3?«
OF
COMPAUATIYE ZOÜLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
JFountieti i)g pvfbate suüscrfptfon, in 1861.
DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY.
No. //^.
JAHRESHEFTE
des
Yereins für vaterläudische Naturkunde
r '"^
WÜRTTEMBERG.
Herausgegeben von dessen Redactionscommission ,
Prof. Dr. H. v. llCoItl in Tübingen; Prof. Dr. Tli. Plieningrer,
Prof. Dr. Felilin^, Dr. IVolfg^ang- IVIenzel,
Prof. Dr. Ferd. Rrauss, in Stuttgart.
ZWÖLFTER JAHRGANG.
(Mit zwei Stein tafeln.)
-~^.~m*t>i^e*^~.m~-
STUTTGART.
Verlag von Ebner <fc Seubert.
1856.
Ausgegeben im November 1856.
Gedruckt bei K. F. Hering ic Comp.
Inhalt.
Seite
I. Angelegenheiten des Vereins.
Bericht über die zehnte Generalversammlung am 29. Juni 1855
zu Stuttgart. Von Prof. Dr. 0. Köstlin 1
Eröffnungsrede des ersten Vorstandes Prof. Dr. v. Rapp . . 2
Rechenschaftsbericht. Von Prof. Dr. Krauss . . .. . 3
Rechnungsablegung. Von Apotheker Weismann . . . . 13
Wahl der Beamten und des Versammlungsortes für 1855 . 16
Abänderung der §§. 11 und 13 der Statuten 17
Nekrolog auf Bergrath Faber du Faur. Von Bergrath
V. Schübler 18
n. Aufsätze und Vorträge.
1) Zoologie und Anatomie,
üeber den Winterschlaf. Von Prof. Dr. v. Rapp ... . 23
Ueber einige, für die Laudwirthschaft schädliche Insekten. Von
Prof. Dr. Krauss 52
Beitrag zur Fauna Württembergs. Von Baron Richard König-
Warthausen 72
üeber den Eizahn der Ringelnatter. Von Dr. D. F. Weinland
(Mit Tafel I.) 90
Apparat zur Bewegung der Zunge bei Manis longicaudata Shaw,
(M. macroura Erxl.). Von Dr. v. Klein . , . . . 96, 556
Die Hausratte in Stuttgart. Von Prof. Dr. Krauss . . . . 117
2) Botanik.
Herbarium Hieronymus Härders. Von Prof. Dr. Veesen-
meyer 55
Ueber das Verhältniss der parasitischen Gewächse zu der Nähr-
pflanze. Von Obermedicinalrath Dr. v. Jäger . . . . 63
Eine achtfach blühende Agave americana. Von Baron Richard
König-Warthausen 101
Seile
3) Mineralogie und Geognosie.
Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen
Deutschlands. Von Dr. Albert Oppel 121
4) Petrefactenkunde.
Land- und Süsswasserconchylien der Tertiärformation Ober-
schwabens. Von Prof. Dr. v. Kurr 38
Ueber die Ablagerung von Petrefakten im Jura. Von Dr.
0. Fraas 43
Petrefakten. Von Finanzrath Es er 63
üeber einige Cephalopoden der Juraformation Württembergs. Von
Dr. Albert Oppel 104
üeber Pentacrinites colligatus. Von Prof. Quenstedt. (Mit
Tafel II.) 108
5) Chemie, Physik und Meteorologie.
Ueber die Bedeutung und Theorie des F o u c a u 1 1' sehen Ver-
suches. Von Oberreallehrer Blum 31
6) Vermischtes.
üeber die Beziehungen der Stromgebiete und Wasserscheiden
zu den Gebirgen. Von Oberbaurath v. Bühler ... 47
Vortrag über verschiedene Natuimerkwürdigkeiten. Von Prof.
Dr. Fleischer 59
Aeltestes Lumpenpapier. Von Prof. Volz 70
HI. Kleinere Mittheilungen.
Untersuchung fossiler Fischzähne von unbekannter Abstammung.
Mitgetheilt von den Prof. Dr. v. Fehling und v. Kurr . 118
Anmerkung zu einer Stelle in dem von Prof. Veesenmayer
vorgezeigten Herbarium von 1595 120
Berichtigung (zu Seite 96) 556
I« Aii^ele^eiilieiten des Tereiiiis».
Bericht über die zehnte Geiieralversanimhing am 29. Juni
1855 zu Stuttgart.
Von Prof. Dr. 0. Köstlin.
Die zahlreich besuchte Versaminking begann nach 9 Uhr
in den kleineren Sälen des oberen Museums. Im Eintrittszimmer
waren verschiedene naturhistorische CTCgenstände von allgemeine-
rem Interesse aufgestellt; in der Mitte ein Blatt der Victoria
regia von 7 Fuss Durchmesser, durch die Güte des Herrn
Direktor von Seyffer aus den königlichen Gärten zu Cannstatt
entnommen , an den Seiten Pelargonien und Fuchsien von den
hiesigen Handelsgärtnern Nestel, G. Pfitzer und Wagen-
blast, eine Nicotiana glauca mit 4 Sorten blühender Petunien
veredelt, von Handelsgärtner Gumpper; ferner, durch Herrn
G. V. Martens, die blüthen- und hülsentragenden Pflanzen
von Ervum Ervilia, aus den Samen gezogen, welche den Lin-
sen immer beigemischt und der Gesundheit gefährlich sind, ebenso,
durch Herrn Amtsarzt Dr. Stüztle in Buchau gesendet, die
Samen von Galeopsis tetrahit mit dem daraus gewonnenen Oele;
endlich viele Versteinerungen, darunter eine Sandsteinplatte mit
vielen Asterias, welche Herr Inspektor Schul er in Wasseral-
fingen*) dem Vereine geschenkt hat.
• Die Erläuterung, mit welcher Herr Schüler diese Sendung begleitete,
lautet folgendermassen :
Bei Hüttlingen (1 Stunde nordwestlich von Wasseralflugeu) liegt unmittelbar
über dem bunten rothen Keupermergel eine 6 — 10" dicke, feste Steinbank von
dunkler Farbe, mit eingebackenen linsen- bis haselnussgrossen Stückchen von
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1856. Is Heft. 1
— 2 —
Professor Dr. v. Kiirr als Geschäftsführer eröffnete die
Versammlung und übertrug das Amt ehies Vorsitzenden dem
ersten Vorstande, Prof. Dr. v. Rapp, welcher die Versammel-
ten in folgenden Worten begrüsste:
Hochansehnliche Versammlung!
Es sind jetzt zehn Jahre verflossen, seit unser Verein für
vaterländische Naturkunde durch die erste Generalversammlung
eröffnet wurde. Wir können mit Zufriedenheit die Leistungen
der Gesellschaft überblicken. Zehn Bände der naturwissenschaft-
lichen Jahreshefte sind erschienen. Sie enthalten schätzbare
Abhandlungen über verschiedene Zweige der Naturwissenschaften,
meist zunächst über vaterländische Naturgeschichte. Es sind
Arbeiten über Physik, Meteorologie, Chemie, Mineralogie, Geog-
nosie, Petrefaktenkunde , Botanik, Zoologie und vergleichende
Anatomie. Die Wissenschaft hat manche Bereicherung durch die
Forschungen unserer Mitglieder erhalten. Der, welcher solchen
Beschäftigungen sich widmet, gelangt, wenn auch nicht geschwind,
doch sicher zu Resultaten.
Die schon vor längerer Zeit von Seiner Majestät dem
Könige , dem gnädigsten Protektor unseres Vereins gegründete
Sammlung vaterländischer Naturprodukte wurde der Pflege des
Vereins anvertraut und befindet sich in erfreulichem Zunehmen.
Die Petrefakten und die von Herrn Plouquet ausgestopften
gelber, brauner oder schwarzer Farbe , welche das Bonebed zu repräsentiren
scheint. Darüber wechsellageru mehrere 2, 4 bis 6' mächtige Lagen von
bläulich-grauem, braun und roth geflecktem Thone mit feinkörnigen, gelben
Sandsteinplatteu und Bänken mehrfach. Nach Oben stellen sich in grösse-
ren Massen die Sandsteinbänke mit den gewöhnlichen Fucoidenbildungen,
Wülsten, Thalassites concinna etc. ein, die höher kalkig werden und in den
Gryphiten- (Arieten-) Kalk übergehen; darüber liegt eine 8 bis 12' mäch-
tige Thonlage.
Die ganze Mächtigkeit dieser Schichte , von den bunten Mergeln an
bis zu dieser Thonlage beträgt bei Hüttlingen ca. 50' {Lias a.). Nahe in der
mittlem Höhe (26 '/o' von oben) liegen einige Sandstein-Bänke von 1 — 2'/,' Dicke
mit dünnen Sandsteinplatteu. Auf diesen Platten finden sich die vorliegen-
den Asterien ; grössere Exemplare erreichen über 2" Durchmesser.
— 3 —
Säugethi&re und Vögel sind besonders selienswcrth ; übrigens sind
alle drei Naturreiche vertreten. Es wurde ferner vom Verein
eine naturwissenschaftliche Bibliothek angelegt, deren Benützung
den Mitgliedern des Vereins freisteht. Es wurde jährlich eine
Generalversammlung gehalten und der Ausschuss des Vereins ver-
anstaltet von Zeit zu Zeit hier an seinem Sitze öffentliche Vor-
träge über verschiedene Gegenstände aus dem Gebiete der Na-
turwissenschaften.
Der ökonomische Zustand der Gesellschaft ist wohl geordnet.
Wir können nach solchen Erfolgen mit Freudigkeit das
zweite Decennium unseres Vereins betreten ; aber einige schmerz-
liche Verluste haben wir durch den Tod einiger würdiger Mit-
glieder erlitten , es wurden ihrem Andenken in der Zeitschrift
des Vereins ehrende Denkmäler errichtet. Durch neue Mitglie-
der ergänzten sich die Kräfte unserer Gesellschaft.
Hierauf trug der Sekretär des Vereins, Prof. Dr. K r a u s s , den
Rechenscliaftsbericlit für das Jalir l^^Vss
vor. Er lautet:
Meine Herren!
Im Auftrage Ihres Ausschusses habe ich die Ehre, Ihnen
über die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre Bericht
zu erstatten.
Wenn auch die Beiträge zur Vermehrung der vaterländischen
Naturalien-Sammlung nicht in dem gewünschten Massstabe ein-
gegangen sind, so ist doch an dem Aufstellen und Ordnen des
vorhandenen Materials eifrig fortgearbeitet worden. Insbesondere
hat unser Conservator Lehrer Kolb, die in den letzten Jahren
gesammelten Insekten, welche er noch durch ein namhaftes Ge-
schenk der Sammlung noch fehlender Arten vermehrt hat, auf-
gestellt; ferner sind die Vogeleier, deren Bestimmungen Baron
Richard v. Kö ni g- Warthausen zu berichtigen die Güte
hatte , geordnet und die neuerhaltenen württ. Mineralien und
Petrefakten eingereiht worden. Unter den Geschenken sind die
für die Kultur forstwirthschaftlicher Bäume sehr instructiven Höl-
zer, welche die XII. Versammlung der süddeutschen Forstwirthe
1 *
dem Vereine gestiftet hat, hervorzuheben und unter den ange-
kauften Naturalien ein ausgezeichnet schönes Exemplar von
Ichthyos. tenuirostris aus der Umgegend von Boll zu erwähnen.
Von unseren Jahresheften sind die beiden ersten Hefte des
XI. Jahrgangs ausgegeben. Die noch rückständigen meteorolo-
gischen Berichte von 1851 und 1852 werden nach den Anord-
nungen von Prof. Dr. Plieninger in dem noch fehlenden
dritten Hefte des VIT. und die von 1853 und 1854 in dem
des X. Jahrgangs erscheinen, während der von Prof. Plienin-
ger bearbeitete Keuper-Saurier in dem ebenfalls noch rückstän-
digen dritten Hefte des VIII. Jahrganges demnächst seine Stelle
finden soll.
Die Vorträge für die Vereinsmitglieder wurden auch diesen
Winter fortgesetzt.
Prof. Rossmässler aus Leipzig sprach über die natur-
wissenschaftlichen Verhältnisse Spaniens.
Prof. Dr. Köstlin über die Witterungs- und Gesundheits-
verhältnisse Stuttgarts während der letzten 5 Jahre.
Prof. Dr. V. Kurr über den Mineralreichthum und die
Metallgewinnung im sächsischen Erzgebirge und
Prof. Dr. Müller über die Kometen.
Der Schriftenaustausch hat sich durch die Verbindungen
mit der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde
in Hanau, der Societe des Sciences naturelles de Iseuchatel, der
Academie des Sciences^ arts et helles-lettres de Dijon, der Societe
des Sciences naturelles de Luxemhourg und mit dem Lyceum of
natural history at New- York vermehrt. Ausserdem hat die
Bibliothek durch die älteren Tauschverbindungen und durch Ge-
schenke sehr werthvolle Beiträge erhalten.
Zu correspondirenden Mitgliedern wurden Dr. A. Kenngott,
Kustosadjunkt am k. k. Hofmineralien-Kabinet in Wien und Prof.
Dr. Burmeister in Halle ernannt.
Durch den Tod haben wir folgende Mitglieder verloren:
Med. Dr. Mauz in Esslingen, welcher durch seine natur-
historischen Untersuchungen sich auch in weiteren Kreisen bekannt
gemacht hat.
Finanzrath Kurz, welcher dem Verein stets mit Interesse
zugethan war.
Redacteur Dr. Karl Eiben, welcher dem Verein von des-
sen Entstehen an seine lebhafte Theilnahme zugewendet hat und
dessen Zwecke nach besten Kräften zu fördern bemüht war und
Bergrath Faber du Four, über welchen eines unserer
Mitglieder heute noch einige Worte der Erinnerung sprechen
wird.
Endlich wird Ihr Ausschuss heute eine weitere Verwilligung
eines Kredits beantragen, weil die schon im Jahr 1852 verwilHg-
ten 600 fl. zu Bestreitung der Kosten , welche die Aufstellung
und Förderung der Sammlung verursacht, für das angetretene
Verwaltungsjahr nicht ganz ausreichen wird.
Die Vereinssammlung hat folgenden Zuwachs an
Naturalien erhalten :
I. S ä u g e 1 h i e r e :
Als Geschenke:
Mus minutus Fall., Junge, von Warthausen,
Uypudaeus ruiilus Fall., alt, von Stuttgart, diese beiden für Württemberg
neue Nagethiere,
durch Herrn Baron Richard v. König- W arth aus en;
Mustela vulgaris, L., altes Weibchen,
durch Herrn Prof. Dr. Fleischer in Hohenheim.
Vespertilio auritus L. , altes Männchen,
durch Herrn Prof. Dr. Kraus s.
IL Vögel:
a) als Geschenke:
Larus ridibundus L., Junge und Männchen und Weibchen,
durch Herrn Revierförster v. Zeppelin in Blizenreuten ;
Alauda cristata, altes Männchen und Weibchen bei der Reiterkaserne in
Stuttgart,
durch Herrn Generalstabsarzt Dr. v. Klein;
Astur palumbarius Bechst., altes Weibchen,
durch Herrn Forstrath Hahn;
Anas crecca L. , Männchen in Winterkleid,
durch Herrn Bauinspector Binder in Ravensburg;
Podiceps cristatus Lath., alt,
durch Herrn Paul Schnell in Besigheim ;
— 6 —
Neun Arten Vogeleier, aus Lndwigsbuig
durcli Herrn Thierarzt Bauer;
Vier Arten ^Vogeleier in 21 Stücken,
durch Herrn Baron Eichard v. König- Warthausen;
Nest von Corvus Pica L.,
durch Herrn Prof. Dr. v. Kurr.
b) gegen Ersatz:
Perdix cinerea L., altes Weibchen, schöne weissgefleckte Varietät,
durch Herrn Posthalter Gundlach in Blaufelden.
III. Reptilien:
Als Geschenk:
Coronella austriaca Jacq., alt, von der Alp bei Balingen,
durch Herrn Dr. 0. Fraas.
IV. Fische:
Als Geschenke:
Cottus Gobio L., Gruppe,
Cohitls barbatula L., Grundel,
Leuciscus phoxinus Cuv., Pfeile,
Leuciscus dobula Val., Schuppflsch,
Salmo fario L., die schwarze und Goldforelle,
Thymallus gymnothorax Val. , Asche,
Amnocoetes branchiaUs Dum. , kleines Neunauge sämratlich aus der Enz bei
Neuenbürg,
durch Herrn Reallehrer Friz daselbst.:
Leuciscus phoxinus Cuv., aus einem Bache beim Schatten ,
durch Herrn Dr. J. Ho ff mann:
Leuciscus rutilus Cuv., Rothauge, jung,
Leuciscus phoxinus Cuv., Pfeile,
Cobitis barbatula L. , Grundel, sämmtlich aus dem Neckar bei Berg,
durch Herrn Medicinalrath Dr. Hering;
Perca fluviatitis L., Barsch, aus einem See bei Degerloch,
durch Herrn Prof. Dr. K r a u s s.
V. C r u s t a c e e n.
Als G e schenk:
Basanistes Huchonis Nordm., Weibchen auf Rothfischen aus der Donau,
durch Herrn Medicinalrath Dr. Hering.
VI. Insekten:
AlsGeschenke:
GO Exemplare Coleopteren, welche der Vereinssammlung noch fehlen,
durch Herrn Lehrer Kolb;
— 7 —
Pediculus (Haematopinus Leach) suis L., vom Wildschwein,
durch Herrn Prof. Dr. K r a u s s ;
Nest von Vespa vulgaris L., 17" lang, 14" breit und 6'' dick,
durch Herrn Buchdruckereibesitzer Hering.
VII. Helminthen:
Als Geschenke:
Sechs Arten Eingeweidewürmer,
durch Herrn Med.-Rath Dr. Hering;
Eine Art Eingeweidewurm,
durch Herrn Prof. Dr. Kraus.
VIII. Mollusken:
Als Geschenk:
Limax maximus L, var. nigra, bei Neuenbürg,
durch Herrn Reallehrer F r i z.
IX. Petrefakten:
a) Geschenke:
1) Eine Sammlung von Fisch- und Saurierzähnen sammt Handstücken aus
dem Bonebed des Lias von Riedern bei Obertürkheim, Belegstücke zu
dem Vortrag des Herrn C. Deffner in Esslingen, von demselben.
2) Süsswasserkalkschneckeu aus Zwiefalten und 3 Malachite aus dem Schwarz-
wald von Herrn Forstrath Hahn.
b) dur eh Kauf:
31 Stücke Petrefakte von Mollusken und Crustaceen aus dem weissen Plat-
tenkalk von Nusplingen.
9 Stücke Pflanzenreste ebendaher; von J. M. Gompper in Laufen.
2 Fische von Ohmden aus dem Liasschiefer, von Kohb erger in Metzingen.
1 Ichthyosaurus tenuirostris , vollständiges Exemplar 5' lang aus dem Lias
von Holzmaden.
1 Kopfstück desselben ebendaher, von Hildenbrand in Dürnau.
X. Pflanzen:
(Zusammengestellt von G. v. Märten s.)
Herr W. v. Entress-Fürsteneck, K. Revierförster in Balingen, er-
freute uns mit einem Geschenk von 10 selteneren Pflanzenarten unserer Jura-
formation, darunter Taxus haccata L. von den bei unsern Paläontologen, wie
bei unsern Botanikern, berühmten Lochen.
Herr Oberamtsarzt Dr. Robert Finckh in Urach übersandte die
lockere Form einer bei uns den Kalkfelsen der Alp eigenthümlichen Stein-
— 8 —
breche (Saxifraga caespitosa ß laxa Koch) und ein auf dem Schwarzwald
ungemein häufiges, auf der Alp aber seltenes Farnkraut (Polystichum spinu-
losiim Dec.J
Herr Apotheker Fr. Valet in Schussenried bereicherte unser Herbar
mit 79 Arten, wovon viele uns noch fehlten; darunter die von Holland den
Rhein herauf zahlreich verbreitete, bei uns höchst seltene scharfe Diplotaxis
tenuifolia Dec. von Wasseralflngen, wohin der Same mit Steinkohlen gekom-
men sein könnte, zwei Nachkommen ehemaliger Gartenüüchtlinge : Eranthis
hyemalis Salisburg vom Michelsberg bei Ulm und Crocus vernus L. vom
Zavelstein, vier von der Hier uns zugeführte Bewohner der Alpen (Cerinthe
alpina Kit., Linaria alpina Mill. , Pleurospermum ausiriacum Hoffm.
und Salix incana Schrank.) und mehrere subalpine Gewächse nnseres
Oberlandes.
Ganz neu für unsere Flora ist Bunias orientalis L. , welche Herr
Valet ziemlich häufig bei Riedlingen fand. Diese „morgenländische Zacken-
schote" wie ältere Schriftsteller sie nennen , ist, wie die ganze Gattung, ent-
schieden Continental, besonders häufig in Russland, wo die jungen Triebe
gegessen werden, dann nach Wahlenberg im östlichen Schweden, nach
Baumgartner in Siebenbürgen. Von Russland oder Schweden brachten
wohl Schiffe sie nach Bostock und Lübeck, wo Detharding, Reichen-
bach und Koch sie angeben; dass sie auch bei Limburg vorkomme, beruht
auf den wenig Glauben verdienenden Angaben Lejeune's in der Flora von
Spa und bei Paris erwähnt sie Dec and olle (Begni veget. Syst. naturale
IL 672; ausdrücklich als Gartenflüchtling. Bei Riedlingen ist sie also jeden-
falls eiuer der äussersten südwestlichen Vorposten und wohl schwer zu er-
klären , wie diese Pflanze, die nur in einzelnen botanischen Gärten gezogen
wird, dahin gekommen sein mag.
Herr Oberamtsrichter Fuchs in Mergeutheim theilte uns 36 schön ein-
gelegte Gefässpfianzen und 26 Laubmoose der dortigen Gegend mit , unter
den ersteren Salvia vertlcillata L. und Coronilla montana Scopoli von den-
selben Stellen, an welchen sie vor vierzig Jahren von Dr. Bauer entdeckt
wurden, ebenso Tunica saxifraga Scopoli von der Mauer des Hofgartens,
auf welcher sie Herr Apotheker Rathgeb schoa vor dem Jahre 1837 mit
mehreren Felsenpflanzen aussäete, von denen nur diese sich bleibend er-
halten hat.
Der Conservator selbst hat neben einigen Sämereien und Früchten 23
Arten geliefert, darunter ein halbes Duzand ächte Unterländer (Potentilla
supina L., Aster parviflorus Nees, Calamintha offlcinalis Moench, Parietaria
diffusa M. et K., Setaria verticillata Beauv. und Panicum sanguinale L.)
aus den warmen Umgebungen von Laufen am Neckar.
Im Ganzen hat das Vereinsherbar seit der letzten Generalversammlung
171 Arten erhalten; die Zahl der in demselben noch fehlenden württember-
gischen Phänogamen beträgt noch 186 Arten.
- 9 —
Einen interessanten Beitrag anderer Art erhielt unser Verein durch
zwanzig grössere Hölzer, welche bei der im Mai d. J. in Stuttgart gehaltenen
Versammlung der Forstmänner aufgestellt worden waren und in dem Bericht
über diese ausgezeichnete Versammlung näher werden erwähnt werden. Wir
beschränken uns daher darauf, zu bemerken , dass sich darunter ein Quer-
durchschnitt einer Weisstanne von Liebenzeil befindet, aus welchem slcli er-
gibt, dass solche 89 Jahre unter beengenden Nachbarn, dann noch 59 Jahre
von solchen befreit gewachsen ist, sodann ein Stammtheil einer 87 Jahre
alten Leg for che vom wilden See, welche in dieser Zeit 8'/2Fuss hoch von dem
neugebildeten Torfmoore eingehüllt wurde, was ein Wachsthum äesSphagnuin
von etwas über ein Zoll des Jahres gibt; endlich durch Borkenkäfer, Rüssel-
käfer (Curculio pini L.) , Holzböcke (Ceramhyx heros L.J , Haselmäuse und
Eichhörnchen beschädigte Baumtheile. An den von Eichhörnchen beschädig-
ten jungen Stämmen ist die Rinde in einer regelmässigen Spirallinie abge-
nagt, von den Haselmäusen ebenso, nur ist hier das spirale Band schmäler.
Die Vereins-Bibliothek hat folgenden Zuwachs er-
halten :
a) durch Geschenke:
Synopsis Plantarum Glumacearum, Auetore E. G. Steudel. Stuttgartiae
1854. 8®. Pars L Gramineae. Pars H. Cyperaceae. — Fase. IX.
Von dem Verfasser zur Erinnerung an die Generalversammlung
in Esslingen.
Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1852, von
Dr. G. A. Kenngott. gr. 8».
Vom Verfasser.
Von ebendemselben:
1) Mineralogische Notizen 1 — 14te Folge. 8**.
2) 60 Krystallformnetze zum Anfertigen von Krystall-Modellen. Wien
1854. 8".
3) Beiträge zur Bestimmung einiger Mineralien. 1850. 8*^.
4) üeber eine eigenthümliche Erscheinungsweise der elliptischen Ringsysteme
am zweiaxigen Glimmer. 1851. 8*^.
5) üeber Einschlüsse von Mineralien in krystallisirtem Quarz. 1852. 8**.
6) Mineralogische Untersuchungen. 2 Hefte, 1852. 8^.
(Nr. 1 — 6 sind Separatabdrücke der math. naturwiss. Classe der k. k.
Akademie der Wissensch. in Wien.)
Württembergs Holz- und Straucharten mit besonderer Beziehung auf ihre
Standörter von Dr. Calwer. Stuttgart 1853.
Von der Verlagsbuchhandlung.
Gümbel, Momente zur Ergründung des Wesens der Trauben- und Kar-
toffelkrankheit u. s. w. Landau 1854. 4^. 8 Seiten.
Von dem Verfasser.
— MO —
Die Conchylieu des norddeutschen Tertiärgebirges von Dr. E. Beyrich. 2te
und dritte Lief. Berlin 1854. 8^.
Von dem Verfasser,
Die Verhandlungen der „deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gericht-
liche Psychologie" und der Section für Psychiatrie und Anthropologie
während der Versammlung zu Göttingen vom 18.— 24. April 1854.
Red. von Dr. A. Erlenmayer. Neuwied. 1854. 8^.
Von dem Redakteur.
Ueber die Vegetationsverhältnisse an der mittlem Wolga. Mit einem Ver-
zeichniss der in den Gouvernements Ssimhirsk und Ssamara in den
Jahren 1847 — 1851 gesammelten phanerogamen Pflanzen von Dr. med.
G. V eesenmayer. St. Petersburg 1854. 8^.
Von dem Verfasser.
Der fossille Gavial von Boll in Württemberg mit Bezugnahme auf die leben-
den Krokodilinen nach seiner gesammten Organisation zoologisch ge-
schildert von E. D' Alton und Dr. H. Burmeister. Mit 12 Tafeln.
Halle 1854. Fol.
Von Prof. Dr. Burmeister.
Recherches sur les Crinoides du Terrain Carbonifere de la Belgique, par L.
deKoninck et H. Le Hon. Bruxelles 1854. A^. avec. 8 pl.
Von Prof. Dr. de Koninck.
Die Fische des Bodensees, untersucht und beschrieben von W. v. Rapp.
Mit 6 Tafeln colorirt. Abbildungen. Stuttgart. 1854.
Von dem Verfasser.
Lehrbuch der Elementar-Geometrie für Schulen und zum Selbstunterricht
verfasst von J. G. Fischer. Mit zahlreichen eingedruckten Figuren.
Hamburg 1855. 8».
Von dem Verfasser.
Von ebendemselben:
Führer durch das naturhistorische Museum. Herausgegeben von der Museums-
Commission. 1. Abtheilung: Wirbelthiere ; bearbeitet von J. G. Fi seh er.
Hamburg. 1854. 8«.
b) Durch Austausch unserer Jahreshefte,
als Fort Setzung:
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft.
Bd. V. 4. Heft.
Bd. VL 1-4. Heft. Berlin 1854. 8^.
Abhandlungen der naturforschonden Gesellschaft zu Halle.
Bd. L 2—4. Quartal.
Bd. H. 1-3. „ Halle IS^Va^. 4^.
Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur im Jahre 1848. Breslau 1849. 4^.
— 11 -
Nennundzwanzigster bis einunddreissigster Jabresbericlit der schlesiscben Ge-
sellscliaft für vaterländische Kultur. Enthält: Arbeiten und Verände-
rungen der Gesellschaft im Jahre 1851, 1852 und 1853. Breslau 4».
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathem.
iiaturwiss. Classe. Wien.
Bd. X. 1-3.
Bd. XII. Jahrg. 1854 2-4. Heft. Febr. März.
Bd. XIII. „ „ 1 — 2. Heft.
Bd. XIV. 1 — 3. Heft. Oct. — Dez. 1854.
Bd. XV. 1. und 2. Heft. Jan. und Febr. 1855. 8».
Register zu den ersten X. Bänden der Sitzungsberichte der mathem. natur-
wissensch. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften. 8*^.
Almauach der kais. Akademie der Wissenschaften. V. Jahrg. 1855. 8**.
Jahrbuch der k. k. Geolog. Reichsanstalt.
1853 IV. Jahrg. Nr. 4. Oct. — Dez.
1854 V. Jahrg. Nr. 1. Jan. — März. Wien. gr. 8«.
M^moires de la soc. du Museum d'hist. naturelle de Strasbourg.
Tom. IV. 2. und 3. Livr. 1853. 40.
Zwanzigster Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde 1854. 8**.
Vierter Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Giessen 1854. 8«.
Bulletin de la Societe geolog. de France. 2. Serie.
Tome X. Feuill. 34-40. Paris 1852-53.
Tome XI. Feuill. 4-45. Paris 1853-54. 8^.
Memoires de la Societe royale des sciences de Liege. Tome IX. Li^ge
1854.
Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmac. und techn. Chemie,
Physik, Mineralogie und Geologie von J. Lieb ig und H. Kopp.
Für 1853. 1. und 2. Heft. Giessen 1854.
Oestereichisches botanisches Wochenblatt. Redigirt von Alex. Skofitz.
I. Jahrg. Wien 1851.
IIL Jahrg. Wien 1853.
Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande
und Westphalens. Herausgegeben von Prof. Dr. Budge.
XL Jahrg. 3. und 4. Heft. Bonn 1854. 8».
Memoires d'Academie imperiale des sciences, belles-lettres et arts de Lyon.
Classe des sciences. (Nouv. Serie.)
Tome deuxie.me. Lyon 1852. 8^.
— Classe des lettres (Nouv. Serie.)
Tome second. Lyon 1853. 8^.
Annales des sciences physiques et naturelles , d'Agriculture et d'Industrie,
publikes par la Soc. imper. d'Agriculture etc. de Lyon.
— 12 —
Deuxieme Serie. Tome IV. 1852.
Tome V. 1853. 8«.
Bulletins de l'Academie Royale des scienses etc. de Belgique.
Tome XX. 3. partie 1853.
Tome XXI. 1. „ 1854. Bruxelles 1853-54 O».
Annexe aux Bulletins 1853 — 54. Brux. 1854. 8«.
Anuuaire de l'Academie Royale des sciences etc. de Belgiqne 1854. Ving-
tieme ann^c. Bruxelles 1854. 8**.
Collection de Chroniques Beiges inedites publie par ordre du Gouvernement.
Bruxelles 1854. 40.
Verslagen en mededeelingen der koninklijke Akademie van Wetenschappen.
I. Deel 1—3. Stuck.
IL Deel 1 en 2. „ Amsterdam 1853 — 54. 8^,
Verhandelingen der kon Akademie van Wetenschappen. I. Deel. Amsterdam
1854. 40.
Bulletin de la Socie'te Imperiale des naturalistes de Moscou.
Anne'e 1853. Nr. 3 und 4. Mose. 1853.
Annee 1854. Nr. 1. Mose. 1854. 8«.
Verhandlungen der naturforsclienden Gesellschaft in Basel. 1. Hft. 1854. 8**.
Ueber das Bestehen und Wirken des naturforschenden Vereins zu Bamberg.
Zweiter Bericht. 1854. 4^.
Smithsonian Contributions to knowledge. Vol. VI. "Washington 1854. 4^.
Seventh Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Insti-
tution, for the Year 1852. Washington 1854. 8^.
Directions for Collecting, Preserving und Transporting Specimens of nat.
history. 2. Edition. 1854. 8^.
Registery of Periodical Phenomena. Ein Bogen.
Catalogue of the described Coleoptera of the United States, by F. E. Meis-
heim er M. D. revised by S. S. Hai dem an und J. L. Leconte.
Washington 1853. 8^.
List of Foreign institutions in corresponding with the smithsonian Institu-
tion 1854. 80.
The annular Eclipse of May 26. 1854, by J. C, Dobbin. Washington
1854. 8«.
Portraits of N. American Indians etc. 1852. 8*^.
Report of a Geological Survey of Wisconsin , Java and Minnesota ; and inci-
dentally of a portion of Nebraska Territory, by D. D. Owen. Philad.
1852. 1. Vol. und 1 Map. 4»,
Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadelphia.
VoL VI. Nr. VIIL-XIL 1852—53.
VoL VIL Nr. I. und IL 1854.
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.
8. Heft. Neubrandenburg 1854. 8^.
— 13 —
Correspondeuzblatt des uaturforschcudeu Vereins zu Riga. VII. Jahrgang.
1853-54. 80.
Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg.
V. Bd. 1. und 2. Heft. Würzburg 1854. S^.
Geognostische Karte der Umgebungen von Krems und vom Manhardsberge
von Job. Czjzek. 1849.
Die geologische Uebersichtskarte des mittleren Theiles von Südamerika von
Franz Foetterle mit einem Vorwort von W. Haidinger. Wien
1854. 8«.
Neueste Schriften der naturforscheuden Gesellschaft in Danzig.
Bd. V. 2. Heft. Danzig 1855. 8^.
Korrespondenzblatt des zoolog. mineralogischen Vereines in Regensburg.
8. Jahrg. 1854. 8».
Abhandlungen des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg. 5. Hft.
1855. 8«.
Verhandlungen des zoologisch-botan. Vereins in Wien. Bd. IV. 1854. 8**.
Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg.
Bd. V. 3. Heft. 1855. 8«.
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem
naturwissenschaftlichen Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle.
Jahrg. 1854. III. und IV. Band. 1854. 8^.
Dritter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Wernervereins zur geologi-
schen Durchforschung von Mähren und Schlesien im Vereinsjahre 1853.
Wien 1854. 8«.
c) Durch erst in diesem Jahre eingeleiteten Tausch ve rke hr:
Jahresbericht der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu
Hanau, pro 1850 — 51. 1851.
pro 1851-53. 1854. 8^.
Me'moires de l'Academie des sciences, arts et belles-lettres de Dijon.
Deuxieme Serie. Tome I. und II. 1851, 52, 53. 8».
Bulletin de la Societe des siences naturelles de Neuchatel.
11. Nov. 1853 — 19. Mai 1854. pag. 95-182. 8*^.
Hieran schloss sich folgender Bericht des Vereinskassiers,
Apotheker Weismann, über den Stand der Vereinskasse:
Reclinung-sableg-ung-
bei der Generalversammlung zu Stuttgart
am 29. Juni 1855.
Ich habe die Ehre, der hochverehrten Versammlung Bericht
über den Stand unserer Vereinskasse zu erstatten , und zwar über
die Rechnung des eilften Jahrgangs 18^^.
— 14 ~
Am 1. Juli ]S54 betrug das Vermögen:
a) Capitalien fl. 3711. 15.
b) Ausstände 65. 42.
c) Cassenvorrath 149. 22.
fl. 3926. 19.
Von den 24 Ausständen des vorigen Jahres sind im Laufe
dieser Periode bezahlt worden:
20 Actien mit fl. 54.
4 Actien wurden in Abgang gerechnet mit 10. 48.
die Hefte aber zurückerhalten,
in Ausstand blieb ein Rest mit ... 54.
Von dem Grundstock wurden an Activ-
Capitalien heimbezahlt 0
An Capitalzinsen wurden eingenommen . fl. 153.
Im vorigen Jahr war die Zahl der Mitglieder
305 mit 324 Actien.
Zuwachs in dieser Periode 15 und zwar durch die Herren:
Revieramtsverweser Bührlen in Rottenburg,
Revierförster v. Zell in Zwiefalten,
Kubier, Secretär bei der Postcommission,
Oberförster Fromm in Esslingen,
Ingenieur Eb. Klemm in Romanshorn,
Dr. Juris Otto Eiben,
Med. Dr. Kettenbach,
„ „ Andler,
Professor Rau in Hohenheim,
„ Dr. Wolff in Hohenheim.
Partie. Ferd. Glocker,
Kaufmann S c h a 1 1 e r in Gross- Aspach ,
Jakob Hilden br and, Geognost in Dürnau,
Professor Dr. H a e n e 1 an der poly t. Schule ,
Oberfinanzrath Renne r.
Die Actienzahl 339 hat sich durch den Austritt von 17 Mit-
gliedern urn 17 vermindert; die Ausgetretenen sind die Herren:
Med. Dr. Schmidt in Mezingen,
Apotheker Blezinger hi Gaildorf,
— 15 -
Apotheker Barth in Leonberg,
„ Pitsch in Sulzbach,
Pfarrer Gaupp in Bissingen,
„ Heu SS in Oppclsbohm,
Med. Dr. Mebold in Heidenheim,
Apotheker Bilhuber in Vaihingen,
Kechtsconsulent Jordan,
Professor Oft erdinger in Ulm,
Med. Dr. Schmidt in Tübingen.
Gestorben sind die Herren:
Stadtschultheiss Closs in Murrhardt,
Oberamtsarzt Dr. B u z o r i n i in Ehingen ,
Obermed.-Rath Dr. v. Sehe Hing,
Med. Dr. Mauz in Esslingen,
^ Finanzrath Kurz,
Redacteur Carl Eiben.
Die Zahl der Actien ist nun 322 , welche
ä fl. 2. 42 fl. 869. 24.
betragen; davon wurden 320 bezahlt mit . . . 864. —
im Ausstand blieben 2 5. 24.
Als Beitrag pro 18^| von der Königl. Centralstelle 75. —
Die ausserordentliche Einnahme beträgt ... 4. 48.
Auf den Grundstock wurden in diesem Jahr hin-
geliehen . . . •. 400. —
Die laufenden Ausgaben betragen:
1) für Porto etc fl. 29. 9.
2) „ Mobilien 51. 18.
3) „ Vermehrung der Sammlung 179. 4.
4) „ Buchdrucker- etc. Kosten 261. 44.
5) „ Reinigung des Locals . 5. 30.
6) „ Aufwärter 116. —
7) „ ausserordentl. Ausgaben . 3. 12.
8) „ Capitalsteuer .... 9. 24.
fl. 655. 21,
- 16 -
VermÖgens-N ach Weisung des Vereins auf den
1. Juli 1855.
Am 1. Juli 1854 war der
Activcapitalstand . . . fl. 3711. 15.
Hiezu ausgeliehen . . . 400. —
ü. 4111. 15.
Davon Ablösungen — —
Rest fl. 4111. 15.
Hiezu die Activausstände 6. 18.
den Cassenbestand 244. 49.
Rest somit Vermögensstand am 1. Juli 1855 fl. 4362. 22.
Am 1. Juli 1854 betrug das Vermögen:
a) Capitalien . . . fl. 3711. 15.
b) Ausstände ... 65. 42.
c) Cassavorrath . . . 149. 22.
fl. 3926. 19.
Somit Zunahme fl. 436. 3.
Die Versammlung schritt sofort zur Neuwahl der Vor-
stände und zur Ergänzung des Ausschusses. Auf den
Antrag des Herrn Oberbaurath v. Bühler wurden die bisherigen
Vorstände, Prof. Dr. v. Rapp als erster, Prof. Dr. v. Kurr
als zweiter Vorstand einstimmig wieder gewählt. Ebenso wählte
die Versammlung, auf Antrag des Herrn Oberbaurath v. Fischer,
einstimmig wieder die acht , diesmal , austretenden Ausschuss-
mitglieder.
Der Ausschuss besteht somit aus folgenden Mitgliedern:
Gebliebene:
Professor Dr. Fleischer in Hohenheim,
Apotheker Dr. Hai dien in Stuttgart,
Professor Hochstetter in Esslingen,
Obermedicinalrath Dr. v. Jäger,
Professor Dr. Köstlin,
Professor Dr. v. Kurr,
Handlungsvorsteher Reiniger,
Director v. Seyffer, sämmtlich in Stuttgart.
— 17 -
Neugew älilte:
Professor Dr. v. Fehling,
Medicinalrath Dr. Hering,
Generalstabsarzt Dr. v. Klein,
Professor Dr. Krauss,
Kanzleirath v. Märten s,
Professor Dr. Plicninger,
Graf V. Seckendorff,
Apotheker Weis mann, sämmtlich in Stuttgart.
Zu Ergänzungsmitgliedern des Ausschusses
wurden in der Sitzung vom 16. August gewählt:
Oberreallehrer Blum,
Finanzrath Es er,
Dr. 0. Fraas,
Professor Holtzmann,
Oberpostrath v. Scholl,
Bergrath v. Seh üb 1er, sämmtlich in Stuttgart.
Für den Ort der nächsten Generalversammlung wurde
Tübingen und zum Geschäftsführer Professor Dr. v. Kapp
erwählt.
Sodann fasste die Versammlung definitiven Beschluss über
die Aenderung der §§. 11 und 13 der Statuten, wie dieselbe
schon auf der letzten Versammlung zu Esslingen beantragt wor-
den war (Jahrg. XI. p. 19). Diese Paragraphen lauten von nun
an folgendermassen :
§. 11. Die Mitglieder wählen zur Besorgung der Vereins - Angelegen-
heiten einen Ausschuss aus ihrer Mitte, welcher in Stuttgart seinen Sitz
hat. Er besteht aus einem ersten und zweiten Vorstand und aus 16 Mit-
gliedern. Zu Fassung eines gültigen Beschlusses wird ausser dem Vor-
sitzenden die Anwesenheit von mindestens 6 weiteren Ausschussmitgliedern
erfordert.
§. 13. Die Generalversammlung wählt ausser den Ausschussmitgliedern
den ersten und zweiten Vorstand des Vereins. Der Ausschuss wählt aus
seiner Mitte die Stellvertreter für den ersten und zweiten Vorstand oder
einen Vorsitzenden für die jeweilige Sitzung , sowie die Secretäre und den
Kassier.
Württemb. nalurw. Jahreshefte. 185fi. Is Hcfl. 2
- 18 - '
Hierauf begannen die Vorträge , und zwar 1. mit einem
Nekrolog auf ßergrath Faber du Faur, welchen Bergrath
V. S c h ü b 1 e r vortrug.
Zum Andenken an Bergrath v. Faber du Faur, geboren
den 2. December 1786, gestorben den 22. März 1855.
Es ist mir der Auftrag geworden , zum Andenken des allge-
mein verehrten und um die Anwendung der Wissenscliaft hoch-
verdienten Mannes, des Bergrath v. Faber du Faur einige
Worte zu sprechen, was ich um so bereitwilliger übernommen
habe, als der Verstorbene mir nicht nur Freund und College,
sondern auch beim Beginnen meiner Laufbahn im Bergfache
Lehrer war und ich Gelegenheit hatte, seine Strebungen und
Leistungen während eines Menschenalters zu beobachten und zu
deren Anwendung mitzuwirken.
Ein Nekrolog F ab er 's wird demnächst veröffentlicht wer-
den, ich beschränke mich daher darauf, seine Stellung zu der
Wissenschaft zu bezeichnen.
Faber vereinigte mit der wissenschaftlichen Untersuchung
die praktische Anwendung mit einer so glücklichen und scharfen
Combinationsgabe , dass er durch seine Einrichtungen und Ent-
deckungen im Fache der Metallurgie einen weit verbreiteten
Namen sich erworben hat. Aber auch die Wissenschaft ver-
dankt seinem unermüdlichen Streben viele neue Wahrnehmungen,
welche er als gründlich gebildeter Techniker hauptsächlich durch
Arbeiten in der Grube und in der Hütte zu erheben wusste,
wobei er unbedenklich auch den ersten Autoritäten entgegen trat,
wenn seine Beobachtungen mit diesen nicht übereinstimmten.
Dabei muss ich erwähnen, dass Faber in der Chemie ein
Schüler Kielmeyer 's, in der Mineralogie und Geognosie ein
Schüler Werner 's war. Diese grossen Denker hatten die Wis-
senschaft auf den Grund von Beobachtungen aufzubauen , welche
gegen dem gegenwärtigen Reichthum an Material als unbedeutend
erscheinen könnten , wenn nicht das geistige Band diese lockern
Findlinge zusammengehalten hätte. Die Methode der Beobach-
tung war das Verdienst dieser Lehrer und durch diese waren
— 19 -
die Schüler im Stande , auf der gegebenen Grundlage weiter
zu bauen.
Als eine Streitfrage, welche längst gelöst ist und an welche
die Geognosten der jetzigen Zeit nur mit einem mitleidigen Lächeln
zu denken versucht sein könnten , war vor 40 Jahren das Alter
des Jurakalks vielfach behandelt. Werner und Freiesleben
hatten Alpenkalk und Jurakalk mit dem Zechstein im Alter gleich
gesetzt. Als ich im Jahr 1818 und 1819 unter der Leitung
Faber's mich dem Grubenbetrieb in Wasseralfingen widmete,
waren die Schüler Werner's der Ansicht, unsere Thoneisen-
steinflötze seien blos an den Jurakalk angelagert, was für unsern
Grubenbetrieb von sehr praktischer Bedeutung w^erden konnte.
Durch Leopold v. Buch und meinen Bruder in die neue Clas-
sification des Jura's eingeweiht, fand ich bei den Schülern Wer-
ner's wenig Anklang. Um die schwebende Streitfrage zur Ent-
scheidung zu bringen , liess F a b e r , als der Mann der That,
einen Stollen unter den Jurakalk des Braunenbergs mit Geneh-
migung des königl. Bergraths treiben und ich erinnere mich noch
lebhaft, wie ungläubig diese von Faber mir mitgetheilte Kunde
in Freiberg von den Schülern Werner's aufgenommen wurde.
Das Alter des Jura's war aber durch Faber's Arbeit für alle
Zeiten constatirt.
Als um das Jahr 1830 die ersten Nachrichten über die
Anwendung der erwärmten Gebläseluft aus Schottland nach dem
Continent kamen, wurden diese Nachrichten vielfach als Täuschun-
gen aufgenommen und Karsten — die erste Autorität im Eisen-
hüttenfache — sprach sich dagegen aus, weil nach einer bekannten
Erfahrung die Hohöfen im Winter bei kalter Luft einen bessern
Gang zeigen , als im Sommer bei w^armer Luft. F a b e r richtete
dennoch einen Apparat zu Erwärmung des Windes ein und eine
Ersparniss von i bis -t des Kohlenbedarfs war das Ergebniss.
Er erlebte die Genugthuung, dass seine Apparate nachher in der
ganzen hüttenmännischen Welt sich Eingang verschafften und die
preussische Regierung selbst deren Nachbildung anordnete. Die
Theorie wurde auch bald auf die richtige Erklärung geleitet,
dass die durch die warme Luft dem Ofen zugeführte Feuchtig-
2*
- 20 -
keit der Grund des schlechten Ofengaiigs im Sommer ist, nicht
die Wärme der Luft.
Die Apparate zu Erwärmung der Gebläseluft mittelst der
Gichtflamme führten Faber zu weitern Erfahrungen über die
Natur der Hohofengase.
Die Gichtflamme wurde schon längst zu technischen Zwecken
benützt, aber die Menge der in derselben enthaltenen gebundenen
Wärme war nicht richtig erkannt worden. Faber fand, dass
die Apparate für Erwärmung des Windes sich stärker erhitzten,
wenn Luft mit den Gichtgasen in den Apparat einströmte, und
ermittelte durch Versuche das richtige Verhältniss der Luftzu-
führung. Er erreichte aber nur dadurch den grössten Effect,
dass er durch Zuleitung erwärmter Luft die Verbrennung
der Gichtgase vollständiger und rascher bewerkstelligte.
Diese Entdeckung machte in den Jahren 1837 und 1839
in der ganzen hüttenmännischen Welt die gespanntesten Erwar-
tungen rege und Faber wurde in allen Weltgegenden als der
Schöpfer einer neuen Aera in der Hüttenindustrie gepriesen.
Faber war unermüdlich in Versuchen, die Beschaffenheit der
Hohofengase in den verschiedenen Schichten der Ofenfüllung zu
ermitteln und durch zweckmässige Windführung den Gasen den
höchsten Eff"ect abzugewinnen.
Zu analytischen Untersuchungen über die Zusammensetzung
der Hohofengase wurde durch diese Arbeiten Anstoss gegeben
und der Hohofenprocess , welcher der ganzen Eisenindustrie als
Grundlage dient und bisher in geheimnissvolles Dunkel gehüllt
war, wurde durch die Untersuchungen von Bunsen, Ebel-
man und andern Chemikern auf eine wissenschaftliche Grund-
lage gebracht , wozu F a b e r , dessen Laboratorium der Schmelz-
ofen war, hauptsächlich Veranlassung gab.
Es konnte nicht fehlen, dass auf die überspannten Erwar-
tungen , welche von der Anwendung der Hohofengase gehegt
wurden und wozu mehr die Schüler Faber's, die sogenannten
Gas-Apostel , beitrugen , als er selbst , ein Rückschlag erfolgte.
Es mussten die Umstände ermittelt werden, unter welchen
die Benützung der Hohofengase ohne Nachtheil für den Hohofen-
— 21 -
process stattfinden konnte, und diese Untersuchungen waren noch
nicht zu Ende gebracht, als die Gesundheit Faber's durch
geistige und körperliche Anstrengungen so angegriffen wurde,
dass er dem praktischen Hüttendienst zu entsagen und eine Be-
schäftigung im Bergraths-Collegium zu suchen veranlasst war,
welche jedoch nur kurze Zeit währte, indem wiederholte Schlag-
anfälle den Zurücktritt von allen Geschäften dem rastlosen Manne
abnöthigten.
Als das Verdienst Faber's muss angesprochen werden,
dass er die in den Hohofengasen enthaltene gebundene Wärme
durch zweckmässige Verbrennung des Kohlenoxydgases zu be-
nützen lehrte, während früher hauptsächlich die in der abziehen-
den Gichtflamme enthaltene freie Wärme benützt wurde und die
Verbrennung mehr dem Zufall überlassen war. Die Benützung
kann auf die verschiedenste Weise geschehen und nach Erfor-
derniss können die Gase auf beliebige Entfernungen geleitet wer-
den, um erst an dem Ort des Bedarfs zur Benützung zu kommen;
immer ist die zweckmässigste Art der Verbrennung mittelst An-
wendung erwärmter Luft für den Erfolg entscheidend, wenn die
höchsten Hitzgrade verlangt werden.
Aus den Arbeiten über die Anwendung der Hohofengase
gingen die Versuche mit den Gasgeneratoren hervor, mittelst
welcher Brennstoffe aller Art in Kohlenoxydgas verwandelt wer-
den und zu Darstellung der höchsten Hitzgrade dienen , wie sie
das Schmelzen und Schweissen des Eisens erfordern.
Auch über die zweckmässigste Construktion dieser Oefen
verbreiteten sich die Arbeiten Faber's und die Anwendung der
Gaserzeugungs-Oefen hat sich in denjenigen Gegenden weiter
ausgebildet, wo als Brennmaterial nicht Steinkohle, sondern Holz
und Torf für Flammfeuerung verwendet werden.
Auf diese Weise haben Faber's Arbeiten über die An-
wendung der Hohofengase ein neues Feld gewonnen, auf welchen
ihnen eine praktische Anwendung für alle Zeit gesichert ist.
Wir sehen in Faber das ausgeprägte Beispiel eines Mannes,
welcher die wissenschaftliche Forschung mit ihrer Anwendung auf
die materiellen Aufgaben der Technik zu vereinigen im hohen
- 22 —
Grade verstand. Sein hänsliches und sein Berufsleben waren
nicht ohne bittere Erfahrungen und mühevolle Kämpfe; ihm war
aber das seltene Glück, dass er in einem Zeitraum von mehr
als 30 Jahren seine Thätigkeit der Vervollkommnung des seiner
Leitung anvertrauten Hüttenwerks widmen und auch dem rech-
nenden Beobachter einen in Zahlen darstellbaren Maasstab für
den Erfolg seiner Strebungen an die Hand geben konnte. Was-
seralfingen hob sich von einer einfachen Masselnhütte auf den
Rang einer der ersten Giessereien des Continents und die Er-
höhung des Ertrags während dieser Zeit lässt sich nach Millio-
nen rechnen.
Die unvermeidlichen Rechnungsdefecte erledigten sich leichter,
wo solche Ergebnisse vorlagen und bei so reicher Ernte wurde
auch von den vorgesetzten Behörden die Aussaat für Versuche
weniger ängstlich bemessen. Die Werke F ab er 's rechtfertigten
auf glänzende Weise das geschenkte Vertrauen und sein Andenken
segnet eine Menge fleissiger Bürger, denen sein wissenschaftliches
Streben Arbeit für Menschenalter gesichert hat.
Unser Verein erfüllt eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn er
den Verdiensten des Verstorbenen um die Anwendung der Wis-
senschaft auf das Leben seine Anerkennung zollt.
In Betreff des durch erwärmte Luft gewonnenen Eisens
stellte Apotheker Dr. L e u b e von Ulm die Anfrage , ob
nicht auch anderswo die Beobachtung gemacht worden sei, ^e
man vor bereits 15 Jahren in der Gasfabrik zu Carlsruhe ge-
macht und worüber L. seiner Zeit in Gmünd berichtete, indem
die eisernen Retorten für die Gewinnung von Steinkohlengas,
welche aus Eisen durch warmes Gebläse gewonnen, schon nach
drei Monaten zerstört waren, während solche aus demselben
Eisenerze durch kaltes Gebläse gewonnen, drei Jahre lang
gebraucht werden konnten. Bergrath v. Schübler erwiederte
hierauf, dass man allerdings da mid dort ähnliche Erfahrungen
gemacht habe, dies aber von der Beschaffenheit gewisser Eisen-
erze herzurühren scheine, indem durch den höhern Hitzgrad des
Schmelzprocesses Erdbasen reducirt und dem Eisen beigemischt
werden, welche bei niedrigem! Hitzgrade in die Schlacke übergehen.
- 23 —
IT. Professor Dr. v. Rapp trug folgende Beobachtungen
über den AV i n t e r s c h 1 a f vor :
Zu den merkwürdigen Erscheinungen im thierischen Haus-
halt gehört der Winterschlaf, jener Zustand von Scheintod, in
welchen manche Thicre verfallen, wenn sie einer niedern Tem-
peratur ausgesetzt sind. Dem Winterschlaf sind mehrere Säug-
thiere und viele Reptihen unterworfen; auch unter den wirbel-
losen Thieren zeigt sich bei dem Einfluss einer niedern Temperatur
dieser lethargische Zustand , und analoge Erscheinungen bietet
auch das Pflanzenreich dar, doch ist auch hier der gewöhnliche
Schlaf und der dem lethargischen Zustande der Thiere vergleich-
bare Zustand zn unterscheiden.
Bei den Säugthieren kommen Beispiele von WinterschLäfern
vor unter den fleischfressenden Thieren im weitem Sinn und bei
den Nagthieren. So zeigen die Fledermäuse in unsern Gegenden
den Winterschlaf, ferner der Igel. Der Dachs verschläft wohl
einen grossen Theil der kalten Jahreszeit, doch ist es keine tiefe
und anhaltende Lethargie und der Dachs kommt auch im Winter,
wenn die Kälte nicht heftig ist, zum Vorschein. Einen AYinter-
schlaf halten die Haselmäuse (Myoxus) , das Murmelthier und
einige ihm verwandte Arten, ferner der Hamster, Spermophilus
cltiUus, Dipus. Die Winterschläfer sind von den übrigen Säug-
thieren dadurch verschieden , dass die Temperatur ihres Blutes
sich nicht unabhängig behauptet von der Temperatur der Luft,
sondern abnimmt, wenn die umgebende Atmosphäre kälter wird.
Man schreibt aber einigen Säugthieren mit Unrecht einen
Winterschlaf zu. So wird vom Waschbären (Procyon lotor) an-
gegeben, er verfalle in einen Winterschlaf. Seit einigen Jahren
bin ich im Besitz eines Waschbären aus Nordamerika, der nie
ein Zeichen von Winterschlaf gezeigt hat, ungeachtet dieses Thier
nie in ein warmes Lokal gebracht wird. Von der Sandmaus
(Psammomys obesus) in Aegypten wird im Atlas zu Rüppell's
Reise*) angegeben, es sei nicht zu bezw^eifeln, dass dieses Thier
•) S. 59.
— 24 -
einen Winterschlaf halte, da es im Winter nie gesehen werde,
aber ich hielt den ganzen Winter über zwei dieser afrikanischen
Thiere, die mir Herr Dr. Günther geschickt hatte; sie waren
stets munter, auch wenn andere Thiere, die neben ihnen sich
befanden, in den Winterschlaf verfallen waren. Sie waren in
einer Nacht einer Kälte von -j- 1^ R. ausgesetzt und blieben
dabei munter. Es sind nächtliche Thiere.
Man hat von einem Sommerschlaf gesprochen, welchen der
Tenrek fCentetesJ, ein dem Igel verwandtes Thier, das in Mada-
gaskar und Mauritius sich findet, unterworfen sei, aber spätere
Nachrichten, welche Tel fair *) und Desjardins **) mitgetheilt
haben , widersprechen dieser Behauptung , indem der Tenrek in
der kältern Jahreszeit in einen lethargischen Zustand zu ver-
fallen scheint.
Nachdem ich seit einigen Jahren Beobachtungen über den
Winterschlaf angestellt habe, komme ich jetzt, um Ihnen einige
Resultate vorzulegen.
Ich hielt in der Gefangenschaft die drei Arten von Myoxus
(Haselmaus) , welche in Württemberg vorkommen , Myoxus glis,
nitela, aveUanarhis. Die beiden ersten werden nicht leicht zahm
und wenn sie in wachendem Zustande sind, kann man sie nicht
anfassen , ohne gebissen zu werden ; dagegen ist die kleine Hasel-
maus (Myoxus avellanarius) sogleich zahm, nachdem man sie
gefangen hat und macht nie einen Versuch, zu beissen. Die
Haselmäuse sind nächtliche Thiere, den Tag über verbergen sie
sich , darin stimmen mit ihnen die meisten winterschlafenden Säug-
thiere überein, doch nicht alle, z.B. das Murmelthier. Myoxus
nitela kommt in Württemberg seltener vor, als die beiden andern
Arten, findet sich jedoch in der Gegend von Tübingen, wie auch
die beiden andern Arten von Myoxus. Ich hatte ferner zwei
Hamster, welche aber, da sie nicht jung eingefangen waren,
nicht zahm wurden , auch vertrugen sie sich nicht mit einander,
dagegen die Haselmäuse alle mit Thieren ihrer Art im Frieden
*) ProceediDgs of the zoological Society of London. 1830 — 1831. p. 89.
"} Annales des sciences naturelles p. 179. 1830.
— 25 -
zusammen lebten. Ich hatte ferner em Murmelthier und zwei
Spermophilus citillus aus Schlesien. Diese waren ganz zahm.
An dem Igel machte ich wenig Beobachtungen, er ist übel zu
handhaben.
Im Zustande des Winterschlafs sind die Süugthiere kugel-
förmig zusammengerollt, torpid, die Füsse sind an den Leib
angezogen. Bei den langgeschwanzten , wie bei Myoxus ist der
Schwanz gegen die untere Seite des Leibes angelegt bis zu dem
Kopf. Die Augen sind geschlossen, ja ich fand, dass auch die
Ohren geschlossen sind. Bei der kleinen Haselmaus ist in diesem
Zustande die Ohrmuschel an den Kopf angedrückt und bildet zur
Verschliessung des Gehörgangs eine doppelte Klappe, indem der
vordere Rand des äussern Ohrs rückwärts gebogen wird, der hin-
tere Rand aber ist vorwärts eingeschlagen, dadurch wird die Ohr-
öffnung völlig geschlossen. Bei der grossen Haselmaus (Myoxus
glisj ist im Winterschlaf das äussere Ohr abwärts geschlagen und
bedeckt klappenförmig den äussern Gehörgang, und ein Haar-
büschel unter demselben vervollständigt die Verschliessung. Beim
Hamster drückt sich der obere Theil der Ohrmuschel wie eine
Klappe auf die Mündung des äussern Gehörgangs. Bei Sper-
mophüus citillus ist das äussere Ohr sehr klein, aber die Ver-
schliessung des Gehörgangs geschieht während des Winterschlafs
dadurch, dass die Ohröffnung sich vollständig zusammenzieht.
Von den Sinnwerkzeugen ist also das Auge und das Ohr
verschlossen , aber auch die Werkzeuge des Tastsinns fand ich
in einem veränderten, gleichsam in einem geschlossenen Zustande.
Die Tastwerkzeuge sind bei den Säugthieren , mit Ausnahme des
Menschen, wenig ausgebildet, doch dienen manchen ihre langen,
beweglichen Bartborsten als empfindHches Tastorgan. Im Zu-
stande des Winterschlafs nun sind, wie ich es bei den Hasel-
mäusen und beim Hamster beobachtete, die langen Bartborsten,
welche von der Oberlippe ausgehen, in einen Büschel vereinigt
und rückwärts gerichtet an den Kopf angelegt, da sie, wenn die
Thiere im wachenden Zustande sich befinden , strahlenförmig aus
einander laufen.
Bildet man bei einem im Winterschlaf befindlichen Thier
- 26 -
eine Hautfalte, z. B. an den Seiten, an dem Rücken, so bleibt
sie stehen , wie bei einem todten Thier , da sie doch sonst schnell
sich wieder ausgleicht.
Was die Lüfttemperatur betrifft, durch welche der lethar-
gische Zustand herbeigeführt wird, so lässt sich darüber keine
allgemeine Regel feststellen, ja, wenn man Thiere derselben Art
beobachtet, so trifft man oft neben denen, die im Winterschlaf
liegen, auch wachende an ; so fand ich es bei den Haselmäusen,
beim Hamster, bei Spermophilus citillus, die gleiche Beobach-
tung wurde auch von Barkow*) und von Andern gemacht. Die
kleine Haselmaus (Myoxus avellanariusj fand ich gewöhnlich bei
einer Temperatur von + 5^R. im Winterschlaf, doch bei + lO^R.
Morgens fand ich einige im Winterschlaf, andere waren munter,
zuweilen war diese Haselmaus bei einer Temperatur von + 12^ R.
noch im Winterschlaf. Myoxus glls war bei + 5^ R. oft noch
munter , bei einer Temperatur der Luft von + 4^ R. waren sie
zuweilen im Winterschlaf. In einer Höhle, welche eine Tempe-
ratur von -f- 9*^ R. zeigte , waren die Fledermäuse im Winter-
schlaf. Der Hamster widerstand der Kälte am längsten, ehe er
in Winterschlaf verfiel. Es ist längst bekannt, dass man die
Winterschläfer schnell in den lethargischen Zustand versetzen
kann, wenn man sie künstlich erkältet, z. B. in einen Eiskeller
bringt. Uebrigens gibt es zwischen dem Winterschlaf und dem
wachenden Zustande viele Mittelstufen. Die grosse Haselmaus
und der Hamster fühlen sich dann zwar kalt an, knurren aber,
wenn man sie beunruhigt, haben die Augen und Ohren halb ge-
schlossen , machen unsichere Bewegungen , taumeln. Der Hamster
gibt einen schnarchenden, grunzenden Ton von sich, wenn er im
Winterschlaf, der nicht tief ist, beunruhigt wird, ebenso der Igel.
Dieser Ton wird nach Barkow dadurch hervorgebracht, dass
der Kehldeckel im Zustande des Winterschlafs an den weichen
Gaumen fest angeklebt ist und nur mit einiger Anstrengung ge-
löst werden kann.
Die Thiere lassen sich ausserordentlich leicht im Winter-
') Der Winterschlaf. Von Barkow. 1S46.
— 27 —
schlaf stören. Nicht nur wenn man ein solches Thier in eine
wärmere Luft bringt, in ein warmes Zimmer, erwacht es etwa
nach einer halben Stunde oder einer Stunde ; sondern im tiefen
Winterschlaf ist die Sensibilität nicht erloschen, es stellen sich
Bewegungen , Inspirationsversuche ein , wenn man ein solches
schlafendes Thier von der Stelle bewegt, wenn an den Tisch
angestossen wird, auf dem es sich befindet, wenn man es an-
bläst u. dergl. ; so fanden es auch Barkow, Hall u. A.
Einzelne Widersprüche in den Beobachtungen an den Thieren
im Winterschlaf lassen sich dadurch erklären. Ueberhaupt dauert
der W^interschlaf bei vielen nicht ununterbrochen fort. Besonders
bei der kleinen Haselmaus habe ich oft wahrgenommen , dass sie
vollkommen erwacht, Nahrung zu sich nimmt und nach einigen
Stunden wieder in den lethargischen Zustand geräth. Bei solchen
Winterschläfern, welche in einer ganz gleichförmigen Temperatur
sich befinden, z. B. in Höhlen, wo sie überhaupt jeder Störung
entzogen sind, verhält sich dieses anders; so schlafen die Mur-
melthiere in ihren Höhlen unter der Erde ununterbrochen ein
halbes Jahr und darüber.
Die Winterschläfer können stärkere Kälte nicht ertragen,
sie sterben. Die grosse und die kleine Haselmaus, der Hamster,
Spermophilus citillus , erfroren , als ich sie einer Kälte von — 8®
bis — 10"^ R. die Nacht über aussetzte, ungeachtet diese Thiere
in ihren Behältern reichlich mit Moos und mit Schafwolle ver-
sehen waren ; ich fand diese Thiere Morgens kugelförmig zusam-
mengerollt, wie im Winterschlaf, aber hart gefroren. Andere
kleine Säugthiere , welche keinen Winterschlaf halten , z. B. Mus
minutuSj ertrugen diese Kälte ohne allen Schaden.
Die Thiere, welche im Winterschlaf liegen, sind kalt, ihre
Temperatur ist um wenige Grade höher, als die der Luft. Der
Hamster, welcher bei einer Temperatur der Luft von + 2'- R.
im Winterschlaf lag, zeigte in der Gegend des Herzens eine
Wärme von + ^^^ I^« Bei der grossen Haselmaus , welche bei
einer Temperatur der Luft von -f- 2" R. im Winterschlaf war,
zeigte der Thermometer, dessen Kugel in die Gegend des Her-
zens gebracht wurde , + 6^ R. Bei Spermophilus citillus im
- 28 —
Winterschlaf bei einer Temperatur der Luft von -f 3^ R. zeigte
der Thermometer an der Brust in der Gegend des Herzens -f 4^ R.
Im tiefen , vollständigen Winterschlaf steht die Respiration
zeitweise still ; man bemerkt keine Respirationsbewegungen. *)
Diese Beobachtung muss aber mit Vorsicht angestellt werden,
weil, wie schon erwähnt wurde, der Winterschlaf durch Anfassen
des Thiers, durch Versetzung in eine andere Lage gestört wird,
es stellen sich leichte Bewegungen , Respirationsversuche ein.
Wenn man ein Thier im Winterschlaf mehrere Minuten lang
beobachtet, so bemerkt man zuweilen, nach einigen Minuten
Ruhe, einige schwache Respirationsbewegungen, die aber dann
wieder aufhören. Dass die Respiration doch nicht ganz stille
steht, geht aus einem Versuch von Prun eile hervor,**) derein
im Winterschlaf befindliches Murmelthier tödtete, indem er es in
eine Atmosphäre von Kohlensäure versetzte.
Nach Sacc in Neuchatel wird ein Murmelthier im Winter-
schlaf schwerer. ***) Diese Zunahme des Gewichts beträgt in zwei
Tagen 1 — 2 Gramme, zuweilen etwas darüber. Das Gewicht
dieser Thiere betrug 1182 — 3027 Gramme. Doch wurde nicht
beständig dieses Schwererwerden beobachtet ; es scheint, dass der
höhere oder niedere Grad des lethargischen Zustandes von Ein-
fluss war, beim höhern Grad des Winterschlafs w^ar die Zunahme
des Gewichts am merklichsten.
Es stehen übrigens diese Versuche im Widerspruch mit früheren
Beobachtungen.
Nach Prunelle wurde ein Murmelthier im Winterschlaf in
43 Tagen um 1440 Gran leichter. Fledermäuse im Winterschlaf
wurden in 21 Tagen um V3.2 i^^^'^s Gewichts leichter. Ich fand
bei zwei kleinen Haselmäusen (Mijoxus aveUanariusJ im Winter-
schlaf in 7 Tagen (vom 22. bis 29. Januar) eine Gewichtsabnahme
von V40 ^^^^^ Gewichts.
') On Hybemation. By Mars hall Hall. Philosoph. Transact 1832.
S. 338.
") Prunelle, sur le sommeil hivernal de quelques mammiferes. Iq
Annales du Museum d'hist. nat. 1811.
*") Annales de chimie. 1849. p. 435.
— 29 —
Nach Regnaiilt und Reiset *) erklärt sich die Gewichts-
zunahme dadurch, dass ein Murmelthier im Winterschlaf Stick-
stoff absorbirt, in 117 Stunden wurden 0,228 Gramme Stickgas
absorbirt, und besonders wird mehr Sauerstoftgas absorbirt, als
in der ausgeathmeten Kohlensäure enthalten ist; die Menge des
verbrauchten Sauerstoffgases betrug bei diesem Versuch 13,088
Gramme und es wurden nur 7,174 Gramme kohlensaures Gas
gebildet. Es w^urde also im Winterschlaf Stickgas und Sauer-
stoffgas aus der umgebenden Luft im Körper fixirt. Im wachen-
den Zustande hauchen diese ThierCj wie auch manche andere,
die dem Winterschlaf nicht unterworfen sind, eine kleine Menge
von Stickgas aus nach Regnault. Uebrigens ist der Verbrauch
des Sauerstoffgases während des Winterschlafes sehr gering, nur
der dreissigstc Theil von dem, was im wachenden Zustande ver-
braucht wird. Uebrigens fand Regnault, dass auch bei andern
Thieren, welche keinen Winterschlaf halten, z. B. bei Kaninchen,
dass nicht die ganze Menge des Sauerstoffgases, welches bei der
Respiration verbraucht wird, als Kohlensäure wieder zum Vor-
schein kommt.
Der Kreislauf des Bluts ist im Winterschlaf sehr schwach
und langsam. Man fühlt auch bei den grössern Thieren, wie
bei Spennophüus citiUus, im tiefen Winterschlaf keinen Herz-
schlag. Schneidet man die Haut ein , so fliesst sehr wenig Blut
aus. Auch aus grössern Arterien entleert sich das Blut langsam.
Doch bei einer im torpiden Zustande ohne Respirationsbewegung
befindlichen Fledermaus beobachtete Hall unter dem Mikroskop
in den kleinsten Gefässen der Flughaut noch Blutbewegung.
Die Irritabilität ist im Winterschlaf nicht aufgehoben. An
einer kleinen Haselmaus, welche im Winterschlaf lag bei einer
Temperatur von -f 5^ R. , machte ich die Vivisection. Das
Zwerchfell zog sich wiederholt zusammen, man mochte es un-
mittelbar reizen durch die Messerspitze, oder auf Zusammen-
drücken des Zwerchfellsnerven. Die willkührlichen Muskeln über-
•) Recherclies chimiques sur la respiration des auimaux. In Annales de
cMmie. 1849.
- 30 -
haiipt waren reizbar. J)ie Coiitractioncii des Herzens dauerten,
jedoch immer schwächer werdend, regelmässig gegen eine Vier-
telstunde fort. Im tiefen Winterschlaf fühlt man an der Brust
keinen Herzschlag, wenn bei diesem Versuch das Herz regel-
mässig und anhaltend pulsirt, so war dieses eine Folge der Vivi-
section. Eine wurmförmige Bewegung der Gedärme war jedoch
nicht vorhanden. Die Lungen waren sehr blassroth, klein, wie
überhaupt bei den Winterschläfern , aber lufthaltend. Die Farbe
des Venenbluts war nicht sehr dunkel; das Blut vollkommen
flüssig, m der Brusthöhle und Bauchhöhle enthielten sowohl die
Arterien als Venen viel Blut. Das in einem kleinen Glase auf-
gefangene Blut wurde an der Luft heller roth und gerann frei-
willig nach etwa zwei Minuten und trennte sich nachher tn den
Blutkuchen und das Blutwasser. Die Lungen der Winterschläfer
sind klein im Verhältniss zu der Grösse des Thiers ; dieser Um-
stand ist wohl die Hauptursache des Winterschlafs.
Man hat bei den Winterschläfern auf eigenthümliche, drüsen-
ähnliche Organe aufmerksam gemacht; ich fand sie bei Fleder-
mäusen, beim Igel, Murmelthier, Hamster, Myoxus, Spermophilus.
Bei letzterem Thier liegen sie in der Achselhöhle und erstrecken
sich bis zum hintern Winkel des Schulterblatts. Eine ähnliche
Drüsenniasse liegt hinter den untern Halswirbeln und den obern
Rückenwirbeln , bedeckt von den Hals- und Rückenmuskeln. In
diesen abgerundeten, rothen Massen, sogenannte Winterschlaf-
drüsen, sammelt sich sehr viel Fett an, ich fand in ihnen bei
der mikroskopischen Untersuchung eine ausserordentliche Menge
von Fetttröpfchen. Die Grösse dieser Organe ist veränderlich
und richtet sich danach , ob überhaupt mehr oder weniger Fett
im Zellgewebe abgelagert ist. Zur Herbstzeit sind die Winter-
schläfer sehr fett, dann findet man auch diese drüsenähnlichen
Organe vergrössert. Diese Organe haben keinen Ausführungs-
gang. Dass die Thymus im Winterschlafe von besonderer Grösse
sei, wird von Hängst cd*) bestritten, aber bei Spermophilus
citillus im Winterschlaf fand ich die Thymus grösser als das
*) Haugsted, Thymi descriptio Hafiiiae 1832.
- 31 -
Heiz, ungeachtet die Beobachtung an einem alten ausgewachse-
nen Thier angestellt wurde. Bei einem alten Hamster, welcher
während des Winterschlafes bei einer Kälte von — 12" R. im
Dezember gestorben war, bedeckte die Thymus die Hälfte des
Herzbeutels.
Tiedemann fand die Thymus bei einem im Winterschlaf
getödteten Murmelthier viel grösser als bei einem im Sommer
untersuchten Thier, und im ersten Fall enthielt die Thymus eine
chylusähnliche Flüssigkeit.
Bei einigen Säugthiercn ist übrigens die Thymus das ganze
Leben über ausserordentlich gross und ragt weit am Halse her-
auf; so bei den Robben und Delphinen.
Rechstconsulent S. Schott fragte hierauf, ob es wahr sei,
dass die Schwalben auch einen Winterschlaf halten. Diesem
widersprachen v. Rapp, v. Martens, Hochstetter und
Kraus s. Die beiden letzteren führten an, dass während der
vorangegangenen nassen und kalten Tage, vom 15. bis 24. Juni
bei einer Temparatur von 8 — 10*^ R. die Mauerschwalben (Cyp-
sellus rnusarius Temm.) hier und in Esslingen so starken Mangel
an Nahrung litten, dass viele Exemplare derselben todt oder
halbtodt aufgefunden wurden.
III. Oberreallehrer Blum sprach über die Bedeutung und
Theorie des F o u cault 'sehen Versuches Folgendes:
Die Behauptung, dass sich die Erde um ihre Axe drehe,
taucht schon im frühen Alterthum in Indien und in Griechen-
land auf; namentlich kennen wir einen Ausspruch des griechi-
schen Weltweisen Aristarch (280 v. Chr.), welcher dieselbe
in der unumwundensten Form hinstellt. Allein wie konnte eine
Lehre, die weder durch genaue Beobachtungen , noch durch ma-
thematische Beweisführung gestützt war, in den Kampf geführt
werden gegen die in jener Zeit allgemein herrschende, geradezu
entgegengesetzte Vorstellung von Welt und Erde! Später waren
es besonders die alexandrinischen Astronomen, welche sich be-
mühten, in die Erscheinungen am Himmel und in den Lauf der
Sterne Licht zu bringen und eine Frucht jener Bestrebungen ist
— 32 -
das von Ptoleniiius aufgebaute Weltsystem, das eine ruhende
Erde annimmt und das trotz aller Ungereimtheiten, Unvollstän-
digkeiten und der überaus künstlichen Auskunftsmittel viele Jahr-
hunderte hindurch das herrsehende war, bis endlich der grosse
Kopernikus an die Stelle der alten Weltordnung eine neue
zu setzen wagte, welche der Erde die bescheidene Rolle eines
Planeten anweist, welche die anscheinend schwierigsten Probleme
auf ganz einfache Weise löst und die verwickelten Bahnen der
Himmelskörper als natürhche Folgerungen eines und desselben
Grundprincips erscheinen lässt.
AVem es heutzutage vergönnt ist, einen Blick in jene Zah-
len zu werfen, durch welche der ganze Sternenhimmel in die
schönste Harmonie gebracht ist ; wer überdiess die Resultate der
Keppler' sehen Beobachtungen und die New ton' sehen Ge-
setze kennt ; wer endlich den Forschungen der neueren Astrono-
men gefolgt und Zeuge gewesen ist, wie das kopernikanische
System mit jedem neuen Fund am Himmel einen neuen Triumph
gefeiert bat: der bedarf eines weitern Beweises für die Unum-
stösslichkeit desselben nicht. Wer dagegen, wie der neue Erd-
banner, Doktor Schöpfer aus Quedlinburg, in Verzweiflung
gerathen will darüber, dass er sich auf einem so verschwindend
kleinen, dem Augenmerk des Allerhalters fast entrückten Stäub-
chen, wie die Erde der heutigen Astronomen, wissen soll, und
nur dann festen Glauben an den gütigen Vater Aller, an die
Verheissungen der Bibel, ja selbst an die Unsterblichkeit halten
zu können meint, wenn die Myriaden Weltkörper um der Erde
willen geschaffen und der Mensch das einzige geliebte Kind des
Ewigen sei, der ist freilich blind und taub gegen alle Beweise,
welche Beobachtungen und Zahlen uns liefern.
Seit der Aufstellung des kopernikanischen Weltsystems wa-
ren Astronomen und Physiker zu allen Zeiten bemüht, den rein
wissenschaftlichen Beweisen für die Axendrehung der Erde noch
andere zur Seite zu stellen, welche auch dem Laien zugänglich
sind. Diese Beweise beruhen theils auf allgemeinen Gründen
der Wahrscheinlichkeit, theils auf Erscheinungen , welche auf der
— 33 —
Erde selbst beobachtet werden und ilne Erklärung nothwcndig
in der Achsendrehung derselben finden.
In die Kategorie der letztern gehören vornämlich drei.
Der erste derselben gründet sich auf die an den Polen abge-
plattete Kugelgestalt der Erde, welche durch unmittelbare
Messungen nachgewiesen worden ist. Der zweite wurde aus der
Verschiedenheit der Umdrehungsgeschwindigkeit abgeleitet, welche
bei ungleich weit von der Erdaxe entfernten Punkten auf der
Erde stattfinden muss, und welche in den Benzenberg' sehen
Fallversuchen ihre Bestätigung gefunden hat. Der dritte endlich,
den wir dem genialen französischen Physiker Foucault, der
ihn im Jahr 1851 aufgefunden hat, verdanken, beruht auf einer
Eigenschaft des Pendels, eines bekannten physikalischen Instru-
ments. Dieser dritte Beweis, der uns jetzt noch weiter beschäfti-
gen soll, zeichnet sich vor den beiden ersten dadurch wesentlich
aus, dass er uns die Drehung der Erde durch unmittelbare An-
schauung erkennen lässt.
Vermöge einer allem Körperlichen zukommenden Eigenschaft,
die man mit dem Wort Trägheit oder Beharrungsvermögen zu be-
zeichnen pflegt, verändert kein Körper den Zustand, in welchem er
sich befindet, wenn nicht Kräfte auf ihn einwirken, die eine
solche Veränderung veranlassen. Ein in Ruhe befindlicher Kör-
per fängt eben desswegen nicht von selbst sich zu bewegen an ;
es ist hiezu ein äusserer Anstoss nöthig, der ihn zwingt, den Zu-
stand der Ruhe zu verlassen. Anderseits würde z. B. eine Ka-
nonenkugel mit der Geschwindigkeit und in der Richtung, mit
der sie den Lauf verlässt, in's Unendliche sich fortbewegen, wenn
nicht der Luftwiderstand oder andere Hindernisse ihre Geschwin-
digkeit allmälig oder plötzlich vernichteten und wenn nicht die
Schwerkraft ihrer Bewegung in jedem Augenblick eine andere
Richtung ertheilte.
So wenig nun eine Kugel ohne die Einwirkung einer ab-
lenkenden Kraft die Richtung ihrer Bewegung wechselt, so we-
nig ändert ein freischwingendes Pendel seine Schwingungsrich-
tung, so lange es nicht durch neu hinzutretende Kräfte dazu
gezwungen wird. Bei unsern gewöhnlichen Uhrpendeln , die aus
Würllemb. nalurw. Jahreshefle. 185<3. Is Heft. 3
- 34 -
einer festen Stange mit daran hängentler Scheibe oder Linse be-
stehen, kann sich die Erscheinung des Beharrens in einer und'
derselben Schwingungsebene nicht zeigen, weil sie nicht frei, d.h.
in einem Punkt, mit ungehinderter Bewegung nach allen Seiten,
aufgehängt sind, sondern gewöhnlich mit ihrem obern Ende auf der
scharfen Kante einer Axe aufliegen, so dass sie gezwungen sind,
immer wieder in eine wenigstens annähernd senkrecht zu dieser
Axe gestellte Schwingungsebene zurückzukehren. Hängen wir
daher ein solches Pendel zum Beispiel an der senkrechten Wand
eines Schiffszimmers so auf, dass die Schwingungsaxe perpen-
dikulär zur Wand gerichtet ist, so muss dasselbe parallel mit
dieser Wand schwingen, welche Drehungen und Wendungen das
Schiff auch machen mag, vorausgesetzt, dass die Bewegung des
Schiffes ohne Seitenschwankungen vor sich geht. Die Schwin-
gungsebene des Pendels ändert also hier mit dem Schiff ihre
Richtung. Anders gestaltet sich die Sache , wenn wir ein Pen-
del, das aus einem dünnen Draht oder Faden mit daran hängen-
der Metallkugel besteht, an der Decke des Schiffsraumes so
aufhängen , dass es nach allen Richtungen frei schwingen kann.
Versetzen wir ein solches Pendel nach irgend einer bestimmten
Richtung in Schwingung, während sich das Schiff langsam und
ohne Erschütterung dreht, so machen wir die Beobachtung , dass
die Schwingungsebene der drehenden Bewegung des Schiffes
nicht folgt, sondern unverrückt der gleichen Himmelsgegend oder
dem gleichen Punkt des entfernten Ufers zugewendet bleibt. Einem
Beobachter im Schiff aber , der nicht auf die Gegenstände am
Ufer blickt , und eben desswegen , wie es bei sanfter Bewegung
fast immer der Fall ist, sich selber sammt dem Schiff in Ruhe
wähnt, wird es vorkommen, als drehe sich die Pendelebene in
einem der Bewegung des Schiffes entgegengesetzten Sinne im
Kreise herum.
In einem ähnlichen Falle sind wir Erdbewohner, die wir
uns mit Allem, was uns umgibt, alltäglich einmal von West
nach Ost um die Erdaxe drehen, ohne dass uns die leiseste
Erschütterung an unsere übcrdiess sehr rasche Bewegung mahnt.
Ein freischwingendes Pendel, das in Beziehung auf den Welt-
— 35 —
lauin eine uiivciUiidcrte Kichtung beibehält, muss daher schehi-
bar eine unserer eigenen Bewegung entgegengesetzte Drehung
haben.
Die Saclie verhält sich jedoch nicht an allen l^unkten der
Erdoberfläche gleich, wie nun näher auseinander gesetzt werden soll.
Die Schwingungsebene des Pendels ist durch zwei Stücke be-
stimmt: nämlich erstens durch die Gleichgewichtslage des Pendels,
d. h. durch die Stellung, welche es einnimmt, ehe es in Schwingung
versetzt wird und nachdem es zur Ruhe gekommen ist; zweitens
durch eine Horizontallinie, welche die Richtung angibt, nach
welcher das Pendel schwingt. Die erste Lmie, die der Gleichge-
wichtslage des Pendels , ist stets gegen den Mittelpunkt der Erde
gerichtet, die letztere kann eine beliebige Richtung nach irgend
einem entfernten Punkt im Weltraum, z. B. nach einem Stern,
haben.
Denken wir uns nun unser Pendel für's Erste an einem
der Pole, etwa am Nordpol, genau in der Verlängerung der Erd-
axe aufgehängt, so fällt das eine der genannten Bestimmungs-
stücke, nämlich die Gleichgewichtsstellung, mit der Erdaxe zu-
sammen und bleibt während der Umdrehung der Erde in un-
veränderter Richtung, da auch die Erdaxe parallel mit sich
selbst im Weltraum fortschreitet. Das andere Bestimmungs-
stück, die horizontale Richtungslinie, ist ohnehin gänzlich unab-
hängig von der Bewegung der Erde. Es ist somit kein Grund
vorhanden , warum die Schwingungsrichtung irgend eine Ablen-
kung erfahren sollte, und es ist also klar , dass die um ihre Axe
sich drehende Erde und mit ihr der Polhorizont sich unter dem
Pendel herumdrehen muss. Eine durch den Mittelpunkt des Pol-
horizonts gezogene, anfänglich mit der Schwingungsebene gleich
gerichtete Linie wird daher schon im nächsten Augenblick einen
kleinen Winkel mit derselben bilden, da sie sich mit dem Ho-
rizont von rechts nach links dreht, und in 24 Stunden wird
dieser Winkel 360^ betragen.
Wenn es möglich wäre, den Versuch am Pol selbst anzu-
stellen, so müsste es dem Beobachter, der sich selbst, ebenso
wie wir, in Ruhe glaubt, vorkommen , als wenn sich die Schwin-
— 36 -
gungsebeue in ^4 Stunden einmal von links nach rechts im
Kreise herumdrehte, ganz nach derselben Richtung und mit der-
selben Drehungsgeschwindigkeit, mit der sich dort ein Stern am
Horizont im Kreise herum zu bewegen scheint.
Ich will gleich hier auf ^wei Einwürfe antworten, die man
häufig machen hört: erstens, ob die Drehung des Aufhängepunkts,
welche so lange nicht zu vermeiden ist, als wir das Pendel nicht
an einem ausserhalb der Erde befindlichen Punkt aufhängen
können, und zweitens, ob die fortschreitende Bewegung des Auf-
hängepunkts, welche er mit der Erde bei ihrem Fortschreiten
auf ihrer jährlichen Bahn theilt, keinen Einfluss auf die Schwin-
gungsrichtung des Pendels ausüben könne. — Dass die Drehung des
Aufhängepunkts , die überdies in unserem Fall eine ausser-
ordentlich langsame ist, keinen Einfluss auf die Schwingungs-
ebene eines Pendels hat, lässt sich durch einen Versuch im
Kleinen leicht nachweisen; immer wird man finden, dass
diese Drehung nur das zur Folge hat, dass auch der Pendel-
faden und mit ihm die Pendelkugel sich in sich selbst drehen.
In Beziehung auf den zweiten Einwurf ist zu bemerken,
dass vor und wälirend der Schwingung das ganze Pendel die
gleiche fortschreitende Bewegung hat, wie der Aufhängepunkt,
und dass also, wenn ein ruhendes Pendel plötzlich in Schwin-
gung versetzt wird, in dieser Beziehung keine Aenderung ein-
tritt, und daher auch keine Kraft hinzukommt, die eine Ablenkung
der Schwingungsrichtung bedingen könnte. Dasselbe gilt für die
fortschreitende Bewegung von West nach Ost, welche, der Auf-
hängepunkt an andern Orten , neben der so eben berührten , in
Folge der Axendrehung der Erde erhält.
Versetzen wir uns nun mit unserem Pendel an den Aequator,
so finden wir die Sache bedeutend verändert. Eine auf der
Horizontebene eines unter dem Aequator befindlichen Ortes von
Süd nach Nord gezogene Linie, eine sogenannte Nordlinie, bleibt
während der Umdrehung der Erde stets parallel mit der Erd-
axe und hat folglich, wie diese, immer die gleiche Richtung in
Beziehung auf irgend einen Punkt im Weltraum. Auch jede
andere in der Horizontebene gezogene Linie ändert ihre Richtung
— 37 —
nicht, da sie mit der Nordlinie, die mit ihr in der gleichen Ebene
liegt, einen miveränderlichen Winkel bildet. Da nun die Hori-
zontalrichtnng der Schwingungsebene eines Pendels ebenfalls un-
veränderlich ist, so ergibt sich von selbst, dass hier eine schein-
bare Drehung dieser Schwingungsebene in Beziehung auf eine Linie
des Horizonts nicht stattfinden kann.
Betrachten wir endlich den Fall, dass der Versuch an einem
Ort zwischen dem Pol und dem Aequator angestellt wird. Fas-
sen wir auch hier zunächst die Nordlinie des Horizonts ins Auge,
so erkennen wir leicht, dass sie die verlängerte Erdaxe in einem
Punkt schneidet, der um so weiter vom Nordpol entfernt ist, je
näher der betreffende Ort dem Aequator ist. Hieraus geht hervor,
dass die Nordlinie während einer Umdrehung der Erde die Oberfläche
eines Kegels beschreibt, dessen Spitze in der verlängerten Erdaxe
liegt. Jede neue Lage der Nordlinie, und darum auch jeder anderen
in der Horizontebene gezogenen Linie bildet folglich mit der
vorhergehenden einen Winkel, und es muss daher auch hier, wie
am Pol, eine scheinbare Drehung der Pendelebene stattfinden.
Der Drehungswinkel in 24 Stunden wird aber weniger als 360^
betragen und um so kleiner sein, je spitzer der von der Nord-
linie beschriebene Kegelmantel ist, da die Summe aller Winkel,
welche die aufeinander folgenden Lagen der Nordlinie unter sich
bilden, gegeben ist durch den Winkel, den wir erhalten', wenn
wir uns den Kegelmantel an einer Seite von der Spitze aus auf-
geschnitten und ausgebreitet denken. Vom Aequator an, wo die
Ablenkung gleich Null ist, wächst demnach der tägliche Drehungs-
winkel mit der geographischen Breite und zwar, wie auf trigo-
nometrischem Wege leicht nachzuweisen ist, im Verhältniss des
Sinus derselben und erreicht sein Maximum am Pol.
Für Stuttgart z. B. , dessen geographische Breite 48^ 46'
53" ist, beträgt die Grösse des Drehungswinkels in 24 Stunden
270, 80 r= 270<> 48', in 1 Stunde also 11", 28 r= 11» 16'
48" und in einer Minute 0, 188*^ = 11' 16,8".
Wir haben seither die Thatsache der Axendrehung der Erde
vorangestellt und daraus die Erscheinung abgeleitet, welche ein
schwingendes Pendel zeigen muss. Da nun der Versuch diese
- 38 -
Sclilussfolgening nacli allen ihren Thcilen vollkommen bestätigt,
und für die drehende Bewegung des Pendels kein anderer ver-
nünftiger Grund gefunden werden kann, so sind wir auch berech-
tigt, ihn als eine weitere Bestätigung unserer Annahme zu be-
trachten.
Der Foucault'sche Versuch ist bis jetzt zwar weder unter
dem Aequator, noch, aus bekannten Gründen, an einem der
Pole angestellt worden ; dagegen liegt eine grosse Reihe von
Resultaten anderer Beobachtungen vor, die unter den verschie-
densten Breitegraden , von einem Ort auf der Insel Ceylon , der
unter dem 6,9. Grad, bis Aberdeen, das unter dem 57,9. Grad
nördlicher Breite liegt, angestellt wurden und welche nicht allein
das Factum an sich vollständig bestätigt haben , sondern auch
der durch die Rechnung gefundenen Grösse des Drehungswinkels
bis auf kaum bemerkbare Unterschiede nahe gekommen sind.
Zum Schlüsse beehre ich mich , die verehrten Mitglieder
unseres Vereins auf heute Nachmittag 3 Uhr in das Chor der
Stiftskirche einzuladen, wo ich den Versuch ausfeilen werde. *)
IV. Professor Dr. v.Kurr theilte über einige Land- und
S ü s s w a s s e r c 0 n c h y 1 i e n der T e r t i ä r f o r m a t i o n Ober-
schwabens Folgendes mit :
Herr Revierförster v. Zell in Z wiefalten, dessen unermüde-
tem Fleiss und Eifer wir schon so manche Entdeckung interes-
santer Fossilien im Gebiete unserer Tertiärfauna verdanken, hat
mir eine Sendung von neuaufgefundenen Land- und Süsswasser-
conchylien aus der Umgebung von Zwiefalten mitgetheilt, welche
ich Ihnen hiemit vorzulegen die Ehre habe, und ich erlaube mir
einige Bemerkungen darüber, sowie über die Bedeutung unserer
Tertiärfauna überhaupt daran anzuknüpfen.
Unter den eingesandten Gegenständen befindet sich eine
zum erstenmal aufgefundene mit Helix vermiculata Mich, und
•) Das zum Versuch gebrauchte Pendel hatte eine Länge von 58,277
württ. Fuss und brauchte zu einem Hin- und Hergang 8,2'' Zeit. Das Ge-
wicht der au einem dicken Kupferdraht aufgehängteu Bleil<ugel betrug gegen
TK) Pfdud.
— 39 -
alonensis Fer. verwandten, an J7. Matihiaca Stein, des Main-
zer Reckens sich anschliessende Spezies , welche ich dem Ent-
decker zu Ehren Helix ZeUü*) nennen will. Es ist demnach
eine dem südlichen Europa angehörige Form, der ersten Ab-
theihmg von Archelix Alb er s völlig entsprechend, während die
im Süsswasserkalk Oberschwabens am häufigsten vorkommende
H. sylvestrina Ziet. und die etwas seltenere H. sylvanaK\^\n
offenbar in die zweite Abtheilung jener Untergattung sich reihen,
doch so, dass sie zwischen sylvaüca und sylendida Drap, sich
stellen. Die bei Z wiefalten und Ehingen nicht seltene Helix in-
flexa V. Martens gehört sicher in die Untergattung Cofm^?//a<?«
Albers, deren europäische Arten hauptsächlich den südlichen
Hochalpen eigenthümlich sind, während die aussereuropäischen
den Cordilleren von Peru und Bolivia und theilweise der Insel
Martinique angehören ; kurz, sie deutet auf warmes Gebirgsland.
Ihre Verwandtschaft mit H. Lefehuriana Fer., Zonata Stud.
und der auf Porto sancto einheimischen H. portosanctana S o w.
lässt sich auf den ersten Blick erkennen.
Die bei Ehingen und Mainz, sowie in der Auvergne vor-
kommende H. Ramondi Brongn. ist am meisten der bei Cari-
9al auf Madeira und in dem dorügen Diluvium fossil gefundenen
H. Bowdichiana Fer. verwandt und schliesst sich theils an H.
melanostoma Dr., die im südlichen Frankreich und Algerien
vorkommt, theils an die Gruppe der amerikanischen H. auricoma
F^r. an.
H. insignis Schub 1er, eine der ausgezeichnetsten Eigen-
*J Helix Zellii Kurr: iesta subobtecte-perforata, globoso-depressa, sub-
striolata, anfr. 5 convexi, intimi subgranulaü subplanati, ultimus antice de-
flexus; apertura late lunaris producta, peristomium valde reflexum,
ampliatum , margine columellari dilatato , umbilicwn infundlbuUfonnctn
subtegente. Diam. maj. 32, min. 26; alt. 17 mill. Im tert. Süsswasserkalk
zu Audelflngen bei Zwiefalten. Ton H. Mathiaca durch gedrücktere Form,
breitem Mund und trichterförmigem Nabel, geringere Verdickung des Muud-
saumes , auch geringere Wölbung der Untenseite des letzten Umgangs ^er-
pchieden , daher auch eher mit //. alonensis Fer., Var. Lorcana Rossm.
aus Spanien, als mit Desertorum Forsk. aus Syrien vergleichbar.
— 40 —
thümlichkeiten von Steinheim, erinnert durch ihren trichterförmi-
gen Nabel fast nur an die grossen Formen von H. rosacea
Müll., wie sie im südwestlichen Afrika vorkommen, und unter
allen europäischen Arten ist keine einzige, womit sie verglichen
werden könnte.
H. Ehingensis Kl. , bei Ulm und Ehingen gleich häufig,
gehört zu der Gruppe von Pachystoma Albers, welche haupt-
sächlich in Westindien einheimisch ist. Die grosse Verdickung
des Spindelsaumes, der starke Callus am Innenrand der Mündung,
die dicke Schale und die Verdeckung des Nabels durch den
Callus stellen sie neben H. crascüabris Fir. und discolor Fer.,
während die Gesammtform mehr an Nanina bicolor und buUa
Pfr. erinnert.
Auch H. rugulosa v. Martens stellt sich nach Form und
der so sehr ausgeprägten Streifung in die Reihe der westindi-
schen und nordamerikanischen Arten, und reiht sich namentlich
an H. elevata Say. und pensylvanica Green, aus der Gruppe
Patera Albers an. So gehört auch die von Thomae bei
Hochheim gefundene H. Rahtii Th. zu Jamaicaformen.
An diese Bemerkungen über die Heliceen unserer Tertiär-
fauna, welche leicht erweitert werden könnten, reihe ich zunächst
einen mehr negativen, aber nicht minder wichtigen Character
derselben, nämlich das gänzliche Fehlen von grösseren Bulimus-
und Pi^pa-Arten, wie diess auch auf dem nordamerikanischen
Festlande der Fall ist. Es leben diese Thiere hauptsächhch in
Ländern mit trockener Atmosphäre, während unsere Landschne-
cken, wie wir sie kennen gelernt haben, hauptsächlich feuchten
Wäldern und Bergthälern angehört haben, ein Umstand, welcher
durch das häufige Mitvorkommen von Süsswasserconchylien, wo-
von später die Rede sein wird, wesentlich unterstützt wird.
Die bei Hochheim vorkommende Strophostoma ist zwar bei
uns noch nicht aufgefunden worden, erinnert aber gleichfalls an
die auf Brasilien (Bahia) beschränkten ^nos^oma- Arten oder
an Hypostorna aus Bengalen.
Glausilia grandis Klein und antiqua Seh üb 1er, sowie
die bei Wiesbaden vorkommende Cl. buUmoides A. Braun,
— 41 —
können meines Eraehtens nur mit den grossen dalmatischen und
chinesischen Arten verglichen werden. Eine kleinere , von Herrn
V. Zell eingesandte Clausilia, welche noch nicht näher bestimmt
werden kann, erinnert dagegen an Cl. plicatula Drap., welche
in Deutschland und der Schweiz nicht selten vorkommt. Immer-
hin ist das verhältnissmässig seltene Vorkommen der Clausilien
und Pupen auffallend, wenn wir solches mit den gegenwärtigen
Verhältnissen vergleichen.
Cyclostoma bisulcatum v. Zieten und conicum Klein
schliessen sich an die südeuropäischen und egyptischen For-
men mehr als an die westindischen an; dagegen sind die
stattlichen Glandinen {Gl. antiqua Klein), wie sie bei
Ehingen und Ulm nicht selten vorkommen , wieder auffallende
Typen Westindiens und der Küstengegenden von Mexiko.
Gehen wir zu den Süsswasser-Mollusken über, so fällt so-
gleich der unermessliche Reichthum von Individuen gewisser
Gattungen, z. B. von Valvata und Paludina auf, welche an
einigen Orten zu Milliarden zusammen liegen. Diess gilt na-
mentlich von Valvata multiformis und Paludina globulus Desh.^
welche in der sogenannten Sandgrube von Steinheim vorherr-
schen. Die flache Form der Ersteren kann nur mit der nord-
araerikanischen S. tricarinata Say verglichen werden und
steht ihr offenbar sehr nahe. P. globulus und acuta Des h.,
welch letztere auch bei Nördlingen und Mainz sehr häufig ist,
gehören zu den überall in Küslengegenden wiederkehrenden For-
men, welche zum Theil in brackischem Wasser leben und sich
ausserordentlich vermehren. Dagegen erinnern die dickschaligen
und grossen Formen von P. varicosa Bronn, welche bei Kirch-
berg an der Hier so häufig ist, und der bei Nördlingen aufgefundenen
P. nobilis Klein augenscheinlich an P. decisa und ijonderosa
Say der vereinigten Staaten.
Die grossen und zum Theil stark gefalteten Melanien wie
M. grosse-costata v. Klein, iurrita v. K 1 e i n , 31. Wetzleri
Dkr. erinnern offenbar theils an M. truncata L a m. aus Guyana
und Hohenackeri Phil, aus Surinam, theils an ostindische For-
men, wie M. varicosa Troschel, während die kleinere 31.
— 42 -
hulimoides v. Klein der M. afra Ziegl. nalie stellt; die bis
jetzt bei Zwiefalten und Andelfingen gefundene Melanopsis hat
nach der Ansicht von Duncker und v. Klein so viele Aehn-
lichkeit mit der in Griechenland, Kleinasien, Syrien und Algerien
verbreiteten M. praei'osa Lin. , dass sie dieselbe mit demselben
Namen belegten, unterscheidet sich übrigens durch die schlankere,
stärker in die Länge gezogene Form und die mehr elliptische
als eiförmige Mündung, und dürfte so gut, wie die früher für
M. Dufourii Fer. gehaltene von Günzburg und Oberkirchberg
M. impressa'KlQiw eine eigene Spezies darstellen, wofür ich den
Namen M. Kleinii vorschlage. Dass wir es hier aber mit For-
men des mittelländischen Litorales zu thun haben, ist ausser
allem Zweifel.
Was die sehr häufig verbreiteten Limneen anbelangt, so
erinnern sie theils an indische, theils an nordamerikanische und
europäische Formen ; in erstere Reihe gehören X. elUpticus Kur r,
zu den \eizievn L.buUatus Klein, sociaUs Schübl. und subo-
vatus Hartm. Beinahe dasselbe kann von den Planorhen
gesagt werden , welche eigentlich zwischen den deutschen und
nordamerikanischen Formen in der Mitte stehen. Auch die Ne-
ritinen stehen den deutschen Arten so nahe, das sie nur schwer
von den lebenden zu unterscheiden sind.
Unter den Bivalven gehören die Margaritanen und TJnio
Kirchhergensis Klein gleichfalls zu nordamerikanischen Typen,
während die Uebrigen, sammt den Anodonten und Dreissenen
offenbar unter die deutschen sich reihen.
Werfen wir nach diesem einen flüchtigen Blick auf die
höheren Thiere, welche bis jetzt in den tertiären Süsswasserkalk-
steinen Oberschwabens gefunden worden sind, wovon wir den ■
Riesensalamander von Oeningen (Ändryas Scheuchzeri Tschudi)
die Gattung Palaeomeryx , Chalicomys und Rhinoceros (Acero-
therium indsirum KaupJ hervorheben wollen, so weichen die- ;
selben so sehr von europäischen Typen ab, dass wir nur auf
Java und in Mexiko die analogen Thiere wiederfinden. Dasselbe
hat 0. Heer von den Insekten nachgewiesen.
Gleichwie aber überall in der jetzigen Schöpfung die schönste
— 43 —
Harmonie herrscht , so ist es auch zu allen Zeiten und selbst
in den frühesten Perioden auf der Erde gewesen. Die fossile
Flora des deutschen und schweizerischen Tertiärbodens hat ganz
dieselben Resultate, wie die Fauna, geliefert; die Palmen, Fei-
genbäume, Brodfruchtbäume, Eichen und Pappeln, welche Herr
Prof. Heer bis jetzt zusammengebracht und theilweise veröffent-
licht hat, deuten theils auf Gewächse der südlichen vereinigten
Staaten, theils auf brasilianische und ostindische Formen, wäh-
rend nur ein kleiner Theil auf die Flora des mittelländischen
Litorales hinweist.
Fragen wir zuletzt nach den geologischen Resultaten dieser
Untersuchungen, so ergibt sich unschwer die grosse Ueberein-
stimmung unserer tertiären Süsswassergebilde mit denen von
Günzburg , Mainz , Oeningen und der äussern Schweiz , wo mir
noch kürzlich vergönnt war, aus den Umgebungen von St. Gal-
len und vom Aargau theilweise dieselben Süsswasserconchylien
wiederzufinden, welche bei Ulm, Ehingen und Steinheim so häu-
fig wiederkehren. *) Es ergibt sich ferner, dass unser Süsswas-
serkalk, obwohl unter unserer Meeresmollasse gelagert, mit der-
selben in eine Periode in die der Myocene gehöre , dass aber
wahrscheinlich die Bänke von Oeningen, welche der Meeresmol-
lasse ein- oder aufgelagert sind, etwas jünger sind, als die von
Ulm und Ehingen.
Er legte ausserdem genaue, in der k. polytechnischen Schule
angefertigte Krystallmodelle aus Holz vor.
V. Hierauf sprach Dr. 0. Fraas über die Ablagerung
von Petrefakten im Jura.
So verschieden auch die Ablagerung von Petrefakten in
den verschiedenen Schichten des Jura und an den verschiedenen
Localitäten Schwabens ist, so lassen sich doch die verschiedenen
Arten von Ablagerung unter dreierlei Haupt-Gesichtspunkten auf-
fassen :
•) Vielleicht gebiirt auch der Süsswasserkalk von Rheims und der Auvergne
hieher, denn einige HcLiceen von daher, welche ich zu sehen Gelegenheit
hatte, schliessen sich ganz an unsere cinlieiuiischen an.
- 44 -
1) Die Petrefakten lagern in Bänken. Je mächtiger eine
Schichte entwickelt ist, um so lieber ziehen sich die organischen
Reste auf ein nur wenige Zoll mächtiges Lager zurück, in wel-
chem sie millionenweise zusamraengehäuft sind, so dass die Bank
oft aus nichts Anderem besteht, als eben aus jenen Resten.
Dieses Vorkommen von Petrefakten in Bänken ist für den
Geognosten vom Fache ebenso angenehm, wie für den Petrefakten-
sammler , der von seiner Hände Arbeit sich nährt. Dieser kehrt
doch jeden Abend reich beladen mit seiner Waare heim, denn
die Bank lässt ihn nie trügerisch im Stich. Jener freut sich
in den Bänken feste geognostische Horizonte zu haben , nach
denen er sich aufs sicherste Orientiren kann, denn nicht leicht
kommt es vor , dass eine Spezies , die eine Bank charakterisirt,
in einer älteren oder jüngeren wieder aufgefunden wird. Wie
carakterisch sind nicht die Psilonoten , Oxynoten , Raricostaten,
Macrocephalen u. s. w. ? Hat man je einen A. Psilonotus an-
derswo gefunden als in dem 3 Zoll dicken Lager , das aus der
Mitte der 2 Fuss mächtigen Psilonotenbank sich herausschält ?
A. hifer immer einige Zoll unter dem A. oxynotus , dieser selbst
wieder in einer Bank von 5 — 6 Zoll, A. raricostatus zwar durch
die letzten 6 Fuss des schwarzen Jura beta zerstreut vorkommend
hat doch seine eigentliche Bank von 3 — 4 Zoll in der Hälfte
seines Lagers. A. polygyratus und sein schöner Begleiter fle-
xuorus finden sich am Hundsrücken an einer mehrere 100 Fuss
mächtigen Steilwand nur in einer 5 Zoll dicken Schichte, des-
gleichen B. hastatus. Ebenso bildet das Seegras in den untern
Posidonienschiefern, in den Jurensis-Mergeln , in der Oberregion
der w^ohlgeschichteten Kalke eine sichere Bank der Orientirung.
Die einzelnen Petrefakten der Bänke, die in allerlei Lage liegen,
sind im Allgemeinen auf ihrer Oberseite besser erhalten, als auf der
Unterseite. Man bekommt gar oft Ammoniten, die nur auf einer
Seite schön sind; da darf man mit ziemlicher Gewissheit an-
nehmen, dass die schöne Seite nach oben lag; es hat demnach
die Zerstörung der Schale von unten begonnen. An einigen
Localitäten nahm ich mir die Mühe, über die Quantität der Vor-
kommnisse Anhaltspunkte zu erhalten, denn beiläufige Schätzungen
— 45 —
trügen oft gewaltig. Es hat zwar keinen grossen Werth aber
doch niteressiren vielleicht den Einen oder Andern die betreffen-
den Zahlenverhiiltnisse. Am Eyachriss bei Balingen lieferten
100 Quadratfuss Oxynotenschichte, die dort 5 — 6 Zoll mächtig
ist, 4500 Stück A. oxynotuSy 1180 A. hifer, 600 Terehr. oxy^
noti^ 550 Grypliaea cymhium juv., 1000 Belcmn., Plagiostoma
und andere Bivalven. Summa 8000 Stücke, was auf 1 nFuss
80 macht. Dieselbe Bank liefert bei Hechingen in einer Mäch-
tigkeit von kaum 4 Zoll auf 10 nFuss 150 A. oxyriotus , 50
.4. hifer, 8 B. hreviSj die Bivalven sind meist zerdrückt und
ihre Zahl schwer zu ermitteln. — In der Raricostatenbank bei
Frommern Hess ich auf 20 DFuss abheben und erhielt 1400
A. raricostatus , 200 A. planicosta^ 150 A. armatus densinodus,
10 A. oxynotus pinqiäs, 700 B. brevis ^ 100 Bivalven, thut
auf 1 DFuss 128 Stück.
Am Starzelriss bei Hechingen erhielt Herr Achenbach
auf 10 nFuss Flächenraum
600 A. raricostatus,
140 A, armatus,
200 A. planicosta,
8 A. oxynotus pinquis,
22 B. brevis.
Die Bivalven sind dort zerdrückt und unzählbar, thut auf
1 DFuss 103 Individuen.
2) Das Vorkommen der andern Art ist das hi einer Zone
oder Region.
Die Petrefakten liegen nicht in Bänken, aufeinander und
nebeneinander gehäuft, sondern in einer Schichte von vielen Fuss
Mächtigkeit zerstreut. In der Regel ist die Schichte selbst nicht
sehr mächtig entwickelt und von oben bis unten mit unregel-
mässig zerstreuten Fossilen erfüllt. Die Mannigfaltigkeit der
Arten ist grösser als bei der Bankablagerung , wo vielmehr die
massenhafte Entwicklung ein und derselben Species beobachtet
wird. Der Jura hat seine schönsten und seltensten Vorkomm-
nisse auf diese Weise bewahrt und tagelang arbeitet oft der
Mann umsonst, bis er endlich nach mühevollem Graben ein kost-
— 46 —
bares ^tück Ihidet , das ihm die Arbeit lolinL Zu dieser Art
des Vorkommens sind z. B. die Numismalenthone, Amaltlieen-
schichten und Ornatenthone zu rechnen. In den Ornatentlionen
kommen auf einen Cubikfuss (nach Quadratfuss kann man hier
nimmer zählen) 2 — 5 Stücke. Das Verhältniss der Arten ist
nach Procenten Folgendes.
In der Lettengrube bei Lautlingen
A. hecticus
50 7.
yy convolutus
20
„ ornatus
10
,y Lamherti
1
„ lieterophyllus
v.
5, flexuosus
7
,y bipartitus
8
5, bidentatus
3
., fl, globus
V.
Nucula ornati
V.
Rostellaria
'/..
Glypliaea
V.
3) Endlich findet sich ein grosser Theil von Petrefakten in
Nestern. Wenn bei der ersten und zweiten Art nur von sol-
chen Resten die Rede sein kann , welche nach ihrem Tode im
Meer niedersanken, nachdem sie längere oder kürzere Zeit flot-
tirt hatten, oder welche von der Fluth an die Ufer gespült
wurden, führt uns die dritte Art des Vorkommens zu Fossilen,
die vom Ort ihres Lebens nicht ferne, zum Theil an Ort und
Stelle begraben sind. Die Petrefakten sind darum auch Reste
von festsitzenden Thieren, PentacrinUen , Austern, Brachiopoden.
Zwar sind sie zur Bankbildung eben so geneigt, wenn sie von
ihrem Standort losgerissen und vom Wasser umhergetrieben
wurden, aber öfter nach liegen sie in Nestern. Von Pent. sca-
laris fanden sich bei Hechingen 3 Stielglieder auf 10 n^'^'ss
Raricostatenbank, bei Balingen auf 20 QF^ss 80, bei Frommern
auf 20 DFuss 2000. Hier trafen die Arbeiter ein Nest. Das
Gleiche beobachtete ich bei P. basaltiformis in den Amaltheen-
thonen, bei Terebr. substriata , lacunosa, Pentacr, cingulatus^
— 47 —
Ostrea crhiagaUi 11. mul vielen Andern aus diesen Thierclassen.
An der einen Localität fehlen diese Reste last ganz, an andern
oft nur wenige Schritte entfernten trifft man sie massenweise
aufgestapelt.
Der AVerth dieser Beobachtungen ist freilich ein sehr localer,
aber je mehr solche locale Beobachtungen angestellt und zu-
sammengestellt werden , wird man doch auch daraus nicht un-
interessante Schlüsse ziehen können.
VI. Oberbaurath v. Bühl er hielt folgenden Vortrag über
die B e z i e h u n g e n der Stromgebiete und Wasserschei-
den zu den Gebirgen:
lieber die Beziehungen der Stromgebiete zu den Gebirgen
haben von jeher und bis auf die neueste Zeit herauf noch sehr
irrige Ansichten vorgeherrscht.
Es ist bekannt, dass man die Flächenräume, die ihre Tag-
wasser den Bächen, den Flüssen und dem Strome zuführen, in
welchen sich alle diese ergiessen , ein Fluss- oder Strom-
gebiet. nennt, ferner, dass Hochebenen, Hügel, Berge und
Hochgebirgsziige allermeist die U r s p r u n g s o r t e und zu-
gleich auch die Xrrenzscheiden der verschiedenen Flüsse
die Wasserscheiden
sind, und wollen dieses nun näher erläutern.
Da die Bewegung des Wassers in den Flüssen durch den
Einfluss der Schwere nach den Gesetzen des Falles bewirkt wird,
so muss nothwendig der Ursprungsort derselben höher liegen,
als ihre Ausmiindung und es müssen in einem Fluss- oder
Stromgebiet die Flächen, auf und in welchen sich die Bäche
und Flüsse gegen den Hauptstrom bewegen mehr oder weniger
geneigte Ebenen gegen denselben sein, während
dieser aber selbst wieder in einer geneigten Ebene von dem
Innern des Landes gegen seine Ausmündung in das Meer ab-
fiiesst.
Die Oberfläche eines Stromgebiets bildet so-
nach ein Becken, welches in allen Richtungen gegen
— 48 —
den Haupistroin geneigt ist, der .sodann selbst wie-
der eine Neigung gegen seine Ausmündung hat.
Die tiefste Linie eines Stromgebiets muss also nothwendig
diejenige sein, in welcher sich der Hauptstrom bewegt, die höch-
sten Linien aber, welche das Gebiet umziehen und gleichsam
seinen Rand bilden, sind die Wasserscheiden, die sich
wieder unmittelbar an die Ränder der nächsten Flussbecken
anschliessen. Punkte auf diesen Linien, die zwischen zwei in
entgegengesetzter Richtung abfliessenden Gewässern sich befinden,
werden T h e i 1 u n g s p u n k t e oder bei grösserer Ausdehnung auf
Hochflächen
Theilungsflächen oder
Theilungs ebenen
genannt.
Hieraus darf nun aber keinesw^egs wie früher ganz irrthüm-
lich gefolgert werden, dass die grossen Flüsse nothwendig ein hohes
Gebirge, oder die höchsten Punkte in demselben zum Ursprungs-
ort haben müssen und dass die Wasserscheiden derselben sich
immer auf den höchsten Gebirgsrücken hinziehen. Ein solcher
Irrthum würde uns in den meisten Fällen ein ganz unrichtiges
Bild von den Stromgebieten und ihren Wasserscheiden, sowie
überhaupt von der Erdoberfläche und der W a s s e r v e r t h e i 1 u n g
auf derselben geben und uns zu mancherlei Täuschungen hin-
führen, worunter zunächst diejenige gehören würde,
dass Gebirge einen im Verhältniss zu ihrer
Höhe und Ausdehnung bedeutenden Einfluss
auf die Wasserscheiden ausüben.
Diess ist aber meist gar nicht der Fall , wie durch viele
Beispiele erwiesen werden kann. Wäre diese Annahme richtig,
so müsste man den L^rsprung der grössten Flüsse des nördlichen
Deutschlands in den höchsten Gebirgen daselbst suchen und so
würde wohl der Harz eine Wasserscheide der ersten Ordnung
sein, und Elbe wie Weser ihre Quellen dort haben, während
diese beiden Ströme von viel ferner liegenden, weniger hohen
Gebirgen herabkommen. So sollte man wohl auch annehmen
dürfen, dass die Wasserscheide auf dem Harz diesem von Süd-
- 49 -
ost imch Nordwest erhobenen breiten Gebirgsrücken in der Rich-
tung seiner Hauptlängeerstrekung auf seinem Kamm liegen werde,
während sie gerade rechtwinkelig darauf von Südwest nach Nord-
ost quer über den Kamm setzt. Aehnliche Erscheinungen bietet
der Thüringer Wald mit seinem von Südost nach Nordwest
gezogenen langen scharfen Kamm. Er scheidet Thüringen
von Franken, das Main- von den norddeutschen Strom-
ge bieten, dennoch aber liegt die Wasserscheide des Mains
und der Weser auf der Südseite des Kammes und nur ein
Theil des Gebirgs sendet seine Wasser in den Main, während
die Wasserscheide beider Ströme gänzlich ausserhalb des Ge-
birgs und zwar zwischen Hildburghausen und Meirich-
stadt, da wo die Fränkische Saale entspringt, hegt. So
liegt auch die Wasserscheide zwischen Elbe- und Weserge-
biet (zwischen Saale und Werra) auf der Nordseite dieses
Gebirgs quer gegen die Richtung des Gebirgskammes
ohne Verbindung mit demselben und so wenig durch einen Höhen-
zug geschieden, dass man bei Gotha einen seinem freien Ge-
fall überlassenen Canal gegraben hat, welcher beide Flussgebiete
verbindet.
Das Erzgebirge, von der Elbe berührt, ist ganz ohne
Einfluss für das Wassersystem derselben und hat lediglich keinen
Antheil an der Bildung ihrer Hauptquellen.
Noch ungleich bedeutungsvoller treten jedoch diese Abwei-
chungen im Laufe der Gebirge und der Wasserscheiden an der
nördlichen Seite der Alpen auf.
Das grossartigste Thal in ganz Europa ist unzweifelhaft
das zwischen den Alpen und dem Jura zweien mächtigen
parallelen Gebirgszügen einerseits von 5 — 8000 , andrerseits von
3 — 5000 Fuss Höhe hinziehende Thal, dessen hügeliger Boden
unzweifelhaft einst Seebecken war und es theilweise in den Schwei-
zer Seen, dem Genfer-, Neufchateler-, Züricher-See,
dem Bodensee, den bayrischen Ammer-, Wurm-, Tegern-,
Chiem- und andern Seen noch ist.
Man sollte nun wohl mit Recht annehmen dürfen, dass die
Gewässer beider Gebirge der Mitte dieses Thaies zufiiessen wer-
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1856. Is Heft. 4
— 50 -
den und dass sich daselbst die Stromrinne der Donau tief aus-
gefurcht befinden müsse ; so ist es auch östlich in diesem gros-
sen Becken der Fall, wo die Donau zwar nicht in der Mitte,
jedoch der Thalrichtung parallel läuft. Dennoch ist ihr Ursprung
nordwestlich vom Boden see, während der Rhein quer durch
dieses Thal vom Bodensee aus westlich bei Seh äff hausen
gewaltsam durchbricht, bei Basel sich plötzlich wendet und
zwischen zwei ganz anderen Gebirgssystemen nördlich abfliesst.
Wollte dieses Thalbecken nach den Gesetzen der Spülung
gebildet (wie dies früher der Fall war) angenommen und betrach-
tet werden, so müsste nothwendig auf der Nordseite des Bo-
den s e e s ein hoher Gebirgsrücken gegen den Schwarzwald sich
hinziehen und das Rhein- von dem Donaugebiet trennen ;
allein auch das ist nicht der Fall , denn das zwischen beiden
Strömen liegende aufgeschwemmte Land ist theils sanfthügelig,
allermeist aber eben und erhebt sich über das Donaugebiet kaum
300 Fuss , die Linie der Wasserscheide selbst ist aber so wenig
ausgeprägt, dass sie in der Gegend des Federsees, oder zwi-
schen Riss- und S c h u s s e n f 1 u s s in dem sogenannten Krebs-
graben nur vermittelst der Schärfe des Nivellirinstruments nach
längerer Untersuchung gefunden werden kann.
Eine weitere auffallende Erscheinung bietet die untere
Arge, ein in dem Rheingebiet des Vorarlberg entsprin-
gender wilder Gebirgsfluss dar, der die Richtung anfänglich in
das Donaugebiet nimmt, der Donau-, Rhein-Wasser-
scheide sich bis auf einige tausend Fuss zwischen Isny und
Leutkirch (oder schärfer bezeichnet, zwischen Isny und Frie-
senhofen) unter Umständen nähert, die es wirklich unbegreif-
lich machen, dass er an dieser Stelle , an welcher nur wenige
Fuss Höhe auf einige tausend Fuss Länge zu überwinden waren,
nicht der Hier zugeeilt ist und sich auf diesem natürlichen Weg
mit der Donau vereinigt hat, während er sich plötzlich von dieser
günstigen Wasserscheide abwendet, das Schuttland und tertiäre
Sandsteingebilde gewaltsam und tief durchfurcht, eine seiner ur-
sprünglichen Richtung gänzlich entgegengesetzte annimmt und sich in
den Bodensee stürzt. Ebenso merkwürdig ist es, dass in der
- 51 -
Zeit, in welcher das Donauthal, ohne Zweifel von der Öster-
reichischen Grenze an , ein Seebecken und noch mit Wasser
erfüllt war, dieses Wasser selbst nicht natürlichere Abflüsse ge-
nommen, dass zmii Beispiel die Gewässer dieses Sees, die doch
als hochaufgestaut angenommen werden müssen , nicht in der
verlängerten Richtung der Mindel (Bayern) durch das Brenz-
thal, das sehr wenig Gefäll hat, in den Jura eingedrungen und
über die wenige Fuss erhobene Donau-Rhein- Wasser-
scheide zwischen Brenz und Kocher bei Königsbronn ab-
geflossen sind und sich durch den Kocher mit dem Neckar
und Rhein vereinigt haben.
Dass dieser Fall , sowie eine grosse Zahl ähnlicher nicht
eingetreten sind, hat seinen Grund ohne allen Zweifel in der
Zeitfolge des Ablaufs der grossen Binnenseen.
Denken wir uns den Rhein bei Bingen geschlossen, das
Rheinwasser bis gegen die Alpen aufgestaut, den Abfluss des
Neckars zwischen Heilbronn und Heidelberg gehindert, den Main-
abfluss durch den Odenwald und Spessart abgeschlossen und so-
mit das schwäbisch-fränkische Muschelkalkbecken tief mit Wasser
bodeckt, das Donauthal als einen grossen Binnensee, so stunden
wohl die Gewässer aller dieser Seen durch die jetzigen so merkwür-
digen Wasserscheiden unter sich in Verbindung und die Alpen,
der Jura, Schwarzwald, Odenwald , Spessart , die Keupergebirge
Schwabens u. s. w. ragten als Inseln , die durch schmale Durch-
fahrten (die jetzigen am tiefsten liegenden Wasserscheiden) ge-
trennt waren, aus diesen Binnenseen hervor.
Nothwendig musste der Durchbruch bei Bingen zuerst er-
folgen, den Durchbruch zwischen Schaff'hausen und Basel aber
unmittelbar nach sich ziehen, wodurch die Richtung des Rhem-
abflusses bestimmt wurde, denn wäre das Donaubecken zuerst
abgelaufen, so hätte der Rhein off'enbar seinen Abfluss durch das
grosse Donauthal genommen.
Dem Reindurchbruch bei Bingen und Schaffhausen folgte der
Ablauf des schwäbisch-fränkischen Muschelkalkbeckens durch den
Durchbruch des Neckars zwischen Heilbronn und Heidelberg und
4*
-- 52 —
wohl lange nachher ist der gänzliche Abfliiss des hochgelegenen
Donaubeckens erfolgt.
Hätte man zusammenhängende Nivellements aller Hauptwas-
serscheiden, und eine entsprechende Zahl von Querprofilen dieser
grossen Seebecken, sowie genaue Angaben der Höhe ihrer ehe-
maligen Dämme, die den Abfluss hinderten , so Hesse sich diese
unsere Behauptung ohne allen Zweifel mit mathematischer Evidenz
erweisen.
Die Erscheinung in dem grossen Thal zwischen den Alpen
und der Jurakette und ihr Wasserabfluss wiederholt sich in dem
südwestlichen Theile der Schweiz noch einmal.
Die Rhone, in den Hochalpen entsprungen, geht ebenfalls
wie der Rhein quer durch ein grosses Thal vom Genfersec
aus in das südliche Frankreich, während die Wasserscheide zwi-
schen dem Genfer und Neufchateler See von keiner sehr
bedeutenden Höhe , vielmehr nur ein verhältnissmässig niedriger
Sattel zwischen Jura und Alpen ist, und demnach die Rhone,
wenn die Gebirge auf den Lauf der Flüsse einen so bedeutenden
Einfluss hätten, wie man früher glaubte, ihren natürlichsten Abfluss
längs der Jurakette durch den Neufchateler See und in den
Rhein nehmen müsste, oder wenn auch dieser der Richtung der
Hauptgebirge folgen und in dem grossen Thal (Donauthal)
abfliessen würde, so müsste die Rhone wohl auch diese Rich-
tung einhalten.
Diese, sowie noch eine grosse Anzahl von gleichen That-
sachen, die wir wegen Zeitkürze hier mit Stillschweigen über-
gehen, führen uns zu dem Satze:
dass es grosse Strecken auf der Erdoberfläche
gebe, wo die bedeutendsten Wasserscheiden
ohne alle Gebirge stattfinden.
Vn. Professor Dr. Reuschi e zeigte den Schieferglobus
von Brandegger in Ellwangen, welcher sich durch Brauchbar-
keit für den Unterricht und durch massigen Preis auszeichnet.
VIH. Professor Dr. Krauss sprach über einige, für die
Landwirthschaft schädliche Insekten.
- 53 -
Der Raupenfrass hat in diesem Frühjahr auf den Obstbäu-
men der Umgebung Stuttgarts wieder grossen Schaden angerich-
tet. Hier, sowie auf den Fudern, im Neckarthal und an anderen
Orten waren strichweise die Apfel- und Birnbäume häufig voll-
ständig entblättert. Untersuchte man solche Bäume näher, so
waren es hauptsächlich die Raupen des Frostnachtschmet-
terlings (Geometra (AsidaliaJ brumata L.), von welchem im
vorigen Herbst gleich nach dem ersten Froste ungewöhnlich
viele zu sehen waren. Hätten die Obstbaumbesitzer damals so-
gleich beim Erscheinen der Schmetterlinge ihre Bäume durch die
schon öfters anempfohlenen Fechgürtel vor dem Hinaufkriechen
der ungeflügelten weiblichen Schmetterlinge gesichert , so wäre
gewiss mancher Baum verschont geblieben, denn man muss, um
ein günstiges Resultat zu erzielen, die Schmetterlinge vertilgen,
ehe sie an die Knospen ihre Eier legen, aus welchen im Früh-
jahr bei günstiger Witterung die Raupen auskriechen. Viele
Obstbaumbesitzer legen zwar Pechgürtel an, aber sie sorgen nicht
dafür, dass die Fapiergürtel auf eine Unterlage von Abwerg,
Moos etc. fest und genau um den Baum gebunden und das
darauf gestrichene Pech bei jeder Witterung und Temperatur
stets zäh erhalten wird, damit die Schmetterlinge weder darüber
noch darunter wegkriechen können. Ausser diesem — wenn
richtig angewendet — zuverlässigen Mittel, ist auch das Um-
graben der Erde um die Bäume zu empfehlen, wenn die Raupen
sich im Juni unter der Erde eingepuppt haben.
Neben den Frostnachtschmetterlingen bringen auf unseren
Apfelbäumen auch die Laubholzmotten, insbesondere Tinea
(Hyponomeuta) padella L. grossen Schaden hervor. Früher wurden
dieselben hauptsächlich nur auf den Traubenkirschen (Prunus Pa-
dus L.) angetroffen, wo sie in manchen Jahren grosse Verheerungen
anrichteten, wie Jedermann sich z. B. in den k. Anlagen überzeugen
konnte. Seit einigen Jahren verbreiteten sie sich aber mehr und
mehr in den Baumgärten des Stuttgarter Thals. Die Raupen
schlüpfen ebenfalls im Frühjahr aus, zeichnen sich aber von den
des Frostnachtschmetterlings ausser der Färbung dadurch aus,
dass sie gesellschaftlich in grösseren Gespinnsten beisammenleben
- 54 -
und sich auch m denselben im Juni oder Juli einpuppen. Diese
Lebensweise gibt ein sicheres Mittel zu ihrer Vertilgung, wenn
man um diese Zeit die Nester von den Bäumen abliest, aber
man darf den Zeitpunkt nicht versäumen, weil die Schmetterlinge
schon nach 2 — 3 Wochen ausschlüpfen und ihre Eier sogleich
an die Zweige legen.
Für die Landwirthschaft nicht minder schädlich sind die
Maulwurfsgrillen, Werren , (Gryllotalpa vulgaris) , von
welchen Oberamtsarzt Dr. Hauff in Kirchheim einige Exemplare
zum Vorzeigen eingeschickt hatte. Sie richten, wie bekannt, in
Wiesen, Aeckern, Gärten und Waldungen grossen Schaden an,
indem sie die jungen Pflanzungen durch ihre Gänge umwühlen und
die Wurzeln zernagen. Sie wurden heuer im Juni, zu welcher
Zeit sie sich begatten, in den Oberämtern Kirchheim, Göppingen
und an andern Orten in ungewöhnlich grosser Zahl des Abends
herumflatternd gesehen. Diese Zeit ist die günstigste um sie zu
vertilgen, und es lohnt sich schon der Mühe, sie während des
Fluges oder in den leicht kenntlichen Nestern unter der Ober-
fläche der Erde oder durch Eingraben von Häfen fangen zu
lassen, wenn man bedenkt, dass ein einziges Weibchen zuweilen
mehr als 200 Eier legt, welche schon nach 2 — 3 Wochen aus-
schlüpfen.
Professor Dr. Krauss zeigte einige erkrankte Kartof-
lelpflanzen vor und bemerkte hiezu, dass er schon in den
ersten Tagen der kalten und nassen Witterung, welche vom 16.
bis 24. Juni eingetreten ist, in seinem Garten beobachtet habe,
wie die Blätter der Kartoffelpflanze sich gekräuselt haben und
wie sie bald darauf, zuerst die tieferstehenden Blätter, von den
Rändern gegen die Blattrippen um sich greifend, schimmelig und
schwarz geworden und zuletzt ganz vertrocknet sind. Von da
aus hat sich die Erkrankung auch auf die Stengel erstreckt, doch
hat die Krankheit wenigstens äusserlich nicht weiter um sich gegrifi'en,
weil bald darauf heisse und trockene Witterung eintrat, wodurch
das Kraut sich auch wieder vollständig erholte.
Hiezu kann derselbe noch hinzufügen, dass in der ersten
Hälfte Augusts bei sehr nasser, aber nicht kalter Witte-
— 55 —
rung die Krankheit wieder in stärkerem Grade an dem Kraut
aufgetreten ist, dass aber an den Knollen solcher erkrankten
Pflanzen bis zur Mitte Augusts wenigstens in seinem Garten
nichts zu bemerken war. Wenige Tage später aber hat die
Kranklieit, als die Witterung fortwährend nass und schwül blieb
und an zwei Morgen sogar nebelig war, so schnell um sich ge-
griffen, dass das Kraut in 2 Tagen abgestorben war und selbst
viele Knollen von der Krankheit ergriff'en wau'den. Ja die Krank-
heit verbreitete sich sogar auf Frühkartoffeln, welche den 9. und
11. August an 3 verschiedenen Orten gekauft und äusserlich
vollkommen gesund auf dem Dachboden aufbewahrt wurden, am
23. August fast bis zur Hälfte als ungeniessbar weggeworfen
werden mussten.
IX. Professor Dr. Veesenmeyer von Ulm zeigte das
Herbarium Hieronymus Härders aus dem Ende des 16.
Jahrhunderts, und fügte daran folgende Bemerkungen:
Auf der Ulmer Stadtbibliothek findet sich unter andern
„Kräuterbüchern" auch ein wohl erhaltener starker Folioband mit
Holzdecken und Klausuren, welcher das wahrscheinlich älteste
Herbarium vivum in unserem Vaterlande enthält, und wohl
eines der ältesten, welches überhaupt existirt. Es sind in dem-
selben fast achthalbhundert getrocknete Pflanzen sorgfältig auf-
geklebt, und wunderbarerweise mit sehr wenigen Ausnahmen so
erhalten, dass man sie erkennen und bestimmen kann. Solche
Pflanzentheile, welche sich nicht wohl platt pressen lassen , sind
entfernt und mit der Feder und mit Farben ergänzt, so nament-
lich holzige Stengel, Wurzeln , Zwiebeln und Knollen ; auch der
Standort ist hie und da in gleicher Weise illustrirt, so Baum-
stämme als Sitz von Moosen, Sumpf oder fliessendes Wasser
mit einer Staffage von Fischen und Fröschen. Ueberall sind
lateinische und deutsche Benennungen beigeschrieben, von der-
selben Hand, welche den Titel, die Vorrede und das Register
geschrieben hat. was zugleich eine Bürgschaft dafür abgibt, dass
die ganze Sammlung zu der Zeit, wo das alphabetische Register
gefertigt wurde, von dem Verfasser und Sammler abgeschlossen war.
— 56 -
Der hübsch geschriebene Titel lautet:
MxenUxbxfd).
IJartnn: 746 £öbtnViQa begriffen tinl» nngefaet fex^titt. Wie
|te lier 5lUm0d)tiö <i^ott felbs erfcfiaffen m\\f auff extten l)tttt roadjfen
[affin. Pas unmiifllid) t|i , %inem malet (aud) töie kmi|lrci4) er
fei), ^0 lebltd) aii tag ^na geben, ^eben tien getrncKten j^reuter-
bied)ern lite hreuter 3U ^rkenen gau^ nu|ltd). infamen getragen
mitt in t>i|? roercH (i[?e0rlinet tmxd) ^xexoni)mi\ ^artierü ^impUrt(ie
3U mint. 5lnn0 1594.
Ein Hieronymus Härder war zuerst Schulmeister in
Ueberkingen bei Geisslingen, sodann Präceptor an der lateinischen
Schule in Ulm, von 1600 an aber Pfarrer in Reuti ob der Do-
nau — im ehemaligen Ulmergebiet, jetzt im bairischen Landge-
richt Neuulm — , wo er 1614 starb; und das ist ohne Zweifel
ein und derselbe Mann mit unserem Botanikus. Weiteres über
ihn ist nicht zu erkunden gewesen. Wenn er sich einen Sim-
plicisten nennt, so bedeutet das einen, der sich m\t simplicibus,
d. h. mit einfachen Arzneimitteln , namentlich Kräutern , abgibt
und damit handelt.
In der vier enggeschriebene Folioseiten starken Vorrede
bemerkt der Verfasser, dass er einige solcher Sammlungen zu-
sammengestellt und bei grossen Herrn, z. B. bei Herzog Al-
brecht von Baiern, bei dem Bischof von Augsburg, „dem von
Knöringen," augebracht habe , welche besonderes Gefallen
daran fanden. Dieselben seien aber nicht allein zur Lust, son-
dern auch zum Erkennen der Pflanzen sehr nützlich, und durch
Abbildungen nicht zu ersetzen. Er habe die meisten mühsam
aus Feld und Wald zusammengesucht, einige auch in seinem Gar-
ten erzogen.
Dass er fleissig botanisirte , davon gibt seine Sammlung
gutes Zeugniss. Die Ulmer Gegend enthält bekanntlich mehrere
Raritäten der württembergischen Flora, einige davon finden
sich schon in diesem alten Herbar: so z. B. Ornithogalum um-
bellatum L. (^Hyacinthus orientalis^^ nennt er es) ; Linum fla-
vum L. (,JAnum montanum %ex^ jfein" bei unserem Autor);
— 57 —
Cerato cephalus falcatus Mönch, *) („Coronopus agrestis JltHer
j^räffuDö"); Parietaria officinalisL. (y^Parietaria %a^ tJnl» tHat^t
otJ^r ^ant Jflfterökraut , (i^laskraut") — findet sich jetzt nicht
mehr bei Ulm — ; Helleborus viridis X. („ Veratrum nigrum.
^(i)XDat^ "Hie^ujur^ (ftfiv Cl)ri|ln)ur^.") — Euphorbia Peplus L.
war damals schon eingewandert. — Dagegen vermisst man
Eranthis hiemalis Sal., Scilla amoena L. u. a.
Garten- und exotische Pflanzen hat unser Band im Ver-
hältniss nur in sehr geringer Anzahl : einige offenbar zur Ver-
gleichung, so die Nigella damascena und sativa L. neben der
arvensis\ die Lychnis chälcedonica („Ocymoides de Candia^), wel-
che also damals auch schon aus dem Osten eingeführt war, unter
andern Sileneen ; Cheiranthus Cheiri (Cheyri lutei, (JPel t^iolcii,
Leucoion luteum'^) neben den Veilchen, u. a.
Interessant ist unter anderem jedenfalls auch, dass im Jahr
1594 in Ulm schon zwei Tabackarten, Nicotiana Tabacum L.
und rustica L. gezogen wurden. Beide finden sich sauber einge-
legt und wohl erhalten. Bei dem letzteren steht beigeschrieben
,yNicoiiana. siue Hyosciamus nohilis. (ßti^l Bilfen, 3nliiani|*d)
lüf^untkraut/' bei dem ersteren: ,yTäbacum siue Sana sancta.
•) Dieses merkwürdige kleine Pfläozcheu, welches der württembergischeii
Flora kaum mehr angehört, da es sich gegenwärtig nnr noch anf bairischem
Boden jenseits der Donau und Hier zu finden scheint, kömmt im westlichen
Europa überhaupt nur sehr sporadisch vor. Man nennt als Standorte die
Gegend von Marseille, Ulm, Vohburg in Baiern, (Wien), Mähren. Nach Osten
wird es häufiger; ganz gemein fand ich dasselbe an der untern Wolga, der
ulmischeu Pflanze vollkommen ähnlich. Es ist hier zu bemerken, dass auf-
fallender Weise in der neuesten Ausgabe von Kochs Synopsis florae Ger-
maniae unter den Berichtigungen im Nachtrage gesagt ist, der Standort bei
Ulm liefere den Ceratocephalus orthoceras Mönch. Dem ist nicht so , und
diese Berichtigung also wieder zu berichtigen. Noch eine Confusion hat
sich eingeschlichen; in der Beschreibung des C. falcatus sagt Koch wie
Decandolle, er habe carpella dorso inter gibberes non carinato, sed ca-
naliculato. Das ist bei den Exemplaren von Ulm so wenig, wie bei denen
aus Russland der Fall , wie eine Anzahl reifer Fruchtexemplare beweisen,
die ich für die Sammlung unseres Vereins mitgebracht habe. Sollte De-
CandoUe eine andere Art vor sich gehabt haben?
— 58 —
^aiitfl 1110 unl» kraut. — Aus Conr. Gesneri epistolae medicina-
les, Turini 1577 4^ S. 96 sehen wir, dass 1565 Adolphus
Occo, Arzt in Augsburg, aus Frankreich trockene Blätter von
dem berühmten neuen Wundkraut bekommen hatte. Er schickte
davon an einen gelehrten Memminger Arzt, Joh. Funk, und
dieser sendete sie an den berühmten Gesner in Zürich, welcher
das Kraut nicht kannte. Durch Benedict Aretius in Bern
erfuhr er dann, dass diess Kraut der Tabak sei. Bald nachher
beschrieb Tabernaemontanus die Tabakspflanze genau und
bildete sie ab, Mathias de Lobel dessgleichen (in nova Stir-
pium Adversaria, Antverp. 1573), welcher auch schon bemerkt,
dass das Tabakrauchen bei den aus Amerika Zurückkommenden
sehr gemein werde. In Deutschland scheint das Rauchen erst
später, seit dem Beginn des dreissigjährigen Krieges, Eingang
gefunden zu haben: vgl. Tiedemann, Geschichte des Tabaks,
Frankfurt 1854. S. 165 ff.
Aus seinem Vorrath von Simplicibus klebte unser Härder
auch Sennesblätter (,3ettvtbldl/' p. 137. „Sena folia'' p. 187)
und -Schoten in sein Kräuterbuch, und ergänzte dazu mit rich-
tigem Takt eine gelbe gehäufte Schmetterlingsblüthe.
Ausser dem Licentiaten Johann Dietrich Leopold, Medi-
einae Praktikus in Ulm, dessen Deliciae Sylvestres Florae Ulmen-
sis etc. Ulm 1728. wohl bekannt und noch jetzt in Ulm ziem-
lich verbreitet ist, und dem Cantor Schöpffius, welcher über
hundert Jahre früher ein Pflanzenverzeichniss herausgab, welches
ich bis jetzt nicht habe zu Gesicht bekommen können,*) hätten
wir also in Hieronymus Härder, dem Simplicisten , einen
dritten um die Pflanzenkunde Ulms verdienten Botaniker aus
einem noch früheren Jahrhundert kennen gelernt, welchem hie-
mit ein ehrendes Andenken in der Versammlung vaterländischer
Naturforscher gesetzt sein soll. Die alte Reichsstadt Ulm aber
hat den Ruhm, den sie mit keiner andern Stadt in unserem
•) Es führt den Titel: Hortus Paradisiacus ülmensis, d. i. Verzeichniss
der Simplicium, deren über 600, welche in Gärten und nächstem Bezirk um
des heil. Rom. Reichs Stadt Ulm zu finden. Ulm 1622. 8°. Ich wäre für
eine nähere Nachricht von diesem Buche sehr dankbar.
- 59 -
Vaterlande theilt, dass sie aus jedem der letzten vier Jahrhim-
derte einen einheimischen Floristen aufweisen kann , da das treff-
liche Werkchen unseres emsigen Vereinsmitglieds Fr. Valet
(Uebersicht der in der Umgegend von Ulm wildwachsenden Pha-
nerogamen. Ulm 1847) die Reihe derselben würdig beschliesst.
X. Prof. Dr. Reu seh von Tübingen zeigte neuconstruirte
Maximal- und Minimalthermo meter von Mollenkopf
in Stuttgart.
XL Professor Hol tz mann demonstrirte einen neuen Ap-
parat von Prof. N ö r r e n b e r g für Hervorbringung der subjek-
tiven Farben.
XH. Professor Dr. Fleischer von Hohenheim hielt fol-
genden Vortrag:
Hochverehrte Herren I
Ueber einige, wie ich glaube, nicht uninteressante Gegen-
stände wollte ich mir erlauben, Ihnen ausführliche Mittheilungen
zu machen, wegen der schon sehr vorgerückten Zeit darf ich jedoch
Ihre Aufmerksamkeit nur auf wenige Augenblicke mir erbitten.
Die betreffenden Gegenstände, welche zu näherer Besichtigung
vorliegen, gehören allen drei Reichen der Natur an.
Als ich heute Morgen von Hohenheim herab durch den
Wald ging, vernahm ich in der Nähe einer Pflanzung hoher
Fichten ein sehr lautes Insektengesurre, ähnlich dem schwärmen-
der Bienen. In der That bemerkte ich auch die mir zunächst-
stehenden Fichten von den untern Zweigen bis hoch hinauf gegen
die Gipfel , so weit das Auge es zu erkennen vermochte , von
unzähligen Bienen und anderen honigsuchenden Insekten um-
schwärmt. Man muss wohl fragen, was veranlasst diese fleissigen
Thierchen in jetziger Jahreszeit, in welcher die Fichten nicht
blühen, zu einem so zahlreichen Besuche derselben mitten im
Walde? Der Grund davon ist folgender:
Auf der Fichte lebt eine Schildlaus, Coccus dbietis L. Sie
bemerken dieselbe auf den mitgebrachten Zweigen in Gestalt
kleiner, brauner, beerenartiger Körperchen, die hauptsächlich in
den Winkeln der kleinsten Verzweigungen der Fichtenreiser sitzen.
- 60 —
Diese ßchildlaus schwitzt, was vielleicht Manchem der verehrten
Anwesenden unbekannt sein dürfte , zu gewissen Zeiten einen
klaren^ äusserst süss schmeckenden Saft, einen wahren Honig
aus, der nicht selten zu kleinen Tropfen sich ansammelt, in die-
ser Weise herabfällt und die darunter sich befindenden Zweige
klebrig macht. In dieser süssen Ausschwitzung liegt also die
Antwort auf obige Frage.
Abgesehen davon, dass diese unscheinbaren Thierchen un-
sere Beachtung verdienen, insofern sie uns, wenn schon auf Um-
wegen, aus den harzigen Säften der Nadelwaldungen Honig liefern,
haben sie noch ein anderes, mehr bloss wissenschaftliches Inte-
resse, das zu berühren mir gestattet sein mag. Es sind dieselben
nämlich die Heimath verschiedener Parasiten. Nicht weniger
als 17 Species verschiedenen Abtheilungen, wie den Käfern,
Netz- und Hautflüglern, angehörende Insekten entwickelten sich
in vielen Exemplaren aus einer verhältnissmässig kleinen Anzahl
solcher Schildläuse, welche ich im vorigen Jahre von Fichten
eines Gartens zu Hohenheim unsern verehrten Mitgliedern, den
Herren Direktor v. Roser und Professor Hochstetter mit-
getheilt hatte. *)
*) Herr Director v. Roser hatte die Gute, die aus den ihm im vori-
gen Jahre mitgetheilten Exemplaren von Coccus abietis erhaltenen Para-
siten, von ihm schön zusammengestellt der Versammlung zum Vorzeigen zu
gestatten. Nach dessen gefälliger Mittheilung bestehen dieselben aus folgen-
den Species :
Anihribus varius.
Ptinus crenatus,
Psocu8 quadripunetatua.
„ strigosus.
„ irroratus.
Encyrtus lunatus V et 0 (die Geschlechter sehr unähnlich.)
„ filicornis. y et 0
„ aestivus.
„ ambiguus.
„ brevicornis.
Sodann 7 weitere noch unbestimmte Species von Encyrius,
Eulophus
Elachistus ' ^^^^ unbestimmt.
-~ 61 --
Ferner habe ich der verehrten Versammlung eine höchst
auffallende Degeneration der Blüthen des Kohlrepses vorzulegen
die Ehre. Ich habe diese interessante Missbildung, bei welcher
sich sämmtliche Blüthenorgane in ganz ungewöhnlicher Weise
verwandelt haben und die Samenbildung beeinträchtigen, im vo-
rigen Jahre schon auf den Feldern Hohenheims häufig gefunden
und ist sie auch in diesem Jahre daselbst nicht selten. Da
jedoch ein näheres Eingehen auf diesen Gegenstand besonders
nur für die anwesenden Herren Botaniker von Interesse sein
dürfte, so beschränke ich mich hier auf Mittheilung von Exem-
plaren an die sich für den Gegenstand interessirenden verehrten
Mitglieder, mir vorbehaltend, eine nähere Beschreibung desselben
in unsere Jahreshefte niederzulegen.
Endlich erlaube ich mir, der hochansehnlichen Versammlung
eine Reihe erbsensteinartiger Kalksinterbildungen vorzulegen. Be-
kanntlich bildete sich der Erbsenstein Karlsbads durch allmähli-
gen Kalkniederschlag aus den heissen, im fortwährenden Aufspru-
deln begriffenen dortigen Quellen auf kleine Sandkörnchen, bis
die losen Erbsen durch den gleichen Niederschlag zu einem festen
Gestein verkittet wurden. Die von mir hier vorgelegten erbsen-
artigen Sinter wurden nicht in dieser Weise, sondern durch
Herabträufeln einer kalkreichen Mineralquelle, ähnlich den auf-
wärts wachsenden Stalagmiten in den Kalksteinhöhlen, erzeugt.
Die einzelnen Erbsen besitzen dieselbe concentrischschalige Struc-
tur wie jene Karlsbads , sind aber nur selten so vollkommen
kugelig wie diese, sondern häufig ungleich polyedrisch, überhaupt
von mehr unregelmässigen Formen. Ferner variiren sie in der
Grösse von feinen Sandkörnchen bis zu der einer Wallnuss und
darüber, verkitten sich nicht zu einem festen Gestein, sondern
bleiben lose, so dass sie gelblichweissem Kalksand und Kalkge-
schieben sein* ähnlich werden, für welche ich sie auch, ehe ich
ihren Ursprung kannte, ohne Weiteres hielt. Auffallend ist die
spiegelglatte Oberfläche vieler dieser Sinterkugeln, auch enthält
häufig eine Kugel mit rauher Oberfläche eine kleinere mit solcher
wie polirt erscheinender Oberfläche.
Herr Professor Quenstedt beschreibt in seinem Handbuche
~ 62 -
der Mineralogie ähnliche äusserst glatte, glänzende, Gallensteinen
gleichende Kalksteine, welche von ihm in der Erpfinger Höhle
gefunden wurden, woselbst sie mitten im knochenhaltigen braunen
Lehme zu 50 bis 60 Stück mit Kalksinter überzogene Drusen-
räume ganz erfüllten. Er erklärt sie für eine der räthselhaftesteu
Bildungen und fragt: wie kann man solche Kalkbildungen in
einem rings geschlossenen Räume mitten im Lehm erklären. Die
Contenta eines Bärenmagens können es doch nicht wohl sein?
Sollten nicht diese Erpfinger glatten Kalksteinchen sich, wie
die vorliegenden, durch herabfallendes kalkreiches Wasser gebil-
det haben? Das herabströmende Wasser höhlte sich eine Vertie-
fung im Lehm aus , deren Wände allmählig incrustirten, während
in dem ausgehöhlten Räume die Steine durch das beständig von
oben herabfallende Wasser sich bildeten, bis endlich über den-
selben die Druse durch Incrustation sich schloss und später mit
Schlamm bedeckt wurde. Diese Erklärung scheint mir die na-
türlichste zu sein.
Die von mir vorgelegten losen Kalksintersteine stammen
aus keiner Höhle, auch nicht aus Württemberg. Ich sammelte
sie im vorigen Herbste in der in naturhistorischer Hinsicht so
äusserst interessanten Umgegend von Tarasp im Unterengadin.
In einem Umfange von nur einer Quadratmeile entspringen hier
mehr als zwanzig Mineralquellen von sehr verschiedener chemi-
scher Beschaffenheit, darunter namentlich mehrere kräftige Säuer-
linge. Einzelne von diesen sind besonders reich an kohlensaurem
Kalk, welchen sie zum Theil in freistehenden Hügeln von 20
bis 30 Fuss Höhe abgesetzt haben. Einer solchen kalk-
reichen Quelle verdankt auch der vorliegende erbsenartige
Sinter sein Dasein. Die Quelle ergiesst sich (im Val Champatsch)
über eine steile Felswand, welche sie mit Tuff" von Bienen-waben-
artigem Aussehen, wovon ein Stück vorliegt, übprkleidet, sie
bildet dann einen kleinen Wasserfall, welcher auf einer vorsprin-
genden horizontalen und etwas ausgehöhlten Felsplatte die Kalk-
erbsen erzeugt. Zugleich werden verschiedene andere Gegenstände
die zufällig an diese Stelle gelangten, wie Blätter, kleine Zweige etc.
mit Kalksinter incrustirt, ebenfalls lose unter den Erbsen gefunden.
_ 63 ^-=
Prof. Fleischer sprach ferner noch über das Vorkommen
von edlem Beryll im Granit bei Schramberg und zeigte davon
Exemplare vor.
XIII. Dr. W ein 1 and von Berlin sprach über einen pro-
visorischen Zahn, welcher der jmigen Ringelnatter und
anderen beschuppten Reptilien zum Aufschlitzen
der Eihäute dient. (Die Abhandlung mit Abbildung soll
später folgen.)
XIV. Finanzrath E s e r zeigte folgende Petrefakten vor ;
1) aus Molasse am Gaisberg bei Ulm:
a) Schneidezahn von Rhinoceros incisivus Cuv., 6" lang,
sonach von ungewöhnlicher Grösse,
b) ein Backenzahn, stark abgekaut, von dem gleichen Thiere.
Beide Zähne dürften auf ein hohes Alter des betr.
Thieres schliessen lassen.
2) aus Krebsscherenkalk von Söflingen bei Ulm:
a) Odontopteris jurensis Kurr, in der Gegend von Ulm
erstmals gefunden.
b) Zähne von Geosaurus maximus Plien. (Megalosaurus
Q neuste dt) im Krebsscheerenkalke sehr selten.
c) Leptolepis (sprattiformis Ags?)] das erste Exemplar
eines vollständigen Fisches, welches im obersten weissen
Jm*a der Gegend von Ulm gefunden worden ist.
d) mehrere Gasteropoden von vorzüglicher Erhaltung , dem
Genus RosteUaria angehörig.
XV. Obermedicinalrath Dr. v. Jäger sprach über das Ver-
hältniss der parasitischen Gewächse zu der Nähr-
pflanze und erläuterte durch einige Präparate seinen der vor-
gerückten Zeit wegen abgekürzten Vortrag, den wir hier nach
dem uns übergebenen Manuscripte mittheilen.
Die Verhältnisse der in oder auf dem thierischen Körper-
Organismus lebenden Parasyten haben wegen ihrer unmittelbaren
meist nachtheiligen Einwirkung auf das Individuum, das ihnen
zur Wohnstätte dient,*) von jeher die Aufmerksamkeit der
*) Nach der iu den Smithsonian Coutributions to knowledge 1851
- 64 "-
Aerzte und Naturforscher erregt; dennoch hat erst in neuerer
Zeit die Anatomie und Physiologie der parasytischen Thiere selbst
bedeutende Fortschritte gemacht, wozu auch unsere Vereinshefte
mehrere Beiträge geliefert haben. Die Verhältnisse der auf Pflan-
zen lebenden thierischen Parasyten haben gleichfalls ihrer
ökonomischen Bedeutung wegen vielfache Untersuchungen ver-
anlasst, indess ihr physiologisches Verhältniss noch der Fort-
setzung derselben zu bedürfen scheint. Dasselbe gilt von den
vegetabilischen Parasyten , ich erlaube mir daher , einige
Beobachtungen über einen Loch er schwamm (Polyporus
angulatusj, und die Mistel fViscmn album) mitzutheilen. Das
vorliegende Stammstück eines Kirschenbaumes von beiläufig 3V.>"
Durchmesser, dessen unterer Theil zunächst des frischen Säge-
durchschnitts noch nicht ganz abgestorben war, zeigt den Poly^
porus in 2 kleineren und 2 grösseren Exemplaren, von welchen
die erstere eine Länge von 6 — -7'" und eine Breite von 3'" haben.
Der darauf folgende Schwamm nimmt von unten nach oben an
Umfang zu, er hat an seinem oberen Ende eine Breite von nahezu
2" und bildet oben eine halbrunde Scheibe. Der oberste von
fast gleicher Form steht jenem nur wenig an Länge und Breite
nach. Andere dieser Schwämme, welche ich überhaupt vorzüg-
lich auf Stämmen und Zweigen von Kirschen-, Zwetschgen-,
Reine-claude-Bäumen beobachtete, und die daher der Gattung
Prunus besonders zugetheilt zu sein scheinen, hatten die Form
einer rundlichen oder länglichtrunden Scheibe und sassen ent-
weder flach mit der ganzen unteren Oberfläche auf ihrer Unter-
lage auf, oder auch nur auf einem Theil derselben, z. B. an
dem vorliegenden abgestorbenen Reine-claudezweige , der nur in
der Mitte der Unterfläche des fast kreisrunden, ungefähr iV/'
im Durchmesser haltenden Schwamms mit diesem verwachsen
ist. Mit der festen Oberhaut des Kirschenstammes wurden nicht
nur die auf ihr befindlichen Flechten, sondern auch die kleinen
enthaltenen Abhandlung von J. L e i d y Flora und Fauna within living ani-
mals begreifen die Parasytßn der Menschen^ 26 Entozoa, 13 Exozoa und 10
Entophyta.
— 65 —
Anfänge des Polyporus abgezogen, doch ging an der Stelle dieser
auch ein kleiner Theil der festeren holzartigen Rinde mit ab. Die
zwei grösseren Schwämme konnten aber nur mit dem unterliegen-
den Theile des Rindenkörpers zugleich abgelöst werden. Es schien
jedoch der Schwamm noch nicht in den Holzkörper selbst einge-
drungen zu sein, oder die Substanz des anliegenden Holzkörpers
verändert zu haben. Dies ist jedoch deutlich an dem vorer-
wähnten nur beiläufig 4 — 5'" im Durchmesser haltenden Reine-
claudezweige, indem an der Berührungsstelle desselben mit dem
Schwämme die Rinde sammt der anliegenden Holzschichte in
eine lockere schurfigte Substanz umgeändert ist. Es scheint dem-
nach , dass der Schwamm von aussen nach innen dringt und
zwar ohne Zweifel gleichzeitig mit Zunahme seines äusseren Um-
fangs. Diese Art der Verbindung suchte ich nun noch auf
andere Weise zu prüfen: ich stellte nämlich das beiläufig 10"
lange Stammsstück des Kirschenbaumes, dessen obere Sägfläche
schon über ein Jahr der Luft ausgesetzt und etwas verwittert
war, mit seiner unteren frischen Sägfläche in Wasser. Nach
Verfluss von kaum einer Stunde war das Wasser aufgesogen
und die Schwämme hatten an Umfang merklich zugenommen
und ein frischeres Ansehen gewonnen , und die obere , etwas
morsche Fläche des Holzkörpers war sogar etwas feucht gewor-
den. Nachdem der Stamm ein paar Wochen wieder an der
trockenen Luft gelegen hatte, schnitt ich den Rindenkörper in
der Höhe eines Zolls weg, so dass das Wasser nur durch den
Holzkörper zu den Schwämmen hinaufsteigen konnte. Die Schwämme
zeigten keine merkliche Veränderung, und nachdem derselbe
Versuch nach etwa 6 — 7 Monaten wiederholt wurde, Hess sich
gleichfalls keine Veränderung an den Schwämmen erkennen.
In Folge der Austrocknung hatte sich auch der Rinden-
körper von dem Holzkörper etwas getrennt, so dass von diesem
aus nicht leicht Feuchtigkeit zu den Schwämmen gelangen konnte,
die nur durch blosse Haarröhrenwirkung hatte aufsteigen können,
nachdem das Stammsstück völlig abgestorben war. Diese Haar-
röhrenwirkung vermag aber das Wasser nur auf eine geringe
Höhe zu heben, wie diess sehr deutlich aus dem folgenden
Württemb. uaturw. Jahreshefte. 1856. Is Heft. 5
„ 66 —
Versuche erhellt. An dem oben angeführten abgestorbenen Aste
eines sonst noch kräftigen Baums von grüner Reine-claude wurde
der den Schwamm überragende Theil abgebrochen und der
unter ihm befindUche beiläufig 4" Zoll lange Theil in destillirtes
Wasser gestellt, das seine Basis 9'" hoch bedeckte. Nach 24
Stunden war nur sehr wenig Wasser absorbirt und nur der vom
Wasser berührte Theil des Astes etwas aufgequollen. Ich brach
desshalb ein 2" langes Stück des untern Theils des Astes ab,
und stellte den obern, den Schwamm tragenden 2" langen, mit
diesem 845 Centigr. wiegenden Theil mit seiner unteren Fläche
in dasselbe kleine Gefäss mit destill. Wasser. Es musste in
Folge der schnellen Resorption wiederholt aufgefüllt werden und
nach beiläufig 14 Stunden waren 555 Centigr. Wasser aufge-
sogen und der Schwamm hatte bedeutend an Umfang zugenom-
men. Er wog jetzt zusammt dem mit ihm verbundenen Aststück
1400 Centigr. Aus dem Wasser genommen und im warmen
Zimmer stehen gelassen, verminderte sich das Gewicht beider
auf 838 und nach weiterer Austrocknung in der Nähe des Ofens
auf 815 Centigr. Es wurde nun die Rinde am untern Theil
des Astes weggeschnitten und derselbe nur mit dem Holzkörper
wieder in destill. Wasser gestellt, so dass lesteres blos durch
diesen aufsteigen konnte. Nach ein paar Tagen hatte sich das
Gewicht des Asts mit dem Schwämme auf 1358 Centigr. ver-
mehrt, es waren also 520 Centigr. ohngefähr resorbirt worden.
Da kein Wasser mehr absorbirt zu werden und also ziemlich
das höchste Gewicht erreicht zu sein schien, welches das Aststück
mit dem Schwämme auf diese Weise erreichen konnte, so wurde
der Versuch beendigt. Nachdem der Ast mit dem Schwämme
einige Wochen im warmen Zimmer gelegen hatte, wurde der
Schwamm abgebrochen und nun fand sich zwischen ihm und
dem Aste eine schurfigt-blättrige, ziemlich weiche bräunlichgelbe
Substanz, welche theils an dem Schwämme, theils an dem Aste
zurückblieb. Die Rinde des letzteren war an der Verbindungs-
stelle mit dem Schwämme zerstört, und selbst die anliegende
Holzsubstanz aufgelockert. Es scheint somit das in dem Holz-
körper aufgestiegene Wasser mittelst dieser Zwischensubstanz
- 67 —
dem Schwämme mitgetheilt worden zu sein. Die auf der Ober-
fläche der Rinde befindlichen Flechten bekamen dabei kein
frischeres Ansehen. Die Feuchtigkeit war demnach nicht seit-
lich von dem Holzkörper nach der Rinde gedrungen. Die obere
Bruchflächc des Astes oberhalb des Schwamms war feucht ge-
worden, der Schwamm hatte also das weitere Aufsteigen des
Wassers nicht gehindert, was sich auch daraus erklärt, dass nur
ein Theil des Holzkörpers mit dem Schwämme in Verbindung
stand, während der übrige Holzkörper unversehrt geblieben war.
Aus dem vorhergehenden Versuche ergibt sich, dass das Wasser
durch Haarröhrenwirkung oder durch blosse Adhäsion in dem
völlig abgestorbenen Aste nicht auf eine Höhe von 4", dagegen
ziemlich rasch auf die Höhe von 2" gehoben wurde. 2) dass
diese Haarröhrenwirkung durch den Holzkörper vermittelt wm'de,
3) dass sie von diesem aus seitlich dem Zwischenkörper mitge-
theilt wurde. 4) Dem mit dem Kirschenstamme angestellten zwei-
ten Versuche zufolge stieg das Wasser, so lange der Stamm
nicht abgestorben war, höher, als nachdem er völlig abgestorben
war. 5) Neben der Haarröhrenwirkung führt also die organische
Tliätigkeit dem Schwämme Wasser aus einer Entfernung zu, aus
welcher ihm die Haarröhrenwirkung allein dasselbe nicht zufüh-
ren könnte. 6) Der Schwamm scheint also dem lebenden Stamm
oder Aste einen Theil seiner Nahrungsflüssigkeit zu entziehen, indem
er bis auf den Holzkörper eindringt, indess die auf der Oberfläche der
Rinde haftenden Flechten eher vielleicht einen Theil der in der
Rinde befindlichen Nahrungsflüssigkeit entziehen könnten. 7) Die
Flechten der Rinde sowohl als die tiefer dringenden Schwämme
scheinen sehr geeignet, die Feuchtigkeit aus der Atmosphäre
aufzunehmen, allein man hat 8) keinen Grund anzunehmen, dass
diese sich von ihnen aus der Nährpflanze mittheile und dieser
dadurch irgend einen Vortheil gewähre, es scheint vielmehr 9)
durch diese hygroscopische Eigenschaft der Parasyten auch ihre
selbstständige Entwicklung gesichert zu sein, wodurch zugleich
der Nachtheil vermehrt wird, welchen sie als Parasyten, auf das
Leben der Nährpflanze haben, indem durch diese selbstständige
Entwicklung der Parasyten auch ihre Vermehrung erleichtert ist.
- 68 -
Einigen Versuchen zu Folge, welche ich zu Ergänzung mei-
ner 1808 erschienenen Dissertation de effectibus arsenici in varios
organismos schon während des Winters 1815 — 16 mit Birn- und
Apfelzweigen anstellte , auf welchen sich Mistelpflanzen [Vis-
cum album) befanden, tritt, wenn die Zweige in Auflösung von
weissem Arsenik gestellt werden, die nachtheilige Wirkung des
Arseniks auf die Mistelpflanzen früher ein, als die Keimangs-
fähigkeit der Knospen der Zweige zerstört ist. Wurde nämlich
nach 5 Tagen, als die Mistelpflanzcn schon ziemlich gelitten
hatten, ein sogar unterhalb derselben befindliches Aestchen eines
Apfelzweigs abgeschnitten und in destill. Wasser gestellt, so
fiengen die Knospen freilich erst nach 15 Tagen an, sich zu
entwickeln. Die Zweigchen des übrigen noch in Arseniksolution
stehenden Astes entwickelten sich aber nicht, bis die einzelnen
Aestchen abgeschnitten und in destill. Wasser gestellt worden.
Die, obgleich sehr verdünnte (blos 8 Tropfen einer Solution von
1 : 32 zu 4 Unzen destill. Wassers enthaltende) Arseniksolution
hatte also die Keimungsfähigkeit des Zweigchens eines Astes
der während 2 bis 3 Wochen destill. Wasser und verdünnte
Arseniksolution aufgenommen hatte, nicht erregt, aber auch nicht
zerstört und ihre Wirkung scheint vorzugsweise auf die in frischer
Vegetation befindlichen Mistelpflanzen gerichtet gewesen zu sein,
welche in dieser Zeit abstarben.
Hermann Gmelin, Sohn des Prof. der Chemie, Christ.
Gmelin in Tübingen, fand bei Versuchen, (welche er zu Be-
antwortung der für 1842 von der medic. Facultät zu Tübingen
gestellten Preisfrage, „in welchem organischen Systeme die von
den innerlichen Wurzeln der Pflanzen aufgesogenen Flüssigkeiten
durch das Holz des Stammes in die Höhe geführt werden'', an-
stellte), dass auch, wenn der fremde Ast noch nicht mit Blät-
tern versehen ist, die Flüssigkeiten {Kalinmeisencyanür) und
Eisenvitriol- Auflösungen, von dem Viscum aufgesogen werden.
Es scheint also , dass die bereits stattgefundene Entwicklung der
Parasyten ein Uebergewicht über die Thätigkeit der innerlichen
Wurzeln eines fremden Astes hat und dass ebenso die nachtheilige
Wirkung des Arseniks sich zunächst nicht den noch unentwickelten
- 69 -
Knospen des Astes, sondern seinen bereits entwickelten Parasyten
zuwende. Es erfordert jedoch dieses Resultat noch weitere
Begründung durch Versuche. Die betreffende Untersuchung dürfte
indess auch insoferne von Interesse sein, als das biologische
Verhältniss der Parasyten zu den Nährpflanzen überhaupt weniger
aufgeklärt zu sein scheint, als das morphologische, das schon von
Malpighi *) in der Abhandlung de Plantis quae inaliis vege-
tant. durch Abbildungen erläutert wird.
Auch in der interessanten Darstellung darüber, von
Schacht**) vermisst man doch directe Versuche über den
Uebergang der Säfte der Nährpflanze in den Parasiten. Es wäre
diess um so mehr zu wünschen, als die von Wilt und Frete-
pius***) ausgeführten vergleichenden Aschenuntersuchungen
der Blätter und Aeste der Mistel mit der des Apfelzweigs, auf
dem er gestanden, das merkwürdige Resultat geliefert haben,
dass die Mistel doppelt so viel Procente an Kali und das Fünf-
fache an Phosphorsäure enthält, als der Apfelzweig! Es wird
daselbst bemerkt, die Mistel scheine in Beziehung auf die unor-
ganischen Bestandtheile die Funktion der Frucht zu verrichten
sofern sie, wie letztere dem Safte des Baumes hauptsächlich die
phosphorsauren Salze entziehe und dass hierin gewiss die Schäd-
lichkeit dieses Schmarozers, seine den Ertrag des Baums (oder
wenigstens des Astes, auf dem er sich befindet) vernichtende
Kraft zu suchen sei.
Aus den oben über die Verbindung des Schwamms gemach-
ten Bemerkungen, so viel aus der durch Vorweisung von Präpa-
raten erläuterten Einwirkung der Mistel, indem sie bis in den
Holzkörper eindringt, und denselben verändert, ergibt sich das
praktische Resultat, dass da, wo es darauf ankommt, diese nach-
theilige Wirkung aufzuheben , diess nicht durch blosse Entfernung
des Schwamms oder der Mistel geschehen kann, sondern dass
') Opera omnia Lugdovici Batavorum 1687. Nr. 140.
") Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gewächse von Dr. H.
Schacht. Berlin 1854. p. 165.
*") Die chemischen Forschungen aus dem Gebiete der Agricultur und
Pflanzeuphysiologie von Th. Wolf f. Leipzig 1847. p. 325.
- 70 —
dazu das Ausschneiden oder Ausbrennen der kranken Stelle
nöthig ist, um die Ausstossung oder Ueberwallung derselben wie
bei anderen abgestorbenen Theilen durch die gesunde Vegetation
des übrigen Astes oder Stamms möglich zu machen.
XVI. Apotheker Dr. L e u b e von Ulm machte eine An-
frage in Bezug auf das Fehlen wahrer D olomitkrystalle
in manchen Juradolomiten der Ulmer Gegend.
XVII. Endlich zeigte Professor Volz ein Blatt vom
ältesten Lumpenpapier, aus der Fabrik und mit dem
Wasserzeichen (ein Ochsenkopf Fig. 1) der G e b r ü d e r H o 1 b e i n
in Ravensburg vom Jahr 1301 und gab dazu folgende Erläute-
rungen :
Fig. 1.
„Dass das erste Papier aus leinenen Lumpen
in Deutschland verfertigt worden sei, wird allgemein
angenommen, dass aber diese Erfindung am An-
fang des 1 4. Jahrhunderts in Schwaben und
zwar in Ravensburg gemacht wurde, ist
urkundlich bewiesen, aber weniger bekannt.
Die beiden Brüder Fr ick und Hans Holbein
aus Ravensburg errichteten in dieser Stadt die
ersten Papiermühlen, und ihre Familie blieb von
1301 — 1390 allein in dem Besitz des Geheim-
nisses der Papierfabrikation und sammelte sich
dadurch Reichthümer. Es ist noch eine Urkunde
auf Leinenpapier vom Jahr 1301 vorhanden;
bisher hielt man eine Urkunde vom Jahr 1318,
welche man in Kaufbeuren auffand, für die älteste, so wie
man von der Mitte des 14. Jahrhunderts in den alten städtischen
und dynastischen Archiven viele Urkunden findet, deren Stoff offen-
bar leinen Papier ist. Erst um das Jahr 1360 scheint das Leinen-
papier auch in Spanien und in Italien bekannt geworden zu sein.
In München wird von 1327, in Nürnberg erst 1390 die
erste Papiermühle erwähnt. Der württembergische Archivcom-
missär Fiiedr. Gutermann, ein geborner Ravensburger, hat
— 71 —
schon vor 10 Jahren diese Notizen aus dem Archiv seiner Va-
terstadt geschöpft und die Entdeckung im Serapeum vom Jahr
1845 Nr. 17 und 18 dem Pubhkum mitgetheilt.
Unter den im Serapeum mitgetheilten Wasserzeichen der
H 0 1 b e i n ' sehen Papierfabrik findet man auch die württembergi-
schen Hirschhörner neben dem H olbein'schen Ochsenkopf, Fig. 2,
da die Gebrüder Holbein für die Kanzlei des Grafen Eberhard
des Greiners und seiner Nachfolger das Papier lieferten, wodurch
sie sich aber den Hass ihrer reichsstädtischen Landsleute zu-
zogen.
Fig. 2.
Urkunde von 1451.
/rt/p^
Auf die Verhandlungen folgte ein gemeinsames Mahl
im grossen Saale des oberen Museums. Am Nachmittage wurde
zuerst der Foucault'sche Versuch von Herrn Oberreallehrer
Blum im Chor der Stiftskirche ausgeführt, und dann folgten
die Versammelten Herrn Direktor von Seyffer in die herr-
lichen Gärten und Gewächshäuser der königlichen Wilhelma zu
Cannstatt, wozu Seine Majestät der König, der gnädigste Pro-
tektor des Vereins huldvollst die Erlaubniss ertheilt haben.
II. Aufsätze und Ablianclluiigen.
1. Beitrag zur Fauna Württembergs.
Von Baron Richard König-Warthausen.
Unsere Fauna bin ich im Stande , durch zwei neue Nag e-
thiere zu vermehren, deren umständlichere Auseinandersetzung
die Hauptaufgabe dieses Aufsatzes ist.
1) Die Zwergmaus, Mas minutus Fall.
Benennungen. Mus soricinus , parvulus et pendulinus
Herm. Mus messorius Shaw. Mus pumilus Cuv. M. ace-
narius WolL Micromys agilis Dehne.
Harvest rat Penn. Sor leine mouse Shaw. Mulot nain F.
Cuv. Bat ferrugineux Desmar.
Rüsselmaus, Aerndtemaus, Stickmaus.
Literatur. Pallas, Glires, 433 Tab. 24. Zoographia
rosso-asiatica, I, 169. Descriptiones fugitivae (Anhang zur Reise
durch versch. Prov. des russ. Reichs, I, 154), Nr. 4. Linn^
ed. XIII. cur. Gmelin, I, 130, Nr. 8 und 10. Pennant,
Quadrup. II, 384. Shaw. Gen. Zool. Quadrup. II, 62. Erx-
leben Syst. regni anim. I, 401, 11. Schreber, Säugethiere
IV, 661. Tab. 183 b. Bechstein, Säugethiere (2te Ausg.)
978. Cuvier, Thierreich (übers, v. Voigt) I, 224. Fischer
Synopsis Mammalium (Stuttgart 1830), 322—23, Nr. 25, 26, 27.
Oken, allgem. Naturgesch. VII, 2, 718. Hermann, Observ.
zoolog. I, 57, 62. Boje, Isis 1823, 969. Gloger, Verhandl.
d. k. k. Akad. d. Naturf. XIII, 2 Tab. 24 und Isis, 1828, 906.
Dehne, „ein neues Säugethier der Fauna von Dresden" (Mo-
I
- 73 ~
iiographie 1841) und in der allgem. deutschen naturhist. Zeitg.
(Hamburg 1855), Heft IV. 237.
Aufenthalt. Dieses hübsche Mäuschen lebt bei Wart-
hausen nicht so gar selten. Ob es gleich gerne nah an feuchten
Lokalitäten wohnt, so fand ich es doch nie im Thale und in
den Riedern, sondern bloss oben auf dem Plateau. Hier trifft man
es vor allem in einem versumpften Weiher, an dessen Rändern
ich die künstlichen Nester schon im Jahr 1846 zahlreich im
Schilf zu Ausgang Aprils entdeckte. Mehrere Jahre vermisste
ich die Zwergmaus gänzlich und fand erst wieder am 26. August
1853 ein Nest mit sechs ganz kleinen, blinden, noch nackten
Jungen auf einem Inselchen des besagten Weihers.
Im vorigen Jahr standen an der nämlichen Stelle mehrere,
allein ich kam zu spät, um sie noch besetzt zu finden. Am 14.
September 1853 erhielt ich ein zweites Nest mit fünf blinden
Jungen aus einem etwa eine Viertelstunde von jenem Nistplatz
entfernten, im Bezirk unseres Gartens gelegenen Hanfacker und
zugleich die Nachricht, das beim Schneiden des Getreides wenige
Tage zuvor ein weiteres zerstört worden war. Ein anderes Paar
hatte sich in einem an den Hanfacker angränzenden Mohnfelde
fortgeflanzt. Am 27. Juni 1855 endlich wurde ein Nest mit
sieben Jungen aufgefunden, die ich nach andern Arten auf sie
zu schliessen, für nahezu vierzehn Tage alt halte.
Die Alten werden nur schwer und selten sichtbar ; am besten
gelang mir noch immer, sie zu belauschen, wenn ich im Herbste
auf Enten anstand. Sobald dann die letzten Glockentöne des
Ave Maria verklungen sind, erhebt sich ein feines Pfeifen und
dunkle zwerghafte Gestalten, im düstern Dämmerlichte kaum noch
zu erkennen, huschen durch den Schilf. Sie scheinen sehr kurz-
sichtig zu sein, denn sie kamen mir oft bis vor die Füsse, viel-
leicht wussten sie, dass sie es mit einem noch Kurzsichtigeren
zu thun hatten, der sie jahrelang für Wasserspitzmäuse ansah.
Beschreibung. Am 18. November 1853 wurde ein
ausgewachsenes Exemplar getödtet, welches ganz zutraulich
auf einem Mohnkopf gesessen hatte. Ich habe es vor mir liegen,
beschreibe es aber nur oberflächlich , da es stark verletzt und
— 74 —
im Weingeist aufbewahrt ist, wodurch sich die Maasse leicht
verändern.
Der Kopf misst 7'" (Dezimalmaass), der Leib 1" 6"', der
Schwanz 1" 5'"; die ganze Länge von der Schnauze bis zum
Schwanzende beträgt somit etwa 3'^ 8'". Die Oberseite ist
hell rostbraun, die untere scharf begrenzt weiss. Von einer jun-
gem Waldmaus (Mus sylvaticus h.) unterscheidet sie sich schon
auf den ersten Blick durch die lange spitzige Schnauze, da bei
einer solchen im jugendlichen Alter der Kopf kurz und dick ist.
Auch der Schwanz ist verhältnissmässig etwas länger, mit einer
stärkern, mehr röthlichen Behaarung und das Weisse des Bauchs
minder breit.
Es liegen einige sächsische alte Exemplare vor mir,
deren Maasse ich, da sie ausgestopft sind, nicht mehr pünktlich
nehmen kann. Ihre ganze Länge ist durchschnittlich etwas über
4" und die Schwänze diflferiren um 1'". Ein Stück hatte fast
ganz die Färbung von Myoxus avellanarius ; Sommerkleid ! Zwei
sind über den Rücken dunkler, mehr braun ; bei jenem und einem
von diesen geht die Färbung der Ober- und Unterseite in ein-
ander über, bei dem dritten ist sie ziemlich scharf begränzt.
Bei letzterem ist der Bauch, sowie die Kehle weisslich, die
Gränzlinie am Bauch ockergelb, bei den andern zwar die Kehle
und Oberbrust ebenfalls weiss, allein die ganze übrige Unterseite
schön rothgelb überflogen; diese Farbe herrscht an der Schwanz-
wurzel und an den Hinterbeinen auch nach oben zu vor.
Die ganz kleinen, erst wenige Tage alten Jungen
sind gegen einen Zoll lang, wovon der unförmig grosse Kopf
47.2'" wegnimmt. Der noch hinzuzuzählende Schwanz misst
S'/j'", ist also noch sehr unentwickelt. Sie sehen wie die Rat-
ten-Embryonen aus, haben eine nackte, faltige Haut und erst
eine Andeutung der Ohren. Als ich sie sammt dem ringsum
verschlossenen Nest holte, glaubte ich bestimmt, die Alten mit
gefangen zu haben, so laut pfiffen die kleinen Thiere.
Die mindestens achttägigen Jungen haben ziemlich die
nämlichen Proportionen, nur sind sie etwas grösser, die ganze
Länge beträgt V/.^'i wovon 4"' auf denKopf, 5'" auf den Schwanz
— 75 —
kommen. Die deutliehen Ohren sind rund und an den Kopf
angedrückt, die Haut noch nackt, jedoch sieht man bei ge-
nauer Untersuchung einen dünn stehenden Flaum dunkler Härchen.
Bei den beinahe vierzehntägigen Thieren hätten sich
die Augenlider gerade geöffnet, denn das Auge schimmert schon
schwarz durch, auch zeigt der Schädel bereits einige Consistenz
und die Schneidezähne treten deutlich hervor. Gewicht Vg Loth.
Ganze Länge 2" 1'" wovon der Schwanz 8'", ebensoviel der
Körper und 5'" der Kopf einnimmt. Dieser ist dicker als der
nach hinten sehr schmächtig werdende Leib, über der Schläfen-
gegend gemessen 3V4"S während der Körper an den hintern
Extremitäten nur 2V2'" breit ist. Die Schnauze ist zwar noch
recht dick, wie bei allen jungen Mäusen , aber im Vergleich mit
andern Arten doch schon so gestreckt, dass sich die spätere
rüsselartige Verlängerung andeutet. Die Ohren sind noch kurz,
rund und platt angedrückt. Die ganze Oberseite ist roströthlich-
gelb, wie bei den alten Haselschläfern, an den Seiten am hell-
sten, durch schwarze Härchen dunkler über dem Rücken, die
Unterseite röthlich weiss, d. h. fast nackt, schuppige mit feinen
weissen Flaumhaaren-, Füsse von aussen her gelb behaart;
Schwanz oberhalb schwarzblau, unten grau-fleischfarben, mit
deutlichen Schuppenringen, zwischen denen helle Härchen stehen.
Die dunkeln, jedoch nur unter der Loupe oder im Wein-
geist auffallenden „Borstenhaare" des Rückens sind offenbar die
ersten, schon bei den nackten Jungen sichtbaren Anfänge einer
Behaarung; erst hienach wachsen die helleren, zarten und häu-
figeren übrigen Haare der Oberseite und ganz zuletzt die hell-
sten, feinsten und kürzesten am Unterleib; eine Wachsthums-
Theorie, die sich auf alle Haarthiere wird anwenden lassen,
soweit diese drei Abstufungen der Bestandtheile des Fells vor-
handen sind.
Während die früheren , kleineren Jungen sehr laut gepfiffen
hatten, Hessen diese nur selten leise, zischende Laute („tsch")
hören. Einen Tag erhielt ich sie in Baumwolle über einer
Bettflasche, indem ich ihnen mit unsäglicher Mühe warme Milch
beibrachte.
— 76 —
Die Färbung der Zwergmäuse erinnert, wie gesagt, sehr an
die der alten Haselschläfer {3Ius Linn. Myoxus avellanarius
Desm. muscardinus Schreb.), allein von deren Jungen unter-
scheiden sie sich schon bei oberflächlicher Betrachtung durch
den weit kahleren Schwanz und geringere Grösse; jene sind
überdiess noch heller. Sonst haben sie nur noch AehnHchkeit
mit denen der Waldmaus, die aber in dieser Altersstufe eben-
falls grösser sind, mehr grau — röthlichgrau — aussehen und
verhältnissmässig grössere Ohren haben.
Dr. Dehne (zu Hoflössnitz bei Dresden, bekannt als Mi-
cromammalog) hat, wie oben schon angedeutet ist, ein besonde-
res Genus Micromys, Kleinmaus geschaffen und will hierin Mus
minutus mit betuUnus und vagus Fall, zwischen Myoxus und
Dipus gestellt wissen. Mögen diese kleinen Nager allerdings
einiges Eigenthümliche haben, was die Anhänger der Zersplit-
terungsmethode zu generischer Sonderung veranlassen kann, so
hat Dr. D. doch sicherlich auf der andern Seite sehr unrecht,
die bei Dresden vorkommende Maus für eine eigentliche Species
(agilis) zu halten. Die angeblichen Unterschiede sind: ein län-
gerer, weniger behaarter Schwanz mit beweglicher Spitze und ein
ganz gelber Unterkörper. Dass letzterer nicht allen Dresdener
Exemplaren eigen ist, habe ich schon gezeigt; die Bezeichnungen
^,ahdomine albicante^^ (Hermann), ,,corpore subtus albido^
(F alias) sind überdiess ziemlich biegsam und lassen sich als
„heller", „meist weisslich" ganz gut allgemein anwenden. Dass
die Schwänze an einzelnen Individuen anderer Arten manchmal
in der Länge ein wenig abändern, ist bekannt und Dehne selbst
führt (naturhist. Zeitg. 1855, p. 182) von der Waldmaus eine
Spielart mit beträchtlich längerem Schwanz auf. Geringere Be-
haarung desselben kann ich weder nach den Beschreibungen noch
durch praktisches Vergleichen finden. Was schliesslich seine be-
wegliche Spitze betrifft, so ist, wie Dr. D. selbst angiebt, diess
Kennzeichen von einem sterbenden, im Todeskampf befindlichen
Thiere hergenommen.
Dehne diagnosirt folgendermassen : ,,Mus cauda prehensili,
corpore longiore, 170 — 180 annulis instructa, palmis tetradac-
tyliSy unguiculo polUciari, planus pentadactylis collosiSy auricu-
lis brevioribus rotundatiSy pilosis, mystacibiis tenuissimis, cor-
pore omnino fulvo, suhtus pallidiore/^
Zu vollständiger Rechtfertigung meiner Ansicht und um die
Lücken in meiner Darstellung zu ergänzen , setze ich auch seine
genauere Beschreibung hieher; Gewicht l Vo Drachmen, Schwanz
einige Linien länger als der ganze Körper (27.2")? Ohren halb
in den Haaren verborgen , innen und aussen dicht behaart , ab-
gerundet, Nagezähne gelb, Barthaare kaum über den Kopf hin-
ausgehend , Hinterfüsse ziemlich lang , mit 5 Zehen , vordere
kürzer, vierzehig nebst Daumenstummel mit kaum bemerkbarem
Nagel, alle unter den Sohlen auffallend schwielig wie bei klet-
ternden Nagern, obere Seite des Thiers hell ockerfarbig mit
wenigem Grau vermischt, unten durchaus bleichgelb, Augen klein
wie bei Hypiidaeus arvalis. Der sehr schwache Schwanz über-
all aber doch nur dünn und kurz, das Ende bloss unten stärker
behaart; „dieses letztere scheint ein vollkommenes Tastorgan (??)
zu sein, welches dem Thierchen beim Besteigen von Pflanzen
zum Festhalten dient."
Um gut klettern zu können, bedarf eine Maus nicht einmal
eines besondern Tastwerkzeugs; Ratten und Hausmäuse liefern
hievon tagtäglich leidige Beweise. Wollte man wenigstens das
Genus lassen, so wäre es gewiss nur als Unterabtheilung der
eigentlichen Mäuse {Mures im jetzigen Sinne) zu nehmen, keines-
falls aber dürfte es zwischen die obengenannten Geschlechter
eingeschaltet werden; mit dem gleichen Recht oder Unrecht
könnte man dann auch die Ratten (3Ius decumanuSj rattiis,
alexandrinuSj perchal, püorides, indicus etc.) als Megalomys
unterscheiden, was der vielen Arten wegen noch mehr für sich
hätte, gewiss aber nicht räthlich ist. Dem Recht der Priorität
nach müsste unsere Art jedenfalls Micromys miniitus heissen.
Die Nester*) sind kugelförmig, sauber gearbeitet und
stehen bald niedrig in Büschen verschiedener Sumpfgräser oder
') Vergl. Reich enbach, die Küastler unter den Thieren (Leipzig,
1853) p. 14 und 15.
- 78 --»
landwirthschaftlicher Pflanzen, bald mehrere Fuss hoch zwischen
stenghgen Gewächsen. Man könnte sie insofern mit denen der
Rohrsängerarten vergleichen, als auch sie nie ganz an der Erde
sitzen und die sie umgebenden Pflanzen in die Wände einge-
flochten sind, sie säulenartig tragen. Form und übriges Verhal-
ten erinnert jedoch mehr an die Laubsängernester. Das Material
ist wie bei allen Mausnestern sehr einförmig, aus der allernäch-
sten Umgebung genommen, aussen schmale, öfters auch breite
aber dann durch künstliche Theilung verdünnte Blätter ver-
schiedener, bei jedem Neste womöglich gleichartiger Pflanzen,
die grün abgebissen sind. Nach innen werden die Stoff'e zarter,
fein zerbissen und mit Grasrispen gemischt. Bei dem im Hanf-
acker angebrachten Nest bestand die Ausfütterung grossentheils
aus Hanff'asern. Ein vor mir liegendes Exemplar, ballförmig
wie alle, hat nach allen Seiten einen Durchmesser von 2" 5'";
seine innere Höhlung ist kaum grösser als eine welsche Nuss.
Das Nest vom 27. Juni war ganz aus feinen, zerschlitzten grü-
nen Grashalmen gebaut, äusserlich mit grünen Kleestängeln und
Kleeblättern umwickelt und stand mitten in einem Kleeacker,
einige hundert Schritte von jenem versumpften Weiher, dem
ersten Auffindungsort. Diesen hatte ich am 16. Juni sorgfältig,
aber vergeblich durchsucht; die Sumpfgräser waren noch sehr
niedrig und der Wasserstand zu hoch, auch boten die um-
gebenden Felder viel einladendere Nistplätze. Da dieses Nest
beim Mähen zerstört wurde, konnte ich der Alten nicht habhaft
werden.
Die Nester der Zwergmaus sind mit denen anderer Mäuse
nicht leicht zu verwechseln. Es ist keine europäische Art vom
Geschlechte Mus bekannt, die ebenfalls ein freistehendes Nest
erbaute. Myoxus avellanarius thut diess auch , allein der Bau
ist grösser und gröber, in dichtem Buschwerk angelegt; ich ent-
deckte, da er hier selten ist, nur ein einziges Mal vor Jahren
eines, welches in einem Massliolderbusche stand und auswendig
mit grossen, ganzen und zerbissenen, vorzugsweise vom Standort
genommenen Blättern umkleidet war.
Mus sylvaticus, so sehr sie auch in einigen Beziehungen
=~ 79 "
an unsere Maus erinnert, heckt unter der Erde oder doch we-
nigstens nicht frei ; ich fand das Nest an sonnigen Abhängen
ausgerodeter Laubwälder unter faulenden Baumstrünken.
Nachdem nun die Zwergmaus auch in unsere Sphäre ein-
gerückt ist, dürfte es nicht uninteressant sein, ihre sonstige V e r-
breitung zu berühren.
Pallas fand sie sehr zahlreich unter Getreidehaufen, auch
in Birkenwäldern in Russland und im diesseitgen Sibirien,
von der Wolga bis zum Ob und Jenisey. Nach Pennant und
Shaw bewohnt sie England in Menge. Ferner ist sie in
Belgien und Frankreich zu Hause, z. B. nach Fr. Cuvier
in der Umgegend von Paris. Hermann entdeckte sie sparsam
bei Strassburg, Boje in Schleswig und Holstein als eine
der häufigsten Mäuse auf den Aeckern, unter Kornfeimen und
in den Scheunen in Gesellschaft anderer Arten. G log er traf
sie in Schlesien. Heuglin in Ungarn. In der Lausitz,
in Sachsen, Pommern, bei Prag und K r a k a u ist sie
gleichfalls vorhanden und von Wagler bei München, jedoch
auch nur vereinzelt beobachtet worden. Zahlreicher fand sie
Thieneraann im Weidengebüsch bei Greifswalde, Dehne
im Lössnitzgrund bei Dresden unter mit Oxycoecus palustris
bewachsenen Rasenhügeln in Torferde.
Die Zwergmaus hat demnach einen sehr grossen Verbrei-
tungsbezirk, scheint aber mehr dem gemässigten Norden und dem
Osten, als unseren Gegenden anzugehören, denn das Centrum
einer Thierzone muss da liegen, wo die grösste Anhäufung der
Individuen stattfindet. Im mittleren und südlichen Deutschland
kommt sie zwar in vielen ihr zusagenden Gegenden, aber immer
mehr vereinzelt oder nur sporadisch vor. Ob sie wie die Wan-
derratte bei uns erst allmälig eingerückt oder ihrer geringen
Grösse wegen früher übersehen worden sei, lässt sich schwer
bestimmen, doch hat nach ähnlichen anderen Vorgängen die erste
Annahme mehr für sich. Brütet doch jetzt die Wachholderdros-
sel ( Turdus pilaris L.) zahlreich in Sachsen , Anhalt und der
Lausitz, die im Anfang unseres Jahrhunderts nur als hochnor-
dischcr Heckvogel bekannt war.
^ 80 — .
2. Die rollie sibirische Feldmaus, Hypudaens
rutilas Illig. und Fall.
Benennungen. Mus Ij. ArmcoZa La -Cepe de. Lem-
miis Desmar. (Linck). Myodes Pall. Der letztere vom
Entdecker dieser Art dem ganzen Geschlecht gegebene Namen
würde den Regeln der Priorität nach wohl den Vorzug verdie-
nen, allein ich lasse den gebräuchlichsten, weil der von Pallas
geschaffene erst in dessen Zoographia rosso-asiatica auftaucht, die
lange nach dem Tod des Verfassers erschien. In seinen früheren
Schriften nennt er sie Mus rutilus. Als Illiger den seinigen
gab, war jener noch gar nicht bekannt.
Microtus, Kleinohr hiess Schrank (Fauna boica I, 72)
die kurzschwänzigen Feldmäuse schon anno 1798, allein seine
Benennung fand keinen Anklang und wurde später trotz ihrer
Berechtigung übersehen. Andere Hessen die Feldmäuse (Z ei st ei
Oken) noch mit den gewöhnhchen Mäusen vereinigt und nah-
men Arvicola mehr als unterscheidende Bezeichnung für die Un-
terabtheilung, etwa sowie sie Linne 3Iures cunicularii, Andere
brachyuri nannten, oder wie wir die Nager überhaupt Glires
heissen. Für letztereist, beiläufig gesagt, Cuviers Benennung,
Rosores desshalb unstatthaft, weil andere z. B. Bechstein, die
insektenfressenden Fleischfresser (Schrotthiere , Raubmäuse, z. B.
Maulwurf, Spitzmaus) ebenso nennen. Selbst Bodenüa (Oken)
verwirrt als gleichbedeutend.
Literatur. Pallas, Zoograph, rosso-asiat. I, 177. Glires
246 Tab. 14. b. Linne ed. XIIL cur. Gmelin I, 133. Nr.
24. Schreber, Säugethiere IV, 672, Tab. 88. Zimmer-
mann, geograph. Gesch. der Menschen und der Thiere, II, 368,
285. Pennant, Thiergeschichte der nördlichen Polarländer
(übersetzt von Zimmermann), I, 134, Nr. 79. Desmarest,
Mammalogie, 284, 445. Fischer, Synops. Mammal. 295,
Nr. 17. Steller, Beschreibung von Kamtschatka 129.
Aufenthalt. Von dieser Maus fingen sich am 28. Febr.
1853 drei Stück in den von mir auf dem Landhaus Rebenberg
- 81 -
bei Stuttgart gestellten Fallen; ein Paar kam in meinen Besitz,
die dritte wurde einer nicht zu Gast gebetenen Katze zur Beute.
Wenige Tage zuvor hatten sie sich dadurch bemerklich gemacht,
dass sie in einer einzigen Nacht an sämratlichen sehr zahlreichen
Rosenstöcken des dortigen Treibhauses die meisten Knospen aus-
gefressen und an den jungen Trieben die Rinde benagt hatten.
Weitere waren nicht da, denn das nächtliche Botanisiren hörte
mit ihrem Tode auf und trotz aller Bemühung konnte ich keine
mehr auftreiben. Ich hatte ausser- und innerhalb der Gebäude
über zwanzig Fallen aufgestellt und sah täglich zweimal nach,
allein ausser den gemeinen 3Ius musculus und sylvaticus wurde
nichts weiter erlangt.
Um so angenehmer wurde ich überrascht , auch im letzten
Winter ebendaher ein Stück zugesendet zu erhalten, das einzige
welches sich mit Mus sylvaticus und Hypudaeus arvalis gefan-
gen und ebenfalls durch Zerfressen der Rosenstöcke angemeldet
hatte , was die gemeinen Feldmäuse nicht thun. Letzteres
Exemplar, welches übrigens nicht so lebhaft gefärbt wie die
früheren und wohl ein junges Individuum ist, habe ich der
Sammlung des vaterländischen Vereins zur Verfügung gestellt.
Die sonstige Verbreitung der Rothmaus werde ich gelegent-
lich berühren.
Beschreibung, entworfen im frischen Zustand nach den
beiden ersten Exemplaren, einem fast gleich gefärbten Paar:
Länge des Körpers 3" 3'", wovon der Kopf 1" einnimmt; Kör-
perumfang 2". Ohren breit, eiförmig-rund, beim einen 3V2'",
beim andern 3"' lang, deutlich aus dem Pelz hervortretend. Der
ziemlich lang behaarte, oben braune, unten weisse Schwanz misst
1" 5'", mit den längern Haaren sogar l'< 6'". Die obern
Schneidezähne sind gelber als die untern. Die Hinterfüsse ha-
ben fünf, die vorderen vier Zehen und ein Rudiment der fünf-
ten; sie sind fleischfarben. Die Barthaare messen bis zu 9'"
und sind schwarz und weiss. Die ganze Oberseite ist sehr schön
dunkel rostfarben , der Bauch röthlich weissgrau ; hier sind die
Haare blaugrau mit hellen, dort blauschwarz mit roth^n Spitzen
Württemb. naturw. Jahreshefte 1856. Is Heft. 6
^ 82 -
Da3 Männchen ist etwas lebhafter gefärbt als das Weibchen,
jenes wog ein Loth, dieses V32 weniger.
Nach trockenen Exemplaren aus Sachsen ist der
Sommerpelz noch lebhafter, mehr fuchsroth, obenher kastanien-
braun überflogen. Nach diesen wechselt die Länge des Körpers
von S" S'" bis A" und die des Schwanzes von 1" b'" bis
1" 8 7.2'".
Bei dieser wie bei der vorhergehenden Art muss ich die
osteologischen Verhältnisse unberücksichtigt lassen, da ich keine
unverletzten Exemplare besitze. Die Rothmäuse gingen nur in
Dachziegelfallen, in denen die Köpfe ganz zerquetscht werden.
Die beste Fangmethode ist, wie mir in allerneuester Zeit
berichtet wurde, mit ganz kleinen, besonders angefertigten Maus-
Tellereisen, die keinen zu starken Bügel haben dürfen, damit
die Knochen nicht zerschmettert werden. Als Lockspeise wird
eine Mandel oder Haselnuss angebunden. Diese Fallen seien
für alle Arten von Mäusen sehr zu empfehlen.
Von der gemeinen Hypudaeus arvalis 111 ig. unterscheidet
sich diese Art hinlänglich; vorerst durch den weit längern
Schwanz bei geringerer Grösse. Bei den grössten jener Art,
welche mehr als ein Drittel länger sind, fand ich ihn im höch-
sten Fall 1" 2'" lang, also abgesehen von den Verhältnissen
der verschiedenen KÖrpergrösse absolut kürzer um mindestens
3'", was bei so kleinen Thieren viel sagen will. Ausserdem
ist er bei der gemeinen Feldmaus sparsamer und kürzer behaart.
Die Färbung ist auch ganz verschieden; hierüber zu urtheilen
bin ich jedenfalls befähigt, denn ich habe mehrere Tausende von
jenen in Händen gehabt und sie in allen Altersstufen und zu
jeder Jahreszeit untersucht. Auch unter ihnen giebt es freilich
manchmal recht roth gefärbte Individuen , allein das ist doch
etwas ganz anderes. Prächtig kastanienbraun mit fast isabellfar-
benem Bauche sind sie niemals.
Med. Dr. T h i e n e m a n n in Dresden, der Herausgeber zweier
Werke über die Fortpflanzung der Vögel, berühmt als Begründer
einer wissenschaftlichen Auffassung der Oologie, hat sich früher
viel mit der Untersuchung von Nagethieren beschäftigt, auch be-
— 83 -
kanntlich die zwischen Mus musculus und sylvaticus in der Mitte
stehende 3Ius islandicus entdeckt und in seiner „Reise nach
Island" zuerst beschrieben. Mit ihm kommunizirte ich alsbald
wegen der fraglichen Maus und erhielt folgende Notiz: Meine
Exemplare seien zweifellos die ächten Hyp. rutilus des Pallas
auch er habe im gleichen Winter vier Stück bei Dresden ge-
fangen, Schinz habe sie einst auf Thienemann's Auktorität
und unter dessen Namen als Hypudaeus rutilans aufgeführt,
da er dieselben früher für etwas verschieden von der Pallas'-
schen Beschreibung gehalten habe. Hypudaeus rufescente —
fuscus Nager sei dasselbe Thier. Letzteres muss ich jedoch
wenigstens bezüglich der Exemplare bestreiten , die mir
Herr Nager selbst vom Gotthard überschickte und welche ganz
anders aussehen, d. h. sich vom Hyp. arvalis nicht unterscheiden
lassen, nicht einmal besonders röthliche, sondern mehr in's
Graue gehende Exemplare, also identisch. Weit eher fällt Hyp,
riifescente-ftiscus zusammen mit Arvicola subterraneus de Selys-
Longchamps (Essai monographique sus les Campagnoles des
environs de Liege, 1836 und Dehne, naturhist. Zeitung 1855
pag. 178), für dessen Selbstständigkeit ich auch nicht einstehen
möchte.
In Sachsen ist die Rothmaus in neuerer Zeit häufiger ge-
worden. Auch im Winter 1854 auf 55 fing Thienemann
sechs Stück, eine Familie, die sich in seinem Landhause bei
Dresden fest einquartirt hatte. Thienemann fand sie über-
haupt nach Gmelin („varietas minor forsan quoque in Germania"
Syst. ed. XIII. p. 133) zuerst wieder in Deutschland auf, in
der sächsischen Schweiz und im Rosenthal bei Leipzig, wo ein
Stück dadurch verrathen wurde, dass ein von ihm angegriffener
Frosch jämmerlich schrie. In der sächsischen Schweiz sind sie
jetzt gar nicht mehr selten, Winters jedoch häufiger als im Som-
mer-, in ihrer Gesellschaft findet man dort die auch bei Berlin ziem-
lich häufige Brandmaus, 3Ius agrarkis Fall, die meines Wis-
sens bei uns noch nie vorkam und von der ich überhaupt nur
ein einziges Exemplar selbst fand, nämlich an Pfingsten 1852
6 *
- 84 -
am Meeresstand unterhalb der Kreidefelsen von Stubbenkammer
auf Rügen. Naturalienhändler K eitel sammelte unsere Maus
heuer, in Lappland ein.
Cuvier (Thierreich, übersetzt von Voigt, I, 230) hat ent-
schieden Unrecht , wenn er Ilypud. rutilus zu arvalis ziehen
will. Wenn er dagegen mit der mehr als zweifelhaften Mus
fHypud.J gregarius Pall. so verfährt, ist diess ganz etwas an-
deres. Ob die Wühlmaus, 3fus glareolus Schreb. , Hypudaeus
hercyniiis Mehlis, vielleicht mit unserer Art zu vereinigen wäre,
vermag ich nicht entscheidend zu beurtheilen , jedoch scheint
es mir wahrscheinlich. Lenz (gemein. Naturgesch. 3. Ausg. I.
404) nennt sie in Gestalt der Feldmaus ähnlich, oben rothbraun,
unten grauweiss. Sie kämen hie und da in Deutschland, Frank-
reich, England, Dänemark und an der Wolga vor, er habe bei
Schnepfenthal binnen drei Jahren etwa sechzig Stück gefan-
gen u. s. f.
Fortpflanzung. Alles, was ich über diese in Erfahrung
bringen konnte , beschränkt sich auf einen einzigen Fall , den
mir Dr. Thienemann neulich mündlich mitzutheilen die Güte
hatte. Auf einer Parthie in der sächsischen Schweiz hörte der-
selbe in einem kleinen Tannenbusch ein klägliches Angstgeschrei
und fand eine österreichische Schlingnatter {Coluber austriaca,
Coronella laevis) an einem etwa 2' über dem Boden erbauten
grossen , ballförmigen , mit doppeltem Eingang versehenen Nest,
von dem sich trotz der Gefahr die beiden alten Rothmäiise nicht
entfernt hatten. Es enthielt Junge, welche Thienemann
mitnahm; sie sahen mehr grau aus, gingen aber zu Grund,
indem der Ofen, in welchem sie über Nacht einlogirt waren,
am Morgen früher als gewöhnlich, vor ihrer Entfernung geheizt
wurde.
Dass sie demnach nicht, wie ihre nächsten Anverwandten,
unter der Erde nisten, ist jedenfalls sehr interessant.
Der Vollständigkeit wegen sei mir vergönnt, diess Kapitel
mit einigen Notizen zu besclüiessen, welche ich aus den verschie-
denen Schriftstellern ausgezogen habe.
Pallas (und ihm folgend Gmelin, Pennant u. A.) giebt
-^ 85 -
folgende Diagnose: ^^Miis (Myodes) rutiluSy cauda unciali auri-
culis vellere longioribus, palmis suhtetradactylis , corpore supra
fidvoj subtus cano.'^
Pennant nennt die Farbe von der Stirn bis zum Rumpf
glänzend roth. Die Länge des Körpers wird von Gmelin auf
3" 1^1 2") die des Schwanzes auf etwas mehr als 1" gesetzt.
Er bezeichnet Sibirien als gewöhnliches Vaterland und als Auf-
enthaltsorte die Löcher der anderen Arten, Winters Getreidefei-
men, Speicher und Häuser, Pennant sagt, sie werden häufig
jenseits vom Ob gefunden, leben durch ganz Sibirien in den
Wäldern, Gebirgen und um die Dörfer zerstreut. St eil er nennt
sie Tschetanaustschu, die rothe Maus der Kamtschadalen und sagt,
sie sammle keine Vorräthe, lebe parasytisch wie die Dronen
und bestehle die Magazine der Maus Toegultschitsch [Hypudaeus
oeconomus PalL). Ueber ihre und der andern nordasiatischen
Mäuse Haushaltung gibt Stell er überhaupt ausführliche und
interessante Nachrichten. Pallas endlich bezeichnet als ihr
Vaterland Sibirien jenseits des Ural bis in die subarktischen
Lande , Kamtschatka und die gegen Amerika gelegenen Inseln ;
dort lebten sie um die Ostroge und vereinzelten Jurten ohne
feste Wohnplätze, diebisch, keiner Kost, nicht einmal Fischen,
abgeneigt.
Diese Art bei uns zu finden, kann weniger in Erstaunen
setzen, da die Wanderlust, die im Lemming {Lemmus norue-
gicus Des mar.) und in der Wurzelmaus {Hypudaeus oecono-
mus Pall.) ihren Gipfel erreicht, so viele Zeiste charakterisirt.
Ein weiterer Bewerber um das Bürgerrecht in Württemberg
war jener
Alpenhase, Lepus varidbilis L.
dessen in diesen Blättern bei Aufzählung der Vereinsgeschenke
schon kurze Erwähnung geschah. Er wurde im Winter 1853
auf 54 unweit Ochsenhausen geschossen und Herr Forstverwalter
Tritschler in Biberach hat damals hierüber im Biberacher
Amts- und Intelligenzblatt Nachricht gegeben. Meines Wissens
war diess der erste sichere Fall, dass sich solch ein Flüchtling
— 86 ~
zu uns verirrte. Sonst flüchten gerade umgekehrt die Württem-
berger in die freie Schweiz. Ebensogut, vielleicht noch eher
mag er jedoch aus Tyrol oder Vorarlberg gekommen sein; dann
brauchte er nicht den Bodensee zu umgehen. Im bairischen
Gebirge traf ich ihn nicht selten, wo er Berghase heisst, ebenso
im südlichen Tyrol bei Meran; in Graubündten dagegen wird
er Weisshase genannt. Nach brieflicher Mittheilung und ein-
gesandten Schädeln ist er häufig im nordöstlichen Russland, von
Archangel bis zur Petschora-Mündung und noch weiter nach
Sibirien hinein. Er theilt jene Gegenden mit Luchsen, Vielfrassen,
Bären, gemeinen und Polarfüchsen und einer Menge seltener Vögel,
z, B. Falco aesaloUj Strix nyctea, funerea, Garrulus infaustuSy
Pyrrhula enudeator, erythrina, Loxia leucoptera, Emberiza
aureola, pusül'd, rusticüj Parus Sibiriens j Limosa einer ea, La-
rus minutus Colymbus arctieus etc. die alle dort brüten.
Als
Anhang
gebe ich einige Notizen über längst als württembergisch bekannte
Säugethiere.
Lutra vulgaris Erxleben {Mustela lutra L.)
Ein am 31. Januar 1855 beiBesigheim erlegtes altes Fisch-
otter Weibchen wog 22 Pfund. Ein anderes am 1. Februar des
gleichen Jahrs bei Neckarrems geschossenes Exemplar war noch
um 2 Pfund schwerer. Grossen Schaden sollen diese Thiere im
vergangenen Winter an den Fischen des Seeburger und Fischbach-
thals angerichtet haben.
Lepus timidus L.
Ein hübsches Exemplar von der nicht gar selten vorkom-
menden weissgrauen Spielart des gemeinen Hasen sah ich
bei Herrn Präparator Ploucquet, welches am Forsthause
von Bodelshausen (angebhch am 27. Oktober 1854), geschos-
sen war.
Am 20. November 1854 lieferte mir die hiesige Jagd einen
Hasen, dessen Kopf merkwürdig missbildet war. Die Schnauze
stand nämlich von rechts nach links schief, die linke Seite des
— 87 —
Mauls war fast ganz zugewachsen und die rechte unverhältniss-
mässig weit aufgeschlitzt. Dem entsprechend, zeigte sich die Bildung
der Zunge. Ihre rechte Hälfte war übermässig breit, die linke
ganz schmal, nur angedeutet. Dieser Hase hatte also von der
Seite fressen müssen! Der präparirte Schädel zeigt die auffal-
lendsten Verhältnisse. Der linke Zwischenkieferknochen ist kür-
zer, als der rechte, desshalb die ganze Schnauze nach links ge-
gebogen, indem auch die Nasenbeine dieser Richtung nachgaben ;
letztere sind überdiess hoch gestellt , fast horizontal mit dem
Stirnbeinen, nicht so sehr abwärts geneigt wie sonst, wodurch
der Schädel eine kürzere und stumpfere Gestalt erhält. Die
oberen Schneidezähne sind sehr lang ausgewachsen und von
links nach rechts (also der übrigen schiefen Richtung entgegen)
gekrümmt; einer der Innern Nebenschneidezähne ragt zwischen
den grossen hervor. Der Unterkiefer, dessen Zähne abgebrochen
sind, ist ebenfalls von rechts nach links schief und die Verbin-
dung der beiden Kiefertheile oben dick verknöchert, unten dage-
gen die Trennungslinie noch sichtbar.
Ein trichterförmiges Loch, aussen drei Linien, innerlich über
anderthalb im Durchmesser haltend, geht seitlich abwärts so
durch den rechten Unterkieferast, dass die „Wurzel" des vorder-
dersten Backenzahns blossgestellt ist. Auf der Innern Fläche
ist neben diesem noch eine kleinere, dreieckige, nach aussen
überknöcherte Höhle. Rings um die defekte Stelle ist die Kno-
chensubstanz knorrig aufgerieben und strahlig porös.
Anfangs glaubte ich die Oeffnung einem Schuss zuschreiben
zu müssen, allein dagegen spricht der unverletzte und dennoch
ebenfalls verkrüppelte Oberkiefer, die offenbar natürlich ver-
wachsenen und aufgeschlitzten Lippen (denn an den Mundwinkeln
war keine Vernarbung zu entdecken), die einseitige Zunge und
namenthch der Umstand, dass der entgegengesetzte Kiefer un-
verletzt ist, der von einem Schrot nothwendig auch hätte durch-
bohrt werden müssen. Demnach ist diess wohl eher Folge von
Knochenfrass. Jedenfalls mag das arme Thier arge Schmerzen
ausgestanden haben I
— 88 —
Hypudaeus arvalis IlHg.
Da ich das Aussehen der ganz kleinen, d. h. noch
blinden, aber schon behaarten Feldmäuse nirgends angegeben
finde, möge eine kurze Beschreibung derselben hier ihre Stelle
erhalten ; vier etwa zehntägige Exemplare dienten zur Ver-
gleichung.
Ganze Länge 19"', wovon auf den unförmigen, 4''' dicken
Kopf 7'", den Körper 8V2'" w^^d den (proportionirten) Schwanz
3V2'" kommen. Die an den Kopf angedrückten Ohren sind
rund und nicht grösser als bei Zwergmäusen im gleichen Alter.
Die Färbung ist überall ein bräunliches Isabellgelb, oben mehr
braun angeflogen, am Bauch, der Schnauze und den Extremitä-
ten heller wegen der durchscheinenden Fleischfarbe. Bech-
stein sagt fälschlich, die Jungen hätten gleich Anfangs die
Farbe der Eltern.
Ich habe der Spielarten wegen vielleicht nahezu an
zehntausend Feldmäuse selbst untersucht und überall auf die-
selben gute Preise gesetzt. Die letzten Jahre waren leider zu
solchen Nachforschungen sehr geeignet und lieferten mir folgende
Resultate ;
1) Hyp. arv. albus. Reinweiss mit Andeutung einer
grauen Stirnblässe; Augen schwarz. 1 Stück von Hohenheim.
Leider wurde dieses Thier trotz Futterüberfluss von seinem stär-
keren Gesellschafter aufgefressen und ich fand, nachdem ich den
Behälter mehrere Tage nicht untersucht hatte, nur noch die
Zähne und ein Stück Hirnschale vor. Mit rothen Augen {Hyp.
arvalis leucopathicus) habe ich noch nie eine Feldmaus aus-
findig machen können.
2) Hyp. arv. maculatus. Mit grösseren und kleineren Fle-
cken; mehrere Exemplare.
3) Hyp. arv. perspicillatus , Brillenfeldmaus. Die Augen
mit weissen Ringen umgeben, die über der Stirn zusammenflies-
sen. 2 Stück von Hohenheim. Bei der ersten ist auch die
Kehle weiss (sie gehört also zugleich auch zur fünften Nummer)
und die Verbindungslinie bildet ein ^L Am zweiten Exemplar
- 89 —
hat sich die Zeichnung in der Gefangenschaft etwas verwischt.
Diese Spielart ist sehr hübsch, selten und noch unbeschrieben.
4) Hyp. arv. torquatus. Rings um den Hals ein breites,
weisses Band, das sich auf die Brust herabzieht, sonst stark
röthlich. 1 Stück von Warthausen.
5) Hyp. arv, albogularis. Die ganze Kehle reinweiss. 1
Stück von Hohenheim.
6) Hyp. arv. stellatus. Bald mit einem einzigen kleinen,
weissen Stern in der Mitte der Stirne, bald mehrere am ganzen
Körper vertheilt. lieber ein Duzend.
7) Hyp. arv. pallescens. Isabellfarben. Zwei Erwachsene.
Jüngere Thiere sehen nicht selten so aus, und ich fand deren
viele, dagegen konnte ich nicht ein einziges Stück mit rein
weissem Bauch auftreiben.
Merkwürdig ist endlich noch, dass mir das Unterland die
meisten, Oberschwaben fast gar keine Varietäten lieferte.
Warthausen, im Herbst 1855.
2. lieber den Eizahn der Ringelnatter,
Von Dr. D. F. Weinland.
(Hiezu Taf. 1 Fig. 1—6.)
Am 23. August vorigen Jahres erhielt ich ein paar Duzend
Eier der gemeinen Ringelnatter. Dieselben stammten aus einem
Haufen von Sägemehl und Sägespähnen unweit dem wasserrei-
chen Tegel, einige Meilen von Berlin, wo sie alljährlich um diese
Zeit sicher anzutreffen sind und wo sie durch die feuchte Gäh-
rungswärme jener Haufen, sowie durch die märkische Sonnenhitze
ausgebrütet werden. Sie lagen da in unförmlichen Klumpen von
10 — 20 Stück zusammengeballt, mit ihren lederartigen Häuten
fest aneinander geklebt. Ihre Grösse war ziemlich verschieden
von ^/^ bis 1 Zoll Länge und etwa halb dieser Breite. Einzelne
waren auffallend viel länger und schmäler als die gewöhnliche
Form, die ziemlich einem Taubenei glich.
Die Entwicklung dieser Eier war schon sehr vorgeschritten.
In allen, die ich öffnete, fand sich bereits das hübsche, gelb-
halsige Thierchen, in einer Spirale aufgerollt, den Kopf in der
Mitte , aber noch (nachdem die äussere Lederhaut abgelöst
war) von einer durchsichtigen ziemlich dicken Membran umhüllt.
Versuchsweise setzte ich eines ins Wasser, da durchbrach es
schnell die letzte Haut, löste seine Windungen und schwamm
lustig im Wasser herum, obgleich noch von einem schweren Dot-
tersack belästigt, der erst allmälig nach etwa einem halben Tag
sich vollends in den Leib zurückzog. Alle diese offenbar einige
Tage zu früh aus dem Ei genommenen, etwa 6 — 1" langen
Schlangen lebten dennoch munter fort, nur mussten sie, da ihre
Epidermis noch ausserordentlich weich und daher sehr dem Aus-
trocknen ausgesetzt war (man sah noch kerne Spur von Kielen
auf den Schuppen, und erst nach einigen Wochen wurden solche
deutlich), sehr feucht gehalten werden.
Die meisten Eier hatte ich aber sich selbst überlassen. Als
I
-Gl-
ich nun am 26. August wieder nach denselben sah, streckten
viele junge Schlangen schon ihre Köpfchen aus den Löchern
der Eihaut hervor und untersuchten mit der Zunge tastend die
Aussenwelt. Kaum berührt zogen sie sich schnell in das Ei
zm'ück.
Das Loch in der ledernenEihaut, durch das sie her-
vorsahen, war ein % Zoll langer Schlitz, aber nicht etwa wie
durch Druck eingerissen, sondern mit sehr scharfen Rändern wie
mit einer Scheere geschnitten. Die Haut ist auch wirklich leder-
zäh und durch einfachen Druck der Schlange von innen, wie
man sich leicht überzeugt, nicht zu sprengen. Womit schnitt
nun jene diese Oeffnung? Ich suchte oben auf der Schnauze
nach einem harten Höckerchen, wie es das Hühnchen zu ähn-
lichem Zwecke hat, allein vergeblich. Während ich so die junge
Schlange hielt und diese lebhafte Bewegungen machte, sich zu
befreien, streift sie mit ihrer Schnauzenspitze an meinem Finger
und zeigt mir durch einen Riss in meine Haut, wie sie das
macht. Jetzt fand ich leicht am Zwischenkiefer fast horizontal
aus der Mundspalte hervorstehend einen sehr scharfen und — -
im Verhältniss zu den anderen feinen, pfriemenförmigen Zähnchen
— ziemlich grossen und sehr breiten Zahn. (Fig. 1.)
Diesen Zahn könnte man am besten Ei zahn nennen, weil
er schon einige Tage nach dem Ausschlüpfen sich nicht mehr
vorfindet und daher entschieden nur jene Eine Funktion des
Geburtshelfers hat. Er ist 1 Millimeter lang und halb so breit
und sitzt in einer mittleren Vertiefung des Zwischenkiefers, der
keinen anderen Zahn als diesen, bei der reifen Schlange bekannt-
lich überhaupt keinen trägt. Etwa V2 Millimeter steht dieses
zweischneidige, schaufelähnliche Messer über die Mundspalte vor
wie der Diamant des Glasers über den Handgriff. Mit einer
Schaufel bekommt er dadurch noch mehr Aehnlichkeit, dass auch
er gebogen, oben konkav und unten konvex ist. Diese untere
Konvexität, welche in der Mitte kuglig anschwillt, gibt dem
Profil des Zahns das eigenthümliche Ansehen von Fig. 3. Die
Ecken der Schaufel sind gewöhnlich abgeschliffen (Fig. 1, 4, 5,),
doch nicht immer (Fig. 2.). — Unten und an den Seiten hat er
— 92 -
scharfe schneidige Ränder, welche glashell durchscheinen, wäh-
rend die dickere Mitte gelblich undurchsichtig ist. — Mit vieler
Mühe ist es mir gelungen, einen Schliff von diesem Zahn sammt
dem Zwischenkiefer zu machen, den ich in Fig. 5 vergrössert
abgebildet habe. Man sieht deutlich die Zahnkanälchen ; ferner
die hohle bei dem Präparat mit Luft gefüllte und daher für das
Mikroskop dunkle Mitte.
Aus der kurzen Dauer des Zahns ist es allein zu erklären,
dass er bisher den Blicken der Naturforscher entgangen ist.
Selbst Rathke in seiner trefflichen „Entwicklungsgeschichte der
Natter" erwähnt ihn nicht, obgleich er den Zwischenkiefer des
fast reifen Embryo selbst sehr genau beschreibt. Daraus schlies-
sen wir, dass sich dieser Zahn auch nur kurz vor dem Aus-
schlüpfen bildet. Dennoch ist die Sache, wie sich hernach zeigte,
nicht neu. Schon im Jahr 1841 hat Johannes Müller in sei-
nem „Archiv für Anatomie und Physiologie" p. 329 einen —
meines Wissens seitdem in keinem Lehrbuch benützten -— Aufsatz
„lieber eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der
reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen" veröffentlicht,
wo er von einer Reihe von Schlangen- und Eidechsen-
Embryonen, die er in Spiritus-Exemplaren untersucht hat, das
Vorhandensein des Eizahns konstatirte und es als allgemeines
Bildungsgesetz bei allen beschuppten Reptilien wahrscheinlich
machte. Da Johannes Müller reife Embryonen unserer ein-
heimischen Eidechsen und Schlangen damals nicht zu Gebote
standen und so diese noch nicht untersucht waren, insbesondere
aber als eine Beobachtung am lebenden Thier, schien mir dieser
Nachtrag zu seiner Entdeckung der Veröffentlichung werth. Ich
habe den Eizahn ausser bei der Ringelnatter auch bei der Viper
(Vipera herus) , der glatten Natter (CoroneUa austriaca) , der
Blindschleiche (Anguisfragilis), der gemeinen Eidechse (Lacerta
agilisj, der grünen Eidechse (Lac, viridis), und der lebendigge-
bärenden Eidechse (Lac. vivipara), überall von ziemlich über-
einstimmender Form gefunden. Ausserdem untersuchte ich von
Ausländern Ameira vulgaris^ Crotalus Cateshaei, Epicrates
Cenchris, Bei dem ausschlüpfenden Krokodil aber fand ich, wie
WilrtlD.natui^viss, Jahresl^efieMJalird. 1858.
Taf.I,
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«^ J. C. ^ d. e.: Jp.
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tuujLi'öei Ccu'LJubrwr<
- 93 --
schon Johannes Müller, kernen Zahn, em weiterer Beweis,
dass die Eidechsen den Sclilangen näher stehen, als den Krokodi-
len und dass letztere wohl als eigene Ordnung abzusondern sind.
Bei den Krokodilen ist auch die Eischaale härter, kalkiger, da-
her brüchiger und leichter durch Druck mit der harten Schnauze
von innen durchzustossen , ähnlich wie bei dem Hühnchen und
wohl auch bei der Schildkröte. Dagegen besteht die äussere
Eihaut der Eidechsen und Schlangen aus mehreren Lagen sehr
feiner aber fester in einander verfilzter Fasern. Die Zeit und
der Hergang der Bildung dieser ist noch ein Räthsel. Doch
scheinen Beobachtungen, die ich in diesem Sommer machte, darauf
hinzuweisen, dass sie aus Zellen sich hervorbilden. Ich sah nämlich
mitten im Fasergewebe öfters einzelne gelbliche ovale Körper, in
der Regel mit einem Kern. Es gelang, einzelne zu isoliren und es
zeigte sich, dass sie immer nach einer Seite hin in eine sehr lange
Faser sich fortsetzten. Jene ovale Körper scheinen Zellen zu
sein , aus denen sich die Fasern entwickeln ; ich sah sie von
sehr verschiedener Grösse und bis zur vierfachen Dicke der
Faser, oft aber auch sehr klein, so dass sie nur als verdicktes
Faserendc erschienen. Wahrscheinlich ist dieses letztere Stadium
der Zelle das Ende der Entwicklung und erklärt es, dass die
grossen Zellen in ausgebildeten Eihäuten so selten sind. In
Fig. 6 sind mehrere dieser Faserzwiebeln oder Faserzellen ab-
gebildet.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Kopf der ausschlüpfenden Ringelnatter (Tropidonotus natrix)
mit aufgesperrtem Rachen, um den Eizahn zu zeigen. — Vergrössert.
Fig. 2. Eizahn von eben und vorne. (Dieser hat ausnahmsweise scharfe
Ecken.) — Vergrössert.
Fig. 3. Eizahn von der Seite gesehen, — Vergrössert.
Fig. 4. Zwischenkiefer sammt dem Eizahn herauspräparirt. — Ver-
grössert.
Fig. 5. Zwisschenkiefer mit dem Eizahn geschliffen. Die Knochen-
zellen zeigen an, wo der Zwischenkiefer beginnt. Deutliche Zahnkanälchen.
— Etwa hundertmal vergrössert.
Fig. 6. Zwiebeln (Bilduugszellen?) der Fasern, die die Eihaut zusam-
mensetzen. Verschiedene Formen , vielleicht verschiedene Entwicklungs-
stadien a. — f. —
- 94 -
Zusatz.
Vorstehende Beobachtungen wurden zufällig gemacht bei
Anlasss einer anderen Untersuchung über „Ra^eschwankungen"
insbesondere bei Schlangen. Die Wichtigkeit einer solchen Un-
tersuchung leuchtet ein, wenn man z. B. sieht, dass aus unseren
26 europäischen Schlangenarten schon mehr als die doppelte
Anzahl von Arten gemacht worden ist; Irrthümer, die sich nur
auf das Verkennen der Ragenschwankungen gründen. Um nun
hiebei sichere Resultate zu erzielen, ging ich statistisch zu Werk;
ich sammelte von der Ringelnatter — bekanntlich einer fast
über die halbe alte Welt verbreiteten Schlange — möglichst viele
Exemplare immer mit genauer Angabe des Vaterlands und des
speziellen Fundorts (dessen Klima , Meereshöhe , mittlere Jah-
reswärme, höchste Jahreswärme, Dauer der einzelnen Jahreszei-
ten, geologische^ Verhältnisse) und diese Schlangen mussten nun
auf die verschiedenen zoologischen und anatomischen Merkmale
untersucht und mit einander verglichen werden. Ich nenne insbeson-
dere: Färbung im Allgemeinen und speziell Vertheilung derselben
auf die einzelnen Schuppen, Form der Schuppen, insbesondere derer
auf dem Kopf (Schilder), Zahl der Schuppenreihen von einer Seite
zur andern und von vorne nach hinten , Zahl der Bauch - und
Schwanzschienen, Zahl der Zähne, der Rippen und Wirbel, Länge
des Darmkanals etc. Dass eine solche Untersuchung eine lang-
wierige ist, ist sicher, aber die Frage, „in wie weit kann eine Art
variiren?" ist eine an sich wichtige und namentlich durch die
Umwandlungstheorie der neueren Geologie eine so eingreifende
geworden, dass sich diese Mühe wohl belohnt. Ich habe diese
Arbeit aus Mangel an Material vom Ausland noch nicht voll-
enden können und habe leider, da ich mich auf einige Zeit auf
Reisen begebe, nicht die Aussicht, sie bald zu vollenden. Für
den aber, der etwa eine ähnliche Untersuchung beginnen wollte,
mag es vielleicht von Werth sein, etwas über die Methode, die
ich dabei befolgte, zu erfahren. Zur übersichtlichen und schnel-
len Vergleichung mussten die Maasszahlen jedes Individuums
(so weit diess nicht durch die Natur der Sache z. B. bei der
Zahl der Wirbel u. dgl. ausgeschlossen war) Verhältniss-
=™ 95 —
zahlen werden. Es fragte sich nun, was als Einheit zu Grunde
zu legen sei. Nach einigen anderweitigen Versuchen bewährte
es sich mir bald, die Kieferweite, d. h. die Distanz des äusser-
sten Punktes der Einen cavitas condyloidea, von dem äussersten
Punkte der andern als 1 zu setzen. Es hat dieses Verfahren
den grossen Vortheil, dass es bei frischen, wie bei skelettirten
und fossilen, ja selbst bei den meisten ausgestopften Wirbel-
thieren anwendbar ist. Diese Weite als 1 gesetzt, so ist die
erste wichtige, darauf zu beziehende Verhältnisszahl die Entfer-
nung eines Endpunktes derselben (d. h. also emes äussersten
Punktes der cavitas condyloidea) von dem vordersten Punkt des
Zwischenkieferknochens. Zieht man diese beiden Linien von jedem
der Endpunkte der Linie der Kieferweite bis zu jenem vorder-
sten Punkte, so erhält man ein gleichschenkliches Dreieck, das
den ganzen Vordertheil des Schädels charakterisirt und mit
Recht das Grunddreieck des Sinnentheils des Schädels ge-
nannt werden kann.
Die dritte Verhältnisszahl wäre etwa die Höhe des Schä-
dels in der Ohrgegend, die vierte die in der Augengegend, die
fünfte die in der Nasengegend, die sechste die obere Breite des
Schädels in der Ohi-gegend, die siebente dieselbe in der Augen-
und die achte dieselbe in der Nasengegend; die neunte Verhält-
nisszahl ist die von dem vordersten Punkt des Zwischenkiefer-
beins bis zum vordersten Punkt des Rückenmarkslochs. Mit
diesen 9 Verhältnisszahlen ist der Kopf in seinen Grundformen
fest umschrieben, und sofort die übrigen Körpertheile.
Die Zeit ist vielleicht nicht mehr so ferne, wo die zoolo-
gische Wissenschaft so weit specialisirt wird, dass sie schon zur
Aufstellung der Artdiagnose solche genaue Verhältnisszahlen for-
dert, statt der bisherigen vagen, nichtssagenden Ausdrücke wie
z. B. der Kopf ist sehr lang, sehr hoch, breit u. dgl.
3. Apparat zur Bewegung der Zunge bei Manis macnmra
Desnu (crassicaudata GriffithJ
Von Dr. v. Klein.
Der schwertförmige Fortsatz des Brustbeins, der knorplig
ist, schickt von den beiden Winkeln seiner hintern Fläche zwei
lange , schmale , knorplige Streifen ab , die sich zwischen dem
Bauchfell und den Bauchmuskeln abwärts und dann nach rechts
bis zum Darmbeinkamm krümmen, einen Bogen rückwärts und
wieder aufwärts bis. unter die kurzen Rippen der rechten Seite
bilden und dort in einer breiten Platte sich mit einander ver-
binden, von welcher noch zwei andere lange, knorplige Streifen
entspringen, die wieder aufwärts bis zur Mitte der ersten Strei-
fen reichen und sich in einer später zu erwähnenden Scheidenhaut
verlieren.
Die lange Zunge ist vorne platt, am vorderen Ende zuge-
spitzt und hat eine rundliche Warze auf ihrer Spitze, die obere
Fläche ist mit äusserst feinen Rapillen besetzt; nach hinten ist
sie glatt und wird rundlich, wurmförmig; sie hing bei diesem
Thiere (dessen Länge von der Nasenspitze bis zum hintern Ende
des Beckens 392 Millimet. betrug , während der Schwanz allein
doppelt so lang, als der Körper war; dessen Schädel von der
Nasenspitze bis zum hintern Ende des Hinterhauptbeins auf der
oberen Fläche gemessen 88 Millimet. mass) 12 Centimet. aus
dem Munde heraus. Von der Mundhöhle aus geht dieselbe in
einer besondern Scheide vor der Luftröhre, von ihr durch die
Scheide völlig getrennt, abwärts und in einen langen schmalen
Muskel über, der am Hals abwärts, hinter dem Brustbein her-
untertritt und sich hinter und zwischen den zwei langen Knor-
pelstreifen bis zur breiteren Platte erstreckt und auf deren vor-
deren und hinteren Fläche festsetzt. Die Länge der Zunge und
- 9T ~
des Muskels bis zur Platte beträgt, -die Krümmung als gestreckt
betrachtet, 460 Millim.
Die Zunge und ihre muskulöse Fortsetzung sind von einer
muskulösen Scheide umgeben, die sich an den hintern Enden
der beiden Aeste des Unterkiefers und am hintern Ende des
Nasenkanals (Choannae) festsetzt. Die Schleimhaut der Mund-
höhle setzt sich, die innere Fläche der Muskelschichte überziehend,
bis vor den untern Theil des Kehlkopfes fort, schlägt sich dann
mit scharfem Rande um und überzieht als äussere Schichte die
innere, mit der sie unten durch lockeres Zellgewebe, höher oben
fester verwächst. Innerhalb des so gebildeten Kanals liegt die
Zunge frei, vöUig beweglich. Vom Kehlkopf an besteht der
Kanal, der vor der Luftröhre heruntertritt nur aus einer Zell-
gewebsschichte mit muskulösen Bündeln und wird verstärkt durch
zwei starke Muskelbündel, die von der untern Seite des Kör-
pers des Zungenbeins und von der vorderen Seite des Schild-
knorpels des Kehlkopfs kommen und sich an die Scheide anlegen,
dem 771USC. hyo- und sternothyrioideus entsprechend. (Unter dem
sternothyrioid. j von ihm durch eine schiefe erhabene Linie ge-
trennt, liegt der m. cricothyrioid.). Die Scheide setzt sich so
als völliger Canal an der hintern Fläche des Brustbeins , mit
ihr durch Zellgewebe verbunden, durch die Brusthöhle herunter
fort, bis hinter den schwertförmigen Fortsatz, wo die Scheide
aufhört, Canal zu sein, indem sich diese Muskelbündel an die
innere Fläche des genannten Fortsatzes festsetzen. Der lange
Zungenmuskel, der hier aus seinem Kanal herausgetreten ist,
setzt sich dann zwischen den Knorpelstreifen fort, umgeben von
einer Zellgcwebsschichte , an welche sich die von unten, der
breiten Platte aufsteigenden Knorpelstreifen anlegen.
Die knöcherne Scheidewand zwischen der Mund- und Nasen-
höhle wird hinter den Gaumenbeinen noch durch eine mit Schleim-
haut überzogene Zellgewebsschichte fortgesetzt, die sich an einen
knöchernen Halbkanal anlegt, welcher zuerst von erhabenen
Linien am Keilbein, dann der Grundfläche des Hinterhauptbeins
gebildet wird. Der so völlig geschlossene Nasenkanal setzt sich
noch 21 Millim. vom hintern Ende der Gaumenbeine bis fast
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1856. Is Heft. 7
-™ 98 -
zum grossen Hinterhaiiptsloch fort, wie diess bei allen Ameisen-
fressern der Fall ist.
Die Schleimhaut der Mundhöhle steigt, einen völlig ge-
schlossenen Canal bildend, hinter dem Kanal für die Zunge, sack-
förmig verlängert bis zum Kehlkopf abwärts.
Der Kehlkopf ist vorne platt und von seiner vordem Wand
entspringen die zwei langen Muskeln, die zur Zungenscheide
gehen, welche zunächst unter dem Kehlkopf zwischen den Mus-
keln liegt, die erst einen Querfinger tiefer mit der Scheide sich
verbinden.
lieber dem Kehlkopf liegt das Zungenbein, das aus einem
kleinen Bogen mit nach hinten gerichteten Enden, die zu beiden
Seiten des Kanals hegen, besteht und keine oberen Hörner hat;
mit der Zunge selbst steht dasselbe in keiner Verbindung, aber
mit der Zungenscheide durch die oben erwähnten Muskeln. Von
dem mittleren Theil seines Bogens geht auf jeder Seite ein brei-
ter, starker Muskel aufwärts, der sich an das Schläfenbein an-
setzt {m, stylohyoideus) und am hinteren Ende des Nasenkanals
vor dem Hinterhauptsloch sich mit dem der anderen Seite in der
Mittellinie verbindet.
Vom hinteren Ende des Nasenkanals setzt sich die Schleim-
haut, einen dritten , für sich geschlossenen, engen Kanal bildend,
mit muskulösen Bündeln nach unten fort, die hintere Wand in
unmittelbarer Fortsetzung in die Speiseröhre, die vordere Wand
hört mit einem halbmondförmigen Rand auf, dessen Conkavität
bis an die Basis des langen Kehldeckels geht, der somit hinter
diese Falte zu liegen kommt. Die seitlichen Ränder dieses sehr
verlängerten Gaumensegels (wie diess bei allen Ameisenfressern
der Fall ist) bestehen aus muskulösen Bündeln, die sich in die
Speiseröhre fortsetzen, der vor dem Kehldeckel liegende mittlere
Rand besteht blos aus Schleimhaut. Das Zäpfchen (uvula) fehlt
völlig.
Der Kanal von der Mundhöhle aus geht nach unten vor
den Kehldeckel und was von Nahrungsmitteln heruntertritt , muss
durch die enge halbmondförmige Spalte, indem der Kehldeckel
niedergedrückt und so die Kehlkopfshöhle geschlossen wird, rück-
~ 99 -
wärts hinter den Kehlkopf in die Speiseröhre, oder zu beiden
Seiten des Kehldeckels über die seitliche nach oben geschlossene
Fläche des Kehlkopfs. Von den Choannen aus geht der enge
Kanal, der blos für die Luft bestimmt ist, gerade abwärts auf
die Stimmritze.
Durch diese Vorrichtung eines so langen Gaumensegels
werden die in die Mundhöhle gelangenden lebenden Insekten ver-
hindert, in die Nasenhöhle zu kriechen und müssen jetzt, durch
die Zusammenziehung der Schlingmuskeln gezwungen, durch die
enge Spalte über den Kehlkopf weg hinunter in die Speiseröhre.
In der Mundhöhle am meisten nach vorne öffnet sich somit
die Scheide für die Zunge, der hintere Theil vertieft sich sack-
förmig gegen den Kehlkopf und ist gegen die Nasenhöhle völlig
abgeschlossen, erst unmittelbar über dem Kehlkopf ist die Thei-
lung für Luft- und Speisewege. Am Halse herunter liegen drei
Kanäle hintereinander, die ganz abgeschlossene Scheide für die
Zunge, der Kehlkopf mit Luftröhre und die Speiseröhre.
4. Eine achtfach blühende Agave americaiuL
Von Baron Richard König-Warthaiisen.
Die amerikanische Agave (häufig kurzweg, aber irrig „Aloe"
genannt) ist bekanntlich schon seit dem sechszehnten Jahrhundert
aus Mexiko in viele ihr zusagende Klimate, z. B. nach Portu-
gal, Spanien , Italien und auf das Kap über gesiedelt worden
und findet sich auch in den meisten unserer grösseren Gewächs-
häuser. Da sie, freilich erst nach langer Zeit , aber doch nicht
so gar selten in Flor kommt, ist über ihre längst bekannte Blüthe
eigentlich nichts mehr zu sagen übrig. Wenn ich also über
einen solchen Fall hier rede, so geschieht es nicht der Beschrei-
bung, sondern einer andern, nicht uninteressanten Erscheinung
wegen.
Im Jahr 1838 hatte mein Vater zwei prachtvolle Exemplare
dieser Pflanze aus den freiherrlich Herrn an 'sehen Treibhäu-
sern in Wain erstanden , deren Alter damals mit Bestimmtheit
auf mehr als fünfzig Jahre angegeben wurde. Wegen Mangel
an Raum standen sie bei uns Winters in einem kalten, an das
Gewächshaus anstossendcn Gartenzimmer, bis etwa Mitte der
vierziger Jahre ein heftiger Frost die eine Pflanze ganz tödtete,
die andere aber so zurichtete, dass sie sich nie wieder völlig
erholte. Früher hatte sie schöne und grosse, regelmässig gestellte
Blätter gehabt, allein nun, nachdem diese abgestorben waren,
wuchsen nur noch kürzere, öfters einseitige und gekrümmte nach,
ohne regelmässige Anordnung um einen Mittelpunkt, sondern
ganz bunt durcheinander. Die Pflanze bekam ein so hässliches
Aussehen, dass man sie beinahe fortgeworfen hätte. Da kamen
im Sommer 1853 ganz unerwartet zwei Blüthenschäfte zum
Vorschein. Entwickelten sich schon diese nur sehr allmälig, so
gieng es mit dem zur Blüthe Kommen noch langsamer, denn
~ 101 —
obgleich man im Herbst täglich ein Aufbrechen der Knospen
erwartet hatte, so geschah diess erst im tiefsten Winter, als der
Stock schon lange in's Treibhaus gebraclit war, wo er der Sten-
gel wegen in die Erde gegraben werden musste. Die Blüthen
kamen zu vollständiger Entwicklung und es blieben anfänglich
viele der grossen Samenkapseln stehen; leider fielen diese spä-
ter ab.
Da auf das Blühen der Mutterstock der Regel nach abstirbt,
wäre diess bei doppelter Blüthe nur um so gewisser zu erwarten
gewesen, allein die Erwartung traf nicht ein und sechs neue
Blüthenschäfte sind beweisende Zeugen dieser Ausnahme. Im
Sommer 1854 waren sie erschienen, im Dezember hatte der erste,
im Januar 1855 der zweite geblüht, wenn man anders
halb aufgehen, verwelken und abfallen überhaupt blühen nennen
kann. Die Blüthenknospen der vier anderen Stengel sind noch
jetzt geschlossen, nur wenige öffnen sich kaum und lassen die
Staubgefässe zum Vorschein kommen.
Die ganze Erscheinung ist wohl nicht anders zu erklären,
als : der Frost zerstörte die Herzknospe , ohne die Vegetations-
fähigkeit gänzlich zu vernichten, krankhaft gesteigerte Thätig-
keit des Safts bildete an verschiedenen Stellen zwischen den
ursprünglich äusseren „Nebenblättern" zahlreiche neue Blüthen-
keime, die sich jedoch nicht auf einmal entwickelten, ihre Sten-
gel also in verschiedenen Jahren, die kräftigsten natürlich zuerst,
trieben. Dass letztere nicht die enorme Grösse erlangten, welche
sie sonst manchmal erreichen, kann an einer krankhaften Pflanze
überhaupt, besonders bei solcher Fruchtbarkeit nicht auffallen.
Darum sind auch die sechs neuen Blüthen noch weit geringer
ausgefallen, als die beiden früheren, was die Ausmessung zei-
gen wird.
Der grössere der altern Schäfte ist 14 72' (Dezimalmaass)
lang, sein dickster unterer Umfang beträgt 1', sein mittlerer 6 V^"«
In einer Höhe von mehr als 8' beginnen die wechselweis spiral-
förmig gestellten Blüthenzweige, von denen die grössten 1', die
kleinsten 2" lang sind. Sie kommen über einer Schaftschuppe
hervor und endigen mit fast bandförmig ausgebreiteten, meist
- 102 ^-
dreitheiligen Büscheln, auf denen die grossen Blumen aufrecht
Sassen. Die Blüthenzweige sind sanft nach oben geschweift,
armleuchterartig, fast wie ein verkehrtes S und ihr grösster Zwi-
schenraum (wenn man von der Seite her zum nächsten misst)
beträgt 6", Nach oben nimmt diess Verhältniss mit der Grösse
der Aeste ab. Die grössern der 17 Seitenäste trugen je 15 bis
40 Blumen. Die Form des ganzen Blüthenstandes ist anfangs
schwach bauchig, dann pyramidal, oben endigt er bei allen Schäf-
ten als Büschel.
Der kürzere Stengel hat eine Länge von 1274', einen gröss-
ten Umfang von TVo"; hi der Mitte gemessen ist dieser b^/.^".
Blüthenzweige trägt er 13. Die übrigen Verhältnisse sind hier
wie auch bei den andern Schäften dem ersten Beispiel entspre-
chend. Die Schäfte haben sämmtlich bis zu den Blüthenzwei-
gen herauf ähnlich wie diese gestellte, dreieckige, zugespitzte
Schuppen, welche nach Art der Blätter oben in einen Stachel
endigen ; die untersten derselben sind noch ganz blattartig, schmal
und mehrere Zolle lang.
Die diessjährigen Blüthenstände zeigen folgende Maasse :
Der grösste Stengel ist 6V2' lang, sein Umfang an der dicksten
Stelle beträgt 5". Der kleinste hat eine Höhe von nur 4%'
und einen grössten Umfang von 4V2''« Die übrigen stehen mit-
ten inne. Sämmtliche tragen nicht mehr als 8 Blüthenzweige,
welche 3 — 4'' lang sind und zum Theil nur 3, meist 7, nicht
über 13 Blumen tragen.
Zum Beschluss folgt die Beschreibung einer diessjährigen,
(nicht zu völliger Entwicklung gekommenen) einzelnen Blume:
Länge des Stiels 3"', seine Dicke fast 2'". Ganze Blume
2" 3'" lang. Kelch und Kapsel verwachsen, 9'" lang, dunkel-
grün, darauf 6 grünlichgelbe Kelchlätter ; drei äussere sind 1''
lang, 274'" breit, drei innere 9'" lang. Jene liegen im ge-
schlossenen Zustand so über den schmalen, dünnen und weiss-
lichen Rändern von diesen, dass sie wie in einen Falz eingrei-
fen. Das frei bleibende grünliche Mittelstück der inneren Blät-
ter ist 172"' breit. Alle endigen oben in einer gebogenen,
kurzen Spitze von der Form einer Hühnerkralle. Zwischen der
— 103 —
Verwachsungslinie der Kelchblätter und dem Fruchtboden be-
findet sich eine 2 7.^'" tiefe trichterförmige Röhre; äusserlich
laufen an ihr bis über einen Theil der Kapsel herab Furchen
als Andeutung der verwachsenen Kelchblätter. Die Samenkapsel
ist abgerundet-dreieckig, 3'" dick und enthält in den Innern
Winkeln ihrer drei Fächer je 2 Reihen kleiner, platter Samen-
anlagen. Der Griffel ist ziemlich dünn, V 1'" lang, seine Narbe
dreitheilig; die 6 Staubfäden messen 8'", sind fast fadenförmig,
in der Mittellinie der Blätter angewachsen, da wo sich diese zu
einer Röhre vereinigen; die schwebenden Staubbeutel sind gelb
und 6'" lang.
5. üeber einige Cephalopoden der Juraformation
Württembergs.
Von Dr. Albert Oppel.
i) Acimthoteiithis antü/uus aus den Ornatenthonen von
Gammelshausen bei BoU.
Auf einer Exkursion nach Christian Malford (Wiltshire) kam
ich in den Besitz mehrerer Exemplare von Acanthofeuthis anti-
quuSy Morris. *) (Belemnoteuthis, Pearce. **) von welchen eines
vollständig erhalten ist. Dasselbe zeigt den Phragmokon, dar-
über einen aus weisser bröcklicher Masse bestehenden Körper,
in dessen Unterende der Dintenbeutel steckt, und an dessen Ober-
ende sich die mit schwarzen hornigen Krallen regelmässig be-
setzten Arme erheben.
Die Phragmokone, welche ich in ziemlicher Anzahl bekam,
sind meist ganz zerdrückt, höchstens ist die äusserste Spitze
wohlerhalten. Sie haben vieles Uebereinstimmende mit einer
Belemnitenalveole und wurden auch desshalb von mehreren Au-
toren mit dem in der gleichen Schichte liegenden Belemnifes
Puzosianus, d'Orb. ***) Bei. Oweni, Pratt f) vereinigt. Letz-
tere Annahme wurde zwar schon mehrmals widerlegt, doch sehe
ich, dass in einigen neueren Arbeiten die Sache noch nicht
als entschieden betrachtet wird. Einige Beobachtungen nun, die
ich in der letzten Zeit an württembergischen Erfunden machte,
I
') Morris a Catalogne of brittisli fossils, 1854, pag. 289, siehe auch
Quenstedt, Ceph. pag. 529.
") Proceedings of the geol. Soc. 1842. 3. Bd. 2. Theil. pag. 593.
'") d'Orbigny Pal. franc. Terr. jur. Tab. 16. Flg. 1 — 6. pag. 117.
t) Oweu, Phil. Trausact. 1844. Tab. 2 Fig. 1—3.
— 105 —
scheinen mir sicher zu beweisen, dass Belemnites Puzosianus
von Acanthoteuthis getrennt werden müsse, obschon der innere
Theil des Phragmokons eine von der Belemnitenalveole wenig
abweichende Organisation besitzt.
In den letzten Jahren erhielt ich aus den Thonen des
Amin. Jason und ornatus von Gammelshausen bei BoU einige
kegelförmige Körper von der Gestalt einer Belemnitenalveole.
Dieselben waren mit einer dünnen Schale bedeckt, deren Ver-
schiedenheit mit der Scheide eines Belemniten ich sogleich er-
kannte. Meine Vermuthung, dass die schwäbischen Erfunde zu
Acanthoteuthis antiquus gehören, wurde mir damals nicht zur
Gewissheit, da ich blos die von Quenstedt (Ceph. Tab. 36
Fig. 13) gegebene Figur, nicht aber Naturexemplare zur Ver-
gleichung hatte. Nachdem ich aber in den Besitz des englischen
Acanthoteuthis gekommen war , sah ich trotz der verschieden-
artigen Erhaltung, dass meine in den Ornatenthonen von Gam-
melshausen bei Boll gefundenen Fhragmokone ganz identisch
seien, mit denjenigen, welche vonWiltshire aus derselben Schichte*)
schon längst bekannt, und als Fhragmokone von Acanthoteuthis
antiquus beschrieben waren.
Die Fhragmokone von Gammelshausen bestehen aus einem
verkiesten, inneren Conus, der sich unter 25^ zuspitzt**), Sipho
und Scheidewände besitzt und von einer dünnen kalkigen Schale
bedeckt ist. Letztere scheint eine ähnliche Structur, wie die der Be-
lemnitenscheide zu haben, ihr Querbruch zeigt eine dunkle crystalli-
nische Masse. Diess wäre eine Abweichung von der Bildung,
welche wir bei den englischen Fhragmokonen finden, denn diese
*) Die ScMclite, in der Acanthoteuthis antiquus in England vorkommt,
wird von den dortigen Geologen als Oxfordclay bezeiclinet. Es ist ein
grauer, blättriger Thon, welcher die Basis des eigentlichen Oxfordclay's ein-
nimmt. Die Bildung besitzt das gleiche Alter , wie unsere sogenannten Or-
natenthone und hat mit diesen eine ziemlich grosse Anzahl von Species
gemein.
") Der spitze Winkel der Alveole von Bei. Purosianus beträgt ley^**
d'Ofb. Pal. frauc. Terr. jur. pag. 117.
— 106 —
bestehen aus einer weissen, bröckligen Substanz. Dagegen ist
die äussere Form, beider Vorkommnisse ganz übereinstimmend,
und dabei völlig abweichend von der Bildung, welche die Be-
lemnitenscheiden besitzen. Bei den Exemplaren von Gammels-
hausen sieht man auf der dem Sipho entgegengesetzten Seite
in der äussern Schale eine nach der Spitze hinlaufende Rinne,
welche durch verdickte Ränder symmetrisch begrenzt und ziem--
lieh tief gelegt wird. Gegen oben verschwinden dieselben und
die Schale wird dann glatt. Hierin gleichen sich die schwäbi-
schen und englischen Vorkommnisse, während diese rinnenförmige
Bildung nie bei der Belemnitenscheide gefunden wird und von
den Falten derselben gänzlich verschieden ist. Die Form der
Schale auf der Seite des Sipho's ist bei meinen schwäbischen
Stücken nicht deutlich erhalten.
Merkwürdig sind die Phragmokone von Gammelshausen
durch die gute Erhaltung der parallelen Scheidewände und des
Sipho's. Es widerspricht dies den in mehreren Arbeiten geäusser-
ten Annahmen, dass die Phragmokone des Acanthoteuthis keine
Scheidewände und keinen Sipho besessen hätten.
In der That sieht man auch bei den englischen Exemplaren
die parallelen Wände nicht leicht, was jedoch durch die Art
ihrer Erhaltung erklärlich wird. Die Vorkommnisse von Christian
Malford sind sämmtlich flachgedrückt und die dünnen Kalkscha-
len in eine weisse bröcklige Substanz verwandelt. Die Ammo-
niten dieser Lokalität, welche zwar immer die Wohnkammer
sammt den Ohren vollständig erhalten zeigen, bestehen aus einer
weichen oft mehligen Masse, dass sie an Ort und Stelle mit
Leimwasser überzogen werden müssen, um sie vollständig nach
Hause zu bringen. Unter Hunderten dieser Ammoniten ist kaum
ein einziger, bei dem sich die Loben erhalten haben. Aus dem
gleichen Grund, aus dem die Loben der Ammoniten nicht sicht-
bar sind, dürfen wir es erklärlich finden, dass die parallelen
Scheidewände der Phragmokone sich nicht konservirt haben.
Da die Form der äusseren Schale der schwäbischen und
englischen Phragmokone in allen ihren Eigenthümlichkeiten so
sehr übereinstimmt, so müssen wir annehmen, dass beide zur
— 107 —
gleichen Species gehören und dass demnach der englische Acan-
thoteuthis einen mit S'c h e i d e w an d e n und S i p h o ausgestatteten
Phragmokon besessen habe , dessen Scheide aber bloss aus
einer dünnen Kalkschale bestand.
In England findet man, wie schon erwähnt wurde, den Bc'
lemnites Puzosianus (B. Oweni Pratt.J häufig in derselben
Lage mit Acanthoteuthis anliquus. Es wurde durch die Zusam-
menstellung beider der Phragmokon des Acanthoteuthis noch
mit einer langen Belemnitenscheide begabt und hiemit ein Thier-
genus gefertigt, dessen Unterende durch die lange Kalkscheide des
Bei. Puzosianus gebildet gewesen wäre und desshalb die Eigen-
thümlichkeiten des Acanthoteuthis antiquus mit denen des Bei»
Puzosianus vereinigt besessen hätte.
Wenn selbst die oben angeführten Unterschiede zwischen
dem Phragmokon des Acanthoteuthis antiquus und dem Bei.
Puzosianus nicht genügend wären und die Trennung beider zu
entscheiden, so lässt sich in Schwaben ein indirecter Beweis
gegen die Identität des Acanthoteuthis antiquus und Bei. Puzo-
sianus sehr einfach dadurch führen, dass wir zwar den Acantho-
teuthis antiquus besitzen. Bei. Puzosianus aber nie in Würt-
temberg gefunden wurde, was bei der Grösse des Belemniten
und den fleissigen Nachforschungen , welche in seiner Schichte
angestellt wurden, hinlänglich zeigt, dass er gänzlich fehlt; der
Schluss, welcher hieraus gezogen werden muss , ist, dass Bei.
Puzosianus eine dem Acanthoteuthis antiquus ganz
ferne stehende getrennte Species bildet.
2) AmmonnUes planorbis S o w. {psilonotus Q u e n s t.)
mit erhaltenem Aptychus,
Auf der oben erwähnten Excursion sah ich zu Bath in der
Sammlung des H. Moore prachtvolle Suiten von Ammoniten
mit eingeschlossenem Aptychus. Die Falciferen des oberen Lias
von Ilminster scheinen besonders geeignet, um solche Präparate
abzugeben. In der genannten Sammlung finden sich dieselben
- 108 —
von dem ausgewachsenen Zustande herab bis zu drei Linien
Durchmesser, sämmtlich mit inliegendem A'ptychus. Was mich
aber noch weit mehr interessirte, war ein glatter, flachgedrückter
Ammonit, der Angabe nach aus dem unteren Lias stammend, welcher
merkwürdiger Weise einen un gespaltenen Aptychus zeigte.
Trotz der Zerdrückung bemerkte ich , dass der Ammonit kein
anderer sein konnte, als Am. planorbis Sow., psüonotus Quenst.
Ich versuchte nach meiner Rückkehr den Aptychus unserer
württembergischen Psilonoten blosszulegen, und es gelang mir bei
dem ersten Stück, welches ich in Angriff nahm. Ich fand die Lage
des Aptychus in der Wohnkammer annähernd dieselbe, wie die
det. bekannten Arten. Von der Mitte der Rückengegend biegt
er sich symmetrisch auf beiden Seiten einwärts. Der äussere
Umfang, welcher jedoch nicht völlig blossgelegt werden konnte,
gleicht dem eines Falciferenaptychus , doch ist der herzförmige
Einschnitt wenig sichtbar. Die Substanz, aus welcher er gebil-
det ist, besteht aus einer schwarzen, porösen und bröckligen
Masse, die gegen aussen schwache, der Peripherie parallele Fal-
ten trägt. Sie hängt in der Rückengegend gleichmässig zusam-
men, und man sieht deutlich, dass von einer Spaltung in zwei
Theile keine Rede sein kann.
Es ist diess die einzige Ammoniten-Species mit erhaltenem
Aptychus, die in Schichten gefunden wurde, welche tiefer liegen,
als der obere Lias. Dabei ist Am. planorbis der erste Ammonit,
welcher über dem Bonebed auftritt, d. h. die älteste jurassische
Art. Sein ungespaltener Aptychus ist entschieden von grosser
Wichtigkeit für die Organisation des Thieres und stellt dasselbe
vielleicht getrennter von den übrigen Arten des gleichen Genus,
als es jede seither beobachtete Abweichung der äussern Schale
bedingen konnte.
Stuttgart im Druck erschienen im November 1855.
I
6. lieber Pentacrinites eoUigatus,
Von Prof. Quenstedt.
(Mit Taf. II.)
Die Pentacriniten erreichen im Lias ihre höchste Entwicke-
liing, allein es ist ausserordentlich schwierig, alle Species sicher
zu bestimmen. Da es bis jetzt an guten Abbildungen fehlt, so
habe ich beistehende Krone, die entwickeltste aller Pentacriniten,
gewählt, um daran einige Schwierigkeiten darzulegen. Sie ge-
hört zu der Gruppe der Subangularen , wurde daher auch ge-
wöhnlich schlechthin subangularis geheissen , aber weder Mil-
ler's Abbildung (Natur, bist, of Crinoid. pag. 59), noch die von
Goldfuss (Petref. Germ. Tab. 52 Fig. 1) stimmt damit, älterer
Citate nicht zu gedenken (siehe mein Programm über Pterodac-
tylus sueviciis pag. 17). Ich habe daher den neuen Namen
colUgatus (Handbuch der Petrefaktenk. pag. 608) vorgeschlagen,
welcher auf die grosse Menge von Zwischentäfelchen anspielen
soll, wodurch die 10 Arme an ihrer Basis untereinander ver-
bunden werden. Die Veranlassung dazu gab ein verkalktes
Bruchstück von ausserordentlicher Schönheit, das Hr. Professor
Autenrieth auf seinem Gute Sebastiansweiler fand, und der
akad. Sammlung schenkte. Es ist das untere Bruchstück einer
Krone, genau mit derselben Lage, wie unseres. Solche Neben-
umstände sind gar nicht unwichtig: es verräth das Umstülpen
des einen Theils der Arme eine Festigkeit der untern Scheibe,
wie ich sie bei andern nicht kenne. Erst vor einem Jahr ge-
langten wir in den Besitz des grossen abgebildeten Exemplares
Fig. 1, es ist mit einem prachtvollen Schwefelkiesharnisch über-
zogen und stammt aus dem Posidonienschiefer von Holzmaden
bei BoU.
- 110 -
Von beiden Seiten herausgearbeitet, zeigte sich, wie gewöhn-
lich, dass nur eine Seite, (in unserer Figur die obere) erhalten
ist, die andere lässt nichts Zusammenhängendes mehr erkennen,
alle Glieder sind von einander getrennt und durcheinander ge-
worfen Fig. 2. Nach Erkundigungen liegt die erhaltene Seite
im Gebirge nach unten, der Schlamm schützte sie vor dem
Zerfall.
Der Stiel war auffallend kräftig und dick, wie bei keiner
andern Species. Nach dem A utenriet h' sehen Exemplare zu
urtheilen, gehörte ohne Zweifel das Stielende Fig. 6, welches
aus dem mittlem Lias von Hinterweiler, südlich Tübingen, stammt,
der gleichen Species. Ich verdanke es einem meiner Zuhörer,
Hrn. Med. Dr. Gmelin. Eine ziemlich mittelmässige Abbildung
davon gab ich im Handb. Fetr. Tab. 51, Fig. 29. Auf % Zoll
Länge dieser Säule zählt man 18 Glieder. Am Unterende stel-
len sich zwischen den Gliedern , wie bei allen Subangularen,
noch die Anfänge von Zwischengliedern ein. Oben bohrt sich
die Säule zwischen die Glieder des Kelches ein, sie verjüngt
sich schnell, wie die Fig. 7 und 8 beweisen. Das 5 Pariser
Linien lange Stück Fig. 8 zählt 23 Platten, dennoch fehlen
oben einige, und F'ig. 7 hat eine unverletzte Spitze, das äusserste
Ende der Säule.
Hilfsarme sind klein , kurzgliedrig , stehen aber sehr ge-
drängt. Jedes Säulenglied hatte deren. Da es aber wegen der
Kürze der Säulenglieder am Platz gebrach, so alterniren die
Ansatzgruben. Die Spuren der Hilfsarme kann man selbst noch
weit hinauf an dem verjüngten Ende verfolgen; anfangs gewahrt
man noch Gliederstücke mit Nahrungskanal, ganz oben sind
aber bloss die Punkte der Nahrungskanäle bemerkbar. Man
glaubt mehr Hilfsarme zählen zu können , als Platten vorhanden
sind. Hier war offenbar die Stelle, wo neue Glieder der Säule
und neue Hilfsarmc erzeugt wurden.
Die Kelch radiale lassen sich bei Pentacriniten am alier-
schwierigsten verfolgen, daher macht man auch hier am leich-
testen Fehler. Einen wesentlichen Theil der Schuld tragen die
gedrängten Hilfsarme der Krone, die alles verdecken und die
— 111 —
klar wegzuschaffen man kein rechtes Mittel hat. Das Zwi-
schenradial {Pelvis) stützt sich auf die Kante der Säule,
am Gmelin 'sehen Exemplar Fig. 6 ist es ausser Zweifel, allein
an den beiden andern kann ich es nicht wieder finden, auch ist
der Raum zwischen den ersten Radialgliedern viel breiter. Wahr-
scheinlich sind das durch verschiedenes Lager bedingte kleine
specifische Unterschiede, da ich das genaue Vorkommen nicht
sicher kenne. Das Autenrieth'sche Exemplar Fig. 5 sollte
iji dieser Beziehung vermöge seines Erhaltungszustandes deut-
lich sein, doch lässt sich nur soviel erkennen, dass sich zeitig
Zwischenplatten einstellen, welche die 5 Kelcharme zu je zwei
unter einander verbinden. Die Kelcharme beginnen jeder mit
drei Kelchradialen, die im Verhältniss zur Krone auffallend klein
sind, ich finde das bei allen subangularen Formen, daher muss
man auch in die Mi 11 er 'sehe Figur Zweifel setzen. Das erste
Radialglied endigt unten in Fig. 1 hyperbolisch, in Fig. 5 scheint
es unten verletzt, und in Fig. 6 habe ich es nach seiner wahr-
scheinlichen Gestalt ergänzt. Das zweite Radialglied ist sehr
niedrig, und das dritte (Scapula, Axillare) hat oben ein Doppel-
gelenk, nach welchem sich die 5 Kelcharme zu den 2.5 = 10
Kr 0 n e n a r m s t ü ck e n spalten. Sämmtliche haben 6 Glieder
ausser dem folgenden Doppelgelenk zweiter Ordnung, das wäre ein
schönes Gesetz, wenn es sich bei den andern Exemplaren be-
stätigte, allein ich habe nur Fig. 1 zählen können. Die 4.5 = 20
Arme dritter Ordnung werden bereits sehr ungleich , auch
scheinen die Zahlen der Glieder nicht mehr durchzugreifen, doch
finde ich zwischen je zwei Doppelgelenken der inneren Arme
meist 10, der äusseren stets 14. Bei den inneren meint man
an einer Stelle 11 zu zählen, allein der Arm ist mehremal ver-
brochen, so dass man in die Arme vierter Ordnung hineinge-
rathen könnte. Dagegen hat an der andern Stelle ein linker
innerer Arm unzweifelhaft nur 8 Glieder. Diese einzige be-
stimmte Ausnahme könnte man auch durch Missbildung er-
klären wollen, indess finden wir beim A u t e n r i e t h ' sehen Exem-
plare (Handb. Petref. Tab. 53 Fig. 1), so weit sie sich zählen
lassen, innen 10, 10, 8, 8; aussen 12, 16, 12, so dass also
- 112 -
die Glieder aussen zwischen 12 und 16, innen zwischen 8 und
10 variiren. Gerade ist die Anzahl immer. Die innern von
den je vier Armen sind stets dicker und kürzer, was die ge-
ringere Zahl Glieder bedingt, die äussern dagegen dünner und
länger. Noch unsicherer wird das Zählen bei den 8 . 5 = 40
Armen vierter Ordnung. Zwar herrscht bei den dicken Armen
die Zahl 16, soweit ich sie zählen konnte, nur bei einem kommt
18, aber dagegen auf der andern Seite nur 14. Bei den dün-
neren Armen kann ich nur ein einzigesmal 54 mit Gewissheit
zählen. Man sieht wohl, dass an diesen überall erst hoch oben
jenseits des 60ten ja 70ten der erste Nebenarm abgehe.
Es zerspaltet sich also die ganze Krone durch dreimalige
Gabelung in 40 Arme, die alle wieder ihre Nebenarme haben,
deren Zahl man jedoch nicht sicher bestimmen kann. Alle Ne-
benarme liegen in den Gabeln dritter Ordnung, in den Gabeln
zweiter und erster Ordnung dagegen keine. Nennen wir das
Radial mit dem vollständigen ersten Gliede (Rippengliede) Nr. 1
und zählen so nach rechts bis Nr. 5, so lässt sich in Nr. 2
der Arm links bei der Gabel erster Ordnung von allen am
deutlichsten zählen. Oben wurden schon die Glieder 6, 10, 16
nachgewiesen. Es folgen denn zwischen je zwei Doppelgelenk-
gliedern: 14, 12, 14, 10, 10, 12, 12 ?, 10, 10, 12, 10, 12,
10, 10, 10, und im Ganzen gehen sechszehn Hilfsarme ab, bis
das Ende oben abbricht. Obgleich der erste Arm des Radiais
Nr. 1 länger entwickelt ist, so zähle ich doch bloss 15 Neben-
arme, da er sich oben überworfen hat, und nicht weiter ver-
folgt werden kann. Der links daneben liegende versteckt sich
zwar zuweilen, doch gehören ihm ohne Zweifel 23 Nebenarme
an. Diese Nebenarme verkürzen sich von unten nach oben.
Der grösste unten ist etwa 5V. P^ariser Zoll lang und zählt über
200 Glieder. Am schwierigsten lassen sich die
Tentakeln ermitteln. Diejenigen längs der Hauptarme,
den Nebenarmen gegenüber, sind am kräftigsten , je zwei Arm-
gelenke dienen einer Tentakel zum Ansatz, daher muss die Zahl
der Glieder zwischen zwei Doppelgelenken stets gleich sein.
Der Analogie nach sollten auch auf der andern Seite zwischen
- 113 -
den Nebenarmen Tentakeln gelaufen sein, welche mit jenem al-
ternirten. Sie waren da, wie die ersten Glieder beweisen, allein
ihren Verlauf konnte ich nicht beobachten. Auch die Neben-
arme sind mit zwei Tentakelreihen versehen, deren einzelne auf
beiden Seiten mit einander alterniren. Doch ist es mir nie
geglückt, dieselben von beiden Seiten gleich deutlich darzulegen,
die Nebenarme fallen immer so, dass die Reihe ausserhalb der
Gabel offen liegt. Auch pressten sich beide Reihen beim Tode
des Thiers immer scharf aneinander, was die Beobachtung er-
schwert.
Wenn nun schon diese Anhängsel einer sicheren Beobach-
tung schwer zugänglich sind, so lässt sich über die Bedeckung
der Mundseite der Arme meist gar nichts sagen. Nur das
Autenrieth'sche Exemplar zeigt sich in dieser Beziehung
wieder als ein seltener Fund: man sieht daran über den Armen
eine Platte von rauhen Täfelchen (Fig. 4), welche in jeder Be-
ziehung dem Perisoma von lebenden Pentacriniten gleicht, wie
es Müller (Abhandl. Berl. Acad. 1841, Tab. III, Fig. 1) ab-
gebildet hat. Das Pflaster , reicht bis zum 20ten Gliede des
x\rmes vierter Ordnung hinaus, woraus folgt, dass die Täf eichen
in den Gabeln der 40 Arme eine gewaltige Scheibe zusammen
hefteten. Daher hatten sie auch eine unvermuthete Dicke, denn
alle die Säulchen auf Fig. 5 zwischen den Hilfsarmgliedern,
sind solche Verbindungsglieder, die man von aussen wegen ihrer
Glätte immer als Platten zu nehmen versucht ist.
Die Zahl der Glieder ist ungemein gross. Rechnen wir
auf jeden der 40 Arme 25 Nebenarme, was die eine Hälfte da-
von mehr hat, dürfte die andere weniger haben, so endigte
die Krone mit 40.25 = 1000 Spitzen. Rechnen wir für jeden
dieser Zweige 200 Glieder mit 200 Tentakeln zu 20 Gliedern,
da je zwei Armglieder einer- und andererseits eine Tentakel
tragen, so gibt das 4 Millionen. Die übrigen Tafeln betragen
mindestens auch eine Million, so dass wir 5 Millionen hätten.
Sollte ich etwas Gründliches über die Species der subangula-
ren Pentacriniten sagen, so müsste ich, um klar zu werden, noch
weitere Abbildungen geben. Vielleicht ist mir das später in
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1856. Is Heft. 8
- 114 -
diesen Heften vergönnt. Ich selbst bin zur Zeit noch nicht im
Stande, alle Naturexemplare unserer akad. Sammlung sicher zu
bestimmen, geschweige denn, dass man auf ältere Namen, wie
von Schlotheim, Miller etc. zurückgehen könnte, die alles
noch zusammenwarfen. Mit unserem colligatus stimmt nur ein
Bruchstück vielleicht überein, was Knorr (Tab. XL c.) aus
der Gm elin'schen Sammlung abgebildet hat. Das Vorkommen
und der Harnisch von Schwefelkies passt ganz gut, auch die Art
der Isolirung, aber leider ist gerade der bezeichnende Theil unten
weggebrochen, daher ist keine vollkommene Sicherheit zu erreichen.
Man hat sich allgemein gewöhnt, die ausgezeichneten Stiel-
glieder im oberen Numismalismergel , die in so grosser Menge
in allen Sammlungen herumfahren, unter P. suhangularis zu be-
greifen. Auch Miller und Goldfuss haben das gethan, ob-
gleich die von ihnen abgebildeten Kronen nicht dazu gehören.
In Beziehung auf Kronenentwickelung stehen jene Stielglieder dem
colligatus am nächsten. Da sie aber in rauhen Kalkbänken lie-
gen, so bekommt man nur selten Bruchstücke von einigem Zu-
sammenhange, die keine Entscheiduijg zulassen.
Gehen wir zu den geharnischten Kronen der Posidonien-
schiefer über, welche ich im Handbuche der Petrefaktenkunde
pag. 607 als suhangularis beschrieb, so habe^ ich lange ge-
meint, das Exemplar bestehe aus zwei Kronen , weil auch zwei
Stiele da sind (Flözgeb. Württ. pag. 265), dann entständen durch
eine zweimalige Gabelung nur 20 Arme dritter Ordnung. In-
dess durch obigen colligatus und durch mühsame andere Ausar-
beitungen bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass es nicht
zwei Individuen sind, und dass auch hier eine dreifache Gabe-
lung der 5 Radiale zu 40 Armen stattfindet. Es stützt sich
diese Ueberzeugung auch auf das wahrscheinlich allgemeine Ge-
setz, dass alle 10 Arme zweiter Ordnung bei den Subangularen
mit 6 Ghedern zwischen den Doppelgelenken beginnen. Dar-
nach würde also dieses Exemplar dem colligatus sehr nahe stehen.
Auch die Pracht der Arme ist ausserordentlich, ich zähle an
mehreren 35 Nebenarme, das würde über 1400 Endspitzen an
der ganzen Krone geben.
— 115 —
Die Kronen des Pent. Hiemeri K n. bleiben bedeutend klei-
ner, als die genannten, namentlich spricht sich das auch an den
20 Innern Armen vierter Ordnung aus, die kaum mehr als Nebenarme
sind. Am schwächsten ist die Krone von Pentacrinites Bria-
roides, den Goldfuss (Petref. Germ. Tab. 52 Fig. 1) sogar
als Typus des subangularis genommen hat. Hier finden sich
entschieden nur Arme dritter Ordnung, die Kelchradiale liegen
viel freier, als bei den ächten Subangularen , und die Hilfsarme
haben namentlich nach oben sehr deutliche rhombenförmige Glieder.
Zum Schluss will ich Einiges über die Zahl der Kronen-
armglieder festtellen, worin ich die Glieder mit doppelten Gelen-
ken (Axillare), als von selbst verständlich, nicht zähle. Wie
längst bekannt, haben alle 5 Hauptradiale 2 Gheder; die zehn
Arme erster Ordnung scheinen nicht weniger bestimmt aus sechs
zu bestehen, doch kann man bei den Subangularen über diese
Theile sich nur in seltenen Fällen und nach vielen mühsamen
Arbeiten unterrichten, beim Briaroides und Briai^eus liegen diese
Theile gewöhnlich frei, daher ist auch Miller 's Zeichnung
Yom subangularis so verdächtig. Ein leichtes und sicheres Zäh-
len beginnt erst mit den 20 Armen dritter Ordnung. Wir
haben hier beim
colligatus 14, 10, 10, 14; 14, 10, 10, 14; 14, 8, 10, 14;
14, 11?, 10, 14; 14, 10, 10, 14.
Autenrieth'sches Exemplar: 12, 10, 10, 16; 12, 8,
10, ?;?,?, ?, ?; ?, 8, 10, ?; ?, ?, ?, ?.
subangularis j beschrieben Handbuch Petref. pag. 607, die
Kronenarme über IV4 Par. Fuss lang.
14, 10, 8, 14; 12, 8, 8, 12 ; ? etc.
Eine ditto schwächer
?, ?, 8, 14; 14, 8, 8, 14; 14, 8, ?, ?.
Hiemeri, Kronenarm, 7 — 8 Zoll, also gerade halb so lang,
als heim subangularis , gehört schon zu den grossen Individuen:
?, ?, 8, 14; 12, 6, 8, 12; 12, 8, 8, 14.
Ein kleineres Individuum
?, 8, 8, 12; 12, 8, 8, 10?.
— 116 —
Ein sehr grosses Individuum
?, ?, 8, 14; 14, 8, 8, 14; 14, 10, 8, 14; 16, 8, ?, ?.
Von den 40 Armen vierter Ordnung lassen sich die inneren
selten sicher zählen. Ein Bruchstück, wahrscheinlich dem coUi-
gatus angehürig, hat:
18, 38+, 18+, 16; 18, 60, 68, 16; 20, 62+, ?, ?.
suhangularis :
16, 44+, ?, 16; 14, 64, 62+, 12; 14,64,64,14; 14, ?, ?, 16.
Die folgenden Glieder der Arme betragen 12, 12, 12, 10,
12, 10, 10, 10, 10 ohne Ausnahme. Doch kommen wieder
andere Stücke vor, wo sich statt 10 regelmässig nur 8 finden.
Zehn ist auch bei den kleinen nach oben die herrschende Zahl.
Erklärung der Tafel.
Fig. 1. Peniacrinites colligatus mit eiuem gelben Harnisch von Schwe-
felkies überzogen, aus dem Posidonienschiefer von Holzmaden, Unterseite
im Gebirge.
Fig. 2 dessgleichen, ein Stück von der zerrissenen Oberseite im Gebirge
Fig. 3 — 5. Theile vom Autenrieth'schen Exemplar von Sebastiansweiler
verkalkt und ohne Harnisch : 3 Hilfsarme, 4 ein Stück vom Perisoma, 5 von
der Kelchgegend.
Fig. 6 — 8. Obere Stielenden von Hinterweiler, aus mlttlerm Lias,
(
7. Die Hausratte in Stuttgart.
Von Prof. Dr. Krauss.
Bekanntlich ist die Hausratte {Mus Rattus L.) an vielen
Orten durch die Wanderratte {Mus decumanus Pall.), welche
wahrscheinlich aus Mittelasien stammend, sich jetzt über alle
Welttheile verbreitet hat und nach dem Grafen Vondermühle
durch die russischen Truppen mit der lästigen Schabe (Schwabe,
Blatta) zu uns gekommen ist, verdrängt worden. So berich-
tet H. Fischer in den Verhandlungen der Gesellschaft für Be-
förderung der Naturwissenschaften zu Freiburg i. Br. 1855, dass
die Hausratte daselbst und in Heidelberg kaum zu finden sei,
dass sie aber in Weinheim und Heilbronn noch vorkomme. Von
Baiern sagt Graf Vondermühle in dem Korrespondenzblatt
des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg, 1853,
dass sie auszusterben drohe, er setzt desshalb Preise auf gut
erhaltene Exemplare aus.
In Württemberg kommt jetzt die Hausratte ebenfalls selten
vor und ist an mehreren Orten, wo man sie früher häufig traf,
längst nicht mehr beobachtet worden. Zu diesen Orten gehört
auch Stuttgart. Sie soll zuletzt in der unterirdischen Wasser-
leitung, welche an der Ecke des K. Stadtdirektionsgebäudes ein-
mündet und in den untern Nesenbach führt, gesehen worden sein
und wahrscheinlich stammt auch das Exemplar des K. Natura-
lienkabinets welches im Jahr 1824 ausgestopft wurde, aus die-
sem letzten Schlupfwinkel. Es mag wohl sein, dass inzwischen
die Hausratte mit den immer häufiger werdenden Wanderratten
getödtet worden ist, ohne dass sie erkannt wurde, allein mir
ist es in den letzten 15 Jahren nicht gelungen, nur ein einziges
Exemplar zu erhalten. Ich war daher sehr überrascht, als in
der Nacht vom 20. Juli ein sehr grosses Männchen, welches
nun in der Vereinssammlung aufgestellt ist, durch die zufällig
geöffneten Thüren in mein Schlafzimmer kam und daselbst ge-
_ 118 —
tödtet wurde. Ein zweites Exemplar wurde den anderen Tag
in meinem Keller, aus welchem eine kleine Dohle in die grosse
Wasserleitung der Stadt und des Nesenbaches führt, gesehen.
Es ist daher anzunehmen, dass sich die Hausratten seither in
dieser Wasserleitung aufgehalten haben und dass sie aus den-
selben durch die grossen Wasserbauten, welche in diesem Jahre
von dem K. Residenzschlosse bis zur Hirschgasse geführt wur-
den, verjagt worden sind.
Ueber das Vorkommen der Hausratten in anderen Orten Würt-
tembergs sind mir nur folgende zuverlässige Angaben bekannt. Im
Februar 1854 hat Baron Richard K ön ig- Warthausen
eine Hausratte aus dem Schafstall in Hohenheim und im März
ebendaher ein junges Männchen einer Ratte erhalten, die in der
Färbung vollkommen mit der Wanderratte übereinkommt, den
Ohren und dem Schwänze nach aber der Hausratte näher steht.
Alsdann wurde im Juli 1854 in Waiblingen ein junges Thier
im Hause von Apotheker Dieter ich in einer Falle gefangen
und mir übergeben. Sollten die Vereinsglieder auch an andern
Orten Hausratten beobachtet haben, so bitte ich um gefällige
Mittheilung,
I
III. Kleinere Itlittlieiliiiigeii.
1. Untersuchung fossiler Fischzähne von unbekannter
Abstammung.
Mitgetheilt von den Prof. Dr. v. Fehling nnd v. Kurr.
Es fanden sich im K. Naturalienkabinet in Stuttgart zwischen ver-
schiedenen, aus alter Zeit stammenden geschliffenen Edelsteinen, Achaten,
Onyxen u. dgl. ohne nähere Bezeichnung, fossile Fialzähue, in Gestalt ab-
gerundeter Körner von verschiedener Form und Grösse.
Der Bruch ist vollkommen dicht, splittrig, zuweilen lösen sich schalige
Stückchen ab ; mit der Lupe lässt sich kein organisches Gefüge, — etwa wie-
bei Knochen wahrnehmen.
Die Härte steht zwischen derjenigen des Kalkspaths und des Fluss-
Späths in der Mitte : die äusseren Schichten sind etwas härter als die Innern.
Vor dem Löthrohr brannten sich dieselben erst schwarz und dann voll-
kommen weiss ohne zu schmelzen, während sie der Flamme die karmoisin-
- 119 -
the Farbe des Kalks ertheilten und ziemlich lebhaft leuchten. Im Borax:-
glas sind sie löslich unter Aufbrausen und auf Phosphorsalzzusatz gibt sich
ein geringer Eisenoxyd- und Kieselerde-, übrigens aber kein Thonerdegehalt
kund. Versuche auf Wassergehalt und Phosphorsäure wurden der chemischen
x\.nalyse überlassen, um die Substanz zu sparen. v. K.
Die chemische Analyse, zu welcher nur 0,3 Gramm Substanz verwendet
werden konnten, wurde durch Herrn Marx in dem chemischen Laboratorium
der K. polytechnischen Schule vorgenommen und lieferte folgende Resultate :
Die Substanz löst sich in Salzsäure unter schwachem , kaum bemerkbarem
Aufbrausen und Entwicklung von wenig Kohlensäure fast vollständig auf;
es bleibt hiebei nur ein geringer Rückstand, hauptsächlich Kieselsäure. Die
Lösung enthält Kalk, Magnesia und Phosphorsäure, ausserdem etwas Eisen-
oxyd und Spuren von Alkalien. Beim Glühen schwärzt die Masse sich in
Folge eines geringen Gehalts an organischer Substanz.
Verlust beim schwachen Glühen, Wasser und
organische Substanz 4,0
Kieselerde 1,0
Kalk (Calciumoxyd) 45,3
Magnesia 5,0
Phosphorsäure 38,1
Nimmt man an, dass die Phosphorsäure mit Kalk zu drei basisch-phos-
phorsaurem Kalk verbunden, und der Ueberschuss des Kalks, so wie die
Magnesia als kohlensaures Salz in der Substanz enthalten ist, so erhält mau
Organische Substanz und Wasser . . . ,4,0
Kieselerde 1,0
dreibasisch-phosphorsaurer Kalk . . . 82,5
kohlensaurer Kalk 1,6
kohlensaure Magnesia 10,5
Eisenoxyd Spuren.
99,6
Danach hat die Substanz die Bestandtheile der Knochenmasse, ob sie
auch Fluor enthielt, konnte wegen der geringen Menge nicht untersucht werden.
F.
Aus dem Angeführten geht hervor , dass die Körner aus Knochenerde
und einer harten , thierischen , dem Elfenbein und dem Schmelz der Zähne
verwandten Substanz bestehen; der Form nach zu schliessen , sind es
wahrscheinlich fossile Zähne von Sphaerodus oder einer verwandten Fisch-
gattung, welche vielleicht durch künstliche Abschleifung theilweise polirt
worden sind. Wirklich zeigte die Vergleiehung mit fossilen Pflasterzähneu
aus dem weissen Jura von Schnaitheim und der Molasse Oberschwabens in
Beziehung auf Form, concentrische Bildung und Härte auffallende Analogie,
während nur die Farbe abweicht, welche bei den meisten Zähnen von Sphae-
rodus, Pycnodus u. dgl. eine bräunlich-schwarze , ins horngraue geneigte ist.
Der Farbe nach dürften sie aus der Kreide stammen.
— 120 —
2. ADmerkiing zu einer Stelle in dem von Professor
Yeesenmayer vorgezeigten Herbarium von 1595.
(S. 55 des vorliegenden Heftes.)
Unter den in gedachtem Herbarium enthaltenen und in dem begleiten-
den Coramentar vorkommenden Pflanzen werden auch 2 Tabaksarten : nämlich
Nicotiana Tabacum und Nicotiana rustica genannt. Die Frage liegt sehr
nahe: Woher bekam der Sammler diese Pflanzen zu einer Zeit, wo der Ge-
brauch des Tabaks selbst noch nicht in Deutschland eingeführt war? Die
Beantwortung dieser Frage findet sich in meinen Beiträgen zur Kultur-
geschichte, Leipzig 1852 S. 277 und in einem Aufsatze über die Ge-
schichte der Handelspflanzen in früherer Zeit in Württem-
berg im zweiten Hefte der Württembergischen Jahrbücher von 1851 S. 174.
Die betreffende Stelle lautet also : „Als botanische Seltenheit kommt übri-
gens der Tabak und zwar in zwei Sorten schon im Jahre 1598 unter den
ausländischen Gewächsen, welche Johann Bauhin im Garten zu Boll
anpflanzte, so wie in den Gärten von Göppingen und Kirchheim antraf, un-
ter seinem amerikanischen Namen Petum vor. (Johannis Bauhini historia
fontis balneique bollensis Montisbelligardi 1598. 4tes Buch. Seite 205.)
„Petum, multis Nicotiana major inhorto admirabilis balnei, Sequenti anno;
sana sancta Indorum sive Nicotiana gallorum. {Nicotiana Tabacum) Priapeia
multis Nicotiana altera florens a semine maturo in horto 111. E, C. Goep-
pingae et in Kirchen (Kirchheim) in horto Jo. Lutz pharmac. Hyoscyamus
luteus; {Nicotiana rustica)." Der Uebersetzer Förter (New Badbuch und
Historische Beschreibung von der wunderbaren Kraft und Wirkung des
Wunderbrunnen und heilsamen Bads zu Boll. Stuttgart 1602) hat diess
also gegeben: „Petum, welches etliche Gross-Nicotiana heissen." Also war
dem Uebersetzer Förter 1602 der Name Tabak noch nicht bekannt, sonst
würde er ihn beigesetzt haben. — Wenn wir auch annehmen dürfen, dass
der Sammler des gedachten Herbariums durch Korrespondenz mit den be-
deutendsten Botanikern seiner Zeit bekannt war und von ihnen die zwei
Sorten Tabakspflanzen bezogen habe, so können wir diese Botaniker auch in
Ulms Nähe, Boll , Kirchheim , Göppingen suchen und finden , da derselbe
Verfasser (Bauhin) in dieser Gegend (Wiesensteig) auch schon die Kartoffeln
unter ihrem amerikanischen Namen Papas anführt, und zwar 7 Jahre nach
ihrem ersten Erscheinen in Deutschland (1588) und 11 Jahre nach Einfüh-
rung derselben in Europa durch Raleigh. Prof. Volz.
Riiclter-AnaEeisen.
Zur Anzeige wurde überschickt von der Verlagsbuchhandlung:
Lehrbuch der Naturgeschichte. Von Jacob Wartmann, Lehrer
der Naturgeschichte. Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage. St. Galleu.
Druck und Verlag von Scheitlen und Zollikofer 1855.
Ausgegeben im Decetnber 1855.
II. Aufsätze und Aliliaudluugeu<
1. Die Juraformation Englands, Frankreichs und des
südwestlichen Deutschhmds ,
nach ihren einzelnen Gliedern eingetheilt und verglichen
von Dr. Albert Oppel.
Vor w 0 r t.
In den Jahren 1815 und 1816 legte William Smith
den Grund zu der noch heute bestehenden Eintheilung der Jura-
formation, indem er ihre Glieder nach den versteinerten Resten
scharf zu trennen suchte. So einfach die Paläontologie damals
betrieben wurde, so wenig man auch in dieser Wissenschaft vor-
geschritten war, so wusste doch Smith für die Bezeichnung seiner
Etagen gerade diejenigen fossilen Arten hervorzuheben und (oft
ohne Namen) abzubilden, welche den paläontologischen Character
der Schichten am deutlichsten wiedergaben. Schon der Titel
einer seiner Arbeiten: „Strata identified by organized
Fossils," zeigt, dass er seine Eintheilung auf diejenigen Grund-
sätze basirte, welche allein angewendet werden können, um das
relative Alter der Formationen sicher zu bestimmen.
Conybeare und Philipps vervollständigten das was Smith
begonnen. Hiedurch entstand die erste Eintheilung der Juraformation
nach zoologischen Characteren, zu einer Zeit, in welcher Deutsch-
land und Frankreich noch nichts Entsprechendes auf eigenem Boden
aufzuweisen hatten. Die Folge war die Uebertragung der in England
festgestellten Namen auf die Schichtenbildungen des Continents. Die
Resultate waren nicht günstig und die Fehler gross, welche sich hie-
bei einschhchen, denn nicht immer wurden die Bezeichnungen in
Würftemb. naturw. Jahreshefte April, 1856. 2s Heft. 9
-» 122 ~
dem Sinne angewandt, in welchen sie Smith aufgestellt hatte, son-
dern häufig musste die Aehnlichkeit der Gesteinsbeschaffenheit als
Beweis für das gleiche Alter der Schichten dienen, während die pa-
läontologischen Charactere bei Seite gesetzt wurden. So trifft man
noch heut zu Tage viele Ueberbleibsel jener nach Deutschland
übertragenen Namen ; Portlandstone, Füllers eath, Kello-
wayrock sind beliebte Ausdrücke geworden, selbst an Orten,
wo von diesen Schichten keine Spur vorhanden ist.
Dankenswerther als letztere Versuche war die Bearbeitung
des jurassischen Systems auf den Grund eigener neuer Einthei-
lung. D u f r e n 0 y und Elie de Beaumont schufen bald eine
solche für Frankreich und in Uebereinstimmung damit zugleich
auch die geognostische Karte dieses Landes, während für Deutsch-
land die Buch 'sehen Arbeiten über den deutschen Jura einzig
bestimmend wurden.
Nachdem in den letzten 20 Jahren die Petrefactenkunde so
weit vorgeschritten, mussten nothwendig Versuche gemacht wer-
den, durch welche eine genauere Eintheilung der Schichten be-
zweckt wurde, denn in diesen ersten Systemen wird die Jura-
formation meist bloss in grössere Gruppen, nicht aber in ihre
einzelnen Elemente zerlegt. Durch locale Bearbeitung des Jura-
gebirgs ist für diesen Zweck Vieles geschehen, Phillips, de
la Beche, Strickland, Marcou u. And. haben einzelne
Bildungen genau analysirt, besonders aber hat Quenstedt in
seinem „Flözgebirge" eine Gliederung des württembergischen
Jura's gegeben, die insofern zu den gelungensten gehört, als
durch die 18 Gruppen, in welchen er die jurassischen Schichten
zusammenstellt, viele Horizonte fixirt werden, die vorher nirgends
beachtet waren. Gleichzeitig schuf d'Orbigny eine mehr all-
gemeine Eintheilung der französischen Juraformation , nach
10 Etagen, auf welche er sämmtliche Gebilde in den verschie-
denen Provinzen zurückführte. Die Grundzüge seiner Eintheilung
stimmen zwar mit den Smith'schen Resultaten, dagegen ist das
System bedeutend vervollständigt, indem die Etagen vielseitiger
begründet, und die seither so zahlreich aufgefundenen jurassischen
Arten mit grosser Consequenz in dieselben eingereiht sind.
— 123 —
Was durch obige Localsysteme für einzelne Bildungen ver-
sucht wurde, ist jedoch noch nie allgemein durch Resultate,
welche auf dem Wege allgemeiner Yergleichung gewonnen wor-
den wären, zusammengestellt und gerechtfertigt worden. Wir be-
sitzen keine Eintheilung der Juraformation nach ihren kleinsten
Gliedern, gestützt auf die Nachweise derselben m den verschie-
denen Ländern. Es wurden immer bloss ganze Schichten-
gruppen mit einander parallelisirt , nicht aber gezeigt, dass
ein jeglicher Horizont, der an dem einen Orte durch eine
Anzahl für ihn constanter Species markirt wird, auch in der
entferntesten Gegend mit derselben Sicherheit wieder zu finden
sei. Diese Aufgabe ist zwar eine schwierige, aber nur durch
ihre Erfüllung kann eine genaue Yergleichung ganzer Systeme
gesichert werden. Es wird dabei nöthig gemacht, mit Hintan-
setzung der mineralogischen Beschaffenheit der Schichten, die
verticale Verbreitung jeder einzelnen Species an den verschie-
densten Orten zu erforschen, hernach diejenigen Zonen hervor-
zuheben, welche durch stätes und alleiniges Auftreten gewisser
Arten sich von den angrenzenden als bestimmte Horizonte ab-
sondern. Man erhält dadurch ein ideales Profil, dessen Glieder
gleichen Alters in den verschiedenen Gegenden immer wieder
durch dieselben Arten charakterisirt werden. Eine solche Thei-
lung habe ich versucht und sie bei den meisten Etagen aus-
führbar gefunden ; bei andern halte ich sie noch für unvollendet.
Die Schwierigkeit dabei hängt hauptsächlich an. der ungenügenden
Zahl gut beschriebener Arten. Je schärfer die Species getrennt
ist, desto genauer können auch die Schichten eingetheilt werden.
Man ist noch nicht so weit vorgerückt, dass bei einer solchen
Arbeit das Hervorziehen der Arten entbehrlich gemacht wäre,
welche Leopold von Buch in dem Jura Deutschlands
pag. 64. — „Leitmuscheln" — nennt. Wie oft muss man
sich bei Markirung eines Horizonts mit wenigen bestimmten Arten
begnügen , weil die übrigen Vorkommnisse noch nicht genügend
erforscht oder gar nicht beschrieben sind. Erschwerend wirkt
ferner der Wechsel der Faunen. Eine Korallformation mit einer
Thoubildung gleichen Alters mit Sicherheit in Uebcreinstimmiing
9 *
— 124 —
zu bringen, wäre oft beinahe unmöglich, wenn man nicht durch
eine grössere Anzahl von Vergleichen einzelne Analogien auf-
finden könnte.
Nachdem ich die Reihenfolge der einzelnen Horizonte zu-
sammengestellt und somit das ideale Profil gefertigt hatte , fand
ich, dass die Vergleichung der localen Systeme untereinander mit
grösserer Sicherheit ausgeführt werden konnte. Ein Beispiel er-
läutere die Sache. Der untere Lias lässt sich, abzüglich des
Bonebeds in 7, der mittlere in 6 übereinander folgende Zonen
theilen. Vergleicht man die Eintheilungen von Phillips, Mar-
co u, d' Orbign y und Quenstedt miteinander, so findet man,
dass die letzteren zwei Autoren , als unteren Lias die 7 eben
erwähnten Zonen zusammenfassten. Phillips dagegen zählt noch
die 2 darüberliegenden dazu, während Marcou bloss die 4 un-
tersten Zonen in seinen unteren Lias stellt. Wollte man schlecht-
weg den untern Lias d ' 0 r b i g n y ' s mit dem von Phillips,
Marcou oder Quenstedt zusammenstellen, ohne die detailir-
teren Glieder zu beachten, so könnte entschieden keine genaue
Vergleichung zu Stande kommen, da die Werthe , welche die
verschiedenen Autoren einer und derselben Etage beilegen, oft
gänzlich von einander abweichen. Ich stelle desshalb in meiner
Arbeit die Reihenfolge der einzelnen Horizonte voran, rechtfertige
dieselben genauer, und bringe auf diesen Grund hin erst nach-
her die allgemeinere Betrachtung und Vergleichung der localen
Systeme.
Wenn schon die einzelnen Horizonte sich oft genauer unter
einander begrenzen als eine ganze Etage gegen die andere, so
habe ich doch die Gruppirung der Juraformation in Etagen auch
noch beibehalten, da hiedurch besonders die Zusammenstellung
der weniger bekannten Fossile erleichtert wird. Am Schluss der
Betrachtung jeder Etage führe ich diejenigen Species an , auf
welche sich die Eintheilung und Vergleichung der Schichten vor-
zugsweise stützt. Ich gebe in jedem Anhange zugleich die
Synonymik der einzelnen Arten so weit es die beabsichtigte Kürze
der Arbeit zuliess. Durch das Studium der Sammlungen von
M. Sowerby und d'Orbigny, wozu mir die Gefälligkeit dieser
— 125 —
Herrn bei meinem Aufenthalte in Paris und London Gelegenheit
verschaffte, sowie durch Vergleichung der Phillips 'sehen, Z i e-
ten 'sehen und Quenstedt'schen Originalexemplare gelang es
mir häufig, unrichtige locale Bezeichnungen zu beseitigen und
dem ersten Autor sein Recht zu wahren. Die von mir angeführten
Species besitze ich mit wenigen Ausnahmen in meiner eigenen
Sammlung, da ich bei Besuch der wichtigsten Localitäten immer
sorgfältig auf das Sammeln der vorkommenden Fossile bedacht war.
Die Arbeit stützt sich auf mehrjährige Untersuchungen un-
seres schwäbischen Jura's während meiner Studienzeit in Tü-
bingen und Stuttgart. Im vorigen Jahre machte mich ein
siebenmonatlicher Aufenthalt in Frankreich, theils in Paris, theils
in den Provinzen mit den Systemen und Localitäten der fran-
zösischen Juraformation bekannt. Vier Monate des letzten Som-
mers genügten für das Studium der classischen Localitäten, an
welchen die Jurabildungen Englands auftreten. Sehr gefördert
ward ich sowohl in Paris und London, als auch in den Provinzen
durch die wissenschaftliche Unterstützung, welche die Gelehrten
dem Fremden auf die liberalste Weise zu Theil werden Hessen.
Ich verdanke sie in Frankreich :
M. M. ßayle, Bouchard, Boucoult, Braun, Buvignier, Cotteau,
Cristol, E. Deslongchamps und E. E. Deslongchamps, Dewalque,
Engelhardt, Elie de Beaumont, Gaudry, Gueranger. Hubert, Köchlin-
Schlumberger, Laugel, Martin, Michelin, Moreau, Ale. d'Orbigny,
Perier , Rathier , Renevier , Saemann , Simon , Terquem , Tesson,
Thiolli^re, Triger.
In England:
Messrs. Bowerbank, Bentley, Davidson, Charlsworth , Rev.
M. Griesbach, Groves, Hamilton, Jones, Leckenby, Lowe, Lycett,
Sir Charles Lyell, Sir Roderich Murchison , Marder, C. Moore,
Morris, Rieh. Owen, Norris, Reed, Sharpe, Simpson, James
D. C. Sowerby, Waterhouse, Woodward, Wright.
Stuttgart, im December 1855.
— 126 —
Beim Citiren folgender Werke werden Abkürzungen gebraucht.
Agassiz, Etudes critiques sur les mollüsques fossiles.
1841—46. Monographie des Trigonies.
„ „ Myes.
Buviguier u. Sauvage, Statistique mineralogique
etgeologique du depart des Ardennes. Mezieres. 1842.
Buvignier, Statistique geol. mineral. mineralurg. et
pal. du departement de la Meuse. Paris 1852. 1 Bd.
mit Atlas.
Bronn, 1835 — 37. Lethsea Geognostica. 2 Bde. mit
Atlas.
Bronn u. Leonhard, neues Jahrbuch für Minera-
logie, Geognosie und Petrefactenkunde.
Brugiere, Encyclopedie methodique 1789 — 1832.
Histoire naturelle des vers. etc. mit Text und Atlas.
Chapuis u. Dewalque, 1853. Memoire. (Luxem-
burger Jura). Extr. Akad. de Bruxelles.
Davidson, a Monograph of british oolitic and lia-
sic Brachiopoda mit Appendix. 1851 — 54. London
Palseontographical Society.
W. Dunker u. H. v. Meyer, Palceontographica, Bei-
träge zur Geschichte der Vorwelt. 1 Bd. 1846. Dimk., Pal.
Dufreuoyu. Elie de Beaumont, Explication de
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V. Zieteu, die Versteinerungen Würtembergs. 1830.
Bei andern von mir benützten Werken wird im Text
angegeben.
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d'Orb.
(l'Orb., Prodr.
d'Orb., Cours. dem.
Park., org. rem.
Phillips.
Pusch. Polen.
Queiist, Flözgeb.
Queiist. Ceph.
Queust., Haudb.
Reinecke.
Rom., Ool.
Scheuchz., oiyct.
Schloth. 1820.
Schloth., Nachtr.
Schloth., Taschenb.
Sow.
Stahl, würtemb. Corresp.
Geol. Trans.
Voltz, Belemu.
Rnorr u. Walch.
Young u. B.
Zielen.
immer der ganze Titel
Zur leichteren Orientirung habe ich bei Angabe der französischen und englischen
Localitäten , Wiederholtermassen die Provinz oder das Departement beigeschrieben,
diess aber bei den süddeutschen Ortsnamen blos insofern ausgeführt, als ich die Loca-
litäten Bayerns und Badens von denen Württembergs abzutrennen für nöthig fand,
welch letztere allein, ohne besondere Bezeichnung angeführt werden.
— 128
Die Juraformation.
Ich halte es nicht für nöthig, alle die Benennungen anzu-
führen, welche das Schichtensystem erhalten hat, das in der
Reihe der sekundären Formationen seinen Platz über der Trias-
gruppe und unter der Kreide einnimmt. Die alleinigen Bezeich-
nungen, welche heutzutage in übereinstimmender Weise ange-
wendet werden, sind:
Juraformation, (auch Jura allein), in Deutschland.
Terrain jurassique, in Frankreich.
Lias and Oolite, in England.
Die Juraformation lässt sich in grössere Abtheilungen zer-
legen, welche wiederum in einzelne Unterabtheilungen und Glie-
der zerfallen. Von Leopold von Buch *) wurde der Jura
Deutschlands in 3 Formationsgruppen getheilt. Obgleich hier
bloss von grösseren Schichtencomplexen die Rede ist, so hat doch
V. Buch die Grenzen derselben gegen einander mit Schärfe be-
stimmt, zugleich aber diesen Gruppen eine Harmonie und Ab-
rundung untereinander , sowie eine logische Zusammenstellung
ihrer einzelnen Glieder gegeben, dass ich diese, gleich wohl für
Deutschland als für Frankreich und England anwendbare Ein-
theilung voranstelle, und sie als erstmalige Trennung der ganzen
Juraformation in 3 Theile, der weiteren Gliederung zu Grunde lege.
Die 3 Gruppen , in welchen Leopold von Buch sämmt-
liche Bildungen der Juraformation zusammengestellt hat, sind
folgende:
1) Der Lias oder untere Jura.
2) Der mittlere Jura.
3) Der obere Jura,
Andere Systeme, welche in Deutschland, Frankreich und
England in Anwendung gebracht wurden, sind schon detailirter
') Leop. von Buch 1837. Der Jura Deutschlands. Berl. Ak. pag. 65.
— 129 —
und lassen sich durch Vergleichung ihrer Glieder in Ueberein-
stimmung mit obigen 3 Gruppen bringen, doch kann diess erst
ausgeführt werden , nachdem die Einzelbetrachtung der Zonen,
welche die Juraformation zusammensetzen, vorhergegangen ist.
Ich versuche diess zuerst bei der untersten Gruppe und beginne
desshalb mit dem Lias oder unteren Jura.
1. DER LIAS.
§. 1. Die in Deutschland, Frankreich und England beste-
hende Eintheilung des Lias begreift folgende 3 Etagen : *)
Deutschland. Frankreich, England.
1) Unterer Lias. Sinemurien. Lower Lias.
2) Mittlerer Lias. Liasien. Marls tone.
(Middle Lias.)
3) Oberer Lias. Toarcien. Upper Lias.
Diese 3 Abtheilungen des Lias (untern oder schwarzen Jura)
bilden Schichtencomplexe, welche sich wiederum in enger be-
grenzte Zonen zerlegen lassen. Ich beginne mit der Betrachtung
der einzelnen Glieder und werde erst am Schlüsse die allgemei-
nen Verhältnisse der ganzen Formationsgruppe behandeln.
Erster Abschnitt.
DER UNTERE LIAS (Sinemurien, Lower Lias.)
§. 2. Synonymik für England: White Lias, blue Lias,
sammt dem untersten Theil des blue Marl. Will. Smith, 1815,
a Memoir to the Map of the strate of England. — Desgl. de la Beche 1 823
on the Lias of Lyme Regis. Geol. Trans. 2 Ser. 2 Bd. tab. 3. Lower Lias
shale, (pars infer.) Phill. 1829, Geol. of Yorkshire pag. 33. — Desgl.
Murchis. 1845, Geol. of Cheltenh. pag. 34.
•) Die Eintheilung des Lias der 3 Länder ist hier ganz allgemein zu-
sammen gestellt, da in den verschiedenen Systemen den einzelnen Etagen
oft unter denselben Namen völlig abweichende Werthe beigelegt wurden.
— 130 --=
Für Frankreich: Calcaire ä Gryphee arqu^e, Dufrenoy
et Elie de Beaumont. Siuemurien; (7te Etage, Lias inferieur).
d'Orbigny, Cours ele'mentaire. pag. 433. Typus für die Etage sind die
Bildungen von Semur, Sinemurium. (Cote d'or) daher : Sinemurien.
Für Deutschland: Unterer Liassandstein und Lias-
kalk. Rom. 1836. Ool. pag. 4.; — Desgl. v. Mandelsloh, 1834. Geog. Prof.
der Schwab. Alp. pag. 28, Unterste Abtheiluug des Lias, auf dem
Profil des deutschen Jura, von L. v. Buch 1837. Berl. Ak. Schwarzer Jura
a) Sand- und Thonkalke, und {{) Tur neri thone. Quenst, 1843_
Flözgeb. pag. 540 und 541.
§. 3. Paläoutologie; die
des untern Lias sind:
bezeichnendsten Arten der Etage
Ichthyosaurus platyodon.
Ammonites
Scipionianus.
»
intermedius.
55
Sauzeanus
5?
tenuirostris.
55
laevigatus.
V)
communis.
55
Bonnardi.
Plesiosaurus dolichodeirus.
55
stellaris.
Pterodacty]
US macronyx.
55
Brooki.
(Fische und Sepien von Lyme
55
obtusus.
Regis.)
55
Turneri.
Belemnites
acutus.
55
Birchi.
Nautilus striatus.
55
lacunatus.
Ammonites
planorbis.
55
Boucaultianus.
n
Johnstoni.
55
raricostatus.
n
tortilis.
55
oxynotus.
»
angulatus.
55
Guibalianus.
»
Bucklandi.
55
Buvignieri.
»
bisulcatus.
55
planicosta.
55
rotiformis.
55
Ziphus.
»
Sinemuriensis.
55
Dudressieri.
n
Conybeari.
55
bifer.
55
spiratissimus.
55
Carusensis.
55
liasicus.
55
muticus.
55
Bodleyi.
55
densinodus.
55
geometricus.
Chemnitzia
Zenkeni.
55
Nodotianus.
55
solidula.
- 131
Acteonina fragilis.
„ Dewalquei.
Littorina clathrata.
Natica subangulata.
Nerita liasina.
Turbo Philemon.
Pleurotomaria polita.
„ similis.
Cerithium subturitella.
„ conforme.
Helicion Schmidti.
Dentalium Andleri.
Panopaea liasina.
„ Galathea.
„ crassa.
„ striatula.
Pholadomya glabra.
„ Woodwardi.
„ Fraasi.
(Goniomya) Sinemiiriensis.
Leda Renevieri.
„ Romani.
Tancredia securiformis.
Astarte Gueuxi.
Hippopodium ponderosum.
Cardinia Listeri.
-, crassiuscula.
„ concinna.
„ elongata.
„ copides.
„ hybrida.
Cardium Philippianum.
Unicardium cardioides.
Pinna Hartmanni.
Mytilus nitidulus.
- laevis.
Mytilus minimus.
„ Hillanus.
„ Morrisi.
,, decoratus.
Lima gigantea.
„ punctata.
„ succincta.
„ inaequistriata.
„ pectinoides.
Inoceramus ^eissmanni.
„ Faberi.
Avicula Kurri.
„ Sinemuriensis.
r> papyracea.
Gervillia lanceolata.
Perna Gueuxi.
„ Hagenowi.
Pecten texturatus.
„ Trigeri.
„ textorius.
„ Hehli.
Plicatula Oceani.
„ ventricosa.
Gryphaea arcuata.
„ obliqua.
Ostrea semiplicata.
„ sublamellosa.
Anomya pellucida.
Terebratula Rehmanni.
„ Causouiana.
Rhynchonella plicatissima.
„ oxynoti.
„ (variabilis).
Spirifer Walcotti.
(Spirifer verrucosus).
Lingula Davidsoni.
— 132 ~
Cidaris arietis.
Pentacrinus tuberculatus.
Acrosalenia minuta.
„ Briareus.
Asterias lumbricalis.
„ scalaris.
§. 4. Abgrenzung und Einthcilung des untern Lias. In
Deutschland, England und Frankreich trennen sich die Mergel,
desKeupers (NewRed's, oder der Marnes irisees) leicht
von den unteren Schichten des Lias. Die Keupermergel haben
eine andere Farbe und physikalische Beschaffenheit, als die For-
mation, welche sie überlagert. Die äussere Abgrenzung des Lias
gegen den Keuper ist desshalb eine leichte , während die Frage
über die Stellung der Grenzbreccie nach ihren organischen Ein-
schlüssen noch nicht gelöst ist. Die theoretische Eintheilung ist
desshalb in diesem Punkte hinter der mechanischen Abtrennung
und Unterscheidung zurückgeblieben (siehe §. 5.).
Die erstmalige Begrenzung des untern gegen den mittlem
Lias wurde in Deutschland und Frankreich auf die Unterschiede
nicht allein der mineralogischen Beschaffenheit, sondern auch der
paläontologischen Charactere der Etagen gegründet. Die Auf-
fallende Gesteinsveränderung, welche in diesen Ländern an vie-
len Punkten über den dunkeln Schichten des untern Lias
eintritt, sowie in Uebereinstimmung damit einiger "Wechsel in
den paläontologischen Erscheinungen waren der Grund, dass die
französischen und deutschen Geologen ihren mittleren Lias häufig
auf gleiche Weise abgrenzten. Mit dem Beginne der Paxillosen-
Belemniten haben die dunklen Thone aufgehört und es treten
helle Mergel darüber auf, die als Belemnit enschichten,
Numismalisme rgel, Liasmergel u. s. w., in den meisten
Fällen dem mittleren Lias zugetheilt wurden, d'Orbigny's
Sinemurien, Quenstedt's Turnerithone , L. v. Buch 's unterste
Abtheilung des Lias schliessen hier ab, * und so glaube ich,
in Uebereinstimmung mit der grössern Anzahl der seitherigen
*) Die Eintheilungen des Lias von Salins von Marcou, sowie des Lias
von Luxemburg von Dewalque und Chapuis weichen hievon ab. Siehe am
Schlüsse des §. 12.
— 133 —
Annahmen zu handeln, wenn ich die Zone des Am. raricostatus
(§. 12.) als das oberste Glied des unteren Lias aufstelle. Dar-
über beginnt der erste Paxillose (Bei. elongatus) , sowie noch
andere Arten, welche die unterste Zone des mittleren Lias (§. 18.)
charakterisiren. Obschon die paläontologischen Unterschiede zwi-
schen den Grenzschichten zweier Etagen selten ausgesproche-
ner sind, als die von zwei benachbarten Zonen derselben
Etage , so lässt sich doch hier die Trennung in den meisten
Fällen mit Leichtigkeit ausführen. In England ist noch keine
scharfe Begrenzung des unteren Lias gegen den mittleren conse-
quent durchgeführt worden. Die einzelnen Autoren haben meistens
die Ausdehnung dieser Etagen nach der mineralogischen Be-
schaffenheit bestimmt , welche die Schichten in der Gegend
hatten, die sie gerade untersuchten. Ich bin desshalb genöthigt,
in diesem Punkte die englischen Systeme den französisch-
deutschen unterzuordnen.
Einschliesslich des Bonebeds habe ich acht verschiedene
Zonen unterscheiden können, deren Vereinigung die Gesammtheit
des untern Lias bildet. Ich stelle sie hier zusammen und werde
sie erst nachher im Einzelnen definiren.
134 ==
Eintheilung des unteren Lias nach seinen paläontologischen Characteren.
Nro. 1.
Uaricüsta-
(usbctt.
Oxvnotus-
i)ctt.
öbUisiisbett.
Tübcrcula-
tjisbett.
Zone des
Amm. raricostatus.
Amin, deusinodus.
Amm. muticus. Amm. Carusensis.
Petitacrinus scalaris.
Zone des
Amm. oxynotus.
Amm. bifer.
Amm. lacunatus.
Acteonina Dewalquei.
Mytilus miüimus. Leda Romani.
Plicatula ventricosa.
Rhynch. oxyuoti. Lingula Davidsoni.
Panopaea crassa. Pholadomya Fraasi.
Zone des Cardinia hybrida. Terebratula Causonianj
Amm. obtusus. Amm. Brooki, stellaris.
Amm. planicosta, ziphus , Dudressieri.
Ichthyos. platyodon.
„ intermedius.
„ communis.
„ tenuirostris.
Plesiosaurus.
Amm. Birchi, Bonnardi , Turneri.
Gervillia lanceolata, luoceramus Faberi.
Gryphaea obliqua beginnt hier.
Acrosalenia minuta.
Bank des Pentacrinus tuber culatus.
Bucklandi-
bclt.
Angulatus-
bett.
Bett des
Amm. plan-
orbis.
Boncbcd.
Knochenbett
Zone des ^q\ acutus er- Amm. Sauzeanus
Amm. geome- scheint hier zum „ Scipionianus
tricus. ersten Male. „ laevigatus.
Zone des
Amm. Bück-
landi.
Amm. Bucklandi, Amm. Conybeari.
„ bisuloatus , „ rotiformis.
„ Sinemuriensis, „ liasicus.
„ Kridion, ,, spiratissimus.
Chemnitzia Zenkeni
„ solidula.
„ , , Acteonina fragilis.
Zone des Littorina clathrata.
Amm. angulaiuSy Schi. Natica subangulata.
(Moreanus d'Orb.) Nerita liasina.
Panopaea Galathea.
Tancredia securiformis
Cardinia elongata.
„ concinna.
Mytilus nitidulus.
„ Hillanus.
Cerithium subturitella. Perna Gueuxi.
Asterias lumbricalis.
Cidaris arietis.
Zone des
Amm. planorbis
u. Amm. Johnstoni.
Avicula Kurri.
Pecten Trigeri.
Microlestes,
Nothosaurus ,
Termatosaurus,
Gyrolepis,
Saurichthys ,
Sphaerodus,
Ceratodus,
Acrodus,
Thectodus,
Hybodus.
Eine Anzahl unbestimmter
Muscheln: Avicula, Gervil-
lia, Pecten u. s. w.
Kcupcr = New Red --= Maines irisees.
— 135 —
Jeder der einzelnen Zonen sind immer diejenigen Arten
beigeschrieben, welche sie besonders charakterisiren und noch in
keiner anderen Schichte gefunden wurden. Dass nicht sämmtliche
Species des unteren Lias hier genau eingetheilt werden konnten,
versteht sich von selbst, es haben ja sogar ganze Etagen einzelne
Arten mit einander gemein, wie viel mehr sollten nicht in zwei
angrenzenden Zonen solche Uebergänge vorkommen. Ich habe
zwar die Verbreitung der einzelnen Species in §. 14. so genau
als möglich angegeben, doch führe ich hier einige besonders an,
welche je für mehrere Zonen von Wichtigkeit sind:
Nautilus striatus, Spirifer Walcotti, Terebratula Rehmanni
sind im ganzen unteren Lias mit Ausnahme des Bonebeds zu
Hause. Gryphaea arcuata ist zwar am häufigsten in den Schich-
ten des Am. Bucklandi kommt aber gleichfalls bezeichnend mit
Am. angulatus vor. Bei. acutus findet sich in und an der Basis
der vier obersten Zonen des untern Lias, Gryphaea obliqua beginnt
etwas höher und geht noch in die unteren Schichten des mittle-
ren Lias hinauf.
Die Stliichten des unteren Lias. Es sollen in diesem Ab-
schnitte die einzelnen Glieder des unteren Lias nach ihren pa-
läontologischen Charakteren festgestellt, und zugleich ihr Auftreten
in den verschiedenen Ländern nachgewiesen und beschrieben
werden. Es sind von unten gegen oben der Reihe nach fol-
gende acht:
1) Das Bonebed, beginnt über den Mergeln des Keupers.
2) Die Schichten des Ammoni'tes planorbis.
3) „ „ „ „ angulatus.
4) „ „ „ „ Bucklandi.
5) „ „ „ Pentacrinus tuberculatus.
6) „ „ „ Ammonitesobtusus.
7) „ „ „ „ oxynotus.
8) „ „ „ „ raricostatus.
136
1) Das Bonebed.
§. 5.
Synonymik: Knochenbreccle von Täbingen, von Alberti,
1834 , Monographie des bunten Sandsteins , Muschelkalks und Keupers.
pag. 152. Sandsteinco nglommerat mit Coprolithen, Schuppen
und Zähnen u. s. w., Graf v. Mandelsloh, 1834, geogn. Profile der schwäb.
Alp. pag. 30. Knochenbreccle an der Formationsgrenze des Keu-
pers gegen den Lias. Plieniuger, 18 44, Beiträge zur Paläontologie
"Württembergs, pag. 105. Bonebed, der englischen Autoren. Bristol-
Bonebed, Strickland, 1842, Geol. Proc. III. Bd. pag. 585. — Desgl. Mur-
chison, 1545. Geol. of Chelt. pag. 53. Lias-B onebed, zur Unterscheidung
von dem ähnlichen Vorkommen im Muschelkalke.
Paläontologie : Die Wirbelthierreste des Bonebeds sind nach
Plieninger folgende:
Microlestes antiquus, Plien. *)
(Das erste Säugethier. Bonebed bei
Degerloch.)
Nothosaurus. **)
Termatosaurus.
Gyrolepis Albertii.
„ tenuistriatus.
Saurichthys aeuminatus.
^ apicalis.
„ breviconus.
„ longiconus.
„ longidens.
Spaerodus minimus. (Sargodon
tomicus.) ***)
Psammodus, vielleicht ein abge-
riebener Ceratoduszahn.
Ceratodus trapezoides.
Acrodus minimus.
„ acutus.
Thectodus glaber.
„ crenatus.
„ tricuspidatus.
„ inflatus.
Nemacanthus filifer.
„ monilifer.
Hybodus minor.
„ cuspidatus.
„ sublaevis.
„ attenuatus.
„ orthoconus.
„ aduncus.
„ bimarginatus.
In Begleitung der Zähne kommen an vielen Orten zwei-
schalige Muscheln vor, unter denen sich eigenthiimliche von
•) Plien. 1847, Württemberg, naturw. Jahresh. tab. 1. flg. 3. 4.
") Plien. 1844, Beitr. zur Pal. Würt. pag. 126.
•") Plien. 1847, württemb. nat. Jahresh. tab. 1. flg. 5—10.
— 137 -
liasischen Arten ganz abweichende Formen finden. Da die Un-
tersuchung der schalenlosen Muscheln aus den Sandsteinen des
Bonebeds sehr schwierig ist, so habe ich noch nichts mit Sicher-
heit bestimmen können , dagegen war mir die grosse Ueberein-
stimmung ihrer Formen mit denen der Arten, welche Es eher
von der Linth in seiner interessanten Abhandlung, *) aus dem
obern St. Cassian abbildet, sehr auffallend.
Gestcinsbcstiiaffcnheit, Verbreitung, paläontologisclie Resul-
tate. Profil des Bonebeds und der damit in Verbindung
stehenden Schichten von Nellingen bei Esslingen.
Nr. 2.
12" Blaue Kalke, Am. planorbis u. Johnstoni.
T' bläuliche Thone.
hellgrauer Sandstein, in welchem die Zähne des
Bonebeds mit zahlreichen Muscheln zusammenliegen.
6" hellgrauer glimmerreicher Thon mit Kohlenresten.
6' gelbe harte Sandsteine.
Rothe Keupermergel.
Das kürzlich von mir aufgenommene locale Profil aus den
Umgebungen von Nellingen zeigt die mit dem Liasbonebed zu-
nächst in Verbindung stehenden Schichten. Es sind im Wesent-
lichen von unten gegen oben folgende:
*) Geol. Bemerkuugen über das uördl. Vorarlberg etc. 1853.
Württemb. naturw. Jahrcshefte. April, 1856. 2s Heft. 10
— 138 —
1) Rothe Keupermergel, 2) Sandsteine, 3) Bonebed, 4) Thone
mit Kalkbänken.
Ich will dieselben im Einzelnen betrachten , um genauere
Anhaltspunkte zur Vergleichung der mineralogischen Beschaffen-
heit der Schichten zu bekommen.
1) Die rothen Keupermergel, — das oberste Glied
der Keuperformation — erleichtern in Schwaben durch ihr con-
stantes Auftreten die Trennung des Lias von dem Keuper.
Selbst da, wo das Gebirge nicht entblösst ist, sieht man an dem
Wechsel der rothen gegen die graue oder braune Farbe der
Erdoberfläche die Grenze der zwei Formationen mit Leichtigkeit.
Die rothen Keupermergel, welche oft eine bedeutende Mäch-
tigkeit erreichen, sind arm an Petrefacten. Nur eine Species.
welche jedoch grosses Interesse verdient, wurde darin gefunden.
Es ist diess ein Reptil von colossalen Dimensionen, von welchem
H. Kaufmann Reiniger seit einigen Jahren ein wohlerhaltenes
kopfloses Scelett in seiner Sammlung aufbewahrt. Nachher fand
Prof. Plieninger an derselben Localität (Degerloch bei Stutt-
gart) noch weitere Reste derselben Species. Prof. Plieninger hat
es, württemb. naturw. Jahreshefte 1847. pag. 207., Zandodon
laevis genannt, und es steht eine genauere Beschreibung der Er-
funde für diese Blätter in Aussicht.
2) Die unteren Sandsteine. Wie in andern Forma-
tionsabtheilungen, so ist auch hier das Auftreten der Sandsteine
vielfachem Wechsel unterworfen, indem man auf geringe Ent-
fernungen die grössten Veränderungen bemerken kann. So be-
zeichnend die 6 — 8 Fuss mächtigen, hellgelben, kieseligen Sand-
steine, welche über den rothen Keupermerkeln liegen, für manche
Localitäten sind, so wenig sicher ist ihr Vorhandensein an an-
dern Orten. Auf der Waldhäuser Höhe bei Tübingen sind sie
gegen 8 Fuss mächtig, eine Stunde südlich davon, bei Duss-
lingen fehlen sie. Bei Riedern unweit Esslingen, bei Neilingen,
Kemnath, Steinenbrunnen findet man sie deutlich entwickelt, bei
Degerloch unweit Stuttgart fehlen sie wieder. An letzterer Lo-
calität werden sie vielleicht durch die grauen Thone ersetzt, auf
welchen das Bonebed liegt.
— 139 -
3) Das Bonebed besteht häufig aus einem ockerreichen
kieseligen Conglommerat mit zahlreichen Knochen, Schuppen,
Zähnen und Coprolithen. Nehmen die organischen Reste überhand,
so wird das Gestein bröcklig und verliert, besonders beim Verwit-
tern, oft das Bindemittel, so dass sich die ganze Breccie in eine
lose Masse verwandelt, aus der man die Zähne und Schuppen
in grosser Zahl auslesen kann.
Bisweilen ist die Knochenschichte mit dem darunter liegen-
den Sandstein Nr. 2. eng verbunden, bisweilen trennt sie eine
dünne Thonlage davon ab, oft aber fehlen auch wie schon erwähnt
die untersten Sandsteinbänke. In letzterem Falle ist dann gewöhn-
lich auch das Bonebed verkümmert, und liegt in kieseligen Platten in
dem Thone eingebettet. So findet man z. B. bei Degerloch 3 Fuss
über den rothen Keupermergeln in den untersten Liasthonen
1 — 2 Zoll dicke Sandsteinplatten , deren Unterseite mit Zähnen
reich bedeckt ist, während solche auf der obern Seite nur in
geringer Menge vorhanden sind.
Bei Nellingen auf den Fildern nimmt das Bonebed eine
dickere Schichte ein. Es füllt eine kieselige Sandsteinbank auf
die Weise, dass die Knochen und Zähne zwar auch gegen unten
zahlreicher vorkommen, jedoch die ganze Bank bis an die Ober-
fläche durchsetzen.
Herr Fabrikant Deffner hat in der letzten Zeit in den
Umgebungen von Esslingen viele neue Stellen gefunden , an
welchen das Bonebed auftritt, er theilte mir die merkwürdige
Thatsache mit, dass gegen den Schurwald hin die Schichte sich
in sofern verändere, als Zähne und Knochen ganz verschwinden
und sich an ihrer Stelle eine 1 V-, — ^ Zoll mächtige Kohleii-
lage einstelle.
4) Die Thone und Kalkbänke über dem Bonebed.
Gewöhnlich ist das Bonebed von Thonen überlagert, in welchen
sich einige Kalkbänke ausscheiden. Bei Neilingen, Riedern u. s.w.
liegen schon in der tiefsten Kalkbank Amm. planorbis und
Johnstoni die ganze Bildung ist also zu einer höheren Schichten-
abtheilung zu zählen.
Im Jahr 1830 fand Professor Kurr das erste Stück Bone-
10 *
— 140 —
bed, welches als Mauerstein schon seit Jahrhunderten in dem
Kloster Bebenhausen eingekittet war, und durch einen Abbruch
zufällig zum Vorschein kam. In demselben Jahre entdeckte
Prof. Plieninger die Schichte anstehend bei Degerloch unweit
Stuttgart. In der werthvollen und interessanten Arbeit (Beiträge
zur Pal. Württembergs, 1844.) hat derselbe die geognostischen
Profile, sowie die paläontologischen Verhältnisse der Schichte für
Württemberg gegeben; indem ich darauf verweise kann ich zur
Betrachtung des französischen und englischen Bonebeds übergehen.
Das Bonebed in Frankreich. ImElsass sah ich das
Bonebed ausgezeichnet aufgeschlossen an dem Wege zwischen
Niederbronn und Uhrweiler. Es wird durch lockern Sand gebil-
det, in welchem unzählige Knochen und besonders Zähne von
Saurichthys und Hybodus angehäuft sind.
In den Umgebungen von Metz gleicht es dem braunen
ockerigen Vorkommen von Kemnath und Steinenbronn, doch sind
die Zähne minder zahlreich vorhanden. Es liegt daselbst ganz
regelmässig über den Keupermergeln.
In Luxemburg ist die Knochenbreccie noch nicht ge-
funden, ohne Zweifel ist der Sable et Gres de Martinsart (Dew.
et Chapuis , Luxemburg, pag. 9.) das Analogon für Sandsteine
und Breccie.
Zu Semur (in Burgund) ist ein doppeltes Auftreten zu be-
achten. Liegt der Lias über dem Keuper, so ist das Bonebed,
wie anderwärts ein ockeriges Conglommerat von Quarzkörnern
und abgerollten Zähnen und Knochen. Bildet dagegen Granit
die unmittelbare Unterlage, so tritt eine grobkörnige Arkose gleich
über den Granitfelsen an der Stelle des Bonebeds auf, doch
finden sich in dem zusammengebackenen Gerolle keine orga-
nischen Reste.
Auch im Juradepar teraent liegt das Bonebed zwischen
Lias und Keuper. Marcou giebt in seiner Beschreibung des Jura
von Salins pag. 32 an, dass er Spuren davon gefunden habe.
Das Bonebed in England. Eine der interessantesten
Stellen, an welchen das Bonebed in England aufgeschlossen ist, fin-
det sich östlich von Axmouth (Dorselhshire). Geht man von diesem
— 141 —
Orte aus an der Meeres-Küste hin, so hat man zur linken Hand
die hohen Wände einer Mergelformation, welche das Alter unseres
Keupers besitzt und von d e 1 a B e c h e *) als rother Mergel
oder oberer Theil des New Red bezeichnet wird. Eine englische
Meile östlich von Axmouth findet man eine Dislocation in der
Weise , dass die Schichten , welche an dem obern Rande der
Wand anstunden, sich abgetrennt haben und an der Basis liegen.
Auf denselben folgen die untersten liasischen Bildungen, welche
jedoch nur an einem kleinen Flecke sichtbar sind, da die von
höhern Punkten herabgerutschten Kreidemassen Alles überdecken.
An diesem Punkte liegen über den Keupermergeln dunkle
Thone, in welche das Bonebed eingelagert ist, etwas höher steht
der White Lias an. Der Kaum, an welchem diese Schichten
zu Tage stehen, betrug nur wenige Quadrat-Ruthen, denn die
Küstenfläche war bei meinem Besuche ganz mit Sand und Ge-
rolle bedeckt, so dass ich die Formation nur an der kleinen
anstehenden Wand, nicht aber an dem Meeresboden blossgelegt
fand. An der Basis der letztern sah man noch , wie schon
erwähnt wurde, die rothen Mergel der Keuperformation, darüber
lagerten mehrere Fuss blaugrauer Thone. Die plötzliche Ver-
änderung der Farbe liess mich auf das Anstehen der Liasforma-
tion schliessen, ich fand denn auch bald kieselige Platten von
1 Zoll dicke in den Thonen eingebettet, welche mit Gyrolepis-
Schuppen, Hybodus- und Saurichthys- Zähnen angefüllt waren.
Einige Fuss höher und etwas rückwärts steht der weisse Lias
(Bett des Amm. planorbis) an. Das Bonebed von Axmouth hat
viele Aehnlichkeit mit dem Degerlocher Vorkommen, die Thone
welche über den Keupermergeln folgen, die dünnen kieseligen
Platten mit Knochen und Zähnen, die Thone, welche dieselben
bedecken, das Fehlen der Sandsteine, Alles das stimmt an beiden
Orten überein. De la Beche stellt die ganze Bildung in die
Liasformation , wozu ihn wahrscheinlich die veränderte Farbe
bewog, doch hebt er das Bonebed nicht besonders hervor.
Die reichste Localität des Bonebeds in England ist ohne
■) Geol. Trans. 2 Ser. 2. Bd. tab. III,
— 142 ~
Zweifel Aiist-Cliff bei Bristol. Es hat daselbst eine blau-
graue Farbe, und gleicht einigermassen der schwäbischen Muschel-
kalkbreccie. Im Bristol-Museum liegen prächtige Zähne und
Knochen , lange Flossenstachel u. s. w. von dieser Localität.
Ein Privatsammler in Bristol vereinigte neben andern Erfunden
gegen 200 Exemplare von Ceratoduszähnen , welche sämmtlich
aus dem Bonebed von Aust-Cliff stammen sollen.
Das Liasbonebed von Watchet (S ommers et shire) be-
steht aus einer zolldicken harten kieselreichen Kalkbank von
bläulicher Farbe , mit grossen Knochen und Zahnfragmenten.
Mr. Moore aus Bath hatte die Güte, mir ein grosses Stück
davon mitzutheilen. Knochen und Zähne finden sich zahlreicher
auf der einen (wahrscheinlich untern) Seite der Platte, während
die obere mit Muscheln *) bedeckt ist, von welchen einzelne
mit denjenigen zu stimmen scheinen , welche in dem Bonebed-
sandsteine von Nellingen eingebettet sind.
Von dem Bonebed in Gloucesters hire giebt Strick-
land (Murch. 1845. Geol. of Cheltenh. pag. 47 und 48) genaue
Profile. Die Erscheinung stimmt im Allgemeinen mit der von
andern Orten, die Messungen sind folgende:
Nr. 3. Nr, 4.
Von Coomb Hill. Von Wainlode Cliff.
Dunkler blättriger Thon 1' 6" 9".^
Bonebed 0' 1" 0' 3".i^|-
Dunkler blättriger Thon 3' 6" 2' ^ "
Grünlicher Mergel in
eckige Stücke brechend 25' 23'. 1 g'
Rother Mergel 3' 42'. [|
Noch weitere Localitäten wurden in England, besonders
durch die Bemühungen Strickland's aufgefunden, doch übergehe
ich dieselben hier.
•) Pullastra arenicola? Stricklaud, Geol. Proc. 3. Bd. pag. 585 u. 732.
— 143 —
Die Wirbelthierreste des Liasbonebeds harmoniren auffallend
mit denen der Triasformation. Es herrscht nicht allein eine
Uebereinstimmung der Genera, sondern selbst einige Species des
Muschelkalks scheinen sich in dem Bonebed wieder zu finden.
Plieninger (Pal. Würt. pag. 126) zeigt durch seine interessante
Zusammenstellung, dass das Bonebed des Muschelkalks mit dem
des Lias die folg. 4 Species gemein hat. Gyrolepis Alberti
und tenuistriatus, Saurichthys acuminatus, Sphaerodus miuimus.
Die Ansicht, diese Knochenbreccie zum Keuper zu stellen, lässt
sich desshalb vielfach vertheidigen, andere Gründe sprechen jedoch
dafür, sie als erste liasische Bildung zu bezeichnen.
Bei der Kleinheit der Zähne ist es schwer zu entscheiden,
ob die oben angeführten anscheinend mit den Vorkommnissen
des Muschelkalkes übereinstimmenden Arten nicht dennoch von
denselben verschieden sind. Ferner treten in dem Liasbonebed
mehrere Wirbelthier- Species auf, welche in tieferen Schichten
nie gefunden wurden, die theilweise sogar viele Uebereinstimmung
mit den in höheren liasischen Schichten vorkommenden Resten
haben. Die Hyboduszähne, welche ich aus der Mittelregion des
untern Lias von Lyme Regis mitgebracht, stimmen nahe überein
mit einzelnen der im Bonebed vorkommenden Formen. An man-
chen Localitäten gehen die Wirbelthierreste des Bonebeds theil-
weise hinauf in die über demselben vorkommenden blauen Kalke
des Amm. planorbis^ finden sich also in einer entschieden liasi-
schen Schichte. Im Bebenhäuser Thale sah ich im gleichen
Stücke mit Amm. planorbis Wirbel und Knochenfragmente von
Sauriern , auf der AValdhäuser Höhe dagegen fand ich neben
kleineren Arten, einen zwei Zoll grossen Zahn von Ceratodus,
in den kieseligen Kalken des Bonebeds, welche jedoch hier bis-
weilen schon die bläuliche Farbe der darüber liegenden Schich-
ten des Lias besitzen.
Sicherer lässt sich wohl über die Stellung des Bonebeds
entscheiden auf Grund genauer Untersuchungen der zahlreichen
Muscheln , welche wir an manchen Orten den Knochen und
Zähnen des Bonebeds beigemengt finden. Wie schon am Anfang
dieses Paragraphen erwähnt wurde, stimmt der ganze Habitus
— 144 —
dieser Muschelfauna mit dem des obern St. Cassian und weicht
damit völlig von dem aller Vorkommnisse des Lias ab. Von den
Arten des Bonebeds scheint beinahe Species für Species auf die-
jenigen übertragbar zu sein, welche Es eher von der Linth
aus dem obern St. Cassian beschrieben hat. Bestimmtheit lässt
sich über diesen Punkt erst dann erwarten, wenn weitere Unter-
suchungen ausgeführt sein werden, welche die Vergleiche über die
Muscheln des Bonebeds mit denen der obern Triasschichten geben.
Wenn die Frage, ob die Wirbelthiere, deren Reste wir im
Bonebed finden, in eine Keup erbildung eingebettet wurden,
noch nicht sicher entschieden werden kann, so ist doch anzu-
nehmen , dass sie wenigstens während dieser Periode gelebt
haben. Sollte die Knochenschichte sich erst mit dem Beginn der
Liasformation niedergeschlagen haben (wogegen jedoch für manche
Localitäten die Form der vorkommenden Muscheln spricht), so
gehören die Wirbelthiere selbst, deren abgerollte Zähne und
Knochen wir in der Breccie finden , doch wahrscheinlich der
(letzten) Keuperperiode an.
2) Die Schichten des Amm. planorbis.
§. 6-
Synonymiki WhUe Ltas, Wm. Smith, I8I5. pag. 47 •) white
Lias, De la Beche 1823. Geol. Trans. 2 Ser. 2. Bd. pag. 26. tab. 3. Un-
terster Theil des t>lue Lias der vorigen Autoren. Psilonotusbank,
Queust. (Pfltzenmayer 1853, Zeitschr. der deutschen geol. G. tab. 16.)
Paläontologie, So klein auch die Zahl der Arten ist, welche
bis jetzt ausschliesslich nur in der Zone des Amm. planorbis
gefunden wurden, so genügen dieselben doch um den geognosti-
schen Horizont zu bestimmen , welcher unmittelbar über dem
Bonebed beginnt, und sich in den meisten Gegenden durch häu-
figes Vorkommen derjenigen Species auszeichnet, nach welchen
er benannt wurde. Die wichtigsten Arten der Schichte sind
folgende:
Ammonites planorbis. Amm. Johnstoni.
Avicula Kurri. Pecten Trigeri.
*) W. Smith 1815, a Memoir to the Map and deliueation of the strata
of England and Wales, with part of Scotland,
- 145 —
Andere Arten wie Cardinia Listeri, Unicardium cardioides,
Mytilus laevis, Lima pectinoides und punctata u. s. w. , haben
die Bänke des Amm. planorbis mit höheren Schichten gemein.
Gcsfemsbeschaffonheit, Verbreitung und paläontologische
KcSUltate. Profil der Schichten des Amm. planorbis, für Würt-
temberg.
Nr. 5.
Mächtige Thone mit Auim. angulatus.
1' mergelige, harte aber verwitterbare Kalkbank von dunkler
Farbe, mit Zweischalern. f — 3" Nagelkalk.
2-3" Nagelkalk.
4' dunkle Thone mit Brut von Ammoniten.
Cidaris arietis.
Cardinia Listeri.
1' blaue Kalkbank. Unicardium cardioides.
Lima pectinoides u. punctata
. rr ... , "lit Amm. planorbis. ^y*"'^' ^"^^^'
12" blaue Kalkbank . rix- Avicuia Kurri.
u. Amm. Jolmstoni. „ ^ ^ . .
Pecten Trigeri.
7'' bläuliche Thone.
' Bonebed.
Sandstein.
Wenige Zoll über dem Bonebed findet sich an vielen schwä-
bischen Localitäten eine 10—12 Zoll mächtige, graublaue Kalk-
bank: Die Hauptlage des Amm. planorbis. Sie wird bedeckt
von einer zweiten ihr ähnlichen Schichte, in welcher sich aber
nur wenige Versteinerungen finden; darauf liegen dunkle Thone
mit verkiesler unbestimmbarer Brut eines glatten Ammoniten, der
vielleicht noch zu Amm. planorbis zu stellen ist, doch soll (nach
den Mittheilungen des H. Fabrikanten Defl'ner) hier schon Amm. an-
gulatus gefunden werden, so dass diese Thone den üebergang
zu der folgenden Zone bilden. Das Bett des Amm. planorbis
— 146 "-^
würde demnach für Schwaben auf zwei sich berührende je 1 Fuss
mächtige Kalkbänke zu beschränken sein, in deren unterem Theile
die leitenden Fossile der Zone zahlreich beisammen liegen und
einen scharfen Horizont bilden. Ueber dem Bett des Amm.
planorbis folgen, wie schon erwähnt wurde, die thonigen Lagen,
welche (siehe Profil 5.) von einer mergeligen harten Kalkbank
bedeckt werden. Letztere enthält zahlreiche Exemplare von
Zweischalern wie: Lima punctata, pectinoides; Unicardium car-
dioides; Perna Gueuxi; Mytilus laevis u. s. w. In engem Zu-
sammenhange mit ihr steht eine 2 — 3 Zoll dicke Nagelkalkbank, *)
welche in Württemberg an vielen Punkten vorkommt. Sie be-
steht aus einer crystallinischen festen Kalkmasse , welche der
Verwitterung widersteht. Einzelne Fragmente der Bank werden
an Ort und Stelle immer an der Oberfläche des Bodens getroffen.
Die untern Schichten des Lias besitzen aber bloss diese eine
Nagelkalkbank, durch deren Auffinden dann die locale Orien-
tirung häufig sehr erleichtert wird. Nehmen wir an, dass die
verkieste Ammonitenbrut , welche in den Thonen vorkommt noch
zu Amm. planorbis gehört, so bildet doch die Nagelkalkbank
für Schwaben eine sichere Grenze , über welcher Amm. planorbis
nicht wieder vorkommt.
Viele Punkte wären in Württemberg zu erwähnen, an denen
Amm. planorbis eine reiche Lage bildet, dagegen finden wir
auch Stellen, an welchen er sparsamer auftritt. Bei Degerloch
unweit Stuttgart fehlen die charakteristischen dunkeln Kalkbänke
über dem Bonebed, die Zone des Amm. planorbis ist sehr ver-
wischt und es wurde häufig angenommen, dass er daselbst ganz
fehle. Doch überzeugte mich kürzlich der Fund eines Exemplars,
dass er auch an dieser Localität vorkommt.
In Frankreich finden sich die Schichten des Amm. pla-
norbis an mehreren Punkten Burgunds; sie wurden jedoch bis
jetzt noch wenig beachtet. d'Orbigny hat die charakteristische
Ammoniten - Species in seiner Paläontologie frangaise gar nicht
abgebildet.
•) Siehe schon: von Alberfi 1826, die Gebirge des Königreichs Wür-
temberg. pag. 125.
^ 147 ~
In England ist die Zone des Amm. planorbis mächtig
entwickelt. Zu Lyme Regis, Up-Lyme mid Axmouth (Dorset-
shire), fand ich eine Anzahl der für das Bett des Amm.
planorbis bezeichnenden Arten, wie Amm. planorbis und John-
stoni, Cardinia Listeri , Lima punctata, Mytilus laevis. Sie
kommen in dem dortigen sogen, weissen Lias (White Lias,
Will. Smith, de la Beche u. s. w.), sowie in den gleich darüber
liegenden Thonen und Kalkbänken vor; der White Lias von
Dorsetshire ist also nichts Anderes als das Bett des Amm. pla-
norbis und JoJmstoni- seine 30 Fuss mächtigen Lagen werden
in grossen Steinbrüchen unweit Up-Lyme ausgebeutet, da die
mineralogische Beschaffenheit seiner Schichten ihn zum Brennen
von kaustischem Kalk brauchbar macht. Gleich deutlich ist er
an den Küsten aufgeschlossen. Bei Axmouth stehen die untersten
Schichten des White Lias an, sie Tiaben einige Aehnlichkeit mit
den hellgefärbten Zwischenschichten der Keupermergel , zer-
fallen aber weniger an der Luft und enthalten viele harte Geoden.
Zu Pinhay Bay, in der Mitte zwischen Axmouth und Lyme
Regis, kommt der White Lias durch eine Dislocation der Küsten-
wand zum Vorschein, so dass die Oberregion desselben, welche
zur Zeit der Fluth in der Ecke der Bay nicht sichtbar ist, plötz-
lich in einer 20 Fuss hohen Wand dasteht.
Die blauen Thone mit grauen Kalkbänken, welche über dem
weissen Lias der Küste von Lyme Regis liegen, enthalten zu
Unterst dieselben Fossile wie dieser. Amm. planorbis und
Johnstoni und Cardinia Listeri traf ich hier häufig an. Merk-
würdig war mir der Fund zahheicher Cidaritenstacheln, welche
in den Thonen ungefähr 20 Fuss über dem White Lias lagen
und mit denen von Cidaris arietis , Quenst. übereinzustimmen
schienen. Sie liegen hier ganz in demselben Niveau, welches
diese Specics in Schwaben einnimmt, d. h. in der Oberregion
der Zone des Amm. planorbis. Wie weit sich Amm. planorbis
an der Küste von Lyme Regis gegen oben fortsetzt, konnte ich
nicht entscheiden, dagegen betrug die gesammte Mächtigkeit der
Schichten, in welcher ich ihn in jener Gegend fand, zum Wenig-
sten 40 Fuss. Ziemlich viel höher stehen die Bucklandi-
™ 148 —
bänke an, die Region zwischen beiden, welche der Analogie nach
die Angulaten schichten enthalten sollte, bot mir den gewünschten
Aufschluss nicht dar.
Zu Watchet (Somersetshire) treten die Schichten des
Amm. planorbis in ganz anderer mineralogischer Beschaffenheit
auf. Es sind dunkle Schiefer gefüllt mit flachgedrückten, in
Farben spielenden Exemplaren von Amm. planorbis und John-
stoni, welche in der Unterregion des untern Lias jener Küste
liegen und bisweilen ausgebeutet wurden, siehe §. 14. Nr. 3.
Zu Robin Hoods Bay (Yorkshire) kommen Amm. pla-
norbis und Johnstoni in dem untersten Lias zahlreich vor. Die
Exemplare, welche ich dorther mitbrachte, haben dieselbe Er-
haltung wie unsere schwäbischen, die Schichte selbst konnte ich
nicht untersuchen, da bei meiner Anwesenheit an jener Localität
die Ebbe nicht tief genug gieng, um die vom Ufer entfernteren
Bänke zu entblössen. Der untere Lias war bis zu seiner Mittel-
region sichtbar, die tieferen Schichten blieben unter Wasser, da-
gegen werden unter den ausgeworfenen Gesteinen die dunklen
Kalke, welche den Amm. planorbis und Johnstoni in Menge ent-
halten, nicht selten gefunden.
3) Die Schichten des Amm. angtilatus.
§. 7.
SyHODyillik J Gelber unterer Liassandstein , von Mandelsloh,
1834, geognostische Proüle der schwäbischen Alp. pag. 28. unterer Lias-
sandstein (pars), Römer. Quader- Schilf- oder Luxemburger
Sandstein (pars), Römer 1836, norddeutsch. Ool. pag. 3. Sandige
Kalke und Sandsteine mit Amm. angulatus, Quenst. 1843, Flözgeb.,
pag. 541. Gros infr aliasiqu e (pars), Dufrenoy et Elie de Beaumont.
explic. de la carte geolog. de France. Gres liasique, gres de Het-
tange, Terquem 1855. Paleont, du Dep. de la Moselle, pag. 11 u. 12.
Marne deJamoigne; Omalius. Gres de Luxemburg (pars in f.),
Omalius. Angulatenschicht, Quenst. (Pflzenmayer, 1853, Zeitschrift
der deutschen geol. Ges. tab. 16.)
Paläontologie: Die wichtigsten fossilen Arten der Angulatus-
schichten sind folgende:
149 =->
Ammonites angulatus, Schi. (Mo-
reanus, d'Orb.)
Chemiiitzia Zeiikeni.
„ solidula.
Acteonina fragilis.
Littorina clathrata.
Natica subangulata.
„ planulata.
„ subobtusa.
„ Terquemi.
Nerita liasina.
Turbo Philemon.
Cerithium subturitella.
„ conforme.
Dentalium Andleri.
Panopaea Galathea.
Leda Renevieri.
Tancredia securiforrais.
Astarte Gueuxii.
Cardinia concinna.
„ crassiuscula.
„ elongata.
Cardium Philippianum.
Mytilus nitidulus.
„ Hillanus.
„ Morris!.
Lima insequistriata.
Perna Gueuxii.
„ Hagenowi.
Ostrea sublamellosa.
Asterias lumbricalis.
Pentarinus angulatus.
An die hier aufgezählten Species schliesst sich eine Anzahl
höher oder tiefer gehender Arten an, welche aber nichts destoweniger
auch für die Angulatusbänke von Wichtigkeit sind, wie z. B.
Pleurotomaria similis , polita , Gryphaea arcuata , Pecten
Hehli u. s. w.
Ausserdem ist zu bemerken, dass in der obersten Region
des Amm. angulatus schon einige der ächten Arieten sich mit letz-
terem zusammen finden. Belemniten fehlen noch gänzlich.
Gesteinsbcscliaffcülicit, Verbreitung und paläontologischc
Kesilltatc. Für die Angulatuss chichten in Württemberg
siehe die Profile in §. 6, 8 u. 13. Amm. angulatus Schloth.
Moreanus d'Orb. charakteristirt eine Zone, deren Feststellung das
beste Beispiel liefert, wie unsicher eine Vergleichung von For-
mationsgliedern wäre, bei der man bloss die mineralogische Be-
schaffenheit der Schichten, nicht aber die eingeschlossenen Fossile
berücksichtigen würde. Die Schichten des Amm. angulatus können
auf die beliebigste Weise gebildet sein, durch Sandsteine, Sand-
kalke, Kalke, Thonkalke, Thone, Mergel, Eisenerze u. s. w.
Geringe Entfernungen genügen , um grosse Verschiedenheit in
ihrer mineralogischen Beschaffenheit hervorzubringen. Besonders
— 150 -
sind die Sande vielem Wechsel unterworfen , können oft sehr
mächtig werden, oft ganz verschwinden und durch andere Bil-
dungen ersetzt sein. Aehnlich haben wir diess bei den Sand-
steinen des Bonebeds gefunden. Besonders häufig treten die
Angulatusschichten in Form eines von Thonen unterlagerten
graublauen Sandkalkes auf, welcher in mächtigen Bänken bricht,
die jedoch meist so verändert sind, dass ihre Peripherie gegen
einwärts ausgewaschen, vom Kalke befreit, bloss noch aus gelbem
Sandsteine besteht, während man im Innern der Felsenplatten
noch blaue kalkhaltige Kerne wahrnimmt. In Württemberg ist
einö solche Bildung sehr verbreitet, in gleicher Weise sah ich
sie zu Hettange bei Thionville (Moselle). Ist der Auswaschungs-
prozess sehr weit gegangen , so bleibt nur noch ein weicher
gelber Sandstein zurück (Göppingen). Die zahlreichen Muscheln
sind in solchen Lagen nur als Steinkerne vorhanden, denn mit
der Wegnahme des Kalkes ging auch die Muschelschale verloren.
An der Basis der Angulatusschichten liegt gewöhnlich eine Nagel-
kalkbank (siehe §. 6.) so auf dem Birkenkopf bei Stuttgart, zu
Kemnath und Degerloch u. s. w., über derselben kommen mächtige
Tlione mit sandigen Cardinienbänken , gegen oben stellen sich
die harten Sandkalke ein, welche allmählig in die Bucklandi-
Schichten übergehen. Die ganze Abtheilung, in welcher Amm.
angulatus auftritt, ist meistens ziemlich mächtig und überschreitet
bisweilen 30 — 40 Fuss, bildet demnach in Süddeutschland ein
Hauptglied des untern Lias.
In den obern Lagen des Amm. angulatus finden sich ein-
zelne Bänke, welche auf ihrer untern Seite, mehr oder weniger
deutlich Erhabenheiten zeigen, die für Pflanzenreste (Fucoiden)
gehalten werden. Auch die aus dem Coburgischen schon längst
bekannte Bank m\i* Aster las lumbricalis Goldf. . welche dort an
verschiedenen Orten vorkommen soll, liegt in Württemberg in
der Region des Amm. angulatus und wurde in der letzten Zeit
von H. Maschineninspektor Sc hu 1er in dem Liassandstein von
Hüttlingen bei Wasseralfingen aufgefunden. Als weiteres häufiges
Vorkommen bezeichne ich die Stiele eines Pentacriniten , den ich
in den Registern als Pentacrinus angulatus angeführt habe,
— 151 —
da er bis jetzt noch nicht benannt wurde '■'). Im Allgemeinen
steht der Speciesreichthum der Angulatuschichten von Süddeutsch-
land dem mancher andern Länder nach, doch geflügen die Vor-
kommnisse immerhin um die Zone paläontologisch zu bestimmen.
Im Anhange (§. 14.) habe ich die Erfunde der einzelnen Arten
welche bis jetzt in Schwaben gemacht wurden, für jede Specics
angegeben und mit denen von Halberstadt, Hettange u. s. w.
zusammengestellt, doch lässt sich für später noch manche Er-
gänzung hoffen, da einzelne Localitäten, wie z. B. Göppingen,
eine Ausbeute auch für die selteneren Arten versprechen. Das
häufige Auftreten der wichtigsten und constantesten Species dieser
Zone (Amm. angulatusj erleichtert besonders in Schwaben ihr
Auffinden und ihre Begrenzung bedeutend für alle die vielen
Punkte, an welchen seine Schichten entblösst sind.
Frankreich: Zu Thoste und Bauregard bei Semur (Cote
d'Or.) wird die Zone des Amm. angulatus durch eine 6 — 8 Fuss
mächtige Schicht von Thoneisenstein gebildet. Letzterer
besteht aus feinen Körnern (grains milliaires) von Rotheisenstein
mit einem eisenhaltenden Thone als Bindemittel. Die Erze haben
einige Aehnlichkeit mit dem Thoneisensteine von Aalen und
Wasseralfingen , sind aber noch thonreicher. Die organischen
Reste, welche man darin findet, beschränken sich meist auf die
bekannten Species der Angulatusschichten, besonders häufig kom-
men in Eisenglanz verwandelte Astarten und Cardinien (Card.
Listein, crassiuscula) vor. Die Erze werden ausgegraben und
mit Erfolg für die Schmelzereien ausgebeutet. Etwas höher fand
ich dort ziemlich unregelmässig liegende Arcuatenkalke mit Tho-
nen. Bilden Kalke das Dach der Erze, so werden letztere berg-
männisch gewonnen, liegen aber nur Thone darauf, so sind
förmliche Steinbrüche eröffnet.
In Schwaben verdient die in neuerer Zeit von H. Fabrikant
•) Pentacrinus angulatus lässt sich von Pentacr. tuberculatus durch
seine schärfere eckigere Form unterscheiden. Mau findet an vielen Punkten
einzelne Säulenglieder, vollständigere Exemplare dagegen kenne ich nicht,
doch scheint die Species durch ihr constantes Vorkommen in der bestimmten
Zone Interesse zu verdienen , wesshalb ich sie nicht unberührt lassen wollte.
— 152 —
Deffner in der Zone des Amm. angiilatus aufgefundene Thon-
eisensteinschichte grosses Interesse wegen ihrer genauen
üebereinstimmung mit den Erzen von Thoste und Beauregard. Die
Lage soll nach den mündlichen Angaben H. Deffners zu Aich-
schiess auf dem Schurwald in einer Mächtigkeit von ungefähr
3 Fuss entwickelt sein. Ein Handstück, welches ich davon sah,
zeigt oolithische Bildung, wie ich sie bei manchen Proben der
Erze von Thoste und Beauregard bemerkte ; ganz ähnlich wie
die letzteren führt die Thoneisensteinschicht des Schurwaldes
zahlreiche Cardinien, Astarten u. s. w. Eine gleichfalls eisen-
reiche Lage, welche jedoch nicht dieselbe Üebereinstimmung mit
dem französischen Vorkommen zeigt, kommt in den Umgebungen
von Wasseralfingen vor. Petrefacten sind bis jetzt keine darin
gefunden worden, auch ist dieselbe zu wenig mächtig, als dass
man sie zur Gewinnung von Eisen mit Nutzen ausbeuten könnte.
In den nächsten Umgebungen von Semur (Cote d'Or) nimmt
Amm, angulatus einen mächtigen Horizont ein , das Gestein,
aus welchem die Muscheln mit Schale herauswittern, wird von
den Arbeitern „Foie de veau" (Kalbsleber) genannt, ein Aus-
druck, dessen sich auch die dortigen Geologen bedienen. Ich
fand darin eine grosse Zahl der oben aufgeführten Leitmuscheln,
damit kommen zahlreiche Korallen vor, welche jedoch auch in
den schwäbischen Bildungen gleichen Alters nicht fehlen. Buck-
landischichten überlagern die Abtheilung.
Ganz ähnliche Verhältnisse traf ich im Depart. de l'Yonne,
zu Avalion. In der Sammlung des H. Moreau daselbst , sah
ich den ächten A??im. angulatus (das Originalexemplar zu Amm.
Moreanus d'Orb.) in einem sandigen Gesteine. Amm. planor^his
liegt in jener Gegend tiefer, dagegen die Bucklandi- und Arcuaten-
Kalke darüber.
Die reichste Localität für die Fossile der Angulatusschichten
istHettange bei Thionville (Moselle) ; die Zahl der bis jetzt in
diesem Formationsgliede gefundenen Species reicht nahe an 200,
wir haben ihre Beschreibung in Bälde in einer Monographie
M. Terquem's aus Metz zu erwarten. Es kann kein Zweifel
über die Schichtenstellung des Gres de Hettange vorwalten, denn
— 153 —
neben Amtn. angidatus finden sich alle die charakteristischen
Muscheln seiner Lage beisammen. Die mineralogische Be-
schaffenheit dieser Zone im Mosel - Departement hat viele Ueber-
einstimmung mit den Bildungen gleichen Alters der Gmünder und
Göppinger Gegend. Es sind dicke Sandsteinbänke von gelblicher
Farbe, welche im Innern noch einen blauen kalkhaltigen Kern
besitzen.
Schwieriger sind die Verhältnisse dieser Zone im untern
Lias von Luxemburg zu erklären. Omalius hat den Marne
de Jamoigne von dem höher liegenden Gres de Luxem-
hourg unterschieden. Dewalque und Chapuis haben dieselbe
Eintheilung beibehalten und eine Beschreibung der vorkommenden
Fossile gegeben. Sie stellen den Amm. anguJatus in den Marne
de Jamoigne, auch soll Gryphaea arcuata hier beginnen. Der Marne
de Jamoigne muss demnach das gleiche Alter mit unsern Angula-
tusschichten haben, scheint dieselben aber nicht völlig zu ersetzen,
denn wahrscheinlich nimmt gegen oben der Luxemburger Sand-
stein auch noch an der Bildung Theil. Littorina dathrata
(Chemnitzia atiena) Cerithium conforme , Cardinia concmnaj
crassiuscula u. s. w., welche in dem Gres de Luxemhourg auf-
gezählt werden, gehören noch in die Zone des Amm. angidatus.
Andererseits zeigen dagegen die Arten: A7n7n. hisidcatus, Cony-
bearij Lima gigantea u. s. w., w^elche Dew. und Chapuis * für
den Gres de Luxembourg angeben, dass ein Theil des letzteren
durch Bucklandischichten gebildet wird, wodurch sich die nach-
folgende Stellung beider Ablagerungen rechtfertigen lässt:
,, ^„ . , . . [Bucklandischichten.
(ires de Luxembourg = L
[t)berregion des Amm. angulatus.
... [Untere und mittlere Angulatusschichten.
\Iarne de Jamoigue = ^^ u- w i v i u- -a
[(Schichten das Amm. planorbis .'')
Der Gres de Luxemhourg ist demnach wesentlich ein
anderes Formationsglied als der Gres de Hettange. Der
Luxemburger Sandstein wird durch Bucklandibänke gebildet, und
es scheint bloss in seinem unteren Theile Amm. angulatus mit
* Mem. Luxemb. pag. 272.
Württemb. naturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft. 11
— 154 —
einigen andern Leitmuscheln dieser Zone vorzukommen, während der
Gres de Hettange einzig und allein durch Angu 1 atus schichten
gebildet wird. Der unter dem Luxemburger Sandstein vorkom-
mende Marne de Jamoigne ist eine thonige Bildung, welche das
Hauptlager des Ammonites angulatus darstellt. Amm. planorbis
ist zwar noch nicht aus jener Gegend bekannt geworden, sollte
er sich jedoch finden, so müsste er in den untern Lagen des
Marne de Jamoigne vorkommen.
In England ist die Zone des Amm. angulatus wenig
entwickelt, der Ammonit selbst gehört zu den Seltenheiten. Die
meisten Exemplare, welche man dort in den Sammlungen findet,
stammen aus Yorkshire und wurden von Phillips aus jener
Provinz als Amm. anguliferus beschrieben. Ich erhielt ihn zu
Robin Hoods Bay südlich Whitby in einem Gestein, das den
blauen Sandkalken von Vaihingen gleicht, konnte aber die an-
stehende Schichte nicht auffinden, da das Meer gewöhnlich seine
Zone bedeckt.
Im Norden von Irland scheint die Schichte gleichfalls vor-
zukommen, und zwar an der Küste von Porthrush (Londonderry),
von welcher Localität ich ein deutliches Exemplar des Amm.
angulatus in der Sammlung des H, Prof. Morris sah.
Die Insecten, welche im untern Lias Englands und der
Schweiz gefunden werden, scheinen in die Zone des Amm. angu-
latus zu gehören. Das Lager der englischen und schweizer Vor-
kommnisse stimmt zwar im Allgemeinen überein, doch sind noch
keine genaueren Angaben über das Alter der Schichten vorhanden.
In Murchison's Geol. of Cheltenh. pag. 47 u. 48, wird eine
27 — 30 Fuss über dem Bonebed von Coomb Hill und Wainlode
Cliff (Gloucestershire) auftretende 3 — 6 Zoll dicke Kalkbank als
„Insect Limestone" hervorgehoben und auf tab. 9. ein Theil der
gefundenen Insectenflügel abgebildet. Annähernd dieselbe Posi-
tion sollen die zu Müllingen im Kanton Aargau vorkommenden
Insectenreste einnehmen. Osw. Heer (Geol. Vortr. März 1852)
hat die interessanten Verhältnisse mitgetheilt. Ueber dem Keu-
per und unter den Arietenschichten liegen weiche grauschwarze
Mergel, wechselnd mit härteren Bänken. In den feinen Mergeln
— 155 —
wurden 70 Arten von Insecten in vielen Exemplaren gefunde)i,
in Begleitung von Pflanzen , Echinodermen u. s. w. Alles in
bester Erhaltung. Das verwitterbare Gestein wird zur Düngung
der Wiesen verwendet. Die härteren Bänke schliessen Reste von
Mollusken ein, die bis jetzt zwar noch nicht bestimmt wurden,
durch deren Untersuchung sich aber eine schärfere Feststellung
der Insectenzone hoften lässt.
Die Schichten des Ammonites Buckhmdi.
Synonymik: Blue Llas (pars sup.), William Smith. 1815,*
dessgl- de la Beche , 1829. Geol. Trans. 2 Ser. 2. Bd. Gryphitenkalk
Stahl, 1824. Correspondenzblatt des würtemh. landw. Vereins, pag. 12.
Grypliitenkalkstein. v. Alberti. 1826. Die Gebirge des Königreichs
Würtemberg, pag. 121. Llas kalk v. Mandelsloh, 1834. Geognostische
Profile der schwäbischen Alp. pag. 28. Calcaire ä Gryph^e arquee
(pars), Dufr. et Elie de Beaumont. Gres de Luxenibourg (pars sup.)
Omalius. Arcuatenkalk, Qnenstedt. (Pflzenmayer, 1853. Zeitschrift der
deutschen geologischen Gesellschaft, tab. 16.)
Paläontologie: Die leitenden Arten der Bucklandischichten
sind folgende :
Ammonites Bucklandi, bisulcatus.
55 rotiformis, Sinemuriensis.
„ Conybeari, liasicus.
,, Kridion, spiratissimus.
Belemnites acutus fehlt hier noch, dagegen findet man ihn
in einer besondern Lage über den vorigen Arten. Er gehört in
die oberen Bucklandischichten, welche sich in Württemberg als
besondere Zone abtrennen und durch folgende Spezies charakteri-
sirt werden:
Ammonites geometricus, Sauzeanus.
„ laevigatus, Gmündensis.
„ Scipionianus. Belemnites acutus.
Ausserdem ist eine Anzahl von Species anzuführen, welche
zwar für die Region des Amm. Bucklandi von Bedeutung sind,
Will. Smith , 1815 a Memoir to the Map and delineation of the
strata of England n. s. w.
11*
— 156 —
von denen einzelne aber auch in höheren und tieferen Schichten
vorkommen :
Nautilus striatus.
Pleurotomaria polita.
„ similis.
Lima succincta.
Avicula Sinemuriensis.
Pecten Hehli.
„ textorius.
Gryphaea arcuata.
Spirifer verrucosus.
„ Walcotti.
Terebratula Rehmanni.
Rhynchonella variabilis.
Pauopaea liasina.
Pholadomya glabra.
(Goniomya) Sinemuriensis.
Pinna Hartmanni.
Mytilus decoratus.
Lima gigantea.
„ pectinoides.
Gestcinsbcscliaffenlieit, Verbreitung, paläontologiscLe Re-
sultate. Im südwestlichen Deutschland. Die Schichten
des Amm. Bucklandi besitzen nur eine geringe Mächtigkeit, zeich-
nen sich aber, wie anderwärts, so auch hier, durch zahlreiche
organische Reste aus, mit deren Hülfe sie sich immer leicht er-
kennen lassen. Gewöhnlich werden sie durch einige Kalkbänke
gebildet, welche mit grauen Letten oder Thonen wechsellagern,
in denen sich Gryphaea arcuata in unzähligen Exemplaren findet.
Gegen unten gehen sie in die Schichten des Amm. angulatus
über, gegen oben werden sie durch die Bank des Pentacrinus
tuberculatus je nach den verschiedenen Localitäten mehr oder
weniger scharf begrenzt. Ich nenne vorerst diese ganze Zwi-
schenlagerung Bucklandischichten , obwohl späterhin eine noch-
malige Abtrennung nöthig sein wird, und zwar aus folgenden
Gründen. Bei dem paläontologischen Theile dieses Paragraphen
wurde angegeben , dass sich in den sogen. Bucklandischichten
zweierlei Lagen unterscheiden lassen, eine untere mit Amm.
Bucklandi, Conybeari u. s. w. , und eine obere mit Amm. geo-
metricus und Sauzeanus, in welcher Bei. acutus beginnt. Diese
Abtrennung lässt sich an manchen schwäbischen Bildungen aus-
führen. Selten sind zwar die Punkte zu treffen , an welchen
beide Lagen mit gleicher Deutlichkeit vorhanden sind, dagegen
können durch vereinzelte Untersuchung der einen oder der an-
dern, die Unterschiede beider wohl aufgefunden werden. Längst
— 157 -
bekannte Orte, an welchen die untere Lage entwickelt ist, sind
die Brüche auf den Fildern , bei Vaihingen, Möhringen, Bern-
hausen. Amm. Bucklandi, Conybeari, rotiformis, spiratissimus,
Pinna Hartmanni u. s. w., kommen daselbst zahlreich und sehr
bezeichnend vor, während die Fossile der obern Lagen, beson-
ders aber Bei. acutus in den meisten dieser Steinbrüche fehlen.
Das Profil Nr. 6. gibt den kleinen Durchschnitt der untern
(oder eigentlichen) Bucklandischichten , welche hier für sich eine
Zone bilden. An andern Punkten , wie zu Krummenacker bei
Esslingen, zu Baltmansweiler bei Plochingen, zu Göppingen u. s.w.,
sind auch die obern Lagen aufgeschlossen. In denselben tritt,
wie schon erwähnt wurde, Belemn. acutus zum ersten Male auf,
was nicht nur von allgemeinem Interesse ist, sondern speciell
auch für die Unterscheidung der Schichten dadurch* wichtig wird,
dass er sogleich mit dem ersten Erscheinen durch sein zahlreiches
Auftreten in die Augen fällt. Die mit ihm vorkommenden Ce-
phalopoden unterscheiden sich von den tiefer liegenden Arten ;
einige derselben habe ich oben aufgezählt, andere sind noch un-
bestimmt ; ausserdem kommen z. B. zu Krummenacker noch Spi-
rifer Walcotti, Rhynchonella variabilis, Terebratula Rehmanni,
Grv^haea arcuata, Ostrea arictis, Anomya, Lima, Cardinia u. s. w.
vor. Ich nannte in der Zusammenstellung Nr. 1. §.4. diese
obern Schichten vorläufig Zone des Amm. geometricus,
nach der bezeichnendsten ihrer Species, lasse diess aber vorerst
bloss für Schwaben gelten , da mir bestimmte Vergleichungen
dieser Bildungen in andern Ländern fehlen. Ich glaube sicher
an die Möglichkeit einer ähnlichen Abtrennung und Spaltung
der Bucklandischichten für Frankreich und England , denn an
verschiedenen Localitäten dieser Länder sah ich die wichtigsten
Fossile der beiden Lagen , doch hatte ich bei meinen frühern
Beobachtungen eine Unterscheidung derselben nicht berücksich-
tigt , * und die Schichten zwischen Amm. angulatus und Penta-
* Das Gleiche gilt für die Bucklandischicbten der Umgebungen von
Gmünd und von Füzen am Randen , woselbst zwar die charakteristiscben
Arten, besonders der obern Lagen, zahlreich vorkommen, für welche Gegenden
aber eine Theilung der Zone des Amm. Bucklandi in zwei Hälften an Ort
und Stelle noch nicht ausgeführt wurde.
— 158 —
crinus tuberciilatus als zusammengehörige Zone betrachtet , so
dass ich diese Abtrennung hier bloss für die Bildmigen einzelner
Localitäten Württembergs nachtragen kann, im iVUgemeinen aber
unter Bucklandischichten noch die vereinigten beiden Zonen ver-
stehen muss, in deren Oberregion jedoch Amm. Bucklandi wahr-
scheinlich durchgehend fehlt.
Die Schichten des Amm. Bucklandi stehen mit denen des
Amm. angulatus in einer gewissen Verbindung , d. h. an der
Grenze beider liegen Bänke, in denen Amm. angulatus in Ge-
sellschaft ächter Arieten vorkommt ; diess hindert jedoch die
Unterscheidung beider Horizonte nicht, denn Amm. angulatus geht
nie in die eigentlichen Bucklandibänke über, wie andererseits die
ächten Arieten sich in den tieferen Schichten des Amm. angu-
latus noch nicht finden.
Nr. 6.
Thone mit Gryphaea arcuata.
S
^■
SD
es
2 — 3' zerklüftete Kalksteine. Schichte des Amm. Hucklandi,
Conybeari, rotiformis etc. Gryphaea arcuata.
1' gelbe Letten.
4' graue Thone. Gr. arcuata.
1' Blaue harte Kalke. Amm. angulatus erstes Auftreten
1' der Arieten.
^. , „ „,, .11 . Gryphaea arcuata.
6' hellgraue Thone. Geoden mit . '^
Amm. angulatus.
8" blaue Kalkbank.
6' dunkelgraue Thone.
3' hellblaue harte Kalke. Pflastersteine für Stuttgart An)m.
angulatus.
Thone.
— 159 —
An dem bei Vaihingen unweit Stuttgart von mir aufgenom-
menen Profile Nr. 6. sieht man die mittlem und obern Angu-
latusschichten in einer Mächtigkeit von 18 — 20', bedeckt von den
Bänken des Amm. Bucklandi. Das Profil ist von den grossen
Steinbrüchen genommen, welche für Gewinnung des Stuttgarter
Pflastersteins ausgebeutet werden. Zu unterst liegt eine 3 Fuss
mächtige harte Kalkbank, welche eben diesen Pflasterstein liefert.
In ihr kommen grosse Exemplare von Amm. angulatus einige
Panopaen und Pholadomyen sonst aber wenig Anderes vor.
Darüber folgen 12 Fuss Thone mit einer Kalkbank in der Mitte
und mit vielen unregelmässig vertheilten Geoden. In letzteren
finden wir eine grosse Zahl der für die Schichten des Amm.
angulatus charakteristischen Fossile. Ausserdem shid die Thone
ganz durchdrungen mit schlecht erhaltenen Exemplaren von Gry-
phaea arcuata. Ueber den Thonen folgen 2 blaue Kalkbänke
von je 1 Fuss Mächtigkeit. Sie scheinen die Uebergänge zu
den Arietenschichten zu bilden, denn neben Amm. angulatus,
Pinna Hartmanni u. s. w. kommen hier schon junge Exemplare
von Amm. Conybeary, Amm. Kridion u. s. w. vor. Noch ein-
mal folgen graue Thone, dann ändert sich plötzlich die Farbe
in die gelbe, die Thone werden fetter und in denselben liegen
ziemlich unregelmässig geschichtet und verschieden dick die Bänke
des Amm. Bucklandi. Dieselben sind ganz gefüllt mit grossen
und kleinen Exemplaren von Arieten , daneben kommen zahl-
reiche Muscheln vor, so dass die Steine von organischen Resten
vollständig durchdrungen sind.
Ganz ähnliche Verhältnisse zeigt der untere Lias zwischen
Hechingen und Spaichingen. Interessant war mir eine Mitthei-
lung meines Freundes Dr. Fraas über die Bezeichnung, welche
die Arbeiter in jener Gegend den einzelnen Bänken nach ihrer
mineralogischen Beschaffenheit geben, siehe auch §. 13. Profil.
Sie nennen die untere Lage des Amm. angulatus „Blauklötz-
len;" es sind harte, blaue, wenig verwitterbare Steine, wie die
in Vaihingen vorkommende analoge Schichte der Stuttgarter
Pflastersteine. Etwas höher liegt eine zweite blaue Bank,
„Kupferfels^ genannt, da die Peripherie der Stücke beim Ver-
- 160 ~
wittern eine braunrothe Farbe annimmt. Die Bucklandibänke,
welche oben liegen, werden von den Leuten „Schneckenfels"
genannt, weil auch in jener Gegend diese Schichte ganz gefüllt
ist mit Ammoniten, Nautilen u. s. w.
lieber den Bucklandibänken liegen an vielen Localitäten nur
noch Letten mit Gryphaea arcuata , dann folgt die Ackerkrume.
An Orten, wo auch noch die höheren Schichten des untern Lias
anstehen, wo also die Bucklandibänke nicht gerade unter der
Erdoberfläche liegen , sind die Kalke fester und weniger ver-
wittert, es folgen dann gewöhnlich mehrere Bänke übereinander,
von welchen die höheren neben Belemnites acutus, die für die
obere Zone characteristischen Arten einschliessen. Immerhin
sind aber die untern Lagen die reichsten ; so entblösst zwischen
Dusslingen und Ofterdingen ein Bach die Schichten des Amm.
Bucklandi, man findet eine abgewaschene blaue Bank, die, wie
gepflastert mit riesigen Exemplaren des Amm. Bucklandi, ganz
von denselben oder ihren Abdrücken bedeckt ist.
Wie an obigen Localitäten, so finden sich auch anderwärts
die Bucklandischichten mit denselben Eigenthümlichkeiten. Es
sind beinahe überall blaue Kalke mit untergeordneten lettigen
Lagern. Gryphaea arcuata bildet bisweilen abgesonderte Bänke,
oder füllt die Thone an, sie findet sich in unzähliger Menge,
und hat hier ihre höchste Entwicklung erreicht. Die Schichte
wurde desshalb sowohl nach ihrem Genus- als Species- Namen
getauft. Gryphiten- oder A r c u a t e n kalke sind vielgebrauchte
Ausdrücke. Doch geht, wie ich früher schon angeführt, Gryphaea
arcuata auch in andere Schichten über und bildet in tieferen
Regionen oft sehr beträchtliche Lagen. Wir können desshalb
den Namen Arcuatenkalke nicht auf den engeren Horizont, wel-
chen wir hier im Auge haben, anwenden, sondern müssen einen
andern wählen. Arietenkalke ist gleichfalls eine Benennung,
deren man sich häufig bedient, welche aber desshalb nicht be-
zeichnend ist, weil auch die Ammoniten der Obtususschichten
sämmtlich Arieten sind. Am passendsten wählt man wohl den
Namen Bucklandischichten nach dem in der ganzen Ab-
theilung häufigsten Ammoniten , da seine Form zu den be-
~ 161 -
zeichnendsten in der Familie der Arielen gehört , und er an
Stellen, wo sein Formationsglied aufgedeckt ist, nur selten fehlt.
Vorerst verstehe ich unter dieser Bezeichnung die Gesammtheit
der Niederschläge zwischen Angulatus- und Tuberculatusschichten,
wogegen die Zone des Amm. Bucklandi auf die untern Lagen
reducirt werden müsste, sobald durch weitere Vergleiche enie
bestimmtere Abtrennung derselben gegen die Zone des Amm.
geometricus durchgeführt werden würde.
Die Mächtigkeit der Bucklandischichten ist, wie schon er-
wähnt, meist geringer, als die der Angulatusbänke. In Schwaben
bedecken beide FormationsgHeder sowohl grössere Flächen, als
einzelne Hügel und bilden am nördlichen Fusse der Alp einen
breiten Strich, der sich von Ellwangen aus in südwestlicher
Richtung bis an den Randen hin fortsetzt, im Allgemeinen ist
jedoch die Ausbreitung der Angulatusschichten grösser, als die
der Bänke des Amm. Bucklandi, da letztere besonders an den
Rändern und an den Ausläufern der Hügel häufig fehlen. Auch
in Frankreich haben diese Bildungen eine ziemliche Verbreitung,
nur mit dem Unterschiede, dass in manchen Gegenden die übri-
gen Schichten des untern Lias als feste blaue Kalke noch
darauf liegen, während dieselben, durch Thone vertreten, erst am
Fusse der Hügel und Gebirge anstehen.
Die Bucklandischichten in Frankreich. In der Nor-
man die ist der ganze untere Lias schwach vertreten, die Buck-
landischichten fehlen zwar nicht, sind aber nur untergeordnet
vorhanden , so dass bis jetzt bloss Andeutungen davon nachge-
wiesen werden konnten.
Mächtig entwickelt findet man dagegen den untern Lias
von Luxemburg an über Metz und Nancy bis nach Burgnnd.
Das Auftreten der Bucklandischichten in Luxemburg (Gres de
Luxembourg, oberer Theil) und im Dep. der Mosel habe ich
schon bei der vorigen Abtheilung erwähnt. Bei Nancy sind die
Schichten des Amm. Bucklandi schwer zu trennen von den da-
rüber liegenden blauen Kalken mit Gryphaea obliqua, welche
letztere Bildungen schon der Oberregion des untern Lias angehören.
Das Gleiche findet bei dem Liasstriche statt, welcher sich von
— 162 —
Burgund aus durch die Departs. de l'Yonne und Nievre bis
eher erstreckt. Bei Semur (Cote d'Or.) findet man in den blauen
Kalken über den Angulatusschichten alle die characteristischen
Arielenarten Amm. Bucklandi, Conybeari, rotiformis, Kridion, Sci-
pionianus, multicostatus mit Gryphaea arcuata zusammen. Gleich
darüber lagern sich Amm. Birchi, Bei. acutus und Pentacrinus
tuberculatus, doch trifft man leider in den dortigen Localsamm-
lungen keine Abtrennung der Vorkommnisse dieser höhern Region,
so dass bei einem kurzen Besuche genauere Profile mit jeder
einzelnen Species schwer zu erzielen sind. Zu Thoste und
Beauregard zwischen Semur und Avallon (Yonne) liegen Arieten
und Arcuaten gleich über den Eisenerzen des untern Lias. Zu
Avallon selbst, wo jedoch die Eisenerze fehlen, haben die Buck-
landischichten dennoch die entsprechende Position über den
Angulatuskalken. Sie sind gefüllt mit unzUhhgen Exemplaren
von Gryphaea arcuata, und lassen sich scharf abtrennen von
der darüber folgenden Region des Pentacrinus tuberculatus, Be-
lemnites acutus und Gryphaea obliqua.
Der Liasfleck am rechten Ufer der Saone (Rhonedeparte-
ment) enthält gegen unten mächtige Ablagerungen des mittlem
und Obern Sinemurien, welche dort durch blaue Kalkbänke ge-
bildet werden. Fährt man von Lyon aus die Saone aufwärts
bis Couzon und übersteigt den Mont d'Or., so findet man in dem
Thale jenseits Couzon die Schichten von dem mittlem Jura an
herab bis unter die Region des Amm. Bucklandi. Unten sind
Steinbrüche eröffnet, in welchen mächtige blaue Platten ausge-
beutet werden, die ganz aus einer iVrcuatenbreccie bestehen.
Aramoniten sind zwar selten, doch deutet die Masse, in welcher
obige Muschel in den ziemlich mächtigen Kalken angehäuft ist,
auf das gleiche Alter mit den schwäbischen Arcuaten und Buck-
landischichten hin. üeber der Arcuatenbreccie stellen sich an
jener Localität blaue Kalke mit Pentacrinus tuberculatus, Be-
lemnites acutus und Gryphaea obliqua ein, welche schon in das
obere Sinemurien gehören.
England: Nicht minder ausgeprägt, als an den genannten
Localitäten in Deutschland und Frankreich finden sich die Schieb-
— 163 —
ten des Amm. Biicklandi in England. Schon im Jahre 1815
bezeichnete sie William Smith als blue Lias, doch begriff er
unter diesem Namen auch tiefer liegende Schichten mit ein ;
dessgleichen de la Beche, in dessen Profilen von Lyme Regis
Geol. Trans. 2 Ser. 2. Bd. tab. 3. , sämmtliche Niederschläge
zwischen AVhite Lias und Obtususschichten — blue Lias genannt
werden. An der Küste von Lyme Regis (Dorsetshire) bildet der
blue Lias ein System von \(, — 1 Fuss dicken, grauen Kalkbänken,
welche regelmässig mit etwas stärkeren Lagen von bläulichem
Thone wechseln. Die Kalke werden in grossen Massen ausge-
graben, an Ort und Stelle zu Cement gebrannt und als gewinn-
bringender Artikel nach allen Richtungen hin verschifft. Die
50 — 70 Fuss mächtige Oberregion des blue Lias hat dasselbe
Alter wie unsere Bucklandischichten, denn Ammonites Bucklandi
Conybeari, rotiformis, Lima gigantea füllen die Bänke ganz an,
während ich in den dazwischen liegenden Thonen Gryphaea
arcuata zahlreich fand, üeber diesem System von Kalkbänken
folgen mächtige Thone, in welchen Amm. Bucklandi nicht mehr
vorkommt; sie bilden schon die Saurier und Fischschichten, d. h.
die Region des Pentacrinus tuberculatus. An andern Punkten
von Dorsets- und Somersetshire scheinen ähnliche Verhältnis><e
vorhanden zu sein, nach den Petrefacten zu schliessen, welche
ich von Taunton, Watchet u. s. w. sah.
Zu Bath (Wiltshire) fand ich die Bucklandischichten in der-
selben Position mid mineralogisch ganz so beschaffen, wie unsere
schwäbischen Bildungen. Es sind blaue, beim Verwittern gelb
werdende Kalke mit Amm. Bucklandi und Conybeari, Lima
gigantea, Gryphaea arcuata u. s. w. Sie werden dort in Masse
ausgegraben und zum Beschlagen der Strassen verwendet.
Sehr verdeckt ist das Bett des Amm. Bucklandi in Glou-
cestershire, denn die Thonformation des untern Lias breitet sich
dort an den meisten Localitäten über die tiefern Schichten aus.
Es scheinen die festeren Kalkbänke zu fehlen , doch zeigt die
Beschreibung, welche Strickland (1845. Murch. Geol. of
Chelten.) über die Species des untern Lias gibt, dass schon
— 164 —
damals einige Andeutungen der betreffenden Schichte aufgefun-
den waren.
An der Küste von Yorkshire kommen zwar die grossen
Exemplare von Amm. Bucklandi gewöhnlich nicht vor, dagegen
erhielt ich aus dem untern Lias von Robin Hoods Bay eine
Anzahl kleinerer Arietenarten , welche mir hinlänglich bewiesen,
dass die Schichten, welche der Zone des Amm. Bucklandi ent-
sprechen, hier nicht fehlen.
5) Die SchichleQ des Ventacrinus tubercidatus.
§. 9.
SyUOliyilUk 5 Hauptpentacrlnitenbank des untern Lias,
Queust. 1843, Flözgeb. pag. 152. Saurian-beds? Strickl. 1845, Murch.
Geol. of Cheltenh. pag. 49. Lumachelle de Pentacrinites basalti-
formis, Marcou, 1846, Rech, sur le Jura salinois, pag. 47. Pentacrini-
tenbank. Quenst. (Pflzenmayer, 1853. Profil tab. 16. Zeitschr. der deutschen
geol. Gesellsch.) Marne de vStrassen, Dewalque und Chapuis, Luxem-
bonrg, pag. 11.
Paläontologie : Hauptlager der P 1 e s i o s a u r e n , I c h-
thyo sauren, Fische und Sepien von Lyme Regis und
andern Punkten in Dorset und Somersetshire. Leitende Species:
Ammonites Bonnardi, Amm. Turneri.
Belemnites acutus, Gervillia lanceolata.
Inoceramus Faberi, Acrosalenia minuta.
Pentacrinus tuberculatus.
In der Oberregion der Tuberculatusschichten treten Amm.
planicosta und Birchi, sowie Gryphaea obliqua zum
ersten Male auf. Weitere Arten, wie Nautilus striatus, Spirifer
Walcotti, Rhynchonella variabilis, Ostrea arietis etc., finden sich
zwar an manchen Localitäten zahlreich in dieser Zone, kommen
aber auch in andern Schichten vor.
Gestciiisbcschaffculieit, Verbreitung und paläontologisclie
Kesultatc. Im südwestlichen Deutschland, üeber den
Bucklandischichten liegen an verschiedenen Localitäten Schwa-
bens feinblättrige, dunkelgefärbte, bituminöse Schiefer von geringer
Mächtigkeit. Sie haben viele Aehnlichkeit mit den Posidono-
— 165 —
myenschiefern des obem Lias, doch ist, abgesehen von der Ver-
schiedenheit der Fossile, ihre relative Lage eine tiefere, es kann
also keine Verwechslung stattfinden. Zwischen den Schiefern
scheiden sich blaue Kalkbänke aus, gefüllt mit Pentacrinus tu-
berculatus. Auf diese Weise ist die Zone, welche wir hier be-
trachten, in Schwaben gewöhnlich zusammengesetzt, manchmal
jedoch walten die Kalkbänke, im Vergleich zu den Schiefern
sehr vor, in welchem Falle dann die ganze Zone weniger in
die Augen fällt.
Sie zeichnet sich jedoch nicht allein durch ihre Gesteins-
beschaffenheit, sondern wesentlich durch die Eigenthiimlichkeit
ihrer organischen Reste aus, und bildet hiedurch einen markirten
Horizont, der den untern Lias in der Mitte durchzieht , und sich
auf grosse Entfernungen verfolgen lässt. Nichts destoweniger
ist es sehr schwierig, die Begrenzung der Zone gegen oben und
unten in allgemeiner Weise mit Schärfe durchzuführen. Die im
vorigen Paragraphen beschriebenen obern Lagen der Bucklandi-
schichten mit Amm. geometricus grenzen so nahe an die Schich-
ten des Pentacrinus tuberculatus , dass es bisweilen nicht
gelingen will, eine Trennung der Schichten nach ihren paläonto-
logischen Charakteren durchzuführen und man an manchen Loca-
litäten versucht wird, die Schichten des Amm. geometricus und
die des Pentacrinus tuberculatus als zusammengehörige Zone zu
betrachten. Doch findet man an andern Orten die Abtrennung
erleichtert, sowie überhaupt die Schichten des Amm. geometricus
mit denen des Amm. Bucklandi in engerem Zusammenhange
stehen, als mit den daraufliegenden. In der Oberregion der
Tuberculatusschichten findet man einige Arten, welche dieselben
mit der Zone des Amm. obtusus gemein haben, wie Amm. Birchi
und planicosta. An Orten, wo die Pentacrinitenschichten wenig
mächtig sind, wird z. B. Amm. Birchi als beständiger Bewohner
der Zone getroffen. Wie gegen unten , so findet denn auch
gegen oben eine Vermischung und ein Uebergang zu den an-
grenzenden Schichten statt, wodurch die allgemeine Feststellung
der Zone des Pentacrinus tuberculatus erschwert, die Ausdehnung
ihrer Schichten aber für manche Localitäten sehr verkürzt wird.
— 166 —
Es könnte die Frage entstehen , ob die Zone des Pentacrinus
tuberculatus nicht besser beseitigt, und den darüber und darunter
liegenden Schichten zugetheilt würde- Erwägt man aber , mit
welcher Beständigkeit sich die der Zone eigenthümlichen , inter-
essanten paläontologischen Verhältnisse in den verschiedenen
Ländern immer wieder einfinden, wie die Zone beinahe nirgends
ausbleibt und sich trotz der Uebergänge nach oben und unten,
sei es als Pe ntacrinitenbreccie , oder als Fisch- luid
Saurier- Bett bemerklich macht, so lässt sich einsehen, dass
einer der wichtigsten Horizonte verloren gienge, wollte man die
Zone mit einer angrenzenden zusammenstellen und verschmelzen.
Ich betrachte dieselbe desshalb als sichere Mittellinie . welche
den untern Lias durchzieht, und als markirter Horizont sowohl
durch ihre paläontologischen Verhältnisse, als auch durch ihre
in die Augen fallende Gesteinsbeschaffenheit an vielen Locali-
täten einen genauen Anhaltspunkt für die Orientirung darbietet.
Pentacrinus tuberculatus findet sich bisweilen in einer isolirten
Bank, häufiger jedoch gehen einzelne seiner Glieder in die be-
nachbarten Schichten nach unten und oben. Beinahe überall
zeichnet er sich durch zahlreiches Vorkommen aus. Typische
Localitäten dafür sind in Schwaben Ostdorf bei Bahngen,
Dusslingen, Bebenhausen, Krummenacker bei Esslingen, besonders
aber einzelne Punkte auf den Fildern, wo die Bucklandibänke
von noch weiteren Schichten bedeckt sind. Die bituminösen
Schiefer, welche man besonders bei Dusslingen schön entwickelt
sehen kann, enthalten kleine Echinodermen (Acrosalenia minuiaj
in grosser Zahl, damit finden sich Gervillia lanceolata, Inocera-
mus Faberi, sowie flachgedrückte Ammoniten, unter denen ich das
erstmalige Auftreten des Amm. Birchi und (planicosta ?) nochmals
hervorhebe. Noch deutlicher erhielt ich erstere Species in den
Tuberculatusschichten von Krummenacker bei Esslingen. Wegen
der Analogieen mit den Schichten gleichen Alters in Frankreich
und England, halte ich die in neuerer Zeit in den bituminösen
Schiefern von Dusslingen in der Zone des Pentacrinus tubercu-
latus gemachten Erfunde von Fisch- und Sauri erresten für
sehr wichtig und erwähne hier besonders als einen solchen das
— 167 —
Schädelstück eines Sauriers, der mit Ichthyosaurus mtermedius,
Conybeare übereinstimmt. Die Zähne und Kieferstücke von
Ichthyosaurus interraedius, welche ich aus dem untern Lias von
Lyme Regis mitgebracht , zeigen mit Bestimmtheit , dass das
schwäbische Vorkommen ganz zu der gleichen Species gehört.
Frankreich. Merkwürdig ist die Uebereinstimmung, welche
die Tuberculatusschichte von A vallon (Yonne) sowohl in mine-
ralogischer als paläontologischer Beziehung mit den schwäbischen
zeigen. Rechts von der Strasse, welche von Avalion nach Vassy
führt, finden sich viele Steinbrüche im untern Lias. Ich traf
hier die Bucklandischichten , über denselben wird das Gestein
schieferig. In den Schiefern liegen Bänke mit Pentacrinus tuber-
culatus , Belemnites acutus , Gryphaea obliqua , Spirifer Wal-
cotti u. s. w. Darüber finden sich wieder die blauen Kalke
des obern Sinemurien. In der Sammlung des Herrn Moreau in
Avalion sah ich ein Sauriergerippe, das aus den Tuberculatus-
schichten stammt, und welches Hr. Dr. Fraas, schon vor
mehreren Jahren bei einem Besuche in jener Gegend am glei-
chen Orte gefunden und in den Händen des Herrn Moreau zu-
rückgelassen hatte. Wie die Posidinomyenschiefer für den obern
Lias, so würden denn die Tuberculatusbänke für den untern die
Saurier und Wirbelthierreste liefern. Weitere Uebereinstimmung
beider Bildungen sind durch aufgefundene Fischschuppen, Pflan-
zen u. s. w. angedeutet, doch ist diese Schichte des untern
Lias in Deutschland und Frankreich noch zu wenig untersucht,
um nähere Details angeben zu können. Aehnliche Verhältnisse
wie bei Avalion finden sich bei Nancy (Meurthe) und Semur
(Cote d'Or.). Im untern Lias von Salins (Jura) hat Marcou
die Tuberculatusschichten mit Bestimmtheit nachgewiesen. Sie
liegen dort gleichfalls zwischen den Zonen des Amm. Bucklandi
und des Amm. obtusus.
England. Die Zone des Pentacrinus tuberculatus in
Dorsetshire, S omersetshire und Gloucestersh ire ver-
dient grosses Interesse wegen der zahlreichen Wirbelthierreste,
welche darin vorkommen. Die vier typischen Ichthyosaurusarten,
welche Conybeare Geol. Trans. 2 Ser. 1. Bd. tab. 15. abgebildet
— 168 —
hat: Ichth. platyodorij intermedius , communis und tenuirostris
stammen aus dieser Region des untern Lias von Lyme Regis,
sowie noch mehrere Arten, welche Richard Owen nachher
von derselben Localität beschrieben hat. Die Species der Tu-
berculatusschichten lassen sich von den Vorkommnissen des obern
Lias (Boll, Whitby u. s. w.) wohl unterscheiden, worauf ich
jedoch später noch zurückkommen werde. Bucklands Ptero-
dactylus macronix stammt mit den eben genannten Ichthyosaurus-
arten von der gleichen Localität und aus derselben Schichte. Das
Exemplar, welches im britischen Museum aufbewahrt wird, ist
wohl nur desshalb ein Unicum geblieben, * weil an andern Orten
die entsprechende Formationsabtheilung noch sehr wenig unter-
sucht wurde. Alle die Plesiosauren von Dorsetshire und
Somersetshire hatten ihr Lager in dem untern Lias an der Basis
der Obtususschichten, d. h. in der Region des Pentacrinus tuber-
culatus, dagegen kenne ich keinen Teleosaurus, der damit
gefunden worden wäre. So häufig letzteres Genus im obern
Lias liegt, so häufig ist Plesiosaurus im unteren. Wollen wir
Plesiosauren in Schwaben finden, so haben wir einfach die bitu-
minösen Schiefer des untern Lias, d. h. der Tuberculatusschichten
(Dusslingen, Bernhausen u. s. w.) auszubeuten, dort müssen sie
zahlreich vorkommen.
Zu Lyme Regis findet sich in der Zone des Pent. tuber-
culatus eine Bank mit Fischen, welche viele Aehnlichkeit mit
den Boller Vorkommnissen haben , die Genera sind dieselben,
doch scheinen bei genauerer Untersuchung die einzelnen Species
sämmtlich Verschiedenheit zu zeigen.
Am. Turneri, Sow. tab. 452. fig. 2. (non fig. 1.), Amm.
Bonnardi d'Orb? ist ein stäter Begleiter der Saurier von Lyme
und Watchet, ich sah einzelne Exemplare ganz bedeckt davon.
Im Uebrigen finden sich die oben angeführten Arten auch an
jenen Localitäten.
* Bis jetzt sah ich in den schwäbischen Sammlungen nur einen einzi-
gen Knochen eines liasischeu Pterodactylus . welchen H. Dr. Holder im
untern Lias der Filder (wahrscheinlich in Schichten von annähernd dem-
selben Alter) gefunden hat.
— 169 -
Die Saurianbeds von Gloucestershire (Brockeridge
Common) liegen nach den Messungen Stricklands 36 Fuss über
dem Bonebed. Die Conybearschen Ichthyosaurusarten aus dem
untern Lias von Lyme Regis kommen darin vor, dessgleichen
finden sich Plesiosaurusreste. Wenn schon die übrigen Angaben
Strickland's * nicht hinreichend sind, um die Schichte genau zu
fixiren, so scheint doch ihre relative Lage zum Bonebed keine
Widersprüche gegen die Einreihung der Saurianbeds von Glou-
cestershire in die Region des Pentacrinus tuberculatus zu bieten.
Aus Gloucestershire wurde, wie bekannt, Pentacrinus tuberculatus
zum ersten Male erwähnt. Parkinson, ((3rg. rem. IL Bd.
tab. 19. fig. 2.) bildet eine Krone davon ab, und gibt (pag. 258)
als Fundort Pyrton-Passage (Gloucestershire) an. Miller Crin.
hat ebendaher seinen Pentacrinus tuberculatus beschrieben. Die
Exemplare, welche ich im Bristol-Museum von Pyrton-Passage
sah, stimmen auffallend mit denen, welche an so vielen Stellen
in Frankreich und Deutschland gefunden, und welche mit Recht
überall als Pentacrinus tuberculatus bezeichnet werden. Ueber
die Lagerungsverhältnisse dieser Species zu Pyrton-Passage ent-
nehme ich aus neueren Notizen Folgendes. Dr. Wrigt aus
Cheltenham theilte mir brieflich mit — dass die Schichten von
Pyrton-Passage (Gloucestershire), welche auf obersilurischen Fel-
sen ruhen, dem untern Lias angehören und er daselbst mit Pen-
tacrinus tuberculatus noch Amm. bisulcatus, Gryphaea arcuata,
sowie Amm. obtusus gesammelt habe. Letztere 3 Species sind
leitend für die an das Tuberculatusbett zunächst angrenzenden
Schichten, es stimmen somit Dr. Wrights Angaben mit den
Verhältnissen des Continents. Weitere Bestätigung finde ich in
dem Aufsatze von Rev. P. B. Brodie ** über den untern
• Strickland, 1845. Murch. Geol. of Chelt. pag. 49. gibt den Amm.
planorbis als Bewohner der Saurianbeds au , was zweifelsohne der so häufig
mit Amm. planorbis verwechselte Amm. laevigatus sein dürfte, welcher auch
in andern Gegenden annähernd in denselben Schichten gefunden wird. Er
erwähnt ferner zwei Pentacriuitenspecies, von denen jedoch nicht bekannt ist,
ob eine derselben wirklich zu Pentacrinus tuberculatus gehört.
" Proceedings of the Cotteswold naturalists. Club. vol. I,
Württemb. uaturw. Jahreshefte. Apnl, 1856. 2s Heft. 12
— 170 -
Lias von Piirton* (Gloucestershire), er beschreibt pag. 241 u. 243
die Schichten des dortigen untern Lias als Thone mit Kalk-
bänken, in welchen Pentacrinus tuberculatus, sowie Amm. Buck-
landi, Pleurotomaria anglica (similis) und Gryphaea Macullochi vor-
kommen sollen. Wie anderwärts, so ständen denn auch in Glou-
cestershire die Schichten des Pentacrinus tuberculatus mit denen des
Amm. Bucklandi in enger Verbindung, was ziemlich bestim-mt
darauf hindeutet, dass auch hier die Tuberculatusschichten das-
jenige Alter besitzen, welches durch die allgemeine Zusammen-
stellung für die Zone des Pentacrinus tuberculatus in vergleichen-
der Weise festgestellt wurde.
6) Die Schichten des Ammo7Ütes obtusus.
§. 10.
Synonymik: Marston Marble, Sowerb. 1815, Min. Conch. Suppl.
Index zum ersten Band, zu Seite 167. Turnerithone (pars inf.)
Queust. 1843, Flözgeb. pag. 540. Amm onite-Be d in the lowcr Lias
Shale, Strickland 1845, (Murchis. Geol. of Cheltenh. pag. 43.) Turneri-
thone, Quenst. (Pflzeumayer 1853. Zeitschrift der deutschen geol. Gesellsch.
tab. 16.). Sable d'Aubange (pars inf.), Dewalque et Chapuis, Luxemb.
pag. 12.
Paläontologie: Hauptleitmuscheln der Obtususschichten :
Ammonites obtusus. 1 Panopaea crassa.
„ Brooki. ' Pholadomya Fraasi.
„ stellaris. I Cardinia hybrida.
„ ziphus. I Terebratula Causoniana.
„ Dudressieri. (Pentacrinus Briareus).
„ planicosta.
Die folgenden Species finden sich schon tiefer, setzen sich
aber in dieser Schichte fort.
Ammonites Birchi.
„ (planicosta ?)
Belemnites acutus.
Nautilus striatus.
Avicula Sinemuriensis.
Pecten textorius.
Gryphaea obliqua.
Spirifer Walcotti.
Rhynchonella plicatissima.
Terebratula Rehmanni, var.
Pyrton-Passage liegt bei Berkeley an der Mündung des Severn. Purton
bedeutet dasselbe und ist wahrscheinlich correcter.
— 171 —
Gesteinsbesebaffenlieit, Verbreitung, paiäontologlsehe Kc-
SUltate. Für Württemberg siehe das Profil §. 13. Nr. 7.
t^eber den Schichten des Pentacrinus tuberciilatus erhebt sich in
Schwaben eine Thonformation, welche an manchen Orten nahezu
100 Fuss Mächtigkeit erreichen kann und gegen oben durch
eine Kalkbank (Pholadomyenbank) * in der Art durchzogen wird,
dass sich die ganze Bildung leicht in eine obere und eine untere
zertheilen lässt. Die untern Thone einschliesslich der Phola-
domyenbank bilden in Schwaben den Typus der Obtusus-
schichten, während die darüber liegenden, weniger mächtigen
Thonbildungen , — durch ihre Fossile verschieden, — einem
andern Formationsghed zuzutheilen sind. In Schwaben ist es
die Strecke am Fusse der Alp, von Boll an bis gegen den Ran-
den hin, wo die Formation sich deutlich entwickelt zeigt; auf
der andern Seite von Boll in der Richtung nach Gmünd und
Ellwangen habe ich bloss Andeutungen davon auffinden können,
während von einer grössern Ausbreitung oder regelmässigen Ab-
lagerung dort keine Rede ist.
Die Obtususschichten stehen in Schwaben meist bloss in der
nächsten Nähe der höhern Gebirge an, die grössern Liasflächen
sind selten davon bedeckt, und nur stellenweise findet man sie
entfernter von dem Alpzuge, wie z. B. bei Plochingen, Oberesslin-
gen oder am Fusse der Hügel, welche die Filder begrenzen.
Das wichtigste Fossil dieser Abtheilung ist Ammonites
obtusus, Sow. (Turneri, Ziet.) **. Nahestehende Formen findet
man zwar schon in den obern Schichten des Pentacrinus tuber-
culatus, doch konnte ich den ächten Amm. obtusus noch nirgends
mit Bestimmtheit unterhalb der Thone und über der Pholado-
myenbank nachweisen.
In der ünterregion der Thone findet er sich verkiest, oben
in der Kalkbank kommt er in grösseren Exemplaren verkalkt
vor. State Begleiter sind in den untern Thonen: Amm. ziphus
• Pholadomyenbank, Fr aas 1846. Jahreshefte des württemb. naturw.
Vereins, pag. 205. (Erstmalige genaue Gliederung des obern Sinemurien.)
" Amm. Turneri, Sow. tab. 452. flg. 1, habe ich in Schwaben in der
ganzen Abtheilung nicht gefunden, siehe §. 14. Nr. 22.
12*
— 172 ~
Ziet. planicosta Sow. Bei. acutus Mill. In der obern Kalkbank
dagegen : Amra. Brooki, stellaris, Panopaea cra?sa , Pholadomya
Fraasi, Cardinia hybrida, Terebratula Causoniana u. s. w.
Obtususschichten in Frankreich siehe §. 12.
England. In Yorkshire fand ich die Obtususschichten
nicht nur in derselben Position wie in Schwaben , sondern auch
von ähnlicher Gresteinsbeschaffenheit. Zwischen Robin Hoods
Bay und Peak stehen am Fusse der Küsten wand und im Bette
des Meeres mächtige dunkle Thone an. Gerade in der Mitte
zwischen beiden Orten finden sich in den Thonen braune Geoden,
das Lager des Amm. obtusus. Mit ihm kommt Amm. Broocki,
Bei. acutus, Gryphaea obliqua, Cardinia hybrida vor. Darüber
setzen sich die Thone fort, enthalten aber andere Arten: Amm.
oxynotus und bifer, d. h. die Ammoniten des auch in Schwaben
darauf liegenden Formationsgliedes. Gegen unten fand ich keine
Veränderung, bis in das Niveau des Meeres, während unter dem
gewöhnlichen Wasserspiegel zu Zeiten, an welchen die Ebbe
sehr tief geht, auch die übrigen Schichten des untern Lias ent-
blösst werden.
Zu Lyme Regis (Dors etshire) ist die Zone des Amm.
obtusus westlich und östlich von der Stadt deutlich und mächtig
vorhanden. Es sind graue Thone mit 2 oder 3 getrennt von
einander liegenden, dicken Geodenbänken von hellblauer Farbe.
Das Ganze erhebt sich gegen 100 Fuss über die Saurierschichten.
Amm. obtusus, Amm. planicosta und Amm. Birchi finden sich
schon zu Unterst ; sie liegen zerdrückt in den Thonen , während
etwas höher in einer festen Bank prächtige Exemplare dieser
Arten vorkommen. 50 Fuss über der letztern zeichnet sich
durch ihre helle Farbe eine zweite , ziemlich dicke und harte
Geodenbank aus, in welcher Amm. obtusus, stellaris und Broocki
häufig gefunden werden.
Gegen unten werden die Schichten des Amm. obtusus von
Lyme Regis durch die „Fish- und Saurian-Beds" begrenzt, doch
ist eine scharfe Abtrennung der Wirbelthierzonen gegen die Ob-
tususschichten hier schwierig, da keine deutlichen mineralogischen
Unterschiede vorhanden sind, und einzelne für die Saurianbeds
— 173 —
bezeichnenden Arten sich an der Basis der Obtususschichten noch
finden : Amm. Birchi und (planicosta?). Weitere Begleiter des Amm.
obtusus von Lyme Kegis sind: Amm. Dudressieri, ziphus, Brooki,
stellaris, Nautilus striatus, Bei. acutus, Gryphaea obliqua, (Pen-
tacrinus Briareus wahrscheinlich in der Oberregion.)
In den Umgebungen von Ilc bester (Somersetshire) lässt
sich die Zone des Amm. obtusus in den kalkigen Conglommeraten
nachweisen, welche gefüllt mit den weissen Schalen von Am-
raoniten zu Marston magna gefunden werden. Sowerby *
nennt das Gestein Mars ton Marble und bildet tab. 73. und
tab. 406. die von demselben eingeschlossenen Fossile ab. Ich
besuchte zwar die Localität nicht selbst, sah aber im britischen
Museum, sowie in den Sammlungen von Prof. Morris und
J. Sowerby die in dem Marston Marmor vorkommenden
Arten, welche folgenden drei für die untern Obtususschichten be-
zeichnenden Species angehören: Amm. ziphus, Amm. planicosta und
Amm. obtusus (Smithi, Sow.). Sie besitzen weisserhaltene Schalen
und liegen eng beisammen in dem bläulichen harten Gestein.
In dem Thale von Gloucester fehlen die Obtususschichten
nicht, sind aber noch von keinem der englischen Geologen scharf
abgetrennt worden. Das was Strickland 1845 (Murch. Geol.
of Chelt. pag. 43) darüber angibt, zeigt zwar das Vorhanden-
sein der Abtheilung an, doch hat er die Zone des Amm. obtusus
nicht besonders unterschieden, Strickland zählt für sein
„Ammonite-Bed" folgende Arten auf: Amm. elegans (wahr-
scheinlich oxynotus), Turneri, Smithi, Birchi, planicostatus,
obtusus. Mit Ausnahme der beiden ersten Species hätten wir
die Ammoniten der Obtususschichten hier beisammen. Sie
liegen in einem dünnen Bett der Thone des untern Lias.
Hyppopodium ponderosum und Cardinia hybrida kommen dort
in derselben Region vor; ich erhielt in Cheltenham erstere Spe-
cies in demselben Stücke mit Gryphaea obliqua, doch wurde
sie nur an wenigen Stellen meist bei Eisenbahneinschnitten
gefunden.
Mineral. Conch. Supplementary Index zum ersten Band, zu pag. 167.
— 174 —
7) Die Schichten des Ammoiiites oxynotus.
§. 11.
Synonymik: Oxynotenschlchte, Fraas 1846. württemb. natur-
wisseDsch. Jahresh. pag. 206. Oxyn otenlager Quenst. (Pflzenmayer, 1853.
Zeitschrift der deutscli. geol. Gesellsch. tab. 16.)
Paläontologie: Die für die Zone des Amm. oxynotus lei-
tenden Arten sind :
Ammonites oxynotus. 1 Plicatula \ entricosa.
Rhynchonella oxynoti.
Lingula Davidsoni.
Area, Nucula, Terebratula u. s. w.
unbest. Species.
„ bifer.
„ lacunatus.
Acteonina Dewalquei.
Mytilus minimus.
Leda Romani.
Wie in den angrenzenden Schichten finden sich hier Bei.
acutus und Gryphaea obliqua zahlreich.
Gesteinshescbail'enbeit, Vcrbrcituiig, paläontologischc Re-
sultate. Für Württemberg siehe das Profil §. 13. Nr. 7.
Ueber der Kalkbank, in welcher in Schwaben Amm. obtusus
zum letzten Male auftritt,* folgen Thone, welche ein ähnliches
Aussehen haben, wie die in dem darunter liegenden Formations-
gliede. Dagegen sind beinahe sämmtliche darin vorkommenden
Petrefacten von denen der tiefern Zone verschieden. Bloss Be-
lemnites acutus und Gryphaea obhqua gehen auch in die an-
grenzenden Formationsgheder über. Die erste Species, welche
an der Basis der gewöhnlich nicht sehr mächtigen Thone des
Amm. oxynotus auftritt, ist Amm. lacunatus. Darüber folgen
Amm. bifer und oxynotus, doch sind auch diese in sofern von
einander abgetrennt, als die Hauptlage des Amm. oxynotus,
wenigstens an verschiedenen Localitäten Schwabens , immer
einige Zoll höher angetroffen wird, als die von Amm. bifer.
In Begleitung derselben findet man: Belemnites acutus, Leda
Romani, Mytilus minimus, Plicatula ventricosa, Gryphaea obliqua,
Rhynchonella oxynoti. iVusserdem sind die Thone gefüllt von einer
grossen Anzahl unbestimmbarer kleiner Kieskerne, von Gastero-
Siehe §. 10. Aum. 1.
— 175 -
poden und Lamellibranchen. Auch eine Terebratel kommt häufig
vor, welche der ächten Terebr. nuraismalis so ähnlich sieht, dass
ich bis jetzt noch keine Unterschiede zwischen beiden gefunden
habe. Bei Holzmaden, unweit Boll , zu Ohmenhausen, Ofter-
dingen , besonders aber in den Umgebungen von Balingen sind
die Oxynotusschichten in der eben beschriebenen Weise gebildet
und bewohnt. Die Abtheilung ist bisweilen nur wenige Fuss
mächtig, doch sind ihre Fossile so verschieden von denen der
darüber und darunter liegenden Schichten, dass ich sie als eigenes
Formationsglied hier einreihen zu müssen glaube.
Frankreich. Marcou * hat für das Juradeparte-
ment die Schichten des Amm. oxynotus mit grosser Bestimmt-
heit nachgewiesen und zugleich als darunter liegende Abtheilung
die Zone des Amm. obtusus, als darüberliegende aber die Zone
des Amm. raricostatus angegeben. Näheres hierüber sowie über
die Aequivalente der Oxynotusschichten in Frankreich siehe am
Ende des §.12.
England. Grosse Aehnlichkeit zeigen die Oxynotusschichten
von Gloucestershire mit denen Schwabens. Dieselben kamen
besonders deutlich durch die Einschnitte zu Tag, welche beim
Bau des Great Western Railway südlich von Gloucester gemacht
wurden. Die Art der Erhaltung der Fossile ist ganz dieselbe
wie die in den schwäbischen Oxynotusschichten , es sind meist
kleine verkieste Exemplare, welche den schwäbischen Vorkomm-
nissen der gleichen Schichte täuschend ähnlich sehen. Man fand
dort im Wesentlichen folgende Arten beisammen:
Leda Romani.
Plicatula ventricosa.
Gryphaea obliqua.
Lingula Davidsoni.
Rhynchonella oxynoti.
Ammonites oxynotus.
„ bifer.
„ lacunatus.
Belemnites acutus.
Acteonina Dewalquei.
Mytilus minimus.
Ferner eine Anzahl noch unbestimmter Gasteropbden und
Lamellibranchen, welche wir jedoch beinahe sämmtlich auch in
* Recherch. geol. sur le Jura saliuois. Mem. Soc, geol. de France. 1846.
Separatabdr. pag. 47.
— 176 —
den Oxynotusschichten Schwabens antreften, und deren genauere
Bestimmung und Benennung schon lange hätte ausgeführt werden
dürfen, da manche derselben für Vergleichung dieses Formations-
gliedes von grossem Werthe sind.
Zwischen Charmouth und Lyme Kegis(Dorsetshire) liegt
Amm. oxynotus verkiest in der Oberregion des untern Lias, doch
findet man gewöhnlich bloss die herausgeschwemmten Exemplare
an der Küste. Sie kommen dort mit Amm. densinodus, rarico-
status und armatus vor und stammen meist aus herabgesunkenen
Thonmassen, welche ihre Lage über den Obtususschichten und
unter den Belemnitenreichen Mergeln des mittlem Lias hatten.
Eine genauere Trennung der Oxynotus- von den Raricostatus-
schichten gelang mir desshalb an dieser Localität nicht. *
An der Küste südwestlich von R ob in Ho ods B ay (York-
shire) lassen sich dagegen letztere zwei Zonen leicht unterscheiden.
Amm. oxynotus und bifer in Begleitung von Belemnites acutus
und Gryphaea obliqua hegen dort ungefähr 20 Fuss über den
Obtususschichten, während Amm. raricostatus mit den charakte-
ristischen Fossilen seiner Abtheilung erst in einer höhern Schichte
folgt. Die Petrefacten der Oxynotusschichten sind an jener
Localität zwar meist schlecht erhalten, und verstecken ^ich dem
Auge , doch sind sie zahlreich vorhanden. Ihr Auffinden kann
durch die Beachtung einer Nagelkalkbank erleichtert werden,
welche sich längs der Küste gerade unter der Hauptlage des
Amm. oxynotus und bifer hinzieht.
8) Die Schichten des Ammonites raricostatus.
§. 12.
Synonymik: Tumerlthonelpars sup.), Quenstedt, 1843, Flözgeb.
pag. 540. Raricostatenschicht, Fraas, 1846, württemb. naturw. Jahres-
hefte, tab. 3. Raricostatenl)ank, Qaenst. (Pflzenmayer 1853. Zeit-
schrift der deutschen geologischen Gesellsch. tab. 16.)
• Die Exemplare des Amm. oxynotus, welche ich von Lyme Regis mit-
brachte, sind enger genabelt als diejenigen der scliwäbischen Oxynotusschichte,
und gehören vielleicht einer besondern Varietät oder Species an.
— 17? —
Paläontulügie : Die leiteuden Arten der Rarieostatusschich-
ten sind:
Ammonites raricostatus. Anomya liasina.
„ densinodus. [ Pentacrinus sealaris.
Ammonites Carusensis (subplanicosta) siehe §.14 Nr. 38.
„ muticus.
Belemnites acutus findet sich hier zum letzten Male, während
Gryphaea obliqua auch noch in höhere Schichten übergeht.
Geslciusbcscliairciihcil, Verbreitung, paläontologisclie Kesul-
tate. Südwestl. Deutschland. (Siehe das Profil §. 13.
Nr. 7.) Die Schichten des Amm. raricostatus sind in Schwaben
immer aus zwei mineralogisch unterscheidbaren Bildungen zu-
sammengesetzt, deren Gesammtmächtigkeit gewöhnhch ziemlich
massig ist. Dr. Fr aas* gibt dieselbe für die Balinger Gegend
zu 14 Fuss an. Es sindThone, welche sich unmittelbar über
die Oxynotusschichten legen, und an ihrer obersten Grenze von
hellgrauen , harten G e o d e n bedeckt werden , mit welchen die
Zone endigt. In Schwaben wird hiedurch die Abgrenzung des
untern von dem mittlem Lias sehr erleichtert, wie anderseits das
Gestein über der Geodenbank sich völlig verändert, so dass man
schon von Ferne an der Farbe die Verschiedenheit des erfolgten
Niederschlags unterscheiden kann.
Die Thone des Amm. raricostatus sind ähnlich beschaffen,
wie die darunterliegenden mit Amm. oxynotus, werden aber durch
eine Anzahl gänzlich verschiedener Arten characterisirt. Ammo-
nites armatus, Amm. muticus, Amm. (Carusensis ?) subplanicosta,
Pentacrinus sealaris füllen hier die Bänke, sowie die Geoden
gleichfalls noch den Amm. raricostatus einschliessen , nebenbei
aber statt obiger Arten bloss noch den Anmi. densinodus ent-
halten. Als Raricostatusschichten fasse ich Thone und Geo-
denbänke zusammen. Amm. bifer und oxynotus fehlen darin.
Ausser den genannten Arten finden sich noch: Belemnites acutus,
Gryphaea obliqua, Brut von Gasteropoden , unbestimmte Zwei-
schaler wie Pinna u. s. w.
• Württemb. natuiw. Jahresliefte, 2ter Jahrgang, tab. 3.
— 178 —
England: Zu Robin HoodsBay (Yorkshire) lassen sich
die Raricostatusschichten mit grosser Deutlichkeit über den dar-
unterliegenden Thonen des Amm. oxynotus nachweisen. Es sind
zwar gleichfalls Thone, dagegen enthalten sie den Amm. rarico-
btatus , während Amm. oxynotus und bifer wie anderwärts , so
auch hier darin fehlen. Eine dicke sandige Bank von grauer Farbe
fällt an den Küstenwänden zwischen Robin Hoods Bay und Peak
sogleich in die Augen. Sie liegt in der Zone des Amm. rari-
costatus und schliesst zahlreiche Glieder und zusammenhängende
Stielstücke von Pentacrinus scalaris ein. Ihre Unterseite trägt
die algenföraiigen Schnüre und Erhöhungen, wie sie z. B. die
Sandsteine des x\mm. angulatus so oft zeigen. Der mittlere
Lias, welcher an jener Küste über den Schichten des Amm. rari-
costatus folgt, besitzt eine ähnliche Gesteinsbeschaftenheit, wie
diese, und besteht aus dunklen Thonen, welche erst mehr gegen
oben heller gefärbt und mergeliger werden. Wenn demnach die
mineralogischen Unterschiede zwischen beiden Etagen hier bei-
nahe verschwinden, so geben wenigstens die geologischen Charac-
tere der obersten Zone des untern Lias in dieser Gegend einen
sichern Anhaltspunkt für die Art und Weise, in welcher die
Trennung beider Etagen ausgeführt werden muss.
Zu Charmouth (Dorsetshire) kommen Amm. raricostatus,
Amm. densinodus, Amm. Carusensis ziemlich häufig in den Thon-
massen der dortigen Küstenwände vor. Das Meer wascht die ver-
kiesten Ammoniten heraus, doch kanu man in Gesellschaft obiger
Arten auch Exemplare von Amm. oxynotus finden. Eine genaue
Abtrennung der Zone des Amm. raricostatus gegen unten ist über-
haupt hier sehr erschwert, da das Terrain ungüstig gebildet ist ;
siehe schon §. 11. Leichter dürfte dies in Glo ucestershire
ausführbar sein, da die obern Thone des untern Lias jener Gegend
auffallend mit den scliAväbischen Bildungen stimmen; das Vor-
kommen der Oxynotenschichten habe ich schon im vorigen Pa-
ragraphen berührt; Ammonites raricostatus und Pentacrinus
scalaris, welche bei den Eisenbahneinschnitten unweit Stonehouse
zahlreich gefunden wurden, beweisen, dass auch in Gloucester-
shire die Zone des Amm. raricostatus vertreten ist.
I
— 179 —
Das obere SiiK'murieii in FraMkreicli. Siehe Schichten
des Amm. obtusus, des A mm. oxynotus und des A mm.
rar icostatus, §. 10. 11. 12. In Frankreich sind entschieden
sämmtliche Aequivalente der in den drei letzten Paragraphen
betrachteten Zonen vorhanden, denn es gelang mir an mehreren
Punkten eine ziemliche Anzahl ihrer Leitmuscheln zu sammeln.
Doch konnte ich nicht immer die Trennung scharf genug aus-
führen, da einerseits an vielen Localitiiten die mineralogische
Beschaffenheit des obern Sinemurien eine sehr gleichmässige ist,
andererseits für die meisten Punkte noch keinerlei Vorarbeiten
zu einer genaueren Schichtenabtheilung vorlagen. Wir haben
auf den früheren Blättern die Schichten des untern Lias von
Frankreich für verschiedene Localitäten einzeln beschrieben, herauf
bis zur Zone des Pentacrinus tuberculatus. Ueber dieser Region
folgt an vielen Punkten, wie zu Nancy (Meurthe), Avalion
(Yonne), Semur (Cote d'Or), am Mont d'Or jenseits Cuozon bei
Lyon u. s. w. ein zweites System von blauen (meist sandigen)
Kalken und Mergeln, gefüllt mit Gryphaea obliqua und Bei.
acutus. Bei Nancy und Semur wechsellagern erstere mit Thonen,
bei Couzon dagegen gehen regelmässig geschichtete dicke Kalk-
bänke von den Tuberculatusschichten an hinauf bis gegen die
untere Grenze des mittlem Lias. Ich will die Fossile hier
anführen, welche an den einzebien Localitäten vorkommen.
Auf einer Excursion in den untern Lias von Tomblaine bei
Nancy traf ich in den blauen Kalken, welche zu jeweiligem
Gebrauche aus den Aeckern gegraben werden , folgende Arten :
Ammonites Guibalianus.
(Collenoti)
„ Buvignieri.
„ oxynotus.
„ raricostatus.
„ Dudressieri.
Nautilus striatus.
Belemnites acutus.
Cardinia Philea.
Cardinia hybrida.
Panopaea striatula.
Gryphaea obliqua.
Terebratula Causoniana.
Spirifer verrucosus.
Pholadomya,
Pinna,
Lima, u. s. w.
Die ganze hier aufgezählte Reihe begreift Arten, vvelcho in
— 180 —
eine oder die andere der eben genannten drei Zonen des obern
Sinemurien zu stellen sind. Die Erfunde an andern Localitäten
vervollständigen nur die Tabelle, bieten jedoch keine Wider-
sprüche. Ich füge hinzu aus den analogen Schichten von Avallon:
Ammonites obtusus. | Belemnites acutus.
oxynotus. * i Gryphaea obliqua.
Guibaliamus. Terebratula Causoniana.
Birchi. Spirifer Walcotti.
Belemnites acutus.
Gryphaea obliqua.
Gryphaea obliqua.
Terebratula Causoniana.
„ raricostatus.
von Semur:
Ammonites Birchi.
„ planicosta.
„ obtusus,
von C 0 u z 0 n bei Lyon :
Ammonites (Brooki ?).
Belemnites acutus.
Die Einschlüsse in den blauen Kalken des obern Sine-
murien stimmen an den vier erwähnten Localitäten nicht allein
unter sich überein, sondern lassen sich in die drei Formations-
glieder: 1) Obtusus- 2) Oxynotus- 3) i?aWcostoiws-Schichten
vollständig einreihen. Gewiss können also durch genauere Unter-
suchungen an jedem dieser Orte die detailirteren Schichtentren-
nungen ausgeführt werden.
d'Orbigny hat einzelne jener Vorkommnisse in den mittlem
Lias gestellt , so finden wir im Prodrome : Bei. acutus , Amm.
obtusus, stellaris, raricostatus, Birchi, Collenoti, Cardinia hybrida,
Spirifer verrucosus, Terebratula Causoniana, Pentacrinus tubercu-
latus in der siebten Etage oder dem Sinemurien aufgezählt, wäh-
rend Amm. Guibalianus, Buvignieri, Davidsoni, Panopaea striatula
Cardinia Philea, welche mit obigen Arten in der gleichen Schichte
und an denselben Localitäten vorkommen, von d'Orbigny in der
achten Etage, dem Liasien oder dem mittlem Lias angeführt werden.
An das weiter oben Angeführte reiht sich die Beschreibung
* Dr. Fr aas (württemb. naturw. Jahreshefte, öter Jahrg. pag. 12) führt
au, dass ia den blauen Kalken des Sinemurien von Burgund Amm. oxynotus
in verkalkten Exemplaren von 6 — 8 Zoll Durchmesser vorkomme.
— 181 —
dieser Abtheilung, welche M a r c o u * für den Jura von S a 1 i n s
gegeben hat. In den 6 — 8 Meter mächtigen mergeligen Lagen,
welche dort über den Tuberculatusschichten folgen, hat Marco u
mit grossem Scharfblick drei getrennte Zonen unterschieden, welche
von unten gegen oben ganz dieselbe Reihenfolge einhalten, wie
ich sie in dem idealen Profile festgestellt. Es sind 1) die
Schichten des Amm. obtusus (Turneri Marcou), 2) die des Amm.
oxynotus und bifer, 3) die des Amm. raricostatus. Marcou
vereinigt sie in eine einzige Abtheilung und gibt ihr den Namen :
.,Marnes de Balingen ou a Gryphaea cymbium", da er die ana-
logen Bildungen bei Balingen selbst gesehen und darin den aus-
gesprochenen Typus der Formationsgruppe erkannt hat. Er stellt
dieselbe jedoch in den mittleren Lias, wozu ihn vielleicht die
mergelige GeHteinsbeschaffeuheit, welche die Abtheilung im Mont-
jura besitzt, vielleicht auch das Auftreten der Cymbium ähnlichen
Gryphaea obliqua verleitet hat.
Ueber die Eintheilung des obern Sinemurien von Luxem-
burg kann ich das Nähere erst später bei der Vergleichung und
Zusammenstellung sämmtlicher Schichten der ganzen Liasforma-
tion geben.
§. 13. Vcrbrcituug, Mächtigkeit, Gesteiiisbcscliaffeiihcit des
untern Lias; Zusammeiistellung seiner einzelnen Glieder nach
verschiedenen Gegenden. Der untere Lias bildet eine Formations-
abtheilung, die in den meisten Gegenden durch ein System von
Thonen, Kalken und Sauden repräsentirt wird. Letztere ver-
drängen und ersetzen sich gegenseitig. So walten in England
die Thone und Kalke vor, während die Sande beinahe ganz fehlen.
In Deutschland und Frankreich dagegen finden sich besonders an
der Basis der Etage mächtige Sandsteine, während darüber Kalke
und Thone, je nach den einzelnen Gebirgen, mehr oder weniger
entwickelt sind.
Rechercb. geol. sur le Jura salinois, Mem. Soc. geol. de France. 1846.
Separatabdr. pag. 4 7.
— 182 -
Obschon der untere Lias in Süddeuts chland eine mittel-
mässige Mächtigkeit besitzt, so zeichnet er sich doch durch die
Kegelmässigkeit seiner Ablagerung so sehr aus, dass in keiner
andern Provinz die ganze Reihenfolge der einzelnen Glieder auf
deutlichere Weise unterschieden werden kann. In Bayern walten
die Sandsteine aus der Zone des Amm. angulatus vor, während
die übrigen Schichten noch wenig erforscht sind, erst von Bopfin-
gen an beginnt der breite Strich des untern Lias , der sich in
südwestlicher Richtung am nördlichen Fusse der Alp bis an den
Randen hin zieht und an vielen Punkten Schichte für Schichte
die ganze Entwicklung zeigt. Die obern Thone fehlen beinahe
noch ganz zwischen Ellwangen und Gmünd, dagegen beginnen
sie schon sehr deutlich bei Boll , verdicken sich immer mehr
gegen Südwesten und haben am Fusse des Randens wohl ihre
grösste Mächtigkeit erreicht. Da sie sich nur wenig vom Fusse
der Gebirge entfernen, so sind vollständige Profile am besten
in den Thälern zu bekommen, welche in den nordwestlichen
Abhang unserer Alp einschneiden. Mein Freund Dr. Fraas gab
mir die genauen Messungen eines Durchschnitts, welcher die ein-
zelnen Schichten des untern Lias enthält. Ich fand dabei keinerlei
Widersprüche mit der am Anfang dieses Abschnitts §. 4 Nr. 1
gegebenen paläontologischen Eintheilung des untern Lias in acht
Zonen und konnte desshalb die letzteren auf die Schichten des
iocalen Profils übertragen. Die untere Hälfte des Profils bis
zur Tuberculatusbank ist an der Balinger Mühle aufgenommen
worden, die obere Hälfte dagegen an dem Eyachriss bei Endingen.
Auf der obersten Schichte, welche das Erofil zeigt, liegt unmit-
telbar der mittlere Lias. Er beginnt mit grauen mergeligen Kalk-
bänken, unter welchen sich die Geoden ausbreiten, in denen Amm.
raricostatus zum letzten Male vorkommt.
— 183 —
Nr. 7.
Raricosta-
tusbett.
Geoden.
6' Thone mit zerstreut liegenden Amm. raricostatus.
3" Amm. raricostatus u. s. w.
3' Thone.
Oxynotus-
bett.
Obtususbett.
Tubercula
tusbett
la- i
Bucklandi"
bett.
Angulatus-
bett.
Bett des Amm.
planorbis.
Bonebed.
4" Steinbank mit Pentacrinus scalaris.
8' Thone leer.
4" Amm. oxynotus.
3" Ammonites bifer.
1' Thone.
12" Pholadomyenbank.
85' Thone mit Nagelkalk durchzogen.
3' Pentacrinitenkalke.
6 — 18" 2 Bänke thonigen Kalksteins (Schnekenfels).
Thone mit Gryphaea arcuata.
6" Kalkstein (Kupferfels)^
10" dunkle Thone.
6 — 8" schwarze Kalksteinbank (Blauklözlen).
12—24" Schieferthone.
4 — 6' Sandsteine.
6' 3 Kalksteinbänke von 6", 10", 8" wechselnd
mit 6 — 9" mächtigen, dunkeln Schiefern.
12" Schwarzer spathigerKalkstein(Amm.Johnstom).
Gelber mächtiger Sandstein des Bonebeds.
Rothe Keupermergel,
_ 184 -
Die ganze Mächtigkeit des untern liias der Balinger
Gegend einschliesslich des Bonebedsandsteins beträgt demnach
nicht über 150 Fuss und doch lässt sich jedes einzelne Glied
darin mit Leichtigkeit finden. Bei Doli und Göppingen sind
die einzelnen Zonen des untern Lias ebenso deutlich entwickelt,
während der ganze Durchschnitt sogar noch geringer ist, da die
Thone nicht in gleicher Masse niedergeschlagen sind. Die Mäch-
tigkeit des untern Lias zwischen BoU und Göppingen be-
trägt kaum 100 Fuss, davon kommt beinahe die Hälfte auf den
untern Theil, d. h. auf die Schichten unterhalb der Zone des
Pentacrinus tuberculatus , während die darüber liegenden Thone
nicht vollständig 50 Fuss hoch anstehen.
Die unteren Kalke und Sandsteine des Lias entfernen sich
ziemlich weit vom Fusse der Alp und bedecken die Keuper-
flächen. Auch auf der andern Seite des Neckars findet man
Liasflecke. In den Umgebungen von Langenbrücken zwi-
schen Heidelberg und Karlsruhe stehen die Bucklandibänke an.
darüber folgen jedoch auch höhere Schichten des Lias.
Jenseits des Rheines ist der erste Punkt, an welchem man
den untern Lias entwickelt findet, einige Stunden nordwestlich
von Strassburg, es sind hier sämmtliche Schichten von den Marnes
irisdes an bis zur oberen Hälfte des braunen Jura vorhanden,
ihre Ausdehnung ist aber gering. Verbreiteter ist der untere
Lias auf der östlichen Seite der Vogesen. Er bildet eine breite
Fläche, die parallel jenem Gebirge sich bis Luxemburg hinzieht,
und dann sich gegen Westen umbiegt. Die Sande und Kalke
walten hier vor, denn die mächtigen Thone, welche in Schwaben
die Oberregion des untern Lias einnehmen , sind dort grössten-
tlieils durch Kalke ersetzt.
Auch in den Umgebungen von Luxemburg werden die
obern Thone des untern Lias durch andere festere Gesteine ver-
treten. Die ganze Bildung erreicht hier eine bedeutende Ent-
wicklung, genaue Messungen wurden durch die Bohrversuche auf
Steinsalz erzielt, welche M. Rost leitete, * Die Mächtigkeit der
• Siehe Dufr. und Elie de Beaum. Expl. de la Carte geol. de Fr. 2 Bd.
pag. 327.
— 185 —
Schichten über dem Keuper bis zur obern Grenze des Calcaire
ä gryphees betrug zu Cessingen bei Luxemburg 171 Meter.
Wahrscheinlich sind bei dieser Messung die untern Schichten des
mittlem Lias eingerechnet, dennoch ist aber die Mächtigkeit noch
bedeutend. Die Trennung des untern Lias von dem mittlem
wurde für Luxemburg noch niemals mit Schärfe durchgeführt.
Es scheint, dass die Abtrennung nicht immer auf genaue paläon-
tologische unterschiede gegründet wurde. Gryphaea obliqua,
welche im Lias von Luxemburg wie anderwärts über Gryphaea
arcuata folgt, scheint entweder mit letzterer Species zusammen-
geworfen und dadurch die Grenze des untern Lias zu hoch ge-
zogen worden zu sein, oder sie wurde mit Gryphaea cymbium
verwechselt, was bisweilen Veranlassung gab, den mittlem Lias
zu tief beginnen zu lassen.
Der untere Lias des Juradepartements (Salins u. s. w.)
ist nur wenig verbreitet, seine Mächtigkeit beträgt bloss 40 Fuss,
dennoch hat Marcou* die Etage sehr genau eingetheilt. Er
unterscheidet eine untere Abtheilung als „Lias inferieur ou
Calcaire ä Gryphees arquees," welche sechs Meter mächtig
ist, auf den Keupermergeln ruht und gegen oben durch die
Bänke des Pentacrinus tuberculatus begrenzt wird. Darüber
folgen wieder 6 — 8 Meter mächtige Mergel, welche er „Mar-
nes de Balingen ou ä Gryphaea cymbium" nennt. Marcou unter-
scheidet in letzteren dieselben drei Zonen, in welche sich die Thone
des untern Lias in Schwaben zerlegen lassen: Obtusus- Oxy-
notus- und Raricostatus-Bett, stellt sie aber nichts destoweniger
als „Marnes de Balingen" in den mittlem Lias. Bei Verglei-
chung der liasischen Bildungen des Juradepartements mit denen
anderer Gegenden haben wir also die zwei Abtheilungen Marcou's:
1) Lias inferieur ou Calcaire ä Gryphees arquees und 2) die
Marnes de Balingen als Aequivalente des untern Lias
zusammenzufassen.
Der untere Lias von Burgund hat viele Aehnlichkeit
mit dem von Metz und Nancy. Sande und Kalke bilden
• Marcou, Recherches geologiques sur le Jura salinois, pag. 43 — 47.
Württemb. naturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft. 13
— 186 —
die Hauptmasse des Gesteins, während die Thone verküm-
mert sind. Die Thonei sensteinablagerung von Thoste
und Beauregard bei Semur findet sich, wie schon erwähnt wurde,
in der Region des Amm. angulatus, doch ist es bloss eine ganz
locale Erscheinung, denn die Verbreitung dieser untern Liaserze
beschränkt sich auf geringe Flächen. Die Niederschläge des
untern Lias im Dep. Cote d'Or sind viel bedeutender als in
Schwaben, besonders ist seine untere Region in den nächsten
Umgebungen von Semur deutlich und mächtig entwickelt. d'Or-
bigny wählte gerade die Bildungen dieser Gegend zum Typus
für sein Sinemurien. Die Mächtigkeit der ganzen Etage wird
von den dortigen Geologen zu 300 Fuss angegeben. Geringer
schien sie mir bei Avallon (Dep. de l'Yonne), denn Angulatus-
Bucklandi- und Tuberculatus-Bett folgen dort schnell auf einan-
der und nicht hoch darüber steht der mittlere Lias an. Vom
Dep. de l'Yonne aus ziehen sich die blauen Kalke des untern
Lias ununterbrochen in südwestlicher Richtung fort, und endigen
erst jenseits des Cherdepartements, während auf der entge-
gengesetzten Seite der Yonne diese Etage mehr in südöstlicher
Richtung blossliegt und bis in die Umgebungen von Lyon
reicht. Einige Stunden oberhalb dieser Stadt fand ich den untern
Lias in mächtigen Lagen aufgeschlossen. Steigt man die Rhone
hinauf bis Couzon, so trifft man in einem Seitenthale des Moiit
d'Or die characteristischen blauen Kalke des Sinemurien in dicken
Bänken, die sich bis an die Basis des mittlem Lias erstrecken.
Zu Unterst fand ich die Lagen ganz mit Gryphaea arcuata gefüllt,
deren Schalen die mächtigen blauen Kalke durchsetzten und damit
ein sehr festes Gestein bilden ; darüber liegt Pentacrinus tubercula-
tus. In den obern blauen Kalken konnte ich nur noch wenige Arten
finden, wie Belemnites acutus, Gryphaea obliqua, Terebratula
Causoniana, Rhynchonella oxynoti , doch zeigen dieselben hin-
länglich, dass ihre Kalke dem obern Sinemurien zugehören.
Mehr im Süden von Frankreich scheinen zwar die
Aequivalente des untern Lias vorzukommen, doch sind die näheren
Verhältnisse wenig begannt. V. Thio liiere (Bull. Soc. geol.
Fr. 8. Nov. 1847.) beschreibt die Niederschläge des untern Lias
— 187 —
als schwärzliche Kalke, die eine grössere Mächtigkeit erreichen
sollen, als alle Bildungen gleichen Alters in Frankreich und Eng-
land. Genau bestimmte Species sind aus jenen Provinzen nicht
bekannt, auch konnte ich aus einer Anzahl von Conchiferenarten
des untern Lias vom Dep. Aveyron, welche mir H. Sämann
aus Paris schickte, noch keine Schlüsse über die paläontologischen
Charaktere des Sin(5muriens jener Gegend ziehen.
In der Norman die ist der untere Lias vorhanden, doch
ist seine Mächtigkeit gering, und seine Ausdehnung unbedeutend.
Es zieht sich ein schmaler Streifen von Bayeux bis gegen Valogne.
Die Fossile, welche ich von dorther sah, stammten aus den mitt-
lem Schichten. Die Ablagerung wird von den französischen
Geologen gewöhnlich unter der Benennung „Calcaire de Valogne"
angeführt.
Der untere Lias Englands erstreckt sich in einer gekrümm-
ten Linie von Lyme Regis (westlich von der Insel Portland, Dor-
setshire) bis an die Küste von Yorkshire. Ueberall wo er blossge-
legt ist , findet man eine Deutlichkeit in seiner Gliederung wie sie
in andern Ländern nur selten wiederkehrt, dabei helfen die mäch-
tigen Durchschnitte der Küstenwände zum leichten Studium seiner
Einschlüsse. Der untere Lias von Lyme Regis hat durch seinen
Reichthum an fossilen Fischen und Sauriern schon längst die Auf-
merksamkeit der Geologen und Paläontologen auf sich gezogen.
Nichts destoweniger wurde er aber häufig falsch gedeutet, und
mit dem Alumshale von Whitby, oder den Posidonomyenschiefern
von BoU identificirt. Letztere zwei Localitäten sind zwar auch
reich an Fischen und Sauriern, aber ihre Bildungen gehören dem
obern Lias an, während die „Fish- und Saurian-Beds" von Lyme
Regis in dem untern Lias liegen. Ein genauer Vergleich zwi-
schen den Wirbelthierarten dieser drei Localitäten wird zeigen,
dass die Ichthyosauren und Teleosauren von Whitby und Boll
übereinstimmen , während die Ichthyosauren und Plesiosauren
von Lyme Regis an jenen Punkten grösstentheils fehlen, und
durch andere Species ersetzt sind. — Der untere Lias der Küste
von Lyme Regis beginnt über dem New Red (Keuper) mit dem
Bonebed, darüber folgt ein weisser thoniger Kalk (White Lias,
13 -^
— 188 —
Bett des Amm. planorbis) dann werden die Schichten nach
und nach blau, es nehmen blaue Thone überhand, mit denen
graue Kalkbänke wechseln, gegen oben stellen sich die Fossile
der Bucklandischichten ein, während die zwischen beide gehö-
rende Zone hier noch nicht gefunden wurde. Mit dem Aufliörcn
des Amm. Bucklandi verlieren sich auch die Kalkbänke, die
Thone werden schiefriger und es beginnen die reichen Lagen
der Fische und Saurier. Die Localsammler unterscheiden ein
Fishbed und ein Saurianbed, doch glaube ich, dass diese
Reste durch die ganze Zone, welche wir zu der des Pentacrinus
tuberculatus stellen, vertheilt sind. Von hier an werden die
Thone gegen oben etwas heller, es scheiden sich in grossen
Zwischenräumen einige mächtige Geodenbänke aus , welche das
Hauptlager der Amm. obtusus, stellaris und Brooki bilden. Dar-
über folgt die Region der verkiesten Ammoniten (Amm. oxynotus,
raricostatus) , die jedoch noch nicht in zwei getrennte Zonen
geschieden wurden. Die Belemnitenmergel des mittlem Lias
begrenzen die Etage, welche vom Bonebed an aufwärts 300 bis
350 Fuss mächtig ist.
Von Lyme Regis an zieht sich der untere Lias gegen Norden,
und ist im Innern des Landes an vielen Stellen aufgedeckt. Die
Umgebungen von Taunton sind bekannt, durch die Fossile,
welche Sowerby dorther abgebildet hat. Zu Watch et (Sommer-
setshire) am Bristol Channel entblösst die Küste wieder die
Schichten des untern Lias. Das Bonebed, sowie die Schiefer
des Amm. planorbis habe ich schon früher erwähnt, allein auch die
höheren Schichten sind hier vorhanden, worunter sich besonders
die Saurianbeds durch den Reichthum ihrer Einschlüsse aus-
zeichnen.
In den Umgebungen von Bath und Bristol sind es be-
sonders die untern Schichten der Etage, welche man aufgedeckt
findet; bei Bath traf ich die Bucklandibänke ganz übereinstim-
mend mit den schwäbischen, gefüllt mit Arieten, Gryphaea arcuata,
Lima gigantea. Das Bonebed von Austcliflf bei Bristol ist durch
seinen Reichthum an Zähnen und Knochen längst bekannt.
Nördlich von diesen Punkten nehmen die Saurierschichten und
— t89 —
die darauf liegenden Thone wieder mehr überhand, und erlangen
in dem Thale von Gloucester eine ziemliche Ausdehnung, wäh-
rend die Angulatus- und Bucklandibänke hier weniger deutlich sind.
Nordöstlich von Gloucestershire hatte ich keine Gelegenheit,
den untern Lias zu verfolgen. Ich traf ihn erst wieder an der
Küste von Yorkshire , da ich beim Durchreisen von Northamp-
tonshire immer bloss die obern liasischen Schichten aufgedeckt
fand. Die Basis der Küstenwände zwischen Peak und Robin
Hoods-Bay (Yorkshire) wird durch die thonigen Niederschläge
des untern Lias gebildet, während die tiefern Bänke von dem
Meere bedeckt sind. Auf den Phillips'schen Profilen erhält der
untere Lias eine viel grössere Ausdehnung, als er in Wirklich-
keit hat, was daher rührt, dass Phillips mit Lower Lias-
schale auch noch die untern Schichten des mittlem Lias be-
zeichnet. Die Mächtigkeit der letztern ist bedeutend, und ihre
Gesteinsbeschaffenheit wenig verschieden von den Schichten des
dortigen untern Lias. Auf diese Weise würde dem untern Lias
von Yorkshire eine Mächtigkeit von 500 Fuss und eine Ver-
breitung zugetheilt, welche er in Wirklichkeit nicht hat. Zieht
man die dunklen Thone mit Pinna folium und Amm. Jaraesoni
davon ab , so bleiben für den dortigen untern Lias kaum noch
300 Fuss übrig und seine Ausdehnung beschränkt sich alsdann
auf die Strecke zwischen Peak und Robin-Hoods-Bay, sowie auf
die Basis der Küstenwände von Huntcliff. Seine untere Grenze
ist an der ganzen Küste nicht zu sehen, die besten Profile erhält
man an der ersterwähnten Strecke. Obtusus-, Oxynotus- und
Raricostatus-Schichten sind auch bei höherem Wasserstande unbe-
deckt, die Arietenbänke scheinen häufig blossgelegt zu werden,
während Amm. angulatus und planorbis entweder bloss in Gerollen
ausgeworfen, oder bei ungewöhnlich tiefem Gang der Ebbe an-
stehend gefanden werden. Ich hatte zu Letzterem keine Gele-
genheit, konnte mich also nicht direct von der Anwesenheit der
tiefern Schichten überzeugen, während ich doch an Ort und Stelle
die wichtigeren Fossile derselben zahlreich erhielt.
Ueber die Mächtigkeit des untern Lias in den verschiedenen
Ländern fehlen zwar noch manche Beobachtungen, dennoch war
~ 190 -
es möglich in diesem Paragraphen einzelne genauere Messungen
anzugeben, welche zwar bloss annähernde Zahlen enthalten, deren
Richtigkeit aber meist durch zuverlässige Arbeiten verbürgt wird.
Ich stelle eine Anzahl derselben zum Zwecke der Vergleichung
hier noch besonders zusammen.
Die Mächtigkeit des untern Lias
in den Umgebungen von Semur 300'
in dem Juradepartement (Salins u. s. w.) 40'
zu Cessigen bei Luxemburg über 500'
an der Küste von Yorkshire 300'
in Gloucestershire über 100 vielleicht 150'
an der Küste von Dorsetshire 300 — 350'
in der Balinger Gegend 150'
zwischen Göppingen und Boll 100'
Viel bedeutender sind die Zahlen, welche Dufrenoy und
E. de Beaumont Explic. de la Carte geol. de Fr. 2. Bd. pag. 734
für den untern Lias der Cevennen angeben. Infra-Lias, Do-
lomie infraliasique und Calcaire a gryphees besitzen dort eine
Mächtigkeit von 420 Meter also von nahezu 1300 Fuss. Leider
lässt sich jedoch die Uebertragung dieses ganzen Werthes auf
den untern Lias als solchen, nicht mit Bestimmtheit ausführen,
da die ebengenannten 3 Abtheilungen vielleicht noch Theile der
angrenzenden Etagen in sich einschliessen.
Nachdem ich nun die allgemeineren Verhältnisse der ganzen
Etage des untern Lias kurz beschrieben habe, will ich von einer
Anzahl der erwähnten Localitäten eine Zusammenstellung der
Schichten geben, welche die üebereinstimmung in der Aufein-
anderfolge der einzelnen Zonen gleichen Alters an diesen Loca-
litäten nachweisen soll. Die Zusammenstellung gibt den Ver-
gleich der Bildungen von neun verschiedenen Gegenden, dennoch
ist keine der Zonen an weniger als 4 — 5 Funkten eingetragen
worden, was zur Rechtfertigung der oben aufgestellten acht
Zonen dienen soll. Dass nicht jede Zone an jeder Localität
nachgewiesen werden konnte, hängt meist an den noch unvoll-
endeten localen Untersuchungen, und ist wohl nur selten durch
Widersprüche in den Bildungen begründet.
— 191
Balingen.
Vaihiügen.
(Würtemb.)
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Anhang zum ersten Abschnitt,
§. 14.
Die fossilen Arten des untern Lias, auf welche
sich die vorhergegangene Eintheilung und Verglei-
chung stützt.
1. Belemnites acutus, Miller, 1823, Geol. Trans. 2 Ser.
2. Bd. tab. 8. fig. 9.
Belemnites acutus, d'Orb., tab. 9. fig. 8 — 14.
„ brevis primus und secundus, Quenst. Ceph.
tab. 23. fig. 17 u. 18.
Miller nennt keine Localität, auch ist die Beschreibung nicht
hinreichend, um völlige Sicherheit über seine Species zu geben,
doch ist im untern Lias von England der durch seine kurze
Form ausgezeichnete Belemnit so häufig, dass ich nicht daran
zweifle, dass die Abbildung, welche Miller gibt, sich auf die
Species des untern Lias bezieht. Belemnites acutus beginnt in
Schwaben unmittelbar über Amm. Bucklandi, und geht bis zur
untern Grenze des mittlem Lias. Die gleiche Position nimmt
er in England ein. An der Küste von Yorkshire fand ich
ihn unweit Robin Hoods Bay in der Oberregion des untern Lias
und zwar in den Zonen des Amm. obtusus, oxynotus und rari-
costatus. Zu Lyme Regis (Dorsetshire) beginnt er gleichfalls
erst über Amm. Bucklandi und geht durch alle Schichten hin-
durch bis zur Basis des mittlem Lias ; dessgleichen in den Um-
gebungen von Cheltenham. Auch in Frankreich hat er dieselbe
verticale Verbreitung, ich fand ihn häufig bei Avallon (Yonne),
Nancy (Meurthe) , Mont d'Or bei Lyon (Isere) in den blauen
Kalken des obern Sinemurien.
— 193 —
2. Nautilus striatus, Sow., 1817. tab. 182.
Nautilus aratus, Schlot h., 1820.
„ giganteus, Schub 1er, Ziet. , 1830. tab. 17.
„ striatus, d'Orb. tab. 25.
„ aratus, Quenst., Ceph. tab. 2. fig. 14.
Das von Sowerby abgebildete Exemplar stammt aus der
Mittelregion des untern Lias von Lyme Regis (Dorsetshire). Ich
fand daselbst die Species sehr häufig in den Schichten des Amm.
obtusus, doch kommt sie im ganzen untern Lias vor. Bei Kem-
nath und Bebenhausen liegt Nautilus striatus mit Amm. planorbis
in der gleichen Schichte; bei Vaihingen mit Amm. angulatus; bei
Bernhausen und Möhringen mit Amm. Bucklandi; bei Nancy
(Meurthe) findet er sich häufig in den Kalkbänken des obern
Sinemurien.
3. Ammonites planorbis, Sow., 1824. tab. 448.
Amm. erugatus, Bean., Phill. 1829. tab. 13. fig. 13.
„ psilonotus, Quenst., 1843. Flözgeb. pag. 127.
„ psilonotus laevis, Quenst., Ceph. tab. 3. fig. 18.
„ Hagenowi, Dunk., Pal. 1. Bd. tab. 13. fig. 22.
Die Schale des Amm. planorbis ist beinahe glatt, ähnlich
den Figuren von Quenstedt und Dunker. Bisweilen findet
man jedoch Uebergänge zu den ihm nahestehenden gerippten
Arten. Man muss sich hüten diejenigen gekielten Arieten, wel-
chen in der Jugend Kiel und Rippen fehlen , nicht damit zu
verwechseln , (ebenso wenig als die glatte aber klein bleibende
Art, welche ich in diesem Paragraphen Nr. 21. anführe). Amm.
planorbis ist eine der häufigsten Species des englischen Lias.
Berühmt sind die flachgedrückten Exemplare von Watchet
(Somersetshire). Sie spielen sämmtlich in Farben und liegen
dichtgedrängt in einem dunkelgefarbten Schiefer. In dem bri-
tischen Museum sieht man ebendaher eine grosse Tischplatte,
welche ganz bedeckt ist mit Amm. planorbis und Johnstoni.
Sowerby's Originalfigur wurde von einem Stücke genommen, das
gleichfalls aus dem untern Lias von Watchet stammte. In Yorkshire
wird Amm. planorbis häufig gefunden, und liegt unter dem Bean-
— 194 —
sehen Namen „Amni. erugatus" in den dortigen Sammlungen. Ich
bekam ihn wohlerhalten, ganz ähnlich den schwäbischen Vor-
kommnissen aus dem untern Lias von Robin Hoods Bay. Zu
Lyme Regis (Dorsetshire) ist Amm. planorbis der Bewohner des
White Lias und der zunächst darüber liegenden Bänke. Amm.
Johnstoni sammt den übrigen Muscheln seiner Zone begleiten
ihn daselbst (siehe §. 6.). In Frankreich fehlt Amm. planorbis
nicht (wie bisweilen angegeben wird) , er liegt im untern Sine-
murien bei Avallon (Yonne) und Beauregard (Cöte d'Or). In
Württemberg findet er sich besonders schön und vollständig zu
Nellingen und Riedern bei Esslingen, zu Bebenhausen bei Tübin-
gen, in den Umgebungen von Rottweil u. s. w.
Ammonites planorbis zeichnet sich durch den Besitz eines
ungespaltenen Aptychus * aus , dessen Beschreibung ich im ersten
Heft des XII. Jahrg. der württemb. naturw. Jahreshefte ge-
geben habe.
4. Ammoniles Johnstoni, Sow., 1824. tab. 449. fig. i.
Amm. torus, d'Orb. tab. 53.
„ psilonotus plicatus, Quenst. Ceph. pag. 74.
Amm. Johnstoni ist ein steter Begleiter des Amm. planorbis
und es gilt für die nähere Feststellung seines Auftretens das bei
der vorigen Species Angeführte.
5. Ammonites tortilis, d'Orb. tab. 49.
Die engstehenden Rippen, der grosse Nathlobus und der
glatte Rücken zeichnen diese Species aus, welche in Schwaben
in den untern Bucklandibänken vorkommt. In Frankreich scheint
er annähernd der gleichen Region anzugehören , denn das von
d'Orbigny abgebildete Exemplar soll aus dem Dach der
Eisengruben von Beauregard (Cöte d'Or) stammen , d. h. aus
einer Schichte, welche an der obern Grenze der Angulatus-
schichten liegt.
• Vielleiclit besser „Anaptycbus" {dvänrvyoi entfaltet), da dieser innere
Theil des Ammonites planorbis vom Aptychus anderer Ammoniten gänzlich
Terschieden ist.
195
6. Ammoniles aiigiilalus, Schloth., 1820. pag. 70.
Amm. anguliferus, Phill., 1829. tab. 13. fig. 19.
„ colubratus, Ziet. 1830. tab. 3. fig. 1.
„ catenatus, d'Orb. tab. 94.
„ Moreanus, d'Orb. tab. 93.
„ Charmassei, d'Orb. tab. 91.
„ (Leigneletii, d'Orb. tab. 92. fig. 3. 4.?)
„ angulatus compressus, und
„ „ depressus, Quenst., Ceph. pag. 75.
Ammonites angulatus variirt stark in Beziehung auf seine
Rippen und die Form der MundöfFnung , was zur Spaltung in
viele Spezies Anlass gegeben hat. In der Jugend ist er scharf-
rippig, wird aber bälder oder später beinahe glatt. Eines meiner
Exemplare, bei dem die Schale erhalten ist, zeigt auf derselben
schwache curvenförmige Linien, welche zwar von innen gegen
aussen laufen, den Rippen aber nicht streng parallel gehen.
Die meisten der Varietäten, welche d' Orbig ny unter verschie-
denen Namen abgebildet hat. kommen in Schwaben gleich unter
den Bucklandibänken zusammen vor, in welcher Abtheilung sie
auch in Frankreich gefunden wurden. So sah ich bei H. Moreau
in Avallon das Original von Amm. Moreanus, welches ganz den
schwäbischen Vorkommnissen gleicht und das aus einer Schichte
unter den Bucklandibänken der dortigen Gegend stammt. Die
Varietät Amm. Charmassei, d'Orb. tab. 91., fand ich in den
Sandkalken von Hettange bei Thionville (Moselle). Auch den
Amm. catenatus, d'Orb. erhielt ich aus derselben Zone.
In England gehört Amm. angulatus zu den selteneren
Vorkommnissen. An der Küste von Lyme Regis lässt sich seine
Zone nicht genau abscheiden, ich konnte den Ammoniten daselbst
nicht auffinden und sah ihn auch in den dortigen Sammlungen
nicht. Die Schichten des Amm. planorbis sind bei Lyme Regis
sehr mächtig, und berühren beinahe die Bucklandibänke, dagegen
fehlen dort die Sandkalke, welche in andern Gegenden zwischen
den Zonen des Amm. planorbis und des Amm. Bucklandi liegen,
und welche unser Ammonit zu lieben scheint. In Yorkshire
- 196 —
erhielt ich Amin, angulatus in mehreren Exemplaren. In den
dortigen Sammlmigen liegt er entweder mit dem Phillip 'sehen
Namen: Amm. anguliferus, oder nach Young und Bird: Amm.
Redcarensis bezeichnet. Letzteres mag auf Irrthum beruhen,
denn die Young 'sehe Angabe (pag. 248), dass Amm. Redca-
rensis einen scharfen Kiel trage, stimmt mit der äussern Form
des Amm. angulatus nicht überein. In der Sammlung des
H. Prof. Morris in London sah ich ein deutliches Exemplar
von Amm. angulatus, das zu Porthrush (Londonderry) an der
nördlichen Küste von Irland gefunden wurde. Amm. angulatus
kommt in Süddeutschland in den Thonen, Sandkalken und Sand-
steinen des unteren liias an unzähligen Punkten vor. Es ist
die bezeichnendste Species für die Schichten zwischen den Zonen
des Amm. planorbis und des Amm. Bucklandi. Er findet sich
zu Ostdorf bei Balingen , zu Aich , Echterdingen , Degerloch,
Vaihingen, auf dem Hasenberge (Birkenkopf) bei Stuttgart, zu
Bebenhausen, Bempflingen, Göppingen Hüttlingen u. s. w.
7. Ammoniles Bucklandi, Sow., 1816. tab. 130.
„ „ v.Buch,1830. Berl. Akad.pag. 184.
tab. 3. fig. 1.
Die Schichte, in welcher Amm. Bucklandi gefunden wird,
bildet eine wichtige Zone des untern Lias, und tritt selbst in ent-
fernten Gegenden mit grosser Beständigkeit auf. Zu Lyme
Regis (Dorsetshire) liegt Amm. Bucklandi in einem mächtigen
System von harten grauen Kalken , welche mit dunkeln Thonen
wechsellagern. Zu Bath findet er sich mit Gryphaea arcuata und
Lima gigantea in einem blauen Kalkstein, welcher mit den schwä-
bischen Arcuatenkalken viele Aehnlichkeit hat. Auch in Frank-
reich kommt er an vielen Punkten vor, dessgl. im südwestlichen
Deutschland. Auffallend ist, dass ihn d'Orbigny in seinem
Prodrome nicht erwähnt , denn von Amm. bisulcatus , d ' 0 r b.
Pal. fr. tab. 43. lässt sich der ächte Amm. Bucklandi wohl
unterscheiden. Amm. Bucklandi trägt starke Rippen ohne Knoten,
welche gegen den Rücken umgebogen nach vorn verlaufen, wo-
gegen Amm. bisulcatus, Brüg. (multicostatus, Sow.) schwächere
~ 197 —
und zahlreichere Rippen besitzt, die aber vor der Biegiingsstelle
einen schwachen Knoten tragen, von dem aus sie auf dem Rücken
vorwärts laufen. Die MundölTnung ist bei letzterer Species vier-
eckig, bei Amm. Bucklandi aber mehr oder weniger rund. Amm.
rotiformis, Sow. steht zwischen beiden in der Mitte, ovale Mund-
öffnung und Knoten auf den Rippen. Sämmtliche drei Arten
tragen einen deutlichen Kiel mit tiefen Seitenfurchen auf dem
Rücken.
8. ADiraoniies bisulcatus, Brug. , 1789. Enc. meth, vers.
I. pag. 39. List er, bist. lap. tab. 6. fig. 3.
Amm. multicostatus, Sow. tab. 454.
„ miilticosta, Ziet. , tab. 26. fig. 3. '
„ bisulcatus, d'Orb. tab. 43.
Findet sich in Schwaben besonders häufig in den Bucklandi-
schichten von Bodelshausen , ferner bei Vaihingen , Möhringen
und Gmünd. In Frankreich kommt er in den Umgebungen von
Metz (Moselle) und Avallon (Yonne) vor. In England sind junge
Exemplare davon nicht selten im untern Lias von Robin Hoods
Bay (Yorkshire).
9. Animoiiites loliformis, Sow., 1824. tab. 453.
„ „ Zieten, tab. 26. fig. 1.
„ „ d'Orb. tab. 89.
Mit Amm. Bucklandi bei Vaihingen, Möhringen und Gmünd.
(England — Weston bei Bath. Frankreich — Semur, Cote d'Or.)
10. Ammonites Sinemurieiisis. d'Orb. tab. 95. fig. 1—3.
Zeichnet sich durch die Vereinigung zweier Rippen aus, in
der Kante, welche die Seiten- mit der Rückenfläche bildet. Es
kommt diess jedoch nur bei jungen Individuen vor , wie ich
überhaupt nicht sicher bin, ob hiedurch allein sich obige Species
unterscheiden lässt, da man bisweilen eine ähnliche Vereinigung
der Rippen mehr oder weniger deutlich bei den innern Windun-
gen von Amm. Bucklandi, bisulcatus und rotiformis findet.
d'Orbigny hat bei seiner Figur die aussergewöhnliche Form
der Rippen stärker hervorgehoben , als es die meisten meiner
— 198 —
schwäbischen Exemplare zeigen. Häufig kommt eine grössere
Anzahl von einfachen Rippen auf eine doppelte, bisweilen sind
auch drei Rippen durch einen querlaufenden Knoten verbunden,
noch andere Unregelmässigkeiten stellen sich ein, so dass viel-
leicht die Unterschiede der Species auf Missbildung einzelner Indi-
viduen reducirt werden müssen. Bucklandischichten von Hechin-
gen, Dusslingen und Gmünd, dessgl. von Metz (Moselle).
11. Ammonifes Conybeari, Sow., 1816. tab. 131.
Amm. Bucklandi, Ziet. tab. 27. fig. 1. (non Sow.)
Nach den mündlichen Mittheilungen H. J. Sowerby's
erreicht sein Amm. Conybeari über V/^ Fuss Durchmesser. Er
gleicht dem Amm. Bucklandi, doch sind die Windungen etwas
schmäler und verjüngter und die Rippen nicht so hervorsprhi-
gend. In Deutschland wurde er häufig mit kleineren Arten ver-
wechselt, während der ächte Amm. Conybeari dann Bucklandi
genannt wurde. Ganz besonders gilt diess für die Zieten'schen
Abbildungen, denn Amm. Bucklandi, Zieten, tab. 27. fig. 1.
stimmt vollständig mit Amm. Conybeari, Sow., während sein
Amm. Conybeari, tab. 26. fig. 2., einer andern Art zugehört.
Amm. Conybeari, Sow. wurde zuerst aus den Arcuaten-
kalken von Bath beschrieben, ich fand ihn daselbst häufig, sowie
auch in den Bucklandibänken von Lyme Regis (Dorsetshire).
In Schwaben kommt er mit Amm. Bucklandi zu Vaihingen,
Möhringen , Bebenhausen , Nürtingen , zahlreich und schön vor,
in Frankreich liegt er in demselben Bett bei Metz, Nancy,
Avallon, Semur.
12. Ammoniles spiratissimus, Quenst. Handb. tab. 27.
fig. 9.
Ist eine der häufigsten Formen in dem Liaskalke Württem-
bergs. Die Species gleicht einem verjüngten Conybeari, zählt
aber bei 4 Zoll Durchmesser schon 7 — 8 Windungen. Ihre
nähere Beschreibung finden wir Quenstedt, Handb. pag. 355.
13. Amraonites liasicus^ d'ürb. tab. 48.
Im Liaskalk von Möhringen, Vaihingen, Gmünd. Die ein-
- 199 —
zelnen Exemplare variiren stark in Beziehung auf Zahl der
Rippen und Form des Kiels.
14. Ammonites Kridion, Hehl; Ziet., 1830. tab. 3. fig. 2.
Das Zieten'sche Originalexemplar, welches ich in meiner
Sammlung besitze, hat die Innern Umgänge gerippt, nicht aber
glatt, wie d'Orbigny's Figuren. d'Orbigny's Amm.Kridion
gehört bestimmt einer besondern Art an, da ausserdem auch seine
Abbildung comprimirtere Umgänge zeigt als sie die schwäbischen
Stücke besitzen. Ich nenne desshalb d'Orbigny's Species auf
tab. 51, fig. 1 — 6.: Amm. Hartmanni. Amm. Kridion , Ziet.
findet sich mit und unter Amm. Bucklandi; ich halte es noch
für unentschieden ob er nicht, im Widerspruche mit den Zieten-
schen Angaben , doch bloss ein junges Individuum von Amm.
Conybeari Sowerby ist, da er demselben sehr nahe steht.
15. Ammonites Bodleyi, Buckm. 1845; Murch.,
Geol. of Cheltenham, tab. 11, fig. 7.
Die Schärfe des Rückens und der engstehenden gebogenen
Rippen zeichnet die nur wenige Zoll grosse Species aus, welche
von Buckman aus dem untern Lias von Gloucestershire be-
schrieben wurde. Ganz ähnliche Exemplare fand ich im untern
Lias bei Füzen am Randen. Wahrscheinlich gehört die Species
in die Zone des Amm. geometricus, siehe §. 8.
16. iimmoniies geometricus, n. sp. (non Phili.)
Der nicht über vier Zoll gross werdende Ammonit hat viele
Aehnlichkeit mit der vorigen Species. Die Rippen sind zahl-
reich und scharf, der Kiel ist schneidend. Er unterscheidet sich
jedoch von Amm. Bodleyi dadurch, dass seine Rippen nicht ge-
bogen sind, sondern ganz gerade gegen aussen laufen. Dieselben
erreichen gegen den Rücken hin ihre grösste Höhe. Der Seiten-
lobus ist schmal und lang, und theilt die übrigen Loben in
zwei gleiche Theile, so dass der Rückensattel auf der einen Seite
des Lobus eine Figur bildet, gegen welche auf der andern Seite
die vereinigten übrigen Sättel symetrisch liegen.
Der PhiUips'sche Amm. geometricus, tab. 14 fig. 9, ist
nichts Anderes , als ein irrthümlich im untern Lias angeführter
-^ 200 —
Amm. spiiiatus mit gekerbtem Kiel. Da jedoch dieser Name
häufig auf scharfgekielten Arieten übertragen wurde, so will ich
ihn für die eben beschriebene Species fixiren.
Ammonites geometricus liegt unmittelbar über Amm. Buck-
landi. Ich erhielt denselben zahlreich von Gmünd, von Krum-
menacker bei Esslingen, von Göppingen, von Bebenhausen bei
Tübingen, von Füzen an der Wutach u. s. w. Er findet sich
in Schichten, welche zwischen den ächten Bucklandibänken und
denen des Pentacrinus tuberculatus in der Mitte liegen. In Eng-
land kommt er im untern Lias von Robin Hoods Bay (York-
shire) vor.
17. Ammonites Nodotianiis, d'Orb. tab. 47.
Seltelie Form mit scharfem Kiel, aus den Arietenschichten
von Waidenbuch ganz ähnlich den französischen Vorkommnissen
von Avallon (Yonne).
18. Ammonites Gmündensis, n. sp.
Die riesigen Exemplare dieser Species, welche in Württem-
berg in den Umgebungen von Gmünd, von Plochingen und Göp-
pingen nicht selten gefunden werden, und in den schwäbischen
Sammlungen gewöhnlich mit der Bezeichnung Amm. Bucklandi
liegen, verdienen ein besonderes Interesse, da sie einen Hori-
zont markiren, der bis jetzt noch wenig beachtet wurde. Sie
gehören einer Zone an , welche sich über der Lage des ächten
Amm. Bucklandi, und unmittelbar unter der des Pentacrinus
tuberculatus an manchen Orten bemerklich macht. Belemnites
acutus ist der Begleiter dieser Ammoniten, erscheint aber in ihrer
Zone zum ersten Male, Von Amm. Bucklandi unterscheiden sie
sich durch comprimirtere Mundöffnung. Sie stehen dem Amm.
Brooki schon viel näher, sind jedoch weniger hochmündig und
behalten die Rippen selbst bei zwei Fuss Durchmesser noch bei.
Was diese grossen Exemplare besonders auszeichnet, ist die Form
ihrer Mundöff'nung, welche innen einen bedeutenden Durchmesser
besitzt, gegen den Rücken hin aber immer schmäler wird. Letz-
terer trägt einen hohen Kiel, dagegen biegt sich die Schale
— 201 —
unmittelbar neben den seitlichen Furchen um. Die Windungen
besitzen eine breite Suturfläche, über welcher die Rippen am
derbsten beginnen, gegen den Rücken hin aber schwächer werden
und beinahe verschwinden. Auf den innern Windungen sind
dieselben feiner und mehr genähert.
19. Ammoiiites Scipioniaiius, d'Orb. tab. 51, fig. 7. 8.
Scharfrückiger, hochmündiger Ariet mit Rippen, welche sich
bisweilen spalten, oft auch gegen den Rücken hin Knötchen
bekommen. Leicht erkennbare Species, die in Schwaben nicht
selten im untern Lias in Begleitung von Amm. geometricus,
gleich über Amm. Bucklandi zu Gmünd, Göppingen, Krummen-
acker bei Esslingen u. s. w. vorkommt und auch in Frankreich
in der entsprechenden Schichte bei Semur (Cote d'Or) gefun-
den wurde. .
20. Animouites Saiizeanus, d'Orb. tab. 95, fig. 4—5.
In Frankreich sah ich den Amm. Sauzeanus in kleinen, mit
d'Orbignys Figur übereinstimmenden Exemplaren, zu Semur (Cote
d'Or). In Süddeutschland hat man bisher die von d'Orbigny
aufgestellte Species misskannt, obwohl Amm. Sauzeanus in
manchen Gegenden zahlreich vorkommt. Er findet sich in grossen
Exemplaren, welche sich durch ihren breiten Rücken und ihre
quadratische Mundöffnung auszeichnen, sowie in kleineren, welche
mit der d'Orbigny'sclien Figur vollständig stimmen. In den
Sammlungen liegen sie gewöhnlich unter der falschen Bezeich-
nung: Amm. obtusus. Ich erhielt den Amm. Sauzeanus aus dem
untern Lias von Füzen am Randen und von Gmünd, dessgleichen
von Krummenacker bei Esslingen, wo er sich mit Amm. geo-
metricus in derselben Schichte findet.
21. Ammonites laevigatus, Sow. 1827. tab. 570, fig. 3.
Amm. Davidsoni, d'Orb. Prodr. 8. 38.
Kleine Species, welche ich noch nicht über einen Zoll gross
sah. Sie gleicht in der frühesten Jugend dem Amm. globosus Ziet.
aus dem mittlem Lias, trägt wie dieser eine eingeschnürte Mundöff-
nung, doch sind die innern Windungen nicht so aufgebläht. Amm.
Württemb. uaturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft. 14
— 202 —
laevigatus ist häufig im untern Lias von Lyme Regis, und scheint
dort gleich über Amm. Bucklandi vorzukommen. Aus Württem-
berg besitze ich nur wenige Exemplare, welche aus den obern
Schichten des Liaskalkes der Filder stammen.
Da Amm. laevigatus, Rein. 1818, fig. 54, 55, eine man-
gelhaft beschriebene, midefinirbare Species ist, Lamarks Amm.
laevigatus aber mit Amm. Lewesiensis zusammenfällt, so behalte
ich den Sowerby'schen Namen bei.
22. Aramonites Bonnardi . d'Orb. tab. 46.
Amm. Turneri, Sow. tab. 452, fig. 2. (non fig. 1.)
d'Orbigny führt den Amm. Bonnardi im Prodrome nicht
wieder auf, doch hat seine Figur (Pal. franc.) so viele Ueberein-
stimmung mit der in dem Saurierbett von Lyme Regis häufig
vorkommenden Art, dass ich den Namen für dieselbe beibehalte.
Ich sah dort grosse Exemplare von Ichtyosaurus, welche in der
Zone des Pentacrinus tuberculatus gefunden wurden, und ganz
von solchen Ammoniten bedeckt waren. Auch aus Württemberg
besitze ich die Species aus denselben Schichten, welche auf den
Fildern gleich über Amm. Bucklandi folgen, und den Pentacrinus
tuberculatus in einer Kalkbank enthalten.
23. AniQl. Turueri, Sow. 1827. tab. 452, fig. 1. (non fig. 2.)
Bei der Untersuchung der Originalexemplare Herrn S o-
werby's fand ich, dass Amm. Turneri, Sow. tab. 452, fig. 1,
einer seltenen Species angehört, die ich bloss in wenigen Exem-
plaren kenne. In Württemberg habe ich den ächten Amm.
Turneri noch nicht angetroften, dagegen erhielt ich zwei Stücke
davon zu Lyme Regis (Dorsetshire), woselbst er mit Amm.
Bonnardi vorkommt.
24. Aminonites stellaris. Sow. 1815. tab. 93.
Die dicke gestreifte Schale ist von einer kalkigen Schichte
bedeckt, welche in Reihen geordnete, erhöhte Punkte trägt. Das
Originalexemplar von Amm. stellaris, welches ich in H. S o w e r b y ' j?
Sammlung sah, zeigt diese Punkte deutlich, bei einem andern,
welches ich aus dem untern Lias von Lyme Regis (Dorsetshire)
— 203 —
bekam, sind dieselben gleichfalls vorhanden. Es scheinen Ueber-
gänge zu Amm. obtusus vorzukommen, so dass beide Arten viel-
leicht zusammenzustellen sind, welche Annahme noch dadurch
verstärkt wird, dass man bei Amm. obtusus eine ähnliche Punk-
tation der Schale findet. Die extremeren Formen beider Arten
lassen sich jedoch immerhin mit Leichtigkeit auseinanderhalten.
Bei schwäbischen Exemplaren sah ich die Punkte auf der Schale
noch nicht, doch stimmen die in den obern Schichten des Amm.
obtusus bei Balingen vorkommenden Individuen ihrer äussern
Form nach vollständig mit dem englischen iVmm. stellaris überein.
25. Amnionites Brooki, Sow. 1818, tab. 190.
Seltene Species aus den obern Obtususschichten von Lyme
Regis (Dorsetshire). Findet sich in Württemberg in den blauen
Kalkbänken derselben Region: bei Ofterdingen und Balingen.
26. Ammonites obdisiis, Sow. 1817. tab. 167.
Amm. Smithi, Sow. 1823. tab. 406.
„ obtusus, d'Orb. tab. 44.
„ Turneri, Quenst. Flözgeb. pag. 156. Ceph.
tab. 3. fig. 19.
Amm. obtusus nimmt einen Horizont ein, der von den Buck-
landibänken durch das Bett des Pentacrinus tuberculatus getrennt
ist. Unmittelbar über letzteren beginnt Amm. obtusus und tritt
in England, Frankreich und Süddeutschland in dieser Lage cou-
staut auf. Prof. Quenstedt hat seine Wichtigkeit erkannt,
und die Thone, in welchen er in Schwaben gefunden wird, nach
seinem in Deutschland gangbaren Speciesnamen, „Turnerithone'-
genannt. Amm. obtusus kommt darin verkalkt und verkiest an
vielen Punkten vor, bei Betzgenrieth , Betzingen, Ofterdingen,
Bahngen, Aselfingen. In Frankreich sah ich ihn in der ent-
sprechenden Schichte bei Avallon (Yonne). In England, woselbst
au vielen Punkten sein Formationsglied durch Thone gebildet
wird, fand ich den Amm. obtusus sehr häufig zu Robin Hood's
ßay (Yorkshire) und Lyme Regis (Dorsetshire), von welch letz-
terem Punkte die Sowerby'schen Exemplare stammen. Die von
Sowerby, tab. 460, gegebenen Figuren des Amm. Smithi sind
14"
— 204 -"
von jungen Individuen des x\mm. obtusus genommen, welche im
untern Lias von Sommersetshire mit Amm. ziphus und planicosta
gefunden wurden.
27. Amraonites Birchi, Sow. 1820. tab. 267.
„ „ d'Orb. tab. 86.
Die englischen Exemplare von Amm. Birchi liegen wohl-
erhalten in der harten Geodenbank, welche an den Küstenwän-
den von Lyme Regis (Dorsetshire) ziemlich hoch über den Buck-
landibänken eingebettet ist, zugleich finden sich auch Abdrücke
davon in den Thonen , welche die Geodenbank umgeben. Die
Saurier, Fische und Sepien liegen unmittelbar darunter. In
Frankreich ist die Position, welche Amm. Birchi einnimmt, an-
nähernd dieselbe, er kommt in den blauen Kalken des obern
Sinemurien vor, bei Semur (Cote d'Or) und Avalion (Yonne). In
Württemberg finden sich an der Basis der Obtususschichten bei
Dusslingen und Ofterdingen blauschwarze Schiefer mit Fisch- und
Saurierresten, welche noch in die Region des Pentacrinus tuber-
culatus gehören. In denselben liegen flachgedrückte Ammoniten
mit zwei seitlichen Knotenreihen. Die Form dieser Ammoniten
stimmt mit der des englischen Amm. Birchi überein. Da auch
die Schichten annähernd dieselben sind, so glaube ich, dass diese
in Schwaben vorkommenden flachgedrückten Ammoniten mit dem
ächten englischen Amm. Birchi identisch sind. Eine zweite
Localität in Schwaben, an welcher ich den Amm. Birchi antraf,
ist Krummenacker bei Esslingen. In der obersten Bank eines
daselbst in den Kalken des Pentacrinus tuberculatus gegrabenen
Steinbruchs erhielt ich das Bruchstück eines grossen Ammoniten,
der entschieden mit Amm. Birchi übereinstimmt. Etwas tiefer
lagen daselbst Amm. geometricus, Sauceanus und Scipionianus.
28. Ammonites laciinatUS, Buckmann, 1845. Murch.
Geol. of Cheh. tab. 11, fig. 4—5.
Amm. lacunatus, Quenst. Ceph. tab. 11, fig. 13.
In England erhielt ich den typischen Amm. lacunatus aus
dem Thale von Gloucester, wo er bei einem Eisenbahneinschnitte
häufig zu Tage kam. Er stimmt mit den schwäbischen Vor-
— 205 —
kümmnissen und liegt auch annähernd in der gleichen Schichte.
Amm. oxynotus und bifer finden sich dort an derselben Stelle.
In Schwaben kommt er gleich über den Bänken des Amm. ob-
tusus vor, und wittert in kleinen verkiesten Exemplaren aus den
dunklen Thonen heraus. Amm. oxynotus und bifer liegen etwas
höher, doch kann man bei Ofterdingen die herausgeschwemmten
Stücke der drei Ammoniten an einem und demselben Orte zu-
sammenlesen.
29. Ammoniles Boucaiiltianiis, d'Orb. tab. 90. (97.
fig. 3-5.?)
In der Sammlung des Herrn Boucault in Paris sah ich
das Original dieser Species. Es stammt aus dem untern Lias
von Semur (Cote d'Or). Ich glaubte aus dem Gestein schliessen
zu müssen, dass es im obern Sinemurien mit Amm. Guibalianus
gefunden wurde. Von andern Gegenden kenne ich die Species nicht.
30. Aramonites raricostalus, Zieten. 1830. tab.i3,figi4.
„ „ d'Orb. tab. 54.
Turrilites Boblayei, d'Orb. lab. 41.
Amm. raricostatus , Quenst. Ceph. tab. 4, fig. 3.
Häufige Species, welche in der obersten Zone des untern
Lias an vielen Punkten Württembergs vorkommt. Die Exem-
plare finden sich entweder verkiest in den dunklen Thonen, oder
verkalkt in den Mergelknollen darüber. In Frankreich liegt Amm.
raricostatus in den blauen Kalken des obern Sinemurien bei
Nancy (Meurthe) , Avalion (Yonne) und Semur (Cote d'Or). In
England fand ich ihn in derselben Position zu Lyme Regis (Dor-
setshire) und zu Robin Hoods Bay (Yorkshire). In der Samm-
lung von H. Morris sah ich den Amm. raricostatus von der
Küste von Porthrush (London Derry) im nördlichen Irland.
31. Ammoiiites oxynotus, Quenst. 1843. FlÖzg. pag. 161.
Amm. oxynotus, Quenst. Ceph. tab. 5, fig. 11.
(Amm. Simpsoni, ßean. ?)
d'Orbigny hat den ächten Amm. oxynotus in der Pal.
franc. nicht abgebildet, denn Amm. Lynx und Coynarti tab. 87,
— 206 --
dürfen nicht damit zusammengestellt werden, ebensowenig d'Or-
bignys Amm. Collenoti. Amm. oxynotus kommt in Frankreich
zwar nicht häufig, aber gross und deutlich in den blauen Kalken
von Nancy vor, welche in den Umgebungen dieser Stadt aus-
gebrochen werden , und in das obere Sinemurien gehören. In
Schwaben bildet er einen Horizont in der Oberregion des untern
Lias und liegt gleich unter Amm. raricostatus bei Boll, Ofter-
dingen und Balingen. In England hat er dieselbe Position, ich
fand ihn zu Robin Hoods Bay (Yorkshire) und Lyme Regis (Dor-
setshire), noch häufiger ist er in den Umgebungen von Glou-
cester (Gloucestershire); m der Sammlung des Dr. Wright in
Cheltenham sah ich ein grosses verkiestes Exemplar von Amm.
oxynotus, das mit der Wohnkammer über einen Fuss Durch-
messer erreicht haben musste.
32. Ammonites Buvignieri, d'Orb. tab. 74.
d'Orbigny citirt diesen Ammoniten aus dem mittlem
Lias, was ich dahin berichtige, dass er zwar über den eigentlichen
Bucklandischichten liegt, aber mit Amm. raricostatus und oxy-
notus in den blauen Kalken vorkommt, welche wir noch zu dem
Obern Sinemurien rechnen. Ich fand ihn eben darin bei Nancy,
auch stammen die Exemplare, welche ich bei H. Buvignier
in Verdun sah, aus derselben Region. Mit Amm. Loscombi haben
dieselben keine Aehnlichkeit, wie man nach d'Orbignys Figur
glauben sollte.
33. Ammonites Guibalianus, d'Orb. tab. 73.
Amm. Collenoti, d'Orb. tab. 95, fig. 6—9.
Eine ziemliche Anzahl von Individuen, welche ich von dieser
Species in Händen hatte, sowie die Besichtigung der Original-
exemplare überzeugten mich, dass Amm. Collenoti, d'Orb. nichts
Anderes ist als ein junges Individuum von Amm. Guibalianus,
d'Orb., und somit beide Species vereinigt werden müssen. Aeussere
Form und Loben lassen keine Unterschiede zu, und bei gleichem
Alter gehen die Arten völlig in einander über. Amm. Guiba-
lianus unterscheidet sich von Amm. oxynotus durch seinen wei-
— 207 —
tern Nabel und die breitere Miindöffiiung. D'Orbigny stellt
den Amni. Collenoti in den untern Lias, dagegen den Amm.
Guibalianus in den mittlem , was vielleicht zur Trennung der-
selben beigetragen hat. Ich fand beide (klein und gross) bei-
sammen bei Nancy in den Schichten mit Gryphaea obliqua,
welche über Amm. Bucklandi liegen und das obere Sinemurien
dieser Gegend bilden.
34 — 38. Die Ammoniten aus der Familie des Amm. planicosta.
Es lassen sich im untern und mittlem Lias sieben verschie-
dene Arten acht er Capricornen unterscheiden, welche auf folgende
Weise vertheilt sind:
Im untern Lias:
Ammonites planicosta, j
„ ziphus, } Zone des Amm. obtusus.
„ Dudressieri, ;
„ bifer, . . Zone des Amm. oxynotus.
„ subplanicosta, Zone des Amm. raricostatus.
Im mittlem Lias:
Ammonites lataecosta, Zone des Amm. Jamesoni.
„ capricornus, Zone des Amm. Davöi.
Sie weichen in der frühesten Jugend nur wenig von ein-
ander ab, lassen sich aber im ausgewachsenen Zustande wohl
einzeln unterscheiden. Die Stellung, welche ich denselben in den
betreffenden Schichten gegeben, widerspricht den meisten seither
bekannten Annahmen, doch überzeugte mich das Studium der
Originalexemplare, oder der Localitäten, an welchen dieselben
gefunden wurden, dass ihre Anordnung nicht wohl auf andere
Weise ausgeführt werden kann. Ihre Synonymik ist folgende:
34. Amm. planicosta, Sow. 1814. tab. 73. (tab. 406. pars.)
Aus den Obtususschichten des untern Lias von Sommersetshire.
Ammonites capricornus, Zieten. 1830. tab. 4. fig. 8.
(non Schloth.)
Unterer Lias, Obtususschichten von ßetzgenrieth bei BoU.
— 208 —
Amm. capricornus, v. Buch. 1830. Beil. Akad. Amm. p.l85.
TurriUtes Coynarti, d'Orb. tab. 42, fig. 4 — 7.
Unterer Lias von St. Amand (Cher).
Die Form von Amm. planicosta ist sehr einfach und kann
als Typus der Capricornen dienen. Die ungeknoteten Rippen
werden auf dem Rücken breiter und vereinigen sich daselbst mit
denen der entgegengesetzten Seite. Ich kenne nur kleine Indi-
viduen davon. (Ein Theil der von Sowerby abgebildeten
Exemplare gehören zu Amm. Ziphus.)
35. Ammonites ziphus, Zieten. 1830. tab. 5, fig. 2.
Unterer Lias, Obtususbett. Betzgenrieth bei BoU.
Äm?n. planicosta, Sow. (pars) tab. 406. fig. 6.
In der Sammlung des H. J. Sowerby fand ich, dass ein-
zelne der auf tab. 406 abgebildeten Stücke junge Individuen von
Amm. Ziphus sind.
Amm. armatus sparsinoduSy Quenst. Ceph. tab. 4, fig. 5.
Unterer Lias, Obtususbett. Betzgenrieth.
Amm. Ziphus trägt grosse unregelmässige Knoten auf einigen
seiner Rippen, gleicht aber in der frühesten Jugend dem gewöhn-
lichen Amm. planicosta.
36. Ammonites Dudressieri^ d'Orb. tab. 103. fig. i, 2.
Unterer Lias von Nancy (Meurthe).
Die Mundöftnuug ist quadratisch, die Rippen sind in der
Jugend stark und tragen grobe Knoten, werden aber im Alter
schwächer und bekommen dann feine Stacheln. Die Species ge-
hört nicht in den obeni Lias wie d'Orbigny angibt, sondern
in den untern, ich fand sie darin in den Umgebungen von Nancy,
sowie zu Lyme Regis (Dorsetshire).
37. Ammonites bifer, Q^ienst. Flözgeb. 1843. pag. 160.
Handb. tab. 27, fig. 20.
Unterer Lias, Oxynotusschichten. Ofterdingen, Balingen.
TurriUtes Valdani, d'Orb. tab. 42, fig. 1—3.
Unterer Lias, Samt Amand (Cher).
Die scharfen Rippen beginnen und endigen auf beiden Seiten
in zwei hervorstehenden Ecken.
— 2Ü9 —
38. Ammonites siibplauicosta n. sp.
(Ammonites CarusensiSy d ' 0 r b. tab. 84, fig. 3 — 6 ?)
Die constant in Begleitung des Amm. raricostatus vorkom-
mende Form gleicht einigermassen dem Amm. planicosta, unter-
scheidet sich aber durch die Feinheit ihrer Windungen von ihm,
und stimmt hierin mehr mit Amm. Carusensis d'Orb., dem jedoch
die Schärfe der Rippen auf dem Rücken zu fehlen scheint. Ich
wage desshalb nicht dieselben zu vereinigen, sondern nehme vor-
erst den mit Amm. raricostatus vorkommenden Capricornen als
eigene Species an. Ofterdingen , Balingen. Den ächten Amm.
Carusensis habe ich in Süddeutschland noch nicht angetroffen,
dagegen erhielt ich ihn aus den Thonen des untern Lias von
Lyme Regis.
Ammonites latäecosta, Sow. und )siehe im mitt-
Amm. capricornus, Schloth. (maculatus, Phill.)^ leren Lias.
39. Ammonites miiticus, d'Orb. tab. 80.
Amm. armatus densinodus , Quenst. Ceph. (pars)
tab. 4. fig. 18.
Kommt mit Amm. raricostatus bei Ofterdingen und Balin-
gen vor. D'Orbigny gibt für seine Species einige Locali-
täten aus dem Cherdepartement an, der genaue Horizont, welchen
er dort einnimmt, ist nicht bekannt. Amm. natrix oblongus,
Quenst. aus dem mittlem Lias steht ihm nahe, unterscheidet
sich aber durch comprimirtere Mundölfnung und schwächere Knoten
auf den Rippen. Da Amm. muticus d'Orb. mit dem in Be-
gleitung des Amm. raricostatus vorkommenden Ammoniten der
äussern Form und den Loben nach vollständig übereinstimmt, so
wähle ich diesen Namen, um die für ihre Zone so wichtige
Species zu bezeichnen.
40. Ammonites densinodus.
Amm. armatus densinodus, Quenst. Ceph. pag. 82. (pars).
Unterscheidet sich von Amm. muticus durch comprimirtere
Windungen und weniger runde Stacheln. Letztere stehen genau
' — 210 —
in der Kante, welche die Rückenfläche mit den Seiten bildet,
nnd sind in der Richtung dieser Kante in die Breite gezogen.
In Württemberg liegt Amm. densinodus in den Mergelknollen,
welche an der Grenze zwischen unterem und mittlerem Lias auf-
treten , welche jedoch noch in die Zone des Amm. raricostatus
gehören. In England erhielt ich den Amm. densinodus verkiest
aus der gleichen Region zu Lyme Regis (Dorsetshire).
41. Chemiiilzia Zeiikeni, d'Orb., 1850. Prodr. 7. 4i.
Melania Zenkeni, Dunk. Pal. I. tab. 13. fig. 1.
Dunker bildet diese Species aus den Angulatusschichten
von Halberstadt ab; ich fand sie in dem gleichen Niveau zu
Hettange bei Thionville (Moselle). In Schwaben ist sie nicht
selten in den Liassandsteinen mit Amm. angulatus von Göppin-
gen und Gmünd, doch kommt sie hier gewöhnlich in Steinkenie
verwandelt vor.
42. Chemnitzia solidula, d'Orb., 1850. Prodr. 7. 39.
Paludina solidula, Dunk., Pal. I. tab. 13. fig. 9.
Findet sich mit der vorigen Art.
43. Acteonina fragilis, d'Orb. Prodr. 7. 4 6.
Tornatella fragilis, Dunk., Pal. I. tab. 13. fig. 19.
Häufig in den Angulatusschichten von Halberstadt , dessgl.
in Schwaben in den Sandsteinen von Wäschenbeuren, Göppingen,
Bempflingen, sowie in den Mergelknollen von Vaihingen. Auch
in dem Liassandstein von Hettange (Moselle) scheint sie vorzu-
kommen , denn Terquem Bullet. Soc. geol. de Fr. 1851 — 52.
führt in der Liste der Versteinerungen von Hettange eine unbe-
nannte Tonnatella an.
44. Acteonina Dewalquei sp. n.
Kleine Species, welche der Acteonina fragilis, d'Orb. gleicht,
jedoch rundere Windungen besitzt. Findet sich verkiest in der
Oberregion des untern Lias bei Ofterdingen und Ohmenhausen,
sowie in England in derselben Schichte in dem Thale von
Gloucester,
— 211 —
45. Trochus animinatllS. Dew. et Chap. Lux. tabl2.fig.3.
In Schwaben selten im untern Lias, dessgl. in Luxemburg.
46. LiUorina cJntlirata. (Turbo Desh.).
Turbo semiornatus, Mtinst. , Gold f. tab. 193. fig. 8.
Turbo Philenor, d'Orb. Prodr. 7. 52.
Chemnitzia allena, Dew. et Chap. Lux. tab. IL fig. 4.
Turbo angulati, Quenst. Handb. tab. 33. fig. 32.
Die schöne Species aus dem Gres de Luxembourg, welche
so häufig und ausgezeichnet in den Angulatusschichten von
Hettange bei Thionville (Moselle) vorkommt, findet sich bei uns
wieder in den Sandsteinen des untern Lias; ich traf sie sehr
deutlich in den Cardinien und Angulatusbänken von Göppingen
Natica Koninckana, Dew. et Chap. Lux. tab. 11. fig. 7. kommt
mit der vorigen Art in den gleichen Schichten und an denselben
Localitäten vor. Es scheinen jedoch beide in einander über-
zugehen.
47. Natica subanirulata, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 47.
Ampullaria angulata, Dunk. Pal. L tab. 13. fig. 4.
Im Liassandsteine von Halberstadt. Dessgl. mit Amm. angu-
latus zu Hettange bei Thionville (Moselle). Terquem Bull. Soc.
geol. Fr. 1851—52, pag. 586. zeichnet noch drei weitere Spe-
cies von letzterer Localität auf, welche ich hier anführe, obwohl
ich sie von andern Arten nicht kenne. Es sind folgende: Natica
planulata, N. subobtusa und N. Terquemi=: N. carinata Terq.
non Sow.
48. Nerita liasina, d'Orb. Prodr. 7. 48.
Neritina liasina, Dunk. Pal. L tab. 13. fig. 13—16.
Im untern Lias vom Kanonenberge bis Halberstadt, sowie
in den Sandsteinen mit Amm. angulatus bei Göppingen.
49. Turbo PhilemOIl, d'Orb. Pal. fr. tab. 326. fig. 3.
In der Sammlung des H. Dr. Fr aas sah ich diese Species
aus den Angulatusschichten von Ostdorf bei Balingen.
--. 212 —
50. Pleurotomaria polita. Goldf. tab. 186. fig. 4.
(Helicina polita, Sow. tab. 285. ?)
Häufig im untern Lias von Göppingen, Bempflingen, Ost-
dorf und Vaihingen, dessgl. in England in den Umgebungen von
Bristol. Besitzt viele Aehnlichkeit mit Pleurotomaria expansa
des mittlem Lias, doch springt bei letzterer die Bandfläche mehr
hervor. Pleurot. Coepa Desl. steht ihr nahe, hat aber rundere
Windungen, ich kenne von derselben nur wenige Exemplare aus
den Angulatusschichten von Göppingen.
51. Pleurotomaria simills.
Trocchus similis, Sow., 1816. tab. 142.
Trochus anglicus, Sow., 1818. pag. 238.
Pleurotomaria anglica, d'Orb. 2. Bd. pag. 396. (pars).
Sow erb y hat seinen ersten Namen in dem erst 2 Jahre
später erschienenen Index zurückgenommen, weil er auf nach-
herigen Blättern desselben Bandes einer zweiten Species den
Namen Trochus similis gegeben hatte. Diese Veränderung der
Benennung ist nicht mehr nöthig, weil die zwei gleichgenannten
Species in zwei verschiedene Genera zerfallen.
Pleurotomaria similis wurde aus dem untern Lias von Weston
bei Bath beschrieben, die im mittlem Lias vorkommenden ihr
ähnlichen Formen (Goldfuss, tab. 184. fig. 8.) lassen sich
jedoch von ihr unterscheiden. Ich behalte desshalb den ersten
Namen Sowerby's für die Species des untern Lias bei, den
zweiten aber für das in England häufigere Vorkommen des mitt-
lem Lias, mit welchem auch die Goldfuss'sche Figur der
PI. anglica übereinstimmt.
52. Cerithium subturitella, d'Orb. Prodr. 7. 58.
Melania turitella, Dunk. Pal. L tab. 13. fig. 5—7.
Ich erhielt diese Species aus den Angulatusschichten von
Hüttlingen bei Wasseralfingen, von Göppingen u. s. w. In der
Sammlung von Dr. Fr aas sah ich sie aus der gleichen Region
von Ostdorf bei Balingen. Dunk er beschreibt sie von Halber-
stadt, und Dewalque bildet sie aus den Marnes de Jamoigne
— 213 -
von Luxemburg ab. An sämmtlichen Fundorten gehören die
Schichten der Zone des Amm. angulatus an.
53. Cerithinm conforme , i)ew. et Chap. Luxemb.
tab. 14. fig. 5.
Schöne Species, welche in Schwaben fehlt, ich erhielt sie
in Frankreich aus den Angulatusschichten von Hettange bei
Thionville (Moselle).
54. Helicioil Sdimidli, d'Orb. Prodr. 7. 62.
Patella Schmidtii, Dunk. Pal. I. tab. 13. fig. 17.
Aus den Angulatusschichten des untern Lias von Halber-
stadt. Helicion discrepans de Ryckh. Dew. et Chapuis,
Luxemb. tab. 16. fig. 6. aus dem gleichen Niveau scheint viele
Aehnhchkeit damit zu haben. Noch mehrere Species von Heli-
cion werden aus den untern Liasschichten von Hettange (Moselle)
angegeben, allein da ich sie von andern Orten nicht kenne, so
übergehe ich dieselben.
55. Dentalium Aüdleri, n. sp.
Ich erhielt die kleine Species zuerst von H. Dr. Andler
aus den Mergelknollen, welche sich in den Umgebungen von
Vaihingen in der Zone des Amm. angulatus finden. Steinkerne
davon kommen in den Sandsteinen gleichen Alters zu Göppingen
zahlreich vor.
56. Panopaea liasina, d'Orb. 1850, Prodr. 7. 72.
Unio liasinus, Schübl. Ziet. tab. 61, fig. 2.
Häufig im Liaskalk von Vaihingen, Bebenhausen, Balingen.
57. Panopaea galalhea, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 64.
Pleuromya galathea, Agass. Myes. tab. 28, fig. 1 — 3.
Kleine Species, welche sich aber durch die Bestimmtheit
der äussern Form auszeichnet, die Figur von Agassiz könnte
dieselbe noch schärfer markiren. Findet sich nicht selten in den
Angulatusschichten von Vaihingen und Möhringen bei Stuttgart.
— 214 —
58. Panopaea crassa, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 65.
Pleuromya crassa, Ägass. Myes. tab. 28, fig. 4 — 6. pag. 240.
Mit der von Agassiz für seine Pleuromya crassa gege-
benen Zeichnung stimmt eine in den Kalkbänken des Amm. ob-
tusus bei Balingen vorkommende Muschel ziemlich genau, ich
stelle letztere desshalb zu der Agassiz'schen Species.
59. Panopaea striatiila, d'Orb. Prodr. 7. 63.
Pleuromya striatula, Agass. Myes. tab. 28, fig. 10 — 14.
pag. 239.
Ich erhielt diese Art in den blauen Kalken des obern Si-
nemurien der Umgebungen von Nancy.
(30. Pholadomya glabra, Agass. 1842. Myes. tab. 3, i.
. fig. 12-14. pag. 69.
Pholadomya ambigua, Ziet. (non Sow.)
Pholadomya Idea, d'Orb. Prodr. 1850. 7. 73.
Die Agassiz'schen Originalexemplare stammen nach dessen
eigenen Angaben aus dem untern Lias bei Stuttgart. Am häu-
figsten liegen sie dort an der Grrenze zwischen der Zone des
Amm. angulatus und der des Amm. Bucklandi, siehe Profil 6,
§.8. D'Orbigny erwähnt sie aus dem untern Lias von Semur
(C6te d'Or), Augy sur Aubois (Cher) und von noch andern Punkten.
61. Pholadomya Woodwardi n. sp.
Aehnlich wie bei Phol. Hausmanni, Goldf. tab. 155, fig. 4.
laufen an den Seiten herab drei deutliche Rippen, welche ziemlich
grosse Zwischenräume unter sich lassen. Hinter denselben folgen
naher zusammengerückt noch 1 — 3 kaum sichtbare Rippen,
welche so schwach sind, dass sie an den Steinkernen oft ganz
verschwinden. Von Pholadomya Hausmanni, Goldf. unterscheidet
sie sich durch ihre längere, weniger aufgeblähte Form, sowie
durch viel schwächere Rippen.
Kommt mit Amm. Bucklandi zu Möhriugen, Vaihingen und
Balingen vor ; in Frankreich fand ich sie in derselben Region zu
Avalion (Yonne).
- 215 —
62. Pholadomya Fraasi n. sp.
Wurde bis jetzt bloss in den Kalkbänken des Amm. obtu-
sus beobachtet, in denen sie besonders bei Balingen häußg vor-
kommt. Die äussere Form stimmt mit Phol. ambigna Ziet 65, 1.
doch sind 9 — 12 etwas stärkere Rippen vorhanden, welche durch
grobe Querfalten unterbrochen und höckerig gemacht werden.
63. Pholadomya (Goniomya) Sinemuriensis n. sp.
Aehnlich der Gon. rhombifera Goldf. 154. 11, welche in dem
obern Lias von Altdorf häufig vorkommt ; abweichend von ihr durch
die Unregelmässigkeit der vordem Rippen, welche (wie bei fig. 12,
tab. 154. Goldf.) die Querrippen unter einem ziemlich stumpfen
Winkel schneiden. Das Hinterende der Muschel ist stark ver-
kürzt. Nicht selten in der Mittelregion des untern Lias von
Vaihingen und Bebenhausen.
64. Leda Renevieri n. sp.
Gleicht der Nucula complanata, Goldf. tab. 125, fig. 11,
erreicht jedoch nie die gleiche Grösse, auch bleibt die vordere
Verlängerung kürzer. Gehört ausschliesslich den Angulatus-
schichten an und findet sich häufig zu Vaihhigen auf den Fildern.
65. Leda Roman i n. sp.
Nucula lacryma, Strickl. Murch. Chelt. pag. 85 (non Sow).
Die nach Dr. Roman benannte Species hat viele Aehnlich-
keit mit der vorigen Art, doch ist der Hauptkörper eckiger, in-
dem die Wirbel schärfer hervortreten. Findet sich in der Ober-
region des untern Lias mit Amm. oxynotus zu Holzmaden und
Ofterdingen, dessgl. in England in dem Thale von Gloucester,
66 - 70. Tancredia seciiriformis.
Donax securiformis, Dunk. Pal. I. tab. 6, fig. 12 — 14.
Mactra securiformis, d'Orb. Prodr. 7. 79.
Hettangia securiformis, Terquem. Soc. geol. de France,
1853. pag. 372.
Häufig in den Angulatusschichten des untern Lias von Hal-
berstadt, sowie von Hettange (Moselle). Merkwürdig ist, dass
— 216 —
von den übrigen liasischen Speeies, welche M. Terquem, Soc.
geol. de Fr. 1853, pag. 372, besehreibt, in Süddeutschland noch
keine gefunden wurde. Es sind folgende im untern Lias: Tan-
credia Deshayesea, angusta, tenera, ovata. Im mittlem Lias mit
Amm. Davöi: Tancredia broliensis, longiscata, Raulinea. In der
obern Region des mittlem Lias; Tancredia Terquemea.
71. Astarte Gueiixi, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 80.
Findet sich in den Eisenerzen von Thoste und Bauregard
bei Semur (C6te d'Or) nicht selten, kommt jedoch in den ana-
logen Schichten des untern Lias an verschiedenen Punkten vor.
Astarte obsolet a, Dunk. Palaeont. I. tab. 25, fig. 8. aus den
Angulatusbänken von Halberstadt gehört vielleicht dazu. Aus
derselben Zone stammt Astarte consobrina, welche Dewalque und
Chapuis, Luxemb. tab. 22, fig. 3 beschrieben haben. Quen-
steds Astarte complanata, Handb. tab. 46, fig. 1. Flözgeb.pag. 146.
(? Römer) scheint mit Letzterer identisch zu sein. Aehnliche
Vorkommnisse kenne ich aus den Sauden von Hettange (Moselle),
von Ostdorf bei Balingen, Degerloch bei Stuttgart, jedoch immer
aus Schichten, welche unter den Bucklandibänken liegen. Es
fehlen noch genauere Abbildungen, desshalb ist es schwierig die
Astarten des untern Lias sicher zu bestimmen.
72. Astarte Eryx, d'Orb. Prodr. 7. 81.
Findet sich mit der vorigen Art.
73. Hippopodium poiiderosnm. Sow. 1819. tab. 250.
Die eigenthümlich geformte Muschel wurde bis jetzt bloss
an wenigen Localitäten gefunden. Die ächte Sowerby'sche Spe-
eies kenne ich aus England nur von Gloucestershire und aus
Frankreich aus den Umgebungen von Metz. An beiden Punkten
liegt sie in der Oberregion des untern Lias. Mytilus hippo-
campus, Young and Bird. tab. 7, fig. 9 aus dem mittlem Lias
von Yorkshire ist davon zu trennen.
74. Cardinia Listeri, Agass. Myes. pag. 222.
Unio Listeri, Sow. 1817, tab. 154, fig. 3.
Thalassites Listeri, Quenst. Flözgeb. pag. 146.
Beginnt in dem Bett des Ammonites planorbis, findet sich
— 217 —
aber häufiger mit Amm. angulatus bei Bempflingen, Degerloch,
Kemnath, sowie auf der Waldhäuser Höhe und zu Kressbach
bei Tübingen. In Frankreich kommt Cardinia Listeri in Eisen-
oxyd verwandelt in den Erzen von Thoste und Beauregard (C6te
d'Or) vor, findet sich aber auch verkalkt in derselben Gegend.
In England erhielt ich die Species nur einmal aus dem untern
Lias von Robin Hoods Bay (Yorkshire).
75. Cardinia crassiiiscnla, Agass. Myes. pag. 222.
Unio crassiusculus, Sow. 1817. tab. 185.
„ „ Zieten, tab. 60. fig. 1.
Kommt in Schwaben mit Cardinia concinna vor, ist aber
seltener als diese.
76. Cardinia concinna, Agass. Myes. tab. 12. fig. 21. 22.
Unio concinnus, Sow. 1819, tab. 223.
„ „ Zieten, tab. 60. fig. 2—5.
Thalassites concinna, Quenst, Flözgeb. pag. 145.
In den Sandkalken von Ostdorf bei Balingen, Göppingen
und Gmünd, in der Oberregion des Amm. angulatus. In Frank-
reich findet sich Cardinia concinna häufig in derselben Schichte
zu Hettange (Moselle) und Beauregard (Cöte d'Or).
77. Cardinia elongata, Dunk. Pal. I. tab. 6. fig. 1—6.
Angulatusschichten vom Kanonenberg bei Halberstadt.
78. Cardinia copides, de Ryckholt, 1847.
Cardinia copides, Dewalque et Chapuis, Luxemb.
tab. 24. fig. 1.
Schöne Species aus dem Luxemburger Sandstein, die sich
jedoch ganz auf jene Gegend zu beschränken scheint.
79. Cardinia hybrida, Agass. tab. 12^ fig. 1—18.
Unio hybridus, Sow. tab. 154. fig. 2.
Findet sich in den Kalkbänken mit Amm. obtusus aus der
Bahnger Gegend, sowie in den entsprechenden Schichten bei
Nancy (Meurthe). In England ist Cardinia hybrida nicht selten
Württeinb. naturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft. 15
— 218 —
in der gleichen Position ; ich erhielt sie zu Robin Hoods Bay
(Yorkshire) und Cheltenham (Gloucestershire).
80. Cardinia Philea, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 168.
Wird von d'Orbigny im mittlem Lias von Nancy aufge-
führt, ich fand jedoch in den blauen Kalken des obern Sinemu-
rien von Aval Ion (Yonne) und Nancy (Meurthe) grosse Car-
dinien, welche ich für identisch halte mit der von d'Orbigny
ebendaher beschriebenen Cardinia Philea, ich stelle dieselbe dess-
halb in den untern Lias.
81. Cardium Philippiaimm, Dunk. Pal. I. tab. 17. fig. 6.
Aus den Angulatusbänken von Halberstadt, dessgl. von Het-
tange (Moselle).
82. Unicardiiim cardioides, d'Orb. Prodr. 7. i08.
Corbula cardioides, PhiU. tab. 14. fig. 12.
„ „ Ziet. tab. 63. fig. 5.
Findet sich am zahlreichsten in den untern Schichten des
Amm. angulatus zu Kemnath und Degerloch bei Stuttgart, in
Frankreich zu Thoste bei Semur (Cote d'Or). In England erhielt
ich- sie zu Robin Hoods Bay (Yorkshire).
83. Pinna Hartmanni, Zieten. tab. 55. fig. 5— -7.
Die ächte Zieten'sche Species liegt zahlreich in den Grenz-
schichten zwischen Amm. Bucklandi und Amm. angulatus. Noch
verschiedene Arten von Pinna kommen im untern Lias vor, doch
ist der Vergleich schwierig, da man in den meisten Gegenden
nur Steinkerne findet. Pinna folium Phill. ist nicht allein ver-
schieden von Pinna Hartmanni, sondern gehört auch in eine ganz
andere Etage, dessgl. Pinnites diluvianus, Schlotheim (non Ziet.).
84. Mytilus nitidllklS, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 117.
Modiola nitidula, Dunk. Pal. L tab. 17. fig. 4.
Findet sich in den Angulatusschichten von Halberstadt, so^
wie ganz in der gleichen Region in dem Liassandsteine von
Pfauhausen bei Plochingen und von Göppingen. Von Frank-
reich wird er aus den Sauden von Hettange (Moselle) erwähnt.
— 219 —
85. Mylilus laevis , d'Orb. 1850. Prodr. 8. 192.
Modiüla laevis, Sow. 1812, tab. 8. fig. 4.
„ „ Zieten. tab. 59. fig. 6.
Kommt in den untern Schichten des Amm. angulatus zu
Degerloch und Vaihingen vor , dessgl. zu Hettange (Moselle),
Beauregard (Cote d'Or); scheint jedoch noch liefer zu gehen,
denn zu Lyme Regis fand ich in dem White Lias mit Amm.
planorbis einen kleinen Mytilus , der sich von Mytilus laevis
nicht abtrennen lässt.
86. Mytilus iiiinimus, Goldf.
Modiola minima, Sow. 1818. tab. 210. fig. 5 — 7.
Die aus dem Blue Lias von Taunton beschriebene Art ent-
spricht der äussern Form nach dem kleinen aufgeblähten Mytilus,
welcher sich häufig in den Oxynotusschichten von Ofterdingen
und Balingen findet. Murchison, Geol. of Cheltenham pag. 85,
führt ihn aus der gleichen Region von Gloucestershire an.
87. Mytilus Hillaiius, Goldf.
Modiola Hilliana, Sow. 1818. tab. 212. fig. 2.
Modiola glabrata, Dunk. PaL L tab. 6. fig. 17, 18.
Die feine Streifung zeichnet die m den untern Angulatus-
schichten Schwabens nicht selten vorkommende Species aus. Die
Sowerby'sche Figur deutet dieselbe gleichfalls an, auch im Ueb-
rigen stimmen unsere Exemplare damit überein.
88. Mytilus Morrisi, n. sp.
Mytilus scalprum, Goldf. tab. 130. fig. 9. (non Sow.
non Phill.)
In der Unterregion des untern Lias von Vaihingen, Möh-
ringen und Bebenhausen nicht selten. In Frankreich fand ich
ilm sehr schön erhalten in den Sauden mit Amm. angulatus von
Hettange (Moselle). Unterscheidet sich durch seine schlanke Form
von der in England im mittlem Lias vorkommenden Modiola
scalprum Sow. und Phillips.
89. Mytilus decoratus, Münst. Gold. tab. 130. fig. 10.
Seltene Species, welche ich nur wenige Mal im Liaskalk von
15*
~ 220 —
Möhringen, und Bebenhausen (Buckland ibett) auffand. Goldfuss
beschreibt sie aus der gleichen Schichte von Amberg.
90. Lima gigantea, Sow. sp. isu. tab. 77.
Plagiostoma giganteum, Ziet. tab. 51. fig. 1.
Lima gigantea, Gold f. tab. 101. fig. 1.
Lima edula, d'Orb. Prodr. 7. 121.
Im Liaskalke von Vaihingen, Degerloch und Möhringen bei
Stuttgart, von Göppingen, Gmünd, Ellwangen, von Hechingen
und Balingen, sehr häufig und 6 — 8 Zoll gross werdend. Dess-
gleichen zu Waidenheim im Elsass, zu Hettange (Moselle). In
England fand ich die Species in den Bucklandischichten von Bath,
woher sie auch Sowerby beschreibt. Lima gigantea liegt dem-
nach im untern Lias, nicht aber im oberen, wie d'Orb. Prodr.
9. 221. angibt.
91. Lima punctata, Sow. sp, 1815, tab. 113. fig. 1. 2.
Plagiostoma punctatum, Ziet. tab. 51. fig. 3.
„ semilunare, Ziet. tab. 50. fig. 4.
Steht der vorigen Species nahe, wird aber nicht so gross,
und zeigt stärkere Radialstreifen auf der Schale. Häufig an der
Basis der Angulatusschichten zu Degerloch bei Stuttgart, zu
Thoste (Cöte d'Or). Aus England beschreibt sie Sowerby von
Pickeridge Hill; ich fand sie im White Lias von Up-Lyme
(Dorsetshire).
92. Lima SUCCincta. (Chama, Schloth. 1813. Taschen-
buch. Knorr, III. Bd. Suppl. tab. 5 d. fig, 4.
Lima antiquata, Sow. 1818. tab. 214. fig. 2.
Lima Hermanni, Goldf. tab. 100. fig. 5 (non Ziet.).
Die Exemplare des untern Lias von Waidenheim im Elsass
sind berühmt, schon Knorr hat eines dorther sehr kenntlich
abgebildet. In Schwaben kommt Lima succincta Schloth mit
und über Amm. angulatus häufig vor. Lima antiquata Sow. ist
wahrscheinlich damit identisch.
93. Lima inaequistriata , Goldf. tab. 114. fig. lo.
Seltene Species, welche mit Cardinia concinna im untern
Lias von Ellwangen vorkommt.
— 221 —
94. Lima pectinoides , Sow. sp. 1815. tab. lu. fig. 4.
Lima pectinoides, Zielen, tab. 69. fig. 2.
Lima Hausmanni, Dunk. Paläont. L tab. 6. fig. 26.
Im ganzen untern Lias bis an die Grenze desselben gegen
den mittlem Lias. Am häufigsten jedoch in der Region des
Amm. angulatus zu Degerloch und Vaihingen in Württemberg,
dessgl. zu Hettange (Moselle), Thoste und Bauregard (Cote d'Or).
Dunker bildet sie aus den Angulatusschichten von Halber-
stadt ab. In England kommt sie in Begleitung des Mytilus hil-
lanus Sow. zu Pickeridge Hill im untern Lias vor.
95. Inoceramiis Weissmaimi, n. sp.
Ovale Form mit schwachen Runzeln, welche auf der hintern
Seite viel stärker und unregelmässiger sind, als auf der vordem.
Erreicht kaum die Grösse des Inoceramus dubius Sow. Ziet.
tab. 72. fig. 6, welcher sich von ihm durch etwas gleichmässi-
gere Falten unterscheidet. Die Exemplare, welche ich davon
erhielt, sind flachgedrückt und fanden sich in den untern Schichten
des Amm. angulatus zu Degerloch und Kemnath auf den Fudern.
96. Inoceramus Faberi, n. sp.
Sowerby Min. Conch. tab. 512. fig. 1. (pars).
Die kleine Species zeichnet sich durch ihre längliche und
schmale Form aus. Bis jetzt erhielt ich sie bloss flachge-
drückt aus den bituminösen Schiefem, welche in der Region
des Pentacrinus tuberculatus auftreten. Inoceramus Faberi kommt
in dieser Zone bei Dusslingen und Ofterdingen südlich von Tü-
bingen häufig vor.
97. Avicula Kurri, n. sp.
Die gewölbte linke Schale trägt 10 — 12 schmale Rippen,
von welchen aber ein Theil erst gegen den Rand hin sichtbar
werden, in der Art, dass sich zwischen je zwei stärkere eine
schwächere einschiebt, der hintere Flügel gleicht dem von Avicula
Sinemuriensis , doch unterscheidet sich diese von Avicula Kurri
durch die grössere Gleichmässigkeit ihrer Rippen. Avicula Kurri
kommt in der untersten Kalkbank des Lias von Riedern bei
— 222 —
Esslingen in Begleitung des Amm. planorbis vor und scheint
sich auf diese Zone zu beschränken.
98. Aviciila wSinemuriensis, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 125.
Aviculainaequivalvis, Phill. Zi eten. Goldf. (nonSow.)
Der Speciesname ist nicht gut gewählt, da sich Avicula
Sin^muriensis gleich häufig im Sinemurien, wie im Liasien findet,
ohne dass bis jetzt Unterschiede aufgestellt werden konnten, welche
auf eine Trennung hindeuten würden. Avicula Sinemuriensis
kommt an vielen Localitäten des untern und mittlem Lias in
England, Frankreich und Süddeutschland vor.
99. Avicula papyracea, Murch. 1845. Geol. of Cheh.
tab. 10. fig. 3.
Die feingestreifte Art, welche sich in Schwaben in der
Oberregion des untern Lias bei Ofterdingen und Balingen findet,
scheint mit der von Bück mann aus dem untern Lias von
Gloucestershire beschriebenen Species übereinzustimmen.
100. Gervillia gracilis.
Avicula gracilis, Münst. Goldf. tab. 117. fig. 7.
Von Goldfuss aus dem Liassandstein von Bamberg be-
schrieben. Ganz ähnliche Steinkerne fand ich in den Angulatus-
schichten von Göppingen.
101. Gervillia ianceolata.
Avicula Ianceolata, Sow. 1826. tab. 512. fig. 1.
In der Mitte des untern Lias in den bituminösen Schiefern
mit Ichtyosaurus intermedius liegt in Schwaben (bei Dusslingen)
eine langgestreckte Gervillia, welche der Gervillia Ianceolata,
Sow. gleicht. Da auch das Lager beider genau übereinstimmt, so
glaube ich beide zusammenstellen zu müssen.
102. Periia Gueuxii, d'Orb. 1850, Prodr. 7. 127.
Findet sich in der Region des x\mm. angulatus bei Deger-
loch unweit Stuttgart, und zu Ostdorf bei Balingen. D'Orbigny
beschreibt sie von Beauregard (Cöte d'or).
— 223 —
103. Perna Hagenowi, d'Orb. 1850. Prodr. 7. i2 8.
Gervillia Hagenowi, Dunk. 1846, Pal. I. , tab. 6.
fig. 9—11.
Ist kleiner und schmäler als die vorige und kommt in den
Angulatusschichten von Halberstadt vor.
104. Pecteii texturatiis, Münst. Goldf. tab. 90. fig. i.
Ein in den Sandsteinen des Bonebeds bei Nellingen in den
Umgebungen von Esslingen mit Knochen und Zähnen vorkom-
mender Pecten stimmt mit der Beschreibung, welche Goldfuss
von seinem Pecten texturatus gibt, doch bin ich über die Iden-
tität beider nicht ganz sicher. Ich habe diesen Pecten des Bone-
beds in Schwaben noch in keiner andern Schichte gefunden.
105. Pecten Trigeri, n. sp.
Gleicht der vorigen Species, unterscheidet sich jedoch von der-
selben durch das Fehlen der feinen concentrischen Streifen, auch
sind die Rippen auf der Schale schwächer, bei Steinkernen aber
kaum sichtbar. Pecten Trigeri findet sich in den Kalken des
Ammonites planorbis zu Riedern bei Esslingen , scheint sich
aber auf diese Zone zu beschränken.
106. Pecten textorius, Schloth. Goldf. tab. 89. fig. 9.
Häufig im Liaskalk von Vaihingen und Gmünd.
107. Pecten Hehlii, d'Orb. 1850. Prodr. 7. 130.
. Pecten glaber, Hehl. Ziet. tab. 53. fig. 1. (non Montagu).
Findet sich mit der vorigen Art.
108. Plicatula Oceani, d'Orb. Prodr. 7. 138.
Ich erhielt diese Species in Menge bei Thoste und Beaure-
gard (C6te d'Or) in einem blaugrauen Kalke, welcher dem un-
tersten Lias angehört. Sie wird zollgross und trägt starke Schup-
pen auf den Rippen. Bei Degerloch unweit Stuttgart findet sich
ganz die gleiche Species in den tiefsten Lagen der Angula-
tusschichten, was dem französischen Vorkommen entsprechen
würde.
^ 224 —
109. Plicatiila ventricosa, Münst. Goldf. tab. lOT.fig. 3.
Ist vielleicht bloss eine Varietät der Plicatula spinosa, S o w.
Kommt ziemlich häufig in den Schichten des Amm. oxynotus zu
Ofterdingen bei Tübingen vor.
HO. Gryphaea arciiala, Lamark. 1802. Syst. anim. s.
vert. pag. 398. Knorr II. 1. D IE, fig. 1.
Gryphaea incurva, Sow. 1815, tab. 112. fig. 1. 2.
„ laeviuscula, Ziet. tab. 49. fig. 4.
Ostrea irregularis, Münst. Gold f., tab. 79. fig. 5.
(Gr. arcuata mit grosser Ansatzfläche.)
Ostrea arcuata, d'Orb. Prodr. 7. 139.
Wichtigste Leitmuschel des untersten Lias herauf bis zu
den Bucklandischichten. In den untern Lagen walten Exemplare
mit grossen Ansatzflächen, sowie kleine unregelmässig entwickelte
Individuen, wahrscheinlich die Brut der Muschel vor. In den
obern Angulatusschichten ist Gryphaea arcuata schon sehr ge-
wöhnlich, dagegen erreicht sie in den ächten Bucklandischichten
erst ihre höchste Entwicklung und grösste Häufigkeit. Sie über-
zieht hier die Unterseite der blauen Kalkbänke oder steckt in
unzähliger Menge in den Thonen. Solche Localitäten sind beson-
ders in Schwaben sehr häufig , wie in Bernhausen , Möhriugen,
Echterdingen auf den Fildern, Pforheim bei Donaueschingen; aber
auch in Frankreich fand ich Stellen, wo sie ganz in der glei-
chen Region ebenso zahlreich vorkommt, so z. B. in einem Stein-
bruche zwischen Vassy und Avalion. Am Mont d'Or jenseits
Couzon bei Lyon füllt sie die mächtigen blauen Kalke des mitt-
lem Sinemurien. Auch in England ist sie häufig, ich fand sie
mit Ammonites Bucklandi zu Lyme Regis (Dorsetshire) und in
den Umgebungen von Bath.
Gryphaea arcuata scheint die Kalke und Thone mehr zu
lieben als die Sande, denn bisweilen findet sie sich unter und
über dem Liassandsteine zahlreich, während sie darin selten sein,
oder sogar fehlen kann. Daher mag es rühren, dass so häufig
in der untern Abtheilung des untern Lias zwei Gryphitenkalke
— 225 —
angeführt werden. (Bull, de la Soc. geol. de Fr. 1851 — 52.
pag. 574). Die Beobachtungen hierüber sind im Allgemeinen
richtig ; zwei Kalk- oder Thonschichten sind besonders im nord-
östlichen Frankreich getrennt durch eine sandige Lage (Gr^s
infraliasique) , in welcher Gryphaea arcuata seltener vorkommt,
jedoch nicht fehlt, wie ich mich an einer der wichtigsten Locali-
täten zu Hettange bei Thionville (Moselle) selbst überzeugte.
Schwieriger ist die Fortsetzung der Gryphaeen gegen oben
zu fixiren, denn hier tritt eine zweite Species auf, bei der es
von der grössten Wichtigkeit ist, dass sie genau unterschieden
werde.
(Gryphaea obliquata, Sow. 1815, tab. 112. fig. 3.?)
111. Gryphaea obliqiia, Goldf. tab. 85. fig. 2.
Gryphaea Maccullochii , Ziet. tab. 49. fig. 3. (Sow?)
Wird etwas grösser und viel breiter als Gryphaea arcuata,
dabei fehlt die seitliche Furche fast ganz, auch sind gewöhnlich
die Wirbel nicht so stark gebogen. Gryphaea obliqua beginnt
in Schwaben über der Mitte des untern Lias und erreicht erst
ihre grösste Häufigkeit an der Basis des mittleren Lias. Da in
Schwaben die ächte Gryphaea cymbium fehlt, so wurde sie für
das Aequivalent derselben genommen und auch so benannt, was
aber unrichtig ist, da abgesehen von der veränderten Form auch
die Schichten sich nicht entsprechen. Solche Verwechslungen
sind jedoch nicht allein in Schwaben vorgekommen, sondern
haben auch in Frankreich in der Bestimmung der Schichten
häufig irre geführt. Da sie wegen ihrer Breite der Grj-phaea
cymbium anscheinend gleicht, letztere aber Hauptleitmuschel des
mittleren Lias ist, so wurden manche Schichten, in denen Gry-
phaea obliqua vorkommt, für mittleren Lias gehalten (siehe §. 12.).
Es genügen jedoch schon die Goldfu ss 'sehen Figuren, um die
Unterschiede zwischen Gryphaea obliqua und Gryphaea cymbium
zu zeigen, während sie andererseits mit gleicher Leichtigkeit von
Gryphaea arcuata abgetrennt werden kann, mit welcher sie jedoch
nichts destoweniger auch bisweilen verwechselt wurde.
In England fand ich Gryphaea obliqua von den untersten
— 226 —
Schichten des Amm. obtusus an bis zur Basis des mittleren
Lias gehend, zu Lyme Regis (Dorsetshire), zu Robin Hood's Bay
(Yorkshire) und in Gloucestershire. In Frankreich ist sie die
Leitmuschel der blauen Kalke, welche an vielen Punkten über
den Bucklandischichten folgen und sich gleichmässig bis zu den
Mergeln des mitttern Lias fortsetzen , also den Quenstedt-
schen Turnerithonen entsprechen. Ich fand die Gryphaea obli-
qua zu Nancy (Meurthe) Avallon (Yonne) und am Mont d'Or
jenseits Couzon bei Lyon, An letzterem Punkte beginnt sie
über den mit Gryphaea arcuata gefüllten Kalken, die Abtrennung
beider ist hier sehr leicht.
Ostrea irregularis, Gold f. tab. 79. fig. 5. ist vielleicht ein
verkümmertes Exemplar davon, kann aber eben so gut zu Gryphaea
arcuata gehören, welche gleichfalls bisweilen eine grosse Ansatz-
fläche besitzt.
112. Ostrea semiplicata, Münst. Goldf. tab. 72. fig. 7.?
Ostrea Electra, d'Orb. Prodr. 7. 140.?
Ostrea arietis, Quenst. Handb. pag. 498.
Die von Quenstedt beschriebene Species findet sich an
vielen Punkten in Württemberg, in einer Schichte, welche an
der Grenze zwischen den Zonen des Amm. Bucklandi und Pen-
tacrinus tuberculatus liegt. Ich erhielt sie zu Krummenacker
bei Esslingen und zu Dusslingen.
113. Oslrea SUblamellosa . Dunk., Palaeont. tab. 6.
fig. 27—30.
Dunker beschreibt diese Species aus den Angulatus-
schichten von Halberstadt. Ganz in der gleichen Zone fand
ich sie zu Vaihingen bei Stuttgart.
114. Anomya pellucida, Terq. Dew. etChap. Luxemb.
tab. 35. fig. 2.
In den Angulatusschichten der Filder fand ich eine kleine
Muschel, welche ich zu Anomya pellucida stelle, da sie mit den
Exemplaren dieser Species übereinstimmt, welche mir Dr. De-
walque aus dem Marne de Jamoigne sandte.
- 227 —
115. Anomya liasina, n. sp.
Zeichnet sich durch die feinen Radialstreifen aus, mit wel-
chen stärkere abwechseln. Die letztern folgen in unregelmässigen
Zwischenräumen , sind auf ihrer Oberfläche abgerundet und
ziemlich breit, werden aber gegen die Wirbel hin beinahe so
schwach wie die übrigen Streifen. Bis jetzt erhielt ich die
Species bloss aus den Schichten des Amm. raricostatus von From-
mern bei Balingen. Eine andere noch feiner und gleichmässiger
gestreifte Art, welche wie die vorige einen Zoll Durchmesser
erreicht, erhielt ich aus den Angulatusschichten von Vaihingen
zahlreich, ich nenne dieselbe Anomya striatula.
116. Terebratula Rehmanni, v. Buch. Rom. Ool.Nachtr.
tab. 18. fig. 11.
Terebratula numismalisinflata, Quenst. Handb.pag.467.
a) Hat einige Aehnlichkeit mit Ter. punctata Sow., ist aber
breiter und aufgeblähter. In Schwaben findet sie sich an ein-
zelnen Punkten sehr häufig, so z. B. in den Bucklandischichten
von Pforheim bei Donaueschingen, w^oselbst sie viel grösser wird
als die Römer 'sehe Figur.
b) Eine schmälere Varietät liegt in den blauen Kalkbänken
des Amm. obtusus bei Balingen und Ofterdingen, von der noch
nicht näher bestimmt ist, ob sie eine besondere Species bildet.
In Frankreich fand ich sie im obern Sinemurien bei Nancy
(Meurthe) und am Mont d'Or jenseits Couzon bei Lyon. Zur
Unterscheidung nenne ich Letztere vorerst Ter. Sinemuriensis.
117. Terebratula cf. niimismalis, siehe §. 25.
Mit Amm. oxynotus findet sich in den Thonen des untern
Lias, unmittelbar über den Bänken des Amm. obtusus, eine flache
Terebratel von der Form der Terebratula numismalis. Ob sie
einer besondern Species angehört, ist noch nicht entschieden.
Ofterdingen bei Tübingen.
118. Terebratula Causoniana, d'Orb. Prodr. 7. 157.
Die zwei Stirnecken springen oft noch unregelmässiger her-
vor als bei Ter. cornuta; sonst ähnliche Form. In Württemberg
ausgezeichnet in den blauen Kalkbänken des Amm. obtusus, bei
- 228 ~
Ofterdingen und Balingen. In Frankreich fand ich sie in den
analogen Schichten bei Nancy (Meurthe), Avalion (Yonne) und
am Mont d'Or jenseits Couzon bei Lyon.
119. Spirifer verucosiis, v. Buch. Ziet. tab. 38. fig. 2.
Spirifer pinguis, Ziet. tab. 38. fig. 5.
Im untern und an der Basis des mittlem Lias Schwabens,
bei Pforheim, Ofterdingen, Hinterweiler, Dusslingen, Pliensbach.
In Frankreich fand ich ihn im untern Sinemurien zu Thoste bei
Sem'ur (Cote d'Or), im obern bei Nancy (Meurthe.)
120. Spirifer Walcotti, Sow. Dav. Mon. tab. 3. fig. 2. 3.
Kommt im ganzen untern Lias Frankreichs, Englands und
Deutschlands vor. Besonders zahlreich und schön liegt er an
den meisten Punkten in der Mittelregion des untern Lias, d. h.
von den Schichten des Bucklandi bis zu denen des Amm. obtusus.
Bristol, — Nancy, Avalion, — Donaueschingen, Gmünd.
121. Rhyüchonella variabilis, Schloth. 1813. Dav.
Mon. tab. 16. fig. 1—6. tab. 15. fig. 8—10.
Terebratula triplicata, Phill. v. Buch, Quenst. u. s.w.
Terebratula variabilis, Ziet. tab. 42. fig. 6.
Der letztere der beiden Namen wird in Deutschland ge-
wöhnlich für die Species des untern Lias angewendet, während
man Rh. variabilis, Ziet. 42. fig. 6. bloss im mittlem Lias auf-
zählt. Zwar lassen sich die in den blauen Kalken des untern
Lias steckenden Exemplare äusserlich leicht von den verkiesten
des mittlem Lias unterscheiden, doch hat Davidson durch ge-
naue Untersuchungen solche üebergänge aufgefunden, dass euie
Abtrennung vorerst nicht ausführbar scheint.
122. Rhynchonella oxynoti.
Terebratula oxynoti, Quenst. Handb. tab. 36. fig. 4 — 5.
Die von Quenstedt aufgestellte Species gehört der obern
Region des untern Lias an. Sie findet sich mit Amm. oxynotus
und in den darüber liegenden Schichten bei Hinterweiler, Ohmen-
hausen, Hechingen u. s. w. Sie scheint sich nicht mit Rhynch.
variabilis zu vermengen, wofür ich hauptsächlich auch das bestim-
— 229 —
mend halte, dass die gleiche Form ganz in derselben Position in
Frankreich und England vorkommt. Ich traf sie in den blauen Kal-
ken des obern Sin6iiurien mit Gryphaea obliqua am Mont d'or
jenseits Couzon bei Lyon, sowie in England in den Thonen von
Gloucestershire in Begleitung des Amm. oxynotus. Rhynch.
obtusifrons Suess * gleicht ihr, doch unterscheidet sich Rhynch.
oxynoti durch eine glättere Wirbelgegend.
123. Rhynchoiiella plicatissima.
Terebratula plicatissima, Q u enst. Handb. tab. 36. fig. 3.
Ist durch die grosse Zahl der Rippen, welche auf 25 steigen
kann, wohl hinlänglich von Rhynchonella variabilis geschieden.
Bezeichnend für die Oberregion des untern Lias. Findet sich bei
Ofterdingen in den blauen Kalken des Amm. obtusus.
124. Lingiila Davidson!, n. sp.
Die kleine Species findet sich verkiest in den Oxynotus-
schichten von Gloucestershire. Ihre Form ist schmal, dabei wird
sie nicht über 3 Linien lang. Auf den ersten Anblick hält man
die Schale für glatt, doch kann man auf den Seiten feine Streifen
bemerken, welche nach Art der Rippen des Pecten lens von
innen nach aussen gebogen sind. Hiedurch unterscheidet sich
die Art von den im Bull, de la Soc. geol. Fr. 1850 — 51 pag. 10.
durch M. Ter quem beschriebenen liasischen Species, welche
keine Radialstreifen zu besitzen scheinen.
125. Cidaris arietis, Quen st., Handb. tab. 48. fig. 31.32,
Liegt ziemlich häufig gleich über der Kalkbank , welche
Amm. planorbis einnimmt , zu Kemnath , Riedern , Göppingen,
Bebenhausen. Cidaris Itys, d'Orb. Prodr. 7. 165., aus dem
untern Lias von Lyon, besitzt wie Cidaris arietis schlanke fein-
dornige Stacheln und ist vielleicht mit demselben identisch.
Auch in England scheint Cidaris arietis nicht zu fehlen.
Westlich von Lyme Regis (Dorsetshire) fand ich in den Thonen
gleich über dem White Lias lange dünne Stacheln, welche wahr-
scheinlich zu derselben Species gehören.
* E. Suess, üter die Bracbiopoden derKösseaer Schichten. Separatabdr.
tah. 4. flg. 12. VII. Bd. d. Deukschr. d. kais. Ak. d. W. math. naturw. Classe.
— 230 -^
126. Acrosaleiiia minuta.
Echinus minutus, Buckmann 1845. Murch. Geol. of
Chelt. pag. 95.
Das Vorkommen dieser Art gleicht demjenigen des Cidaris
ciiniferus, Quenst., aus den Posidonienschiefern des obern Lias
von Pliensbach bei BoU. Die flachgedrückten Körper mit den
feinen Stachehi füllen eine ganze Schichte in der Region des
Pentacrinus tuberculatus. Sie liegen häufig verkiest in den
bituminösen Schiefern des untern Lias an der Steinlach bei
Dusslingen und wurden von meinem Freund Dr. Rolle zuerst
darin aufgefunden. Die Stacheln besitzen einen starken Gelenks-
kopf, haben den Durchmesser eines dicken Haares, werden aber
sehr lang und finden sich in grosser Zahl noch an die Körper
befestigt. Letztere werden oft ganz von denselben bedeckt und
undeuthch gemacht; sie erreichen nicht über 3 Linien Durch-
messer und sind wegen der Zerdrückung schwer zu untersuchen.
Ich fand an meinen Exemplaren breite Täfelchen mit starken
Warzen , dagegen sind die Fühlergänge ziemlich schmal. Die
Stellung der Eiertäf eichen scheint mit der von Acrosalenia über-
einzustimmen.
Spuren dieser Species fand ich auch schon in höhern
Schichten, was dem englischen Vorkommen gleichkommt, denn
Acrosalenia minuta soll sich in Gloucestershire in Begleitung
des Amm. oxynotus und bifer finden.
127. Asterias lumbricaüs, Schloth., Goldf. tab. 63.
fig. 1. Stellonia, Agass.
Scheint im Liassandstein von Coburg und Halberstadt eine
ganze Schichte zu bedecken, der Häufigkeit nach zu schliessen,
in der man in den Sammlungen Handstücke aus jener Gegend
antriff't, auf welchen oft viele Seesterne enge beisammen liegen.
Da sich im untern Lias Schwabens dieselben Sandsteine finden,
so war vorauszusehen , dass eine ähnliche Asterienbank darin
vorkomme. Es gelang jedoch lange Zeit nicht eine solche zu
finden, bis erst neuerdings Herr Maschineninspector Schul er in
den Umgebungen von Wasseralfingen das Analogon entdeckte.
— 231 —
Ich erhielt von ihm die genaueren Notizen über das Vorkommen,
zugleich theilte er mir ein handgrosses Stück mit, auf welchem
vier wohlerhaltene Exemplare theils auf- theils nebeneinander
liegen. Es ist diess ein neuer Beitrag, den Herrn Schul er
seinen seitherigen Erfunden hinzufügte, welche unsere schwäbische
Fauna schon früher so schön vermehrten. In der Sammlung des
H. Schulers sah ich grössere Platten bedeckt theils mit ganzen
Exemplaren theils mit losgerissenen Armen. Letztere lassen sich
immer leicht erkennen, und unterscheiden sich durch ihre Quer-
streifung von den damit vorkommenden wurmförmigen Erhaben-
heiten, welche entweder glatt oder der Länge nach gestreift sind,
und schon sehr verschieden gedeutet wurden. Das Gestein be-
steht aus sandigen Platten mit Amm. angulatus und den Stein-
kernen kleiner Gasteropoden. D'Orbigny, Prodr. 8. 24 2. stellt
die Species irrthümlich in den mittlem Lias.
128. Pentacriniis (iiberculatiis, Miller, Crln. pag. 64.
Hält in Schwaben ein sehr bestimmtes Bett ein, welches
zwischen Bucklandi - und Obtususschichten liegt. Es ist ge-
wöhnlich die letzte Kalkbank unter den Thonen des Amm.
obtusus. Feinkörnige bituminöse Schiefer stellen sich damit ein
und bilden einen Schichtencomplex, welcher den Saurierschichten
von Lyme Regis entspricht. An den meisten Stellen bildet Pen-
tacrinus tuberculatus ein Conglommerat von Stielen und Hülfs-
afmen, d. h. eine Breccie, in welcher aber keine ganzen Exem-
plare gefunden werden ; so bei Bebenhausen, Dusslingen , Ofter-
dingen und Balingen. Für Frankreich hat er gleichfalls eine
grosse Bedeutung. Ich fand ihn bei Nancy, bei Avallon und
in den weitern Umgebungen von Lyon unmittelbar über den
Bucklandischichten. Die gleiche Position nimmt er im untern
Lias von Luxemburg ein. In England kommt er an vielen
Stellen vor. Er wurde zuerst von Parkinson und dann von
Miller von Pyrton-Passage (Gloucestershire) beschrieben. Die
Originalexemplare, welche ich im Bristol-Museum sah, stimmen
ganz mit der in Schwaben vorkommenden Species.
— 232 —
129. Penlacrinus Briareiis, Mül. Cnn. pag. 56.
Findet sich in Gloucestershire , ferner zu Charmouth und
Lyme Regis (Dorsetshire) und liegt in dem System von Thonen,
welche sich an der dortigen Küste über Amm. Bucklandi er-
heben. Er füllt dort einzelne ausgeschiedene Platten , welche
sich aber nicht zur durchgehenden Schichte zusammen reihen.
Gewöhnlich sind die flachen Stücke auf der einen Seite mit
Stielgliedern, auf der andern aber mit wohlerhaltenen Kronen
bedeckt. Die Kronenseite soll gegen unten in die Formation
eingebettet sein, während die zerstreuten Glieder die Oberfläche
bedecken. In Schwaben fehlt Pentacrinus Briareus, wurde wenig-
stens bis jetzt noch nicht gefunden. Dagegen kommt eine ähn-
liche Species mit vielen eckigen Hülfsarmen und runden Kronen-
armen im Posidonomyenschiefer des obern Lias von Boll vor.
Doch lässt sich dieselbe schon durch die Verschiedenheit des
Stieles leicht von dem ächten Pentacrinus Briareus unterscheiden.
130. Pentacrinus scalaris, Goldf. tab. 52. flg. 3.
Liegt an der obern Grenze des untern Lias und kommt mit
Amm. raricostatus in den Umgebungen von Boll, bei Ofterdingen
und Balingen vor. Er bildet einen deutlichen Horizont, den ich
auch in England wieder antraf. Zwischen Robin Hoods Bay
und Peak (Yorkshire) füllt er die Oberfläche einer dicken sandi-
gen Bank in der Region des Amm. raricostatus. Auch in Glou-
cestershire hat er dieselbe Position.
Der untere Lias enthält eine Korallenschichte mit einer
ziemlichen Anzahl von Species, von welchen aber viele noch nicht
beschrieben sind. In Schwaben findet man sie an der Basis der An-
gulatusschichten auf der Waldhäuser Höhe bei Tübingen und auf
denFildern; Quenst. , Handb. tab. 58. fig. 21. hat u. And. eine
Caryophyllia liasina daraus abgebildet. Auch Dewalque etCha-
puis Lux. beschreiben mehrere Species aus dem Marne de Ja-
moigne und Gr^s de Luxembourg , besonders zierlich sind die
Montlivaltien dort erhalten. In den Angulatusschichten von
Semur (Cote d'Or) traf ich gleichfalls diese KoraUenschichte.
Zweite r A b s c h n i 1 1.
DER MITTLERE LIAS. (Liasien. Middle Lias.)
§. 15. Synonymik: Für England: Upper Lias Marls
(pars sup), de laBeche, 1823. Geol. Traus. 2 Ser. 2 Bd. pag. 22, tab. 3. Iron-
stone and Maristone einschliesslich des obern Theils des
Lower Lias Shale. Phill. 1829. Geol. of Yorks. Profil 5 u. 6.
Für Frankreich: Marnes supraliasiques (pars), Dufreuoy
et Elie de Beaumont. Marnes ä Belemnites et ä Gryphees cym-
bium, Cotteau. Macigno, schiste et sable d'Aubange (abzüglich
der untersten Schichten), Dumont. Dewalque et Chap. Lux. pag. 12.
Liasien (8te Etage, Lias moyen), d'Orbigny, Cours dement, pag. 448.
Für Deutschland: Belemnitenschichte, Rom. 1836. Ool.
pag. 4. Liasschiefer (pars inf.), v. Mandelsloh. 1834. geogn. Proül der
Alp. Schwarzer Jura y. Numismalismergel und b: Amaltheen-
thone, Queust. 1843. Flözgeb. pag. 540.
§. 16. Paläontologie, Die wichtigsten Arten des mittlem
Lias sind:
Belemnites elongatus.
„ paxillosus.
„ crassus.
„ compressus.
„ nmbilicatus.
„ breviformis.
„ longissimus.
„ lagenäformis.
Nautilus intermedius.
Ammonites armatus.
„ lataecosta.
„ capricornus.
„ brevispina.
„ Jamesoni.
„ Maugenesti.
„ bipunctatus.
„ Masseanus.
„ Actaeon.
„ arietiformis.
Ammonites Davöi.
„ Lynx.
5, Loscombi.
„ ibex.
„ fimbriatus.
„ Henleyi.
„ hybrida.
„ Taylori.
„ pettos.
„ Centaurus.
„ margaritatus.
„ spinatus.
„ Normanianus.
„ globosus.
„ Zetes.
Chemnitzia undulata.
„ nuda.
Acteonina Cadomensis.
Trochus glaber.
Württemb. uaturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft.
16
— 234
Straparollus sinister.
Turbo paludinaeformis.
„ heliciformis.
„ Nicias.
„ subundulatus.
Phasianella phasianoides.
Delphinula reflexilabrum.
Ditremaria bicarinata.
Pleurotomaria Anglica.
„ heliciformis,
„ . expansa.
,, Solarium.
„ multicinita.
5, ro tun data.
Dentalium giganteum.
Solen liasinus.
Panopaea elongata.
Pholadomya ambigua.
- „ Hausmanni.
5, decorata.
„ obliquata.
Lyonsia unioides.
Leda complanata.
„ acurainata.
„ subovalis.
5, Galathea.
Opis Carusensis.
Astarte arealis.
Cypricardia cucullata.
„ caudata.
Cardinia attenuata.
Isocardia cingulata.
Cardium truncatum.
Unicardium Janthe.
Nucula cordata.
Area Münsteri.
„ Buckmanni.
Pinna folium.
„ Moorei.
Mytilus scalprum.
„ numismalis.
„ hipp 0 Campus.
Lima Hermanni.
Limea acuticosta.
Avicula cygnipes.
„ sexcostata.
„ longiaxis.
Inoceramus ventricosus.
„ substriatus.
Pecten aequivalvis.
„ sublaevis.
„ liasinus.
„ priscus.
„ amaltheus.
Plicatula laevigata.
Gryphaea cymbium.
Terebratula quadrifida.
,, cornuta.
„ Edwardsi.
„ Waterhousi.
„ resupinata.
„ Moorei.
„ Heyseana.
,, numismalis.
„ punctata.
„ subovoides.
„ fimbrioides.
Rhynchonella Thalia,
rimosa.
„ amalthei.
„ furcillata.
„ scalpellum.
„ tetraedra.
„ serrata.
235 —
Cidaris amalthei.
Palaeocoma Milleri.
Pentacrinus subangiilaris.
„ basaltiformis.
„ laevis.
„ punctifems.
Apiocrinus amalthei.
Rhynchonella qiiinqueplicata.
„ acuta.
Spirifer rostratus.
„ Münsteri.
„ Tessoni.
„ Haueri.
Cidaris Edwardsi.
Hieran reihen sich einige Arten, welche schon im untern
Lias vorkommen, wie: Avicula Sinpmuriensis, Gryphaea obliqua,
Rhynchonella variabilis, Spirifer verrucosus, ferner solche, die auch
in höhere Schichten hinaufgehen, wie Plicatula spinosa, Pecten
tumidus, Belemnites clavatus. Ich habe bereits erwähnt, dass in
den Oxynotusschichten des untern Lias eine der Terebratula nu-
Inismalis ähnliche Art gefunden wird, von welcher noch nicht
entschieden ist, ob sie davon abgetrennt werden muss. Im
Ganzen sind es demnach nur wenige Arten, welche die Grenzen
des mittlem Lias überschreiten im Vergleich zu der grossen An-
zahl von Species, die sich ganz darauf beschränken, so dass diese
Etage in paläontologischer Beziehung scharf abgeschlossen dasteht.
§. 17. Abgrenzimg und Einthciluug des mittlem Lias.
In §. 4 habe ich die allgemeine Abtrennung des untern Lias
gegen den mittlem gegeben, während die Begrenzung des
letzteren gegen oben durch §.23 und 29 deutlich gemacht wird.
§.23 enthält die Beschreibung der Schichten des Amm. spina-
tus, d. h. der obersten Region des mittlem Lias ; §. 29 dagegen
die der Posidonomyenschiefer. Die mineralogische Beschaffenheit
dieser Schiefer, welche an der Basis des obern Lias beginnen, ist bei-
nahe überall eine so bezeichnende, dass nur wenige Widersprüche
über die Begrenzung des obern Lias gegen unten entstanden sind.
Selbst da, wo ausnahmsweise einmal der obere Lias nicht mit
Schiefern anfängt , wurde seine untere Grenze meist richtig und
in Uebereinstimmung mit den übrigen Beobachtungen festgestellt.
Was die Ein th eilung des mittlem Lias betrifft, so finden
wir viele Versuche in den Arbeiten englischer, französischer und
deutscher Geologen, die uns mehr oder weniger scharf eine
16*
— 236 -^
Trennung der Etage in ihre Zonen geben. Meistens werden
nach der mineralogischen Beschaffenheit der Schichten nur zwei
Abtheihingen gemacht, so z. B. in England, wo die verschiedenen
Autoren die untern thonigen Schichten von den obern (dem
Maristone) unterscheiden, doch herrscht unter den localen Ein-
theilungen in den verschiedenen Provinzen gewöhnlich keine
Uebereinstimmung.
In meiner frühern Arbeit über den mittlem Lias Schwabens
habe ich denselben in sechs .Regionen getheilt , und deren Vor-
kommen für Württemberg genauer beschrieben. Prof. Quen-
stedt schenkte diesen Beobachtungen das Zutrauen, sie in sein
Profil des schwäbischen Jura (Zeitschrift der deutschen geolo-
gischen Gesellschaft, 1853, tab. 16) gerade so aufzunehmen, wie
ich sie an der schwäbischen Alp damals gefunden hatte. Seither
bekam ich jedoch Gelegenheit den mittlem Lias an vielen Punkten
Frankreichs und Englands zu untersuchen. Durch Vergleichung
der einzelnen Zonen in verschiedenen Gegenden kam ich zu
Resultaten, welche verschiedene Aenderungen und Modificationen
der damaligen Eintheilung nöthig machten. Dennoch halte ich
dieselbe auch nach Beiziehung der neueren Beobachtungen noch
für unvollendet, da die unterste Zone wahrscheinlich in zwei
getheilt werden muss, was ich jedoch noch nicht mit Sicherheit
festzustellen wage.
Vorerst habe ich demnach den mittlem Lias nach seinen
paläontologischen Characteren in sechs Zonen getheilt, welche
unter sich ungleich mächtig sind, an verschiedenen Localitäten aber
durch die analoge Aufeinanderfolge der versteinerten Reste über-
einstimmen. In Schwaben und an einigen Punkten in Frankreich
gruppiren sich diese Zonen in der Art, dass die drei untersten der-
selben (Jamesoni- Ibex- und Davöibett) mit dem Mergelsysteme
zusammenfallen, welches Quenstedt Flözgeb. pag. 450 Numis-
malismergel genannt hat, während die drei obersten seine Amal-
theenthone bilden. Diese Art der Eintheilung ist für manche
Orte bequem anzuwenden ; ich gebe die Werthe der beiden
Schichtengruppen hier besonders an , da ich ihre Namen später
häufig gebrauchen werde.
— 237
Eintheilung des mittlem Lias nach seinen paläontologisclien
Characteren. Nr.
9.
Bett des
Aiiiin.
spinatus.
Zone des
Amm. spinatus.
Bei, breviformis.
„ crassns Ziet.
Rhynch. qainqueplicata.
Ter. subdigoua.
,, suboToides.
„ punctata.
Spirif. Haueri.
Chemnitzia nuda.
Lima Hermanni Ziet.
Inoceramus substriatus.
Pecten aequivalvis. *
Gryphaea cymbium.'
Rhynch. amalthei. *
(Pleurotom. anglica.)
(Lyorisia unioides.)
Oberes
Margaritatus-
bett.
Margarila-
tusbett.
Unteres
Margaritatus-
bett.
Obere Zone des
Ainm.
margaritatus.
Amm. Zetes.
Bei. compressus.
„ lagenaeformis.
Chemnitzia undulata.
Turbo paludinaeformis.
Pleurotomaria rotundata.
Leda acuminata.
„ complanata.
Cypricardia caudata.
Pinna Moorei.
Pecten Phileuor.
„ sublaevis.
Cardium truncatum.
Pentacrinus laevis.
Rhynch. scalpellum.
Spirifer Tessoni.
Amm. Normanianus'
(Amm. Henleyi.)
Davüibett.
Ibexbett.
Untere Zone des
Amm.
margaritatus.
Amm. globosus.
„ fimbriatus. *
Bei. umbilicatus. *
,, longissimus. '
A-vicula sexcostata.
(Bei. elongatus.)
Zone des
Amm. Davöi.
Amm. capricornus.
Pleurotomaria heliciformis.
Inoceramus ventricosus.
Cidaris Edwardsi.
Palaeocoma Milleri.
Pentacrinus subangularis.
Zone des
Amm. ihex.
Amm. bipunctatus.
„ Maugenesti.
„ Actaeon.
„ Centaurus.
„ Loscombi.'
Rbynchonella rimosa.
JauiesGui-
bett.
(Armatusbett?)
Zone des
Amm.
Jamesoni.
Amm,.
armatus ?
Hauptlager der Terebratula numismalis.
Amm.brevispina, pettos. Pinna folium.
„ Masseanus, Lynx. Astarte arealis.
,, arietiformis, Zieteni. Opis Carusensis.
„ Taylori, submuticus. Rhynch. Thalia.
Mytilus numismalis.
(Gryphaea obliqua.)
Pholadomya decorata.
Rbynchonella tetraedra, Quenst.
Spirifer Münsteri.
|Rarico£tatusbett. Unterer Lias.
Die mit einem * verselieneu Species finden sich sowohl in der Zone, in welcher sie einge-
schrieben sind, als in der zunächst darunter liegenden, während die in Parenthese schon
mehrmals in tiefern Regionen aufgetreten sein können, dagegen in der Abtheilung, in wel-
cher sie angeführt werden, aussterben.
— 238 -
Die Scliichten des mittleren Lias. Die Glieder des mittlem
Lias , welche auf den folgenden Blättern einzeln beschrieben
werden sollen, sind von unten gegen oben folgende:
1) Die Schichten des Ammonites Jamesoni.
2) „ „ „ „ ibex.
3) „ „ „ „ Davöi.
4) Die unteren Schichten des Amm. margaritatus.
5) „ obern Schichten des Amm. margaritatus.
6) Die Schichten des Ammonites spinatus.
1) Die Schichten des Ammonites Jamesoni.
§. 18.
Synonymik. Die Zone des Amm. Jamesoni nimmt den untersten
Theil des Mergelsystems ein, welches als Numismalismergel oder Be-
lemnitenmergel mit den darauffolgenden Margaritatusthonen den mittlem
Lias zusammensetzt. Da die mineralogische Beschaffenheit des Numismalis-
mergel durchweg eine ziemlich gleichartige ist und auch die Farbe der ver-
schiedenen Lagen wenig wechselt, so unterscheiden sich die Schichten des
Amm. Jamesoni äusserlich nicht auffallend von den darüberliegenden, was
vielleicht theilweise der Grund ist , dass diese Zone noch keine besondere
Abgrenzung und Benennung erhalten hat.
Paläontologie : Die wichtigsten Leitmuscheln der Jamesoni-
schichten sind:
Ammonites armatus, submuticus, pettos, Lynx.
„ Jamesoni, Masseanus, Zieteni.
„ arietiformis, Taylori, brevispina.
Turbo Nicias. Pholadomya decorata.
Opis Carusensis. Astarte arealis.
Pinna folium. Spirifer Münsteri.
Rhynchonella tetraedra Quenst. Rhynch. Thalia.
Die folgenden Species beginnen in den Schichten des Amm.
Jamesoni, gehen jedoch auch in höhere Lagen hinauf.
Belemnites elongatus.
Nautilus intermedius.
Ammonites Henleyi.
Turbo heliciformis.
Unicardium Janthe.
Area Münsteri.
Limea acuticosta.
Pecten priscus.
Rhynchonella rimosa.
Terebratula Moorei.
„ numismalis.
Pentacrinus basaltiformis.
— 239 --
Schon im untern Lias vorkommend, finden sieh Gryphaea
obh'qua, Rhynchonella variabilis und Spirifer verrucosus auch
noch in den Schichten des Amm. Jaraesoni.
GcstelnsbescliaiFeiiheit, Verbreitung und paläontologisclic
Hesultate. Württemberg. Am Fusse der scliwäbischen Alp
erhebt sich über den Thonen des untern Lias ein System von
hellgrauen Mergeln, welches die untere Hälfte des mittleren Lias
bildet, von Qu enst edt Numismalismergel benannt und als eine
besondere Schichtengruppe ausgezeichnet wurde. Die Mächtig-
tigkeit derselben beträgt nicht mehr als 30—40 Fuss; das Ge-
stein ist durchgängig ein ziemhch gleichartiges , dennoch aber
lassen sich mehrere Zonen darin unterscheiden , welche durch
besondere Species characterisirt werden. Auf dem Profil Nr. 10,
§.19 ist die mineralogische Beschaffenheit der Schichten für
Schwaben so eingetragen, wie ich sie in meiner früheren Arbeit
(1853 der mittlere Lias Schwabens) beschrieben habe, ich kann
desshalb gleich zu den paläontologischen Characteren übergehen.
Die erste Bank, welche über den Thonen des Amm. raricostatus
folgt, ist in Schwaben gefüllt mit Gryphaea obliqua (letztere
wurde wegen ihrer breiten Form häufig mit Gryphaea cymbium
verwechselt). Bei. elongatus tritt hier zum ersten Male auf, wäh-
rend Bei. acutus des unteren Lias nicht mehr vorhanden ist.
Ausserdem finden sich zahlreiche Zweischaler wie Pecten,
Lima u. s. w. , die aber noch nicht genauer bestimmt wurden.
Bezeichnend sind für diese unterste Bank ferner: Rhynchonella
tetraeda Quenst. und calcicosta, Spirifer Münsteri , Pholadomya
decorata. Etwas höher erscheinen grosse verkalkte Exemplare
eines Ammoniten, den ich zu Amm. armatus gestellt habe. Er
ist an vielen Orten sehr bestimmend für diese Schichte, da jedoch
seine Indentität mit Amm. armatus noch nicht sicher genug be-
wiesen ist, so muss die Benennung und Abtrennung des Hori-
zontes, den er so scharf markirt, noch umgangen werden. Ich
stelle desshalb diese Ablagerung zu der darauf folgenden und
bezeichne sie einstweilen als untere Jamesonischichten, während
das eigentliche Bett des Amm. Jamesoni etwas höher liegt,
lieber der Region des Amm. armatus werden beinahe sämmtliche
— 240 —
Fossile an den meisten Punkten der schwäbischen Alp in Form
braungelber, verwitterter Kieskerne gefunden. Terebratula numis-
malis, Rhynchonella rimosa und variabilis treten sehr zahlreich
auf, und es stellen sich in Begleitung des Amm. Jamesoni die
oben erwähnten Species ein. In dieser Region scheidet sich
auch eine mit Pentacrinus basaltiformis gefüllte Bank aus. Die
braun verskiesten Ammoniten, welche in den hellen Mergeln
liegen, fallen zwar leicht in die Augen, doch trifft man dieselben
meist nur als herausgewitterte Bruchstücke, da häufig bloss ein-
zelne Umgänge erhalten sind. Die Schichten des Amm. Jame-
soni werden gegen oben von denen des Amm. ibex bedeckt.
Bei der characteristischen Form ihrer Fossile ist es nicht schwierig,
für beide Horizonte eine Anzahl von Arten zu unterscheiden,
welche je einen derselben markiren und von dem andern ab-
trennen: siehe hierüber §. 19. In dieser Weise beginnt
der mittlere Lias längs der ganzen schwäbischen Alp, nur dass
an einigen Strecken die Verkiesung der Muscheln fehlt. Dann
können bloss undeutliche zerdrückte Exemplare aus den Thonen
gegraben werden. Ich führe diess hier an, weil in den franzÖ-
sis,chen und englischen Numismalismergeln häufig das Gleiche
stattfindet, und dann die betreffende Zone sich dem Auge ver-
steckt und auch meistens übersehen wird. Es erklärt sich hie-
durch, dass für den mittlem Lias mancher Gegenden durchaus
noch keine Untersuchungen vorliegen, in welchen eine Abtrennung
der Jamesonischichten ausgeführt worden wäre. Bei dem Mangel
an Vorarbeiten musste ich denn die Feststellung dieser Zone an
manchen Localitäten übergehen, da ausserdem nicht immer die
Fossile ebenso zahlreich und deutlich gefunden werden wie in
Süddeutschland, bisweilen auch die Niederschläge des mittlem
Lias auf eine so geringe Mächtigkeit reducirt sind, dass eine
Unterscheidung einzelner Schichten beinahe unmöglich wird.
Frankreich. In den Dep. der Yonne und Cote d'Or
scheiden sich die Schichten des Amm. Jamesoni in den hellen
Mergeln aus, welche dort über dem untern Lias auftreten , man
findet die wichtigsten Arten der Zone in verkiesten aber ver-
witterten Exemplaren zwischen Avalion und Vassy ; bei Semur etc.
— 241 —
wie überhaupt hier diese Zone mit den Bildungen der schwäbi-
schen Jamesonischichten viele Aehnlichkeit hat.
Zu Saint Amand (('her) scheinen sich die Aequivalente
der Jamesonischichten zu jßnden, denn d'Orb. : Prodr. 1. Bd.
pag. 224, führt Amm. Masseanus, Regnardi (Jamesoni), Grenouil-
louxi (pettos) aus dem Liasien dieser Gegend an. Aus dem mitt-
lem Lias vom Dep. de l'Aveyron sah ich bei Herrn Sämann
in Paris ein wohlerhaltenes Exemplar von Amm. Jamesoni, das
wenigstens die Andeutung gibt, dass die Schichte in diesen
südlichen Liasbildungen nicht fehlt, obschon sich durch solche
Erfunde keine weitere Folgerungen über die Verhältnisse machen
lassen, unter denen die Zone dort auftritt.
In der N o rm a n d i e ist zwar der mittlere Lias nicht mächtig,
dennoch lassen sich einige Zonen darin unterscheiden; so findet
sich in den Umgebungen von Caen : Amm. Jamesoni in der
Unterregion des dortigen Maristones.
In England traf ich westlich von Robin Hoods Bay
(Yorkshire) die Zone des Amm. Jamesoni mehr als 100 Fuss
mächtig entwickelt. Unter den Erfunden konnte ich einige
wichtige Species erkennen : Amm. Jamesoni, Taylori, Bei. elon-
gatus, Gryphaea obliqua, Pholadomya decorata und Pinna folium,
welch letztere Muschel dort in grosser Zahl eine besondere Lage
einnimmt. Phillips hat die untern und mittlem Numismalismergel,
welche dort aus dunkeln Thonen bestehen, sich unmittelbar über
den Raricostatusschichten ablagern und sich bis an die untere
Grenze des Maristones erstrecken, als „Lower Lias Shale" bezeich-
net, und somit in den untern Lias gestellt. Wahrscheinlich hat
ihn der geringe Unterschied, welcher in Beziehung auf die mine-
ralogische Beschaifenheit der Schichten besteht, dazu bestimmt.
In den Umgebungen von Cheltenham (Gloucestershire)
habe ich die Fossile der Jamesonischichten nicht selbst aufge-
funden, dagegen lagern sich diejenigen Arten, welche die Zone
des Amm. ibex characterisiren , in einem eng begrenzten Bett
(Ochraceous-Lias) ab, sodass das Aequivalent für die Zone
des Amm. Jamesoni gleich darunter zu suchen ist. Hiemit
stimmen die Angaben Murchison's. In seiner Geolog, of
Cheltenham. pag. 43 bezeichnet er einige Species der Jamesoni-
— 242 —
schichten, wie Amm. Taylori und (Henleyi); dieselben kommen
dort in dem lOFuss mächtigen, schieferigen Thon vor, welcher
unter dem Ochraceous-Lias liegt. Sind obige Beobachtungen
und der daraus gezogene Schluss richtig, so ist der Beweis ge-
liefert, dass die Zone des Amm. Jamesoni in Gloucestershire
ganz übereinstimmend mit ihrem Auftreten in andern Gegenden
sich auch hier unmittelbar unter die Ibexschichten anlagert.
An der Küste von Charmouth bei Lyme Regis (Dorset-
shire) hat die Zone, in welcher Amm. Jamesoni vorkommt zwar
eine ziemliche Mächtigkeit, doch fand ich nur mit Mühe eine
Anzahl schlecht erhaltener Exemplare, welche den vorhandenen
Horizont andeuteten. Von Amm. Jamesoni kommen grosse Um-
gänge vor, die verkieste Brut davon (Amm. Bronni) fand ich
hier gleichfalls in den Schichten, welche einen Theil der „Upper
Maries" de la Beche bilden. Pentacrinus basaltiformis liegt in
derselben Zone, während die Schichten des Amm. Davöi erst
ziemlich hoch darüber anstehen.
2) Die Schichten des Ammonites ihex,
§. 19.
Synonymik: Ochraceous Llas, Murch. 1845. Geol. of Cheltenh.
pag, 42. Im Uebrigen gilt hier dasselbe , was schon bei der Synonymik im
vorigen Paragraphen gesagt wurde.
Paläontologie : Ausschliesslich bestimmende Species für die
Zone des Amm. ibex:
Ammonites ibex, Amm. Maugenesti, Amm. Actäon.
„ bipunctatus Rom. (Valdani d'Orb.)
Die folgenden Arten kommen gleichfalls in der Zone des
Amm. ibex vor, einzelne derselben gehen jedoch in die angren-
zenden Schichten über, bei andern ist die verticale Verbreitung
noch nicht gehörig sicher gestellt.
Ammonites Loscombi.
„ Henleyi.
„ Centaurus.
Belemnites clavatus.
„ elongatus.
Panopaea elongata.
Pholadomya ambiqua.
Pholadomya Hausmanni.
Cypricardia cucullata.
Mytilus scalprum.
„ hippocampus.
Terebratula numismalis.
Rhynchonella rimosa u. s. w.
243
GcslcinsbeschafFenlieit, Verbreitung und paläontologiscbe
Resultate. Das folgende Profil umfasst die ganze untere Hälfte
des mittleren Lias Schwabens. Es zeigt die Verhältnisse, in
welchen hier die drei Zonen des Amm. Jamesoni , ibex und
Davöi zu einander stehen. Ich konnte mich desshalb in §. 18
und 20. darauf beziehen.
Oberer Theil des mitt-
leren Lias.
Nr. 10.
Amm. margaritus beginnt hier.
5 — 6 Steinmergel-
-. Q/ bänke wechselnd mit
bläulichen Thonen.
Muscheln verkalkt.
Belemnites umbilicatus beginnt hier.
Amm. Davöi, capricomus.
(fimbriatus, Henleyi.)
Inoceramus ventricosus.
Pentacrinus subangularis.
15-18'
Amm. ibex, Maugenesti.
Hellgraue Stein- w bipunctatus, Centaurus, Actäon.
mergelbänke mit Terebratula.
Thonen Wechsel- numismalis.
lagernd. Orga- Rh. rimosa.
nische Reste ver- ^^^^^ Jamesoni, Masseanus.
kiest
„ Taylori, pettos, Lynx.
Pentacrinus basaltiformis.
2' graue Mergel mit Amm. armatus.
1' harte Steinmergelbank mit Kalkspathlamellen durchzogen.
3' Bröcklige graue Kalkbank, gefüllt mit Gryphaea obliqua,
Rhynchonella tetraedra, Quenst. , Pholadomya decorata,
Spirifer Münsteri.
Thone des
untern Lias.
Geodenbaiik" mit Amm. raricostatus und
densiüodus.
Wie aus dem obigen Profile zu ersehen ist, liegen in
Schwaben die leitenden Fossile der Zone des Amm. ibex in den
Mergeln und Thonen, welche über Amm. Jamesoni wenige Fuss
mächtig anstehen. Amm. ibex, Maugenesti, bipunctatus, Actäon,
— 244 —
Centaurus sind die coiistantesten Arten. Da durch die geringe
Mächtigkeit und die üebereinstimmung in der mineralogischen
Beschaffenheit der Schichten die genaue Eintheilung jeder ein-
zelnen Species hier sehr erschwert wird, so ist es erklärhch,
dass noch nicht sämmthche Arten sicher genug eingereiht werden
konnten. Doch hat man es mit einer Anzahl so scharf ausge-
prägter Formen zu thun, dass auch wenigere Species genügen, um
die Horizonte zu bestimmen. Amm. Jamesoni, Masseanus,
submuticus, Taylor i, p e 1 1 o s gehen nie in die oft nur wenige
Fuss höher liegenden Schichten hinauf, welche das ausschliess-
liche Lager des Amm. ibex, bipunctatus, Maugenesti und
Actäon bilden. Ich habe hierüber mehrere Beobachtungen in den
verschiedenen Ländern gemacht und da, wo die Numismalismergel
eine gewisse Mächtigkeit haben, so dass ihre Ghederung nicht
zu schwierig wird, noch keine Ausnahme gefunden. Bei Amm.
Centaurus und Loscombi , welche hier gleichfalls in der Zone
des Amm. ibex zu Hause sind, kenne ich die ganze verticale
Verbreitung nicht vollständig. Die Schichten des Amm. ibex
werden gewöhnlich leichter aufgefunden, als die des Amm. Ja-
mesoni, da ihre Fossile meist besser erhalten sind, als die in
den Jamesonischichten und einzelne Arten wie Amm. bipunctatus
und Actäon an vielen Localitäten sehr zahlreich vorkommen.
Frankreich. Zu Venarey bei Semur (Cote d'Or) fand
ich in einem Steinbruche, welcher für die Fabrikation von hy-
draulischem Kalke betrieben wird, einen Theil der Numismahs-
mergel anstehen. Sie gleichen dort völlig den Bildungen desselben
Alters in Schwaben, es sind hellgraue Mergelbänke mit dazwi-
schen liegenden Thonen, in welchen ich Belemniten, Terebrateln
und verkieste Ammoniten zahlreich antraf. Die Basis des Bruchs
wird durch die Zone des Amm. ibex gebildet; ich fand hier Amm.
bipunctatus, Maugenesti, Actäon, Loscombi, Belemnites elongatus
in grosser Menge. Das ganze Bett ist nicht über 8 — 10 Fuss
mächtig, darauf folgt ein ähnliches Gestein, in dem jedoch Amm.
Davöi und andere Arten seiner Zone auftreten. Von oben herab
ist hier eine vollständige üebereinstimmung mit dem schwäbischen
Profile , während andererseits keine für eine tiefere Zone cha-
— 245 —
racteristische Species sich in Begleitung der genannten Ammo-
niten vorfand. Ich erhielt zu Venarey von diesen Arten nahezu
100 Exemplare, dagegen keine einzige Species aus der Zone
des Aram. Jaraesoni, was doch immer das Zusammenhalten der
erstem beweist, und gegen die Einmischung solcher Species
spricht, welche an anderen Orten constant nur in einer tieferen
Schichte vorkommen.
In der Norm an die finden sich zwar Amm. ibex, bipunctatus,
Maugenesti, Loscombi u. s. w. , sie liegen dort etwas tiefer als
Amm. margaritatus und spinatus, doch ist der mittlere Lias jener
Provinz an vielen Stellen so wenig mächtig, und dabei oft auch
unregelmässig abgelagert, dass eine genauere Gliederung seiner
Schichten noch nicht durchgeführt wurde.
Aus dem mittlem Lias von Saint Amand (Cher) nennt
d'Orbigny, Prodr. 1. Bd. pag. 224. die wichtigsten derjenigen
Arten, welche ich auf der vorletzten Seite als die häufigsten
und zum Theil ausschliesslichen Bewohner der Ibexschichten an-
geführt habe. Es sind: Amm. ibex (Boblayei), Actäon , Mau-
genesti, bipunctatus (Valdani), Loscombi und Centaurus, welche
das Vorkommen der Ibexschichten in dem Cherdepartement ziem-
lich sicher stellen, obgleich in Beziehung auf deren genauere
Abtrennung in jener Provinz noch keine Untersuchungen vorliegen.
In England lässt sich die Zone des Amm. ibex an meh-
reren Punkten nachweisen. Am deutlichsten findet sie sich in
Gloucestershire. Ich erhielt von Charlton in den Um-
gebungen von Cheltenham : Amm. ibex, bipunctatus, Maugenesti,
Henleyi , Mytilus scalprum , hippocampus , Cypricardia cucul-
lata u. s. w. zahlreich, mit weiss erhaltener Schale zusammen
in braune Geoden gebacken. Ohne Zweifel gehört diese Schichte
zu Strickland's „0 chraceous-Lias," welchen er (Mure h.
1845. Geol. of Cheltenh. pag. 42) als ein 4 Fuss dickes, gelbes
Thonbett beschreibt, in welchem an Eisenoxyd reiche, mit Mu-
scheln gefüllte Geoden vorkommen. Er führt unter den Fossilen
der Schichte zwar die oben bezeichneten Ammoniten nicht an,
dagegen stimmt die mineralogische Beschaffenheit und die relative
Lage des Betts unter dem Maristone mit seinen Angaben, sowie
- 246 -
im Appendix Amm. ibex (Boblayei), Amm. Centaurus, Henleyi
und Loscombi von Hewletts Road doch noch nachträglich be-
schrieben werden. Ich zweifle desshalb nicht daran , dass
Strickland's Ochraceous-Lias durch die Zone des Amm. ibex
gebildet wird.
Im britischen Museum liegt eine Suite von Ammoniten aus
dem mittleren Lias von Watford in Northamptonshire , in
welcher ich deutliche Exemplare von Amm. ibex und bipunctatus
sah, was für das Vorhandensein der ganzen Zone in jener Pro-
vinz spricht.
An der Küste von Charmouth bei Lyme Regis (Dorset-
shire) verstecken sich die Fossile aus der Region des Amm. ibex
dem Auge sehr. Nur durch Graben in den Thonen konnte ich Spu-
ren davon auffinden. Ich erhielt hiedurch einige Abdrücke von
Ammonites bipunctatus und Maugenesti in einer Schichte, welche
tiefer lag als die des Amm. Davöi und capricornus, was ganz
mit der Anordnung stimmt, in welcher wir beide Zonen an an-
dern Orten finden.
3) Die Schichten des Ammonites Davöi.
§. 20.
Synonymik: Region des Ammonites Davöi, Oppel , 1853.
Mittl. Llas Schwabens, pag. 22. Schiste d'Ethe, Dewalque, 1854. Aca-
demie royale de belgique. extr. du tome 21 , Nr. 8. des Bulletins, pag. 10.
Dessgl. Bull. Soc. geol. de France, 26. Juni 1854.
Paläontologie: Die wichtigsten Arten der Davöischichten sind:
Tancredia broliensis. *
„ longiscata. *
Belemnites elongatus.
„ clavatus.
„ umbilicatus.
„ longissimus.
Ammonites capricornus. *
„ Davöi. *
„ fimbriatus.
„ Henleyi.
Pleurotomaria heliciformis. *
Die mit einem * bezeichneten Arten beschränken sich gänzlich auf die
Schichten des Amm. Davöi.
„ Raulinea. *
Avicula sexcostata.
Inoceramus ventricosus. *
Cidaris Edwardsi. *
Palaeocoma Milleri. ^
Pentacrinus subangularis. *
- 247 —
Gestcinsbeschaft'eiihcit, Verbreitung und paläontologisehc
Resultate. Siehe das Profil im vorigen Paragraphen. In Schwa-
ben unterscheidet sich die Zone des Amm. ibex von der dar-
tiberUegenden des Amm. DavÖi in mineralogischer Beziehung
hauptsächlich durch die Erhaltungsweise der Fossile. Während
an den meisten Localitäten die Fossile der Ibexschichten in Form
von Kieskernen herauswittern, sind Amm. Davöi und seine Be-
gleiter immer verkalkt und stecken festverwachsen in den grauen
Steinmergeln, oder liegen in den bläulichen Thonen, meist mit
der Schale erhalten. Man findet sie besonders deutlich in der
Gegend von Gmünd, sowie bei Füzen am Randen. Den Schich-
ten des Amm. Davöi gehören mehrere Arten, wie Ammonites
Davöi und capricornus, Inoceramus ventricosus,
P entacrinus subangularis Mill. ganz ausschliesslich
an, dagegen sind andere nicht minder bezeichnend dadurch, dass
sie in dieser Zone zum ersten Male erscheinen wie Bei.
umbilicatus, longissimus, Avicula sexcostata, wäh-
rend einige Species; Amm. Henleyi, fimbriatus. Bei. elongatus
höher und tiefer vorkommen. Das Herabgreifen des Amm. mar-
garitatus in die Zone des Amm. Davöi muss ich entschieden in
Abrede ziehen. Amm. margaritatus beginnt zwar gleich darüber,
Amm. fimbriatus und Henleyi gehen in die Margaritatusschichten
hinauf, dagegen nehmen Amm. Davöi und capricornus an Orten,
wo der mittlere Lias regelmässig und deutlich abgelagert ist,
immer einen tiefern Horizont ein , in welchen sich Amm. mar-
garitatus nicht verliert. Eine Reihe von Localitäten beweisen
mh diese Thatsache. Bloss in den Umgebungen von Caen konnte
ich die Zone des Amm. Davöi nicht besonders unterscheiden,
aber diess rührt von der Unregelmässigkeit her , welche die
dortigen Ablagerungen des mittleren Lias an den meisten Stellen
zeigen. Vielleicht lässt sich daselbst durch vollständigere Durch-
schnitte auch noch eine Trennung finden. D'Orbigny, Pal.
fr. pag. 244. placirt seinen Amm. planicosta (capricornus Schloth.)
in die Schichten des Amm. margaritatus. Er scheint hiefür die
Entwicklung des mittleren Lias der Normandie zu Grunde gelegt
zu haben, denn an den übrigen Localitäten, welche er für Frank-
- 248 -
reich angibt, konnte ich häufig eine genaue Abtrennung be-
obachten. Sollte sogar Amm. capricornus einmal in Gesellschaft
des Amm. margaritatus vorkommen, so würde diess bloss in den
Grenzschichten stattfinden, auf keinen Fall aber charakterisirt
Amm. capricornus die ganze Zone des Amm. margaritatus. In
den mächtigen Ablagerungen, welche in Burgund von den Kalken
des Amm. margaritatus , spinatus und der Gryphaea cymbium
gebildet werden, wurde Amm. capricornus niemals angetroffen.
Dagegen fand ich zu Venarey bei Semur (Cote d'Or) die
Schichte des Amm. Davöi und capricornus als getrennte Zone,
über welcher Amm. margaritatus zum ersten Male erscheint.
Amm. capricornus ist beinahe überall viel häufiger als Amnic
Davöi, doch ist die Form des letzteren wenig durch Uebergänge
an andere Species gebunden , und desshalb nicht leicht zu ver-
wechseln, was der Grund war, warum ich schon in meiner frü-
hern Arbeit über den mittlem Lias Schwabens die Zone nach
Amm. Davöi benannt habe.
Ganz ähnlich, wie zu Venarey (Cote d'Or) lässt sich die
Zone des Amm. Davöi sowohl nach unten gegen die Schichten
des Amm. ibex, als nach oben gegen die des Amm. margarita-
tus noch an andern Punkten in Frankreich und England, beson-
ders aber im südwestlichen Deutschland abtrennen. Für Schwaben
habe ich solche Localitäten in meiner eben erwähnten Arbeit
pag. 43 angegeben. Besonders hervorzuheben habe ich die von
Dr. Dewalque * ausgeführte Gliederung des mittlem Lias von
Luxemburg. Derselbe trennt die Zone des Amm. Davöi als
„Schiste d'Ethe" und unterscheidet sie von den übrigen Schich-
ten des mittlem Lias, was eine interessante Bestätigung ist für die
Uebereinstimmung, mit welcher die einzelnen Zonen des mittlem
Lias in verschiedenen Ländern auftreten.
In England ist die Zone des Amm. Davöi gleichfalls vor-
handen, doch kommt auch hier Amm. capricornus viel zaiilreicher
vor, als Amm. Davöi. In Yorkshire liegt Amm. capricornus
• Academie Royale de Belgique, tome 21. Nr. 8. des Bulletins, und
Soc. geol. de France. 21'. Juni 1854. pag. 55 2.
— 249 —
Öchl. (maculatiis Young und Bird) an der Basis des dortigen
Marlstone's in grosser Anzahl, mit ihm finden sich die präch-
tigen Seesterne, welche Phillips (Ophiura) Palaeocoma Miller!
genannt hat, während ich den Amm. Davöi dorther nicht kenne.
Aehnliche Verhältnisse findet man in Gloucestershire. Amm.
capricoruus kommt zahlreich vor, Cidaris Edwardsi und Ophio-
derma Gaveyi, welche Dr. Wright 1852. Ann. und Mag. so
trefflich abgebildet hat, sind daselbst seine Begleiter.
An der Küste von Charmouth bei Lyme Regis (Dorset-
shire) fand ich dagegen nicht allein ein grosses und deutliches
Exemplar von Amm. Davöi, sondern in seiner Begleitung auch
die in Schwaben mit ihm zusammenliegenden characteristischen
Arten: Amm. capricornus, Henleyi, Belemnites umbilicatus, elon-
gatus, clavatus, Inoceramus ventricosus, Pentacrinus subangularis.
Ausserdem fand ich den von Miller beschriebenen Belemnites
longissimus in dieser Zone in mehreren Exemplaren. Er stimmt
mit der Figur Mi Her 's, welcher ihn von Lyme Regis be-
schreibt, gehört also in den mittleren Lias und ist nicht mit
Bei. acuarius des obern Lias zusammenzustellen , von dem er
sich durch seine äussere Form auch leicht unterscheiden lässt.
Eine zweite von dieser Localität beschriebene Species ist Bei.
elongatus Miller. Auch von ihm fand ich zahlreiche Belegstücke
dafür, dass Millers Species ein Paxillose der Numismalismer-
gel, und Quenstedts Bei. pax. numismalis damit identisch ist.
Amm. margaritatus beginnt an der Küste von Charmuth gleich
über der Zone des Amm. Davöi und setzt sich dort noch weit
gegen oben fort.
4) Die unteren Schichten des Amm. margaritatus.
§. 21.
iSynODyillik : unterer Lias b. Region des Amm. lineatus.
Oppel 1853. Mittl. Lias Schwabens, pag. 23. Die hier betrachtete Schichte
bildet die Basis der folgenden Zone, nnd wird gewöhnlich mit derselben
zusammengestellt , desshalb siehe die weiteren Benennungen im nächsten
Paragraphen.
Württemb. naturw. Jahreshefte. April, 1856. 2s Heft. l 7
— 250 —
Paläontologie: Folgende Arten zeiclinen die untere Zone
des Amm. margaritatus aus:
Belemnites clongatus. Ammonites Henleyi.
„ clavatus. „ margaritatus.
„ umbilicatus. „ Normanianus.
„ longissimus. „ globosus.
Ammonites fimbriatus. Avicula sexcostata.
Ueber die genauere Verbreitung dieser Arten siehe weiter unten.
Gcstcinsbcschaffcnlieit, Verbreitung und paläontologische
Resultate. Für Schwaben siehe das Profil Nr. 11. §. 23.
Amm. margaritatus ist für die obere Hälfte des mittleren Lias
anerkannt eine solch' bestimmende Species, dass ich es für
nöthig halte, den Horizont scharf hervorzuheben, in welchem er
zum ersten Male auftritt. Er beginnt in Gesellschaft des Amm.
globosus und Normanianus, welche nie in tieferen Schichten ge-
funden werden. * Mit ihm kommt dagegen eine Anzahl der-
jenigen Arten vor, welche wir schon in den Numismalismergeln
angeführt haben und die hier zum letzten Male auftreten, darüber
aber aufhören. Es sind folgende: Belemnites elongatus, umbi-
licatus, longissimus , Amm. fimbriatus, Avicula sexcostata. End-
lich trifft man auch diejenigen Species, welche durch eine grössere
Anzahl von Schichten hindurchgehen, wie Bei. clavatus, Amm.
Henleyi, Pecten tumidus, priscus, Pleurotomaria expansa u. s. w.
zahlreich. Die unterste Zone des Amm. margaritatus wird hie-
nach dadurch characterisirt , dass Amm. margaritatus hier zum
ersten Male erscheint und dennoch eine Anzahl der für tiefere
Schichten characteristischen Species damit vorkommen, welche
hier aber aussterben. Gegen unten lässt sich die Zone überall
leicht abtrennen durch das Erscheinen des häufigsten und be-
zeichnensten Ammoniten des mittleren Lias, während gegen oben
gleichfalls eine Abgrenzung möglich wird durch das Aufhören
derjenigen Arten, welche von den Numismalismergeln herauf-
* Amm. laevigatus Sow. gehört dem untern Lias an, Amm. globosus
gleicht ihm, wurde bisweilen damit verwechselt und desshalb- auch im untern
Lias angeführt.
— 251 —
kommen, sowie durch das Beginnen einer neuen Anzahl von
.Species, welche an die Stelle der ausgestorbenen treten und die
höheren Schichten des Amm. margaritatus bevölkern. Amm.
margaritatus durchläuft also zwei Zonen, von welchen die untere
noch mehr den Character der Numismalisschichten besitzt, die
obere meist viel mächtigere, dagegen den Typus der eigentlichen
Margaritatusschichten trägt. Ich habe diese Trennung schon bei
den localen Untersuchungen in einer früheren Arbeit * für
Schwaben ausgeführt, indem ich die Region des Amm, lineatus
als unteren Lias Ö von den eigentlichen Amaltheenthonen
oder dem mittleren Lias ö unterschied. Ich vertausche erstere
Bezeichnung gegen die schon §. 17. eingeführte: „Untere Zone des
Amm. margaritatus," da das erstmalige Erscheinen des Amm.
margaritatus das wichtigste Moment unter den übrigen paläon-
tologischen Characteren bildet, durch dessen Beachtung sich die
Zone auch am leichtesten auffinden lässt. Seither erhielt ich die
Bestätigung für die Ausführbarkeit einer solchen Abgrenzung
durch die Uebereinstimmung der Verhältnisse, welche ich an ent-
fernteren Orten antraf. Merkwürdig ist, dass gewöhnlich auch
das Gestein der unteren Zone noch nicht den Charakter der eigent-
lichen Margaritatusschichten besitzt, sondern mehr mit dem der
Numismalismergel stimmt. In Schwaben bestehen die Schichten
aus einigen harten hellgrauen Steinmergelbänken, zwischen welche
sich bläuliche Thonc legen. Die Grenze gegen die Davöi-
schichten ist nicht schwierig zu finden, denn die kleinen ver-
kiesten Exemplare des Amm. margaritatus machen sich leicht
bemerklich, sobald man an dem rechten Horizonte angekommen
ist. Mit denselben liegen in den Thonen: Belemnites clavatus,
umbilicatus und elongatus, besser erhalten und zahlreicher als
in irgend einer andern Schichte. Unter den harten Steinmergel-
bänken zeichnet sich besonders eine Schichte aus, welche
Amm. fimbriatus in grossen Exemplaren anfüllt. Am besten sah
ich diese Zone im Bette der Wutach am Fusse des Randens,
wo sie sich gegen unten sehr leicht von den mit Amm. Davöi
Oppel, 18r)3, der mittlere Lias Soliwabens, pag. 23.
17^
~ 252 —
und capricornus gefüllten Schichten, gegen oben von den blauen
Thonen mit Amm. margaritatus und Bei. paxillosus abtrennen
lässt. Bei Bell ist sie weniger mächtig, doch nicht minder leicht
unterscheidbar.
Frankreich. Ganz ähnliche Verhältnisse traf ich in
Burgund. Zu Venarey bei Semur (Cöte d'Or) treten die obern
Schichten des Amm. margaritatus als mächtige Kalkformation auf,
welche sich weit an den Bergrücken in die Höhe zieht, erst im Thale
kann man ihre untere Grenze untersuchen. In dem schon §. 19.
beschriebenen Steinbruche erscheint über der Zone des Amm.
Davöi mid capricornus zum ersten Male Amm. margaritatus in
kleinen verkiesten Exemplaren, welche aus den hellen Thonciii
wittern. Amm. globosus und fimbriatus, Belemnites clavatus und
elongatus sind hier seine Begleiter. Der wenig mächtige Durch-
schnitt, welchen diese Localität darbietet, ist sehr zu beachten,
denn man findet in geringer Höhe die drei Zonen des Amm.
ibex, Davöi und margaritatus, und kann zugleich den unterschied
in der Gesteinsbeschafi*enheit bemerken, welcher zwischen den
mergeligen Bildungen der untern Margaritatuszone und den
oberen kalkigen Schichten existirt, welche hoch darüber an dem
nach Semur führenden Wege abgelagert sind und der obern
Zone des Amm. margaritatus und spinatus angehören.
England. An der Küste von Charmouth bei Lyme
Regis (Dorsetshire) trennt sich die Lage des Amm. margaritatus
auch in 2 Theile 1) in eine mächtige blaue Thonformation, und
2) in eine graue mergelige Bildung an ihrer Basis. Ich fand in
der letzteren Belemnites elongatus, umbilicatus und clavatus.
Doch sind die Fossile von hier an aufwärts sehr sparsam ver-
theilt, so dass ich nur wenigen Aufschluss über die einzelnen
Species erhielt. Sowerby's Amm. fimbriatus stammt ohne
Zweifel aus dieser untern Region, was in Uebereinstimmung
mit seinen übrigen Angaben (Farbe der Abbildung u. s. w.), sich
an Ort und Stelle leicht beweisen lässt. Er gehört entschieden
in den mittleren Lias , und sein Name darf desshalb auf den
etwas hochmündigeren Amm. cornucopiae Y. u. B. des obern
Lias nicht übertragen werden.
— 253 —
Ich berühre hier noch zum Schlüsse eine Localität, welche
ausserhalb des Terrains liegt, das diese Arbeit behandelt, welche
aber der allgemeinen Vergleiche halber wohl beigezogen werden
kann. In dem mittleren Lias von Braun schweig scheinen
die unteren Margaritatusschichten in Verbindung mit den Davöi-
bänken besonders entwickelt, dagegen die tiefern Numismalis-
mergel verkümmert zu sein. H. v. Strombeck* gibt in seinem
interessanten Aufsatze für die 15 — 30 Fuss mächtigen Thon-
mergel, welche dort über dem untern Lias liegen, eine Anzahl darin
vorkommender Arten an, unter welchen ich folgende hervorhebe :
(Belemnites niger) Belemn. elongatus. Mill. , Amrao-
nites capricornus, Amm. fimbriatus, Amm. Davöi,
{Amm. amaltheus) Amm. margaritatus, (Helicina) Pleuro-
tomaria expansa, (Inoc. pernoides) Inoceramus. ventri-
cosus Sow.
Es sind dies die wichtigsten Species der Davöi- und untern
Margaritatusschichten, welche in B r a u n s c h w e i g in einer Mer-
gelbildung vorkommen, deren Mächtigkeit nicht geringer ist als
die der Niederschläge gleichen Alters in Schwaben. Man sollte
desshalb glauben, dass bei der Gleichheit der Bildungen und
der Uebereinstimmung der fossilen Arten auch im mittlem Lias
von Braunschweig das Auftreten der einzelnen Species so ver-
theilt sei, dass in analoger Weise wie in Schwaben die Zone
mit Amm. capricornus und Davöi von der darüber liegenden, in
welcher Amm. margaritatus zum ersten Male auftritt, zu unter-
scheiden sei.
5) Die Obern Schichten des Amm, margaritatus,
§. 22.
Synonymik: Blue Lias Mari, (pars sup.), WilL Smith. 1815.
a. Mem. of the Strata u. s. w. Micaceous Marl, de la Beche 1823.
Geol. Trans. 2. Ser. 2. Bd. tab. 3. Marlstone ,series (pars) Phill. 1829.
Geol. of Yorksb. pag. 33. Maristone and Ironstone (pars), Phill.
1829. pag. 192. Calcaire ä Gryphee cymbium, M. Cotteau. Maines
Zeitschrift der deutscheu geoL Gesellsch. 4. Bd. pag. 65,
— 254 —
ä Ammonites arualtheus ou margarita tus , Marcoii, 1846. Jura
salinols, pag. 50. Macigno d'Aubauge (pars in f.), Dumout. Dewalque
et Chap. Luxemb. pag. 273. Lias 5. A malth eeuthoue (pars med.)
Quenst. 1843. Flözgcb. pag. 540. Eigentliche Araaltheen th one.
Oppel. 1843. Mittl. Lias Schw. pag. 23.
Paläontologie: Die Leitmuscheln der obern Margaritatus-
schichten sind folgende :
Belemnites compressus Stahl.
y, paxillosus Schloth.
„ lagenaeformis Ziet.
Ammonites margaritus.
^ Zetes.
„ Normanianus.
„ Henleyi.
Chemnitzia undulata.
Turbo paludinaeformis.
„ subundulatus.
Pleurotomaria anglica.
„ expansa.
„ rotundata.
Leda complanata.
„ acuminata.
Isocardia cingulata.
Cardium truncatum.
Pinna Morei.
Inoceramus substriatus.
Pecten sublaevis.
^ liasinus.
„ Philenor.
Plicatula spinosa.
Gryphaea cymbium.
Rhynchonella amalthei.
„ furcillata.
„ scalpellum.
„ acuta.
Terebratula quadrifida.
„ cornuta.
„ resupinata.
„ Edwardsi.
„ Heyseana.
Spirifer Tessoni.
Cidaris amalthei.
Pentacrinus lacvis.
Avicula longiaxis.
Gcstciiisbcscliafl'cntieit, Verbreitung und paläontulogische
Resultate. Das Profil Nr. 11 des §. 23 ist von den schwä-
bischen Bildungen genommen, in welchen die obere Zone
des Amm. margaritatus so deutlich entwickelt ist, wie man sie
nur selten anderswo ausgesprochen finc^et, während ihre Mäch-
tigkeit hier nicht sehr bedeutend ist. lieber den Steinmergel-
bänken der untern Margaritatusschichten, welche wir im vorigen
Paragraphen beschrieben haben, erheben sich längs der ganzen
schwäbischen Alp 35 — 45 Fuss mächtige, blaue Thonc mit ver-
kiesten Muscheln und zahlreichen Schwefelkiesknollen. Bisweilen
— 255 —
scheiden sich darin einzehie graue Steinmergelbänke aus, häufig
aber bildet das Ganze einen ununterbrochenen Thonniederschlag,
in welchem nur kleinere Geoden ziemlich unregelmässig vertheilt
sind, wie z. B. zu Ileiningen bei Boll.
Die bezeichnendsten und häufigsten Arten dieser obern Region
des Amm. margaritatus sind: Bei. compressus, lagenaeformis,
Amm. Zetes, Chemnitzia undulata, Turbo paludinaeformis, Leda
coraplanata und acuminata, Pecten sublaevis, Philenor, Pentacri-
nus laevis u. s. w., welche sich ganz auf diese Zone beschrän-
ken, während Pleurotomaria anglica, expansa, rotundata, Inoce-
ramus substriatus , Pecten liasinus, Rhynchonella amalthei auch
noch hoher hinaufgehen. Andere treten hier zum letzten Male
auf, wie Amm. Henleyi, Normanianus, globosus. Diese noch frag-
mentarische Zusammenstellung genügt vorerst um den paläontolo-
gischen Character der Zone zu begründen, sowie um ihre Tren-
nung von den angrenzenden zu rechtfertigen.
Die Abgrenzung der Zone gegen unten wurde schon im
vorigen Paragraphen gegeben. Gegen oben stellen sich an der
schwäbischen Alp, über den Thonen des Amm. margaritatus helle
Steinmergel bänke ein, welche neben Amm. spinatus eine Anzahl
von Arten enthalten, die in den eigentlichen Margaritatusschichten
nicht gefunden werden. In Württemberg ist die Abgrenzung
gegen oben und unten desshalb leicht, weil die überall gleich-
massige mineralogische Beschaffenheit einem zu Hülfe kommt,
sobald man wenigstens an einem Punkte die Schichtenunter-
schiede gehörig erfasst hat. Dagegen fand ich es im fremden
Lande in jeder neuen Gegend schwierig die analoge Abgrenzung
immer wieder aufzufinden, da die Abtheilungen in entfernteren
Provinzen meist aus andern, oft sehr verschiedenartigen Nieder-
schlägen gebildet werden.
In Frankreich war es nur ein Geologe, der die Unter-
schiede gewürdigt hat, welche zwischen den Schichten des
Amm. margaritatus und denen des Amm. spinatus bestehen.
Marcou stellt in seinem Jura salinois zwei Abtheilungen
hiefür auf, von denen die untere : „Marncs h Ammonites mar-
garitatus ou amaltheus" unseren obern Margaritatusschichten, die
— 256 —
obere „Marnes ä Plicatiiles" dagegen unsern Spinatusschichten
entspricht. Marcou gibt die Mächtigkeit seiner Marnes ä Amm.
margaritatus zu 30 Fuss an , und bezeichnet als wichtigste
Arten der Zone den Bei. Fournelianus (Bei. compressus
Stahl.) und den Amm. margaritatus, * während er darüber eine
18 Fuss dicke Bildung als Marnes ä Plicatules hervorhebt, in
welcher Amm. spinatus die Stelle des Amm. margaritatuts ein-
nimmt. InBurgund sind diese zwei Formationsglieder in be-
deutender Mächtigkeit entwickelt ; es sind braune bröckelige Kalke,
welche bisweilen einen blauen Kern enthalten und von der
grossen Gryphaea cymbium gefüllt werden. Amm. margaritatus
und Bei. paxillosus sind ziemlich sparsam darin vorhanden, doch
kommt ersterer verkalkt in riesigen Exemplaren vor. Gegen oben
werden die Schichten reicher an Fossilen, Amm. spinatus scheint
auch hier den Amm. margaritatus zu verdrängen, und Gryphaea
cymbium wird so zahlreich, dass das Gestein beinahe sich in
ein Muschelconglommerat verwandelt. Am deutlichsten sah ich
dies bei Vassy unweit Avalion (Yonne), wo die obersten Kalke
des mittlem Lias in grossen Steinbrüchen gleich unter den Fo-
sidonomyenschiefern aufgeschlossen sind. Marcou stellt die ganze
Ablagerung der braunen Kalke von Vassy in die Zone des Amm.
spinatus (d. h. zu seinen Marnes ä Plicatules), doch konnte ich
an Ort und Stelle eine genauere Abgrenzung der Margaritatus-
und Spinatusschichten nicht herausfinden. Ganz übereinstimmend
mit den schwäbischen Bildungen traf ich die Thone des Amm.
margaritatus eine Stunde oberhalb Metz an den Ufern der
Mosel. Bei. compressus und paxillosus sowie verkieste Exemplare
von Amm. margaritus und Normanianus lagen zahlreich in den
blauen Thonen, doch konnte an jener Localität die obere Grenze
derselben nicht gesehen werden.
In dem Maristone der Nor man die besteht die ganze Ab-
lagerung, in welcher Amm. margaritatus und spinatus vorkommen,
aus hellen Kalken und Mergeln von wenigen Fuss Mächtigkeit.
• Ueber die Deutung der dritteu Species, welche Marcou als Bei. uru-
bilicatus angibt , bin ich nicht sicher , schwerlich ist derselbe mit dem im
vorigen Paragraphen angeführten Bei. iimbilicatiis identisch.
- 257 —
Terebratula quadrifida , cornuta, resupinata, Rhynchonella acuta,
Gryphaea cymbium kommen zahlreich darin vor, dagegen wird
hier nicht leicht eine Trennung bewerkstelligt werden können, da
die Schichten zu wenig mächtig auftreten.
Im Süden von Frankreich wurden die vereinigten Zonen
des Amm. margaritatus und des Amm. spinatus an verschiedenen
Localitäten mit DeutHchkeit nachgewiesen, M. Köchlin S chl um-
her ger* beschreibt sie von Mende (Lozere). Aus dem Dep.
de l'Aveyron erhielt ich die characteristischen Arten beider
Schichten durch Herrn Sämann in Paris.
England. An der Küste von Charmouth bei Lyme
Regis (Dorsetshire) werden die oberen Lagen des Amm. marga-
ritatus durch mächtige Niederschläge eines blauen glimmerreichen
Thones gebildet, welche gleich unter den gelben Sauden liegen,
die in jener Gegend sich aufwärts bis an die Basis des eigent-
lichen Unteroolithes erstrecken. Ich fand zwar viele Exemplare
von Amm. margaritatus, ausserdem aber beinahe keine einzige
bezeichnende Species. In de la Beche's Profil der Schichten
jener Küste** findet man diese Zone deutlich eingetragen, als
„Micaceous Marl." De la Beche vereinigt sämmmtliche Schichten
über den Bucklandibänken bis an die Basis der mächtigen
Sande des obern Lias als mineralogisch zusammengehöriges Ge-
bilde unter dem Namen „Upper Marl" , in welchen der „Mica-
ceous Marl" die oberste über 100 Fuss mächtige Lage einnimmt.
Zu Ihn ins t er (Sommersetshire) erscheint wieder der Marl-
stone des mittlem Lias. Derselbe hat viele Aehnlichkeit mit
den Bildungen der Normandie. Amm. margaritatus kommt in
riesigen Exemplaren vor, damit findet man Amm. spinatus, Tere-
bratula quadrifida, cornuta, resupinata, Rhynchonella acuta etc.
An der Küste von Yorkshirc wird die obere Hälfte des
mittlem Lias durch mächtige Bänke von rothen und grauen
Kalken und Mergeln gebildet, mit welchen Thonc wechseln.
Gegen oben sind eisenreiche Schichten, wesshalb Phillips die
Bull. Soc. Geol. 26. juiii. 1854.
Geol. Trans. 1823. 2 ser. 2 Bd. tab. 8.
— 258 —
AbtheiluDg „Ironstone and Marstone" genannt hat. An der
Basis liegt Amni. capricornus, etwas höher erscheint Amni. mar-
garitatus und Cardium truncatum ; auch Amm. spinatus kommt vor,
doch ist es noch nicht gelungen, die 150 Fuss mächtige Abthei-
lung genauer einzutheilen.
Noch an vielen Punkten Englands finden sich die obern
Margaritatusschichten, ich erwähne hier bloss der Vollständigkeit
wegen den Maristone von Gloucestershire, aus welchem in
Murch. Geol. of Chelt. pag. 40 die wichtigsten Fossile der
Schichten des Amm. margaritatus und spinatus aufgeführt wer-
den. Auch in Nor thamptonshire kamen beim Graben von
Tunnels die leitenden Arten dieser Zone zu Tage.
6) Die Schichten des Ammonites spinatus.
§. 23.
Synonymik: Mames ä Pllcatules, Marcou, Jura salinois. pag. 51.
Lias b. Amaltheeuthone (parssup.), Quenst. Flözgeb, pag. 540.
Region des Amm ouites co statu s, Oppel.mittl.LiasSchwabens.pag.23.
Im Uebrigen gelten die Synonyme des vorigen Paragraphen von Phillips,
Cotteau, Dumont.
Paläontologie: lieber die genauere Vertheilung der nachfol-
genden in der Zone des Amm. spinatus vorkommenden Arten
siehe §.17 Profil N. 9. Es sind folgende:
Plicatula spinosa.
Gryphaea cymbium.
Rhynch. amalthei.
„ quinqueplicata.
Terebratula subdigona.
„ punctata.
„ subovoidcs.
Spirifer Haueri?
liasinus. | Apiocrinus amalthei.
Gcsteinsbcsehail'cnhcit , V cibreitiiug und paiäontologisiiic
KesuHatc. Das folgende Profil stellt die obere Hälfte des schwä-
bischen mittlem Lias dar und reiht sich an das in §. 19, Nr. 10
gegebene an.
Belemnites crassus, Ziet.
„ breviformisy Ziet.
Ammonites spinatus.
Chemnitzia nuda.
Lyonsia unioides.
Lima Hermanni.
Inoccramus substriatus.
Pecten äquivalvis.
— 259
Nr. 11.
Bett des
Amm.
spinatus.
Oberes
MargarUa-
tusbett.
Unteres
Margarita-
tushett.
DavÖibett,
Posidonomyenschiefer.
Amin, spinatus. Rhynch.qiünque-
Helle Stein- Bei. crassiis Ziet. plicata.
6-8'mergelbänke „ breviformis. Ter. punctata,
mit Thonen. Lima Hermanni. „ subovoides.
Spirifer rostralus. „ subdigona.
Blaue Thone mit Geo-
den, Schwefelkies-
45' knollen und vereinzel-
ten Steinmergel-
bänken.
Anun. margaritatus.
„ Zetes.
Bei. paxillosus.
„ compressus.
„ lagenaefomiis.
Chemnitzia undulata.
Turbo paludinaeformis.
Leda acuminata.
Pentacrinus laevis.
Bläuliche Amm. globosus. Bei. umbilicatus.
10' Thone mit " fimbriatus. „ elongatus.
„ Normania- „ longisimus.
nus.
Amni. niargaritatus beginnt hier.
Steinmergehi.
Zone des Amm. Davöi, Inoceramus ventricosus,
Ueber den blauen Thonen des Amm. margaritatus scheidet
sich in Schwaben die Zone des Amm. spinatus mineralogisch
dadurch ab, dass die Schichten plötzlich eine hellere Farbe be-
kommen. Es treten gelbe lettenartige Thone auf, in welchen
dicke Bänke grauer Steinmergel liegen. Amm. spinatus findet sich
in Schwaben hauptsächlich in diesen Steinmergeln, er geht zwar
noch etwas tiefer in die Thone hinab, doch sind es bloss die
obern heller gefärbten Schichten, in welchen er mit Sicherheit
unterschieden und in grösserer Häufigkeit angetroffen wird. Den
Amm. margaritatus fand ich in Schwaben nie in den Steinmer-
geln, er scheint schon tiefer aufzuhören, doch ist es schwierig,
vielleicht unmöglich, die Begrenzung beider auf genaue Weise
für sämmtliche Localitäten durchzuführen. Es bestimmen mich
jedoch die Unterschiede, welche beide Zonen in einigen Gegen-
den zeigen, eine Trennung derselben zu versuchen.
— 260 —
Gegen oben kann die Grenze der Spinatusschichten beinahe
überall nicht bloss durch mineralogische, sondern in Ueberein-
stimmung damit noch sicherer durch paläontologische Unterschiede
festgestellt werden. Schon die einfache Vergleichung ihrer Leit-
muscheln mit denen der Posidonomyenschiefer zeigt die grosse
Verschiedenheit der zoologischen Charactere. Da die Schichte
des Amm. spinatus das oberste Glied des mittleren Lias ist, so
wird durch ihre scharfe Begrenzung gegen die Posidonomyen-
schiefer des obern Lias die Trennung beider Etagen gesichert,
und hiemit der mittlere Lias gegen oben viel bestimmter abge-
schlossen, als dies gegen unten ausgeführt werden konnte.
Die wichtigsten derjenigen Arten, welche in den Spinatus-
schichten Schwabens vorkommen, habe ich in das Profil einge-
schrieben, andere, welche noch tiefer gehen, weiter oben erwähnt,
es bleiben jedoch noch weitere Arten übrig, die wahrscheinlich
in dieselbe Zone gehören, wie z. B. eine Anzahl der Brachio-
poden des Maristones der Normandie (siehe am Ende des §. 25),
deren engerer Horizont aber noch nicht mit Sicherheit bestimmt
werden konnte.
Es sind mir bis jetzt noch wenige Orte bekannt, an welchen
die Schichten des Amm. spinatus deutlich und bezeichnend an-
getroffen werden. Die beste Localität findet sich in den Um-
gebungen von Altdorf in Bayern. Zu beiden Seiten des
Donau-Mainkanals stehen daselbst die Posidonomyenschiefer an;
die darunter liegenden dunkeln Thone wurden vor mehreren
Jahren ausgebrochen und in Masse bei Seite geführt. An den
Terassen, welche dieser Abraum bildet, lagen unzählige Exem-
plare von Amm. spinatus, damit kamen Chemnitzia nuda, Pleuro-
tomaria Anglica und expansa, Lyonsia unioides, Inoceramus
substriatus, Plicatula spinosa, Apiocrinus amalthei vor, dagegen
fand ich an dieser Stelle keine Spur von Amm. margaritatus,
während derselbe doch in einiger Entfernung (ohne Zweifel in
tiefern Schichten) gefunden wird. Die obigen Species stecken
wohlerhalten in grauen oft auch rothbraunen Geoden u.id der
Reichthum an Fossilen ist auflallend. Die relative Lage der
Spinatusschichten ist hier dieselbe wie in Schwaben. In beiden
— 261 —
Ländern findet man sie gleich unter den Posidqnomyenscbiefen],
dagegen ist ihre mineralogische Beschafl'cnheit eine verschiedene.
Ans den harten Steinmergelbänken, in welchen in Schwaben Amm.
spinatus sehr zahlreich liegt, ist das llerauswittern der Fossile
erschwert, die dazwischenliegenden Thone enthalten die Muscheln
bloss in Abdrücken, während am Donau-Mainkanal die vcrkiesten
Ammoniten und wohlerhaltenen Muscheln sich in grosser Zahl
von den Geoden ablösen. Merkwürdig ist sowohl in Schwaben
als an obigen Stellen in Bayern das Fehlen der Gryphaea cym-
bium in der Region des Amm. spinatus.
In Frankreich finden sich die Schichten des Amm. spi-
natus, wie schon im vorigen Paragraphen angegeben wurde, in
der Normandie, im Departement der Mosel, der Memthe, in den
Umgebungen von Gundershofen (Bas Rhin). Dep.: Cote d'Or,
Lozere, Aveyron u. s. w. ; dessgl. in Luxemburg. Ihre Begren-
zung gegen oben lässt sich meistens mit Schärfe ausführen, die
Abtrennung von den Margaritatusschichten ist dagegen gewöhn-
lich sehr schwierig. Dasselbe gilt für die englischen Locali-
täten in Yorkshire, Gloucestershire, Sommersetshire u. s. w. lieber
die Verhältnisse im Juradepartement und in Burgund wie-
derhole ich die Marcou'schen Angaben. Er trennt im Lias von
Salins die Zone des Amm. spinatus unter der Bezeichnung Marnes
a Plicatules von den darunter liegenden Margaritatusschichten
besonders ab und nennt als Begleiter des Amm. spinatus den
Bei. Bruguerianus , Lima Hermanni und Plicatula spinosa. Als
Aequivalente dieser Zone in Burgund stellt Marcou die Kalke
mit Gryphaea cymbium und Amm. spinatus auf, welche beson-
ders deutlich bei Vassy entwickelt sind, und deren relative Lage
unter den Posidonomyenschiefern keinerlei Widerspruch gegen
diese Eintheilung bietet.
— 262 —
§. 24. Verbreitung, Mächtigkeit, Gesteiiisheschaffeulicit
des mittlem Lias, Zusammenstellung seiner einzelnen Glieder
nach verschiedenen Gegenden. Durch die Profile 10 und ii
wird die Mächtigkeit und GesteinsbeschafFenheit des mittlem Lias,
wie er besonders an der schwäbischen Alp auftritt, gegeben. Seine
Verbreitung richtet sich ziemlich genau nach der des untern
LiaSj indem letzterer die Unterlage für ihn bildet, über welche
er sich meist als schmales Band da anlegt, wo das Terrain
ansteigt. Der mittlere Lias bedeckt in Schwaben keine grossen
Flächen, sondern wird beinahe immer von den Schichten des
oberen Lias überlagert, so dass es häufig nur AVände oder Ab-
hänge von Hügeln sind, an denen er bloss liegt. Weit geringer
sind seine Aufschlüsse in Baden in den Umgebungen von Langen-
brücken, woselbst überhaupt die liasischen Bildungen nur eine
sehr beschränkte Ausdehnung besitzen.
Der mittlere laas Württembergs erreicht die Mächtigkeit
von lOOFuss nirgends vollständig, an manchen Orten ist dieselbe
weit geringer, dennoch aber lassen sich hier seine einzelnen
Zonen mit Leichtigkeit nachweisen. In mineralogischer Bezie-
hung ist der mittlere Lias Württembergs wesentlich aus zweierlei
Bildungen zusammengesetzt: aus hellgrauen Mergeln und aus
dunklen Thonen. Auch in manchen andern Ländern lassen
sich, wie wir gesehen haben, dieselben mineralogischen Ver-
hältnisse der Etage nachweisen, während an vielen Punkten
in Frankreich und England der mittlere Lias eine ganz an-
dere Gesteinsbeschaffenheit besitzt. Will man aber statt dieser
zwei grösseren Abtheilungen die einzelnen Zonen in verschie-
denen Gegenden feststellen, so muss man sich ganz auf die
paläontologischen Charactere dieser Formationsglieder verlassen,
da die GesteinsbeschafTenheit der Schichten gleichen Alters bei
einer grössern Anzahl von Localitäten sich sehr abweichend
zeigt , ausserdem aber die Mächtigkeit der Ablagerungen so sehr
wechselt, dass oft zwischen den Schichten gleichen Alters die
grössten Differenzen herrschen und gar keine üebereinstimmung
vorhanden zu sein schiene, wenn sich nicht immer wieder die
gletchmässige Aufeinanderfolge der einzelnen versteinerten Reste
nachweisen liesse.
- 263 -
Mächtigkeit des mittlem Lias:
von Semiir (uach d'Orbigny') • • • • 150 Meter,
im Juradepartement (nach Marcou") . . 17 Meter,
von Evrecy bei Caen 40 Fuss,
an der Küste von Yorkshire . . . . 350 Fuss,
an der Küste von Dorsetshire . . . . 200 Fuss,
an der schwäbischen Alp . . . 90 — 100 Fuss.
Da der mittlere Lias beinahe überall den unteren begleitet,
so kann ich mich hier auf §.13 beziehen und die genauere
Verfolgung desselben von Ort zu Ort unterlassen. Die grösste
üebereinstimmung mit den schwäbischen Bildungen zeigen seine
Schichten in den Umgebungen von Metz. Graue Mergel (Numis-
malismergel) werden dort überlagert von den blauen Thonen des
Ammonites margaritatus ; die Schichten des Amm. Davöi spielen
in ersteren die Hauptrolle, während die tieferen Zonen des Amm.
ibex und Jamesoni nur versteckt vorzukommen scheinen und
von den dortigen Localsammlern noch nicht beachtet wurden. —
Im Luxen bürg er mittlem Lias ist noch gar keine Trennung
zu Stande gekommen; Dewalque und Chapuis haben zwar
die Fossile mit grosser Sorgfalt geordnet und gezeigt, dass die
wichtigsten Arten, welche obige Zonen bestimmen, theilweise
vorkommen, eine Eintheilung ist jedoch noch immer nicht aus-
geführt worden. Im Jura von Salins ist durch die Arbeiten
Marcou 's** schon vor zehn Jahren ein grosser Schritt zu einer
vollendeteren Eintheilung gemacht worden. Marcou trennt seinen
mittleren Lias in vier Abtheilungen:
1) Marnes de Balingen ou ä Giyphaea cymbium.
2) Calcaire ä Belemnites.
3) Marnes ä Ammonites amaltheus ou margaritatus.
4) Marnes h Plicatules.
Nr. 1 fällt hinweg, da die „Marnes de Balingen ou ä Gry-
phaea cymbium" in den untern Lias gestellt werden müssen,
* D'Orbigny, Cours elementaire pag. 453.
Marcou, Recherches geol. sur le Jura salinois. Mem. Soc. geol,
18. Mai 1846. extr. p, 47—51.
— 264 —
wie ich schon am Ende des §.12 gezeigt habe, während Nr. 2,
3 und 4 die Aequivalente des mittlem Lias bilden. Ihre
gesammte Mächtigkeit gibt Marcou zu 17 Meter an. Diese
drei Abtheilungen scheinen den oben aufgestellten sechs Zonen
in folgender Weise untergeordnet werden zu müssen: Calcaire
ä Belemnites vertritt die Schichten des mittlem Lias, wenigstens
bis zur Zone des Amm. Davöi. Es sind dies die eigentlichen
Numismalismergel, deren Mächtigkeit aber dort nur w^enige Fuss
beträgt, und deren Fossilreste sich hauptsächlich auf die Arten
der Davöischichten zu beschränken scheinen. Die Marnes ä Amm.
amaltheus ou margaritatus , welche darüber liegen , werden hier
wie überall durch die Zone des Amm. margaritatus gebildet,
während Marcou's ^Marnes ä Plicatules" den Spinatusschichten
gleichzustellen sind. Die untere Hälfte des mittlem Lias von
Salins ist demnach nicht nur wenig mächtig, sondern auch in
paläontologischer Beziehung verkümmert, während die zwei oberen
Zonen bei einem Durchschnitt von beinahe 50 Fuss eine regel-
mässige Entwicklung zeigen.
In Burg und ist der mittlere Lias an vielen Stellen in
mächtigen Lagen aufgeschlossen. In den Umgebungen von Avallon
(Yonne) und Semur (Cote d'Or) konnte ich die grossartige Ent-
wicklung, welche seine Schichten besitzen, mit Deutlichkeit sehen.
Die Unterregion besteht aus Mergeln , welche den schwäbischen
Numismalismergeln völlig gleichen ; Jamesoni- Ibex- Davöi- und
untere Margaritatus-Schichten lassen sich nach einander unter-
scheiden und gehören den Mergelbildungen an ; während darüber
die braunen bröckligen Kalke mit Amm. margaritatus, spinatus,
und zahlreichen Exemplaren von Gryphaea cymbium sich bis zu
bedeutender Höhe erheben, und eine Kalkformation zusammen-
setzen, deren Auftreten keine Identität mit den Thonen vermuthen
lässt, welche in Schwaben sowie im Departement der Mosel die
obere Hälfte des mittleren Lias einnehmen. Und doch sind die
characteristischen Species, welche in diesen abweichenden Bil-
dungen vorkommen, dieselben. Die Schichten, welche den mittlem
Lias Burgunds überlagern, werden durch die leicht erkennbaren
Posidonomyenschiefer gebildet.
— 265 —
Im Süden von Frankreich ist der mittlere Lias so charac-
teristisch und vollständig entwickelt als irgendwo sonst. Aus
dem Dep. de l'Aveyron sah ich beiHerrn Sämann in Paris
eine grosse Anzahl der wichtigsten Muscheln des mittleren Lias
von den Jamesonischichten an bis zu der Region des Amm.
spinatus, welche Herr Sämann eigens hatte sammeln lassen.
Selbst die einzelnen Zonen scheinen sich dort untereinander abzu-
trennen , was ich aus der Erhaltungsweise der fossilen Arten
schliessen zu müssen glaube. Herr Sämann zeigte mir in den
Jahren 1854 und 55 mehrmals reiche Suiten, gleich nachdem
er sie von Aveyron zugeschickt bekommen hatte. Die Arten
der Davöi- und der darunter liegenden Schichten waren sämmt-
lich verkalkt, und in harten grauen Steinmergeln erhalten, während
Amm. margaritatus daselbst in Thonen vorzukommen scheint. Aus
dem Departement der Lozere hat H. Köchlin Schlumberger *
zuerst den mittlem Lias als solchen unterschieden und nach
seinen Fossilen scharf abgetrennt; die wichtigsten Arten, welche
er aus den untern Lagen angibt sind:
Ammonites (Bechei) Henleyi.
„ fimbriatus.
„ Davöi.
„ (planicosta d'Orb.), capricornus. Schloth.
„ margaritatus.
„ Normanianus.
Pleurotomaria expansa.
Turbo cyclostoma.
Pholadomya Urania.
Von den höheren Mergeln, welche H. Köchlin Schlum-
berger an einer andern Localität unweit Mende untersucht hat,
gibt er noch folgende Arten mit Bestimmtheit an:
Ammonites spinatus.
„ margaritatus.
Plicatula spinosa.
Beide Niederschläge zusammengenommen bilden den mitt-
• Bullet. Soc. Geol. de France 26. Juin 1854, pag. 614.
Württemb. naturw. Jahreshefte. Mai, 1856. 2s Heft. 18
- 266 —
lern Lias jener Gegend; ihre Fossile gehören den vier obersten
Zonen des mittlem Lias an, während ich von den charakteristi-
schen Arten der Jamesoni- und Ibex-Schichten nichts erwähnt
finde. Letztere scheinen demnach entweder zu fehlen, oder nur
sehr versteckt eingelagert zu sein, da sie in obigen Beobochtungen,
welche durch ihre Schärfe so grosses Zutrauen verdienen, nicht
angedeutet sind.
In den Umgebungen von Lyon tritt der mittlere Lias an
verschiedenen Stellen auf; bei la Verpilliere (Isere) bilden seine
obersten Schichten die Basis der dortigen Eisenerze. Der mitt-
lere Lias des Cherdepartements ist bekannt durch den Reichthum
an Fossilen. Die Arten, welche d'Orbiguy von Saint Amand
(Cher) beschrieben hat, gehören nicht bloss einer einzigen Schichte
des mittleren Lias an, sondern repräsentiren sämmtliche Zonen.
Im Dep. der Sarthe scheint hauptsächlich die Oberregion des
mittlem Lias blossgelegt zu sein, die Fossile, welche ich in den
dortigen Sammlungen sah, gehören ihr an, beschränken sich ab^r
auf dieselbe. Im Dep. Deux-Sevres tritt die Etage auf, ist
aber noch wenig untersucht. D ' 0 r b i g n y , Cours dement,
pag. 453. gibt an, dass sie aus einem grobkörnigen Quarzgestein
zusammengesetzt sei.
In der Norman die liegt der mittlere Lias häufig unmittel-
bar über den silurischen Felsen auf, vom untern Lias sind da-
gegen an manchen Stellen bloss Spuren vorhanden, die Mächtig-
keit des ersteren wechselt nach den localen Ablagerungen. Die
dortigen Geologen nennen die mergeligen Kalke , welche ihn
zusammensetzen, nach Analogie der englischen Bildungen „Marl-
stone." Zu Fontaine-Etoupfour fand ich die ganze Etage durch
eine wenige Fuss dicke Ablagerung repräsentirt, gefüllt mit Gry-
phaea cymbium, Amm. margaritatus, Terebratula cornuta, Spirifer
Tessoni. Darunter sah ich in demselben Steinbruch die siluri-
schen Felsen in unregelmässigen Höckern hervorstechen. In den
Vertiefungen scheinen schwache Aequivalente des untern Lias
vorzukommen, ich fand wenigstens ein deutliches Exemplar von
Gryphaea arcuata. Ueber dem schmalen Band, das durch den
mittlem Lias gebildet wird, lagern sich die leicht erkennbaren
— 267 —
Schichten des obern Lias ab, deren characteristische Fauna eine
scharfe^ Begrenzung zulässt. Mein Freund E. Deslongchamps
führte mich in die Umgebungen von Landes , woselbst eine
ziemliche Anzahl von Steinbrüchen die Schichten entblössen. Die
thonigen Kalkbänke mit Amm. margaritatus und spinatus, Tere-
bratula cornuta, quadrifida, resupinata, Rhynchonella acuta u. s. w.
nehmen daselbst immer die höchsten Lagen des Marlstone's ein,
während ich den Amm. bipunctatus schon etwas tiefer antraf.
E. Deslongchamps sandte mir kürzlich das beifolgende locale
Profil des mittlem Lias von Evrecy bei Caen. Die Niederschläge
sind hier schon viel mächtiger als bei Fontaine - Etoupfour ;
Nr. 3 u. 4. bezeichnen die Schichten des mittlem Lias.
Nr. 12.
5) Leptaenabett des obern Lias 1 — 2 Meter.
4) Mergelige Kalkbänke (mit Terebr. quadrifida und
Rhj-nclionella acuta) 1,60 „
3) Helle Kalkbänke mit Thonen (mit Ter. numism.) 11 — 12 „
2) Sande mit Quarzgeschieben 1 — 2 „
1) Silurische Gesteine.
An andern Localitäten der Umgebungen von Caen vervoll-
ständigt sich der Durchschnitt; es schieben sich gleichsam ein-
zelne Lagen ein, welche aber nur an wenigen Punkten anstehen,
an andern Orten aber der unregelmässigen Verhältnisse wegen
nicht sichtbar sind, so dass die Gesammtmächtigkeit aller Schich-
ten des mittlem Lias der Normandie wohl mehr betragen mag,
als auf obigem Localprofil angegeben ist. Der Maristone der
Normandie gehört zu den petrefactenreichsten Ablagerungen des
mittlem Lias ; neben vielen neuen und ausgezeichneten Gastero-
poden, Lamellibranchen und Brachiopoden findet man darin die
wichtigsten Cephalopoden der Etage wie Amm. Jamesoni, brevi-
spina, hybrida, Loscombi, Henleyi, ibex, bipunctatus, Maugenesti,
Davöi, capricornus, margaritatus, Normanianus, spinatus u. s. w.
Dieselben gehören den 6 verschiedenen Zonen des mittleren Lias
an; es lässt sich desshalb hoff'en, dass auch hier eine detailir-
tere Abtrennung ausführbar sein werde , besonders an solchen
18*
— 268 —
Localitäten , an welchen der mittlere Lias durch eine grössere
Anzahl von Bänken gebildet wird.
Der mittlere Lias in England. Westlich von Lyme
Regis und Charmouth (Dorsetshire) erhebt sich der mittlere
Lias in einer Mächtigkeit, welche 200 Fuss vielleicht noch über-
steigt. In mineralogischer Beziehung lässt sich die Etage in
zwei Hälften zerlegen, in eine untere, graue, mergelige und eine
obere, blaue, thonige Bildung. Die Grenzen des mittlem Lias
sind hier schwierig festzustellen, da gegen oben die blauen Thone
in Sande übergehen, welche arm an Fossilen sind und denen
der Character der Posidonomyenschiefer vollständig fehlt. Nach
miten dagegen lässt sich zwar eine Trennung von den thonigen
Schichten des unteren Lias wahrnehmen , dieselbe wurde aber
bis jetzt noch nicht mit genügender Schärfe ausgeführt. Die
erste Species, welche ich in dem Mergelsystem an jener Küste
fand, war Amm. Jamesoni ; darüber traf ich Abdrücke des Amm.
bipunctatus und Yaldani. Höher als diese hegt Amm. capri-
cornus zahlreich in Knollen gebacken. Ein einziges Exemplar
des Amm. Davöi fand ich mit letzteren ungefähr in der gleichen
Region. Amm. margaritatus liegt darüber in den Mergeln, doch
werden diese bald durch blaue, glimmerreiche Thone ersetzt , in
denen ich den Amm. margaritatus zwar in ziemlicher Anzahl,
sonst aber keine bezeichnende Species antraf. Der Uebergang
dieser Thone in die darauf liegenden Sande folgt ganz allmählig.
Die Zone des Amm. spinatus ist wahrscheinlich gerade in diesen
Uebergang zu stellen, doch fand ich in Wirklichkeit die Spuren
derselben nicht. Die einzige Art, welche hier vorkommen soll,
erhielt ich in Lyme Regis zahlreich, es ist: Ophioderma Eger-
toni Brod., ich konnte sie aber selbst nicht auffinden. Der mittlere
Lias reicht also an der Küste von Lyme Regis nahezu bis an
die Ba&is der Sande, welche de laBeche u. A. schon mit dem
Unteroolith vereinigt haben. In dem Profil, welches de la Beche
Geol. Trans. II Ser. 2, Bd. tab. 3. von den Schichten dieser
Küste gegeben hat, ist die ganze Etage des mittlem Lias den
Upper marls zugezählt, weichein einer Mächtigkeit von 500 Fuss
sämmtliche Schichten über dem Bucklandibett und unter den
ebengenannten gelben Sauden einschliessen.
— 269 —
^ In den Umgebungen von Ilminster hat der mittlere Li as
viele Aehnliclikeit mit dem der Normandie, besonders zeigen die
fossilen Arten beider Bildungen grosse Uebereinstimmung.
In Gloucestersliire wurde der mittlere Lias (Murchi-
son, Geol. of Cheltenh.) nach der Gesteinsbeschaffenheit der
Schichten unterschieden und eingetheilt, indem der Maristone
mit Amm. margaritatus , spinatus, Zetes (heterophyllus amalthei)
Belemnites paxillosus, Dentaliura giganteum, Cardium cucullatum,
Modiola scalprum, Pecten aequivalvis, als solcher von den tiefern
Zonen abgetrennt wird, welche Murchison sämmtlich noch dem
untern Lias zutheilt. Die mineralogische Beschaffenheit der Etage
erklärt diese Abtrennung, denn die Schichten werden unter dem
Maristone thonig und bekommen eine dunklere Farbe. Als oberstes
Glied des Lower Lias Shale, oder untern Lias wird hiedurch
der „Ochraceous Lias*," d. h. die Zone des Amm. ibex festge-
stellt. Darunter folgt der „Laminated Lias" (10 Fuss), welcher
ohne Zweifel der Zone des Amm. Jamesoni angehört. Das „Be-
lemnite-Bed" (12 Fuss) unterlagert die vorigen und bildet hier
den Uebergang zu den obersten Ammonitenschichten des eigent-
lichen untern Lias. Phillips ** hatte bei der Eintheilung des
Lias der Küste von Yorkshire schon früher den mittlem Lias
auf ähnliche Weise behandelt, wie diess nachher durch Mur-
chison für Gloucestershire ausgeführt wurde. Die bedeutende
Entwicklung des Marlstone's (u. Ironstone's), welche in Yorkshire
zusammen eine Mächtigkeit von 150 Fuss erreichen, war viel-
leicht theilweise der Grund, diese Bildung als besondere Etage
abzutrennen und als Aequivalent des mittlem Lias zwischen den
untern und obern Lias hineinzustellen. Der Maristone von
Yorkshire wird durch die Zonen des Amm. spinatus, margari-
tatus und capricornus (Davöi) gebildet, während Phillips sämmt-
liche tieferen Schichten dem unteren Lias zutheilt. Der untere
Lias von Yorkshire würde demnach bei einer Mächtigkeit von
500 Fuss sämmtliche Schichten des Lias bis unter die Zone des
Amm. Davöi einschliessen ; es würde somit die von Phillips
* Eine 4 Fuss mächtige thonige Bildung mit eisenreiclien Geoden, siehe
Murcli. 1845, Geol. of Cheltenham. pag. 42.
" Phill. 1829. Geol. of Yorkshire. pag. 33.
_ 270 --
aufgestellte Etage des untern Lias tibereinstimmend mit Mur-
chison's Lower Lias Shale von Gloucestershire , gegen oben
auf eine Weise begrenzt, welche mit allen übrigen in England,
Frankreich und Deutschland angenommenen Arten der Einthei-
lung im Widerspruch steht. Die GesteinsbeschafFenheit und
Farbe sämmtlicher Schichten unter dem Maristone sind zwar
keinem grossen AYechsel unterworfen , doch ist die obere Partie
dieser 500 Fuss mächtigen Bildung mergeliger und grauer als
die untere^ in welcher dunkle Thone vorwalten. Da im Lias
von Yorkshire zwischen beiden die Zone des Amm. raricostatus
und Pentacrinus scalaris auftritt * , so ist die Begrenzung des
untern Lias gegen den mittlem in Uebereinstimmung mit der
allgemein angenommenen Eintheilung des Lias in seine 3 Etagen,
auch für Yorkshire leicht ausführbar. Die über Amm. raricosta-
tus folgenden mindestens 200 Fuss mächtigen, mergeligen Thone
mit Pinna folium, Amm. Jamesoni, Taylori, Beleranites clavatus,
Pecten priscus und Pentacrinus basaltiformis sind somit dem
mittlem Lias zuzutheilen , so dass die Gesammtmächtigkeit des
untern Lias von Yorkshire auf 300 Fuss reducirt, die des mitt-
lem aber von 150 auf 350 Fuss erhoben werden muss. 200 Fuss
mächtige graue Thone mit 150 Fuss Maristone setzen also den
mittleren Lias von Yorkshire zusammen. Die oberen Lagen des
letzteren werden an vielen Punkten besonders im Innern des
Landes wegen ihres Eisenreichthums ausgebeutet. Ueberall folgen
die dunklen Schiefer des obern Lias (Alumshale) mit grosser
Regelmässigkeit auf die harten Bänke des Marlstone's.
•) Zwischen Robin Hoods Bay und Peak lässt sich, wie schon früher
erwähnt wurde , die Grenze zwischen dem unteren und mittleren Lias mit
Leichtigkeit nachweisen, da Pentacrinus sclaris in der Zone des Amm. rari-
costatus reiche Lagen bildet, besonders aber in einer dicken saudigen Bank
vorkommt, welche nicht wohl dem Auge entgeht. Nordwestlich von Robin
Hoods Bay stehen dagegen die mächtigen Mergelbildungen mit Amm. Jame-
soni, Taylori und Pinna folium an, welche Phillips noch in seinen „Lower
Lias Shale" stellt, die aber schon ächte Numismalismergel sind, d. h. durch
die untern Zonen des mittlem Lias gebildet werden, Sie beginnen au der
Baystadt, und sind an den mächtigen Küstenwändeu in der Richtung gegen
Hawsker's hottom blossgelegt, fallen stark gegen Norden ein und werden bald
von den Saud- und Mergelbänken des Marlstone's überdeckt.
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Anhang zum zweiten Abschnitt.
§. 25.
1. Beleninites elongatus, Miller. 1823. Trans, of the
Geol. Soc. 2. Ser. 2. Bd. tab. 7. ßg. 6—8.
Bei. paxillosus numismalis, Quenst. 1848. Ceph.
tab. 23. flg. 21, 22.
Bei. elongatus füllt die Belemnitenschichten des mittlem
Lias von Charmouth bei Lyme Regis (Dorsetshire). Ich fand
ihn daselbst zahlreich von der untern Grenze des mittlem Lias
an bis zu den Davöischichten. Miller hat ihn ebendaher ab-
gebildet. Er stimmt mit dem in Schwaben so häufigen Bei.
paxillosus numismalis überein; da auch das Lager dasselbe ist,
so zweifle ich an der Identität beider durchaus nicht. In Frank-
reich fand ich ihn in derselben Region zu Venarey (Cote d'Or)
und in den Umgebungen von Nancy (Meurthe).
2. Belemnites paxillosus, Schloth. 1820. pag. 46.
Bei. Bruguerianus, d'Orb. 1842. tab. 7. fig. 1—5.
Bei. paxillosus amalthei, Quenst. 1848. Ceph. tab. 24.
fig. 4.
Findet sich im mittleren Lias Englands, Frankreichs und
Deutschlands immer in der Region des Amm. margaritatus, und
zeichnet sich überall durch seine Häufigkeit aus. Schlotheim
führt ihn vom Hainberg bei Göttingen zuerst an, wo dieselben
Schichten des mittlem Lias liegen. In England erhielt ich ihn
von Ilminster; in Frankreich vom Dep. Cote d'Or, Yonne, Cal-
— 273 —
vados u. s. w. In Süddeutschland ist er eine der verbreitetsten
Species der Margaritatusschichten , während sich in der Region
des Amm. spinatus eine grössere und dickere Varietät unter-
scheiden lässtj welche Zieten ah Bei. crassus tab. 22. fig. 1
nach Voltz beschrieben hat; dessgl. tab. 22. fig. 3 als Bei. tur-
gidus, und tab. 23 fig. 1 als Bei. paxillosus. Erst in der Unter-
region des obern Lias erscheint von Neuem ein Belemnit, der
dem ächten paxillosus wieder nahe steht , doch will ich zur
Unterscheidung für Letztern den Zieten'schen Namen Bei. subpa-
pillatus gebrauchen.
3. Belemiiites clavatus, Schloth. 1820. Stahl. 1824. Württ.
landw. Corr.-BI. fig. 2. Blainv. 1827. tab. 3. fig. 12.
Belemnites clavatus, d'Orb. 1842. tab. 11. fig. 19—23.
„ „ Quenst. 1848. Ceph. tab.23.fig.l9.
Findet sich in Württemberg nahezu im ganzen mittlem
Lias; ähnliche Formen gehen sogar bis in die Unterregion des
ünterooliths hinauf, doch scheinen sich dieselben vom ächten
Bei. clavatus abtrennen zu lassen. In England fand ich ihn im
mittlem Lias von Hawsker Cliß*s (Yorkshire) und von Char-
mouth (Dorsetshire), in Frankreich zu Venarey (Cote d'Or), Vieux-
pont (Calvados).
4. Belemnites compressus, Stahl. 1824. Württemb.
landw. Corresp.-Blatt pag. 33. fig. 4 (non Voltz).
Bei. Fournelianus , d'Orb. 1842. tab. 10. fig. 7—14.
Bezeichnend für die mittlem Margaritatusschichten Schwabens.
In Frankreich fand ich ihn nicht weniger häufig in derselben
Region, eine Stunde oberhalb Metz an den Ufern der Mosel.
Er kommt ferner im mittlem Lias der Normandie, sowie bei
Nancy (Meurthe) vor. In England liegt er im Maristone von
Ilminster (Somersetshire).
5. Bei. UmbilicatUS, Blainv. 1827. Bei. tab. 3. fig. 11.
Bei. umbilicatus, d'Orb. tab. 7. fig. 6—11.
Bei. ventroplanus (Voltz?), Quenst. 1848. Ceph.
tab. 24. fig. 15—17.
Kommt in der mittlem Region des Liasien, d. h. in den
- 274 ~-
Davöischichten und untern Margaritatusthonen vor; so in Frank-
reich bei Venarey (Cote d'Or); in England zu Lyme Regis (Dor-
setshire); in Süddeutschland bei Boll, Reutlingen u. s. w.
6. Bei. breviformis, Ziet. 1831. tab. 21. fig. 7 (nonVoltz).
Bei. breviformis amalthei, Quenst. 1848. Ceph. tab. 24.
fig. 21—23.
In den obern Mergelschichten des mittlem Lias mit Amm.
spinatus bei Heiningen, Grosseislingen , Ohmenhausen u. s. w.
7. Belemnites longissimus, Miller. 1823. Geol. Trans.
2. Ser. 2. Bd. tab. 8. fig. 1.
Mit Amm. Davöi und etwas höher fand ich zu Charmouth
bei Lyme Regis (Dorsetshire) einen mit Millers Bei. longissimus,
fig. 1. tab. 8, vollständig übereinstimmenden Belemniten in mehr-
fachen Exemplaren. Sie sind alle sehr dünn, werden dabei vier
Zoll lang, und bilden eine ausgeprägte Species, die sich von
Bei. acuarius des obern Lias leicht unterscheiden lässt.
8. Belemnites lagenaeformis , Ziet. 1832. tab. 25. fig. i.
Bei. acuarius amalthei, Quenst. 1848. Ceph. tab. 24.
fig. 9 — 14, siehe ibid. pag. 406.
Kommt mit Amm. margaritatus bei Grosseislingen, Heinin-
gen, am Breitenbach bei Reutlingen, zu Weidach auf den Fil-
dern u. s. w. vor. Das dicke Oberende, welches in der schlanken
Verlängerung steckt, findet sich auch bisweilen abgelöst (Bei.
rostratus, Ziet. tab. 23. fig. 5?). Die ganze Form ist ziemlich
unregelmässig.
9. Nautilus intermedius, Sow. 1816. tab. 125.
Nautilus intermedius, d'Orb. 1823. tab. 27.
Naut. aratus numismalis, Quenst. Ceph. pag. 56.
Häufig verkiest mit Amm. Valdani zu Hinterweiler, Pliens-
bach bei Boll u. s. w., geht jedoch noch höher und tiefer. In
Frankreich im mittlem Lias von Venarey (Cöte d'Or), Fontaine-
Etoupfour (Calvados). In England, Ilminster (Somersetshire).
-^ 275 -
Die Ammoniten des mittleren Lias.*
10. Ammoniles armatus, Sow. 1815. tab. 95.
Amm. armatus, d'Orb. 1844. tab. 78.
Der ächte Sowerby'sche Amm. armatus kommt nur in den
Umgebungen von Lyme Regis häufig vor, an den meisten übrigen
Punkten, an welchen er sonst noch gefunden wird, gehören wohl-
erhaltene und deutliche Stücke zu den Seltenheiten. Ich glaube
mich zwar überzeugt zu haben, dass er in Schwaben nicht fehlt,
doch ist es immerhin schwierig, bei den grossen verkalkten
Exemplaren, wie sie in Schwaben vorkommen, die Ueberein-
slimmung mit den viel kleineren verkiesten Stücken von Lyme
Regis nachzuweisen. Die schwäbischen Exemplare, von denen
ich eines in meiner Arbeit über den mittl. Lias, tab. 1. fig. 4,
abgebildet habe, liegen in der untersten Region des mittlem Lias
von Ellwangen, Dürnau bei BoU, Ohmenhausen u. s. w. In
den Umgebungen von Lyon, sowie an der Küste von Yorkshire
ist die Erhaltung derselben eine ähnliche, auch die Schichte
stimmt im Allgemeinen. Bei Lyme Regis findet man den Amm.
armatus ungefähr an der Grenze zwischen dem mittleren und
unteren Lias. Die genauere Zone konnte ich jedoch dort nicht
auffinden, der Grund, welcher mich bestimmte die Sowerby'sche
Species in den mittlem Lias zu stellen, ist die Uebereinstimmung
unserer schwäbischen Exemplare, welche entschieden im mittlem
Lias vorkommen, mit dem engl. Amm. armatus.
11. Ammonites lataecosta, Sow. 1827. tab. 556. fig. 2
(non fig. 1 , non d'Orb.).
Vergleiche den Sowerby'schen Text.
Amm. lataecosta Sow. ist ein Capricome des mittlem Lias
von Lyme Regis (Dorsetshire), woselbst er gleich unter der Region
des Amm. Davöi, häufig in harte Geoden gebacken, vorkommt.
• In meiner Arbeit „der mittlere Lias Schwabens, 1853" habe ich das
Vorkommen und die genauen Schichten der Ammoniten des mittleren Lias
für Schwaben ausführlich angegeben; indem ich mich darauf beziehe, kann
ich hier mit der Aufzählung der schwäbischen Localitäten abkürzen und
dieselben meist ganz weglassen.
— 276 —
Ich brachte eine Anzahl Exemplare von dort mit, eines derselben
steckt mit Amm. Loscombi noch in dem gleichen Stück. In der
Jugend gleicht Amm. lataecosta einem gewöhnlichen Ammonites
planicosta, später jedoch schwellen seine Windungen mehr an,
und er bekommt das Aussehen des Amm. hybrida, obwohl er
nie so hochmündig und aufgebläht wird. In Schwaben fand ich
den Amm. lataecosta in den Numismahsmergeln von Ohmenhausen
und Pliensbach, obwohl selten, so doch übereinstimmend mit den
englischen Exemplaren. H. von Hauers Amm. Adnethicus*
hat viele Aehnlichkeit damit.
12. Ammonites capricornus, Schloth. 1820. pag. 71.
Knorr, 2. 1. tab. 1. fig. 5.
Amm. maculatus, Young Bird. 1822. tab. 14. fig. 12.
pag. 248.
„ maculatus, Phill. 1829. tab. 13. fig. 11.
„ planicosta, d'Orb. 1844. tab. 65 (non Sow.).
„ maculatus, Quenst. 1845. Ceph. tab. 4. fig. 7.
„ „ 0 p p e 1, mittl. Lias Schw., tab. 1 . fig. 6.
In den Schichten des Amm. Davöi findet sich mit grosser
Beständigkeit in England, Frankreich und Deutschland ein ein-
facher Capricorne (Amm. maculatus Young, Amm. capricornus
Schloth.), welcher mit Amm. planicosta Sow. anscheinend über-
einstimmt. Er hat bei vier Zoll Durchmesser noch dieselbe ein-
fache Form, wie Amm. planicosta bei einem einzigen. Er wird
desshalb häufig damit vereinigt. Ich möchte jedoch Letzteres
bestreiten und Amm. capricornus als eigene Species aufrecht
erhalten, und zwar aus den folgenden Gründen. Wir kennen
den in den Obtususschichten des untern Lias vorkommenden
Amm. planicosta Sow. nicht bis zur halben Grösse, welche der
Amm. capricornus Schloth. des mittlem Lias erreicht, trotzdem
• "V. Hauer. — Die Capricornler der österreicliisclien Alpen. 1854.
Sitzungsbericht der kaiserl. Ak. der Wiss. m. naturw. Ci. 13. Bd. 1, Heft,
tab. 1. Die interessante Arbeit kam erst in meine Hände, nachdem ich die
liasischen Cephalopoden schon zusammengestellt und für den Druck ausge-
arbeitet hatte. Von den vielen werthvollen Beobachtungen , welche ich hier
vereinigt fand, konnte ich desshalb nur noch Weniges nachtragen.
— 277 ^
dass beide je nach Localität und Schichte in den verschieden-
sten Erhaltungszuständen vorkommen. Nehmen wir auch nicht
an, dass Amm. planicosta einer klein bleibenden Species angehört,
so kann derselbe doch im ausgewachsenen Zustand sich ganz
anders entwickeln als der ächte Amm. capricornus Schloth. Wir
haben bei den Capricornern des untern Lias gesehen, dass alle
in der Jugend dem Amm. planicosta gleichen, später aber eine
ganz abweichende Form bekommen. Das Gleiche dürfte auch
für Amm. planicosta gültig werden. Betrachten wir aber die
Beständigkeit, mit welcher Amm. capricornus Schloth. von einem
Ende Englands zum andern, sowie in ganz Frankreich, endlich
auch an unzähligen Punkten in Süddeutschland immer in der-
selben Lage vorkommt und die mittlere Region des mittlem
Lias an keinem der Punkte verlässt, dabei immer die gleiche
einfache Form behält, während in tiefern Schichten unbestreitbar
andere Species seiner Familie auftreten, so ist nicht wohl anzu-
nehmen, dass der Amm. capricornus der Davöischichten mit dem
Amm. planicosta aus der Unterregion des Amm. obtusus zu-
sammenfalle.
Ich habe die Species in meiner Arbeit über den mittlem
Lias Schwabens Amm. maculatus nach Young and Bird genannt,
fand aber erst nachher, dass Schlotheims Amm. capricornus dazu
gestellt werden müsse, da er ganz in derselben Schichte gefunden
wurde * und auch die Knorr'sche Figur damit übereinstimmt, ich
ziehe desshalb hier den älteren Namen vor.
Amm. capricornus findet sich gross und häufig zu Lyme
Regis (Dorsetshire) mit Amm. Bechei und Davöi; ich fand auf
einer einzigen Excursion in der Nähe von Charmouth mehr denn
25 Stücke davon. In Yorkshire ist er gleich häufig und liegt
an der Basis des dortigen Marlstone's unter Amm. margaritatus.
In Gloucestershire erhielt ich ihn in derselben Region mit weiss
• Die Kahlefelder Eisenerze, woher Schlotheim seinen Amm. capri-
cornus beschreibt, gehören nach Römer zu den Belemnitenschichten des
mittlem Lias. Auch Rolle 1853, Vergleich, des nordd. Lias mit dem
schwäbischen, pag. 27, citirt Amm. capricornus in GeseJlsch. des Amm.
bipunctatus und ümbriatus \on derselben Localität,
— 278 —
erhaltener Schale. In Frankreich findet er sich überall, wo immer
mittlerer Lias vorhanden ist, in den Dep. der Yonne und Cote
d'Or; bei Lyon, in den Umgebungen von Metz, in der Nor-
mandie u. s. w.
13. Ammonites brevispina, Sow. 1827. tab. 556. fig. i.
(non d'Orb.)
Amm. natrix, Ziet. 1830. tab. 4. fig. 5.
Amm. natrix rotundus, Quenst. 1845. Ceph. tab. 4. fig. 17.
Amm. lataecosta, Quenst. Ceph. tab. 4. fig. 15.
Der Sowerby'sche Text wird gewöhnlich nicht mit seinen
Figuren verglichen, denn ich finde nirgends den Druckfehler
berücksichtigt, der bei den Nummern der Figuren auf der Platte
vorwaltet, und dahin zu berichtigen ist, dass tab. 556. fig. 1 zu
Amm. brevispina, fig. 2 aber zu Amm. lataecosta gehört. Ich
habe mich hievon durch Vergleichung des Textes, sowie durch
Untersuchung der Sowerby'schen Originalexemplare überzeugt.
Amm. brevispina Sow. ist nichts Anderes als der Zieten'sche
Amm. natrix. Sowerby bildet ein verkiestes Bruchstück davon
ab, welches ganz identisch mit den im mittlem Lias Schwabens
in der Zone des Amm. Jamesoni so häufig vorkommenden Exem-
plaren ist. D'Orbignys Amm. brevispina, tab. 79, gehört einer
besondern Species an, auf welche ich die Benennung Amm.
H e b e r t i übertrage.
14. Ammonites submuticus, n. sp.
Amm. muticus, d'Orb.? (pars?) siehe im untern Lias
§. 14. Nr. 39.
Amm. natrix oblongus, Quenst. Ceph. tab. 4. fig. 16.
„ „ „ Oppel, mittl. Lias. tab.l.fig. 5.
Kommt im mittlem Lias Schwabens in der Region des Amm.
Jamesoni vor, dessgl. in den Umgebungen von Caen in der Nor-
mandie. Unterscheidet sich von Amm. natrix Ziet. durch die
comprimirte Form und die Enge der Bauchseite. D'Orbigny
scheint ihn mit Amm. muticus vereinigt zu haben.
— 279 ~
15. Aramonites Jaraesoni, Sow. 1827. tab. 555. fig. i.
Amm. Bronni, Rom. Ool. 1836. tab. 12. fig. 8.
„ Regnardi, d'Orb. 1844. tab. 72.
„ Jamesoni angustus, Quenst. 1845. Cepb.
tab. 4. fig. 8.
„ Jamesoni latus, Quenst. 1845. Ceph. tab. 4. fig. 1.
„ Jamesoni, Oppel, mittl. L. Schwabens, pag. 38.
Findet sich in Schwaben an vielen Punkten, wie zu Pliens-
bach bei Boll, zu Sondelfingen, Hechingen, Balingen u. s. w. in
der Unterregion des mittlem Lias, dessgl. in Frankreich zu Saint
Amand (Cher), in der Normandie u. s. w. In England fand ich
ihn im mittlem Lias von Charmouth (Dorsetshire) in derselben
Zone; dessgl. in den grauen Thonen von Robin Hoods Bay
(Yorkshire), welche Phillips noch in den untern Lias stellt, die
aber das Aequivalent unserer Numismalismergel sind. Sowerby's
Figur des Amm. Jamesoni ist von einem Exemplar genommen,
dessen innere Windungen wahrscheinlich mit Amm. Regnardi,
und somit auch mit Amm. Bronni übereinstimmen, denn wie einer-
seits Amm. Bronni vollständig in Amm. Regnardi übergeht, so
lassen sich die äussern Windungen des letztern bei 5 Zoll Durch-
messer von denen des Amm. Jamesoni (latus) nicht mehr unter-
scheiden. * Ich habe diess zwar bei meiner früheren Arbeit
(mittl. Lias Schwabens pag. 38) berücksichtigt, nicht aber, dass
es eine Varietät geben könne, deren Windungen noch weniger
comprimirt sind, als es die Abbildungen von Amm. Jamesoni
(latus) zeigen. Ich habe desshalb meine fig. 1. tab. 2 mit Amm.
* In H. von Hauers Arbeit (siehe meine Anmerkung auf der vor-
letzten Seite) finde ich pag. 113 die Bestätigung der obigen Annahmen.
Seine Synonymik für Amm. Jamesoni begreift im Wesentlichen dieselben
Punkte, welche Ich hier wiederholt habe ; besonders finde ich darin die über-
einstimmende Ansicht in Beziehung auf die Vereinigung des Amm. Bronni
mit Amm. Jamesoni.
D'Orbigny trennt zwar die comprimirtere Varietät von dem ächten
Sowerby'schen Amm. Jamesoni, bildet aber den Amm. Bronni, tab. 72,
fig. 3 — 4 als Jugendexemplar derselben ab, hat also wenigstens durch seine
Figuren die richtige Stellung des Amm. Bronni angedeutet.
— 280 ->
Jamesoni (latus) vereinigt; dieselbe ist von einer Varietät
genommen, deren Entwicklung ich bis zu drei Zoll Durchmesser
keime und deren Umgänge sich stufenweise gegen aussen immer
mehr der Form des Amm. Jamesoni nähern ; bei drei Zoll Durch-
messer ist der Rücken schon ziemlich abgerundet, bisweilen ver-
einigen sich auf demselben je zwei gegenüberstehende Rippen.
Ich lasse desshalb obige Abbildung für diejenigen Varietäten des
Amm. Jamesoni gelten, deren Mundöffnung am meisten quadra-
tisch und deren Rücken am breitesten ist. Wäre eine Abtrennung
nöthig, so würde er am besten Amm. latissimus genannt werden.
Doch habe ich bei Beschreibung der Schichten die eben betrach-
teten Formen nicht besonders hervorzuheben, da sie beisammen
in derselben Zone vorkommen.
16. Ammonites Maiigenesli, d'Orb. 1844. tab. 70.
Amm. Maugenesti, Quenst. 1845. Ceph. tab. 5. fig. 1.
„ „ Oppel. mittl. L. Schw. tab. 2. fig. 3.
Findet sich immer etwas höher als Amm. Jamesoni; ich
erhielt ihn mit Amm. bipunctatus und ibex in England im mittlem
Lias von Cheltenham (Gloucestershire). In Frankreich kommt er
zu Saint Amand (Cher) vor.
17. Ammonites bipunctatus, Rom. 1836. Ool. pag. 193.
(Schloth?) Rolle Vergl. nordd. Lias, pag. 27.
Amm. Valdani, d'Orb. 1844. tab. 71.
„ „ Quenst. 1845. Ceph. tab. 5. fig. 3.
„ „ 0 p p e 1. 1 853. mittl. L. Schw. tab.2. fig.2.
Römers Amm. bipunctatus stammt aus dem mittlem Lias von
Kahlefeld, seine Beschreibung stimmt genau mit der von Amm. Val-
dani d'Orb. In Schwaben nimmt derselbe mit Amm. ibex und
Maugenesti einen Horizont ein, welcher unmittelbar über dem
des Amm. Jamesoni folgt. In Frankreich liegt er verkiest sehr
zahlreich bei Venarey (Cote d'Or), verkalkt im mittlem Lias der
Normandie. In England fand ich ihn ganz in derselben Region,
hl welcher er in Schwaben vorkommt, zu Lyme Regis (Dorset-
shire), sowie zu Cheltenham (Gloucestershire).
— 281 —
18. Ammonites Masseaims, d'Orb. 1843. tab. 58.
Amm. Masseanus, Quenst. 1845. Cepli. pag. 90.
Seltene Species des mittlem Lias von Frankreich und von
Süddeutschland. Kommt in der Region des Amm. Jamesoni vor.
19. Ammonites Actaeon, d'Orb. 1843. tab. 61. fig. 1—3.
Im mittlem Lias mit Amm. ibex zu Venarey (Cote d'Or),
dessgl. in Schwaben. Ob Amm. Aegion, welcher mit ihm vor-
kommt, die Brut davon oder von der vorigen Species, ist noch
nicht ausgemittelt.
20. Ammonites arietiformis^, Oppel. 1853. mlttl. Lias
Schw. pag. 41. tab. 1. fig. 7—9.
Liegt verkiest in der Oberregion der Jamesonischichten, nicht
selten bei Hechingen, Hinterweiler, Pliensbach u. s. w.
21. Ammonites Davöi, Sow. 1822. tab. 350.
Amm. Davöi, d'Orb. 1844. tab. 81.
„ „ Quenst. 1845. Ceph. tab. 5. fig. 6.
Bezeichnendste Species einer Zone, welche über Amm. ibex
und bipunctatus beginnt und sich nach oben bis zu denjenigen
Schichten erstreckt, in welchen Amm. margaritatus zum ersten
Male erscheint. Ich fand, dass sich dieser Horizont in verschie-
denen Gegenden immer wieder bestätigt, so in Schwaben: bei
Boll, bei Füzen am Randen; in Burgund: zu Venarey bei Semur;
in der Normandie ; im Dep. der Lozere u. s. w. In England
fand ich den Amm. Davöi in der entsprechenden Schichte zu
Charmouth (Dorsetshire).
22. Ammonites Lynx, d'Orb. 1844. tab. 87. fig. 1—4.
Amm. oxynotus numismalis , Oppel, mittl. Lias Schw.
tab. 2. fig. 10.?
Liegt in Schwaben ziemlich tief in den Schichten des Amm.
Jamesoni. Auch die von d'Orbigny tab. 87 abgebildeten
Exemplare von Amm. Lynx und Coynarti scheinen aus den Nu-
mismalismergeln von Saint Amand (Cher), nicht aber aus den Oxy-
notenschichten des untern Lias zu stammen. Ich bin nicht im
Württemb. naturw. Jahreshefte. Mai, 1856. 2s Heft. 19
— 282 —
Stande Amm. Coynarti von Amm. Lynx zu trennen, denn die
verkiesten Exemplare, welche ich von beiden sah, zeigten gleiche
Loben und sonst ganz ähnliche Form, die angegebenen Unter-
schiede mögen von der ungleichen Grösse der Exemplare herrühren.
23. Ammonites Loscombi, Sow. 1817. tab. 183.
Amm. Loscombi, d'Orb. 1844. tab. 75.
Amm. heterophyllus numismalis, Q u e n s t. Ceph. tab. 6. f. 5.
„ „ „ Oppel,mittl.L. tab.2. f.9.
Das Sowerby'sche Originalexemplar des Amm. Loscombi,
welches im britischen Museum liegt, stammt aus dem mittleren
Lias von Lyme Regis (Dorsetshire). An derselben Localität
fand ich die Species ziemlich häufig, etwas tiefer als Amm.
Davöi und überzeugte mich, dass unser schwäbischer Amm.
heterophyllus numismalis Quenst. damit identisch ist. In
Frankreich erhielt ich den Amm. Loscombi in den Schichten des
Amm. bipunctatus zu Venarey (Cote d'Or). In der Normandie
kommt er zu Vieux-Pont vor.
24. Ammonites ibex, Quenst. 1843. Flözgeb. pag. 179.
Amm. Boblayei, d'Orb. 1844. tab. 69.
„ ibex, Quenst. 1845. Ceph. tab. 6. fig. 6.
„ „ Oppel. 1853. mittl. L. tab. 2. fig. 7.u. 8.
Amm. ibex nimmt einen eng begrenzten Horizont im mitt-
lem Lias Schwabens ein. Er findet sich in Gesellschaft der
Amm. Maugenesti , bipunctatus, Centaurus u. s. w. über Amm.
Jamesoni und etwas tiefer als Amm. Davöi. In Frankreich
kommt er in der Normandie vor, in England liegt er gleichfalls
mit Amm. Maugenesti und bipunctatus zusammen im mittlem
Lias von Cheltenham (Gloucestershire).
25. Ammonites flmbriatus, Sow. 1817. tab. 164.
Amm. fimbriatus, d'Orb. 1844. tab. 98.
„ lineatus, Schloth. Quenst. 1845. Ceph. tab. 6. fig. 8.
Das von Sowerby abgebildete Exemplar von Amm. fim-
briatus stammt aus dem mittlem Lias von Lyme Regis (Dor-
setshire). Amm. fimbriatus kommt daselbst in grauen Geoden
— 283 -
mit und über Amm. Davöi vor. D'Orbigny hat die Sower-
by'sche Species also richtig gedeutet, wenn er sie in den mitt-
lem Lias stellt, und Zieten's Amm. fimbriatus davon trennt und
mit Amm. cornucopiae Young vereinigt.
Amm. fimbriatus findet sich von den Schichten des Amm.
Davöi an bis zur Unterregion des Amm. margaritatus. In Schwaben
wird er besonders gross in den Mergelbänken, welche sich gleich
über Amm. Davöi erheben. Dasselbe Verhäitniss scheint in den
Cevennen in Südfrankreich stattzufinden, denn ich sah bei Herrn
Sämann in Paris riesige Exemplare davon, welche aus den
Grenzschichten zwischen Numismalismergeln und Margaritatus-
thonen herrühren.
Noch viele Localitäten wären zu nennen, an denen diese
Species in Frankreich wohlerhalten und bezeichnend vorkommt;
ich will hier nur noch die Umgebungen von Nancy anführen.
Schon in frühen Zeiten muss hier Amm. fimbriatus, oder der
ihm nahe stehende Amm. cornucopiae, als versteinertes Widder-
horn Interesse erregt haben, denn man sieht in Nancy noch
heute zu beiden Seiten des Portals der alten Residenz der Herzoge
von Lothringen gelungene Figuren davon in Stein ausgehauen,
welche vor 4 — 500 Jahren angefertigt, dennoch aber kenntlich
wiedergegeben sind.
26. Ammonites Henleyi, Sow. 1817. tab. 172.
Nautilus striatus, Rein. 1818. fig. 65 und 66.
Amm. Bechei, Sow. 1821. tab. 280. siehe auch
d'Orb. 1844. tab. 82 u. 83. Quenst. Ceph. pag. 135.
Kommt in Deutschland, Frankreich und England häufig im
mittlem Lias vor, und fehlt bloss in den untersten und obersten
Theilen dieser Etage. Sowerby's Figur von Amm. Henleyi
gleicht zwar mehr einem Amm. hybrida d'Orb., doch wird er
gewöhnlich davon getrennt und als Varietät des Amm. striatus
angenommen. H. Köchlin Schlumberger * hat durch genaue
Untersuchung seines grossen Materials von Mende (Loz^re) und
Bullet. Soc. geol. de Fr. Juni 1854. pag. 628.
19*
— 284 --
Venarey (Cote d'Or) nachgewiesen, dass Amm. Henleyi und
Becliei, so wie sie d'Orb. tab. 82 und 83 abbildet, nicht zwei
verschiedenen Species angehören, sondern bloss Varietäten bilden,
welche durch Uebergänge vollständig verbunden sind.
In Schwaben kommen die Varietäten des Amm. Henleyi
verkiest vor in Begleitung des Amm. ibex, verkalkt gleich dar-
über, wiederum verkiest in der Mittelregion des Amm. margari-
tatus; höher und tiefer sind sie nicht vorhanden. Zu Venarey
(Cote d'Or) finden sie sich verkiest mit Ter. numismalis und
Amm. Maugenesti, und darüber verkalkt mit Amm. Davöi. In
der Normandie liegen sie in dem dortigen Maristone immer ver-
kalkt. Von den Cevennen (Aveyron) sah ich grosse verkalkte
Exemplare bei H. Sämann in Paris, welche aus der Mittel*
region des mittlem Lias stammen.
In England fand ich den Amm. Henleyi in demselben
Horizont wie an obigen Localitäten, zu Lyme Regis (Dorsetshire),
Cheltenham (Gloucestershire). Häufig ist er ferner in dem mittlem
Lias von Northamptonshire , Yorkshire u. s. w.
27. Ammonites hybrida, d'Orb. 1844. tab. 85.
Amm. hybrida, Oppel. 1853. mittl. L. Schw. tab. 3.
fig. 3, 4, 5, 6.
„ polymorphus, Quenst. 1845. Ceph. tab. 4. fig. 1 1 ?
„ Jupiter, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 39.
Amm. hybrida variirt ziemlich bedeutend in Beziehung auf
die Involubilität seiner Windungen. Das hochmündigste Exemplar,
welches ich besitze, habe ich früher (siehe oben) fig. 6 abge-
bildet; fig. 3 ist diess schon weniger, während fig. 5 mit d'Or-
bigny's fig. 1,2. tab. 85 ziemlich genau übereinstimmt. Vielleicht
lässt sich die hochmündigere Varietät von Amm. hybrida noch
als besondere Species abtrennen, doch unterlasse ich es, da die
Uebergänge zwischen beiden zu auff'allend sind, eine Spaltung in
zwei besondere Species aber für diese Arbeit desshalb von keinem
besonderen Werth wäre, weil sich die verschiedenen Varietäten
in einer und derselben Schichte finden. Auch wurde diess früher
bei den gleichfalls variirenden Jugendexemplaren (Amm. poly-
- 285 —
morphus) von Prof. Quenstedt nicht ausgeführt. D'Orbig-
ny's Amm. Jupiter, Prodr. 8, 39. gehört zu derselben Species.
In England erhielt ich den Amm. hybrida im mittlem Lias von
Robin Hoods Bay (Yorkshire). In Schwaben findet er sich in
der Oberregion der Jamesonischichten zu Sondelfingen, Hinter-
weiler, Balingen.
28. Ammonites Taylori, Sow. 1826. tab. 5U.
Amm. proboscideus, Ziet. 1830. tab. 10. fig. 1. (nonSow.)
„ quadricornutus , Simpson.
„ Taylori, d'Orb. 1844. tab. 102. fig. 3 u. 4.
„ lamellosus, d'Orb. 1844. tab. 84. fig. 1. 2.
„ Taylori costatus, Qu en st. 1846. Ceph. tab. 9. fig. 20.
„ Taylori nodosus, ibid. fig. 21.
Kommt mit und unter Amm. Jamesoni in Schwaben sehr
häufig vor , in Frankreich ist er seltener. Aus England kenne
ich ihn von Robin Hoods Bay (Yorkshire) und von Northamp-
tonshire. Die grobstachligen Exemplare sind viel häufiger,
als die gerippte Varietät; die extremeren Formen lassen sich
zwar leicht von einander unterscheiden, doch bleiben die Loben
dieselben , sowie sich auch Mittelformen zwischen beiden Spiel-
arten finden.
29. Ammonites pellOS, Quenst. 1843, Flözgeb.pag. 178.
Amm. crenatus, Ziet. 1830. tab. 1. fig. 4. (non Brüg.).
„ Grenouillouxi, d'Orb. 1844. tab. 96.
„ pettos, Quenst. Ceph. 1847. tab. 14. fig. 8.
Liegt im mittlem Lias Schwabens in der Region des Amm.
Jamesoni, dessgl. in Frankreich bei Saint x\mand (Cher) und bei
Avallon (Yonne).
30. Ammonites Zieteni, n. sp.
Amm. pettos costatus, Oppel. 1853. mittl. L. Schw.
pag. 56. tab. 3. fig. 9.
Jamesonischichten von Hinterweiler , Ohmenhausen und
Hechingen. Von andern Orten noch nicht bekannt.
— 286 —
31. Ammoniles Centaiiriis, d'Orb. 1844. tab. 76.fig.3-6.
Amm. Centaurus, Quenst. 1847. Ceph. tab. 14. fig. 9.
„ „ Oppel 1853. m.L. Schw. tab. 3. fig. 8.
Im mittlem Lias von Schwaben in Begleitung des Amm.
ibex häufig, dessgl. in den Numismahsmergeln von St. Amand
(Cher) und Avalion (Yonne). Zu Charlton bei Cheltenham Glou-
cestershire) kommt er gleichfalls mit Amm. ibex vor.
32. Ammonites margaritatiis, Mo ntf. 1808. Conch. syst.
pag. 90.
Amm. margaritatuSj Schlot h. 1813. Taschenb. pag. 101.
„ amaltheus, Schloth. ibid.
„ acutus, Sow. 1813. tab. 17. fig. 1.
Nautilus rotula, Rein. 1818. fig. 9.
Amm. Stockesi, Sow. 1818. tab. 91.
„ amaltheus, Schloth. 1820. pag. Q6.
„ amaltheus gibbosus, ibid.
„ ClevelandicusYoungu.Bird.1822.tab. 13.fig. 11.
„ paradoxus, Stahl, würt. Corresp.-Bl. 1824. fig. 7.
„ margaritatus und Engelhardti, d'Orb ig. 1844.
tab. 66—68.
„ amaltheus, Quenst. 1845. Ceph. tab. 5. fig. 4.
Das Auftreten dieser Species in Schwaben habe ich in mei-
ner Arbeit (mittl. Lias Schwabens pag. 43.) angegeben und gleich-
zeitig gezeigt, dass Amm. Engelhardti nicht als besondere Species
genommen werden darf, ich beschränke mich desshalb hier auf
die französischen und enghschen Vorkommnisse.
Im Elsass bei Uhrweiler liegt er in allen Varietäten in
einem thonigen blauen Kalke prächtig erhalten mit verkalkter
Schale, bisweilen auch mit Kiesharnisch. Bei Metz fand ich ihn
eine Stunde aufwärts an dem Ufer der Mosel (ganz wie in Schwa-
ben in blauen Thonen eingebettet) in grosser Zahl. In der Nor-
mandie bei Landes und Fontaine-Etoupfour ist er verkalkt nicht
selten , auch als gigas zeigt er sich daselbst über einen Fuss
Durchmesser haltend. In Burgund ist er zwar in der Mittel-
region seiner Schichten seltener, kommt aber verkiest bei Venarey
— 287 —
gleich über den Numismalismergeln häufig vor. Auch im süd-
lichen Frankreich bei Mende (Lozere) trennt er sich von den
darunter liegenden Numismalismergeln ab, und beginnt erst über
denselben.
In England ist Amm. margaritatus nicht minder häufig. Bei
Lyme Regis (Dorsetshire) fand ich ihn in den blauen Thonen,
welche dort gleich über den Davöischichten anstehen. Zu Ilmin-
cester (Somersetshire) liegt er gross und verkalkt in dem Marl-
stone oder mittleren Lias. In Gloucestershire und Northamp-
tonshire ist er gleichfalls in der entsprechenden Schichte vor-
handen, dessgl. in Yorkshire, wo er in dem Maristone von
Hawsker über Amm. capricornus beginnt und in dem rothbraunen
Gestein in kleinen und grossen Exemplaren vorkommt.
33. Aminonites spinatus, Brug. 1789. Encycl. m. vers.
1. Bd. pag. 40.
Nautilus costatus, Rein. 1818. fig. 68. 69.
Amm. costatus, Schloth. 1820. pag. 68.
„ geometricus, Phill. 1829. tab. 14. fig. 9.
„ spinatus, d'Orb. 1843. tab. 52.
„ costatus nudus, und
cost. spinatus, Quenst. 1845. Ceph. pag. 95.
In der Oberregion des mittlem Lias an vielen Orten häufig
und bisweilen sehr schön erhalten , wesshalb man schon frühe
deutliche Figuren von ihm hatte. (Scheuchzer 1718. Oryct.
helv. fig. 51. Knorr 1775. Bd. 2. I. tab. A. IL fig. 1. u. s. w.)
Liegt etwas höher als Amm. margaritatus. In Schwaben ist er
häufig in den hellen Steinmergeln, welche gleich unter den Po-
sidonomyenschiefern anstehen. In Bayern findet er sich in den
Umgebungen von Altdorf sehr zahlreich, entweder verkiest oder
in rothe Geoden gebacken *. Im Elsass hegt er in den harten
mergeligen Kalken, welche in der Uhrweiler Klamm unmittelbar
• Scheuchzer, 1718. Oryctographia helvetica bildet den Amm. spina-
tus flg. 51. kenntlich ab, und sagt dabei pag. 271: „In dem AI torf fi-
schen, wo man den Lett grabt, finden sich gewisse Adlerstein aus Ocher,
Geodes genannt, welche von dergleichen Ammons-Hörneren ganz angefüllct.
— 288 —
unter den Posidonomyenschiefern anstehen; in der so vieles In-
teressante enthaltenden Sammlung des Herrn Director Engelhardt
zu Niederbronn sah ich die reiche Ausbeute jener Schichten.
Verkalktes Vorkommen wie vorhin mit Rhynchonella acuta und
cornuta traf ich bei Landes und Fontaine-Etoupfour (Calvados).
In Burgund ist er beinahe der einzige Ammonit des obersten
„Liasien" und kommt mit der grossen Gryphaea cymbium bei
Vassy und Semur vor.
In England ist er nicht minder häufig ; in Yorkshire, wo er
nach Phillips Amm. geometricus genannt wird, finden sich präch-
tige Exemplare ; zu Ilminster (Somersetshire) gleicht sein ganzes
Vorkommen dem aus der Normandie, da der mittlere Lias bei-
der Gegenden auch in mineralogischer Beziehung sehr über-
einstimmt.
34. Ammonites Normanianus, d'Orb. 1844. tab. 88.
In den Margaritatusschichten von BoU und Grosseislin-
gen u. s. w. , dessgl. von verschiedenen Localitäten in Frank-
reich. Amm. radians amalthei (Oppel, mittl. Lias Schwabens,
tab. 3. fig. 1.) trägt zwar auf jeder Seite des Kiels eine Furche,
doch wage ich nicht, ihn von Amm. Normanianus zu trennen,
während Amm. radians numismahs, ibid. fig. 2. entschieden einer
besondern Species angehört. Ich nenne denselben Amm. Stahli.
Er findet sich in der Zone des Amm. ibex und tiefer bei Hinter-
weiler. Seine Loben sind viel complicirter, als die von Amm.
Normanianus, welche sich durch Einfachheit auszeichnen.
35. Ammonites globosus, Ziet. 1832. tab. 28. fig. 2.
Amm. globosus, Quenst. 1843. Flözgeb. pag. 180.
Ceph. tab. 15. fig. 8. pag. 188.
„ globosus, Oppel, mittl. L. Schw. tab. 3. fig. 7.
Kleine Species des mittlem Lias, welche in den untern
Schichten des Amm. margaritatus in Schwaben besonders schön,
mit erhaltenem Mundsaum vorkommt.
In Frankreich fand ich ihn in derselben Region zu Venarey
(C6te d'Or.)
- 289 -
36. Ammonites Zeles, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 55.
Amin, heterophylliis amaltei, Quenst. 1845. Ceph.
tab. 6. fig. 1.
Wird in Schwaben in den Thonen des Amm. margaritatus
gefunden, nicht aber in dem obern Lias, wohin ihn d'Orbigny
gestellt hat. Mit iViisnahme der prachtvollen schwäbischen Vor-
kommnisse kenne ich den Amm. Zetes bloss aus dem mittlem
Lias der Normandie. Seine Loben sind so verschieden von
denen des ächten So wer by 'sehen Amm. heterophyllus , dass
ich eine Abtrennung derselben für nöthig halte, und hiezu die
einzig vorhandene, d'Orb igny'sche Benennung wähle, obschon
der letztere die Species nicht in der richtigen Etage unter-
gebracht hat.
37. Chemnitzia nndiilata, d'Orb. 1850, Prodr. 8. 42.
Turritella undulata, Benz. Ziet. 1832. tab. 32. fig. 2.
Turitella triplicata, Rom. 1836. Ool. pag. 154.
Chemnitzia Periniana, d'Orb. 1850. Pal. fr. tab. 243.
fig. 1-3.
Scalaria liasica, Quenst. 1852. Handb. tab. 33. fig. 27. ?
„ „ Oppel mittl. Lias. tab. 3. fig. 13 — 14.
Kommt im mittleren Lias in Begleitung des Amm. marga-
ritatus am Breitenbach bei Reutlingen vor, sowie zu Weidach
auf den Fildern, Heiningen bei BoU, in den Umgebungen von
Aalen u. s. w.
38. Chemnitzia niula, (Turritella) Münst. Goldf. 1844.
tab. 196. fig. 13.
Aus den Schichten des Amm. spinatus zu Altdorf in Bayern.
39. Acteoniiia Cadomensis, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 46.
Pal. tab. 285. fig. 5—6.
Conus Cadomensis, Deslongchamps. Soc. lin.
Aus dem mittlem Lias von Fontaine-Etoupfour (Calvados),
fehlt in Schwaben.
— 290 -
40. Acteoniiia subabbreviata, d'Orb. 1852, Pal. tab. 285.
fig. 12.
Conus abbreviatus, Deslong.
Hat die Conusform in noch ausgesprochenerem Maasse als
die vorige Art. D ' 0 r b i g n y trennt das Genus Acteonina von
Conus. Bei Acteonina ist die Dicke des Gehäuses überall gleich,
dagegen bei Conus wird die Schale der Innern Umgänge nach
und nach dünner, was man bei Querschliffen leicht sehen kann;
die äussere Form beider Genera stimmt völlig überein.
D ' 0 r b i g n y citirt noch drei weitere Species : Act. Cau-
nionti, concava, sparsisulcata, welche sämmtlich im mittlem Lias
der Normandie vorkommen, anderwärts aber noch nicht gefun-
den wurden.
41. Trochus perforaUis, d'Orb. 1852. tab. 305. fig. 3— 5.
Mit der vorigen Art.
42. Trochus glaber, Koch u.D. 1837.Beitr. tab. 1. fig. 12.
Findet sich im mittlem Lias Schwaben, dessgl. zu Fontaine-
Etoupfour (Calvados). An ihn reiht sich eine Anzahl ähnlicher
Species, welche an letzterer Localität wohlerhalten mit Schale
vorkommen, wie überhaupt die Gasteropoden des mittleren Lias
der Normandie sich in einer Mannigfaltigkeit und Vollständigkeit
vorfinden, wie sie in keiner andern Gegend getroffen werden.
Vergleichende Resultate lassen sich aber aus diesem localen Vor-
kommen nicht gewinnen, wesshalb ich auch Vieles übergehen
muss, denn von den meisten Localitäten , an welchen der mitt-
lere Lias auftritt, sind bis jetzt nur wenige Species bekannt, oder
es finden sich bloss kleine Kieskerne, welche gewöhnlich keine
genaue Deutung zulassen.
43. Straparollus sinister, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 75.
Solarium inversum, Quenst. 1852. Hdb. tab. 33. fig. 31.
Mittl. Lias, Fontaine-Etoupfour (Calvados) ; fehlt in Schw^aben.
44. Turbo heliciformis, Ziet. 1832. tab. 33. fig. 3.
Turbo Midas, d'Orb. 1852. tab. 327. fig. 14—16.
Die Ziet en 'sehe Figur ist undeutlich, daher mag es rühren.
— 291 —
dass sie d'Orbigny nicht aufgenommen hat. Häufig im mitt-
lem Lias der Boller Gegend, dessgl. zu Saint Amand (Cher).
45. Turbo paludinaeformis , (Phasianella, Schübler,
Ziet. 1832, tab. 30. fig. 12. 13.)
Turbo cyclostoma, Benz, Ziet. 1832. tab. 33. fig. 4.
„ „ Goldf. 1844. tab. 193. fig. 7.
■ Leitend für die Schichten mit Amm. margaritatus, im mitt-
lem Lias, vom Fusse des Stuifenbergs, von Heiningen bei Boll,
Breitenbach bei Reutlingen u. s. w. Die verschiedenen Abbil-
dungen, welche Zieten gibt, rühren wahrscheinlich sowohl von
beschälten als unbeschalten Exemplaren her.
46. Turbo Nicias, d'Orb. 1852. tab. 328. fig. 1. 2.
Wurde von d'Orbigny aus dem mittlem Lias von Fon-
taine - Etoupfour (Calvados) beschrieben. In Schwaben ist er
nicht selten, seine Kieskerne liegen gewöhnlich als Trochus um-
bilicatus bezeichnet in den Sammlungen ; von Diebrock bei Her-
ford in Westphalen erhielt ich ihn aus den Schichten des Amm.
Jamesoni.
47 Turbo SUbuudulaUlS, d'Orb. 1850. Frodr. 8. 8 3.
Turbo undulatus, Phillips tab. 13. fig. 8. (non Chemn.).
Die typischen Exemplare, welche ich von Yorkshire mit-
brachte, stecken mit Amm. margaritatus in demselben Gestein.
Sie kommen in dem dortigen Maristone häufig vor, scheinen sich
jedoch in der Normandie gleichfalls zu finden.
48. Phasianella phasianoides, d'Orb. 1852. Pal. fr.
1. Bd. tab. 324. fig. 4. pag. 319.
Ln mittleren Lias von Fontaine-Etoupfour (Calvados). In
Schwaben finden sich in derselben Etage kleine Kieskerne, welche
wahrscheinlich dazu zu stellen sind.
49. Delphinula reflexilabrum , d'Orb. 1852. Pal. fr.
2. Bd. tab. 323. fig. 14—16. pag. 317.
Mittlerer Lias. Fontaine-Etoupfour (Calvados). Fehlt in
Schwaben.
— 292 —
50. Ditremaria bicariiiata , d'Orbigny 1853. tab. 340.
fig. 8—11.
Mit der vorigen Art.
5t. Pleurotomaria Anglica, Gold f. 1844. tab. 184.%. 8.
(non Trochus similis , Sow. tab. 142.) siehe unterer
Lias, §. 14. Nr. 51.
Plourotomaria anglica, von derFonn wie sie Goldfuss abbil-
det, hat ihr Hauptlager in den Schichten des Amm. margaritatus.
Sie findet sich schön mit wohlerhaltener Schale in den Umgebungen
von Lyme Regis, (Dorsetshire) von Cheltenham (Gloucestershire).
In Frankreich kommt sie im mittleren Lias der Cevennen, der
Normandie u. s. w. vor. In Schwaben liegt sie in den Mar-
garitatusthonen von Grosseislingen, Heiningen u. s. w. und lässt
sich wohl von der S o wer by 'sehen Pleurotomaria similis des
untern Lias unterscheiden.
52. Pleurotomaria heliciformis, Deslongch. 1848. Mem.
Soc. lin. tab. 17. fig. 2.
Pleurot. rotellaeformis, d'Orb. Prodr. (non Dunk.)
Dunkers Pleurotomaria rotellaeformis ist eine Species des
untern Lias, und wurde irrthümlich von d'Orbigny in den
mittlem gestellt. Wir behalten desshalb die von Deslong-
champs beschriebene Art für den mittlem Lias bei. Findet
sich in Frankreich zu Fontaine-Etoupfour (Calvados); kommt
auch in Schwaben vor , ist aber selten und liegt an der Grenze
zwischen Davöi- und Margaritatusschichten , zu Hinterweiler bei
Tübingen.
53. Pleurotomaria expansa, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 92.
Helicina expansa, Sow. 1821. tab. 273. fig. 1 — 3.
„ solarioides, Sow. 1821. tab. 273. fig. 4.
Häufig im ganzen mittlem Lias Schwabens, dessgl. in Frank-
reich, zu Saint Amand (Cher) und in der Normandie. In Eng-
land fand ich sie in dem Maristone von Yorkshire.
-- 293 -
54. Pleurolomaria solariiim, Dunk. Pal. I. tab. 25.
fig. 17—19.
Pleurotomaria Mopsa, d'Orb. tab. 354. fig. 6—10?
Wurde aus dem mittlem Lias von Kahlefeld beschrieben.
Eine in der gleichen Etage zu Fontaine-Etoupfour vorkommende
Varietät der Fl. Debuchi Desl. scheint damit identisch zu sein.
55. Pleurotomaria multicincta (Trochus, Schübler.
Ziet. 1832. tab. 34. fig. 1).
Die Zieten'sche Figur ist nicht sehr deutlich ausgefallen,
desshalb wurde seine Species noch wenig beachtet. Stammt aus
den Mergelbänken des mittlem Lias. In dem Originalexemplar,
in dessen Besitz ich bin, steckt noch der Abdruck von Terebr.
numismalis.
56. Pleurotomaria rotundata, Münst. Goldf. 1844.
tab. 186. fig. 1.
Kommt mit wohlerhaltener Schale in den Thonen des Amm.
margaritatus zu Grosseislingen und Wasseralfingen vor.
57. Dentalium giganleum, Phill. 1829. tab. 14. fig. 8.
An der Basis der Hawsker ClifFs südöstlich von Whitby
(Yorkshire) fand ich in der Mittelregion des dortigen mittlem
Lias wohlerhaltene Exemplare von Dentalium giganteum. Eines
davon hat vier Zoll Länge. Ich habe die grosse Species noch an
keinem andern Orte gefunden, während sie an jener Localität sehr
häufig vorkommt und die Oberfläche mancher Platten ganz bedeckt.
58. Solen liasinus, Oppel. 1853. mittl. Lias Schwabens.
tab. 4. fig. 21.
Seltene Species aus dem mittlem Lias Schwabens; eine
ähnliche Form fand ich in dem Maristone von Yorkshire.
59. Panopaea elongata, Rom. 1836. Ool. tab. 8. fig. i.
Wurde von Römer aus den Belemnitenschichten des mitt-
leren Lias von Willershausen beschrieben ; die in derselben Etage
in den Umgebungen von Cheltenham (Gloucestershire) vorkom-
mende Species scheint dazu zu gehören.
— 294 —
60. Pholadomya ambigua, Sow. 1819. tab. 227.
Fehlt in Schwaben. In Frankreich fand ich sie in dem
mittleren Lias von Fontaine-Etoupfour (Calvados). In England
liegt sie mit Amm. Henleyi in den Umgebungen von Cheltenham
(Gloucestershire), sowie m dem Maristone von Yorkshire.
61. Pholadomya Hausmanni, Gold f. 1841. tab. I55.fig.4.
Wird von Goldfuss aus dem mittlem Lias vonKahlefeld
beschrieben, ich fand sie in derselben Etage zu Fontaine-Etoupfour
(Calvados); in Schwaben kommt Phol. Hausmanni nicht vor.
62. Pholadomya decorata, Hartm. Goldf. 1847.
tab. 155. fig. 3.
Liegt an der Grenze des untern gegen den mittleren Lias
(Jamesonibett) , bei Boll, Metzingen und Balingen sehr häufig.
Ganz in derselben Position fand ich sie zu Robin Hoods Bay
(Yorkshire).
63. Pholadomya obliqiiata, Phill. 1829. tab. 13. fig. 15.
Findet sich mit der vorigen Species und gleicht derselben,
besitzt jedoch keine seitlichen Rippen, auch ist die Form
etwas länger.
64. Lyonsia Unioides, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 14 8.
Venus unioides, Rom. 1836. tab. 8. fig. 6.
Lutraria unioides, Goldf. 1841. tab. 152. fig. 12.
(Pleuromya Agass.) Quenst. Handb. pag. 563.
Mit Amm. spinatus im mittleren Lias von Altdorf in Bayern
und Vieux Pont (Calvados). In Yorkshire erhielt ich sie zahl-
reich aus dem dortigen Maristone, dessgl. in den Umgebungen
von Cheltenham (Gloucestershire).
65. Leda complanata. (Nucula, Goldf. tab. 125. fig. ii.)
(non Phill.)
Leda Doris, d'Orb. Prodr. 9. 178.
Leda complanata, Oppel, mittl. L. Seh. tab. 4. fig. 20.
Mit Amm. margaritatus im mittlem Lias von Weidach auf
den Fildern, Goldbächle bei Gmünd, Wasseralfingen , Heinin-
— 295 —
gen u. s. w. In Frankreich in den gleichen Schichten von Fon-
taine-Etoupfour (Calvados) und von Milhau (Aveyron). Phillips
bildet als Nucula complanata den Steinkern von Leda ovum Sow.
ab. Da die Phillips'sche Species schon vorher benannt war, so
kann die Goldfuss'sche Bezeichnung für die Muschel des mittlem
Lias beibehalten werden.
66. Leda acuminata. (Nucula v. Buch.)
Nucula acuminata, Gold f. 1837. tab. 125. fig. 7.
Niicula inflata^ Ziet. (non Sow.) Oppel, mittl. Lias
Schw. tab. 4. fig. 24.
Mit der vorigen Art.
67. Leda SUbovalis (Nucula, Goldf. 1837. tab. 125. fig.4.).
Nucula palmae, Quenst. 1852. Handb. tab. 44. fig. 8.
Nucula tunicata, Quenst. ibid. tab. 44. fig. 9.
Kommt im mittlem Lias vor. Aus Schwaben kenne ich
sie von Heiningen, Weidach und Hinterweiler; aus Frankreich
von Saint Amand (Cher) und Fontaine-Etoupfour (Calvados).
68. Leda Galatea, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 152.
Römers Nucula elliptica und inflexa sind nahestehende Formen,
da jedoch Leda elliptica eine Oxfordspecies ist, N. inflata aber
aus dem inf. Ool. stammt, so wählen wir d'Orbigny's Namen.
Numismalismergel von Saint Amand (Cher). Mittlerer Lias von
Gmünd und Hechingen.
69. Nucula cordata, Goldf. 1837. tab. 125. fig. 6.
Nucula variabilis, Quenst. 1843. Flözgeb. pag. 194.
In Württemberg mit der vorigen Art. D ' 0 r b i g n y gibt
sie von Frankreich aus dem mittlem Lias von Fontaine-Etoupfour
(Calvados) an.
70. Tanciedia broliensis.
Hettangia broliensis, Buv. Terq. Bull. Soc. geol. de Fr.
18. April 1853. pag. 374.
Stammt wie die nächstfolgenden zwei Species, nach den
Angaben M. Ter quem 's, aus den Schichten des Amm. Davöi
- 296 ~-
von Breux (Meuse), sie sind zwar noch von keinen andern Lo-
calitäten bekannt geworden, doch führe ich sie hier auf, da ihre
Zone mit so grosser Bestimmtheit angegeben ist.
71. Tancredia Raulinea.
Hettangia Raulinea, Buv. Terq. ibid.
Mit der vorigen Art.
72. Tancredia longiscata.
Hettangia longiscata, Buv. Terq. ibid.
Mit der vorigen Art.
73. Tancredia Terquemea.
Hettangia Terquemea, Buv. Terquem. ibid.
Gehört wahrscheinlich in die Oberregion des mittlem Lias.
Ihr Lager bezeichnet M. Terquem als: „Calcaire ferrugineux
du Lias,'' was entweder die Zone des Amm. spinatus oder die
oberen Margaritatusschichten bedeutet. Dep. de la Meuse.
74. Tancredia liicida.
Hettangia lucida, Terq. ibid. tab. 2. fig. 8—10.
In denselben Schichten wie die vorige Art zu Latour
und Bleid an der belgischen Grenze (nach den Angaben M. Ter-
quem's. Bull. Soc. geol. de Fr. 18. Aprü 1853. pag. 369).
75. Opis Carusensis, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 153.
D'Orbigny führt diese Species aus dem mittlem Lias
von Saint Amand (Cher) auf. In Schwaben kommt in den
Numismalismergeln äusserst selten eine Opis vor, welche ich
(mittl. Lias Schw. tab. 4. fig. 27) abgebildet habe , und welche
wahrscheinlich mit der französischen identisch ist.
76. Astarte arealis, Rom. 1839. Ool. tab. 19. fig. 13. p. 40.
Die verkiesten Exemplare von Astarte arealis, welche sich in
den Numismalismergeln von Diebrock bei Herford (Westphalen) mit
Amm. Bronni finden, haben viele Aehnlichkeit mit Venus pumila
Goldf. tab. 150. fig. 7, und sind vielleicht damit zu vereinigen.
D'Orbigny stellt letztere Species zu Lucina, doch ist bei der
Kleinheit der Kieskerne schwer zu ermitteln, wohin sie gehören. In
— 297 —
Schwaben findet sieh Astarte arealis häufig im mittlem Lias
von Pliensbach, Hinterweiler und Balingen.
77. Mytilus (Hippopodium?) hippocampus, Young.
and B. 2. Aufl. tab. 7. fig. 9.
Hat viele Aehnlichkeit mit Hippopodium ponderosum, seheint
aber mehr in die Länge gezogen zu sein, doch kann ich bei
den wenigen Exemplaren, welche ich aus dem mittlem Lias von
Yorkshire und Gloucestershire mitbrachte, die Unterschiede beider
nicht genau angeben. Schon Strickland (Transact. of the Geol.
Soc. 2. Ser. vol. 6. pag. 552) trennt das Hippopodium des untern
Lias von einer Varietät, welche im mittlem Lias von Chelten-
ham vorkommt.
78. Cypricardia cucullata, d'Orb. 1850. Prodr. 8. i65.
Cardium cucullatum, Goldf. 1837. tab. 143. fig. 11.
Kommt in Schwaben in kleinen Kieskernen mit Amm. ibex
im mittlem Lias von Hinterweiler und Pliensbach bei BoU vor.
In England erhielt ich die gleiche Species viel grösser, sonst
aber ganz übereinstimmend in demselben Niveau zu Cheltenham
(Gloucestershire).
79. Cypricardia caudata, d'Orb. 1850. Prodr. 8. i66.
Cardium caudatum, Goldf. 1837. tab. 143. fig. 12.
Seltene Species aus den Margaritatuschichten von Weidach
auf den Fildern und von der Balinger Gegend.
80. Cardinia attenuata, Stutchb. Ann. and. Mag. Nat.
H. 8. Bd. 1842. tab. 9. fig. 1—2. pag. 485.
Findet sich in der MittelrBgion des mittleren Lias von Glou-
cestershire. Von andern Orten kenne ich sie nicht.
81. Isocardia cingiilata, Goldf. 1837. tab. 140. fig. 16.
Isocardia inversa, Goldf. tab. 140. fig. 17.
Cardium multicostatum, P hill. tab. 13. fig. 2 1 (nonBrocchi).
Cardium submulticostatum, d'Orb. Prodr. 8. 178.
Eine im mittlem Lias Schwabens sehr häufig vorkommende
Muschel, die sich meist als Kieskern, bisweilen auch mit
Württemb. naturw. Jahreshefte. Mai, 1856. 2s Heft. 20
^ 298 —
erhaltener Schale findet, und hiernach von Goldfuss verschieden
abgebildet und benannt wurde. BoU, Hechingen, Balingen.
In dem Maristone von Robin Hoods Bay (Yorkshire) erhielt
ich sie in Begleitung des Amm. margaritatus.
82. Cardium truucalum, Sow. 1827. tab. 553. fig. 3.
Cardium truncatum, Phill. 1829. tab. 13. fig. 14,
Zeichnet sich durch Häufigkeit in dem Maristone von York-
shire aus. Ich fand mehrere Exemplare in einem Stück mit Amm.
margaritatus zusammen. D'Orbigny Prodr. 8. 177 erwähnt
die Species aus dem mittlem Lias der Normandie.
83. ünicardium Jaiithe, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 179.
D'Orbigny gibt die sich wenig von Ünicardium cardioides
unterscheidende Species aus dem mittlem Lias verschiedener
Localitäten Frankreichs an. Ich erhielt dieselbe aus denNumis-
malismergeln von Dürnau bei Boll und von Frommern bei Balin-
gen, sowie in England aus derselben Zone von den Umgebungen
Cheltenham's (Gloucestershire).
84. Area Münsteri, Goldf. 1837. tab. 122. fig. 11.
Cucullaea Münsteri, Ziet. 1833. tab. 56. fig. 7.
Im ganzen mittlem Lias Schwabens, bei Heiningen, Pliens-
bach, Hinterweiler, Weidach, dessgl. in Frankreich zu St. Amand
(Cher) und Fontaine-Etoupfour (Calvados).
85. Area Bucknianni, Rieh. (Murch. 1845.) Geol.ofChelt.
tab. 10. fig. 5. pag. 96.
Area Phaedra, d'Orb. Prodr. 8. 190.?
Area elongata, Quenst. Handb. pag. 525? (non Sow.).
Selten im mittlem Lias Schwabens, häufiger in Frankreich,
mit der vorigen Art, dessgl. in England im mittlem Lias von
Gloucestershire.
86. Pinna folilim, Young and Bird. 1822. tab.lO. fig.6.
Pinna inflata, Dew. et Chap. Lux. tab. 30. fig. 1.
Die grosse Species füllt im mittlem Lias nordwestlich von
Robin Hoods Bay (Yorkshire) ein ganzes Bett an. Die Exemplare
— 299 —
sind meist flach gedrückt, sie liegen mit verkiester Oberfläche in
der Region des Amm. Jamesoni.
87. Pinna Moorei, n. sp.
Kleine Species mit zwölf engstehenden radialen Rippen auf
der einen breiteren Seite der Medianlinie, während dieselben auf
der andern Seite fehlen und durch concentrische Runzeln ersetzt
sind, welche sich am Rande stark nach der Spitze hin ziehen.
Ich fand sie häufig in der Region des Amm. margaritatus am
Breitenbache bei Reutlingen.
88. Mytilus SCalprum, Sow. tab. 248. flg. 2 (in erratis).
Mytilus scalprum, Phill. tab. 14. fig. 2 (non Goldf.).
Wird viel breiter und grösser als die Species des untern
Lias, und findet sich in der Mittelregion des mittlem Lias zu
Cheltenham (Gloucestershire), dessgl. an vielen Punkten in Frank-
reich; fehlt in Schwaben.
89. Mytilus niimismalis, (Modiola) Oppel, mittl. Lias
Schwabens, tab. 4. fig. 17.
Der einzige Mytilus, welcher in Schwaben im mittlem Lias
gefunden wird. Hechingen, Balingen.
90. Lima Hermanui, Ziet. 1838. tab. 51. fig. 2.
Aus der Oberregion des mittlem Lias von Grosseislingen
und Heiningen bei Boll. Das Zieten'sche Originalexemplar,
welches ich besitze, ist aufgeblähter und runder, als die ihm
ähnliche Species (Lima succincta) des untern Lias. Es stammt
aus den harten Steinmergeln, welche in Schwaben die obere
Grenze des mittlem Lias bilden.
91. Limea aculicosta, Goldf. 1836. tab. 107. fig. 8.
Im mittlem Lias Schwabens, dessgl. in Frankreich zu Fontaine-
Etoupfour (Calvados), in England zu Robin Hoods Bay (Yorkshire).
92. Avicula cygnipes, Phill. 1829. tab. 14. fig. 3.
Pecten cygnipes, Young and Bird. 1822. tab. 9. fig. 6.
Die prachtvolle Species trägt vier hohe Rippen auf der
grössern Schale, welche sich über den Rand hinaus verlängern
20*
— 300 —
und der Muschel ein sehr markirtes Aussehen geben. Ich erhielt
mehrere Exemplare, von welchen das grösste 3 7.2 Zoll breit ist,
aus dem mittlem Lias von Robin Hoods Bay (Yorkshire). Die
genauere Schichte konnte ich nicht auffinden, doch glaube ich,
dass sie an der Basis des dortigen Maristons , d. h. unter Amm.
margaritatus vorkommen.
Avicula Sinemuriensis, d'Orb. Prodr.
Siehe unterer Lias §. 14. Nr. 98.
93. Avicula sexcostata, Rom. 1836. Ool. tab. 4. fig. 4.
Avicula sexcostata, Oppel, mittl. L. Seh. tab. 4. fig. 16.
Kleine Species mit sechs Rippen auf der linken Schale. Im
mittlem Lias von Hechingen und Dürnau. Findet sich sowohl in den
untern Margaritatusschichten als in der Zone des Amm. Davöi.
94. Avicula longiaxis, Buckm. 1845. Murchison Geol.
of Cheltenh. tab. 10. fig. 2. pag. 97.
Die Muschel würde dem Inoceramus dubius gleichen, wenn
nicht die gerade Schlosslinie in einen feinen aber langen Flügel
ausliefe. Bis jetzt noch ziemlich selten in den Thonen des
Amm. margaritatus vom Breitenbach bei Reutlingen. In England
erhielt ich sie mit Cardinia attenuata Stuchb. aus dem mittlem
Lias von Gloucestershire, woher sie in Murch. Geol. of Cheltenh.
tab. 10. fig. 2 beschrieben und gut abgebildet wird.
95. Inoceramus ventricOSUS (Crenatula S o w. 1823.tab.443.)
In. nobilis, Münst. Goldf. 1836. tab. 109. fig. 4.?
In meiner Arbeit über den mittlem Lias Schwabens, pag. 81,
habe ich den genauen Horizont aufgestellt, welchen diese Species
hier einnimmt. Ganz in derselben Region liegt sie in England,
ich fand sie zu Charmouth bei Lyme Regis (Dorsetshire) etwas
tiefer als Amm. margaritatus in Begleitung des Amm, Davöi.
Aus den Umgebungen von Cheltenham (Gloucestershire) erhielt
ich den Inoceramus ventricosus aus einer Schichte, welche gleich-
falls unterhalb der Region des Amm. margaritatus liegt.
96. Inoceramus subslriatus, Goldf. tab. 109. fig. 2.
Findet sich mit Amm. spinatus zu Altdorf in Bayern, mit
— 301 —
Amm. margaritatus dagegen am Breitenbach bei Reutlingen, zu
Heiningen u. s. w.
97. Peclen aequivalis, Sow. I8I6. tab. 136. fig. 1.
Prachtvolle Species aus dem obern Liasien von Uhrweiler
im Elsass, Anhange (Luxembourg), Fontaine Etoupfour und Landes
(Calvados), Milhau (Aveyron), Sarthe Yonne, Lozere u. s. w.
In England erhielt ich ihn aus dem Maristone von Yorkshire,
ausserdem gibt Sowerby noch verschiedene Localitäten dafür an.
98. Pecten siiblaevis, Phill. 1829. tab. u. fig. 5.
Maristone, Hawskers Bottom (Yorkshire). Obere Margaritatus-
schichten vom Breitenbach bei Reutlingen, von Metzingen u. s. w.
99. Pecten liasianilS, N y s t. 1845. Belg. (nach ßronn's Index.)
Pecten corneus, Goldf. tab. 98. fig. 11 (non Sow.).
Pecten disciformis, d'Orb. Prodr. 8. 210 (nonSchübl.).
Mit den vorigen Arten.
100. Pecten priscus, Schloth. I82O. pag. 222 (pars).
Pecten priscus, Goldf. 1833. tab. 89. fig. 5.
Pecten costulatus, Ziet. 1833. tab. 52. fig. 3.
Im mittlem Lias, besonders in dessen unterem Theile häufig,
zu Boll, Hinterweiler, Hechingen u. s. w., dessgl. in Frankreich
zu Venarey (Cote d'Or) und Vieux Pont (Calvados).
101. Pecten Philenor, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 213.
Pecten glaber Ö, Oppel. mittl. L. Schw. pag. 77.
Bezeichnende Species für die oberen Margaritatusschichten,
findet sich in Württemberg am Breitenbach bei Betzingen. D'Or-
bigny erwähnt ihn aus dem mittlem Lias von Fontaine-Etoupfour
(Calvados). Mit demselben findet sich in Schwaben Pecte7i amal-
theus, welchen ich gleichfalls pag. 77 beschrieben habe.
102. Pecten tumidus, Ziet. 1833. tab. 52. fig. 1.
Pecten velatus, Goldf. 1833. tab. 90. fig. 2.
„ „ Oppel, mittl. Lias. tab. 4. fig. 12.
Nicht selten im mittlem Lias vom Breitenbach bei Reut-
— 302 -
lingen, und von Sondelfingen; wahrscheinlich ist die im obern
Lias bei Heiningen vorkommende Art damit identisch. D'Or-
bigny citirt ihn eben daraus von Fontenay und Thouars (Deux
Sevres). Merkwürdig ist die grosse Ungleichheit zwischen den
Oberflächen der rechten und linken Schale.
103. Plicatula spiiiosa, Sow. 1819. tab. 245. fig. 1—4.
Im ganzen mittlem Lias Englands, Frankreichs und Deutsch-
lands. Fehlt nirgends, wo mittlerer Lias auftritt, und geht noch
in die unteren Schichten des oberen Lias hinauf. Wird in
Schwaben nicht über einen Zoll lang, dagegen kommen bei Metz
und Nancy Exemplare vor, deren grösster Durchmesser beinahe
das Doppelte beträgt.
104. Plicatula laevigala, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 216.
Seltene Species von bedeutender Grösse; ich fand sie nur
einmal im mittleren Lias von Fontaine-Etoupfour (Calvados).
105. Gryphaea cymbium, Lam. 1819. A. s. v. 6. p. 198.
Gryphaea cymbium, Gold f. tab. 84. fig. 1.
Liegt ausschliesslich in der Oberregion des mittlem Lias,
d. h. in den Schichten des Amm. margaritatus und spinatus. Zu
Semur (Cote d'Or), sowie in ganz Burgund bildet Gryphaea cym-
bium in grossen Exemplaren das häufigste Fossil der mächtigen
Kalkablagerung, welche dort das Aequivalent unserer Margari-
tatus- und Spinatusthone bilden. Gleich gross kommt sie in
der Normandie, im Dep. der Sarthe, zu Milhau (Dep. de l'Avey-
ron) in Luxembourg u. s. w. vor. In England traf ich sie in
dem Maristone von Yorkshire, während sie an all diesen Punkten
in der ünterregion des mittlem Lias fehlt und durch Gryphaea
obliqua ersetzt ist, welche ihr Hauptlager an der Grenze zwischen
dem untern und mittlem Lias hat, und nie bis in die Schichten
des Amm. margaritatus heraufgeht.
D'Orbigny Prodr. 8. 217 citirt die Gryphaea cymbium
aus Württemberg von Degerloch und Vaihingen. Abgesehen
davon, dass an diesen Punkten bloss die untere Hälfte des untern
Lias zu Tage liegt, bemerke ich, dass gerade in Württemberg
~ 303 —
die ächte Gryphaea cymbium fehlt und noch nie in irgend einer
Schichte des mittlem Lias gefunden wurde. Man hielt zwar
lange Zeit die Gryphaea obliqua, welche in Württemberg vor-
kommt , für identisch damit , doch lässt sie sich durch Lage
und Form von der hier fehlenden Gryphaea cymbium wohl
unterscheiden.
Gryphaea obliqua, Goldfuss, tab. 85. fig. 2. Siehe
§. 14. Nr. 111.
i06. Terebratiila qiiadrifida, Lam. 1819. An. sans.
vert. b. Bd. pag. 253. Nr. 35.
Terebratula quadrifida, Dav. Mon.III. tab. 3. fig. 8—10.
Findet sich im mittlem Lias von Ilminster (Somersetshire)
sowie zu Landes und Evrecy (Calvados). Ter. quadrifida fehlt
in Württemberg, denn die Species, welche Q u e n s t. , Handbuch
tab. 37. fig. 38., unter diesem Namen abbildet, gehört wohl
einer besondern Art an. Ich will dieselbe vorläufig Ter. sub-
quadrifida nennen; sie kommt immer bloss in den Thonen des
Amm. margaritatus vor und geht nicht in die Schichten der
Ter. numismalis herab.
107. Terebratula corniila, Sow. 1814. tab. 446. fig. 4.
Terebratula cornuta, Dav. Mon. III. tab. 3. fig. 11 — 18.
Häufig im mittlem Lias von Ilminster (Somersetshire), sowie
in Frankreich von Milhau (Dep. de l'Aveyron) und von Landes
und Evrecy (Calvados). Fehlt in Württemberg.
108. Terebratula Edwardsii, Dav. Monogr. IIL tab. 6.
fig. 11—15.
Mit der vorigen Art.
109. Terebratula Waterhousi, D a v. Monogr. in. tab. 5.
fig. 12. 13.
Wurde von Davidson aus dem mittlem Lias Englands
vonFarington Gurney beschrieben, und in seinem Appendix
die von mir (Mittl. Lias Schwabens tab. 4. fig. 2.) abgebildete,
und Ter, suhdigona benannte Species damit vereinigt. Ich bin
— 304 -
jedoch noch nicht völlig von der Identität beider überzeugt, da
meine Exemplare von den Davidson 'sehen Figuren abweichen.
Auch das Lagei^ beider ist verschieden, Ter. subdigona kommt
bloss an der obersten Grenze des mittlem Lias vor und wurde
nie in tieferen Schichten gefunden, während Ter. Waterhousi mit
Ter. numismalis und Rhynch. rimosa zusammenliegen soll.
110. Terebratiila resupinata , Sow. I8I6. tab. 150.
fig. 3. 4.
Terebratula resupinata, Dav. Monogr. tab. 4. fig. 1 — 5.
Mittlerer Lias, Maristone von Ilminster (Somersetshire);
Landes und Evrecy (Calvados). Fehlt im württembergischen
Lias. Der Sinus der kleinern Schale ist viel tiefer eingeschnitten,
als bei den ähnlichen Formen, welche sich in Schwaben im Unter-
Oolithe finden und zu Ter. carinata Lam. gestellt werden müssen.
111. Terebratula Moorei, Dav. Monogr. m. tab. 4.
fig. 6. 7.
Im mittleren Lias von Ilminster (Somersetshire) Landes
und Evrecy (Calvados). In Schwaben findet man sie verkiest
in Begleitung der Ter. numismalis. Sowohl die grössere als die
kleinere Schale ist in der Mitte der Länge nach schwach einwärts
gedrückt, jedoch nicht so tief, dass an der Stirn die seitlichen
Ecken besonders stark hervorspringen würden. Hiedurch, sowie
durch die längliche aufgeblähte Form unterscheiden sich selbst
die Kieskerne leicht von denen der Ter. numismalis. Ter. Moorei
findet sich zu Fliensbach bei Boll und zu Hinterweiler bei Tübingen.
112. Terebratula Heyseana, D unk. Pal L tab. 18. fig. 5.
Terebratula Backeriae, Dav. Monogr. tab. 5. fig. 11.
„ Heyseana, Q ue n s t. Handb. tab. 37. fig. 47.
Die kleine flachschalige Species mit weit zurückgeschlage-
nem Sinus in der undurchbohrten Schale findet sich im ganzen
mittlem Lias Schwabens. Ich besitze sie von Hechingen, Wei-
dach, Sondelfingen, Hinterweiler, Zell, Grosseislingen und vom sog.
Goldbächle bei Gmünd, doch ist sie überall ziemlich selten. Die
wenigen Exemplare von Northamptonshire , welche im britischen
- 305 —
Museum liegen , stammen wahrscheinlich gleichfalls aus dem
mittleren Lias.
113. Terebratula numismalis, Lam. 1819. An. sans vert.
6. Bd. Nr. 17. pag. 249.
Ter. numismalis, Ziet. 1830. tab. 39. fig. 4.
„ orbicularis, Ziet. tab. 39. fig. 5.
Da wo sich im mittleren Lias die Thone des Amm. mar-
garitatus von den darunter liegenden Mergeln mineralogisch
leicht abtrennen , wie an der württembergischen Alp , oder in
Burgund, ist das Lager der Ter. numismalis ein ziemlich be-
stimmtes. Sie hält sich hier in der untern Region des mittlem
Lias beinahe ausschliesslich auf, denn die ihr ähnlichen Vor-
kommnisse in den Oxynotusschichten des untern Lias gehören
vielleicht einer andern Species an. Gegen oben geht sie jedoch
entweder gar nicht über die Schichten des Amm. ibex und
bipunctatus hinauf, oder findet sie sich in den Thonen des Amm.
margaritatus nur ausnahmsweise und als Seltenheit. Anders
verhält es sich in der Normandie und im südwestlichen England.
Wie hier der mittlere Lias überhaupt schwierig einzutheilen ist
und mineralogisch bloss aus den thonigen Kalken des Maristons
besteht, so fällt es auch bei den einzelnen Species schwer, die
jeweilige Lage zu bestimmen. Obschon ich glaube, dass Tere-
bratula numismalis mehr der Unterregion des Maristons angehört,
so habe ich doch noch keine Sicherheit dafür. Das Gleiche gilt
für Ter. subnumismalis , welche Davidson Mon. IIL tab. 5.
fig. 10. als besondere Species aufstellt. Sie ist eine stete Be-
gleiterin der Ter. numismalis. Dagegen habe ich Ter. indentata,
Sow. Dav. Mon. III. tab. 5. fig. 25 u. 26. (von Fa rington
Gurney) bis jetzt in Schwaben noch nicht nachweisen können.
114. Terebratula punctata, Sow. 1813. tab. 15. fig. 4.
Ter. punctata, Dav. Monogr. III. tab. 6. fig. 1 — 6.
Die im Maristone von Fontaine - Etoupfour (Calvados) und
Ilminster (Somersetshire) häufige Art findet sich in Schwaben
in der Oberregion des mittleren Lias zu Zell, Sondelfingen und
Frommern.
— 306 —
115. Terebratula subovoides, Rom. 1836. Ool. tab. 2.
fig. 9. pag. 50.
Ter. subpimctata, Dav. Mon. III. tab. 6. fig. 7 — 10.?
Mit der vorigen Art. Ist in Schwaben noch häufiger als
letztere. Beide haben ein kurzes Knochengerüste und unter-
scheiden sich schon hiedurch hinlänglich von den aufgeblähten
Varietäten der Ter. numismahs.
116. Terebratula fimbrioides, E. Deslongch.
Gleicht der ächten S owerby 'sehen Ter. fimbria des untern
Ooliths. Findet sich im mittlem Lias des Depart. der Sarthe.
Bei H. Sämann in Paris sah ich dieselbe Species aus den
Liasmergeln von Milhau (Dep. de l'Aveyron); von andern Orten
kenne ich sie nicht.
1 1 7. Spirifer rostratus, S chlo th. sp. 1820. Petref. pag. 260.
Spirifer rostratus, Dav. Monogr. III. tab. 2. fig. 1 — 6.
u. 10—21.
Die besten schwäbischen Exemplare erhielt ich aus der
Oberregion des mittlem Lias bei Zell, Pliensbach und Melzin-
gen. Frankreich, Maristone von Landes und Evrecy (Calvados)
England dessgl. zu Ilminster (Somersetshire). Scheint überall
vorzukommen, wo der mittlere Lias vorhanden ist, dagegen fehlt
er im untern Lias, während Spirifer verrucosus sich in
beiden Etagen findet.
118. Spirifer Milnsteri, Dav. Mon. lU. tab. 3. fig. 4—6.
In der Unterregion des mittlem Lias bei Sondelfingen und
Ohmenhausen. In Frankreich im Maristone von Fontaine-Etoupfour
(Calvados), in England zu Ilminster (Somersetshire).
119. Spirifer Tessoni, Davidson.
Auf einer Excursion nach Fontaine Etoupfour in den Um-
gebungen von Caen (Calvados) fand ich in dem dortigen mitt-
leren Lias ein prächtiges Exemplar dieser seltenen Species. Aus
Schwaben kenne ich die Art nicht , dagegen fand ich in dem
Maristone von Robin Hoods Bay (Yorkshire) einen Spirifer, der
— 307 —
mit Spir. Tessoni ganz übereinstimmt, so dass ich ihn nicht
davon zu trennen wage.
120. Spirifer Hauen, Suess. 1854. Brach, der Köss.
Schichten. Separatabdr. tab. 2. fig. 6.
In der Oberregion des mittlem Lias von Zell bei BoU
erhielt ich eine Anzahl Spiriferen, deren Form bloss durch einen
tiefern und schärfer eingeschnittenen Sinus von der Suess'schen
Figur abweicht, sonst aber ihr gleicht, und desshalb vielleicht
dieser Species gehört.
121. Rhyuchouella variabilis, Schloth. sp. 1813.
Rhynchon. variabilis, Dav. Mon. tab. 16. fig. 1 — 6.
tab. 15. fig. 8— -10. Ziet. tab. 42. fig. 6.
Findet sich, wie schon §. 14. Nr. 121. erwähnt wurde, so-
wohl im untern als im mittlem Lias. In Schwaben zeichnet sich
durch ihre Form besonders die zweifaltige Varietät, (Ter. bidens,
Phill. tab. 13. fig. 24.?) aus, welche gleich an der Basis des
mittlem Lias zu Boll, Metzingen, Hinterweiler und Balingen
gefunden wird, während damit auch mehrfaltige Exemplare : Ter,
variabilis, Ziet. tab. 42. fig. 6. und triplicata, Phill. tab. 13.
fig. 22. vorkommen.
122. Rhynchoneila Thalia, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 225.
Ter. rimosa oblonga. Quenst. 1852. Handb. pag. 452.
Steht den an der Wirbelgegend glatten Varietäten von
Rhynch. variabilis Schloth. nahe. In den Numismalismergeln
von Hinterweiler, Pliensbach bei Boll, sowie im mittleren Lias
von Landes (Calvados).
123. Rhynchoneila rimosa, v. Buch. sp. Ziet. 1832.
tab. 42. fig. 5.
Im mittleren Lias von Deutschland, Frankreich und Eng-
land. In Schwaben liegt sie beinahe ausschliesslich mit Ter.
numismalis, Amm. Jamesoni, sowie Amm. ibex und bipunctatus
zusammen, d. h. in den eigentlichen Numismalismergeln, während
die mit Amm. margaritatus vorkommende Art als Rh. amalthei
von ihr abgetrennt wird.
— 308 —
124. Rhynchonella amalthei, Terebr. amalthei, Quenst.
1853. Handb. tab. 36. fig. 17.
Häufig in den Margaritatusschichten von Heiningen, Zell,
Ohmenhausen, Balingen. Erreicht in Schwaben nicht ganz die
Grösse der Rhynch. rimosa, und lässt sich von dieser dadurch
unterscheiden , dass bei Exemplaren von gleicher Grösse , bei
letzterer die feinen von den Wirbeln ausgehenden Rippen sich
an der Stirne nicht zu gröberen vereinigen, wie diess bei Rh.
rimosa der Fall ist. Grössere Exemplare aus dem mittleren
Lias von Vieux-Pont und Landes in der Normandie zeigten mir
jedoch diese Unterschiede nicht ebenso sicher, sondern schienen
üebergänge zu Rh. rimosa zu bilden.
125. Rhynchonella furcillata, Theodor! sp. v. Buch
1833. Berl. Ak. pag. 53.
Rhynch. furcillata, Dav. Monogr. HI. tab. 14. fig. 2 — 5.
Terebr. fimbria, Quenst. 1852. Hdb. tab. 36. fig. 14.
(? Ter. Articulus, Val. in Lam. Dav. An. et Mag. 1850.
tab. 14. fig. 56.)
Kommt in Schwaben sehr häufig in den Schichten des Amm.
margaritatus vor, wird jedoch hier nie so gross, wie im mittleren
Lias von Ilminster (Sommersetshire) und Fontaine -Etoupfour
(Calvados), von welch letzterer Localität ich ein zollbreites Exem-
plar besitze. Die jungen Individuen von Rh. furcillata gleichen
der Rh. subconcinna, Dav. III. tab. 17. fig. 17., welche in Schwa-
ben noch nicht als besondere Species gekannt wird. Entweder
fehlt letztere bei uns, oder sind ihr die anscheinend jungen In-
dividuen von Rh. furciUata beizuzählen.
126. Rhynchonella scalpellum.
Terebr. scalpellum, Quenst. Handb. tab. 36. fig. 18.
Margaritatuschichten von Ohmenhausen und Hinterweiler
bei Tübingen.
127. Rhynchonella tedraedra, Sow.sp.i8i5.tab.83.fig.5.
Rhynch. tetraedra, Dav. Mon. IH. tab. 18. fig. 5—10.
An der württembergischen Alp kommt eine der Sowerby-
- 309 -
sehen Rh. tetraedra nahe stehende Form an der Basis des mitt-
lem Lias, d. h. etwas tiefer als Amm. Jamesoni vor, beschränkt
sich aber auf diese Schichte. * Sie zeichnet sich durch den weit
vorwärts laufenden Sinus der Rückenschale und die grosse Zahl
der gedrängt stehenden Rippen auf gleiche Weise aus, wie die
viel grösser werdenden Exemplare von Ilminster (Somersetshire)
und von Evrecy (Calvados). Rhynchonella calcicosta, Quenst.
sp. Handb. tab. 36. fig. 6. 7. kommt in der gleichen Schichte
in Schwaben vor, und ist eine kleine scharfrippige Form, welche
viele Aehnlichkeit mit jungen Individuen der schwäbischen Rh.
tetraedra hat.
128. Rhynchonella serrata, Sow. sp. I825.tab.503.fig.2.
Rhynch. serrata, Dav. Mon. III. tab. 15. fig. 1. 2.
Ilminster (Somersetshire), Fontaine - Etoupfour (Calvados),
fehlt in Schwaben.
129. Rhynchonella quinqueplicata , Ziet. sp. 1830.
tab. 41. fig. 2 u. 4.
Ter. tetraedra, Quenst. Flözgeb. pag. 212.
Bis jetzt bloss aus Schwaben bekannt. Liegt in den harten
Steinmergeln in der Oberregion des mittlem Lias mit Amm.
spinatus zusammen bei Zell, Grosseislingen, Ohmenhausen, Son-
delfingen u. s. w.
130. Rhynchonella acuta, Sow.sp. 1816. tab.l50.fig.i.2.
Rhynchonella acuta, Dav. Mon. tab. 14. fig. 8. 9.
Im mittleren Lias mit Amm. margaritatus zu Gundershofen
im Elsass, zu Landes und Fontaine -Etoupfour (Calvados), Mil-
hau (Dep. de l'Aveyron); in England zu Ilminster (Somerset-
shire); im mittlem Lias vom Keilberg bei Regensburg. Fehlt
dagegen an der schwäbischen Alp gänzlich.
' Ich werde beim Citiren der schwäbischen Rh. tetraedra immer den
Namen des Autors (Quenst.) beisetzen, da ich nicht sicher bin, ob die
Sowerby'sche Rh. tetraedra dieselbe ist.
- 310 —
Die hier aufgezählten Brachiopoden beschränken sich auf
die verbreiteteren Arten. Weitere Species wie Leptaena rostrata,
Argiope liasiana und Perieri, welche E. Deslongchamps aus
dem mittlem Lias von Fontaine -Etoupfour beschrieben, wären
noch hinzuzufügen. Im obern Lias habe ich die selteneren
Arten besonders angeführt, da solche in einigen Gegenden einen
genau bestimmten Horizont einnehmen, einige derselben wurden
auch im mittlem Lias gefunden. Ich unterlasse jedoch dieselben
hier aufzuzählen und verweise auf §. 32.
131. Cidaris Edvvardsi, Wright. 1852. Ann. and Mag.
Nat. bist. tab. 1. fig. 1.
In der Sammlung von H. Dr. Wright sah ich das prachtvolle
Exemplar, von dem die gelungene Abbildung für obige Species
genommen wurde. Der ganze Körper mit Gebiss und Stacheln ist
wohlerhalten. Es stammt aus den Capricomusschichten von
Mickleton Tunnel bei Chipping Campden (Gloucestershire), d. h.
aus der Mittelregion des mittleren Lias, oder der Zone des Amm.
Davöi. Von andern Orten kenne ich die Species nicht.
132. Cidaris amalthei, Quenst. 1852. Handb. tab. 48.
fig. 28—30.
Scheint durch die Höhe der Tafeln und die dornigen Sta-
cheln von der vorigen Art abzuweichen, obschon sonst viele
Uebereinstimmung zwischen beiden vorhanden ist. Findet sich
in der Oberregion des mittlem Lias bei Altdorf in Bayern, und
aus den Umgebungen von Boll.
133. PalaeocomaMilleri, d'Orb. Prodr. 8. 244.
Ophiura Milleri, Phill. tab. 13. fig. 20.
Pal. Milleri findet sich in dem mittleren Lias von Staithes
(Yorkshirc). Ich erhielt mehrere Exemplare davon zu Whitby. Amm.
capricornus steckt in demselben Stücke mit einem der Seesterne ;
die Species gehört demnach in die Mittelregion des mittleren
Lias. Ophioderma Gaveyi , Wright. 1852. Ann. and. Mag.
nat. bist. tab. 3. fig. 1 von Mickleton Tunnel bei Chipping
Campden (Gloucestershire), ist nach Dr. Wrights genauen
Untersuchungen davon abzutrennen, obgleich beide denselben
geogn. Horizont einnehmen.
— 311 —
134. Pentacrinus subangiilaris, Mill. i82i.Crm. pag.59.
In der Mittelregion des mittleren Lias finden sich an der
östlichen Küste von Charmouth bei Lyme Regis (Dorsetshire)
die Stiele eines Pentacriniten , welchen Miller Pentacr. suban-
gularis genannt hat. Er lässt sich von den Arten des obern
Lias durch die Anordnung und Zahl der Kronenglieder unter-
scheiden, obwohl die Stiele im Wesentlichen übereinstimmen.
Ganz in derselben Region, d. h. zwischen Numismalismergeln
und Margaritatusthonen liegt die gleiche Art auch in Württemberg,
bei Sondelfingen und Hinterweiler. D'Orbigny Prodr. gibt
ihn von Vieux-Pont (Calvados) und Pouilly (Cöte d'Or) an, stellt
ihn aber irrthümlich mit Pent. fasciculosus Schloth. aus dem
obern Lias von BoU zusammen.
135. Pentacrinus basaltiformis, Mill. 1821. Crin. tab. 2.
fig. 2—5. pag. 62.
Beschränkt sich nicht auf eine einzige Schichte des mittlem
Lias , sondern bildet mehrere Lagen , welche sowohl in den
Numismalismergeln als den Margaritatusthonen auftreten. Doch
scheint es, dass nach den einzelnen Schichten sich auch noch
Speciesunterschiede auffinden lassen. Kommt mit der vorigen
Art an denselben Localitäten vor. Zu Charaiouth bei Lyme
Regis (Dorsetshire) fand ich ihn in Begleitung des Amm. Jamesoni.
136. Pentacrinus laevis, Mill. 1821. Crin. p. 115.
Pentacrinus gracilis, Charlsworth 1847. London Geol.
Journ. tab. 9. siehe d'Orb. Prodr. 8. 24 7.
Gehört im mittlem Lias immer der Region des Amm. margari-
tatus an und kommt nicht selten am Breitenbach bei Reutlingen,
zu Weidach auf den Fildern vor, dessgl. in Frankreich zu Landes
(Calvados), Milhaud (Aveyron). Im York -Museum sah ich das
Originalexemplar des Pentacrinus gracilis C h a r 1 s w. dessen
Kronenarme mit den runden Gliedern zu stimmen scheinen, welche
im mittlem Lias von andern Orten häufig vereinzelt vorkommen.
Es stammt aus dem Maristone von Staithes bei Whitby (York-
shire) und scheint an der Basis der dortigen Margaritatusschichten
sein Lager gehabt zu haben.
- 312 -
137. Peiitacrinus punctiferus, Quenst. 1852. Handb.
tab. 52. fig. 41—43.
Bis jetzt kennt man von dieser Species bloss die mit feinen
erhöhten Punkten versehenen Säulenglieder, welche im mittlem
Lias von Württemberg nicht sehr zahlreich vorkommen.
138. Apiocrinus amalthei, Quenstedt, Handb. tab. 53.
fig. 25—31.
Die von Prof. Quenstedt beschriebene Art findet sich
ziemlich zahlreich mit Amm. spinatus im mittlem Lias von Alt-
dorf in Bayern, dessgl. in den Umgebungen von Quedlinburg,
von andern Orten ist sie noch nicht bekannt.
Ausgegeben im Mai 1856.
Dritter Abschnitt.
DER OBERE LIAS. (Toarcieii. Ippcr Lias.)
§.26. Synonymik: Für England: Alumshale, Youngund B.
1822. pag. 127. Lower part of the inferior Oolithe, De laBeche 1823.
Geol. Trans. 2 Ser. 2 Bd. tab. 3. Marly Saudstone. Conybeare and
Philipps 1822, Outlines of the Geology of England and Wales, pag. 239.
Upper Lias Shale, Phill. 1829. pag. 33. Upper Lias, Murch. 1845.
Geol. of Cheltenh. pag. 34.
Für Frankreich: Marues superieures du Lias, Dufren.
et Elie de Beaumont. Toarcien (9. Etage, Lias superieur), d"Orbigny
Cours element. pag. 463. Typus für die Etage sind die Bildungen von
Thouars, Toarcium (Deux Sevres) daher „Toarcien." Schiste et
marne de Grand Cour. Duraont. Dewalque et Chapuis, Lux. pag. 13.
Für Deutschland: Liasschiefer (pars). V. Mandelsloh. 1834.
geogn. Profile der württ. Alp. Dessgl. Zieten. Römer u. s. w. Oberer Lias.
Leop. V. Buch. 1837. Jura Deutschlands. Schwarzer Jura e: Posi-
donienschief er und t' Jurensismergel, Quenst. 1843. Flözgebirg.
pag. 539.
§. 27. Paläuntolügie: Die Eintheilung des obern Lias nach
paläontologischen Charakteren, sowie die Vergleichung seiner
Zonen nach verschiedenen Gegenden stützt sich auf die Nach-
weise folgender Species :
Belemnites papillatus.
acuarius.
longisulcatus.
tricanaliculatus.
irregularis.
exilis.
toarcensis.
iucurvatus.
Belemnites tripartitus.
„ pyramidalis.
Nautilus toarcensis.
Ammonites bifrons.
„ serpentinus.
„ falcifer.
„ elegans.
- exaratus.
Württemb. naturw. Jahreshefte. September 1856. 3s Heft. 2 1
^ 314
Ammonitcs discoides.
„ depressus.
y, concavus.
„ ovatus.
„ radians.
„ undulatus.
„ costula.
„ Aalensis.
y, Thouarsensis.
„ striatulus.
„ comptus.
„ Comensis.
^ variabilis.
^ insignis.
^ Sternalis.
„ serrodens.
„ subcarinatus.
„ heterophyllus.
„ Calypso.
,, Mimatensis.
„ jurensis.
y, corniicopiä.
y, hircinus.
„ Gevmaini.
„ anguinus.
„ annulatus.
„ Holandrei.
,5 Braunianus.
„ mucronatus.
„ crassus.
Ueber die fossilen Wirbelthiere des obern Lias (d. h. bes.
der Posidonomyenschiefer) werden in §. 29 einige Angaben
gemacht. Im Uebrigen siehe §. 32.
Der obere Lias hat mit dem mittleren nur wenige Species
gemein. Das Auftreten der Plicatula spinosa in beiden Etagen
ist für verschiedene Localitäten nachgewiesen. Minder sicher
Ammonites fibulatus.
„ subarmatus.
„ Desplacei.
Chemnitzia Repeliana.
Natica Pelops.
Turbo Sedgwicki.
Pleurotomaria subdecorata.
„ intermedia.
Pholadomya rhombifera.
Solemya Voltzi.
Leda ovum.
Inoceramus undulatus.
„ cinctus.
„ dubius.
Posidonomya Bronni.
„ radiata.
„ orbicularis.
Trigonia litterata.
Lima Galatea.
Avicula substriata.
Gervillia Eseri.
Pecten incrustatus.
Ostrea subauricularis.
Brachiopoden siehe §. 32. Nr. 79
u. Fortsetzung.
Acrosalenia crinifera.
Pentacrinus Bollensis.
„ fasciculosus.
„ Quenstedti.
„ jurensis.
--- 315 —
gilt dies für Bei. clavatus und Pecten tumidus, welche wahr-
scheinlich als besondere Species von den Arten des mittlem Lias
abgetrennt werden müssen.
§. 28. Abgrenzung und Eiutheilung des oberu Lias. Während
der untere Lias in 7 , der mittlere in 6 verschiedene Glieder
getrennt werden musste, lassen sich in den Ablagerungen des
obern Lias bloss 2 durch paläontologische Charaktere wesent-
lich von einander abweichende Zonen feststellen , von welchen
die untere durch die Schichten der Posidonomya Bromii, die
obere durch die Schichten des Ammonites jurensis gebildet wird.
Die Zone der Posidonomya Bronni ist meist viel mächtiger und
hat bis jetzt überhaupt mehr Bedeutung erlangt als die des
Ammonites jurensis, welch letztere jedoch als scharfer, geognosti-
scher Horizont zwischen dem obern Lias und Unteroolith den-
noch wohl zu beachten ist. Ich habe desshalb in §.30 haupt-
sächlich diesen Horizont hervorgehoben und für verschiedene
Punkte nachgewiesen, während ich in §. 29 bei Beschreibung der
Posidonomyenschichten, als der überwiegenden Bildung die allge-
meineren Verhältnisse des obern Lias beigezogen habe. Die
Begrenzung der Etage gegen den mittlem Lias wird erleichtert
durch die grosse Verschiedenheit, welche die 2 angrenzenden
Zonen unter einander zeigen. Die Schichten des Amm. spinatus
lassen sich beinahe überall mit Leichtigkeit von den bituminösen
Schiefern, oder den sie vertretenden Bildungen des obern Lias
abtrennen. Durch Vergleichung der §§. 23 und 29 kann dies
für die einzelnen Lokalitäten ausgeführt werden. Gegen oben
bilden die Schichten des Amm. jurensis das Schlussglied des Lias,
ihre wenig mächtige, dagegen petrefaktenreiche Ablagerung lässt
eine scharfe Abtrennung zu. In der allgemeinen Betrachtung
der ganzen Liasbildung werde ich diese Art der Begrenzung noch
specieller begründen.
Analog dem bei den vorigen Etagen angewendeten Verfahren
stelle ich hier die Schichten des obern Lias zusammen.
21
316 -
Eintheilung des obern Lias nach seinen paläontologischen Characteren.
Nr. 14.
Jurcnsis-
bett.
Zone des
Amm.
jurensis.
Belem. exilis.
,, tricanaliculatus.
„ longisulcatus.
„ pyramidalis.
Nautilus toarcensis.
Turbo Sedgwicki.
Pleurotomaria intermedia.
Posidonomya orbicularis.
Lima Galatea.
Pentaciinus jurensis.
Ammonites depressus, radians, costula.
„ undulatus, Aalensis, Thouarsensis.
„ comptus, Comensis, -variabilis.
,, insignis, sternalis, serrodens.
„ jurensis; hirclnus, Germaini.
Püsidono-
myenbett,
Zone der
Posi-
donomya
Bronni.
Belemnites
Ichthyo-
saurus.
Teleo-
saurus.
Pterodactylus
Banthensis.
Fische.
Sepien.
Acrosalenia crinlfera.
Seegrasschiefer.
irregularis, tripartitus an der Grenze.
Belemn. papillatus, acuarius, incurvatus
Ammon. serpentinus, falcifer.
„ exaratus, concavus.
„ subcarinatus, beterophyllus.
„ striatulus, cornucopiae.
„ anguinus, annulatus.
„ communis, Holandrei.
„ Braunianus, mucronatus.
„ crassus, flbulatus.
„ subarmatus, Desplacei,
Chemnitzia Repeliana.
Natica Pelops.
Pholadomya rhombifera.
Solemya Voltzi.
iDoceramus undulatus, dubius.
Posidonomya Bronni, radiata.
Trig. litteratä? Avicula substriata.
Gervillia Eseri. Pecten incrustatus.
Pentacrinus fasciculosus.
„ Bollensis.
„ Quenstedti.
Leptaenabett. (BracMopoden §. 32
Nr. 79 und Forts.)
Mittlerer Lias, Bett des Ammonites spinatus. Fortsetzung des Profils Nr. 9.
-- 317 -
Die Schichten des obern Lias. In den 2 nachfolgenden
Paragraphen werden die 2 Zonen, hi welche der obere Lias
zerfällt, einzeln beschrieben, und zwar zuerst die untere:
1) Die Schichten der Posidonomya Bronni,
hernach die obere:
2) Die Schichten des Ammonites jurensis.
i) Die Schichten der Posidonomya Bronni.
Posidonomy euschichten.
§. 29.
SynODyillik : Obschon die Zone der Posidonomya Bronni nicht überall
durch Schiefer gebildet wird, so findet dies doch weit au den meisten Loca-
litäten statt. Die vSchiefer sind gewöhnlich reich an Bitumen, an Schwefel-
kies, Gagat, eignen sich bisweilen zur Fabrikation von Alaun, oder führen
Cement gebende Bänke; an vielen Punkten entspringen aus ihnen Mineral-
quellen, kurz sie gestatten eine vielseitige, praktische Ausbeute, so dass sie
schon Jahrhunderte hindurch die Aufmerksamkeit der Gelehrten und Laien
auf sich gezogen. Von Bauhin's historia nov. et. adm. fontls Bollensis an,
welcher 1598 weitläufig die Boller Schiefer beschreibt, hätten wir um eine
genaue Synonymik zu geben , eine Reihe von Namen anzuführen , welche
dieses Formationsglied seither erhalten hat. Die meisten derselben definiren
jedoch nur die äussere physikalische oder mineralogische Beschaffenheit der
Schichten für bestimmte Lokalitäten wie:
Bituminöse Mergelschiefer bei Boll, Schloth. 1813.
Taschenb. pag. 56. Jüngerer bituminöser Schiefer am Fusse
der Alp. Stahl. 1824. württemb. landw. Korrespoud. -Blatt pag. 12.
Alum-Shale, Young and Bird 1822. pag. 127.
Diese lokalen Benennungen können nicht in allgemeiner Weise zur Be-
zeichnung der Zone verschiedener Länder gebraucht werden. Erst Römer
legte der Zone /iurch den Genusnamen einer ihrer wichtigsten Arten den
weiteren Begriff eines geognostischen Horizontes bei. Die Bezeichnung: Posi-
donomyenschiefer ist so allgemein geworden, dass ich sie hier beibehalte,
obschon Posidonomyen auch in andern Formationsgliedern gefunden werden,
und desshalb vielleicht ein bestimmenderer Name, wie z.B.: Serpentinus-
schichten noch passender wäre. Ich habe die Römer'sche Benennung bloss
in der "Weise verändert, dass ich für allgemeinere Bezeichnung der Zone
statt Posidonomyenschiefer das Wort Posidonomyenschichten anwenden werde,
in Rücksicht darauf, dass in einigen Gegenden keine Spur von Schiefern
318
vorhanden ist, sondern dieselben durch Sande oder Thoue ersetzt werden:
Ich hebe als Synonymen noch folgende Bezeichnungen hervor :
Upper Lias-Shale, Philipps 1829. Sect. 6. pag. 33 und 166.
Posidonlen-Schiefer, Römer 1836. Ool. pag. 5. Monotis-
kalk ibid. Posidonien-Schi efer, Bronn 1835 — 37. Lethäa pag.
215. Lia SS Chief er v. Buch 1837, Jura Deutschlands. Berl. Ak.
Schwarzer Jura e, P osido n ien- S chief er, Quenst. 1834. Flöz-
gebirg pag.538. Etage t oarcien (p ar s infer), d'Orbigny. Unterer
Theil des obern Lias der deutschen, französischen und englischen
Geologen.
Paläontologie : Die wichtigsten fossilen Arten, welche sich aus-
schliesslich auf die Zone der Posidonomya Bronni beschränken, sind :
siehe §. 32.
nnit(
3s papillatus.
Ammonites subarmatus.
»
acuarius.
„ Desplacei.
n
incurvatus.
Chemnitzia Repeliana.
lonit
es serpentinus.
Natica Pelops.
V)
falcifer.
Pholadomya rhombifera.
5?
elegans.
Solemya Voltzi.
»
exaratus.
Leda ovum.
V)
concavus.
Inoceramus undulatus.
V)
subcarinatus.
„ dubius.
r>
heterophyllus.
Posidonomya BrOnni.
»
striatulus.
„ radiata.
r)
cornucopia.
Trigonia litterata.
•n
anguinus.
Avicula substriata.
«
annulatus.
Gervillia Eseri.
?)
communis.
Pecten incrustatus.
5?
Holandrei.
Brachiopoden Nr. 79 u. s. w.
n
Braunianus.
Acrosalenia crinifera.
r)
mucronatus.
Pentacrinus Bollensis.
j?
crassus.
„ fasciculosus.
w
fibulatus.
„ Quenstedti.
üeber die fossilen Wirbelthiere der Posidonomyenschichten
siehe auf den folgenden Seiten.
Die Species, welche an der Grenze zwischen der Zone der
— 319 --
Posidonomya Bronni und der des Ammonites jurensis vorkom-
men, ferner solche, welche beiden Gliedern gemeinsam angehö-
ren, sind:
Belemnites irregularis. I Amm. bifrons und lythensis.
„ tripartitus. Ilnoceramus cinctus.
Die einzige Species, die ich mit Bestimmtheit als solche
bezeichnen kann, welche in verschiedenen Gegenden sowohl im
mittleren Lias als in den Posidonomyenschichten vorkommt, ist:
Piicatula spinosa.
Gesteiusbeschaffenlieit, Verbreitung und paläontologische
Resultate. Für das südwestliche Deutschland siehe
Profil Nr. 15. Die Posidonomyenschichten gehören zu denjeni-
gen Gliedern der Juraformation, deren mineralogische Beschaffen-
heit in vielen Gegenden grosse Üebereinstimmung zeigt und deren
Eintheilung desshalb von den Geologen des In- und Auslandes
in den meisten Fällen auf gleiche Weise ausgeführt wurde. So
gering auch verhäitnissmässig die Mächtigkeit der Posidonomyen-
schiefer im südwestlichen Deutschland ist, so kann doch keine
der übrigen liasischen Schichten mit grösserer Leichtigkeit ver-
folgt und wieder erkannt werden. Selbst da, wo keine grösseren
Aufschlüsse vorhanden sind, wird man oft durch kleine Bruch-
stücke der bituminösen spaltbaren Schiefer, welche an der Ober-
fläche von Aeckern liegen , auf den Horizont hingewiesen , den
die Posidonomyenschiefer in so regelmässiger Weise bilden. Da
sich im ganzen Juraprofile Badens, Württembergs und Frankens
nur noch eine einzige untergeordnete Lage von ähnlicher mine-
ralogischer Beschaffenheit findet, * welche jedoch von viel ge-
ringerer Bedeutung ist, so hat man sich häufig darauf beschränkt,
die Posidonomyenschiefer bloss durch das Vorhandensein ihrer
eigenthümlichen Gesteinsart nachzuweisen. So untrüglich ein
solches Verfahren für die Strecken angewendet werden kann, an
* Die bituminösen Schiefer in der Zone des Pentacrinus tuberculatus,
siehe §. 9.
^ 320 --
welchen im südwestlichen Deutschland der obere Lias auftritt,
so reicht es doch für manche Localitäten Frankreichs und Eng-
lands nicht aus. Gerade diese Leichtigkeit der Unterscheidung
ist jedoch der Grund einer noch nicht vollendeten paläontologi-
schen Untersuchung. Wir besitzen zwar genaue Zusammenstellun-
gen derjenigen Arten, welche in den Posidonomyenschiefern vor-
kommen, und haben hiedurch genügende Anhaltspunkte um die
Schichten gleichen Alters auch in entfernten Ländern und bei
mineralogisch verschiedener Beschaffenheit wieder zu erkennen,
dagegen ist die Einheit der Zone noch nicht bewiesen — d. h.
die vertikale Verbreitung jeder einzelnen Species ist noch nicht
mit derjenigen Genauigkeit festgestellt, um die Möglichkeit einer
nochmaligen Trennung der Posidonomyenschichten in verschie-
dene Zonen sicher widerlegen, oder um das Gegentheil beweisen
zu können. Ich beschränke mich desshalb darauf die Posidono-
myenschiefer wie sie in Württemberg, Baden, Vassy (Yonne)u. s.w.
vorkommen, als eine zusammengehörige Zone zu betrachten, da
ich eine weitere Zerlegung in einzelne Glieder vorerst nicht für
ausführbar halte.
In dem Profile Nr. 15 der Posidonomyenschichten der Boller
Gegend sind aus obigen Gründen die Species weder vollzählig
noch in der Weise eingeschrieben, dass dadurch Trennungen
einzelner Zonen, gestützt auf verschiedene zoologische Charaktere,
hätten ausgeführt werden können; es dient dazu, die mineralo-
gische Beschaffenheit der Posidonomyenschiefer für Schwaben
anzugeben und die Verbreitung einiger wichtigeren Erfunde fest-
zustellen.
- 321 -
Oberer Lias der Boller Gegend.
Nr. 15.
Torulosusbett.
Zwei bis drei hellgraue Belemnites exilis, tricanaliculatus.
10' Steinmergelbänke mit Amni. jureiisis, discoides, sternalis.
Thonen. „ insignis, radians, hircinus.
Belemnites longisulcatus, irregularis.
Verwitterbare Schiefer, an Belemnites irregularis, tripartitus.
8' manchen Punkten durch sog. Amm. Walcotti.
Leberboden ersetzt. Pecten incrustatus.
Amm, fibulatus.
2" Bank mit Mo notis sub striata. ^^^^^ Nagelkalkschichte.
2" Schiefer reich an Sauriern und Fischresten, Bei. acuarius.
5"ScMefermitTeleosaurusund^*/^^°^«f ^ bollensis.
Ptero dactylus Banthensis.
1' Thonige hellgraue Schiefer.
8" Oberer (Stink-) Stein.
1' Schiefer mit Fischen und Sauriern.
2—4" harte Platten.
2' blättrige, leicht verwitterbare Schiefer.
8" Unterer (Stink-) Stein, mit Fischresten.
5' Blättrige Schiefer mit Geoden. Leptolepis.
8" Fleins. Pentacrinus bollensis. Saurier.
2" Hainzen. Schwefelkiesnester.
2/ blaugraue Thone Spirifer.
Algen. Bei. papillatus.
3—5" Schwarzer Tafclflcins. Saurier. Sepien.
Acrosalenia crinifera.
IV2' Algenschichte.
Mittlerer Lias. Bett des Amnion, spinatus. Graue Steinmergel und Thone.
Reiht sich über das Profil Nr. 11, §. 23.
- 322 —
Die ganze Bildung der Posidonomyenschichten erreicht in
der Boller Gegend eine deutliehe und schöne Entwicklung, doch
sind es viele Punkte am Fusse der schwäbischen Alp , an wel-
chen die Schiefer in ähnlicher Vollkommenheit abgelagert sind.
Sie überschreiten sogar die hier angegebene Mächtigkeit von
24 Fuss bisweilen, bleiben jedoch auch manchmal dahinter zu-
rück, so dass sich die ganze Ablagerung auf 12 — 15 Fuss
beschränken kann.
Die Begrenzung der Posidonomyenschichten gegen unten
lässt sich, wie schon §. 28 angegeben wurde, mit Leichtigkeit
ausführen, und zwar gilt dies nicht bloss in Beziehung auf den
Wechsel der zoologischen Charaktere , sondern in Ueberein-
stimmung damit tritt an den meisten Punkten auch die auf-
fallende Veränderung in der Gesteinsbeschaffenheit ein. lieber den
Schichten, in welchen Amnion, spinatüs ausstirbt, beginnen in
Schwaben die schieferigen Ablagerungen, anfangs noch mit Thonen
wechselnd, gegen oben aber in die charakteristischen Posidono-
myenschiefer übergehend.
In Württemberg sind besonders günstige Orte um ihre
Aufschlüsse zu sehen in den Umgebungen von Wasseralfingen, Boll,
Metzingen, Ohmenhausen, Sebastiansweiler, Frittlingen. In der
Gegend von Donaueschingen sind sie nicht minder entwickelt,
besonders zeigen die Einschnitte der W^utach herrliche Profile,
Zu Altdorf und Neumarkt in Bayern w^alten harte blaue
Bänke vor, gefüllt mit Amm. anguinus und Avicula substriata.
In Baden treten die Schiefer in dem Liasfleck von Langen-
brücken an mehreren Stellen auf, ich fand daselbst ihre Lagen
sehr feinblätterig, dunkelgefärbt, und wie es schien reich an
Bitumen. Südwestlich von Freiburg im Breisgau sind sie in
den Umgebungen von K an dem (unweit Obereggenen und im
Bette der Kander, V4 Stunde oberhalb Kandern) zwar deutlich
aufgeschlossen, doch stehen sie beinahe vertikal. Es sind bitu-
minöse dunkle Schiefer mit harten Steinbänken. Ihre Mächtig-
keit mag 20 Fuss betragen. Ich fand darin : Posidonomya Bronni,
Inoceramus dubius , Pecten incrustatus , Ammonites annulatus,
Belemnites acuarius und Leptolepis Bronni. Die Schiefer legen
— 323 —
sich über die grauen Steinmergelbänke des Amm. spinatus, welche
sich hier in charakteristischer Weise ausscheiden. Bedeckt wer-
den sie von den Jurensismergehi, siehe §. 30.
Die organischen Einschlüsse. Bei Wasseralfingen,
BoU , Hechingen u. s. w. sind die untersten Schiefer von den
Abdrücken einer Algenart (Sphaerococcites crenulatus*) gefüllt,
wesshalb sie häufig Seegrasschiefer genannt werden. Die
einzelnen Lagen der letzteren können über 1 Fuss Mäch-
tigkeit erreichen; sie wiederholen sich in dieser untern Region
2 — 3mal und fallen leicht in die Augen, da die Abdrücke grau-
weiss, die Schiefer aber dunkel gefärbt sind. In höheren Schich-
ten findet man besser erhaltene Pflanzenreste, besonders Coni-
feren und Cycadeen (siehe die vorhin citirte Abh. pag. 9.). Da-
mit kommen verkohlte Hölzer zahlreich vor. Auch Gagatstücke
sind in die Schiefer eingebettet, und obschon derselbe hier nicht
in der Vollkommenheit angetroffen wird, welche der Jet (Gagat)
aus dem Alumshale von Whitby zeigt, so ist doch die Analogie
des Vorkommens in den Schichten gleichen Alters von Interesse.
Von Insekten wurden dagegen noch keine deutlichen Reste ge-
funden, doch lassen sich die Nachweise derselben erwarten, da
solche in den ähnlichen Bildungen von Gloucestershire zahlreich
vorkamen.
Die Mollusken der Posidonomyenschiefer von Boll sind mit
Ausnahme der Belemniten sämmtlich flachgedrückt und beschrän-
ken sich beinahe gänzlich auf Cephalopoden und Conchiferen ; ich
habe von Boll und andern Punkten am Fusse der schwäbischen
Alp folgende Arten unterschieden:
Belemnites papillatus.
„ acuarius.
„ incurvatus.
Ammonites serpentinus.
„ falcifer.
„ elegans.
Ammonites concavus.
„ heterophyllus.
„ cornucopiae.
„ auguinus.
„ annulatus.
„ communis.
' I. G. Kurr, 1845. Beiträge zur fossilen Flora der Juraformation
Württembergs.
Ammonites Holandrei.
„ crassus.
„ fibulatus.
Solemya Voltzi.
Inoceramus undulatus.
« dubius.
324 -
Posidonomya Bronni.
„ radiata.
Avicula sub striata.
Gervillia Eseri.
Pecten incrustatus.
Discina papyracea.
Dazu kommen die fünf am Anfang dieses Paragraphen auf-
gezählten Arten:
Belemnites tripartitus, irregularis.
Ammonites bifrons, lythensis, Inoceramus cinetus.
Grossartiger sind die Einschlüsse in Beziehung auf Wirbel-
thiere. Die Saurier und Fische haben zwar durch Zerdrückung
gelitten, ihre einzelnen Theile liegen aber meist vollständig bei-
sammen in den Schiefern. Leider werden diese Vorkommnisse
beinahe immer mit denen von Lyme Regis zusammengestellt,
und somit die Wirbelthierspecies des untern Lias mit denen des
obern zu vereinigen gesucht. Zu Charmouth und Lyme Regis
enthält der obere Lias keine Spur von Schiefern. Wir-
belthiere sind dort im obern Lias noch nicht gefunden wor-
den, dagegen kommen die vielen beschriebenen Species sämmt-
lich aus den Schichten des untern Lias. Ich muss desshalb der
so häufig vorgenommenen Reduction unserer Boller Saurier auf
die 4 Conybeare'schen Species (Geol. Trans. 1. Bd. 2. ser.
tab. 15.): Ichtiosaurus communis ^ platyodon , tenuirostris
und intermedius welche aus dem untern Lias von Dorsets-
liire stammen, entschieden widersprechen, da ich mich an den
Resten, welche ich gerade von diesen 4 Species zu Lyme erhielt»
überzeugen konnte, dass die häufigsten der Boller Vorkommnisse,
welche damit identificirt wurden, davon abweichen. * Wenn auch
die Möglichkeit hier nicht bestritten werden soll, dass einzelne
der Ichthyosaurusarten, welche zu Lyme Regis im untern Lias
vorkommen, in die Posidonomyenschiefer herauf gehen, so hat
• Während andererseits schon §. 9 angegeben wurde, dass das im untern
Lias von Dusslingen bei Tübingen gefundene Schädelstück auffallend mit
Ichthyosaurus intermedius von Lyme Regis übereinstimmt.
— 325 —
doch die zu allgemeine, aber unrichtige Annahme der Identität
beider Formationen bei Vergleichung unserer Boller Erfunde mit
den Abbildungen der englischen Exemplare manchmal Veran-
lassung gegeben, geringere Unterschiede zu übersehen und die
Boller Arten mit den englischen zu vereinigen. Man versuchte
nach und nach den Beweis zu liefern, dass in den Posidono*
myenschiefern von Boll nicht nur die 4 Typen von Conybeare,
sondern auch noch weitere Species vorkommen, welche Richard
Owen aus dem untern Lias von Lyme Regis beschrieben hat.
Prof. Bronn* hat zuerst bei einer seiner Arten eine Trennung
von der Conybeare'schen Species ausgeführt, indem er Ichthyo-
saurus integer von Boll als eine von Ichthyosaurus communis
Conyb. verschiedene Species aufstellt.
Merkwürdig ist ferner, dass unter der grossen Zahl wohl-
erhaltener Saurier, welche seit langen Jahren in den Umgebun-
gen von Boll aufgedeckt wurden, sich nicht ein einziges Skelett
von Plesiosaurus befindet. Würde eine Plesiosaurusart in den
Posidonomyenschiefern von Boll zu Hause sein, so wären
gewiss schon längst grössere Stücke gefunden worden. Wir
dürfen demnach annehmen, dass Plesiosauren im obern Lias von
Boll fehlen , oder doch wenigstens zu den grossen Seltenheiten
gehören , während sie im untern Lias von Lyme Regis sehr
häufig vorkommen. Umgekehrt findet man zu Boll verschie-
dene Teleosaurus - Arten während von Lyme Regis noch keine
bekannt geworden ist. Wenn hiedurch auch der sichere Beweis
nicht geführt werden kann, dass überhaupt Plesiosauren im obern
Lias und Teleosauren im untern fehlen, so sind doch diese nega-
tiven Thatsachen für letztere 2 Lokalitäten und deren Schichten,
in Beziehung auf die mögliche Auseinanderhaltung ihrer übrigen
Wirbelthierarten von Interesse.
Das oben Gesagte gilt auch für die Fische von Boll und
Lyme Regis. Die Genera, welche an beiden Lokalitäten vor-
kommen, sind zwar die nämlichen ; wir besitzen von Boll : Da-
'pedius, Tetragonolepis j Lepidotus, Pholidophorus ^ Eugnatus,
' Jahrb. 1844. pag. 679.
— 326 --
Ptycholepis, Pochycormus, Leptolepis, Aspidorhynchus (Belono^
stomus), dieselben finden sich auch zu Lyme Regis, aber sicherlich
sind nicht alle die Species der Posidonomyenschiefer von
IjoII auf die zahlreichen Arten des untern Li as von Lyme
Regis übertragbar und umgekehrt.
Ganz anders ist der Vergleich zwischen den Wirbelthieren
von Boll und denen von Whitby (Yorkshire) und Ilminster (Somer-
setshire), denn hier haben wir es mit demselben Formationsglied
zu thun. An den 3 Localitäten findet man im obern Lias
Teleosaurusarten , darunter Teleosaurus Chapmanni. Die Ich-
thyosauren zeigen grössere Uebereinstimmung und die Fische
scheinen Species für Species dieselben zu sein. In der pracht-
vollen Sammlung des H. Moore zu Bath , welcher die Erfunde
des obern Lias von Ilminster in der grössten Vollkommenheit
besitzt, erkannte ich beinahe sämmtliche Arten der Fische, welche
in Boll vorkommen.
Ich führe hier noch den Fund eines Pterodactylus aus den
Posidonomyenschiefern der Boller Gegend an. Schon vor
mehreren Jahren wurden von Dr. Theodori* verschiedene Kno-
chentheile eines in den Posidonomyenschiefern von Banz in
Bayern gefundenen Pterodactylus beschrieben. Dr. Theodori
nannte denselben Pterodactylus (Ensirostris) Banthen-
sis. Der von ihm abgebildete Unterkiefer weicht beinahe nur
in Beziehung auf seine Dimensionsverhältnisse von meinem Boller
Exemplar ab, dessen Erhaltung nahezu vollständig zu nennen ist.
Derselbe besitzt noch beide Unterkieferäste, deren Spannweite
0,062 Meter beträgt. Der schwertförmige Kinnfortsatz, welcher
in verticaler Richtung in der Schieferplatte steckt, ist auch hier
mit krystallinischer Materie gefüllt, wie das abgebrochene Vorder-
ende deutlich sehen lässt. Hinter dem Fortsatz breitet sich die
Knochenmasse aus, es folgen auf jeder Seite 3 grosse Alveolen.
Die Unterseite wurde schon beim Spalten des Schiefers bloss-
gelegt, dagegen musste die Oberseite erst ausgearbeitet werden.
• Erster Bericht des naturforschenden Vereins zu Bamherg 1852. pag. 17,
tab. 1 und 2. Ausserdem siehe Bronn 1835-37. Lethäa, tab. 27, fig. 15.
Erster Band pag. 542.
- 327 —
Hier folgen nuu hinter den 3 grossen Alveolen noch 9 kleinere, *
deren 2 letzte grössere Entfernungen unter sieh lassen als die
vorderen. Da die übrigen Verhältnisse auf das Genaueste mit
der von Dr. Theodori gegebenen Figur stimmen, so stelle ich hier
nur noch die Dimensionen beider zusammen, bei welchen ich für
mein Exemplar 3 Millimeter zu der Länge des Kinnfortsatzes
addire, um das durch Zerbrechen verloren Gegangene zu ergänzen.
Pterodactylus aus den Posidonomyenschiefern des oberu Lias:
von Banz, von Boll.
Zahnlose Spitze 0,020 0,026 Meter.
Zahnreihe 0,065 0,078 „
Zahnloser hinterer Theil . . 0,047 0,068 „
Ganze Länge des Unterkiefers 0,132 0,172 „
Die Identität beider Vorkommnisse liefert einen weiteren
Beweis für die Uebereinstimmung, welche die einzelnen Wirbel-
thierspecies auch in der Liasformation zeigen, sobald sie aus
Schichten gleichen Alters stammen. Dagegen fühle ich mich,
theilweise gerade aus diesem Grunde, keineswegs veranlasst, die
Pterodactylen von Banz und Boll mit dem viel kleineren Ptero-
dactylus m a c r 0 n y X zu vereinigen, dessen Lager, wie schon §. 9
angegeben wurde, in die Tuberculatuszone des untern Lias gehört.
Wenn auch die Entscheidung über die Indentität der fossilen
Saurier und Fische von Lyme Regis und Boll im Einzelnen noch
schwebt , so haben wir doch gesehen , dass von sämmtlichen
Mollusken, welche die Posidonomyenschiefer von Boll und andern
Gegenden charakterisiren , im untern Lias von Lyme Regis, so-
wie überhaupt im untern Lias keine einzige Art vorkommt. Das
Gleiche gilt von den Crinoideen, welche sich an beiden Punkten
in so ausgezeichneter Weise finden. Pentacrinus tuberculatus,
Briareus und scalaris kommen im untern Lias Englands an
vielen Orten vor, während in den Posidonomyenschichten
von Boll Pentacrinus Bollensis , fasciculosus und Quenstedti
auftreten. Auch hier hat das Bestreben ähnliche Vorkommnisse
aus Schichten von anscheinend gleichem Alter zusammenzustellen,
An dem Exemplare von Banz sind es deren zehn.
- 328 ~
dazu geführt, eine Vereinigung zu treffen, welche ich widerlegen
muss. Im Obern Lias von Boll findet sich nämlich ein Penta-
crinit mit eckigen Hilfsarmen. Mehrere Autoren haben denselben
zu Pentacrinus Briareus gestellt. Genauere Untersuchungen zeigen
aber die Verschiedenheit, und machen es nöthig, das Boller Vor-
kommen als eine für sich bestehende Art zu betrachten. (Siehe
§. 32, Nr. 114.)
Die untern Lagen der Posidonomyenschichten Schwabens
enthalten festere Platten, welche mit Nutzen ausgegraben und
zu Fussböden, Tischplatten u. s. w. verarbeitet wurden. Zu Fritt-
lingen bei Rottweil wurden zu diesem Zwecke schon vor meh-
reren Jahren Brüche eröffnet, während in den Dörfern in den
Umgebungen von Boll der Betrieb seit noch längerer Zeit be-
steht. Ich habe in Profil Nr. 15 die 2 Lagen besonders einge-
zeichnet, sie werden als Fl eins (mit Hainzen) und als schwar-
zer Tafelfleins unterschieden. Die Fleins bilden eine Schie-
ferschichte von 8 Zoll Mächtigkeit. Dieselbe wird ausgegraben,
indem zu ihrer Gewinnung häufig eine Lage von 10 — 15 Fuss
abgedeckt werden muss. Die Fleinsbank spaltet sich beim Aus-
brechen von selbst in 3 Platten; die 2 obersten haben je 2 Zoll
Dicke ; die unterste 4 Zoll mächtig wird dann noch gewaltsam
halbirt, ist aber von grösserer Güte als die oberen; der Fleins
ruht auf der schwachen kiesreichen Lage des „Hainzen." An
Ort und Stelle wird der Quadratfuss ausgebrochenen Schiefers
(von 2" Dicke) mit 3 — 4 Kreuzer bezahlt. In Ohmden und Holz-
maden wird bloss die ächte Fleinslage ausgebrochen, in Pliens-
bach wird dagegen auch noch der tiefer liegende schwarze Tafel-
fleins herausgeschafft. Letztere Schichte spaltet sich nur einmal,
die obere Hälfte gibt grössere, die untere aber kleinere Platten.
Ueber dem Fleins folgen feinblättrige und verwitterbare
Schiefer, in welchen sich gewöhnlich 2 festere Bänke, die sog.
Stinksteine ausscheiden. Es sind thonige, blaugraue Kalksteine,
reich an Bitumen. Sie haben gleiche Zusammensetzung wie die
harten Lagen der Posidonomyenschiefer von Vassy (Yonne), aus
welchen dort mit so grossem Erfolg das Ciment romain fabricirt
wird. Doch zeigen die blauen Kalke des obern Lias von Altdorf
— 329 —
in Bayern noch grössere Uebereinstimmung mit dem Cementstein
von Vassy, welche dem letztern so ähnlich sind, dass man Mühe hat,
sie von einander zu unterscheiden. Bei einer Anzahl von Petre-
fakten, welche ich zu Yassy (Yonne) und zu Altdorf in Bayern
gesammelt hatte, war ich genöthigt die Namen der Lokalitäten
auf die Exemplare zu schreiben, da es unmöglich war, dieselben
durch die Gesteinsart zu unterscheiden. Zu Ellwangen werden
die Davöischichten des mittlem Lias gebrannt, in §.19 habe ich
dieselbe Verwendung der Schichten gleichen Alters von Venarey
(Cote d'Or) berührt. Viel grösser lässt sich aber der Nutzen
denken , welcher durch zweckmässige Ausbeute der Stinksteine
unserer Posidonomyenschiefer entspringen würde. „Das Ciment
r omain" hat zwar eine Vollkommenheit erreicht, welche nicht
sogleich durch Verwendung unseres inländischen Materials erzielt
werden dürfte, da die langjährige Fabrikation, welche zu Vassy
in wirklich grossartigem Masstabe betrieben wird, die Unter-
nehmer manche Vortheile gelehrt haben muss, welche man an-
derswo nicht kennt, allein da wir in der Gegend von Boll, und
noch mehr zu Altdorf in Bayern das Gestein in ähnlicher Be-
schaffenheit haben, so würden sich doch mit der Zeit vielleicht
dieselben Resultate hoifen lassen.
Aus dem Posidonomyenschiefer Württembergs und Badens
entspringen an verschiedenen Punkten Schwefelquellen, die
Bäder Boll und Sebastiansweiler am Fusse der schwäbischen Alp,
sowie Langenbrücken in Baden besitzen solche Wasser. In früheren
Jahren war der Ruf dieser Orte bedeutend ; in der letzten Zeit sind
sie theilweise eingegangen, oder werden nur noch der schönen
Natur, weniger aber der Kraft ihres Wassers wegen besucht.
Der Reichthum an Bitumen in den Schiefern, sowie die
feine Vertheilung desselben in Verbindung mit dem vorhandenen
Schwefelkies gaben die Möglichkeit, dass nach vorhergegangener
Entzündung die unterirdischen Schieferschichten ausbrennen konn-
ten. Es entstanden mehrmals, besonders in der Boller Gegend,
Erdbrände, welche Jahre lang währten und beträchtliche Distrikte
angriffen. Dabei wurde nicht sämmtliche brennbare Materie
verzehrt, sondern es destillirte ein Oel heraus, das aufgefangen und
Württemb. uaturw. Jahreshefte. September, 1856. 3s Heft. 22
- 330 ~
zu verschiedenen Zwecken verwendet wurde. Der Oelreichthum
ist aber nicht allein in den Posidononayenschiefern Württem-
bergs vorhanden, sondern findet sich in andern Ländern an den
vielen Punkten, wo die Schichten gleichen Alters dieselbe mine-
ralogische Beschaffenheit besitzen. Leopold von Buch sagte schon
im Jahre 1837 (Jura Deutschlands pag. 67 und 89), dass die
Schiefer des obern Lias so durchaus mit thierischem Oel
gefüllt seien, dass man sie unmittelbar zum Brennen benützen
und auch das thierische Oel durch Destillation davon abscheiden
könne. In den Dep. Jura und D o u b s werden sie zu diesem
Zwecke verwendet. Die Landleute gewinnen dort (nach den
Angaben Marcou's *) das Oel, benützen dasselbe zur Beleuch-
tung, fabriciren Wagenschmiere daraus u. s. w. Zu Vassy
(Yonne) Hess der Besitzer der Cementfabrik die ausgebrochenen
Posidonomyenschiefer eine Zeit lang ausdestilliren. Die Sache
wurde jedoch wieder aufgegeben, da, wie mir der Fabrikant
sagte , das Resultat nicht befriedigend genug gewesen sei. Zu
Anhänge (Luxemburg) wurden die bituminösen Schiefer des
obern Lias gleichfalls schon vor 10 Jahren zur Gewinnung von
Oel verwendet. Die Fabrikation erhielt sich bis vor wenigen
Jahren, ging aber wegen des französischen Zolles bei der ge-
ringen Abnahme in Luxemburg nach Einführung des Steinkohlen-
gases zu Grunde. Es werden die Schiefer jedoch in jenen Ge-
genden zu andern Zwecken ausgebeutet. In den Dep. Meuse
und Ardennes brennt man sie und benützt den Rückstand zur
Verbesserung derAecker; dasselbe geschieht nach den Angaben,
welche mir mein Freund Dewalque kürzlich machte, zu Grand
Cour in der Provinz Luxemburg. Die bituminösen Schiefer
werden theils mit, theils ohne Zusatz von kohlensaurem Kalk
gebrannt und auf den Hectare je 20 — 25 Hectoliter des Pro-
duktes gebracht. Der Preis des Hectoliters beträgt an Ort und
Stelle 40 Centimes. Der Kostenaufwand einer solchen Verbesse-
rung würde somit für den württembergischen Morgen 1 fl. 10
bis 1 fl. 27 kr. betragen. Die chemische Analyse des gebrann-
ten Schiefers, welche mir Dr. Dewalque sandte, ist folgende :
* Marcou, Jura saliiiois 1847. pag. 66.
~ 331 —
Wasser 0,052
Schwefelsaurer Kalk . . 0,070
Kohlensaurer Kalk . . 0,130
Eisenoxyd 0,058
Thonerde 0,100
Bittererde 0,005
Kieselsäure 0,144
Thon, nicht aufgeschlossen 0,432
Verlust 0,009
~1000
Ohne Zweifel lässt sich in den Schiefern ein Phosphor-
säuregehalt nachweisen , da dieselben zahlreiche Wirbelthierreste
einschliessen.
Professor Quenstedt* hat dem Oelgehalt der schwäbischen
P 0 s i d 0 n 0 m y e n s c h i e f e r nähere Aufmerksamkeit geschenkt,
die genaueren Verhältnisse beschrieben und auf die praktische
Verwerthung dieses Produktes hingewiesen. Neuerdings machte
eine Gesellschaft in Ulm Versuche, die Schiefer als Material bei
der Gasbereitung zu verwenden. Es wurden in dieser Stadt die
Einrichtungen dazu getroffen ; über den Erfolg ist mir nichts be-
kannt. Die eigentliche Destillation von Gel wurde jedoch erst
im letzten Jahre durch die Bemühungen von Prof. Quenstedt in
der Weise zu Stande gebracht, dass das Gel in einer zwischen
Reutlingen und Tübingen neu errichteten Fabrik ausgebracht
wird. Bei der grossen Verbreitung der Schiefer in Baden, Würt-
temberg und Bayern würde diesem Zweige im Falle des Ge-
lingens eine grosse Zukunft bevorstehen. Ueber die Resultate
des Tübinger Unternehmens liegen mir keine Notizen vor.
Die Posidonomyenschichten in Frankreich. Jen-
seits des Rheins treten die Schiefer der Posidonomya Bronni in
den Umgebungen von Niederbronn (BasRhin) zwar in regel-
mässiger Ablagerung über dem mittlem Lias auf, haben aber
eine untergeordnete Mächtigkeit und machen sich weniger be-
merklich als die darauf liegenden Bänke des Amm. jurensis. In
* Tübinger Universitätsprugramm. 1847. pag. 5.
22*
— 332 —
einem Bacheinschnitt unweit Uhrweiler (Uhrweiler Klamm) kann
man sämmtliche Schichten von dem mittlem Lias an bis zur
untersten Zone des mittlem Jura verfolgen. Im Dep. der M o-
seile liegt in dem Horizont der Posidonomya Bronni gleichfalls
ein bituminöser Schiefer, doch nehmen noch andere Gesteinsarten
an der Bildung der Zone Antheil. M. Terquem* unterscheidet
im obern Lias der Umgebungen von Metz eine Anzahl durch
ihre mineralogische Beschaffenheit verschiedener Schichten. Die
3 untersten sind entschieden identisch mit der Gesammtbildung
der Posidonomyen-Zone. Es sind von unten gegen oben folgende:
1) Marne s bitumineux, bituminöse Mergel (zu unterst).
2) Calcaire noduleux, Kalkknollen (in der Mitte).
3) Calcaire greseux, sandige Kalke (oben).
M. Terquem gibt die genaue Aufzählung der darin vor-
kommenden Fossile, von denen ich hier diejenigen Species zu-
sammenstelle, welche ich auch von andern Orten als bezeich-
nende Arten der Posidonomyenschichten kennen gelernt ; ich
beziehe mich hiebei auf die Synonymik des §. 32.
Fossile aus den Posidonomyenschichten
des Dep. der Moselle.
Marnes
bitumineux.
Calcaire
noduleux.
Calcaire
greseux.
Teleosaurus
Ptycholepis
Pholidophorus
Fischreste im Allg
üncina Posidoniae
Cypris
Loligo Schühleri
„ Bollensis
Belemnites acuarius
„ Irregularis ....
„ niger?
Ammonites (Thouarsensis ?) striatulus
„ bifrons
„ communis
» Holandrei
„ complanatus
. .
X
. .
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
• Terquem, Palaeontologie du Dep. de la Moselle 1855.
statißtique de la Moselle.
X
X
X
Extrait de la
333 -
Fossile aus den Posidonomyenschichten
Marnes
Calcaire
Calcaire
des Dep. der Moselle.
bitumineux.
noduleux.
greseux.
Ammonites Desplacel ....
X
„ heterophyllus
X
. .
., (Raquinianus) crassus
X
„ serpentinus
X
„ concavas
X
., (flmbriatus) cornucopiae .
• •
X
., subcarinatus
X
, ,
Avicula substriata
?
X
Posidonomya Bronni ....
9
. .
X
Inoceramus sp
X
X
(Orbicula lävis) Discina papyracea
. ,
X
X
Lingula Longovicensis ....
. .
X
. .
Die drei von M. Terquem unterschiedenen Abtheilungen
weichen zwar in mineralogischer Beziehung von einander ab ; die
in jeder derselben vorkommenden Species lassen jedoch keine
auf zoologische Charaktere gegründete Abtrennung zu. Die Zu-
sammenstellung dient desshalb zur Bestätigung der schon oben
gegebenen Annahme, dass die Posidonomyenschichten vorerst als
ein zusammengehöriges Glied des obern Lias betrachtet wer-
den müssen.
Der obere Lias von Luxemburg wurde neuerdings wieder
durch die Arbeiten von Dewalque und Chapuis beschrieben. Es
ist die Fortsetzung der Bildungen des Moselle -Departements,
auch scheint völlige Uebereinstimmung mit denselben zu herr-
schen. Die von Dumont aufgestellte Bezeichnung für die ganze
Etage: „Marne de Grand Cour" wurde von letztern Autoren
beibehalten. Die Unterregion dieser Formationsabtheilung wird
durch bituminöse Schiefer gebildet, welche den Bollern Schiefern
vollkommen gleichen, und auch dieselben Fossile führen. Ich
erhielt von meinem Freund Dewalque eine Anzahl der bezeich-
nendsten Arten dieser Zone aus dem Marne de Grand Cour*
theils in flachgedrückten Exemplaren, theils wohlerhalten in einem
* Grand Conr, eine Lokalität an der Grenze Luxemburgs gegen das
Dep. der Moselle.
- 334 —
blauen Kalke steckend. Ueber den bituminösen Schiefern folgen
im Luxemburger Lias noch Mergel mit Kalk-Geoden, dieselben
gehören zum grössern Theil noch in die Zone der Posidonomya
Bronni; eine Abtrennung der Jurensisschichten, und damit ver-
bundene Zustammenstellung der Species des letztern Formations-
gliedes ist für Luxemburg noch nicht ausgeführt worden. — Das
Gleiche gilt für das Depart. der Ar denn en, woselbst Buvignier
den Obern Lias als Marne superieure bezeichnet. Auch hier
liegen zu unterst bituminöse Schiefer, auf welche Mergel folgen. —
Südlich vom Moselle- Departement ziehen sich die Posidonomyen-
schichten in das Departement der Meurthe. Levallois hat
ihnen die Bezeichnung „Marnes schisto-bitumineuses" gegeben.
In dem Museum zu Nancy sah ich die wichtigsten Fossile dieser
Abtheilung, darunter den Ammonites subarraatus, welchen d'Or-
bigny Pal. fr. pag. 269 aus dem mittlem Lias von Nancy be-
schreibt, der aber gerade aus der Zone der Posidonomya Bronni
stammt.
In Burg und findet man eine grosse Regelmässigkeit in
der Ablagerung der Posidonomyenschichten, obgleich ihre Mäch-
tigkeit nicht bedeutend (20 — 30') ist. Weniger deutlich ist die
Zone des Amm. jurensis entwickelt. Auf dem Wege, welcher
von Semur (Cote d'Or) nach der nächsten Eisenbahnstation
führt, findet man auf der Höhe vor Yenarey die Cymbiumkalke
des mittlem Lias entblösst, über denselben liegen die Posidono-
myenschiefer. Es gelang mir in den Aeckern rechts von der
Strasse durch weniges Graben die bituminösen feinblättrigen
Schiefer herauszubekommen. Gleich beachtenswerthe Aufschlüsse
findet man zu Vassy bei Aval Ion (Yonne). Die Posidono-
myenschichten stehen hier über den Cymbiumkalken an und sind
in weiten Brüchen blossgelegt. Die bläulichgrauen compakten
Schiefer von ungefähr 20 Fuss Mächtigkeit, enthalten in gleich-
massigen Zwischenräumen 3 härtere Bänke (Stinksteine), welche
allein für die Verwendung in der dortigen Cementfabrik gewonnen
werden, indem man die übrigen Schiefer zum Abraum wirft. An
Fossilen fand ich theils in den Schiefern, theils in den härtern
Bänken folgende Arten: Ammonites serpentinus, com-
— 335 —
muiiis, heterophyllus, concavus, Desplacei; ßelem-
nites tripartitus, acuarius; Iiioceramus dubiiis ii. s. w»
Saurier, Fische und Sepien wurden daselbst gleichfalls
angetroffen, lieber diesen Schiefern liegen helle Mergel mit
Amm. bifrons und complanatus d'Orb., dagegen fand ich die
Arten der Jurensisschichten hier nur schwach vertreten. Unmit-
telbar über den Mergeln folgen Thone mit den Fossilen der To-
rulosusschichten.
Untergeordneter treten die Schiefer aus der Zone der Po-
sidonomya Bronni in den Dep. Jura und Doubs auf. Wir
verdanken die genaueren Nachweise den Arbeiten Marcou's. Die
Schichten verläugnen auch hier den analogen mineralogischen
Charakter nicht, obgleich ihre ganze Mächtigkeit nur 6 — 9 Fuss
beträgt. Es sind feinblättrige bituminöse Schiefer, aus welchen
an mehreren Punkten Oel gewonnen wurde. Gefüllt sind sie
mit Posidonomya Bronni, zerdrückten, noch nicht bestimmten
Ammoniten , Abdrücken von Algen u. s. w. , doch scheint es,
dass die darüber folgende Bildung, welche in paläontologischer
Beziehung schon viel Uebereinstimmendes mit unsern Jurensis-
mergeln hat, in ihrer Unterregion Schichten besitzt, welche theil-
weise noch in die Zone der Posidonomya Bronni gehören. Siehe
im folgenden Paragraphen. Die Verhältnisse gleichen hierin denen
der Lozere und Aveyron, welche ich später berühren werde.
Zu la Verpilliere und St. Quentin bei Lyon (Isere)
haben die Schichten, welche das gleiche Alter mit den Posido-
nomyenschiefern von Boll, Vassy u. s. w. besitzen, eine minera-
logisch gänzlich verschiedene Beschaffenheit von allem seither
Beobachteten. Es sind Thoneisensteinablagerungen von geringer
Mächtigkeit, deren genauere Definition ich später geben werde.
Dass hier jedoch ein Analogon für die Posidonomyenschichten vor-
handen ist, beweisen die zahlreichen für die Zone leitenden Arten.
Ich erhielt aus den Erzen neben vielen für höhere Schichten
charakteristischen Fossilen folgende Species:
Belemn. acuarius. Amm. subplanatus, cornucopiae.
Amm. bifrons, concavus. ,, annulatus, communis.
-^ 336 —
Chemnitzia Repeliana.
Natica Pelops.
Ämm. Holandrei, Braunianus.
„ mucronatus, crassiis.
„ fibulatiis, subarmatus.
Am südlichen Rande des C e n t r a Ip 1 at e a u ' s von Frank-
reich tritt der obere Lias in einer Weise auf, welche gewiss
alle Beachtung verdient. Ueber seine Bildung in den Umge-
bungen von M e n d e (L o z e r e) wurden durch die Untersuchungen
H. Köchlin Schlumberger's * neue und interessante
Aufschlüsse erzielt. Nach seinen Angaben folgt dort über dem
mittlem Lias eine IV2— 2 Meter dicke Lage eines schwarzen,
schieferigen, spaltbaren Kalkes, gefüllt mit Posidonomya Bronni,
Amm. serpentinus, Discina (Orbicula) papyracea und Bei. irre-
gularis. Auf demselben liegen 40 — 45 Meter schieferiger Mergel.
H. Köchlin S c h 1 u m b e r g e r gibt die Zusammenstellung der
fossilen Arten, welche grösstentheils mit den Species überein-
stimmen, die ich nachher von Milhau anführen werde, auch ist
die Art ihrer Erhaltung die gleiche. Es befinden sich darunter
die wichtigsten Repräsentanten, sowohl für die Zone der Posi-
donomya Bronni als für die des Amm. jurensis. Eine genauere
Trennung der Schichten und damit verbundene Auseinanderhal-
tung der fossilen Arten nach obigen zwei Zonen ist für diese
südlichen Bildungen noch nicht ausgeführt worden, es besteht
hier noch die gleiche Eintheilung, wie für den obern Lias des
Juradepartement's, woselbst auch die Fossile der Jurensisschichten
mit denen der Posidonomyenzone zusammengestellt und bloss
die unteren bituminösen Schiefer, als mineralogisch verschiedene
Bildung davon abgetrennt werden. Doch lässt sich bei der
Mächtigkeit der Schichten von 120 — 140 Fuss und dem Petre-
factenreichthum derselben die Ausführung einer genauem Ein-
theilung noch erwarten. **
Die Fossile, welche ich durch H. Sämann in Paris aus
• Bull. Soc. geol. de Fr. 26. Juni 1854.
" Ueber das Auftreten des obern Lias im Depart. Ardeche siehe E. Dumas,
bullet Soc. geol. 6. Sept. 1846 pag. 611. Die Etage soll bei Vans erz-
führend sein, unmittelbar darüber aber die Oxfordthone lagern.
— 337 —
den Umgebungen von Müh au (Aveyron) erhielt, haben völlig
den gleichen Erhaltungszustand, und gehören auch denselben
Arten an, wie die Species, welche ich vom Dep. der Loz^re
sah. Es kommen bei Milhau im obern Lias (wahrscheinlich an
der Basis) auch bituminöse Schiefer mit Abdrücken von Inoce-
ramus, Posidonomya u. s. w. vor, doch scheint die Hauptmasse
der Bildungen aus Mergeln zu bestehen, welche den grossen
Reichthum braun verkiester Ammoniten einschliessen. Ich erhielt
aus dieser Gegend folgende Arten:
Ichthyosaurus -Wirbel.
Kieferstiick von Teleosaurus.
Belem. acuarius, irregularis.
„ tripartitus, pyi'amidalis.
Nautilus semistriatus.
Amm. bifrons, falcifer.
„ elegaus, discoides.
„ lythensis, concavus.
„ radians, Thouarsensis.
„ Comensis, variabilis.
Es sind dies die Leitmuscheln der Zonen des Amm. ju-
rensis und der Posidonomya Bronni. Auch für diese Localität
ist noch keine weitere Trennung ausgeführt worden, dagegen
gelang es Herrn Sämann durch systematisches Sammelnlassen,
die darüber vorkommenden Arten der Torulosusschichten , d. h.
der untersten Zone des mittlem Jura abgetrennt davon zu er-
halten, was für die ganze Begrenzung des dortigen Lias gegen
den mittleren Jura von der grössten Bedeutung ist.
In den Umgebungen von Thouars (Deux Sevres) folgen
nach d'Orbigny (Cours. elem. pag. 469) über dem mittlem
Lias drei verschiedene Lagen von Schiefern , sandigen Kalken
und eisenhaltigen Thonen, in denen Amm. bifrons und Amm. ser-
pentinus vorkommen, was die Stellung dieser Schichten in die
Zone der Posidonomyenschiefer annähernd sichert. Darüber liegen
mehr kalkige Bänke mit Amm. insignis , jurensis , variabilis,
radians, Thouarsensis, Belemnites tripartitus und irregularis,
unzweifelhaft unsere Jurensismergel. Die gesetzliche Reihenfolge
Amm. insignis, sternalis.
„ subcarinatus,
„ heterophyllus.
„ Calypso, Miraatensis.
„ jurensis, cornucopiae.
,, Germani, annulatus.
„ crassus, Braunianus.
„ mucronatus, subarmatus.
Natica Pelops.
^ 338 -
wäre also für diese Gegend gegeben ; ich komme hierauf in
§.30 nochmals zurück.
Im Departement der Sarthe sah ich die Schichten des
Amm. serpentinus und der Posidonomya Bronni an einigen
Punkten westlich von le Maus. Es sind Schiefer und Kalke,
über welchen unmittelbar die sandigen Kalke und Oolithe des
Unterooliths anstehen. Die Zone des Amm. jurensis konnte ich
nicht auffinden, entweder fehlt sie, oder ist mit ihr die unterste
Bank derjenigen Bildungen zu vereinigen , welche dort zu dem
Unteroolith gestellt werden.
In der Normandie überschreitet der ganze obere Lias
die Mächtigkeit von 40 Fuss nicht, indem die Zone der Posi-
donomya Bronni vorherrschend entwickelt ist, von den Schichten
des Amm. jurensis dagegen nur Spuren auftreten. Ich hatte
Gelegenheit die Bildung an mehreren Stellen in den Umgebungen
von Caen zu untersuchen. Die mergeligen Kalke des mittlem
Lias bilden gegen oben eine scharfe Grenze, über welcher mit
der veränderten Gesteinsart auch eine neue Fauna beginnt. Es
stellen sich helle Thone mit schieferigen Lagen ein. Zu Fon-
taine Etoupfour, Evrecy und Landes fand ich eine Anzahl der
bezeichnendsten Arten des obern Lias in diesen Thonen und
Schiefern, wie Amm. bifrons, Thouarsensis , Holandrei. Mein
Freund , E. D e s 1 o n g c h a mp s machte mich jedoch auf die
genaueren Unterschiede aufmerksam, welche sich für die ein-
zelnen Lagen auffinden lassen. Es sind im Wesentlichen dreierlei
Bildungen zu beachten, von welchen
die untere, das Leptänabett,
die mittlere, das Fischbett,
und die obere, die Ammoniten schiebt en
als locale Erscheinungen wohl zu beachten sind. E. Deslong-
champs theilte mir in der letzten Zeit weitere Notizen mit,
welche ich hier wiedergebe. Der obere Lias in den Umgebun-
gen von Caen ist auf geringe Entfernungen grossem Wechsel
unterworfen, was ohne Zweifel von der unregelmässigen Ahlage-
rung der liasischen Bildungen unmittelbar über den silurischen
Felsen herrührt. Bei Vieux-Pont misst die ganze Etage nicht
~. 339 -
über 9 Fuss; es wechseln hier Thone mit einigen Kalkbänken
Amm. bifrons und serpentinus sind die häufigsten Arten, welche
hier gefunden werden. In anderer Weise ist die Etage eine
Stunde davon in den Umgebungen von Evrecy entwickelt. Hier
liegt über dem mittleren Lias ein gelblicher Thon von 1 — 2 Met.
Mächtigkeit — das Leptänabett , — in welchem die merkwür-
digen Brachiopoden, §. 32. Nr. 79. u. s. vv., sich finden, damit
kommen kleine Exemplare eines Ammoniten vor, welcher wahr-
scheinlich zu Amm. Holandrei gehört, üeber diesem Leptänabett
folgen wiederum 2 Meter Thone mit Fischresten , welche sich
gegen oben fortsetzen, und hier in einer senkrechten Verbreitung
von 3—4 Metern elliptische Knollen enthalten, welche Fische
einschliessen. Etwas höher liegen in denselben Thonen Kalk-
bänke mit Amm. bifrons und serpentinus.
E. Deslongchamps stellt hiernach die Schichten des obern
Lias in den Umgebungen von Caen in folgender Weise zusammen,
ünteroolith.
S . Thone mit Amm. bifrons und serpentinus 15 — 18'
S .2 Thone und Schiefer mit Fischresten . . 12 — 15'
'f ^ Thone mit Brachiopoden (Leptänabett) 4— 6'
Marls tone.
Gesammtmächtigkeit des obern Lias 31 — 39'
Die unterste obiger drei Schichten, das Leptänabett, ist an
verschiedenen Orten blossgelegt, die reichste Localität ist May,
südlich von Caen. Die zahlreichen Arten von Brachiopoden, *)
welche so grosses Interesse bieten, und Genera enthalten wie
Leptaena, Argyope, Crania, Thecidea u. s. w. , welche früher
aus dem obern Lias nicht bekannt waren, liegen in der dünnen
Schichte in ziemlicher Anzahl beisammen. Zu Landes müssen
dieselben an Ort und Stelle gesammelt werden, da sie sparsamer
eingebettet sind , zu May kann man sie mit der Schichte auf-
nehmen, um sie durch Schlemmen und Auslesen in Menge zu
erhalten. Die mittlere Lage des obern Lias ist am deutlichsten
zu Curcy vertreten, denn hier zeichnet sich eine dünne Schiefer-
') Die Mehrzahl der in §. 32. Nr. 79. u. s. w. angeführten Species kommt
bloss in dem Leptcänabett vor.
-» 340 ~"
läge aus, gefüllt mit Wirbelthierresten aller Art. Die Schuppen
der Fische und die Knochen der Saurier haben eine dunkle
Farbe , welche gegen die hellen Schiefer absticht und so den
Exemplaren ein hübsches Aussehen gibt. In der werthvollen
Sammlung von M. Tesson in Caen sah ich dieselben Species
von Fischen und Sauriern, welche die Fosidonomyenschiefer von
Boll charakterisiren. Beinahe sämmtliche Erfunde stammen aus
der dünnen Schieferschichte von Curcy.
Die obere Lage, welche E. Deslongchamps „Lias su-
perieur a Amm. bifrons et serpentinus" bezeichnet, würde dem-
nach an manchen Lokalitäten den Schluss der Fosidonomyen-
schiefer gegen oben bilden, während die Jurensisschichten hier
verkümmert sind. Dagegen lässt sich aus den Arbeiten von H.
Harle* mit Bestimmtheit ersehen, dass an einzelnen Punkten des
Calvados (wie zu Suble bei Bayeux) die Zone des Amm. jurensis
über den Posidonomyen- Schichten ansteht. H. Harle vereinigt
sie zwar mit den schon zum Unteroolith gehörigen Schichten des
Amm. oplinatus, dagegen beweist die Aufzählung folgender Arten :
Amm. radians, Comensis, variäbilis, Belemn. longisulcatus und
fripartitus mit Bestimmtheit, dass die Zone wenigstens an der
einen Lokalität entwickelt ist.
Die Posidonomyenschichten in England. Der
obere Lias von Ilminster (Somersetshire) zeigt viele Analogien
mit den eben betrachteten Bidungen des Calvados. Unmittelbar
über dem Maristone des mittlem Lias liegt eine zwei Fuss
mächtige thonige Bank, das „Leptänabed" der englischen
Geologen. In demselben wurden zuerst von M. Moore die
interessanten Brachiopoden gefunden, welche Th. Davidson in
seine Werke aufgenommen hat. Wie die Schichte , so stimmt
auch die Mehrzahl der Arten mit denen des Leptänabetts des
Dep. Calvados überein.
Ueber dem Leptänabett folgen Thone, Mergel, schieferige
Kalke und ellipsoidische Bildungen, welche die Arten der Posi-
donomyenschichten zahlreich enthalten : Amm. annulatus, subar-
* Apercu de la const. geol. du dep. du Calvados, annuaire 1853. siehe
auch d'Archiac 1856. Hist. du progres de la Geol. pag. 291.
— 341 —
matus, bifrons, elegans, falcifer, serpentinus, heterophyllus u. s. w.
Id den Ellipsoiden und schieferigen Kalken kommen Saurier,
Fische und Sepien ähnlich erhalten vor, wie die von Curcy
(Calvados) und nicht weniger übereinstimmend mit den Boller
Species. Doch schliesst hier der obere Lias nicht so unbestimmt
gegen oben ab, wie im Calvados. Es lässt sich noch deutlich
eine Zone unterscheiden, welche vollkommen die paUiontolo-
gischen Charaktere der Jurensisschichten besitzt und auch die
wichtigsten Arten derselben enthält. In der reichen Sammlung
der Versteinerungen von den Umgebungen Ilminsters, welche
M. Moore in Bath aufgestellt hat, fand ich von den Einschlüs-
sen der Jurensisschichten folgende Species: Amm. Thouarsensis,
radians, variabilis, jurensis, discoides, insignis. Dieselben wurden
mir von M. Moore als solche Arten bezeichnet, welche in der
getrennten Zone unmittelbar unter den Sauden des dortigen
Unterooliths zusammen vorkommen.
An der südlichen Küste von Dorsetshire, zwischen
Bridport und Lyme Regis besitzen die Schichten, welche hier
den obern Lias zusammensetzen, eine merkwürdige Entwicklung.
Ihre Mächtigkeit mag über 200 Fuss betragen, dabei haben sie
eine von allem seither Beobachteten völlig abweichende Gesteins-
beschaffenheit, welche neben dem Mangel oder der Seltenheit
an organischen Resten die Untersuchung äusserst erschwert.
Auf mehreren Excursionen längs der Küste, kam ich nur zu
den Resultaten, diejenigen Schichten paläontologisch feststellen
zu können, welche den obern Lias gegen oben und unten be-
grenzen. Dagegen war es nicht möglich, die Etage selbst, wie
sie dort auftritt, in genauere Eintheilung und Vergleichung mit
anderwärtigen Erscheinungen zu bringen. Geht man von Char-
mouth in Östlicher Richtung an der Küste hin, so findet man
jenseits Golden Cap die oberen Schichten des mittleren Lias
an der Basis der Küstenwand. Es sind blaue Thone mit Amm.
margaritatus, welche gegen oben grauer werden und allmählig
in die gelben Sande übergehen, welche in massenhaften Nieder-
schlägen abgelagert sind. Die Zone des Amm. margaritatus war
hier der letzte durch Fossile bestimmbare Horizont, denn darüber
— 342 —
fand ich keine Versteinerungen mehr. Der langsame Uebergang
der Thone in die mächtigen Sande *) lässt sich besonders am
Fusse der Down Cliffs deutlich verfolgen. Mit den Sauden,
vielleicht auch noch etwas tiefer, beginnt demnach der obere
Lias, dessen ganze Bildung jedoch von Buckland, de la
Beche u. A. für diese Gegend dem Unteroolith zugetheilt
wurde. In östlicher Richtung kann man die Sande weiter ver-
folgen , bis zu einer grossartigen Verwerfung , welche 1 Meile
westlich von Bridp ort Harb our die Schichten um mehrere
hundert Fuss verschoben hat. Während vorher noch die blauen
Thone mit Amm. margaritatus an der Basis der Küstenwand
lagen, treten auf der andern Seite des Spaltes in demselben
Niveau die Thone der FuUersearth auf, dagegen ist hier nicht
allein der Lias sondern auch der ganze Unteroolith verdeckt.
Erst jenseits Bridport Harbour findet man die obern Schichten
der frühern Sande wieder auf, welche hohe und senkrechte
Küstenwände bilden. Auch hier gelang es mir nicht, irgend eine
Spur von Petrefakten zu finden, erst an den Felsen von Burton-
clifts bekam ich Aufschluss durch herabgestürzte Stücke von den
höheren Lagen, welche hier in harten geschichteten Bänken die
Sande bedecken. Erst mit diesen zusammenhängenden Bänken
beginnt der Unteroofith; alles Darunterliegende muss ich zum
obern Lias stellen. Den Beweis hiefür erhielt ich durch die
zahlreichen Fossile, welche mit den geschichteten Bänken be-
ginnen. In der untersten Zone derselben fand ich ein reiches
Lager von Amm. opalinuSy torulosus, Turbo subdupUcatus, Rhyn-
chonella cynocephalaj über dieser Zone folgten erst die für
höhere Schichten bezeichnenden Arten des Unteroohths. Der
obere Lias dieser Küste besteht demnach aus der massenhaften
Ablagerung gelben Sandes, dessen Mächtigkeit zwar eine enorme
ist, mit Sicherheit aber hier nicht berechnet werden konnte,
weil die Verwerfung westlich von Bridport Harbour den Zu-
sammenhang der Schichten stört. Die gelben Sande sind bei-
nahe lose , in denselben liegen einzelne härtere geodenartige
* Ophioderma Egertoni Brod. sp. ist die einzige Species, welche ich
von jener Lokalität erhielt.
- 343 -
Bänke. Gegen unten gehen sie langsam in die grauen Thone
über, gegen oben werden sie, wie schon erwähnt, durch die
wohlgeschichtete Zone des Amm. torulosus begrenzt. Es werden
sich wohl noch petrefaktenführende Lagen finden lassen, deren
Species die Stellung dieser Sande in den obern Lias rechtfertigen.
Vorerst genügt jedoch die Begrenzung der Sande * gegen den erst
darauf folgenden Unteroolith zur Widerlegung der Annahme,
dass diese Sande noch zum Unteroohth gehören, sowie anderer-
seits zum sichern Beweise, dass sie als die den obern Lias ver-
tretenden Schichten betrachtet werden müssen.
In G 1 0 u c e s t e r s h i r e sind die Ablagerungen des obern
Lias gleichfalls sehr bedeutend und zeigen auch gewisse Ana-
logien mit den Bildungen an der Küste von Dorsetshire. Die
Begrenzung der Etage gegen unten ist hier erleichtert durch
das scharfe Abscheiden des Marlstone's. lieber letzterem, d. h.
über der Oberregion des mittlem Lias folgen Thone mit festeren
blauen Bänken, in welchen wohlerhaltene Abdrücke von Insecten-
flügeln Heteroplüebia dislocata Brodie ** gefunden wurden. In
Murchison Geol. of Chelt. pag. 36. wird die Mächtigkeit dieser
Abtheilung an dem Hügel von Alter ton zu 60 Fuss ange-
geben und neben andern Arten folgende Species aufgezählt:
Amm. (Walcotti)=bifrons.
„ (undulatus)=serpentinus.
annulatus.
Belem. (tubularis)=acuarius.
Inoceramus dubius.
Plicatula spinosa.
Obige Arten genügen, um diese Bildung mit Bestimmtheit
in die Zone der Posidonomya Bronni einreihen zu können. Die
Sande, welche zu x\lderton Hill darüber folgen, gehören gleich-
falls dazu, doch ist die Grenze der Etage gegen oben an dieser
Localität nicht sichtbar, es scheint beinahe die ganze obere
Hälfte derselben zu fehlen, da von Murchison, pag. 35,
die Mächtigkeit des obern Lias von Dumbleton Hill zu
100 — 150 Fuss angegeben wird, dessgleichen von Brodie.**
• Conybeare and Phillipps, 1822, Outl. of the Geol. of Engl. pag. 329
nennen die Saude „Marly Landstone" und führen liasische Arten daraus
an. Ich komme in §. 34 hierauf zurück.
" Brodie, on a fossil Dragon-Fly; geol. Proceed. 31. Mai 1848, pag. 32.
_ 344 -
An den Hügeln zwischen Frocester und N y m p s f i e 1 d
hatte ich Gelegenheit einen Aufschluss genauer zu untersuchen,
durch welchen die Grenze des obern Lias gegen den Unteroolith
mit einer Deutlichkeit blossgelegt wird , wie man es nur an
wenigen Punkten finden kann.
Ich war schon früher durch den interessanten Aufsatz Herrn
Sämann's* mit den Verhältnissen dieser Localität bekannt
geworden, was mich bewog den Ort zu besuchen, um so mehr
als H. Dr. Wright die Freundlichkeit hatte, mich auf dieser
Excursion von Cheltenham aus zu begleiten. Kurz ehe die
Strasse, welche von Frocester nach Nympsfield führt, die Höhe
erreicht, findet man linker Hand Brüche, in welchen die Gesteine
des Unterooliths ausgebeutet werden. Unter diesen Felsmassen
liegen lose Sande , welche sich an dem Abhang jenseits der
Strasse abwärts ziehen und gegen unten in blaue Thone über-
gehen. Eine harte Bank in den Thonen ist leicht zu finden.
Dieselbe führt die Petrefakten der Posidonomyenschichten. Etwa
30 Fuss darüber treten unmittelbar unter dem Unteroolith, bläu-
liche oolithische Mergel hervor, in welchen ich zahlreiche Fossile
fand und zwar nicht mehr die Species der Posidonomyenschichten,
sondern die characteristischen Arten der Zone des Amm. jurensis.
Siehe Profil, Nr. 25. §. 42.
In Northamptonshire ist die Zone der Posidonomya
Bronni durch blaue Thone mit harten Geoden vertreten, welche
unter den sehr verbreiteten eisenhaltigen Sauden jener Provinz
liegen. Ich hatte auf einer Excursion zwar Gelegenheit diese
Thone an verschiedenen Punkten zu sehen, fand aber keine be-
zeichnenden Arten darin, blieb desshalb einigermassen in Un-
sicherheit über die genauere Deutung der Thonniederschläge.
Dagegen traf ich in verschiedenen Sammlungen die Fossile des
obern Lias von Northamptonshire. Es sind die Species der
Posidonomyenschichten , welche mit weisser Schale in einem
dunklen Gestein liegen, und sich hauptsächlich auf verschiedene
Arten von Ammoniten beschränken. Dem Gestein nach müssen
•) Bullet. Soc. geol. de France. 6. Febr. 1854.
- 345 -
dieselben aus obigen blauen Thonen stammen, welche zum Ver-
brauch in Ziegelhütten in jener Gegend an vielen Orten ausge-
beutet werden, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in tiefern
Lagen vorkommen , die obern Schichten dagegen schon einer
höhern Zone angehören.
Der Alumshale (Alaunschiefer) von Yorkshire bildet in
mineralogischer Beziehung einen vollständigen Gegensatz zu der
Etage gleichen Alters, welche wir von der Küste von Dorset-
shire beschrieben haben. Die Mächtigkeit beider Bildungen hält
sich zwar das Gleichgewicht, denn 200 Fuss wird für sie das
Minimum sein, dagegen ist die Gesteinsbeschaffenheit eine durch-
weg verschiedene. Während zwischen Lyme Regis und Bridport
(Dorsetshire) der obere Lias aus gelben Sandniederschlägen be-
steht, sind es an der Küste von Yorkshire dunkle Schiefer,
welche in gleichmässiger Weise die grossartige Ablagerung bil-
den. Der Name Alumshale ist wegen der Verwendbarkeit ein-
zelner Schichten zur Alaunfabrikation gegeben worden.
Weitere technische Ausbeute liefern die harten geodenartigen
Bänke in der Oberregion der Schiefer, indem sie ein zur Fabri-
kation von Wasser cement brauchbares Material liefern. Die
untersten Schiefer schliessen zahlreiche Gagatstücke ein , welche
entweder ausgegraben, oder am Meeresstrande gesammelt werden,
da sie in solcher Feinheit vorkommen, dass sie sich zur Anferti-
gung von Luxusartikeln theuer verwerthen. Es sind besonders
die untersten Schieferlagen, in einer Mächtigkeit von 20 Fuss,
welche den Gagat (Jet) einschliessen , und desshalb an jener
Küste Jet-Rock genannt werden. Etwas höher folgt ein
harter Schiefer mit runden Geoden und Schwefelkiesknollen.
Derselbe lässt sich zwar spalten , besitzt jedoch nie die feine
Abblätterung wie die Boller Schiefer. In den obersten 90 Fuss
des Alumshale's liegen die Cementsteine und die Alaungebenden
Schichten. Die Cementsteine bestehen aus graublauen geodenarti-
gen Bänken, welche ausgegraben werden, dann an der Luft ver-
wittern müssen, ehe sie zur Fabrikation von Wassercement brauch-
bar werden. Sie sind reich an Bitumen , oft soll man sogar
beim Zerschlagen freies Oel in Höhlungen in ihrer Mitte finden.
Württemb. naturw. Jahreshefte. September, 1856. 3s Heft. 23
- 346 -
Die Aiaungebenden Schichten werden besonders an den Hügeln
von Peak südöstlich von Robin Hoods Bay ausgebeutet. Es
sind dunkle Schiefer, wie überhaupt die ganze Formation das
Aussehen einer dunkelgefärbten Schieferbildung besitzt.
Der Alumshale wird gegen unten durch die Iron- und
Maristones des mittlem Lias mineralogisch und paläontologisch
scharf begrenzt , dieselben treten als eine völlig verschiedene
Gesteinsart in der Weise auf, dass auch hier die Abtrennung
sehr in die Augen fallend, und im Grossen leicht auszuführen ist.
Die zahlreichen Fossile, welche durch die verschiedenartige
Ausbeute der Schiefer gewonnen werden, beschränken sich nicht
allein auf die in §. 29 angeführten Arten , sondern es kommen
noch die Wirbelthiere dazu, deren Genera auf den vorhergehen-
den Seiten bei Betrachtung der Boller Saurier und Fische an-
gegeben wurden. Ich sah in Whitby und Scarborough sowie
im britishen Museum prächtige Erfunde, welche aus dem Alum-
shale von Whitby erhalten wurden. Die Saurier sollen beson-
ders häufig in den obern Schichten liegen, während die Fische:
Lepidotus, Dapedius u. s. w. schon in dem Jet-Rock beginnen.
Unter den Mollusken des Alumshale's führe ich hier die-
jenigen Species an, welche ich selbst in Whitby erhielt, es sind
folgende Arten : *)
*) Unter diesen Fossilen werden viele , besonders die grössern Ammoniten
nur selten angetroffen, und der Besucher müsste sich mit Wenigem begnügen,
wenn nicht durch eine eigenthümliche Industrie für die Erhaltung der Er-
funde gesorgt würde. Es werden nämlich in Whitby von Ansässigen die
Versteinerungen mit grossem Fleisse gesammelt und den Arbeitern abge-
kauft, um daraus durch Anschleifen, in die Augen fallende schöne Geräthe
oder Schmuck zu verfertigen. Der Gagat hilft trefflich dazu aus, und gibt
die Möglichkeit , in Verbindung mit den geschliffenen Steinen wirkliche
Prunksachen zu liefern. Die Arbeiten werden weithin versandt und bezahlen
sich gut. Eine Anzahl Steinschleifer versieht die roheren Schnitte und
Schliffe, während mehrere Juweliere das Fassen besorgen, und die Verkaufs-
uiederlageu besitzen. Man sieht hier ganze Läden gefüllt mit den eigen-
thümlichsten Gegenständen, welche alle aus diesen Steinen zusammengesetzt
sind. Kleine Ständer für Kerzen, Armspaugen von Gagat, Brechen und Ringe,
welche statt der Edelsteine geschliffene Korallen oder durchschnittene Am-
moniten tragen u. s. w. Natürlich sind nicht säramtliche Erfunde zum Ver-
- 347 -
Belemnites Whitbyensis, vulgaris, acuarius.
Ammonites bifrons, falcifer, elegaiis.
„ lythensis, concavus, exaratus.
„ ovatus, striatulus, variabilis.
„ heterophyllus, cornucopiae, subcarinatus.
„ anginus, annulatus, communis.
„ crassus, fibulatus, Holandrei, subarmatus.
Natica Pelops, Leda ovum, Inoceramus cinctus, dubius.
Posidonomya Bronni, Trigonia litterata, Avicula substriata, Lin-
gula Longovicensis.
Dieselben gehören sämmtlich in die Zone der Posidonomya
Bronni mit Ausnahme des Amm. variabilis. Zähle ich hiezu die
eine Species : Amm. jurensis, welchen ich im Museum zu Whitby
sah, so würde die ganze Zahl der für die Zone des Amm. ju-
rensis bestimmenden Species nur zwei betragen, was gegenüber
den vielen Arten der Posidonomyenschichten, und deren weit
häufigerem Vorkommen, eine sehr geringe Summe ist. Durch
eigene Untersuchungen fand ich, dass Amm. crassus und angui-
nus (besonders aber auch Amm. bifrons) beinahe bis an die
obere Grenze des Alumshale's gehen, dass somit Arten der Po-
sidonomyenschichten nahezu in der ganzen Bildung nachgewiesen
sind, und desshalb vielleicht bloss die obersten Bänke noch den
Jurensisschichten beigezählt werden dürfen. Die Zone des Amm.
jurensis kann demnach nicht mit Bestimmtheit ganz in den
Alumshale gestellt werden, denn es ist die gleiche Wahrschein-
lichkeit dafür vorhanden, dass die untersten Lagen des Doggers,
in welchen bei Whitby noch keine Fossile gefunden wurden,
sich zu einer Zeit gebildet haben , in welcher sich in andern
Gegenden die versteinerungsreichen Jurensisschichten nieder-
schlugen.
Was die einzelne Vertheilung obiger zahlreichen Arten
arbeiten brauchbar, viele Gattungen eignen sich gar niclit dazu, andere wie
die Nautilen und Ammoniten werden nicht durchsägt . sobald eine Kammer
mit Thon statt mit crystallisirter Materie gefüllt ist. Für den Geologen ist
dieses Material aber noch brauchbar genug, und gegen gute Bezahlung kann
er sich die werthvoUsten Suiten herauslesen.
23*
— 348 ■=-
in dem 200 Fuss mächtigen Alumshale betrifft, so sind hierüber
die Untersuchungen noch unvollständig, auch wird es bei der
Grossartigkeit der Ablagerung nicht so leicht gelingen, feste
Horizonte zu gewinnen, besonders da die meisten Species in
sämmtlichen Schichten vorzukommen scheinen. Die Art der
Erhaltung ist zwar in verschiedenen Höhen eine abweichende,
aber das Auftreten der einzelnen Species steht hiemit in keiner
directen Verbindung. So fand ich z. B. ungefähr in der Mitte
der Schiefer grossen Reichthum an ausgeschiedenem Schwefel-
kies; Inoceramus dubius, flachgedrückte Falciferen mit verkiesten
Schalen, Belemnites acuarius gleichfalls mit zerdrückter aber
verkiester Alveole waren hier sehr häufig. In höhern Schichten
kommen die Ammoniten in runden Knollen, oder in bituminösen
Kalken vor. In der Oberregion der Schiefer finden sich ganze
Lager der Leda ovum , Lingula Longovicensis, Belemnites vul-
garis u. s. w. Dagegen lassen sich doch nirgends sichere durch
paläontologische Charactere gerechtfertigte Horizonte feststellen,
so dass auch hier keine weitere Eintheilung auszuführen ist, und
die Einheit der Zone vorerst noch aufrecht erhalten werden muss.
2) Die Schichten des Amimmites jurensis,
§. 30.
Synonymik: schwarzer Jura Z;. Jurensismergel, Quenst. 1843.
FlÖzgeb. pag. 539. Marnes ä Trochus ou de Pinperdu (Mittl. Theil),
Marcou 1846. Jura salinois pag. 54. Jurensismergel, Quenst. (Pflzen-
mayer. Profil deutsch, geol, Gesellsch. 1853. tab. 16.)
Paläontologie: Für die Zone des Amm. jurensis sind fol-
gende Arten bezeichnend:
Belem. longisulcatus.
„ tricanaliculatus.
^ toarcensis,
„ exilis.
„ pyramidalis.
Nautilus toarcensis.
Ammon. depressus.
„ radians.
Ammon. undulatus.
„ costula.
„ Aalensis.
„ Thouarsensis.
comptus.
„ Comensis.
„ variabilis.
„ insignis.
349
Ammon.
Sternalis.
Turbo Sedgwicki.
5?
seiTodens.
Pleurotomaria intermedia
?5
Calypso ?
Posidonomya orbicularis.
»
jurensis.
Lima Galatea.
»
hircinus.
Rhynchonella Schuleri.
»
Germaini.
Pentacrinus jurensis.
Diejenigen Species, welche von der Zone der Posidonomya
Bronni in die Jurensisschichten übergehen, habe ich schon §. 29
aufgezählt.
Gcsteinsbestiiaffcnheit , Verbreitung und paläontologische
Uesultatc. Für das südwestliche Deutschland siehe das Profil
Nr. 15 §. 29. Die Zone des Amm. jurensis hat für die ganze
Eintheilung der Juraformation dadurch eine grosse Bedeutung,
dass sie den Lias gegen oben begrenzt und als letzter, aber
scharf ausgesprochener Horizont die Abtrennung des darauf lie-
genden mittlem Jura's erleichtert. Nichtsdestoweniger blieb die
genauere Sondirung dieser Zone in vielen Systemen bis heutzu-
tage noch unausgeführt, ihre charakteristischen Fossile wurden
dem obern Lias, bisweilen sogar dem Unteroolith zugetheilt, ohne
dass dieselben auch nur annähernd mit derjenigen Bestimmtheit
zusammengestellt worden wären , mit welcher man sie in ihrer
Schichte immer vereinigt findet. An manchen Lokahtäten ist
in der That ihre Abtrennung sehr erschwert, da die Zone
häufig eine geringe Mächtigkeit besitzt und dann bei nur eini-
germassen ungünstigen Durchschnitten übersehen wird, oder un-
zugänglich ist. Letzteres geht bisweilen so weit, dass man für
manche Localitäten an ein wirkliches Fehlen derselben denken
könnte, wenn nicht an benachbarten Orten oft nur in einer Bank
von wenigen Fuss Mächtigkeit der ganze Reichthum an charak-
teristischen Arten aufgeschlossen wäre.
In §.29 konnte ich die Beschreibung der Posidonomyen-
schichten von mehr als 20 verschiedenen Gegenden geben,
mehrere derselben muss ich bei der Beschreibung der Jurensis-
mergel übergehen , da ich mich nicht überall von ihrem Vor-
handensein überzeugen konnte. Ich beschränke mich desshalb
— 350 —
in diesem Paragraphen beinahe ganz auf die Betrachtung der-
jenigen Lokalitäten, an welchen eine sichere Abtrennung der
Jurensisschichten von den Posidonomyenschiefern bis jetzt aus-
geführt werden konnte, während ich imUebrigen auf §.29 verweise.
In Württemberg treten die Schichten des Amm. jurensis
zwar nicht sehr mächtig, aber desto regelmässiger und deutlicher
auf. Prof. Quenstedt * trennte zum ersten Male die Zone mit
Schärfe ab, indem er ihre Leitmuscheln zusammenstellte und zu-
gleich auf den bestimmten geognostischen Horizont aufmerksam
machte, welchen die Zone unter den übrigen Formationsgliedern
einnimmt. Die Schichten des Amm. jurensis folgen hier über
den Posidonomyenschiefern und finden sich in Württemberg an
vielen Punkten, wie zu Heselwangen bei Balingen, Sebastians-
weiler, Sondelfingen, Heiningen, Wasseralfingen. Sie werden
durch Thone mit harten grauen Steinmergeln gebildet, ihre wich-
tigsten Fossile, welche in Schwaben vorkommen, wurden mit
wenigen Ausnahmen schon in dem paläontologischen Theile dieses
Paragraphen zusammengestellt. Unmittelbar über den Jurensis-
mergeln folgt in Schwaben die Zone des Amm. torulosus. So
wenig mächtig hier auch die Schichten des Amm. jurensis sind,
so trifft man doch noch Unterschiede in der Lagerung der ein-
zelnen Arten. Bei. exilis und tricanaliculatus finden sich immer
zu Oberst, Amm. jurensis, radians und Thouarsensis füllen die
Steinmergel, während an manchen Orten, wie bei Wasseralfingen,
Amm. jurensis nur selten gefunden wird, dagegen Bei. longisul-
catus, Amm. Aalensis, costula, hirzinus u. s. w. die Thone ganz
durchziehen.
Zu Aldorf in Bayern sind in den Schichten gleichen
Alters kleine, gelb verkieste Ammoniten häufig, welche mit den
zu Wasseralfingen vorkommenden übereinstimmen. Ich sammelte
in zahlreichen Exemplaren: Amm. costula ^ Aalensis, hirzmus,
Pentacrinus jurensis. Die Posidonomyenschiefer liegen hier un-
mittelbar darunter, während die Arten der Torulosusschichten in
* Flözgebirg Württembergs 1843. pag. 539.
- 351 -
einer getrennten höheren Zone sich in jener Gegend gleichfalls
mit Deutlichkeit nachweisen lassen.
Zu Rändern und Obereggencn, südwestlich Freiburg
in Baden , sind die bituminösen Schiefer der Posid. Bronni in
Verbindung mit den darüber liegenden Mergeln des Amm. jurensis
an mehreren Stellen aufgeschlossen. Letztere Zone mag 6 — 8Fuss
Mächtigkeit besitzen. Unter den Fossilen , von welchen beson-
ders die Ammoniten in verkiestem Zustande vorkommen, konnte
ich folgende Species erkennen:
Belem. longisulcatus.
„ tricanaliculatus.
„ irregularis.
„ exilis.
„ Toarcensis.
„ tripartitus.
„ pyramidalis.
Ammon. costula.
„ radians.
„ insignis.
„ Aalensis.
„ Calypso ?
Aptychus.
Trochus, Nucula u. s. w.
lieber denselben liegen dunkle Thone, welche bei einer
Mächtigkeit von 2 — 300 Fuss unverkennbar die Zonen des Amm.
torulosus und der Trigonia navis repräsentiren.
Zu Uhr weil er (Bas Rhin) folgen über den Posidono-
myenschiefern graue Thone mit Steinmergeln. Es sind die aus-
gesprochenen Jurensismergel j welche mit den schwäbischen Bil-
dungen völlig übereinstimmen, annähernd dieselbe Mächtigkeit
besitzen und die gleichen Fossile einschliessen. Die Zone des
Amm. torulosus folgt unmittelbar darüber, trennt sich aber den-
noch mit Deutlichkeit davon ab.
Schwieriger als die Posidonomyenschichten scheint sich die
Zone des Amm. jurensis in den Umgebungen von Metz (Moselle)
feststellen zu lassen. Die wichtigsten Leitmuscheln kommen zwar
vor, doch werden sie in Begleitung solcher Arten angeführt,
welche entschieden den untern Oolith charakterisiren , wie z. B.
Amm. Murchisonae , opalinus, Trigonia navis, Pholadomya fidi-
cula ; die Unterscheidung dieser Zonen darf desshalb für das Dep.
der Moselle noch nicht als vollendet betrachtet werden. Ein be-
deutender Fortschritt in der Kenntniss jener Bildungen wurde
— 352 — .
durch die kürzlich erschienenen Arbeiten M. Terquem's* bezweckt,
dessen Zusammenstellung der Fossile des Moselle- Departements
uns für das Vorkommen der leitenden Species aus der Zone der
Jurensismergel bürgt. Mons. Terquem gibt folgende Arten an:
Belem. exilis.
Ammon. insignis.
Aalensis.
Ammon. jurensis.
„ radians.
„ variabilis.
Diesem zufolge muss also die Zone des Amm; jurensis dort
wohl entwickelt sein, es fehlt demnach ohne Zweifel nur noch
an der bestimmteren Fesstellung des betreffenden Horizontes.
In §. 29 habe ich angeführt, dass im Jura von Sa lins,
an der Basis des obern Lias, 2 — 3 Meter bituminöser Schiefer (ähn-
lich den Boller Schiefern) liegen. Darüber folgen 15 Meter bläu-
licher Mergel, welche Marc ou** „Marnes ä Trochus ou de
Pinperdu" genannt hat. Diese Marcou'sche Abtheilung ent-
spricht den Jurensisschichten nicht vollständig, sondern es ist ihr
unterer Theil noch in die Zone der Posidonomya Bronni zu stellen.
Marcou (pag. 66) nennt eine Anzahl Arten, welche sich in den
unteren Lagen der Marnes de Pinperdu finden sollen, von denen
folgende entschieden noch in die eigentlichen Posidonomyen-
schichten gehören:
Ammon. (Raquinianus) crassus.
„ complanatus.
Ammon. mucronatus.
„ serpentinus,
Pecten (paradoxus) incrustatus
Darüber folgen die Leitmuscheln der Jurensismergel
Ammon. radians.
„ Germaini.
„ insignis.
Ammon. sternalis.
„ Thouarsensis.
„ jurensis.
während ganz gegen oben die Spuren der eigenthümlichen Fauna
der Torulosusschichten vorhanden zu sein scheinen, welche letztere
von Marcou aber gleichfalls noch in die Abtheilung der Marnes
h Trochus ou de Pinperdu gestellt wurden.
• Terquem, Paläontologie du Dep. de la Moselle. 1855. pag. 23, Extralt
de la statistique de la Moselle.
" Marcou 1846. Jura saliuois pag. 54 und 66.
3n
— 153 -
Zu la Verpilli^re und St. Quentin (Isere) erhielt ich
mit den Fossilen der angrenzenden Zonen folgende, für die Schich-
ten des Amm. jurensis charakteristische Arten:
Ammon.
radians.
V)
costula.
55
Thouarsensis
»
Comensis.
Ammon.
undulatus.
»
Aalensis.
»
comptus.
»
variabilis.
n
jurensis.
„ msignis.
„ hirzinus.
Dieselben beweisen, dass in der wenig mächtigen Ablage-
rung der dortigen Thoneisensteine die Fauna der Jurensisschichten
hinlänglich vertreten ist. üeber die allgemeinen Verhältnisse
dieser Bildung siehe §. 42.
D'Orbigny (Cours dement, pag. 469) hat die regelmässige
Entwicklung der Zone des Amm. jurensis für die Umgebungen
von Thouars (Deux Sevres) mit Deutlichkeit nachgewiesen.
Ueber den Schichten des Ammonites serpentinus liegt ein System
von Thonen und Kalken, aus welchen er folgende fossile Arten
aufzählt :
Belemnites tripartitus, irregularis.
Ammonites jurensis, insignis.
„ variabilis, radians, Thouarsensis.
Dieselben sind in den verschiedenen Bänken vertheilt^ bil-
den aber in ihrer Gesammtheit das Aequivalent der Fauna der
Jurensisschichten anderer Gegenden, auch ihre relative Lage ent-
spricht letzteren, da sie d'Orbigny als oberstes Glied des obern
Lias aufzeichnet und als ihre Unterlage die Schichten des Am-
monites serpentinus angibt.
Die Jurensisschichten in England. Ich habe hier
hauptsächlich zwei Lokalitäten anzuführen, an welchen die Zone
des Amm. jurensis mit Bestimmtheit unterschieden werden kann.
Von Ilminster (Somersetshire) habe ich schon im vorigen
Paragraphen angegeben, dass dort der obere Lias sich in zwei
Zonen spalten lasse, deren untere den Schichten der Posidono-
mya Bronni, die obere aber denen des Amm. jurensis entspreche.
Für letztere erwähnte ich das Vorkommen folgender Arten :
- 354 -
Amm. Thoiiarsensis^ radians, variabüis, jurensis, discoides, insignis.
Genauere Untersuchungen an Ort und Stelle werden die Zahl
der bezeichnenden Arten noch vervollständigen, das Vorhanden-
sein der Zone unter den Sanden des Unterooliths wird aber
durch sie hinlänglich bewiesen.
Eine zweite Lokalität ist Frocester (Gloucestershire), das
Profil Nr. 25, welches ich bei einem Besuche dieses Punktes
aufgenommen, gibt die mineralogischen Verhältnisse der Schichten
und zeigt die regelmässige Lagerung der Jurensismergel , sowie
die Schärfe, mit welcher diese Zone den Unteroolith von der
Etage des obern Lias abtrennt. In der 3 — 4 Fuss mächtigen, oolith-
schen Bank kommen folgende Arten vor:
Amm. jurensis, hirzinus. 1 Amm. Aalensis, lythensis.
„ variabilis, radians. ! „ (Calypso? heteroph.)
„ Thouarsensis, discoides. I
Somit wäre denn von verschiedenen Gegenden nachgewiesen,
dass die Schichten des Amm. jurensis nicht nur vorhanden sind,
sondern in regelmässiger Ablagerung über der Zone der Posidono-
mya Bronni und unter den Schichten des Amm. torulosus (d. h.
der untersten Zone des Unterooliths) auftreten. Die Lokalitäten,
an welchen das bestimmte und charakteristische Erscheinen der
Jurensisschichten festgestellt wurde, vertheilen sich auf mehrere
verschiedene Provinzen Englands, Frankreichs und Süddeutsch-
lands. Hiedurch möge die im vorigen und in diesem Paragra-
phen mehrmals ausgesprochene Vermuthung sich rechtfertigen
lassen, dass auch an andern Lokalitäten (von welchen bisher
bloss die Fossile der Jurensisschichten, nicht aber deren ge-
uauere Lagerung bekannt waren), die Zone des Amm. jurensis
als solche wohl noch abgetrennt werden könne.
— 355 —
§. 31. Verbreitung, Mächtigkeit, Gesteinsbeschaffenhcit
des Obern Lias ; Zusammenstellung seiner Glieder nach verschie-
denen Gegenden. Da der obere Lias sich bloss in zwei ver-
schiedene Zonen trennen lässt, so war es möglich, die allge-
meineren Verhältnisse desselben, seine Gesteinsbeschatfenheit,
Verbreitung u. s. w. schon bei derjenigen Zone abzuhandeln,
welche den überwiegenderen Antheil bei der Bildung der ganzen
Etage nimmt. Die Posidonomyenschichten sind an den meisten
Punkten in einer Weise vertreten, dass sie die Hauptmasse des
Obern Lias zusamensetzen , während die Mergel des Ammonites
jurensis häufig nur als schmales Band darüber abgelagert sind,
desto markirter aber hervorstechen, und einen Horizont bilden,
der bei dem Reichthum ihrer characteristischen Arten von Be-
deutung ist. Die Verbreitung des obern Lias richtet sich dem-
nach beinahe überall nach der Ausdehnung der Posidonomyen-
schichten, welche jedoch schon in §. 29 weitläufig aufgenommen
wurde. Es wäre desshalb eine Wiederholung, die Verbreitung
des obern Lias nochmals darzulegen , wie dies bei der Beschrei-
bung der früheren Etagen nöthig war. Ich beschränke mich
hier auf die allgemeine Zusammenstellung der Zonen des obern
Lias nacl\. den verschiedenen Localitäten , sowie auf einige An-
gaben seiner Mächtigkeit. Leider muss ich eine Anzahl an und
für sich zuverlässiger Messungen hier weglassen , da bei densel-
ben die Zone des Amm. torulosus mit einbegriffen ist, für die
Mächtigkeit des obern Lias allein aber keine Angaben existiren.
Mächtigkeit des obern Lias
an der Küste von Yorkshire (Alumshale) .... 200 Fuss,
in Gloucestershire (Dumbleton-Hill) . . . 100 — 150 „
an der Küste von Dorsetshire 200 „
im Depart. Calvados 40 „
zu la Verpilliere (Isere) . , 3 — 5 „
zu Kandern südwestl. Freiburg (Baden) . . . 26 — 28 „
in den Umgebungen von Boll 30 „
- 356 -
Mittlerer
Lias.
Oberer Lias.
Toarcien. Upper Lias.
Unter-
oolith.
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vorhanden
vorhanden, an andern
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iii
Anhang zum dritten Abschnitt.
§. 32.
Ich übergehe bei Aufzählung der Mollusken die Sepien
und Loliginiten, da ich bei der Seltenheit der französischen
und englischen Exemplare kein hinreichendes Material in Hän-
den habe, um genauere Vergleiche anstellen zu können, und
desshalb genöthigt wäre, mich auf die süddeutschen Vorkomm-
nisse zu beschränken. Eine Zusammenstellung von 16 Arten
derselben wurde nach den Münster'schen Arbeiten in Bronn 's
Jahrbuch 1844 pag. 380 gegeben, ausserdem finden wir die
Beschreibung der schwäbischen Species in Quenst. Cephalo-
poden. Von Crustaceen sind aus dem obern Lias mehrere Arten
bekannt, darunter besonders Eryon Hartmanni (von Meyer, Bronn's
Jahrb. 1835 pag. 329), und Uncina Posidoniae (Quenst. 1852.
Handb. tab. 20, fig. 12). Letztere Species wurde in der neueren Zeit
häufig in den Posidonomyenschiefern Bolls gefunden. Interes-
sant ist, dass sie M. Ter quem (Paläont. du Dep. de la Mo-
selle pag. 22) aus derselben Zone von dem Dep. der Moselle
erwähnt. Wie in den Thonen des untern und mittlem Lias, so
kommen auch in den Posidonomyenschiefern zahlreiche Exemplare
von Cypris vor. Ich nenne dieselben Cypris toarcensis. *
Die fossilen Arten, auf welche sich die vorhergegangene
Eintheilung und Vergleichung gründet, sind:
1 — 3. Belemnites papillatus, Ziet. 1832, tab. 23, fig. 7.
Belemnites subpapillatus , Ziet. 1832. tab. 23, fig. 8.
Siehe Bei. paxillosus, §. 25, Nr. 2.
Die Zieten'schen Figuren sind von Exemplaren genommen,
welche nicht die normale Bildung besassen, doch können sie
immerhin dienen, um die in den untern Posidonomyenschiefern
• Cypris liasina Brodie gehört In den untern Lias.
- 358 —
Schwabens so häufig vorkommenden Belemniten aus der Gruppe
der Paxillosen zu bezeichnen. Quenstedt nennt dieselben
Ceph. pag. 409 : Bei. paxillosus Posidoniae und hat tab. 24,
fig. 8 den Durchschnitt eines solchen abgebildet. Auf derselben
Tafel gibt er fig. 1 die Zeichnung eines englischen Paxillosen.
Ich erhielt ähnliche Exemplare aus dem Alumshale von Whitby
(Yorkshire) , sie weichen in Beziehung auf ihre Grösse und Dicke
von allen anderwärts vorkommenden Arten ihrer Gruppe ab.
Ich nenne dieselben Bei. Whitbyensis, da ich nicht wage,
sie mit einer anderen Species zu vereinigen. In Schwaben kom-
men nur in einer einzigen Schichte des Lias riesige Paxillosen
vor, dieselben erreichen aber die Grösse der englischen nicht,
besitzen eine rundere und zierlichere Form, und liegen in den
Spinatusschichten des mittlem Lias, während die englischen den
Posidonomyenschichten angehören. Bei. vulgaris, Young und
Bird tab. 14, fig. 1 und 5, pag. 258, wurde von mir in grosser
Zahl im obern Alumshale von Whitby gefunden. Seine Form ist
von den in andern Gegenden vorkommenden Paxillosen derselben
Schichte verschieden. Er besitzt ein scharfes Unterende, von wel-
chem aus sich 2 Furchen ziemlich weit aufwärts ziehen.
4. Belemnites aciiarius, Schloth. 1820, pag 46.
Bei. tubularis, Young u. B. 1822, tab. 14, fig. 6. pag. 260.
Bei. gracilis, Ziet. 1832, tab. 22, fig. 2, pag. 28.
Gehört ausschliesslich den Posidonomyenschiefern oder Schich-
ten gleichen Alters an , während sich einerseits die nahestehenden
Arten des mittlem Lias: Bei. longissimus und lagenäformis , an-
dererseits: Bei. longisulcatus und tricanaliculatus der Jurensis-
schichten leicht davon abtrennen lassen. Quenstedt, Ceph.
stellt für den in den Posidonomyenschiefern vorkommenden Bei.
acuarius 4 verschiedene Varietäten auf: 1) Bei. acuarius tubu-
laris, Ceph. tab. 25, fig. 9. 2) ventricosus fig. 8. 3) Gigas,
fig. 6 — 7. 4) gracilis fig. 4. Sie bilden den Typus der glatten
Acuarii, zeigen aber untereinander mannigfaltige Uebergänge. Ich
fand diese Varietäten in grosser Zahl im obern Lias von Altdorf
in Bayern, Boll in Württemberg und Kandern in Baden, in
- 359 -
Frankreich kommt Bei. aeuarius gleichfalls an vielen Punkten
vor, in England erhielt ich ihn über einen Fuss lang in dem
Alumshale von Whitby (Yorkshire). In Miirchison (1845
Geol. of Chelt. pag. 35) wird er aus den blauen Thonschichten
des obern Lias von Gloucestershire angegeben.
5. Belemniles Jongisulcatiis, Voltz. 1830, tab. 6, fig. l.
Bei. aeuarius longisulcatus, Quenst. 1848. Ceph. tab. 25,
fig. 11, 12. pag. 413.
Bildet den Typus der gestreiften Acuarii, an ihn reihen
sich die zwei Quensted t'schen Varietäten: Bei. aeuarius bre-
visulcatus , Ceph. tab. 25, fig. 1,3 und aeuarius macer, tab. 25,
fig. 21, 22. Bei. longisulcatus findet sich häufig in den Juren-
sismergeln von Wasseralfingen , Heiningen bei BoU und Mös-
singen. Voltz beschreibt ihn von ührweiler im Elsass und
Altdorf in Bayern, und d'Archiac (1856 Proges. VI Bd.) führt
ihn aus demselben Niveau der Umgebung von Bayeux (Calvados) an.
6. Beleraiiites tricanaliculatus, Ziet. 1832, tab. 24, fig. lO.
„ „ d'Orb. tab. 11, fig. 1—5.
Bei. aeuarius tricanaliculatus, Quenst. Ceph. tab. 25,
fig. 13-15.
Die gelungenen Abbildungen genügen, um die ausgezeich-
nete Species festzustellen, welche in der Oberregion der Juren-
sismergel in Schwaben an den 3 bei der vorigen Art angeführ-
ten Localitäten vorkommt. D'Orbigny citirt ihn von St. Quentin
(Isere) gleichfalls aus dem obern Lias.
7. Belemuites irregiilaris, Schloth. 1813, Taschenb.
pag. 70. tab. 3, fig. 2.
Bei. digitalis, Blainv. 1827. tab. 3, fig. 5, pag. 88.
Bei. irregularis, Ziet. 1832. tab. 23, fig. 6, pag. 30.
Bei. digitalis, Ziet. 1832. tab. 23, fig. 9, pag. 31.
Bei. irregularis, d'Orb. 1842. tab. 4, fig. 2—8.
Bei. digitalis, Quenst. 1848. Ceph. tab. 26, fig. 1 — 11.
Belemnites irregularis findet sich an der Grenze zwischen
Posidonomyenschiefern und Jurensisschichten zu Altdorf in Bayern,
- 360 -
Heiningen und Mössingen in Württemberg, Uhrweiler im Elsass
u. s. w. Aus Frankreich wird er sonst noch von vielen Loca-
litäten angeführt, jedoch bisweilen mit Bei. compressus Stahl des
mittlem Lias verwechselt. In England fand ich ihn nie, er ist
in diesem Lande entweder sehr selten, oder fehlt er ganz, da er
sogar in dem Cataloque of british Fossils nicht erwähnt wird.
Der mit Bei. irregularis vorkommende Bei. digitalis tripartitus,
Quenst. Ceph. tab. 26, fig. 14 gehört einer besonderen Species
an; ich nenne ihn Bei. Wrighti.
8. Belemnites exilis, d'Orb. 1842. tab. ii, fig. 6.
„ „ Quenst. Ceph. tab. 25, fig. 16, 17.
(Bei. unisulcatus Blainv.)?
Findet sich im obern Lias Frankreichs und Süddeutschlands.
Kommt zu Wasseralfingen , Heiningen bei Boll und Heselwangeu
bei Balingen vor und nimmt einen bestimmten Horizont in den
obersten Jurensisschichten ein.
9. Belemnites clavatllS, Blainv. siehe im mittleren Lias
§.25. Nr. 3.
Der kleine keulenförmige Belemnit geht vom mittlem Lias
bis zur Basis des Unteroolithes ; wahrscheinlich lässt sich jedoch
Bei. clavatus in mehrere Species trennen, da seine Form in den
verschiedenen Schichten nicht immer die gleiche bleibt. Die in
den Jurensismergeln von Heiningen und Wasseralfingen vorkom-
menden haben immer ein dickeres Oberende. Um sie von den
übrigen zu unterscheiden nenne ich sie Belemn. Toarcensis.
10. Belemnites inciirvatus, Ziet. 1832. tab. 22, fig. 7.
Bei. incurvatus, Quenst. 1848. Ceph. tab. 26, fig. 15.
(Bei. pygmaeus, Ziet. tab. 21, fig. 9.)
In den Posidonomyenschiefern von Boll und Wasseralfingen
kommt Bei. incurvatus häufig in verkiestem Zustande vor. Auch die
flachgedrückten Alveolen sind bisweilen von einer dünnen Schwe-
felkiesdecke überzogen. Bei. pygmaeus, Ziet. tab. 21, fig. 9, von
dem ich das Originalexemplar besitze, gehört wahrscheinlich zu
J
— 361 -
Bei. incurvatus. Die Scheide desselben ist aber so mit Schwe-
felkies und Thon überzogen, dass die Zieten'sche Figur nicht
deutlich ausfallen konnte, und letztere Species desshalb häufig
zu Bei. acuarius gestellt wird.
11. Belemnites tripartitiis, Schloth. 1820. pag. 48.
„ „ d'Orb. 1842. tab. 8.
„ „ Quenst. Ceph. pag. 410.
Im obern Lias Frankens, Schwabens, Englands und Frank-
reichs. In Süddeutschland beginnt Bei. tripartitus in den obern
Posidonomyenschiefern und kommt noch in den Jurensismer-
geln vor. Der von Quenstedt Ceph. tab. 26, fig. 19 — 21
als Varietät hervorgehobene Belemnit liegt am tiefsten und findet
sich ausschliessUch nur in den Posidonomyenschiefern. Er be-
sitzt eine charakteristische Form, wesshalb ich ihn als beson-
dere Species betrachte und unter der Benennung Bei. oxyco-
n u s aufzähle.
12. Belemnites pyramidalis, Münst. Ziet. 1832, tab.
24, fig. 5. pag. 31.
Bei. tripartitus brevis, Quenst. Ceph. tab. 26, fig. 18. 27.
Sehr häufig in den Jurensismergeln von Heiningen bei Boll,
Zimmern bei Hechingen, dessgleichen mit Amm. radians zu Alt-
dorf in Bayern. Einzelne meiner Exemplare stimmen genau mit
der Zieten'schen Figur des Bei. pyramidalis. Da kein älterer
Name vorhanden ist, so stelle ich den Zieten'schen voran. D'Or-
bigny's Bei. curtus, Prodr. 9. 18. ist vielleicht damit zu ver-
einigen.
13. Nautilus Toarcensis, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 23.
Nautilus latidorsatus, d'Orb. tab. 24 (non Schloth.)
In den Steinmergeln mit Amm. jurensis von Heiningen,
Sondelfingen und Sebastiansweiler. In Frankreich im obern Lias
von Niort. (Deux Sevres).
14. Nautilus seraistriatus, d'Orb. 1843. tab. 26. pag. 149.
Liegt mit der vorigen Species in der gleichen Etage. In
Württemb. naturw. Jahreshefte. October, 1856. 3s Heft. 24
— 362 ™
Frankreich erhielt ich ihn aus dem obern Lias von Milhau (Avey-
ron), in England von Ilminster (Somersetshire).
15. Ammoililes bifVons, Brug. 1789. (Enc. meth. vers
I. Bd. Nr. 15. pag. 40.) (Lister de Lap. tab. 6, fig. 2.)
Ämmonites Walcotti, Sow. 1815, tab. 106.
Ammonites bifrons , d'Orb. 1823, tab. 56.
„ „ Quenst. 1846.Ceph.tab.7,fig.l3,14.
Ammonites bifrons ist eine der bezeichnendsten Species des
obern Lias; er beschränkt sich nicht auf eine abgesonderte Zone,
sondern geht beinahe durch sämmtliehe Schichten der Etage
hindurch. Das reichste Lager bildet er an vielen Punkten in
der Oberregion der Posidonomyenschichten , hart unter der Zone
des Amm. jurensis. Amm. bifrons ist mit einem Aptychus ver-
sehen, wie ich mich an einem prachtvollen Stücke aus der
Sammlung von H. Morris in London überzeugte; an dem wohl-
erhaltenen Ammoniten waren beide noch in natürlicher Stellung
liegenden Stücke entblösst. Die Mundöffnung junger Exemplare
endigt in zwei seitlichen Ohren. Man sieht dies bei beschäl-
ten Stücken häufig schon durch die Krümmung der Anwachs-
streifen, doch besitze ich ein junges Exemplar, an welchem bei
1 Zoll Durchmesser eines der beiden Ohren erhalten ist. Hie-
durch wird der bisweilen ausgesprochene Satz , dass die Mund-
öffnung der Liasammoniten nie in Ohren endige , widerlegt.
In Schwaben fand ich den Amm. bifrons in den Posido-
nomyenschiefern von Boll und Reutlingen, sowie in den Juren-
sisschichten unweit Hechingen. In Frankreich erhielt ich ihn in
den Umgebungen von Evrecy (Calvados), la Verpilliere (Isere),
Vassy (Yonne), Milhau (Aveyron); in England von Ilminster
(Somersetshire) ; in Yorkshire fand ich ihn zahlreich bis zu 6 Zoll
Durchmesser haltend, in den obersten Schichten des Alumshales,
wenige Fuss unter dem dortigen Unteroolith.
16. Ammonites Saemanni n. sp.
Der Rücken ist auf gleiche Weise gebildet wie bei Amm.
bifrons; der deutliche Kiel besitzt auf jeder Seite eine Furche.
- 363 —
Steht auch im Uebrigen der vorigen Species ziemlich nahe, un-
terscheidet sich aber von ihr durch die eng stehenden scharfen
Rippen, welche sich bis an die Nath erstrecken, ohne durch
einen seitlichen Kanal unterbrochen zu werden. Ich erhielt vor
2 Jahren mehrere Exemplare dieser Species aus dem obern
Lias von Milhau (Aveyron) durch Herrn L. Sämann in Paris
und fand nachher denselben Ammoniten hi dem Alumshale von
Yorkshire.
17. Ammoniies serpeütinus, Rein. sp. 1818, fig. 74, 75.
Amm. Strangewaysi, Sow. 1820, tab. 254, fig. 1, 3.
Leitende Species für die untere Hälfte des obern Lias.
Findet sich flachgedrückt, mit erhaltenem Aptychus m den Po-
sidonomyenschiefern von Boll in Württemberg, Altdorf in Bayern
u. s. w. Die Schale bildet über der Nath eine stumpfe Kante,
es entsteht hiedurch eine ebene Suturfläche, welche schief
gegen das Centrum gerichtet ist, und das hauptsächlichste Un-
terscheidungsmerkmal von der folgenden Species bildet. Die
Figuren von Reinecke und Sowerby stimmen hierin über-
cin. In Frankreich kommt Amm. serpentinus im obern Lias
von Niort (Deux Sevres) und Evrecy (Calvados) vor, in Eng-
land erhielt ich ihn von Ilminster (Somersetshire),
IH. Amiiioiiites faicifer, Sow. 1820, tab. 254, fig. 2.
Ammonites Mulgravius, Young und B. 1822, tab. 13.
fig. 8.
Die sichelförmigen Rippen verlaufen regelmässiger als bei
der vorigen Species, die Windungen sind etwas hochmündiger,
die Schale biegt sich über der Nath in einem rechten bis
schiefen Winkel gegen einwärts. Findet sich mit der vorigen
Species in den Posidonomyenschiefern von Boll, dessgleichen
sehr häufig in dem Alumshale von Whitby (Yorkshire), im obern
Lias von Ilminster (Somersetshire), in den Umgebungen von
Cheltenham (Gloucestershire). In Frankreich kommt Amm. fal-
cifer verkiest im obern Lias von Milhau (Aveyron) vor.
24*
364
19. Amraoiiites elegaiis, Sow. 1815, tab. 94, fig. i.
„ „ Phill. 1829, tab. 13, fig. 12.
Amm. bicarinatus , Ziet. 1831, tab. 15, fig. 9.
Hochmündiger Falcifer , welcher sich mit den vorigen Arten
in der untern Hälfte des obern Lias findet. Ammonites com-
planatus, d'Orb. tab. 114. (nonBrug.) weicht durch stärkere Krüm-
mung der Rippen und durch seinen schärferen Rücken davon
ab. Leider fehlt noch ein Name für die im obern Lias Frank-
reichs , bei Vassy (Yonne) , la Verpilliere (Isere) , Milhau (Aveyron)
so zahlreich und schön vorkommende Species, denn der Bru-
gier'sche Amm. complanatus ist entschieden nicht damit iden-
tisch , da er (Encycl. meth. vers. 1 Bd. pag. 39) vom Randen-
berge angeführt wird , somit ohne Zweifel ein Canaliculat oder
Flexuose des obern Jura darunter verstanden wurde. Schlot-
heim's Amm. capellinus begreift zwar einen hochmündigen
Falciferen, doch ist die Beschreibung nicht genügend, um eine
bestimmte Art festzustellen. Um nicht noch einmal fehlzugreifen
benenne ich die Species: Amm. subplanatus und beziehe die-
selbe ganz auf d'Orbigny's gelungene Figur, welche weder
Zweifel noch Verwechslungen zulässt. Wahrscheinlich sind damit
einzelne der flachgedrückten Falciferen zu vereinigen , welche
in den Fosidonomyenschiefern von Boll vorkommen, und deren
Figuren in Zieten tab. 16. fig. 5 und 6. und Quenst. Ceph.
tab. 7, fig, 2. gegeben sind.
20. Ammonites exaratus, Young und B. Phill. 1829,
tab. 13, fig. 7.
Steht zwischen der vorigen Species und der folgenden in
der Mitte. Der Rücken ist ziemlich scharf, der Nabel jedoch
weiter als bei Amm. discoides, die Schale bildet über der Nath
eine stumpfe Kante, was durch die Philli ps'sche Figur deutlich
gezeigt wird. Ich erhielt einige beschalte Exemplare aus dem
Alumshale von Whitby (Yorkshire), sonst jedoch noch von keiner
andern Localität.
365
21. Ammoniles discoides, Ziet. 1831, tab. 16, fig. i.
„ cVOrb. 1845, tab. 115.
Amm. capellinus jurensis, Quenst. Ceph. pag. 106.
Die durch d'Orbigny's Figuren so wohl bestimmte Species
gehört ausschliesslich den Schichten des Amm. jurensis an.
Amm. discoides kommt in Schwaben in den Umgebungen von
Balingen und Boll vor, in Frankreich liegt er in verkiesten
Exemplaren zahlreich im obern Lias von Mende (Lozere) , Mil-
hau (Äveyron); in England fand ich ihn zu Frocester (Glou-
cestershire) in einer oolithischen Schichte dicht unter dem ünter-
oolith in Gesellschaft des Amm. jurensis, hirzinus, radians, variabilis.
22. Aaimonites depressiis, (v. Buch, 1830. Berh Ak.
pag. 185, tab. 3, fig. 2.?)
Die hier citirte Figur ist die einzige, welche mit dem in
den Jurensismergeln von Heiningen bei Boll vorkommenden Am-
moniten einigermassen stimmt. Die Rippen sind nicht ganz so
stark gebogen wie bei Amm. elegans , Sow. , der Rücken schärft
sich gleichmässiger zu. L. v. Buch gibt Ziet ens Amm. depres-
sus, tab. 5, fig. 5, und Sowerby's Amm. elegans als Synonyme
für seinen Amm. depressus an, was mir zu beweisen scheint,
dass letztere Species auch von L. v. Buch nicht vollständig
definirt und abgetrennt wurde. Ich übertrage sie demnach auf
die bestimmtere Form der hochmündigen Falciferenart , welche
ausschliesslich nur in den Jurensisschichten vorkommt und mit
Quenst edt's fig. 9 (tab. 7, Ceph.) des Amm. radians com-
pressus stimmen würde, wenn bei letzterer die Spaltung der
Rippen angedeutet wäre. Die Zeichnung der Loben, welche
V. B u c h für seinen Amm. depressus gegeben hat , weicht von
denen der Species, welche wir hier im Auge haben, dadurch
ab, dass mehr Nebenloben angegeben werden, als ich an den
schwäbischen Exemplaren finde. Dieselben dürften später als
besondere Species betrachtet werden , wesshalb ich sie neu be-
nenne und zwar Amm. Eseri. In den Registern habe ich
die Art noch unter der Buch'schen Bezeichnung angeführt.
366
23. Ammonites lytheiisis, Young und B. PhilJ. 1829,
tab. 13, fig. 6.
Amm. concavus, d'Orb. tab. 116 (non Sow.)
Leicht unterscheidbare Species, welche im obern Lias eine
ziemliche Verbreitung hat. Ich kenne keine gelungene Figur
dafür, denn Phillips gibt tab. 13, fig. 6 bloss die Andeutun-
gen , nach welchen übrigens die im Alumshale von Whitby
(Yorkshire) so häufig vorkommende Species leicht bestimmt wer-
den kann. D'Orbigny's Figuren seines Amm. concavus, tab. 116
stimmen mehr mit dem ächten Amm. lythensis , nur ist der Na-
bel weiter gezeichnet, als ich ihn bei einer grösseren Anzahl
französischer und englischer Exemplare gefunden habe. Amm.
lythensis hat zwar sein Hauptlager in den Posidonomyenschie-
fern, doch kommt er auch in den Schichten des Amm. jurensis
vor. Ich fand ihn in letztern zu Frocester (Gloucestershire), zu
Uhrweiler (Elsass), zu Heiningen bei Boll; in ersteren dagegen
zu Boll in Württemberg, Altdorf in Bayern und Whitby
(Yorkshire).
24. Ammonites concavus, Sow. 1815, tab. 94, fig. 2.
Das Originalexemplar des Amm. concavus , welches ich in
der Sammlung des H. J. Sowerby sah, zeichnet sich durch
die stumpfe Kante aus, welche die ebene Suturfläche mit den
Seitenwänden der Schale bildet. Der Winkel dieser Kante be-
trägt bei grösseren Exemplaren 130 — 140^. An der Figur,
welche d'Orbigny von seinem Amm. concavus gibt, ist diese
Eigenthümlichkeit nicht ausgedrückt, wie überhaupt d'Orbigny's
Amm. concavus mehr mit Amm. lythensis Phill. übereinzu-
stimmen scheint. Amm. concavus ist ziemlich weit genabelt,
trägt in der Jugend sichelförmige Rippen, welche sich jedoch
im Alter beinahe verHeren. Amm. concavus ist eine in den
Posidonomyenschiefern sehr verbreitete Species, ich erhielt ihn
aus dieser Zone von Altdorf in Bayern, Boll in Württem-
berg, Vassy (Yonne), Milhau (Aveyron), la Vcrpilliere (Is^re),
Whitby (Yorkshire).
— M1 —
25. Ammoiiites ovatiis, Young und B. 1822, tab. 13,
fig. 4.
Unterscheidet sich von Amm. concavus S o w. dadurch , dass
die ebene Suturfläche fehlt, indem die Schale ohne eine Kante
zu bilden sich allmälig gegen die Nath hin einwärts biegt. Ich
erhielt den Amm. ovatus aus dem Alumshale von Whitby in
wenigen Exemplaren, fand ihn aber bis jetzt noch an keiner
andern Localität.
26. Ammonites raclians, Rein. sp. 1818, fig. 39, 40.
Amm. striatulus, Ziet. tab. 14, fig. 6 (von Sow.).
Amm. radians, d'Orb. 1843. tab. 59.
Die Figur, welche Reine cke für seinen Amm. radians
gibt, lässt zw^ar keine ganz genaue Deutung zu, doch stimmen
die eben citirten Abbildungen von Zieten und d'Orbigny in
Beziehung auf die eng stehenden Rippen mit der Reineck'schen
Species. Durch diese späteren Bestimmungen wird die hoch-
mündigere und comprimirtere Form , wodurch sich Amm. radians
zum Theil von den folgenden Arten seiner Gruppe unterscheidet,
deutlicher hervorgehoben. Amm. radians gehört ausschliesslich
der Zone des Amm. jurensis an, und findet sich zu Heiningen
bei Boll; in Frankreich: zu Milhau (Aveyron) , la Verpilliere
(Isere); in England: zu Frocester (Gloucestershire).
27. Ammonites iindiilatus, (Stahl, 1824) Ziet. tab. lo,
fig. 5.
Amm. solaris, Ziet. tab. 14, fig. 7 (non Phill.)
(Amm. Levesquei, d'Orb. tab. 60?)
Findet sich nicht selten in den Schichten des Amm. juren-
sis in den Umgebungen von Wasseralfingen , Gmünd und Boll;
in Frankreich erhielt ich ihn aus den Erzen des obern Lias von
la Verpilliere bei Lyon.
28. Ammonites costula, Rein. 1818, fig. 33.
Amm. radians costula, Quenst. Cepli. tab. 7, fig. 11.
Leicht kenntliche Species durch die entfernt stehenden Rip-
pen , welche unregelmässige Zwischenräume unter sich lassen.
- 368 -
Kommt an der Basis der Jm*ensisschichten zu Wasseralfingen in
Schwaben, Altdorf in Bayern, Obereggenen bei Kandern in Baden,
sowie in Frankreich in den Eisenerzen des obern Lias von la
Verpilli^re (Isere) vor.
29. Ammonites Aalensis, Ziet. 1832. tab. 28, fig. 3.
Bildet den Uebergang zwischen der Gruppe des Amm. ra-
dians zu Amm. opalinus. Kommt an den bei der vorigen Spe-
cies angegebenen Localitäten vor. Das von Zieten abgebildete
Exemplar stammt aus den Jurensismergeln von Wasseralfingen
bei Aalen, doch findet man im untern Oolith in Begleitung des
Amm. opalinus Formen , welche ich nicht davon zu trennen wage.
30. Ammonites Thoiiarsensis , d'Orb. 1843. tab. 57.
Amm. Comensis, d'Orb. Prodr. 9. 30. (von v. Buch).
Amm. radians depressus, Quenst. Ceph. tab. 7, fig. 4.
Häufig in den Schichten des Amm. jurensis zu Heiningen
bei Boll, Sondelfingen u. s. w. In Frankreich erhielt ich die
Species von la Verpilliere (Isere), Thouars (Deux Sevres), Mil-
hau (Aveyron).
31. Ammonites striatulus, Sow. 1823. tab. 421, fig. i.
Steht der vorigen Species sehr nahe , doch sind die Rippen
weniger stark und verschwinden gegen die Nath hin früher als
bei Amm. Thouarsensis. Dies ist wenigstens bei den Exempla-
ren der Fall, welche ich aus dem obern Alumshale von Whitby
mitgebracht, doch bin ich nicht ganz sicher ob Amm. Thouar-
sensis d'Orb. nicht damit vereinigt werden muss.
32. Ammonites comptus, Rein. sp. 1818. fig. 5, 6.
Exemplare, welche ganz mit der Reineck'schen Figur
stimmen, werden selten angetroff"en, da die Rippen meist gröber
und die Windungen gewöhnlich nicht so hochmündig sind. In
wie weit Uebergänge zu Amm. Aalensis aufgestellt werden kön-
nen, ist noch nicht erwiesen, doch unterscheidet sich Letzterer
durch seine unregelmässigen Rippen von der Reineck'schen
Species, von welcher ich nur wenige Exemplare in der Wasseral-
finger Gegend und zu la Verpilliere bei Lyon auffinden konnte.
369
33. Ammoniles Comensis, v. Buch, 1831. Petrif. rem.
lab. 2, fig. 1. (non d'Orb. Prodr. 9. 30.)
Die von Leopold v. Buch aufgestellte Species ist von
der Gruppe des Amm. radians zu trennen. Amm. Comensis
zeichnet sich durch seitliche Knoten aus, welche über der Nath
in ungleichen Entfernungen stehen. Von jedem dieser Knoten
laufen 2 — 3 Rippen gegen den Rücken hin. Dies sind schon
die Charactere des Amm. variabilis, d'Orb., der sich auch bloss
durch hochmündigere comprimirtere Form seiner Windungen da-
von unterscheidet. Vielleicht gehen beide Species in einander
über, doch weichen die extremeren Formen derselben sichtlich
von einander ab. Amm. Comensis nimmt die höchste Region
des Obern Lias ein. In Schwaben ist er selten, häufiger an
einzelnen Localitäten Frankreichs, wie zu Milhau (Aveyron),
Semur (Cote d'Or). Von ihm glaube ich eine noch ausgespro-
chenere Species (Amm. Iserensis) trennen zu müssen, welche
ich in prächtigen Exemplaren zu la Verpilliere und St. Quentin
(Is^re) erhielt. Dieselben haben bis zu 1 Fuss Durchmesser und
stammen aus den dortigen Eisenerzen des obern Lias. Die Mund-
Öffnung ist nahezu quadratisch , die Rippen sind an den äussern
Umgängen grob und dick, sonst aber ziemlich gleichmässig und
beinahe gerade; der Kiel ist breit, so dass die ausgewachsenen
Exemplare einige Aehnlichkeit mit Amm. Conybeari oder Buck-
landi bekommen. Hiedurch unterscheidet sich diese Art von dem
später glatt werdenden Amm. variabilis. An den Innern Win-
dungen stellen sich weitere Eigenthümlichkeiten der Species her-
aus. Die Rippen sind auch hier wenig gebogen und breit, da-
gegen findet man auf je einem Umgang von 2 — 3 Zoll Durch-
messer 5 — 7 hohe unregelmässig gerundete Knoten, über der
Nath, von deren jedem aus 1 — 3 grobe Rippen gegen den Rücken
zu laufen , welche beinahe die doppelte Höhe der übrigen Rip-
pen erreichen. Die Species ist noch wenig gekannt, obschon
sie z. B. zu Milhau (Aveyron) zahlreich vorkommt. Auch in
Schwaben wurde sie gefunden und zwar in den Jurensismergeln
der Balinger Gegend.
— 370 —
34. Aiiimonites variabilis, d'Orb. 1845. tab. ii3.
„ „ D e w. 11. C h a p. Mem. Luxemb.
tab. 9, fig. 2.
(Amm. Beani, Simpson, Moii. Amin. pag. 36?)
Characteristische Species, welche ausschliesslich den Schich-
ten des Amm. jurensis angehört. Ich erhielt sie aus dieser Zone
in Schwaben selten , bei Wasseralfingen ; in Frankreich : zu la
Verpilliere (Isere), von Milhau (Aveyron), zu ührweiler (Elsass) ;
in England: zu Frocester (Gloucestershire), zu Ilminster (Somer-
setshire) * und zu Whitby (Yorkshire). Von letzterem Punkte
wurde wahrscheinlich dieselbe Species schon früher durch
M. Simpson beschrieben und ihr der Name Amm. Beani bei-
gelegt. Vielleicht wird desshalb der von d'Orb igny eiiige-
liihrte Name untergeordnet werden müssen.
35. Ammonites iiisignis, Schübler. Ziet. 1831. tab. 15.
fig. 2.
Amm. insignis, d'Orb. 1845. tab. 112.
So bezeichnend auch die Form des Amm. insignis ist, so
scheinen doch gewisse Uebergänge zu Amm. variabilis vorhanden
zu sein. Es finden sich flache Varietäten mit feineren Knoten,
welche zwischen beiden in der Mitte stehen und vielleicht noch
als besondere Species abgetrennt werden müssen. Amm. insignis
kommt beinahe überall vor, wo die Schichten des Amm. juren-
sis entwickelt sind; ich besitze ihn von den Umgebungen von
Boll und Sondelfingen in der schwäbischen Alp , von Obereg-
genen bei Kandern in Baden; aus Frankreich von St. Quen-
tin und la Verpilliere (Isere), Milhau (Aveyron), Salins (Jura),
Uhrweiler (Elsass); von England: aus den Umgebungen von
Frocester (Gloucestshire) , wo ich ihn mit x\mm. jurensis.
• Mr. Moore aus Bath sandte mir den Amm. variabilis aus den Um-
gebungen von Ilminster, mit dem besondern Bemerken, dass die Exemplare
aus dem höchsten Bette des obern Lias stammen. Dies ist aber nichts An-
deres als die Zone des Amm. jurensis.
— 371 —
hirzinus , radialis und variabilis im gleichen Lager fand. In der-
selben Zone liegt er zu Ilminster (Somersetsliire).
36. Ammoniles sieriialis, v. Buch. d'Orb. 1845. tab. ili.
Amm. lenticularis, v. Buch (non Phill.)
Ist hauptsächlich im obern Lias Frankreichs zu Hause und
kommt zahlreich und verkiest zu Salins (Jura), Milhau (Aveyron)
und Mende (Lozere) mit Amm. insignis und variabilis vor. In
Schwaben fand ich nur wenige Exemplare in der Zone des
Amm. jurensis. Amm. sternalis scheint in England sehr selten
zu sein , oder zu fehlen ; ich fand ihn in diesem Lande nicht,
auch wird er dorther nicht erwähnt.
37. x4mmonites serrodeiis, Quenst. 1846. Ceph. tab. 8,
fig. 14.
Seltene discusartige Species mit einfachen Loben; bis jetzt
nur aus Schwaben bekannt.
38. Ammonites siibcarinatiis, Young und Bird. sp.
1822, tab. 12, fig. 7. pag. 255. (Naut.).
Amm. subcarinatus, PhilL 1829, tab. 13, fig. 3.
Die Figuren, welche Young und Bird und Phillips
geben, waren nicht genügend, um die von Yorkshire be-
schriebene Species auch anderwärts in Aufnahme zu bringen.
Amm. subcarinatus hat in der Jugend viele Aehnlichkeit mit
d'Orbigny's Amm. cycloides tab. 121, fig. 1 — 6. Später wird
die Species beinahe glatt, behält aber den starken Kiel mit den
breiten seitlichen Furchen bei. Ich erhielt mehrere Exemplare
aus dem Alurashaie von Whitby ; er erreicht hier 3 Zoll Durch-
messer. Ein kleineres verkiestes Exemplar besitze ich aus dem
französischen obern Lias von Milhau (Aveyron). Ohne Zweifel
kommt er auch zu Mende (Lozere) und Salins (Jura) vor. Von
Süddeutschland kenne ich ihn nicht.
39. Ammonites heterophylliis , Sow. 1819, tab. 266.
„ „ (d'Orb. tab. 109.?)
Amm. heterophyllus Posidoniae, Quenst. Ceph. pag. 101.
Der ächte Sowerby'scbe Amm. heterophyllus aus den
— 372 —
Posidonomyenschiefern (Alumshale) von Whitby in Yorkshire,
bildet zwar den Typus für die ganze Reihe der hochmündigen
Heterophyllen , lässt sich aber durch die Bildung seiner Loben
von allen übrigen Species seiner Gruppe trennen. Amm. Zetes,
d ' 0 r b i gny (heterophyllus amalthei , Q u e n s t. Ceph. tab. 6,
fig. 1.) steht ihm der äussern Form nach ziemlich nahe, hat
aber viel verzweigtere Loben, wovon ich mich durch Vergleichung
einer grossem Anzahl englischer und schwäbischer Exemplare
überzeugt habe. Die Heterophyllen der Jurensisschichte standen
mir in geringerer Menge zu Gebot, doch fand ich, dass auch
sie von der ächten Sowerby' sehen Species abweichen.
Amm. heterophyllus kommt beinahe überall vor, wo die
Posidonomyenschiefer oder Schichten gleichen Alters entwickelt
sind. Ich erhielt ihn zu Altdorf in Bayern, Boll in Württemberg ;
aus dem Marne de grand Cour (Luxemburg), zu Vassy (Yonne),
Milhau (Aveyron), sowie in bedeutender Anzahl und in grossen
Exemplaren zu Whitby (Yorkshire). ^
40. Ammonites Calypso, d'Orb. 1845. tab. HO, fig.
1 — 3.
Scheint etwas höher zu liegen als Amm. heterophyllus, w^e-
nigstens stimmen einige Exemplare , welche ich in den Jurensis-
raergeln von Wasseralfingen fand , mit d'Orbigny's Figur. In
Frankreich erhielt ich die Species von Milhau (Aveyron); in
England von Ilminster (Somersetshire).
41. Ammoiiiies Mimatensis, d'Orb. 1845. tab. iio,
fig. 4 — 6.
Seltene Species des obern Lias. Ich besitze sie nur von
einer Localität : Milhau (Aveyron), d'Orbigny beschreibt sie
von Mende (Lozere). Die Loben und Sättel zeigen zwar, dass
Amm. Mimatensis noch zur Gruppe des Amm. heterophyllus ge-
hört, doch ist der Nabel weiter, sowie auch die Einschnürungen
und Radialrippen in anderer Weise ausgesprochen sind. Von
Süddeutschland kenne ich ihn nicht.
— 373 —
42. Ammoüites jurensis, Zieten. 1833. tab. 68, fig.l.
„ „ d'Orb. 1844. tab. 100, fig. 3
(fig. 1. 2?)
(Amm. gubernator, Simpson, Mon. Amm.)
Ammonites jurensis ist wohl die bezeichnendste Species für
die Zone, welche an so vielen Punkten noch über den Posido-
nomyenschiefern folgt, und als oberste Grenze des untern Lias
betrachtet werden muss. Er scheint überall vorzukommen, wo
diese Zone mit einiger Deutlichkeit entwickelt isl ; ich fand ihn längs
der ganzen schwäbischen Alp , ferner in den Jurensismergeln von
Uhrweiler (Elsass) in den Eisenerzen von la Verpilliere bei Lyon.
In England traf ich ihn zu Frocester (Gloucestershire) genau an
der obersten Grenze des Lias. Ganz dieselbe Position nimmt er
zu Ilminster (Somersetshire) ein, wo er mit Amm. discoides, radians,
variabilis und insignis ein Bett füllt, über welchem die Sande
des Unteroolithes beginnen. Selten ist Amm. jurensis im obern
Lias von Yorkshire, ich sah nur ein einziges Exemplar im Museum
von Whitby mit der Bezeichnung: Ammonites gubernator Simp-
son, konnte den Ammoniten aber an der dortigen Küste nicht
auffinden.
43. Ammonites corniicopiae, Young. und B. 1822, tab.
12, fig. 6.
Amm. fibriatus, Zieten, 1830. tab. 12. fig. 1.
„ cornucopiae, d'Orb. tab. 99. fig. 1 — 3.
Findet sich flachgedrückt in den Posidonomyenschiefern von
Boll, wohlerhalten dagegen in derselben Zone zu Altdorf in Bayern;
in Frankreich: zu Milhau (Aveyron) , la Verpilliere (Isere); in
Luxemburg im Marne de Grand -Cour, Dew. ; in England: im
obern Lias von Ilminster (Somersetshire), sowie im Alumshale
von Whitby (Yorkshire). Aus der gleichen Zone besitze ich von
Wasseralfingen in Württemberg und von Milhau (Aveyron) eine An-
zahl Exemplare, welche von dem ächten Amm. cornucopiae durch
ihre aufgeblähtere Form und Breite der Windungen abweichen.
Ich will letztere Species Amm. sublineatus nennen. d'Orbigny's
Amm, cornucopiae nähert sich ihr und weicht von der Young-
— 374 —
sehen Species ab, auf keinen Fall darf seine fig. 4 als jugend-
liche Form des normalen Amm. cornueopiae betrachtet werden.
44. Animonites hirzinus, Schloth. 1820, pag. 72.Knorr,
2. 1. Bd. A. flg. 12.
Amm. oblique interuptus, Ziet. tab. 15, fig. 4.
„ hirzinus, Quenst. Ceph. tab. 6, fig. 10.
Amm. hirzinus liegt gewöhnlich an der Basis der Jurensis-
schichten und findet sich zu Altdorf in Bayern, Wasseralfingen
und Heiningen in Württemberg; in Frankreich zu la Verpilliere
(Isere) ; in England traf ich ihn nur einmal in den Jurensis-
schichten von Frocester (Gloucestershire).
45. Ammonites Germaini, d'Orb. 1844. tab. lOi.
Die Mundöffnung ist mehr quadratisch, und nicht oblong,
wie bei Amm. hirzinus, der mit Amm. Germaini übrigens viele
Aehnlichkeit hat, und den er gleichsam zu ersetzen scheint, denn
zu Uhrweiler (Elsass), Milhau (Aveyron) kommt Amm. Germaini
vor, Amm. hirzinus fehlt hier, während ich von den soeben citirten
Localitäten des Amm. hirzinus den Amm. Germaini nicht kenne.
46. Ammonites angiiiniis, Rein. sp. (Arg.) 1818. fig. 73.
Amm. annulatus, Sow. Febr. 1819, tab. 222, fig. 1—4.
„ aequistriatus, Ziet. 1830. tab. 12, fig. 5.
„ annulatus, d'Orb. 1844. tab. 76, fig. 1—2.
„ „ Quenst. Ceph. tab. 13, fig. 11.
Sowerby hat auf tab. 222 zweierlei Species abgebildet,
von welchen die eine fig. 1 — 4 mit dem schon im Jahre zuvor
beschriebenen Amm. anguinus Rein, übereinstimmt. Ich behalte
desshalb den S o wer by' sehen Namen nur für seine Figur 5
bei, von welcher sich Amm. anguinus Rein, wohl unterscheiden
iässt. Amm. anguinus ist weniger aufgebläht, hat gleichmässigere
und feinere Rippen und zeigt keine Spur von Knotung. Ich
erhielt denselben in grosser Zahl in runde Knollen gebacken
aus dem Alumshale von Whitby (Yorkshire). Er findet sich
ferner im obern Lias von Ilminster (Somersetshire) , zu Altdorf
— 3?5 —
in Bayern , sowie in den Posidonomyenschiefern von Boll , wo-
selbst er jedoch immer flachgedrückt ist. Zieten hat ein sol-
ches Exemplar tab. 12, fig. 5 als Amm. aequistriatus abgebildet,
doch ist es bei dieser Erhaltungsweise schwierig, die Species
sicher zu deuten.
47. Ammonites anniilalus, Sow. 1819. tab. 222, fig. 5.
(non fig. 1 — 4.)
Steht zwischen Amm. anguinus Rein, und Amm. Desplacei,
d'Orb. in der Mitte. Das Origiflalexemplar , welches ich in M.
Sowerby's Sammlung sah, und welches wahrscheinlich zu seiner
Figur 5 gehört, zeigt auf den schnell anwachsenden Innern Um-
gängen schwache Knoten, die jedoch gegen aussen verschwinden.
Amm. annulatus ^findet sich mit der vorigen Species an den
eben erwähnten Punkten, ausserdem erhielt ich ihn aus den
Eisenerzen des obern Lias von la Verpilliere (Isere) und den
Posidonomyenschichten von Vassy (Yonne).
48. Ammoniles coninumis, Sow. 1815. tab. 107, fig.2. 3.
Amm. angulatus, Sow. 1815. tab. 107, fig. 1.
„ communis, dOrb. 1844. tab. 108.
„ „ Quenst. Ceph, tab. 13, fig. 8.
Mit den vorigen Arten.
49. Ammonites Holandrei, d'Orb. 1844. tab. 105, fig. i.
Amm. annulatus, Schloth. Nachtr. tab. 9, fig. 1. (non
Sow.)
D'Orb ig ny hat die extremen Formen des Amm. communis
und des Amm. Holandrei durch seine Figuren so hervorgehoben,
dass sie sich auf diese Weise wohl unterscheiden lassen, während
bei einer grössern Anzahl von Naturexemplaren die Trennung der
üebergänge schwierig und vielleicht unmöglich ist. Beide Arten
finden sich in der Zone der Posidonomya Bronni an vielen Lo-
calitäten in grosser Häufigkeit,
50. Ammonites Braiinianus, d'Orb. 1844. tab. 104,
fig. 1 — 3.
Zeichnet sich durch die parallele Stellung der seitlichen
— 376 ~
Kippen aus , von denen sich jede an der Rückenkante in zwei
spaltet, welche in gerader Richtung über den schmalen Rücken
laufen. Kommt mit der vorigen Art vor, ist aber viel seltener.
51. Ammonites miicronatiis , d'Orb. 1844. tab. 104,
fig. 4 — 8.
Die zierliche Form, welche von d'Orbigny gut abgebildet
und beschrieben wurde, ist bis jetzt nur von wenigen Localitäten
bekannt. Ich fand den Amra. mucronatus in den Posidonomyen-
schiefern von Altdorf in Bayern, woselbst er mit Amm. crassus
verkiest vorkommt; in Frankreich erhielt ich ihn aus den Eisen-
erzen von la Verpilliere (Isere) und Milhau (Aveyron). D'Orbigny
citirt ihn aus den Umgebungen von Metz (Moselle).
52. Ammonites crassus, Phill. 1829* tab. 12, fig. 15.
Amm. Raquinianus, d'Orb. 1844. tab. 106.
„ crassus, Quenst. Ceph. tab. 13, fig. 10.
An den Seiten stehen Knoten, von denen gegen die Nath
hin einfache, über den Rücken weg aber doppelte Rippen
laufen. Geht durch sämmtliche Schichten der Posidonomyen-
schiefer und scheint erst an der Basis der Jurensismergel auf-
zuhören, so z. B. bei Wasseralfingen in Württemberg, und Alt-
dorf in Bayern. In Frankreich erhielt ich ihn von Milhau (Aveyron)
St. Quentin (Isere); von Luxemburg aus dem Marne de Grand
Cour. In England liegt er häufig im Alumshale von Whitby.
Wenn schon die extremeren Formen des Amm. crassus
und mucronatus keine Uebereinstimmung zeigen , so hat doch
M. Köchlin Schlumberger in einer interessanten und werth-
vollen Abhandlung (Soc. geol. de Fr. 1854. Note 4) Uebergänge
zwischen denselben aufgestellt, welche eine Vereinigung beider
nöthig zu machen scheinen.
53. Ammonites fibulatiis, Sow. 1823. tab. 407, fig. 2.
Amm. armatus, Young u. B. tab. 13, fig. 9. (non Sow.)
„ Bollensis, Ziet. 1830. tab. 12, fig. 3.
Die Innern Umgänge besitzen engstehende, scharfe Rippen
und tragen noch keine Knoten, letztere erscheinen mehr gegen
- 377 -
aussen und sind auf den Umgängen von 2V2 Zoll Durchmesser
am stärksten.
Zietens Amm. Bollensis, wovon ich das Originalexemplar
besitze, muss mit Amm. fibulatus zusammengestellt werden; es
ist flachgedrückt wie die übrigen Boller Vorkommnisse, doch
stimmt die Stellung der Rippen und Knoten mit der des Amm.
fibulatus überein.
Amm. fibulatus ist in England und Frankreich sehr ver-
breitet in der Zone der Posidonomya Bronni , ich erhielt ihn
zu St. Quentin (Isere), Ilminster (Somersetshire) , Whitby (York-
shire) in ziemlicher Anzahl.
54. Ammoniles siibarmatus, Young u. B. 1822. tab.
13, fig. 3. pag. 250.
„ „ Sow. 1823. tab. 407, fig. 1.
„ „ d'Orb. 1844. tab. 77.
Die Windungen sind nicht comprimirt wie bei der vorigen
Species, sondern ihr Querschnitt ist beinahe quadratisch. Die
Knoten beginnen schon in der frühesten Jugend. d'Orbigny
stellt den Amm. subarmatus irrthümlich in den mittlem Lias,
während er sich immer im obern Lias findet und zwar in der
Region der Posidonomya Bronni. Kommt an den schon bei der
letzten Species genannten Localitäten vor.
55. Ammoniles Desplacei, d'Orb. 1844. tab. 107.
D'Orbigny 's Figur genügt, um diese Species festzustellen.
Ich erhielt dieselbe aus den harten blauen Bänken der Posi-
donomyenschiefer von Vassy (Yonne), sowie vollständig damit
übereinstimmend, sowohl in Beziehung auf die äussere Form,
als die Art der Erhaltung in den entsprechenden Schichten von
Altdorf in Bayern.
Ammonites opalinus , Rein, primordialis, Ziet. und Amm.
torulosus, Schübl. siehe im untern Oolith, §. 53 Nr. 15 u. 16.
56. ChemnitziaRepeliniana, d'Orb. 1850. Prodr. 9. eo.
„ „ d'Orb. 1850. tab. 238, fig. 2.
Gehört in die Zone der Posidonomya Bronni, denn ich
Württemb. naturw. Jahreshefte. Oktober, 1856. 3s Heft. 25
— 378 ~
fand sie in den Eisenerzen von la Verpilli^re bei Lyon mit Amm.
fimbriatus im gleichen Steine steckend. Von andern Orten kenne
ich sie nicht.
57. Natica Pelops, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 67.
„ „ d'Orb. Pal. fr. tab. 288, flg. 16, 17.
Der Steinkern, welchen d'Orbigny von dieser Species
abgebildet hat, zeigt glatte Umgänge; ganz damit übereinstim-
mende schalenlose Stücke besitze ich aus den Eisenerzen des
obern Lias von la Verpilliere (Isere), während ebendaher die dazu
gehörigen beschälten Exemplare schwache, entferntstehende Spiral-
streifen zeigen. Dasselbe fand ich bei einigen Exemplaren aus
den Posidonomyenschichten von Milhau (Aveyron) und von Ev-
recy (Calvados). In den harten Kalkbänken der Liasschiefer
von Boll und Wasseralfingen ist die Brut einer Naticaähnlichen
Schnecke sehr häufig, welche vielleicht dazu gehört. In England
erhielt ich die Natica Pelops aus dem Alumshale von Whitby
mit theilweise erhaltener Schale, sie stimmt mit den Exemplaren
von la Verpilliere vollständig überein.
58. Turbo Berlheloti, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 83.
„ „ d'Orb. Pal. fr. tab. 328. fig. 7, 8.
Schöne Species mit linksgewundenen Umgängen aus den
Eisenerzen von la Verpilliere (Isere), doch lässt sich ihre Zone
nicht sicher bestimmen.
59. Turbo Sedgwickii, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 80.
Trochus Sedgwickii, Münst. Goldf. tab. 179, fig. 4.
Dürfte aus den Jurensismergeln stammen, wenigstens kom-
men in dieser Schichte, zu Heiningen und Wasseralfingen die Stein-
kerne einer mit der G oldfuss' sehen Figur ganz übereinstim-
menden Species vor.
60. Pleurotomaria Grasana, d'Orb. 1853. Pal. fr. tab.
360, fig. 1 — 5.
Ich erhielt diese Species in mehreren Exemplaren aus den
Eisenerzen des obern Lias von la Verpilliere (Is^re), kenne sie
jedoch von andern Localitäten nicht.
- 379 ~
61. Pleurolomaria subdecorata , Münst. Goldf. 1849.
tab. 185, fig. 3.
Pleurotomaria subdecorata, d'Orb. tab. 364, fig. 1 — 6.
Mit der vorigen Art. Goldfuss beschreibt sie von Berg
bei Altdorf. Zone unbestimmt.
62. Pleurotomaria intermedia, Münst. Goldf. 1844, tab.
185, fig. 1. 2.
Scheint eine ziemliche Verbreitung zu besitzen, Goldfuss
bildet 2 Exemplare von Baireuth und Altdorf ab, d'Orbigny
führt sie aus dem obern Lias von St. Maixent (Deux-S^vres)
an. In Schwaben fand ich die dazu gehörigen Steinkerne m
den Jurensismergeln von Heiningen und Wasseralfingen.
63. Goniomya rliombifera, Agass.
Lysianassa rhombifera, Goldf. 1846. tab. 154, fig. 11.
Häufig in den Posidonomyenschichten von Altdorf in Bayern.
64. Solemya Vollzi, Rom. 1839. Ool. tab. 19, fig. 20.
Pholadomya Voltzi. d'Orb. Prodr. 9. 15 3.
Die seltene Muschel hat viele Aehnlichkeit mit Solemya
mediterranea Lam. aus dem Mittelmeer. Römer beschreibt sie
aus den Posidonomyenschiefern von Hildesheim. In derselben
Schichte fand ich sie bei Boll , habe jedoch bis jetzt bloss zwei
Exemplare davon bekommen können. Dieselben sind flachge-
drückt, wesshalb eine genauere Untersuchung unmöglich ist.
Da man jedoch Solemyen vom Kohlengebirge an bis in die
lebende Schöpfung herauf findet, so ist kein Grund vorhanden,
an dem Auftreten dieses Genus im obern Lias zu zweifeln.
65. Leda OVUm, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 173.
Nucula Ovum, Sow. 1824, tab. 476, fig. 1.
„ „ Phill. 1829, tab. 12, fig. 4.
,, complanata Phill. 1829. tab. 12, fig. 8.
Findet sich mit Amm. crassus und Bei. vulgaris in grosser
Zahl im Alumshale von Whitby. Morris Catal. pag. 205 er-
wähnt sie von Lincolnshire. Von andern Orten kenne ich sie
nicht. d'Orbigny Prodr. 9. 173 citirt Leda Ovum wohl
25*
— 380 —
irrthümlich von BoU, denn bis jetzt wurde sie dort noch nicht
angetroffen.
66. Trigonia litterata, Phill. 1829, tab. 14, fig. ii.
Ich erhielt diese Species in Yorkshire aus dem obern Lias
von Peak bei Robin Hoods Bay. Philipps hat sie tab. 14,
fig. 11 in den untern Lias gestellt, gibt jedoch pag. 161 für
ihr Vorkommen auch den Alumshale von Robin-Hoods-Bay an.
67. Lima Galatea, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 230.
Lima pectinoides, Phill. tab. 12. fig. 13 (non Sow.)
Lima duplicata Rom. Ool. pag. 75 (pars).
Oberer Lias von Yorkshire; Jurensismergel von Uhrweiler
(Bas Rhin.)
68. Lima Gallica, n. sp.
Lima gigantea, d'Orb. 1850. Prodr, 9. 221. (non Sow.)
Sowerby's Lima gigantea stammt aus dem untern Lias
von Bath (Wiltshire) und es ist damit ohne Zweifel d'Orb igny's
Lima edula, Prodr. 7. 121. zu vereinigen, während die davon
verschiedene Species des obern Lias davon abgetrennt werden muss.
69. Avicula substriata, Ziet. 1833, tab. 69, fig. 9.
Monotis substriata, Münst. 1831. Br. Jahrb. pag. 406.
„ „ Goldf. 1836. tab. 120, fig. 7.
Füllt in den Posidonomyenschiefern von Franken und
Schwaben ganze Bänke an, und findet sich zu Altdorf, Boll,
Metzingen, Hechingen, Sebastiansweiler u. s. w. Von Luxem-
burg sandte sie mir mein Freund Dr. Dewalque aus den bitu-
minösen Schiefern von Anhange, welche dort unter den Jurensis-
mergeln liegen und unsern Posidonomyenschiefern entsprechen.
In England fand ich sie zahlreich in dem Alumshale von Whitby
(Yorkshire).
70. Gervillia Eseri.
Gervillia lanceolata, Quenst. 1852. Handb. pag. 514.
(non Sow.)
Langgestreckte Form, welche in Schwaben flachgedrückt in
den Posidonomyienschiefern der Umgebungen von Boll vorkommt.
— 381 —
71. Inoceramus iindulatus, Ziet. 1833, tab. 72, fig. 7.
Grosse Species aus den Posidonomyenschiefern von BoU.
Das Zieten'sche Originalexemplar , welches ich besitze, zeichnet
sich durch seine groben unregelmässigen Runzeln aus.
72. Inoceramus cinctus, Goldf. 1836. tab. 115, fig. 5.
Regelmässig concentrisch gestreifte Art, welche sowohl in
den Posidonomyenschiefern als Jurensismergeln der Boller Gegend
vorkommt. In England fand ich sie im Alumshale von Whitby
(Yorkshire).
73. Inoceramus dubius, Sow. 1828, tab. 584, fig. 3.
„ „ Ziet. 1833. tab. 72, fig. 6.
In den Posidonomyenschiefern von Wasseralfingen , Boll,
Metzingen, Balingen, sowie von Rändern in Baden. In Frank-
reich in den gleichen Schichten zu Vassy (Yonne) und Semur (Cote
d'Or). Schlotheim hat vielleicht diese Species unter seinem
Mytulides gryphoides verstanden, doch ist letztere Annahme kei-
neswegs sicher begründet.
In Yorkshire erhielt ich den Inoceramus dubius an dem
gleichen Flecke, von welchem ihn Sowerby beschrieben hat
und ganz übereinstimmend mit dessen Figur in verkiesten Exem-
plaren an der südöstlichen Küste von Whitby.
74. Posidonomya Bronni, V o Hz, Goldf. 1836. t. Ii3,f.7.
„ „ Ziet. tab. 54, fig. 4.
Findet sich in den Posidonomyenschiefern der schwäbischen
Alp zu Wasseralfingen, Boll, Metzingen Hechingen und Balingen,
des Breisgaues zu Kandern, südwestlich Freiburg, sowie in Frank-
reich in den entsprechenden Schichten von Milhau (Aveyi'on), Be-
sangon (Doubs), Salins (Jura), Metz (Moselle), Nancy (Meurthe),
desgl. in Luxemburg zu Lamorteau. In England fand ich die
Posidonomya Bronni im Alumshale von Yorkshire ; Morris, Catal.
citirt sie aus dem obern Lias von Lincolnshire.
75. Posidonomya radiata, Goldf. 1836. tab. 114, fig. 2.
Kommt in Schwaben mit der vorigen Art bei Boll und
Metzingen vor.
- 382 —
76. Posidonomya orbicularis, Maust. Goldf. 1836. tab.
114, fig. 3.
Häufig in den Jurensismergeln von Heiningen bei Boll.
(Pecten tumidus, siehe mittl. Lias §. 25, Nr. 102.)
77. Pecten incrustalus, Defr. 1825, Dict. 34. 253.
„ paradoxus, Münst. 1836. Goldf. tab. 99. fig. 4.
„ contrarius, v. Buch. (Syn. nach Bronn's Index.)
Die Aussenseite der Muschel trägt feine Rippen, ist jedoch
selten blossgelegt, sondern beinahe immer mit einer Kruste über-
zogen, während die Innenseite meist frei ist, 12 — 14 hervor-
stehende Rippen zeigt, welche jedoch nicht ganz bis an den
Schalenrand gehen. Findet sich in grosser Zahl in den Posi-
donomyenschiefern von Wasseralfingen, Metzingen und Ohmenhau-
sen. G 0 1 d f u s s beschreibt ihn aus dem Liasschiefer von Banz.
(Plicatula spinosa, siehe mittl. Lias §. 25. Nr. 103.)
78. Ostrea subaiiricularis, d'Orb. 1850. Prodr. 9.262.
„ auriculata, Münst. Goldf. 1833. tab. 79, fig, 7.
(non Walh.)
Kommt im obern Lias Frankreichs an vielen Stellen vor,
Goldfuss beschreibt sie aus dem Lias von iVmberg, gibt aber
die genauere Schichte nicht an.
Noch vor wenigen Jahren waren kaum ein Paar BracMopodenarten des
obern Lias beschrieben, während in der letzten Zeit durch die werthvollen
Arbeiten Th. Davidson's, E. Deslongch amps und Ch. Moore's die
Kenntniss der fossilen Brachiopoden des obern Lias so vermehrt wurde,
dass ich hier über 30 wohlbestimmte Species anführen kann. Die meisten
derselben wurden an der Basis des obern Lias in den Umgebungen von
Caen (Calvados) und von Ilminster (Somersetshire) gefunden. Mein Freund,
E. Deslongchamps zeigte mir auf einer Excursion in den Lias südlich
von Caen die Zone , in welcher die zahlreichen Brachiopodeuarten auftreten.
Es sind zwei gelbliche dünne Thonschichten , welche unmittelbar über dem
Maristone oder mittlem Lias liegen , siehe §. 29. Ich will sie analog der
Bezeichnung, welche die damit übereinstimmende Lage von Ilminster (Somer-
setshire), in England erhielt: Leptaenabett nennen. In dieser Schicht fanden
— 383 —
sich die meisten der folgenden Species, einzelne davon beginnen schon im
mittleren Lias, wenige gehen in den Unteroolith hinauf Ich hatte Gelegen-
heit, eine Anzahl derselben an Ort und Stelle zu sammeln, E. Deslongs-
champs ergänzte mir die fehlenden. Die Species von Ilminster erhielt ich
durch die Güte Herrn Moore's in Bath. Ich zähle die einzelnen Species,
welche im obern Lias vorkommen , hier auf , indem ich mich auf folgende
Arbeiten beziehe:
1) Th. Davidson, Monograph. III. Theil. british oolithic and liasic
Brachiopoda dessgl. Appendix. Pal. Society 1851— 52. 2) Th. Davidson, Annais
and. Mag. of nat. bist. Juni l'SöO pag. 450. 3) E. Deslongchamps, Me-
moire sur les Genres Leptaena et Thecidea, 1853. extr. du 9 vol. de la
Society Linneenne de Normandie. E. Deslongchamps , Notice sur un genre
nouveau de Brachiopodes. 1855. extr. de FAnnuaire de l'Institut des Pro-
vinces. 5) Ch. Moore, on now Brachiopoda. 1854. Proceedings of the Somer-
setshire archaeol. and nat. bist. soc.
79. Terebratiila Lycetti, Dav. III. tab. 7, fig. 17 — 22.
Oberer Lias von Barington bei Ilminster, (Somersetshire),
ich fand sie häufig in den Leptaenaschichten von Landes (Cal-
vados). Wie all die folgenden mit Ausnahme von Nr. 102 und
108, wurde diese Species in den Posidonomyenschiefern Schwa-
bens noch nicht angetroffen.
80. Terebratiila globiilina, Dav. IIL tab. 11, fig. 20—21.
Oberer Lias Landes (Calvados) Ilminster (Somersetshire).
81. Terebratiila Deslongchampsi, Dav. Ann. and Mag.
Nat. Hist. 2. Ser. vol. V, tab. 15, fig. 6, pag. 450.
Die von Davidson beschriebene Species besitzt ähnlich
den Liasspiriferen eine mit durchbohrten Wärzchen versehene
Schale, sie kommt an verschiedenen Punkten in den Umgebungen
von Caen vor, ich fand mehrere Exemplare in dem Leptaenabett
von Landes.
82. Argyope Siiessi, Desl. Note fig. 1 — 2.
Leptaenabett des obern Lias von May, mittlerer Lias von
Fontaine-Etoupfour (Calvados).
83. Zellania liasiana, Moore, tab. i, fig. 6—8.
Oberer Lias ilminster (Somersetshire).
— 384 —
84. Thecidium Moorei, Dav. III. tab. i, fig. 10.
Mittlerer und oberer Lias von Ilminster (Somersetshire) und
May (Calvados).
85. Thecidium Deslongchampsi, Dav. Append. t. A.f. 6.
Mit der vorigen Art.
86. Thecidium rusticum, Moore. Dav. III, tab. l, f. 14.
Mit der vorigen Art.
87. Thecidium Bouchardi, Dav. III, tab. i, fig. 15.16.
Mit der vorigen Art. Geht nach den Angaben von Mr.
Moore auch in den ünteroolith hinauf.
88. Thecidium trianguläre, d'Orb. 1850. Prodr. ii.
361. E. Desl. Mem. tab. 13, fig. 28. 29.
Das Hauptlager dieser Muschel bildet die Etage des Gross-
ooliths. Nach den Angaben von M. Moore pag. 18. und Dav.
Brach, geht sie bis in den mittlem Lias herab.
89. Thecidium Perieri , E. Desl. Mem. tab. ii, fig. 7 u. 8.
Oberer Lias von May und Fontaine-Etoupfour (Calvados).
90. Thecidium Mayale, E. Desl. Mem. tab. 12, f. 1—12.
und tab. 13, fig. 1—8.
Oberer Lias, Leptaenabett. May (Calvados).
91. Thecidium leptaenoides, E. Desl. Mem. tab. ii.
fig. 9 — 10.
Mit der vorigen Art.
92. Thecidium submayale, E. Desl. Mem. tab. 12, fig.
13 und tab. 13, fig. 3, 4.
Mit der vorigen Art.
93. Thecidium Konincki, E.Desl. Mem.t. 13, f.U, 19.
Mit der vorigen Art.
94. Thecidium sinuatum, E. Desl. Mem. tab. 13. fig.
21 — 25.
Mit der vorigen Art.
' — 385 -
95. Thecidinm Buvignieri, E. Desl. Mem. tab. I3,fig.27.
Mit der vorigen Art.
96. Spiriferina Davidson! , E. Desl. Not. fig. 20.
Leptaenabett des obern Lias von May, sowie im mittlem
Lias von Fontaine-Etoupfour (Calvados).
97. Suessia imbricata, E. Desl. Not. fig. 12 — 16.
Leptaenabett des obern Lias von May (Calvados).
98. Suessia costata, E. Desl. Not. fig. 8 — 10.
Mit der vorigen Art; seltener im mittlem Lias von Fon-
taine Etoupfour.
99. Rhyiichonella pygmaea, Morr. Dav. App. pag. 19.
Leptaenabett. Ilminster (Somersetshire) , Curcy (Calvados).
100. Rhynchonella Boiichardi, Dav.lll,tab. I5,fig. 3— 5.
Oberer Lias. Ilminster (Somersetshire).
101. Rhynchonella Moorei, Dav. III, tab. 15, fig. 11—14.
Mit der vorigen Art.
102. Rhynchonella Schulen, n. sp.
Ausgezeichnet durch die Feinheit der ungetheilten Rippen,
deren Zahl sich über 40 erheben kann. Die Exemplare, welche
ich besitze, sind kleiner als eine gewöhnliche Rh. varians und
haben die Form einer wenig aufgeblähten Rh. concinna. Sie
wurde noch nicht häufig gefunden , ich traf sie mit Amm. radians
bei Wasseralfingen unweit Aalen.
103. Leptaena Davidsoni, E. Desl. Mem. t. ii, f. 1—2.
Leptaenabett von May (Calvados).
104. Leptaena liasina, Bouch. Dav. III, tab. i, fig. 2i.
Oberer Lias, Leptaenabett von May (Calvados) und Ilmin-
ster (Somersetshire).
105. Leptaena Boiichardi, Dav. IIL tab. i, fig. 22.
Mit der vorigen Art.
- 386 -
106. Leptaeiia Moorei, Dav. ill., tab. i, fig. 18.
Mit der vorigen Art.
107. Crauia Moorei, Dav. iii., tab. i, fig. 9.
Liegt im obern Lias von Ilminster etwas über dem Lep-
taenabett und gehört demnach vielleicht schon in die Jurensis-
mergel, welche sich dort deutlich abscheiden lassen.
108. Discina papyracea.
Orbicula papyracea, Quenst. 1852. Handb. tab. 39,
fig. 41.
Patella papyracea, Münst. Gold f. Rom.
Häufig im Liasschiefer von Boll, Reutlingen, Sebastians-
weiler, Aalen u. s. w. Sow. 6 Bd. pag. 5 erwähnt eine Or-
bicula reflexa (pars) aus dem Alumshale von Whitby. Dagegen
gehören seine abgebildeten Exemplare einer davon verschiedenen
Species des Unterooliths an. Der Spalt in der Unterschale wurde
bei den schwäbischen Exemplaren noch nicht bemerkt, dagegen
schliesst Quenstedt aus dem Glanz der Schalen , dass die
Muschel nicht zu Patella, sondern zu Orbicula gehöre. Aus
den Posidonomyenschichten von Luxemburg erhielt ich die-
selbe Species in Begleitung von Avicula substriata, Lingula
Longovicensis und Amm. Holandrei.
109. Lingula Longovicensis, Terquem. Bull. Soc. geol.
de Fr. 4. Nov. 1850. pag. 12.
(Ling. laevis Sow. Patella. tab. 139, fig. 3.??)
Die von M. Terquem beschriebene Art kommt in den
Umgebungen von Longwy an der Grenze des Dep. der Mo-
selle gegen Luxemburg vor. Die Exemplare, welche ich von
Dr. Dewalque erhielt, stammen aus den Posidonomyen-
schichten des obern Lias, Amm. Holandrei, Avicula sub-
striata und Discina papyracea stecken im gleichen Gestein. In
Yorkshire glaube ich die gleiche Species gefunden zu haben,
denn die zahlreichen Exemplare, welche ich im Alumshale von
Whitby sammelte, stimmen vollständig mit den ebenerwähnten
— 387 —
Vorkommnissen. Lingula Longovicensis erreicht hier keine be-
deutende Grösse, fällt aber durch ihre weiss erhaltene Schale
leicht in die Augen , und liegt in den Schichten der Leda ovum
in der Oberregion des dortigen Alumshale's. Merkwürdig scheint
mir die Uebereinstimmung der Erhaltungsweise und des Aus-
sehens meiner Exemplare von Yorkshire mit der Figur 3 , welche
Sowerby tab. 139 von seiner Patella laevis gibt. Ich
halte es nicht für unmöglich, dass Sowerby's (kleinere) Figur
zu dieser oder der vorigen Species gehöre.
110. Acrosaleiiia crinifera, Wright, Ann. nat. bist. 1854.
tab. 12, fig. 1 (pars).
Cidarites criniferus, Quenst. 1852. Handb. tab. 49,
fig. 32.
Wurde aus der Unterregion der Posidonomyen - Schichten
von Pliensbach bei Boll beschrieben. Echinus minutus, Buckra.
Murch. Geol. of Cheltenh. pag. 95 aus dem untern Lias von
Gloucestershire scheint in Beziehung auf Grösse und Art des
Vorkommens damit übereinzustimmen , allein sichere Beweise
sind nicht vorhanden, nach welchen die Species des untern Lias
mit der im obern Lias Schwabens vorkommenden Art zu ver-
einigen wäre.
111. Ophioderma Egertoni, Ophiura, Brod. Geol.
Trans. 2 ser. 5. tab. 12, fig. 5, 6.
Findet sich zahlreich in den grauen sandigen Thonen , welche
an den Küstenwänden von Down Cliff"s bei Lyme Regis (Dor-
setshire) an der Grenze zwischen dem mittlem und obern Lias
liegen. Genauere Bestimmungen über die Zone, in welcher die
Species vorkommt, sind noch nicht bekannt.
112. Pentacriniis Bollensis , Schloth. 1813, Taschenb.
pag. 56. (Knorr, Ister Bd. tab. 11. c.)
Pentacrinus colligatus, Quenst. Württemb. naturw.
Jahresh. 12ter Jahrg. pag. 109.
Kommt häufig in prachtvollen verkiesten Exemplaren im
— 388 —
Posidonomyenschiefer von BoU und Sebastiansweiler bei Hechin-
gen vor. Ob die Goldfuss'sche Figur des Pentacr. subangularis,
tab. 52, fig. 1. (non Miller) dazu gestellt werden muss, ist
nicht ermittelt.
113. Pentacrinus fasciculosus, Schloth. 1813, Taschen-
buch pag. 56 (Knorr, Ister Bd. tab. 11. b).
Pentacrinus Hiemeri, König.
Findet sich mit der vorigen Art, lässt sich aber leicht
davon unterscheiden, wie dies schon die Knorr'schen Figuren
zeigen.
114. Penlacriiius Quenstedti, n. sp.
Pentacrinus Briareus, Quenst. 1852. Handb. pag. 606-
desgl. V. Buch, Jura Deutschlands, pars, (non Miller).
Der von Leopold von Buch und von Prof. Q neu-
ste dt aus dem Posidonomyenschiefer von Boll angeführte und
beschriebene Pentacrinit mit eckigen Hülfsarmen hat zwar viele
Aehnlichkeit mit dem englischen Pentacrinus Briareus aus dem
untern Lias von Lyme Regis (Dorsetshire), beide weichen aber
in Beziehung auf die Form der Säule vollständig von einan-
der ab. Es ist desshalb eine Abtrennung der Boller Species
nöthig.
115. Pentacrinus jurensls, Quenst. Handb. tab. 52
fig. 16, 17 (non Münster).
Findet sich im obern Lias in der Zone des Ammonites
jurensis, zu Altdorf in Bayern und Heiningen bei Boll.
Vierter Abschnitt.
DER LIAS.
Zusammenstellung seiner einzelnen Glieder; Vergleiehung der
Systeme verschiedener Geologen; Begrenzung.
§. 33.
Nachdem in dem Vorhergegangenen die Zerlegung der
Liasformation in 15 getrennte Zonen ausgeführt wurde, stelle
ich dieselben auf der folgenden Tabelle zusammen, um in mehr
übersichtlicher Weise eine Anzahl von Localitäten anzugeben,
an welchen die einzelnen Zonen nachgewiesen werden können.
Ich reihe bei dieser und den folgenden Zusammenstellungen die
Zone des Bonebeds zu unterst an , nicht weil ich dieselbe als
zugehöriges Glied betrachte, sondern weil durch die Schärfe
des Horizontes, welcher durch die Knochenlage in Verbindung
mit den darin vorkommenden Mollusken gebildet wird, wenig-
stens in England , Frankreich und dem südwestlichen Deutsch-
land ein sicherer Anhaltspunkt für die Begrenzung der Liasfor-
mation gegen unten gegeben ist. Wir haben in diesen Ländern
das Bonebed als oberste Lagen der Keuperformation zu be-
trachten (siehe §. 41), über welchen erst der untere Lias beginnt.
Von den 15 liasischen Zonen kommen 7 auf den unteren, 6
auf den mittleren und 2 auf den oberen Lias. Die Begrenzung
des Lias gegen den mittleren Jura behandelt §. 42.
— 390 —
Südwest 1. Deutschland.
Oberer
Lias.
Toarcien.
Upper
Lias.
Zone des
Amm, jurensis.
Kandern in Baden; Wasseralflngen , Heinin-
gen , Sondelfingen , Heselwangen.
Zone der
Posid. Bronni,
Altdorf in Bayern; Langenbrücken in Baden;
Frittlingen, Reutlingen, Holzmaden, Boll,
Wasseralflngen.
Mittlerer
Lias.
Liasien.
Middle
Lias.
Zone des
.4mm. spinatus.
Kandern in Baden; Altdorf in Bayern; Zell,
Sondelflngen, Frommem.
Obere Zone des
Am. margaritatus.
Wasseralflngen, Heiningen, Breitenbach bei
Betzingen, Frommern.
Untere Zone des
Am. margaritatus.
Dürnau , Sondelfingen , Hechingen, Erzingen,
Aselfingen.
Zone des
Amm. Davöi.
Gmünd , Grosseislingen , Füzen am Randen.
Zone des
Amm. ihex.
Pliensbach, Sondelfingen, Hinterweiler, He-
chingen.
Zone des
Amm. Jamesoni.
Pliensbach, Sondelfingen, Ohmenhausen,
Hinterweiler, Hechingen.
Unterer
Lias.
Sinemu-
rien.
Lovver
Lias.
Zone des
Amm.raricostatus.
Holzmaden, Echterdingen, Betzingen, He-
chingen, Balingen.
Zone des
Amm. oxynotus.
Holzmaden, Ofterdingen, Balingen.
Zone des
Amm. obtusus.
Betzgenrieth , Betzingen , Ofterdingen , Ba-
lingen.
Zone des
Pent. tuberculatus.
Kandern in Baden ; Ostdorf, Dusslingen,
Bebenhausen, Bernhausen.
Zone des
Amm. Bucklandi.
Pfohren, Hechingen, Vaihingen, Göppingen.
Zone des
Amm. angulatus.
Hechingen, Bempflingen, Göppingen, Gmünd.
Zone des
Amm. planorbis.
Bebenhausen, Degerloch, Nellingen, Riedern.
Reuper.
Bonebed.
Täbingen , Degerloch , Tübingen, Nellingen.
— 391
Frankreich.
England. Nr. 17.
ührweiler (Bas Rhin), Thouars (Deux
Sevres).
Fontaiue-Etoupfour (Calvados) , Aubange
(Luxemburg), Jura und Doubs, Vassy
(Yonne), Mende (Lozere).
Frocester (Gloucestershire) .
(Somersetshire).
Ilminster
AldertoD Hill (Gloucestersbire), Whitby
(Yorkshire) , Ilminster (Somersetshire).
Vassy (Yonne) , Venarey (Cöte d'Or),
Umgebungen von Salins (Jura).
Oberer Theil des Marlstone's von Glou-
cestershire, Somersets. Yorkshire.
"Venarey (Cote d'Or), Umgebungen von
Salins (Jura).
Charmouth (Dorsetshire) , Theil des Marl-
stone's von Yorkshire, Somersetshire.
Venarey (Cote d'Or).
Charmouth (Dorsetshire).
Venarey (Cote d'Or) , Avalion (Yonne)
Umgebungen von Metz und Thionville
(Moselle).
Charmouth (Dorsetshire) , Capricornusbett
im Maristone von Yorkshire).
Venarey bei Semur (Cote d'Or), Aval-
Ion (Yonne).
Charmouth (Dorsetshire), Chelteuham
(Gloucestershire).
Avalion (Yonne) , Saint Amand (Cher).
Robin Hood's Bay (Yorkshire) , Char-
mouth (Dorsetshire).
Umgebungen von Salins (Jura), (Blaue
Kalke von Nancy, Avalion, Semur).
Umgebungen von Gloucester (Glouce-
stershire), Robin Hood's Bay (Yorkshire).
Umgebungen von Salins (Jura). (Blaue
Kalke von Nancy, Avallon, Semur.)
Umgebungen von Gloucester (Glocester-
shire) , Robin Hood's Bay (Yorkshire).
Umgebungen von Salins (Jura). (Blaue
Kalke von Nancy, Avallon, Semur.)
Lyme Regis (Dorsetshire), Gloucester
(Gloucestershire) , Robin Hood's Bay
(Yorkshire).
Avallon (Yonne), Mont d'Or (Isere), Lu-
xemburg , Umgebungen von Salins (Jura).
Pyrton -Passage(Glouceetershire), Saurian-
beds von Lyme Regis (Dorsetshire).
Metz (Moselle), Nancy (Meurthe), Aval-
lon (Yonne), Semur (Cote d'Or).
Lyme Regis (Dorsetshire), Bath (Wilt-
shire) , Taunton (Somersetshire).
Hettange bei Thionville (Moselle), Se-
mur (Cöte d'Or), Avallon (Yonne).
Robin Hood's Bay (Yorkshire).
Avallon (Yonne), Semur (Cote d'Or).
Lyme Regis und Up Lyme (Dorsetshire),
Watchet (Somersetshire) , Robin Hood's
Bay (Yorkshire).
Umgebungen von Niederbronn (Bas Rhin),
Salins (Jura) , Semur (Cote d'Or), Metz
(Moselle).
Axmouth (Dorsetshire), Austcliff bei Bri-
stol (Somersetshire), Coomb Hill und
Wainlode Cliff (Gloucestershire).
— 392 —
Die auf der vorigen Seite ausgeführte Zusammenstellung
Nr. 17 ergänzt die früheren Angaben von Nr. 8, 13 und 16
in' §. 13; 24 und 31. Durch Aneinanderreihung von Nr. 1, 9
und 14 ergibt sich die paläontologische Eintheilung der ganzen
Liasformation. Mit derselben können die bestehenden Systeme
verglichen werden, da die scharfe Gliederung, in welche diese
Formation gebracht werden kann , für die meisten Bildungen
eine bestimmte Deutung gestattet. Je mehr wir zu den jüngeren
Schichten der Juraformation vorschreiten , desto schwieriger wird
eine in ähnlicher Weise in's Detail gehende Behandlung, doch
Hess sich dieselbe im folgenden Theil ausführen, und kann so-
gar bei einzelnen Partien des obern Jura ihre Anwendung finden.
An die Eintheilung der ganzen Juraformation durch Leo-
pold von Buch reihen sich ihrer Allgemeinheit halber die
von Dufrenoy und Elie deBeaumont, d'Archiac, d'Or-
bigny und Phillips. Die Systeme der beiden letztgenannten
Geologen sind jedoch schon so detailirt, dass ich sie für den
Lias beiziehen kann. Ich werde demnach in diesem Abschnitt
die Vergleiche folgender Systeme geben.
Eintheilung des Lias von
1) Dorsetshire (Lyme-Regis) nach De la Bechc
2) Yorkshire (Küste) . . . . „ Phillips.
3) Gloucestershire (Cheltenham) „ Murcllison.
4) Frankreich (allgemein) . . „ d'Orbigny.
5) Dep. Jura und Doubs . . „ MarcoU,
6) Provinz Luxemburg . . . „ Dcvvalque ifc Chapuis.
7) Württemberg „ Quenstedt.
— 393 —
1 ) Der Lias an der Küste von Lyme Regis (Dorsetshire)
nach De la Beche,
§. 34.
Wie noch heutzutage die Liasbildungen von den englischen
Geologen stiefmütterlich behandelt werden , so finden wir auch
bei den älteren Systemen keine weiter in's Detail gehende
Darlegung der so scharf zergliederbaren Formation. William
Smith unterschied über dem New -Red oder Keuper zuerst
den „White Lias", dann den „Blue Lias Limestone" und dar-
über den „Blue Marl" , welcher die Formation gegen den Un-
teroolith abschloss. In genauer Uebereinstimmung damit steht
die Eintheilungsweise von De la Beche für den Lias von
Dorsetshire. Ueber den bunten Mergeln des Keupers folgen
hier dunkle Thone mit dem Bonebed (siehe §. 5). De la Beche
nennt sie „Low er Marl" und bezeichnet sie als untere Lage
des Lias. Ueber derselben liegen die hellen mergeligen Kalke
des „White Lias" ^ welcher die Zone des Amm. planorbis
vertritt , gegen oben jedoch allmählig in die folgende Abtheilung
„IjOiver Limestones" übergeht (siehe §. 6). Letztere ent-.
halten die Bucklandi - Schichten (§. 8), endigen aber mit den-
selben, denn es stellt sich unmittelbar darüber das 500 Fuss
mächtige Thongebilde „üi^per Marl" ein, welches sämmtliche
Schichten über Amm. Bucklandi bis an die untere Grenze des
oberen Lias umfasst. Die oberen Lagen der Upper Marls
enthalten den Amm. margaritatus noch zahlreich, gehen dann
aber allmählig in die mächtigen thonigen Sande über, welche
dem obern Lias entsprechen, jedoch von De la Beche
wahrscheinlich wegen ihrer mineralogischen Beschaffenheit dem
Unteroolith zugezählt werden. Schon Conybeare und Phil-
lips* hatten die 180 — 200 Fuss mächtige Sandablagerung mit
dem Unteroolith vereinigt, jedoch unter der Benennung „Marly
Sandstone" als besondere Abtheilung desselben unterschieden.
• Conybeare and Phillips. 1822. Outlines oi the Geology of England
and Wales, part. 1 pag. 236. Profil und pag. 252.
Württemb. naturw. Jalireshefte. October, 1856. 3s Heft. 26
- 394 —
Die Folge davon war, dass manche für den obern Lias leitende
Species von den englischen Paläontologen in den Unteroolith
gestellt wurden, wenn sie in dem Marly Sandstone gefunden
worden waren. So werden z. B. folgende Arten häufig im Un-
teroolith aufgezählt: Amm. concavus, discoideSj falcifer , jurensis,
insignis, radians, variabiUs u. s. w. weil sie an solchen Loca-
litäten nachgewiesen wurden, an welchen die oberen Liasschich-
ten durch helle sandige oder oolithische Niederschläge gebildet
werden. Wurden dieselben Arten jedoch auch im Alumshale
von Yorkshire gefunden so bekamen sie ihren Platz im oberen
Lias. Dass Sowerby bei seinen ersten Beschreibungen solche
Verwechslungen begieng , lässt sich begreifen und entschuldigen,
da die Ablagerungen in jener Zeit noch nicht so scharf geson-
dert waren, nicht aber die bestehende Thatsache, dass dieselbe
Verwirrung sich in den Arbeiten der englischen Geologen bis
zum heutigen Tage fortgesponnen hat.
Der Alumshale von Yorkshire, welchen Smith,
Conybeare und Phillips* als ächte Liasbildung betrachten,
die Posidonomy en-Schiefer vonVassy (Yonne), Boll
und Banz u. s. w. besitzen dasselbe Alter wie der
„Marly-Sandstone" (Conyb. und Phill.), denn die Zone
des Amm. torulosus beginnt erst über dem Marly -Sandstone
von Dorsetshire, welcher in einer Mächtigkeit von ungefähr
180 Fuss ansteht, gegen unten jedoch durch die grauen Thone
des Amm. margaritatus begrenzt wird. Von einer Vereinigung
desselben mit dem Unteroolith kann demnach keine Rede mehr
sein, sobald wir die Posidonomyenschiefer als liasische Bil-
dung betrachten. Ich hebe dies besonders auch aus dem Grunde
hervor, weil in Frankreich und Deutschland die Bezeichnung
„Marly -Sandstone" häufig auf die Sandsteine aus der Zone des
Amm. Murchisonae übertragen wird , während sie doch ursprüng-
lich einer Bildung gegeben wurde , welche das gleiche Alter mit
den Niederschlägen des obern Lias anderer Gegenden besitzt.
' Conyb. und Phill. ibid. pag. 270.
— 395
Nr. 18.
Allgemeine Eintheüung des Lias.
Oberer Lias.
Toarcien.
Upper Lias.
1
Jurensisbett. !
Posidonomyenbett.
Mittlerer
Lias.
Liasien.
Middle Lias.
Spinatusbett.
Ob. Margaritatusbett.
Unt. Margaritatusbett.
Davöibett.
Ibexbett.
Jamesonibett.
Unterer Lias.
Sinemurien.
Lower Lias.
Raricostatusbett.
Oxynotusbett.
Obtususbett.
Tuberculatusbett.
Biicklandibett.
Angulatiisbett.
Bett d. Am. planorbis.
Keuper.
Bonebed.
Keupermergel.
Eintheilung des Lias von
Dorsetshire von De la Beche
(Geol. Trans 1823 2. Ser 2. Vol.
tab. 3).
Lower Part of the
inferior Oolithe. 180 Fuas.
(Marly Saodstone,
Conyb.)
^ Upper Marl. 500 Fuss.
Lower Limesiones
i
l White Lias.
l Lower Marl.
New Red.
\nO Fuss.
26
— 396
2) Der Lias an der Yorkshire- Küste usich Phillips.
§. 35.
Die Gliederung, welche Philipps für den Lias von
Yorkshire ausgeführt hat , richtet sich nach den drei mineralogisch
verschiedenen Niederschlägen, welche an jenen Küstenbildungen
wahrzunehmen sind. Zwischen Peak und Whitby bietet sich
der ganze Durchschnitt dar, welchen Phillipps in seine Pro-
file aufgenommen hat. Von unten gegen oben erscheint dort
der Lias auf folgende Weise. Zwischen Peak und Robin-
Hood's-Bay stehen die Zonen des Amm. obtusus, oxynotus
und raricostatus deutlich an den Küstenwänden an und werden
durch dunkle Thone mit Geoden und sandigen Bänken gebildet.
Die tieferen Schichten sind gewöhnlich vom Meere bedeckt, ihr
Vorhandensein beweisen aber die ausgeworfenen Fossile, welche
die Arten bis zur Zone des Amm. planorbis repräsentiren. Jen-
seits Robin-Hoods-Bay werden die Schichten grauer und
mergeliger und enthalten die Fossile der unteren Numisma-
lismergel. Mit Amm. capricornus beginnt der „Marls tone",
der sich bis zur Zone des Amm. spinatus gegen oben fortsetzt.
Phillips trennt denselben als besondere Etage von sämmt-
lichen tieferen Schichten ab, welch letztere er als „Low er
Lias Shale" zusammenstellt. Ueber dem Maristone folgen
200 Fuss mächtige dunkle Schiefer „Alum-Shale" (Phillips)
(Zone der Posidonomya Bronni), welche den obern Lias mine-
ralogisch gegen die Sande des Unterooliths abschliessen. Mit
Sicherheit wurde hier zwar die Zone des Amm. jurensis noch
nicht nachgewiesen, doch lässt sich aus den bei Blue-Wick vor-
kommenden Fossilen schliessen, dass der Phillips'sche Dog-
ger an dieser Localität mir der Zone des Amm. torulosus
beginnt, während es vielleicht erst später gelingen dürfte, un-
mittelbar darunter doch noch deuthchere Aequivalente der Juren-
sisschichten aufzufinden, als bis jetzt bekannt wurden.
— 397
Nr. 19.
Allgemeine Eintheilung des Lias.
Oberer Lias.
Toarcien.
Ipper Lias
Jurensisbett.
Mittlerer
Lias.
Liasieu.
Middle Lias.
unterer Lias.
Posidonomyenbett.
Spinatusbett.
Ob. Margaritatusbett.
Unt. Margaritatusbett.
Davöibett.
Ibexbett.
Eintheilung des Lias von
Yorhshire nach PhillipS.
(Geol. of Yorkshlre 1829. pag. 33.)
^ Alumshale, 200'.
Maristone, 150'.
Jamesonibett.
Raricostatusbett.
Oxynotusbett.
Obtiisusbett.
Sinemurieil. JTuberculatusbett.
Low er Lias.
Bucklandibett.
Angulatusbett.
Bett des A. planorbis.
Reiipcr.
Bonebed.
^Lower Lias Shale, 500'.
noch nicht nachgewiesen.
— 398 -^
Der Lias von Gloucestershire nach Murcliison.
§. 36.
Die Liasbildungen von Gloucestershire werden von Mur-
chison* in 3 Gruppen getrennt, auf welche sich die einzelnen
Zonen in der Weise vertheilen , wie es Profil Nr. 20 zeigt.
Weitere Unterabtheilungen, in welche Murchison obige Grup-
pen zerlegt, fallen zum Theil mit einzelnen Zonen zusammen,
wie dies, in früheren Paragraphen nachzuweisen versucht wurde,
lassen sich aber zum Theil auch gar nicht übertragen, da ihre
Abtrennung nicht immer auf die allgemeinen paläontologischen
Charaktere gegründet, sondern häufig nach localen mineralogischen
Verhältnissen, oder nur nach einseitigen paläontologischen Vor-
kommnissen ausgeführt wurde.
Murchison fasst die 9 untersten Zonen des Lias mit dem
Bonebed als „Low er Lias Shales and Limestones^^ zusammen, da-
rüber folgt der „Marlstone^-, welcher 4 weitere Zonen repräsentirt,
während der „Upper Lias^^ (Murchison 's) nur durch eine
einzige Zone gebildet wird. Die Schichten des Amm. jurensis
jener Provinz werden von Murchison auf indirecte Weise in
den Unteroolith gestellt, da ihre mineralogische Beschaffenheit
mit den damber folgenden Lagen grosse Uebereinstimmung besitzt.
Ein weiteres Eingehen ist hier aus obigen Gründen nicht
möglich, doch ist der Lias von Gloucestershire so regelmässig
entwickelt und wohl gegliedert, dass sich von den 15 Zonen des
Lias gewiss auch diejenigen auffinden lassen, deren Nachweise
ich in früheren Paragraphen nicht gegeben habe.
• R. J. Murchison, J, Buckmanu und H. Strickland, 1845. Out-
line of the Geology of the neighbourhood of Cheltenham.
399
Nr. 20.
Allgemeine Eintheilung des Lias.
Oberer Lias.
Toarden.
Upper Lias.
Jurensisbett.
Posidonomyeiibett.
Mittlerer
Lias.
Liasien.
Middle Lias.
Spiuatusbett.
Ob. Margaritatusbett.
Unt. Margaritatusbett.
Davöibett.
Ibexbett.
Jamesonibett.
Unterer Lias.
Sinemurien.
LowerLias.
Raricostatiisbett.
Oxynotusbett.
Obtususbett.
Tuberculatusbett.
Bucklandibett.
Angulatusbett.
Planorbisbett.
Reuper.
Bonebed.
Keupermergel.
Eintheilung des Lias vonGlou-
cestershire nach Murclllson.
(1845. Outline of the Geology of
Cheltenham.)
[Die Zone des Amm. jureusls ist
zwar deutlich vorlianden, wurde aber
nicht als solche unterschieden, son-
I dem dem ünteroolith zugetheilt,
/ Upper Lias or Alumshale.
Maristone.
Lower Lias Shales
and Limestones,
New-Bed.
— 400 ~
Eintheilung der französischen Liasbildimgen nach
iVOrhigny.
§. 37.
Die 3 von d'Orbigny aufgestellten Etagen stimmen im
Allgemeinen mit der in Deutschland und England einheimischen
Eintheilungsweise, wesshalb ich sie hier vollständig aufgenommen
habe. Unter einer d'Orbigny' sehen Etage haben wir beinahe
immer eine Schichtengruppe, d. h. mehrere vereinigte Zonen zu
verstehen. Die Begrenzung dieser Etagen untereinander liesse sich
nur dann genauer verfolgen, wenn d'Orbigny dieselben durch
eine grössere Anzahl von Profilen oder Beschreibungen localer
Durchschnitte veranschaulicht hätte. Da dies nicht der Fall
ist, so müssen wir unsere Schlüsse aus den paläontologischen
Reihen im Prodrome machen. Sehen wir hier von einzelnen
Verstössen ab, so erhalten wir für Frankreich ein ideales Profi],
das mit unsern allgemeinen Zusammenstellungen völlig stimmt,
besonders wenn wir seine Begrenzung des Lias gegen den Un-
teroolith in dem Sinne auff'assen, wie ich sie §. 42 darzulegen
versucht habe. Ich habe die 3 Etagen aufgenommen und sie
der detailirteren Gliederung angepasst, dieselben wären hiernach
auf folgende Weise zu definiren.
Zone des Amm. jurensis.
der Pos id. Bronni.
Zone des Amm. spinatus.
Obere Zone des Amm. margaritatus.
Untere „ „ „ „
Zone des Amm. DavÖi.
„ „ „ ibex.
„ „ „ Jamesoni.
Zone des Amm. raricostatus.
„ ,, „ oxynotus.
„ ,, „ obtusus.
Sep ti ömeEtage: Smemwncn.<J „ „ Pentacrinus tuberculatus.
, Amm. Bucklandi.
, „ angulatus.
, „ planorbis.
L Zoi
Neuvi^me Etage : Toarcien.l
Huitieme Etage: Liasien.
- 401 -
Der Lias in den Dep. Jura und Doubs nach Mnrcoii.
§. 38.
Marcou hat in seiner ausgezeichneten Arbeit,* weicheich
früher schon häufig anführte, den Lias der Departements Jura
und Doubs zuerst genauer eingetheilt und die einzehien GHeder
in umfassender Weise beschrieben. Ich freue mich, die Resultate
seiner Untersuchungen wiedergeben zu können. Die durchschnitt-
liche Mächtigkeit der Bildungen zwischen dem Bonebed und
der Zone des Amm. torulosus mag in diesen Provinzen 40 — 45
Meter** betragen. Das Bonebed, welches Marcou als Grenz-
schichte betrachtet, tritt zwar nicht besonders deutlich auf, lässt
sich aber dennoch unmittelbar über dem Keuper an einigen
Punkten nachweisen. Darauf folgen mergelige Kalke mit Amm.
planorbis Sow. (psilonotus Quenst.), Amm. angulatus und Car-
dinia concinna. Etwas höher liegen Amm. Bucklandi, Conybeari,
Kridion und Gryphäa arcuata. Unmittelbar darüber stellt sich
die „Pentacrinitenbreccie" (Zone des Pentacrinus tuberculatus)
ein, mit welcher Marcou seinen ,,untern Lias'^ abschliesst. Wir
finden in diesen Angaben dieselbe Aufeinanderfolge der einzelnen
Zonen, wie sie das allgemeine Profil zeigt.
Die drei folgenden Zonen theilt Marcou schon dem mitt-
lem Lias , als unterste Abtheilung desselben zu. Er nennt sie
„Marnes de Balingen ou ä Gryphaea cymbium^^. Es ist dies eine
Abweichung, von der gewöhnlichen Art der Entheilung, denn
es werden die drei Zonen des Amm. obtusus, oxynotus und
raricostatus, welche Marcou's „Marnes de Balingen" zusammen-
setzen, beinahe allgemein noch als Glieder des untern Lias be-
trachtet.
* Recherches geol. sur le Jura salinois. Mem. Soc. geol. de France
4. und 18. Mai 1846.
" In Beziehung auf die Mächtigkeit der einzelnen Schichten habe ich
mich an die Angaben auf pag. 45 — 54 Separatabdr. gehalten, von welchem
die Messungen pag. 66 etwas abweichen.
— 402 -
Der f,Calcaire ä Belemnües'^ bildet ein schwaches Aequi-
valent der Zonen des Amm. Jamesoni, ibex und Davöi. Die
dritte Abtheilung seines mittlem Lias ^jMarnes ä Ammonites
amaltheus ou margaritatus^^ entspricht unseren Schichten des
Amm. margaritatus, während die vierte Abtheilung ,^Marnes ä
PUcatules^^ durch die Zone des Amm. spinatus gebildet wird.
Die Begrenzung, welche Marcou seinem mittleren Lias gegen
oben gibt stimmt also vollständig mit der allgemeinen Einthei-
lung, während er gegen unten eine Addition vorgenommen hat,
wodurch der mittlere Lias auf Kosten des unteren um 3 Zonen
vermehrt wird. Die Uebereinstimmung kann demnach hergestellt
werden, sobald man „die Marnes de Balingen ou h Gryphaea
cymbium" mit dem unteren Lias vereinigt.
Der obere Lias von Marcou beginnt mit den „Schistes
bitumineux ou Schistes de BolV^. Sie sind die Aequivalente
der untern Region unserer Posidonomyenschiefer, während die
obere Region der letzteren von den ^^Marnes ä Trochus ou de
Pinperdu^^ gebildet wird. Die Marnes ä Trochus begreifen aber
ausserdem noch die Jurensis- und Torulosusschichten. Die
dritte Abtheilung, welche Marcou für den obern Lias von Salins
aufstellt, ist sein ,,Gres supraliasique'^ . Da jedoch schon die „Mar-
nes ä Trochus" die unterste Zone des mittleren Jura und somit
auch des Unterooliths einschliessen , so gehört der „Gres supra-
liasique" mit einem Theil der vorigen Bildung nicht mehr in
den Lias, sondern es ist bei der Eintheilung Marco u's die
Grenzlinie zwischen oberem Lias und Unteroolith mitten durch
die Marnes ä Trochus ou de Pinperdu hindurchzuziehen.
403
Nr. 21
^ I Einiheüung des Lias von Sa-
Allgemeine Eintheilung des Lias. ^*^^ (Jura) nach Marcoil.
1846. Jura salinois.
?>Grt^'s superliasique.
lüteroülitli.
Torulosusbett.
Oberer Lias.
Toarcien.
Upper Lias.
Jurensisbett.
Posidonomyenbett.
Mittlerer
Lias.
Liasieu.
Middle Lias.
Spinatusbett.
Ob. Margaritatusbett.
ünl. Margaritatusbett.
Davöibett.
Marnes ä Trochusj
ou de Pinperdu.
15 Meter.
Schistes bitmineuxl
ou Seh. de Boll.
2-3 Met.
\ Marnes äPlicatules\
) 4 Meter.
i Marnes ä Amnion,
amaltheus ou niar-
garitatus. 10 Met.
Lias super.
Marcou.
Ibexbett.
Jamesonibett.
Unterer Lias.
Sinemurieu
Lower Lias.
Raricostatusbett.
Oxynotusbett.
Obtusiisbett.
Tubercuiatusbett.
Bucklandibett.
Angulatusbett.
Bett d.Amm.planorbis.
Calcaire ä Belem-
nites. 1 '/o Met.
Marnes de Balingen
ou ä Gryph. cym-
bium. 6-8 Met. /
\Lias moyen
/ Marcou.
Reuper.
Bonebed.
Keupermergel.
Lias inf. ou calcaire i Lias mfe-'
ä Gryph. arquees, > rieur.
6 Meter. I MarcoU.
Couche de passage
antra le Trias et
et le Jura.
( Keuper.
404
Der Lias von Luxemburg nach Deivak/ne und Chapuis.
§. 39.
Der Lias von Luxemburg und dem angrenzenden Departe-
ment der Moselle wurde schon im Jahre 1841 von M. Dumont
eingetheilt. In der neueren Zeit förderten die Arbeiten von
D e w a 1 q u e und C h a p u i s , gestützt auf gründliche paläonto-
logische Untersuchungen die Kenntniss der dortigen Bildungen
bedeutend. Ich halte mich an die Resultate, welche in der
Schrift* dieser Autoren niedergelegt sind mit Berücksichtigung
der Ergänzungen, welche Dr. Dewalque nachträglich in zwei
besonderen Aufsätzen ** hinzugefügt hat.
Dewalque und Chapuis zerlegen die Liasbildungen von
Luxemburg in 3 Schichtengruppen , von welchen sie die unterste in
4, die mittlere in 3 und die obere in 2 mineralogisch verschiedene
Lagen abtrennen. Die 9 Schichten, in welche der ganze Lias hie-
durch zerfällt, stimmen zum Theil mit unseren Zonen, zum grösseren
Theil sind es aber ganz locale, einzig und allein auf die Gesteinsbe-
schafFenheit gegründete Formationsglieder. Doch wird in der vor-
liegenden Arbeit der grösstmögliche Fleiss angewendet, um die auf
stratigraphische Unterschiede basirten Abtheilungen auch paläonto-
logisch zu charakterisiren. Die Consequenz, mit welcher dies ausge-
führt wird, gibt der Arbeit ihren Werth und macht es möglich , die
darin aufgestellte Eintheilung auf die allgemeine zu übertragen. In-
dem ich mich auf die Angaben früherer Paragraphen stütze,
will ich die einzelnen Dewalque'schen Formationsglieder hier
in übersichtlicher Weise zu definiren suchen.
1) ,,Gres de MartinsarV Es sind keine bezeichnenden Fossile
aus den Sauden von Martinsart bekannt, dagegen bilden dieselben
' Dewalque et Chapuis, Memoire, terrains second, Luxembourg
Academie Royale de Belgique 1853 — 54 Separatabdr,
" Dewalque, note sur les divers etages de la partie inf^rieure du
Lias dans le Luxembourg. Extr. Append. bull. Acad. royale de Belg. 1853—54.
Dewalque, note sur divers etages qui constituent le Lias moyen
et le Lias superieur; ibid tome 21. Nr. 8. 1854.
— 405 —
ihrer relativen Lage nach das Zwischenglied zwischen dem Keu-
per und den untersten Liasschichten und müssen desshalb wahr-
scheinlich mit dem Bonebed und Bonebedsandstein zusammen-
gestellt werden.
2) ,,Marne de Jamoigne'^. Wie in §. 7 gezeigt wurde,
gehört diese Bildung den Angulatus- Schichten an. Ob sie zu-
gleich auch das Lager des Amm. planorbis enthält, wurde noch
nicht nachgewiesen.
3) „Gres de Luxembourg" . Iliezu sind noch die obern
Angulatus - Schichten zu zählen, sowie auch die ganze darüber
liegende Zone des Amm. Bucklandi damit zusammenfällt, siehe
§. 7 und 8.
4) „Marne de Strassen^^, Pentacrinus tuberculatus ist eine
der bezeichnendsten Arten der Mergel, welche im Lias von
Luxemburg über den Bucklandi - Schichten liegen und von der
Zone des Amm. obtusus gegen oben begrenzt werden. Belem-
nites acutus kommt gleichfalls in den Mergeln von Strassen
vor, welche mit der Zone des Pentacrinus tuberculatus iden-
tisch sind. *
5) „Gres de Virton^^. Nach der Stellung, welche diese
Abtheilung über dem Marne de Strassen einnimmt und nach den
Fossilen zu urtheilen , welche Dewalque dafür angibt, ent-
sprechen die Sande von Vir ton den fünf über dem Tubercu-
latusbett folgenden Zonen , von den Schichten des Amm. obtu-
sus an bis zu denen des Amm. ibex. Dewalque und
Chapuis nannten in ihrem Memoir pag. 273 die Abtheilung
noch Sable d'Aubange und bildeten sowohl den Amm. obtusus
als den Amm. bipunctatus (Valdani d'Orb.) daraus ab. Letztere
Species markirt den Horizont des Amm. ibex mit Schärfe.
Weitere Arten , welche theilweise den dazwischenliegenden Zonen
angehören, gibt Dr. Dewalque in seinem zweiten auf der
vorigen Seite citirten Aufsatze an, wie Ammonites planicosta,
Guibalianus , Buvigieri , Gryphaea obliqua (Ostrea cymbium var.
' Dr. Dewalque saudte mir deutliche Säulenglieder von Pentacrinus
tuberculatus aus dem Marue de Strassen.
— 406 —
depressa Dew.) u. s. w. Die Abtheilung: Gres de Virton würde
somit die Zonen des Amm. obtusus, oxynotus, raricostatus,
Jamesoni und ibex repräsentiren.
6) ,,Schiste cCEte". Dr. Dewalque führt diese Be-
zeichnung statt der seither bestehenden: Schiste d'Aubange Dum.
ein. Amm. Davöi, capricornus und Henleyi kommen in den
glimmerreichen grauen thonigen Schiefern vor. Die Schistes
d'Ete sind demnach Davöischichten , was auch mit der Defi-
nition der vorigen Abtheilung vollständig übereinstimmt.
7) „Macigno cV Auhange^^ . Enthält die Fossile der drei
oberen Zonen des mittleren Lias. Die Schichtengruppe beginnt
über der Zone des Amm. Davöi und wird gegen oben von
den Posidonomyenschiefern begrenzt.
8) und 9) „Schiste et Marne de Grand- Cour'^. Schon in
§. 29 und 30 wurde gezeigt, dass diese Abtheiluug des Lias
von Luxemburg der Etage des obern Lias anderer Orte ent-
spricht, dass sich aber zwischen den Schiefern und Mergeln
(Schistes et Marnes) keine Abgrenzung in der Art ausführen lässt,
dass dadurch die Zone der Posidonomya Bronni von der des
Amm. jurensis zugleich abgetrennt würde. Vielmehr enthalten
die oberen Mergel nicht allein die Zone des Amm. jurensis,
sondern noch einen grossen Theil der in andern Gegenden durch
Posidonomyenschiefer gebildeten Schichten, während die bitumi-
nösen Schiefer Luxemburgs nur an der Basis der Zone in ihrer
mineralogisch eigenthümlichen Beschaffenheit ausgeschieden sind.
Der vorhergegangene Versuch die einzelnen Abtheilungen, in
welche der Lias von Luxemburg von Dewalque und Cha-
puis zerlegt wurde, auf die allgemeine Eintheilung zu reduci-
ren, soll nun durch die folgende Zusammenstellung anschaulich
gemacht werden.
— 407 —
Nr. 22.
Allgemeine
Eintheüung des Lias.
Oberer
Lias.
Toarcieu.
Ipper
Lias.
Jurensisbett.
Posidonomyen-
bett.
Mittlerer
Lias.
Liasien.
Middie
Lias.
Bett des Amm.
spinatus.
Oberes Marga-
ritatusbett.
Unteres Marga-
ritatusbett.
Davöibett.
Ibexbett.
Jamesonibett.
Unterer
Lias.
Sinemu-
rien.
Lower
Lias.
Raricostatusbett.
Oxynotusbett.
Obtususbett.
Tuberculatus-
bett.
Bucklandibett.
Aiigulatusbett.
Bett des Amm.
planorbis.
Keuper.
Knochenbett
(Bonebed).
Eintheilung des Lias von Luxemburg
nach Dewalque und Chapuis.
Mem. Lux. pag. 9 und 273 und Dewalque
Sog. geol. de France 26. Juni 1854 pag. 560.
Marne.
Schiste,
Marne et
Schiste de
Grand-Cour =Lias superleur
Dew.
Macigno
d' Aubange.
(schiste d'Ete.
,Gres de Virton.
Sable
Schiste
et
Macigno
d'Aubange.
= Lias moyen
Dew.
^ Marne de Strassen.
Gres de Luxemb.
/ Marne de Jamoignel
= Lias inferienr Dew.
Gres deMartiusart ?
408
Der Lias Württembergs nach Quenstedt.
§. 40.
Die Eintheilung des Lias der schwäbischen Alp von Prof.
Quenstedt wurde im Vorhergegangenen schon so ausführlich
behandelt, dass ich hier nicht mehr nöthig habe, Vieles hinzu-
zufügen. Von seinen sechs Abtheilungen umfasst die unterste
fünf Zonen, die drei darauffolgenden je drei, die zwei obersten
aber nur je eine einzige Zone. Ich habe auf der folgenden
Tabelle die Vergleiche für die schwäbischen Bildungen , wie sie
in Quenstedt. Flözgebirge 1843 pag. 539 — 541 dargelegt
wurden, mit der allgemeinen Zoneneintheilung gegeben, da hie-
durch die Grundzüge jenes Systems am leichtesten klar werden.
Bei dem in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft,
1853, tab. 16 von meinem Freund Pfizenmayer gefertigten
Profil wurden wenigstens für den Lias auch andere Arbeiten
schwäbischer Geologen beigezogen, wesshalb dasselbe als Re-
sume der vereinigten Forschungen zu betrachten ist, wie sie
auf diesem Boden bis zum Jahre 1853 fortgeschritten waren.
Dagegen steht eine neue umfassende Arbeit über den schwäbi-
schen Jura von Professor Quenstedt in Aussicht.
— 409
Nr. 23.
Allgemeine Einiheüung des Lias.
Oberer Lias.'Jurensisbett.
Toareicn.
Upper Lias.
Posidonomyenbett.
Mittlerer
Lias.
Liasicn.
Middle Lias.
Spinatusbett.
Ob. Margaritatusbett.
Unt. Margaritatusbett.
DavÖibett.
Ibexbett.
Jamesonibett.
Interer Lias.
Sinemuricn.
Louer Lias.
Raricostatusbett.
Oxynotusbett.
Obtususbett.
Tuberculatusbett.
Bucklandibett.
Angulatiisbett.
Bett d. Amm.planorbis.
Keuper.
Bonebed.
EintheUung des Lias von
Schwaben nach Qlienstedt.
(1843. Flözgebirge, pag. 539 — 41.)
1
; Lias f. Jurensismergel.
Lias e. Posidonienschiefer.
Lias d. Amaltheenthone.
Lias y. Numismalismergel.
Lias ß. Turnerithone.
^ Lias a. Sand u. Thonkalke.
Württemb. naturw. Jahresheft. October 1856. 3. Heft. 27
— 410 —
Die Begrenzung des Lias gegen den Kenper.
§. 41.
In §. 4 habe ich bei Feststellung- der Grenzen des untern
Lias zwar angegeben, dass in dem Gebiete, welches diese Ar-
beit umfasst, eine Abtrennung der Liasformation gegen den Keu-
per bei der durchgehend verschiedenen Gesteinsbeschaffenheil
der Grenzschichten beider Formationen erleichtert, und desshalb
im Allgemeinen auch auf übereinstimmende Weise ausgeführt
werde. Dagegen blieb noch die bestimmte Einreihung des Bo-
nebed's unsicher. Die Profile Nr. 18 — 23 zeigen die Stellung,
welche die Geologen Englands , Frankreichs und Deutschlands
dem Bonebed geben. Marcou und Plieninger* nahmen
dasselbe vorerst als Grenzschichte, dagegen vereinigten: De la
Beche, Murchison, Conybe are und Phillips,** Qu en-
stedt,*** Terquemf (und wahrscheinlich auch Dewalque
und Chapuis) das Bonebed mit dem Lias. Nur wenige Stimmen
waren dafür vorhanden dasselbe in den Keuper zu stellen. Die
Nachweise einer Molluskenfauna soHten jedoch diese Frage zu
einer Erledigung bringen. Die reichen Muschellager, welche
von Hr. Fabrikant Deffner an verschiedenen Punkten Würt-
tembergs in dem Bonebedsandsteine aufgefunden wurden, gaben
die Anhaltspunkte zu Vergleichen dieser Zone mit höheren und
tieferen Schichten. In §. 5 habe ich diese Einschlüsse erwähnt,
doch konnte ich die Untersuchungen derselben nicht beiziehen,
dagegen gaben diese neuen Erfunde den Stoff zu einer gemein-
schaftlichen Arbeit ff mit meinem Freunde Dr. Suess in
Wien. Als Resultat derselben ist die Gleichstellung der
Bonebed-Zone mit den Kösseiier Schichten des südöstlichen
Deutschlands zu betrachten, da die organischen Einschlüsse
beider Bildungen nahe übereinstimmen. Da jedoch in der Lias-
formation noch keinerlei Aequivalente derjenigen fossilen Arten
• H. V. Meyer und Plieninger 1844. Beitr. pag. 105.
" Outlines oftheGeol.of Engl, und Wales. 1822. I. Bd. pag. 263. Sect. 3.
"• Quenst. 1843. Flözgeb. pag. 541.
i Terquem, Mem. Soc. geol. de Tr. 1855. 2e partie. Extr. pag. 3.
ff Sitzungsber. k. Ak. Wien. Juli 1856.
- 411 -
gefunden wurden , welcke die Bonebedsandsteine charakterisiren,
so haben wir Bonebed und Bonebed Sandstein und so-
mit auch die Kössener Schichten als ein zum Keu-
per gehöriges Glied zu betrachten, über welchem erst
der Lias mit der Zone des Amm. planorbis beginnt.
Die Begrenzung des Lias gegen den mittleren Jura.
§. 42.
Ich werde hier zwar zuerst die historische Entwicklung be-
leuchten, welche die von den Geologen jedes Landes schon so
vielfach erörterte Frage erlitten hat , doch bin ich zu der bestimm-
ten Ansicht gekommen, dass es bei Feststellung der Grenzen
zwischen Lias und Unteroolith nicht passend wäre, sich nach
den erstmaligen Angaben der ältesten Geologen zu richten. Viel-
mehr haben wir zu versuchen dies auf diejenige Art von Neuem
auszuführen, durch welche die beiden Formationen besonders
in paläontologischer Beziehung am schärfsten abgetrennt werden.
Ich für meinen Theil finde zwar, dass die einzelnen Zonen un-
ter sich oft dieselbe scharfe Abtrennung zulassen, wie ganze
Etagen, * oder sogar wie ganze Etagengruppen, doch sind wir
gezwungen , sobald wir uns einmal der Etageneintheilung be-
dienen, diese Etagen und Etagengruppen in noch schärferer Weise
zu isoliren, als dies bei manchen der aufgefundenen Zonen bis
jetzt bewerkstelligt werden konnte. Lias und mittlerer Jura bil-
den solche Gruppen von je drei Etagen. Bei der Eintheilung
derselben richteten sich nahezu sämmtliche Geologen ursprüng-
lich nach der mineralogischen Beschaffenheit, welche die Grenz-
glieder beider Formationen in den Gegenden zeigten, in welchen
sie gerade untersucht wurden. Es waren jedoch nicht allein
diejenigen Gelehrten, welche die Eintheilung der Juraformation
begründeten, sondern es sind noch heutzutage die meisten
unserer Geologen, welche den Unteroolith da beginnen lassen,
Ltage im Siuue d'Orbigny's.
27
— 412 —
wo über den dunklen Thonen oder Schiefern helle Oolithe oder
Sande auftreten. Würde die Veränderung in der Gesteinsbe-
schaffenheit überall in der gleichen Zeit erfolgt sein , so wäre
eine solche Art der Begrenzung als die einfachste und leichteste
vielleicht zu rechtfertigen. Dagegen finden wir an den verschie-
denen Localitäten die Grenzschichten zwischen Lias und Oolith
sehr wechselnd zusammengesetzt, so dass z. B. in einer Gegend
eine Zone durch Eisenerze gebildet sein kann, in der nächsten
Provinz die Schichten gleichen Alters aus Thonen, an einer dritten
Localität aber aus Oolithen oder Sauden bestehen. Dies mag
der Grund sein , dass wir bei Vergleichung der einzelnen Systeme
(siehe §. 34 — 40) so verschiedene Arten der Abtrennung finden.
Die folgende Tabelle Nr. 24 zeigt dies um so evidenter , als es
hier sogar nöthig war darauf hinzuweisen, wie ein und derselbe
Gelehrte, je nachdem er wieder eine andere Localität in Unter-
suchung hatte auch seine Grenzlinie in veränderter Höhe an-
brachte. So sehr ich mit der Eintheilungsweise d'Orbigny's
einverstanden bin, wie er sie im Cours dlementaire III. Bd. pag. 469
für Thouars ausführt , so wenig lässt es sich damit vereinigen,
dass von d'Orbigny die Thone von Gundershofen in den obern
Lias gestellt werden. Auf seinem Profile (ibid. pag. 469) hat
d'Orbigny den Amm. jurensis in die obern Lagen seines obern
Lias eingetragen. Es kann hier kein Zweifel obwalten, dass in
diesen Bildungen, welche d'Orbigny (ibid. pag. 464) als Typen
des obern Lias erklärt, die Zone des Amm. jurensis die höchsten
Lagen einnimmt. Es lässt sich desshalb keineswegs rechtfertigen
an einer andern Localität noch zwei höhere Zonen zu addiren, da
der einzige Grund nur der sein kann , weil diese zwei Zonen hier
eine dunkle Farbe und thonige Zusammensetzung haben. Doch
bleiben die Thone von Gundershofea und Uhrweiler nicht immer
Thone. An der Südküste von England , so wie in Gloucestershire
und Yorkshire , ja selbst an vielen französischen Localitäten wer-
den die Schichten gleichen Alters durch helle sandige Kalke
und Oolithe gebildet und es ist noch keinem der englischen
Geologen in den Sinn gekommen , dieselben mit dem obern Lias
zu vereinigen.
413
Die Begrenzung des Lia;
in den Systemen veri
Zone des
Amin. Huiiiphriesianus.
Zone des
Amin. Murchisouae.
Zone der
Trigonia navis.
Zone des
Amin, torulosus.
Grenze zwischen
Lias u. Intcroolith.
Zone des
Amin, jurcnsis.
Zone der
Posidonomya Bronni.
Zone des
Amm. spinatus.
1 gegen den Unteroolith
chiedener Geologen.
Nro. 24.
Graf Münster (für Thurnau)
Bronn's Jahrb. 1831 pag.430.
d'Orbigny (für la Verpilllöre)
Courselem.1852 IILB.p.465.
Marcou. 1846. (Jura salinois).
Graf Maudelsloh (schwäb. Alp)
tbeor. Profile. 1834.
vd'Orbiguy (für Gundershofen)
Cours elem. 1852. Ul. Bd,
pag. 465.
Phillips, (Küste von Yorkshlre)
1829(wenigstens annähernd).
V. Buch. 1832. Bronn's Jahrb.
pag. 223 und 1837 Jura
Deutschi. pag. 69.
Qoenstedt. 1843 (für Schwaben)
Flözgeblrge pag. 539.
d'Orbigiiy (für Thouars) Cours
elem. 1852.III.Bd. pag. 469.
Dewalque <fc Chapuis. Mem.
Luxemburg.
d'Archiac. 1856. Hist. des
t Progres. VI. Bd. pag. 333.
Murchison (für Gloucestershire)
1843. Geol. of Cheltenham.
Brodie (für Gloucestershire)
1851.Proceed. geol. VII. Bd.
pag. 208.
De la Beche (für Dorsetshire)
Geol. Transact. 1823. tab. 3
- 414 -^
Die grosse Verschiedenheit in der Abgrenzung der Lias-
formation gegen den mittleren Jura, welche durch die beifol-
gende Tabelle bildlich dargestellt werden soll , rührt somit meist
daher, dass der Gesteinsbeschaffenheit der Schichten mehr Rech-
nung getragen wurde, als den paläontologischen Characteren.
Zu weiterem Beleg hiefür kann die Ansicht vieler französischer
Geologen dienen, welche die Eisenerze von la VerpilHere als
typische Bildungen des obern Lias betrachten, und ihren Un-
teroolith erst über denselben beginnen lassen. In der That wer-
den jene an Fossilen so reichen Thoneisensteine nur aus einigen,
wenige Fuss mächtigen Bänken zusammengesetzt, dennoch ent-
halten dieselben aber die Repräsentanten sämmtlicher Zonen von
den Lagen der Posidonomya Bronni* bis zu den unteren Schich-
ten des Amm. Murchisonae. Amm. torulosus, opalinus, Murchi-
sonae, Turbo capitaneus, Pholadomya fidicula kommen neben
den Falciferen des obern Lias aus denselben Eisengruben. Was
hindert uns jedoch daran, dass wir diese Fossile dennoch ver-
schiedenen Zonen zuerkennen, da wir genug Beispiele dafür
haben, dass in manchen Gegenden das zusammengezogen ist,
was an andern Orten getrennt liegt. Sobald man jedoch auf
eine solche Thatsache, wie sie bei obigen Bildungen vorzulie-
gen scheint, einseitige Hypothesen gründet , so müssen sich noth-
wendig Fehler einschleichen, wie dies denn auch gerade in diesem
Falle geschehen ist. So wurde z. B. Pholadomya fidicula schon
mehrfach von französischen Geologen ** als Liasmuschel aufge-
stellt, desshalb, weil sie in solchen Bildungen in enger Nach-
barschaft mit den Arten des obern Lias gefunden wurde.
Die vorhergehende Tabelle zeigt, dass sogar unter den
älteren englischen Geologen keine Uebereinstimmung in der Ab-
grenzung des Lias herrschte. De la Beche's Unteroolith be-
ginnt noch tiefer als Posidonomya Bronni, Murchison's Un-
teroolith dagegen unter der Zone des Amm. jurensis, der von
• Siehe §. 29, 30, 47 und 49.
'• Bullet. Soc. geol. de Fr. 4. Dec. 18.')4. pag. 82.
— 415 -
Phillips unter Amm. torulosus. De la Beche und Mur-
chis on ziehen somit ihre Grenzlinie noch tiefer als es d'Orbigny
für Thouars gethan. Die Gründe hiefür liegen darin, dass
sich an der Küste von Dorsetshire unmittelbar über dem mitt-
leren Lias helle Sande erheben, welche von De la Beche für
Unteroohth gehalten wurden. In Gloucestershir e ist die
Zone des Amm. jurensis in mineralogischer Beziehung so enge
mit dem Unteroolith verschmolzen, dass sie Murchison damit
vereinigte, ohne sie besonders zu unterscheiden. Brodie kannte
zwar die Grenzschichten zwischen Lias und Unteroolith genauer
und hob dieselben in einer besonderen Arbeit, * als „Ammonite-
and Belemnite-Bed'^ hervor, er machte auf ihr Auftreten an
der Basis des Unterooliths an mehreren Punkten in Gloucester-
shire aufmerksam, zeigte, dass sie eine Knochenlage enthalten
(welche er mit dem Bonebed des Keupers und anderer Forma-
tionen vergleicht), leider aber trennte er die Zone des Amm.
jurensis nicht weiter von der Torulosusbank ab, sondern stellte
die ganze Abtheilung in den Unteroolith. Dagegen war H. S ä-
mann der erste, welcher unter den Fossilen von Frocester
liasische Arten nachwies und in einem Aufsatze ** die Ansicht
aussprach, nach welcher jene oolithischen Bänke noch dem Lias
zuzuzählen wären.*** Sowohl H. Sämann als ich haben es
H. Dr. Wright, welcher die Wichtigkeit dieser Frage wohl
erkannte , zu verdanken , auf jene Verhältnisse aufmerksam ge-
macht und selbst an Ort und Stelle geführt worden zu sein.
• Rev. Brodie, Ou tLe basement beds of the mferior Oolithe iu
Gloucestershire. Proceedings of the geol. Soc. 9. April 1851. pag. 208,
'• Bullet. Soc. ge'ol. de Fr. 6 Fevr. 1854. pag. 276.
"' In ähnlicher Weise behandelte H. Harle' (Apercu de la Constitution
du De'p. du Calvad. annuaire 1853: siehe auch d'Archiac, 1856, Progres
de la Geol. VI. Bd. pag. 291) die Schichten gleichen Alters der Umge-
bungen von Bayeux (Calvados).
416
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Ich werde hier kurz meine eigenen Beobachtungen in einem
Profile veranschaulichen, bedaure aber die viel gründlicheren
und umfassenderen Untersuchungen, welche in Bälde von
Dr. Wright über denselben Gegenstand in Aussicht stehen,
nicht mehr beiziehen zu können. Das nebenstehende Profil,
welches ich an Ort und Stelle aufnahm, zeigt mit Deutlichkeit,
dass sich auch in Gloucestershire die Zone des Amm. jurensis
in paläontologischer Beziehung wohl von den Torulosusschichten
abtrennen lässt. Dagegen besitzt diese Zone ganz ähnliche
physikalische Eigenschaften, wie die unteren Lagen des Unter-
ooliths, bildet also anscheinende Uebergänge, während schon
um ein Gutes tiefer die den obern Lias anderer Gegenden cha-
rakterisirende Gesteinsbeschaff'enheit aufhört.
Um jedoch zu einem Schlüsse zu kommen, auf welche Art
die Begrenzung des Lias gegen oben am schärfsten durchzufüh-
ren sei, versuchen wir alle die möglichen Grenzlinien zu ziehen
und ihren relativen Werth zu erwägen. Dieselben können na-
türlicher Weise nur zwischen je zwei Zonen angebracht werden,
dürfen aber in keinem Falle eine Zone in der Mitte durchschnei-
den. Wollen wir nicht zu weit von dem einmal Angenommenen
abgehen, so bleiben uns noch fünf verschiedene Wege:
wir zieheu die Grenzlinien zwischen der Zone
1) der Posidonomia Bronni und der des Ammonites jurensis.
2) des Ammonites jurensis ,, ., „ „ torulosus.
3) des Amm. torulosus „ ,, der Trigonia navis.
4) der Trigonia navis „ „ des Amm. Marchisonae.
5) des Amm. Murchisonae „ „ „ Amm. Humphriesianus.
Die Methode von Nr. 1 ist desshalb nicht ausführbar, weil
der Uebergang der fossilen Arten zu beträchtlich ist. Schichten
bei denen es uns noch nicht gelang, die Uebergänge mehrerer
Arten, welche wir für wahre Leitmuscheln halten, wie: Amm.
bifrons und lythensis, zu widerlegen, können wir auch nicht als
Grenzglieder zweier Formationen betrachten, an deren scharfer
Abtrennung uns so Vieles liegt. Dasselbe gilt für 3) und 4).
Amm. opalinus füllt sowohl die Zone des Amm. torulosus, als
auch die der Trigonia navis, ausserdem zeigten §. 47 und 48
— 418 ^
den nahen Zusammenhang beider Schichten, wie denn auch eine
Abtrennung von den Geologen hier noch nicht durchzuführen
versucht wurde. Gegen oben erscheint dagegen in der Zone
der Trigonia navis die so wichtige Pholad. fidicula zum ersten
Male und setzt sich in die obern Lagen des Unterooliths fort.
Wenn auch die üebergänge zwischen der Zone der Trigonia
navis und der des Amm. Murchisonae nicht gerade bedeutend
sind, so möchte ich doch keineswegs als Grenzglied zweier
Formationen eine Zone aufstellen, deren Verbreitung sich noch
auf wenige Localitäten beschränkt und deren Aequivalente z. B.
in England und dem nördlichen Frankreich noch gar nicht mit
Bestimmtheit nachgewiesen wurden. In Beziehung auf Nr. 5
führe ich an, dass von beinahe sämmtlichen Geologen die Zone
des Amm. Murchisonae zum Unteroolith gezählt wird, da die-
selbe an den typischen Localitäten Englands und Franki-eichs
eng damit verbunden ist. Es wurde die 1831 von Graf Mün-
ster eingeführte Bezeichnung der Murchisonae - Schichten als
„Oberer Liassandstein" kurz nachher von Leopold von
Buch bekämpft und zu verdrängen gesucht, da hiedurch noth-
wendig Irrthümer herbeigeführt worden wären. Die Benennung
ist nicht mehr gebräuchlich und die Vereinigung der Zone des
Amm. Murchisonae mit dem Unteroolith wird allgemein als eine
sich von selbst verstehende Sache angesehen.
Dagegen geht die einzig sichere durch zwei bestimmte , bei-
nahe überall nachweisbare Horizonte begrenzte Linie, zwischen
den Schichten des Amm. jurensis und denen des Amm. torulosus
hindurch. Der Reichthum an fossilen Arten, welche jede der
beiden Zonen charakterisiren, macht es möglich eine Trennung
an den meisten Localitäten mit grosser Schärfe auszufuhren. Die
Phillips'sche Eintheilung, bedingt durch die Natur der Nieder-
schläge an jener Küste, stimmt im Allgemeinen mit dieser Art
der Begrenzung , doch fehlen noch die schärferen Nachweise der
eigentlichen Grenzglieder, besonders der Zone des Amm. juren-
sis. Dagegen spricht sich Leopold von Buch mehrmals mit
Bestimmtheit darüber aus , dass die Thone , welche im südwest-
lichen Deutschland und der Schweiz an der Basis des Unterooliths
- 419 -
liegen, noch zum mittlem Jura gezählt werden müssen (siehe
§. 47). Hieraus erhellt, dass schon in früher Zeit diese Art
der Abtrennung angestrebt wurde. Für Württemberg und
Bayern wurde eine solche im Jahr 1843 von Professor
Quenstedt mit Bestimmtheit angenommen. D'Orbigny's
Angaben (Cours Clement. 1852. 3. Bd. pag. 469) zeigen uns,
dass auch er, wenigstens für einige Localitäten in dieser Weise
die Grenzlinie für seinen obern Lias gezogen hat. In den Ar-
beiten von Dewalque und C h apuis ist gleichfalls eine solche
beinahe unzweifelhaft, wenigstens bieten ihre paläontologischen
Angaben pag. 274 über die Grenzschichten keine Widersprüche
dagegen. Dazu kommt die gewichtige Ansicht von Vic. d'Ar-
chiac, welcher sich in dem unlängst erschienen sechsten Bande
seines Progres pag. 333 ausdrücklich zu dieser Eintheilungsweise
bekennt. Wir haben somit schon eine beträchtliche Anzahl von
Bundesgenossen für diejenige Art der Begrenzung gewonnen,
welche wir künftig festzuhalten haben, nach welcher nemhch:
Die Liasformation mit der Zone des Ammonites
jurensis abschliesst und der mittlere Jura mit der
Zone des Amm. torulosus beginnt.
II. DER MITTLERE JURA.
§.43. leh habe versucht, die in den verschiedenen Ländern
bestehenden Eintheilungen zu vereinigen, wodurch sich folgende
3 Etagen ergaben. Vergl. §.1.
Deutschland. Frankreich. England.
4) UnterooUth. Etage Bajocien. Inferior Oolithe.
5) Bath-Gruppe. „ Bathonien. Bath-Oolitheformation.
6) Kellowaygruppe. „ Callovien. Kellowayformation.
Jede dieser Abtheilungen zerfällt in eine Anzahl von Zonen,
welche ich in den 3 folgenden Abschnitten der Reihe nach be-
schreiben werde.
Fünfter Abschnitt.
DER UNTER-OOLITH. (Bajocien. Inferior Oolithe.)
§. 44. Synonymik für England: Under Oolithe, Will.
Smith, 1815, a Memoir to the Map and Delineation of the strata u. s. w.
Under Oolithe, lower or inferior Oolithe, Sowerby 1815. Min.
Conch. Index to vol. I. Inferior Oolithe, Conyb. und Phillips, 1822.
Outlines of the Geol. of Engl, and Wales pag. 239. 1) Dogger, 2) Lower
Sandstone, Shale and Coal, 3) Impure Limestone, 4) Upper
Sandstone (pars), Phill. 1829. pag. 33.
Für Frankreich: Groupe in frajurassique ferrugineux,
AI. Brongniart 1828, Tableau des terrains pag. 414. Gres sup erliasique
Oolithe ferrugineux, Calcaire laedonien, Calcaire ä polipiers
u. s. w. Marcou 1846. Jura salinois. Separatabdr. pag. 55 — 73. Oolithe
de Bayeux Simon. Calcaire ä entroques, Calcaire ä Polypiers,
Cotteau. Oolithe ferrugineux du Mont Saint Martin undCalcaiie
deLongwy, Dew. et Chapuis Mem. Luxemb. Bajocien (zehnte Etage
Oolithe inferieur, d'Orb., Cours elementaire 3. Bd. pag. 477. Nach den
Bildungen in den Umgebungen von Bayeux (Bajoce) im Calvados.
Für Deutschland: Dogger, Römer 1836, Ool. pag. 6 (non
Phill. 1829). Unteroolith, v. Buch 1837. Der Jura Deutschlands, Profil.
Berl. Akad. Eisenrogen stein und Walkerdegruppe, Fromherz, 1838.
Die Juraformation des Breisgaues. Brauner Jura «, (:?, y, b und (g pars)
Quenst. 1843, pag. 538 und 539.
§. 45. PalacontolOgie. Die Zahl der organischen Reste,
welche bis jetzt in den Bildungen des Unterooliths verschiedener
— 421 —
Länder gefunden wurden, ist auf eine beträchtliche Hohe ge-
stiegen. In dem Anhange zu diesem Abschnitt war ich genöthigt,
über 250 Arten aufzunehmen, obgleich ich von den Echinoder-
men nur wenige Species anführte , die niederen Thierklassen (von
den Echinodermen an abwärts) aber ganz überging. Wirbel-
thiere sind im Unteroolith zahlreich zu Hause, ich wüsste keine
Localität, an welchen solche nicht gefunden worden wären. An
der schwäbischen Alp sind besonders die sandigen Schichten aus
der Zone des Amm. Murchisonae reich daran, doch fehlen auch
in höhern und tiefern Lagen einzelne Reste von Fischen oder
Sauriern nicht.
D'Orbigny führt in seinem Prodrome 21 Arten Bryozoen
an, welche sämmtlich in dem französischen Unteroolith aufge-
funden wurden, von welchen aber z. B. im südwesthchen Deutsch-
land nur wenige nachgewiesen sind. Für die zahlreichen Pflan-
ze n, welche Phillips aus dem „Lower Sand and Shale" der
Yorkshireküste beschrieb , scheinen keine Analogien zu existiren,
denn die wenigen Arten, welche aus dem nördlichen Northamp-
tonshire bekannt sind, beweisen keineswegs, dass in letzterer
Provinz eine ähnliche Fauna zu finden sei.
Zu der nachfolgenden Uebersicht der fossilen Arten des
Unterooliths ziehe ich nur die wichtigeren Leitmuscheln bei, im
Uebrigen siehe §. 53.
Belemnites brevis.
„ Gingensis.
„ Rhenanus.
„ spinatus.
„ giganteus.
„ canaliculatus.
Ammonites torulosus.
„ opalinus.
„ subinsignis.
„ Murchisonae.
„ jugosus.
„ Sowerbyi.
„ Edouardianus.
Ammonites Tessonianus.
„ Staufensis.
„ subradiatus.
„ Truellei.
„ dilucidus.
„ • Eudesianus.
„ oolithicus.
„ Brocchi.
„ Brongniarti.
„ Sauzei.
„ Blagdeni.
„ subcoronatus.
„ Humphriesianus.
422
Ammonites linguifems.
Splnigera longispiua.
„ Braikenridgi.
Cerithium armatum.
„ Bayleanus.
„ elongatum.
„ Deslongchampsi.
„ muricato-costatum
r> Zigzag.
Dentalium elongatum.
„ Martinsi.
„ entaloides.
„ Neuffensis.
Panopaea rotundata.
„ Lucretius.
„ aequata.
„ Parkinsoni.
„ dilatata.
„ bifurcatus.
„ punctata.
„ subfurcatus.
Pholadomya Heraulti.
„ Garantianus.
„ Schuleri.
„ polymorphus.
Goniomya Knorri.
Ancyloceras annulatus.
„ Dubois.
Chemnitzia lineata.
Lyonsia abducta.
„ coarctata.
„ gregaria.
Nerinea cingenda.
„ latirostris.
Acteonina Sedgvici.
Anatina undulata.
Acteonina glabra.
Ceromya Bajociana.
Natica Pictaviensis.
Thracia lata.
Trochus duplicatus.
Leda rostralis.
„ monilitectus.
„ Diana.
„ Anceus.
„ Delila.
Turbo capitaneus.
„ Delongchampsi.
„ subduplicatus.
Nucula Hausmanni.
„ Palinurus.
„ Hammeri.
„ gibbosus.
„ Aalensis.
Purpurina subangulata.
Tancredia Engelhardi.
„ ornata.
„ donaciformis.
„ Bellona.
„ compressa.
„ Bella.
„ Lycetti.
Phasianella Saemanni.
„ axiniformis.
Pleurotomaria Palemon.
„ Rollei.
Alaria subpunctata.
Quenstedtia oblita.
„ Phillipsi.
Corbula obscura.
Pterocera minuta.
Opis similis.
423
Opis lunulata.
Astarte Voltzi.
„ subtetragona.
„ excavata.
y, elegans.
„ Aalensis.
„ depressa.
„ Goldfussi.
„ minima.
„ detrita.
„ obliqua.
„ trigona.
Cypricardia acutangula.
Trigonia pulchella.
„ navis.
„ similis.
„ signata.
„ costata.
„ tuberculata.
„ striata.
Pronoe trigoneUaris.
Lucina plana.
„ Wrighti.
Unicardium depressum.
„ cognatum.
Cardium subtrimcatum.
„ siibstriatulum.
Isocardia cordata.
„ gibbosa.
Area liasiana.
„ Lycetti.
„ cancellina.
„ oblonga.
Pinna Faberi.
„ cuneata.
Myoconcha striatula.
Myoconcha crassa.
Mytilus striatulus.
„ cuneatus.
„ Sowerbyanus.
Lima gibbosa.
„ alticosta.
„ semicircularis.
Posidonomya Suessi.
„ Buchi.
Avicula elegans.
„ Münster!.
Inoceramiis rostratus.
„ amygdaloides.
Gervillia lata.
„ Hartmanni.
„ subtortuosa.
„ acuta.
„ tortuosa.
„ oolithica.
„ consobrina.
Perna isognomonoides.
Pteroperna plana.
Pecten pumilus.
„ disciformis.
„ ambiguus.
„ Dewalquei.
„ Saturnus.
Hinnites abjectus.
Gryphaea sublobata.
„ calceola.
Ostrea calceola.
„ flabelloides.
„ sulcifera.
„ explanata.
Anomya Kurri.
Terebratula cariiiata.
— 424
Terebratula
\ curvifrons.
Terebratula plicata.
r>
emarginata.
Brachiopoden §. 53 N. 230—238
T)
Meriani.
Rhynchonella cynocephala.
«
Waltoni.
55
ringens.
55
Anglica.
55
Wrighti.
»
ovoides.
55
aeuticosta.
1)
Simplex.
55
angulata.
•n
omalogastyr.
55
subtetraedra.
55
Württembergica.
55
Stuifensis.
55
submaxillata.
55
plicatella.
55
perovalis.
Discina
reflexa.
55
Phillipsi.
Lingula
Beani.
55
globata.
Cidaris
Anglosuevica.
55
Eudesi.
Crenaster prisca.
55
sphaeroidalis.
Coelaster Mandelslohi.
55
fimbria.
Pentacrinus Württembergicus.
§. 46. Abgrenzung und Eintheilung der Etage des ünter-
ooliths. Wir nehmen die Schichten des Amm. torulosus als
unterste Zone des Unterooliths, wofür die Gründe schon in §. 42
gegeben wurden. Zwischen den Schichten des Amm. jurensis
d. h. den obersten Lagen der Liasformation und den Torulosus-
schichten würde demnach die Grenzlinie durchgehen, nach wel-
cher wir den obern Lias vom Unteroolith zu trennen hätten.
Ueber die Art der Begrenzung der Unteroolithgruppe gegen
die Bathoolithgruppe sind die meisten Geologen einig, indem die
Zone des Amm. Parkinsoni als oberstes Glied des Unterooliths
angesehen wird, über welchem erst die Bathformation beginnt.
Der Unteroolith lässt sich in fünf durch ihre palaeontologi-
schen Charactere verschiedene Zonen eintheilen. Durch Tren-
nung einer derselben in zwei Horizonte habe ich versucht, eine
weitere Zone anzudeuten, doch muss dieselbe erst noch durch
spätere Untersuchungen genauer festgestellt werden. Ich behalte
desshalb vorerst fünf Zonen bei und stelle sie auf der folgenden
Tabelle nach ihren palaeontologischen Charakteren der Reihe
nach zusammen,
^ 425 -
Eintheilung des ünterooliths nach seinen palaeontologischen Characteren.
Nr. 26.
A. subradiatus. Purpurina Bellona.
„ oolithicus. Spinigera longispina.
(Amm.)
„ Deslongchampsi. Posidonomya Buchi.
Zone des
„ Zigzag. Terebratula carinata.
„ Martinsi. „ Württembergica.
Parkinsüui-
Amm.
„ Neuffensis. „ Phillipsi.
,, Parkinsoni. „ globata.
bc(t.
ParMnsoni
„ Garantianus. „ sphaeroidalis.
„ polymorphus. Rhyuclion. acuticosta.
Bei. Württembergicus. „ angulata.
Dentalium entaloides. „ Stuifensis.
Zu Unterst: Ancyloceras annulatus und Amm. subfurcatus.
A. Edouardianus. Astarte deppressa,
„ Blagdeni. Trig. signata. Beiemu.
7iC\Y\9 des
(Amm.)
£^\J Ll\j \A\jiJ
„ Humphr, Myt. cuneatus. gigan-
Amm.
,, linguiferus. Gervillia consobrina. tcus u.
Humph-
Humph-
„ Braikenridgi. Perna isognomonoides. canali-
Trocb. raonilitectus. Hinnites abjectus. culatus
Pleurot. Palemon. Ostrea flabelloides. begin-
Cerith. muric. costat. Terebr. Waltoni. j^gj^
riesianus-
riesianus.
Thracia lata. „ omalogastyr. , .
Opis similis. Cidaris Anglosuevica. ^^^*
bett.
Untere Lagen mit Amm. Sauzei, Brocchi,
Brongniarti, Sowerbyi, Bei. Gingensis.
Bei spinatus. Astarte excavata.
Bett des
Zone des
Amm. Murchisonae. Trig. striata, tuberculata.
„ Staufensis. Cardium substriatulum.
Amin.
Amm.
Turbo gibbosus. Avicula elegans.
]\IuTchiso-
Panopaea aequata. Gervillia acuta.
Murchisonff.
Leda Deslongchampsi. Ostrea calceola.
nae.
Tancredia axiniformis. Lingula Beani.
Quenstedtia oblita. Caelaster Mandelslohi.
Bei. Rhenanus. Trig. simils, navis.
Zone der
Amm. dilucidus. Pronoe trigonellaris.
Trig.
Trigonia
Panopaea rotundata. Lucina plana.
Goniomya Knorri. Cardium subtruncatum.
uavisbett.
navis.
Lyonsia abducta. Gervillia Hartmanni.
Nucula Hammeri.
Pentacr. Württembergicus. ^ ,.
Astarte subtetragona. ^'"•"* "P*^"^"''
Bei. Dorsetensis. Pterocera minuta.
Zone des
„ Quenstedti. Alaria subpunctata.
Torulosus-
„ Neümarktensis. Leda rostralis.
Amm. torulosus. „ Diana.
bctt.
Amm.
„ subinsignis. Nucula flausmannl.
Turbo capitaneus. Astarte Yoltzi.
torulosus.
1
„ subduplicatus. Trigonia pulchella.
„ Palinurus. Posidonomya Suessi.
Purpurina subangulata. Rhynclion. cynocepbala.
Oberer Lias. Jm-ensisbett. Fortsetzung von Profil Nr. 14, §. 28.
Würltemb. naturw. Jahreshefte, Oktober. 1856. 3s Heft.
28
- 426 --
Die SchiClltcn des UlltcroolilhS sind der Reihe nach von
unten gegen oben folgende:
1) Die Schichten des Animo nites toriilosus.
2) ,5 „ der Trigonia na vis.
3) „ „ des Ammonites Murchisonae.
4) „ „ „ „ Humphriesianus.
5) 5, „ „ 5, Parkinsoni.
1) Die Schicliteii des Ammonites torulosus,
§. 47.
SynOIlJlllik : obere Lagen des Liasschiefers (pars), Zieteu,
Hartmaun, Mandelsloh , Goldfuss u. s. w. 1830 — 34. Untere mächtige
Thonschicht des mittlem Jura (pars Inf.), Leop. v. Bucli 1837, Jura
Deutschlands pag. 69 und pag. 97 unten. Untere Lage der Opalinus-
thone mit Amm. torulosus, Quenst. 1843. Flözgeb. pag. 284. Mar-
nes ä Trochus ou de Pinperdu (pars sup.), Marcou 1846. Jura sali-
uois pag. 54. T orul o susschich te , Quenst. (Pflzenmayer 1853. Zeitschr.
der deutsch, geol. Gesellsch. tab. 16.)
Palacoiltologie: Leitende Arten, welche sich auf die Zone
des Amm. torulosus beschränken.
Belemnites Dorsetensis.
„ Neumarktensis
Leda rostralis.
„ Diana.
Nucula Hausmanni.
Astarte Voltzi.
„ subtetragona.
Trigonia pulchella.
Area liasiana.
Posidonomya Suessi.
Terebratula Anglica.
Rhynchonella cynocephala.
(Thecocyathus mactra Edw. u. H.
Goldf. sp. Cyathoph. t. 16, f. 7.)
Nicht minder häufig als die ebengenannten Species finden
sich einige andere , welche jedoch auch in die darüber liegende
Zone hinaufgehen. Es sind folgende : Belemnites brevis^ subda-
„ Quenstedti.
Ammonites torulosus.
j, subinsignis.
Turbo capitaneus.
„ subduplicatus.
„ Palinurus.
Purpurina subangulata.
„ Philiasus.
Alaria subpunctata.
Pterocera minuta.
- _ 427 —
vatuSj, Amtnonites ojmlinus. In der Oberregion der Zone liegt
Dentalium elongatum.
Gesteiusbeschaffciihcit, Verbreitung und palseontologiscbe
Resultate. Die Zone des Amm. torulosus ist von der grössten
Wichtigkeit für die Begrenzung des Lias gegen den mittleren
Jura. Mit ihr beginnt der letztere siehe §. 42. Leop. v. Buch
stellt die mächtige Thonbildung, welche an der schwäbischen
Alp über dem obern Lias folgt, als unterstes Glied seines mitt-
lem Jura auf. Die Zone des Amm. torulosus nimmt aber den
untern Theil der ebengenannten Thonbildung ein. Dass Leop.
V. Buch schon diese Zone kannte, geht aus seinen Angaben,
Jura Deutschlands 1837, pag. 69, 97 und pag. 101 hervor.*
Es sind dies zwar bloss einzelne Fingerzeige, doch lässt sich daraus
ziemhch bestimmt folgern, in welcher Weise Leop. v. Buch
den mittlem Jura gegen den Lias begrenzen wollte.
Schon viel umfassender hat Quenstedt Flözgeb. 1843.
pag. 284 die unterste Zone des mittleren Jura beschrieben; pag.
539 finden wir sie durch eine Anzahl ihrer wichtigsten Leit-
muscheln characterisirt und als untere Lagen der Opalinusthone
eingereiht. Marcou hat die Torulosusschichten (Jura salinois
1846). zwar wiederum mit den tiefer liegenden Schichten des
obern Lias vereinigt, dennoch aber durch die Angabe vieler fos-
silen Arten gezeigt, dass an verschiedenen Punkten des franzö-
sischen Jura eine besondere Unterscheidung der characteristischen
Fauna möglich sei.
Die Torulosusschichten im südwestlichen Deutsch-
land. Siehe Profil Nr. 27, §. 48. An der schwäbischen Alp
und an vielen Punkten Bayerns, an welchen der untere Oolith
mit Thonen beginnt, treten die Schichten des Amm. torulosus
* Pag. 97 sagt L. v. B. bei Beschreibuug von Nuc. Hammeri Goldf.
(non Defr.) , dass diese Species an der Grenze zwischen Lias und mittlerem
Jura da Hege, wo die mächtigen Thonschichteu des letzteren ansteigen. Noch
bestimmter stellt Leop. v. Buch dieselbe Muschel, (welche eine der bezeich-
nendsten Arten der Torulosusschichten ist) in dem Profile des deutschen
Jura in die unterste Lage des mittleren Jura.
28*
- 428 -
reich an Fossilen und scharf getrennt von den darunter liegen-
den Jurensismergeln des obern Lias auf. Ueber den letzteren
folgen bröcklige Thone, in welchen sich wenige Fuss über den
Mergelbänken des obern Lias die charakterischen Arten der Toru-
losusschichten einstellen und gleich anfangs durch grosse Häufig-
keit das Auffinden ihrer Zone erleichtern. Die Muscheln sind
gewöhnlich verkalkt, bisweilen in harte Geoden gebacken, sel-
tener verkiest. Eine mehrere Zoll dicke Nagelkalkbank fehlt
beinahe nirgends. Gegen oben werden die Muscheln jedoch im-
mer spärlicher und nur an der obersten Grenze lässt sich noch
einmal eine reichere Lage auffinden, w^elche aber in Beziehung
auf ihre Fossile schon den Ueb ergang zu den Schichten der Trig.
navis bildet. Astarte subtetragona kommt in den obern Lagen
häufig vor, während Amm. torulosus hier sehr selten wird. Ich
erhielt nur wenige Exemplare davon aus den harten Geoden, welche
bei Boll und am Rechberg in der Oberregion der Torulosusschich-
ten liegen. In Württemberg sind längs der ganzen schwäbischen
Alp Funkte zu treffen, an welchen besonders die reiche untere Lage
(eigentliche Torulosusschichten) aufgeschlossen ist und an wel-
chen man beinahe sämmtliche im palaeontologischen Theile dieses
Paragraphen genannte Arten sammeln kann. So z. B. am Gold-
bäclile bei Gmünd, in der Boller Gegend, zu Metzingen, zu
Gomaringen undMössingen, in den Umgebungen von Donaueschin-
gen u. s. w. In Bayern sah ich dieselben ebenso deutlich in
den Umgebungen von Altdorf und Neumarkt, ich sammelte in
den dortigen grauen Thonen: Bei. Neumarktensis , Alaria sub-
punctata , Cerithium armatum , Nucula Hausmanni u. s. w. in
grosser Zahl. Prof. Quenst. Flözgeb. pag. 283 gibt das Vor-
kommen der Torulosusschichten von den Umgebungen des Kloster
Banz an, w^oher auch Goldf. Petrefk. eine beträchtliche Anzahl
ihrer Leitmuscheln abgebildet hat.
Im Grossherzogthum Baden hatte ich Gelegenheit, die Lage-
rungsverhältnisse zu beobachten, unter denen der Unteroolith
beginnt. Ein äusserst iiistructiver Punkt findet sich unweit Rän-
dern im Bette der Kander. Die Schichten des Amm. jurensis
stehen über den Posidonomyenschiefern als mergeliges Gebilde
- 429 -
an. Darüber folgen dunkle Thone von wenigstens 2 — 300 Fuss
Mächtigkeit , welche nahezu senkrecht einfallen in ähnlicher Weise
wie die tieferen Schichten des Lias. Fossile sind zwar selten,
doch überzeugte ich mich von dem Vorkommen des Amm. opa-
linus, sowie auch Posidonomya Suessi in zahlreichen Exemplaren
in den Thonen steckte. Wie an der schwäbischen Alp und im
Elsass, so würde denn auch hier der mittlere Jura mit einer
mächtigen Thonschichte beginnen und hiemit in mineralogischer
Beziehung Uebereinstiramung vorhanden sein, während das Vor-
kommen derjenigen fossilen Arten, welche die Zonen des Amm.
torulosus und der Trigonia navis characterisiren , erst noch be-
stimmter nachgewiesen werden muss.
In den angrenzenden Theilen der Schweiz erlangen die
untern Thone des mittlem Jura eine grosse Verbreitung ; die
dunklen Tone fallen leicht in die Augen und treten an vielen
Punkten zu Tag. Bisweilen trifft man die höheren Lagen,
welche zwar arm an Fossilen sind, in denen man aber doch
meistens Bruchstücke von Amm. opalinus oder Bei. brevis findet.
So sah ich dieselben z. B. in dem Seitenthale zwischen der
Schafmatt und der Egg bei Aarau rings um das Bad St. Lorenz
an den offenen Stellen der Wiesen hervortreten. Zwischen Aarau
und Baden werden die Torulosusschichten an mehreren Punkten
ausgegraben und zur Verbesserung der Wiesen verwendet. Ich
fand in einem zu diesem Zwecke aufgeschichteten Haufen ein
deutliches Exemplar von Amm. torulosus, sowie Amm. opalinus
und Posidonomya Suessi. Das Gestein, in welchem sie lagen,
war dem unserer schwäbischen Torulosusschichten ähnlich; die
Mergelgrube, in welcher das Material herausgeschafft wurde, fin-
det sich bei Holderbank südlich von Brugg. In einer andern
Grube: Chambelen unweit Mülligen am Ufer der Reuss IV2 Stun-
den von Baden, sind die Tone in bedeutender Mächtigkeit auf-
geschlossen, doch wurden hier schon etwas höher liegende Schich-
ten blossgelegt, welche beinahe ganz leer von Petrefakten sind.
Auch ist diese Grube gegenwärtig verlassen und daneben eine
neue eröffnet, in welcher die Thone des untersten Lias (Zone
~ 430 —
des Amm. angulatus und planorbis) zum gleichen Zwecke aus-
gebeutet werden.
In Norddeutschland ist die Zone des Amm. torulosus
mit gleicher Deutlichkeit entwickelt, wie an den meisten der
seither genannten Punkten. Römer hat mehrere Arten daraus
abgebildet. Dagegen wurden erst von Dr. Rolle* genauere
Angaben über ihre Lagerungsverhältnisse gemacht und zugleich
die frühere irrige Ansicht widerlegt, nach welcher der obere
Theil des mittleren Lias an manchen Localitäten mit den Schich-
ten des Amm. torulosus vereinigt wurde. Rolle zeigt, dass auch
in Norddeutschland die Zone des Amm. torulosus erst über den
Posidonomyenschiefern ihren Platz hat. Die Zone des Amm.
jurensis ist hier kaum nachweisbar, dagegen bilden die Torulo-
susschichten einen deutlichen Horizont, wie z. B. in den Zwerg-
löchern bei Hildesheim, in den Umgebungen von Goslar und
Quedlinburg, besonders aber zu Wrisbergholzen unweit
Alfeld. Rolle führt von letzterer Localität folgende von Römer
beschriebene Arten an, welche sämmtlich aus der Zone des Amm.
torulosus stammen:
Astarte complanata Rom,, Cerithium armatum Goldf., Dent.
elongatum Goldf., (Pterocera) Fusus minutus Rom., Fusus cari-
natus Rom., Belemn. subclavatus Voltz., Amm. opalinus Rein.
Die Arten der übrigen Localitäten wie Amm. torulosus,
Astarte Voltzi, Nucula Hausmanni u. s. w. ergänzen die Fauna;
doch werden von Hildesheim und Goslar die Arten der Zone
der Trig. navis mit angeführt, wesshalb ich eine weitere Auf-
zählung unterlasse.
In Frankreich: An die Bildungen der Torulosusschich-
ten in Schwaben und Bayern schliessen sich ihrer mineralogischen
Beschaffenheit nach die von Uhrweiler im Elsass (Bas Rhin)
an. Die längst bekannte Localität, eine Stunde südwestlich von
Niederbronn, liefert einen Durchschnitt, der bei geringer Mäch-
tigkeit dennoch eine scharfe Gliederung del' einzelnen Zonen
' Fr. Rolle, Versuch einer Vergleicliung des norddeutschen Lias mit
dem schwäbischen 1853.
- 431 -
zeigt. Ueber dem mittleren Lias liegen am Rande des kleinen
Bacheinschnitts (Uhrweiler Klanmi) Posidonomyensehichten , Ju-
rensismergel und Torulosusschichten regelmässig übereinander. Die
oberste Zone des Lias fällt dort besonders leicht in die Augen
als harter, hellgrauer, mit Petrefakten gefüllter Mergel, welcher
die Leitmuscheln der Jurensiszone zahlreich einschliesst. Dar-
über liegen Thone, in welchen ich folgende Arten theils selbst
sammelte, theils in der Sammlung des Hrn. Direktor Engel-
hardt sah.
Belemnites subclavatus, Amm. opalinus, Amm. torulosus,
Turbo capitaneus, Turbo subduplicatus, Turbo Palinurus,
Purpurina subangulata. Purp. Philiasus, Cerithium armatum,
Leda rostralis, Nucula Hausmanni, Astarte Voltzi, Trigonia
pulchella, Area liasiaua, Thecocyathus mactra.
Denselben Typus, wie im südwestlichen Deutschland und
im Elsass zeigen die Schichten des Amm. torulosus zu Vassy
(Yonne). Es sind Thone, welche über den hellgrauen Stein-
mergeln des Amm. jurensis liegen. Ihre Mächtigkeit ist jedoch
geringer, auch fand ich hier ein so schnelles Aufeinanderfolgen
beider Zonen, dass ich die aus den obern Thonen gewitterten
Arten unter den Mergelbruchstücken der Jurensisschichten zu-
sammenlesen konnte. Nichtsdestoweniger überzeugte ich mich
von der Möglickeit einer Abtrennung der höheren Zone des
Amm. torulosus von den dortigen Jurensismergeln. Von den
wichtigeren Species der Torulosusschichten von Vassy sind mir
folgende Arten bekannt, welche ich an Ort und Stelle theils selbst
sammelte, theils in den Sammlungen antraf.
Ammonites opalinus.
Turbo subduplicatus.
Purpurina subangulata.
Cerithium armatum.
Leda rostralis.
Nucula Hausmanni.
Area liasiana.
Thecocyathus mactra
In den Depart. Jura und Doubs hat Marco u auf das
Vorkommen der Torulosusschichten zuerst dur<;h palaeontologische
Angaben aufmerksam gemacht. Er nennt die Schichten „Marnes
~ 432 —
a Trochus ou de Pinperdu" vereinigt aber unter dieser Benen-
nung noch die oberen Schichten des Lias damit, doch ist die
Mehrzahl der wichtigeren Leitmuscheln der Torulosusschichten
von verschiedenen Punkten der Umgebungen von Salins und
Besangon bekannt geworden, so dass an einer möglichen Ab-
trennung des engeren Horizontes nicht mehr zu zweifeln ist. Ich
habe im Anhange zu diesem Abschnitt das vereinzelte Vorkom-
men jeder Species angegeben und stelle dieselben hier von beiden
Provinzen zusammen, es sind folgende:
Belemnites Neumarktensis.
Ammonites opalinus.
Turbo capitaneus.
^ subduplicatus.
„ Palinurus.
Purpurina subangulata.
„ Philiasus.
Alaria subpunctata.
Cerithium armatum.
Leda rostralis.
„ Diana.
Nucula Hausmanni.
Trigonia pulchella.
Area liasiana.
Thecocyathus raactra.
Gleich beträchtlich ist der Reichthum an bezeichnenden
Arten, welche sich in der Zone des Amm. torulosus in den Um-
gebungen von Milhau (Aveyron) finden. D'Orbigny erwähnt
die dortigen Vorkommnisse zum Theil schon im Prodrome. Im
letzten Jahre erhielt ich von Hrn. Saemann in Paris, welcher
die Fossile der Torulosusschichte aus jener Gegend in grosser
Zahl und getrennt von den Arten des obern Lias hatte sammeln
lassen, eine Suite derselben, welche in der Zone des Amm. toru-
losus gefunden wurden und die folgende Liste vervollständigten.
Arten der Torulosusschichten von Milhau:
Belemn. brevis.
Amm. opalinus.
„ torulosus.
Turbo capitaneus.
„ subduplicatus.
„ Palinurus.
Purpurina subangulata.
Cerithium armatum.
Leda rostralis.
Nucula Hausmanni.
Astarte Voltzi.
Trigonia pulchella.
Area liasiana.
Rhynchonella cynocephala.
- 433 -
Aus dem Depart. der Lozere hat Hr. Köchlin-Schlum-
b erger in dem schon §. 22 erwähnten Aufsatze die Arten des
obern Lias zusammengestellt. Neben den Leitmuscheln der Po-
sidonomyen- und Jurensisschichten werden auch solche Species
angegeben, welche sich an andern Orten zum Theil auf die
Zone des Amm. torulosus beschränken, zum Theil in derselben
zum ersten Male auftreten. Ich stelle davon die folgenden hier
zusammen :
Ammonites torulosus.
55 primordialis Ziet. opalinus Rein.
Turbo subduplicatus, (Cerithium armatum?)
Leda rostralis, Astarte Voltzi.
Nucula Hammeri Goldf. Hausmanni Rom.
Thecocyathus mactra Edw.
Dieselben beweisen mit einem ziemlichen Grade von Sicher-
heit, dass in den Umgebungen von Mende (Lozere), wenigstens
die Aequivalente der Torulosusschichten vorhanden sind, wenn
auch die Isolirung des Horizontes für jene Gegend noch nicht
versucht wurde. Dasselbe gilt für die Umgebungen von Fon-
tenay (Vendee), woher d'Orbigny mehrere Arten der Toru-
losusschichten beschrieben hat. In seiner Sammlung sah ich den
Amm. torulosus von dieser Localität in deutlichen Exemplaren,
welche in der Pal. fran^. abgebildet sind. Auch im Depart.
Deux-Sevres tritt die unterste Zone des Unterooliths an ver-
schiedenen Punkten auf, doch fehlen genauere Angaben über die
dortigen Verhältnisse.
Zu St. Quentin und la Verpilliere (Isere) sind die
Schichten des Amm. torulosus mineralogisch gänzlich verschieden
entwickelt von sämmtlichen Bildungen gleichen Alters, welche
ich an andern Punkten traf. Es sind oolithische Thoneisensteine
von geringer Mächtigkeit, welchje die fossilen Arten des obern
Lias und untern Ooliths bis zur Zone des Amm. Murchisonae
zahlreich einschliessen. Insbesondere zeichnet sich eine mit
wohlerhaltenen Exemplaren von Amm. opalinus gefüllte Bank
darin aus. Dieselbe soll das Dach der Gruben bilden , während
_ 434 ---
die tieferen Lagen die fossilen Arten des oberen Lias enthalten.
Neben Amm. opaliniis erhielt ich von Leitmuscheln der Toru-
losuschichten noch Amm. subinsigjiis und Turbo capitaneus.
Amm. toridosus ist daselbst zwar selten, kommt aber deutlich
A'or. Gewöhnlich wird die ganze Eisenerzablagerung in den
obern Lias gestellt, was sich jedoch bei Berücksichtigung der
Versteinerungen leicht widerlegen lässt. Als Aequivalent der
Torulosusschichten betrachte ich die eben genannte Breccie mit
Amm. opalinus. Eine Abtrennung derselben von höheren Zonen
konnte ich hier nicht durchführen, dagegen glaube ich, dass sie
nach unten eine scharfe Grenze gegen diejenigen Erzschichten
bildet, welche in die Etage des obern Lias gehören.
Ehe ich die localen Nachweise der Torulosusschichten fortsetze,
will ich vorher mehr allgemein die Art ihrer mineralogischen
Beschaffenheit angeben, nach welcher sie nach den einzelnen
Localitäten hauptsächlich in zweierlei unter einander verschiedene
Bildungen zerlegt werden. Die Niederschläge, welche in Franken
und Schwaben, im nördlichen Deutschland, im Elsass und einigen
Provinzen des südlichen Frankreichs die Zonen des Amm. toru-
losus und der Trigonia navis zusammensetzen, bestehen wie
schon angeführt wurde, aus dunklen Thonen. Ich nenne die
hier vorwaltende Art der Bildung: deutschen Typus der
Torulosusschichten; dagegen verstehe ich unter englischem
Typus der Torulosusschichten die hellgrauen oder gelb-
lichen, sandigen oder oolithischen Ablagerungen , welche in enger
Verbindung mit den höheren Schichten des Unterooliths petro-
graphisch sich weniger von letzteren unterscheiden. Eben diese
Verschiedenheit der zweierlei Typen einer und derselben Zone
war der Grund der abweichenden Begrenzung des Lias gegen
den Unteroolith, indem viele Geologen, da wo die Torulosus-
schichten nach deutschem Typus gebildet sind, dieselben in den
Lias stellten, dagegen an Punkten, wo die Niederschläge des-
selben Alters aus hellen oolithischen oder sandigen Bänken be-
stehen, d. h. den englischen Typus der Torulosuschichten an
sich tragen, diese Ablagerung dem UnterooHth zutheilen. Ueber-
gänge zwischen beiden Typen lassen sich zwar auffinden, auch
- 435 -
erstrecken sich die Abweichungen der Gesteinsbeschaffenheit an
manchen Localitäten auf die angrenzenden Schichten, doch sind
die Extreme so sehr verschieden, dass ich sie hervorheben zu
müssen glaubte.
In Verbindung damit steht die übrige Bildung des ganzen
Unterooliths ; die Etage als solche lässt wieder ähnliche Unter-
scheidung zu und es wird später nöthig sein , in ähnlicher Weise
z. B. die Ablagerungen des Unterooliths von Dundry (Somer-
setshire) in mineralogischer Beziehung als typisch verschieden
von denen der schwäbischen Alp zu betrachten.
In den Dep. der Sarthe und Calvados hatte ich an
einigen Localitäten Gelegenheit, die Grenzschichten zwischen
Lias und Unteroolith zu sehen, doch waren die Punkte nicht
besonders günstig, da an andern Orten die Uebergänge beider
Formationen regelmässiger sein sollen. So folgen z. B. in den
weiteren Umgebungen von Caen (Calvados) über dem obern
Lias harte, kalkige Bänke von grauer Farbe ; Rhynchonella cyno-
cephala, Bei. compressus Voltz. (non Stahl). Aram. opalinus
sollen nach den Angaben von E. Deslongchamps darin vor-
kommen, was immerhin Belege dafür sind, dass die Zone eini-
germassen vertreten ist. Zu Conlie (Sarthe) sind die Posido-
nomyenschichten deutlich aufgeschlossen, insbesondere lassen sich
die Cephalopoden dieser Zone leicht sammeln , dagegen fehlen
hier die Jurensismergel beinahe gänzlich, während darüber der
Unteroolith mit sandigen und kalkigen Lagen beginnt, in welchen
der bestimmte Horizont des Amm. torulosus erst noch nachzu-
weisen ist.
Die Torulosusschichten in England. Nachdem ich
in §.29 und 30 die nöthigen Angabeu über den oberen Lias
Englands gemacht habe, kann ich, bei Beschreibung der meist
in enger Verbindung damit stehenden Zone des Amm. torulosus,
auf diese Angaben zurückgehen, um ihre folgerechte Lagerung
über den Schichten des oberen Lias nachzuweisen. Die dunkel-
gefärbten Thone, Schiefer oder Kalke des obern Lias endigen
in England meist schon mit oder gleich über der Zone der Po-
sidonomya Bronni , so dass die obersten Lagen des Lias durch
- 436 —
heller gefärbte sandige oder oolithische (seltener mergelige) Ge-
steine gebildet werden, welche ihrer physikalischen Beschaffen-
heit nach einen Uebergang zu den Schichten des Unterooliths
bilden. Dennoch lässt sich an verschiedenen Punkten mit Schärfe
die Zone des Amm. jurensis unterscheiden. Solche Localitäten
sind m den Umgebungen von Burton - Bradstock (Dorsetshire)
und Frocester (Gloucestershire). üeber dem Jurensisbett folgt
auch in England die Zone des Amm. torulosus, doch ist sie
hier meistens schwieriger zu unterscheiden, da einerseits die
mineralogische Beschaffenheit der Schichten an der Grenze des
Lias gegen den mittleren Jura weniger wechselt, andererseits
die Zahl der leitenden Arten der Torulosusschichten hier gerin-
ger ist, oder die letzteren wenigstens nicht in demjenigen Er-
haltungszustande sind, dass es einem leicht würde, dieselben zu
sammeln und in deutlichen Exemplaren zu erhalten. In §. 42
habe ich ein Profil gegeben, wie ich es zu Frocester (Glou-
cestershire) erhielt. Die Jurensismergel waren durch ihren Reich-
thum an Ammoniten leicht erkennbar, unmittelbar darüber folg-
ten in einem etwas verschiedenen Gesteine andere Species, von
welchen ich diejenigen anführe, welche mit ziemlicher Bestimmt-
heit als Repräsentanten der Torulosusschichten genommen wer-
den dürfen. Es sind folgende:
Amm. opalinus.
„ torulosus.*
GerviUia lata.
Turbo capitaneus.
Rhynchonella cynocephala.
Letztere Art bildet an den Abhängen von Frocesterhill eine
reiche Lage genau an der Grenze zwischen Lias und Unteroolith.
GerviUia lata kommt dagegen in grossen Exemplaren als Stein-
kern nicht minder zahlreich damit und darüber vor. Nur wenig
höher wird das Gestein sandiger, die Muscheln, welche ich darin
fand (Pholadomya fidicula, Ceromya Bajociana u. s. w.) deuteten
schon eine höhere Zone an.
• Vergl. L, Sämann bullet. Soc. geol. de Fr. 6. Fevr. 1854. pag. 276.
Pessgl. Morris 1854. Cat. pag. 295.
_ 437 ~
Zu Biirton-Bradstock, südlich von Bridport, an der
Küste von Dorsetshire, fand ich ähnhche Verhältnisse wie zu
Frocester, nur mit dem Unterschiede, dass hier die Sande des obern
Lias viel mächtiger entwickelt sind, und die Zone des Amm. juren-
sis sich nicht durch ihre organischen Einschlüsse hervorhob, wo-
von jedoch vielleicht das unzugängliche Terrain die Ursache
war. Dagegen fand ich die Schichte des Amm. torulosus als
sandige hellgraue Kalkbank, gefüllt mit zahlreichen organischen
Resten , bei deren Sammeln ich folgende Arten unterschied :
Belemnites Dorsetensis. i Turbo subduplicatus.
Ammonites torulosus. Terebratula Anglica.
„ opalinus. Rhynchonella cynocephala.
„ subinsignis.
Ueber diesen Lagen setzt sich der Unteroolith fort, erreicht
zwar keine beträchtliche Mächtigkeit, unterscheidet sich aber
von den gelben Sauden des oberen Lias durch seine compacten
und festen, zum grössern Theil oolithischen Bänke, welche die
obere Brustwehr der Küstenwände bilden und an dem höchsten
Punkte von der FuUarsearth bedeckt werden.
In den Umgebungen von Ilminster (Somersetshire) folgt
über den mit ihren Leitmuscheln gefüllten Jurensismergeln die
Zone des Amm. torulosus; bis jetzt wurden zwar nur wenige
charakteristische Arten von dorther bekannt, dfich wird die Zone
durch ein Lager von Rhynchonella cynocephala angedeutet.
Von andern Localitäten in Dorset - , Somerset - und Glöucester-
shire haben wir in einem besondern Aufsatze über die obere
Liasgrenze von Dr. Wright weitere Angaben zu erwarten,
nach welchen die Möglichkeit einer übereinstimmenden Abtren-
nung der Torulosusschichten an verschiedenen Punkten nachge-
wiesen werden soll.
An der Küste von Yorkshire bilden die grossartig ent-
wickelten Posidonomyenschiefer (Alumshale , Phill.) gegen die
darüber liegenden Sande des Unterooliths (Dogger, Phill.) eine
scharfe Grenzlinie. Der Phillips'sche Dogger ist an den mei-
sten Punkten versteinerungsleer. Da , wo jedoch Fossile gefun-
— 438 —
den werden , gehören dieselben der grossem Zahl nach der Zone
des Amm. Miirchisonae an. Nur wenige Arten sah ich in den
Sammlungen von Whitby und Scarborough, welche für die Zone
des Amm. torulosus leitend sind, wie Gervillia lata und Rhyn-
chonella cynocephala. Die Gesteinsart ihres Lagers weicht von
derjenigen ab, welche die Schichten des Amm. Murchisonae in
Yorkshire besitzen, denn die beiden Muscheln sind in einem
gelben sandigen Gestein ohne Schale erhalten. Amm. opalinus
findet sich gleichfalls an der Küste von Yorkshire. Es fehlen
dagegen noch weitere genauere Angaben, um das Auftreten der
Torulosusschichten in Yorkshire mit Bestimmtheit feststellen zu
können. Die günstigste Localität für die Untersuchung dieser
Zone ist ßlue-wick. Es ist dies beinahe der einzige Punkt an
der Küste von Yorkshire, an welchem die unteren Lagen des
Unterooliths Petrefacten führen , während z. B. in den Umgebun-
gen von Whitby der obere Lias von versteinerungsleeren Schich-
ten bedeckt wird.
2) Die Schichten der Triyonia 7iavis\
§. 48.
Synoyillik : obere Lagen des Liasscli iefers, Zieten, Hartmanu
u. s. w. 1830—34. Kalk und Mergelschiclit e Nr. 32, von Mandelsloh
1834, geogn. Prof. der schwäb. Alp. tab. 3. Untere mächtige Thon-
schicht des mittlrem Jura (pars sup.) , Leop. v. Buch 1837 Jura Deutsch-
lands, pag. 69, und pag. 99. Brauner Jura «, Opalinusthone (pars
sup.), Queustedt 1843 Flözgeb. pag. 539. Opalinusthone, Quenstedt
(Pfizenmayer, 1853 Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch. tab. 16.)
PalaeOlltologie: Folgende Arten charakterisiren die Zone
der^Trigonia navis.
Belemnites Rhenanus.
„ conoideus.
Ammonites dilucidus.
Panopaea rotundata.
„ dilatata beginnt hier.
Pholadomya cincta.
„ fidicula beginnt hier.
Goniomya Knorri.
Lyonsia abducta.
Leda Delila.
Nucula Hammeri.
Tancredia Engelliardti.
Trigonia navis.
similis.
439 -
Pronoe trigoiiellaris.
Luciua plana.
Cardium subtruncatum.
Pinna Faberi.
Inoceramus rostratus.
Gervillia Hartmann i.
Pentacrinus Württembergicus.
Gestcinsbeschaifi'ulieit, Verbreitung und paläontologisclie
KeSUltate. Das beifolgende, die unteren Schichten des Unter-
ooliths der schwäbischen Alp wiedergebende Profil stellt
zwar nicht einzig nur die Entwicklung der schwäbischen Bildun-
gen dar, sondern es lassen sich darauf auch die Verhältnisse
des Elsasses, sowie einiger anderer Punkte Deutschlands be-
ziehen, dennoch veranschaulicht es nur den einen Typus nach
welchem die Zonen des Amm. torulosus und der Trig. navis in
den ebengenannten Gegenden gebildet sind, während die strati-
graphischen Verhältnisse derselben in England und einem Theile
von Frankreich vollständig davon abweichen. In Beziehung auf
die Schichten des Amm. torulosus habe ich die verschiedenartige
AV^eise ihres Auftretens schon im vorigen Paragraphen erwähnt,
für die Zone der Trig. navis dagegen sind die Unterschiede
beider Typen noch bedeutender. So bestimmt die Zone der
Trig. navis in manchen Gegenden auftritt, so wenig ist es an
andern Orten gelungen sie nachzuweisen, denn sobald die Thone
fehlen, ziehen sich auch die Niederschläge zusammen, so dass
man statt der mächtigen Thonschichten , welche an manchen
Orten gegen 300 Fuss hoch ansteigen , kaum noch einige Fuss
oolithischer oder sandiger Bänke herausfindet, welche die Zone
repräsentiren, in denen aber bis jetzt ausser Amm. opalinus
beinahe keine einzige Leitmuschel gefunden wurde.
AVir verdanken die ersten localen Nachweise der Zone den
Profilen des Grafen v. M and eisloh, die allgemeinere Anwen-
dung aber den Arbeiten Leopold v. Buch's. Voltz hat die
Zone zwar gekannt und schon 1830 mehrere ihrer wichtigsten
Arten angeführt, dagegen stellt er dieselben (Oserv. sur les
Belemn. pag. 39) noch mit den Arten der Torulosusschichten
und Jurensismergel zusammen. In das Profil der schwäbischen
— 440 -
Alp hat dagegen v. Handels loh* die Zone der Trig. navis
mit Bestimmtheit aufgenommen und als Kalk und Mergelschichte
durch mehrere Species charaktersirt , von welchen ich folgende
hervorhebe, da sie noch heute als wichtige Leitmuscheln der
Schichte gelten. Es sind:
Ammonites opalinus Rein. , Trigonia navis Lmk. , Gervillia
Hartmanni Goldf. (aviculoides Mandelsl.), Lyonsia abducta
Phill. sp. (Unio Mandelsl.), Pronoe trigonellaris (Cytherea
Mandelsl.) , Goniomya Knorri Agass. (Mya litterata Mandelsl.)
Leopold von Buch, welcher die „mächtige Thon-
schicht" als unterste Lage des Unterooliths aufgestellt hat, gibt
in seinem Jura Deutschlands werthvoUe Beiträge über ihre Ver^
breitung. Er hebt besonders das Auftreten der Trigonia navis
hervor, und nennt deren Vorkommen schon damals von ver-
schiedenen Punkten der schwäbischen Alp, sowie von Gundershofen
und von Günsberg bei Solothurn , dabei stellt er sie in seinem
Profile in die Oberregion der mächtigen Thone , welche an die-
sen Localitäten die untere Partie des Unterooliths bilden.
Prof. Quenstedt hat in seinem Flözgebirge die Zone als
obere Lage der Opalinusthone seinem braunen Jura a ein-
verleibt und pag. 282 die genaueren Verhältnisse, welche die
Opalinusthone an der schwäbischen Alp , sowohl in petrographi-
scher als paläontologischer Beziehung besitzen, angegeben, ich
kann desshalb zu den Nachweisen der Zone in anderen Provin-
zen übergehen.
In Franken lassen sich an verschiedenen Punkten über
der Zone des Amm. torulosus mächtige dunkle Thone beobachten,
welche, gefüllt mit Geoden und Eisennieren, ganz das Aussehen
derjenigen Schichten haben, in welchen an der schwäbischen
Alp Trigonia navis mit den übrigen Leitmuscheln ihrer Zone
vorkommt. Ich fand in den Umgebungen von Neumarkt und
Altdorf nur wenige Fossile darin, wie Amm. opalinus und Bei.
brevis, dagegen gelang es mir nicht die wichtigste Leitmuschel
'Gr. V. Mandelsloh 1834. geogn. Profile der schwäbischen Alp,
tab. 3.
— 441 —
der Zone (Trig. navis) hier nachzuweisen, auch wurde dieselbe
aus Bayern noch niemals erwähnt, was um so auffallender ist,
als ihre Zone dort dieselbe mineralogische Beschaffenheit besitzt,
wie an andern Punkten , an welchen die Muschel gefunden wird.
Für Bayern müssen wir somit annehmen, dass zwar die Zone
der Trig/ navis vorhanden sei , die Muschel selbst aber fehle.
Die Zonen des Amm. torulosus und der Trigonia navis an der
schwäbischen Alp.
Nr. 27.
«1
o s
^ 6r
ü ©
O .
Sandsteine und Thone.
Dunkle gegen
oben glimmerreiche
Thone mit Geo-
den und Eisen-
nieren. Die
Mächtigkeit der-
selben wechselt,
kann aber
300 Fuss
erreichen.
Trigonia navis. -P™""' trigondlaris.
Go7iiomya Knorri.
Amm.opalinus. Cardium siibtruncatum
Ger Villa Hartmanni.
Breccie von Pentacrinus Württem-
Lucina plana, bergicus.
Astarte subtetragona.
Nagelkalk. Alaria subpunctata.
Reichste Lage des Amin. torulüSUS.
Amm. opalinus, Purpur inasubangulata.
Turbo capitaneus, subduplicatus , Leda
rostralis, Nucula Hammeri^ Astarte
Voltzi, Trigonia pulchella, PosidonO"
mya Suessi.
Helle Mergelbänke mit Amm. jurensis. Oberer Lias.
Im südwestlichen Baden werden die Niederschläge , welche
ungefähr das gleiche Alter mit den Schichten der Trig. navis
besitzen, durch mächtige dunkle Thone gebildet, in denen aber
bis jetzt keine fossilen Arten nachgewiesen wurden. Man sieht
Wiirttemb. natunv. Jahreshefte. October 1856. 3s Heft. 29
— 442 —
ihre grossartige Entwicklung sehr deutlich in dem Bette der
Kander 10 Minuten oberhalb Kandern. Doch gelang es mir,
bei einem kurzen Besuche jener Gegend nicht, diese Schichten
in paläontologischer Beziehung genauer zu erforschen. Aehn-
liche Verhältnisse finden sich in den angrenzenden Theilen der
Schweiz, in welchen der mittlere Jura gleichfalls mit einer mäch-
tigen Thonschichte beginnt, in deren Unterregion die Torulosus-
schichten liegen. Die oberen mächtigen Thone schliessen ein-
zelne Geodenbänke ein und enthalten feine Glimmertheile.
Bedeutenden Aufschluss derselben geben die alten Chambelen
bei Mülligen , 1 '4 Stunden westlich von Baden. Ich fand je-
doch keinerlei leitende Petrefakten darin. Unmittelbar darüber
liegen feste sandige Kalke von brauner Farbe mit Pecten pu-
milus, welche zwar gleichfalls arm an Fossilen sind, jedoch un-
verkennbar durch die Zone des Amm. Murchisonae gebildet
werden. Dass jedoch in den mächtigen dunklen Thonen des
Unterooliths der Schweiz die Hauptleitmuschel der oberen Zone
vorkommt, sichert die Angabe Leopold von Buch's (Jura
Deutschlands pag. 99), welcher Trigonia navis aus der Thon-
schicht von Günsberg bei Solothurn beschreibt.
In Norddeutschland lässt sich die Zone der Trigonia navis
mit Entschiedenheit nachweisen. Die Angaben von Römer,
Rolle und v. Strombeck bürgen dafür. Es sind besonders
die Umgebungen von Braunschweig, Hildesheim und
Goslar, an welchen die Fossile dieser Zone gefunden wurden.
Auch hier scheiden sich die Schichten des Amm. torulosus zu
Unterst ab und erst darüber folgt Trigonia navis mit Amm. opa-
linus, Panopaea rotundata und Nucula Hammeri. Doch fehlen
noch detaillirtere Angaben über die scharfe Abtrennung des Hori-
zontes, welcher besonders gegen oben noch nicht begrenzt wurde.
Die Thone, in welchen Trig. navis in den Umgebungen von
Braunschweig gefunden wurde, erreichen nach den Beobachtun-
gen V. Strombeck's* 2—300 Fuss, welche sich jedoch zugleich
V. Strombeck, der obere Lias und braune Jura bei Braunscbweig.
Deutsche geol. Gesellsch. 1853. pag. 102.
- 443 -^
auf die Zonen des Amni. Murchisonae und Humphriesianus ver-
theilen, da unmittelbar darüber schon die Leitmuscheln der Par-
kinsonischichten folgen. Doch genügen die vorhandenen Angaben
für die Andeutung des Horizontes , welcher in Norddeutschland
bis jetzt zwar erst an einigen Lokalitäten aufgedeckt wurde, dessen
grössere Verbreitung aber gewiss später noch nachgewiesen wer-
den kann.
In Frankreich. Nächst den Lokalitäten an der schwä-
bischen Alp sind es die Umgebungen Niederbronn's im Elsass,
an welchen die Zone der Trigonia navis in einer Deutlichkeit
auftritt, wie man sie von keiner andern Gegend kennt. Die
mineralogische Beschaffenheit der Schichten ist bei beiden Abla-
gerungen annähernd dieselbe ; die Erhaltung der Fossile jedoch
etwas verschieden, indem die schwäbischen (Trig.) Navisschichten
meist ihre Muscheln mit weiss erhaltener Schale einschliessen,
während sie zu Gundershofen eine graue Farbe besitzen; dage-
gen finden sich dieselben in beiden Gegenden in ähnlichen dunklen
glimmerreichen Thonen mit Geoden und Eisennieren. Zu Gun-
dershofen eine Stunde südlich von Niederbronn stehen die Schich-
ten der Trigonia navis in einer Bachklinge (Gundershofer Klamm)
au, während die tiefere Zone des Amm. torulosus hier nicht
zum Vorschein kommt. Ich erhielt bei einem Besuche dieses
Punktes folgende Arten:
Lyonsia abducta.
Nucula Hammeri.
Trigonia navis.
,, similis.
Belemn. brevis.
„ Rhenanus.
„ conoideus.
Amm. opalinus.
„ dilucidus.
Panopaea rotundata.
Pholadomya cincta.
Goniomya Knorri.
Gegen oben folgen Schichten, welche ohne Zweifel der Zone
des Amm. Murchisonae angehören, Lingula Beani bildet hier
feste Conglommerate, doch untersuchte ich die höheren Schichten,
welche die dortigen Hügel bedecken, nicht weiter.
29*
Pronoe trigonellaris.
Lucina plana.
Cardium subtruncatum.
Gervillia Hartmanni.
— 444 -
Für die vorläufigen Nachweise der Zone der Trigonia navis
im Dep. der Mo seile sind die Angaben M. Terquems*
von grossem Werthe, da durch dieselben das Vorkommen ver-
schiedener Leitmuscheln der Zone aufgezählt wird, obschon sie
mit Arten höherer und tieferer Schichten angeführt werden.
M. Ter quem erwähnt folgende Species:
Belemn. abbreviatus d'Orb. brevis Voltz, Amm. opalinus,
Dentalium elongatum, Ceromya major Agass., Lyonsia abducta,
(Cardium truncatum Phill. ?) Card, subtruncatum d'Orb., Tri-
gonia navis, Nucula Hammeri, GervilUa Hartmanni, Inoce-
ramus sp. ind.
Aus den Umgebungen von Milhau (Aveyron) besitze ich
nur wenige Arten , welche die Zone der Trig. navis andeuten,
wie Lucina plana, Panopaea dilatata, Leda Delila, Goniomya
Knorri; in welcher Weise dieselbe jedoch entwickelt ist, und ob
sich weitere Leitmuscheln vorfinden, ist bis jetzt noch nicht unter-
sucht worden. Dasselbe gilt von Fontenay (Vend^e).
In den übrigen Theilen Frankreichs, sowie in England hören
die seither beobachteten Verhältnisse auf. Statt der mächtigen
Thonablagerung treten nur wenige Bänke oolithischer oder san-
diger Kalke auf, so dass es kaum möglich ist, bei einer solchen
Verkümmerung der Niederschläge die paläontologischen Charak-
tere der Zonen wieder zu finden. Der Horizont, welchen Amm.
torulosus bildet, lässt sich an einzelnen Punkten dieses Landes
noch nachweisen, wie im vorigen Paragraphen gezeigt wurde,
dagegen fällt es meistens äusserst schwer, auch nur wenige
schwache annähernde Aequivalente der darauffolgenden Zone
herauszufinden, denn einerseits sind die Niederschläge oft auf
mehr als ein Zehntel, oft vielleicht auf ein Fünfzigstel zu-
sammengeschrumpft, andererseits aber war bis jetzt an solchen
Punkten die Ausbeute an Fossilen zur Erreichung dieses Zweckes
nicht genügend. Li den englischen Sammlungen findet man nur
wenige Spuren derjenigen Leitmuscheln, welche zu Gundershofen
• Terquem, Paläont. du Dep. de la Moselle 1855. Extrait de la sta-
tistique de la Moselle.
- 445 —
und im Boller Teufelsloch so häufig sind. Auch an Ort und
Stelle bekommt man nur wenig Aufschluss. Ich konnte in ver-
schiedenen Gegenden die Grenzschichten des Unterooliths gegen
den Lias beobachten, fand jedoch meist einen kaum merkbaren
Uebergang von den Torulosusschichten nach oben, wo dann der
eigentliche Ool. furugineux folgt, welcher schon durch höhere
Zonen gebildet wird. So zu Tan nie (Sarthe), in den Umge-
bungen von Caen (Calvados), wo die unteren harten Gesteine
sich zwar von den obern Partien unterscheiden lassen, jedoch
bei ihrer geringen Mächtigkeit keine ebenso scharf markirten
Horizonte bilden, wie wir sie an andern Lokalitäten beobachten
konnten. Weitere Punkte in England sind: Dundry (Somer-
setshire), Leckhampton-Hill (Gloucestershire) und B u r t o n-
Bradstock (Dorsetshire). An letzterer Lokalität fand ich über
der Zone des Amm. torulosus wenige Fuss mächtige, feste, san-
dige Kalke, gefüllt mit Amm. opalinus, welche gegen oben von
petrefaktenreichen Lagen bedeckt werden, in denen aber Amm.
Murchisonae schon vorkommt. Die harten Kalke mit Ammon.
opalinus würden somit den mächtigen Thonen Schwabens ent-
sprechen, in welchen die reiche Fauna der Zone der Trigonia
navis vorkommt, welche aber zu Burton -Bradstock bloss durch
dünne Bänke mit verkalkten Exemplaren des Amm. opalinus
vertreten wird. Noch unbestimmter zeigt sich dasselbe in andern
Gegenden, so dass wir uns begnügen müssen, als schwachen Er-
satz der Navisschichten in England und dem nordwestlichen
Frankreich die sandigen oder oolithischen Kalkbänke mit Amm.
opalinus zu betrachten, welche in geringer Mächtigkeit die Toru-
losusschichten bedecken.
— 446
3) Die Schichten des Anunonites Murchisonae.
§. 49.
Synonymik: Dogger (pars), (Youug und Bird, 1822. pag. 123?)
PMll. 1829. pag. 38 (non Rom.). £:i senh altig er T honsan ds tein,
Stahl, 1824. württemb. landw. Corresp.-Blatt, pag. 14. Eisensandstein,
V. Maudelsloh 1834, geogn. Prof. der scliwäb. Alp, tab. 3. Brauner Jura /?,
braune Sandstei ne mit Eisenerzen, Quenstedt 1843, Flözgeb. pag. 538.
Calcaire laedonien (pars), Marcou 1846. Jura salinois, pag. 70. Cal-
caire ä entroques (pars), Cotteau bullet. Sac. ge'ol. de Fr. 18. Sept. 1851.
pag. 638. Pectinitenbank und gelbe Sandsteine mit Eisenerz-
flözen, Quenst. (,Pflzenmayer 1853, deutsche geol. Gesellsch. tab. 16.).
Paläontologie. Die leitenden Arten der MurchisonaeschiGh-
teri sind:
Belemn. spinatus.
Amm. Murchisonae.
„ Staufensis.
Nerinea cingenda.
Acteonina SedgvicL
Turbo gibbosus.
Panopaea äquata.
Leda Deslongchampsi.
Nucula Aalensis.
Tancredia donaciformis.
„ Lycetti.
„ axiniformis.
„ Rollei.
Quenstedtia oblita.
Corbula obscura.
Astarte excavata.
„ elegans.
„ Aalensis.
Trigonia tuberculata.
Cardium substriatulum.
Area Lycetti.
Avicula elegans.
Inoeeramus amygdaloides.
Gervillia acuta.
„ oolithica.
„ subtortuosa.
Pecten pumilus (geht noch etwas
höher hinauf.).
Pecten disciformis.
Ostrea calceola.
Anomya Kurri.
Terebratula ovoides.
Discina reflexa.
Lingula Beani.
Crenaster prisca.
Caelaster Mandelslohi.
Trigonia striata.
Gesteinsbeschaffenheit, Verbreitung und paläontologische
Resultate. An der schwäbischen Alp finden wir die Zone
des Amm. Murchisonae in paläontologischer Beziehung sehr deut-
lich entwickelt, während ihre Gesteinsbeschaffenheit auf kurze
_ 447 --
Entfernungen grossem Wechsel unterworfen ist. Gewöhnlich
stellen sich über den glimmereichen dunklen Thonen der Trigonia
navis harte Platten eines gelben eisenreichen Sandsteines* ein,
welche leicht unterscheidbar, auch ohne Beiziehung der Verstei-
nerungen von den darunter liegenden Bildungen abgetrennt wer-
den können. Man trifft diese Verhältnisse an den Vorbergen der
schwäbischen Alp in den Umgebungen von Donzdorf und Boll,
sowie zu Zillhausen bei Balingen. Die Sandsteinplatten sind
hier zwar nicht gerade reich an Fossilen, doch findet man beinahe
immer irgend eine leitende Species, wie Amm. Murchisonae, Stau-
fensis oder Belemn. spinatus. Kalkiger werden die Schichten
gleichen Alters zu A seifingen an der Wutach. Es sind hier dicke
graue Bänke ganz gefüllt mit den meisten der auf der vorigen
Seite genannten Arten. Während demnach die Schichten des
Amm. Murchisonae sowohl in der Boller als in der Balinger
Gegend aus festen Bänken bestehen, verschwinden dieselben in
der Mitte dieser Linie, von Metzingen an bis in die Umgebun-
gen von Hechingen, indem Thone an ihre Stelle treten , welche
beinahe ununterbrochen die ganze Zone einnehmen. Die Orien-
tirung ist hier äusserst erschwert, denn die Fossile werden selten,
und es verschwindet die Grenzlinie beinahe ganz, so dass eine
genaue Abtrennung fast unmöglich ist. Die Ablagerungen stim-
men hierin mit denen der Braunschweiger Gegend , welche ich
im vorigen Paragraphen erwähnt habe. Am eigenthümlichsten
sind dagegen die Schichten des Amm. Murchisonae in den Um-
gebungen von Aalen und Wasseralfingen gebildet, es fehlen hier
zwar die gelben Sandsteine nicht, dagegen lagern sich in den-
selben reiche Thoneisensteinflöze ab, welche an obigen Punkten
durch grossartigen Betrieb ausgebeutet werden.
• An manchen Punkten der schwäbischen Alp sind die Sandsteine des
Amm. Murchisonae weich und gelblich und haben dann yiele Aehnlichkeit
mit den Sandsteinen des Llas, weshalb sie in früheren Zeiten von manchen
Geologen einfach „Liassandstein," oder auch „oberer Liassandstein" genannt
wurden, was ich, um Verwechslungen vorzubeugen, bei der Synonymik über-
gangen habe.
— 448
Zone des Ammon. Murchisonae aus den Umgebungen von
Wasseralfingen.
Nr. 28.
Zone des Amin. Huniphricsiauus.
50 — 55' Thone mit Kalken u. s. w.
108—110
Fuss.
Zone des
Ainni.
Murcbisonae.
35'
Uebergang von Sandsteinen in Thone.
Sandsteine mit unreinen Erzflözen.
4Va— 6' Reiner Thoneisenstein. Oberer Stollen.
36' Sandsteine mit Thonen und zwei
unreinen Erzflözen.
5 — G'/o' Reiner Thoneisenstein. Unterer Stollen.
2' harter sandiger .Kalkstein. Sohlenstein.
15' Gelber Sandstein in mächtigen Bänken,
10' Sandsteinlagen und Thone mit Brauneisennieren.
Thone arm an Fossilen
(siehe Profil Nr. 27,)
Zone der Trigonia navis.
449
Herr Maschineninspektor Schul er stellte mir ein Profil zur
Verfügung, in welches er jede einzelne Bank eingetragen hatte.
Dasselbe gibt die GesteinsbeschaflFenheit, welche die Zone in
den Umgebungen von Wasseralfingen besitzt aufs Genaueste
wieder. Ich benützte es zu Profil Nr. 28, welches die mine-
ralogischen Verbältnisse der Zone in übersichtlicher Weise ent-
halten sollte. Dasselbe reiht sich über das in §. 48 gegebene
Profil Nr. 27.
Die zwei Erzlagen, welche zu Wasseralfingen und Aalen ab-
gebaut werden, führen die gleichen Versteinerungen wie die Sand-
steine, meist in ausgezeichneter Erhaltung. Fischwirbel, Knochen
und Zähne sind darin nicht selten, dieselben werden besonders
häufig im Centrum von runden Thoneisensteinknollen gefunden,
welche zahlreich in den Erzlagen vertheilt sind. Ausserdem
kommen sowohl in den Eisenerzen als Sandsteinen noch fol-
gende Arten vor:
Belemn. spinatus.
Amm. Murchisonae.
„ Staufensis.
i^cteonina Sedgvici.
Turbo gibbosus.
Panopaea äquata.
Leda Deslongchampsi.
Nucula Aalensis.
Tancredia Lycetti.
„ Roll ei.
Astarte Aalensis.
Trigonia tuberculata.
Cardium substriatulum.
Area Lycetti.
Avicula elegans.
Inoceramus amygdaloides.
Gervillia acuta.
5, oolithica.
„ subtortuosa.
Pecten pumilus.
Ostrea calceola.
Anomya Kurri.
Lingula Beani.
Crenaster prisca.
Cälaster Mandelslohi.
In Bayern setzen sich die Sandsteine des Unterooliths
fort und sind mit denselben organischen Resten erfüllt. Graf
Münster glaubte zwar aus der Untersuchung der Fossilen zu
dem sichern Schlüsse gekommen zu sein, dass der in Bayern
(im Obermainkreise) vorkommende, über den obern Liasmergeln
liegende Sandstein noch zur Liasformation gehöre und suchte
^ 450 —
dies (Bronn Jahrb. 1833. pag. 325*) durch Aufzählung der in
den obern Sandsteinen vorkommenden Arten zu beweisen. Nicht
alle seine im obigen Aufsatze gebrauchten Bezeichnungen lassen
sich deuten, soviel scheint aber ziemlich sicher, dass darunter
Arten, wie Pecten pumilus, Inoceramus amygdaloides, Gervillia
subobtusa und oolithica, Avicula elegans, Cardium substriatulum,
also wesentliche Leitmuscheln der Murchisonaeschichten einbe-
griffen sind. Dieselben charakterisiren aber keineswegs die Schich-
ten des Lias, sondern liegen beinahe ausschliesslich in der
Zone des Amm. Murchisonae. Es fehlt somit dem beabsichtigten
Beweis an der sichern Basis, denn während eine Anzahl der auf-
gezählten Arten nicht wieder zu erkennen sind, spricht das Vor-
kommen der so eben erwähnten gerade für die Einreihung der
Schichten in die Zone des Amm. Murchisonae und in die Etage
des Unterooliths.
In Frankreich wurde die Zone des Amm. Murchisonae
noch wenig beachtet, auch ist es nicht überall leicht, sie aufzu-
finden. Aus den Umgebungen von Gundershofen (Bas Rhin)
habe ich ihr Vorkommen schon im vorigen Paragraphen erwähnt.
In den Umgebungen von L o n g w y (Moselle) ist sie sicher vor-
handen, da ihre wichtigsten Leitmuscheln dorther angegeben
werden, ** obwohl eine Abtrennung derselben noch nicht ausge-
führt wurde. In Burgund nehmen die Schichten des Amm.
Murchisonae wesentlich Antheil an der Bildung des dortigen
Calcaire ä entroques, einer 60 — 80 Fuss mächtigen Kalkabla-
gerung, gefüllt mit Muschelbruchstücken oder Crinoideengliedern,
Amm. Murchisonae und Staufensis kommen in den Umgebungen
von Avalion in diesem Kalke vor, während Belemn. giganteus
dort in mergeligen Lagen erst darüber erscheint.
Eine beträchtliche Mächtigkeit besitzen die Schichten des
Amm. Murchisonae in den Umgebungen von Lyon. Die Eisenerze
von la Verpi liiere scheinen gegen oben noch bis an die
• Vergl. auch Bronn Jahrb. 1832. pag. 223.
" Terquem 1855. Paläontol. du Dep. de la Moselle. Extr. de la sta-
tistique de la Moselle, pag. 24 — 26.
- 451 -
Basis der Zone zu reichen, denn icli erhielt deutliche Exemplare
des Amm. Murchisonae aus den Erzschichten, welche bei St. Quen-
tin und la Verpilliere ausgebeutet werden. Aehnliche Erze finden
sich noch an anderen Punkten und wurden früher einige Meilen
oberhalb Lyon gleichfalls gewonnen. Sie stehen jenseits Couzon
am Mont d'Or* an, während die darauffolgenden mächtigen
Kalke zum Theil noch derselben Zone angehören. Ich sah in
der ausgezeichneten Sammlung des Herrn ThioUiere zu Lyon
eine Anzahl von Exemplaren des Amm» Murchisonae, sowie Amm.
Staufensis und Trigonia striata, welche aus den Kalken von
Couzon stammten. Oberhalb des Dorfes, am Fusse des Mont
d'Or, werden die Schichten durch mächtige Steinbrüche entblösst,
in welchen die brauchbaren sandigen Kalke ausgebrochen werden.
Die untern Lagen, in welchen Amm. Murchisonae vorkommt, sind
verhältnissmässig arm an Petrefacten, um ein Gutes höher scheidet
sich dagegen das Bett des Amm. Humphriesianus als dünne, aber
mit Leitmuscheln gefüllte Lage ab. H. ThioUiere zeigte mir
verschiedene für die Zone des Amm. Humphriesianus wichtige
Species, welche in der obern Zone gefunden wurden und keine
Zweifel über das Auftreten der Humphresianus - Schichten zulassen.
Die untern mächtigen Kalke von Couzon , welche als Aequiva-
lente des Calcaire ä entroques ** angesehen werden , würden
somit gegen unten durch die Zone des Amm. Murchisonae ge-
bildet , gegen oben aber aus Schichten bestehen , deren Fossile
wir nicht kennen, deren Lagerung aber derjenigen Zone ent-
spricht, welche in andern Gegenden durch Amm. Sauzei charak-
terisirt wird, während erst darüber Amm. Humphriesianus und
Belem. giganteus erschjeinen.
Li der Norm an die, sowie in England in Dorsetshire
und Somersetshire ist die Zone des Amm. Murchisonae zwar vor-
handen , doch wird sie häufig übersehen , da ihre Mächtigkeit
gering ist. Ich kenne aus den Umgebungen von Caen die Amm.
Murchisonae und Staufensis. Zu Burton-Bradstock (Dorset-
Siehe E. Dumas Bullet. Soc. geol. de Fr. 6. Sept. 1846. pag. 611.
Dufr. et Elie de Beaumont, Expl. de la carte g^ol. 2 Bd. pag. 744.
~ 452 -
shire) fand ich den Amm. Murchisonae mit Pecten pumilus. Ihre
Lage ist hier ungefähr in der Mitte des Unterooliths, erst etwas
höher folgen die reichen Schichten des Amm. Humphriesianus
und Parkinsoni, während die Zone des Amm. torulosus etwas
tiefer angetroffen wird. In Gloucestershire, woselbst der
Unteroolith eine eigenthümliche Entwicklung besitzt, wird Amm.
Murchisonae im Pea Grit * gefunden, seine weitere Verbreitung ist
hier nicht nachgewiesen. In Northamp ton shire beginnt der
Unteroolith mit eisenreichen Sauden, darüber folgen zu Colly-
weston helle sandige Schiefer mit Oolithbänken. Die Stellung
dieser Schichten ist noch keineswegs mit Sicherheit bestimmt.
Häufig werden Schiefer und Oolithe dem Grossoolith zugetheilt,
was mir jedoch sehr in Zweifel gezogen werden zu müssen
scheint, da einzelne der vorkommenden Muscheln wie Pecten
pumilus, Gervillia acuta, Avicula elegans, Lingula Beani, ** Cero-
mya Bajociana, Nerinea cingenda, Mytilus Sowerbyanus, Phola-
domya fidicula, Panopaea punctata theils entschieden dem Unter-
oolith, theils sogar ausschliesslich der Zone des Amm. Murchi-
sonae angehören. Die Eisensandsteine von Northamptonshire,
welche die Schiefer und Oolithe unterlagern, sind sehr arm an
Petrefacten, das einzige Exemplar, was ich darin fand, war
Pecten pumilus. Dagegen sind die Schiefer mit organischen
Resten ganz angefüllt. Leider haben dieselben durch Zerdrückung
gelitten, so dass ihre Bestimmung sehr schwierig ist.
An der Küste von Yorkshire ist die Zone des Amm.
Murchisonae an mehreren Punkten, wie zu Blue wick, Glai-
cedale, Gold moor u. s. w. aufgeschlossen, beinahe sämmt-
liche Arten, welche Phillips von obigen Localitäten abgebildet
hat, gehören der Zone des Amm. Murchisonae an. Ich kenne
von dort folgende Species.
Amm. Murchisonae.
Nerinea cingenda.
Acteonina Sedgvici.
Turbo gibbosus.
Panopaea aequata.
„ dilatata.
Nucula Aalensis.
Tancredia axiniformis.
* Murchison, Geology of Cheltenham 1845. pag. 26.
" Morris, Proceedings of the Geol. Society, 15. Juni 1853. pag. 336.
Quenstedtia oblita.
Astarte elegans.
Trigonia striata.
„ tuberculata.
Cardium substriatulum.
453 —
Area Lycetti.
Gervillia tortuosa.
Terebratula ovoides.
Discina reflexa.
Lingula Beani.
Sie gehören sämmtlich in die Zone des Amm. Murchisonae
und finden sich in mehreren getrennten sandigen Lagen, welche
an den dortigen Küstenwänden verschiedene (lokale) Horizonte
einnehmen. Die tieferen Zonen des Unterooliths sind viel weni-
ger deutlich, während die Zone des Amm. Murchisonae durch
ihren Reichthum an organischen Resten leichter nachweisbar ge-
macht wird. Gegen oben folgen Sande und Thone mit Pflanzen
(Lower Sandstone and Shale, Phill. 1829, pag. 153), welche
dann erst von den Schichten des Amm. Humphriesianus über-
lagert werden. Die unteren Pflanzenschichten bilden gegen die
Zone des Amm. Murchisonae zwar an Ort und Stelle eine scharfe
Grenzlinie, doch ist ihr Vorkommen ein sehr lokales.
Dagegen wiederholt sich an jener Küste eine ähnliche Bil-
dung (Upper Sandstone and. Shale) in einem etwas höheren
Niveau, siehe §. 51., während zwischen beiden die Zone des
Amm. Humphriesianus einen um so erwünschteren Horizont bildet,
als die Einschlüsse der obern und untern Sande keine ge-
nauere paläontologische Vergleichung und Einreihung zulassen.
4) Die Schichten des Amman. Humphriesianus,
§. 50.
Synonymik: Great-Bath- oder Cave-Oolithe, Phillips (aon
Will. Smith 1815). Eisenrogenstein (pars) und Walk-Erde
Gruppe, Fromherz 1838. Die Juraformation des Breisgaues pag. 13 — 17.
Brauner Jura y und ö, Quenst. 1843, Flözgeb. pag. 538. Calcaire
ferrugineux, Terq. Pal. du Dep. de la Moselle; Statistique extr. pag. 25.
Blaue Kalke, Korallenschicht, Giganteusthone und Ostreen-
kalk, Quenst. (Pflzenmayer, deutsche geol. Gesellsch. 1853. tab. 16.)
Paläontologie: Die Schichten des Amm. Humphriesianus
enthalten in ihrer untern Region einige besondere Species, welche
454 —
sich nicht mit den Arten der oberen Lagen vermengen. Ohne
Zweifel bilden dieselben eine besondere Zone, deren Nachweise
aber noch nicht soweit ausgeführt wurden, dass eine Abtrennung
allgemein angenommen werden darf. Ich nenne die Sub-Zone
vorerst; Schichten des Amm. Sauzei und bezeichne als leitende
Arten derselben.
Amm. Bayleanus.
Belemn. Gingensis.
Amm. jugosus.
„ Brocchi.
„ Brongniarti.
„ Sauzei.
Tessonianus ?
„ Sowerbyi ?
Chemnitzia lineata.
Goniomya Duboisi.
Lima alticosta.
Gryphaea calceola.
Die Leitmuscheln der höheren Lagen, d. h. der eigentli-
chen Humphriesianusschichten sind dagegen folgende:
Amm. Blagdeni.
„ subcoronatus.
„ Humphriesianus.
„ linguiferus.
5, Braikenridgi.
„ Romani.
Acteonina glabra.
Trochus monilitectus.
Trochus Anceus.
Purpurina ornata.
Pleurotomaria Palemon.
Alaria Phillipsi.
Cerithium muricatocostatum.
Panopaea subovalis.
Pholadomya siliqua.
,5 Heraulti.
Lyonsia gregaria.
Anatina undulata.
Thracia lata.
Opis similis.
Astarte depressa.
„ Goldfussi.
Trigonia signata.
„ costata.
Unicardium depressum.
„ cognatum.
Area cancellina.
„ oblonga.
Pinna cuneata.
Mytilus striatulus.
j, cuneatus.
Avicula Münsteri.
Gervillia consobrina.
Perna isognomonoides.
Pteroperna plana.
Pecten ambiguus.
Hinnites abjectus.
Ostrea flabelloides.
„ sulcifera.
„ explanata.
Terebratula Waltoni.
„ omalogastyr.
Cidaris Anglosuevica.
— 455 —
Ausserdem ist zu bemerken, dass Pecten pumilus von den
Schichten des Amm. Murchisonae herauf kommt und sich mit
Amm. Sauzei nicht selten findet, während andererseits Bei. gigan-
teus, Bei. canaliculatus und Rhynchonella spinosa in den untern
Lagen der Humphriesianusschichten beginnen, dagegen auch noch
in der darüberliegenden Zone des Amm. Parkinsoni angetroffen
werden.
Gcsteinsbeschaffenhelt , Verbreitung und paläonlologisnchc
Resultate. An der schwäbischen Alp (siehe Profil Nr. 29.)
folgen über der Zone des Amm. Murchisonae dunkle Thone, mit
welchen Kalkbänke abwechseln, deren Fossile von denjenigen
der tieferen Schichten abweichen. Die Kalke treten besonders
in der Unterregion dieses Schichtensystems in mächtigen und bis-
weilen sandigen Bänken auf, welche sich durch ihre graue Farbe
und ihre Härte leicht erkennen lassen. Sie bilden die Zone des
Amm. Sauzei, während gegen oben mehr Thone vorwalten, in
welchen sich einzelne Lagen dunkler, mergeliger Kalke mit Amm.
Blagdeni und Amm. Humphriesianus ausscheiden. Ich fasse hier
die ganze Bildung als Zone des iVmm. Humphriesianus zusammen
und betrachte die untere Lage des Amm. Sauzei vorerst bloss als
Subzone, da bis jetzt noch keine l)estimmte Grenze zwischen
denselben aufgestellt werden konnte.
Die Schichten des Amm. Humphriesianus sind an der schwä-
bischen Alp an vielen Punkten aufgeschlossen, wie am Nipf bei
Bopfingen, am Stuifenberg, zu Altenstadt, Neuffen, Oeschingen,
HohenzoUern und Ftirstenberg bei Donaueschingen. Nur selten
geben die unteren Lagen eine befriedigende Ausbeute, denn die
harten Kalke sind gewöhnlich arm an Petrefacten, dagegen be-
ginnen die Schichten gefüllter zu werden von einer Korallenbank
an, welche an der Grenze beider Zonen auftritt und schon viele
derjenigen Arten führt, welche etwas höher sehi' zahlreich vor-
kommen.
Die Gesammtmächtigkeit der Humphriesianusschichten be-
trägt an der schwäbischen Alp im Mittel 50 Fuss. Bei Bop-
fingen sind sie etwas schwächer vertreten, dagegen wächst der
- 456 -
Durchschnitt m südwestlicher Richtung, indem sich besonders die
Thone verdicken. Prof. Quenstedt hat in seinem Flözgebirge
die lokalen Verhältnisse der Zone für Schwaben angegeben,
Pfizenmayer veranschaulichte dieselben in seinem Profile, (deut-
sche geol. Gesellsch. 1853, tab. 16). Er nimmt als unterste
Lage yydie blauen Kalke /^ darüber folgt die ^^Korallenschicht/^
dann die „Giganteusthone^^ und der ,,Ostreenkalk,^^ Diese vier
mineralogisch verschiedenen Lagen bilden an manchen Punkten
der schwäbischen Alp die Zone des Amm. Humphriesianus. Die
blauen Kalke sind das Lager des Amm. Sauzei, während die
Korallenschicht an der Grenze zwischen dieser untern Zone und
den eigentlichen Humphriesianusschichten liegt.
Was die Vertheilung der wichtigeren Arten in der Zone
betrifft, so finden wir, wie schon erwähnt wurde, in den unteren
Kalken nur wenige Reste. Verhältnissmässig noch die reichste Aus-
beute lieferten früher die grauen Kalke von NeufFen, in welchen
besonders Amm. Brocchi und Sauzei in schönen Exemplaren ge-
funden wurden. Gefüllter sind die Korallenschichten, welche sich
etwas höher bei Altenstadt und am Hohenzollern als bröcklige
Kalke ablagern, aus denen Belem. Gingensis und giganteus, Lima
alticosta und pectiniformis, Avicula Münsteri, Mytilus striatulus,
Hinnites abjectus, Cidaris Anglosuevica herauswittern. Einzelne
dieser Arten gehen nicht höher hinauf, wie Belem. Gingensis,
Lima alticosta, andere dagegen beginnen hier und setzen sich
gegen oben fort, wie Bei. giganteus, Lima pectiniformis, Avicula
Münsteri, Hinnites abjectus. Besonders zahlreich liegt Belemn.
giganteus in den darauffolgenden Thonen, in denen sich zugleich
einzelne Austernbänke ausscheiden, gefüllt mit Ostrea flabelloides
und explanata, mit Lima pectiniformis, Trigonia costata und sig-
nata, sowie mit riesigen Exemplaren von Amm. Blagdeni, welche
ausserdem aber sämmtliche Leitmuscheln der eigentlichen Hum-
phriesianusschichten enthalten. Mit den Thonen und Austerbänken
schliesst die Zone jedoch gegen oben ab, da unmittelbar darüber
schon diejenigen Arten beginnen, welche die Schichten des Amm.
Parkinsoni charakterisiren.
Im Grossherzogthum Baden findet man die Zone des Amm.
— 457 --
Humphriesianus in der Reihe der übrigen Glieder der dortigen
Juraformation in regelmässiger Weise eingelagert. Sie wird durch
die obersten petrefaktenreichen Bänke des dortigen Eisenrogensteins
in Verbindung mit der Walkerde -Gruppe (Fromherz, die Jura-
formation des Breisgaues, pag. 17) gebildet. Es lässt sich dies
durch die vorkommenden Fossile beweisen. Ich sammelte fol-
gende Arten in den obersten Lagen des Eisenrogensteins am
Hörnle südöstlich von Müllheim.
Amm. Humphriesianus.
Belemn. giganteus.
„ canaliculatus.
Lyonsia gregaria.
Lima pectiniformis.
Avicula Münsteri.
Trigonia costata.
Mytilus cuneatus.
Perna isognomonoides.
Ostrea flabelloides.
„ explanata.
Rhynch. subtetraedra ?
Terebratula Waltoni.
Dagegen sah ich in der üniversitätssammlung zu Freiburg
folgende Species aus der sog. Walkerde des Breisgaues:
Amm. Blagdeni. I Lima pectiniformis.
Belemnites giganteus. Ostrea sulcifera.
Es kann somit kein Zweifel sein, dass die beiden minera-
logisch verschiedenen Niederschläge in jener Gegend die Zone
des Amm. Humphriesianus zusammensetzen, woraus folgt, dass
Fullersearth oder Walkerde der dortigen Geologen nicht die eng-
lische Fullersearth , sondern ein Glied des Unterooliths dar-
stellt, welches den dunklen Thonen mit Bei. giganteus und Amm.
Humphriesianus der schwäbischen Alp entspricht.
In Frankreich sind die Schichten des Amm. Humphrie-
sianus an denjenigen Lokalitäten mit Deutlichkeit entwickelt und
von den angrenzenden Zonen abgetrennt, an welchen der Unter-
oolith nicht nach dem englischen Typus gebildet ist, sondern
ähnlich den schwäbischen Ablagerungen eine etwas schärfere
Gliederung gestattet. Die ersten Andeutungen über das Auftre-
ten der Zone in dem Dep. der Moselle finde ich in den Zu-
Württemb. naturw. Jahresheftc. Oktober, 1856. 3s Heft. 30
— 458 —
sammenstellungen M. Terquem's; * er beschreibt sie von Saint
Quentin von Monvaux, Fontoy und Longwy als eine 5 — 6 Meter
mächtige Kalkablagerung , reich an Fossilen , unter welchen M.
Terquem die wichtigsten Arten der Humphriesianusschichten auf-
zählt, wie Bei. giganteus, Amm. Humphriesianus, linguiferus,
Edouardianus, jugosus, Sowerbyi, Tessonianus, Goniomya Dubois,
Trigonia signata und costata, Area oblonga, Mytilus cuneatus,
Ostrea explanata, Avicula Münsteri, Gervillia (aviculoides-) conso-
brina?, Rhynchonella spinosa u. s. w. Er nennt die Schichte
jyCalcaire ferrugineux /^ hat aber damit die antern Lagen der
Humphriesianusschichten, d. h. die Zone des Amm. Sauzei ver-
einigt, was aus seinen Zusammenstellungen ersichtlich ist. Seine
Liste pag. 27 weicht zwar in vielen Punkten von anderwärtigeu
Verhältnissen ab, dagegen war mir die Abtrennung dieser Kalke
von seiner darauffolgenden Zone (Calcaire ä polypiers) interessant,
in welcher er Amm. Farkinsoni, Martins! und Niortensis zum
ersten Male anführt, wonach denn auch im Moselledepartement
die Zone des Amm. Farkinsoni erst übei' dem Calcaire ferrugi-
neux Terq., d. h. über den Schichten des Amm. Humphriesianus
ihren Flatz einnehmen würde.
Auch für das Dep. Bas Rh in lässt sich das Auftreten der
Zone aus den Angaben von H. Daubrde** folgern, welcher
mehrere ihrer wichtigeren Leitmuscheln anführt, die Thone, in
welchen dieselben gefunden wurden, jedoch „Fullersearth" nennt.
Die Zone des Amm. Murchisonae lagert sich darunter ab, dage-
gen geht Amm. Farkinsoni noch etwas höher hinauf; doch ge-
traue ich mir nicht, eine schärfere Vergleichung auf Grund seiner
Angaben hin auszuführen.
Die regelmässige Entwicklung der Zone des Amm. Hum-
phriesianus im Dep. der Rhone, am Mont d'Or lyonais
habe ich schon im vorigen Paragraphen erwähnt. Ich sah in
der Sammlung des Herrn Thio liiere in Lyon folgende Arten,
• M. Terquem 1855, Paläontologie du Depart. de la Moselle, Statistique.
Kxtr. pag. 27.
" Daubree, Descript. ge'ol. et mine'r. du departement du Bas Rhin 1852.
Siehe d'Archiac, 1856. Histoire des progres, pag. 706.
— 459 —
welche derselbe am Mont d'Or oberhalb Couzon gesammelt hatte:
Amm. Humphriesianns und Blagdeni, Belemnites giganteus und
canaliculatus, Pleurotomaria Palemon, Trigonia costata und sig-
nata, Rhynchonella spinosa. Sie liegen hier ganz regelmässig
über den Schichten des Amm. Murchisonae und unter denen
des Amm. Parkinsoni.
Noch an vielen andern Localitäten Frankreichs finden sich
die Leitmuscheln der Humphriesianusschichten , doch gelingt es
nicht immer, ihre Lagen von denen der Zone des Amm. Par-
kinsoni abzutrennen, so z. B. im Dep. der Sarthe. Noch weniger
ist dies in den Umgebungen von Caen möglich, woselbst die
zwei oberen Zonen des Unterooliths , eng verschmolzen in einer
gelben oolithischen Bank von wenigen Fuss Dicke, zwar zahl-
reich und schön gefunden werden , dagegen in Beziehung auf ihr
Lager keine Differenzen zeigen. Die Schichten sind zu wenig
mächtig, als dass hier eine Abtrennung derjenigen zwei Zonen
möglich wäre, welche in andern Gegenden oft durch Niederschläge
gebildet werden, deren Mächtigkeit 80 Fuss übersteigen kann.
Dasselbe gilt von den durch die Pracht ihrer Fossile bekannten
Localitäten im südlichen England wie Dundry (Somersetshire),
Yeovil und Bur ton-Br ads to c k bei Bridport (Dorsetshire)
u. s. w\ Der eigentliche Unteroolith besitzt hier überhaupt eine
geringe Mächtigkeit, dabei wird seine oberste Lage zwar ganz
regelmässig durch die Zonen des Amm. Humphriesianns und
Parkinsoni gebildet, jedoch in der Weise, dass man die Fossile
beider nicht getrennt, sondern in einem und demselben oolithi-
schen Bett zusammenfindet. Schon viel entwickelter ist die Etage
in Glouce stershire, Amm. Parkinsoni liegt hier zu oberst,
dagegen gehört Amm. Humphriesianns , sowie die übrigen Leit-
muscheln dort zu den Seltenheiten, wesshalb seine Zone noch
nicht besonders abgetrennt wurde.
Gänzlich verschieden von den Verhältnissen im südlichen
England tritt der untere Oolith an der Küste von Yorks hire
auf. Die Zone des Amm. Humphriesianns ist hier nicht nur
mit grosser Deutlichkeit entwickelt, sondern es finden sich auch
ihre wichtigeren Leitmuscheln beisammen und vollständig getrennt
30*
460
von denen der angrenzenden Zonen. Auf die 500 Fuss mäch-
tigen Pflanzen-führenden unteren Sandsteine folgt plötzlich eine
kalkige Zwischenlage , über welcher sich zum zweiten Male eine
ähnliche Sandsteinformation ablagert. Die grauen Kalke, welche
besonders deutlich zu Cloughton Wyke und White Nah
auf beiden Seiten von Scarborough anstehen, besitzen eine Mäch-
tigkeit, welche Phillips zu 30 Fuss angibt. In seiner Geologie
von Yorkshire nennt er diese Ablagerung ,^Cave OoUthe^^ oder
auch pag. 190 geradezu Bath- oder Great-Oolithe. Auf einer
Excursion an der Küste von Scarborough hatte ich Gelegenheit,
die Bildungen zu untersuchen, welche bei einem beträchtlichen
Reichthum an organischen Resten erwünschten Aufschluss boten.
Ich überzeugte mich, dass der Phillips'sche Cave Oolithe voll-
ständig identisch mit den Schichten des Amm. Humphriesianus
anderer Gegenden sei. Er ist nicht allein von dem Grossoolith
abzutrennen, sondern er gehört nicht einmal einer benachbarten
Zone an, da an andern Localitäten noch die Schichten des Amm.
Parkinsoni dazwischen liegen. Die wichtigeren fossilen Arten,
welche in dem Cave Oolithe der Umgebungen von Scarborough
gefunden wurden, sind folgende:
Belemnites giganteus.
Ammonites Blagdeni.
5, Humphriesianus.
„ eubcoronatus.
Acteonina glabra.
Trochus monilitectus.
„ Anceus.
Alaria Phillipsi.
Panopaea subovalis.
Pholadomya Heraulti.
Opis similis.
Astarte depressa.
Trigonia signata.
ünicardium depessum.
„ cognatum.
Area cancellina.
Pinna cuneata.
Mytilus cuneatus.
Avicula Münsteri.
Gervillia consobrina.
Perna isognomonoides.
Pteroperna plana.
Hinnites abjectus.
Ostrea flabelloides.
„ sulcifera.
Cidaris Anglosuevica.
Ihr Vorkommen zeigt mit Entschiedenheit, dass der Phil-
lips'sche „Cave-, Great- oder Bath-Oolithe ein von dem ächten
— 461 —
Grossoolith von Bath verschiedenes Fomiationsglied sei. Zu-
gleich stimmen die meisten der hier angeführten Arten so genau
mit denjenigen überein, welche in andern Gegenden die Zone
des Aram. Humphriesianus characterisiren , dass die Identität
zwischen dem Cave-Oolithe (Phillips) und der Zone des
A m m. Humphriesianus sich mit Sicherheit annehmen lässt.
5) Die Schichten des Ammonnites Parkinsoni,
§. 51.
Synonymik: Brauner Jura g(pars), Quenst. 1843 Flözgeb. pag.
537. Trigonia-grit , Murchison 1845, Geol. of Chelteuh. pag. 25. Bifur-
catenschlcht und Parkinsonth one, brauner Jura b und (e pars),
Quenst. (Pflzenmayer 1853. Deutsche geolog. Gesellsch. tab. 16). Caleaire
ä polypiers Terq. 1855. Palaeontol. du Dep. de la Moselle. Statlstique
extr. pag. 27.
Palaeontologic : Die wichtigsten Arten der Zone des Amm.
Parkinsoni sind:
Belemnites Württembergicus.
Ammonites subradiatus.
„ oolithicus.
„ Deslongchampsi.
„ Zigzag.
„ Defranci.
„ Martinsi.
„ Neuffensis.
„ Parkinsoni.
„ bifurcatus.
j, subfurcatus.
„ Garantianus.
„ polymorphus.
Ancyloceras annulatus.
Purpurina Bellona.
Spinigera longispina.
Dentalium entaloides.
Panopaea Zieteni.
Pholadomya Schuleri.
Leda caudata.
„ aequilatera.
Corbula cucullaeformis.
Posidonomya Buchi.
Pecten Renevieri.
Terebratula emarginata.
„ Meriani,
„ carinata.
„ curvifrons.
„ Württembergica.
„ Phillipsi.
„ globata.
„ sphaeroidalis.
Rhynchonella acuticosta.
„ angulata.
Stuifensis.
- 462 —
Belemnites canaliculatus und giganteus kommen von unten
herauf. Letzterer wird jedoch hier weit seltener getroffen und
hört gegen oben ganz auf.
Gesteiusbeschaifcnheit, Verbreitung und palseontologische
Resultate. An der schwäbischen Alp folgen die Schichten des
Amm. Parkinsoni unmittelbar über der Zone des Amm. Humph-
riesianus. Ihre Mächtigkeit beträgt in der Bopfinger Gegend
kaum 4 — 6 Fuss wird gegen Südosten bedeutender und er-
reicht z. B. in der Balinger Gegend über 30 Fuss. Zugleich
findet ein grosser Wechsel in der mineralogischen Beschaffenheit
der Niederschläge statt. Bei Bopfingen und Aalen sind es braune,
theils oolithische, theils mergelige Lagen, in den Umgebungen
von Boll werden dieselben schon thoniger, zu Ehningen bei
Reutlingen und in der Balinger Gegend bilden bläuliche Thone
mit harten Kalkbäuken die Zusammensetzung der Zone. An
einigen Punkten, wie z. B. am HohenzoUern werden dieselben
Thone von einer dünnen oolithischen Bank unterlagert, welche
zwar noch zu den Schichten des Amm. Parkinsoni geliört, sie
aber gegen unten begrenzt. In diesen untersten Lagen , seien
dieselben nun oolithisch oder thonig, finden sich folgende Arten
sehr zahlreich :
Ammonites subfurcatus. Leda caudata.
„ Garantianus. 1 Terebratula carinata.
„ Parkinsoni. j Rhynchonella acuticosta.
Belemnites Württembergicus.
Aucyloceras annulatus.
angulata.
Dieselben setzen sich wohl noch etwas gegen oben fort,
werden jedoch seltener, während sich hier besonders einige Am-
moniten wie Ammonites Beslongchampsl , Zigzag, Neuffensis,
polymorphus und oolithicus durch Häufigkeit auszeichnen.
Die Zone des Amm. Parkinsoni ist von der grössten Wich-
tigkeit für die Vergleichung unseres schwäbischen Jura mit dem
— 463 —
französischen und englischen, insofern durch sie die oberste Zone
des Unterooliths gebildet wird^ über welcher sich unmittelbar
diejenigen Schichten ablagern, welche die Bathformation vertreten,
hier aber durch Uebergänge eng mit dem Unteroolith verbunden
sind. Eigenthümlich ist, dass die dem Amm. Parkinsoni nahe-
stehenden Arten, welche häufig noch mit demselben verwechselt
werden, gegen oben eine immer hochmündigere Form bekommen,
wodurch sich besonders in der obersten Lage, welche wir ent-
schieden als Glied der Bathformation betrachten, eine Species
auszeichnet, welche ich Amm. Württembergicus (Amm. Parkinsoni
compressus Quenst.) genannt habe (siehe §.61), welche an ver-
schiedenen Punkten sowohl in den Oolithen, als in den Thonen
immer unmittelbar unter Amm. macrocephalus gefunden wird.
Aus dem englischen und französischen Unteroolith kenne ich
denselben nicht, wie ich überhaupt die Species auswärts nur
einmal antraf und zwar zwischen Metz und Verdun in einer
Schichte , welche dem Cornbrash gleichkommen dürfte. An der
schwäbischen Alp ist er dagegen sehr verbreitet und kommt
entweder verkiest und klein, oder verkalkt in grossen Exemplaren
vor. Immer aber findet er sich über der Zone des Amm. Par-
kinsoni. So liegt er z. B. bei Bopfingen in einer braunen mer-
geligen, schwach oolithischen Bank, welche kaum 2 Fuss Dicke
besitzt. Mit demselben finden sich hier eine Anzahl für die
Bathformation leitender Arten wie Terebratula Bentleyi, Rhyn-
chonella varians und Morieri u. s. w. Zu Ehningen bei Reut-
lingen und Oeschingen liegt dagegen Amm. Württembergicus
verkiest und nur wenige Zoll gross in der Oberregion der Thone»
über welchen Amm. macrocephalus und Herveyi folgen und an
deren Basis erst der ächte Amm. Parkinsoni vorkommt.
Bei dem Wechsel in der Zusammensetzung der Schichten
müssten viele locale Profile gegeben werden,, um das Auftreten
der oberen Zonen des Unterooliths an der schwäbischen Alp zu
veranschaulichen, ich stelle desshalb einen mehr idealen Durchschnitt
_ 464 ~=
zusammen, welcher die Aufeinanderfolge der drei Etagen des Un-
terooliths, der Bathgruppe und der Kellowaygruppe,
an der schwäbischen Alp wiedergeben soll:
Nr. 29.
Relloway-
gruppc.
Bathgruppe.
tnteroolith. <
Zone des Amni. macrOCCphalUS und bullatiis^ siehe
Profil Nr. 36.
10'
Thone Leitmuscheln der Bathgruppe
(bisw.Oolithe.) siehe am Schlüsse des §.59.
3)
Amm. Deslongchampsiy oolithicus, Zigzag,
Graue Thone mit Kalkmergeln, an der Basis
30' der Abtheilung findet sich bisweilen eine
Oolithbank. 2)
Zone des Amiiionites Parkinsoni.
3-6' Ancyloceras annulatiis. Amm. subfurcatus.
Zone des Amiiionites Humpbriesianus Blag-
deniy Ostrea flabelloideSj Trig. signata.
50' Dunkle Thone mit Kalkbänken. 1)
Korallenbank.
Ammonites Sauzei, Broccki.
Zone des Ammonites Murchisonce siehe Profil Nr. 28.
Dabei ist zu bemerken, dass besonders in den Umgebungen
von Wasseralfingen und Bopfingen die Abtheilungen Nr. 2 und
3 nicht aus Thonen gebildet werden, sondern als mergelige oder
oolithische Kalke auftreten, dabei aber eine viel geringere Mäch-
tigkeit besitzen , welche sich bei Nr. 2 auf 5 — 6 Fuss, bei Nr. 3
aber sogar auf 2 — 4 Fuss reduciren kann, wodurch natürlich die
Abtrennung und Eintheilung der betrefi'enden Zonen noch mehr
erschwert wird.
Frankreich. Einer der interessantesten Punkte, an wel-
chem sich die Aufeinanderlagerung der Schichten des Unterooliths
— 465 -
beinahe vollständig beobachten lässt, ist der Mont d'Or lyonais,
siehe schon §. 49 und 50. Die Schichten des Amm. Murchi-
sonae und Humphriesianus lassen sich auffinden, wenn man
von Couzon am rechten Ufer der Saone in gerader Richtung
den Berg besteigt. Sie folgen in regelmässiger Ablagerung über-
einander, während auf der Höhe des Mont d'Or eine mineralogisch
vollständig verschiedene Bildung angetrofien wird. Es treten
harte gelbliche Kalkbänke auf, welche den Berg bedecken, hier
in Masse aus den Aeckern gelesen und zum Schutze der letzteren
von den Landleulen in hohe Mauern aufgeschichtet werden. Unter
dem angehäuften Material findet man leicht einige Stücke, welche
organische Reste einschliesen. Dieselben sind merkwürdiger Weise
verkieselt und dabei auf das Feinste erhalten. Zum Theil waren
sie schon halb herausgewittert, bisweilen zeigten die Kalkblöcke
nur an der Oberfläche Spuren von Versteinerungen. Ich sammelte
desshalb die rohen Stücke und es gelang mir zu Hause mittelst
Salzsäure eine beträchtliche Anzahl von Arten vollständig heraus-
zuäzen. Ich erhielt folgende Species:
Avicula costata.
Dentalium entaloides.
Cerithium, Area, Pentacrinus
Belemnites Württembergicus.
Ammonites subfurcatus.
„ Garantianus.
Ancyloceras annulatus.
Serpula.
sah aber noch viele andere Arten auf gleiche Weise schon früher
aus den Kalken geäzt in der Sammlung von Herrn Thio liiere
in Lyon, welche die Liste vervollständigen würden, doch kann
über die Stellung dieser Kalke kein Zweifel mehr obwalten, denn
einerseits enthalten sie eine Anzahl wichtiger Leitmuscheln der
Parkinsonischichten , andererseits liegen sie regelmässig über der
Zone des Amm. Humphriesianus, während sie gegen oben die
Reihe der Niederschläge abschliessen , da an jener Localität die
höheren Zonen fehlen.
Für das Departement der Mo seile bilden die Schichten
des Amm. Parkinsoni die obersten jurassischen Niederschläge.
Vielleicht dass sich noch Aequivalente der Bathformation damit
vermengen, doch sind dieselben jedenfalls noch nicht gehörig
erforscht, denn sonst würden für die dortigen Localitäten nicht
— 466 ~
gerade einige der wichtigsten Arten als solche bezeichnet werden,
welche sich noch in den höchsten Lagen des dortigen Oolithes
finden. M. Terquem führt in seinem Bradfordien und Cornbrash
noch den Bei. giganteus, den Amm. Parkinson! und Martinsi
sowie noch mehrere Arten des Unterooliths an. Gehen diese
Arten in jener Provinz bis in die obersten Lagen hinauf, so ist
gewiss grosse Vorsicht nöthig in Beziehung auf die Einreihung
ihrer Schichten in die Etage des Bathonien, denn in England
und im übrigen Frankreich sterben dieselben im ünteroolith aus,
sind auf keinen Fall für die Bathformation bezeichnend, beson-
ders die zwei letztgenannten Ammoniten für deren Hinaufgreifen
nicht eine einzige bestätigende Beobachtung vorliegt.
Eine ganz ähnliche Behandlung hat die Zone in den Ar-
beiten H. Daubree's* erhalten, welcher die jurassischen Nieder-
schläge des Dep. Bas-Rhin in palaeontologischer und strati-
gräphischer Beziehung beschrieb.
Das Vorkommen der Schichten des Amm. Parkinsoni in
den Depart. der Sarthe und Calvados, sowie in Dorset-
und Somersetshire habe ich schon im vorigen Paragraphen
erwähnt und ihr vereinigtes Auftreten mit der Zone des Amm.
Humphriesianus nachgewiesen. Für Gl ouce st ershire wurden
sie in Murchison's Geol. of Cheltenham besonders hervorgehoben
und als Trigonia Grit oder oberste Lage des dortigen Unterooliths
ausgezeichnet. Amm. Parkinsoni, Trigonia costata, Terebratula
globata und Rhynchonella angulata characterisiren die Schichte.
Im Uebrigen fehlen jedoch weitere Punkte, an denen die Leit-
muscheln der Parkinsonischichten in getrennten Lagen nachge-
wiesen wurden. So war dies in York shire durchaus unmöglich,
denn hier folgen über den Schichten des Amm. Humphriesianus
die 200 Fuss mächtigen Pflanzen führenden Sandsteine und Thone,
welche bis jetzt keine Gliederung nach ihren organischen Resten
zuliessen und welche sich aufwärts bis zur obersten Zone der
Bathformation erstrecken. Wahrscheinlich haben Süsswasser-
bildungen daran Theil genommen, denn es finden sich keinerlei
• D'Archiac, histoire des progres 1856 Bd. VI. pag. 705.
_ 467 —
Meeresmuscheln, dagegen werden Unionen und Cyprisarten daraus
angeführt. Die Mehrzahl der Pflanzenreste, von welchen man
ungefähr 30 Species kennt, finden sich in einem Bett an der
Basis der Sande, gehören somit wahrscheinlich grösstentheils in
die Zone des Amm. Parkinsoni. Einzelne Arten sollen auch in
den unteren Sauden (Lower Sandstone and Shale) gefunden wer-
den, doch scheinen die meisten derselben an ihre Zone gebunden
zu sein.
§. 52. Veibreituug, Mächtigkeit, Gesteiusbesehaffcnheit
des Interoülitlis; Zusamiiiciistelluug seiner einzelnen Glieder nach
verschiedenen Gegenden. Reiht man die in den letzten Para-
graphen gegebenen Profile Nr. 27, 28 und 29 zusammen, so
erhält man die Verhältnisse, unter welchen der Unteroolith an
der schwäbischen Alp auftritt. Doch darf dieser Durchschnitt
nur als ganz allgemeines Profil betrachtet werden, da die ein-
zelnen Zonen an verschiedenen Punkten der schwäbischen Alp,
sowohl in Beziehung auf ihre Mächtigkeit, als auf ihre minera-
logische Beschaffenheit grossem Wechsel unterworfen sind. Die
Niederschläge des Unterooliths bilden die Vorterrassen der schwä-
bischen Alp und erstrecken sich parallel jenem Gebirgszug von
der Bopfinger Gegend an in südwestlicher Richtung bis an den
Rhein unterhalb Schaffhausen. Ueberall besteht ihre Basis aus
mächtigen Thonen (Schichten des Amm. torulosus und der
Trigonia navis). Ueber den Thonen folgen die Sandsteine des
Amm. Murchisonae. Bei Aalen und Wasseralfingen lagern sich
Thoneisensteinflöze zwischen diese Sandsteine. Bisweilen bildet
die Zone des Amm. Murchisonae den steilen Rand der Vorberge,
während sich dann die höheren, meist thonigen Lagen unter lang-
samem Ansteigen rückwärts an das eigentliche Gebirge hinziehen.
Wo jedoch die untern Humphriesianusschichten als harte Kalke
auftreten, reichen diese bis an die vordere Brustwehr, von der
an das Terrain ebener wird, indem sich die übrigen, weniger
mächtigen Zonen des mittleren Jura schräg darüber hinlegen.
Im Breisgau in Baden stimmt die untere, der Masse
nach bedeutendere Hälfte des Unterooliths vollständig mit den
— 468 —
schwäbischen Bildungen überein. Es folgen über den grauen
Mergeln des Amm. jurensis dunkle Thone mit Amm. opalinus
von 2 — 300 Fuss Mächtigkeit, welche mit Bestimmtheit als
Aequivalente der zwei Zonen des Amm. torulosus und der Trig.
navis angesehen werden dürfen. Darüber beginnt ein System
von sandigen Kalken mit Eisenoolithbänken (Eisenrogen-
stein Fromherz*) deren untere Lage den Murchisonaeschichten
entspricht, während ihre Oberregion in Verbindung mit den dar-
über liegenden grauen Thonen (Walk er de Fromherz) zahlreiche
Leitmuscheln aus der Zone des Amm. Humphriesianus einschlies-
sen. Die Parkinsonischichten wurden im Breisgau noch nicht
nachgewiesen, vielleicht werden sie durch einen Theil der mäch-
tigen Oolithe vertreten, welche Prof. Fromherz „Hauptrogen-
stein" genannt hat. Die Schichten fallen hier meist unter einem
sehr schiefen Winkel ein, wesshalb man nicht dieselbe regelmässige
x\blagerung beobachten kann, wie an der schwäbischen Alp,
dennoch hält es nicht schwer, die einzelnen Niederschläge der
Reihe nach zu verfolgen.
Frankreich. In den Umgebungen von Niederbronn
(Bas Rhin) sind es besonders die unteren Thone der Etage,
welche schon lange her das Interesse der Geologen erregt haben.
Bei der Einzelbeschreibung der Zonen habe ich gezeigt, dass
sich die Schichten des Amm. torulosus und der Trigonia navis
in paläontologischer und stratigraphischer Beziehung von einan-
der abtrennen lassen. Ueber der Zone der Trigonia navis findet
man bei Gundershofen Spuren der Schichten des Amm. Murchi-
sonae. Dass auch die Zonen des Amm. Humphriesianus und des
Amm. Parkinsoni in jenem Departement vertreten sind, wird
durch die Arbeiten von M. Daubree ** wenigstens angedeutet.
Viel bedeutender ist die Verbreitung des französischen ün-
teroohths auf der westlichen Seite der Vogesen. Er liegt jedoch
in beträchtlicher Entfernung von den Gebirgen, da sich von dem
bunten Sandstein an zuerst Muschelkalk, dann Keuper und Lias
• Fromherz, die Juraformation des Breisgaues 1838.
" Descript. g^o\. et mineral. du de'part. du Bas Rhin 1852 und Vic.
d'Archiac. Hist. du progres 1856. Bd. VI. pag. 705 — 707.
_ 469 —
ziemlich weit ausdehnen , während der Unteroolith den letzteren
folgt und von den Umgebungen von Nancy (Meurthe) sich in
einer gekrümmten Linie nordwestlich bis in die Dep. der Ar de-
nen und Aisne zieht, in südlicher Richtung dagegen durch
die Dep. der Vogesen, Haute-Marne, Haute-Saöne,
Doubs und Jura erstreckt, von wo aus ohne Zweifel die Ver-
bindung mit den Bildungen zwischen Vogesen und Schwarzwald
vorhanden war.
Wie sich westlich von den Vogesen über dem bunten Sand-
stein die jüngeren Schichten ganz regelmässig nach einander
anlegen , so findet man eine ähnliche Reihenfolge am Rande des
Central plateau's von Frankreich, nur dass ein Theil der
älteren Niederschläge fehlt und häufig geradezu der Keuper oder
Lias auf dem Urgebirge ruht. Der Unteroolith bildet zwar einen
ziemlich regelmässigen Saum , doch treten einige Unterbrechungen
ein, was daher rührt, dass es drei verschiedene Becken waren,
an deren Uferbildung die Abhänge des Centralplateau's Theil
nahmen. Am wenigsten bekannt sind die Verhältnisse, unter
welchen der Unteroolith am südwestlichen Rande des Plateau's
entwickelt ist. Er folgt in den Dep. Lot und Dordogneüber
der Lias- und Keuperformation und bildet einen Theil der Nie-
derschläge, welche die französischen Geologen als die Ausfüllung
des „Bassin Pyreneen" betrachten. Oesthch vom Lot-Dep. ziehen
sich die Urgebirge gegen Süden und trennen obiges Becken vom
„Bassin Mediterran^en". Hier legen sich in den Dep. Aveyron
und Lozere die jurassischen Bildungen zum Theil in entgegen-
gesetzter Richtung an, werden aber beinahe ringsum von dem
Urgebirge umgeben. Trias und Lias finden sich hier wieder an
den Rändern, während die jüngeren Gebilde in der Mitte der
Bucht liegen. Die Schichten des Amm. torulosus, welche sich
in diesen Provinzen durch zahlreiche Leitmuscheln bemerklich
machen (siehe §. 47), wurden von den meisten Geologen mit
dem obern Lias vereinigt. Ueber denselben folgt der Unteroolith,
welchen E. Dumas * als 90 Meter mächtige Kalkablagerung
• Bullet. Soc. geol. de Fr. 6. Sept. 1846, pag. 613.
— 470 —
beschreibt. Er unterscheidet eine untere 40 Meter mächtige
Bildung, bestehend aus grauen Kalkbänken, wechsehid mit grauen
thonigen Mergeln als j,Calcaires et marnes ä Fucoides /^ von
dem darüberliegenden ^^Calcaire ä Entroqiies ,'' einer 50 Meter
mächtigen, durch ihre Fossile späthig gewordenen Kalkmasse,
welche an manchen Punkten ImGard-Departement in do-
lomitisches Gestein übergeht, sich aber weiter gegen Norden
verliert. In dieser Weise tritt nach E. Dumas der Unteroolith
in den Dep. Aveyron, Lozere, Gard und Heran It auf,
mdem derselbe die Ränder der Ausläufer rings um das Gebu'ge der
Cevennen bildet. Zählen wir die untern thonigen Schichten
des Amm. torulosus dazu, so lässt sich eine Mächtigkeit ver-
muthen, welche um ein Gutes über 300 Fuss betragen mag;
Oxfordthone sollen ihn überlagen. Leider erhalten wir in dem
so interessanten Aufsatze von E. Dumas keine genügenden
Aufschlüsse über die paläontologischen Verhältnisse dieser Oolith-
bildung.
Von dem Dep. Gard erstrecken sich die jurassischen Nie-
derschläge gegen Nordost bis la Voute und Privas (Ardeche.)
Der Lias breitet sich am Fusse der Urgebirge aus, dagegen
sollen sich nach den Beobachtungen V, Thio liiere's im Dep.
Ardeche unmittelbar über dem obern Lias die Oxfordschichten
anlegen; so dass also der untere Oolith schon im nördlichen
Gard-Dep. verschwinden würde. Es wurden zwar letztere An-
gaben schon von mehreren Geologen zu widerlegen gesucht, indem
dieselben schwache Aequivalente der Etage aufgefunden zu haben
glaubten , doch wurden die paläontologischen Untersuchungen
nicht mit derjenigen Sicherheit ausgeführt, um bestimmte Schlüsse
daraus ziehen zu können.
Ich unterlasse die weiteren Nachweise der Etage gegen
Osten und gehe zur Betrachtung derjenigen Bildungen am Rande
des Cen tralplateau's über, welche zu dem englisch -franzö-
sischen Becken gehören. Die südlichsten Ausläufer desselben
finden sich in der Nähe von Lyon. F]in sehr günstiger Punkt
für die Untersuchung des Unterooliths ist der ]\Jont d'Or ly onais.
Bei Limonest (Rhone) folgt die Liasformation unmittelbar über
— 471 —
den zu Tage tretenden Graniten. Sie besitzt wohl über 200
Fuss Mächtigkeit und wird in Östlicher Richtung von dem Un-
teroolith überlagert, welcher auf dem Plateau und am Rande
des Mont d'Or gegen das Saonethal bloss liegt. Zu oberst findet
man thonige Kalke mit kieseligen Ausscheidungen (Zone des
Amra. Parkinsoni siehe §. 51). Darunter folgt die Zone des
Amm. Humphriesianus (siehe §. 50). Um ein Gutes tiefer werden
die Schichten des Amm. Murchisonae in mächtigen Steinbrüchen
zur Gewinnung der zu Bausteinen brauchbaren Sandkalke aus-
gebeutet. Die Grenze zwischen Lias und Unteroolith ist nur
au wenigen Punkten in den Seitenthälern des Mont d'Or sicht-
bar. Es sind Thoneinsensteine ähnlich denen von la Verpilliere
(Oberer Lias und Torulosusschichten bis zur Zone des Amm.
Murchisonae siehe §. 49), welche in früherer Zeit bergmännisch
gewonnen wurden. Im Ganzen ist jedoch die Ausdehnung der
jurassischen Schichten bei Couzon und Villefranche oberhalb Lyon
nicht bedeutend, denn sie endigen schon nordwestlich von jener
Stadt, um jedoch in den Umgebungen von Macon im östlichen
Theile des Dep. Saone et Loire wieder zum Vorschein zu
kommen.
Ueber die Verhältnisse des Unterooliths bei Macon finden
wir einige Notizen vonH. Tombeck im Bull. Soc. geol. 1852-53.
pag. 269. Der Unteroolith zieht sich von hier aus in einer ge-
raden Linie gegen Norden, indem er sich vom östlichen Rande
des Urgebirges in der Richtung gegen Tournus hin entfernt. Die
zusammenhängende Ausbreitung der Oolithgebirge beginnt jedoch
erst in den Dep. Cöte d'Or und Yonne. Die Schichten des
Unterooliths legen sich über dem gekrümmten Liasstriche an und
lassen sich von hier aus in den Dep. Nie vre und Cher ver-
folgen, während ohne Zweifel die Niederschläge im westlichen
Theile des Dep. Saone et Loire, sowie in den Dep. Indre
und Vienne die Fortsetzung davon bilden. Meist wurden je-
doch in den letztgenannten Provinzen nur einzelne seiner Zonen
nachgewiesen. * Schon längst bekannt und besonders günstig
* Am weitesten gehen die Angaben von Vic. d'ArcWac. 1856. Hist.
des Progres. 6 Bd. pag. 313 u. s. w., gestützt auf die in den Arbeiten von
^ 4T2 -
für die Untersuchung sind dagegen die Umgebungen vonDijon
und Semur (Cöte d'Or) und von Avallon (Yonne).
Merkwürdig scheint mir das zu sein , dass die Niederschläge
des Unterooliths von Burgund, trotz der entgegengesetzten Ab-
lagerung in verschiedenen Becken, dennoch eine gewisse Ueber-
einstimmung mit denen von Aveyron, Lozere und Gard besitzen.
Mit besonderer Deutlichkeit scheidet sich zu unterst die Zone
des Amm. torulosus als thoniges Gebilde ab, dessen organische
Reste aber im Allgemeinen ziemlich genau mit denjenigen über-
einstimmen, welche ich §.47 für Milhau (Aveyron) und Mende
(Lozere) angegeben. Ueber diese Thonlage thürmt sich der Cal-
caire ä entroques auf, welcher die Zone des Amm. Murchisonae
einnimmt. * Darüber folgen Schichten mit Amm. Humphriesianus
und Belemnites giganteus, während auch die oberste Zone mit
Amm. Parkinsoni entwickelt ist. Häufig bilden in Burgund die
mächtigen Kalke des Unteroohths steile Hügel , an denen der
Calcaire ä entroques in Felspartieen hervortritt und eine Hügel-
reihe krönt, welche sich in massiger Entfernung vom Urgebirgs-
stocke des Morvan über dem Lias erhebt und eine förmliche
Brustwehrum diese nördliche Spitze des Centralplateau's
bildet. Die oberen, mehr mergeligen Kalke und Thone machen
sich nicht in gleicher Weise geltend, wie der den Rand der Hügel
bildende „Calcaire ä entroques", sondern lagern sich unter schwä-
cherem Ansteigen darauf ab. ** Ihre mineralogische Beschaffen-
Dufrenoy nnd Elie de Beaumont, (Esplic. de la Carte geolog. II. Bd.) nieder-
gelegten Untersuchungen.
• Dieser Ammonit, sowie Ammonites Staufensis wurden in den Um-
gebungen von Avallon darin gefunden.
" Die Mächtigkeit des Unterooliths von Burgund dürfte 200 Fuss wohl
übersteigen. Dufr. und Elie de Beaum. Explic. de la Carte geol. de Fr.
2. Bd. pag. 359 und 369 geben 20 Meter für die unteren thonigen Schich-
ten an , in welchen z. B. bei Vassy die Zone des Amm. torulosus gefunden
wird. 23 '/o Meter für den daraufliegenden Calcaire ä entroques, endlich
15 Meter für die mergeligen gelblichen Kalke, welche bei Pouilly en Auxois
noch darüber liegen. Au anderen Punkten folgen noch weitere Bänke, so
dass 200 Fuss eine sehr massige Schätzung der Mächtigkeit des Unterooliths
Yon Burgund sein wird.
— 473 -
heit bestimmte die dortigen Geologen, sie mit den Gliedern der
englischen Grossoolithformation zusammenzustellen, ohne dass
jedoch zu gleicher Zeit durch Nachweise der fossilen Arten die
genaue Uebereinstimmung der angenommenen Schichten : (Fullers-
earth, Grande Oolithe, Argile de Bradford, Forestmarble und
Cornbrash) mit Sicherheit gezeigt worden wäre. Im Gegentheile
kann man sich häufig durch die Sammlungen der ansässigen
Geologen überzeugen, dass das, was die Gelehrten jenes Landes
als Fullersearth oder Bradfordclay bezeichnen, oder mit irgend
einem andern enghschen Namen belegen, nichts anderes als
Schichten des Amm. Humphriesianus oder des Amm. Farkinsoni
und demnach Glieder des Unterooliths sind. Wenn auch einzelne
Aequivalente der Bathgruppe hier vorhanden sein mögen, so
ist doch keineswegs die Uebereinstimmung mit den englischen
Bildungen eine ebenso vollendete, wie sie einige Gelehrte auf-
gefunden zu haben glaubten.
Gehen wir zur Betrachtung der oolithischen Niederschläge
über, welche sich an das Urgebirge der Bretagne (Massif breton)
anlegen. Am südlichen Rande sind es die Umgebungen von
Niort und Saint-Maixent, woselbst die Schichten des obern Lias
von den untern Lagen des Unterooliths bedeckt werden. Amm.
torulosus und mehrere Leitmuscheln seiner Zone kommen hier
zahlreich vor, doch gehen die Lagen bis zur Zone des Amm.
Farkinsoni hinauf, während darüber einzelne Schichten der Bath-
formation gleichfalls ausgesprochen sind. Die oolithischen Bil-
dungen beginnen ziemlich schmal an der Meeresküste des Dep.
derVendee, breiten sich gegen Osten im Dep. Deux-Sevres
weit aus und reichen bis an das Flateau central. Gegen Norden
ziehen sie sich wiederum zusammen und erstrecken sich als
schmaler Streifen bis in das Dep. Maine et Loire. Lii Dep.
der Sarthe erscheint die Etage wieder deutlicher und ist an
vielen Funkten der Umgebungen von Conlie und Mamers auf-
geschlossen, indem ihre untern sandigen und kalkigen Schichten
den obern Lias überlagern, während ihre obern Schichten all-
mählig in die Oolithe der Bathformation übergehen. Der Unter-
oolith der Sarthe zeigt in Beziehung auf GesteinsbeschafFenheit
Württemb. naturw. Jahreshefte. Oktober, 1856. 3s Heft. 31
— 4Y4 —
und Erhaltung der Fossile viele Uebereinstimmung mit den Bil-
dungen von Cheltenham (Gloucestershire), weicht aber hierin von
den eigenthiimlichen Entwicklungen in der Normandie ab. Er
zieht sich jedoch beinahe ununterbrochen durch das Dep. der
Orne bis an die Meeresküste der Normandie. Hier sind
nun die längstbekannten Punkte des Depart. Calvados, wie
Bayeux, Moutiers, Port en Bessin, an welchen die
merkwürdige Bildung beginnt, welche die Mehrzahl besonders der
französischen Geologen für den wahren Typus des Unterooliths
halten. Sicher verdienen auch diese Ablagerungen grosses In-
teresse, aber ich möchte sie nicht gerade als typische Bildungen
voranstellen , so wenig als ich die Eisenerze von la Verpilliere als
Typus des obern Lias betrachten kann. Eine vollendete Gliederung
der Schichten des Unterooliths im Calvados ist nicht vorhanden,
doch wurden durch die Arbeiten von H. Harld Andeutungen
gegeben, welche die Möglichkeit einer schärferen Abtrennung der
einzelnen Zonen wahrscheinlich machen. Doch ist immerhin die
Etage auf eine äusserst geringe Mächtigkeit reducirt, wie wir
sie seither noch nicht beobachtet haben und wie wir sie bloss
an der südlichen Küste von England wiederfinden. Statt dess-
halb die Bildungen des Unterooliths von Bayeux und Moutiers
als Type frangais aufzustellen, möchte ich sie besser „Type
norm and'' nennen, denn zwischen dem UnterooMth von Bayeux
und dem des Mont d'O r lyonais sind die Unterschiede bei-
nahe so bedeutend, als zwischen den Ablagerungen des Unter-
ooliths der schwäbischen Alp und denen der Küste von Yorkshire.
Der Unteroolith des Dep. Calvados besitzt eine Mächtigkeit von
höchstens 20 — 25 Meter. Zuunterst liegen harte graue t honige
Kalke (Ma liiere) mit kieseligen Ausscheidungen. Die Kalke
erreichen an manchen Punkten eine Mächtigkeit von 7 Metern,
sind aber meist schwächer vertreten. Ich habe sie in früheren
Paragraphen als die Aequivalente der drei untersten Zonen des
Unterooliths angeführt, da einzelne ihrer Einschlüsse aus Leit-
muscheln der Zonen des Amm. torulosus und des Amm. Mur-
chisonae bestehen;* Darüber folgt der eigentliche Oolithe
Uiemit würden die Augaben vuu H. Harle (Apercu de la Cunstitutioü
— 475 —
ferrugiiieiix, ein gelbliches oolithisches 2 Fuss mächtiges Ge-
stein, in welchem bei Bayeux die zahlreichen Fossile der Hum-
phriesianus- und Parkinsonischichten gefunden werden, welche man
in allen Ländern in den Sammlungen von Gelehrten und Nicht-
gelehrten antrift't. Ueber diesem Oolithe ferrugineux folgen noch
10 — 12 Meter eines weissen oolithischen Kalkes (Banc blanc),
der zu Bausteinen ausgebrochen wird, jedoch von dem eigent-
lichen „Calcaire de Caen*^ wohl zu unterscheiden ist. Der
Banc blanc ist zwar nicht reich an Fossilen, die vorkommenden
Arten gehören jedoch nach den Mittheilungen von E. Deslong-
champs noch in die Etage des Unterooliths , doch schliesst die-
selbe mit dem Banc blanc gegen oben ab, da unmittelbar darüber
die Aequivalente der Fullersearth auftreten.
England. Im südwestlichen England ist die Mächtigkeit
des Unterooliths meist noch geringer als in der Normandie. Zu
Burton-B radstock bei Bridport (Dorsetshire) folgen über den
Sauden des obern Lias festere Bänke , welche zu unterst aus
sandigen Kalken bestehen. In denselben scheidet sich eine mit
den Leitmuscheln der Torulosusschichte gefüllte Lage aus, welche
den Unteroolith gegen die mächtige Sandablagerung des oberen
Lias begrenzt. Darüber trifft man zahlreiche Exemplare von
Amm. opalinus (und torulosus), wenig höher fand ich Pecten
pumilus und Amm. Murchisonae. Gegen oben bestehen die Bänke
gcologique du departement du Calvados, annuaire 1853, sielie d'Archlac 1856
Progres de la Geologie pag. 291) wenigstens annähernd übereinstimmen.
H. Harle unterscheidet in den Umgebungen von Bayeux über den thonigen
und kalkigen Bänken mit Amm. bifrons und communis eine 2 Meter mäch-
tige oolithische eisenreiche Lage und führt aus derselben neben Amm. radians
Comensis, variabilis, Bei. tripartitus und longisulcatus (Species der Jurensis-
schichten) schon den Amm. opalinus au.
Erst darüber folgen: Belemnltes ^unicanaliculatus HarU) Blainvillel
d'Orb., Mytilus Sowerbianus d'Orb. (Modiola plicata Harle), Pecten (persona-
tus Harle') pumilus Lamk. in grauen, 7 Meter mächtigen Kalken, welche
sich wahrscheinlich bis zur Zone des Ammonites Murchisonae erstrecken,
da Bei. giganteus und Amm. Sowerbyi schon in der daraufliegenden Mergel-
schichte beginnen sollen. Diese ganze Abtheilung ist jedoch von dem eigent-
lichen Oolithe ferrugineux geschieden (siehe wiederum oben).
81*
— 476 -
aus oolithischen Kalken, welche die grösste Uebereinstimmung
mit dem Oolith ferrugineux von Bayeiix besitzen und in der-
selben Erhaltung auch die Arten der Humphriesianus- und Par-
kinsonischichten einschliessen. Gleichen Reichthum an organischen
Resten zeigen die benachbarten Punkte, wie Chidoeck (Dorset-
shire) und Yeovil (Somersetshire).
Weniger günstig für die Untersuchung des Unterooliths sind
die früher so berühmten Steinbrüche von Dundry, unweit
Bristol. Die 50 Fuss mächtige Ablagerung, welche hier den
Unteroolith zusammensetzt, enthält dicke oolithische Bänke (Free-
stone), welche früher in Masse ausgebrochen wurden und den
grossen Reichthum an organischen Resten lieferten , welche wir
in den englischen Sammlungen finden. Ich konnte nur wenige
Arten unter dem Schutte herauslesen, erhielt aber keinerlei Auf-
klärung über die Lagerungsverhältnisse der einzelnen Species.
Die Uebereinstimmung mit den Bildungen der Normandie scheint
übrigens schon aus der Gesteinsart und der Erhaltung der Fossile
hervorzugehen.
Beinahe unmöglich .ist es, die Ablagerungen des Unterooliths
in Gloucestershire in paläontologischer Beziehung mit den Bil-
dungen anderer Gegenden in Verbindung zu bringen. Dagegen
scheiden sich wenigstens die Grenzschichten mit Schärfe ab, in-
dem zu Unterst die Zone des Amm. torulosus unmittelbar über
der Jurensisbank beginnt und sich aufs Genaueste bestimmen
lässt, während gegen oben die Zone des Amm. Parkinsoni die
Etage beschliesst. Die klare Zusammenreihung , welche Herr
Saemann, Bullet. Soc. geol. de Fr. 6 Fevr. 1854, pag. 278
gegeben, erspart ein weiteres Eingehen ; H. Saemann, gestützt auf
die Messungen S tr icklan d's , unterscheidet 8 mineralogisch
verschiedene Niederschläge, welche über den Torulosusschichten
(siehe mein Profil Nr. 25) folgen. Sie bestehen der Masse nach
vorzugsweise aus weissen Oolithen (Freestone), wechselnd mit
thonigen Kalken (Fimbria Marl), grobkörnigen Oolithen (Pea Grit)
u. s. w. Die einzige Lage, welche sich mit einiger Bestimmt-
heit als unterer Theil der Zone des Amm. Murchisonae erken-
nen lässt, wird durch den „Pea Grit" gebildet, bei den übrigen
— 477 —
getraue ich mir keine Einreihimg. Die ganze Etage besitzt in
Gloucestershire eine Mächtigkeit von 230 Fnss.
In Northamptonshire beginnt der Unteroolith mit Braun-
eisenstein bähenden Sauden, welche über blaugrauen Thonen
liegen. In dem oberen Theile der Thone fand ich keine Fossile,
dagegen stammen wahrscheinlich die zierlichen Ammoniten der
Posidonomyenschichten, welche man in den dortigen Sammlungen
trifft aus der Unterregion dieser Thone. Üeber den Sauden mit
Brauneisensteinen folgen weisse , Pflanzen-führende Sandsteine,
welche von Kalk-haltigen Schichten bedeckt werden. Doch sind
deren paläontologische Verhältnisse noch nicht zur Genüge er-
forscht. Einer der interessantesten Punkte ist Collyweston
bei Stamford , an der Grenze von Northamptonshire gegen Lin-
colnshire, woselbst in geringer Höhe über den eisenhaltigen
Sandsteinen helle, sandige Schiefer anstehen (Collyweston-
Slates), welche ähnlich wie die Stonesfield-Slates zu vielseitigem
Gebrauche gewonnen werden. Die ausgebrochenen, dicken Platten
werden einen Winter über der Kälte ausgesetzt und lassen sich
hernach in brauchbare dünne Plättchen spalten. Sie führen
zahlreiche Versteinerungen , dennoch weiss ich das relative Alter
nicht genau zu bestimmen, da dasjenige, was ich §. 49 darüber
angeführt, mit den seitherigen Angaben nicht übereinstimmt. Noch
weniger erforscht sind die Niederschläge, welche den Unteroolith
in Lincolnshire zusammensetzen, die einzigen Nachweise
verdanken wir den Profilen von Prof. Morris.* Doch sind
die dortigen Verhältnisse so cigenthümlich, dass noch bedeutende
Arbeiten nöthig sein werden, um eine mit anderwärtigen Bil-
dungen übereinstimmende Eintheilung zu erzielen.
Der Unteroolith der Yorks hire- Küste wurde von Phillips
1829 pag. 33 nach seiner mineralogischen Beschaffenheit auf
folgende Weise abgetheilt.
Impure Limestone ...... 30 Fuss.
Lower Sandstone Shale and Goal . 500 „
Ferrugineous-beds ...... 60 „
Proceedings, Geol. Soc. 15. Juni 1853. pag. 334.
— 478 —
lieber dem Impure Limestoue folgen nach Phillips wiederum
Sandsteine mit Pflanzenresten (Upper Sandstone, Shale and Coal),
welche ohne Zweifel grösstentheils die Bathformation vertreten,
denn der ^Jmpure LimestonfJ' wird durch die Zone des Amin.
Humphriesianus gebildet, während darüber nur noch die Zone de's
Amm. Parkinsoni fehlen würde, um die Etage des Unteroöliths
zu schliessen. Doch sind die Parkinsonischichten bis jetzt noch
nicht nachgewiesen worden, was seinen Grund darin hat, dass
die über dem „Impure Limestone '• folgenden Niederschläge wahr-
scheinlich Süsswasserbildungen sind. In §. 50 habe ich um-
fassend zu zeigen gesucht, dass der Impure Limestone, welchen
Phillips als OoUthe of Bath beschreibt, der Zone des Amm.
Humphriesia7ius entspricht, folglich in den ünteroolith gehört.
Die darunter liegenden Pflanzen-führenden Sandsteine erlauben
wiederum keine bestimmte Deutung. Dagegen lassen sich die
von Phillips als „Ferrugine'ous beds" unterschiedenen Lagen mit
den drei untersten Zonen des Unteroöliths zusammenstellen.
Die Mächtigkeit der unteren Pflanzen führenden Sandsteine
(Lower Sandstone Shale and Coal) wurde von Phillips 1829 zu
500 Fuss angegebene Morris * reducirt dieselbe beinahe auf
die Hälfte. Es ist schwierig, zu einem bestimmten Schlüsse
über die Art der Einreihung dieser beträchtlichen Ablagerung
zu kommen. Wahrscheinlich werden noch die unteren Humph-
riesianusschichten (Zone des Amm. Sauzei) durch sie vertreten,'
während die Basis der Sandsteinbildung vielleicht dasselbe Alter
mit den obern Lagen der Murchisonaeschichten besitzt. Doch
findet sich Amm. Murchisonae mit einer beträchtlichen Anzahl
charakteristischer Species auch in den tiefer liegenden „Ferru-
gineous beds" oder Dogger, wie ich §. 49 gezeigt habe.
Was die Angaben über die Mächtigkeit des Unteroöliths
der Yorkshire-Küste betrifft, so halte ich mich vorerst an die
von Phillips (in der ersten Auflage) angeführten Zahlen und
nehme als annähernden Durchschnitt der ganzen Etage 600 Fuss.
Proceed. geol. Soc. 15. Juni 1853. pag. 334.
- 479 —
Ich stelle sie mit den Messungen einiger antlern Localitäten
zusammen.
Mächtigkeit des Unterooliths
der Küste von Yorkshire
Cotteswold Hills (Gloucestershire) * . . ,
Dundry bei Bristol (Somersetshire) ** . .
Umgeh, von Moutiers und Bayeux (Calvados)
Burgund
Württemberg, Wasseralfinger Gegend ***
„ Starzelthal oberhalb Hechingen
„ Eyachthal oberhalb Balingen f
600 Fu98.
230
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50
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200
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480
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660-710
W
640-670
n
• Morris and Lvc. Moa. Gr. Ool. Part. 1. pag. 1. Pal. 8oc. 1850 und
8aemanu Bull. Soc. gt?ol. 6, Fevr. 1854 pag. 278.
•* Proceedings of the Sommersetshire archaeol. and uat. h. Soc. 1854,
C. Moore, ou new. BraccWop. Extr. pag. 6.
'" Nach den Angaben von Hrn. Maschineuinspector Schul er.
f Nach den Angaben von Hrn. Dr. Fraas.
480 ■=-
Jurensis-
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Ob. Lias.
ünteroolith, Bajocien, Inferior Oolithe.
Bath-
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Anhang zum fünften Abschnitt,
§. 53.
Die fossilen Arten des Unterooliths , auf welche sich die
vorhergegangene Eintheilung und Vergleichung stützt : *
1. Belemnites brevis, Blainv. 1827. Bei. tab. 3, fig. 2.
Bei. breviformis, Voltz. 1830. Bei. tab. 2, fig. 2—4.
„ brevis, d'Orb. 1850. Prodr. 9, 14 (Pal. fr. 1842.
tab. 9, fig. 1—7. pars).
„ breviformis a, Quenst. 1848. Ceph. tab. 27, fig.
21. 22.
Ich nehme als Typus dieser Species, die mit und unter der
Zone des Trigonia navis vorkommenden, kurzscheidigen Belem-
niten mit zugeschärftem Unterende. Am häufigsten findet sich
die Art zu Gundershofen (Bas Rhin), woher sie auch d'Orb igny
zuerst anführt, siehe Pal. fr. pag. 92, 1. Bd. obschon nicht
alle seine Citate dazu gehören. x\n der schwäbischen Alp findet
sich dieselbe Species sowohl mit Amm. torulosus als mit Trigo-
nia navis zu Zimmern, MÖssingen und Boll, dessgl. in Bayern
zu Neumarkt. In Frankreich wird er ausserdem von Saint-
Maixent (Deux S^vres) und Metz (Moselle) angeführt.
* Bei einer kleinen Zahl der nachfolgenden Species wurde ein f vor
die Nummer gesetzt, welches die Bedeutung hat, dass diese Arten an der
obersten Grenze der Etage des Unterooliths gefunden wurden, meist an
Localitäten , bei denen nicht sicher zu bestimmen war, ob die betreffende
Schichte nicht vielleicht schon in die Bathformation gehöre.
- 482 -
2. ßelemnites Gingensis, n. sp.
Bei. breviformis y, Quenst. 1848. Ceph. t.27, f. 23—26.
Bei. Gingensis ist noch kürzer und besitzt ein breiteres
Oberende als die vorige Species. Characterisirt die Schichten,
welche gleich unter der Zone des Amm. Humphriesianus liegen.
und kommt in denselben zahlreich am Rechberge, bei Gingen
und Altenstadt an der Fils u. s. w. vor. In Frankreich erhielt
ich eine ähnliche Form aus dem Unteroolith von Tannie (Sarthe).
3. ßelemnites Dorsetensis, n. sp.
Steht dem Bei. tricanaliculatus Ziet. ziemlich nahe, besitzt
aber eine mehr conische und weniger lange Form, und trägt
etwas schmälere, minder tiefe Furchen. Characterisirt die Zone
des Amm. torulosus, obwohl er bis jetzt nur an wenigen Punk-
ten gefunden wurde. Ich erhielt ihn aus dieser Lage von der Bol-
ler Gegend schon vor längerer Zeit, fand ihn aber letzten Sommer
viel häufiger an der Küste von ßridport (Dorsetshire) , woselbst
er ganz in derselben Zone mit Amm. opalinus und torulosus
vorkommt.
4. ßelemnites subclavatus, Voitz 1830. Obs. 1. 1, f. ii.
„ „ Quenst. Ceph. t. 23, f. 19. h.
Findet sich in der Unterregion des Unterooliths in den Zonen
des Amm. torulosus und der Trigonia navis und kommt an
der schwäbischen Alp, sowie zu Gundershofen und Uhrweiler
(Bas Rhin) vor.
5. ßelemnites Neumarktensis, n. sp.
Bei. clavatus, siehe mittl. Lias §. 25. Nr. 3.
Die mit Amm. torulosus vorkommenden Belemniten von
der Form des Bei. clavatus gehören einer besondern Species an.
doch ist es schwierig, bei der kleinen Art bestimmte Unterschiede
aufzufinden. Von Bei. clavatus der Jurensismergel (Bei. Toar-
censis) lassen sie sich leicht durch ihre feine, aber dennoch keu-
lenförmige Gestalt unterscheiden. Von Bei. clavatus des mittlem
Lias wird dagegen die Species der Torulosusschichten in Be-
ziehung auf die Feinheit und Länge des Oberendes noch über-
- 483 -
troffen. Erstere Species scheint in dem mittlem Lias auszusterben,
denn merkwürdiger Weise wurde Bei. clavatus bis jetzt noch
nie in der Zone des Posid. Bronni irgend einer Gegend gefun-
den, während doch andere Belemniten in dieser Region häufig
vorkommen. Zur leichtern Unterscheidung von Bei. clavatus
des mittlem Lias nenne ich die Species des ünterooliths vorerst
Belemnites Neumarktensis nach der bayrischen Localität Neumarkt,
in deren Umgebungen er sich am zahlreichsten findet. Ausser-
dem erhielt ich ihn von von der Boller Gegend, sowie von
Mössingen am Fusse der schwäbischen Alp. Das Vorkommen,
welches d'Orb. Prodr. 8. 3. von Pinperdu (Jura) angibt, gehört
wahrscheinlich dazu.
6 — 8. Belemnites Rhenanus, n. sp.
Bei. compressus Voltz, (non Stahl).
Prof. Quenstedt (Ceph. pag. 422) hat zuerst die vor-
liegende Species mit Schärfe beschrieben, und zugleich die un-
richtige Synonymik in Klarheit gebracht; leider fehlte noch eine
Bezeichnung statt der schon früher vergebenen. Ich verstehe
unter Bei. Rhenanus den in Quenst. Ceph. pag. 423. tab. 27,
fig. 1 als Bei. compressus gigas abgebildeten und beschriebenen
Belemniten. Bei. compressus paxillosus, Quenst. Ceph. tab. 27,
fig. 2, 3 möge dann Bei. Quenstedti; Bei. compressus coni-
cus tab. 27, fig. 4 aber Bei. conoideus genannt werden. Diese
drei Species characterisiren die untern Thone des Ünterooliths
und finden sich besonders in den Gegenden, wo diese entwickelt
sind. Bei. Quenst edti liegt am tiefsten und gehört vorzugs-
weise in die Zone des Amm. torulosus, in welcher ich ihn in
den Umgebungen von Neumarkt zahlreich fand. Die beiden andern
liegen meist etwas höher und sind für die Schichten bezeichnend,
welche wir in die Region der Trigonia navis stellen. Ich erhielt
einzelne Exemplare von Gammelshausen und Mössingen in Würt-
temberg, sowie von Gundershofen bei Niederbronn (Bas Rhin).
Marcou pag. 64 führt den Bei. compressus Blainv. aus den ent-
sprechenden Schichten von Montservant, Pinperdu und Aresche
bei Salins (Jura) an, wo er häufig in den obersten Lagen der
— 484 -
Marnes h Trochus ou de Pinperdu d. h. in iinsern Torulosus-
schichten vorkommen soll.
9. Belemnites spinatiis, Quenst. Ceph. tab. 27, fig. 7.
Bei. elongatus, Ziet. tab. 22, fig. 6. (non Mill.)
Findet sich in der Zone des Amm. Murchisonae an ver-
schiedenen Punkten Schwabens. Am schönsten und häufigsten
kommt er in den Eisenerzen von Aalen und Wasseralfingen vor. In
andern Ländern ist er seltener, wurde auch bis jetzt noch wenig
beachtet, bisweilen sogar mit Bei. giganteus verwechselt, von
dem er sich jedoch durch seine bezeichnende, constante, und
wenig variirende Form wohl unterscheiden lässt.
10. Belemnites giganteus, Schloth. 1813. pag. 70.
1820. pag. 45.
Bei. ellipticus, Mill. 1823, tab. 8, fig. 14—16.
Das Hauptlager des Bei. giganteus bildet die Zone des
Amm. Humphriesianus ; er beginnt jedoch schon mit Amm. Sauzei
und geht bis in die obersten Bänke des Unterooliths hinauf.
Besonders zahlreich findet er sich immer da, wo Thone und
Kalke das Lager des Amm. Humphriesianus bilden, wie zu Gam-
melshausen, Oeschingen und Jungingen an der schwäbischen
Alp. In Frankreich kommt er im infer. Oolith von Bayeux
(Calvados) dessgl. zu Tannie (Sarthe) vor. Zu Couzon oberhalb
Lyon bildet er einen bestimmten Horizont über den mächtigen
Kalken, welche am Fusse des Mont d'Or in grossen Steinbrüchen
aufgeschlossen sind. In den Umgebungen von Nancy , Metz,
sowie an der Grenze von Luxemburg bevölkert er überall die
entsprechenden Schichten; auch in England wird er an vielen
Punkten gefunden , besonderes Interesse verdient sein zahlreiches
Vorkommen in den bläulichen Kalken , welche Phillips Cave
Oolith genannt hat, in denen er mit Amm. Blagdeni und Humph-
riesianus zusammenliegt.
11. Belemnites Blainvillei, (Voltz?) d'Orb. 1842. t.12,
fig. 9—16. pag. 107.
Bei. unicanaliculatus, d'Orb. 1850. Prodr.lO. 3 (nonHartm.)
Ich traf die eigenthtimhche, mit den d'Orbigny 'sehen Figuren
— 485 —
übereinstimmende Species in der Unterregion des Oolithe infer.
von Tannie (Sarthe). Der lange schlanke Belemnit, ausgezeich-
net durch die tiefe Längsfurche, ist häufig nach Art der
Acuarier am Oberende verdickt, während das Unterende sich bis-
weilen plötzlich zusammenzieht, und sich von hier an mit kleinerem
Durchmesser bis zur Spitze fortsetzt. D'Orbigny's fig. 11,
tab. 12 deutet dies an. Auch abgelöste Oberenden finden sich,
deren Spitze (ähnlich der fig. 24. Quenst. Ceph. tab. 25) abge-
stumpft ist. Bei. unicanaliculatus , H. Ziet. tab. 24, fig. 8 ist
ein abgebrochenes Stück von Bei. hastatus Quenst. aus dem obern
Jura, darf desshalb nicht damit vereinigt werden, wie es d'Orb.
Prodr. 10. 3. gethan hat. Bei. Blainvillei wurden in Schwaben
noch gar nicht aufgefunden, schon desshalb muss sich die Zieten-
sche Figur auf eine andere Species beziehen.
12. Belemnites canaliculatiis, Schloth. 1820. Petr.p. 49.
Bei. sulcatus, Mill. Bei. 1823. tab. 8, fig. 3. 4.
„ Altdorfiensis , Blainv. Bei. 1827. pag. 69.
„ acutus, Ziet. 1831, tab. 21, fig. 1. (non Blainv.)
„ Bessinus, d'Orb. 1842. tab. 13, fig. 7 — 13.
Beginnt in der Oberregion des Unterooliths mit Amm.
Humphriesianus, kommt darüber mit Amm. Parkinsoni vor, geht
in die Bathformation hinauf und findet sich bis in deren ober-
sten Lagen. Zu Gammelshausen und Oeschingen ist Bei. can.
sehr häufig , dessgleichen im infer. Oolith von Bayeux (Calvados),
zu Couzon oberhalb Lyon u. s. w. D'Orbigny, Prodr. 9. 22.
citirt ihn aus dem obern Lias vom Stuifenberg, was auf einem
Irrthume beruht, insofern Bei. canaliculatus am Stuifenberg mit
Bei. giganteus in der Zone des Amm. Humphriesianus auftritt, in
tiefern Schichten aber nie gefunden wurde.
13. Belemnites Würüembergiciis, n. sp.
Bei. fusiformis , Quenst. 1848. Ceph. tab. 29. fig. 20 — 24.
Da die Species des Unterooliths der schwäbischen Alp ganz
andere Dimensionen besitzt, als sie die Figuren von Bei. fusi-
formis von Parkinson und Miller zeigen, da ferner Bei.
fusiformis Voltz (aus dem Oxfordthon von Dives) zu Bei. ha-
~ 486 —
Status gehört, so wähle ich für den kleinen keulenförmigen Be-
lemniten, welchen Prof. Quenst. Ceph. tab. 29. fig. 20 — 24.
als Bei. fusiformis beschrieben und abgebildet hat, eine neue
Bezeichnung. Derselbe kommt mit Amm. Parkinsoni zu Gam-
melshausen bei Boll und Ehningen an der schwäbischen Alp
zahlreich vor.
14. Nautilus lineatus, Sow. 1813. tab. 41.
„ „ d'Orb. 1843. tab. 31.
Es lassen sich für den Unteroolith verschiedene Species von
Nautilus unterscheiden , doch ist es mir nicht gelungen ihr
Auftreten für die einzelnen Zonen zu bestimmen. x\m constan-
testen scheint eine ausgesprochene Form in den Torulosusschich-
ten vorzukommen, -welche jedoch noch nicht benannt ist; ich
führe desshalb nur die eine Species: Nautilus lineatus hier
an, welche, weit verbreitet, in den Schichten des Unterooliths
von England, Frankreich und Süddeutschland vorkommt.
15. Amnionites torulosUS, Schübler, 1831. Ziet-
tab. 14. fig. 1.
Amm. torulosus, d'Orb. tab. 102, und tab. 99. fig. 4.
„ „ Quenst. Ceph. tab. 6. fig. 9.
Ammonites torulosus ist eine der bezeichnendsten Species
derjenigen Zone, mit welcher der mittlere Jura Leopold
V. Buch's von unten an beginnt. Die Schichte des Amm. to-
rulosus lässt sich in vielen Gegenden mit grosser Deutlichkeit
oft nur wenige Fass über der Lage des Amm. jurensis nach-
weisen und erleichtert die Begrenzung des Unterooliths gegen
den obern Lias bedeutend, siehe §. 42. Ammonites torulosus
kommt in Württemberg an vielen Punkten vor: zu Dürnau bei
Boll , zu Gomaringen , MÖssingen , Zimmern u. s. w. , in der
Schweiz erhielt ich ihn von Holderbank, südlich Brugg (Canton
Aarau). In Frankreich sah ich ihn aus den entsprechenden
Schichten der Umgebungen von Niederbronn (Bas Rhin), Fon-
tenay (Vendee) , la Verpilliere (Isere), Mende (liOzere) und Mil-
hau (Aveyron). In England fand ich deutliche Exemplare an
der Küste von Burton (Dorsetshire) , wo er mit Amm. opalinus
— 487 —
eine Lage an der Grenze zwischen den Sanden des obern Lias
und den oolithischen Bänken des Unterooliths bildet.
10. Ammoilites OpalillUS, v. Mandelsloh. 1834. geogn.
Prof. der schw. Alp. Rein. sp. 1818. tab. 1. fig. 1.
Amm. primordialis , Ziet. 1830. tab. 4. fig. 4.
„ „ d'Orb. 1843. tab. 62.
„ opalinus, Quenst. 1846. Ceph. tab. 7. fig. 10.
Beginnt mit Amm. torulosiis gleich über der Zone des
Amm. jurensis mid setzt sich gegen oben bis zu den Schichten
der Trigonia navis fort. Amm. opalinus findet sich beinahe
überall , wo die untere Region des mittlem Jura vorhanden ist ;
ich erhielt ihn von den bei der vorigen Species genannten Lo-
calitäten , ausserdem aber noch aus dem Unteroolith von Peak
(Yorkshire), von den Umgebungen von Metz (Moselle)u. s. w. Dass
Reinecke als Nautilus opalinus gerade diese Species bezeichnen
wollte, beweisen nicht allein seine eigene Figur und Beschreibung,
sondern auch das Citat der fig. 3. tab. 6. III. Bd. Knorr's und
Walch's. Amm. opalinus bildet verschiedene Varietäten, welche
jedoch noch nicht gehörig untersucht und abgetrennt sind. Er
wird bisweilen grobrippig und steht dann dem Amm. Aalensis
sehr nahe, obgleich die typischen Formen des letzteren in die
Zone des Amm. jurensis gehören. D'Orbigny's Figur des Amm.
Aalensis ist wahrscheinlich von einer Varietät des Amm. opalinus
genommen. Vielleicht lassen sich bei Amm. opalinus noch
Unterschiede, je nach der vertikalen Verbreitung der Varietäten
feststellen.
17. Ammoilites siibinsigiiis, n. sp.
Hat in Beziehung auf Rippen, Kiel und Loben einige
Uebereinstimmung mit Amm. insignis, lässt sich aber durch die
Form der Windungen davon unterscheiden ; dieselben sind weni-
ger rund , besitzen in der Jugend einen breiten Rücken mit Kiel,
starke seitliche Knoten, werden aber später coraprimirt und ver-
lieren dann auch die groben seitlichen Knoten nach und nach.
Amm. subinsignis charakterisirt die untern Schichten des Un-
- 488 -
terooliths und findet sich an manchen Localitäten ziemlich häu-
fig in Gesellschaft des Amm. torulosus. Ich erhielt ihn in
Württemberg aus dieser Zone von Gomaringen; in Frankreich
aus den Eisenerzen von la Verpilliere (Isere) ; in England fand
ich ihn mit Amm. opalinus und torulosus in der untersten Bank
des Unterooliths von Burton Cliff bei Bridport (Dorsetshire).
18. Ammonites Murchisonae, Sow. 1827, tab. 550.
Amm. Murchisonae, Ziet. 1830, tab. 6. fig. 1—4.
„ laeviusculus , Sow. 1824. tab. 451, fig. 1,2.?
„ corrugatus, Sow. 1824. tab. 451. fig. 3.?
„ Murchisonae, d'Orb. 1845. tab. 120.
„ Murchisonae obtusus und acutus , Q u e n s t. Ceph.
pag. 116.
Amm. Murchisonae variirt vielfach , es lassen sich besonders
zwei extreme Formen unterscheiden, die auch in Beziehung auf
ihre Loben ziemlich constant von einander abzuweichen scheinen
Doch liegen beide Varietäten in der gleichen Zone, eine Tren-
nung derselben kann demnach wenigstens hier umgangen werden.
Amm. Murchisonae bildet einen wichtigen Horizont, der sich
überall leicht auffinden lässt. In Süddeutschland liegt er ge-
wöhnlich in den Sandsteinen, welche über den Thonen
mit Trigonia navis folgen, ich erhielt ihn aus dieser Zone von
Aselfingen an der Wutach, von der Boller Gegend, vom Rams-
berg bei Süssen , sowie aus den Eisenerzen von Aalen und
Wasseralfingen. In Frankreich sah ich ihn aus der Unterregion
des Unterooliths der Normandie, sowie aus den Schichten gleichen
Alters von Couzon bei Lyon. Auch die Steinkerne eines flachen,
gerippten Ammoniten, welche im Oolithe inferieur von Conlie
(Sarthe) mit Trigonia striata vorkommen, stimmen mit Amm.
Murchisonae. Er nimmt daselbst einen Horizont ein, welcher
nicht hoch über dem dort zu Tage stehenden oberen Lias liegt.
In den Eisenerzen von la Verpilliere und Saint-Quentin (Isere)
fand ich den Amm. Murchisonae häufig in denselben Varietäten,
welche besonders die zahlreichen Aalener Vorkommnisse zeigen.
In England erhielt ich ihn gleich deuthch aus dem UnterooUth
- 489 -
von Gloucestershire und den Umgebungen von Bridport (Dorsetshire).
Auch an der Küste von Yorkshire (Blue Wick) kommt er vor,
gehört aber hier zu den Seltenheiten,
19. Ammouites jugosus, Sow. 1815. t. 92, mittl. Figur.
Die Exemplare des Ammoniten, welchen ich zu Amm. jugosus
Sow. stelle, sind gewöhnlich sehr gross, wodurch der Vergleich
mit der kleinen Sowerby 'sehen Figur erschwert wird. Das Ori-
ginalexemplar von Amm. jugosus gehört einer Species an, welche
zwischen Amm. Murchisonae und Amm. Sowerbyi in der Mitte
steht; häufig wird dieselbe mit letzterem vereinigt, doch fehlen
bei Amm. jugosus die starken seitlichen Knoten, auch wird der
Ammonit ziemlich frühe beinahe glatt. Amm. jugosus findet
sich etwas tiefer als Amm. Humphriesianus. Er kommt in Würt-
temberg in den blauen Kalken mit Corallen vor, welche bei
Altenstadt und Gingen an der Fils über den Sauden des Amm.
Murchisonae anstehen. In demselben Niveau liegt er bei Bopfin-
gen und am Farrenberge bei Mössingen. In Frankreich erhielt
ich ihn aus dem Unteroolith von Tannie (Sarthe) und von
Bayeux (Calvados). Auch in den englischen Sammlungen eah
ich ihn nicht selten,
20. Ammonites Sowerbyi, Mill. Sow. 1818, tab. 213.
Amm. Browni, Sow. 1820. tab. 263.
„ Sowerbyi, d'Orb. 1845. tab. 119.
Es liegen mir zwar nur wenige Beobachtungen vor, doch
glaube ich , dass Amm. Sowerbyi in die Zone des Amm. Sauzei
zu stellen ist. In Württemberg gehört er zu den Seltenheiten ;
charakteristische und schöne Exemplare sah ich bis jetzt nur in
der Sammlung des Herrn Maschineninspector Schul er, der sie
in den Kalken oberhalb der Wasseralfinger Eisengrube sammelte.
In Frankreich ist Amm. Sowerbyi häufiger; ich erhielt ihn aus
dem Unteroolith von Tannie (Sarthe), sowie von Bayeux (Cal-
vados). In England findet sich Amm. Sowerbyi im Unteroolith
von Yeovil (Somersetshire) , dessgleichen von Dundry bei Bristol.
Von Gloucestershire führt ihn Murchison (Geol. of Cheltenh.
pag. 28) aus dem Gryphite Grit an.
Württemb. naturw. Jahreshefte. October, 1856. 33 Heft. 32
— 490 —
21. Ammonites cycloides, d'Orb. 1845. t. 121, f. 1—6.
Amm. cycloides hat einige Uebereinstimmung mit jungen
Exemplaren des Amm. subcarinatus Phill. Wurde bis jetzt in
Süddeutschland nicht angetroffen und findet sich überhaupt nur
an wenigen Localitäten. D'Orb igny beschreibt ihn von Bayeux
und Moutiers (Calvados).
22. 23. Ammonites Edoiiardianus, d'Orb. 1845. tab.
130. fig. 3 — 5.
Amm. Edouardianus wurde von d'Orbigny aus dem Un-
teroolith von Bayeux (Calvados) beschrieben. In Württemberg
kommt in den blauen Kalken von Oeschingen und Gönningen
mit Amm. Humphriesianus ein Ammonit zahlreich vor, welcher
einige Uebereinstimmung mit d'Orbigny's Figur zeigt. D'Or-
bigny hat die einfachen Rippen, welche ihn besonders charak-
terisiren und von Amm. Murchisonae unterscheiden, stärker ge-
zeichnet, als ich sie bei den schwäbischen Exemplaren finde,
welche meist schon bei iVo Zoll Durchmesser glatt werden.
Bei den 12 Individuen, welche ich von Oeschingen erhielt, be-
ginnt die Wohnkammer, ehe sie 2V2 Zoll messen. Dies trägt
dazu bei, die Trennung von Amm. Murchisonae zu rechtfertigen,
mit dem die Species sonst Aehnlichkeit hat und womit sie auch
häufig verwechselt wird. D'Orb igny hat bei seiner Figur den
Seitenloben länger und schmäler abgebildet, als icbihn bei den
schwäbischen Exemplaren finde. Da ich von der Identität beider
nicht überzeugt bin, so nenne ich das schwäbische Vorkommen
von Neuem und zwar Amm. Romani nach meinem Freund
Dr. Roman, welcher die Species zuerst in grösserer Anzahl
sammeln Hess.
24. Ammonites Tessonianus, d'Orb. 1845. tab. 130,
fig. 1. 2.
Seltene Species aus dem Unteroolith von Bayeux (Calvados).
Prof. Quenstedt. Ceph. pag. 122 führt ihn aus dem braunen
Jura Württembergs an.
- 491 —
25. Auimoniles Slaiifensis, n. sp.
Amm. discus, Queiist. 1846. Cepli. tab. 8, fig. 13.
(non Sow. 5 non d'Orb., non v. Buch.)
Der Sowerby'sche Amm. discus hat viele Aehnlichkeit mit
dem in der Zone des Amm. Murchisonae vorkommenden schei-
benförmigen Ammoniten, welchen Prof. Quenst. Ceph. pag. 121
beschrieben und tab. 8, fig. 13 abgebildet hat. Besonders ist
es die Einfacheit der Loben, welche bei beiden Species über-
einstimmt, und sie von dem d'Orbigny'schen und Buch'schen
Amm. discus unterscheidet. Doch überzeugte ich mich durch
Untersuchung der englischen Vorkommnisse , sowie des Sowerby-
schen Originalexemplars, dass der ächte Amm. discus Sow. aus
dem Cornbrash von Bedford * von den obigen Arten abweicht.
Ich bin desshalb genöthigt, die Species des ünterooliths neu zu
benennen, indem ich mich dabei auf eine Localität beziehe, an
welcher in früheren Zeiten eine reiche Fundgrube dafür war.
Am Fusse des Bergkegels, welcher den Hohen-Staufen bildet,
wurden von Zeit zu Zeit die Sandsteine des ünterooliths aus-
gebeutet, und daselbst Amm. Staufensis in zahlreichen und schönen
Exemplaren gefunden. Weitere Localitäten , an welchen Amm.
Staufensis vorkommt, sind der Heininger Wald bei Boll, Zill-
hausen bei Balingen , Aselfingen an der Wutach u. s. w. Er
gehört zwar in die Zone des Amm. Murchisonae, kommt aber
in manchen Gegenden in getrennten Bänken zahlreich vor , wäh-
rend er z. B. in den Eisenerzen von Aalen, woselbst Amm.
Murchisonae sein Hauptlager hat, nur selten gefunden wurde.
Doch ist eine besondere Abgrenzung seiner Zone nicht möglich,
da er auch an andern Orten, wie z. B. zu Aselfingen an der
Wutach mit Amm. Murchisonae in derselben Bank liegt. In
Frankreich sah ich den Amm. Staufensis aus den entsprechenden
Schichten der Umgebungen von Avalion (Yonne), sowie aus den
untern Lagen des infer. Oolithe der Normandie. In England
ist er zwar noch nicht nachgewiesen worden, dürfte aber wohl
* Siebe: Sow., Min. Couch., supplementary index to volume I.
32-
— 492 -
vorkommen, da seine Schichten an vielen Punkten dieses Lan-
des entwickelt sind.
26. Ammonites subradialus, Sow. 1823, t. 421, f. 2.
„ , d'Orb. tab. 118.
Amm. siibradiatus ist eine der häufigsten Species des fran-
zösischen und englischen ünterooliths ; ich fand ihn zahlreich
zu Bayeux (Calvados) und Bridport (Dorsetshire). In Schwaben
ist sein Vorkommen schwieriger nachzuweisen ; wahrscheinlich
gehören einzelne der kleinen verkiesten Exemplare, welche sich
an manchen Punkten mit und über Amm. Parkinsoni finden, dazu.
27. Ammonites Triiellei, d'Orb. 1845. tab. 117.
Die prachtvollen Exemplare aus dem inf6'. Oolithe von
Bayeux (Calvados) zeigen auf der längsgestreiften Schale eine
Faserschichte, welche der bei Amm. margaritatus vorkommenden
zu entsprechen scheint. D'Orbigny hat diese doppelte Bildung
der Schale schon hervorgehoben und auch im Uebrigen die
Species trefflich beschrieben. In Schwaben finden sich im Unter-
oolith von Wasser alfin gen und Bopfingen Exemplare, welche mit
den französischen völhg übereinstimmen.
Die nächstfolgenden Arten schliessen sich ihrer äussern Form nach an
Nro. 15 an.
28. Ammonites dilucidiis, n. sp.
Amm. fimbriatus opalinus, Quenst. Ceph. pag. 103.
(? Amm. lineatus opalinus, Quenst. Ceph. pag. 102,
103, 552.)
Die dicke Schale der schwäbischen Exemplare besteht aus
einer weissen Substanz, welche gegen innen häufig in Farben
Bpielt, ganz wie dies bei Amm. opalinus vorkommt. Das Haupt-
lager des Amm. dilucidus bildet die Zone der Trigonia navis,
doch geht derselbe auch etwas tiefer hinab. Ich erhielt die
Species mit Trigonia navis vom Rechberg, vom Teufelsloch bei
BoU, aus den Umgebungen von Metzingen, von Mössingen u. s. w.
Da die nahestehenden Formen des Amm. cornucopiae und Ende-
ßianus aus darunter und darüber liegenden Schichten noch in
--- 493 —
vielen andern Gegenden vorkommen, so lässt sich auch eine
grössere Verbreitung des Amm. dilucidus vermuthen.
29. Ammonites Eiidesianiis, d'Orb. 1845. tab. 128.
Wurde von d'Orbigny aus dem Unteroolith von Moutiers
(Calvados) beschrieben. In Württemberg erhielt ich die Species
aus den oolithischen Kalken von Bopfingen.
30. Ammonites Linneaiius, d'Orb. 1845, tab. 127.
Es ist dies eine von den wenigen Ammonitenarten des fran-
zösischen Unterooliths j welche in den entsprechenden Schichten
im südwestlichen Deutschland noch nicht gefunden worden sind.
Doch gehört Amm. Linneanus auch in Frankreich zu den Sel-
tenheiten ; ich sah nur ein einziges Exemplar davon in der
Sammlung von M. Deslongchamps zu Caen. Dasselbe stammt
aus dem Unteroolith von Moutiers (Calvados).
31. Ammonites Pictaviensis, d'Orb. 1845. t. I26,f, 5— 7.
Mit der vorigen Art.
32. Ammonites oolithicus, d'Orb. 1845. t. 126, f. 1—4.
Ganz übereinstimmend mit dem französischen Vorkommen
(infer. Ool. Bayeux) liegt diese Species in der Zone des Amm.
Parkinsojii am Nipf bei Bopfingen. In England erhielt ich den
Amm. oolithicus aus dem Unteroolith von Burton bei Bridport
(Dorsetshire).
33. Ammonites heterophylloides, n. sp.
Amm. heterophyllus, var. verschied. Autoren, (non Sow.)
(Bayle. Bull. Soc. geol. de Fr. 19. Juni 1848. pag. 452?)
Im Unteroolith von Bayeux (Calvados) findet sich ein Am-
monit^us der Familie der Heterophyllen , welcher in den fran-
zösischen Sammlungen gewöhnlich mit der Bezeichnung: Amm.
heterophyllus liegt. Die vollständigsten Exemplare desselben
sah ich in der Ecole des Mines zu Paris. Von dem ächten
Sowerby'schen Amm. heterophyllus des obern Lias weicht diese
Species in mehreren Beziehungen ab, sowohl die Loben, als die
- 494 —
Schale, sowie die ganze äussere Form zeigen Unterschiede. Bei
einem wohlerhaltenen Exemplare, das ich von Herrn Sa emann
in Paris erhielt, zeichnet sich besonders die Streifung der Schale
durch Deutlichkeit au;^. Die einzelnen Radialstreifen bestehen
aus schmalen Laraellen, welche in der Weise übereinanderliegen,
dass der ganze Aussenrand einer Lamelle sich über die Fläche
der nächst grösseren herlegt. Dabei besitzen die Lamellen ab-
wechselnde Querfalten, so dass die Schale unter der Loupe einer
Lage seitlich zusammenhängender Dachziegel gleicht. Bei dem
Sowerby'schen Amm. heterophyllus ist die Schale zwar auch
gestreift , aber sie scheint aus einer zusammenhängenden gleich-
massigeren Substanz gebildet zu sein, wenigstens lassen sich die
schnppenförmigen Lamellen nicht daran erkennen.
iVnnnonites heterophylloides hat zwar die eng genabelte
Form des Amm. heterophyllus, ist aber aufgeblähter und besitzt
einen breiteren Rücken, nähert sich also mehr dem Amm. tatri-
cus Pusch. Dass er jedoch einer andern Species angehört, be-
weisen schon die Loben, welche von d'Orbigny's Zeichnung,
tab. 180, völlig abweichen. Seine Windungen tragen Einschnü-
rungen, welche aber bei beschälten Exemplaren kaum sichtbar
sind. Bis jetzt sah ich den Amm. heterophylloides nur von
der oben genannten Localität.
34. Ammonites Brocchi. Sow. 1818, tab. 202.
Amm. contractus, Sow. 1825, tab. 500, fig. 2.
Amm. Brocchi characterisirt die Zone des Amm. Sauzei
und findet sich an Orten, wo der Unteroolith in einiger Mäch-
tigkeit entwickelt ist, meist in einem von der Region des Amm.
Humphriesianus getrennten, tiefer liegenden Bett. Die Sowerby-
schen Figuren auf tab. 202 sind nicht besonders deutlich ; den
Bestimmungen im Bristol Museum, sowie in Morris Cait. pag.
290, zufolge vereinige ich den Amm. Brocchi mit Amm. con-
tractus Sow. Die Figur des letzteren zeigt die Form der Species
deutlicher. Aus den grauen , sandigen Kalken , welche an der
schwäbischen Alp über der Zone des Amm. Murchisonae begin-
nen, erhielt ich den Amm. Brocchi in mehreren Exemplaren von
- 495 —
Neuffen, Oeschingen und Hechingeii, doch gehört er immerhin zu
den Seltenheiten. Im Unteroolith von Bayeux kommt er gleich-
falls vor, zahlreicher findet er sich dagegen im Unteroolith von
Dundry (Somersetshire) und Burton-Bradstock (Dorsetshire).
35. Amraon. Brongnlarti. Sow. 1817. tab. 184A. fig. 2
Amm. Gervillii, d'Orb. 1845. tab. 140.
Bei Vergleichung der Sowerby'schen Figur ist der Text
(2. Bd. pag. 190) zu berücksichtigen, da die dazugehörigen Num*
mern verwechselt sind. Aram. Brongniarti findet sich mit der
vorigen Species in derselben Zone, und kommt am Hohenzollern
bei Hechingen und zu Bayeux (Calvados) vor.
36. Amnion. Geivillii, Sow. 1817. tab. 184 A. fig. 3.
Amm. Brongniarti, d'Orb. 1845. tab. 137.
Amm. Gervillii ist seltener als Amm. Brongniarti, im Uebri-
gen gilt für ihn das bei der vorigen Species Angeführte.
37. Amnioiiites Saiizei, d'Orb. 1845. tab. 139.
Amm. Sauzei liegt etwas tiefer als Amm. Humphriesianus,
ist zwar nicht sehr häufig , zeichnet sich aber durch seine cha-
rakteristische Form aus , so dass er sehr bestimmend für seine
Schichte wird, welche sich wahrscheinlich als besondere Zone
abtrennen lässt, in der Amm. Sauzei in Gesellschaft von Amm.
Brocchi, Brongniarti, jugosus u. s. w. vorkommt. Ich erhielt den
Amm. Sauzei von Neuffen, Oeschingen und der Balinger Gegend.
Die französischen Exemplare, welche ich aus dem Unteroolith
von Tannie (Sarthe) und Bayeux (Calvados) mitbrachte, stimmen
ganz mit den schwäbischen.
38. Ammonites Blagdeni, Sow. I8I8. tab, 201.
Amm. Banksii, Sow. 1818. tab. 200.
„ coronatus, Schloth. 1820. bezügl. Knorr's Figur
(non Brug.).
„ coronatus, Ziet. 1830. tab. 1, fig. 1.
„ coronatus, Quenst. Ceph. tab. 14, fig. 1.
„ Blagdeni, d'Orb. tab. 132.
Findet sich mit Amm. Humphriesianus an vielen Punkten
_ 496 —
Süddeutschlands, wie z. B. zu Bopfingen, am Rechberg, zu Al-
tenstadt, Neuffen, Ehningen, Jungingen-, in Frankreich im Unter-
oolith von Bayeux (Calvados), dessgl in England in den Umge-
bungen von Yeovil (Somersetshire), sowie im Unteroolith (Cave
Ool. Phill.) von Scarborough (Yorkshire). In Deutschland wird
die Species nach der gelungenen Zieten'schen Figur Amm. coro-
natus genannt. In Frankreich und England bedient man sich
des Sowerby'schen Namens Blagdeni, während dort der ältere
Brügier'sche Amm. cornatus auf eine Species des Callovien über-
tragen wird, von welcher sich jedoch Amm. Blagdeni des Unter-
ooliths wohl unterscheiden lässt. Amm. Banksii ist wahrschein-
lich nur ein verstümmeltes Exemplar von Amm. Blagdeni.
39. Ammonites siibcoronatiis, n. sp.
Amm. coronatus oolithicus, Quenst. Ceph. tab. 14, f. 4.
Kommt in der gleichen Schichte und an denselben Lokali-
täten mit Amm. Blagdeni vor, steht demselben der äusseren Form
nach ziemlich nahe, unterscheidet sich aber durch feinere Knoten
und Rippen davon, und bildet somit den Uebergang zu Amm.
Humphriesianus.
40. AmraoD. Humphriesianus, Sow. 1825. tab. 500, f. i.
„ „ Zieten. 1833. tab. 67, f. 2.
„ „ d'Orb. tab.l34u. 135,f.l.
Markirt mit ziemlicher Schärfe einen Horizont, der sich in
Gegenden, wo der Unteroolith deutlich entwickelt ist, leicht auf-
finden lässt. In Süddeutschland zeichnet er sich in den Umge-
bungen von Wasseralfingen , Altenstadt, Neuffen, Gönningen,
Oeschingen, Juiigingen, Geisingeu u. s. vv. durch Häufigkeit aus.
In Frankreich liegt er im Unteroolith von Bayeux und Moutiers
(Calvados), Couzon (Rhone), Metz (Moselle) u. s. w., in England
erhielt ich ihn im Unteroolith von Bridport (Dorsetshire), in der
gleichen Etage kommt er zu Scarborough (Yorkshire) vor.
41. Ammonites linguiferus, d'Orb. 1845. tab. 136.
D'Orbigny stellt die Species in der Paläontologie frangaise
in den Unteroolith, nachher aber im Prodrome in den Grossoolith.
— 497 -
Erstere Angabe scheint jedoch die richtigere zu sein, denn in
Württemberg kommt Amm. linguiferus ganz übereinstimmend mit
d'Orbigny's Figur, an verschiedenen Punkten in der Zone des
Amm. Humphriesianus vor, gehört somit in den Unteroolith.
42. Ammoniles Braikenridgi, Sow. 1817. tab. 184.
„ „ d'Orb. 1845. tab.l35,f.3— 5.
Die Species gleicht zwar dem Amm. Humphriesianus, lässt
sich aber dennoch scharf davon abtrennen. Bei Amm. Braiken-
ridgi spaltet sich jede Rippe gegen den Rücken hin nur in eine
einfache Gabel. Die Individuen bleiben klein und besitzen mei-
stens grosse Ohren. Ich konnte zwar nur 8 Stücke untersuchen,
fand aber daran die von d'Orbigny zuerst aufgestellten Merk-
male bestätigt. Vier der Stücke stammen aus den Schichten des
Amm. Humphriesianus von Oeschingen , die 4 übrigen aus dem
Unteroolith von Bayeux. Sie zeigen sämmtlich zweispaltige Rip-
pen, und 7 derselben besitzen Wohnkammer und Ohren, schon
ehe sie 2 Zoll Durchmesser erreichen. Sowerby beschreibt die
Species aus dem Unteroolith von Dundry (Somersetshire).
43. Ammonites Bayleaniis u. sp.
Amm. Humphriesianus, d'Orb. (pars), tab. 133.
Es gelang mir nicht Uebergänge zwischen den 2 Arten zu
finden, welche d'Orbigny tab. 134 und tab. 133 abgebildet hat,
obwohl mir Individuen beider Formen zahlreich zur Vergleichung
vorlagen. Amm. Bayleanus kommt besonders zu Bayeux (Cal-
vados) vor. In Württemberg erhielt ich erst ein einziges Exemplar,
welches damit vereinigt werden dürfte. Dasselbe stammt aber
nicht aus der Schichte des Amm. Humphriesianus, sondern aus
der etwas tieferen Zone des Amm. Sauzei. Mit dem an der-
selben Lokalität in höhern Schichten häufig vorkommenden Amm.
Humphriesianus wurde Amm. Bayleanus nie gefunden, ich glaube
desshalbj dass der Ammonit, welchen d'Orbigny tab. 133 abbil-
det, mit der Species der tab. 134 gar nicht dasselbe Lager be-
sitzt, was gegen die Annahme spricht, dass beide Varietäten zu
einer und derselben Species gehören , und somit die Trennung
derselben rechtfertigt.
- 498 —
44. Ammonites Deslongchainpsi, Defr. d'Orb. tab. 138,
fig. 1—2.
Gehört in die oberste Lage der Zone des Amm. Parkinsoni und
findet sich zahkeich bei Neuffen, Ehningen und Bopfingen. In
Frankreich erhielt ich den Amm. Deslongchampsi ganz überein-
stimmend mit den schwäbischen Exemplaren aus dem Unter-
oolith von ßayeux (Calvados).
45. Ammon. Zigzag, d'Orb. 1845. tab. 129, fig. 9—11.
Amm. euryodos, Schmid, Petref. - Buch. tab. 43, fig. 6.
Findet sich im Unteroolith von Niort (Deux-S^vres), dessgl.
in England in den Umgebungen von Bridport (Dorsetshire). In
Württemberg erhielt ich ihn mit Amm. Parkinsoni zu Beuren,
Neuffen und Ehningen.
46. Ammon. Defranci, d'Orb. 1845. tab. 129, fig. 7-^8.
Die häufig klein und verkiest in den Parkinsonischichten von
Oeschingen vorkommenden convoluten Ammoniten stimmen genau
mit d'Orbigny's Amm. Defranci, welcher aus dem infer. Ool. von
Bayeux beschrieben wurde. Amm. Defranci steht der vorliegenden
Species sehr nahe, doch ist bei den schwäbischen Exemplaren der
Vergleich dadurch erschwert, weil sie nie die Grösse des von
d'Orb. tab. 125 abgebildeten Amm. Martinsi erreichen, und auf
verschiedene Weise erhalten sind.
47. Ammonites Martinsi, d'Orb. 1845. tab. 125.
Amm. Martinsi liegt nicht besonders zahlreich im untern Oolith
von Bayeux (Calvados), sowie von Dundry (Somersetshire) und
Bridport (Dorsetshire). In Württemberg erhielt ich die Species
aus der entsprechenden Schichte mit Amm. Parkinsoni zu Bop-
fingen. Amm. Martinsi lässt sich von Amm. triplicatus, Quenst.
Ceph. tab. 13, fig. 7 durch langsameres Anwachsen der Umgänge
leicht unterscheiden.
48. Ammonites Neiiffensis, n. sp.
Amm. Parkinsoni gigas, Quenst. Ceph. tab. 11, fig. 1.
Amm. Neuffensis ist eine weit verbreitete Species aus der
— 499 —
Zone des Amm. Parkinsoni. In Württemberg findet er sich an
vielen Punkten, wie zu Juugingen, Ehningen, Neuff'en, ßopfingen.
Entweder liegt er hier wohlerhalten in den oolithischen Bänken,
oder bat sich nur die Wohnkammer conservirt, was besonders
dann der Fall ist, wenn er in den Thonen gefunden wird. Von
Amm. Parkinsoni unterscheidet er sich durch seine bedeutende
Grösse, w^elche ersterer nie erreicht, und das schnellere Anwachsen
der Umgänge, welche im Alter glatt werden. In Quenst. Ceph.
tab. 11, fig. 1 ist eine gute Lobenzeichnung davon gegeben.
Amm. NeufFensis kommt häufig in grossen Exemplaren im Unter-
oolith von Bayeux (Calvados), Burton (Dorsetshire) und Dundry
(Somersetshire) vor. Ausgewachsen wird er bisweilen mit Amm.
Martinsi verwechselt, da im Alter die Rückenfurche verschwindet
und dann die Species einem riesigen Ammon. Martinsi gleicht,
die innern Umgänge von Amm. Neuffensis besitzen jedoch eine
solche und zeigen die Verwandtschaft der Species mit Ammon.
Parkinsoni.
49. Ammoniles Liicretiiis, d'Orb. 1850. Prodr. lO. 37.
Die Beschreibung, welche d'Orbigny füi* Amm. Lucretius
gibt, genügt zwar nicht völlig , um die Species sicher zu defi-
iiiren, doch glaube ich die kleinern in den Parkinsonischichten
von Ehningen verkiest vorkommenden Ammoniten damit zusam-
menstellen zu müssen, da dieselben mit den d'Orbigny'schen
Angaben im Allgemeinen übereinstimmen. Sie besitzen eine
nicht ganz quadratische Mundöffnung, jede seitliche Rippe trägt
gegen aussen einen feinen Knoten, von dem aus sie sich in zwei
Aeste spaltet, welche auf dem Rücken gegen vorne verlaufen,
und sich in der Mitte unter einem stumpfen Winkel treffen, hier
aber verflachen. Doch ist diese Beschreibung nicht genügend,
da sowohl die Exemplare von Bayeux als die von Ehningen
vielleicht bloss die Brut irgend einer besser definirbaren grösse-
ren Species sind.
50. Ammonites Parkinsoni, Sow. 1821. tab. 307.^
Amm. Parkinsoni, d'Orb. 1845. tab. 122.
„ Parkinsoni depressus, Quenst. Ceph. tab. 11, f. 5.
„ interruptus, d'Orb. Prodr. 10. 16. (non Brüg.)
— 500 —
Amm. Parkinsoni ist die bezeichnendste Species der ober-
sten Zone des Unterooliths ; er findet sich in dieser Position zu
Bopfingen, Altenstadt, Gammelshausen, Ehningen (Württemberg) ;
in Frankreich in den Umgebungen von Couzon bei Lyon , von
Longwy (Moselle), Tannie (Sarthe), Bayeux (Calvados); in Eng-
land zu Burton (Dorsetshire), Dundry (Somersetshire), Leckhamp-
ton (Gloucestershire).
D'Orbigny sucht in seinem Prodrome 10. 16 statt der all-
gemein angewendeten Sowerby'schen Bezeichnung einen älteren
Namen von Brugiere, 179L Encycl. meth. vers. L pag. 41, ein-
zuführen, wornach Amm. Parkinsoni Sow. 1821 mit Amm. inter-
ruptus Brüg. identisch wäre. Es scheint jedoch, dass letztere
Annahme nicht mit Sicherheit bewiesen werden kann, wenigstens
passt die Beschreibung , * welche Brugiere für seinen Amm. in-
terruptus gibt, nicht vollständig für Amm. Parkinsoni. Brugiere
sagt pag. 42 : „les cotes intermediaires * sont aussi grosses que
„les autres pres du bord Interieur des tours ; mais elles diminuent
„insensiblement et disparaissent vers le tiers de leur largeur."
Brugiere scheint auf diese Bildung der Rippen einen besonderen
Werth zu legen, aber gerade hierin weicht der Sowerby'sche
Amm. Parkinsoni von obigen Angaben ab, indem bei ihm die
einfachen Rippen ihrer ganzen Länge nach bis zur Rückenfurche
hin dieselbe Hohe und Breite besitzen, wie die gespaltenen.
Ausserdem ist jedoch noch nicht einmal constatirt, dass Amm.
Parkinsoni zu Argentiere (Ardeche) überhaupt gefunden wurde, da
dies den Angaben von V. Thio liiere** geradezu widersprechen
würde, die paläontologischen Bestimmungen von M. Lory***
noch weiterer Bestätigung bedürfen, obschon die Untersuchungen des
letzteren der beiden französischen Gelehrten sehr gleichfalls beach-
tenswerth sind. Dass jedoch der von Langius beschriebene Ammonit,
welchen Brugiere als erstes Citat gebraucht, einer andern Spe-
cies angehört , lässt sich mit Bestimmtheit beweisen , da das
• Cotes intermediaires = ungespaltene Rippen, welche mit den gespalteueu
abwechseln.
" Bull. Soc. g^ol. Fr. 8. Nov. 1847. pag. 38.
*" Bull. Soc. g^ol. de Fr. 7. Mai 1855. pag. 512.
— 501 —
Exemplar zu Lang's fig. 5, tab. 25 vom Lägernberge bei Baden
(Schweiz) stammt mid wie alle übrigen dorther beschriebenen
Arten den Spongitenschichten des obern Jura angehört, in wel-
chen Amm. Parkinsoni nie gefunden wurde.
51. Amraonites bifurcatus, Ziet. 1830. tab. 3. fig. s.
Gehört in die Familie des Amm. Parkinsoni und kommt
auch mit demselben vor, unterscheidet sich aber von ihm durch
rundere, weniger comprimirte Windungen. Ob Schlotheim's Amm.
bifurcatus damit übereinstimmt, ist noch nicht ermittelt, da seine
Beschreibung nicht bestimmt genug gehalten und keine Figur
beigegeben ist.
52. Ammon. subfurcatus , Ziet. 1830. tab. 7. fig. 6.
Amm. Niortensis, d'Orb. 1845. tab. 121. fig. 7—10.
„ Parkinsoni bifurcatus, Quenst. Ceph. tab. 11. f. 11.
Liegt in Schwaben in der Zone, welche über Amm. Hum-
phriesianus folgt und findet sich in Gesellschaft des Ancyloceras
annulatus, am zahlreichsten in der Unterregion der Parkinsoni-
ßchichten. Amm. subfurcatus bleibt klein und unterscheidet sich
schon hiedurch von Schlotheim's Amm. bifurcatus, welcher nach
den Angaben in der Petrefaktenkunde pag. 73 in grossen Exem-
plaren vorkommen soll. Die beste Abbildung des Amm. subfur-
catus hat d'Orbigny, tab. 121. fig. 7 — 10 unter der Benennung
Amm. Niortensis gegeben. Das gezeichnete Individuum besitzt
die vollständige Mundöifnung mit den Ohren. Die Rippen der
Wohnkammer sind an demselben nicht gespalten, was zwar nicht
immer der Fall ist, was ich aber bisweilen auch an den würt-
tembergischen Exemplaren des Ammon. subfurcatus beobachten
konnte. Amm. contrarius, d'Orb. tab. 145. fig. 3 — 4 (non fig.
1 — 2) gehört vielleicht dazu. Amm. subfurcatus findet sich an
den schon bei Amm. Parkinsoni genannten Lokalitäten.
53. Ammoiiiles Garantianus, d'Orb. 1845. tab. 123.
(Amm. dubius, Schloth. pag. 69?)
„ Parkinsoni dubius, Quenst. Ceph. tab. 11. fig. 9.
Amm. Garantianus findet sich mit Amm. Parkinsoni zu
Bopfingen, Gammelshausen und Ehningen. Ganz in derselben
— 502 —
Zone kommt er bei Couzon unweit Lyon vor. Aus dem Unter-
oolith von Bayeux und vielen andern Punkten in Frankreich
wurde er von d'Orbigny beschrieben, in England erhielt ich
ihn aus derselben Etage von Burton - Bradstock (Dorsetshire).
54. Amnion, polymorphiis, d'Orb. 1845. tab. 124, f. 1—4.
, Amm. Parkinson! inflatus, Quenst. Ceph. tab. 11. f. 6, 7.
Mit Amm. Parkinson! an der Lochen bei Balingen und zu
Beuren bei Neuffen. In Frankreich findet er sich bei Avallon
(Yonne) und Bayeux (Calvados), in England erhielt ich ihn mit
der vorigen Species.
55. Ancyloceras annulatiis, d'Orb. 1841. Pal. fr. Terr.
cret. pag. 494. Terr. jur. tab. 225, fig. 1 — 7.
Hamites annulatus, Desh. 1831. Coq. car. tab. 6. fig. 5.
„ bifurcati, Quenst. Ceph. tab. 11. fig. 14, 15.
Ancyloceras annulatus liegt mit Amm. subfurcatus und Par-
kinson! zusammen und findet sich an all den Lokalitäten , an
welchen die oberste Zone des Uirterooliths entwickelt ist. Ich
erhielt ihn in Bopfingen , Neuffen und Ehningen ; in Frankreich
vom Mout d'Or bei Couzon oberhalb Lyon und von Bayeux
(Calvados); in England von Burton (Dorsetshire). Hamites anu-
latus ist der älteste, von Deshayes eingeführte Name für die
Species. D'Orbigny Prodr. 10. 41—45 fügt folgende Arten
hinzu: Ancyloceras hispinatus ; Toxoceras Orhignyi, aequali-
costatuSj, rarispinus: Helicoceras TeiUeuxi, stellt dieselben somit
in 3 Genera. Ich behalte hier vorerst bloss die erste Des-
hayes'sche Species bei. L^nter 70 Exemplaren, welche ich von
obigen 6 Lokalitäten besitze, finden sich zwar manche Varietäten,
doch ist mir bis jetzt eine ähnliche Trennung nicht gelungen.
Am constantesten scheinen Ancyloceras annulatus und bispinatus
von einander abzuweichen , vieUeicht lässt sich ihre Unterschei-
dung noch sicherer feststellen, dagegen dürfte zwischen den Gat-
tungen Toxoceras, Helicoceras und Ancyloceras des Unter-
ooliths dieselbe Verschiedenheit herrschen, wie zwischen Turri-
lites (Valdani, Coynart! und Boblayei) und Amm. (bifer, plani-
costa und raricostatus) des untern Lias, siehe §. 14. Nr. 30,
- 503 -
34 und 37. Die Spiralen der einzelnen Individuen variiren
häufig in einer Weise, dass man versucht wäre, verschiedene
Genera anzunehmen, wenn nicht gerade bei solchen Exemplaren
die Loben und Rippen oft völlig übereinstimmen würden, welch
letzteren doch in diesem Falle mehr Bedeutung für die Verglei-
chung und Feststellung der einzelnen Arten mid Gattungen zu-
getheilt werden muss, als der oft nur zufällig und wenig ver-
änderten Richtung der Spirale.
56. Chemnitzia lineata, d'Orb. 1850. Prodr. lo. 46.
Melania lineata, Sow. 1818, tab. 218, fig. 1.
Häufig im Unteroolith von Bayeux (Calvados), dessgl. von
ßurton-Bradstock (Dorsetshire), Dundry (Somersetshire). An der
schwäbischen Alp kommt sie mit Amm. Sauzei in der Mittel-
region des Unterooliths vor.
57. Chemni(zia coarctata, d'Orb. 1850. Prodr. lO. 49.
Melania coarctata, Deslongch. Soc. lin.
Unteroolith von Bayeux (Calvados). Chemnitzia Hedding-
toneusis, Phill. pag. 152 (non Sow.) gehört wahrscheinlich dazu.
Die Nerineen des Unterooliths.
In dem Unteroolith der schwäbischen Alp wurde bis jetzt
noch keine Nerinea gefunden, dagegen kommen solche in Frank-
reich und England darin nicht selten vor. Die Arten des Unter-
ooliths zeichnen sich beinahe sämmtlich durch viele inneren Falten
aus. Besonders an den Steinkernen sieht man, dass dieselben
viel zahlreicher vorhanden waren, als sie die Nerineen des
Coralrags gewöhnlich besitzen. Einzelne Lagen des Unterooliths
der Dep. der Sarthe , Moselle u. s. w. , sowie in England des
Unterooliths von Gloucestershire , von Yorkshire, die sandigen
Schichten derselben Etage im nördlichen Northamptonshire ent-
halten eine grosse Anzahl von Nerineen , für deren Bestimmung
aber die vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen nicht
genügen. Auch ist die vertikale Verbreitung der bekannten
Arten noch zu wenig festgestellt, als dass für die paläontologi-
eche Unterscheidung der einzelnen Zonen von denselben Nutzen
— 504 —
gezogen werden könnte. Eine der verbreitetsten Species ist die
Phillips'sche :
58. Nerinea cingenda, Bronn (Turritella, Phillips. 1829.
tab. 11, fig. 28.),
welche im Unteroolith von Blue wick (Yorkshire) vorkommt und
in die Zone des Amm. Murchisonae gehört. Ich unterlasse je-
doch aus den eben angeführten Gründen die Aufzählung wei-
terer Arten.
59. Acteonina Sedgvici.
Auricula Sedgvici, Phill. 1829. tab. 11, fig. 33.
Die kleine Schnecke mit feinen Spiralstreifen auf der Schale
findet sich in der untern Hälfte des ünterooliths der Yorkshire-
küste. Zu Aalen kommt sie in der Zone des Amm. Murchi-
sonae in den dortigen Thoneisensteinen vor.
60. Acteonina glabra, d'Orb. 1850. Prodr. lO. so.
Acteon glaber, Bean. Phill. 1829. tab. 9, fig. 31.
Unteroolith : Gloucestershire. Humphriesianusbett : Scarbo-
rough (Yorkshire).
61. Natica Piclaviensis, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 66.
Unter einer Anzahl von Natica -Arten des französischen
ünterooliths ist dies wohl die .häufigste. Ich erhielt sie zu
Bayeux (Calvados), sowie in England zu Burton -Bradstock (Dor-
setshire). Im südwestlichen Deutschland wurde sie noch nicht
gefunden.
62. Troclms duplicatus, Sow. 1817. tab. 181, fig. 5.
Darf nicht mit Turbo duplicatus Goldf., Turbo subduplica-
tus d'Orb. verwechselt werden. Die äussere Form beider hat
manches Uebereinstimmende , doch ist Trochus duplicatus neben
anderer Unterschiede genabelt, was Turbo subduplicatus nicht ist.
In England fand ich beide Arten an derselben Lokalität zu Bur-
ton - Bradstock bei Bridport (Dorsetshire) , es lag jedoch Turbo
subduplicatus zu unterst mit Amm. opalinus und torulosus zu-
sammen, während Trochus duplicatus einige Fuss darüber in
— 505 -
Schichten vorkommt, welche schon zu einer höheren Zone ge-
hören. In Frankreich erhielt ich den Trochus duplicatus im
Unteroolith von Bayeux (Calvados).
63. Trochus moniliteclus, Phill. 1829. tab. 9, fig. 33,
Trochus biarmatus, Münst. Goldf. 1844. tab. 180, fig. 2.
„ „ d'Orb. 1852. tab. 312, fig. 1—4.
Die Phillips'sche Species hat ihr Lager in den grauen Kalken
des Amm. Humphriesianus und Bei. giganteus, welche an der
Küste von Yorkshire in den Umgebungen von Scarborough an-
stehen. In derselben Zone findet sich Trochus monilitectus auch
an der schwäbischen Alp zu NeufFen und Beuren in grosser
Zahl. Goldfuss beschreibt ferner die Species aus dem untern
Oolith von Thurnau in Bayern, sowie d'Orbigny Prodr. 10. 71.
von Bayeux (Calvados) und Fontenay (Vendee).
64. Trochus Ancens , Münst. Goldf. 1844. tab. 180,fig.3.
Kommt im südwestl. Deutschland mit der vorigen Art vor,
dessgl. in England in den Umgebungen von Scarborough (York-
shire), woselbst die Species in den grauen Kalken mit Amm.
Humphriesianus zusammen gefunden wird. Turbo Phillipsi, Morr.
und Lyc. ist damit zu vereinigen.
65. Turbo capitaneus, Münst. Goldf. 1844. tab. 194, f. l.
Turbo capitaneus ist eine der bezeichnendsten Arten für
die unterste Zone des Unterooliths. In Schwaben, wo sich die
Schichten des Amm. torulosus an vielen Punkten mit Leichtig-
keit von der höher liegenden Zone der Trigonia navis unter-
scheiden lassen, kommt Turbo capitaneus gerade in der untern
Zone vor, ich erhielt ihn aus derselben von Boll und Mössingen.
Ganz den gleichen Horizont nimmt Turbo capitaneus zu Uhrweiler
im Elsass (Bas-Rhin) ein. Besonders häufig und schön erhielt
ich ihn aus den Eisenerzen von la Verpilliere (Isere). Marco u*
citirt ihn von Montservant und Cernans (Juradepartement). D'Or-
bigny Prodr. 9. 77 gibt noch weitere Lokalitäten dafür an, wie
Milhau (Aveyron), stellt ihn jedoch in den obern Lias, was daher
• Marcou, Jura salinois. Separatabdr. pag. 65. Mem. Soc. geol. 1846.
Württemb. uatiirw. Jahreshefte. October, 1856. Sa Heft. 33
— 506 -
rührt, dass von d'Orbigny die Torulosusschichten mancher
Gegenden als liasische Bildungen betrachtet wurden. In Eng-
land fand ich ein deutliches Exemplar von Turbo capitaneus in
der untersten Bank des Unterooliths von Frocester Hill (Glou-
cestershire), dasselbe Niveau nimmt er zu Yeovil (Somersetshire) ein.
66. Turbo subduplicatiis , d'Orb. 1852. tab. 329, f. 1-^6.
Turbo duplicatus, Gold f. tab. 179, fig. 2 (non Lin'n.).
Gleich bezeichnend für die unterste Zone des Unterooliths,
wie die vorige Species; findet sich jedoch noch häufiger und
zahlreicher. Interessant war mir der Fund eines deutlichen Exem-
plars im Unteroolith von Burton-Bradstock (Dorsetshire), welches
mit Amm. opalinus und torulosus zusammenlag. Er charakterisirt
diese untersten Schichten und lässt sich, wie schon bei Nr. 62
erwähnt wurde, von Trochus duplicatus Sow. wohl unterscheiden.
67. Turbo Paliniirus, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 79.
Turbo plicatus, Gold f. tab. 179, fig. 3 (non Montagu).
Mit der vorigen Art zu Milhau (Aveyron), Uhrweiler (Bas-
Rhin), Banz (Bayern).
68. Turbo gibbosus, d'Orb. Prodr. 10. 94.
Turbo laevigatus, Phill. 1829. tab. 11, f. 31 (nonDesh.).
Die in der Zone des Amm. Murchisonae in den Eisenerzen
von Aalen häufig vorkommende kleine Species stimmt der äussern
Form nach mit Turbo laevigatus Phill. überein. Auch das Lager
beider ist annähernd dasselbe, denn die Exemplare, welche ich
von Yorkshire mitbrachte, stammen aus dem Phillips'schen Dog-
ger, d. h. aus der Unterregion des Unterooliths.
69. Purpuriiia subangulata.
Turbo subangulatus, Münst. Goldf. 1844. tab. 194. fig. 5.
Purpurina Patroclus, d'Orb. 1852. tab. 329, fig. 9—11.
Turbo Hero, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 110.
Findet sich mit Turbo capitaneus und subduplicatus in der-
selben Zone, und kommt an der Mehrzahl der bei Nr. 65 erwähn-
ten Lokalitäten vor.
— 507 —
70. Purpiirina Philiasus, d'Orb. 1852. tab.329, f. 12—14.
Mit der vorigen Art. Bildet vielleicht nur eine Varietät
derselben.
71. Piirpurina ornata, dOrb. 1852. tab. 330, fig. 4,5.
In Württemberg findet sich diese Species in der Zone des
Amm. Humphriesianus zu Oeschingen. In Frankreich erhielt ich
sie aus dem ünteroolith von Bayeux (Calvados).
72. Piirpiiriiia Bellona, d'Orb. 1852. tab. 331, fig. 1—3.
Aus den Schichten des Amm. Parkinson! vom Nipf bei
Bopfingen. In Frankreich mit der vorigen Species.
73. Piirpurina Belia, d'Orb. 1852. tab. 330, fig. 9, 10.
ünteroolith von Burton-Bradstock bei Bridport (Dorsetshire).
D'Orb. Prodr. 10. 9 7 beschreibt die Species von Port en Bessin
(Calvados).
74. Phasianella Sämanni.
Phasianella striata, Sämann. Bull. Soc. geol. de Fr.
6 Fevr. 1854. pag. 271. Morris, Cat. (pars),
(non Mel. striata, Sow. non Gold f.)
Phasianella striata, welche Sowerby aus dem englischen
Coralrag beschrieben hat, besitzt eine grössere Anzahl schmaler
Spiralstreifen, als die ihr ähnliche Species, welche in manchen
Gegenden ziemlich häufig im Ünteroolith gefunden wird. Ich
konnte dies bei einer Anzahl wohl erhaltener Exemplare beobach-
ten, welche ich theils aus dem ünteroolith, theils aus den Co-
rallenschichten des obern Jura in Frankreich und England sam-
melte. Ich glaube desshalb nicht, dass ein üebergang zwischen
beiden Vorkommnissen stattfindet. Die Goldfuss'sche Figur tab.
198, fig. 12 zeigt die schmalen Streifen der Schnecke des obern
Jura, stammt aus dem Coralrag und gehört zu Sowerby's Pha-
sianella striata, während die Figur 19, tab. 15. Morris und Lyc.
Gr. Ool. Gasterop. mit Phasianella Sämanni übereinstimmt. Herrn
Sämann gelang es bei letzterer den Abdruck des Deckels blosszu-
33*
— 608 -"-
legen, an einem der grossen Exemplare, welche zu Tannie (Sarthe)
nicht selten in dem dortigen Unteroolith vorkommen.
75. CilTllS liodosus, Sow. 1818. tab. 219, fig. 1. 2. 4.
Unteroolith von Yeovil und Dundry (Somersetshire). Zone
unbekannt.
76. Ditremaria affinis, d'Orb. 1853. tab. 341, fig. 1—3.
Unteroolith von Moutiers (Calvados), dessgl. von Tannie
(Sarthe).
77. Pleurotomaria Palemon, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 121.
Pleur. ornata, Ziet. 1832. tab. 35, fig. 5 (non Sow.).
„ granulata, G 0 1 df. 1844. tab. 186, fig. 3 (non Sow.).
Liegt in Schwaben sehr zahlreich in der Zone des Amm.
Humphriesianus, kommt aber nicht minder selten im französischen
und englischen Unteroolith vor.
üeber 50 Arten von Pleurotomarien sind nach und nach aus dem Unter-
oolith verschiedener Lokalitäten bekannt geworden. Die Mehrzahl derselben
wurden von Dundry (Somersetshire) oder Bayeux (Calvados) beschrieben,
ohne dass jedoch die einzelnen Zonen, In welchen sie vorkommen, bestimmt
worden wären. Bei dem Mangel an genauen Angaben über Ihre Lagerung
unterlasse ich eine Aufzählung derselben , da eine solche zu der Kenntniss
der paläontologischen Charaktere der verschiedenen Zonen nichts beitragen
würde.
78. Alaria subpunctata.
Rostellaria subpunctata, Müns t. Golf. 1841. tab. 169, f. 7.
Chenopus subpunctata, Quenst. 1843. Flözgeb. p. 288.
Pterocera subpunctata, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 105.
Die Flügel der Goldfuss'schen Species sind auf ähnliche
Weise gebildet wie bei Alaria (Morr.), wesshalb ich sie bei die-
sem Genus unterbringe. Alaria subpunctata ist leitend für die
unterste Zone des Unterooliths und kommt an vielen Punkten
mit Amm. torulosus, Turbo capitaneus u. s. w. vor. Sie geht
noch etwas höher als diese hinauf, doch habe ich sie in den
Schichten der Trigonia navis nicht wieder gefunden, dagegen
liegt sie in der obern Torulosuszone zahlreich in den Umgebun-
gen von Neumarkt in Bayern, Gammelshausen, Gomaringen und
— 509 —
MÖssingen in Württemberg, Uhrweiler (Bas Rhin), Pinperdu bei
Salins (Jura).
79. Alaria Phillipsi , Morris und Lyc. 1851. Gr. Ool. I.
tab. 3j fig. 5. tab. 15, fig. 15.
Pterocera Phillipsi, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 165.
Rostellaria composita, Phill. (non Sow.)
Mit Amm. Humphriesianus zu Scarborough (Yorkshire). Nach
Morr. und Lyc. pag. 18 und 111 findet sich dieselbe Species
auch im Unteroolith von Dorsetshire und Somersetshire.
1 80. Alaria concava.
Cerithium concavum, M ü n s t. Goldf. 1 8 44. tab. 1 7 3, f. 1 6.
Die letzte Windung hat viele Aehnlichkeit mit der der vori-
gen Species, doch kennt man den Flügel nicht, wesshalb die
Stellung noch unsicher ist. Wurde von Goldfuss aus dem Unter-
oolith von Rabenstein beschrieben. In Württemberg erhielt ich
sie zahlreich aus den obern Parkinsonischichten von Ehningen.
81. Pterocera milUlta, d'Orb. 1850. Prodr. 9. 123.
Fusus minutus, Rom. 1836. Ool. tab. 11, fig. 32. Quenst.
Handb. tab. 34, fig. 49. Rolle. Vergl. nordd. Lias,
pag. 45 (non Lam.).
Nach Dr. Rolle's Angaben kommt die kleine Species in den
Schichten des Amm. torulosus von Wrisbergholzen bei Alfeld
vor. Prof. Quenst. hat dieselbe Art in der gleichen Zone von
Gammelshausen bei Boll nachgewiesen.
82. Pterocera Bentleyi, Morr. und Lyc. 1851. Gr.Ool. L
tab. 3, fig, 15.
Bis jetzt nur von Collyweston an der nördl. Grenze von
Northamptonshire bekannt. Ich erhielt daselbst einige Exemplare
der prachtvollen, mit grossen Flügeln versehenen Species aus
den sandigen Schiefern des Unterooliths mit Gervillia acuta.
83. Spilligera loilffispina. d'Orb. 1850. Prodr. 10. 168.
Ranella longispina, Desl. 1842. Mem. Soc. Lin. 7.
tab. 10, fig. 29. pag. 152.
Unteroolith von Bayeux (Calvados) und Burton -Bradstock
— 510 —
bei Bridport (Dorsetshire). In Württemberg erbielt ich kleine
verkieste Exemplare dieser Species in den Schichten des Amm.
Parkinsoni zu Ehningen bei Reutlingen.
84. Cerilhiura armatum, Goldf. 1844. tab. 173, fig. 7.
Häufig in den Schichten des Amm. torulosus in den Um-
gebungen von Neumarkt in Bayern, Gomaringen in Württem-
berg, Uhrweiler im Elsass. In derselben Zone kommt die kleine
Species zu Vassy (Yonne) und Milhau (Aveyron) vor.
85. Cerithium eloDgatum, d'Orb. 1850. Prodr. 9. i3o.
Turritella elongata, Ziet. 1832. tab. 32. fig. 5.
Aus den Schichten der Trigonia navis vom Stuifenberg und
vom Teufelsloch bei Boll.
86. Cerithium miiricato coslatum, Münst. 1844. Goldf.
tab. 173, fig. 12.
Cerith. muricatum, Ziet. tab. 36, fig. 6 (non Sow.).
Findet sich zahlreich an der Basis der Schichten des Amm.
Humphriesianus , am Neuffen, Stuifen bei Altenstadt, Bopfin-
gen u. s. w. Goldfuss beschreibt die kleine Species aus dem
Unteroolith von Thurnau in Bayern.
87. Denlaliiim elongatum, Münst. 1841. Goldf. 1. 166, f. 5.
An der Grenze zwischen den Zonen des Amm. torulosus
und opalinus erhielt ich am Staufenberg ein kleines Dentalium,
das ich mit der Goldfuss'schen Species vereinige. Eine ähnliche
Art findet sich in der Zone des Amm. Murchisonae, doch wurde
dieselbe nicht genauer bestimmt.
88. Dentalium eiilaloides, E. Desl. 1842. Mem. Soc.
Linn. 7. Bd. pag. 128, tab. 7, fig. 36—38.
üent. Parkinsoni, Quenst. 1852. Handb. tab. 35, fig. 19,
Wurde von E. Deslongchamps aus dem Unteroolith von
Bayeux (Calvados) beschrieben. Dieselbe Species erhielt ich aus
den Schichten des Amm. Parkinsoni am Mont d'Or bei Lyon.
— 511 —
An der schwäbischen Alp findet sie sich an der oberen Grenze
des ünterooliths zu Ehningen und au der Lochen bei Balingen.
89. Panopaea roUmdaia.
Amphidesma rotundatum, Ziet. 1833. tab. 72, fig. 2
(non Phill. non d'Orb. Prodr. 9. 16 7). Pleuromya.
Agass. Myes. pag. 234.
Unicardium rotundatum, d'Orb. 1850. Prodr. 8. 183.
Gehört in die Zone der Trigonia navis und kommt an ver-
schiedenen Punkten der schwäbischen Alp, wie im Boller Teu-
felsloch, am Rechberg und Staufen u. s. w. vor. Im Elsass
fand ich sie in denselben Schichten zu Gundershofen (Bas Rhin).
Wahrscheinlich ist die Species, welche Goldfuss 152. 14 ans
den Liasmergeln von Altdorf und Amberg in Bayern als Lutraria
rotundata beschreibt, damit identisch.
90. Panopaea aeqiiata, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 217.
Mya aequata, Phill. 1829. tab. 11, fig. 12.
Wurde von Phillips aus dem Unteroolith von Blue wick
an der Küste von Yorkshire abgebildet. Dieselbe kleine Muschel
finden wir in den Thoneisensteinen mit Amm. Murchisonae bei
Aalen und Wasseralfingen. Quenstedt. Handb. tab. 47, fig. 31
und 32 gibt nochmals eine Figur mit der Schlosszeichnung; sein
Exemplar stammt aus der gleichen Zone vom Heininger Wald
bei Boll.
91. Panopaea dilatala, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 216.
Mya dilatata, Phill. 1829. tab. 11, fig. 4.
Die Phillips'sche Figur ist nicht sehr deutlich, doch scheint
sich dieselbe von der folgenden Art durch Kürze zu unterschei-
den. Mya dilatata gehört in die Unterregion des ünterooliths
und wurde zuerst von Glaizedale an der Küste von Yorkshire
beschrieben. Eine von Dr. Fraas in der Balinger Gegend, an
der Grenze zwischen den Zonen der Trig. navis und des Amm.
Murchisonae gefundene Muschel stelle ich dazu. Ausserdem
kommt die Species in dem Unteroolith von Aveyron vor, woher
ich sie von H. Sämann erhielt.
— 512 ~
92. Panopaea punctata.
Sanguinolaria punctata, Buckm. 1845. Murch. Geol. of
Cheltenh. pag. 100.
Die lange, hinten weit klaffende Muschel trägt feine Punkte,
welche in engstehenden Reihen von den Wirbeln aus in radialer
Richtung verlaufen. Ich erhielt mehrere Exemplare dieser Spe-
cies aus den mittlem Schichten des Unterooliths von Leckhamp-
tonhill (Gloucestershire). Zu Collyweston bei Stamford (Nort-
hamptonshire) fand ich die Muschel in den Kalkbänken, welche
sich über den sandigen Schiefern (Collyweston - Slates) in jener
Gegend ablagern.
93. Panopaea calceiformis, d'Orb. 1850. Prodr.io. 218.
Mya calceiformis, Phill. 1829. tab. 11, fig. 3.
Unterregion des Unterooliths von Blue wick (Yorkshire),
dessgl. von Tannie (Sarthe).
94. Panopaea subovalis, d'Orb. 1850. Prodr. lO. 220.
Lutraria ovalis, Münst. Goldf. 1838. tab. 153, fig. 1.
Wurde von Goldfuss aus dem Unteroolith von Rabenstein
in Bayern beschrieben. In Württemberg findet sie sich in den
Schichten des Amm. Humphriesianus am Nipf bei Bopfingen ; in
England erhielt ich sie ganz in derselben Zone (Cave Oolith) zu
Scarborough (Yorkshire).
95. Panopaea Zieteni, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 211.
Amphidesma recurvum, Ziet. 1833. tab. 63, fig. 2.
(non Phill.)
Lutraria decurtata, Goldf. 1838. tab. 153, f.3? (nonPhill.)
Liegt in der Zone des Amm. Parkinsoni am Stuifen und
am Nipf bei Bopfingen. D'Orbigny erwähnt sie aus dem Unter-
oolith von Port en Bessin, Moutiers u. s. w. In England erhielt
ich sie von Leckhampton Hill (Gloucestershire).
96. Panopaea Jiirassi. d'Orb. 1850. Prodr. 10. 209.
Myopsis Jurassi, Agass. 1845. Myes. tab. 30, fig. 3— 10.
Längliche Muschel mit fein punktirter Schale. Häufig im
— 513 —
französischen Unteroolith zu Bayeux (Calvados) und Conlie
(Sarthe), im engl. Unteroolith zu Dundry bei Bristol und Bur-
ton bei Bridport ; seltener in Schwaben in den oolithischen Kalken
vom Nipf bei Bopfingen.
97. Pholadomya Cincta, Agass. 1842. Myes. tab. 3S
fig. 7-9.
Findet sich mit Trigonia navis in den grauen Thonen an
der Basis des Unterooliths zu Gundershofen (Bas-Rhin.)
98. Pholadomya fidicula, Sow. 1819. tab. 225.
Die charakteristische Form, welche die Muschel des Unter-
ooliths besitzt, sowie ihre grosse Verbreitung und Häufigkeit
erleichtern die Nachweise über ihr Vorkommen sehr. Da sie
sich jedoch nicht bloss auf eine einzige Schichte beschränkt,
sondern durch mehrere Formationsglieder hindurchgeht, so ist
vorzüghch nur die Begrenzung der Zone, in welcher sie an-
getroffen wird, von Werth. Gegen oben gelang mir dies nicht,
denn ich fand noch in Schichten, welche über dem Unteroolith
hegen. Formen, die ich von der der ächten Phol. fidicula nicht
abtrennen konnte. Dagegen beginnt sie von unten in verschie-
denen Gegenden in ziemlich übereinstimmender Weise. So kommt
sie in Schwaben zum ersten Male in der Oberregion der Schichten
vor, in welchen Trigonia navis und Amm. opalinus liegen, zeigt
sich aber auch in höheren Zonen des Unterooliths zu Mössingen,
Bopfingen u. s. w. In demselben Niveau beginnt sie zu Fro-
cester (Gloucestershire), woselbst ich sie unmittelbar über der
Zone des Amm. torulosus zahlreich fand. Sie geht aber auch
in Gloucestershire in höhere Lagen hinauf. Von Yorhshire er-
wähnt sie Phillips pag. 156 aus seinem Dogger, d. h. aus
Schichten, welche die untere Hälfte des eigentlichen Unterooliths
bilden, siehe §. 52. Zu Collyweston bei Stamford (Northamp-
tonshire) fand ich sie in den oolithischen Bänken des Unter-
ooliths, unmittelbar über den CoUyweston-Slates. Am zahlreich-
sten und schönsten erhielt ich sie zu Tannie (Sarthe) in den
oolithischen Bänken, welche den obern Lias bedecken; in der
gleichen Region kommt sie in der Normandie in den Umgebungen
— 514 -
von Caen vor, doch liegt sie dort auch höher mit Amm. Par-
kinsoni zusammen , dessgl. im Dep. der Mosel und den angren-
zenden Theilen von Luxemburg. Pholadomya fidicula fehlt im
Lias noch ganz entschieden, dass sie darin angeführt wurde, be-
ruht auf Verwechslung der Schichten. Grund für diese Annahme
gaben besonders die Erfunde, welche in den Eisenerzen von la
Verpilliere gemacht wurden. Diese Erze enthalten aber nicht
allein Fossile des Lias, sondern vertreten die Schichten bis zur
Zone des Amm. Murchisonae.
99. Pholadomya siliqiia, Agass. 1842, Myes tab. 3*^,
flg. 13—15, pag. 121.
Wurde von Agassiz aus dem Unteroolith der Normandie
abgebildet und beschrieben. Eine mit seinen Figuren ziemlich
genau übereinstimmende Muschel fand ich in mehreren Exempla-
ren mit Amm. Humphriesianus zu Oeschingen und Mössingen
an der schwäbischen Alp, sowie in der gleichen Schichte (am
Hörnle) bei Müllheim im Breisgau.
100. Pholad. Heranlti, Agass. 1842. Myes. App. pag. 140.
Pholadomya Murchisoni, Agass. 1842. Myes. tab. 4%
flg. 5 — 7. (non Sow.)
In den Schichten des Amm. Humphriesianus am NeufFen
und bei Altenstadt, am Fusse der schwäbischen Alp. In Eng-
land in derselben Zone zu Scarborough (Yorkshire). Kommt
ausserdem noch an vielen Lokalitäten des französischen und eng-
lischen Unterooliths vor.
101. Pholadomya Schulen, n. sp.
Die Muschel hat viele Aehnlichkeit mit Pholadomya cari-
nata, Agass. Myes. tab. 4^, fig. 4, pag. 84 (non Goldf.), weicht
aber von ihr durch eine etwas länglichere Fonn ab, doch halte
ich es nicht für unmöglich, dass Agassiz gerade unsere Species
als Pholad. carinata beschrieben hat. Von der Goldfuss' sehen
Phol. carinata lässt sie sich wohl unterscheiden, indem bei ihr
die seitliche Hauptrippe nicht in gleicher Weise entwickelt ist,
während im Uebrigen die Stellung der Rippen annähernd die-
selbe ist, wie bei Phol. carinata Agass. Findet sich in den
-^ 515 -
untern Lagen der Zone des Amm. Parkinsoni am Stuifenberg
und am Nipf bei Bopfingen.
102. Pholadomya gibbosa.
Mactra gibbosa, Sow. 1813. tab. 42.
Bis jetzt wurde noch keine bestimmte Zone für die Muschel
angegeben, welche sowohl im Unteroolith als Grossoolith ange-
führt wird. Sie kommt in England und Frankreich an vielen
Lokalitäten vor. An der schwäbischen Alp fand ich sie bis
jetzt nur einmal in den Schichten des Amm. Sauzei am Hohen-
zollern bei Hechingen.
103. GoDiomya Knorri, Agass. 1842. Myes. tab. 1"^,
fig. 11—17, pag. 15.
Lysianassa angulifera, Gold f. 1838. tab. 154. fig. 5.
(non Sow.)
Mya litterata, Ziet. 1833. tab. 64. fig. 5. (non Sow.)
Häufig in der Zone der Trig. navis am Stuifenberg, im
Boller Teufelsloch, sowie zu Gundershofen (Bas-Rhin).
104. Goniomya Dllbois, Agass. 1842. Myes. tab. l*,
fig. 2—12. pag. 12.
Ich erhielt bis jetzt nur zwei Exemplare dieser Species,
welche mit den Agassiz'schen Figuren übereinstimmen ; eines der-
selben stammt aus dem Unteroolith von Bayeux (Calvados), das
andere fand ich in der Zone des Amm. Sauzei am Hoheuzollern
bei Hechingen.
105. Lyonsia abdiicta.
ünio abductus, Phill. 1829. tab. 11, fig. 42.
j, „ Ziet. 1833. tab. 61, fig. 3.
Gresslya major, Agass. Myes. tab. 13, fig. 11 — 13,
und tab. 13^, fig. 1 — 3.
Die Beschreibungen und Figuren von Unio abductus Ziet.
und Gresslya major Agass. beziehen sich auf eine und dieselbe
Species, d. h. auf die in der Zone der Trig. navis im Boller
Teufelsloch und zu Gundershofen zahlreich vorkommende Muschel.
Zieten und d'Orbigny haben erstere und somit auch die Agas-
— 516 —
Biz'sche Species mit ünio abductus Phill. vereinigt. Lyonsia
abducta findet sich an der Küste von Yorkshire in der Unter-
region des Unterooliths. Das Lager unserer Muschel würde somit
in den verschiedenen Gegenden annähernd übereinstimmen.
106. Lyonsia gregaria.
Lutraria gregaria, Rom. 1836. Ool. tab. 8. fig. 11.
Gresslya zonata, Agass. 1845. Myes. tab. 12^, f. 1-3,
pag. 214.
Wird an der schwäbischen Alp häufig mit Amm. Humphrie-
sianus gefunden. Auch im französischen Unteroolith kommt sie
an verschiedenen Punkten vor.
107. Lyonsia latirostris.
Gresslya latirostris, Agas8. 1845. Myes. tab. 13%
fig. 8—13, pag. 212.
Unteroolith von Cheltenham (Gloucestershire), sowie von
Tannie (Sarthe).
108. Anatina undulata, Morris Cat. pag. 183.
Sanguinolaria undulata, Sow. 1827. tab. 548, fig. 1.
Findet sich an der schwäbischen Alp in der Zone des Amm.
Humphriesianus. Sowerby's Originalexemplar stammt aus dem
Unteroolith von Brora in Schottland, die genaue Zone, welche
die Muschel dort einnimmt, ist nicht bekannt. Prof. Quenst.
Handb. pag. 552 beschreibt dieselbe von der schwäbischen Alp
(aus dem br. Jura 6).
109. Ceromya Bajociana, d'Orb. 1850. Prodr. lO. 252.
Isocardia concentrica, Phill. 1829. tab. 11, fig. 40
(non Sow.).
Gehört entschieden der untern Hälfte des Unterooliths an,
und findet sich in den sandigen Schichten über der Zone des
Amm. torulosus zu Frocester (Gloucestershire), Glaizedale (York-
shire), sowie in den sandigen Platten von CoUyweston bei Stam-
ford (Northamptonshire).
- 517 -
110. Ceromya Orbignyana, n. sp.
Ceromya Bajociana, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 252. (pars).
Die prächtige Species, welche im ünteroolith von Conlie
(Sarthe) in der neuem Zeit zahh*eich gefunden wurde, lässt sich
von der vorigen Art abtrennen. Sie wird viel grösser , erreicht
3 Zoll Höhe und 4 Zoll Länge; die Wirbel treten weiter her-
vor und sind stärker gebogen. Die Steinkerne zeigen ähnliche
aber schwächere Streifung als die von Ceromya concentrica, doch
verwischt sich dieselbe bei ausgewachsenen Exemplaren oft sehr,
so dass sie an den Wirbeln kaum noch sichtbar bleibt. Im
üeb'rigen gilt die von d'Orb. Prodr. 10. 252 gegebene Beschrei-
bung auch hier.
111. Thracia lata.
Sanguinolaria lata, Goldf. 1839. tab. 160. fig. 2.
Häufig in den Schichten des Amm. Humphriesianus zu
Wasseralfingen , Altenstadt und in den Umgebungen von Reut-
lingen, woher sie auch Goldfuss (und zwar irrthümlich aus
dem Lias) angeführt hat.
112. Leda rostralis, d'Orb. 1850, Prodr. 9. I74.
Nucula rostralis, Lam. An. s. v. 6. pag. 59. Goldf.
tab. 125. fig. 8.
^ claviformis, Sow. 1824, tab. 476, fig. 2.
Markirt an vielen Localitäten den wichtigen Horizont (Zone
des Amm. torulosus), welcher die Basis des Unterooliths bildet,
und findet sich in dieser untersten Zone zu Banz in Bayern
(nach Goldf.), ferner zu MÖssingen und Gomaringen in Württem-
berg, zu ührweiler (Bas-Rhin), zu Vassy (Yonne), zu Salins
(Jura), und Milhau (Aveyron). Nucula claviformis Sow. von
Northamptonshire stimmt annähernd mit den Exemplaren des
Continents überein, und stammt wahrscheinlich auch aus der-
selben Zone, da in jener Provinz gerade die Grenzschichten
zwischen Lias und Oolith an vielen Stellen entblösst sind.
— 518 —
113. Leda Diana, d'Orb. 1850, Prodr. 9. 177.
Nucula mucronata, Goldf. 1837. tab. 125, fig. 9.
(non Sow.)
Findet sich mit der vorigen Species in derselben Schichte
und kommt an den meisten der eben genannten Localitäten vor.
114. Lerla Delila, d'Orb. 1850, Prodr. 9 179.
Steht der Leda subovalis des mittlem Lias nahe. Mit Tri-
gonia navis am Staufenberg und Boller Teufelsloch. In Frank-
reich nach d*Orb. zu Milhau (Aveyron).
115. Leda Deslougchampsi , n. sp. *
Die kleine Species hat einige Aehnlichkeit mit Leda Diana,
ist aber weniger gewölbt, besitzt eine länglichere Form und
steht hierin sowie in Beziehung auf die Schärfe der seitlichen
Kanten, welche von den Wirbeln aus rückwärts laufen zwischen
Leda Diana d'Orb. und Leda acuminata Goldf. sp. in der
Mitte. Die Schale ist mit feinen concentrischen Streifen bedeckt.
Leda Deslougchampsi findet sich mit Amm. Murchisonae sehr
zahlreich in den Eisenerzen von Aalen und Wasseralfingen.
116. Leda Caudata, d'Orb. 1850 Prodr. 10. 259.
Nucula caudata, Dunk. und Koch 1837 Beitr. tab. 2.
fig. 7. Leda Acasta, d'Orb. Prodr. 10. 261.
Unterscheidet sich von Leda lacryma des Grossooliths durch
ihre gestreifte Schale, ist desshalb vielleicht mit Leda mucronata
zu vereinigen. Leda caudata findet sich mit Amm. Parkinsoni
und subfurcatus an der schwäbischen Alp bei Ehningen. Dunk er
beschreibt sie von Geerzen und Goldfuss aus dem ünteroolith
von Rabenstein.
t 117. Leda aeqiiilatera.
Teilina aequilatera, Koch und Dunk. 1837. Beitr.
tab. 2. fig. 9.
Wurde von Dunker aus dem ünteroolith von Geerzen
beschrieben. An der schwäbischen Alp findet sich dieselbe Art
— 519 —
sehr zahlreich mit Amm. Parkinsoni, geht aber auch noch etwas
höher hinauf.
118. Niicula Hausmanni, Rom. 1836. Ool. tab. 6, fig.
12, pag. 98.
Sehr häufig in der Zone des Amm. torulosus zu Altdorf
in Bayern, Mössingen und Gomaringen in Württemberg, dessgl.
nach Römer zu Hildesheim und Goslar. In Frankreich kommt
sie in derselben Zone vor bei Milhau (Aveyron) , Vassy (Yonne)
Pinperdu (Jura) , Uhrweiler (Bas-Rhin). Nucula Hammeri Goldf.
(non Defr.) ist eine aufgeblähte Varietät, welche vielleicht mit
Nuc. Hausmanni vereinigt werden muss, jedenfalls mit ihr das-
selbe Lager gemein hat.
119. Nucula Hammeri, Defr. 1825. Dict. 35. 217.
Nucula ovalis, Hehl. Ziet. 1032. tab. 57. fig. 2.
„ Goldf. 1837. tab. 125. fig. 2. 3.
Findet sich mit Trigonia navis am Stuifenberg, im Boller
Teufelsloch, in den Umgebungen von Mössingen, zu Zillhausen
bei Balingen u. s. w. In Frankreich erhielt ich sie gleich zahl-
reich aus den Thonen mit Trigonia navis von Gundershofen
(Bas-Rhin).
120. Nucula Aalensis.
Nucula variabilis, Phill. 1829. tab. 11. fig. 19. (non
Phill. tab. 9. fig. 11. non Sow.)
Hat viele Aehnlichkeit mit Nucula Hausmanni, doch treten
die Wirbel nicht so weit hervor und sind weniger gebogen, auch
ist die Höhe der Muschel in der Wirbelgegend geringer als bei
Nucula Hausmanni. Nucula Aalensis findet sich zahlreich mit
Amm. Murchisonae in den Eisenerzen von Aalen. Ein damit über-
einstimmendes Exemplar sandte mir Dr. Dewalque aus dem
Unteroolith von les Cloppes an der Grenze von Luxemburg gegen
das Dep. der Moselle. Phillips bildet sie aus dem Unteroolith
von Blue wick (Yorkshire) ab.
121. TaDcredia Engelhardti, n. sp.
In der Zone der Trig. navis fand ich am Staufenberge eine
— 520 —
kleine Muschel, welche in das Genus Tancredia gehört. Beide
Schalen hängen noch zusammen, und bilden einen ziemlich flachen
Körper. Die Seiten sind von feinen concentrischen Streifen be-
deckt, welche in der Arealkaiite ihre Richtung ändern und unter
einem Winkel schräg gegen oben dem Rande zu laufen. Was
die Species besonders auszeichnet, sind einige feine Radialstreifen,
welche auf der AreS der Kante parallel gehen. Im Uebrigen
hat die Muschel die Form von Tancredia donaciformis , ist aber
kleiner und flacher.
122. Tancredia donaciformis, Lyc. Ann. nat. bist. 1850
und Proceed. of theCotteswold nat. h. Club. Febr. 1853.
Hettangia Dionvillensis, Terq. Bull. Soc. geol. de Fr.
18. Avr. 1853. tab. 1. fig. 1—4.
Pullastra oblitä, Quenst. Handb. 1852. tab. 46, fig.34.
(non Fhill.)
Wurde von Prof. Quenstedt aus den Schichten des Amm.
Murchisonae von Heiningen bei Boll beschrieben und dabei die
Abbildung des Schlosses gegeben. Terquem (Paläont. du dep.
de la Moselle, extr. pag. 24) erwähnt sie annähernd aus der-
selben Zone von dem Moselledepartement. Zu Tannie (Sarthe)
fand ich in den untern Lagen des Unterooliths einen Steinkern,
der ohne Zweifel dazu gehört. Ueber das Vorkommen von T.
donaciformis in England gibt Lycett an, dass die Muschel in
der Mittelregion des Unterooliths von Gloucestershire liege.
123. Tancredia compressa. •
Hettangia compressa, Terq. Bull. Soc. geol. de Fr.
18. Avr. 1853. tab. 1, fig. 5—7.
Findet sich im Moselledepartement mit der vorigen Art.
124. Tancredia Lycelti, n. sp.
Die Schale wölbt sich in ähnlicher Weise wie die von
Tancredia Deshayesea Terq., ist aber dabei viel bauchiger, so
dass der Durchmesser der Muschel viel grösser wird. Ein be-
sonderes Kennzeichen liefert die Area. Wie bei Tancredia dona-
fciformis wird dieselbe durch zwei deutliche Seitenkanten begrenzt.
— 521 —
dagegen bildet sie nicht eine einfache Fläche , sondern jede Schale
biegt sich an ihrem Rande gegen oben, so dass von dem hintern
Zahn an in der Medianebene ein deutlich ausgesprochener Rand
parallel der Arealkante schräg gegen unten läuft. Der hintere Zahn
ist im Vergleich zu den zwei Hauptzähnen unter den Wirbeln
sehr gross. Findet sich mit Amm. Murchisonae im Heininger
Wald bei Boll, sowie in den Thoneisensteinen von Aalen.
125. Tancredia axiniformis, Morr. und Lyc. Gr. Ooi.
1854. IL tab. 12. fig. 7.
Nucula axiniformis, Phil. 1829. tab. 11, lig. 13.
Wurde von Phillips aus den untern Lagen des Unter-
ooliths der Küste von Yorkshire beschrieben. In Württemberg
findet sich dieselbe Species in den Sandsteinen des Amm. Mur-
chisonae der Boller Gegend.
126. Tancredia Roliei, n. sp.
Steht in Beziehung auf die äussere Form der Tancredia
compressa Terq. sehr nahe, erreicht jedoch deren Grösse bei
Weitem nicht, und ist auch etwas länglicher als diese. Die
wohlerhaltenen Exemplare, welche ich von ihr besitze, zeichnen
sich durch Feinheit der Schalen vor allen seither beschriebenen
Arten aus , und übertreffen hierin sogar Tancredia lucida Terq.
einigermassen. Li Verbindung damit steht die Kleinheit der
Zähne ; der hintere Zahn ist kaum sichtbar, doch entspricht ihre
Anordnung der Schlossbildung von Tancredia. Ich erhielt die
Species zahlreich aus den Eisenerzen von Aalen mit Amm. Mur-
chisonae und Pecten pumilus.
127. Quensledtia Oblita, Morr. und Lyc. 1854. Gr.
Ool. IL tab. 9, fig. 4 a. b. (non fig. 4) tab. 15, fig. 12.
Pullastra oblita, PhiU. 1829. tab. 11, fig. 15.
Kommt sowohl in Yorkshire, als in Gloucestershire in der
untern Hälfte des Unterooliths vor. Uebereinstimmend damit
findet sie sich in Schwaben in der Zone des Amm. Murchisonae
am Rechberg und zu Aselfingen an der Wutach.
Morris und Lyc. Gr. Ool. IL pag. 97 erwähnen eine
Württemb. naturw. Jahresheft. October 1856. 3. Heft. 34
^ 522 -=-
kleinere Varietät aus dem Grossoolith und bilden tab. 9. fig. 4
ein halb Zoll grosses Exemplar davon ab. Ich nenne sie Quen-
stedtia Morrisi. Dieselbe wurde in dem Grossoolith von Min-
chinhampton (Gloucestershire) gefunden, ist aber von andern
Orten nicht bekannt.
128. Corbula obscura, Sow. 1827. tab. 572. fig. 5.
^ „ Quenst. Handb. 1852. tab. 47,
fig. 10.
Die Zone , in welcher Corbula obscura an derjenigen Loca-
lität vorkommt, von welcher sie Sowerby abgebildet hat, ist
unbestimmt. In Württemberg liegt die übereinstimmende Species
in den Schichten des Amm. Murchisonae zu Wissgoldingen und
Heiningen bei BoU.
f 129. Corbula cnciillaeaeformis, Dunk. 1837. Beitr.
tab. 2, fig. 6, pag. 31.
ünteroolith von Geerzen. Quenst. Handb. pag. 554 gibt
die Art von der schwäbischen Alp aus den Schichten des Amm.
Parkinsoni an.
130. Opis similis, Desh. (Cardita Sow. tab. 232. fig. 3.)
Cardita similis, Phill. 1829. pag. 150.
Findet sich nicht selten im französischen und englischen
ünteroolith. Meine schwäbischen Exemplare erhielt ich aus der
Zone des Amm. Humphriesianus von Altenstadt, Oeschingen u.s.w.
In den Schichten gleichen Alters kommt sie zu Cloughton Wyke
(Yorkshire) vor.
131. Opis lunulata, Desh. (Cardita Sow. tab. 232. fig. 1,2.)
ünteroolith , Frankreich und England, fehlt an der schwäbi-
schen Alp.
132. Astarte Voltzi, Hön. Goldf. 1837. tab. 134, fig. 8.
(Rom. ?)
Häufig in den Schichten des Amm. torulosus zu Mössingen
und Gomaringen an der schwäbischen Alp, in den Umgebungen
von Altdorf und Neumarkt in Bayern, zu Uhrweiler (Bas Rhin),
- 523 -
Milhau (Aveyron), Mende (Lozere) u. s. w. Römer, Ool. pag.
112 beschreibt sie vom Langenberge bei Gosslar, wo sie mit
Amm. opalinus und torulosus vorkommt. *
133. Astarte siibtetragona, Goldf. 1837, tab. 134, fig. 6.
Register zum zweiten Band. pag. 305.
Astarte excavata, Goldf. 2. Bd. pag. 190 (non Sow.)
„ „ Rom. OoJ. 1839. pag. 40.
In den obersten Lagen der Zone des Amm. torulosus in der
Boller und Reutlinger Gegend, sowie an mehreren der bei der
vorigen Species genannten Localitäten.
134. Astarte excavata, Sow. 1819. tab. 233.
Unteroolith von Dundry bei Bristol und Yeovil (Somerset-
shire). Abdrücke einer ähnlichen Art fand ich zahlreich in den
sandigen Schiefern von CoUyweston bei Stamford (Northampton-
shire). Die Species gehört der Zone des Amm. Murchisonae an,
ich erhielt sie daraus von der Boller Gegend. In der Samm-
lung des Dr. Fraas sah ich sie aus den Schichten gleichen Alters
von der Wutach. Leop. v. Buch (1837 Jura Deutschlands)
hat sie auf seinem Profile gleichfalls in diese Zone eingetragen,
üebereinstimmend damit hegt sie in den Umgebungen von Chel-
tenham (Gloucestershire) zahlreich in dem Freestone des dortigen
LTnterooliths. In Frankreich erhielt ich sie als Steinkern aus
dem Unteroolith von Tannie (Sarthe),
135. Astarte elegaris, Sow. 1816, tab. 137, fig. 3.
„ „ Phill. 1829, tab. 11, fig. 41.
„ „ Goldf. 1837, tab. 134, fig. 12.
Die Goldfuss'sche Figur drückt die Charactere der Species
am deutlichsten aus. Astarte elegans kommt mit der vorigen
Art in der Zone des Amm. Murchisonae vor. Ich erhielt sie
aus dem Freestone der Cotteswolds Hills (Gloucestershire), aus
dem Unteroolith von Bluewick (Yorkshire), sowie von Dr. Fraas
* Siehe hierüber : Rolle 1853 Vergleichung des norddeutschen Lias mit
dem echwäbischen.
34 *
— 524 ~
aus den Schichten des Amm. Murchisonae von Aseifigen an der
Wutach. Sowerby beschreibt sie von Yeovil (Somersetshire).
136. Astarte Aaleosis, n. sp.
Hat viele Aehnlichkeit mit Dunker's A. pisum, Beitr. tab.
2, fig. 3 und besitzt die Grösse seiner fig. 3. a, b , unterschei-
det sich jedoch von derselben durch feinere concentrische Rippen,
deren Zahl 20 übersteigen kann, ferner durch die Zahnung des
innern Randes, sowie durch ihre etwas schärferen Wirbel. Findet
sich zahlreich mit Amm. Murchisonae zu Aalen.
137. Astarte depressa, Münst. 1837, Goldf. tab. 134.
fig. 14.
Findet sich in der Zone des Amm. Humphriesianus in den
Umgebungen von Scarborough (Morr. und Lyc. Gr. Ool. tab. 14>
fig. 14). In Schwaben in demselben Niveau zu Neuffen und
Oeschingen. Goldfuss beschreibt sie aus dem Unteroolith von
Rabenstein in Bayern.
138. Astarte Goldfussi, n. sp.
Astarte Bulla, Goldf. 1837, tab. 134, fig. 10. (non
Rom.)
In den untersten Kalkbänken der Zone des Amm. Hum-
phriesianus findet sich längs der ganzen schwäb. Alp eine kleine
Astarte, welche mit der Goldfuss'schen Figur von Astarte Bulla
übereinstimmt. Ihre Identität mit Römer's Astarte pulla lässt
sich bei den abweichenden Figuren nicht nachweisen, ich be-
ziehe mich desshalb auf die veränderte Goldfuss'sche Abbildung
und benenne die Species von Neuem. Wasseralfingen , Stuifen,
Altenstadt.
139. Astarte minima, Phill. 1829. tab. 9, fig. 23.
Die kleine Muschel gehört ihrer äussern Form nach zwischen
die beiden vorigen Species in die Mitte. Humphriesianusbett
der Umgebungen von Scarborough (Yorkshire).
— 525 -=
t 140. Astarte subtrigona, Münst. 1837, Goldf. tab.
134. fig. 17.
Findet sich in den obersten Lagen der Zone des Amm.
Parkinsoni zu VVasseralfingen und Bopfingen.
t 141. Astarte Thisbe, d'Orb. 1850. Prodr. lO. 288.
D'Orbigny's Beschreibung passt vollständig auf die über
der Zone des Amm. Parkinsoni an der Lochen bei Balingen , zu
Ehningen u, s. w. häufig vorkommende zollgrosse Astarte; die-
selbe besitzt in der Jugend entfernt stehende concentrische Rippen,
wird aber bald glatt. Die schwäbischen Exemplare sind beinahe
immer ganz flach, was nur theilweise von Zerdrückung herrühren
mag, da sich auch die Schalen wohlerhaltener Exemplare nur
wenig wölben.
142. Astarte detrita, Goldf. 1837, tab. 134, fig. is.
Astarte elegans major, Ziet. 1833, tab. 62, fig. 1.
Hat viele Aehnlichkeit mit Astarte elegans, doch zeigen schon
die Goldfuss' sehen Figuren die Unterschiede deutlich. Findet
sich in Schwaben sehr selten in den obern Lagen des Unter-
ooliths. Ohne Zweifel gehört Zieten's Astärte elegans major
hierher. Zeichnet sich im Unteroolith von Bayeux (Calvados)
durch Häufigkeit aus; kommt nach Morris Cat. pag. 186 auch
in Gloucestershire vor.
143. Astarte obliqua, Desh. 1838, Tr. e'l^ment. deConch.
tab. 22, fig. 14, 15.
Unteroolith von Burton-Bradstock (Dorsetshire), Dundry bei
Bristol (Somersetshire) und Bayeux (Calvados). Fehlt an der
schwäbischen Alp.
144. Astarte trigona, Desh. 1830, Enc. 2. Bd. pag. 80.
Mit der vorigen Art.
145. Cypricardia acutangula, d'Orb. Prodr. lo. 305.
Cardium acutangulum, Phill. 1829, tab. 11, fig. 6.
Cypricardia cordiformis, Desh. 1838, Tr. de Conch.
tab. 24, fig. 12, 13.
— 526 —
Venus solida, Buckra. 1845, Murch. Geol. of Cheltenh.
tab. 6, flg. 4.
Unterregion des ünterooliths von Gloucestershire und
Yorkshire.
146. Trigoiiia piilchella, Agass. i84i.Trig. t. 2, f. 1--7.
Die kleine zierliche Species characterisirt die untersten Schich-
ten des Ünterooliths (Zone des Amm. torulosus) und kommt in
denselben zu Gundershofen (Bas-Rhin), Milhau (Aveyron) und
in den Umgebungen von Metz vor, von welch letzterer Localität
sie M. Terquem, Pal. d. dep. de la Moselle, extr. pag. 23.
anführt. Marcou erwähnt sie ferner aus denselben Schichten
von Besangon (Doubs) und Montservant (Jura), siehe §. 47.
147. Tligonia na vis, Lam. Enc. meth. tab. 237, üg. 3.
„ „ Ziet. tab. 58, fig. 1 u. tab. 72. fig. 1.
In den meisten Gegenden, in welchen die untern Lagen des
ünterooliths aus Thonen bestehen, nimmt Trigonia navis einen
äusserst bestimmten und sichern Horizont ein, welcher über den
Schichten des Amm. torulosus und unter der Zone des Amm.
Murchisonae seinen Platz hat. In grosser Regelmässigkeit findet
man diese Aufeinanderfolge in Schwaben : am Stuifen und Rech-
berg, im Boller Teufelsloch, in der Metzinger Gegend, bei Mös-
singen u. s. w. Noch ungleich häufiger liegt Trig. navis in
derselben Zone zu Gundershofen im Elsass, sie findet sich ferner
mit Ammonites opalinus bei Metz (Moselle). Leopold von
Buch erwähnt sie von Günsberg bei Solothurn. Römer
Ool. pag. 96 führt sie von Gosslar und von Hildesheim an,
von Strombeck aus den Umgebungen von Braunschweig; ihre
Verbreitung ist somit keine geringe. Dagegen bekam ich in
England keinerlei Andeutungen von ihrem Vorkommen und auch
in Frankreich wurde sie in Gegenden , wo der Unteroolith
mit oolithischen Kalken beginnt , wie in der Sarthe , der Nor-
mandie u. s. w. bis jetzt nicht gefunden. Agassiz* sagt,
' Agass. 1841, Etudes critiques sur les Mollusques fossiles, Monogr. des
Trigou. pag. 13.
- 527 —
sie werde das eine Mal in den obern Lias , das andere Mal
in den ünteroolith gestellt , was insofern richtig ist , als die
thonigen Lagen , welche die Basis des Unterooliths bilden, schon
auf verschiedene Weise eingereiht , d. h. entweder dem obern
Lias oder dem Ünteroolith zugetheilt wurden. Dass sie aber
d'Orbigny Prodr. 8. 175 in den mittleren Lias stellt, beruht,
abgesehen von Obigem, unbedingt auf einem Irrthume.
148. Trigonia similis, Agass. 1841, Trig. tab. 2, ßg.
18 — 21.
Lyriodon simile, Bronn. 1836, Leth. tab. 20, fig. 5.
Die der Trig. costata ähnliche, aber enger gerippte Muschel,
begleitet die vorige Species, ist aber seltener als sie.
J49. Trigonia striata, Sow. I819, tab. 237, fig. 1. 2.
„ „ Phin. 1829, tab. 11, fig. 38.
Lyrodon striatum, Goldf. 1837, tab. 137, fig. 2.
Kommt mit Aram. Murchisonae zu Wasseralfingen , zu Hei-
ningen bei Boll, und zu Aselfingen an der Wutach vor. Gold-
fuss beschreibt sie aus den Umgebungen von Banz. In Frank-
reich und England liegt sie gleichfalls immer in der Unterregion
des Unterooliths. Ich erhielt sie von Tannie (Sarthe), Blue-wick
(Yorkshire), sowie aus den Umgebungen von Cheltenham.
150. Trigonia tuberculata. Agass. I84i, Trig. tab. 2,
fig. 17 (non tab. 9, fig. 6—8.)
Das Agassiz'sche Originalexemplar tab. 2, fig. 17 besitzt
einen solchen Grad von Unvollständigkeit , dass die Species
schwierig wiederzuerkennen ist. Die entferntstehenden Knoten-
reihen laufen bei jungen Individuen in einem schwachen Bogen,
später bekommen sie eine Biegung nach unten, welche so stark
sein kann , dass sie sich zwar an beiden Enden unter einem
spitzen Winkel nähern, sich aber dabei nicht mehr treff'en, son-
dern am Rande aufhören. Die drei äusseren Rippen, welche
Agass. gezeichnet hat, deuten diese Abweichung an. Die
Zone, welche Trigonia tuberculata einnimmt, beschränkt sich an
den Localitäten, an welchen ich sie bis jetzt gefunden habe, auf die
— 528 —
Schichten des Amm. Murchisonae. Ich erhielt sie daraus von
Aalen, Wasseralfingen und Aselfingen, sowie von Blue-widk
(Yorkshire) ; weitere Punkte, an welchen sie vorkommt, sind in
den Umgebungen von Longwy (Moselle) und von Gundershofen
(Bas-Rhin), woselbst sie der Analogie nach gleich über den Tho-
nen der Trig. navis liegen müsste.
151. Trigonia signata, Agass. 1841, Trig. tab. 3, fig. 8.
tab. 9, fig. 5.
Trig. clavellata, Ziet. tab. 58, fig. 3 (non Park.)
Findet sich in Schwaben am häufigsten in der Region des
Amm. Humphriesianus, geht jedoch auch noch etwas höher hin-
auf. In England kommt sie in der Oberregion des ünterooliths
von Gloucestershire vor; Lycett's Trig. decorata, Ann. 1853, tab.
11, fig. 1, scheint dazu zu gehören. Agassiz beschreibt seine
Species aus dem Unteroolith der Schweiz, Terquem führt sie
aus dem Dep. der Moselle an. Zu Scarborough (Yorkshire) kommt
sie mit Amm. Humphriesianus vor.
152. Trigonia COStata, Park. Sow. 1815, tab. 85.
» „ Ziet. 1833, tab. 58, fig. 5.
Im Unteroolith von Deutschland , Frankreich und England.
An der schwäbischen Alp finden sich die typischen Exemplare,
wie sie Zieten abgebildet hat, beinahe ausschliesslich nur in
der Zone des Amm. Humphriesianus, doch gelang es bis jetzt
nicht, die in andern Ländern sowohl in höheren, als tieferen
Lagen vorkommende Muschel davon zu unterscheiden.
153. Pronoelrigonellaris, Agass. Bronn, Index, pag. 1045.
Venulites trigonellaris, Schloth. 1820. pag. 198.
Cytherea trigonellaris, v. Buch 1837. Jura Deutschi.
Venus trigonellaris, Quenst. Flözgeb. pag. 294.
Cardinia trigonellaris, d'Orb. Prodr. 8. 172.
Eine der wichtigsten Leitmuscheln für die Zone der Trig.
navis. Findet sich zahlreich zu Gundershofen (Bas-Rhin) , sowie
am Rechberg und Teufelsloch bei Boll. Wurde von d'Orbigny
Prodr. irrthümlich in den mittleren Lias gestellt.
- 529 -
f 154. Liicina Neiiffensis /n. sp.
Der Umfang der dickschaligen Muschel ist beinahe rund,
ihre grösste Breite kann 3 Zoll erreichen. Die Schalen sind
schwach gewölbt, beinahe glatt und nur an den Rändern schwach
concentrisch gestreift. Das Schloss besitzt auffallende Aehnlich-
keit mit dem der vorigen Species, die Muschel würde desshalb
vielleicht besser als Pronoe Neuffensis angeführt. Findet sich
in der Oberregion der Zone des Amm. Parkinsoni zu Neuffen
an der schwäbischen Alp und gehört vielleicht schon in die
folgende Etage.
155. Lucina plana, Ziet. 1833, tab. 72, fig. 4.
Liegt wie Pronoe trigonellaris in der Zone der Trig. navis
und findet sich in Württemberg im Boller Teufelsloch und am
Rechberge. In Frankreich erhielt ich ihre Steinkerne in den
unteren Schichten des Unterooliths von Tannie (Sarthe). Wohl-
erhaltene Exemplare kommen in den Schichten gleichen Alters
zu Milhau (Aveyron) vor. Mit Lucina plana findet sich an der
schwäbischen Alp, sowie im Dep. der Sarthe eine zweite auf-
geblähtere Art, welche wahrscheinlich zu Lucina Lorieri, d'Orb.
Prodr. 10. 319. gehört.
156. Lucina Wrlghti, n. sp.
^ Bellona, Morr. und Lyc. Gr. Ool. (pars).
(non d'Orb.)
„ lyrata, verschd. Aut. (non PhiU.)
Die grosse, ziemlich aufgeblähte Muschel ist mit feinen,
aber in einiger Entfernung von einander stehenden, concentrischen
Streifen bedeckt. Sie unterscheidet sich von der im Grossoolith
vorkommenden, von d'Archiac beschriebenen Lucina Bellona
(lyrata d'Arch.) durch ihre rundere und aufgeblähte Form. Das
Lager beider ist zudem gänzlich verschieden , indem Lucina
Wrighti sehr zahlreich in dem Fimbria marl des Unterooliths
von Gloucestershire gefunden wird, Lucina Bellona dagegen in
den obern Lagen des französischen Bathonien vorkommen soll.
- 530 —
157. Unicardium depressiim, Morr. und Lyc. Gr.Ool.
II. tab. 14, fig. 10.
Corbula depressa, Phill. tab. 9, fig. 16.
Wurde von Phillips aus dem Cave Oolith von Yorkshire
aus den Umgebungen von Scarborough beschrieben, stammt so-
mit aus der Zone des Amm. Humphriesianus. In Gloucestershire
erhielt ich dieselbe Species aus dem ünteroolith von Leckhamp-
ton-Hill.
158. Unicardium cognatum, d'Orb. 1850, Prodr. 10.324.
Cardium cognatum, Phill. 1829, tab. 9, fig. 14.
Mit der vorigen Art, sowie nach d'Orbigny von Moutiers
(Calvados).
159. CardiuDi subtriincatimi, d'Orb. 1850, Prodr. 9.202.
Cardium truncatum, Gold f. tab. 143, fig. 10 (non Phill.)
Mit Trig. navis am Rechberg und Staufen, im Boller Teu-
felsloch; dessgl. zu Gundershofen (Bas-Rhin).
160. Cardium substriatuluni, d'Orb. 1850, Prodr. 10. 332.
Cardium striatulum, Phill. tab. 11, fig. 7. (Sow. ?)
non Broc Chi.
Unterregion des ünterooliths von Blue-wick (Yorkshire), Ün-
teroolith von Burton-Bradstock (Dorsetshire). In den Schichten
des Amm. Murchisonae zu Aalen. Von der vorigen Art nur
wenig verschieden.
161. Isocardia COrdata. Buckmann 1845. Murch. Geol.
of Cheltenh. tab. 7, fig, 1.
Ünteroolith von Tannie (Sarthe), Leckhampton Hill (Glou-
cestershire). Die Exemplare, welche ich an beiden Localitäten
erhielt, stimmen vollständig unter einander iiberein. Morris und
Lycett, Gr. Ool. II. tab. 15, fig. 5, pag. 135 führen die Species
aus dem Cave Oolithe von Yorkshire an.
162. Isocardia gibbosa, Münst. 1837, Goldf.t. 140, f.io.
„ minima, Ziet. tab. 62. fig. 4. (non Sow.)
— 531 —
Oberregion des Unterooliths von Bopfingen, Rechberg, Beu-
ren und Streichen an der schwäbischen Alp.
163. Area liasiana , Rom. 1836. Ool. pag. 102.
„ inaequivalvis, Goldf. 1837, tab. 122, fig. 12.
(non Lin).
„ subliasina, d'Orb. 1850, Prodr. 8. 189.
Findet sich mit Amm. torulosus bei Boll, Mössingen und
Gomaringen. In Frankreich in der gleichen Region zu ühr-
weiler (Bas-Rhin), Vassy (Yonne), Salins (Jura), Besangon (Doubs),
Milhau (Aveyron). Römer beschreibt seine Species aus den
obern Liasmergeln des Adenberges bei Gosslar. Nach Rolle*
haben wir unter dieser Angabe sowohl die Schichten des mitt-
lem Lias, als die Torulosusschichten zu verstehen. In Beziehung
auf die Lagerungsverhältnisse der Rom er 'sehen Species sind
demnach keine Widersprüche vorhanden. Sowohl an den ver-
schiedenen Localitäten Deutschlands als Frankreichs liegt sie
immer in der untersten Zone des Unterooliths, während ich sie
in England nur von Somersetshire kenne, wo sie jedoch dasselbe
Niveau einnimmt.
164. Area Lycetti, n. sp.
Cucullaea cancellata, Phill. (pars) 1829, tab. 11,
fig. 44, (non Phill. tab. 9, fig. 24, non Sow.)
Die Exemplare dieser Species aus den Schichten des Amm.
Murchisonae von Aalen stimmen mit denen überein, welche ich
aus derselben Zone von Yorkshire mitbrachte, beide weichen
aber von der grösseren Cucullaea cancellata Phill. 9. 24. und
Morr. und Lyc. Gr. Ool. II. 14. 12. ab, indem ihre Radialstrei-
fung im Vergleich mit den concentrischen Streifen stärker ist,
als bei letzterer.
Vergleichung des norddeutschen Liae mit dem schwäbischen pag. 44.
- 532 —
165. Area cancellina, d'Orb. Prodr. lo. 350.
Cucullaea cancellata, Phill. (pars) 1829, tab. 9, fig. 24.
Morr. und Lyc. Gr. Ool. II. tab. 14, fig. 12. (non
Sow.)
Zone des Amm. Humphriesianus (Yorkshire); ünteroolith
(Gloucestershire).
166. Area oblouga, Goldf. 1837. tab. 123. fig. 2.
Cucullaea oblonga, Sow. 1818, tab. 206, fig. 1, 2.
„ „ Ziet. 1853, tab. 56, fig. 5.
Das Hauptlager dieser Muschel in Schwaben bilden die
Schichten des Amm. Humphriesianus. Sie findet sich darin am
Stuifenberg, zu Neufi'en und Oeschingen. In Frankreich kommt
sie im ünteroolith zu Bayeux (Calvados), Tannie (Sarthe), in
England zu Dundry (Somersetshire) vor.
167. Pinna Faberi, n. sp.
Kleine Species, welche viele AehnHchkeit mit Pinna mitis
Ziet. hat, sich aber durch unregelmässigere concentrische Falten
unterscheidet, welche auf der einen Seite in der Nähe des Ran-
des ziemlich derb werden und sich dabei stark gegen die Spitze
hinziehen. Sie werden von schwachen Radialstreifen durch-
schnitten, während die andere Hälfte der Schale von 13 — 15
stärkeren und engstehenden Radialstreifen bedeckt ist. Die Muschel
findet sich mit weiss erhaltener Schale in den Schichten der
Trig. navis am Fusse des Hohenstaufens.
168. Pinna ciineata, Phill. 1829, tab. 9, fig. 17.
„ „ Morr. und Lyc. Gr. Ool. IL tab. 6,
fig. 11.
Morris und Lyc. weisen diese Species im Cave-Oolith
von Yorkshire, in den Oolithen von Collyweston (Northampton-
shire) und im ünteroolith von Gloucestershire nach.
169. Pinna Bnehii, Koch undDunk. 1837, Beitr. tab.2.
fig. 18.
Pinna mitis, Ziet. tab. 55, fig. 4. (non Phill.)
Wurde aus der Oberregion des ünterooliths von Holtensen
- 533 -
beschrieben. An der schwäbischen Alp bei Oeschingen findet
sich eine vielleicht dazu gehörige Species in der Zone des Amm.
Humphriesianus.
170. Myoconcha striatula, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 377.
Mytilus striatulus, Münst. Goldf. 1837, t. 131, f. 1.
Im Unteroolith von Bayeux (Calvados) dessgl, von Burton-
Bradstock (Dorsetshire) und Dundry (Somersetshire) ; Goldf. be-
schreibt sie aus dem Unteroolith von Thurnau in Bayern.
171. Myoconcha crassa, Sow. 1824. tab. 467.
Mit der vorigen Art in Frankreich und England, vom süd-
westlichen Deutschland nicht bekannt.
172. Mytilus striatulus
Modiola striatula, Quenst. 1852, Handb. tab. 43, fig.7.
(non Goldf. tab. 131, fig. 1, Myoconcha).
Mytilus pulcher, Goldf. tab. 131, fig. 8.? (non Phill.)
Findet sich an der Basis der Schichten des Amm. Hum-
phriesianus zu Mössingen und auf dem Ramsberg bei Donzdorf.
173. Mytilus CUneatUS, d'Orb. 1850, Prodr. 10. 380.
Modiola cuneata, Sow. 1818, tab. 211, fig. 1.
Mod. cuneata und Hilliana Ziet.
In der Oberregion des Unterooliths mit Amm. Humphriesia-
nus bei Bopfingen, Wasseralfingen, am Stuifenberg, bei Oeschingen
u. s. w., dessgl. zu Bayeux (Calvados). In England kommt
sie in derselben Zone zu Scarborough (Yorkshire) vor.
174. Mytilus Sowerbyaiius, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 378.
Modiola plicata Sow. tab. 248, (non Gmelin).
„ „ Ziet. tab. 59, fig. 7.'
Mytilus plicatus, Goldf. tab. 130, fig. 12.
Mytilus Sowerbyanns findet sich an der schwäbischen Alp
in der Zone des Amm. Murchisonae zu Wasseralfingen und zu
Zillhausen bei Balingen. Annähernd in derselben Schichte liegt
— 534 --
die Species in Frankreich zu Tannie (Sarthe) und in England zu
Blue-wick (Yorkshire). Morris und Lyc. Gr. Ool. II. pag. 36
führen sie im Grossoolith an , woselbst sie gleichfalls nicht selten
vorkommen soll. Die Abbildung ihrer Grossoolithmuschel weicht
zwar von den Exemplaren des Unteroolith durch ihre weniger
gekrümmte Form ab, doch wurden bis jetzt noch keine bestimm-
teren Unterschiede, in Uebereinstimmung mit den veränderten
Zonen, nachgewiesen. Die Muschel scheint in der Etage des
Grossooliths auszusterben, kommt jedoch in deren obersten Lagen
noch vor und findet sich nicht selten zu Marquise bei Boulogne
(Pas de Calais) und Kandern im Breisgau. Sowerby's Original-
exemplar stammt aus dem Cornbrash von Felmersham (Bedfordshire).
175. Lima pectiniformis, Schloth. sp. (Ostracites)i820.
pag. 231.
Lima proboscidea, Sow. 1820, tab. 264.
Ostrea pectiniformis, Ziet. 1832, tab. 47, fig. 1.
Findet sich in England, Frankreich und Deutschland und
kommt im Unteroolith besonders häufig in der Zone des Amm.
Humphriesianus vor, geht aber auch in höhere Etagen über.
176. Lima duplicata, Morr. und Lyc. Gr. Ool. IL tab.
3, fig. 6.
Plagiostoma duphcata, Sow. 1827, tab. 559, fig. 3.
Das Lager ist wie bei der vorigen Art weit begrenzt, und
auch das Vorkommen in den verschiedenen Ländern ein sehr
verbreitetes. Meine schwäbischen Exemplare stammen sämmt-
lich aus den obern Schichten des Unterooliths. In England wird
eine ähnliche Form sehr häufig im Cornbrash gefunden, wahr-
scheinlich lassen sich aber noch verschiedene getrennte Species
davon unterscheiden.
177. Lima gibbosa . Sow. 1817, tab. 152, fig. 1, 2.
Infer. Ool. von Bayeux (Calvados) und Conlie (Sarthe) so-
wie in derselben Etage an vielen Punkten in Frankreich und
England. Nach Morris und Lyc. Gr. Ool. II. pag. 28 kommt
die Muschel auch im Grossoolith vor.
535
178. Lima aliicosta, Dew. und Chap. Lux. tab.28, fig. 3.
Unterscheidet sich von Lima sulcata Gold f. durch ihre
grössere Anzahl von Rippen. An der Basis der Humphriesianus-
schichten zu Altenstadt und in der Boller Gegend.
179. Lima simicircularis, Münst. 1836. Goldf. t.ioi,
fig. 6.
ünteroolith von Tannie (Sarthe), dessgl. mit Amm. Hum-
phriesianus in der Boller Gegend.
180. Posidonomya Siiessi, n. sp.
Die kleine Species besitzt eine längliche Form, erreicht
nicht ganz die Grösse der Posid. Bronni, trägt wie diese con-
centrische Rippen , welche jedoch weniger regelmässig sind. Fin-
det sich zahlreich in den untersten thonigen Schichten des Unter-
ooliths an der Steinlach, bei Mössingen in Württemberg, zu
Kandern in Baden; und zu Holderbank südlich Brugg (Canton
Aar au).
181. Posidonomya Buchi, Rom. 1836. Ool. tab. 4, fig. 8.
pag. 81.
Füllt ganze Lagen in der Zone des Amm. Parkinsoni an
und findet sich zu Ehningen und Oeschingen an der schwäbi-
schen x\lp, Römer beschreibt sie aus demselben Niveau von
Geerzen. Vielleicht gehört Posidonomya Brongniarti, welche
Pusch (als Catillus) aus dem polnischen Jura beschrieben hat,
zu derselben Species.
182. Avicula eiegans, Münst. 1836, Goldf. t. 117, f. 8.
Wichtige Leitmuschel für die Zone des Amm. Murchisonae
zu Aalen, Wasseralfingen , Heininger Wald u. s. w. In den
Schiefern von Collyweston bei Stamford (Northamptonshire) fand
ich zahlreiche Exemplare einer kleinen Avicula, deren Schalen-
fragmente ganz dieselbe Streifung besitzen, wie Avicula elegans.
Auch im Uebrigen stimmen sie mit derselben überein , so dass
ich sie für die gleiche Art halte.
- 636 -
183. Avicilla complicata, Buckm. 1845, Murch. Geol.
of Cheltenh. pag. 97, tab. 6, fig. 5.
Die stark gewölbte, schmale Muschel trägt geknotete Radial-
streifen. Bis jetzt wurde sie nur in der Unterregion des Unter-
ooliths von Gloucestershire gefunden.
184. Avicula Münsteri, Bronn, Goldf. 1836, t. 118, f.2.
Avicula Münsteri findet sich an der schwäbischen Alp bei
Bopfingen, Gammelshausen, Ehningen und Oeschingen am häufig-
sten in den Schichten des Amm. Humphriesianus ; in derselben
Zone liegt sie in den (Jmgebmigen von Scarborough (Yorkshire).
Es kommen jedoch auch in höheren und tieferen Schichten des
ünteroolith nahestehende Formen vor, deren Abtrennung von
Avic. Münsteri schwierig ist. Avicula digitata Deslongch. wird
von d'Orbigny, Prodr. 10. 401 damit vereinigt.
185. Inoceramus rostratus, Goldf. 1836, tab. 115, f. 3.
Mit Trig. navis am Rechberg, im Boller Teufelsloch, zu
Mössingen u. s. w.
186. Inoceramus amygdaloides, Goldf. 1836. tab. 115,
fig. 4.
Inoceramus sp. Ziet. tab. 72. fig. 5.
Erreicht von den Wirbeln bis zum Rande gemessen bis-
weilen 5 Zoll Länge mid zeichnet sich durch seine schmale
gegen die Wirbel hin stark zugeschärfte Form aus. Mit Amm.
Murchisonae in den Sandsteinen der Boller Gegend, sowie in
den Eisenerzen von Aalen.
187. Gervillia lata, Phill. 1822, tab. ii, fig. 16. 17.
Die Phillips'sche Abbildung gibt kein richtiges Bild der
ungleichschaligen Muschel, welche im englischen Ünteroolith nicht
selten gefunden wird und für die untersten Lagen dieser Etage
von Bedeutung ist. Die Muschel wird grösser als sie gezeich-
net ist, kommt aber gewöhnlich als Steinkern vor, so dass es
meist schwierig ist, sie von benachbarten Formen zu unter-
scheiden, Sie hegt mit Rhynch. cynocephala in derselben Zone,
— 537 —
ich erhielt sie zu Frocester (Gloucestershire) zahlreich. In York-
shire ist sie seltener, doch sah ich sie in den dortigen Samm-
lungen in einem gelben sandigen Gesteine aus der Unterregion
des Unterooliths von Glaizedale.
188. Gervillia Hartmanni, Goldf. 1836. tab.ii5,f.7a-d.
Gerv. aviculoides , Ziet. 1833. tab. 54, fig. 6 (non
Sow.) , dessgl. G. avic. var. modiolaris, Ziet.
tab. 55, fig. 1, abgerolltes Exemplar.
Die beiden Schalen der grossen Muschel gleichen einander
und sind beinahe symmetrisch vereinigt. Mit Amm. opalinus und
Trigonia navis am Stuifenberg, im Boller Teufelsloch und zu
Gundershofen im Elsass nicht selten.
189. Gervillia subtortuosa, n. sg.
Die stark gewundene Muschel besitzt die Grösse der vorigen
Species und zeichnet sich durch ihre eigenthümliche Form in
den Schichten des Amm. Murchisonae von Aalen und Wasser-
alfingen aus. Sie liegt daselbst häufig und wohlerhalten mit
Schale. Mit Gerv. tortuosa, Phill. tab. 11, fig. 36 wage ich sie
nicht zu vereinigen, obschon dieselbe an der Küste von Yorkshire
in der gleichen Zone gefunden wird. Ich sah von der letztern eine
Anzahl von Exemplaren, welche aber sämmtlich viel geringere
Dimensionen besassen, dabei nach vorn stärker klafften und
keine Uebergänge zu obiger Species zu bilden schienen. Ger-
villia subtortuosa ist noch ungleichschaliger und gedrehter als
Gerv. lata. Wahrscheinlich gehören die Abbildungen in Goldf.
tab. 115, fig. 7 f dazu, nicht aber zu Gerv. Hartmanni.
190. Gervillia acuta, Sow. 1826. tab. 510, fig. 5.
Wurde von Sowerby aus den sandigen Schiefern von Colly-
weston bei Staniford (Northamptonshire) beschrieben. Mit den
flachgedrückten Exemplaren, welche ich dorther mitbrachte, stimmt
eine in den Eisenerzen von Aalen mit Amm. Murchisonae, nicht
sehr häufig vorkommende Muschel, aufs Genaueste.
Württemb, naturw. Jahreshefte. November 1856. 3s Heft. 35
«- 638 --
191. Gervillia tortuosa, Sow. 1826. tab. 526,
fig. 1. Phill. tab, 11, %. 36.
Liegt an der Küste von Yorkshire zahlreich im Dogger von
Blue wick und ist eine klein bleibende, stark gekrümmte Muschel,
welche der äussern Form nach sich der Gervillia acuta noch mehr
nähert als der vorigen Species.
192. Gervillia oolilhica n. sp.
Gervillia gracilis, Münst. Bronn. 1833. Jahrb. pag. 325
(non Avicula gracilis, Goldf.).
Hat viele Aehnlichkeit mit der von Goldfuss tab. 117,
fig. 7 aus dem untern Lias beschriebenen Gerv. gracilis, welche
ich schon §. 14, Nr. 100 vorangestellt habe, da Goldfuss die-
selbe zuerst genauer bestimmt und als Species des untern Lias
eingereiht hat. Gerv. oolithica erreicht mehr als die doppelte
Grösse von Gerv. gracflis, auch ist der Winkel etwas schärfer,
welchen ihre Schlosslinie mit dem Aussenrande bildet. Das
Schloss selbst habe ich nicht sehen können, da meine Exemplare
aus den Thoneisensteinen von Aalen und Wasseralfingen dies
nicht zuliessen. Vielleicht ist die Species richtiger Avicula ooli-
thica zu nennen. Sie findet sich an den ebengenannten Locali-
täten in der Zone des Amm. Murchisonae.
193. Gervillia consobrina, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 409.
Gerv. lanceolata, Münst. Goldf. t. 115, f. 9 (non Sow.).
Gervillia acuta, Phill. tab. 9, fig. 36 (non Sow.).
In Württemberg in den Schichten des Amm. Humphriesianus
zu Wasseralfingen, NeufFen und Oeschingen. In England in der-
selben Zone zu Scarborough (Yorkshire). In Frankreich im ünter-
oolith von Tannie (Sarthe).
194. Perna isognoraonoides.
Ostracites isognomonoides, Stahl. 1824. württ. landw.
Corresp. -EL fig. 25, pag. ß6.
Perna quadrata, Phill. 1829. tab. 9, f. 21 (non Sow.).
Perna mytiloides, .Ziet. 1833. tab. 54, fig. 1 (nonLam.).
Perna rugosa, Munst. 1836. Goldf. tab. 108, fig. 2.
Stahl hat bei seiner Figur unrichtiger Weise auch auf den
— 539 --.
hintern Rand der Muschel Schlosszähne gezeichnet ; im Uebrigen
ist jedoch die Art kennbur beschrieben und abgebildet. Sie
findet sich sehr häufig an der schwäbischen Alp und kommt mit
Amm. Humphriesianus am Rechberg, Neuffen, bei Neuhausen
und bei Oeschingen vor. In derselben Zone liegt sie zu Scar-
borough (Yorksliire), ausserdem wird sie in dem Unteroolith vieler
Localitäten Frankreichs und Englands gefunden.
195. Pteroperiia plana, Morr. und Lyc. Gr. Ool. IL
tab. 14, fig. 4.
Mit Amm. Humphriesianus in den dunkeln Thonen und Kal-
ken der Umgebungen von Scarborough (Yorkshire). Von andern
Orten noch nicht bekannt.
196. Peclenpiimiius, Lamk. An. s.v. 1819. Bd. 6, p. 183.
Pecten personatus, Ziet. 1833. tab. 52, fig. 2.
„ „ Goldf. 1836. tab. 99, fig. 5.
Mit mid über Amm. Murchisonae zu Wasseralfingen, Gien-
gen und Gammelshausen. Lässt sich durch seine glatte Ober-
fläche von Pecten paradoxus Münst. aus den Schiefern des obern
Lias unterscheiden. Findet sich in Frankreich im Unteroolith
von Tannie (Sarthe); in England zu Collyweston (Northampton-
shire) sowohl in den dort weit verbreiteten eisenreichen Sauden
als in den darüber liegenden Schiefern.
197. Pecten disciformis, Schübl. Ziet. 1833. tab.53, f.2.
Pecten Silenus, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 421?
Zieten's Exemplar stammt aus den Thoneisensteinen von
Wasseralfingen, die Muschel kommt dort mit Amm. Murchisonae
zahlreich vor. Auch in Frankreich und England ist die Species
nicht selten, kommt jedoch immer im Unteroolith, nicht aber im
mittlem Lias vor, wohin sie d'Orbigny Prodr. 8. 2 1 0 gestellt hat.
198. Pecten ambiguus, Goldf. 1833. tab. 90, fig. 5.
Lima notata , Schübl. 1833. Ziet. tab. 53, fig. 8.
Pecten Genis, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 424.
Mit Amm. Humphriesianus zu Bopfingen, Wasseralfingen und
Geisingen.
35*
^ 540 —
199. Pecten Dewalquei, n. sp.
Pecten articulatus, d'Orb. Prodr. 10. 419. Dew. u. Chap.
Liixemb. tab. 29, fig. 3 (non Schloth. nonGoldf.).
Die Exemplare dieser Species, welche ich aus dem Unter-
oolith von Cheltenham mitbrachte, stimmen mit Dewalque's Figur,
lassen sich aber von dem im Coralrag bei Nattheim vorkommen-
den Goldfuss'schen Pecten articulatus unterscheiden, während
andererseits auch die Schlotheim'sche Beschreibung von dieser
Species abweicht, welche ich desshalb von Neuem benannt habe.
200. Pecten barbatus, Sqw. 1819. tab. 231.
Im Unteroolith der Umgebungen von Caen (Calvados), sowie
in England zu Dundry und Yeovil (Somersetshire). An der
schwäbischen Alp habe ich die Muschel noch nicht gefunden.
201. Pecten Renevieri, n. sp.
Die Form der Schale und die Grösse der Muschel entspre-
chen denen von Pecten cingulatus, Goldf. tab. 99, fig. 3; dage-
gen zeichnet sich Pect. Renevieri durch concentrische Furchen
aus, welche, unter sich parallel, in die Schale eingeprägt sind,
und sich auf der Innenseite als erhabene Rippen abdrücken.
Meine Exemplare zeigen dieselben in grosser Regelmässigkeit, nur
in der frühesten Jugend sind sie nicht sichtbar, dagegen besitzt die
Muschel bei V2 Zoll Grösse deren zwölfe. Mit Amm. Parkinsoni
bei Gammelshausen und Oeschingen an der schwäbischen Alp.
202. Pecten Saturnus, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 4 20.
Die dem Pecten lens nahestehenden Formen finden sich in
der Oberregion des Unterooliths vieler Gegenden; ich erhielt sie
von Bopfingen, Wasseralfingen und Altenstadt, sowie von Leck-
hamptonhill (Gloucestershire). D'Orbigny gibt seine noch sehr
wenig bestimmte Species aus dem Unteroolith von Bayeux an.
203. Hinnites abjectus, Morris und Lyc. Gr. Ool. II.
tab. 14, fig. 3.
Pecten abjectus, Phill. 1829. tab. 9, fig. 37.
Spondylus tuberculosus, Goldf. 1836. tab. 105, fig. 2.
An der schwäbischen Alp ist die mit der Goldfuss'schen
— 541 --
Figur übereinstimmende Muschel leitend für die Zone des Ämm.
Humphriesianus. In den Umgebungen von Scarborough (York-
shire) findet sie sich in den Schichten gleichen Alters; ich er-
hielt sie ferner aus dem ünteroolith von Gloucestershire. Nahe-
stehende Formen finden sich zwar auch in höheren Schichten,
lassen sich aber als besondere Species (Hinnites velatus u. s. w.)
davon abtrennen.
204. Gryphaea sublobata.
Ostrea sublobata, Desh. 1830. Enc. m. IL pag. 307.
Gryphaea Buckmanni, Lyc. 1853. Ann. and. Mag.
nat. h. pag. 201.
Gryphaea cymbium, Buckm. Murch. Geol. of Cheltenh.
tab. 7, fig. 3 (non Lam.).
Die breite Muschel mit grossem Flügel füllt eine mehrere Fuss
dicke Lage (Gryphit Grit Murch.) im Ünteroolith von Glou-
cestershire. Ein ähnliches Gryphitenbett findet sich im Ünter-
oolith von Tannie (Sarthe). Einzelne Exemplare derselben Spe-
cies erhielt ich von den Umgebungen von Longwy (Moselle).
An der schwäbischen Alp finden sich ähnliche Formen nicht sehr
zahlreich in Schichten, welche über der Zone des Amm. Mur-
chisonae liegen, vielleicht gehören diese Muscheln zu der engli-
schen Species. Vergl. Quenst. Handb. pag. 502. Deshayes führt
sie aus der Unterregion des Unterooliths an.
205. Gryphaea calceola, Quenst. 1852. Handb. pag. 502.
tab. 40, fig. 29—31.
Wurde bis jetzt nur an der schwäbischen Alp nachgewiesen,
wo sie sich besonders häufig bei Jungingen, seltener in der Boller
Gegend findet. Die Schichten, in welchen sie liegt, gehören in
die Zone des Amm. Sauzei.
206. Ostrea calceola, Ziet. 1833. tab. 47, fig. 2.
Mit Amm. Murchisonae zu Aalen und Wasseralfingen.
— 542 -
207. Ostrea flabelloides, Lam. 1819. An. s. V. 6 Bd.
pag. 215. Knorr. Bd. 2. 1. tab. 56 (D. P), fig. 3.
Ostrea diluviana, Park. org. rem. (non Lin.)
Ostracites cristagalli, Schi. 1813. pag. 72 (non Lin.).
Ostrea Marshi, Goldf. 1833. tab. 73 (Sow. ?).
Ostrea flabelloides, Ziet. tab. 46, f. 1 u. 47. f. 3.
Ostrea subcrenata, d'Orb. 1850. Prodr. 10. 432.
Sowerby's Ostrea Marshi wurde im Cornbrash von Felmers-
ham (Bedfordshire) gefunden. D'Orbigny Prodrome 10. 432 gibt
der von ihr unterscheidbaren Species des Unterooliths einen neuen
Namen, was jedoch umgangen werden kann, da sich Lamark's
Ostrea flabelloides mit Bestimmtheit darauf übertragen lässt. Die
Knorr'schen Figuren (erstes Cftat von Lamark für seine
Ostr. flabelloides) stellen sehr deutlich die mit Amm. Humphrie-
sianus und Bei. giganteus an vielen Punkten Frankreichs und
Deutschlands vorkommende Muschel dar. Von England kenne ich
sie aus den Schichten gleichen Alters von Scarborough (Yorkshire).
208. Ostrea sulcifera, Phiil. 1829. tab. 9, flg. 35.
Findet sich mit Bei. giganteus und Amm. Humphriesianus
bei Altenstadt und Oeschingen an der schwäbischen Alp. Phillips
beschreibt sie aus derselben Zone aus den Umgebungen von Scar-
borough an der Küste von Yorkshire.
209. Ostrea explanata, Goldf. 1833. tab. 80, fig. 5.
Ostracites eduliformis, Schloth. 1820. pag. 233 (pars).
Ostrea eduliformis, Ziet. 1832. tab. 45, fig. 1.
Mit Amm. Humphriesianus an der schwäbischen Alp, zu
Oeschingen, Neuffen und am Stuifenberge. Ostrea Kungeli, Ziet.
tab. 48, fig. 1 findet sich mit ihr und ist bloss ein junges Indi-
viduum derselben Art. Es lässt sich eine breitere Varietät, ent-
sprechend der Ost. explanata Goldf. , unterscheiden von einer
schmaleren, welche mehr der Ostr. falciformis Goldf. gleicht.
210. Aiiomya Kurri, n. sp.
Die Schale ist von feinen concentrischen Rippen bedeckt,
welche nicht sämmtlich dieselbe Höhe haben, da stärkere mit
-« 543 -
ßchwächern abwechseln. Doch smd die Unterschiede zwischen
denselben nicht gross. Im üebrigen würde die Muschel der von
Morris Gr. Ool. abgebildeten Plac. jurensis gleichen, wenn nicht
ihre Rippen etwas feiner und regelmässiger wären als bei letzterer.
Die Muschel wurde bis jetzt noch wenig gefunden; ein wohlerhal-
tenes Exemplar davon sah ich in der Sammlung von H. Prof.
Kurr, dasselbe stammt aus den Thoneisensteinen von Aalen.
211. Terebratula carinata, Lam. Dav. Mon. t.4,f.ii-i7.
Ter. resupinata, Quenst. Handb. tab. 37, fig. 38.
Gehört der Oberregion des ünterooliths an, und findet sich
an vielen Punkten Schwabens , wie zu Geisingen , Gammelshau-
sen, Rechberg und Wasseralfingen. In Frankreich kommt sie im
Unteroolith von Bayeux, in England an mehreren Localitäten
von Gloucestershire und Dorsetshire vor. Unter meinen schwä-
bischen Exemplaren lassen sich einige Varietäten unterscheiden,
eine längliche, welche mit Lamarks Original (Dav. 1850. Ann.
and Mag. of nat. hist. vol. 5, Ser. 2. tab. 13, fig. 25) überein-
stimmt, eine aufgeblähte, an der Stirn stark abgestumpfte, und
eine rundere, bei welcher ich jedoch nicht sicher bin, ob sie
nicht einer besondern Species angehört.
212. Terebratula curvifroDS, n. sp.
Unterscheidet sich von Terebratula carinata durch die starke
Wölbung der Schalen, indem schon bei jungen Individuen der
Sinus der kleinern Schale sich weit rückwärts zieht. Die Krüm-
mung des Stirnrandes wird hiedurch viel beträchtlicher, als ich
es je bei Terebr. carinata getroffen. Die Species steht somit
zwischen Ter. carinata und resupinata in der Mitte, besitzt je-
doch einen breiteren Sinus als letztere. Terebratula curvifrons
findet sich an der Basis der Zone des Amm. Parkinsoni am Nipf
bei Bopfingen.
213. Terebratula emarginata, Sow. 1823. tab. 435, f. 5-
„ „ Dav. Mon. tab. 4, f. 18-21.
Wurde aus dem englischen Unteroolith beschrieben. Sie
findet sich auch in den Oolithen der schwäbischen Alp, doch ist
=- 644 -
sie immerhin selten. Ich erhielt einige Exemplare aus der oberen
Region des Unterooliths vom Nipf bei Bopfingen, wo sie mit
Amm. Parkinson! vorkommt.
214. Terebratiila Meriani, n. sp.
Ter. impressa, d'Orb. Prodr. 10. 463. (pars) (nonv.Buch).
„ „ Dav. Mon. tab. 4, fig. 8, tab. 10, f. 7.
Ter. Meriani hat viel Uebereinstimmendes mit Ter. impressa
Bronn und v. Buch, doch besitzt letztere eine etwas feinere Form,
der Stirnrand ist schärfer, die undurchbohrte Schale flacher und
dünner, auch bleibt die Muschel etwas kleiner. Leopold v. Buch *
hat für Süddeutschland die Lage der Ter. impressa Bronn, ge-
nau bezeichnet, und einige Lokalitäten angegeben, an welchen
sie häufig vorkommt, wie den Stuifenberg und Reichenbach. Sie
liegt hier in den Schichten, welche das gleiche Alter mit den
französischen und englischen Oxfordthonen haben. Nichtsdesto-
weniger stellt d'Orb ig ny nicht bloss die Species im Allgemeinen
in den Unteroolith, sondern führt auch das schwäbische Vor-
kommen von Reichenbach und Stuifenberg in seiner zehnten Etage
auf. Die ähnliche Form der Ter. Meriani des Unterooliths mag
ihn dazu verleitet haben, denn er citirt eine Ter. impressa aus
dem Ool. infer. von Avallon (Yonne). Schärfer hat Davidson
den Werth der Oxfordspecies erkannt. In seiner Monographie
pag. 34 finden wir die Buch'schen Angaben vorangestellt und
als Lager die Oxfordthone (von St. Ives), sowie die Impressa-
thone (Süddeutschlands) bezeichnet. Als Typus wird somit die
Buch'sche Species beibehalten und damit erst in zweiter Linie
die Terebratula des englischen Unterooliths verglichen. Da sich
jedoch die Species des Unterooliths, wie schon oben angeführt,
von der ächten Ter. impressa v. Buch unterscheidet, und sich
dies sowohl bei den in der Oberregion des Unterooliths von
Schwaben, bei Gammelshausen und Bopfingen vorkommenden
Exemplaren, als auch bei mehreren von Cheltenham mitgebrach-
ten Stücken bestätigt, so trenne ich dieselbe von der Buch'schen
Uebei Terebrateln, Berl. Ak. 1833. pag. 133.
- 545 ~
Ter. impressa. D'Orbigny's Ter. impressa aus dem Unteroolith
von Avallon (Tonne) gehört dann wahrscheinlich zu Ter. Meriani.
215. Terebratula Waltoni, Dav. Mon. tab. 5, f. 1—3.
Ter. sub-bucculenta, Dew. u. Chap, Lux. tab. 36, f. 4.
„ emarginata, Q uen s t. Handb. t. 37, f. 52 (non Sow.).
Ter. Waltoni hat eine leicht unterscheidbare Form, und ist
in manchen Gegenden eine sichere Leitmuschel für die Zone des
Amm. Humphriesianus. In Schwaben findet sie sich häufig am
Rechberg, zu Wasseralfingen, und am Nipf bei ßopfingen. Die
von meinem Freund Dr. Dewalque mir übersendete Ter. sub-
bucculenta aus dem Unteroolith von Longwy (an der Grenze von
Luxemburg gegen das Moseldepartement) weicht nicht im Ge-
ringsten von den in Schwaben vorkommenden Terebrateln ab,
mit welchen andererseits einige Exemplare, welche ich im Unter-
oolith von Dundry auffand, und nach den englischen Sammlun-
gen als Ter. Waltoni bestimmte, übereinstimmen.
216. Terebratula Anglica, n. sp.
In den untersten Lagen des Unterooliths von Burtoncliff's
bei Bridport (Dorsetshire) fand ich eine flache kleine Terebratel
zahlreich, deren Vorkommen mir um so wichtiger schien, als aus
dieser Zone überhaupt nur Weniges von Brachiopoden bekannt
ist. Amm. opalinus , torulosus, subinsignis, Bei. Dorsetensis
lagen in derselben Schichte, welche aus grauem Sande bestund.
Die Exemplare, welche ich mitbrachte, stimmen auffallend mit
der in Dav. Mon. Append. tab. A. fig. 10 — 13 abgebildeten
Muschel aus dem Unteroolith von Dundry. Davidson stellt letz-
tere nur bedingt zu Ter. sphaeroidalis. Da die Identität beider
sehr zweifelhaft, und noch keineswegs bewiesen ist, da ferner
das Lager beider so weit abweicht, so nehme ich keinen Anstand,
die leicht unterscheidbare Form, welche bis jetzt nur von Eng-
land bekannt ist, als besondere Species aufzustellen. Von Glou-
cestershire erhielt ich mehrere Exemplare, welche mit den oben
erwähnten aus den Torulosusschichten von Burton - Bradstock
völlig übereinstimmen.
~~ 546 --
217. Terebratiila ovoides, Sow. 1815. tab. loo.
Ter. lata, Sow. 1815. tab. 100, untere Figur.
Ter. trilineata, Young u. Bird. 1828. tab. 8, fig. 14.
Ter. ovoides, Dav. Mon. tab. 8, fig. 4 — 9.
Die Davidson'schen Figuren geben zum ersten Male die
genauen Formverhältnisse der ovalen, wenig aufgeblähten, aber
grossen Muschel des englischen Unteroohths. Sie scheint nicht
sehr verbreitet zu sein, ich erhielt dieselbe bloss von einer ein-
zigen Lokalität, südöstlich von Robin Hoods Bay (Yorkshire). An
der schwäbischen Alp habe ich nie eine ähnliche Form in glei-
chem Niveau finden können.
218. Terebratiila simplex, Buckmann. 1845. Murch.
Geol. of Chelt. tab. 7, fig. 5. Dav. Mon. tab. 8,
fig. 1-3.
Ter. triangularis maxima, Luidius. 1690. Dav. Mon.
Append. pag. 18.
Man kennt die eigenthümlich geformte Muschel, welche we-
der mit Ter. bullata noch mit Ter. omalogastyr Ziet. verwechselt
werden darf, bis jetzt bloss aus dem Unteroolith (und zwar dem Pea-
grit siehe §. 52) von Gloucestershire. Ich brachte einige Exem-
plare der grossen Species mit, überzeugte mich aber, dass keine
der bis jetzt im süddeutschen Unteroolith gefundenen Arten da-
mit tibereinstimmt.
219. Terebratula omalogastyr, Hehl. Ziet. 1832.
tab. 40, fig. 4.
Kommt in der Zone des Amm. Humphriesianus am Nipf bei
Bopfingen, am Rechberge, bei Altenstadt u. s. w. vor. Die Zie-
ten'sche Figur ist nicht völlig gelungen, doch ist dieselbe nicht,
wie d'Orbigny vermuthet , nach einem missgebildeten Exemplare
gezeichnet worden, da die einzige Abweichung von dem gewöhn-
lichen Vorkommen in der zu starken Verkürzung der Stirnge-
gend besteht.
220. Terebratula Württembergica, n. sp.
Ter. bullata, Ziet. 1832. tab. 40, fig. 6 (non Sow.).
Da Ter. bullata Sow. noch nicht mit Sicherheit als Syno-
— 547 "=
nym von Ter. sphaeroidalis untergebracht zu sein scheint (vergl.
Dav. Mon. pag. 55), Terebratula bullata, Zieten aber keines-
wegs mit Sowerby's Ter. bullata übereinstimmt, sondern einer in
England noch nicht nachgewiesenen besondern Species angehört,
so musste die schwäbische Ter. bullata Ziet. neu benannt wer-
den. Dieselbe findet sich an der obersten Grenze des Unter-
ooliths und kommt am Stuifen und Rechberg, besonders aber
am Nipf bei Bopfingen vor. An der Zieten'schen Zeichnung
sollte das Hervorspringen der Stirnecken etwas deutlicher ausge-
drückt sein, im üebrigen gibt seine Figur die Form der Muschel
ziemlich genau. Von Ter. simplex lässt sie sich schon durch
die starke Wölbung ihrer undurchbohrten Schale unterscheiden,
während Terebratula sphaeroidalis sowohl in der Jugend, als im
ausgewachsenen Zustand eine viel rundere Form besitzt.
221. Terebratula siibmaxillata, Morris. Dav. Mon.
tab. 9, fig. 10—12.
ünterregion des Unterooliths von Gloucestershire.
222. Terebratula perovalis, Sow. 1823. tab. 436, f. 2=3.
Dav. Mon. tab. 10, fig. 1—6.
Ter. intermedia, Ziet. 1830. tab. 39, f. 3 (non Sow.).
Ter. perovalis zeichnet sich mehr durch grosse Verbreitung
als durch zahlreiches Vorkommen aus. Häufig wurden mit ihr
noch andere Species des Unterooliths vereinigt, was jedoch die
gelungenen Figuren in Davidson's Monographie der britischen
Brachiopoden von nun an unmöglich machen. Terebratula pero-
valis kommt in England im Unteroolith von Dorsetshire, Somer-
setshire, Gloucestershire und Yorkshire vor, in letzterer Provinz
ist sie selten, doch erhielt ich ein kenntliches Exemplar davon.
Für Frankreich gibt d'Orb. Prodr. 10. 452 zahlreiche Lokalitäten
an. An der schwäbischen Alp erhielt ich sie vom Stuifen, von
Wasseralfingen und Bopfingen.
^ 548 --
223. Terebratllla Phillipsi, Morris u. Davids. 1847.
Ann. u. Mag. nat. bist. tab. 18, fig. 9.
Ter. Pbillipsi, Davids Mon. tab. 11, fig. 6—8.
Die stark biplicat gefaltete Terebratel findet sich mit Ter.
sphaeroidalis im Unteroolitb von Burton (Dorsetshire) , Dundry
(Somersetshire) und Stroud (Gloucestershire) ; in Frankreich kommt
sie zu Bayeux (Calvados) und Niort (Deux Sevres) vor. In
Süddeutschland erhielt ich sie aus den unteren Schichten des
Amm. Parkinsoni von Bopfingen (Württemberg).
224. Terebratllla globata, Sow. 1823. tab. 436, fig. i.
Dav. Mon. tab. 13, fig. 2—7; App. tab. A. fig. 18.
Hat ihr Lager ausschliesslich in der Zone des Amm. Par-
kinsoni und kommt in den Umgebungen von Cheltenham (Glou-
cestershire), Bridport (Dorsetshire) u. s. w. vor. Auch in den
schwäbischen Parkinsonischichten erhielt ich sie häufig vom Stui-
fenberg und vom Nipf bei Bopfingen.
225. Terebratllla Eiidesi, n. sp.
Wurde lange Zeit mit Ter. globata verwechselt, da letztere
in Beziehung auf ihre äussere Form sehr variirt und anschei-
nende üebergänge zu Ter. Eudesi bildet. Selbst Davidson gibt
die Figur eines Individuums, welches zu Ter. Eudesi zu gehören
scheint, wenigstens stimmen meine Exemplare mit seiner Fig. 4,
tab. 13, beinahe vollständig überein. Sie unterscheiden sich von
Ter. globata durch ihre Kürze und ihre aufgeblähtere Schale.
Ihr Lager ist an der Basis des ünterooliths, während Ter. globata
immer nur in den obersten Schichten gefunden wird, was in Ver-
bindung mit der constant verschiedenen Form hinlänglichen Grund
gibt, beide von einander abzutrennen. Ein einziges, wahrschein-
lich dazu gehöriges Exemplar, erhielt ich aus den Eisenerzen
von la Verpilliere, häufiger kommt sie in den gelben Oolithen
von Yeovil (Somersetshire) vor. Schon lange her sind dagegön
die Exemplare aus den grauen Kalkmergeln (der Basis des Unter-
oohths) aus den Umgebungen von Caen (Calvados) bekannt.
- 549 --
Sie wird daselbst gewöhnlicli Ter. Kleini genannt. Nachdem
jedoch Dav. Ann. u. Mag. 1850. pag. 440, tab. 13, fig. 33
gezeigt hat, dass Lamark's Ter. Kleini weder hierher, noch zu
der vorigen Species gehören kann, war ich genöthigt, die vor-
liegende Art neu zu benennen.
226. Terebratula sphaeroidalis, Sow. 1823. t. 435, f. 3.
(Ter. bullata, Sow. tab. 435, fig. 4?)
(non Ter. bullata, Ziet. 1830.)
Ter. sphaeroidalis, Dav. Mon. tab. 11, fig. 9 — 19.
Ter. sphaeroidalis darf mit der in Schwaben sehr häufig
vorkommenden Zieten'schen Ter. bullata nicht verwechselt wer-
den, sie lässt sich aber dennoch mit Bestimmtheit in Süddeutsch-
land nachweisen. Obschon sie sich hier nicht in derselben Häu-
figkeit, wie im Unteroolith von Bayeux (Calvados), Burton (Dor-
setshire) und Dundry (Somersetshire) findet, so hat ihr Vor-
kommen doch insofern Bedeutung, als sich die Zone, in welcher
sie liegt, leicht und ziemlich genau feststellen lässt. Ich erhielt
alle meine Exemplare aus der obersten Region des Unterooliths.
Am Nipf bei Bopfingen und am Stuifen kommt sie in den ooli-
thischen Lagen vor, welche die obere Zone des Amm. Parkinsoni
bilden.
227. Terebrahila fimbria, Sow. 1822. tab. 326.
„ „Dav. Mon. tab. 12, fig.6— 12.
Die Muschel ist in der Jugend glatt, bekommt aber im
Alter gegen den Rand hin unregelmässige Falten und Runzeln;
sie wird über zollgross, und zeichnet sich durch ihre Häufigkeit
im englischen Unteroolith (Leckhamptonhill in Gloucestershire)
aus, so dass man die Schichte, in welcher sie liegt, Fimbria-Marl
genannt hat, siehe §. 52. Terebratula fimbria ist wenig ver-
breitet, in Süddeutschland wurde sie noch nicht nachgewiesen,
denn Terebr. fimbria, Quenst. Handb. tab. 36, fig. 14 gehört zu
der Uasischen Rhynch. furcillata v. Buch. Ter. fimbria besitzt
ein kurzes Knochengerüste, ähnlich dem der übrigen bipHcaten
Terebrateln. Davidson hat die deutliche Abbildung eines
solchen gegeben.
— 550 —
228. Terebratula plicata, Buckm. 1845, Murch. Geol.
of Chelt tab. 7 fig. 6.
, Terebratula plicata, Dav. Mon. tab. 12, fig. 1 — 5.
Ter. subplicatella, d'Orb. Prodr. 10. 4 55,
Wurde bis jetzt nur von wenigen Localitäten nachgewiesen ;
in England findet sie sich mit der vorigen Species, in Frank-
reich soll sie nach d'Orb igny im Unteroolith von Tournus
(Saone et Loire") vorkommen. Lamark's Ter. plicata ist eine
Rhynchonella , welche der Zieten'schen Rhynch. quinqueplicata
nahe steht, d'Orb igny's Veränderung der Buckmann'schen Be-
zeichnung hatte somit keinen zu rechtfertigenden Grund.
229 — 237. Exemplare der folgenden Species wurden mir von
H. Moore aus Bath mitgetheilt, der sie zuerst im Unteroolith von Duudry
auffand. Dieselben sind zwar noch von keiner andern Gegend bekannt, doch
führe ich sie an, da das lokale Vorkommen der drei Genera in den Schichten
des Unterooliths immerhin Interesse verdient. Die genaueren Angaben siehe:
Charles Moore, 1854, on new. Brachiopoda from the infer, Ool. of Dundry.
Proceedings of the Somersetshire archeological and natural bist. Society.
Zellania Davidsonl, Moore, tab. i, flg. 1-3.
Wurde von H. Ch. Moore zuerst in einer' sandigen Schicht des Unter-
ooliths von Dundry aufgefunden. Die genauere Zone ist nicht bekannt
Zellania Laboucherl, Moore, tab. 1, flg. 4-5.
Mit der vorigen Art. v
Thecldlmn granulosum, Moore, tab. 2, flg. 1-6.
Mit der vorigen Art.
Thecidium duplicatum, Moore, tab. 2, flg, 7—12.
Mit der vorigen Art.
Thecidium Septatum, Moore, tab. 2, fig. 13-16.
Mit der vorigen Art.
Thecidium serratum. Moore, tab. 3, flg. 1—6.
Mit der vorigen Art.
Thecidium Forbesi, Moore, tab. 3, flg. 8— 10.
Mit der vorigen Art.
Thecidium trianguläre, dOrb. 1850. Prodr. 11. 361.
Siehe §. 32, Nr. 88.
Spirlfer OOlithlca, Moore, tab. 3, flg. 13-14.
Ist bis jetzt der erste Spirifer, welcher im Unteroolith gefunden wurde.
H. Moore erhielt ihn mit den obigen Arten.
— 551 -»
238. Rhynchonella cynocephala, Rieh.
Rhynch. cynocephala, Dav. Mon. tab. 14, fig.lO — 12.
Rhynch. Fidia, d'Orb. Prodr. 9. 267.
Rhynch. cynocephala ist für die Begrenzung gewisser Schich-
ten von grosser Bedeutung, indem sie in verschiedenen Gegen-
den eine Breccie bildet, welche genau zwischen der Zone des
Amm. jurensis und der des Amm. torulosus ihren Platz hat,
und somit an der Grenze zwischen oberem Lias und Unteroolith,
oder allgemeiner zwischen Lias und mittlerem Jura liegt. Eine
der belohnendsten Stellen findet man unweit Frocester (Glou-
cestershire) , siehe das Profil Nr. 25. Der obere Lias ist da-
selbst deutlich entwickelt, unmittelbar darüber beginnt der untere
Oolith mit Amm. opalinus, Gervillia lata u. s. w. Dazwischen
liegt Rhynchonella cynocephala zahlreich, jedoch in der Art,
dass sie sich manchmal gegen oben mit den Fossilen der Toru-
losusschichten vermengt. Aehnliche Verhältnisse traf ich an der
Küstenwand von Burton bei Bridport (Dorsetshire). Rhynchon.
cynocephala liegt daselbst ziemlich häufig in der untersten Bank
des dortigen Unterooliths, mit Amm. opalinus und torulosus zu-
sammen. Von Seavington (Somersetshire) erhielt ich die Species
durch H. Charles Moore, mit der ausdrücklichen Bemerkung,
dass sie an der Basis des dortigen Unterooliths vorkomme.
Auch in Yorkshire findet sie sich zahlreich, und nimmt daselbst
eine ähnliche Position ein; die Exemplare, welche ich im Whitby
Museum sah, waren zwar bloss Steinkerne, zeigten aber deutlich
die üebereinstimmung mit der ächten Rhynch. cynocephala. Aus
Frankreich hat sie d'Orbigny als Rhynch. Fidia von mehreren
Localitäten angeführt. Er stellt sie in den obern Lias, w^as
jedoch insofern keinen Widerspruch mit dem Obengesagten ver-
ursacht, als auch die Schichten des Amm. opalinus und der
Trig. navis mancher Gegenden von d'Orbigny in den obern
Lias gestellt wurden. Von Herrn Sämann erhielt ich die
Rhynch. cynocephala aus der Unterregion des Unterooliths von
Milhau (Aveyron), sowie von Thouars (Deux-Sevres). Merk-
würdiger Weise wurde die Species im südwestlichen Deutsch-
- 552 -
land, sowie im Elsass noch nicht gefunden, während doch ihre
Zone an vielen Punkten mit grosser Deutlichkeit entwickelt ist,
239. Rhynchonella ringens, Herault. v. Buch. sp. Berl.
Ak. 1833. tab. 2, fig. 31.
Rhynch. ringens, Dav. Mon. tab. 14, fig. 13 — 16.
Wurde bis jetzt nur an -wenigen Punkten in England, sowie
zu Moutiers (Calvados) gefunden. Ihre genauere Zone ist jedoch
noch nicht ermittelt, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass sie
ganz an der Basis der Etage vorkommt.
240. Rhynchonella Wrighli, Dav. Mon. tab. 14, fig. i.
Unteroolith von Leckhamptonhill (Gloucestershire) ; dessgl.
von Frankreich vom Dep. der Sarthe. Bis jetzt noch selten.
241. Rhynchonella spinosa, Dav. Mon. 1. 15, f. 15— 20.
Terebratula spinosa, Schlot h. 1813, Taschenb. p. 73.
? Terebratula senticosa, Schloth. 1820, Petref.pag. 268.
V. Buch, Terebr. pag. 70.
Terebratula spinosa, Philh 1822, tab. 9, fig. 18.
„ „ Ziet. 1830, tab. 44, fig. 1.
Hemithiris spinosa d'Orb. Prodr. 10. 4 47.
Geht von der Zone des Amm. Humphriesianus bis in die
obersten Lagen des Grossooliths. Auch ist ihre geographische
Verbreitung sehr gross und man wird selten eine Localität des
französischen, englischen und deutschen Unterooliths und Gross-
ooliths finden, an welcher sie nicht vorkommt. Ihre Abtrennung
von Rhynchonella senticosa ist noch nicht vollständig gesichert,
denn die von Leop. v. Buch für Rhynch. senticosa angegebene
Zieten'sche fig. 1, tab. 44 gehört zu der ächten Rh. spinosa.
242. Rhynchonella acuticosta.
Terebratula acuticosta, Hehl. Ziet. 1832. tab. 43, fig. 2.
„ Theodori, Schloth. 1833, Verz. 63.
„ „ V. Buch. Ter. 1833. pag. 74.
Nach Bronn's Index, pal. pag. 1228.
Gehört in die untersten Lagen der Zone des Amm. Par-
kinsoni, und findet sich an der schwäbischen AJp, am Hohen-
— 551 >-
zollern, am Stuifen, und am Nipf bei Bopfingen, In andern
Gegenden wurde sie noch nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen.
243. RhynchonelJa angulata, d'Orb. Prodr. lo. 446.
Terebr. angulata, Sow. 1825, tab. 502, lig. 4.
Rhynch. angulata, Dav. Mon. tab. 17. fig. 13.
Die im Unteroolith der Umgebungen von Cheltenham, be-
sonders aber zu Stroud (Gloucestershire) zahlreich vorkommende
Rhynchonella, welche mir Prof. Morris als die ächte Sowerby-
sche Rhynch. angulata bestimmte, gehört wahrscheinlich in die
untern Parkinsonischichten. Meine englischen Exemplare sam-
melte ich in dem Abraum eines Steinbruchs , Amm. Parkinsoni
kam daselbst zwar vor, die Zone, aus welcher Rhyonchonella
angulata stammte, konnte ich aber bei dem flüchtigen Besuche
nicht mit Sicherheit ermitteln. Dagegen erhielt ich an der
schwäbischen Alp aus den untern Parkinsonischichten vom Stui-
fen und Rechberg, sowie vom Nipf bei Bopfingen, mit der vorigen
Species eine Rhynchonella ziemlich zahlreich, welche mit der
englischen Rhynch. angulata übereinstimmt. Einzelne Exemplare
besitzen eine breite Form und nähern sich dann der Rhynch.
acuticosta, besonders findet diess auch bei den englischen statt,
doch scheint ein völliger Uebergang zu letzterer Species nicht
vorzukommen.
244. Rhyuchouella subtetraedra, Dav. Mon. tab. 16.
fig. 9 — 12.
Rhynch. helvetica, d'Orb. Prodr. 10. 4 45.
Ter. helvetica, Schloth. 1813, Taschenb. tab. 1, fig. 3.
„ „ Ziet. pag. 56 (pars).
Die Abbildung von Zieten's Ter. helvetica wurde von einer
Varietät der Rhynchonella lacunosa des weissen Jura genommen,
nur im Texte erwähnt Zieten, dass dieselbe Species auch
im Unteroolith von Gammelshausen vorkomme. Die oolithische
Species, auf welche d'Orb igny den S chloth ei m'schen Namen
übertragen hat, gehört vielleicht zu Davidson's Rhynch. subte-
traedra, doch sind Exemplare, welche die Form der Zieten'schen
Terebr. helvetica besitzen, im Unteroolith Schwabens überaus
Württemb. natunv. Jahreshefte. November 1856, Ss Heft. 36
- 552 —
selten, auf keinen Fall lässt sich Terebr. helvetica Zieten mit
Bestimmtheit mit Rhynch. subtetraedra vereinigen. Ich stelle
den Davidson'schen Namen voran, weil die Zieten'sche Terebr.
helvetica in erster Linie auf die Species des weissen Jura zu
beziehen ist, die oolithische Species dagegen für Schwaben kei-
neswegs mit Sicherheit nachgewiesen war. In England erhielt
ich Rhynch. subtetraedra in der Mittelregion des Unterooliths
von Cheltenham (Gloucestershire).
245. RhynchonelJa Sliiifensis, n. sp.
Wird gewöhnUch zu Rhynchonella quadriplicata Ziet. ge-
stellt, und findet sich unter dieser Bezeichnung in den meisten
Sammlungen. Ich überzeugte mich jedoch von der Unrichtig-
keit dieser Annahme, da ich Gelegenheit hatte, das Zieten'sche
Originalexemplar zu besichtigen, welches im Besitze von H.
Professor Kurr ist.
Das Hauptlager der Rhynch. Stuifensis bilden die braunen
Oolithe, welche in der Zone des A. Parkinsoni an vielen Punkten
der schwäbischen Alp auftreten, wie z. B. am Nipf bei Bopfingen,
am Stuifen, am Hohenzollern u. s. w.
246. Rhyiidiouellaplicaleila, d'Orb. i850,Prodr. 10.437.
Terebr. plicatella, Sow. 1825. tab. 503, fig. 1.
Rhynch. plicatella Dav. Mon. tab. 16. fig. 7, 8.
Prachtvolle Species aus demUnteroolith von England (Dundry,
Burton-Bradstock u. s. w.) sowie zu Bayeux (Calvados). An
der schwäbischen Alp konnte ich sie noch nicht mit Bestimmt-
heit nachweisen.
247. Discina reflexa, Dav. Mon. App. pag. 14.
Orbicula reflexa, Sow. 1826. tab. 506. fig. 1.
Sowerby gibt keine Localität für die von ihm abgebilde-
ten Exemplare an, auf welche ich mich hier beziehe, da im
Text (6. Bd. pag. 4 und 5) zwei verschiedene Arten unter dem-
selben Namen beschrieben werden. Seine Figuren stimmen mit
der im Unteroolith von Blue-wick (Yorkshire) nicht seltenen
Discina überein, welche daselbst in Gcoden gebacken vorkommt,
— 553 —
und wahrscheinlich in die Zone des Amm. Murchisonae gehört.
In den thonigen Schichten von Gundershofen (Bas Rhin) findet
sich gleichfalls eine Discina, doch ist nicht ausgemacht, ob sie
damit zu vereinigen sei.
248. Liugula Beani, Phill. 1829, tab. ii, fig. 24.
Lingula Beani (-ii Phill.) findet sich im Unteroolith von
Bluewick (Yorkshire) und wurde dorther zuerst von Phillips be-
schrieben. Ich erhielt sie zahlreich mit der vorigen Species in
braunen Geoden steckend. In derselben Zone kommt die Muschel
zu Gundershofen im Elsass vor, und bildet hier eine ähnliche
Lumachelle (Muschelbreccie) wie in Yorkshire. In den Thon-
eisensteinen von Aalen ist sie zwar seltener, doch stimmen die
grossen Individuen, welche in den dortigen Thoneisensteinen mit
Amm. Murchisonae gefunden werden, mit den typischen Exem-
plaren von der Yorkshireküste überein.
Die Echinodermen des ünterooliths sind in verschiedenen Gegenden
auf selir verscliiedene "Weise vertlieilt. Wälirend in manclien Provinzen bis
jetzt kaum einige Species naciigewiesen wurden , sind an andern Orten ein-
zelne Schiciiten von zalilreichen Arten angefüllt. Das Vorkommen richtet
sich nach der jeweiligen Facies, ihre Häufigkeit scheint sogar einigermassen
mit der mineralogischen Beschaffenheit der Schichten zusammenzuhängen.
In den hellgefärbten oolithischen und sandigen Bildungen von Dorset-, Somer-
set- und Gloucestershire, sowie in Frankreich in den Dep. der Sarthe und
Calvados finden sich zahlreiche Arten und Gattungen, während in den dunkeln
Kalken und Thonen des schwäbischen ünterooliths, des Cave Ooliths von
Yorkshire u. s. w. bis jetzt nur wenige Species nachgewiesen wurden. Im
Allgemeinen ist die Anzahl derjenigen Echinodermenarten noch sehr gering,
welche so weit erforscht und verfolgt wurden, dass jetzt schon Nutzen aus
ihrem Vorkommen für die Feststellung der paläontologischen Verhältnisse
der einzelnen Zonen gezogen werden könnte. Es ist bei vielen Arten, be-
sonders den englischen noch nicht einmal erwiesen, ob sie dem dortigen
Unteroolith allein , dem Grossoolith, oder beiden gemeinsam angehören. Ich
unterlasse desshalb die Aufzählung der zahlreichen Arten, von denen manche
bis jetzt erst von wenigen Punkten bekannt, von den meisten aber noch
keine Angaben über ihre verticale Verbreitung vorhanden sind, und beschränke
mich auf das Folgende:
- 554 -
249. Cidaris Anglosiievica.
Cidarites maximus, Phill. 1835, tab. 9, fig. 5. (non
Müll St. non Goldf.)
Der grosse Cidarit des Unterooliths wird häufig mit Cidarites
maximus, Münst. Goldf. tab. 39, fig. 1 vereinigt und wurde auch
von Phillips unter diesem Namen angeführt. Die Stacheln
des Phillips'schen Cidariten stimmen mit denen der Species des
schwäbischen Unterooliths überein , während letztere Art sich ihrer
äussern Form nach von Cidarites maximus Münst. abtrennen lässt.
Die Warzen sind bei der Münster'schen Species etwas schwächer,
die von ihnen bedeckten Flächen breiter, die Ränder derselben
etwas niederer als bei der Species des Unterooliths; zudem ge-
hört Cid. maximus Münst. Goldf. einer ganz andern Formations-
abtheilung an (oberer Jura Bayerns), als der in Süddeutschland
und England vorkommende Cidarit, welcher in der Zone des
Amm. Humphriesianus an vielen Punkten der schwäbischen Alp,
wie zu Altenstadt, Gammelshausen , Neuffen , Oeschingen , Für-
stenberg u. s. w. vorkommt, und damit übereinstimmend in den
Schichten gleichen Alters bei Scarborough (Yorkshire) gefun-
den wird.
250. Crenaster prisca, d'Orb. 1850, Prodr. 8 24i.
Asterias prisca, Goldf. 1831, tab. 64, fig. 1.
Die von Goldfuss beschriebene Art gehört in die Zone
des Amm. Murchisonae und findet sich sowohl in den Eisenerzen
dieser Region zu Aalen und Wasseralfingen , als in den gelben
Sauden derselben Zone am Ramsberg bei Donzdorf , zu Gammels-
hausen bei BoU u. s. w.
251. Creuaster Mandelslohi.
Coelaster Mandelslohi, d'Orb. Prodr, 10. 518.
Asterias Mandelslohi, Münst. Beitr. I. tab. 11 fig 1.
In Schwaben mit der vorigen Art. Für Frankreich gibt
d'Orbigny die Species von verschiedenen Localitäten an:
Conlie (Sarthe), Port enBessin (Calvados) und Niort (Deux Sevres).
— 555 —
Da die Unterschiede zwischen Asterias prisca und Asterias Man-
delslohi noch nicht mit Sicherheit erwiesen sind , bisweilen sogar
in Abrede -gezogen werden , so sehe ich keinen Grund ein , die
beiden Species bei verschiedenen Gattungen unterzubringen, son-
dern stelle sie zu dem von d'Orbigny bei der vorigen Art ein-
geführten Genus.
252. Pentacrinus Württembergiciis, n. sp.
An der Basis der Schichten der Trigonia navis liegt in der
Boller Gegend die reichgefüllte Breccie eines basaltiformen Pen-
tacriniten, welcher bis jetzt noch nicht beschrieben wurde. Die
Säulenglieder erreichen nicht viel über die halbe Dicke der Säule
des Pentacrinus basaltiformis , ihre Aussenseite ist einfach , bei-
nahe glatt und regelmässig fünfkantig, ihre fünf Flächen sind
eben und in der Mitte gar nicht oder nur schwach einwärts ge-
knickt. Die Hülfsarme der Säule sind rund, lang und sehr fein.
Von der Krone fand ich bis jetzt nur wenige vereinzelte Glieder,
da die Trümmer der Säule meine Exemplare bedecken. Die
Bank, welche Pent. Württembergicus füllt, ist innen braun ge-
färbt und ganz von den späthigen Gliedern durchsetzt; an der
Aussenseite nimmt sie die Farbe des dunklen, sie umlagernden
Thones an. Von Amm. opalinus sind die weiss erhaltenen Scha-
len zahlreich mit eingebacken. Bis jetzt kennt man die Species
nur von Gammelshausen bei Boll, doch wird sie sich ohne Zwei-
fel auch an andern Punkten der schwäbischen Alp vorfinden.
253 — 256. Pentacrinus Stuifensis, n. sp.
Prof. Quenstedt unterscheidet 3 verschiedene Arten von
Pentacrinus, welche an der schwäbischen Alp in der Zone des
Ammonites Humphriesianus vorkommen. Da sie für ihr Lager
leitend zu sein scheinen, so führe ich sie hier besonders an,
indem ich die von H. Prof. Quenstedt, Handbuch tab. 52,
flg. 15 abgebildete Species Pentacrinus Stuifensis, seinen Penta-
crinus astralis gigantei, Handb. tab. 52, fig. 14 dagegen Pent.
Geisingensis nenne. Die dritte und häufigste Species ist Penta-
erinites cristagalli, Quenst. Handb. tab. 52, fig. 4, dessen Vor-
- 556 -
kommen sich aber auf die Austernbänke beschränkt, welche an
der Basis der Zone des Amm. Humphriesianus an der schwäbi-
schen Alp an vielen Punkten bloss liegen.
Beinahe in jeglicher Gegend besitzt der ünteroolith ein oder mehrere
Lager mit Corallen, doch ist das Auftreten derselben in den Bildungen des
untern und mittlem Jura verhältnissmässig sehr wenig in die Augen fal-
lend. Ihr Vorkommen ist nicht an eine und dieselbe Schichte gebunden,
sondern es lassen sich bei der Untersuchung verschiedener Gegenden für
jede Zone Repräsentanten von einzelnen Arten auffinden. Grössere Coral-
lenstöcke sind dagegen schon Seltenheiten. Die Aufzählung einzelner Spe-
cies vräre hier von keinem Werthe, da ich bis jetzt nur wenige Arten
kenne, welche ein bestimmtes Lager in entfernt liegenden Bildungen ein-
nehmen. Aus den gleichen Gründen habe ich seither die Bryozoen über-
gangen.
(Schluss folgt im XIII. Jahrgange.)
Berichtigung^.
Die Manis, von welcher pag. 96 der Apparat zur Bewegung der Zunge
beschrieben wurde, ist nicht Manis macroura Desm. (crassicaudata Griif.),
sondern ManlS longicaudata Shaw (M. africana Desm., M. macroura
Erxl.) aus Westafrika.
Dr. V. Klein.
Harvard MCZ Librar
3 2044 066 304 858
Date Due