  Bänken  die 
Sande  bedecken.  Erst  mit  diesen  zusammenhängenden  Bänken 
beginnt  der  Unteroofith;  alles  Darunterliegende  muss  ich  zum 
obern  Lias  stellen.  Den  Beweis  hiefür  erhielt  ich  durch  die 
zahlreichen  Fossile,  welche  mit  den  geschichteten  Bänken  be- 
ginnen. In  der  untersten  Zone  derselben  fand  ich  ein  reiches 
Lager  von  Amm.  opalinuSy  torulosus,  Turbo  subdupUcatus,  Rhyn- 
chonella  cynocephalaj  über  dieser  Zone  folgten  erst  die  für 
höhere  Schichten  bezeichnenden  Arten  des  Unteroohths.  Der 
obere  Lias  dieser  Küste  besteht  demnach  aus  der  massenhaften 
Ablagerung  gelben  Sandes,  dessen  Mächtigkeit  zwar  eine  enorme 
ist,  mit  Sicherheit  aber  hier  nicht  berechnet  werden  konnte, 
weil  die  Verwerfung  westlich  von  Bridport  Harbour  den  Zu- 
sammenhang der  Schichten  stört.  Die  gelben  Sande  sind  bei- 
nahe   lose ,    in   denselben    liegen   einzelne   härtere    geodenartige 


*  Ophioderma   Egertoni   Brod.    sp.    ist   die    einzige   Species,     welche    ich 
von  jener  Lokalität  erhielt. 


-     343     - 

Bänke.  Gegen  unten  gehen  sie  langsam  in  die  grauen  Thone 
über,  gegen  oben  werden  sie,  wie  schon  erwähnt,  durch  die 
wohlgeschichtete  Zone  des  Amm.  torulosus  begrenzt.  Es  werden 
sich  wohl  noch  petrefaktenführende  Lagen  finden  lassen,  deren 
Species  die  Stellung  dieser  Sande  in  den  obern  Lias  rechtfertigen. 
Vorerst  genügt  jedoch  die  Begrenzung  der  Sande  *  gegen  den  erst 
darauf  folgenden  Unteroolith  zur  Widerlegung  der  Annahme, 
dass  diese  Sande  noch  zum  Unteroohth  gehören,  sowie  anderer- 
seits zum  sichern  Beweise,  dass  sie  als  die  den  obern  Lias  ver- 
tretenden Schichten  betrachtet  werden  müssen. 

In  G 1 0  u  c  e  s  t  e  r  s  h  i  r  e  sind  die  Ablagerungen  des  obern 
Lias  gleichfalls  sehr  bedeutend  und  zeigen  auch  gewisse  Ana- 
logien mit  den  Bildungen  an  der  Küste  von  Dorsetshire.  Die 
Begrenzung  der  Etage  gegen  unten  ist  hier  erleichtert  durch 
das  scharfe  Abscheiden  des  Marlstone's.  lieber  letzterem,  d.  h. 
über  der  Oberregion  des  mittlem  Lias  folgen  Thone  mit  festeren 
blauen  Bänken,  in  welchen  wohlerhaltene  Abdrücke  von  Insecten- 
flügeln  Heteroplüebia  dislocata  Brodie  **  gefunden  wurden.  In 
Murchison  Geol.  of  Chelt.  pag.  36.  wird  die  Mächtigkeit  dieser 
Abtheilung  an  dem  Hügel  von  Alter  ton  zu  60  Fuss  ange- 
geben und  neben  andern  Arten  folgende  Species  aufgezählt: 


Amm.  (Walcotti)=bifrons. 
„       (undulatus)=serpentinus. 
annulatus. 


Belem.  (tubularis)=acuarius. 
Inoceramus  dubius. 
Plicatula  spinosa. 


Obige  Arten  genügen,  um  diese  Bildung  mit  Bestimmtheit 
in  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  einreihen  zu  können.  Die 
Sande,  welche  zu  x\lderton  Hill  darüber  folgen,  gehören  gleich- 
falls dazu,  doch  ist  die  Grenze  der  Etage  gegen  oben  an  dieser 
Localität  nicht  sichtbar,  es  scheint  beinahe  die  ganze  obere 
Hälfte  derselben  zu  fehlen,  da  von  Murchison,  pag.  35, 
die  Mächtigkeit  des  obern  Lias  von  Dumbleton  Hill  zu 
100 — 150  Fuss  angegeben  wird,    dessgleichen   von  Brodie.** 


•  Conybeare  and  Phillipps,  1822,  Outl.  of  the  Geol.  of  Engl.  pag.  329 
nennen  die  Saude  „Marly  Landstone"  und  führen  liasische  Arten  daraus 
an.     Ich  komme  in  §.  34  hierauf  zurück. 

"  Brodie,  on  a  fossil  Dragon-Fly;  geol.  Proceed.  31.  Mai  1848,  pag.  32. 


_    344    - 

An  den  Hügeln  zwischen  Frocester  und  N y m p s f i e  1  d 
hatte  ich  Gelegenheit  einen  Aufschluss  genauer  zu  untersuchen, 
durch  welchen  die  Grenze  des  obern  Lias  gegen  den  Unteroolith 
mit  einer  Deutlichkeit  blossgelegt  wird ,  wie  man  es  nur  an 
wenigen  Punkten  finden  kann. 

Ich  war  schon  früher  durch  den  interessanten  Aufsatz  Herrn 
Sämann's*  mit  den  Verhältnissen  dieser  Localität  bekannt 
geworden,  was  mich  bewog  den  Ort  zu  besuchen,  um  so  mehr 
als  H.  Dr.  Wright  die  Freundlichkeit  hatte,  mich  auf  dieser 
Excursion  von  Cheltenham  aus  zu  begleiten.  Kurz  ehe  die 
Strasse,  welche  von  Frocester  nach  Nympsfield  führt,  die  Höhe 
erreicht,  findet  man  linker  Hand  Brüche,  in  welchen  die  Gesteine 
des  Unterooliths  ausgebeutet  werden.  Unter  diesen  Felsmassen 
liegen  lose  Sande ,  welche  sich  an  dem  Abhang  jenseits  der 
Strasse  abwärts  ziehen  und  gegen  unten  in  blaue  Thone  über- 
gehen. Eine  harte  Bank  in  den  Thonen  ist  leicht  zu  finden. 
Dieselbe  führt  die  Petrefakten  der  Posidonomyenschichten.  Etwa 
30  Fuss  darüber  treten  unmittelbar  unter  dem  Unteroolith,  bläu- 
liche oolithische  Mergel  hervor,  in  welchen  ich  zahlreiche  Fossile 
fand  und  zwar  nicht  mehr  die  Species  der  Posidonomyenschichten, 
sondern  die  characteristischen  Arten  der  Zone  des  Amm.  jurensis. 
Siehe  Profil,  Nr.   25.  §.  42. 

In  Northamptonshire  ist  die  Zone  der  Posidonomya 
Bronni  durch  blaue  Thone  mit  harten  Geoden  vertreten,  welche 
unter  den  sehr  verbreiteten  eisenhaltigen  Sauden  jener  Provinz 
liegen.  Ich  hatte  auf  einer  Excursion  zwar  Gelegenheit  diese 
Thone  an  verschiedenen  Punkten  zu  sehen,  fand  aber  keine  be- 
zeichnenden Arten  darin,  blieb  desshalb  einigermassen  in  Un- 
sicherheit über  die  genauere  Deutung  der  Thonniederschläge. 
Dagegen  traf  ich  in  verschiedenen  Sammlungen  die  Fossile  des 
obern  Lias  von  Northamptonshire.  Es  sind  die  Species  der 
Posidonomyenschichten ,  welche  mit  weisser  Schale  in  einem 
dunklen  Gestein  liegen,  und  sich  hauptsächlich  auf  verschiedene 
Arten  von  Ammoniten  beschränken.    Dem  Gestein  nach  müssen 


•)  Bullet.  Soc.  geol.  de  France.  6.  Febr.  1854. 


-    345    - 

dieselben  aus  obigen  blauen  Thonen  stammen,  welche  zum  Ver- 
brauch in  Ziegelhütten  in  jener  Gegend  an  vielen  Orten  ausge- 
beutet werden,  doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  sie  in  tiefern 
Lagen  vorkommen ,  die  obern  Schichten  dagegen  schon  einer 
höhern  Zone  angehören. 

Der  Alumshale  (Alaunschiefer)  von  Yorkshire  bildet  in 
mineralogischer  Beziehung  einen  vollständigen  Gegensatz  zu  der 
Etage  gleichen  Alters,  welche  wir  von  der  Küste  von  Dorset- 
shire  beschrieben  haben.  Die  Mächtigkeit  beider  Bildungen  hält 
sich  zwar  das  Gleichgewicht,  denn  200  Fuss  wird  für  sie  das 
Minimum  sein,  dagegen  ist  die  Gesteinsbeschaffenheit  eine  durch- 
weg verschiedene.  Während  zwischen  Lyme  Regis  und  Bridport 
(Dorsetshire)  der  obere  Lias  aus  gelben  Sandniederschlägen  be- 
steht, sind  es  an  der  Küste  von  Yorkshire  dunkle  Schiefer, 
welche  in  gleichmässiger  Weise  die  grossartige  Ablagerung  bil- 
den. Der  Name  Alumshale  ist  wegen  der  Verwendbarkeit  ein- 
zelner Schichten  zur  Alaunfabrikation  gegeben  worden. 
Weitere  technische  Ausbeute  liefern  die  harten  geodenartigen 
Bänke  in  der  Oberregion  der  Schiefer,  indem  sie  ein  zur  Fabri- 
kation von  Wasser  cement  brauchbares  Material  liefern.  Die 
untersten  Schiefer  schliessen  zahlreiche  Gagatstücke  ein ,  welche 
entweder  ausgegraben,  oder  am  Meeresstrande  gesammelt  werden, 
da  sie  in  solcher  Feinheit  vorkommen,  dass  sie  sich  zur  Anferti- 
gung von  Luxusartikeln  theuer  verwerthen.  Es  sind  besonders 
die  untersten  Schieferlagen,  in  einer  Mächtigkeit  von  20  Fuss, 
welche  den  Gagat  (Jet)  einschliessen ,  und  desshalb  an  jener 
Küste  Jet-Rock  genannt  werden.  Etwas  höher  folgt  ein 
harter  Schiefer  mit  runden  Geoden  und  Schwefelkiesknollen. 
Derselbe  lässt  sich  zwar  spalten ,  besitzt  jedoch  nie  die  feine 
Abblätterung  wie  die  Boller  Schiefer.  In  den  obersten  90  Fuss 
des  Alumshale's  liegen  die  Cementsteine  und  die  Alaungebenden 
Schichten.  Die  Cementsteine  bestehen  aus  graublauen  geodenarti- 
gen Bänken,  welche  ausgegraben  werden,  dann  an  der  Luft  ver- 
wittern müssen,  ehe  sie  zur  Fabrikation  von  Wassercement  brauch- 
bar werden.  Sie  sind  reich  an  Bitumen ,  oft  soll  man  sogar 
beim  Zerschlagen  freies  Oel  in  Höhlungen  in  ihrer  Mitte  finden. 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  September,  1856.  3s  Heft.  23 


-    346    - 

Die  Aiaungebenden  Schichten  werden  besonders  an  den  Hügeln 
von  Peak  südöstlich  von  Robin  Hoods  Bay  ausgebeutet.  Es 
sind  dunkle  Schiefer,  wie  überhaupt  die  ganze  Formation  das 
Aussehen  einer  dunkelgefärbten  Schieferbildung  besitzt. 

Der  Alumshale  wird  gegen  unten  durch  die  Iron-  und 
Maristones  des  mittlem  Lias  mineralogisch  und  paläontologisch 
scharf  begrenzt ,  dieselben  treten  als  eine  völlig  verschiedene 
Gesteinsart  in  der  Weise  auf,  dass  auch  hier  die  Abtrennung 
sehr  in  die  Augen  fallend,  und  im  Grossen  leicht  auszuführen  ist. 

Die  zahlreichen  Fossile,  welche  durch  die  verschiedenartige 
Ausbeute  der  Schiefer  gewonnen  werden,  beschränken  sich  nicht 
allein  auf  die  in  §.  29  angeführten  Arten ,  sondern  es  kommen 
noch  die  Wirbelthiere  dazu,  deren  Genera  auf  den  vorhergehen- 
den Seiten  bei  Betrachtung  der  Boller  Saurier  und  Fische  an- 
gegeben wurden.  Ich  sah  in  Whitby  und  Scarborough  sowie 
im  britishen  Museum  prächtige  Erfunde,  welche  aus  dem  Alum- 
shale von  Whitby  erhalten  wurden.  Die  Saurier  sollen  beson- 
ders häufig  in  den  obern  Schichten  liegen,  während  die  Fische: 
Lepidotus,  Dapedius  u.  s.   w.  schon  in  dem  Jet-Rock  beginnen. 

Unter  den  Mollusken  des  Alumshale's  führe  ich  hier  die- 
jenigen Species  an,  welche  ich  selbst  in  Whitby  erhielt,  es  sind 
folgende  Arten :  *) 


*)  Unter  diesen  Fossilen  werden  viele ,  besonders  die  grössern  Ammoniten 
nur  selten  angetroffen,  und  der  Besucher  müsste  sich  mit  Wenigem  begnügen, 
wenn  nicht  durch  eine  eigenthümliche  Industrie  für  die  Erhaltung  der  Er- 
funde gesorgt  würde.  Es  werden  nämlich  in  Whitby  von  Ansässigen  die 
Versteinerungen  mit  grossem  Fleisse  gesammelt  und  den  Arbeitern  abge- 
kauft, um  daraus  durch  Anschleifen,  in  die  Augen  fallende  schöne  Geräthe 
oder  Schmuck  zu  verfertigen.  Der  Gagat  hilft  trefflich  dazu  aus,  und  gibt 
die  Möglichkeit ,  in  Verbindung  mit  den  geschliffenen  Steinen  wirkliche 
Prunksachen  zu  liefern.  Die  Arbeiten  werden  weithin  versandt  und  bezahlen 
sich  gut.  Eine  Anzahl  Steinschleifer  versieht  die  roheren  Schnitte  und 
Schliffe,  während  mehrere  Juweliere  das  Fassen  besorgen,  und  die  Verkaufs- 
uiederlageu  besitzen.  Man  sieht  hier  ganze  Läden  gefüllt  mit  den  eigen- 
thümlichsten  Gegenständen,  welche  alle  aus  diesen  Steinen  zusammengesetzt 
sind.  Kleine  Ständer  für  Kerzen,  Armspaugen  von  Gagat,  Brechen  und  Ringe, 
welche  statt  der  Edelsteine  geschliffene  Korallen  oder  durchschnittene  Am- 
moniten tragen  u.  s.  w.     Natürlich  sind  nicht  säramtliche  Erfunde  zum  Ver- 


-     347    - 

Belemnites  Whitbyensis,  vulgaris,  acuarius. 

Ammonites  bifrons,  falcifer,  elegaiis. 

„  lythensis,  concavus,  exaratus. 

„  ovatus,  striatulus,  variabilis. 

„  heterophyllus,  cornucopiae,  subcarinatus. 

„  anginus,  annulatus,  communis. 

„  crassus,  fibulatus,  Holandrei,  subarmatus. 

Natica  Pelops,  Leda  ovum,  Inoceramus  cinctus,  dubius. 
Posidonomya  Bronni,  Trigonia  litterata,  Avicula  substriata,  Lin- 
gula  Longovicensis. 

Dieselben  gehören  sämmtlich  in  die  Zone  der  Posidonomya 
Bronni  mit  Ausnahme  des  Amm.  variabilis.  Zähle  ich  hiezu  die 
eine  Species  :  Amm.  jurensis,  welchen  ich  im  Museum  zu  Whitby 
sah,  so  würde  die  ganze  Zahl  der  für  die  Zone  des  Amm.  ju- 
rensis bestimmenden  Species  nur  zwei  betragen,  was  gegenüber 
den  vielen  Arten  der  Posidonomyenschichten,  und  deren  weit 
häufigerem  Vorkommen,  eine  sehr  geringe  Summe  ist.  Durch 
eigene  Untersuchungen  fand  ich,  dass  Amm.  crassus  und  angui- 
nus  (besonders  aber  auch  Amm.  bifrons)  beinahe  bis  an  die 
obere  Grenze  des  Alumshale's  gehen,  dass  somit  Arten  der  Po- 
sidonomyenschichten nahezu  in  der  ganzen  Bildung  nachgewiesen 
sind,  und  desshalb  vielleicht  bloss  die  obersten  Bänke  noch  den 
Jurensisschichten  beigezählt  werden  dürfen.  Die  Zone  des  Amm. 
jurensis  kann  demnach  nicht  mit  Bestimmtheit  ganz  in  den 
Alumshale  gestellt  werden,  denn  es  ist  die  gleiche  Wahrschein- 
lichkeit dafür  vorhanden,  dass  die  untersten  Lagen  des  Doggers, 
in  welchen  bei  Whitby  noch  keine  Fossile  gefunden  wurden, 
sich  zu  einer  Zeit  gebildet  haben  ,  in  welcher  sich  in  andern 
Gegenden  die  versteinerungsreichen  Jurensisschichten  nieder- 
schlugen. 

Was    die     einzelne    Vertheilung    obiger    zahlreichen    Arten 


arbeiten  brauchbar,  viele  Gattungen  eignen  sich  gar  niclit  dazu,  andere  wie 
die  Nautilen  und  Ammoniten  werden  nicht  durchsägt .  sobald  eine  Kammer 
mit  Thon  statt  mit  crystallisirter  Materie  gefüllt  ist.  Für  den  Geologen  ist 
dieses  Material  aber  noch  brauchbar  genug,  und  gegen  gute  Bezahlung  kann 
er  sich  die  werthvoUsten  Suiten  herauslesen. 

23* 


—     348    ■=- 

in  dem  200  Fuss  mächtigen  Alumshale  betrifft,  so  sind  hierüber 
die  Untersuchungen  noch  unvollständig,  auch  wird  es  bei  der 
Grossartigkeit  der  Ablagerung  nicht  so  leicht  gelingen,  feste 
Horizonte  zu  gewinnen,  besonders  da  die  meisten  Species  in 
sämmtlichen  Schichten  vorzukommen  scheinen.  Die  Art  der 
Erhaltung  ist  zwar  in  verschiedenen  Höhen  eine  abweichende, 
aber  das  Auftreten  der  einzelnen  Species  steht  hiemit  in  keiner 
directen  Verbindung.  So  fand  ich  z.  B.  ungefähr  in  der  Mitte 
der  Schiefer  grossen  Reichthum  an  ausgeschiedenem  Schwefel- 
kies; Inoceramus  dubius,  flachgedrückte  Falciferen  mit  verkiesten 
Schalen,  Belemnites  acuarius  gleichfalls  mit  zerdrückter  aber 
verkiester  Alveole  waren  hier  sehr  häufig.  In  höhern  Schichten 
kommen  die  Ammoniten  in  runden  Knollen,  oder  in  bituminösen 
Kalken  vor.  In  der  Oberregion  der  Schiefer  finden  sich  ganze 
Lager  der  Leda  ovum ,  Lingula  Longovicensis,  Belemnites  vul- 
garis u.  s.  w.  Dagegen  lassen  sich  doch  nirgends  sichere  durch 
paläontologische  Charactere  gerechtfertigte  Horizonte  feststellen, 
so  dass  auch  hier  keine  weitere  Eintheilung  auszuführen  ist,  und 
die  Einheit  der  Zone  vorerst  noch  aufrecht  erhalten  werden  muss. 


2)  Die  Schichten  des  Amimmites  jurensis, 

§.    30. 
Synonymik:  schwarzer  Jura  Z;.    Jurensismergel,  Quenst.  1843. 
FlÖzgeb.  pag.  539.     Marnes  ä  Trochus  ou  de  Pinperdu  (Mittl.  Theil), 
Marcou  1846.    Jura  salinois    pag.  54.    Jurensismergel,    Quenst.  (Pflzen- 
mayer.  Profil  deutsch,  geol,  Gesellsch.  1853.  tab.  16.) 

Paläontologie:   Für   die  Zone    des  Amm.  jurensis   sind  fol- 
gende Arten  bezeichnend: 
Belem.  longisulcatus. 

„      tricanaliculatus. 

^       toarcensis, 

„       exilis. 

„  pyramidalis. 
Nautilus  toarcensis. 
Ammon.    depressus. 

„  radians. 


Ammon.  undulatus. 

„  costula. 

„  Aalensis. 

„  Thouarsensis. 

comptus. 

„  Comensis. 

„  variabilis. 

„  insignis. 


349 


Ammon. 

Sternalis. 

Turbo  Sedgwicki. 

5? 

seiTodens. 

Pleurotomaria  intermedia 

?5 

Calypso  ? 

Posidonomya  orbicularis. 

» 

jurensis. 

Lima  Galatea. 

» 

hircinus. 

Rhynchonella  Schuleri. 

» 

Germaini. 

Pentacrinus  jurensis. 

Diejenigen  Species,  welche  von  der  Zone  der  Posidonomya 
Bronni  in  die  Jurensisschichten  übergehen,  habe  ich  schon  §.  29 
aufgezählt. 

Gcsteinsbestiiaffcnheit ,  Verbreitung  und  paläontologische 
Uesultatc.  Für  das  südwestliche  Deutschland  siehe  das  Profil 
Nr.  15  §.  29.  Die  Zone  des  Amm.  jurensis  hat  für  die  ganze 
Eintheilung  der  Juraformation  dadurch  eine  grosse  Bedeutung, 
dass  sie  den  Lias  gegen  oben  begrenzt  und  als  letzter,  aber 
scharf  ausgesprochener  Horizont  die  Abtrennung  des  darauf  lie- 
genden mittlem  Jura's  erleichtert.  Nichtsdestoweniger  blieb  die 
genauere  Sondirung  dieser  Zone  in  vielen  Systemen  bis  heutzu- 
tage noch  unausgeführt,  ihre  charakteristischen  Fossile  wurden 
dem  obern  Lias,  bisweilen  sogar  dem  Unteroolith  zugetheilt,  ohne 
dass  dieselben  auch  nur  annähernd  mit  derjenigen  Bestimmtheit 
zusammengestellt  worden  wären ,  mit  welcher  man  sie  in  ihrer 
Schichte  immer  vereinigt  findet.  An  manchen  Lokahtäten  ist 
in  der  That  ihre  Abtrennung  sehr  erschwert,  da  die  Zone 
häufig  eine  geringe  Mächtigkeit  besitzt  und  dann  bei  nur  eini- 
germassen  ungünstigen  Durchschnitten  übersehen  wird,  oder  un- 
zugänglich ist.  Letzteres  geht  bisweilen  so  weit,  dass  man  für 
manche  Localitäten  an  ein  wirkliches  Fehlen  derselben  denken 
könnte,  wenn  nicht  an  benachbarten  Orten  oft  nur  in  einer  Bank 
von  wenigen  Fuss  Mächtigkeit  der  ganze  Reichthum  an  charak- 
teristischen Arten  aufgeschlossen  wäre. 

In  §.29  konnte  ich  die  Beschreibung  der  Posidonomyen- 
schichten  von  mehr  als  20  verschiedenen  Gegenden  geben, 
mehrere  derselben  muss  ich  bei  der  Beschreibung  der  Jurensis- 
mergel  übergehen ,  da  ich  mich  nicht  überall  von  ihrem  Vor- 
handensein überzeugen   konnte.     Ich   beschränke    mich   desshalb 


—     350     — 

in  diesem  Paragraphen  beinahe  ganz  auf  die  Betrachtung  der- 
jenigen Lokalitäten,  an  welchen  eine  sichere  Abtrennung  der 
Jurensisschichten  von  den  Posidonomyenschiefern  bis  jetzt  aus- 
geführt werden  konnte,  während  ich  imUebrigen  auf  §.29  verweise. 

In  Württemberg  treten  die  Schichten  des  Amm.  jurensis 
zwar  nicht  sehr  mächtig,  aber  desto  regelmässiger  und  deutlicher 
auf.  Prof.  Quenstedt  *  trennte  zum  ersten  Male  die  Zone  mit 
Schärfe  ab,  indem  er  ihre  Leitmuscheln  zusammenstellte  und  zu- 
gleich auf  den  bestimmten  geognostischen  Horizont  aufmerksam 
machte,  welchen  die  Zone  unter  den  übrigen  Formationsgliedern 
einnimmt.  Die  Schichten  des  Amm.  jurensis  folgen  hier  über 
den  Posidonomyenschiefern  und  finden  sich  in  Württemberg  an 
vielen  Punkten,  wie  zu  Heselwangen  bei  Balingen,  Sebastians- 
weiler, Sondelfingen,  Heiningen,  Wasseralfingen.  Sie  werden 
durch  Thone  mit  harten  grauen  Steinmergeln  gebildet,  ihre  wich- 
tigsten Fossile,  welche  in  Schwaben  vorkommen,  wurden  mit 
wenigen  Ausnahmen  schon  in  dem  paläontologischen  Theile  dieses 
Paragraphen  zusammengestellt.  Unmittelbar  über  den  Jurensis- 
mergeln  folgt  in  Schwaben  die  Zone  des  Amm.  torulosus.  So 
wenig  mächtig  hier  auch  die  Schichten  des  Amm.  jurensis  sind, 
so  trifft  man  doch  noch  Unterschiede  in  der  Lagerung  der  ein- 
zelnen Arten.  Bei.  exilis  und  tricanaliculatus  finden  sich  immer 
zu  Oberst,  Amm.  jurensis,  radians  und  Thouarsensis  füllen  die 
Steinmergel,  während  an  manchen  Orten,  wie  bei  Wasseralfingen, 
Amm.  jurensis  nur  selten  gefunden  wird,  dagegen  Bei.  longisul- 
catus,  Amm.  Aalensis,  costula,  hirzinus  u.  s.  w.  die  Thone  ganz 
durchziehen. 

Zu  Aldorf  in  Bayern  sind  in  den  Schichten  gleichen 
Alters  kleine,  gelb  verkieste  Ammoniten  häufig,  welche  mit  den 
zu  Wasseralfingen  vorkommenden  übereinstimmen.  Ich  sammelte 
in  zahlreichen  Exemplaren:  Amm.  costula ^  Aalensis,  hirzmus, 
Pentacrinus  jurensis.  Die  Posidonomyenschiefer  liegen  hier  un- 
mittelbar darunter,  während  die  Arten  der  Torulosusschichten  in 


*  Flözgebirg  Württembergs  1843.  pag.  539. 


-     351     - 

einer  getrennten    höheren  Zone    sich  in  jener  Gegend  gleichfalls 
mit  Deutlichkeit  nachweisen  lassen. 

Zu  Rändern  und  Obereggencn,  südwestlich  Freiburg 
in  Baden ,  sind  die  bituminösen  Schiefer  der  Posid.  Bronni  in 
Verbindung  mit  den  darüber  liegenden  Mergeln  des  Amm.  jurensis 
an  mehreren  Stellen  aufgeschlossen.  Letztere  Zone  mag  6 — 8Fuss 
Mächtigkeit  besitzen.  Unter  den  Fossilen ,  von  welchen  beson- 
ders die  Ammoniten  in  verkiestem  Zustande  vorkommen,  konnte 
ich  folgende  Species  erkennen: 


Belem.  longisulcatus. 

„  tricanaliculatus. 

„  irregularis. 

„  exilis. 

„  Toarcensis. 

„  tripartitus. 

„  pyramidalis. 


Ammon.  costula. 

„        radians. 

„       insignis. 

„       Aalensis. 

„       Calypso  ? 
Aptychus. 
Trochus,  Nucula  u.  s.  w. 


lieber  denselben  liegen  dunkle  Thone,  welche  bei  einer 
Mächtigkeit  von  2 — 300  Fuss  unverkennbar  die  Zonen  des  Amm. 
torulosus  und  der  Trigonia  navis  repräsentiren. 

Zu  Uhr  weil  er  (Bas  Rhin)  folgen  über  den  Posidono- 
myenschiefern  graue  Thone  mit  Steinmergeln.  Es  sind  die  aus- 
gesprochenen Jurensismergel  j  welche  mit  den  schwäbischen  Bil- 
dungen völlig  übereinstimmen,  annähernd  dieselbe  Mächtigkeit 
besitzen  und  die  gleichen  Fossile  einschliessen.  Die  Zone  des 
Amm.  torulosus  folgt  unmittelbar  darüber,  trennt  sich  aber  den- 
noch mit  Deutlichkeit  davon  ab. 

Schwieriger  als  die  Posidonomyenschichten  scheint  sich  die 
Zone  des  Amm.  jurensis  in  den  Umgebungen  von  Metz  (Moselle) 
feststellen  zu  lassen.  Die  wichtigsten  Leitmuscheln  kommen  zwar 
vor,  doch  werden  sie  in  Begleitung  solcher  Arten  angeführt, 
welche  entschieden  den  untern  Oolith  charakterisiren ,  wie  z.  B. 
Amm.  Murchisonae  ,  opalinus,  Trigonia  navis,  Pholadomya  fidi- 
cula ;  die  Unterscheidung  dieser  Zonen  darf  desshalb  für  das  Dep. 
der  Moselle  noch  nicht  als  vollendet  betrachtet  werden.  Ein  be- 
deutender Fortschritt    in    der   Kenntniss   jener  Bildungen    wurde 


—    352    —     . 

durch  die  kürzlich  erschienenen  Arbeiten  M.  Terquem's*  bezweckt, 
dessen  Zusammenstellung  der  Fossile  des  Moselle- Departements 
uns  für  das  Vorkommen  der  leitenden  Species  aus  der  Zone  der 
Jurensismergel  bürgt.     Mons.  Terquem   gibt  folgende  Arten  an: 


Belem.  exilis. 
Ammon.  insignis. 
Aalensis. 


Ammon.  jurensis. 
„  radians. 
„        variabilis. 


Diesem  zufolge  muss  also  die  Zone  des  Amm;  jurensis  dort 
wohl  entwickelt  sein,  es  fehlt  demnach  ohne  Zweifel  nur  noch 
an  der  bestimmteren  Fesstellung  des  betreffenden  Horizontes. 

In  §.  29  habe  ich  angeführt,  dass  im  Jura  von  Sa  lins, 
an  der  Basis  des  obern  Lias,  2 — 3  Meter  bituminöser  Schiefer  (ähn- 
lich den  Boller  Schiefern)  liegen.  Darüber  folgen  15  Meter  bläu- 
licher Mergel,  welche  Marc ou**  „Marnes  ä  Trochus  ou  de 
Pinperdu"  genannt  hat.  Diese  Marcou'sche  Abtheilung  ent- 
spricht den  Jurensisschichten  nicht  vollständig,  sondern  es  ist  ihr 
unterer  Theil  noch  in  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  zu  stellen. 
Marcou  (pag.  66)  nennt  eine  Anzahl  Arten,  welche  sich  in  den 
unteren  Lagen  der  Marnes  de  Pinperdu  finden  sollen,  von  denen 
folgende  entschieden  noch  in  die  eigentlichen  Posidonomyen- 
schichten  gehören: 


Ammon.   (Raquinianus)   crassus. 
„        complanatus. 


Ammon.  mucronatus. 
„         serpentinus, 
Pecten  (paradoxus)  incrustatus 

Darüber  folgen  die  Leitmuscheln  der  Jurensismergel 


Ammon.  radians. 
„        Germaini. 
„        insignis. 


Ammon.    sternalis. 
„         Thouarsensis. 
„         jurensis. 


während  ganz  gegen  oben  die  Spuren  der  eigenthümlichen  Fauna 
der  Torulosusschichten  vorhanden  zu  sein  scheinen,  welche  letztere 
von  Marcou  aber  gleichfalls  noch  in  die  Abtheilung  der  Marnes 
h  Trochus  ou  de  Pinperdu  gestellt  wurden. 

•  Terquem,  Paläontologie  du  Dep.  de  la  Moselle.  1855.  pag.  23,  Extralt 
de  la  statistique  de  la  Moselle. 

"  Marcou  1846.     Jura  saliuois  pag.  54  und  66. 


3n 

—    153    - 

Zu  la  Verpilli^re  und  St.  Quentin  (Isere)  erhielt  ich 
mit  den  Fossilen  der  angrenzenden  Zonen  folgende,  für  die  Schich- 
ten des  Amm.  jurensis  charakteristische  Arten: 


Ammon. 

radians. 

V) 

costula. 

55 

Thouarsensis 

» 

Comensis. 

Ammon. 

undulatus. 

» 

Aalensis. 

» 

comptus. 

» 

variabilis. 

n 

jurensis. 

„         msignis. 
„         hirzinus. 

Dieselben  beweisen,  dass  in  der  wenig  mächtigen  Ablage- 
rung der  dortigen  Thoneisensteine  die  Fauna  der  Jurensisschichten 
hinlänglich  vertreten  ist.  üeber  die  allgemeinen  Verhältnisse 
dieser  Bildung  siehe  §.  42. 

D'Orbigny  (Cours  dement,  pag.  469)  hat  die  regelmässige 
Entwicklung  der  Zone  des  Amm.  jurensis  für  die  Umgebungen 
von  Thouars  (Deux  Sevres)  mit  Deutlichkeit  nachgewiesen. 
Ueber  den  Schichten  des  Ammonites  serpentinus  liegt  ein  System 
von  Thonen  und  Kalken,  aus  welchen  er  folgende  fossile  Arten 
aufzählt : 

Belemnites  tripartitus,  irregularis. 
Ammonites  jurensis,  insignis. 

„  variabilis,  radians,  Thouarsensis. 

Dieselben  sind  in  den  verschiedenen  Bänken  vertheilt^  bil- 
den aber  in  ihrer  Gesammtheit  das  Aequivalent  der  Fauna  der 
Jurensisschichten  anderer  Gegenden,  auch  ihre  relative  Lage  ent- 
spricht letzteren,  da  sie  d'Orbigny  als  oberstes  Glied  des  obern 
Lias  aufzeichnet  und  als  ihre  Unterlage  die  Schichten  des  Am- 
monites serpentinus   angibt. 

Die  Jurensisschichten  in  England.  Ich  habe  hier 
hauptsächlich  zwei  Lokalitäten  anzuführen,  an  welchen  die  Zone 
des  Amm.  jurensis  mit  Bestimmtheit  unterschieden  werden  kann. 
Von  Ilminster  (Somersetshire)  habe  ich  schon  im  vorigen 
Paragraphen  angegeben,  dass  dort  der  obere  Lias  sich  in  zwei 
Zonen  spalten  lasse,  deren  untere  den  Schichten  der  Posidono- 
mya  Bronni,  die  obere  aber  denen  des  Amm.  jurensis  entspreche. 
Für    letztere    erwähnte    ich    das  Vorkommen    folgender   Arten : 


-     354     - 

Amm.  Thoiiarsensis^  radians,  variabüis,  jurensis,  discoides,  insignis. 
Genauere  Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle  werden  die  Zahl 
der  bezeichnenden  Arten  noch  vervollständigen,  das  Vorhanden- 
sein der  Zone  unter  den  Sanden  des  Unterooliths  wird  aber 
durch  sie  hinlänglich  bewiesen. 

Eine  zweite  Lokalität  ist  Frocester  (Gloucestershire),  das 
Profil  Nr.  25,  welches  ich  bei  einem  Besuche  dieses  Punktes 
aufgenommen,  gibt  die  mineralogischen  Verhältnisse  der  Schichten 
und  zeigt  die  regelmässige  Lagerung  der  Jurensismergel ,  sowie 
die  Schärfe,  mit  welcher  diese  Zone  den  Unteroolith  von  der 
Etage  des  obern  Lias  abtrennt.  In  der  3 — 4  Fuss  mächtigen,  oolith- 
schen  Bank  kommen  folgende  Arten  vor: 
Amm.  jurensis,  hirzinus.  1  Amm.  Aalensis,  lythensis. 

„       variabilis,  radians.  !      „      (Calypso?  heteroph.) 

„  Thouarsensis,  discoides.  I 
Somit  wäre  denn  von  verschiedenen  Gegenden  nachgewiesen, 
dass  die  Schichten  des  Amm.  jurensis  nicht  nur  vorhanden  sind, 
sondern  in  regelmässiger  Ablagerung  über  der  Zone  der  Posidono- 
mya  Bronni  und  unter  den  Schichten  des  Amm.  torulosus  (d.  h. 
der  untersten  Zone  des  Unterooliths)  auftreten.  Die  Lokalitäten, 
an  welchen  das  bestimmte  und  charakteristische  Erscheinen  der 
Jurensisschichten  festgestellt  wurde,  vertheilen  sich  auf  mehrere 
verschiedene  Provinzen  Englands,  Frankreichs  und  Süddeutsch- 
lands. Hiedurch  möge  die  im  vorigen  und  in  diesem  Paragra- 
phen mehrmals  ausgesprochene  Vermuthung  sich  rechtfertigen 
lassen,  dass  auch  an  andern  Lokalitäten  (von  welchen  bisher 
bloss  die  Fossile  der  Jurensisschichten,  nicht  aber  deren  ge- 
uauere  Lagerung  bekannt  waren),  die  Zone  des  Amm.  jurensis 
als  solche  wohl  noch  abgetrennt  werden  könne. 


—     355     — 

§.  31.  Verbreitung,  Mächtigkeit,  Gesteinsbeschaffenhcit 
des  Obern  Lias ;  Zusammenstellung  seiner  Glieder  nach  verschie- 
denen Gegenden.  Da  der  obere  Lias  sich  bloss  in  zwei  ver- 
schiedene Zonen  trennen  lässt,  so  war  es  möglich,  die  allge- 
meineren Verhältnisse  desselben,  seine  Gesteinsbeschatfenheit, 
Verbreitung  u.  s.  w.  schon  bei  derjenigen  Zone  abzuhandeln, 
welche  den  überwiegenderen  Antheil  bei  der  Bildung  der  ganzen 
Etage  nimmt.  Die  Posidonomyenschichten  sind  an  den  meisten 
Punkten  in  einer  Weise  vertreten,  dass  sie  die  Hauptmasse  des 
Obern  Lias  zusamensetzen ,  während  die  Mergel  des  Ammonites 
jurensis  häufig  nur  als  schmales  Band  darüber  abgelagert  sind, 
desto  markirter  aber  hervorstechen,  und  einen  Horizont  bilden, 
der  bei  dem  Reichthum  ihrer  characteristischen  Arten  von  Be- 
deutung ist.  Die  Verbreitung  des  obern  Lias  richtet  sich  dem- 
nach beinahe  überall  nach  der  Ausdehnung  der  Posidonomyen- 
schichten, welche  jedoch  schon  in  §.  29  weitläufig  aufgenommen 
wurde.  Es  wäre  desshalb  eine  Wiederholung,  die  Verbreitung 
des  obern  Lias  nochmals  darzulegen ,  wie  dies  bei  der  Beschrei- 
bung der  früheren  Etagen  nöthig  war.  Ich  beschränke  mich 
hier  auf  die  allgemeine  Zusammenstellung  der  Zonen  des  obern 
Lias  nacl\.  den  verschiedenen  Localitäten ,  sowie  auf  einige  An- 
gaben seiner  Mächtigkeit.  Leider  muss  ich  eine  Anzahl  an  und 
für  sich  zuverlässiger  Messungen  hier  weglassen ,  da  bei  densel- 
ben die  Zone  des  Amm.  torulosus  mit  einbegriffen  ist,  für  die 
Mächtigkeit  des  obern  Lias  allein  aber  keine  Angaben  existiren. 

Mächtigkeit  des  obern  Lias 
an  der  Küste  von  Yorkshire  (Alumshale)  ....     200  Fuss, 
in  Gloucestershire  (Dumbleton-Hill)      .     .     .     100 — 150     „ 

an  der  Küste  von  Dorsetshire 200     „ 

im  Depart.  Calvados 40     „ 

zu  la  Verpilliere  (Isere)       .     , 3 — 5     „ 

zu  Kandern  südwestl.  Freiburg  (Baden)      .     .     .    26 — 28    „ 
in  den  Umgebungen  von  Boll 30     „ 


-    356    - 


Mittlerer 
Lias. 

Oberer  Lias. 
Toarcien.     Upper  Lias. 

Unter- 
oolith. 

o 

B 

1 

B 

vorhanden 

vorhanden,  an  andern 

Punkten. 

o 
B 

•■c 

■4 

1 

B 
Ct, 

CD 

B 

II 

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B 
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B    02     o     §     2     B- 

B    ®   g:  t^  -     g 

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B    p 
B 

B    p 
B 

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B 

B     50 
B 

ll 

2  t=' 

B    p 

B 

iii 

Anhang  zum  dritten  Abschnitt. 

§.   32. 

Ich  übergehe  bei  Aufzählung  der  Mollusken  die  Sepien 
und  Loliginiten,  da  ich  bei  der  Seltenheit  der  französischen 
und  englischen  Exemplare  kein  hinreichendes  Material  in  Hän- 
den habe,  um  genauere  Vergleiche  anstellen  zu  können,  und 
desshalb  genöthigt  wäre,  mich  auf  die  süddeutschen  Vorkomm- 
nisse zu  beschränken.  Eine  Zusammenstellung  von  16  Arten 
derselben  wurde  nach  den  Münster'schen  Arbeiten  in  Bronn 's 
Jahrbuch  1844  pag.  380  gegeben,  ausserdem  finden  wir  die 
Beschreibung  der  schwäbischen  Species  in  Quenst.  Cephalo- 
poden.  Von  Crustaceen  sind  aus  dem  obern  Lias  mehrere  Arten 
bekannt,  darunter  besonders  Eryon  Hartmanni  (von  Meyer,  Bronn's 
Jahrb.  1835  pag.  329),  und  Uncina  Posidoniae  (Quenst.  1852. 
Handb.  tab.  20,  fig.  12).  Letztere  Species  wurde  in  der  neueren  Zeit 
häufig  in  den  Posidonomyenschiefern  Bolls  gefunden.  Interes- 
sant ist,  dass  sie  M.  Ter  quem  (Paläont.  du  Dep.  de  la  Mo- 
selle  pag.  22)  aus  derselben  Zone  von  dem  Dep.  der  Moselle 
erwähnt.  Wie  in  den  Thonen  des  untern  und  mittlem  Lias,  so 
kommen  auch  in  den  Posidonomyenschiefern  zahlreiche  Exemplare 
von  Cypris  vor.    Ich  nenne  dieselben  Cypris  toarcensis.  * 

Die  fossilen  Arten,  auf  welche  sich  die  vorhergegangene 
Eintheilung  und  Vergleichung  gründet,  sind: 

1  —  3.  Belemnites  papillatus,  Ziet.  1832,  tab.  23,  fig.  7. 

Belemnites  subpapillatus ,  Ziet.   1832.  tab.  23,  fig.  8. 

Siehe  Bei.  paxillosus,  §.  25,  Nr.  2. 

Die  Zieten'schen  Figuren  sind  von  Exemplaren  genommen, 

welche    nicht   die   normale  Bildung   besassen,    doch   können    sie 

immerhin  dienen,   um  die  in  den   untern   Posidonomyenschiefern 

•  Cypris  liasina  Brodie  gehört  In  den  untern  Lias. 


-     358    — 

Schwabens  so  häufig  vorkommenden  Belemniten  aus  der  Gruppe 
der  Paxillosen  zu  bezeichnen.  Quenstedt  nennt  dieselben 
Ceph.  pag.  409 :  Bei.  paxillosus  Posidoniae  und  hat  tab.  24, 
fig.  8  den  Durchschnitt  eines  solchen  abgebildet.  Auf  derselben 
Tafel  gibt  er  fig.  1  die  Zeichnung  eines  englischen  Paxillosen. 
Ich  erhielt  ähnliche  Exemplare  aus  dem  Alumshale  von  Whitby 
(Yorkshire) ,  sie  weichen  in  Beziehung  auf  ihre  Grösse  und  Dicke 
von  allen  anderwärts  vorkommenden  Arten  ihrer  Gruppe  ab. 
Ich  nenne  dieselben  Bei.  Whitbyensis,  da  ich  nicht  wage, 
sie  mit  einer  anderen  Species  zu  vereinigen.  In  Schwaben  kom- 
men nur  in  einer  einzigen  Schichte  des  Lias  riesige  Paxillosen 
vor,  dieselben  erreichen  aber  die  Grösse  der  englischen  nicht, 
besitzen  eine  rundere  und  zierlichere  Form,  und  liegen  in  den 
Spinatusschichten  des  mittlem  Lias,  während  die  englischen  den 
Posidonomyenschichten  angehören.  Bei.  vulgaris,  Young  und 
Bird  tab.  14,  fig.  1  und  5,  pag.  258,  wurde  von  mir  in  grosser 
Zahl  im  obern  Alumshale  von  Whitby  gefunden.  Seine  Form  ist 
von  den  in  andern  Gegenden  vorkommenden  Paxillosen  derselben 
Schichte  verschieden.  Er  besitzt  ein  scharfes  Unterende,  von  wel- 
chem aus  sich  2  Furchen  ziemlich  weit  aufwärts  ziehen. 

4.  Belemnites  aciiarius,  Schloth.  1820,  pag  46. 

Bei.  tubularis,  Young  u.  B.  1822,  tab.  14,  fig.  6.  pag.  260. 
Bei.  gracilis,  Ziet.  1832,  tab.  22,  fig.  2,  pag.  28. 

Gehört  ausschliesslich  den  Posidonomyenschiefern  oder  Schich- 
ten gleichen  Alters  an ,  während  sich  einerseits  die  nahestehenden 
Arten  des  mittlem  Lias:  Bei.  longissimus  und  lagenäformis ,  an- 
dererseits: Bei.  longisulcatus  und  tricanaliculatus  der  Jurensis- 
schichten  leicht  davon  abtrennen  lassen.  Quenstedt,  Ceph. 
stellt  für  den  in  den  Posidonomyenschiefern  vorkommenden  Bei. 
acuarius  4  verschiedene  Varietäten  auf:  1)  Bei.  acuarius  tubu- 
laris, Ceph.  tab.  25,  fig.  9.  2)  ventricosus  fig.  8.  3)  Gigas, 
fig.  6 — 7.  4)  gracilis  fig.  4.  Sie  bilden  den  Typus  der  glatten 
Acuarii,  zeigen  aber  untereinander  mannigfaltige  Uebergänge.  Ich 
fand  diese  Varietäten  in  grosser  Zahl  im  obern  Lias  von  Altdorf 
in  Bayern,    Boll    in   Württemberg   und  Kandern    in   Baden,   in 


-    359    - 

Frankreich  kommt  Bei.  aeuarius  gleichfalls  an  vielen  Punkten 
vor,  in  England  erhielt  ich  ihn  über  einen  Fuss  lang  in  dem 
Alumshale  von  Whitby  (Yorkshire).  In  Miirchison  (1845 
Geol.  of  Chelt.  pag.  35)  wird  er  aus  den  blauen  Thonschichten 
des  obern  Lias  von  Gloucestershire  angegeben. 

5.  Belemniles  Jongisulcatiis,  Voltz.  1830,  tab.  6,  fig.  l. 
Bei.  aeuarius  longisulcatus,  Quenst.   1848.  Ceph.  tab.  25, 

fig.  11,  12.  pag.  413. 
Bildet  den  Typus  der  gestreiften  Acuarii,  an  ihn  reihen 
sich  die  zwei  Quensted t'schen  Varietäten:  Bei.  aeuarius  bre- 
visulcatus ,  Ceph.  tab.  25,  fig.  1,3  und  aeuarius  macer,  tab.  25, 
fig.  21,  22.  Bei.  longisulcatus  findet  sich  häufig  in  den  Juren- 
sismergeln  von  Wasseralfingen ,  Heiningen  bei  BoU  und  Mös- 
singen.  Voltz  beschreibt  ihn  von  ührweiler  im  Elsass  und 
Altdorf  in  Bayern,  und  d'Archiac  (1856  Proges.  VI  Bd.)  führt 
ihn  aus  demselben  Niveau  der  Umgebung  von  Bayeux  (Calvados)  an. 

6.  Beleraiiites  tricanaliculatus,  Ziet.  1832,  tab.  24,  fig.  lO. 

„  „  d'Orb.  tab.  11,  fig.  1—5. 

Bei.  aeuarius  tricanaliculatus,  Quenst.  Ceph.  tab.  25, 
fig.  13-15. 
Die  gelungenen  Abbildungen  genügen,  um  die  ausgezeich- 
nete Species  festzustellen,  welche  in  der  Oberregion  der  Juren- 
sismergel  in  Schwaben  an  den  3  bei  der  vorigen  Art  angeführ- 
ten Localitäten  vorkommt.  D'Orbigny  citirt  ihn  von  St.  Quentin 
(Isere)  gleichfalls  aus  dem  obern  Lias. 

7.  Belemuites  irregiilaris,   Schloth.    1813,   Taschenb. 

pag.   70.  tab.  3,  fig.  2. 
Bei.  digitalis,  Blainv.   1827.  tab.  3,  fig.  5,  pag.  88. 
Bei.  irregularis,  Ziet.   1832.  tab.  23,  fig.   6,  pag.  30. 
Bei.  digitalis,  Ziet.   1832.  tab.  23,  fig.  9,  pag.  31. 
Bei.  irregularis,  d'Orb.   1842.  tab.  4,  fig.  2—8. 
Bei.  digitalis,  Quenst.   1848.  Ceph.  tab.  26,  fig.  1  —  11. 
Belemnites   irregularis    findet   sich   an  der  Grenze  zwischen 
Posidonomyenschiefern  und  Jurensisschichten  zu  Altdorf  in  Bayern, 


-    360    - 

Heiningen  und  Mössingen  in  Württemberg,  Uhrweiler  im  Elsass 
u.  s.  w.  Aus  Frankreich  wird  er  sonst  noch  von  vielen  Loca- 
litäten  angeführt,  jedoch  bisweilen  mit  Bei.  compressus  Stahl  des 
mittlem  Lias  verwechselt.  In  England  fand  ich  ihn  nie,  er  ist 
in  diesem  Lande  entweder  sehr  selten,  oder  fehlt  er  ganz,  da  er 
sogar  in  dem  Cataloque  of  british  Fossils  nicht  erwähnt  wird. 
Der  mit  Bei.  irregularis  vorkommende  Bei.  digitalis  tripartitus, 
Quenst.  Ceph.  tab.  26,  fig.  14  gehört  einer  besonderen  Species 
an;  ich  nenne  ihn  Bei.  Wrighti. 

8.  Belemnites  exilis,  d'Orb.  1842.  tab.  ii,  fig.  6. 

„  „       Quenst.  Ceph.  tab.  25,  fig.  16,  17. 

(Bei.  unisulcatus  Blainv.)? 

Findet  sich  im  obern  Lias  Frankreichs  und  Süddeutschlands. 
Kommt  zu  Wasseralfingen ,  Heiningen  bei  Boll  und  Heselwangeu 
bei  Balingen  vor  und  nimmt  einen  bestimmten  Horizont  in  den 
obersten  Jurensisschichten  ein. 

9.  Belemnites   clavatllS,   Blainv.    siehe   im   mittleren  Lias 

§.25.  Nr.  3. 
Der  kleine  keulenförmige  Belemnit  geht  vom  mittlem  Lias 
bis  zur  Basis  des  Unteroolithes ;  wahrscheinlich  lässt  sich  jedoch 
Bei.  clavatus  in  mehrere  Species  trennen,  da  seine  Form  in  den 
verschiedenen  Schichten  nicht  immer  die  gleiche  bleibt.  Die  in 
den  Jurensismergeln  von  Heiningen  und  Wasseralfingen  vorkom- 
menden haben  immer  ein  dickeres  Oberende.  Um  sie  von  den 
übrigen  zu  unterscheiden  nenne  ich  sie  Belemn.   Toarcensis. 

10.  Belemnites  inciirvatus,  Ziet.  1832.  tab.  22,  fig.  7. 
Bei.  incurvatus,  Quenst.   1848.  Ceph.  tab.  26,  fig.  15. 
(Bei.  pygmaeus,  Ziet.  tab.  21,  fig.  9.) 

In  den  Posidonomyenschiefern  von  Boll  und  Wasseralfingen 
kommt  Bei.  incurvatus  häufig  in  verkiestem  Zustande  vor.  Auch  die 
flachgedrückten  Alveolen  sind  bisweilen  von  einer  dünnen  Schwe- 
felkiesdecke überzogen.  Bei.  pygmaeus,  Ziet.  tab.  21,  fig.  9,  von 
dem  ich  das  Originalexemplar  besitze,   gehört  wahrscheinlich  zu 


J 


—    361     - 

Bei.  incurvatus.  Die  Scheide  desselben  ist  aber  so  mit  Schwe- 
felkies und  Thon  überzogen,  dass  die  Zieten'sche  Figur  nicht 
deutlich  ausfallen  konnte,  und  letztere  Species  desshalb  häufig 
zu  Bei.  acuarius  gestellt  wird. 

11.  Belemnites  tripartitiis,  Schloth.  1820.  pag.  48. 

„  „  d'Orb.   1842.  tab.  8. 

„  „  Quenst.  Ceph.  pag.  410. 

Im  obern  Lias  Frankens,  Schwabens,  Englands  und  Frank- 
reichs. In  Süddeutschland  beginnt  Bei.  tripartitus  in  den  obern 
Posidonomyenschiefern  und  kommt  noch  in  den  Jurensismer- 
geln  vor.  Der  von  Quenstedt  Ceph.  tab.  26,  fig.  19 — 21 
als  Varietät  hervorgehobene  Belemnit  liegt  am  tiefsten  und  findet 
sich  ausschliessUch  nur  in  den  Posidonomyenschiefern.  Er  be- 
sitzt eine  charakteristische  Form,  wesshalb  ich  ihn  als  beson- 
dere Species  betrachte  und  unter  der  Benennung  Bei.  oxyco- 
n  u  s  aufzähle. 

12.  Belemnites  pyramidalis,  Münst.   Ziet.   1832,  tab. 

24,  fig.  5.  pag.  31. 
Bei.  tripartitus  brevis,  Quenst.  Ceph.  tab.  26,  fig.  18.  27. 
Sehr  häufig  in  den  Jurensismergeln  von  Heiningen  bei  Boll, 
Zimmern  bei  Hechingen,  dessgleichen  mit  Amm.  radians  zu  Alt- 
dorf in  Bayern.  Einzelne  meiner  Exemplare  stimmen  genau  mit 
der  Zieten'schen  Figur  des  Bei.  pyramidalis.  Da  kein  älterer 
Name  vorhanden  ist,  so  stelle  ich  den  Zieten'schen  voran.  D'Or- 
bigny's  Bei.  curtus,  Prodr.  9.  18.  ist  vielleicht  damit  zu  ver- 
einigen. 

13.  Nautilus  Toarcensis,  d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  23. 
Nautilus  latidorsatus,  d'Orb.  tab.  24  (non  Schloth.) 

In  den  Steinmergeln  mit  Amm.  jurensis  von  Heiningen, 
Sondelfingen  und  Sebastiansweiler.  In  Frankreich  im  obern  Lias 
von  Niort.  (Deux  Sevres). 

14.  Nautilus  seraistriatus,  d'Orb.  1843.  tab.  26. pag.  149. 
Liegt   mit   der   vorigen  Species  in  der  gleichen  Etage.     In 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    October,  1856.    3s  Heft.  24 


—    362     ™ 

Frankreich  erhielt  ich  ihn  aus  dem  obern  Lias  von  Milhau  (Avey- 
ron),  in  England  von  Ilminster  (Somersetshire). 

15.  Ammoililes   bifVons,   Brug.    1789.    (Enc.  meth.    vers 

I.  Bd.  Nr.  15.  pag.  40.)  (Lister  de  Lap.  tab.  6,  fig.  2.) 
Ämmonites  Walcotti,  Sow.   1815,  tab.   106. 
Ammonites  bifrons ,  d'Orb.   1823,  tab.  56. 

„  „        Quenst.  1846.Ceph.tab.7,fig.l3,14. 

Ammonites  bifrons  ist  eine  der  bezeichnendsten  Species  des 
obern  Lias;  er  beschränkt  sich  nicht  auf  eine  abgesonderte  Zone, 
sondern  geht  beinahe  durch  sämmtliehe  Schichten  der  Etage 
hindurch.  Das  reichste  Lager  bildet  er  an  vielen  Punkten  in 
der  Oberregion  der  Posidonomyenschichten ,  hart  unter  der  Zone 
des  Amm.  jurensis.  Amm.  bifrons  ist  mit  einem  Aptychus  ver- 
sehen, wie  ich  mich  an  einem  prachtvollen  Stücke  aus  der 
Sammlung  von  H.  Morris  in  London  überzeugte;  an  dem  wohl- 
erhaltenen Ammoniten  waren  beide  noch  in  natürlicher  Stellung 
liegenden  Stücke  entblösst.  Die  Mundöffnung  junger  Exemplare 
endigt  in  zwei  seitlichen  Ohren.  Man  sieht  dies  bei  beschäl- 
ten Stücken  häufig  schon  durch  die  Krümmung  der  Anwachs- 
streifen, doch  besitze  ich  ein  junges  Exemplar,  an  welchem  bei 
1  Zoll  Durchmesser  eines  der  beiden  Ohren  erhalten  ist.  Hie- 
durch  wird  der  bisweilen  ausgesprochene  Satz ,  dass  die  Mund- 
öffnung der  Liasammoniten  nie  in  Ohren  endige ,  widerlegt. 

In  Schwaben  fand  ich  den  Amm.  bifrons  in  den  Posido- 
nomyenschiefern  von  Boll  und  Reutlingen,  sowie  in  den  Juren- 
sisschichten  unweit  Hechingen.  In  Frankreich  erhielt  ich  ihn  in 
den  Umgebungen  von  Evrecy  (Calvados),  la  Verpilliere  (Isere), 
Vassy  (Yonne),  Milhau  (Aveyron);  in  England  von  Ilminster 
(Somersetshire) ;  in  Yorkshire  fand  ich  ihn  zahlreich  bis  zu  6  Zoll 
Durchmesser  haltend,  in  den  obersten  Schichten  des  Alumshales, 
wenige  Fuss  unter  dem  dortigen  Unteroolith. 

16.  Ammonites  Saemanni  n.  sp. 

Der  Rücken  ist  auf  gleiche  Weise  gebildet  wie  bei  Amm. 
bifrons;  der  deutliche  Kiel   besitzt   auf  jeder  Seite   eine  Furche. 


-     363    — 

Steht  auch  im  Uebrigen  der  vorigen  Species  ziemlich  nahe,  un- 
terscheidet sich  aber  von  ihr  durch  die  eng  stehenden  scharfen 
Rippen,  welche  sich  bis  an  die  Nath  erstrecken,  ohne  durch 
einen  seitlichen  Kanal  unterbrochen  zu  werden.  Ich  erhielt  vor 
2  Jahren  mehrere  Exemplare  dieser  Species  aus  dem  obern 
Lias  von  Milhau  (Aveyron)  durch  Herrn  L.  Sämann  in  Paris 
und  fand  nachher  denselben  Ammoniten  hi  dem  Alumshale  von 
Yorkshire. 

17.  Ammoniies  serpeütinus,  Rein.  sp.  1818,  fig. 74,  75. 

Amm.  Strangewaysi,  Sow.  1820,  tab.  254,  fig.  1,  3. 

Leitende  Species  für  die  untere  Hälfte  des  obern  Lias. 
Findet  sich  flachgedrückt,  mit  erhaltenem  Aptychus  m  den  Po- 
sidonomyenschiefern  von  Boll  in  Württemberg,  Altdorf  in  Bayern 
u.  s.  w.  Die  Schale  bildet  über  der  Nath  eine  stumpfe  Kante, 
es  entsteht  hiedurch  eine  ebene  Suturfläche,  welche  schief 
gegen  das  Centrum  gerichtet  ist,  und  das  hauptsächlichste  Un- 
terscheidungsmerkmal von  der  folgenden  Species  bildet.  Die 
Figuren  von  Reinecke  und  Sowerby  stimmen  hierin  über- 
cin.  In  Frankreich  kommt  Amm.  serpentinus  im  obern  Lias 
von  Niort  (Deux  Sevres)  und  Evrecy  (Calvados)  vor,  in  Eng- 
land erhielt  ich  ihn  von  Ilminster  (Somersetshire), 

IH.  Amiiioiiites  faicifer,  Sow.  1820,  tab.  254,  fig.  2. 
Ammonites  Mulgravius,  Young  und  B.  1822,  tab.  13. 
fig.  8. 

Die  sichelförmigen  Rippen  verlaufen  regelmässiger  als  bei 
der  vorigen  Species,  die  Windungen  sind  etwas  hochmündiger, 
die  Schale  biegt  sich  über  der  Nath  in  einem  rechten  bis 
schiefen  Winkel  gegen  einwärts.  Findet  sich  mit  der  vorigen 
Species  in  den  Posidonomyenschiefern  von  Boll,  dessgleichen 
sehr  häufig  in  dem  Alumshale  von  Whitby  (Yorkshire),  im  obern 
Lias  von  Ilminster  (Somersetshire),  in  den  Umgebungen  von 
Cheltenham  (Gloucestershire).  In  Frankreich  kommt  Amm.  fal- 
cifer  verkiest  im  obern  Lias  von  Milhau  (Aveyron)  vor. 

24* 


364 


19.  Amraoiiites  elegaiis,  Sow.  1815,  tab.  94,  fig.  i. 

„  „         Phill.   1829,  tab.  13,  fig.   12. 

Amm.  bicarinatus ,  Ziet.  1831,  tab.  15,  fig.  9. 

Hochmündiger  Falcifer ,  welcher  sich  mit  den  vorigen  Arten 
in  der  untern  Hälfte  des  obern  Lias  findet.  Ammonites  com- 
planatus,  d'Orb.  tab.  114.  (nonBrug.)  weicht  durch  stärkere  Krüm- 
mung der  Rippen  und  durch  seinen  schärferen  Rücken  davon 
ab.  Leider  fehlt  noch  ein  Name  für  die  im  obern  Lias  Frank- 
reichs ,  bei  Vassy  (Yonne) ,  la  Verpilliere  (Isere) ,  Milhau  (Aveyron) 
so  zahlreich  und  schön  vorkommende  Species,  denn  der  Bru- 
gier'sche  Amm.  complanatus  ist  entschieden  nicht  damit  iden- 
tisch ,  da  er  (Encycl.  meth.  vers.  1  Bd.  pag.  39)  vom  Randen- 
berge angeführt  wird ,  somit  ohne  Zweifel  ein  Canaliculat  oder 
Flexuose  des  obern  Jura  darunter  verstanden  wurde.  Schlot- 
heim's  Amm.  capellinus  begreift  zwar  einen  hochmündigen 
Falciferen,  doch  ist  die  Beschreibung  nicht  genügend,  um  eine 
bestimmte  Art  festzustellen.  Um  nicht  noch  einmal  fehlzugreifen 
benenne  ich  die  Species:  Amm.  subplanatus  und  beziehe  die- 
selbe ganz  auf  d'Orbigny's  gelungene  Figur,  welche  weder 
Zweifel  noch  Verwechslungen  zulässt.  Wahrscheinlich  sind  damit 
einzelne  der  flachgedrückten  Falciferen  zu  vereinigen ,  welche 
in  den  Fosidonomyenschiefern  von  Boll  vorkommen,  und  deren 
Figuren  in  Zieten  tab.  16.  fig.  5  und  6.  und  Quenst.  Ceph. 
tab.   7,  fig,  2.  gegeben  sind. 

20.  Ammonites  exaratus,  Young  und  B.  Phill.   1829, 

tab.   13,  fig.   7. 

Steht  zwischen  der  vorigen  Species  und  der  folgenden  in 
der  Mitte.  Der  Rücken  ist  ziemlich  scharf,  der  Nabel  jedoch 
weiter  als  bei  Amm.  discoides,  die  Schale  bildet  über  der  Nath 
eine  stumpfe  Kante,  was  durch  die  Philli  ps'sche  Figur  deutlich 
gezeigt  wird.  Ich  erhielt  einige  beschalte  Exemplare  aus  dem 
Alumshale  von  Whitby  (Yorkshire),  sonst  jedoch  noch  von  keiner 
andern  Localität. 


365 


21.  Ammoniles  discoides,  Ziet.  1831,  tab.  16,  fig.  i. 

„  cVOrb.   1845,  tab.   115. 

Amm.  capellinus  jurensis,  Quenst.  Ceph.  pag.  106. 
Die  durch  d'Orbigny's  Figuren  so  wohl  bestimmte  Species 
gehört  ausschliesslich  den  Schichten  des  Amm.  jurensis  an. 
Amm.  discoides  kommt  in  Schwaben  in  den  Umgebungen  von 
Balingen  und  Boll  vor,  in  Frankreich  liegt  er  in  verkiesten 
Exemplaren  zahlreich  im  obern  Lias  von  Mende  (Lozere) ,  Mil- 
hau  (Äveyron);  in  England  fand  ich  ihn  zu  Frocester  (Glou- 
cestershire)  in  einer  oolithischen  Schichte  dicht  unter  dem  ünter- 
oolith  in  Gesellschaft  des  Amm.  jurensis,  hirzinus,  radians,  variabilis. 

22.  Aaimonites  depressiis,  (v.  Buch,   1830.  Berh  Ak. 

pag.   185,  tab.  3,  fig.  2.?) 

Die  hier  citirte  Figur  ist  die  einzige,  welche  mit  dem  in 
den  Jurensismergeln  von  Heiningen  bei  Boll  vorkommenden  Am- 
moniten  einigermassen  stimmt.  Die  Rippen  sind  nicht  ganz  so 
stark  gebogen  wie  bei  Amm.  elegans ,  Sow. ,  der  Rücken  schärft 
sich  gleichmässiger  zu.  L.  v.  Buch  gibt  Ziet ens  Amm.  depres- 
sus,  tab.  5,  fig.  5,  und  Sowerby's  Amm.  elegans  als  Synonyme 
für  seinen  Amm.  depressus  an,  was  mir  zu  beweisen  scheint, 
dass  letztere  Species  auch  von  L.  v.  Buch  nicht  vollständig 
definirt  und  abgetrennt  wurde.  Ich  übertrage  sie  demnach  auf 
die  bestimmtere  Form  der  hochmündigen  Falciferenart ,  welche 
ausschliesslich  nur  in  den  Jurensisschichten  vorkommt  und  mit 
Quenst edt's  fig.  9  (tab.  7,  Ceph.)  des  Amm.  radians  com- 
pressus  stimmen  würde,  wenn  bei  letzterer  die  Spaltung  der 
Rippen  angedeutet  wäre.  Die  Zeichnung  der  Loben,  welche 
V.  B  u  c  h  für  seinen  Amm.  depressus  gegeben  hat ,  weicht  von 
denen  der  Species,  welche  wir  hier  im  Auge  haben,  dadurch 
ab,  dass  mehr  Nebenloben  angegeben  werden,  als  ich  an  den 
schwäbischen  Exemplaren  finde.  Dieselben  dürften  später  als 
besondere  Species  betrachtet  werden ,  wesshalb  ich  sie  neu  be- 
nenne und  zwar  Amm.  Eseri.  In  den  Registern  habe  ich 
die  Art  noch  unter  der  Buch'schen  Bezeichnung   angeführt. 


366 


23.  Ammonites  lytheiisis,   Young  und  B.  PhilJ.  1829, 

tab.  13,  fig.  6. 
Amm.  concavus,  d'Orb.  tab.  116  (non  Sow.) 
Leicht  unterscheidbare  Species,  welche  im  obern  Lias  eine 
ziemliche  Verbreitung  hat.  Ich  kenne  keine  gelungene  Figur 
dafür,  denn  Phillips  gibt  tab.  13,  fig.  6  bloss  die  Andeutun- 
gen ,  nach  welchen  übrigens  die  im  Alumshale  von  Whitby 
(Yorkshire)  so  häufig  vorkommende  Species  leicht  bestimmt  wer- 
den kann.  D'Orbigny's  Figuren  seines  Amm.  concavus,  tab.  116 
stimmen  mehr  mit  dem  ächten  Amm.  lythensis ,  nur  ist  der  Na- 
bel weiter  gezeichnet,  als  ich  ihn  bei  einer  grösseren  Anzahl 
französischer  und  englischer  Exemplare  gefunden  habe.  Amm. 
lythensis  hat  zwar  sein  Hauptlager  in  den  Posidonomyenschie- 
fern,  doch  kommt  er  auch  in  den  Schichten  des  Amm.  jurensis 
vor.  Ich  fand  ihn  in  letztern  zu  Frocester  (Gloucestershire),  zu 
Uhrweiler  (Elsass),  zu  Heiningen  bei  Boll;  in  ersteren  dagegen 
zu  Boll  in  Württemberg,  Altdorf  in  Bayern  und  Whitby 
(Yorkshire). 

24.  Ammonites  concavus,  Sow.  1815,  tab.  94,  fig.  2. 

Das  Originalexemplar  des  Amm.  concavus ,  welches  ich  in 
der  Sammlung  des  H.  J.  Sowerby  sah,  zeichnet  sich  durch 
die  stumpfe  Kante  aus,  welche  die  ebene  Suturfläche  mit  den 
Seitenwänden  der  Schale  bildet.  Der  Winkel  dieser  Kante  be- 
trägt bei  grösseren  Exemplaren  130  —  140^.  An  der  Figur, 
welche  d'Orbigny  von  seinem  Amm.  concavus  gibt,  ist  diese 
Eigenthümlichkeit  nicht  ausgedrückt,  wie  überhaupt  d'Orbigny's 
Amm.  concavus  mehr  mit  Amm.  lythensis  Phill.  übereinzu- 
stimmen scheint.  Amm.  concavus  ist  ziemlich  weit  genabelt, 
trägt  in  der  Jugend  sichelförmige  Rippen,  welche  sich  jedoch 
im  Alter  beinahe  verHeren.  Amm.  concavus  ist  eine  in  den 
Posidonomyenschiefern  sehr  verbreitete  Species,  ich  erhielt  ihn 
aus  dieser  Zone  von  Altdorf  in  Bayern,  Boll  in  Württem- 
berg, Vassy  (Yonne),  Milhau  (Aveyron),  la  Vcrpilliere  (Is^re), 
Whitby  (Yorkshire). 


—     M1     — 

25.  Ammoiiites  ovatiis,   Young  und  B.  1822,  tab.  13, 

fig.  4. 
Unterscheidet  sich  von  Amm.  concavus  S  o  w.  dadurch ,  dass 
die  ebene  Suturfläche  fehlt,  indem  die  Schale  ohne  eine  Kante 
zu  bilden  sich  allmälig  gegen  die  Nath  hin  einwärts  biegt.  Ich 
erhielt  den  Amm.  ovatus  aus  dem  Alumshale  von  Whitby  in 
wenigen  Exemplaren,  fand  ihn  aber  bis  jetzt  noch  an  keiner 
andern  Localität. 

26.  Ammonites  raclians,  Rein.  sp.  1818,  fig.  39,  40. 

Amm.  striatulus,  Ziet.  tab.   14,  fig.  6  (von  Sow.). 

Amm.  radians,  d'Orb.  1843.  tab.  59. 
Die  Figur,  welche  Reine cke  für  seinen  Amm.  radians 
gibt,  lässt  zw^ar  keine  ganz  genaue  Deutung  zu,  doch  stimmen 
die  eben  citirten  Abbildungen  von  Zieten  und  d'Orbigny  in 
Beziehung  auf  die  eng  stehenden  Rippen  mit  der  Reineck'schen 
Species.  Durch  diese  späteren  Bestimmungen  wird  die  hoch- 
mündigere und  comprimirtere  Form ,  wodurch  sich  Amm.  radians 
zum  Theil  von  den  folgenden  Arten  seiner  Gruppe  unterscheidet, 
deutlicher  hervorgehoben.  Amm.  radians  gehört  ausschliesslich 
der  Zone  des  Amm.  jurensis  an,  und  findet  sich  zu  Heiningen 
bei  Boll;  in  Frankreich:  zu  Milhau  (Aveyron) ,  la  Verpilliere 
(Isere);  in  England:  zu  Frocester  (Gloucestershire). 

27.  Ammonites  iindiilatus,  (Stahl,  1824)  Ziet.  tab.  lo, 

fig.   5. 
Amm.  solaris,  Ziet.  tab.   14,  fig.   7  (non  Phill.) 
(Amm.  Levesquei,  d'Orb.  tab.   60?) 
Findet  sich  nicht  selten  in  den  Schichten  des  Amm.  juren- 
sis in  den  Umgebungen  von  Wasseralfingen ,  Gmünd    und  Boll; 
in  Frankreich  erhielt  ich  ihn  aus  den  Erzen  des  obern  Lias  von 
la  Verpilliere  bei  Lyon. 

28.  Ammonites  costula,  Rein.  1818,  fig.  33. 

Amm.  radians  costula,  Quenst.  Cepli.  tab.  7,  fig.   11. 
Leicht  kenntliche  Species  durch  die  entfernt  stehenden  Rip- 
pen ,   welche   unregelmässige   Zwischenräume    unter    sich   lassen. 


-     368    - 

Kommt  an  der  Basis  der  Jm*ensisschichten  zu  Wasseralfingen  in 
Schwaben,  Altdorf  in  Bayern,  Obereggenen  bei  Kandern  in  Baden, 
sowie  in  Frankreich  in  den  Eisenerzen  des  obern  Lias  von  la 
Verpilli^re  (Isere)  vor. 

29.  Ammonites  Aalensis,  Ziet.  1832.  tab.  28,  fig.  3. 
Bildet  den  Uebergang  zwischen   der  Gruppe  des  Amm.  ra- 

dians  zu  Amm.  opalinus.  Kommt  an  den  bei  der  vorigen  Spe- 
cies  angegebenen  Localitäten  vor.  Das  von  Zieten  abgebildete 
Exemplar  stammt  aus  den  Jurensismergeln  von  Wasseralfingen 
bei  Aalen,  doch  findet  man  im  untern  Oolith  in  Begleitung  des 
Amm.  opalinus  Formen ,  welche  ich  nicht  davon  zu  trennen  wage. 

30.  Ammonites  Thoiiarsensis ,  d'Orb.  1843.  tab.  57. 
Amm.  Comensis,    d'Orb.  Prodr.   9.  30.  (von  v.  Buch). 
Amm.  radians  depressus,  Quenst.  Ceph.   tab.  7,  fig.  4. 

Häufig  in  den  Schichten  des  Amm.  jurensis  zu  Heiningen 
bei  Boll,  Sondelfingen  u.  s.  w.  In  Frankreich  erhielt  ich  die 
Species  von  la  Verpilliere  (Isere),  Thouars  (Deux  Sevres),  Mil- 
hau  (Aveyron). 

31.  Ammonites  striatulus,  Sow.  1823.  tab.  421,  fig.  i. 
Steht  der  vorigen  Species  sehr  nahe ,  doch  sind  die  Rippen 

weniger  stark  und  verschwinden  gegen  die  Nath  hin  früher  als 
bei  Amm.  Thouarsensis.  Dies  ist  wenigstens  bei  den  Exempla- 
ren der  Fall,  welche  ich  aus  dem  obern  Alumshale  von  Whitby 
mitgebracht,  doch  bin  ich  nicht  ganz  sicher  ob  Amm.  Thouar- 
sensis d'Orb.  nicht  damit  vereinigt  werden  muss. 

32.  Ammonites  comptus,  Rein.  sp.  1818.  fig.  5,  6. 

Exemplare,  welche  ganz  mit  der  Reineck'schen  Figur 
stimmen,  werden  selten  angetroff"en,  da  die  Rippen  meist  gröber 
und  die  Windungen  gewöhnlich  nicht  so  hochmündig  sind.  In 
wie  weit  Uebergänge  zu  Amm.  Aalensis  aufgestellt  werden  kön- 
nen, ist  noch  nicht  erwiesen,  doch  unterscheidet  sich  Letzterer 
durch  seine  unregelmässigen  Rippen  von  der  Reineck'schen 
Species,  von  welcher  ich  nur  wenige  Exemplare  in  der  Wasseral- 
finger  Gegend  und  zu  la  Verpilliere  bei  Lyon  auffinden  konnte. 


369 


33.  Ammoniles  Comensis,  v.  Buch,   1831.  Petrif.  rem. 

lab.  2,  fig.   1.  (non  d'Orb.  Prodr.   9.  30.) 

Die  von  Leopold  v.  Buch  aufgestellte  Species  ist  von 
der  Gruppe  des  Amm.  radians  zu  trennen.  Amm.  Comensis 
zeichnet  sich  durch  seitliche  Knoten  aus,  welche  über  der  Nath 
in  ungleichen  Entfernungen  stehen.  Von  jedem  dieser  Knoten 
laufen  2 — 3  Rippen  gegen  den  Rücken  hin.  Dies  sind  schon 
die  Charactere  des  Amm.  variabilis,  d'Orb.,  der  sich  auch  bloss 
durch  hochmündigere  comprimirtere  Form  seiner  Windungen  da- 
von unterscheidet.  Vielleicht  gehen  beide  Species  in  einander 
über,  doch  weichen  die  extremeren  Formen  derselben  sichtlich 
von  einander  ab.  Amm.  Comensis  nimmt  die  höchste  Region 
des  Obern  Lias  ein.  In  Schwaben  ist  er  selten,  häufiger  an 
einzelnen  Localitäten  Frankreichs,  wie  zu  Milhau  (Aveyron), 
Semur  (Cote  d'Or).  Von  ihm  glaube  ich  eine  noch  ausgespro- 
chenere Species  (Amm.  Iserensis)  trennen  zu  müssen,  welche 
ich  in  prächtigen  Exemplaren  zu  la  Verpilliere  und  St.  Quentin 
(Is^re)  erhielt.  Dieselben  haben  bis  zu  1  Fuss  Durchmesser  und 
stammen  aus  den  dortigen  Eisenerzen  des  obern  Lias.  Die  Mund- 
Öffnung  ist  nahezu  quadratisch ,  die  Rippen  sind  an  den  äussern 
Umgängen  grob  und  dick,  sonst  aber  ziemlich  gleichmässig  und 
beinahe  gerade;  der  Kiel  ist  breit,  so  dass  die  ausgewachsenen 
Exemplare  einige  Aehnlichkeit  mit  Amm.  Conybeari  oder  Buck- 
landi  bekommen.  Hiedurch  unterscheidet  sich  diese  Art  von  dem 
später  glatt  werdenden  Amm.  variabilis.  An  den  Innern  Win- 
dungen stellen  sich  weitere  Eigenthümlichkeiten  der  Species  her- 
aus. Die  Rippen  sind  auch  hier  wenig  gebogen  und  breit,  da- 
gegen findet  man  auf  je  einem  Umgang  von  2 — 3  Zoll  Durch- 
messer 5 — 7  hohe  unregelmässig  gerundete  Knoten,  über  der 
Nath,  von  deren  jedem  aus  1 — 3  grobe  Rippen  gegen  den  Rücken 
zu  laufen ,  welche  beinahe  die  doppelte  Höhe  der  übrigen  Rip- 
pen erreichen.  Die  Species  ist  noch  wenig  gekannt,  obschon 
sie  z.  B.  zu  Milhau  (Aveyron)  zahlreich  vorkommt.  Auch  in 
Schwaben  wurde  sie  gefunden  und  zwar  in  den  Jurensismergeln 
der  Balinger  Gegend. 


—     370    — 

34.  Aiiimonites  variabilis,  d'Orb.  1845.  tab.  ii3. 

„  „  D  e  w.  11.  C  h  a  p.  Mem.  Luxemb. 

tab.  9,  fig.  2. 
(Amm.  Beani,  Simpson,  Moii.  Amin.  pag.  36?) 

Characteristische  Species,  welche  ausschliesslich  den  Schich- 
ten des  Amm.  jurensis  angehört.  Ich  erhielt  sie  aus  dieser  Zone 
in  Schwaben  selten ,  bei  Wasseralfingen ;  in  Frankreich :  zu  la 
Verpilliere  (Isere),  von  Milhau  (Aveyron),  zu  ührweiler  (Elsass) ; 
in  England:  zu  Frocester  (Gloucestershire),  zu  Ilminster  (Somer- 
setshire)  *  und  zu  Whitby  (Yorkshire).  Von  letzterem  Punkte 
wurde  wahrscheinlich  dieselbe  Species  schon  früher  durch 
M.  Simpson  beschrieben  und  ihr  der  Name  Amm.  Beani  bei- 
gelegt. Vielleicht  wird  desshalb  der  von  d'Orb igny  eiiige- 
liihrte  Name    untergeordnet  werden  müssen. 

35.  Ammonites  iiisignis,  Schübler.  Ziet.  1831.  tab.  15. 

fig.   2. 
Amm.  insignis,  d'Orb.   1845.  tab.   112. 

So  bezeichnend  auch  die  Form  des  Amm.  insignis  ist,  so 
scheinen  doch  gewisse  Uebergänge  zu  Amm.  variabilis  vorhanden 
zu  sein.  Es  finden  sich  flache  Varietäten  mit  feineren  Knoten, 
welche  zwischen  beiden  in  der  Mitte  stehen  und  vielleicht  noch 
als  besondere  Species  abgetrennt  werden  müssen.  Amm.  insignis 
kommt  beinahe  überall  vor,  wo  die  Schichten  des  Amm.  juren- 
sis entwickelt  sind;  ich  besitze  ihn  von  den  Umgebungen  von 
Boll  und  Sondelfingen  in  der  schwäbischen  Alp  ,  von  Obereg- 
genen  bei  Kandern  in  Baden;  aus  Frankreich  von  St.  Quen- 
tin  und  la  Verpilliere  (Isere),  Milhau  (Aveyron),  Salins  (Jura), 
Uhrweiler  (Elsass);  von  England:  aus  den  Umgebungen  von 
Frocester    (Gloucestshire) ,     wo     ich     ihn    mit     x\mm.    jurensis. 


•  Mr.  Moore  aus  Bath  sandte  mir  den  Amm.  variabilis  aus  den  Um- 
gebungen von  Ilminster,  mit  dem  besondern  Bemerken,  dass  die  Exemplare 
aus  dem  höchsten  Bette  des  obern  Lias  stammen.  Dies  ist  aber  nichts  An- 
deres als  die  Zone  des  Amm.  jurensis. 


—    371     — 

hirzinus ,  radialis  und  variabilis  im  gleichen  Lager  fand.     In  der- 
selben Zone  liegt  er  zu  Ilminster  (Somersetsliire). 

36.  Ammoniles  sieriialis,  v.  Buch.  d'Orb.  1845.  tab.  ili. 
Amm.  lenticularis,  v.  Buch  (non  Phill.) 

Ist  hauptsächlich  im  obern  Lias  Frankreichs  zu  Hause  und 
kommt  zahlreich  und  verkiest  zu  Salins  (Jura),  Milhau  (Aveyron) 
und  Mende  (Lozere)  mit  Amm.  insignis  und  variabilis  vor.  In 
Schwaben  fand  ich  nur  wenige  Exemplare  in  der  Zone  des 
Amm.  jurensis.  Amm.  sternalis  scheint  in  England  sehr  selten 
zu  sein ,  oder  zu  fehlen ;  ich  fand  ihn  in  diesem  Lande  nicht, 
auch  wird  er  dorther  nicht  erwähnt. 

37.  x4mmonites  serrodeiis,  Quenst.  1846.  Ceph.  tab.  8, 

fig.   14. 
Seltene  discusartige  Species  mit  einfachen  Loben;   bis  jetzt 
nur  aus  Schwaben  bekannt. 

38.  Ammonites  siibcarinatiis,    Young    und  Bird.   sp. 

1822,  tab.  12,  fig.  7.  pag.  255.  (Naut.). 
Amm.  subcarinatus,  PhilL  1829,  tab.  13,  fig.  3. 
Die  Figuren,  welche  Young  und  Bird  und  Phillips 
geben,  waren  nicht  genügend,  um  die  von  Yorkshire  be- 
schriebene Species  auch  anderwärts  in  Aufnahme  zu  bringen. 
Amm.  subcarinatus  hat  in  der  Jugend  viele  Aehnlichkeit  mit 
d'Orbigny's  Amm.  cycloides  tab.  121,  fig.  1  —  6.  Später  wird 
die  Species  beinahe  glatt,  behält  aber  den  starken  Kiel  mit  den 
breiten  seitlichen  Furchen  bei.  Ich  erhielt  mehrere  Exemplare 
aus  dem  Alurashaie  von  Whitby ;  er  erreicht  hier  3  Zoll  Durch- 
messer. Ein  kleineres  verkiestes  Exemplar  besitze  ich  aus  dem 
französischen  obern  Lias  von  Milhau  (Aveyron).  Ohne  Zweifel 
kommt  er  auch  zu  Mende  (Lozere)  und  Salins  (Jura)  vor.  Von 
Süddeutschland  kenne  ich  ihn  nicht. 

39.  Ammonites  heterophylliis ,  Sow.  1819,  tab.  266. 

„  „  (d'Orb.  tab.   109.?) 

Amm.  heterophyllus Posidoniae,  Quenst.  Ceph.  pag.  101. 
Der    ächte    Sowerby'scbe    Amm.    heterophyllus    aus    den 


—     372    — 

Posidonomyenschiefern  (Alumshale)  von  Whitby  in  Yorkshire, 
bildet  zwar  den  Typus  für  die  ganze  Reihe  der  hochmündigen 
Heterophyllen ,  lässt  sich  aber  durch  die  Bildung  seiner  Loben 
von  allen  übrigen  Species  seiner  Gruppe  trennen.  Amm.  Zetes, 
d  '  0  r  b i  gny  (heterophyllus  amalthei ,  Q  u e  n s  t.  Ceph.  tab.  6, 
fig.  1.)  steht  ihm  der  äussern  Form  nach  ziemlich  nahe,  hat 
aber  viel  verzweigtere  Loben,  wovon  ich  mich  durch  Vergleichung 
einer  grossem  Anzahl  englischer  und  schwäbischer  Exemplare 
überzeugt  habe.  Die  Heterophyllen  der  Jurensisschichte  standen 
mir  in  geringerer  Menge  zu  Gebot,  doch  fand  ich,  dass  auch 
sie  von  der  ächten  Sowerby' sehen  Species  abweichen. 

Amm.  heterophyllus  kommt  beinahe  überall  vor,  wo  die 
Posidonomyenschiefer  oder  Schichten  gleichen  Alters  entwickelt 
sind.  Ich  erhielt  ihn  zu  Altdorf  in  Bayern,  Boll  in  Württemberg ; 
aus  dem  Marne  de  grand  Cour  (Luxemburg),  zu  Vassy  (Yonne), 
Milhau  (Aveyron),  sowie  in  bedeutender  Anzahl  und  in  grossen 
Exemplaren  zu  Whitby  (Yorkshire).      ^ 

40.  Ammonites  Calypso,  d'Orb.    1845.  tab.  HO,  fig. 

1  —  3. 

Scheint  etwas  höher  zu  liegen  als  Amm.  heterophyllus,  w^e- 
nigstens  stimmen  einige  Exemplare ,  welche  ich  in  den  Jurensis- 
raergeln  von  Wasseralfingen  fand ,  mit  d'Orbigny's  Figur.  In 
Frankreich  erhielt  ich  die  Species  von  Milhau  (Aveyron);  in 
England  von  Ilminster  (Somersetshire). 

41.  Ammoiiiies  Mimatensis,  d'Orb.   1845.    tab.    iio, 

fig.  4  —  6. 

Seltene  Species  des  obern  Lias.  Ich  besitze  sie  nur  von 
einer  Localität :  Milhau  (Aveyron),  d'Orbigny  beschreibt  sie 
von  Mende  (Lozere).  Die  Loben  und  Sättel  zeigen  zwar,  dass 
Amm.  Mimatensis  noch  zur  Gruppe  des  Amm.  heterophyllus  ge- 
hört, doch  ist  der  Nabel  weiter,  sowie  auch  die  Einschnürungen 
und  Radialrippen  in  anderer  Weise  ausgesprochen  sind.  Von 
Süddeutschland  kenne  ich  ihn  nicht. 


—    373    — 

42.  Ammoüites  jurensis,   Zieten.  1833.  tab.  68,  fig.l. 

„  „  d'Orb.   1844.  tab.  100,  fig.  3 

(fig.  1.  2?) 
(Amm.  gubernator,  Simpson,  Mon.  Amm.) 
Ammonites  jurensis  ist  wohl  die  bezeichnendste  Species  für 
die  Zone,  welche  an  so  vielen  Punkten  noch  über  den  Posido- 
nomyenschiefern  folgt,  und  als  oberste  Grenze  des  untern  Lias 
betrachtet  werden  muss.  Er  scheint  überall  vorzukommen,  wo 
diese  Zone  mit  einiger  Deutlichkeit  entwickelt  isl ;  ich  fand  ihn  längs 
der  ganzen  schwäbischen  Alp ,  ferner  in  den  Jurensismergeln  von 
Uhrweiler  (Elsass)  in  den  Eisenerzen  von  la  Verpilliere  bei  Lyon. 
In  England  traf  ich  ihn  zu  Frocester  (Gloucestershire)  genau  an 
der  obersten  Grenze  des  Lias.  Ganz  dieselbe  Position  nimmt  er 
zu  Ilminster  (Somersetshire)  ein,  wo  er  mit  Amm.  discoides,  radians, 
variabilis  und  insignis  ein  Bett  füllt,  über  welchem  die  Sande 
des  Unteroolithes  beginnen.  Selten  ist  Amm.  jurensis  im  obern 
Lias  von  Yorkshire,  ich  sah  nur  ein  einziges  Exemplar  im  Museum 
von  Whitby  mit  der  Bezeichnung:  Ammonites  gubernator  Simp- 
son, konnte  den  Ammoniten  aber  an  der  dortigen  Küste  nicht 
auffinden. 

43.  Ammonites  corniicopiae,  Young.  und  B.  1822,  tab. 

12,  fig.   6. 
Amm.  fibriatus,  Zieten,   1830.  tab.   12.  fig.   1. 
„       cornucopiae,  d'Orb.  tab.  99.  fig.   1  —  3. 
Findet  sich  flachgedrückt  in  den  Posidonomyenschiefern  von 
Boll,  wohlerhalten  dagegen  in  derselben  Zone  zu  Altdorf  in  Bayern; 
in  Frankreich:    zu    Milhau  (Aveyron) ,    la    Verpilliere  (Isere);    in 
Luxemburg  im  Marne  de  Grand -Cour,  Dew. ;  in  England:    im 
obern  Lias  von  Ilminster    (Somersetshire),    sowie   im   Alumshale 
von  Whitby  (Yorkshire).     Aus  der  gleichen  Zone  besitze  ich  von 
Wasseralfingen  in  Württemberg  und  von  Milhau  (Aveyron)  eine  An- 
zahl Exemplare,  welche  von  dem  ächten  Amm.  cornucopiae  durch 
ihre  aufgeblähtere  Form    und  Breite    der  Windungen  abweichen. 
Ich  will  letztere  Species  Amm.  sublineatus  nennen.  d'Orbigny's 
Amm,  cornucopiae  nähert  sich  ihr  und  weicht  von  der  Young- 


—     374     — 

sehen  Species  ab,    auf  keinen  Fall  darf  seine  fig.  4  als  jugend- 
liche Form  des  normalen  Amm.  cornueopiae  betrachtet  werden. 

44.  Animonites  hirzinus,  Schloth.  1820,  pag.  72.Knorr, 

2.   1.  Bd.  A.  flg.   12. 
Amm.  oblique  interuptus,  Ziet.  tab.   15,  fig.  4. 
„        hirzinus,  Quenst.   Ceph.  tab.   6,  fig.   10. 
Amm.  hirzinus  liegt  gewöhnlich  an  der  Basis  der  Jurensis- 
schichten  und  findet  sich   zu  Altdorf  in  Bayern,  Wasseralfingen 
und  Heiningen  in  Württemberg;  in  Frankreich  zu  la  Verpilliere 
(Isere) ;    in  England  traf   ich  ihn   nur    einmal   in    den   Jurensis- 
schichten  von  Frocester  (Gloucestershire). 

45.  Ammonites  Germaini,  d'Orb.  1844.  tab.  lOi. 

Die  Mundöffnung  ist  mehr  quadratisch,  und  nicht  oblong, 
wie  bei  Amm.  hirzinus,  der  mit  Amm.  Germaini  übrigens  viele 
Aehnlichkeit  hat,  und  den  er  gleichsam  zu  ersetzen  scheint,  denn 
zu  Uhrweiler  (Elsass),  Milhau  (Aveyron)  kommt  Amm.  Germaini 
vor,  Amm.  hirzinus  fehlt  hier,  während  ich  von  den  soeben  citirten 
Localitäten   des  Amm.  hirzinus  den  Amm.  Germaini  nicht  kenne. 

46.  Ammonites  angiiiniis,  Rein.  sp.  (Arg.)  1818.  fig.  73. 

Amm.  annulatus,  Sow.  Febr.  1819,  tab.  222,  fig.  1—4. 

„  aequistriatus,  Ziet.   1830.  tab.   12,  fig.  5. 

„  annulatus,  d'Orb.   1844.  tab.  76,  fig.   1—2. 
„  „  Quenst.  Ceph.  tab.   13,  fig.   11. 

Sowerby  hat  auf  tab.  222  zweierlei  Species  abgebildet, 
von  welchen  die  eine  fig.  1  —  4  mit  dem  schon  im  Jahre  zuvor 
beschriebenen  Amm.  anguinus  Rein,  übereinstimmt.  Ich  behalte 
desshalb  den  S  o  wer by' sehen  Namen  nur  für  seine  Figur  5 
bei,  von  welcher  sich  Amm.  anguinus  Rein,  wohl  unterscheiden 
iässt.  Amm.  anguinus  ist  weniger  aufgebläht,  hat  gleichmässigere 
und  feinere  Rippen  und  zeigt  keine  Spur  von  Knotung.  Ich 
erhielt  denselben  in  grosser  Zahl  in  runde  Knollen  gebacken 
aus  dem  Alumshale  von  Whitby  (Yorkshire).  Er  findet  sich 
ferner  im  obern  Lias    von  Ilminster  (Somersetshire) ,    zu  Altdorf 


—    3?5    — 

in  Bayern ,  sowie  in  den  Posidonomyenschiefern  von  Boll ,  wo- 
selbst er  jedoch  immer  flachgedrückt  ist.  Zieten  hat  ein  sol- 
ches Exemplar  tab.  12,  fig.  5  als  Amm.  aequistriatus  abgebildet, 
doch  ist  es  bei  dieser  Erhaltungsweise  schwierig,  die  Species 
sicher  zu  deuten. 

47.  Ammonites  anniilalus,  Sow.  1819.  tab.  222,  fig.  5. 

(non  fig.  1 — 4.) 
Steht  zwischen  Amm.  anguinus  Rein,  und  Amm.  Desplacei, 
d'Orb.  in  der  Mitte.  Das  Origiflalexemplar ,  welches  ich  in  M. 
Sowerby's  Sammlung  sah,  und  welches  wahrscheinlich  zu  seiner 
Figur  5  gehört,  zeigt  auf  den  schnell  anwachsenden  Innern  Um- 
gängen schwache  Knoten,  die  jedoch  gegen  aussen  verschwinden. 
Amm.  annulatus  ^findet  sich  mit  der  vorigen  Species  an  den 
eben  erwähnten  Punkten,  ausserdem  erhielt  ich  ihn  aus  den 
Eisenerzen  des  obern  Lias  von  la  Verpilliere  (Isere)  und  den 
Posidonomyenschichten  von  Vassy  (Yonne). 

48.  Ammoniles  coninumis,  Sow.  1815.  tab.  107,  fig.2. 3. 

Amm.  angulatus,  Sow.   1815.  tab.   107,  fig.   1. 
„       communis,   dOrb.   1844.  tab.   108. 
„  „  Quenst.  Ceph,  tab.   13,  fig.   8. 

Mit  den  vorigen  Arten. 

49.  Ammonites  Holandrei,  d'Orb.  1844.  tab.  105,  fig.  i. 

Amm.  annulatus,    Schloth.  Nachtr.    tab.   9,  fig.   1.  (non 

Sow.) 

D'Orb  ig  ny  hat  die  extremen  Formen  des  Amm.  communis 
und  des  Amm.  Holandrei  durch  seine  Figuren  so  hervorgehoben, 
dass  sie  sich  auf  diese  Weise  wohl  unterscheiden  lassen,  während 
bei  einer  grössern  Anzahl  von  Naturexemplaren  die  Trennung  der 
üebergänge  schwierig  und  vielleicht  unmöglich  ist.  Beide  Arten 
finden  sich  in  der  Zone  der  Posidonomya  Bronni  an  vielen  Lo- 
calitäten  in  grosser  Häufigkeit, 

50.  Ammonites  Braiinianus,   d'Orb.    1844.    tab.    104, 

fig.  1  —  3. 

Zeichnet    sich    durch    die    parallele   Stellung    der   seitlichen 


—     376     ~ 

Kippen  aus ,  von  denen  sich  jede  an  der  Rückenkante  in  zwei 
spaltet,  welche  in  gerader  Richtung  über  den  schmalen  Rücken 
laufen.     Kommt  mit  der  vorigen  Art  vor,  ist  aber  viel  seltener. 

51.  Ammonites  miicronatiis ,    d'Orb.    1844.   tab.  104, 

fig.  4  —  8. 
Die  zierliche  Form,  welche  von  d'Orbigny  gut  abgebildet 
und  beschrieben  wurde,  ist  bis  jetzt  nur  von  wenigen  Localitäten 
bekannt.  Ich  fand  den  Amra.  mucronatus  in  den  Posidonomyen- 
schiefern  von  Altdorf  in  Bayern,  woselbst  er  mit  Amm.  crassus 
verkiest  vorkommt;  in  Frankreich  erhielt  ich  ihn  aus  den  Eisen- 
erzen von  la  Verpilliere (Isere)  und  Milhau (Aveyron).  D'Orbigny 
citirt  ihn  aus  den  Umgebungen  von  Metz  (Moselle). 

52.  Ammonites  crassus,  Phill.  1829*  tab.  12,  fig.  15. 

Amm.  Raquinianus,  d'Orb.   1844.  tab.   106. 
„      crassus,  Quenst.  Ceph.  tab.   13,  fig.   10. 

An  den  Seiten  stehen  Knoten,  von  denen  gegen  die  Nath 
hin  einfache,  über  den  Rücken  weg  aber  doppelte  Rippen 
laufen.  Geht  durch  sämmtliche  Schichten  der  Posidonomyen- 
schiefer  und  scheint  erst  an  der  Basis  der  Jurensismergel  auf- 
zuhören, so  z.  B.  bei  Wasseralfingen  in  Württemberg,  und  Alt- 
dorf in  Bayern.  In  Frankreich  erhielt  ich  ihn  von  Milhau  (Aveyron) 
St.  Quentin  (Isere);  von  Luxemburg  aus  dem  Marne  de  Grand 
Cour.     In  England  liegt  er  häufig  im  Alumshale  von  Whitby. 

Wenn  schon  die  extremeren  Formen  des  Amm.  crassus 
und  mucronatus  keine  Uebereinstimmung  zeigen ,  so  hat  doch 
M.  Köchlin  Schlumberger  in  einer  interessanten  und  werth- 
vollen  Abhandlung  (Soc.  geol.  de  Fr.  1854.  Note  4)  Uebergänge 
zwischen  denselben  aufgestellt,  welche  eine  Vereinigung  beider 
nöthig  zu  machen  scheinen. 

53.  Ammonites  fibulatiis,  Sow.  1823.  tab.  407,  fig.  2. 
Amm.  armatus,  Young  u.  B.  tab.  13,  fig.  9.  (non  Sow.) 

„       Bollensis,  Ziet.  1830.  tab.  12,  fig.  3. 
Die  Innern  Umgänge  besitzen   engstehende,  scharfe  Rippen 
und  tragen  noch  keine  Knoten,    letztere  erscheinen  mehr  gegen 


-     377     - 

aussen  und  sind  auf  den  Umgängen  von  2V2  Zoll  Durchmesser 
am  stärksten. 

Zietens  Amm.  Bollensis,  wovon  ich  das  Originalexemplar 
besitze,  muss  mit  Amm.  fibulatus  zusammengestellt  werden;  es 
ist  flachgedrückt  wie  die  übrigen  Boller  Vorkommnisse,  doch 
stimmt  die  Stellung  der  Rippen  und  Knoten  mit  der  des  Amm. 
fibulatus  überein. 

Amm.  fibulatus  ist  in  England  und  Frankreich  sehr  ver- 
breitet in  der  Zone  der  Posidonomya  Bronni ,  ich  erhielt  ihn 
zu  St.  Quentin  (Isere),  Ilminster  (Somersetshire) ,  Whitby  (York- 
shire)  in  ziemlicher  Anzahl. 

54.  Ammoniles  siibarmatus,  Young  u.  B.  1822.   tab. 

13,  fig.  3.  pag.  250. 

„  „  Sow.  1823.  tab.  407,  fig.  1. 

„  „  d'Orb.  1844.  tab.  77. 

Die  Windungen  sind  nicht  comprimirt  wie  bei  der  vorigen 
Species,  sondern  ihr  Querschnitt  ist  beinahe  quadratisch.  Die 
Knoten  beginnen  schon  in  der  frühesten  Jugend.  d'Orbigny 
stellt  den  Amm.  subarmatus  irrthümlich  in  den  mittlem  Lias, 
während  er  sich  immer  im  obern  Lias  findet  und  zwar  in  der 
Region  der  Posidonomya  Bronni.  Kommt  an  den  schon  bei  der 
letzten  Species  genannten  Localitäten  vor. 

55.  Ammoniles  Desplacei,  d'Orb.  1844.  tab.  107. 
D'Orbigny 's  Figur  genügt,  um  diese  Species  festzustellen. 

Ich  erhielt  dieselbe  aus  den  harten  blauen  Bänken  der  Posi- 
donomyenschiefer  von  Vassy  (Yonne),  sowie  vollständig  damit 
übereinstimmend,  sowohl  in  Beziehung  auf  die  äussere  Form, 
als  die  Art  der  Erhaltung  in  den  entsprechenden  Schichten  von 
Altdorf  in  Bayern. 

Ammonites  opalinus ,  Rein,  primordialis,  Ziet.  und  Amm. 
torulosus,  Schübl.  siehe  im  untern  Oolith,  §.  53  Nr.  15  u.   16. 

56.  ChemnitziaRepeliniana,  d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  eo. 

„  „  d'Orb.  1850.  tab.  238,  fig.  2. 

Gehört  in   die  Zone   der   Posidonomya   Bronni,     denn    ich 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.   Oktober,  1856.   3s  Heft.  25 


—    378    ~ 

fand  sie  in  den  Eisenerzen  von  la  Verpilli^re  bei  Lyon  mit  Amm. 
fimbriatus  im  gleichen  Steine  steckend.  Von  andern  Orten  kenne 
ich  sie  nicht. 

57.  Natica   Pelops,    d'Orb.   1850.  Prodr.  9.  67. 

„  „  d'Orb.  Pal.  fr.  tab.  288,  flg.  16,  17. 

Der  Steinkern,  welchen  d'Orbigny  von  dieser  Species 
abgebildet  hat,  zeigt  glatte  Umgänge;  ganz  damit  übereinstim- 
mende schalenlose  Stücke  besitze  ich  aus  den  Eisenerzen  des 
obern  Lias  von  la  Verpilliere  (Isere),  während  ebendaher  die  dazu 
gehörigen  beschälten  Exemplare  schwache,  entferntstehende  Spiral- 
streifen zeigen.  Dasselbe  fand  ich  bei  einigen  Exemplaren  aus 
den  Posidonomyenschichten  von  Milhau  (Aveyron)  und  von  Ev- 
recy  (Calvados).  In  den  harten  Kalkbänken  der  Liasschiefer 
von  Boll  und  Wasseralfingen  ist  die  Brut  einer  Naticaähnlichen 
Schnecke  sehr  häufig,  welche  vielleicht  dazu  gehört.  In  England 
erhielt  ich  die  Natica  Pelops  aus  dem  Alumshale  von  Whitby 
mit  theilweise  erhaltener  Schale,  sie  stimmt  mit  den  Exemplaren 
von  la  Verpilliere  vollständig  überein. 

58.  Turbo   Berlheloti,    d'Orb.   1850.  Prodr.  9.   83. 

„  „  d'Orb.  Pal.  fr.  tab.  328.  fig.  7,  8. 

Schöne  Species  mit  linksgewundenen  Umgängen  aus  den 
Eisenerzen  von  la  Verpilliere  (Isere),  doch  lässt  sich  ihre  Zone 
nicht  sicher  bestimmen. 

59.  Turbo  Sedgwickii,   d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  80. 
Trochus  Sedgwickii,  Münst.  Goldf.  tab.   179,  fig.  4. 

Dürfte  aus  den  Jurensismergeln  stammen,  wenigstens  kom- 
men in  dieser  Schichte,  zu  Heiningen  und  Wasseralfingen  die  Stein- 
kerne einer  mit  der  G  oldfuss' sehen  Figur  ganz  übereinstim- 
menden Species  vor. 

60.  Pleurotomaria  Grasana,  d'Orb.  1853.  Pal.  fr.  tab. 

360,  fig.   1  —  5. 
Ich  erhielt  diese  Species  in  mehreren  Exemplaren   aus    den 
Eisenerzen  des  obern  Lias    von   la  Verpilliere   (Is^re),  kenne  sie 
jedoch  von  andern  Localitäten  nicht. 


-     379    ~ 

61.  Pleurolomaria  subdecorata ,    Münst.    Goldf.     1849. 

tab.   185,  fig.  3. 

Pleurotomaria  subdecorata,  d'Orb.  tab.  364,  fig.  1  —  6. 

Mit  der  vorigen  Art.     Goldfuss  beschreibt  sie  von  Berg 
bei  Altdorf.      Zone  unbestimmt. 

62.  Pleurotomaria  intermedia,   Münst.  Goldf.  1844,  tab. 

185,  fig.  1.  2. 
Scheint  eine  ziemliche  Verbreitung  zu  besitzen,  Goldfuss 
bildet  2  Exemplare  von  Baireuth  und  Altdorf  ab,  d'Orbigny 
führt  sie  aus  dem  obern  Lias  von  St.  Maixent  (Deux-S^vres) 
an.  In  Schwaben  fand  ich  die  dazu  gehörigen  Steinkerne  m 
den  Jurensismergeln  von  Heiningen  und  Wasseralfingen. 

63.  Goniomya  rliombifera,  Agass. 

Lysianassa  rhombifera,  Goldf.   1846.  tab.   154,  fig.   11. 
Häufig  in  den  Posidonomyenschichten  von  Altdorf  in  Bayern. 

64.  Solemya  Vollzi,  Rom.  1839.  Ool.  tab.  19,  fig.  20. 
Pholadomya  Voltzi.  d'Orb.  Prodr.  9.    15  3. 

Die  seltene  Muschel  hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Solemya 
mediterranea  Lam.  aus  dem  Mittelmeer.  Römer  beschreibt  sie 
aus  den  Posidonomyenschiefern  von  Hildesheim.  In  derselben 
Schichte  fand  ich  sie  bei  Boll ,  habe  jedoch  bis  jetzt  bloss  zwei 
Exemplare  davon  bekommen  können.  Dieselben  sind  flachge- 
drückt, wesshalb  eine  genauere  Untersuchung  unmöglich  ist. 
Da  man  jedoch  Solemyen  vom  Kohlengebirge  an  bis  in  die 
lebende  Schöpfung  herauf  findet,  so  ist  kein  Grund  vorhanden, 
an  dem  Auftreten  dieses  Genus  im  obern  Lias  zu  zweifeln. 

65.  Leda   OVUm,  d'Orb.   1850.  Prodr.  9.    173. 
Nucula  Ovum,  Sow.   1824,  tab.  476,  fig.   1. 

„  „       Phill.   1829,  tab.   12,  fig.  4. 

,,        complanata  Phill.   1829.  tab.   12,  fig.  8. 
Findet  sich  mit  Amm.   crassus  und  Bei.  vulgaris  in  grosser 
Zahl  im   Alumshale  von  Whitby.     Morris  Catal.    pag.  205    er- 
wähnt sie  von  Lincolnshire.     Von    andern  Orten  kenne    ich    sie 
nicht.      d'Orbigny    Prodr.    9.    173    citirt    Leda    Ovum    wohl 

25* 


—     380    — 

irrthümlich  von  BoU,  denn  bis  jetzt  wurde  sie  dort  noch  nicht 
angetroffen. 

66.  Trigonia  litterata,  Phill.  1829,  tab.  14,  fig.  ii. 
Ich  erhielt  diese  Species  in  Yorkshire  aus   dem  obern  Lias 

von  Peak  bei  Robin  Hoods  Bay.  Philipps  hat  sie  tab.  14, 
fig.  11  in  den  untern  Lias  gestellt,  gibt  jedoch  pag.  161  für 
ihr  Vorkommen   auch  den  Alumshale  von  Robin-Hoods-Bay  an. 

67.  Lima  Galatea,  d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  230. 
Lima  pectinoides,  Phill.  tab.   12.  fig.   13  (non  Sow.) 
Lima  duplicata  Rom.  Ool.  pag.   75  (pars). 

Oberer  Lias  von  Yorkshire;  Jurensismergel  von  Uhrweiler 
(Bas  Rhin.) 

68.  Lima  Gallica,  n.  sp. 

Lima  gigantea,   d'Orb.   1850.  Prodr,  9.  221.  (non  Sow.) 

Sowerby's  Lima   gigantea   stammt  aus   dem  untern  Lias 

von  Bath  (Wiltshire)  und  es  ist  damit  ohne  Zweifel  d'Orb igny's 

Lima  edula,  Prodr.   7.   121.  zu   vereinigen,   während  die  davon 

verschiedene  Species  des  obern  Lias  davon  abgetrennt  werden  muss. 

69.  Avicula  substriata,  Ziet.  1833,  tab.  69,  fig.  9. 
Monotis  substriata,  Münst.  1831.  Br.  Jahrb.  pag.  406. 

„  „         Goldf.    1836.  tab.   120,  fig.  7. 

Füllt  in  den  Posidonomyenschiefern  von  Franken  und 
Schwaben  ganze  Bänke  an,  und  findet  sich  zu  Altdorf,  Boll, 
Metzingen,  Hechingen,  Sebastiansweiler  u.  s.  w.  Von  Luxem- 
burg sandte  sie  mir  mein  Freund  Dr.  Dewalque  aus  den  bitu- 
minösen Schiefern  von  Anhange,  welche  dort  unter  den  Jurensis- 
mergeln  liegen  und  unsern  Posidonomyenschiefern  entsprechen. 
In  England  fand  ich  sie  zahlreich  in  dem  Alumshale  von  Whitby 
(Yorkshire). 

70.  Gervillia  Eseri. 

Gervillia  lanceolata,    Quenst.  1852.  Handb.  pag.  514. 

(non  Sow.) 

Langgestreckte  Form,  welche  in  Schwaben  flachgedrückt  in 

den  Posidonomyienschiefern  der  Umgebungen  von  Boll  vorkommt. 


—    381     — 

71.  Inoceramus  iindulatus,  Ziet.  1833,  tab.  72,  fig.  7. 

Grosse  Species  aus  den  Posidonomyenschiefern  von  BoU. 
Das  Zieten'sche  Originalexemplar ,  welches  ich  besitze,  zeichnet 
sich  durch  seine  groben  unregelmässigen  Runzeln  aus. 

72.  Inoceramus  cinctus,  Goldf.  1836.  tab.  115,  fig.  5. 
Regelmässig   concentrisch   gestreifte  Art,    welche  sowohl  in 

den  Posidonomyenschiefern  als  Jurensismergeln  der  Boller  Gegend 
vorkommt.  In  England  fand  ich  sie  im  Alumshale  von  Whitby 
(Yorkshire). 

73.  Inoceramus  dubius,  Sow.  1828,  tab.  584,  fig.  3. 

„  „  Ziet.   1833.  tab.  72,  fig.  6. 

In  den  Posidonomyenschiefern  von  Wasseralfingen ,  Boll, 
Metzingen,  Balingen,  sowie  von  Rändern  in  Baden.  In  Frank- 
reich in  den  gleichen  Schichten  zu  Vassy  (Yonne)  und  Semur  (Cote 
d'Or).  Schlotheim  hat  vielleicht  diese  Species  unter  seinem 
Mytulides  gryphoides  verstanden,  doch  ist  letztere  Annahme  kei- 
neswegs sicher  begründet. 

In  Yorkshire  erhielt  ich  den  Inoceramus  dubius  an  dem 
gleichen  Flecke,  von  welchem  ihn  Sowerby  beschrieben  hat 
und  ganz  übereinstimmend  mit  dessen  Figur  in  verkiesten  Exem- 
plaren an  der  südöstlichen  Küste  von  Whitby. 

74.  Posidonomya  Bronni,  V o Hz,  Goldf.  1836.  t.  Ii3,f.7. 

„  „  Ziet.  tab.  54,  fig.  4. 

Findet  sich  in  den  Posidonomyenschiefern  der  schwäbischen 
Alp  zu  Wasseralfingen,  Boll,  Metzingen  Hechingen  und  Balingen, 
des  Breisgaues  zu  Kandern,  südwestlich  Freiburg,  sowie  in  Frank- 
reich in  den  entsprechenden  Schichten  von  Milhau  (Aveyi'on),  Be- 
sangon  (Doubs),  Salins  (Jura),  Metz  (Moselle),  Nancy  (Meurthe), 
desgl.  in  Luxemburg  zu  Lamorteau.  In  England  fand  ich  die 
Posidonomya  Bronni  im  Alumshale  von  Yorkshire ;  Morris,  Catal. 
citirt  sie  aus  dem  obern  Lias  von  Lincolnshire. 

75.  Posidonomya  radiata,  Goldf.  1836.  tab.  114,  fig.  2. 
Kommt   in    Schwaben  mit    der   vorigen  Art   bei   Boll   und 

Metzingen  vor. 


-     382     — 

76.  Posidonomya  orbicularis,  Maust.  Goldf.  1836.  tab. 
114,  fig.  3. 

Häufig  in  den  Jurensismergeln  von  Heiningen  bei  Boll. 

(Pecten  tumidus,   siehe  mittl.  Lias  §.  25,  Nr.   102.) 

77.  Pecten  incrustalus,  Defr.  1825,  Dict.  34.  253. 

„       paradoxus,  Münst.   1836.  Goldf.  tab.  99.  fig.  4. 
„       contrarius,  v.  Buch.  (Syn.  nach  Bronn's  Index.) 

Die  Aussenseite  der  Muschel  trägt  feine  Rippen,  ist  jedoch 
selten  blossgelegt,  sondern  beinahe  immer  mit  einer  Kruste  über- 
zogen, während  die  Innenseite  meist  frei  ist,  12  —  14  hervor- 
stehende Rippen  zeigt,  welche  jedoch  nicht  ganz  bis  an  den 
Schalenrand  gehen.  Findet  sich  in  grosser  Zahl  in  den  Posi- 
donomyenschiefern  von  Wasseralfingen,  Metzingen  und  Ohmenhau- 
sen.    G  0 1  d  f  u  s  s  beschreibt  ihn  aus  dem  Liasschiefer  von  Banz. 

(Plicatula  spinosa,  siehe  mittl.  Lias  §.  25.  Nr.   103.) 

78.  Ostrea  subaiiricularis,  d'Orb.  1850.  Prodr.  9.262. 

„         auriculata,  Münst.  Goldf.  1833.  tab.  79,  fig,  7. 
(non  Walh.) 

Kommt  im  obern  Lias  Frankreichs  an  vielen  Stellen  vor, 
Goldfuss  beschreibt  sie  aus  dem  Lias  von  iVmberg,  gibt  aber 
die  genauere  Schichte  nicht  an. 

Noch  vor  wenigen  Jahren  waren  kaum  ein  Paar  BracMopodenarten  des 
obern  Lias  beschrieben,  während  in  der  letzten  Zeit  durch  die  werthvollen 
Arbeiten  Th.  Davidson's,  E.  Deslongch  amps  und  Ch.  Moore's  die 
Kenntniss  der  fossilen  Brachiopoden  des  obern  Lias  so  vermehrt  wurde, 
dass  ich  hier  über  30  wohlbestimmte  Species  anführen  kann.  Die  meisten 
derselben  wurden  an  der  Basis  des  obern  Lias  in  den  Umgebungen  von 
Caen  (Calvados)  und  von  Ilminster  (Somersetshire)  gefunden.  Mein  Freund, 
E.  Deslongchamps  zeigte  mir  auf  einer  Excursion  in  den  Lias  südlich 
von  Caen  die  Zone ,  in  welcher  die  zahlreichen  Brachiopodeuarten  auftreten. 
Es  sind  zwei  gelbliche  dünne  Thonschichten ,  welche  unmittelbar  über  dem 
Maristone  oder  mittlem  Lias  liegen ,  siehe  §.  29.  Ich  will  sie  analog  der 
Bezeichnung,  welche  die  damit  übereinstimmende  Lage  von  Ilminster  (Somer- 
setshire), in  England  erhielt:  Leptaenabett  nennen.     In  dieser  Schicht  fanden 


—     383     — 

sich  die  meisten  der  folgenden  Species,  einzelne  davon  beginnen  schon  im 
mittleren  Lias,  wenige  gehen  in  den  Unteroolith  hinauf  Ich  hatte  Gelegen- 
heit, eine  Anzahl  derselben  an  Ort  und  Stelle  zu  sammeln,  E.  Deslongs- 
champs  ergänzte  mir  die  fehlenden.  Die  Species  von  Ilminster  erhielt  ich 
durch  die  Güte  Herrn  Moore's  in  Bath.  Ich  zähle  die  einzelnen  Species, 
welche  im  obern  Lias  vorkommen ,  hier  auf ,  indem  ich  mich  auf  folgende 
Arbeiten  beziehe: 

1)  Th.  Davidson,  Monograph.  III.  Theil.  british  oolithic  and  liasic 
Brachiopoda  dessgl.  Appendix.  Pal.  Society  1851— 52.  2)  Th.  Davidson,  Annais 
and.  Mag.  of  nat.  bist.  Juni  l'SöO  pag.  450.  3)  E.  Deslongchamps,  Me- 
moire sur  les  Genres  Leptaena  et  Thecidea,  1853.  extr.  du  9  vol.  de  la 
Society  Linneenne  de  Normandie.  E.  Deslongchamps ,  Notice  sur  un  genre 
nouveau  de  Brachiopodes.  1855.  extr.  de  FAnnuaire  de  l'Institut  des  Pro- 
vinces.  5)  Ch.  Moore,  on  now  Brachiopoda.  1854.  Proceedings  of  the  Somer- 
setshire  archaeol.  and  nat.  bist.  soc. 

79.  Terebratiila  Lycetti,  Dav.  III.  tab.  7,  fig.  17  —  22. 

Oberer  Lias  von  Barington  bei  Ilminster,  (Somersetshire), 
ich  fand  sie  häufig  in  den  Leptaenaschichten  von  Landes  (Cal- 
vados). Wie  all  die  folgenden  mit  Ausnahme  von  Nr.  102  und 
108,  wurde  diese  Species  in  den  Posidonomyenschiefern  Schwa- 
bens noch  nicht  angetroffen. 

80.  Terebratiila  globiilina,  Dav. IIL tab.  11, fig. 20—21. 
Oberer  Lias  Landes  (Calvados)  Ilminster  (Somersetshire). 

81.  Terebratiila  Deslongchampsi,  Dav.  Ann.  and  Mag. 

Nat.  Hist.  2.  Ser.  vol.  V,  tab.  15,  fig.  6,  pag.  450. 
Die  von  Davidson  beschriebene  Species  besitzt  ähnlich 
den  Liasspiriferen  eine  mit  durchbohrten  Wärzchen  versehene 
Schale,  sie  kommt  an  verschiedenen  Punkten  in  den  Umgebungen 
von  Caen  vor,  ich  fand  mehrere  Exemplare  in  dem  Leptaenabett 
von  Landes. 

82.  Argyope  Siiessi,  Desl.  Note  fig.  1  —  2. 
Leptaenabett  des  obern  Lias  von  May,    mittlerer  Lias  von 

Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

83.  Zellania  liasiana,  Moore,  tab.  i,  fig.  6—8. 
Oberer  Lias  ilminster  (Somersetshire). 


—     384    — 

84.  Thecidium  Moorei,  Dav.  III.  tab.  i,  fig.  10. 
Mittlerer  und  oberer  Lias  von  Ilminster  (Somersetshire)  und 

May  (Calvados). 

85.  Thecidium  Deslongchampsi,  Dav.  Append.  t.  A.f.  6. 
Mit  der  vorigen  Art. 

86.  Thecidium  rusticum,  Moore.  Dav.  III,  tab.  l,  f.  14. 
Mit  der  vorigen  Art. 

87.  Thecidium  Bouchardi,  Dav.  III,  tab.  i,  fig.  15.16. 
Mit  der  vorigen   Art.     Geht   nach   den   Angaben  von   Mr. 

Moore  auch  in  den  ünteroolith  hinauf. 

88.  Thecidium  trianguläre,  d'Orb.    1850.    Prodr.   ii. 

361.     E.  Desl.  Mem.  tab.  13,  fig.  28.  29. 
Das  Hauptlager  dieser  Muschel  bildet  die  Etage  des  Gross- 
ooliths.     Nach  den  Angaben  von  M.  Moore  pag.  18.  und  Dav. 
Brach,  geht  sie  bis  in  den  mittlem  Lias  herab. 

89.  Thecidium  Perieri ,  E.  Desl.  Mem.  tab.  ii,  fig.  7  u.  8. 
Oberer  Lias  von  May  und  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

90.  Thecidium  Mayale,  E.  Desl.  Mem.  tab.  12,  f.  1—12. 

und  tab.   13,  fig.   1—8. 
Oberer  Lias,  Leptaenabett.     May  (Calvados). 

91.  Thecidium  leptaenoides,   E.  Desl.  Mem.  tab.   ii. 

fig.  9  —  10. 
Mit  der  vorigen  Art. 

92.  Thecidium  submayale,  E.  Desl.  Mem.  tab.  12,  fig. 

13  und  tab.   13,  fig.  3,  4. 
Mit  der  vorigen  Art. 

93.  Thecidium  Konincki,  E.Desl.  Mem.t.  13,  f.U,  19. 
Mit  der  vorigen  Art. 

94.  Thecidium  sinuatum,  E.   Desl.  Mem.  tab.  13.  fig. 

21  —  25. 
Mit  der  vorigen  Art. 


'  —    385    - 

95.  Thecidinm  Buvignieri,  E.  Desl.  Mem. tab.  I3,fig.27. 

Mit  der  vorigen  Art. 

96.  Spiriferina  Davidson! ,  E.  Desl.  Not.  fig.  20. 
Leptaenabett  des  obern  Lias  von  May,    sowie   im   mittlem 

Lias  von  Fontaine-Etoupfour  (Calvados). 

97.  Suessia  imbricata,  E.  Desl.  Not.  fig.  12  —  16. 
Leptaenabett  des  obern  Lias  von  May  (Calvados). 

98.  Suessia  costata,  E.  Desl.  Not.  fig.  8  —  10. 

Mit  der  vorigen  Art;  seltener  im  mittlem  Lias  von  Fon- 
taine Etoupfour. 

99.  Rhyiichonella  pygmaea,  Morr.  Dav.  App.  pag.  19. 
Leptaenabett.     Ilminster  (Somersetshire) ,    Curcy  (Calvados). 

100.  Rhynchonella  Boiichardi,  Dav.lll,tab.  I5,fig.  3— 5. 
Oberer  Lias.     Ilminster  (Somersetshire). 

101.  Rhynchonella  Moorei,  Dav.  III,  tab.  15,  fig.  11—14. 
Mit  der  vorigen  Art. 

102.  Rhynchonella  Schulen,  n.  sp. 

Ausgezeichnet  durch  die  Feinheit  der  ungetheilten  Rippen, 
deren  Zahl  sich  über  40  erheben  kann.  Die  Exemplare,  welche 
ich  besitze,  sind  kleiner  als  eine  gewöhnliche  Rh.  varians  und 
haben  die  Form  einer  wenig  aufgeblähten  Rh.  concinna.  Sie 
wurde  noch  nicht  häufig  gefunden ,  ich  traf  sie  mit  Amm.  radians 
bei  Wasseralfingen  unweit  Aalen. 

103.  Leptaena  Davidsoni,  E.  Desl.  Mem.  t.  ii,  f.  1—2. 

Leptaenabett  von  May  (Calvados). 

104.  Leptaena  liasina,  Bouch.  Dav.  III,  tab.  i,  fig.  2i. 
Oberer  Lias,  Leptaenabett  von  May  (Calvados)  und  Ilmin- 
ster (Somersetshire). 

105.  Leptaena  Boiichardi,  Dav.  IIL  tab.  i,  fig.  22. 
Mit  der  vorigen  Art. 


-    386     - 

106.  Leptaeiia  Moorei,  Dav.  ill.,  tab.  i,  fig.  18. 
Mit  der  vorigen  Art. 

107.  Crauia  Moorei,  Dav.  iii.,  tab.  i,  fig.  9. 

Liegt  im  obern  Lias  von  Ilminster  etwas  über  dem  Lep- 
taenabett  und  gehört  demnach  vielleicht  schon  in  die  Jurensis- 
mergel,  welche  sich  dort  deutlich  abscheiden  lassen. 

108.  Discina  papyracea. 

Orbicula  papyracea,  Quenst.   1852.  Handb.  tab.  39, 
fig.  41. 

Patella  papyracea,  Münst.  Gold  f.  Rom. 
Häufig  im  Liasschiefer  von  Boll,  Reutlingen,  Sebastians- 
weiler, Aalen  u.  s.  w.  Sow.  6  Bd.  pag.  5  erwähnt  eine  Or- 
bicula reflexa  (pars)  aus  dem  Alumshale  von  Whitby.  Dagegen 
gehören  seine  abgebildeten  Exemplare  einer  davon  verschiedenen 
Species  des  Unterooliths  an.  Der  Spalt  in  der  Unterschale  wurde 
bei  den  schwäbischen  Exemplaren  noch  nicht  bemerkt,  dagegen 
schliesst  Quenstedt  aus  dem  Glanz  der  Schalen ,  dass  die 
Muschel  nicht  zu  Patella,  sondern  zu  Orbicula  gehöre.  Aus 
den  Posidonomyenschichten  von  Luxemburg  erhielt  ich  die- 
selbe Species  in  Begleitung  von  Avicula  substriata,  Lingula 
Longovicensis  und  Amm.  Holandrei. 

109.  Lingula  Longovicensis,  Terquem.  Bull.  Soc.  geol. 

de  Fr.  4.  Nov.   1850.  pag.  12. 
(Ling.  laevis  Sow.  Patella.  tab.   139,  fig.  3.??) 

Die  von  M.  Terquem  beschriebene  Art  kommt  in  den 
Umgebungen  von  Longwy  an  der  Grenze  des  Dep.  der  Mo- 
selle  gegen  Luxemburg  vor.  Die  Exemplare,  welche  ich  von 
Dr.  Dewalque  erhielt,  stammen  aus  den  Posidonomyen- 
schichten des  obern  Lias,  Amm.  Holandrei,  Avicula  sub- 
striata und  Discina  papyracea  stecken  im  gleichen  Gestein.  In 
Yorkshire  glaube  ich  die  gleiche  Species  gefunden  zu  haben, 
denn  die  zahlreichen  Exemplare,  welche  ich  im  Alumshale  von 
Whitby  sammelte,  stimmen  vollständig  mit    den    ebenerwähnten 


—     387     — 

Vorkommnissen.  Lingula  Longovicensis  erreicht  hier  keine  be- 
deutende Grösse,  fällt  aber  durch  ihre  weiss  erhaltene  Schale 
leicht  in  die  Augen ,  und  liegt  in  den  Schichten  der  Leda  ovum 
in  der  Oberregion  des  dortigen  Alumshale's.  Merkwürdig  scheint 
mir  die  Uebereinstimmung  der  Erhaltungsweise  und  des  Aus- 
sehens meiner  Exemplare  von  Yorkshire  mit  der  Figur  3  ,  welche 
Sowerby  tab.  139  von  seiner  Patella  laevis  gibt.  Ich 
halte  es  nicht  für  unmöglich,  dass  Sowerby's  (kleinere)  Figur 
zu  dieser  oder  der  vorigen  Species  gehöre. 

110.  Acrosaleiiia  crinifera,  Wright,  Ann.  nat.  bist.  1854. 

tab.   12,  fig.   1  (pars). 
Cidarites  criniferus,    Quenst.    1852.  Handb.    tab.  49, 

fig.  32. 
Wurde  aus  der  Unterregion  der  Posidonomyen  -  Schichten 
von  Pliensbach  bei  Boll  beschrieben.  Echinus  minutus,  Buckra. 
Murch.  Geol.  of  Cheltenh.  pag.  95  aus  dem  untern  Lias  von 
Gloucestershire  scheint  in  Beziehung  auf  Grösse  und  Art  des 
Vorkommens  damit  übereinzustimmen ,  allein  sichere  Beweise 
sind  nicht  vorhanden,  nach  welchen  die  Species  des  untern  Lias 
mit  der  im  obern  Lias  Schwabens  vorkommenden  Art  zu  ver- 
einigen wäre. 

111.  Ophioderma   Egertoni,     Ophiura,    Brod.    Geol. 
Trans.  2  ser.  5.  tab.   12,  fig.  5,  6. 

Findet  sich  zahlreich  in  den  grauen  sandigen  Thonen ,  welche 
an  den  Küstenwänden  von  Down  Cliff"s  bei  Lyme  Regis  (Dor- 
setshire)  an  der  Grenze  zwischen  dem  mittlem  und  obern  Lias 
liegen.  Genauere  Bestimmungen  über  die  Zone,  in  welcher  die 
Species  vorkommt,  sind  noch  nicht  bekannt. 

112.  Pentacriniis  Bollensis ,  Schloth.  1813,  Taschenb. 

pag.  56.  (Knorr,  Ister  Bd.  tab.   11.  c.) 
Pentacrinus    colligatus,    Quenst.    Württemb.    naturw. 
Jahresh.   12ter  Jahrg.  pag.   109. 

Kommt    häufig    in   prachtvollen    verkiesten   Exemplaren    im 


—    388    — 

Posidonomyenschiefer  von  BoU  und  Sebastiansweiler  bei  Hechin- 
gen vor.  Ob  die  Goldfuss'sche  Figur  des  Pentacr.  subangularis, 
tab.  52,  fig.  1.  (non  Miller)  dazu  gestellt  werden  muss,  ist 
nicht  ermittelt. 

113.  Pentacrinus  fasciculosus,  Schloth.  1813,  Taschen- 

buch pag.  56  (Knorr,  Ister  Bd.  tab.   11.  b). 
Pentacrinus  Hiemeri,  König. 
Findet    sich    mit    der   vorigen  Art,    lässt   sich    aber   leicht 
davon   unterscheiden,    wie    dies   schon   die  Knorr'schen  Figuren 
zeigen. 

114.  Penlacriiius  Quenstedti,  n.  sp. 

Pentacrinus  Briareus,  Quenst.  1852.  Handb.  pag.  606- 
desgl.  V.  Buch,  Jura  Deutschlands,  pars,  (non  Miller). 
Der  von  Leopold  von  Buch  und  von  Prof.  Q neu- 
ste dt  aus  dem  Posidonomyenschiefer  von  Boll  angeführte  und 
beschriebene  Pentacrinit  mit  eckigen  Hülfsarmen  hat  zwar  viele 
Aehnlichkeit  mit  dem  englischen  Pentacrinus  Briareus  aus  dem 
untern  Lias  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire),  beide  weichen  aber 
in  Beziehung  auf  die  Form  der  Säule  vollständig  von  einan- 
der ab.  Es  ist  desshalb  eine  Abtrennung  der  Boller  Species 
nöthig. 

115.  Pentacrinus  jurensls,    Quenst.    Handb.    tab.    52 
fig.   16,   17  (non  Münster). 

Findet    sich    im    obern  Lias    in    der  Zone   des  Ammonites 
jurensis,  zu  Altdorf  in  Bayern  und  Heiningen  bei  Boll. 


Vierter     Abschnitt. 

DER  LIAS. 

Zusammenstellung  seiner  einzelnen  Glieder;  Vergleiehung  der 
Systeme  verschiedener  Geologen;  Begrenzung. 

§.  33. 

Nachdem  in  dem  Vorhergegangenen  die  Zerlegung  der 
Liasformation  in  15  getrennte  Zonen  ausgeführt  wurde,  stelle 
ich  dieselben  auf  der  folgenden  Tabelle  zusammen,  um  in  mehr 
übersichtlicher  Weise  eine  Anzahl  von  Localitäten  anzugeben, 
an  welchen  die  einzelnen  Zonen  nachgewiesen  werden  können. 
Ich  reihe  bei  dieser  und  den  folgenden  Zusammenstellungen  die 
Zone  des  Bonebeds  zu  unterst  an ,  nicht  weil  ich  dieselbe  als 
zugehöriges  Glied  betrachte,  sondern  weil  durch  die  Schärfe 
des  Horizontes,  welcher  durch  die  Knochenlage  in  Verbindung 
mit  den  darin  vorkommenden  Mollusken  gebildet  wird,  wenig- 
stens in  England ,  Frankreich  und  dem  südwestlichen  Deutsch- 
land ein  sicherer  Anhaltspunkt  für  die  Begrenzung  der  Liasfor- 
mation gegen  unten  gegeben  ist.  Wir  haben  in  diesen  Ländern 
das  Bonebed  als  oberste  Lagen  der  Keuperformation  zu  be- 
trachten (siehe  §.  41),  über  welchen  erst  der  untere  Lias  beginnt. 
Von  den  15  liasischen  Zonen  kommen  7  auf  den  unteren,  6 
auf  den  mittleren  und  2  auf  den  oberen  Lias.  Die  Begrenzung 
des  Lias  gegen  den  mittleren  Jura  behandelt  §.  42. 


—    390    — 

Südwest  1.  Deutschland. 


Oberer 

Lias. 

Toarcien. 

Upper 

Lias. 

Zone  des 
Amm,  jurensis. 

Kandern  in  Baden;  Wasseralflngen ,  Heinin- 
gen ,  Sondelfingen ,  Heselwangen. 

Zone  der 
Posid.  Bronni, 

Altdorf  in  Bayern;  Langenbrücken  in  Baden; 
Frittlingen,  Reutlingen,  Holzmaden,  Boll, 
Wasseralflngen. 

Mittlerer 
Lias. 

Liasien. 

Middle 
Lias. 

Zone  des 
.4mm.  spinatus. 

Kandern  in  Baden;  Altdorf  in  Bayern;  Zell, 
Sondelflngen,  Frommem. 

Obere  Zone  des 
Am.  margaritatus. 

Wasseralflngen,  Heiningen,  Breitenbach  bei 
Betzingen,  Frommern. 

Untere  Zone  des 
Am.  margaritatus. 

Dürnau ,  Sondelfingen  ,  Hechingen,  Erzingen, 
Aselfingen. 

Zone  des 
Amm.  Davöi. 

Gmünd ,  Grosseislingen ,  Füzen  am  Randen. 

Zone  des 
Amm.  ihex. 

Pliensbach,  Sondelfingen,  Hinterweiler,  He- 
chingen. 

Zone  des 
Amm.  Jamesoni. 

Pliensbach,  Sondelfingen,  Ohmenhausen, 
Hinterweiler,  Hechingen. 

Unterer 
Lias. 

Sinemu- 
rien. 

Lovver 
Lias. 

Zone  des 
Amm.raricostatus. 

Holzmaden,  Echterdingen,  Betzingen,  He- 
chingen, Balingen. 

Zone  des 
Amm.  oxynotus. 

Holzmaden,  Ofterdingen,  Balingen. 

Zone  des 
Amm.  obtusus. 

Betzgenrieth  ,  Betzingen  ,  Ofterdingen ,  Ba- 
lingen. 

Zone  des 
Pent.  tuberculatus. 

Kandern  in  Baden ;  Ostdorf,  Dusslingen, 
Bebenhausen,  Bernhausen. 

Zone  des 
Amm.   Bucklandi. 

Pfohren,  Hechingen,  Vaihingen,  Göppingen. 

Zone  des 
Amm.  angulatus. 

Hechingen,  Bempflingen,  Göppingen,  Gmünd. 

Zone  des 
Amm.  planorbis. 

Bebenhausen,  Degerloch,  Nellingen,  Riedern. 

Reuper. 

Bonebed. 

Täbingen ,  Degerloch ,  Tübingen,  Nellingen. 

—    391 


Frankreich. 


England.  Nr.   17. 


ührweiler   (Bas   Rhin),    Thouars    (Deux 

Sevres). 


Fontaiue-Etoupfour  (Calvados) ,  Aubange 
(Luxemburg),  Jura  und  Doubs,  Vassy 
(Yonne),  Mende  (Lozere). 


Frocester     (Gloucestershire) . 
(Somersetshire). 


Ilminster 


AldertoD  Hill  (Gloucestersbire),  Whitby 
(Yorkshire) ,  Ilminster  (Somersetshire). 


Vassy    (Yonne) ,    Venarey    (Cöte    d'Or), 
Umgebungen  von  Salins  (Jura). 


Oberer  Theil  des  Marlstone's  von  Glou- 
cestershire, Somersets.  Yorkshire. 


"Venarey  (Cote  d'Or),    Umgebungen    von 
Salins  (Jura). 


Charmouth  (Dorsetshire) ,  Theil  des  Marl- 
stone's von  Yorkshire,  Somersetshire. 


Venarey  (Cote  d'Or). 


Charmouth  (Dorsetshire). 


Venarey  (Cote  d'Or) ,  Avalion  (Yonne) 
Umgebungen  von  Metz  und  Thionville 
(Moselle). 


Charmouth  (Dorsetshire) ,  Capricornusbett 
im  Maristone  von  Yorkshire). 


Venarey  bei  Semur  (Cote  d'Or),    Aval- 
Ion  (Yonne). 


Charmouth    (Dorsetshire),     Chelteuham 
(Gloucestershire). 


Avalion  (Yonne) ,  Saint  Amand  (Cher). 


Robin    Hood's   Bay    (Yorkshire) ,    Char- 
mouth (Dorsetshire). 


Umgebungen   von  Salins  (Jura),    (Blaue 
Kalke  von  Nancy,  Avalion,  Semur). 


Umgebungen    von    Gloucester    (Glouce- 
stershire), Robin  Hood's  Bay  (Yorkshire). 


Umgebungen    von  Salins  (Jura).    (Blaue 
Kalke  von  Nancy,  Avallon,  Semur.) 


Umgebungen  von  Gloucester  (Glocester- 
shire) ,  Robin  Hood's  Bay  (Yorkshire). 


Umgebungen  von  Salins  (Jura).     (Blaue 
Kalke  von  Nancy,  Avallon,  Semur.) 


Lyme  Regis  (Dorsetshire),  Gloucester 
(Gloucestershire) ,  Robin  Hood's  Bay 
(Yorkshire). 


Avallon  (Yonne),  Mont  d'Or  (Isere),  Lu- 
xemburg ,  Umgebungen  von  Salins  (Jura). 


Pyrton  -Passage(Glouceetershire),  Saurian- 
beds  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire). 


Metz  (Moselle),  Nancy  (Meurthe),  Aval- 
lon (Yonne),  Semur  (Cote  d'Or). 


Lyme    Regis  (Dorsetshire),    Bath  (Wilt- 
shire) ,  Taunton  (Somersetshire). 


Hettange    bei  Thionville  (Moselle),    Se- 
mur (Cöte  d'Or),  Avallon  (Yonne). 


Robin  Hood's  Bay  (Yorkshire). 


Avallon  (Yonne),  Semur  (Cote  d'Or). 


Lyme  Regis  und  Up  Lyme  (Dorsetshire), 
Watchet  (Somersetshire) ,  Robin  Hood's 
Bay  (Yorkshire). 


Umgebungen  von  Niederbronn  (Bas  Rhin), 
Salins  (Jura) ,  Semur  (Cote  d'Or),  Metz 
(Moselle). 


Axmouth  (Dorsetshire),  Austcliff  bei  Bri- 
stol (Somersetshire),  Coomb  Hill  und 
Wainlode  Cliff  (Gloucestershire). 


—    392    — 

Die  auf  der  vorigen  Seite  ausgeführte  Zusammenstellung 
Nr.  17  ergänzt  die  früheren  Angaben  von  Nr.  8,  13  und  16 
in' §.  13;  24  und  31.  Durch  Aneinanderreihung  von  Nr.  1,  9 
und  14  ergibt  sich  die  paläontologische  Eintheilung  der  ganzen 
Liasformation.  Mit  derselben  können  die  bestehenden  Systeme 
verglichen  werden,  da  die  scharfe  Gliederung,  in  welche  diese 
Formation  gebracht  werden  kann ,  für  die  meisten  Bildungen 
eine  bestimmte  Deutung  gestattet.  Je  mehr  wir  zu  den  jüngeren 
Schichten  der  Juraformation  vorschreiten ,  desto  schwieriger  wird 
eine  in  ähnlicher  Weise  in's  Detail  gehende  Behandlung,  doch 
Hess  sich  dieselbe  im  folgenden  Theil  ausführen,  und  kann  so- 
gar bei  einzelnen  Partien  des  obern  Jura  ihre  Anwendung  finden. 

An  die  Eintheilung  der  ganzen  Juraformation  durch  Leo- 
pold von  Buch  reihen  sich  ihrer  Allgemeinheit  halber  die 
von  Dufrenoy  und  Elie  deBeaumont,  d'Archiac,  d'Or- 
bigny  und  Phillips.  Die  Systeme  der  beiden  letztgenannten 
Geologen  sind  jedoch  schon  so  detailirt,  dass  ich  sie  für  den 
Lias  beiziehen  kann.  Ich  werde  demnach  in  diesem  Abschnitt 
die  Vergleiche  folgender  Systeme  geben. 

Eintheilung    des    Lias    von 

1)  Dorsetshire     (Lyme-Regis)     nach  De  la  Bechc 

2)  Yorkshire  (Küste)    .     .     .     .     „     Phillips. 

3)  Gloucestershire  (Cheltenham)    „     Murcllison. 

4)  Frankreich  (allgemein)       .     .     „     d'Orbigny. 

5)  Dep.  Jura  und  Doubs      .     .     „     MarcoU, 

6)  Provinz  Luxemburg  .     .     .     „     Dcvvalque ifc  Chapuis. 

7)  Württemberg „     Quenstedt. 


—    393    — 

1 )  Der  Lias  an  der  Küste  von  Lyme  Regis  (Dorsetshire) 
nach  De  la  Beche, 

§.  34. 
Wie  noch  heutzutage  die  Liasbildungen  von  den  englischen 
Geologen  stiefmütterlich  behandelt  werden  ,  so  finden  wir  auch 
bei  den  älteren  Systemen  keine  weiter  in's  Detail  gehende 
Darlegung  der  so  scharf  zergliederbaren  Formation.  William 
Smith  unterschied  über  dem  New -Red  oder  Keuper  zuerst 
den  „White  Lias",  dann  den  „Blue  Lias  Limestone"  und  dar- 
über den  „Blue  Marl"  ,  welcher  die  Formation  gegen  den  Un- 
teroolith  abschloss.  In  genauer  Uebereinstimmung  damit  steht 
die  Eintheilungsweise  von  De  la  Beche  für  den  Lias  von 
Dorsetshire.  Ueber  den  bunten  Mergeln  des  Keupers  folgen 
hier  dunkle  Thone  mit  dem  Bonebed  (siehe  §.  5).  De  la  Beche 
nennt  sie  „Low er  Marl"  und  bezeichnet  sie  als  untere  Lage 
des  Lias.  Ueber  derselben  liegen  die  hellen  mergeligen  Kalke 
des  „White  Lias" ^  welcher  die  Zone  des  Amm.  planorbis 
vertritt ,  gegen  oben  jedoch  allmählig  in  die  folgende  Abtheilung 
„IjOiver  Limestones"  übergeht  (siehe  §.  6).  Letztere  ent-. 
halten  die  Bucklandi  -  Schichten  (§.  8),  endigen  aber  mit  den- 
selben, denn  es  stellt  sich  unmittelbar  darüber  das  500  Fuss 
mächtige  Thongebilde  „üi^per  Marl"  ein,  welches  sämmtliche 
Schichten  über  Amm.  Bucklandi  bis  an  die  untere  Grenze  des 
oberen  Lias  umfasst.  Die  oberen  Lagen  der  Upper  Marls 
enthalten  den  Amm.  margaritatus  noch  zahlreich,  gehen  dann 
aber  allmählig  in  die  mächtigen  thonigen  Sande  über,  welche 
dem  obern  Lias  entsprechen,  jedoch  von  De  la  Beche 
wahrscheinlich  wegen  ihrer  mineralogischen  Beschaffenheit  dem 
Unteroolith  zugezählt  werden.  Schon  Conybeare  und  Phil- 
lips* hatten  die  180 — 200  Fuss  mächtige  Sandablagerung  mit 
dem  Unteroolith  vereinigt,  jedoch  unter  der  Benennung  „Marly 
Sandstone"  als  besondere  Abtheilung  desselben  unterschieden. 


•  Conybeare  and  Phillips.  1822.  Outlines  oi  the  Geology  of  England 
and  Wales,  part.  1  pag.  236.  Profil  und  pag.  252. 

Württemb.  naturw.  Jalireshefte.     October,  1856.    3s  Heft.  26 


-    394    — 

Die  Folge  davon  war,  dass  manche  für  den  obern  Lias  leitende 
Species  von  den  englischen  Paläontologen  in  den  Unteroolith 
gestellt  wurden,  wenn  sie  in  dem  Marly  Sandstone  gefunden 
worden  waren.  So  werden  z.  B.  folgende  Arten  häufig  im  Un- 
teroolith aufgezählt:  Amm.  concavus,  discoideSj  falcifer ,  jurensis, 
insignis,  radians,  variabiUs  u.  s.  w.  weil  sie  an  solchen  Loca- 
litäten  nachgewiesen  wurden,  an  welchen  die  oberen  Liasschich- 
ten  durch  helle  sandige  oder  oolithische  Niederschläge  gebildet 
werden.  Wurden  dieselben  Arten  jedoch  auch  im  Alumshale 
von  Yorkshire  gefunden  so  bekamen  sie  ihren  Platz  im  oberen 
Lias.  Dass  Sowerby  bei  seinen  ersten  Beschreibungen  solche 
Verwechslungen  begieng ,  lässt  sich  begreifen  und  entschuldigen, 
da  die  Ablagerungen  in  jener  Zeit  noch  nicht  so  scharf  geson- 
dert waren,  nicht  aber  die  bestehende  Thatsache,  dass  dieselbe 
Verwirrung  sich  in  den  Arbeiten  der  englischen  Geologen  bis 
zum  heutigen  Tage  fortgesponnen  hat. 

Der  Alumshale  von  Yorkshire,  welchen  Smith, 
Conybeare  und  Phillips*  als  ächte  Liasbildung  betrachten, 
die  Posidonomy en-Schiefer  vonVassy  (Yonne),  Boll 
und  Banz  u.  s.  w.  besitzen  dasselbe  Alter  wie  der 
„Marly-Sandstone"  (Conyb.  und  Phill.),  denn  die  Zone 
des  Amm.  torulosus  beginnt  erst  über  dem  Marly -Sandstone 
von  Dorsetshire,  welcher  in  einer  Mächtigkeit  von  ungefähr 
180  Fuss  ansteht,  gegen  unten  jedoch  durch  die  grauen  Thone 
des  Amm.  margaritatus  begrenzt  wird.  Von  einer  Vereinigung 
desselben  mit  dem  Unteroolith  kann  demnach  keine  Rede  mehr 
sein,  sobald  wir  die  Posidonomyenschiefer  als  liasische  Bil- 
dung betrachten.  Ich  hebe  dies  besonders  auch  aus  dem  Grunde 
hervor,  weil  in  Frankreich  und  Deutschland  die  Bezeichnung 
„Marly -Sandstone"  häufig  auf  die  Sandsteine  aus  der  Zone  des 
Amm.  Murchisonae  übertragen  wird ,  während  sie  doch  ursprüng- 
lich einer  Bildung  gegeben  wurde ,  welche  das  gleiche  Alter  mit 
den  Niederschlägen    des    obern    Lias   anderer   Gegenden   besitzt. 


'  Conyb.  und  Phill.  ibid.  pag.  270. 


—    395 


Nr.   18. 


Allgemeine  Eintheüung   des  Lias. 

Oberer  Lias. 

Toarcien. 

Upper  Lias. 

1 

Jurensisbett.                 ! 

Posidonomyenbett. 

Mittlerer 
Lias. 

Liasien. 

Middle  Lias. 

Spinatusbett. 

Ob.  Margaritatusbett. 

Unt.  Margaritatusbett. 

Davöibett. 

Ibexbett. 

Jamesonibett. 

Unterer  Lias. 
Sinemurien. 
Lower  Lias. 

Raricostatusbett. 

Oxynotusbett. 

Obtususbett. 

Tuberculatusbett. 

Biicklandibett. 

Angulatiisbett. 

Bett  d.  Am.  planorbis. 

Keuper. 

Bonebed. 

Keupermergel. 

Eintheilung   des  Lias  von 
Dorsetshire  von  De  la  Beche 

(Geol.  Trans  1823  2.  Ser    2.  Vol. 
tab.  3). 

Lower  Part  of  the 
inferior  Oolithe.    180  Fuas. 

(Marly  Saodstone, 
Conyb.) 


^  Upper  Marl.         500  Fuss. 


Lower  Limesiones 


i 

l  White  Lias. 
l  Lower  Marl. 
New  Red. 


\nO  Fuss. 


26 


—    396 


2)  Der  Lias  an  der  Yorkshire- Küste  usich  Phillips. 

§.  35. 

Die  Gliederung,  welche  Philipps  für  den  Lias  von 
Yorkshire  ausgeführt  hat ,  richtet  sich  nach  den  drei  mineralogisch 
verschiedenen  Niederschlägen,  welche  an  jenen  Küstenbildungen 
wahrzunehmen  sind.  Zwischen  Peak  und  Whitby  bietet  sich 
der  ganze  Durchschnitt  dar,  welchen  Phillipps  in  seine  Pro- 
file aufgenommen  hat.  Von  unten  gegen  oben  erscheint  dort 
der  Lias  auf  folgende  Weise.  Zwischen  Peak  und  Robin- 
Hood's-Bay  stehen  die  Zonen  des  Amm.  obtusus,  oxynotus 
und  raricostatus  deutlich  an  den  Küstenwänden  an  und  werden 
durch  dunkle  Thone  mit  Geoden  und  sandigen  Bänken  gebildet. 
Die  tieferen  Schichten  sind  gewöhnlich  vom  Meere  bedeckt,  ihr 
Vorhandensein  beweisen  aber  die  ausgeworfenen  Fossile,  welche 
die  Arten  bis  zur  Zone  des  Amm.  planorbis  repräsentiren.  Jen- 
seits Robin-Hoods-Bay  werden  die  Schichten  grauer  und 
mergeliger  und  enthalten  die  Fossile  der  unteren  Numisma- 
lismergel.  Mit  Amm.  capricornus  beginnt  der  „Marls tone", 
der  sich  bis  zur  Zone  des  Amm.  spinatus  gegen  oben  fortsetzt. 
Phillips  trennt  denselben  als  besondere  Etage  von  sämmt- 
lichen  tieferen  Schichten  ab,  welch  letztere  er  als  „Low er 
Lias  Shale"  zusammenstellt.  Ueber  dem  Maristone  folgen 
200  Fuss  mächtige  dunkle  Schiefer  „Alum-Shale"  (Phillips) 
(Zone  der  Posidonomya  Bronni),  welche  den  obern  Lias  mine- 
ralogisch gegen  die  Sande  des  Unterooliths  abschliessen.  Mit 
Sicherheit  wurde  hier  zwar  die  Zone  des  Amm.  jurensis  noch 
nicht  nachgewiesen,  doch  lässt  sich  aus  den  bei  Blue-Wick  vor- 
kommenden Fossilen  schliessen,  dass  der  Phillips'sche  Dog- 
ger an  dieser  Localität  mir  der  Zone  des  Amm.  torulosus 
beginnt,  während  es  vielleicht  erst  später  gelingen  dürfte,  un- 
mittelbar darunter  doch  noch  deuthchere  Aequivalente  der  Juren- 
sisschichten  aufzufinden,    als  bis  jetzt  bekannt  wurden. 


—    397 


Nr.   19. 


Allgemeine  Eintheilung  des  Lias. 


Oberer  Lias. 
Toarcien. 
Ipper  Lias 


Jurensisbett. 


Mittlerer 
Lias. 

Liasieu. 

Middle  Lias. 


unterer  Lias. 


Posidonomyenbett. 


Spinatusbett. 


Ob.  Margaritatusbett. 


Unt.  Margaritatusbett. 


Davöibett. 


Ibexbett. 


Eintheilung     des    Lias     von 
Yorhshire  nach  PhillipS. 

(Geol.  of  Yorkshlre  1829.  pag.  33.) 

^  Alumshale,  200'. 


Maristone,  150'. 


Jamesonibett. 


Raricostatusbett. 


Oxynotusbett. 


Obtiisusbett. 


Sinemurieil.  JTuberculatusbett. 

Low  er  Lias. 


Bucklandibett. 


Angulatusbett. 


Bett  des  A.  planorbis. 


Reiipcr. 


Bonebed. 


^Lower  Lias  Shale,  500'. 


noch  nicht  nachgewiesen. 


—    398    -^ 
Der  Lias  von  Gloucestershire  nach  Murcliison. 

§.   36. 

Die  Liasbildungen  von  Gloucestershire  werden  von  Mur- 
chison*  in  3  Gruppen  getrennt,  auf  welche  sich  die  einzelnen 
Zonen  in  der  Weise  vertheilen ,  wie  es  Profil  Nr.  20  zeigt. 
Weitere  Unterabtheilungen,  in  welche  Murchison  obige  Grup- 
pen zerlegt,  fallen  zum  Theil  mit  einzelnen  Zonen  zusammen, 
wie  dies,  in  früheren  Paragraphen  nachzuweisen  versucht  wurde, 
lassen  sich  aber  zum  Theil  auch  gar  nicht  übertragen,  da  ihre 
Abtrennung  nicht  immer  auf  die  allgemeinen  paläontologischen 
Charaktere  gegründet,  sondern  häufig  nach  localen  mineralogischen 
Verhältnissen,  oder  nur  nach  einseitigen  paläontologischen  Vor- 
kommnissen ausgeführt  wurde. 

Murchison  fasst  die  9  untersten  Zonen  des  Lias  mit  dem 
Bonebed  als  „Low er  Lias  Shales  and  Limestones^^  zusammen,  da- 
rüber folgt  der  „Marlstone^-,  welcher  4  weitere  Zonen  repräsentirt, 
während  der  „Upper  Lias^^  (Murchison 's)  nur  durch  eine 
einzige  Zone  gebildet  wird.  Die  Schichten  des  Amm.  jurensis 
jener  Provinz  werden  von  Murchison  auf  indirecte  Weise  in 
den  Unteroolith  gestellt,  da  ihre  mineralogische  Beschaffenheit 
mit  den  damber  folgenden  Lagen  grosse  Uebereinstimmung  besitzt. 

Ein  weiteres  Eingehen  ist  hier  aus  obigen  Gründen  nicht 
möglich,  doch  ist  der  Lias  von  Gloucestershire  so  regelmässig 
entwickelt  und  wohl  gegliedert,  dass  sich  von  den  15  Zonen  des 
Lias  gewiss  auch  diejenigen  auffinden  lassen,  deren  Nachweise 
ich  in  früheren  Paragraphen  nicht  gegeben  habe. 


•  R.  J.  Murchison,  J,  Buckmanu  und  H.  Strickland,  1845.  Out- 
line of  the  Geology  of  the  neighbourhood  of  Cheltenham. 


399 


Nr.   20. 


Allgemeine  Eintheilung  des  Lias. 

Oberer  Lias. 

Toarden. 

Upper  Lias. 

Jurensisbett. 

Posidonomyeiibett. 

Mittlerer 

Lias. 

Liasien. 
Middle  Lias. 

Spiuatusbett. 

Ob.  Margaritatusbett. 

Unt.  Margaritatusbett. 

Davöibett. 

Ibexbett. 

Jamesonibett. 

Unterer  Lias. 
Sinemurien. 
LowerLias. 

Raricostatiisbett. 

Oxynotusbett. 

Obtususbett. 

Tuberculatusbett. 

Bucklandibett. 

Angulatusbett. 

Planorbisbett. 

Reuper. 

Bonebed. 

Keupermergel. 

Eintheilung  des  Lias  vonGlou- 
cestershire  nach  Murclllson. 

(1845.  Outline    of  the  Geology  of 
Cheltenham.) 

[Die  Zone  des  Amm.  jureusls  ist 
zwar  deutlich  vorlianden,  wurde  aber 
nicht  als  solche  unterschieden,  son- 
I    dem  dem  ünteroolith  zugetheilt, 

/  Upper  Lias  or  Alumshale. 


Maristone. 


Lower  Lias  Shales 

and  Limestones, 


New-Bed. 


—    400    ~ 

Eintheilung   der   französischen   Liasbildimgen   nach 

iVOrhigny. 

§.    37. 

Die  3  von  d'Orbigny  aufgestellten  Etagen  stimmen  im 
Allgemeinen  mit  der  in  Deutschland  und  England  einheimischen 
Eintheilungsweise,  wesshalb  ich  sie  hier  vollständig  aufgenommen 
habe.  Unter  einer  d'Orbigny' sehen  Etage  haben  wir  beinahe 
immer  eine  Schichtengruppe,  d.  h.  mehrere  vereinigte  Zonen  zu 
verstehen.  Die  Begrenzung  dieser  Etagen  untereinander  liesse  sich 
nur  dann  genauer  verfolgen,  wenn  d'Orbigny  dieselben  durch 
eine  grössere  Anzahl  von  Profilen  oder  Beschreibungen  localer 
Durchschnitte  veranschaulicht  hätte.  Da  dies  nicht  der  Fall 
ist,  so  müssen  wir  unsere  Schlüsse  aus  den  paläontologischen 
Reihen  im  Prodrome  machen.  Sehen  wir  hier  von  einzelnen 
Verstössen  ab,  so  erhalten  wir  für  Frankreich  ein  ideales  Profi], 
das  mit  unsern  allgemeinen  Zusammenstellungen  völlig  stimmt, 
besonders  wenn  wir  seine  Begrenzung  des  Lias  gegen  den  Un- 
teroolith  in  dem  Sinne  auff'assen,  wie  ich  sie  §.  42  darzulegen 
versucht  habe.  Ich  habe  die  3  Etagen  aufgenommen  und  sie 
der  detailirteren  Gliederung  angepasst,  dieselben  wären  hiernach 
auf  folgende  Weise  zu  definiren. 

Zone  des  Amm.  jurensis. 
der  Pos  id.  Bronni. 

Zone  des  Amm.  spinatus. 
Obere  Zone  des  Amm.  margaritatus. 
Untere     „       „         „  „ 

Zone  des  Amm.  DavÖi. 

„       „       „       ibex. 

„       „        „      Jamesoni. 

Zone  des  Amm.  raricostatus. 
„       ,,        „       oxynotus. 
„       ,,        „       obtusus. 

Sep ti ömeEtage:  Smemwncn.<J      „       „  Pentacrinus  tuberculatus. 

,  Amm.  Bucklandi. 
,  „  angulatus. 
,       „      planorbis. 


L  Zoi 

Neuvi^me  Etage :   Toarcien.l 


Huitieme  Etage:  Liasien. 


-    401    - 


Der  Lias  in  den  Dep.  Jura  und  Doubs  nach  Mnrcoii. 

§.  38. 

Marcou  hat  in  seiner  ausgezeichneten  Arbeit,*  weicheich 
früher  schon  häufig  anführte,  den  Lias  der  Departements  Jura 
und  Doubs  zuerst  genauer  eingetheilt  und  die  einzehien  GHeder 
in  umfassender  Weise  beschrieben.  Ich  freue  mich,  die  Resultate 
seiner  Untersuchungen  wiedergeben  zu  können.  Die  durchschnitt- 
liche Mächtigkeit  der  Bildungen  zwischen  dem  Bonebed  und 
der  Zone  des  Amm.  torulosus  mag  in  diesen  Provinzen  40 — 45 
Meter**  betragen.  Das  Bonebed,  welches  Marcou  als  Grenz- 
schichte betrachtet,  tritt  zwar  nicht  besonders  deutlich  auf,  lässt 
sich  aber  dennoch  unmittelbar  über  dem  Keuper  an  einigen 
Punkten  nachweisen.  Darauf  folgen  mergelige  Kalke  mit  Amm. 
planorbis  Sow.  (psilonotus  Quenst.),  Amm.  angulatus  und  Car- 
dinia  concinna.  Etwas  höher  liegen  Amm.  Bucklandi,  Conybeari, 
Kridion  und  Gryphäa  arcuata.  Unmittelbar  darüber  stellt  sich 
die  „Pentacrinitenbreccie"  (Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus) 
ein,  mit  welcher  Marcou  seinen  ,,untern  Lias'^  abschliesst.  Wir 
finden  in  diesen  Angaben  dieselbe  Aufeinanderfolge  der  einzelnen 
Zonen,  wie  sie  das  allgemeine  Profil  zeigt. 

Die  drei  folgenden  Zonen  theilt  Marcou  schon  dem  mitt- 
lem Lias ,  als  unterste  Abtheilung  desselben  zu.  Er  nennt  sie 
„Marnes  de  Balingen  ou  ä  Gryphaea  cymbium^^.  Es  ist  dies  eine 
Abweichung,  von  der  gewöhnlichen  Art  der  Entheilung,  denn 
es  werden  die  drei  Zonen  des  Amm.  obtusus,  oxynotus  und 
raricostatus,  welche  Marcou's  „Marnes  de  Balingen"  zusammen- 
setzen, beinahe  allgemein  noch  als  Glieder  des  untern  Lias  be- 
trachtet. 


*  Recherches  geol.  sur  le  Jura  salinois.  Mem.  Soc.  geol.  de  France 
4.  und  18.  Mai  1846. 

"  In  Beziehung  auf  die  Mächtigkeit  der  einzelnen  Schichten  habe  ich 
mich  an  die  Angaben  auf  pag.  45  —  54  Separatabdr.  gehalten,  von  welchem 
die  Messungen  pag.  66  etwas  abweichen. 


—    402    - 

Der  f,Calcaire  ä  Belemnües'^  bildet  ein  schwaches  Aequi- 
valent  der  Zonen  des  Amm.  Jamesoni,  ibex  und  Davöi.  Die 
dritte  Abtheilung  seines  mittlem  Lias  ^jMarnes  ä  Ammonites 
amaltheus  ou  margaritatus^^  entspricht  unseren  Schichten  des 
Amm.  margaritatus,  während  die  vierte  Abtheilung  ,^Marnes  ä 
PUcatules^^  durch  die  Zone  des  Amm.  spinatus  gebildet  wird. 
Die  Begrenzung,  welche  Marcou  seinem  mittleren  Lias  gegen 
oben  gibt  stimmt  also  vollständig  mit  der  allgemeinen  Einthei- 
lung,  während  er  gegen  unten  eine  Addition  vorgenommen  hat, 
wodurch  der  mittlere  Lias  auf  Kosten  des  unteren  um  3  Zonen 
vermehrt  wird.  Die  Uebereinstimmung  kann  demnach  hergestellt 
werden,  sobald  man  „die  Marnes  de  Balingen  ou  h  Gryphaea 
cymbium"  mit  dem  unteren  Lias  vereinigt. 

Der  obere  Lias  von  Marcou  beginnt  mit  den  „Schistes 
bitumineux  ou  Schistes  de  BolV^.  Sie  sind  die  Aequivalente 
der  untern  Region  unserer  Posidonomyenschiefer,  während  die 
obere  Region  der  letzteren  von  den  ^^Marnes  ä  Trochus  ou  de 
Pinperdu^^  gebildet  wird.  Die  Marnes  ä  Trochus  begreifen  aber 
ausserdem  noch  die  Jurensis-  und  Torulosusschichten.  Die 
dritte  Abtheilung,  welche  Marcou  für  den  obern  Lias  von  Salins 
aufstellt,  ist  sein  ,,Gres  supraliasique'^ .  Da  jedoch  schon  die  „Mar- 
nes ä  Trochus"  die  unterste  Zone  des  mittleren  Jura  und  somit 
auch  des  Unterooliths  einschliessen ,  so  gehört  der  „Gres  supra- 
liasique"  mit  einem  Theil  der  vorigen  Bildung  nicht  mehr  in 
den  Lias,  sondern  es  ist  bei  der  Eintheilung  Marco u's  die 
Grenzlinie  zwischen  oberem  Lias  und  Unteroolith  mitten  durch 
die  Marnes  ä  Trochus  ou  de  Pinperdu  hindurchzuziehen. 


403 


Nr.  21 


^  I  Einiheüung  des  Lias  von  Sa- 

Allgemeine  Eintheilung  des  Lias.       ^*^^  (Jura)  nach  Marcoil. 

1846.     Jura  salinois. 

?>Grt^'s  superliasique. 


lüteroülitli. 


Torulosusbett. 


Oberer  Lias. 

Toarcien. 

Upper  Lias. 


Jurensisbett. 


Posidonomyenbett. 


Mittlerer 
Lias. 

Liasieu. 
Middle  Lias. 


Spinatusbett. 


Ob.  Margaritatusbett. 


ünl.  Margaritatusbett. 


Davöibett. 


Marnes   ä  Trochusj 

ou  de  Pinperdu. 

15  Meter. 


Schistes  bitmineuxl 

ou    Seh.    de    Boll. 

2-3  Met. 

\  Marnes  äPlicatules\ 

)  4  Meter. 

i  Marnes  ä  Amnion, 
amaltheus  ou  niar- 
garitatus.  10  Met. 


Lias  super. 
Marcou. 


Ibexbett. 


Jamesonibett. 


Unterer  Lias. 
Sinemurieu 
Lower  Lias. 


Raricostatusbett. 


Oxynotusbett. 


Obtusiisbett. 


Tubercuiatusbett. 


Bucklandibett. 


Angulatusbett. 


Bett  d.Amm.planorbis. 


Calcaire  ä  Belem- 
nites.    1  '/o  Met. 


Marnes  de  Balingen 
ou  ä  Gryph.  cym- 
bium.  6-8  Met.  / 


\Lias  moyen 
/    Marcou. 


Reuper. 


Bonebed. 


Keupermergel. 


Lias  inf.  ou  calcaire  i  Lias   mfe-' 
ä  Gryph.    arquees,  >        rieur. 
6  Meter.  I    MarcoU. 


Couche  de  passage 
antra  le  Trias  et 
et  le  Jura. 


( Keuper. 


404 


Der  Lias  von  Luxemburg  nach  Deivak/ne  und  Chapuis. 

§.  39. 

Der  Lias  von  Luxemburg  und  dem  angrenzenden  Departe- 
ment der  Moselle  wurde  schon  im  Jahre  1841  von  M.  Dumont 
eingetheilt.  In  der  neueren  Zeit  förderten  die  Arbeiten  von 
D  e  w  a  1  q  u  e  und  C  h  a  p  u  i  s ,  gestützt  auf  gründliche  paläonto- 
logische Untersuchungen  die  Kenntniss  der  dortigen  Bildungen 
bedeutend.  Ich  halte  mich  an  die  Resultate,  welche  in  der 
Schrift*  dieser  Autoren  niedergelegt  sind  mit  Berücksichtigung 
der  Ergänzungen,  welche  Dr.  Dewalque  nachträglich  in  zwei 
besonderen  Aufsätzen  **  hinzugefügt  hat. 

Dewalque  und  Chapuis  zerlegen  die  Liasbildungen  von 
Luxemburg  in  3  Schichtengruppen ,  von  welchen  sie  die  unterste  in 
4,  die  mittlere  in  3  und  die  obere  in  2  mineralogisch  verschiedene 
Lagen  abtrennen.  Die  9  Schichten,  in  welche  der  ganze  Lias  hie- 
durch  zerfällt,  stimmen  zum  Theil  mit  unseren  Zonen,  zum  grösseren 
Theil  sind  es  aber  ganz  locale,  einzig  und  allein  auf  die  Gesteinsbe- 
schafFenheit  gegründete  Formationsglieder.  Doch  wird  in  der  vor- 
liegenden Arbeit  der  grösstmögliche  Fleiss  angewendet,  um  die  auf 
stratigraphische  Unterschiede  basirten  Abtheilungen  auch  paläonto- 
logisch zu  charakterisiren.  Die  Consequenz,  mit  welcher  dies  ausge- 
führt wird,  gibt  der  Arbeit  ihren  Werth  und  macht  es  möglich ,  die 
darin  aufgestellte  Eintheilung  auf  die  allgemeine  zu  übertragen.  In- 
dem ich  mich  auf  die  Angaben  früherer  Paragraphen  stütze, 
will  ich  die  einzelnen  Dewalque'schen  Formationsglieder  hier 
in  übersichtlicher  Weise  zu  definiren  suchen. 

1)  ,,Gres  de  MartinsarV  Es  sind  keine  bezeichnenden  Fossile 
aus  den  Sauden  von  Martinsart  bekannt,  dagegen  bilden  dieselben 


'  Dewalque  et  Chapuis,  Memoire,  terrains  second,  Luxembourg 
Academie  Royale  de  Belgique  1853 — 54  Separatabdr, 

"  Dewalque,  note  sur  les  divers  etages  de  la  partie  inf^rieure  du 
Lias  dans  le  Luxembourg.  Extr.  Append.  bull.  Acad.  royale  de  Belg.  1853—54. 

Dewalque,  note  sur  divers  etages  qui  constituent  le  Lias  moyen 
et  le  Lias  superieur;  ibid  tome  21.  Nr.  8.  1854. 


—    405    — 

ihrer  relativen  Lage  nach  das  Zwischenglied  zwischen  dem  Keu- 
per  und  den  untersten  Liasschichten  und  müssen  desshalb  wahr- 
scheinlich mit  dem  Bonebed  und  Bonebedsandstein  zusammen- 
gestellt werden. 

2)  ,,Marne  de  Jamoigne'^.  Wie  in  §.  7  gezeigt  wurde, 
gehört  diese  Bildung  den  Angulatus- Schichten  an.  Ob  sie  zu- 
gleich auch  das  Lager  des  Amm.  planorbis  enthält,  wurde  noch 
nicht  nachgewiesen. 

3)  „Gres  de  Luxembourg" .  Iliezu  sind  noch  die  obern 
Angulatus  -  Schichten  zu  zählen,  sowie  auch  die  ganze  darüber 
liegende  Zone  des  Amm.  Bucklandi  damit  zusammenfällt,  siehe 
§.   7  und  8. 

4)  „Marne  de  Strassen^^,  Pentacrinus  tuberculatus  ist  eine 
der  bezeichnendsten  Arten  der  Mergel,  welche  im  Lias  von 
Luxemburg  über  den  Bucklandi  -  Schichten  liegen  und  von  der 
Zone  des  Amm.  obtusus  gegen  oben  begrenzt  werden.  Belem- 
nites  acutus  kommt  gleichfalls  in  den  Mergeln  von  Strassen 
vor,  welche  mit  der  Zone  des  Pentacrinus  tuberculatus  iden- 
tisch sind.  * 

5)  „Gres  de  Virton^^.  Nach  der  Stellung,  welche  diese 
Abtheilung  über  dem  Marne  de  Strassen  einnimmt  und  nach  den 
Fossilen  zu  urtheilen ,  welche  Dewalque  dafür  angibt,  ent- 
sprechen die  Sande  von  Vir  ton  den  fünf  über  dem  Tubercu- 
latusbett  folgenden  Zonen ,  von  den  Schichten  des  Amm.  obtu- 
sus an  bis  zu  denen  des  Amm.  ibex.  Dewalque  und 
Chapuis  nannten  in  ihrem  Memoir  pag.  273  die  Abtheilung 
noch  Sable  d'Aubange  und  bildeten  sowohl  den  Amm.  obtusus 
als  den  Amm.  bipunctatus  (Valdani  d'Orb.)  daraus  ab.  Letztere 
Species  markirt  den  Horizont  des  Amm.  ibex  mit  Schärfe. 
Weitere  Arten ,  welche  theilweise  den  dazwischenliegenden  Zonen 
angehören,  gibt  Dr.  Dewalque  in  seinem  zweiten  auf  der 
vorigen  Seite  citirten  Aufsatze  an,  wie  Ammonites  planicosta, 
Guibalianus ,  Buvigieri ,    Gryphaea  obliqua  (Ostrea  cymbium  var. 


'  Dr.  Dewalque    saudte  mir  deutliche  Säulenglieder   von  Pentacrinus 
tuberculatus  aus  dem  Marue  de  Strassen. 


—    406    — 

depressa  Dew.)  u.  s.  w.  Die  Abtheilung:  Gres  de  Virton  würde 
somit  die  Zonen  des  Amm.  obtusus,  oxynotus,  raricostatus, 
Jamesoni  und  ibex  repräsentiren. 

6)  ,,Schiste  cCEte".  Dr.  Dewalque  führt  diese  Be- 
zeichnung statt  der  seither  bestehenden:  Schiste  d'Aubange  Dum. 
ein.  Amm.  Davöi,  capricornus  und  Henleyi  kommen  in  den 
glimmerreichen  grauen  thonigen  Schiefern  vor.  Die  Schistes 
d'Ete  sind  demnach  Davöischichten ,  was  auch  mit  der  Defi- 
nition der  vorigen  Abtheilung  vollständig  übereinstimmt. 

7)  „Macigno  cV Auhange^^ .  Enthält  die  Fossile  der  drei 
oberen  Zonen  des  mittleren  Lias.  Die  Schichtengruppe  beginnt 
über  der  Zone  des  Amm.  Davöi  und  wird  gegen  oben  von 
den  Posidonomyenschiefern  begrenzt. 

8)  und  9)  „Schiste  et  Marne  de  Grand-  Cour'^.  Schon  in 
§.  29  und  30  wurde  gezeigt,  dass  diese  Abtheiluug  des  Lias 
von  Luxemburg  der  Etage  des  obern  Lias  anderer  Orte  ent- 
spricht, dass  sich  aber  zwischen  den  Schiefern  und  Mergeln 
(Schistes  et  Marnes)  keine  Abgrenzung  in  der  Art  ausführen  lässt, 
dass  dadurch  die  Zone  der  Posidonomya  Bronni  von  der  des 
Amm.  jurensis  zugleich  abgetrennt  würde.  Vielmehr  enthalten 
die  oberen  Mergel  nicht  allein  die  Zone  des  Amm.  jurensis, 
sondern  noch  einen  grossen  Theil  der  in  andern  Gegenden  durch 
Posidonomyenschiefer  gebildeten  Schichten,  während  die  bitumi- 
nösen Schiefer  Luxemburgs  nur  an  der  Basis  der  Zone  in  ihrer 
mineralogisch  eigenthümlichen  Beschaffenheit  ausgeschieden  sind. 

Der  vorhergegangene  Versuch  die  einzelnen  Abtheilungen,  in 
welche  der  Lias  von  Luxemburg  von  Dewalque  und  Cha- 
puis  zerlegt  wurde,  auf  die  allgemeine  Eintheilung  zu  reduci- 
ren,  soll  nun  durch  die  folgende  Zusammenstellung  anschaulich 
gemacht  werden. 


—    407    — 
Nr.   22. 


Allgemeine 
Eintheüung  des  Lias. 


Oberer 
Lias. 
Toarcieu. 
Ipper 
Lias. 

Jurensisbett. 

Posidonomyen- 
bett. 

Mittlerer 
Lias. 

Liasien. 

Middie 
Lias. 

Bett  des  Amm. 
spinatus. 

Oberes  Marga- 
ritatusbett. 

Unteres  Marga- 
ritatusbett. 

Davöibett. 

Ibexbett. 

Jamesonibett. 

Unterer 
Lias. 

Sinemu- 
rien. 

Lower 
Lias. 

Raricostatusbett. 

Oxynotusbett. 

Obtususbett. 

Tuberculatus- 
bett. 

Bucklandibett. 

Aiigulatusbett. 

Bett  des  Amm. 
planorbis. 

Keuper. 

Knochenbett 
(Bonebed). 

Eintheilung  des  Lias  von  Luxemburg 
nach  Dewalque  und  Chapuis. 

Mem.  Lux.  pag.  9  und  273  und  Dewalque 
Sog.  geol.  de  France  26.  Juni  1854  pag.  560. 


Marne. 


Schiste, 


Marne  et 
Schiste  de 
Grand-Cour =Lias  superleur 

Dew. 


Macigno 
d'  Aubange. 


(schiste  d'Ete. 


,Gres  de  Virton. 


Sable 

Schiste 

et 
Macigno 
d'Aubange. 


=  Lias  moyen 

Dew. 


^ Marne  de  Strassen. 


Gres  de  Luxemb. 


/  Marne  de  Jamoignel 


=  Lias  inferienr  Dew. 


Gres  deMartiusart  ? 


408 


Der  Lias  Württembergs  nach  Quenstedt. 

§.   40. 

Die  Eintheilung  des  Lias  der  schwäbischen  Alp  von  Prof. 
Quenstedt  wurde  im  Vorhergegangenen  schon  so  ausführlich 
behandelt,  dass  ich  hier  nicht  mehr  nöthig  habe,  Vieles  hinzu- 
zufügen. Von  seinen  sechs  Abtheilungen  umfasst  die  unterste 
fünf  Zonen,  die  drei  darauffolgenden  je  drei,  die  zwei  obersten 
aber  nur  je  eine  einzige  Zone.  Ich  habe  auf  der  folgenden 
Tabelle  die  Vergleiche  für  die  schwäbischen  Bildungen ,  wie  sie 
in  Quenstedt.  Flözgebirge  1843  pag.  539  —  541  dargelegt 
wurden,  mit  der  allgemeinen  Zoneneintheilung  gegeben,  da  hie- 
durch  die  Grundzüge  jenes  Systems  am  leichtesten  klar  werden. 
Bei  dem  in  der  Zeitschrift  der  deutschen  geolog.  Gesellschaft, 
1853,  tab.  16  von  meinem  Freund  Pfizenmayer  gefertigten 
Profil  wurden  wenigstens  für  den  Lias  auch  andere  Arbeiten 
schwäbischer  Geologen  beigezogen,  wesshalb  dasselbe  als  Re- 
sume  der  vereinigten  Forschungen  zu  betrachten  ist,  wie  sie 
auf  diesem  Boden  bis  zum  Jahre  1853  fortgeschritten  waren. 
Dagegen  steht  eine  neue  umfassende  Arbeit  über  den  schwäbi- 
schen Jura  von  Professor  Quenstedt  in  Aussicht. 


—    409 
Nr.  23. 


Allgemeine  Einiheüung  des  Lias. 


Oberer  Lias.'Jurensisbett. 
Toareicn. 
Upper  Lias. 


Posidonomyenbett. 


Mittlerer 
Lias. 

Liasicn. 

Middle  Lias. 


Spinatusbett. 


Ob.  Margaritatusbett. 


Unt.  Margaritatusbett. 


DavÖibett. 


Ibexbett. 


Jamesonibett. 


Interer  Lias. 
Sinemuricn. 
Louer  Lias. 


Raricostatusbett. 


Oxynotusbett. 


Obtususbett. 


Tuberculatusbett. 


Bucklandibett. 


Angulatiisbett. 


Bett  d.  Amm.planorbis. 


Keuper. 


Bonebed. 


EintheUung  des  Lias  von 
Schwaben  nach  Qlienstedt. 

(1843.  Flözgebirge,  pag.  539  —  41.) 

1 

;   Lias  f.     Jurensismergel. 
Lias  e.    Posidonienschiefer. 

Lias  d.     Amaltheenthone. 


Lias  y.    Numismalismergel. 


Lias  ß.   Turnerithone. 


^  Lias  a.  Sand  u.  Thonkalke. 


Württemb.  naturw.  Jahresheft.  October  1856.  3.  Heft.  27 


—    410    — 

Die  Begrenzung  des  Lias  gegen  den  Kenper. 
§.  41. 

In  §.  4  habe  ich  bei  Feststellung-  der  Grenzen  des  untern 
Lias  zwar  angegeben,  dass  in  dem  Gebiete,  welches  diese  Ar- 
beit umfasst,  eine  Abtrennung  der  Liasformation  gegen  den  Keu- 
per  bei  der  durchgehend  verschiedenen  Gesteinsbeschaffenheil 
der  Grenzschichten  beider  Formationen  erleichtert,  und  desshalb 
im  Allgemeinen  auch  auf  übereinstimmende  Weise  ausgeführt 
werde.  Dagegen  blieb  noch  die  bestimmte  Einreihung  des  Bo- 
nebed's  unsicher.  Die  Profile  Nr.  18 — 23  zeigen  die  Stellung, 
welche  die  Geologen  Englands ,  Frankreichs  und  Deutschlands 
dem  Bonebed  geben.  Marcou  und  Plieninger*  nahmen 
dasselbe  vorerst  als  Grenzschichte,  dagegen  vereinigten:  De  la 
Beche,  Murchison,  Conybe  are  und  Phillips,**  Qu  en- 
stedt,***  Terquemf  (und  wahrscheinlich  auch  Dewalque 
und  Chapuis)  das  Bonebed  mit  dem  Lias.  Nur  wenige  Stimmen 
waren  dafür  vorhanden  dasselbe  in  den  Keuper  zu  stellen.  Die 
Nachweise  einer  Molluskenfauna  soHten  jedoch  diese  Frage  zu 
einer  Erledigung  bringen.  Die  reichen  Muschellager,  welche 
von  Hr.  Fabrikant  Deffner  an  verschiedenen  Punkten  Würt- 
tembergs in  dem  Bonebedsandsteine  aufgefunden  wurden,  gaben 
die  Anhaltspunkte  zu  Vergleichen  dieser  Zone  mit  höheren  und 
tieferen  Schichten.  In  §.  5  habe  ich  diese  Einschlüsse  erwähnt, 
doch  konnte  ich  die  Untersuchungen  derselben  nicht  beiziehen, 
dagegen  gaben  diese  neuen  Erfunde  den  Stoff  zu  einer  gemein- 
schaftlichen Arbeit  ff  mit  meinem  Freunde  Dr.  Suess  in 
Wien.  Als  Resultat  derselben  ist  die  Gleichstellung  der 
Bonebed-Zone  mit  den  Kösseiier  Schichten  des  südöstlichen 
Deutschlands  zu  betrachten,  da  die  organischen  Einschlüsse 
beider  Bildungen  nahe  übereinstimmen.  Da  jedoch  in  der  Lias- 
formation noch  keinerlei  Aequivalente   derjenigen    fossilen  Arten 


•  H.  V.  Meyer  und  Plieninger  1844.  Beitr.  pag.  105. 

"  Outlines  oftheGeol.of Engl,  und  Wales.  1822.  I.  Bd.  pag.  263.  Sect.  3. 
"•  Quenst.   1843.  Flözgeb.  pag.  541. 

i  Terquem,  Mem.  Soc.  geol.  de  Tr.   1855.  2e  partie.  Extr.  pag.  3. 
ff  Sitzungsber.  k.  Ak.  Wien.  Juli   1856. 


-    411     - 

gefunden  wurden ,  welcke  die  Bonebedsandsteine  charakterisiren, 
so  haben  wir  Bonebed  und  Bonebed Sandstein  und  so- 
mit auch  die  Kössener  Schichten  als  ein  zum  Keu- 
per  gehöriges  Glied  zu  betrachten,  über  welchem  erst 
der  Lias  mit  der  Zone  des  Amm.  planorbis  beginnt. 


Die  Begrenzung  des  Lias  gegen  den  mittleren  Jura. 

§.  42. 

Ich  werde  hier  zwar  zuerst  die  historische  Entwicklung  be- 
leuchten, welche  die  von  den  Geologen  jedes  Landes  schon  so 
vielfach  erörterte  Frage  erlitten  hat ,  doch  bin  ich  zu  der  bestimm- 
ten Ansicht  gekommen,  dass  es  bei  Feststellung  der  Grenzen 
zwischen  Lias  und  Unteroolith  nicht  passend  wäre,  sich  nach 
den  erstmaligen  Angaben  der  ältesten  Geologen  zu  richten.  Viel- 
mehr haben  wir  zu  versuchen  dies  auf  diejenige  Art  von  Neuem 
auszuführen,  durch  welche  die  beiden  Formationen  besonders 
in  paläontologischer  Beziehung  am  schärfsten  abgetrennt  werden. 
Ich  für  meinen  Theil  finde  zwar,  dass  die  einzelnen  Zonen  un- 
ter sich  oft  dieselbe  scharfe  Abtrennung  zulassen,  wie  ganze 
Etagen,  *  oder  sogar  wie  ganze  Etagengruppen,  doch  sind  wir 
gezwungen ,  sobald  wir  uns  einmal  der  Etageneintheilung  be- 
dienen, diese  Etagen  und  Etagengruppen  in  noch  schärferer  Weise 
zu  isoliren,  als  dies  bei  manchen  der  aufgefundenen  Zonen  bis 
jetzt  bewerkstelligt  werden  konnte.  Lias  und  mittlerer  Jura  bil- 
den solche  Gruppen  von  je  drei  Etagen.  Bei  der  Eintheilung 
derselben  richteten  sich  nahezu  sämmtliche  Geologen  ursprüng- 
lich nach  der  mineralogischen  Beschaffenheit,  welche  die  Grenz- 
glieder beider  Formationen  in  den  Gegenden  zeigten,  in  welchen 
sie  gerade  untersucht  wurden.  Es  waren  jedoch  nicht  allein 
diejenigen  Gelehrten,  welche  die  Eintheilung  der  Juraformation 
begründeten,  sondern  es  sind  noch  heutzutage  die  meisten 
unserer  Geologen,   welche    den  Unteroolith   da  beginnen   lassen, 


Ltage  im  Siuue  d'Orbigny's. 

27 


—    412    — 

wo  über  den  dunklen  Thonen  oder  Schiefern  helle  Oolithe  oder 
Sande  auftreten.  Würde  die  Veränderung  in  der  Gesteinsbe- 
schaffenheit überall  in  der  gleichen  Zeit  erfolgt  sein ,  so  wäre 
eine  solche  Art  der  Begrenzung  als  die  einfachste  und  leichteste 
vielleicht  zu  rechtfertigen.  Dagegen  finden  wir  an  den  verschie- 
denen Localitäten  die  Grenzschichten  zwischen  Lias  und  Oolith 
sehr  wechselnd  zusammengesetzt,  so  dass  z.  B.  in  einer  Gegend 
eine  Zone  durch  Eisenerze  gebildet  sein  kann,  in  der  nächsten 
Provinz  die  Schichten  gleichen  Alters  aus  Thonen,  an  einer  dritten 
Localität  aber  aus  Oolithen  oder  Sauden  bestehen.  Dies  mag 
der  Grund  sein ,  dass  wir  bei  Vergleichung  der  einzelnen  Systeme 
(siehe  §.  34 — 40)  so  verschiedene  Arten  der  Abtrennung  finden. 
Die  folgende  Tabelle  Nr.  24  zeigt  dies  um  so  evidenter ,  als  es 
hier  sogar  nöthig  war  darauf  hinzuweisen,  wie  ein  und  derselbe 
Gelehrte,  je  nachdem  er  wieder  eine  andere  Localität  in  Unter- 
suchung hatte  auch  seine  Grenzlinie  in  veränderter  Höhe  an- 
brachte. So  sehr  ich  mit  der  Eintheilungsweise  d'Orbigny's 
einverstanden  bin,  wie  er  sie  im  Cours  dlementaire  III.  Bd.  pag.  469 
für  Thouars  ausführt ,  so  wenig  lässt  es  sich  damit  vereinigen, 
dass  von  d'Orbigny  die  Thone  von  Gundershofen  in  den  obern 
Lias  gestellt  werden.  Auf  seinem  Profile  (ibid.  pag.  469)  hat 
d'Orbigny  den  Amm.  jurensis  in  die  obern  Lagen  seines  obern 
Lias  eingetragen.  Es  kann  hier  kein  Zweifel  obwalten,  dass  in 
diesen  Bildungen,  welche  d'Orbigny  (ibid.  pag.  464)  als  Typen 
des  obern  Lias  erklärt,  die  Zone  des  Amm.  jurensis  die  höchsten 
Lagen  einnimmt.  Es  lässt  sich  desshalb  keineswegs  rechtfertigen 
an  einer  andern  Localität  noch  zwei  höhere  Zonen  zu  addiren,  da 
der  einzige  Grund  nur  der  sein  kann ,  weil  diese  zwei  Zonen  hier 
eine  dunkle  Farbe  und  thonige  Zusammensetzung  haben.  Doch 
bleiben  die  Thone  von  Gundershofea  und  Uhrweiler  nicht  immer 
Thone.  An  der  Südküste  von  England ,  so  wie  in  Gloucestershire 
und  Yorkshire ,  ja  selbst  an  vielen  französischen  Localitäten  wer- 
den die  Schichten  gleichen  Alters  durch  helle  sandige  Kalke 
und  Oolithe  gebildet  und  es  ist  noch  keinem  der  englischen 
Geologen  in  den  Sinn  gekommen ,  dieselben  mit  dem  obern  Lias 
zu  vereinigen. 


413 


Die  Begrenzung   des  Lia; 
in  den  Systemen  veri 


Zone  des 
Amin.  Huiiiphriesianus. 


Zone  des 
Amin.  Murchisouae. 


Zone  der 
Trigonia  navis. 


Zone  des 
Amin,  torulosus. 


Grenze  zwischen 
Lias  u.  Intcroolith. 


Zone  des 
Amin,  jurcnsis. 


Zone  der 
Posidonomya  Bronni. 


Zone  des 
Amm.  spinatus. 


1   gegen   den  Unteroolith 
chiedener  Geologen. 

Nro.  24. 


Graf  Münster  (für  Thurnau) 
Bronn's  Jahrb.  1831  pag.430. 

d'Orbigny  (für  la  Verpilllöre) 
Courselem.1852  IILB.p.465. 

Marcou.  1846.  (Jura  salinois). 

Graf  Maudelsloh  (schwäb.  Alp) 
tbeor.  Profile.   1834. 

vd'Orbiguy  (für  Gundershofen) 
Cours  elem.  1852.  Ul.  Bd, 
pag.  465. 


Phillips,  (Küste  von  Yorkshlre) 
1829(wenigstens  annähernd). 

V.  Buch.  1832.  Bronn's  Jahrb. 
pag.  223  und  1837  Jura 
Deutschi.  pag.  69. 

Qoenstedt.  1843  (für  Schwaben) 
Flözgeblrge  pag.  539. 

d'Orbigiiy  (für  Thouars)  Cours 
elem.  1852.III.Bd.  pag.  469. 

Dewalque    <fc    Chapuis.    Mem. 
Luxemburg. 

d'Archiac.     1856.     Hist.     des 
t  Progres.    VI.  Bd.  pag.  333. 


Murchison  (für  Gloucestershire) 
1843.   Geol.  of  Cheltenham. 

Brodie  (für  Gloucestershire) 
1851.Proceed.  geol.  VII.  Bd. 
pag.  208. 


De  la  Beche  (für  Dorsetshire) 
Geol.  Transact.  1823.  tab.  3 


-     414     -^ 

Die  grosse  Verschiedenheit  in  der  Abgrenzung  der  Lias- 
formation  gegen  den  mittleren  Jura,  welche  durch  die  beifol- 
gende Tabelle  bildlich  dargestellt  werden  soll ,  rührt  somit  meist 
daher,  dass  der  Gesteinsbeschaffenheit  der  Schichten  mehr  Rech- 
nung getragen  wurde,  als  den  paläontologischen  Characteren. 
Zu  weiterem  Beleg  hiefür  kann  die  Ansicht  vieler  französischer 
Geologen  dienen,  welche  die  Eisenerze  von  la  VerpilHere  als 
typische  Bildungen  des  obern  Lias  betrachten,  und  ihren  Un- 
teroolith  erst  über  denselben  beginnen  lassen.  In  der  That  wer- 
den jene  an  Fossilen  so  reichen  Thoneisensteine  nur  aus  einigen, 
wenige  Fuss  mächtigen  Bänken  zusammengesetzt,  dennoch  ent- 
halten dieselben  aber  die  Repräsentanten  sämmtlicher  Zonen  von 
den  Lagen  der  Posidonomya  Bronni*  bis  zu  den  unteren  Schich- 
ten des  Amm.  Murchisonae.  Amm.  torulosus,  opalinus,  Murchi- 
sonae,  Turbo  capitaneus,  Pholadomya  fidicula  kommen  neben 
den  Falciferen  des  obern  Lias  aus  denselben  Eisengruben.  Was 
hindert  uns  jedoch  daran,  dass  wir  diese  Fossile  dennoch  ver- 
schiedenen Zonen  zuerkennen,  da  wir  genug  Beispiele  dafür 
haben,  dass  in  manchen  Gegenden  das  zusammengezogen  ist, 
was  an  andern  Orten  getrennt  liegt.  Sobald  man  jedoch  auf 
eine  solche  Thatsache,  wie  sie  bei  obigen  Bildungen  vorzulie- 
gen scheint,  einseitige  Hypothesen  gründet ,  so  müssen  sich  noth- 
wendig  Fehler  einschleichen,  wie  dies  denn  auch  gerade  in  diesem 
Falle  geschehen  ist.  So  wurde  z.  B.  Pholadomya  fidicula  schon 
mehrfach  von  französischen  Geologen  **  als  Liasmuschel  aufge- 
stellt, desshalb,  weil  sie  in  solchen  Bildungen  in  enger  Nach- 
barschaft mit  den  Arten  des  obern  Lias  gefunden  wurde. 

Die  vorhergehende  Tabelle  zeigt,  dass  sogar  unter  den 
älteren  englischen  Geologen  keine  Uebereinstimmung  in  der  Ab- 
grenzung des  Lias  herrschte.  De  la  Beche's  Unteroolith  be- 
ginnt noch  tiefer  als  Posidonomya  Bronni,  Murchison's  Un- 
teroolith dagegen   unter   der  Zone    des  Amm.  jurensis,    der  von 


•  Siehe  §.  29,  30,  47  und  49. 
'•  Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  4.  Dec.  18.')4.  pag.  82. 


—    415    - 

Phillips  unter  Amm.  torulosus.  De  la  Beche  und  Mur- 
chis  on  ziehen  somit  ihre  Grenzlinie  noch  tiefer  als  es  d'Orbigny 
für  Thouars  gethan.  Die  Gründe  hiefür  liegen  darin,  dass 
sich  an  der  Küste  von  Dorsetshire  unmittelbar  über  dem  mitt- 
leren Lias  helle  Sande  erheben,  welche  von  De  la  Beche  für 
Unteroohth  gehalten  wurden.  In  Gloucestershir e  ist  die 
Zone  des  Amm.  jurensis  in  mineralogischer  Beziehung  so  enge 
mit  dem  Unteroolith  verschmolzen,  dass  sie  Murchison  damit 
vereinigte,  ohne  sie  besonders  zu  unterscheiden.  Brodie  kannte 
zwar  die  Grenzschichten  zwischen  Lias  und  Unteroolith  genauer 
und  hob  dieselben  in  einer  besonderen  Arbeit,  *  als  „Ammonite- 
and  Belemnite-Bed'^  hervor,  er  machte  auf  ihr  Auftreten  an 
der  Basis  des  Unterooliths  an  mehreren  Punkten  in  Gloucester- 
shire  aufmerksam,  zeigte,  dass  sie  eine  Knochenlage  enthalten 
(welche  er  mit  dem  Bonebed  des  Keupers  und  anderer  Forma- 
tionen vergleicht),  leider  aber  trennte  er  die  Zone  des  Amm. 
jurensis  nicht  weiter  von  der  Torulosusbank  ab,  sondern  stellte 
die  ganze  Abtheilung  in  den  Unteroolith.  Dagegen  war  H.  S  ä- 
mann  der  erste,  welcher  unter  den  Fossilen  von  Frocester 
liasische  Arten  nachwies  und  in  einem  Aufsatze  **  die  Ansicht 
aussprach,  nach  welcher  jene  oolithischen  Bänke  noch  dem  Lias 
zuzuzählen  wären.***  Sowohl  H.  Sämann  als  ich  haben  es 
H.  Dr.  Wright,  welcher  die  Wichtigkeit  dieser  Frage  wohl 
erkannte ,  zu  verdanken ,  auf  jene  Verhältnisse  aufmerksam  ge- 
macht und  selbst   an  Ort   und  Stelle  geführt  worden  zu  sein. 


•  Rev.    Brodie,    Ou    tLe    basement    beds    of  the    mferior  Oolithe    iu 
Gloucestershire.     Proceedings  of  the  geol.  Soc.  9.  April  1851.  pag.  208, 

'•  Bullet.  Soc.    ge'ol.  de  Fr.  6  Fevr.   1854.  pag.  276. 
"'  In  ähnlicher  Weise  behandelte  H.  Harle'  (Apercu   de   la    Constitution 
du  De'p.  du  Calvad.    annuaire    1853:     siehe   auch    d'Archiac,    1856,   Progres 
de   la   Geol.   VI.    Bd.   pag.    291)    die    Schichten   gleichen  Alters  der  Umge- 
bungen von  Bayeux  (Calvados). 


416 


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-    417    ~ 

Ich  werde  hier  kurz  meine  eigenen  Beobachtungen  in  einem 
Profile  veranschaulichen,  bedaure  aber  die  viel  gründlicheren 
und  umfassenderen  Untersuchungen,  welche  in  Bälde  von 
Dr.  Wright  über  denselben  Gegenstand  in  Aussicht  stehen, 
nicht  mehr  beiziehen  zu  können.  Das  nebenstehende  Profil, 
welches  ich  an  Ort  und  Stelle  aufnahm,  zeigt  mit  Deutlichkeit, 
dass  sich  auch  in  Gloucestershire  die  Zone  des  Amm.  jurensis 
in  paläontologischer  Beziehung  wohl  von  den  Torulosusschichten 
abtrennen  lässt.  Dagegen  besitzt  diese  Zone  ganz  ähnliche 
physikalische  Eigenschaften,  wie  die  unteren  Lagen  des  Unter- 
ooliths,  bildet  also  anscheinende  Uebergänge,  während  schon 
um  ein  Gutes  tiefer  die  den  obern  Lias  anderer  Gegenden  cha- 
rakterisirende  Gesteinsbeschaff'enheit  aufhört. 

Um  jedoch  zu  einem  Schlüsse  zu  kommen,  auf  welche  Art 
die  Begrenzung  des  Lias  gegen  oben  am  schärfsten  durchzufüh- 
ren sei,  versuchen  wir  alle  die  möglichen  Grenzlinien  zu  ziehen 
und  ihren  relativen  Werth  zu  erwägen.  Dieselben  können  na- 
türlicher Weise  nur  zwischen  je  zwei  Zonen  angebracht  werden, 
dürfen  aber  in  keinem  Falle  eine  Zone  in  der  Mitte  durchschnei- 
den. Wollen  wir  nicht  zu  weit  von  dem  einmal  Angenommenen 
abgehen,  so  bleiben  uns  noch  fünf  verschiedene  Wege: 
wir  zieheu  die  Grenzlinien  zwischen  der  Zone 

1)  der  Posidonomia  Bronni    und    der    des    Ammonites  jurensis. 

2)  des    Ammonites  jurensis       ,,       .,      „  „  torulosus. 

3)  des  Amm.  torulosus  „       ,,     der     Trigonia  navis. 

4)  der  Trigonia  navis  „       „     des    Amm.  Marchisonae. 

5)  des  Amm.  Murchisonae        „       „      „     Amm.  Humphriesianus. 

Die  Methode  von  Nr.  1  ist  desshalb  nicht  ausführbar,  weil 
der  Uebergang  der  fossilen  Arten  zu  beträchtlich  ist.  Schichten 
bei  denen  es  uns  noch  nicht  gelang,  die  Uebergänge  mehrerer 
Arten,  welche  wir  für  wahre  Leitmuscheln  halten,  wie:  Amm. 
bifrons  und  lythensis,  zu  widerlegen,  können  wir  auch  nicht  als 
Grenzglieder  zweier  Formationen  betrachten,  an  deren  scharfer 
Abtrennung  uns  so  Vieles  liegt.  Dasselbe  gilt  für  3)  und  4). 
Amm.  opalinus  füllt  sowohl  die  Zone  des  Amm.  torulosus,  als 
auch  die  der  Trigonia  navis,    ausserdem   zeigten  §.  47    und  48 


—    418     ^ 

den  nahen  Zusammenhang  beider  Schichten,  wie  denn  auch  eine 
Abtrennung  von  den  Geologen  hier  noch  nicht  durchzuführen 
versucht  wurde.  Gegen  oben  erscheint  dagegen  in  der  Zone 
der  Trigonia  navis  die  so  wichtige  Pholad.  fidicula  zum  ersten 
Male  und  setzt  sich  in  die  obern  Lagen  des  Unterooliths  fort. 
Wenn  auch  die  üebergänge  zwischen  der  Zone  der  Trigonia 
navis  und  der  des  Amm.  Murchisonae  nicht  gerade  bedeutend 
sind,  so  möchte  ich  doch  keineswegs  als  Grenzglied  zweier 
Formationen  eine  Zone  aufstellen,  deren  Verbreitung  sich  noch 
auf  wenige  Localitäten  beschränkt  und  deren  Aequivalente  z.  B. 
in  England  und  dem  nördlichen  Frankreich  noch  gar  nicht  mit 
Bestimmtheit  nachgewiesen  wurden.  In  Beziehung  auf  Nr.  5 
führe  ich  an,  dass  von  beinahe  sämmtlichen  Geologen  die  Zone 
des  Amm.  Murchisonae  zum  Unteroolith  gezählt  wird,  da  die- 
selbe an  den  typischen  Localitäten  Englands  und  Franki-eichs 
eng  damit  verbunden  ist.  Es  wurde  die  1831  von  Graf  Mün- 
ster eingeführte  Bezeichnung  der  Murchisonae  -  Schichten  als 
„Oberer  Liassandstein"  kurz  nachher  von  Leopold  von 
Buch  bekämpft  und  zu  verdrängen  gesucht,  da  hiedurch  noth- 
wendig  Irrthümer  herbeigeführt  worden  wären.  Die  Benennung 
ist  nicht  mehr  gebräuchlich  und  die  Vereinigung  der  Zone  des 
Amm.  Murchisonae  mit  dem  Unteroolith  wird  allgemein  als  eine 
sich  von  selbst  verstehende  Sache  angesehen. 

Dagegen  geht  die  einzig  sichere  durch  zwei  bestimmte ,  bei- 
nahe überall  nachweisbare  Horizonte  begrenzte  Linie,  zwischen 
den  Schichten  des  Amm.  jurensis  und  denen  des  Amm.  torulosus 
hindurch.  Der  Reichthum  an  fossilen  Arten,  welche  jede  der 
beiden  Zonen  charakterisiren,  macht  es  möglich  eine  Trennung 
an  den  meisten  Localitäten  mit  grosser  Schärfe  auszufuhren.  Die 
Phillips'sche  Eintheilung,  bedingt  durch  die  Natur  der  Nieder- 
schläge an  jener  Küste,  stimmt  im  Allgemeinen  mit  dieser  Art 
der  Begrenzung ,  doch  fehlen  noch  die  schärferen  Nachweise  der 
eigentlichen  Grenzglieder,  besonders  der  Zone  des  Amm.  juren- 
sis. Dagegen  spricht  sich  Leopold  von  Buch  mehrmals  mit 
Bestimmtheit  darüber  aus ,  dass  die  Thone ,  welche  im  südwest- 
lichen Deutschland  und  der  Schweiz  an  der  Basis  des  Unterooliths 


-    419    - 

liegen,  noch  zum  mittlem  Jura  gezählt  werden  müssen  (siehe 
§.  47).  Hieraus  erhellt,  dass  schon  in  früher  Zeit  diese  Art 
der  Abtrennung  angestrebt  wurde.  Für  Württemberg  und 
Bayern  wurde  eine  solche  im  Jahr  1843  von  Professor 
Quenstedt  mit  Bestimmtheit  angenommen.  D'Orbigny's 
Angaben  (Cours  Clement.  1852.  3.  Bd.  pag.  469)  zeigen  uns, 
dass  auch  er,  wenigstens  für  einige  Localitäten  in  dieser  Weise 
die  Grenzlinie  für  seinen  obern  Lias  gezogen  hat.  In  den  Ar- 
beiten von  Dewalque  und  C  h  apuis  ist  gleichfalls  eine  solche 
beinahe  unzweifelhaft,  wenigstens  bieten  ihre  paläontologischen 
Angaben  pag.  274  über  die  Grenzschichten  keine  Widersprüche 
dagegen.  Dazu  kommt  die  gewichtige  Ansicht  von  Vic.  d'Ar- 
chiac,  welcher  sich  in  dem  unlängst  erschienen  sechsten  Bande 
seines  Progres  pag.  333  ausdrücklich  zu  dieser  Eintheilungsweise 
bekennt.  Wir  haben  somit  schon  eine  beträchtliche  Anzahl  von 
Bundesgenossen  für  diejenige  Art  der  Begrenzung  gewonnen, 
welche  wir  künftig  festzuhalten  haben,  nach  welcher  nemhch: 

Die  Liasformation  mit  der  Zone  des  Ammonites 
jurensis  abschliesst  und  der  mittlere  Jura  mit  der 
Zone  des  Amm.  torulosus  beginnt. 


II.   DER  MITTLERE  JURA. 

§.43.  leh  habe  versucht,  die  in  den  verschiedenen  Ländern 
bestehenden  Eintheilungen  zu  vereinigen,  wodurch  sich  folgende 
3  Etagen  ergaben.     Vergl.  §.1. 

Deutschland.  Frankreich.  England. 

4)  UnterooUth.        Etage  Bajocien.       Inferior  Oolithe. 

5)  Bath-Gruppe.         „     Bathonien.     Bath-Oolitheformation. 

6)  Kellowaygruppe.     „     Callovien.      Kellowayformation. 
Jede  dieser  Abtheilungen  zerfällt  in  eine  Anzahl  von  Zonen, 

welche  ich  in  den  3  folgenden  Abschnitten  der  Reihe  nach  be- 
schreiben werde. 

Fünfter  Abschnitt. 
DER  UNTER-OOLITH.  (Bajocien.    Inferior  Oolithe.) 

§.  44.  Synonymik  für  England:  Under  Oolithe,  Will. 
Smith,  1815,  a  Memoir  to  the  Map  and  Delineation  of  the  strata  u.  s.  w. 
Under  Oolithe,  lower  or  inferior  Oolithe,  Sowerby  1815.  Min. 
Conch.  Index  to  vol.  I.  Inferior  Oolithe,  Conyb.  und  Phillips,  1822. 
Outlines  of  the  Geol.  of  Engl,  and  Wales  pag.  239.  1)  Dogger,  2)  Lower 
Sandstone,  Shale  and  Coal,  3)  Impure  Limestone,  4)  Upper 
Sandstone  (pars),  Phill.  1829.  pag.  33. 

Für  Frankreich:  Groupe  in  frajurassique  ferrugineux, 
AI.  Brongniart  1828,  Tableau  des  terrains  pag.  414.  Gres  sup  erliasique 
Oolithe  ferrugineux,  Calcaire  laedonien,  Calcaire  ä  polipiers 
u.  s.  w.  Marcou  1846.  Jura  salinois.  Separatabdr.  pag.  55  — 73.  Oolithe 
de  Bayeux  Simon.  Calcaire  ä  entroques,  Calcaire  ä  Polypiers, 
Cotteau.  Oolithe  ferrugineux  du  Mont  Saint  Martin  undCalcaiie 
deLongwy,  Dew.  et  Chapuis  Mem.  Luxemb.  Bajocien  (zehnte  Etage 
Oolithe  inferieur,  d'Orb.,  Cours  elementaire  3.  Bd.  pag.  477.  Nach  den 
Bildungen  in  den  Umgebungen  von  Bayeux  (Bajoce)  im  Calvados. 

Für  Deutschland:  Dogger,  Römer  1836,  Ool.  pag.  6  (non 
Phill.  1829).  Unteroolith,  v.  Buch  1837.  Der  Jura  Deutschlands,  Profil. 
Berl.  Akad.  Eisenrogen  stein  und  Walkerdegruppe,  Fromherz,  1838. 
Die  Juraformation  des  Breisgaues.  Brauner  Jura  «,  (:?,  y,  b  und  (g  pars) 
Quenst.  1843,  pag.   538  und  539. 

§.  45.  PalacontolOgie.  Die  Zahl  der  organischen  Reste, 
welche  bis  jetzt  in  den  Bildungen  des  Unterooliths  verschiedener 


—    421     — 


Länder  gefunden  wurden,  ist  auf  eine  beträchtliche  Hohe  ge- 
stiegen. In  dem  Anhange  zu  diesem  Abschnitt  war  ich  genöthigt, 
über  250  Arten  aufzunehmen,  obgleich  ich  von  den  Echinoder- 
men  nur  wenige  Species  anführte ,  die  niederen  Thierklassen  (von 
den  Echinodermen  an  abwärts)  aber  ganz  überging.  Wirbel- 
thiere  sind  im  Unteroolith  zahlreich  zu  Hause,  ich  wüsste  keine 
Localität,  an  welchen  solche  nicht  gefunden  worden  wären.  An 
der  schwäbischen  Alp  sind  besonders  die  sandigen  Schichten  aus 
der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  reich  daran,  doch  fehlen  auch 
in  höhern  und  tiefern  Lagen  einzelne  Reste  von  Fischen  oder 
Sauriern  nicht. 

D'Orbigny  führt  in  seinem  Prodrome  21  Arten  Bryozoen 
an,  welche  sämmtlich  in  dem  französischen  Unteroolith  aufge- 
funden wurden,  von  welchen  aber  z.  B.  im  südwesthchen  Deutsch- 
land nur  wenige  nachgewiesen  sind.  Für  die  zahlreichen  Pflan- 
ze n,  welche  Phillips  aus  dem  „Lower  Sand  and  Shale"  der 
Yorkshireküste  beschrieb ,  scheinen  keine  Analogien  zu  existiren, 
denn  die  wenigen  Arten,  welche  aus  dem  nördlichen  Northamp- 
tonshire  bekannt  sind,  beweisen  keineswegs,  dass  in  letzterer 
Provinz  eine  ähnliche  Fauna  zu  finden  sei. 

Zu    der   nachfolgenden   Uebersicht    der    fossilen    Arten    des 
Unterooliths  ziehe  ich  nur  die  wichtigeren  Leitmuscheln  bei,  im 
Uebrigen  siehe  §.   53. 
Belemnites  brevis. 

„  Gingensis. 


„  Rhenanus. 

„  spinatus. 

„  giganteus. 

„  canaliculatus. 
Ammonites  torulosus. 

„  opalinus. 

„  subinsignis. 

„  Murchisonae. 

„  jugosus. 

„  Sowerbyi. 

„  Edouardianus. 


Ammonites  Tessonianus. 

„  Staufensis. 

„  subradiatus. 

„  Truellei. 

„  dilucidus. 
„     •    Eudesianus. 

„  oolithicus. 

„  Brocchi. 

„  Brongniarti. 

„  Sauzei. 

„  Blagdeni. 

„  subcoronatus. 

„  Humphriesianus. 


422 


Ammonites  linguifems. 

Splnigera  longispiua. 

„         Braikenridgi. 

Cerithium  armatum. 

„         Bayleanus. 

„         elongatum. 

„         Deslongchampsi. 

„         muricato-costatum 

r>         Zigzag. 

Dentalium  elongatum. 

„         Martinsi. 

„         entaloides. 

„         Neuffensis. 

Panopaea  rotundata. 

„         Lucretius. 

„         aequata. 

„         Parkinsoni. 

„         dilatata. 

„         bifurcatus. 

„         punctata. 

„         subfurcatus. 

Pholadomya  Heraulti. 

„          Garantianus. 

„            Schuleri. 

„         polymorphus. 

Goniomya  Knorri. 

Ancyloceras  annulatus. 

„         Dubois. 

Chemnitzia  lineata. 

Lyonsia  abducta. 

„          coarctata. 

„        gregaria. 

Nerinea  cingenda. 

„        latirostris. 

Acteonina  Sedgvici. 

Anatina  undulata. 

Acteonina  glabra. 

Ceromya  Bajociana. 

Natica  Pictaviensis. 

Thracia  lata. 

Trochus  duplicatus. 

Leda  rostralis. 

„       monilitectus. 

„      Diana. 

„       Anceus. 

„      Delila. 

Turbo  capitaneus. 

„      Delongchampsi. 

„      subduplicatus. 

Nucula  Hausmanni. 

„       Palinurus. 

„        Hammeri. 

„       gibbosus. 

„        Aalensis. 

Purpurina  subangulata. 

Tancredia  Engelhardi. 

„          ornata. 

„          donaciformis. 

„         Bellona. 

„         compressa. 

„         Bella. 

„          Lycetti. 

Phasianella  Saemanni. 

„          axiniformis. 

Pleurotomaria  Palemon. 

„          Rollei. 

Alaria  subpunctata. 

Quenstedtia  oblita. 

„       Phillipsi. 

Corbula  obscura. 

Pterocera  minuta. 

Opis  similis. 

423 


Opis  lunulata. 
Astarte  Voltzi. 

„       subtetragona. 

„       excavata. 

y,       elegans. 

„       Aalensis. 

„       depressa. 

„       Goldfussi. 

„       minima. 

„       detrita. 

„       obliqua. 

„       trigona. 
Cypricardia  acutangula. 
Trigonia  pulchella. 

„         navis. 

„  similis. 

„  signata. 

„  costata. 

„         tuberculata. 

„         striata. 
Pronoe  trigoneUaris. 
Lucina  plana. 

„        Wrighti. 
Unicardium  depressum. 
„  cognatum. 

Cardium  subtrimcatum. 

„         siibstriatulum. 
Isocardia  cordata. 

„         gibbosa. 
Area  liasiana. 
„     Lycetti. 
„     cancellina. 
„     oblonga. 
Pinna  Faberi. 

„       cuneata. 
Myoconcha  striatula. 


Myoconcha  crassa. 
Mytilus  striatulus. 
„       cuneatus. 
„       Sowerbyanus. 
Lima  gibbosa. 
„      alticosta. 
„      semicircularis. 
Posidonomya  Suessi. 
„  Buchi. 

Avicula  elegans. 

„       Münster!. 
Inoceramiis  rostratus. 

„  amygdaloides. 

Gervillia  lata. 

„         Hartmanni. 
„         subtortuosa. 
„         acuta. 
„         tortuosa. 
„  oolithica. 

„  consobrina. 

Perna  isognomonoides. 
Pteroperna  plana. 
Pecten  pumilus. 
„        disciformis. 
„       ambiguus. 
„       Dewalquei. 
„       Saturnus. 
Hinnites  abjectus. 
Gryphaea  sublobata. 
„  calceola. 

Ostrea  calceola. 
„       flabelloides. 
„       sulcifera. 
„       explanata. 
Anomya  Kurri. 
Terebratula  cariiiata. 


—    424 


Terebratula 

\  curvifrons. 

Terebratula  plicata. 

r> 

emarginata. 

Brachiopoden  §.  53  N.  230—238 

T) 

Meriani. 

Rhynchonella  cynocephala. 

« 

Waltoni. 

55 

ringens. 

55 

Anglica. 

55 

Wrighti. 

» 

ovoides. 

55 

aeuticosta. 

1) 

Simplex. 

55 

angulata. 

•n 

omalogastyr. 

55 

subtetraedra. 

55 

Württembergica. 

55 

Stuifensis. 

55 

submaxillata. 

55 

plicatella. 

55 

perovalis. 

Discina 

reflexa. 

55 

Phillipsi. 

Lingula 

Beani. 

55 

globata. 

Cidaris 

Anglosuevica. 

55 

Eudesi. 

Crenaster  prisca. 

55 

sphaeroidalis. 

Coelaster  Mandelslohi. 

55 

fimbria. 

Pentacrinus  Württembergicus. 

§.  46.  Abgrenzung  und  Eintheilung  der  Etage  des  ünter- 
ooliths.  Wir  nehmen  die  Schichten  des  Amm.  torulosus  als 
unterste  Zone  des  Unterooliths,  wofür  die  Gründe  schon  in  §.  42 
gegeben  wurden.  Zwischen  den  Schichten  des  Amm.  jurensis 
d.  h.  den  obersten  Lagen  der  Liasformation  und  den  Torulosus- 
schichten  würde  demnach  die  Grenzlinie  durchgehen,  nach  wel- 
cher wir  den  obern  Lias  vom  Unteroolith  zu  trennen  hätten. 

Ueber  die  Art  der  Begrenzung  der  Unteroolithgruppe  gegen 
die  Bathoolithgruppe  sind  die  meisten  Geologen  einig,  indem  die 
Zone  des  Amm.  Parkinsoni  als  oberstes  Glied  des  Unterooliths 
angesehen  wird,  über  welchem  erst  die  Bathformation  beginnt. 

Der  Unteroolith  lässt  sich  in  fünf  durch  ihre  palaeontologi- 
schen  Charactere  verschiedene  Zonen  eintheilen.  Durch  Tren- 
nung einer  derselben  in  zwei  Horizonte  habe  ich  versucht,  eine 
weitere  Zone  anzudeuten,  doch  muss  dieselbe  erst  noch  durch 
spätere  Untersuchungen  genauer  festgestellt  werden.  Ich  behalte 
desshalb  vorerst  fünf  Zonen  bei  und  stelle  sie  auf  der  folgenden 
Tabelle  nach  ihren  palaeontologischen  Charakteren  der  Reihe 
nach  zusammen, 


^     425    - 


Eintheilung  des  ünterooliths  nach  seinen  palaeontologischen   Characteren. 

Nr.  26. 


A.  subradiatus.                        Purpurina  Bellona. 

„    oolithicus.                          Spinigera  longispina. 

(Amm.) 

„    Deslongchampsi.               Posidonomya  Buchi. 

Zone  des 

„    Zigzag.                               Terebratula  carinata. 

„    Martinsi.                                   „          Württembergica. 

Parkinsüui- 

Amm. 

„    Neuffensis.                                 „          Phillipsi. 
,,    Parkinsoni.                                 „          globata. 

bc(t. 

ParMnsoni 

„    Garantianus.                               „          sphaeroidalis. 

„    polymorphus.                    Rhyuclion.  acuticosta. 

Bei.  Württembergicus.                    „          angulata. 

Dentalium  entaloides.                    „          Stuifensis. 

Zu  Unterst:  Ancyloceras  annulatus  und  Amm.  subfurcatus. 

A.  Edouardianus.             Astarte  deppressa, 
„    Blagdeni.                    Trig.  signata.                    Beiemu. 

7iC\Y\9  des 

(Amm.) 

£^\J  Ll\j        \A\jiJ 

„    Humphr,                     Myt.  cuneatus.                    gigan- 

Amm. 

,,    linguiferus.                 Gervillia  consobrina.        tcus  u. 

Humph- 

Humph- 

„    Braikenridgi.             Perna  isognomonoides.     canali- 
Trocb.  raonilitectus.        Hinnites  abjectus.             culatus 
Pleurot.  Palemon.            Ostrea  flabelloides.            begin- 
Cerith.   muric.   costat.      Terebr.  Waltoni.                  j^gj^ 

riesianus- 

riesianus. 

Thracia  lata.                            „        omalogastyr.          ,  . 
Opis  similis.                     Cidaris  Anglosuevica.           ^^^* 

bett. 

Untere  Lagen  mit  Amm.  Sauzei,  Brocchi, 

Brongniarti,  Sowerbyi,  Bei.  Gingensis. 

Bei  spinatus.                           Astarte  excavata. 

Bett  des 

Zone  des 

Amm.  Murchisonae.               Trig.  striata,  tuberculata. 
„        Staufensis.                   Cardium  substriatulum. 

Amin. 

Amm. 

Turbo  gibbosus.                      Avicula  elegans. 

]\IuTchiso- 

Panopaea  aequata.                  Gervillia  acuta. 

Murchisonff. 

Leda  Deslongchampsi.           Ostrea  calceola. 

nae. 

Tancredia  axiniformis.           Lingula  Beani. 

Quenstedtia  oblita.                 Caelaster  Mandelslohi. 

Bei.  Rhenanus.                        Trig.  simils,  navis. 

Zone  der 

Amm.  dilucidus.                     Pronoe  trigonellaris. 

Trig. 

Trigonia 

Panopaea  rotundata.              Lucina  plana. 

Goniomya  Knorri.                  Cardium  subtruncatum. 

uavisbett. 

navis. 

Lyonsia  abducta.                    Gervillia  Hartmanni. 
Nucula  Hammeri. 

Pentacr.  Württembergicus.    ^               ,. 

Astarte  subtetragona.    ^'"•"*  "P*^"^"'' 

Bei.  Dorsetensis.                    Pterocera  minuta. 

Zone  des 

„     Quenstedti.                     Alaria  subpunctata. 

Torulosus- 

„     Neümarktensis.               Leda  rostralis. 
Amm.  torulosus.                         „      Diana. 

bctt. 

Amm. 

„       subinsignis.                Nucula  flausmannl. 

Turbo  capitaneus.                   Astarte  Yoltzi. 

torulosus. 

1 

„        subduplicatus.             Trigonia  pulchella. 
„       Palinurus.                   Posidonomya  Suessi. 
Purpurina  subangulata.         Rhynclion.  cynocepbala. 

Oberer  Lias.     Jm-ensisbett.  Fortsetzung  von  Profil  Nr.  14,  §.  28. 


Würltemb.  naturw.  Jahreshefte,  Oktober.   1856.  3s  Heft. 


28 


-     426     -- 

Die  SchiClltcn    des   UlltcroolilhS   sind    der  Reihe   nach    von 
unten  gegen  oben  folgende: 

1)  Die  Schichten  des  Animo nites  toriilosus. 

2)  ,5  „  der  Trigonia  na  vis. 

3)  „  „  des  Ammonites  Murchisonae. 

4)  „  „  „               „             Humphriesianus. 

5)  5,  „  „               5,             Parkinsoni. 


1)  Die  Schicliteii  des  Ammonites  torulosus, 

§.   47. 

SynOIlJlllik :  obere  Lagen  des  Liasschiefers  (pars),  Zieteu, 
Hartmaun,  Mandelsloh ,  Goldfuss  u.  s.  w.  1830  —  34.  Untere  mächtige 
Thonschicht  des  mittlem  Jura  (pars  Inf.),  Leop.  v.  Bucli  1837,  Jura 
Deutschlands  pag.  69  und  pag.  97  unten.  Untere  Lage  der  Opalinus- 
thone  mit  Amm.  torulosus,  Quenst.  1843.  Flözgeb.  pag.  284.  Mar- 
nes  ä  Trochus  ou  de  Pinperdu  (pars  sup.),  Marcou  1846.  Jura  sali- 
uois  pag.  54.  T  orul  o  susschich  te  ,  Quenst.  (Pflzenmayer  1853.  Zeitschr. 
der  deutsch,  geol.  Gesellsch.  tab.  16.) 

Palacoiltologie:  Leitende  Arten,  welche  sich  auf  die  Zone 
des  Amm.  torulosus  beschränken. 


Belemnites  Dorsetensis. 
„  Neumarktensis 


Leda  rostralis. 

„      Diana. 
Nucula  Hausmanni. 
Astarte  Voltzi. 

„         subtetragona. 
Trigonia  pulchella. 
Area  liasiana. 
Posidonomya  Suessi. 
Terebratula  Anglica. 
Rhynchonella  cynocephala. 
(Thecocyathus  mactra  Edw.  u.  H. 
Goldf.  sp.  Cyathoph.  t.  16,  f.  7.) 

Nicht  minder  häufig  als  die  ebengenannten  Species  finden 
sich  einige  andere ,  welche  jedoch  auch  in  die  darüber  liegende 
Zone  hinaufgehen.     Es  sind  folgende :  Belemnites  brevis^  subda- 


„  Quenstedti. 

Ammonites  torulosus. 

j,  subinsignis. 

Turbo  capitaneus. 
„       subduplicatus. 
„       Palinurus. 
Purpurina  subangulata. 

„  Philiasus. 

Alaria  subpunctata. 
Pterocera  minuta. 


-    _    427     — 

vatuSj,  Amtnonites  ojmlinus.  In  der  Oberregion  der  Zone  liegt 
Dentalium  elongatum. 

Gesteiusbeschaffciihcit,  Verbreitung  und   palseontologiscbe 

Resultate.  Die  Zone  des  Amm.  torulosus  ist  von  der  grössten 
Wichtigkeit  für  die  Begrenzung  des  Lias  gegen  den  mittleren 
Jura.  Mit  ihr  beginnt  der  letztere  siehe  §.  42.  Leop.  v.  Buch 
stellt  die  mächtige  Thonbildung,  welche  an  der  schwäbischen 
Alp  über  dem  obern  Lias  folgt,  als  unterstes  Glied  seines  mitt- 
lem Jura  auf.  Die  Zone  des  Amm.  torulosus  nimmt  aber  den 
untern  Theil  der  ebengenannten  Thonbildung  ein.  Dass  Leop. 
V.  Buch  schon  diese  Zone  kannte,  geht  aus  seinen  Angaben, 
Jura  Deutschlands  1837,  pag.  69,  97  und  pag.  101  hervor.* 
Es  sind  dies  zwar  bloss  einzelne  Fingerzeige,  doch  lässt  sich  daraus 
ziemhch  bestimmt  folgern,  in  welcher  Weise  Leop.  v.  Buch 
den  mittlem  Jura  gegen  den  Lias  begrenzen  wollte. 

Schon  viel  umfassender  hat  Quenstedt  Flözgeb.  1843. 
pag.  284  die  unterste  Zone  des  mittleren  Jura  beschrieben;  pag. 
539  finden  wir  sie  durch  eine  Anzahl  ihrer  wichtigsten  Leit- 
muscheln characterisirt  und  als  untere  Lagen  der  Opalinusthone 
eingereiht.  Marcou  hat  die  Torulosusschichten  (Jura  salinois 
1846).  zwar  wiederum  mit  den  tiefer  liegenden  Schichten  des 
obern  Lias  vereinigt,  dennoch  aber  durch  die  Angabe  vieler  fos- 
silen Arten  gezeigt,  dass  an  verschiedenen  Punkten  des  franzö- 
sischen Jura  eine  besondere  Unterscheidung  der  characteristischen 
Fauna  möglich  sei. 

Die  Torulosusschichten  im  südwestlichen  Deutsch- 
land. Siehe  Profil  Nr.  27,  §.  48.  An  der  schwäbischen  Alp 
und  an  vielen  Punkten  Bayerns,  an  welchen  der  untere  Oolith 
mit  Thonen  beginnt,    treten  die  Schichten    des    Amm.    torulosus 


*  Pag.  97  sagt  L.  v.  B.  bei  Beschreibuug  von  Nuc.  Hammeri  Goldf. 
(non  Defr.) ,  dass  diese  Species  an  der  Grenze  zwischen  Lias  und  mittlerem 
Jura  da  Hege,  wo  die  mächtigen  Thonschichteu  des  letzteren  ansteigen.  Noch 
bestimmter  stellt  Leop.  v.  Buch  dieselbe  Muschel,  (welche  eine  der  bezeich- 
nendsten Arten  der  Torulosusschichten  ist)  in  dem  Profile  des  deutschen 
Jura  in  die  unterste  Lage  des  mittleren  Jura. 

28* 


-     428    - 

reich  an  Fossilen  und  scharf  getrennt  von  den  darunter  liegen- 
den Jurensismergeln  des  obern  Lias  auf.  Ueber  den  letzteren 
folgen  bröcklige  Thone,  in  welchen  sich  wenige  Fuss  über  den 
Mergelbänken  des  obern  Lias  die  charakterischen  Arten  der  Toru- 
losusschichten  einstellen  und  gleich  anfangs  durch  grosse  Häufig- 
keit das  Auffinden  ihrer  Zone  erleichtern.  Die  Muscheln  sind 
gewöhnlich  verkalkt,  bisweilen  in  harte  Geoden  gebacken,  sel- 
tener verkiest.  Eine  mehrere  Zoll  dicke  Nagelkalkbank  fehlt 
beinahe  nirgends.  Gegen  oben  werden  die  Muscheln  jedoch  im- 
mer spärlicher  und  nur  an  der  obersten  Grenze  lässt  sich  noch 
einmal  eine  reichere  Lage  auffinden,  w^elche  aber  in  Beziehung 
auf  ihre  Fossile  schon  den  Ueb ergang  zu  den  Schichten  der  Trig. 
navis  bildet.  Astarte  subtetragona  kommt  in  den  obern  Lagen 
häufig  vor,  während  Amm.  torulosus  hier  sehr  selten  wird.  Ich 
erhielt  nur  wenige  Exemplare  davon  aus  den  harten  Geoden,  welche 
bei  Boll  und  am  Rechberg  in  der  Oberregion  der  Torulosusschich- 
ten  liegen.  In  Württemberg  sind  längs  der  ganzen  schwäbischen 
Alp  Funkte  zu  treffen,  an  welchen  besonders  die  reiche  untere  Lage 
(eigentliche  Torulosusschichten)  aufgeschlossen  ist  und  an  wel- 
chen man  beinahe  sämmtliche  im  palaeontologischen  Theile  dieses 
Paragraphen  genannte  Arten  sammeln  kann.  So  z.  B.  am  Gold- 
bäclile  bei  Gmünd,  in  der  Boller  Gegend,  zu  Metzingen,  zu 
Gomaringen  undMössingen,  in  den  Umgebungen  von  Donaueschin- 
gen u.  s.  w.  In  Bayern  sah  ich  dieselben  ebenso  deutlich  in 
den  Umgebungen  von  Altdorf  und  Neumarkt,  ich  sammelte  in 
den  dortigen  grauen  Thonen:  Bei.  Neumarktensis ,  Alaria  sub- 
punctata ,  Cerithium  armatum ,  Nucula  Hausmanni  u.  s.  w.  in 
grosser  Zahl.  Prof.  Quenst.  Flözgeb.  pag.  283  gibt  das  Vor- 
kommen der  Torulosusschichten  von  den  Umgebungen  des  Kloster 
Banz  an,  w^oher  auch  Goldf.  Petrefk.  eine  beträchtliche  Anzahl 
ihrer  Leitmuscheln  abgebildet  hat. 

Im  Grossherzogthum  Baden  hatte  ich  Gelegenheit,  die  Lage- 
rungsverhältnisse zu  beobachten,  unter  denen  der  Unteroolith 
beginnt.  Ein  äusserst  iiistructiver  Punkt  findet  sich  unweit  Rän- 
dern im  Bette  der  Kander.  Die  Schichten  des  Amm.  jurensis 
stehen   über   den  Posidonomyenschiefern   als   mergeliges  Gebilde 


-    429    - 

an.  Darüber  folgen  dunkle  Thone  von  wenigstens  2 — 300  Fuss 
Mächtigkeit ,  welche  nahezu  senkrecht  einfallen  in  ähnlicher  Weise 
wie  die  tieferen  Schichten  des  Lias.  Fossile  sind  zwar  selten, 
doch  überzeugte  ich  mich  von  dem  Vorkommen  des  Amm.  opa- 
linus,  sowie  auch  Posidonomya  Suessi  in  zahlreichen  Exemplaren 
in  den  Thonen  steckte.  Wie  an  der  schwäbischen  Alp  und  im 
Elsass,  so  würde  denn  auch  hier  der  mittlere  Jura  mit  einer 
mächtigen  Thonschichte  beginnen  und  hiemit  in  mineralogischer 
Beziehung  Uebereinstiramung  vorhanden  sein,  während  das  Vor- 
kommen derjenigen  fossilen  Arten,  welche  die  Zonen  des  Amm. 
torulosus  und  der  Trigonia  navis  characterisiren ,  erst  noch  be- 
stimmter nachgewiesen  werden  muss. 

In  den  angrenzenden  Theilen  der  Schweiz  erlangen  die 
untern  Thone  des  mittlem  Jura  eine  grosse  Verbreitung ;  die 
dunklen  Tone  fallen  leicht  in  die  Augen  und  treten  an  vielen 
Punkten  zu  Tag.  Bisweilen  trifft  man  die  höheren  Lagen, 
welche  zwar  arm  an  Fossilen  sind,  in  denen  man  aber  doch 
meistens  Bruchstücke  von  Amm.  opalinus  oder  Bei.  brevis  findet. 
So  sah  ich  dieselben  z.  B.  in  dem  Seitenthale  zwischen  der 
Schafmatt  und  der  Egg  bei  Aarau  rings  um  das  Bad  St.  Lorenz 
an  den  offenen  Stellen  der  Wiesen  hervortreten.  Zwischen  Aarau 
und  Baden  werden  die  Torulosusschichten  an  mehreren  Punkten 
ausgegraben  und  zur  Verbesserung  der  Wiesen  verwendet.  Ich 
fand  in  einem  zu  diesem  Zwecke  aufgeschichteten  Haufen  ein 
deutliches  Exemplar  von  Amm.  torulosus,  sowie  Amm.  opalinus 
und  Posidonomya  Suessi.  Das  Gestein,  in  welchem  sie  lagen, 
war  dem  unserer  schwäbischen  Torulosusschichten  ähnlich;  die 
Mergelgrube,  in  welcher  das  Material  herausgeschafft  wurde,  fin- 
det sich  bei  Holderbank  südlich  von  Brugg.  In  einer  andern 
Grube:  Chambelen  unweit  Mülligen  am  Ufer  der  Reuss  IV2  Stun- 
den von  Baden,  sind  die  Tone  in  bedeutender  Mächtigkeit  auf- 
geschlossen, doch  wurden  hier  schon  etwas  höher  liegende  Schich- 
ten blossgelegt,  welche  beinahe  ganz  leer  von  Petrefakten  sind. 
Auch  ist  diese  Grube  gegenwärtig  verlassen  und  daneben  eine 
neue  eröffnet,    in  welcher  die  Thone   des   untersten   Lias   (Zone 


~     430    — 

des  Amm.  angulatus  und  planorbis)   zum  gleichen  Zwecke    aus- 
gebeutet werden. 

In  Norddeutschland  ist  die  Zone  des  Amm.  torulosus 
mit  gleicher  Deutlichkeit  entwickelt,  wie  an  den  meisten  der 
seither  genannten  Punkten.  Römer  hat  mehrere  Arten  daraus 
abgebildet.  Dagegen  wurden  erst  von  Dr.  Rolle*  genauere 
Angaben  über  ihre  Lagerungsverhältnisse  gemacht  und  zugleich 
die  frühere  irrige  Ansicht  widerlegt,  nach  welcher  der  obere 
Theil  des  mittleren  Lias  an  manchen  Localitäten  mit  den  Schich- 
ten des  Amm.  torulosus  vereinigt  wurde.  Rolle  zeigt,  dass  auch 
in  Norddeutschland  die  Zone  des  Amm.  torulosus  erst  über  den 
Posidonomyenschiefern  ihren  Platz  hat.  Die  Zone  des  Amm. 
jurensis  ist  hier  kaum  nachweisbar,  dagegen  bilden  die  Torulo- 
susschichten  einen  deutlichen  Horizont,  wie  z.  B.  in  den  Zwerg- 
löchern bei  Hildesheim,  in  den  Umgebungen  von  Goslar  und 
Quedlinburg,  besonders  aber  zu  Wrisbergholzen  unweit 
Alfeld.  Rolle  führt  von  letzterer  Localität  folgende  von  Römer 
beschriebene  Arten  an,  welche  sämmtlich  aus  der  Zone  des  Amm. 
torulosus  stammen: 

Astarte  complanata  Rom,,  Cerithium  armatum  Goldf.,  Dent. 
elongatum  Goldf.,  (Pterocera)  Fusus  minutus  Rom.,  Fusus  cari- 
natus  Rom.,  Belemn.  subclavatus  Voltz.,  Amm.  opalinus  Rein. 

Die  Arten  der  übrigen  Localitäten  wie  Amm.  torulosus, 
Astarte  Voltzi,  Nucula  Hausmanni  u.  s.  w.  ergänzen  die  Fauna; 
doch  werden  von  Hildesheim  und  Goslar  die  Arten  der  Zone 
der  Trig.  navis  mit  angeführt,  wesshalb  ich  eine  weitere  Auf- 
zählung unterlasse. 

In  Frankreich:  An  die  Bildungen  der  Torulosusschich- 
ten  in  Schwaben  und  Bayern  schliessen  sich  ihrer  mineralogischen 
Beschaffenheit  nach  die  von  Uhrweiler  im  Elsass  (Bas  Rhin) 
an.  Die  längst  bekannte  Localität,  eine  Stunde  südwestlich  von 
Niederbronn,  liefert  einen  Durchschnitt,  der  bei  geringer  Mäch- 
tigkeit   dennoch    eine    scharfe    Gliederung    del'    einzelnen    Zonen 


'  Fr.  Rolle,    Versuch  einer  Vergleicliung   des   norddeutschen  Lias    mit 
dem  schwäbischen   1853. 


-    431     - 

zeigt.  Ueber  dem  mittleren  Lias  liegen  am  Rande  des  kleinen 
Bacheinschnitts  (Uhrweiler  Klanmi)  Posidonomyensehichten  ,  Ju- 
rensismergel  und  Torulosusschichten  regelmässig  übereinander.  Die 
oberste  Zone  des  Lias  fällt  dort  besonders  leicht  in  die  Augen 
als  harter,  hellgrauer,  mit  Petrefakten  gefüllter  Mergel,  welcher 
die  Leitmuscheln  der  Jurensiszone  zahlreich  einschliesst.  Dar- 
über liegen  Thone,  in  welchen  ich  folgende  Arten  theils  selbst 
sammelte,  theils  in  der  Sammlung  des  Hrn.  Direktor  Engel- 
hardt  sah. 

Belemnites  subclavatus,  Amm.  opalinus,  Amm.  torulosus, 
Turbo  capitaneus,  Turbo  subduplicatus,  Turbo  Palinurus, 
Purpurina  subangulata.  Purp.  Philiasus,  Cerithium  armatum, 
Leda  rostralis,  Nucula  Hausmanni,  Astarte  Voltzi,  Trigonia 
pulchella,  Area  liasiaua,  Thecocyathus  mactra. 

Denselben  Typus,  wie  im  südwestlichen  Deutschland  und 
im  Elsass  zeigen  die  Schichten  des  Amm.  torulosus  zu  Vassy 
(Yonne).  Es  sind  Thone,  welche  über  den  hellgrauen  Stein- 
mergeln des  Amm.  jurensis  liegen.  Ihre  Mächtigkeit  ist  jedoch 
geringer,  auch  fand  ich  hier  ein  so  schnelles  Aufeinanderfolgen 
beider  Zonen,  dass  ich  die  aus  den  obern  Thonen  gewitterten 
Arten  unter  den  Mergelbruchstücken  der  Jurensisschichten  zu- 
sammenlesen konnte.  Nichtsdestoweniger  überzeugte  ich  mich 
von  der  Möglickeit  einer  Abtrennung  der  höheren  Zone  des 
Amm.  torulosus  von  den  dortigen  Jurensismergeln.  Von  den 
wichtigeren  Species  der  Torulosusschichten  von  Vassy  sind  mir 
folgende  Arten  bekannt,  welche  ich  an  Ort  und  Stelle  theils  selbst 
sammelte,  theils  in  den  Sammlungen  antraf. 


Ammonites  opalinus. 
Turbo  subduplicatus. 
Purpurina  subangulata. 
Cerithium  armatum. 


Leda  rostralis. 
Nucula  Hausmanni. 
Area  liasiana. 
Thecocyathus  mactra 


In  den  Depart.  Jura  und  Doubs  hat  Marco u  auf  das 
Vorkommen  der  Torulosusschichten  zuerst  dur<;h  palaeontologische 
Angaben  aufmerksam  gemacht.     Er  nennt  die  Schichten  „Marnes 


~     432     — 


a  Trochus  ou  de  Pinperdu"  vereinigt  aber  unter  dieser  Benen- 
nung noch  die  oberen  Schichten  des  Lias  damit,  doch  ist  die 
Mehrzahl  der  wichtigeren  Leitmuscheln  der  Torulosusschichten 
von  verschiedenen  Punkten  der  Umgebungen  von  Salins  und 
Besangon  bekannt  geworden,  so  dass  an  einer  möglichen  Ab- 
trennung des  engeren  Horizontes  nicht  mehr  zu  zweifeln  ist.  Ich 
habe  im  Anhange  zu  diesem  Abschnitt  das  vereinzelte  Vorkom- 
men jeder  Species  angegeben  und  stelle  dieselben  hier  von  beiden 
Provinzen  zusammen,  es  sind  folgende: 


Belemnites  Neumarktensis. 
Ammonites  opalinus. 
Turbo  capitaneus. 

^       subduplicatus. 

„       Palinurus. 
Purpurina  subangulata. 

„         Philiasus. 
Alaria  subpunctata. 


Cerithium  armatum. 
Leda  rostralis. 

„      Diana. 
Nucula  Hausmanni. 
Trigonia  pulchella. 
Area  liasiana. 
Thecocyathus  raactra. 


Gleich  beträchtlich  ist  der  Reichthum  an  bezeichnenden 
Arten,  welche  sich  in  der  Zone  des  Amm.  torulosus  in  den  Um- 
gebungen von  Milhau  (Aveyron)  finden.  D'Orbigny  erwähnt 
die  dortigen  Vorkommnisse  zum  Theil  schon  im  Prodrome.  Im 
letzten  Jahre  erhielt  ich  von  Hrn.  Saemann  in  Paris,  welcher 
die  Fossile  der  Torulosusschichte  aus  jener  Gegend  in  grosser 
Zahl  und  getrennt  von  den  Arten  des  obern  Lias  hatte  sammeln 
lassen,  eine  Suite  derselben,  welche  in  der  Zone  des  Amm.  toru- 
losus gefunden  wurden  und  die  folgende  Liste  vervollständigten. 

Arten  der  Torulosusschichten  von  Milhau: 


Belemn.  brevis. 
Amm.  opalinus. 

„      torulosus. 
Turbo  capitaneus. 

„      subduplicatus. 

„       Palinurus. 
Purpurina  subangulata. 


Cerithium  armatum. 
Leda  rostralis. 
Nucula  Hausmanni. 
Astarte  Voltzi. 
Trigonia  pulchella. 
Area  liasiana. 
Rhynchonella  cynocephala. 


-    433    - 

Aus  dem  Depart.  der  Lozere  hat  Hr.  Köchlin-Schlum- 
b erger  in  dem  schon  §.  22  erwähnten  Aufsatze  die  Arten  des 
obern  Lias  zusammengestellt.  Neben  den  Leitmuscheln  der  Po- 
sidonomyen-  und  Jurensisschichten  werden  auch  solche  Species 
angegeben,  welche  sich  an  andern  Orten  zum  Theil  auf  die 
Zone  des  Amm.  torulosus  beschränken,  zum  Theil  in  derselben 
zum  ersten  Male  auftreten.  Ich  stelle  davon  die  folgenden  hier 
zusammen  : 

Ammonites  torulosus. 

55  primordialis   Ziet.  opalinus   Rein. 

Turbo  subduplicatus,  (Cerithium  armatum?) 
Leda  rostralis,  Astarte  Voltzi. 
Nucula  Hammeri  Goldf.  Hausmanni  Rom. 
Thecocyathus  mactra  Edw. 

Dieselben  beweisen  mit  einem  ziemlichen  Grade  von  Sicher- 
heit, dass  in  den  Umgebungen  von  Mende  (Lozere),  wenigstens 
die  Aequivalente  der  Torulosusschichten  vorhanden  sind,  wenn 
auch  die  Isolirung  des  Horizontes  für  jene  Gegend  noch  nicht 
versucht  wurde.  Dasselbe  gilt  für  die  Umgebungen  von  Fon- 
tenay  (Vendee),  woher  d'Orbigny  mehrere  Arten  der  Toru- 
losusschichten beschrieben  hat.  In  seiner  Sammlung  sah  ich  den 
Amm.  torulosus  von  dieser  Localität  in  deutlichen  Exemplaren, 
welche  in  der  Pal.  fran^.  abgebildet  sind.  Auch  im  Depart. 
Deux-Sevres  tritt  die  unterste  Zone  des  Unterooliths  an  ver- 
schiedenen Punkten  auf,  doch  fehlen  genauere  Angaben  über  die 
dortigen  Verhältnisse. 

Zu  St.  Quentin  und  la  Verpilliere  (Isere)  sind  die 
Schichten  des  Amm.  torulosus  mineralogisch  gänzlich  verschieden 
entwickelt  von  sämmtlichen  Bildungen  gleichen  Alters,  welche 
ich  an  andern  Punkten  traf.  Es  sind  oolithische  Thoneisensteine 
von  geringer  Mächtigkeit,  welchje  die  fossilen  Arten  des  obern 
Lias  und  untern  Ooliths  bis  zur  Zone  des  Amm.  Murchisonae 
zahlreich  einschliessen.  Insbesondere  zeichnet  sich  eine  mit 
wohlerhaltenen  Exemplaren  von  Amm.  opalinus  gefüllte  Bank 
darin  aus.     Dieselbe  soll  das  Dach  der  Gruben  bilden ,  während 


_    434    --- 

die  tieferen  Lagen  die  fossilen  Arten  des  oberen  Lias  enthalten. 
Neben  Amm.  opaliniis  erhielt  ich  von  Leitmuscheln  der  Toru- 
losuschichten  noch  Amm.  subinsigjiis  und  Turbo  capitaneus. 
Amm.  toridosus  ist  daselbst  zwar  selten,  kommt  aber  deutlich 
A'or.  Gewöhnlich  wird  die  ganze  Eisenerzablagerung  in  den 
obern  Lias  gestellt,  was  sich  jedoch  bei  Berücksichtigung  der 
Versteinerungen  leicht  widerlegen  lässt.  Als  Aequivalent  der 
Torulosusschichten  betrachte  ich  die  eben  genannte  Breccie  mit 
Amm.  opalinus.  Eine  Abtrennung  derselben  von  höheren  Zonen 
konnte  ich  hier  nicht  durchführen,  dagegen  glaube  ich,  dass  sie 
nach  unten  eine  scharfe  Grenze  gegen  diejenigen  Erzschichten 
bildet,  welche  in  die  Etage  des  obern  Lias  gehören. 

Ehe  ich  die  localen  Nachweise  der  Torulosusschichten  fortsetze, 
will  ich  vorher  mehr  allgemein  die  Art  ihrer  mineralogischen 
Beschaffenheit  angeben,  nach  welcher  sie  nach  den  einzelnen 
Localitäten  hauptsächlich  in  zweierlei  unter  einander  verschiedene 
Bildungen  zerlegt  werden.  Die  Niederschläge,  welche  in  Franken 
und  Schwaben,  im  nördlichen  Deutschland,  im  Elsass  und  einigen 
Provinzen  des  südlichen  Frankreichs  die  Zonen  des  Amm.  toru- 
losus  und  der  Trigonia  navis  zusammensetzen,  bestehen  wie 
schon  angeführt  wurde,  aus  dunklen  Thonen.  Ich  nenne  die 
hier  vorwaltende  Art  der  Bildung:  deutschen  Typus  der 
Torulosusschichten;  dagegen  verstehe  ich  unter  englischem 
Typus  der  Torulosusschichten  die  hellgrauen  oder  gelb- 
lichen, sandigen  oder  oolithischen  Ablagerungen ,  welche  in  enger 
Verbindung  mit  den  höheren  Schichten  des  Unterooliths  petro- 
graphisch  sich  weniger  von  letzteren  unterscheiden.  Eben  diese 
Verschiedenheit  der  zweierlei  Typen  einer  und  derselben  Zone 
war  der  Grund  der  abweichenden  Begrenzung  des  Lias  gegen 
den  Unteroolith,  indem  viele  Geologen,  da  wo  die  Torulosus- 
schichten nach  deutschem  Typus  gebildet  sind,  dieselben  in  den 
Lias  stellten,  dagegen  an  Punkten,  wo  die  Niederschläge  des- 
selben Alters  aus  hellen  oolithischen  oder  sandigen  Bänken  be- 
stehen, d.  h.  den  englischen  Typus  der  Torulosuschichten  an 
sich  tragen,  diese  Ablagerung  dem  UnterooHth  zutheilen.  Ueber- 
gänge  zwischen  beiden  Typen  lassen  sich  zwar  auffinden,    auch 


-    435    - 

erstrecken  sich  die  Abweichungen  der  Gesteinsbeschaffenheit  an 
manchen  Localitäten  auf  die  angrenzenden  Schichten,  doch  sind 
die  Extreme  so  sehr  verschieden,  dass  ich  sie  hervorheben  zu 
müssen  glaubte. 

In  Verbindung  damit  steht  die  übrige  Bildung  des  ganzen 
Unterooliths ;  die  Etage  als  solche  lässt  wieder  ähnliche  Unter- 
scheidung zu  und  es  wird  später  nöthig  sein ,  in  ähnlicher  Weise 
z.  B.  die  Ablagerungen  des  Unterooliths  von  Dundry  (Somer- 
setshire)  in  mineralogischer  Beziehung  als  typisch  verschieden 
von  denen  der  schwäbischen  Alp  zu  betrachten. 

In  den  Dep.  der  Sarthe  und  Calvados  hatte  ich  an 
einigen  Localitäten  Gelegenheit,  die  Grenzschichten  zwischen 
Lias  und  Unteroolith  zu  sehen,  doch  waren  die  Punkte  nicht 
besonders  günstig,  da  an  andern  Orten  die  Uebergänge  beider 
Formationen  regelmässiger  sein  sollen.  So  folgen  z.  B.  in  den 
weiteren  Umgebungen  von  Caen  (Calvados)  über  dem  obern 
Lias  harte,  kalkige  Bänke  von  grauer  Farbe ;  Rhynchonella  cyno- 
cephala,  Bei.  compressus  Voltz.  (non  Stahl).  Aram.  opalinus 
sollen  nach  den  Angaben  von  E.  Deslongchamps  darin  vor- 
kommen, was  immerhin  Belege  dafür  sind,  dass  die  Zone  eini- 
germassen  vertreten  ist.  Zu  Conlie  (Sarthe)  sind  die  Posido- 
nomyenschichten  deutlich  aufgeschlossen,  insbesondere  lassen  sich 
die  Cephalopoden  dieser  Zone  leicht  sammeln ,  dagegen  fehlen 
hier  die  Jurensismergel  beinahe  gänzlich,  während  darüber  der 
Unteroolith  mit  sandigen  und  kalkigen  Lagen  beginnt,  in  welchen 
der  bestimmte  Horizont  des  Amm.  torulosus  erst  noch  nachzu- 
weisen ist. 

Die  Torulosusschichten  in  England.  Nachdem  ich 
in  §.29  und  30  die  nöthigen  Angabeu  über  den  oberen  Lias 
Englands  gemacht  habe,  kann  ich,  bei  Beschreibung  der  meist 
in  enger  Verbindung  damit  stehenden  Zone  des  Amm.  torulosus, 
auf  diese  Angaben  zurückgehen,  um  ihre  folgerechte  Lagerung 
über  den  Schichten  des  oberen  Lias  nachzuweisen.  Die  dunkel- 
gefärbten Thone,  Schiefer  oder  Kalke  des  obern  Lias  endigen 
in  England  meist  schon  mit  oder  gleich  über  der  Zone  der  Po- 
sidonomya  Bronni ,  so  dass  die  obersten  Lagen  des  Lias    durch 


-     436     — 

heller  gefärbte  sandige  oder  oolithische  (seltener  mergelige)  Ge- 
steine gebildet  werden,  welche  ihrer  physikalischen  Beschaffen- 
heit nach  einen  Uebergang  zu  den  Schichten  des  Unterooliths 
bilden.  Dennoch  lässt  sich  an  verschiedenen  Punkten  mit  Schärfe 
die  Zone  des  Amm.  jurensis  unterscheiden.  Solche  Localitäten 
sind  m  den  Umgebungen  von  Burton  -  Bradstock  (Dorsetshire) 
und  Frocester  (Gloucestershire).  üeber  dem  Jurensisbett  folgt 
auch  in  England  die  Zone  des  Amm.  torulosus,  doch  ist  sie 
hier  meistens  schwieriger  zu  unterscheiden,  da  einerseits  die 
mineralogische  Beschaffenheit  der  Schichten  an  der  Grenze  des 
Lias  gegen  den  mittleren  Jura  weniger  wechselt,  andererseits 
die  Zahl  der  leitenden  Arten  der  Torulosusschichten  hier  gerin- 
ger ist,  oder  die  letzteren  wenigstens  nicht  in  demjenigen  Er- 
haltungszustande sind,  dass  es  einem  leicht  würde,  dieselben  zu 
sammeln  und  in  deutlichen  Exemplaren  zu  erhalten.  In  §.  42 
habe  ich  ein  Profil  gegeben,  wie  ich  es  zu  Frocester  (Glou- 
cestershire) erhielt.  Die  Jurensismergel  waren  durch  ihren  Reich- 
thum  an  Ammoniten  leicht  erkennbar,  unmittelbar  darüber  folg- 
ten in  einem  etwas  verschiedenen  Gesteine  andere  Species,  von 
welchen  ich  diejenigen  anführe,  welche  mit  ziemlicher  Bestimmt- 
heit als  Repräsentanten  der  Torulosusschichten  genommen  wer- 
den dürfen.     Es  sind  folgende: 


Amm.  opalinus. 

„       torulosus.* 
GerviUia  lata. 


Turbo  capitaneus. 
Rhynchonella  cynocephala. 


Letztere  Art  bildet  an  den  Abhängen  von  Frocesterhill  eine 
reiche  Lage  genau  an  der  Grenze  zwischen  Lias  und  Unteroolith. 
GerviUia  lata  kommt  dagegen  in  grossen  Exemplaren  als  Stein- 
kern nicht  minder  zahlreich  damit  und  darüber  vor.  Nur  wenig 
höher  wird  das  Gestein  sandiger,  die  Muscheln,  welche  ich  darin 
fand  (Pholadomya  fidicula,  Ceromya  Bajociana  u.  s.  w.)  deuteten 
schon  eine  höhere  Zone  an. 


•  Vergl.  L,  Sämann  bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  6.  Fevr.  1854.  pag.  276. 
Pessgl.  Morris  1854.  Cat.  pag.  295. 


_    437    ~ 

Zu  Biirton-Bradstock,  südlich  von  Bridport,  an  der 
Küste  von  Dorsetshire,  fand  ich  ähnhche  Verhältnisse  wie  zu 
Frocester,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  hier  die  Sande  des  obern 
Lias  viel  mächtiger  entwickelt  sind,  und  die  Zone  des  Amm.  juren- 
sis  sich  nicht  durch  ihre  organischen  Einschlüsse  hervorhob,  wo- 
von jedoch  vielleicht  das  unzugängliche  Terrain  die  Ursache 
war.  Dagegen  fand  ich  die  Schichte  des  Amm.  torulosus  als 
sandige  hellgraue  Kalkbank,  gefüllt  mit  zahlreichen  organischen 
Resten ,  bei  deren  Sammeln  ich  folgende   Arten  unterschied : 

Belemnites  Dorsetensis.  i        Turbo  subduplicatus. 
Ammonites  torulosus.  Terebratula  Anglica. 

„  opalinus.  Rhynchonella  cynocephala. 

„  subinsignis. 

Ueber  diesen  Lagen  setzt  sich  der  Unteroolith  fort,  erreicht 
zwar  keine  beträchtliche  Mächtigkeit,  unterscheidet  sich  aber 
von  den  gelben  Sauden  des  oberen  Lias  durch  seine  compacten 
und  festen,  zum  grössern  Theil  oolithischen  Bänke,  welche  die 
obere  Brustwehr  der  Küstenwände  bilden  und  an  dem  höchsten 
Punkte  von  der  FuUarsearth  bedeckt  werden. 

In  den  Umgebungen  von  Ilminster  (Somersetshire)  folgt 
über  den  mit  ihren  Leitmuscheln  gefüllten  Jurensismergeln  die 
Zone  des  Amm.  torulosus;  bis  jetzt  wurden  zwar  nur  wenige 
charakteristische  Arten  von  dorther  bekannt,  dfich  wird  die  Zone 
durch  ein  Lager  von  Rhynchonella  cynocephala  angedeutet. 
Von  andern  Localitäten  in  Dorset  - ,  Somerset  -  und  Glöucester- 
shire  haben  wir  in  einem  besondern  Aufsatze  über  die  obere 
Liasgrenze  von  Dr.  Wright  weitere  Angaben  zu  erwarten, 
nach  welchen  die  Möglichkeit  einer  übereinstimmenden  Abtren- 
nung der  Torulosusschichten  an  verschiedenen  Punkten  nachge- 
wiesen werden  soll. 

An  der  Küste  von  Yorkshire  bilden  die  grossartig  ent- 
wickelten Posidonomyenschiefer  (Alumshale ,  Phill.)  gegen  die 
darüber  liegenden  Sande  des  Unterooliths  (Dogger,  Phill.)  eine 
scharfe  Grenzlinie.  Der  Phillips'sche  Dogger  ist  an  den  mei- 
sten Punkten  versteinerungsleer.     Da ,  wo  jedoch  Fossile  gefun- 


—    438    — 

den  werden ,  gehören  dieselben  der  grossem  Zahl  nach  der  Zone 
des  Amm.  Miirchisonae  an.  Nur  wenige  Arten  sah  ich  in  den 
Sammlungen  von  Whitby  und  Scarborough,  welche  für  die  Zone 
des  Amm.  torulosus  leitend  sind,  wie  Gervillia  lata  und  Rhyn- 
chonella  cynocephala.  Die  Gesteinsart  ihres  Lagers  weicht  von 
derjenigen  ab,  welche  die  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  in 
Yorkshire  besitzen,  denn  die  beiden  Muscheln  sind  in  einem 
gelben  sandigen  Gestein  ohne  Schale  erhalten.  Amm.  opalinus 
findet  sich  gleichfalls  an  der  Küste  von  Yorkshire.  Es  fehlen 
dagegen  noch  weitere  genauere  Angaben,  um  das  Auftreten  der 
Torulosusschichten  in  Yorkshire  mit  Bestimmtheit  feststellen  zu 
können.  Die  günstigste  Localität  für  die  Untersuchung  dieser 
Zone  ist  ßlue-wick.  Es  ist  dies  beinahe  der  einzige  Punkt  an 
der  Küste  von  Yorkshire,  an  welchem  die  unteren  Lagen  des 
Unterooliths  Petrefacten  führen ,  während  z.  B.  in  den  Umgebun- 
gen von  Whitby  der  obere  Lias  von  versteinerungsleeren  Schich- 
ten bedeckt  wird. 

2)  Die  Schichten  der  Triyonia  7iavis\ 

§.  48. 

Synoyillik :  obere  Lagen  des  Liasscli  iefers,  Zieten,  Hartmanu 
u.  s.  w.  1830—34.  Kalk  und  Mergelschiclit e  Nr.  32,  von  Mandelsloh 
1834,  geogn.  Prof.  der  schwäb.  Alp.  tab.  3.  Untere  mächtige  Thon- 
schicht  des  mittlrem  Jura  (pars  sup.) ,  Leop.  v.  Buch  1837  Jura  Deutsch- 
lands, pag.  69,  und  pag.  99.  Brauner  Jura  «,  Opalinusthone  (pars 
sup.),  Queustedt  1843  Flözgeb.  pag.  539.  Opalinusthone,  Quenstedt 
(Pfizenmayer,  1853  Zeitschr.  der  deutsch,  geol.  Gesellsch.  tab.  16.) 

PalaeOlltologie:  Folgende  Arten  charakterisiren  die  Zone 
der^Trigonia  navis. 


Belemnites  Rhenanus. 
„  conoideus. 

Ammonites  dilucidus. 
Panopaea  rotundata. 

„  dilatata  beginnt  hier. 

Pholadomya  cincta. 

„  fidicula  beginnt  hier. 


Goniomya  Knorri. 
Lyonsia  abducta. 
Leda  Delila. 
Nucula  Hammeri. 
Tancredia  Engelliardti. 
Trigonia  navis. 
similis. 


439     - 


Pronoe  trigoiiellaris. 
Luciua  plana. 
Cardium  subtruncatum. 
Pinna  Faberi. 


Inoceramus  rostratus. 
Gervillia  Hartmann  i. 
Pentacrinus  Württembergicus. 


Gestcinsbeschaifi'ulieit,    Verbreitung   und  paläontologisclie 

KeSUltate.  Das  beifolgende,  die  unteren  Schichten  des  Unter- 
ooliths  der  schwäbischen  Alp  wiedergebende  Profil  stellt 
zwar  nicht  einzig  nur  die  Entwicklung  der  schwäbischen  Bildun- 
gen dar,  sondern  es  lassen  sich  darauf  auch  die  Verhältnisse 
des  Elsasses,  sowie  einiger  anderer  Punkte  Deutschlands  be- 
ziehen, dennoch  veranschaulicht  es  nur  den  einen  Typus  nach 
welchem  die  Zonen  des  Amm.  torulosus  und  der  Trig.  navis  in 
den  ebengenannten  Gegenden  gebildet  sind,  während  die  strati- 
graphischen  Verhältnisse  derselben  in  England  und  einem  Theile 
von  Frankreich  vollständig  davon  abweichen.  In  Beziehung  auf 
die  Schichten  des  Amm.  torulosus  habe  ich  die  verschiedenartige 
AV^eise  ihres  Auftretens  schon  im  vorigen  Paragraphen  erwähnt, 
für  die  Zone  der  Trig.  navis  dagegen  sind  die  Unterschiede 
beider  Typen  noch  bedeutender.  So  bestimmt  die  Zone  der 
Trig.  navis  in  manchen  Gegenden  auftritt,  so  wenig  ist  es  an 
andern  Orten  gelungen  sie  nachzuweisen,  denn  sobald  die  Thone 
fehlen,  ziehen  sich  auch  die  Niederschläge  zusammen,  so  dass 
man  statt  der  mächtigen  Thonschichten ,  welche  an  manchen 
Orten  gegen  300  Fuss  hoch  ansteigen ,  kaum  noch  einige  Fuss 
oolithischer  oder  sandiger  Bänke  herausfindet,  welche  die  Zone 
repräsentiren,  in  denen  aber  bis  jetzt  ausser  Amm.  opalinus 
beinahe  keine  einzige  Leitmuschel  gefunden  wurde. 

AVir  verdanken  die  ersten  localen  Nachweise  der  Zone  den 
Profilen  des  Grafen  v.  M  and  eisloh,  die  allgemeinere  Anwen- 
dung aber  den  Arbeiten  Leopold  v.  Buch's.  Voltz  hat  die 
Zone  zwar  gekannt  und  schon  1830  mehrere  ihrer  wichtigsten 
Arten  angeführt,  dagegen  stellt  er  dieselben  (Oserv.  sur  les 
Belemn.  pag.  39)  noch  mit  den  Arten  der  Torulosusschichten 
und  Jurensismergel  zusammen.     In  das  Profil  der    schwäbischen 


—    440    - 

Alp  hat  dagegen  v.  Handels  loh*  die  Zone  der  Trig.  navis 
mit  Bestimmtheit  aufgenommen  und  als  Kalk  und  Mergelschichte 
durch  mehrere  Species  charaktersirt ,  von  welchen  ich  folgende 
hervorhebe,  da  sie  noch  heute  als  wichtige  Leitmuscheln  der 
Schichte  gelten.     Es  sind: 

Ammonites  opalinus  Rein. ,  Trigonia  navis  Lmk. ,    Gervillia 
Hartmanni  Goldf.  (aviculoides  Mandelsl.),    Lyonsia  abducta 
Phill.  sp.   (Unio  Mandelsl.),    Pronoe    trigonellaris   (Cytherea 
Mandelsl.) ,  Goniomya  Knorri  Agass.  (Mya  litterata  Mandelsl.) 
Leopold   von  Buch,  welcher  die    „mächtige    Thon- 
schicht"  als  unterste  Lage  des  Unterooliths  aufgestellt  hat,  gibt 
in  seinem  Jura  Deutschlands  werthvoUe  Beiträge  über  ihre  Ver^ 
breitung.     Er  hebt  besonders    das  Auftreten    der  Trigonia  navis 
hervor,    und  nennt    deren   Vorkommen    schon   damals  von   ver- 
schiedenen Punkten  der  schwäbischen  Alp,  sowie  von  Gundershofen 
und  von  Günsberg  bei  Solothurn ,    dabei  stellt  er  sie  in  seinem 
Profile  in  die  Oberregion  der  mächtigen  Thone ,  welche  an  die- 
sen Localitäten  die  untere  Partie  des  Unterooliths  bilden. 

Prof.  Quenstedt  hat  in  seinem  Flözgebirge  die  Zone  als 
obere  Lage  der  Opalinusthone  seinem  braunen  Jura  a  ein- 
verleibt und  pag.  282  die  genaueren  Verhältnisse,  welche  die 
Opalinusthone  an  der  schwäbischen  Alp ,  sowohl  in  petrographi- 
scher  als  paläontologischer  Beziehung  besitzen,  angegeben,  ich 
kann  desshalb  zu  den  Nachweisen  der  Zone  in  anderen  Provin- 
zen übergehen. 

In  Franken  lassen  sich  an  verschiedenen  Punkten  über 
der  Zone  des  Amm.  torulosus  mächtige  dunkle  Thone  beobachten, 
welche,  gefüllt  mit  Geoden  und  Eisennieren,  ganz  das  Aussehen 
derjenigen  Schichten  haben,  in  welchen  an  der  schwäbischen 
Alp  Trigonia  navis  mit  den  übrigen  Leitmuscheln  ihrer  Zone 
vorkommt.  Ich  fand  in  den  Umgebungen  von  Neumarkt  und 
Altdorf  nur  wenige  Fossile  darin,  wie  Amm.  opalinus  und  Bei. 
brevis,    dagegen  gelang   es  mir  nicht  die  wichtigste  Leitmuschel 


'Gr.    V.    Mandelsloh    1834.    geogn.    Profile    der    schwäbischen  Alp, 
tab.  3. 


—    441    — 

der  Zone  (Trig.  navis)  hier  nachzuweisen,  auch  wurde  dieselbe 
aus  Bayern  noch  niemals  erwähnt,  was  um  so  auffallender  ist, 
als  ihre  Zone  dort  dieselbe  mineralogische  Beschaffenheit  besitzt, 
wie  an  andern  Punkten ,  an  welchen  die  Muschel  gefunden  wird. 
Für  Bayern  müssen  wir  somit  annehmen,  dass  zwar  die  Zone 
der  Trig/  navis  vorhanden  sei ,  die  Muschel  selbst  aber  fehle. 


Die  Zonen  des  Amm.  torulosus   und   der  Trigonia  navis  an  der 
schwäbischen  Alp. 

Nr.  27. 


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O       . 


Sandsteine  und  Thone. 


Dunkle   gegen 
oben  glimmerreiche 
Thone  mit  Geo- 
den  und  Eisen- 
nieren.    Die 
Mächtigkeit  der- 
selben wechselt, 
kann  aber 
300  Fuss 
erreichen. 


Trigonia  navis.  -P™""'  trigondlaris. 

Go7iiomya  Knorri. 
Amm.opalinus.  Cardium  siibtruncatum 
Ger  Villa  Hartmanni. 


Breccie  von    Pentacrinus  Württem- 
Lucina  plana,  bergicus. 

Astarte  subtetragona. 
Nagelkalk.  Alaria    subpunctata. 


Reichste  Lage  des  Amin.  torulüSUS. 
Amm.  opalinus,  Purpur inasubangulata. 
Turbo  capitaneus,  subduplicatus ,  Leda 
rostralis,  Nucula  Hammeri^  Astarte 
Voltzi,  Trigonia  pulchella,  PosidonO" 
mya  Suessi. 


Helle  Mergelbänke  mit  Amm.  jurensis.     Oberer  Lias. 

Im  südwestlichen  Baden  werden  die  Niederschläge ,  welche 
ungefähr  das  gleiche  Alter  mit  den  Schichten  der  Trig.  navis 
besitzen,  durch  mächtige  dunkle  Thone  gebildet,  in  denen  aber 
bis  jetzt  keine  fossilen  Arten   nachgewiesen  wurden.     Man  sieht 

Wiirttemb.  natunv.  Jahreshefte.  October  1856.  3s  Heft.  29 


—    442    — 

ihre  grossartige  Entwicklung  sehr  deutlich  in  dem  Bette  der 
Kander  10  Minuten  oberhalb  Kandern.  Doch  gelang  es  mir, 
bei  einem  kurzen  Besuche  jener  Gegend  nicht,  diese  Schichten 
in  paläontologischer  Beziehung  genauer  zu  erforschen.  Aehn- 
liche  Verhältnisse  finden  sich  in  den  angrenzenden  Theilen  der 
Schweiz,  in  welchen  der  mittlere  Jura  gleichfalls  mit  einer  mäch- 
tigen Thonschichte  beginnt,  in  deren  Unterregion  die  Torulosus- 
schichten  liegen.  Die  oberen  mächtigen  Thone  schliessen  ein- 
zelne Geodenbänke  ein  und  enthalten  feine  Glimmertheile. 
Bedeutenden  Aufschluss  derselben  geben  die  alten  Chambelen 
bei  Mülligen ,  1  '4  Stunden  westlich  von  Baden.  Ich  fand  je- 
doch keinerlei  leitende  Petrefakten  darin.  Unmittelbar  darüber 
liegen  feste  sandige  Kalke  von  brauner  Farbe  mit  Pecten  pu- 
milus,  welche  zwar  gleichfalls  arm  an  Fossilen  sind,  jedoch  un- 
verkennbar durch  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  gebildet 
werden.  Dass  jedoch  in  den  mächtigen  dunklen  Thonen  des 
Unterooliths  der  Schweiz  die  Hauptleitmuschel  der  oberen  Zone 
vorkommt,  sichert  die  Angabe  Leopold  von  Buch's  (Jura 
Deutschlands  pag.  99),  welcher  Trigonia  navis  aus  der  Thon- 
schicht  von  Günsberg  bei  Solothurn  beschreibt. 

In  Norddeutschland  lässt  sich  die  Zone  der  Trigonia  navis 
mit  Entschiedenheit  nachweisen.  Die  Angaben  von  Römer, 
Rolle  und  v.  Strombeck  bürgen  dafür.  Es  sind  besonders 
die  Umgebungen  von  Braunschweig,  Hildesheim  und 
Goslar,  an  welchen  die  Fossile  dieser  Zone  gefunden  wurden. 
Auch  hier  scheiden  sich  die  Schichten  des  Amm.  torulosus  zu 
Unterst  ab  und  erst  darüber  folgt  Trigonia  navis  mit  Amm.  opa- 
linus,  Panopaea  rotundata  und  Nucula  Hammeri.  Doch  fehlen 
noch  detaillirtere  Angaben  über  die  scharfe  Abtrennung  des  Hori- 
zontes, welcher  besonders  gegen  oben  noch  nicht  begrenzt  wurde. 
Die  Thone,  in  welchen  Trig.  navis  in  den  Umgebungen  von 
Braunschweig  gefunden  wurde,  erreichen  nach  den  Beobachtun- 
gen V.  Strombeck's*  2—300  Fuss,  welche  sich  jedoch  zugleich 


V.  Strombeck,    der  obere  Lias  und  braune  Jura  bei  Braunscbweig. 
Deutsche  geol.  Gesellsch.   1853.    pag.  102. 


-    443     -^ 

auf  die  Zonen  des  Amni.  Murchisonae  und  Humphriesianus  ver- 
theilen,  da  unmittelbar  darüber  schon  die  Leitmuscheln  der  Par- 
kinsonischichten  folgen.  Doch  genügen  die  vorhandenen  Angaben 
für  die  Andeutung  des  Horizontes ,  welcher  in  Norddeutschland 
bis  jetzt  zwar  erst  an  einigen  Lokalitäten  aufgedeckt  wurde,  dessen 
grössere  Verbreitung  aber  gewiss  später  noch  nachgewiesen  wer- 
den kann. 

In  Frankreich.  Nächst  den  Lokalitäten  an  der  schwä- 
bischen Alp  sind  es  die  Umgebungen  Niederbronn's  im  Elsass, 
an  welchen  die  Zone  der  Trigonia  navis  in  einer  Deutlichkeit 
auftritt,  wie  man  sie  von  keiner  andern  Gegend  kennt.  Die 
mineralogische  Beschaffenheit  der  Schichten  ist  bei  beiden  Abla- 
gerungen annähernd  dieselbe ;  die  Erhaltung  der  Fossile  jedoch 
etwas  verschieden,  indem  die  schwäbischen  (Trig.)  Navisschichten 
meist  ihre  Muscheln  mit  weiss  erhaltener  Schale  einschliessen, 
während  sie  zu  Gundershofen  eine  graue  Farbe  besitzen;  dage- 
gen finden  sich  dieselben  in  beiden  Gegenden  in  ähnlichen  dunklen 
glimmerreichen  Thonen  mit  Geoden  und  Eisennieren.  Zu  Gun- 
dershofen eine  Stunde  südlich  von  Niederbronn  stehen  die  Schich- 
ten der  Trigonia  navis  in  einer  Bachklinge  (Gundershofer  Klamm) 
au,  während  die  tiefere  Zone  des  Amm.  torulosus  hier  nicht 
zum  Vorschein  kommt.  Ich  erhielt  bei  einem  Besuche  dieses 
Punktes  folgende  Arten: 

Lyonsia  abducta. 
Nucula  Hammeri. 
Trigonia  navis. 
,,        similis. 


Belemn.  brevis. 

„       Rhenanus. 

„       conoideus. 
Amm.  opalinus. 
„       dilucidus. 
Panopaea  rotundata. 
Pholadomya  cincta. 
Goniomya  Knorri. 

Gegen  oben  folgen  Schichten,  welche  ohne  Zweifel  der  Zone 
des  Amm.  Murchisonae  angehören,  Lingula  Beani  bildet  hier 
feste  Conglommerate,  doch  untersuchte  ich  die  höheren  Schichten, 
welche  die  dortigen  Hügel  bedecken,  nicht  weiter. 

29* 


Pronoe  trigonellaris. 
Lucina  plana. 
Cardium  subtruncatum. 
Gervillia  Hartmanni. 


—    444    - 

Für  die  vorläufigen  Nachweise  der  Zone  der  Trigonia  navis 
im  Dep.  der  Mo  seile  sind  die  Angaben  M.  Terquems* 
von  grossem  Werthe,  da  durch  dieselben  das  Vorkommen  ver- 
schiedener Leitmuscheln  der  Zone  aufgezählt  wird,  obschon  sie 
mit  Arten  höherer  und  tieferer  Schichten  angeführt  werden. 
M.  Ter  quem  erwähnt  folgende  Species: 

Belemn.  abbreviatus  d'Orb.  brevis  Voltz,  Amm.  opalinus, 
Dentalium  elongatum,  Ceromya  major  Agass.,  Lyonsia  abducta, 
(Cardium  truncatum  Phill.  ?)  Card,  subtruncatum  d'Orb.,  Tri- 
gonia navis,  Nucula  Hammeri,  GervilUa  Hartmanni,  Inoce- 
ramus  sp.  ind. 

Aus  den  Umgebungen  von  Milhau  (Aveyron)  besitze  ich 
nur  wenige  Arten ,  welche  die  Zone  der  Trig.  navis  andeuten, 
wie  Lucina  plana,  Panopaea  dilatata,  Leda  Delila,  Goniomya 
Knorri;  in  welcher  Weise  dieselbe  jedoch  entwickelt  ist,  und  ob 
sich  weitere  Leitmuscheln  vorfinden,  ist  bis  jetzt  noch  nicht  unter- 
sucht worden.     Dasselbe  gilt  von  Fontenay  (Vend^e). 

In  den  übrigen  Theilen  Frankreichs,  sowie  in  England  hören 
die  seither  beobachteten  Verhältnisse  auf.  Statt  der  mächtigen 
Thonablagerung  treten  nur  wenige  Bänke  oolithischer  oder  san- 
diger Kalke  auf,  so  dass  es  kaum  möglich  ist,  bei  einer  solchen 
Verkümmerung  der  Niederschläge  die  paläontologischen  Charak- 
tere der  Zonen  wieder  zu  finden.  Der  Horizont,  welchen  Amm. 
torulosus  bildet,  lässt  sich  an  einzelnen  Punkten  dieses  Landes 
noch  nachweisen,  wie  im  vorigen  Paragraphen  gezeigt  wurde, 
dagegen  fällt  es  meistens  äusserst  schwer,  auch  nur  wenige 
schwache  annähernde  Aequivalente  der  darauffolgenden  Zone 
herauszufinden,  denn  einerseits  sind  die  Niederschläge  oft  auf 
mehr  als  ein  Zehntel,  oft  vielleicht  auf  ein  Fünfzigstel  zu- 
sammengeschrumpft, andererseits  aber  war  bis  jetzt  an  solchen 
Punkten  die  Ausbeute  an  Fossilen  zur  Erreichung  dieses  Zweckes 
nicht  genügend.  Li  den  englischen  Sammlungen  findet  man  nur 
wenige  Spuren  derjenigen  Leitmuscheln,  welche  zu  Gundershofen 


•  Terquem,    Paläont.  du  Dep.  de   la  Moselle  1855.     Extrait  de  la  sta- 
tistique  de  la  Moselle. 


-    445    — 

und  im  Boller  Teufelsloch  so  häufig  sind.  Auch  an  Ort  und 
Stelle  bekommt  man  nur  wenig  Aufschluss.  Ich  konnte  in  ver- 
schiedenen Gegenden  die  Grenzschichten  des  Unterooliths  gegen 
den  Lias  beobachten,  fand  jedoch  meist  einen  kaum  merkbaren 
Uebergang  von  den  Torulosusschichten  nach  oben,  wo  dann  der 
eigentliche  Ool.  furugineux  folgt,  welcher  schon  durch  höhere 
Zonen  gebildet  wird.  So  zu  Tan  nie  (Sarthe),  in  den  Umge- 
bungen von  Caen  (Calvados),  wo  die  unteren  harten  Gesteine 
sich  zwar  von  den  obern  Partien  unterscheiden  lassen,  jedoch 
bei  ihrer  geringen  Mächtigkeit  keine  ebenso  scharf  markirten 
Horizonte  bilden,  wie  wir  sie  an  andern  Lokalitäten  beobachten 
konnten.  Weitere  Punkte  in  England  sind:  Dundry  (Somer- 
setshire),  Leckhampton-Hill  (Gloucestershire)  und  B u r t o n- 
Bradstock  (Dorsetshire).  An  letzterer  Lokalität  fand  ich  über 
der  Zone  des  Amm.  torulosus  wenige  Fuss  mächtige,  feste,  san- 
dige Kalke,  gefüllt  mit  Amm.  opalinus,  welche  gegen  oben  von 
petrefaktenreichen  Lagen  bedeckt  werden,  in  denen  aber  Amm. 
Murchisonae  schon  vorkommt.  Die  harten  Kalke  mit  Ammon. 
opalinus  würden  somit  den  mächtigen  Thonen  Schwabens  ent- 
sprechen, in  welchen  die  reiche  Fauna  der  Zone  der  Trigonia 
navis  vorkommt,  welche  aber  zu  Burton -Bradstock  bloss  durch 
dünne  Bänke  mit  verkalkten  Exemplaren  des  Amm.  opalinus 
vertreten  wird.  Noch  unbestimmter  zeigt  sich  dasselbe  in  andern 
Gegenden,  so  dass  wir  uns  begnügen  müssen,  als  schwachen  Er- 
satz der  Navisschichten  in  England  und  dem  nordwestlichen 
Frankreich  die  sandigen  oder  oolithischen  Kalkbänke  mit  Amm. 
opalinus  zu  betrachten,  welche  in  geringer  Mächtigkeit  die  Toru- 
losusschichten bedecken. 


—     446 


3)  Die  Schichten  des  Anunonites  Murchisonae. 

§.   49. 

Synonymik:  Dogger  (pars),  (Youug  und  Bird,  1822.  pag.  123?) 
PMll.  1829.  pag.  38  (non  Rom.).  £:i  senh  altig  er  T  honsan  ds  tein, 
Stahl,  1824.  württemb.  landw.  Corresp.-Blatt,  pag.  14.  Eisensandstein, 
V.  Maudelsloh  1834,  geogn.  Prof.  der  scliwäb.  Alp,  tab.  3.  Brauner  Jura  /?, 
braune  Sandstei  ne  mit  Eisenerzen,  Quenstedt  1843,  Flözgeb.  pag. 538. 
Calcaire  laedonien  (pars),  Marcou  1846.  Jura  salinois,  pag.  70.  Cal- 
caire  ä  entroques  (pars),  Cotteau  bullet.  Sac.  ge'ol.  de  Fr.  18.  Sept.  1851. 
pag.  638.  Pectinitenbank  und  gelbe  Sandsteine  mit  Eisenerz- 
flözen, Quenst.  (,Pflzenmayer  1853,  deutsche  geol.  Gesellsch.  tab.   16.). 

Paläontologie.  Die  leitenden  Arten  der  MurchisonaeschiGh- 
teri  sind: 


Belemn.  spinatus. 
Amm.  Murchisonae. 

„       Staufensis. 
Nerinea  cingenda. 
Acteonina  SedgvicL 
Turbo  gibbosus. 
Panopaea  äquata. 
Leda  Deslongchampsi. 
Nucula  Aalensis. 
Tancredia  donaciformis. 

„  Lycetti. 

„  axiniformis. 

„  Rollei. 

Quenstedtia  oblita. 
Corbula  obscura. 
Astarte  excavata. 

„       elegans. 

„       Aalensis. 


Trigonia  tuberculata. 
Cardium  substriatulum. 
Area  Lycetti. 
Avicula  elegans. 
Inoeeramus  amygdaloides. 
Gervillia  acuta. 

„  oolithica. 

„         subtortuosa. 

Pecten  pumilus    (geht    noch    etwas 
höher  hinauf.). 

Pecten  disciformis. 
Ostrea  calceola. 
Anomya  Kurri. 
Terebratula  ovoides. 
Discina  reflexa. 
Lingula  Beani. 
Crenaster  prisca. 
Caelaster  Mandelslohi. 


Trigonia  striata. 

Gesteinsbeschaffenheit,  Verbreitung  und  paläontologische 
Resultate.  An  der  schwäbischen  Alp  finden  wir  die  Zone 
des  Amm.  Murchisonae  in  paläontologischer  Beziehung  sehr  deut- 
lich  entwickelt,    während   ihre  Gesteinsbeschaffenheit  auf  kurze 


_     447     -- 

Entfernungen  grossem  Wechsel  unterworfen  ist.  Gewöhnlich 
stellen  sich  über  den  glimmereichen  dunklen  Thonen  der  Trigonia 
navis  harte  Platten  eines  gelben  eisenreichen  Sandsteines*  ein, 
welche  leicht  unterscheidbar,  auch  ohne  Beiziehung  der  Verstei- 
nerungen von  den  darunter  liegenden  Bildungen  abgetrennt  wer- 
den können.  Man  trifft  diese  Verhältnisse  an  den  Vorbergen  der 
schwäbischen  Alp  in  den  Umgebungen  von  Donzdorf  und  Boll, 
sowie  zu  Zillhausen  bei  Balingen.  Die  Sandsteinplatten  sind 
hier  zwar  nicht  gerade  reich  an  Fossilen,  doch  findet  man  beinahe 
immer  irgend  eine  leitende  Species,  wie  Amm.  Murchisonae,  Stau- 
fensis  oder  Belemn.  spinatus.  Kalkiger  werden  die  Schichten 
gleichen  Alters  zu  A  seifingen  an  der  Wutach.  Es  sind  hier  dicke 
graue  Bänke  ganz  gefüllt  mit  den  meisten  der  auf  der  vorigen 
Seite  genannten  Arten.  Während  demnach  die  Schichten  des 
Amm.  Murchisonae  sowohl  in  der  Boller  als  in  der  Balinger 
Gegend  aus  festen  Bänken  bestehen,  verschwinden  dieselben  in 
der  Mitte  dieser  Linie,  von  Metzingen  an  bis  in  die  Umgebun- 
gen von  Hechingen,  indem  Thone  an  ihre  Stelle  treten ,  welche 
beinahe  ununterbrochen  die  ganze  Zone  einnehmen.  Die  Orien- 
tirung  ist  hier  äusserst  erschwert,  denn  die  Fossile  werden  selten, 
und  es  verschwindet  die  Grenzlinie  beinahe  ganz,  so  dass  eine 
genaue  Abtrennung  fast  unmöglich  ist.  Die  Ablagerungen  stim- 
men hierin  mit  denen  der  Braunschweiger  Gegend ,  welche  ich 
im  vorigen  Paragraphen  erwähnt  habe.  Am  eigenthümlichsten 
sind  dagegen  die  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  in  den  Um- 
gebungen von  Aalen  und  Wasseralfingen  gebildet,  es  fehlen  hier 
zwar  die  gelben  Sandsteine  nicht,  dagegen  lagern  sich  in  den- 
selben reiche  Thoneisensteinflöze  ab,  welche  an  obigen  Punkten 
durch  grossartigen  Betrieb  ausgebeutet  werden. 


•  An  manchen  Punkten  der  schwäbischen  Alp  sind  die  Sandsteine  des 
Amm.  Murchisonae  weich  und  gelblich  und  haben  dann  yiele  Aehnlichkeit 
mit  den  Sandsteinen  des  Llas,  weshalb  sie  in  früheren  Zeiten  von  manchen 
Geologen  einfach  „Liassandstein,"  oder  auch  „oberer  Liassandstein"  genannt 
wurden,  was  ich,  um  Verwechslungen  vorzubeugen,  bei  der  Synonymik  über- 
gangen habe. 


—     448 


Zone  des  Ammon.  Murchisonae   aus   den  Umgebungen  von 
Wasseralfingen. 
Nr.  28. 


Zone  des  Amin.  Huniphricsiauus. 

50 — 55'  Thone  mit  Kalken  u.  s.  w. 


108—110 

Fuss. 
Zone   des 

Ainni. 
Murcbisonae. 


35' 


Uebergang  von  Sandsteinen  in  Thone. 


Sandsteine  mit  unreinen  Erzflözen. 


4Va— 6'  Reiner  Thoneisenstein.     Oberer  Stollen. 


36'  Sandsteine  mit  Thonen  und  zwei 
unreinen  Erzflözen. 


5 — G'/o'  Reiner  Thoneisenstein.     Unterer  Stollen. 


2'  harter  sandiger  .Kalkstein.     Sohlenstein. 


15'  Gelber  Sandstein  in  mächtigen  Bänken, 


10'  Sandsteinlagen  und  Thone  mit  Brauneisennieren. 


Thone  arm  an  Fossilen 

(siehe  Profil  Nr.  27,) 

Zone   der  Trigonia  navis. 


449 


Herr  Maschineninspektor  Schul  er  stellte  mir  ein  Profil  zur 
Verfügung,  in  welches  er  jede  einzelne  Bank  eingetragen  hatte. 
Dasselbe  gibt  die  GesteinsbeschaflFenheit,  welche  die  Zone  in 
den  Umgebungen  von  Wasseralfingen  besitzt  aufs  Genaueste 
wieder.  Ich  benützte  es  zu  Profil  Nr.  28,  welches  die  mine- 
ralogischen Verbältnisse  der  Zone  in  übersichtlicher  Weise  ent- 
halten sollte.  Dasselbe  reiht  sich  über  das  in  §.  48  gegebene 
Profil  Nr.  27. 

Die  zwei  Erzlagen,  welche  zu  Wasseralfingen  und  Aalen  ab- 
gebaut werden,  führen  die  gleichen  Versteinerungen  wie  die  Sand- 
steine, meist  in  ausgezeichneter  Erhaltung.  Fischwirbel,  Knochen 
und  Zähne  sind  darin  nicht  selten,  dieselben  werden  besonders 
häufig  im  Centrum  von  runden  Thoneisensteinknollen  gefunden, 
welche  zahlreich  in  den  Erzlagen  vertheilt  sind.  Ausserdem 
kommen  sowohl  in  den  Eisenerzen  als  Sandsteinen  noch  fol- 
gende Arten  vor: 


Belemn.  spinatus. 
Amm.  Murchisonae. 

„      Staufensis. 
i^cteonina  Sedgvici. 
Turbo  gibbosus. 
Panopaea  äquata. 
Leda  Deslongchampsi. 
Nucula  Aalensis. 
Tancredia  Lycetti. 
„         Roll  ei. 
Astarte  Aalensis. 
Trigonia  tuberculata. 
Cardium  substriatulum. 


Area  Lycetti. 
Avicula  elegans. 
Inoceramus  amygdaloides. 
Gervillia  acuta. 

5,         oolithica. 

„         subtortuosa. 
Pecten  pumilus. 
Ostrea  calceola. 
Anomya  Kurri. 
Lingula  Beani. 
Crenaster  prisca. 
Cälaster  Mandelslohi. 


In  Bayern  setzen  sich  die  Sandsteine  des  Unterooliths 
fort  und  sind  mit  denselben  organischen  Resten  erfüllt.  Graf 
Münster  glaubte  zwar  aus  der  Untersuchung  der  Fossilen  zu 
dem  sichern  Schlüsse  gekommen  zu  sein,  dass  der  in  Bayern 
(im  Obermainkreise)  vorkommende,  über  den  obern  Liasmergeln 
liegende    Sandstein   noch    zur  Liasformation   gehöre   und  suchte 


^     450    — 

dies  (Bronn  Jahrb.  1833.  pag.  325*)  durch  Aufzählung  der  in 
den  obern  Sandsteinen  vorkommenden  Arten  zu  beweisen.  Nicht 
alle  seine  im  obigen  Aufsatze  gebrauchten  Bezeichnungen  lassen 
sich  deuten,  soviel  scheint  aber  ziemlich  sicher,  dass  darunter 
Arten,  wie  Pecten  pumilus,  Inoceramus  amygdaloides,  Gervillia 
subobtusa  und  oolithica,  Avicula  elegans,  Cardium  substriatulum, 
also  wesentliche  Leitmuscheln  der  Murchisonaeschichten  einbe- 
griffen sind.  Dieselben  charakterisiren  aber  keineswegs  die  Schich- 
ten des  Lias,  sondern  liegen  beinahe  ausschliesslich  in  der 
Zone  des  Amm.  Murchisonae.  Es  fehlt  somit  dem  beabsichtigten 
Beweis  an  der  sichern  Basis,  denn  während  eine  Anzahl  der  auf- 
gezählten Arten  nicht  wieder  zu  erkennen  sind,  spricht  das  Vor- 
kommen der  so  eben  erwähnten  gerade  für  die  Einreihung  der 
Schichten  in  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  und  in  die  Etage 
des  Unterooliths. 

In  Frankreich  wurde  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae 
noch  wenig  beachtet,  auch  ist  es  nicht  überall  leicht,  sie  aufzu- 
finden. Aus  den  Umgebungen  von  Gundershofen  (Bas  Rhin) 
habe  ich  ihr  Vorkommen  schon  im  vorigen  Paragraphen  erwähnt. 
In  den  Umgebungen  von  L  o  n  g  w  y  (Moselle)  ist  sie  sicher  vor- 
handen, da  ihre  wichtigsten  Leitmuscheln  dorther  angegeben 
werden,  **  obwohl  eine  Abtrennung  derselben  noch  nicht  ausge- 
führt wurde.  In  Burgund  nehmen  die  Schichten  des  Amm. 
Murchisonae  wesentlich  Antheil  an  der  Bildung  des  dortigen 
Calcaire  ä  entroques,  einer  60 — 80  Fuss  mächtigen  Kalkabla- 
gerung, gefüllt  mit  Muschelbruchstücken  oder  Crinoideengliedern, 
Amm.  Murchisonae  und  Staufensis  kommen  in  den  Umgebungen 
von  Avalion  in  diesem  Kalke  vor,  während  Belemn.  giganteus 
dort  in  mergeligen  Lagen  erst  darüber  erscheint. 

Eine  beträchtliche  Mächtigkeit  besitzen  die  Schichten  des 
Amm.  Murchisonae  in  den  Umgebungen  von  Lyon.  Die  Eisenerze 
von  la   Verpi liiere    scheinen    gegen    oben   noch   bis    an    die 


•  Vergl.  auch  Bronn  Jahrb.   1832.  pag.  223. 

"  Terquem  1855.     Paläontol.   du  Dep.   de  la  Moselle.     Extr.    de  la  sta- 
tistique  de  la  Moselle,  pag.  24  —  26. 


-    451     - 

Basis  der  Zone  zu  reichen,  denn  icli  erhielt  deutliche  Exemplare 
des  Amm.  Murchisonae  aus  den  Erzschichten,  welche  bei  St.  Quen- 
tin  und  la  Verpilliere  ausgebeutet  werden.  Aehnliche  Erze  finden 
sich  noch  an  anderen  Punkten  und  wurden  früher  einige  Meilen 
oberhalb  Lyon  gleichfalls  gewonnen.  Sie  stehen  jenseits  Couzon 
am  Mont  d'Or*  an,  während  die  darauffolgenden  mächtigen 
Kalke  zum  Theil  noch  derselben  Zone  angehören.  Ich  sah  in 
der  ausgezeichneten  Sammlung  des  Herrn  ThioUiere  zu  Lyon 
eine  Anzahl  von  Exemplaren  des  Amm»  Murchisonae,  sowie  Amm. 
Staufensis  und  Trigonia  striata,  welche  aus  den  Kalken  von 
Couzon  stammten.  Oberhalb  des  Dorfes,  am  Fusse  des  Mont 
d'Or,  werden  die  Schichten  durch  mächtige  Steinbrüche  entblösst, 
in  welchen  die  brauchbaren  sandigen  Kalke  ausgebrochen  werden. 
Die  untern  Lagen,  in  welchen  Amm.  Murchisonae  vorkommt,  sind 
verhältnissmässig  arm  an  Petrefacten,  um  ein  Gutes  höher  scheidet 
sich  dagegen  das  Bett  des  Amm.  Humphriesianus  als  dünne,  aber 
mit  Leitmuscheln  gefüllte  Lage  ab.  H.  ThioUiere  zeigte  mir 
verschiedene  für  die  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  wichtige 
Species,  welche  in  der  obern  Zone  gefunden  wurden  und  keine 
Zweifel  über  das  Auftreten  der  Humphresianus  -  Schichten  zulassen. 
Die  untern  mächtigen  Kalke  von  Couzon ,  welche  als  Aequiva- 
lente  des  Calcaire  ä  entroques  **  angesehen  werden ,  würden 
somit  gegen  unten  durch  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  ge- 
bildet ,  gegen  oben  aber  aus  Schichten  bestehen ,  deren  Fossile 
wir  nicht  kennen,  deren  Lagerung  aber  derjenigen  Zone  ent- 
spricht, welche  in  andern  Gegenden  durch  Amm.  Sauzei  charak- 
terisirt  wird,  während  erst  darüber  Amm.  Humphriesianus  und 
Belem.  giganteus  erschjeinen. 

Li  der  Norm  an  die,  sowie  in  England  in  Dorsetshire 
und  Somersetshire  ist  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  zwar  vor- 
handen ,  doch  wird  sie  häufig  übersehen ,  da  ihre  Mächtigkeit 
gering  ist.  Ich  kenne  aus  den  Umgebungen  von  Caen  die  Amm. 
Murchisonae  und  Staufensis.    Zu  Burton-Bradstock  (Dorset- 


Siehe  E.  Dumas  Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  6.  Sept.  1846.  pag.  611. 
Dufr.  et  Elie  de  Beaumont,  Expl.  de  la  carte  g^ol.  2  Bd.  pag.  744. 


~    452     - 

shire)  fand  ich  den  Amm.  Murchisonae  mit  Pecten  pumilus.  Ihre 
Lage  ist  hier  ungefähr  in  der  Mitte  des  Unterooliths,  erst  etwas 
höher  folgen  die  reichen  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
und  Parkinsoni,  während  die  Zone  des  Amm.  torulosus  etwas 
tiefer  angetroffen  wird.  In  Gloucestershire,  woselbst  der 
Unteroolith  eine  eigenthümliche  Entwicklung  besitzt,  wird  Amm. 
Murchisonae  im  Pea  Grit  *  gefunden,  seine  weitere  Verbreitung  ist 
hier  nicht  nachgewiesen.  In  Northamp  ton  shire  beginnt  der 
Unteroolith  mit  eisenreichen  Sauden,  darüber  folgen  zu  Colly- 
weston  helle  sandige  Schiefer  mit  Oolithbänken.  Die  Stellung 
dieser  Schichten  ist  noch  keineswegs  mit  Sicherheit  bestimmt. 
Häufig  werden  Schiefer  und  Oolithe  dem  Grossoolith  zugetheilt, 
was  mir  jedoch  sehr  in  Zweifel  gezogen  werden  zu  müssen 
scheint,  da  einzelne  der  vorkommenden  Muscheln  wie  Pecten 
pumilus,  Gervillia  acuta,  Avicula  elegans,  Lingula  Beani,  **  Cero- 
mya  Bajociana,  Nerinea  cingenda,  Mytilus  Sowerbyanus,  Phola- 
domya  fidicula,  Panopaea  punctata  theils  entschieden  dem  Unter- 
oolith, theils  sogar  ausschliesslich  der  Zone  des  Amm.  Murchi- 
sonae angehören.  Die  Eisensandsteine  von  Northamptonshire, 
welche  die  Schiefer  und  Oolithe  unterlagern,  sind  sehr  arm  an 
Petrefacten,  das  einzige  Exemplar,  was  ich  darin  fand,  war 
Pecten  pumilus.  Dagegen  sind  die  Schiefer  mit  organischen 
Resten  ganz  angefüllt.  Leider  haben  dieselben  durch  Zerdrückung 
gelitten,  so  dass  ihre  Bestimmung  sehr  schwierig  ist. 

An  der  Küste  von  Yorkshire  ist  die  Zone  des  Amm. 
Murchisonae  an  mehreren  Punkten,  wie  zu  Blue  wick,  Glai- 
cedale,  Gold  moor  u.  s.  w.  aufgeschlossen,  beinahe  sämmt- 
liche  Arten,  welche  Phillips  von  obigen  Localitäten  abgebildet 
hat,  gehören  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  an.  Ich  kenne 
von  dort  folgende  Species. 


Amm.  Murchisonae. 
Nerinea  cingenda. 
Acteonina  Sedgvici. 
Turbo  gibbosus. 


Panopaea  aequata. 
„        dilatata. 
Nucula  Aalensis. 
Tancredia  axiniformis. 


*  Murchison,  Geology  of  Cheltenham  1845.  pag.  26. 
"  Morris,  Proceedings  of  the  Geol.  Society,  15.  Juni  1853.  pag.  336. 


Quenstedtia  oblita. 
Astarte  elegans. 
Trigonia  striata. 

„        tuberculata. 
Cardium  substriatulum. 


453     — 


Area  Lycetti. 
Gervillia  tortuosa. 
Terebratula  ovoides. 
Discina  reflexa. 
Lingula  Beani. 


Sie  gehören  sämmtlich  in  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae 
und  finden  sich  in  mehreren  getrennten  sandigen  Lagen,  welche 
an  den  dortigen  Küstenwänden  verschiedene  (lokale)  Horizonte 
einnehmen.  Die  tieferen  Zonen  des  Unterooliths  sind  viel  weni- 
ger deutlich,  während  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  durch 
ihren  Reichthum  an  organischen  Resten  leichter  nachweisbar  ge- 
macht wird.  Gegen  oben  folgen  Sande  und  Thone  mit  Pflanzen 
(Lower  Sandstone  and  Shale,  Phill.  1829,  pag.  153),  welche 
dann  erst  von  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  über- 
lagert werden.  Die  unteren  Pflanzenschichten  bilden  gegen  die 
Zone  des  Amm.  Murchisonae  zwar  an  Ort  und  Stelle  eine  scharfe 
Grenzlinie,  doch  ist  ihr  Vorkommen  ein  sehr  lokales. 

Dagegen  wiederholt  sich  an  jener  Küste  eine  ähnliche  Bil- 
dung (Upper  Sandstone  and.  Shale)  in  einem  etwas  höheren 
Niveau,  siehe  §.  51.,  während  zwischen  beiden  die  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus  einen  um  so  erwünschteren  Horizont  bildet, 
als  die  Einschlüsse  der  obern  und  untern  Sande  keine  ge- 
nauere paläontologische  Vergleichung   und   Einreihung  zulassen. 

4)  Die  Schichten  des  Amman.  Humphriesianus, 

§.  50. 

Synonymik:  Great-Bath-  oder  Cave-Oolithe,  Phillips  (aon 
Will.  Smith  1815).  Eisenrogenstein  (pars)  und  Walk-Erde 
Gruppe,  Fromherz  1838.  Die  Juraformation  des  Breisgaues  pag.  13  — 17. 
Brauner  Jura  y  und  ö,  Quenst.  1843,  Flözgeb.  pag.  538.  Calcaire 
ferrugineux,  Terq.  Pal.  du  Dep.  de  la  Moselle;  Statistique  extr.  pag.  25. 
Blaue  Kalke,  Korallenschicht,  Giganteusthone  und  Ostreen- 
kalk,  Quenst.  (Pflzenmayer,    deutsche  geol.  Gesellsch.  1853.  tab.  16.) 

Paläontologie:  Die  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
enthalten  in  ihrer  untern  Region  einige  besondere  Species,  welche 


454    — 


sich  nicht  mit  den  Arten  der  oberen  Lagen  vermengen.  Ohne 
Zweifel  bilden  dieselben  eine  besondere  Zone,  deren  Nachweise 
aber  noch  nicht  soweit  ausgeführt  wurden,  dass  eine  Abtrennung 
allgemein  angenommen  werden  darf.  Ich  nenne  die  Sub-Zone 
vorerst;  Schichten  des  Amm.  Sauzei  und  bezeichne  als  leitende 
Arten  derselben. 

Amm.  Bayleanus. 


Belemn.  Gingensis. 
Amm.  jugosus. 

„       Brocchi. 

„       Brongniarti. 

„      Sauzei. 

Tessonianus  ? 


„       Sowerbyi  ? 
Chemnitzia  lineata. 
Goniomya  Duboisi. 
Lima  alticosta. 
Gryphaea  calceola. 


Die  Leitmuscheln    der   höheren  Lagen,    d.  h.   der    eigentli- 
chen Humphriesianusschichten  sind  dagegen  folgende: 


Amm.    Blagdeni. 

„      subcoronatus. 

„       Humphriesianus. 

„       linguiferus. 

5,      Braikenridgi. 

„       Romani. 
Acteonina  glabra. 
Trochus  monilitectus. 
Trochus  Anceus. 
Purpurina  ornata. 
Pleurotomaria  Palemon. 
Alaria  Phillipsi. 
Cerithium  muricatocostatum. 
Panopaea  subovalis. 
Pholadomya  siliqua. 

,5  Heraulti. 

Lyonsia  gregaria. 
Anatina  undulata. 
Thracia  lata. 
Opis  similis. 
Astarte  depressa. 

„       Goldfussi. 


Trigonia  signata. 
„         costata. 
Unicardium  depressum. 
„  cognatum. 

Area  cancellina. 

„     oblonga. 
Pinna  cuneata. 
Mytilus  striatulus. 
j,       cuneatus. 
Avicula  Münsteri. 
Gervillia  consobrina. 
Perna   isognomonoides. 
Pteroperna  plana. 
Pecten  ambiguus. 
Hinnites  abjectus. 
Ostrea  flabelloides. 

„       sulcifera. 

„       explanata. 
Terebratula  Waltoni. 

„  omalogastyr. 

Cidaris  Anglosuevica. 


—     455     — 

Ausserdem  ist  zu  bemerken,  dass  Pecten  pumilus  von  den 
Schichten  des  Amm.  Murchisonae  herauf  kommt  und  sich  mit 
Amm.  Sauzei  nicht  selten  findet,  während  andererseits  Bei.  gigan- 
teus,  Bei.  canaliculatus  und  Rhynchonella  spinosa  in  den  untern 
Lagen  der  Humphriesianusschichten  beginnen,  dagegen  auch  noch 
in  der  darüberliegenden  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  angetroffen 
werden. 

Gcsteinsbeschaffenhelt ,  Verbreitung  und  paläonlologisnchc 
Resultate.  An  der  schwäbischen  Alp  (siehe  Profil  Nr.  29.) 
folgen  über  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  dunkle  Thone,  mit 
welchen  Kalkbänke  abwechseln,  deren  Fossile  von  denjenigen 
der  tieferen  Schichten  abweichen.  Die  Kalke  treten  besonders 
in  der  Unterregion  dieses  Schichtensystems  in  mächtigen  und  bis- 
weilen sandigen  Bänken  auf,  welche  sich  durch  ihre  graue  Farbe 
und  ihre  Härte  leicht  erkennen  lassen.  Sie  bilden  die  Zone  des 
Amm.  Sauzei,  während  gegen  oben  mehr  Thone  vorwalten,  in 
welchen  sich  einzelne  Lagen  dunkler,  mergeliger  Kalke  mit  Amm. 
Blagdeni  und  Amm.  Humphriesianus  ausscheiden.  Ich  fasse  hier 
die  ganze  Bildung  als  Zone  des  iVmm.  Humphriesianus  zusammen 
und  betrachte  die  untere  Lage  des  Amm.  Sauzei  vorerst  bloss  als 
Subzone,  da  bis  jetzt  noch  keine  l)estimmte  Grenze  zwischen 
denselben  aufgestellt  werden  konnte. 

Die  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  sind  an  der  schwä- 
bischen Alp  an  vielen  Punkten  aufgeschlossen,  wie  am  Nipf  bei 
Bopfingen,  am  Stuifenberg,  zu  Altenstadt,  Neuffen,  Oeschingen, 
HohenzoUern  und  Ftirstenberg  bei  Donaueschingen.  Nur  selten 
geben  die  unteren  Lagen  eine  befriedigende  Ausbeute,  denn  die 
harten  Kalke  sind  gewöhnlich  arm  an  Petrefacten,  dagegen  be- 
ginnen die  Schichten  gefüllter  zu  werden  von  einer  Korallenbank 
an,  welche  an  der  Grenze  beider  Zonen  auftritt  und  schon  viele 
derjenigen  Arten  führt,  welche  etwas  höher  sehi'  zahlreich  vor- 
kommen. 

Die  Gesammtmächtigkeit  der  Humphriesianusschichten  be- 
trägt an  der  schwäbischen  Alp  im  Mittel  50  Fuss.  Bei  Bop- 
fingen  sind  sie  etwas  schwächer    vertreten,    dagegen  wächst  der 


-    456    - 

Durchschnitt  m  südwestlicher  Richtung,  indem  sich  besonders  die 
Thone  verdicken.  Prof.  Quenstedt  hat  in  seinem  Flözgebirge 
die  lokalen  Verhältnisse  der  Zone  für  Schwaben  angegeben, 
Pfizenmayer  veranschaulichte  dieselben  in  seinem  Profile,  (deut- 
sche geol.  Gesellsch.  1853,  tab.  16).  Er  nimmt  als  unterste 
Lage  yydie  blauen  Kalke /^  darüber  folgt  die  ^^Korallenschicht/^ 
dann  die  „Giganteusthone^^  und  der  ,,Ostreenkalk,^^  Diese  vier 
mineralogisch  verschiedenen  Lagen  bilden  an  manchen  Punkten 
der  schwäbischen  Alp  die  Zone  des  Amm.  Humphriesianus.  Die 
blauen  Kalke  sind  das  Lager  des  Amm.  Sauzei,  während  die 
Korallenschicht  an  der  Grenze  zwischen  dieser  untern  Zone  und 
den  eigentlichen  Humphriesianusschichten  liegt. 

Was  die  Vertheilung  der  wichtigeren  Arten  in  der  Zone 
betrifft,  so  finden  wir,  wie  schon  erwähnt  wurde,  in  den  unteren 
Kalken  nur  wenige  Reste.  Verhältnissmässig  noch  die  reichste  Aus- 
beute lieferten  früher  die  grauen  Kalke  von  NeufFen,  in  welchen 
besonders  Amm.  Brocchi  und  Sauzei  in  schönen  Exemplaren  ge- 
funden wurden.  Gefüllter  sind  die  Korallenschichten,  welche  sich 
etwas  höher  bei  Altenstadt  und  am  Hohenzollern  als  bröcklige 
Kalke  ablagern,  aus  denen  Belem.  Gingensis  und  giganteus,  Lima 
alticosta  und  pectiniformis,  Avicula  Münsteri,  Mytilus  striatulus, 
Hinnites  abjectus,  Cidaris  Anglosuevica  herauswittern.  Einzelne 
dieser  Arten  gehen  nicht  höher  hinauf,  wie  Belem.  Gingensis, 
Lima  alticosta,  andere  dagegen  beginnen  hier  und  setzen  sich 
gegen  oben  fort,  wie  Bei.  giganteus,  Lima  pectiniformis,  Avicula 
Münsteri,  Hinnites  abjectus.  Besonders  zahlreich  liegt  Belemn. 
giganteus  in  den  darauffolgenden  Thonen,  in  denen  sich  zugleich 
einzelne  Austernbänke  ausscheiden,  gefüllt  mit  Ostrea  flabelloides 
und  explanata,  mit  Lima  pectiniformis,  Trigonia  costata  und  sig- 
nata,  sowie  mit  riesigen  Exemplaren  von  Amm.  Blagdeni,  welche 
ausserdem  aber  sämmtliche  Leitmuscheln  der  eigentlichen  Hum- 
phriesianusschichten enthalten.  Mit  den  Thonen  und  Austerbänken 
schliesst  die  Zone  jedoch  gegen  oben  ab,  da  unmittelbar  darüber 
schon  diejenigen  Arten  beginnen,  welche  die  Schichten  des  Amm. 
Parkinsoni  charakterisiren. 

Im  Grossherzogthum  Baden  findet  man  die  Zone  des  Amm. 


—    457    -- 

Humphriesianus  in  der  Reihe  der  übrigen  Glieder  der  dortigen 
Juraformation  in  regelmässiger  Weise  eingelagert.  Sie  wird  durch 
die  obersten  petrefaktenreichen  Bänke  des  dortigen  Eisenrogensteins 
in  Verbindung  mit  der  Walkerde -Gruppe  (Fromherz,  die  Jura- 
formation des  Breisgaues,  pag.  17)  gebildet.  Es  lässt  sich  dies 
durch  die  vorkommenden  Fossile  beweisen.  Ich  sammelte  fol- 
gende Arten  in  den  obersten  Lagen  des  Eisenrogensteins  am 
Hörnle  südöstlich  von  Müllheim. 


Amm.  Humphriesianus. 
Belemn.  giganteus. 

„        canaliculatus. 
Lyonsia  gregaria. 
Lima  pectiniformis. 
Avicula  Münsteri. 
Trigonia  costata. 


Mytilus  cuneatus. 
Perna  isognomonoides. 
Ostrea  flabelloides. 

„       explanata. 
Rhynch.  subtetraedra  ? 
Terebratula  Waltoni. 


Dagegen  sah  ich  in  der  üniversitätssammlung  zu  Freiburg 
folgende  Species  aus  der  sog.  Walkerde  des  Breisgaues: 

Amm.  Blagdeni.  I  Lima  pectiniformis. 

Belemnites  giganteus.  Ostrea  sulcifera. 

Es  kann  somit  kein  Zweifel  sein,  dass  die  beiden  minera- 
logisch verschiedenen  Niederschläge  in  jener  Gegend  die  Zone 
des  Amm.  Humphriesianus  zusammensetzen,  woraus  folgt,  dass 
Fullersearth  oder  Walkerde  der  dortigen  Geologen  nicht  die  eng- 
lische Fullersearth ,  sondern  ein  Glied  des  Unterooliths  dar- 
stellt, welches  den  dunklen  Thonen  mit  Bei.  giganteus  und  Amm. 
Humphriesianus  der  schwäbischen  Alp  entspricht. 

In  Frankreich  sind  die  Schichten  des  Amm.  Humphrie- 
sianus an  denjenigen  Lokalitäten  mit  Deutlichkeit  entwickelt  und 
von  den  angrenzenden  Zonen  abgetrennt,  an  welchen  der  Unter- 
oolith  nicht  nach  dem  englischen  Typus  gebildet  ist,  sondern 
ähnlich  den  schwäbischen  Ablagerungen  eine  etwas  schärfere 
Gliederung  gestattet.  Die  ersten  Andeutungen  über  das  Auftre- 
ten der  Zone  in  dem  Dep.  der  Moselle  finde  ich  in  den  Zu- 

Württemb.  naturw.  Jahresheftc.  Oktober,  1856.  3s  Heft.  30 


—    458    — 

sammenstellungen  M.  Terquem's;  *  er  beschreibt  sie  von  Saint 
Quentin  von  Monvaux,  Fontoy  und  Longwy  als  eine  5 — 6  Meter 
mächtige  Kalkablagerung ,  reich  an  Fossilen ,  unter  welchen  M. 
Terquem  die  wichtigsten  Arten  der  Humphriesianusschichten  auf- 
zählt, wie  Bei.  giganteus,  Amm.  Humphriesianus,  linguiferus, 
Edouardianus,  jugosus,  Sowerbyi,  Tessonianus,  Goniomya  Dubois, 
Trigonia  signata  und  costata,  Area  oblonga,  Mytilus  cuneatus, 
Ostrea  explanata,  Avicula  Münsteri,  Gervillia  (aviculoides-)  conso- 
brina?,  Rhynchonella  spinosa  u.  s.  w.  Er  nennt  die  Schichte 
jyCalcaire  ferrugineux /^  hat  aber  damit  die  antern  Lagen  der 
Humphriesianusschichten,  d.  h.  die  Zone  des  Amm.  Sauzei  ver- 
einigt, was  aus  seinen  Zusammenstellungen  ersichtlich  ist.  Seine 
Liste  pag.  27  weicht  zwar  in  vielen  Punkten  von  anderwärtigeu 
Verhältnissen  ab,  dagegen  war  mir  die  Abtrennung  dieser  Kalke 
von  seiner  darauffolgenden  Zone  (Calcaire  ä  polypiers)  interessant, 
in  welcher  er  Amm.  Farkinsoni,  Martins!  und  Niortensis  zum 
ersten  Male  anführt,  wonach  denn  auch  im  Moselledepartement 
die  Zone  des  Amm.  Farkinsoni  erst  übei'  dem  Calcaire  ferrugi- 
neux  Terq.,  d.  h.  über  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
ihren  Flatz  einnehmen  würde. 

Auch  für  das  Dep.  Bas  Rh  in  lässt  sich  das  Auftreten  der 
Zone  aus  den  Angaben  von  H.  Daubrde**  folgern,  welcher 
mehrere  ihrer  wichtigeren  Leitmuscheln  anführt,  die  Thone,  in 
welchen  dieselben  gefunden  wurden,  jedoch  „Fullersearth"  nennt. 
Die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  lagert  sich  darunter  ab,  dage- 
gen geht  Amm.  Farkinsoni  noch  etwas  höher  hinauf;  doch  ge- 
traue ich  mir  nicht,  eine  schärfere  Vergleichung  auf  Grund  seiner 
Angaben  hin  auszuführen. 

Die  regelmässige  Entwicklung  der  Zone  des  Amm.  Hum- 
phriesianus im  Dep.  der  Rhone,  am  Mont  d'Or  lyonais 
habe  ich  schon  im  vorigen  Paragraphen  erwähnt.  Ich  sah  in 
der  Sammlung  des  Herrn  Thio liiere  in  Lyon  folgende  Arten, 


•  M.  Terquem  1855,  Paläontologie  du  Depart.  de  la  Moselle,  Statistique. 
Kxtr.  pag.  27. 

"  Daubree,  Descript.  ge'ol.  et  mine'r.  du  departement  du  Bas  Rhin  1852. 
Siehe  d'Archiac,  1856.     Histoire  des  progres,  pag.  706. 


—     459    — 

welche  derselbe  am  Mont  d'Or  oberhalb  Couzon  gesammelt  hatte: 
Amm.  Humphriesianns  und  Blagdeni,  Belemnites  giganteus  und 
canaliculatus,  Pleurotomaria  Palemon,  Trigonia  costata  und  sig- 
nata,  Rhynchonella  spinosa.  Sie  liegen  hier  ganz  regelmässig 
über  den  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  und  unter  denen 
des  Amm.  Parkinsoni. 

Noch  an  vielen  andern  Localitäten  Frankreichs  finden  sich 
die  Leitmuscheln  der  Humphriesianusschichten ,  doch  gelingt  es 
nicht  immer,  ihre  Lagen  von  denen  der  Zone  des  Amm.  Par- 
kinsoni abzutrennen,  so  z.  B.  im  Dep.  der  Sarthe.  Noch  weniger 
ist  dies  in  den  Umgebungen  von  Caen  möglich,  woselbst  die 
zwei  oberen  Zonen  des  Unterooliths ,  eng  verschmolzen  in  einer 
gelben  oolithischen  Bank  von  wenigen  Fuss  Dicke,  zwar  zahl- 
reich und  schön  gefunden  werden ,  dagegen  in  Beziehung  auf  ihr 
Lager  keine  Differenzen  zeigen.  Die  Schichten  sind  zu  wenig 
mächtig,  als  dass  hier  eine  Abtrennung  derjenigen  zwei  Zonen 
möglich  wäre,  welche  in  andern  Gegenden  oft  durch  Niederschläge 
gebildet  werden,  deren  Mächtigkeit  80  Fuss  übersteigen  kann. 
Dasselbe  gilt  von  den  durch  die  Pracht  ihrer  Fossile  bekannten 
Localitäten  im  südlichen  England  wie  Dundry  (Somersetshire), 
Yeovil  und  Bur  ton-Br  ads  to  c  k  bei  Bridport  (Dorsetshire) 
u.  s.  w\  Der  eigentliche  Unteroolith  besitzt  hier  überhaupt  eine 
geringe  Mächtigkeit,  dabei  wird  seine  oberste  Lage  zwar  ganz 
regelmässig  durch  die  Zonen  des  Amm.  Humphriesianns  und 
Parkinsoni  gebildet,  jedoch  in  der  Weise,  dass  man  die  Fossile 
beider  nicht  getrennt,  sondern  in  einem  und  demselben  oolithi- 
schen Bett  zusammenfindet.  Schon  viel  entwickelter  ist  die  Etage 
in  Glouce  stershire,  Amm.  Parkinsoni  liegt  hier  zu  oberst, 
dagegen  gehört  Amm.  Humphriesianns ,  sowie  die  übrigen  Leit- 
muscheln dort  zu  den  Seltenheiten,  wesshalb  seine  Zone  noch 
nicht  besonders  abgetrennt  wurde. 

Gänzlich  verschieden  von  den  Verhältnissen  im  südlichen 
England  tritt  der  untere  Oolith  an  der  Küste  von  Yorks hire 
auf.  Die  Zone  des  Amm.  Humphriesianns  ist  hier  nicht  nur 
mit  grosser  Deutlichkeit  entwickelt,  sondern  es  finden  sich  auch 
ihre  wichtigeren  Leitmuscheln  beisammen  und  vollständig  getrennt 

30* 


460 


von  denen  der  angrenzenden  Zonen.  Auf  die  500  Fuss  mäch- 
tigen Pflanzen-führenden  unteren  Sandsteine  folgt  plötzlich  eine 
kalkige  Zwischenlage ,  über  welcher  sich  zum  zweiten  Male  eine 
ähnliche  Sandsteinformation  ablagert.  Die  grauen  Kalke,  welche 
besonders  deutlich  zu  Cloughton  Wyke  und  White  Nah 
auf  beiden  Seiten  von  Scarborough  anstehen,  besitzen  eine  Mäch- 
tigkeit, welche  Phillips  zu  30  Fuss  angibt.  In  seiner  Geologie 
von  Yorkshire  nennt  er  diese  Ablagerung  ,^Cave  OoUthe^^  oder 
auch  pag.  190  geradezu  Bath-  oder  Great-Oolithe.  Auf  einer 
Excursion  an  der  Küste  von  Scarborough  hatte  ich  Gelegenheit, 
die  Bildungen  zu  untersuchen,  welche  bei  einem  beträchtlichen 
Reichthum  an  organischen  Resten  erwünschten  Aufschluss  boten. 
Ich  überzeugte  mich,  dass  der  Phillips'sche  Cave  Oolithe  voll- 
ständig identisch  mit  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
anderer  Gegenden  sei.  Er  ist  nicht  allein  von  dem  Grossoolith 
abzutrennen,  sondern  er  gehört  nicht  einmal  einer  benachbarten 
Zone  an,  da  an  andern  Localitäten  noch  die  Schichten  des  Amm. 
Parkinsoni  dazwischen  liegen.  Die  wichtigeren  fossilen  Arten, 
welche  in  dem  Cave  Oolithe  der  Umgebungen  von  Scarborough 
gefunden  wurden,  sind  folgende: 


Belemnites  giganteus. 
Ammonites  Blagdeni. 

5,  Humphriesianus. 

„  eubcoronatus. 

Acteonina  glabra. 
Trochus  monilitectus. 

„        Anceus. 
Alaria  Phillipsi. 
Panopaea  subovalis. 
Pholadomya  Heraulti. 
Opis  similis. 
Astarte  depressa. 
Trigonia  signata. 


ünicardium  depessum. 
„  cognatum. 

Area  cancellina. 
Pinna  cuneata. 
Mytilus  cuneatus. 
Avicula  Münsteri. 
Gervillia  consobrina. 
Perna  isognomonoides. 
Pteroperna  plana. 
Hinnites  abjectus. 
Ostrea  flabelloides. 

„       sulcifera. 
Cidaris  Anglosuevica. 


Ihr  Vorkommen  zeigt  mit  Entschiedenheit,    dass   der  Phil- 
lips'sche „Cave-,  Great-  oder  Bath-Oolithe  ein  von  dem  ächten 


—    461     — 

Grossoolith  von  Bath  verschiedenes  Fomiationsglied  sei.  Zu- 
gleich stimmen  die  meisten  der  hier  angeführten  Arten  so  genau 
mit  denjenigen  überein,  welche  in  andern  Gegenden  die  Zone 
des  Aram.  Humphriesianus  characterisiren ,  dass  die  Identität 
zwischen  dem  Cave-Oolithe  (Phillips)  und  der  Zone  des 
A  m  m.  Humphriesianus  sich  mit  Sicherheit  annehmen  lässt. 


5)  Die  Schichten  des  Ammonnites  Parkinsoni, 

§.  51. 

Synonymik:  Brauner  Jura  g(pars),  Quenst.  1843  Flözgeb.  pag. 
537.  Trigonia-grit ,  Murchison  1845,  Geol.  of  Chelteuh.  pag.  25.  Bifur- 
catenschlcht  und  Parkinsonth  one,  brauner  Jura  b  und  (e  pars), 
Quenst.  (Pflzenmayer  1853.  Deutsche  geolog.  Gesellsch.  tab.  16).  Caleaire 
ä  polypiers  Terq.  1855.  Palaeontol.  du  Dep.  de  la  Moselle.  Statlstique 
extr.  pag.  27. 

Palaeontologic :  Die  wichtigsten  Arten  der  Zone  des  Amm. 
Parkinsoni  sind: 


Belemnites  Württembergicus. 
Ammonites  subradiatus. 

„  oolithicus. 

„  Deslongchampsi. 

„  Zigzag. 

„  Defranci. 

„  Martinsi. 

„  Neuffensis. 

„  Parkinsoni. 

„  bifurcatus. 

j,  subfurcatus. 

„  Garantianus. 

„  polymorphus. 

Ancyloceras  annulatus. 
Purpurina  Bellona. 
Spinigera  longispina. 
Dentalium  entaloides. 
Panopaea  Zieteni. 


Pholadomya  Schuleri. 
Leda  caudata. 

„     aequilatera. 
Corbula  cucullaeformis. 
Posidonomya  Buchi. 
Pecten  Renevieri. 
Terebratula  emarginata. 

„  Meriani, 

„  carinata. 

„  curvifrons. 

„  Württembergica. 

„  Phillipsi. 

„  globata. 

„  sphaeroidalis. 

Rhynchonella  acuticosta. 
„  angulata. 

Stuifensis. 


-     462     — 

Belemnites  canaliculatus  und  giganteus  kommen  von  unten 
herauf.  Letzterer  wird  jedoch  hier  weit  seltener  getroffen  und 
hört  gegen  oben  ganz  auf. 

Gesteiusbeschaifcnheit,  Verbreitung  und  palseontologische 
Resultate.  An  der  schwäbischen  Alp  folgen  die  Schichten  des 
Amm.  Parkinsoni  unmittelbar  über  der  Zone  des  Amm.  Humph- 
riesianus.  Ihre  Mächtigkeit  beträgt  in  der  Bopfinger  Gegend 
kaum  4  —  6  Fuss  wird  gegen  Südosten  bedeutender  und  er- 
reicht z.  B.  in  der  Balinger  Gegend  über  30  Fuss.  Zugleich 
findet  ein  grosser  Wechsel  in  der  mineralogischen  Beschaffenheit 
der  Niederschläge  statt.  Bei  Bopfingen  und  Aalen  sind  es  braune, 
theils  oolithische,  theils  mergelige  Lagen,  in  den  Umgebungen 
von  Boll  werden  dieselben  schon  thoniger,  zu  Ehningen  bei 
Reutlingen  und  in  der  Balinger  Gegend  bilden  bläuliche  Thone 
mit  harten  Kalkbäuken  die  Zusammensetzung  der  Zone.  An 
einigen  Punkten,  wie  z.  B.  am  HohenzoUern  werden  dieselben 
Thone  von  einer  dünnen  oolithischen  Bank  unterlagert,  welche 
zwar  noch  zu  den  Schichten  des  Amm.  Parkinsoni  geliört,  sie 
aber  gegen  unten  begrenzt.  In  diesen  untersten  Lagen ,  seien 
dieselben  nun  oolithisch  oder  thonig,  finden  sich  folgende  Arten 
sehr  zahlreich : 

Ammonites  subfurcatus.  Leda  caudata. 

„  Garantianus.  1  Terebratula  carinata. 

„  Parkinsoni.  j  Rhynchonella  acuticosta. 


Belemnites  Württembergicus. 
Aucyloceras  annulatus. 


angulata. 


Dieselben  setzen  sich  wohl  noch  etwas  gegen  oben  fort, 
werden  jedoch  seltener,  während  sich  hier  besonders  einige  Am- 
moniten  wie  Ammonites  Beslongchampsl ,  Zigzag,  Neuffensis, 
polymorphus  und  oolithicus  durch  Häufigkeit  auszeichnen. 

Die  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  ist  von  der  grössten  Wich- 
tigkeit für  die  Vergleichung  unseres  schwäbischen  Jura  mit  dem 


—     463     — 

französischen  und  englischen,  insofern  durch  sie  die  oberste  Zone 
des  Unterooliths  gebildet  wird^  über  welcher  sich  unmittelbar 
diejenigen  Schichten  ablagern,  welche  die  Bathformation  vertreten, 
hier  aber  durch  Uebergänge  eng  mit  dem  Unteroolith  verbunden 
sind.  Eigenthümlich  ist,  dass  die  dem  Amm.  Parkinsoni  nahe- 
stehenden Arten,  welche  häufig  noch  mit  demselben  verwechselt 
werden,  gegen  oben  eine  immer  hochmündigere  Form  bekommen, 
wodurch  sich  besonders  in  der  obersten  Lage,  welche  wir  ent- 
schieden als  Glied  der  Bathformation  betrachten,  eine  Species 
auszeichnet,  welche  ich  Amm.  Württembergicus  (Amm.  Parkinsoni 
compressus  Quenst.)  genannt  habe  (siehe  §.61),  welche  an  ver- 
schiedenen Punkten  sowohl  in  den  Oolithen,  als  in  den  Thonen 
immer  unmittelbar  unter  Amm.  macrocephalus  gefunden  wird. 
Aus  dem  englischen  und  französischen  Unteroolith  kenne  ich 
denselben  nicht,  wie  ich  überhaupt  die  Species  auswärts  nur 
einmal  antraf  und  zwar  zwischen  Metz  und  Verdun  in  einer 
Schichte ,  welche  dem  Cornbrash  gleichkommen  dürfte.  An  der 
schwäbischen  Alp  ist  er  dagegen  sehr  verbreitet  und  kommt 
entweder  verkiest  und  klein,  oder  verkalkt  in  grossen  Exemplaren 
vor.  Immer  aber  findet  er  sich  über  der  Zone  des  Amm.  Par- 
kinsoni. So  liegt  er  z.  B.  bei  Bopfingen  in  einer  braunen  mer- 
geligen, schwach  oolithischen  Bank,  welche  kaum  2  Fuss  Dicke 
besitzt.  Mit  demselben  finden  sich  hier  eine  Anzahl  für  die 
Bathformation  leitender  Arten  wie  Terebratula  Bentleyi,  Rhyn- 
chonella  varians  und  Morieri  u.  s.  w.  Zu  Ehningen  bei  Reut- 
lingen und  Oeschingen  liegt  dagegen  Amm.  Württembergicus 
verkiest  und  nur  wenige  Zoll  gross  in  der  Oberregion  der  Thone» 
über  welchen  Amm.  macrocephalus  und  Herveyi  folgen  und  an 
deren  Basis  erst  der  ächte  Amm.  Parkinsoni  vorkommt. 

Bei  dem  Wechsel  in  der  Zusammensetzung  der  Schichten 
müssten  viele  locale  Profile  gegeben  werden,,  um  das  Auftreten 
der  oberen  Zonen  des  Unterooliths  an  der  schwäbischen  Alp  zu 
veranschaulichen,  ich  stelle  desshalb  einen  mehr  idealen  Durchschnitt 


_    464    ~= 


zusammen,  welcher  die  Aufeinanderfolge  der  drei  Etagen  des  Un- 
terooliths,  der  Bathgruppe  und  der  Kellowaygruppe, 
an  der  schwäbischen  Alp  wiedergeben  soll: 
Nr.  29. 


Relloway- 
gruppc. 

Bathgruppe. 


tnteroolith.  < 


Zone  des  Amni.  macrOCCphalUS  und  bullatiis^  siehe 

Profil  Nr.  36. 


10' 


Thone         Leitmuscheln  der  Bathgruppe 
(bisw.Oolithe.)  siehe  am  Schlüsse  des  §.59. 


3) 


Amm.  Deslongchampsiy  oolithicus,   Zigzag, 
Graue  Thone  mit  Kalkmergeln,  an  der  Basis 
30'  der  Abtheilung    findet  sich   bisweilen    eine 
Oolithbank.  2) 

Zone  des  Amiiionites  Parkinsoni. 


3-6'  Ancyloceras  annulatiis.  Amm.  subfurcatus. 


Zone  des  Amiiionites  Humpbriesianus  Blag- 

deniy   Ostrea  flabelloideSj   Trig.  signata. 
50'    Dunkle  Thone  mit  Kalkbänken.  1) 

Korallenbank. 
Ammonites  Sauzei,  Broccki. 


Zone  des  Ammonites  Murchisonce  siehe  Profil  Nr.  28. 


Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  besonders  in  den  Umgebungen 
von  Wasseralfingen  und  Bopfingen  die  Abtheilungen  Nr.  2  und 
3  nicht  aus  Thonen  gebildet  werden,  sondern  als  mergelige  oder 
oolithische  Kalke  auftreten,  dabei  aber  eine  viel  geringere  Mäch- 
tigkeit besitzen ,  welche  sich  bei  Nr.  2  auf  5  —  6  Fuss,  bei  Nr.  3 
aber  sogar  auf  2 — 4  Fuss  reduciren  kann,  wodurch  natürlich  die 
Abtrennung  und  Eintheilung  der  betrefi'enden  Zonen  noch  mehr 
erschwert  wird. 

Frankreich.  Einer  der  interessantesten  Punkte,  an  wel- 
chem sich  die  Aufeinanderlagerung  der  Schichten  des  Unterooliths 


—    465    - 

beinahe  vollständig  beobachten  lässt,  ist  der  Mont  d'Or  lyonais, 
siehe  schon  §.  49  und  50.  Die  Schichten  des  Amm.  Murchi- 
sonae  und  Humphriesianus  lassen  sich  auffinden,  wenn  man 
von  Couzon  am  rechten  Ufer  der  Saone  in  gerader  Richtung 
den  Berg  besteigt.  Sie  folgen  in  regelmässiger  Ablagerung  über- 
einander, während  auf  der  Höhe  des  Mont  d'Or  eine  mineralogisch 
vollständig  verschiedene  Bildung  angetrofien  wird.  Es  treten 
harte  gelbliche  Kalkbänke  auf,  welche  den  Berg  bedecken,  hier 
in  Masse  aus  den  Aeckern  gelesen  und  zum  Schutze  der  letzteren 
von  den  Landleulen  in  hohe  Mauern  aufgeschichtet  werden.  Unter 
dem  angehäuften  Material  findet  man  leicht  einige  Stücke,  welche 
organische  Reste  einschliesen.  Dieselben  sind  merkwürdiger  Weise 
verkieselt  und  dabei  auf  das  Feinste  erhalten.  Zum  Theil  waren 
sie  schon  halb  herausgewittert,  bisweilen  zeigten  die  Kalkblöcke 
nur  an  der  Oberfläche  Spuren  von  Versteinerungen.  Ich  sammelte 
desshalb  die  rohen  Stücke  und  es  gelang  mir  zu  Hause  mittelst 
Salzsäure  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Arten  vollständig  heraus- 
zuäzen.     Ich  erhielt  folgende  Species: 

Avicula  costata. 
Dentalium  entaloides. 
Cerithium,     Area,     Pentacrinus 


Belemnites  Württembergicus. 
Ammonites  subfurcatus. 
„  Garantianus. 

Ancyloceras  annulatus. 


Serpula. 


sah  aber  noch  viele  andere  Arten  auf  gleiche  Weise  schon  früher 
aus  den  Kalken  geäzt  in  der  Sammlung  von  Herrn  Thio liiere 
in  Lyon,  welche  die  Liste  vervollständigen  würden,  doch  kann 
über  die  Stellung  dieser  Kalke  kein  Zweifel  mehr  obwalten,  denn 
einerseits  enthalten  sie  eine  Anzahl  wichtiger  Leitmuscheln  der 
Parkinsonischichten ,  andererseits  liegen  sie  regelmässig  über  der 
Zone  des  Amm.  Humphriesianus,  während  sie  gegen  oben  die 
Reihe  der  Niederschläge  abschliessen ,  da  an  jener  Localität  die 
höheren  Zonen  fehlen. 

Für  das  Departement  der  Mo  seile  bilden  die  Schichten 
des  Amm.  Parkinsoni  die  obersten  jurassischen  Niederschläge. 
Vielleicht  dass  sich  noch  Aequivalente  der  Bathformation  damit 
vermengen,  doch  sind  dieselben  jedenfalls  noch  nicht  gehörig 
erforscht,  denn  sonst  würden   für  die  dortigen  Localitäten  nicht 


—    466     ~ 

gerade  einige  der  wichtigsten  Arten  als  solche  bezeichnet  werden, 
welche  sich  noch  in  den  höchsten  Lagen  des  dortigen  Oolithes 
finden.  M.  Terquem  führt  in  seinem  Bradfordien  und  Cornbrash 
noch  den  Bei.  giganteus,  den  Amm.  Parkinson!  und  Martinsi 
sowie  noch  mehrere  Arten  des  Unterooliths  an.  Gehen  diese 
Arten  in  jener  Provinz  bis  in  die  obersten  Lagen  hinauf,  so  ist 
gewiss  grosse  Vorsicht  nöthig  in  Beziehung  auf  die  Einreihung 
ihrer  Schichten  in  die  Etage  des  Bathonien,  denn  in  England 
und  im  übrigen  Frankreich  sterben  dieselben  im  ünteroolith  aus, 
sind  auf  keinen  Fall  für  die  Bathformation  bezeichnend,  beson- 
ders die  zwei  letztgenannten  Ammoniten  für  deren  Hinaufgreifen 
nicht  eine  einzige  bestätigende  Beobachtung  vorliegt. 

Eine  ganz  ähnliche  Behandlung  hat  die  Zone  in  den  Ar- 
beiten H.  Daubree's*  erhalten,  welcher  die  jurassischen  Nieder- 
schläge des  Dep.  Bas-Rhin  in  palaeontologischer  und  strati- 
gräphischer  Beziehung  beschrieb. 

Das  Vorkommen  der  Schichten  des  Amm.  Parkinsoni  in 
den  Depart.  der  Sarthe  und  Calvados,  sowie  in  Dorset- 
und  Somersetshire  habe  ich  schon  im  vorigen  Paragraphen 
erwähnt  und  ihr  vereinigtes  Auftreten  mit  der  Zone  des  Amm. 
Humphriesianus  nachgewiesen.  Für  Gl ouce st ershire  wurden 
sie  in  Murchison's  Geol.  of  Cheltenham  besonders  hervorgehoben 
und  als  Trigonia  Grit  oder  oberste  Lage  des  dortigen  Unterooliths 
ausgezeichnet.  Amm.  Parkinsoni,  Trigonia  costata,  Terebratula 
globata  und  Rhynchonella  angulata  characterisiren  die  Schichte. 
Im  Uebrigen  fehlen  jedoch  weitere  Punkte,  an  denen  die  Leit- 
muscheln der  Parkinsonischichten  in  getrennten  Lagen  nachge- 
wiesen wurden.  So  war  dies  in  York shire  durchaus  unmöglich, 
denn  hier  folgen  über  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
die  200  Fuss  mächtigen  Pflanzen  führenden  Sandsteine  und  Thone, 
welche  bis  jetzt  keine  Gliederung  nach  ihren  organischen  Resten 
zuliessen  und  welche  sich  aufwärts  bis  zur  obersten  Zone  der 
Bathformation  erstrecken.  Wahrscheinlich  haben  Süsswasser- 
bildungen  daran  Theil  genommen,  denn  es  finden   sich  keinerlei 


•  D'Archiac,  histoire  des  progres  1856  Bd.  VI.  pag.  705. 


_    467     — 

Meeresmuscheln,  dagegen  werden  Unionen  und  Cyprisarten  daraus 
angeführt.  Die  Mehrzahl  der  Pflanzenreste,  von  welchen  man 
ungefähr  30  Species  kennt,  finden  sich  in  einem  Bett  an  der 
Basis  der  Sande,  gehören  somit  wahrscheinlich  grösstentheils  in 
die  Zone  des  Amm.  Parkinsoni.  Einzelne  Arten  sollen  auch  in 
den  unteren  Sauden  (Lower  Sandstone  and  Shale)  gefunden  wer- 
den, doch  scheinen  die  meisten  derselben  an  ihre  Zone  gebunden 
zu  sein. 

§.  52.  Veibreituug,  Mächtigkeit,  Gesteiusbesehaffcnheit 
des  Interoülitlis;  Zusamiiiciistelluug  seiner  einzelnen  Glieder  nach 
verschiedenen  Gegenden.  Reiht  man  die  in  den  letzten  Para- 
graphen gegebenen  Profile  Nr.  27,  28  und  29  zusammen,  so 
erhält  man  die  Verhältnisse,  unter  welchen  der  Unteroolith  an 
der  schwäbischen  Alp  auftritt.  Doch  darf  dieser  Durchschnitt 
nur  als  ganz  allgemeines  Profil  betrachtet  werden,  da  die  ein- 
zelnen Zonen  an  verschiedenen  Punkten  der  schwäbischen  Alp, 
sowohl  in  Beziehung  auf  ihre  Mächtigkeit,  als  auf  ihre  minera- 
logische Beschaffenheit  grossem  Wechsel  unterworfen  sind.  Die 
Niederschläge  des  Unterooliths  bilden  die  Vorterrassen  der  schwä- 
bischen Alp  und  erstrecken  sich  parallel  jenem  Gebirgszug  von 
der  Bopfinger  Gegend  an  in  südwestlicher  Richtung  bis  an  den 
Rhein  unterhalb  Schaffhausen.  Ueberall  besteht  ihre  Basis  aus 
mächtigen  Thonen  (Schichten  des  Amm.  torulosus  und  der 
Trigonia  navis).  Ueber  den  Thonen  folgen  die  Sandsteine  des 
Amm.  Murchisonae.  Bei  Aalen  und  Wasseralfingen  lagern  sich 
Thoneisensteinflöze  zwischen  diese  Sandsteine.  Bisweilen  bildet 
die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  den  steilen  Rand  der  Vorberge, 
während  sich  dann  die  höheren,  meist  thonigen  Lagen  unter  lang- 
samem Ansteigen  rückwärts  an  das  eigentliche  Gebirge  hinziehen. 
Wo  jedoch  die  untern  Humphriesianusschichten  als  harte  Kalke 
auftreten,  reichen  diese  bis  an  die  vordere  Brustwehr,  von  der 
an  das  Terrain  ebener  wird,  indem  sich  die  übrigen,  weniger 
mächtigen  Zonen  des  mittleren  Jura  schräg  darüber  hinlegen. 

Im  Breisgau  in  Baden  stimmt  die  untere,  der  Masse 
nach  bedeutendere  Hälfte   des   Unterooliths   vollständig  mit  den 


—     468    — 

schwäbischen  Bildungen  überein.  Es  folgen  über  den  grauen 
Mergeln  des  Amm.  jurensis  dunkle  Thone  mit  Amm.  opalinus 
von  2  —  300  Fuss  Mächtigkeit,  welche  mit  Bestimmtheit  als 
Aequivalente  der  zwei  Zonen  des  Amm.  torulosus  und  der  Trig. 
navis  angesehen  werden  dürfen.  Darüber  beginnt  ein  System 
von  sandigen  Kalken  mit  Eisenoolithbänken  (Eisenrogen- 
stein Fromherz*)  deren  untere  Lage  den  Murchisonaeschichten 
entspricht,  während  ihre  Oberregion  in  Verbindung  mit  den  dar- 
über liegenden  grauen  Thonen  (Walk er  de  Fromherz)  zahlreiche 
Leitmuscheln  aus  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  einschlies- 
sen.  Die  Parkinsonischichten  wurden  im  Breisgau  noch  nicht 
nachgewiesen,  vielleicht  werden  sie  durch  einen  Theil  der  mäch- 
tigen Oolithe  vertreten,  welche  Prof.  Fromherz  „Hauptrogen- 
stein" genannt  hat.  Die  Schichten  fallen  hier  meist  unter  einem 
sehr  schiefen  Winkel  ein,  wesshalb  man  nicht  dieselbe  regelmässige 
x\blagerung  beobachten  kann,  wie  an  der  schwäbischen  Alp, 
dennoch  hält  es  nicht  schwer,  die  einzelnen  Niederschläge  der 
Reihe  nach  zu  verfolgen. 

Frankreich.  In  den  Umgebungen  von  Niederbronn 
(Bas  Rhin)  sind  es  besonders  die  unteren  Thone  der  Etage, 
welche  schon  lange  her  das  Interesse  der  Geologen  erregt  haben. 
Bei  der  Einzelbeschreibung  der  Zonen  habe  ich  gezeigt,  dass 
sich  die  Schichten  des  Amm.  torulosus  und  der  Trigonia  navis 
in  paläontologischer  und  stratigraphischer  Beziehung  von  einan- 
der abtrennen  lassen.  Ueber  der  Zone  der  Trigonia  navis  findet 
man  bei  Gundershofen  Spuren  der  Schichten  des  Amm.  Murchi- 
sonae.  Dass  auch  die  Zonen  des  Amm.  Humphriesianus  und  des 
Amm.  Parkinsoni  in  jenem  Departement  vertreten  sind,  wird 
durch  die  Arbeiten  von  M.  Daubree  **  wenigstens  angedeutet. 

Viel  bedeutender  ist  die  Verbreitung  des  französischen  ün- 
teroohths  auf  der  westlichen  Seite  der  Vogesen.  Er  liegt  jedoch 
in  beträchtlicher  Entfernung  von  den  Gebirgen,  da  sich  von  dem 
bunten  Sandstein  an  zuerst  Muschelkalk,  dann  Keuper  und  Lias 

•  Fromherz,  die  Juraformation  des  Breisgaues  1838. 
"  Descript.   g^o\.    et   mineral.    du  de'part.  du  Bas  Rhin  1852    und  Vic. 
d'Archiac.  Hist.  du  progres  1856.    Bd.  VI.  pag.  705  —  707. 


_    469     — 

ziemlich  weit  ausdehnen ,  während  der  Unteroolith  den  letzteren 
folgt  und  von  den  Umgebungen  von  Nancy  (Meurthe)  sich  in 
einer  gekrümmten  Linie  nordwestlich  bis  in  die  Dep.  der  Ar  de- 
nen und  Aisne  zieht,  in  südlicher  Richtung  dagegen  durch 
die  Dep.  der  Vogesen,  Haute-Marne,  Haute-Saöne, 
Doubs  und  Jura  erstreckt,  von  wo  aus  ohne  Zweifel  die  Ver- 
bindung mit  den  Bildungen  zwischen  Vogesen  und  Schwarzwald 
vorhanden  war. 

Wie  sich  westlich  von  den  Vogesen  über  dem  bunten  Sand- 
stein die  jüngeren  Schichten  ganz  regelmässig  nach  einander 
anlegen ,  so  findet  man  eine  ähnliche  Reihenfolge  am  Rande  des 
Central plateau's  von  Frankreich,  nur  dass  ein  Theil  der 
älteren  Niederschläge  fehlt  und  häufig  geradezu  der  Keuper  oder 
Lias  auf  dem  Urgebirge  ruht.  Der  Unteroolith  bildet  zwar  einen 
ziemlich  regelmässigen  Saum ,  doch  treten  einige  Unterbrechungen 
ein,  was  daher  rührt,  dass  es  drei  verschiedene  Becken  waren, 
an  deren  Uferbildung  die  Abhänge  des  Centralplateau's  Theil 
nahmen.  Am  wenigsten  bekannt  sind  die  Verhältnisse,  unter 
welchen  der  Unteroolith  am  südwestlichen  Rande  des  Plateau's 
entwickelt  ist.  Er  folgt  in  den  Dep.  Lot  und  Dordogneüber 
der  Lias-  und  Keuperformation  und  bildet  einen  Theil  der  Nie- 
derschläge, welche  die  französischen  Geologen  als  die  Ausfüllung 
des  „Bassin  Pyreneen"  betrachten.  Oesthch  vom  Lot-Dep.  ziehen 
sich  die  Urgebirge  gegen  Süden  und  trennen  obiges  Becken  vom 
„Bassin  Mediterran^en".  Hier  legen  sich  in  den  Dep.  Aveyron 
und  Lozere  die  jurassischen  Bildungen  zum  Theil  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  an,  werden  aber  beinahe  ringsum  von  dem 
Urgebirge  umgeben.  Trias  und  Lias  finden  sich  hier  wieder  an 
den  Rändern,  während  die  jüngeren  Gebilde  in  der  Mitte  der 
Bucht  liegen.  Die  Schichten  des  Amm.  torulosus,  welche  sich 
in  diesen  Provinzen  durch  zahlreiche  Leitmuscheln  bemerklich 
machen  (siehe  §.  47),  wurden  von  den  meisten  Geologen  mit 
dem  obern  Lias  vereinigt.  Ueber  denselben  folgt  der  Unteroolith, 
welchen  E.   Dumas  *    als  90  Meter   mächtige   Kalkablagerung 


•  Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  6.  Sept.   1846,  pag.  613. 


—    470     — 

beschreibt.  Er  unterscheidet  eine  untere  40  Meter  mächtige 
Bildung,  bestehend  aus  grauen  Kalkbänken,  wechsehid  mit  grauen 
thonigen  Mergeln  als  j,Calcaires  et  marnes  ä  Fucoides /^  von 
dem  darüberliegenden  ^^Calcaire  ä  Entroqiies ,''  einer  50  Meter 
mächtigen,  durch  ihre  Fossile  späthig  gewordenen  Kalkmasse, 
welche  an  manchen  Punkten  ImGard-Departement  in  do- 
lomitisches Gestein  übergeht,  sich  aber  weiter  gegen  Norden 
verliert.  In  dieser  Weise  tritt  nach  E.  Dumas  der  Unteroolith 
in  den  Dep.  Aveyron,  Lozere,  Gard  und  Heran It  auf, 
mdem  derselbe  die  Ränder  der  Ausläufer  rings  um  das  Gebu'ge  der 
Cevennen  bildet.  Zählen  wir  die  untern  thonigen  Schichten 
des  Amm.  torulosus  dazu,  so  lässt  sich  eine  Mächtigkeit  ver- 
muthen,  welche  um  ein  Gutes  über  300  Fuss  betragen  mag; 
Oxfordthone  sollen  ihn  überlagen.  Leider  erhalten  wir  in  dem 
so  interessanten  Aufsatze  von  E.  Dumas  keine  genügenden 
Aufschlüsse  über  die  paläontologischen  Verhältnisse  dieser  Oolith- 
bildung. 

Von  dem  Dep.  Gard  erstrecken  sich  die  jurassischen  Nie- 
derschläge gegen  Nordost  bis  la  Voute  und  Privas  (Ardeche.) 
Der  Lias  breitet  sich  am  Fusse  der  Urgebirge  aus,  dagegen 
sollen  sich  nach  den  Beobachtungen  V,  Thio liiere's  im  Dep. 
Ardeche  unmittelbar  über  dem  obern  Lias  die  Oxfordschichten 
anlegen;  so  dass  also  der  untere  Oolith  schon  im  nördlichen 
Gard-Dep.  verschwinden  würde.  Es  wurden  zwar  letztere  An- 
gaben schon  von  mehreren  Geologen  zu  widerlegen  gesucht,  indem 
dieselben  schwache  Aequivalente  der  Etage  aufgefunden  zu  haben 
glaubten ,  doch  wurden  die  paläontologischen  Untersuchungen 
nicht  mit  derjenigen  Sicherheit  ausgeführt,  um  bestimmte  Schlüsse 
daraus  ziehen  zu  können. 

Ich  unterlasse  die  weiteren  Nachweise  der  Etage  gegen 
Osten  und  gehe  zur  Betrachtung  derjenigen  Bildungen  am  Rande 
des  Cen  tralplateau's  über,  welche  zu  dem  englisch -franzö- 
sischen Becken  gehören.  Die  südlichsten  Ausläufer  desselben 
finden  sich  in  der  Nähe  von  Lyon.  F]in  sehr  günstiger  Punkt 
für  die  Untersuchung  des  Unterooliths  ist  der  ]\Jont  d'Or  ly  onais. 
Bei  Limonest  (Rhone)   folgt   die  Liasformation    unmittelbar   über 


—    471     — 

den  zu  Tage  tretenden  Graniten.  Sie  besitzt  wohl  über  200 
Fuss  Mächtigkeit  und  wird  in  Östlicher  Richtung  von  dem  Un- 
teroolith  überlagert,  welcher  auf  dem  Plateau  und  am  Rande 
des  Mont  d'Or  gegen  das  Saonethal  bloss  liegt.  Zu  oberst  findet 
man  thonige  Kalke  mit  kieseligen  Ausscheidungen  (Zone  des 
Amra.  Parkinsoni  siehe  §.  51).  Darunter  folgt  die  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus  (siehe  §.  50).  Um  ein  Gutes  tiefer  werden 
die  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  in  mächtigen  Steinbrüchen 
zur  Gewinnung  der  zu  Bausteinen  brauchbaren  Sandkalke  aus- 
gebeutet. Die  Grenze  zwischen  Lias  und  Unteroolith  ist  nur 
au  wenigen  Punkten  in  den  Seitenthälern  des  Mont  d'Or  sicht- 
bar. Es  sind  Thoneinsensteine  ähnlich  denen  von  la  Verpilliere 
(Oberer  Lias  und  Torulosusschichten  bis  zur  Zone  des  Amm. 
Murchisonae  siehe  §.  49),  welche  in  früherer  Zeit  bergmännisch 
gewonnen  wurden.  Im  Ganzen  ist  jedoch  die  Ausdehnung  der 
jurassischen  Schichten  bei  Couzon  und  Villefranche  oberhalb  Lyon 
nicht  bedeutend,  denn  sie  endigen  schon  nordwestlich  von  jener 
Stadt,  um  jedoch  in  den  Umgebungen  von  Macon  im  östlichen 
Theile  des  Dep.  Saone  et  Loire  wieder  zum  Vorschein  zu 
kommen. 

Ueber  die  Verhältnisse  des  Unterooliths  bei  Macon  finden 
wir  einige  Notizen  vonH.  Tombeck  im  Bull.  Soc.  geol.  1852-53. 
pag.  269.  Der  Unteroolith  zieht  sich  von  hier  aus  in  einer  ge- 
raden Linie  gegen  Norden,  indem  er  sich  vom  östlichen  Rande 
des  Urgebirges  in  der  Richtung  gegen  Tournus  hin  entfernt.  Die 
zusammenhängende  Ausbreitung  der  Oolithgebirge  beginnt  jedoch 
erst  in  den  Dep.  Cöte  d'Or  und  Yonne.  Die  Schichten  des 
Unterooliths  legen  sich  über  dem  gekrümmten  Liasstriche  an  und 
lassen  sich  von  hier  aus  in  den  Dep.  Nie  vre  und  Cher  ver- 
folgen, während  ohne  Zweifel  die  Niederschläge  im  westlichen 
Theile  des  Dep.  Saone  et  Loire,  sowie  in  den  Dep.  Indre 
und  Vienne  die  Fortsetzung  davon  bilden.  Meist  wurden  je- 
doch in  den  letztgenannten  Provinzen  nur  einzelne  seiner  Zonen 
nachgewiesen.  *     Schon    längst   bekannt   und    besonders  günstig 

*  Am  weitesten  gehen  die  Angaben  von  Vic.  d'ArcWac.  1856.  Hist. 
des  Progres.     6  Bd.  pag.  313  u.  s.  w.,  gestützt  auf  die  in   den  Arbeiten  von 


^     4T2     - 

für  die  Untersuchung  sind  dagegen  die  Umgebungen  vonDijon 
und  Semur  (Cöte  d'Or)  und  von  Avallon  (Yonne). 

Merkwürdig  scheint  mir  das  zu  sein ,  dass  die  Niederschläge 
des  Unterooliths  von  Burgund,  trotz  der  entgegengesetzten  Ab- 
lagerung in  verschiedenen  Becken,  dennoch  eine  gewisse  Ueber- 
einstimmung  mit  denen  von  Aveyron,  Lozere  und  Gard  besitzen. 
Mit  besonderer  Deutlichkeit  scheidet  sich  zu  unterst  die  Zone 
des  Amm.  torulosus  als  thoniges  Gebilde  ab,  dessen  organische 
Reste  aber  im  Allgemeinen  ziemlich  genau  mit  denjenigen  über- 
einstimmen, welche  ich  §.47  für  Milhau  (Aveyron)  und  Mende 
(Lozere)  angegeben.  Ueber  diese  Thonlage  thürmt  sich  der  Cal- 
caire  ä  entroques  auf,  welcher  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae 
einnimmt.  *  Darüber  folgen  Schichten  mit  Amm.  Humphriesianus 
und  Belemnites  giganteus,  während  auch  die  oberste  Zone  mit 
Amm.  Parkinsoni  entwickelt  ist.  Häufig  bilden  in  Burgund  die 
mächtigen  Kalke  des  Unteroohths  steile  Hügel ,  an  denen  der 
Calcaire  ä  entroques  in  Felspartieen  hervortritt  und  eine  Hügel- 
reihe krönt,  welche  sich  in  massiger  Entfernung  vom  Urgebirgs- 
stocke  des  Morvan  über  dem  Lias  erhebt  und  eine  förmliche 
Brustwehrum  diese  nördliche  Spitze  des  Centralplateau's 
bildet.  Die  oberen,  mehr  mergeligen  Kalke  und  Thone  machen 
sich  nicht  in  gleicher  Weise  geltend,  wie  der  den  Rand  der  Hügel 
bildende  „Calcaire  ä  entroques",  sondern  lagern  sich  unter  schwä- 
cherem Ansteigen  darauf  ab.  **     Ihre  mineralogische  Beschaffen- 


Dufrenoy  nnd  Elie  de  Beaumont,  (Esplic.  de  la  Carte  geolog.  II.  Bd.)  nieder- 
gelegten Untersuchungen. 

•  Dieser  Ammonit,  sowie  Ammonites  Staufensis  wurden  in  den  Um- 
gebungen von  Avallon  darin  gefunden. 

"  Die  Mächtigkeit  des  Unterooliths  von  Burgund  dürfte  200  Fuss  wohl 
übersteigen.  Dufr.  und  Elie  de  Beaum.  Explic.  de  la  Carte  geol.  de  Fr. 
2.  Bd.  pag.  359  und  369  geben  20  Meter  für  die  unteren  thonigen  Schich- 
ten an ,  in  welchen  z.  B.  bei  Vassy  die  Zone  des  Amm.  torulosus  gefunden 
wird.  23 '/o  Meter  für  den  daraufliegenden  Calcaire  ä  entroques,  endlich 
15  Meter  für  die  mergeligen  gelblichen  Kalke,  welche  bei  Pouilly  en  Auxois 
noch  darüber  liegen.  Au  anderen  Punkten  folgen  noch  weitere  Bänke,  so 
dass  200  Fuss  eine  sehr  massige  Schätzung  der  Mächtigkeit  des  Unterooliths 
Yon  Burgund  sein  wird. 


—    473     - 

heit  bestimmte  die  dortigen  Geologen,  sie  mit  den  Gliedern  der 
englischen  Grossoolithformation  zusammenzustellen,  ohne  dass 
jedoch  zu  gleicher  Zeit  durch  Nachweise  der  fossilen  Arten  die 
genaue  Uebereinstimmung  der  angenommenen  Schichten :  (Fullers- 
earth,  Grande  Oolithe,  Argile  de  Bradford,  Forestmarble  und 
Cornbrash)  mit  Sicherheit  gezeigt  worden  wäre.  Im  Gegentheile 
kann  man  sich  häufig  durch  die  Sammlungen  der  ansässigen 
Geologen  überzeugen,  dass  das,  was  die  Gelehrten  jenes  Landes 
als  Fullersearth  oder  Bradfordclay  bezeichnen,  oder  mit  irgend 
einem  andern  enghschen  Namen  belegen,  nichts  anderes  als 
Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  oder  des  Amm.  Farkinsoni 
und  demnach  Glieder  des  Unterooliths  sind.  Wenn  auch  einzelne 
Aequivalente  der  Bathgruppe  hier  vorhanden  sein  mögen,  so 
ist  doch  keineswegs  die  Uebereinstimmung  mit  den  englischen 
Bildungen  eine  ebenso  vollendete,  wie  sie  einige  Gelehrte  auf- 
gefunden zu  haben  glaubten. 

Gehen  wir  zur  Betrachtung  der  oolithischen  Niederschläge 
über,  welche  sich  an  das  Urgebirge  der  Bretagne  (Massif  breton) 
anlegen.  Am  südlichen  Rande  sind  es  die  Umgebungen  von 
Niort  und  Saint-Maixent,  woselbst  die  Schichten  des  obern  Lias 
von  den  untern  Lagen  des  Unterooliths  bedeckt  werden.  Amm. 
torulosus  und  mehrere  Leitmuscheln  seiner  Zone  kommen  hier 
zahlreich  vor,  doch  gehen  die  Lagen  bis  zur  Zone  des  Amm. 
Farkinsoni  hinauf,  während  darüber  einzelne  Schichten  der  Bath- 
formation  gleichfalls  ausgesprochen  sind.  Die  oolithischen  Bil- 
dungen beginnen  ziemlich  schmal  an  der  Meeresküste  des  Dep. 
derVendee,  breiten  sich  gegen  Osten  im  Dep.  Deux-Sevres 
weit  aus  und  reichen  bis  an  das  Flateau  central.  Gegen  Norden 
ziehen  sie  sich  wiederum  zusammen  und  erstrecken  sich  als 
schmaler  Streifen  bis  in  das  Dep.  Maine  et  Loire.  Lii  Dep. 
der  Sarthe  erscheint  die  Etage  wieder  deutlicher  und  ist  an 
vielen  Funkten  der  Umgebungen  von  Conlie  und  Mamers  auf- 
geschlossen, indem  ihre  untern  sandigen  und  kalkigen  Schichten 
den  obern  Lias  überlagern,  während  ihre  obern  Schichten  all- 
mählig  in  die  Oolithe  der  Bathformation  übergehen.  Der  Unter- 
oolith  der  Sarthe  zeigt   in  Beziehung   auf    GesteinsbeschafFenheit 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    Oktober,  1856.   3s  Heft.  31 


—      4Y4      — 

und  Erhaltung  der  Fossile  viele  Uebereinstimmung  mit  den  Bil- 
dungen von  Cheltenham  (Gloucestershire),  weicht  aber  hierin  von 
den  eigenthiimlichen  Entwicklungen  in  der  Normandie  ab.  Er 
zieht  sich  jedoch  beinahe  ununterbrochen  durch  das  Dep.  der 
Orne  bis  an  die  Meeresküste  der  Normandie.  Hier  sind 
nun  die  längstbekannten  Punkte  des  Depart.  Calvados,  wie 
Bayeux,  Moutiers,  Port  en  Bessin,  an  welchen  die 
merkwürdige  Bildung  beginnt,  welche  die  Mehrzahl  besonders  der 
französischen  Geologen  für  den  wahren  Typus  des  Unterooliths 
halten.  Sicher  verdienen  auch  diese  Ablagerungen  grosses  In- 
teresse, aber  ich  möchte  sie  nicht  gerade  als  typische  Bildungen 
voranstellen ,  so  wenig  als  ich  die  Eisenerze  von  la  Verpilliere  als 
Typus  des  obern  Lias  betrachten  kann.  Eine  vollendete  Gliederung 
der  Schichten  des  Unterooliths  im  Calvados  ist  nicht  vorhanden, 
doch  wurden  durch  die  Arbeiten  von  H.  Harld  Andeutungen 
gegeben,  welche  die  Möglichkeit  einer  schärferen  Abtrennung  der 
einzelnen  Zonen  wahrscheinlich  machen.  Doch  ist  immerhin  die 
Etage  auf  eine  äusserst  geringe  Mächtigkeit  reducirt,  wie  wir 
sie  seither  noch  nicht  beobachtet  haben  und  wie  wir  sie  bloss 
an  der  südlichen  Küste  von  England  wiederfinden.  Statt  dess- 
halb  die  Bildungen  des  Unterooliths  von  Bayeux  und  Moutiers 
als  Type  frangais  aufzustellen,  möchte  ich  sie  besser  „Type 
norm  and''  nennen,  denn  zwischen  dem  UnterooMth  von  Bayeux 
und  dem  des  Mont  d'O  r  lyonais  sind  die  Unterschiede  bei- 
nahe so  bedeutend,  als  zwischen  den  Ablagerungen  des  Unter- 
ooliths der  schwäbischen  Alp  und  denen  der  Küste  von  Yorkshire. 
Der  Unteroolith  des  Dep.  Calvados  besitzt  eine  Mächtigkeit  von 
höchstens 20 — 25  Meter.  Zuunterst  liegen  harte  graue  t honige 
Kalke  (Ma liiere)  mit  kieseligen  Ausscheidungen.  Die  Kalke 
erreichen  an  manchen  Punkten  eine  Mächtigkeit  von  7  Metern, 
sind  aber  meist  schwächer  vertreten.  Ich  habe  sie  in  früheren 
Paragraphen  als  die  Aequivalente  der  drei  untersten  Zonen  des 
Unterooliths  angeführt,  da  einzelne  ihrer  Einschlüsse  aus  Leit- 
muscheln der  Zonen  des  Amm.  torulosus  und  des  Amm.  Mur- 
chisonae    bestehen;*      Darüber  folgt    der    eigentliche    Oolithe 

Uiemit  würden  die  Augaben  vuu  H.  Harle  (Apercu  de  la  Cunstitutioü 


—    475     — 

ferrugiiieiix,  ein  gelbliches  oolithisches  2  Fuss  mächtiges  Ge- 
stein, in  welchem  bei  Bayeux  die  zahlreichen  Fossile  der  Hum- 
phriesianus-  und  Parkinsonischichten  gefunden  werden,  welche  man 
in  allen  Ländern  in  den  Sammlungen  von  Gelehrten  und  Nicht- 
gelehrten antrift't.  Ueber  diesem  Oolithe  ferrugineux  folgen  noch 
10 — 12  Meter  eines  weissen  oolithischen  Kalkes  (Banc  blanc), 
der  zu  Bausteinen  ausgebrochen  wird,  jedoch  von  dem  eigent- 
lichen „Calcaire  de  Caen*^  wohl  zu  unterscheiden  ist.  Der 
Banc  blanc  ist  zwar  nicht  reich  an  Fossilen,  die  vorkommenden 
Arten  gehören  jedoch  nach  den  Mittheilungen  von  E.  Deslong- 
champs  noch  in  die  Etage  des  Unterooliths ,  doch  schliesst  die- 
selbe mit  dem  Banc  blanc  gegen  oben  ab,  da  unmittelbar  darüber 
die  Aequivalente  der  Fullersearth  auftreten. 

England.  Im  südwestlichen  England  ist  die  Mächtigkeit 
des  Unterooliths  meist  noch  geringer  als  in  der  Normandie.  Zu 
Burton-B radstock  bei  Bridport  (Dorsetshire)  folgen  über  den 
Sauden  des  obern  Lias  festere  Bänke ,  welche  zu  unterst  aus 
sandigen  Kalken  bestehen.  In  denselben  scheidet  sich  eine  mit 
den  Leitmuscheln  der  Torulosusschichte  gefüllte  Lage  aus,  welche 
den  Unteroolith  gegen  die  mächtige  Sandablagerung  des  oberen 
Lias  begrenzt.  Darüber  trifft  man  zahlreiche  Exemplare  von 
Amm.  opalinus  (und  torulosus),  wenig  höher  fand  ich  Pecten 
pumilus  und  Amm.  Murchisonae.    Gegen  oben  bestehen  die  Bänke 


gcologique  du  departement  du  Calvados,  annuaire  1853,  sielie  d'Archlac  1856 
Progres  de  la  Geologie  pag.  291)  wenigstens  annähernd  übereinstimmen. 
H.  Harle  unterscheidet  in  den  Umgebungen  von  Bayeux  über  den  thonigen 
und  kalkigen  Bänken  mit  Amm.  bifrons  und  communis  eine  2  Meter  mäch- 
tige oolithische  eisenreiche  Lage  und  führt  aus  derselben  neben  Amm.  radians 
Comensis,  variabilis,  Bei.  tripartitus  und  longisulcatus  (Species  der  Jurensis- 
schichten)  schon  den  Amm.  opalinus  au. 

Erst  darüber  folgen:  Belemnltes  ^unicanaliculatus  HarU)  Blainvillel 
d'Orb.,  Mytilus  Sowerbianus  d'Orb.  (Modiola  plicata  Harle),  Pecten  (persona- 
tus  Harle')  pumilus  Lamk.  in  grauen,  7  Meter  mächtigen  Kalken,  welche 
sich  wahrscheinlich  bis  zur  Zone  des  Ammonites  Murchisonae  erstrecken, 
da  Bei.  giganteus  und  Amm.  Sowerbyi  schon  in  der  daraufliegenden  Mergel- 
schichte beginnen  sollen.  Diese  ganze  Abtheilung  ist  jedoch  von  dem  eigent- 
lichen Oolithe  ferrugineux  geschieden  (siehe  wiederum  oben). 

81* 


—     476     - 

aus  oolithischen  Kalken,  welche  die  grösste  Uebereinstimmung 
mit  dem  Oolith  ferrugineux  von  Bayeiix  besitzen  und  in  der- 
selben Erhaltung  auch  die  Arten  der  Humphriesianus-  und  Par- 
kinsonischichten  einschliessen.  Gleichen  Reichthum  an  organischen 
Resten  zeigen  die  benachbarten  Punkte,  wie  Chidoeck  (Dorset- 
shire)  und  Yeovil  (Somersetshire). 

Weniger  günstig  für  die  Untersuchung  des  Unterooliths  sind 
die  früher  so  berühmten  Steinbrüche  von  Dundry,  unweit 
Bristol.  Die  50  Fuss  mächtige  Ablagerung,  welche  hier  den 
Unteroolith  zusammensetzt,  enthält  dicke  oolithische  Bänke  (Free- 
stone),  welche  früher  in  Masse  ausgebrochen  wurden  und  den 
grossen  Reichthum  an  organischen  Resten  lieferten ,  welche  wir 
in  den  englischen  Sammlungen  finden.  Ich  konnte  nur  wenige 
Arten  unter  dem  Schutte  herauslesen,  erhielt  aber  keinerlei  Auf- 
klärung über  die  Lagerungsverhältnisse  der  einzelnen  Species. 
Die  Uebereinstimmung  mit  den  Bildungen  der  Normandie  scheint 
übrigens  schon  aus  der  Gesteinsart  und  der  Erhaltung  der  Fossile 
hervorzugehen. 

Beinahe  unmöglich  .ist  es,  die  Ablagerungen  des  Unterooliths 
in  Gloucestershire  in  paläontologischer  Beziehung  mit  den  Bil- 
dungen anderer  Gegenden  in  Verbindung  zu  bringen.  Dagegen 
scheiden  sich  wenigstens  die  Grenzschichten  mit  Schärfe  ab,  in- 
dem zu  Unterst  die  Zone  des  Amm.  torulosus  unmittelbar  über 
der  Jurensisbank  beginnt  und  sich  aufs  Genaueste  bestimmen 
lässt,  während  gegen  oben  die  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  die 
Etage  beschliesst.  Die  klare  Zusammenreihung ,  welche  Herr 
Saemann,  Bullet.  Soc.  geol.  de  Fr.  6  Fevr.  1854,  pag.  278 
gegeben,  erspart  ein  weiteres  Eingehen ;  H.  Saemann,  gestützt  auf 
die  Messungen  S  tr  icklan  d's  ,  unterscheidet  8  mineralogisch 
verschiedene  Niederschläge,  welche  über  den  Torulosusschichten 
(siehe  mein  Profil  Nr.  25)  folgen.  Sie  bestehen  der  Masse  nach 
vorzugsweise  aus  weissen  Oolithen  (Freestone),  wechselnd  mit 
thonigen  Kalken  (Fimbria  Marl),  grobkörnigen  Oolithen  (Pea  Grit) 
u.  s.  w.  Die  einzige  Lage,  welche  sich  mit  einiger  Bestimmt- 
heit als  unterer  Theil  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  erken- 
nen lässt,  wird  durch  den  „Pea  Grit"  gebildet,  bei  den  übrigen 


—     477     — 

getraue  ich  mir  keine  Einreihimg.     Die    ganze  Etage    besitzt  in 
Gloucestershire  eine  Mächtigkeit  von  230  Fnss. 

In  Northamptonshire  beginnt  der Unteroolith  mit  Braun- 
eisenstein   bähenden    Sauden,    welche    über    blaugrauen    Thonen 
liegen.     In  dem  oberen  Theile  der  Thone  fand  ich  keine  Fossile, 
dagegen  stammen    wahrscheinlich    die   zierlichen  Ammoniten  der 
Posidonomyenschichten,  welche  man  in  den  dortigen  Sammlungen 
trifft  aus  der  Unterregion  dieser  Thone.     Üeber  den  Sauden  mit 
Brauneisensteinen    folgen    weisse ,    Pflanzen-führende   Sandsteine, 
welche  von  Kalk-haltigen  Schichten  bedeckt  werden.     Doch  sind 
deren  paläontologische  Verhältnisse  noch   nicht   zur  Genüge  er- 
forscht.    Einer   der   interessantesten   Punkte   ist    Collyweston 
bei  Stamford ,  an  der  Grenze  von  Northamptonshire  gegen  Lin- 
colnshire,    woselbst    in    geringer   Höhe    über    den    eisenhaltigen 
Sandsteinen  helle,    sandige  Schiefer    anstehen   (Collyweston- 
Slates),  welche  ähnlich  wie  die  Stonesfield-Slates  zu  vielseitigem 
Gebrauche  gewonnen  werden.    Die  ausgebrochenen,  dicken  Platten 
werden  einen  Winter  über  der  Kälte  ausgesetzt  und  lassen  sich 
hernach    in    brauchbare    dünne    Plättchen    spalten.      Sie    führen 
zahlreiche  Versteinerungen ,  dennoch  weiss  ich  das  relative  Alter 
nicht  genau  zu  bestimmen,  da  dasjenige,  was  ich  §.  49  darüber 
angeführt,  mit  den  seitherigen  Angaben  nicht  übereinstimmt.    Noch 
weniger  erforscht  sind  die  Niederschläge,  welche  den  Unteroolith 
in    Lincolnshire    zusammensetzen,     die    einzigen     Nachweise 
verdanken    wir    den  Profilen    von   Prof.    Morris.*      Doch    sind 
die  dortigen  Verhältnisse  so  cigenthümlich,  dass  noch  bedeutende 
Arbeiten  nöthig  sein    werden,  um  eine    mit    anderwärtigen    Bil- 
dungen übereinstimmende  Eintheilung  zu  erzielen. 

Der  Unteroolith  der  Yorks hire- Küste  wurde  von  Phillips 
1829    pag.  33    nach    seiner    mineralogischen  Beschaffenheit    auf 
folgende  Weise  abgetheilt. 

Impure  Limestone      ......       30  Fuss. 

Lower  Sandstone  Shale  and  Goal     .     500       „ 
Ferrugineous-beds      ......       60       „ 


Proceedings,  Geol.  Soc.  15.  Juni  1853.  pag.  334. 


—     478    — 

lieber  dem  Impure  Limestoue  folgen  nach  Phillips  wiederum 
Sandsteine  mit  Pflanzenresten  (Upper  Sandstone,  Shale  and  Coal), 
welche  ohne  Zweifel  grösstentheils  die  Bathformation  vertreten, 
denn  der  ^Jmpure  LimestonfJ'  wird  durch  die  Zone  des  Amin. 
Humphriesianus  gebildet,  während  darüber  nur  noch  die  Zone  de's 
Amm.  Parkinsoni  fehlen  würde,  um  die  Etage  des  Unteroöliths 
zu  schliessen.  Doch  sind  die  Parkinsonischichten  bis  jetzt  noch 
nicht  nachgewiesen  worden,  was  seinen  Grund  darin  hat,  dass 
die  über  dem  „Impure  Limestone '•  folgenden  Niederschläge  wahr- 
scheinlich Süsswasserbildungen  sind.  In  §.  50  habe  ich  um- 
fassend zu  zeigen  gesucht,  dass  der  Impure  Limestone,  welchen 
Phillips  als  OoUthe  of  Bath  beschreibt,  der  Zone  des  Amm. 
Humphriesia7ius  entspricht,  folglich  in  den  ünteroolith  gehört. 
Die  darunter  liegenden  Pflanzen-führenden  Sandsteine  erlauben 
wiederum  keine  bestimmte  Deutung.  Dagegen  lassen  sich  die 
von  Phillips  als  „Ferrugine'ous  beds"  unterschiedenen  Lagen  mit 
den  drei  untersten  Zonen  des  Unteroöliths  zusammenstellen. 

Die  Mächtigkeit  der  unteren  Pflanzen  führenden  Sandsteine 
(Lower  Sandstone  Shale  and  Coal)  wurde  von  Phillips  1829  zu 
500  Fuss  angegebene  Morris  *  reducirt  dieselbe  beinahe  auf 
die  Hälfte.  Es  ist  schwierig,  zu  einem  bestimmten  Schlüsse 
über  die  Art  der  Einreihung  dieser  beträchtlichen  Ablagerung 
zu  kommen.  Wahrscheinlich  werden  noch  die  unteren  Humph- 
riesianusschichten  (Zone  des  Amm.  Sauzei)  durch  sie  vertreten,' 
während  die  Basis  der  Sandsteinbildung  vielleicht  dasselbe  Alter 
mit  den  obern  Lagen  der  Murchisonaeschichten  besitzt.  Doch 
findet  sich  Amm.  Murchisonae  mit  einer  beträchtlichen  Anzahl 
charakteristischer  Species  auch  in  den  tiefer  liegenden  „Ferru- 
gineous  beds"  oder  Dogger,  wie  ich  §.  49  gezeigt  habe. 

Was  die  Angaben  über  die  Mächtigkeit  des  Unteroöliths 
der  Yorkshire-Küste  betrifft,  so  halte  ich  mich  vorerst  an  die 
von  Phillips  (in  der  ersten  Auflage)  angeführten  Zahlen  und 
nehme  als  annähernden  Durchschnitt  der  ganzen  Etage  600  Fuss. 


Proceed.  geol.  Soc.   15.  Juni  1853.  pag.  334. 


-     479    — 

Ich    stelle    sie    mit    den   Messungen   einiger   antlern    Localitäten 
zusammen. 

Mächtigkeit  des  Unterooliths 

der  Küste  von  Yorkshire 

Cotteswold  Hills  (Gloucestershire)  *  .  .  , 
Dundry  bei  Bristol  (Somersetshire)  **  .  . 
Umgeh,  von  Moutiers  und  Bayeux  (Calvados) 

Burgund 

Württemberg,  Wasseralfinger  Gegend  *** 

„  Starzelthal  oberhalb  Hechingen 

„  Eyachthal  oberhalb  Balingen  f 


600  Fu98. 

230 

?5 

50 

« 

70 

„ 

200 

» 

480 

?? 

660-710 

W 

640-670 

n 

•  Morris  and  Lvc.  Moa.  Gr.  Ool.  Part.  1.  pag.  1.  Pal.  8oc.  1850  und 
8aemanu   Bull.  Soc.  gt?ol.  6,  Fevr.   1854  pag.  278. 

•*  Proceedings  of  the  Sommersetshire  archaeol.  and  uat.  h.  Soc.  1854, 
C.  Moore,  ou  new.  BraccWop.  Extr.  pag.  6. 

'"  Nach  den  Angaben  von  Hrn.  Maschineuinspector  Schul  er. 

f  Nach  den  Angaben  von  Hrn.  Dr.  Fraas. 


480    ■=- 


Jurensis- 

bett. 
Ob.  Lias. 

ünteroolith,  Bajocien,  Inferior  Oolithe. 

Bath- 

for- 

mation. 

© 

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Bett  der 
Trigoiiia  navis. 

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Küste. 

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Burton- 
Brad- 
stock 

(Dorset- 
shire). 

durch 
Eisenerze 
vertreten. 

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lyonais 

(RhoneDep.) 

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Borgund 

(Yonue  und 
Cote  d'Or). 

vorhanden,  vorhanden. 

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Grenze. 

vorhanden. 

Gunders- 
Iiofen. 

(Bas  Rhin). 

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vorhanden. 
Oolithe. 

Breisgau 

(Grossh. 
Baden). 

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Württem- 
berg. 

Anhang  zum  fünften  Abschnitt, 

§.  53. 

Die  fossilen  Arten  des  Unterooliths ,  auf  welche  sich  die 
vorhergegangene  Eintheilung  und  Vergleichung  stützt :  * 

1.  Belemnites   brevis,    Blainv.   1827.  Bei.  tab.  3,  fig.  2. 
Bei.  breviformis,  Voltz.   1830.  Bei.  tab.  2,  fig.  2—4. 
„    brevis,  d'Orb.   1850.   Prodr.   9,   14  (Pal.    fr.   1842. 

tab.  9,  fig.   1—7.  pars). 
„    breviformis  a,   Quenst.   1848.    Ceph.  tab.  27,   fig. 
21.  22. 

Ich  nehme  als  Typus  dieser  Species,  die  mit  und  unter  der 
Zone  des  Trigonia  navis  vorkommenden,  kurzscheidigen  Belem- 
niten  mit  zugeschärftem  Unterende.  Am  häufigsten  findet  sich 
die  Art  zu  Gundershofen  (Bas  Rhin),  woher  sie  auch  d'Orb igny 
zuerst  anführt,  siehe  Pal.  fr.  pag.  92,  1.  Bd.  obschon  nicht 
alle  seine  Citate  dazu  gehören.  x\n  der  schwäbischen  Alp  findet 
sich  dieselbe  Species  sowohl  mit  Amm.  torulosus  als  mit  Trigo- 
nia navis  zu  Zimmern,  MÖssingen  und  Boll,  dessgl.  in  Bayern 
zu  Neumarkt.  In  Frankreich  wird  er  ausserdem  von  Saint- 
Maixent  (Deux  S^vres)  und  Metz  (Moselle)  angeführt. 


*  Bei  einer  kleinen  Zahl  der  nachfolgenden  Species  wurde  ein  f  vor 
die  Nummer  gesetzt,  welches  die  Bedeutung  hat,  dass  diese  Arten  an  der 
obersten  Grenze  der  Etage  des  Unterooliths  gefunden  wurden,  meist  an 
Localitäten ,  bei  denen  nicht  sicher  zu  bestimmen  war,  ob  die  betreffende 
Schichte  nicht  vielleicht  schon  in  die  Bathformation  gehöre. 


-     482     - 

2.  ßelemnites  Gingensis,  n.  sp. 

Bei.  breviformis  y,  Quenst.  1848.  Ceph.  t.27,  f.  23—26. 
Bei.  Gingensis  ist  noch  kürzer  und  besitzt  ein  breiteres 
Oberende  als  die  vorige  Species.  Characterisirt  die  Schichten, 
welche  gleich  unter  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  liegen. 
und  kommt  in  denselben  zahlreich  am  Rechberge,  bei  Gingen 
und  Altenstadt  an  der  Fils  u.  s.  w.  vor.  In  Frankreich  erhielt 
ich  eine  ähnliche  Form  aus  dem  Unteroolith  von  Tannie  (Sarthe). 

3.  ßelemnites  Dorsetensis,  n.  sp. 

Steht  dem  Bei.  tricanaliculatus  Ziet.  ziemlich  nahe,  besitzt 
aber  eine  mehr  conische  und  weniger  lange  Form,  und  trägt 
etwas  schmälere,  minder  tiefe  Furchen.  Characterisirt  die  Zone 
des  Amm.  torulosus,  obwohl  er  bis  jetzt  nur  an  wenigen  Punk- 
ten gefunden  wurde.  Ich  erhielt  ihn  aus  dieser  Lage  von  der  Bol- 
ler Gegend  schon  vor  längerer  Zeit,  fand  ihn  aber  letzten  Sommer 
viel  häufiger  an  der  Küste  von  ßridport  (Dorsetshire) ,  woselbst 
er  ganz  in  derselben  Zone  mit  Amm.  opalinus  und  torulosus 
vorkommt. 

4.  ßelemnites  subclavatus,  Voitz  1830.  Obs.  1. 1,  f.  ii. 

„  „  Quenst.  Ceph.  t.  23,  f.  19.  h. 

Findet  sich  in  der  Unterregion  des  Unterooliths  in  den  Zonen 

des    Amm.    torulosus    und    der   Trigonia    navis    und    kommt    an 

der   schwäbischen  Alp,    sowie   zu    Gundershofen    und   Uhrweiler 

(Bas  Rhin)  vor. 

5.  ßelemnites  Neumarktensis,  n.  sp. 

Bei.  clavatus,  siehe  mittl.  Lias  §.  25.  Nr.  3. 
Die  mit  Amm.  torulosus  vorkommenden  Belemniten  von 
der  Form  des  Bei.  clavatus  gehören  einer  besondern  Species  an. 
doch  ist  es  schwierig,  bei  der  kleinen  Art  bestimmte  Unterschiede 
aufzufinden.  Von  Bei.  clavatus  der  Jurensismergel  (Bei.  Toar- 
censis)  lassen  sie  sich  leicht  durch  ihre  feine,  aber  dennoch  keu- 
lenförmige Gestalt  unterscheiden.  Von  Bei.  clavatus  des  mittlem 
Lias  wird  dagegen  die  Species  der  Torulosusschichten  in  Be- 
ziehung auf  die  Feinheit  und  Länge  des  Oberendes    noch  über- 


-    483     - 

troffen.  Erstere  Species  scheint  in  dem  mittlem  Lias  auszusterben, 
denn  merkwürdiger  Weise  wurde  Bei.  clavatus  bis  jetzt  noch 
nie  in  der  Zone  des  Posid.  Bronni  irgend  einer  Gegend  gefun- 
den, während  doch  andere  Belemniten  in  dieser  Region  häufig 
vorkommen.  Zur  leichtern  Unterscheidung  von  Bei.  clavatus 
des  mittlem  Lias  nenne  ich  die  Species  des  ünterooliths  vorerst 
Belemnites  Neumarktensis  nach  der  bayrischen  Localität  Neumarkt, 
in  deren  Umgebungen  er  sich  am  zahlreichsten  findet.  Ausser- 
dem erhielt  ich  ihn  von  von  der  Boller  Gegend,  sowie  von 
Mössingen  am  Fusse  der  schwäbischen  Alp.  Das  Vorkommen, 
welches  d'Orb.  Prodr.  8.  3.  von  Pinperdu  (Jura)  angibt,  gehört 
wahrscheinlich  dazu. 

6  —  8.  Belemnites  Rhenanus,  n.  sp. 

Bei.  compressus  Voltz,  (non  Stahl). 

Prof.  Quenstedt  (Ceph.  pag.  422)  hat  zuerst  die  vor- 
liegende Species  mit  Schärfe  beschrieben,  und  zugleich  die  un- 
richtige Synonymik  in  Klarheit  gebracht;  leider  fehlte  noch  eine 
Bezeichnung  statt  der  schon  früher  vergebenen.  Ich  verstehe 
unter  Bei.  Rhenanus  den  in  Quenst.  Ceph.  pag.  423.  tab.  27, 
fig.  1  als  Bei.  compressus  gigas  abgebildeten  und  beschriebenen 
Belemniten.  Bei.  compressus  paxillosus,  Quenst.  Ceph.  tab.  27, 
fig.  2,  3  möge  dann  Bei.  Quenstedti;  Bei.  compressus  coni- 
cus  tab.  27,  fig.  4  aber  Bei.  conoideus  genannt  werden.  Diese 
drei  Species  characterisiren  die  untern  Thone  des  Ünterooliths 
und  finden  sich  besonders  in  den  Gegenden,  wo  diese  entwickelt 
sind.  Bei.  Quenst  edti  liegt  am  tiefsten  und  gehört  vorzugs- 
weise in  die  Zone  des  Amm.  torulosus,  in  welcher  ich  ihn  in 
den  Umgebungen  von  Neumarkt  zahlreich  fand.  Die  beiden  andern 
liegen  meist  etwas  höher  und  sind  für  die  Schichten  bezeichnend, 
welche  wir  in  die  Region  der  Trigonia  navis  stellen.  Ich  erhielt 
einzelne  Exemplare  von  Gammelshausen  und  Mössingen  in  Würt- 
temberg, sowie  von  Gundershofen  bei  Niederbronn  (Bas  Rhin). 
Marcou  pag.  64  führt  den  Bei.  compressus  Blainv.  aus  den  ent- 
sprechenden Schichten  von  Montservant,  Pinperdu  und  Aresche 
bei  Salins  (Jura)  an,   wo    er  häufig  in  den  obersten  Lagen    der 


—    484    - 

Marnes  h  Trochus  ou  de  Pinperdu   d.  h.    in   iinsern  Torulosus- 
schichten  vorkommen  soll. 

9.  Belemnites  spinatiis,  Quenst.  Ceph.  tab.  27,  fig.  7. 
Bei.  elongatus,  Ziet.  tab.  22,  fig.  6.  (non  Mill.) 

Findet  sich  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  an  ver- 
schiedenen Punkten  Schwabens.  Am  schönsten  und  häufigsten 
kommt  er  in  den  Eisenerzen  von  Aalen  und  Wasseralfingen  vor.  In 
andern  Ländern  ist  er  seltener,  wurde  auch  bis  jetzt  noch  wenig 
beachtet,  bisweilen  sogar  mit  Bei.  giganteus  verwechselt,  von 
dem  er  sich  jedoch  durch  seine  bezeichnende,  constante,  und 
wenig  variirende  Form  wohl  unterscheiden  lässt. 

10.  Belemnites  giganteus,  Schloth.  1813.    pag.  70. 

1820.  pag.  45. 
Bei.  ellipticus,  Mill.  1823,  tab.  8,  fig.  14—16. 
Das  Hauptlager  des  Bei.  giganteus  bildet  die  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus ;  er  beginnt  jedoch  schon  mit  Amm.  Sauzei 
und  geht  bis  in  die  obersten  Bänke  des  Unterooliths  hinauf. 
Besonders  zahlreich  findet  er  sich  immer  da,  wo  Thone  und 
Kalke  das  Lager  des  Amm.  Humphriesianus  bilden,  wie  zu  Gam- 
melshausen, Oeschingen  und  Jungingen  an  der  schwäbischen 
Alp.  In  Frankreich  kommt  er  im  infer.  Oolith  von  Bayeux 
(Calvados)  dessgl.  zu  Tannie  (Sarthe)  vor.  Zu  Couzon  oberhalb 
Lyon  bildet  er  einen  bestimmten  Horizont  über  den  mächtigen 
Kalken,  welche  am  Fusse  des  Mont  d'Or  in  grossen  Steinbrüchen 
aufgeschlossen  sind.  In  den  Umgebungen  von  Nancy ,  Metz, 
sowie  an  der  Grenze  von  Luxemburg  bevölkert  er  überall  die 
entsprechenden  Schichten;  auch  in  England  wird  er  an  vielen 
Punkten  gefunden ,  besonderes  Interesse  verdient  sein  zahlreiches 
Vorkommen  in  den  bläulichen  Kalken ,  welche  Phillips  Cave 
Oolith  genannt  hat,  in  denen  er  mit  Amm.  Blagdeni  und  Humph- 
riesianus zusammenliegt. 

11.  Belemnites Blainvillei,  (Voltz?)  d'Orb.  1842.  t.12, 

fig.  9—16.  pag.   107. 
Bei.  unicanaliculatus,  d'Orb.  1850.  Prodr.lO.  3  (nonHartm.) 
Ich  traf  die  eigenthtimhche,  mit  den  d'Orbigny 'sehen  Figuren 


—    485    — 

übereinstimmende  Species  in  der  Unterregion  des  Oolithe  infer. 
von  Tannie  (Sarthe).  Der  lange  schlanke  Belemnit,  ausgezeich- 
net durch  die  tiefe  Längsfurche,  ist  häufig  nach  Art  der 
Acuarier  am  Oberende  verdickt,  während  das  Unterende  sich  bis- 
weilen plötzlich  zusammenzieht,  und  sich  von  hier  an  mit  kleinerem 
Durchmesser  bis  zur  Spitze  fortsetzt.  D'Orbigny's  fig.  11, 
tab.  12  deutet  dies  an.  Auch  abgelöste  Oberenden  finden  sich, 
deren  Spitze  (ähnlich  der  fig.  24.  Quenst.  Ceph.  tab.  25)  abge- 
stumpft ist.  Bei.  unicanaliculatus ,  H.  Ziet.  tab.  24,  fig.  8  ist 
ein  abgebrochenes  Stück  von  Bei.  hastatus  Quenst.  aus  dem  obern 
Jura,  darf  desshalb  nicht  damit  vereinigt  werden,  wie  es  d'Orb. 
Prodr.  10.  3.  gethan  hat.  Bei.  Blainvillei  wurden  in  Schwaben 
noch  gar  nicht  aufgefunden,  schon  desshalb  muss  sich  die  Zieten- 
sche  Figur  auf  eine  andere  Species  beziehen. 

12.  Belemnites canaliculatiis,  Schloth.  1820.  Petr.p. 49. 
Bei.  sulcatus,  Mill.  Bei.  1823.  tab.  8,  fig.  3.  4. 

„     Altdorfiensis ,  Blainv.  Bei.   1827.  pag.  69. 
„     acutus,  Ziet.   1831,  tab.  21,  fig.  1.  (non  Blainv.) 
„     Bessinus,  d'Orb.  1842.  tab.  13,  fig.  7  —  13. 
Beginnt    in    der    Oberregion    des    Unterooliths    mit   Amm. 
Humphriesianus,  kommt  darüber  mit  Amm.  Parkinsoni  vor,  geht 
in  die  Bathformation  hinauf  und  findet   sich   bis  in  deren  ober- 
sten Lagen.     Zu  Gammelshausen  und  Oeschingen   ist  Bei.    can. 
sehr  häufig ,  dessgleichen  im  infer.  Oolith  von  Bayeux  (Calvados), 
zu  Couzon  oberhalb  Lyon  u.  s.  w.    D'Orbigny,  Prodr.  9.  22. 
citirt  ihn  aus  dem  obern  Lias  vom  Stuifenberg,   was  auf  einem 
Irrthume  beruht,  insofern  Bei.  canaliculatus   am  Stuifenberg  mit 
Bei.  giganteus  in  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  auftritt,  in 
tiefern  Schichten  aber  nie  gefunden  wurde. 

13.  Belemnites  Würüembergiciis,  n.  sp. 

Bei.  fusiformis ,  Quenst.  1848.  Ceph.  tab.  29.  fig.  20  — 24. 
Da  die  Species  des  Unterooliths  der  schwäbischen  Alp  ganz 
andere  Dimensionen   besitzt,    als  sie  die  Figuren  von  Bei.  fusi- 
formis  von   Parkinson    und   Miller    zeigen,    da   ferner  Bei. 
fusiformis  Voltz  (aus    dem   Oxfordthon   von  Dives)   zu  Bei.   ha- 


~     486     — 

Status  gehört,  so  wähle  ich  für  den  kleinen  keulenförmigen  Be- 
lemniten,  welchen  Prof.  Quenst.  Ceph.  tab.  29.  fig.  20 — 24. 
als  Bei.  fusiformis  beschrieben  und  abgebildet  hat,  eine  neue 
Bezeichnung.  Derselbe  kommt  mit  Amm.  Parkinsoni  zu  Gam- 
melshausen bei  Boll  und  Ehningen  an  der  schwäbischen  Alp 
zahlreich  vor. 

14.  Nautilus  lineatus,  Sow.  1813.  tab.  41. 

„  „  d'Orb.   1843.  tab.  31. 

Es  lassen  sich  für  den  Unteroolith  verschiedene  Species  von 
Nautilus  unterscheiden ,  doch  ist  es  mir  nicht  gelungen  ihr 
Auftreten  für  die  einzelnen  Zonen  zu  bestimmen.  x\m  constan- 
testen  scheint  eine  ausgesprochene  Form  in  den  Torulosusschich- 
ten  vorzukommen,  -welche  jedoch  noch  nicht  benannt  ist;  ich 
führe  desshalb  nur  die  eine  Species:  Nautilus  lineatus  hier 
an,  welche,  weit  verbreitet,  in  den  Schichten  des  Unterooliths 
von  England,  Frankreich  und  Süddeutschland  vorkommt. 

15.  Amnionites    torulosUS,     Schübler,     1831.     Ziet- 

tab.   14.  fig.   1. 
Amm.  torulosus,  d'Orb.  tab.   102,  und  tab.  99.  fig.  4. 
„  „  Quenst.  Ceph.  tab.   6.  fig.   9. 

Ammonites  torulosus  ist  eine  der  bezeichnendsten  Species 
derjenigen  Zone,  mit  welcher  der  mittlere  Jura  Leopold 
V.  Buch's  von  unten  an  beginnt.  Die  Schichte  des  Amm.  to- 
rulosus lässt  sich  in  vielen  Gegenden  mit  grosser  Deutlichkeit 
oft  nur  wenige  Fass  über  der  Lage  des  Amm.  jurensis  nach- 
weisen und  erleichtert  die  Begrenzung  des  Unterooliths  gegen 
den  obern  Lias  bedeutend,  siehe  §.  42.  Ammonites  torulosus 
kommt  in  Württemberg  an  vielen  Punkten  vor:  zu  Dürnau  bei 
Boll ,  zu  Gomaringen ,  MÖssingen ,  Zimmern  u.  s.  w. ,  in  der 
Schweiz  erhielt  ich  ihn  von  Holderbank,  südlich  Brugg  (Canton 
Aarau).  In  Frankreich  sah  ich  ihn  aus  den  entsprechenden 
Schichten  der  Umgebungen  von  Niederbronn  (Bas  Rhin),  Fon- 
tenay  (Vendee) ,  la  Verpilliere  (Isere),  Mende  (liOzere)  und  Mil- 
hau  (Aveyron).  In  England  fand  ich  deutliche  Exemplare  an 
der  Küste  von  Burton  (Dorsetshire) ,    wo  er  mit  Amm.  opalinus 


—     487     — 

eine  Lage  an  der  Grenze  zwischen   den  Sanden  des  obern  Lias 
und  den  oolithischen  Bänken  des  Unterooliths  bildet. 

10.   Ammoilites   OpalillUS,   v.  Mandelsloh.  1834.  geogn. 
Prof.  der  schw.  Alp.  Rein.  sp.   1818.  tab.   1.  fig.   1. 
Amm.  primordialis ,  Ziet.   1830.  tab.  4.  fig.  4. 
„  „  d'Orb.   1843.  tab.   62. 

„       opalinus,  Quenst.   1846.  Ceph.  tab.  7.  fig.   10. 

Beginnt  mit  Amm.  torulosiis  gleich  über  der  Zone  des 
Amm.  jurensis  mid  setzt  sich  gegen  oben  bis  zu  den  Schichten 
der  Trigonia  navis  fort.  Amm.  opalinus  findet  sich  beinahe 
überall ,  wo  die  untere  Region  des  mittlem  Jura  vorhanden  ist ; 
ich  erhielt  ihn  von  den  bei  der  vorigen  Species  genannten  Lo- 
calitäten ,  ausserdem  aber  noch  aus  dem  Unteroolith  von  Peak 
(Yorkshire),  von  den  Umgebungen  von  Metz  (Moselle)u.  s.  w.  Dass 
Reinecke  als  Nautilus  opalinus  gerade  diese  Species  bezeichnen 
wollte,  beweisen  nicht  allein  seine  eigene  Figur  und  Beschreibung, 
sondern  auch  das  Citat  der  fig.  3.  tab.  6.  III.  Bd.  Knorr's  und 
Walch's.  Amm.  opalinus  bildet  verschiedene  Varietäten,  welche 
jedoch  noch  nicht  gehörig  untersucht  und  abgetrennt  sind.  Er 
wird  bisweilen  grobrippig  und  steht  dann  dem  Amm.  Aalensis 
sehr  nahe,  obgleich  die  typischen  Formen  des  letzteren  in  die 
Zone  des  Amm.  jurensis  gehören.  D'Orbigny's  Figur  des  Amm. 
Aalensis  ist  wahrscheinlich  von  einer  Varietät  des  Amm.  opalinus 
genommen.  Vielleicht  lassen  sich  bei  Amm.  opalinus  noch 
Unterschiede,  je  nach  der  vertikalen  Verbreitung  der  Varietäten 
feststellen. 

17.  Ammoilites  siibinsigiiis,  n.  sp. 

Hat  in  Beziehung  auf  Rippen,  Kiel  und  Loben  einige 
Uebereinstimmung  mit  Amm.  insignis,  lässt  sich  aber  durch  die 
Form  der  Windungen  davon  unterscheiden ;  dieselben  sind  weni- 
ger rund ,  besitzen  in  der  Jugend  einen  breiten  Rücken  mit  Kiel, 
starke  seitliche  Knoten,  werden  aber  später  coraprimirt  und  ver- 
lieren dann  auch  die  groben  seitlichen  Knoten  nach  und  nach. 
Amm.  subinsignis  charakterisirt    die    untern    Schichten    des   Un- 


-     488     - 

terooliths  und  findet  sich  an  manchen  Localitäten  ziemlich  häu- 
fig in  Gesellschaft  des  Amm.  torulosus.  Ich  erhielt  ihn  in 
Württemberg  aus  dieser  Zone  von  Gomaringen;  in  Frankreich 
aus  den  Eisenerzen  von  la  Verpilliere  (Isere) ;  in  England  fand 
ich  ihn  mit  Amm.  opalinus  und  torulosus  in  der  untersten  Bank 
des  Unterooliths  von  Burton  Cliff  bei  Bridport  (Dorsetshire). 

18.  Ammonites  Murchisonae,  Sow.  1827,  tab.  550. 
Amm.  Murchisonae,  Ziet.   1830,  tab.   6.  fig.   1—4. 
„      laeviusculus  ,  Sow.   1824.  tab.  451,  fig.   1,2.? 
„       corrugatus,  Sow.  1824.  tab.  451.  fig.  3.? 
„       Murchisonae,   d'Orb.   1845.  tab.   120. 
„      Murchisonae  obtusus  und  acutus ,  Q  u  e  n  s  t.  Ceph. 
pag.  116. 

Amm.  Murchisonae  variirt  vielfach ,  es  lassen  sich  besonders 
zwei  extreme  Formen  unterscheiden,  die  auch  in  Beziehung  auf 
ihre  Loben  ziemlich  constant  von  einander  abzuweichen  scheinen 
Doch  liegen  beide  Varietäten  in  der  gleichen  Zone,  eine  Tren- 
nung derselben  kann  demnach  wenigstens  hier  umgangen  werden. 
Amm.  Murchisonae  bildet  einen  wichtigen  Horizont,  der  sich 
überall  leicht  auffinden  lässt.  In  Süddeutschland  liegt  er  ge- 
wöhnlich in  den  Sandsteinen,  welche  über  den  Thonen 
mit  Trigonia  navis  folgen,  ich  erhielt  ihn  aus  dieser  Zone  von 
Aselfingen  an  der  Wutach,  von  der  Boller  Gegend,  vom  Rams- 
berg bei  Süssen ,  sowie  aus  den  Eisenerzen  von  Aalen  und 
Wasseralfingen.  In  Frankreich  sah  ich  ihn  aus  der  Unterregion 
des  Unterooliths  der  Normandie,  sowie  aus  den  Schichten  gleichen 
Alters  von  Couzon  bei  Lyon.  Auch  die  Steinkerne  eines  flachen, 
gerippten  Ammoniten,  welche  im  Oolithe  inferieur  von  Conlie 
(Sarthe)  mit  Trigonia  striata  vorkommen,  stimmen  mit  Amm. 
Murchisonae.  Er  nimmt  daselbst  einen  Horizont  ein,  welcher 
nicht  hoch  über  dem  dort  zu  Tage  stehenden  oberen  Lias  liegt. 
In  den  Eisenerzen  von  la  Verpilliere  und  Saint-Quentin  (Isere) 
fand  ich  den  Amm.  Murchisonae  häufig  in  denselben  Varietäten, 
welche  besonders  die  zahlreichen  Aalener  Vorkommnisse  zeigen. 
In  England  erhielt  ich    ihn  gleich  deuthch  aus  dem  UnterooUth 


-    489    - 

von  Gloucestershire  und  den  Umgebungen  von  Bridport  (Dorsetshire). 
Auch  an  der  Küste  von  Yorkshire  (Blue  Wick)  kommt  er  vor, 
gehört  aber  hier  zu  den  Seltenheiten, 

19.  Ammouites  jugosus,  Sow.  1815.  t.  92,  mittl.  Figur. 
Die  Exemplare  des  Ammoniten,  welchen  ich  zu  Amm.  jugosus 

Sow.  stelle,  sind  gewöhnlich  sehr  gross,  wodurch  der  Vergleich 
mit  der  kleinen  Sowerby 'sehen  Figur  erschwert  wird.  Das  Ori- 
ginalexemplar von  Amm.  jugosus  gehört  einer  Species  an,  welche 
zwischen  Amm.  Murchisonae  und  Amm.  Sowerbyi  in  der  Mitte 
steht;  häufig  wird  dieselbe  mit  letzterem  vereinigt,  doch  fehlen 
bei  Amm.  jugosus  die  starken  seitlichen  Knoten,  auch  wird  der 
Ammonit  ziemlich  frühe  beinahe  glatt.  Amm.  jugosus  findet 
sich  etwas  tiefer  als  Amm.  Humphriesianus.  Er  kommt  in  Würt- 
temberg in  den  blauen  Kalken  mit  Corallen  vor,  welche  bei 
Altenstadt  und  Gingen  an  der  Fils  über  den  Sauden  des  Amm. 
Murchisonae  anstehen.  In  demselben  Niveau  liegt  er  bei  Bopfin- 
gen  und  am  Farrenberge  bei  Mössingen.  In  Frankreich  erhielt 
ich  ihn  aus  dem  Unteroolith  von  Tannie  (Sarthe)  und  von 
Bayeux  (Calvados).  Auch  in  den  englischen  Sammlungen  eah 
ich  ihn  nicht  selten, 

20.  Ammonites  Sowerbyi,  Mill.  Sow.  1818,  tab.  213. 
Amm.  Browni,  Sow.   1820.  tab.  263. 

„  Sowerbyi,  d'Orb.  1845.  tab.  119. 
Es  liegen  mir  zwar  nur  wenige  Beobachtungen  vor,  doch 
glaube  ich ,  dass  Amm.  Sowerbyi  in  die  Zone  des  Amm.  Sauzei 
zu  stellen  ist.  In  Württemberg  gehört  er  zu  den  Seltenheiten  ; 
charakteristische  und  schöne  Exemplare  sah  ich  bis  jetzt  nur  in 
der  Sammlung  des  Herrn  Maschineninspector  Schul  er,  der  sie 
in  den  Kalken  oberhalb  der  Wasseralfinger  Eisengrube  sammelte. 
In  Frankreich  ist  Amm.  Sowerbyi  häufiger;  ich  erhielt  ihn  aus 
dem  Unteroolith  von  Tannie  (Sarthe),  sowie  von  Bayeux  (Cal- 
vados). In  England  findet  sich  Amm.  Sowerbyi  im  Unteroolith 
von  Yeovil  (Somersetshire) ,  dessgleichen  von  Dundry  bei  Bristol. 
Von  Gloucestershire  führt  ihn  Murchison  (Geol.  of  Cheltenh. 
pag.  28)  aus  dem  Gryphite  Grit  an. 

Württemb.  naturw.  Jahreshefte.    October,  1856.    33  Heft.  32 


—    490    — 
21.  Ammonites  cycloides,  d'Orb.  1845.  t.  121,  f.  1—6. 

Amm.  cycloides  hat  einige  Uebereinstimmung  mit  jungen 
Exemplaren  des  Amm.  subcarinatus  Phill.  Wurde  bis  jetzt  in 
Süddeutschland  nicht  angetroffen  und  findet  sich  überhaupt  nur 
an  wenigen  Localitäten.  D'Orb igny  beschreibt  ihn  von Bayeux 
und  Moutiers  (Calvados). 

22.  23.  Ammonites  Edoiiardianus,  d'Orb.  1845.  tab. 
130.  fig.  3  —  5. 

Amm.  Edouardianus  wurde  von  d'Orbigny  aus  dem  Un- 
teroolith  von  Bayeux  (Calvados)  beschrieben.  In  Württemberg 
kommt  in  den  blauen  Kalken  von  Oeschingen  und  Gönningen 
mit  Amm.  Humphriesianus  ein  Ammonit  zahlreich  vor,  welcher 
einige  Uebereinstimmung  mit  d'Orbigny's  Figur  zeigt.  D'Or- 
bigny  hat  die  einfachen  Rippen,  welche  ihn  besonders  charak- 
terisiren  und  von  Amm.  Murchisonae  unterscheiden,  stärker  ge- 
zeichnet, als  ich  sie  bei  den  schwäbischen  Exemplaren  finde, 
welche  meist  schon  bei  iVo  Zoll  Durchmesser  glatt  werden. 
Bei  den  12  Individuen,  welche  ich  von  Oeschingen  erhielt,  be- 
ginnt die  Wohnkammer,  ehe  sie  2V2  Zoll  messen.  Dies  trägt 
dazu  bei,  die  Trennung  von  Amm.  Murchisonae  zu  rechtfertigen, 
mit  dem  die  Species  sonst  Aehnlichkeit  hat  und  womit  sie  auch 
häufig  verwechselt  wird.  D'Orb  igny  hat  bei  seiner  Figur  den 
Seitenloben  länger  und  schmäler  abgebildet,  als  icbihn  bei  den 
schwäbischen  Exemplaren  finde.  Da  ich  von  der  Identität  beider 
nicht  überzeugt  bin,  so  nenne  ich  das  schwäbische  Vorkommen 
von  Neuem  und  zwar  Amm.  Romani  nach  meinem  Freund 
Dr.  Roman,  welcher  die  Species  zuerst  in  grösserer  Anzahl 
sammeln  Hess. 

24.  Ammonites  Tessonianus,  d'Orb.  1845.  tab.  130, 
fig.  1.  2. 

Seltene  Species  aus  dem  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados). 
Prof.  Quenstedt.  Ceph.  pag.  122  führt  ihn  aus  dem  braunen 
Jura  Württembergs  an. 


-    491     — 

25.  Auimoniles  Slaiifensis,  n.  sp. 

Amm.  discus,  Queiist.   1846.  Cepli.  tab.  8,  fig.  13. 
(non  Sow.  5  non  d'Orb.,  non  v.  Buch.) 

Der  Sowerby'sche  Amm.  discus  hat  viele  Aehnlichkeit  mit 
dem  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  vorkommenden  schei- 
benförmigen Ammoniten,  welchen  Prof.  Quenst.  Ceph.  pag.  121 
beschrieben  und  tab.  8,  fig.  13  abgebildet  hat.  Besonders  ist 
es  die  Einfacheit  der  Loben,  welche  bei  beiden  Species  über- 
einstimmt, und  sie  von  dem  d'Orbigny'schen  und  Buch'schen 
Amm.  discus  unterscheidet.  Doch  überzeugte  ich  mich  durch 
Untersuchung  der  englischen  Vorkommnisse ,  sowie  des  Sowerby- 
schen  Originalexemplars,  dass  der  ächte  Amm.  discus  Sow.  aus 
dem  Cornbrash  von  Bedford  *  von  den  obigen  Arten  abweicht. 
Ich  bin  desshalb  genöthigt,  die  Species  des  ünterooliths  neu  zu 
benennen,  indem  ich  mich  dabei  auf  eine  Localität  beziehe,  an 
welcher  in  früheren  Zeiten  eine  reiche  Fundgrube  dafür  war. 
Am  Fusse  des  Bergkegels,  welcher  den  Hohen-Staufen  bildet, 
wurden  von  Zeit  zu  Zeit  die  Sandsteine  des  ünterooliths  aus- 
gebeutet, und  daselbst  Amm.  Staufensis  in  zahlreichen  und  schönen 
Exemplaren  gefunden.  Weitere  Localitäten ,  an  welchen  Amm. 
Staufensis  vorkommt,  sind  der  Heininger  Wald  bei  Boll,  Zill- 
hausen bei  Balingen ,  Aselfingen  an  der  Wutach  u.  s.  w.  Er 
gehört  zwar  in  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae,  kommt  aber 
in  manchen  Gegenden  in  getrennten  Bänken  zahlreich  vor ,  wäh- 
rend er  z.  B.  in  den  Eisenerzen  von  Aalen,  woselbst  Amm. 
Murchisonae  sein  Hauptlager  hat,  nur  selten  gefunden  wurde. 
Doch  ist  eine  besondere  Abgrenzung  seiner  Zone  nicht  möglich, 
da  er  auch  an  andern  Orten,  wie  z.  B.  zu  Aselfingen  an  der 
Wutach  mit  Amm.  Murchisonae  in  derselben  Bank  liegt.  In 
Frankreich  sah  ich  den  Amm.  Staufensis  aus  den  entsprechenden 
Schichten  der  Umgebungen  von  Avalion  (Yonne),  sowie  aus  den 
untern  Lagen  des  infer.  Oolithe  der  Normandie.  In  England 
ist  er  zwar  noch  nicht  nachgewiesen  worden,    dürfte   aber  wohl 


*  Siebe:  Sow.,  Min.  Couch.,  supplementary  index  to  volume  I. 

32- 


—    492    - 

vorkommen,  da  seine  Schichten  an  vielen  Punkten   dieses  Lan- 
des entwickelt  sind. 

26.  Ammonites  subradialus,  Sow.  1823,  t.  421,  f.  2. 

„  ,  d'Orb.  tab.  118. 

Amm.  siibradiatus  ist  eine  der  häufigsten  Species  des  fran- 
zösischen und  englischen  ünterooliths ;  ich  fand  ihn  zahlreich 
zu  Bayeux  (Calvados)  und  Bridport  (Dorsetshire).  In  Schwaben 
ist  sein  Vorkommen  schwieriger  nachzuweisen ;  wahrscheinlich 
gehören  einzelne  der  kleinen  verkiesten  Exemplare,  welche  sich 
an  manchen  Punkten  mit  und  über  Amm.  Parkinsoni  finden,  dazu. 

27.  Ammonites  Triiellei,  d'Orb.  1845.  tab.  117. 

Die  prachtvollen  Exemplare  aus  dem  inf6'.  Oolithe  von 
Bayeux  (Calvados)  zeigen  auf  der  längsgestreiften  Schale  eine 
Faserschichte,  welche  der  bei  Amm.  margaritatus  vorkommenden 
zu  entsprechen  scheint.  D'Orbigny  hat  diese  doppelte  Bildung 
der  Schale  schon  hervorgehoben  und  auch  im  Uebrigen  die 
Species  trefflich  beschrieben.  In  Schwaben  finden  sich  im  Unter- 
oolith  von  Wasser  alfin  gen  und  Bopfingen  Exemplare,  welche  mit 
den  französischen  völhg  übereinstimmen. 

Die  nächstfolgenden  Arten  schliessen  sich  ihrer  äussern  Form    nach  an 
Nro.  15  an. 

28.  Ammonites  dilucidiis,  n.  sp. 

Amm.  fimbriatus  opalinus,  Quenst.  Ceph.  pag.  103. 

(?  Amm.  lineatus  opalinus,   Quenst.  Ceph.  pag.  102, 

103,  552.) 
Die  dicke  Schale  der  schwäbischen  Exemplare  besteht  aus 
einer  weissen  Substanz,  welche  gegen  innen  häufig  in  Farben 
Bpielt,  ganz  wie  dies  bei  Amm.  opalinus  vorkommt.  Das  Haupt- 
lager des  Amm.  dilucidus  bildet  die  Zone  der  Trigonia  navis, 
doch  geht  derselbe  auch  etwas  tiefer  hinab.  Ich  erhielt  die 
Species  mit  Trigonia  navis  vom  Rechberg,  vom  Teufelsloch  bei 
BoU,  aus  den  Umgebungen  von  Metzingen,  von  Mössingen  u.  s.  w. 
Da  die  nahestehenden  Formen  des  Amm.  cornucopiae  und  Ende- 
ßianus   aus   darunter   und   darüber  liegenden  Schichten   noch    in 


---    493    — 

vielen  andern  Gegenden  vorkommen,  so  lässt  sich  auch  eine 
grössere  Verbreitung  des  Amm.  dilucidus  vermuthen. 

29.  Ammonites  Eiidesianiis,  d'Orb.  1845.  tab.  128. 

Wurde  von  d'Orbigny  aus  dem  Unteroolith  von  Moutiers 
(Calvados)  beschrieben.  In  Württemberg  erhielt  ich  die  Species 
aus  den  oolithischen  Kalken  von  Bopfingen. 

30.  Ammonites  Linneaiius,  d'Orb.  1845,  tab.  127. 

Es  ist  dies  eine  von  den  wenigen  Ammonitenarten  des  fran- 
zösischen Unterooliths  j  welche  in  den  entsprechenden  Schichten 
im  südwestlichen  Deutschland  noch  nicht  gefunden  worden  sind. 
Doch  gehört  Amm.  Linneanus  auch  in  Frankreich  zu  den  Sel- 
tenheiten ;  ich  sah  nur  ein  einziges  Exemplar  davon  in  der 
Sammlung  von  M.  Deslongchamps  zu  Caen.  Dasselbe  stammt 
aus  dem  Unteroolith  von  Moutiers  (Calvados). 

31.  Ammonites  Pictaviensis,  d'Orb.  1845.  t.  I26,f,  5— 7. 
Mit  der  vorigen  Art. 

32.  Ammonites  oolithicus,  d'Orb.  1845.  t.  126,  f.  1—4. 
Ganz    übereinstimmend   mit   dem   französischen  Vorkommen 

(infer.  Ool.  Bayeux)  liegt  diese  Species  in  der  Zone  des  Amm. 
Parkinsojii  am  Nipf  bei  Bopfingen.  In  England  erhielt  ich  den 
Amm.  oolithicus  aus  dem  Unteroolith  von  Burton  bei  Bridport 
(Dorsetshire). 

33.  Ammonites  heterophylloides,  n.  sp. 

Amm.  heterophyllus,  var.  verschied.  Autoren,  (non  Sow.) 
(Bayle.  Bull.  Soc.  geol.  de  Fr.   19.  Juni  1848.  pag.  452?) 

Im  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados)  findet  sich  ein  Am- 
monit^us  der  Familie  der  Heterophyllen ,  welcher  in  den  fran- 
zösischen Sammlungen  gewöhnlich  mit  der  Bezeichnung:  Amm. 
heterophyllus  liegt.  Die  vollständigsten  Exemplare  desselben 
sah  ich  in  der  Ecole  des  Mines  zu  Paris.  Von  dem  ächten 
Sowerby'schen  Amm.  heterophyllus  des  obern  Lias  weicht  diese 
Species  in  mehreren  Beziehungen  ab,  sowohl  die  Loben,  als  die 


-     494    — 

Schale,  sowie  die  ganze  äussere  Form  zeigen  Unterschiede.  Bei 
einem  wohlerhaltenen  Exemplare,  das  ich  von  Herrn  Sa emann 
in  Paris  erhielt,  zeichnet  sich  besonders  die  Streifung  der  Schale 
durch  Deutlichkeit  au;^.  Die  einzelnen  Radialstreifen  bestehen 
aus  schmalen  Laraellen,  welche  in  der  Weise  übereinanderliegen, 
dass  der  ganze  Aussenrand  einer  Lamelle  sich  über  die  Fläche 
der  nächst  grösseren  herlegt.  Dabei  besitzen  die  Lamellen  ab- 
wechselnde Querfalten,  so  dass  die  Schale  unter  der  Loupe  einer 
Lage  seitlich  zusammenhängender  Dachziegel  gleicht.  Bei  dem 
Sowerby'schen  Amm.  heterophyllus  ist  die  Schale  zwar  auch 
gestreift ,  aber  sie  scheint  aus  einer  zusammenhängenden  gleich- 
massigeren  Substanz  gebildet  zu  sein,  wenigstens  lassen  sich  die 
schnppenförmigen  Lamellen  nicht  daran  erkennen. 

iVnnnonites  heterophylloides  hat  zwar  die  eng  genabelte 
Form  des  Amm.  heterophyllus,  ist  aber  aufgeblähter  und  besitzt 
einen  breiteren  Rücken,  nähert  sich  also  mehr  dem  Amm.  tatri- 
cus  Pusch.  Dass  er  jedoch  einer  andern  Species  angehört,  be- 
weisen schon  die  Loben,  welche  von  d'Orbigny's  Zeichnung, 
tab.  180,  völlig  abweichen.  Seine  Windungen  tragen  Einschnü- 
rungen, welche  aber  bei  beschälten  Exemplaren  kaum  sichtbar 
sind.  Bis  jetzt  sah  ich  den  Amm.  heterophylloides  nur  von 
der  oben  genannten  Localität. 

34.  Ammonites  Brocchi.  Sow.  1818,  tab.  202. 
Amm.  contractus,  Sow.  1825,  tab.  500,  fig.  2. 
Amm.  Brocchi  characterisirt  die  Zone  des  Amm.  Sauzei 
und  findet  sich  an  Orten,  wo  der  Unteroolith  in  einiger  Mäch- 
tigkeit entwickelt  ist,  meist  in  einem  von  der  Region  des  Amm. 
Humphriesianus  getrennten,  tiefer  liegenden  Bett.  Die  Sowerby- 
schen  Figuren  auf  tab.  202  sind  nicht  besonders  deutlich ;  den 
Bestimmungen  im  Bristol  Museum,  sowie  in  Morris  Cait.  pag. 
290,  zufolge  vereinige  ich  den  Amm.  Brocchi  mit  Amm.  con- 
tractus Sow.  Die  Figur  des  letzteren  zeigt  die  Form  der  Species 
deutlicher.  Aus  den  grauen ,  sandigen  Kalken ,  welche  an  der 
schwäbischen  Alp  über  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  begin- 
nen, erhielt  ich  den  Amm.  Brocchi  in  mehreren  Exemplaren  von 


-    495    — 

Neuffen,  Oeschingen  und  Hechingeii,  doch  gehört  er  immerhin  zu 
den  Seltenheiten.  Im  Unteroolith  von  Bayeux  kommt  er  gleich- 
falls vor,  zahlreicher  findet  er  sich  dagegen  im  Unteroolith  von 
Dundry  (Somersetshire)  und  Burton-Bradstock  (Dorsetshire). 

35.  Amraon.  Brongnlarti.   Sow.  1817.  tab.  184A.  fig.  2 
Amm.  Gervillii,  d'Orb.   1845.  tab.   140. 

Bei  Vergleichung  der  Sowerby'schen  Figur  ist  der  Text 
(2.  Bd.  pag.  190)  zu  berücksichtigen,  da  die  dazugehörigen  Num* 
mern  verwechselt  sind.  Aram.  Brongniarti  findet  sich  mit  der 
vorigen  Species  in  derselben  Zone,  und  kommt  am  Hohenzollern 
bei  Hechingen  und  zu  Bayeux  (Calvados)  vor. 

36.  Amnion.  Geivillii,  Sow.  1817.  tab.  184  A.  fig.  3. 
Amm.  Brongniarti,  d'Orb.   1845.  tab.   137. 

Amm.  Gervillii  ist  seltener  als  Amm.  Brongniarti,  im  Uebri- 
gen  gilt  für  ihn  das  bei  der  vorigen  Species  Angeführte. 

37.  Amnioiiites  Saiizei,  d'Orb.  1845.  tab.  139. 

Amm.  Sauzei  liegt  etwas  tiefer  als  Amm.  Humphriesianus, 
ist  zwar  nicht  sehr  häufig ,  zeichnet  sich  aber  durch  seine  cha- 
rakteristische Form  aus ,  so  dass  er  sehr  bestimmend  für  seine 
Schichte  wird,  welche  sich  wahrscheinlich  als  besondere  Zone 
abtrennen  lässt,  in  der  Amm.  Sauzei  in  Gesellschaft  von  Amm. 
Brocchi,  Brongniarti,  jugosus  u.  s.  w.  vorkommt.  Ich  erhielt  den 
Amm.  Sauzei  von  Neuffen,  Oeschingen  und  der  Balinger  Gegend. 
Die  französischen  Exemplare,  welche  ich  aus  dem  Unteroolith 
von  Tannie  (Sarthe)  und  Bayeux  (Calvados)  mitbrachte,  stimmen 
ganz  mit  den  schwäbischen. 

38.  Ammonites  Blagdeni,  Sow.  I8I8.  tab,  201. 
Amm.  Banksii,  Sow.   1818.  tab.  200. 

„       coronatus,  Schloth.   1820.   bezügl.  Knorr's  Figur 

(non  Brug.). 
„      coronatus,  Ziet.   1830.  tab.   1,  fig.   1. 
„      coronatus,  Quenst.  Ceph.  tab.   14,  fig.   1. 
„      Blagdeni,  d'Orb.  tab.   132. 
Findet  sich    mit  Amm.  Humphriesianus   an  vielen  Punkten 


_    496    — 

Süddeutschlands,  wie  z.  B.  zu  Bopfingen,  am  Rechberg,  zu  Al- 
tenstadt, Neuffen,  Ehningen,  Jungingen-,  in  Frankreich  im  Unter- 
oolith  von  Bayeux  (Calvados),  dessgl  in  England  in  den  Umge- 
bungen von  Yeovil  (Somersetshire),  sowie  im  Unteroolith  (Cave 
Ool.  Phill.)  von  Scarborough  (Yorkshire).  In  Deutschland  wird 
die  Species  nach  der  gelungenen  Zieten'schen  Figur  Amm.  coro- 
natus  genannt.  In  Frankreich  und  England  bedient  man  sich 
des  Sowerby'schen  Namens  Blagdeni,  während  dort  der  ältere 
Brügier'sche  Amm.  cornatus  auf  eine  Species  des  Callovien  über- 
tragen wird,  von  welcher  sich  jedoch  Amm.  Blagdeni  des  Unter- 
ooliths  wohl  unterscheiden  lässt.  Amm.  Banksii  ist  wahrschein- 
lich nur  ein  verstümmeltes  Exemplar  von  Amm.  Blagdeni. 

39.  Ammonites  siibcoronatiis,  n.  sp. 

Amm.  coronatus  oolithicus,  Quenst.  Ceph.  tab.  14,  f.  4. 
Kommt  in  der  gleichen  Schichte  und  an  denselben  Lokali- 
täten mit  Amm.  Blagdeni  vor,  steht  demselben  der  äusseren  Form 
nach  ziemlich  nahe,  unterscheidet  sich  aber  durch  feinere  Knoten 
und  Rippen  davon,  und  bildet  somit  den  Uebergang  zu  Amm. 
Humphriesianus. 

40.  AmraoD.  Humphriesianus,  Sow.  1825.  tab.  500,  f.  i. 

„  „  Zieten.  1833.  tab.  67,  f.  2. 

„  „  d'Orb.  tab.l34u.  135,f.l. 

Markirt  mit  ziemlicher  Schärfe  einen  Horizont,  der  sich  in 
Gegenden,  wo  der  Unteroolith  deutlich  entwickelt  ist,  leicht  auf- 
finden lässt.  In  Süddeutschland  zeichnet  er  sich  in  den  Umge- 
bungen von  Wasseralfingen ,  Altenstadt,  Neuffen,  Gönningen, 
Oeschingen,  Juiigingen,  Geisingeu  u.  s.  vv.  durch  Häufigkeit  aus. 
In  Frankreich  liegt  er  im  Unteroolith  von  Bayeux  und  Moutiers 
(Calvados),  Couzon  (Rhone),  Metz  (Moselle)  u.  s.  w.,  in  England 
erhielt  ich  ihn  im  Unteroolith  von  Bridport  (Dorsetshire),  in  der 
gleichen  Etage  kommt  er  zu  Scarborough  (Yorkshire)  vor. 

41.  Ammonites  linguiferus,  d'Orb.  1845.  tab.  136. 

D'Orbigny  stellt  die  Species  in  der  Paläontologie  frangaise 
in  den  Unteroolith,  nachher  aber  im  Prodrome  in  den  Grossoolith. 


—    497    - 

Erstere  Angabe  scheint  jedoch  die  richtigere  zu  sein,  denn  in 
Württemberg  kommt  Amm.  linguiferus  ganz  übereinstimmend  mit 
d'Orbigny's  Figur,  an  verschiedenen  Punkten  in  der  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus  vor,  gehört  somit  in  den  Unteroolith. 

42.  Ammoniles  Braikenridgi,  Sow.  1817.  tab.  184. 

„  „  d'Orb.  1845.  tab.l35,f.3— 5. 

Die  Species  gleicht  zwar  dem  Amm.  Humphriesianus,  lässt 
sich  aber  dennoch  scharf  davon  abtrennen.  Bei  Amm.  Braiken- 
ridgi  spaltet  sich  jede  Rippe  gegen  den  Rücken  hin  nur  in  eine 
einfache  Gabel.  Die  Individuen  bleiben  klein  und  besitzen  mei- 
stens grosse  Ohren.  Ich  konnte  zwar  nur  8  Stücke  untersuchen, 
fand  aber  daran  die  von  d'Orbigny  zuerst  aufgestellten  Merk- 
male bestätigt.  Vier  der  Stücke  stammen  aus  den  Schichten  des 
Amm.  Humphriesianus  von  Oeschingen  ,  die  4  übrigen  aus  dem 
Unteroolith  von  Bayeux.  Sie  zeigen  sämmtlich  zweispaltige  Rip- 
pen, und  7  derselben  besitzen  Wohnkammer  und  Ohren,  schon 
ehe  sie  2  Zoll  Durchmesser  erreichen.  Sowerby  beschreibt  die 
Species  aus  dem  Unteroolith  von  Dundry  (Somersetshire). 

43.  Ammonites  Bayleaniis  u.  sp. 

Amm.  Humphriesianus,  d'Orb.  (pars),  tab.  133. 
Es  gelang  mir  nicht  Uebergänge  zwischen  den  2  Arten  zu 
finden,  welche  d'Orbigny  tab.  134  und  tab.  133  abgebildet  hat, 
obwohl  mir  Individuen  beider  Formen  zahlreich  zur  Vergleichung 
vorlagen.  Amm.  Bayleanus  kommt  besonders  zu  Bayeux  (Cal- 
vados) vor.  In  Württemberg  erhielt  ich  erst  ein  einziges  Exemplar, 
welches  damit  vereinigt  werden  dürfte.  Dasselbe  stammt  aber 
nicht  aus  der  Schichte  des  Amm.  Humphriesianus,  sondern  aus 
der  etwas  tieferen  Zone  des  Amm.  Sauzei.  Mit  dem  an  der- 
selben Lokalität  in  höhern  Schichten  häufig  vorkommenden  Amm. 
Humphriesianus  wurde  Amm.  Bayleanus  nie  gefunden,  ich  glaube 
desshalbj  dass  der  Ammonit,  welchen  d'Orbigny  tab.  133  abbil- 
det, mit  der  Species  der  tab.  134  gar  nicht  dasselbe  Lager  be- 
sitzt, was  gegen  die  Annahme  spricht,  dass  beide  Varietäten  zu 
einer  und  derselben  Species  gehören ,  und  somit  die  Trennung 
derselben  rechtfertigt. 


-     498    — 

44.  Ammonites  Deslongchainpsi,  Defr.  d'Orb.  tab.  138, 

fig.  1—2. 
Gehört  in  die  oberste  Lage  der  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  und 
findet  sich  zahkeich  bei  Neuffen,  Ehningen  und  Bopfingen.  In 
Frankreich  erhielt  ich  den  Amm.  Deslongchampsi  ganz  überein- 
stimmend mit  den  schwäbischen  Exemplaren  aus  dem  Unter- 
oolith  von  ßayeux  (Calvados). 

45.  Ammon.  Zigzag,   d'Orb.  1845.  tab.  129,  fig.  9—11. 
Amm.  euryodos,  Schmid,  Petref.  -  Buch.  tab.  43,  fig.  6. 

Findet  sich  im  Unteroolith  von  Niort  (Deux-S^vres),  dessgl. 
in  England  in  den  Umgebungen  von  Bridport  (Dorsetshire).  In 
Württemberg  erhielt  ich  ihn  mit  Amm.  Parkinsoni  zu  Beuren, 
Neuffen  und  Ehningen. 

46.  Ammon.  Defranci,    d'Orb.  1845.  tab.  129,  fig.  7-^8. 

Die  häufig  klein  und  verkiest  in  den  Parkinsonischichten  von 
Oeschingen  vorkommenden  convoluten  Ammoniten  stimmen  genau 
mit  d'Orbigny's  Amm.  Defranci,  welcher  aus  dem  infer.  Ool.  von 
Bayeux  beschrieben  wurde.  Amm.  Defranci  steht  der  vorliegenden 
Species  sehr  nahe,  doch  ist  bei  den  schwäbischen  Exemplaren  der 
Vergleich  dadurch  erschwert,  weil  sie  nie  die  Grösse  des  von 
d'Orb.  tab.  125  abgebildeten  Amm.  Martinsi  erreichen,  und  auf 
verschiedene  Weise  erhalten  sind. 

47.  Ammonites  Martinsi,  d'Orb.  1845.  tab.  125. 

Amm.  Martinsi  liegt  nicht  besonders  zahlreich  im  untern  Oolith 
von  Bayeux  (Calvados),  sowie  von  Dundry  (Somersetshire)  und 
Bridport  (Dorsetshire).  In  Württemberg  erhielt  ich  die  Species 
aus  der  entsprechenden  Schichte  mit  Amm.  Parkinsoni  zu  Bop- 
fingen. Amm.  Martinsi  lässt  sich  von  Amm.  triplicatus,  Quenst. 
Ceph.  tab.  13,  fig.  7  durch  langsameres  Anwachsen  der  Umgänge 
leicht  unterscheiden. 

48.  Ammonites  Neiiffensis,  n.  sp. 

Amm.  Parkinsoni  gigas,  Quenst.  Ceph.  tab.   11,  fig.  1. 
Amm.  Neuffensis    ist  eine    weit  verbreitete  Species   aus  der 


—    499    — 

Zone  des  Amm.  Parkinsoni.  In  Württemberg  findet  er  sich  an 
vielen  Punkten,  wie  zu  Juugingen,  Ehningen,  Neuff'en,  ßopfingen. 
Entweder  liegt  er  hier  wohlerhalten  in  den  oolithischen  Bänken, 
oder  bat  sich  nur  die  Wohnkammer  conservirt,  was  besonders 
dann  der  Fall  ist,  wenn  er  in  den  Thonen  gefunden  wird.  Von 
Amm.  Parkinsoni  unterscheidet  er  sich  durch  seine  bedeutende 
Grösse,  w^elche  ersterer  nie  erreicht,  und  das  schnellere  Anwachsen 
der  Umgänge,  welche  im  Alter  glatt  werden.  In  Quenst.  Ceph. 
tab.  11,  fig.  1  ist  eine  gute  Lobenzeichnung  davon  gegeben. 
Amm.  NeufFensis  kommt  häufig  in  grossen  Exemplaren  im  Unter- 
oolith  von  Bayeux  (Calvados),  Burton  (Dorsetshire)  und  Dundry 
(Somersetshire)  vor.  Ausgewachsen  wird  er  bisweilen  mit  Amm. 
Martinsi  verwechselt,  da  im  Alter  die  Rückenfurche  verschwindet 
und  dann  die  Species  einem  riesigen  Ammon.  Martinsi  gleicht, 
die  innern  Umgänge  von  Amm.  Neuffensis  besitzen  jedoch  eine 
solche  und  zeigen  die  Verwandtschaft  der  Species  mit  Ammon. 
Parkinsoni. 

49.  Ammoniles  Liicretiiis,    d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  37. 
Die    Beschreibung,    welche    d'Orbigny   füi*  Amm.   Lucretius 

gibt,  genügt  zwar  nicht  völlig ,  um  die  Species  sicher  zu  defi- 
iiiren,  doch  glaube  ich  die  kleinern  in  den  Parkinsonischichten 
von  Ehningen  verkiest  vorkommenden  Ammoniten  damit  zusam- 
menstellen zu  müssen,  da  dieselben  mit  den  d'Orbigny'schen 
Angaben  im  Allgemeinen  übereinstimmen.  Sie  besitzen  eine 
nicht  ganz  quadratische  Mundöffnung,  jede  seitliche  Rippe  trägt 
gegen  aussen  einen  feinen  Knoten,  von  dem  aus  sie  sich  in  zwei 
Aeste  spaltet,  welche  auf  dem  Rücken  gegen  vorne  verlaufen, 
und  sich  in  der  Mitte  unter  einem  stumpfen  Winkel  treffen,  hier 
aber  verflachen.  Doch  ist  diese  Beschreibung  nicht  genügend, 
da  sowohl  die  Exemplare  von  Bayeux  als  die  von  Ehningen 
vielleicht  bloss  die  Brut  irgend  einer  besser  definirbaren  grösse- 
ren Species  sind. 

50.  Ammonites  Parkinsoni,  Sow.  1821.  tab.  307.^ 

Amm.  Parkinsoni,  d'Orb.   1845.  tab.   122. 

„       Parkinsoni  depressus,  Quenst.  Ceph.  tab.  11,  f.  5. 
„       interruptus,  d'Orb.  Prodr.   10.   16.  (non  Brüg.) 


—    500    — 

Amm.  Parkinsoni  ist  die  bezeichnendste  Species  der  ober- 
sten Zone  des  Unterooliths ;  er  findet  sich  in  dieser  Position  zu 
Bopfingen,  Altenstadt,  Gammelshausen,  Ehningen  (Württemberg) ; 
in  Frankreich  in  den  Umgebungen  von  Couzon  bei  Lyon ,  von 
Longwy  (Moselle),  Tannie  (Sarthe),  Bayeux  (Calvados);  in  Eng- 
land zu  Burton  (Dorsetshire),  Dundry  (Somersetshire),  Leckhamp- 
ton (Gloucestershire). 

D'Orbigny  sucht  in  seinem  Prodrome  10.  16  statt  der  all- 
gemein angewendeten  Sowerby'schen  Bezeichnung  einen  älteren 
Namen  von  Brugiere,  179L  Encycl.  meth.  vers.  L  pag.  41,  ein- 
zuführen, wornach  Amm.  Parkinsoni  Sow.  1821  mit  Amm.  inter- 
ruptus  Brüg.  identisch  wäre.  Es  scheint  jedoch,  dass  letztere 
Annahme  nicht  mit  Sicherheit  bewiesen  werden  kann,  wenigstens 
passt  die  Beschreibung ,  *  welche  Brugiere  für  seinen  Amm.  in- 
terruptus  gibt,  nicht  vollständig  für  Amm.  Parkinsoni.  Brugiere 
sagt  pag.  42 :  „les  cotes  intermediaires  *  sont  aussi  grosses  que 
„les  autres  pres  du  bord  Interieur  des  tours ;  mais  elles  diminuent 
„insensiblement  et  disparaissent  vers  le  tiers  de  leur  largeur." 
Brugiere  scheint  auf  diese  Bildung  der  Rippen  einen  besonderen 
Werth  zu  legen,  aber  gerade  hierin  weicht  der  Sowerby'sche 
Amm.  Parkinsoni  von  obigen  Angaben  ab,  indem  bei  ihm  die 
einfachen  Rippen  ihrer  ganzen  Länge  nach  bis  zur  Rückenfurche 
hin  dieselbe  Hohe  und  Breite  besitzen,  wie  die  gespaltenen. 
Ausserdem  ist  jedoch  noch  nicht  einmal  constatirt,  dass  Amm. 
Parkinsoni  zu  Argentiere  (Ardeche)  überhaupt  gefunden  wurde,  da 
dies  den  Angaben  von  V.  Thio liiere**  geradezu  widersprechen 
würde,  die  paläontologischen  Bestimmungen  von  M.  Lory*** 
noch  weiterer  Bestätigung  bedürfen,  obschon  die  Untersuchungen  des 
letzteren  der  beiden  französischen  Gelehrten  sehr  gleichfalls  beach- 
tenswerth  sind.  Dass  jedoch  der  von  Langius  beschriebene  Ammonit, 
welchen  Brugiere  als  erstes  Citat  gebraucht,  einer  andern  Spe- 
cies  angehört ,    lässt  sich   mit   Bestimmtheit    beweisen ,    da   das 


•  Cotes  intermediaires  =  ungespaltene  Rippen,  welche  mit  den  gespalteueu 
abwechseln. 

"  Bull.  Soc.  g^ol.  Fr.  8.  Nov.  1847.  pag.  38. 
*"  Bull.  Soc.  g^ol.  de  Fr.  7.  Mai  1855.  pag.  512. 


—    501    — 

Exemplar  zu  Lang's  fig.  5,  tab.  25  vom  Lägernberge  bei  Baden 
(Schweiz)  stammt  mid  wie  alle  übrigen  dorther  beschriebenen 
Arten  den  Spongitenschichten  des  obern  Jura  angehört,  in  wel- 
chen Amm.  Parkinsoni  nie  gefunden  wurde. 

51.  Amraonites  bifurcatus,  Ziet.  1830.  tab.  3.  fig.  s. 
Gehört   in   die    Familie    des  Amm.  Parkinsoni    und  kommt 

auch  mit  demselben  vor,  unterscheidet  sich  aber  von  ihm  durch 
rundere,  weniger  comprimirte  Windungen.  Ob  Schlotheim's  Amm. 
bifurcatus  damit  übereinstimmt,  ist  noch  nicht  ermittelt,  da  seine 
Beschreibung  nicht  bestimmt  genug  gehalten  und  keine  Figur 
beigegeben  ist. 

52.  Ammon.  subfurcatus ,  Ziet.  1830.  tab.  7.  fig.  6. 
Amm.  Niortensis,  d'Orb.   1845.  tab.   121.  fig.  7—10. 

„  Parkinsoni  bifurcatus,  Quenst.  Ceph.  tab.  11.  f.  11. 
Liegt  in  Schwaben  in  der  Zone,  welche  über  Amm.  Hum- 
phriesianus  folgt  und  findet  sich  in  Gesellschaft  des  Ancyloceras 
annulatus,  am  zahlreichsten  in  der  Unterregion  der  Parkinsoni- 
ßchichten.  Amm.  subfurcatus  bleibt  klein  und  unterscheidet  sich 
schon  hiedurch  von  Schlotheim's  Amm.  bifurcatus,  welcher  nach 
den  Angaben  in  der  Petrefaktenkunde  pag.  73  in  grossen  Exem- 
plaren vorkommen  soll.  Die  beste  Abbildung  des  Amm.  subfur- 
catus hat  d'Orbigny,  tab.  121.  fig.  7 — 10  unter  der  Benennung 
Amm.  Niortensis  gegeben.  Das  gezeichnete  Individuum  besitzt 
die  vollständige  Mundöifnung  mit  den  Ohren.  Die  Rippen  der 
Wohnkammer  sind  an  demselben  nicht  gespalten,  was  zwar  nicht 
immer  der  Fall  ist,  was  ich  aber  bisweilen  auch  an  den  würt- 
tembergischen Exemplaren  des  Ammon.  subfurcatus  beobachten 
konnte.  Amm.  contrarius,  d'Orb.  tab.  145.  fig.  3 — 4  (non  fig. 
1 — 2)  gehört  vielleicht  dazu.  Amm.  subfurcatus  findet  sich  an 
den  schon  bei  Amm.  Parkinsoni  genannten  Lokalitäten. 

53.  Ammoiiiles  Garantianus,  d'Orb.  1845.  tab.  123. 
(Amm.  dubius,  Schloth.  pag.  69?) 

„      Parkinsoni  dubius,  Quenst.  Ceph.  tab.  11.  fig.  9. 

Amm.    Garantianus    findet    sich   mit   Amm.    Parkinsoni   zu 

Bopfingen,    Gammelshausen   und  Ehningen.     Ganz    in  derselben 


—     502    — 

Zone  kommt  er  bei  Couzon  unweit  Lyon  vor.  Aus  dem  Unter- 
oolith  von  Bayeux  und  vielen  andern  Punkten  in  Frankreich 
wurde  er  von  d'Orbigny  beschrieben,  in  England  erhielt  ich 
ihn  aus  derselben  Etage  von  Burton  -  Bradstock  (Dorsetshire). 

54.  Amnion,  polymorphiis,  d'Orb.  1845.  tab.  124,  f.  1—4. 

,  Amm.  Parkinson!  inflatus,  Quenst.   Ceph.  tab.  11.  f.  6,  7. 

Mit  Amm.  Parkinson!  an   der  Lochen  bei  Balingen  und  zu 

Beuren   bei  Neuffen.     In  Frankreich   findet  er   sich   bei  Avallon 

(Yonne)  und  Bayeux  (Calvados),  in  England  erhielt  ich  ihn  mit 

der  vorigen  Species. 

55.  Ancyloceras  annulatiis,   d'Orb.  1841.  Pal.  fr.  Terr. 

cret.  pag.  494.  Terr.  jur.  tab.   225,  fig.   1 — 7. 
Hamites  annulatus,  Desh.   1831.  Coq.  car.  tab.  6.  fig.  5. 

„  bifurcati,  Quenst.  Ceph.  tab.  11.  fig.  14,  15. 
Ancyloceras  annulatus  liegt  mit  Amm.  subfurcatus  und  Par- 
kinson! zusammen  und  findet  sich  an  all  den  Lokalitäten ,  an 
welchen  die  oberste  Zone  des  Uirterooliths  entwickelt  ist.  Ich 
erhielt  ihn  in  Bopfingen ,  Neuffen  und  Ehningen ;  in  Frankreich 
vom  Mout  d'Or  bei  Couzon  oberhalb  Lyon  und  von  Bayeux 
(Calvados);  in  England  von  Burton  (Dorsetshire).  Hamites  anu- 
latus  ist  der  älteste,  von  Deshayes  eingeführte  Name  für  die 
Species.  D'Orbigny  Prodr.  10.  41—45  fügt  folgende  Arten 
hinzu:  Ancyloceras  hispinatus ;  Toxoceras  Orhignyi,  aequali- 
costatuSj,  rarispinus:  Helicoceras  TeiUeuxi,  stellt  dieselben  somit 
in  3  Genera.  Ich  behalte  hier  vorerst  bloss  die  erste  Des- 
hayes'sche  Species  bei.  L^nter  70  Exemplaren,  welche  ich  von 
obigen  6  Lokalitäten  besitze,  finden  sich  zwar  manche  Varietäten, 
doch  ist  mir  bis  jetzt  eine  ähnliche  Trennung  nicht  gelungen. 
Am  constantesten  scheinen  Ancyloceras  annulatus  und  bispinatus 
von  einander  abzuweichen ,  vieUeicht  lässt  sich  ihre  Unterschei- 
dung noch  sicherer  feststellen,  dagegen  dürfte  zwischen  den  Gat- 
tungen Toxoceras,  Helicoceras  und  Ancyloceras  des  Unter- 
ooliths  dieselbe  Verschiedenheit  herrschen,  wie  zwischen  Turri- 
lites  (Valdani,  Coynart!  und  Boblayei)  und  Amm.  (bifer,  plani- 
costa  und  raricostatus)  des  untern  Lias,  siehe  §.   14.  Nr.  30, 


-     503     - 

34  und  37.  Die  Spiralen  der  einzelnen  Individuen  variiren 
häufig  in  einer  Weise,  dass  man  versucht  wäre,  verschiedene 
Genera  anzunehmen,  wenn  nicht  gerade  bei  solchen  Exemplaren 
die  Loben  und  Rippen  oft  völlig  übereinstimmen  würden,  welch 
letzteren  doch  in  diesem  Falle  mehr  Bedeutung  für  die  Verglei- 
chung  und  Feststellung  der  einzelnen  Arten  mid  Gattungen  zu- 
getheilt  werden  muss,  als  der  oft  nur  zufällig  und  wenig  ver- 
änderten Richtung  der  Spirale. 

56.  Chemnitzia  lineata,   d'Orb.  1850.  Prodr.  lo.  46. 
Melania  lineata,  Sow.   1818,  tab.  218,  fig.   1. 

Häufig  im  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados),  dessgl.  von 
ßurton-Bradstock  (Dorsetshire),  Dundry  (Somersetshire).  An  der 
schwäbischen  Alp  kommt  sie  mit  Amm.  Sauzei  in  der  Mittel- 
region des  Unterooliths  vor. 

57.  Chemni(zia  coarctata,    d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  49. 
Melania  coarctata,  Deslongch.  Soc.  lin. 

Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados).  Chemnitzia  Hedding- 
toneusis,  Phill.  pag.  152  (non  Sow.)  gehört  wahrscheinlich  dazu. 

Die  Nerineen  des  Unterooliths. 
In  dem  Unteroolith  der  schwäbischen  Alp  wurde  bis  jetzt 
noch  keine  Nerinea  gefunden,  dagegen  kommen  solche  in  Frank- 
reich und  England  darin  nicht  selten  vor.  Die  Arten  des  Unter- 
ooliths zeichnen  sich  beinahe  sämmtlich  durch  viele  inneren  Falten 
aus.  Besonders  an  den  Steinkernen  sieht  man,  dass  dieselben 
viel  zahlreicher  vorhanden  waren,  als  sie  die  Nerineen  des 
Coralrags  gewöhnlich  besitzen.  Einzelne  Lagen  des  Unterooliths 
der  Dep.  der  Sarthe ,  Moselle  u.  s.  w. ,  sowie  in  England  des 
Unterooliths  von  Gloucestershire ,  von  Yorkshire,  die  sandigen 
Schichten  derselben  Etage  im  nördlichen  Northamptonshire  ent- 
halten eine  grosse  Anzahl  von  Nerineen ,  für  deren  Bestimmung 
aber  die  vorhandenen  Abbildungen  und  Beschreibungen  nicht 
genügen.  Auch  ist  die  vertikale  Verbreitung  der  bekannten 
Arten  noch  zu  wenig  festgestellt,  als  dass  für  die  paläontologi- 
eche  Unterscheidung  der  einzelnen  Zonen  von  denselben  Nutzen 


—    504    — 

gezogen  werden  könnte.  Eine  der  verbreitetsten  Species  ist  die 
Phillips'sche : 

58.  Nerinea  cingenda,  Bronn  (Turritella,  Phillips.  1829. 

tab.  11,  fig.  28.), 
welche  im  Unteroolith  von  Blue  wick  (Yorkshire)  vorkommt  und 
in  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae   gehört.     Ich  unterlasse  je- 
doch  aus    den    eben   angeführten  Gründen    die  Aufzählung  wei- 
terer Arten. 

59.  Acteonina  Sedgvici. 

Auricula  Sedgvici,  Phill.  1829.  tab.   11,  fig.  33. 

Die  kleine  Schnecke  mit  feinen  Spiralstreifen  auf  der  Schale 

findet  sich  in  der  untern  Hälfte  des  ünterooliths  der  Yorkshire- 

küste.  Zu  Aalen  kommt  sie  in  der  Zone  des  Amm.  Murchi- 
sonae in  den  dortigen  Thoneisensteinen  vor. 

60.  Acteonina  glabra,  d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  so. 
Acteon  glaber,  Bean.  Phill.  1829.  tab.  9,  fig.  31. 

Unteroolith  :  Gloucestershire.     Humphriesianusbett :  Scarbo- 
rough  (Yorkshire). 

61.  Natica   Piclaviensis,    d'Orb.   1850.  Prodr.  10.   66. 
Unter   einer    Anzahl    von   Natica -Arten    des    französischen 

ünterooliths  ist  dies  wohl  die  .häufigste.  Ich  erhielt  sie  zu 
Bayeux  (Calvados),  sowie  in  England  zu  Burton -Bradstock  (Dor- 
setshire).  Im  südwestlichen  Deutschland  wurde  sie  noch  nicht 
gefunden. 

62.  Troclms  duplicatus,    Sow.  1817.  tab.  181,  fig.  5. 
Darf  nicht  mit  Turbo  duplicatus  Goldf.,  Turbo  subduplica- 

tus  d'Orb.  verwechselt  werden.  Die  äussere  Form  beider  hat 
manches  Uebereinstimmende ,  doch  ist  Trochus  duplicatus  neben 
anderer  Unterschiede  genabelt,  was  Turbo  subduplicatus  nicht  ist. 
In  England  fand  ich  beide  Arten  an  derselben  Lokalität  zu  Bur- 
ton -  Bradstock  bei  Bridport  (Dorsetshire) ,  es  lag  jedoch  Turbo 
subduplicatus  zu  unterst  mit  Amm.  opalinus  und  torulosus  zu- 
sammen,   während   Trochus   duplicatus    einige  Fuss   darüber    in 


—    505     - 

Schichten  vorkommt,  welche  schon  zu  einer  höheren  Zone  ge- 
hören. In  Frankreich  erhielt  ich  den  Trochus  duplicatus  im 
Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados). 

63.  Trochus  moniliteclus,  Phill.   1829.  tab.  9,  fig.  33, 

Trochus  biarmatus,  Münst.  Goldf.  1844.  tab.  180,  fig.  2. 
„  „  d'Orb.   1852.  tab.  312,  fig.   1—4. 

Die  Phillips'sche  Species  hat  ihr  Lager  in  den  grauen  Kalken 
des  Amm.  Humphriesianus  und  Bei.  giganteus,  welche  an  der 
Küste  von  Yorkshire  in  den  Umgebungen  von  Scarborough  an- 
stehen. In  derselben  Zone  findet  sich  Trochus  monilitectus  auch 
an  der  schwäbischen  Alp  zu  NeufFen  und  Beuren  in  grosser 
Zahl.  Goldfuss  beschreibt  ferner  die  Species  aus  dem  untern 
Oolith  von  Thurnau  in  Bayern,  sowie  d'Orbigny  Prodr.  10.  71. 
von  Bayeux  (Calvados)  und  Fontenay  (Vendee). 

64.  Trochus  Ancens  ,   Münst.  Goldf.  1844.  tab.  180,fig.3. 
Kommt  im  südwestl.  Deutschland  mit  der  vorigen  Art  vor, 

dessgl.  in  England  in  den  Umgebungen  von  Scarborough  (York- 
shire), woselbst  die  Species  in  den  grauen  Kalken  mit  Amm. 
Humphriesianus  zusammen  gefunden  wird.  Turbo  Phillipsi,  Morr. 
und  Lyc.  ist  damit  zu  vereinigen. 

65.  Turbo  capitaneus,  Münst.  Goldf.  1844.  tab.  194, f. l. 
Turbo    capitaneus    ist   eine    der  bezeichnendsten   Arten    für 

die  unterste  Zone  des  Unterooliths.  In  Schwaben,  wo  sich  die 
Schichten  des  Amm.  torulosus  an  vielen  Punkten  mit  Leichtig- 
keit von  der  höher  liegenden  Zone  der  Trigonia  navis  unter- 
scheiden lassen,  kommt  Turbo  capitaneus  gerade  in  der  untern 
Zone  vor,  ich  erhielt  ihn  aus  derselben  von  Boll  und  Mössingen. 
Ganz  den  gleichen  Horizont  nimmt  Turbo  capitaneus  zu  Uhrweiler 
im  Elsass  (Bas-Rhin)  ein.  Besonders  häufig  und  schön  erhielt 
ich  ihn  aus  den  Eisenerzen  von  la  Verpilliere  (Isere).  Marco u* 
citirt  ihn  von  Montservant  und  Cernans  (Juradepartement).  D'Or- 
bigny Prodr.  9.  77  gibt  noch  weitere  Lokalitäten  dafür  an,  wie 
Milhau  (Aveyron),  stellt  ihn  jedoch  in  den  obern  Lias,  was  daher 


•  Marcou,  Jura  salinois.     Separatabdr.    pag.  65.    Mem.  Soc.   geol.  1846. 
Württemb.  uatiirw.  Jahreshefte.    October,  1856.  Sa  Heft.  33 


—    506     - 

rührt,  dass  von  d'Orbigny  die  Torulosusschichten  mancher 
Gegenden  als  liasische  Bildungen  betrachtet  wurden.  In  Eng- 
land fand  ich  ein  deutliches  Exemplar  von  Turbo  capitaneus  in 
der  untersten  Bank  des  Unterooliths  von  Frocester  Hill  (Glou- 
cestershire),  dasselbe  Niveau  nimmt  er  zu  Yeovil  (Somersetshire)  ein. 

66.  Turbo  subduplicatiis ,  d'Orb.  1852.  tab.  329,  f.  1-^6. 
Turbo  duplicatus,    Gold  f.  tab.   179,  fig.  2  (non  Lin'n.). 

Gleich  bezeichnend  für  die  unterste  Zone  des  Unterooliths, 
wie  die  vorige  Species;  findet  sich  jedoch  noch  häufiger  und 
zahlreicher.  Interessant  war  mir  der  Fund  eines  deutlichen  Exem- 
plars im  Unteroolith  von  Burton-Bradstock  (Dorsetshire),  welches 
mit  Amm.  opalinus  und  torulosus  zusammenlag.  Er  charakterisirt 
diese  untersten  Schichten  und  lässt  sich,  wie  schon  bei  Nr.  62 
erwähnt  wurde,  von  Trochus  duplicatus  Sow.  wohl  unterscheiden. 

67.  Turbo  Paliniirus,   d'Orb.  1850.  Prodr.  9.  79. 
Turbo  plicatus,  Gold  f.  tab.   179,  fig.  3  (non  Montagu). 

Mit  der  vorigen  Art  zu  Milhau  (Aveyron),  Uhrweiler  (Bas- 
Rhin),  Banz  (Bayern). 

68.  Turbo   gibbosus,   d'Orb.  Prodr.  10.  94. 

Turbo  laevigatus,  Phill.  1829.  tab.  11,  f. 31  (nonDesh.). 
Die  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  in  den  Eisenerzen 
von  Aalen  häufig  vorkommende  kleine  Species  stimmt  der  äussern 
Form  nach  mit  Turbo  laevigatus  Phill.  überein.  Auch  das  Lager 
beider  ist  annähernd  dasselbe,  denn  die  Exemplare,  welche  ich 
von  Yorkshire  mitbrachte,  stammen  aus  dem  Phillips'schen  Dog- 
ger, d.  h.  aus  der  Unterregion  des  Unterooliths. 

69.  Purpuriiia  subangulata. 

Turbo  subangulatus,  Münst.  Goldf.  1844.  tab.  194.  fig.  5. 

Purpurina  Patroclus,  d'Orb.   1852.  tab.  329,  fig.  9—11. 

Turbo  Hero,  d'Orb.   1850.  Prodr.   10.   110. 
Findet  sich  mit  Turbo  capitaneus  und  subduplicatus  in  der- 
selben Zone,  und  kommt  an  der  Mehrzahl  der  bei  Nr.  65  erwähn- 
ten Lokalitäten  vor. 


—     507     — 

70.  Purpiirina  Philiasus,  d'Orb.  1852.  tab.329, f.  12—14. 
Mit   der  vorigen    Art.     Bildet    vielleicht   nur   eine  Varietät 

derselben. 

71.  Piirpurina  ornata,  dOrb.  1852.  tab.  330,  fig.  4,5. 

In  Württemberg  findet  sich  diese  Species  in  der  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus  zu  Oeschingen.  In  Frankreich  erhielt  ich 
sie  aus  dem  ünteroolith  von  Bayeux  (Calvados). 

72.  Piirpiiriiia  Bellona,  d'Orb.  1852.  tab.  331,  fig.  1—3. 
Aus    den  Schichten    des    Amm.    Parkinson!    vom    Nipf   bei 

Bopfingen.     In  Frankreich  mit  der  vorigen  Species. 

73.  Piirpurina  Belia,    d'Orb.  1852.  tab.  330,  fig.  9,  10. 
ünteroolith  von  Burton-Bradstock  bei  Bridport  (Dorsetshire). 

D'Orb.  Prodr.   10.   9  7  beschreibt  die  Species  von  Port  en  Bessin 
(Calvados). 

74.  Phasianella  Sämanni. 

Phasianella  striata,  Sämann.  Bull.  Soc.  geol.  de  Fr. 
6  Fevr.  1854.  pag.  271.  Morris,  Cat.  (pars), 
(non  Mel.  striata,  Sow.  non  Gold  f.) 
Phasianella  striata,  welche  Sowerby  aus  dem  englischen 
Coralrag  beschrieben  hat,  besitzt  eine  grössere  Anzahl  schmaler 
Spiralstreifen,  als  die  ihr  ähnliche  Species,  welche  in  manchen 
Gegenden  ziemlich  häufig  im  Ünteroolith  gefunden  wird.  Ich 
konnte  dies  bei  einer  Anzahl  wohl  erhaltener  Exemplare  beobach- 
ten, welche  ich  theils  aus  dem  ünteroolith,  theils  aus  den  Co- 
rallenschichten  des  obern  Jura  in  Frankreich  und  England  sam- 
melte. Ich  glaube  desshalb  nicht,  dass  ein  üebergang  zwischen 
beiden  Vorkommnissen  stattfindet.  Die  Goldfuss'sche  Figur  tab. 
198,  fig.  12  zeigt  die  schmalen  Streifen  der  Schnecke  des  obern 
Jura,  stammt  aus  dem  Coralrag  und  gehört  zu  Sowerby's  Pha- 
sianella striata,  während  die  Figur  19,  tab.  15.  Morris  und  Lyc. 
Gr.  Ool.  Gasterop.  mit  Phasianella  Sämanni  übereinstimmt.  Herrn 
Sämann  gelang  es  bei  letzterer  den  Abdruck  des  Deckels  blosszu- 

33* 


—     608    -"- 

legen,  an  einem  der  grossen  Exemplare,  welche  zu  Tannie  (Sarthe) 
nicht  selten  in  dem  dortigen  Unteroolith  vorkommen. 

75.  CilTllS   liodosus,   Sow.   1818.  tab.  219,  fig.  1.  2.  4. 
Unteroolith  von  Yeovil  und  Dundry  (Somersetshire).     Zone 

unbekannt. 

76.  Ditremaria  affinis,  d'Orb.  1853.  tab.  341,  fig.  1—3. 
Unteroolith    von   Moutiers   (Calvados),    dessgl.    von  Tannie 

(Sarthe). 

77.  Pleurotomaria  Palemon,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  121. 
Pleur.  ornata,   Ziet.   1832.  tab.  35,   fig.  5  (non  Sow.). 

„       granulata,  G  0 1  df.  1844.  tab.  186,  fig.  3  (non  Sow.). 
Liegt  in  Schwaben  sehr   zahlreich   in    der  Zone  des  Amm. 
Humphriesianus,  kommt  aber  nicht  minder  selten  im  französischen 
und  englischen  Unteroolith  vor. 

üeber  50  Arten  von  Pleurotomarien  sind  nach  und  nach  aus  dem  Unter- 
oolith verschiedener  Lokalitäten  bekannt  geworden.  Die  Mehrzahl  derselben 
wurden  von  Dundry  (Somersetshire)  oder  Bayeux  (Calvados)  beschrieben, 
ohne  dass  jedoch  die  einzelnen  Zonen,  In  welchen  sie  vorkommen,  bestimmt 
worden  wären.  Bei  dem  Mangel  an  genauen  Angaben  über  Ihre  Lagerung 
unterlasse  ich  eine  Aufzählung  derselben ,  da  eine  solche  zu  der  Kenntniss 
der  paläontologischen  Charaktere  der  verschiedenen  Zonen  nichts  beitragen 
würde. 

78.  Alaria  subpunctata. 

Rostellaria  subpunctata,  Müns  t.  Golf.  1841.  tab.  169,  f.  7. 

Chenopus  subpunctata,  Quenst.   1843.  Flözgeb.  p.  288. 

Pterocera  subpunctata,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.  105. 
Die  Flügel  der  Goldfuss'schen  Species  sind  auf  ähnliche 
Weise  gebildet  wie  bei  Alaria  (Morr.),  wesshalb  ich  sie  bei  die- 
sem Genus  unterbringe.  Alaria  subpunctata  ist  leitend  für  die 
unterste  Zone  des  Unterooliths  und  kommt  an  vielen  Punkten 
mit  Amm.  torulosus,  Turbo  capitaneus  u.  s.  w.  vor.  Sie  geht 
noch  etwas  höher  als  diese  hinauf,  doch  habe  ich  sie  in  den 
Schichten  der  Trigonia  navis  nicht  wieder  gefunden,  dagegen 
liegt  sie  in  der  obern  Torulosuszone  zahlreich  in  den  Umgebun- 
gen von  Neumarkt  in  Bayern,  Gammelshausen,  Gomaringen  und 


—    509    — 

MÖssingen  in  Württemberg,  Uhrweiler  (Bas  Rhin),   Pinperdu  bei 
Salins  (Jura). 

79.   Alaria   Phillipsi  ,   Morris  und  Lyc.   1851.  Gr.  Ool.  I. 
tab.  3j  fig.  5.  tab.   15,  fig.   15. 
Pterocera  Phillipsi,  d'Orb.   1850.  Prodr.   10.   165. 
Rostellaria  composita,  Phill.  (non  Sow.) 
Mit  Amm.  Humphriesianus  zu  Scarborough  (Yorkshire).  Nach 
Morr.   und  Lyc.  pag.   18   und   111    findet   sich   dieselbe  Species 
auch  im  Unteroolith  von  Dorsetshire  und  Somersetshire. 

1 80.  Alaria  concava. 

Cerithium  concavum,  M  ü  n  s  t.  Goldf.  1 8  44.  tab.  1 7  3,  f.  1 6. 
Die  letzte  Windung  hat  viele  Aehnlichkeit  mit  der  der  vori- 
gen Species,  doch  kennt  man  den  Flügel  nicht,  wesshalb  die 
Stellung  noch  unsicher  ist.  Wurde  von  Goldfuss  aus  dem  Unter- 
oolith von  Rabenstein  beschrieben.  In  Württemberg  erhielt  ich 
sie  zahlreich  aus  den  obern  Parkinsonischichten  von  Ehningen. 

81.  Pterocera  milUlta,  d'Orb.   1850.  Prodr.  9.   123. 
Fusus  minutus,  Rom.  1836.  Ool.  tab.  11,  fig.  32.  Quenst. 

Handb.  tab.  34,  fig. 49.  Rolle.  Vergl.  nordd.  Lias, 

pag.  45  (non  Lam.). 

Nach  Dr.  Rolle's  Angaben  kommt  die  kleine  Species  in  den 

Schichten   des  Amm.    torulosus   von   Wrisbergholzen    bei   Alfeld 

vor.     Prof.  Quenst.  hat  dieselbe  Art  in   der   gleichen  Zone  von 

Gammelshausen  bei  Boll  nachgewiesen. 

82.  Pterocera  Bentleyi,  Morr.  und  Lyc.  1851.  Gr.Ool.  L 

tab.  3,  fig,   15. 
Bis   jetzt    nur    von  Collyweston    an   der  nördl.  Grenze  von 
Northamptonshire  bekannt.    Ich  erhielt  daselbst  einige  Exemplare 
der   prachtvollen,    mit   grossen  Flügeln    versehenen  Species   aus 
den  sandigen  Schiefern  des  Unterooliths  mit  Gervillia  acuta. 

83.  Spilligera  loilffispina.  d'Orb.    1850.  Prodr.    10.   168. 
Ranella    longispina,    Desl.    1842.    Mem.    Soc.    Lin.    7. 

tab.  10,  fig.  29.  pag.   152. 
Unteroolith   von  Bayeux  (Calvados)   und  Burton -Bradstock 


—     510     — 

bei  Bridport  (Dorsetshire).  In  Württemberg  erbielt  ich  kleine 
verkieste  Exemplare  dieser  Species  in  den  Schichten  des  Amm. 
Parkinsoni  zu  Ehningen  bei  Reutlingen. 

84.  Cerilhiura  armatum,  Goldf.  1844.  tab.  173,  fig.  7. 
Häufig  in  den  Schichten   des  Amm.   torulosus   in  den  Um- 
gebungen   von  Neumarkt   in  Bayern,    Gomaringen   in  Württem- 
berg, Uhrweiler  im  Elsass.    In  derselben  Zone  kommt  die  kleine 
Species  zu  Vassy  (Yonne)  und  Milhau  (Aveyron)  vor. 

85.  Cerithium  eloDgatum,  d'Orb.   1850.  Prodr.  9.  i3o. 
Turritella  elongata,  Ziet.   1832.  tab.  32.  fig.  5. 

Aus  den  Schichten  der  Trigonia  navis  vom  Stuifenberg  und 
vom  Teufelsloch  bei  Boll. 

86.  Cerithium  miiricato  coslatum,  Münst.  1844.  Goldf. 

tab.   173,  fig.  12. 
Cerith.  muricatum,  Ziet.  tab.  36,  fig.  6  (non  Sow.). 

Findet  sich  zahlreich  an  der  Basis  der  Schichten  des  Amm. 
Humphriesianus ,  am  Neuffen,  Stuifen  bei  Altenstadt,  Bopfin- 
gen  u.  s.  w.  Goldfuss  beschreibt  die  kleine  Species  aus  dem 
Unteroolith  von  Thurnau  in  Bayern. 

87.  Denlaliiim  elongatum,  Münst.  1841.  Goldf. 1. 166, f. 5. 

An  der  Grenze  zwischen  den  Zonen  des  Amm.  torulosus 
und  opalinus  erhielt  ich  am  Staufenberg  ein  kleines  Dentalium, 
das  ich  mit  der  Goldfuss'schen  Species  vereinige.  Eine  ähnliche 
Art  findet  sich  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae,  doch  wurde 
dieselbe  nicht  genauer  bestimmt. 

88.  Dentalium  eiilaloides,   E.   Desl.   1842.   Mem.  Soc. 

Linn.   7.  Bd.  pag.    128,  tab.  7,  fig.  36—38. 
üent.  Parkinsoni,  Quenst.  1852.  Handb.  tab.  35,  fig.  19, 

Wurde  von  E.  Deslongchamps  aus  dem  Unteroolith  von 
Bayeux  (Calvados)  beschrieben.  Dieselbe  Species  erhielt  ich  aus 
den  Schichten    des  Amm.   Parkinsoni    am  Mont  d'Or   bei  Lyon. 


—     511     — 

An  der   schwäbischen  Alp  findet  sie  sich  an  der  oberen  Grenze 
des  ünterooliths  zu  Ehningen  und  au  der  Lochen  bei  Balingen. 

89.  Panopaea  roUmdaia. 

Amphidesma  rotundatum,    Ziet.    1833.    tab.  72,    fig.  2 
(non  Phill.  non  d'Orb.  Prodr.  9.    16  7).    Pleuromya. 
Agass.     Myes.  pag.  234. 
Unicardium  rotundatum,  d'Orb.  1850.  Prodr.  8.   183. 
Gehört  in  die  Zone  der  Trigonia  navis  und  kommt  an  ver- 
schiedenen Punkten  der  schwäbischen  Alp,    wie  im  Boller  Teu- 
felsloch,   am  Rechberg   und  Staufen    u.   s.   w.   vor.     Im    Elsass 
fand  ich  sie  in  denselben  Schichten  zu  Gundershofen  (Bas  Rhin). 
Wahrscheinlich   ist    die   Species,    welche    Goldfuss   152.    14  ans 
den  Liasmergeln  von  Altdorf  und  Amberg  in  Bayern  als  Lutraria 
rotundata  beschreibt,  damit  identisch. 

90.  Panopaea  aeqiiata,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  217. 
Mya  aequata,  Phill.   1829.  tab.   11,  fig.   12. 

Wurde  von  Phillips  aus  dem  Unteroolith  von  Blue  wick 
an  der  Küste  von  Yorkshire  abgebildet.  Dieselbe  kleine  Muschel 
finden  wir  in  den  Thoneisensteinen  mit  Amm.  Murchisonae  bei 
Aalen  und  Wasseralfingen.  Quenstedt.  Handb.  tab.  47,  fig.  31 
und  32  gibt  nochmals  eine  Figur  mit  der  Schlosszeichnung;  sein 
Exemplar  stammt  aus  der  gleichen  Zone  vom  Heininger  Wald 
bei  Boll. 

91.  Panopaea  dilatala,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  216. 
Mya  dilatata,  Phill.   1829.  tab.   11,  fig.  4. 

Die  Phillips'sche  Figur  ist  nicht  sehr  deutlich,  doch  scheint 
sich  dieselbe  von  der  folgenden  Art  durch  Kürze  zu  unterschei- 
den. Mya  dilatata  gehört  in  die  Unterregion  des  ünterooliths 
und  wurde  zuerst  von  Glaizedale  an  der  Küste  von  Yorkshire 
beschrieben.  Eine  von  Dr.  Fraas  in  der  Balinger  Gegend,  an 
der  Grenze  zwischen  den  Zonen  der  Trig.  navis  und  des  Amm. 
Murchisonae  gefundene  Muschel  stelle  ich  dazu.  Ausserdem 
kommt  die  Species  in  dem  Unteroolith  von  Aveyron  vor,  woher 
ich  sie  von  H.  Sämann  erhielt. 


—     512    ~ 

92.  Panopaea  punctata. 

Sanguinolaria  punctata,  Buckm.  1845.  Murch.  Geol.  of 
Cheltenh.  pag.  100. 
Die  lange,  hinten  weit  klaffende  Muschel  trägt  feine  Punkte, 
welche  in  engstehenden  Reihen  von  den  Wirbeln  aus  in  radialer 
Richtung  verlaufen.  Ich  erhielt  mehrere  Exemplare  dieser  Spe- 
cies  aus  den  mittlem  Schichten  des  Unterooliths  von  Leckhamp- 
tonhill (Gloucestershire).  Zu  Collyweston  bei  Stamford  (Nort- 
hamptonshire)  fand  ich  die  Muschel  in  den  Kalkbänken,  welche 
sich  über  den  sandigen  Schiefern  (Collyweston  -  Slates)  in  jener 
Gegend  ablagern. 

93.  Panopaea  calceiformis,  d'Orb.  1850.  Prodr.io.  218. 
Mya  calceiformis,  Phill.   1829.  tab.   11,  fig.  3. 

Unterregion  des  Unterooliths  von  Blue  wick  (Yorkshire), 
dessgl.  von  Tannie  (Sarthe). 

94.  Panopaea  subovalis,  d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  220. 
Lutraria  ovalis,  Münst.  Goldf.   1838.  tab.   153,  fig.   1. 

Wurde  von  Goldfuss  aus  dem  Unteroolith  von  Rabenstein 
in  Bayern  beschrieben.  In  Württemberg  findet  sie  sich  in  den 
Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  am  Nipf  bei  Bopfingen ;  in 
England  erhielt  ich  sie  ganz  in  derselben  Zone  (Cave  Oolith)  zu 
Scarborough  (Yorkshire). 

95.  Panopaea  Zieteni,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  211. 
Amphidesma  recurvum,    Ziet.    1833.    tab.   63,    fig.  2. 

(non  Phill.) 
Lutraria  decurtata,  Goldf.  1838.  tab.  153,  f.3?  (nonPhill.) 
Liegt   in   der  Zone    des  Amm.  Parkinsoni   am  Stuifen   und 
am  Nipf  bei  Bopfingen.   D'Orbigny  erwähnt  sie  aus  dem  Unter- 
oolith von  Port  en  Bessin,  Moutiers  u.  s.  w.    In  England  erhielt 
ich  sie  von  Leckhampton  Hill  (Gloucestershire). 

96.  Panopaea  Jiirassi.  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  209. 
Myopsis  Jurassi,  Agass.  1845.  Myes.  tab.  30,  fig.  3— 10. 

Längliche  Muschel   mit   fein   punktirter  Schale.     Häufig  im 


—    513    — 

französischen  Unteroolith  zu  Bayeux  (Calvados)  und  Conlie 
(Sarthe),  im  engl.  Unteroolith  zu  Dundry  bei  Bristol  und  Bur- 
ton bei  Bridport ;  seltener  in  Schwaben  in  den  oolithischen  Kalken 
vom  Nipf  bei  Bopfingen. 

97.  Pholadomya   Cincta,    Agass.    1842.    Myes.   tab.  3S 

fig.  7-9. 
Findet   sich   mit  Trigonia   navis   in  den  grauen  Thonen  an 
der  Basis  des  Unterooliths  zu  Gundershofen  (Bas-Rhin.) 

98.  Pholadomya  fidicula,  Sow.  1819.  tab.  225. 

Die  charakteristische  Form,  welche  die  Muschel  des  Unter- 
ooliths besitzt,  sowie  ihre  grosse  Verbreitung  und  Häufigkeit 
erleichtern  die  Nachweise  über  ihr  Vorkommen  sehr.  Da  sie 
sich  jedoch  nicht  bloss  auf  eine  einzige  Schichte  beschränkt, 
sondern  durch  mehrere  Formationsglieder  hindurchgeht,  so  ist 
vorzüghch  nur  die  Begrenzung  der  Zone,  in  welcher  sie  an- 
getroffen wird,  von  Werth.  Gegen  oben  gelang  mir  dies  nicht, 
denn  ich  fand  noch  in  Schichten,  welche  über  dem  Unteroolith 
hegen.  Formen,  die  ich  von  der  der  ächten  Phol.  fidicula  nicht 
abtrennen  konnte.  Dagegen  beginnt  sie  von  unten  in  verschie- 
denen Gegenden  in  ziemlich  übereinstimmender  Weise.  So  kommt 
sie  in  Schwaben  zum  ersten  Male  in  der  Oberregion  der  Schichten 
vor,  in  welchen  Trigonia  navis  und  Amm.  opalinus  liegen,  zeigt 
sich  aber  auch  in  höheren  Zonen  des  Unterooliths  zu  Mössingen, 
Bopfingen  u.  s.  w.  In  demselben  Niveau  beginnt  sie  zu  Fro- 
cester  (Gloucestershire),  woselbst  ich  sie  unmittelbar  über  der 
Zone  des  Amm.  torulosus  zahlreich  fand.  Sie  geht  aber  auch 
in  Gloucestershire  in  höhere  Lagen  hinauf.  Von  Yorhshire  er- 
wähnt sie  Phillips  pag.  156  aus  seinem  Dogger,  d.  h.  aus 
Schichten,  welche  die  untere  Hälfte  des  eigentlichen  Unterooliths 
bilden,  siehe  §.  52.  Zu  Collyweston  bei  Stamford  (Northamp- 
tonshire)  fand  ich  sie  in  den  oolithischen  Bänken  des  Unter- 
ooliths, unmittelbar  über  den  CoUyweston-Slates.  Am  zahlreich- 
sten und  schönsten  erhielt  ich  sie  zu  Tannie  (Sarthe)  in  den 
oolithischen  Bänken,  welche  den  obern  Lias  bedecken;  in  der 
gleichen  Region  kommt  sie  in  der  Normandie  in  den  Umgebungen 


—     514    - 

von  Caen  vor,  doch  liegt  sie  dort  auch  höher  mit  Amm.  Par- 
kinsoni  zusammen ,  dessgl.  im  Dep.  der  Mosel  und  den  angren- 
zenden Theilen  von  Luxemburg.  Pholadomya  fidicula  fehlt  im 
Lias  noch  ganz  entschieden,  dass  sie  darin  angeführt  wurde,  be- 
ruht auf  Verwechslung  der  Schichten.  Grund  für  diese  Annahme 
gaben  besonders  die  Erfunde,  welche  in  den  Eisenerzen  von  la 
Verpilliere  gemacht  wurden.  Diese  Erze  enthalten  aber  nicht 
allein  Fossile  des  Lias,  sondern  vertreten  die  Schichten  bis  zur 
Zone  des  Amm.  Murchisonae. 

99.  Pholadomya  siliqiia,  Agass.    1842,   Myes  tab.  3*^, 

flg.  13—15,  pag.  121. 
Wurde  von  Agassiz  aus  dem  Unteroolith  der  Normandie 
abgebildet  und  beschrieben.  Eine  mit  seinen  Figuren  ziemlich 
genau  übereinstimmende  Muschel  fand  ich  in  mehreren  Exempla- 
ren mit  Amm.  Humphriesianus  zu  Oeschingen  und  Mössingen 
an  der  schwäbischen  Alp,  sowie  in  der  gleichen  Schichte  (am 
Hörnle)  bei  Müllheim  im  Breisgau. 

100.  Pholad.  Heranlti,  Agass.  1842.  Myes.  App.  pag.  140. 
Pholadomya  Murchisoni,  Agass.   1842.  Myes.  tab.  4% 

flg.  5 — 7.  (non  Sow.) 
In  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  am  NeufFen 
und  bei  Altenstadt,  am  Fusse  der  schwäbischen  Alp.  In  Eng- 
land in  derselben  Zone  zu  Scarborough  (Yorkshire).  Kommt 
ausserdem  noch  an  vielen  Lokalitäten  des  französischen  und  eng- 
lischen Unterooliths  vor. 

101.  Pholadomya  Schulen,  n.  sp. 

Die  Muschel  hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Pholadomya  cari- 
nata,  Agass.  Myes.  tab.  4^,  fig.  4,  pag.  84  (non  Goldf.),  weicht 
aber  von  ihr  durch  eine  etwas  länglichere  Fonn  ab,  doch  halte 
ich  es  nicht  für  unmöglich,  dass  Agassiz  gerade  unsere  Species 
als  Pholad.  carinata  beschrieben  hat.  Von  der  Goldfuss' sehen 
Phol.  carinata  lässt  sie  sich  wohl  unterscheiden,  indem  bei  ihr 
die  seitliche  Hauptrippe  nicht  in  gleicher  Weise  entwickelt  ist, 
während  im  Uebrigen  die  Stellung  der  Rippen  annähernd  die- 
selbe  ist,    wie   bei  Phol.    carinata  Agass.     Findet   sich   in   den 


-^    515     - 

untern  Lagen    der  Zone    des   Amm.   Parkinsoni    am  Stuifenberg 
und  am  Nipf  bei  Bopfingen. 

102.  Pholadomya  gibbosa. 

Mactra  gibbosa,  Sow.  1813.  tab.  42. 
Bis  jetzt  wurde  noch  keine  bestimmte  Zone  für  die  Muschel 
angegeben,  welche  sowohl  im  Unteroolith  als  Grossoolith  ange- 
führt wird.  Sie  kommt  in  England  und  Frankreich  an  vielen 
Lokalitäten  vor.  An  der  schwäbischen  Alp  fand  ich  sie  bis 
jetzt  nur  einmal  in  den  Schichten  des  Amm.  Sauzei  am  Hohen- 
zollern  bei  Hechingen. 

103.  GoDiomya  Knorri,  Agass.    1842.  Myes.  tab.  1"^, 

fig.  11—17,  pag.   15. 
Lysianassa  angulifera,  Gold  f.   1838.  tab.  154.  fig.  5. 

(non  Sow.) 
Mya  litterata,  Ziet.   1833.  tab.  64.  fig.   5.  (non  Sow.) 
Häufig    in    der  Zone    der  Trig.   navis   am  Stuifenberg,    im 
Boller  Teufelsloch,  sowie  zu  Gundershofen  (Bas-Rhin). 

104.  Goniomya   Dllbois,    Agass.    1842.  Myes.    tab.   l*, 

fig.  2—12.  pag.  12. 
Ich  erhielt  bis  jetzt  nur  zwei  Exemplare  dieser  Species, 
welche  mit  den  Agassiz'schen  Figuren  übereinstimmen ;  eines  der- 
selben stammt  aus  dem  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados),  das 
andere  fand  ich  in  der  Zone  des  Amm.  Sauzei  am  Hoheuzollern 
bei  Hechingen. 

105.  Lyonsia  abdiicta. 

ünio  abductus,  Phill.   1829.  tab.  11,  fig.  42. 

j,  „  Ziet.   1833.  tab.  61,  fig.  3. 

Gresslya  major,  Agass.  Myes.  tab.   13,  fig.   11  — 13, 

und  tab.   13^,    fig.   1  —  3. 

Die  Beschreibungen    und  Figuren   von  Unio  abductus  Ziet. 

und  Gresslya  major  Agass.  beziehen  sich   auf  eine  und  dieselbe 

Species,    d.   h.  auf  die  in  der  Zone    der  Trig.    navis    im  Boller 

Teufelsloch  und  zu  Gundershofen  zahlreich  vorkommende  Muschel. 

Zieten  und  d'Orbigny  haben    erstere   und  somit  auch  die  Agas- 


—    516    — 

Biz'sche  Species  mit  ünio  abductus  Phill.  vereinigt.  Lyonsia 
abducta  findet  sich  an  der  Küste  von  Yorkshire  in  der  Unter- 
region des  Unterooliths.  Das  Lager  unserer  Muschel  würde  somit 
in  den  verschiedenen  Gegenden  annähernd  übereinstimmen. 

106.  Lyonsia  gregaria. 

Lutraria  gregaria,  Rom.  1836.  Ool.  tab.  8.  fig.  11. 
Gresslya  zonata,  Agass.  1845.  Myes.  tab.  12^,  f.  1-3, 
pag.  214. 
Wird  an  der  schwäbischen  Alp  häufig  mit  Amm.  Humphrie- 
sianus  gefunden.     Auch  im  französischen  Unteroolith  kommt  sie 
an  verschiedenen  Punkten  vor. 

107.  Lyonsia  latirostris. 

Gresslya  latirostris,    Agas8.    1845.   Myes.    tab.  13% 
fig.  8—13,  pag.  212. 

Unteroolith  von  Cheltenham  (Gloucestershire),  sowie  von 
Tannie  (Sarthe). 

108.  Anatina  undulata,  Morris  Cat.  pag.  183. 
Sanguinolaria  undulata,  Sow.  1827.  tab.  548,  fig.   1. 

Findet  sich  an  der  schwäbischen  Alp  in  der  Zone  des  Amm. 
Humphriesianus.  Sowerby's  Originalexemplar  stammt  aus  dem 
Unteroolith  von  Brora  in  Schottland,  die  genaue  Zone,  welche 
die  Muschel  dort  einnimmt,  ist  nicht  bekannt.  Prof.  Quenst. 
Handb.  pag.  552  beschreibt  dieselbe  von  der  schwäbischen  Alp 
(aus  dem  br.  Jura  6). 

109.  Ceromya  Bajociana,  d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  252. 
Isocardia  concentrica,    Phill.   1829.  tab.  11,    fig.  40 

(non  Sow.). 

Gehört  entschieden  der  untern  Hälfte  des  Unterooliths  an, 
und  findet  sich  in  den  sandigen  Schichten  über  der  Zone  des 
Amm.  torulosus  zu  Frocester  (Gloucestershire),  Glaizedale  (York- 
shire), sowie  in  den  sandigen  Platten  von  CoUyweston  bei  Stam- 
ford  (Northamptonshire). 


-    517    - 

110.  Ceromya  Orbignyana,  n.  sp. 

Ceromya Bajociana,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  252.  (pars). 

Die  prächtige  Species,  welche  im  ünteroolith  von  Conlie 
(Sarthe)  in  der  neuem  Zeit  zahh*eich  gefunden  wurde,  lässt  sich 
von  der  vorigen  Art  abtrennen.  Sie  wird  viel  grösser ,  erreicht 
3  Zoll  Höhe  und  4  Zoll  Länge;  die  Wirbel  treten  weiter  her- 
vor und  sind  stärker  gebogen.  Die  Steinkerne  zeigen  ähnliche 
aber  schwächere  Streifung  als  die  von  Ceromya  concentrica,  doch 
verwischt  sich  dieselbe  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  oft  sehr, 
so  dass  sie  an  den  Wirbeln  kaum  noch  sichtbar  bleibt.  Im 
üeb'rigen  gilt  die  von  d'Orb.  Prodr.  10.  252  gegebene  Beschrei- 
bung auch  hier. 

111.  Thracia  lata. 

Sanguinolaria  lata,  Goldf.  1839.  tab.  160.  fig.  2. 

Häufig  in  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus  zu 
Wasseralfingen ,  Altenstadt  und  in  den  Umgebungen  von  Reut- 
lingen, woher  sie  auch  Goldfuss  (und  zwar  irrthümlich  aus 
dem  Lias)  angeführt  hat. 

112.  Leda   rostralis,   d'Orb.   1850,  Prodr.  9.   I74. 
Nucula  rostralis,  Lam.  An.  s.  v.  6.  pag.  59.   Goldf. 

tab.  125.  fig.  8. 
^       claviformis,  Sow.  1824,  tab.  476,  fig.  2. 

Markirt  an  vielen  Localitäten  den  wichtigen  Horizont  (Zone 
des  Amm.  torulosus),  welcher  die  Basis  des  Unterooliths  bildet, 
und  findet  sich  in  dieser  untersten  Zone  zu  Banz  in  Bayern 
(nach  Goldf.),  ferner  zu  MÖssingen  und  Gomaringen  in  Württem- 
berg, zu  ührweiler  (Bas-Rhin),  zu  Vassy  (Yonne),  zu  Salins 
(Jura),  und  Milhau  (Aveyron).  Nucula  claviformis  Sow.  von 
Northamptonshire  stimmt  annähernd  mit  den  Exemplaren  des 
Continents  überein,  und  stammt  wahrscheinlich  auch  aus  der- 
selben Zone,  da  in  jener  Provinz  gerade  die  Grenzschichten 
zwischen  Lias  und  Oolith  an  vielen  Stellen  entblösst  sind. 


—    518    — 

113.  Leda  Diana,  d'Orb.  1850,  Prodr.  9.  177. 
Nucula  mucronata,    Goldf.    1837.   tab.    125,   fig.    9. 

(non  Sow.) 
Findet  sich  mit  der  vorigen  Species   in   derselben  Schichte 
und  kommt  an  den  meisten  der  eben  genannten  Localitäten  vor. 

114.  Lerla   Delila,  d'Orb.   1850,  Prodr.  9   179. 

Steht  der  Leda  subovalis  des  mittlem  Lias  nahe.  Mit  Tri- 
gonia  navis  am  Staufenberg  und  Boller  Teufelsloch.  In  Frank- 
reich nach  d*Orb.  zu  Milhau  (Aveyron). 

115.  Leda  Deslougchampsi ,  n.  sp.  * 

Die  kleine  Species  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  Leda  Diana, 
ist  aber  weniger  gewölbt,  besitzt  eine  länglichere  Form  und 
steht  hierin  sowie  in  Beziehung  auf  die  Schärfe  der  seitlichen 
Kanten,  welche  von  den  Wirbeln  aus  rückwärts  laufen  zwischen 
Leda  Diana  d'Orb.  und  Leda  acuminata  Goldf.  sp.  in  der 
Mitte.  Die  Schale  ist  mit  feinen  concentrischen  Streifen  bedeckt. 
Leda  Deslougchampsi  findet  sich  mit  Amm.  Murchisonae  sehr 
zahlreich  in  den  Eisenerzen  von  Aalen  und  Wasseralfingen. 

116.  Leda    Caudata,   d'Orb.    1850  Prodr.    10.  259. 
Nucula  caudata,  Dunk.  und  Koch  1837  Beitr.  tab. 2. 

fig.  7.  Leda  Acasta,  d'Orb.  Prodr.  10.  261. 

Unterscheidet  sich  von  Leda  lacryma  des  Grossooliths  durch 
ihre  gestreifte  Schale,  ist  desshalb  vielleicht  mit  Leda  mucronata 
zu  vereinigen.  Leda  caudata  findet  sich  mit  Amm.  Parkinsoni 
und  subfurcatus  an  der  schwäbischen  Alp  bei  Ehningen.  Dunk  er 
beschreibt  sie  von  Geerzen  und  Goldfuss  aus  dem  ünteroolith 
von  Rabenstein. 

t   117.  Leda  aeqiiilatera. 

Teilina   aequilatera,    Koch   und   Dunk.    1837.    Beitr. 
tab.  2.  fig.  9. 
Wurde    von   Dunker    aus    dem   ünteroolith   von    Geerzen 
beschrieben.     An  der  schwäbischen  Alp  findet  sich  dieselbe   Art 


—    519    — 

sehr  zahlreich  mit  Amm.  Parkinsoni,  geht  aber  auch  noch  etwas 
höher  hinauf. 

118.  Niicula  Hausmanni,  Rom.  1836.   Ool.  tab.  6,  fig. 

12,  pag.  98. 
Sehr  häufig  in  der  Zone  des  Amm.  torulosus  zu  Altdorf 
in  Bayern,  Mössingen  und  Gomaringen  in  Württemberg,  dessgl. 
nach  Römer  zu  Hildesheim  und  Goslar.  In  Frankreich  kommt 
sie  in  derselben  Zone  vor  bei  Milhau  (Aveyron) ,  Vassy  (Yonne) 
Pinperdu  (Jura) ,  Uhrweiler  (Bas-Rhin).  Nucula  Hammeri  Goldf. 
(non  Defr.)  ist  eine  aufgeblähte  Varietät,  welche  vielleicht  mit 
Nuc.  Hausmanni  vereinigt  werden  muss,  jedenfalls  mit  ihr  das- 
selbe Lager  gemein  hat. 

119.  Nucula  Hammeri,  Defr.  1825.  Dict.  35.  217. 
Nucula  ovalis,  Hehl.  Ziet.   1032.  tab.   57.  fig.  2. 

„  Goldf.  1837.  tab.  125.  fig.  2.  3. 
Findet  sich  mit  Trigonia  navis  am  Stuifenberg,  im  Boller 
Teufelsloch,  in  den  Umgebungen  von  Mössingen,  zu  Zillhausen 
bei  Balingen  u.  s.  w.  In  Frankreich  erhielt  ich  sie  gleich  zahl- 
reich aus  den  Thonen  mit  Trigonia  navis  von  Gundershofen 
(Bas-Rhin). 

120.  Nucula  Aalensis. 

Nucula  variabilis,  Phill.  1829.  tab.  11.  fig.  19.  (non 
Phill.  tab.  9.  fig.  11.  non  Sow.) 
Hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Nucula  Hausmanni,  doch  treten 
die  Wirbel  nicht  so  weit  hervor  und  sind  weniger  gebogen,  auch 
ist  die  Höhe  der  Muschel  in  der  Wirbelgegend  geringer  als  bei 
Nucula  Hausmanni.  Nucula  Aalensis  findet  sich  zahlreich  mit 
Amm.  Murchisonae  in  den  Eisenerzen  von  Aalen.  Ein  damit  über- 
einstimmendes Exemplar  sandte  mir  Dr.  Dewalque  aus  dem 
Unteroolith  von  les  Cloppes  an  der  Grenze  von  Luxemburg  gegen 
das  Dep.  der  Moselle.  Phillips  bildet  sie  aus  dem  Unteroolith 
von  Blue  wick  (Yorkshire)  ab. 

121.  TaDcredia  Engelhardti,  n.  sp. 

In  der  Zone  der  Trig.  navis  fand  ich  am  Staufenberge  eine 


—    520    — 

kleine  Muschel,  welche  in  das  Genus  Tancredia  gehört.  Beide 
Schalen  hängen  noch  zusammen,  und  bilden  einen  ziemlich  flachen 
Körper.  Die  Seiten  sind  von  feinen  concentrischen  Streifen  be- 
deckt, welche  in  der  Arealkaiite  ihre  Richtung  ändern  und  unter 
einem  Winkel  schräg  gegen  oben  dem  Rande  zu  laufen.  Was 
die  Species  besonders  auszeichnet,  sind  einige  feine  Radialstreifen, 
welche  auf  der  AreS  der  Kante  parallel  gehen.  Im  Uebrigen 
hat  die  Muschel  die  Form  von  Tancredia  donaciformis ,  ist  aber 
kleiner  und  flacher. 

122.  Tancredia  donaciformis,  Lyc.  Ann.  nat.  bist.  1850 

und  Proceed.  of  theCotteswold  nat.  h.  Club.  Febr.  1853. 
Hettangia  Dionvillensis,   Terq.  Bull.  Soc.  geol.  de  Fr. 

18.  Avr.   1853.  tab.   1.  fig.  1—4. 
Pullastra  oblitä,  Quenst.  Handb.  1852.  tab.  46,  fig.34. 
(non  Fhill.) 
Wurde  von  Prof.  Quenstedt  aus  den  Schichten  des  Amm. 
Murchisonae  von  Heiningen  bei  Boll   beschrieben  und  dabei  die 
Abbildung  des  Schlosses  gegeben.     Terquem  (Paläont.  du  dep. 
de  la  Moselle,  extr.  pag.  24)  erwähnt    sie   annähernd   aus   der- 
selben Zone  von    dem  Moselledepartement.     Zu  Tannie  (Sarthe) 
fand  ich  in  den  untern  Lagen  des  Unterooliths  einen  Steinkern, 
der  ohne  Zweifel  dazu  gehört.     Ueber    das  Vorkommen   von  T. 
donaciformis  in  England  gibt  Lycett  an,    dass  die  Muschel  in 
der  Mittelregion  des  Unterooliths  von  Gloucestershire  liege. 

123.  Tancredia  compressa.  • 

Hettangia  compressa,   Terq.   Bull.   Soc.   geol.   de   Fr. 
18.  Avr.   1853.  tab.   1,  fig.  5—7. 
Findet  sich  im  Moselledepartement  mit  der  vorigen  Art. 

124.  Tancredia  Lycelti,  n.  sp. 

Die  Schale  wölbt  sich  in  ähnlicher  Weise  wie  die  von 
Tancredia  Deshayesea  Terq.,  ist  aber  dabei  viel  bauchiger,  so 
dass  der  Durchmesser  der  Muschel  viel  grösser  wird.  Ein  be- 
sonderes Kennzeichen  liefert  die  Area.  Wie  bei  Tancredia  dona- 
fciformis  wird  dieselbe  durch  zwei  deutliche  Seitenkanten  begrenzt. 


—    521     — 

dagegen  bildet  sie  nicht  eine  einfache  Fläche ,  sondern  jede  Schale 
biegt  sich  an  ihrem  Rande  gegen  oben,  so  dass  von  dem  hintern 
Zahn  an  in  der  Medianebene  ein  deutlich  ausgesprochener  Rand 
parallel  der  Arealkante  schräg  gegen  unten  läuft.  Der  hintere  Zahn 
ist  im  Vergleich  zu  den  zwei  Hauptzähnen  unter  den  Wirbeln 
sehr  gross.  Findet  sich  mit  Amm.  Murchisonae  im  Heininger 
Wald  bei  Boll,  sowie  in  den  Thoneisensteinen  von  Aalen. 

125.  Tancredia  axiniformis,  Morr.  und  Lyc.   Gr.  Ooi. 

1854.  IL  tab.   12.  fig.   7. 
Nucula  axiniformis,  Phil.   1829.  tab.   11,  lig.   13. 
Wurde  von  Phillips   aus    den   untern   Lagen   des   Unter- 
ooliths  der  Küste  von  Yorkshire   beschrieben.     In   Württemberg 
findet  sich  dieselbe  Species  in  den  Sandsteinen  des  Amm.  Mur- 
chisonae der  Boller  Gegend. 

126.  Tancredia  Roliei,  n.  sp. 

Steht  in  Beziehung  auf  die  äussere  Form  der  Tancredia 
compressa  Terq.  sehr  nahe,  erreicht  jedoch  deren  Grösse  bei 
Weitem  nicht,  und  ist  auch  etwas  länglicher  als  diese.  Die 
wohlerhaltenen  Exemplare,  welche  ich  von  ihr  besitze,  zeichnen 
sich  durch  Feinheit  der  Schalen  vor  allen  seither  beschriebenen 
Arten  aus ,  und  übertreffen  hierin  sogar  Tancredia  lucida  Terq. 
einigermassen.  Li  Verbindung  damit  steht  die  Kleinheit  der 
Zähne ;  der  hintere  Zahn  ist  kaum  sichtbar,  doch  entspricht  ihre 
Anordnung  der  Schlossbildung  von  Tancredia.  Ich  erhielt  die 
Species  zahlreich  aus  den  Eisenerzen  von  Aalen  mit  Amm.  Mur- 
chisonae und  Pecten  pumilus. 

127.  Quensledtia  Oblita,    Morr.   und   Lyc.    1854.    Gr. 

Ool.  IL  tab.  9,  fig.  4  a.  b.  (non  fig.  4)  tab.  15,  fig.  12. 

Pullastra  oblita,  PhiU.  1829.  tab.   11,  fig.   15. 

Kommt  sowohl  in  Yorkshire,   als  in  Gloucestershire  in  der 

untern    Hälfte    des   Unterooliths    vor.      Uebereinstimmend    damit 

findet  sie  sich  in  Schwaben  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae 

am  Rechberg  und  zu  Aselfingen  an  der  Wutach. 

Morris  und   Lyc.   Gr.    Ool.   IL   pag.    97    erwähnen    eine 

Württemb.  naturw.  Jahresheft.  October  1856.  3.  Heft.  34 


^    522    -=- 

kleinere  Varietät  aus  dem  Grossoolith  und  bilden  tab.  9.  fig.  4 
ein  halb  Zoll  grosses  Exemplar  davon  ab.  Ich  nenne  sie  Quen- 
stedtia  Morrisi.  Dieselbe  wurde  in  dem  Grossoolith  von  Min- 
chinhampton  (Gloucestershire)  gefunden,  ist  aber  von  andern 
Orten  nicht  bekannt. 

128.  Corbula  obscura,  Sow.  1827.  tab.  572.  fig.  5. 

^  „  Quenst.  Handb.   1852.  tab.  47, 

fig.  10. 
Die  Zone ,  in  welcher  Corbula  obscura  an  derjenigen  Loca- 
lität  vorkommt,  von  welcher  sie  Sowerby  abgebildet  hat,  ist 
unbestimmt.  In  Württemberg  liegt  die  übereinstimmende  Species 
in  den  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  zu  Wissgoldingen  und 
Heiningen  bei  BoU. 

f  129.  Corbula  cnciillaeaeformis,  Dunk.  1837.  Beitr. 
tab.  2,  fig.  6,  pag.  31. 
ünteroolith  von  Geerzen.     Quenst.    Handb.  pag.    554    gibt 
die  Art  von  der  schwäbischen  Alp  aus  den  Schichten  des  Amm. 
Parkinsoni  an. 

130.  Opis   similis,   Desh.  (Cardita  Sow.   tab.  232.  fig.  3.) 
Cardita  similis,  Phill.   1829.  pag.   150. 

Findet  sich  nicht  selten  im  französischen  und  englischen 
ünteroolith.  Meine  schwäbischen  Exemplare  erhielt  ich  aus  der 
Zone  des  Amm.  Humphriesianus  von  Altenstadt,  Oeschingen  u.s.w. 
In  den  Schichten  gleichen  Alters  kommt  sie  zu  Cloughton  Wyke 
(Yorkshire)  vor. 

131.  Opis   lunulata,  Desh.  (Cardita  Sow.  tab.  232.  fig.  1,2.) 

ünteroolith ,  Frankreich  und  England,  fehlt  an  der  schwäbi- 
schen Alp. 

132.  Astarte   Voltzi,  Hön.  Goldf.  1837.  tab.  134,  fig.  8. 

(Rom.  ?) 
Häufig  in  den  Schichten  des  Amm.  torulosus  zu  Mössingen 
und  Gomaringen  an  der  schwäbischen  Alp,  in  den  Umgebungen 
von  Altdorf  und  Neumarkt  in  Bayern,  zu  Uhrweiler  (Bas  Rhin), 


-    523    - 

Milhau  (Aveyron),  Mende  (Lozere)  u.  s.  w.  Römer,  Ool.  pag. 
112  beschreibt  sie  vom  Langenberge  bei  Gosslar,  wo  sie  mit 
Amm.  opalinus  und  torulosus  vorkommt.  * 

133.  Astarte  siibtetragona,  Goldf.  1837,  tab.  134,  fig.  6. 

Register   zum   zweiten  Band.  pag.  305. 
Astarte  excavata,  Goldf.  2.  Bd.  pag.   190  (non  Sow.) 
„  „         Rom.  OoJ.   1839.  pag.  40. 

In  den  obersten  Lagen  der  Zone  des  Amm.  torulosus  in  der 
Boller  und  Reutlinger  Gegend,  sowie  an  mehreren  der  bei  der 
vorigen  Species  genannten  Localitäten. 

134.  Astarte  excavata,  Sow.  1819.  tab.  233. 
Unteroolith  von  Dundry   bei  Bristol  und  Yeovil  (Somerset- 

shire).  Abdrücke  einer  ähnlichen  Art  fand  ich  zahlreich  in  den 
sandigen  Schiefern  von  CoUyweston  bei  Stamford  (Northampton- 
shire).  Die  Species  gehört  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  an, 
ich  erhielt  sie  daraus  von  der  Boller  Gegend.  In  der  Samm- 
lung des  Dr.  Fraas  sah  ich  sie  aus  den  Schichten  gleichen  Alters 
von  der  Wutach.  Leop.  v.  Buch  (1837  Jura  Deutschlands) 
hat  sie  auf  seinem  Profile  gleichfalls  in  diese  Zone  eingetragen, 
üebereinstimmend  damit  hegt  sie  in  den  Umgebungen  von  Chel- 
tenham  (Gloucestershire)  zahlreich  in  dem  Freestone  des  dortigen 
LTnterooliths.  In  Frankreich  erhielt  ich  sie  als  Steinkern  aus 
dem  Unteroolith  von  Tannie  (Sarthe), 

135.  Astarte  elegaris,  Sow.  1816,  tab.  137,  fig.  3. 

„  „  Phill.   1829,  tab.   11,  fig.  41. 

„  „  Goldf.   1837,  tab.   134,  fig.  12. 

Die  Goldfuss'sche  Figur  drückt  die  Charactere  der  Species 
am  deutlichsten  aus.  Astarte  elegans  kommt  mit  der  vorigen 
Art  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae  vor.  Ich  erhielt  sie 
aus  dem  Freestone  der  Cotteswolds  Hills  (Gloucestershire),  aus 
dem  Unteroolith  von  Bluewick  (Yorkshire),  sowie  von  Dr.  Fraas 


*  Siehe  hierüber :  Rolle   1853  Vergleichung  des  norddeutschen  Lias  mit 
dem  echwäbischen. 

34  * 


—    524    ~ 

aus  den  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  von  Aseifigen  an  der 
Wutach.     Sowerby  beschreibt  sie  von  Yeovil  (Somersetshire). 

136.  Astarte  Aaleosis,  n.  sp. 

Hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Dunker's  A.  pisum,  Beitr.  tab. 
2,  fig.  3  und  besitzt  die  Grösse  seiner  fig.  3.  a,  b ,  unterschei- 
det sich  jedoch  von  derselben  durch  feinere  concentrische  Rippen, 
deren  Zahl  20  übersteigen  kann,  ferner  durch  die  Zahnung  des 
innern  Randes,  sowie  durch  ihre  etwas  schärferen  Wirbel.  Findet 
sich  zahlreich  mit  Amm.  Murchisonae  zu  Aalen. 

137.  Astarte  depressa,  Münst.  1837,  Goldf.  tab.  134. 

fig.   14. 

Findet  sich  in  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  in  den 
Umgebungen  von  Scarborough  (Morr.  und  Lyc.  Gr.  Ool.  tab.  14> 
fig.  14).  In  Schwaben  in  demselben  Niveau  zu  Neuffen  und 
Oeschingen.  Goldfuss  beschreibt  sie  aus  dem  Unteroolith  von 
Rabenstein  in  Bayern. 

138.  Astarte  Goldfussi,  n.  sp. 

Astarte  Bulla,    Goldf.  1837,  tab.  134,  fig.  10.  (non 
Rom.) 

In  den  untersten  Kalkbänken  der  Zone  des  Amm.  Hum- 
phriesianus findet  sich  längs  der  ganzen  schwäb.  Alp  eine  kleine 
Astarte,  welche  mit  der  Goldfuss'schen  Figur  von  Astarte  Bulla 
übereinstimmt.  Ihre  Identität  mit  Römer's  Astarte  pulla  lässt 
sich  bei  den  abweichenden  Figuren  nicht  nachweisen,  ich  be- 
ziehe mich  desshalb  auf  die  veränderte  Goldfuss'sche  Abbildung 
und  benenne  die  Species  von  Neuem.  Wasseralfingen ,  Stuifen, 
Altenstadt. 

139.  Astarte  minima,  Phill.  1829.  tab.  9,  fig.  23. 

Die  kleine  Muschel  gehört  ihrer  äussern  Form  nach  zwischen 
die  beiden  vorigen  Species  in  die  Mitte.  Humphriesianusbett 
der  Umgebungen  von  Scarborough  (Yorkshire). 


—    525     -= 
t  140.  Astarte  subtrigona,  Münst.  1837,  Goldf.  tab. 

134.  fig.   17. 
Findet  sich   in   den    obersten  Lagen    der   Zone    des    Amm. 
Parkinsoni  zu  VVasseralfingen  und  Bopfingen. 

t  141.  Astarte  Thisbe,  d'Orb.  1850.  Prodr.  lO.  288. 
D'Orbigny's  Beschreibung  passt  vollständig  auf  die  über 
der  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  an  der  Lochen  bei  Balingen ,  zu 
Ehningen  u,  s.  w.  häufig  vorkommende  zollgrosse  Astarte;  die- 
selbe besitzt  in  der  Jugend  entfernt  stehende  concentrische  Rippen, 
wird  aber  bald  glatt.  Die  schwäbischen  Exemplare  sind  beinahe 
immer  ganz  flach,  was  nur  theilweise  von  Zerdrückung  herrühren 
mag,  da  sich  auch  die  Schalen  wohlerhaltener  Exemplare  nur 
wenig  wölben. 

142.  Astarte  detrita,  Goldf.  1837,  tab.  134,  fig.  is. 
Astarte  elegans  major,  Ziet.  1833,  tab.  62,  fig.   1. 

Hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Astarte  elegans,  doch  zeigen  schon 
die  Goldfuss' sehen  Figuren  die  Unterschiede  deutlich.  Findet 
sich  in  Schwaben  sehr  selten  in  den  obern  Lagen  des  Unter- 
ooliths.  Ohne  Zweifel  gehört  Zieten's  Astärte  elegans  major 
hierher.  Zeichnet  sich  im  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados) 
durch  Häufigkeit  aus;  kommt  nach  Morris  Cat.  pag.  186  auch 
in  Gloucestershire  vor. 

143.  Astarte   obliqua,  Desh.  1838,  Tr.  e'l^ment.  deConch. 

tab.  22,  fig.   14,   15. 
Unteroolith  von  Burton-Bradstock  (Dorsetshire),  Dundry  bei 
Bristol    (Somersetshire)   und   Bayeux   (Calvados).     Fehlt   an   der 
schwäbischen  Alp. 

144.  Astarte  trigona,  Desh.  1830,  Enc.  2.  Bd.  pag.  80. 
Mit  der  vorigen  Art. 

145.  Cypricardia  acutangula,  d'Orb.  Prodr.  lo.  305. 
Cardium  acutangulum,  Phill.  1829,  tab.  11,  fig.  6. 
Cypricardia  cordiformis,   Desh.    1838,  Tr.    de    Conch. 

tab.  24,  fig.   12,   13. 


—    526    — 

Venus  solida,  Buckra.  1845,  Murch.  Geol.  of  Cheltenh. 
tab.   6,  flg.  4. 
Unterregion     des     ünterooliths     von    Gloucestershire     und 
Yorkshire. 

146.  Trigoiiia  piilchella,  Agass.  i84i.Trig.  t.  2,  f.  1--7. 
Die  kleine  zierliche  Species  characterisirt  die  untersten  Schich- 
ten des  Ünterooliths  (Zone  des  Amm.  torulosus)  und  kommt  in 
denselben  zu  Gundershofen  (Bas-Rhin),  Milhau  (Aveyron)  und 
in  den  Umgebungen  von  Metz  vor,  von  welch  letzterer  Localität 
sie  M.  Terquem,  Pal.  d.  dep.  de  la  Moselle,  extr.  pag.  23. 
anführt.  Marcou  erwähnt  sie  ferner  aus  denselben  Schichten 
von  Besangon  (Doubs)  und  Montservant  (Jura),  siehe  §.  47. 

147.  Tligonia    na  vis,    Lam.  Enc.  meth.  tab.  237,  üg.  3. 

„  „         Ziet.  tab.  58,  fig.  1  u.  tab.  72.  fig.  1. 

In  den  meisten  Gegenden,  in  welchen  die  untern  Lagen  des 
ünterooliths  aus  Thonen  bestehen,  nimmt  Trigonia  navis  einen 
äusserst  bestimmten  und  sichern  Horizont  ein,  welcher  über  den 
Schichten  des  Amm.  torulosus  und  unter  der  Zone  des  Amm. 
Murchisonae  seinen  Platz  hat.  In  grosser  Regelmässigkeit  findet 
man  diese  Aufeinanderfolge  in  Schwaben :  am  Stuifen  und  Rech- 
berg, im  Boller  Teufelsloch,  in  der  Metzinger  Gegend,  bei  Mös- 
singen  u.  s.  w.  Noch  ungleich  häufiger  liegt  Trig.  navis  in 
derselben  Zone  zu  Gundershofen  im  Elsass,  sie  findet  sich  ferner 
mit  Ammonites  opalinus  bei  Metz  (Moselle).  Leopold  von 
Buch  erwähnt  sie  von  Günsberg  bei  Solothurn.  Römer 
Ool.  pag.  96  führt  sie  von  Gosslar  und  von  Hildesheim  an, 
von  Strombeck  aus  den  Umgebungen  von  Braunschweig;  ihre 
Verbreitung  ist  somit  keine  geringe.  Dagegen  bekam  ich  in 
England  keinerlei  Andeutungen  von  ihrem  Vorkommen  und  auch 
in  Frankreich  wurde  sie  in  Gegenden ,  wo  der  Unteroolith 
mit  oolithischen  Kalken  beginnt ,  wie  in  der  Sarthe ,  der  Nor- 
mandie    u.  s.  w.    bis  jetzt   nicht   gefunden.      Agassiz*    sagt, 


'  Agass.  1841,  Etudes  critiques  sur  les  Mollusques  fossiles,  Monogr.  des 
Trigou.  pag.  13. 


-     527    — 

sie  werde  das  eine  Mal  in  den  obern  Lias ,  das  andere  Mal 
in  den  ünteroolith  gestellt ,  was  insofern  richtig  ist ,  als  die 
thonigen  Lagen ,  welche  die  Basis  des  Unterooliths  bilden,  schon 
auf  verschiedene  Weise  eingereiht ,  d.  h.  entweder  dem  obern 
Lias  oder  dem  Ünteroolith  zugetheilt  wurden.  Dass  sie  aber 
d'Orbigny  Prodr.  8.  175  in  den  mittleren  Lias  stellt,  beruht, 
abgesehen  von  Obigem,  unbedingt  auf  einem  Irrthume. 

148.  Trigonia  similis,   Agass.   1841,  Trig.  tab.  2,  ßg. 

18  —  21. 
Lyriodon  simile,   Bronn.   1836,  Leth.  tab.  20,  fig.  5. 
Die  der  Trig.  costata  ähnliche,  aber  enger  gerippte  Muschel, 
begleitet  die  vorige  Species,  ist  aber  seltener  als  sie. 

J49.  Trigonia  striata,  Sow.  I819,  tab.  237,  fig.  1.  2. 
„  „         Phin.   1829,  tab.   11,  fig.  38. 

Lyrodon  striatum,  Goldf.   1837,  tab.   137,  fig.  2. 

Kommt  mit  Aram.  Murchisonae  zu  Wasseralfingen ,  zu  Hei- 
ningen bei  Boll,  und  zu  Aselfingen  an  der  Wutach  vor.  Gold- 
fuss  beschreibt  sie  aus  den  Umgebungen  von  Banz.  In  Frank- 
reich und  England  liegt  sie  gleichfalls  immer  in  der  Unterregion 
des  Unterooliths.  Ich  erhielt  sie  von  Tannie  (Sarthe),  Blue-wick 
(Yorkshire),  sowie  aus  den  Umgebungen  von  Cheltenham. 

150.  Trigonia  tuberculata.  Agass.  I84i,  Trig.  tab.  2, 

fig.  17  (non  tab.  9,  fig.  6—8.) 
Das  Agassiz'sche  Originalexemplar  tab.  2,  fig.  17  besitzt 
einen  solchen  Grad  von  Unvollständigkeit ,  dass  die  Species 
schwierig  wiederzuerkennen  ist.  Die  entferntstehenden  Knoten- 
reihen laufen  bei  jungen  Individuen  in  einem  schwachen  Bogen, 
später  bekommen  sie  eine  Biegung  nach  unten,  welche  so  stark 
sein  kann ,  dass  sie  sich  zwar  an  beiden  Enden  unter  einem 
spitzen  Winkel  nähern,  sich  aber  dabei  nicht  mehr  treff'en,  son- 
dern am  Rande  aufhören.  Die  drei  äusseren  Rippen,  welche 
Agass.  gezeichnet  hat,  deuten  diese  Abweichung  an.  Die 
Zone,  welche  Trigonia  tuberculata  einnimmt,  beschränkt  sich  an 
den  Localitäten,  an  welchen  ich  sie  bis  jetzt  gefunden  habe,  auf  die 


—    528    — 

Schichten  des  Amm.  Murchisonae.  Ich  erhielt  sie  daraus  von 
Aalen,  Wasseralfingen  und  Aselfingen,  sowie  von  Blue-widk 
(Yorkshire) ;  weitere  Punkte,  an  welchen  sie  vorkommt,  sind  in 
den  Umgebungen  von  Longwy  (Moselle)  und  von  Gundershofen 
(Bas-Rhin),  woselbst  sie  der  Analogie  nach  gleich  über  den  Tho- 
nen  der  Trig.  navis  liegen  müsste. 

151.  Trigonia  signata,  Agass.  1841,  Trig.  tab.  3,  fig.  8. 

tab.  9,  fig.  5. 
Trig.  clavellata,  Ziet.  tab.  58,  fig.  3  (non  Park.) 
Findet  sich  in  Schwaben  am  häufigsten  in  der  Region  des 
Amm.  Humphriesianus,  geht  jedoch  auch  noch  etwas  höher  hin- 
auf. In  England  kommt  sie  in  der  Oberregion  des  ünterooliths 
von  Gloucestershire  vor;  Lycett's  Trig.  decorata,  Ann.  1853,  tab. 
11,  fig.  1,  scheint  dazu  zu  gehören.  Agassiz  beschreibt  seine 
Species  aus  dem  Unteroolith  der  Schweiz,  Terquem  führt  sie 
aus  dem  Dep.  der  Moselle  an.  Zu  Scarborough  (Yorkshire)  kommt 
sie  mit  Amm.  Humphriesianus  vor. 

152.  Trigonia  COStata,  Park.  Sow.  1815,  tab.  85. 

»  „  Ziet.   1833,  tab.  58,  fig.  5. 

Im  Unteroolith  von  Deutschland ,  Frankreich  und  England. 
An  der  schwäbischen  Alp  finden  sich  die  typischen  Exemplare, 
wie  sie  Zieten  abgebildet  hat,  beinahe  ausschliesslich  nur  in 
der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus,  doch  gelang  es  bis  jetzt 
nicht,  die  in  andern  Ländern  sowohl  in  höheren,  als  tieferen 
Lagen  vorkommende  Muschel  davon  zu  unterscheiden. 

153.  Pronoelrigonellaris,  Agass.  Bronn,  Index,  pag.  1045. 
Venulites  trigonellaris,  Schloth.  1820.  pag.   198. 
Cytherea  trigonellaris,  v.  Buch  1837.    Jura  Deutschi. 
Venus  trigonellaris,  Quenst.  Flözgeb.  pag.  294. 
Cardinia  trigonellaris,  d'Orb.  Prodr.  8.   172. 

Eine  der  wichtigsten  Leitmuscheln  für  die  Zone  der  Trig. 
navis.  Findet  sich  zahlreich  zu  Gundershofen  (Bas-Rhin) ,  sowie 
am  Rechberg  und  Teufelsloch  bei  Boll.  Wurde  von  d'Orbigny 
Prodr.  irrthümlich  in  den  mittleren  Lias  gestellt. 


-    529    - 
f  154.  Liicina  Neiiffensis /n.  sp. 

Der  Umfang  der  dickschaligen  Muschel  ist  beinahe  rund, 
ihre  grösste  Breite  kann  3  Zoll  erreichen.  Die  Schalen  sind 
schwach  gewölbt,  beinahe  glatt  und  nur  an  den  Rändern  schwach 
concentrisch  gestreift.  Das  Schloss  besitzt  auffallende  Aehnlich- 
keit  mit  dem  der  vorigen  Species,  die  Muschel  würde  desshalb 
vielleicht  besser  als  Pronoe  Neuffensis  angeführt.  Findet  sich 
in  der  Oberregion  der  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  zu  Neuffen 
an  der  schwäbischen  Alp  und  gehört  vielleicht  schon  in  die 
folgende  Etage. 

155.  Lucina  plana,  Ziet.  1833,  tab.  72,  fig.  4. 

Liegt  wie  Pronoe  trigonellaris  in  der  Zone  der  Trig.  navis 
und  findet  sich  in  Württemberg  im  Boller  Teufelsloch  und  am 
Rechberge.  In  Frankreich  erhielt  ich  ihre  Steinkerne  in  den 
unteren  Schichten  des  Unterooliths  von  Tannie  (Sarthe).  Wohl- 
erhaltene Exemplare  kommen  in  den  Schichten  gleichen  Alters 
zu  Milhau  (Aveyron)  vor.  Mit  Lucina  plana  findet  sich  an  der 
schwäbischen  Alp,  sowie  im  Dep.  der  Sarthe  eine  zweite  auf- 
geblähtere Art,  welche  wahrscheinlich  zu  Lucina  Lorieri,  d'Orb. 
Prodr.   10.   319.  gehört. 

156.  Lucina  Wrlghti,  n.  sp. 

^         Bellona,   Morr.    und    Lyc.   Gr.   Ool.    (pars). 

(non  d'Orb.) 
„         lyrata,  verschd.  Aut.  (non  PhiU.) 

Die  grosse,  ziemlich  aufgeblähte  Muschel  ist  mit  feinen, 
aber  in  einiger  Entfernung  von  einander  stehenden,  concentrischen 
Streifen  bedeckt.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  im  Grossoolith 
vorkommenden,  von  d'Archiac  beschriebenen  Lucina  Bellona 
(lyrata  d'Arch.)  durch  ihre  rundere  und  aufgeblähte  Form.  Das 
Lager  beider  ist  zudem  gänzlich  verschieden ,  indem  Lucina 
Wrighti  sehr  zahlreich  in  dem  Fimbria  marl  des  Unterooliths 
von  Gloucestershire  gefunden  wird,  Lucina  Bellona  dagegen  in 
den  obern  Lagen  des  französischen  Bathonien  vorkommen  soll. 


-    530    — 

157.  Unicardium  depressiim,  Morr.  und  Lyc.  Gr.Ool. 

II.  tab.   14,  fig.  10. 
Corbula  depressa,  Phill.  tab.  9,  fig.   16. 

Wurde  von  Phillips  aus  dem  Cave  Oolith  von  Yorkshire 
aus  den  Umgebungen  von  Scarborough  beschrieben,  stammt  so- 
mit aus  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus.  In  Gloucestershire 
erhielt  ich  dieselbe  Species  aus  dem  ünteroolith  von  Leckhamp- 
ton-Hill. 

158.  Unicardium  cognatum,  d'Orb.  1850,  Prodr.  10.324. 
Cardium  cognatum,  Phill.   1829,  tab.  9,  fig.   14. 

Mit  der  vorigen  Art,  sowie  nach  d'Orbigny  von  Moutiers 
(Calvados). 

159.  CardiuDi  subtriincatimi,  d'Orb.  1850, Prodr. 9.202. 
Cardium  truncatum,  Gold  f.  tab.  143,  fig.  10  (non  Phill.) 

Mit  Trig.  navis  am  Rechberg  und  Staufen,  im  Boller  Teu- 
felsloch; dessgl.  zu  Gundershofen  (Bas-Rhin). 

160.  Cardium  substriatuluni,  d'Orb.  1850,  Prodr.  10. 332. 
Cardium    striatulum,    Phill.    tab.    11,   fig.   7.    (Sow. ?) 

non  Broc  Chi. 
Unterregion  des  ünterooliths  von  Blue-wick  (Yorkshire),  Ün- 
teroolith von  Burton-Bradstock  (Dorsetshire).     In    den  Schichten 
des  Amm.  Murchisonae   zu    Aalen.      Von    der    vorigen    Art   nur 
wenig  verschieden. 

161.  Isocardia   COrdata.  Buckmann   1845.  Murch.  Geol. 

of  Cheltenh.  tab.  7,  fig,  1. 
Ünteroolith  von  Tannie  (Sarthe),  Leckhampton  Hill  (Glou- 
cestershire). Die  Exemplare,  welche  ich  an  beiden  Localitäten 
erhielt,  stimmen  vollständig  unter  einander  iiberein.  Morris  und 
Lycett,  Gr.  Ool.  II.  tab.  15,  fig.  5,  pag.  135  führen  die  Species 
aus  dem  Cave  Oolithe  von  Yorkshire  an. 

162.  Isocardia  gibbosa,  Münst.  1837, Goldf.t.  140, f.io. 

„  minima,  Ziet.  tab.  62.  fig.  4.  (non  Sow.) 


—    531    — 

Oberregion  des  Unterooliths  von  Bopfingen,  Rechberg,  Beu- 
ren  und  Streichen  an  der  schwäbischen  Alp. 

163.  Area  liasiana ,   Rom.  1836.  Ool.  pag.  102. 

„        inaequivalvis,  Goldf.   1837,  tab.   122,  fig.   12. 

(non  Lin). 
„        subliasina,  d'Orb.   1850,  Prodr.  8.   189. 

Findet  sich  mit  Amm.  torulosus  bei  Boll,  Mössingen  und 
Gomaringen.  In  Frankreich  in  der  gleichen  Region  zu  ühr- 
weiler  (Bas-Rhin),  Vassy  (Yonne),  Salins  (Jura),  Besangon  (Doubs), 
Milhau  (Aveyron).  Römer  beschreibt  seine  Species  aus  den 
obern  Liasmergeln  des  Adenberges  bei  Gosslar.  Nach  Rolle* 
haben  wir  unter  dieser  Angabe  sowohl  die  Schichten  des  mitt- 
lem Lias,  als  die  Torulosusschichten  zu  verstehen.  In  Beziehung 
auf  die  Lagerungsverhältnisse  der  Rom  er 'sehen  Species  sind 
demnach  keine  Widersprüche  vorhanden.  Sowohl  an  den  ver- 
schiedenen Localitäten  Deutschlands  als  Frankreichs  liegt  sie 
immer  in  der  untersten  Zone  des  Unterooliths,  während  ich  sie 
in  England  nur  von  Somersetshire  kenne,  wo  sie  jedoch  dasselbe 
Niveau  einnimmt. 

164.  Area  Lycetti,  n.  sp. 

Cucullaea    cancellata,    Phill.    (pars)    1829,    tab.    11, 
fig.  44,  (non  Phill.  tab.  9,  fig.  24,  non  Sow.) 

Die  Exemplare  dieser  Species  aus  den  Schichten  des  Amm. 
Murchisonae  von  Aalen  stimmen  mit  denen  überein,  welche  ich 
aus  derselben  Zone  von  Yorkshire  mitbrachte,  beide  weichen 
aber  von  der  grösseren  Cucullaea  cancellata  Phill.  9.  24.  und 
Morr.  und  Lyc.  Gr.  Ool.  II.  14.  12.  ab,  indem  ihre  Radialstrei- 
fung im  Vergleich  mit  den  concentrischen  Streifen  stärker  ist, 
als  bei  letzterer. 


Vergleichung  des  norddeutschen  Liae  mit    dem    schwäbischen  pag.  44. 


-    532    — 

165.  Area  cancellina,  d'Orb.  Prodr.  lo.  350. 

Cucullaea  cancellata,  Phill.  (pars)  1829,  tab.  9,  fig.  24. 
Morr.  und  Lyc.  Gr.  Ool.  II.  tab.   14,  fig.   12.  (non 
Sow.) 
Zone    des    Amm.    Humphriesianus   (Yorkshire);   ünteroolith 
(Gloucestershire). 

166.  Area  oblouga,   Goldf.  1837.  tab.  123.  fig.  2. 
Cucullaea  oblonga,  Sow.   1818,  tab.  206,  fig.  1,  2. 

„  „  Ziet.  1853,  tab.  56,  fig.  5. 

Das  Hauptlager  dieser  Muschel  in  Schwaben  bilden  die 
Schichten  des  Amm.  Humphriesianus.  Sie  findet  sich  darin  am 
Stuifenberg,  zu  Neufi'en  und  Oeschingen.  In  Frankreich  kommt 
sie  im  ünteroolith  zu  Bayeux  (Calvados),  Tannie  (Sarthe),  in 
England  zu  Dundry  (Somersetshire)  vor. 

167.  Pinna  Faberi,  n.  sp. 

Kleine  Species,  welche  viele  AehnHchkeit  mit  Pinna  mitis 
Ziet.  hat,  sich  aber  durch  unregelmässigere  concentrische  Falten 
unterscheidet,  welche  auf  der  einen  Seite  in  der  Nähe  des  Ran- 
des ziemlich  derb  werden  und  sich  dabei  stark  gegen  die  Spitze 
hinziehen.  Sie  werden  von  schwachen  Radialstreifen  durch- 
schnitten, während  die  andere  Hälfte  der  Schale  von  13  — 15 
stärkeren  und  engstehenden  Radialstreifen  bedeckt  ist.  Die  Muschel 
findet  sich  mit  weiss  erhaltener  Schale  in  den  Schichten  der 
Trig.  navis  am  Fusse  des  Hohenstaufens. 

168.  Pinna  ciineata,  Phill.  1829,  tab.  9,  fig.  17. 

„  „  Morr.  und  Lyc.  Gr.  Ool.  IL  tab.  6, 

fig.   11. 
Morris  und  Lyc.    weisen    diese    Species    im   Cave-Oolith 
von  Yorkshire,  in  den  Oolithen  von  Collyweston  (Northampton- 
shire)  und  im  ünteroolith  von  Gloucestershire  nach. 

169.  Pinna   Bnehii,   Koch  undDunk.  1837,  Beitr.  tab.2. 

fig.  18. 
Pinna  mitis,  Ziet.  tab.  55,  fig.  4.  (non  Phill.) 
Wurde  aus  der  Oberregion  des  ünterooliths  von  Holtensen 


-    533    - 

beschrieben.  An  der  schwäbischen  Alp  bei  Oeschingen  findet 
sich  eine  vielleicht  dazu  gehörige  Species  in  der  Zone  des  Amm. 
Humphriesianus. 

170.  Myoconcha  striatula,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10. 377. 
Mytilus  striatulus,  Münst.  Goldf.   1837,  t.  131,  f.  1. 

Im  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados)  dessgl,  von  Burton- 
Bradstock  (Dorsetshire)  und  Dundry  (Somersetshire) ;  Goldf.  be- 
schreibt sie  aus  dem  Unteroolith  von  Thurnau  in  Bayern. 

171.  Myoconcha  crassa,  Sow.  1824.  tab.  467. 

Mit  der  vorigen  Art  in  Frankreich  und  England,  vom  süd- 
westlichen Deutschland  nicht  bekannt. 

172.  Mytilus  striatulus 

Modiola  striatula,  Quenst.  1852,  Handb.  tab. 43,  fig.7. 

(non  Goldf.  tab.  131,  fig.  1,  Myoconcha). 
Mytilus  pulcher,  Goldf.  tab.  131,  fig.  8.?  (non  Phill.) 

Findet  sich  an  der  Basis  der  Schichten  des  Amm.  Hum- 
phriesianus zu  Mössingen  und  auf  dem  Ramsberg  bei  Donzdorf. 

173.  Mytilus   CUneatUS,    d'Orb.   1850,  Prodr.   10.   380. 
Modiola  cuneata,  Sow.  1818,  tab.  211,  fig.  1. 
Mod.  cuneata  und  Hilliana  Ziet. 

In  der  Oberregion  des  Unterooliths  mit  Amm.  Humphriesia- 
nus bei  Bopfingen,  Wasseralfingen,  am  Stuifenberg,  bei  Oeschingen 
u.  s.  w.,  dessgl.  zu  Bayeux  (Calvados).  In  England  kommt 
sie  in  derselben  Zone  zu  Scarborough  (Yorkshire)  vor. 

174.  Mytilus  Sowerbyaiius,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10. 378. 
Modiola  plicata  Sow.  tab.  248,  (non  Gmelin). 

„  „       Ziet.  tab.  59,  fig.  7.' 

Mytilus  plicatus,  Goldf.  tab.  130,  fig.   12. 
Mytilus  Sowerbyanns  findet  sich    an  der   schwäbischen  Alp 
in  der  Zone   des  Amm.  Murchisonae   zu   Wasseralfingen  und  zu 
Zillhausen  bei  Balingen.     Annähernd  in  derselben  Schichte  liegt 


—     534    -- 

die  Species  in  Frankreich  zu  Tannie  (Sarthe)  und  in  England  zu 
Blue-wick  (Yorkshire).  Morris  und  Lyc.  Gr.  Ool.  II.  pag.  36 
führen  sie  im  Grossoolith  an ,  woselbst  sie  gleichfalls  nicht  selten 
vorkommen  soll.  Die  Abbildung  ihrer  Grossoolithmuschel  weicht 
zwar  von  den  Exemplaren  des  Unteroolith  durch  ihre  weniger 
gekrümmte  Form  ab,  doch  wurden  bis  jetzt  noch  keine  bestimm- 
teren Unterschiede,  in  Uebereinstimmung  mit  den  veränderten 
Zonen,  nachgewiesen.  Die  Muschel  scheint  in  der  Etage  des 
Grossooliths  auszusterben,  kommt  jedoch  in  deren  obersten  Lagen 
noch  vor  und  findet  sich  nicht  selten  zu  Marquise  bei  Boulogne 
(Pas  de  Calais)  und  Kandern  im  Breisgau.  Sowerby's  Original- 
exemplar stammt  aus  dem  Cornbrash  von  Felmersham  (Bedfordshire). 

175.  Lima  pectiniformis,  Schloth.  sp.  (Ostracites)i820. 

pag.  231. 
Lima  proboscidea,  Sow.   1820,  tab.  264. 
Ostrea  pectiniformis,  Ziet.   1832,  tab.  47,  fig.   1. 

Findet  sich  in  England,  Frankreich  und  Deutschland  und 
kommt  im  Unteroolith  besonders  häufig  in  der  Zone  des  Amm. 
Humphriesianus  vor,  geht  aber  auch  in  höhere  Etagen  über. 

176.  Lima    duplicata,  Morr.  und  Lyc.  Gr.  Ool.  IL  tab. 

3,  fig.   6. 
Plagiostoma  duphcata,  Sow.   1827,  tab.  559,  fig.  3. 

Das  Lager  ist  wie  bei  der  vorigen  Art  weit  begrenzt,  und 
auch  das  Vorkommen  in  den  verschiedenen  Ländern  ein  sehr 
verbreitetes.  Meine  schwäbischen  Exemplare  stammen  sämmt- 
lich  aus  den  obern  Schichten  des  Unterooliths.  In  England  wird 
eine  ähnliche  Form  sehr  häufig  im  Cornbrash  gefunden,  wahr- 
scheinlich lassen  sich  aber  noch  verschiedene  getrennte  Species 
davon  unterscheiden. 

177.  Lima  gibbosa  .  Sow.  1817,  tab.  152,  fig.  1,  2. 
Infer.  Ool.  von  Bayeux  (Calvados)  und  Conlie  (Sarthe)  so- 
wie in  derselben  Etage    an    vielen    Punkten   in    Frankreich   und 
England.     Nach  Morris  und  Lyc.  Gr.  Ool.  II.  pag.  28  kommt 
die  Muschel  auch  im  Grossoolith  vor. 


535 


178.  Lima   aliicosta,   Dew.  und  Chap.  Lux.  tab.28,  fig.  3. 

Unterscheidet  sich  von  Lima  sulcata  Gold  f.  durch  ihre 
grössere  Anzahl  von  Rippen.  An  der  Basis  der  Humphriesianus- 
schichten  zu  Altenstadt  und  in  der  Boller  Gegend. 

179.  Lima  simicircularis,  Münst.  1836.  Goldf.  t.ioi, 

fig.   6. 

ünteroolith  von  Tannie  (Sarthe),  dessgl.  mit  Amm.  Hum- 
phriesianus  in  der  Boller  Gegend. 

180.  Posidonomya  Siiessi,  n.  sp. 

Die  kleine  Species  besitzt  eine  längliche  Form,  erreicht 
nicht  ganz  die  Grösse  der  Posid.  Bronni,  trägt  wie  diese  con- 
centrische  Rippen ,  welche  jedoch  weniger  regelmässig  sind.  Fin- 
det sich  zahlreich  in  den  untersten  thonigen  Schichten  des  Unter- 
ooliths  an  der  Steinlach,  bei  Mössingen  in  Württemberg,  zu 
Kandern  in  Baden;  und  zu  Holderbank  südlich  Brugg  (Canton 
Aar  au). 

181.  Posidonomya  Buchi,  Rom.  1836.  Ool.  tab.  4,  fig.  8. 

pag.  81. 

Füllt  ganze  Lagen  in  der  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  an 
und  findet  sich  zu  Ehningen  und  Oeschingen  an  der  schwäbi- 
schen x\lp,  Römer  beschreibt  sie  aus  demselben  Niveau  von 
Geerzen.  Vielleicht  gehört  Posidonomya  Brongniarti,  welche 
Pusch  (als  Catillus)  aus  dem  polnischen  Jura  beschrieben  hat, 
zu  derselben  Species. 

182.  Avicula   eiegans,  Münst.  1836,  Goldf.  t.  117,  f.  8. 

Wichtige  Leitmuschel  für  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae 
zu  Aalen,  Wasseralfingen ,  Heininger  Wald  u.  s.  w.  In  den 
Schiefern  von  Collyweston  bei  Stamford  (Northamptonshire)  fand 
ich  zahlreiche  Exemplare  einer  kleinen  Avicula,  deren  Schalen- 
fragmente ganz  dieselbe  Streifung  besitzen,  wie  Avicula  elegans. 
Auch  im  Uebrigen  stimmen  sie  mit  derselben  überein ,  so  dass 
ich  sie  für  die  gleiche  Art  halte. 


-    636    - 

183.  Avicilla   complicata,   Buckm.  1845,  Murch.  Geol. 

of  Cheltenh.  pag.  97,  tab.  6,  fig.   5. 

Die  stark  gewölbte,  schmale  Muschel  trägt  geknotete  Radial- 
streifen. Bis  jetzt  wurde  sie  nur  in  der  Unterregion  des  Unter- 
ooliths  von  Gloucestershire  gefunden. 

184.  Avicula   Münsteri,   Bronn,  Goldf.  1836,  t.  118,  f.2. 
Avicula  Münsteri  findet  sich  an   der  schwäbischen  Alp    bei 

Bopfingen,  Gammelshausen,  Ehningen  und  Oeschingen  am  häufig- 
sten in  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus ;  in  derselben 
Zone  liegt  sie  in  den  (Jmgebmigen  von  Scarborough  (Yorkshire). 
Es  kommen  jedoch  auch  in  höheren  und  tieferen  Schichten  des 
ünteroolith  nahestehende  Formen  vor,  deren  Abtrennung  von 
Avic.  Münsteri  schwierig  ist.  Avicula  digitata  Deslongch.  wird 
von  d'Orbigny,  Prodr.   10.  401   damit  vereinigt. 

185.  Inoceramus  rostratus,  Goldf.  1836,  tab.  115,  f.  3. 
Mit  Trig.  navis  am  Rechberg,    im   Boller    Teufelsloch,    zu 

Mössingen  u.  s.  w. 

186.  Inoceramus  amygdaloides,  Goldf.  1836.  tab.  115, 

fig.  4. 
Inoceramus  sp.  Ziet.  tab.  72.  fig.  5. 
Erreicht  von  den  Wirbeln  bis  zum  Rande  gemessen  bis- 
weilen 5  Zoll  Länge  mid  zeichnet  sich  durch  seine  schmale 
gegen  die  Wirbel  hin  stark  zugeschärfte  Form  aus.  Mit  Amm. 
Murchisonae  in  den  Sandsteinen  der  Boller  Gegend,  sowie  in 
den  Eisenerzen  von  Aalen. 

187.  Gervillia  lata,  Phill.  1822,  tab.  ii,  fig.  16.  17. 
Die    Phillips'sche    Abbildung   gibt    kein   richtiges  Bild   der 

ungleichschaligen  Muschel,  welche  im  englischen  Ünteroolith  nicht 
selten  gefunden  wird  und  für  die  untersten  Lagen  dieser  Etage 
von  Bedeutung  ist.  Die  Muschel  wird  grösser  als  sie  gezeich- 
net ist,  kommt  aber  gewöhnlich  als  Steinkern  vor,  so  dass  es 
meist  schwierig  ist,  sie  von  benachbarten  Formen  zu  unter- 
scheiden,    Sie  hegt  mit  Rhynch.  cynocephala  in  derselben  Zone, 


—    537    — 

ich  erhielt  sie  zu  Frocester  (Gloucestershire)  zahlreich.  In  York- 
shire  ist  sie  seltener,  doch  sah  ich  sie  in  den  dortigen  Samm- 
lungen in  einem  gelben  sandigen  Gesteine  aus  der  Unterregion 
des  Unterooliths  von  Glaizedale. 

188.  Gervillia  Hartmanni,  Goldf.  1836.  tab.ii5,f.7a-d. 
Gerv.  aviculoides  ,   Ziet.    1833.   tab.  54,   fig.  6   (non 

Sow.) ,  dessgl.  G.  avic.  var.  modiolaris,  Ziet. 
tab.  55,    fig.  1,  abgerolltes  Exemplar. 

Die  beiden  Schalen  der  grossen  Muschel  gleichen  einander 
und  sind  beinahe  symmetrisch  vereinigt.  Mit  Amm.  opalinus  und 
Trigonia  navis  am  Stuifenberg,  im  Boller  Teufelsloch  und  zu 
Gundershofen  im  Elsass  nicht  selten. 

189.  Gervillia  subtortuosa,  n.  sg. 

Die  stark  gewundene  Muschel  besitzt  die  Grösse  der  vorigen 
Species  und  zeichnet  sich  durch  ihre  eigenthümliche  Form  in 
den  Schichten  des  Amm.  Murchisonae  von  Aalen  und  Wasser- 
alfingen  aus.  Sie  liegt  daselbst  häufig  und  wohlerhalten  mit 
Schale.  Mit  Gerv.  tortuosa,  Phill.  tab.  11,  fig.  36  wage  ich  sie 
nicht  zu  vereinigen,  obschon  dieselbe  an  der  Küste  von  Yorkshire 
in  der  gleichen  Zone  gefunden  wird.  Ich  sah  von  der  letztern  eine 
Anzahl  von  Exemplaren,  welche  aber  sämmtlich  viel  geringere 
Dimensionen  besassen,  dabei  nach  vorn  stärker  klafften  und 
keine  Uebergänge  zu  obiger  Species  zu  bilden  schienen.  Ger- 
villia subtortuosa  ist  noch  ungleichschaliger  und  gedrehter  als 
Gerv.  lata.  Wahrscheinlich  gehören  die  Abbildungen  in  Goldf. 
tab.  115,  fig.  7  f  dazu,  nicht  aber  zu  Gerv.  Hartmanni. 

190.  Gervillia  acuta,  Sow.  1826.  tab.  510,  fig.  5. 

Wurde  von  Sowerby  aus  den  sandigen  Schiefern  von  Colly- 
weston  bei  Staniford  (Northamptonshire)  beschrieben.  Mit  den 
flachgedrückten  Exemplaren,  welche  ich  dorther  mitbrachte,  stimmt 
eine  in  den  Eisenerzen  von  Aalen  mit  Amm.  Murchisonae,  nicht 
sehr  häufig  vorkommende  Muschel,  aufs  Genaueste. 

Württemb,  naturw.  Jahreshefte.  November  1856.  3s  Heft.  35 


«-    638    -- 

191.  Gervillia  tortuosa,   Sow.    1826.    tab.    526, 

fig.  1.     Phill.  tab,   11,  %.   36. 
Liegt  an  der  Küste  von  Yorkshire   zahlreich  im  Dogger  von 
Blue  wick  und  ist  eine  klein  bleibende,  stark  gekrümmte  Muschel, 
welche  der  äussern  Form  nach  sich  der  Gervillia  acuta  noch  mehr 
nähert  als  der  vorigen  Species. 

192.  Gervillia  oolilhica  n.  sp. 

Gervillia  gracilis,  Münst.  Bronn.  1833.  Jahrb.  pag.  325 
(non  Avicula  gracilis,  Goldf.). 
Hat  viele  Aehnlichkeit  mit  der  von  Goldfuss  tab.  117, 
fig.  7  aus  dem  untern  Lias  beschriebenen  Gerv.  gracilis,  welche 
ich  schon  §.  14,  Nr.  100  vorangestellt  habe,  da  Goldfuss  die- 
selbe zuerst  genauer  bestimmt  und  als  Species  des  untern  Lias 
eingereiht  hat.  Gerv.  oolithica  erreicht  mehr  als  die  doppelte 
Grösse  von  Gerv.  gracflis,  auch  ist  der  Winkel  etwas  schärfer, 
welchen  ihre  Schlosslinie  mit  dem  Aussenrande  bildet.  Das 
Schloss  selbst  habe  ich  nicht  sehen  können,  da  meine  Exemplare 
aus  den  Thoneisensteinen  von  Aalen  und  Wasseralfingen  dies 
nicht  zuliessen.  Vielleicht  ist  die  Species  richtiger  Avicula  ooli- 
thica zu  nennen.  Sie  findet  sich  an  den  ebengenannten  Locali- 
täten  in  der  Zone  des  Amm.  Murchisonae. 

193.  Gervillia  consobrina,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10. 409. 
Gerv.  lanceolata,  Münst.  Goldf.  t.  115,  f.  9  (non  Sow.). 
Gervillia  acuta,  Phill.  tab.  9,  fig.  36  (non  Sow.). 

In  Württemberg  in  den  Schichten  des  Amm.  Humphriesianus 
zu  Wasseralfingen,  NeufFen  und  Oeschingen.  In  England  in  der- 
selben Zone  zu  Scarborough  (Yorkshire).  In  Frankreich  im  ünter- 
oolith  von  Tannie  (Sarthe). 

194.  Perna  isognoraonoides. 

Ostracites  isognomonoides,  Stahl.   1824.  württ.  landw. 

Corresp. -EL  fig.  25,  pag.  ß6. 

Perna  quadrata,  Phill.   1829.  tab.  9,  f.  21  (non  Sow.). 

Perna  mytiloides,  .Ziet.   1833.  tab.  54,  fig.  1  (nonLam.). 

Perna  rugosa,  Munst.   1836.  Goldf.  tab.   108,  fig.  2. 

Stahl  hat  bei  seiner  Figur  unrichtiger  Weise  auch  auf  den 


—    539    --. 

hintern  Rand  der  Muschel  Schlosszähne  gezeichnet ;  im  Uebrigen 
ist  jedoch  die  Art  kennbur  beschrieben  und  abgebildet.  Sie 
findet  sich  sehr  häufig  an  der  schwäbischen  Alp  und  kommt  mit 
Amm.  Humphriesianus  am  Rechberg,  Neuffen,  bei  Neuhausen 
und  bei  Oeschingen  vor.  In  derselben  Zone  liegt  sie  zu  Scar- 
borough  (Yorksliire),  ausserdem  wird  sie  in  dem  Unteroolith  vieler 
Localitäten  Frankreichs  und  Englands  gefunden. 

195.  Pteroperiia  plana,    Morr.  und  Lyc.    Gr.  Ool.  IL 

tab.   14,  fig.  4. 
Mit  Amm.  Humphriesianus  in  den  dunkeln  Thonen  und  Kal- 
ken der  Umgebungen  von  Scarborough  (Yorkshire).    Von  andern 
Orten  noch  nicht  bekannt. 

196.  Peclenpiimiius,  Lamk.  An.  s.v.  1819.  Bd.  6,  p.  183. 
Pecten  personatus,  Ziet.   1833.  tab.  52,  fig.  2. 

„  „  Goldf.   1836.  tab.  99,  fig.  5. 

Mit  mid  über  Amm.  Murchisonae  zu  Wasseralfingen,  Gien- 
gen und  Gammelshausen.  Lässt  sich  durch  seine  glatte  Ober- 
fläche von  Pecten  paradoxus  Münst.  aus  den  Schiefern  des  obern 
Lias  unterscheiden.  Findet  sich  in  Frankreich  im  Unteroolith 
von  Tannie  (Sarthe);  in  England  zu  Collyweston  (Northampton- 
shire)  sowohl  in  den  dort  weit  verbreiteten  eisenreichen  Sauden 
als  in  den  darüber  liegenden  Schiefern. 

197.  Pecten  disciformis,  Schübl.  Ziet.  1833.  tab.53,  f.2. 
Pecten  Silenus,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  421? 

Zieten's  Exemplar  stammt  aus  den  Thoneisensteinen  von 
Wasseralfingen,  die  Muschel  kommt  dort  mit  Amm.  Murchisonae 
zahlreich  vor.  Auch  in  Frankreich  und  England  ist  die  Species 
nicht  selten,  kommt  jedoch  immer  im  Unteroolith,  nicht  aber  im 
mittlem  Lias  vor,  wohin  sie  d'Orbigny  Prodr.  8.  2 1 0  gestellt  hat. 

198.  Pecten  ambiguus,  Goldf.  1833.  tab.  90,  fig.  5. 

Lima  notata ,  Schübl.   1833.  Ziet.  tab.   53,  fig.  8. 
Pecten  Genis,  d'Orb.   1850.  Prodr.   10.   424. 
Mit  Amm.  Humphriesianus  zu  Bopfingen,  Wasseralfingen  und 
Geisingen. 

35* 


^    540    — 

199.  Pecten  Dewalquei,  n.  sp. 

Pecten  articulatus,  d'Orb.  Prodr.  10.  419.  Dew.  u.  Chap. 
Liixemb.  tab.  29,  fig.  3  (non  Schloth.  nonGoldf.). 
Die  Exemplare  dieser  Species,  welche  ich  aus  dem  Unter- 
oolith  von  Cheltenham  mitbrachte,  stimmen  mit  Dewalque's  Figur, 
lassen  sich  aber  von  dem  im  Coralrag  bei  Nattheim  vorkommen- 
den Goldfuss'schen  Pecten  articulatus  unterscheiden,  während 
andererseits  auch  die  Schlotheim'sche  Beschreibung  von  dieser 
Species  abweicht,  welche  ich  desshalb  von  Neuem  benannt  habe. 

200.  Pecten  barbatus,  Sqw.  1819.  tab.  231. 

Im  Unteroolith  der  Umgebungen  von  Caen  (Calvados),  sowie 
in  England  zu  Dundry  und  Yeovil  (Somersetshire).  An  der 
schwäbischen  Alp  habe  ich  die  Muschel  noch  nicht  gefunden. 

201.  Pecten  Renevieri,  n.  sp. 

Die  Form  der  Schale  und  die  Grösse  der  Muschel  entspre- 
chen denen  von  Pecten  cingulatus,  Goldf.  tab.  99,  fig.  3;  dage- 
gen zeichnet  sich  Pect.  Renevieri  durch  concentrische  Furchen 
aus,  welche,  unter  sich  parallel,  in  die  Schale  eingeprägt  sind, 
und  sich  auf  der  Innenseite  als  erhabene  Rippen  abdrücken. 
Meine  Exemplare  zeigen  dieselben  in  grosser  Regelmässigkeit,  nur 
in  der  frühesten  Jugend  sind  sie  nicht  sichtbar,  dagegen  besitzt  die 
Muschel  bei  V2  Zoll  Grösse  deren  zwölfe.  Mit  Amm.  Parkinsoni 
bei  Gammelshausen   und  Oeschingen   an    der   schwäbischen  Alp. 

202.  Pecten   Saturnus,   d'Orb.   1850.  Prodr.   10.  4  20. 
Die  dem  Pecten  lens  nahestehenden  Formen  finden  sich  in 

der  Oberregion  des  Unterooliths  vieler  Gegenden;  ich  erhielt  sie 
von  Bopfingen,  Wasseralfingen  und  Altenstadt,  sowie  von  Leck- 
hamptonhill (Gloucestershire).  D'Orbigny  gibt  seine  noch  sehr 
wenig  bestimmte  Species  aus    dem  Unteroolith   von  Bayeux   an. 

203.  Hinnites   abjectus,    Morris  und  Lyc.  Gr.  Ool.  II. 

tab.   14,  fig.  3. 
Pecten  abjectus,  Phill.   1829.  tab.  9,  fig.  37. 
Spondylus  tuberculosus,  Goldf.   1836.  tab.  105,  fig.  2. 
An   der   schwäbischen   Alp   ist    die   mit   der  Goldfuss'schen 


—    541     -- 

Figur  übereinstimmende  Muschel  leitend  für  die  Zone  des  Ämm. 
Humphriesianus.  In  den  Umgebungen  von  Scarborough  (York- 
shire)  findet  sie  sich  in  den  Schichten  gleichen  Alters;  ich  er- 
hielt sie  ferner  aus  dem  ünteroolith  von  Gloucestershire.  Nahe- 
stehende Formen  finden  sich  zwar  auch  in  höheren  Schichten, 
lassen  sich  aber  als  besondere  Species  (Hinnites  velatus  u.  s.  w.) 
davon  abtrennen. 

204.  Gryphaea  sublobata. 

Ostrea  sublobata,  Desh.   1830.  Enc.  m.  IL  pag.  307. 
Gryphaea  Buckmanni,    Lyc.    1853.    Ann.    and.    Mag. 

nat.  h.  pag.  201. 
Gryphaea  cymbium,  Buckm.  Murch.  Geol.  of  Cheltenh. 

tab.   7,  fig.  3  (non  Lam.). 

Die  breite  Muschel  mit  grossem  Flügel  füllt  eine  mehrere  Fuss 
dicke  Lage  (Gryphit  Grit  Murch.)  im  Ünteroolith  von  Glou- 
cestershire. Ein  ähnliches  Gryphitenbett  findet  sich  im  Ünter- 
oolith von  Tannie  (Sarthe).  Einzelne  Exemplare  derselben  Spe- 
cies erhielt  ich  von  den  Umgebungen  von  Longwy  (Moselle). 
An  der  schwäbischen  Alp  finden  sich  ähnliche  Formen  nicht  sehr 
zahlreich  in  Schichten,  welche  über  der  Zone  des  Amm.  Mur- 
chisonae  liegen,  vielleicht  gehören  diese  Muscheln  zu  der  engli- 
schen Species.  Vergl.  Quenst.  Handb.  pag.  502.  Deshayes  führt 
sie  aus  der  Unterregion  des  Unterooliths  an. 

205.  Gryphaea  calceola,  Quenst.  1852. Handb. pag. 502. 

tab.  40,  fig.  29—31. 

Wurde  bis  jetzt  nur  an  der  schwäbischen  Alp  nachgewiesen, 
wo  sie  sich  besonders  häufig  bei  Jungingen,  seltener  in  der  Boller 
Gegend  findet.  Die  Schichten,  in  welchen  sie  liegt,  gehören  in 
die  Zone  des  Amm.  Sauzei. 

206.  Ostrea  calceola,  Ziet.  1833.  tab.  47,  fig.  2. 
Mit  Amm.  Murchisonae  zu  Aalen  und  Wasseralfingen. 


—    542     - 

207.  Ostrea  flabelloides,   Lam.   1819.  An.  s.  V.   6  Bd. 

pag.  215.  Knorr.  Bd.  2.    1.  tab.   56  (D.  P),  fig.  3. 

Ostrea  diluviana,  Park.   org.  rem.  (non  Lin.) 

Ostracites  cristagalli,  Schi.   1813.  pag.   72   (non  Lin.). 

Ostrea  Marshi,  Goldf.   1833.  tab.  73  (Sow.  ?). 

Ostrea  flabelloides,  Ziet.  tab.  46,  f.   1  u.  47.  f.  3. 

Ostrea  subcrenata,  d'Orb.  1850.  Prodr.  10.  432. 
Sowerby's  Ostrea  Marshi  wurde  im  Cornbrash  von  Felmers- 
ham  (Bedfordshire)  gefunden.  D'Orbigny  Prodrome  10.  432  gibt 
der  von  ihr  unterscheidbaren  Species  des  Unterooliths  einen  neuen 
Namen,  was  jedoch  umgangen  werden  kann,  da  sich  Lamark's 
Ostrea  flabelloides  mit  Bestimmtheit  darauf  übertragen  lässt.  Die 
Knorr'schen  Figuren  (erstes  Cftat  von  Lamark  für  seine 
Ostr.  flabelloides)  stellen  sehr  deutlich  die  mit  Amm.  Humphrie- 
sianus  und  Bei.  giganteus  an  vielen  Punkten  Frankreichs  und 
Deutschlands  vorkommende  Muschel  dar.  Von  England  kenne  ich 
sie  aus  den  Schichten  gleichen  Alters  von  Scarborough  (Yorkshire). 

208.  Ostrea  sulcifera,  Phiil.  1829.  tab.  9,  flg.  35. 
Findet  sich   mit  Bei.  giganteus    und  Amm.  Humphriesianus 

bei  Altenstadt  und  Oeschingen  an  der  schwäbischen  Alp.  Phillips 
beschreibt  sie  aus  derselben  Zone  aus  den  Umgebungen  von  Scar- 
borough an  der  Küste  von  Yorkshire. 

209.  Ostrea  explanata,  Goldf.  1833.  tab.  80,  fig.  5. 

Ostracites  eduliformis,  Schloth.   1820.  pag.  233  (pars). 

Ostrea  eduliformis,  Ziet.  1832.  tab.  45,  fig.  1. 
Mit  Amm.  Humphriesianus  an  der  schwäbischen  Alp,  zu 
Oeschingen,  Neuffen  und  am  Stuifenberge.  Ostrea  Kungeli,  Ziet. 
tab.  48,  fig.  1  findet  sich  mit  ihr  und  ist  bloss  ein  junges  Indi- 
viduum derselben  Art.  Es  lässt  sich  eine  breitere  Varietät,  ent- 
sprechend der  Ost.  explanata  Goldf. ,  unterscheiden  von  einer 
schmaleren,  welche  mehr  der  Ostr.  falciformis  Goldf.  gleicht. 

210.  Aiiomya  Kurri,    n.  sp. 

Die  Schale    ist   von   feinen   concentrischen  Rippen   bedeckt, 
welche  nicht  sämmtlich    dieselbe  Höhe  haben,    da   stärkere  mit 


-«     543     - 

ßchwächern  abwechseln.  Doch  smd  die  Unterschiede  zwischen 
denselben  nicht  gross.  Im  üebrigen  würde  die  Muschel  der  von 
Morris  Gr.  Ool.  abgebildeten  Plac.  jurensis  gleichen,  wenn  nicht 
ihre  Rippen  etwas  feiner  und  regelmässiger  wären  als  bei  letzterer. 
Die  Muschel  wurde  bis  jetzt  noch  wenig  gefunden;  ein  wohlerhal- 
tenes Exemplar  davon  sah  ich  in  der  Sammlung  von  H.  Prof. 
Kurr,  dasselbe  stammt  aus  den  Thoneisensteinen  von  Aalen. 

211.  Terebratula  carinata,  Lam.  Dav.  Mon.  t.4,f.ii-i7. 
Ter.  resupinata,  Quenst.  Handb.  tab.  37,  fig.  38. 

Gehört  der  Oberregion  des  ünterooliths  an,  und  findet  sich 
an  vielen  Punkten  Schwabens ,  wie  zu  Geisingen ,  Gammelshau- 
sen, Rechberg  und  Wasseralfingen.  In  Frankreich  kommt  sie  im 
Unteroolith  von  Bayeux,  in  England  an  mehreren  Localitäten 
von  Gloucestershire  und  Dorsetshire  vor.  Unter  meinen  schwä- 
bischen Exemplaren  lassen  sich  einige  Varietäten  unterscheiden, 
eine  längliche,  welche  mit  Lamarks  Original  (Dav.  1850.  Ann. 
and  Mag.  of  nat.  hist.  vol.  5,  Ser.  2.  tab.  13,  fig.  25)  überein- 
stimmt, eine  aufgeblähte,  an  der  Stirn  stark  abgestumpfte,  und 
eine  rundere,  bei  welcher  ich  jedoch  nicht  sicher  bin,  ob  sie 
nicht  einer  besondern  Species  angehört. 

212.  Terebratula  curvifroDS,  n.  sp. 

Unterscheidet  sich  von  Terebratula  carinata  durch  die  starke 
Wölbung  der  Schalen,  indem  schon  bei  jungen  Individuen  der 
Sinus  der  kleinern  Schale  sich  weit  rückwärts  zieht.  Die  Krüm- 
mung des  Stirnrandes  wird  hiedurch  viel  beträchtlicher,  als  ich 
es  je  bei  Terebr.  carinata  getroffen.  Die  Species  steht  somit 
zwischen  Ter.  carinata  und  resupinata  in  der  Mitte,  besitzt  je- 
doch einen  breiteren  Sinus  als  letztere.  Terebratula  curvifrons 
findet  sich  an  der  Basis  der  Zone  des  Amm.  Parkinsoni  am  Nipf 
bei  Bopfingen. 

213.  Terebratula  emarginata,   Sow.  1823.  tab.  435,  f.  5- 

„  „  Dav.  Mon.  tab.  4,  f.  18-21. 

Wurde    aus    dem    englischen   Unteroolith   beschrieben.     Sie 

findet  sich  auch  in  den  Oolithen  der  schwäbischen  Alp,  doch  ist 


=-    644    - 

sie  immerhin  selten.  Ich  erhielt  einige  Exemplare  aus  der  oberen 
Region  des  Unterooliths  vom  Nipf  bei  Bopfingen,  wo  sie  mit 
Amm.  Parkinson!  vorkommt. 

214.  Terebratiila  Meriani,  n.  sp. 

Ter.  impressa,  d'Orb.  Prodr.  10.  463.  (pars)  (nonv.Buch). 
„  „         Dav.  Mon.  tab.  4,  fig.  8,  tab.  10,  f.  7. 

Ter.  Meriani  hat  viel  Uebereinstimmendes  mit  Ter.  impressa 
Bronn  und  v.  Buch,  doch  besitzt  letztere  eine  etwas  feinere  Form, 
der  Stirnrand  ist  schärfer,  die  undurchbohrte  Schale  flacher  und 
dünner,  auch  bleibt  die  Muschel  etwas  kleiner.  Leopold  v.  Buch  * 
hat  für  Süddeutschland  die  Lage  der  Ter.  impressa  Bronn,  ge- 
nau bezeichnet,  und  einige  Lokalitäten  angegeben,  an  welchen 
sie  häufig  vorkommt,  wie  den  Stuifenberg  und  Reichenbach.  Sie 
liegt  hier  in  den  Schichten,  welche  das  gleiche  Alter  mit  den 
französischen  und  englischen  Oxfordthonen  haben.  Nichtsdesto- 
weniger stellt  d'Orb  ig ny  nicht  bloss  die  Species  im  Allgemeinen 
in  den  Unteroolith,  sondern  führt  auch  das  schwäbische  Vor- 
kommen von  Reichenbach  und  Stuifenberg  in  seiner  zehnten  Etage 
auf.  Die  ähnliche  Form  der  Ter.  Meriani  des  Unterooliths  mag 
ihn  dazu  verleitet  haben,  denn  er  citirt  eine  Ter.  impressa  aus 
dem  Ool.  infer.  von  Avallon  (Yonne).  Schärfer  hat  Davidson 
den  Werth  der  Oxfordspecies  erkannt.  In  seiner  Monographie 
pag.  34  finden  wir  die  Buch'schen  Angaben  vorangestellt  und 
als  Lager  die  Oxfordthone  (von  St.  Ives),  sowie  die  Impressa- 
thone  (Süddeutschlands)  bezeichnet.  Als  Typus  wird  somit  die 
Buch'sche  Species  beibehalten  und  damit  erst  in  zweiter  Linie 
die  Terebratula  des  englischen  Unterooliths  verglichen.  Da  sich 
jedoch  die  Species  des  Unterooliths,  wie  schon  oben  angeführt, 
von  der  ächten  Ter.  impressa  v.  Buch  unterscheidet,  und  sich 
dies  sowohl  bei  den  in  der  Oberregion  des  Unterooliths  von 
Schwaben,  bei  Gammelshausen  und  Bopfingen  vorkommenden 
Exemplaren,  als  auch  bei  mehreren  von  Cheltenham  mitgebrach- 
ten Stücken  bestätigt,  so  trenne  ich  dieselbe  von  der  Buch'schen 


Uebei  Terebrateln,  Berl.  Ak.  1833.  pag.  133. 


-    545    ~ 

Ter.  impressa.     D'Orbigny's  Ter.  impressa   aus  dem  Unteroolith 
von  Avallon  (Tonne)  gehört  dann  wahrscheinlich  zu  Ter.  Meriani. 

215.  Terebratula  Waltoni,  Dav.  Mon.  tab.  5,  f.  1—3. 
Ter.  sub-bucculenta,  Dew.  u.  Chap,  Lux.  tab.  36,  f.  4. 

„     emarginata,  Q  uen  s  t.  Handb.  t.  37,  f.  52  (non  Sow.). 

Ter.  Waltoni  hat  eine  leicht  unterscheidbare  Form,  und  ist 
in  manchen  Gegenden  eine  sichere  Leitmuschel  für  die  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus.  In  Schwaben  findet  sie  sich  häufig  am 
Rechberg,  zu  Wasseralfingen,  und  am  Nipf  bei  ßopfingen.  Die 
von  meinem  Freund  Dr.  Dewalque  mir  übersendete  Ter.  sub- 
bucculenta  aus  dem  Unteroolith  von  Longwy  (an  der  Grenze  von 
Luxemburg  gegen  das  Moseldepartement)  weicht  nicht  im  Ge- 
ringsten von  den  in  Schwaben  vorkommenden  Terebrateln  ab, 
mit  welchen  andererseits  einige  Exemplare,  welche  ich  im  Unter- 
oolith von  Dundry  auffand,  und  nach  den  englischen  Sammlun- 
gen als  Ter.  Waltoni  bestimmte,  übereinstimmen. 

216.  Terebratula  Anglica,   n.  sp. 

In  den  untersten  Lagen  des  Unterooliths  von  Burtoncliff's 
bei  Bridport  (Dorsetshire)  fand  ich  eine  flache  kleine  Terebratel 
zahlreich,  deren  Vorkommen  mir  um  so  wichtiger  schien,  als  aus 
dieser  Zone  überhaupt  nur  Weniges  von  Brachiopoden  bekannt 
ist.  Amm.  opalinus ,  torulosus,  subinsignis,  Bei.  Dorsetensis 
lagen  in  derselben  Schichte,  welche  aus  grauem  Sande  bestund. 
Die  Exemplare,  welche  ich  mitbrachte,  stimmen  auffallend  mit 
der  in  Dav.  Mon.  Append.  tab.  A.  fig.  10 — 13  abgebildeten 
Muschel  aus  dem  Unteroolith  von  Dundry.  Davidson  stellt  letz- 
tere nur  bedingt  zu  Ter.  sphaeroidalis.  Da  die  Identität  beider 
sehr  zweifelhaft,  und  noch  keineswegs  bewiesen  ist,  da  ferner 
das  Lager  beider  so  weit  abweicht,  so  nehme  ich  keinen  Anstand, 
die  leicht  unterscheidbare  Form,  welche  bis  jetzt  nur  von  Eng- 
land bekannt  ist,  als  besondere  Species  aufzustellen.  Von  Glou- 
cestershire  erhielt  ich  mehrere  Exemplare,  welche  mit  den  oben 
erwähnten  aus  den  Torulosusschichten  von  Burton  -  Bradstock 
völlig  übereinstimmen. 


~~    546     -- 

217.  Terebratiila  ovoides,  Sow.  1815.  tab.  loo. 
Ter.  lata,  Sow.   1815.  tab.   100,  untere  Figur. 

Ter.  trilineata,  Young  u.  Bird.   1828.  tab.  8,  fig.  14. 

Ter.  ovoides,  Dav.  Mon.  tab.  8,  fig.  4 — 9. 
Die  Davidson'schen  Figuren  geben  zum  ersten  Male  die 
genauen  Formverhältnisse  der  ovalen,  wenig  aufgeblähten,  aber 
grossen  Muschel  des  englischen  Unteroohths.  Sie  scheint  nicht 
sehr  verbreitet  zu  sein,  ich  erhielt  dieselbe  bloss  von  einer  ein- 
zigen Lokalität,  südöstlich  von  Robin  Hoods  Bay  (Yorkshire).  An 
der  schwäbischen  Alp  habe  ich  nie  eine  ähnliche  Form  in  glei- 
chem Niveau  finden  können. 

218.  Terebratiila   simplex,    Buckmann.     1845.    Murch. 

Geol.  of  Chelt.  tab.  7,  fig.  5.    Dav.  Mon.  tab.  8, 
fig.   1-3. 
Ter.  triangularis  maxima,  Luidius.   1690.  Dav.  Mon. 
Append.  pag.  18. 
Man  kennt  die  eigenthümlich  geformte  Muschel,  welche  we- 
der mit  Ter.  bullata  noch  mit  Ter.  omalogastyr  Ziet.  verwechselt 
werden  darf,  bis  jetzt  bloss  aus  dem  Unteroolith  (und  zwar  dem  Pea- 
grit  siehe  §.  52)  von  Gloucestershire.    Ich  brachte  einige  Exem- 
plare der  grossen  Species  mit,  überzeugte  mich  aber,  dass  keine 
der  bis  jetzt  im  süddeutschen  Unteroolith  gefundenen  Arten  da- 
mit tibereinstimmt. 

219.  Terebratula  omalogastyr,    Hehl.    Ziet.    1832. 

tab.  40,  fig.  4. 
Kommt  in  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  am  Nipf  bei 
Bopfingen,  am  Rechberge,  bei  Altenstadt  u.  s.  w.  vor.  Die  Zie- 
ten'sche  Figur  ist  nicht  völlig  gelungen,  doch  ist  dieselbe  nicht, 
wie  d'Orbigny  vermuthet ,  nach  einem  missgebildeten  Exemplare 
gezeichnet  worden,  da  die  einzige  Abweichung  von  dem  gewöhn- 
lichen Vorkommen  in  der  zu  starken  Verkürzung  der  Stirnge- 
gend besteht. 

220.  Terebratula  Württembergica,  n.  sp. 

Ter.  bullata,  Ziet.   1832.  tab.  40,  fig.  6  (non  Sow.). 
Da  Ter.  bullata  Sow.   noch   nicht  mit  Sicherheit  als  Syno- 


—     547     "= 

nym  von  Ter.  sphaeroidalis  untergebracht  zu  sein  scheint  (vergl. 
Dav.  Mon.  pag.  55),  Terebratula  bullata,  Zieten  aber  keines- 
wegs mit  Sowerby's  Ter.  bullata  übereinstimmt,  sondern  einer  in 
England  noch  nicht  nachgewiesenen  besondern  Species  angehört, 
so  musste  die  schwäbische  Ter.  bullata  Ziet.  neu  benannt  wer- 
den. Dieselbe  findet  sich  an  der  obersten  Grenze  des  Unter- 
ooliths  und  kommt  am  Stuifen  und  Rechberg,  besonders  aber 
am  Nipf  bei  Bopfingen  vor.  An  der  Zieten'schen  Zeichnung 
sollte  das  Hervorspringen  der  Stirnecken  etwas  deutlicher  ausge- 
drückt sein,  im  üebrigen  gibt  seine  Figur  die  Form  der  Muschel 
ziemlich  genau.  Von  Ter.  simplex  lässt  sie  sich  schon  durch 
die  starke  Wölbung  ihrer  undurchbohrten  Schale  unterscheiden, 
während  Terebratula  sphaeroidalis  sowohl  in  der  Jugend,  als  im 
ausgewachsenen  Zustand  eine  viel  rundere  Form  besitzt. 

221.  Terebratula  siibmaxillata,   Morris.    Dav.    Mon. 

tab.  9,  fig.  10—12. 
ünterregion  des  Unterooliths  von  Gloucestershire. 

222.  Terebratula  perovalis,  Sow.  1823.  tab. 436,  f. 2=3. 

Dav.  Mon.  tab.   10,  fig.   1—6. 
Ter.  intermedia,  Ziet.   1830.  tab.  39,  f.  3  (non  Sow.). 

Ter.  perovalis  zeichnet  sich  mehr  durch  grosse  Verbreitung 
als  durch  zahlreiches  Vorkommen  aus.  Häufig  wurden  mit  ihr 
noch  andere  Species  des  Unterooliths  vereinigt,  was  jedoch  die 
gelungenen  Figuren  in  Davidson's  Monographie  der  britischen 
Brachiopoden  von  nun  an  unmöglich  machen.  Terebratula  pero- 
valis kommt  in  England  im  Unteroolith  von  Dorsetshire,  Somer- 
setshire,  Gloucestershire  und  Yorkshire  vor,  in  letzterer  Provinz 
ist  sie  selten,  doch  erhielt  ich  ein  kenntliches  Exemplar  davon. 
Für  Frankreich  gibt  d'Orb.  Prodr.  10.  452  zahlreiche  Lokalitäten 
an.  An  der  schwäbischen  Alp  erhielt  ich  sie  vom  Stuifen,  von 
Wasseralfingen  und  Bopfingen. 


^    548    -- 

223.  Terebratllla   Phillipsi,    Morris  u.  Davids.  1847. 

Ann.  u.  Mag.  nat.  bist.  tab.   18,  fig.  9. 
Ter.  Pbillipsi,  Davids  Mon.  tab.   11,  fig.   6—8. 

Die  stark  biplicat  gefaltete  Terebratel  findet  sich  mit  Ter. 
sphaeroidalis  im  Unteroolitb  von  Burton  (Dorsetshire) ,  Dundry 
(Somersetshire)  und  Stroud  (Gloucestershire) ;  in  Frankreich  kommt 
sie  zu  Bayeux  (Calvados)  und  Niort  (Deux  Sevres)  vor.  In 
Süddeutschland  erhielt  ich  sie  aus  den  unteren  Schichten  des 
Amm.  Parkinsoni  von  Bopfingen  (Württemberg). 

224.  Terebratllla  globata,   Sow.  1823.  tab.  436,  fig.  i. 

Dav.  Mon.  tab.  13,  fig.  2—7;  App.  tab.  A.  fig.  18. 

Hat  ihr  Lager  ausschliesslich  in  der  Zone  des  Amm.  Par- 
kinsoni und  kommt  in  den  Umgebungen  von  Cheltenham  (Glou- 
cestershire),  Bridport  (Dorsetshire)  u.  s.  w.  vor.  Auch  in  den 
schwäbischen  Parkinsonischichten  erhielt  ich  sie  häufig  vom  Stui- 
fenberg  und  vom  Nipf  bei  Bopfingen. 

225.  Terebratllla  Eiidesi,  n.  sp. 

Wurde  lange  Zeit  mit  Ter.  globata  verwechselt,  da  letztere 
in  Beziehung  auf  ihre  äussere  Form  sehr  variirt  und  anschei- 
nende üebergänge  zu  Ter.  Eudesi  bildet.  Selbst  Davidson  gibt 
die  Figur  eines  Individuums,  welches  zu  Ter.  Eudesi  zu  gehören 
scheint,  wenigstens  stimmen  meine  Exemplare  mit  seiner  Fig.  4, 
tab.  13,  beinahe  vollständig  überein.  Sie  unterscheiden  sich  von 
Ter.  globata  durch  ihre  Kürze  und  ihre  aufgeblähtere  Schale. 
Ihr  Lager  ist  an  der  Basis  des  ünterooliths,  während  Ter.  globata 
immer  nur  in  den  obersten  Schichten  gefunden  wird,  was  in  Ver- 
bindung mit  der  constant  verschiedenen  Form  hinlänglichen  Grund 
gibt,  beide  von  einander  abzutrennen.  Ein  einziges,  wahrschein- 
lich dazu  gehöriges  Exemplar,  erhielt  ich  aus  den  Eisenerzen 
von  la  Verpilliere,  häufiger  kommt  sie  in  den  gelben  Oolithen 
von  Yeovil  (Somersetshire)  vor.  Schon  lange  her  sind  dagegön 
die  Exemplare  aus  den  grauen  Kalkmergeln  (der  Basis  des  Unter- 
oohths)    aus   den   Umgebungen    von    Caen   (Calvados)    bekannt. 


-     549     -- 

Sie  wird  daselbst  gewöhnlicli  Ter.  Kleini  genannt.  Nachdem 
jedoch  Dav.  Ann.  u.  Mag.  1850.  pag.  440,  tab.  13,  fig.  33 
gezeigt  hat,  dass  Lamark's  Ter.  Kleini  weder  hierher,  noch  zu 
der  vorigen  Species  gehören  kann,  war  ich  genöthigt,  die  vor- 
liegende Art  neu  zu  benennen. 

226.  Terebratula  sphaeroidalis,  Sow.  1823.  t. 435,  f. 3. 
(Ter.  bullata,  Sow.  tab.  435,  fig.  4?) 

(non  Ter.  bullata,  Ziet.   1830.) 

Ter.  sphaeroidalis,  Dav.  Mon.  tab.  11,  fig.  9 — 19. 
Ter.  sphaeroidalis  darf  mit  der  in  Schwaben  sehr  häufig 
vorkommenden  Zieten'schen  Ter.  bullata  nicht  verwechselt  wer- 
den, sie  lässt  sich  aber  dennoch  mit  Bestimmtheit  in  Süddeutsch- 
land nachweisen.  Obschon  sie  sich  hier  nicht  in  derselben  Häu- 
figkeit, wie  im  Unteroolith  von  Bayeux  (Calvados),  Burton  (Dor- 
setshire)  und  Dundry  (Somersetshire)  findet,  so  hat  ihr  Vor- 
kommen doch  insofern  Bedeutung,  als  sich  die  Zone,  in  welcher 
sie  liegt,  leicht  und  ziemlich  genau  feststellen  lässt.  Ich  erhielt 
alle  meine  Exemplare  aus  der  obersten  Region  des  Unterooliths. 
Am  Nipf  bei  Bopfingen  und  am  Stuifen  kommt  sie  in  den  ooli- 
thischen  Lagen  vor,  welche  die  obere  Zone  des  Amm.  Parkinsoni 
bilden. 

227.  Terebrahila  fimbria,  Sow.  1822.  tab.  326. 

„  „Dav.  Mon.  tab.  12,  fig.6— 12. 

Die  Muschel  ist  in  der  Jugend  glatt,  bekommt  aber  im 
Alter  gegen  den  Rand  hin  unregelmässige  Falten  und  Runzeln; 
sie  wird  über  zollgross,  und  zeichnet  sich  durch  ihre  Häufigkeit 
im  englischen  Unteroolith  (Leckhamptonhill  in  Gloucestershire) 
aus,  so  dass  man  die  Schichte,  in  welcher  sie  liegt,  Fimbria-Marl 
genannt  hat,  siehe  §.  52.  Terebratula  fimbria  ist  wenig  ver- 
breitet, in  Süddeutschland  wurde  sie  noch  nicht  nachgewiesen, 
denn  Terebr.  fimbria,  Quenst.  Handb.  tab.  36,  fig.  14  gehört  zu 
der  Uasischen  Rhynch.  furcillata  v.  Buch.  Ter.  fimbria  besitzt 
ein  kurzes  Knochengerüste,  ähnlich  dem  der  übrigen  bipHcaten 
Terebrateln.  Davidson  hat  die  deutliche  Abbildung  eines 
solchen  gegeben. 


—     550     — 
228.  Terebratula  plicata,  Buckm.  1845,  Murch.  Geol. 

of  Chelt    tab.   7  fig.  6. 
,    Terebratula  plicata,  Dav.  Mon.  tab.   12,  fig.   1 — 5. 
Ter.  subplicatella,  d'Orb.  Prodr.  10.   4  55, 

Wurde  bis  jetzt  nur  von  wenigen  Localitäten  nachgewiesen ; 
in  England  findet  sie  sich  mit  der  vorigen  Species,  in  Frank- 
reich soll  sie  nach  d'Orb igny  im  Unteroolith  von  Tournus 
(Saone  et  Loire")  vorkommen.  Lamark's  Ter.  plicata  ist  eine 
Rhynchonella ,  welche  der  Zieten'schen  Rhynch.  quinqueplicata 
nahe  steht,  d'Orb igny's  Veränderung  der  Buckmann'schen  Be- 
zeichnung hatte  somit  keinen  zu  rechtfertigenden  Grund. 

229  —  237.  Exemplare  der  folgenden  Species  wurden  mir  von 
H.  Moore  aus  Bath  mitgetheilt,  der  sie  zuerst  im  Unteroolith  von  Duudry 
auffand.  Dieselben  sind  zwar  noch  von  keiner  andern  Gegend  bekannt,  doch 
führe  ich  sie  an,  da  das  lokale  Vorkommen  der  drei  Genera  in  den  Schichten 
des  Unterooliths  immerhin  Interesse  verdient.  Die  genaueren  Angaben  siehe: 
Charles  Moore,  1854,  on  new.  Brachiopoda  from  the  infer,  Ool.  of  Dundry. 
Proceedings  of  the  Somersetshire  archeological  and  natural  bist.  Society. 

Zellania  Davidsonl,  Moore,  tab.  i,  flg.  1-3. 

Wurde  von  H.  Ch.  Moore  zuerst  in   einer'  sandigen  Schicht   des  Unter- 
ooliths von  Dundry  aufgefunden.     Die   genauere  Zone  ist  nicht  bekannt 

Zellania  Laboucherl,  Moore,  tab.  1,  flg.  4-5. 

Mit  der  vorigen  Art.  v 

Thecldlmn  granulosum,  Moore,  tab.  2,  flg.  1-6. 

Mit  der  vorigen  Art. 

Thecidium  duplicatum,  Moore,  tab.  2,  flg,  7—12. 

Mit  der  vorigen  Art. 
Thecidium  Septatum,  Moore,  tab.  2,  fig.  13-16. 
Mit  der  vorigen  Art. 

Thecidium  serratum.  Moore,  tab.  3,  flg.  1—6. 

Mit  der  vorigen  Art. 

Thecidium  Forbesi,  Moore,  tab.  3,  flg.  8— 10. 

Mit  der  vorigen  Art. 

Thecidium  trianguläre,  dOrb.  1850.  Prodr.  11.  361. 

Siehe  §.  32,  Nr.  88. 
Spirlfer  OOlithlca,  Moore,  tab.  3,  flg.  13-14. 

Ist  bis  jetzt  der  erste  Spirifer,  welcher  im  Unteroolith  gefunden  wurde. 
H.  Moore  erhielt  ihn  mit  den  obigen  Arten. 


—    551     -» 
238.   Rhynchonella  cynocephala,  Rieh. 

Rhynch.  cynocephala,  Dav.  Mon.  tab.  14,  fig.lO — 12. 
Rhynch.  Fidia,  d'Orb.  Prodr.   9.   267. 

Rhynch.  cynocephala  ist  für  die  Begrenzung  gewisser  Schich- 
ten von  grosser  Bedeutung,  indem  sie  in  verschiedenen  Gegen- 
den eine  Breccie  bildet,  welche  genau  zwischen  der  Zone  des 
Amm.  jurensis  und  der  des  Amm.  torulosus  ihren  Platz  hat, 
und  somit  an  der  Grenze  zwischen  oberem  Lias  und  Unteroolith, 
oder  allgemeiner  zwischen  Lias  und  mittlerem  Jura  liegt.  Eine 
der  belohnendsten  Stellen  findet  man  unweit  Frocester  (Glou- 
cestershire) ,  siehe  das  Profil  Nr.  25.  Der  obere  Lias  ist  da- 
selbst deutlich  entwickelt,  unmittelbar  darüber  beginnt  der  untere 
Oolith  mit  Amm.  opalinus,  Gervillia  lata  u.  s.  w.  Dazwischen 
liegt  Rhynchonella  cynocephala  zahlreich,  jedoch  in  der  Art, 
dass  sie  sich  manchmal  gegen  oben  mit  den  Fossilen  der  Toru- 
losusschichten  vermengt.  Aehnliche  Verhältnisse  traf  ich  an  der 
Küstenwand  von  Burton  bei  Bridport  (Dorsetshire).  Rhynchon. 
cynocephala  liegt  daselbst  ziemlich  häufig  in  der  untersten  Bank 
des  dortigen  Unterooliths,  mit  Amm.  opalinus  und  torulosus  zu- 
sammen. Von  Seavington  (Somersetshire)  erhielt  ich  die  Species 
durch  H.  Charles  Moore,  mit  der  ausdrücklichen  Bemerkung, 
dass  sie  an  der  Basis  des  dortigen  Unterooliths  vorkomme. 
Auch  in  Yorkshire  findet  sie  sich  zahlreich,  und  nimmt  daselbst 
eine  ähnliche  Position  ein;  die  Exemplare,  welche  ich  im  Whitby 
Museum  sah,  waren  zwar  bloss  Steinkerne,  zeigten  aber  deutlich 
die  üebereinstimmung  mit  der  ächten  Rhynch.  cynocephala.  Aus 
Frankreich  hat  sie  d'Orbigny  als  Rhynch.  Fidia  von  mehreren 
Localitäten  angeführt.  Er  stellt  sie  in  den  obern  Lias,  w^as 
jedoch  insofern  keinen  Widerspruch  mit  dem  Obengesagten  ver- 
ursacht, als  auch  die  Schichten  des  Amm.  opalinus  und  der 
Trig.  navis  mancher  Gegenden  von  d'Orbigny  in  den  obern 
Lias  gestellt  wurden.  Von  Herrn  Sämann  erhielt  ich  die 
Rhynch.  cynocephala  aus  der  Unterregion  des  Unterooliths  von 
Milhau  (Aveyron),  sowie  von  Thouars  (Deux-Sevres).  Merk- 
würdiger Weise    wurde   die   Species    im   südwestlichen  Deutsch- 


-     552    - 

land,  sowie  im  Elsass  noch  nicht  gefunden,  während  doch   ihre 
Zone  an  vielen  Punkten    mit  grosser  Deutlichkeit  entwickelt  ist, 

239.  Rhynchonella  ringens,  Herault.  v.  Buch.  sp.  Berl. 

Ak.   1833.  tab.   2,  fig.  31. 
Rhynch.  ringens,  Dav.  Mon.  tab.   14,  fig.   13 — 16. 
Wurde  bis  jetzt  nur  an  -wenigen  Punkten  in  England,  sowie 
zu  Moutiers  (Calvados)  gefunden.     Ihre  genauere  Zone  ist  jedoch 
noch  nicht  ermittelt,    doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich,    dass   sie 
ganz  an  der  Basis  der  Etage  vorkommt. 

240.  Rhynchonella  Wrighli,  Dav.  Mon.  tab.  14,  fig.  i. 

Unteroolith    von  Leckhamptonhill    (Gloucestershire) ;    dessgl. 
von  Frankreich  vom  Dep.  der  Sarthe.     Bis  jetzt  noch  selten. 

241.  Rhynchonella  spinosa,  Dav.  Mon.  1. 15,  f.  15— 20. 

Terebratula  spinosa,  Schlot h.   1813,  Taschenb.  p.  73. 
?  Terebratula senticosa,  Schloth.  1820,  Petref.pag.  268. 
V.  Buch,  Terebr.  pag.   70. 
Terebratula  spinosa,    Philh   1822,  tab.  9,  fig.   18. 

„  „  Ziet.  1830,  tab.  44,  fig.   1. 

Hemithiris  spinosa  d'Orb.  Prodr.  10.  4  47. 
Geht  von  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  bis  in  die 
obersten  Lagen  des  Grossooliths.  Auch  ist  ihre  geographische 
Verbreitung  sehr  gross  und  man  wird  selten  eine  Localität  des 
französischen,  englischen  und  deutschen  Unterooliths  und  Gross- 
ooliths finden,  an  welcher  sie  nicht  vorkommt.  Ihre  Abtrennung 
von  Rhynchonella  senticosa  ist  noch  nicht  vollständig  gesichert, 
denn  die  von  Leop.  v.  Buch  für  Rhynch.  senticosa  angegebene 
Zieten'sche  fig.   1,  tab.  44  gehört  zu  der  ächten  Rh.  spinosa. 

242.  Rhynchonella  acuticosta. 

Terebratula  acuticosta,  Hehl.  Ziet.  1832.  tab.  43,  fig.  2. 

„  Theodori,  Schloth.   1833,  Verz.  63. 

„  „  V.  Buch.    Ter.   1833.    pag.   74. 

Nach  Bronn's  Index,  pal.  pag.   1228. 

Gehört  in  die    untersten   Lagen   der   Zone   des  Amm.  Par- 

kinsoni,  und  findet  sich  an  der  schwäbischen  AJp,    am   Hohen- 


—     551     >- 

zollern,    am   Stuifen,   und   am   Nipf   bei   Bopfingen,     In  andern 
Gegenden  wurde  sie   noch  nicht  mit  Bestimmtheit  nachgewiesen. 

243.  RhynchonelJa  angulata,  d'Orb.  Prodr.  lo.  446. 

Terebr.  angulata,  Sow.   1825,  tab.  502,  lig.  4. 
Rhynch.  angulata,  Dav.  Mon.  tab.   17.  fig.   13. 

Die  im  Unteroolith  der  Umgebungen  von  Cheltenham,  be- 
sonders aber  zu  Stroud  (Gloucestershire)  zahlreich  vorkommende 
Rhynchonella,  welche  mir  Prof.  Morris  als  die  ächte  Sowerby- 
sche  Rhynch.  angulata  bestimmte,  gehört  wahrscheinlich  in  die 
untern  Parkinsonischichten.  Meine  englischen  Exemplare  sam- 
melte ich  in  dem  Abraum  eines  Steinbruchs ,  Amm.  Parkinsoni 
kam  daselbst  zwar  vor,  die  Zone,  aus  welcher  Rhyonchonella 
angulata  stammte,  konnte  ich  aber  bei  dem  flüchtigen  Besuche 
nicht  mit  Sicherheit  ermitteln.  Dagegen  erhielt  ich  an  der 
schwäbischen  Alp  aus  den  untern  Parkinsonischichten  vom  Stui- 
fen und  Rechberg,  sowie  vom  Nipf  bei  Bopfingen,  mit  der  vorigen 
Species  eine  Rhynchonella  ziemlich  zahlreich,  welche  mit  der 
englischen  Rhynch.  angulata  übereinstimmt.  Einzelne  Exemplare 
besitzen  eine  breite  Form  und  nähern  sich  dann  der  Rhynch. 
acuticosta,  besonders  findet  diess  auch  bei  den  englischen  statt, 
doch  scheint  ein  völliger  Uebergang  zu  letzterer  Species  nicht 
vorzukommen. 

244.  Rhyuchouella  subtetraedra,  Dav.  Mon.  tab.   16. 

fig.  9  —  12. 
Rhynch.  helvetica,  d'Orb.  Prodr.   10.  4  45. 
Ter.  helvetica,  Schloth.  1813,  Taschenb.  tab.  1,  fig. 3. 
„  „  Ziet.  pag.  56  (pars). 

Die  Abbildung  von  Zieten's  Ter.  helvetica  wurde  von  einer 
Varietät  der  Rhynchonella  lacunosa  des  weissen  Jura  genommen, 
nur  im  Texte  erwähnt  Zieten,  dass  dieselbe  Species  auch 
im  Unteroolith  von  Gammelshausen  vorkomme.  Die  oolithische 
Species,  auf  welche  d'Orb igny  den  S chloth ei m'schen  Namen 
übertragen  hat,  gehört  vielleicht  zu  Davidson's  Rhynch.  subte- 
traedra, doch  sind  Exemplare,  welche  die  Form  der  Zieten'schen 
Terebr.    helvetica   besitzen,    im  Unteroolith  Schwabens   überaus 

Württemb.  natunv.  Jahreshefte.  November  1856,  Ss  Heft.  36 


-     552     — 

selten,  auf  keinen  Fall  lässt  sich  Terebr.  helvetica  Zieten  mit 
Bestimmtheit  mit  Rhynch.  subtetraedra  vereinigen.  Ich  stelle 
den  Davidson'schen  Namen  voran,  weil  die  Zieten'sche  Terebr. 
helvetica  in  erster  Linie  auf  die  Species  des  weissen  Jura  zu 
beziehen  ist,  die  oolithische  Species  dagegen  für  Schwaben  kei- 
neswegs mit  Sicherheit  nachgewiesen  war.  In  England  erhielt 
ich  Rhynch.  subtetraedra  in  der  Mittelregion  des  Unterooliths 
von  Cheltenham  (Gloucestershire). 

245.  RhynchonelJa  Sliiifensis,  n.  sp. 

Wird  gewöhnUch  zu  Rhynchonella  quadriplicata  Ziet.  ge- 
stellt, und  findet  sich  unter  dieser  Bezeichnung  in  den  meisten 
Sammlungen.  Ich  überzeugte  mich  jedoch  von  der  Unrichtig- 
keit dieser  Annahme,  da  ich  Gelegenheit  hatte,  das  Zieten'sche 
Originalexemplar  zu  besichtigen,  welches  im  Besitze  von  H. 
Professor  Kurr  ist. 

Das  Hauptlager  der  Rhynch.  Stuifensis  bilden  die  braunen 
Oolithe,  welche  in  der  Zone  des  A.  Parkinsoni  an  vielen  Punkten 
der  schwäbischen  Alp  auftreten,  wie  z.  B.  am  Nipf  bei  Bopfingen, 
am  Stuifen,  am  Hohenzollern  u.  s.  w. 

246.  Rhyiidiouellaplicaleila,  d'Orb.  i850,Prodr.  10.437. 

Terebr.  plicatella,  Sow.   1825.  tab.  503,  fig.   1. 

Rhynch.  plicatella  Dav.  Mon.  tab.   16.  fig.  7,  8. 
Prachtvolle  Species  aus  demUnteroolith  von  England  (Dundry, 
Burton-Bradstock   u.  s.  w.)   sowie    zu    Bayeux  (Calvados).      An 
der  schwäbischen  Alp   konnte  ich  sie  noch  nicht  mit  Bestimmt- 
heit nachweisen. 

247.  Discina  reflexa,  Dav.  Mon.  App.  pag.  14. 
Orbicula  reflexa,  Sow.   1826.  tab.   506.  fig.  1. 

Sowerby  gibt  keine  Localität  für  die  von  ihm  abgebilde- 
ten Exemplare  an,  auf  welche  ich  mich  hier  beziehe,  da  im 
Text  (6.  Bd.  pag.  4  und  5)  zwei  verschiedene  Arten  unter  dem- 
selben Namen  beschrieben  werden.  Seine  Figuren  stimmen  mit 
der  im  Unteroolith  von  Blue-wick  (Yorkshire)  nicht  seltenen 
Discina  überein,  welche  daselbst  in  Gcoden  gebacken  vorkommt, 


—     553     — 

und  wahrscheinlich  in  die  Zone  des  Amm.  Murchisonae  gehört. 
In  den  thonigen  Schichten  von  Gundershofen  (Bas  Rhin)  findet 
sich  gleichfalls  eine  Discina,  doch  ist  nicht  ausgemacht,  ob  sie 
damit  zu  vereinigen  sei. 

248.  Liugula  Beani,  Phill.  1829,  tab.  ii,  fig.  24. 

Lingula  Beani  (-ii  Phill.)  findet  sich  im  Unteroolith  von 
Bluewick  (Yorkshire)  und  wurde  dorther  zuerst  von  Phillips  be- 
schrieben. Ich  erhielt  sie  zahlreich  mit  der  vorigen  Species  in 
braunen  Geoden  steckend.  In  derselben  Zone  kommt  die  Muschel 
zu  Gundershofen  im  Elsass  vor,  und  bildet  hier  eine  ähnliche 
Lumachelle  (Muschelbreccie)  wie  in  Yorkshire.  In  den  Thon- 
eisensteinen  von  Aalen  ist  sie  zwar  seltener,  doch  stimmen  die 
grossen  Individuen,  welche  in  den  dortigen  Thoneisensteinen  mit 
Amm.  Murchisonae  gefunden  werden,  mit  den  typischen  Exem- 
plaren von  der  Yorkshireküste  überein. 


Die  Echinodermen  des  ünterooliths  sind  in  verschiedenen  Gegenden 
auf  selir  verscliiedene  "Weise  vertlieilt.  Wälirend  in  manclien  Provinzen  bis 
jetzt  kaum  einige  Species  naciigewiesen  wurden ,  sind  an  andern  Orten  ein- 
zelne Schiciiten  von  zalilreichen  Arten  angefüllt.  Das  Vorkommen  richtet 
sich  nach  der  jeweiligen  Facies,  ihre  Häufigkeit  scheint  sogar  einigermassen 
mit  der  mineralogischen  Beschaffenheit  der  Schichten  zusammenzuhängen. 
In  den  hellgefärbten  oolithischen  und  sandigen  Bildungen  von  Dorset-,  Somer- 
set- und  Gloucestershire,  sowie  in  Frankreich  in  den  Dep.  der  Sarthe  und 
Calvados  finden  sich  zahlreiche  Arten  und  Gattungen,  während  in  den  dunkeln 
Kalken  und  Thonen  des  schwäbischen  ünterooliths,  des  Cave  Ooliths  von 
Yorkshire  u.  s.  w.  bis  jetzt  nur  wenige  Species  nachgewiesen  wurden.  Im 
Allgemeinen  ist  die  Anzahl  derjenigen  Echinodermenarten  noch  sehr  gering, 
welche  so  weit  erforscht  und  verfolgt  wurden,  dass  jetzt  schon  Nutzen  aus 
ihrem  Vorkommen  für  die  Feststellung  der  paläontologischen  Verhältnisse 
der  einzelnen  Zonen  gezogen  werden  könnte.  Es  ist  bei  vielen  Arten,  be- 
sonders den  englischen  noch  nicht  einmal  erwiesen,  ob  sie  dem  dortigen 
Unteroolith  allein ,  dem  Grossoolith,  oder  beiden  gemeinsam  angehören.  Ich 
unterlasse  desshalb  die  Aufzählung  der  zahlreichen  Arten,  von  denen  manche 
bis  jetzt  erst  von  wenigen  Punkten  bekannt,  von  den  meisten  aber  noch 
keine  Angaben  über  ihre  verticale  Verbreitung  vorhanden  sind,  und  beschränke 
mich  auf  das  Folgende: 


-     554    - 

249.  Cidaris  Anglosiievica. 

Cidarites  maximus,  Phill.   1835,  tab.  9,  fig.  5.  (non 
Müll  St.  non  Goldf.) 

Der  grosse  Cidarit  des  Unterooliths  wird  häufig  mit  Cidarites 
maximus,  Münst.  Goldf.  tab.  39,  fig.  1  vereinigt  und  wurde  auch 
von  Phillips  unter  diesem  Namen  angeführt.  Die  Stacheln 
des  Phillips'schen  Cidariten  stimmen  mit  denen  der  Species  des 
schwäbischen  Unterooliths  überein ,  während  letztere  Art  sich  ihrer 
äussern  Form  nach  von  Cidarites  maximus  Münst.  abtrennen  lässt. 
Die  Warzen  sind  bei  der  Münster'schen  Species  etwas  schwächer, 
die  von  ihnen  bedeckten  Flächen  breiter,  die  Ränder  derselben 
etwas  niederer  als  bei  der  Species  des  Unterooliths;  zudem  ge- 
hört Cid.  maximus  Münst.  Goldf.  einer  ganz  andern  Formations- 
abtheilung an  (oberer  Jura  Bayerns),  als  der  in  Süddeutschland 
und  England  vorkommende  Cidarit,  welcher  in  der  Zone  des 
Amm.  Humphriesianus  an  vielen  Punkten  der  schwäbischen  Alp, 
wie  zu  Altenstadt,  Gammelshausen ,  Neuffen ,  Oeschingen ,  Für- 
stenberg u.  s.  w.  vorkommt,  und  damit  übereinstimmend  in  den 
Schichten  gleichen  Alters  bei  Scarborough  (Yorkshire)  gefun- 
den wird. 

250.  Crenaster  prisca,  d'Orb.  1850,  Prodr.  8  24i. 
Asterias  prisca,  Goldf.   1831,  tab.   64,  fig.   1. 

Die  von  Goldfuss  beschriebene  Art  gehört  in  die  Zone 
des  Amm.  Murchisonae  und  findet  sich  sowohl  in  den  Eisenerzen 
dieser  Region  zu  Aalen  und  Wasseralfingen ,  als  in  den  gelben 
Sauden  derselben  Zone  am  Ramsberg  bei  Donzdorf ,  zu  Gammels- 
hausen bei  BoU  u.  s.  w. 

251.  Creuaster  Mandelslohi. 

Coelaster  Mandelslohi,  d'Orb.  Prodr,   10.   518. 
Asterias  Mandelslohi,  Münst.  Beitr.  I.  tab.   11  fig  1. 

In  Schwaben  mit  der  vorigen  Art.  Für  Frankreich  gibt 
d'Orbigny  die  Species  von  verschiedenen  Localitäten  an: 
Conlie  (Sarthe),  Port  enBessin  (Calvados)  und  Niort  (Deux  Sevres). 


—    555    — 

Da  die  Unterschiede  zwischen  Asterias  prisca  und  Asterias  Man- 
delslohi  noch  nicht  mit  Sicherheit  erwiesen  sind ,  bisweilen  sogar 
in  Abrede  -gezogen  werden ,  so  sehe  ich  keinen  Grund  ein ,  die 
beiden  Species  bei  verschiedenen  Gattungen  unterzubringen,  son- 
dern stelle  sie  zu  dem  von  d'Orbigny  bei  der  vorigen  Art  ein- 
geführten Genus. 

252.  Pentacrinus  Württembergiciis,  n.  sp. 
An  der  Basis  der  Schichten  der  Trigonia  navis  liegt  in  der 
Boller  Gegend  die  reichgefüllte  Breccie  eines  basaltiformen  Pen- 
tacriniten,  welcher  bis  jetzt  noch  nicht  beschrieben  wurde.  Die 
Säulenglieder  erreichen  nicht  viel  über  die  halbe  Dicke  der  Säule 
des  Pentacrinus  basaltiformis ,  ihre  Aussenseite  ist  einfach ,  bei- 
nahe glatt  und  regelmässig  fünfkantig,  ihre  fünf  Flächen  sind 
eben  und  in  der  Mitte  gar  nicht  oder  nur  schwach  einwärts  ge- 
knickt. Die  Hülfsarme  der  Säule  sind  rund,  lang  und  sehr  fein. 
Von  der  Krone  fand  ich  bis  jetzt  nur  wenige  vereinzelte  Glieder, 
da  die  Trümmer  der  Säule  meine  Exemplare  bedecken.  Die 
Bank,  welche  Pent.  Württembergicus  füllt,  ist  innen  braun  ge- 
färbt und  ganz  von  den  späthigen  Gliedern  durchsetzt;  an  der 
Aussenseite  nimmt  sie  die  Farbe  des  dunklen,  sie  umlagernden 
Thones  an.  Von  Amm.  opalinus  sind  die  weiss  erhaltenen  Scha- 
len zahlreich  mit  eingebacken.  Bis  jetzt  kennt  man  die  Species 
nur  von  Gammelshausen  bei  Boll,  doch  wird  sie  sich  ohne  Zwei- 
fel auch  an  andern  Punkten  der  schwäbischen  Alp  vorfinden. 

253 — 256.  Pentacrinus  Stuifensis,  n.  sp. 

Prof.  Quenstedt  unterscheidet  3  verschiedene  Arten  von 
Pentacrinus,  welche  an  der  schwäbischen  Alp  in  der  Zone  des 
Ammonites  Humphriesianus  vorkommen.  Da  sie  für  ihr  Lager 
leitend  zu  sein  scheinen,  so  führe  ich  sie  hier  besonders  an, 
indem  ich  die  von  H.  Prof.  Quenstedt,  Handbuch  tab.  52, 
flg.  15  abgebildete  Species  Pentacrinus  Stuifensis,  seinen  Penta- 
crinus astralis  gigantei,  Handb.  tab.  52,  fig.  14  dagegen  Pent. 
Geisingensis  nenne.  Die  dritte  und  häufigste  Species  ist  Penta- 
erinites  cristagalli,  Quenst.  Handb.  tab.  52,  fig.  4,  dessen  Vor- 


-    556     - 

kommen  sich  aber  auf  die  Austernbänke  beschränkt,  welche  an 
der  Basis  der  Zone  des  Amm.  Humphriesianus  an  der  schwäbi- 
schen Alp  an  vielen  Punkten  bloss  liegen. 

Beinahe  in  jeglicher  Gegend  besitzt  der  ünteroolith  ein  oder  mehrere 
Lager  mit  Corallen,  doch  ist  das  Auftreten  derselben  in  den  Bildungen  des 
untern  und  mittlem  Jura  verhältnissmässig  sehr  wenig  in  die  Augen  fal- 
lend. Ihr  Vorkommen  ist  nicht  an  eine  und  dieselbe  Schichte  gebunden, 
sondern  es  lassen  sich  bei  der  Untersuchung  verschiedener  Gegenden  für 
jede  Zone  Repräsentanten  von  einzelnen  Arten  auffinden.  Grössere  Coral- 
lenstöcke  sind  dagegen  schon  Seltenheiten.  Die  Aufzählung  einzelner  Spe- 
cies  vräre  hier  von  keinem  Werthe,  da  ich  bis  jetzt  nur  wenige  Arten 
kenne,  welche  ein  bestimmtes  Lager  in  entfernt  liegenden  Bildungen  ein- 
nehmen. Aus  den  gleichen  Gründen  habe  ich  seither  die  Bryozoen  über- 
gangen. 

(Schluss  folgt  im  XIII.  Jahrgange.) 


Berichtigung^. 

Die  Manis,  von  welcher  pag.  96  der  Apparat  zur  Bewegung  der  Zunge 
beschrieben  wurde,  ist  nicht  Manis  macroura  Desm.  (crassicaudata  Griif.), 
sondern  ManlS  longicaudata  Shaw  (M.  africana  Desm.,  M.  macroura 
Erxl.)  aus  Westafrika. 

Dr.  V.  Klein. 


Harvard   MCZ   Librar 


3  2044  066  304  858 


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