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Full text of "Jahreshefte des Vereins f©r vaterl©Þndische Naturkunde in W©rttemberg"

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MUSEUM   OF  COMPARATIVE   ZOOLOGY. 

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JAHRESHEFTE 

des 

Vereins  für  vaterländische  Naturkunde 

in 

Württemberg. 

Im  Auftrag  der  Redaktionskommission: 

Prof.  Dr.  E.  Fraas,  Prof.  Dr.  C.  v.  Hell,  Prof.  Dr.  0.  Kirchner, 
O.Stud.R.  Dr.  K.  Lampert,  Geh.  Hofrat  Dr.  A.  Schmidt 

herausgegeben  von 

Prof.  J.  Eichler. 

ZWEIUNDSECHZIGSTER  JAHRGANG. 

Mit  1  Tafel  und  2  Beilagen. 

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Stuttgart. 

I_^         Druck  der  K.  Hofbuchdruckerei  Zu  Gutenberg  (Klett  &  Hartmann) 

1906. 


Mitteilungen. 

Die  verehrlichen  Mitglieder  und  Tauschgesellschaften  w  erden 
behufs  Vermeidung  von  Irrtümern  dringend  gebeten,  sich  für  ihre 
Sendungen  an  den  Verein  folgender  Adresse  zu  bedienen: 

Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg 

Stuttgart  (Württemberg) 
Königl.  Naturalien-Kabinett. 


Manuskript  für  diese  Jahreshefte  ist  in  druckfertigem  Zustand 
jeweils  bis  spätestens  zum  1.  März  an  die  Redaktion  abzuliefern. 

Den  Verfassern  stehen  auf  Wunsch  50  Sonderabzüge,  weitere 
Exemplare  gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten  zur  Verfügung. 
Umschläge  mit  Titeln  werden  besonders  berechnet. 


Ältere  Jahrgänge  dieser  Jahreshefte  können,  soweit  die  Vor- 
räte reichen,  in  neuen  Exemplaren  gegen  Nachzahlung  eines  Jahres- 
beitrags von  5  Mk.  netto  für  den  Jahrgang  vom  Verein  bezogen 
werden.  Von  einigen  Jahrgängen  stehen  leicht  beschädigte  Exem- 
plare zu  billigeren  Preisen  zur  Verfügung. 

Jahrgänge  1901  und  1904  sind  vergriffen;  Mitglieder, 
welche  dieselben  entbehren  können,  werden  gebeten,  sie  dem  Verein 
zuzuwenden. 

Mitglieder,  welche  die  Jahreshefte  in  Originalleinwandeinband 
gebunden  zum  Preis  von  6  Mk.  zu  beziehen  wünschen,  wollen  dies 
dem  Vereinskassier  Dr.  C.  Beck,  Stuttgart,  Wagenburgstrasse  10, 
mitteilen.  

Um  rechtzeitige  Mitteilung  eines  etwaigen  Wohnorts-  und 
Adressenwechsels  wird  dringend  ersucht;  insbesondere  werden  die 
nach  Stuttgart  verziehenden  Mitglieder  gebeten,  hiervon  der  oben 
bezeichneten  Geschäftsstelle  Mitteilung  zu  machen,  damit  ihnen  die 
Einladungen  zu  den  jeweils  am  2.  Montag  eines  Monats  stattfindenden 
wissenschaftlichen  Abenden  zugestellt  werden  können. 


JAHRESHEFTE 


des 


Vereins    für  vaterländische   Naturkunde 


Württemberg. 


Im  Auftrag  der  Redaktionskommission : 

Prof.  Or.  E.  Fraas,  Prof.  Dr.  C.  v.  Hell,  Prof.  Dr.  0.  Kirchner, 
O.-Stud.-R.  Dr.  K.  Lampert,  Geh.  Hofrat  Dr.  A.  Schmidt 

herausgegeben  von 

Prof.  J.  Eichler. 


ZWEIUNDSECHZIGSTER  JAHRGANG. 

Mit  1  Tafel  und  2  Beilagen. 


Stuttgart. 

Druck  der  K.  Hof))uclidruckerei  Zu  Gutenberg  (Klett  &  Hartmann). 
1906. 


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Inhalt. 

I.  Bericht  über   die   geschäftlichen   Angelegenheiten   und 
die  Sammlungen  des  Vereins. 

Bericht  über  die  60.  Hauptversammlung  am  24.  Juni  1905  zu  Tuttlingen.     S.  V. 

Wahl  des  Vorstandes  und  des  Ausschusses.     S.  VI. 
Verzeichnis  der  Zugänge  zu   den  Vereinssammlungen. 

A.  Zoologische  Sammlung.     S.  VIII. 

B.  Botanische  Sammlung.     S.  X. 

C.  Mineralogisch-paläontologische  Sammlung.     S.  XI. 

D.  Bibliothek.     S.  XIII. 

Rechnungsabschluß  für  das  Vereinsjahr  1904  1905.     S.  XXVI. 
Veränderungen  im  Mitgliederbestand.     S.  XXVII. 

Verzeichnis  der  Mitglieder  nach  dem  Stand  am  I.Juni  1906.    S.  XXIX. 

IL  Sitzungsberichte. 

60,  Hauptversammlung  in  Tuttlingen.     LV. 

Wissenschaftliche  Abende  in  Stuttgart.     S.  LXVI. 

Oberschwäbischer  Zweigverein  für  vaterländische  Naturkunde.     S.  LXXXIX.    ■ 

Schwarzwälder  Zweigverein  für  vaterländische  Naturkunde.     S.  CI. 

Bloch  mann:  Über  die  Brachiopoden  der  deutschen  Südpolarexpedition.  S.  CXII. 

—  —  Über  die  Grubenwurmkrankheit.     S.  CHI. 

—  —  Vorlage.     S.  CIX. 

Dittus:    Über  die  geognostischen  Verhältnisse  in  der  Waldseer  Gegend.  S.  XOI. 

Ej^tel:  Ziir  Temperaturumkehr  auf  der  Schwäbischen  Alb.     S.  LXI. 

Feucht,  0.:  Ein  Ausflug  in  die  Lüneburger  Heide.     S.  LXXII. 

Fitting:    Über   die   Pfropfbastarde  von  Bronveaux.     S.  CX. 

Fr  aas,  E. :  Das  kryptovulkanische  Becken  von  Steinheim.     S.  LXVIII. 

—  —  Die  Donauversickerung  in  ihrer  allgemein  geologischen  Bedeutung.    S.  LIX. 
Grad  mann,  R. :  Über  einige  neuere  Ergebnisse  skandinavischer  Forschung  in 

ihrer  Bedeutung  für  die  Pflanzengeographie  Mitteleuropas.     S.  CTV. 
[Dazu  Graner.     S.  CVII.] 
Grützner:  Über  Farbenmischung.     S.  CVII. 
Gußmann:  Über  die  Hamiten  von  Eningen.     S.  CX. 
Hesse:  Eiszeitrelikte  in  unserer  Tierwelt.     S.  CIL 

—  —  Über  Augen  mit  gleichzeitigem  Nahe-  und  Fernsehen.     S.  CXI. 
Kauf f mann,  Hugo:  Licht  und  Farbe.     S.  LXXXVII. 

Koken:  Vorlage.     S.  CIX. 

K 1  u  n  z  i  n  g  6  r ,  C.  B. :  Über  die  Kreuzotter.     S.  XCI. 

—  —  Über  neuere  limnologische  Bodenseeforschungen.     S.  LXVI. 
Vorlage.     S.  LXXXII. 

Krauß  (Ulm):  Das  Wesen  der  Krebskrankheiten.     S.  LXXXIX. 
K  r  a  u  ß  ,  H.  A. :  Über  die  Zunft  der  Empusinen.     S.  CVIII. 

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IV  Inhalt. 

Lamper t:  Wie  der  Mensch  wohnt.     S.  C. 

Maier:  Über  Altersbestimmung  bei  Fischen.     S.  OIV, 

Mancher:  Über  die  Entstehung  der  Kiesindustrie  und  die  Geschichte  der  Stadt 

Waldsee.     (Titel.)     S.  XCI. 
Müller,  Ernst:  Die  Architektur  der  Knochen.     S.  LXXXII. 
Plieninger:  Die  fliegenden  Reptilien  der  Jurazeit.     S.  CHI. 
Pompeckj,  J.  F.:   Eine    durch   vulkanische  Tuffbreccie   ausgefüllte   Spalte   im 

Urach — Kirchheimer  Vulkangebiet  der  Schwäbischen  Alb.  (Titel.)  S.  LXXXIX. 
Reihlen,  Max:  Eine  Reise  ans  Nord-Kap.     (Titel.)     S.  .LXXXIX. 
Sauer,  A. :  Die  Vervollkommnung  der  geologischen  Spezialaufnahmen  und  ihre 

kulturelle  Bedeutung.     S.  LXXXVI. 
Scheurlen,  E. :  Klima,  Witterung  und  Krankheit.     S.  LXXXTV. 
Schmidt,  A. :  Die  Atmosphäre  des  Weltraums.     S.  LXXI. 

—  —  Die  erdmagnetische  Vermessung  des  Ries.     S.  LV. 

—  —  Über  Fragen  der  Sonnenphysik.     S.  XCTX. 

Stahlecker,  E.:  Beziehungen  der  Flechten  zum  Untergrund.     S.  LXXX. 

III.  Original-Abhandlungen  und  Mitteilungen. 

Enslin,  E.:  Dcndrocodian  cai-aticii)it  Fries.     Mit  Taf.  I.     S.  312. 

Geyer,  D.:  Beiträge  zur  Vitrellenfauua  Württembergs.    III.     S.  189. 

Guide,  J.:  s.  Strand. 

Hammer.  E.:  Einwägung  von  Festpunkten  an  der  Linie  Böblingen — Lustnau, 
Sommer  1902.     S.  113. 

Hegelmaier,  F.:  Alchimillen  des  schwäbischen  Jura.     S.  1. 

Hüeber.  Th. :  Synopsis  der  deutschen  Blindwanzen  (Hemiptera  heteroptera, 
Farn.  Capsidae).     IX.  Teil.     S.  201. 

s.  Strand. 

Kranz,  W. :  Zur  Entstehung  des  Buntsandsteins.  Erwägungen  über  das  nörd- 
liche Alpenvorland,  Vulkanismus  und  Geotektonik.     S.  104. 

Pompeckj,  J.  F.:  Eine  durch  vulkanische  Tuffbreccie  ausgefüllte  Spalte  im 
Urach — Kirchheimer  Vulkangebiet  der  Schwäbischen  Alb.     S.  378. 

Strand,  Embr. :  Tropisch-afrikanische  Spinnen  des  Kgl.  Xaturalienkabinetts 
in  Stuttgart.     S.  13. 

—  —  Hüeber,  Th.  und  Guide,  J. :  Ausgewählte  Kapitel  aus  0.  M.Reuters 

„Revisio   critica  Capsinarium"    als  Beitrag   zur  Biologie  und  Morphologie 
der  Oapsiden.     S.  263. 
Werner,  F.:  Zur  Kenntnis  afrikanischer  Mantodeen.     S.  361. 

B  ü  c  h  e  r  a  n  z  e  i  g  e.     S.  398. 

Beilagen. 

Ergebnisse  der  pflanzengeographischen  Durchforschung  vun  Württemberg,  Baden 
und  HohenzoUern.  IL  Mit  3  Karten.  Bearbeitet  von  J.  Eichler.  R.  Grad- 
mann und  W.  Meigen. 

Verzeichnis  der  mineralogischen,  geologischen,  urgeschichtlichen  und  hydro- 
logischen Literatur  von  Württemberg,  HohenzoUern  und  den  angrenzenden 
Gebieten.   IV.    Zusammengestellt  von  E.  Schütze. 


I.  Bericht  über  die  geschäftlichen  Angelegenheiten  und 
die  Sammlungen  des  Vereins. 

Bericht  über  die  seclizigste  Hauptversamiuluiig 

am  24.  Juni  1905  in  Tuttlingen. 

Dank  dem  freundlichen  Entgegenkommen  der  Tuttlinger  Stadt- 
verwaltung und  der  leider  nicht  sehr  zahlreichen  ortsansässigen 
Vereinsmitglieder  war  es  dem  Verein  ermöglicht,  seine  60.  Haupt- 
versammlung in  der  als  Industriestadt  rasch  aufblühenden  Heimat 
des  Sängers  der  „Wacht  am  Rhein"  abzuhalten.  Als  Versammlungs- 
lokal war  in  dankenswertester  Weise  der  schön  geschmückte  Fest- 
saal der  Realschule  zur  Verfügung  gestellt  worden,  dessen  Wänden 
entlang  eine  Ausstellung  von  Naturalien  aus  der  näheren  und  wei- 
teren Umgebung  Tuttlingens  Platz  gefunden  hatte.  Insbesondere 
war  es  die  durch  ihren  Reichtum  an  alpinen  und  subalpinen  Pflanzen, 
namentlich  auch  schönen  Orchideen  ausgezeichnete  Flora  des  Gebiets, 
deren  bemerkenswerteste  Vertreter  dank  den  Bemühungen  von  Rektor 
Müller  (Tuttlingen),  Oberamts- Wundarzt  Dr.  Eytel  (Spaichingen) 
und  Pfarrer  Beer  (Kolbingen)  in  lebenden  und  getrockneten  Exem- 
plaren den  Besuchern  vor  Augen  geführt  wurden ;  außerdem  bot  dem 
Weiden- ,  Rosen-  und  Brombeerspezialisten  eine  Ausstellung  von 
Lehrer  Scheuerle  (Frittlingen)  viel  Bemerkenswertes.  Besonderes 
Interesse  beanspruchten  auch  einige  von  Pfarrer  Beer  ausgestellte 
Gesteine  aus  diluvialen  Gerollen  der  Umgebung  von  Kolbingen,  unter 
denen  sich  solche  von  unzweifelhaft  alpiner  Herkunft  (z.  B.  Verru- 
cano)  befanden ,  wodurch  die  Ansicht ,  als  kämen  derartige  alpine 
Gerolle  nur  auf  der  Ulmer  Alb  vor  und  als  stammten  alle  die  auf 
der  geologischen  Karte  der  südöstlichen  Alb  zwischen  Tutthngen 
und  Ulm  als  „Quarz-  und  Quarzitgerölle"  ausgeschiedenen  Geschiebe 
aus  dem  Schwarzwald,  ihre  Widerlegung  fand. 


—     VI     — 

Um  1  Uhr  eröffnete  der  Vorsitzende  Dir.  Dr.  Sußdorf  die 
Versammlung  und  begrüßte  die  aus  nah  und  fern  erschienenen  Mit- 
glieder und  Freunde  des  Vereins,  um  dann  ein  kurzes  Bild  von  der 
Vereinstätigkeit  während  des  letzten  Jahres  zu  entwerfen.  Mit 
warmen  Worten  gedachte  er  insbesondere  der  in  dieser  Zeit  dahin- 
gegangenen Vereinsmitglieder,  deren  Andenken  die  Versammlung  in 
pietätvoller  Weise  ehrte.  Nachdem  sodann  Stadtschultheiß  Dr.  Keck 
im  Namen  der  Stadt  dem  Verein,  dessen  Tätigkeit  und  idealen  Be- 
strebungen Redner  wärmste  Anerkennung  zollte,  ein  herzhches  Will- 
kommen geboten  hatte,  erstattete  Oberstudienrat  Dr.  Lampe rt  den 
Geschäftsbericht  über  das  abgelaufene  Vereinsjahr  und  dankte  im 
Namen  des  Vereins  allen  denen,  die  sich  durch  Zuwendung  von 
Naturalien  und  Büchern  um  die  Sammlungen  des  letzteren  verdient 
gemacht  hatten.  Redner  nahm  Gelegenheit,  seinem  Bedauern  dar- 
über Ausdruck  zu  geben,  daß  der  Verein  in  neuerer  Zeit  wiederholt 
den  Austritt  von  Mitgliedern  zu  beklagen  gehabt  habe .  bei  denen 
man  eine  bessere  Würdigung  der  Aufgaben  und  der  im  Verhältnis 
zu  den  außerordentlich  niedrigen  Mitgliedschaftsbeiträgen  hoch- 
anzuschlagenden Leistungen  und  Darbietungen, des  Vereins  hätte  vor- 
aussetzen dürfen:  um  so  erfreulicher  sei  es  dem  gegenüber,  immer 
wieder  zahlreichen  Fällen  von  lebhaftem  Interesse  an  den  Vereins- 
bestrebungen zu  begegnen.  Nachdem  dann  weiterhin  Dr.  C.  Beck 
über  den  Stand  der  Vereinsfinanzen  berichtet  hatte,  erfolgte  die 

Wahl  des  Vorstands  und  des  Ausschusses. 

Es  wurden  gewählt: 

als  erster  Vorstand: 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  A.  Schmidt  (Stuttgart), 
als  zweiter  Vorstand: 

Oberstudienrat  Dr.   K.  Lampert  (Stuttgart). 

Im  Ausschuß  verbleiben  die  für  die  Vereinsjahre  1904/1906 
gewählten  Herren : 

Dr.  C.  Beck  (Stuttgart), 
Forstdirektor  Dr.  F.  v.  Gran  er  (Stuttgart). 
Prof.  a.  D.  Dr.  C.  B.  Klunzinger  (Stuttgart), 
Prof.  Dr.  A.  Sauer  (Stuttgart), 

Für  das  Vereinsjahr  1905/1906  wird  neu  gewählt: 
Direktor  Dr.  Sußdorf  (Stuttgart). 


-     VII     — 

Für  die  Vereinsjahre  1905/1907  wurden  wiedergewählt  die 
Herren : 

Prof.  Dr.  W.  Gmelin  (Stuttgart), 

Prof.  Dr.  P.  V.  Grützner  (Tübingen), 

Prof.  Dr.  K.  v.  Hell  (Stuttgart), 

Prof.  Dr.  0.  Kirchner  (Hohenheim), 

Prof.  Dr.  E.  Müller  (Stuttgart). 

Außerdem  gehören  dem  Ausschuß  an 

als  Konservator  der  zoologischen  Sammlung : 

Oberstudienrat  Dr.  K.  Lampert  (Stuttgart), 
als  Konservator  der  botanischen  Sammlung : 

Prof.  J.  Eichler  (Stuttgart), 
als  Konservator  der  mineralogisch-paläontologischen  Sammlung : 

Prof.  Dr.  E.  Fraas  (Stuttgart), 
als  Vorstand  des  Schwarzwälder  Zweigvereins: 

Prof.  Dr.  F.  B lochmann  (Tübingen), 
als  Vorstand  des  Oberschwäbischen  Zweigvereins : 

Fabrikant  Fr.  Krauß  (Ravensburg). 
Vom  Ausschuß  wurden  gewählt: 

als  Schriftführer:  Prof.  Dr.  E.  Fraas   und  Prof.  Dr.  C.  B. 

Kl  unzin ger ; 
als  Bibliothekar:   Prof.  J.  Eichler; 
als  Rechnungsführer:   Dr.  C.  Beck: 
als  Rechnungsprüfer:  Hofrat  C  h.  C 1  e  ß  1  e  r  (Stuttgart). 

In  der  Ausschußsitzung  am  10.  April  1906  wurde  die  Redak- 
tionskommission in  ihrer  bisherigen  Zusammensetzung  auf  5 
weitere  Jahre  wiedergewählt. 

Als  Ort  der  nächsten  Hauptversammlung  im  Jahre  1906  wurde 
auf  Vorschlag  des  Herrn  Apotheker  Dr.  Leube,  der  dem  Verein  die 
Einladung  des  Ulmer  mathematisch-naturwissenschaftlichen  Vereins 
überbrachte,  Ulm  gewählt. 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Angelegenheiten  hielt  zu- 
nächst der  neue  Vorsitzende,  Prof.  Dr.  A.  Schmidt  einen  Vortrag 
über  „die  erdmagnetische  Vermessung  des  Ries"  (s.  unten 
S.  LV).  Nach  kurzen  Bemerkungen  der  Herren  v.  Grützner  und 
Fraas,  welch  letzterer  hervorhob,  wie  hier  bei  Erklärung  des  Ries- 
phänomens zwei  vollständig  verschiedene  und  unabhängig  vonein- 
ander arbeitende  Wissenschaften ,  Geologie  und  Physik ,  zu  dem 
gleichen  Resultat  gekommen  seien,  hielt  Prof.  Dr.  E.  Fraas  einen 


—     VIII     — 

Vortrag  über  „Die  Donauversickerung  in  ihrer  allgemein 
geologischen  Bedeutung"  (s.  unten  S.  LIX).  Sodann  sprach 
Oberamtswundarzt  Dr.  Eytel  (Spaichingen)  „Zur  Temperatur- 
umkehr auf  der  Schwäbischen  Alb"   (s.  unten  S.  LXI). 

In  einem  weiteren  Vortrag  begründete  Prof.  Dr.  Klunzinger 
(Stuttgart)  den  von  ihm  gestellten  Antrag,  daß  der  Verein  eine  vom 
Redner  ausgearbeitete  Eingabe  an  den  Deutschen  Reichstag  richten 
möge,  die  einen  größeren  Schutz  der  Krammetsvögel  (Singdrosseln) 
bezweckt.  Einen  solchen  hofft  Redner  dadurch  erreichen  zu  können, 
daß  der  Fang  dieser  Vögel  durch  Schhngen  gesetzhch  verboten  und 
nur  noch  der  jagdmäßige  Abschuß ,  ähnlich  wie  bei  der  Schnepfe, 
gestattet  wird.  Die  Versammlung  stimmte  diesem  Antrag  zu  und 
beauftragte  den  Ausschuß  mit  den  weiteren  Schritten.  Nachdem 
sodann  noch  Prof.  Dr.  v.  Grützner  (Tübingen)  einige  interessante 
physiologische  Instrumente  demonstriert  hatte,  schloß  der  Vorsitzende 
die  Hauptversammlung,  an  die  sich  ein  gemeinschaftliches,  durch 
treffliche  Reden  gewürztes  Mahl  im  Hotel  „Zur  Post"  anschloß.  — 
Am  nächsten  Tag  fand  unter  zahlreicher  Beteiligung  eine  Exkursion 
in  das  Donautal,  zwischen  Möhringen  und  Immendingen,  statt,  wo 
unter  Führung  von  Prof.  Fraas  nicht  nur  die  berüchtigte  Ver- 
sickerungsstelle  besichtigt,  sondern  auch  die  an  den  Hängen  mehr- 
fach erschlossene  Weißjuraformation  und  im  Tal  die  interessante  Alt- 
wasserflora studiert  wurde.  Von  großem  Interesse  war  ein  Besuch 
der  Basaltbrüche  am  Höwenegg ,  wo  Herr  Direktor  Pfeifer  die 
durstigen  Wanderer  durch  einen  kühlen  Trunk  erquickte.  Eine 
Wagenfahrt  über  den  Withoh  mit  prächtiger  Aussicht  auf  das  Hegau 
und  den  Bodensee  bildete  den  Abschluß  der  genußreichen  Zusammen- 
kunft. 


Verzeichnis  der  Zugänge  zu  den  Vereinssammlungen. 
A.  Zoologische  Saiimilung. 

(Konservator:    Obeistudienrat  Dr.  Lampert.) 

Säugetiere. 
1   Eichhorn,  Sciunis  vidgaris  r2(/«s Keee.,  var.  nigra,  Cannstatt,  7.  Nov.  1905, 

von  Apotheker  Reichert. 
1   Feldhase,  Lepus  europaeus  L.,  Aidlingen,   31.  Januar   1905, 

von  Präparator  H.  Keller  in  Stuttgart. 

1   Mus  silvaticus  L.,  gefangen  in  einem  Haus  der  Hegelstraße  in  Stuttgart, 

von  Dr.   J.   Franck  in  Stuttgart. 


-     IX     — 

1   3Iics  decumaims  Fall.,  Albino,  aus  der  Gärtnerei  W.  Pfitzer, 
von  W.  Pfitzer  in  Stuttgart. 

Vögel. 

1   Abendfalke,   Cerchneis  vespertimis  L.,]   „  .    ,  .  ,    ,    . 
-,    -c        r  n        -n  7  77    ^      t  f   T nedrichshaien, 

1   Baumtalke,  ialco  subbufeo  L.,  j 

von  Hofgärtner  Amnion  in  Friedrichshafen, 

1    Grauammer,   Miliaria  miUaria  L.,   Crailsheim   12.  April   1906, 

von  Dr.  W.  Halm  in   Crailsheim. 

1   Bergfink,  Fringilla  monfifringiUa  L.,  Stuttgart,   23.  Februar   1906, 

von  Professor  Dr.   Klunziuger. 

Die  Bergfinken  waren  in  den  Tagen  von  Mitte  bis  Ende  Februar 

zu  Tausenden  in  der  Nähe  Stuttgarts  zu  beobachten. 

1   Löffelente,   Spafula  ch/peafa  Boie,   Winzingen,    1905, 

von  Oberförster  M  o  o  s  m  a  y  e  r  in  Winzingen. 

Kopf  einer  Ringdrossel,    Menila  tof(ßiata  L. ,    Karnsberg  bei  Murrhardt, 

6.  Mai   1906, 

von  Professor  Dr.   G.  Jäger  in  Stuttgart. 

Das  Vorkommen  der  Ringdrossel  zu  dieser  Zeit  in  Württemberg 

ist  sehr  bemerkenswert. 

1   kleiner  Steißfuß,  Fodiceps  minor  Lath.,  Friedrichshafen,  13.  Jan.  1906, 

von  Hofgärtner  Ammon  in  Friedrichshafen. 

1  Abart  des  Haussperlings,  Passe/-rfo»?esf/c/(sL.,var.,  Wildbad,  16.  Jan.  1906, 

von  Forstassessor  Neunhöffer  in  Wildbad. 

Außer    diesen    speziell    der  Sammlung    des  Vereins   zukommenden 

Objekten    wurde    auch    im    vergangenen    Jahr    die    Württ.    zoologische 

Sammlung    um    eine    beträchtliche    Anzahl    von    Arten    vermehrt,    die 

Eigentum  des  Naturalienkabinetts  sind. 

Insekten. 
Lepidoptera. 
Nest    von  Taumatopoea  processionea  L. ,    Prozessionsspinner,    Dachswald 
bei  Stuttgart, 

von  Dr.   M.  Reihlen   in  Stuttgart. 


Bihio  murci  L.,  ( 

Blhio  Jwrtuküiiis  L.,  | 


D  ip  ter  a. 
Gärtnerei  Pfitzer  in  Stuttgart, 
von  W.   Pfitzer  in  Stuttgart. 


Orthopte  ra. 
Diestrammcna  marmorata  Brun. 

Diese  in  Japan  heimische  Heuschrecke  trat  dieses  Frühjahr 
plötzlich  häufig  in  den  großen  Gärtnereien  von  Pfitzer  in  Stuttgart 
auf,  wo  ihr  in  der  irrtümlichen  Meinung,  es  handle  sich  um  einen 
Pflanzenschädling,  eifrig  nachgestellt  wurde.  Die  Fangmethode 
bewies    bald,    daß    die  Heuschrecke   von    tierischer  Nahrung;  und 


nicht     von  Pflanzen    lebt ;    sie    fing    sich    nämlich    regelmäßig    in 
mit  Speck  geköderten  Mausfalleu. 

von  Prof.   Dr.   Y.   H  a  e  c  k  e  r  in  Stuttgart. 

B.  Botanische  Samniluiig. 

(Konservator :   Prof.  J.   E  i  c  h  1  e  r.) 

Verzeichnis  der  Einsender : 
Braun,  Reallehrer,   Rexingen. 
Dieterich,   H.,   Pfarrer,   Pflugfei  den. 
Ketsch  er,   M.,   Professor,   Geislingen. 
Finckh,   A.,   Gymnasiast,  Stuttgart. 
Haug,   Professor,  Ulm. 
Hermann,  J.,   Schullehrer,   Murr. 
Koch,  Forstmeister,  Heilbronn. 
Lang,  Dr.  W.,  Stuttgart. 
Mayer,  Ad.,  Apotheker,  Rosenfeld. 
Pohl  er,  Schullehrer,   Göppingen. 
Rau,  Dr.   C,  Forstamtmann.  Schussenried. 
Schlanker,   G.,   Oberlehrer,  Cannstatt. 
Schlenker,  K.,   Pfarrer,   Leonbronn. 

I.  Algen. 

Closterium  Ehrenltergii  Men.,  Stuttgart  (Finckh). 

II.  Phanerogamen. 

Ceteracli  officinarum  Willd.,  Murr  (Hermann). 
Sparyanium  min'mmm  Fkies,  Schwenningen  (G.   Schlenker). 
Helodea  canadensis  Richard,  Rohrdorf  OA.  Nagold  (Braun). 
Ci/perus  flavescens  L.,   Höpfigheim  (Hermann). 
HeJeocharis  uniglnmis  Schultes,  Schwenningen  (G.   Schlenker). 
Scirpus  pauciflorus  Lightfoot,  ,,  ,,  ., 

Eriophorum  polystachyum   L.  .,  ,.  ,, 

Carex  tereüuscula  Goodemough  ,.  ,.  ,, 

„      rostrata  /?,  elatior  Benx.  ,,  ,,  ,, 

Miiscari  racemosum  Millee,  Gemmrigheim  (Koch).  ' 
Cephalanthera  Xiphophylhmi  Rchb.,  Heilbronn  (Koch). 
Salix  repens  L.,   Schwenningen  (G.   Schlenker). 

,,  ,,        „     Onstmettingen   (Ad.   Mayer). 

Sagina  nodosa  Fenzl.,  Schwenningen  (G.  Schlenker). 
Banunculiis  Lingua  L.,  ,,  ,,  ,, 

,,  FJammiäa  ß.  reptans  L.,  Schwenningen  (G.   Schlenker). 

Nasturtimn  amphihium   R.  Beown,    verschleppt  in  e.  Kleefeld    b.    Witt- 

lingen   (Dieterich). 
Rnhns  tomenfosus  f.  gJabrafa  Gode.,   Beimerstetten  (Haug). 
Lafh>/nis  NissoUa  L.,  Rosenfeld   (Ad.   Mayer). 
Carum  BuJhocastanmn  Koch  ,,  ,, 


—     XI     — 

Pimpinella  magna  y.  Jaciniata  Walleoth,   Eybach  (Fetscher). 
Pasfinaca  safiva  L.,  Murr  (Hermann). 

,,  opaca  Bernh.,  Hessigheim  (Hermann). 

Bifora  radians  Biebeestein,  Rosenfeld  (Ad.  Mayer). 
Pirola  unifiora  L.,   Eningen  (Lang). 
Mentha  grata  Host,  Schwenningen  (G.   Schlanker). 
CampanuJa  pusiUa  Haenke,   Hausen   OA.  Blaubeuren   (Pöhler). 
3Iatricaria  discoidea  DC,  Güglingen  (K.   Schlenker). 
Senecio  spatidifolius  DC,   Obermusbach  (Rau). 
Cirsium  bulbosum  DC,   Schwenningen   (G.   Schlenker). 

C.  Mineralogisch-paläontologische  Sammlung. 

(Konservator:   Prof.  Dr.  E.   Fr  aas.) 
Als  Geschenke: 

a)  Mineralien: 

Pyrit  aus  dem  Tertiär  von  Paris, 

von  Herrn  Pfarrer  Stroh  in  Seeburg. 

b)  Petrefakten: 

Terebratula  c//cloides  aus  dem  Muschelkalk  von  Münster, 

von  Herrn  L.  Epstein  in  Stuttgart. 
Ammonites  psdonotiis  pUcatns  \\n([  Itwceramns  s'g.  aus  Lias  a  von  Vaihingen, 
Muschelhorizont  (Handstücke)  aus  der  Meeresmolasse  von  Bodman, 
Encrinns  Vdiiformis  aus  dem  Muschelkalk  von  Neckarweihingen, 
Soninia  ptycta  Buckm.  aus  Braun-Jura  y  von  Eningen,  Ostrca  sp. 
aus  Lias  6  von  Reutlingen ,  Psiloceras  harpoptuchum  aus  Lias  a 
von  Nürtingen,  SteplianophyJUa  sp.  und  Turbo  capitaneus  aus  Braun- 
Jura  a  von  Heinningen, 

von  Herrn  Prof.  Dr.   E.   Fr  aas  in  Stuttgart. 

Ammonites  opallnus  aus  Braun- Jura  a ,    Ammonltes  oxynotus,    Ammonites 

raricostatus  und  Ammonites  hifer  aus  Lias  ß  von  Frommern 

von  Herrn  Baurat  Roller  in  Stuttgart. 

Zapfen  von  Picea  excelsa  aus  dem  Interglazial  von  Ütznach  und  Helix  sp. 

aus  dem  Tertiär  von  Harthausen, 

von  Herrn   Dr.   C   Beck  in  Stuttgart. 
Nautilus  bidorsattis  aus  dem  Wellengebirge  von  Freudenstadt, 

von  Herrn  Prof.  Dr.   Pompeckj   in  Hohenheim. 
Ammonites  raricostatus   und    Am.    oxyiiotus   aus    Lias  ß    von   Frommern, 
Ehinoptera  Studeri  (Zahn)   aus  der  Meeresmolasse  von  Baltringen, 
von  Herrn  Prof.   W  e  i  g  e  1  i  n  in  Stuttgart. 
Ammonites   nmcrocephalus  (Riesenexemplar),   aus  Braun-Jura  e  von  Mar- 
garethausen, 

von  Herrn  Inspektor  A.   Karle  in  Stuttgart. 
Ammonites  oxynotus  aus  Lias  ß  von   Nürtingen, 

von  Herrn  Direktor  A.   Schott  in  Nürtingen. 


—     XII     — 

RJxynclioneJJa  variabilis  var.  squamiplex,  Eh.  furcülata,  Eh.  Dalmasi,  Tere- 
bratula  punctata,  Waldheimia  numismalis,  W.  TFrt/'tT/joMset  aus  Lias  7 
von  Großbettlingen,  Terebratula  margaritati  aus  Lias  d  und  Wald- 
heimia  äiibnumismalis  aus  Lias  /  von  Geislingen  (OA.  Balingen). 
Originale  zu  Rau,  die  ßrachiopoden  des  mittleren  Lias  Schwa- 
bens  1905, 

von  Herrn  Mittelschullehrer  Geyer  in  Stuttgart. 
Eliynchonella  variabilis  var.  squamiplex,  Eh.  cf.  retusifrons,  Eh.  parvi- 
rostris.  Eh.  aliena,  Terebratula  punctata,  Walclheimia  subnumismalis, 
W.  Eömeri,  W.  Waterhoitsei  var.  lunaris  aus  Lias  y  von  Endingen 
und  Ehynchonella  scalpcJlum  aus  Lias  d  von  Balingen.  Originale 
zu  Rau,  1.  c, 

von  Herrn  Pfarrer  K.   Gußmann  in  Eningen  u.  A. 
Terebratula  punctata    und   Walclheimia  cf.    Mariae    aus    Lias  /   von   Ba- 
lingen ;    Terebratula  margaritati,   Tereb.  solidorostris  aus  Lias  d  von 
Geislingen    (OA.   Balingen)    und    Waldheimia  Barwini    aus    Lias  ö 
von  Eislingen.    Originale  zu  Rau,  1.  c, 

von  Herrn   Pfarrer  Dr.   Th.   Engel  in  Eislingen. 
Ehynchonella  variabilis  mut.  minor  und  Terebratula  margaritati  aus  Lias  d 
von    Echterdingen    und     Waldheimia    subnumismalis     aus    Lias  y. 
Originale  zu  Rau,  1.   c, 

von  Herrn  Prof.  Dr.  Wolf  fing  in  Stuttgart. 
Terebratula  Eadstockensis  aus  Lias  y;   Terebratula  margaritati  und  Wald- 
heimia subdigona    aus  Lias  J   von  Kirchheim  u.  T.      Originale  zu 
Rau,  1.  c.    Ammonites  Algovianus  und  Amm.  Kurrianus  aus  Lias  d 
von  Kirchheim  u.   T., 

von  Herrn  Hausvater  Thumm  in  Kirchheim  u.  T. 
Hyhodonchus  infracloacinus,  Hyb.  trispinosus  und  Acrodomlms  lateralis  aus 
dem  Muschelkalk-Bonebed  von  Crailsheim.    Originale  zu  E.  Fraas, 
Kopfstacheln  von  Bybodus  und  Acrodus.     Diese  Jahreshefte    1889, 
S.   233   ff., 

von  Herrn  Hofrat  R.   Blezinger  in  Crailsheim. 
Ammonites  TJlmensis  und  Amm.  cf.  divisus  aus  Weiß-Jura  C  von  Kolbingen, 

von  Herrn  Pfarrer  Beer  in  Kolbingen. 
Pseudoglyphaea    nov.  sp.    aus    Lias   a   von   Bernhausen    und    Ammonites 
serrodens  aus  Lias  C  von  Reutlingen, 

von  Herrn  Fabrikant  E.  Roth  in  Reutlingen. 
Ceratites  atavus  und  C.  Jlunsteri  aus    dem  Hauptmuschelkalk  von  Hall, 

von  Herrn  Bauwerkmeister  E.   Wallrauch  in  Hall. 
Gervillia  costcda,    Ceratites  intermedius   und  Nautilus  bidorsatus   aus    dem 
Hauptmuschelkalk  von  Gerabronn, 

von  Herrn  Lehrer  Botsch  in   Gerabronn. 
Ammonites  subinsignis    aus  Lias  C    von  Reutlingen.     Helix  Involuta    var. 
scabiosa,  Patula  supracostaia  aus  dem  Obermiocän  von  Mörsingen  und 
Limnacus  cf.  armaniacensis  aus  dem  Obermiocän  von  Zwiefaltendorf, 
von  Herrn  Verwaltungsaktuar  A.  John  er  in  Riedlingen  a.  D. 
Dentalium  mutabile  aus  der  Meeresmolasse   von  Ursendorf, 

von  Herrn  Pfarrer  Vierthaler  in  Heudorf  a.   Bussen. 


—     XIII     — 

Tefrospira  suJcata  aus  dem  Hauptmuschelkalk  von  Kocherstetten, 

von  Herrn  Schullehrer  F.   Hermann  in  Kocherstetten. 
Palaeomeryx  Bojani  und  Ehinoceros  GoJdfussi  (Astragalus)   aus  dem  Ter- 
tiär des  Randecker  Maars, 

von  Herrn  Apotheker  A.  Hölzle  in  Kirchheim  u.  T. 
Melania  Escheri,  Melanopsis  Kleinii,  Planorhis  cormi,  PI.  laev'is,  Limnaeus 
dilatatus ,  L.  armmiacensis ,  Patula  supracostata ,  Arcliaeozonites 
costatus,  Helix  oscnlum  var.  Giengensis ,  H.  inflexa,  H.  sylvana, 
H.  carinulata,  H.  coarctafa,  Suhullna  minuta,  Planorhis  decUvis, 
Cydostostoma  consohrinum  und  Tiidora  conica  aus  dem  Obermiocän 
von  Mörsingen.  Scalaria  sp.,  Bental'mm  pseudo-enfalis ,  Corlmla 
gibba,  Fibidaria  (Echinocyamus)  ovafa  und  Fib.  Ursendorfcnsis, 
Stacheln  von  Psammechimts  dubius  und  Bryozoen  aus  der  Meeres- 
molasse  von  Ursendorf, 

von  Herrn  Dr.   E.   Schütze  in  Stuttgart. 
Zähne   von    Ceraiodiis    conchinus ,    Knochenreste    von    Labyrinthodonten, 
Nothosauriern ,    Belodon    und  Fischen    aus    der  Lehrbergstufe   des 
mittleren  Keupers  von  Stuttgart, 

von  Herrn  Gymnasiast  A.  Finckh  in  Stuttgart. 

Außerdem  erhielt  das  kgl.  Naturalienkabinett  die  reichhaltige 
mineralogische  und  geologische  Sammlung  des  Herrn  Präsident  a.  D. 
Dr.   V.  Baur  als  Geschenk. 

D.  Bibliothek. 

(Bibliothekar:   Prof.  J.  Ei  oh  1er.) 

Zuwachs  vom   1.   Januar  bis   31.   Dezember   1905. 

a.  Durch  Geschenk  und  Kauf. 

Durch  Schenkung  von  Büchern  etc.  haben  sich  folgende  Mitglieder 
und  Freunde  des  Vereins  um  denselben  verdient  gemacht : 

Branco,   Dr.  W.,   Geh.   Bergrat,   Berlin. 
Braun,  Dr.  K.,  Amani  (Deutsch-Ostafrika). 
Fr  aas,  Prof.  Dr.  E,,  Stuttgart. 
Haußmann,   Prof.  K.,   Aachen. 
Hein,  Dr.  Walter,  München. 
Klunzinger,  Prof.   Dr.   C.   B.,   Stuttgart. 
Lutz,  Dr.  K.   G.,  Stuttgart. 
t  Probst,  Dr.  J.,  Biberach. 
Rau,  Dr.   K.,   Schussenried. 
^         V.  Schmid,  Dr.  R.,  Prälat,  Stuttgart. 

Schmidt,  Dr.   A.,   Geh.  Hofrat,   Stuttgart. 
Schneiderhan,  Dr.   E.,   Oberndorf. 
Schütze,  Dr.  E.,   Stuttgart. 
Stahl  eck  er,   Dr.  E.,   Korntal. 
Weinberg,  Dr.  W.,   Stuttgart. 
Wundt,   G.,   Oberbaurat,   Stuttgart. 


-     XIV     — 

I.  Zeitschriften,  Gesellschaftsschriften  etc. 

„Aus  der  Heimat."  Organ  des  Deutschen  Lehrervereins  für  Naturkunde. 
Herausgegeben  von  Dr.   K,   G.  Lutz.    18.  Jahrg.    1905.    (Lutz.) 

Belgique.  Observatoire  Royal:  Annuaire  astronomique  pour  1906.  — 
Annales  astronomiques,  Tomes  VI  (1887),  VHI  (1904),  IX,  1  (1904). 
—  Annales:   Physique  du  globe,   Tomes  I  (1904),  II  (1904). 

Brunn.      Club  für  Naturkunde:   Bericht  VI  für  das  Jahr   1903/04. 

Buenos  Aires.  Direccion  general  de  estadistica  de  la  provincia  de 
B.   A.:  Demografia  ano    1900,    1901,    1902. 

Der  zoologische   Garten.      46.   Jahrg.    1905. 

Dresden.  Genossenschaft  ,, Flora",  Gesellschaft  für  Botanik  und  Garten- 
bau:  Sitzungsber.   u.   Abhandl.   N.   F.   8.  Jahrg.   1903—1904. 

Eclogae  geologicae  Helvetiae.  Mitteilungen  der  schweizerischen  geo- 
logischen Gesellschaft  Vol.   VIII,   4—5    (1905). 

Kyoto.    College  of  Science  and  Engineering:   Mem.  Vol.  I,  2  (1904/05). 

Olmütz.  Verein  „Botanischer  Garten"  in  0.,  naturwissenschaftliche 
Sektion:   Bericht  I  über  die  Vereinsjahre   1903/04  und   1904/05. 

Paris.     Societe  de  speleologie  :   Spelunca  T.  VI,   38 — 41. 

Prag.  Societas  Entomologica  Bohemiae  (Prag):  Acta  Jahrg.  1904, 
Heft   1—4. 

Sao  Paulo.   Sociedade  scientifica  de  S.  P.:  Revista  No.  2,  September  1904. 

Springfield.      Museum   of  Natural  history :    Bull.  No.    1   (1904). 

Ungarische,  K.  naturwissensch.  Gesellschaft,  botanische  Sektion: 
Növenytani  Közlemenyek  Bd.   II— IV,    1903  —  1905. 

Vegesack.  Verein  für  Naturkunde  für  V.  und  Umgegend  :  Mitteilungen 
No.    1—3  für   1901/02,   1903,    1904. 

Versch.   ältere  Jahrg.   dieser  Jahreshefte.     (C.   Joos,  v.   Scheler.) 

Washington:   Carnegie  Institution  of  W. :  Publications   23,   24,   30. 

Württembergischer  Verein  für  Handelsgeographie  und  Förderung 
deutscher  Interessen  im  Ausland :  Jahresberichte  XX — XXIII, 
1901  —  1904. 

II.   Schriften  allgemein  naturwissenschaftlichen  Inhalts. 

Natur  und  Staat,  Beiträge  zur  naturwissenschaftlichen  Gesellschafts- 
lehre. Eine  Sammlung  von  Preisschriften.  Herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  H.  E.  Ziegler  in  Verbindung  mit  Prof.  Dr.  Conrad  und 
Prof.  Dr.  Häckel. 

Teil  VIL  Schalk,  Emil,  Der  Wahlkampf  der  Völker,  mit  be- 
sonderer Bezugnahme  auf  Deutschland  und  die  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika.      Jena   1905. 

(Fraas  i.  A.   der  Preiskommission.) 

III.  Zoologie,   Anatomie. 

Blum,  J.,  Die  Kreuzotter  und  ihre  Verbreitung  in  Deutschland,  Frank- 
furt  1888.    4^ 

Hein,  Walter,  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  von  Cotylorlüza 
fuhcrcidafa.     Leipzig    1902.      (Hein.) 


-     XV     — 

Hein,  Walter,  Bemerkvingeu  zur  Scyphomedusen-Entwicklung.  1902. 
(Hein.) 

—  Beiträge  zur  Kenntnis  \on  Ämphilhia  folidcea.    Leipzig  1904,    (Hein.) 

—  Zur  Epithelfrage  der  Trematoden.      Leipzig   1904.     (Hein.) 

V.  Zeller,  E.,  Untersuchungen  über  die  Samenträger  und  den  Kloaken- 
wulst der  Tritonen,  herausg.  von  C.  B.  Klunzinger  und  E.  Jacab. 
Leipzig   1905.      (Klunzinger.) 

IV.  Botanik. 

Braun,  K. ,  Die  Kultur  der  Mohnpflanze  und  die  Opiumgewinnung. 
1905   (Braun). 

—  Ipecacuanha-  oder  Brechwurzel.      1905.      (Braun.) 

Müller,  Otto,  Bacillariaceen  aus  dem  Nyassalande  und  einigen  be- 
nachbarten Gebieten.     Leipzig   1904.      (Wundt.) 

Stahlecker,  Eugen,  Untersuchungen  über  Thallusbildung  und  Thallus- 
bau  in  ihren  Beziehungen  zum  Substrat  bei  siliciseden  Krusten- 
flechten.     Stuttgart   1905.      (Stahlecker.) 

Sturm 's  Flora  von  Deutschland  in  Abbildungen  nach  der  Natur. 
2.   umgearb.  Aufl.    Bd.    13.     (Lutz.) 

V.  Mineralogie,  Geologie,  Paläontologie. 

Branco,  W. ,  Über  H.  Höfer's  Erklärungsversuch  der  hohen  Wärme- 
zunahme im  Bohrloche  zu  Neuffen.      Berlin   1904.      (Branco.) 

—  Die  fraglichen    fossilen   menschlichen  Fußspuren   im  Sandsteine  von 

Warnambool,  Victoria,  und  andere  angebliche  Spuren  des  fossilen 
Menschen  in  Australien.     Berlin   1905.      (Branco.) 

—  und    Fr  aas,    E. ,    Das    kryptovulkanische    Becken    von    Steinheim. 

Berlin   1905.     4°.    (Fraas.) 

Fraas,  E.,  Weitere  Beiträge  zur  Fauna  des  Jura  von  Nordost-Grönland. 
Kopenhagen   1904.      (Fraas.) 

Rau,  Karl,  Die  Brachiopoden  des  mittleren  Lias  Schwabens  mit  Aus- 
schluß der  Spiriferinen.     Jena   1905.      4*^.      (Rau.) 

Schneiderhan,  Eugen,  Die  Umgebung  von  Bebenhausen.  Stuttgart 
1904.      (Schneiderhan.) 

Schütze,  E.,  Die  geologische  und  mineralogische  Literatur  des  nörd- 
lichen Harzvorlandes.    IL    Magdeburg   1904.      (Schütze.) 

—  Ner'da   costellata    Münst.  ,    eine    Schnecke    der    schwäbischen  Meeres- 

molasse.     Stuttgart   1905.      (Schütze.) 

VII.   Chemie,  Physik,  Mathematik,  Astronomie  und 
Meteorologie. 

Haußmann,  Karl,  Magnetische  Messungen  im  Ries  und  dessen  Um- 
gebung.    Berlin   1904.      4°.      (Haußmann.) 

Schmidt,  A.,  Gesetze  der  Lichtbrechung,  angewendet  auf  die  Physik 
der  Sonne.     Berlin   1905.      4".      (Schmidt.) 


—     XVI     — 

VIII.  Heilquellen  und  -Brunnen. 
Weizsäcker,  Th.,  Wildbad  im  württembergischen  Schwarzwald.   2.  Aufl. 
Stuttgart   1905.      (E.) 

IX.  Schriften  verschiedenen  Inhalts. 

(Probst,  J.) ,  Verzeichnisse    zur  Bibliothek    und  zu  den  Abhandlungen 

von  Pfarrer  Dr.  J.  Probst,   Biberach.      (Probst.) 
Schmid,  Rudolf,  Das  naturwissenschaftliche  Glaubensbekenntnis  eines 

Theologen.     Stuttgart   1906.     (Schmid.) 
Weinberg    and   Gastpar,    Die    bösartigen  Neubildungen    in  Stuttgart 

von   1873—1902.     Jena   1904.     (Weinberg.) 

b.  Durch  Austausch  unserer  Jahreshefte': 

Amani,   s.   Deutsch-Ostafrika. 

American  Academy   of  arts    and   sciences  (Boston):    Memoirs  Vol.   13 

No.  2.   —  Proc.  Vol.  XL,    10—24;  Voh  XLI,   1—13. 
American  geographical  society  (New  York):  Bulletins  Vol.  XXXVII  (1905). 
Amiens.     Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France:   Bulletins  T.  XV, 

1900/01   und  XVI,    1902/03.   —  Memoires  T.  XI,   1903/04. 
Amsterdam.     K.  Akademie  van  wetenschappen :  Jaarboek   voor   1905. 

—  Verhandelingen  (Natuurkunde)  1.  sectie ,  deel  IX,  1;  dass. 
2.  sectie,  deel  XI  u.  XII,  1 — 2.  —  Verslagen  van  de  gewone 
Vergaderingen  deel  XIII  (1904  —  1905). 

Asiatic  society  of  Bengal   (Calcutta). 

Augsburg.     Naturwiss.   Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Australasian   association   for  the  advaucement  of  science   (Sydney). 
Badischer  botanischer  Verein  (Freiburg):   Mitteilungen  No.  201 — 207 

und  Beilage. 
Baltimore.  Johns  Hopkins  University :  University  Circulars  1905,  No.  5. 

—  Memoirs  of  the  Biol.   Lab.   Vol.  V  (1903). 
—  s.  Maryland. 

Bamberg.     Naturforschender  Verein. 

Basel.     Naturforschende  Gesellschaft:  Verhandlungen  Bd.  XVII  (1904) 

und  XVIII,    1   (1905). 
Batavia  s.  Nederlandsch-Indie. 
Bayerische  bot.  Ges.  zur  Erforschung  der  heimischen  Flora  (München): 

Berichte  Bd.  X,    1905.   —  Mitteilungen  No.   34—35. 
Bayerisches   K.   Oberbergamt    in    München,    geognostische  Abteilung: 

Geognostische  Jahreshefte  Bd.    16,    1903. 
Bayern.      Ornithologische  Gesellschaft  in  B.   s.   München. 
Belgique.     Academie  R.   des   sciences,    des  lettres    et  des    beaux-arts 

de  Belgique  (Brüssel):    Bull,   de  la  classe    des  sciences   1905. 

Annuaires   71   annee,    1905. 


*  In  dem  Verzeichnis  sind  sämtliche  Gesellschaften  usw.  angeführt,  mit 
denen  der  Verein  Schriftenaustausch  unterhält.  Von  den  Gesellschaften,  hinter 
deren  Namen  sich  keine  Angaben  finden,  sind  dem  Verein  während  des  Jahres 
1905  keine  Tauschschriften  zugegangen. 


—     XVII     - 

Belgique.   Societe  entomologique  (Brüssel):   Annales  T.  XLVIII  (1904). 

—  Societe  geologique  (Liege):   Annales  Tome  XXXII,   1  —  3   (1905). 

—  Societe  R.   de   Botanique  (Brüssel):  Bull.   Tome  XLI,    1902/03,  und 

Tome  XLII,    1903/04,  fasc.    1   u.   2. 

—  Societe  R.  zoologique  et  malacologique  (Brüssel):  Annales  T.  XXXVIII, 

1903   u.  Tome  XXXIX,    1904. 
Bergen's  Museum:  Aarbog  for  1904,  Heft  3  ;  desgl.  for  1905,  Heft  1  u.  2, 

—  Aarsberetning  for  1904.  —  Sars,  G.  0. ,  An  account  of  the 
Crustacea  of  Norway,  Vol.   V,   7  — 10. 

Berlin.  K.  Akademie  der  Wissenschaften :  Mathematische  Abhandlungen 
aus  dem  Jahre  1904.  —  Physikalische  Abhandlungen  aus  dem 
Jahre   1904.   —   Sitzungsberichte   1905. 

—  Entomologischer  Verein:  Berliner  entomolog.  Zeitschr.  Bd.  49,  1904, 

Heft  3  —  4.    —  Index  der  Arten  in  Bd.   25  —  35,    1881/90. 

—  K.  geologische  Landesanstalt  und  Bergakademie:  Jahrbuch  für  1902, 

Bd.  XXIII,  Heft  3  u.  4;  für  1903  Bd.  XXIV;  für  1904  Bd.  XXV; 
für  1905  Bd.  XXVI,  Heft  1. 

—  Gesellschaft  naturforschender  Freunde:   Sitzungsber.   Jahrg.    1904. 

—  s.   auch  Brandenburg  und  Deutsche  geol.   Gesellschaft. 

Bern.    Naturforschende  Gesellschaft:   Mitteilungen  aus  dem  Jahre  1904. 

—  s.   auch  Schweiz. 

Besancon.  Institut  Botanique:  Archives  de  la  flore  Jurassienne, 
annee  V,  49—50;   annee  VI,   51—60. 

Bodensee.  Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  u.  seiner  Umgebung 
(Lindau). 

Bologna.  R.  Accad.  d.  scienze  dell'  Istituto  di  Bologna:  Memorie 
ser.  5  a  Voll.  IX  u.  X  (1900/02  u.  1902/04);  ser.  6  a  Vol.  I 
(1904).  —  Rendiconti  nuova  Serie  Voll.  V,  1901/02;  VI,  1901/02; 
VII,   1902/03;  VIII,    1903/04. 

Bonn.  Naturhistorischer  Verein  d.  preuß.  Rheinlande  etc.:  Verhand- 
lungen Jahrg.   61,   1904  und  Jahrg.  62,   1905,  Heft   1. 

—  Niederrheinische  Gesellschaft   für  Natur-  und  Heilkunde :    Sitzungs- 

berichte Jahrg.   1904  und  Jahrg.   1905,  Heft   1. 
Bordeaux.    Soc.   des  sciences  physiques  et  naturelles:  Memoires  Ser.  6, 
Tome  II,   2   (1904).  —  Observations  pluviometriques   1902/1903. 

—  Proces  verbaux  des  seances   1903/1904. 
Boston  s.  American  Academy  of  arts  and  sciences. 

—  Society  of  natural  history:   Memoirs  Vol.  V,  10 — 11;  Vol.  VI,  1.  — 

Proceedings  Vol.  28,  No.  9;  Vol.  31,  No.  2—10;  Vol.  32, 
No.    1—2.   —   Occasional  papers  Vol.  VII,    1—3   (1904). 

Brandenburg.  Botanischer  Verein  für  die  Provinz  B.  (Berlin):  Ver- 
handlungen Jahrg.   46,    1904. 

Braunschweig.    Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen.     Naturwissenschaftlicher  Verein:   Abh.  Bd.  XVIII,    1   (1905). 

Breslau  s.   Schlesische  Ges.  f.  vaterl.  Kultur. 

Brooklyn.  Institute  of  Arts  and  Sciences :  Cold  Spring  Harbor  Mono- 
graphs  III,  IV,  V  (1905).  —  Science  Bulletins   5  und  6  (1905). 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  b 


—     XVIII     - 

Brunn.  Naturforschender  Verein:  Verhandlungen  Bd.  XLII,  1903.  — 
Ber.  d.  meteorolog.  Komm.  XXII  für  das  Jahr  1902.  —  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Niederschlagsverhältnisse  Mährens  und  Schlesiens. 
Mit   1   Karte.     Von  Hermann  Schindler.      (Brunn   1904.) 

Brüssel  s.   Belgique. 

Budapest   s.  Ungarische  geol.   Ges. 

Buenos  Aires.  Deutsche  Akademische  Vereinigung:  Veröffentlichungen 
Bd.  I,  No.  8. 

—  Museo  nacional:  Anales  ser.   3.  T.  IV  (1905).. 
Buffalo  society  of  natural   sciences. 

Caen   s.  Normandie. 

Calcutta    s.  Asiatic  Soc.   of  Bengal. 

California    Aeademy    of   sciences    (San    Francisco):    Memoirs    Vol.   IV 

(1904).    —    Proceedings    3    ser.:    Botany    Vol.    II,    11;    Geology 

Vol.  I,    10;  Zoology  Vol.  III,   7  —  13. 
Cambridge.     Museum    of   comparative    zoology    at    Harvard    College: 

Bulletins  Vol.  XXXIX,  9;  XLII,  6;  XLVI,  4—6;  XLVÜ ;  XL VIII,  1. 

—  Memoirs  Vol.  XXV,   2;    XXVI,   5,   7,   8,   9;    XXX,   2;  XXXI; 
XXXII. 

Canada.    The  Canadian  Institute  (Toronto):  Trans.  No.  16  (Vol.  VIII,  1). 

—  Geological  survey  (Ottawa) :   Contributions  to  Canadian  palae- 
ontology  Vol.  III,   2   (1904). 

—  Royal  Society  (Ottawa):   Proc.   and  Trans,   for   1904   (2  ser.  Vol.  X). 
Cape    of  Good  Hope.     Geological    commission  of    the  colony    of  the 

C.  0.  G.  H.   (Cape   Town) :    9  Annual    report  for   1904.   —  Index 

to  Ann.   reports  for   1896—1903. 
Cape    Town  s.   Cape  of  Good  Hope. 
Catania.    Accademia   Gioenia  di  sc.  nat. :  Atti  ser.  2  a,   Vol.  16,   1903 

und  Vol.   17,   1904.   —   Bulletino,    nuova  ser.  fasc.   83 — 86. 
Chemnitz.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Cherbourg.     Societe  nationale  des  sciences  nat.   et  math. :    Memoires 

tome  XXXIV   (4  ser.  Vol.   4)   (1904). 
Chicago.    Field  Columbian  Museum:   Publications  No.   93  — 101,    103. 
Christiania.     K.   Universität. 
Chur   s.   Graubünden. 
Cincinnati.     Soc.   of  natural  history. 
Colmar.      Naturhistorische  Gesellschaft:    Mitteilungen    N.  F.    Bd.   VII, 

1903—1904. 
Cordoba.    Academia  nacional  de  ciencias :    Boletin  tomo  XVII,   4  und 

xvni,  1. 

Danzig.     Naturforschende  Gesellschaft:    Schriften  N.   F.  Bd.   XI,    1 — 3 

(1905);   Bibliothekskatalog  Heft   1. 
Darmstadt.      Großh.   Hess.   Geolog.  Landesanstalt. 

—  Verein  für  Erdkunde  etc.:  Notizblatt  4.  F.   Heft  25   (1904). 
Davenport    (Iowa).     Aeademy    of    natural    sciences:    Proc.    Vol.  IX, 

1901/03. 
Deutsche  geologische  Gesellschaft  (Berlin):   Zeitschrift  Bd.  LVI,    1904, 
Heft  3—4. 


—     XIX     — 

Deutsch- Ostafrika.  Kaiserliches  Gouvernement  von  D.-O.  (Biologisch- 
Landwirtschaftliches  Institut  ia  Amani) :  Berichte  über  Land-  und 
Forstwirtschaft  in  Deutsch-Ostafrika  Bd.  I  (1902/03);  II,  1—6 
(1904/05). 

Dijon.      Acad.  des  sciences,   arts   et  belies  lettres. 

Donauesc hingen.     Verein  für  Gesch.   und  Naturgesch.   der  Baar. 

Dorpat  (Jurjew).  Naturforscher-Gesellschaft  b.  d.  Universität:  Archiv 
für  die  Naturkunde  Liv- ,  Esth-  und  Kurlands  Ser.  II  (Biolog. 
Naturk.)  Bd.  12,  Lief.  3  (1905).  —  Schriften  No.  XIII— XV 
(1904).   —  Sitzungsber.   Bd.   XIII,   Heft  3,   1903. 

Dresden.  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis:  Sitzungsber.  und 
Abhandl.  Jahrg.    1904,  Heft  2;  Jahrg.    1905,  Heft   1. 

Dublin.  Royal  Dublin  Society:  Scientific  Proceedings  Vol.  IX,  1  (1899); 
Vol.  X,  2—3  (1904/05);  Vol.  XI,  1—5  (1905).  —  Scientific 
Transactions  ser.  2,  Vol.  VII,  2—7  (1899—1900);  Vol.  VIII,  6--16 
(1905);  Vol.  IX,  1  (1905).  —  Economic  Proceedings  Vol.  I,  1, 
5—6  (1899,    1904—1905). 

Dürkheim  a.  d.  H.  Pollichia,  ein  naturwiss.  Verein  der  Rheinpfalz: 
Mitteilungen  No.  20  (LXL  Jahrg.  1904),  No.  21  (LXII.  Jahrg. 
1905). 

Edinburgh.  Botanical  society:  Trans,  and  Proc.  Vol.  XXII,  4; 
Vol.  XXIII,   1. 

—  Geological  society. 

—  R.  physical  society:   Proceedings  Vol.  XVI,    1 — 3. 

—  Royal   Society. 

Elberfeld.     Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Erlangen.   Physikalisch-medizinische  Societät:  Sitzungsber.  H.  36,  1904. 
Firenze  s.  Italia. 

France.  Societe  geologique  (Paris):  Bull.  ser.  4.  Vol.  IV,  1904, 
No.   4  —  5. 

—  Societe  zoologique  (Paris):  Bull.  Vol.  XXVII,  1902;  Vol.  XIX,  1904. 
Frankfurt  a.  M.     Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft:   Be- 
richt von   1905. 

Freiburg  i.  Br.     Naturforschende   Gesellschaft. 

—  s.   auch  Badischer  botan.  Verein. 

Geneve.  Conservatoire  et  Jardin  Botaniques  (Herbier  Delessert):  An- 
nuaire   7.  u.   8.   annee  (1904). 

—  Soc.    de    physique    et    d'hist.  naturelle :    Memoires    tome  XXXIV,   5 

(1905);   tome  XXXV,   1   (1905). 

Genova.  Museo  civico  di  storia  naturale:  Annali  ser.  3a,  Vol.  I, 
1904—1905. 

Giessen.  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde:  Be- 
richt 34  (1905). 

Glasgow.     Natural  history   society. 

Görlitz.     Naturforschende  Gesellschaft. 

Graubünden.  Naturforschende  Gesellschaft  (Chur):  Jahresberichte  N.  F. 
Jahrg.  XLVII,   1904/1905. 

b* 


-      XX     — 

Greifswald.     Naturw.   Verein  von  Neu- Vorpommern  und  Rügen:    Mit- 
teilungen 36.  Jahrg.,    1904. 
Halifax.     Nova  Scotian  Institute  of  Science. 
Halle.     Verein  für  Erdkunde:   Mitteilungen  Jahrg.   1905. 

—  Kais.  Leopoldinisch-Carolinische  Akademie  d.  Naturforscher:  Leopol- 

dina Bd.  XLI,    1905. 

—  Naturw.  Verein  für  Sachsen  und  Thüringen :    Zeitschrift  für  Natur- 

wissenschaften Bd.   77,   1904. 
Hamburg.     Naturw.  Verein:   Verhandlungen   3.  Folge,   Bd.  XH,    1904. 

—  Verein  für  naturw.  Unterhaltung. 

—  Wissenschaftl.   Anstalten. 

Hanau.    Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte  Naturkunde. 
Hannover.      Naturhistorische    Gesellschaft:     50,  —  54.    Jahresbericht, 

1899/1904. 
Harlem.     Fondation  de  P.   Teyler  van  der  Hülst:  Archives  du  Musee 

Teyler,  Ser.   2  Vol.  IX,   1—4  (1904/05). 

—  Societe  hollandaise  des  sciences :  Archives  neerlandaises  des  sciences 

exactes  et  naturelles,  Ser.   2   Tome  X  (1905).    —   Natuurkundige 

Verhandelingen,   3.  Verz.  Deel  VI,  1  (1905).  —  Oeuvres  corapletes 

de  Christian  Huygens,  Tome  X  (1905). 
Havre  s.  Normandie. 
Heidelberg.    Naturhist.-medizin.  Verein:  Verhandlungen  N.  F.  Bd.  VIII, 

1   (1904). 
Helgoland.     Biologische  Anstalt  (s.  Kiel-Helgoland). 
Helsingfors.    Societas  pro  fauna  et  flora  Fennica :  Acta  Vol.  26  (1904). 

—  Meddelanden  Heft  30,    1903—1904. 
Hermannstadt.     Siebenbürgischer   Verein    für    Naturwissenschaften: 

Verhandlungen  u.  Mitteilungen   53.  Bd.    1903. 
H  0  h  e  n  h  e  i  ra.      Kgl.   Württ.   landwirtschaftliche  Akademie  :    Festschrift 

zur  87.  Jahresfeier  (1905).   —  Jahresbericht  für  die  Zeit  1.  April 

1904  bis  31.   März   1905. 

—  Kgl.    Württ.    Anstalt    für    Pflanzenschutz:     Flugblätter    5— ß.      — 

Kirchner,   0.:    Bericht    über  die  Tätigkeit  der  K.   W.   A.  f.   P. 

im  Jahre   1904. 
Iglö  s.   Ungarn. 

Innsbruck.     Naturwissenschaftlich-medizinischer  Verein. 
Italia.    R.  comitato  geologico  (Roma) :  Bollettino,   anno  XXXV,    1904, 

Heft  3  u.   4;   anno  XXXVI,    1905,  Heft   1. 

—  Societä    entomologica    (Firenze) :    Bollettino,    anno  XXXVI,    1904, 

Trim.  III  u.   IV. 
J  urj  e  w  s.  Dorpat. 

Kansas.     The  Kansas  University  (Lawrence). 
Karlsruhe.      Naturwissenschaftlicher    Verein:    Verhandlungen    Bd.    18 

für   1904—1905. 
Kassel.     Verein  für  Naturkunde. 
Kiel  s.   Schleswig-Holstein. 
Kiel-Helgoland.     Kommission  zur    wissenschaftl.  Untersuchung  der 

deutschen  Meere  und  Biologische  Anstalt  auf  Helgoland :  Wissen- 


—     XXI     — 

schaftl.  Meeresuntersuchungen,  N.  F.  Bd.  VII  Abt.  Helgoland  Heft  1 
(1905);  Bd.   VIII  Abt.  Kiel  (1905). 

Königsberg.  Physikalisch-ökonomische  Gesellschaft:  Schriften  Jahr- 
gang 45,    1904. 

Krefeld.      Naturwissenschaftlicher    Verein:    Jahresbericht    1904/1905. 

Landshut.      Botanischer  Verein. 

Lausanne.  Societe  Vaudoise  des  sciences  naturelles :  Bulletins,  4.  ser. 
Vol.  XL  No.    151;   5.  ser.  Vol.  XLI  No.   152  u.   153. 

Lawrence  s.  Kansas. 

Leiden.  Nederlandsche  Dierkundige  Vereeniging:  Tijdschrift  ser.  2, 
Deel  VIII,   2—4  (1903/04);  Deel  IX,    1—2   (1905). 

Leipzig.  Naturforschende  Gesellschaft :  Sitzungsber.  30.  u.  31.  Jahrg., 
1903/1904. 

Liege.     Societe  Royale  des  Sciences. 

—  Societe  geologique   de  Belgique,  s.  Belgique. 
Lima  s.   Peru. 

Lindau  s.  Bodeiisee. 

Linz.  Museum  Francisco-Carolinum  :  Jahresber.  63  nebst  Beiträgen  zur 
Landeskunde  Lfg.   57   (1905). 

—  Verein  für  Naturkunde   in  Österreich  ob  Enns:  Jber.  XXXIV  (1905). 
Lisboa  s.   Portugal. 

London.  Geological  Society:  Quarterly  Journal  Vol.  LXI,  1905.  — 
Geological  Literature    added    to    the  G.   S.    library    during   1904. 

—  Linnean    Society:    Journal,    a)    Botany   Vol.    XXXVII,    258—259; 

b)  Zoology  Vol.  XXIX,  191  — 192.  —  Proceedings  Jahrg.  1904/05. 

—  Zoological  Society:    Proceedings  for   1904,   Vol.   I,   2    und  Vol.   II; 

for   1905   Vol.  I. 
Lübeck.      Geographische    Gesellschaft    und    Naturhistorisches  Museum: 

Mitteilungen   2.  Reihe  Heft  20   (1905). 
Lund.      Universitas    Lundensis:    Lunds    Universitets    Arsskrift    XXXIX, 

1903,  2.  Abt.   (=  K.   Fysiografiska  Sällskapets  Handlingar   1903, 

N.  F.  Bd.    14). 
Luxemburg.     Institut  R.  grand-ducal  (Section  des  sciences  naturelles 

et  mathematiques), 

—  Societe  de  Botanique  du  Grand-duche  de  L. 

—  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  vorm.  „Fauna" :   Mitteilungen  aus 

den  Vereinssitzungen,   14.  Jahrg.,    1904. 
Lyon.     Academie  des  sciences,  heiles  lettres  et  arts. 

—  Museum  d'histoire  naturelle. 

—  Societe  d'Agriculture,  Sciences  et  Industrie. 
Magdeburg.  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Mannheim.     Verein  für  Naturkunde. 

Marburg.  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesamten  Naturwissen- 
schaften. 

Marseille.     Faculte  des  Sciences. 

Maryland.     Geological  survey  (Baltimore):  Miocene  (1904). 

Mecklenburg.  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  (Rostock): 
Archiv   58.   Jahrg.    1904,   Abt.   II;   59.  Jahrg.    1905,   Abt.  L 


—     XXII     — 

Melbourne  s.  Victoria. 
Metz.      Societe   d'histoire  naturelle. 

Mexico.  Institute  geologico  de  M.:  Boletin  No.  20  (1905).  —  Parer- 
gones  Tomo  I,   6—8  (1904/05). 

—  Sociedad  Mexicana  de  historia  natural. 

Milano.  R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere :  Rendiconti, 
ser.  2a  Vol.  37  No.  17—20  (1904/5);  Vol.  38  No.  1—16  (1905). 

Missouri.     Botanical  garden  (St.  Louis).:    16   annual  Rep.,    1905. 

Montevideo.  Museo  nacional :  Arechavaleta,  J.,  Las  gramineas 
Uruguayas,  1898.  —  Florauruguaya  tomo  II  (Forts,  u.  Schluß),  1905. 

Moskau.    Societe  imperiale  des  naturalistes:  Bulletins  1904  No.  2  —  4. 

München  s.  Bayerische  botan.   Ges. 

—  s.  Bayerisches  K.   Oberbergamt. 

—   Ornithologische   Gesellschaft  in  Bayern. 

Napoli.  R.  Accad.  delle  scienze  fisiche  e  mat. :  Atti  ser.  2  a  Vol.  XII 
(1905).  —  Indice  generale  dei  lavori  1737 — 1903.  —  Rendiconti 
Serie   3  Vol.  X,    1904,   fasc.   8—12;  Vol.  XI,    1905,    fasc.    1  —  7. 

—  Zoologische   Station. 

Nassauischer   Verein   f.  Naturkunde    (Wiesbaden):   Jahrbücher  Jg.   58 

(1905). 
Nederlandsch  Indie.     Natuurkundige  Vereeniging  i.  N.  I.  (Batavia) : 

Natuurkundige  Tijdschrift  deel  LXIV   (10.  Ser.  Deel  VIII)  (1905). 
Neuchätel.     Societe  des  sciences  naturelles:   Bulletins  Tomes  XXIX, 

1900/01   und  XXX,    1901/02. 
New  Haven.     Connecticut  academy  of  arts  and  sciences. 
New  South  Wales.    Linnean  Society  of  N.  S.  W.  (Sydney):  Proceedings 

1904,   Vol.   XXIX,    3—4;    1905,  Vol.   XXX,    1—2. 

—  R.   Society  (Sydney). 

New  York  Academy  of  sciences:  Annais  Vol.  XV,  3  (1904);  Vol.  XVI, 
1—2   (1905).  —  Memoirs  Vol.  II,   4  (1905). 

—  s.  American  geographical  Society. 

New  Zealand  Institute   (Wellington):    Transactions    and    Proceedings 

Vol.  XXXVII.   1904. 
Normandie.    Societe  Linneenne  de  N.  (Caen) :   Bulletins   5.  ser.  Vol.  7, 

1903.    —   Memoires  Vol.  XXI,    1   (1902/4). 
■ —  Societe  geologique  de  N.  (Havre). 
Nürnberg.    Naturhistorische  Gesellschaft:  Abhandlungen  Bd.  XV,  2.  — 

Jahresbericht  für   1903. 
Offenbach.     Verein  für  Naturkunde. 
Ottawa  s.  Canada. 
Padova.     Accademia    scientifica  Veneto-Trentino-Istriana ,    Gl.    di    Sc. 

nat.,  fis.   e  mat.:    Atti  N.  Ser.    Anno  I    fasc.   2   (1905);    Anno  II 

fasc.    1   (1905). 
P  aris  s.  France. 
Passau.     Naturhistorischer    Verein:    Bericht    No.    19    für    die    Jahre 

1901—1904. 
Peru.     Cuerpo  de  Ingenieros  de  Minas  del  P.  (Lima):   Boletins  No.  27 

und  28  (1905). 


—     XXlll     — 

Philadelphia.  Academy  of  natural  sciences:  Proceedings  Vol.  LYI, 
1904,   parts   2  u.   3 ;   Vol.  LVII,   1905,  parts   1   u.   2. 

—  American    philosophical    society    for    promoting    useful    knowledge : 

Proceedings  Vol.  XLIII,    1904,  No.  177  u.  178;  Vol.  XLIV,   1905, 
No.   179  u.    180.   —   Transactions  N.  S.  Vol.  XXI,    1   (1905). 

—  Wagner  Free  Institute  of  Science. 

Pisa.      Societa  Toscana    di  scienze  naturali  residente    in   P. :    Processi 

verbali  Vol.  XIV  No.  6—8. 
PoUichia  s.  Dürkheim  a.  d.  H. 
Portugal.     Direction  des  travaux  geologiques  du  Portugal   (Lisboa) : 

Communicacöes.   Tome  VI,   1    (1904/5). 
Posen.    Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Provinz  Posen  :  Zeitschr.  der 

Sektion  f.  Botanik  ll.Jhg.,  1904,  Heft  2;  12.Jhg.,  1905,  Heft  1  u.  2. 
Pozsony  s.  Presburg. 
Prag.     Deutscher    naturwiss.-medizin.    Verein    für    Böhmen     „Lotos"  : 

Sitzber.  Jahrg.    1904,  N.  F.  Bd.  XXIV.      (Ganze  Reihe   Bd.   52.) 

—  Lese-  und  Redehalle  der  Deutschen  Studenten  in  Prag:    56.  Bericht 

über  das  Jahr   1904. 
Presburg  (Pozsony).     Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Regensburg.       Kgl.    botanische    Gesellschaft:    Denkschriften    Bd.    IX 

(=  N.  F.  Bd.   3)   (1905). 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein:    Berichte  Heft  IX  für  1901  u.  1902. 
Rennes.     Universite:  Travaux  scientifiques  t.  III,    1904. 

Riga.    Naturforscher-Verein. 

Rio  de  Janeiro.      Museu  nacional. 

Roma.     Accademia  Pontificia  dei  nuovi  Lincei. 

—  R.  Accademia  dei  Lincei:   Atti  anno  CCCII,   1905,  Ser.  5,  Rendiconti 

Vol.  XIV. 

—  s.   auch   Italia. 
Rostock  s.  Mecklenburg. 

Rovereto.     Museo  civico:  Publicazioni  No.   41    (1904). 

Saint  Louis.      Academy  of  science. 

San  Francisco  s.   California. 

Sankt  Gallische  naturwissenschaftl.   Gesellschaft:  Jahrbuch  für  das 

Vereinsjahr   1902/1903. 
Sankt  Petersburg.      Comite    geologique:    Bulletins    1904    t.  XXIII. 

—  Memoires  nouv.  serie  Lfgn.    14 — 17. 

—  Russisch-kaiserl.    mineralogische  Gesellschaft :   Verhandlungen  2.  ser. 

Bd.   42,   Lfg.    1   (1904). 

—  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Physikalisches  Central-Observatorium. 

Santiago  de  Chile.     Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 

Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur:  82.  Jahresber., 
1904,  und   Ergänzungsheft. 

Schleswig-Holstein.  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Hol- 
stein (Kiel):  Schriften  Bd.  XIII,  1  (1905).  —  Register  zu  Bd.  I— XII. 

Schweiz.  'Allgemeine  Schweizer  Gesellschaft  für  die  gesamten  Natur- 
wissenschaften (Bern). 


—     XXIV     — 

Schweiz.  Greologische  Kommission  der  schw.  natf.  Ges. :  Beiträge  zur  Geo- 
logischen Karte  der  Schweiz.  N.  F.  Lfg.  XVI,  XVII,  XVIII,  XIX. 
(=  Ganze  Serie  Lfg.  46,  47,  48,  49.)  —  Kartenblätter:  Blatt VII,  1 
(2.  Ausg.);   Spezialkarten  31,   34,   35,   36. 

—  Schweizerische  botanische  Gesellschaft  (Zürich):  Ber.  Heft  14  (1904). 

—  Schweizerische     entomologische     Gesellschaft    (Bern) :     Mitteilungen 

Bd.  XI,   2   (1905). 

—  Schweizerische    naturforschende  Gesellschaft  (Bern) :    Verhandlungen 

der  87.  Jahresvers.    1904  zu  Winterthur. 
Sion.     La  Murithienne :   Bulletin  XXXIII,   1904. 
Stanford  University.    Leland  Stanford  junior  University:  Register  for 

1904/05. 
Steiermark.     Naturw.  Verein  (Graz):   Mitteilungen   1904,  Heft  41. 
Stockholm     K.    Svenska    Vetenskaps    Akademien:    Handlingar  Bd.   39 

No.  1 — 5.   —  Arkiv  for  matematik,   astronomi  och  fysik  II,  1 — 2; 

Arkiv  for  kemi,  mineralogi  och   geologi  II,    1  ;   Arkiv  for  botanik 

IV,    1 — 4;    Arkiv  for   zoologi  II,    3 — 4.    —    Accessionskatalog  af 

Sveriges    offentliga  Bibliotek    No.    18  —  19,    1903/4.    —    Le    prix 

Nobel  en   1902.   —  Binar  Lönnberg:  Peter  Artedi  (1905). 
Straßburg.    Kais.  Universitäts-  und  Landesbibliothek:   Monatsberichte 

der  Ges.  zur  Förderung  der  Wiss.  etc.  im  Unter-Elsaß  Bd.  XXXVII, 

1903  und  Bd.  XXXVIII,   1904. 
Stuttgart.     Ärztlicher  Verein:    Medizinisch-statistischer    Jahresbericht 

über   die  Stadt  Stuttgart.      32.   Jahrg.    1904. 

—  s.   auch  Württemberg. 

Sydney    s.  Australasian   association    for  the  advancement  of  sciences. 

—  s.  New  South  Wales. 

Tokio.     College   of  science ,  Imperial  University,  Japan:  Journal  XIV; 

XX,   3—7. 
Torino.     R.   Accademia  delle  scienze :   Atti  Vol.  XL,    1904/1905. 

—  Osservatorio  della  Regia  Universitä :   Osservazioni  meteor.    1904. 
Toronto  s.   Canada. 

Tromsö  Museum. 

Tübingen.  K.  Universitätsbibliothek:  Universitätsschriften  a.  d.  J. 
1904/1905.  —  21  Dissertationen  der  naturwissenschaftl.  Fakultät. 

Tufts  College  (Mass.  U.  S.  A.). 

Ulm.     Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ungarische  geologische  Gesellschaft  und  k.  ungarische  geologische  An- 
stalt (Budapest) :  Földtani  Közlöny  Bd.  XXXIV,  1904,  Heft  11  — 12  ; 
Bd.  XXXV,  1905,  Heft  1—7.  —  Jahresbericht  der  k.  ung.  geol. 
Anstalt  für  1902.  —  Mitteilungen  a.  d.  Jahrbuch  Bd.  XIV,  2—3; 
Bd.  XV,  1.  —  Übersichtskarten  der  ungar.  Tone  (1899);  desgl.  der 
Ungar.  Dekorations-  und  Baugesteine  (1902).  —  Umgebungskarten 
von  Szeged    und   Kistelek   (1903);    desgl.    von  Kirmarton  (1905). 

—  Ungarischer  Karpathen- Verein   (Iglö) :   Jahrbuch  (Deutsche  Ausgabe), 

Jahrg.  XXXII,   1905. 
United    States    of    N.    Am.      Commission    of    Fish    and    Fisheries 
(Washington):    Commissioners    Rep.    for    1903,    part    XXIX.    — 
Bulletins  Vol.  XXIII,    1903. 


—     XXV     — 

United  States  of  N.  Am.  Department  of  Agriculture  (Washington): 
Yearbook   1904. 

—  Department  of  the  Interior  (Geological  survey)  (Washington) :  Annual 

report  Vol.  XXV,  1903—1904.  —  Bulletins  No.  234—240, 
242  —  246,  248  —  250,  252—255,  257—262,  264.  —  Professional 
papers  No.  29 — 33,  35,  39.  —  Water  supply  and  irrigation  papers 
No.  99,  100,  103,  105  —  122,  124,  126,  128,  132.  ~  Mineral 
resources  of  the  U.  S.,  Calendar  year  1903. 
Upsala.  The  Geological  Institution  of  the  university :  Bulletin  Vol.  VI, 
1902/3,   No.    11  —  12. 

—  Regia  Societas  scientiarum  Upsaliensis:  Acta  literaria  et  scientiarum 

Sveciae,  Vol.  IV,  2—5,  1736—1739.  —  Nova  Acta  (=  ser.  2  der 
Acta),  Vol.  II,  IV— XIV  (1775,  1784—1850);  ser.  3  Vol.  I— XIII 
(1855—1887);  Jubelband  1877;   ser.  4  Vol.  XVII,  2,  Jahrg.  1898. 

—  Arsskrift   1   u.   2   (1860,    1861). 

Victoria.  Public  library,  Museums  and  National  Gallery  (Melbourne): 
Catalogue  of  current  peüodicals  received  at  the  P.  1.   (1905). 

Waadtland   s.  Lausanne. 

Washington.  Smithsonian  Institution:  Annual  report  of  the  Board 
of  Piegents  for  1903.  —  Rep.  of  the  National  Museum  1903.  — 
Bull,  of  the  U.  S.  National  Museum  No.  50,  part  III  (1904),  No.  53; 
part  I  (1905).  —  Contributions  from  the  U.  S.  Nat.  Herbarium 
Vol.  IX  (1905).  —  Smithsonian  contributions  to  knowledge 
Vol.  XXXIV  No.  1459.  —  Smithsonian  miscellaneous  collections 
Vol.  46  No.  1443,  1444,  1543,  1544,  1572;  Vol.  47  No.  1459, 
1478,   1548;   Vol.   48  No.    1574;  Vol.   49   No.    1584. 

—  s.   auch  United  States. 
Wellington  s.  New  Zealand  Institute. 

Wien.  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  math.-naturw.  Klasse: 
Sitzungsberichte  Bd.  CXII ,  1903:  Abt.  1  Heft  4  —  10;  Abt.  2  a 
Heft  7  —  10;  Abt.  2  b  Heft  7  —  10;  Bd.  CXIII,  1904.  —  Mitteilungen 
der  Erdbeben-Kommission  No.  XXII- — XXVII. 

—  K.  K.    geologische   Reichsanstalt:    Jahrbuch   54,    1904,  Heft  2 — 4; 

Jg.  55,  1905.  —  Verhandlungen_,1904No.  13  —  18;  1905  No.  1—12. 

—  Generalregister  für  Jahrb.   41—50  und  Verh.    1891/1900. 

—  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum:   Annalen  Bd.  XIX,  2 — 4   (1904). 

—  K.  K.   zoologisch-botanische  Gesellschaft. 

—  Verein  zur  Verbreitung  naturw.  Kenntnisse:  Schriften  Bd.  44,  1903/4 

und  Bd.   45,   1904/5. 

Wiesbaden  s.  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 

Winterthur.     Naturwiss.   Gesellschaft. 

Württemberg.  K.  statistisches  Landesamt  (Stuttgart):  Württ.  Jahr- 
bücher für  Statistik  und  Landeskunde  Jg.  1904  Heft  2,  Jg.  1905 
Heft  1.  —  Deutsches  meteorologisches  Jahrbuch:  Württemberg, 
Jahrg.    1900  u.    1901. 

—  Württembergischer  Schwarzwaldverein  (Stuttgart) :  ,,Aus  dem  Schwarz- 

wald" Jahrg.  XIII  (1905). 
Würzburg.     Physikalisch-medizinische    Gesellschaft:     Sitzungsberichte 
Jg.   1904.   —  Verhandlungen  N.  F.   Bd.  XXXVII  (1905). 


—     XXVI     — 

Zürich.      Naturforschende    Gesellschaft:    Vierteljahresschrift    Jahrg.   49, 

1904,  Heft  3  —  4;  Jahrg.   50,    1905,  Heft   1—2. 
■ —  s.   auch  Schweiz. 
Zwickau.     Verein  für  Naturkunde:  Jahresbericht  für   1903, 


109 

M. 

64  Pf. 

14 

„ 

40  „ 

709 

,, 

76  „ 

4500 

,, 

—  „ 

150 

,, 

—  „ 

95 

—  ,, 

458 

>. 

68  „ 

221 

20  „ 

168 

50  „ 

Der 

Rechiiungs- Abschluß 

für  das  Vereinsjahr   1.   Juli   1904/1905   stellt  sich  folgendermaßen: 
Einnahmen: 

Kassenstand  am   1.  Juli   1904 

Dividende  der  Feuerversicherung  f.   d.  Jahr   1904/05 

Zins  aus  den  Kapitalien 

Mitgliedschaftsbeiträge    von  900  Mitgliedern   ä   5  M. 
Für   150   Originaleinbände    von  Jahresheften    ä   1   M. 

,,     im  Buchhandel  verkaufte  Jahreshefte 

,,     gelieferte  Separatabzüge 458 

Vom    Badischen  Botanischen    Verein    für    500   Exem- 
plare der  Beilage  zu  Jahresheft   1905  .... 
Ortszuschlag  von  337  Stuttgarter  Mitgliedern  ä  50  Pf. 

~6427  M.    18  Pf. 
Ausgaben: 

Vermehrung  der  Bibliothek 

Buchbinderkosten 

Herstellung  der  Jahreshefte  und  Separatabzüge 

Expedition  der  Jahreshefte 451 

Sonstige  Porti 

Honorare,  Inserate,  Einladungskarten,  Saalmiete     . 
Unkosten  der  Pflanzengeographischen  Kommission 

,,  ,,     Zweigvereine 

Steuer  und  Bankierkosten 

~6344  M.    14  Pf. 

Einnahmen 6427  M.    18   Pf. 

Ausgaben 6344    ,,     14    ,, 

Kassenstand  auf  I.Juli   1905         82  M.  04  Pf. 
Vermögensberechnung. 

Kapitalien  nach  Neunwert 19  600  M.   —  Pf. 

Kassenstand 82     ,,     04    ,, 

Vermögen  auf  1.  Juli   1905 19  682   M.   04  Pf. 

Das  Vermögen  betrug  am   1.  Juli   1904     .  19  709    „     64    „ 
es  ergibt  sich  somit  eine  Abnahme  gegen  das  Vor- 
jahr von 27   M.   60  Pf. 

Der  Rechner:  Dr.  C.   Beck. 
Die  Piechnung  wurde  geprüft  und  richtig  befanden  von 

Hofrat  C.  Cleßler. 


12  M. 

06  Pf. 

90  „ 

50  „ 

4944  „ 

83 

451  „ 

85 

90  ,, 

50 

579  „ 

94 

9  „ 

10 

115  „ 

65 

49  „ 

71 

—     XXVIl     — 
Veränderungen  im  Mitgliederbestand. 

Vom   1.  April  1905   bis  31.  Mai  1906  traten  dem  Verein  folgende 
45  Mitglieder  bei: 

Basler,  Adolf,  Dr.   med.,  Assistent,  Tübingen. 

Bauer,  Hugo,   Dr.,   Assistent,   Stuttgart. 

Baur,  Ernst,   Hütteninspektor  in  Wasseralfingen. 

Bertsch,   Karl,  Reallehrer,   Mengen. 

Blanck,  Edwin,  Dr.,   Kaiserslautern. 

Bösenberg,  Hans,  Dr.   phil.,   Zahnarzt,  Stuttgart. 

Braun,  Karl,  Tierarzt,  Schwenningen. 

Enslin,  Eduard,  Dr.  med.,  Assistenzarzt,   Stuttgart. 

Etter,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt,  Schwenningen. 

Feser,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt,  Altshausen. 

Forschner  jr.,  Zahnarzt,  Biberach  a.  R. 

Gran  er,   Oskar,  Bankier,  Biberach  a.  R. 

Haug,  Robert,  Professor  und  Akademiedirektor,   Stuttgart. 

Jett  er,  Landrichter,  Ravensburg. 

Kaiser,   Erwin,  cand.   pharm.,   Tübingen. 

Keller,  Max,   cand.  pharm.,   Tübingen. 

Kno blich,   Martin,  Major  a.  D.,   Stuttgart. 

Kr  eh,   Wilhelm,   cand.   rer.  nat.,  Tübingen. 

Kurtz,  Forstamtmann,  Tuttlingen. 

Lang,  Richard,  stud.   rer.   nat.,   Eßlingen. 

Link,  Eugen,   stud.   rer.   nat.,  Tübingen. 

Mahler,  E.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt,  Dornstetten. 

Martin,  Dr.   med.,  prakt.  Arzt,  Schwenningen. 

Mancher,  Joh.   Bapt.,  Fabrikbesitzer,  Waldsee. 

Müller,   Dr.  med.,  prakt.   Arzt,  Schwenningen. 

Müller,  H.,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt,  Tuttlingen. 

Münzhube r,  A.,  Dr.,   Chemiker,  Aulendorf. 

Mutschier,   Georg,   Schwenningen. 

Pahl,  Albert,   Oberreallehrer,  Stuttgart. 

R  e  e  s  ,   Oberreallehrer,  Trossingen. 

Röttgen,  Theodor,  Dr.  phil.,   Privatier,  Stuttgart. 

Sautter,   Otto,  Apotheker,  Horb. 

Scheerer,   W.,   Kommerzienrat,  Fabrikant,   Tuttlingen. 

Schmid,   Oberförster,    Wolfegg. 

Schmidt,   Oskar,  Dr.  rer.  nat.,  Chemiker,  Assistent,  Stuttgart. 

Schmierer,   Th.,  Dr.   rer.  nat.,   Landesgeologe,  Berlin. 

Schreiber,  Eugen,  Fabrikant,  Schwenningen. 

Seeger,  Hermann,  Kaufmann,  Stuttgart. 

Seydel,  Emil,   cand.  rer.   nat.,   Tübingen. 

S  p  r  a  n  d  1 ,  Eduard,  Hauptmann  u.  Kompagniechef,  Ludwigsburg. 

Wanderer,  K.,  Dr.  phil.,   Stuttgart. 

Wiedersheim,  Eduard,   Dr.,   Geh.  Hofrat,  Cannstatt. 

Windisch,   Karl,  Dr.,   Professor,  Hohenheim. 

Wolf,  August,  Hofrat,   Oberamtsarzt  a.  D.,   Stuttgart. 

Wundt,   W.,  Dr.  phil.,   Stuttgart. 


—     XXVIII     — 

Durch    Tod    und   Austrittserklärung    schieden    während    derselben 
Zeit  aus   dem  Verein  47   Mitglieder: 

V.  Baehr,   W.,   Privatgelehrter,  Tübingen. 
Bauer,   C,   Apotheker,  Isny.  f 
Beck,  Max,  Ingenieur,  Stuttgart. 
B  ehrend,  P.,  Dr.,  Professor,   Danzig.    f 
Braumüller,   Chr.,   Brauereibesitzer,   Schwenningen.   f 
V.  Brill,  Dr.,   üniversitätsprofessor,  Tübingen. 
Bu milier.  Fr.,   Sanitätsrat,  Ravensburg, 
Clausnizer,  Karl,   Oberregierungsrat,   Stuttgart,  f 
Dedekind,  Major  a,  D.,  Rottweil. 
Ebe,   Oberförster,  Pfronstetten. 
Edel,   Gustav,  Apotheker,  Saulgau. 
Erhard,  Rud.,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt,   Stuttgart. 
Franck,  Karl,  stud.  ehem.,   Stuttgart,   f 
Geiselhardt,   Professor,  Ravensburg,  f 
Hab  er  er,  Oberstleutnant  a.  D.,  Stuttgart,  f 
Hegelmaier,  F.,  Dr.,   Universitätsprofessor  a.  D.   f 
Heynold,   Gurt,   Gasinspektor,  Eßlingen. 
Imhof,  Joseph,   Oberförster  a.  D.,   Wolfegg. 
K  e  p  p  1  e  r ,   Ernst,   Stuttgart. 
Kirn,   Otto,  Hilfslehrer,  Stuttgart. 
Kuen,  Eduard,  Kaufmann,  Kißlegg. 
Lambert,  Baurat  a.   D.,   Cannstatt. 

Lebkü ebner,  Fr.,  Dr.   med.,  prakt.  Arzt,  Neuenstadt   a.  K. 
Lehner,  Karl,  Schloßgärtner,  Aulendorf. 
Motz,  K.,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt,  Urach,  j 
Nördlinger,  Julius,   Oberförster  in  Pfalzgrafenweiler,  f 
Piedade,  A.,  med.  prakt.  Arzt,   Santa  Cruz  (Ost-Ind.). 
v.  Plato,  Freiherr,  Oberjägermeister  a.  D.,  Exz.,  Charlottenburg. 
Probst,  Jos.,  Dr.,  Kämmerer,  Biberach  a.  R.  t 
Reich  elt,  K.,  Prof.,   Oberlehrer,  Friedberg  i.  H.   f 
Rettich,   C,  Apotheker,  Pfalzgrafenweiler. 
Sannwald,  Karl,  Kommerzienrat,   Bregenz. 
S  c  h  a  i  b  1  e ,  Fritz,  Dr.  rer.  nat.,  Gewerbekammersekr.,  Stuttgart,  f 
Schariry,   Oberförster,  Tuttlingen. 
Seh  au  ff  1er,  Adolf,  Professor,  Heilbronn. 
Sehiler,  Theodor,  Apotheker,  Altensteig. 
Schleicher,   Oberförster,  Ehingen. 
V.   Schmidsfeld,  Fabrikant,   Schmidsfelden.  f 
Schneckenburger,  Eugen,  Apotheker,   Tuttlingen,  f 
S taiger,   W.,  Dr.  med.,   Oberarzt,   Weissenau. 
Stänglen,   C,  Apotheker,  Tuttingen. 
Steinthal,  Dr.   med.,  Prof.,  prakt.  Arzt,   Stuttgart. 
Tesdorpf,  Ludwig,  Fabrikant,   Stuttgart,  f 
Völmle,  Ludw.,  Major  a.   D.,   Stuttgart. 
Weyler,  Robert,   Kaufmann,   Öhringen. 
Ziegele,  Hermann,  Pfarrer,  Reichenbach,  f 
V.  Zip  perlen,  Wilh.,  Professor  a.   D.,  Stuttgart,  f 
Der  Verein  zählte  somit  am   1.  Juni   1906   891   Mitglieder. 


A^erzeichnis  der  Mitglieder 


des 


Vereins  für  vaterländische  Naturkunde 
in  Württemberg. 

Nach  dem  Stand  ani  1.  Juni  1906. 


Die  verehrlichen  Mitglieder  werden  gebeten,  alle  etwaigen  Veränderungen 
ihres  Wohnorts,  ihrer  Adressen  und  Titulatur  an  die  Geschäftsstelle  des  Vereins 
(Naturalienkahinett  in  Stuttgart)  mitteilen  zu  wollen. 


Protektor  des  Vereins: 

Seine  Majestät  König  Wilhelm  II.  von  Württemberg. 


Ehrenmitglied. 

König    von   und   zu   Warthausen ,    Freiherr    Karl   Wilhelm    Richard, 
Dr.  rer.  nat.,  Warthausen.     1853*. 

Korrespondierende  Mitglieder. 
Jäger,  Gustav,  Dr.,   Professor  a.  D.  in  Stuttgart.     1859. 
Sclater,  P.  L.,  Dr.,  Sekretär  d.  zool.   Ges.  in  London.     1867. 
Koch,  Ludwig,  Dr.,  prakt.  Arzt  in  Nürnberg.     1878. 
Agassiz,  Alexander,  Dr.,  Direktor  in  Cambridge,  Mass.     1879. 
Balz,  Erwin,  Dr.,  Professor,  Geh.  Hofrat  in  Stuttgart.     1901. 

Ordentliche  Mitglieder. 
S.  K.  Hoheit  Herzog  Albrecht  von  Württemberg.     1894. 
S.  K.  Hoheit  Herzog  Robert  von  Württemberg.     1896. 
S.  Durchlaucht    Herzog    Wilhelm    von    Urach,    Graf    von    Württem- 
berg.    1893. 
S.  Durchlaucht  Fürst  Karl  von  Urach,  Graf  von  Württemberg.     1891. 

Abegg,  H.,  Dr.,  prakt.  Arzt  in  Tübingen.     1902. 

Adelmann  von  Adelmannsfelden,  Gustav  Graf  in  Hohenstadt  OA.  Aalen. 

1895. 
V.  Adelung,  Alexander,  Dr.  phil.,  Versicherungsbeamter  in  Berlin.    1879. 
V.  Adelung,  Olga,  in  Stuttgart.     1900. 
Angele,  Oberförster  in  Heggbach  OA.  Biberach.     1904. 
Appenzeller,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Reutlingen.     1901. 
Autenrieth,  Traugott,  Privatier  in  Stuttgart.     1879. 
Bach,  Heinrich,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1904. 
Barth,  Forstamtmann  in  Pfalzgrafenweiler.     1901. 
Bartholomäi,  Schullehrer  in  Nagold.     1897. 
Basler,  A.,  Dr.  med.,  Assistent  in  Tübingen.     1905. 
Bauer,  Beruh.,  Apotheker  in  Buchau.     1895. 


Die  Zahl  bedeutet  das  Jahr  des  Eintritts  in  den  Verein. 


—     XXXII     - 

Bauer,  Herrn.,  Dr.,  Korpsstabsapotheker  in  Stuttgart.     1895. 

Bauer,  Hugo,  Dr.,  Assistent  in  Stuttgart.     1906. 

Bauer,  Ludwig,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1899. 

Baur,  Ernst,  Hütteninspektor  in  Wasseralfingen.     1906. 

Baur,  G.,  Kommerzienrat  in  Biberach.     1903. 

V.  Baur,  Karl,  Dr.,  Präsident  a.  D.  in  Degerloeh.     1856. 

Baur,  Rieh.,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1896. 

Beck,  Karl,  Dr.  rer.  nat.  in  Stuttgart.     1879. 

Beck,  R.  Juhas,  Dr.  med.,   Stadtarzt  in  Mengen.     1875. 

Becker,  M.,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1884. 

Becker,  Richard,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1898. 

Beckh,  Richard,  Kaufmann  in  Bucheneck  b.  Heidelberg.     1902. 

Beer,  Karl,  Pfarrer  in  Kolbingen.     1897. 

Bender,  Karl,  Landgerichtsrat  in  Öhringen.     1904. 

Benecke,  E.  W.,  Dr.,  Univ.-Professor  in  Strassburg.     1879. 

Benkendörfer,  Albert,  OA.-Tierarzt  in  Reutlingen.     1903. 

Benz,  Eugen,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1904. 

Bergeat,  Alfred,  Dr.,  Professor  in  Claustal  i.  Harz.     1900. 

Bernecker,  x\dolf,  Oberreallehrer  in  Heilbronn.    '1899. 

V.  Berner,  F.,  Hofbaudirektor  in  Stuttgart.     1875. 

Bertsch,  Hermann,  Dr.,  Oberamtsrichter  in  Crailsheim.     1879. 

Bertsch,  Karl,  Reallehrer  in  Mengen.     1906. 

Besigheim,  Lehrerverein  für  Naturkunde.     1898. 

Beurlen,  Karl,  Oberreallehrer  in  Aalen.     1900. 

V.  Biberstein,  Max,  Oberförster  a.  D.  in  München.     1875. 

V.  Biberstein,  Julius,  Oberförster  in  Rosenfeld.     1897. 

Biesinger,  Aug.,  Pfarrer  in  Dietingen  OA.  Blaubeuren.     1895. 

Bilfinger,  Aug.,  Dr.,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1884. 

Bilfinger,  Ludwig,  Forstmeister  in  Stuttgart.     1891. 

Bilfinger,  Kameralverwalter  in  Gmünd.     1899. 

Binder,  Alfred,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Neuffen.     1889. 

Binder,  Joh.,  Fabrikant  in  Ehingen.     1889. 

Blanck,  E.,  Dr.,  in  Kaiserslautern.     1906. 

Blezinger,  Dr.   med.,  Medizinalrat  in  Cannstatt.     1880. 

Blezinger,  Hofrat,  Apotheker  in  Crailsheim.      1883. 

Blezinger,  Th.,  Dr.  phil.,  Apotheker  in  Hall.     1904. 

Blind,  Dr.,  Dekan  in  Weikersheim.     1902. 

Blochmann,  F.,  Dr.,  Univ.-Professor  in  Tübingen.     1898. 

Blümer,   Gustav,  Stadtbauinspektor  in  Esslingen.     1903. 

Bohnenberger,  Oberförster  in  Altheim  OA.  Ulm.     1897. 


—     XXXIII     — 

Bohnert,  Aug.,  Bergrat  in  Kochendorf.     1898. 

Bökeler,  Anton,  Professor  in  Ravensburg.     1895. 

Bornitz,  G.,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt  in  Bensheim  a.  d.  L.     1895. 

Bosch,  Robert,  Elektrotechniker  in  Stuttgart.     1895. 

Bösenberg,  Hans,  Dr.  phil.  in  Stuttgart.     1905. 

Bossler,  Chr.,  Schullehrer  in  Pfullingen.     1903. 

V.  Bourdon,    Chemiker   in  Allmendingen   OA.  Ehingen  a.  D.     1899. 

V.  Branco,  W.,  Dr.,    Geheimer  Bergrat,    Professor   in  Berlin.     1890. 

Brändle,  Joh.,  Reallehrer  in  Ehingen.     1888. 

Bräuhäuser,  Manfred,  Dr.  rer.  nat.  in  Cannstatt.     1902. 

Braun,  Karl,  Dr.,  Assistent  in  Amani,  Deutsch-Ostafrika.     1901. 

Braun,  Karl,  Tierarzt  in  Schwenningen  a.  N.      1905. 

Braun,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  Distriktsarzt  in  Winnenden.     1874. 

Bretschneider,  Wilhelm,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1877. 

Breunlin,  Oberreallehrer  in  Schwenningen  a.  N.      1901. 

Brinzinger,   Adolf,  Stadtpfarrer  in  Oberndorf  a.  N.     1904. 

V.  Brockmann,  Heinr.,  Oberbaurat  a.  D.  in  Stuttgart.      1866. 

Bruckmann  jun.,  P.,  Fabrikant  in  Heilbronn.      1898. 

Bruder,  Karl,  Rektor  in  Biberach.     1899. 

Bubeck,  Ad.,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1892. 

Buchner,  0.,  Dr.,  Assistent  am  K.  Naturalienkabinett  in  Stuttgart.   1890. 

Bühler,  Anton,  Dr.,  Universitätsprofessor  in  Tübingen.     1903. 

Bujard,  A.,  Dr.,  Vorstand  des  städt.  Laboratoriums  in  Stuttgart.    1896. 

Bumiller,  Friedrich,  Sanitätsrat  in  Ravensburg.     1874. 

Buob,  Paul,  Sahnenverwalter  in  Sulz.     1897. 

V.  Burckhardt,  H.,  Dr.  med.,   Obermedizinalrat  in  Stuttgart.     1881. 

V.  Burgdorf,  Alexander,  Direktor  in  Rottweil.     1903. 

V.  Burk,  Rudolf,  Dr.  med.,  General-Oberarzt  in  Ulm.     1874. 

Bürker,  K.,  Dr.,  Prof.,  Privatdozent  in  Tübingen.     1899. 

Bürklen,  Professor  in  Gmünd.     1884. 

Büttner,  Dr.  med.,  Oberamtswundarzt  in  Freudenstadt.     1900. 

Camerer,  Wilhelm,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1904. 

Camerer,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Freudenstadt.     1904. 

Camerer,  Dr.,  Medizinalrat,  Oberamtsarzt  a.  D.  in  Urach.      1896. 

Clausnizer,  Konrad,  Baurat,  Betriebsbauinspektor  in  Ludwigsburg.  1879. 

Clessin,  S.,  Eisenbahnstations-Vorstand  a.  D.  in  Regensburg.     1873. 

Clessler,  Chr.,  Hofrat  in  Stuttgart.     1876. 

Comraerell  jun.,  Karl,  Kaufmann  in  Höfen.     1899. 

Correns,  Karl,  Dr.,  Univ. -Professor  in  Leipzig.     1897. 

Cranz,  Heinrich,  Professor  in  Stuttgart.     1882. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190C.  C 


—     XXXIV     — 

Dais,  Oberförster  in  Schönmünzach.     1902. 

Dambacher,  Oberamtstierarzt  in  Öhringen.     1903. 

Deahna,  A.,  Dr.  med.,   Hofrat,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1895. 

Deffner,  Piichard,  in  EssHngen.     1897. 

Denzler,  Berthold,  Dr.  med.  vet.,  in  Stuttgart.     1903. 

Dieterich,  Viktor,  Forstamtmann  in  Schussenried.     1905. 

Dieterle,  Apotheker  in  Pheningen.     1902. 

Dietlen,  H.,  in  Heidenheim.     1900. 

Dietlen,  Rudolf,  Dr.  med.,  Oberstabsarzt  in  Stuttgart.     1891. 

Dietmann,  Professor  in  Esslingen.     1901. 

Dietrich,  Wilh.,  Dr.,  Assistent  in  Danzig-Langfuhr.     1902. 

Dietter,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Merklingen.     1895. 

Diez,  Rudolf,  Dr.,  Rektor  in  Heilbronn.     1895. 

Dimler,  Friedr.,  Staatsanwalt  in  Ellwangen.     1900. 

Distler,  Dr.  med.,  Hofrat,  Augenarzt  in  Stuttgart.     1895. 

V.  Ditterich,  Apotheker  in  Möhringen  a.  F.     1894. 

Dittus,  W.,  Baurat  in  Kisslegg.     1876. 

Döser,  Professor  in  Rottweil.     1901. 

Dorn,  Ludw.,  Dr.,  Fabrikdirektor  in  Stuttgart.     1882. 

Drausnick,  Friedr.,  Hauptmann  in  Weingarten.     1899. 

Drucker,  Otto,  Dr.  med.,  Augenarzt  in  Stuttgart.     1903. 

Dulk,  Max,  Bauinspektor  in  Ravensburg.     1904. 

Duttenhofer,  Max,  Dr.,  in  Rottweil.     1904. 

Duvernoy,  Julius,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1896. 

Eberhardt,  Oberreallehrer  in  Metzingen.     1902. 

Eberhardt,  Dr.,  Oberförster  in  Langenbrand  0.-^.  Neuenbürg.     1895. 

Eberhardt,  Professor  in  Esslingen.     1882. 

Eberle,  Gustav,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Stuttgart.     1898. 

Ehingen,  Lehrerverein  für  Naturkunde.     1896. 

V.   Eck,  Heinrich,  Dr.,  Professor  a.  D.  in  Stuttgart.     1871. 

Eggler,  Professor  am  Gymnasium  in  Ehingen.     1901. 

Ehemann,  Rektor  am  Gymnasium  in  Ravensburg.     1900. 

Ehrhardt,  Rud.,  Dr.  med.,  Oberarzt  in  Winnental.     1898. 

Ehrle  sen.,  Karl,  Dr.  med.,  Sanitätsrat  in  Isny.     1873. 

Ehrle,  Wilhelm,  Bankier  in  Ravensburg.     1882. 

Eichler,  Julius,  Professor,  Konservator  in  Stuttgart.     1885. 

Eisele,  Hermann,  Dr.  rer.  nat.,  in  Stuttgart.     1905. 

Eisele,  Wilhelm,  Stadtschultheiss  in  Balingen.     1882. 

Eisenbach,  Oberförster  in  Königsbronn.     1899. 

Eisenlohr,  Theodor,  Oberförster  in  Waidenbuch.     1883. 


—     XXXV     - 

Eiben,  Rudolf,  Dr.  med.,  Med.-Rat.  prakt.  Arzt  in  Stflttgart.     1879. 

Endriss,  Karl,  Dr.,  Prof.,  Privatdozent  in  Stuttgart.     1883. 

Engel,  Theodor,  Dr.,  Pfarrer  in  Klein- Eislingen.     1867. 

Engelhorn,  Dr.  med.,    Med.-R.,    Oberamtsarzt   in  Göppingen.     1885. 

Enslin,  Ed.,  Dr.  med.,  Augenarzt  in  Fürth.     1905. 

Entress,  Ernst,  Professor  in  Stuttgart.     1893. 

Entress,  Franz,  Fabrikant  in  Stuttgart.     1899. 

Epp,  C,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Offenburg,  Baden.     1898. 

Epstein,  Leopold,  Geologe  in  Stuttgart.     1903. 

Erhardt,  C.  A.,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1899. 

Essig,  Hermann,  Dr.,  Med.-Rat,  Oberamtsarzt  in  Ravensburg.    1880. 

Esslingen,  Lehrerverein  für  Naturkunde.     1900. 

Etter,  Dr.,  in  Schwenningen.     1905. 

V.  Euting,  August,  Präsident  in  Stuttgart.     1875. 

Eytel,  Dr.  med.,  Oberamtswundarzt  in  Spaichingen.     1901. 

V.  Faber,  Dr.,  Exzellenz,  Staatsminister  a.  D.  in  Stuttgart.     1861. 

Faber,  Adolf,  Landgerichtsrat  in  Stuttgart.     1899. 

Faber,  Alb.,  Kommerzienrat  in  Gmünd.     1900. 

Fahrbach,  K.,  Schullehrer  in  Eningen  u.  Achalm.     1903. 

Fauser,  Aug.,  Dr.  med.,   Sanitätsrat  in  Stuttgart.     1899. 

Fehling,  Dr.,  Geh.  Med.-Rat,  Univ. -Professor  in  Strassburg.     1879. 

Feser,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Altshausen.      1905. 

Fetscher,  M.,  Professor  in  Geislingen.     1876. 

Feucht,  Otto,  Forstassessor  in  Obertal,  OA.  Freudenstadt.      1900. 

Fieseier,  Joseph,  Pfarrer  in  Wildpoltsweiler.     1876. 

Finckh,  Eberhard,  Dr.  med.,  Assistenzarzt  in  Tübingen.     1903. 

Finckh,  Ludw.,  Dr.,  Landesgeologe  in  Berlin.     1895. 

Fischer,  F.  J.,  Oberförster  in  Wangen.     1876. 

Falscher,  Heinrich,  Präparator  am  K.  ^aturalienkab.  in  Stuttgart.   1890. 

Fischer,  Professor  in  Rottweil.     1901. 

V.  Fischer- Weikersthal ,  Oberstleutnant    und  Bezirkskommandeur    in 

Rottweil.     1901. 
Fitting,  Hans,  Dr.,  Privatdozent  in  Tübingen.     1904. 
Fleck,  Schulinspektor  in  Rottweil.     1905. 
Fleischer,  Bruno,  Fabrikant  in  Stuttgart.     1878. 
Forschner  jr..  Zahnarzt  in  Biberach.      1905. 

Fraas,  Eberhard,  Dr.,  Professor,  Konservator  in  Stuttgart.     1890. 
Franck,  Julius,  Dr.  med..  Stabsarzt  a.  D.  in  Stuttgart.     1880. 
Frank,  Oberreallehrer  in  Esslingen.     1901. 
Frank,  Hermann,  Diplomingenieur  in  Ulm.     1904. 

c* 


—     XXXVI     - 

Frank,  Karl,  Rr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Kirchheira  u.  T. 

Frank,  Reinhold,  Oberforstrat  a.  D.  in  Ulm.     1869. 

V.  Freyberg-Eisenberg,  Albrecht,  Freiherr  in  Allmendingen.      1895. 

Fricker,  A.,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Nagold.     1895. 

Fricker,  G.,  fürstl.  Sekretär  in  Wurzach.     1903. 

Fricker,  Karl,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Döbeln.     1895. 

Fries,  S.,  Dr.  med..  Geh.  Sanitätsrat  in  Nietleben.      1872. 

Friess,  Gotthilf,  Hauptlehrer  in  Stuttgart.     1900. 

Fritz,  Franz,  Dr.,  Prosektor  in  Stuttgart.     1903. 

Fruwirth,  C,  Professor  in  Hohenheim.     1901. 

Fünfstück,  Moritz,  Dr.,  Prof.  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.   1886. 

V.   Gaisberg-Schöckingen,  Friedrich,  Freiherr  in  Schöckingen.     1885. 

Gastpar,  A.,  Dr.  med.,  Stadtarzt  in  Stuttgart.     1899. 

Gaub,  Friedr.,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1903. 

Gaus,  Eugen,  Professor  in  Heidenheim.     1883. 

Geck,  Erwin,  Dr.,  Hilfslehrer  in  Gmünd.     1901. 

Gehring,  Hermann,  Stadtpfarrer  in  Reutlingen.     1895. 

Geiger,  Joseph,  Pfarrer  in  Horgenzell.     1890. 

Geiger,  Paul,  Dr.  rer.  nat..  Hilfslehrer  in  Gmünd.     1901. 

Geologisches  Institut  des  Museums  für  Naturkunde  in  Berlin.    1899. 

Gerok,  Christoph,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1885. 

Geyer,  David,  Mittelschullehrer  in  Stuttgart.     1884. 

Geyer,  Heinr.,  Dr.,  Hofrat,  Apotheker  in  Stuttgart.     1880. 

Giessler,  Herm.,  Professor  a.  d.  Baugewerkschule  in  Stuttgart.     1896. 

Glatz,  Adolf,  Fabrikant  in  Stuttgart.     1879. 

Glemser,  Julius,  Oberreallehrer  in  Eningen.     1904. 

Glükher,  Stadtschultheiss  in  Rottweil.     1901. 

Gmelin,  Friedrich,  Dr.,  Oberfinanzrat  in  Stuttgart.     1895. 

Gmehn,  Gustav,  Apotheker  in  Winnenden.     1898. 

Gmehn,  J.,  Dr.  jur.,  Landgerichtsrat  in  Stuttgart.     1899. 

Gmelin,  Walter,  Dr.,  Prof.  a.  d.  Tierärztl.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1888. 

Gmünd,  Verein  für  Naturkunde.     1897. 

Gönner,  Friedr.,  Oberförster  in  Oberndorf.     1904. 

Goppelt,  Professor  in  Öhringen.     1904. 

Götz,  Josef,  Dr.  in  Ravensburg.     1877. 

Götz,  Martin,  Schullehrer  in  Heilbronn.     1888. 

Göz,  Dr.  med.,  Oberamtswundarzt  in  Nürtingen.     1903. 

Gradmann,  Robert,  Dr.,  üniversitäts-Bibliothekar  in  Tübingen.     1893. 

Graner,  Ferd.,  Ober-Landesgerichtsrat  in  Stuttgart.     1891. 

V.  Graner,  Friedrich,  Dr.,  Forstdirektor  in  Stuttgart.     1895. 


-     XXXVII     - 

Graner,  Oscar,  Bankier  in  Biberach.     1906. 

V.  Graner,  W.,  Baudirektor  in  Stuttgart.     1876. 

Gres.ser,  Pfarrer  in  Untermarchtal.     1875. 

Grethe,  Carlos,  Professor  a.  d.  Akad.  d.  bild.  Künste  in  Stuttgart.    1903. 

Griesinger,  Theodor,  Hilfslehrer  in  Stuttgart.     1900. 

Gross,  Kommerzienrat,  Fabrikant  in  Piottweil.     1901. 

Gross,  Dr.  med.,  Direktor  in  Schussenried.     1895. 

Gross,  Wilhelm,  Dr.,  Professor  in  Geislingen.     1900. 

Grözinger,  Eugen,  Rektor  der  Realschule  in  Schorndorf.     1900. 

V.  Grützner,  Paul,  Dr.,  Üniv.-Professor  in  Tübingen.     1899. 

Grundler,  Professor  in  Rottweil.     1901. 

Gsell,  Oberbaurat  in  Stuttgart.     1902. 

Gugenhan,  Max,  Baurat  in  Stuttgart.     1900. 

Gussmann,  Pfarrer  in  Eningen  u.  A.      1878. 

Gussmann,  Karl,  Pfarrer  in  Gutenberg.     1898. 

Gutowski,  Alexander,  Zahnarzt  in  Gmünd.     1900. 

Haag,  A.,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Wangen  i.  A.     1904. 

Haag,  Friedr.,  Professor  in  Stuttgart.     1882. 

Haage,  Konrad,  Rektor  in  Esslingen.     1879. 

Haas,  Aug.,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1885. 

Haas,  C,  Dr.  rer.  nat.,  Assistent  in  Tübingen.     1895. 

Haas,  H.  J.,  Dr.,  Univ.-Professor  in  Kiel.     1879. 

Haasis  jun.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Maulbronn.     1899. 

Habermaas,  Oberförster  in  Mössingen.     1905. 

Hacker,  Val,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1891. 

Häckler,  pens.  Lehrer  in  Waldsee.      1873. 

Hagenbucher  jun.,  Karl,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1884. 

Hahn,  Wilhelm,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Crailsheim.     1897. 

Hähnle,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Reutlingen.     1903. 

Hähnle,  Frau  L.,  in  Stuttgart.     1904. 

Hähnle,  Hans,  Kommerzienrat  in  Stuttgart.     1899. 

Haidien,  Richard,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1888. 

Haist,  Professor  in  Tübingen.     1891. 

Haizmann,  Wilhelm,  Dr.,  Professor  in  Gmünd.     1902. 

Haller,  Alb.,  Oberreallehrer  in  Esslingen.     1904. 

Hamlyn-Harris,  Ronald,  Dr.  in  Toowoomba,  Queensland.     1899. 

Hammer,  E.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1886. 

Hammer,  Friedr.,  Dr.  med.,  Stadtarzt  in  Stuttgart.     1895. 

Happel,  Theodor,  Privatier  in  Stuttgart.     1877. 

Happold,  Aug.,  Fabrikant  in  Feuerbach.     1891. 


—     XXXVIII     - 

Härle,  Heinrich,  in  Aulendorf.     1896. 

Hartmann,  Albert,  Kommerzienrat  in  Heidenheim.     1899. 

Hartmann,  Dr.  med.,  Oberaratsarzt  in  Herrenberg.     1886. 

Hartmann,  Julius,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart.     1902. 

Hassert,  K.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Handelshochschule  in  Köln  a.  Rh.   1899. 

Hauber,  W.,  Reallehrer  a.  D.  in  Stuttgart.     1902. 

Hauff,  Bernhard,  in  Holzmaden.     1893. 

Hang,  Albert,  Professor  in  Ulm.     1883. 

Haug,  Gustav,  Dr.,  Forstrat  in  Stuttgart.     1891. 

Hang,  Lorenz,  Professor  in  Ravensburg.     1881. 

V.  Haug,  Robert,  Professor  a.  d.  Akad.  d.  bild.  Künste  in  Stuttgart.  1905. 

Haug,  Rektor  in  Freudenstadt.     1890. 

Haug,  Stadtbaumeister  in  Rottweil.     1901. 

Hausner,  Rud.,  Apotheker  in  Schussenried.     1900. 

Häussermann,  K.,  Dr.,  Professor  a.  D.  in  Stuttgart.     1892. 

Haussier,  Oberförster  in  Weilheim  u.  T.     1900. 

Hedinger,  A.,  Dr.  med.,  Medizinalrat  in  Stuttgart.     1875. 

Heilbronn,   K.  Gymnasium.     1884. 

Heilbronn,  Lehrerverein  für  Naturkunde.     1888. 

Heimsch,  Ad.,  Apotheker  in  Esslingen.     1889. 

Hein,  Walter,  Dr.  in  München.     1903. 

Heinz,  Rektor  der  Bürgerschule  in  Stuttgart.     1901. 

V.  Hell,  Karl,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1879. 

Henle,  August,  Forstverwalter  in  Hosskirch.     1875. 

Henninger,  Gustav,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1904. 

Henzler,  Maschineninspektor  in  Rottweil.     1901. 

V.  Herman,  Beno,  Freiherr,  K.  Kammerherr  auf  Wain.     1875. 

Hermann,  Julius,  Lehrer  in  Murr.     1894. 

Herrmann,  Adolf,  Ingenieur  in  Stuttgart.     1903. 

Herzog,  Robert,  Bergrat  in  Wasseralfingen.     1888. 

Hess,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Rottweil.     1903. 

Hesse,  0.,  Dr.,  Hofrat,  Fabrikdirektor  in  Feuerbach.     1875. 

Hesse,  Richard,  Dr.,  Prof.,  Privatdozent  in  Tübingen.     1894 

Hetsch,  Rud.,  Buchhändler  in  Biberach.     1882. 

Hezel,  Landgerichtsrat  in  Heilbronn.     1895. 

Hiller,  Forstmeister  in  Herrenalb.     1883. 

Hiller,  Chr.,  Baurat  in  Leutkirch.     1881. 

Hinderer,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Heilbronn.     1898. 

Hirzel,  Forstmeister  in  Rottweil.     1893. 

Hochstetter.   Fr..   Pfarrer  in  Neunkirchen,    Nieder- Österreich.     1892. 


-     XXXIX     — 

Höchstetter,  Gotthold,  Rektor  in  Reutlingen.     1880. 

Hoffmann,  R.,  Dr.,  Tierarzt  in  Berlin.     1897. 

Hofmann,  Fr.,  Oberförster  in  Reichenbach  a.  cl.  Miirg.     1900. 

V.    Hohenlohe-Langenburg,    Fürst   Hermann,    Durchlaucht,    Kaiserl. 

Statthalter  in  Elsass-Lothringen,  in  Strassburg  und  Langenburg. 

1880. 
Holland,  Friedr.,  Oberförster  in  Heimerdingen.     1890. 
Holtzmann,  C.  E.,  Bergrat  in  Friedrichstal.     1885. 
Hölzle,  A.,  Apotheker  in  Kirchheim  u.  T.     1893. 
Honeker,  Oberamtstierarzt  in  Maulbronn.     1903. 
Honold  jr.,  Hermann,  Apotheker  in  Dürrmenz-Mühlacker.     1902. 
Hopf,  Ludwig,  Dr.  med.,  Privatier  in  Stuttgart.     1881. 
Höring,  Dr.,  Hofrat,  Oberamtsarzt  in  Weinsberg.     1880. 
Hory,  Paul,  Professor  in  Calw.     1898. 
Hoser,  Hermann,  Buchhändler  in  Stuttgart.      1899. 
Huber,  J.  Gh.,  Dr.,  Med.-R.,  Ober-Landgerichtsarzt  in  Memmingen.  1882. 
Huber,  Julius,  Hofrat,  Direktor  in  Stuttgart.     1895. 
Hüeber,  Theodor,  Dr.  med.,  Generaloberarzt  a.  D.  in  Ulm.     1883. 
V.  Huene,  F.,  Freiherr,  Dr.,  Privatdozent  in  Tübingen.     1899. 
V.  Hüfner,  Gustav,  Dr.,  Univ. -Professor  in  Tübingen.     1893. 
Hug,  Otto,  Dr.,  Privatgelehrter  in  Tübingen.     1905. 
Hundeshagen,  Franz,  Dr.,  Chemiker  in  Stuttgart.     1890. 
Jäger,  Eugen,  Xylograph  in  Stuttgart.     1893. 
V.  Jakob,  R.,  Oberst  a.  D.  in  Cannstatt.     1898. 
Jetter,  Landrichter  in  Ravensburg.     1905. 
V.  Jobst,  Julius,  Dr.,  Geh.  Hofrat  in  Stuttgart.     1885. 
Johner,  A.  L.  B.,  Verwaltungsaktuar  in  Riedlingen  a.  D.     1902. 
Joos,  Carlo,  stud.  phil.  in  Stuttgart.     1900. 
Issler,  A.,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1905. 
Junker,  Friedr.,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1893. 
V.  Jürgensen,  Theodor,  Dr.,  Univ. -Professor  in  Tübingen.     1881. 
Kachel,  Apotheker  in  Reutlingen.     1903. 
Käfer,  Oberförster  in  Schussenried.     1904. 

Kaestle,  Johannes,  Dr.  med.,  OA.-Wundarzt  in  Wangen  i.  Algäu.  1898. 
Kaiser,  Erwin,  Apotheker  in  Pfullingen.     1905. 
Kapp,  Eugen,  Apotheker  in  Königsbronn.     1901. 
Kauffmann,  Hugo,  Dr.,  Professor,  Privatdozent   in  Stuttgart.     1898. 
Kees,  J.  N.,  Weinhändler  in  Waldsee.     1874. 
Kees,  Karl,  Kaufmann  in  Waldsee.     1894. 
Keller,  Eugen,  Oberforstrat  in  Stuttgart.     1882. 


—     XL     — 

Keller,  Max,  cand.  pharm,  in  Tübingen.     1905. 
Keller,  Walther,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart.     1904. 
Kern,  Karl,  Professor  in  Stuttgart.     1887. 
Kerner,  Theobald,  Dr.,  Hofrat  in  Weinsberg.     1867. 
Kerz,  Fritz,  Inspektor,  Präparator  am  K.  Nat.-Kab.  in  Stuttgart.    1885. 
Kick,  Lehrer  in  Biberach.     1901. 
Kienzle,  Oberförster  in  Freudenstadt.     1884. 
Kiesel,  Karl,  Dr.,  Assistent  in  Stuttgart.     1903. 
Kiess,  Oberamtstierarzt  in  Tübingen.     1897. 
Kirchner,  0.,  Dr.,  Profe.ssor  in  Hohenheim.     1878. 
Kirn,  Adolf,  Apotheker  in  Nürtingen.     1893. 

Klein,  Adolf,   Dr.  med.,    Divisionsarzt  a.  D.  in  Ludwigsburg.     1884. 
Klein,  L.,  Oberreallehrer  in  Kirchheim  u.  T.     1903. 
Klett,  Ernst,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart.     1897. 
Klett ,  R. ,  Dr. ,  Professor  a.  d.  Tierärztlichen  Hochschule   in    Stutt- 
gart.    1897. 
Klinckerfuss,  A.,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1877. 
Klopfer,  Gustav,  Schullehrer  in  Stuttgart.     1896. 
Klumpp,  Major  z.  D.  und  Bezirkskommandeur  in  Oberndorf.     1904. 
V.  Klüpfel,  Gustav,  Dr.,  Bergratsdirektor  in  Stuttgart.     1884. 
Klüpfel,  Dr.  med.,  Sanitätsrat  in  Urach.     1890. 
Klunzinger,  C.  B.,  Dr.,  Professor  a.  D.  in  Stuttgart.     1862. 
Knapp,  Dekan  in  Ravensburg.     1895. 
Knapp,  Alfred,  Hüttenverwalter  in  Königsbronn.     1892. 
Knapp,  Alfred,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1905. 
Kneile,  Max,  Oberreallehrer  in  Ludwigsburg.     1900. 
Knoblich,  Martin,  Major  a.  D.  in  Stuttgart.     1906. 
KnoU,  Eugen,  Baurat,  Eisenbahnbauinspektor  in  Heidenheim.    1899. 
Kober,  Fr.,  Hofrat,  Redakteur  in  Stuttgart.     1878. 
Koch,  Karl,  Professor  in  Cannstatt.     1901. 

Koch,  K.  R.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1892. 
Koch,  Paul,  Dr.,  Apotheker  in  Neuffen.     1890. 
Koch,  Theodor,  Apotheker  in  Stuttgart.     1897. 
Koch,  Wilh.,  Dr.  med.,  Generaloberarzt  a.  D.,  Stuttgart.     1885. 
Koch,  Forstmeister  in  Heilbronn.     1884. 
Kohl,  Karl,  Dr.  phil..  Privatgelehrter  in  Stuttgart.     1895. 
Kohler,  Martin,  Seminaroberlehrer  in  Esslingen.     1898, 
Koken,  Ernst,  Dr.,  Üniv.-Professor  in  Tübingen.     1895. 
Kommereil,  Dr.,  Profe.ssor  in  Heilbronn.     1900. 
König,  Paul,  Apotheker  in  Stuttgart.     1902. 


-     XLI     — 

König    von    und    zu   Warthausen,    Hans,    Freiherr,    Amtsrichter    in 

Biberach.     1902. 
König  von  und  zu  Warthausen,  Fritz,  Freiherr,  in  Sommershausen.  1897. 
V.  Königsegg-Aulendorf,   Franz,  Graf,  Erlaucht,  in  Aulendorf.     1882. 
Königshöfer,  Oskar,  Dr.,  Sanitätsrat,  Professor  in  Stuttgart.     1898. 
Kopp,  Pfarrer  in  üpfingen.     1895. 
Kost,  Landwirtschaftsinspektor  in  Ravensburg.     1894. 
Köstlin,  Albert,  Landes-Ökonomierat  in  Ochsenhausen.     1893. 
Köstlin,  W.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Baugewerkschule  in  Stuttgart.    1897. 
Krämer,  Aug.,    Dr.,    Professor,   Marine-Oberstabsarzt  in  Kiel.     1896. 
Kranz,  W.,  Oberleutnant  in  Neu-Breisach  (Elsass).     1903. 
Krauss,  B.,  Apotheker  in  Esslingen.     1901. 
Krauss,  Eugen,  Apotheker  in  Göppingen.     1895. 
Krauss,  Hermann,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Tübingen.     1864. 
Krauss,  Friedr.,  Fabrikant  in  Ravensburg.     1892; 
Kräutle,  Viktor,  Pfarrer  in  Fulgenstadt.     1885. 
Kreh,  Wilhelm,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1906. 
Kreuser,  Dr.,  Medizinalrat,  Direktor  in  Winnental.     1884, 
Krieg,  Ernst,  Fabrikdirektor  in  Stuttgart.     1897. 
Krieg,  Robert,  Dr.  med..  Geh.  Hofrat  in  Stuttgart.     1879. 
Krimmel,  Otto,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1882. 
Kröner,  Alfred,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart.     1898. 
Krumm,  Oberpräzeptor  in  Hohenheim.     1895. 
Kuhn,  E.,  stud.  rer.  mach,  in  Stuttgart-Berg.     1903. 
Kuhn,  E.,  Dr.,  Oberamtstierarzt  in  Künzelsau.     1897. 
Kuli,  Albert,  Tiermaler  in  Stuttgart.     1884. 
Kumpf,  Georg,  Dr.,  Apotheker  in  Neckarsulm.     1904. 
Kurtz,  Forstamtmann  in  Tuttlingen.     1905. 
Kurtz,  G.,  Dr.  med.,  Stabsarzt  a.  D.in  Stuttgart.     1879. 
Kurtz,  Karl  M.,  Dr.,  Professor  a.  D.  in  Ellwangen.     1875. 
Kurtz,  Paul,  Kommerzienrat,  Buchhändler  in  Stuttgart.      1898. 
Kurz,  Oberförster  in  Zwiefalten.     1900. 
Laible,  Michael,  Apotheker  in  Stuttgart.     1903. 
Lampert,  Kurt,  Dr.,  Oberstudienrat.  Konservator  in  Stuttgart.     1884. 
Lamprecht,  Kaplan  in  Kisslegg.     1904. 

V.  Landbeck,  Karl,  Generalauditeur  a.  D.  in  Stuttgart.     1875. 
Landerer,  Gustav,  Dr.  med.,  Sanitätsrat  in  Göppingen.     1880. 
Landerer,  Heinr.,  Dr.  med.,  Hofrat,  prakt.  Arzt  in  Göppingen.    1885. 
Landerer,    Richard,  Ökonomierat  in  Göppingen.     1881. 
Landerer,  Dr.  med.,  Hofrat  in  Kennenburg.     1888. 


—     XLII     — 

Lang,  Richard,  stud.  rer.  nat.  in  Esslingen.     1905. 

Lang,  Robert,  Professor  in  Stuttgart.     1898. 

Lang,  Wilh.,  Dr.  rer.  nat.,  Assistent  in  Hohenheira.     1904. 

Lange,  Ludwig,  Dr.,  Privatgelehrter  in  Tübingen.     1902. 

Langer,  Karl,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1898. 

Lauffer,  Friedr.,  Seminaroberlehrer  in  Esslingen.     1891. 

Lausterer,  Fr.,  Oberförster  in  Freudenstadt.     1903. 

Lautenschlager,  H.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1898. 

Lazarus,  Martha,  Amtsgerichtsratsvvitwe  in  Stuttgart.     1903. 

V.  Leemann,  J.,  Dr.,  üniversitätsprofessor  a.  D.  in  Stuttgart.    1903. 

Leibbrand,  Max,    Baurat,    Landesbaumeister  in  Sigmaringen.     1884. 

Lerch,   Eduard,   Bergrat  in  Wilhelmshütte   bei  Schussenried.     1898. 

Lessing,  Anton,  Fabrikant  in  Oberlahnstein.     1895. 

Letsche,  Eugen,  Dr.  Assistent  in  Tübingen.     1900. 

Leube,  G.,  Dr.,  Apotheker  in  Ulm.     1868. 

Leuze,  A.,  Fabrikant  in  Owen.     1898. 

Levi,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Pfalzgrafenweiler.     1895. 

Lichtenberger,  Theodor,  Kommerzienrat  in  Heilbronn. 

Lieb,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Freudenstadt.     1882. 

Liesching,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Königsbronn.     1882. 

V.  Linden,  Hugo,   Freiherr,  Geh.  Legationsrat  in  Stuttgart.     1879. 

V.  Linden,  Karl,  Graf,  K.  Oberkammerherr  a.  D.  in  Stuttgart.    1895. 

V.  Linden,  Maria,  Gräfin,  Dr.,  Assistentin  in  Bonn.     1892. 

Link,  Eugen,  stud.  rer.  nat.  in  Tübingen.     1906. 

Link,  Ludwig,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1884. 

Loebell,  W.,  Dr.,  Direktor  in  Klein-Zschachwitz.     1897. 

Löffler,  Oberlehrer  in  Heidenheim.     1899. 

Lökle,  Ferdinand,  Professor  a.  D.  in  Stuttgart.     1856. 

Lörcher,  Otto,  Dr.,  Oberreallehrer  in  Schwenningen  a.  N.      1901. 

Losch,  Fr.,  Dr.,  Pfarrer  in  Grimmelfingen  OA.  Ulm.     1895. 

Losch,  H.,  Dr.,  Oberfinanzrat  in  Stuttgart.     1895. 

Ludwig,  Felix,  Oberförster  in  Hofstett.     1890. 

Ludwig,  Emil,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Leonberg.     1881. 

Lueger,  0.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1898. 

Lufft,  Gotthilf,  Fabrikant  in  Stuttgart.     1879. 

Luppold,  Gottlob,  Pfarrer  a.  D.  in  Stuttgart.     1903. 

Lüpke,  Friedr.,  Professor  a.  d.  Tierärztl.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1895. 

Lutz,  Hermann,  Apotheker  in  Öhringen.     1904. 

Lutz,  K.  G.,  Dr.,  Schullehrer  in  Stuttgart.     1897. 

Maag,  Karl,  Stadtpfleger  in  Ehingen     1882. 


-     XLIII     — 

Mack,  K.,  Dr.,  Professor  in  Holienheim.      1889. 

Mahler,  E.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Dornstetten.     1905. 

Mahler,  Gottfried,  Professor  in  Ulm.     1879. 

Maier,  Herrn.  Nie,  Dr.  rer.  nat.,  Assistent  in  Tübingen.     1903. 

Maier,  Otto,  Verlagsbuchhändler  in  Ravensburg.      1895. 

Maier,  Paul,  Professor  in  Metzingen.     1895. 

Majer,  Professor  in  Esslingen.     1901. 

Majer,  Dr.  med.,  Med.-Rat,  Oberamtsarzt  in  Heilbronn.     187ß. 

Majer,  L.,  Dr.,  Gymnasialrektor  a.  D.  in  Tübingen.      1901. 

Maiter,  Rektor  in  Heidenheim.     1899. 

Mangold,  Karl,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Esslingen.     1897. 

Mangold,  Kasimir,  Schullehrer  in  Ulm.     1874. 

Mann,  Gustav,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1899. 

Marmeln,  Professor  in  Ulm.     1899. 

Martin,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Schwenningen  a.  N.     1905. 

Mauch,  Chr.,  Professor  a.  d.  Handelsschule  in  Stuttgart.     1887. 

Manch,  Richard,  Dr.,  Apotheker  in  Göppingen.     1903. 

Mancher,  Joh.  Bapt.,  Fabrikbesitzer  in  Waldsee.     1905. 

Mäule,  Christian,  Dr.,  Professor  in  Cannstatt.     1890. 

Mayer,  Adolf,  Apotheker  in  Rosenfeld  OA.  Sulz.     1902. 

Mayer,  Emil,  Stadtbaurat  in  Stuttgart. 

Mayer,  Franz,  Dr.,  in  Ochsenhausen.     1875. 

Mayer,  Paul,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Heilbronn.     1884. 

V.  Mayer,  Paul,  Oberregierungsrat  in  Stuttgart.     1875. 

Mayer,  Rudolf,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1899. 

Mayser,  W.,  Oberförster  in  Schöntal.      1890. 

Megenhart,  Amtsrichter  in  Ohringen.     1904. 

Mehmke,  Rud.,  Dr.,  Professor  a.  d.  techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.   1898. 

Melchior,  A.,  Kommerzienrat  in  Nürtingen.     1882. 

Merkel,  Ferd.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1898. 

Metzger,  C,  Dr.,  Hofapotheker  in  Wildbad.     1902. 

Meyer,  Ludwig,  Dr.,  in  Degerloch.     1894. 

Mezger,  Otto,  Dr.,  Assistent  in  Stuttgart.      1903. 

Mezger,  Stadtpfarrer  in  Haiterbach.     1880. 

Miller,  K.,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1867. 

Missmahl,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Riedlingen.     1895. 

Mohl,  E.,  Dr..  Chemiker  in  Stuttgart.     1901. 

Möhler,  Oberbürgermeister  in  (imünd.     1900. 

Mohr,  Hermann,  Privatier  in  Stuttgart.     1857. 

Mönig,  Joseph,  Stadtpfarrer  in  Mengen.     1878. 


—     XLIV     — 

Morgen,  Dr.,  Professor  in  Hohenheim.     1895. 

Muif,  Landgerichtsrat  in  Reutlingen.     1897. 

Mühlschlegel,  Albert,  Dr.  med.,  Stabsarzt  in  Stuttgart.     1899. 

Müller,  Apotheker  in  Spaichingen.     1882. 

Müller,  Christian,  Oberlehrer  in  Heidenheim.     1879. 

Müller,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Oberndorf  a.  N.     1904. 

Müller,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Schwenningen  a.  N.     1905. 

Müller,  E.,  Apotheker  in  Stuttgart.     1900. 

Müller,  Eberhard,  Dr.  med.,  Med.-Rat,  Oberamtsarzt  in  Calw.    1874. 

Müller,  Ernst,  Dr.  med.,  Professor,   prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1893. 

Müller,  F.,  Kaplan  in  Eberhardzell.      1898. 

Müller,  H.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Tuttlingen.     1905. 

Müller,  Hermann,  Forstrat  in  Stuttgart.     1897. 

Müller,  Joseph,  Dekan,  Stadtpfarrer  in  Saulgau.     1886. 

Müller,  Karl,  Stadtschultheiss  in  Biberach.     1887. 

Müller,  Karl,  Rektor  a.  d.  Realschule  in  Schwenningen  a.  N.    1900. 

Müller,  Max,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt  in  Gaisburg.     1902. 

Müller,  Rektor  in  Tuttlingen.     1895. 

Müller,  Salinenverwalter  in  Hall.     1895. 

Munk,  Reinh.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Göppingen.     1885. 

Münzenmaier,  Emil,  Professor  in  Stuttgart.     1881. 

Münzhuber,  Dr.,  Chemiker  in  Aulendorf.     1906. 

Münzing,  Albert,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1866, 

Mülberger,  A.,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Crailsheim.     1877. 

Musculus,  Ludwig,  Dr.  phil.,  Privatier  in  Stuttgart.     1896. 

Mutschier,   Georg,  in  Schwenningen  a.  N.     1905. 

Nagel,  Otto,  Oberforstrat  in  Stuttgart.     1883. 

Nagel,  Joseph,  Pfarrer  in  Hundersingen.     1883. 

Nagel,  Julius,  Forstrat  in  Stuttgart.     1895. 

Nagel,  Ludwig,  Oberamtstierarzt  in  Ulm.     1889. 

Nägele,  E.,  Professor  in  Tübingen.     1893. 

Nägele,  Erwin,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart.     1894. 

Nestle,  Paul,  Regierungsbaumeister  in  Karlsruhe.     1884. 

Nestlen,  Paul,  Dr.  med.,    Oberamtswundarzt  in  Neckarsulm.     1903. 

Neuffer,  Eugen,  Oberstudienrat,  Rektor  in  Ulm.      1896. 

Neunhöffer,  Otto,  Forstassessor  in  Wildbad.     1895. 

Nickel,  Adolf,   Oberregierungsrat,    Stadtdirektor  in  Stuttgart.     1899. 

Nies,  Profe.ssor  in  Tübingen.     1895. 

Niethammer,  Hermann,  Hauptmann  in  Stuttgart.     1889. 

Nill,  Adolf,  Tierarzt  in  Stuttgart.     1890. 


-     XLV     — 

Nötling,  Fritz,  Dr.,  Hofrat,   in  Lauterbacli  bei  Baden-Baden.     1905. 

Nürtingen.     Real-Lyceum.     1903. 

Nürtingen.     Schullehrer-Seminar.     1903. 

Ochsenreiter,  Hermann,  Hofrat,  Hofapotheker  in  Stuttgart.     1892. 

Oechsler,  Robert,  Landgerichtsrat  in  Rottweil.     1885. 

V.  Oesterlen,  Otto,  Dr.,  Med. -Rat,  Univ.-Professor  in  Tübingen.    1874. 

Oestreicher,  Ferd.,  Oberreallehrer  in  Cannstatt.     1893. 

Offner,  Heinrich,  Reallehrer  in  Stuttgart.     1894. 

Ohmais,  Dr.  phil.,  Privatier  in  Degerloch.     1902. 

Oppel,  Albert,  Dr.  med.,  Professor,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1904. 

Ostermayer,  Rieh.,  Professor  in  Stuttgart.     1895. 

Ostertag,  Hermann,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1892. 

Ott,  Oberpräzeptor  in  Biberach.     1904. 

Otto,  H.,  Apotheker  in  Heilbronn.     1898.  , 

Pahl,   Albert,  Oberreallehrer  in  Stuttgart.     1905. 

Palm,  Apotheker  in  Neuenbürg.     1886. 

Palmer,  Christ.,  Dr.  med..  Med. -Rat,  Oberamtsarzt  in  Biberach.    1882. 

Perrot,  Dr.,  Apotheker  in  Biberach.     1900. 

Petzendorfer,  Ludw.,  Hofrat,  Bibliothekar  in  Stuttgart.     1875. 

Pfaff,  J.,  Kaplan  in  Schussenried.     1904. 

Pfeffer,  Wilh.,  Dr.,  Oberreallehrer  in  Wildbad.     1904. 

Pfeiffer,  Emil,  Chemiker  in  Heidenheim.     1899. 

Pfizenmayer,  Oberforstrat  a.  D.  in  Ulm.     1860. 

V.  Pflaum,  Alexander,  Geh.  Kommerzienrat  in  Stuttgart.     1884. 

Philip,  Max,  Dr.,  Professor,  Chemiker  in  Stuttgart.     1890. 

Philipp,  Hans,  Dr.,  Geologe  in  Karlsruhe.     1904. 

Philippi,  Dr.,  Privatdozent  in  Berlin.     1896. 

Piesbergen,  Franz,  Dr.  med.,  Augenarzt  in  Stuttgart.      1896. 

Pilgrim,  Ludw.,  Dr.,  Professor  in  Stuttgart.     1882. 

Plieninger,  Felix,  Dr.  phil.,  Privatdozent  in  Tübingen.     1889. 

Pompeckj,  Jos.,  Dr.,  Professor  in  Hohenheim.     1892. 

Popp,  C,  Direktor  in  Uhingen.     1885. 

Probst,  Forstrat  a.  D.  in  Ellwangen.     1855. 

Probst,  Th.,  Forstamtmann  in  Weingarten.     1899. 

v.  Pückler-Limpurg,  Felix,  Graf,  Rittmeister  a.  D.  in  Stuttgart.    1894. 

v.   Quadt-Wykradt-Isny,   Bertram,   Graf,   Erlaucht,  in  Isny.     1875. 

v.  Rassler-Weitenburg,  Max,  Freiherr,  K.  Kammerherr,  in  Stuttgart.  1892. 

Rath,  Emil,  Dr.,  Professor,  Bibliothekar  in  Stuttgart.     1897. 

Rau,  Karl,  Dr.,  Forstamtmann  in  Schussenried.     1903. 

V.  Rauch,  Moritz,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1884. 


—     LXVI     — 

Raupp,  H.,  Gasfabrikdirektor  in  Heilbronn.     1884. 

Ravensburg,  Verein  für  Naturkunde.     1895. 

Ray,  Gr.,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Ehingen  a.  D.     1875. 

V.  Recliberg  und  Rothenlöwen,  Otto,  Graf,  Erlaucht,  in  Donzdorf.   1876. 

Rees,  Oberreallehrer  in  Trossingen.     1905. 

Regelmann,  Chr.,  Rechnungsrat  in  Stuttgart.     1866. 

Regelmann,  Karl,  Dr.,  Landesgeologe  in  Stuttgart.     1904. 

Rehlen,  W.,  Fabrikbesitzer  und  Magistratsrat  in  Nürnberg.     1903. 

Reihlen,  Hermann,  Apotheker  in  Stuttgart.     1894. 

Reihlen,  Max,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1894. 

Reihling,  Karl,  Baurat  in  Stuttgart.     1885. 

Reinert,  Emil,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1898. 

Reinhardt,  Rieh.,  Oberamtstierarzt  in  Freudenstadt.     1900. 

Reinhardt,  Theod.,  Kaufmann  in  Ravensburg.     1897. 

Rembold,  Robert,  Dr.  med.,  Oberamtsarzt  in  Waldsee.     1895. 

V.  Rembold,  Sigmund,  Dr.,  Medizinaldirektor  in  Stuttgart.     1884. 

Renkenberger,  W.  F.  F.,  Oberreallehrer  in  Stuttgart.     1897. 

Renner,  Karl,  Oberstleutnant  z.  D.  in  Stuttgart.     1893. 

Rescher,  Ad.,  Privatier  in  Stuttgart.     1900. 

Rettich,  Aug.,  Professor  in  Stuttgart.     1874. 

Rettinger,  Rektor  in  Ravensburg.     1898. 

Reuss,  Ad.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1886. 

Reutlingen,  Naturwissenschaftlicher  Verein.     1886. 

Reuttner  v.  Weyl,  Camill,  Graf,  K.  Kammerherr,  in  Ach-stetten.    1874. 

Richter,  Max,  Professor  in  Stuttgart.     1893. 

Rieber,  X.,  Professor  in  Ludwägsburg.     1885. 

Riegel,  Wilh.,  Apotheker  a.  D.  in  Esslingen.     1904. 

Rinck,  E.,  Oberreallehrer  in  Dornhan  OA.  Sulz.     1902. 

Römer,  Oberförster  in  Nagold.     1899. 

Rommel,  Oberförster  in  Sulzbach.     1897. 

Rosenfeld,  Fritz,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1905. 

Rosenstein,  Hermann,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1890. 

v.  Roth,  A.,  Dr.,  Medizinalrat  in  Stuttgart.     1880. 

Roth,  Emil,  Fabrikant  in  Reutlingen.     1902. 

Rothenhöfer,  Emil,  Postrevisor  in  Stuttgart.     1876. 

Rothfritz,  Eduard,  Oberamtstierarzt  in  Esslingen.     1904. 

Röttgen,  Th.,  Dr.  phil.,  Privatier  in  Stuttgart.     1906. 

Rottweil,  K.  Gymnasium.     1901. 

Rudolph,  E.,  Dr.,  Professor  in  Strassburg  i.  E.     1893. 

Rueff,  Salinenverwalter  in  Rottenmünster.     1901. 


—     XLVII     — 

Rümelin,  Richard,  Bankier  in  Heilbronn.     1898. 

Rumm,  C,  Dr.  phil,  Oberreallehrer  in  Stuttgart.     1896. 

Rupp,  Professor  in  Reutlingen.     1902. 

Russ,  Andolin,  Dr.,  Medizinalrat,  Oberamtsarzt  in  Rottweil.     1901. 

Sachs,  Robert,  in  Aalen.     1899. 

Salzmann,  Frau  Mathilde,  in  Esslingen.     1881. 

Salzmann,  Stadtpfarrer  in  Biberach.     1904. 

Salzner,  Präzeptor  in  Tübingen.     1896. 

Sapper,  Karl,  Dr.,  Univ.-Professor  in  Tübingen.     1900. 

Sapper,  Richard,  Vize-Konsul,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1904. 

Sauer,  A.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1900. 

Sauerbeck,  Paul,  Dr.,  Professor  in  Reutlingen.     1890, 

Sautermeister,  0.,  Apotheker  in  Rottweil.     1868. 

Sautermeister,  Pfarrer  a.  D.  in  Sigmaringen.     1894. 

Sautter,  Otto,  Apotheker  in  Horb  a.  N.     1905. 

Schaller,  Ludwig,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1899. 

Schanzenbach,   Heinrich,   Professor  in  Stuttgart.     1903. 

Schaufele,  Stadtschultheiss  in  Öhringen.     1903. 

Schäuffelen,  Rieh.,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1897. 

Schauwecker,  Oberförster  in  Wildberg.     1899. 

Scheel,  Pius,  Pfarrer  in  Untertalheim.     1887. 

Scheerer,  Ed.,  Kommerzienrat,  Fabrikant  in  Tuttlingen.     1905. 

V.  Scheler,  St.,  Graf,  Exzellenz,  General  a  la  suite  in  Stuttgart.     1895. 

V.  Scheler,  Hertha,  Gräfin,  Majorswitwe  in  Stuttgart.     1903. 

Schenk,  Bezirkshauptmann  in  Ohringen.     1903. 

Scheuerle,  Schullehrer  a.  D.  in  Frittlingen.     1882. 

Scheufeien,  Adolf,  Dr.,  Fabrikant  in  Oberlenningen.     1899. 

Scheurlen,  Ernst,  Dr.,  Ober-Medizinalrat  in  Stuttgart.     1897. 

Schick,  Theodor,  Dr.,  Oberreallehrer  in  Bopfingen.     1903. 

Schickhardt,  Karl,  Fabrikant  in  Betzingen.     1889. 

Schiedt,  Oberförster  in  Reichenberg.     1904. 

Schilling,  Richard,  Versicherungsdirektor  in  Stattgart.     1904. 

Schips,  K.,  Pfarrer  in  Schloss  Neresheim.     1894. 

Schleich,  G.,  Dr.,  Univ.-Professor  in  Tübingen.     1893. 

Schlenker,  Georg,  Oberlehrer  in  Cannstatt.     1903. 

Schlenker,  Karl,  Pfarrer  in  Leonbronn.      1898. 

Schliz,  Dr.  med.,  Hofrat,  Stadtarzt  in  Heilbronn.     1897. 

Schloz,  Bezirksgeometer  in  Schorndorf.     1904. 

Schmid,  Apotheker  in  Nagold.     1899. 

Schmid,  Christian,  Oberlehrer  in  Nagold.     1886. 


—     XLVIII     — 

Schmid,  Eugen,  Dr.  phil,  Professor  in  Cannstatt.     1895. 

Schraid,  Joseph,  Pfarrer  in  Aulendorf.     1896. 

Schmid,  Juhus,  Hofrat,  Apotheker  in  Tübingen.     1876. 

Schmid,  Oberreallehrer  in  Künzelsau.     1904. 

Schmid,  Oberförster  in  Wolfegg.     1905. 

V.  Schmid,  Rud.,  Dr.,  Prälat,  Oberhofprediger  a.  D.  in  Stuttgart.   1866. 

Schmidt,  Ad.,  Kommerzienrat  in  Heilbronn.     1898. 

Schmidt,  August,  Dr.,  Geh.  Hofrat,  Professor  a.  D.  in  Stuttgart.    1872. 

Schmidt,  Edwin,  Kameralverwalter  in  Öhringen.     1904. 

Schmidt,  H.,  Gemeinderat,  Kaufmann  in  Gmünd.     1900. 

Schmidt,  Hermann,  Redakteur  in  Stuttgart.     1879. 

Schmidt,  Julius,  Dr.,  Professor,  Privatdozent  in  Stuttgart.     1903. 

Schmidt,  Martin,  Dr.  phil.,  Landesgeologe  in  Stuttgart.     1903. 

Schmidt,  Max,  Dr.,  Chemiker,  Fabrikdirektorin  Hemingb.  Saarburg.  1898. 

Schmidt,  Oscar,  Dr.,  Chemiker  in  Stuttgart.     1906. 

Schmidt,  Theodor,  Rektor  der  Realschule  in  Rottweil.     1901. 

V.  Schmidt,  Wilhelm,  General  in  Tübingen.     1880. 

Schmierer,  Th.,  Dr.,  Landesgeologe  in  Berlin.     1905. 

Schmitt,  Ad.,  Hüttenchemiker  in  Gmünd.     1899. 

Schneiderhan,  E.,  Dr.  rer.  nat.  in  Oberndorf.     1904. 

Schneyder,  Eberh.,  Zahnarzt  in  Tübingen.     1897. 

Schnopp,  Ben.,  Rechtsanwalt  in  Biberach.     1900. 

Schoder,  C,  Apotheker  in  Feuerbach.     1892. 

Scholl,  Reallehrer  in  Schwenningen.     1901. 

Schorndorf,  Realschule  1906. 

Schott,  Ad.,  Direktor  der  Zementfabrik  in  Nürtingen.     1903. 

Schott,  August,  Fabrikant  in  Nürtingen.     1895. 

Schott,  Robert,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Schorndorf.     1900. 

Schrader,  Julius,  Apotheker  in  Feuerbach.     1881. 

Schreiber,  Eugen,  Fabrikant  in  Schwenningen.      1905. 

Schreiber  jun.,  Ferdinand,    Verlagsbuchhändler  in  Esslingen.     1904. 

Schreiber,  Max,  Verlagsbuchhändler  in  Esslingen.     1877. 

Schreiber,  Robert,  Verlagsbuchhändler  in  Esslingen.     1904. 

Schuh,  Karl,  Dr.,  Forstrat  in  Stuttgart.     1895. 

Schuler,  August,  Chemigraphische  Kunstanstalt  in  Stuttgart.     1905. 

Schuler,  Stadtpfarrer  in  Neuenstein.      1895. 

Schumacher,  H.,   Rektor  in  Böblingen.     1900. 

Schupp,  Friedrich,  Hofgärtner  in  Wolfegg.     1874. 

Schupp,  Franz,  Pfarrer  in  Leupolz.      1902. 

Schuster,  Hermann,  Privatlehrer  in  Stuttgart.     1893. 


-     XLIX     — 

Schütze,  Ewald,  Dr.,  Assistent  am  K.  Nat.-Kab.  in  Stuttgart.    1900. 

Schüz,  Friedr.,  Salinenverwalter  a.  D.  in  Calw.     1891. 

Schwarz,  Hugo,  Dr.  rer.  nat.,  Hilfslehrer  in  Kirchheim  u.  T.     1903. 

V.  Schwarz,  0.,  Dr.,  Präsident,  Domänen-Direktor  in  Stuttgart.    1889. 

Schwarz,  Richard,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1904. 

Schwarzkopf,  Emil,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1895. 

Schwarzmaier,  Christian,  Professor  in  Nagold.     1881. 

Schweizer,  Christian,  Oberreallehrer  in  Laupheim.     1899. 

Schweizer,  Dr.,  Professor  in  Hall.     1900. 

V.  Schweizerbarth,  Elise,  Oberstengattin  in  Stuttgart.     1902. 

Schwendener,  Dr.,   Geh.  Reg.-Rat,  Üniv.-Professor  in  Berlin.     1877. 

Schwenk,  E.,  Professorats-Kandidat  in  Ludwigsburg.     1905. 

Schwenk,  Karl,  Kommerzienrat,  Fabrikant  in  Ulm.     1885. 

Scriba,  Karl,  Fabrikant  in  Heilbronn.     1884. 

Seeger,  Hermann,  Kaufmann  in  Stuttgart.      1906. 

Seel,  Eugen,  Dr.,  Privatdozent  a.  d.  Techn.  Hochsch.  in  Stuttgart.   1903. 

Seitz,  W.,  Oberreallehrer  in  Stuttgart.     1895. 

Seiz,  Professor  in  Ravensburg.     1904. 

Setzer,  Eugen,  Dr.,  Chemiker  in  Stuttgart.     1903. 

Seydel,  Emil,  cand.  rer.  nat.  in  Tübingen.      1905. 

Sick,  Direktor  in  Rottweil.     1903. 

Sieber,  Eugen,  Pfarrer  in  Rottenburg.     1894. 

Sieberer,  Karl,  Dr.   rer.  nat.  in  Eßlingen.     1905. 

Sieglin,  E.,  Fabrikbesitzer  in  Stuttgart.     1900. 

Sieghn-Fehr,  Hermann,  Dr.,  Professor  in  Hohenheim.     1885. 

Sigel,  Pfarrer  in  Pfalzgraf enweiler.     1901. 

Sigel,  Albert,  Dr.  phil.,  Apotheker  in  Stuttgart.     1901. 

Sigel,  Karl,  Bergrat  in  Friedrichshall.     1878. 

Sigel,  Karl,  K.  Regierungsbaumeister  in  Stuttgart.     1904. 

Sigmundt,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  Oberamtsarzt  in  Spaichingen.    1882. 

Sihler,  Oberförster  in  Biberach.     1893. 

Singer,  A.,  Postassistent  in  Weingarten.     1901. 

Sohnle,  Hugo,  Professor  in  Hohenheim.     1902. 

Sommer,  Joh.,  Landtagsabgeordneter  in  Beizkofen      1898. 

V.  Sonntag,  Konradin,  Oberst  a.  D.  in  Stuttgart.     1875. 

Souchay,  Theodor,  Dr.  med.,  Augenarzt  in  Stuttgart.     1897. 

Späth,  Dr.,  Stadtpfarrer  in  Biberach.     1901. 

Specht,  August,  Kunstmaler  in  Stuttgart.     1897. 

Speidel,  Emil,  Dr.,  Forstrat  in  Stuttgart.     1883. 

Speidel,  Oberamtstierarzt  in  Oberndorf  a.  N.     1904. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1900.  d 


Spemann,  Dr.,  Privatclozent  in  Würzburg.     1899. 

Sperling,  Piud.,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1898. 

Spieß,  Franz  Xaver,  Ökonom  in  Enzlesmühle  OA.  Leutkirch.     1901. 

Spindier,  Eugen,  Optiker  in  Stuttgart.     1869. 

Spohn,  Georg,  Dr.  in  Blaubeuren.     1897. 

Spohn,  Julius,  Kommerzienrat  in  Neckarsulm.     1897. 

Sporer,  Benedikt,  Dr.,  Professor  in  Ehingen.     1892. 

Sprandl,  Eduard,  Hauptmann  u.  Kompagniechef  in  Ludwigsburg,   1906. 

Springer,  M.,  Bautechniker  in  Flein  bei  Heilbronn.     1904. 

Sprösser,  Th.,  Kommerzienrat  in  Stuttgart.     1876. 

Stahlecker,  Eugen,  Dr.,  Rektor  an  der  h.  Töchterschule  in  Tübingen. 
1903. 

Staigmüller,  Hermann,  Dr.,  Oberstudienrat  in  Stuttgart.     1882. 

Stapf,  Baurat  in  Ravensburg.     1878. 

Stark,  Dr.  med.,  Distriktsarzt  in  Forchtenberg.     1897. 

Steichele,  Lud.,  Privatier  in  Freudenstadt.     1897. 

Steinacker,  Dr.  med.,  prakt,  Arzt  in  Reutlingen.     1897. 

Steinhardt,  Hugo,  Oberamtspfleger  in  Ellwangen.     1879. 

Steinhart,  Arthur,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1902. 

Steinhauser,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Öhringen.      1904. 

Stephan,  Domänendirektor  in  Öhringen.     1904. 

Stettner,  G.,  Schullehrer  in  Heilbronn.     1891. 

Stettner,  J.,  Reallehrer  in  Trossingen.     1897, 

Stirm,  Albert,  Ökonomierat  in  Stuttgart.     1898. 

Stock,  Karl,  Oberforstrat  in  Stuttgart.     1876. 

Stockmayer,  Emil,  Dr.  med..  Med. -Rat,  Oberamtsarzt  a.  D.  in  Heiden- 
heim.     1884. 

V.  Stoll,  Karl,  Dr.  med.,  Generalarzt  a.  D.  in  Stuttgart.     1867. 

Stoll,  Konrad,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Blaubeuren.     1897. 

Stoll,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Heilbronn.     1898. 

Stoller,  J.,  Dr.,  Landesgeologe  in  Berlin.     1901. 

Stoppel,  Oberförster  in  Baiersbronn.     1902. 

Stortz,  Christ.,  Schullehrer  in  Pleidelsheim.     1895. 

Strauß,  Oberreallehrer  in  Spaichingen.     1901. 

V.  Strebel,  Viktor,  Direktor  d.  landwirtsch.  Hochsch.  in  Hohenheim.  1900. 

Streich,  Ivo,  Kaiserl.  deutscher  Konsul  a.  D.  in  Gmünd,     1899. 

Stroehlin,  Karl,  Hauptmann  in  Stuttgart.     1901. 

Ströhmfeld,  Gustav,  Obersekretär  in  Stuttgart.     1895. 

Stüber,  Otto,  Dr.  phil.,  Privatier  in  Stuttgart.     1879. 

Stumpp,  Oberreallehrer  in  Heidenheim.     1904. 


-     LI     — 

Stuttgart,  Direktion  des  Realgymnasiums.     1904. 

Stuttgart,  Entomologischer  Verein.     1896. 

Stuttgart,  Katholischer  Leseverein.     1895. 

Stuttgart,  Math.-naturwissensch.  Verein  d.  Techn.  Hochschule,     1887. 

Stuttgart,  Verein  der  Vogelfreunde.     1885. 

Sulzmann,  Stadtschultheiß  in  Oberndorf  a.  N.      1904. 

Sußdorf,  Max,  Dr.  med.,  Direktor  d.  Tierärztl.  Hochsch.  in  Stuttgart. 
1887. 

V.  Süßkind,  Freiherr,  Oberförster  in  Dornstetten.     1904. 

V.  Süßkind,  Theodor,  Freiherr,  K.  Kammerherr  in  Schwendi.     1875. 

Teuffei,  Emil,  Privatier  in  Stuttgart.     1904. 

Theurer,  Kuno,  Oberförster  in  Gundelsheim.     1875. 

Tscherning,  Aug.,  Dr.  rer.  nat.,  Apotheker  in  Wien.     1901. 

Tscherning,  Oskar,  Kaufmann  in  Heilbronn.     1889. 

Tübingen,  Mineralogisches  Listitut.     1897, 

Tübingen,  Verein  der  Naturfreunde.      1896. 

Uebele,  G.,  Dr.  med.  vet.,  Professor  a.  d.  Tierärztl.  Hochsch.  in  Stutt- 
gart.   1898. 

Uhl,  A.,  Fabrikdirektor  in  Piavensburg.     1895. 

Ulm,  Stadtgemeinde.     1898. 

Ulmer  jr.,  E.,  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart. 

v.  Ulm-Erbach,  Max,  Freiherr,  auf  Erbach.     1874. 

Urach,  Verein  für  Natur-  u.  Altertumskunde      1901. 

Urech,  Dr.  in  Tübingen.     1903. 

v  Üxkull-Gyllenband,  Graf,  Oberforstrat  a.  D.  in  Kirchheim  u.  T.   1872. 

Vaihinger,  G.,  Oberreallehrer  in  Reutlingen.     1893. 

Vayhinger,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  prakt.  Arzt  in  Schramberg.    1897. 

Vierthaler,  Pfarrer  in  Heudorf  bei  Riedlingen  a.  D.     1902. 

Visino,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Aulendorf.     190L 

v.  Vöchting,  Hermann,  Dr.,  Univ. -Professor  in  Tübingen.     1893. 

Vogel,  Karl,  Professor,  Rektor  der  städt.  Gewerbesch.  in  Stuttgart.   1896. 

Voith,  J.  M.,  Dr.  Ing.,  Geh.  Kommerzienrat  in  Heidenheim.     1899. 

Vülter,  Karl,  Hofkammerrat  in  Stuttgart.     1903. 

Völter,  Theodor,  Apotheker  in  Metzingen.     1905. 

Völter,  Staatsanwalt  in  Ravensburg.     1905. 

Vosseier,  Julius,  Dr.,  Prof.,  Zoologe  in  Amani,  Deutsch- Ostafrika.   1885. 

Wacker,  Dr.,  Hofrat,  Apotheker  in  Ulm.     1868. 

Wagner,  Christoph,  Üniversitäts-Professor  in  Tübingen.     1904. 

Wagner,  Karl,  Dr.  jur.,  stellvertr.  Bankdirektor  in  Stuttgart.    1889. 

Wagner,  M.,  Professoratsverweser  in  Rottweil.     1901. 


-     LH     — 

Waidelich,  Karl,  Schullehrer  in  Baiereck  bei  Schorndorf.     1898. 

V.  Waldburg-Wolfegg-Waldsee,  Fürst,  Durchlaucht,  in  Wolfegg.    1875. 

V.  Waldburg-Zeil-Trauchburg,  W.,  Fürst,  Durchlaucht,  in  Zeil.     1875. 

Walde,  A.,  Schullehrer  in  Leutkirch.     1895. 

Wällnitz,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Schussenried.     1904. 

Wallensteiner,  Chemiker  in  Rottweil.     1901. 

Walter,  Apotheker  in  Rottweil.     1903. 

Walter,  David,  Professor  in  Göppingen.     1903. 

Walz,  Karl,  Dr.,  Medizinalrat  in  Stuttgart.     1904. 

Wanderer,  K.,  Dr.,  Assistent  a.  naturhist.  Museum  in  Dresden.    1905. 

Wanner,  Theodor,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1903. 

Warth,  Alfred,  Rektor  in  Korntal.     1901. 

Weigelin,  Alwin,  Bauinspektor  in  Plochingen.     1904. 

Weigelin,  Julius,  Dr.  med.,  Professor,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1873. 

Weiger,  C,  Domänendirektor  in  Zeil.     1877. 

Weikart,  A.,  Oberreallehrer  in  Freudenstadt.     1903. 

Weil,  Emanuel,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  prakt,  Arzt  in  Stuttgart.    1896. 

Weil,  Max,  Dr.  med.,  Nervenarzt  in  Stuttgart.     1897. 

Weinberg,  Wilh.,  Dr.   med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1889. 

Weinland,  D.  F.,  Dr.  phil.  in  Hohenwittlingen.     1872. 

Weinland,  Ernst  Fr.,  Dr.  med.  et  phil.,  Privatdozent  in  München.   1895. 

Weinschenk,  Ernst,  Dr.,  Prof.,  Privatdozent  in  München.     1895. 

Weiß,  Oberreallehrer  in  Urach.     1903. 

Weißberger,  J.,   Versicherungs-Direktor  in  Stuttgart.     1903. 

Weizsäcker,  Dr.  med..  Geh.   Hofrat,  Badearzt  in  Wildbad.     1902. 

Welzheim,  Lehrerverein  für  Naturkunde.     1890. 

Wepfer,  G.,  Oberbergrat  a.  D.  in  Stuttgart.     1875. 

Widmann,  Karl,  Professor,  Institutsdirektor  in  Stuttgart.     1893. 

Widmayer.   Wilh.,  Kassier  in  Stuttgart.     1901. 

Wiedersheim,  E.,  Dr.,  Geh.  Hofrat  in  Cannstatt.     1905. 

Wiedersheim,  R.,  Dr.,  Geh.  Hofrat,  Univ.-Prof.  in  Freiburg  i.  B.    1879 

Wild,  G.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Heilbronn.     1884. 

Wildt,  Hermann,  Hofbuchhändler  in  Stuttgart.     1892. 

Windisch,  Karl,  Dr.,  Professor  in  Hohenheim.     1905. 

Winkler,  Hans,  Dr..  Üniversitäts-Professor  in  Tübingen.     1902. 

Wittlinger,  Schullehrer  in  Holzheim.     1900. 

Wolf,  August,  Hofrat,  Oberamtsarzt  a.  D.  in  Stuttgart.     1906. 

Wolf,  Dr.  jur.  in  Oberndorf,     1904. 

Wolf,  Eugen,  Dr.  rer.  nat.,  Assistent  in  Frankfurt  a.  M.     1904. 

Wölffing,  Ernst,   Dr..  Prof.,  Privatdozent  in  Stuttgart.     1890, 


—     LIII     — 

Wölffle,  Karl,  Forstrat  in  Stuttgart.     1898. 
Wörner,  Dr.  med.,  dirig.  Spitalarzt  in  Gmünd.      1900. 
Würz,  Oberförster  in  Riedlingen.     1903. 

Wülfing,   Dr.,   Professor  a.  d.  Techn.  Hochschule    in  Danzig.     1892. 
Wulz,  Paul,  Dr.,  in  Heidenheim.     1900. 
Wunderlich,  Landwirtschaftsinspektor  in  Heilbronn.     1895. 
Wundt,  G.,  Oberbaurat  in  Stuttgart.      1877. 
Wundt,  W.,  Dr.  phil.  in  Stuttgart.     1905. 
Wünsch,  Albert,  Apothekenbesitzer  in  Stuttgart.     1902. 
Wurm,  Wilhelm,  Dr.  med.,  Hofrat,  in  Teinach.     1874. 
V.  Wurzach,  Karl,  Freiherr,  in  Stuttgart.     1883. 
Zabergäuverein  in  Brackenheim.     1901. 

Zaiser,  Hermann,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1899. 
Zeller,  Dr.  med.,  Med.-Rat,  Oberamtsarzt  in  Ludwigsburg.     1896. 
Zeller,  Albert,  Dr.  med.,  Professor,  prakt.  Arzt  in  Stuttgart.     1895. 
V.  Zeller,  H.,  Präsident,  Direktor  des  Steuerkollegiums  in  Stuttgart. 
Zengerle,  Max,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Ravensburg.     1895. 
Zenneck,  J.,  Dr.,  Professor  in  Langfuhr  bei  Danzig.     1895. 
Zetkin,  Max,  in  Degerloch.     1900. 
Ziegler,  Julius,  Kaufmann  in  Stuttgart.     1881. 
Ziesel,  Pfarrer  und  Schulinspektor  in  Kisslegg.     1904. 
Zimmerle,  Forstmeister  in  Wolfegg.     1884. 
Zimmermann,  Anton,  Hilfslehrer  in  Ehingen  a.  D.     1902. 
Zipperlen,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Tübingen.     1905. 
Zoller,  Matthäus,  Professor  in  Rottweil.     1883. 
Zöppritz,  Emil,  Fabrikant  in  Calw.     1875. 

Zwick,  W.,  Dr.,  Professor  a,  d.  Tierärztl.  Hochsch.  in  Stuttgart.    1896. 
Zwiesele,  Heinrich,  Dr.  phil.,  Prof.,  gewerbl.  Wanderlehrer  in  Stuttgart. 
1890. 


IL  Sitzungsberichte. 


1.  Hauptversammlung  zu  Tuttlingen  am  24.  Juni  1905. 

Prof.  Dr.  A.  Schmidt :  Die  e  r  d  m  a  g-  n  e  t  i  s  c  li  e  Vermessung 
des  Ries.  Die  Denkmäler  gewaltiger  Äußerungen  der  Naturkräfte, 
welche  die  kindlich-dichterische  Vorstellung  des  Altertums  als  Werke 
von  Riesen  und  Titanen  betrachtete,  werden  niemals  aufhören,  auch  die 
nüchterne  gelehrte  Forschung  in  ganz  besonderem  Maße  zu  reizen.  Das 
vulkanische  Ries  ist  ein  solches  Titanendenkmal,  dessen  wissenschaftliche 
Erklärung,  dessen  Entstehungsgeschichte  einen  Vorwurf  bildet,  welchem 
sich  die  ausgezeichnetsten  Vertreter  der  Erdkunde  in  den  beteiligten 
Staaten  gewidmet  haben  und  widmen.  Neuerdings,  wie  wir  aus  den 
Arbeiten  von  Branco  und  Fkaas  erkennen,    mit  entscheidendem  Erfolg. 

Aufs  Ries  konnte  mau  noch  vor  wenig  Jahren  das  ScHiLLKR"sche 
Wort  des  Tauchers  anwenden:  „Was  die  schaurige  Tiefe  da  unten  ver- 
hehle,  das  erzählt  keine  lebende  glückliche  Seele."  Heute  haben  uns 
die  Taucher  im  Bohrloch  am  Bnchberg  nicht  nur  Kunde  gebracht  von 
den  gekritzten  Geschieben  zwischen  dem  Dogger  und  dem  darunter- 
liegenden Malm ,  sondern  damit  den  Beweis  für  den  Lakkolith  in  der 
Tiefe,  der  zur  Zeit  der  Titanen,  dem  geologischen  Tertiär,  dem  furcht- 
baren Höllenrachen  entquollen,  einen  granitenen  Pfropfen  von  25  km 
Dicke  emporgehoben  und  zurückweichend  wieder  niedergesetzt  hat. 

Wieviel  von  dem  Unhold,  dem  Lakkolith,  mag  wohl  in  der  Toten- 
starre gefesselt  bis  heute  da  unten  begraben  liegen?  Um  auch  diese 
Frage  ,  wenn's  möglich  wäre ,  zu  beantw'orten ,  hat  der  Geheime  Herr 
Bergrat  Branco  den  Prof.  Haussmann,  der  eben  die  erdmagnetische  Ver- 
messung Württembergs  ausgeführt  und  bearbeitet  hatte ,  veranlaßt ,  im 
Sommer  1902  eine  erdmagnetische  Vermessung  des  Ries  vorzunehmen. 
Die  Arbeit  ist  in  Berlin  im  Verlag  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften, 
welche  die  Kosten  des  Unternehmens  getragen  hat,  im  vorigen  Jahre 
erschienen  '. 

Indem  ich  Ihnen  zum  Zweck  des  heutigen  Vortrags  eine  ver- 
größerte Darstellung  derjenigen  Karte  des  Werkes  gebe,  welche  aus  der 
rechnerischen    Bearbeitung     der    Beobachtungen     hervorgegangen,     die 


'  K.  Haußmann,  Magnetische  Messungen  im  Ries  und  dessen  Umgebung. 
Berlin  1!}04. 


-     LVI     - 

störenden  Kräfte  darstellt,  losgeschält  von  der  allgemeinen  und  normalen 
magnetischen  Kraft,  muß  ich  alle,  welche  der  Prüfung  der  Frage  näher 
treten  wollen,  auf  die  obige  Arbeit  und  auf  die  im  Jahr  1901  vom 
K.  Avürttemb.  Statist.  Landesamt,  in  dessen  Auftrag  die  Arbeit  gemacht 
wurde,  herausgegebene  Arbeit  Haussma^x's,  „Die  erdmagnetischen  Ele- 
mente von  Württemberg  und  Hohenzollern"   verweisen. 

Wir  können  auf  der  Karte  zweierlei  Linien  unterscheiden,  solche, 
die  in  ihrem  Verlauf  eine  vorzugsweise  von  SW.  nach  NO.  zielende 
Richtung  zeigen,  und  solche,  welche  das  nicht  tun,  sondern  mehr  rund- 
liche Gebiete  umgrenzen.  Zu  den  ersteren  gehört  der  Lauf  der  Donau 
von  Ulm  bis  über  Donauwörth ,  gehört  der  den  Fluß  dem  linken  Ufer 
entlang  in  wechselndem  Abstände  begleitende  Douauabbruch ,  eine  geo- 
logische Störungslinie ,  welche  zu  der  Tektonik  des  Tafeljura  ein 
schwaches  Anzeichen  der  Faltung  hinzufügt.  Hierzu  gehören  die  lang- 
gestreckten Ovale,  Linien  gleichen  Betrags  der  störenden  Kräfte,  sie 
sind  bezeichnet  mit  den  Zahlen  50,  100,  150  und  verlaufen  ähnlich 
den  Höhenkurven  eines  langgestreckten  Hügels.  Nach  dem  für  die 
magnetischen  Kraftmessungen  eingeführten  Maße  beträgt  nämlich  die 
normale  magnetische  Richtkraft  in  unseren  Breiten  etwa  0  .  2  großer 
Einheiten  oder  20  000  kleiner,  mit  dem  Buchstaben  y  bezeichneter, 
Einheiten.  In  dem  Gebiete  der  ovalen  Kurven  zeigt  sich  also  ein  berg- 
rückenartiges Anwachsen  der  störenden  Kraft.  Ganz  nach  Analogie 
eines  langgestreckten  Bergrückens  ist  diesem  Gebiete  auch  eine  Kamm- 
linie eingezeichnet,  die  Linie  verhältnismäßig  größter  störender  Kraft, 
von  der  aus  gegen  links  und  gegen  rechts  nicht  nur  die  Beträge  ab- 
nehmen, sondern  auch  die  Kraftrichtungen  in  entgegengesetztem  Sinn 
sich  ändern.  Auf  dieser  Kamralinie  liegt  auch  ein  Gipfel  mit  der 
Höhe  1748  bei  dem  Orte  Herbrechtingen  mit  merklich  senkrecht  ge- 
richteter Kraft. 

Die  andere  Art  von  Kurven  ohne  bevorzugte  Richtung  sind  ein- 
mal die  kreisförmige  Umrandung  des  großen  Rieskessels ,  die  ebenso 
gestaltete  Umrandung  des  kleinen  Steinheimer  Beckens,  ferner  eine  An- 
zahl von  Gebieten ,  innerhalb  welcher  die  störenden  Kräfte  negative 
Werte  annehmen,  also  Gebiete,  innerhalb  deren  zu  der  ordentlichen  An- 
ziehung, welche  der  Erdmagnetismus  auf  den  Nordpol  einer  Magnetnadel 
ausübt  unter  Abstoßung  des  Südpols ,  durch  die  Störung  Abstoßungen 
des  Nordpols  bezw.  Anziehungen  des  Südpols  hinzugefügt  werden.  Diese 
zerstreut  liegenden  Einsenkungsgebiete  zeigen  meist  viel  geringere  Be- 
träge störender  Kraft  als  die  Gebiete  positiver  Störung.  Sichtbar  und 
auffallend  aber  zeigen  sowohl  die  positiven,  wie  die  negativen  Gebiete 
ein  ganz  anderes  Verhalten  innerhalb  des  Rieskessels  als  außerhalb 
desselben.  Die  Linien  gleicher  störender  Kraft  mit  der  Kammlinie,  soweit 
sich  eine  solche  mit  melir  oder  weniger  großer  Sicherheit  darstellen 
ließ,  sind  gewunden,  die  Kammlinie  zu  einem  oftenen  Kreis,  aus  weichem 
sich  eine  Tallinie,  wie  eine  einen  Ringwall  durchschneidende  Talfurche 
herauswindet  mit  einer  Tiefe,  welche  die  Höhe  des  Ringwalls  übertrifft 
und  mit  einer  größten  Einsenkung  von  1718  fast  dem  Gipfel  bei  Her- 
brechtingen gleichkommt. 


-     LVII     — 

Die  mag-netisclien  Störungen  des  ganzen  Gebietes  sind  in  ihren 
Beträgen  vergleichsweise  klein,  so  daß  keine  Berechtigung  vorliegt,  an 
andere  Ursachen  der  Störungen  zu  denken,  als  an  Produkte  vulkanischer 
Tätigkeit.  Basische  Gesteine,  welche  Eisen  in  Form  von  Oxj'dul- 
verbindungen  enthalten,  besonders  wenn  den  Olivinen,  Hornblenden, 
Augiten  sich  kleine  Teilchen  von  Magneteisen  zugesellen,  werden  durch 
die  Einwirkung  des  Erdmagnetismus  selbst  zu  schwachen  Magneten,  so 
daß  an  den  oberen  Enden  solcher  Felsniassen  sich  magnetische  Südpole 
ausbilden ,  in  deren  Nähe  das  magnetische  Feld  der  Erde  eine  Ver- 
stärkung aufweist.  Saure  Gesteine  dagegen  mit  reichlicherem  Gehalt 
an  Kieselsäure  sind  magnetisch  wenig  induzierbar,  wenn  nicht  gar  ein 
reichlicher  Wassergehalt  solchen  Gesteinen  bezw.  dem  Erdboden  schwach 
diamagnetische  Eigenschaften  erteilt,  so  daß  sie  auf  das  Kraftfeld  der 
Erde  schwächend  einwirken.  Besonders  auch  zur  Seite  der  magnetischen 
Massen ,  über  deren  oberen  Polen  sich  positive  Störungen  zeigen ,  sind 
negative  Störungen  des  Feldes  zu  erwarten ,  weil  die  magnetischen 
Massen  die  Eigenschaft  haben,  die  magnetischen  Kraftlinien  an  sich  zu 
ziehen,  zu  ihrer  Seite  deren  Stärke  zu  vermindern.  Diese  schwächende 
Wirkung  der  magnetisch  induzierten  Massen  auf  ihre  seitliche  Umgebung 
kann  erhöht  werden  durch  schiefe,  nicht  seigere,  Stellung  der  störenden 
Felsmassen,  wobei  diejenige  Seite  der  Erdoberfläche,  gegen  welche  der 
unten  liegende  Nordpol  gekehrt  ist,  das  negativ  gestörte  Gebiet  dar- 
stellt. Besonders  aber  in  dem  Zwischenraum  zwischen  zwei  magnetisch 
induzierten  Felsmassen  und  um  so  mehr,  je  mehr  sie  sich  in  die  Tiefe 
erstrecken,  ist  das  magnetische  Feld  der  Erde  geschwächt.  Sehr  be- 
zeichnend sehen  Sie  hier  mitten  im  Eieskessel  bei  Klosterzimmern  den 
Punkt  größter  negativer  Störung  fast  inmitten  der  12  km  langen  Ver- 
bindungslinie zweier  Punkte  großer  positiver  Störung  liegen,  den  höchsten 
Punkten  der  bogenförmigen  Kammlinie  des  Ries.  Bringt  man  ein 
eisernes  Rohr  oder  auch  nur  ein  halb  zum  Rohr  gebogenes  Eisenblech 
in  Richtung  der  magnetischen  Kraftlinien  in  ein  magnetisches  Feld ,  so 
wird  im  Innern  des  Rohrs  bei  genügender  im  Vergleich  zum  Durch- 
messer ausgedehnter  Länge  der  Kraftlinienfluß  fast  verschwinden.  Auch 
in  unserem  Fall,  bei  der  schwachen  Magnetisierung  der  in  Frage  kom- 
menden vulkanischen  Produkte  der  Tiefe,  kann  die  verhältnismäßig  große 
Wirkung  in  der  Rohrmitte  nicht  umhin,  die  Vorstellung  von  einer  vor- 
herrschend vertikalen  Erstreckung    der    störenden  Massen    zu  erwecken. 

Auch  das  Bild  der  positiven  Störungen  außerhalb  des  Ries  in  dem 
südwestlichen  Teil  ist  geeignet,  die  Vorstellung  von  einer  vorherrschenden 
Tiefenausdehnung  der  störenden  Massen  zu  bestärken.  Um  das  zu 
zeigen ,  will  ich  etwas  auf  das  Gesetz  der  magnetischen  Fernwirkung 
zurückgreifen. 

Wir  lernen  ja  in  der  Schule,  daß  die  fernwirkenden  Kräfte  dem 
umgekehrten  Quadrat  der  Entfernung-  zwischen  den  wirkenden  Massen 
proportional  sind.  Der  einzelne  Pol  eines  Magnets  übt  auf  ein  Eisen- 
teilchen in  doppelter,  in  Sfacher  Entfernung  eine  4mal,  eine  9mal 
kleinere  Anziehung,  auf  eine  Magnetnadel  eine  4mal,  eine  9mal  kleinere 
Richtkraft  aus.     Aber  die  vereinigte  Wirkung  beider  Pole   folgt   einem 


—     LVIII     — 

andern  Entfernungsgesetz,  die  Kraft  ist  verschieden  je  nach  der  Richtung 
vom  Magnet  weg  und  ändert  sich  nicht  im  umgekehrten  Quadrat,  sondern 
im  umgekehrten  Kubus  der  Entfernung  von  der  Magnetmitte.  Das  gilt 
für  punktförmige  Pole,  wie  solche  nahe  den  Enden  eines  dünnen  Magnet- 
stabs liegen.  Anders  ist  es  aber  bei  anderer  Gestalt  des  anziehenden 
Pols.  Z.  B.  eine  in  die  Länge,  Breite  und  Tiefe  weit  ausgedehnte 
Lavamasse  würde  in  der  Nähe  der  oberen  Grenzfläche,  inmitten  der- 
selben, erdmagnetische  Störungen  hervorbringen,  welche  bei  wachsender 
Entfernung  gegen  oben  keine  merkliche  Abnahme  zeigen  würden,  also 
annähernd  der  Oten  Potenz  der  Entfernung  proportional  wären.  Eine 
magnetische  Platte,  die  sich  in  sehr  große  Tiefe  erstrecken  würde,  hätte 
von  ihrem  oberen  horizontal  gedachten  Rande  aus  eine  Feruwirkung 
proportional  der  —  Iten  Potenz  der  Entfernung.  Wäre  die  Platte 
nicht  in  zu  großer  Tiefe  von  einem  linienförmigen  Nordpol  nach  unten 
begrenzt,  so  hätten  wir  es  mit  der  —  2ten  Potenz  der  Entfernung  von 
der  Plattenmitte  zu  tun.  Also  je  nach  der  Gestalt  und  Lage  der 
störenden  magnetischen  Masse  können  die  verschiedensten  Kraftgesetze 
von  der  Oten  bis  zur  — 3ten  Potenz  in  Frage  kommen.  Sollten  wir 
nun  imstande  sein ,  Anhaltspunkte  über  das  in  den  Beobachtungen  zum 
Ausdruck  kommende  Kraftgesetz  zu  gewinnen,  so  könnten  wir  umgekehrt 
einen  Schluß  auf  die  Gestalt  der  störenden  Masse  zu  macheu  versuchen. 
Freilich,  alle  unsere  auf  die  Zahlen  der  Beobachtungen  aufgebauten 
Schlüsse  sind  nichts  weniger  als  exakte  Ergebnisse,  denn  die  gemessenen 
Größen  sind  alle  notwendig  mit  Beobachtungsfehlern  behaftet,  Fehlern, 
die  in  den  durch  Rechnung  abgeleiteten  Größen  sich  nicht  nur  erhalten, 
sondern  noch  erheblich  vergrößern.  Dennoch  haben  diejenigen  An- 
nahmen über  Lage  und  Gestalt  der  störenden  Massen  vor  anderen  An- 
nahmen die  größere  Berechtigung,  welche  den  Beobachtungswerten  an- 
nähernd entsprechen. 

Zunächst  rein  geometrisch  können  wir  versuchen ,  mittels  der  An- 
nahme, daß  die  störenden  Kräfte  auf  Kraftzentren  hinweisen,  welche 
senkrecht  unter  der  Kammlinie  liegen,  Tiefenberechnungen  für  diese 
Zentren  abzuleiten.  Die  4  mit  den  Nummern  34,  35,  35a  und  35b 
bezeichneten  Stationen  eignen  sich  hiezu  am  besten.  Die  Kräfte  der 
4  Orte  deuten  mit  ihren  Richtungen  auf  Herdtiefen  von  6,9,  8,4,  3,5 
und  8,4  km.  Die  unterschiede  ermäßigen  sich  unter  Annäherung  an 
den  kleinsten  Betrag,  wenn  wir  der  störenden  Masse  einige  Kilometer 
Ausdehnung  in  die  Breite  geben,  weil  dann  die  Anziehungszentren  je 
den  Stationen  näher  gerückt  werden  und  weil  der  kleinste  Wert  der 
der  Kammlinie  am  nächsten  liegenden  Station  35a  entspricht.  Zwei 
der  4  Kräfte  (35  a  und  35  b)  sind  nun  annähernd  beide  gegen  den  Teil 
der  störenden  Masse  gerichtet,  welcher  unter  dem  Gipfel  der  Kammlinie 
liegt.  Das  annähernde  Verhältnis  der  Kräfte  ist  3 : 7,  dasjenige  der 
Entfernungen  der  Stationen  von  einem  in  3,5  bis  6  km  Tiefe  an- 
genommenen Herde  ist  ungefähr  das  umgekehrte.  Das  Kraftgesetz 
befolgt  also  annähernd  die  —  Ite  Potenz  der  Entfernung,  woraus  man 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  auf  eine  sehr  tiefe,  eine  unbestimmbar 
tiefe  Lage  des  unteren  Poles  der  störenden  Masse  schließen  darf.     Auch 


-     LIX     — 

Prof.  Haussmaxn  bestimmt  außerhalb  des  Ries  im  südwestlichen  Ge- 
biete für  die  Herdtiefe  einen  wahrscheinlichen  Wert  zwischen  3  und 
6  km.  Das  ist  die  Tiefe  des  oberen  Endes  der  störenden  Massen, 
welches  noch  etwas  höher  liegt,  als  die  Südpole  selbst.  Im  Innern 
des  Rieskessels  vermutet  Prof.  Haussmank  die  störenden  basischen 
Massen  höchstens  in  2  km  Tiefe,  womit  ich  gleichfalls  einverstanden 
bin  betreffs  des  oberen  Endes.  Schon  die  rasche  Änderung  der  Werte 
der  störenden  Kräfte  bei  der  Entfernung  von  der  Kammlinie  deutet  hier 
auf  eine  größere  Annäherung  an  die  Erdoberfläche,  zugleich  auf  eine  ge- 
ringe Ausdehnung  in  die  Breite.  Außerhalb  des  Ries  möchte  ich  gleich- 
falls statt  einer  größeren  Breiteerstreckung  eines  einzigen  Lakkolithen 
an  ein  Sj'stem  von  Platten  denken,  welche  gemeinsam  nebeneinander  in 
große  Tiefe  niedergehend  von  SW.   nach  NO.   gelagert  sind. 

Ich  erhalte  demgemäß  folgendes  Bild  von  der  Verteilung  und  dem 
Ursprung  der  im  Ries  und  dem  südwestlich  sich  anschließenden  Gebiete 
auftretenden  magnetischen  Massen.  Das  ganze  jetzt  magnetisch  gestörte 
Gebiet  war  zur  Zeit  des  Aufgetriebenwerdens  der  zj^lindrischen  Ries- 
scholle  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Die  auftreibende  vulkanische  Masse, 
der  Lakkolith ,  erzeugte  unter  der  Schwäbischen  Alb  ein  System  von 
Spalten  gemeinsam  südwest-nordöstlicher  Richtung,  welche  die  Trias  und 
den  Jura  nicht  durchbrachen  und  mit  basischem  Intrusivgestein  erfüllt 
wurden.  Dieselbe  Ursache  zerklüftete  auch  bei  der  Hebung  die  Ries- 
scholle in  unregelmäßiger  Weise  und  erfüllte  die  Klüfte  mit  Schmelz- 
fluß. Soweit  die  Klüfte  die  Oberfläche  durchbrachen,  besonders  in  dem 
ringsum  offenen  Kesslerande,  dienten  sie  lange  Zeit  dem  Ausblasen  von 
Gasen  und  Dämpfen ,  während  in  den  nicht  geöffneten  Klüften  die 
Schmelzflüsse  erstarrten.  Beim  Zurückweichen  des  Magmas  blieben  die 
erstarrten  Gangausfüllungen  bestehen  und  bilden  nun  in  der  Jetztzeit 
die  Ursache  der  erdmagnetischen  Störungen.  Der  noch  gehobenen  Lage 
der  Riesscholle  entsprechend  muß  in  unbekannter  Tiefe  mindestens  unter 
dieser  Scholle,  wenn  nicht  auch  unter  der  Alb,  ein  erstarrter  Rest  des 
Lakkoliths  begraben  liegen,  eines  Riesenleibs,  von  welchem  die  lava- 
erfüllten Gänge  wie  flache  Gräte  emporragen  und  die  magnetischen 
Südpole  tragen,  denen  die  erdmagnetischen  Störungen  zu  verdanken  sind. 

(A.  Schmidt.) 

Prof.  Dr.  E.  Fraas:  Die  Donauversickerung  in  ihrer 
allgemein  geologischen  Bedeutung. 

Die  brennendste  geologische  Frage  in  hiesiger  Stadt  ist  zweifellos 
diejenige  der  Donauversickerung  bei  Immendingen,  welche  schon  seit 
vielen  Jahren  die  Gemüter  bewegt,  da  sie  zu  einer  Reihe  von  Miß- 
ständen und  Streitigkeiten  geführt  hat,  die  auch  schon  in  früheren 
Jahren  eine  sorgfältige  geologische  Untersuchung  zur  Folge  gehabt 
haben.  Dieselbe  wurde  1877  von  Hofrat  Kxop  in  Karlsruhe  ausgeführt, 
der  durch  Färbeversuche  und  durch  Vermischung  des  Wassers  mit  Salz 
den  klaren  Beweis  erbracht  hat,  daß  das  bei  Immendingen  im  Donaubett 
versinkende  Wasser  als  Aach  bei  der  Stadt  Aach  im  Hegau  wieder 
zum  Vorschein  kommt.  Ohne  auf  die  rechtlichen  politischen  oder  tech- 
nischen Fragen  einzugehen,  welche  unseren  Verein  nicht  berühren,  will 


-     LX     — 

Redner  nur  das  hohe  wissenschaftliche  Interesse  dieser  Erscheinung 
besprechen. 

Nach  kurzem  Hinweis  sowohl  auf  die  chemische  Tätigkeit  des 
Wassers ,  welche  im  wesentlichen  in  der  Auslaugung  der  Kalkgebirge 
besteht  und  sich  in  der  Bildung  von  Zerklüftungen  und  Höhlungen 
kundgibt ,  sowie  auf  die  mechanische  Arbeit  des  Wassers ,  d.  h.  den 
Transport  der  Gesteine,  zeigt  Redner,  wie  die  Talbil düngen  in  dem 
Kalkgebirge  und  in  den  weicheren  Mergel-  und  Tongebirgen 
sehr  verschiedenartig  sind.  Der  größte  Teil  der  Schluchten  auf 
der  Schwäbischen  Alb,  insbesondere  die  Trockentäler  sind  durch  Zu- 
sammenbruch von  ausgelaugtem  Gestein  entstanden,  das  unter 
der  Talsohle  durch  chemische  Tätigkeit  des  Wassers  fortgeführt  worden 
ist.  Die  offenen,  breiten  Täler,  z.  B.  des  unteren  Jura  und  der  Keuper- 
formation  sind  dagegen  im  wesentlichen  auf  Ausräumung  infolge  der 
mechanischen  Arbeit  des  Wassers  zurückzuführen. 

Dieser  Prozeß  geht  seit  Urzeiten  auf  allen  Festländern  vor  sich, 
und  wir  können  wohl  annehmen,  daß  er  auch  bei  uns  schon  sich  seit 
dem  Abschluß  der  Juraperiode  abgespielt  hat.  Damals  lagen  die  hydro- 
graphischen Verhältnisse  wesentlich  anders  als  heute.  Südlich  der 
Schwäbischen  Alb,  etwa  das  jetzige  Oberschwaben  durchziehend,  erhob 
sich  noch  der  breite  ürgebirgsrücken  des  sogen,  vindelizischen  Gebirges, 
so  daß  die  AVässer  nicht  gegen  Süden  in  die  alpinen  Kreidebuchten  ab- 
fließen konnten,  sondern  gegen  Norden  hinaus  in  das  dortige  Kreidemeer 
abflössen.  Während  der  folgenden  geologischen  Perioden  tiel  allmählich 
das  vindelizische  Gebirge  der  Abwaschung  zum  Opfer.  Aber  zugleich 
beobachten  wir  nun  während  der  älteren  Tertiärzeit  die  gewaltigen 
Bewegungen ,  welche  zur  Bildung  der  Alpen  führten.  Vor  den  Alpen 
entstand  eine  tiefe  Senke,  in  welcher  das  Molassemeer  eindrang,  und 
zwischen  Schwarzwald  und  Vogesen  entstand  die  tiefe  Grabeneinsenkung 
des  Rheintales.  Dadurch  verschoben  sich  wiederum  die  hydrographischen 
Verhältnisse.  Unser  ganzes  Tafelland  mit  Jura  und  Trias  erfuhr  eine 
Senkung  gegen  Süden  und  dementsprechend  floß  der  größte  Teil  unseres 
Wassers  nach  Süden  ab,  und  dieser  Zustand  blieb  auch  bestehen,  nach- 
dem durch  Hebung  das  Molassemeer  aus  Oberschwaben  hinausgedrängt 
worden  und  die  Abflußrinne  gegen  Osten  in  der  Knickung  zwischen  dem 
oberschwäbischen  Tertiär  und  dem  Jura  als  Donaulinie  ausgebildet  war. 
Dadurch  aber,  daß  diese  Abflußrinne  eine  bedeutende  Höhenlage  über 
dem  Meer  einnimmt  (450  m  beim  Ausfluß  aus  Württemberg)  ging  die 
Talbildung  nur  sehr  langsam  vor  sich,  da  das  Wasser  nur  ein  ganz 
geringes  Gefäll  bekam. 

Ganz  anders  verlief  die  Bildung  im  Rheintal.  Nachdem  durch 
den  Durchbruch  in  Bingerloch  eine  Abflußrinne  nach  Norden  geschaffen 
war,  welche  zunächst  den  ganzen  Grabenbruch  des  Rheintales  entwässerte, 
senkte  sich  dort  das  Niveau  der  Abflußrinne  sehr  tief  (rund  100  m  u. 
d.  M.  bei  Mannheim)  und  dementsprechend  konnte  von  den  hochgelegenen 
Teilen  des  Gebirgslandes  das  Tagwasser  rasch  gegen  diese  Senkung  ab- 
fließen. Die  Folge  davon  war  eine  wesentlich  erhöhte  mechanische 
Tätigkeit    des  Wassers   und   dementsprechend  eine  rasch  fortschreitende 


—     LXl     — 

Talbildung-.  Die  weitere  Folge  war  eine  Verlegung  der  Wasserscheide 
nach  Süden,  indem  die  Abflußrinnen  des  Rheines  immer  mehr  gegen 
diejenigen  der  Donau  vordrangen,  obgleich  sie  gegen  das  Schichteu- 
gefälle  anzustreben  hatten.  So  sehen  wir  allenthalben  auf  unserer 
Schwäbischen  Alb  noch  sogen.  Talruinen,  wie  sie  von  (tugenhax,  Endbiss, 
Pexck  u.  a.  beschrieben  worden  sind.  Für  unser  hiesiges  Gebiet  war 
von  besonderer  Wichtigkeit  der  Durchbruch  des  Rheines  bei  Basel,  denn 
damit  wurde  das  ganze  südlich  von  uns  gelegene  Gebiet  in  scharfer 
Strömung  entwässert  und  «rasch  gewannen  auch  hier  die  dem  Rhein  zu- 
strömenden Gewässer  die  Oberhand  über  die  der  Donau  zugewendeten. 
Das  schönste  Beispiel  bietet  die  Gutach,  welche  früher  im  Tale  der 
Aitrach  der  Donau  zugeflossen  ist,  dann  aber  durch  die  von  Süden  her 
einschneidende  Wutach  angeschnitten  und  dem  Rhein  zugeführt  wurde. 
Dasselbe  spielt  sich  nun  gegenwärtig  zwischen  der  Aach  und  der  Donau 
ab,  indem  auch  hier  die  günstigeren  Abflußbedingungen  auf  der  Südseite 
siegreich  gegen  die  Abflußrinnen  der  Nordseite  vordringen.  Da  aber 
hier  als  Zwischengebiet  nicht  leicht  abzuwaschende  Mergel-  oder  Sand- 
schichten lagern,  sondern  feste,  größtenteils  massige  Kalke,  so  kommt 
weniger  die  mechanische  Tätigkeit  als  die  chemische  Arbeit  des  Wassers 
zur  Geltung.  Unterirdisch,  in  einem  System  von  Spalten  und  Klüften 
sucht  sich  das  Wasser  Bahn,  um  so  eine  spätere  Talbildung  einzuleiten. 

Wir  sehen  also  hier  einen  der  interessantesten  geologischen  Pro- 
zesse, die  Verlegung  einer  Wasserscheide  gewissermaßen  in  statu  nascenti. 

(Fraas.)    ' 

Oberamts- Wundarzt  Dr.  Eytel  (Spaichingen) :  Zur  Temperatur - 
Umkehr  auf  der  Schwäbischen  Alb. 

Es  ist  bekannt,  daß  die  Temperatur  der  Erdatmosphäre  im  all- 
gemeinen mit  zunehmender  Höhe  über  dem  Meere  abnimmt.  Die  Ab- 
nahme beträgt  entlang  der  Erdoberfläche  etwa  V2-  C.  auf  100  m 
Steigung. 

Von  diesem  Verhältnis  der  Temperatur  der  Erde  gibt  es  aber  nun 
häufige,  ja  sogar  regelmäßige,  gesetzmäßige  Ausnahmen.  Diesen  Aus- 
nahmen, dem  Zustand  also,  daß  die  Lufttemperatur  mit  zunehmender 
Höhe  eine  größere  wird,  hat  man  den  Namen  „Temperaturumkehr" 
gegeben. 

Über  „Temperaturumkehr"  liegen  bereits  aus  vielen  Ländern  Be- 
obachtungen vor  und  wissenschaftliche  Forscher  —  ich  nenne  die  Namen 
Haxx,  Kerxee,  Billwillek,  Woeikof  —  haben  die  Bedingungen  kennen 
gelehrt,  unter  welchen  und  durch  welche   „Temperaturumkehr"    eintritt. 

Sehen  wir  uns  zunächst  die  wichtigsten  dieser  Bedingungen  und 
Ursachen,  welche  von  den  genannten  Forschern  u.  a.  festgestellt  worden 
sind,  in  Kürze  an! 

Die  gesamte  Erdatmosphäre  absorbiert  von  den  von  der  Sonne  zur 
Erde  gelangenden  Wärmestrahlen  nur  die  Hälfte ;  die  andere  Hälfte 
dient  der  Erwärmung  der  obersten  Schichte  der  Erdrinde.  Die  letztere 
erhält  im  wesentlichen  durch  diese  Sonnenstrahlung  ihre  Wärme,  sie 
gibt  die  empfangene  Wärme  in  der  Nacht  durch  Wärmeausstrahlung  in 
den  W^eltraum  mehr  oder  weniger  wieder  ab. 


—     LXII     - 

Anders  die  dem  Erdboden  unmittelbar  auflag-ernde  Luftschichte ! 
Sie  erwärmt  sich  und  kühlt  sich  ab  im  wesentlichen  durch  sogen.  Wärme- 
leitung, d.  h.  durch  Wärmeausgleich  mit  der  mit  ihr  in  unmittelbarer 
Berührung  stehenden  obersten  Bodenschichte. 

Temperaturumkehr  tritt  nun  ein,  wenn  die  in  Berührung  mit  dem 
Erdboden  erkalteten  Luftmassen,  infolge  der  Abkühlung  dichter  und 
schwerer  w^erdend,  entlang  den  Berghängen  in  die  Täler  herabsinken 
und  dort  stagnieren,  während  die  auf  Bergen  und  Berghängen  durch 
das  Herabsinken  der  erkalteten  Luft  entstellenden  Lücken  ausgefüllt 
werden  durch  wärmere  Luft. 

Am  günstigsten  sind  demgemäß  die  Verhältnisse  dem  Eintritt  von 
„Temperaturumkehr" ,  wenn  in  den  langen  Winternächten  bei  wolken- 
losem Himmel  eine  starke  Abkühlung  des  Bodens  eintritt,  wenn  bei 
Windstille  imd  hohem  Barometerstand  die  Lagerung  der  Luftschichten 
übereinander  wenig  gestört  ist  und  wenn  in  den  kurzen  Wintertagen 
die  schräg  einfallenden  Sonnenstrahlen  die  kalte  Luft  in  den  Tälern 
nicht  so  weit  zu  erwärmen  vermögen,  dali  sie  in  die  Höhe  steigt. 

Die  Luftmengen  dagegen,  welche  auf  Berge  und  Gehänge  nach- 
strömen ,  sind  erstens  an  und  für  sich  schon  wärmer  als  die  ins  Tal 
absinkende  kalte  Luft ,  w'eil  sie  nicht  durch  Berührung  mit  dem  er- 
kalteten Erdboden  abgekühlt  sind,  und  zweitens  erwärmen  sie  sich  noch 
durch  das  Herabsinken  selbst.  Denn  sie  kommen  beim  Niedersinken  in 
das  Niveau  dichterer  Luftschichten ,  werden  unter  dem  stärkeren  Luft- 
druck selbst  dichter  und  durch  dieses  Dichterwerden  wärmer,  einem  für 
alle  Gase  gültigen  Gesetz  folgend,  wonach  Gase,  welche,  ohne  eine  Ab- 
kühlung von  außen  zu  erfahren,  komprimiert  werden ,  sich  dadurch  er- 
wärmen. 

Da  nun  in  unserer  Gegend  die  Temperaturumkehr  häutig  solche 
Grade  erreicht,  daß  sie  nicht  nur  im  höchsten  Maße  sinnenfällig  ist, 
sondern  ihre  Kenntnis  Gemeingut  der  ganzen  Bevölkerung  ist,  schien 
es  mir  interessant,  die  Werte  der  „Temperaturumkehr"  genauer  kennen 
zu  lernen. 

Zu  diesem  Zweck  standen  zunächst  zur  Verfügung  die  Veröffent- 
lichungen der  meteorologischen  Station  Böttingen.  Dieselben  geben  nun 
zwar  allerdings  kein  richtiges  Bild  von  der  „ Temperaturumkehr "  in 
unserer  Gegend.  Es  dürfte  dies  daran  liegen ,  daß  Böttingen  selbst  in 
einem  Hochtal  mit  engem  Abfluß  liegt,  an  einem  Orte  also,  wo  günstige 
Gelegenheit  gegeben  ist  für  Ansammlung  kalter  Luft.  So  kommt  es, 
daß  die  Temperatur-Monatsmittel  von  Böttingen  das  ganze  Jahr  hin- 
durch unter  denen  von  Spaichingen  zurückbleiben. 

Nichtsdestoweniger  kommt,  wenigstens  in  manchen  Jahren,  die 
„Temperaturumkehr"  beim  Vergleich  von  Spaichingen  und  Böttingen 
deutlich  zum  Ausdruck. 

Die  Kurventafeln,  welche  ich  hiermit  herumgebe,  zeigen  die  Tem- 
peraturditferenzen  in  zwei  zufällig  nach  äußeren  Gründen  heraus- 
gegriffenen Jahren.  Sie  zeigen ,  daß  die  Temperaturdifferenzen  am 
kleinsten  waren  im  November,  Dezember  und  Januar,  und  dann  wieder 
im  3Iai,   am  größten  im  März  und  Juli.    Sie  geben  also  der  Bevölkerung 


—     LXIII     — 

des  Heubergs  völlig  recht,  insofern  letztere  es  als  feststehend  ansieht, 
daß  der  Winter  bis  Lichtmeß  auf  dem  Heuberg  milder  sei  als  in  den 
benachbarten  Tälern. 

Von  November  bis  Januar  ist  die  „  Temperaturumkehr "  eine  sehr 
bedeutende,  von  Februar  bis  April,  am  meisten  im  März  kommt  sie  nicht 
zur  Geltung-,  weil  die  Täler  —  bereits  schneefrei  —  sich  unter  dem 
Einfluß  der  Sonnenstrahlen  stark  erwärmen,  während  in  den  Höhen  die 
Sonnenwärme  zur  Schmelzung  des  noch  reichlich  fallenden  Schnees  ver- 
braucht wird.  Im  Mai  sind  auch  die  Höhen  schneefrei  und  die  kalten 
Nächte  bedingen  wieder  eine  starke  „Temperaturumkehr"  ;  in  unserem 
heißesten  Monat  dagegen,  im  Juli,  kommt  es  nicht  mehr  zu  einer  Luft- 
stagnation im  Tal.  ' 

Dieser  Vergleich  der  Temperaturen  von  Eöttingen  und  Spaichingen 
läßt  nun  aber  nicht  ahnen,  welche  hohen  Werte  die  „Temperaturumkehr" 
häufig  an  günstig  gelegenen  Hängen  erreicht  und  diese  hohen  Werte 
w^ill  ich  im  folgenden  an  einigen  Beobachtungen  zeigen. 

Die  Temperaturen  im  Tal  sowohl  wie  auf  der  Höhe  habe  ich  in 
den  aufgeführten  Fällen  je  beide  selbst  gemessen  und  den  kleinen ,  1 5 
bis  40  Minuten  betragenden  Zeitunterschied  zwischen  beiden  Messungen 
ignoriert ;  ich  durfte  ihn  aus  dem  Grunde  um  so  mehr  ignorieren ,  als 
die  folgenden  Beobachtungen  sämtlich  morgens  vor  Sonnenaufgang  an- 
gestellt worden  sind,  zu  einer  Zeit  also,  in  der  die  tägliche  Temperatur- 
änderung eine  sehr  langsame  ist. 

Die  Vornahme  der  Messungen  vor  Sonnenaufgang  bot  außerdem 
den  Vorteil,  daß  zu  dieser  Zeit  die  Einwii'kung  der  direkten  Sonnen- 
strahlung fehlte,  die  Wirkung  der  Luftströmung  allein  also  am  reinsten 
zum  Ausdruck  kam  und  die  höchsten  Werte  erreichte. 

Ich  führe  nunmehr  einige  Beispiele  vor: 
11.  L    1902.    Spaichingen  (660  m)   —6*^, 

Dreifaltigkeitsberg  (982  m)  +7°. 

Differenz  13^,  vergleichsweise  eine  Steigerung  der  Temperatur  um 
P  auf  25  m  Erhebung,  zugleich  die  absolut  größte  Temperatur- 
differenz, welche  ich  bisher  mit  dem  Thermometer  festgestellt  habe.  Ich 
habe  aber  auf  Grund  anderer  Beobachtimgen,  bei  denen  ich  zu  thermo- 
metrischen  Messungen  keine  Gelegenheit  hatte,  Grund  zu  der  Annahme, 
daß  die  Differenz  noch  lange  nicht  die  höchste  ist,  welche  überhaupt 
vorkommt.  Differenzen  von  10°  zwischen  dem  Gipfel  des  Dreifaltigkeits- 
bergs und  der  Talsohle  in  Spaichingen  finden  sich  häufig.  Schnee  lag 
wie  auch  bei  den  folgenden  Beobachtungen  w-eder  im  Tal  noch  auf 
der  Höhe. 

Nun  ein  Beispiel  von  einem  Nordosthang ,  an  welchen  in  den 
Wintermonaten  die  Sonnenstrahlen  überhaupt^  nicht  hingelangen : 

17.  L  1901.   Spaichingen  —  ll^  Hausen  o.  V.  0^  Differenz  11*^ 
entsprechend   l"  Zunahme  auf  14  m  Höhe. 
Das  eben  angeführte  Beispiel  ist  aus  dem  Grund  besonders  interessant, 
weil    bei    ihm    die  Wirkung    direkter   Sonnenstrahlung ,    etwa    am    Tage 
vorher,  ganz  ausgeschlossen  ist. 


—     LXIV     — 

Übrig-ens  ist  die  Differenz  iiiclit  immer  am  größten  zwischen  dem 
Berggipfel  (bezw.  den  unmittelbar  untei'lialb  des  Gipfels  gelegenen 
Hängen)  und  dem  Tale;  nicht  selten  tindet  sich  die  grul'tte  Temperatur- 
differenz unmittelbar  über  der  kalten  Luftschicht  im  Tal,  wobei  die 
Grenzschicht  eine  sehr  niedrige ,  nur  wenige  Meter  mächtige  zu  sein 
pflegt.  Wenn  im  Tal  Nebel  liegt,  so  fällt  aus  leicht  ersichtlichen 
Gründen  die  obere  Nebelgrenze  mit  der  Grenze  zwischen  kalter  und 
warmer  Luft  zusammen. 

In  anderen  Fällen  wieder  liegt  die  höchste  Temperatur  in  der 
Mitte  des  Berghangs. 

Beispiele:  5.  XL  1904:  Spaichingen  +2*^,  Dreifaltigkeitsberg 
240  m  über  dem  Tal  +  8,   Gipfel  +  6^  ^ 

26.  XII.  1900.  Spaichingen  —  2°,  Dreifaltigkeitsberg  120  m  über 
der  Talsohle  +10''  —  letztere  Differenz  zugleich  die  im  Vergleich  zur 
Höhendifferenz  gröiite,  welche  ich  bisher  beobachtet  habe,  nämlich  1^ 
auf  10  m  Höhenzunahme. 

Die  Verschiedenheit  der  Zonen,  welche  die  größte  Temperatur- 
umkehr aufweisen,  dürfte  darauf  zurückzuführen  sein,  daß  das  eine  Mal 
die  Luft  auf  der  Höhe  mehr  bewegt  ist,  so  daß  ihr  kalte  Luft  aus 
Mulden  und  Hochtälern  beigemengt  wird,  ein  anderes  Mal  wieder  die 
kalte  Luft  im  Tale  nicht  völlig  ruhig  abfließt,  sondern  sich  mit  der 
darüber  befindlichen  warmen  Luft  mehr  oder  weniger  mischt. 

Übrigens  kommt  Temperaturumkehr  nicht  nur  im  Winter  vor,  im 
Gegenteil  ist  sie  auch  in  den  anderen  Jahreszeiten  recht  häufig:  nur 
hält  sie  in  wärmeren  Monaten  nicht  wie  häufig  im  Winter  auch  den 
Tag  über  an. 

Beispiele:  U.  III.  1900  Höhe  wärmer  um  8,  4,  V.  1903  um  7, 
29.  VL   1904  um  4^ 

Besonders  stark  wird  die  T«mperaturdifferenz  zwischen  Tal  und 
Höhe,  wenn  zu  dem  Unterschied  der  Lufttemperatur  noch  die  Wirkung 
der  direkten  Sonnenstrahlung  hinzukommt.  Denn  die  letztere  ist  auf 
den  Höhen  größer  wegen  der  geringeren  Mächtigkeit  der  überlagernden 
Luftschicht,  von  der  auf  der  Höhe  gerade  die  dichtesten  Partien  fehlen, 
wegen  des  geringeren  Staub-  und  wegen  des  —  wenigstens  z.  Z.  der 
Temperaturumkehr  auf  unseren  Höhen  —  kleineren  Wasserdampfgehalts. 
Denn  gerade  Staub  und  Wasserdampf  der  Atmosphäre  sind  es,  welche 
die  Wärmestrahlen  besonders  stark  absorbieren.  Besonders  intensiv  wird 
die  Wärme  auf  Hängen  mit  günstiger  Neigung. 

Diese  Umstände  machen  Beobachtungen  erklärlich,  welche  auf  den 
ersten  Blick  höchst  verwunderlich  erscheinen  :  wenn  man  z.  B.  auf  dem 
Dreifaltigkeitsberg  in  der  zweiten  Hälfte  des  Dezember  Touristen  stunden- 
lang im  Freien  sitzen  oder  sie  sogar  auf  dem  Erdboden  liegend  aus- 
ruhen sieht;  wenn  man  z.  B.  in  Hausen  o.  V.  das  Schmelzwasser  in 
Strömen  von  den  schneebedeckten  Dächern  rinnen  sieht,  während  in 
Spaichingen  kaum  einige  Tropfen  oder  gar  nichts  fließt;  wenn  z.  B. 
Spaichingen  15°  Kälte  hat  und  gleichzeitig  die  Bevölkerung  in  Mahl- 
stetten  in  Hemdärmeln  im  Freien  Holz  spaltet  oder  in  Hemdärmeln  vor 
den  Häusern  steht. 


—     LXV     — 

Der  Umstand,  daß  die  Sonnenstralilimg  auf  den  Höhen  morgens  früher 
beginnt,  abends  später  endigt,  kommt  —  wenigstens  für  Spaichingen  — 
nicht  wesentlich  in  Betracht,  denn  die  längere  Dauer  des  Sonnenscheins 
beträgt  im  Winter  auf  dem  Dreifaltigkeitsberg  morgens  unter  20,  abends 
unter  30  Minuten. 

Die  oben  aufgeführten  Werte  der  Temperaturumkehr  erscheinen 
nun  im  Vergleich  mit  den  Angaben  über  Temperaturumkehr  in  der 
Literatur  als  außerordentlich  hohe  und  dies  mußte  die  Frage  nahelegen, 
ob  etwa  die  Gegend  von  Spaichingen  dem  Eintritt  der  Umkehr  besonders 
günstig  sei  ?  Und  da  findet  sich  allerdings  ein  Umstand,  der  in  dieser 
Richtung  wirken  dürfte.  Bei  Spaichingen  erweitert  sich  nämlich  das 
Primtal  zu  einem  breiten  verhältnismäßig  flachen  Kessel ,  in  welchem 
die  kalte,  von  den  Berghängen  abfließende  Luft  eine  bedeutende  Ver- 
langsamung ihrer  Bewegung  und  damit  eine  Begünstigung  der  Stagnation 
erfahren  muß.  Außerdem  kommt  dann  diese  stagnierende  Luft  in  dem 
breiten  Kessel  mit  einer  großen  Bodenfläche  in  Berührung,  durch  deren 
nächtliche  Wärmeausstrahlung  sie  sich  noch  weiter  abkühlt.  Trotzdem 
hat  die  kalte  Luft  noch  eine  energische  Talabwärtsströmuug,  wie  der 
regelmäßig  z.  Z,  der  „Temperaturumkehr"  wehende  talabwärtsziehende 
Luftzug  erweist.  Demgemäß  hat  Spaichingen  auch  im  Winter  keine 
extremen  Kältegrade. 

Ferner  sind  die  gefundenen  Werte  der  „Temperaturumkehr"  wohl 
auch  deshalb  so  große,  weil  die  Beobachtungen  an  unmittelbar  benach- 
barten Punkten  gemacht  sind,  zwischen  welchen  der  Berghang  in  un- 
unterbrochenem Gefälle  ins  Tal  abstürzt,  so  daß  sich  dem  Abfluß  der 
kalten  Luft  ein  Hindernis  nicht  in  den  Weg  stellt,  und  warme  und  kalte 
Luftmassen  sich  wenig  mischen. 

Selbstverständlich  muß  nun  eine  so  häufig  und  so  beträchtlich  ein- 
tretende „Temperaturumkehr"  auch  auf  Klima  und  Vegetation  einen  sehr 
bedeutenden  Einfluß  ausüben.  Der  „Temperaturumkehr"  ist  es  zuzu- 
schreiben, wenn  in  Hausen  o.  V.  Nußbäume  in  der  Höhe  von  800  ra 
noch  üppig  gedeihen ;  wenn  wir  in  der  PoJi/gala  cliamaebuxus ,  welche 
nach  meinen  Erkundigungen  in  der  Spaichinger  Gegend  erstmals  1860 
beobachtet,  jetzt  mehr  und  mehr  in  großen  Mengen  die  lichteren  Wald- 
hänge bedeckt,  wenn  wir  in  der  Poli/gala  cliamaebuxus  an  günstig  ge- 
legenen Stellen  einen  regelmäßigen  Winterblüher  haben ,  welcher  fast 
alljährlich  an  Weihnachten  und  Neujahr  unsere  Blumenvasen  schmückt; 
wenn  auch  andere  Pflanzen,  vor  allem  stinkende  Nießwurz,  ferner  auch 
Haselnuß ,  Sahlweide ,  Löwenzahn  und  manche  andere  —  ihrer  eigent- 
lichen Blütezeit  weit  vorauseilend  —  ebenfalls  nicht  selten  schon  um 
Weihnachten  und  Neujahr  blühen ;  wenn  sich  auch  die  Herbstflora  in 
üppigem  Maße  bis  weit  in  den  November  hinein  fortsetzt.  Auch  wird 
der  Pflanzengeograph  unter  den  von  mir  ausgestellten,  in  Württemberg 
mehr  oder  weniger  seltenen  Pflanzen  solche  finden ,  welche  ihr  Vor- 
kommen in  hiesiger  Gegend  der  „Temperatnrumkehr"  oder  wenigstens 
teilweise  der   „Temperaturumkehr"    verdanken. 

Bekanntlich  ist  unsere  Gegend  aber  nicht  nur  reich  an  seltenen 
Pflanzen ,    sondern    auch   an   hervorragenden   geologischen  Aufschlüssen ; 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190G.  6 


-     LXVI     — 

insbesondere  liegen  im  Oberamt  Spaicliingen  drei  erstklassige  Petre- 
faktenfundorte,  der  eine  im  Stubensandstein  bei  Aixlieim,  der  andere  im 
Posidonienschiefer  bei  Frittlingen,  der  dritte  im  lithographischen  Schiefer 
des  obersten  Weißjura  von  Nusplingen ;  ich  habe  eine  Anzahl  Petre- 
fakten  aus  der  Gegend  zur  Ansicht  aufgelegt. 

Inwieweit  die  Flora  und  Fauna  der  Keuper-  und  Jurazeit  ihr  Vor- 
kommen in  der  hiesigen  Gegend  etwa  einer  „Temperaturumkehr"  in 
jenen  Perioden  verdankt ,  darauf  habe  ich  meine  Untersuchungen  nicht 
ausgedehnt. 


2.  Wissenschaftliche  Abende  des  Vereins  in  Stuttgart. 

Sitzung  am  9.   Oktober   1905. 

Prof.  Dr.  C.  B.  Kluiiziiiger:  Über  neuere  limnologische 
Bodenseeforschungen.  Auch  an  den  Forscher  von  Tieren  und 
Pflanzen  tritt  das  Bedürfnis  heran,  sein  Gebiet  nach  den  Bodenverhält- 
nissen und  physikalischen  Eigenschaften  kennen  zu  lernen,  als  Lebens- 
bedingungen für  die  Lebewesen.  Als  Quelle  für  die  Seenkunde  dienten 
lange  Zeit  fast  allein  die  klassischen  Arbeiten  F.  A.  Foeel"s  am  Genfer 
See,  das  Verdienst,  auch  Bodenseeforschungen  in  Anregung  gebracht  zu 
haben,  hat  in  erster  Linie  Ebeehakd  Graf  v.  Zeppelin,  der  Vorsitzende 
des  Vereins  für  Geschichte  des  Bodeusees.  Durch  seine  Bemühungen, 
welche  die  Unterstützung  des  damaligen  württembergischen  Minister- 
präsidenten Dr.  Freiherr  v.  Mittnacht  fanden,  kam  im  Jahre  1SS6 
eine  Zusammenkunft  von  Vertretern  der  fünf  Bodenseeuferstaaten  zu- 
stande, bei  welcher  die  Ausführung  der  systematischen  Untersuchung  des 
Bodensees  beschlossen  und  geregelt  wurde. 

Als  wichtigste  und  dringendste  Aufgabe  erschien  die  Herstellung 
einer  einheitlichen  Bodenseekarte  auf  Grund  von  Lotungen  und 
mit  Aufstellung  gewisser  fester  Ausgangspunkte  (Pfänderspitze  und 
Konstanzer  Pegel).  Im  Jahre  1892  wurde  die  Karte  fertiggestellt,  mit 
genauen  Angaben  der  Tiefen.  Der  Kessel  des  Sees  bildet  eine  lang- 
gestreckte Mulde  mit  einer  Sohle,  die  bald  vertieft  („Schweb"),  bald 
erhöht  ist  („Berg").  Die  größte  Tiefe  befindet  sich  zwischen  Utwyl 
und  Fischbach  und  beträgt  251,8  m. 

Ein  merkwürdiges  unterseeisches  Einnsal,  als  Fortsetzung  des 
Rheins  1 1  km  weit  zu  verfolgen,  wurde  im  oberen  Teil  des  Sees  hierbei 
entdeckt.  Bedeckt  ist  der  ganze  Grund  des  Kessels  mit  einem  weichen 
Schlick,  hauptsäclilich  von  den  einströmenden  Flüssen  herrührend.  Ob- 
wohl die  jährliche  Zufuhr  durch  die  letzteren  4  000  000  cbm  beträgt, 
ist  die  Ausfüllung  des  ganzen  Kessels  erst  in  12  500  Jahren  zu  erwarten. 
Der  Untersee  hat  nur  54  m  größte  Tiefe. 

Die  Bildung  der  Uferzone  an  den  Buchten  mit  Strand  und 
Halde  beruht  auf  vorwiegender  Erosion  durch  die  andringenden 
Wellen ;  der  See  gewinnt  hier  auf  Kosten  des  Landes ,  an  den  Vor- 
sprüngen (Hörn)  findet  dagegen  eine  „Verlandung"    statt  auf  Kosten  des 


—     LXVII     — 

Sees,  indem  die  an  solchen  Stellen  einmündenden  Flüsse  ihre  Geschiebe 
als  Deltabildungeu  eine  Strecke  weit  in  den  See  hinein  abfallen  lassen 
und  hier  einen  Schuttkegel  bilden. 

Über  die  geologische  Entstehung"  des  Bodensees  stehen  sich  zwei 
Ansichten  gegenüber :  nach  Heim  ,  Forel  und  andern  verursachte  die 
Erhebung  der  Alpen  eine  Stauung  und  Yerbiegung  eines  schon  be- 
stehenden Urrheintals  und  so  die  Muldenbildung,  nach  Penck  erfolgte 
letztere  durch  Druck  eines  ungeheuren  Gletschers  auf  seinen  Grund. 

Im  zweiten  Teil  des  Vortrags  wurden  zunächst  die  Niveau- 
verschiedenheiten besprochen :  der  nach  den  Jahreszeiten  ver- 
schiedene Hoch-  (Sommer)  und  Nie  der  wasserst  and  (Winter)  des 
Sees ,  ferner  die  durch  Winde  und  Temperaturdifferenzen  verursachten 
Strömungen  („Rinnen  oder  Ruuß").  Ganz  anders  sind  die  gewöhnlich 
nur  wenige  Zentimeter  betragenden  Seeschwankungen,  wie  sie  im 
Genfer  See  als  ., seiche"  ,  im  Bodensee  als  „An-  und  Auslaufen"  be- 
kannt sind;  man  erklärt  sie  aus  Gleichgewichtsstörungen  in  den  über 
dem  See  befindlichen  Luftschichten  und  betrachtet  sie  als  „stehende 
Wellen " . 

In  optischer  Hinsicht  ist  die  Klarheit  des  Wassers  zu  unter- 
suchen, sie  ist  im  Sommer  geringer  wegen  größerer  Zahl  von  Schwebe- 
wesen  und  von  Sinkstoffen  von  den  Flüssen  her.  Die  Farbe  des  Boden- 
sees ist  mehr  g  r  ü  n  1  i  c  h  ,  im  Gegensatz  zum  blauen  Genfer  See ;  die 
Ursache  liegt  nach  Fokel  wohl  in  der  größeren  Menge  von  gelösten 
gelben  Humusstoffen ,  welche  die  Flüsse  in  den  Hochmooren  der  Alpen 
aufnehmen;  durch  Mischung  mit  dem  Blau,  welches  die  Farbe  des  reinen 
Wassers  ist,  entsteht  Grün.  Dem  Genfer  See  fehlen  solche  Humus- 
stoffe   mehr  oder  weniger. 

Bezüglich  der  Temperatur  findet  man  im  Bodensee  nach  Forel 
im  wesentlichen  dieselben  Verhältnisse  wie  im  Genfer  See:  Die  Dauer 
der  kalten  Wassertemperatur  (weniger  als  4°  C.)  ist  nur  85  Tage,  die 
der  warmen  280  Tage,  während  deren  dann  sehr  viel  Wärme  auf- 
gespeichert wird,  was  sich  aus  einer  Berechnung  der  Wärmeeinheiten 
ergibt:  200  Billionen  solcher  für  den  ganzen  See.  Das  entspricht,  nach 
Forel  ,  den  Wärmeeinheiten ,  welche  ein  mit  Kohlen  beladener  Eisen- 
bahnzug liefern  könnte ,  der  vom  Kap  der  guten  Hoffnung  bis  zum 
Nordpol  reicht !  Die  Temperatur  des  Oberflächenwassers  ist  abhängig 
von  der  Lufttemperatur,  im  Sommer  im  Maximum  -f  22,8"  C,  im  Winter 
im  Minimum  -|-  IjS'^  C,  Jahresmittel  +  10,1°.  Die  Temperatur  nach  der 
Tiefe  zu  zeigt  eine  „Schichtung":  im  Sommer  oben  warm,  nach 
unten  allmählich  sich  abkühlend  (außer  einer  sogen.  „Sprungschicht"  mit 
rascherer  Abkühlung)  bis  zu  4°  C. ,  welche  Temperatur  überall  in  den 
größeren  Tiefen  herrscht,  da  dann  das  Wasser  am  schwersten  ist.  Im 
Bodensee  hat  man  indessen  eine  auffallend  weit,  bis  235  m  hinabreichende, 
sommerliche  Wärme  gefunden,  die  in  dieser  Tiefe  immer  noch  4,4°  C.  be- 
trägt ;  die  Ursache  davon  liegt  wohl  in  den  in  diesem  See  reichlichen 
Sinkstoffen ,  welche ,  oben  stark  erwärmt ,  diese  Wärme  noch  in  diese 
großen  Tiefen  hinabtragen.  Im  Winter  ist  diese  Schichtung  eine  „ver- 
kehrte":  oben  kaltes  Wasser,  von  1°  bis  -[-  4°  unten.    Zweimal  im  Jahre 


—     LXVIII     — 

(meist  anfangs  Januar  und  Ende  März)  findet  ein  Ausgleicli  statt:  die 
ganze  Wassermasse  hat  dann  4"  C. 

So  ist  der  Bodensee  eine  großartige  Warmwasserlieizanlage, 
die  im  Winter  diese  Wärme  wieder  an  die  Umgebung  abgibt :  daher 
das  warme  Seeklima,  wo  noch  bis  Januar  hin  Pflan"Xen  im  Freien  blühen, 
wo  aber  auch  oft  lästige  Nebel  sich  einstellen ,  als  Dämpfe  aus  der 
AVarmwasserwanne  aufsteigend  und  sofort  in  der  kalten  Luft  sich  nieder- 
schlagend. Daher  auch  das  seltene  Gefrieren  des  Obersees  (1830,  1880 
und  1891),  während  der  Untersee  fast  alle  Jahre  gefriert.  Das  Klima 
wird  daneben  auch  durch  die  Winde  beeinflußt :  den  herrschenden  West- 
wind, den  oft  erscheinenden  Föhn. 

Das  Wasser  des  Bodensees  zeigt  nach  den  chemischen  Unter- 
suchungen eine  große  Eeinheit,  ist  daher  ein  gutes  Trinkwasser,  wenn 
auf  hoher  See  geschöpft.  —  Zum  Schluß  wurde  noch  das  „Seesc hießen" 
erwähnt,  dessen  Vorkommen  indes  nicht  sich  auf  diesen  See  beschränkt, 
sondern  weitverbreitet  ist :  Schweiz ,  Belgien ,  Indien ,  Schweden  usw. 
Seine  Ursache  ist  immer  noch  rätselhaft,  (Eine  eingehendere  Behandlung 
des  Gegenstands  wird  unter  dem  Titel  „Ergebnisse  der  neuereu  Bodensee- 
forschungen" im  Juliheft  im  „Archiv  für  Hydrobiologie  und  Plankton- 
kunde"   1906  erscheinen.)  (Klunzinger.) 


Sitzung  am   13.  November   1905. 

Prof.  Dr.  E.  Fi'aas:  Das  krypto vulkanische  Becken  von 
S  t  e  i  n  h  e  i  m.  Das  Interesse ,  welches  die  berühmte  Tertiärlokalität 
Steiuheim  erweckt  hat,  war  in  der  Hauptsache  immer  auf  die  paläonto- 
logischen Funde  beschränkt,  deren  Reichhaltigkeit  am  schönsten  im 
Stuttgarter  Naturalienkabinett  zur  Geltung  kommt.  Bei  Gelegenheit 
der  Aufnahme  der  geologischen  Karte  versuchte  zwar  Quenstedt  auf 
Grund  der  HiLDENBRANDx'schen  Aufnahmen  ein  Bild  von  dem  geologischen 
Autbau  zu  geben,  aber  er  kam  auch  nicht  weiter  als  vorher  schon 
Deffnee  und  0.  Fe  aas,  indem  er  zwar  auf  die  x^nalogie  mit  dem  Ries 
hinwies ,  im  übrigen  sich  aber  nur  dahin  aussprechen  konnte ,  daß  sich 
am  Klosterberge  ein  unentwirrbares  Chaos  von  allen  möglichen  Jura- 
schichten befinde.  Die  Riesuntersuchungen  von  Beanco  und  E.  Feaas 
mußten  natürlich  als  Begleiterscheinung  auch  die  Behandlung  des  Stein- 
heimer  Beckens  nach  sich  ziehen,  und  dementsprechend  wurden  im 
Sommer  und  Herbst  1904  eingehende  Studien  und  Grabarbeiten  dort 
vorgenommen. 

Ein  Blick  auf  das  Becken  von  Steinheim  zeigt  uns  eine  2,. 5  km 
im  Durchmesser  haltende,  nahezu  kreisrunde  Mulde,  welche  etwa  80  m 
tief  eingesenkt  ist  und  in  deren  Mitte  sich  der  Klosterberg  erhebt.  Die 
Randzone  des  normal  gelagerten  oberen  weißen  Jura  ist  vollständig  zer- 
trümmert und  in  sogen.  Griesfelsen  umgewandelt.  Auf  demselben  findet 
sich  zuweilen  noch,  gleichsam  als  Aufguß,  eine  dünne  Decke  von  ober- 
miocänem  Süßwasserkalk.  Die  Senke  selbst  ist  leider  mit  diluvialem  und 
alluvialem  Schutt  so  sehr  bedeckt,  daß  ein  Einblick  in  das  anstehende  Ge- 


—     LXIX     — 

stein  ausgeschlossen  ist.  Immerhin  ist  die  Erscheinung-,  daß  sich  in  dieser 
Senke  vielfach  Wasser  findet,  eine  auffallende,  da  wir  sonst  in  der  Um- 
gebung nur  die  bekannten  Trockentäler  des  Jura  haben.  Es  müssen 
also  hier  unter  dem  Kiese  sich  undurchlässige  Schichten  befinden.  Der 
Klosterberg,  der  sich  in  der  Mitte  erhebt,  besteht  an  seinem  Fuß  aus 
Weiß-Jura-Alpha  und  -Beta,  während  oben  auf  der  Höhe  Braun- Jura- 
Alpha  und  -Beta  beobachtet  wird.  Außerdem  lagern  dort  die  berühmten 
Tertiärschichten,  welche  teils  aus  harten  Sprudelkalken,  teils  aus  weichen 
Schneckensanden  bestehen. 

Die  Analogie  mit  dem  Ries  ist  in  die  Augen  springend,  denn  hier 
wie  dort  haben  wir  ein  rundliches,  in  den  Jurakalk  eingesenktes  Becken, 
das  von  Griesmassen  umgeben  ist  und  in  welchem  sich  abnorm  ge- 
lagerte Gesteine  befinden ,  die  ihrerseits  wieder  von  obermiocänen  Süß- 
wasserschichten bedeckt  Averden.  Hier  wie  dort  weisen  die  magnetischen 
Abweichungen  auf  ein  Tiefengestein  hin.  Ich  habe  früher  im  Anschluß 
an  die  HiLDEXBEAXDT'schen  Aufnahmen  ein  Profil  von  dem  Klosterberg 
zu  entwerfen  gesucht,  das  mich  zu  der  Anschauung  verleitete,  daß  auf 
dem  Klosterberg  die  Braun-Juraschichten  über  die  Weiß-Juraschichten 
weggeschoben  worden  seien ,  und  daß  wir  demnach  im  Klosterberg 
analoge  Verhältnisse  hätten  wie   am  Buchberg  bei  Bopfingen. 

Die  Untersuchungen  von  l'J()4  führten  jedoch  zu  einem  andern 
Resultat.  Der  leitende  Gedanke  bei  den  ausgedehnten  Grabarbeiten 
war  natürlich  zunächst  der,  die  vermeintliche  Überschiebung  von  braunem 
auf  w^eißen  Jura  festzustellen,  und  es  wurde  dementsprechend  an  der 
Stelle  begonnen,  wo  die  HiLDENBRANDx'schen  Aufnahmen  Lias  und  Braun- 
Jura  dicht  neben  Weiß-Jura-Beta  anzeigten.  Die  Grabung  ergab  aber, 
daß  in  der  ganzen  Gegend,  wo  sich  diese  Schichten  nach  der  Karte  be- 
finden sollten,  weder  Lias,  noch  Braun- Jura,  noch  Weiß-Jura-Beta  an- 
steht. Unter  einer  2  —  2,5  m  mächtigen  Schuttdecke  zeigte  sich  allent- 
halben in  dem  40  m  langen  Schlitze  Weiß-Jura-Alpha  mit  zerpreßten 
Ammoniten,  Belemniten  und  sonstigen  Leitfossilien  der  Impressatone. 
Ebenso  wurde  an  den  Stellen,  wo  nach  der  Karte  Braun-Jura-Beta  zu 
erwarten  gewesen  wäre,  Weiß- Jura-Beta  in  Gestalt  von  stark  zer- 
preßtem  Kalkstein  mit  eigenartigen ,  .  strahlenförmigen  Absonderungs- 
flächen gefunden.  Erst  weiter  oben  am  Klosterberg  ergaben  die  Probe- 
gruben und  Schlitze  ein  buntes  Gewirre  von  zusammengepreßten  und 
gestauchten  Schichten  des  braunen  Jura,  unter  welchen  die  Opalinus- 
tone den  größten  Raum  einnehmen,  doch  fehlt  es  auch  nicht  an  Spuren 
von  Personatensandstein,  Giganteusmergel,  Ostreenkalken  und  Lamberti- 
schichten. 

Von  einer  eigentlichen  geologischen  Kartierung  des  Klosterberges 
mußte  leider  Abstand  genommen  werden,  da  dies  noch  wochenlange  Ar- 
beit beansprucht  hätte ,  doch  läßt  sich  auch  schon  jetzt  ein  geklärtes 
Bild  über  die  Lagerungsverhältnisse  geben.  Wir  haben  den  Klosterberg 
als  eine  kleine,  gewölbeartig  nach  oben  aufgetriebene  Scholle  anzusehen, 
in  w^elcher  natürlich  alle  die  weicheren  Formationen  durchknetet  und 
durchpreßt  sind,  während  die  härteren  Gesteine  zersplittert  als  Griesfels 
auftreten.    Den  Kern  dieser  kuppeiförmigen  Auftreibung  bildet  der  braune 


—     LXX     — 

Jura,  unter  welchem  sich  jedenfalls  auch  noch  der  Lias  und  der  Keuper 
in  nicht  allzu  großer  Tiefe  befindet,  während  sich  randlich  um  diesen 
Kern  herum  die  Schichten   des  weilten  Jura  anlagern. 

Die  Tertiärschichten  mußten  gleichfalls  einer  eingehenden  Unter- 
suchung unterzogen  werden,  da  sich  von  ihnen  Aufschluß  über  etwaige 
nachträgliche  Bewegungen  innerhalb  des  Steinheimer  Beckenß  erwarten 
ließ.  Es  fanden  sich  nämlich  glücklicherweise  am  Rande  des  Beckens 
an  der  Schäfhalde  noch  eine  Ablagerung  von  Sclmeckensanden ,  welche 
vollständig  identisch  mit  denen  des  Klosterberges  sind.  Durch  genaue 
Vergleichung  der  Höhenlagen  zwischen  den  einzelnen  Horizonten  dieser 
neuen  Lokalität  und  denen  auf  dem  Klosterberg  ließ  sich  feststellen, 
daß  die  Schichten  auf  dem  Klosterberge  selbst  noch  normal  liegen, 
während  diejenigen  des  randlichen  Beckens  abgesunken  sein  müssen.  Es 
bildet  demnach  der  Klosterberg  gewissermaßen  einen  Horst,  während 
die  Senke  ringsum  ein  tieferes  Nachsacken  bezeichnet.  Auch  auf  der 
Westseite  am  Eaude  wurden  interessante  Tertiärablagerungen  aufgedeckt, 
welche  hier  bedeutend  höher  am  Gehänge  hinaufgreifen  und  wohl  die 
Einflußstelle  eines  Baches  in  den  das  Becken  ausfüllenden  See  bezeichnen. 

Wir  können  uns  nun  ein  ziemlich  klares  Bild  über  die  Entstehungs- 
geschichte des  Steinheimer  Beckens  machen.  Dasselbe  stellt  in  der  Tat 
ein  Ries  im  kleinen  dar,  und  wie  dort  haben  wir  auch  in  Steinheim 
anzunehmen,  daß  unterirdische  Kräfte  vulkanischer  Natur  einen  Pfropfen 
nach  oben  preßten,  so  daß  Gesteine,  welche  sonst  nur  in  der  Tiefe  zu 
finden  sind ,  hier  in  das  Niveau  der  oberen  Weiß-Juraschichten  treten. 
Hier  wie  dort  haben  wir  dann  eine  nachträgliche  Sackung  zu  beobachten 
und  ebenso  das  Ausfließen  heißer  Quellen,  welche  zum  Absatz  von 
miocänen  Sprudelkalken  führten.  Während  aber  im  Ries  diese  unter- 
irdische Kraft  stark  genug  war,  um  einen  Pfropfen  von  25  oder  nach 
den  neuesten  Untersuchungen  noch  viel  mehr  Kilometern  Durchmesser 
so  hoch  emporzupressen,  daß  der  granitische  Untergrund  bis  zur  jetzigen 
Oberfläche  kam,  beobachten  wir  im  Steinheimer  Becken  eine  viel  geringere 
Kraftäußerung.  Hier  handelt  es  sich  nur  um  einen  Pfropfen  von  2,5  km 
Durchmesser ,  und  die  Schichten ,  welche  bis  zur  heutigen  Oberfläche 
kamen,  bestehen  nicht  aus  Granit,  sondern  nur  aus  braunem  Jura. 
Während  dort  der  Betrag  der  Aufpressung  sich  auf  etwa  400  m  be- 
rechnen läßt,  beträgt  er  in  Steinheim  nur  150  ni.  Was  nun  diese 
unterirdische  Kraft  anbelangt,  so  gibt  uns  hier  wiederum  das  Ries  Auf- 
schluß ,  wo  dieselbe  zweifellos  als  eine  vulkanische  erkannt  wurde ,  die 
sich  nicht  nur  in  Aufpressung,  sondern  auch  in  Explosionen  Luft  schaffte. 
Auch  im  Steinheimer  Becken  müssen  wir  deshalb  vulkanische  Kräfte 
zur  Erklärung  der  Lagerungsverhältnisse  heranziehen.  Sie  haben  uns 
aber  keinerlei  greifbare  Spuren  hinterlassen,  und  darum  haben  wir  für 
diese  eigentümliche  Erscheinung  die  Bezeichnung  ,.Kr\'ptovulkan''  ge- 
wählt. (Vergi.  W.  Beanco  und  E.  Fbaas  :  Das  kryptovulkanische  Becken 
von  Steinheim.    Abhandig.  d.  K.  preuß.  Akad.  d.  Wiss.   1905;  mit  2  Taf.) 

(E.   Fraas.) 


LXXI 


Sitzung  am   11.  Dezember   1905. 

Prof.  Dr.  A.   Sclimidt:    Die  Atmosphäre    des  Weltraums. 
Mendelejeff  hat  es  wahrscheinlich  gemacht,  daß  die  Gruppe  der  sogen. 
Edelgase    (Helium,    Neon,    Argon,    Krypton,    Xenon)    noch  durch  2   sehr 
leichte  Gase    zu    ergänzen    sei.     Das    eine,    dessen  Atomgewicht  kleiner 
als  0,4  sein  müßte ,   ist  vielleicht  das  in  der  Sonnenkorona  durch  seine 
grüne  Spektrallinie  sich  verratende  Koronium,  das  andere  noch  wesent- 
lich leichter,  hält  er  für  den  den  Weltraum  erfüllenden  Ätherstoff,    für 
den    er    den  Namen  Newtonium    vorschlägt.     Damit    derselbe    auch    von 
den  massigsten  Himmelskörpern  nicht  als  Atmosphäre  festgehalten  werde, 
gilt  ihm  Mendeleijeff  ein  Atomgewicht  gleich   1  Milliontel  von  dem  des 
Wasserstoffs  und,    nach  Analogie  der  Edelgase,  ein  gleichgroßes  Mole- 
kulargewicht.    Damit    ist    das    Gas    befähigt,    selbst    in   nächster  Nähe 
eines  oOmal  größeren  Körpers,  als  unsere  Sonne  ist,  mit  2240  km  Ge- 
sciwindigkeit    seiner  Teilchen    in    parabolischen  Bahnen  dieser  Teilchen 
sici  der  Anziehung  zu  entziehen.     Als  Temperatur    des  Weltraumgases 
setit  Mendelejeff  den  Wert  — 80"  C,  dem  sich  die  Temperatur   der 
Erditmosphäre  nach  oben  nähern  dürfte.     Der  Vortragende  ist  mit  der 
Anmhme  einer  überall  gleichen  Temperatur  nicht  einverstanden ;   er  hat 
schoi    seit    Jahren,    auch    in    Vorträgen    an    den    Vereinsabenden,    seine 
abwerjiende  Überzeugung  wissenschaftlich  begründet.     Die  Schwere   ist 
in    do:)pelter  Weise   die  Ursache  einer  Temperaturabnahme  in  der  Luft 
gegen  oben.     Sie  bewirkt  einen  nach  oben  abnehmenden  Luftdruck,  wo- 
durch irgendwie    erregte    vertikale    Strömungen    oben    zur    Ausdehnung 
unter  Abkühlung  durch  Arbeitsleistung,  beim  Absteigen  unten  zur  Ver- 
dichtuni   unter    Erwärmung    (1*'    auf  100  m)    veranlaßt    werden.     Ins- 
besondcB  aber  müßte  in  ruhender  Luft,  falls  oben  und  unten  die  Tem- 
peratur :leich  wäre,  sich  eine  Wärmeleitung  von  oben  nach  unten  ein- 
stellen, cftnn  die  Wärme  ist  nichts  anderes,  als  der  Ausdruck  der  ver- 
worrenen Bewegung    der    Luftmoleküle    durcheinander.      Der    größeren 
Geschwincgkeit,  welche  diese  Teilchen  beim  Fallen  annehmen,  entspricht 
<lie    höhen  Temperatur,    der    kleineren,    beim  Aufsteigen    in  die  Höhe, 
die  niedrigre  Temperatur.     So  lange  muß  eine  solche  verborgene  Wärme- 
leitung   nah    unten    andauern,    bis   eine  Temperaturabnahme  nach  oben 
besteht    vor  1  °    auf   72  m.     Aber    in    solchem  Zustande  kann  die  Luft 
nicht  verharen,  es  entstehen  Einstürze  mit  ümkehrung  der  oberen  und 
unteren    Schuhten.      In    dem    AVeltraumgas    muß    die    Gravitation    eine 
Temperaturz^iahme    erzeugen    bei    Annäherung    an    die    Himmelskörper 
entsprechend  dem   mathematischen  Begriff    des  Potentials.     Der  Redner 
findet  so  als  wahrscheinliche  ungefähre  Werte  ein  Molekulargewicht  des 
Weltraumgase  von  0,00048,  eine  molekulare  Geschwindigkeit  von  102  km 
bei  —  80*^  un>  eine  Temperatur  der  von  Himmelskörpern  entferntesten 
Teile    des    We.raums    von    — 114'^.      Ohne    die    Wärmeverluste    durch, 
Strahlung   und  ohne    die  Sturmbew.egungen   würde  die  SonnenoberHäche 
etwa    TOOO*'  Teiperatur    annehmen    durch    die    unausgesetzte   Wärme- 
leitung,  die  in  cm  Weltraumgas  sich  von  den  kälteren  äußeren  Regionen 
her    vollzieht,     .ie  Sonne   erhält   fortlaufend  Ersatz  durch  Leitung  für 


—    LXXII     — 

ihre  Verluste  durch  Strahlung,  denn  je  größer  die  molekulare  Ge- 
schwindigkeit eines  Gases  ist,  um  so  größer  ist  auch  sein  Wärme- 
leitungsvermögen. Bei  der  MENDELEjEPF'schen  Vorstellung  müßte  die 
Sonne,  eingebettet  in  ein  umgebendes  Mittel  von  — ^80*^  und  von  alles 
übersteigender  Leitungsfähigkeit  in  kürzester  Frist  erkalten. 

Als  eine  überraschende  Bestätigung  der  Richtigkeit  der  Berecli- 
nungsraethode  zeigt  sich  eine  innerhalb  der  Grenzen  der  zu  erwartenden 
Genauigkeit  vorhandene  Übereinstimmung  des  Molekulargewichts  von 
beinahe  1  :  2000  mit  dem  gleich  großen  Werte,  welcher  sich  auf  garz 
anderem  Gebiete  ergeben  hat.  Professor  Wiechert  in  Göttingen  hat 
aus  den  elektrischen  Entladungsvorgängeu  in  luftverdünnten  Räumen, 
aus  der  Ablenkung  der  Kathodenstrahlen  durch  elektrische  und  nug- 
netische  Fernwirkungen  berechnet,  daß  in  diesen  Entladungen  kleitste 
Teilchen  in  Bewegung  sind,  die  sogen.  Elektronen,  welche  als  elektrisch 
geladene  Gasmolekeln  anzusehen  sind  von  dem  oben  angegebenen  Mole- 
kulargewicht. 

Der  Vortragende  zeigt  noch  als  weitere  Vorteile  der  Hypotli^se 
eines  Weltraumgases  die  Möglichkeit  einer  Erklärung  der  Aberration 
des  Fixsternlichts,  ohne  im  Widerspruch  mit  den  physikalischen  Er- 
fahrungen und  Begriffen  annehmen  zu  müssen,  daß  der  Äther  star'  sei 
und  von  der  Erde  frei  und  ohne  Störung  durchschnitten  werde.  Auch 
die  Astronomen  Schäbeele  in  Ann  Arbor  und  Courvoisier  in  Ifeidel- 
berg  wurden  durch  astronomisch  beobachtete  Tatsachen  auf  dei  Ge- 
danken geführt,  es  könnte  eine  interplanetare  Substanz  geben,  de  dem 
Fixsternlicht  in  jährlicher  Periode  eine  Ablenkung  durch  Eefaktion 
erteile,  kleiner  als  eine  Bogensekunde.  (A.  Schuidt.) 

Forstassessor  0.  Feucht:  Ein  Ausflug  in  die  Lüneburg  erHeide. 
Meine  Herren !  Ich  möchte  ihre  Aufmerksamkeit  auf  eine  Gegend  unseres 
Vaterlands  richten,  die  nach  jahrhundertelanger  Mißachtung  unc  Gering- 
schätzung eben  erst  zur  verdienten  Würdigung  gelangt  ist,  goer  auch 
schon  in  Gefahr  steht,  für  den  Naturfreund,  für  den  Botauike'  sowohl, 
wie  für  den  Landschafter,  gründlich  verloren  zu  gehen.  lu  größten 
Teil  der  Lüneburger  Heide  hat  die  stetig  sinkende  Rentallität  der 
Schafzucht,  anderseits  das  wachsende  Steigen  der  Holzprise  genau 
ebenso  das  Schicksal  der  W^eideflächen  besiegelt,  wie  dies  z.B.  auf  der 
schwäbischen  Alb  der  Fall  ist.  In  der  Tat  geht  die  Auf^rstung  der 
Heide  mit  Riesenschritten  vor  sich.  Unter  diesen  Umstän(ön  war  mir 
ein  Besuch  der  Heide,  den  ich  im  vergangenen  Juli  ausfüren  konnte, 
doppelt  interessant,  zumal  vor  ein  paar  Jahren  das  für  da  Verständnis 
der  Heidevegetation  grundlegende  Werk  von  Gräbxer  ershienen  war\ 

Ehe  ich  Ihnen  an  der  Hand  der  GKÄBNEE"schen  ScHderung  einen 
Überblick  über  die  verschiedenen  Formen  des  von  mir  beuchten  Heide- 
teils zu  geben  versuche ,  möchte  ich  einige  erläuternde  Bemerkungen 
vorausschicken.  —  Mein  Besuch  galt  der  eigentlichen  Binenheide,  d.  h. 
dem  Stück  der  Lüneburger  Heide,  das  ungefähr  durch  le  Städte  Celle, 


'  Gräbner,    Die   Heide  Xorddeutschlands    und    die    sh  anschließenden 
Formationen  in  biologischer  Betrachtung.     Leipzig  1901. 


—     LXXIII     - 

Soltau  und  Lüneburg  begrenzt  wird.  Als  Eingaugspunkt  wählte  ich  die 
.Station  ünterlüß  an  der  Strecke  Celle — Lüneburg,  nur  wenige  Häuser, 
um  eine  Oberförsterei  geschart,  mitten  im  Lüßwald  gelegen.  Der  Lüß- 
wald  dehnt  sich  über  6000  ha  weit  aus,  in  seinem  Innern  linden  sich 
uralte  Bauernwälder  (der  „Süll")  mit  mächtigen  Eichen  und  anderem 
Laubholz,  die  ausgedehnten  Außenbestände  dagegen  bestehen  aus  Nadel- 
holz (Forche  und  Fichte).  Vom  Waldrand  ab  nach  Westen  zieht  sich 
die  offene  Heide,  ein  endloser,  kaum  unterbrochener  Mantel  von  Braun- 
grün  und  Rosa,  aus  dem  höchstens  ab  und  zu  einzelne  Forchen-  oder 
Wachholderbüsche  emporragen.  Das  Gelände  verliert  sich  in  leicht  ge- 
schwungenen Wellenlinien  und  sanften  Hügelformen  in  der  Ferne.  Ein- 
zelne „Berge"  heben  sich  bis  zu  50  und  80  m  über  ihre  Umgebung. 
Der  breite,  sandige  Fahrweg  ist  zu  beiden  Seiten  von  Birken  eingefaßt. 
Li  den  Mulden  zerstreut  erheben  sich  kleine  Waldflecken,  meist  statt- 
liche Eichen ,  und  mittendrin ,  nach  außen  völlig  verborgen ,  verstecken 
sich  die  Hof  sitze  der  Heide.  Das  4iochlirstige,  pferdekopfgekrönte  Haupt- 
gebäude mit  tief  herabhängendem  Strohdach,  über  der  Tür  einen  fluch- 
abwehrenden Spruch,  ist  umrahmt  von  den  kleinen  Stall-  und  Neben- 
gebäuden, fast  alles  noch  aus  aufrechten  Eichenbohlen  gezimmert.  Das 
Ganze  mitsamt  dem  Ziehbrunnen  ist  umschlossen  von  einem  Wall  aus 
Findlingsteinen  oder  einem  dicht  geflochtenen  Zaun,  kurz,  das  Bild  des 
altsächsischen  Herrensitzes  ist  vollständig.  Ln  Eichenhain  brechen  die 
Schweine ,  die  Grasplätze  darin  dienen  den  Pferden  und  draußen  die 
weite  Heide  gehört  den  Schafen.  Die  Heidschnucken  gelten  als  die 
kleinste  Schafrasse,  ihr  dichter  blaugrauer  Pelz  hängt  bis  zum  Boden. 
Sie  sind  äußerst  genügsam,  können  aber  die  Nachtluft  nicht  ertragen. 
Deshalb  treffen  wir  in  der  Heide  zerstreut  hohe  strohgedeckte  Schaf- 
ställe ;  meist  sind  sie  dem  Einfallen  nahe,  aber  in  ihrer  Umgebung  von 
zerzausten  Forchen  oder  Eichen  bieten  sie  ein  überaus  malerisches  Bild. 
—  Über  die  Höfe  Lutterloh  und  Misselhorn  gelaugte  ich  so  ins  breite 
()rtzetal,  in  dem  das  durch  die  Mission  bekannte  kleine  Hermannsburg 
sich  zwischen  Forchen  und  Eichen  hinzieht.  Im  Örtzetal  aufwärts  gings 
an  mehreren  Höfen  vorbei,  über  kümmerliche  Ackerfelder  und  torfgenutzte 
Moore  nach  Müden ,  am  Zusammenfluß  von  Örtze  und  Wietze.  Das 
kleine  Dorf  gilt  durch  seine  uralten  Häuser,  seine  herrlichen  Eichen-' 
und  Wachliolderlandschaften  als  einer  der  schönsten  Punkte  der  Heide 
und  weist  eine  stattliche  Malerkolonie  auf.  Gegen  Norden  schließt  sich 
hier  der  große  Truppenübungsplatz  Munster  an,  daneben  die  ausgedehnten 
Aufforstungsflächen  bei  Örrel.  Hier  fehlt  auf  Stunden  jede  Spur  einer 
Niederlassung,  alles  ist  nur  Heide  und  Heidewald,  bis  endlich  am 
Horizonte  die  Gebäude  der  Kieselgurgruben  von  Wiechel  auftauchen. 
Es  folgt  der  Artillerieschießplatz  der  Firma  Erhardt-Düsseldorf,  dann 
ist  der  Lüßwald  wieder  erreicht. 

Dies  ist  so  im  allgemeinen  das  landschaftliche  Bild  der  Binnen- 
heide, durchaus  nicht  öde  und  langweilig,  und  vor  allem  von  einer  Glut 
und  Intensität  der  Farben,  die  man  hier  gar  nicht  erwarten  sollte. 
(Vergl.  im  übrigen  Dr.  Linde  ,  Die  Lüneburger  Heide ,  Monographien 
zur  Erdkunde,  bei  Velhagen  &  Klasing.) 


—     LXXIV     - 

Von  den  drei  landschaftlichen  Faktoren  des  eig-entlichen  Heide- 
gebiets (abgesehen  von  den  kleinen  Kultnrflächen)  Heide,  Wald  und 
Moor,  tritt  das  letztere  hier  in  der  Binnenheide  stark  zurück.  Der 
Wald  dagegen  nimmt  fast  ein  Viertel  der  ganzen  Fläche  ein,  es  ist 
also  falsch,  sich  die  Heide  als  durchweg  kahl  vorzustellen.  Was  die 
Bezeichnung  „Heide"  betrifft,  so  wird  sie  in  den  verschiedenen  Teilen 
Deutschlands  verschieden  gebraucht.  Im  Nordosten  z.  B.  versteht  man 
darunter  einen  Forchenwald  (Schorfheide,  Letzlinger  Heide,  Dresdener 
Heide).  Die  wissenschaftliche  Definition  lautet:  „Ein  offenes  Gelände 
ohne  erheblichen  Baumwuchs,  dessen  Holzgewächse  im  wesentlichen  aus 
Halbsträuchern  oder  niedrigen  Sträuchern  bestehen  und  das  zugleich 
eines  geschlossenen ,  saftigen  Grasrasens  ermangelt. '"  Der  Begriff 
„Heide"  umfaßt  also  nicht  eine  Formation  im  Sinne  Drude's,  sondern 
ist  das,  was  Dkude  als  ökologischen  Pflanzenverein  bezeichnet.  For- 
mationen ,  also  Pflanzengesellschaften  von  dauernd  etwa  gleichartiger 
Zusammensetzung  und  gleichbleibenden  Vegetationsbedingungen,  treten 
in  der  Heide  vielmehr  mehrere  auf.  Geäbner  unterscheidet  5  solche 
„Typen"   der  echten  Heide. 

Der  Charakter  der  eigentlichen  Heide  ist  bekanntlich  bestimmt 
durch  die  Erikaceen,  die  Heidekräuter.  Insbesondere  ist  es  die  uns 
Süddeutschen  Avohlbekannte  Cälluna  vulgaris,  die  hier  weitaus  am  zahl- 
reichsten, teilweise  ausschliel^lich  weite  Strecken  für  sich  in  Anspruch 
nimmt.  Recht  verschiedenartig  sind  die  Standorte,  auf  denen  wir  der 
Calhina  begegnen :  Im  Schwarzwald  z.  B.  treffen  wir  sie  häufig  noch  in 
engen  Tälern,  wo  sie  durchaus  strauchartig  meterhohe  Büsche  bildet, 
die  als  lose  Decke  über  dem  nassen  Gestein  sich  leicht  abheben  lassen; 
dann  wieder  auf  den  Berghöhen  und  auf  exponierten  Felsen  bleibt  sie 
unter  der  Wirkung  des  Windes  zwerghaft,  kaum  fingerlang,  in  festem, 
dichtem  Humusfilz  steckend.  Weiterhin  in  den  Torfmooren  gedeiht  sie 
häufig  noch  mitten  im  nassen  Spliagnnm  drin.  In  der  norddeutschen 
Heide  nun  bewohnt  sie  im  Gegensatz  hierzu  sanft  geneigte  Ebenen  und 
Hügel  mit  sandigem,  anscheinend  ganz  trockenem  Boden.  Meist  ist 
dieser  mit  einer  dicken  Schicht  von  filzigem  Heidehumus  bedeckt :  darunter 
liegen  die  mageren,  ausgewaschenen  Bleisande,  unter  ihnen  der  Ortstein. 
An  feuchteren  Stellen  nähert  sich  der  Boden  dem  Charakter  des  Moors, 
an  ganz  trockenen  geht  er  in  ein  Sandfeld  über.  —  Diese  Fähigkeit, 
an  Standorten  mit  fast  extremem  Feuchtigkeitsgehalt  zu  gedeihen,  ist 
eine  besondere  Eigentümlichkeit  der  echten  Heidepflanzen.  Bei  ihrer 
Unempfindlichkeit  gegen  große  Nässe  können  sie  aber  ein  völliges  Aus- 
trocknen des  Bodens  nur  kurze  Zeit  ertragen.  Die  eigentlichen  Heide- 
gebiete stehen  trotz  der  scheinbaren  Trockenheit  doch  merklich  unter 
dem  Einfluß  des  feuchten  atlantischen  Klimas,  hier  ist  deshalb  ein  völliges 
oder  mehrfaches  Austrocknen  auch  der  ödesten  Sandfelder  nicht  zu  be- 
fürchten, hier  sehen  wir  die  Heide  in  der  üppigsten  Weise  gedeihen. 
Mehr  nach  dem  Osten  zu,  nach  den  Gegenden  kontinentalen  Klimas, 
ziehen  sich  die  Erikaceen  immer  mehr  in  den  Schutz  der  Wälder  zurück, 
und  dieselben  Standorte,  die  in  der  Lüneburger  Heide  mit  Heide  bedeckt 
sind,  zeigen  im  Osten  nur  steppenartige  Sandfelder.  —  Neben  der  Luft- 


—     LXXV     — 

feuchtigkeit  konnnl  als  zweites  Erfordernis  für  das  Gedeihen  der  Heide- 
pflanzen ein  nährstoffarmes  Substrat,  bei  dessen  Verarbeitung  nach  den 
neuesten  Forschungen  die  Sj'uibiose  mit  Knöllchenbakterien  eine  wesent- 
liche Eolle  spielt.  Sobald  der  Heideboden  gedüngt  wird,  verschwindet 
die  Heidevegetation.  Es  ist  dabei  nicht  nur  die  auf  nährstoffreicheren 
Böden  erwachsende  Konkurrenz  anderer  Pflanzen,  die  eine  Änderung  der 
Flora  bedingt,  sondern  die  Heidepflanzen  sind  tatsächlich  nicht  imstande, 
größere  Nährstoffmengen,  die  für  andere  Pflanzen  noch  gering  erscheinen 
mögen,  zu  verarbeiten,  sie  gehen  unter  den  Erscheinungen  des  Nähr- 
stofiuberschusses  zugrunde.  Ähnlich  ist  ihr  Verhalten  zum  Wasser. 
So  leicht  sie  die  Überspülung  mit  Moorwasser  ertragen,  so  schnell  gehen 
sie  in  dem  nur  wenig  nahrungsreicheren  Bachwasser  zugrunde.  Daher 
das  t3^pische  Bild  in  den  Heidetälern,  z.  B.  an  der  Örtze :  saftgrüne 
Wiesen,  soweit  der  Einfluß  des  Wassers  reicht,  dann  dicht  darauf,  wie 
mit  dem  Messer  abgeschnitten,   die  braune  Heide. 

Wie  gesagt,  ist  die  Crt/Z^rna-Heide  mit  ausschließlicher  Vor- 
herrschaft von  Ccdhina  der  Haupttypus  des  Lüneburger  Heidegebiets, 
der  zu  den  andern  Formationstjq^eu  in  direkter  Beziehung  steht.  An 
Begleitpflanzen  fällt  vor  allen  der  Wachholder  in  die  Augen.  In  der 
ganzen  nördlichen  Heide,  wde  in  der  jütisch-dänischen,  ist  er  außer- 
ordentlich selten,  Jiier  in  der  Binnenheide  im  Gegenteil  sehr  häufig. 
Und  während  er  in  unsern  Mittelgebirgen,  so  auf  den  Keuperhöhen  und 
auf  der  Alb,  seinen  strauchartigen  Charakter  niemals  verleugnet,  wird 
er  in  der  Heide  durchaus  baumartig  und  der  Zypressen  artige  Habitus 
verleiht  den  kahlen  Heideflächen  einen  ganz  eigenen  Reiz.  Stämme  von 
10  bis  15  cm  Durchmesser  sind  keine  Seltenheit,  insbesondere  bei  Lutter- 
loh  sind  berühmte  Gruppen  dieser  Art.  Im  Schutz  des  Wachholders, 
der  von  den  Schafen  weniger  verbissen  wird,  gelingt  es  auch  vielfach 
einzelnen  Forchen  oder  Birken,  zu  stattlichen  Stämmen  heranzuwachsen, 
die  wir  dann  meist  noch  mit  einem  Kranz  von  Wachholderstämmchen 
umringt  finden.  —  Von  einigen  andern  Begleitpflanzen  der  C'a/?;n;r<-Heide 
wird  später  noch  die  Rede  sein,  großenteils  sind  es  Flechten  von  der 
Gattung  Cladonia  und  Gräser,  insbesondere  Sieglingia,  Molinia,  Narclus, 
Weingärtneria.  Zwei  Arten  sind  noch  besonders  zu  nennen :  die  zu  den 
Erikaceen  gehörige  Bärentraube,  Afdostaphylos  officinalis,  und  die  mit 
dem  Buchs  verwandte  Krähenbeere,  Empetrimi  nigrmn.  Die  erstere  ist 
in  den  Heidegebieten  östlich  der  Elbe  eine  charakteristische  Begleit- 
pflanze der  Kiefernwälder,  in  denen  sie  oft  kilometerw^eit  ausschließlich 
den  Boden  bedeckt ;  hier  in  der  Binnenheide  tritt  sie  nur  in  vereinzelten 
Rasen,  aber  immer  gerne  in  Begleitung  der  Forchenbüsche  auf.  ]£m- 
pctrum  nigrmn  hat  Gkäbner  zu  einem  eigenen  Typus  der  Heide  er- 
hoben, zweifelt  aber  selbst  an  der  Berechtigung  dieser  Absonderung. 
Tatsächlich  tritt  Empetrum  im  eigentlichen  Heidegebiet  nur  vereinzelt 
bald  im  Sand,  bald  im  Moor  auf.  Ii*  größeren  reinen  Beständen  da- 
gegen zeigt  sich  die  Krähenbeere  einerseits  an  der  Küste  im  Dünen- 
sande, wo  ich  sie  auf  Amrum  in  großer  Ausdehnung  getroffen  habe, 
anderseits  bedeckt  sie  weite  Strecken  der  Gebirgsmoore  und  ist  z.  B. 
für  die  norwegische  Fjeldlandschaft  außerordentlich  charakteristisch. 


—     LXXVI     — 

Geäbner  unterscheidet  in  der  CaUnna-'Heide  noch  einige  „Fazies", 
indem  Begleitpflanzen  der  Calluna,  die  aber  niclit  zu  den  eigentlichen 
HeidepÜanzen  gehören,  gelegentlich  in  so  großer  Ausdehnung  vorherrschen, 
daß  die  Calhina  selber  für  das  Auge  verschwindet.  Von  den  vier 
„Subtypen",  die  er  anführt,  habe  ich  einen  nicht  beobachten  können, 
der  einen  Übergang  zur  pontischen  Gruppe  darzustellen  scheint :  „  Cal- 
hina mit  Vorherrschen  von  PnlsatiUa.^  Es  handelt  sich  um  die  beiden 
Arten  viügaris  und  pratensis,  die  auf  sonnigen  Hügeln  manchmal  so 
massenhaft  auftreten,  daß  zur  Blütezeit  überhaupt  nichts  anderes  zu 
sehen  ist.  Sehr  hübsch  dagegen  bot  sich  mir  der  zweite  Subtypus : 
., Calluna  mit  Vorherrschen  von  Genisten."  Es  sind  hauptsächlich 
4  Arten  hierbei  beteiligt ;  G.  püosa  und  germanica  zeigen  große  Neigung 
zur  Gesellschaftung  mit  Calluna  insbesondere  auf  trockenen  Hügeln, 
G.  tinctoria  liebt  mehr  die  Waldheide  und  findet  sich  also  nur  in  Be- 
gleitung der  Forchenbüsche  oder  am  Waldrand,  und  G.  anglica  endlich 
braucht  zum  Gedeihen  feuchtere  Standorte  und  nimmt  deshalb  die  Grenze 
von  der  C'a?/M«rt-Heide  zur  Tefra//.r- Heide  ein;  sie  fehlt  ganz  im  östlichen 
Gebiet  der  Heide.  Den  3.  Subtypus  nennt  Geäbnek  „CW?»;m-Heide  mit 
Vorherrschen  von  Solidago  und  Crepis  tedorum^.  Diese  Form  bildet 
einen  Übergang  zur  Dünenheide  und,  besonders  an  der  Ostseeküste,  zur 
echten  Sanddüne.  Für  die  Binnenheide  kommt  nur-  Crepis  tectorum  in 
Betracht,  aber  in  anderer  Beziehung.  Im  Binnenlande  gehören  ja  die 
Crepis-Arten  zu  den  gemeinsten  Ruderal-,  auch  Segetalpflanzen,  so  kommt 
es,  daß  Crepns  tectorum  auf  Heiden  auftritt,  die  durch  häufige  Benützung, 
insbesondere  durch  starke  Beweidung,  eine  Veränderung  erlitten  haben. 
Häufig  stellen  sich  dann  noch  andere  Euderalpflanzen  ein ,  von  denen 
Festuca  ovina,  Hieracium  pilosella,  auch  Tlu/mus  serpullnm  die  häufigsten 
sind.  —  Eine  Stufe  weiter  in  dieser  Richtung  bildet  die  letzte  Fazies: 
„ CV<7?Hiirt-Heide  mit  Vorherrschen  von  niedrigen  Stauden".  Als  Charakter- 
pflanzen erscheinen  hier  insbesondere  Pofenfilla-Xrten  und  Hieracium  pilo- 
sella. Die  Fazies  tritt  in  der  unberührten  Heide  überhaupt  nicht  auf, 
sondern  zeigt  sich  nur  auf  regelmäßig  beweideten  und  kurzgefressenen 
Heiden.  Je  stärker  die  Beweidung  ist,  desto  mehr  gesellt  sich  dazu 
Nardus  stricta,  bis  schließlich  die  Heide  in  eine  reine  Grasheide  über- 
geführt erscheint. 

Dem  Haupttj^pus  der  Ccdluna-Ueiäe  stellt  Gräbxer  einige  andere 
Typen  zur  Seite,  die  ihre  charakteristische  Ausbildung  zwar  nicht  in 
der  eigentlichen  Lüneburger  Heide  zeigen,  die  aber  trotzdem  hier  bei- 
gezogen werden  müssen.  Es  sind  dies  die  Tetralix-Heiäe,  das  Heide- 
moor und  die  Sarothamnus-Heide.  Die  Em2)etnmi-iieide  wurde  ja  oben 
schon  berührt. 

Weit  seltener  als  Calluna  tritt  Erica  tetralix,  die  Glockenheide, 
als  ausschließlich  bestandbildend  auf.  Sie  liebt  durchaus  feuchtere  Stand- 
orte als  Calluna  und  neigt  si(^i  somit  mehr  dem  Heidemoor,  dem 
Spliagnum  zu.  So  treffen  wir  sie  in  der  Binnenheide  zahlreich  in  kleinen 
Polstern  in  den  Mulden  zwischen  der  Calluna,  sobald  die  nötige  Feuchtig- 
keit dort  vorhanden  ist.  Häufig  entstehen  in  ihrem  Schutz  kleine 
Spliagnum-'? o\%iQY,    denen    sie    unter    Umständen    bald    zum    Opfer    fällt. 


—     LXXVII     — 

Doch  ist  sie  auch  auf  den  reinen  Mooren  ständiger  Gast.  Ihre  großen, 
rosaroten  Blüten  erscheinen  schon  Ende  Juni,  also  weit  früher,  als  die 
der  Calhina,  somit  war  ihr  Anteil  an  dem  von  mir  besuchten  Heide- 
gebiet leicht  festzustellen.  Als  Begleiter  findet  sich  meist  auf  den  an- 
moorigen Stellen  Juncus  squarrosus.  auf  den  sandigen  Scirpus  caespifosiis. 
—  Soweit  ihr  Vorkommen  in  der  Lüneburger  Heide;  in  Ostfriesland 
und  Holstein  dagegen  bildet  sie  in  reinem  Bestände  dichte  Teppiche, 
die  sich  z.  B.  zwischen  Husum  und  Rendsburg  zu  beiden  Seiten  der 
Bahnlinie  weithin  ausdehnen.  Der  Boden  ist  dort  stark  humos ,  mit 
einem  festen  Filz  von  Heidehumus  bedeckt,  dessen  Feuchtigkeitsgehalt 
großen  Schw^ankungen  unterliegt.  In  manchen  Jahreszeiten  läßt  er  sich 
auspressen  wie  ein  Schwamm,  dann  wieder  ist  er  ganz  ausgetrocknet. 
Diesem  Umstand  verdankt  die  Tetralh -Heide  ihre  Existenzmöglicheit, 
denn  das  Sphaniium,  das  eine  wiederholte  Austrocknung  nicht  erträgt, 
kann  sie  hier  nicht  bedrohen.  Anderseits  ist  doch  wieder  der  Boden 
zeitweise  durch  den  hohen  Feuchtigkeitsgehalt  so  luftarm,  daß  auch 
Calhina  hier  nicht  üppig  gedeihen  kann. 

Auch  das  Heidemoor  hat  den  Schwerpunkt  seiner  Ausbildung 
nicht  in  der  Lüneburger  Heide,  sondern  mehr  im  Nordwesten  gegen 
Oldenburg  und  Bremen,  woher  ja  der  Name  Worpswede  in  den  letzten 
Jahren  durch  die  dortige  Künstlerkolonie  allgemein  bekannt  geworden 
ist.  Den  Namen  „Heidemoor"  oder  „Moosmoor"  hat  Wakbiing  ein- 
geführt, um  damit  den  früheren  Namen  „Hochmoor"  zu  ersetzen,  der 
immer  wdeder  zu  Verwechslungen  Anlaß  gibt.  Im  Heidemoor  befindet 
sich  stets  in  wechselnder  Menge  das  eigentliche  Torfmoos,  das  Sphagnuni, 
das  in  den  Wiesen-  oder  Grünlandsmooren  fehlt  und  durch  Hi/pmini- 
Arten  ersetzt  wird.  Die  Flora  setzt  sich  vorwiegend  aus  echten  Heide- 
pflanzen zusammen.  Die  aus  der  Oberfläche  ragenden  Bülten  bestehen 
aus  Eriüphonun-,  während  sie  im  Wiesenmoor  vorwiegend  aus  Carex- 
Arten  bestehen.  Im  übrigen  kann  ich  mich  hier  kurz  fassen ,  denn 
unsere  heimischen  Heidemoore  im  Schwarzwald  und  in  Oberschwaben 
zeigen  keinen  wesentlichen  Unterschied  gegenüber  denen  der  Lüneburger 
Heide.  Die  Flora  eines  von  mir  näher  untersuchten  Moores  bei  Baven 
im  Örtzetal  wies  ganz  die  gleichen  Arten  auf,  die  wir  hierzulande  auch 
treffen :  vor  allem  Calhina,  dann  Andromeda,  Ox/icoccos,  Finguicola,  Dro- 
sera rotundifoUa  und  intermedia,  fremd  ist  nur  die  Erica  tetraUx.  Auf 
einem  abgestochenen  und  entwässerten  Teil  des  Moors  zeigte  sich  eine 
dichte  Wildnis  von  Epüobium  arnjustifoUiim  und  Urtica  dioica.  Diese 
höheren  Anspruch  an  den  Nährstoffgehalt  des  Bodens  stellenden  Arten 
scheinen  zunächst  befremdlich  ;  tatsächlich  aber  ist  es  wohl  die  Tätig- 
keit der  bei  der  Torfabfuhr  beschäftigten  Pferde,  die  hier  vorüber- 
gehend segensreich  gewirkt  hat.  Nach  einigen  Jahren  tritt  auch  hier 
die  Heidevegetation  wieder  in  ihre  Rechte.  —  Für  die  Oberfläche  der 
Heidemoore  ist  meist  eine  bestimmte  Halbstrauchart  charakteristisch. 
Im  Osten  des  norddeutschen  Heidegebiets  ist  dies  der  Sumpfporst, 
Ledum  pahistrc,  im  Westen  dagegen  die  Heidemja-te,  Mijrica  gale.  Auch 
in  der  Binnenheide  herrscht  sie  weitaus  vor  gegenüber  der  dritten  Art, 
dem  auch  bei  uns  heimischen    Vaccinium  uhginosum.   —  Außer   den   mit 


-     LXXVIII     — 

Mooren  zusainmeiihängenden  Seen  finden  sich  in  der  Binnenheide  zer- 
streut kleine  Tümpel  mit  klarem  Wasser  im  Sandboden,  ohne  Spuren 
von  Moor  oder  Sphagmmi.  Hier  stellt  sich  dann  eine  ganz  interessante 
Flora  ein:  Sparganinm,  Isoetes,  LHoreüa  und  die  seltene  Lobelia  Dort- 
manna. 

Den  besprochenen  Heideformationen  schließt  sich  als  weiterer 
Typus  an  die  Saro//iaw?.;n«s-Heide.  Der  Besenginster,  Sarothamniis 
scoparius,  in  der  Heide  „Brahni"  genannt,  bildet  oft  ausgedehnte  reine 
Bestände,  nicht  selten  in  dichten,  fast  undurchdringlichen  Massen  weit 
über  Mannshöhe.  Solche  Bilder  sehen  nicht  eigentlich  nach  Heide  aus, 
sie  machen  entschieden  den  Eindruck  einer  Formation  nährstoffreicherer 
Böden.  Die  Lebensbedingungen  des  Sarothaninus  sind  sehr  interessant. 
Denn  im  Gegensatz  zu  allen  andern  Heidepflanzen  geht  er  bei  größerer 
Nährstofifzufuhr  nicht  zugrunde,  sondern  entwickelt  sich  dabei  sehr 
üppig.  Nun  besitzt  er  aber  die  Fähigkeit,  auf  den  ärmsten  Heideböden 
jahrelang  zu  vegetieren  und  als  ganz  niederer  Strauch  zu  wachsen,  bis 
endlich  seine  Wurzeln  in  tiefere,  bessere  Bodenarten  gelangt  sind  und 
er  zu  den  erwähnten  Dickichten  emporschieLien  kann.  Keine  andere 
Heidepflanze,  ausgenommen  Junipents,  vermag,  falls  sie  wirklich  zu 
besseren  Böden  durchdringt,  ihre  Stoffproduktion  dem  anzupassen  und 
umgekehrt  ist  keine  Pflanze  einer  nähi'stoffreicheren  Formation  imstande, 
so  lange  mit  geringer  Nahrung  auszuhalten.  Nun  ist  aber  natürlich 
auch  Sarothaninus  nicht  imstande,  mit  seinen  Wurzeln  den  unter  der 
Heide  sich  hinziehenden  Ortstein  zu  durchbrechen,  und  wo  Sarothamuus 
nicht  bloß  vegetiert,  sondern  sich  gut  entwickelt  hat,  also  überall  in 
der  typischen  Besenginsterheide,  fehlt  tatsächlich  der  Ortstein.  Es 
scheint  ziemlich  sicher,  daß  Sarothamnus  durch  seine  hohe  Stickstoff- 
produktion (dank  den  Knöllchenbakterien ! )  direkt  den  Boden  zu  ver- 
bessern und  die  Bildung  des  Ortsteins  zu  erschweren  vermag.  Daraus 
dürfen  wir  wohl  .auch  Schlüsse  für  die  Verhältnisse  im  württembergischeu 
Schwarzwald  ziehen. 

Damit  sind  die  Typen  der  echten  Heide  geschildert.  Naturgemäß 
sind  die  Grenzen  zwischen  den  einzelnen  Formationen  selten  scharf  aus- 
geprägt, es  finden  sich  Übergänge,  ebenso  auch  zwischen  Heide  und 
den  andern  Vegetationsformen.  Insbesondere  zu  Wald  und  Steppe  führen 
zahlreiche  Formationsbilder.  Gkäbxer  unterscheidet  Grasheiden,  Wald- 
heiden und  heidekrautlose  Sandfelder.  Das  durch  andauerndes  Aus- 
trocknen des  Heidebodens  entstandene  Sandfeld  gehört  dem  Osten  Deutsch- 
lands an,  die  Grasheide  ist  auch  im  Westen  vertreten.  Auf  feuchterem 
Boden  ist  es  besonders  Molinla  coendea,  das  Pfeifengras,  das  oft  weite 
Strecken  wie  ein  kleines  Eöhricht  überzieht,  ganz  ähnlich  wie  es  auf 
den  Streuplätzen  im  Schwarzwald  auftritt.  Eine  zweite  Art,  Triodia 
(Sieglingia)  decumhens,  teilt  den  Standort  mit  Erica  tetralix.  In 
trockeneren  Lagen  setzt  sich  die  Grasheide  aus  CaJamagrostis,  Aira, 
Nardtis  und  Festuca  zusammen. 

Was  nun  die  Wald  hei  de  betrifft,  so  ist  schon  erwähnt,  daß 
die  Heideflora  sich  in  kontinentalem  Klima  in  den  Schutz  des  Waldes 
zurückzieht.     In  lichten  W^aldbeständen  ist  alsdann  die  Bodendecke  aus 


-     LXXIX     — 

Heide-  und  AValdpflanzen  in  wechselndem  Verhältnis  gemischt.  Solche 
Bilder  sind  uns  ja  wohlbekannt,  auf  den  Keuperhöhen  und  im  Schwarz- 
wald ist  dies  die  gewöhnliche  Art  des  Vorkommens  der  Calluna.  Aber 
auch  im  eigentlichen  Heidegebiet  fehlt  die  Waldheide  nicht  ganz,  sei's, 
daß  die  Heide  in  lichtgewordene  alte  Bestände  einwandert ,  oder  daß 
sich  auf  unbenutzten  Heiden  der  Wald  einstellt.  Gträbxer  stellt  die 
Kiefernheide ,  die  ja  auch  bei  uns  insbesondere  in  der  Mischung  mit 
Wach  holder  die  Hauptrolle  spielt,  an  erste  Stelle.  Die  Eichenheide  ist 
mehr  im  jütisch-dänischen  Heidegebiet  heimisch,  die  Birkenheide  ist 
weniger  lokalisiert.  Zum  Begriff  der  echten  Waldheide  —  ob  es  sich 
um  Forchen  oder  um  Laubholz  handelt  —  gehört  aber ,  daß  die  Ge- 
nossenschaft dauernd  ist,  d.  h.  sich  nicht  gegenseitig  verdrängt.  Dies 
mag  bei  den  genannten  Formen  in  vielen  Fällen  zutreffen,  in  der  Regel 
wird  aber  doch  die  Mischung  von  Wald  und  Heide  nicht  ein  friedliches 
Zusammensein  bedeuten,  sondern  einen  Kampf.  Für  Buche  und  Fichte 
gibt  dies  Gräbxer  auch  ohne  weiteres  zu. 

Kehren  wir  noch  einmal  zur  Lüneburger  Heide  zurück  und  sehen 
wir  nach  den  Veränderungen,  denen  sie  gegenwärtig  unterworfen 
ist.  Die  landwirtschaftliche  Nutzung  der  eigentlichen  Heideflächeu  ist 
natürlich  bei  ihrer  Bodenbeschaffenheit  und  der  geringen  Bevölkerungs- 
dichte außerordentlich  gering.  Ein  Anbau  durch  Düngung  oder  Be- 
wässerung ist  nur  in  beschränktem  Maße  möglich.  Neuerdings  haben 
Intensive  Kalidüngungen  mit  darauffolgendem  Lupinenanbau  gute  Er- 
folge gezeitigt,  die  besseren  Lagen  der  seitherigen  Weideflächen  werden 
in  dieser  Weise  kultiviert.  —  Eine  wichtige  Nutzung  ist  der  Plaggen- 
hieb. Der  Heiderilz  wird  alle  4  bis  8  Jahre  mitsamt  der  darauf- 
stehenden Vegetation  in  Fladen  abgestochen.  Die  so  gewonnenen  Plaggen 
dienen  zumeist  als  Stallstreu,  dann  aber  auch  zur  Dachdeckung  für 
Schuppen  und  Ställe.  Im  Winter  werden  sie  um  die  Stallwände  auf- 
geschichtet zur  Warmhaltung  der  Räume.  Die  abgeplaggte  Fläche  be- 
deckt sich  bald  wieder  mit  Heide,  die  etwa  anfliegende  Forchensämlinge 
rasch  verdrängt.  Durch  fortlaufenden  Plaggenhieb  kann  freilich  der 
Boden  auch  so  verarmt  werden,  daß  er  keinen  geschlossenen  Heideteppich 
mehr  zu  bilden  vermag.  —  Ein  weiterer  großer  Teil  der  Heidefläche 
dient  der  Bienenzucht.  Die  Körbe  werden  mitten  in  der  Heide  auf- 
gestellt und  nach  dem  Verblühen  eingeholt.  Nun  ist  aber  die  Calluna 
nur  etw^a  10  bis  12  Jahre  lebenskräftig,  später  läßt  Wachstum  und 
Blüte  nach.  Daher  wird  die  Heide  etwa  alle  10  Jahre  angezündet  und 
abgebrannt,  worauf  sie  sich  durch  Samen  und  Stockausschläge  erneuert. 
Ab  und  zu  wird  auf  den  Kahlflächen  erst  ein  oder  zwei  Jahre  Buch- 
weizen gebaut,  bis  die  geringen  Nährstoffraengen  verbraucht  sind. 

Die  wichtigste  Nutzung  der  Heide  war  bisher  die  Schafzucht. 
Die  weiten  Flächen ,  die  nicht  mehr  beweidet  werden,  bedecken  sich 
bald  mit  jungen  Forchen  und  andern  Waldbäumen.  Es  macht  deshalb 
den  Eindruck,  die  Heide  werde  ganz  von  selbst  zu  Wald,  sobald  die 
Zähne  der  Schafe  nicht  mehr  tätig  seien.  Dem  ist  nun  aber  nicht  so, 
denn  wenn  die  jungen  Pflanzen  auch  den  direkten  Kampf  mit  der  Calluna 
überstehen  und  leidlich  zu  gedeihen  anfangen,   dann  stoßen  sie  erst  auf 


—     LXXX     — 

den  Hauptfeind  des  "Waldes,  auf  den  Ortstein.  In  einer  Tiefe  von  30 
bis  80  cm  zieht  er  sich  fast  lückenlos  unter  der  ganzen  Heide  hin. 
Ohne  seine  Zerstörung-  ist  eine  Bewaldung  der  Heide  unmöglich.  Mit 
dem  vierspännigen  Reolpflug,  vielfach  auch  mit  besonders  konstruiertem 
Dampfpflug  wird  der  Ortstein  meist  streifenweise  zertrümmert,  ehe  die 
Pflanzung  der  Forche  erfolgen  kann.  Allein  die  Klosterkammer  Hannover 
hat  gegen  4000  ha  in  dieser  Weise  kultiviert,  noch  größer  ist  der 
Anteil  des  Provinzialverbands.  In  manchen  Gegenden,  so  bei  Örrel  und 
Lopau,  ist  die  offene  Heide  schon  ganz  verschwunden.  Hauptsächlich 
zwei,  gerade  der  Heide  eigentümliche  Gefahren  drohen  dem  jungen 
Walde.  Die  eine  ist  wieder  der  Ortstein.  Man  hat  schon  die  Erfahrung 
gemacht,  daß  insbesondere  da,  wo  die  Durchbrechung  des  Orts  löcher- 
weise geschah ,  sich  von  den  Seiten  her  der  Ort  neu  bildet  und  die 
Wurzeln  der  Forchen  einschließt,  ehe  sie  durch  die  gefährdete  Schicht 
schon  durchgewachsen  sind.  Die  zweite  Gefahr  ist  die  Vermoorung.  Wir 
haben  gesehen,  daß  in  der  Tetralix-Reiäe  überall  sich  S2)hagmtm-FMnzchen 
finden,  die  aber  durch  öfteres  Austrocknen  an  der  Entfaltung  gehindert 
werden.  Auch  in  der  CaJhom-lleide  sind,  sofern  sie  nicht  allzu  trocken 
ist,  überall  kleine  Spliagniim-TMnzclien  vorhanden,  ganz  unscheinbar 
und  erst  bei  genauem  Nachsehen  zu  entdecken.  Wächst  nun  der  junge 
Wald  empor,  so  genügt  der  geringe  Schutz,  den  er  gegen  austrocknende 
Winde  bietet,  um  Leben  in  die  S2)MgHU)n-'PMnzch.ei\  zu  bringen.  Je 
höher  der  Wald  wächst,  desto  besser  gedeiht  auch  das  Torfmoos. 

So  sind  die  Schwierigkeiten,  die  sich  der  Aufforstung  entgegen- 
stellen, gerade  in  der  Heide  besonders  groß.  Trotzdem  wird  in  nicht 
allzu  ferner  Zeit  Deutschlands  größtes  zusammenhängendes  Waldgebiet 
die  Lüneburger  Heide  sein. 


Sitzung  am  8.   Januar   1906. 

Oberreallehrer  Dr.  E.  Stahlecker  sprach  über  „Beziehungen  der 
Flechten  zum  Untergrund".  Nach  einigen  einleitenden  Worten  über 
den  Aufbau  der  Flechten  und  die  mannigfaltigen  Fragen ,  die  in  der 
Lichenologie  noch  offen  stehen,  kam  der  Redner  auf  die  erstaunliche 
Variabilität,  welche  der  Flechtenthallus  einer  und  derselben  Spezies 
aufweisen  kann.  Diese  Mannigfaltigkeit  ist  hauptsächlich  mitbestimmt 
durch  das  Substrat,  wie  dies  durch  die  grundlegenden  Arbeiten  Fünf- 
STtJCK's  nachgewiesen  wurde.  Man  kann  in  doppeltem  Sinn  von  Be- 
ziehungen der  Flechten  zum  Untergrund  reden:  einmal  von  einer  Be- 
einflussung der  Flechten  durch  die  Beschaffenheit  des  Substrats  und  dann 
von  einer  Einwirkung  der  Flechten  auf  ihr  Substrat. 

In  ersterer  Hinsicht  erleidet  die  Flechte  eine  Beeinflussung  sowohl 
was  die  Art  des  Wachstums  als  auch  was  ihren  anatomischen  Aufljau 
betrifft.  Merkwürdigerweise  hat  aber  die  ph^'sikalische  Beschaffenheit 
des  Untergrunds  nur  ganz  wenig  Einfluß  auf  die  Flechte.  Bei  ge- 
schichteten Gesteinen  zeigt  sich  öfters,  daß  die  Flechte  quer  zur  Schichtung 
gebrochene  Flächen  liebt,  auch  daß  die  Anordnung  ihrer  Früchte  linien- 


—     LXXXI     — 

förmig  der  Schichtung-  folgt,  so  daß  die  Apothecien  auf  den  Schicht- 
wülsten  sitzen  und  die  Schichtfugen  meiden.  Nicht  werden ,  wie  man 
vermuten  könnte,  verwitterte  Gesteinsfiächen  in  erster  Linie  von  Flechten 
besiedelt;  im  Gegenteil  werden  oft  gerade  die  frischesten  Bruchflächen  in 
Angriff  genommen.  Die  strukturellen  Verhältnisse  eines  Gesteinssubstrats 
spielen  keine  Rolle.  Bei  silikatbewohnenden  Flechten  ist  nirgends  ein 
Eindringen  der  Pilzhj'phen  etwa  in  Spaltrissen  des  Glimmers  oder  der- 
gleichen beobachtet.  Dagegen  ist  von  hervorragendem  Einfluß  auf  die 
Flechte  die  chemische  Beschaffenheit  des  Untergrunds.  ■ —  Die  schon 
früher  beobachteten  ölhaltigen,  kugeligen  sogen.  Sphäroidzellen  und  öl- 
haltigen Hyphen  entwickeln  sich ,  wie  Fünfstück  evident  nachgewiesen 
hat,  um  so  reichlicher,  je  reicher  das  Substrat  an  kohlensauren  Salzen 
ist.  Das  Öl  ist  nicht  Reservestoff,  sondern  ein  Exkret,  das  vom  Pilz 
durch  Spaltung  der  Kohlensäure  gebildet  wurde.  —  Die  zunächst  rein 
äußerliche  Unterscheidung  von  Kalk-  und  Silikatflechten  bedeutet  zu- 
gleich eine  weitgehende  anatomische  Differenzierung  der  Krustenflechten. 
Flechten  auf  kalk-  oder  dolomitreicher  Unterlage  erzeugen  einen  voll- 
ständigen endolithischen  Thallus  mit  dürftiger  epilithischer  Kruste.  Die 
Hyphen  dringen  3  und  mehr  Zentimeter  tief  in  das  Gestein  ein.  Die 
Gouidienschicht  ist  verschwindend  gegenüber  dem  gonidienlosen  endo- 
lithischen Hj'phengeflecht.  Bei  silikatreichen  Substraten  dringen  die 
Hyphen  meist  in  das  Substrat  gar  nicht  ein.  Dabei  ist  die  Gonldien- 
schicht  stark  entwickelt  und  übertrifft  die  Hyphenschicht  meist  um  das 
Vielfache.  So  bilden  calcisede  und  silicisede  Krustenflechten  zwei  gegen- 
sätzliche Typen.  Solche  (im  allgemeinen  seltene)  Spezies,  die  von  Kalk 
auf  Silikate  übergehen  und  umgekehrt ,  zeigen  innerhalb  ein  und  der- 
selben Art  die  gleichen  typischen  Gegensätze.  Exakte  chemische  AnalySen 
verschiedener  Substrate  von  gleichen  Flechtenspezies  haben  ergeben,  daß 
ein  Gehalt  an  Ca  C  O3  den  Typus  der  Kalkflechten  erzeugt ,  und  zwar 
in  mehr  oder  weniger  ausgesprochener  Weise,  je  nach  der  proportionalen 
Menge  von  Ca  C  O3.  Allein  auch  karbonatfreie  Unterlagen  bringen  unter 
sich  verschiedene  Thalli  gleicher  Spezies  hervor.  Die  Summe  der  basischen 
Bestandteile  (Fe  0,  Fe^  0^,  CaO,  Mg  0,  Na^  0,  Kg  0)  fördert  das  Hyphen- 
wachstum  gegenüber  der  Gouidienschicht,  wobei  Kalke  und  Magnesia  als 
die  wichtigsten  Faktoren  anzusehen  sind.  Dabei  sind  die  Gonidien  auf 
saurer  Grundlage  durchweg  größer  als  auf  basischer  oft  mit  5 — lOfacher 
linearer  Ausdehnung.  —  Das  Wachstum  der  Flechten  wird  aber  außer 
durch  das  Substrat  noch  durch  die  durch  die  Luft  in  Form  von  Staub 
zugefiihrten  mineralischen  Nährstoffe   mitbedingt. 

Ähnlich  wie  der  anatomische  Aufbau,  hängt  auch  die  Wachstums- 
weise des  Thallus  von  der  sauren  oder  basischen  Beschaffenheit  des 
Untergrundes  ab.  Auf  basischer  Grundlage  geht  das  Wachstum  viel 
rascher  vor  sich  als  auf  saurer.  Doch  wird  saurer  Grund,  auch  reiner 
Quarz,  schließlich  durch  eine  eigene  Art  von  Hyphen  bewältigt,  die,  von 
einem  Mutterthallus  ausgehend  und  den  Quarz  korrodierend,  zunächst  noch 
vom  Mutterthallus  ernährt  werden ,  dann  schließlich  zur  Bildung  neuer 
Thalli  führen. 

Diese  Korrosion  des  Quarzes  zeigt,    daß  auch  das  Substrat  unter 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  NatUEkunde  in  Württ.  1906.  f 


—     LXXXII     — 

dem  Einfluß  der  Flechte  leidet.  Es  findet  so  durch  die  Flechte  eine 
Aufbereitung'  und  Zersetzung  auch  des  frischesten  Quarzes  statt.  So 
leiten  die  Flechten  die  Verwitterung  ein  und  beginnen  die  Huniifizierung 
auch  der  schwer  zersetzlichen  Silikate,  die  durchaus  nicht  durch  Ver- 
witterung vorher  erschlossen  sein  müssen.  Kalke  und  Dolomite  zersetzen 
sie  tief  hinein  und  schaffen  durch  ihre  Fettabscheidung  organische  Ver- 
bindungen. Sie  wirken  demnach  als  geologische  Agentien  und  zugleich 
als  Bildner  organischer  Stoife.  Darin  liegt  ihre  Bedeutung  im  Haushalt 
der  Natur,  die  um  so  größer  erscheint,  wenn  man  ihre  lange  Lebens- 
dauer ,  ihre  zahlreichen  Fortpflanzungsmöglichkeiten ,  ihre  Widerstands- 
fähigkeit gegen  atmosphärische  und  klimatische  Einflüsse  und  ihre 
empfindliche  Reaktionsfähigkeit  gegen  die  chemische  Beschaffenheit  des 
Untergrunds  in  Betracht  zieht,  die  zugleich  eine  ebenso  große  Anpassungs- 
fähigkeit an    alle   möglichen  Lebensbedingungen   bedeutet. 

(Stahlecker,  j 
Nach  dem  Vortrag   legte  Prof.  Dr.  Klunzinger   einen    von    dem 
sterilen    Mycel    einer    Cordi/ceps-Art    (wahrscheinlich    C.  SpMngum    Tul.) 
inkrustierten  toten  Schmetterling  vor,  den  R.  Bosch  an  einem  bemoosten 
Felsen  im  Rauhmüuzachtal  gefunden  hatte. 


Sitzung  am   12.  Februar   1906. 

Prof.  Dr.  Ernst  Müller  sprach  über  „Die  Architektur  der 
Knochen".  Dabei  wurde  besonders  der  eigentümliche  Bau  des  oberen 
Endes  des  menschlichen  Oberschenkelknochens  an  der  Hand  von  schema- 
tischen  Zeichnungen  und  aus  dem  Knochen  herausgesägten  Scheiben  ein- 
gehend besprochen.  Das  spongiöse  Gewebe,  das  diesen  Knochenteil 
zusammensetzt,  besteht  aus  Gruppen  von  Knochenbalken,  die  als  Trajek- 
torien  gegen  die  Druck-,  Zug-  und  Schubspannungen  funktionieren  und 
in  der  Hauptsache  so  angeordnet  sind,  wie  wenn  ein  Techniker  die 
Konstruktion  entworfen  hätte. 

Es  lassen  sich  hauptsächlich  3  Systeme  von  Bälkchen  unterscheiden. 
Die  erste  Gruppe  geht  von  der  kompakten  Substanz  am  inneren  Um- 
fang des  Schaftes  aus,  durchsetzt  den  Schenkelhals  nach  innen  und  oben 
und  endigt  am  inneren  und  oberen  Umfang  des  Gelenkkopfes.  Dieses 
System  ist  das  am  deutlichsten  ausgebildete;  es  ist  dem  Menschen  eigen- 
tümlich, fehlt  auch  den  anthropoiden  Affen  und  hängt  mit  der  aufrechten 
Haltung  des  Menschen  zusammen.  —  Das  zweite  .System  steigt  von  der 
Außenseite  des  Oberschenkels  auf  und  zieht  in  einem  nach  oben  und 
außen  konvexen  Bogen  nach  dem  oberen  Umfang  des  Schenkelhalses, 
durchsetzt  das  erste  System  und  endigt  am  inneren  und  unteren  Umfang 
des  Gelenkkopfes.  —  Das  dritte  System  löst  sich  aus  der  Compacta  des 
inneren  Umfangs  unterhalb  des  ersten  ab  und  wendet  sich  ili  einem 
nach  oben  konvexen  Bogen  nach  außen  und  oben,  durchsetzt  das  zweite 
System,  endigt  teilweise  in  ihm,  teilweise  setzen  sich  die  Bälkchen  im 
Trochanter  fest. 


—     LXXXIII     — 

Das  obere  Ende  des  Oberschenkels  stellt  einen  gekrüniniten  Balken 
dar,  der  durch  das  Körpergewicht  von  oben  her  so  belastet  wird,  daß 
seine  Krümmung-  durch  die  Last  noch  vermehrt  zu  werden  droht.  Es 
kommt  dabei  zu  denselben  Spannungen ,  wie  sie  auch  an  einem  toten 
Balken  unter  denselben  Verhältnissen  stattfinden,  d.  h.  Druckspannung 
au  der  konkaven,  Zug  an  der  konvexen  Seite  und  Schubspannung  parallel 
der  Längsachse  des  Balkens.  Die  Spannung  ist  nicht  in  allen  Teilen 
des  Balkens  gleich  groß;  es  genügt  daher  auch,  wenn  nur  an  denjenigen 
Stellen,  wo  Spannung  herrscht,  Knochenmaterial  angehäuft  ist.  Es  wird 
dadurcli  ein  leichterer  Bau  des  Knochens  ermöglicht;  der  kompakte 
Knochen  kann  durch  den  schwammigen  ersetzt  werden ,  wenn  dessen 
Bälkchen  so  angeordnet  sind,  daß  sie  den  verschiedenen  Spannungen 
je  nach  ihrer  Stärke  entsprechen.  Das  ist  nun  am  oberen  Oberschenkel- 
ende in  der  Tat  der  Fall.  Die  Druckspannung  wird  durch  das  erste 
der  genannten  Systeme  ausgeglichen,  die  Zugspannung  durch  das  zweite, 
die  Schubspannung  aber  durch  das  dritte  in  Gemeinschaft  mit  den  beiden 
ersten,  die  besonders  durch  ihre  gegenseitige  rechtwinklige  Durchkreuzung 
dem  Schub  zu  widerstehen  geeignet  sind. 

Der  Schaft  des  Oberschenkels  ist  eine  annähernd  gerade  Säule, 
die  in  der  Hauptsache  in  ihrer  Längsrichtung  belastet  wird.  Da  aber 
das  Körpergewicht  durch  den  exzentrisch  angesetzten  Schenkelhals  an- 
greift ,  so  kommt  ein  Biegungsmoment  hinzu ,  das  den  Schaft  nach  der 
Außenseite  zu  biegen  strebt.  Ist  der  Knochen  zu  w^eich  (Rachitis) ,  so 
kommt  es  in  der  Tat  auch  zu  einer  Biegung,  die  verschieden  ausfällt, 
je  nach  dem  der  Unterschenkelknochen  hart  oder  auch  erweicht  ist.  Im 
letzteren  Fall  biegt  sich  auch  der  Unterschenkel  nach  außen ,  und  es 
entstehen  so  die  0-Beine  der  Kinder.  Ist  dagegen  der  Unterschenkel 
fest,  so  verhält  sich  der  Oberschenkel  in  Anbetracht  der  unnachgiebigen 
seitlichen  Bänder  des  Knies  wie  ein  im  Boden  festgeklemmter  Stab,  der 
durch  exzentrischen  Druck  von  oben  belastet  wird;  er  macht  eine 
S-förmige  Krümmung ,  in  den  oberen  Partien  nach  außen  und  in  den 
unteren  nach  einwärts  konvex.  Die  Kniegelenkslinie  bekommt  dadurch 
eine  Richtung  nach  außen,  und  es  entsteht  so  das  rachitische  X-Bein  der 
Kinder. 

Dabei  ist  der  Knochen  von  Muskeln  umgeben,  die  seine  Biegungs- 
festigkeit erhöhen,  indem  sie  wie  die  Züge  in  der  Lichtung  eines  Ge- 
wölbes bei  zu  schwachem  Widerlager  ausgespannt  sind.  Die  Architektur 
des  Knochens  ist  den  statischen  Verhältnissen  angepaßt  und  wird  auch 
durch  sie  reguliert ;  denn  wenn  die  Belastungsverhältnisse  sich  ändern, 
wie  das  nach  schief  geheilten  Beinbrüchen  oder  nach  Verkrümmungen 
der  Knochen  aus  krankhaften  Ursachen  vorkommt,  so  ändert  sich  auch 
der  innere  Bau,  und  anderseits  magert  der  Knochen  ab,  wenn  er  nicht 
belastet  wird.  Eine  solche  Anpassung  der  Gewebe  an  die  Funktion  kommt 
auch  vor  bei  den  Sehnen,  den  Muskeln  des  Skeletts  und  der  inneren 
Organe  und  anderen  Körperteilen.  Auch  das  Stützgewebe  der  Pflanzen 
wird  kräftiger,  wenn  es  größeren  Belastungen,  z.  B.  durch  Winddruck, 
ausgesetzt  ist. 

Die  eigentümliche  Struktur  der  Spongiosa  läßt  sich  nicht  —  wie 

f* 


-     LXXXIV     - 

Pauly  will  —  gegen  die  DAKwiN'sclie  Theorie  verwenden,  denn  sie  ist 
eine  nützliche  Einrichtung.  —  Wohl  aber  spricht  ihre  Veränderlichkeit 
bei  veränderten  Belastungsverhältnissen  im  Leben  des  Individuums  sehr 
zugunsten  des  Einflusses  der  Funktion  auf  die  Entstehung  der  Form  in 
der  Phylogenie  im  Sinne  der  LAMAECK'schen  Lehre.  (E.  Müller.) 

In  der  sich  an  den  beifälligst  aufgenommenen  Vortrag  anschließen- 
den Erörterung  wies  Geh.  Hofrat  Dr.  E.  Balz  unter  Anführung  mehr- 
facher Beobachtungen  aus  seiner  Praxis  darauf  hin,  daß  man  vielfach 
die  Wirkung  der  Funktion  auf  die  Architektur  überschätze.  Knochen- 
atrophien  seien  in  vielen  Fällen  Folgen  von  Ernährungsstörungen,  und 
X-  und  0-Beine  stellen  sich  nicht  bloß  infolge  von  Rachitis ,  sondern 
auch  von  starker  Inanspruchnahme  der  lluskulatur  ein.  Prof.  Dr.  Hacker 
wies  darauf  hin,  daß  bei  den  Anthropoiden  die  Trajektorien  nicht  so 
regelmäßig  ausgebildet  seien  wie  beim  Menschen,  was  auf  die  vielseitigere 
Inanspruchnahme  bei  jenen  zurückzuführen  sei.  Histogenetisch  sei  über 
die  Entstehung  der  Spongiosastruktur  noch  so  gut  wie  nichts  bekannt. 
Auch  die  bekannten  „Kunstformen  der  Natur"  bei  niederen  Tieren 
(Radiolarien  etc.)  haben  mechanische  Bedeutung. 


Sitzung  am   12,  März   1906. 

Obermedizinalrat  Dr.  E.  Sclieiirleii  sprach  über  ,.Klima, 
Witterung  und  Krankheit". 

Einleitend  wies  der  Redner  darauf  hin,  daß  das  Gefühl  der  Ab- 
hängigkeit von  den  äußeren  Verhältnissen  dem  Menschen  auch  die  Über- 
zeugung beibringen  mußte,  von  den  Schwankungen  der  Atmosphäre  ab- 
hängig zu  sein.  Hierin  unterstützte  ihn  die  Beobachtung  der  Tierwelt, 
die  meist  au  bestimmte  Klimazonen  gebunden  ist.  Dem  gegenüber  ist  zu 
bemerken,  daß  der  Mensch  über  die  ganze  Erde  verbreitet  ist  und  daher 
offenbar  Jedem  Klima  und  jeder  Witterung  zu  trotzen  vermag.  Nur 
eine  Reihe  von  Infektionskrankheiten  scheint  nach  alter  Erfahrung  durch 
Witterung  und  Klima  hervorgerufen  bezw.  befördert  zu  werden.  Der 
Einfluß  der  Witterung  kann  erstens  den  Menschen  selbst ,  zweitens  die 
Erreger  der  Infektionskrankheiten  und  drittens  deren  Zwischenwirte,  so- 
weit sie  vorhanden  sind,  wie  die  Schnaken  und  Zecken  bei  Malaria, 
Gelbfieber  und  Rückfallfieber  betreffen.  Die  meteorologischen  Faktoren, 
welche  die  Witterung  bedingen,  sind  die  Lufttemperatur,  die  Feuchtig- 
keit und  die  Niederschläge ,  die  Luftbewegung ,  der  Luftdruck  und  das 
Licht,  gewöhnlich  gemessen  als  Sonnenscheindauer.  Der  Lufttemperatur 
wird  der  meiste  Einfluß  auf  den  menschlichen  Körper  zugeschrieben ;  sie 
führt  in  ihren  exzessiven  Graden  zu  Hitzschlag  und  Erfrierungstod. 
Doch  kann  der  Mensch  große  Schwankungen  infolge  seiner  ausgezeichneten 
Wärmeregulation  aushalten.  Trotzdem  spielt  die  „Erkältung",  die 
wissenschaftlich  und  meist  auch  praktisch  gar  nicht  genau  bestimmt 
werden  kann,  in  der  Erklärung  des  Zustandekommens  von  Infektions- 
krankheiten eine  große  Rolle,  Eine  plötzliche  Abkühlung  kann  örtliche 
Blutleere   mit  nachfolgender  Blutfülle ,  Muskelzusammenziehungen ,    auch 


-     LXXXV     — 

Neuralgien ,  aber  höchstens  bei  ganz  seltenem  Zufall  eine  Infektions- 
krankheit zustande  bringen.  Für  das  Zustandekommen  einer  Epidemie, 
auch  einer  Intiuenzaepidemie ,  wofür  sie  wohl  am  häutigsten  ins  Feld 
geführt  wird,  ist  sie  ohne  jede  Bedeutung.  Diese  Heranziehung  der 
Erkältung  als  Krankheitsursache  wird  verschwinden,  sobald  die  All- 
gemeinheit besser  über  die  Wege  der  Ansteckung,  sowie  über  die 
Infektionskrankheiten  selbst  aufgeklärt  sein  wird.  Auch  die  oft  er- 
wähnte Bedeutung  des  „kalten  Trunks"  ist  auf  die  Erleichterung  der 
Ansteckung  im  Durstzustand  bei  leerem  Magen  zurückzuführen.  Die 
übrigen  meteorologischen  Faktoren,  Feuchtigkeit,  Druck  etc.  haben  auf 
den  Menschen  gleichfalls  keinen  nennenswerten  krankheitserregenden 
Einfluß,  so  daß  gesagt  werden  kann,  daß  die  direkte  ^Yirkung  der 
Witterung  auf  den  Menschen  in  der  genannten  Beziehung  ohne  Bedeutung 
ist.  Daß  jedoch  der  Genuß  der  frischen  Luft,  also  eine  günstige 
Witterung,  den  Stoffwechsel  und  die  Arbeitsfreudigkeit  ei'höht,  soll 
nicht  unerwähnt  sein.  Auf  die  Verbreitung  und  das  Absterben  der 
Krankheitserreger  kann  die  Witterung  von  Einfluß  sein,  da  sie  gegen 
Trockenheit  und  Licht  sehr  empfindlich  sind,  während  in  feuchtem  Zu- 
stand und  bei  Lichtabschluß  sie  länger  zu  leben  vermögen.  Nieder- 
schläge können  sie  verbreiten  und  abschwemmen.  Mit  dieser  Auffassung, 
daß  bezüglich  der  Entstehung  der  Infektionskrankheiten  die  Witterung 
ohne  Einfluß  auf  den  Menschen  selbst  ist,  dagegen  zur  Verbreitung  der 
Krankheitserreger  beitragen  kann,  stimmt  auch  das  Ergebnis  der  Statistik 
überein.  Die  im  allgemeinen  ziemlich  gleichmäßig  über  das  Jahr  ver- 
laufende Sterblichkeitskurve  zeigt  eine  Erhöhung  im  Winter  (Februar 
und  März)  und  eine  im  Sommer  (August  und  September).  Die  letztere 
ist  bedingt  durch  die  Darmkrankheiten  insbesondere  der  Säuglinge,  die 
in  der  Hauptsache  auf  die  Zersetzung  der  Nahrungsmittel  in  der  Sommer- 
wärme durch  Bakterien  zurückzuführen  ist.  Die  Winterakme  verdankt 
ihre  Entstehung  einer  erhöhten  Sterblichkeit  an  Tuberkulose,  Diphtherie, 
Lungenentzündung  u.  a.  m.  Diese  ist  zu  erklären  durch  die  erheblich  bessere 
Infektionsgelegenheit  in  den  geheizten  Wohn-  und  Arbeitsräumen  und 
durch  die  häufigere  Entbehrung  der  anregenden  Wirkung  der  frischen 
unverdorbenen  Luft.  Die  Wirkung  der  Witterung  auf  den  erkrankten 
Menschen  ist  anders  zu  beurteilen  als  die  auf  den  gesunden.  Bewegte 
kalte  Luft  z.  B.  wirkt  auf  den  erkrankten  Atmungsapparat  als  Reiz 
und  last  ihn  nicht  gesunden ,  so  bei  Katarrh  und  Tuberkulose.  Daher 
wird  bei  Erstellung  der  Krankenhäuser  stets  auf  die  Witterun gs Verhält- 
nisse Rücksicht  genommen,  auch  um  ihnen  die  natürlichen  Heilfaktoren, 
insbesondere  das  Licht,  in  ausgiebiger  Weise  zur  Verfügung  zu  stellen. 

(Scheurlen.) 
In  der  sich  anschließenden  lebhaften  Erörterung  wurde  nament- 
lich die  Frage  eingehend  behandelt ,  ob  nicht  auch  der  Staub ,  ins- 
besondere der  Straßenstaub,  als  Erreger  bezw.  Vermittler  von  Krank- 
heiten anzusehen  ist.  Im  Gegensatz  zu  einer  Reihe  von  Rednern, 
insbesondere  mehreren  praktischen  Ärzten,  die  diese  Frage  bejahten 
und  sogar  den  Satz  aufstellten,  der  Stuttgarter  Arzt  lebe  vom  Staub 
und  würde  bei   durchgehender  Pflasterung  der  Straßen   eine  wesentliche 


—  LXXXYI     — 

Eiuscliränkung-   seiner  Praxis  erfahren,    sprachen    sich    der  Vortragende 

nnd  Medizinalrat  Dr.   Walz  gegen   die  Allgemeinrichtigkeit  dieser  An- 
schaming  ans. 


Sitzung  am  9.  April   1906. 

Prof.  Dr.  A.  Sauer  sprach  über  die  Vervollkommnung  der  geo- 
logischen Spezialaufnahmen  und  ihre  kulturelle  Bedeutung 
und  erläuterte  dieselben  an  dem  nunmehr  fertiggestellten  ersten  Blatt 
(Freudenstadt)  der  neuen  geognostischen  Spezialkarte  von  Württem- 
berg im  Maßstab  1  :  25  000.  Die  geologische  Kartographie  ist,  wie  die 
geologische  Wissenschaft  überhaupt,  auf  deutschem  Boden  erwachsen  und 
hat  an  dem  glänzenden  Aufschwung,  den  diese  in  den  letzten  5  Jahr- 
zehnten erfahren  hat,  stetig  teilgenommen.  Die  ersten,  ältesten  Karten 
ließen,  dem  unentwickelten  Stand  der  Wissenschaft  entsprechend,  noch 
viel  zu  wünschen  übrig;  insbesondere  ist  es  für  sie  bezeichnend,  daß 
gewisse  jüngere  Formationen ,  namentlich  die  diluvialen  Ablagerungen, 
auf  ihnen  gar  nicht  berücksichtigt  wurden,  daß  sie  sogen,  abgedeckte 
Karten  darstellten.  Im  Gegensatz  hierzu  betont  die  moderne  geologische 
Kartierung  die  gleichmäßige  Berücksichtigung  aller  an  der  Oberfläche 
vorhandenen  Formationen  und  Ablagerungen.  Einen  vollständigen  Um- 
schwung in  dieser  Richtung  bedeutet  das  Vorgehen  Preußens,  sein  großes 
Gebiet  im  Maßstab  1:25  000  zu  kartieren.  Bis  dahin  war  unstreitig 
Württemberg  vorbildlich  gewesen,  dessen  topographische  Karte  1  :  50  000 
jedoch  infolge  der  Darstellung  des  Terrains  durch  Gebirgsschraffierung 
statt  durch  Höhenkurven  keine  volle  Ausnützung  des  Maßstabes  ge- 
stattete. In  die  Zeit  nun,  als  Preußen  seine  geologische  Landesanstalt 
einrichtete  (1873),  fällt  auch  die  genaue  Erforschung  der  Dilüvial- 
formationen,  die,  ein  Areal  von  etwa  2  Mill.  qkm  im  Bereich  der  nörd- 
lichen Hemisphäre  einnehmend,  in  ihrer  großen  Bedeutung  als  Zeugen 
jener  Vorgänge  erkannt  wurden,  die  man  als  Eiszeit  zusammenfaßt.  Der 
Umstand,  daß  dieses  Gebiet  von  intensiver  landwirtschaftlicher  Kultur 
bedeckt  ist,  gab  Veranlassung  dazu,  die  diluvialen  Formationen  ein- 
gehend zu  untersuchen  und  dabei  ihre  weitgehende  Gliederung  kennen 
zu  lernen.  Das  Studium  der  Bodenprolile  und  ihre  Übertragung  in  die 
Fläche  leitete  die  richtige  Erkenntnis  der  Bodenverhältnisse,  insbesondere 
die  Bedeutung  des  Untergrunds  für  den  Boden  in  die  Wege.  Die  bei 
der  Kartierung  dieser  agronomischen  Verhältnisse  in  Preußen  angewandte, 
wohl  ausgezeichnet  durchdachte ,  aber  etwas  komplizierte  Sj'mbolik  für 
die  physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  des  Bodens  wurde  mit 
einigen  Vereinfachungen  auch  in  Sachsen  und  noch  mehr  in  Baden  zur 
Anwendung  gebracht.  Auf  Württemberg  war  sie  jedoch  aus  verschie- 
denen näher  dargelegten  Gründen  nicht  übertragbar  und  Redner  zeigte 
nun  eingeliend,  in  welcher  AVeise  er  es  verstanden  hat,  unter  Berück- 
sichtigung aller  Anforderungen  der  modernen  geologischen  Kartierung 
auch  auf  der  neuen  württembergischen  Spezialkarte  nicht  nur  die  an- 
stehenden und  vom  Boden  bedeckten   geologischen  Formationen,  sondern 


—     LXXXVII     — 

auch  die  Bodendecke  selbst  nach  Entstehung,  Mächtigkeit,  physikalischen 
und  hervorragenden,  für  den  Pflanzenbau  besonders  wichtigen  chemischen 
Eigenschaften  zur  Darstellung  zu  bringen  und  die  Karte  durch  eine 
ausführliche  und  zweckmäßig  gegliederte,  die  Ansprüche  sowohl  des  Ge- 
lehrten wie  des  Laien  und  Praktikers  berücksichtigende  Legende  für 
jede  Kategorie  von  Interessenten,  insbesondere  auch  für  den  praktischen 
Landwirt  und  Forstmann  verständlich  und  zugänglich  zu  machen.  So 
bedeutet  das  Blatt  Freudenstadt  nicht  nur  einen  Fortschritt  der  geo- 
logischen Kartierung  überhaupt,  es  läßt  auch  die  hohe  volkswirtschaft- 
liche Bedeutung  dieser  neuen  geologischen  Spezialaufnahme  klar  er- 
kennen. (E.) 


Sitzung   am   14.  Mai   1906. 

Zunächst  sprach  Prof.  Dr.  Hugo  Kaiiffinaim  über  Licht  und 
Farbe.  Die  Lichterzeugung  kann  zweierlei  Art  sein;  entweder  beruht 
sie  auf  einem  Glühleuchten  oder  auf  einem  Lumineszenzleuchten.  Das 
Glühleuchten  ist  die  uns  vertrautere  und  bekanntere  Erscheinung,  die 
uns  an  allen  stark  erhitzten  Körpern  entgegentritt.  Die  Lichtentwicklung 
glühender  Körper  ist  lediglich  physikalischer  Natur.  Alle  Körper 
strahlen  Energie  aus ,  und  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ist  eine 
Wärmestrahlung  vorhanden,  eine  Strahlenart,  die  zwar  noch  nicht  unseren 
Gesichtssinn,  wohl  aber  unseren  Gefühlssinn  zu  erregen  vermag  und  in 
letzterem  dann  das  Gefühl  der  Wärme  hervorrufen  kann.  Bei  hohen 
Temperaturen  treten  noch  Lichtstrahlen  hinzu,  zunächst  rote ;  die  Körper 
zeigen  dann  die  Erscheinung  der  Rotglut.  Bei  noch  höherem  Hitzegrade 
entstehen  auch  gelbe  Strahlen;  die  Körper  sind  gelbglühend.  Endlich 
bilden  sich  Strahlen  in  allen  möglichen  Farben  und  die  Körper  sind  in 
Weißglut.  Man  kann  also  aus  der  Farbe  der  Glut  auf  die  Temperatur 
schließen,  und  man  hat,  ausgehend  von  diesen  Überlegungen,  zwecks 
genauerer  Hitzemessungen  die  optischen  Pyrometer  konstruiert.  Die 
Chemie  ist  bei  allen  diesen  Beleuchtungsarten  insofern  sehr  weitgehend 
beteiligt ,  als  sie  das  Glühmaterial  zunächst  aufzufinden  und  dann  in 
großen  Mengen  zu  beschaffen  hat. 

Das  Lumineszenzleuchten  ist  im  Gegensatz  zum  Glühleuchten 
keineswegs  an  das  Herrschen  einer  hohen  Temperatur  geknüpft  und 
stellt  sich  sehr  häufig  schon  in  der  Kälte  ein.  Das  Lumineszenzlicht 
zeigt  im  Spektralapparat  zumeist  kein  beim  Rot  beginnendes  kontinuier- 
liches Farbenbild,  sondern  einzelne  farbige  Linien  oder  Streifen,  sehr 
oft  auch  schmälere  oder  breitere  Banden.  Die  lumineszenzfähigen 
Körper  sind  einzuteilen  in  Selbststrahler  und  in  solche,  die  zur  Licht- 
erregung der  Zufuhr  irgend  einer  Energieart  bedürfen.  Die  Selbst- 
strahler sind  nur  in  geringer  Anzahl  bekannt  und  zeichnen  sich  alle 
durch  die  Erscheinung  der  Radioaktivität  aus;  am  besten  studiert  sind 
in  dieser  Hinsicht  die  Radiumpräparate,  die  jahraus,  jahrein  ununter- 
brochen und  ganz  von  selbst  leuchten.  Die  zweite  Art  der  lumineszenz- 
fähigen Körper  strahlt  für  gewöhnlich  kein  Licht  aus,  kann  aber  diese 


—     LXXXVIII     — 

Eigenschaft  auf  verschiedenen  Wegen  gewinnen  Häutig  stellt  sich  das 
Leuchten  ein,  wenn  die  Körper  zerdrückt  oder  zerstampft  werden ;  dies 
trifft  z.  B.  beim  Urannitrat  zu ,  das  beim  Zerbrechen  in  grünlichem 
Lichte  erstrahlt.  Auch  chemische  Vorgänge  können  Leuchten  bewirken, 
so  die  Oxydation  des  Phosphors ;  das  Leuchten  von  Bakterien  und 
Käfern  ist  gleichfalls  auf  chemische  Prozesse  zurückzuführen.  Wohl  be- 
kannt sind  die  Lichterscheinungen,  die  sich  bei  der  Einwirkung  von 
Röntgen-,  Kathoden-  und  Radiumstrahlen  bemerkbar  machen,  etwa  beim 
Baryumplatincyanür  und  bei  der  Sidot-Zinkblende!  Neuerdings  ist  eine 
aus  Mexiko  stammende  Blende,  der  Sphalerit,  als  ein  sehr  leuchtfähiges 
Mineral  erkannt  worden.  Um  ein  Lumineszenzleuchten  handelt  es  sich 
ferner  bei  der  Phosphoi'eszenz  und  der  Fluoreszenz ;  beide  Erscheinungen 
werden  durch  auffallende  Lichtstrahlen  wachgerufen ,  das  ausgestrahlte 
Licht  ist  jedoch  von  anderer  Farbe  als  das  auffallende.  Die  sogen. 
Leuchtfarben  sind  chemische  Präparate,  die  imstande  sind,  Sonnenlicht 
aufzuschlucken,  es  einige  Zeit  in  veränderter  Form  zurückzuhalten  und 
nachher  andersfarbig,  besonders  leicht  sichtbar  bei  Nacht,  wieder  aus- 
zustrahlen. Während  die  Phosphoreszenz  oft  noch  stundenlang  nach 
der  Belichtung  erkennbar  ist,  besteht  die  Fluoreszenz  nur  im  Augen- 
blicke des  Einwirkens  des  äußeren  Lichtes  und  hört  mit  der  Beseitigung 
desselben  sofort  auf.  Ungefärbte  Stoffe  fluoreszieren  in  der  Regel  violett 
bis  blau,  gelbe  oder  rote  Substanzen  tun  dies  mit  grüner  bis  gelber 
Farbe.  Zwischen  chemischer  Zusammensetzung  und  Fluoreszenzvermögen 
der  Stoffe  haben  sich  bestimmte  Gesetzmäßigkeiten  ergeben,  die  mit  dem 
Aufbau  der  Moleküle  aus  den  Atomen  innig  verwachsen  sind. 

Auch  in  der  Hitze  kann  Lumineszenzleuchten  bestehen.  Als  ein 
solches  Leuchten  sind  z.  B.  die  Färbungen  zu  deuten,  welche  Flammen 
beim  Eintauchen  von  Metallsalzen  annehmen  und  welche  zum  spektral- 
analytischen Nachweis  der  Metalle  dienen.  Desgleichen  sind  anzuführen 
die  blauen  Flammen  des  verbrennenden  Kohlenoxyds  und  des  verbrennen- 
den Schwefels,  und  ferner  die  rote  Flamme  des  Cyans.  Von  praktischer 
Bedeutung  ist  das  Verhalten  des  Quecksilberdampfes,  der,  wenn  er  von 
einem  elektrischen  Strom  durchflössen  wird,  ein  intensives,  grelles  Licht 
aussendet. 

Die  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes  sind  sehr  zahlreich, 
hängen  aber  in  erster  Linie  von  der  Farbe  des  zu  zersetzenden  Körpers 
ab,  da  nur  solche  Strahlen  wirksam  sind,  die  vom  Körper  verschluckt 
oder  absorbiert  werden.  Die  Farbe  ihrerseits  steht  in  innigster  Be- 
ziehung zur  chemischen  Zusammensetzung  der  Körper  und  in  vielen 
Fällen  vermag  man  die  Gesetze ,  welche  zwischen  der  Farbe  der  Stoffe 
und  dem  Bau  ihrer  Moleküle  herrschen,  zu  überschauen.  Das  eigent- 
liche Feld  der  Lichtwirkungen  liegt  auf  dem  Gebiete  der  Photo chemie, 
deren  wichtigster  Zweig  die  Photographie  ist.  Die  verschiedenen  photo- 
graphischen Verfahren,  ferner  das  Sensibilisieren  der  photographischen 
Platte,  welches  Aufnahmen  auch  von  gelben  und  roten  Bildern  gestattet, 
des  weiteren  die  zahlreichen  Kopier-  und  Lichtpausverfahren  und  end- 
lich das  Verblassen  und  Ausbleichen  der  Farbstoffe,  dies  alles  gehört 
zur  Photochemie.     Um    photochemische  Vorgänge    handelt    es   sich  aber 


—     LXXXIX     — 

auch ,  wenn  ein  Gemenge  von  Wasserstoff  und  Chlor  durch  violettes 
Licht  zur  Explosion  gebracht  wird,  oder  wenn  die  Pflanzen  in  den 
Sonnenstrahlen  aus  der  Luft  Kohlensäure  aufnehmen  und  zum  Aufbau 
ihres  Körpers  verwenden.  Im  allgemeinen  kann  man  sagen ,  dass  es 
keine  bevorzugten ,  chemisch  besonders  wirksame  Strahlen  gibt ;  für 
jeden  photochemischen  Vorgang  kommt  eben  nur  dasjenige  Licht  als 
wirksam  in  Betracht,   das  absorbiert  wird. 

Die  vorgetragenen  Tatsachen  berechtigen  zur  Auffassung,  daß  es 
kaum  eine  zweite  Naturerscheinung  gibt,  die  in  gleicher  Weise  wie  das 
Licht  so  vielseitigen  Charakter  und  so  mannigfaltige  Wirkungsfähigkeit 
besitzt  und  dabei  so  innig  mit  den  inneren,  fast  unnahbaren  Kräften 
unserer  stofflichen  Welt  im  Zusammenhange  steht.  (Kauffmann.) 

Sodann  sprach  Prof.  Dr.  J.  F.  Poinpeckj  (Hohenheim)  über  eine 
durch  vulkanische  Tuffbreccie  ausgefüllte  Spalte  im  Urach- 
Kirchheimer  Vulkan  gebiet  der  schwäbischen  Alb  (s.  unten 
S.   378). 


Am  Donnerstag,  den  31.  Mai,  beschlossen  die  Besucher  der  „wissen- 
schaftlichen Abende"  die  abgelaufene  Sitzungsperiode  durch  einen  Aus- 
flug nach  Hohenheim,  an  dem  sich  auch  diesmal  wieder  eine  größere 
Anzahl  von  Damen  beteiligte.  Um  5  Uhr  nachmittags  versammelte  man 
sich  in  dem  schattigen  Sommerauditorium  des  botanischen  Gartens,  wo 
Dr.  Max  Reihlen  einen  Vortrag  über  „Eine  Eeise  ans  Nordkap" 
hielt,  worin  er  seinen  Zuhörern  in  einer  Reihe  von  feinsinnig  entworfenen 
Bildern  die  Eindrücke  schilderte,  die  er  auf  einer  Reise  längs  der  nor- 
wegischen Küste  bis  zur  Aussicht  auf  die  Mitternachtssonne  von  der 
reizvollen  Natur  des  Landes  gewonnen  hatte.  Nach  der  sich  an- 
schließenden Besichtigung  des  botanischen  Gartens  und  anderer  Instituts- 
einrichtungeu  vereinigte  man  sich  zu  zwangloser  Geselligkeit  auf  der 
Terrasse,  bis  ein  Gewitter  zum  Rückzug  ins  Haus  und  bald  darauf  zur 
Rückkehr  nach  Stuttgart  zwang. 


3.    Oberschwäbischer  Zweigverein  für  vaterländische  Natur- 
kunde. 

Versammlung  zu  Ulm  am  24.  Mai   1905. 

Die  Versammlung  fand  statt  in  Gemeinschaft  mit  dem  Verein 
für  Mathematik  und  Naturwissenschaften  in  Ulm  a.  D.  Unter 
Führung  von  Dr.  L  e  u  b  e  wurde  zunächst  das  Gewerbemuseum  besichtigt, 
das  durch  seine  reichen  Schätze  manchen  der  Besucher  überraschte. 
Dann  hielt  der  zweite  Vorsitzende  des  mathem.  Vereins,  Dr.  Krauß. 
einen  Vortrag  über  das  Wesen  der  Krebskrankheiten. 

Ausgehend  von  der  Tatsache,  daß  diese  Krankheiten  eine  Zu- 
nahme aufweisen,  erklärte  Redner  zunächst,  was  Krebs  sei  und  woher 
der  Name  rühre.     Auf  die  Frage  nach  der  Ursache  der  Krankheit  ant- 


—    xc    - 

wortet  der  Mediziner  Cohnheim,  daß  überschüssige  embryonale  Keime, 
versprengte  Zellen,  die  Geschwulst  hervorrufen.  Diese  Zellen  können 
jahrelang  unschädlich  in  den  betreifenden  Körperteilen  sich  befinden, 
bis  sie  sich  endlich  in  schädlicher  Weise  geltend  machen.  Andere  Ärzte 
sind  der  Ansicht,  daß  nur  krebsartig  entartete  Zellen  Wucherungen  ver- 
ursachen. Als  Ursache  der  krebsartigen  Degeneration  werden  vielfach 
Parasiten  angesehen;  namentlich  hält  Medizinalrat  Behla  die  Chy- 
tridiazeen,  die  in  das  Epithel  eindringen  sollen,  für  die  Erzeuger  der 
Krankheit,  eine  Annahme ,  der  andere  Forscher  die  Ansicht  gegenüber- 
stellen, daß  der  Krebs  durch  Degenerationsprodukte  des  Protoplasmas 
erzeugt  werde.  Die  Statistik  gibt  noch  kein  genaues  Bild  über  die 
Häuiigkeit  der  Krebskrankheiten  in  Deutschland ,  doch  zeigt  schon  die 
Tatsache,  daß  nächst  der  Tuberkulose  die  Krebskrankheiten  die  meisten 
Opfer  fordern,  wde  gefährlich  dieselben  sind.  Im  allgemeinen  sterben 
mehr  Frauen  als  Männer  am  Krebs,  dagegen  ist  der  Verlauf  beim  Mann 
ein  schnellerer.  In  Württemberg  zeigt  der  Donaukreis  die  ungünstigsten 
Verhältnisse,  da  derselbe  auf  100  000  Einwohner  28,7  Todesfälle  an 
Krebs  aufweist ;  auch  Stuttgart  übersteigt  den  Landesdurchschnitt  von 
22,3  um  fast  AO^Io.  Bei  Frauen  treten  die  Erkrankungen  an  Krebs 
schon  in  jüngeren  Jahren  auf  als  bei  Männern,  zwischen  dem  60.  und 
70.  Jahr  aber  sind  die  krebskranken  Männer  zahlreicher.  Die  Ver- 
erbung scheint  beim  Krebs  keine  große  Rolle  zu  spielen,  eine  bedeu- 
tende dagegen  die  Ansteckung,  denn  ^/i  der  Kranken  zieht  sich  durch 
solche  das  Leiden  zu.  Die  wichtigste  Frage,  ob  der  Krebs  heilbar 
sei ,  beantwortet  Ptedner  mit  ja ;  Heilung  erfolgt  aber  nur  durch  früh- 
zeitige und  radikale  Operation,  ehe  die  Krebszellen  in  die  Lymph- 
wege eingedrungen  sind. 

In  der  sich  anschließenden  Erörterung  bemerkte  Prof.  Dr.  Kl  un- 
zin ger  aus  Stuttgart,  daß  Jikely  aus  Hermann  Stadt  behaupte,  daß  Un- 
vollkommenheit  im  Stoffwechsel  die  Zelle  zur  Teilung  und  Wucherung 
veranlasse ,  nicht  Überernährung.  Zum  Schluß  widmete  noch  Eektor 
Bruder  aus  Biberach  dem  verstorbenen  Pfarrer  Dr.  Probst,  einem 
der  drei  Gründer  des  oberschwäbischen  Zweigvereins ,  einen  ehrenden 
Nachruf.  (Nach   „Schwab.  Merkur".) 


Exkursion  nach  Waldsee  am   17.  August  1905. 

Nach  Anku-nft  in  Waldsee  w^urde  zuerst  das  Oberschwäbische  Hart- 
steinwerk unter  Führung  der  Besitzer  besucht.  Die  eigens  konstruierten, 
durchgehends  sehr  starken  Maschinen  zum  Sortieren ,  Mischen  und  Pul- 
verisieren des  Sandes  und  des  Kalkes,  die  großen  Kessel  zum  Dämpfen 
der  Ware  waren  sämtlich  im  Betrieb  zu  sehen.  Durch  diesen  neuen 
Industriezweig,  der  in  Deutschland  seit  25  Jahren  eingeführt  ist,  finden 
die  neben  der  Fabrik  befindlichen  mächtigen  Lager  von  Kies  und  Sand 
lohnende  Verwendung.  Nach  einem  durch  ein  Gewitter  abgekürzten 
Gang  durch  die  Stadt,  wobei  die  wertvollen  alten  Grabdenkmale  der 
Truchsessen    von   Waldburg  in  der  Stadtpfarrkirche,  besichtigt    wurden, 


—     XCI     — 

faud  um  6  ülir  die  Eröffnung  der  gut  besuchten  Versammlung-  durch 
den  Vorsitzenden,  Stadtschultheiß  Müll  er- Biberach,  statt,  der  den  an- 
wesenden Vorstand  des  Hauptvereius ,  Prof.  Dr.  A.  Schmidt-Stuttgart, 
begrüßte  und  dem  Oberschwäbischen  Hartsteinwerk  den  Dank  des  Vereins 
aussprach.  Baurat  Dittus-Kißlegg  machte  nun  Mitteilungen  über  die 
Entstehung  der  vielen  Schotter  und  über  die  geogn ostischen  Verhält- 
nisse in  der  Waldseer  Gegend  überhaupt,  unter  Vorzeigung  von  Karten- 
skizzen und  Profilen.  Hiernach  sind  die  Schotter  aus  der  nahen  End- 
moräne des  3.  Rheingletschers  durch  einen  mächtigen  Strom  hierher 
befördert  worden,  der  aus  den  Schmelzwassern  des  sich  zurückziehenden 
Gletschers  entstand  und  von  der  hochgelegenen  nördlichen  Endmoräne 
in  der  Eichtung  nach  dem  Depressionsgebiet  im  Härdtle  mit  einem  Ge- 
fäll von  60 — 70  m  geflossen  ist.  Das  Tertiär  ist  in  der  Nähe  nur  im 
Wolfeggtal,  in  der  Höll  und  im  Schussentobel  als  obere  Süßwassermolasse 
anstehend.  Im  Anschluß  an  diese  Mitteilungen  wurden  verschiedene 
Gesteinsarten  aus  den  Waldseer  Schottern  vorgezeigt,  insbesondere  der 
nicht  häutige  Saussurit.  —  Im  zweiten  Vortrag  schilderte  Hartstein- 
fabrikant Mancher- Waldsee  die  Entstehung  der  Kiesindustrie  bis 
zur  jetzigen  Entwicklung  als  Hartsteinwerk  und  gab  dann  einen  Über- 
blick über  die  Geschichte  der  Stadt  Waldsee,  deren  Name  aus 
Walah  (keltisch  =  fremd)  abzuleiten  ist,  bis  zur  jetzigen  Zeit.  Die 
Stadt  kam  im  Jahre  1806  an  Württemberg.  Nach  weiteren  Mittei- 
lungen und  einer  Begrüßungsrede  des  Vorstands  des  Hauptvereins,  Prof.. 
Dr.  Schmidt,  wurde  die  Versammlung  um  S  Uhr  geschlossen.  Eine 
hübsche  Sammlung  war  von  Lehrer  Hakler  (Moose  und  Flechten)  und 
von  Hofgärtner  S  c  h  u  p  p  -  Wolfegg  (Phanerogaraen  und  seltene  exotische 
Käfer)  ausgestellt.  (Dittus.) 


Versammlung  zu  Aulendorf  am  3.  Dezember   1905. 

Prof.  Dr.  C.  B.  Klmiziiiger  sprach  über  die  Kreuzotter. 
Ein  Vortrag  hierüber  ^  dürfte  an  dieser  Stelle,  in  Aulendorf,  besonderes 
Interesse  beanspruchen  wegen  des  häufigen  Vorkommens  dieser  Gift- 
schlange in  Oberschwaben,  wenn  auch  nichts  wesentlich  Neues  ge- 
boten werden  kann.  Der  Vortrag  wurde  erläutert  durch  ein  reiches 
Demonstrationsmaterial  aus  der  Sammlung  der  Technischen  Hoch- 
schule :  sämtlichen  deutschen  Schlangen  in  Weingeist,  größeren  Schädeln 
und  Köpfen  verschiedener  Schlangen,  einem  Modell  von  Dr.  Thilo  in 
ßiga,  die  Aufrichtung  der  Giftzähne  zeigend,  endlich  einer  in  einem 
enggitterigen  Terrarium  wohlverwahrten  lebenden  Kreuzotter ,  die  dem 
Verfasser  kürzlich  aus  dem  Schwarzwald  durch  Lehrer  Schaible  in 
Christophstal  bei  Freudenstadt  zugesandt  wurde. 

^  Wichtigste  Literatur:  Fr.  Koch,  1862,  Die  Schlangen  Deutschlands; 
E.  Schreiber.  1875,  Herpetologia  europaea;  F.  Lej'dig.  1884,  Die  einheimischen 
Schlangen  in  Abh.  Senckenb.  Gesellsch. ;  J.  Blum,  1890,  Die  Kreuzotter  und  ihre 
Verbreitung  in  Deutschland,  ebenda;  Mitchell  und  Reichert,  1886,  ßesearches 
upon  the  venoms  of  poisünous  serpents.  in  Sniithsonian  contributions  to  Know- 
ledge; Linst  GW.  1894,  Die  Gifttiere. 


—     XCII     - 

Allgemeiues:  Die  Kreuzotter  ist  eine  Schlange  (die  Blindschleiche 
eine  Eidechse) ,  und  zwar  eine  r  ö  h  r  e  n  z  ä  h  n  i  g  e  (solenoglyphe)  Gift- 
schlange, zum  Unterschied  von  den  Furchenzähnern  (Proteroglyphae), 
wozu  die  Brillen-  und  Korallenschlangen  gehören.  Von  den  ungiftigeu 
Schlangen  (Aglyphodonten)  mit  soliden  Zähnen  linden  sich  in  Deutsch- 
land nur  4  Arten :  a)  2  das  Wasser  liebende,  mit  gekielten  Schuppen : 
1.  die  Ringelnatter  (Tropidonotus  natrix) ,  2.  die  Würfelnatter  (Tr. 
tessellatiis) ;  b)  2  glattschuppige  Landnattern:  3.  die  Schlingnatter 
(Coronella  laeois  s.  austriaca),  4.  die  Äskulapnatter  (EJaphls  ßavescens 
s.  Aesculapii).  Davon  sind  No.  2  und  4  ursprünglich  südeuropäisch, 
nach  Deutschland  wanrscheinlich  durch  die  Römer  eingeführt  und  mit 
Vorliebe  in  der  Nähe  warmer  Bäder  sich  aufhaltend,  wie  Schlangenbad, 
Ems,  Kreuznach,  und  von  da  weiterdringend,  aber  mit  sehr  beschränktem 
Verbreitungsgebiet. 

Nach  Schilderung  des  äußeren  und  inneren  Baus  der  Schlangen 
überhaupt  und  ihrer  Verrichtungen:  Schuppen  und  Schilder  mit 
Häutung  (Schlangenhemd),  Fortbewegung  mittels  der  Rippen  und  Bauch- 
schienen (schlittschuhartiges  Fortgleiten  mit  Anstemmen  an  Rauhigkeiten 
des  Bodens),  Aufrichten,  Klettern,  des  Mechanismus  beim  Schlingakt,  der 
Atmung,  des  Trinkens  (Schlürfen^),  des  starren  Blicks  durch  die  uhr- 
glasartige Bedeckung  des  Auges  mit  einem  durchsichtigen  Augenlid,  der 
tastenden  Zunge  (Züngeln),  der  Begattung  mittels  Doppelrute,  der  Ei- 
ablage bezw.  des  Lebendiggebärens  (ovovivipar)  und  der  Entwicklung 
mit  Amnion  (Aniniota)  wurde  im  besonderen  die  Kreuzotter  (Pelias 
berus)  näher  besprochen,  so  genannt  wohl  wegen  des  Zickzackstreifens 
dem  Rücken  (Kreuz)  entlang,  oder  wegen  einer  x-förmigen  Zeichnung 
(Andreaskreuz)  oben  am  Kopfe. 

Merkmale  der  Gattung  Felias  mit  der  einzigen  Art  Berus  sind :  drei- 
eckiger, vorn  gerundeter,  flacher  Kopf  mit  3  größeren  Schildern 
oben  neben  vielen  kleineren  und  eine  Schilder  reihe  zwischen  Auge 
und  Oberlippenschildern,  nach  Leydig  auch  eine  eigentümliche  Skulptur 
der  Schuppen,  welche  gekielt  sind  und  21  Längsreihen  bilden.  Größe: 
meist  60 — 70,  selten  80  cm,  die  kleinste  deutsche  Schlange.  Schwanz 
kurz,  scharf  abgesetzt  vom  Rumpf.  Ln  Gegensatz  dazu  hat  die  Gattung 
Vipera,  wozu  die  Schild-  oder  Juraviper  (\\  aspls  s.  Eedü) ,  die  noch 
im  südlichen  Baden  vorkommt,  gehört,  oben  am  Kopf  keine  größeren 
Schilder,  die  Schnauze  ist  mehr  oder  weniger  aufgeworfen  und  zwischen 
Auge  und  Oberlippenschildern  liegen  wenigstens  2  Schuppenreihen ;  die 
Schildviper  hat  eine  abgestutzte,  scharfkantige  Schnauze  [ohne  hornartige 
Aufstülpung  wie  bei  der  südeuropäischen  Sandviper  (V.  ammodytes)]  und 
ist  auch  etwas  größer  (meist  70 — 80  cm).  Färbung  verschieden, 
manchmal  der  Kreuzotter  sehr  ähnlich. 

Die  Färbung  der  Kreuzotter  ist  sehr  veränderlich;  von  Einfluß 
darauf  ist  außer  dem  Aufenthaltsort  namentlich  das  Geschlecht.  Auch 
scheint  Farbenwechsel  bei  demselben  Individuum  vorzukommen  durch 
die    Tätigkeit    der  Chromatophoren    (Leydig   1884):    Dunklerwerden    im 


Nach  Rot  he,  Naturwiss.  Wochenschr.  1905,  S.  743. 


—     XCIII     — 

Affekt  und  in  der  Gefangenschaft.  Die  Grundfarbe  ist  bald  hell  und 
grau,  wovon  sich  das  schwarze  Zickzackband  längs  des  ganzen  Rückens 
scharf  abhebt,  der  Bauch  ist  dunkler,  grau  bis  schwarz,  meist  mit  gelb- 
lichen Flecken.  Außerdem  die  oben  erwähnte  X-Zeichnung  am  Kopf 
und  hinter  dem  Auge  jederseits  ein  schwarzer  Fleck,  der  sich  in  eine 
Fleckenreihe  neben  dem  Zickzackband  fortsetzt.  Lkydig,  1884,  erwähnt 
noch  einen  reifartigen  Hautüberzug  oder  Puder.  Dies  die  gewöhnliche 
Färbung,  zumal  der  Männchen. 

Andere  sind  dunkler,  mehr  braun  in  der  Grundfarbe,  sogen. 
..Kupfernatter",  so  die  meisten  Weibchen.  Diese  dunkle  Färbung 
geht  sehr  oft  bis  zu  einem  tiefen  Schwarz,  wobei  selbst  die  Zickzack- 
binde sich  nicht  mehr  abhebt  und  nur  bei  der  Häutung  oder  Mazeration 
wieder  sich  zeigt.  Auch  diese  schwarzen  Exemplare,  schon  von 
LiNNfi  als  Vipern  2}i'ester  bezeichnet,  auch  „Holle nuatter"  genannt,  in 
manchen  Gegenden,  z.  B.  auf  der  Alb,  eher  häufiger  als  die  helle  Form 
(nach  Koch  8:2),  sind  meistens,  aber  durchaus  nicht  immer,  Weibchen. 
Der  Bauch  ist  bei  solchen  nicht  selten  milchweiß,  var.  sa/tha. 

Der  Örtlichkeit  nach  herrscht  die  dunklere  Farbe  vor  in  Mooren, 
Rieden  und  feuchten  Orten  und  im  Hochgebirge  (Klunzingek,  1903, 
s.  Melanismus,  in  dies.  Jahresh.).  Die  Färbung  richtet  sich  also  nach 
der  Umgebung,  als  Schutz-  oder  sympathische  Färbung,  sie  ist  nicht, 
wie  bei  vielen  giftigen  Tieren,   eine  auffallende  Trutzfärbung. 

Außer  der  Färbung  sind  noch  mehrere  andere  äußere  Geschlechts- 
unterschiede zu  erkennen.  Beim  Männchen  ist  der  Schwanz  etwas 
länger,  die  Wurzel  des  Schwanzes  dicker,  wegen  der  hier  versteckten 
Ruten,  welche  zuweilen  hervortreten,  wie  beim  Absterben,  und  dann  ein 
sicheres  Kennzeichen  für  das  Männchen  bilden.  Auch  ist  der  Kopf  des 
Männchens  dicker  und  der  Augenrand  springt  mehr  vor,  was  dem  Ganzen 
ein  drohendes  Aussehen  gibt.    . 

Vorkommen  und  V  e  r  b  r  e  i  t  u  n  g.  Die  Kreuzotter  ist  in  der 
nördlichen  palä arktischen  Zone  weit  verbreitet,  von  etwa  4.3°  Breite 
im  Süden  bis  67"  im  Norden,  also  in  ganz  Mittel-  und  zum  Teil  Nord- 
Europa  (nicht  in  Irland !) ,  nach  Osten  geht  sie  durch  das  gemäßigte 
Asien  bis  Sachalin.  In  Norditalien  und  Nordspanien  findet  sie  sich 
noch ,  wird  hier  aber  mehr  und  mehr  durch  die  Schild-  und  Sandviper 
ersetzt.  Auch  ist  sie  die  Schlange  des  Hochgebirgs ,  wo  sie  bis  zu 
2000  m  hinaufgeht.  Sie  wird  daher,  wie  die  Bergeidechse,  die  eine 
ähnliche  Verbreitung  hat,  oft  als  Eiszeit relikt  angesehen. 

In  Deutschland  findet  sie  sich,  wie  Blum  durch  Fragebogen  er- 
mittelt hat ,  fast  überall ,  mit  Vorliebe  in  Gegenden  mit  Heiden  und 
Mooren  und  in  den  feuchtkalten  Mittelgebirgen;  sie  fehlt  im  allgemeinen 
aber  nicht  durchgängig,  in  wärmeren  Gegenden  mit  Weinbau,  so  am 
Rhein,  Main  und  unteren  Neckar.     In  Württemberg^   ist  ihr  Haupt- 

^  Hierüber  s.  Finckh  in  diesen  .Lihresheften  1883  und  besonders  Krimmel 
ebenda  1S88.  auch  v.  König-Warthausen  1890,  S.  175  (Vorkommen  bei 
Hall),  endlich  Blum  1890,  S.  235—240.  Während  Kraub  1883  in  einer  An- 
merkung bei  Finckh  das  Vorkommen  der  Kreuzotter  im  württembergischen 
Unterlande  in  Zweifel  zieht,  auch  noch  Krim  m  e  1  1888  für  das  Gebiet  des  Muschel- 


—     XCIV     — 

vorkommen  die  Alb,  Oberscliwaben  und  Scliwarzwakl ;  sonst  zeigt  sie 
sich  da  und  dort  auch  im  Schur-,  Welzheimer  und  Mainhardter  Wald, 
am  Stromberg-  und  in  den  Bergen  bei  Heilbronn.  In  manchen  Jahren 
ist  sie  auffallend  häufiger  als  in  anderen,  so  war  1882  mit  seinem 
regnerischen,  kalten  Sommer  ein  Kreuzotterjahr  (Leydig,  Finckh).  In 
der  Schweiz  herrscht  sie  im  Osten  und  Hochgebirge,  in  der  West- 
schweiz wird  sie  von  der  Schild viper  vertreten,  die  daher  auch  „Jura- 
viper" genannt  wird;  letztere  geht  bis  Basel,  wo  der  Rhein  die  Grenze 
bildet  ^ ;  einzelne  Exemplare  fanden  sich  aber  auch  noch  im  südlichen 
Baden,  bei  Thiengen.  Das  von  Notheft  1886  behauptete  Aus- 
schließungsverhältnis von  Kreuzotter  und  Schlingnatter  mag  im 
allgemeinen  insofern  richtig  sein,  da  beiderlei  Schlangen  andere  Lebens- 
bedingungen beanspruchen  (Blum)  :  die  Schlingnatter  braucht  trockenes 
Klima  und  als  Nahrung  Eidechsen  und  Blindschleichen  ,  die  Kreuzotter 
feuchtkaltes  Klima  und  als  Nahrung  hauptsächlich  Mäuse.  Indessen 
kommen  beide  vielfach  an  denselben  Orten  vor ;  übrigens  werden  die 
beiden  Arten  vielfach  miteinander  verwechselt,  da  die  Färbung  ähnlich 
ist,  nicht  aber  die  Gestalt. 

Die  Kreuzotter  bevorzugt  als  Aufenthaltsorte  solche,  wo  sie 
sich  verstecken  und  doch  auch  sonnen  kann ,  sie  meidet  daher 
dichten  Wald  und  sonnenlose  Schluchten,  auch  angebaute  Äcker,  und 
hält  sich  gern  in  Gestrüpp,  Steinhaufen,  in  Garben,  Heu  und  Reisig 
auf,  von  welchen  sie  häufig  in  Häuser  verschleppt  wird,  insbesondere 
auch  in  Gerbereien  durch  Rinden.  Manche  solche  (>rtlichkeiten  sind 
geradezu  berüchtigt.  Die  Bergeidechse  hält  sich  an  ähnlichen  Orten 
auf  und  zeigt  ungefähr  dieselbe  Verbreitung  (s.  o.). 

Lebensweise.     Nach  der  katzenartigen .  schmalen ,   senkrechten 


kalks  und  Keupers  die  Frage  des  Yoikommens  für  noch  nicht  ganz  geklärt  hält, 
linden  sich  in  den  Antworten  auf  die  Fragebogen  bei  Blum  1890  schon  einige 
bestimmtere  Angaben,  wonach  die  Kreuzotter  wenigstens  bei  Heilbronn  und  im 
Welzheimer  Wald  vorkomme,  ja  sogar  in  der  Nähe  von  Stuttgart  nach  Fr.  Koch 
(letztere  wohl  aus  der  Gefangenschaft  entkommen?).  Für  die  Heilbronner 
Gegend  kann  ich  außer  den  Angaben  von  Krimmel  a.  a.  0.  nach  brief- 
lichen und  mündlichen  Mitteilungen,  besonders  von  Professor  Böhringer 
daselbst,  folgendes  anführen :  In  der  Obeirealschule  in  Heilbronn  sind  2  Exemplare, 
die  ich  dort  selbst  eingesehen  und  als  richtige  Kreuzottern  erkannt  habe.  Das 
eine  ist  das  von  Krimmel  erwähnte  Exemplar  von  Titot  1850,  nach  der 
Etikette  im  Bauhof  gefangen,  mit  Holz  aus  dem  Walde  beim  Jägerhaus  ein- 
gebracht. Das  andere  ist  ein  Prachtexemplar  von  außerordentlicher  Größe,  etwa 
75—80  cm  lang  und  sehr  dick ;  es  wurde  vor  einigen  Jahren  in  der  Nähe  des 
Jägerhauses  von  Kaufmann  Erbe  in  Heilbronn  im  Beisein  von  Professor  Strobel 
erlegt.  Ein  drittes,  auch  von  Krim  m  e  1  erwähntes  Exemplar  belindet  sich  jetzt 
in  der  Realanstalt  in  Reutlingen.  1885  erlegte  nach  Mitteihmg  von  Böhringer 
der  Gefängnisgeistliche  Bürle  beim  Jägerhaus  eine  Otter  und  übergab  sie 
Herrn  Reallehrer  Seybold,  wo  sie  Böhringer  sah.  Auch  nach  Professor 
Ruoß  sind  Kreuzottern  in  den  Bergen  um  Heilbronn,  am  Schweinsberg  und 
Jägerhaus  nicht  eben  selten.  Das  Vorkommen  bei  HeilbionU  ist  also  sicher- 
gestellt; solche  Funde  gehiU-en  in  die  Sammlung  des  Vereins  f.  vaterl.  Natur- 
kunde, wo  bisher  keine  Exemplare  vom  T'nterland  sind,  daher  die  Täuschung; 
in  Schulsammlungen  sind  sie  für  die  Wissenschaft  verloren. 

'    F.   ]\[üller,    Die   Verbreitung   der   beiden   Viperarten   in   der  Schweiz. 
Katal.  Mus.  Basel,  Nachtrag  1883. 


—    xcv    — 

oder  schrägen  Pupille  sollte  man  auf  ein  Nachtleben  schließen ,  die 
Kreuzotter  ist  aber  mehr  ein  Tagtier  (Blum,  Koch),  sie  geht  meist 
morgens  und  abends  auf  Raiib  aus,  bei  Nacht  nur  bei  großer  Schwüle. 
Sie  ist  im  ganzen  furchtsam,  verfolgt  den  Feind  nicht,  sondern  lauert 
auf  ihn  im  Versteck.  Menschen  und  größere  Haustiere  werden  nur  bei 
unfreiwilliger  Berührung  gebissen.  Im  Spätjahr  sucht  sie  ein  Versteck 
auf  zum  Winterschlaf;  die  Temperatur  daselbst  darf  aber  nicht  unter  O" 
sinken ;  man  sieht  sie  hier  öfters  in  größerer  Anzahl  beisammen ,  zu 
25 — 30  Stück,  wohl  zum  Zweck  gegenseitiger  Erwärmung  (wie  bei  den 
Bienen).  Im  Frühjahr  bei  Sonnenschein  kommt  sie  oft  frühzeitig  heraus, 
selbst  mitten  im  Schnee. 

Die  Nahrung  besteht  hauptsächlich  in  Mäusen,  auch  Fröschen 
und  Vögeln  und  Eidechsen.  Wie  alle  Schlangen  kann  sie  auf  einmal 
viel  Nahrung  zu  sich  nehmen  (3 — 4  Mäuse),  dann  aber  auch  lange 
hungern.  Nach  allgemeiner  Annahme  frißt  sie  in  der  Gefangen- 
schaft nichts,  wenn  sie  auch  in  ihren  Käfig  einigesetzte  lebende 
Tiere  beißt  und  tötet.  Nach  anderen,  wie  dem  gewiegten  Schlangen- 
kenner Fr.  Koch,  kann  man  sie  aber  doch  zum  Fressen  bringen,  wenn 
man  nur  günstige  Lebensbedingungen  schafft :  passendes  Lager,  Verstecke, 
Euhe,  Trank,  Sonne.  Meine  eingangs  erwähnte  Kreuzotter  lebte  über 
^/2  Jahr,  seit  vorigen  Sommer,  den  Winter  über  in  der  Gefangenschaft, 
ohne  gefressen  zu  haben ,  starb  aber  im  Frühjahr.  Man  schlägt  daher 
künstliche  Ernährung  vor,  mit  rohem,  geschabtem  Fleisch,  mittels 
einer  bis  in  den  Magen  reichenden  Glasröhre  beigebracht. 

Die  Kreuzotter  ist  überhaupt  sehr  lebenszäh:  das  Herz  schlägt 
noch  lange  nach  dem  Tode  fort,  der  abgehauene  Kopf  züngelt,  beißt 
und  vergiftet  noch.  Sie  erträgt  arge  Mißhandlungen;  meine  erwähnte 
Gefangene  wurde  mir  durch  die  Post  in  einer  Zigarrenschachtel  zu- 
geschickt, den  Hals  in  einem  gespaltenen  Holz  fest  eingeklemmt. 

Das  Beißen  geschieht  mit  den  eigentümlich  gebauten  Giftzähnen 
(Gifthaken) ,  während  die  im  Gaumen  und  Unterkiefer  in  einer  Eeihe 
stehenden  soliden,  hakenförmigen  Zähne  zum  Festhalten  der  Beute  beim 
Schlingen  dienen.  Die  Giftzähne  sind  kegelförmig,  sehr  spitzig  und 
hakig  gekrümmt,  besitzen,  wie  alle  Zähne,  eine  Pulpa,  um  welche 
herum  Zahnbein  und  Schmelz  sich  bilden,  und  die  bei  trockenen  Zähnen 
eine  Höhlung  darstellt.  Außer  dieser  und  vor  ihr  befindet  sich  aber  noch 
bei  diesen  „Röhrenzähnen"  eine  zweite  kanalartige  Höhlung  für 
den  Giftsaft,  welche  nur  am  Grund  und  vor  der  Spitze  des  Zahns  eine 
Öffnung  besitzt;  sie  entsteht  durch  Einrollung  oder  Einstülpung  des 
ursprünglich  mehr  zylindrischen  Zahns,  wobei  auch  die  Pulpahöhle  halb- 
mondförmige Gestalt  erhält  (demonstriert  an  einer  Papierdüte);  der 
Kanal  schließt  sich  ganz  bei  den  Röhrenzähnen,  bleibt  noch  etwas  offen 
bei  den  Furchenzähnen.  Jederseits  ist  nur  1  fertiger  Zahn,  dahinter 
aber  befinden  sich  eine  Anzahl  mehr  oder  weniger  weicher,  unfertiger 
Ersatzzähne.  Diese  Giftzäline  sitzen  an  dem  hier  sehr  kurzen  Ober- 
kiefer (bei  den  Furchenzähnen,  wo  hinter  ihnen  noch  einige  gewöhnliche 
solide  Zähne  im  Oberkiefer  sitzen  [daher :  Proteroglyphen] ,  ist  dieser 
länger)  nicht  eingekeilt,   sondern  durch  Bindegewebe  aufgewachsen.    Man 


-     XCVI     - 

meint  vielfach,  die  Giftzäline  richten  sich  beim  Beißen  auf;  aber  kein 
Zahn  überhaupt  kann  willkürlich  durch  Muskelkraft  sich  aufrichten; 
vielmehr  ist  es  der  Oberkiefer,  der  sich  aufrichtet,  und  mit  ihm 
die  damit  fest  verbundenen,  in  der  Ruhelage  nach  hinten  gerichteten 
und  in  einer  Schleimhautfalte  versteckten  Zähne.  Die  Aufrichtung  des 
Oberkiefers  geschieht  durch  eine  Art  mehrgliedriger  Zugstange,  ge- 
bildet durch  das  sehr  bewegliche  Quadrat-  und  Gaumenbein,  ähnlich  wie  bei 
den  Vögeln  die  Erhebung  des  Oberschnabels  (erläutert  durch  das  ein- 
gangs erwähnte  Modell ,  sowie  durch  Vorzeigen  größerer ,  ausländischer 
Giftschlangenschädel). 

Das  Gift  wird  bereitet  in  der  ansehnlichen  Giftdrüse  an  der 
Schläfengegend,  der  Ohrspeicheldrüse  anderer  Tiere  entsprechend,  außer- 
dem aber  findet  sich  noch  eine  Speicheldrüse  an  Ober-  und  Unterlippe, 
Jene  ist  bedeckt  mit  bindegewebigen  Häuten  (Faszien)  und  liegt  zwischen 
den  zwei  Kaumuskeln :  Masseter  und  Temporaiis ,  bei  deren  Zusammen- 
ziehung der  Saft  mit  Kraft  entleert  wird  und  mittels  eines  Ausführungs- 
gangs in  den  Giftzahn  durch  die  Öffnung  am  Grund  desselben  gelangt 
und  durch  die  Öffnung  von  der  Spitze  in  die  Wunde.  Die  Giftdrüse  reicht 
bei  manchen  Schlangen  weit  zurück  in  die  Leibeshöhle;  durch  sie  er- 
scheint der  Kopf  seitlich  aufgetrieben  und  dreieckig. 

Durch  den  Biß  entstehen  2  kleine  Wunden,  wie  von  Nadel- 
stichen, oder  auch  Risse,  je  nach  der  Größe  der  Kreuzotter  6 — 10  mm 
voneinander  entfernt,  mitunter  auch  bloß  ein  Stich,  wenn  bloß  ein  Zahn 
eingedrungen  ist.  Die  Wunde  ist  2 — 3  mm  tief  an  ungeschützten 
Körperteilen ,  in  durch  Kleider  oder  Stiefel  geschützte  dringt  der  Biß 
nicht  oder  kaum  ein.  Das  Beißen  ist  mehr  ein  Schlagen  als  Beißen; 
in  der  Wut  geschieht  das  auch  mehrere  Male  hintereinander.  Dabei 
wird  der  gewöhnlich  schon  etwas  erhobene  Vorderkörper  (Kopf  und 
Hals)  blitzschnell  gegen  die  Beute  vorgestoßen,  der  Biß  erfolgt  mit 
weit  geöffnetem  Rachen ,  worauf  dieser  sofort  wieder  geschlossen  und 
der  Kopf  zurückgezogen  wird;  ein  Sprung  findet  nicht  statt,  höchstens 
ein  Nachschleichen  nach  der  Beute,  wenn  diese  nicht  ruhig  bleibt,  meist 
aber  wartet  die  Schlange  die  Wirkung  ihres  Bisses  ab. 

Vielfach  wird  behauptet,  Tiere,  wie  Vögel,  bekommen  durch  das 
bloße  Erblicken  einer  Schlange  eine  Schrecklähmung  wie  durch  einen 
Zauber  (Faszination)  und  können  nicht  mehr  entfliehen.  Dafür  spricht 
eine  Beobachtung,  die  ich  vor  Jahren  in  meinem  Aquarium  machte,  wo 
ich  einen  Laubfrosch  hielt  und  nun  eine  kleine  Ringelnatter  hinein- 
brachte. Kaum  hatte  der  erstere  die  Schlange  erblickt,  machte  er  einen 
Satz  ins  Wasser,  kam  nicht  mehr  herauf  und  ertrank,  wenigstens  lag 
er  den  andern  Tag  tot  am  Boden  des  Aquariums.  Wahrscheinlich  ist 
aber,  daß  in  den  Fällen  sogenannter  Faszination  die  Lähmung  erst  nach 
dem  Biß  eintritt.  Der  Tod  erfolgt  bei  kleineren  Tieren,  wie  Mäusen, 
wenige  Minuten  nach  dem  Biß,  noch  rascher  bei  Vögeln,  langsamer  bei 
Kaltblütern,  auch  kommt  es  bei  der  Wirkung  auf  die  Tiefe  des  Bisses 
und  die  Jahreszeit  an.  Bei  größeren  Tieren,  wie  Hunden,  Schafen,  ist 
der  Biß  selten  tödlich,  noch  seltener  bei  größeren  Haustieren,  wie 
Rindern  und  Pferden,    da  die  Menge  des  Giftes    im  Verhältnis  zur 


—     XCVII     —   ^ 

Körpergröße  zu  gering  ist.  Man  rechnet  (nach  L.  Hoffmann  ^) 
7  mg  Gift  auf  1  kg  Taube,  20  mg  auf  1  kg  Ratte,  5  cg  für  Kalt- 
blüter, wie  Frösche.  Daher  sind  auch  beim  Menschen  wirkliche  Todes- 
fälle durch  unsere  Kreuzotter  selten,  Kinder  mehr  gefährdet  als  Er- 
wachsene. Bisse  sind  aber  häufig  genug.  Eine  sichere  Statistik  darüber 
liegt  nicht  vor.  Man  rechnet  für  Deutschland  jährlich  20  —  50  Bißfälle 
mit  5 — 10°/o  Todesfällen  (Linstow  1894).  Anders  in  Indien,  Wo 
jährlich  16  000 — 20  000  Todesfälle  durch  die  dortigen  großen  Gift- 
schlangen, wie  die  Brillenschlange  (Copra),  vorkommen. 

Die  Krankheitserscheinungen  sind  besonders  und  am  öftesten: 
1.  Blutunterlaufun  gen,  mit  Anschwellung  bis  zur  Unförmlichkeit, 
ausgehend  von  der  Bißstelle  und  sicli  zentripetal  weiter  verbreitend 
längs  der  Venen  und  Lj'niphgefäße,  also  eine  gewöhnliche  Blutzersetzung 
mit  verminderter  Gerinnbai'keit  und  Blutaustritt  mit  Ödem ;  in  höheren 
Graden  selbst  Zerstörung  der  Gewebe,  Brand.  2.  Nervöse  Erscheinungen, 
hauptsächlich  Lähm  u  n  g ,  allgemeine  Mattigkeit ,  Ohnmacht  mit  Er- 
brechen ;  daneben  meist  heftiger  Schmerz  von  der  Bißstelle  aus ,  aber 
nicht  immer,  öfter  auch  Krämpfe.  3.  Verminderung  der  Herztätig- 
keit, mit  schwachem  Puls  ohne  Fieber.  4.  Erschwertes  Atmen. 
5.  Bei  chronischem  Verlauf  rheumatische  Schmerzen,  besonders  au  der 
gebissenen  Stelle,  dauernde  Lähmung  und  jahrelanges  Siechtum.  Die 
Sektion  ergibt  Blutaustritt  auch  in  die  inneren  Organe :  Gehirn, 
Milz,  Herz. 

Wichtig  sind  die  Ergebnisse  der  eingehenden  Untersuchungen  der 
Amerikaner  Mitchell  und  Reichert  1890  über  das  Gift  der  Klapper- 
schlange, das  sie  nach  Befestigung  des  Kopfes  mittels  eines  Leder- 
riemens auf  einem  Stock  und  Vorhalten  einer  Schale  vor  die  Mundöftnung 
der  gereizten  Schlange  in  einer  Menge  von  je  10  — 12  Tropfen  rein  er- 
hielten. Dasselbe  ist  wasserklar,  speichelartig,  enthält  auch  einige 
Epithelien  und  harmlose  Bakterien  und  Mikrokokken,  reagiert  neutral, 
es  gerinnt  nach  einiger  Zeit,  wird  wie  harter  Gummi  und  wirkt,  trocken 
oder  in  Glyzerin  und  Alkohol  aufbewahrt,  noch  lange  fort.  Es  besteht 
aus  (in  AVasser  löslichen)  Peptonen  und  (in  Wasser  unlöslichen)  leicht 
in  der  Hitze  gerinnenden  Globulinen,  die  beide  verschieden  wirken, 
erstere  mehr  auf  die  respiratorischen  Zentren  und  die  Gewebe,  welche 
sie  nekrotisieren,  letztere  auf  die  vasomotorischen  Zentren  lähmend  und 
die  roten  Blutkörperchen  in  der  Weise  verändernd,  daß  sie  ihre  bikon- 
kave Form  ändern,  sphärisch  und  weicht-r,  kolloidartig  werden  und  mit- 
einander verschmelzen.  In  Berührung  mit  einem  gefäßreichen  Gewebe 
verändert  das  Gift  die  Kapillargefäße  so,  daß  ihre  Wände  dem  nor- 
malen Blutdruck  nicht  widerstehen  können  und  das  Blut,  das  auch  seine 
Gerinnbarkeit  verliert  und  abnorm  weiche,  rote  Blutkörper  hat,  in  die 
Gewebe  entweicht  (bei  Entzündung  wandern  hauptsächlich  nur  die  weißen 
Blutkörper  aus  und  das  Serum  gerinnt  leicht).  Dabei  ist  der  Blut- 
druck von  wesentlichem  Einfluß ;  bei  Abhaltung  desselben ,    z.  B.   durch 


^  L.  Hoffmann  1892,  Die  Kreuzotternjagd   (mit  einigen  Abbildungen)  in 
„Über  Land  und  Meer"  Xo.  50. 


Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906. 


'  —     XCVIII     — 

Unterbindung,  sind  auch  die  Blutergüsse  gering.  Der  Tod  erfolgt 
durch  Lähmung  der  respiratorischen  Zentren ,  des  Herzens  und  durch 
Blutergüsse  in  innere  Organe ,  auch  wohl  durch  die  Unfähigkeit  der 
roten  Blutkörperchen,  ihre  Funktion  als  Sauerstoffträger  zu  erfüllen. 

V  0  r  b  e  u  g  u  n  g.  Vermeiden  berüchtigter  Schlangenplätze ,  des 
Barfußgehens  an  solchen;  zu  empfehlen  ist  Tragen  von  Handschuhen 
beim  Heuen,  Holzraachen  und  Erdbeersuchen.  Absuchen  der  verdächtigen 
Stellen ,  Belehrung  in  den  Schulen,  Prämien  ^  auf  gefangene  Schlangen. 
Eine  Immunisierung  durch  eine  Art  Impfung  ist  nicht  ganz  von  der 
Hand  zu  weisen.  Die  ägyptischen  Schlangengaukler  lassen,  nach  von 
mir  gehörter  Erzählung  von  Eingeborenen,  den,  der  sich  für  Geld  gift- 
fest machen  lassen  will,  von  einer  Schlange  ganz  leicht  beißen,  wahr- 
scheinlich so ,  daß  man  das  meiste  Gift  vorher  durch  Einbeißen  in  ein 
Tuch  u.  dergl.  sich  hat  entleeren  lassen. 

Heilung.  1.  Auswaschen  und  Ausdrücken,  zur  Verringerung  der 
Giftmenge,  ist  das  erste  und  wichtigste;  der  Gebrauch  des  Harns  hierfür 
ist  insofern  empfehlenswert,  als  er  stets  zur  Hand  ist.  2.  Ätzen,  Aus- 
brennen oder  Ausschneiden  der  Wunde.  Dagegen  ist  Aussaugen  nicht 
ganz  ungefährlich,  da  die  Mundschleimhäute  Verletzungen  haben  können. 
Auch  das  Einbringen  des  Giftes  in  den  Magen  dabei  kann  gefährlich 
sein:  nur  der  volle  Magen  ist  fähig,  durch  seine  Säure  das  Gift  zu  zer- 
stören, nicht  aber  der  leere!  3.  Abbinden  des  gebissenen  Gliedes 
zwischen  Wunde  und  Herz,  zur  Verzögerung  des  Eindringens  des  Giftes 
in  den  Kreislauf;  bei  starker  Schwellung  ist  der  Verband  aber  wieder 
abzunehmen  wegen  Gefahr  des  Brandes.  4.  Alkoholische  Getränke 
in  großen  Mengen ,  die  auffallend  gut  vertragen  werden ,  ohne  zu  be- 
rauschen: Wein,  Rum,  Äther  (als  Hofmannsche  Tropfen),  auch  Kampfer, 
zur  Betätigung  der  Herztätigkeit.  5.  Behandlung  der  Wunde  mit  anti- 
septischen Mitteln,  besonders  übermangansaurem  Kali  2*^/o,  oder  Karbol 
5  7o,  Eisenchlorid,  Jodtinktur,  während  Ammoniak  sich  nicht  bewährt 
hat.  Auch  kann  man  übermangansaures  Kali  zu  1  "/o  in  die  Umgebung 
der  Wunde  einspritzen  6.  Symptomatische  Behandlung:  kalte  Um- 
schläge und  Klystiere,  Opium,  schweißtreibende  Mittel.  Die  Hottentotten 
sollen  getrocknete  Giftschlangenköpfe  als  Gegenmittel  gebrauchen,  äußer- 
lich und  innerlich,  eine  Art  Isopathie  (?).  In  Amerika  gilt  die  baldrian- 
artig riechende  Schlangenwurzel  ( Piculix  Serpentarlac)  von  Aristolochia 
Scrpentariae  als  Heilmittel, 

Feinde  der  Kreuzotter  sind  der  Igel,  Iltis,  Schlangenadler  {Gircaetus) 
und  der  Storch.  Die  Frage  der  Giftfestigkeit  des  Igels  ist  noch  nicht 
gelöst;  es  stehen  Beobachtung  gegen  Beobachtung.  Er  und  die  oben 
genannten  Feinde  mögen  den  Biß  vermeiden  durch  geschicktes  Packen 
der  Schlange  hinter  dem  Kopfe. 

Verwendung.  Früher,  in  der  alexandrinischen  Zeit,  zu  dem  sogen. 
„Theriak",     einem    aus     60    verschiedenen     Stoffen     zusammengesetzten 


'  Dabei  werden  die  Behörden  leicht  überlistet  und  getäuscht,  z.  B.  dnrcli 
Einlieferung  der  glatten  Natter  oder,  wie  einst  im  Elsaß,  nach  Blum,  durch  Ein- 
sendung großer  Mengen  aus  Frankreich,  wo  man  weniger  zahlte! 


—     XCIX     — 

Ulliversalheilmittel.  Ferner  das  Adderöl:  Giftschlangenköpfe  in  Wasser 
oder  Öl  in  einer  Flasche  faulen  gelassen.  L  a  c  h  e  s  i  s  ist  ein  homöo- 
pathisches ,  viel  gebrauchtes  Mittel :  das  Gift  von  einer  Grubenotter 
'L'yigonocephalus  oder  Lachesis.  Endlich  noch  die  Verwendung  der  Kreuz- 
otterhaut als  Über/Aig  von  Stöcken. 

Fang.  Wenig  gebräuchlich  ist  der  Fang  mit  einem  Hamen  und 
dann  Übertragen  des  lebenden  Tieres  in  einen  Sack  von  Leder  oder 
Leinwand,  oder  das  Schießen.  Gewöhnlich  geschieht  der  Fang  mit  einem 
Stock  oder  einer  Art  Gabel  und  Auftreten  mit  dem  gestiefelten  Fuß 
hinter  dem  Kopf,  dann  Aufheben  der  Schlange  am  Schwanz  und  Hinein- 
kriechenlassen in  einen  Sack  oder  eine  Schachtel  oder  eine  Flasche  mit 
konservierender  Flüssigkeit  (s.  o.  Hoffmann  1892).  Die  Schlange  ist 
zu  schwach ,  als  daß  sie  sich  mit  dem  Kopf  heraufschwingen  oder  au 
sich  selbst  h'eraufklettern  könnte.  N\u-  ist  nötig,  das  Tier  weit  genug 
von  sich  weg  zu  halten.  In  schlangenreichen  Gegenden  bilden  sich  bald 
besondere  Schlangenfänger  aus,  die  auch  mit  dem  Aufenthalt  und 
den  Gewohnheiten  der  Schlangen  bekannt  sind,  oder  es  macht  sich  die 
Jugend  ein  Vergnügen  aus  dem  Schlangenfang.  In  Württemberg  ist 
seit  alters  her  dafür  berühmt  die  Familie  Koch  in  Auingen  OA.  Münsingen, 
jetzt  nach  dem  Tode  des  Vaters ,  des  Lehrers  Friedrich ,  dessen  Sohn. 
Jener  hat  über  1000  Kreuzottern  gefangen  und  verkauft,  auch  in  einem 
Bucße  (s.  0.)  mit  schönen  Abbildungen  unserer  einheimischen  Schlangen 
wichtige  Angaben  über  seine  Beobachtungen  und  Erfahrungen  schon  1862 
gemacht.  In  Ägypten  widmen  sich  gewisse  Derwischorden  diesem  Fang  und 
der  Abrichtung ,  wie  die  Schlangengaukler  (Psylli)  der  Alten ,  ebenso 
in  Indien.  (Klunzinger.) 


XXVII.  Hauptversammlung  zu  Aulendorf  am   2.  Februar   1900. 

Nach  vorausgegangener  Ausschußsitzung  wurde  um  5V'2  Uhr  nach- 
mittags die  Hauptversammlung  durch  den  Vorsitzenden ,  Fabrikant 
Fr.  Krauß  (Ravensburg)  eröffnet,  der  nach  Begrüßung  der  erschienenen 
Mitglieder  und  Gäste  mit  warmen  Worten  der  im  letzten  Jahr  ver- 
storbenen Mitglieder  Kämmerer  Dr.  J.  Probst,  Mitbegründer  und  Ehren- 
mitglied des  Zweigvereins ,  und  Kaufmann  Kuen  (Kißlegg) ,  Landtags- 
abgeordneter, gedenkt,  deren  Andenken  die  Versammlung  durch  Erheben 
von  den  Sitzen  ehrt. 

In  dem  nunmehr  folgenden  ersten  Vortrag  über  ,,F ragen  der 
Sonnenphysik"  legte  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Hchmitlt  zunächst  einige 
Abbildungen  und  Photogramme  der  letzten  totalen  Sonnenfinsternis  vom 
30.  August  1905  vor.  Die  ersten  wurden  in  Burgos  von  Schülern  eines 
Gymnasiums  unter  vorausbestimmter  Arbeitsteilung  gezeichnet,  namentlich 
ist  darauf  die  Korona  mit  den  größeren  Protuberanzen  gut  zu  sehen^ 
während  die  auf  photographischem  Wege  durch  die  Treptow  Sternwarte 
ebenfalls  in  Spanien  gewonnenen  Bilder  den  vom  unmittelbaren  Anblick 
verschiedenen  photographischen  Eindruck  wiedergeben,  dabei  die  feinerea 
Schatten  und  Strahlen  vermissen  lassen.     Nun  zeigt  der  Redner  den  Gang 

g* 


-    c    - 

der  matheiuatisclien  Berechnuug-  der  Entfernung  der  Sonne  von  der  Erde 
mittels  Parallaxe.  Früher  benutzte  man  die  Venus-  und  Merkurdurch- 
g-änge  über  die  Sonnensclieibe ,  jetzt  dienen  die  Asteroiden  dazu,  um 
unter  Anwendung  des  dritten  KEPLER'schen  Gesetzes  aus  ihrer  Ent- 
fernung diejenige  der  Sonne  zu  berechnen.  Diese  kleinen  Himmelskörper 
eignen  sich  sehr  gut  zu  genauer  astronomischer  Ortsbestimmung.  Die 
Parallaxe  wurde  zu  8,8  Bogensekunden  bestimmt,  und  die  Sonnenent- 
fernung hiernach  zu  149^2  Mill.  Kilometer.  Die  Sonne,  deren  Durch- 
messer =:  108,56  Erddurchmesser  ist,  erfüllt  einen  Raum,  wie  er  nicht 
einmal  für  die  ganze  Bewegung  des  Mondes  um  die  Erde  erfordert  wird, 
denn  der  Durchmesser  der  Mondbahn  beträgt  nur  60  Erddurchmesser. 
Zum  Unterschied  von  früheren,  sehr  hohen  Annahmen  für  die  Sonnen- 
temperatur nimmt  man  heute  für  die  Photosphäre,  das  weißstrahlende 
Gebiet  des  Sonnenkörpers,  das  von  der  roten  Chromosphäre  überlagert 
erscheint,  eine  Temperatur  von  ö^'a  bis  6  Tausend  Grad  an.  Nach  Ein- 
führung der  Spektralanalyse  durch  Bunsex  und  Kiechhoff  weiß  man, 
daß  die  Chromosphäre  viele  der  an  der  Erdoberfläche  vorkommenden  Stoffe 
oder  Elemente  gasförmig  enthält.  Während  im  Spektrum  der  Photo- 
sphäre geschwächte  Farben  als  dunkle  FEArx'HOFEE'sche  Linien  zu  sehen 
sind,  besteht  das  Spektrum  der  Chromosphäre  nur  aus  hellen  Fkaun- 
HOFEE'schen  Linien.  Die  hohe  Temperatur  der  Sonne  macht  es  wahr- 
scheinlich, daß  alle  chemischen  Elemente  sich  über  der  sogenannten 
kritischen  Temperatur  befinden,  also  Gase  sind.  Ähnlich  wie  auf  der 
Erde  die  Lichtstrahlen  durch  die  Atmosphäre  gebrochen  werden,  so  daß 
man  z.  B.  ein  in  Bewegung  befindliches  Schiff  vorher  sieht,  als  es  nach 
der  Krümmung  der  Erdoberfläche  erblickt  werden  sollte,  ebenso  werden 
die  von  der  Sonne  ausgehenden  Lichtstrahlen  durch  die  glühende  Gas- 
hülle gebrochen,  so  daß  die  Sonne  tatsächlich  etwas  kleiner  ist  als  sie 
uns  erscheint  und  der  scharfe  Rand  der  Sonnenscheibe  nur  eine  "Wirkung 
der  Strahlenbrechung,  eine  Art  optischer  Täuschung  ist.  Die  Masse  der 
Sonne  ist  einer  fortgesetzten  Vermehrung  durch  hereinstürzende  Meteor- 
massen unterworfen,  aber  auch  einer  fortgesetzten  Verminderung  durch 
die  abstoßende  Wirkung  der  Sonnenstrahlen  auf  Körperchen  von  sehr 
kleinem  Durchmesser.  Die  Sonne  verbreitet  um  sich  einen  kosmischen 
Staub  (Korona ,  Zodiakallicht).  Auch  die  von  der  Sonne  abgekehrten 
Schweife  der  Kometen  werden  aus  solchem  bestehen.  Schließlich  wurden 
noch  verschiedene  Anzeichen  erwähnt ,  welche  auf  eine  lichtbrechende 
Wirkung  einer  um  die  Sonne  sich  ausbreitenden,  bis  über  die  Erdbahn 
hinaus  ausgedehnten  interplanetarischen  Atmosphäre  hindeuten. 

In  der  folgenden  Zwischenpause  legte  Rektor  Bruder  von  Biberach 
neue  gedruckte  Kataloge  des  Oberschwäbischen  Museums  in  Biberach, 
welches  voraussichtlich  im  kommenden  Herbste  im  neuen  Lokale  eröffnet 
wird,  vor,  und  Stadtschultheiß  Müll  er- Biberach  neueste  Diagramme  des 
dortigen  automatischen  Erdbebenmessers,  wonach  am  L  Februar  leichte 
Erderschütternngen  stattgehabt  haben. 

Als  zweiter  Redner  sprach  Oberstudienrat  Dr.  Lampert  über  das 
Thema:  „Wie  der  Mensch  wohnt."  Unter  Vorzeigung  einer  großen 
Anzahl   Photographien    von    Wohnungen    niedrigsteUender    Volksstämrae 


-     CI     — 

wurden  die  prähistorischen  Wohnungen,  wie  ErdgTuben,  Höhlen,  Spalten 
und  Pfahlbauten  beschrieben,  die  auf  das  Schutzbedürfnis  des  Menschen 
zurückzuführen  sind;  sodann  wurde  die  Entwicklung  und  Bauart  der 
Wohnungen  von  auf  niederer  Kulturstufe  stehenden  Völkern ,  wie  in 
Südindien,  Ozeanien,  bei  den  Buschmännern  in  Südafrika  usw.,  geschildert, 
die  Rund-  und  Zeltwohnungen  niit  oft  großer  Kunstfertigkeit  oder  aber 
eTiebelhütten  errichten,  aus  denen  schließlich  unser  Haus  hervorgeht.  In 
der  Diskussion  wurden  von  Dekan  Wem  er- Biberach  Anfragen  über  Erd- 
höhlen im  Illertal  gestellt,  während  Prof.  Klunzinger  noch  einige  be- 
sondere Arten  von  Lehmbauten  erwähnte,  nämlich  die  sehr  primitiven 
Wohnungen  der  oberägyptischen  Bauern,  die  sich  ihre  formlose  Be- 
liausung  aus  Xilschlamm  und  Häckerling  selbst  zusammenkueten ;  als 
Decke  dienen  Palmstengel,  Schilf,  Strohmatten.  Die  besseren  Häuser 
bestehen  aus  geformten  viereckigen  Ziegeln,  die  aber  meist  nicht  gebrannt, 
sondern  nur  an  der  Luft  getrockneter  Lehm  sind.  Solche  gebrauchten 
schon  die  alten  Ägypter,  selbst  zu  den  Palästen,  während  die  mächtigen 
Steinbauten  fast  durchaus  Wohnungen  für  die  Götter  und  Toten  dar- 
stellen. Jene  Lehmziegel  rindet  man  noch  massenhaft,  jeden  mit  dem 
königlichen  Stempel  versehen.  Solche  Häuser  sind  nur  in  Gegenden 
möglich,  wie  in  Oberägypten,  wo  es  fast  nie  regnet.  Wenn  es  aber 
einmal  regnet,  so  gibt  es  bedenkliche  Schäden,  zumal  da  die  Dächer  flach 
sind ;  der  flüssige  Schlamm  dringt  bald  sickernd,  bald  stromweise  durch 
die  Decke  in  die  Zimmer,  wie  Redner,  der  jahrelang  in  einem  solchen 
Hause  am  Roten  Meere  lebte,  es  selbst  erfahren  durfte. 

Im  weiteren  Verlauf  der  Versammlung  wurde  von  Geh.  Hofrat 
Dr.  Schmidt  auf  Grund  der  von  einigen  Mitgliedern  gemachten  Be- 
obachtungen die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  das  vor  einigen  Wichen 
in  Württemberg  gesehene  Meteor  in  mehrere  Stücke  auseinandergegangen 
sei,  und  vom  Vorsitzenden,  Fabrikant  Krauß,  wurde  mitgeteilt,  daß  von 
der  Waldburg  aus  (772  m  Meereshöhe)  im  vergangenen  Sommer  bei 
günstigen  Wetterbedingungen  der  Montblanc  in  der  Richtung  der  Blümlis- 
alp  gesehen  worden  sei,  w^orüber  noch  weitere  Beobachtungen  stattfinden 
w^erden.  Zum  Schluß  gedachte  Dekan  Knapp  (Ravensburg)  in  an- 
erkennenden Worten  der  Versuche  des  Grafen  Zeppelin  mit  seinem 
lenkbaren  Luftschiff.  Wenn  dieselben  auch  noch  zu  keinem  greifbaren 
Resultat  geführt  haben,  so  sind  sie  doch  für  die  Wissenschaft,  namentlich 
die  Meteorologie,  von  großer  Bedeutung,  und  in  Würdigung  dieser  Ver- 
dienste wurde  von  der  Versammlung  beschlossen ,  dem  Grafen  die  An- 
erkennung des  Vereins  durch  eine  Adresse  auszusprechen. 


4.  Schwarzwälder  Zweigverein  für  vaterländische  Naturkunde. 

Versammlung  zu  S  cli  wenningen  am   28.   Mai    1905. 

Die  Versammlung  erfreute  sich  eines  zahlreichen  Besuchs  aus  der 
Stadt  selbst  und  dem  benachbarten  Rottweil,  sowie  aus  Spaichingen, 
Stuttgart  und  Tübingen,    so    daß    der  Physiksaal   der  neuen  Realschule 


-     CII     — 

bis  zum  letzten  Platz  gefüllt  war.  Nach  Begrüßung-  der  Versammlung 
durch  den  Vorstand  Prof.  Dr.  Blochmann  (Tübingen)  eröffnete  Prof. 
Dr.  Hes.se  (Tübingen)  die  Reihe  der  Vorträge,  indem  er  über  die  „Eis- 
zeitrelikte  in  unserer  Tierwelt"   sprach. 

Zur  Eiszeit,  in  der  von  Norden  her  eine  zusammenhängende  Eis- 
decke bis  zur  Rheinmündung ,  dem  Harz  und  dem  Erzgebirge  reichte 
und  die  Alpengletscher  weit  ins  Vorland  drangen,  bewohnte  unsere 
Gegend  eine  eigenartige  Tier-  und  Pflanzenwelt,  von  der  wir  noch  zahl- 
reiche Reste  fossil  finden.  Als  später  wieder  wärmeres  Klima  eintrat, 
zog  sich  das  Eis  und  mit  ihm  auch  die  kälteliebende  Tier-  und  Pflanzen- 
Avelt  mehr  nach  Norden  und  in  die  kältereu  Gebirgshöhen  zurück.  So 
kommt  es ,  dal5  wir  noch  heute  mehrere  Tierarten  kennen ,  die  einer- 
seits im  kalten  Norden,  anderseits  in  den  Hochgebirgen  vorkommen,  wie 
z.  B.  das  Schneehuhn  und  der  Schneehase,  eine  Erscheinung,  die  nur 
durch  die  Annahme  erklärlich  wird,  äail  diese  beiden  einst,  in  kälterer 
Zeit,  das  Zwischengebiet  bewohnen  konnten.  Die  wenigen  jetzt  noch 
in  unseren  Gegenden  lebenden  Tiere  und  Pflanzen ,  die  wir  als  Reste 
der  Eiszeit  aufzufassen  haben,  nennt  mau  Eiszeitrelikte.  Sie  sind  durch- 
weg kälteliebende  Formen,  die  wir  insbesondere  in  kühlen  Gebirgsbächeu 
oder  im  kälteren  Oberlauf  unserer  Flüsse  antreffen.  Zu  den  Eiszeit- 
relikten müssen  wir  unter  den  Fischen  die  Winterlaicher  rechnen,  also 
die  lachsartigen  Fische  (Forelle ,  Felchen  etc.)  und  den  Süßwasser- 
bewohner unter  den  Schellfischen,  die  Triesche;  beide  Gruppen  haben 
ihr  Verbreitungszentrum  im  Norden.  Nur  so  verstehen  wir  auch  das 
zersprengte  Vorkommen  identischer  oder  nahe  verwandter  Feichenarten 
in  den  völlig  getrennten  Seen  am  Nordrand  der  Alpen.  Unter  den 
Würmern  haben  wir  als  Eiszeitrelikte  zwei  Strudelwürmer  {PJanaria 
alpina  und  PohjceJis  cornuta)  zu  betrachten.  Pkinaria  alpina  ist  in  den 
Alpen  überall  verbreitet,  bei  uns  aber  nur  in  kälteren  Bächen  (Echatz- 
quelle.  Uracher  AVasserfall ,  Bach  im  Elysium  bei  Tübingen) ;  sie  wird 
allmählich  immer  mehr  von  der  bei  uns  überall  liäufigen  Planaria  gono- 
ceplmla  verdrängt,  die  in  unseren  Flüssen  und  Bächen  nach  dem  Ober- 
lauf vordringt.  Schließlich  sind  als  Eiszeitrelikte  unserer  Gewässer 
noch  einige  winzige  niedere  Krebstiere  zu  erwähnen  {Diaptomm  denti- 
cornis,  Diaptomus  Jaciniatus  und  Heterocope  saliens) ,  die  in  den  Alpen 
weit  verbreitet,  bei  uns  aber  nur  in  kälteren  Seen  (Titisee)  vorkommen. 
Auch  der  bei  uns  überall  häutige  C//clops  sfremtits  dürfte  als  Relikt  der 
Eiszeit  aufzufassen  sein ;  er  findet  sich  nur  im  Winter ,  wo  man  unter 
der  Eisdecke  die  Weibchen  mit  Eiern  antrifft.  Unter  den  Landbewohnei-n 
kennen  wir  nur  wenige  Eiszeitrelikte.  Als  solche  sind  vielleicht  die 
Bergeidechse  und  die  Kreuzotter  anzusehen.  Die  beiden  zukommende 
Eigenschaft  des  Lebendiggebärens  ermöglichte  ihnen  zur  Eiszeit  den 
Aufenthalt  in  kälteren  Gegenden.  Die  in  den  Boden  abgelegten  Eier 
unserer  meisten  Reptilien  erhielten  dort  nicht  genügend  Wärme  zu  ihrer 
Entwicklung ;  bei  Lebendiggebärenden  aber  sonnt  das  trächtige  AVeibchen 
seine  Eier,  indem  es  selbst  die  Sonne  aufsucht.  Zum  Schluß  sind  noch 
einige  Schnecken  zu  erwähnen ,  die  sowohl  nordisch  als  auch  in  den 
höheren  Gebirgen  Mitteleuropas  vorkommen,  nämlich  J^upa  aJpesfris,  Pupa 


—   cm    — 

arcfica  und  Helb'  ruderafa .  welch  letztere  dadurch  sehr  interessant  ist, 
daß  sie  im  Neckar  nur  zwischen  Eottenburg  und  Cannstatt  gefunden 
wurde;  vermutlich  stammt  sie  aus  dem  Quellengebiet  des  Neckars  und 
Redner  schließt  daher  mit  der  Aufforderung,  daß  die  Schwenninger 
Naturfreunde  auf  dieses  interessante  Tierchen  ihr  besonderes  Augenmerk 
richten  möchten. 

Hierauf  folgte  ein  Vortrag  von  Dr.  Plieninger  (Tübingen)  über 
„die  fliegenden  Reptilien  der  Jurazeit".  Bei  unseren  jetzigen 
Flugtieren  unterscheidet  man  Tiere  mit  Fallschirm  und  solche  mit 
echten  Flügeln.  Während  die  ersteren  nur  zum  langsamen  Fallen  in 
schiefer  Ebene  dienen,  ermöglichen  die  Flügel  das  Erheben  von  der 
Erde.  Zu  den  echten  Flugtieren  gehören  jetzt  die  Vögel  und  die  Fleder- 
mäuse. Zur  Jurazeit  belebte  noch  eine  dritte  Gruppe  von  Flugtieren 
unsere  Heimat,  nämlich  die  Flugechsen  (Pterosaurier),  die  wir  nach  ihrem 
Bau  zu  den  Reptilien  rechnen  müssen.  Sie  besaßen  wie  die  Fleder- 
mäuse ansehnliche  Flughäute,  die  durch  einen  enorm  verlängerten  Finger 
ausgespannt  wurden.  Ihre  Haut  war  nackt.  Der  Schädel  erinnert  in 
mancher  Hinsicht  an  den  Vogelschädel.  Die  lang  ausgezogene  Schnauze 
war  zum  Teil  mit  spitzen  Zähnen  wie  bei  Reptilien  bewehrt,  zum  Teil 
fehlen  solche  und  dann  waren  die  Kiefer  wohl  von  einem  Hornschnabel 
iiberkleidet ,  wie  bei  den  Vögeln.  Die  Knochen  dieser  Flugechsen  sind 
dünn  und  weil  sie  wie  bei  den  Vögeln  statt  des  Markes  einen  luft- 
erfüllten Hohlraum  enthielten,  sehr  leicht.  So  hat  man  berechnet,  daß 
das  ganze  Skelett  eines  in  der  nordamerikanischen  Kreide  gefundeneu 
Riesentieres  aus  dieser  Gruppe,  das  etwa  6  m  Fliigelspannweite  hatte, 
nur  etwa  2  —  3  kg  schwer  war.  Die  Größe  der  bei  uns  im  Jura  ge- 
fundenen Flugechsen  schwankte  zwischen  der  eines  Spei^lings  und  der 
eines  größeren  Raubvogels  (bis  zu  2  m  Spannweite).  Die  Tiere  waren 
jedenfalls  zum  Teil  ausgezeichnete  Flieger,  die  sich  weit  auf  das  freie 
Meer  hinauswagten.  —  Der  Vortrag  wurde  durch  zahlreiche  Diapositive 
illustriert. 

Darauf  sprach  Prof.  Dr.  Blochinaiiii  (Tübingen)  über  die  „Gruben- 
wurmkrank  heit".  Diese  Krankheit,  die  seit  etwa  3  Jahrzehnten  be- 
sonders in  den  Ziegeleien  am  Niederrhein  und  in  den  Bergwerken  des 
Ruhrgebiets  sich  in  besorgniserregender  Weise  ausgebreitet  hat ,  ist 
schon  seit  langer  Zeit  aus  dem  Süden,  speziell  Ägypten,  bekannt.  Die 
Erscheinungen  sind  die  einer  schweren ,  langsamer  oder  auch  rascher 
fortschreitenden  Blutarmut,  die  schließlich  zum  Tode  führen  kann.  Ver- 
anlaßt wird  die  Krankheit  durch  einen  kleinen  im  Dünndarm  lebenden 
Wurm  aus  der  Gruppe  der  Fadenwürmer  (zu  denen  von  bekannteren 
Formen  der  Spulwurm  und  Madenwurm  gehören),  der  den  Namen  Anliylo- 
stonia  duodenale  führt.  Die  Ansteckung  geht  folgendermaßen  vor  sich. 
Die  von  den  Würmern  massenhaft  abgelegten  Eier  entwickeln  sich  bei 
einer  Temperatur  von  mindestens  25*^  C.  bei  genügender  Feuchtigkeit 
und  Luftzutritt  rasch  zu  kleinen  Larven,  die  in  feuchtem  Boden  usw. 
bis  zu  7  ^Vlonaten  lebendig  bleiben  können.  Sie  können  durch  die  l)e- 
schmutzten  Hände  leicht  in  den  Mund  übertragen  werden  und  von  hier 
aus  in  den  Darm  gelangen.     Viel  wichtiger  ist  aber  ein  anderer  Weg, 


-     CIV     — 

auf  dem  wohl  der  Hauptsache  nach  die  Ansteckuug  erfolgen  wird.  Prof. 
Loos  in  Kairo  hat  durch  exakte  Beobachtungen  und  Versuche  sicher- 
gestellt, daß  die  Larven  durch  die  Haut  eindringen,  durch  die  Blut- 
gefäße in  das  Herz  und  in  die  Lunge  gelangen,  von  hier  aus  durch 
die  Luftröhre  in  die  Speiseröhre  und  so  in  den  Darm  einwandern.  Aus 
der  nun  vollständig  bekannten  Entwicklungs-  und  Lebensgeschichte  er- 
geben sich  die  zur  Verhütung  der  Kränkelt  notwendigen  Maßregeln, 
auf  die  hier  nicht  weiter  eingegangen  werden  kann. 

Hierauf  sprach  Dr.  Maier  (Tübingen)  „Über  Altersbestimmung 
bei  Fischen".  Daß  man  das  Alter  eines  Fisches  nicht  direkt  aus 
seiner  Länge  ersehen  kann,  liegt  auf  der  Hand.  Zur  sicheren  Be- 
stimmung des  Alters  wurde  für  den  Karpfen  und  wenige  andere  Fische 
die  Untersuchung  der  Schuppen  vorgeschlagen.  Man  findet  an  ihnen 
regelmäßige  Anwachsstreifeu ,  die  an  die  Jahresringe  der  Bäume  er- 
innern und  nach  denen  man  das  Alter  feststellen  kann.  Diese  Methode 
eignet  sich  jedoch  nur  für  w'enige  Fische.  Vor  einigen  Jahren  wurde 
nun  auf  die  Möglichkeit  der  Altersbestimmung  der  Scholle  nach  den 
sogen.  Gehörsteinen  (Otolithen)  hingewiesen.  Die  im  unteren  Teile  des 
Gehörorgaus  der  Fische  liegenden  Gehörsteine  bestehen  aus  kohlen- 
saurem Kalk  und  zeigen  eine  regelmäßige  Schichtung  von  weißen,  un- 
durchsichtigen und  von  dunklen  durchscheinenden  Ringen  (bei  auf- 
fallendem Licht  auf  schwarzem  Hintergrund).  Durch  Untersuchung  von 
mehreren  tausend  Gehörsteinen  konnte  der  Beweis  erbracht  werden,  daß 
in  jedem  Jahr  ein  weißer  und  ein  dunkler  Ring  angelegt  wird.  Wir 
haben  es  hier  also  mit  Jahresringen  zu  tun,  deren  Zahl  direkt  das 
Alter  des  betreffenden  Fisches  angibt.  Schließlich  wurde  noch  erwähnt, 
daß  in  jüngster  Zeit  festgestellt  wurde,  daß  man  auch  an  verschiedenen 
Knochen  bei  den  Fischen  das  Alter  bestimmen  kann ,  indem  auch  bei 
ihnen  regelmäßige  Jahresschichten  gebildet  werden. 

Nach  Schluß  der  Verhandlungen  vereinigte  dann  die  Teilnehmer 
ein  gemeinschaftliches  Mittagessen  im  Gasthof  zum  „Adler" ;  daran 
schloß  sich,  vom  herrlichsten  Wetter  begünstigt,  ein  Spaziergang  nach 
dem  Neckarursprung,  dem  Torfmoor  und  dem  Hölzlekönig  unter  Führung 
der  Schwenninger  Mitglieder.  (Maier.) 


Versammlung  zu  Tübingen  am  24.  Dezember   1905. 

Nach  der  Begrüßung  der  aus  Tübingen,  den  Nachbarstädten,  be- 
sonders auch  Stuttgart,  zahlreich  zu  der  im  Hörsal  des  zoologischen 
Listituts  abgehaltenen  Versammlung  eingetroffenen  Mitglieder  und  Gäste 
durch  den  Vorsitzenden,  Prof.  Dr.  Blochmann,  eröffnete  Universitäts- 
bibliothekar Dr.  R.  Gradinaim  den  wissenschaftlichen  Teil  durch  einen 
Vortrag:  „Über  einige  neuere  Ergebnisse  skandinavischer 
Forschung  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Pflanzengeographie 
Mitteleuropas". 

Die  frühere  Vorstellung,  daß  in  den  Zeiten  des  germanischen 
Altertums    der  Boden  Mitteleuropas    mit    zusammenhängendem,    nur  von 


—    cv    — 

kleinen  Rodungstiächen  durchbrochenem  Urwald  bedeckt  gewesen  sei, 
hat  sich  bei  genauerer  Prüfung  als  unhaltbar  erwiesen.  Die  siedelungs- 
geschichtlichen  und  pflanzengeographischen  Untersuchungen  des  Vor- 
tragenden haben  vielmehr  zu  der  Erkenntnis  geführt,  daß  neben  fast 
unbewohnten,  großen,  geschlossenen  Waldgebieten  in  diluvialer  Zeit  auch 
schon  reichlich  besiedelte ,  offene  Landschaften  von  ebenso  bedeutendem 
Umfange  bestanden  haben,  die  zum  großen  Teil  zusammenfallen  mit  den 
Gebieten,  die  durch  das  Vorkommen  von  äolischem  Löß,  fossilen  Steppen- 
tieren und  mehr  oder  weniger  zahlreichen,  an  trockenen  Hügeln,  sonnigen 
Felsen  und  Steilhängen  in  meist  südlicher  Freilage  wachsenden  Steppen- 
ptianzen  ausgezeichnet  und  demgemäß  als  ehemalige  Steppenlandschaften 
anzusehen  sind.  In  den  letzten  Jahren  hat  Ande.  M.  Haxsen  unab- 
hängig von  den  Untersuchungen  des  Redners  auf  Grund  anthropologischer 
und  geologischer  Forschungen  ganz  übereinstimmende  Beziehungen  zwischen 
ptlanzengeographischen  und  siedlungsgeschichtlichen  Erscheinungen  für 
Norwegen  nachgewiesen ;  er  fand ,  daß  in  Norwegen  die  durch  Namen 
mit  der  Endung  — vin  und  — heim  charakterisierten  ältesten  Siedlungen 
in  auffallender  Weise  der  Verbreitung  einer  bestimmten,  von  ihm 
Origcomm-F ormaüon  genannten  Pflanzengenossenschaft  folgen.  Die  letztere, 
eine  Gruppe  von  wärmeliebenden,  xerophilen  Pflanzen  von  vorwiegend 
südlicher  Verbreitung,  zu  der  u.  a.  OrUjanum  vulgare,  Libanoüs  montana, 
Fragaria  viridis,  Calamintha  acinos,  FoJi/gonatiim  ofßcinale,  Lnthgriis  niger, 
L.  vernus,  Avena  pratensis  gehören,  steht  mit  den  Steppengenossenschaften 
Mitteleuropas  in  innigster  Verwandtschaft. 

Prüft  man  die  Ursachen,  durch  welche  die  Verbreitung  der  Steppen- 
pflanzen in  Mitteleuropa  bedingt  ist,  so  ergibt  sich,  daß  die  Eigen- 
schaften, durch  welche  sich  die  mitteleuropäischen  Verbreitungsbezirke 
der  Steppenpfianzen  gegenüber  den  Lückengebieten  auszeichnen,  nämlich 
relativ  kontinentales ,  niederschlagsarmes  Klima  und  feinkörnige  Böden, 
insbesondere  Kalkböden ,  dieselben  sind ,  die  in  den  Steppenländern  des 
Ostens  als  waldfeindliche  und  direkt  oder  indirekt  steppenbegünstigende 
Eigenschaften  bekannt  sind.  Es  kann  daraus  geschlossen  werden,  daß 
zur  Zeit  der  Einwanderung  und  Ausbreitung  der  Steppenflora  ein 
trockeneres  und  auch  wärmeres  Klima  geherrscht  hat,  als  in  der  Gegen- 
wart, doch  gewinnt  man  daraus  keinen  Anhalt  zur  Beantwortung  der 
Frage  nach  dem  inneren  Zusammenhang,  der  zwischen  der  vorgeschicht- 
lichen Besiedelung  Mitteleuropas  und  Skandinaviens  und  dem  der  Steppen- 
pflanzenformationen  offenbar  besteht.  Als  Antwort  auf  diese  Frage  bleibt 
zunächst  —  da  die  Zurückführung  des  Zusammenhangs  auf  die  in  vielen 
Fällen  hervortretende  natürliche  Bodenfruchtbarkeit  des  Steppenlandes 
sich  als  nicht  stichhaltig  erweist  —  nur  die  Annahme  übrig ,  daß  die 
ältesten  Ansiedler  ebenso  wie  die  Steppenpflanzen  offene,  waldfreie  oder 
wenigstens  nicht  mit  geshhlossenem  Urwald  bestandene  Stellen  auf- 
gesucht haben,  wo  ohne  allzu  mühsame  Rodung  ein  Pflanzenbau  mög- 
lich war  und  die  Herdentiere  in  der  natürlichen  Bodenvegetation  von 
Gräsern  und  Kräutern  ihr  Futter  flnden  konnten.  Dies  offene  Siede- 
lungsgebiet  muß  aber  damals  eine  größere  Ausdehnung  besessen  haben, 
als    das    heutige   Verbreitungsgebiet    der   Steppenpflanzen    einschließlich 


—     CVl     - 

der    Kulturflächen    mit    eheinaligem    steppenartigem    Pflanzenwnclis    er- 
kennen läßt. 

Als  Zeit,  in  der  die  geforderten  klimatischen  Verhältnisse  in 
Mitteleuropa  geherrscht  haben,  kann  nur  die  Zeit  nach  dem  Maximum 
der  letzten  Vergletscherung  in  Frage  kommen ,  und  zwar  hat  Redner 
früher  die  Ansicht  vertreten ,  daß  sie  zusammenfalle  mit  der  bis  vor 
kurzem  allein  nachgewiesenen  Steppenzeit,  aus  der  uns  die  am  Schweizers- 
bild und  im  Keßlerloch  bei  Schaöliausen  zusammen  mit  Artefakten  des 
paläolithischen  Menschen  gefundenen  Reste  von  -Steppentieren  erhalten 
sind.  Neuere  Untersuchungen  haben  jedoch  gelehrt ,  daß  die  Klima- 
schwankung,  der  die  Steppenfauna  von  Schaffhausen  angehört,  nicht  die 
einzige  ist,  die  seit  dem  Maximum  der  letzten  Vergletscherung  ein- 
getreten ist.  Ja,  auch  für  die  postglaziale  Zeit  im  engeren  Sinn  haben 
sich  mehrfache  Schwankungen  zwischen  kühlerem  bezw.  feuchterem  und 
wärmerem  bezw.  trockenerem  Klima  nachweisen  lassen.  Insbesondere 
haben  die  Untersuchungen  von  Guxxak  Andeksson  über  die  Geschichte 
der  Vegetation  Schwedens  ergeben,  daß  in  Skandinavien  auf  die  Dryas- 
Flora  der  Glazialzeit,  meist  zunächst  durch  die  Birke  vermittelt,  die 
Kiefer  und  dann  die  Eiche  als  herrschender  Waldbaum  gefolgt  ist, 
welch  letztere  erst  sehr  spät  im  Südwesten  durch  die  Buche,  im  Norden 
durch  die  Fichte  verdrängt  wurde.  Diese  Entwicklung  läßt  auf  eine 
stetige  Erwärmung  vom  Ausgang  der  Glazialzeit  bis  zur  Eichenperiode 
schließen,  und  zwar  hat  Andeesson  aus  dem  Umstand,  daß  eine  Reilie 
von  Pflanzen ,  namentlich  der  Haselstrauch ,  die  Eiche ,  Linde ,  Ulme, 
Schwarzerle,  Wassernuß  und  andere  ehemals  eine  weit  größere,  für  die 
Haselnuß  genau  festgestellte  Verbreitung  nach  Norden  besessen  haben, 
eine  Erhöhung  der  Jahrestemperatur  um  2^0.,  der  Sommertemperatur 
um  2,4 "  gegen  heute  berechnet.  Anderseits  hat  Reckstad  aus  der 
früheren  höheren  Lage  der  Kieferngrenze  und  Schneelinie  in  Norwegen 
eine  Temperaturabnahme  von  1,9 — 2,2  "  C.  im  Jahresmittel  berechnet. 
In  die  Zeit  des  Beginns  der  nordischen  Eichenperiode  fällt  aber,  wie  aus 
der  Lage  der  ältesten  Funde  von  Kulturgeräten  zu  schliessen  ist,  die  Ein- 
wanderung des  neolitliischen  Menschen  im  südlichen  Skandinavien ,  und 
die  Möglichkeit  derselben  läßt  sich  am  leichtesten  durch  die  Annahme 
Haxsen's  erklären ,  daß  Hand  in  Hand  mit  der  Wärmesteigerung  eine 
größere  Ausbreitung  der  steppenverwandten  Origamoii-'FloYa  auf  Kosten 
des  geschlossenen  Urwalds  habe  gehen  müssen,  wodurch  die  Ausiedlung 
der  primitiven  Bevölkerung  wesentlich  erleichtert  worden  sei.  Redner 
führt  nun  eine  Reihe  von  Zeugnissen  dafür  an,  die  es  wahrscheinlich 
machen,  daß  dieselbe  klimatische  Entwicklung,  wie  sie  sich  in  Skandi- 
navien abgespielt  hat,  auch  in  Mitteleuropa  stattgefunden  hat,  daß  auch 
hier  in  postglazialer  Zeit  noch  eine  trocken-warme  Periode 
geherrscht  hat,  die  den  zahlreichen  pflanzlichen  und  tierischen 
Relikten  von  xerothermem  Charakter  endgültig  ihre  heutigen  Plätze  an- 
gewiesen hat.  (Eine  ausführliche  Darstellung  des  Gegenstands  gibt  der 
Vortragende  unter  dem  Titel  „Beziehungen  zwischen  Pflanzengeographie 
und  Siedlungsgeschichte''  in  Hettxer's  „Geographische  Zeitschrift'" 
12.   Jahrg.    190(3.)  E. 


—     CVII     — 

In  der  Diskussion  verbreitete  sich  Forstdirektor  Graner  über  den 
Gegensatz  von  Waldklima  und  Steppenkliina.  Geliölzg-ünstig  sei  ein 
Klima  mit  Regenfällen  zu  allen  Jahreszeiten,  wie  solches  in  Mitteleuropa 
durch  das  Vorwalten  der  ozeanischen  Luftströmungen  bedingt  sei.  Doch 
seien  auch  vorübergehende  Trockenzeiten  nicht  ausgeschlossen.  So  sei 
das  Mittelmeergebiet  mit  Regenarmut  im  Sommer,  aber  reichlichen  Nieder- 
schlägen im  Winter,  die  Heimat  der  immergrünen  Hartlaubgewächse, 
ßaumfeindlich  dagegen  seien  längere ,  namentlich  auch  im  Winter  an- 
dauernde Trockenperioden,  infolge  deren  der  Transspirationsverlust  nicht 
mehr  gedeckt  werde.  Der  baumfeindliche  Charakter  der  südrussischen 
Steppe  sei  vorwiegend  auf  die  den  Winter  über  wehenden  trockenen 
Kontinentalwinde  zurückzuführen.  Auch  die  Verkümmerung  des  Baum- 
wuchses in  polarer  Richtung  wie  im  Hochgebirge  sei  ganz  wesentlich 
als  eine  Vertrocknungserscheinung  aufzufassen.  Vielleicht  könnte  daran 
gedacht  werden,  den  Steppencharakter  der  Diluvialzeit  in  ursächlichen 
Zusammenhang  mit  den  damals  vom  Inlandeis  her  wehenden  austrocknen- 
den Winden  zu  bringen,  und  es  habe  alsdann  sehr  langer  Zeiträume 
bedurft,  bis  die  Steppe  vom  Wald  überwuchert  worden  sei.         (Graner). 

Prof.  Dr.  Hesse  machte  sodann  auf  einige  augestellte  galvano- 
plastische Tiernachbildungen  aufmerksam,  die  von  Herrn  Gast  in  Neapel 
nach  frischen,  narkotisierten  Tieren  ausgeführt  und  durch  die  Württem- 
bergische Metallwarenfabrik  in  Geislingen  vervielfältigt  wurden.  Diese 
Abgüsse  fanden  dank  ihrer  vollendeten  Naturtreue,  die  bis  in  die  feinsten 
Details  geht,   allgemeine  Bewunderung. 

Prof.  Dr.  V.  Grütziier  sprach  über  Farbenmischung.  Nachdem 
in  der  Einleitung  kurz  die  Natur  des  Lichtes  und  der  (objektiv)  ein- 
fachen spektralen  Farben  auseinandergesetzt  war,  die  sich  so,  wie  tiefe 
und  hohe  Töne  durch  verschieden  schnelle  Schwingungen  der  Luft- 
teilchen, ebenfalls  durch  verschieden  schnelle,  aber  unendlich  viel 
schnellere  Schwingungen  der  Ätherteilchen  voneinander  unterscheiden, 
wurde  das  Wesen  der  subtr aktiven  Farbenmischung  besprochen.  Am 
klarsten  und  einfachsten  treten  die  Gesetzlichkeiten  dieser  Mischung 
hervor,  wenn  man  zwei  durchsichtige  Glas-  oder  Gelatineplatten  über- 
einanderlegt und  durch  sie  hindurchschaut.  Es  ist  klar,  daß,  wenn  die 
Platten  monochromatisch  wären,  wenn  daher  jede  nur  eine  einzige  Farbe 
durchließe,  man  dann  durch  beide  gar  nichts  sehen  könnte.  Sie  müßten 
übereinandergelegt ,  schwarz  aussehen.  Derartige  Farben,  namentlich 
rote  und  grüne,  trifft  man  nicht  selten.  Da  aber  fast  alle  Farbstoffe 
nicht  einfach,  monochromatisch  sind,  gelbe  Farbstoffe  z.  B.  außer  dem 
gelben  Licht  auch  noch  grünes,  und  blaue  Farbstoffe  außer  dem  blauen 
Licht  ebenfalls  noch  grünes  hindurchlassen,  so  gibt  blaues  über  gelbes 
Glas  gelegt,  oder  was  ziemlich  auf  dasselbe  hinauskommt,  blaue  Farbe 
mit  gelber  Farbe  gemischt,  grün,  nämlich  diejenige  Farbe,  welche  eben 
durch  beide  Gläser  hindurchtreten  kann.  Eine  interessante  Anwendung 
dieser  subtraktiven  Farbenmischung  machen  die  neuerdings  zu  großer 
Vollkommenheit  gelangten  RoLLMANN'schen  Farbenstereoskope,  in  denen 
zwei  verschiedenfarbige,  stereoskopische  Bilder,  die  dicht  nebeneinander- 
gedruckt  sind,    durch    eine  Brille    mit  entsprechend  verschiedenfarbigen 


—    cvm   — 

GrLäsern  betrachtet  werdeu.  Da  man  durch  das  eine  z.  B.  rote  Glas 
nur  das  grüne  und  durch  das  grüne  nur  das  rote  Bild  sieht,  so  entsteht 
die  zwingende  Vorstellung  des  Körperhaften.  Man  sieht  die  beiden 
Bilder  erhaben,  als  einen  Körper,   stereoskopisch. 

Während  schließlich  jede  subtraktive  Mischung  eine  Farbe  liefert, 
die  dunkler  ist  als  jede  der  beiden  Farben ,  aus  denen  sie  gemischt 
wurde,  so  ist  gerade  das  Umgekehrte  der  Fall  bei  der  additiven 
Mischung.  Die  additive  Mischfarbe  ist  stets  heller  als  jede  der  beiden 
Farben,  aus  denen  sie  entstand.  Additiv  werden  Farben  dann  gemischt, 
wenn  sowohl  die  Farbe  a  als  auch  die  Farbe  b  auf  dieselbe  Stelle 
unserer  Netzhaut  fällt,  was  natürlich  himmelweit  verschieden  von  der 
subtraktiven  Mischung  ist.  Dasselbe  Blau  und  dasselbe  Gelb ,  welche 
subtraktiv  gemischt  grün  geben,  geben  additiv  gemischt  gar  keine  Farbe. 
Es  entsteht  ein   weißliches  Grau. 

Zum  Schluß  werden  die  verschiedenen  Möglichkeiten,  Farben  ad- 
ditiv zu  mischen,  wie  Beleuchtung  einer  weißen  Fläche  durch  zwei 
verschiedene  Farben  oder  Mischung  zweier  Farben  im  Auge  vermittelst 
des  ScHEi^TER'schen  Versuches  oder  durch  Spiegelung  (Methode  von 
Lambert)  oder  durch  schnelle  Folge  der  Farben  aufeinander  (Farben- 
kreisel) ,  sowie  auch  die  Mischung  spektraler  Farben  durch  eine  große 
Reihe  von  Versuchen,  größtenteils  vermittelst  des  Projektionsapparates 
vorgeführt.  Die  Vereinigung  aller  spektralen  Farben  zu  weiß  (das 
experimentum  crucis  von  Newton)  ,  das  Ausschalten  gewisser  Farben 
aus  dem  Spektrum  und  die  Vereinigung  des  Eestes  zu  der  komplemen- 
tären Farbe  bot  eine  Reihe  farbenprächtiger  Bilder. 

Schließlich  wurde  noch  mit  wenigen  Worten  auf  die  Dreifarben- 
photographie  und  den  Dreifarbendruck  eingegangen,  und  gleichartige 
Stücke  von  gelben,  roten  und  blauen  Teilbildern,  welche  die  bekannte 
Firma  Käst  &  Ehingek  in  Stuttgart  dem  Vortragenden  in  liebens- 
würdigster Weise  auf  dünnes,  durchsichtiges  Papier  gedruckt  hatte,  an 
die  Wand  projiziert,  um  die  verschiedene  Stellung  der  sonst  nicht  sicht- 
baren kleinen  Rasterquadrate  zu  zeigen.  (Grützner.) 

Dr.  H.  A.  Krauß ,  Tübingen ,  brachte  eine  Zusammenstellung 
charakteristischer  Vertreter  der  zur  Familie  der  Mantiden  (Gottes- 
anbeterinnen) gehörigen  Zunft  der  Empusinen  zur  Demonstration  und 
besprach  die  Eigentümlichkeiten  dieser  auf  die  östliche  Halbkugel  be- 
schränkten Insekten  mit  Hinblick  auf  die  übrigen  Mantiden : 

Die  Empusinen  sind  besonders  ausgezeichnet  durch  ein  auf  dem 
Kopfe  angebrachtes  Hörn,  das  beim  c?  meist  schlank  und  spitz,  beim  $ 
verbreitert  und  an  der  Spitze  ausgeschnitten  ist,  sodann  durch  die  beim 
6  doppelt  kammförmigen  Antennen ,  deren  einzelne  Glieder  entweder 
einseitig  alternierend  gezähnt  (Idoloniorplta)  oder  aber  beiderseits  gezähnt 
sind.  Außerdem  besitzen  die  meisten  Arten  mit  Lappen  versehene 
Mittel-  und  Hinterschenkel  sowie  gelappte  Bauchsegmente.  Die  Arten 
sind  zumeist  von  großer  Schlankheit  und  sehen  zum  Teil  recht  verhungert 
aus,  sie  können  aber  auch  sehr  in  die  Breite  gehen  wie  ein  Vergleich 
der  auf  Teneriffa  lebenden  überaus  mageren  II//psicor//pha  mit  dem  aus 
Ost-Afrika  stammenden  Idolum  zeigt,    das  in  allen. seinen  Teilen  blatt- 


-     CIX     — 

artig  breitgedrückt  erscheint.  Europa  besitzt  in  den  Mittelmeerländern 
nur  drei  Vertreter  dieser  Zunft  (aus  dem  Genus  Empiisa),  die  übrigen 
gehören  Afrika  und  den  wärmeren  Ländern  Asiens  an.  Mit  ihren  nahen 
Verwandten,  den  Blattiden,  sind  sie  als  die  ältesten  bekannten  Insekten 
zu  bezeichnen,  wurde  ja  doch  ein  Vertreter  der  Zunft,  die  Lithomantis 
rarbonaria,  schon  in  der  Kohlenformation  Englands  aufgefunden. 

Sämtliche  Mantiden  besitzen  die  in  der  Ruhe  eigentümlich  erhobenen 
Vorderbeine ,  die  x\nlaß  zu  Benennungen  wie  Gottesanbeterin ,  Mantis 
relic/iosa,  preclteur.  louvadios  geben,  mit  denen  aber  ihre  Natur  sehr 
in  Widerspruch  steht.  Es  sind  gefräßige  Raubtiere,  die  mit  ihren 
großen  Augen  auf  freibeweglichem  Kopfe  nach  allen  Richtungen  Um- 
schau halten  können  und  sich  von  anderen  Insekten ,  aber  auch  von 
kleinen  Vögeln,  Eidechsen  und  Fröschen  nähren.  Daß  sie  auch  ihre 
eigenen  Genossen  auffressen,  und  daß  namentlich  das  schwächere  6 
von  dem  viel  kräftigeren  2  nach  der  Begattung  aufgefressen  wird, 
ist  eine  vielfach  beobachtete  Tatsache.  Die  Kraft,  die  sie  in  ihren 
Raubbeinen  (Vorderbeinen)  besitzen ,  ist  sehr  groß :  angegriffen  wehren 
sie  sich  mit  denselben  heftig  und  ritzen  die  Finger  oft  blutig.  Meist 
von  beträchtlicher  Größe  besitzen  viele  überaus  abenteuerliche  Formen 
und  schöne  Färbung ,  z.B.  bunte  Augenflecke  auf  den  Unterflügeln. 
In  Form  und  Farbe  ahmen  sie  die  Örtlichkeiten,  auf  denen  sie  leben, 
in  bewunderungswürdiger  "Weise  nach,  wodurch  sie  sich  einerseits 
vor  ihren  Feinden  schützen,  anderseits  ihre  Beute  unbemerkt  über- 
fallen können. 

Ihre  Eier  werden  in  eigentümlichen ,  für  die  einzelnen  Arten 
charakteristischen  Haufen  an  Pflanzen ,  Steine  etc.  abgelegt  und  sind 
mit  einer  schlammartigen ,  nach  dem  Ablegen  erhärtenden  Masse  als 
Schutzhülle  umgeben. 

Sie  sind  Bewohner  der  wärmei'en  Erdstriche  und  halten  sich  meist 
auf  Pflanzen,  insbesondere  auf  Buschwerk  und  Bäumen  auf,  wo  sie  be- 
hende klettern  und  von  ihren  Flügeln  Gebrauch  machen.  Einzelne  Arten 
leben  aber  auch  auf  gänzlich  vegetationslosem  Gelände,  z.  B,  in  der 
Sand-  und  Steinwüste  und  zeichnen  sich  durch  große  Schnelligkeit  im 
Laufen  aus,  wobei  sie  das  Flugvermögen-  durch  Verkümmerung  der  Flügel 
verloren  haben. 

Nach  dem  neuen  Katalog  des  British  Museum  sind  gegenwärtig 
850  Arten,  die  sich  auf  210  Genera  und  8  Zünfte  verteilen,  bekannt. 
Nur  20  Arten  leben  in  Europa,  von  denen  Maniis  religiosa  früher  auch 
in  Deutschland  bei  Frankfurt  a.  M.  und  bei  Freiburg  i.  Br.  vorkam, 
nunmehr  aber  durch  Kultur  und  vielleiclit  auch  klimatische  Veränderungen 
ausgerottet  ist.  (Krauß.) 

Herr  Prof.  Dr.  Koken  legte  einige  Reste  eines  riesigen  fossilen 
Fisches  vor,  nach  dessen  Kiemendeckel  und  Flossenstacheln  auf  ein 
Tier  von  mehreren  Metern  Länge  zu  schließen  ist.  —  Herr  Professor 
Dr.  Blochmann  erwähnte  einen  eigentümlichen  Fall  von  Parasitismus. 
An  seit  einigen  Jahren  im  zoologischen  Institut  gezücliteten  Stabheu- 
schrecken (Bacülus  L'ossii)  zeigte  sich,  daß  von  den  als  Nahrung  dienenden 
Rosenzweigen  eine  auf  diesen  vorkommende  Schildlaus  (Lecanlum  rosanmi) 


-    ex    — 

auf  die  Stabheuschrecken  wanderte  und  sich  zunächst  einmal  für  längere 
Zeit  auf  ihnen  gehalten  hat. 

Um  2  Uhr  vereinigte  die  Teilnehmer  ein  gemeinsames  Mittagessen 
im  Gasthof  zum   „Lamm". 


Versammlung  zu  Reutlingen  am  27.  Mai   1906. 

Die  gut  besuchte  Versammlung  fand  im  Rathaussaale  statt,  der 
dank  der  Bemühungen  des  Reutlinger  naturwissenschaftlichen  Vereins 
von  der  Stadt  und  den  bürgerlichen  Kollegien  in  bereitwilligster  Weise 
zur  Verfügung  gestellt  worden  war. 

Die  Reihe  der  Vorträge  eröffnete  Herr  Pfarrer  Gußmann-Eningen, 
indem  er  über  die  weltberühmten  ,Hamiten  von  Eningen"  sprach, 
welche  er  an  der  Hand  seiner  mit  Ausdauer  und  Eifer  im  Verlauf  vieler 
Jahre  selbstzusammen  gesuchten  Hanütensaminlung  zugleich  demon- 
strierte. Das  Vorkommen  der  Hamiten  ist  auf  eine  relativ  wenig 
mächtige  Schicht  des  Braunen  Jura  beschränkt  und  diese  Petrefakten 
werden  bei  Eningen  hauptsächlich  an  zwei  verschiedenen  Stellen  ge- 
funden, deren  Schichten  zwar  miteinander  übereinstimmen,  aber  infolge 
einer  Verwerfung  von  ca.  60  m  Höhe  gegeneinander  verschoben  sind. 
Die  Hamiten  gehören  zu  den  fossilen  Ammoniten,  unterscheiden  sich  aber 
von  der  gewöhnlichen  Form  der  Ammonshörner  dadurch,  daß  sie  nicht 
eng  spiralig  aufgerollt  sind,  sondern  eine  mehr  oder  weniger  stabförmig 
gerade  oder  gekrümmte  Gestalt  zeigen.  Man  kann  hauptsächlich  drei 
Forment3^pen  von  Hamiten  unterscheiden:  Hamites  haculatus,  H.  hifar- 
catus  und  H.  daveUatus,  welche  sich  durch  die  verschieden  starke  Auf- 
rollung und  die  Zartheit  des  Baues  unterscheiden.  Die  auffallende  Ähn- 
lichkeit der  Hamiten  mit  gewissen  Ammoniten  führte  zu  der  Vermutung, 
daß  man  in  den  Hamiten  vielleicht  nur  degenerierte  Ammoniten  zu 
suchen  habe.  Allein  bei  genauerer  Betrachtung  sind  außer  der  Ver- 
schiedenheit der  Aufrollung  noch  einige  Unterschiede  zu  erkennen ,  so 
z.  B.  zwischen  Hamites  bifurcafus  und  Ammoniies  hifurcatus  in  der  Zart- 
heit und  der  Dickenzunahme  der  Kammern,  in  der  Spaltung  der  Rippen, 
sowie  in  der  Zahl  der  Stachelreihen.  Über  die  wahre  Natur  der 
Hamiten ,  sowie  über  ihre  Beziehungen  zu  bestimmten  Ammonitenarten 
sind  noch  zahlreiche  Fragen  zu  lösen ,  deren  Beantwortung  infolge  des 
spärlichen  Vorkommens  dieser  Petrefakten  sehr  erschwert  erscheint. 

Herr  Privatdozent  Dr.  Fittiiiff-Tübingen  sprach  über  die  „Pfropf- 
bastarde von  Bronveaux".  Die  beiden  Methoden  der  Vereinigung 
zweier  Pflanzenarten  miteinander  zeigen  wesentliche  Verschiedenheiten. 
Während  nämlich  bei  der  Vermehrung  durch  den  Sexualprozeß  das 
Produkt  der  Verschmelzung  eine  intermediäre  Stellung  zwischen  den 
beiden  Elternformen  einnimmt,  so  zeigen  die  Abkömmlinge  zweier  durch  | 
Pfropfen  vereinigten  Pflanzenarten  im  allgemeinen  keine  intermediären 
Eigenschaften,  sondern  die  unterhalb  der  Pfropfungsstelle  entstehenden 
Zweige  besitzen  die  Eigenschaften  der  Unterlage,  die  oberhalb  ent- 
stehenden   diejenigen    des    Pfropfreises.      Vor    einer    Reihe    von    Jahren 


—     CXI     — 

wurde  nun  unter  dem  Namen  C/jtisus  Ädami  eine  eigenartige  Zwischen- 
form zwischen  unserem  gewölinlichen  Goldregen  {Cytlsus  Lahurnum)  und 
dem  rotblühenden  Cytisus  pHrpiireiis  in  den  Handel  gebracht.  Dieser 
C.  Adaml,  welcher  im  ganzen  Habitus  unserem  Goldregen  gleicht,  aber 
rote  Blüten  trägt ,  soll  bei  einer  Pfropfung  von  C.  purpureus  auf 
C.  Lahurnum  an  der  Pfropfungsfläche  entstanden  und  durch  Ableger 
vermehrt  worden  sein.  Dieser  bisher  als  Unikum  dastehende  Fall,  wo 
eine  Mischung  der  Eigenschaften  des  Pfropfreises  mit  denjenigen  der 
Unterlage  beschrieben  worden  war,  wurde  jedoch  stark  angezweifelt,  da 
es  nicht  ganz  ausgeschlossen  war,  daß  bei  jener  Pfropfung  ein  Auge 
eines  Sexualbastards  von  C.  pwpureus  und  C.  Lahurnum  verwendet 
worden  war.  Im  Jahre  1899  wurde  nun  aus  einem  Garten  in  Bron- 
veaux  bei  Metz  ein  neuer  derartiger  ., Pfropfbastard"  bekannt.  Es 
sollen  bei  der  Pfropfung  eines  Mispelzweiges  auf  einen  Crataegus  mono- 
f/i/na  an  der  Pfropfungsstelle  drei  Zweige  aufgetreten  sein,  ^ie  alle  drei 
intermediäre  Eigenschaften  zwischen  Mispel  und  Crataegus  zeigten,  dabei 
aber  untereinander  selbst  verschieden  waren.  Der  erste  Zweig  glich 
mehr  Crataegus  (Dornen,  gelappte  Blätter,  kleine  in  Gruppen  vereinigte 
Blüten),  war  aber  behaart  wie  die  Mispel,  sie  wurde  als  forma  Äsnieresi 
(oder  „crataegoides^)  bezeichnet.  Der  zweite  Zweig  zeigte  mehr  Ähn- 
lichkeit mit  der  Mispel  (gauzrandige  Blätter ,  filzige  Behaarung) ,  aber 
besaß  Dornen,  er  erhielt  den  Namen  forma  Bardari  (oder  „mespiloides"). 
Der  dritte  Zweig  (forma  Jouini)  ähnelte  zunächst  Crataegus,  wurde  aber 
dann  der  forma  Äsnieresi  ähnlich.  Diese  drei  verschiedenen  Formen, 
von  denen  die  beiden  ersten  durch  Ableger  vermehrt  wurden ,  zeigten 
keine  Übereinstimmung  mit  den  durch  Sexualität  gewonnenen  Bastarden 
von  Mispel  und  Crataegus.  Ihre  Entstehung  kann  man  sich  vielleicht 
so  erklären,  daß  bei  der  Pfropfung  an  den  Schnittflächen  der  Unter- 
lage (Crataegus)  und  des  Pfropfreises  (Mispel)  einige  Zellen  verletzt 
wurden,  so  daß  an  der  Berührungsstelle  beider  Pflanzen  der  Zellinhalt 
einer  Mispelzelle  mit  demjenigen  einer  Crataegus-ZeWe  verschmelzen 
konnte.  Ein  derartiges  Verschmelzungsprodukt  konnte  dann  den  Aus- 
gangspunkt für  die  erwähnten  Pfropfbastarde  bilden.  Auch  bei  den 
Pfropfbastarden  von  Bronveaux  ist  jedoch  die  Möglichkeit,  daß  das  auf- 
gepfropfte Mispelreis  von  einem  Sexualbastarde  zAvischen  Mispel  und 
Crataegus  stammt,  nicht  ganz  ausgeschlossen.  Redner  stellte  die  zur 
Demonstration  vorgelegten  lebenden  Zweige  von  Ablegern  der  erwähnten 
Pfropfbastarde  den  Sammlungen  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in 
Eeutlingen  zur  Verfügung. 

Herr  Prof.  Dr.  Hesse-Tübingen  sprach  über  „Augen  mit  gleich- 
zeitigem Nahe-  und  Fernsehen".  Ähnlich,  wie  der  Photograph  den 
Abstand  der  Linse  von  der  Mattscheibe  verändert,  je  nachdem  er  ein 
scharfes  Bild  von  nahen  oder  entfernten  Gegenständen  erhalten  will, 
zeigen  sich  auch  im  Auge  vieler  Tiere  (Tintenfische,  Fische,  einige 
Amphibien ,  Schlangen)  Vorrichtungen  zur  Veränderung  des  Abstandes 
der  Linse  von  der  Bild-perzipierenden  Netzhaut.  Eine  derartige  Vor- 
richtung zum  Einstellen  des  Auges  auf  nahe  und  ferne  Gegenstände 
nennen  wir  Akkommodation ,    die    sich  auch   in  anderer  Weise  (bei  den 


—     CXII     — 

meisten  Eeptilien,  den  Vögeln  und  Säugetieren)  durch  die  Veränderung 
der  Linsenkrümmung  äuliern  kann.  Während  nun  in  den  erwähnten 
Fällen  das  Auge  für  das  Nah-  und  Fernsehen  in  jedem  einzelnen  Falle 
eingestellt  werden  muß,  gibt  es  bei  niederen  Tieren  Augen,  mit  denen 
zu  gleicher  Zeit  nahe  und  ferne  Gegenstände  wahrgenommen  werden 
können.  So  finden  sich  z.  B.  im  Stirnauge  einer  Schwirrfliege  (HeJo- 
X)hüus)  unter  einer  gemeinsamen  Linse  eine  dicht  der  Linse  anliegende 
Netzhaut  für  das  Fernsehen  und  neben  dieser  eine  von  der  Linse  weiter 
entfernte  Netzhaut  für  das  Nahsehen.  Im  Stirnauge  der  Libellen  (z.  B. 
Agrlon)  liegt  nahe  der  Linse  eine  Fernnetzhaut  und  hinter  dieser  eine 
Nahnetzhaut.  Bei  marinen  Schwimmschnecken  (Pferofradiea)  sind  die 
Licht-perzipierenden  Elemente  derart  angeordnet,  daß  sie  senkrecht  zur 
Linse  verlaufende  Säulen  bilden ;  die  der  Linse  näher  liegenden  Elemente 
werden  nun  ferne,  die  weiter  von  der  Linse  entfernten  Elemente  da- 
gegen nahe  Gegenstände  wahrnehmen  können.  Im  großen  ganzen  sind 
jedoch  derartige  Fälle  von  gleichzeitigem  Nah-  und  Fernsehen  mit  dem- 
selben Auge  relativ  selten. 

Herr  Prof.  Dr.  Blochmaun-Tübiugen  berichtete  über  seine  Unter- 
suchungen an  den  „Brachiopoden  der  deutschen  Südpolar- 
expedition". Die  Brachiopoden,  welche  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
im  Meere  leben,  waren  in  früheren  Erdperioden  in  großer  Zahl  weit 
verbreitet,  wovon  die  gerade  auch  in  Württemberg  so  häutig  gefundenen 
fossilen  Terebrateln  der  Trias-  und  Juraformation  ein  beredtes  Zeugnis 
ablegen.  In  unseren  jetzigen  Meeren  gehören  die  Brachiopoden  dagegen  zu 
den  wenig  verbreiteten  Tierformen,  sowohl  hinsichtlich  der  Arten-  als  auch 
der  Individuenzahl.  Es  war  deshalb  das  verhältnismäßig  reiche  Material 
der  deutschen  Tiefsee-Expedition  („Valdivia")  und  Südpolar-Expedition 
(„Gauß")  mit  Freude  zu  begrüßen.  Besonders  die  von  der  letzteren 
Expedition  erbeuteten  Brachiopoden  verdienen  großes  Interesse.  Sie  um- 
fassen ausschließlich  neue  Formen,  deren  Untersuchung  neben  einer 
Reihe  von  wichtigen  Ergebnissen  über  die  Morphologie,  Biologie  und 
Systematik  vor  allem  auch  zur  Lösung  einiger  Fragen  über  die 
geographische  Verbreitung  der  Tiere  beitragen  konnte ,  insbesondere 
auch  hinsichtlich  der  Ursache  des  Vorkommens  ähnlicher,  teilweise 
sogar  identischer  Tierformen  in  den  Regionen  des  Nord-  und  Südpols.  — 

Um  2  Uhr  vereinigte  die  Teilnehmer  ein  gemeinschaftliches  Mittag- 
essen im  „Schwanen'" ,  woran  sich  die  Besichtigung  der  reichhaltigen 
Sammlungen  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Reutlingen  anschloß. 

(Nach   „Tübinger  Chronik".) 


III.  Original-Abhandlungen  und  Mitteilungen. 


Alehimillen  des  schwäbischen  Jura. 

Von  F.  Hegelmaier. 

Der  folgende  Aufsatz  soll  einen  kleinen  Ausschnitt  aus  einer 
umfassenderen  Reihe  floristischer,  auf  unser  Vereinsgebiet  bezüglicher 
Studien  geben,  welche  von  dem  Verfasser  im  Laufe  der  Zeit  gemacht 
worden  sind.  Der  Gattung  AlcJmnüla  wurde  hierbei  erst  in  den 
letztverflossenen  Jahren  einige  speziellere  Aufmerksamkeit  geschenkt, 
so  daß  die  bezüglichen  Beobachtungen  einen  verhältnismäßig  be- 
schränkten Umfang  erreicht  haben ;  daß  gerade  sie  trotzdem  gewählt 
wurde,  um  zum  Gegenstand  einer  besonderen  Mitteilung  zu  dienen, 
wird  sich  durch  das  mehrseitige  Interesse  rechtfertigen,  das  sich  an 
sie  seit  neuerer  Zeit  knüpft,  so  daß  sie  in  der  Tat  eine  derjenigen 
ist,  welche,  soweit  es  sich  um  einheimische  Blütenpflanzen  handelt, 
besondere  Beachtung  beanspruchen.  Es  ist  das  Zusammentreffen 
verschiedener  Eigentümlichkeiten,  was  die  Alehimillen  auszeichnet: 
einerseits  die  Reproduktion  auf  dem  Weg  der  Parthenogenese, 
beziehungsweise  Chalazogamie,  deren  Kenntnis  durch  die  be- 
kannten Arbeiten  Mürbeck's  ^  begründet,  von  Strasbueger-  durch 
umfassende  Untersuchungen  erweitert  und  vervollständigt  worden 
ist;  anderseits  ihre  Eigenschaft  als  polymorphe  Gattung.  Die 
sonst  als  Arten  betrachteten  Sippen  der  Gattung  Älchimilla  im 
engeren  Sinne  (Eualchimilla) ,  mindestens  die  europäischen  und  vorder- 
asiatischen, gliedern  sich  in  eine  größere  Zahl  von  Elementararten, 
die,  zum  Teil  nur  durch  kleine  Merkmale  unterscheidbar,  gleichwohl 
mit  wünschenswertester  Schärfe  charakterisiert  und  durch  Kultur- 
beobachtung als  befestigt  erwiesen  sind,  eine  Tatsache,  die  sich  vor 
allem  aus  den  sorgfältigen  Arbeiten  R.  Büser's  ergeben  hat.  Für 
die  mehrfache  Unterstützung,  die  von  selten  dieses  Monographen  für 

"  Lunds  Univ.  Arsskr.  36,  II,  No.  7  u.  9 ;  38,  IL  No.  2. 
2  Jahrb.  f.  wiss.  Bot.  41  (1904),  S.  88—164. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  In  Württ.  190C.  1 


die  Identifizierung  unserer  Formen  dem  Verfasser  mit  größter  Ge- 
fälligkeit geliehen  worden  ist,  ist  ihm  der  letztere  zu  bestem  Dank 
verpflichtet. 

Wenn  soeben  die  Reproduktion  der  Alchimillen  als  partheno- 
genetisch  bezeichnet  worden  ist,  so  bedarf  der  Gebrauch  dieses 
Ausdrucks,  wie  er  zuerst  von  Murbeck  für  den  Vorgang  bei  unseren 
Pflanzen  angewendet  worden  ist,  einer  besonderen  Rechtfertigung. 
Nachdem  in  der  Samenknospenanlage,  ähnlich  wie  bei  etlichen 
andern  Rosaceengattungen ,  die  Mutterzellen  von  mehreren  Keim- 
säcken sich  differenziert  haben,  von  denen  sich  sodann  nur  eine  zur 
Fruchtbarkeit  ausgebildet  hat ,  entwickelt  sich  der  Keim  aus  einer 
Eizelle,  die  ihren  gewöhnlichen  Sitz  in  dem  Scheitel  des  Keimsacks 
hat,  unter  Wachstumserscheinungen,  die  gegenüber  denen  anderer 
Pflanzen  nichts  Besonderes  zeigen.  Aber  die  Mitwirkung  eines 
Pollenschlauchs  mit  generativen  Kernen  wird  von  vornherein  aus- 
geschlossen durch  verschiedene  Verhältnisse.  Die  reifen  Samen- 
anlagen besitzen  gar  keine  Mikropyle ;  das  einzige  Integument  ver- 
wächst an  seiner  Mündung  vollständig,  so  daß  keine  Spur  eines 
Zugangs  übrig  bleibt.  Die  Teilungen  im  Ei  können  ferner  ihren 
Anfang  nehmen,  solange  die  Blüten  überhaupt  geschlossen  sind. 
Endlich  sind  vor  allem  die  Pollenzellen  selbst  in  mehr  oder  weniger 
vollständigem  Maße  abortiv,  je  nach  den  Arten  in  verschiedenen 
Abstufungen.  Bei  manchen  Arten,  z.  B.  Ä.  alpina,  wird  schon  ein 
Teil  der  Mutterzellen  des  Pollens  desorganisiert:  das  Innere  der 
Staubbeutelfächer  erweist  sich  frühzeitig  mit  einer  in  Zersetzung  be- 
griffenen Masse  gefüllt.  Bei  andern  sterben  die  Pollenkörner  selbst 
vor  ihrer  Reife  ab,  und  diejenigen,  die  anscheinend  normale  Ent- 
wickelung  erreichen  \  erweisen  sich  bei  Keimungsversuchen  als  nicht 
keimfähig;  man  findet  auch  auf  den  Narben  keinen  Pollen,  es  er- 
folgt weder  durch  den  Wind  noch  durch  Tiere  Übertragung,  und  nie- 
mals findet  sich  ein  Schlauch  im  Griffelkanal.  Trotzdem  bildet  sich 
nicht   bloß    aus    dem  Ei  ein  Keim ,    sondern   auch  der  Anfang  eines 

'  Solche  finden  sich  immerhin  bei  einzelnen  Formen,  wie  A.  alpestris,  in 
nicht  ganz  geringer  Zahl.  In  einer  Anzahl  untersuchter,  noch  geschlossener  oder 
eben  in  Öffnung  begriffener  Blüten  dieser  Art  zeigten  sich  zwar  von  den  4  An- 
theren  1—3  vor  der  Zeit  abgestorben,  in  den  zur  Reife  gelangten,  aber  neben 
einer  überwiegenden  Zahl  von  klein  gebliebenen  und  mit  geschrumpften  Proto- 
plasten versehenen,  auch  mehrere  von  anscheinend  normaler  Grüße  und  mit  einem 
Inhalt  von  gesundem  Aussehen.  Bei  einer  hochalpinen  Form.  A.  fissiniima.  fand 
Strasburger  (a.  a.  0.)  sogar  '/a  guter  Pollenkörner ,  obwohl  keine  Befruch- 
tung stattfindet  und  Parthenogenese  Platz  greift. 


-     3     — 

Endosperms  bis  zu  dem  Zustand,  der  überhaupt  bei  andern  Rosaceen 
erreicht  wird. 

Es  hat  nun  Strasburger,  den  Begriff  der  Parthenogenese  schärfer 
fassend,  und  nach  dem  Vorgang  von  Juel  ^  (für  Antennaria  alpina) 
und  OvERTON  (für  Thalidriim  purpttrascens) ,    seine  Anwendung    auf 
den   Fall   von  Eualchimilla   so   gut    als   auf  die  analogen  Vorgänge 
der  Keimentwickelung  verschiedener  anderer  Blütenpflanzen  für  un- 
zulässig erklärt  und  den  entsprechenden  Entwickelungsvorgang ,    ent- 
gegen dem  früheren  Sprachgebrauch,  einfach  als  Apogamie  charak- 
terisiert.   Der  Grund  hierfür  besteht  darin,  daß  bei  der  Teilung  der 
Keimsack-Mutterzellen,  die    den  generativen  Prozessen   zukommende 
Reduktion    der  Chromosomen    des   Kerns   unterbleibt;    infolgedessen 
enthält    der   Keimsack    und    ebenso    das    Ei    die    Chromosomenzahl 
vegetativer  Zellen.    Das  Ei  ist  in  Wirklichkeit  kein  Ei,  sondern  eine 
Gewebezelle   und   von    andern    vegetativen  Zellen,    also  auch  denen 
des  Nucellus,  nicht  wesentUch  verschieden,   so  daß  der  ganze  Vor- 
gang von  jenem  bei  gewissen  Pflanzen,  bei  welchen  Adventivkeime 
aus    Nucelluszellen   hervorgehen,    nur    graduell    differiert.     Das    er- 
wähnte Ausbleiben  der  heterotypischen  Kernteilung  und  die  Anwesen- 
heit   der   vegetativen  Zahl   von  Chromosomen    in   den   Kernspindeln 
war   schon   Murbeck   bekannt;   Strasburger  zog   aus   seinen   Unter- 
suchungen das  Resultat,    daß  „augenscheinlich  zwei  Entwickelungs- 
tendenzen  (die  von  generativem  und  die  von  vegetativem  Charakter) 
zunächst  gegeneinander  ankämpfen,   bis  die  vegetative  Richtung  den 
Sieg  davonträgt" ;  die  Vorstadien  der  Kernteilung  sind  von  der  Art, 
als  ob  dieselbe  in  heterotypischer  Weise  erfolgen  sollte.     Die  Zellen 
der  Samenanlage,    welche  zu  Keimsack-Mutterzellen  werden,    leiten 
zunächst,  bis  zum  synaptischen  Stadium,  in  ihren  Kernen  Vorgänge 
ein,  die  sonst  zu  einer  generativen  Teilung  zu  führen  pflegen;   „diese 
Zellen    stoßen  nun    bei  ihrer  beabsichtigten   heterotypischen  Teilung 
auf  Hindernisse ,    wodurch   sich    die    Dauer   der   Synapsis    über   die 
Maßen  ausdehnt;  schließlich  teilen  sich  aber  diese  harrenden  Zellen 
doch,    und    zwar   dann    so   rasch,    daß   man    die   größte  Mühe  hat, 
Teilungsbilder  zu  fixieren.     Die  Teilung   ist   nun   aber  eine  typische 
und  damit  der  ganze  Vorgang  ein  solcher  von  vegetativer  Art;    die 
mit   einer '  generativen   Tendenz   ausgestatteten   Zellen    büßen    diese 
Neigung  in  der  Folge  ein." 

*  Hierüber  vergl.  Bot.  Zeitg.  1901.  II,  S,  131.  Der  Vorgang  wird  zwar 
als  Parthenogenese  bezeichnet,  aber  der  Keim  von  A.  alpind  als  ein  von  dem 
der  Ä.  dioica  verschiedenes  Wesen  betrachtet. 

1* 


Ungeachtet  der  interessanten  Feststellungen,  welche  zu  der 
vorstehenden  Auffassung  geführt  haben,  möchte  der  Verfasser  einst- 
weilen an  dem  früheren  Sprachgebrauch  festhalten.  Jene  Auffassung 
hat  bisher  noch  nicht  allseitige  Zustimmung  gefunden ,  und  zwar 
aus  verschiedenen  Gründen.  Nicht  bloß  deshalb,  weil  sonst  —  was 
ja  nicht  entscheidend  sein  kann  —  überhaupt  zurzeit  im  Pflanzen- 
reich kein  Beispiel  von  Parthenogenese  übrig  bleiben  würde  ^,  sofern 
einige  einschlägige  Fälle  in  Rücksicht  auf  das  Verhalten  der  Chromo- 
somen nicht  näher  untersucht  sind,  sondern  auch  aus  andern  mehr 
theoretischen  Erwägungen  ^ ,  welche  in  dem  Ei  mit  somatischer 
Chromosomenzahl  doch  keine  den  gewöhnlichen  vegetativen  Zellen 
gleichwertige  morphologische  Einheit  erblicken.  Ob  die  vorgeschla- 
genen Unterschiedsbezeichnungen  „Parthenogenese  mit  und  ohne  Re- 
duktion" oder  „somatische  und  generative  Parthenogenese"  sich  ein- 
bürgern, oder  aber  der  von  Strasburger  proponierte  Ausdruck 
„oogene  Apogamie"  sich  behaupten  wird,  kann  einstweilen  ab- 
gewartet werden.  Für  den  Verfasser  ist  noch  ein  weiterer,  prinzipiell 
gegen  die  Anwendung  des  Wortes  Apogamie  für  die  in  Rede 
stehenden  Fälle  gerichteter  Grund  maßgebend.  Apogamie,  d.  h. 
Verlust  der  Befruchtungstätigkeit,  ist  seiner  Ableitung  nach  offenbar 
nur  ein  Ausdruck  von  negativer  Bedeutung  und  entspricht  einem 
ganz  allgemeinen  Begriff.  In  diesem  Sinn  ist  auch  der  Ausdruck 
von  seinem  Urheber ,  de  Bäry  ,  zweifellos  gebraucht  worden.  Par- 
thenogenese und  Apogamie  können  in  keiner  Weise  als  gegensätz- 
liche Prozesse  angesehen  werden ,  sondern  erstere  ist  vielmehr  ein 
Spezialfall  der  letzteren,  ebensogut  wie  nucellare  Adventivkeimbildung, 
absolute  Sterilität  und  manche  Vorgänge  in  der  Entwickelungs- 
geschichte  niederer  Gewächse. 

Es  würde  weit  von  dem  eigentlichen  Gegenstand  des  vor- 
liegenden Aufsatzes  abführen,  wenn  die  wichtigen  Ergebnisse  der 
STRASBüRGER"schen  Arbeit  bezüglich  der  Verbreitung  der  Chalazo- 
gamie  in  der  Gattung  Älchiniilla  ausführlich  reproduziert  werden 
möchten.  Nachdem  schon  von  Mürbeck  für  die  der  Untergattung 
Aphanes  angehörige  A.  arvensis  generative  Fortpflanzung  mit  cha- 
lazogamer  Befruchtung  nachgewiesen  worden  war,  wurde  dasselbe 
Verhalten,   und   zwar  mit  Chromosomenreduktion,    für   verschiedene 

'  H.  Miehe,  in  dem  Referat  über  die  Abhandlung  Strasburger's, 
Bot.  Zeitg.  1905.  II,  S.  164. 

-  H.  Winkler,  in  seinem  Aufsatz  über  Wikstroemia  indica ,  Ber.  d. 
deutschen  bot.  Gesellsch.  XXII.  (1904.)  S.  bll  ff. 


hochalpine,  also  unserem  Gebiet  fremde  EnalcJumüla- Arten  auf- 
gefunden; nicht  bloß  für  ^1.  pentaphylla,  für  welche  der  Besitz 
von  wohlgebildetem  Pollen  schon  zuvor  bekannt  war,  sondern  auch 
für  A.  gelida,  cßacialis,  wohl  auch  die  der  a/|n'j?a-Gruppe  angehorige 
Ä.  grossidens  —  für  welche  über  den  Verlauf  des  Pollenschlauchs 
nichts  bemerkt  wird  — ,  endlich  selbst  einzelne  mutmaßlich  hybride 
Formen,  wie  Ä.  cuneata.  Aber  eine  ganze  Anzahl  anderer  alpiner 
Formen  aus  verschiedenen  Gruppen  und  auch  gewisse  Hybride 
nehmen  an  der  Verbildung  des  Pollens  und  der  befruchtungslosen 
Keimentwickelung  teil;  obwohl  daher  offenbar  die  Bedingungen  der 
hohen  Standorte  den  geschlechtlichen  Rückgang  aufhielten,  so  konnten 
sie  doch  nicht  alle  Arten  dieses  geographischen  Verhaltens  vor  diesem 
Piückschritt  bewahren ,  und  wenn  man  die  Einzelangaben  durch- 
mustert, so  scheint  sich  dieses  Resultat  selbst  für  die  Mehrzahl 
solcher  Formen  zu  ergeben. 

Obwohl  nun  durchaus  nicht  alle  polymorphen  Gattungen,  auch 
nicht  einmal  jene  aus  der  Rosaceenfamilie  (wie  Iluhus  und  Rosa, 
bei  welchen  Sträsburger  normales  sexuelles  Verhalten  nachweisen 
konnte)  parthenogenetisch  geworden  sind,  so  liegt  doch  offenbar  die 
Vermutung  nahe,  daß  der  Rückgang  der  Sexualität  mit  dem  Zerfall 
der  Hauptsippen  in  Elementararten  in  ursächlichem  Zusammenhang 
stehen  möchte.  Sträsburger  erblickt  die  Ursache  des  letzteren  Vor- 
gangs eben  in  einem  starken  Mutationsprozeß,  der  sich  bei  den 
Eualchimillen  vollzogen  hat,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  die  durch 
die  Mutation  entstandenen  Veränderungen  notwendigerweise  zu 
Kreuzungen  zwischen  den  Mutationsprodukten  führten,  wodurch  zwar 
zunächst  die  Fruchtbarkeit  der  Nachkommen  nicht  zu  leiden  brauchte, 
aber  doch  möglicherweise  die  Wirkung  eintrat,  daß  beim  Auftreten 
immer  neuer  Mutanten  allmählich  die  anhaltenden  Kreuzungen  di& 
Verbildung  des  Pollens  und  die  Störung  in  dem  Bau  des  weibhchen 
Apparats  veranlaßten  und  beim  Ausbleiben  sexueller  Keimentwicke- 
lung der  Zufluß  besonderer  Nährstoffe  zu  den  jungen  Samenanlagen 
die  parthenogenetischen  Vorgänge  auslöste.  Ohne  daß  an  der  Be- 
rechtigung dieser  Auffassung  gezweifelt  werden  soll ,  dürfte  es  aber 
doch  nicht  notwendig  sein,  diesen  Umstand  als  die  alleinige 
Ursache  des  so  auffallenden  Verhaltens  gerade  bei  der  vorliegenden 
Gattung  in  Anspruch  zu  nehmen.  Es  könnten  hierbei  noch  andere 
Momente  mitgewirkt  haben,  deren  tieferer  Grund  freilich  so  wenig 
wie  der  der  Mutationsvorgänge  bekannt  ist.  Berücksichtigt  man 
das    Nebeneinandervorkommen    von    Chalazogamie     und     partheno- 


—     6     — 

genetischer  Apogamie  bei  den  verschiedenen  Alchimillen  und  den 
Umstand,  daß  zweifellos  Sexualität  das  ursprüngliche  Verhalten  war, 
so  erscheint  es  doch  als  sehr  wahrscheinlich,  daß  Chalazogamie  als 
Zwischenzustand  auftrat.  Die  Schwierigkeiten,  mit  welchen  dieser 
Vorgang  verbunden  sein  muß,  konnten  zu  seinem  Aufhören,  mög- 
licherweise selbst  zur  Verkümmerung  der  Pollenbildung  infolge  Nicht- 
gebrauchs führen.  Nun  zeigen  die  bekannten  Gattungen,  bei  welchen 
bis  jetzt  Chalazogamie  oder  Übergang  zu  diesem  Verhalten  gefunden 
worden  ist,  das  Gemeinsame,  daß  bei  ihnen  beträchtliche  Reduktion 
der  Blütenteile  stattgefunden  hat.  Diese  Gattungen  hängen  phylo- 
genetisch nicht  unmittelbar  zusammen ;  sie  bilden  offenbar  keine  ge- 
schlossene systematische  Gruppe ,  sondern  gehören  verschiedenen 
weiteren  Verwandtschaftskreisen  an.  Daß  sich  sowohl  Chalazogamie 
als  äußerer  morphologischer  Defekt  bei  ihnen  eingestellt  hat,  kann 
nicht  wohl  bloßer  Zufall  sein ,  mag  man  nun  an  eine  Korrelation 
oder  an  irgendwelchen  andern  Zusammenhang  denken.  Gerade  die 
Alchimillen  aber,  deren  phylogenetischer  Abstand  von  jenen  andern 
Gattungen  wohl  zweifellos  ist,  reihen  sich  hier  als  besonders  lehr- 
reiches Glied  an;  sie  sind  neben  einigen  exotischen  Gattungen  wie 
Margyricarpus ,  Äcaena,  über  deren  Befruchtungsvorgänge  nichts 
bekannt  ist,  dasjenige  Rosaceengeschlecht,  dessen  Blütenteile  gegen- 
über den  andern  Gattungen  dieses  Verwandtschaftskreises  die  weit- 
gehendsten morphologischen  Reduktionen  erfahren  haben,  wie  kaum 
näher  ausgeführt  zu  werden  braucht.  Apetalie ,  Tetramerie  der 
äußeren  Blütencyklen,  Oligomerie  des  Androeceum  und  Gynäceum 
kombinieren  sich  bei  ihnen  in  bekannter  Weise  zu  einem  Gesamt- 
bild, das  in  dieser  extremen  Ausprägung  bei  den  andern  Gliedern 
der  Familie  ohne  Beispiel  ist.  Ob  der  Formenreichtum  der  Alchi- 
millen sich  auf  dem  Weg  der  Mutation  herausgebildet  hat,  wird  sich 
ebensowenig  mit  Sicherheit  entscheiden  lassen ,  wie  die  Frage ,  ob 
der  tiefgehende  Unterschied  zwischen  Mutations-  und  Variations- 
vorgängen besteht,  den  manche  anzunehmen  geneigt  sind,  um  so 
mehr,  als  das  Maß  der  Abänderung  in  dieser  Beziehung  kein  Unter- 
scheidungsmerkmal abgeben  kann.  Gerade  bei  den  Alchimillen 
müßten  die  Abänderungsschritte  der  Mutanten  öfters  recht  klein 
ausgefallen  sein. 

Daß  aber  auch  manche  Formen  unserer  Gattung  auf  dem  Weg 
der  Bastardierung  entstanden  seien ,  wird  ja  gewiß  mit  Grund  an- 
genommen ;  und  zwar  können  als  Stammsippen  solcher  Formen  nicht 
bloß  solche  Arten  funktioniert  haben,  welche  sich  in  geschlechtlicher 


Potenz  erhalten  liaben ,  wie  A.  pentaphyUa,  sondern  auch  solche, 
bei  denen  diese  Eigenschaft  jetzt  erloschen  ist.  Daß  schließlich  bei 
den  auf  irgendwelche  Art  entstandenen,  zurzeit  existierenden  Ele- 
mentararten die  ungeschlechtliche  Vermehrung  als  mächtiger  Faktor 
der  jetzigen  Formbeständigkeit  eingreifen  dürfte,  ist  schon  von 
MüRBECK  mit  Recht  betont  worden. 

Es  ist,  ganz  allgemein  betrachtet,  ausgeschlossen  anzunehmen, 
daß  etwa  die  gemeinschaftliche  Stammform  der  parthenogenetisch 
gewordenen  Alchimillen  diese  Eigenschaft  erworben  und  dann  erst 
in  die  Mehrzahl  von  Arten  sich  gespalten  habe.  Vielmehr  ist  an- 
zunehmen ,  daß  die  schon  differenzierten  Formen  einen  überein- 
stimmenden Entwickelungsgang  zur  Chalazogamie  und  endlich  par- 
thenogenetischen  Apogamie  eingeschlagen  haben  aus  sogenannten 
inneren  Ursachen,  von  denen  einige  als  möglich  angedeutet  worden 
sind,  und  die  ihrerseits  in  unbekannten,  diesen  Gewächsen  inwohnen- 
den Eigenschaften  der  Entwickelungsrichtung  begründet  sein  müssen. 
Dieser  Ansicht  ist  offenbar  auch  Mürbeck,  der  annahm,  daß  die 
Parthenogenese  der  Alchimillen  eine  Eigenschaft  von  —  verhältnis- 
mäßig —  nicht  sehr  altem  Datum  sein  könnte,  und  sogar,  daß  die 
verschiedenen  Arten  diese  Eigenschaft  nicht  gleichzeitig  erworben 
haben  dürften,  je  nach  dem  Grad  der  Sterilität  ihres  Pollens,  so 
daß  man  sich  dieselbe  z.  B.  bei  A.  alpina  als  relativ  früher  ent- 
standen zu  denken  hätte. 

Wenn  die  Alchimillen  sich  heutzutage,  so  weit  sich  urteilen  läßt, 
als  ein  Komplex  von  relativ  gut  fixierten  Formen  darstellen,  so  bilden 
sie  in  dieser  Hinsicht  ein  Gegenstück  zu  den  Hieracien,  bei  welchen 
ebenfalls  die  Eigenschaften  der  Polymorphie  und  Parthenogenese  zu- 
sammentreffen ,  allerdings  ohne  daß  bei  ihnen  etwas  von  dem  Vor- 
handensein chalazogamer  Formen  bekannt  ist.  Daß  diese  letztere 
Gattung  sich  in  einem  verhältnismäßig  lebhaften  Zustand  von 
Umbildung  ihrer  Formen  noch  befindet,  wird  nicht  bloß  aus  dem 
morphologisch  fluktuierenden  Verhalten  ihrer  Vertreter  wahrschein- 
lich, sondern  auch  aus  der  Vergleichung  der  auf  ihr  geschlechtliches 
Benehmen  bezüglichen  Erfahrungen  und  Angaben,  die  auf  einen  ge- 
wissen Grad  von  Regellosigkeit  der  Reproduktionsvorgänge  hinweisen, 
so  daß  für  diese  Gewächse  die  Möglichkeit  vorliegt,  daß  auch  das 
sexuelle  Verhalten  zurzeit  nicht  dasjenige  relative  Maß  von  Abschluß 
erreicht  hat,  welches  bei  den  Alchimillen  besteht. 

Der  Artenbestand  an  Alchimillen  in  unserem  schwäbischen 
Juragebiet   ist    ein   beschränkter,    wie   sich   von  vornherein   bei  der 


geringen  absoluten  Erhebung  dieses  Berglands  erwarten  läßt;  denn 
die  Gattung  entfaltet  innerhalb  Mitteleuropas  ihren  Formenreichtum 
bekanntlich  in  subalpinen  und  alpinen  Höhen.  Manche  Formen 
kehren  im  höheren  Norden  wieder  —  oder  haben  sich  vielmehr  in 
der  ursprünglichen,  offenbar  in  höheren  Breiten  zu  suchenden  Heimat 
der  Gattung  unverändert  erhalten  — ;  während  andere  in  etwas  süd- 
lichere Hochgebirge  vorgedrungen  sind  und  hier  zum  Teil  neue  eigen- 
tümliche Umbildungen  erfahren  haben.  Die  Frage,  in  welcher  Form 
wir  uns  die  ümprägungen  zu  denken  haben,  welche  die  Gattung  im 
Laufe  der  Erdperioden  erfahren  haben  muß,  dürfte,  zumal  bei  Mit- 
berücksichtigung der  außereuropäischen  (amerikanischen  und  afrika- 
nischen) Repräsentanten,  eine  Reihe  nicht  zu  lösender  Probleme  auf- 
rollen. Es  fehlt  also  unsern  Bergen  nicht  bloß  der  viel  beträcht- 
lichere Formenreichtum  des  Schweizer  Jura,  sondern  es  gehen  ihnen 
auch  einige  charakteristische  Sippen  überhaupt  ab,  die  sich  in 
den  höheren  deutschen  Mittelgebirgen  (Sudeten,  Schwarzwald  und 
Vogesen)  erhalten  haben ;  die  Gruppe  der  Alpinae ,  sowie  die  der 
Ä.  glaberrima  sind  bei  uns  unvertreten. 

Das  Material,  auf  welches  sich  die  nachfolgenden  Angaben  be- 
ziehen ,  stammt  ausschließlich  aus  eigenen  Beobachtungen ;  fremde 
Notizen  oder  Aufsammlungen  sind  absichtlich  nicht  benutzt  worden. 
Und  zwar  erstrecken  sich  jene  eigenen  allerdings  nicht  über  die 
ganze  Ausdehnung  des  schwäbischen  Jura,  sondern  nur  über  seine 
Südwesthälfte  vom  Dreifaltigkeitsberg  bis  zum  Einschnitt  des  Erms- 
tals;  aber  da  diese  Hälfte  die  beträchtlicheren  Erhebungen  reprä- 
sentiert, wird  sie  ohne  größeren  Fehler  für  den  ganzen  Formenbestand 
als  maßgebend  angesehen  werden  können;  es  ist  kaum  wahrschein- 
lich, daß  weiter  nach  Nordosten  noch  andere  Arten  auftreten,  ob- 
wohl gerade  von  dem  Endpunkt  des  Beobachtungsgebiets  (Urach, 
die  spezielle  Lokalität  nicht  mehr  erinnerlich)  eine  Art,  A.  sub- 
crenata  Bus.,  vorliegt,  die  aus  dem  Rest  desselben,  vielleicht 
nur  zufällig  dem  Verfasser  nicht  bekannt  ist  und  daher  hier  nicht 
weiter  berücksichtigt  werden  soll.  Von  den  andern  Arten  sollen  die 
wenigen,  die  auch  in  unserem  Hügelland  auftreten,  der  Vollständig- 
keit wegen  eingeklammert  mit  aufgeführt  werden.  Der  dies- 
seitige Teil  des  Schwarzwalds  ist  jedenfalls  forraenärmer  als  unser 
Jura;  doch  fehlt  ihm  unter  andern  wenigstens  die  vielverbreitete 
A.  alpestris  nicht. 

Die  Alchimillen  unseres  Gebiets  lassen  sich  nun  in  folgender 
Weise    gruppieren,    wobei   nicht   unerwähnt   bleiben    darf,    daß    die 


Gruppen  II  und  III  enger  untereinander  zusammenhängen ,    als    der 
Inbegriff  beider  mit  der  Gruppe  I. 

I.  Pubescentes. 

1.  Ä.  pubescens  Lam. 

II.  Vulgares. 

2.  (^1.  pastoralis  Bus.  [vulgaris  s.  str.]). 

3.  Ä.  strigulosa  Bus. 

4.  {A.  pratensis  Schmidt). 

5.  A.  ßlicaulis  Bus. 

6.  (A.  acutangula  Bus.). 

7.  A.  micans  Bus. 

III.  Alpestres. 

8.  A.  alpestris  Schmidt. 

9.  A.  connivens  Bus.  [montana  Schmidt  p.  p.). 

Daß  diese  Formen  sich  in  einem  hohen  Grad  von  Beständig- 
keit erhalten ,  dafür  spricht  unter  anderem  die  Tatsache ,  daß  die 
Mehrzahl  von  ihnen  {A.  strigulosa,  ßicaulis ,  micans,  alpestris, 
connivens)  bei  Erhaltung  der  wesentlichen  Merkmale  eine  nicht  un- 
erhebliche Variationsbreite  aufweisen,  die  sich  in  Ausbildung  habituell 
beträchtlich  verschiedener  Sonnen-  und  Schattenformen  äußert; 
letzteren  begegnet  man  namentlich  an  solchen  Stellen,  wo  die 
Pflanzen,  die  im  allgemeinen  eher  xerophytisch  angepaßt  sind,  von 
den  ursprünglich  freien  Standorten ,  welche  sie  besessen  zu  haben 
scheinen,  unter  dem  Einfluß  von  Aufforstungen,  namentlich  mit 
Fichten,  in  feuchtere  Lagen  versetzt  oder  in  solche  verschleppt 
worden  sind. 

Beobachtet  man  das  Vorkommen  der  Alchimillen  in-  unsern 
Bergen,  so  ist  eine  der  auffallendsten  Wahrnehmungen  die,  daß  die 
Arten  meist  in  Gesellschaften  auftreten ;  in  der  Regel  hält  nicht 
eine  einzelne  Form  einen  speziellen  Standort  besetzt ,  sondern  es 
stehen  ihrer  einige  in  verschiedener  Kombination  und  Individuenzahl 
beisammen.  Man  kann  unter  Umständen  ziemlich  weit  herumstreifen, 
ohne  auf  eins  dieser  zierlichen  Gewächse  zu  stoßen ;  begegnet  man 
aber  einem  solchen,  so  besteht  gewöhnlich  die  Aussicht,  solche  von 
verschiedenen  Arten  beisammen  zu  treffen.  Beispiele  für  dergleichen 
lokale  Vergesellschaftungen  lassen  sich  zweifellos  auch  für  andere 
Gattungen  beibringen ;  aber  wohl  bei  keiner,  soweit  die  persönlichen 
Erfahrungen  des  Verfassers  reichen,  in  so  auffallendem  Maß,  wie  für 


—     10     - 

die  Alchimillen ;  es  kommt  vor,  daß  auf  einem  Raum  von  wenigen 
Quadratmetern  4 — 5  Arten  (und  zwar  zum  Teil  solche,  welche  mög- 
lichst weiten  morphologischen  Abstand  zeigen ,  wie  Ä.  ptibescens, 
connivens)  angesiedelt  sind,  ohne  sich  gegenseitig  im  Kampf  um  die 
örtlichen  Existenzbedingungen  zu  beengen.  Ähnliche  Verhältnisse 
scheinen  übrigens ,  floristischen  Berichten  nach  zu  schließen ,  auch 
anderweitig,  z.  B.  im  Schweizer  Jura,  zu  bestehen,  und  der  Verfasser 
selbst  hat  an  geeigneten  Stellen  des  Alpengebiets,  speziell  der  an 
Individuenzahl  ziemlich  reichen  Algäuer  Berge,  entsprechende  Be- 
obachtungen machen  können. 

Für  diejenigen  Leser,  welche  mit  der  Topographie  unseres  Jura- 
abschnittes bekannt  sind,  mag  die  nachfolgende  Zusammenstellung 
ein  angemessenes  Bild  von  den  vorkommenden  Artengenossenschaften 
liefern.  Es  sei  hierbei  ausdrücklich  bemerkt,  daß  nicht  bloß  die 
Auswahl  der  Lokalitäten  selbstverständlich  nicht  entfernt  Vollständig- 
keit beanspruchen  soll,  sondern  auch  die  Angaben  über  die  für  die 
einzelnen  Punkte  aufgeführten  Bestände  von  gesellig  vereinigten 
Arten  da  oder  dort  noch  der  Erweiterung  fähig  sein  würden. 

Dreifaltigkeitsberg,  Hochfläche,  Waldwiese,  ca.  980  m: 

Ä.  (pastoralis),  micans. 
Zwischen   Dreifaltigkeitsberg   und   Gosheim,    Hochfläche, 
Bergwiese : 

Ä.  (pastoralis),  strigidosa  f.  unibrosa,  micans. 
Lemberg,  Bergwald  der  Nordseite,  ca.  800  m: 
A.  {pratensis),  ßlicanlis  f.  umhrosa  {acutangula),  micans. 
Plettenberg,  Hochfläche,  ca.  990  m: 
Ä.  puhescens,  {pastoralis),  strigidosa,  ßlicanlis,  connivens. 
Schafberg,  südlicher  Arm,  ca.  960  m: 

A.  strigulosa,  filicaulis,  alpestris,  connivens. 
Schafberg,  nördlicher  Arm,  ca.  960  m: 

A.  puhescens,  strigidosa,  filicaulis,  alpestris. 
Lochen,  Felsscheitel: 

A.  puhescens,  strigulosa. 
Ehingen,  felsiger  Abhang  über  dem  Ort,  ca.  870  m: 

A.  puhescens,  {pastoralis),  alpestris,  connivens. 
Ehingen,  Kühbuchen,  Waldwiese,  ca.  890  m: 

A.  puhescens,  {pastoralis),  alpestris,  connivens. 
Hardt-Hochebene  zwischen  Ehingen  und  Schwenningen : 
A.  puhescens,  {pastoralis),  alpestris,  connivens. 


—    11    — 

Pf ef fingen,  Waldwiese  über  dem  Ort,  ca.  870  m: 

Ä.  {pratensis),  filicmdis,  connivens. 
Irrenberg,  Hochfläche,  900  m: 

A.  puhescens,  { pastoralis). 
Hundsrück,  Bergwald  der  Nordseite: 

A.  strigidosa  f.  umhrosa,  alpesfris. 
Onstmettingen,  Raichberg,  Wald  wiese,  ca.  950  m: 

A.  ptihescens,  strigulosa,  alpestris. 
Onstmettingen,    Steilrand    des  Starzeltals  gegen  Jungingen, 
880  m: 

A.  (pratensis),  connivens. 
Onstmettingen,  Waldwiese  beim  hangenden  Stein,  c.  910  m  : 
A.  puhescens,  {pratensis),  strigulosa,  micans,  alpestris,  connivens. 
Onstmettingen,  Schellerandelbühl,  Bergtrift: 

A.  puhescens,  strigulosa. 
Onstmettingen,  Zellerhorn,  910  m. 

A.  puhescens,  strigulosa,  connivens. 
Schild  bei  Hechingen,  Hochfläche,  850  m: 

A.  strigulosa,  filicaulis  f.  umhrosa. 
Dreifürstenstein,  Hochfläche,  Waldwiese,  850  m: 

A.  {pratensis),  alpestris,  connivens. 
Kornbühl,  880  m: 

A.  puhescens,  {pastoralis),  strigidosa,  micans,  connivens. 
Köbele,  ca.  880  m: 

A.  {pastoralis),  micans,  connivens. 
Farrenberg,  Hochfläche,  ca.  810  m: 

A.  strigidosa.  fdicaulis. 
Filsenberg,  Hochfläche,  ca.  800  m: 

A.  pidjcscens,  strigidosa 
Filsenberg,  Bergwald  der  Nordseite: 

A.  {pratensis),  connivens. 
Dettinger  Roßberg,  Hochfläche  beim  grünen  Felsen,  Wald- 
wiese : 

A.  {acidangula),  micans. 

Die  Dichtigkeit  der  Artenkolonien  nimmt  in  der  Richtung  nach 
Nordosten  ab,  ein  umstand,  der  ebenfalls  wahrscheinlich  macht,  daß 
eine  weitere  Ausdehnung  des  Beobachtungsgebiets  in  dieser  Rich- 
tung wohl  nichts  wesentlich  Neues  zutage  gefördert  haben  würde. 
Es  sind  vorzugsweise  höher  gelegene  Punkte,   hochgelegene  Triften, 


—     12     — 

Berg-  und  Waldwiesen,  auf  welchen  man  derartigen  Gesellschaften 
begegnet.  Über  die  Art  und  die  Ursachen  der  Entstehung  dieser 
Vergesellschaftungen  an  bestimmten  Punkten,  mit  Ausschluß  anderer, 
ebenfalls  anscheinend  geeigneter  Lokalitäten,  ist  es  indessen  schwierig, 
sich  eine  Vorstellung  zu  bilden.  Es  ist  selbstverständlich  aus- 
geschlossen anzunehmen,  daß  an  diesen  Stellen  die  Arten  sich  diffe- 
renziert hätten ;  ebensowenig  werden  sie  —  was  übrigens  unsere 
Frage  nicht  berührt  —  mit  erhaltener  Sexualität  hierher  gewandert 
und  hier  seßhaft  geworden  sein,  sondern  als  bereits  parthenogene- 
tische  Gewächse.  Unter  allen  Umständen  zeigt  ihr  gegenseitiges 
Verhalten  eine  große  Gleichmäßigkeit  ihrer  ökologischen  Ansprüche 
an ,  trotzdem ,  daß  sie  —  man  möge  z.  B.  nur  an  die  Differenzen 
der  Behaarung  zwischen  A.  pubescens  und  alpestris  denken  — •  an- 
scheinend sehr  verschiedene  Merkmale ,  die  sonst  als  Anpassungs- 
charaktere auftreten  oder  als  solche  angesehen  werden ,  aufweisen. 
Sie  sind  offenbar  ungeachtet  des  letzteren  Umstandes  in  ihren  Exi- 
stenzbedingungen sich  so  gleich  geblieben,  daß  sie  gleichmäßig  die 
Fähigkeit  behalten  haben,  sich  an  bestimmten  Stellen  gegenüber 
ihren  etwaigen  Konkurrenten  anderer  Verwandtschaft  zu  behaupten, 
ohne  sich  gegenseitig  auszuschließen,  wie  dies  sonst,  wenigstens 
öfters,  zwischen  nahe  verwandten  Sippen  von  Lebewesen  der  Fall 
zu  sein  scheint.  Möglicherweise  haben  ihre  Artgenossenschaften  in 
einer  früheren  Zeit  größere,  mehr  zusammenhängende  Areale  in  ge- 
meinschaftlichem Besitz  gehabt,  sind  aber  mit  Erhaltung  der  Arten- 
mischung von  den  Mitbewerbern  oder  auch  infolge  von  Kultur- 
vorgängen auf  inselartig  getrennte  Stellen  eingeengt  worden  ;  es 
scheint  dies  immerhin  wahrscheinlicher,  als  daß  zufällig  verschiedene 
Arten  in  gemeinschaftlicher  Wanderung  an  die  betreffenden  Stellen 
verschlagen  worden  wären  und  sich  daselbst  angesiedelt  hätten. 
Tübingen,  im  September  1905. 


Tropisch-afrikanische  Spinnen  des  Kgl.  Naturalien- 
kabinetts in  Stuttgart. 

•    .  Mit  3  Textfiguren. 

Von  Erabr.  Strand  (aus  Kristiania). 

Gegenwärtige  Arbeit  gründet  sich  auf  das  im  Kgl.  Naturalien- 
kabinett vorhandene,  mir  von  Herrn  Oberstudienrat  Dr.  Lampert  zur 
Bearbeitung  anvertraute  Material  an  Spinnen  aus  den  tropischen 
Gegenden  von  Afrika.  Indem  ich  sie  der  Öffentlichkeit  übergebe, 
möchte  ich  nicht  unterlassen  hervorzuheben,  wie  unvollständig  unsere 
Kenntnis  der  Araneen  Afrikas  noch  ist,  da  in  diesem  Material, 
das  ausschließlich  durch  Gelegenheitssammeln ,  wobei  naturgemäß 
meistens  nur  die  größeren  und  häufigsten  Formen  erbeutet  werden, 
zusammengebracht  ist,  dennoch  fast  die  Hälfte  neue  Arten  sind; 
Es  ist  sehr  zu  bedauern,  daß  die  meisten  Sammler  ihr  Augenmerk 
so  wenig  auf  die  Spinnen  gerichtet  haben,  da  es  unter  diesen  Tieren 
noch  so  viel  Neues  zu  entdecken  gibt. 

Die  Typen  sämtlicher  neuen  Arten  gehören  dem  Naturalien- 
kabinett. —  Ein  Paar  nichttropische  Arten  sind  mit  aufgenommen  ^ 
(x\rtenverzeichnis  s.  S.   102.) 

'  Die  Spinnen,  deren  Bearbeitung  Herr  Dr.  Strand  freundlichst  übernommen 
hat,  stammen,  wie  dieser  schon  bemerkte,  von  gelegentlichen  Aufsammlungen 
verschiedener  Freunde  und  Gönner  des  Naturalienkabinetts.  Zum  Teil  reichen 
diese  Sammlungen  weit  zurück.  So  finden  sich  unter  diesem  Material  Spinnen, 
die  Baron  Ludwig  und  F.  Krauss  schon  vor  mehr  als  einem  halben  Jahrhundert 
aus  Südafrika  mitgebracht  haben.  Mehrere  Arten  verdankt  das  Naturalienkabinett 
den  an  der  Goldküste  tätig  gewesenen,  heute  auch  schon  verstorbenen  Missionaren 
Mohr,  Bender,  Spieth,  Dieterle ,  Mann  u.  a.  Der  größere  Teil  der  ganzen 
Sammlung  aber  stammt  aus  jüngerer  Zeit  und  ist  verschiedenen  Herren  zu  verdanken, 
welche  während  ihres  längeren  oder  kürzeren  Aufenthalts  in  Afrika  des  Naturalien- 
kabinetts zu  gedenken  die  Freundlichkeit  hatten.  Es  sei  mir  gestattet ,  denselben 
auch  an  dieser  Stelle  unter  Anführung  der  Namen  hierfür  nochmals  meinen  verbind- 
lichsten Dank  auszusprechen.  Es  sind  die  Herren  Dr.  B  e  e  r  w  a  1  d  in  Berlin,  Lehrer 
H  a  a  s  in  Kamerun,  Privatier  K  ä  ss  e  r  in  Mengen  i.  Württemberg,  Missionskaufmann 
Leimenstoll  in  Kamerun,  Antiquitätenhändler  Markgraf  in  Kairo,  Haupt- 
mann N  i  g  m  a  n  n  in  Uhehe,  Finanzdirektor  P  a  h  1  in'  Windhuk,  Verwaltungschef 
M.  Preuß  in   Molunda  (Südkamerun),    Oberstabsarzt   Dr.  Sander   in,  Berlin, 


—     14     — 

Herrn  Oberstudienrat  Dr.  Lampert,  der  mir  es  ermöglicht  hat, 
diese  Arbeit  zu  machen,  sage  ich  hiermit  meinen  verbindlichsten  Dank. 

Fam.  Aviculariidae. 

Cy2>honisia  Sim.  1888. 

1.   Cyplionisia  Kaesseri  Strand  n.  sp. 

S.  Das  Augenfeld  kaum  breiter  als  lang;  die  vorderen  S.A. 
(Seitenaugen)  vor  den  M.A.  (Mittelaugen)  sitzend,  unter  sich  in  ihrem 
größten,  von  den  M.A.  in  ihrem  kürzesten  Durchmesser,  von  den 
hinteren  S.A.  um  viel  mehr  als  ihren  längsten  Durchmesser  ent- 
fernt. Die  vorderen  M.A.  die  größten  aller  Augen  und  unter  sich 
in  ihrem  Radius  entfernt.  Die  hintere  Reihe  deutlich  länger  als  die 
beiden  vorderen,  die  unter  sich  gleich  lang  sind;  die  S.A.  größer 
als  die  M.A.,  aber  kleiner  als  die  vorderen  S.A.,  die  M.A.  berührend; 
letztere  die  vorderen  M.A.  fast  berührend.  Die  Vorderränder  der 
hinteren  Augen  in  schwach  procurva,  die  Hinterränder  in  fast  ge- 
rader Linie.  Die  vorderen  Augen  nicht  hart  am  Clypeusrande.  — 
Von  der  Seite  gesehen  erscheint  Cephalothorax  oben  gleichmäßig 
schwach  gewölbt  mit  der  größten  Höhe  zwischen  den  Coxen  H 
und  ni,  und  zwar  ist  diese  im  Niveau  mit  dem  Gipfel  des  Augen- 
hügels. Der  Hinterrand  kaum  ausgerandet,  ohne  Ecken  in  die 
Seitenränder  übergehend;  der  Rand  des  Clypeus  deutlich  procurva 
gebogen.  —  Das  Rastellum  der  Mandibeln  aus  kurzen,  kräftigen 
Stacheln,  die  nach  oben  in  Stachelborsten  und  Borsten  übergehen, 
gebildet;  am  inneren  Falzrande  4  Zähne,  von  denen  die  3  vorderen 
ein  wenig  größer  und  näher  beisammenstehen.  —  Der  Lippenteil 
etwa  doppelt  so  breit  als  lang,  an  der  Spitze  quergeschnitten  mit 
abgerundeten  Ecken,  ohne  Spinulen.  —  Sternum  fast  so  breit  als 
lang  (bezw.  3  und  3,2  mm).  Sehr  undeutliche  Marginalsigillen : 
je  1  an  den  Coxen  11  und  HL  —  Beine.  Alle  Femoren  an  der 
Spitze  unten  hinten  mit  einer  Reihe  von  5—7  ganz  starken  Borsten ; 
an  den  beiden  Hinterpaaren,  sowie  am  Femoralgliede  der  Palpen, 
solche  auch  unten  vorn.  Sonst  sind  die  Femoren  unten  mit  kurzen, 
kräftigen,  gerade  abstehenden  Haaren  unregelmäßig  bewachsen. 
Femoren  I— II  oben  mitten  1.  1.  1,  welche  Reihe  von  Basis  und 
Apex    gleich   weit   entfernt   bleibt,    HI — IV    oben  mitten  1.   1.   1.   1 

Kaufmann  Schneider  (in  Lome,  Togo,  verstorben),  Prof.  Dr.  Seh  wein  für  th 
in  Berlin,  Missionare  Gebrüder  Spellenberg  in  Kamerun,  Oberstabsarzt 
Dr.  Steudel  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Vosselor  in  Amani  D.-O.-Afrika,  Oberstabs- 
arzt Dr .  W  i  d  e  n  m  a  n  n  in  Berlin.  <    Dr.  Lampert. 


-     15     — 

Stacheln;    I  oben  vorn   nahe  der  Spitze  1.  1,    oben  hinten  1.   1.   1, 

II  bezw.   1.   1.  1  und  1.  1.  1.   1,  III  bezw.  1.  1  und  1.  1.  1,  IV  vorn 

I  an  der  Spitze,  hinten  1.  1  oder  1.  1.  1  Stacheln.  Patellen  I 
und  II  oben  unbewehrt,  unten  hinten  an  der  Spitze  1  oder  2  Stacheln, 

III  und  IV  vorn  und  hinten  je  1  oder  III  vorn  1.   1.    Tibien  I  und 

II  vorn  1.  1;  I  unten  hinten  2.  1.  1.  1,  unten  vorn  1.  1  in  der 
Basalhälfte,  sowie  2  an  der  Spitze;  II  unten  hinten  1.  1.  1.  1,  unten 
vorn  wie  I ;  III  wie  I,  sowie  an  der  Spitze  hinten  1 ;  IV  unten  hinten 
1.  1.  1.  1,  unten  vorn  2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1.  1  Stacheln. 
Metatarsus  I  und  II  an  der  Basis  unten  hinten  1,  III  vorn  1.  1.  1, 
unten  vorn  1.  2.  1,  unten  hinten  1.  1.  1,  hinten  1.  1,  sowie  an  der 
Spitze    ein   Verticillus    aus   hinten    3,    vorn    2    Stacheln    bestehend; 

IV  scheint  4  Reihen  von  je  5  oder  6  Stacheln  zu  haben.  Die  Tarsen 
mit  zwei  langen,  starken,  nur  im  Enddrittel  gebogenen  Krallen,  die 
außerhalb  der  Mitte  3  kurze ,  aber  ganz  starke  Zähne  tragen ; 
Unguicularfaszikeln ,  die  so  lang  als  die  Krallen  sind ,  vorhanden, 
jedoch  die  Krallen  von  oben  in  ihrer  ganzen  Länge  sichtbar.  Sco- 
pula  an  allen  Tarsen,  an  den  Metatarsen  I  und  II  fast  bis  zur  Basis, 
an  III  und  IV  nur  an  der  Spitze  Andeutung  einer  Scopula ;  dieselbe 
ist  an  den  hinteren  Tarsen  undeutlich  geteilt.  Ein  Tibialhaken  ist 
nicht  vorhanden ;  dadurch  weicht  also  das  Tier  von  den  typischen 
Barychelinen  ab.  —  Das  Coxenglied  der  Palpen  an  der  hinteren 
Basalecke  mit  2 — 3  kleinen,  einreihigen  Spinulen;  an  dem  einen 
Glied  noch  2 — 3  solche  an  der  vorderen  Basalecke,  die  aber  an  dem 
anderen  Coxenglied  gänzlich  fehlen !  Femoralghed  an  der  Spitze 
oben  innen  1  Stachel,  Patellarglied  unten  an  der  Spitze  mit  einem 
Verticillus  von  mehreren  Borsten ,  Tibialglied  unten  vorn  nahe  der 
Spitze  2  Stacheln.  Das  Tibialglied  verdickt,  besonders  in  der  Basal- 
hälfte (1,3  mm  breit),  unten,  besonders  gegen  die  Spitze,  lang  und 
abstehend  behaart,  aber  nicht  mehr  als  daß  die  Spina  in  ihrer 
ganzen  Länge  sichtbar  ist.  Das  Tarsalghed  ist  1,5  mm  lang,  1,2  mm 
hoch,  Bulbus  1  mm  hoch,  die  Spina  1,5  mm  lang,  von  der  Seite 
gesehen  gerade,  nach  hinten  und  unten  gerichtet  (Winkel  mit  dem 
Tibialgliede  45°),  lang  und  fein  zugespitzt,  nadeiförmig,  von  unten 
gesehen  nach  hinten  und  ein  wenig  nach  außen  gerichtet  und  ganz 
schwach  nach  innen  konvex  gebogen.  Bulbus  unten  weißlich,  außen 
rot.  —  Die    oberen  Spinn warzen  dreigliederig ;    Glied  No.  2  etwa 

so  lang  als  das  Grundglied  und  ein  klein  wenig  schmäler,  das 
Endglied  sehr  klein,  käppchenförmig  dem  zweiten  anliegend.  Die 
unteren  Spinnwarzen    kaum    so  lang  als  das  Mittelglied  der  oberen, 


—     16     — 

sehr  dünn,  zylindrisch,  etwa  4mal  so  lang  als  breit,  nicht  ganz  so 
lang  als  das  Grundglied  der  oberen  breit  ist. 

Mit  Ausnahme  des  Bauches  ist  der  ganze  Körper,  Extremitäten 
inklusive,  mit  kurzen,  steifen,  abstehenden,  borstenähnlichen,  ziem- 
lich entfernt  stehenden  Haaren  bekleidet;  der  Bauch  feiner,  dichter, 
mehr  anliegend  behaart.  —  Cephalothorax  und  Extremitäten  bräun- 
Hchgelb,  ersterer  mit  breiten,  wenig  dunkleren  Strahlenstreifen  (4 
jederseits),  dunkelbrauner,  schwach  recurva  gebogener,  nicht  tiefer 
Rückengrube,  schwarzem  Augenfeld  und  weißlichem  Clypeusrand. 
Der  Hinterrand  des  Augenhügels  braungelb;  die  hinteren  M.A.  weiß- 
lich, die  hinteren  S.A.  hellgelb  glänzend.  Mandibeln  in  der  End- 
hälfte durch  die  Bekleidung  schwärzlich,  oben  im  Grunde  hellbräun- 
lich ;  die  Klaue  in  der  Basalhälfte  rötlich,  in  der  Endhälfte  schwärz- 
lich. Sternum  schmal  braun  umrandet.  ■ —  Tibial-  und  Tarsalglied 
der  Palpen  hellgelb,  ersteres  oben  an  der  Basis  mit  einem  kleinen 
rotbraunen,  chitinisierten  Fleck  und  das  Patellarglied  mit  einem  ähn- 
lichen, undeutlicheren  beiderseits  an  der  Basis.  Die  4  proximalen 
Glieder  oben  an  der  Spitze  schmal  tiefschwarz  umrandet.  Unter- 
seite des  Abdomen  und  Spinnwarzen  hell  graugelblich.  Oberseite 
hell  bräunlichgrau  mit  undeutlichen,  schwärzlichen  Flecken,  die  sich 
als  zwei  nach  hinten  konvergierende  Reihen  von  je  5  Flecken  er- 
kennen lassen ;  die  Basis  dunkelgrau. 

Totallänge  13,5  mm.  Cephalothorax  mit  Mandibeln  7,5,  ohne 
6,5  mm  lang,  zwischen  den  Coxen  II  und  III  5,5  mm  breit,  zwischen 
den  Yorderrändern  der  Coxenglieder  IV  2,6  mm  breit.  Die  Rücken- 
grube 1,3  mm  breit,  vom  Vorderrande  4  mm  entfernt.  Abdomen 
7  mm  lang ,  vorn  3  mm ,  kurz  hinter  der  Mitte  4  mm  breit  und 
4  mm  hoch.  Mandibeln  2,6  mm  lang.  Die  oberen  Spinnwarzen 
1,5  mm  lang  und  beide  zusammen  so  breit  an  der  Basis.  —  Palpen: 
Coxenglied  2,4,  Trochanterglied  1,  Femoralglied  2,6,  Patellarglied 
1,7,  Tibialglied  2,5,  Tarsalglied  1,5  mm  lang.  —  Beine:  I  Coxa  2,5, 
Troch.  1,2,  Femur  5,5,  Patella  3,5,  Tibia  4,5,  Metatarsus  4,5,  Tar- 
sus 2  mm;  H  bezw.  2,5;  1,3;  5,5;  3,3;  4,5;  4,5;  2,2  mm;  HI 
bezw.  2,2  ;  1 ;  5,2 ;  2,5 ;  4 ;  4,6 ;  2,3  mm ;  IV  bezw.  2,7 ;  1,5 ;  6,3  ;  2,7  ; 
5,5;   7;  5,5  mm.   Totallänge:  1  23,7;  1123,8;  IH  21,8;IV31,2  mm. 

Fundort:  Parapato  (:=  Angoche,  Fluß  in  Portugiesisch  Ost- 
Afrika)  (Kässer). 

Durch  das  Fehlen  des  Tibialhakens ,  sowie  dadurch,  daß  die 
4  vorderen  Metatarsen  unten  hinten  an  der  Basis  1  Stachel  haben, 
von  der  Gattung  Cyphonisia  abweichend. 


—     17 


JPterinochilits  Poe.  1897. 

2.  Ptcrinochilus   Widenmanni  Strand  n.  sp. 

c?.  Cephalothorax  mit  Mandibeln  21,  ohne  17  mm  lang, 
13  mm  breit  in  der  Mitte.  9  mm  am  Hinterrande,  6  mm  breit  am 
Vorderrande.  Entfernung  der  Rückengrube  vom  Vorderrande  10,5, 
von  der  Mitte  des  Hinterrandes  6,5  mm  ;  letztere  vom  Augenhügel 
14,5  mm  entfernt.  Rückengrube  tief,  schmal,  gerade  oder  vielleicht 
schwach  recurva.  —  Augenhügel  2,3  mm  breit,  2  mm  lang,  ganz 
stark  gewölbt.  Die  vordere  Augenreihe  so  stark  procurva,  daß  eine 
die  M.A.  vorn  tangierende  Gerade  die  SA.  weit  hinter  dem  Zentrum 
schneiden  würde;  die  M.A.  wenig  größer,  unter  sich  um  reichlich 
ihren  Radius,  von  den  S.A.  kaum  so  weit  entfernt  (trocken  gesehen, 
in  Spiritus  etwas  weiter!).  Die  hintere  Reihe  vorn  schwach  pro- 
curva, hinten  gerade;  die  M.A.  erheblich  kleiner,  die  S.A.  berührend, 
von  den  vorderen  M.A.  in  ihrem  kürzesten  Durchmesser  entfernt. 
Die  hinteren  S.A.  fast  so  groß  als  die  vorderen  und  von  diesen  in 
ihrem  kürzesten  Durchmesser  entfernt.  Die  hinteren  M.A.  lebhaft 
gelb ,  die  anderen  schwärzlich.  Die  vorderen  S.A.  vom  Rande  des 
Clypeus  etwa  in  ihrem  IV2  Durchmesser  entfernt.  —  Die  Man- 
dibeln außen,  aber  nicht  innen,  scopuliert,  6,5  mm  lang,  an  der 
Basis  4,5  mm  breit.  —  Die  kleinen  Sigillen  unter  sich  um  3  mm, 
vom  Seitenrande  um  1,5  mm  entfernt;  ein  zweites  Paar  scheint  zu 
fehlen.  —  Länge  der  Palpen:  Cox.  4,6  mm  lang  (2,6  mm  breit), 
Troch.  3,2,  Fem.  8,5,  Pat.  5,4,  Tib.  7,  Tars.  4  mm ;  letzteres  2,5  mm 
hoch,  die  Kopulationsorgane  (mit  Spina)  3,7  mm  lang,  Bulbus  1,9  mm 
hoch,  1,7  mm  lang,  1,9  mm  breit.  Totallänge  der  Palpen  32,7  mm, 
ohne  die  beiden  Grundglieder  24,9  mm.  Das  Femoralghed  nicht 
scopuliert.  Das  Tibialglied  dicker,  die  Spina  kürzer  und  stärker 
gekrümmt  als  bei  P.  vorax  Poe.  —  Beine.  Länge:  I  Coxa  7,2 
(bei  3,4  mm  Breite  in  der  Endhälfte),  Troch.  4,  Fem.  15,5, 
Patellen  8,  Tibien  11,  Metatarsen  11,  Tarsen  7  mm;  H  bezw.  5,5: 
3,4;  12,5;  7;  9,5;  9.5;  6  mm:  HI  bezw.  5,2;  3;  11;  5,5;  7,2; 
9,5;  6,5  mm;  IV  bezw.  5,7  (4  mm  breit!);  3,2;  13,8;  6,5;  10; 
13,5;  7  mm.  Totallänge:  I  63,7;  II  53,4;  HI  47,9;  IV  59,7  mm^ 
ohne  die  beiden  Basalglieder:  I  52,5;  II  44,5;  III  39,7;  IV  50,8  mm. 
Die  Beine  und  Glieder  an  Dicke  sehr  wenig  verschieden  ;  Femur  III 
ein  wenig  dicker  (3,6  mm)  als  die  anderen  Femoren  (2,9  mm). 
Alle  Tarsen  ein  wenig  schmäler  als  die  Endhälften  der  Metatarsen. 
Scopula   an    allen  Tarsen ,    Metatarsen  I   und  II   fast   bis  zur  Basis, 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.   190C.  2 


—     18     — 

III  bis  zur  Mitte,  IV  kaum  bis  zur  Mitte ;  nur  an  den  Metatarsen  ge- 
teilt und  zwar  ganz  schmal.  Die  Metatarsen  II — IV  unten  an  der 
Spitze  mit  kleinen  Stacheln ,  I  scheint  daselbst  unbewehrt  zu  sein. 
Ferner  hat  Metatarsus  III  unten  hinten  1.  1  (submedian  und  subbasal), 
vorn  2  (median),  an  der  Spitze  unten  3,  oben  2 ;  IV.  unten  vorn  1.  1 
(submedian),  an  der  Spitze  oben  2,  unten  2  oder  3,  hinten  wahr- 
scheinlich 1  in  der  Mitte.  Alle  Tibien  an  der  Spitze  unten  2,  nur 
III  hat  3  (2  unten  hinten) ;  oben  und  an  den  Seiten  scheinen  die 
Tibien  unbewehrt  zu  sein.  Der  Haken  der  Tibia  I  stark,  lang 
(3,5  mm),  gegen  die  Spitze  allmähhch  verschmälert,  nach  unten, 
vorn  und  ein  wenig  nach  innen  gerichtet;  von  oben  gesehen  er- 
scheint er  ganz  gerade,  schräg  nach  vorn  und  innen  gerichtet,  weit 
aus  der  Haarbekleidung  vorstehend.  Metatarsus  I  in  der  Basalhälfte 
unten  schwach  ausgehöhlt,  die  Oberseite  doch  kaum  gebogen ;  da- 
gegen erscheint  das  Ghed  von  oben  gesehen  ganz  schwach  nach 
außen  konvex  gebogen. 

Abdomen  ohne  Spinnwarzen  15,5  mm  lang,  9,5  mm  breit;  die 
ganze  Körperlänge  (Spinnwarzen  inklus.)  40  mm;  letztere  von  der 
Basis  an  bezw.  2;  1,8;  2,1  mm  lang  und  am  Endglied  etwas  dünner. 

Färbung  in  Spiritus :  Cephalothorax  schwarzbraun  mit  von  der 
Rückenfurche  ausgehenden,  ganz  scharf  markierten,  grauweißen  Haar- 
streifen in  den  Furchen ;  am  deutlichsten  sind  diejenigen  in  den 
Kopffurchen,  dann  die,  welche  gegen  die  Coxen  IV  gerichtet  sind. 
Am  Rande  ebenfalls  solche  Behaarung;  vielleicht  ist  die  ganze  Ober- 
seite so  behaart  gewesen,  aber  abgerieben,  so  daß  nur  in  den  Furchen 
Reste  davon  übrig  geblieben.  Der  Rand  des  Clypeus  etwas  heller. 
Augenhügel  schwärzlich;  die  hinteren  M.A.  stark  hellgelb  glänzend. 
Beine  braun  mit  hellgrauer,  fein  anliegender,  filzartiger  Behaarung,  ab- 
stehenden braunen  Haaren,  sowie  viel  längeren,  feineren,  abstehenden 
bräunlichgelben  Haaren  an  den  Metatarsen  und  Tarsen  sowie  an 
der  Unterseite  der  Femoren.  Die  Innenseite  der  letzteren  schwarz. 
Bulbus  außen  rötlich  mit  4  schwärzlichen  Binden.  Die  Mandibeln 
durch  die  Behaarung  hellgraubräunlich  mit  je  einer  dunkelbraunen 
Längslinie;  die  Klaue  schwarz,  an  der  Basis  rötlich.  Die  Unterseite, 
sowie  Coxen  und  Trochanteren  schwarzbraun,  der  Lippenteil  an  der 
Spitze  hellrot,  die  Bürste  des  Coxengliedes  der  Palpen  und  der  Falz- 
ränder gelbrot;  ersteres  kaum  heller.  Das  ziemlich  lang  und  ab- 
stehend behaarte  Abdomen  graubraun,  vor  der  Mitte  mit  einem  Paar 
kleiner,  schwarzer,  undeutlicher  Flecke,  hinter  der  Mitte  mit  drei 
schmalen,  schwarzen,  in  der  Mitte   unterbrochenen  Querlinien.     Die 


—     19     — 

Unterseite  ein  wenig  heller,  Epigaster  und  Lungendeckel  hell  braun- 
grau,   Scopula  hell  aschgrau,   grün  glänzend. 

Fundort:  Moschi,  Kilimandscharo  (Dr.  Widenmann). 

Diese  Art  unterscheidet  sich  schon  durch  die  beträchtlichere 
Größe  von  P.  uigrofiilvus  Poe.  1898  (Cephal.  nur  10  mm  lang,  19  mm 
Tot.),  Lugardi  Poe.  1900  (24  mm  Totallänge),  Schönlandi  Poe.  1900 
(18  mm  Totallänge),  spinifer  Poe.  1898  (20  mm  Tot.),  durch  viel 
längere  Beine  von  raptor  Strand  (ined.),  während  P.  murimis  Poe.  1897 
und  Yunodl  Sim.  1904,  die  nur  im  weibhchen  Geschlecht  bekannt  sind, 
und  die  für  die  Gattung  zweifelhaften  Harpadira  chordata  Gerst.  1873 
und  elevata  Karsoh  1878  auch  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  von  unserer 
Art  verschieden  sein  werden.  Am  nächsten  steht  sie  PferinocJdlus 
vorax  Poe.  1897;  bei  dieser  sind  doch  Patella  +  Tibia  +  Tarsus  der 
Palpen  viel  kürzer  als  der  Cephalothorax,  die  Spina  des  Bulbus  ist 
weniger  gekrümmt  (von  der  Seite  gesehen  in  der  [größeren]  Basalhälfte 
fast  gerade)  und  länger,  das  Tibialglied  der  Palpen  ist  dünner,  die 
Krümmung  der  Metatarsen  I  viel  deutlicher  sowohl  oben  als  unten 
und  der  Tibialhaken  in  der  Basalhälfte  rot  (hier  gänzlich  schwarz). 

3.  Pterinochilus  vorax  Poe.   1897. 

Eine  in  Ost-Afrika  weit  verbreitete  Art.  Es  liegen  Exemplare 
aus  folgenden  Lokalitäten  vor:  Moschi,  Kilimandscharo  (Dr.  Widen- 
mann); Bagamoyo  (Dr.  Steüdel)  ;  Ost- Afrika  (Dr.  Sander);  Kilwa,  Ost- 
Afrika  (Dr.  Wagner);  Parapato  (Fluß,  Ost-Afrika)   [Kässer]. 

Über  das  Exemplar  (S)  von  Bagamoyo  habe  folgendes  notiert : 
Der  Augenhügel  hoch  stark  gewölbt,  2,6  mm  breit,  2  mm  lang. 
Die  vordere  Reihe  so  stark  procurva ,  daß  eine  die  M.A.  vorn 
tangierende  Linie  die  S.A.  hinter  dem  Zentrum  schneiden  würde; 
die  M.A.  sehr  wenig  größer,  unter  sich  um  erheblich  weniger  als 
ihren  Durchmesser,  von  den  S.A.  um  weniger  als  den  halben  Durch- 
messer, entfernt.  Die  hintere  Pieihe  fast  gerade  (vorn  gerade,  hinten 
schwach  recurva) ;  die  M.A.  erheblich  kleiner,  die  S.A.  fast  berührend, 
von  den  vorderen  M.A.  in  ihrem  halben  Durchmesser  entfernt.  Die 
hinteren  S.A.  ein  wenig  kleiner  als  die  vorderen  und  von  diesen  in 
ihrem  kürzesten  Durchmesser  entfernt.  —  Die  Rückengrube  tief 
und  ganz  breit,  gerade  oder  ganz  schwach  recurva.  —  Clypeus 
ist  (trocken  gesehen)  nicht  so  lang  als  die  Hälfte  des  Augen- 
hügels. —  An  den  Extremitäten  sind  schwarze  Haare  nicht 
oder  kaum  vorhanden  und  auch  keine  weiße  Flecke  an  den  Tibien. 

Totallänge  34  mm.    Cephalothorax  15  mm  lang,  mit  Mandibeln 


—     20     — 

18  mm  lang,  12  mm  breit,  am  Clypeus  7  mm  breit.  Die  Rücken- 
grube vom  Vorderrande  9,5  mm,  Abdomen  18  mm  lang,  9  mm  breit. 
Beine:  I  Coxa  +  Troch.  9,5,  Femur  14,  Patella  7,  Tibia  11,  Meta- 
tarsus  9,  Tarsus  6,5  mm;  II  bezw.  9;  12,5;  7;  9,5;  9,2;  6  mm; 
Illbezw.  6,5;  11;  6;  7,5;  9,5;  6  mm;  IV  bezw.  7,5;  12,5;  6;  10; 
13;  6,5  mm.  Totallänge:  1  57;  II  53,2;  III  46,5;  IV  55,5  mm. 
Palpen:  Beide  Grundglieder  8,  Femur  8,5,  Patella  4,8,  Tibia  6,5, 
Tarsus  3,5,  zusammen  31,3  mm. 

Bei  einem  <?  von  Parapato  sind  die  Beine:  I  Femur  13,  Patella 
+  Tibia  18,5,  Metatarsus  +  Tarsus  16,  zusammen  47,5  mm;  IV  bezw. 
13:  16,5;  19.  zusammen  48,5  mm  bei  35  mm  Totallänge  (ohne 
Mam.).  —  Ein  $  von  Savapat  ist  45  mm  lang,  Cephalothorax  ohne 
Mandibeln  21  mm  lang,  16,5  mm  breit,  Entfernung  der  Rücken- 
grube vom  Vorderrande  13,5,  Pat.  +  Tib.  +  Tars.  der  Palpen  19,5  mm 
(bezw.  6  +  6  +  7,5  mm),  Beine:  I  Femur  14,  Patella  +  Tibia  18, 
Metatarsus  +  Tarsus  16  mm;  II  bezw.  12,5;  16;  15;  III  bezw. 
11;  13,5;  14;  IV  bezw.  13;  17;  19  mm.  Metatarsus  IV  12,5  mm. 
Totallänge:  I  48,  II  43,5;  III  38,5:  IV  49  mm.  —  Keine  distinkte 
Abdominalzeichnung  bei  diesem  Weibchen.  —  Bei  einem  hierzu  wahr- 
scheinhch  gehörigen  $  snbad.  ist  der  Clypeus  deutlich  schmäler  als 
bei  den  alten  Tieren. 

$  unterscheidet  sich  (nach  Ex.  von  Moschi)  vom  ^  u.  a.  dadurch, 
daß  die  vorderen  M.A.  ein  wenig  kleiner  und  reichlich  in  ihrem 
Durchmesser  unter  sich  entfernt,  und  daß  der  Augenhügel  vom  Rande 
des  Clypeus  weiter  entfernt  ist.  Die  Beine  heller,  röthcher  braun. 
Abdomen  hat  oben  4 — 5  wenig  deutliche,  schwach  nach  vorn  konvex 
gebogene,  durch  eine  feine  schwarze  Längslinie  unter  sich  verbundene, 
schwärzliche  Querbinden.  Die  Beine  dicker  und  kürzer.  —  Cephalo- 
thorax ohne  Mandibeln  15,5  mm  lang,  12,2  mm  breit.  Entfernung 
der  Rückengrube  vom  Vorderrande  10,5  mm.  —  Beine :  I  Femur 
11,5,  Patella  +  Tib.  14,  Met.  +  Tars.  12:  II  bezw.  10;  12;  11: 
III  bezw.  9;  10;  11;  IV  bezw.  11;  14:  14,8  mm.  Totallänge-  I 
37,5;  II  33;  III  30;  IV  39,8  mm.  Palpen:  Femur  8,5,  Patella  5,5. 
Tibia  5,  Tarsus  6  mm. 

4.  Pte  r  i  n  o  c h  i  l  u s  nt  a  m  lU  (d  ii  s  Strand  n .  sp. 

i  (trocken).  Totallänge  ohne  Spinnwarzen  39  mm.  Cephalo- 
thorax mit  Mandibeln  24,5,  ohne  19  mm  lang,  zwischen  den  Coxen 
II  16  mm  breit,  am  Clypeus  8.  am  Hinterrande  (zwischen  den  Vorder- 
seiten   der   Coxen  IV)  11  mm    breit.     Die  Entfernung   der   Rücken- 


—     21     - 

furche  vom  Vorderrande  12  mm,  vom  Hinterrande  des  Augenhügels 
9  mm ,  vom  Seitenrande  (über  den  Coxen  II)  8  mm ,  vom  Seiten- 
rande über  den  Palpen  11  mm.  —  Augenhügel  3  mm  breit,  2,3  mm 
lang.  Die  vordere  Reihe  so  stark  procurva,  daß  eine  die  M.A.  vorn 
tangierende  Gerade  die  S.A.  deutlich  hinter  dem  Zentrum  schneiden 
würde;  die  M.A.  und  S.A.  an  Größe  wenig  verschieden  und  unter 
sich  um  den  Durchmesser  der  M.A.  entfernt.  Die  hintere  Reihe 
bildet  vorn  eine  gerade,  hinteii  eine  schwach  recurva  gebogene  Linie ; 
die  M.A.  viel  kleiner,  von  den  vorderen  M.A.  in  weniger  als  ihrem 
kürzesten  Durchmesser  entfernt,  die  S.A.  fast  berührend;  letztere 
kleiner  als  die  vorderen  S.A.  und  von  diesen  in  ihrem  kürzesten 
Durchmesser  entfernt.  Der  Augenhügel  vom  Rande  des  Clypeus  in 
der  Länge  der  vorderen  S.A.  entfernt.  —  Mandibeln  10  mm  lang, 
beide  zusammen  an  der  Basis  8  mm  breit;  die  Klaue  7,5  mm  lang, 
unten  an  der  Basis  ganz  glatt,  dann  mit  4—5  ganz  deutlichen  Quer- 
strichen und  vom  Ende  des  basalen  Drittels  ab  längsgestreift;  die 
Spitze  ganz  glatt.  —  Stern  um  8  mm  lang,  die  größte  Breite  (am 
Hinterrande  der  Coxen  II)  7  mm.  Breite  vorn  3,6  mm.  —  Lippen- 
teil breiter  als  lang  (bezw.  2,5  und  2  mm),  an  der  Spitze  nicht 
dicht  mit  dünnen ,  in  ca.  3  unregelmäßigen  Querreihen  geordneten 
Spinulen.  —  Das  Coxenglied  der  Palpen  an  der  vorderen  basalen 
Ecke  mit  ähnlichen ,  stellenweise  dichter  stehenden  Spinulen ,  die 
ein  dreieckiges  Feld  von  2,5  X  2  mm  Große  bedecken.  Länge  der 
Palpen:  Cox.  6,5  (3,5  mm  breit);  Troch.  3;  Fem.  10,5;  Pat.  6,5; 
Tib.  8,  Tars.  -4,3  mm,  vom  Rücken  des  Tarsalgliedes  bis  zur 
Spitze  der  Spina  ca.  7  mm,  Bulbus  +  Spina  5  mm  lang.  Die  Ko- 
pulationsorgane sind  (an  dem  einzigen  vorliegenden  Exemplar)  wegen 
der  Lage  der  trockenen  Palpen  nicht  leicht  zu  untersuchen ;  Spina 
ähnelt  derjenigen  von  P.  vorax,  verschmälert  sich  von  der  Basis  all- 
mählich bis  kurz  außerhalb  der  Mitte,  ist  dann  bis  zur  Spitze  sehr  fein, 
fadenförmig,  kurz  außerhalb  der  Mitte  nach  unten  gebogen,  am  Ende 
wiederum  gerade.  Von  unten  gesehen  erscheint  sie  in  der  Basalhälfte 
ganz  schwach  nach  außen  konvex  gebogen,  die  Spitze  dagegen  nach 
außen  gekrümmt  (die  Konvexität  also  nach  innen).  —  Beine.  Länge: 
I  Coxa  8,  Troch.  5,  Femur  15,5,  Pat.  9,  Tibia  13,  Met.  10,5,  Tarsus 
7.5  mm;  II  bezw.  7;  4,5;  14,6;  8;  11;  10,5;  7  mm;  III  bezw.  6; 
4;  12,5;  7;  9;  11;  7  mm;  IV  bezw.  7;  4,5;  15,5;  8,5;  12,5;  14,8: 
7,5  mm.  Totallänge:  I  68,5;  H  62,6;  HI  56,5;  IV  70,3  mm. 
Femur  III  dicker:  3,5  mm,  bei  I— II  3,2,  IV  3  mm.  Patella  I  an 
der  Spitze  breiter  (3,5  mm)  als  die  übrigen:   II  3,  III— IV  2,9  mm. 


—     22     — 

Metatarsus  I  schwach  gebogen  (weniger  als  bei  vorax),  an  der  Basis 
2  mm  breit,  an  der  Spitze  mit  Scopula  4  mm,  ohne  Scopula  etwa 
wie  an  der  Basis;  die  Behaarung  der  Unterseite  nicht  besonders 
verlängert.  Scopula  an  allen  Tarsen,  an  den  Metatarsen  I — II  fast 
bis  zur  Mitte ,  III  bis  zum  Ende  des  basalen  Drittels ,  IV  bis  zur 
Mitte.  Alle  Tibien  unten  an  der  Spitze  mit  2  kurzen,  schwärzlichen 
Stacheln ,  die  kaum  halb  so  lang  als  die  umgebenden  Haare  sind. 
Der  Haken  der  Tibia  I  ziemlich  kurz  (3  mm  lang) ,  aus  der  Be- 
haarung nicht  hervorstehend,  der  Endteil  1,2  mm  lang,  schwarz,  am 
Basalteile  rötlich ;  von  innen  und  vorn  gesehen  erscheint  der  End- 
teil scharf  zugespitzt  und  nur  an  der  Basis  schwach  gebogen.  Die 
Gliederung  sehr  deutlich.  Das  Glied  gerade  von  oben  gesehen ,  ist 
die  Spitze  des  Hakens  nicht  sichtbar.  Metatarsen  III — IV  an  der 
Spitze  mit  3 — 4  kleinen  Stacheln,  III  unten  vorn  am  Ende  der 
Scopula  1,  IV  an  der  entsprechenden  Stelle  1  sehr  kleiner  Stachel.  — 
Das  (trockene)  Abdomen  ca.  16  mm  lang,  11  mm  breit.  Die  Ober- 
seite sehr  lang  (4 — 5  mm)  abstehend  behaart.  Das  Grundglied  der 
Mamillen  scheint  3,5,  das  Mittelghed  2,  das  Endglied  4  mm  lang 
zu  sein ;  letzteres  ganz  zylindrisch,  nur  halb  so  dick  als  das  Grund- 
glied und  unter  einem  rechten  Winkel  mit  dem  Mittelglied  nach 
außen  gerichtet,  was  wohl  nicht  die  natürliche  Lage  sein  wird. 

Cephalothorax  und  Abdomen  oben  braungelb  behaart,  am 
Cephalothorax  ein  wenig  heller  und  mehr  goldig  oder  ockergelblich, 
am  Abdomen  ins  Rötliche  ziehend ;  die  Behaarung  des  Cephalothorax 
dicht  anliegend,  bei  unversehrten  Tieren  wahrscheinlich  die  ganze 
Oberfläche  verdeckend,  bei  abgeriebenen  nur  als  Strahlenstriche  in 
den  Furchen  erhalten.  Am  Vorderrande  ein  wenig  heller.  Mandibeln 
und  Extremitäten  oben  mit  dichtstehenden ,  langen ,  gebogenen ,  an 
der  Basis  dunkelbraunen,  gegen  die  Spitze  heller  werdenden  Borsten- 
haaren, die  jedenfalls  an  den  Tibien  und  Metatarsen  so  lang  oder 
länger  als  der  Durchmesser  des  Gliedes  sind,  sowie  mit  feiner,  kurzer, 
anliegender,  gelblicher,  etwas  ins  GrünUche  oder  Rostfarbige  ziehen- 
der Grundbehaarung.  Die  Beine  unten  ohne  oder  mit  sehr  sparsamer 
Grundbehaarung,  die  Femoren  dagegen  ganz  dicht  mit  langen,  feinen, 
fast  gerade  abstehenden,  einfarbig  bräunlichgelben  Haaren,  die  Tibien 
und  .Metatarsen  (wo  letztere  nicht  scopuliert  sind)  mit  etwas  stärkeren, 
kürzeren ,  an  der  Basis  dunkleren ,  schräg  gestellten  Haaren.  Die 
Endglieder  trüber,  graulicher,  behaart.  Kahle  Längsstreifen  finden 
sich  nur  an  den  Patellen ,  aber  eine  undeutliche  Längsstrichelung 
läßt   sich    doch    auch   an    den   Femoren    erkennen.     Die   Grundfarbe 


I 


—     23     - 

des  Cephalothorax  oben  dunkel  kastanienbraun,  der  Extremitäten 
dunkel  rötlichbraun.  Die  Unterseite  des  Cephalothorax  schwarz, 
kurz,  abstehend  schwarz  behaart,  die  Coxen  jedoch,  besonders  die 
beiden  hinteren  Paare,  in  der  Endhälfte  mit  rötlich  gelbbraunen 
Haaren  untermischt.  Das  Femoral-  und  Trochanterglied  der  Palpen 
ebenfalls  unten  im  Grunde  schwarz,  aber  nicht  schwarz  behaart. 
Das  Endglied  der  Palpen  dunkel  graubraun,  das  Coxenglied  vorn 
lebhaft  rotgelb  behaart.  Die  Behaarung  der  Spitze  der  Mandibeln 
dunkelbraun.  Scopula  dunkelgrau.  Abdomen  unten  wie  oben  ein- 
farbig röthch  gelbbraun ;  die  Haare  an  beiden  Enden  gleich  gefärbt. 
Epigaster  etwas  lebhafter,  orangegelblich. 

Fundort:  Deutsch  Ost-Afrika  (Dr.  Beeewald). 

Von  den  anderen  mir  bekannten  Pterinochüus-Avten  durch  das 
auffallend  lange  und  dünne  Endglied  der  Mamillen  leicht  zu  unter- 
scheiden. 

Ceratofßyrus  Poe.  1897. 

5.  Ceratogyriis  Sanderi  Strand  n.  sp. 

S.  Totallänge  ohne  Spinnwarzen  31,  mit  36  mm.  —  Cephalo- 
thorax 15  mm  lang,  12  mm  breit;  Entfernung  der  Rückengrube 
vom  Hinterrande  8  mm,  vom  Hinterrande  des  Augenhügels  12  mm. 
Die  Breite  des  deutlich  ausgerandeten  Hinterrandes  und  an  der 
Insertion  der  Palpen  8  mm.  Die  Rückengrube  bildet  eine  sehr  große. 
ring-  oder  ellipsenförmige  Vertiefung,  indem  sie  größtenteils  durch 
einen  länglichen,  etwa  1,3  mm  breiten  Höcker,  der  sich  hinten  ohne 
scharfe  Grenze  in  die  Umgebung  fortsetzt,  ausgefüllt  wird;  ihre 
Länge  3,5,  die  Breite  2,5  mm.  ~  Der  Augenhügel  1,5  mm  lang, 
2  mm  breit,  stark  gewölbt,  vom  Rande  des  Clypeus  um  1  mm  ent- 
fernt. Die  vordere  Reihe  so  stark  procurva,  daß  eine  die  M.A.  vorn 
tangierende  Linie  die  S.A.  kaum  schneiden  würde;  erstere  ein  wenig 
größer,  unter  sich  kaum  in  ihrem  ganzen,  von  den  S.A.  in  weniger 
als  ihrem  halben  Durchmesser  entfernt.  Die  hintere  Reihe  bildet 
vorn  eine  procurva,  hinten  eine  gerade  Linie;  die  M.A.  viel  kleiner, 
von  den  vorderen  M.A.  in  ihrem  kürzesten  Durchmesser,  von  den 
hinteren  S.A.  kaum  halb  so  weit  entfernt;  letztere  ein  wenig  kleiner 
als  die  vorderen  S.A.  und  etwa  in  ihrem  kürzesten  Durchmesser  von 
diesen  entfernt.  Die  hinteren  M.A.  ockergelb,  die  anderen  schwarz.  — 
Mandibeln  6,5  mm  lang,  an  der  Basis  beide  zusammen  5  mm 
breit;  am  inneren  Falzrande  10  Zähne,  von  denen  die  vorderen  die 
stärksten,  No.  7  (von  vorn)  der  kleinste  ist;  in  der  Endhälfte  vorn 
mit  ziemlich  kurzen,  starken,  schräg  nach  vorn  gerichteten  Borsten 


—     24     — 

besetzt;  außen  eine  dichte  Scopula,  innen  keine.  —  Lippenteil  breiter 
als  lang,  wie  die  innere  Basalecke  der  Coxenglieder  dicht  mit  sehr 
kleinen  Spinulen  besetzt.  —  Stern  um  7,5  mm  lang,  5,5  mm  breit. 
Die  Sigillen  sehr  undeutlich ;  es  lassen  sich  als  solche  zur  Not  zwei 
Paare  kleiner  Fleckchen  deuten ,  von  denen  die  des  letzten  Paares 
unter  sich  um  1,2,  vom  Seitenrande  um  2,  von  der  Hinterspitze  um 
8  mm  entfernt  sind ;  die  vorderen  unter  sich  um  3,8 ,  vom  Rande 
um  1  mm  entfernt.  —  Palpen:  beide  Grundglieder  7,  Femur  7,5, 
Patella  4,5,  Tibia  6,  Tarsus  3,  zusammen  28  mm  lang.  Das  Tibial- 
glied  2  mm  breit,  unten  in  der  Endhälfte  mit  einer  dichten  Bürste 
graugelblicher,  nach  vorn  und  unten  gerichteter  Haare,  die  so  lang 
als  der  Durchmesser  des  Gliedes  sind  und  unten  durch  einen  schmalen, 
längsgerichteten  Zwischenraum  getrennt  sind,  in  welchem  die  Spina 
der  Kopulationsorgane  aufgenommen  wird,  so  daß  sie  von  der  Seite 
gesehen  fast  ganz  versteckt  ist.  Bulbus  ist  außen  blutrot,  vorn  und 
oben  schwarz  umrandet;  die  nach  hinten  gerichtete  Spina  erscheint 
von  der  Seite  gesehen  schwach  und  gleichmäßig  nach  oben  konvex 
gebogen ,  allmähhch  gegen  die  schräg  zugespitzte  Spitze  verjüngt ; 
von  unten  gesehen  erscheint  sie  gerade,  nur  mit  der  Spitze  schwach 
nach  außen  gebogen,  an  der  Basis  breit,  am  Ende  lang  und  fein 
zugespitzt,  nach  hinten  und  ein  klein  wenig  nach  innen  gerichtet. 
Die  Spina  ist  am  Ende  schwärzlich ,  sonst  rötlich  gefärbt ,  sowie 
2,5  mm  lang.  —  Die  Beine  mit  2  Krallen  und  Faszikeln.    Länge: 

1  Coxa  6,5,  Troch.  3,  Femur  12,  Patella  6,5,  Tibia  8,5,  Metatarsus  8, 
Tarsus  6  mm;  H  bezw.  5,5;  3;  11,5;  6;  7,5;  8;  6  mm;  HI  bezw.  4,5; 
2,5;  10;  5;  6,5;  8;  5,5  mm;  IV  bezw.  5;  2,5;  11,5;  6;  9;  11;  6,5  mm. 
Totallänge:  I  50,5;  H  47,5;  HI  42;  IV  51,5  mm.  Ungeteilte 
Scopula  an  allen  Tarsen,  an  den  Metatarsen  I  und  II  bis  oder  fast 
bis  zur  Basis  und  Metatarsen  III  in  der  Endhälfte,  geteilte  am  End- 
drittel   der   Metatarsen    IV.      Tibia    I   und   II   unten    an   der   Spitze 

2  Stacheln,  von  denen  der  innere  am  I  als  ein  kräftiger,  stark  zu- 
gespitzter, schräg  nach  vorn  und  innen  gerichteter,  sehr  wenig  ge- 
krümmter subartikulater  Haken  ausgebildet  ist;  III  und  IV  unten 
an  der  Spitze  2  oder  3  Stacheln.  Metatarsus  I  und  II  unbewehrt 
und  ohne  irgendwelche  Auszeichnungen,  III  und  IV  an  der  Spitze  3, 
vorn  in  der  Mitte  2  Stacheln.  Die  Tarsen  schmäler  als  die  Meta- 
tarsen und  an  der  Spitze  schräg  geschnitten ;  die  Scopula  breiter 
als  die  Glieder;  die  vorderen  Metatarsen  erscheinen  daher  von  oben 
gesehen  in  der  Endhälfte  viel  breiter  als  an  der  Basis.  Femur  IV 
nicht  scopuliert,  III  ein  klein  wenig  dicker,  sonst  die  Beine  an  Dicke 


~     25     — 

gleich.  Die  vorderen  Tibien  2,1  mm  breit,  also  '/4  so  breit  als  lang.  — 
Die  oberen  Spinnwarzen  6  mm  lang,  die  3  Glieder  unter  sich 
an  Länge  wenig  verschieden. 

Cephalothorax  und  Extremitäten  oben  dunkel  rötlichbraun, 
Mandibeln  schwärzlich,  aber  so  dicht  mit  graugelblichen  Haaren  be- 
kleidet, daß  von  oben  nur  eine  schmale  Mittellängshnie  von  der 
Grundfarbe  zu  erkennen  ist;  Cephalothorax  scheint  auch  völlig  mit 
hell  graugelblichen,  feinen,  ziemlich  langen,  anliegenden  Haaren  be- 
kleidet gewesen,  mit  einer  dichteren  Längsbinde  solcher  Haare  jeder- 
seits  des  Kopfteiles.  Der  äußere  Falzrand  der  Mandibeln  hell  blut- 
rot, die  Bürste  desselben  und  des  Innenrandes  des  Coxengliedes  etwas 
trüber;  die  Klaue  an  der  Basis  unten  blutrot,  sonst  tiefschwarz. 
Sternum,  Coxen,  Trochanteren  und  Innenseite  der  Femoren  I  und  II 
tiefschwarz,  ebenso  der  an  der  Basis  rötUche  Lippenteil,  das  am 
Innenrand  und  Basis  rötliche  Coxenglied,  das  Trochanterghed  und 
Innenseite  des  Femoralgliedes.  Die  Beine  oben  mit  kahlen,  röthch 
erscheinenden  Längsstreifen,  und  zwar  je  zwei  breiten,  gegen  die 
Spitze  konvergierenden  und  dieselbe  nicht  ganz  erreichenden,  etwas 
schräg  gestellten  an  allen  Patellen,  zwei  parallelen,  bis  oder  fast  bis 
zur  Spitze  reichenden ,  wenig  deutlichen  an  allen  Tibien  und  An- 
deutung eines  ebensolchen  in  der  Basalhälfte  der  Metatarsen.  Die 
Behaarung  der  Beine  besteht  oben  aus  kürzeren  braunen  und  längeren 
bräunlichgelben  Haaren ;  die  Femoren  unten  dicht  mit  langen,  feinen, 
gerade  abstehenden  hellgrauen  oder  graugelblichen  Haaren  bekleidet. 
Scopula  braun  oder  dunkel  graubraun,  grünlich  metallisch  schimmernd. 

Der  Bauch  grauschwarz,  vorn  etwas  heller.  Epigaster  und 
Spinnwarzen  hell  graubräunhch  gelb,  letztere  am  Mittelgliede  oben 
mit  schwarzem  Halbring.  Die  Seiten  des  Abdomen  scheinen  in  der 
Mitte  schwärzlich,  vorn  und  hinten  graugelbhch  gewesen  (die  Ober- 
seite beschädigt!) 

Fundort:  Windhuk,  D.S.W.-Afrika  (Dr.  Sander). 

Von  4en  beiden  bisher  beschriebenen  Ceratog yrus- kxten,  C.  Dar- 
lingi  Poe.  1897  und  Marshalli  Poe.  1897  völlig  verschieden. 

Hysterocrates  Sim.  1892. 

6.  Hysterocrates  Spellenhergi  Strand  n.  sp. 

$.  Totallänge  47  mm.  Cephalothorax  ohne  Mandibeln  18  mm, 
mit  Mandibeln  24  mm  lang,  15  mm  breit;  die  Entfernung  der  Rücken- 
grube vom  Hinterrande  des  Augenhügels  10  mm,  letzterer  vom  Hinter- 
rande des  Cephalothorax    um  16  mm  entfernt.     Breite  des  Clypeus 


—     26     — 

und  des  Hinterrandes  je  8,5  mm.  Die  Rückengrube  2  mm,  schmal, 
seicht,  ganz  stark  procurva  gebogen.  —  Augenhügel  2,8  mm  breit, 
2  mm  lang.  Die  vordere  Reihe  so  schwach  procurva  gebogen,  daß 
eine  die  M.A.  vorn  tangierende  Gerade  die  S.A.  jedenfalls  nicht  hinter 
der  Mitte  schneiden  würde;  die  Augen  fast  gleich  groß,  die  M.A. 
unter  sich  fast  in  ihrem  Durchmesser,  von  den  S.A.  um  ein  Un- 
bedeutendes weniger  entfernt.  Die  Augen  der  hinteren  Reihe  gleich 
groß,  deutlich  kleiner  als  die  vorderen  S.A. ;  die  M.A.  von  den  S.A. 
etwa  in  der  Hälfte  ihres  kürzesten  Radius,  von  den  vorderen  S.A. 
um  mehr  als  ihren  kürzesten  Durchmesser  entfernt.  Die  hintere 
Reihe  bildet  mit  beiden  Rändern  eine  schwach  recurva  gebogene 
Linie.  Der  Vorderrand  des  Augenhügels  fällt  in  der  Mitte,  von  oben 
gesehen,  mit  dem  Rande  des  Clypeus  zusammen.  Die  vorderen  S.A. 
vom  letzteren  um  kaum  ihren  kürzesten  Durchmesser  entfernt.  — ■ 
Mandibeln  9  mm  lang,  an  der  Basis  8  mm  breit;  Stridulations- 
organ  dritter  Type.  —  Sternum  7,5  mm  lang,  7  mm  breit.  Die 
hinteren  Sigillen  unter  sich  um  2,7,  vom  Seitenrande  um  2,5  mm, 
von  der  Hinterspitze  des  Sternum  um  3  mm  entfernt;  die  vorderen 
unter  sich  um  4,6,  vom  Seitenrande  um  1,5  mm  entfernt.  —  Länge 
der  Palpen:  Cox.  6,5  (3  mm  breit),  Troch.  2,  Fem.  9,  Fat.  5, 
Tib.  6,  Tars.  6,5  mm,  zusammen  35  mm  lang.  Das  Femoralglied 
außen  mit  feiner,  filzartiger  Behaarung,  die  jedoch  keine  Scopula 
bildet.  Das  Tarsalglied  nicht  verdickt.  —  Länge  der  Beine:  I  Coxa 
7,5,  Troch.  3,5,  Femur  11,5,  Patella  7,5,  Tibia  9,5,  Metatarsus  7, 
Tarsus  6  mm;  H  bezw.  6,5;  3,3;  10,5;  6,5;  6,5;  6.5;  6  mm; 
m  bezw.  5,5;  3;  9,5;  6;  6;  7,5;  6  mm;  IV  bezw.  7;  4;  13,5: 
7,5;  11,5;  11,5;  7  mm.  Totallänge:  I  52,5;  II  45,8;  HI  43,5;  IV 
62  mm.  Charakteristisch  ist  hier,  daß  viele  Glieder  gleich  lang  sind : 
I  Coxa  =  Patella ,  II  Coxa  =  Patella  =  Tibia  =  Metatarsus ,  III 
Patella  =  Tibia  =  Tarsus ,  IV  Coxa  =  Tarsus,  Tibia  =  Metatarsus ; 
Palpen :  Coxa  =  Tarsus.  Tibia  IV  etwas  verdickt ,  in  der  Mitte 
4,2  mm  breit  und  hoch,  Patella  IV  an  der  Spitze  4  mm  breit  und 
hoch,  Femur  IV  an  der  Spitze  4  mm  breit,  4,5  mm  hoch.  Patella 
+  Tibia  I  kürzer  als  IV  (bezw.  17  und  19  mm).  Scopula  fast  bis  zur 
Basis  auch  an  den  hinteren  Metatarsen  und  ungeteilt.  —  Abdomen 
ohne  Mamillen  22  mm  lang,  16  mm  breit,  vorn  14,5  mm  breit. 

Die  Färbung  hell  roströtlich  braun  mit  ebensolcher  kurzer. 
anUegender  Behaarung  und  längeren,  abstehenden,  rötlichgelben 
Haaren  bekleidet;  letztere  glänzen  in  Spiritus  z.  T.  goldig.  Der 
Rand    des  Cephalothorax   und  besonders  des  Clypeus  hellgrau.     Die 


—     27     — 

Augen  der  vorderen  Reihe  und  die  Vorderseite  der  hinteren  schwarz 
begrenzt;  die  4  hinteren  gelb,  die  vorderen  schwärzlich.  Die  Man- 
dibeln  oben  kaum  dunkler,  die  nackte  Außenfläche  blutrot;  die  Klaue 
schwarz,  an  der  Basis  schwach  gerötet.  Der  Lippenteil  und  Vorder- 
rand des  Sternum  hellrot;  die  Spitze  des  ersteren  durch  die  Be- 
wehrung (Spinulen)  in  einer  Breite  von  1,2  mm  schwärzlich  er- 
scheinend. Coxenglied  der  Palpen  hell  rötlichgelb ,  die  Bürste  in 
Spiritus  rotbräunlich  erscheinend  ebenso  wie  die  des  äußeren  Falz- 
randes; die  des  inneren  heller,  goldig  glänzend.  Sternum  undeut- 
lich dunkler  umrandet,  Sigillen  blutrot.  Die  vorderen  der  haarlosen 
rötlichen  Streifen  der  Patellen  sehr  breit  und  deutlich,  die  hinteren, 
sowie  die  der  Tibien  undeutlich.  Epigaster  und  Lungendeckel  sehr 
wenig  heller  als  der  Bauch.  Die  Spinnwarzen  wie  das  Abdomen, 
an  der  Spitze  unten  etwas  heller,  rötlicher. 

Fundort:  Dualla,  Kamerun  (Gebr.  Spellenberg). 

Unter  den  verwandten  Arten  unterscheidet  sich  H.  crassipes 
Poe.  1897  durch  das  an  der  Basis  verdickte  Tarsalglied,  H.  gigas 
Poe.  1897  durch  eine  Vertiefung  vor  der  Rückengrube ,  H.  Gres- 
hoffi  (SiM.)  1891  durch  andere  Färbung  und  dadurch,  daß  die  Höhe 
der  Tibia  IV  nicht  geringer  als  die  des  Femur  ist  (hier  bezw.  4,2 
und  4,5  mm)  etc. 

7.  Hysterocrates   Vosseleri  Strand  n.  sp. 

$.  Cephalothorax  vom  Hinterrande  ziemlich  steil  ansteigend, 
zwischen  den  Coxen  HI  fast  horizontal,  von  der  Rückengrube  wieder 
deutlich  ansteigend ,  am  Kopfteile  horizontal ;  der  Hinterrand  des 
Augenhügels  fast  im  Niveau  mit  der  Mitte  des  Rückens  des  Kopf- 
teiles, der  Gipfel  des  Hügels  erheblich  höher  emporragend ;  von  der 
Rückenfurche  deutliche  Seitenfurchen  gegen  die  Mitte  der  Coxen  IV, 
den  Vorderrand  der  Coxen  III  und  II  und  die  Mitte  des  Coxen- 
gliedes  der  Palpen;  die  Entfernung  dieser  Furchen  am  Rande  ist 
von  hinten  nach  vorn  bezw.  5 ;  4,5  und  7  mm ;  nach  vorn  von  der 
Rückengrube  eine  schwach  vertiefte  Mittellinie  bis  zum  Augenhügel, 
aber  eine  zweite,  vordere  Grube  findet  sich  nicht.  Der  Rand  des 
Clypeus  ganz  schwach  recurva  gebogen,  mit  rötlichen,  gerade  nach 
vorn  gerichteten  Borsten  besetzt.  Der  Hinterrand  in  der  Mitte  ganz 
schwach  ausgerandet.  Die  größte  Breite  zwischen  den  Coxen  IL 
Die  Rückengrube  ganz  tief  und  procurva.  —  Die  vordere  Augen- 
reihe procurva :  eine  die  M.A.  vorn  tangierende  Linie  würde  die  S.A. 
hinter  der  Mitte  schneiden ;  die  M.A.  größer,  unter  sich  um  weniger 


—     28     — 

als  ihren  Durchmesser,  von  den  S.A.  etwa  in  ihrem  halben  Durch- 
messer entfernt.  Die  S.A.  der  hinteren  Reihe  ein  wenig  größer  als 
die  M.A.,  aber  gleich  geformt,  hinten  stark  zugespitzt,  sich  und  die 
vorderen  M.A.  fast  berührend  und  in  so  stark  recurva  gebogener 
Reihe,  daß  eine  die  S.A.  vorn  tangierende  Linie  die  M.A.  fast  im 
Zentrum  schneiden  würde.  Die  hinteren  S.A.  kleiner  als  die  vorderen 
und  von  diesen  etwa  in  ihrem  kleineren  Durchmesser  entfernt.  Der 
Augenhügel  3  mm  breit,  2,1  mm  lang.  —  Länge  des  Cephalothorax 
mit  Mandibeln  25,5  mm,  ohne  Mandibeln  19,5  mm,  von  der  Rücken- 
grube zum  Rande  des  Clypeus  13  mm,  zum  Hinterrande  6  mm,  die 
größte  Breite  15,5,  Breite  des  Clypeus  9,5,  am  Hinterrande  10  mm; 
dabei  ist  die  Totallänge  50  mm  bei  einer  Abdominallänge  von 
24,5  mm  und  -breite  von  16,5  mm.  Die  procurva  gebogene  Rücken- 
grube 4  mm.  —  Mandibeln  10  mm  lang,  an  der  Basis  8,5  mm 
breit,  in  der  Mitte  7  mm  hoch,  der  Länge  nach  stark  gewölbt,  oben 
ganz  dicht  mit  rötlichgelben,  5 — 6  mm  langen  Borsten  bekleidet. 
Am  inneren  Falzrande  11  stumpfe,  starke,  tiefschwarze  Zähne,  von 
denen  die  4  vorderen  die  größten  und  unter  sich  gleich  groß  sind, 
dann  4  etwas  kleinere,  nach  hinten  an  Größe  allmähhch  abnehmende 
Zähne ,  während  die  hinteren  3  etwas  größer  als  die  mittleren  und 
unter  sich  gleich  groß  sind ;  der  äußere  Falzrand  bildet  eine  erhöhte, 
dicht  mit  rotgelben  Borsten  besetzte,  unbezahnte  Leiste.  Die  Klaue 
7,5  mm  lang.  Kein  Rastellum.  —  Lippenteil  2,3  mm  lang,  an 
der  Basis  3  mm  breit;  die  Spitze  (in  einer  Breite  von  1  mm)  so 
dicht  mit  winzigen,  schwarzen  Zähnchen  besetzt,  daß  die  Haut  fast 
ganz  verdeckt  wird.  —  Das  Coxenglied  der  Palpen  halb  so  breit 
als  lang  (bezw.  3,5  und  7  mm),  nur  an  der  inneren,  vorderen.  Ecke, 
aber  ebenso  dicht  wie  der  Lippenteil ,  spinuliert ;  das  Patellarglied 
an  der  Spitze  2,8  mm  hoch,  Tibial-  und  Tarsalglied  parallelseitig, 
ersteres  ein  klein  wenig  höher  (bezw.  2,5  und  2,2  mm) ,  letzteres 
allein  mit  Scopula,  die  breiter  als  das  Glied  ist  und  bis  zur  Basis 
reicht.  Die  Palpen  ganz  unbestachelt ;  die  Länge  beträgt:  beide 
Grundglieder  9,5,  Femoralglied  9,5,  Patellarglied  6,5,  Tibialghed  7, 
Tarsalglied  7  mm ,  zusammen  39,5  mm.  —  Die  hinteren  Sigillen 
des  Stern  um  unter  sich  um  2,6,  vom  Rande  derselben  um  2,2  mm 
entfernt,  die  vorderen  unter  sich  um  4,2,  vom  Rande  des  Sternum 
um  1,2  mm  entfernt;  letzteres  fast  so  breit  als  lang  (bezw.  7,2  und 
7.5  mm).  —  Die  Beine  mit  ungeteilter  Scapula,  die  an  den  Meta- 
tarsen  bis  zur  Basis  (I — HI)  oder  fast  bis  zur  Basis  (IV)  reicht,  mit 
kleinen  Stacheln  nur  unten  an  der  Spitze  der  Metatarsen:  2 — 3  an 


I 


—     29     — 

I — III,  4  an  IV.  die  in  der  Scopula  ganz  versteckt  sind,  mit  2  mutiken 
Krallen  und  Unguicularfaszikeln.  Die  Tarsen  sind  nicht  breiter  als 
die  Metatarsen,  Patellen  +  Tibien  IV  länger  als  I  (bezw.  19,5  und 
18,6  mm),  Tibien  IV  erheblich  breiter  als  die  Metatarsen  (bezw. 
4,8  und  2,8  mm),  aber  wenig  breiter  als  die  Patellen  IV  (4  mm), 
die  4,2  mm  hoch  sind ,  während  die  Tibien  IV  so  hoch  als  breit 
(4,8  mm)  und  so  hoch  als  die  Femoren  IV  sind.  Patella  +  Tibia  I 
so  lang  als  Cephalothorax  ohne  Mandibeln ;  letzterer  aber  kürzer 
als  Patella  +  Tibia  IV  (bezw.  19,5  und  21,5  mm).  Bein  IV  um  mehr 
als  die  Hälfte  seines  Tarsus  länger  als  1  (bezw.  5,5  und  8  mm). 
Coxen  IV  dicker  als  die  übrigen :  4,5  mm ,  I  3,8  mm ,  aber  kürzer 
als  I  (bezw.  6,6  und  8,5  mm).  Länge  der  Beine :  I  Coxa  +  Troch. 
12,5,  Femur  14,  Patella  9,  Tibia  10,5,  Metatarsus  9,  Tarsus  6,5  mm ; 
II  bezw.  10;  12;  7;  8,5;  8;  6  mm;  III  bezw.  8;  11;  7;  7;  8,5; 
6,5  mm;  IV  bezw.  10;  15;  9;  12,5;  12,5;  8  mm.  Totallänge: 
I  61,5;  II  51,5;  III  48;  IV  67  mm.  —  Die  größte  Breite  des 
Abdomen  in  der  Mitte,  nach  vorn  und  hinten  gleichmäßig  ver- 
schmälert, an  beiden  Enden  quer  geschnitten  und  11  mm  breit. 
Die  3  Glieder  der  oberen  Spinnwarzen  von  innen  ab  bezw.  2,7 ;  2,7 
und  3  mm  lang. 

In  Spiritus  erscheint  das  ganze  Tier  braun  gefärbt,  mit  ein  wenig 
hellerer,  rötlicherer  Behaarung.  Die  vorderen  M.A.  grünlichgrau, 
schmal,  undeuthch  schwarz  umringt,  die  anderen  Augen  gelbglänzend, 
ein  wenig  ockerfarbig.  Die  Furchen  des  Cephalothorax  ein  wenig 
dunkler,  der  Rand  heller.  Mandibeln  oben  etwas  dunkler,  unten 
hell  rötlichbraun;  die  Klaue  tiefschwarz.  Der  Lippenteil  an  der 
Spitze,  das  Coxenglied  der  Palpen  an  der  Basis  wegen  der  dicht- 
stehenden Spinulen  schwarz  erscheinend.  Sternum  am  Rande  ein 
wenig  dunkler ;  die  Sigillen  blutrot.  Scopula  dunkelgrau ,  ganz 
schwach  grünlich  glänzend,  Stacheln  und  Krallen  schwarz.  Lungen- 
deckel undeutlich  heller  begrenzt,  aber  die  Spalte  schwärzlich ;  Epi- 
gaster  bildet  ein  schwarzbraunes,  etwa  trapezförmiges,  hinten  etwas 
abgerundetes  Feld,  das  vorn  1,5,  hinten  4  mm  breit  und  4  mm 
lang  ist.  Die  Spinnwarzen  unten  dunkler,  mit  einer  undeutlichen 
helleren  Mittellinie.  Der  Innenrand  des  Coxenghedes  und  die  Falz- 
ränder der  Mandibeln  mit  lebhaft  roten  oder  gelbroten  Haaren  be- 
kleidet. 

Trocken  gesehen  erscheint  die  Behaarung  rotgelb  bis  rotbraun. 
Die  hinteren  Metatarsen  oben  mit  feinen,  abstehenden  Haaren,  die 
etwa   doppelt   so   lang   als    der    Durchmesser   des  GHedes   sind:    die 


-     80     — 

hinteren  Tibien  mit  ähnlichen  Haaren,  die  doch  nicht  oder  wenig 
länger  als  der  Durchmesser  des  Gliedes  sind. 

Fundort:  Malimba,* West- Afrika  (Pahl). 

Unsere  neue  Art  unterscheidet  sich  leicht  von  allen  bisher  be- 
kannten Hysterocrates- kiien ;  bei  H.  didymus  Poe.  1900  und  //.  cras- 
sipes  Poe.  1897  ist  das  Tarsalglied  der  Palpen  an  der  Basis  stark 
verdickt,  bei  H.  Sjöstedti  (Thorell)  ist  die  äußere  Seite  des  Femoral- 
gliedes  scopuliert,  H.  scepticus  Poe.  1900  hat  eine  seichte  Quergrube 
vor  der  Rückengrube  und  Bein  IV  ist  um  mehr  als  seinen  Tarsus 
länger  als  I,  H.  hercules  Poe.  1899  hat  eine  ähnliche,  zweite  Rücken- 
grube wie  scepticus,  und  Patella  +  Tibia  IV  kürzer  als  I,  H.  apo- 
stolicus  Poe.  1900  hat  viel  längere  Hinterbeine  und  breiteren  Cephalo- 
thorax,  bei  H.  rohustus  Poe.  1899  ist  Bein  IV  um  mehr  als  seinen 
Tarsus  länger  als  I  und  Metatarsus  IV  länger  als  Tibia  IV,  bei 
H.  gigas  Poe.  1897  und  laticeps  Poe.  1897  ist  „width  of  tibia  of 
posterior  leg  much  less  than  width  of  femur"  (cfr.  unter  folg.  Art!) 
und  H.  Greshofß  (Sim.)  1891  weicht  in  der  Färbung  und  Augen- 
stellung von  unserer  Art  ab,  während  die  ziemlich  dubiöse  Art 
H.  („Selenocosmia")  Greeffi  (Karsoh)  sich  durch  kürzere  Beine 
unterscheidet. 

8.  Hysterocrates  gigas  Poe.  1897. 

$.  Totallänge  ohne  Spinnwarzen  65  mm.  Cephalothorax  mit 
Mandibeln  37,  ohne  29  mm  lang,  23  mm  breit,  am  Clypeus  17,  am 
Hinterrande  14  mm  breit.  Die  Rückengrube  vom  Vorderrande  20, 
vom  Hinterrande  8  mm.  Augenhügel  3,8  mm  breit,  2,8  mm  lang. 
Mandibeln  16  mm  lang,  an  der  Basis  14  mm  breit;  die  Klaue  11  mm 
lang.  Sternum  11,5  mm  lang,  10  mm  breit;  die  hinteren  Sigillen 
unter  sich  und  vom  Seitenrande  um  3,5,  von  der  Hinterspitze  um 
0,5  mm  entfernt;  die  vorderen  unter  sich  um  6,5,  vom  Seitenrande 
um  1,5,  vom  Vorderrande  um  6  mm  entfernt.  —  Palpen:  Coxenghed 
10  mm  lang,  5  mm  breit,  Troch.  3,5,  Fem.  14,5,  Pat.  8,5,  Tibial.  10, 
Tars.  10  mm,  zusammen  56,5  mm.  —  Beine :  I  Coxa  13,  Troch.  7, 
Fem.  18,  Pat.  12,5,  Tibia  15,  Metat.  14,  Tars.  9  mm;  II  bezw.  10,5; 
6;  17;  10,5;  12;  12;  9  mm;  HI  bezw.  8,5;  5,5;  16;  10;  10,5;  13, 
9  mm:  IV  bezw.  10;  6;  21,5;  12;  15,5;  18,5;  9,5  mm.  Totallänge: 
I  88,5;  II  77;  III  72,5;  IV  93  mm.  Wenn  wir  nicht  die  beiden 
Grundglieder  mitnehmen,  bekommen  wir:  I  68,5;  II  60,5;  HI  58,5; 
IV  77,  was  mit  den  Angaben  in  der  Originalbeschreibung  ganz  gut 
stimmt.    Femur  IV  6,5  mm  hoch,  Patella  IV  5,7  mm  hoch  und  breit. 


-     31     — 

Tibia  IV  schmäler.  —  Abdomen  ohne  Spinnwarzen  27  mm  lang, 
20  mm  breit.  Das  Endghed  der  Spinnwarzen  5  mm ,  die  beiden 
andern  4  mm  lang. 

Die  Grundfarbe  nur  an  der  Oberseite  des  Cephalothorax  schwarz- 
braun,  sonst  braun.  —  Die  vordem  M.A.  sind  (trocken  gesehen!) 
deutlich  größer  als  die  S.A.  und  unter  sich  nicht  mehr  als  in  ihrem 
Radius  entfernt;  in  Spiritus  erscheint  aber  dieser  Zwischenraum 
größer,  so  daß  Pocock's  Beschreibung  „only  a  little  less  than  their 
diameter"  in  dem  Falle  paßt.  Der  Lippenteil  deutlich  breiter  als 
lang  (bezw.  4  und  3,5  mm).  —  Außerdem  weicht  das  einzige  vor- 
liegende Exemplar,  wie  aus  obigem  ersichtlich,  in  den  Längen- 
verhältnissen der  Beine  ein  wenig  von  der  Originalbeschreibung  ab. 

Von  H.  scopulaUis  m.  dadurch  zu  unterscheiden ,  daß  die 
Tibien  IV  bei  gigas  fast  zylindrisch  sind;  an  der  Basis  ein  klein  wenig 
schmäler  als  an  der  Mitte  und  Spitze,  an  der  Basis  unbedeutend  höher 
(5  mm)  als  an  der  Mitte  und  Spitze,  und  daß  die  Rückengrube  tiefer, 
ein  wenig  stärker  procurva  und  vorn  von  einem  Querhöcker  begrenzt 
ist.  Ferner  sind  die  vorderen  M.A.  hier  unter  sich  weniger  entfernt 
und  der  Kopfteil  erscheint  der  Länge  nach  etwas  gewölbt  etc. 

Fundort :  Kamerun  (Pahl). 

9.  Hysterocrates  Haasi  Strand  n.  sp. 

$.  Totallänge  58 mm.  Cephalothorax  ohne  Mandibeln  23,5  mm, 
mit  Mandibeln  28  mm  lang,  zwischen  den  Coxen  II  18  mm  breit, 
am  Hinterrande  und  Clypeus  je  11,5  mm  breit.  Die  Entfernung 
der  Rückengrube  vom  Hinterrande  6,2  mm,  vom  Hinterrande  des 
Augenhügels  12,5  mm.  Der  Augenhügel  3,2  mm  breit,  2,5  mm 
lang,  das  Augenfeld  3,2  mm  breit  und  1,8  mm  lang.  Die  vordere 
Reihe  so  stark  procurva,  daß  eine  die  M.A.  vorn  tangierende  Gerade 
die  S.A.  deutlich  hinter  dem  Zentrum  schneiden  würde ;  die  Augen 
an  Größe  wenig  verschieden  und  unter  sich  fast  gleich  weit  (un- 
bedeutend weniger  als  der  Durchmesser)  entfernt.  Die  hintere  Reihe 
vorn  ganz  schwach,  hinten  deutlicher  recurva;  die  M.A.  bei  weitem 
die  kleinsten,  von  den  vorderen  M.A.  etwa  in  ihrem  kürzesten  Radius, 
von  den  hinteren  S.A.  noch  weniger  entfernt;  letztere  kleiner  als 
die  vorderen  S.A.  und  von  diesen  fast  in  ihrem  längsten  Durch- 
messer entfernt.  Der  Vorderrand  des  Augenhügels  fast  mit  dem 
Rande  des  Clypeus  zusammenfallend.  —  Die  Rückengrube  ganz 
tief,  schmal,  stark  procurva  gebogen,  vorn  ohne  Höcker  oder  Ein- 
senkung,  3,2  mm  lang.  —  Mandibeln  11  mm  lang,   10  mm  breit. 


—     32     — 

Am  inneren  Falzrande  9  Zähne,  von  denen  die  zwei  vorletzten  kleiner 
sind.  —  Sternum  9,5  mm  lang,  9  mm  breit,  am  Vorderrande 
5  mm  breit.  Die  Sigillen  sehr  groß  und  tief;  die  beiden  hinteren 
unter  sich  um  3,4,  vom  Seitenrande  um  2,9,  von  der  Hinterspitze 
4  mm  entfernt ,  die  vorderen ,  die  viel  breiter  als  lang  sind ,  unter 
sich  um  5  mm,  vom  Seitenrande  um  1,2  mm  entfernt.  —  Lippen- 
teil 3,3  mm  breit,  2,6  mm  lang.  —  Palpen.  Coxenglied  9  mm 
lang,  4,6  mm  breit;  Troch.  3,6,  Fem.  10  mm  (4  mm  hoch),  Fat.  6,5, 
Tib.  8,  Tarsus  8  mm.  Das  Tibialglied  breiter  als  das  Tarsalglied 
(bezw.  3  und  2,7  mm)  und  höher  (bezw.  3  und  2,5  mm).  Das 
Femoralglied  ist  außen  s  c  o  p  u  1  i  e  r  t ;  diese  Scopula  ist  durch  einen 
breiten ,  kahlen  Längsstreifen  (ähnlich  demjenigen  an  den  andern 
Femoren)  geteilt,  unter  diesem  am  längsten  und  dicksten,  nach  oben 
zu  allmählich  verschwindend.  Totallänge  der  Palpen  45,1  mm.  — 
Beine.  I  Coxa  10,  Troch.  5.  Fem.  13,5,  Pat.  9,  Tibia  12,  Metat.  9,2, 
Tarsus  7  mm;  11  bezw.  8,5;  4,5;  12,2;  8;  9,2;  9;  7,2  mm;  III  7,5; 
4.5;  11;  7,7;  8,7;  9;  7,2  mm;  IV  bezw.  9,5;  5;  18,5;  10;  14;  14,2; 
8.5  mm.  Totallänge:  I  65,7;  11  58,6;  III  55,6;  IV  79,7  mm.  Totallänge 
ohne  die  beiden  Grundglieder:  I  50;  II  45,6;  III  43,6;  IV  65,2  mm. 
Also :  IV,  I,  II,  III.  Die  Coxen  I  die  längsten ,  IV  die  breitesten : 
I  10  mm  lang,  4,6  mm  breit,  IV  9,5  mm  lang,  6  mm  breit.  Femur  IV 
6,4  mm  hoch  kurz  außerhalb  der  Mitte ,  daselbst  5  mm  breit,  an 
der  Spitze  5,7  mm  breit:  Patella  IV  5,5  mm  breit  und  hoch;  Tibia  IV 
6,2  mm  hoch  6,3  mm  breit  in  der  Mitte ,  5,5  mm  breit  an  der 
Spitze;  Metatarsus  IV  4  mm  breit  und  hoch;  Tarsus  IV  3,1  mm 
breit.  Am  I.  Paar  sind  die  Tarsen  ein  wenig  breiter  als  die  Meta- 
tarsen  (bezw.  3  und  2,9  mm),  am  II  gleich  (2,8  mm),  am  III  und  IV 
schmäler  (bezw.  2,7  und  2,9  mm  [III],  3,1  und  4  mm  [IV]).  Über- 
haupt ist  der  Art  charakteristisch,  daß  die  Hinterbeine  und  zwar 
alle  Glieder  erheblich  dicker  sind;  die  Metatarsen  geformt  wie  die 
Tibien.  —  Stacheln  nur  an  der  Spitze  der  Metatarsen.  —  Scopula 
ungeteilt,  breiter  als  die  Glieder,  an  allen  Paaren  bis  oder  fast  bis 
zur  Basis  der  Metatarsen  reichend. 

Abdomen  ohne  Spinnwarzen  30  mm  lang,  in  der  hinteren 
Hälfte  16,5  mm  breit,  am  Petiolus  8  mm  breit;  etwa  4  mm  von  der 
Basis  hat  es  eine  schwache  Einschnürung,  die  kaum  künstlicher 
Natur  sein  wird  und  i-st  daselbst  12  mm  breit.  Abdomen  ist  also 
vorn  lang  zugespitzt,  nach  hinten  erweitert  und  zwar  in  der  Mitte 
des  Hinterrandes  quer  geschnitten.  —  Mamillenglieder ,  von  der 
Basis  an,  bezw.  3,2;  3;  3,5  mm  lang. 


—     33     — 

Das  ganze  Tier  braun,  durch  die  feine  anliegende  Behaarung, 
besonders  oben  am  Cephalothorax,  etwas  olivengraulich.  Der  Rand 
des  Cephalothorax  heller,  die  hinteren  Augen  lebhaft  ockergelb,  die 
vorderen  dunkelgrünlich  glänzend ;  letzere  und  die  Vorderseite  der 
hinteren  schmal  schwarz  angelegt.  Die  Patellen  oben  mit  zwei  ganz 
breiten,  kahlen,  blutroten  Längsstreifen,  die  nicht  die  Spitze  und 
nur  z.  T.  die  Basis  erreichen ;  am  I  sind  beide  gleich  deutlich ,  an 
den  Hinterpaaren  der  äußere  der  breiteste.  Femur  IV  oben  mit 
zwei  ähnlichen,  nur  vor  der  Spitze  deutlichen  Streifen ;  alle  Femoren 
hinten  mit  einem  nicht  ganz  weder  Basis  noch  Spitze  erreichenden 
ähnlichen  Streifen,  der  in  der  Basalhälfte  am  breitesten  ist.  Die 
beiden  hinteren  Femoren  sehr  dicht  und  fein  filzartig  behaart. 
Scopula  dunkelgrau,  stark  grttnglänzend.  Mandibeln  kaum  dunkler; 
die  Klaue  tiefschwarz,  an  der  Basis  nicht  rot.  Coxenglied  der 
Palpen  und  Lippenteil  hellrot,  ersteres  am  Außenrande,  letzterer  in 
der  Basalhälfte  schwarz.  Sigillen  trüb  rot.  Die  Bürste  der  Falz- 
ränder und  des  Coxengliedes  heUrot.  Abdomen  unten  ein  wenig 
dunkler  braun:  Epigaster  jederseits  von  einem  schmalen,  kahlen, 
rötlichgelben   Streifen  begrenzt. 

Fundort :  Kamerun  (Haas). 

Durch  die  Scopulierung  des  Femoralgliedes  mit  H.  (Lycotliarses), 
Sjöstedti  (Th.)  verwandt ;  bei  dieser  Art  sind  aber  Patella  +  Tibia  IV 
gleich  I,  Scopula  soll  nicht  breiter  als  die  Gheder  sein,  die  Körper- 
länge nur  40  mm,  die  Beine   „paene  aequali  crassitie"   etc. 

10.  Hystcrocrates  laticeps  Poe.   1897. 

6.  Totallänge  ohne  Spinnwarzen  52  mm.  Cephalothorax 
ohne  Mandibeln  24,  mit  29  mm  lang,  21  mm  breit,  am  Clypeus  und 
Hinterrande  je  12  mm  breit.  Der  Cephalothorax  höher  und  gewölbter 
als  bei  der  vorigen  Art;  der  Brustteil,  ringsum  die  tiefe  Rückengrube 
deutlich  der  Quere  nach  gewölbt.  Die  Seiten  des  Cephalothorax 
zwischen  den  Coxen  I  und  II  parallel  und  daselbst  dessen  größte 
Breite;  vor  den  Coxen  I  der  Kopfteil  plötzlich  und  stark  verschmälert. 
Die  Rückengrube  wird  vorn  von  einem  kleinen,  runden  Höcker,  vor 
welchem  sich  eine  seichte  Quervertiefung  findet,  begrenzt.  —  Der 
Augenhügel  3  mm  breit,  2,6  mm  lang,  hoch  und  stark  gewölbt, 
vom  Hinterrande  20,5  mm  entfernt.  Die  Augenstellung  ähnelt  der- 
jenigen der  vorigen  Art;  jedoch  sind  die  vorderen  M.A.  größer, 
deutlich  größer  als  die  S.A. ,  unter  sich  und  von  den  letzteren  in 
ihrem  Radius    entfernt ;    die  Reihe  so  wenig  gebogen ,    daß  eine  die 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  3 


-     34     — 

M.A.  vorn  tangierende  Gerade  die  S.A.  im  Zentrum  schneiden  würde. 
—  Das  Femoralglied  der  Palpen  wie  bei  der  vorigen  Art  außen 
scopuliert.  Die  Kopulationsorgane  bestehen  aus  einem  dunkelroten, 
stark  glänzenden,  länglichrunden  Bulbus,  der  3  mm  lang,  2  mm 
breit  von  der  Seite  gesehen  ,  2,2  mm  breit  von  unten  gesehen  ist, 
mit  einem  schmalen  und  kurzen  Stiel  mit  dem  Tarsalgliede  zu- 
sammenhängend, sowie  nach  hinten  und  ein  wenig  nach  unten  gerichtet 
ist;  an  der  Basis  zeigt  er  ein  dünnes,  plattenförmiges,  dem  Haupt- 
teil dicht  anliegendes  und  davon  kaum  zu  unterscheidendes  Stück; 
von  der  Außenseite  der  Basis  entspringt  die  4,3  mm  lange  Spina, 
die  sich  gegen  die  etwas  schräge,  aber  scharfe  Spitze  allmählich 
verschmälert,  der  ganzen  Länge  nach  gleichmäßig  nach  oben  konvex 
gebogen,  nach  hinten  parallel  zum  Tibialghede  und  ein  wenig  nach 
innen  gerichtet  ist.  Die  ganze  Unterseite  des  letzteren  so  dicht  mit 
abstehenden,  braungelben  Haaren  besetzt,  daß  die  Kopulationsorgane 
fast  ganz  verdeckt  sind.  Länge  der  Palpen :  Coxenglied  7,5  (4,2  mm 
breit),  Troch.  4,  Fem.  10,5,  Patell.  6.  Tib.  9,5,  Tarsalglied  4,2  mm 
lang  (3,5  mm  hoch),  zusammen  41,7  mm  lang.  —  Beine.  Länge: 
I  Coxa  11,  Troch.  5,  Femur  19,  Patella  11,  Tibia  17,5,  Metat.  14, 
Tarsus  9  mm ;  H  bezw.  9;  4,8;  17;  9,5;  13;  13,5;  8,5  mm;  HI 
bezvv.  8;  4,5;  15;  9;  10;  12,5;  8,5  mm;  IV  bezw.  9,2;  5,2;  21; 
11;  17;  18,5;  9,5  mm.  Totallänge:  I  86,5;  H  75,3;  HI  67,5; 
]V  91,4  mm.  Wenn  man  die  Länge  der  Coxen  +  Trochanteren  ab- 
zieht, bekommt  man:  I  70,5;  II  61,5;  HI  55;  IV  77  mm.  Die 
Coxen  I  in  der  Endhälfte  breiter  als  an  der  Basis  (bezw.  5,5  und 
4,1  mm);  Femur  IV  in  der  Mitte  6  mm  hoch,  5  mm  breit,  an  der 
Spitze  5,5  mm  breit;  Patella  IV  an  der  Spitze  5,5  mm  breit  und 
hoch;  Tibia  IV  5  mm  breit  und  hoch  in  der  Mitte,  4,8  mm  breit 
an  der  Basis,  5  mm  breit  und  4,4  mm  hoch  an  der  Spitze;  Meta- 
tarsus  IV  in  der  Mitte  nicht  verdickt:  3  mm  breit  und  hoch,  an 
der  Basis  3,3  mm  breit,  3,1  mm  hoch,  Tarsus  IV  2,8  mm  breit. 
Die  hintersten  Beine  die  kräftigsten.  Alle  Glieder  der  Extremitäten 
sowie  das  Abdomen  reichlich  mit  sehr  langen,  feinen,  abstehenden, 
an  der  Basis  rotbraunen,  gegen  die  Spitze  helleren  Haaren  bekleidet. 
—  Abdomen  23  mm  lang,  in  der  Mitte  13  mm  breit,  nach  vorn 
und  hinten  gleichmäßig  verschmälert. 

Fundort :  Kamerun  (Haas). 

Ob  diese  Art  wirklich  mit  Pocock's  laticeps  identisch  ist,  kann 
eine  Frage  sein,  weil  er  nichts  von  der  so  charakteristischen,  wenn 
auch   ganz  leicht  zu  übersehenden  Scopulierung    des  Femoralgliedes 


—     35     — 

sagt.    Sollte  die  Art  neu  sein,  möchte  ich  den  Namen  camerunensis  m. 
in  Vorschlag  bringen. 

Scodra  L.   Becker  1879. 

11.  Scodra  calceata  (Fabr.)  1793. 

Fundorte  :  Akropong,  West-Afrika  (Barth)  ;  Akem,  West- Afrika 
(Mohr);  Akem  (Bender);  Lagos  (Mann);  West-Afrika  (Mohr);  Gold- 
küste (H.  Simon). 

$.  Totallänge  53  mm.  Cep  halothorax  ohne  Mandibeln 
24  mm  lang,  mit  31  mm  lang,  20,5  mm  breit.  Entfernung  der 
Rückengrube  vom  Vorderrande  14,5,  vom  Hinterrande  9,5,  vom 
Vorderrande  des  Mandibels  21,5  mm.  —  Die  Rückengrube  seicht, 
breit,  wenig  deutlich,  ganz  schwach  recurva  gebogen.  —  Die  vorderen 
Augen  fast  gleich  groß  (die  M.A.  vielleicht  ein  wenig  größer);  die 
Reihe  so  schwach  procurva,  daß  eine  die  M.A.  vorn  tangierende 
Linie  die  S.A.  in  oder  ein  wenig  vor  dem  Zentrum  schneiden  würde; 
die  M.A.  unter  sich  um  weniger  als  ihren  Durchmesser,  von  den 
S.A.  halb  so  weit  entfernt.  Die  hinteren  S.A.  deutlich  kleiner  als 
die  vorderen,  aber  größer  als  die  hinteren  M.A.,  von  den  vorderen 
S.A.  etwa  in  ihrem  kürzesten  Durchmesser,  von  den  hinteren  M.A. 
nur  halb  so  weit  entfernt;  letztere  von  den  vorderen  M.A.  um  ihren 
Durchmesser  entfernt.  Die  hintere  Reihe  vorn  fast  gerade,  hinten 
deutlich  recurva.  Die  vorderen  M.A.  im  Durchmesser  etwa  1  mm, 
vom  Rande  des  Clypeus  1,4  mm  entfernt.  Der  Augenhügel  5  mm 
breit,  3  mm  lang.  In  Spiritus  gesehen  erscheinen  die  vorderen  M.A. 
unter  sich  um  mehr  als  Augenbreite  entfernt,  was  mit  Karsch's 
„Stromatopelma  alicapiUaUim"  stimmt.  —  Beine.  Die  Tarsalkrallen 
mit  3  ganz  kleinen  und  dicht  beisammen  stehenden ,  gleich  großen 
Zähnen,  einem  vierten  etwas  größeren  und  weiter  apicalwärts  stehen- 
den, sowie  noch  je  einem  winzig  kleinen  Zähnchen  außen  und  innen 
von  diesen  vier.  An  allen  Tarsen  eine  schmale  Mittellinie,  wo  die 
Scopulahaare  kürzer  sind,  so  daß  sie  als  eine  feine  Vertiefung  er- 
scheint ;  darin  stehen  doch  keine  Borsten.  Länge :  I  Coxa  10,5, 
Troch.  5,  Femur  19,  Patella  11,  Tibia  15,  Metat.  14,  Tarsus  9  mm; 
II  bezw.  9;  5;  16,5;  9,5;  13,5;  12,5;  8  mm;  III  bezw.  8,5;  4,5; 
14;  8;  11;  11,5;  8  mm;  IV  bezw.  8,5;  5;  17;  9;  14,5;  15,5; 
8,5  mm.  Totallänge:  I  83,5;  II  74;  III  65,5;  IV  78  mm.  - 
Palpen:  Cox.  9,5;  Troch.  4,5;  Fem.  13.  Pat.  8,  Tib.  9,5,  Tars.  10, 
zusammen  54,5  mm.   —  Abdomen  24,5  mm    lang,    17  mm   breit. 

Obige  Beschreibung  nach  dem  Ex.  von  „West-Afrika  (Mohr)". 

3* 


—     36     — 

Bei  einem  2  von  Akem  ist  der  Cephalothorax  23  mm  lang  und  20  mm 
breit  und  die  Beine  1  :  Fem.  19,5,  Fat.  +  Tib.  25,  Metat.  12  (Tibia  13), 
Tarsus  8,5,  zusammen  65  mm;  IV  bezw.  15,5;  23:  16  (14,5);  8, 
zusammen  62,5  mm  (ohne  Coxa  +  Troch.).  Die  Ausdehnung  und 
Deuthchkeit  der  schwarzen  Färbung  der  Unterseite  und  der  Femoren 
variieren  bei  den  vorliegenden,  unzweifelhaft  conspezifischen  Exem- 
plaren so  sehr,  daß  spezifische  Unterscheidungsmerkmale  davon  holen 
zu  wollen,  wenig  Wert  haben  kann. 

d  (von  Akem).  Totallänge  36  mm.  Cephalothorax  14,5  mm 
lang,  13  mm  breit.  Abdomen  17  mm  lang,  10  mm  breit.  Beine: 
I  Coxa  +  Troch.  9,5,  Femur  12,5,  Fat.  6,6,  Tibia  10,  Met.  10,  Tar- 
sus 6,5  mm;  II  bezw.  9;  12;  6,2:  9,5;  9,5;  6  mm;  III  bezw.  7,5; 
10,5;  5;  7,2;  8,5;  5,5  mm;  IV  bezw.  8,5;  13;  6:  10,5;  12;  6  mm. 
Totallänge:  I  55.1;  II  52,2;  III  44,2;  IV  56  mm.  —  Falpen:  Cox. 
+  Troch.  8,5;  Fem.  9,5,  Fat.  4,5,  Tib.  7,8,  Tars.  4,  zusammen 
34,3  mm.  Entfernung  der  Spitze  der  Spina  vom  Rücken  des  Tarsal- 
gliedes  5,2  mm.  —  Die  Unterseite  des  Cephalothorax  und  Coxen 
gebräunt,  aber  nicht  schwarz;  die  Femoren  unten  nicht  dunkler  als 
oben.  Metatarsus  I  unten  in  der  Basalhälfte  mit  einer  Bürste  feiner. 
gerade  abstehender  Haare ,  ähnlich  wie  bei  griseipes  Foc. ,  jedoch 
nicht  so  lang  (nach  der  Abbildung  zu  beurteilen).  Die  Falpenspina 
kürzer  und  robuster  als  sie  bei  griseipes  und  hrachypoda  zu  sein 
scheint,  ganz  schwach  und  gleichmäßig  gebogen,  am  Ende  plötzlich 
zugespitzt.  —  Patella  +  Tibia  IV  gleich  I.  Metatarsus  IV  kürzer  als 
Cephalothorax. 

Hetei'oscodva  Foc.  1899. 

12.  Heteroscodra  maculata  Foc.   1899. 

Fundorte:  Lome,  Togoland  (Schneider):  W. -Afrika,  Anithah 
(Spieth);  Goldküste   (trocknes  Ex.). 

$  (von  Anithah).  Totallänge  45  mm.  Cephalothorax  ohne 
Mandibeln  21  mm  lang,  17  mm  breit,  am  Clypeus  und  Hinterrande 
10,5  mm  breit.  Die  P^ntfernung  der  Rückengrube  vom  Clypeusrande 
11,5,  vom  Hinterrande  9,5,  von  der  Spitze  der  Mandibeln  18  mm. 
Augenhügel  und  Rückengiube  je  4  mm  breit  und  2,6  mm  lang.  — 
Die  vordere  Augenreihe  sehr  wenig  recurva,  so  daß  eine  die  M.A. 
vorn  tangierende  Linie  die  S.A.  deutlich  vor  dem  Zentrum  schneiden 
würde;  die  M.A.  erheblich  größer,  unter  sich  um  weniger  als  ihren 
Durchmesser,  vom  Rande  des  Clypeus  in  dem  Durchmesser,  von  den 
S.A.    um   kaum   den   Radius   entfernt.     Die    hintere   Reihe    schwach 


—     'M     — 

recurva;  die  S.A.  größer  als  die  hinteren  M.A.,  aber  ein  wenig  kleiner 
als  die  vorderen  S.A.,  von  den  letzteren  um  weniger  als  den  kürzesten 
Durchmesser  der  hinteren  entfernt.  Die  hinteren  M.A.  von  den 
hinteren  S.A.  kaum  in  ihrem  halben,  von  den  vorderen  M.A.  fast 
in  ihrem  ganzen  Durchmesser  entfernt.  —  Mandibeln  9  mm  lang 
und  so  breit  an  der  Basis.  —  Palpen  :  Cox.  7,  Troch.  3,5,  Fem.  10, 
Pat.  6,4,  Tibia  6,4,  Tars.  7,3  mm,  zusammen  40,6  mm.  —  Beine: 
I  Coxa  8,  Troch.  3,5,  Femur  12,5,  Patella  8,  Tibia  10,  Metatarsus 
9,5,  Tarsus  6,5  mm;  II  bezw.  7,5;  3,2;  12;  7,5;  9;  8,6;  6  mm; 
m  bezw.  6,5;  3.2;  10,5;  6,5;  8;  9;  5,5  mm;  IV  bezw.  7,5;  3,5; 
14;  8;  11,5:  11,5;  6,8  mm.  Totallänge:  I  58;  II  53,8;  III  49,2; 
IV  62,8  mm.  Tibia  IV  6  mm  breit  und  hoch,  Femur  IV  5,5  mm 
hoch,  an  der  Spitze  5  mm  breit.  Mit  Ausnahme  der  Tibien  sind 
die  vorderen  und  hinteren  Beinpaare  an  Dicke  wenig  verschieden.  — 
Abdomen  21  mm  lang,  16  mm  breit. 

Weicht  von  der  Originalbeschreibung  von  H.  maculata  Poe. 
durch  etwas  schmäleren  Cephalothorax  und  kürzere  Beine  IV  ab. 
Ferner  ist  Metatarsus  IV  gleich  Tibia  IV  und  die  Färbung  ist  ein 
wenig  anders.  Cephalothorax  größtenteils  weißlich  behaart  und  die 
dunklen  Längsbinden  sind  nicht  breiter  als  die  weißen  Marginal- 
binden,  sowie  mehr  oder  weniger  von  weißen  Streifen  unterbrochen. 
Die  Mandibeln,  sowie  die  Oberseite  der  Coxen,  Trochanteren  und 
Femoren  weißlich  behaart  wie  der  Cephalothorax.  Abdomen  oben 
mit  einer  grauweißlichen,  vorn  und  hinten  zugespitzten  Längs  binde, 
die  zwischen  der  Basis  und  Mitte  so  breit  als  die  Hälfte  des  Cephalo- 
thorax ist  und  von  einer  feinen  dunklen  Linie,  die  sich  zweimal  vor 
der  Mitte  stärker  und  in  der  Mitte  schwächer  fleckenförmig  erweitert, 
geteilt  wird ;  an  der  breitesten  Stelle  der  Längsbinde  jederseits  ein 
runder,  dunkler  Fleck.  Die  Seiten  des  Rückenfeldes  dicht  mit  kleinen 
weißlichen  Flecken  bestreut.  Die  ganze  Unterseite  hell  aschgrau 
behaart;  das  Coxenglied  der  Palpen  erheblich  dunkler  als  die  andern 
Coxen.  —  Sollte  die  Art  nicht  mit  maculata  Poe.  identisch  sein, 
möge  sie  den  Namen  pnhescens  m.   bekommen. 

Fam.  Eresidae. 

Stefßodyphiis  Sim.  1890. 

13,  Steyodyphus  semicinctus  (C.  L.  Koen)  1846. 

6  Von  Koch's  Beschreibung  und  Abbildung  etwas  abweichend. 

Der  schwarze  Querstreif  durch  die  vordere  Augenreihe  ist  nicht  durch 

eine   hellere  Längslinie    geteilt  und    erreicht    hinten  nicht  die  Kopf- 


—     38     — 

höhe ;  die  Kopffurchen  erscheinen  tief  schwarz ,  weil  die  weiße  Be- 
haarung daselbst  fehlt,  die  Mandibeln  fast  schwarz,  das  Patellarglied 
rötlichgelb,  Femoral-  und  Tarsalglied  dunkelbraun  bis  schwarz,  Ster- 
num  dunkel  rotbraun,  die  Coxen  im  Grunde  viel  heller,  aber  ähnlich 
dunkel  gestreift.  Die  vordere  der  4  dunklen  Querbinden  des  Abdominal- 
rückens etwas,  die  hintere  viel  breiter  als  die  anderen.  Abdomen 
an  den  Seiten  und  an  der  Basis  schwärzlich ,  unten  jederseits  mit 
4  weißlichen  Schrägstrichen.  Epigaster  bräunlich  mit  3  weißUchen 
Längsflecken  in  der  Mitte.  Femoren  I  einfarbig  schwarzbraun,  nur 
unten  an  der  Basis  weiß  behaart;  auch  die  Tibien  I  durch  die  Be- 
haarung etwas  dunkler  erscheinend  als  an  Koch's  Figur. 

Das  Femoralglied  der  Palpen  1,6,  Patellarglied  0,9,  Tibial- 
glied  +  Tarsalglied  2  mm  lang.  Das  Patellarglied  etwas  flachge- 
drückt, von  oben  gesehen  fast  kreisförmig;  das  Tibiälglied  sehr 
klein,  als  eine  dünne  Platte  dem  Tarsalglied  so  dicht  angefügt,  daß 
es  erscheint,  als  ob  letzteres  direkt  mit  dem  Patellarglied  in  Ge- 
lenkverbindung stände ;  außen  ist  es  ein  wenig  erweitert.  Lamina 
tarsalis  in  der  Endhälfte  lang  verschmälert,  gleichbreit;  Bulbus  an 
der  Spitze  mit  einem  etwas  flachgedrückt  stabförmigen,  schräg  nach 
unten,  vorn  und  außen  gerichteten,  abstehenden,  schwarzen  Fortsatz, 
der  am  Ende  oben  einen  kleinen  Querhöcker  hat  und  unten  in  eine 
feine,  schräg  nach  vorn  gerichtete  und  nach  innen  gekrümmte  Spitze, 
die  bei  weitem  nicht  das  Ende  der  Lamina  tarsalis  erreicht,  ver- 
längert ist. 

Cephalothorax  7  mm  lang,  5  mm  breit,  Abdomen  7.5  mm  lang, 
4,5  mm  breit.  Länge  des  L  Beinpaares :  Coxa  +  Trochanter  3,5, 
Femur  6,2,  Patella  +  Tibia  7,5.  Metatarsus  5,  Tarsus  2,5  mm,  zu- 
sammen 24,7  mm. 

Fundort:  Fajume,  Oberägypten  (Märkgraf). 

Fam.  Sicariidae. 
Scytoäes  Latr.  1804. 

14.   Sci/todes  marmorata  L.  Koch  1892. 

Daß  die  vorliegende,  aus  Kamerun  stammende  Art  dieselbe  ist, 
die  von  Thorell  als  S.  marmorata  L.  K.  aus  Kamerun  angegeben 
worden  ist,  wird  ziemlich  sicher  sein,  ob  sie  aber  wirklich  mit 
marmorata  identisch  ist,  scheint  mir  zweifelhaft,  denn  Cephalothorax 
des  $  ist  erheblich  niedriger,  als  er  nach  L.  Koch's  Beschreibungen 
und  Abbildungen  sein  sollte,  und  an  den  Seiten  und  hinten  bei 
weitem    nicht    „fast    senkrecht",    bezw.    „fast   etwas    überhängend", 


-     39     — 

sondern  vielmehr  an  den  Seiten  sanft  schräg,  hinten  nicht  viel  steiler, 
abfallend.  Und  die  vorderen  Augen  sind  vom  Rande  des  Clj'peus 
um  sehr  wenig  mehr  als  ihren  Durchmesser  entfernt,  während  sie 
nach  Koch's  Beschreibung  um  ihren  doppelten  Durchmesser  von 
da  entfernt  sein  sollten;  damit  stimmen  doch  die  Abbildungen 
nur  teilweise,  indem  die  an  Fig.  4a  (Die  Arachniden  Australiens, 
Taf.  24)  angedeutete  Entfernung  erheblich  kleiner  als  die  an  Fig.  4  b 
ist.  Die  Mandibeln  ($)  sind  kaum  länger  als  das  Tarsalglied  und 
sehr  wenig  divergierend ;  letzteres  länger  als  das  Tibialglied.  Die 
Palpen  des  cj  weichen  von  Koch's  Abbildung  dadurch  ab,  daß  die 
Spitze  des  Bulbus  mit  der  Lamina  einen  Winkel  von  fast  45'^  bildet; 
seine  „Stachelspitze"  hat  etwas  vor  dem  Ende  außen  unten  einen 
kurzen,  zahnförmigen  Höcker  und  ist  nicht  oder  kaum  seitlich  zu- 
sammengedrückt. Die  Femoren  des  6  ohne  besondere  Auszeichnungen. 
—  Die  Femoren  des  $  haben  6 — 10  schmale,  ganz  oder  fast  ganz 
unterbrochene  Ringe ,  die  ebenso  deutlich  als  die  der  Tibien  sind, 
die  Patellen  fast  ganz  schwarz,  an  den  Metatarsen  außer  dem  Basal- 
ring  bisweilen  noch  2 — 3  schmälere,  undeutliche  Ringe.  Beim  6  sind 
die  Ringe  ganz  undeutlich  oder  durch  kleine  Punkte  ersetzt.  —  Die 
Zeichnung  des  Abdominalrückens  bei  den  vorliegenden  Exemplaren 
offenbar  schlecht  erhalten;  oberhalb  der  Spinnwarzen  ein  z.  T.  in 
mehrere  aufgelöster,  in  hellerem  Felde  gelegener,  schwarzer  Längs- 
fleck und  vor  diesem  2 — 3  dunkle,  undeutliche  Querfleckenreihen, 
die  sich  an  den  Seiten  nach  vorn  umbiegen. 

Größe  des  S :  Cephalothorax  4,7.  Abdomen  6  mm  lang.  Bein  I: 
Femur  17,  Patella  +  Tibia  18,5,  Metatarsus  24,5,  Tarsus  2  mm,  zu- 
sammen 62  mm  lang;  IV  bezw.  12,5;  12,5;  14;  1,6,  zusammen 
40,6  mm.  —  Die  Afterkralle  der  Tarsen  sehr  klein,  mit  einem  Zahn 
an   der  Basis,  die  oberen  mit  etwa  10  Zähnen. 

$.  Cephalothorax  4,2  mm  lang,  3,1  mm  breit.  Mandibeln  1  mm 
(=  Tarsalglied).  Abdomen  4  mm  läng,  2,7  mm  breit.  —  Beine: 
I  Femur  9,5,  Patella  +  Tibia  10,5,  Metatarsus  +  Tarsus  14  mm ;  II  bezw. 
7,8;  8,4:  11  mm;  III  bezw.  5,5;  5,5;  7,5  mm;  IV  bezw.  7,5;  7,8: 
9,5  mm.     Totallänge:  I  34 ;  II  27,2;  III  18,5;  IV  24,8  mm. 

Fundort:  Kamerun  (Pahl). 

Sollte  diese  Art  nicht  mariiiorata  L.  K.  sein ,  möge  sie  den 
Namen  marmorella  m.  bekommen. 

15.  Scytodes  velutina  Hein,  et  Lowe  1835. 

$.    Die  vorderen  M.A.  jedenfalls  nicht  weiter  als  in  ihrem  Durch- 


—     40     — 

raesser  vom  Rande  des  Clypeus  entfernt,  von  den  S.A.  um  erheblich 
mehr  als  in  ihrer  Gesamtbreite  entfernt ;  letztere  auf  starken  Hügeln 
sitzend.  —  Das  Tibialglied  reichlich  doppelt  so  lang  als  breit.  — 
Die  beiden  Chitinplatten  der  Epigyne  erscheinen  trocken  gesehen 
als  vorn  ganz  tiefe,  hinten  seichtere,  braungefärbte  Gruben,  die  nach 
vorn  und  außen  zugespitzt,  hinten  und  innen  fast  gleichmäßig  ge- 
rundet, vorn  und  innen  von  einem  dünnen,  stark  erhöhten,  schwach 
glänzenden  Rand  umgeben ,  hinten  und  außen  aber  undeutlich  be- 
grenzt sind ;  unter  sich  sind  sie  um  mindestens  ihren  längsten  Durch- 
messer getrennt,  und  die  letzteren  divergieren  stark  nach  vorn.  In 
Spiritus  gesehen  erscheinen  sie  braungelb,  am  Rande  dunkelbraun, 
unregelmäßig  schwarz  gefleckt;  vor  der  Spalte  ein  brauner  Quer- 
streifen, der  bis  zur  Außenseite  der  beiden  Chitinplatten  reicht  und 
einen  schwarzen  Querfleck ,  der  dreimal  so  breit  als  lang  ist ,  ein- 
schließt.   Epigyne  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  von  S.  affinis 

KüLCZ. 

Cephalothorax  an  den  Seiten  und  vorn  dunkel,  oben  heller 
braun  mit  kaum  erkennbaren  Zeichnungen.  Von  den  M.A.  bis  zum 
Höhepunkt  des  Cephalothorax  (zwischen  den  Coxen  HI  und  IV)  eine 
schwärzliche ,  beiderseits  schmal  heller  begrenzte  Längslinie  und 
hinter  dieser  ein  gelblicher,  sich  hinten  erweiternder,  aber  den  Rand 
nicht  erreichender  Längsstreif.  An  den  Seiten  drei  undeutliche 
hellere  Wische ;  oben  zwei  nach  vorn  divergierende  dunklere  Längs- 
streifen. Mandibeln  dunkelbraun  mit  schmalem,  hellerem  Schrägstrich 
in  der  Basalhälfte  und  an  der  Spitze  gelblich ;  Maxillen  hellbraun, 
Lippenteil  und  Sternum  dunkelbraun ,  letzteres  mit  hellerem  Fleck 
an  der  Spitze.  Die  Beine  braungelb ;  die  Femoren  in  der  Basal- 
hälfte stark  gebräunt. 

Totallänge  6  mm.  Cephalothorax  2,7  mm  lang,  2  mm  breit. 
—  Beine  :  I  Femur  3,2  ,  Patella  +  Tibia  3,5 ,  Metatarsus  +  Tarsus 
4  mm  lang;  II  bezw.  2,6:  3;  2,5;  HI  bezw.  2:2:  2,5;  IV  bezw.  2,8: 
2,8;  3,4  mm.     Totallänge:  I  10,7;  II  9,1:  IH  7.5:  IV  9  mm. 

Fundort:  Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

16.  Scytodes  suhthoracica  Strand  n.  sp. 

$.  Erinnert  in  der  Zeichnung  an  thoracica  Latr.,  unterscheidet 
sich  aber  durch  die  breiten,  ungefleckten,  hellen  Seitenbinden,  hellen 
Mittelfleck  des  Rückens,  der  keine  dunkle  Mittellinie  hat,  dunkler 
und  schärfer  annulierte  Beine  etc.  —  Die  M.A.  vom  Rande  des 
Clypeus  in  ihrem  Durchmesser,  von  den  S.A.  um  mehr  als  ihre  Ge- 


—     41     — 

samtbreite    entfernt.   —  Das  Tibialglied   der  Palpen    doppelt  so  lang 
als  breit.    —   3  Tarsalkrallen. 

Cephalothorax  im  Grunde  gelb  mit  braunen,  ganz  fein  marmo- 
rierten Zeichnungen.  Von  den  S.A.  eine  schmale  (kaum  so  breit  als 
ein  Auge)  Mittelbinde,  die  sich  hinter  den  S.A.  zu  einem  großen 
Querfleck  erweitert,  der  sich  seitwärts  so  weit  als  die  gedachten  Augen 
erstreckt,  ungefähr  doppelt  so  breit  als  lang,  seitlich  abgerundet, 
hinten  in  der  Mitte  ausgerandet  ist  und  2  kleine  runde  gelbe  Flecke 
einschließt,  die  unter  sich  um  reichlich  ihren  dreifachen  Durchmesser 
entfernt  sind.  Hinter  diesem  ein  großer,  ellipsenförmiger,  hinten 
stärker  zugespitzter  Fleck  von  der  Grundfarbe;  er  ist  etwa  1  mm 
lang,  halb  so  breit,  ohne  irgendwelche  braune  Zeichnungen  und 
beiderseits  von-  einer  hellbraunen,  unregelmäßigen,  schmäleren  Binde 
begrenzt,  die  hinten  eine  feine,  sich  hinten  erweiternde  Längslinie 
zwischen  sich  frei  lassen.  Außerhalb  und  teilweise  mit  dieser  Binde 
zusammenhängend  jederseits  eine  schmale ,  außen  scharf  begrenzte 
dunkelbraune  Längsbinde,  die  sich  hinten  nach  innen  und  vorn  um- 
biegen ohne  sich  zu  vereinigen  und  z.  T.  unterbrochen  sein  können. 
Dann  jederseits  eine  gelbe .  scharf  begrenzte  und  unbezeichnete 
Längsbinde ,  die  etwa  so  breit  als  der  Mittelfleck  des  Rückens  ist, 
unter  den  S.A.  sich  verschmälert  und  unten  an  den  Seiten  des 
Clypeus  herabzieht.  Dann  eine  breite  braune  Marginalbinde,  die  durch 
eine  Reihe  von  3 — 4  hellen  Flecken ,  von  denen  jedenfalls  die  3 
hinteren  zusammengeflossen  sind  und  teilweise  auch  mit  der  hellen 
Seitenbinde  zusammenfließen,  geteilt  wird;  der  Rand  schmal  gelb. 
Clypeus  bräunlich  mit  einer  dunkler  braunen  Binde  von  den  Seiten 
bis  zum  Rande.  Mandibeln  hellgelb  mit  einem  dunkelbraunen,  unten 
zugespitzten  Längsfleck  vorn.  Palpen  hellgelb ,  Femoren ,  Patellen 
und  Tibien  am  Ende  schmal  dunkelbraun  geringt ;  letzteres  auch  seit- 
lich braun  gestreift.  Die  Unterseite  blaßgelb,  Lippenteil  kurz  vor 
der  Spitze  mit  schwärzlichem  Fleck,  Sternum  jederseits  mit  3  kleinen 
schwarzen  Flecken  ,  Coxen  unten  an  der  Spitze  mit  2 — 3  kleinen 
schwarzen  Punkten.  Beine  im  Grunde  hell  schwefelgelb;  die  Femoren 
unten  mit  5 — 7  schmalen  tiefschwarzen  Halbringen,  zwischen  denen 
noch  ebensolche  Punkte  und  (an  der  Basis)  Flecke  stehen;  die 
Patellen  schwarz  mit  gelbem  Basalring ;  die  Tibien  wie  die  Femoren, 
der  Apicalring  breiter  und  geschlossen,  an  den  Tibien  HI  nur 
3—4  Ringe ,  bezw.  Halbringe.  Die  Metatarsen  unten  etwa  5mal 
schwarz  gefleckt,  am  HI  nur  2mal ;  die  Tarsen  einfarbig.  —  Alle 
Glieder  ziemlich  gleichmäßig  abstehend  behaart;  die  Haare  erreichen 


--     42     — 

doch  nur  an  den  Metatarsen  die  Länge  des  Durchmessers  des  GUedes 
und  sind  an  den  Femoren  sehr  fein  und  kurz. 

Ceph.  2,5  mm  lang,  2  mm  breit  und  hinten  2  mm  hoch. 
Beine:  I  Fem.  3,4,  Pat.  +  Tib.  4,  Metat.  +  Tars.  5  mm;  II  bezw. 
2,8;  3,1;  3,5  mm;  III  bezw.  2;  2,1;  2,5  mm;  IV  bezw.  2,8;  2.9: 
3,2  mm.     Totallänge:  I  12,4;  II  9,4;  Hl  6,6;  IV  8,9  mm. 

Fundort:  Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

17.  Scytodes  camerunensis  Strand  n.  sp. 
$.     Die  M.A.    vom  Rande    des  Clypeus    um   weniger  als  ihren 
Durchmesser  entfernt,  nach  vorn  ein  wenig  verschmälert  und  etwas 
schräg  gestellt;  von  den  S.A..  in  ihrer  Gesamtbreite  ent- 
fernt.  —  Eine    dritte  Tarsalkralle    scheint    vorhanden   zu 
sein.    —  Totallänge    (nicht    ganz  reif!)  3  mm;    Cephalo- 
thorax  so  lang  oder  ein  wenig  länger  als  Patella  +  Tibia 
Fig.  1.    Ce-    I^-  " —  ^^^  Beine  nicht  lang. 

phalothorax  Cephalothorax  im  Grunde  gelb  mit  braunen,  schwach 

von  oben,  i-ötlichen  und  fein  marmorierten  Zeichnungen  (Fig.  1). 
Charakteristisch  ist  eine  scharfe  schmale  Mittelbinde  von  den  M.A.  bis 
zum  Höhepunkt  des  Cephalothorax;  subparallel  damit  verläuft  jederseits 
eine  viel  breitere,  sich  nach  vorn  und  hinten  verschmälerte ,  in  der 
Mitte  nach  außen  konvex  gebogene  Binde  von  den  M.A.  bis  fast  zum 
Hinterende  der  Mittelbinde  und  von  den  S.A.  zieht  jederseits  eine  ähn- 
liche Binde  nach  vorn  bis  zum  Rande,  nach  hinten  gegen  die  Spitze  der 
Mittelbinde  konvergierend,  ohne  sich  damit  zu  vereinigen,  dann  beide 
Binden  fast  parallel,  in  der  Mitte  einen  scharfen  Winkel  nach  außen 
bildend,  bis  zum  Hinterrande.  Diese  Binden  entsenden  in  der  Mitte 
gegen  den  Rand  3  blind  endende  Querbinden.  An  den  Seiten  eine 
dunkle  Zickzackbinde;  am  Kopfteile  eine  schmale,  am  Brustteile 
breitere,  sich  stellenweise  fleckenförmig  verbreiternde  Marginalbinde. 
die  in  der  Mitte  des  Hinter-  und  Vorderrandes  schmal  unterbrochen  ist. 
Die  Augen  von  schmalen,  innen  erweiterten  schwarzen  Ringen  um- 
geben. Mandibeln  im  Grunde  wie  der  Cephalothorax,  vorn  mit 
2  braunen,  parallelen,  gegen  die  Spitze  divergierenden  Schrägstreifen : 
die  Klaue  gelblich.  Maxillen  und  Lippenteil  graugelblich ,  schmal 
dunkler  umrandet;  erstere  am  Innenrande  unbestimmt  grau  gefleckt. 
Sternum  braun  mit  schwärzlichem,  6 — 7mal  unterbrochenem  Rand, 
vorn  einem  rundlichen,  beiderseits  2  schmalen  Querflecken  und  einem 
ein-  oder  zweimal  unterbrochenen,  sich  hinten  erweiternden  schmalen 
Mittelstreifen  gelb.    Die  Coxen  unten  hellgelb,  am  Ende  dunkel  um- 


I 


—     43     — 

randet,  die  übrigen  Glieder  mehr  graulichgelb,  die  Femoren  mit 
4 — 5  ganz  scharfen  braunen  Ringen,  die  Tibien  mit  3  oben  verwischten 
ebensolchen,  die  Metatarsen  mit  2  (Mitte  und  Ende)  an  III  und  IV 
scharfen,  an  I  und  II  verwischten  Ringen.  —  Abdomen  im  Grunde  grau- 
gelb mit  braunen  Zeichnungen,  an  der  Basis  jederseits  ein  sich  hinten 
erweiternder  Längsfleck,  oben  6 — 7  aus  mehr  oder  weniger  zusammen- 
geflossenen Flecken  gebildete ,  ziemlicli  unregelmäßige  Querbinden, 
von  denen  die  3  vorderen  gerade  sind  und  wenigstens  die  2  breiter 
als  die  helle  Zwischenbinde  sind,  während  die  hinteren  in  der  Mitte 
einen  kleinen  Winkel  nach  vorn  bilden  und  schmäler  als  die  Zwischen- 
binden sind.  Die  vorderen  und  hinteren  erstrecken  sich  nach  unten 
nur  bis  zu  den  Seiten  des  Bauchfeldes,  nur  No.  3  (von  vorn)  setzt 
sich  zusammenhängend  über  den  Bauch  unmittelbar  an  den  Mamillen 
fort;  diese  Binde  ist  am  Rücken  etwas  erweitert  und  schließt  2  helle 
Flecke  ein.  Der  Bauch  mit  2  undeutlichen,  hinten  konvergierenden 
Fleckenlängsreihen.  Spinnwarzen  bräunlich,  an  der  Spitze  weißlich, 
an  der  Basis  von  einem  bräunlichen  Ring  umgeben.  Epigaster  mit 
4  bräunlichen,  vorn  und  hniten  paarweise  zusammenhängenden  Längs- 
streifen. 

Fundort :  Kamerun  (Haas). 

18.   Scytodes  stiffusa  Strand  n.  sp. 

$.  Die  größte  Höhe  des  Cephalothorax  zwischen  den 
Coxen  III,  die  größte  Breite  zwischen  II  und  III,  hinten  ein  wenig 
überhängend,  unten  hinten  vertikal  oder  fast  so,  mit,  besonders  vorn, 
deutlichen  Seitenfurchen ,  vor  und  hinter  den  M.A.  schwach  quer 
niedergedrückt ,  hinter  dem  Augenfelde  zwei  kurze ,  aber  ziemlich 
tiefe,  parallele,  dicht  nebeneinander  gelegene  Längsfurchen,  überall 
grob  retikuliert,  an  den  Seiten  etwas  runzelig,  glanzlos,  mit  großen 
Haarhöckerchen ;  einige  schön  braungelbe  Haare  sind  erhalten  ge- 
blieben. Solche  Behaarung  auch  an  der  Oberseite  des  Abdomen 
ganz  sparsam ;  an  den  Beinen ,  besonders  unten  an  den  Femoren, 
sind  die  Haare  sehr  regelmäßig  in  Längsreihen  angeordnet.  Der 
Rand  des  Clypeus  von  oben  gesehen  gerade,  die  Ecken  stumpf, 
seitlich  wenig  vorstehend,  in  der  Mitte  schwach  aufgeworfen.  — 
Verglichen  mit  S.  thoracica  ist  der  Cephalothorax  hinten  deutlich 
hoher  und  steiler,  wodurch  sich  unsere  Art  auch  leicht  von  der  sonst 
ähnlichen  S.  humilis  L.  K.  unterscheidet.  —  Die  M.A.  klein,  rund, 
kaum  divergierend,  vom  Rande  des  Clypeus  in  IVs  ihres  Durch- 
messers,   von    den  S.A.    in  l'/s  ihrer  Gesamtbreite  entfernt.  —  Das 


—     44     - 

Tibialglied  der  Palpen  mehr  als  zwei-,  aber  nicht  dreimal  so  lang  als 
breit.  Tibia  IV  kürzer  als  der  Cephalothorax  (bezvv.  3  und  3,5  mm). 
3  Tarsalkrallen.  —  Epigyne  ist  1  mm  breit,  0,7  mm  lang  und  ähnelt 
derjenigen  von  S.  humilis  L.  K.  (nach  Kulczynski's  Abbildung  in 
„Arachn.  in  Col.  Erythraea  coli."  zu  urteilen).  Trocken  gesehen 
erscheinen  die  Chitinplatten  als  kleine,  seichte,  undeuthch  begrenzte 
Einsenkungen,  die  außen  hinten  von  einem  niedrigen,  undeutlichen, 
in  einem  winzigen  Höckerchen  endenden  Rand  begrenzt  sind ;  vorn 
ist  Andeutung  eines  erhöhten  Randes,  der  sich  aber  nicht  mit  dem 
äußeren  verbindet,  sondern  außen  in  einem  kleinen  glänzenden  Höcker 
frei  endet.  Innen  läßt  sich  keine  scharfe  Grenze  erkennen.  In 
Spiritus  gesehen  erscheinen  die  Chitinplatten  als  zwei  kleine,  schräge, 
nach  vorn  divergierende ,  schwach  nach  innen  konvex  gebogene, 
braune,  innen  schwarz  angelegte  Längsstriche,  die  um  reichlicii  ihre 
Länge  von  der  Spalte  entfernt  sind  und  unter  sich  fast  so  weit  als 
die  Länge  (d.  h.  die  transverselle  Entfernung  der  Enden)  des  schwach 
halbmondförmig  gebogenen  Querwulstes  entfernt;  etwas  vor  denselben 
ein  kleiner  tiefschwarzer,  quergestellter  Punktfleck.  Der  Querwulst 
ist  im  Grunde  bräunlichgelb ,  schwarzgrau  gezeichnet  und  hat  an 
der  Hinterseite  der  beiden  Enden  je  einen  braunen  Fleck. 

Cephalothorax  dunkelbraun,  oben  etwas  heller,  ohne  deutliche 
Zeichnung.  Femoren  an  der  Basis  wie  der  Cephalothorax,  gegen 
die  Spitze  etwas  heller,  oben  mit  zwei,  sich  an  der  Spitze  ver- 
einigenden ,  helleren  Längslinien  und  einer  ebensolchen  hinten ,  an 
der  Spitze  oben  dunkler  umrandet;  die  Patellen  dunkelbraun,  oben, 
besonders  an  der  Basis,  heller;  die  übrigen  Glieder  hellbraun  bis 
gelbbraun,  die  Tibien  oben  mit  einer  dunkelbraunen  Längslinie  und 
an  der  Spitze  einem  undeutlichen,  dunkleren  Ring,  Metatarsen  an 
beiden  Enden  schwach  verdunkelt,  Tibien  ein  wenig  heller  als  die 
Metatarsen.  Palpen  dunkelbraun,  Femoralglied  oben  mit  2  helleren 
Längslinien,  Patellar-  und  Tibialglied  oben  etwas  heller,  Tarsal- 
glied  an  der  Spitze  bräunlichgelb.  Mandibeln  wie  der  Cephalothorax, 
vorn  in  der  Basalhälfte  heller  und  dunkler  netzförmig  gezeichnet, 
an  der  Spitze  hellgelb;  die  Klaue  hellgelb,  an  der  Basis  schmal 
braun.  Maxillen  schwarzbraun ;  an  der  Basis  ein  hellbrauner,  dunkler, 
netzartig  gezeichneter,  großer  Fleck,  in  der  Endhälfte  innen  gelb- 
lich. Lippenteil  schwärzlich  mit  ähnlichem  Basalfleck  wie  die  Maxillen. 
an  der  Spitze  schmal  weiß.  Sternum  und  Coxen  schwarzbraun, 
letztere  unten  hellbraun  mit  einer  schwärzlichen,  sich  innen  gabelnden 
Längslinie.    Abdomen  dunkelgrau  mit  helleren  und  dunkleren  Flecken, 


~     45     — 

hat  aber  wahrscheinlich  nicht  länger  seine  natürliche  Färbung.  Epi- 
gaster  heller,  Epigyne  braun,  Mamillen  dunkelbraun,  an  beiden  Enden 
weißlich. 

Totallänge  7  mm.  Cephalothorax  3,5  mm  lang,  2,8  mm  breit, 
2,5  mm  hoch  (vom  Sternum  bis  zum  Höhepunkt  des  Rückens). 
Abdomen  3,6  mm  lang,  3  mm  breit.  —  Beine :  I  Femur  4,  Patella 
+  Tibia  4,3,  Metatarsus  +  Tarsus  5  mm;  11  bezw.  3,2;  3,4;  3,7  mm; 
III  bezw.  2,7;  2,9;  3,1  mm;  IV  bezw.  3,4;  3,7;  4  mm.  Totallänge: 
I  13,5;  II  10,3;  III  8,7;  IV  11,1  mm. 

Fundort:  Kisulud,  Ost- Afrika  (v.  Barth). 

Von  der  als  vehdina  bestimmten  Art  hauptsächlich  durch  andere 
Form  der  Epigyne,  sowie  durch  höheren  und  hinten  steileren 
Cephalothorax  zu  unterscheiden.  —  Es  wird  unsere  Art  vielleicht 
-S'.  major  Sim.  nahe  stehen ;  von  letzterer  Art  kann  man  sich  doch 
nicht  leicht  einen  Begriff  machen :  sie  soll  S.  Bertheloti  Luc.  nahe 
stehen  und  mit  S.  thoracica  Vins.  non  Lätr.  identisch  sein,  aber 
diese  beiden  sind  doch,  jedenfalls  was  Färbung  betrifft,  sehr  ver- 
schieden. Ferner  soll  major  fast  doppelt  so  groß  als  Bertheloti  sein ; 
letztere  ist  nach  der  Originalbeschreibung  11  mm  lang,  während 
thoracica  Vins.  (=;  major  Sim.)  nur  8  mm  lang  ist.  Diese  Angaben 
lassen  sich  also  nicht  in  Übereinstimmung  bringen. 

SicartHS  Walck.  1847. 

19.  Sicarius  Hahni  (Karsch)  1878. 
Ein  Männchen  von  Windhuk. 

Dimensionen:  Totallänge  11  mm.  Cephalothorax  5,5  mm  lang, 
zwischen  den  Coxen  III  6 ,  am  Kopfteile  2,5  mm  breit.  Abdomen 
6  mm  lang,  vorn  5  mm  breit;   die  größte  Breite  5,7  mm.  —  Beine: 

I  Coxa  +  Trochanter  2,5,  Femur  8,  Patella  +  Tibia  10,  Metatarsus 
+  Tar.sus  10  mm;  II  bezw.  2,7;  10;  11,2;  11,2  mm;  III  bezw.  2,6; 
9;    9,3;    9,3  mm;   IV  bezw.  3;    8;   9;   9  mm.     Totallänge:    I  30,5; 

II  35,1  ;  III  30,2;  IV  29  mm.  —  Palpen:  Femoralglied  2,  Patellar- 
glied  1,  Tibialglied  1,5,  Tarsalghed  mit  dem  peitschenförmigen  Stylus 
2,5,  ohne  1,1  mm  lang.     Sternum  2,4  mm  lang,  2,9  mm  breit. 

Fam.  Dysderidae. 

Ariadna  Aüd,  et  Sav.  1827. 

20.  Ariadna  viridis  Strand  n.  sp. 

$.  Die  hintere  Augen  reihe  hinten  schwach  procurva.  —  Die 
lang  beborsteten  Mandibeln  außen  an  der  Basis  mit  einer  scharf 


—     46     - 

erhöhten  Querleiste ;  am  oberen  Falzrande  3 — 4  kleine  Zähnchen ; 
die  Klaue  kurz,  dick,  stumpf,  fast  gerade.  —  Bestachelung. 
Femur  I  oben  1.  1.  1.  2,  vorn  in  der  Endhälfte  2.  1;  II  oben  wie  I, 
vorn  1.  1;  III  jedenfalls  oben  1.  1  submediane  und  vorn  1  sub- 
apicaler  Stachel;  IV  oben  nahe  der  Basis  zwei,  oben  hinten  in  der 
Endhälfte  1.  1  Stacheln.  Die  Femoralstacheln  weder  lang  noch  stark. 
Tibia  I  unten  vorn  5,  unten  hinten  6  starke,  reihenförmig  an- 
geordnete Stacheln,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1  kurze  Stacheln; 
II  unten  vorn  in  der  Endhälfte  1.  1.  1.  unten  hinten  eine  Reihe 
von  7  oder  8  starken,  vorn  und  hinten  1.  1.1  oder  hinten  nur  1.  1 
kurzen  Stacheln;  III  unten  hinten  1.  1.  1,  unten  vorn  keine,  vorn 
1.  1  Stacheln;  IV  unbewehrt.  Metatarsus  I  unten  2  Reihen  von  je 
8  starken,  gebogenen  Stacheln;  II  unten  2  Reihen  von  je  9  eben- 
solchen, sowie  vorn  in  der  Basalhälfte  1  kurzer  Stachel ;  III  unten 
vorn  1  (submedian).  1  (apical),  unten  hinten  eine  Reihe  von  5  oder 
6,  vorn  von  3  Stacheln  ;  IV  unten  vorn  1  (subbasal).  1  (submedian), 
sowie  3  an  der  Spitze.  Die  beiden  vorderen  Paare  unten  und  innen 
lang  und  fein  abstehend  behaart,  besonders  an  den  Tibien  und  Meta- 
tarsen;  insbesondere  Paar  I  viel  kräftiger  als  die  hinteren.  Die 
oberen  Tarsalkrallen  an  I  und  II  sehr  stark ,  gerade  bis  über  die 
Mitte,  dann  schnabelförmig  gebogen,  mit  8  starken,  gleich  großen, 
geraden  Zähnen ;  die  untere  Kralle  sehr  dick,  an  der  Basis  etwa  so 
dick  als  die  oberen  und  fast  knieförmig  gebogen  mit  gerader  End- 
hälfte und  unten  an  der  Knickung  einem  nadeiförmig  spitzen  Zahn, 
sowie  an  Länge  etwa  gleich  ^/s  der  oberen  Krallen.  Am  III  sind 
die  oberen  Krallen  ein  wenig  mehr  gleichmäßig  gebogen  mit  nur 
6  Zähnen;  am  IV  scheinen  nur  5  vorhanden  zu  sein.  Drittes  Bein- 
paar nach  vorn  gerichtet.  —  An  den  Palpen  trägt  das  Patellar- 
glied  innen  1,  das  Tibialglied  oben  1.  1,  innen  1.  1.  1,  das  Tarsal- 
glied  oben  an  der  Basis  2,  innen  1.  1.  I,  sowie  noch  1  oder  2  an 
der  Spitze ;  alle  diese  sehr  kurz  und  in  der  Haarbekleidung  so  ver- 
steckt, daß  sie  schwer  zu  sehen  sind.  An  der  Spitze  eine  kurze, 
dicke,  sehr  wenig  gebogene,  stumpfe  Kralle.  Das  Tarsalglied  sehr 
dicht,  das  Tibialglied  etwas  dünner,  aber  länger  abstehend  behaart. 
Cephalothorax  und  Mandibeln  schwarzbraun  bis  schwarz,  Maxillen 
und  Lippenteil  braun  mit  weißlicher  Spitze,  Sternum  kastanienbraun, 
hinten  etwas  heller,  Beinpaar  I  schwarzbraun,  Femur  unten  ein  wenig 
heller,  Coxen,  Trochanteren,  Patellen  und  Spitze  der  Tarsen  röthch- 
braun ;  II  gleich  I ,  doch  etwas  heller ;  III  und  IV  rotgelb  oder 
hellrot,    die   Femoren    oben    braun.    Palpen:    Die    zwei    Endglieder 


—     47     — 

schwarzbraun .  die  anderen  rötlichbraun.  Abdomen  einfarbig  dunkel 
grasgrün. 

Totallänge  15,5  mm.  Cephalothorax  6,2  mm,  Abdomen  9,5  mm 
lang.  —  Beine :  I  Coxa  +  Trochanter  2,5 ,  Femur  4,4 ,  Patella  + 
Tibia  5,  Metatarsus  +  Tarsus  4  mm;  II  bezw.  2,2;  3,8;  5;  4  mm; 
III  bezw.  1,9;  3,2;  3,5;  3  mm ;  IV  bezw.  2,5;  4;  4,5;  3,5  mm.  Total- 
länge: I  15,9;  II  15;  III  11,6;  IV  14.5  mm.  Palpen:  Femoralglied 
1.6,  Patellarglied  0,9,  Tibialglied  0,9,  Tarsalglied   1,3  mm  lang. 

Fundort:  Windhuk  (Dr.  Sander). 

Fam.  Pholcidae. 
Sitieringopus  Sim.  1890. 

21.   Smeringopus  pereyrlmis  Strand  n.  sp. 

Cephalothorax  im  Grunde  blaßgelb  mit  braunen,  schwach  röt- 
lich angeflogenen  Zeichnungen :  Der  gewöhnliche  Rückenstreifen  von 
zwei  in  der  Rückengrube  schmal  getrennten,  scharf  begrenzten  Flecken 
vertreten ,  von  denen  der  hintere  der  breiteste  ist,  hinten  querge- 
schnitten, vorn  verschmälert  zugerundet,  hinten  etwa  so  breit  als 
die  Femoren  ist,  und  den  Hinterrand  nicht  erreicht;  der  vordere 
ist  auch  hinten  quergeschnitten,  nach  vorn  verschmälert  und  von 
der  Mitte  in  zwei  bis  zu  den  hinteren  M.A.  verlaufenden  Asten 
geteilt;  die  Augen  schmal  dunkler  umsäumt;  von  den  vorderen 
M.A.  bis  zum  Rande  des  Clypeus  zwei  schwärzliche,  parallele,  unten 
verschmälerte  Streifen.  Über  den  Coxen  I — III  eine  bräunliche  Sub- 
marginalbinde,  sowie  drei  dunklere,  eckige,  damit  ganz  oder  fast  ganz 
zusammengeflossene  Flecke.  Mandibeln  braungelb,  innen  in  der 
Basalhälfte  etwas  graulich,  der  Innenrand  schmal  schwarz;  die 
Klaue  an  den  Seiten  dunkelbraun.  Maxillen  graugelblich,  Lippenteil 
schwärzlich,  an  der  Spitze  weißlich.  Sternum  graugrün,  mit  helleren 
Punkten ,  von  denen  zwei  Längsreiben  von  je  3  Punkten  in  der 
Mitte  am  deutlichsten  sind.  Alle  Coxen  hellgelb,  unten  an  der 
Spitze  mit  schwarzbraunem  Fleck ;  die  Trochanteren  an  der  Spitze 
mit  ebensolchem  Querfleck ;  die  übrigen  Glieder  mehr  grünlichgelb ; 
an  der  Spitze  der  Femoren  ein  schmaler  weißer  Ring ,  der  beider- 
seits von  je  einem  fast  gleichbreiten  braunen  ebensolchen  begrenzt 
ist,  an  der  Basis  der  Tibien  ein  schmaler,  undeutlicher,  innen  braun 
begrenzter,  weißer  Ring  und  an  der  Spitze  ein  viel  breiterer,  rein 
weißer,  beiderseits  schmal  braun  begrenzter  Ring;  Metatarsen  und 
Tarsen  ganz  einfarbig. 

Abdomen  im  Grunde  wie  der  Cephalothorax  gefärbt;  eine  von 


-     48     — 

der  Grundfarbe  gebildete,  etwa  1,2  mm  breite,  bis  kurz  vor  den 
Spinnwarzen  gleichbreit  verlaufende  Rückenbinde,  die  in  der  vorderen 
Hälfte  2  zusammenhängende,  länglich  dreieckige,  hinten  quer- 
geschnittene (mit  ein  wenig  abgestumpften  Ecken) ,  dunkelbraune 
Flecken  hat,  die  zusammen  2,2  mm  lang  und  hinten  0,7  mm  breit 
sind;  hinter  diesen  und  damit  zusammenhängend  2  weitere,  etwa 
dreieckige  Flecke,  die  kürzer,  breiter,  hinten  (besonders  der  vorderste) 
in  der  Mitte  ausgerandet  und  vor  allen  Dingen  v^reniger  deutlich  als 
die  vorderen  sind,  indem  sie  nur  von  mehr  oder,  weniger  zusammen- 
geflossenen ,  bräunlichen ,  am  Rande  des  Dreiecks  gelegenen  Punkt- 
flecken gebildet  sind,  während  das  Innere  desselben  hell,  nur  wenig 
dunkler  punktiert,  ist;  zusammen  sind  diese  1,7  mm  lang.  Dann 
folgt  ein  etwa  rhombischer,  hinten  lang  zugespitzter,  in  der  Mitte 
etwas  heller,  bräunlicher  Fleck,  der  eigentlich  aus  3  Winkelflecken 
zusammengesetzt  ist ;  von  der  Mitte  dieses  Flecks  bis  zu  den  Spinn- 
warzen  verschmälert  sich  die  Rtickenbinde  bis  zu  Vs  ihrer  früheren 
Breite,  nachdem  sie  zuerst  jederseits  einen  Yorsprung  gebildet  hat. 
Die  obere  Hälfte  der  Seiten  größtenteils  braun  mit  helleren  Punkten 
und  Längsstrichen,  sowie  mit  Andeutung  dreier  helleren  Schrägstrichen. 
Die  untere  Hälfte  der  Seiten  heller  und  hinten  mit  3  schmalen, 
braunen  Schrägbinden ,  von  denen  die  beiden  hinteren  sich  an  den 
Seiten  der  Spinnwarzen  vereinigen,  weiter  vorn  2  ebensolchen  schrägen 
Längsstreifen,  sowie  dunklere  Punkte  dazwischen.  Der  Bauch  mit  einer 
braunen  Längsbinde,  die  von  der  Spalte  bis  kurz  hinter  der  Mitte 
gleichbreit  (0,7  mm)  verläuft,  und  in  der  Mitte  einen  helleren, 
durch  einen  braunen  Strich  geteilten  Längsstreifen  hat ;  dann  er- 
weitert sie  sich  ein  wenig  zur  Bildung  eines  etwa  quadratischen 
Flecks,  verschmälert  sich  dann  plötzlich  und  bildet  einen  bis  zu  den 
Spinnwarzen  reichenden ,  ellipsenförmigen ,  vorn  fast  losgetrennten 
Fleck,  der  beiderseits  einen  kleinen  zahnförmigen  Vorsprung  hat. 
Epigaster  bildet  einen  großen ,  herzförmigen ,  in  der  Mitte  dunkel 
rötlichbraunen ,  an  den  Seiten  hinten .  sowie  an  der  Spitze  vorn 
schwärzlichen  Fleck,  der  am  Hinterrande  einen  helleren  Querstreifen 
und  eine  dunklere  Mittellinie  zeigt. 

6  subad.  Cephalothorax  1,7  mm  lang,  1,7  mm  breit.  Abdomen 
4,5  mm  lang,  2,3  mm  breit.  —  Beine :  1  Femur  7,5,  Patella  +  Tibia 
7,5,  Metatarsus  +  Tarsus  13  mm;  H  bezw.  5,6;  5,6;  8,5  mm;  HI 
bezw.  4,5;  4.2;  6,5  mm;  IV  bezw.  6,2;  6;  9  mm  lang.  Totallänge: 
I  28;  H  19,7;  IH  15,2;  IV  21,2  mm.  —  Bei  einem  unreifen  ?  (?) 
mißt  I.  Paar  bezw.  6;  6,5;  10,5,  zusammen  23  mm. 


—     49     — 

Fundort:  Moschi,  Ost- Afrika  (Dr.  Widenmann).  Die  Spinnen 
lebend  in  Stuttgart  angelangt! 

Farn.  Theridiidae. 
Theridiuni  Walck.  1805. 

22.  Theridium  rtifipes  Luc.  1842. 

Fundorte :  Kribi ,  Kamerun  (Pahl)  :  Kamerun  (Pahl)  ;  Moschi, 
Ost-Afrika  (Dr.  Widenmann;  die  Spinnen  lebend  in  Stuttgart  an- 
gelangt!). 

LatrodectiiS  Walck.  1805. 

23.  Latr odectus  Menavodi  Vins.  1863. 
Fundort:  Madagaskar  (Sikorä). 

24.  Latr  odectus  cinctus  Blackw.  1865. 

Fundort:  Kisulud,  Ost -Afrika  (v.  Barth)  —  $.  Metatarsus 
I  4,5 ,  Tarsus  I  2  mm  lang :  ersterer  also  nicht  dreimal  so  lang 
als  der  Tarsus. 

Farn.  Argiopidae. 

Zeucauge  A.  White  1841. 

25.  Leucauge  unguJata  (Karsch)  1879. 

Je  ein  Exemplar  ($)  von  Kribi,  Kamerun  (Pahl)  und  Lome, 
Togoland  (Schneider).  Bei  beiden  hat  Abdomen  sowohl  vorn  als 
hinten  je  2  Paare  schwarzer  Flecke,  was  mit  der  Originalbeschreibung, 
aber  nicht  mit  derjenigen  von  Thorell  in  „Araneae  Camerunenses" 
stimmt. 

Größe:  $  Cephalothorax  3,  Abdomen  4,4  mm  lang.  — •  Beine: 
I  Femur  5,  Patella  +  Tibia  5,5,  Metatarsus -f  Tarsus  7,5  mm;  II 
bezw.  4;  4;  5,5  mm;  III  bezw.  2,3;  2;  2,5  mm;  IV  bezw.  3,5;  3; 
4  mm  lang.     Totallänge:  I  18 ;  11  13,5;  III  6,8;  IV  10,5  mm. 

Nephila  Leach  1815. 

26.  Nephila  femoralis  (Luc.)  1858. 

Aus  West -Afrika  liegen  eine  ganze  Anzahl  Exemplare  vor: 
Goldküste  (H.  Simon  ded.;  v.  Barth,  L.  Wiessner);  Akropong,  Gold- 
küste (Dieterle)  ;  Kamerun  (Leimenstoll  ,  Haas)  ;  Dualla ,  Kamerun 
(Gebr.  Spellenberg)  ;  Akem  (Bender)  ;  Lome,  Togoland  (Schneider)  ; 
Akropong  (v.  Barth)  ;  Elmina  (Leimenstoll)  ;  West- Afrika  (Dr.  Ehrle)  ; 
Akuse  (Bender)  ;  Malimba  (Pahl). 

Die  Zeichnung    der   erwachsenen  Exemplare  ist  sehr  konstant. 

■Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190G.  4 


-     50     — 

Eine  dunklere  Varietät  liegt  jedoch  aus  Kamerun  (Pahl)  vor ;  bei 
dieser  verlängern  die  bei  der  Hauptform  vorhandenen  8  braunen 
Seitenbinden  sich  quer  über  den  Rücken  und  fließen  daselbst  zu- 
sammen, so  daß  ein  zusammenhängend  gelbes  Querfeld  nur  am  Vorder- 
rande, vor  dem  I.  Muskelpunktpaar,  übrig  bleibt ;  der  Rücken  ist  doch 
hinter  der  Mitte  heller  braun  als  die  Seiten.  Die  Muskelpunkte  der 
beiden  vorderen  Paare  sind  vorn  von  einem  runden,  gelben  Fleck 
begrenzt.  Braune  Längslinien  hinter  der  Mitte  nicht  vorhanden.  Die 
hintere  Abdachung  ist  ebenfalls  dunkler;  von  gelben  Flecken  sind  nur 
noch  Spuren  vorhanden.  Der  Sternalfleck  wird  aus  2  schmalen,  in  der 
Mitte  zusammenhängenden  Querbinden ,  von  denen  die  vordere  ge- 
rade, die  hintere  recurva  ist,  gebildet.  Abdomen  ist  hinten  etwas 
mehr  zugespitzt  und  die  Tibien  I,  11  und  IV  etwas  stärker  behaart 
als  bei  der  Hauptform.  Länge  nur  30  mm.  Sonst  (inkl.  Epigyne) 
wie  bei  der  Hauptform.   Ich  nenne  diese  Form  var.  ohscurascens  m. 

Von  Kamerun  (Haas)  liegen  ferner  ein  Paar  reifer  und  mehrere 
junge  Tiere  vor,  bei  welchen  die  Beine  keine  gelbe  Femoralringe 
haben ,  wenn  auch  die  Femoren  ein  wenig  heller  als  die  übrigen 
GHeder  sind  (var.  fuscipes  m.). 

Bei  den  jungen  Tieren  ist  die  Behaarung  der  Tibien  etwas 
stärker.  Bei  einem  unreifen  Ex.  von  nur  18  mm  Totallänge  haben 
die  Tibien  I,  H  und  IV  einen  schmalen  und  die  Metatarsen  IV  einen 
breiten  gelben  Mittelring,  und  der  gelbe  Fleck  des  Sternum  verlängert 
sich  als  ein  schmaler  Längsstreifen  nach  hinten  zwischen  den  Coxen  IV. 
Bisweilen  fehlen  die  gelben  Schrägstriche  vor  den  Spinnwarzen  bei 
den  Jungen,  bei  anderen  können  die  Femoralringe  sich  bis  zur  Basis 
erstrecken  und  die  Metatarsen  IV  fast  einfarbig  braungelb  sein. 

Aus  Kribi,  Kamerun  (Pahl)  und  Malimba  (Pahl)  liegen  ganz 
junge  Nephilen  vor,  die  ich  für  N.  femoralis  halten  möchte.  Sie 
weichen  von  den  erwachsenen  hauptsächlich  dadurch  ab ,  daß  das 
gelbe  Rückenfeld  mit  einer  schmalen ,  vorn  ein  wenig  erweiterten, 
beiderseits  durch  eine  Reihe  weißlicher  Flecke  begrenzten,  braunen 
Mittelbinde  geschmückt  ist,  die  vorn  mit  der  braunen  Basalbinde 
zusammenfließt.  Alle  Tibien  oder  wenigstens  I,  II  und  IV  mit 
gelbem  Mittelring,  und  die  Metatarsen  in  der  Basalhälfte  gelbhch. 
Der  Bauch  braun  mit  2  sehr  schmalen,  geraden,  scharf  begrenzten, 
leuchtend  weißen  Querbinden,  von  denen  die  vordere  bisweilen  fehlt, 
die  hintere  bisweilen  beiderseits  schwarz  angelegt  ist.  Sternum  weiß- 
gelb, mit  oder  ohne  dunklerem  Rand.  Bisweilen  die  ganzen  Meta- 
tarsen und  Tarsen  hellgelb.     Die  Tibien  behaart. 


—     51     — 

27.  Nephila  Lucasi  Sim.  1887. 

Fundorte  :  Duala,  Kamerun  (Gebr.  Spellenberg)  ;  Goldküste 
(A.  Müller)  ;  Akem  (Bender)  ;  Akem  (Mohr). 

Die  sehr  kleine  Epigyne  bildet  einen  abgerundeten,  schwarzen 
Querhöcker,   der  etwa  1  mm  breit  und  halb  so  lang  ist,  und  oben 
2   kleine,    tiefe,    runde    Gruben,    die    unter   sich   in    ihrem    Durch- 
messer   entfernt   sind ,    hat.  —  Länge    der   Beine :    I  Coxa  +  Troch. 
6,5 ;    Femur   29,    Patella  +  Tibia  28,  Metatarsus  34,  Tarsus  6  mm 
Ilbezw.  6;  23,5;  22,5;  27,5;  5,5  mm;  III  bezw.  5;  16,5;  12;  15,5 
4,5  mm;   IV  bezw.  6,5;   28;  22;  34;  6  mm.     Totallänge:  I  103,5 
II  85;  III  53,5;  IV  96,5  mm. 

Bei  einem  jungen  Tier  von  15  mm  Totallänge  sind  Cephalo- 
thorax ,  Beine  und  Palpen  einfarbig  hellbraun,  Abdomen  im  Grunde 
gelb  mit  weißlichen  Zeichnungen  wie  bei  den  Alten. 

28.  Nepliila  madagas cariensls  (Vins.)  1863. 
Zwei  Weibchen  von  Tanga,  Ost-Afrika  (Dr.  Beerwald). 

29.  Nephila  pilipes  (Luc.)  1858. 

Fundorte:  Akropong,  Goldküste  (Dieterle);  Goldküste  (Wiessner, 
V.  Barth,  A.  Müller);  Akuse,  West- Afrika  (Bender);  Malimba,  West- 
Afrika  (Pahl);  West- Afrika  (Dr.  Ehrle).  Aus  Uhehe,  D.  Ost- Afrika 
(Nigmann)  mehrere  stark  beschädigte  Exemplare,  die  wahrscheinlich 
pilipes  sind. 

30.  Nephila  nigra  (Vins.)  1863. 

$.  Epigyne  erscheint  als  ein  hoher,  abgerundeter  Querwulst, 
vor  welchem  (wie  gewöhnlich  bei  den  Nephilen)  eine  tiefe  Grube 
gelegen  ist;  an  der  hinteren  Seite  hat  er  eine  seichte  Querfurche, 
die  hinten  (unten)  von  einer  scharfen  Querfalte  begrenzt  ist.  —  Bei 
beiden  vorliegenden  Exemplaren  ist  Abdomen  oben  und  unten  schwarz, 
beim  einen  oben  an  der  Spitze  und  Basis  ein  wenig  gelblich ;  trocken 
gesehen  erscheint  es  oben  und  an  den  Seiten  reich  mit  silberweißen 
Haaren  bekleidet. 

Totallänge  22  mm.     Cephalothorax  13  mm  lang,   10  mm  breit. 

Abdomen    21    mm   lang    und    11   mm   breit.     Die    beiden    mittleren 

Punktpaare    des  Abdominalrückens   bilden  Trapeze,    von   denen    das 

vordere  vorn  2,  hinten  3,5  mm  breit  und  6  mm  lang,    das  hintere 

vorn  3,5,  hinten  4,5  mm  breit  und  4,5  mm  lang  ist.   —  Länge  der 

Beine:  I  Coxa  +  Troch.  4,5,  Femur  18,5,  Patella  +  Tibia  21,  Meta- 

4* 


—     52     — 

tarsus  25,  Tarsus  5  mm:  II  bezw.  4.5;   18;  18:  21 ;  4  mm;  III  bezw. 
4;  10,5;  9;  10,5;  3  mm;  IV  bezw.  5:  18;  15:   18:  3  mm.     Total- 
länge: I  74;  II  65,5;  III  37;  IV  59. 
Fundort :  Madagaskar  (Sikora). 

31.  Nephila  senegalensis  (Walck.)  1837,  snbsp.  nind- 
huhensis  Strand  n.  subsp.  und  sabsp.  Keyserlmgi  Blackw.  1865. 

Von  Windhuk  liegen  Exemplare  vor,  die  unter  den  bisherigen 
4  Unterarten  (cfr.  Pocock  in  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.  1898)  am  besten 
mit  Keyserlingi  Bl.  übereinstimmen,  jedoch  so  ^ehr  abweichen, 
daß  die  Aufstellung  einer  neuen  Subspezies  berechtigt  sein  wird. 
Der  Lippenteil  ist  tiefschwarz,  nur  an  der  äußersten  Spitze  gelb, 
also  ohne  hellere  Mittellinie.  Sternum  einfarbig  gelb,  schmal  braun 
umrandet.  Die  beiden  hinteren  Femoren  gelb  mit  einem  schmalen 
braunen  Apicalring ;  die  beiden  vorderen  einfarbig  dunkelbraun.  Die 
übrigen  Glieder  dunkelbraun  bis  schwarz  mit  Ausnahme  je  eines 
gelben  Mittel-  und  Apicalringes  an  den  Tibien  I  und  II;  diese  Ringe 
sind  schmäler  als  ihr  Zwischenraum.  Das  Tarsalglied  der  Palpen 
ist  in  der  Basalhälfte  schwach  gebräunt,  in  der  Endhälfte  tief- 
schwarz. Abdomen  hat  oben  vier  Paare  großer,  gelber  Flecke ,  die 
aber  immer  sehr  schmal  getrennt  und  bei  dem  einen  Exemplare  zu- 
sammengeflossen sind.  Die  vordere  der  unteren  Querbinden  kann 
schmal  unterbrochen   sein. 

Ein  S  von  derselben  Lokalität  weicht  von  Simonis  Beschreibung 
(Ann.  soc.  ent.  France  1885)  der  typischen  Form  dadurch  ab,  daß 
das  Bauchfeld  zwischen  den  hellen  Längsbinden  schwärzlich  ist,  und 
das  Sternum  eine  schmale,  weißliche  Mittelbinde  hat,  sowie  daß  die 
Metatarsen  eben  in  der  Endhälfte,  nicht  an  der  Basis,  am  hellsten 
sind ;  dieser  Unterschied  ist  doch  undeutlich.  Ferner  hat  nicht  nur 
Femur  I,  sondern  auch  II  vorn  1.  1.  1  Stacheln,  die  aber  ganz 
klein  sind.  Diese  Abweichungen  werden  wahrscheinlich  auch  sub- 
spezifischer Natur  sein.  Länge  der  Beine :  I  Coxa  +  Troch.  +  Femur  6,5, 
Patella  +  Tibia  5,  Metatarsus  6,5,  Tarsus  2  mm;  II  bezw.  5;  4;  5,5; 
1,8  mm;  III  bezw.  4,8;  3,5;  4,5;  1,5  mm;  IV  bezw.  3;  2;  2,5; 
1  mm.     Totallänge:  I  20;  II  16,3;  III  14,3;  IV  8,5  mm. 

Von  Bagamoyo  (Dr.  Strudel)  ein  Weibchen  der  Unterart  Keyscr- 
lingi  Blackw.  ;  es  weicht  von  der  Originalbeschreibung  dadurch  ab, 
daß  Sternum  keinen  dunklen  Mittelfleck,  dagegen  zwei  große  braune 
Seitenrandflecke  hat,  Tibia  III  hat  unten  vorn  einen  kleinen  gelben 
Mittelfleck  und  die  hintere  Querbinde  des  Bauches  ist  unterbrochen. 


—     53     — 

32.  Nephila  cruentata  (Fabr.)  1793. 

$.  Die  von  Karsch  (Übersicht  der  in  Mosambique  ges.  Arachn.) 
gegebene  Beschreibung  und  Figur  der  Epigyne  paßt  eigentlich  nur 
auf  stark  gravide  Weibchen  und  selbst  bei  diesen  ist  die  hintere 
.^Scheibe"  kaum  länger  als  breit.  Bei  anderen  Exemplaren  macht 
sich  hinten  jederseits  ein  kugelrunder,  tief  schwarzer,  stark  glänzender 
Höcker  bemerkbar,  während  das  Zwischenstück  („Scheibe"  Karsch) 
wenig  vortritt,  z.  T.  von  Haaren  vom  vorderen  Querwulste  überdeckt 
und  deutlich  breiter  als  lang  ist.  Die  Breite  ist  1,7,  die  Länge  vorn 
Hinterrande  des  Querwulstes  bis  zur  Spitze  der  Scheibe  nur  0,7  mm. 
Vor  dem  Wulste  eine  schwarzbraune,  trapezförmige  Grube,  die  hinten 
bei  weitem  am  tiefsten  sowie  etwas  breiter  ist. 

Die  meisten  Exemplare  gehören  den  helleren  Varietäten  an,  bei 
welchen  das  Abdomen  größtenteils  gelb  ist. 

Lok.:  West- Afrika,  (1$).  —  Goldküste,  Hrafa  (Spieth).  — 
Bagamoyo  (Dr.  Steudel)  1  $.  —  Lome,  West-Afrika  (Schneider),  3  $; 
bei  zwei  dieser  ist  Abdomen  oben  fast  einfarbig,  nur  mit  Muskel- 
punkten ,  beim  einen  hellgelb ,  beim  andern  mehr  gelbbräunlich. 
—  Lome,  West- Afrika,  Togoland  (Schneider),  5  $,  die  sämtlich 
der  von  Gerstäcker  als  gemmlis  beschriebenen  Form  angehören.  — 
Goldküste  (A.  Müller)  1  $.  —  Kamerun  (Pahl)  (1  $).  —  Gold- 
küste (Frey)  (1  $).  In  demselben  Glas  befand  sich  ein  Kokon, 
der  einen  Durchmesser  von  22  mm  bei  einer  Höhe  von  10  —  12  mm 
hatte,  an  der  einen  Seite  ziemlich  flach  und  mit  fester  Hülle,  an 
der  andern  mehr  gewölbt  und  mit  anscheinend  weniger  soliden  Hülle. 
Inhalt  550  Eier,  die  1,5  mm  im  Durchmesser  und  gelbbräunlich  ge- 
färbt waren.  Der  Kokon  graugelblich.  —  Malimba,  West-Afrika 
(Pahl)  (2  unr.  $).  —  Kribi,  Kamerun  (Pahl)  3  $.  —  Dualla,  Kamerun 
(Gebr.  Sj'ellenberg)  3^.  -~   Akem,  Westafrika  (Bender)  (1  Ceph.!). 

Ai'glope  Aüd.  et  Sav.  1827. 

33.  Argiope  Pechueli  Karsch  cum  var.  Freussi  Strand  n.  v. 
Fundorte :  Süd-Kamerun  (Preuss)  ;  Lome,  West-Afrika  (Schneider). 
PococK   führt   diese    Art  (Proc.   Zool.  Soc.   1899)  als  Synonym 

von  Ä.  ßavipalpis  auf.  Das  ist  aber  ein  Irrtum ;  die  beiden  Arten 
sind  sogar  sehr  verschieden.  Schon  in  Körperform  unter  sich  stark 
abweichend ;  bei  Fechueli  sind  die  beiden  hinteren  Seitenlobi  des 
Abdomen  erheblich  länger  und  viel  stärker  zugespitzt  als  bei  flavi- 
palpis ,  während  der  vordere  Seitenlobus  sehr  klein  oder  bisweilen 
vielleicht  ganz  fehlt.    Die  Höcker  des  Vorderrandes  sind  bei  Peclmeli 


—     54     — 

viel  spitzer  und  höher.  Und  die  Epigynen  sind  gänzlich  verschieden. 
Diejenige  von  Pechueli  bildet  einen  hellgelben,  vorn  dunkelbraun, 
hinten  schwärzlich  begrenzten,  bezw.  umrandeten,  glatten,  glänzenden, 
abgerundeten  Querhöcker,  der  etwa  dreimal  so  breit  als  lang  ist 
(bezw.  1,5  und  0,5  mm),  hinten  schwach  nach  hinten  konvex  gebogen, 
vorn  gerade  oder  in  der  Mitte  ein  klein  wenig  ausgerandet;  an 
seiner  Hinterseite  jederseits  eine  schwarze  Grube,  die  von  oben  nicht 
sichtbar  ist,  nur  von  hinten,  und  bisweilen  fast  gänzlich  von  einer 
Falte  der  umgebenden  Bauchhaut  verdeckt  wird. 

Die  Färbung  variiert  ganz  außerordentlich.  Die  Beine  sind 
bald  hellgelb  mit  tiefschwarzen  bis  hellbraunen  Ringen,  bald  einfarbig 
schwarz  (siehe  unten!).  Ebenso  variiert  der  Rücken  von  hellgelb 
bis  schwärzlich.  Die  Zeichnung  des  Abdomen  scheint  dagegen 
konstant  zu  sein,  und  die  Palpen  sind  immer  einfarbig  gelb. 

Das  Exemplar  von  Kamerun  weicht  durch  seine  dunkle  Färbung 
so  sehr  von  der  Hauptform  ab,  daß  es  als  eine  besondere  Varietät 
abgetrennt  zu  werden  verdient  (var.  Preussi  m.).  Beine  einfarbig 
tiefschwarz,  nur  die  Coxen  und  Trochanteren  unten  schmal  hellgelb 
längsgestreift.  Sternum  schwarz  mit  schmaler,  weißlicher  Mittelbinde, 
die  so  breit  als  die  Spitze  der  Tibien  IV  und  überall  fast  gleichbreit 
ist,  aber  die  Spitze  des  Sternum  nicht  ganz  erreicht.  Lippenteil 
und  Maxillen  schwarz  mit  weißlicher  Spitze,  bezw.  Innenrand.  Man- 
dibeln  schwarz,  Clypeus  und  Augenfeld  schwarzbraun.  Cephalothorax 
oben  graugelblich.  Palpen  weißgelb,  an  der  Spitze  schmal  schwärz- 
lich; die  Spitze  des  Tibialgliedes  außen  und  innen  schmal  schwarz 
umrandet,  die  schwarze  Behaarung  des  Gliedes  stark  abstechend. 
Abdomen  mit  breiter ,  tiefschwarzer  Basalbinde ,  die  sich  an  den 
Seiten  nach  hinten  bis  zur  Mitte  des  Bauches  erstreckt.  Der  Rücken 
ist  dunkelbraun,  vorn  ein  wenig  heller,  mit  tiefschwarzen  Querlinien 
(etwa  8)  und  dazwischen  schwarzen  Punkten  und  Strichen,  die  eine 
höchst  verworrene  Zeichnung,  wie  bei  der  Hauptform,  bilden.  Die 
Zeichnungen  der  Unterseite  ebenfalls  wie  bei  der  Hauptform,  nur 
viel  dunkler,  so  daß,  mit  Ausnahme  der  vorn  deutlich  hellgelben 
Seitenbinden,  die  ganze  Unterseite,  flüchtig  angesehen,  schwarz  er- 
scheint. —  Etwas  größer  als  die  Hauptform:  Totallänge  19  mm: 
Abdomen  13,5  mm  lang,  zwischen  den  beiden  Vorderrandhöckern 
6  mm  breit,  zwischen  den  Spitzen  der  mittleren  Seitenhöcker  so 
breit  als  lang  (13,5  mm):  diese  Höcker  sind  reichhch  3  mm  lang 
und  an  der  Basis  2,5  mm  breit.  —  In  demselben  Glas  befand  sich 
ein  Haufen    dicht   zusammengeklebter,   aber   nicht   in  Kokon   einge- 


—     55     — 

schlossenev,  weißlichgelber,  sehr  kleiner  Eier;  er  war  flachgedrückt, 
eüipsoidisch,  15  mm  lang,  8  mm  breit  und  5  mm  hoch.  Die  Anzahl 
der  Eier  wird  außerordentlich  groß  gewesen  sein. 

34.  Argiope  lohata  (Fall.)  1772. 
Fundort:  Süd-Afrika,  Bomangwatoland. 

35.  Argiope  nlgrovittata  Thorell  1859. 

Fundorte :  Parapato  (Fluß,  Ost- Afrika)  (Kässer)  ;  Windhuk  (Dr. 

Sander). 

Ci/rt02)hora  Sim    1864. 

36.  Cyrtophora  citricola  (Foksk.)  1775. 

Fundorte:  Malimba,  West -Afrika  (Pahl);  Kamerun  (Pahl)  ; 
Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

Nenioscolus  Sim.  1895. 

37.  Nenioscolus  caudifer  Strand  n.  sp. 

$.  Die  hinteren  Tarsen  unten  unregelmäßig  beborstet.  —  Die 
große,  ziemlich  tiefe  Rückengrube  ist  stark  recurva  gebogen,  hinten 
in  der  Mitte  mit  einer  kleinen,  nach  hinten  gerichteten  Längsfurche. 
—  Von  den  typischen  Nenioscolus  durch  die  Form  des  Abdomen 
verschieden. 

Femur  I  vorn  mit  einer  Längsreihe  von  5 — 6  Stacheln,  sowie 
oben  an  der  Spitze  1  Stachelborste ;  II  und  IV  ebenfalls  an  der 
Spitze  1  Stachelborste,  aber  weiter  nichts.  Alle  Patellen  oben  an 
der  Spitze  1  Borste.  Alle  Tibien  oben  an  der  Basis  ebenfalls 
1  Borste,  I  außerdem  vorn  1.  1.  1  Borsten,  II  vorn  jedenfalls  1.1, 
beide  hinten  1  in  der  Endhälfte,  III  vorn  1  Stachelborste,  IV  scheint 
nur  die  Basalborste  zu  haben.  Alle  Metatarsen  (die  beiden  vorderen 
stark  gebogen)  oben  an  der  Basis  1  Stachelborste.  Die  Palpen  an 
den  beiden  letzten  Gliedern  mit  vielen  langen,  fast  gerade  abstehenden 
Borsten. 

Cephalothorax  und  Beine  bräunlichgelb;  am  ersteren  die  Augen 
in  schmalen  schwarzen  Ringen  und  ein  kleiner  brauner  Fleck  oder 
Strich  in  der  Kopffurche  hinten  in  der  Mittellinie;  an  den  Beinen 
alle  Femoren  an  der  Spitze  mit  unvollständigem  braunen  Ring,  die 
Tibien  mit  einem  vollständigen  ebensolchen,  die  Patellen  an  der 
Spitze  ein  wenig  gebräunt.  Palpen  wie  die  Beine,  doch  in  der  inneren 
Hälfte    ein   wenig    heller.      Mandibeln    wie   der    Cephalothorax,    die 


-     56     - 

Klaue  an  der  Basis  beiderseits  schwärzlich,  sonst  hellrötlich.  Maxillen 
gelbbraun,  Lippenteil  und  Sternum  braun,  alle  fein  schwarz  umrandet. 
Abdomen  war  mit  einer  losen,  abzustreifenden  Haut  versehen,  so  daß  die 
Färbung  vielleicht  nicht  ganz  die  normale  ist:  bräunlich  mit  glän- 
zenden Silberflecken,  von  denen  in  der  Mitte  zwei  Reihen  von  je  3, 
die  wohl  bisweilen  zu  Querflecken  verschmelzen,  beiderseits  dieser, 
am  Rande  der  Rückenfläche,  eine  Reihe  von  4  Flecken,  von  denen 
No.  1  (von  vorn)  und  3  erheblich  größer  als  2  und  4  sind,  sowie 
im  Niveau  damit  an  der  Basis  jederseits  ein  größerer  Längsfleck,  welche 
Flecke  vielleicht  an  der  Basis  zusammenschmelzen.  Weiter  unten  an 
den  Seiten  ein  Paar  kleinerer  Silberflecke ;  die  Seiten  vorn  gegen  den 
Bauch  hin  etwas  dunkler.  Letzterer  mit  einem  großen,  trapezförmigen, 
hinten  breiteren  Fleck  hinter  der  Spalte,  der  beiderseits  und  hinten 
von  einem  helleren  Strich  umfaßt  wird.  Spinnwarzen  gelbbraun, 
beiderseits  ein  dunkelbrauner  Fleck.  Die  Hinterseite  (oberhalb  der 
Spinn  Warzen)  einfarbig  hellbraun. 

Abdomen  von  oben  gesehen  eiförmig  mit  dem  hinteren  Ende 
kurz  und  scharf  zugespitzt,  die  größte  Breite  etwa  in  der  Mitte,  vorn 
breit  zugerundet.  Von  der  Seite  gesehen  erscheint  die  Bauchseite 
ganz  gerade  und  Epigaster  und  Spinnwarzen  in  demselben  Niveau, 
die  Oberseite  in  der  vorderen  Hälfte  stark  nach  oben  und  vorn 
gewölbt  und  einen  großen  Teil  des  Cephalothorax  bedeckend,  hinter 
der  Mitte  abfallend,  eine  kleine  Einsenkung  bildend  und  hinten  in 
eine  horizontal  gerichtete,  ganz  scharfe  Spitze  ausgezogen.  Die 
hintere  Seite  ist  in  der  unteren  Hälfte  senkrecht,  dann  stark  schräg 
nach  oben  und  hinten  gerichtet.  Die  Spinnwarzen  deutlich  näher 
der  Abdominalspitze  als  dem  Petiolus  (bezw.  1,5  und  2  mm). 

Epigyne  erscheint  in  Spiritus  gesehen  als  ein  dunkelbraunes, 
abgerundetes  Feld,  das  etwas  breiter  als  lang  ist  und  hinten  von 
einem  schwach  erhöhten,  breiten,  gerundeten,  durch  zwei  schwache, 
schwarze  Furchen  dreigeteilten  Rand  begrenzt  wird;  der  mittlere 
dieser  Randabschnitte  ist  kleiner  als  die  beiden  seitlichen.  In  der 
Mitte  des  Genitalfeldes  ein  abgerundetes,  heller  gefärbtes,  von  einer 
schmalen,  dunkler  gefärbten  Linie  begrenztes  Mittelstück.  Trocken 
gesehen  erscheint  Epigyne  als  eine  vorn  breit  gerundete  und  von 
einem  schmalen,  scharf  erhöhten  Rand  begrenzte  Grube,  die  hinten 
etwas  verschmälert  ist. 

Totallänge  5  mm.  Am  L  Paar  ist  Femur  3,2,  Patella  r  Tibia 
3,2,  Metatarsus  +  Tarsus  3,1  mm;  IV  bezw.  2,2;  1,5;  2  mm. 

Fundort:  Malimba,  West- Afrika  (Pahl). 


—     57     — 

Aranea  (L.)  1758. 

38.  Äranea  Leimenstolli  Strand  n.  sp. 

(j.  Bestachelung.  Alle  Femoren,  besonders  I  und  II,  sehr 
kräftig  und  viel  dicker  als  die  übrigen  Glieder ;  I  und  II  vorn  in  der 
Endhälfte  mit  einer  oberen  Reihe  von  4  starken  und  einer  unteren 
von  2  kleineren  Stacheln,  oben  1.  1.  1.  1,  hinten  1.  1,  unten  6 
starke,  vertikale  Stacheln;  III  oben,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1.  vorn 
an  der  Spitze  weiter  unten  noch  1,  unten  4  Stacheln ;  IV  vorn  2.  2, 
oben  1.  1.  1.  1,  hinten  1.  2.  2,  unten  hinten  ca.  4  Stacheln.  Die 
Patellen  stark  abgeflacht  mit  der  größten  Breite  kurz  vor  der  Spitze; 
I  und  II  jederseits  2.  2,  III  und  IV  vorn  und  hinten  je  1  Stachel ; 
alle  oben  an  der  Spitze  1  Stachel  und  jedenfalls  die  hinteren  an 
der  Basis  oben  1  kleine  Stachelborste.  Tibia  I  zylindrisch,  ohne 
besondere  ^Auszeichnungen ,  oben  1.  1.  1.  1.  hinten  1.  1.  1,  vorn 
4  Stacheln,  von  denen  der  vorletzte  bei  weitem  der  dickste  und 
längste  ist,  unten  vorn  eine  Reihe  von  5,  von  denen  ebenfalls  der 
vorletzte  viel  größer  ist ,  unten  hinten  auch  5  Stacheln.  Tibia  11 
nicht  besonders  verdickt,  aber  charakteristisch  bestachelt:  oben  4, 
hinten  3 ,  vorn  5,  unten  hinten  4  sehr  starke  Stacheln,  unten  vorn 
1  Stachel  an  der  Spitze ,  sowie  eine  von  der  Basis  bis  zur  Spitze 
reichende  Binde  von  kurzen,  starken,  sehr  schräg  gestellten  Stacheln, 
die  so  dicht  stehen,  daß  die  Haut  fast  gänzlich  verdeckt  wird ;  diese 
Binde  besteht,  wo  sie  am  breitesten  ist,  aus  5  Reihen  Stacheln,  ver- 
schmälert sich  aber  an  beiden  Enden  zu  einer  oder  zwei  Reihen. 
Die  Tibien  III  und  IV,  sowie  alle  Metatarsen  ebenfalls  sehr  reich 
und  stark  bestachelt.  —  Die  Bewehrung  der  Tibia  II  stimmt  mit 
Karsch's  Beschreibung  seiner  Epeira  penicÄllipes  überein  und  seine 
Figur  des  männlichen  Palpus  hat  die  größte  Ähnlichkeit;  die  drei 
Fortsätze  des  Bulbus  und  der  obere,  vorwärts  gerichtete  Tibialfort- 
satz  scheinen  bei  beiden  Arten  gleich  zu  sein,  dagegen  ist  der  untere, 
gegen  die  Spitzen  der  Fortsätze  vom  Bulbus  gerichtete  Tibialfortsatz 
bei  meiner  Art  an  der  Basis  stark  aufgeschwollen  und  vielfach  dicker 
als  an  der  ganz  kurzen  und  scharf  abgesetzten  Spitze,  während  er 
bei  penicilUpes  als  fast  gleichbreit,  ganz  schwach  und  allmählich 
gegen  das  Ende  zugespitzt,  dargestellt  ist.  —  Abdomen  erscheint 
von  oben  als  ein  gleichseitiges  Dreieck  mit  abgerundeten  Ecken; 
die  größte  Breite  vor  der  Mitte,  der  Vorderrand  gerade,  der  Rücken 
abgeflacht,  die  Spinnwarzen  von  oben  gesehen  nicht  sichtbar,  wenn 
auch  ein  wenig  vorstehend ;  von  der  Seite  gesehen  erscheinen  Rücken- 
und  Bauchseite  parallel  und  die  Höhe  des  Abdomen  2,5  mm. 


—     58     — 

Cephalothorax  hell  rotgefärbt  mit  einer  unbestimmten  bräun- 
lichen Binde  jederseits  des  Brustteiles  und  einem  großen  schwarzen 
Randfleck  über  der  Einlenkung  der  Palpen ;  die  Behaarung  scheint 
lang  und  weiß  gewesen.  Die  lange  (2  mm),  schmale,  ganz  tiefe 
Mittelritze  schwarz.  Die  Beine  wie  der  Cephalothorax,  gegen  die 
Spitze  heller,  gelbhcher,  an  den  Femoren  II  zwei  bräunliche  Ringe 
angedeutet,  die  übrigen  Glieder  am  Ende  gebräunt;  die  Tibien  I 
und  II  viel  dunkler  mit  einem  schwärzlichen  Mittelring.  Mandibeln 
röthchgelb,  Sternum  hellgelb,  Maxillen  und  Lippenteil  dunkelbraun 
mit  weißlichem  Innenrand  bezw.  Spitze.  —  Abdomen  im  Grunde 
olivenfarbig  grüngelb,  vorn  einfarbig,  nur  fein  und  undeutlich  heller 
und  dunkler  marmoriert,  in  und  hinter  der  Mitte  mit  einem  dunkleren 
Folium,  das  jederseits  vier  Auszackungen  bildet,  die  hinten  durch 
je  einen  schwarzen  Strich  begrenzt  sind,  und  in  seiner  Mitte  drei 
nahe  beisammenliegende  dunkle  Längslinien,  sowie  je  eine  solche  an 
den  Seiten  einschließt;  diese  seitlichen  Längslinien  sind  mit  je  einem 
kleinen  schwarzen  Schrägfleck,  den  Auszackungen  entsprechend,  ge- 
zeichnet. Ferner  hat  das  Folium  vorn  in  der  Mitte  drei  weiße,  runde, 
im  Inneren  mit  je  einem  dunkleren  Punkt  versehene  Flecke ,  von 
denen  die  zwei  vorderen  dicht  nebeneinander  liegen.  Der  Rücken 
hat  4  Paare  brauner  Muskelpunkte ;  diejenigen  der  beiden  vorderen 
Paare  sind  bei  weitem  die  größten  und  bilden  ein  Trapez,  das  vorn 
1,2,  hinten  2,  an  den  Seiten  1,4  mm  ist;  die  Punkte  des  I.  Paares 
sind  rund  und  unter  sich  so  weit  als  vom  Vorderrande  entfernt,  die 
des  IL  Paares  etwa  doppelt  so  groß  und  in  die  Quere  gezogen.  Das 
Trapez  des  II.  und  III.  Punktpaares  ist  vorn  2,  hinten  1,2,  an  den 
Seiten  1  mm,  während  das  des  III.  und  IV.  ein  Rechteck  bilden,  das 
vorn  und  hinten  1,2,  an  den  Seiten  1  mm  ist.  Was  aber  die  Rücken- 
zeichnung am  meisten  charakterisiert,  sind  zwei  große  (1,2  X  1  mm), 
eckige,  schräg  gestellte,  schwarze  oder  schwarzbraune  Flecke,  die 
vorn  die  Punkte  des  IL  Paares  berühren,  während  sie  mit  dem  etwas 
schmäleren  Hinterende  schräg  nach  außen  und  hinten  gerichtet  sind. 
Die  Seiten  vorn  undeutlich  heller  und  dunkler  quergestreift.  Jeder- 
seits der  braunen  Spinnwarzen  2  und  hinter  denselben  2 — 3  kleine 
weißgelbe  Flecke.  Das  Bauchfeld  schwärzlich  mit  zwei  runden, 
nebeneinander  gelegenen  gelblichweißen  Flecken  in  der  Mitte.  Epi- 
gaster  hellbraun. 

Cephalothorax  .5,5  mm  lang,  4,5  mm  breit.  Abdomen  5  mm 
lang,  4,5  mm  breit.  —  Beine:  I  Coxa  +  Troch.  2,  Femur  5,5, 
Patella  +  Tibia  7  (Metatarsus  +  Tarsus  fehlen!);  II  bezw.  1,9;  5,2; 


—     59     — 

6:  Metatarsus  4,  Tarsus  2  mm;  III  bezw.  1,5;  3,5;  3,5:  2;  1,1  mm; 
IV  bezw.   1,8;  5,1;  5,5;  4,2  (Tarsus  fehlt!)  mm. 
Fundort:   Elmina,  West-Afrika  (Leimenstoll). 

39.  Aranea  eresifrons  (Poe.)   1898. 

Fundorte :  Dualla ,  Kamerun  (Gebr.  Spellenberg)  ;  Bagamoyo 
(Dr.  Steudel). 

Beim  letzteren  Exemplar  ist  die  schwarze  Basalbinde  des  Ab- 
domen in  der  Mitte,  oberhalb  der  weißen  Querlinie,  unterbrochen, 
die  Muskelpunkte  des  I.  und  II.  Paares  gleich  groß  und  die  weißen 
Flecke  der  Unterseite  zusammengeflossen.  Sonst  alles,  inkl.  Epigyne, 
wie  in  der  Originalbeschreibung  angegeben. 

40.  Aranea  riifipalpis  (Luc.)  1858  (scmianmilata  Karsch). 
Fundorte :  Kamerun  (Pahl)  :  Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

41.  Aranea  Ni gmanni  Strand  n.  sp. 

$.  Cephalothorax  4,2  mm  lang,  die  größte  Breite  3,4  mm, 
an  der  Insertion  der  Palpen  2  mm  breit,  ziemlich  niedrig,  oben  ab- 
geflacht, sehr  wenig  gewölbt.  Die  vordere  Augen  reihe  schwach 
procurva ;  das  Feld  der  M.A.  vorn  breiter  als  hinten  und  mindestens 
so  breit  als  lang;  die  vorderen  M.A.  größer  als  die  hinteren.  — 
Abdomen  fast  so  breit  als  lang,  die  größte  Breite  in  der  Mitte, 
vorn  breit,  hinten  ein  wenig  schmäler  abgerundet,  oben  stark  ab- 
geflacht, ohne  Schulterhöcker  ;  die  größte  Höhe  4,5  mm.  Die  Spinn- 
warzen von  oben  nicht  sichtbar;  das  Feld  über  denselben  etwas 
nach  hinten  überhängend.  Von  der  Seite  gesehen  erscheint  Abdomen 
trapezförmig :  die  Rückenseite ,  welche  die  längste  ist ,  parallel  zur 
Bauchseite ,  die  Vorder-  und  Hinterseite  nach  unten  konvergierend  ; 
erstere  etwas  schräger  als  letztere.  Abdomen  ziemlich  dicht  mit 
kürzeren ,  feinen  und  längeren ,  ziemlich  stumpfen  und  dicken ,  aus 
großen,  braunen  Wurzeln  entspringenden  Haaren  besetzt.  —  Epi- 
gyne bildet  einen  aus  einem  dickeren,  vertikalen,  basalen  und  einem 
dünneren,  schräg  nach  hinten  gerichteten,  apicalen  Teil  bestehenden 
Fortsatz ;  ersterer  erscheint  von  der  Seite  gesehen  etwa  gleich  breit 
und  lang,  vorn  rötlich,  hinten  schwarz  gefärbt,  von  vorn  gesehen 
deutlich  breiter  als  lang  und  quergefurcht;  letzterer  ist  ein  wenig 
länger  als  der  vertikale,  sehr  dünn  und  zusammengedrückt,  so  daß 
er  von  der  Seite  vielfach  länger  als  breit  erscheint,  von  oben  und 
etwas    von    vorn    gesehen    erscheint   er    dreieckig,    an    der  Basis  so 


—     60     - 

breit  als  der  Basalteil,  gegen  die  stumpfgerundete  Spitze  verschmälert, 
wenig  länger  als  an  der  Basis  breit,  oben  etwas  ausgehöhlt,  mit 
aufgeworfenem,  nicht  dunkler  gefärbtem  Rande. 

Cephalothorax  hell  rötlichbraun,  lang  und  dicht  weiß  be- 
haart, mit  zwei  feinen  schwarzen  Längslinien  von  den  hinteren  M.A. 
bis  zur  Rückenfurche  und  ein  wenig  dunkleren  Kopffurchen.  Die 
Beine  wie  der  Cephalothorax,  gegen  das  Ende  ein  wenig  heller,  an 
Tibien  und  Metatarsen  je  ein  undeutlich  dunklerer  Ring  in  der  Mitte 
und  am  Ende,  die  Tarsen  ein  wenig  heller  an  der  Basis  als  an  der 
Spitze.  Die  Stacheln  weißlichgelb,  an  der  Basis  und  meistens  auch 
an  der  Spitze  dunkler,  kürzer  als  der  Durcl^messer  der  betreffenden 
Glieder ;  die  längsten  sind  die  der  Vorderseite  der  Ferneren  I.  Palpen 
einfarbig  rötlichgelb.  Mandibeln  wie  der  Cephalothorax;  die  Klaue 
an  den  Seiten  schwärzlich.  Die  Unterseite  des  Cephalothorax 
hell  rötlichbraun ,  etwas  olivenfarbig ;  Sternum  mit  einem  hell- 
gelben, unbestimmt  begrenzten  Mittelstrich,  Lippenteil  an  der  Spitze, 
Maxillen  innen  grauweißlich.  —  Abdomen  olivenfarbig  gelbbraun 
mit  gelben,  verworrenen  Zeichnungen.  An  der  Basis  ein  dunklerer 
Längsfleck,  der  sich  am  Hinterende  erweitert  (ca.  1  mm  breit),  2  mm 
lang  und  beiderseits  hellgelb  angelegt  ist;  er  ist  zwischen  den 
Muskelpunkten  des  L  Paares  ganz  oder  fast  ganz  unterbrochen,  setzt 
sich  aber  hinter  denselben  als  ein  schmaler,  sich  unregelmäßig  ver- 
ästelnder und  gelb  angelegter  Längsstrich  bis  etwas  hinter  der  Mitte 
fort ,  wo  er  sich  in  zwei  zuerst  nach  hinten  divergierende ,  dann 
parallel  verlaufende  feine  Äste  teilt;  wo  diese  sich  trennen,  liegt  ein 
undeutlicher,  größerer,  gelber  Fleck  und  vor  diesem  zwei  kleinere, 
lebhafter  gelbe  Flecke.  Die  Seiten  des  Rückenfeldes  unregelmäßig 
heller  und  dunkler  punktiert  und  gestreift;  an  den  Schultern  einige 
dichter  stehende  gelbe  Flecke.  Vier  Paare  Muskelpunkte,  von  denen 
die  der  beiden  vorderen  Paare  länglichrund,  schräg  gestellt  und  bei 
weitem  die  größten  sind,  und  die  ein  Trapez  bilden,  das  vorn  1,5, 
hinten  2,2,  an  den  Seiten  1,5  mm  ist;  das  Trapez  des  IL  und 
IIL  Paares  ist  vorn  2,2,  hinten  1,6,  an  den  Seiten  1,1  mm  und  das 
des  III.  und  IV.  Paares  vorn  1,6,  hinten  1,5,  an  den  Seiten  1,15  mm 
ist;  die  Punkte  des  letzten  Paares  sind  sehr  klein  und  undeuthch, 
die  der  vorderen  weiß  umringt.  Hinter  der  Mitte  beiderseits  eine 
dunklere  Zickzacklinie  als  Begrenzung  des  Foliums.  Die  Seiten  mit 
undeutlichen,  parallel  verlaufenden,  helleren  Querstreifen,  von  denen 
die  vorderen  die  deutlichsten  sind.  Am  Ende  des  Rückenfeldes  ein 
brauner,  unregelmäßiger  Fleck,  der  aber  vielleicht  ein  Kunstprodukt 


—     61     — 

ist.  Der  Bauch  hellgelb,  an  den  Seiten  nicht  scharf  begrenzt;  kurz 
vor  den  Spinnwarzen  jederseits  ein  bräunlicher  Fleck  und  in  der 
Mitte  vier  Paare  schwarzer  Muskelpunkte:  die  des  I.  Paares  beider- 
seits der  Spitze  des  Nagels  gelegen  und  unter  sich  0,6  mm  entfernt, 
die  des  IL  unter  sich  1,1  mm  entfernt  und  größer  als  die  übrigen, 
die  des  letzten  0,5  mm  unter  sich  und  ein  wenig  mehr  von-  den 
Spinnwarzen  entfernt.  Letztere  sind  braun ,  an  der  Spitze  schmal 
weiß,  an  der  Basis  grau  begrenzt;  beiderseits  derselben  zwei  gelbliche 
Flecke.  Epigaster  braungrau,  in  der  Mitte  hellgrau;  die  Spalte  braun. 
Totallänge  10  mm.  Abdomen  7,5  mm  lang,  7  mm  breit.  Cepha- 
lothorax  4,2  mm  lang.  Sternum  1,85  mm  breit,  2  mm  lang.  Man- 
dibeln    kürzer    als    Patellen   I    (bezw.    2    und    2,2    mm).    —    Beine : 

I  Coxa  +  Troch.  1,7,  Femur  4,2,  Patella  +  Tibia  5,  Metatarsus 
+  Tarsus  4,5  mm;  11  bezw.  1,7;  4;  4,5;  4,2  mm;  III  bezw.  1,5: 
2,6;  2,6;  2,6  mm;  IV  bezw.   2;  4;  4,3;  4mm.     Totallänge:  I  15,4: 

II  14,4:  III  9,3;  IV  14,3  mm. 

Fundort:  Kamerun  (Pahl). 

Die  Art  erinnert  an  Äranea  nautica  (L.  K.)  und  cerviniventris 

(SiM.). 

42.  Äranea  Fahli  Strand  n.  sp. 

$.  Das  Feld  der  M.A.  vorn  breiter  als  hinten  und  länger  als 
vorn  breit.  Die  vordere  Augenreihe  schwach  recurva.  —  Abdomen 
eiförmig,  vorn  und  hinten  fast  gleich  zugespitzt,  mit  der  größten 
Breite  kurz  vor  der  Mitte,  von  der  Seite  gesehen  oben  gleichmäßig 
gewölbt,  hinten  steil  abfallend.  Die  Spinnwarzen  von  oben  nicht 
sichtbar.  Epigyne  ähnelt  sehr  derjenigen  der  folgenden  Art,  aber 
der  horizontale  Teil  des  Nagels  ist  kürzer  und  breiter,  hat  an  der 
Basis  jederseits  einen  großen,  tiefschwarzen  Fleck  und  unmittelbar 
vor  der  Spitze  unten  und  beiderseits  eine  schwache  Einkerbung. 

Cephalothorax  olivenfarbig  graugelb,  mit  einem  braunen, 
nach  hinten  zugespitzten  Längsstrich  von  den  Augen  bis  zur  Rücken- 
grube. Die  Augen  in  schmalen  schwarzen  Ringen.  Mandibeln  wie 
der  Cephalothorax,  an  der  Spitze  ganz  schwach  gebräunt;  die  Klaue 
rötlich ,  beiderseits  schwärzlich.  Maxillen  und  Lippenteil  graugelb, 
an  der  Basis  etwas  dunkler.  Sternum  graubraun,  schmal  schwarz 
umrandet,  mit  breitem,  nach  hinten  zugespitztem,  hellerem  Längs- 
streifen, der  einen  lebhafter  gelb  gefärbten  Fleck  haben  kann.  Beine 
und  Palpen  hell  bräunlichgelb,  an  der  Spitze  des  Tarsalgliedes  schwach 
gebräunt.  —  Abdomen  oben  olivengrau  mit  feiner,  dunklerer  Netz- 


—     62     — 

aderung  und  einer  an  der  Basis  breiten  (1,2  mm),  gegen  die  Spinn- 
warzen sich  allmählich  verschmälernden  und  kurz  vor  denselben  in 
einer  feinen  Spitze  endenden,  weißlichen  Längsbinde,  die  in  der 
vorderen  Hälfte  jederseits  zwei  kurze ,  stumpfe ,  schräg  nach  außen 
und  hinten  gerichtete  Zacken  hat  und  in  der  hinteren  undeutlich 
fein  längsgestrichelt  ist.  Beiderseits  ist  sie  von  einer  undeutlich 
begrenzten,  hinten  innen  mit  einigen  dunkleren  Flecken  bezeichneten 
Längsbinde  von  der  Grundfarbe  umgeben,  die  wiederum  von  einem 
schmalen,  undeutlichen,  weder  Basis  noch  Spinnwarzen  erreichenden, 
weißlichen  Längsstreifen  begrenzt  wird.  Die  Seiten  etwas  dunkler, 
olivenbräunlich;  der  Bauch  dunkelbraun,  jederseits  mit  3  weißhchen 
Flecken ,  einem  an  der  Spalte ,  einem  größeren ,  länglicheren ,  kurz 
hinter  der  Mitte  und  einem  viel  kleineren  an  den  braunen ,  an  der 
Basis  hellgrau  umrandeten  Spinnwarzen;  bisweilen  wird  noch  einer 
an  jeder  Seite  der  letzteren  vorhanden  sein. 

Totallänge  5  mm.  Cephalothorax  2  mm  lang,  1,6  mm  breit. 
Abdomen  4  mm  lang,  2,8  mm  breit.  —  Länge  der  Beine:  I  Coxa 
+  Trochanter  1,  Femur  2,2,  Patella  +  Tibia  2,5,  Metatarsus  +  Tarsus 
2,7  mm;  II  bezw.  0,9;  1,9;  2;  2,1  mm;  III  bezw.  0,8;  1,4;  1,4; 
1,5  mm;  IV  bezw.  1;  2;  2,1;  2,1  mm.  Totallänge:  I  8.4;  II  6,9; 
III  5,1;  IV  7,2  mm. 

Fundort:  Kamerun  (Pahl). 

Der  folgenden  Art  nahe  verwandt,  aber  dadurch  zu  unter- 
scheiden, daß  die  Beine  einfarbig,  und  der  Nagel  kurz  vor  der  Spitze 
eingekerbt  ist. 

43.  Äranea  camerunensis  Strand  n.  sp. 

$.  Das  Feld  der  M.A.  fast  gleich  lang  und  breit,  vorn  um  ein 
klein  wenig  breiter  als  hinten;  die  vorderen  M.A.  unbedeutend  größer 
als  die  hinteren.  —  Abdomen  vorn  breit,  hinten  etwas  spitzer  ab- 
gerundet, mit  der  größten  Breite  (2,5  mm)  kurz  vor  der  Mitte, 
wenig  länger  (3  mm)  als  breit,  oben  etwas  abgeflacht,  ohne  Schulter- 
höcker. Die  subterminalen ,  wenig  vorstehenden  Spinnwarzen  von 
oben  nicht  sichtbar.  —  Epigyne  bildet  einen  graubraunen,  fast 
zylindrischen,  vertikal  gerichteten  Zapfen,  der  sich  am  Ende  in  einen 
flachgedrückten,  zungenförmigen ,  an  der  Basis  fast  parallelseitigen, 
dann  plötzlich  verschmälerten  und  etwas  stumpf  zugespitzten,  oben 
bräunlich  und  schwach  erhöht  umrandeten  Fortsatz  verlängert.  Von 
der  Seite  gesehen  erscheint  der  Basalteil  der  Epigyne  fast  so  breit 
als  lang  und  etwa  so  lang  als  der  P^ndteil. 


—     63     — 

C  e  p  h  a  1  o  t  h  o  r  a  X  am  Brustteile  hellbraun,  am  Kopfteile  grau- 
gelblich mit  feinen ,  undeutlich  dunkleren  Strahlenstrichen  und 
schmalem ,  schwärzlichem  Rande ;  die  Augen  von  schmalen  bräun- 
lichen Ringen  umgeben.  Clypeus  dunkelbraun ;  Mandibeln  grau- 
bräunlich,  an  der  Spitze  innen  ein  wenig  heller;  die  Klaue  rötlich, 
an  den  Seiten  schwarz.  Maxillen  und  Lippenteil  grauweiß,  an  der 
Basis  ein  wenig  dunkler.  Sternum  braun  mit  scharf  markiertem 
Längsstreif  von  der  Basis  bis  zur  Spitze.  Beine  im  Grunde  blaß 
graugelblich ;  alle  Ferneren  an  der  Spitze  braun  geringt ,  I  und  II 
außerdem  unten  mit  einem  oder  zwei  dunklen  Flecken ;  die  Patellen 
einmal  undeutlich,  die  Tibien  I  und  II  dreimal  ganz  deutlich,  III 
und  IV  meistens  nur  zweimal  dunkler  geringelt;  alle  Metatarsen 
zweimal,  Mitte  und  Ende,  breit  und  scharf  schwärzlich,  die  Tarsen 
an  der  Spitze  undeutlich  dunkler  geringelt.  Palpen  wie  die  Beine ; 
Patellarglied  an  der  Spitze,  Tibialglied  an  beiden  Enden,  Tarsalglied 
in  der  Mitte  ganz  scharf  dunkler  geringelt.  —  Abdomen  oben 
hellgrau,  dicht  und  fein  heller  und  dunkler  punktiert,  mit  schwarzen 
Punkten  an  der  Basis  der  langen,  starken,  abstehenden  Borstenhaare, 
welche  dem  Abdomen  ein  rauhes  Aussehen  verleihen:  diese  Punkte 
erweitern  sich  zum  Teil,  besonders  am  Vorderrande,  zu  schmalen, 
länglichen,  schräggestellten  Längsflecken.  In  und  vor  der  Mitte  je 
ein  Paar  großer,  schwarzer  Muskelpunkte,  die  ein  Trapez  bilden,  das 
vorn  0,6,  hinten  1  mm  breit  und  0,6  mm  lang  ist.  Ein  Folium  läßt 
sich  nur  hinten,  kurz  vor  den  Spinnwarzen,  undeutlich  erkennen.  Die 
untere  Hälfte  der  Seiten  etwas  dunkler,  dicht  und  fein  schwarz  längs- 
gestreift. Epigaster  graubraun,  um  die  Epigyne  ein  wenig  heller.  Das 
Mittelfeld  des  Bauches  schwärzlich  mit  einem  weißlichen  Querstreifen 
hinter  der  Spalte  und  einem  ebensolchen,  breiteren,  in  der  Mitte  unter- 
brochenen, kurz  vor  den  Spinnwarzen.  Letztere  graubraun,  an  der 
Spitze  kaum  heller;   beiderseits  derselben  ein  kleiner,  weißer  Fleck. 

Totallänge  4—5  mm,  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  1.  Femur 
2,5,  Patella  +  Tibia  2,5,  Metatarsus  +  Tarsus  2,2  mm ;  II  bezw.  0,9 ; 
2;.  2,5;  2,2  mm;  III  bezw.  0,8:  1,5;  1,5;  1,5  mm;  IV  bezw.  0,9; 
2;  2,1;  2,1  mm.     Totallänge:    I  8,2;    II  7,6;    III  5,3;    IV  7,1  mm. 

Fundorte:  Kamerun  (Pahl);  Malimba,  West-Afrika  (Pahl).  Die 
Type  von  Kamerun. 

44.  Ära  neu  similis  (Bös.  et  Lenz)  1895.  (?) 
Ein  unreifes,  zweifelhaftes  Exemplar  von  Uhehe,  Deutsch  Ost- 
Afrika   (NiGiMANN). 


—     64     — 

45.  Äranea  annulipes  (Luc.)  1844. 

Ein   Exemplar  von  Ain  Sefra.  Algier  (Yosseler). 

Caerostris  Th.  1868. 

46.  Caerostris  suhsimata  Strand  n.  sp. 

$.  Das  Trapez  der  M.Ä.  ist  vorn  1,1,  hinten  1,6,  an  den 
Seiten  0,95  mm;  die  vorderen  M.A.  vom  Rande  des  Clypeus  um 
1  mm ,  von  den  S.A.  um  2,7  mm  entfernt.  —  Die  Färbung  ähnelt 
derjenigen  von  C.  slmata  Bös.  et  Lenz;  außer  den  grauweißen,  etwas 
goldig  glänzenden  Haaren  des  Cephalothorax  noch  darunter  schwarze 
Haare  und  dunkelgraue  Schuppenhaare  gemischt.  Vor  den  beiden 
mittleren  Hinterhöckern  je  ein  mehr  auffallender,  grauweißer  Haar- 
fleck. Die  Hinterrandshöcker  gleich  groß;  die  mittleren  unter  sich 
um  1,6,  von  den  seitlichen  um  2  mm  entfernt.  Der  Vorder-  und 
Innenrand  der  Maxillen  und  des  Lippenteiles  weiß.  Die  Femoren 
wie  der  Cephalothorax  gefärbt,  I  und  II  vorn  an  der  Basis  mit  einem 
undeutlichen  helleren  Fleck;  Patellen  und  Tibien  ein  wenig  heller, 
letztere  an  I  und  II  mit  zwei,  an  III  und  IV  mit  vier  wenig  deut- 
lichen, schwach  vertieften,  haarlosen  und  daher  heller  erscheinenden 
Längsstrichen,  Metatarsen  und  Tarsen  an  der  Basis  rotgelb,  an  der 
Spitze  dunkler.  Die  Unterseite  aller  Glieder  etwas  dunkler;  an  den 
Tibien  nahe  der  Basis  eine  weiße  Querbinde,  die  nur  halb  so  breit 
als  die  braune  Endpartie  des  Gliedes  ist,  an  den  Metatarsen  eine 
ebensolche,  fast  die  Hälfte  des  Gliedes  einnehmende  Binde  und  an 
der  Spitze  noch  Andeutung  einer  zweiten,  viel  schmäleren  weißen 
Querbinde.  Diese  Binden  sind  auch  oben  angedeutet.  —  Das  Tibial- 
und  Tarsalglied  der  Palpen  lang  und  dicht  behaart;  die  Haare  an 
der  Basis  dunkler,  in  der  Endhälfte  hellgelb. 

Das  oben  gelbe  Abdomen  ziemlich  unregelmäßig  mit  schwarzen 
Haarflecken  getüpfelt,  die  keine  deutlichen  Querlinien  bilden.  Die 
Höckerchen  ragen  zwar  deutlich  über  den  Haarfilz  der  Rückenfläche 
hervor,  sind  aber  doch  kürzer  und  stumpfer  als  die  Höcker  des 
Cephalothorax.  Die  10  Randhöcker  beschreiben  etwa  einen  Halb- 
zirkel ;  die  beiden  mittleren  jedoch  ein  klein  wenig  weiter  nach  vorn 
gerückt ,  sowie  unter  sich  weniger  als  von  ihren  Nachbarn  entfernt 
(bezw.  1.5  und  1,7  mm).  Die  drei  Discalhöcker  so  groß  wie  die 
Randhöcker,  unter  sich  um  3,2,  der  mittlere  von  den  mittleren 
(vorderen)  der  Randreihe  um  2,5  mm  entfernt.  Innerhalb  der  Rand- 
liöcker  eine  damit  parallele  Reihe  von  15  braunen,  in  der  Mitte 
schwarzen  Sigillen,    von    denen  das  vordere  (mittlere)  etwas  größer 


-     65     — 

und  mehr  langgestreckt  ist.  In  der  Mitte  des  Discus  zwei  Paare 
Sigillen,  von  denen  die  des  vorderen  Paares  schräggestellt,  länglich- 
rund und  etwa  1,4  mm  lang  sind;  das  von  den  beiden  Paaren  ge- 
bildete Trapez  ist  vorn  2,  hinten  3,5  mm  breit  und  3,5  mm  lang. 
Ein  drittes  Paar  bildet  mit  dem  Paar  No.  2  ein  Trapez,  das  vorn 
3,5,  hinten  3  mm  breit  und  2,5  mm  lang  ist.  Dann  noch  zwei 
kleinere,  einander  mehr  genäherte  Paare.  Hinten  und  etwas  außen 
von  den  drei  letzten  Sigillen  je  ein  schräggestellter,  eckiger,  gelber 
Fleck.  Die  Unterseite  wie  bei  simata,  nur  ist  die  Querbinde  hinter 
der  Spalte  hellgelb;  Epigyne  erscheint  auch  in  Flüssigkeit  tiefschwarz 
und  vor  derselben  ein  kleiner  kirschroter  Fleck,  der  viel  kleiner  als 
die  Epigyne  ist.  Das  Bauchfeld  außen  und  hinten  von  einer  hell- 
gelben Binde  eingefaßt.  —  Epigyne  bildet  ein  schwarzes,  stark 
glänzendes,  wenig  erhöhtes  Feld,  das  1,9  mm  breit  und  1,2  mm 
lang  ist  und  eine  tiefe  Grube  einschließt,  die  0,9  mm  breit  und 
0,7  mm  lang  ist.  Epigyne  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  von 
C.  albescens  Poe.  1899,  unterscheidet  sich  aber  dadurch,  daß  der 
Hinterrand  der  Grube  dünner,  in  der  Mitte  abgerundet  erhöht  ist 
und  daher  von  oben  und  etwas  von  vorn  gesehen  nach  hinten  konvex 
gebogen  erscheint  (ähnlich  wie  bei  turriger  Poe.  1899).  Die  beiden 
nach  hinten  gerichteten  Fortsätze  (Verdickungen)  des  Vorderrandes 
sind  etwas  niedriger  als  bei  albescens  ]  die  Grube  erscheint  dadurch 
etwas  größer  und  läßt  im  Grunde  eine  feine  Längsleiste  erkennen. 
Die  beiden  ochsenhörnerähnlichen  Dornen  des  Vorderrandes  sind 
grauweißlich,  und  Epigyne  ist  wie  gesagt  vorn  von  einem  kirschroten 
Fleck  begrenzt. 

Totallänge  15  mm.  Cephalothorax  7,5  mm  lang,  7  mm  breit. 
Abdomen  12  mm  lang,  11,5  mm  breit.  —  Beine  :  I  Coxa  +  Trochanter  3, 
Femur  6,5,  Patella  +  Tibia  8,  Metatarsus  +  Tarsus  7,5  mm;  H  bezw. 
3;  6;  7,8;  7,2  mm;  Hl  bezw.  2,5;  5;  5;  4,8  mm;  IV  bezw.  3;  5,5 
7;  6,5  mm.  Totallänge:  I  25;  H  24:  IH  17,3;  IV  22  mm.  — 
Palpen:  Femoralglied  2,3,  Patellarglied  1,5,  Tibialglied  2,  Tarsal- 
glied  2,4  mm.  Mandibeln  4  mm  lang,  beide  zusammen  an  der  Basis 
5,1  mm  breit. 

Fundort:  West- Afrika  (Merkle   ded.). 

Die  Art  steht  C.  simata  Bös.  et  Lenz  nahe,  unterscheidet  sich 
aber  in  der  Epigyne  und  Körperform;  bei  unserer  Art  ist  Abdomen 
hinten  gerundet  ohne  deutliche  Endhöcker,  und  die  vorletzte  Falte 
ist  ganz  gleichmäßig  sanft  gebogen. 

.Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  5 


—     66     — 

Gasteracantha  Sund.  1833. 

47.  Gasteracantha  curvispina  Guer.   1837. 

Fundorte  :  Malimba,  West-Afrika  (Pahl)  ;  Elmina,  West- Afrika 
(Leimenstoll)  ;  Akropong ,  Goldküste  (Dieterle)  ;  Lome ,  West-Afrika 
(Schneider);  Goldküste  (Schwaigert). 

48.  Gasteracantha  falciformis  Bütl.  (resupinata  Gerst.). 
Fundort:  Parapato,  Fluß,  Ost-Afrika  (Kässer). 

Pavaplectana  Br.  Cap.  1866. 

49.  Paraplectana   Walleri  (Blackw.)  1865. 

Fundort :  Ashanti  (Ansel).  —  Das  einzige  vorliegende  Exemplar 
weicht  ab  von  der  Beschreibung  durch  die  Ringelung  der  Beine : 
kein  schwarzer  Ring  an  den  Femoren,  ein  breiter  subbasaler  solcher 
an  den  Tibien  I  und  II ,  sowie  Andeutung  dazu  an  IV,  ein  noch 
breiterer  medianer  an  den  Metatarsen  I  und  II,  sowie  etwas  weniger 
deutlich  an  III  und  IV.     Die  Unterseite    ohne    dunkleres   Mittelfeld. 

50.  Paraplectana  Thorntoni  (Blackw.)  1865. 
Fundort:  Akropong,  Goldküste  (Dieterle). 

Das  Exemplar  weicht  von  der  Originalbeschreibung  und  der 
Abbildung  in  Simon's  „Hist.  nat."  dadurch  ab,  daß  die  beiden  in 
der  Mitte  des  Abdomen  in  Längsreihe  gestellten  Flecke  zu  einem 
einzigen,  breit  lanzettförmigen  Fleck  zusammengeschmolzen  sind  und 
die  übrigen  Flecke  größer ,  so  daß  sie  unter  sich  nur  durch  ganz 
schmale  Striche  oder  Linien  getrennt  sind. 

51.  Äranoethra   Üngari  Karsch  1878. 
Fundort:  Akropong  (v.  Barth),  Ashanti  (Ansel). 

$.     Länge  des  Abdomen  14,5,  Breite  desselben  29  mm. 

Die  vier  mittleren  Sigillen  bilden  ein  Trapez,  das  vorn  3,7, 
hinten  6,5  mm  breit  und  4,3  mm  lang  ist.  Die  Seitendornen  etwa 
2  mm  lang,  die  hinteren  1,2  mm  lang.  Cephalothorax  5,5  mm 
lang.  —  Beine:  I  Coxa  +  Troch.  3,  Femur  5,5,  Pat.  +  Tib.  6,5, 
Met.  4- Tars.  4  mm;  II  bezw.  2,7:  5,6;  6;  4  mm;  III  bezw.  2,5; 
4;  4;  2,5  mm;  IV  bezw.  2,8;  6;  6,3;  3,5  mm.  Totallänge:  I  19; 
II  18,3;  III  13;  IV  18,6  mm.  Sternum  2,8  mm  breit,  3,1  mm  lang. 
Palpen:  Femoralglied  1,5,  Pat.  +  Tib.  2,  Tars.  1,9  mm.  Mandibeln 
2,6  mm  lang,  an  der  Basis  beide  zusammen  3  mm  breit. 

Der    Cephalothorax    dunkel    rötlichbraun ,     der    Kopfteil    vorn 


—     67     — 

schwarz,  die  Unterseite  schwarz  mit  bläuhchem  Schimmer,  ebenso 
die  Extremitäten,  die  an  den  Ferneren  etwas  heller,  rötlicher  sind. 
Die  beiden  hinteren  Paare  der  Sigillen  bilden  ein  Trapez,  das 
vorn  6,5,  hinten  3  mm  breit  und  3  mm  lang  ist.  Zwischen  dem 
vorderen  Paar  der  Discalsigillen  und  dem  vordersten  der  Seiten- 
sigillen,  zwischen  den  beiden  vorderen  der  Seitendornen,  liegt  jeder- 
seits  ein  Sigillum ,  das  von  demjenigen  in  der  Mitte  um  7,5 ,  von 
dem  seitlichen  um  kaum  2  mm  entfernt  ist.  Die  beiderseitigen 
hintersten  Dornen  unter  sich  um  14,5,  von  den  vorletzten  der  Seiten- 
dornen nur  um  2  mm  entfernt  (bei  J. ran.  Camhridyei  ist  erstere 
Entfernung  nicht  doppelt  so  groß  als  die  letztere).  Die  mittleren  der 
Dornen  des  Vorderrandes  kürzer  als  bei  Camhridgei. 

Fam.  Clubioiiidae. 

Damastes  Sim.  1880. 

52.  Damastes  Grandidieri  Sim.   1880  (?). 

Von  Madagaskar  (Sikora)  liegt  ein  6  einer  Damastes- Ait  vor, 
in  welcher  ich  D.  Grandidieri  Sim.  vermute,  bin  dessen  aber  nicht  ganz 
sicher.  Die  folgende  Beschreibung  wird  jedenfalls  die  Wiedererkennung 
der  in  Frage  stehenden  Art  ermöglichen.  Falls  es  sich  herausstellt, 
daß  sie  neu  ist,  möge  sie  den  Namen  sihoranus  m.  bekommen. 

S.  Cephalothorax  und  Palpen  rotbraun,  ersterer  am  Vorderrande 
dunkelbraun,  Mandibeln  schwarzbraun  mit  braungelber  Behaarung, 
Lippenteil  und  Maxillen  wie  der  Cephalothorax,  Sternum,  Coxen  und 
Basis  der  Femoren  gelbbraun ,  die  übrigen  Glieder  dunkelbraun. 
Abdomen  oben  hell  bräunlichgrau  mit  dunkelbraunen  Zeichnungen. 
Am  Ende  des  ersten  und  Anfang  des  zweiten  Viertels  je  eine  schmale, 
in  der  Mitte  schwach  nach  hinten  konvex  gebogene,  sich  beiderseits 
fleckenförmig  erweiternde  und  in  diesen  Flecken  je  einen  kleineren, 
helleren  ebensolchen  einschließende  Querbinde.  Am  Anfang  des 
dritten  Viertels,  unweit  dem  Rande,  jederseits  ein  eckiger,  hinten 
innen  spitz  ausgezogener,  schräggestellter  Fleck.  Längs  der  Mitte 
des  Rückens  zwei  unter  sich  um  1,2  mm  entfernte,  parallele  Längs- 
reihen  von  je  4  Punkten ;  diese  Paare  sind  unter  sich  von  vorn  nach 
hinten  je  4,  3,5  und  1,5  mm  entfernt;  das  letzte  Paar  kleiner  und 
kurz  vor  dem  Hinterrande  gelegen.  Der  wichtigste  Unterschied 
zwischen  dieser  Zeichnung  und  derjenigen  von  D.  malagassa  (Kakscii) 
ist  das  Vorhandensein  bei  malagassa  eines  Querfleckens  am  Vorder- 
rande und  zweier  Schrägflecke  zwischen  den  beiden  Binden,  von 
denen    die   letzte  unterbrochen  ist.  —  Die  Behaarung  der  Extremi- 

5* 


täten  besteht  aus  kürzeren,  dunkleren,  anliegenden  und  längeren, 
hellbräunlichgelben,  an  der  Basis  braunen,  abstehenden  Borstenhaaren; 
letztere  sind  gleich  oder  länger  als  der  Durchmesser  der  betreffenden 
Glieder.  —  In  Spiritus  erscheinen  Cephalothorax  und  Extremitäten 
oben  rötlich  oder  hell  braunrot;  der  Kopfteil  dunkler  als  der  Brust- 
teil. Abdomen  mit  dunkelbraunem,  nicht  unterbrochenem  Randbande, 
der  Bauch  hellgelblich,  die  Lungendeckel  lebhafter  gelb.  Maxillen 
und  Lippenteil  erscheinen  im  Fluidum  blutrot.  —  Kopfteil  mit  Mittel- 
grube, die  aber  länglich,  nicht  quer,  ist. 

Bestachelung.  Femur  I  oben  und  vorn  je  1.  1,  II  oben  1.  1 
(subapical  und  subbasal),  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1;  III  oben  1.  1, 
vorn  1.  1.  1  oder  1.  1,  hinten  keine;  IV  oben  1.  1,  vorn  1  (sub- 
basal) Stachel.  Alle  Patellen  in  der  Mitte  1  Stachel.  Tibien  I  und  II 
unten  2.  2.  2,  III  unten  1.  2.  2  oder  2.  2.  2,  IV  unten  1.  2.  1  (die 
drei  vorn!);  an  Lateralstacheln  hat  I  hinten  1.  1,  II  vorn  und  hinten 
je  1.  1,  III  beiderseits  1  (submedian)  oder  vorn  1.  1,  hinten  1  Stachel. 
Metatarsen  unten  2.  2 ;  III  kann  einen  vorderen  Lateralstachel  haben. 

Totallänge  24  mm.  Cephalothorax  ohne  Mandibeln  10,  mit 
12  mm  lang,  11  mm  breit.  Abdomen  12  mm  lang,  9  mm  breit. 
Mandibeln  4,3  mm  lang,  an  der  Basis  beide  zusammen  5,5  mm  breit. 
Vordere  Augenreihe  4,  hintere  5  mm  lang.  Sternum  5  mm  lang,  4,5  mm 
breit.  Palpen:  Femoralglied  4,  Patellarglied  1,5  mm  lang,  1,4  mm  breit 
an  der  Spitze,  Tibialglied  2  mm  lang,  1,9  mm  breit,  Tarsalglied 
4  mm  lang,  2,2  mm  breit.  —  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  5,  Femur  12, 
Patella  +  Tibia  13,5,  Metatarsus  +  Tarsus  13,5  mm;  II  bezw.  5; 
14,5;  18,5;  17  mm:  III  bezw.  4,8;  12;  14;  12,5  mm;  IV  bezv^r. 
5;  11,5;  12;  12  mm.  Totallänge:  I  44;  II  55;  III  43,3:  IV  40,5  mm. 
Also:  II,  I,  III,  IV. 

Torania  Sim.  1886. 

53.   Torania  Mannt  Strand  n.  sp. 

5.  Die  hintere  Augenreihe  6  mm,  die  vordere  4,5  mm  lang; 
die  hintere  so  schwach  recurva,  daß  eine  die  M.A.  hinten  tangierende 
Linie  die  S.A.  kaum  im  Zentrum  schneiden  würde;  letztere  viel 
größer,  mit  den  ungefähr  gleich  großen  vorderen  S.A.  auf  einer  ge- 
meinschaftlichen schrägen  Erhöhung  sitzend,  nach  außen  und  hinten 
gerichtet;  die  hinteren  M.A.  unter  sich  etwas  weniger  als  von  den 
hinteren  S.A. ,  aber  ungefähr  in  ihrem  Durchmesser  weiter  als  von 
den  vorderen  M.A.  entfernt.  Die  vordere  Augenreihe  bildet  mit  den 
Oberrändern    eine   gerade,    mit    den   unteren  eine  schwach  procurva 


-     60     — 

gebogene  Linie ;  die  M.A.  ein  wenig  kleiner  als  die  S.A. ,  aber  viel 
größer  als  die  hinteren  M.A.,  unter  sich  und  von  den  vorderen  S.A. 
in  ihrem  halben  Durchmesser,  vom  Rande  des  Clypeus  noch  weniger 
entfernt.  Die  Außenränder  der  M.A.  bilden  ein  Trapez,  das  vorn 
1,8,  hinten  2,1  mm  breit  und  2  mm  lang  ist.  —  Mandibeln  kürzer 
als  Patellen  I  (bezw.  6  und  7,5  mm),  an  der  Basis  7,5  mm  breit; 
die  Klaue  4  mm  lang.  —  Bestachelung.  Alle  Femoren  oben  in 
der  Mittellinie  1  (submedian),  1  (subapical),  I  vorn  jedenfalls  1.  1 
(submedian  und  subbasal),  hinten  1.  1.  1  Stacheln,  II  und  III  vorn 
und  hinten  je  1.  1.  1  ,  IV  vorn  1.  1.  1 ,  hinten  1  nahe  der  Spitze. 
Patellen  I  bis  III  vorn  und  hinten  je  1  Stachel ;  IV  scheinen  un- 
bestachelt  zu  sein.  —  Alle  Tibien  unten  2.  2.  2,  von  denen  die  apicalen 
erheblich  kürzer,  I — III  vorn  und  hinten  je  1.  1  oder  hinten  nur  1 
(am  Ende  des  ersten  und  Anfang  des  letzten  Drittels),  IV  vorn  l  in 
der  Endhälfte,  hinten  keine;  I  und  II  oben  1.  1  (subbasal  und  sub- 
median) Stacheln.  Metatarsus  I— III  unten  2.  2,  vorn  und  hinten 
je  1.  1,  alle  in  der  Basalhälfte ;  IV  unten  2.  2,  vorn  1.  1.  1,  hinten 
an  der  Spitze  1  Stachel.  —  Palpen :  Femoralglied  oben  nahe  der 
Spitze  1.  4,  Patellarglied  jederseits  1,  Tibialglied  oben  1,  innen  2 
(alle  drei  subbasal),  außen  1.  1,  Tarsalghed  außen  1.  1,  innen  2 
(subbasal)  Stacheln.  —  Scopula  an  allen  Tarsen,  an  den  Metatarsen  I 
bis  II  fast  bis  zur  Basis,  an  III  unten  fast  bis  zur  Basis,  an  den 
Seiten  weniger  weit,  an  IV  noch  weniger  weit,  sowie  dünner  und 
die  Scopulahaare  der  Seiten  nicht  halb  so  lang  als  die  an  den 
Vorderpaaren,  wo  sie  fast  so  lang  als  der  Durchmesser  des  Gliedes 
sind.  Die  Endhälfte  des  Tarsalgliedes  der  Palpen  oben  wie  unten 
sehr  dicht,  aber  kurz  behaart;  eine  eigentliche  Scopula  ist  doch 
nicht  vorhanden.  —  Das  Genitalfeld  erscheint  in  Flüssigkeit  ge- 
sehen als  ein  vorn  etwas  abgerundetes ,  rötlichgelbes  Viereck ,  das 
3,5  mm  lang,  vorn  3  mm  breit,  hinten  ein  wenig  schmäler  ist  und 
eine  fast  viereckige,  vorn  etwas  abgerundete,  hinten  quergeschnittene, 
seichte  Grube,  die  2  mm  lang  und  hinten  l,ü  mm  breit  ist,  ein- 
schließt ;  diese  ist  an  den  Seiten  von  einem  schmalen ,  schwarzen, 
hinter  der  Mitte  etwas  erweiterten  und  schwach  nach  außen  konvex 
gebogenen  Rand  umgeben,  welche  Ränder  sich  vorn  nach  innen  und 
ein  wenig  nach  hinten  umbiegen  ohne  zusammenzustoßen.  Außen 
ist  dieser  Rand  von  einem  rotbraunen  Ring  umgeben,  der  etwa  7^ 
so  breit  als  die  Grube  ist.  Letztere  ist  im  Grunde  gelblich  und  hat 
ein  dunkler  gefärbtes,  fast  Vu  ihrer  Breite  einnehmendes,  niedriges, 
abgerundetes  Längsseptum ,    das  vorn  und   kurz  vor  der  Spitze  sich 


-     70     — 

schwach  erweitert  und  am  Hinterrande  ein  ähnliches  Querseptum 
bildet.  Trocken  gesehen  zeigt  es  sich,  daß  die  vom  Vorderrande 
ausgehende  Längserhöhung  nur  bis  etwa  zur  Mitte  reicht ,  dann 
kommt  eine  ähnliche  Quererhöhung,  die  nach  hinten  konvex  halb- 
zirkelförmig  gebogen  ist  und  nicht  die  Seitenränder  der  Grube  er- 
reicht, sowie  endlich  die  Quererhöhung  des  Hinterrandes,  die  in  der 
Mitte  und  an  beiden  Seiten  rundlich  erweitert  ist.  Die  in  Spiritus 
erkennbaren  schwarzen  Ränder  präsentieren  sich  nun  als  tiefe,  schmale, 
hinten  plötzlich  erweiterte  und  daselbst  einen  kleinen ,  niedrigen 
Längswulst  einschließende  Furchen. 

Cephalothorax  mit  Mundteilen  und  Extremitäten  in  Spiritus 
gesehen  schön  braunrot  mit  violettem  Anfluge,  die  Augenhügel  innen 
schwarz,  die  Mandibeln  ein  klein  wenig  dunkler  als  der  Cephalothorax, 
Sternum  hinten  und  mitten ,  sowie  Coxen  und  Trochanteren  unten 
heller,  gelblichrot,  Mandibelklaue  schwarzbraun,  an  der  Spitze  heller. 
—  Abdomen  im  Grunde  ockergelb,  oben  und  an  den  Seiten  braun 
gezeichnet:  das  Rückenfeld  beiderseits  längs  dem  Rande  mit  etwa 
3  unregelmäßigen  Reihen  Längsflecke  oder  kurze  Striche,  am  Vorder- 
rande einige  mehr  rundliche  Flecke  und  vor  der  Mitte  beiderseits 
zwei  Reihen  von  je  2 — 3  länglichen  Schrägflecken,  sowie  außen  vom 
mittleren  dieser  Flecke  ein  größerer,  etwa  dreieckiger  Schrägfleck; 
über  die  Mitte  des  Rückens  eine  unregelmäßige,  mitten  fast  unter- 
brochene, aus  zusammengeflossenen  Flecken  gebildete  Querbinde  von 
3 — 4  mm  Breite  und  eine  ähnliche ,  schmälere  kurz  weiter  hinten, 
sowie  endlich  eine  Querreihe  von  etwa  drei  rundlichen  Flecken. 
Endlich  sind  die  Seiten  undeutlich  längsgefleckt  und  gestreift.  Diese 
so  unregelmäßige  Zeichnung  wird  wahrscheinlich  ziemlich  variabel 
sein,  aber  sich  meistens  als  3—4  mehr  oder  weniger  unterbrochene 
Querbinden  erkennen  lassen  können.  Sie  ähnelt  etwas  derjenigen 
von  Torania  gloriosa  Sim.  Bauch  und  Epigaster  einfarbig  ockergelb. 
Die  unteren  Spinnwarzen  ockergelb,  die  anderen  bräunlich. 

Der  Cephalothorax  ist  dicht,  fein,  anliegend,  grauweißlich  und 
bräunlich  behaart;  die  Extremitäten  mit  ebensolcher  Grundbehaarung, 
sowie  mit  entfernt  stehenden,  sehr  feinen,  bräunlichgelben,  gerade 
abstehenden  Haaren ,  die  meistens  erheblich  länger  als  der  Durch- 
messer der  betreffenden  Glieder  sind.  Die  feine  braune  Behaarung 
bildet  an  den  Femoren  einen  großen  Fleck  vorn  an  der  Spitze  und 
kleinere  Flecke  an  der  Basis  der  Stacheln ,  an  den  Tibien  je  einen 
am  Ende  und  Basis.  Stacheln  dunkel  rötlichbraun.  Scopula  er- 
scheint von  oben  braungelblich,  unten  dunkelgrau.     Die  braune  Be- 


—     71     — 

haarung  scheint  auch  am  Cephalothorax  Flecke  zu  bilden,  die  aber 
nicht  genau  zu  erkennen  sind,  weil  teilweise  abgerieben.  Mandibeln 
mit  feinen  hellgrauen  Haaren  und  abstehenden  bräunlichen  Borsten; 
die  Bürste  der  Falzränder  lebhaft  gelbrot.  Die  Unterseite  des  Cepha- 
lothorax hell  graubräunlich  behaart.  Abdomen  mit  silberweißen, 
glänzenden  und  bräunlichgelben  oder  ockergelben  Härchen,  ent- 
sprechend den  oben  beschriebenen  Zeichnungen ;  längere,  abstehende 
Haare  finden  sich  fast  nicht.  —  Der  Bauch  mit  zwei  aus  haarlosen, 
eingedrückten  Punkten  gebildeten  Längslinien,  die  nach  außen  konvex 
gebogen  sind,  weder  Epigyne  noch  Spinnwarzen  erreichen,  vorn  unter 
sich  um  3  mm  und  von  der  Spalte  um  2,5  mm ,  in  der  Mitte  um 
4,5  mm,  an  den  Hinterenden   um  2  mm  unter  sich  entfernt  sind. 

Cephalothorax  13  mm  lang,  12,6  mm  breit.  Abdomen  20  mm 
lang,  15  mm  breit.  Palpen:  Femoralglied  5,  Patellarghed  2,4,  Tibial- 
ghed  3 ,  Tarsalghed  5,5  mm  lang,  —  Beine :  I  Coxa  +  Troch.  6,5, 
Femur  15,  Patella  +  Tibia  20,  Metatarsus  +  Tarsus  18,5  mm;  H 
bezw.  6,5;  17;  24;  22  mm:  HI  bezw.  6,5;  14;  17;  14  mm;  IV 
bezw.  6,5;  13,5;  16;  15,5  mm.  Totallänge:  160,  H  69,5,  HI  51,5. 
IV  51,5  mm.  —  Bei  einem  anderen  Exemplar  ist  Cephalothorax 
ohne  Mandibeln  13,5,  mit  Mandibeln  14,6  mm  lang,  13,3  mm  breit. 
Abdomen  16  mm  lang,  11,5  mm  breit.  Beine:  I  bezw.  6,5;  15,5; 
20;  19,5  mm;  IV  bezw.  6,5;  13,5;  16,5;  16,5  mm.  Beim  letzteren 
Exemplar,  das  wahrscheinlich  schon  die  Eier  abgelegt  hatte,  sind  die 
Zeichnungen  undeutlicher  und  die  Färbung  dunkler. 

Fundort:  Lagos  (Mann). 

Enspavassus  Sim.  1903. 

54.  Fyusparassus  argelasius  (Latr.)  1818. 
Fundort:  Ain  Sefra  (Vosseler). 

55.  Eusparassus  o-dentatus  Strand  n.  sp. 

$.  Die  vordere  Augenreihe  2,5.  die  hintere  3  mm  lang.  Die 
vordere  ein  klein  wenig,  fast  unmerklich,  recurva,  die  Augen  unter 
sich  fast  gleich  groß,  die  M.A.  ein  wenig  größer  und  unter  sich 
fast  in  ihrem  Durchmesser,  von  den  S.A.  um  etwas  weniger  entfernt. 
Die  hintere  Reihe  schwach  procurva,  so  daß  eine  die  S.A.  hinten  tan- 
gierende Linie  die  M.A.  im  Zentrum  oder  kurz  vor  demselben  schneiden 
würde;  die  Augen  gleich  groß,  kleiner  als  die  vorderen,  und  gleich 
weit  unter  sich  entfernt.  Die  M.A.  bilden  mit  ihren  Außenrändern 
ein  Feld,  das  vorn  1,2,  hinten  1,5  breit  und  1,3  mm  lang  ist. 


—     72     - 

Am  unteren  Falzrande  5  Zähne ,  von  denen  die  drei  vorderen 
unter  sich  gleich  groß  und  gleich  weit  entfernt  sind ;  die  beiden 
anderen,  besonders  der  letzte,  etwas  kleiner  und  ein  klein  wenig 
näher  beisammen;  am  oberen  Rande  3  Zähne,  von  denen  der  vor- 
dere viel  größer,  der  innerste  sehr  klein  ist.  —  Cephalothorax  oben 
hoch  gewölbt.  —  Abdominalrücken  mit  2  Paaren  schwärzlicher 
Muskelpunkte,  die  ein  Trapez  bilden,  das  hinten  3,  vorn  2,2  mm 
breit  und  3,3  mm  lang  ist. 

Bestachelung  (II  fehlt!).  Femur  I  oben  und  vorn  je  1.  1, 
hinten  1.  1.  1,  III  oben  1.  1,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1,  IV  oben 
1.  1,  hinten  und  vorn  je  1  Stachel  nahe  der  Spitze,  vorn  außerdem 
je  1  Borste  Mitte  und  Basis.  Alle  Patellen  unbewehrt.  Tibia  I 
unten  2.  2  (Mitte  und  Basis),  vorn  und  hinten  je  1.  1,  III  unten  1 
(hinten).  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1,  IV  unten  2.  2,  vorn  und  hinten 
je  1.  1  Stacheln.  Metatarsen  I  und  III  unten  2.  2,  vorn  und  hinten 
je  1.  1,  alle  in  der  Basalhälfte :  IV  wie  III,  und  außerdem  an  der 
Spitze  jederseits  1  viel  kleinerer  Stachel.  Scopula  an  allen  Tarsen, 
an  den  Metatarsen  I  und  III  an  den  Seiten  bis  zur  Mitte ,  unten 
fast  bis  zur  Basis,  aber  dünner,  am  IV  nur  im  apicalen  Drittel.  — 
Palpen:  Femoralglied  oben  1.  4,  Patellarglied  jederseits  1,  Tibial- 
glied  innen  2,  außen  1,  Tarsalglied  jederseits  an  der  Basis  1  Stachel. 

Das  Genitalfeld  sehr  groß,  abgerundet  viereckig,  etwa  2,2  mm 
breit,  2  mm  lang,  im  Grunde  gelblich,  beiderseits  von  einer  bräun- 
lichen Linie  undeutlich  begrenzt,  in  der  Mitte  graubläulich  mit  zwei 
Reihen  dunklerer  ebensolcher  Querstriche  oder  Querflecke;  der  Hinter- 
rand schmal  schwärzlich.  Trocken  gesehen  erscheint  es  ganz  schwach 
erhöht  und  gewölbt,  hinten  mit  einer  etwa  halbzirkelförmigen  tiefen 
Grube,  deren  Seitenränder  hinten  einen  kleinen  schwarzen,  etwas 
nach  innen  gerichteten  Höcker  bilden ;  hinten  wird  sie  von  einem 
schmalen,  hellgefärbten,  konvex  nach  oben  gebogenen  Rand,  der 
auch   in    der  Mitte  kaum  so  hoch  als  der  Vorderrand  ist,  begrenzt. 

Cephalothorax  und  Extremitäten  hell  bräunlichgelb,  ersterer 
unten  blaßgelb,  der  Lippenteil  etwas  dunkler,  an  der  Spitze  schmal 
weißlich,  Mandibeln  gelblichbraun  mit  2 — 3  helleren  Längsstrichen 
und  schwarzbrauner  Klaue.  Die  S.A.  innen,  die  hinteren  M.A.  vorn 
schmal  schwarz  angelegt.  Die  Metatarsen ,  Tarsen ,  sowie  Tarsal- 
glied der  Palpen  gebräunt.  Das  fast  kugelige,  gegen  die  Spinnwarzen 
doch  stark  zugespitzte  Abdomen  gelb,  etwas  graulich  (im  Leben 
vielleicht  grün) ,  oben  mit  einem  nach  hinten  zugespitzten ,  bis  zur 
Mitte   reichenden     beiderseits   zweimal   kurz  gezackten ,  hinten  fein 


—     73     - 

verästelten,  graulichen  Herzstreif,  der  so  breit  als  die  Femoren  ist 
und  sich  nach  hinten  als  ein  feiner  Strich  bis  zu  den  Spinnwarzen 
verlängert.  Der  Bauch  fein  weißlich  punktiert  mit  zwei  undeutlichen, 
graulichen  Längsbinden  in  der  Mitte.  Epigaster  und  Epigyne  bräun- 
lichgelb, die  Spalte  etwas  dunkler. 

Totallänge  19  mm.  Cephalothorax  7,5  mm  lang,  6,5  mm  breit. 
Abdomen  12,5  mm  lang,  9,5  mm  breit,  9,5  mm  hoch.  Mandibeln 
länger  als  Patellen  I  (bezw.  3,8  und  3,5  mm).  —  Beine:  I  Coxa + 
Trochanter  3,2  ,  Femur  8 ,  Patella  +  Tibia  10 ,  Metatarsus  +  Tarsus 
10  mm;  (II  fehlt);  III  bezw.  3;  6,5;  7,1;  7,1  mm;  IV  bezw.  3,2; 
7,5;  8,2;  8,2  mm.    Totallänge:  I  31,2;  (II  ?) ;  III  23,7;  IV  27,1  mm. 

Fundort:  Goldküste  (L.  Wiessner). 

56.  Eusparassus  6-dentatus  Strand  n.  sp. 

$  suhad.  Der  vorigen  Art  sehr  nahestehend ,  aber  durch  die 
Bewehrung  der  Mandibeln  leicht  zu  unterscheiden :  am  unteren  Piande 
6  Zähne,  von  denen  die  2—3  hinteren  allerdings  ganz  rudimentär 
sind ;  am  oberen  Rande  nur  zwei,  von  denen  der  vordere  viel  größer  ist. 

Augen  der  vorderen  Reihe  ein  wenig  näher  beisammen  als  bei 
der  vorigen  Art;  die  M.A.  unter  sich  in  ^/s,  von  den  S.A.  in  V2 
ihres  Durchmessers  entfernt.  Eine  die  hinteren  S.A.  hinten  tangierende 
Linie  würde  die  M.A.  vor  dem  Zentrum  schneiden ;  letztere  unter  sich 
um  ein  unbedeutendes  weiter  als  von  den  S.A.  entfernt.  Sonst  wie 
bei  voriger  Art. 

Bestachelung :  Alle  Femoren  oben  1.  1  (submedian  und  subapical), 
1  und  IV  vorn  1.  1,  II  und  III  vorn  1.  1.  1,  I— III  hinten  1.  1.  1, 
IV  hinten  1  Stachel.  Patella  an  der  Spitze  eine  kleine  Borste.  Alle 
Tibien  unten  2.  2  lange  Stacheln  (submedian  und  subbasal),  I  und  IV 
vorn  1  (subapical),  II — III  vorn  1.  1,  I  und  II  hinten  1.  1,  III  und 
IV  hinten  1  Stachel.  Metatarsen  I— III  unten  2.  2,  vorn  und  hinten 
je  1.  1,  alle  in  der  Basalhälfte ,  IV  unten  1  (hinten).  2,  vorn  und 
hinten  1.  1,  sowie  an  der  Spitze  jederseits  1  kleiner  Stachel.  Palpen: 
Femoralglied  nahe  der  Spitze  oben  1.  2,  vorn  1,  Patellarglied  subbasal 
oben  und  jederseits  je  1  feine  Borste,  Tibialglied  innen  unweit  der  Basis 
1  sehr  langer,  gebogener  Stachel  und  1  lange  feine  Borste,  außen 
1    Stachel ;  Tarsalghed  nahe  der  Basis  innen  2,  außen   1  Stachel. 

Gefärbt  wie  die  vorige  Art,  nur  sind  die  Mandibeln  nicht  dunkler 
als  der  Cephalothorax  und  ganz  einfarbig,  die  Klaue  rotbraun.  Die 
Endglieder  der  Beine  nicht,  die  der  Palpen  kaum  gebräunt.  Abdomen 
reiner,  heller  gelb.     Der  Herzstreif  des  Abdominalrückens  schmäler, 


-     74     - 

nur  halb  so  breit  als  die  Femoren,  ohne  Verästelungen  und  nicht 
in  einer  feinen  Linie  bis  zu  den  Spinnwarzen  fortgesetzt.  Der  Bauch 
mit  einem  schmalen  ockergelblichen  Mittelfeld.  Muskelpunkte  des 
Rückens  kaum  erkennbar.  —  Form  des  Abdomen  wie  bei  voriger 
Art;  der  Cephalothorax  weniger  hoch  gewölbt. 

Dimensionen  (NB.  subad. !) :  Totallänge  14 ,  Cephalothorax 
5,7  mm  lang,  5  mm  breit.  Abdomen  9,3  mm  lang,  6,5  mm  breit, 
6  mm  hoch.  Beine :  I  Coxa  +  Trochanter  2,5,  Femur  6,5,  Patella  + 
Tibia  7,5,  Metatarsus  +  Tarsus  8 ;  II  bezw.  2,5 ;  7,5 ;  9  ;  8,5  ;  III  bezw. 
2,2;  5,6;  5,6;  6  mm;  IV  bezw.  2,5;  6,7;  6,7;  7  mm.  Mandibeln 
kürzer  als  Patella  I  (bezw.  2,8  und  3  mm). 

Fundort:  Lome,  West- Afrika  (Schneider). 

Heteropoäa  Latr.  1804. 

57.  Heteropoäa   venatoria  (L.)  1758. 

Fundorte :  Kamerun  (Leimenstoll,  Pahl),  Malimba,  West-Afrika 
(Pahl),  Goldküste  (Spieth,  H.  Simon,  Frey),  Lome,  Togoland  (Schneider), 
Dualla,  Kamerun  (Gebr.  Spellenberg),  West-Afrika  (Mann),  Kilwa,  Ost- 
Afrika  (Dr.  Wagner),  Bagamoyo  (Dr.  Steudel).  —  Daß  Heteropoäa 
Blaesei  Sim.  unter  diesen  westafrikanischen  Exemplaren  sich  nicht 
findet,  kann  ich  versichern.  —  Ein  Eikokon  von  Bagamoyo  war 
plattenförmig,  im  Durchmesser  24  mm  bei  10  mm  Höhe,  hell  gelb- 
grau gefärbt  und  enthielt  600  Junge  von  2,5  mm  Länge ;  sämtliche 
ausgeschlüpft. 

Palystes  L.  Koch  1875. 

58.  Palystes  castaneus  (Latr.). 
Fundort:  Cap  (v.  Ludwig;  Krauss:  v.  Barth). 

Größe  eines  $:  Cephalothorax  12  mm  lang,  9  mm  breit. 
Mandibeln  =;  Patella  1^5  mm.  Abdomen  15  mm  lang.  Palpen : 
Femoralglied  4,  Patellar-  +  Tibialglied  4,5,  Tarsalglied  4,5,  zusammen 
13  mm,  also  länger  als  der  Cephalothorax.  —  Beine:  I  Coxa  + 
Trochanter  5,5,  Femur  11,5,  Patella  +  Tibia  14,5,  Metatarsus + 
Tarsus  13  mm;  II  bezw.  5,5;  12;  15;  12,7  mm;  III  bezw.  5;  10; 
12;  10  mm;  IV  bezw.  5,5;  12:  13,5;  12  mm.  Totallänge:  I  44,5; 
II  45,2;  III  37;  IV  43  mm. 

6.  Cephalothorax  13  mm  lang,  9,5  mm  breit.  Abdomen  14  mm 
lang.  Mandibeln  kürzer  als  Patellen  I  (bezw.  5,8  und  6,5  mm).  — 
Palpen :  Femoralglied  5,  Patellarglied  2,5,  Tibialglied  3,2,  Tarsalglied 
5  mm  lang.    Länge  der  Beine:  I  bezw.  6;  16,5;  22;   19  mm;  II  =  I ; 


—  To- 
ni bezw.  5,2;  13,5;  16,5;  13  mm;  IV  bezw.  5,5;  16;  17;  16  mm. 
Totallänge:  I  63,5;  II  63,5;  III  48,2;  IV  54,5  mm.  —  Das  kleinste 
vorliegende  Exemplar:  Cephalothoiax  10  mm  lang,  8,5  mm  breit. 
Abdomen  10,6  mm  lang.  —  Beine:  I  bezw.  4,5;  13,5;  19,5;  16,5  mm; 
II  =  1:  III  bezw.  4,2;  11;  13,5;  11,5  mm;  IV  bezw.  4,5;  13,5; 
15:  14  mm.  Totallänge:  I  54;  II  54;  III  40,2;  IV  47  mm.  Man- 
dibeln  4,6  mm,  Patellen  I  5,5  mm  lang.  Palpen:  Femur  4,6;  Patella 
2,2;  Tibia  2,8:  Tarsus  4,2  mm. 

Chiracanthiuin  C.  L.  Koch  1839. 

59.   Chiracanthium  camerunetise  Strand  n.  sp. 

5.  Die  vordere  Augenreihe  ganz  schwach  recurva;  die  M.A. 
größer,  von  den  S.A.  um  kaum  ihren  Durchmesser,  unter  sich  um 
noch  weniger,  vom  Rande  des  Clypeus  kaum  in  ihrem  halben  Radius 
entfernt.  Die  hintere  Reihe  gerade ;  die  Augen  gleich  groß  und  gleich 
weit  unter  sich  entfernt.  Das  Feld  der  M.A.  breiter  als  lang,  vorn 
ein  klein  wenig  schmäler  als  hinten.  Die  hinteren  M.A.  von  den 
vorderen  um  viel  weniger  als  unter  sich  entfernt.  —  Mandibeln 
länger  als  an  der  Basis  breit  (bezw.  1,5  und  1,3  mm).  —  Be- 
stachelung:  Femoren  I — III  vorn  in  der  Endhälfte  1.  1,  IV  vorn 
nur  1,  III  und  IV  hinten  nahe  der  Spitze  1  Stachel.  Alle  Patellen 
unbewehrt,  aber  vielleicht  ist  eine  Borste  an  der  Spitze  vorhanden 
gewesen.  Tibia  I  unten  in  der  Mitte  2,  IL  unbewehrt,  III  in  der 
Endhälfte  jederseits  1,  IV  wie  III  oder  nur  hinten  1  Stachel.  Meta- 
tarsus  I  und  II  unten  2  an  der  Basis ,  1  an  der  Spitze ,  III  unten 
an  der  Basis  2 ,  jederseits  in  der  Mitte  1 ,  an  der  Spitze  ein  Ver- 
ticillus  von  5  Stacheln;  IV  unten  2.  2,  hinten  1.  1,  alle  je  in  der 
Mitte  und  an  der  Basis,  vorn  1  in  der  Mitte,  an  der  Spitze  wie  III. 
Palpen  ganz  unbewehrt.  —  Die  oberen  Spinnwarzen  erheblich 
länger  als  die  unteren :  das  Grundglied  allein  fast  so  lang  als  die 
unteren;  die  Grundglieder  schräg  nach  oben  und  außen  gerichtet, 
die  Endglieder  parallel.  Das  Basalglied  der  oberen  ist  etwa  2mal 
so  lang  als  an  der  Spitze  breit  und  daselbst  ein  wenig  breiter  als 
an  der  Basis;  das  Endglied  etwa  halb  so  breit  und  etwas  kürzer 
als  das  Basalglied.  Die  unteren  Spinnwarzen  viel  dicker  als  die 
oberen ,  gegen  die  Spitze  schwach  verschmälert  und  kaum  doppelt 
so  lang  als  an  der  Basis  breit.  —  Epigyne,  die  gewiß  nicht  ganz 
reif  ist,  erscheint  in  Spiritus  als  ein  kleines,  hellgelbes,  trapezförmiges 
Feld,  das  noch  V2mal  so  breit  als  lang  ist  und  an  den  Seiten 
von    zwei    braunen ,    nach   hinten  schwach  konvergierenden  Strichen 


—     76     — 

(Furchen  ?)  begrenzt  ist ;  diese  sind  vorn  durch  eine  feine ,  gerade, 
braune  Querlinie  verbunden.  In  der  Mitte  ein  dunkler  Querfleck, 
der  hinten  einen  Strich  bis  zum  Hinterrande  entsendet. 

Der  ganze  Körper  gelblichweiß  behaart.  Cephalothorax  hell 
bräunlichgelb ;  die  Augen  der  hinteren  Reihe  von  sehr  schmalen, 
schwarzen,  die  der  vorderen  von  Ringen,  die  sich  hinten  und  innen 
erweitern ,  umgeben.  Mandibeln  graubräunlich ,  Klaue  rötlichbraun. 
Die  Beine  einfarbig  blaßgelb.  Maxillen  und  Lippenteil  ein  wenig 
graulich,  sonst  ist  die  Unterseite  des  Cephalothorax  blasser  als  die 
der  Oberseite.  Die  Tarsen  an  der  Spitze  kurz,  die  Palpen  ein  wenig 
weiter  gebräunt.  Abdomen  gelblichgrau,  dicht  weißlich  punktiert, 
mit  einem  grauen,  lanzettförmigen  Herzstreif,  der  1,5  mm  lang  und 
etwa  so  breit  als  die  Tibien  I  ist  und  von  zwei  kaum  halb  so  langen 
Querstrichen,  einem  dickeren  in  der  Mitte  und  einem  dünneren  kurz 
hinter  der  Mitte,  geschnitten  wird.  Der  Herzstreif  beiderseits  weiß- 
lich angelegt.  Die  untere  Hälfte  der  Seiten  dichter  weiß  punktiert; 
der  Bauch,  die  Spinnwarzen  und  das  Epigaster  einfarbig. 

Größe  des  wahrscheinlich  nicht  ganz  reifen  Exemplars :  Total- 
länge 6,3  mm.  Cephalothorax  3  mm  lang,  die  größte  Breite  2  mm, 
an  der  Insertion  der  Palpen  1,5  mm  breit.  Abdomen  3,6  mm  lang, 
1,9  mm  breit.  —  Palpen:  Femoralglied  1,1,  Patellar- +  Tibialghed 
1,2,  Tarsalglied  1,1  mm  lang.  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  1,3, 
Femur  3,  Patella  +  Tibia  4,  Metatarsus  2,7,  Tarsus  1,4  mm;  II  bezw. 
1,2;  2,3;  2,8;  2;  1,1mm;  HI  bezw.  1,2;  2,1;  1,6;  1mm;  IV  bezw. 
1,3;  2,8;  3;  2,5;  1,1  mm.  —  Beine:  I  12,4;  H  9.4:  HI  7,7  ;  IV 
10,7  mm. 

Fundort:  Kamerun  (Pahl). 

Ctenus  Walck.  1805. 

60.   Ctenus  cribensis  Strand  n.  sp. 

$.  Totallänge  30 — 32,  Cephalothorax  14—15  mm  lang,  11  mm 
breit.  Abdomen  16,5  mm  lang,  11  mm  breit.  Beine:  I  Coxa  +  Troch. 
6,5,  Femur  13,  Patella  +  Tibia  17,  Metatarsus  +  Tarsus  15  (Metat. 
11.5  mm);  H  bezw.  6;  13;  16;  14  mm;  HI  bezw.  6;  10,5;  12; 
12,5  mm;  IV  bezw.  6,7;  12,5;  15;  18  mm  (Metat.  14  mm).  Totallänge 
I  51,5;  H  49;  HI  41;  IV  52.2  mm. 

Alle  Femoren  oben  1.  1.  1,  vorn:  1  2.  1,  H  1.  1.  1,  HI  1.  1. 
1.  1  oder  1.  1.  1.  1.  1,  IV  1.  1.  1,  hinten:  I  und  H  1.  1.  1,  HI 
1.  1.  1.  1,  IV  1.  1  (beide  nahe  der  Spitze).  Patella  I  und  II  unbewehrt, 
III  und  IV  beiderseits  1  Stachel.    Tibia  I  unten  5  Paare,  von  denen 


—     77     — 

No.  4  mehr  seitwärts  gerückt  ist,  keine  Lateralstacheln  ;  II  unten  wie  I, 
vorn  1  submedianer  Stachel;  III  unten  2.  2.  2,  vorn,  hinten  und 
oben  je  1.  1  Stachel  oder  oben  1.  1.  1  ;  IV  oben  1.  1.  1,  sonst  wie 
III.  Metatarsus  I  unten  2.  2.  2  (die  apicalen  ein  wenig  mehr  seit- 
wärts); II  wie  I;  III  unten  wie  I,  vorn  1.  1.  1,  hinten  2.  1.  1  oder 
1.  1.  1;  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  1.  1.  2  oder  1.  1.  1,  hinten  1. 
1.  1  Stachel,  oben  1   (submedian)  Stachel. 

Behaarung  des  Abdomen  und  Cephalothorax  dunkel  rostbraun, 
die  Beine  etwas  heller.  —  Länge  der  Palpen:  Femur  5,  Patella  3, 
Tibia  3,5,  Tarsus  4,5,  zusammen  16  mm. 

Am  nächsten  wird  unser  Ctenus  mit  C.  scopulatus  Poe.  1899 
verwandt  sein;  unterscheidet  sich  aber  durch  andere  Augenstellung. 
Das  Feld  der  M.A.  hinten  breiter  als  lang  (ohne  Messung  könnte 
man  es  leicht  für  mindestens  so  lang  als  breit  halten !)  und  die  Höhe 
von  Clypeus  überschreitet  nicht  2  Durchmesser  der  vorderen  M.A. 
(bei  scopulatus  soll  Clypeus  ungefähr  gleich  3  Durchmesser  sein).  — 
Ob  die  Behaarung  des  Gesichtes  von  derjenigen  der  Oberseite  ver- 
schieden gewesen,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  erkennen,  weil  zu 
stark  abgerieben ;  es  scheint  aber,  daß  dies  nicht  der  Fall  gewesen. 
(Mandibeln  oben  gänzlich  abgerieben.)  —  Scopula  erscheint  trocken 
graulichbraun,  gefeuchtet  aber  grauschwärzlich.  Abdomen  ist  (trocken 
gesehen)  zwar  „indistinctly  variegated  with  black  and  red  above". 
dies  scheint  mir  aber  nur  dadurch  hervorgerufen,  daß  die  rötlichen 
Haare  stellenweise  abgerieben  sind ;  dagegen  zeigt  er  in  Sprit  ge- 
sehen einen  helleren  Basalstreif.  Weder  trocken  noch  gefeuchtet 
unterscheidet  sich  der  Bauch  vom  Rücken  in  Färbung  oder  Behaarung. 
Epigaster  ist  dagegen  wie  bei  scopulatus.  Sternum  und  Coxen  nicht 
dunkler  als  der  Cephalothorax  oben.  Epigyne  dadurch  unterschieden, 
daß  „the  median  sclerite"  nur  hinten  rot  gefärbt  ist,  daselbst  ganz 
stark  niedergedrückt  und  etwas  erweitert,  und  diese  Erweiterung 
durch  eine  Querfurche  deutlich  vom  vorderen  Teil  des  Mittelstückes 
getrennt.  Tibia  II  =  IV  =  10,5,  also  ungef.  =  Breite  des  Cephalo- 
thorax (was  mit  scopulatus  stimmt). 

Von  dem  ebenfalls  sehr  nahe  verwandten  Ct.  Batesi  Poe.  1903 
dadurch  zu  unterscheiden,  daß  die  Entfernung  der  vorderen  und 
hinteren  M.A.  um  ein  Unbedeutendes  kleiner  als  der  Durchmesser 
der  vorderen  M.A.  ist,  daß  die  Beine  nicht  dunkler  als  der  Cephalo- 
thorax sind,  daß  Abdomen  oben  einen  helleren  Basalstreif  hat,  und 
was  PoceocK  über  die  Epigyne  von  Batesi  schreibt  (von  einer  hinteren 
Querfurche  ist  daselbst  keine  Rede),  scheint  auch  auf  spezifische  Ver- 


—     78     — 

schiedenheit  zu  deuten.  Die  Beine  bei  Batest  unbedeutend  kürzer.  — 
Epigyne  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  der  von  Kingsleyi  F.  Cbr.,  aber  das 
Mittelstück  ist  an  den  Seiten  nicht  gerandet,  sondern  sanft  abgerundet, 
das  hintere  Querstück  ist  durch  eine  scharfe  Querfurche  vom  Mittel- 
stück getrennt  und  der  nach  hinten  und  innen  gerichtete  Seitenhöcker 
ist  nicht  aus  zwei  zusammengesetzt;  endlich  ist  das  Vorderstück 
breiter  und  kürzer  und  jederseits  desselben,  mit  der  übrigen  Epigyne 
nicht  in  unmittelbarem  Zusammenhang  stehend,  ist  eine  kleine  läng- 
liche Vertiefung,  die  eine  niedrige  Erhöhung  in  der  Mitte  zeigt.  Das 
hintere  Querstück,  sowie  die  Spitze  des  Mittelstückes  erscheint  blutrot, 
die  übrige  Epigyne  schwarz.  Von  Ct.  Kingsleyi  außerdem  durch 
kürzere  Beine  und  andere  Bestachelung  etc.  verschieden. 
Fundort:  Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

61.   Ctenus  Beerivaldi  Strand  n.  sp. 

6  subad.  Die  vorderen  S.A.  und  hinteren  M.A.  bilden  mit 
ihren  Unterrändern  eine  gerade  Linie;  die  vorderen  M.A.  unter  sich 
und  von  den  hinteren  M.A.  reichlich  in  ihrem  Radius,  vom  Rande 
des  Clypeus  in  etwa  IVs  ihres  Durchmessers  entfernt.  Die  vorderen 
S.A.  von  den  hinteren  in  ihrem  Durchmesser,  von  den  hinteren  M.A. 
um  deutlich  weniger  entfernt.  Die  hinteren  M.A.  von  den  nicht  viel 
kleineren  Augen  III  um  den  Durchmesser  der  letzteren,  unter  sich 
um  reichlich  ihren  Radius  entfernt.  —  Am  unteren  Falzrande  vier 
starke,  fast  gleich  große  Zähne;  am  oberen  zwei,  von  denen  der 
innere  erheblich  größer  ist.  —  Bestachelung.  Alle  Femoren  oben 
mitten  1.  1.  1;  I  vorn  1.  2.  1,  hinten  1.  1.  1.  1;  II  vorn  1.  1.  1.  1 
in  gebogener  Reihe,  hinten  1.  1.  1.  1;  III  vorn  5  in  gebogener, 
hinten  4  in  gerader  Reihe;  IV  vorn  1.  1.  1.  1,  hinten  1.  1.  1  Stacheln. 
Patellen  I  und  II  vorn,  III  und  IV  beiderseits  1  Stachel.  Tibien  I 
und  II  unten  5  Paare,  vorn  1  (Mitte),  hinten  1.  1,  oben  1  kleiner, 
basaler  Stachel;  III  und  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1, 
oben  1.  1.  1  Stacheln.  Metatarsus  I  und  II  unten  2.  2.  3,  III  unten 
2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  2,  IV  unten  2.  1.  2.  2,  vorn 
1.  1.  2,  hinten  I.  2.  2  Stacheln.  —  Palpen:  Femoralglied  oben  1.  4, 
Patellarglied  innen  1,  Tibialglied  innen  2,  oben  und  außen  je  1 
Stachel,  das  (unreife)  Tarsalglied  innen  2.  1  Stacheln.  —  2  Tarsal- 
krallen. 

Trocken  gesehen  erscheint  das  ganze  Tier  oben  hell  ockergelblich 
behaart;  Mandibeln  hellbraun  mit  rötlichen  Falzrandbürsten,  Unter- 
seite   des  Cephalothorax   dunkelbraun  bis  schwärzlich  behaart.     Der 


-     79     — 

Kopfteil  oben  vorn  mit  bräunlichen  längeren  Haaren  entfernt  bewachsen 
und  längs  der  ganzen  Rückenmitte  eine  dunkler  oder  mehr  rostfarbig 
gelbe  Binde.  Abdomen  oben  lebhafter,  mehr  goldgelblich  behaart 
als  der  Cephalothorax.  —  Der  Cephalothorax  ist  ziemlich  niedrig, 
hinten  kaum  höher  als  vorn,  von  kurz  hinter  den  Augen  nach  vorn 
schwach  abfallend. 

In  Spiritus  erscheint  Cephalothorax  gelblichrot  mit  drei 
bräunlichen  Schrägstrichen  jederseits  von  der  Rückenfurche  bis  gegen 
den  Rand  hin ;  die  beiden  vorderen  enden  kurz ,  der  hintere  weit 
vom  Rande.  Die  Augen  grüngelb  glänzend ,  in  breiten  schwarzen, 
zusammengeflossenen  Ringen.  Auf  der  hinteren  Abdachung  ein  bis 
zur  Mitte  der  Rückenfurche  sich  erstreckender,  nach  vorn  zugespitzter, 
bräunlicher,  undeutlicher  Fleck.  Die  schmale,  tiefschwarze  Rücken- 
furche 3  mm  lang.  Der  Rand  des  Brustteils  fein  braun.  Mandibeln 
schwarzbraun ,  an  der  Spitze  innen  rötlich ;  die  Klaue  schwarz ,  an 
der  Spitze  rötlich.  Maxillen  hellrot,  an  der  Spitze  gelblich,  außen 
schmal  dunkler  umrandet.  Lippenteil  schwarz,  an  der  Spitze  hell- 
gelb. Sternum  schwarz.  Coxen  olivenbräunlich  grauschwarz.  Alle 
Femoren  unten  gelb,  etwas  ockerfarbig,  oben,  sowie  die  übrigen 
Glieder  rotgelb;  die  Metatarsen  und  Tarsen  etwas  gebräunt.  Die 
an  allen  Tarsen,  Metatarsen  I — III  und  Endhälfte  der  Metatarsen  IV 
vorhandene  Scopula  dunkelgrau.  —  Abdomen  oben  ockergelb 
mit  4—6  Paaren  schwarzer  Flecke,  von  denen  die  drei  vorderen 
groß,  länglich,  tiefschwarz,  schräggestellt,  die  beiden  hinteren  klein 
sind.  Die  beiden  vorderen  Paare  bilden  ein  Trapez,  das  vorn  3,5, 
hinten  4,2  mm  breit  und  2,7  mm  lang  ist;  die  Paare  No.  II  und  III 
eines,  das  vorn  4,2,  hinten  3  mm  breit  und  3  mm  lang  ist,  No.  III 
und  IV  eines,  das  vorn  3,  hinten  2  mm  breit  und  1,6  mm  lang  ist. 
Die  beiden  hinteren  Paare  unter  sich  um  1,3  mm  entfernt.  Die 
Unterseite  ein  wenig  dunkler  mit  einem  helleren,  nach  hinten  schwach 
verschmälerten  Mittelfeld,  das  mit  3  gleichbreiten,  scharf  begrenzten, 
geradseitigen ,  an  der  Vorderspitze  zusammenhängenden,  schwarz- 
grauen Längsstrichen  gezeichnet  ist ;  das  hintere  Drittel  des  Mittel- 
feldes einfarbig  hellgelb.  Seitlich  ist  dies  Feld  von  Reihen  schwarzer 
Flecke  begrenzt  und  etwa  4  größere  und  zahlreiche  kleinere  schwärz- 
liche Flecke  befinden  sich  an  den  Seiten  des  Bauchfeldes.  Epigaster 
hell  schwefelgelb,  Spinnwarzen  bräunlichgelb. 

Größe  (NB.  subadult!):  Cephalothorax  14  mm  lang,  10,5  mm 
breit.  Abdomen  14,5  mm  lang,  8,5  mm  breit.  Mandibeln  kürzer 
als   Patellen    I    (bezw.    5,5    und    6   mm).      Palpen :    Femoralglied    5, 


Patellarglied  2,5,  Tibialglied  3,  Tarsalglied  (unreif!)  5  mm.  —  Beine: 

1  Coxa  +  Trochanter  6,5,  Femur  12,5,  Patella  +  Tibia  17,5,  Meta- 
tarsus  +  Tarsus  15  mm;  II  bezw.  5,6;  11,5;  15,2;  13  mm;  III  bezw. 
5,5;  10;  11,2;  11,6  mm;  IV  bezw.  6,5;  12,2:  15;  17  mm.  Total- 
länge: I  51,5;  II  45,3;  III  38,3;  IV  50,7  mm. 

Fundort:  Tanga,  Ost- Afrika  (Dr.  Beerwald). 

62.  Ctenus  renivulvatus  Strand  n.  sp. 

5.  Die  vorderen  S.A.  bilden  mit  den  hinteren  M.A.  eine  ganz 
schwach  recurva  gebogene  Linie :  die  vorderen  M.A.  unter  sich  und 
von  den  hinteren  M.A.  um  ihren  halben,  vom  Rande  des  Clypeus 
kaum  um  ihren  anderthalben  Durchmesser  entfernt.  Das  Feld  der 
M.A.  breiter  als  lang.  Die  vorderen  S.A.  gleich  weit  und  zwar  kaum 
in  ihrem  ganzen  Durchmesser  von  den  hinteren  S.A.  und  M.A.  ent- 
fernt; letztere  unter  sich  etwa  in  Vs  ihres  Durchmessers,  von  den 
hinteren  S.A.  um  etwas  weniger  als  ihren  ganzen  Durchmesser 
entfernt. 

Am  unteren  Falzrande  vier  starke,  ganz  gleichgroße  Zähne, 
von  denen  der  innere  ein  klein  wenig  weiter  als  die  anderen  unter 
sich  entfernt  steht,  am  oberen  Rande  scheinen  deren  3  große  vor- 
handen zu  sein.  —  Cephalothorax  hinten  zwischen  den  Coxen  II 
und  III  am  höchsten,  vor  der  Rückenfurche  horizontal,  von  der  Mitte 
des  Kopfteiles  nach  vorn  schwach  abfallend. 

Bestachelung.  Femur  I  oben  1.  1.  1,  vorn  in  der  Endhälfte 
2.  1,  hinten  1.  1.  1;  II  wie  I,  nur  die  drei  vorderen  in  gebogener 
Reihe;  III  oben  1.  1.  1,  vorn  in  der  Endhälfte  1.  1.  1  oder  1.  1.  1.  1, 
hinten  1.  1  (submedian),  1.  1  (subapical);  IV  oben  1.  1.  1,  vorn 
1.  1.  1.  1,  hinten  1.  1  nahe  der  Spitze.  Patellen  I  und  II  un- 
bewehrt,  III  und  IV  jederseits  1  Stachel.  Tibien  I  und  II  unten 
5  Paare,  II  vorn  1  (submedian),  III  und  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  und 
hinten  je  1.  1  ,  oben  1.  1.1  kurze  Stacheln.  Metatarsen  I  und  II 
unten  2.  2.  2,  III  und  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1. 

2  Stacheln.  —  Palpen:  Femoralglied  oben  1.  4,  Patellarglied  innen 
1 ,  Tibialglied  innen  und  außen  nahe  der  Basis  je  2 ,  Tarsalglied 
außen  1.  1,  innen  2  Stacheln.  —  Tarsalkrallen  mit  6  nach  innen 
an  Größe  rasch  abnehmenden,  geraden  Krallen.  —  Epigyne  von 
dem  gewöhnlichen  Cteniis-Typus :  aus  einem  großen,  erhöhten,  nach 
hinten  verschmälerten  Mittelstück  und  zwei  nach  hinten  und  innen 
gerichteten  Seitenhöckern  bestehend ;  sie  ist  ein  wenig  breiter  als 
lang  (bezw.  1,7  und  1,5  mm),    während   das  Mittelstück    allein  fast 


-     81     — 

doppelt  so  breit  als  lang  ist;  es  ist  vorn  in  der  Mitte  tief,  rundlich 
oder  fast  viereckig  ausgeschnitten,  hinten  gerundet,  stark  nieder- 
gedrückt, also  etwa  nierenförmig  erscheinend,  rotgefärbt,  an  den 
Seiten  schw^arz ,  der  Seitenrand  schwach  erhöht,  glatt,  glänzend, 
während  die  Mitte  punktiert  und  gestreift,  sowie  behaart  ist.  Ein 
deutliches  Hinterstück  nicht  vorhanden.  Die  Seitenhöcker  sind  dünne, 
plattenförmig  dreieckige ,  scharf  zugespitzte ,  an  der  Außenseite  der 
Länge  nach  schwach  ausgehöhlte ,  schräg  gestellte  Fortsätze ,  die 
viel  weniger  auffallend  sind  als  bei  verwandten  Arten. 

Trocken  gesehen  erscheinen  die  Extremitäten  oben  hell  ocker- 
gelblich behaart,  an  den  Femoren  kleine  bräunliche  Flecken  an  der 
Basis  der  Stacheln  und  ein  bräunlicher  Fleck  nahe  der  Spitze. 
Cephalothorax  nach  den  vorhandenen  Eesten  der  Behaarung  zu 
urteilen  etwas  trüber  gelb,  im  Augenfelde  dagegen  und  an  den 
Seiten  des  Clypeus  heller,  lebhafter  gelb,  letzterer  in  der  Mitte 
braun,  lang,  abstehend  behaart;  Mandibeln  braun  abstehend  be- 
haart; die  Klauenbürste  trüb  rotgelb.  Cephalothorax  scheint  oben 
eine  hellere  Mittel-  und  zwei  solche  Randbinden  gehabt  zu  haben. 
Abdomen  oben  schön  ockergelblich  oder  goldgelblich  behaart,  so- 
weit sich  an  dem  zusammengeschrumpften  Abdomen  erkennen  läßt 
ohne  andere  Zeichnungen  als  zwei  weit  unter  sich  entfernte  Reihen 
von  etwa  4  weißlichen,  hinten  schwarz  begrenzten  Punkten. 

Cephalothorax  im  Grunde  rötlich  mit  schmalen ,  undeutlichen, 
braunen  Schrägstrichen,  die  weder  die  Rückenfurche  noch  den  Rand 
erreichen,  einer  helleren  Rücken-  und  ebensolchen  Randbinde;  letztere 
so  breit  als  die  Patellen  IV,  oben  von  einer  undeutlichen  braunen, 
etwa  zickzackförmigen  Linie  begrenzt  und  setzt  sich  auf  dem  Kopf- 
teile nicht  und  wahrscheinlich  auch  nicht  auf  der  hinteren  Abdachung 
fort ;  die  Mittelbinde  fängt  am  Hinterrande  breit  an ,  verschmälert 
sich  dann  und  bildet  eine  nur  wenig  hellere,  undeutliche  Begrenzung 
der  Rückenfurche  und  der  sich  von  ihr  bis  zu  den  Augen  fort- 
setzenden dunklen  feinen  MittelHnie ;  auf  dem  Kopfteile  hinten  zwei 
parallele  braune ,  etwa  2  mm  lange ,  hinten  querverbundene  Längs- 
linien. Der  Rand  schmal  schwarz.  Alle  3  Längsbinden  sehr  un- 
deutlich, vielleicht  weil  der  Cephalothorax  stark  abgerieben  ist.  Über 
der  Mitte  des  Kopfteiles  eine  feine,  etwas  gebogene  Querlinie.  Man- 
dibeln mit  Klaue  einfarbig  tiefschwarz.  Unterseite  des  Cephalothorax 
kastanienbraun ,  Maxillen  und  Lippenteil  an  der  Spitze  hellgelb,  die 
Coxen  undeutlich  dunkler  umrandet.  Beine  wie  der  Cephalothorax 
oben,  die  Femoren  ein  wenig  heller,  oben  höchst  undeutlich  dunkler 

■Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190C.  6 


—     82     - 

gescheckt,  Metatarsus  und  Tarsus  gebräunt,  Scopula  dunkelgrau, 
Metatarsus  und  Tarsus  I  und  II  fast  schwärzlich  erscheinend.  Palpen 
wie  die  Beine,  Tibial-  und  Tarsalglied  erheblich  dunkler.  Abdomen 
oben  dunkel  ockergelblich  erscheinend,  mit  Punkten  wie  oben  an- 
gegeben; unten  dunkelbraun  mit  zwei  helleren  nach  hinten  kon- 
vergierenden Längsstrichen;  Spinnwarzen  hellgelb.  Epigaster  gelblich. 
Totallänge  21  mm  (Abdomen  stark  geschrumpft!).  Cepha  o- 
thorax  11  mm  lang,  in  der  Mitte  8  mm,  vorn  5,5  mm  breit. 
Palpen:  Femoralglied  4,5,  Patellarglied  2,2,  Tibialglied  2,7,  Tarsal- 
glied  3,2  mm   lang.     Mandibeln    4,6  mm   lang.     Länge    der   Beine : 

I  Coxa  +  Troch.  5,  Femur  8,5,  Patella  +  Tibia  12,  Metatarsus  7,5, 
Tarsus  3  mm;  II  bezw.  4,5;  8;  10,2;  6,5;  3  mm;  III  bezw.  4;  7; 
8,5;  6;  3  mm;  IV  bezw.  5;  9;  11;  10;  3,5  mm.    Totallänge:  I  33; 

II  32,2;  III  28,5;  IV  38,5  mm. 

Fundort:  Goldküste,  Hrafa  (Spieth). 

63.    Ctemis  aureopubescens  Strand  n.  sp. 

c?  Die  Außenränder  der  M.A.  bilden  ein  Trapez,  das  hinten  2, 
vorn  1,5  mm  breit  und  2  mm  lang  ist;  die  vorderen  M.A.  unter 
sich  um  ihren  halben,  von  den  hinteren  M.A.  in  kaum  ihren  ^/s,  vom 
Rande  des  Clypeus  etwa  in  IV2  ihres  Durchmessers  entfernt.  Hintere 
Augenreihe  3,2  mm  lang,  die  M.A.  unter  sich  um  V3,  von  den 
S.A.  kaum  in  ihrem  ganzen  Durchmesser  entfernt.  Die  vorderen 
S.A.  von  den  hinteren  S.A.  in  kaum  den  Durchmesser  der  vorderen 
entfernt. 

Bestachelung.  Femur  I  oben  1.  1.  1.  1  oder  1.  1.  1,  hinten 
in  der  Endhälfte  1.  1.  1,  vorn  1.  1.  1;  II  oben  und  hinten  je  1.  1.  1, 
vorn  ca.  5  Stacheln;  III  oben  und  hinten  je  1.  1.  1,  vorn  1.  1.  1.  1; 
IV  oben  1.  1.  1,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1.  1  Stacheln.  Alle 
Patellen  jederseits  1  Stachel.  Tibia  I  unten  5  Paare,  von  denen 
die  Stacheln  des  vorletzten  mehr  seitwärts  stehen,  vorn  und  hinten 
je  1.  1,  oben  1.  1.  1;  II  scheint  gleich  I  zu  sein;  III  unten  2.  2.  2, 
vorn  und  hinten  je  1.  1,  oben  1.  1.  1;  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  und 
hinten  je  1.  1.  1,  oben  1.  1  Stacheln.  Metatarsen  I  und  II  unten 
2.  2.  3,  vorn  und  hinten  je  1.  1,  sowie  vielleicht  1  kleinerer  Stachel 
jederseits  der  Spitze;  III  und  IV  unten  2.  2.  3,  vorn  und  hinten  je 
1.  1.  1  Stacheln.  Palpen:  Femoralglied  oben  1.  1.  4,  Patellarglied 
jedenfalls  innen  1;  Tibialghed  innen  2,  außen  1,  alle  in  der  Basal- 
hälfte.  —  Cephalothorax  hinten  (zwischen  den  Coxen  II  und  III) 
hoch   gewölbt,    erheblich   höher   als    die  Vorderhälfte    des   Rückens, 


—     83     — 

der  zwischen  der  Vorderspitze  der  Rückenfurche  und  den  hinteren 
M.A.  horizontal  ist. 

Das  Tibialghed  der  Palpen  außen  ulimittelbar  hinter  der 
Spitze  mit  einem  kurzen,  konischen,  scharf  zugespitzten,  nach  vorn 
und  etwas  nach  außen  gerichteten  und  mit  der  Spitze  nach  innen 
und  oben  gebogenen,  hakenförmigen,  schwarzen  Fortsatz,  der  unten 
in  der  Mitte  einen  feinen  Zahn  hat  und  nicht  die  Spitze  des  GHedes 
überragt.  Letzteres  ist  gegen  die  Spitze,  besonders  außen,  ein  wenig 
erweitert:  an  der  Basis  1,2,  an  der  Spitze  (ohne  den  Fortsatz)  1,7  mm 
breit,  unten  und  innen  dicht,  aber  nicht  lang,  fein,  abstehend  bräun- 
lichgelb behaart,  an  der  Spitze,  von  oben  gesehen,  schräg  geschnitten, 
mit  der  inneren  Ecke  am  stärksten  vorstehend.  Das  Tarsalglied 
erscheint  von  oben  gesehen  lang,  schmal,  lanzettförmig,  außen  in 
der  Mitte  ein  wenig  stärker  erweitert  als  innen  und  in  einer  ganz 
scharfen  Spitze  endend.  Es  ist  überall  ziemlich  gleich  lang  und  dicht 
bräunlichgelb  behaart,  und  von  außen  gesehen  erscheint  Lamina  in 
der  Basalhälfte  parallelseitig ,  oben  sehr  wenig  gewölbt,  während 
Bulbus  als  ein  plattenförmiges ,  den  Rand  der  Lamina  sehr  wenig 
überragendes  Stück  erscheint,  das  in  der  Mitte  einen  kurzen,  breiten, 
unten  abgeflachten,  fast  horizontal  nach  vorn  gerichteten ,  stumpfen 
Höcker  hat ,  der  an  der  Spitze  einen  ganz  feinen ,  scharfen  Zahn 
aufweist.  Von  unten  gesehen  erscheint  dieser  Höcker  breit  ellipsen- 
förmig oder  etwas  nierenförmig ,  längsgerichtet  und  stark  glänzend. 
Das  Glied  gerade  von  innen  gesehen ,  tritt  vom  Bulbus  weiter 
nichts  als  dieser  Höcker  hervor.  Bulbus  und  die  Spitze  der  Lamina 
gleich  lang. 

Trocken  gesehen  erscheint  das  Tier  schön  goldgelb,  glänzend, 
behaart,  nur  Scopula  mehr  graubräunlich ;  die  Unterseite  der  Beine  ein 
wenig  trüber,  die  des  Cephalothorax  gelbbräunlich  kurz  und  dunkler 
braun  lang  behaart.  Mandibeln  außen  sehr  dicht  und  lang  hellbraun 
abstehend,  fast  bürstenförmig  behaart,  vorn  und  innen  die  Behaarung 
noch  länger  und  stärker,  ein  wenig  dunkler,  sowie  viel  dünner,  so 
daß  man  die  Haut  zwischen  den  Haaren  sehr  deutlich  sieht ;  die 
Falzränder  mit  rötlichgelber  Bürste. 

Cephalothorax  und  Extremitäten  erscheinen  in  Sprit  hell  rot- 
braun, ersterer  mit  dunklerer  Rückenfurche  und  am  Brustteile  drei 
schmalen,  die  Rückenfurche  nicht  ganz  erreichenden  und  weit  vom 
Rande  endenden  dunkleren  Schrägstrichen,  sowie  je  einem  ebensolchen 
in  den  Kopffurchen.  Der  Rand  fein  schwarz;  die  Augen  innen  mit 
schwarzen  Halbringen.     Die  Augen   in  Sprit  gesehen,  gelbbraun  er- 

6* 


—     84     — 

scheinend.  Mandibeln  dunkler  rotbraun,  an  der  Spitze  etwas  heller  ;  die 
Klaue  schwärzlich,  an  der  Spitze  und  der  Basis  unten  rötlich.  Unterseite 
des  Cephalothorax  lebhafter  rot  oder  rotgelb ;  Maxillen  an  der  Spitze 
schmal  weißlich,  außen  schmal  schwarz,  Lippenteil  in  der  Basalhälfte 
schwarz  umrandet,  Sternum  und  Coxen  bräunlich  umrandet.  Die 
Femoren  unten  ein  wenig  heller  als  die  übrigen  Glieder,  Metatarsen 
und  Tarsen  gebräunt,  Scopula  schwarzgraulich  erscheinend.  Femoren 
oben  höchst  undeutUch  und  unregelmäßig  dunkler  längsgefleckt. 
Die  Stacheln  schwarzbraun.  Abdomen  trüb  ockergelb ,  hinten  am 
dunkelsten;  oben  im  vorderen  Drittel  unbestimmt  ockergelb  mit 
einem  ebensolchen  lanzettförmigen,  nicht  bis  zur  Mitte  reichenden, 
hinten  stumpf  endenden  und  schmal  braun  begrenzten  Längsfleck, 
der  etwa  6  mm  lang  und  in  der  Mitte  1,5  mm  breit  ist.  Die  Unter- 
seite etwas  dunkler,  die  Spinnwarzen  vorn  und  an  den  Seiten  dunkel- 
braun eingefaßt.  In  Spiritus  erscheint  die  Behaarung  des  Abdomen 
hell  ockergelblich. 

Cephalothorax  14  mm  lang,  12  mm  breit,  Abdomen  14  mm 
lang,  8  mm  breit.  Mandibeln  6,2  mm  lang,  an  der  Basis  5  mra 
breit.  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  6,5,  Femur  15,5,  Patella  6,8, 
Tibia  17,  Metatarsus  18,  Tarsus  7  mm;  II  bezw.  6,9;  16,5;  6,6; 
15;  16,5;  6  mm;  III  bezw.  6;  14;  5,5;  12;  14;  5  mm;  IV  bezw. 
7;  17,5;  6;  16;  22;  6  mm.  —  Palpen:  Femoralglied  7,  Patellarglied  3, 
Tibialglied  4,2,  TarsalgUed  5,5  mm  lang.  Totallänge  der  Beine: 
I  70,8;  II  67,5;  III  56,5;  IV  74,5  mm.    Palpen  zusammen  19,7  mm. 

Fundort:  Goldküste  (H.  Simon  ded.). 

Die  Art  wird  wohl  mit  Fhoneutria  auricularia  I^j^rsch  verwandt 
sein ;  beim  S  dieser  Art  sollen  jedoch  die  Beine  IV  kürzer  als  l  sein, 
die  Rückenfurche  kurz  (hier  ist  sie  4 — -5  mm  lang),  die  Tibien  unten 
4  Paare  Stacheln  haben,  und  die  Färbung  weicht  etwas  von  der- 
jenigen unserer  Art  ab. 

64.  Ctenus  Schneideri  Strand  n.  sp. 

$  subad.  Der  Cephalothorax  hinter  den  Coxen  III  und  IV 
ein  wenig  höher  als  vorn ;  um  die  ziemlich  breite  Rückenfurche  eine 
ganz  seichte  Einsenkung.  Die  Seitenfurchen  .scharf  markiert.  — 
Die  Augen  ziemlich  klein  und  weit  unter  sich  entfernt ;  die 
vorderen  M.A.  unter  sich  und  von  den  hinteren  M.A.  etwa  in  ihrem 
Durchmesser,  vom  Rande  des  Clypeus  in  ihrem  IV2  Durchmesser 
entfernt.  Die  vorderen  S.A.  und  hinteren  M.A.  bilden  mit  ihren 
Vorderrändern  eine  schwach  procurva  gebogene  Reihe ;  die  vorderen 


—     85     — 

S.A.  weiter  von  den  hinteren  S.A.  als  von  den  vorderen  M.A.  ent- 
fernt. Die  hinteren  M.A.  unter  sich  in  -/s  ihres  Durchmessers,  von 
den  auf  starken  Hügeln  sitzenden  und  schräg  nach  hinten  gerichteten 
hinteren  S.A.  in  ihrem  Durchmesser  entfernt.  Die  M.A.  bilden  (mit 
den  Außenrändern)  ein  Trapez,  das  hinten  1,7,  vorn  1,4  mm  breit 
und  1,5  mm  lang  ist.  Die  hintere  Augenreihe  3  mm  lang.  —  Am 
unteren  Falzrande  4  starke,  dreieckig  scharf  zugespitzte,  an  der 
Spitze  schwarze ,  an  der  Basis  rötliche ,  gleich  weit  unter  sich  ent- 
fernte Zähne,  am  oberen  3,  von  denen  die  beiden  inneren  unter 
sich  gleich  groß  und  größer  als  der  äußere,  aber  kleiner  als  die 
Zähne  des  unteren  Randes.  —  Bestachelung.    Alle  Femoren  oben 

1.  1.  1;  I  vorn  1.  1.  1.  1  in  gebogener  Reihe,  hinten  1.  1.  1  Stacheln; 
II  und  III  vorn  und  hinten  1.  1.  1.  1  in  gebogenen  Reihen;  IV  vorn 
4 — 5,  hinten  2 — 3  Stacheln.  Tibia  I  und  II  unten  5  Paare,  vorn  1 
(submedian);  III  und  IV  unten  2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1, 
oben  1.   1.   1  Stacheln.    Metatarsen  I  und  II  unten  2.  2.  2,  III  unten 

2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  2;  IV  unten  2.  1.  2.  2,  vorn 
1.  1.  2,  hinten  1.  2.  2  Stacheln.  Tarsalkrallen  in  der  Endhälfte 
mit  3  sehr  großen  äußeren  und  5  viel  kleineren  inneren  Zähnen ; 
keine  Afterkralle.  —  Palpen:  Femoralghed  oben  1,4,  Patellarglied 
innen  1 ,  Tibialglied  außen  und  innen  nahe  der  Basis  je  5 ,  Tarsal- 
glied  innen  2.  1,  außen  1.  1  Stacheln.  —  Epigyne,  die  offenbar 
nicht  ganz  reif  ist,  erscheint  als  eine  blaßgelbe,  ganz  schwach  er- 
höhte, abgerundet  viereckige  Platte,  die  hinter  der  Mitte  zwei  unter 
sich  um  0,7  mm  entfernte,  nach  hinten  schwach  konvergierende, 
schmale,  dunkelbraune  Längsfurchen  hat  und  deren  Hinterrand  ganz 
schwach  ausgerandet  ist. 

Die  Oberseite,  soweit  erkennbar,  ist  mit  feinen,  anliegenden, 
goldgelben  Haaren  bekleidet ;  Clypeus  dunkelbraun  abstehend  behaart, 
beiderseits  desselben  eine  intensiv  gelb  gefärbte  Binde.  Die  Man- 
dibeln  dunkel  graubraun,  vorn  dünn,  an  den  Seiten  dicht  ab- 
stehend behaart;  die  Falzrandbürste  rotgelb.  Die  Unterseite  des 
Cephalothorax  abstehend  bräunlich  behaart.  Die  Femoren  scheinen 
mit  anliegenden  goldgelben  und  längeren,  abstehenden,  bräunlichen 
Haaren ,  die  oben  eine  schwache  Befleckung  hervorrufen ,  bekleidet 
gewesen.     Die  Coxen  oben  intensiv  gelb  behaart. 

Abdomen  oben  dicht  mit  etwas  rostfarbigen  ocker-  oder  gold- 
gelben anliegenden  Haaren,  zwischen  welchen  zahlreiche,  kleine, 
schwarze,  ziemHch  unregelmäßig  geordnete  Punkte  sich  bemerkbar 
machen,  sowie  mit  ebenfalls  ziemlich  dichtstehenden,  langen,  feinen, 


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abstehenden,  hellgelben  Haaren,  die  dem  Abdomen  ein  rauhes  Aus- 
sehen verleihen,  bekleidet.     Unterseite  grauschvvarz  behaart. 

Cephalothorax  in  Sprit  gesehen  oben  hell  bräunlichgelb  mit  ganz 
scharfen,  aber  schmalen  braunen  Schrägstrichen,  einigen  undeutlichen 
bräunlichen  Punkten,  schwarzem,  schmalem  Rand,  bräunlicher  hinterer 
Abdachung,  schwarzen  Ringen  um  die  Augen,  sowie  dunkelbraunem 
Augenfelde  und  Clypeus.  Mandibeln  dunkel  rotbraun.  Die  ganze 
Unterseite  etwas  olivenfarbig  graugelblich,  ebenso  die  Beine  und 
Palpen,  deren  Endglieder  kaum  gebräunt  sind.  Abdomen  oben  dunkel- 
braun, vorn  mit  einem  gelben,  scharf  begrenzten,  hinten  stumpf  ge- 
rundeten.  lanzettförmigen  Längsfleck,  der  etwa  3  —  4  mm  lang  und 
in  der  Mitte  1  mm  breit  ist.  Zwei  nach  hinten  schwach  kon- 
vergierende, unter  sich  weit  getrennte  Reihen  von  je  etwa  4  kleinen, 
runden,  schwarzen  Punkten,  sowie  viele  andere,  kleinere,  unregel- 
mäßige lassen  sich  erkennen.  Bauch  schwärzlich  mit  vier  undeut- 
lichen, nach  hinten  schwach  konvergierenden,  helleren  Fleckenreihen, 
Epigaster  graugelblich.     Spinnwarzen  bräunlich  mit  gelber  Spitze. 

Totallänge  (NB.  subad. !)  20  mm.  Cephalothorax  10,5  mm 
lang,  8  mm  breit.  Abdomen  9,5  mm  lang,  6  mm  breit  in  der  Mitte, 
4,7  mm  vorn.  Mandibeln  länger  als  Patellen  I  (bezw.  5  und  4,5  mm).  — 
Palpen :  Femoralglied  4,7,  Patellarglied  2,5,  Tibialglied  3,  Tarsalglied 
3,5  mm  lang.  —  Beine :  1  Coxa  +  Trochanter  5,  Femur  10,2,  Patella  + 
Tibia  15,  Metatarsus  +  Tarsus  13,5  mm;  II  bezw.  4,5;  10;  13;  12  mm; 
III  bezw.  4,5;8,5;  11;  11,5  mm;  IV  bezw.  5,5;  11,2;  14;  16,5  mm. 
Totallänge:  I  43,7;  II  39,5;  III  35,5;  IV  47,2  mm. 

Fundort:  Lome,  West- Afrika  (Schneider). 

Fam.  Pisauridae. 

JPhalaea  Sim.  1898. 

65.  FhaUiea   aculeata   Strand  n.  sp. 

$.  Femur  1  oben  eine  Reihe  von  3,  oben  vorn  von  4,  oben 
hinten  von  5  Stacheln ;  II  oben  4,  oben  vorn  7 — 9  in  Zickzacklinie, 
hinten  9 — 10  Stacheln;  III  oben  mitten  5,  oben  vorn  9 — 10,  oben 
hinten  10—11  Stacheln;  IV  bezw.  4,  5  und  4  Stacheln.  Mit  Aus- 
nahme der  inneren  der  Mittelreihe  alle  kurz  und  anliegend  und 
offenbar  ziemlich  unregelmäßig  sowohl  in  Anzahl  als  Anordnung. 
Alle  Patellen  unbewehrt.  Tibien  I  und  II  unten  2.  2.  2.  2,  vorn 
und  hinten  je  1.  1,  III  unten  2.  2.  2  oder  2.  2.  2.  2,  vorn,  hinten 
und  oben  je  1.  1  Stacheln.  Alle  Metatarsen  unten  2.  2.  2,  vorn 
und  hinten  je  1.  1.  1  Stacheln.  —  Palpen:  Femoralglied  oben  1.  1. 1.  2, 


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innen  an  der  Spitze  1 ,  Patellarglied  innen  1 ,  oben  an  der  Spitze 
1    sehr    langer    Stachel;    Tibialglied    oben   1    langer    in    der    Mitte, 

1  kürzerer  an  der  Spitze,  innen  2  sehr  lange,  in  der  Endhälfte 
zweimal  gebogene  subbasale  Stacheln ;  Tarsalglied  innen  2.  1,  außen 

2  lange ,  unten  nahe  der  Spitze  2  sehr  kurze  Stacheln.  —  Arn 
unteren  Falzrande  4  starke,  gleichgroße  Zähne,  von  denen  die  beiden 
inneren  ein  wenig  näher  beisammen  stehen ;  am  oberen  3  Zähne, 
von  denen  der  mittlere  bei  weitem  der  größte,  der  äußere  der 
kleinste  ist. 

Epigyne  erscheint  in  Sprit  als  ein  kleiner,  trapezförmiger, 
brauner,  an  den  Seiten  schmal  schwarz  begrenzter  Fleck,  der 
vorn  0,5  mm  breit  und  vorn  so  breit  als  lang,  hinten  ein  wenig 
schmäler  ist  und  dessen  Vorderseite  einen  kleineren  mittleren  und 
je  einen  größeren  Vorsprung  an  den  beiden  Ecken  bildet.  Die  Um- 
gebung heller  als  das  Epigaster.  Trocken  gesehen  bilden  die  Seiten 
dieses  Feldes  zwei  nach  vorn  divergierende,  schwärzliche  Furchen, 
deren  Zwischenraum  hinten  gewölbt  und  quergestreift,  vorn  mit 
«iner  kleinen  Längsgrube  versehen  ist.  Ob  aber  die  Epigyne  ganz 
entwickelt  ist,  ist  mir  zweifelhaft. 

Trocken  gesehen  erscheint  Cephalothorax  oben  weiß,  um  die 
Augen  und  am  Clypeus  dottergelblich  oder  rostgelblich  behaart. 
Abdomen  oben  mit  einer  Mischung  von  goldgelblichen  und  silber- 
weißen, stark  glänzenden,  unten  und  hinten  mit  trüb  rostgelben 
Haaren  bekleidet.  Die  Beine  mit  feinen,  anliegenden,  rostgelbhchen 
und  längeren,  abstehenden,  bräunlichen  Haaren ;  die  Femoren  unten 
fein  weißlich  getüpfelt.  Die  Unterseite  des  Cephalothorax  trüb  gelb- 
bräunlich behaart,  die  Mandibeln  hellbräunlich  beborstet  und  behaart. 
Alle  Stacheln  braun,  trocken  gesehen  etwas  violetthch.  —  In  Spiritus 
ist  die  Farbe  rötlichgelb;  die  Metatarsen  und  Tarsen,  ein  Ring  an 
der  Basis  "der  Tibien  und  Spitze  der  Patellen  I,  sowie  die  Mandibeln 
stärker  gerötet;  die  Klaue  der  letzteren  einfarbig  dunkel  rotbraun. 
Die  Unterseite  ein  wenig  heller;  der  Bauch  mit  zwei,  vor  der  Mitte 
nach  hinten  konvergierenden,  dann  parallelen,  etwas  vor  der  Spitze 
endenden,  helleren,  innen  dunkler  angelegten  Längslinien  und  in  der 
Mitte  zwei  Reihen  von  je  3  dunkleren ,  undeutlichen  Flecken.  Ab- 
domen hinten  am  dunkelsten ;  der  Rücken  vorn  mit  einem  Paar 
runder  schwarzbrauner  Muskelpunkte,  die  unter  sich  um  1,8,  von 
der  Basis  des  Abdomen  um  3,2  mm  entfernt  sind.  Die  Augen  in 
schmalen,  tiefschwarzen ,  außen  schwach  rötlich  angelegten  Ringen. 
Die  Behaarung  der  Falzränder  erscheint  in  Spiritus  goldgelblich. 


Totallänge  21  mm.  Cephalothorax  9  mm  lang,  7  mm  breit, 
am  Kopfteile  4,6  mm  breit.  Abdomen  13  mm  lang  und  6,5  mm 
breit.  Länge  der  hinteren  Augenreihe  3,  der  vorderen  2,5  mm. 
Mandibeln  4,2  mm  lang.  Länge  der  Beine :  I  Coxa  +  Trochanter  4, 
Femur  10,5,  Patella  +  Tibia  14,  Metatarsus  9,  Tarsus  4  mm;  II 
bezw.  3,7;  10;  12,2;  8,5;  3,8  mm;  III  bezw.  3,5;  9;  9,5;  7;  3,2  mm; 
IV  bezw.  4,2;  10,5;  12;  9,5;  3,6  mm.  Totallänge:  I  41,5;  II  38,2; 
III  32,2;  IV  39,8  mm. 

Fundort:  Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

TJialassius  Sim.  1885. 

66.   Thalassius  pictus  Sim.  1898. 

$  subad.  Das  mittlere  Augenfeld  so  lang  als  Clypeus  hoch 
(1,2  mm),  hinten  1  mm  und  vorn  0,9  mm  breit.  Die  vorderen  M.A. 
unter  sich  in  ihrem  Durchmesser,  von  den  nicht  viel  kleineren  S.A. 
um  etwas  weniger  entfernt;  letztere  von  den  hinteren  M.A.  deutlich 
mehr  und  von  den  hinteren  S.A.  doppelt  so  weit  als  von  den  vorderen 
M.A.  entfernt.  Die  vordere  Reihe  so  stark  recurva,  daß  eine  Gerade 
die  M.A.  oben  und  die  S.A.  unten  tangieren  würde.  Die  hintere 
Reihe  weniger  recurva;  die  S.A.  auf  starken  Hügeln,  ein  wenig 
größer  und  etwa  doppelt  so  weit  von  den  M.A.  als  diese  unter  sich 
entfernt.  Die  vorderen  M.A.  jedenfalls  nicht  größer  als  die  hinteren 
M.A.  —  Am  unteren  Falzrande  drei  große,  scharf  zugespitzte,  drei- 
eckige, unter  sich  gleich  große  und  gleich  weit  entfernte  Zähne;  am 
oberen  Rande  ebenfalls  drei,  von  denen  der  mittlere  erheblich  größer 
ist.  —  Der  Lippenteil  nicht  länger  als  in  der  Mitte  breit  (1,6  mm), 
am  Ende  etwas  zugespitzt  und  gerundet.  —  Beine.  Die  Tarsen  mit 
3  langen  und  kräftigen  Krallen,  die  etwa  10  Zähne  haben,  von  denen 
die  6  äußeren  sehr  lang  und  stark,  die  inneren  dagegen  rudimentär 
sind.  Eine  dünne  und  kurze  Scopula  an  allen  Tarsen,  Metatarsus  I 
und  II  und  Endhälfte  der  Metatarsen  III.  Die  Patellen  und  Tibien 
unten  dicht  mit  feinen  abstehenden  Haaren  bekleidet.  Die  Trochanteren 
an  der  Spitze  ausgeschnitten. 

Alle  Stacheln  der  Femoren  kurz,  sehr  spitz,  sehr  schräg  oder 
fast  anliegend;  oben  alle  Femoren  1.  1.  1;  I,  II  und  III  vorn  und 
hinten  je  5,  IV  vorn  4,  hinten  1.  1  nahe  der  Spitze.  Alle  Patellen 
jederseits ,  sowie  oben  an  der  Spitze  je  1  Stachel.  Tibien  I,  II  und  III 
unten  2.  2.  2  lange,  fast  anliegende  Stacheln,  sowie  ein  Paar  viel 
kürzerer  Stacheln  an  der  Spitze,  vorn  1.  1  (submedian  und  subapical), 
hinten  1.  1.  1,  oben  1  (subapical);  IV  unten  2.  1.  2.  2,  sonst  wie 


—     89     - 

die  andern  Tibien.  Metatarsen  I,  II  und  III  unten  2.  2.  3,  vorn 
und  hinten  je  1.  1.  1  (die  Endstacheln  viel  kleiner),  IV  unten  2.  1. 
2.  3,  vorn  und  hinten  je  1.  1.  1  Stacheln.  —  Palpen:  Femoralglied 
oben  1,  1.  1.  4,  Patellarglied  innen  2,  oben  1.  1,  Tibialglied  innen 
2,  oben  1.   1,  Tarsalglied  innen  2.   1,  außen  2  Stacheln. 

Epigyne  (nicht  reif !)  bildet  eine  kleine  hellgelbe  Erhöhung,  die 
0,8  mm  breit  und  kaum  so  lang  und  mit  zwei  schmalen,  braunen, 
hinten  vertieften  und  erweiterten  Längsfurchen  versehen  ist,  die  vorn 
parallel,  dann  winkelförmig  nach  innen  gebrochen  sind  und  am 
Hinterrande  sich  vereinigen ;  das  von  denselben  eingeschlossene  Feld 
ist  weiß  mit  einer  braunen  Mittellinie. 

Cephalothorax  gelb ,  nicht  oder  nur  ganz  schwach  bräunlich, 
mit  der  schmalen,  2  mm  langen  Rückenfurche  schwarz  und  breitem, 
tiefschwarzem  Rand  an  den  Seiten  des  Brust-  und  Kopfteils ;  an 
dem  Brustteile,  jedenfalls  hinten,  ist  eine  breite,  schwarzbraune 
Haarbinde,  vom  Rande  durch  eine  viel  schmälere  weißliche  getrennt, 
vorhanden  gewesen,  die  sich  anscheinend  weder  am  Kopfteile  noch 
an  der  hinteren  Abdachung  fortsetzte;  sie  ist  doch  offenbar  durch 
Abreiben  so  beschädigt,  daß  etwas  Sicheres  darüber  nicht  zu  sagen 
ist.  Das  Augenfeld  etwas  bräunlich,  die  Augen  mit  schmalen, 
schwarzen,  sich  innen  und  hinten  schwach  erweiternden  Ringen. 
Clypeus  graubräunlich.  Mandibeln  mit  Klaue  schwarz,  erstere  am 
Ende  innen  ein  wenig  rötlich.  Maxillen  hellbraun,  an  der  Spitze 
hellgelblich,  Lippenteil  dunkelbraun,  an  der  Spitze  kaum  heller. 
Sternum  und  Beine  blaßgelb ;  letztere  an  der  Basis  der  Patellen 
jederseits  mit  einem  braunen,  an  der  Basis  der  Tibien  oben  einem 
tiefschwarzen  Fleck,  die  Spitze  der  Tibien  und  Basis  der  Meta- 
tarsen undeutlicher  dunkel  gefleckt.  Metatarsen  und  Tarsen  nicht 
gebräunt.  Die  Palpen  an  der  Basis  der  Tibien  mit  einem  tief- 
schwarzen, an  der  Basis  der  Tarsen  einem  undeutlichen  Halbring 
und  an  der  Spitze  derselben  einem  schwarzen  vollständigen  Ring. 
Abdomen  im  Grunde  hellgelb;  jederseits  der  Basis  ein  großer,  tief- 
schwarzer, dreieckiger,  schräg  längsgestellter  Fleck,  und  in  der 
Mitte  ein  grauUcher,  vorn  und  hinten  zugespitzter  Spießfleck,  der 
5  mm  lang  und  in  der  Mitte  1  mm  breit  ist  und  daselbst  von  einem 
undeutlichen  Querfleck  gekreuzt  wird ;  in  letzterem  jederseits  ein 
kleiner  Muskelpunkt  und  an  beiden  Seiten  der  Spitze  des  Längsfleckes 
zwei  größere,  stark  eingedrückte,  unter  sich  um  2  mm  entfernte 
Muskelpunkte.  In  der  Mitte  der  Seiten  ein  schmaler,  dunkelbrauner 
Längsfleck.     Die   hintere  Hälfte   der  Rückenfläche  gebräunt  mit  un- 


—    90     — 

deutlichem,  hellerem  Mittelstreif.  Jederseits  der  Spinnwarzen  oben 
ein  kleiner  schwarzer  Fleck.    Die  ganze  Unterseite  einfarbig  hellgelb. 

Behaarung  trocken  gesehen :  Mandibeln  mit  gelblichweißen,  an 
der  Basis  dunkleren,  Beine  mit  gelbhchweißen,  oben  z.  T.  bräunlichen 
und  an  den  Flecken  dunkelbraunen,  die  ganze  Unterseite  mit  hell- 
gelblichen Haaren.  Cephalothorax  oben  hell  ockergelblich  (mit  Aus- 
nahme der  Submarginalbinde  des  Brustteils),  das  von  oben  gesehen 
etwa  fünfeckige  Abdomen  an  den  Ecken  schwarzbraun,  sonst  ocker- 
gelb behaart. 

Größe  (NB.  unreif!):  Totallänge  19  mm.  Cephalothorax  8,5  mm 
lang,  7,5  mm  breit.  Abdomen  11  mm  lang,  6,5  mm  breit.  Man- 
dibeln ein  wenig  länger  als  Patellen  I  (bezw.  4  und  3,8  mm).  — 
Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  3,5,  Femur  9,  Patella  +  Tibia  11,5, 
Metatarsus  +  Tarsus  12  mm;  II  bezw.  3,5;  9,2,  12;  12  mm;  III 
bezw.  3,3;  8,8;   10;  11  mm;  IV  bezw.  4;   10;  11,5;  13  mm. 

Fundort:  Lome,  West- Afrika  (Schneider). 

Ob  diese  Art  wirklich  Th.  pidus  Sim.  ist,  bleibt  zweifelhaft. 
Sollte  sie  neu  sein ,  möchte  ich  den  Namen  hasimaculatus  m.  in 
Vorschlag  bringen. 

Dolomedes  Latr.  1804. 

67.  Dolomedes  lomensis  Strand  n.  sp. 

$  subad.  Clypeus  so  hoch  als  das  Feld  der  M.A.  hinten  breit 
(1,2  mm),  ein  wenig  höher  als  dasselbe  lang  (1,1  mm)  und  noch 
mehr  als  es  vorn  breit  (0,85)  ist.  Die  vorderen  M.A.  erheblich 
größer  als  die  S.A.,  unter  sich  um  reichlich  ihren  halben,  von  den 
S.A.  um  weniger  als  den  halben  Durchmesser  entfernt.  Die  vordere 
Reihe  so  wenig  recurva  gebogen,  daß  eine  die  M.A.  hinten  tangierende 
Gerade  die  S.A.  im  Zentrum  schneiden  würde;  letztere  von  den 
hinteren  M.A.  erheblich  weiter  als  von  den  vorderen  entfernt.  Die 
hinteren  M.  A.  vielfach  größer  als  die  vorderen  M.A.,  wenig  größer 
als  die  auf  starken  Hügeln  sitzenden  und  nach  hinten  gekehrten 
S.A.,  von  diesen  etwa  in  ihrem  Durchmesser,  unter  sich  kaum  in 
ihrem  Radius  entfernt.  —  Cephalothorax  zwischen  den  Coxen  II 
und  III,  um  und  vor  der  Rückenfurche  ganz  schwach  niedergedrückt, 
am  Kopfteile  gerade,  Augenfeld  und  Clypeus  in  gerader  Linie  nach 
vorn   abgedacht.  —  Am  unteren  Falzrande  4  Zähne. 

Alle  Femoren  oben  1.  1.  1,  vorn  5  Stacheln,  von  denen  der 
letzte  und  vorletzte  weiter  unter  sich  als  die  inneren  entfernt  sind, 
I — III  hinten  wie  vorn,  IV  hinten  3  oder  4  Stacheln.    Alle  Patellen 


—     91     — 

vorn  und  hinten  an  der  Basis  und  oben  an  der  Spitze  je  1  Stachel. 
Tibien  I  und  II  unten  4  Paare .  von  denen  das  apicale  viel  kleiner 
und  weiter  von  den  anderen,  als  diese  unter  sich  entfernt  ist,  vorn 
und  hinten  je  1.  1,  oben  1  (basal)  1  (submedian),  III  und  IV  unten 
nur  3  Paare,  von  denen  die  beiden  inneren  am  weitesten  unter  sich 
entfernt  sind,  sonst  wie  II.  Metatarsen  1  und  II  unten  2.  2.  3, 
vorn  und  hinten  je   1.   1.   1,   III  unten  2.  2.   2,   vorn   1.   1.  1,  hinten 

1.  1.  2,  IV  unten  2.  1.  2.  2,  sonst  wie  III.  Palpen:  Femoralglied 
oben  1.  1.  1.  2  oder  1.  1.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1,  Patellarglied 
oben  1.  1,  innen  1,  Tibialglied  innen  2,  oben  1.  1,  Tarsalglied  innen 

2.  1,  außen  2  Stacheln. 

Cephalothorax  hell  bräunlichgelb,  durch  dunklere  Behaarung 
etwas  gescheckt  erscheinend,  mit  schmalem,  schwarzbraunem  Rand 
und  schmalen,  hinten  und  innen  erweiterten,  nicht  zusammen- 
geflossenen schwarzen  Ringen  um  die  Augen ;  das  Augenfeld  schwach 
rötlich.  Mandibeln  vorn  ein  wenig  dunkler,  gegen  die  Spitze  innen 
wiederum  heller,  die  Klaue  blutrot,  an  den  Seiten  schwarz.  Unter- 
seite des  Cephalothorax  und  Unterseite  der  Femoren  hell  ockergelb- 
lich, die  übrigen  Glieder  und  die  Femoren  oben  ganz  schwach  ge- 
bräunt mit  braunen,  w^enig  regelmäßigen  und  ziemlich  undeutlichen 
Ringen,  an  den  Femoren  oben  3 — 4  Halbringe,  die  breiter  als  die 
Zwischenräume  sind,  die  Patellen  fast  gänzlich  gebräunt,  die  Tibien 
mit  zwei  breiten  Ringen  (submedian  und  apical)  und  die  Metatarsen 
mit  Andeutung  ähnlicher  Ringelung.  An  den  Palpen  ist  das  Femoral- 
glied oben  dunkler  gefleckt,  Patellarglied  an  der  Basis,  Tibialglied 
an  der  Basis  und  Spitze  bräunlich  geringt.  Abdomen  oben  wie  der 
Cephalothorax,  nur  ein  klein  wenig  dunkler,  mit  einem  hellgelben, 
lanzettförmigen,  vorn  und  hinten  gleich  zugespitzten  basalen  Längs- 
streifen, der  5  mm  lang  und  in  der  Mitte  1  mm  breit  ist;  beider- 
seits seiner  Mitte  ein  schwarzer  eingedrückter  Muskelpunkt  und  ein 
solches  Paar  auch  an  der  Spitze  desselben ;  diese  Paare  bilden  ein 
Trapez,  das  vorn  1,7,  hinten  2,2  mm  breit  und  2  mm  lang  ist.  Hinter 
der  Mitte  Andeutung  zwei  hellerer  Quersteifen.  An  der  vorderen 
Abdachung  jederseits  ein  brauner  Fleck.  Die  Seiten  wie  die  Oberseite 
mit  4  —5  helleren  breiten,  undeutlichen  Schrägstreifen  oberhalb  der 
Mitte;  weiter  unten  feine,  höchst  undeutliche,  dichtstehende  hellere 
und  dunklere  Querstriche.  Unterseite  mit  einem  Mittelfeld,  das  wie 
die  Unterseite  des  Cephalothorax  gefärbt  ist,  vorn  so  breit  als  Epi- 
gaster,  zuerst  .stärker,  dann  ganz  schwach  nach  hinten  verschmälert 
und  in  einer  stumpf  gerundeten  Spitze  an  den  Spinnwarzen  endet;  an 


—     92     - 

den  Seiten  ist  es  scharf  begrenzt  und  hat  in  der  Mitte  vorn  zwei  höchst 
undeuthche  dunklere  Längsstriche.     Epigaster  wie  das  Mittelfeld. 

Behaarung  fast  völlig  abgerieben.  Cephalothorax  hat  längs  des 
Randes  und  an  den  Seiten  des  Kopfteils  zerstreute  weiße,  oben 
ockergelbliche  Härchen.  Mandibeln  mit  Ausnahme  der  Außen-  und 
der  Endhälfte  der  Innenseite  bräunlich  behaart.  Ganze  Unterseite 
(Cephalothorax  und  Abdomen),  sowie  Unterseite  der  Femoren  grau- 
gelblich,  Femoren  oben  gemischt  ockergelblich,  bräunlich  und  weiß- 
lich behaart ;  die  hellen  Ringe  wahrscheinlich  weiß  behaart  gewesen. 
An  Tibien  und  Metatarsen  vorzugsweise  braune  Behaarung  mit  weiß- 
licher ebensolchen  an  den  hellen  Ringen.  Abomen  oben  mit  braun- 
gelbhchen ,  rostbräunlichen ,  sowie  dazwischen  gemischt  weißlichen 
Haaren;  an  den  Seiten  die  gedachten  hellen  Schrägstreifen  weiß 
behaart ;  unter  den  braunen  Basalflecken  je  eine  weiße  Längsbinde. 
Behaarung  rings  um  die  Spinnwarzen  rostbräunlich. 

Dimensionen  (NB.  siihad.):  Totallänge  18  mm.  Cephalothorax 
7  mm  lang  (ohne  Mandibeln),  6,2  mm  breit,  Clypeus  3  mm  breit. 
Abdomen  11  mm  lang,  6  mm  breit.  Mandibeln  3  mm  lang,  kürzer 
als  die  Patellen  I  (3,5  mm).  Palpen:  Femoralglied  3,  Patellar- 
ghed  1,5,  Tibialglied  2,  Tarsalghed  3  mm.  Beine:  Coxa  +  Tro- 
chanter  2,8,  Femora  7,8,  Patella  +  Tibia  11,5,  Metatarsus  6,5,  Tarsus 
4,7  mm;  H  bezw.  2,6;  8,5;  11.5;  7;  4,6  mm;  HI  bezw.  2,7;  8; 
10;  6;  4  mm;  IV  bezw.  3,2;  9,5;  12;  8,7;  5  mm. 

Fundort:  Lome,  West- Afrika  (Schneider). 

Fam.  Lycosidae. 

Tarentula  Sund.  1833. 

68.   Tarentula  Lamperti  Strand  n.  sp. 

$.     Augen  reihe  I  1,3,  H  1,2,  III  1,6  mm  lang.     Die  vordere 

Augenreihe    deutlich   recurva;    die  M.A.  viel   größer,    unter   sich   in 

ihrem    halben,    von    den   S.A.   um    noch    weniger,    vom    Rande    des 

Clypeus  in  ihrem  ganzen,  von  den  Augen  IL  Reihe  in 

~~—^^J^ —        ihrem   halben  Durchmesser  entfernt.     Letztere   unter 

Fig.  2.  Epigyne.      sich  um  ihren  halben  Durchmesser,  von  den  erheblich 

kleineren  Augen  III  um    1^3    des    Durchmessers    der 

letzteren  entfernt.  —  Bestachelung.     Alle  Femoren   oben  mitten 

1.  1.  1  lange  feine  Stacheln,  I  vorn  2  nahe  der  Spitze,  H — IV  vorn 

1.   1  (median    und   subapical) ;    I — III    hinten  1.   1.   1  sehr  feine,    IV 

hinten    an     der   Spitze    1  Stachel.      Patellen    III    und    IV    jederseits 

1  Stachel.    Tibia  I  unten  2.  2.  2,  vorn  1.  1,  hinten  keine;  II  unten 


-     93     - 

hinten  1.  1.  1,  unten  vorn  1.  1  (feine  Borsten)  1  Stachel,  vorn 
1.  1 ,  hinten  keine ;  III  und  IV  unten  2.  2.  2 ,  vorn ,  hinten  und 
oben  je  1.  1  Stacheln.  Metatarsus  I  und  II  unten  2.  2,  1,  II  außer- 
dem vorn  1.  1:  III  und  IV  unten  2.  2.  3,  vorn  und  hinten  je 
1.  1.  1  Stacheln.  —  Alle  Tarsen,  Metatarsen  I  und  II,  sowie 
Endhälfte  der  Metatarsen  III  und  IV  scopuliert.  Tarsalkrallen  IV  mit 
7  starken,  fast  gleich  langen  Zähnen.  —  Palpen:  Femoralglied  oben 
1.  1.  4,  Patellarglied  oben  1.1,  innen  1,  Tibialglied  oben  1,  innen  2, 
Tarsalglied  außen  mitten  1,  innen  in  der  Basalhälfte  2.   1  Stacheln. 

Epigyne  erscheint  trocken  gesehen  als  ein  kleines  braunes, 
etwa  viereckiges  Feld ,  das  hinten  breiter  als  vorn  und  breiter  als 
lang  ist,  vorn  seitlich  abgerundet  und  in  der  Mitte  ein  wenig  aus- 
gerandet,  das  zwei  seichte  rundliche  Vertiefungen  einschließt,  die 
ein  wenig  länger  als  breit,  unter  sich  von  einem  niedrigen,  schmalen, 
oben  abgeflachten  Rand  getrennt  und  ringsum  von  einem  ähnlichen 
begrenzt  sind ;  der  Hinterrand  ist  dreimal  nach  vorn  konvex  gebogen, 
bildet  mit  anderen  Worten  vier  kleine,  nach  hinten  gerichtete  Zacken. 
Die  Breite  hinten  ist  0,5  mm.  Die  Ränder  sind  glatt  glänzend,  die 
Vertiefungen  etwas  uneben,  aber  nicht  glanzlos.  Aussehen  in  Sprit 
zeigt  Fig.  2. 

Behaarung  des  Cephalothorax  oben  heller  und  dunkler  bräun- 
lichgelb, längs  dem  Rande  am  hellsten,  der  Rand  selbst  graulich- 
weiß, die  Rückenbinde  dottergelb,  zwischen  den  Augen  am  lebhaftesten 
gelb  behaart.  Die  Unterseite  graulich  und  bräunlich  behaart.  Die 
Beine  bräunlichgelb,  an  der  Oberseite  der  Femoren  durch  hellere 
und  dunklere  Behaarung  undeutlich  gefleckt.  Mandibeln  mit  kürzeren 
bräunlichgelben  oder  rostgelblichen  und  längeren  braunen  Haaren 
besetzt.  Abdomen  oben  rostbräunlich  und  rostgelblich  behaart  mit 
weißlichen  und  schwärzlichen  Haaren  untermischt.  Zwei  nach  hinten 
konvergierende  Reihen  von  je  7-^8  kleinen  weißen  Flecken,  die 
meistens  durch  feine  weiße  gebogene  Querlinien  paarweise  verbunden 
sind.     Der  Mittelstreif  dunkler  behaart. 

Färbung  in  Spiritus.  Cephalothorax  im  Grunde  braun,  jeder- 
seits  mit  drei  schmalen,  dunkelbraunen,  sich  unten  gabelnden  Schräg- 
strichen, einer  undeutlich  helleren,  unten  unregelmäßig  begrenzten 
Submarginalbinde,  schmal  weißlichem,  oben  dunkler  angelegtem  Rande 
und  einer  in  der  Mitte  hellgelben,  gegen  die  beiden  Enden  allmählich 
dunkler  werdenden ,  lanzettförmigen  Rückenbinde ,  die  kurz  hinter 
der  1  mm  langen,  tiefschwarzen  Rückenfurche  schmal  anfängt,  zwischen 
den  Coxen  I  und  11   ihre   größte  Breite  (1,5  mm)    erreicht   und    an 


-     94     — 

den  Augen  II  aufhört.  Auf  dem  Kopfteile  kurz  innerhalb  des  Randes 
der  Binde  jederseits  ein  schmaler,  bräunlicher  Längsstreifen,  der  bis 
zum  breitesten  Punkt  der  Binde  reicht  und  etwas  weiter  hinten  zwei 
tiefschwarze,  runde  Punkte,  die  unter  sich  0,9,  von  der  Vorderspitze 
der  Rückenfurche  0,7 ,  von  der  Hinterspitze  der  erwähnten  Längs- 
streifen 0,5  mm  entfernt  sind.  Der  Rand  über  den  Seiten  der  Man- 
dibeln  breit  schwarz,  am  Clypeus  bräunlich.  Die  Augen  in  schwarzen, 
sich  innen  erweiternden  und  teilweise  zusammenfließenden  Ringen. 
Mandibeln  dunkel  rotbraun ;  die  Klaue  an  den  Seiten  geschwärzt. 
Maxillen  braun,  an  der  Spitze  kaum  heller,  Lippenteil  schwärzlich,  an 
der  Spitze  graulich.  Sternum  schwarzbraun.  Coxen  olivenbräunlich, 
sonst  die  Beine  dunkel  braungelb,  an  den  Femoren  oben  Andeutungen 
hellerer  und  dunklerer  Flecke.  Palpen  wie  die  Beine.  —  Abdomen 
oben  dunkelbraun ,  an  der  Basis  mit  einem  dreieckigen ,  vorn  zu- 
gespitzten, hinten  quergeschnittenen,  schwarzbraunen  Längsfleck,  der 
2,5  mm  lang  und  hinten  1,5  mm  breit  ist  und  beiderseits  von  einem 
scharf  begrenzten,  gelblichweißen  Streifen  begrenzt  ist.  Hinter  diesem 
und  damit  schmal  zusammenhängend  eine  Reihe  von  etwa  5  vorn 
zugespitzten ,  hinten  in  der  Mitte  ausgerandeten ,  abgerundet  drei- 
eckigen oder  herzförmigen ,  dunklen  Flecken ,  die  nach  hinten  an 
Größe  allmählich  abnehmen  und  an  den  Seiten  undeutlich  heller  be- 
grenzt sind.  Die  im  trockenen  Zustande  deutlichen  weißen  Punkte 
sind  in  Flüssigkeit  kaum  zu  erkennen.  Die  untere  Hälfte  der  Seiten 
gelblich ,  durch  die  Behaarung  weißlich  erscheinend ,  mit  dunkleren 
Punkten.  Die  Unterseite  dunkelbraun  mit  Andeutung  zweier  helleren 
Fleckenreihen.  Epigaster  mit  zwei  schwärzlichen  Längsstreifen,  die 
einen  runden,  helleren  Fleck  einschließen. 

Totallänge  12  mm.  Cephalothorax  5,7  mm  lang,  die  größte 
Breite  4,  an  der  Insertion  der  Palpen  3  mm.  —  Beine:  I  Coxa + 
Trochanter  2,5,  Femur  4,5,  Patella  +  Tibia  4,7,  Metatarsus  4-  Tarsus 
4.5  mm:  H  bezw.  2,2;  4;  4,2;  4,7  mm;  HI  bezw.  2,2;  3,7;  3,9; 
4,7  mm;  IV  bezw.  2,7;  4,6;  Patella  2,  Tibia  3,5,  Metatarsus  4,4, 
Tarsus  2,5  mm.  Totallänge:  I  16,2;  H  15,1;  III  14.5;  IV  19,7  mm. 
—  Palpen:  Femoralglied  2,  Patellarglied  1,  Tibialglied  0,95,  Tarsal- 
glied  1,5  mm.  Mandibeln  2,5  mm  lang  und  ebenso  breit  an  der 
Basis. 

Fundort:  Malimba,  West-Afrika  (Pahl). 

69.   Tarentula  Raffrayi  (Sim.)  187(). 

$,     Das  Abdomen    sehr    beschädigt,    indem    fast  nur  die  Haut 


—     95     — 

übrig  ist;  das  Innere  ist  verschwunden.  Kann  also  nur  teilweise 
beschrieben  werden.  —  Länge  scheint  15  mm,  Breite  9 — 10  mm  ge- 
wesen. Die  Oberseite  scheint  im  Grunde  hellbraun  gewesen ;  von 
Zeichnungen  sind  nur  zu  erkennen:  ein  fast  trapezförmiger,  4,5  m 
langer,  hinten  3  mm,  vorn  2  mm  breiter,  dunkelbrauner  Basalfleck, 
der  hinten  quergeschnitten  ist  und  vor  dessen  beiden  Hinterecken 
in  einer  Entfernung  von  1  mm  jederseits  am  Außenrande  einen 
dunkelbraunen  Muskelpunkt  hat.  Daß  hinter  dem  Basalfleck  weitere 
dunkle  Zeichnungen  vorhanden  gewesen,  scheint  hervorzugehen,  ohne 
daß  sich  Bestim.mtes  darüber  sagen  läßt.  Die  Spinnwarzen  dunkel 
kastanienbraun,  an  der  Spitze  ein  wenig  heller,  1,4  mm  lang.  Die 
Unterseite  scheint  dunkelbraun  oder  vielleicht  schwarz  gewesen  ohne 
Zeichnungen ;  vielleicht  sind  zwei  runde,  helle,  quergestellte  Flecke 
etwa  in  der  Mitte  vorhanden  gewesen.  Epigaster  ist  schwarzbraun,  die 
Lungendeckel  ein  wenig  heller,  an  der  Spalte  zwei  weiße  Flecke,  die 
unter  sich  2,2,  von  der  Epigyne  0,6  mm  entfernt  sind.  Vor  der 
Epigyne  zwei  rote,  längliche,  etwas  schräggestellte,  eingedrückte 
Flecke,  die  unter  sich  1,2,  von  den  weißen  Flecken  1,4,  von  Epi- 
gyne 1  mm  entfernt  sind.  Letztere  bildet  eine  vorn  abgerundete 
und  in  der  Mitte  ausgerandete ,  hinten  quergeschnittene  Grube ,  die 
kaum  1  mm  lang  und  hinten  breit  ist.  Trocken  gesehen  erscheint 
sie  tief,  glatt,  glänzend,  beiderseits  von  einem  ganz  hohen,  unten 
breiten,  oben  scharf  verschmälerten  Rand  begrenzt;  diese  Ränder 
divergieren  ganz  schwach  nach  hinten,  biegen  sich  am  Hinterrande 
stärker  nach  außen  um,  sind  daselbst  vorn  gleichmäßig  gerundet  und 
nach  innen  und  ein  wenig  nach  hinten  umgebogen.  In  der  Mitte  ist 
ein  breites ,  abgerundetes  Septum ,  das  erheblich  niedriger  als  die 
Ränder  ist  und  sich  vorn  rundlich  erweitert.  Am  Hinterrande  eine 
Querfurche  beiderseits  der  Spitze  des  Septums,  das  sich  hinter  dieser 
Furche  erweitert  und  ein  Querseptum  bildet.  Trocken  gesehen  scheint 
Epigyne  orangegelb  gewesen.  —  Augenreihe  I  2,  II  2,2,  III  3  mm 
lang.  Die  vordere  Reihe  schwach  procurva;  die  M.A.  größer,  alle 
4  Augen  unter  sich  fast  gleich  weit  entfernt.  Die  vorderen  M.A. 
von  den  Augen  II  um  deutlich  mehr  als  den  halben  Durchmesser 
entfernt. 

Die  Behaarung  der  Mandibeln  und  des  Clypeu.s  erscheint  in 
Spiritus  roströtlich.  Cephalothorax  scheint  weißliche  Rücken-  und 
Randbinde  gehabt.  —  Die  Scopula  der  beiden  Vorderpaare  erstreckt 
sich  bis  zur  Basis  der  Tibien. 

Cephalothorax  12,5  mm  lang,  größte  Breite  8  mm,   am  Kopf- 


—     96     — 

teile  5,2  mm.  —  Palpen:  Femoralglied  4,5,  Patellarglied  2,2,  Tibial- 
glied  2,5,  Tarsalglied  3,5  mm  lang.  —  Beine :  I  Coxa  +  Trochanter 
5,6,  Femur  9,  Patella  4,5,  Tibia  6,5,  Metatarsus  6,5,  Tarsus  4,2  mm; 
II  bezw.  5;  8;  4,2;  6;  6,4  mm;  III  4,7;  8  (das  Übrige  fehlt!).  Total- 
länge: I  36,3;  II  33,2  mm.  Mandibeln  6  mm  lang,  an  der  Basis 
5  mm  breit. 

Fundort:  Akem,  West-Afrika  (Bender). 

70.  Tarentula  Schtveinfurthi  Strand  n.  sp. 

$.  Augen  I  1,75,  II  1,7,  III  2,2  mm  lang.  Reihe  I  ein  wenig 
recurva,  die  M.A.  erheblich  größer,  unter  sich  um  ihren  halben  Radius, 
von  den  S.A.  um  noch  weniger,  von  den  Augen  II.  Reihe  und  vom 
Rande  des  Clypeus  etwa  in  ihrem  Radius  entfernt.  Augen  II  unter 
sich  in  ihrem  Radius,  von  den  deutlich  kleineren  Augen  III  etwa  in 
dem  Durchmesser  der  letzteren  entfernt. 

Epigyne  ähnelt  derjenigen  \on  pachana  Poe,  unterscheidet 
sich  aber  dadurch,  daß  das  Septum  hinten  erheblich  breiter,  die 
Querleisten  dagegen  und  auch  die  vordere  Hälfte  des  Septum  viel 
schmäler  als  bei  pachana  sind.  Ferner  ist  der  Zwischenraum  der 
Querleisten  breiter  und  die  Grube  vorn  mehr  gerundet.  —  Epigyne 
bildet  eine  sehr  tiefe  Grube,  die  vorn  und  an  den  Seiten  von  einem 
hohen,  scharfen,  hufeisenförmig  gebogenen  Rand,  dessen  Hinterspitze 
ein  wenig  nach  innen  gebogen  ist,  begrenzt  wird.  Zwischen  den 
beiden  Enden  dieses  Randes  liegt  ein  flaches,  glänzendes,  fein  quer- 
gestreiftes, erhöhtes,  länglich  viereckiges  Mittelstück,  das  sich  vor 
und  hinter  den  nach  innen  umgebogenen  Enden  des  Seitenrandes 
zu  einer  schmalen  Querleiste  erweitert  und  sich  als  eine  schmale, 
allmählich  niedriger  werdende  Längsleiste  gegen  den  Vorderrand  der 
Grube  verlängert.  Der  Seitenrand  ist  überall  von  gleicher  Höhe 
wie  dies  Mittelstück.  Das  Ganze  ist  reichlich  1  mm  lang  und  hinten 
etwa  so  breit.  Der  Hinterrand  des  Mittelstücks  ist  schwach  auf- 
geworfen. 

B  estachelung.  Alle  Femoren  oben  mitten  1.  1.  1,  I  vorn 
nahe  der  Spitze  2,  II— IV  vorn  1.  1,  I— HI  hinten  1.  1.  1,  IV  hinten 
1  Stachel.  Patellen  I  und  II  vorn  1,  hinten  keine,  III  und  IV  vorn 
und  hinten  je  1  Stachel.    Tibien  I  und  II  unten  2.  2.  2,  vorn  1.  1, 

I  hinten  in  der  Basalhälfte  1.  III  und  IV  unten  2.  2.  2  vorn,  hinten 
und    oben   je  1.   1  Stacheln.      Metatarsen    I   und   II   unten   2.  2.  3, 

II  außerdem  vorn  1.  1.  1;  HI  und  IV  unten  2.  2.  3,  vorn  und 
hinten  je   1.   1.  1,  IV  außerdem  vielleicht  1  unpaarer  Stachel  unten 


—     97     — 

an  der  Basis.  Scopula  an  allen  Tarsen  und  Metatarsen  (am  Meta- 
tarsus  IV  nicht  ganz  bis  zur  Basis),  sowie  an  den  Tibien  I  und  IL 
Trocken  gesehen  erscheinen  die  Mandibeln  schön  orangegelb- 
lich, Augenfeld,  Clypeus  und  wahrscheinlich  Rückenbinde  etwas  trüber 
gelblich,  eine  scharfe,  schmale  Submarginalbinde  weißUch,  eine  noch 
schmälere  Marginalbinde,  sowie  die  Seiten  des  Cephalothorax  bräun- 
lichgelb behaart.  Die  Beine  oben  hell  rostgelb,  an  den  Seiten  und 
unten  grau  oder  weißgelblich  behaart,  ohne  Ringe  oder  Flecke.  Die 
ganze  Unterseite,  die  im  Grunde  schwarz  oder  schwarzbraun  ist,  heller 
oder  dunkler  braun  behaart.  Das  (beschädigte)  Abdomen  oben  wahr- 
scheinlich einfarbig  rost-  oder  orangegelblich  behaart.  —  In  Spiritus 
erscheint  Cephalothorax  dankelbraun  mit  schmalen,  undeutlichen, 
dunkleren  Schrägstrichen,  weißlicher  Submarginalbinde  (1  mm  breit) 
und  im  Grunde  rötlichgelbe,  nach  vorn  an  Breite  allmählich  zu- 
nehmende Rückenbinde,  die  um  die  1,5  mm  lange  Rückenfurche 
nicht  erweitert  ist  und  auf  dem  Kopfteile  sich  verliert.  Die  Be- 
haarung der  Rückenbinde  erscheint  in  Spiritus  hell  gelblichgrau. 
Der  Rand  oben  schmal  schwarz  angelegt,  Beine  einfarbig  rötlichgelb, 
Scopula  graugelb.  Schwarze  Ringe  um  die  Augen  kaum  zu  erkennen. 
Mandibeln  schwarz.  Abdomen  oben  graulich  braungelb  mit  einer 
schwarzbraunen  oder  schwarzbraun  begrenzten,  zusammenhängenden, 
wahrscheinlich  bis  zu  den  Spinnwarzen  sich  erstreckenden  Mittel- 
binde, die  vorn  und  hinten  verschmälert  zu  sein  scheint.  Die  ganze 
Unterseite  schwarzbraun. 

Cephalothorax  10  mm  lang,  7  mm  breit,  an  der  dritten  Augen- 
reihe 5  mm  breit.  Mandibeln  4,5  mm  lang.  Palpen :  Femoralglied  3,2, 
Patellarglied  1,7,  Tibialglied  2,  Tarsalglied  2,5  mm.  —  Beine: 
I  Coxa  +  Trochanter  4,  Femur  6,5,  Putella  4,5,  Tibia  4,5,  Meta- 
tarsus  4,4,. Tarsus  3,4  mm;  II  bezw.  4;  6,2;  3,6;  4,2;  4,4;  3,2  mm; 
m  bezw.  4:  5;  3;  3,6;  4,7;  3  mm;  IV  bezw.  4,5;  7;  3,4;  5,5; 
7,4;  3,7  mm.     Totallänge:  I  26,8;  II  25,6;  III  23,3;  IV  31,5  mm. 

Fundort :  Gazellenfluß  (Dr.  Schweintfürth,   1875). 

Farn.  Oxyopidae. 
JPeucetia  Th.  1870. 
71.  Peticetia  longipes  Poe.  1899. 
Ein  Weibchen  von  Akem,  West-Afrika  (Mohr). 
$.    Totallänge  18  —  19  mm.    Cephalothorax  7  mm  lang,  4,5  mm 
breit,  an  der  Insertion  der  Palpen  3  mm  breit.     Abdomen   11,5  mm 
lang ,    4,5  mm    breit.     Mandibeln   3,5  mm    lang ,    2,6  mm    breit.   — • 

Jahreshef'te  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.     190C.  7 


—     98     - 

Beine:  I  Femur  11,5,  Patella  +  Tibia  14,5,  Metatarsus  12,5,  Tarsus 
6,5  mm;  II  bezw.  10,5;  12;  10,5;  5  mm;  III  bezw.  9;  9;  8;  3,2  mm; 
IV  bezw.  9,5;  9,6;  9,2;  3,5  mm.  Totallänge:  I  45;  II  38;  III  29,2; 
IV  31,8  mm.  —  Palpen:  Femoralglied  3,  Patellarglied  1,5,  Tibial- 
glied  2,  Tarsalglied  3  mm  lang. 

Fam.  Salticidae. 
llenemerus   Sim.  1868. 

72.  Menemerus  hivittatus  (Düp.)  1831. 

Fundorte:  Kamerun  (Pahl)  ;  Goldküste  (G.  Schwaigert). 

Aelurillus  Sim.  1884. 

73.  Aelurillus  affinis  (Luc.)  1842, 
Fundort:  Ain  Sefra,  Algier  (Vosseler). 

JPhilcieus  Thorell  1870. 

74.  Philaetis  Steudeli  Strand  n.  sp. 

S.  Clypeus  und  Mandibeln  stark  reclinat.  —  Am  unteren  Rande 
ein  großer  Zahn.  —  Metatarsus  +  Tarsus  III  2,3,  IV  2,5  mm  lang. 
Augen  II.  Reihe  etwa  in  der  Mitte  zwischen  I  und  III.  —  Quadran- 
gulus  hinten  2  mm  breit,  ein  klein  wenig  breiter  vorn;  111.  Reihe 
kürzer  als  Cephalothorax  breit.  —  Stria  thoracica  klein,  die  Quer- 
einsenkung daselbst  ganz  tief,  aber  nicht  breit,  recurva  gebogen.  — 
Augen  I  bilden  mit  den  Oberrändern  eine  gerade  Linie ;  III  wenig 
größer  als  S.A.  I.  Augen  III  um  viel  mehr  als  ihrem  Durchmesser 
von  Augen  II  entfernt.  —  Die  oberen  Spinnwarzen  stark  ausgespritzt, 
bilden  mit  den  mittleren  einen  Winkel  von  ca.  45"  und  sind  ganz 
schwach  nach  außen  konvex  gebogen ;  ihre  Spulen  sind  schräg  nach 
innen  gerichtet.  Die  Spitzen  aller  Mamillen  in  einer  geraden  Linie; 
die  äußeren  also  etwas  länger.  Alle,  besonders  die  äußeren  Mamillen 
lang  und  stark  behaart.  Sternum  vorn  etwas  verschmälert;  die 
Coxen  I  unter  sich  in  der  Breite  des  Lippenteils  getrennt;  letzterer 
scheint  ein  wenig  länger  als  breit  zu  sein.  —  Vordere  Metatarsen 
auch  mit  Lateralstacheln.  —  Metatarsen  III  mit  2,  IV  mit  3  Verti- 
cillen.  —  Metatarsen  III  an  der  Basis  4  (2  oben,  2  unten),  an  der 
Spitze  6  Stacheln  (2  unten  an  der  Spitze,  je  zwei  an  den  Seiten  und 
oben,  welche  kurz  vor  der  Spitze  stehen);  man  würde  zur  Not  von 
drei  Verticillen  sprechen  können.  Ein  dorsaler  Stachel  findet  sich 
also  nicht.  Tibien  I  unten  2.  2.  2,  vorn  und  hinten  je  1.  1,  Meta- 
tarsus I  wie  Tibia  I.  —  Clypeus    sehr   sparsam  behaart;  unter  den 


—    99    — 

Augen  stehen  6  lange,  gerade  nach  vorn  gerichtete  und  ein  wenig 
nach  innen  gekrümmte  Borsten.  Mandibeln  ebenfalls  sparsam  be- 
haart, nicht  gekrümmt,  an    der  Spitze    innen  ein  wenig  vorstehend. 

Bulbus  länglich- eiförmig,  an  der  Spitze  stumpf  gerundet,  an 
der  Basis  kurz,  stumpf,  nach  außen,  hinten  und  unten  ausgezogen; 
von  der  Basis  der  Innenseite  geht  ein  langer,  freier,  um  die  Innen- 
und  Vorderseite  des  Bulbus  gebogener,  aber  denselben  nicht  be- 
rührender, schräg  nach  außen  und  vorn  gerichteter,  den  Außenrand 
der  Lamina  nicht  ganz  erreichender,  an  der  Spitze  gerader  Stylus 
aus.  Bulbus  ist  der  Hauptsache  nach  wie  bei  Fh.  chrysops,  aber 
der  Basalhöcker  ist  kleiner,  der  Stylus  etwas  länger  und  stärker  ge- 
bogen und  der  Endteil  der  Laraina  kürzer  als  bei  chrysops.  Das 
lang  und  weiß  behaarte  Tibialglied  hat  an  der  Spitze  außen  einen 
starken ,  konischen ,  in  der  Endhälfte  schwach  gebogenen ,  zahn- 
förmigen  Fortsatz. 

Trocken  gesehen  erscheinen  die  Augen ,  ihre  Umgebung  und 
der  ganze  Clypeus  orangegelb;  die  Seitenbinden  lebhaft  schwefelgelb, 
der  Quadrangulus,  jedenfalls  vorn,  graugelblich,  Cephalothorax  oben, 
hinten  und  an  den  Seiten  schwärzlich  oder  dunkelbräunlich,  Man- 
dibeln gelblich  behaart.  Die  Femoren  II — IV  oben  in  der  Basalhälfte 
weiß,  I  ebenda  mit  weißlichem  Längsstrich  und  vorn  orangegelb, 
alle  Femoren  unten  grauweißlich  oder  gelblich  behaart;  alle  Patellen 
an  der  Basis  und  II— IV  am  Mittelringe  weiß  behaart,  ebenso  alle 
Metatarsen  in  der  Basalhälfte  und  die  Tarsen  an  einem  schmalen 
Basalring.  Die  dunklen  Partien  der  Beine  (siehe  unten!)  bräunlich 
oder  schwärzlich  behaart.  Abdomen  oben  mit  einer  weißlichen,  an 
der  Basis  gelblichen,  nach  hinten  allmählich  verschmälerten  Mittel- 
binde, die  bis  zu  den  Spinnwarzen  reicht  und  beiderseits  von  einer 
sammetschwarzen  Längsbinde  begrenzt  wird.  Unter  der  letzteren 
weiße  Flecke  und  an  der  Basis  ei;i  weißgelblicher  Längsstrich. 

In  Sprit  erscheint  der  oben  fast  gänzlich  abgeriebene  Cephalo- 
thorax dunkel  röthchbraun,  am  Qaadrangulus  und  in  der  Mitte  des 
Rückens  ein  wenig  heller  als  an  den  Seiten,  mit  ziemlich  schmalen, 
schwarzen  Ringen  um  die  hinteren  Augen  und  einem  sehr  schmalen 
Halbring  hinter  den  vorderen  M.A.;  an  den  Seiten  des  Brustteiles  eine 
breite  (0,9  mm),  gelblichweiße  Haarbinde,  die  am  Kopfteile  allmählich 
verschwindet  und  an  der  Grenze  der  hinteren  Abdachung  scharf 
unterbrochen  ist ;  im  Quadrangulus  hinter  und  innerhalb  der  vorderen 
S.A.    jederseits    ein    undeutlicher,    dunklerer   Fleck;    der   Rand    des 

Brustteiles  schmal  schwarz ;  Clypeus,  Seiten  des  Kopfteiles  und  Man- 

7* 


—     100     - 

dibeln  heller  rötlichbiaun;  Klaue  an  den  Seiten  ein  wenig  dunkler. 
Maxillen  an  der  Basis  schwärzlichbraun,  an  der  Spitze  rötlich,  Lippen- 
teil schwärzlich,  an  der  Spitze  schmal  weißlich.  Die  Palpen  rötlich- 
gelb, die  Copulationsorgane  ein  wenig  dunkler.  Sternuni  und  Coxen 
dunkelbraun,  die  Beine  sonst  rötlich;  alle  Femoren  an  der  Spitze 
breit  dunkelbraun,  nur  oben  scharf  begrenzt,  geringt,  I  oben  fast  ein- 
farbig braun ;  Tibia  I  einfarbig  schwarzbraun,  ein  wenig  dicker  als  II 
und  viel  dicker  als  die  hinteren,  die  übrigen  Tibien  dunkelbraun  mit 
schmalem,  hellerem,  weißbehaartem  Mittelring;  die  Metatarsen  an 
der  Spitze  schwach  gebräunt,  die  Tarsen  die  hellsten  aller  Gheder 
und  zwar  rotgelb.  Das  etwas  geschrumpfte  und.  daher  nicht  genau 
zu  beschreibende  Abdomen  scheint  oben  rötlichbraun  und  zwar  hinten 
am  dunkelsten  zu  sein;  an  der  Basis  aufgerichtete  und  nach  hinten 
gekrümmte  weißliche  und  noch  längere  schwärzliche  Haare;  die 
Seiten  etwas  dunkler,  hinten  schwärzlich,  mit  einer  Längsreihe  von 
2  rundlichen,  rein  weißen  Haarflecken,  von  denen  der  vordere  in 
der  Mitte  steht;  vor  diesen  ein  weißlicher  Längsstrich  und  über  den 
Spinnwarzen  ein  kleinerer  weißer  Fleck.  Bauchseite  und  Spinnwarzen 
einfarbig  braun. 

Cephalothorax  3,1  mm  lang,  2,2  mm  breit,  Abdomen  3  mm 
lang  und  (etwas  geschrumpft!)  1,8  mm  breit.  Mandibeln  1  mm  lang, 
an  der  Basis  1,2  mm  breit.  —  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  +  Femur 
2,9,  Patella  +  Tibia  2,5,  Metatarsus  +  Tarsus  2  mm;  II  bezw.  2,8; 
2,3;  1.9  mm;  IH  bezw.  (Coxa  +  Trochanter  1,1,  Femur  2);  2,3; 
2,4  mm;  IV  bezw.   1,2;  2,1;  2,5;  2,6  mm  lang. 

Fundort:  Akem,  West-Afrika  (Mohr). 

Theratoscirtus  Sim.  1886. 
75.   Theratoscirtus  fnsco-rufescens  Strand  n.  sp. 
Fig.   3,  Tarsalglied  von  unten  gesehen. 
,.'  S.    Quadrangulus  vorn   deutlich  breiter  als  hinten 

(bezw.  3,2  und  2,95  mm);  die  Augen  II  hinter  der 
Mitte.  Die  hinteren  Augen  sehr  groß,  stark  vorstehend, 
von  den  Augen  II  in  ihrem  Durchmesser  entfernt.  Die 
III.  Reihe  erheblich  kürzer  als  der  Cephalothorax 
breit.  —  Die  Man dibel klaue  in  dem  basalen  Drittel 
sehr  dick ,  dann  plötzlich  verschmälert  und  lang  und 
fein  zugespitzt,  aber  wenig  gekrümmt;  an  der  Basis 
eine  tiefe  Furche.  An  der  inneren  Ecke  des  langen 
unteren  Falzrandes    ein    sehr  starker,   zusammengedrückter,    an    der 


—     101     - 

Basis  sehr  breiter,  scharf  zugespitzter,  in  den  Seiten  und  an  der 
Spitze  ein  wenig  gebogener  Zahn;  außerhalb  dieses  ist  der  Rand 
tief  ausgehöhlt  und  nahe  der  Einlenkung  mit  einer  scharfen  Carina 
versehen.  Am  oberen  Rande,  etwas  weiter  nach  innen,  zwei  starke, 
nahe  beisammenstehende,  konische  Zähne,  sowie  ebenfalls  eine  Carina. 
Die  Mandibeln  stimmen  gut  mit  Fig.  855  in  Simon's  „Hist.  nat." 
II,  pag.  716.  — ^^ippenteil  länger  als  breit.  —  Stern  um  vorn  quer- 
geschnitten mit  fast  unmerklich  vorgezogenen  Ecken  und  wenig  ver- 
schmälert: vorn  1  mm,  in  der  Mitte  1,5  mm  breit  und  1,5  mm 
lang.  —  Metatarsus  1  unten  2.  2,  vorn  an  der  Spitze  1,  II  unten 
2.  2,  vorn  1.  1  große,  hinten  (Spitze)  1  kleiner  Stachel.  Meta- 
tarsus III  und  IV  fast  gleich  bestachelt ,  indem  beide  3  Verticillen 
haben ;  der  mittlere  des  III.  Metatarsus  besteht  aus  2 ,  je  1  oben 
und  hinten ,  ziemlich  weit  voneinander  entfernten  Stacheln ;  am 
IV.  Metatarsus  besteht  der  basale  Verticillus  aus  zwei  lateralen,  der 
mittlere  aus  zwei  unteren  und  einem  oberen  (ein  wenig  weiter  basal- 
wärts),  der  apicale  aus  5  Stacheln.  Tibien  I  haben  hinten  nur  1 
(subbasalen)  Stachel.  —  Das  Tarsalglied  der  Palpen  mäßig  breit, 
gegen  das  Ende  lang  und  schmal  zugespitzt,  lang  gelblichweiß,  an 
der  Basis  dunkler  behaart;  das  Tibialglied  ist  lang  schwärzlich,  das 
Femoral-  und  Fatellarglied  oben  rein  weiß  behaart;  im  Grunde  sind 
Patellar-,  Tibial-  und  Basis  des  Tarsalgliedes,  besonders  innen,  dunkel- 
braun; letzteres  dagegen  nicht  an  der  Spitze  gebräunt.  Das  Tibial- 
glied ist  kürzer  als  das  Fatellarglied  und  trägt  unten  außen  einen 
kleinen  Höcker,  der  mit  einer  sehr  langen  Bürste  bräunlicher,  stark 
gekrümmter  Haare  besetzt  ist;  der  Apicalfortsatz  ist  ziemlich  dünn 
und  an  der  Spitze  gekrümmt. 

Die  Augen  und  Clypeus-Haare  erscheinen  trocken  gesehen  hell 
schwefelgelb,  in  Flüssigkeit  weißlich.  Die  Augen  schmal  schwarz 
umringt;  die  Mandibeln  schwärzlich,  ilbdomen  mit  einer  röthchen, 
an  den  Seiten  schwärzlich  punktierten  Längsbmde,  an  der  unteren 
Hälfte  der  Seiten  heller  als  die  Hückenbinde,  am  Bauche  schwärzlich 
mit  helleren  Punktreihen  an  den  Seiten.  Trocken  gesehen  erscheint 
Abdomen  an  den  Seiten  und  an  der  Rückenbinde  weiß  behaart,  aber 
ohne   solche  Längsbinden. 

Totallänge  mit  Mandibeln  fast  10,  ohne  Mandibeln  8,5  mm. 
Cephalothorax  4,5  mm  lang,  3,5  mm  breit.  Abdomen  4,5  mm  lang, 
2,5  mm  breit.  Länge  der  Beine:  I  Coxa  +  Trochanter  2,  Femur  3, 
Patella  +  Tibia  4,4,  Metatarsus  2,4,  Tarsus  1,4  mm;  II  bezw.  2; 
3,5;  4,5;  2,3;  1,4  mm;  HI  bezw.  2,1;  4,5;  5;  2,7;  1,4  mm;  IV  bezw. 


102 


1,7;    2,8;    3;    2,5;    1,2  mm.     Totallänge:    I  13,2;  II   13,7;  III  15,7; 
IV  11,2  mm.     Beine  III  also  viel  länger  als  IV. 
Fundort:   Kribi,  Kamerun  (Pahl). 

Hasarius  Sim.  1871. 
76.  Hasarius  Ädansoni  (Aud.)  1825 — 27. 
Fundorte:    Kamerun    (Pahl);    Lindi,    Ost- Afrika  (Dr.  Wagner). 


Artenverzeichiiis. 


Aelur Ullis  Sim. 

affinis  (Luc.) 98 

Ar  eine a  L. 

annulipes  (Luc.) 64 

camerunensis  Strand 62 

eresifrons  Poe 59 

Leimenstolli  Strand 57 

Nigmanni  Strand 59 

Pahli  Strand 61 

rufipalpis  (Luc.) 59 

similis  (Hös.  et  Lenz.)    ....  63 

Aranoethra  Bütl. 

JJngari  Karsch 66 

Argiope  Aud. 

lobata  (Pall.) 55 

nigrovittata  Th. 55 

Pechueli  Karsch 53 

Ariadna  Aud. 

viridis  Strand 45 

C a  erostris  Th. 

subsimata  Strand 64 

Ceratogyrus  Poe. 

Sanderi  Strand 23 

C h i racont h i u m  C.  L.  K. 

camerunense  Strand 75 

Ctenus  Walck. 

aureopiihescens  Strand  ....  82 

Heerivaldi  Strand 78 

cribensis  Strand 76 

renivulvatus  Strand 80 

Schneidert  Strand 84 

Cyphonisi  a  Sra. 

Kaeseri  Strand 14 

Cyrtophor  a  Sim. 

citricoJa  (Forsk.) 55 


Dam  ast es  Sim. 

Gramlidieri  Sim 

D olomedes  Latr. ■ 

lomensis  Strand 

E  u  spar  assus  Sim. 

argelasius  (Latr.) 71 

5-dentatus  Strand 71 


67 


90 


6-dentatus  Strand  .    .    .    . 

.    .      73 

Gast  er  a  cant  h  a  Sund. 

curvispina  Gu^r.      .    .    .    . 

.    .      66 

falciformis  Butl 

.    .      66 

Hasarius  Sim. 

Ädansoni  (Aud.) 

.    .    102 

Heteropoda  Latr. 

renatoria  (L.) 

.    .      74 

Heteroscodra  Poe. 

inaculata  Poe 

.    .      36 

Hysterocratcs  Sim. 

.    .      30 

Haasi  Strand 

.    .      31 

.    .      33 

Spellenbergi  Strand    .    .    • 

.    .      25 

Vosseleri  Strand 

.    .      27 

Latrodectus  Walck. 

Menavodi  Vins 

.    .      49 

cinctus  Bläckw. 

.    .      49 

Lencauge  A.  White. 

nngulata  (Karsch)  .    .    .    . 

.    .      49 

M  e  n  e  m  e  r  u  s  Sim. 

biviUatns  (Duf.) 

.    .      98 

N  em  OS  colli  s  Sim. 

caudifer  Strand  .... 

.    .      55 

Nephila  Leäch. 

cnieiitata  (Fabr.).    .    .    .    . 

.    .      53 

femoralis  (Luc.) 

.    .      49 

—     103 


Seite 

Lucast  SiM. 51 

madagascarieiisis  (Vins.)     ...  51 

nif/ra  (Vins.) 51 

pilipes  (Luc.) 51 

senegalensis  (Walck.) 52 

subsp.  Keyserlingi  Bl.    ...  52 

^       ivindhnl-ensis  Strand  .  52 

Palystes  L.  K. 

eastaneus  Latr 74 

Paraplectana  Br.  Cäp. 

TFaZZeri  Bl 66 

Thorntoni  Bl 66 

Feucetia  Tu. 

longipes  Poe 97 

Phalaea  Sim. 

aculeata  Strand 86 

Philaeus  Th. 

Steudeli  Strand 98 

Pterinochilus  Poe. 

mamülatus  Strand 20 

vorax  Poe 19 

Widenmanui  Strand 17 

Scodra  Beck. 

calceata  (Fabr.) 35 


Seite 

Segtodes  Latr. 

cameruuensis  Strand 42 

marmorata  L.  K 38 

subthoracica  Strand 40 

suffusa  Strand 43 

velutina  Hein,  et  Lowe  ....      39 

»S'  i  c  a  r  i  u  s  Walck. 

Hahni  Karsch 45 

*S'  m  e  r  i  n  gop  u  s  Sim. 

peregrinus  Strand 47 

Stegodyphus  Sim. 

semicinctus  (C.  L.  K.) .        ...      37 

Tarentula  Sund. 

Lamperti  Strand 92 

Baffrayi  Sm. 94 

Schweinfurthi  Strand     ....      96 

T  h  a  l  <t  s  s  i  n  s  Sim. 
pictus  Sim 88 

Theratoscirtus  Sim. 

fusco-rufescens  Strand    ....    100 

Theridium  Walck. 

rufipes  Luc 49 

Torania  Sim. 

Maiini  Strand 68 


Gedruckt  am  21.  Februar  1906. 


Zur  Entstehung    des  Buntsandsteins.     Erwägungen 

über  das  nördliche  Alpenvorland,  Vulkanismus  und 

Geotektonik. 

Von  W.  Kranz, 

Oberleutnant  in  der  3.  Ingenieur-Inspektion. 

In  seinen  Beiträgen  zur  Geologie  der  westlichen  Mittelmeer- 
länder '  nimmt  mein  verehrter  Lehrer,  Herr  Prof.  Dr.  Tornquist,  u.  a. 
Stellung  zur  Frage  der  Entstehung  des  Buntsandsteins  und  zur 
Theorie  des  „Vindelizischen  Gebirgs".  Ich  habe  in  meiner  Abhand- 
lung über  die  geologische  Geschichte  der  weiteren  Umgebung  von 
Ulm  a.  D.  ^  diese  Fragen  berührt  und  möchte  hier  nochmals  darauf 
zurückkommen. 

Tornquist  ist  wie  viele  Geologen  überzeugt,  daß  einst  die  Ent- 
scheidung zugunsten  der  Anschauung  von  der  Entstehung  des  Bunt- 
sandsteins aus  Meeressedimenten  fallen  wird  im  Gegensatz  zu  seiner 
Bildung  in  einem  großen  Wüstengebiet.  Insbesondere  soll  die  fast 
genau  20  m  mächtige  Ablagerung  des  Hauptkonglomerats  in  dem 
großen  Gebiet  Elsaß-Lothringens  „als  Folge  einer  mächtigen  Meeres- 
oder Brandungsüberflutung  des  nahen  Festlandes  zu  betrachten  sein, 
bei  welcher  unter  andauernder,  lebhafter  litoraler  Meeresbewegung 
das  schnell  vom  Lande  hinabgeflutete,  grobe  Material  am  Meeres- 
boden eingeebnet  zur  Ablagerung  kam  ^".  Meiner  Ansicht  nachsteht 
der  Auffassung  des  Hauptkonglomerats  als  fluviatiler  Bildung  nichts 
entgegen,  in  Anbetracht  der  gewaltigen  Transportkraft  von  Wüsten - 
Aussen  in  regenreichen  Jahren.  „Für  die  Wirkungsweise  derartig 
seltener  Regen  ist  es  bezeichnend,  daß  sie  ihre  Erosionsprodukte  in 
fast  horizontalen  Schichten  über  eine  weite  Fläche  ausbreiten,  und 
daß  durch  die  Deflation  während  der  folgenden  Trockenzeit  dieser 
Schutt  dann  noch  mehr  eingeebnet  wird."  Die  mitgeschleppten  Schutt- 
massen  bleiben  „als  horizontal  ausgebreitete,  geschichtete  Ablagerung" 


'  N.  .Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  Beil.-Bd.  XX,  Tornquist,  S.  492  if. 
"  Diese  Jahreshefte  1905,  S.  176  ff.  —  S.  179  Anmerkung  1,  lies  , (Haupt- 
buntsandstein)"  statt  , (Hauptkonglomerat)". 
3  Tornquist,  1.  c.  S.  496. 


—     105     — 

zurück^.  Die  gleichmäßige  Abnahme  der  Mächtigkeit  des  Haupt- 
konglomerats von  Süden  nach  Norden,  von  25  m  bei  Rappoltsweiler 
auf  15  m  bei  Buchsvveiler,  4  m  bei  Saareinsberg  ■"  folgt  genau  der 
Richtung  des  Transports  durch  fließendes  Wasser  von  der  vindelizischen 
Wasserscheide  im  Süden  und  Südosten  her.  —  Die  gleiche  ein- 
ebnende Tätigkeit  zeichnet  auch  die  äolischen  Wüstenbildungen  aus, 
und  bei  der  gleichmäßigen  Windrichtung  und  -stärke  in  großen  Ge- 
bieten solcher  Ebenen  ,  die  dem  Winde  nur  wenig  Hindernisse  ent- 
gegenstellten, halte  ich  „die  übereinstimmende  Mächtigkeit,  welche 
die  einzelnen  Buntsandsteinstufen  in  dem  großen  Gebiet  Lothringens 
und  des  Unterelsaß  zeigen,  sowie  die  regelmäßige  Ausbildung  ganz  un- 
scheinbarer petrographischer  Eigentümlichkeiten  auf  weite  Strecken"  "^ 
durchaus  nicht  für  einen  Beweis  gegen  die  Möglichkeit  der  Ent- 
stehung des  unteren  und  mittleren  Buntsandsteins  in  einem  kon- 
tinentalen Wüstengebiet.  Ich  möchte  ferner  nochmals  auf  die  cha- 
rakteristischen Rippelmarken''  aufmerksam  machen,  die  ja  so  häufig 
im  Buntsandsteingebiet  der  Vogesen  und  des  Schwarzwalds  vor- 
kommen —  ich  fand  sie  u.  a.  sehr  schön  ausgebildet  im  Haupt- 
buntsandstein eines  Steinbruchs  am  untern  Osthang  des  Hohburg- 
bergs,  südwestlich  Häusei«n  bei  Colmar  —  und  auf  die  überwiegend 
karminrote  Farbe  des  mittleren  Buntsandsteins  Württembergs,  Badens 
und  Elsaß-Lothringens,  die  an  die  Färbung  der  Dünen  Innerarabiens 
und  der  Gobi  erinnert^.  Die  oligocänen  marinen  bezw.  brackischen 
Kalksandsteine  bei  Rufach  am  Vogesenfuß,  die  nach  meinen  Unter- 
suchungen nur  aus  Trias-  und  Juragesteinen  bestehen  und  ihr  Sand- 
material ausschließlich  aus  dem  Buntsandsteingebiet  der  Vogesen 
bezogen,  zeigen  durchweg  hellgelbe  Färbung,  und  ich  stehe  nicht 
an ,  dieselbe  auf  Auslaugung  von  Eisenoxyd  durch  Wasser  aus  dem 
Buntsandstein  zurückzuführen.  Wäre  letzterer  seinerseits  infolge 
Sedimentbildung  aus  dem  Wasser  entstanden,  dann  dürfte  er  schon 
vorher  seine  karminrote  Färbung  verloren  haben.  Und  was  den 
Zweifel    an   seiner   primären  Rotfärbung   betrifft''',    so    kann   ich  mir 


*  J.  Walther,  Lithogenesis  der  Gegenwart.  1894,  S.  778. 

"  Tornquist,  1.  c.  S.  49.5. 

«  1.  c.  S.  496. 

'  Walther,  1.  c.  S.  796. 

8  1.  c.  S.  794/95. 

^  Koken,  „Ist  der  Buntsandstein  eine  Wüsten bil düng?"  Diese  Jahres- 
hefte 1905,  S.  LXXVII.  —  V.  K  0  e  n  e  n ,  Über  die  Buntsandsteinwüste,  Centralbl. 
für  Min,  etc.  1904,  S.  107. 


—     106     - 

nicht  denken ,  wie  sich  eine  so  mächtige  Ablagerung  nachträglieh 
sekundär  in  dem  Maße  mit  rotem  Eisenoxyd  angereichert  haben  soll, 
zumal  sie  durch  die  eisenfreien  Kalke  und  Tone  mindestens  des 
ganzen  Muschelkalks  geschützt  war.  Gyrolepis,  Semionotus,  Estheria 
und  Gervillia^  die  im  deutschen  Buntsandstein  hier  und  da  vor- 
kommen^, können  in  salzhaltigen  Reliktenseen  des  Wüstengebiets 
gelebt  haben ;  daß  wir  keine  Beziehungen  zwischen  GerviUia  Murchisoni 
und  permischen  Arten  kennen ,  dürfte  auf  die  Lückenhaftigkeit  des 
paläontologischen  Wissens  zurückzuführen  sein.  Die  Abhobelung  der 
älteren  Unterlage  des  Buntsandsteins  endlich  läßt  sich  ebensogut  mit 
Deflation  durch  den  Wind  wie  mit  Abrasion  durch  ein  langsam  vor- 
dringendes flaches  Meer  ^  erklären.  Ich  bin  deshalb  auch  jetzt  noch 
der  festen  Überzeugung,  daß  das  Depressionsgebiet  nördlich  der 
vindelizischen  Wasserscheide  wenigstens  zur  mittleren  Buntsandstein- 
zeit größtenteils  trockenes  Wüstenland  war,  mit  hauptsächlich  süd- 
lichen Winden ,  die  im  südlichen  Deutschland  nach  Norden  zu  an 
Stärke  verloren  und  deshalb  dort  die  Masse  ihrer  Sedimente  absetzen 
konnten.  Daher  im  allgemeinen  dort  die  Abnahme  der  Mächtig- 
keit des  Buntsandsteins  nach  Süden  zu  und  die  größere  Feinkörnig- 
keit der  Sedimente  im  Norden  ^".  Fast  aJl  das  haben  aber  bereits 
Bornemann,  E.  Fraas  und  Walther  aufgeführt ,  und  es  bleibt  hier 
vorläufig  Ansicht  gegen  Ansicht  stehen;  die  Entscheidung  ist  jeden- 
falls noch  lange  nicht  gefallen. 

Etwas  anders  die  Theorie  vom  vindelizischen  Gebirge.  Daß 
es  einst  als  Wasserscheide  zwischen  alpiner  und  außeralpiner  Trias 
bestand,  ist  seit  üümbel's  Vorgang  zur  Sicherheit  geworden.  Prof. 
ToRNQUiST  hat  die  Fortsetzung  dieser  Sandbarre  in  dem  Granitzug 
gefunden ,  der  auf  Sardinien — Korsika  die  kontinentale  von  der 
pelagischen  Trias  trennt,  und  sucht  die  Verbindung  beider  Teile  in 
einer  untergeordneten,  submarinen  (?)  Barre  in  den  Westalpen.  Die 
Außenbarren  folgen  also  ziemlich  genau  dem  Alpenbogen^^ 

Ich  habe  kürzlich  die  Orogenesis  des  vindelizischen  Gebirgs 
darzustellen  versucht^-,  und  möchte  hier  insoweit  nochmals  darauf 
eingehen ,  als  meine  Ausführungen  im  Gegensatz  zu  andern  An- 
schauungen stehen  oder  einer  Erweiterung  bedürfen. 

Buntsandstein  lagert  ebenso  auf  den  Höhen  des  Schwarzwalds 

>"  Torniiuist,  1.  c.  S.  495.  —  Engel,  Geogn.  Wegweiser  von  Württ., 
1896,  S.  43. 

"  Tornquist,  1.  c,  Skizze.  S.  501. 
">  Diese  Jahreshefte  1905.  l.  c. 


—     107     — 

und  der  Vogesen,  wie  an  den  untern  Rändern  dieser  Gebiete  und  im 
tiefen  Untergrund  der  schwäbisch-fränkischen  Alb.  Von  einem  Vor- 
handensein so  großer  Höhenunterschiede  bereits  zur  Zeit  seiner  Ab- 
lagerung kann  keine  Rede  sein,  das  beweisen  die  gewaltigen  Ver- 
werfungen an  den  Rändern  der  südwestdeutschen  Gebirge.  Ver- 
mutlich waren  die  kristallinen  Gesteine  des  Schwarzwalds  und  der 
Vogesen  noch  im  Miocän  von  einem  etwa  300  m  mächtigen  Mantel 
hauptsächlich  triassischer  Schichten  verhüllt  ^^  Jedenfalls  findet  sich 
in  den  oligocänen,  den  Vogesen  entstammenden  Meeresablagerungen 
des  Vogesenfußes  bei  Rufach  keine  Spur  kristallinischer  Gesteine. 
Nimmt  man  nun  an,  daß  sich  Schwarzwald  und  Vogesen  seit  jenen 
Zeiten  nicht  nennenswert  in  die  Höhe  gehoben  haben,  dann  folgt,  daß 
der  Meeresspiegel  zur  Jurazeit  etwa  2  km  höher  stand  als  heute  (Feld- 
berg rund  1500  m  ü.  M.j.  Um  ebensoviel  müßte  dann  der  Erdradius 
seit  der  Jurazeit  zusammengeschrumpft  sein.  Ist  das  Innere  der  Erde 
tatsächlich  eine  im  Erkalten  und  Zusammenschrumpfen  befindliche 
Masse ,  während  die  äußere ,  bereits  feste  Kruste  dieser  Bewegung 
nicht  ohne  weiteres  folgen  kann,  so  müssen  unter  der  äußeren  Schale 
fortgesetzt  an  einzelnen  Stellen  gewaltige  Hohlräume  entstehen.  In 
den  Wölbungen  der  Erstarrungsrinde  über  den  Hohlräumen  ver- 
mehren sich  die  Spannungen  allmählich  derart,  daß  einzelne  an- 
grenzende Widerlager  oder  Teile  des  Gewölbes  selbst  nicht  mehr 
standhalten  können  und  als  langgestreckte  Gesteinstafeln  unter 
Rissen  und  Sprüngen  emporgefaltet  werden.  Andere  Teile  des  Ge- 
wölbes folgen  nun  der  Schwerkraft  und  brechen  senkrecht  hinab. 
Es  müssen  also  fortgesetzt    an  einzelnen  Stellen  gewaltige  vertikale 


^2  Steiumann,  Alpersbacher  Stollen,  Ber.  oberrh.  geol.  Ver.  1902,  S,  10. 
—  .Steinmann  und  Gräff,  Geol.  Führer  Freiburg,  1890,  S.  126:  „Die  jetzt 
bis  zu  einer  Höhe  von  1500  m  ü.  M.  aufragende  Gegend  des  Feldbergs  war  vor 
Eintritt  der  oligocänen  Dislokationen  von  mindestens  300—350  m  mächtigen 
Sedimenten  der  Trias  und  des  .Jura  bedeckt.  Der  Beweis  für  die  Kichtigkeit 
dieser  Voraussetzung  ist  durch  das  Auftreten  der  Alpersbacher  Nagelfluhe  er- 
bracht." Nimmt  man  an,  daß  Keuper  und  großenteils  auch  Jura  auf  dem  Schwarz- 
wald fehlten,  dann  würde  sich  nach  Engel  ergeben :  Für  Buntsandstein  ca.  180  m, 
Muschelkalk  ca.  170  m.  Im  Jura  scheint  das  Gebiet  des  SchAvarzwalds  einen 
trennenden  Rücken  zwischen  der  schwäbischen  und  der  badisch-elsässisch-fran- 
zösischen  Meeresprovinz  gebildet  zu  haben,  vielleicht  als  submarine  Barre,  und 
wir  können  hier  den  Beginn  der  Horstbildung  annehmen.  Unter  Berücksich- 
tigung der  Abtragung  der  Gneise  etc.  auf  den  Schwarzwaldgipfeln  erscheint  die 
Mutmaßung  berechtigt,  daß  der  Meeresspiegel  einst  wenigstens  500  m  über  dessen 
höchsten  Erhebungen  lag.  —  Vergl.  auch  Fr.  E.  Suess,  Böhmische  Masse,  1903, 
S.  172,  und  Neumayr,  Geogr.  Verbreitung  der  Juraform.,  1885,  S.  13. 


—     108     — 

Einbrüche  erfolgen ,  wie  das  z.  B.  für  die  Gebiete  des  Stillen, 
Atlantischen  und  Indischen  Ozeans  feststeht;  ich  war  bestrebt,  einen 
gleichen,  ganz  allmähhchen  und  langsamen  Einbruch  der  Erdscholle 
zwischen  Schvvarzwald,  Böhmerwald  und  Alpen  im  Gefolge  der  Er- 
kaltung und  Zusammenziehung  der  Erde  für  die  Zeit  vom  Rotliegenden 
bis  zum  Pliocän  nachzuweisen  ^^.  Solchen  Einbrüchen  folgt  die 
Hydrosphäre,  der  Wasserspiegel  sinkt  langsam. 

Ein  Zusammenschrumpfen  des  Erdballs  um  etwa  4  km  Durch- 
messerlänge seit  der  Jurazeit  erscheint  mir  hei  der  Länge  des 
(Äquator-)  Durchmessers  von  12  750  km  und  bei  der  Größe  geo- 
logischer Zeiträume  durchaus  nicht  zu  erheblich  angenommen.  Es 
kommt  mir  dabei  am  natürlichsten  und  einfachsten  vor,  als  Regel 
bei  den  Verschiebungen  großer  Erdschollen  Senkungen  anzunehmen, 
als  Ausnahme  dagegen  Hebungen  zu  betrachten ,  die  sich  im  all- 
gemeinen in  kleinerem  Maßstabe  durch  Einwirkung  von  Lakkolithen, 
in  größerem  durch  Faltung  oder  Überschiebung  erklären  lassen. 

Daß  die  großen  tektonischen  Verschiebungen  vulkanische  Er- 
scheinungen im  Gefolge  haben  können  ,  ist  klar :  Zunächst  können 
sich  an  einzelnen  Stellen  der  Randbrüche  ausgedehnter  Erdschollen 
bis  zum  glühenden  Kern  hinab  Spalten  öffnen,  durch  die  nun  Magma 
infolge  der  Bewegungen  der  Erdrinde  ausgequetscht  wird  (Theorie 
Ed.  Süess  und  Prestwich).  Das  Magma  erreicht  entweder  die  Ober- 
fläche und  bildet  dann  Stratovulkane  bezw.  vulkanische  Decken,  so- 
lange die  Spalte  ganz  offen  bleibt,  oder  es  erreicht  ebenso  w^ie  die 
betreffende  Spalte  selbst  die  Oberfläche  nicht  bezw.  nicht  mehr.  In 
diesem  Fall  entsteht  entweder  ein  Gang,  oder  sehr  nahe  unter  der 
Erdoberfläche  ein  Lakkolith ,  oder  tiefer  drunten  in  einem  an- 
grenzenden unterirdischen  Hohlraum  ein  peripherischer  Herd  (Theorie 
Stübel),  je  nach  der  Ausdehnung  der  Spalte  und  dem  mechanischen 
Druck  der  ausquetschenden  Erdscholle  bezw.  der  Eigenkraft  der 
magmatischen  Gase.  Die  Wölbungen  jener  Hohlräume  brauchen 
natürlich  nicht  scharf  auf  der  Grenze  zwischen  dem  elastischen  Erd- 
innern  und  der  festen  äußeren  Rinde  zu  liegen.  Vielmehr  wird  der 
glühende  Erdkern  durch  allmähliche  Abstufungen  in  die  starre  Kruste 
übergehen.  Seiner  Zusammenziehung  können  solche  zwischenliegen- 
den halbelastischen  Gesteinsmassen  und  nachstürzende  Teile  der 
festen  Erdrinde  unmittelbar  folgen,  und  die  Hohlräume  dürften  sich 
erst  über  diesen  wenig  widerstandsfähigen  Zvvischenlagen  befinden, 
die  leicht  infolge  chemischer  und  mechanischer  Vorgänge  im  glühenden 
Erdinnern  gesprengt  werden  können :  in  die  Hohlräume  dringt  dann 


—     109     — 

Magma  ein,  und  auf  diese  Weise  können  sich  peripherische  Herde 
auch  in  Gebieten  bilden,  die  auf  der  Erdoberfläche  keinerlei  tek- 
tonische  Störung  zeigen.  Wenn  die  Decke  über  peripherischen 
Herden  nun  einbricht,  in  denen  sich  hochgespanntes  glühendes  Magma 
befindet,  so  kann  dasselbe  entweder  in  neuen  tektonischen  bezw. 
selbst  geschaffnnen  Spaltensystemen  ausgequetscht  werden  und  Reihen- 
vulkane bezw.  vulkanische  Decken  erzeugen,  oder  es  entstehen  durch 
explosive  magmatische  Kraft  bei  genügender  Spannung  regellose  Ex- 
plosionsröhren, Vulkanembryonen  (Theorie  Branco-Daubree),  Gruppen- 
vulkane, vulkanische  Decken,  Gänge  oder  Lakkolithe.  Unter  solchen 
Verhältnissen  können  tektonische  Störungen  eine  unmittelbare  Folge 
vulkanischer  Vorgänge  sein  (Theorie  Branco-E.  Fraas),  ich  möchte 
dies  indessen  für  die  Ausnahme  halten  angesichts  der  Tatsache,  daß 
die  meisten  Vulkane  auf  den  Rändern  riesiger  Einbruchsgebiete  liegen. 
Im  allgemeinen  halte  ich  aus  den  angeführten  Gründen  die  Vulkane 
und  ihre  Verbreitung  für  eine  Folge  tektonischer  Vorgänge.  Jede 
Ansicht  über  vulkanische  Tätigkeit,  die  sich  auf  Beobachtung  tat- 
sächlicher Verhältnisse  gründet,  hat  im  einzelnen  Falle  ihre  Berech- 
tigung ,  bis  sie  durch  eine  bessere  ersetzt  wird ,  und  man  braucht 
sich  nicht  einseitig  zur  Erklärung  aller  Erscheinungen  an  eine  ein- 
zige Theorie  zu  klammern  und  die  anderen  zu  verurteilen. 

Betrachtet  man  von  diesen  Gesichtspunkten  aus  die  Entstehungs- 
geschichte der  Erdscholle  zwischen  Alpen,  Schwarzwald  und  Böhmer- 
wald, dann  ergibt  sich  folgendes : 

Die  vermutlich  z.  T.  karbonischen  inneren  Granitzüge  der  Alpen 
zeigten  postkarbonische  Bewegungen,  sie  „waren  zeitweise  land-  und 
zeitweise  submarine  Barren,  welche  Gebiete  verschieden  differenzierter 
Sedimentierung  zeitweise  trennten",  und  ihre  Bewegungen  sollen  auf 
solche  von  eruptiven  Massen  in  der  Tiefe  zurückzuführen  sein  ^*. 
Ausgeschlossen  sind  derartige  ma^matische  Nachschübe  im  Gebiet 
von  Tiefpngesteinen  allerdings  nicht,  ich  möchte  jedoch  zu  bedenken 
geben ,  ob  sich  diese  Bewegungen  nicht  vielleicht  auch  als  erste 
Äußerungen  des  Emporfaltens  der  jungen  Alpen  oder  als  ungleich- 
mäßiges, sehr  schwaches  Absinken  eines  Horstes  auffassen  lassen 
sollten.  Gleichzeitig  mit  diesen  Bodenschwankungen  im  alpinen 
Ozean  sehen  wir  an  dessen  Nordküste  den  gleichfalls  granitischen 
vindelizischen  Rücken  ganz  allmählich  in  die  Tiefe  sinken.  Das 
Keupermeer  bedeckt  schon  seinen  Nordrand,  das  Doggermeer  trennt 


1*  Tornquist,  1.  c.  S.  502-505. 


—     110     — 

ihn  durch  eine  Wasserstraße  bei  Regensburg  vom  böhmischen  Fest- 
land ab.  und  im  Malm  hat  höchstens  noch  ein  langgestreckter 
Archipel  in  der  alten  Kammlinie  Passau — Bodensee  existiert  ^^.  Ich 
erkenne  hier  das  langsame  Absinken  einer  durch  Denudation  all- 
mählich verkleinerten  Erdscholle  in  einen  jener  unterirdischen  Hohl- 
räume, keinesfalls  aber  eruptive  Nachschübe  in  der  Tiefe,  oder  gar 
ein  Empordrücken  der  vindelizischen  Masse  durch  solche  Nachschübe. 
Von  einem  Emporsteigen  derselben  kann  in  diesem  Zeitraum  keine 
Rede  sein,  ihr  Absinken  hielt  vielmehr  mit  dem  Zusammenschrumpfen 
des  glühenden  Erdkerns  vermutlich  ziemlich  gleichen  Schritt,  so  daß 
sich  keine  peripherischen  Herde  unter  ihr  bilden  konnten.  Auch 
kann  ich  die  Bewegungen ,  die  sich  in  der  Ablagerungsweise  des 
Buntsandsteins  im  Elsaß  verfolgen  lassen,  nicht  auf  Nachschübe  von 
Tiefengesteinen  in  den  inneren  Granitzügen  der  Alpen  oder  im  vinde- 
lizischen Granitzug  zurückführen  *^,  sondern  nur  auf  jene  schwanken- 
den Bewegungen  des  langsam  absinkenden  vindelizischen  Rückens  ^^. 
Lokale  Hebungen  lassen  sich  während  der  Kreidezeit  in  den 
Alpen  nachweisen ,  ebenso  wie  im  Gebiet  der  süddeutschen  Jura- 
ablagerungen hier  und  da  dislozierende  tektonische  Bewegungen 
stattfanden.  Gegen  das  mittlere  Oligocän  begann  die  erste  Haupt- 
periode der  Emporfaltung  des  Alpengebirgs,  während  wir  im  älteren 
Oligiocän  die  ersten  Anzeichen  der  Bildung  des  Rheintalgrabens  er- 
kennen, der  bald  darauf  von  oligocänem  Meer  überflutet  wurde. 
Hier  scheint  mir  nur  eine  Erklärung  möglich:  Die  alten,  starren 
vindelizischen  Massen  bildeten  das  Mittehviderlager  zwischen  zwei 
großen  Schichtenwölbungen  über  riesigen  unterirdischen  Hohlräumen 
im  alpinen  Gebiet  und  in  der  süddeutschen  Tafel  nördlich  der  Donau- 
linie. Die  Spannungen  im  alpinen  Gebiet  wuchsen  infolge  weiterer 
Zusammenziehung  des  erkaltenden  Erdkerns  so  gewaltig,  daß  die 
Emporfaltung  der  Alpen  begann.  Dadurch  verlor  das  Mittelwider- 
lager, die  vindelizische  Masse ,  die  Verspreizung  zwischen  den  zwei 
Gewölben  und  sank  wieder  ein  weiteres  Stück  zur  Tiefe :  Oligocänes 
Meer  überflutete  Teile  von  Oberschwaben  und  Oberbayern.  Die  süd- 
deutsche Tafel  aber  verlor  ihr  südöstliches  Widerlager  und  brach 
ihrerseits  als  eine  im  allgemeinen  nach  Südost  geneigte  Platte  ein : 
üntermiocänes  Süßwasser  und  mittelmiocänes  Meer  drangen  bis  auf 

'*  Kraijz,  (ieol.  Gesch.  Ulm.  S.  180—188. 
'«  Tornquist,  1.  c.  S.  502. 

■"  E.  Fr  aas,  Bildung  der  jiorm.  Trias.  1899,  S.  8—24.  —  Kranz,  1.  c. 
S.  178. 


—   111   — 

den  Südrand  der  Alb  hinauf  vor,  das  Meer  überschwemmte  den 
letzten  etwa  noch  vorhanden  gewesenen  Rest  vindelizischen  Landes. 
Der  spätere  Rückzug  dieses  Meeres  erfolgte  durch  große  Einbrüche 
in  anderen  Gegenden  der  Erdoberfläche. 

„Wenn  auch  kein  unmittelbarer  Zusammenhang  zwischen  der 
Absenkung  des  Trias-  und  Juragebiets  in  Franken  und  Schwaben 
und  zwischen  den  Alpen  besteht,  so  kann  man  beide  Phänomene  doch 
nicht  als  unabhängig  voneinander  betrachten.  Wer  überhaupt  die 
Existenz  alter  Massen  im  Untergrund  der  oberschwäbischen  und  ober- 
bayrischen Hochebene  zugibt ,  muß  diese  ebenso  wie  die  alte  böh- 
mische Masse  als  die  Pfeiler  anerkennen,  an  denen  sich  die  Gewalt  der 
Alpenfaltungen  brach  ^^"  Diese  Faltungen  konnten  die  widerstands- 
fähigen, harten  kristallinischen  Gesteine  jener  Pfeiler  nicht  mitmachen. 
Jedenfalls  war  auch  der  sardisch-korsische  Granitzug  ein  solcher 
Pfeiler,  nur  scheinen  hier  die  Verhältnisse  etwas  verwickelter  zu  liegen, 
da  sich  zwischen  ihn  und  den  gefalteten  Appennin  das  Tyrrhenische 
Meer  schiebt.  Ich  möchte  der  Erwägung  anheimstellen,  ob  sich  nicht 
auch  dieser  Granitzug  ebenso  wie  Schwarzwald ,  Vogesen  und  böh- 
mische Masse  als  stehengebhebener  Horst  auffassen  läßt,  der  dem  Ab- 
sinken seiner  Umgebung  nur  wenig  gefolgt  ist,  im  Gegensatz  zu  der 
Anschauung,  daß  jüngere  eruptive  Nachschübe  die  alten  Tiefengesteine 
in  die  Höhe  gedrückt  haben  sollen,  in  eme  Höhenlage,  in  der  man 
sie  sonst  nicht  erwarten  könnte'''*.  Sind  doch  auch  im  Gebiet  des 
Schwarzwalds  und  der  Vogesen  jüngere  Intrusionen  zu  verzeichnen  '"°, 
es  wird  aber  wohl  niemand  diesen  ganz  lokalen  Erscheinungen 
hebende  Kraft  in  dem  Maße  zuschreiben  wollen.  Sie  lassen  sich  am 
einfachsten  im  Gefolge  tektonischer  Vorgänge  erklären,  und  Schwarz- 
wald und  Odenwald  z  B.  sind  keinenfalls  gehoben  worden,  sondern 
folgten  der  absinkenden  Bewegung  in  entgegengesetztem  Sinne  wie 
ihre  Umgebung,  im  Norden  stärker  wie  im  Süden.  Die  Annahme 
vertikaler  Hebungen  so  großer  Erdschollen  und  in  solchem  Ausmaß 
entgegen  der  Schwerkraft  erscheint  mir  viel  weniger  verständlich 
als  das  Einsinken  ihrer  Umgebung  mit  der  Schwerkraft  und  die  Ver- 
kürzung des  Erddurchmessers  um  mindestens  4  km  seit  der  Jurazeit. 

Gegen  Anfang  des  Obermiocän  begann  die  zweite  Hauptfaltung 
der  Alpen ,    und   ungefähr   gleichzeitig   fanden    die   vulkanischen  Er- 


'8  Kranz,  1.  c.  S.  190.  —  Vergl.  auch  Suess,  Antlitz  d.  Erde,  I.  S.  221. 
1^  Tornquist,  1.  c.  S.  506. 

^'^  Steinmann  u.  Gräff,  Gool.  Führer  Freibnrg.  S.  135.  —  Benecke  etc., 
Geol.  Führer  Elsaß.  1900,  S.  62. 


—     112     — 

scheinungen  im  Ries,  im  Steinheimer  Becken,  in  den  Vulkanembryonen 
der  Alb,  im  Hegau  und  Kaiserstuhl  statt.  Bald  nachher  erfolgte 
der  Abbruch  des  süddeutschen  Tafelgebirgs  in  der  Donaulinie ^\ 
Hier  erblicke  ich  eine  Fortsetzung  der  Erscheinungen  bei  der  ersten 
Haupt-Alpenfaltung.  Vermutlich  schon  damals  hatten  sich  in  ab- 
geschnürte Teile  des  Hohlraums  unter  der  süddeutschen  Tafel  peri- 
pherische Magmaherde  ergossen,  unter  Sprengung  des  wenig  wider- 
standsfähigen halbelastischen  Untergrundes  jenes  Hohlraums.  Mit 
der  zweiten  Emporfaltung  der  Alpen  verminderte  sich  wieder  der 
Seitendruck  auf  die  süddeutsche  Tafel,  die  bis  dahin  noch  verspreizt 
gewesenen  Gewölbeteile  brachen  ein  und  vermehrten  die  Spannung 
des  darunter  befindlichen  peripherischen  Magmas  durch  ihr  Eigen- 
gewicht. Unter  neuen  lokalen  tektonischen  oder  durch  vulkanische 
Kraft  gebildeten  Spalten  und  an  Stellen,  wo  die  peripherischen  Herde 
der  Erdoberfläche  am  nächsten  lagen ,  war  der  Schichtendruck  am 
geringsten,  hier  entstanden  also  Vulkane,  Lakkolithe  oder  Vulkan- 
embryonen, und  lokal  tektonische  Störungen  als  Folgen  vulkanischer 
Erscheinungen.  In  der  Linie  endlich,  wo  das  ehemalige  Widerlager 
nach  Beendigung  dieser  Faltungsperiode  nachgab,  in  der  Donaulinie, 
fand  der  Abbruch  statt. 

Faßt  man  den  Zusammenhang  zwischen  den  großen  tektonischen 
Vorgängen  und  der  Entstehung  der  Vulkane  etc.  in  dieser  Weise  auf, 
dann  stehen  selbst  die  Vulkanembryone  der  Alb,  die  vulkanischen 
Erscheinungen  des  Ries  und  der  Lakkolith  des  Steinheimer  Beckens 
in  keinem  Widerspruch  zur  Hauptregel  der  Theorie  von  Süess, 
daß  sich  vulkanische  Erscheinungen  stets  auf  tektonische 
Bewegungen  der  Erdrinde  zurückführen  lassen.  Ebenso 
natürlich  erscheint  mir  der  Grundgedanke  in  der  Erdgeschichte : 
Allmähliches  Absinken  gewaltiger  Erdschollen,  vereinzelte 
Hebung  kleiner  Gebiete,  langsame  Verkürzung  des  Erd- 
durchmessers, alles  infolge  Zusammenschrumpfens  des 
Erdkerns.  Indessen  auch  hier  wird  die  Entscheidung  einer  spätem 
Zeit  vorbehalten  bleiben,  den  sichern  Beweis  können  nur  die  Re- 
sultate der  Erdgeschichte  ausgedehnter,  jetzt  noch  nahezu  un- 
erforschter Gebiete  unseres  Planeten  erbringen. 

November  1905. 


21  Kranz,  1.  c.  S.  197. 


Einwägung  von  Festpunkten  an  der  Linie 
Böblingen — Lustnau,  Sommer  1902. 

Mit  14  Figuren. 
Von  E.  Hammer. 

I.  Zweck  des  Nivellements. 

Der  Zweck  der  hier  zu  beschreibenden  Arbeit  ist  der,  zunächst 
an  einer  einzelnen  Linie  festzustellen,  ob  im  Schollenland  unserer 
Sedimentärgesteine  dauernde  vertikale  Bodenbewegungen  nicht  ganz 
lokaler,  sondern  regionaler  Art  in  nennenswerten  und  in  kürzerer 
Zeit  meßbaren  Beträgen  vorkommen,  wie  sie  in  Deutschland  für 
verschiedene  Gegenden  behauptet,  aber  wohl  nur  ganz  ausnahmsweise 
auf  Grund  von  Feinnivellierungen  genügend  einwandfrei  bewiesen 
worden  sind*. 

Dieser  Zweck  soll  durch  Wiederholung  des  Nivellements  der 
gewählten  Linie  in  geeigneten  Zeitabschnitten  verfolgt  werden;  ich 
hatte  mir  als  Zeitraum  zwischen  zwei  Nivellierungen  je  5  Jahre  ge- 
dacht, so  daß  die  zweite  im  Jahr  1907  durchzuführen  wäre.  Ob 
dies  geschieht,  vermag  ich,  da  ich  seit  Sommer  1904  nicht  mehr 
Erdmessungskommissär  bin,   nicht  zu  sagen. 


*  Die  geologischen  Beweise,  die  wir  in  zahllosen  großen  und  kleinen  Ver- 
werfungen u.  s.  f.  als  „versteinerte  Erdbeben"  kennen,  bleiben  hier  außer  Be- 
tracht. Über  die  Bestrebungen  von  P.  Kahle  im  östlichen  Thüringen  vgl. 
z.  B  die  Andeutungen  in  meinem  Referat  in  Petermann's  Mitteilungen  1903 
Heft  XII  über  Bodenhebungen  und  -Senkungen  in  Japan.  Den  langsamen  tek- 
tonischen  Veränderungen  der  Höhenlage  der  Bodenoberfläche  in  Schollenländern 
stehen  in  Gebieten  mit  reger  jungvulkanischer  und  seismischer  Tätigkeit  auch 
gewaltsamere  Änderungen  gegenüber,  von  denen  einzelne  durch  feine  Messungen 
genügend  sichergestellt  sind;  z.  B.  wurden  im  Bezirk  Nö-Bi  in  Japan  als  Folge 
dys  Erdbebens  vom  28.  Oktober  1891  Hebungen  des  Bodens  bis  zu  0,8  m  und 
Senkungen  bis  zu  0,4  ra  mit  Sicherheit  nachgewiesen  (Mitteilungen  von 
M.  Sugiyama  in  Tokyo  auf  der  Erdmessungskonferenz  in  Kopenhagen  1903, 
über  die  a.  a.  0.  berichtet  ist). 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190i;.  8 


—     114     — 

Der  Plan  des  Nivellements,  die  Herstellung  der  Festpunkte  und 
die  erstmalige  Messung  wurde  vom  K.  Ministerium  des  Kirchen-  und 
Schulwesens  unter  Übernahme  der  Kosten  auf  die  Mittel  der  württem- 
bergischen Erdmessungskommission  1901  genehmigt;  in  dem  ge- 
nannten Jahr  wurden  auch  noch  die  Festpunkte  hergestellt,  die  erste 
Einwägung   konnte   aber    erst   im  Sommer  1902  ausgeführt  werden. 

Als  zu  nivelUerende  Linie  wurde  die  Straße  von  Böblingen  über 
Holzgerlingen,  Schaichhof,  Stelle,  Bebenhausen  nach  Lustnau  gewählt 
(Böblingen— Stelle  :  Straße  No.  84,  Stelle— Lustnau :  Straße  No.  83 
nach  der  Bezeichnung  der  K.  Straßenbauverwaltung) ;  eine  solche 
Linie  durch  den  Schönbuch  schien  mir  vor  allem  in  Frage  zu  kom- 
men, weil  gerade  dort  für  zahlreiche  Punkte  starke  Vertikalbewegungen 
des  Bodens  mehrfach  behauptet  worden  sind  (Anssichtsänderungen 
in  der  Umgebung  von  Schönaich  usw.). 

Untersuchungen  auf  Grund  vorh  and  en  er  Einwägungen,  Ver- 
gleichungen  neuer  mit  bereits  früher  festgestellten  Zahlen,  sei  es  an 
Strecken  des  Präzisionsnivellements  der  früheren  Gradmessungskom- 
mission \  sei  es  an  Strecken  des  z.  T.  neuen  Eisenbahnnivellements  ^, 
haben  keinen  Wert,  weil  diese  Nivellierungen  an  sich  zu  wenig  genau 
sind  (infolge  ungenügender  Feststellung  der  Länge  des  Lattenmeters) 
und  weil  die  „Festpunkte"  der  meisten  dieser  Nivellementslinien, 
soweit  sie  bei  den  Gradmessungsnivellierungen  noch  vorhanden  sind, 
zu  wenig  gut  versichert  waren. 

Untersuchungen  von  der  Art  der  von  Vogler  und  neuerdings 
von  Schumann  angestellten  (über  die  periodischen  Veränderungen  der 
Richtung  der  Lotlinien  in  Punkten  eines  kleinen  Gebiets)  gehören 
nicht  in  das  Programm  der  hier  zu  beschreibenden  Arbeit ;  ich 
glaubte  deshalb  auch  nicht  die  von  diesen  Beobachtern  erreichten 
außerordentlich  kleinen  mittleren  Kilometerfehler  anstreben  zu  sollen: 


'  Ergebnisse  in :  Publicatiou  der  K.  Wiirttembergischen  Commission  für 
Europäische  Gradmessung.  Präcisions-Nivellement.  Ausgeführt  unter  der  Leitung 
von  Professor  Dr.  von  Schede r.  Ausgeglichen  von  demselben  (veröffentlicht 
von  Professor  Groß).  Stuttgart  1885.  Über  die  Art  der  Messung  (1868—1878) 
und  Ausgleichung  vergl.  die  Berichte  von  Schoder  in  den  Generalberichten  der 
Europäischen  Gradmessung,  besonders  1879. 

^  Kgl.  Generaldirektion  der  Wiirttembergischen  Staatseisenbahnen.  Ver- 
zeichnis der  an  den  Württembergischen  Staatseisenbahnen  angebrachten  Höhen- 
punkte mit  Angabe  der  Höhen  über  Normal-Null.  Stuttgart  1895  (nach  den  vom 
Bautechnischen  Bureau  der  Kgl.  Generaldirektion  in  den  Jahren  1887/94  aus- 
geführten Nivellements).  Dazu:  Nachtrag  I  von  1905.  Über  die  Art  der  Messung 
geben  die  , Vorbemerkungen"  S.  I— VIII  Auskunft. 


—     115     — 

bei  den  letzten  Nivellierungen  von  Vogler  (Eggert)  mit  Hilfe  des 
VoGLER'schen  Kathetometernivellierinstruments  und  seiner  Stahllatten, 
in  Westend  bei  Charlottenburg  auf  einem  Gelände  mit  sehr  kleinen 
Höhenunterschieden,  ist  der  mittlere  Fehler  des  einfachen  Nivellements 
der  Strecke  1  km  mehrfach  auf  etwa  7-*  n^i»  gesunken  (vergl.  über 
diese  Einwägungen  und  ihre  Instrumente  die  drei  Mitteilungen  in 
der  Zeitschrift  für  Vermessungswesen^*^  und  meine  zwei 
Referate  in^^;  und  Schumann  hat^gar  an  seinem  „Pfeilernivellement" 
(Punkte  auf  fest  fundierten  Steinpfeilern,  sehr  nahe  in  derselben 
Höhe  liegend,  so  daß  für  die  „Nivellierlatte"  die  Form  einer  nur 
wenige  Zentimeter  langen  Milchglasskale  genügt,  auf  dem  Telegraphen- 
berg bei  Potsdam)  den  mittlem  Kilometerfehler  auf  ^/lo  mm  herab- 
gedrückt; vergl.  ^  und  mein  Referat  in  ^.  Vielmehr  sollte  bei  der 
heute  auch  für  ein  Nivellement  im  Hügelland  mit  einfachen  Mitteln 
erreichbaren  Genauigkeit  von  etwa  +  ^U  oder  ±  1  mm  pro  Kilo- 
meter für  unser  neues  Nivellement  stehen  geblieben  werden. 

Eine  sehr  hohe  Genauigkeit  war  nämlich  bei  diesem  Nivellement 
Böblingen — Lustnau  schon  durch  die  zu  überwindenden  beträchtlichen 
Höhenunterschiede  ausgeschlossen,  über  die  hier  zunächst  ein  Über- 
blick gegeben  sein  mag.  Vom  Bahnhof  Böblingen  mit  rund  438  m 
(Bahnsteig)  erhebt  sich  die  Straße  nach  Holzgerhngen  bei  Km  3  -f-  320 
auf  etwa  517  m,  also  um  rund  80  m;  bei  Holzgerlingen  (tiefster 
Punkt  etwa  bei  Km  5  -{-  630)  sinkt  das  Profil  wieder  auf  rund 
472  m,  etwa  45  m  vom  höchsten  Punkt  aus ;  bei  Km  7  -f-  600  wird 
wieder  512  m  erreicht,  am  Übergang  der  Straße  über  die  oberste 
Schaich  bei  Km  9  +  060  ist  die  Höhe  486  m,  bei  Km  10  512  m, 
von  dort  mit  kleinen  Unregelmäßigkeiten  langsame  Senkung  bis  zu 
483  m  bei  der  ,. Kälberstelle"  oder  „Stelle",  Km  13  +  349  m,  Ein- 
mündung der  Straße  84  in  die  Staatsstraße  83.  Bis  hierher  sind 
also  zwischen  höchstem  und  tiefstem  Punkt  nicht  über  80  m  Höhen- 
unterschied vorhanden.  Die  Staatsstraße  No.  83  senkt  sich  nun 
aber  von  der   „Stelle"   an    in    regelmäßigem    Gefäll  sehr  stark   nach 


=•  Jahrgang  1898  (Bd.  27)  S.  385. 

*  Jahrgang  1902  (Bd.  31)  S.  1,  32. 

^  Jahrgang  1905  (Bd.  34)  S.  13,  38,  57,  73. 

ß  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde,  Jahrgang  1902  (Bd.  22)  S.  254. 

■  Ebenda,  Jahrgang  1905  (Bd.  25)  S.  248. 

*  Schumann,  Ergebnisse  einer  Untersuclmng  über  Veränderungen  an 
Höhenunterschieden  auf  dem  Tolegraphenberge  bei  Potsdam.  Veröifentlichung 
des  Kgl.  Geodätischen  Instituts  No.  14.     Berlin  1904. 

»  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde,  .Tahrgang  1905  (Bd.  25)  S.  180. 

8* 


—     116     — 

Bebenhausen  hinab  und  führt  von  dort  mit  geringem  Gefäll,  dem 
Goldersbachtal  folgend ,  ins  Neckartal  hinaus ;  bei  Bebenhausen  am 
Gasthaus  zum  Waldhorn  ist  die  Höhe  rund  355  m,  130  m  geringer 
als  an  der  Kälberstelle,  auf  etwa  5,7  km  horizontale  Strecke.  Von 
hier  bis  zum  Gasthaus  zum  Adler  in  Lustnau  fällt  die  Straße  auf 
fast  3 ','2  km  Länge  nur  noch  auf  rund  320  m,  also  um  etwa  35  m 
(durchschnittlich  1  °/'o)  und  von  dort  bis  zum  Abschlußpunkt  der 
Nivellementslinie  am  Haltepunkt  Lustnau  der  obern  Neckarbahn 
(Wärterhaus  No.  50)  ist  nur  noch  ein  Gefäll  von  wenigen  Metern 
vorhanden.     Die  ganze  nivellierte  Strecke  ist  rund  25  km  lang. 

II.  Festpunkte. 

1.  Auswahl.  Dem  Zweck  des  Nivellements  entsprechend  sind 
die  Höhenfestpunkte  nahe  beisammen:  sie  folgen  sich  in  Entfernungen 
von  0,4  bis  1,0  km,  durchschnittlich  700  bis  800  m.  Diese  Ent- 
fernungen gelten  für  die  Strecken  zwischen  zwei  Punktepaaren; 
es  sind  nämlich  nicht,  wie  die  Zahlen  25  km  Gesamtlänge  und  '^U  km 
Durchschnittsentfernung  anzudeuten  scheinen,  nur  etwa  33  Höhen- 
festpunkte  vorhanden,  sondern  66,  mit  fortlaufender  Nummer  be- 
zeichnet (s.  u.),  1  in  Böblingen,  66  beim  Haltepunkt  Lustnau.  ^'on 
diesen  66  Punkten  sind  allemal  zwei  zu  einem  Paar  vereinigt,  indem 
sie  ganz  geringe  Entfernungen,  vielfach  nur  10  m  (und  gelegentlich 
noch  etwas  weniger),  15  m  oder  20  m  (einige  Mal  auch  noch  etwas 
größere  Entfernungen)  unter  sich  aufweisen ;  die  genauen  Zahlen 
gibt  das  folgende  Verzeichnis.  An  den  beiden  Komponenten  eines 
solchen  Punktepaars  soll  für  die  Zukunft  sofort  erkannt  werden, 
ob  eine  kleine  Veränderung  der  Höhe  des  einen  Punkts  nur  als 
ganz  lokale  Erscheinung  an  diesem  Punkt  anzusehen  ist  oder  in 
ungefähr  demselben  Betrag  auch  den  zweiten  Punkt  betroffen  hat. 
Die  Anordnung  in  schematischer  Skizze,  in  der  die  Festpunkte  einfach 
durch  Punkte    bezeichnet   sind,    ist  also  die  untenstehende  (Fig.   1). 


Strasse 


K -  7S0jTh.  ". 

Fig.  1. 

Wie  schon  angedeutet,  schwankt  die  Entfernung  zwischen  zwei 
Punktepaaren,  die  durchschnittlich  etwa  750  m  beträgt,  zwischen 
ziemlich  weiten  Grenzen :  es  ist  bei  der  Auswahl  der  Punkte  beachtet. 


—     117     — 

daß  die  geognostischen  Grenzen  erfaßt  wurden.  Einige  wenige 
Punkte  sind  absichtlich  in  einen  Grund  gelegt,  der  lokale  Ver- 
änderung ihrer  Höhen  mit  Sicherheit  erwarten  läßt;  es  sind  besonders 
(vergl.  die  unten  folgende  Angabe  der  Lage  aller  Punkte)  die  Punkte 
1 ,  2 ,  die  in  dem  aufgefüllten  Boden  zwischen  den  zwei  Böblinger 
Seen  liegen,  und  die  Punkte  23,  24  am  Übergang  der  Straße  Nr.  84 
über  das  obere  Schaichtal,  in  offenbarem  Rutschgelände. 

Außer  den  66  bisher  erwähnten ,  auf  sogleich  näher  zu  be- 
schreibende Art  durch  den  Kopf  von  vernickelten  Stahlbolzen  be- 
zeichneten Festpunkten  kommen  für  das  Nivellement  nur  noch  in 
Betracht  die  bereits  zuvor  vorhandene  Höhenmarke  439,221  m  N.N. 
am  Verwaltungsgebäude  (Betriebsgebäude)  des  Bahnhofs  Böblingen 
(S.  35  der  Schrift  ^),  die  im  folgenden  stets  als  Punkt  H  bezeichnet 
sei,  ferner  ein  neuer  horizontal  eingemauerter  Bolzen  an  der  obern 
Ecke  (gegen  die  Straße,  Sockelmauer,  oberste  Schicht,  Mitte  des 
Quaders)  an  dem  Rathaus  in  Holzgerlingen  zwischen  den  Punkte- 
paaren 13,  14  und  15,  16,  der  im  folgenden  C  heißt,  endlich  (neben- 
sächlich, s.  u.)  der,  wie  H,  bereits  vorhandene  Höhenbolzen  am 
Bahnwarthaus  Nr.  50  (Haltepunkt  Lustnau,  Seite  gegen  Reutlingen, 
Sockelmauer)  der  obern  Neckarbahn ,  dessen  N.N.-Höhe  in  der 
Publikation-  S.  40  zu  315,899  angegeben  ist;  dieser  Punkt  heißt 
im  folgenden  L.  Weitere  Höhenfestpunkte  an  Gebäuden  sind  weder 
in  Böblingen  noch  in  Holzgerlingen,  Bebenhausen  oder  Lustnau  an- 
gebracht, oder  soweit  bereits  vorhanden,  benützt. 

2.  Herstellung  der  Festpunkte.  (Juni  1901.)  Für  die  (ab- 
gesehen von  C)  66  neu  herzustellenden  Höhenfestpunkte  war  vor 
allem  dafür  zu  sorgen ,  daß  sie  ihrem  Namen  möglichst  gerecht 
werden ,  d.  h.  möglichst  lange  Dauer  versprechen.  In  dieser  Be- 
ziehung sind  die  früher  als  Festpunkte  angesehenen  Punkte  der 
Linien  des  Präzisionsnivellements  der  Gradmessung  (vgl.  ^)  vielfach 
ungenügend  gewesen.  Bereits  im  Jahr  1890,  bei  der  ersten  Auf- 
stellung eines  Programms  für  neue  Nivellementshnien  von  der  Art 
der  hier  zu  beschreibenden,  hat  der  Verfasser  beabsichtigt,  die  Fest- 
punkte, schon  um  sie  der  mutwilligen  oder  fahrlässigen  Beschädigung 
möglichst  zu  entziehen,  ganz  in  den  Boden  hineinzusetzen 
und  völlig  zu  überdecken,  so  daß  sie  bei  jeder  Benützung 
erst  aufgedeckt  werden  müssen. 

Die  neuen  Punkte  sind  als  (abgerundete)  Spitzen  von  Stahl- 
bolzen, die  als  Rostschutz  im  obern  Teil  vernickelt  und  in  einen 
starken  Betonklotz  eingelassen  sind,  hergestellt.    Der  Betonklotz  hat 


118     - 


F.rdcA 

%^^ 

Ba    - 
Smvd — -"" 

\  ^  ' 

JTo  — 

m 

Beton 


im  allgemeinen  80—90  cm  Höhe:  seine  Basis  sitzt  mit  Rücksicht 
auf  mögUchste  Frostsicherheit  1,25  m  unter  dem  Boden,  mehrere 
sind  tiefer  fundiert,  nur  zwei  weniger  tief,  weil  man  bei  ihnen  ins 
feste  Gestein  hineinkam.  Man  wird  damit  überall  sicher  sein,  kein 
Heben  der  Festpunkte  durch  den  Frost  befürchten  zu  müssen.    Das 

für   den  Betonkörper    ausge- 
"^"^"•-^nf^  hobene     Loch    von     1,25   m 

Tiefe  ist  oben  35 — 40,  unten 
meist  noch  15 — 20  cm  weit 
(ziemlich  wechselnd  je  nach 
Bodenbeschaffenheit ,  Ge- 
lände ,  Punkt  an  Böschung 
u.  s.  f.) ;  es  ist  mit  sorgfäl- 
tig zubereitetem  Kiesbeton 
(Neckar-Sand  und  -Kies  von 
Tübingen,  langsam  bindender 
Portlandzement  von  Schiffer- 
decker [Mannheimer  Portland- 
Zement-Fabrik]  in  Mannheim, 
Mischungsverhältnis  1  Teil 
Zement  auf  6 — 7  Teile  Sand 
und  Kies)  zunächst  etwa 
50  cm  hoch  in  mehreren  stark 
festgestampften  Lagen  gefüllt 
worden ;  hierauf  wurde  der 
Stahlbolzen  (s.  u.)  Bo  ein- 
gesteckt ,  gut  festgedrückt 
und  weiter  mit  Beton  fest  umstampft,  bis  die  ganze  Höhe  des  Beton- 
klotzes vom  Boden  der  Grube  aus  etwa  80 — 85  cm  betrug,  vgl.  Fig.  2. 
Aus  der  Oberfläche  des  Betonkörpers  ragt  der  Stahlbolzen  3  cm 
oder  etwas  darüber,  gelegentlich  bis  5  cm  hervor.  Der  Bolzen- 
kopf ist  zunächst  mit  einem  hohlen  Viertelstein  F  (etwa  10  cm 
hoch)  überdeckt,  und  auf  diesen  ist  ein  gewöhnhcher  Backstein 
gelegt.  Beide  sind  mit  einigen  Schaufeln  Sand  umfüllt,  die  Grube 
wurde  dann  endlich  mit  einem  Teil  des  ausgehobnen  Materials 
vollends  aufgefüllt  und  mit  Rasenstücken  flach  überdeckt.  Der  in 
den  Betonkörper  eingelassne  Bolzen  ist  aus  Stahl,  25  cm  lang;  er 
ist  unten  aufgehauen  und  die  beiden  Hälften  sind  auseinandergebogen 
(vgl.  Fig.  3).  Der  Durchmesser  des  Schafts  ist  20  mm,  der  Kopf 
ist  oben  nach  einem  Krümmungshalbmesser  von  einigen  Millimetern 


Off      0,7       0,3       og 


Ym.  2. 


119     — 


abgedreht.  Zum  Schutz  des  aus  dem  Beton  vorstehenden  kurzen 
Stücks  des  Bolzens  sind  die  oberen  10  cm  vernickelt.  Leider  ist 
diese  Vernicklung,  entgegen  der  Versicherung  des  Verfertigers  der 
Bolzen,  Mechaniker  Brändle  am  elektrotechn.  Institut  der  Techn. 
Hochschule  Stuttgart,  nicht  genügend  stark  und  damit  widerstands- 
fähig ausgefallen  (vgl.  u.) ;  es  wäre  doch  vorzuziehen  gewesen,  Bronze- 
bolzen zu  verwenden,  wie  ich  es  zuerst  im  Sinn  hatte. 

Die  Herstellung  der  Festpunkte,  Betonkörper  mit  eingesetzten 
vernickelten  Stahlbolzen,  war  dem  Straßenmeister  Bröckel  in  Böb- 
lingen übertragen,  zu  dessen  Verwen- 
dung die  K.  Straßenbauverwaltung 
ihre  Genehmigung  erteilt  hatte,  wie 
diese  Behörde  auch  die  Erlaubnis  zur 
Herstellung  der  Festpunkte  auf  ihrem 
Areal  (Seitenstreifen  der  Straßen  83 
und  84 ;  die  erste  gehört  in  den  Be- 
zirk der  Straßenbauinspektion  Cann- 
statt,  die  zweite  in  den  der  Straßen- 
bauinspektion Eeutlingen)  gegeben 
hat.  (Erl.  d.  Minist.  Abt.  für  den 
Straßen-  und  Wasserbau  vom  15.  Mai 
lüOl.)  Die  Gruben  für  die  Beton- 
körper wurden  durch  drei  darin  sehr 
geschickte  Telephonarbeiter  ausge- 
hoben, die  auf  mein  Ansuchen  die  K.  Telegrapheninspektion  zur  Ver- 
fügung gestellt  hatte ;  bei  der  auf  dem  Fuß  folgenden  Herstellung  der 
Betonkörper  sind  zwei  Straßenwarte  und  zwei  Betonarbeiter  ver- 
wendet worden.  Den  genannten  Staatsbehörden  sei  auch  hier  noch- 
mals geziemender  Dank  ausgesprochen,  ebenso  ihren  Beamten 
(Straßenbauinspektion  Cannstatt,  damals  i.  V.  Bauinspektor  Mederle, 
Straßenbauinspektion  Reutlingen,  damals  Bauinspektor  Kübler)  und 
Arbeitern.  Die  ganze  Arbeit  (66  Punkte  auf  der  25  km  langen 
Strecke)  ist  in  3  Tagen,  wovon  der  letzte  unausgesetzten  Regen 
brachte,  in  jeder  Beziehung  befriedigend  ausgeführt  worden  (begonnen 

21.  Juni  1901  in  Lustnau  in  Anwesenheit  des  von  mir  instruierten 
Hilfslehrers  Prof.  Haller)  ,    Punkte  66  bis  48 ;    am  Nachmittag    des 

22.  Juni ,  Punkte  28  bis  19  (unfern  des  Schaichhofs)  und  am  N.M. 
des  24.  Juni,  Punkte  6  bis  1  war  der  Verfasser  zugegen.  Erwähnt  sei 
noch,  daß  bei  den  Punkten  66  bis  37  der  den  Stahlbolzenkopf  um- 
gebende hohle  Viertelstein  unmittelbar  auf  den  Kopf  des  Betonklotzes 


—     120     — 

gestellt  wurde;  da  ich  befürchtete,  der  Viertelstein  werde  anziehen 
und  beim  Aufdecken  des  Bolzens  losgeschlagen  werden  müssen  und 
zerbrechen,  wurde  bei  den  Punkten  36  bis  1  auf  den  Betonklotz 
erst  etwas  loser  Sand  aufgeschüttet  und  auf  diesen  der  Yiertelstein 
gestellt;  doch  hat  sich  bei  einer  Revision  einiger  Festpunkte  (56,  52, 
46,  42,  38,  36)  Ende  September  1901  bei  meiner  Rückkehr  von 
einer  Messung  in  Tübingen  jene  Befürchtung  nicht  bestätigt,  wohl 
aber  zeigte  sich  schon  damals  bei  einzelnen  der  aufgedeckten  Punkte 
die  Spitze  des  Bolzens  von  der  Feuchtigkeit  angegriffen  (Vernicklung 
nicht  genügend),  s.  u.  Härtere  Gesteinsschichten  im  Untergrund 
der  Festpunkte  haben  sich  nur  bei  wenigen  gezeigt;  bei  Punkt  5 
und  6  am  Bierkeller  nahe  bei  Böblingen  wurden  eine  Anzahl  der 
ziemlich  lockern  Stubensandsteinschichten  durchstoßen,  so  daß  auch 
hier  die  Grube  die  Tiefe  1,25  m  erhalten  konnte,  während  bei  den 
Punkten  15  und  16  auf  der  Holzgerlinger  Hochebene  sich  bald  eine 
harte  Lias  a-Bank  zeigte,  auf  die  der  nur  bis  zur  Tiefe  von  etwa 
90  cm  unter  Bodenoberfläche  hinabreichende  Betonklotz  gestellt 
wurde.  In  einigen  der  Gruben  für  die  Punkte  im  Goldersbachtal 
zwischen  Bebenhausen  und  Lustnau  haben  sich  größere  Findhnge 
(Gerolle)  gezeigt,  doch  sind  alle  dortigen  Gruben  bis  zur  Normaltiefe 
von  1,25  m  abgesenkt  worden.  In  fast  allen  andern  Gruben  war 
das  zu  durchsinkende  Gestein  harter  Lehm  oder  Mergel.  Wasser 
wurde  in  den  Gruben  angetroffen  nur  bei  einigen  Punkten  im 
Goldersbachtal,  ferner  bei  den  Punkten  41  und  42  oberhalb  Beben- 
hausen,  endlich  bei  29  und  30  im  Wald  zwischen  „Stelle"  und 
Schaichhof.  Doch  war  anzunehmen,  daß  bei  keinem  der  Punkte  die 
Güte  der  Versicherung  unter  diesem  Umstand  notleide.  Die  Punkte 
3  und  4  endlich  unweit  Böblingen  liegen  hart  neben  dem  Straßen- 
graben, der  sich  selbst  bei  geringem  Niederschlag  mit  Wasser  füllt; 
doch  waren  die  Gruben  beider  Punkte  (Sohle  70  cm  unter  der 
Grabensohle)  am  Abend  des  24.  Juni  1901  (mit  sehr  großem  Nieder- 
schlag den  ganzen  Tag,  so  daß  der  Graben  völlig  gefüllt  war)  ganz 
trocken. 

Zu  erwähnen  ist  hier  endlich  noch  die  Einrichtung  zum  leichten 
Auffinden  der  Festpunkte.  Es  ist,  einige  Wochen  nach  Herstellung 
der  Festpunkte,  in  der  Nähe  jedes  Betonkörpers  ein  Markstein  gesetzt 
worden.  Diese  Steine,  aus  Dettenhäuser  Stubensandstein,  tragen 
auf  der  der  Straße  zugewandten  Seite  die  fortlaufende  Nummer  1 
bis  66,  auf  der  gegenüberhegenden  Seite  ist  eine  Zahl,  meist  1,0  m, 
in    wenigen  Fällen  0,5,    0,6,    0,8  m,    ferner  1,5  bis  2,8  m,    einmal 


—     121     — 

4,1  m  eingehauen,  die  angibt,  in  welcher  Entfernung,  normal 
zur  Richtung  der  Straßenkante  oder  Grabensohle,  man 
von  der  Stein  mitte  aus  auf  die  Mitte  der  den  Beton  klotz 
enthaltenden  Grube  trifft.  Überall  ist  der  Versicherungs- 
und Aufsuchungsmarkstein  zwischen  den  Festpunkt  und  die 
Straße  gesetzt,  d.h.  es  ist  vom  Markstein  aus  von  der  Straße 
weg  die  angegebne  Entfernung  abzumessen,  um  auf  den  Beton- 
körper mit  dem  Festpunkt  zu  kommen,  womit  über  die  Richtung 
der  auf  dem  Markstein  angegebenen  Strecke  kein  Zweifel  ist.  Eine 
Ausnahme  kommt  nur  vor  bei  den  Marksteinen  der  Punkte  13 
und  14  am  Anfang  (von  Böblingen  aus)  des  Dorfs  Holzgerlingen ; 
die  Steine  stehen  hier,  von  der  Straße  aus  gesehen,  hinter  den 
Festpunkten.  Die  Marksteine  sind  nicht  besonders  fundiert,  sie 
.stecken  meist  nur  20 — 30  cm  im  Boden ;  ihre  sorgfältige  Erhaltung 
ist  den  Straßen  warten  und  Straßenmeistern  (1901/02  Bröckel  in 
Böblingen  für  die  Strecke  Böblingen — Stelle,  Straße  No.  84,  und 
RucKGABER  in  Reutlingen  für  die  Staatsstraße  No.  83)  zur  Pflicht 
gemacht;  die  Punkte  63  bis  66  vom  Dorf  Lustnau  zur  Haltestelle 
Lustnau  liegen  nicht  an  der  Staatsstraße  (vgl.  das  unten  folgende 
Verzeichnis*). 

3.  Verzeichnis  (Lage)  der  Festpunkte.  In  dem  folgenden 
Verzeichnis  ist  die  Lage  der  einzelnen  Festpunkte  (von  H  und  L 
abgesehen)  gegen  die  Hektometersteine  an  den  Straßen  Nr.  84  und 
83  angegeben**. 

Wie  die  Punkte  zu  Paaren  zusammengehören,  1,  2;  3,  4;  .  .  . 
65,  66,  zeigt  sich  nach  dem  in  H,  1  Gesagten  unmittelbar  in  den 
Entfernungen :  die  zwei  Punkte  eines  Paars  in  Entfernung  von  10  m 
u.  dgl.  voneinander,  zwischen  ie  zwei  Paaren  durchschnittlich  ^,'4  km  ; 
die  Bezeichnung  rechts  oder   links  von  der  Straße  bezieht  sich 

*  Der  Verfasser  muß  liier  wiederholen,  daß  er  nicht  mehr  Erdmessungs- 
kommissär  ist,  also  auch  keine  Verantwortung  für  die  Erhaltung  der  Fest- 
punkte u.  s.  f.  mehr  hat. 

**  Dabei  ist  für  etwaige  spätere  Benützung  der  Akten  zu  bemerken,  daß  an 
der  Staatsstraße  Nr.  83,  Stuttgart— Tübingen,  in  der  hier  in  Betracht  kommenden 
Strecke  Stelle — Bebenhausen  —Lustnau ,  kurz  nach  Herstellung  der  Festpunkte, 
nämlich  im  August  und  September  1901,  eine  neue  Längeneinteilung  durch- 
geführt wurde.  Die  erste  Einmessung  und  Bezeichnung  der  Lage  der  Punkte 
gegen  die  Hektometer  ist  also  jetzt  nicht  mehr  zutreffend.  Die  in  die  folgende 
Tabelle  aufgenommenen  Zahlen  beziehen  sich  auf  den  neuen  (z.  Z.,  1905,  noch 
vorhandnen)  Stand.  An  der  Straße  81,  Böblingen— Stelle,  ist  1901/05  keine 
Veränderung  der  Bezeichnungen  u.  s.  f.  eingetreten. 


122 


Tabelle  1. 

Verzeichnis    der    Festpunkte    an    der   Nivellementslinie    Böblingen 
gerlingen — Bebenhausen— Lustnau. 


Holz- 


Fest- 
punkt 


Straße 


Links 
oder 
rechts 

der 
Straße 


Genäherte  Ent- 
fernung nach  den 

an  der  Straße 
I  stehenden  Km- 
I  und  Hm-Steinen 


Abstand  [ 
zwischen 

Festpunkti 
und 

Markstein! 


Bemerkungen 


1 

84 



r 

» 

— 

r 

„ 

— 

r 

" 

- 

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„ 

1 

-  ' 

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1 

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1 

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1 

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1 

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" 

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1 

,. 

1 

— 

r 

i   .. 

1 
1 

r 

0  +  388 

0  +  398 

1  +019 
1  +031 

1  +917 

1  +  926 

2  +  870 

2  +  880 


5  +  600 


6  +  627 

6  +  645 

7  +  339 

7  +  350 

8  +  091 
8  +  102 


1,0 
1,0 
1,5 
1,5 

1,0 
1,0 


1,0 
1,0 


3  ^-  462 

0,5 

3  +  473 

0,5 

4  +  360 

1,0 

4  +  375 

1,0 

5  +  179 

0,5 

5  +  194 

0,5 

0.5 
0,5 
0,5 
0,5 

2,0 
2,0 


Zwischen  den  Seen  in  Böb- 
lingen, l'/2  m  vom  Zaun. 

Vor  und  nach  dem  Steinlager- 
platz jenseits  des  Grabens. 

Oberhalb  des  Lagerplatzes 
wenig  außerhalb  vom 
Bierkeller. 

Hinter  dem  Lagerplatz, 
(4rund  und  Boden  der 
Stadtgemeinde  Böblingen 
gehörig. 

Am  Waldrand. 


An  der  Vorgartenmauer  der 
Weberei  am  Eingang  in 
Holzgerlingen  (Sommer 
1901  erstes  Haus);  die 
]^Iarksteine  sitzen ,  von 
der  Straße  aus  gesehen, 
jenseits  der  Festpunkte. 

Messingbolzen  an  der  obern 
(N.W.)  Ecke  des  Rat- 
liauses  in  Holzgerlingen, 
obere  Schicht  der  Sockel- 
mauer, Mitte  des  Quaders, 
bündig  mit  der  Wand. 


Grund  und  Boden  der  Kgl. 
Domänenverwaltung  ge- 
hörig (Schaichhof). 


-     123 


Abstand 
zwischen 


Fest- 
punkt 


Straße 


Links     i  Genäherte  Ent- 
oder      fernung  nach  den  !?„„.„,,„,,. 
an  der  Straße    T ''„?""''* 
stehenden  Km-  j 
und  Hm-Steinen 


rechts 
der 

Straße 


und 
Markstein 


Bemerkungen 


m 


r 

— 

r 

1 

— 

1 

— 

1 

1 

- 

r 

1 

1 

r 

r 

r 

— 

r 

— 

r 

1 

_ 

— 

r 

8  +  676 

8  +  688 

9  +  110 
9  +  121 
9  +  965 
9  +  981 

10  +  761 

10  +  776 

11  +  445 

11  +  460 

12  +  189 
12  +  204 
12  +  908 

12  +  923 

13  +  333 
13  +  340 


1,0 
1,0 

1,0 
1,0 
1,5 
1,5 
1,0 
1,0 
1,0 
1,0 
1,0 
1,0 
1,0 
1,0 

1,0 
1.0 


Wie  bei  19,  20;  etwas  unter- 
halb des  Schaichhofs. 

Am  Fuß  der  Böschung,  im 
Rutschgelände. 

Hinter  der  Böschung. 


Beim  ^weißen  Stein' 


Vor  der  Einmündung  der 
Staatsstraße  Nr.  84  in  die 
Staatsstraße  Nr.  83  bei  der 
Kälberstelle. 


1 

1 

- 

r 

— 

r 

_ 

r 

- 

r 

— 

r 

— 

r 

1 

— 

1 

— 

— 

r 

— 

r 

— 

r 

— 

r 

30  +  805 

30  +  837 

31  +  502 

31  +  516 

32  +  204 
32  +  218 
32  +  947 

32  +  958 

33  +  729 

33  +  743 

34  +  469 

34  +  481 

35  +  167 
35  +  180 


0,5 
0,5 
1,0 
1,0 

2,8 
2,4 
2,6 
2,6 
0,6 
0,6 

4,1 

4,1 

1,0 
1,0 


Die  Längenzahlen  an  der 
Staatsstraße  Nr.  83  be- 
ziehen sich  auf  die  seit 
Herbst  1901  vorhandne 
neue  Bezeichnung  der 
Km-  und  Hm- Steine. 


Bei    der    Einmündung    der 


steige). 


*  Zwischen  50  und  51  befindet  sich  am  Waldhorn  in  Bebenhausen  (am 
Eingang  links)  eine  eiserne  Höhenmarke  des  Kgl.  Statistischen  Landesamts,  die 
jedoch  beim  Nivellement  nicht  mitgenommen  wurde. 


124 


!:i  st-ße 

Links 
oder 

rechts 
der 

Straße 

Genäherte  Ent-    ll^ltl 

B  e  m  e  r  k  u  n  g  e  n 

51* 

52 

53 

54 

55 

56 

57 

58 

59 

60 

61 

62 

83 

1 
1 

r 
r 
r 
r 
r 
r 
r 
r 

r 
r 

35  +  932 

35  4-  950 

36  +  551 

36  +  565 

37  +  278 
37  +  291 
37  +  909 

37  +  923 

38  +  649 

38  +  662 

39  +  179 
89  +  189 

0,8       1  Rechts  vom  Gehweg  an  der 
0,8       /      Böschung  unten. 

'„        !  Rechts  vom  Gehweg. 

08 

Q^g       J  Wie  bei  53,  54. 

'         \  Rechts  im  Bankett. 
U,0         } 

1,0       ) 

1,0       / 

1,0       \  In  der  Nähe  des  Gasthauses 

1,0        i      zum  Adler  in  Lustnau. 

63 
64 

65 
66 

s.  Bem. 
s.  Bem. 

1 

1 

1 
1 

- 

s.  Bemerkung 

4  +  000 
4  +  010 

1,0 
1,0 

1,0 
1,0 

Am  Mühldammweg,  50  und 
60  m  von  der  Ailesbrücke 
gegen  die  Neckarbrücke 
zu;  Gelände  ist  Eigentum 
der  Gemeinde  Lustnau. 

An  der  Nachbarschaftsstraße 
Tübingen-Kirchentellins- 
furt;  Grund  und  Boden 
Eigentum  der  Gemeinde 
Lustnau. 

auf  die  Richtung  von  Böblingen  über  Holzgerlingen ,  Schaichhof, 
Stelle,  Bebenhausen  nach  Lustnau.  Das  Punktepaar  1,  2  befindet 
sich  in  der  Nähe  der  Böblinger  Seen ;  in  Böblingen  beginnt  das 
Nivellement  am  Punkt  H  am  Bahnhof  (vgl.  II,  1).  Das  Punkte- 
paar 65 ,  66  liegt  unweit  der  Haltestelle  Lustnau  der  Neckarbahn. 
Bei  jedem  Festpunkt  ist  hier  ferner  die  Entfernung  zwischen  dem 
Punkt  und  dem  zu  seiner  Aufsuchung  dienenden  Markstein  angegeben, 
die  auf  dem  Markstein  eingehauen  ist,  vgl.  darüber  und  über  die 
Richtung  dieser  Strecke  den  Schluß  von  II,  2.  Die  Spalte  „Be- 
merkungen" enthält  endlich  allgemeine  Notizen  über  die  Lage  der 
Punkte  u.   s.   f. 

Um  auch  noch  für  den  Fall  des  Verlusts  eines  der  Marksteine 
die  Möglichkeit  zu  haben,  den  früher  durch  ihn  bezeichneten  Bolzen 


-     125     - 
Tabelle  2. 


Nummer 

Nummer 

des 

Z  u  s  t  a  n  d 

des 

Zustand 

Punkts 

Punkts 

1 

Einige  Rostflecke. 

28 

Ein  Rostfleck. 

2 

Stärker  mit  Rost  überzogen. 

29 

Kleinere  Rostflecke. 

3 

Ebenso,  noch  stärker. 

30 

Stark  verrostet. 

4 

Einige  Rostflecke. 

31 

Ebenso. 

5 

Wenige  Rostflecke. 

32 

Ganz  intakt. 

6 
7 

Ebenso. 
Stark  verrostet,  Rost  samt 

33 
34 

j          Einige  Rostflecke. 

Nickel  entfernt. 

35 

8 

Auf  einer  Seite  Rost,   auf 

36 

der  andern  blank. 

37 

9 

Ganz  intakt. 

38 

10 

Stark  verrostet,  bei  der  Reini- 
gung Vernicklung  mit  abge- 

39 
40 

Ganz  intakt. 

löst. 

41 

11 
12 

j         Wenige  Rostflecke. 

42 
43 

13 

Seitlich  ein  kleiner  Fleck. 

44 

14 

Stark  verrostet. 

45 

Ein  Rostfleck. 

15 

Stark  verrostet. 

46 

Einzelne  Rostflecke. 

16 

Stark  verrostet,  bei  der  Reini- 
gung Vernicklung  mit  abge- 

47 
48 

\         Leicht  angelaufen. 

löst. 

49 

Einige  Rostflecke, 

17 

Ganz  intakt. 

50 

Ganz  intakt. 

18 
19 

Wenige  Rostflecke. 
Ein  starker  Rostfleck. 

51 
52 

Einige  Rostflecke. 

20 

Stark  verrostet,   doch  läßt 

53 

Ganz  intakt. 

sich    der   Rost    leicht    ent- 

54 

Stark  verrostet 

fernen,    ohne   die  Vernick- 
lung zu  beschädigen. 

55 
.   56 

;              Ganz  intakt. 

21 
22 

Mehrere  große  Rostflecke. 
Ganz  intakt. 

57 
58 

\            Stark  verrostet. 

23 
24 

Ganz  intakt. 
Stark  verrostet. 

59 
60 

1               Ganz  intakt. 

25 

Wie  20. 

61 

Gut. 

26 

Stark  verrostet. 

62 

Ganz  intakt. 

27 

Ebenso. 

Über  63 

3is  66  fehlen  genaue  Notizen 

leicht  wieder  zu  finden,  wurde  vom  Verfasser  dem  Beobachter  der 
ersten  Messung  (s.  u.)  1902  aufgetragen,  die  Lage  jedes  Festpunkts 
gegen  Grenzsteine  an  Eigentumsgrenzen  u.  dgh  feste  Punkte, 


—     126     — 

wo  solche  vorhanden  sind,  einzumessen  und  in  Fkirkartenabdrücke  ein- 
zutragen. Es  ist  dies  jedoch  bei  nur  ganz  wenigen  Punkten  geschehen, 
bei  fast  allen  aus  Mangel  an  Zeit  unterblieben.  Übringens  schützt  ja 
die  Einrichtung  der  Punkte  paare  einigermaßen  vor  der  Möglichkeit, 
nach  einem  Festpunkt  im  Fall  des  Verlusts  des  zugehörigen  Marksteins 
lange  suchen  zu  müssen.  Außerdem  sollen  Beschädigungen  der 
Marksteine  sofort  angezeigt  werden,    vgl.  den  Schluß  von  II,  2. 

Es  ist  auch  bereits  in  II,  2  angedeutet  worden,  daß  die  Ver- 
nickelung der  Stahlbolzen  trotz  der  bestimmten  Versicherung  ihres 
Verfertigers  sich  z.  T.  nicht  genügend  zeigte  und  schon  zu  Ende  Sep- 
tember 1901  Schäden  an  den  Köpfen  einzelner  aufgedeckter  Bolzen 
wahrgenommen  wurden.  Es  mag  gleich  hier  ein  Verzeichnis  darüber 
Platz  finden,  in  welchem  Zustand  die  einzelnen  Bolzenköpfe  bei  der 
Ausführung  des  ersten  Nivellements  im  Juli  1902  angetroffen  wurden. 
Wo  in  diesem  Verzeichnis  angegeben  ist,  daß  Rostflecke  sich  zeigten, 
ist  die  Bemerkung  hinzugefügt  zu  denken :  der  Rost  wurde  mit 
Erdöl  oder,  falls  nötig,  mit  feinem  Schmirgel  entfernt;  vor  der 
Wiederbedeckung  des  Punkts  ist  jeder  Bolzenkopf  mit  Spirituslack 
mehrmals  überstrichen  worden  (aus  Versehen  nicht  bei  den  Punkten 
45  und  46),  s.  u. 

Nach  der  vorstehenden  Übersicht  sind  für  etwaige  künftige 
Nivellierungen  als  in  Beziehung  auf  die  genaue  Erhaltung  des  alten 
Punkts  verdächtig  zu  bezeichnen  die  Bolzen  3,  7,  10,  16,  20  und 
54 ;  allenfalls  auch  14,  30,  54,  57  und  58.  Bei  den  übrigen  Bolzen- 
köpfen wird  auch  für  eine  größere  Zahl  von  Jahren  auf  genügende 
Erhaltung  der  Punkte  zu  rechnen  sein.  Für  etwaige  spätere  Mes- 
sungen, die  ich  mir,  wie  in  I  angeführt  ist,  alle  5  Jahre  wiederholt 
dachte,  sei  noch  bemerkt,  daß  vor  Benützung  jedes  Punkts  die 
Schicht  von  Spirituslack  zu  entfernen  ist,  mit  dem  der  Bolzenkopf 
überzogen  worden  ist;  es  kann  dies  mit  Hilfe  von  Spiritus  leicht 
und  rasch  geschehen. 

Daß  auch  die  völlige  Bedeckung  der  Punkte  nicht  vor  Be- 
schädigung schützt,  hat  sich  auch  schon  mehrfach  gezeigt;  z.  B. 
sind  1902  die  Punkte  53  und  54  von  unbefugter  Hand  aufgedeckt 
und  ohne  den  hohlen  Viertelstein  wieder  einzufügen,  mit  einem  Back- 
stein direkt  abgedeckt  gefunden   worden. 

III.  Ausfuhrung  der  (ersten)  Messung,  1902. 

Die  erste  Nivellierung  dieser  Festpunkte  sollte  im  Herbst  1901 
ausgeführt  werden.    Da  jedoch  der  Verfasser,  dem  für  seine  frühern 


—     127     — 

Erdmessungsarbeiten  regelmäßig  jährlich  nur  die  Zeit  von  Mitte 
August  (nach  Schluß  der  geodätischen  Exkursion  mit  Studierenden' 
der  Technischen  Hochschule)  bis  nach  Mitte  September  zur  Verfügung 
stand,  in  dem  genannten  Jahr  durch  Messungen  in  Tübingen  uner- 
wartet aufgehalten  wurde,  so  mußte  diese  erste  Einwägung  auf  1902 
verschoben  werden.  Es  wurde  dadurch  möglich,  ein  feineres  Nivellier- 
instrument, als  bis  dahin  in  der  geodätischen  Sammlung  der  tech- 
nischen Hochschule  vorhanden  war,  sowie  bessere  Latten  nebst 
neuem  Kontrollemeter  verwenden  zu  können,  ferner  die  Arbeit  einem 
Hilfsarbeiter,  Diplomingenieur  Werkmeister  (jetzt  Topograph  am 
K.  Statistischen  Landesamt)  zu  übertragen.  Im  Juli  1902  ist  das 
Nivellement  in  3  Wochen  bei  nicht  sehr  günstiger  Witterung  durch- 
geführt worden. 

Angeführt  sei  gleich  hier,  daß  diese  Nivellementslinie  ihrem 
Zweck  entsprechend  ganz  für  sich  besteht,  vom  Punkt  H  am  Bahn- 
hof Böblingen  mit  der  Höhenzahl  439,221  (oder  vielmehr  dem  da- 
runter auf  dem  Boden  liegenden  Hilfspunkt  H')  als  wesentlich 
willkürliche  Zahl  ausgeht,  ohne  Rücksicht  auf  die  von  frühern 
Nivellierungen  sonst  noch  in  Böblingen  ebenfalls  vorhandnen  Fest- 
punkte (von  den  in  der  Veröffentlichung  '),  (s.  Fußnote  S.  114),  S.  56 
genannten  drei  Punkten  des  Präzisionsnivellements  auf  der  Straße 
Stuttgart — Böblingen — Herrenberg  ist  der  Glaspunkt  an  der  Dinkel- 
acker'schen  Brauerei  durch  Umbau  längst  zerstört,  ebenso  der  Glas- 
punkt  am  See  durch  Abschlagen  des  Glasbolzens,  während  das  ein- 
gemeißelte Kreuz  auf  der  Treppe  des  Kaufmann  Dannwolfschen 
Hauses  noch  nachweisbar  sein  soll)  und  ebenso  in  Lustnau,  ganz 
ohne  Rücksicht  auf  die  in  der  Veröffentlichung  "),  angeführte  Höhen- 
zahl, für  den  Festpunkt  am  Wärterhaus  Nr.  50  der  Neckarbahn 
endigt ;  der  hier  sich  zeigende  Widerspruch  ist  in  IV.  mitgeteilt. 
Ebenso  .sind  an  den  Messungsergebnissen  nur  die  Reduktionen  an- 
gebracht, die  zur  Zurückführung  der  unmittelbar  gemessenen  Höhen- 
unterschiede auf  ein  bestimmtes  materiell  und  für  lange  Zeit  ge- 
gebenes Längenmaß  erforderlich  sind;  es  ist  also  von  der  sphä- 
roidischen  Korrektion  u.   dgl.  ganz  abgesehen. 

1.  Die  Instrumente.  Verwendet  ist  ein  der  geodätischen 
Sammlung  der  Technischen  Hochschule  einverleibtes  Nivellierinstrument 
SEiBT-BREiTHAUPx'scher  Konstruktion  nebst  den  zwei  dazugehörigen, 
3  m  langen  Wendelatten,  1902  von  Breithaüpt  in  Kassel  geliefert 
(Inv.  C,  Geodät.  Sammlung,  A.  1.  49  und  A.  m.  43;  mit  A.  1.  49 
und  A.  m.  43  auf  Messingplättchen  sind  auch  Instrument  und  Latten 


—     128     — 

bezeichnet).  Dieser  Meßapparat  ist  oft  beschrieben,  vergl.  z.  B.  '^  "  ^^ 
(in  ^^  sind  auch  die  Titel  von  25,  durch  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr. 
Seiet  und  das  ihm  unterstellte  Bureau  im  K.  Preuß.  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten  ausgeführten  Nivellements  an  Linien,  besonders 
Wasserstraßen ,  in  Preußen  genannt ;  ein  vollständiges  Verzeichnis 
dieser  Art  ist  autographiert  von  dem  genannten  Bureau  zu  beziehen. 
Dem  Verzeichnis  ^^  ist  die  beistehende  Abbildung  des  Instruments, 
Fig.  4,  deren  Klischee  Breithaupt  freundlichst  geliefert  hat,  entnommen. 
Vgl.  endlich  auch  ^\  wo  besonders  auch  die  Berichtigung  und  Be- 
handlung des  Instruments  sehr  ausführlich  dargestellt  ist,  ferner 
einige  weitere  neuere  Literatur  sich  angegeben  findet. 

Das  Instrument,  mit  dem  1901  zu  messen  beabsichtigt  war, 
und  das  seit  langer  Zeit  der  geodätischen  Sammlung  angehört 
(A.  1.  9  des  Inv.  C.)  entspricht  der  Nummer  163  des  genannten  Breit- 
haupt'schen  Verzeichnisses  1905;  als  Latten  sollten  damals  ein  seit 
1893  im  Besitz  der  geodät.  Sammlung  befindliches  Paar  von  Wende- 
latten (Kastenlatten)  mit  Felderteilung  nach  dem  (altern)  Muster 
der  K.  Preuß.  Landesaufnahme,  von  M.  Wolz  in  Bonn  geliefert 
(A.  m.  41  des  Inv.  C.)  verwendet  werden;  doch  hatte  sich  bereits  im 
Frühjahr  1901  gezeigt,  daß  die  Latten  nicht  genügend  gerade  ge- 
blieben waren,  sich  vielmehr  merklich  gekrümmt  und  besonders  ver- 
wunden hatten.  Nach  dem  Vorschlag  von  Wolz  wurden  die  Latten 
im  Juh  1901  mit  neuer  Rückseite  versehen;  doch  wurde  der  Mangel 
dadurch  nur  zum  kleinen  Teil  gehoben. 

a)  Über  das  neue  Nivellier,  das  in  Fig.  4  dargestellt  ist,  ge- 
nügen hier  unter  Verweis  auf  das  Vorstehende  folgende  Angaben: 
Das  Fernrohr  F  hat  40  mm  Öffnung  und  gibt  mit  2  Okularen  30- 
und  40fache  Vergrößerung.  Es  ist  bei  dem  Nivellement  im  Juli 
1902  stets  das  40fach  vergrößernde  Okular  benützt  worden.  Es 
ist  seitlicher  Trieb  am  Okularauszug  vorhanden.  Der  Faden- 
distanzmesser zur  Bestimmung  der  Entfernung  (E  =  0,74  -|-  100.  1) 
ist  nicht  benützt  worden  (siehe  III,  2),  vielmehr  nur  der  Mittelfaden 
zur  Einstellung  auf  die  Feldmitte  der  Latte.  Die  Hauptlibelle  L 
des    Instruments ,  eine    Kammerlibelle    mit    rund    5"  Empfindlichkeit 


'"  Zentralblatt  der  Bau  Verwaltung,  Berlin,  Nummer  vom  6.  Dezember  1893. 

"  Das  Messungsverfahren  ist  beschrieben  ebenda,  Nummer  vom  10.  Mai  1893. 

'*  Preisverzeichnis  der  astronomischen  und  geodätischen  Instrumente  des 
math.-mechan.  Instituts  F.  W.  Breithaupt  &  Sohn  in  Kassel,  1905,  No.  167, 
S.  76—78. 

"  Kuhrmann,  Das  Seibt'schc  Feinnivellierverfahren.  Berlin  1902  (autogr.). 


129 


(siehe  unten)  liegt  lose ,  durch  leichte  Klammern  vor  dem  Herab- 
fallen geschützt,  in  zwei  harten  Stahlplättchen  auf  Schraubenkopf 
und  Schneide  der  einen  (obern)  Seite  des  Fernrohrs  und  ist  sehr 
sorgfältig  gegen  Temperatureinflüsse  geschützt.  Stahlschneide  und 
Schraubenkopf  an  der  gegenüberliegenden  (untern)  Seite  des  Fern- 
rohrs F  liegen  auf  zwei  harten  Plättchen  p  des  Unterbaus.  Die 
zwei  Stahlschneiden  je  mit  gegenüberliegendem  Schraubenkopf  ver- 
treten am  Fernrohr  dieses  Instruments,  wie  seit  Jahrzehnten  vielfach 


Fi  er,.  4. 


an  Breithaupt'schen  Instrumenten,  die  sonst  üblichen  Lagerringe; 
man  hat  so  den  Vorteil,  die  Abstände  zwischen  Schneide  und  Schrauben- 
kopf durch  Änderung  der  Schraube  gleich  groß  machen  zu  können, 
während  die  Lagerringe  unveränderlich  sind.  Der  Träger  T,  auf  dem 
auf  den  Plättchen  p  das  Fernrohr  ruht,  liegt  mit  den  zwei  stählernen 
Achszapfen  Z  in  dem  Bock  JB\  man  kann  auf  diese  Weise  mit  Hilfe 
der  Mikrometerschraube  aS'  die  Ziellinie  des  Fernrohrs  genau  und 
sehr  bequem  auf  die  Mitte  eines  Lattenfeldes  einstellen.  Die  Dosen- 
libelle C  dient   zur  raschen   ersten  Horizontierung.     Das  Instrument 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  lOOfi.  9 


—     130     — 

hat  Steckhülseneinrichtung :  der  Oberteil  kann  nach  Lösung  der 
Klemme  K  sofort  aus  dem  auf  dem  Stativ  bleibenden  Dreifuß  B 
gehoben  werden.  Das  Stativ  hat  einen  Tellerkopf  aus  schmiedbarem 
Eisenguß  und  sehr  starke  Beine.  Das  ziemlich  schwere  Instrument 
darf  nie  zusammengesetzt  auf  dem  Stativ  oder  im  Kasten  getragen 
werden ,  da  hiedurch  die  gehärteten  Stahlplättchen  und  Schneiden 
rasch  notleiden  würden.  Breithäüpt  empfiehlt  sogar,  beim  Transport 
des  Instruments  stets  den  Dreifuß  1)  vom  Stativ  zu  nehmen  und 
in  sein  Kästchen  zu  setzen  (es  ist  nämlich  unserm  Instrument  statt 
der  Lederstülpe  ein  besonderes  Kästchen  für  den  Dreifuß  beigegeben). 
Es  wurde  jedoch  bequemer  gefunden,  beim  Gebrauch  den  umständ- 
lich zu  lösenden  Dreifuß  stets  auf  dem  Stativ  zu  lassen,  wobei 
allerdings  darauf  zu  achten  ist,  daß  kein  Staub  in  die  Dreifußbuchse 
kommt,  da  sonst  der  Steckzapfen  beschädigt  wird.  Bemerkt  sei 
gleich  hier,  daß  das  Instrument  die  einmal  hergestellte  Justierung 
vortrefflich  durch  alle  Transporte  usw.  hindurch  erhalten  hat. 

Über  die  Libelle  unseres  Instruments,  eigentlich  den  wichtigsten 
Teil  eines  Feinnivelliers,  hatte  der  Verfertiger  Reichel  mitgeteilt, 
man  dürfe  ihren  Teilwert  zu  4,85"  annehmen.  Die  Untersuchung 
auf  einem  empfindlichen  Niveauprüfer  durch  Beeithaupt  in  Kassel 
im  Juni  1902  ergab  folgende  Empfindlichkeiten  für  1  Teil: 

bei  Teil  0  der  Teilung:  4,54"  bei  Teil  2.ö  der  Teilung:  4,67" 

«       «      5     „          „  4,54  ,       ,     30     „         „          4,80 

n       „    10     „          ,  4,55  „       „     35     „         „         5,05 

r.       »    15     ,          „  4,80  ,       ,     40     ,          „         4,92 

,       ,    20     „          „  4,55  „       „     45     ,         „          4,55 

,!    25     ,          ,  4,67  .,       „     50     ,         „          4,54. 

Die  Temperatur  bei  der  Untersuchung  war  -|-17,5°C. 

Das  Mittel  dieser  Zahlen  ist  4,67". 

Bei  der  mehrfachen  Untersuchung  der  Libelle  in  Stuttgart  (an- 
fangs Juli  1902,  unmittelbar  vor  und  mehrfach,  September  und 
Oktober  1902,  nach  Ausführung  der  Messung  mit  Hilfe  eines  (nicht 
sehr  feinen)  Niveauprüfers  und  auf  andere  Art  (mit  Hilfe  des  Fern- 
rohrs und  einer  2  mm- Milchglasskala)  zeigte  sich  keine  nachweisbare 
Abhängigkeit  des  Libellenteilwerts  von  der  Temperatur  ^^,  die  absicht- 
lich mehrfach  so  hoch  gewählt  wurde,  als  sie  bei  der  Messung  im  Juli 
vorkommen  konnte  und  vorgekommen  war;  auch  eine  Abhängigkeit 

'*  Vergl.  aus  neuerer  Zeit  Bigourdan,  (*.  K.  der  Pariser  Akademie, 
Bd.  137  (190M)  S.  385  und  mein  Referat  darüber  in  Z.  f.  Instrum.  Bd.  25  1905) 
S.  209. 


—     131     — 

vom  Luftdruck  (vgl.  ^^)  scheint  nicht  vorhanden  zu  sein.  Die  ein- 
zelnen, aus  den  Beobachtungen  hervorgehenden  Werte  der  Empfind- 
lichkeit aus  Anfang  Juli  schwanken  zwischen  4,5"  und  4,9",  wobei 
verschiedene  Stellen  der  Libellenteilung  in  Betracht  kommen.  Im 
Mittel  ergab  sich  der  Teilwert  zu  4.7";  schließlich  glaubte  ich  bei 
der  BREiTHAUPx'schen  Mittelzahl  4,67"  stehen  bleiben  zu  sollen  und 
auf  besondere  Bestimmung  des  Teilwerts  während  der  Messung  ver- 
zichten zu  können.  Die  später,  nach  Ausführung  des  Nivellements 
vorgenommenen  Untersuchungen  der  Libelle  haben  die  Berechtigung 
dieser  Annahme  bestätigt. 

b)  Die  zwei  Nivellierlatten,  Seibt-Breithaupt'sche  Reversions- 
latten, von  Breithaüpt  mit  10  und  10  A  bezeichnet  (im  Inventar  der 
geodät.  Sammlung  A.  m.  43)  sind  3  m  lange  (einfache,  nicht  Kasten-) 
„Wendelatten"  mit  Dosenlibelle  und  Griffen,  je  auf  beiden  Seiten 
(Vorder-  und  Rückseite  je  links  und  rechts)  mit  4  mm- Feldteilung 
versehen  (wobei  abwechselnd  schwarze  und  weiße  Felder  einander 
gegenüberliegen),  und  nach  Doppeldezimetern  fortlaufend  beziffert, 
unten  mit  starker,  polierter  und  genau  senkrecht  zur  Längsachse 
gestellter  Stahlplatte  abgeschlossen.  Dieser  Fuß  wurde  durch  einen 
Lederstulpen  vor  dem  Anhaften  von  Schmutz  usw.  derart  geschützt, 
daß  nur  in  der  Mitte  der  Raum  zum  Aufsetzen  auf  den  Dorn  der 
Bodenplatte  oder  die  ähnlich  geformte  Spitze  des  Festpunktbolzens 
frei  blieb.  Beim  Transport  wurde  jede  Latte  durch  Umwicklung 
mit  einer  Segeltuchhülle  geschützt.  In  der  Sammlung  werden  die 
Latten  in  ihrem  Überzug  freihängend  aufbewahrt. 

Um  zunächst  zu  einem  Urteil  über  die  Genauigkeit  der  ver- 
schiedenen Einteilungen  der  Latten  in  sich  zu  kommen,  sind  die 
zwei  Latten  zu  Anfang  Juni  1902  (Juni  6./ 14.)  durch  Herrn  Werk- 
meister in  folgender  Art  untersucht  worden :  1.  Bestimmung  der 
Länge  eines  Lattenstücks  von  2  m  (z.  B.  von  55  bis  155;  über  die 
verdoppelt  zu  denkende  Bezifferung  der  Latten  siehe  oben)  und  eines 
zweiten  Lattenstücks  von  1  m  (z.  B.  145  bis  195)  durch  Vergleichung 
mit  dem  unmittelbar  angelegten  und  mittels  starker  Lupe  abgelesenen 
FENNEL'schen  Normalmeter  A.  i.  70  der  geodätischen  Sammlung, 
der  sogleich  näher  zu  beschreiben  ist.  Die  Länge  zwischen  zwei 
Strichen  wurde  je  5mal  bestimmt,  wobei  zwischen  je  zwei  Messungen 
das  Normaimeter  etwas   verschoben  wurde.    Der  mittlere  Fehler  des 


'°  Referat  über  eine  Arbeit  von  Petrelius  in  Z.  f.  Tnstnnn.  Bd.  22  (1902 
S.  124. 


132 


Mittels  aus  5  solchen  Bestimmungen  beträgt  im  Maximum  ±  0,01  mm. 
2.  Bestimmung  der  Länge  der  50  cm -Strecken,  die  den  in  1.  be- 
nützten 2  m-  und  1  m- Strecken  entsprechen,  im  obigen  Beispiel  also 
55—80,  80-105,  105—130,  130—155,  145-170  und  170—195. 
Diese  Bestimmung  geschah  mit  Hilfe  des  Komparators  A.  i.  57  der 
geodätischen  Sammlung,  indem  eine  konstante  Strecke  a,  genähert  = 
50  cm.  durch  die  zwei  Mikroskopnullmarken  festgehalten  wurde  und 
nun  durch  die  zwei  Schraubenmikroskope  die  an  a  anzubringenden 
Korrektionen  ^^,  do,  ■  .  .  .  dn  für  jede  der  50  cm -Strecken  der 
Latten  in  vier  verschiedenen  Lagen  bestimmt  wurden.  Der  mittlere 
Fehler  des  Mittels  dieser  Bestimmungen  ist  <C  0,01  mm.  Der  Wert 
einer  Schraubenumdrehung  (=  100  Trommelteilen)  der  Mikroskope 
wurde  mit  Hilfe  der  0,2  mm -Teilung  an  den  Enden  des  Fennel'- 
schen  Normalmeters  ermittelt ;  nach  Verschiebung  des  Mikroskop- 
objektivs derart,  daß  die  Marke  des  Objektivrohrs  am  Ende  der 
Hülse  stand,  ergab  sich : 

Mikroskop     I:  1^  =   100^  =  0,0990  mm. 

Mikroskop  H:  1"^  =   100?  =  0,0996  mm. 

die  aus  1.  bestimmte  Länge  der  (1  m-) Gesamtstrecke 
lu    die  Längen    der   {^/^  m-)Teilstrecken,  so 


Ist 
und    sind 
ist  mit 

L 

1, 

die 

aus   1. 

\  -- 

=  a  +  c), 

h'- 

=  a4-c). 

L  =-■  n  .  a  +  [rf] 


n  n 

n  n 


M 


+  <l 


Auf  diese  Weise  sind  die  für  3.  maßgebenden  Längen  der 
50  cm -Strecken  ermittelt.  3.  Um  nämlich  noch  die  0,1  m- Ein- 
teilung zu  untersuchen,  ist  als  konstante  Länge  a,  ähnlich  wie  in 
2.,  der  Glasmaßstab  A.  p.  67  der  geodätischen  Sammlung  verwendet 
worden  (und  zwar  auf  der  1  :  2000- Teilung  die  Striche  150  und 
350).  Die  Korrektionen  d'  sind  an  der  0,5  mm -Teilung  mit  Lupe 
abgelesen  (Wert  des  V2  mm-Intervalls  durch  Vergleichung  mit  einem 
der  Schraubenmikioskope  des  Komparators  A.  i.  57  bestimmt;  Er- 
gebnis: das  72  mm -Intervall  links  und  rechts  von  den  Strichen  150 


133 


und  350  in  guter  Übereinstimmung  =^  0,52  mm)  in  drei  verschie- 
denen Lagen  des  Maßstabs;  der  mittlere  Fehler  ist  ±  0,03  mm. 
4.  Zur  Kontrolle  wurde  noch  mit  dem  FENNEL'schen  Normalmeter  die 
Länge  zahlreicher  1  m-Lattenstücke  (zwischen  behebigen  dm-Strichen) 
direkt  abgelesen  und  mit  den  durch  Addition  der  10  in  3.  gefun- 
denen 10  cm-Stücke  entstehenden  Zahlen  verglichen.  Die  Abweichung 
erreichte  nur  in  einem  Fall  0,07  mm  und  war  in  allen  andern  Fällen 
viel  kleiner. 

Bei  der  ganzen  Arbeit  wurde  in  dem  Raum,  in  dem  die  Ver- 
gleichungen  vorgenommen  wurden  (geodät.  Sammlung),  die  Temperatur 
möglichst  konstant  gehalten ;    sie  schwankte    nur    um    wenige   Grad. 
Selbstverständlich    sind    aber    alle    Ablesungen    der 
Längen    an    den   Latten,    dem    Normalmeter,    dem 
Komparator  und  dem  Glasmaßstab  auf  dieselbe  Tem- 
peratur und  zwar  +  18"  C.  reduziert,  bei  der  Gering- 
fügigkeit   der    Temperaturschwankungen    genügend 
mit    Hilfe     von     Mittelwerten     der    Ausdehnungs- 
koeffizienten   der    verschiedenen    Materialien.      Auf 
die    zu   untersuchende  Latte   wurden    stets   an    den 
Enden  und  in  der  Mitte  drei  durch  Papierhülle  gegen 
Wärmestrahlung  geschützte  Thermometer  gelegt. 

Zu  bemerken  ist  endlich,  daß  auf  jeder  Seite 
der  zwei  Latten  die  Untersuchung  sich  auf  die 
„weiße"  Teilungsseite,  nicht  auf  die  „schwarze" 
bezieht  (auf  /  nicht  II,  vgl.  Fig.  5) ;  jene  Seite 
wurde  auch  beim  Nivellieren  stets  benützt.  End- 
lich ist  zu  erwähnen,  daß  bei  Ausführung  der 
Untersuchung  zunächst  die  Angabe  auf  dem  Fennel- 
schen  Normalmeter  „Ein  Meter  bei  +18'*C."  als 
richtig  angenommen  wurde,  während  in  der  Tat  die  Länge  1,0000 
bei  -j-  16,3"  vorhanden  ist;  erst  zum  Schluß  wurde  bei  allen  er- 
mittelten Maßen  die  entsprechende  Korrektion  von  +  0,020  mm  pro 
Meter  angebracht,  was  in  der  folgenden  Tabelle  geschehen  ist. 
Übrigens  kommt  hierauf  nichts  an,  da  es  sich  zunächst  nur  um  die 
relative  Länge  der  einzelnen  Lattenteile,  nicht  um  den  Absolut- 
wert des  Lattenmeters  handelt. 

Die  ganze  Mes.sung  ist  in  besonderem  Umschlag:  „Untersuchung 
der  Nivellierlatten  A.  m.  43"  (46  S.  Fol.  mit  Beilagen),  der  den 
Akten  der  Messung  beihegt,  zusammengestellt;  die  folgende  Tabelle 
ist  das  Gesamtergebnis. 


—     134     — 

Tabelle  8. 

Latten  A.  m.  43.     Anfang  Juni  1902.  Stuttgart. 
Die  Zahlen   sind  auf -j- 18°  <'■  reduziert  und  auf  0,01  mm  ab-  und  aufgerundet. 

Latte  10. 

Vorderseite.  Rückseite. 


135 


Latte  10  A. 


Vorderseite. 


It  ü  c  k  s  e  i  t  ( 


Strich 


1,00- 
Strecke 


0,50-   I    0,10- 
Strecke    Strecke 


Strich 


Strich 


1,00- 
Strecke 


0,50- 
Strecke 


0,10- 
Strecke 


Strich 


80 
105 

130 

145 
155 

170 
195 


499,95 


999,84 


499,88 


499,94 


999,72 


499,78 


499,84 


999,69 


499,85 


100,00 
99,95 


99,96 
100,00^ 
100,04 
^9,96 

99T98 


99,98 


_99,97 
"99,98" 


99,98 

99,96 

lÖO^ 

100,00 

100,01 


99.98 


_99,97_ 
99,98 


_99,97^ 
99,86 


100,00 


99,99 
100,04 


99,94 
99,97 
99,98 
99,98 


00 

60 

65 

70 

75 

80 

85 

90 

95 

IGO 

105 

110 

115 

120 

125 

130 

135 

140 

145 

150 

155 

160 

165 

170 

175 

180 

185 

190 

195 

200 


205 


230 


255 


280 


305 


320 


345 


999,85 


999,75 


999,77 


100,00 


499,85 


99,95 
100,02 


100,03 
99,85 


500,00 


499,95 


499,80 


499,77 


100,12 

99,93 

100,04 


99,82 
100,09 


100,03 


100,00 


99,91 


100,03 
99,98 


100,04 


499,99 


99,93 

100,05 

99.90 


99,88 
99.99 


100,05 


99,98 


100,00 


99.99 


100,03 


99.95 


100,02 


205 
210 
215 
220 
225 
230 
235 
240 
245 
250 
255 
260 
265 
270 
275 


295 
300 
305 
310 
315 
320 
325 
330 
335 
340 
345 
350 


Die  Tabellen  3.  zeigen,  daß  die  Einteilung  der  Latten  in  Be- 
ziehung auf  die  Genauigkeit  der  Unterteilung  als  vorzüglich  zu  be- 
zeichnen ist,  und  daß  man  berechtigt  ist,  beim  Nivellieren  selbst 
von    der    „Länge    des   Lattenmeters"    zu    einer   bestimmten   Zeit   zu 


136 


sprechen,  das  durch  Anlegen  des  Kontrollmeters 
—  S  an  beliebige  dm  Striche  bestimmt  werden  kann. 
Die  gegenseitige  Stellung  der  Teilungen  links  und 
rechts  (I  und  II  in  Fig.  5)  auf  derselben  Seite 
einer  Latte  kommt  für  das  Nivellieren  nicht  in 
Betracht,  weil  bei  Rückblick  und  Vorblick  die- 
selbe Skale  abgelesen  wird.  Immerhin  sei  angeführt, 
daß  nach  Vergleichung  mit  dem  Nivellier  selbst 
auf  der  Latte  10,  Vorderseite,  die  Skalen  I  und  II 
als  um  0,2  mm  gegen  einander  verschoben  an- 
--  '^  zusehen  sind,  ebenso  auf  10  Rückseite  0,2  mm, 
auf  10 A  Vorderseite  0,03  mm,  10 A  Rückseite 
0,05  mm. 

c)  Das  Kon  trollmeter  zur  Bestimmung 
der  Länge  eines  Lattenmeters  zu  den  verschie- 
denen Zeiten  der  Ausführung  des  Nivellements 
ist  neben  Nivellier  und  Latten  der  wichtigste  Be- 
stand teil  des  Meßapparats.  Um  möglichst  be- 
quemes Anlegen  des  Kontrollmeters  auf  die  Latte 
zu  erhalten,  gab  ich  anfangs  Juni  1901  0.  Fennel's 
Söhnen ,  Cassel ,  Auftrag  zur  Anfertigung  eines 
Stahlmeters  von  folgender  Einrichtung:  in  dem 
starken  Körper  des  Stahlstabs  sind  bei  den  Stellen 
0  und  100  cm  je  etwa  3^2  cm  lange  Ausarbei- 
tungen anzubringen  (vgl.  Fig.  6),  an  denen  der 
sonst  vorhandene  Querschnitt  M'  N'  des  Stabs  auf 
M  N  verändert  wird.  (Fig.  7.)  An  diesen  Stellen 
sind  5  mm  breite  Silberplättchen  in  den  Stab  fest 
einzulassen  und  auf  ihnen  neben  den  Endstrichen 
0  und  100  des  Stabs  nach  beiden  Seiten  hin 
Striche  in  1  mm  Entfernung  zu  ziehen;  diese  mm- 
Strecken  zu  beiden  Seiten  der  Endstriche  sind  in 
je  5  Teile  zu  zerlegen,  so  daß  um  die  Endpunkte 
Striche  vonVs  zu  ^/s  mm  nach  beiden  Seiten  hin 
vorhanden  sind,  und  man  mit  Hilfe  einer  bei- 
gegebenen starken  Lupe  unmittelbar  bei  Anlegung 
an  einen  scharfen  Strich  bis  auf  ^/so  mm  ablesen 
kann.  In  die  Oberfläche  des  Stabs  sind  3  Quecksilberthermometer 
mit  versenktem  Quecksilbergefäß  einzulassen.  Die  Entfernung  der 
Endstriche  0  und  100  soll  die  richtige  Länge  von  1  m  bei  der  aus 


137 


den  3  Thermometern  gemittelten  Temperatur  von  +  18°  zeigen. 
Der  Stab  ist  der  Physikalisch-Technischen  Reichsanstalt  oder  der 
Kaiserlichen  Normaleichungskommission  zur  Prüfung  (Entfernung  der 
beiden  Endstriche,  sowie  Entfernung  der  ^'5  mm-Teilungen  je  bei 
-f-  18°  und  mit  Angabe  der  Temperaturausdehnung)  zu  übergeben 
und  mit  Fehlerverzeichnis  abzuliefern. 

In  der  zv^-eiten  Hälfte  ^des  Juli  1901  wurde  der  Stab  von 
Fennel  (Bezeichnung:  Nr.  5246)  an  die  Physikalisch-Technische 
Reichsanstalt  übergeben ; 

da     mir     von     dort    am  M'-N'  M-N 

22.  Juli  1901  mitgeteilt 
wurde  ,  daß  die  Prüfung 
erst  in  5  bis  6  Wochen 
erledigt  werden  könne, 
weil  eine  Neueinrichtung 
für   Ausdehnungsbestim-  Fig.  7. 

mungen  im  Gang  sei,  so 

bat  ich  am  25.  Juli  um  Übermittlung  des  Stabs  an  die  Kaiserliche 
Normaleichungskommission  und  erhielt  von  dort  mit  Schreiben  vom 
13.  August  1901  (ohne  Erhebung  von  Gebühren)  den  Stab  nebst 
Fehlerverzeichnis  zurück.  Er  ist,  in  hölzernem  Etui  verwahrt,  unter 
der  Bezeichnung  A.  i.  70  in  die  geodätische  Sammlung  der  Tech- 
nischen Hochschule  aufgenommen.  In  dem  Schreiben  war  bemerkt, 
daß  „mit  Rücksicht  auf  die  eigenartige  Form  des  Stabs,  bei  der 
die  Teilung  nicht  in  der  neutralen  Schicht  liegt,  die  Fehlerangaben 
nur  auf  0,005  mm  gemacht  worden  sind".  Diese  Genauigkeit  von 
'/200  mm  reicht  bei  der  Art  der  Verwendung  (direkte  Ablesung  auf 
^50  mm)  vollständig  aus. 

Das 

„Beglaubigte  Fehlerzeugnis" 
lautet,  mit  Weglassung  des  Nebensächlichen : 

„Einteilung  des  Stabes:  Zu  beiden  Seiten  des  Null-  und 
Endstriches  je  1  mm  lange  Teilungen  in  Fünftelmillimeter  auf  ein- 
gelegten Streifen. 

„Kennzeichnung:  Der  Stab  trägt  3  eingelassene,  mit  Messing- 
blech bedeckte  Thermometer  und  die  Bezeichnung :  Ein  Meter  bei 
18°  C.  Otto  Fennel  Söhne,  Cassel.     Nr.  5246. 

„I.  Gesamtlänge. 

„Die  Gesamtlänge  L  des  vorbezeichneten  Maßes,  enthalten 
zwischen  den  mit  0  und  ICO  bezeichneten  Strichen  bei  der  Tempe- 


138 


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—     139     — 

rafur  T  in  Graden    der   internationalen    hundertteiligen  Temperatur- 
skale, wird  durch  folgenden  Ausdruck  gefunden : 

L  =  1  m  -f  0,020  mm  +  0,012  (T  —  18)  mm 

wenn  der  Stab  auf  horizontaler,  ebener  Grundlage  liegt. 

„Die  Genauigkeit  der  Längenangaben  beträgt  ±  0,005  mm. 
Obenstehende  Werte  sind  auf  diesen  Betrag  abgerundet."  (Polgen 
zwei  Beispiele  für  die  Gesamtlänge  bei  13,5*^  C.  und  für  die  Länge 
zwischen  den  Strichen  —  0,6  und  1000,2  bei  20"  C ,  ebenfalls  mit 
Abrundung  des  Endergebnisses  auf  0,005  mm.) 

Berlin-Charlottenburg,  den   13.  August  1901. 

Kaiserliche  Normal-Eichungs-Kommission 
Hauss." 

Nach  der  oben  angegebenen  Gleichung  des  Stabs  ist  selbst- 
verständlich zunächst  eine  Tabelle  für  die  Gesamtlänge  ausgerechnet 
mit  dem  Intervall  l*'  in  T,  von  6"  bis  40^  reichend. 

In  Einheiten  des  durch  den  vorstehend  beschriebenen  Stab  und 
seine  Gleichung  definierten  Meters  die  Höhenunterschiede  zwischen 
den  einzelnen  Festpunkten  durch  Nivellement  zu  bestimmen,  ohne 
jede  Rücksicht  auf  vorhergehende  Höhenbestimmung  u.  s.  f. .  war 
nun  und  ist  für  die  Zukunft  die  Aufgabe. 

2.  Art  der  Messung.  Berechnung  (zunächst  ohne  Rück- 
sicht auf  Lattenlänge).  Zur  Ausrüstung  für  die  Messung  gehören, 
außer  dem  Instrument  (in  zwei  Kästen)  nebst  Stativ,  dem  Paar 
Nivellierlatten  mit  Überzügen  und  Fußlederstülpen,  dem  Stahlkontroll- 
meter (in  Etui)  mit  starker  Lupe,  vor  allem  noch  ein  Paar  schwere 
Bodenplatten,  deren  polierter  und  ähnlich  wie  die  Stahlbolzenköpfe, 
Fig.  3,  geformter  Dorn  als  Wechselpunkt  diente.  Aus  dem  sonstigen 
Inventar  sei  nur  noch  erwähnt  ein  kleines  Nivellierinstrument  mit 
Taschennivellierband  zur  vorläufigen  Ermittlung  des  Höhenunterschieds 
sich  folgender  Punkte,  um  daraus  die  mögliche  konstante  Zielweite 
beim  Nivellement  zwischen  diesen  Punkten  zu  bestimmen  (siehe 
unten),  ferner,  neben  gewöhnlichen  Meßbändern,  Meßdrähte  von  25, 
30,  35  ...  50  m  Länge  zur  Bestimmung  des  Orts  der  Wechselpunkte. 

Das  (erste)  Nivellement  wurde,  wie  bereits  erwähnt,  dem  Dipl.- 
Ing.  Werkmeister  übertragen  und  im  Juli  1902  ausgeführt;  Hilfs- 
arbeiter sind  3  verwendet,  einer  für  die  Ablesung  der  Libellenenden 
(und  zum  Schirmhalten)  am  Instrument,  zwei  als  Träger  je  einer 
Latte  und  Bodenplatte.     Als  Libellenableser  sollte  man  immer  einen 


—     140     — 

bereits  sehr  gut  geschulten  Arbeiter  haben :  im  vorUegenden  Fall 
traf  dies  nicht  zu  und  an  den  ersten  und  auch  noch  einzelnen  spätem 
Tagen  sind  die  Libellenablesungen  in  Beziehung  auf  Genauigkeit  oft 
geradezu  als  nicht  ganz  genügend  genau  zu  bezeichnen. 

Das  Messungsprogramm  war  (abgesehen  von  der  täglichen  Fest- 
stellung der  Länge  des  Lattenmeters)  folgendes :  In  allen  wesentlichen 
Stücken  wird  das  Nivellierverfahren  von  Prof.  Seibt  eingehalten. 
Zwischen  je  zwei  Festpunkten  wird  mit  konstanter  Zielweite  nivelliert, 
die  je  nach  den  Gefällsverhältnissen  der  Strecke  zu  bestimmen  ist. 
Die  Lattenstandpunkte  und  Instrumentenstände  werden  hiernach  auf 
der  zu  nivellierenden  Teilstrecke  mit  Blaustift  auf  dem  Boden  be- 
zeichnet. Nachdem  an  jedem  Halbtag  der  Messung  die  Rektifikation 
des  Instruments  und  ebenso  die  Justierung  der  Dosenlibellen  der 
Latten  nachgesehen  ist,  wird  vom  ersten  Aufstellungspunkt  des  In- 
struments (Verwendung  der  Dosenlibelle  zur  ersten  Horizontierung) 
aus  der  erste  Rückblick  nach  der  auf  dem  Bolzen  aufgestellten 
Latte  (Lattenträger  1)  gemacht.  Der  mittlere  Horizontalfaden  treffe 
bei  nahezu  einspielender  Hauptlibelle  z.  B.  auf  das  weiße  Lattenfeld, 
dessen  Mitte  2,917  lautet.  Diese  Feldmitte  wird  nun  vom  Beobachter 
scharf  eingestellt  und  dabei  zu  dem  seitwärts  mit  dem  Schirm  stehen- 
den Libellenableser  „Achtung"  gesagt.  Sobald  dieser  bemerkt,  daß 
die  Libellenblase  zur  Ruhe  gekommen  ist,  liest  er  (unter  gleich- 
zeitiger Erhaltung  der  Einstellung  des  Mittelfadens  auf  die  Feldmitte 
durch  den  Beobachter)  die  beiden  Enden  der  Libellenblase  an  der 
Libellenteilung  je  auf  0,1  Teil  ab  und  sagt  fertig.  Der  Beobachter 
notiert  dann  seine  Einstellung  2,917  und  die  Ablesungen  an  beiden 
Libellenenden  z.  B.  18,6  und  32,5;  er  erkennt  sofort  an  der  Summe 
der  Ablesungen,  ob  die  eingestellte  Feldmitte  der  Latte  über  oder 
unter  der  Horizontalen  der  Aufstellung  liegt.  Der  Träger  der  Latte  1 
wird  nun  durch  einen  Pfiff  zum  Wenden  der  Latte  veranlaßt  und 
es  wird  die  Einstellung  einer  Feldmitte  an  der  Rückseite  der  Latte 
unter  gleichzeitiger  Ablesung  der  Libellenblasenenden  durch  den 
Ableser   in    derselben   Art   wiederholt.      Dabei   soll    der   Beobachter, 

(  über  I 
I  unter  ) 
der    Horizontalen    der    Aufstellung    lag,     auf    der    Rückseite    einen 

I     ,  der  Horizontalen  liegenden  Strich  wählen.    Nunmehr  kommt 

I   über  ) 

der    erste   Vor  blick;    der   Libellenableser   richtet,    während    der 

■Beobachter   um   das  Stativ   herumgeht,    das  Fernrohr   ungefähr   auf 


wenn  der  auf  der  Vorderseite  der  Latte  eingestellte  Strich 


—     141     — 

die  vordere  Latte,  deren  Träger  2  das  Signal  „Achtung"  erhält. 
Die  Beobachtung  auf  der  Vorderseite  und,  nach  dem  Wendesignal, 
auf  der  Rückseite  der  Latte  geschieht  in  derselben  Art  v/ie  beim 
ersten  Rückblick.  Es  folgt  die  zweite  Ablesung  an  beiden  Latten 
beginnend  mit  dem  zweiten  Vorblick,  nach  Rückseite  und  Vorder- 
seite der  Latte  2,  nach  der  das  Fernrohr  noch  gerichtet  ist;  und 
zwar  soll,  wenn  die  letzte  Ablesung  des  ersten  Vorblicks  (Rückseite 

(   über   I 
der  Latte  2)   nach   einer  ,  dem  Horizont  der  Aufstellung  ge- 

[  unter  | 

legenen  Feldmitte  gegangen   war,    beim    zweiten  Vorblick    nach    der 

Rückseite  der  Latte  eine         ,  dem   Horizont    gelegene    gewählt 

I  über  ) 

werden,  nicht  der  mit  dem  vorhin  genommenen  Teil  der  Vorderseite 
korrespondierende.  Nach  der  Ablesung  auch  auf  der  Vorderseite  von 
Latte  2  zielt  endlich  der  Beobachter  wieder  nach  Latte  1  und  liest 
auf  beiden  Seiten  (Rückseite  und  Vorderseite)  in  derselben  Weise 
ab,  jedesmal  mit  gleichzeitiger  Ablesung  der  Libellenblasenenden. 

Von  besondern  Vorsichtsmaßregeln  sei  nur  noch  erwähnt,  daß 
vor  Aufsetzen  einer  Latte  die  Bodenplatte  an  der  für  sie  voraus- 
bezeichneten Stelle  sehr  sorgfältig  festgelegt,  festgetreten,  d.  h.  längere 
Zeit  durch  das  ganze  Gewicht  des  daraufstehenden  Lattenträgers 
beschwert  wurde.  Besondre  öfters  ausgeführte  Versuche,  bei  denen 
die  Konstanz  des  Instrumentenhorizonts  durch  Ablesung  auf  sehr 
festen  Punkten  (z.  B.  den  Stahlbolzenköpfen  der  Festpunkte)  kontrol- 
liert wurde,  hatten  im  Anfang  des  Nivellements  selbst  bei  ununter- 
brochenem Aufsetzen  der  Latte  während  einer  halben  Stunde  auf 
die  festgetretene  Bodenplatte,  ein  Einsinken  der  Platte  in  nachweis- 
barem Betrag  nicht  gezeigt  und  die  wie  beschrieben  herge.stellten 
Wechselpunkte  auf  den  Fußplatten  scheinen  hiernach  vollständig 
sicher;  vgl.  dagegen  IV.  Auf  mehreren  Strecken  wurde  auch  sofort 
nach  dem  Zeichen  :  „die  zweite  Ablesung  (nach  dem  Wenden)  ist 
ebenfalls  fertig!"  die  Latte  durch  freies  Emporheben  sorgfältig  ab- 
genommen und  (falls  damit  die  Ablesung  auf  dem  Wechselpunkt 
nicht  überhaupt  erledigt  war)  auf  den  Stiefel  des  Lattenträgers,  nicht 
auf  den  Boden  gesetzt,  um  Anhängen  von  Schmutz  etc.  am  Leder- 
schutzstulpen zu  vermeiden,  oder  beiseite  gelegt.  Für  das  allenfalls 
dann  notwendige  Wiederauf.setzen  der  Latte  war  dem  Lattenträger 
ebenfalls  größte  Vorsicht  eingeschärft.  Vorteilhaft  habe  ich  ferner 
gefunden,  da  sich  bei  Sonnenschein  durch  den  Schirm  selten  das 
Instrument    nebst   ganzem    Stativ    vor    der    Bestrahlung    beschützen 


—     142     — 

läßt,  die  Stativbeine  mehrfach   vollständig  mit  grober  Sackleinwand 
umwickeln  zu  lassen. 

Auf  die  einfachen  Kontrollen ,  die  während  des  Aufschreibens 
geboten  werden  durch  die  konstante  Länge  der  Libellenblase  (wobei 
also  der  Libellenableser  ohne  sein  Wissen  durch  die  Konstanz  der 
Differenz  seiner  Zahlen  kontrolliert  wird),  ferner  durch  den  umstand, 
daß  die  Summe  der  Ablesungen  an  Vorder-  und  Rückseite  der  Latte 
nach  einem  und  demselben  Punkt  stets  sehr  nahezu  4  m  beträgt, 
endlich  bei  gleichen  Zielweiten  durch  die  Proportionalität  zwischen 
Veränderung  der  Summe  der  Ablesungen  an  beiden  Enden  der  Blase 
und  Veränderung  der  Lattenablesung,  ist  selbstverständlich  gleich  bei 
der  Niederschrift  der  Ablesungen  geachtet.  Besonders  wichtig  ist  die 
angedeutete  Kontrolle  des  Libellenablesers;  die  sorgfältige  Umhüllung 
des  Libellenkörpers  bewirkt,  daß  selbst  bei  stärkerem  Wechsel  der 
Lufttemperatur  die  Blase  ihre  Länge  nur  langsam  ändert,  so  daß 
die  8  Differenzen  je  zweier  zusammengehöriger  Ablesungen  an  den 
Blasenenden  nur  geringe  Schwankungen  zeigen  dürfen.  Hier  zeigte 
sich  beim  vorliegenden  Nivellement,  wie  schon  oben  erwähnt,  besonders 
in  den  ersten  Tagen  vielfach  die  noch  mangelhafte  Schulung  des 
Libellenablesers ;  z.  B.  sind  bei  einem  Stand  des  Instruments  am 
zweiten  Tag  folgende  Libellenablesungen  bei  sehr  konstanter  Tempera- 
tur gemacht : 


1)  1.  Rückblick:  16,5      31,1 
14,6 

2)  1.  Vorblick:  13,2  28,0 
14,8 

20,0      34,7 
14,7 

9,0      23,8 

14,8 

4)  2.  Rückblick:  16,0      30,7 
14,7 

3)  2.  Vorblick:  12,9  27,8 
14,9 

20,6      35.4 

14,S 

8,9  23,9 
15,0 

wo  sich  die  durch  die  Blasenlänge  gebotene  Kontrolle  noch  nicht 
zu  ungünstig  zeigt ;  es  kommen  aber  auch  noch  größere  Abweichungen 
vor,  die  der  Zehntelschätzung  des  Libellenablesers  zur  Last  zu  legen 
sind.  Nachdem  auf  einem  Standpunkt  des  Instruments  die  oben 
angegebenen  8  Ablesungen  nach  den  beiden  Seiten  der  rückwärts 
und  vorwärts  stehenden  Latten  nebst  zugehörigen  Libellenablesungen 
aufgeschrieben  sind  und  die  zuletzt  angedeuteten  einfachen  Kontrollen 
keinen  Anstand  in  allen  Ablesungen  ergeben  haben ,  wird  das  In- 
strument vom  Stativ  abgenommen  und  alles  auf  den  nächsten  Stand- 


—     143     — 

punkt  getragen.  Zu  erwähnen  ist  endlich,  daß  im  Lauf  des  Nivellements 
alle  erforderhchen  Notizen  über  Zeit,  ferner  über  die  Witterung  auf- 
geschrieben wurden,  besonders  mehrfach  im  Lauf  des  Tags  Luft- 
temperatur (Schleuderthermometer) ,  Zustand  des  Lattenbilds  (bei 
Unruhe  aufhören !  ebenso  bei  stärkerem  Wind)  u.  s.  f. 

In  der  angegebenen  Art  ist  jede  Nivellementsstrecke  zwischen 
zwei  Festpunkten  zweimal  unabhängig  in  beiden  Richtungen 
mit  konstanter  Zielweite  nivelliert;  für  verschiedene  Strecken  wechselt 
jedoch ,  wie  bereits  angegeben ,  diese  konstante  Zielweite  zwischen 
20  m  (min.)  und  50  m  (max.).  Die  konstante  Zielweite  wurde  stets 
durch  einen  Meßdraht  von  der  entsprechenden  Länge  hergestellt,  so 
daß  die  Distanzfäden  im  Okular  des  Fernrohrs  keine  Verwendung 
fanden. 

Im  folgenden  ist  stets  die 
Nivellierung  in  der  Richtung  Böblingen  —  Lustnau  mit  A 
„  „      ,,  „  Lustnau  —  Böblingen      „    B 

bezeichnet. 

Nur  die  drei  ersten  Teilstrecken  von  Böblingen  aus  sind,  da  der 
Beobachter  noch  geringe  Übung  hatte  (das  vorliegende  Feinnivelle- 
ment ist  das  erste  von  ihm  ausgeführte),  und  besonders  auch  der 
Libellenableser  und  die  Lattenträger  erst  einzulernen  waren,  je  drei- 
mal gemacht  (wenn  M,  N,  0  drei  in  der  Richtung  Böbhngen — Lustnau 
aufeinanderfolgende  Festpunkte  in  je  etwa  ^U  km  Abstand  sind,  in 
folgender  Art :  MN,  NM,  MN ;  dann  NO,  ON,  NO  usw.) ;  es  sind  bei 
der  Berechnung,  wie  gleich  hier  bemerkt  sein  mag,  für  diese  drei 
Teilstrecken  die  Ergebnisse  der  zwei  in  der  Richtung  A  geführten 
Nivellierungen  zum  Mittel  zusammengefaßt,  dem  dann  aber  der  Ein- 
fachheit halber  kein  größeres  Gewicht  als  der  Nivellierung  B  gegeben 
wurde.  Alle  folgenden  Strecken  sind  nur  zweimal,  einmal  in 
Richtung  A  und  einmal  in  Richtung  B  nivelliert.  Bei  der  Berechnung 
der  Ergebnisse  (siehe  unten)  ist  keine  einzige  vollständige 
Nivellierung  einer  Strecke  weggelassen  worden ;  es  mußte  nur 
auf  drei  Strecken  die  bereits  begonnene  Nivellierung  wegen  der 
Ungunst  der  Witterung  (Regen,  heftiger  Wind)  abgebrochen  werden 
und  diese  Stücke  sind  dann  selbstverständlich  weggelassen  und  durch 
neue  vollständige  Nivellierungen  ersetzt. 

Angeführt  sei  hier  auch  noch,  daß  es  am  Ende  einer  Teilstrecke 
vielfach  vorkommt,  daß  z.  B.  bei  35  m  konstanter  Zielweite  zwischen 
je  2  Wechselpunkten,  am  Ende  der  Strecke  vom  letzten  Aufstellungs- 
punkt  des  In.struments   bis   zum  letzten  Wechselpunkt  und  bis  zum 


—     144     — 

Endpunkt  der  Strecke  (Festpunkt) ,  nur  30  oder  28  m  u.  dgl.  Ziel- 
weite vorhanden  ist.  Selbstverständlich  ist  aber,  wie  bereits  soeben 
angedeutet,  auch  auf  einer  solchen  kürzeren  Abschlußstrecke  (letzte 
Aufstellung  des  Instruments  auf  einer  Strecke)  streng  aus  der  Mitte 
nivelliert.  Bei  der  Fehlerberechnung  ist  auf  solche  kleine  Abweichungen 
von  der  auf  einer  Strecke  sonst  durchaus  konstanten  Zielweite  keine 
Rücksicht  genommen ,  vgl.  IV.  2 ;  es  ist  nur  im  folgenden  mehrfach 
gleich  die  „mittlere"  Ziel  weite  auf  einer  Strecke  genannt,  z.  B.  wenn 
bei  9  Aufstellungen  des  Instruments  die  Zielweite  für  Rück-  und 
Vorblick  je  35  m  war,  bei  der  letzten  10.  Aufstellung  aber  nur 
28  m  bis  zum  letzten  Wechselpunkt  und  dem  folgenden  Festpunkt: 
mittlere  Zielweite  34  m  u.  dgl.  Daher  kommen  die  mehrfach  un- 
runden Angaben  für  die  Ziel  weiten. 

Erwähnt  sei  schließlich,  daß  die  SEiBi'schen  Regeln  über  die 
Richtung  der  Beine  des  Stativs  bei  den  Nivellierungen  A  und  B  be- 
achtet worden  sind. 

Alles  Vorstehende  bezieht  sich  auf  die  Ermittlung  der  Höhen- 
unterschiede zwischen  je  zwei  aufeinanderfolgenden  Bolzen,  die  durch- 
schnittlich  ^U  km  von   einander  entfernt    sind ,  H  und  1,    2  und  3, 

4  und  5 64  und  65,    66  und  L.    Es  ist  aber  bereits  erwähnt 

(vgl.  II,    1  mit  schematischer  Figur   und  das  Verzeichnis  in  II,    3), 

daß  allemal  zwei  Festpunkte  1,  2;  3,  4: ;  65,  66  sehr  nahe 

beisammen  liegen.  Der  Höhenunterschied  zwischen  den  zwei  Fest- 
punkten eines  solchen  Paars  ist  je  von  einer  (seitlichen)  Aufstellung 
des  Instruments  aus,  genau  gleich  weit  von  den  beiden  Punkten 
entfernt,  bestimmt  worden.  Die  Zielweite  betrug  dabei  in  der  Regel 
nur  10  m,  einigemal  15  und  20  m;  im  übrigen  ist  jeder  solche 
Höhenunterschied  genau  ebenso  bestimmt  wie  sonst  bei  größerer 
Zielweite  zwischen  zwei  Wechselpunkten:  zweimalige  Ahjesung  auf 
jeder  Seite  der  Latte  auf  jedem  der  Punkte  mit  gleichzeitiger  Ab- 
lesung der  Libellenblasenenden. 

Die  Nivellierung  der  einzelnen  Hauptstrecken  des  ganzen 
Nivellementszugs  begann  bei  Nivellement  A  (von  den  Festpunkten  H 
und  C  abgesehen)  an  einem  Festpunkt  gerader  Nummer,  2-3;  4-5; 
....  66-L  und  endigte  an  einem  Festpunkt  ungerader  Nummer 
(von  L  abgesehen) ;  umgekehrt  begann  das  Nivellement  B  dieser 
Hauptstrecken  mit  ungerader  Nummer:  3-2;  5-4  .  .  .  Zwischen 
je  zwei  solchen  Hauptstrecken  waren  aber  die  Höhenunterschiede 
der  Festpunktpaare  1,  2;  3,  4;  5,  6;  .  .  .  :  65.  66  als  kurze 
Zwischen  strecken  zu  bestimmen. 


—     145     — 

Die  der  Nivellierung  folgende  Berechnung  (z.  T.  an  Regen- 
tagen am  Ort  der  Messung,  zum  größten  Teil  und  endgültig  in 
Stuttgart,  z.  T.  von  Werkmeister,  für  die  Schlußrechnung,  besonders 
Fehlerdiskussion,  z.  T.  vom  Verfasser  durchgeführt)  hatte,  zunächst 
ohne  Rücksicht  auf  die  veränderliche  Länge  des  Lattenmeters ,  für 
Rückblick  und  Vorblick  die  Differenzen  zwischen  Ablesung  auf  Vorder- 
und  Rückseite  der  Latte  1^.  und  1^.,  sodann  durch  Addition  der  ge- 
mittelten  Ablesungen  an  den  beiden  Enden  der  Libellenblase  die 
Libellenzahlen  n^.  und  n^.  zu  bilden.  Wäre  1^.  und  1^  bei  genau  hori- 
zontaler Ziellinie  abgelesen,  so  wäre  1^. — 1^.  der  Höhenunterschied  der 
zwei  Wechselpunkte;  da  dies  nicht  zutrifft,  so  ist  an  jedem  (1^. — Ij 
die  Korrektion 

c  =  ^  fn,.— n ')  •  ~    •  1000  .  e  mm 

anzubringen,  wo  n^,  und  n^  die  Libellenzahlen  in  Libellenpartes,  a" 
der  Teilwert  der  Libelle  =  4,67"  (s.  IIL  1.  a),  q"  die  Zahl  206  265" 
und  e  die  konstante  Zielweite  zwischen  Instrument  und  Wechselpunkt 
auf  der  betrachteten  Strecke  bedeuten.  Zur  Ausrechnung  der  Kor- 
rektion c  bedient  sich  Seibt  ziemlich  ausgedehnter  Tabellen  (vgl.  ^*^) : 
einfacher    erscheint    mir    die  Ablesung    am  Rechenschieber,   an    dem 

tt  .  e     . 

— ^—  einzustellen  und  ohne  weitere  Veränderung,  solange  e  sich  nicht 

Q 
ändert,  bei  jedem  (n^. — n^.)  abzulesen  ist,  oder  endlich  die  Anwendung 
einer  graphischen  Tafel,  die  man  freilich  (wie  die  SEiBx'schen  Tabellen) 
für  jeden  einzelnen  in  Betracht  kommenden  Wert  von  a  besonders 
entwerfen  muß.  Für  a  =  4,67"  hat  Herr  Werkmeister  die  hier 
beigedruckte  graphische  Tafel  mit  Verwandlung  der  Isoplethen  in 
gerade  Linien  nach  Lalanne -Vogler  gezeichnet,  die  für  alle  c  gebraucht 
wurde.  Im  Original  (doppelt  so  groß  als  Fig.  8)  sind  selbstverständ- 
lich die  hier .  ^  und gezeichneten  Iso- 
plethen in  anderer  Farbe  ganz  ausgezogen. 

Durch  Hinzufügung  dieser  Beträge  c  zu  den  (1^. — IJ  gewinnt 
man  die  „verbesserten  Höhenunterschiede".  Aus  den  je  zwei  sich 
auf  dieselben  Wechselpunkte  vom  gleichen  Instrumentenstand  aus  be- 
ziehenden Zahlen  (Nivellement  I  und  II,  je  bei  Nivellement  A  und 
später  B  oder  umgekehrt,  gleichzeitig  mit  Benützung  der  zwei  Latten- 
seiten ausgeführt)  wird  das  Mittel  genommen  und  diese  Zahlen  gelten 
dann    als  Ergebnis   eines  „einfachen"  Nivellements  A  oder  B,  stets 


*«  Nivellitische  Rechentafeln,' Berlin  1901. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Xaturkunde  in  'Württ.  190C.  10 


146 


vorbehaltlich  der  wegen  Änderung  der  Länge  des  Lattenmeters  noch 
anzubringenden  Korrektion. 


/5t 


Fio-.  8. 


Das    folgende ,    an    beliebiger    Stelle    herausgegriffene    Beispiel 
(s.    S.  148,    149)   zeigt    die    Anwendung    des    bei    der    Messung    ge- 


-     147      - 

brauchten  Formulars  und  bedarf  nach  dem  Vorstehenden  keiner  F^r- 
läuterung  mehr.  Die  bei  der  Messung  notierten  Zahlen  sind /<:j<r 5 fy, 
die  durch  die  Berechnung  entstandnen  mit  gewöhnlichen  Ziffern  gesetzt. 
Die  Spalten:  „Standpunkt  des  Instruments"  (überflüssig,  weil  durch  die 
auf  jeder  Hauptstrecke  für  sich  numerierten  Wechselpunkte  genügend 
gekennzeichnet),  „Distanzfäden"  (Entfernung  vielmehr  durch  Draht  von 
konstanter  Länge  bestimmt,  s.  o. ;  im  folgenden  Formular  ganz  weg- 
gelassen) und  „Höhe  des  Punkts"  (Anbringung  der  Lattenkorrek- 
tion und  Schlußrechnung  für  sich  auf  besondern  Blättern  zusammen- 
gestellt, s.  u.)  bleiben  leer.  Das  Beispiel  umfaßt  eine  Zwischenstrecke 
(39,  -tO)  und  einen  Teil  einer  Hauptstrecke  (von  Festpunkt  39  gegen 
38);  aus  Heft  Nr.  IV.    Datum:  22.  Juli  1902.    V.M. 

Die  sämtlichen  so  gemessenen  und  bis  zu  der  oben  angegebnen 
Rechnungsstufe  geführten  Doppelnivellierungen  (A,  B)  sind  in  5  ein- 
gestochnen  Folioheften  (I  bis  V)  handschriftlich  niedergelegt. 

Die  Durchführung  der  Messung,  selbstverständlich  einschließlich 
der  täglichen  Larttenvergleichungen  vgl.  HL  3.  hat,  bei  im  ganzen 
als  nicht  günstig  zu  bezeichnender  Witterung,  21  Tage  (1902, 
Juli  7.  8.  9.  10.  11.  12.  14.  15.  1(3.  17.  18.  19.  [20.]  21.  22.  23. 
24.  25.  26.  28.  29.)  beansprucht,  von  denen  mehrere  nur  zum  kleinen 
Teil  benützt  wurden  (z.  B.  Sonntag  20.  Juli)  oder  wegen  der  Wit- 
terung benützt  werden  konnten.  Es  sind  für  Haupt-  und  Zwischen- 
strecken 781  Aufstellungen  des  Instruments  erforderlich  gewesen, 
also  durchschnittlich  täglich  37  Aufstellungen  gemacht  worden ; 
wäre  durchaus  die  Zielweite  50  m  mciglich  gewesen ,  so  hätte 
dies  einer  durchschnittlichen  Tagesleistung  von  3,7  km  „einfachen" 
Nivellements  (A  oder  B,  je  I  und  II)  entsprochen.  Die  Auf- 
suchung der  auf  jeder  Hauptstrecke  möglichen  Zielweite  erforderte 
ziemlich  viel  Zeit;  im  Durchschnitt  ist  die  Länge  der  Zielweite  auf 
diesen  Strecken  33  m.  Im  ganzen  wird  man  diese  Leistung  als  gut 
bezeichnen  dürfen.  In  der  Zusammenstellung  in  IV  (Tabelle  6)  ist 
die  Arbeit  jedes  Tags  einzeln  aufgeführt. 

3.  Länge  des  Lattenmeters.  Gleichzeitig  mit  der  Ausführung 
des  Nivellements  war  genügend  häufig  die  Länge  des  Meters  auf  jeder 
Latte  festzustellen,  wozu  das  Anlegemeter  (vgl.  IlL  1.  c)  A.  i.  70 
zu  dienen  hatte.  Bei  der  Vergleichung  wurde  die  Latte  mit  Hilfe 
einer  berichtigten  Setzlibelle  horizontal  gelegt  und  gegen  Durch- 
biegung durch  Unterlegen  von  Filzstreifen  geschützt.  Auf  jeder 
Lattenseite  sind  dann  die  Längen  von  fünf  verschiedenen  Meter- 
stücken bestimmt  durch  Anlegen  des  Normalmeters  in  drei  jedesmal 

10* 


148 


Tabelle 


g  „ 

Rückblick 

V  0  r  b  1  i  c  k                         1 

11 

^1 

11 

Unter- 
schied 

Libelle 

II 

Unter- 
schied 

Libelle 

sJ2 

Ablesung 

n. 

Ablesung 

n^ 

■' 

1 

Höhenuvicrsclni 

i 

1          !           1 
(1  z'irischrn  39  nnd  40 

.   .  . 

39 

iö,ö 

5,455 

0,908 

14,3  27,9 
28,1   41,5 

55.H 

40 

15,0 

1,313 
2,689 

1,376 

8,5  22,0 
19,7  33,1 

41.6 

5,453 
/,545 

0.908 

17,0  30.2 
27,5  41,0 

57,8 

2,687 
1,311 

1,376 

8,5  22,0 
21.2  34,4 

43.0 

Von  39  ixicJ 

38  (B) 

39 

35,0 

0,847 
3,151 

2,304 

20,2  36,1 
16.0  32,0 

52,2 

^^\ 

35,0 

1,835 
2,163 

0,328 

16,1    32,1 
11,5  27,4 

43.5 

3,153 

0,849 

2,304 

20,5  36,5 
15,5  31,5 

52,0 

2,165 
1,837 

0.328 

16,4  32,2 
11.4  27,4 

43.1 

W, 

35,0 

0,783 
3,215 

2.432 

18,2  34,0 
13,7  29,4 

47,6 

W, 

35,0 

1,835 
2,163 

0,328 

25,0  40,8 
20,0  35,8 

60. s 

3,217 

0,785 

2,432 

18,3  34,9 
13,0  28,9 

47,2 

2,165 
1,837 

0,328 

24,5  40,4 
20,3  36,1 

60.6 

w. 

35,0 

0,769 
3,229 

2,460 

17,0  32,8 
13,4  28,2 

45,2 

W; 

■  35,0 

1,775 
2,223 

0,448 

17.6  33,5 
13,0  28,8 

46,4 

3,231 
0,771 

2,460 

17,3  33,0 
12,3  28,0 

45,3 

2,225 
1,777 

0,448 

17,5  33,4 

12,8  28,7 

46.2 

w. 

35,0 

0,829 
3,169 

2,340 

17.3  33,1 
12,9  28,7 

46,0 

^^4 

35,0 

1,799 
2,199 

0,400 

18,0  35,,S         , 
13,3  29,21'" 

3,171 

0,831 

2,340 

12,7  33,5 
13,6  38,5 

46,2 

2,201 
1.801 

!  18.0  33,8 
"^''''113,2  29,0 

.  .  .   1 

47.0 

^^'s 

35,0 

0,791 
3,211 

2,420 

17.3  33,6 
21,9  38,1 

55,4 

TT^o 

35.0 

1,831 
2,171 

0,340 

16.0  32,4 
21,0  37,3 

53,3 

3,209 
0,789 

^.-s:Sj-.-' 

2,169 
1,829 

0,340 

16.0  33,3 

20.1  36,7 

52,6 

w,, 

35,35 

0,783 
3,215 

■M-S5ri-'^ 

38 

35,35 

1,559 
2,439 

0,880 

21,5  37,7 
17,0  33,1 

54,6 

1 

3,217 

0,785 

'          12,1  28,2 

2,441 
1,561 

^■^^o\^sZ 

54.3 

! 

Höhenunterschied  zin 

1        1 

srhni 

37  u} 

d  38 

r 

1 

149 


4. 


Rückblick  —  \ 

0  r  b  li  c  k 

Ver- 
besserter 
Höhenunter- 
schied 
m 

Mittel 

1        aus 
Nivellement 

I  und  II 

1 

Höhe 

des 

Punkts 

1  . 

Latte 

1^.  —  1^. 

in  m 

Libelle 
n,  -  n, 

in  partes 

Ver- 
besserungen 
wegen  Lib. 
c  (mm) 

Bemerkungen 

1 

—  0,4GS 

+  14.3 

-  2.4 

-  0,4704 

1 

-  0,468 

+  14.8 

-  2,5 

—  0.4705 

-  0,4704- 

1      

r.  .1/.  •/•.>.  Juli 

Tniij,.  +  li\ 
NiiUpnnU 

,+  1.976 

+  8,7 

-3.4 

+  1,9726 

+  1,9726 

heim   Okiihir. 
OJ.Khiitrieh 

+ 1,976 

+  8.3 

-  3.3 

+  1,9727 

4-  2.104 

-  13,2 

+  5,3 

+  2,1093 

+  2,1094 

+  2,104 

13,4 

+  5,4 

+  2,1094 

+  2,012 

-   1,2 

+  0.5 

+  2,0125 

+  2,0124 

+  2,012 

-0.9 

+  0,4 

+  2,0124 

+  1,940 

-1-2 

+  0,5 

+  1,9405 

+  1,9404 

— 

+  1,940 

-0,8 

+  0,3 

+  1,9403 

1 

+  2.080 

+  2,1 

-0,8 

+  2,0792 



+  2,080 

+  2,6 

-1.0 

+  2,0790 

+  2,0791 

— 

+  1,552 

-8,8 

+  3,6 

+  1.5556 

+  1,5556 

'j>'  ir> '». 

+  1,552 

-  9,0 

+  3.7 

+  1,5557 

i 

Tru,,>.+12^. 

150 


etwas  abgeänderten  Lagen,  so  daß  auf  jeder  Seite  15  Lattenmeter 
gemessen  sind;  der  mittlere  Fehler  einer  Bestimmung  des  Latten- 
meters auf  einer  Seite  der  Latte  ist  <  0,01  mm.  Solche  vollständige 
Lattenmeterbestimmungen  sind  ausgeführt  in  Stuttgart  1902,  Juli  4.  5. ; 
auf  dem  Nivellementsweg  an  folgenden  Tagen  1902,  Juli  7.  8.  9.  10. 
(11.  nicht)  12.  (13.  Sonntag,  nicht  gebraucht)  14.  15.  16.  17.  18.  19. 
(20.  Sonntag,  wo  nur  eine  Zwischenstrecke  zwischen  den  Punkten 
eines  Festpunktpaars  nivelliert  ist,  so  daß  die  genaue  Kenntnis  der 
Länge  des  Lattenmeters  überflüssig  ist)  21.  22.  23.  24.  (25.  nicht) 
26.  (27.  Sonntag,  nicht  gebraucht),  (28.  nicht)  und  29.  Erwünscht 
wären  nur  noch  Bestimmungen  gewesen  am  11.  Juli,  um  so  mehr 
als  am  10.  und  11.  Juli  die  Latten  vor  Abbruch  der  Messung  vom 
Regen  etwas  benetzt  wurden,  ferner  am  25.  Juli  und  am  28.  Juli; 
doch  betreffen  die  Messungen  vom  25.  (zum  größten  Teil)  und  vom 
28.  (ganz)  nur  Strecken  mit  kleinen  Höhenunterschieden  (Beben- 
hausen— Lustnau  und  Lustnau),  wo  also  die  sehr  genaue  Feststellung 
der  Länge  des  Lattenmeters  nicht  mehr  so  wichtig  ist,  auch  zeigten 
sich  die  Latten  vom  21.  bis  29.  Juli  überhaupt  sehr  wenig  veränderlich. 
Weitere  Bestimmungen  der  Lattenlänge  liegen  dann  noch  aus  Stutt- 
gart vom  November  1902  u.  s.  f.  vor:  doch  sind  die  Stuttgarter 
Bestimmungen  im  folgenden  natürlich  sämtlich  nicht  berücksichtigt. 
Gemessen  ist  stets  auf  Vor-  und  Rückseite  der  Latte  an  der  beim 
Nivellieren  verwendeten  Lattenteilung  (vgl.  die  Bemerkung  bei  der 
ersten  Untersuchung  der  Lattenteilung  in  sich,  IIL  1.  b}.  Abgele.sen 
ist  am  Normalmeter  mit  Hilfe  einer  kräftigen  Lupe  unmittelbar  auf 
0,1  Teil  der  Vs  mm-Teilung  (+  und  — );  das  bei  den  Vergleichungen 
verwendete  Formular  hat  folgende  Einrichtung : 


PN^ 
1?^''  ^  -^ 


'S     Sil 


hJ      1 


\k 


äSS  : 

Ci  **"  1  mm 


1^ 

_0   fJ^ 


mm 


Die  sämtlichen  Lattenvergleichungen  sind  in  zwei  eingestochene 
Quarthefte  (I  und  II)  „Längenbestimmungen  der  Nivellierlatten  A.m.  43" 
eingetragen  und  auf  einem  Bogen  Fol.  zusammengestellt.  Die  folgende 


151 


Tabelle  enthält  die  Resultate  der  Vergleichungen  an  den  oben  an- 
gegebnen Tagen  (meist  in  den  Mittagstunden) ;  die  Temperaturen 
der  zwei  Latten  schwankten  nur  um  wenige  Zehntelgrad ,  in  die 
zweite  Spalte  ist  das  Mittel  der  Temperaturen  eingetragen ;  die 
letzte  Spalte  enthält  die  Lattentemperaturen  während  des  Nivel- 
lierens  an  dem  vorgesetzten  Tag,  an  Tagen  mit  kleinen  Tem- 
peraturschwankungen als  Durchschnittszahl,  für  Juli  14.  15.  24,  26, 
29.   sind  dagegen  die  Extreme  angegeben. 


!   Temp. 

j      der     i 

Datum    Latten  ] 

1002    während' I  Vor- 
l'^^^    der  VerJ'    . 
Juli      gleich-  |i  "^^ 
uiig    I'  Seite 


Latte  10 


Eück- 

seite 


Latte  10  A 


Vor- 
der- 
seite 


Rück- 
seite 


X'>-e,„  Ai  Mitte,  l-^-P- 

^^     ,  Mittel         aus     i   Tiatten 

Vorder- 1    ^     ,       \  ^  i  ^«-»^t^^", 

-        vorder-     Latte    während 

„..  ,     !      und       10  und'      ^^^ 

mm  mm      \     mm    i       C" 


~r 

1   + 

7 

22,0 

999,84 

999,87 

1  999,81 

999,82 

999,855 

999,815 

999,835:   24 

8 

23.5 

84 

86 

81 

81 

850 

810 

830   21 

9 

24,5 

82 

83 

79 

81 

825 

800 

812|   23 

10 

21,3 

80 

84 

78 

81 

820 

795 

807   21 

((ll..Tulil3"i 

12 

18,5 

83 

87 

79 

81 

850 

800 

825   11 

14 

20,5 

81 

85 

76 

78 

830 

770 

800  12  bis  30 

15 

24.8 

77 

77 

76 

78 

770 

770 

770  15  bis  30 

16 

24,5 

79 

81 

— 

800 

— 

-   22 

17 

17,8 

— 

— 

'    81 

86 

— 

835 

-   20 

18 

24,5 

84 

83 

79 

80 

835 

795 

815   20 

19 

16,2 

85 

81 

79 

80 

830 

795 

8131   15 

21 

15,0 

90 

89 

'    85 

86 

895 

855 

875'   14 

22 

23,0 

88 

85 

83 

85 

865 

840 

852 i   14 

23 

21,2 

89 

86 

j    85 

^  85 

875 

850 

862   16 

24 

23,0 

89 

85 

!    84 

85 

870 

845 

857  9  bis  24 

26 

22,0 

89 

87 

86 

88 

880 

870 

875  7  bis  23 

29 

18,0 

85 

87 

i    80 

86 

860 

830 

845  6  bis  23 

Aus  den  angeschriebenen  Lattenmeterlängen  ist  dann  mit  Inter- 
polation nach  den  folgenden  Figuren  der  Wert  der  Länge  des  Latten- 
meters in  Millimetern  entnommen  und  auf  18°  C.  reduziert  worden, 
vgl,  die  Haupttabelle  6.  in  IV.  Von  den  drei  hier  eingefügten 
Fig.  9,    10,    11  gibt  9,    als  Beispiel  von  im  ganzen  vier  solchen 


152 


Figuren,    für    die  Vorderseite    der  Latte  10    die  Längen    von  5  ver- 
schiedenen Lattenmetern  (bei  den  in  der  obigen  Tabelle  5  links  an- 


099.30 


Latte  10,\'bratTseite. 

—  55- m 

75-ri5 

95 -US 

—  -  115-16S 

135- ISS 

Mittel  aixs 

Vorder^  und.  Rü.ch= 

Seite. 


999.1(1'  . 


Juh.7    8    9    10   U   IZ  13  Itt    i5A6.  17.   18  19.   20.Z1  22  23  2t  25  Z6  ZT  2S  29. 

Fii"".  9. 


999,90 


Latte  10 

—  Vorderseite. 

-  -   Rückseite. 

Mittel  OXIS  J  Order = 

UJid  Rui'kseite . 

Mittel  caisLaHelO 

icndlOÄ 


Juli,     7.     S.    9.   10.  U   11.  13.   li.  lä  lh\  IT  tu.  19  tü  U  22  23.  2^-.  25.  2ß  27  ZS  ZS  30  31. 

Fig.    10. 


Latte  lOA 

VardersoJte . 

HückseUe  . 
-MitteL  aus  lbtxler= 

und  Riiilteeite . 
-Mittel  aiisLattelO 

und  lOA. 


999,7Q 


Juli,  7   8  9  10  n  iz  13  m  15  le  n  is  19  20  n  zz  zs  24  25  zu  Z7  zs.zs  m> 

Fi2-.  11. 


gegebenen   Temperaturen),    nämlich    der  Lattenmeter   zwischen    den 
Strichen    55    und  105:    75    und  125:    95    und  145:    115    und  165: 


—     153     — 

185  und  185.  Der  Parallelismus  der  einzelnen  Linien  ist  befriedigend ; 
beigefügt  ist  in  Fig.  9  auch  noch  die  (in  Fig.  10  wiederkehrende) 
Linie  für  das  Mittel  der  Lattenmeterbestimmungen  auf  Vorder-  und 
Rückseite  der  Latte.  Die  Fig.  10  und  11  geben  graphische  Dar- 
stellungen der  tatsächlichen  Veränderungen  der  Länge  eines  durch- 
schnittlichen Lattenmeters  (bei  den  in  der  Tabelle  5  links  angegebenen 
Temperaturen)  für  die  Latten  10  und  10 A;  in  beiden  Figuren  ist 
Vorderseite  und  Rückseite  getrennt,  sodann  das  Mittel  aus  Vorder- 
und  Rückseite  für  jede  Latte,  endlich  das  Gesamtmittel  für  beide 
Latten  zusammen  angegeben. 

Bemerkenswert  ist  in  den  Fig.  10  und  11,  daß  auf  Latte  10 
das  Meter  der  Vorderseite  sich  etwas  kürzer  zeigt  als  das  Meter  der 
Rückseite  vom  7.  bis  17.  Juli  (abgesehen  vom  15.  Juli,  wo  die  Differenz  0 
ist),  daß  aber  das  Vorzeichen  dieser  Differenz  entgegengesetzt  ist 
vom  18.  bis  26.  Juli;  erst  die  letzte  Bestimmung  vom  29.  Juli  zeigt 
wieder  das  frühere  Vorzeichen  (und  dieses  hat  sich  bis  November 
1902  und  weiter  erhalten).  Dies  ist  für  die  Latte  10  kein  er- 
wünschtes Zeichen ,  doch  sind  die  Abweichungen  im  allgemeinen 
wenige  Hundertel  Millimeter.  Bei  der  Latte  10  A  ist  ein  solcher 
Umschlag  des  Vorzeichens  der  Differenz  zwischen  Vorderseite  und 
Rückseite  nicht  vorhanden ;  man  wird  hiernach  allein  schon  die 
Latte  10  A  als  die  bessere  erklären  dürfen. 

IV.  Ergebnisse  des  Nivellements  von  1902. 

1.  Endgültige  Zahlen  der  Höhenunterschiede  und  für  die  Höhen  der  Punkte. 

Die  folgende  Tabelle  6.  enthält  zunächst  die  sämtlichen  ge- 
messenen Höhenunterschiede  (nach  der  Lageplanordnung,  nicht  chrono- 
logisch geordnet),  Spalte  1  gibt  den  Halbtag  der  Messung;  Spalte  2 
die  2  Endpunkte  der  Strecke ;  dabei  ist  nochmals  daran  zu  er- 
innern, daß  der  Hilfspunkt  H'  den  Ausgangspunkt  des  Nivellements 
unter  der  Höhenmarke  am  Böblinger  Bahnhof,  C  den  Bolzen  am 
Rathaus  in  Gerlingen,  L  den  Endpunkt  des  Nivellements  am  Bahn- 
warthaus in  Lustnau  bedeutet.  Die  Stellung  der  Zahlen  der  End- 
punkte jeder  Strecke  gibt  zugleich  an,  in  welcher  Richtung  nivelliert 
ist,  z.  B.  bedeutet 

2,  3  Nivellement  von  Pnnkt  2  nach  Punkt  3 

3,  2  „  „        „       3     .         „       2; 

übrigens  ist  für  diese  eigentlichen  Nivellementsstrecken  jedesmal 
noch   hinzugefügt: 


-       154     — 

A  =  Nivellement  in  der  Richtung  Böblingen — Lustnau  oder 
B  =  Nivellement    „      „  „  Lustnau — Böblingen. 

Bei    der  Bestimmung   der  kleinen  Höhenunterschiede  zwischen 

den   2  Festpunkten  eines  Punktepaars:     1,2;    3,    4;    5,    6; 

68,  64;  65,  66,  die  je  von  einer  Aufstellung  des  Instruments  aus 
gemacht  wurde,  ist  diese  Unterscheidung  nicht  angegeben,  doch  ist 
auch  hier  auf  das  Vorzeichen  zu  achten.  Die  Länge  dieser  gleich- 
sam kleinen  seitlichen  Ausbiegungen  des  Nivellements,  welche  durch- 
schnittlich 2  X  18,5  m  beträgt,  ist  aber  je  in  Spalte  9  (s.  u.)  an- 
gegeben ,  um  bei  der  Gesamtlänge  der  Nivellementsstrecke  mit- 
gerechnet zu  werden. 

Spalte  3  gibt  die  unmittelbaren  Messungszahlen  für  die  in  der 
Richtung  A  und  B  erhaltenen  Höhenunterschiede  (Mittel  aus  Latten- 
seite I  und  H  in  jeder  Nivellementsrichtung)  an,  reduziert  nur  für 
die  Neigungen  der  Ziellinien.  Das  Zeichen  -f  bedeutet  Steigen, 
—  Fallen  in  der  Richtung  des  Nivellements  (so  daß  A  und  B  ent- 
gegengesetzte Zeichen  haben). 

Spalte  4  Lattentemperatur  bei  der  Messung  und  Betrag  der 
Reduktion  des  gemessenen  Höhenunterschieds  auf  +  18*^  C. ; 

Spalte  5  Messungszahlen  für  die  Höhenunterschiede  nach  An- 
bringung der  Reduktion  4) ; 

Spalte  6  die  für  das  Lattenmeter  bei  -f-  18°  C.  den  Latten- 
vergleichungen  gemäß  anzunehmende  Länge  (Mittel  der  2  Seiten 
jeder  Latte  und  der  beiden  Latten) ; 

Spalte  7  die  hiernach  sich  wegen  unrichtiger  Lattenlänge  er- 
gebende Reduktion  der  gemessenen  Höhenunterschiede; 

Spalte  8  die  mit  dieser  Verbesserung  7  versehenen  Höhen- 
unterschiede; und  endlich 

Spalte  9  die  einfache  Länge  der  Nivellementsstrecke  in  Kilo- 
metern. 

Zu  bemerken  ist  zu  dieser  Tabelle  nur  noch ,  daß  (vgl.  *)  im 
Anfang  der  Tabelle  bei  den  Strecken  2,  8  und  4,  5  zwei  Strecken 
dreimal  statt  zweimal  nivelliert  sind,  nämlich  zweimal  in  der 
Richtung  A,  einmal  in  der  Richtung  B.  Für'alles  Folgende  ist  bei 
diesen  beiden  Strecken  das  Mittel  der  2  Messungen  A  genommen, 
dieses  Mittel  dann  aber  bei  der  Differenzbildung  (A— B)  wie  eine 
einfache  Messung  A  behandelt. 


155 


Tabelle  6. 


Datum 
1902 


H(>lien- 

unter- 

schied 

zwischen 

den 

Punlcten 

Nr. 


Ge- 
messener 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 


C. 


+ 


Gemessener 

Höhen- 
unterschied 
reduziert 
auf  die 
Latten- 
temperatur 
+  18"  C. 

m 


Länge 
eines 
Latten- 
meters 
bei  + 
18°  C. 
mm 

Keduktion  des  ge- 
messenen Höhen- 
untersch.  wegen  un- 
richtiger Lattenl  an  ge 

mm 

6. 

7. 

Re- 
duziej'ter 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 


km 

9. 


2. 


Juli  x.]\r. 

.    v.M. 

.    V.M. 
..    V.M. 

..    X.M.j 
.    N.M. 
V.M. 

N.M.i 

V.M.| 

N.M. 
V.M. 
V.M. 

N.M. 

N.M.I. 

V.M.! 
V.M.I 

V.M. 
V.M.! 

N.M. 
V.M. 

N.M. 
V.M. 

N.M. 
V.M. 

V.M. 
V.M. 

N.M. 
N  M. 

V.M. 
N.M. 


H'l 
1  H' 


9.  , 

8.  , 

9.  , 

9-  . 

10.  ., 


2  3'A* 

3  2jB 

2      SjA* 

3   4 
3   4 

4  5IA* 

5  4|ß 
4      5A* 

5    6 
5   6 

6  7A 

7  6!B 

7   8 
7   8 

8  9jA 

9  8!b 

9    10 
9    10 

10  lllA 

11  io'b 

11    12 
11    12 

12  ISA 

13  12B 

13    14 
13    14 


+    .5,8364 
—    5,8359 


-f  24" 
22 


—  0.0407 
-f    0,0407 

+    5,0434 

—  5,0441 
+    5,0433 

—  0,0162 

—  0,0162 

+  26,5769 

—  26,5765 
+  26,5769 

+    0,3534 
+   0,3531 

-f  19,6249 

—  19,6244 

+    0,2635 
4-   0,2635 

+ 19,1031 
— 19,1037 

—  0,3185 

—  0,3185 

—  12,9812 
-f  12,9815 

—  0,1274 

—  0,1276 

— 12,1239 
+  12,1261 

—  0,3451j 

—  0,3447 


+  0,1 
—  0,1 


+  0,1 
-0,0 

+  0,1 


+  0,7 
—  0,3 
+  0,3 


5,8365  999,8321 
5,8360'   8321 


+  5,0435  999,821 
-  5,0441  821 
4-  5,0434'   821 


+  26,5776 
—  26,5768 
+  26,5772 


12  —0,5  +  19,6244 

13  +  0,4  -  19,6240 


—  0,3  + 19,1028 
+  0,7:—  19,1030 


-0,2 

+  0,2 


— 12,9814 
+  12,9817 


-  12,1244 
+  12,1260 


999,809 
809 
809 


999,816 
816 


999,816 
816 


999.816 
812 


999,800 


800 


-1,0 
+  1,0 

0,0 

—  0,9 
+  0,9 

—  0,9 

0,0 

—  5,1 

+  5,1 
--5,1 

-0,1 

—  3,6 
+  3.6 

0,0 

—  3,5 

+  3,5 

+  0,1 

+  2,4 

—  2,4 

0,0 

+  2.4 

—  2,4 

+  0,1 


+  5,8355 
5,8350 


—  0,0407 

+  0,0407 

+  5,0426* 

—  5,0432 
+  5,0425* 

—  0,0162 

—  0,0162 

+  26,5725' 

—  26,5717 
+  26,5721= 

+  0,3533 
+  0,.3530 

+  19,6208 
— 19,6204 

+  0,2635 
+  0,2635 

+ 19,0993 
— 19,0995 

—  0,3184 

—  0,3184 

—  12,9790 
+  12,9793 

—  0,1274 

—  0,1276 

—  12,1220 
+  12,1236 

—  0,3450 

—  0,3446 


0,99 
0,03 

0,69 

0.02 

0,92 

0,04 
0,99 
0,02 
0,59 
0,02 
0,89 
0,02 
0,86 
0,02 


156 


Datum 
1902 

1    Höhen- 
'     unter- 
schied 

zwischen 
1       den 

Punkten 
1        N'-. 

Ge- 
messener 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 

ii 
11 

G 

.2!b 

1+ 

Gemessener    Länge 

Höhen-        eines 

unterschied  ' 
reduziert     Latten- 
auf die      ineters 

Latten-         i     ■     i 
temperatur     "^^     i 

+  1.0  c.   :  18»  C. 

Keduktion  des  ge- 
messenen HöhPH- 
untersch.  wegen  un- 
richtiger Lattenlänge 

Re- 
duzierter 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 

1  1 

c. 

mm 

m            mm 

mm 

:km 

1. 

•         2. 

3. 

4. 

5.              6.      1      7. 

8. 

1  9. 

14.  Juli  N.M. 

14  C  jA 

15.    „    V.M. 

C  14   B 

16.    .,    V.M. 

C   15  |A 

15.    „    V.M. 

15    C  |b 

15.    ..    V.M. 

15    16 

15. 

15. 
16. 

15. 

16. 

16. 
17. 

16. 
17. 

17. 

16. 

17. 
17. 

17. 
17. 

17. 

18. 

18. 
21. 

18. 
19. 

18. 
20. 

18. 
19. 

18. 
19. 


N.M.      15    16 

NM    16     17  A 
V.M.  17     16  B 

NM.      17    18 
V.M.      17    18 


N.M. 

V.M.' 


19A 
18'B 


18 
19 

N.M.;     19   20 
V.3I.|     19   20 

NM.  20    21; A 
N.M.  21     20 iB 

N.M.I     21    22 
N.M.     21    22 


N.M.  22 
N.M.  23 


23A 
22iB 


N.M.I    23    24 
V.M.     23   24 

V.M.  24    25  A 
V.M.  25    24  B 

V.M.      25   26 
NM      25   26 


-  15,2475 
+  15,2482 

-f  13,3957 
— 13,3935 

+    0,1402 
+    0,1396 

+ 18,5763 

-  18,5746 

4-   0,5584 
-f   0.5579 

-  0,3036 
-f    0,3024 

+    0,0213 
4-   0,0216 

-f    0,4275 
-    0,4269 

-  0,3298 

-  0,3300 

-  22,0790 
+  22,0800 

+  0,5471 
+  0,5469 

+  27,3994 

-  27,3968 

l-f-  0,2242 
-f  0,2242 


V.M, 
N.M. 

V.M. 
N.M. 


27A 
26  B 


27  28 
27  28 

N.M.  28  29  A 
V.M.  29  28  B 


2,8645 
2,8643 

0,1616 
0,1621j 

5,4923 
5.4938; 


-0,4 
+  0,6 

0,0 
—  0,2 


+  0,3 
—  0,2 


-  0,3 
+  0,2 


0,0 

+  0, 


—  15,2479 

+ 15,2488 

+  13,3957 
- 13,3937 


+  18,5766 
— 18,5748 


—  0,3036 
+  0,3024 


+  0,4275 
—  0.4269 


—  22,0793 
+  22,0802 


+  27,3994 
-  27,3961 


-  2.8645 
+  2,8643 


5,4924 
+  5,4937 


999,785 
785 

+  3,3 
-3,3 

999,785 

785 

-2,9 

+  2,9 

0.0 

999,777 
793 

—  4,2 

+  3,8 

—  0,1 

999,808 
828 

+  0,1 
—  0,1 

0.0 

999,830 
808 

—  0,1 

+  0,1 

+  0,1 

999,835 
835 

+  3,6 
-3,6 

-0,1 

999,815 
875 

—  5,1 

+  3,4 

0.0 

999,820 

844 

+  0,5 
-  0,4 

0,0 

999,815 
813 

+  1,0 
— 1,0 

—  15,2446 
+  15,2455 

+  13,3928 

—  13,3908 

+  0,1402 
+  0,1396 

+  18,5724 

—  18,5710 

+  0,5583 
+  0,5578 

—  0,3035 


0.41 


1.01 


0,03 


0,C2 


+  0,3023! 
-f  0,0213 


0,76 


+  0,0216 

+  0,4274' 

—  0,4268 

—  0,3297 

—  0,3299 

—  22,0757 
+  22,0766 

+  0,5470 
+  0,5468 

+  27,3943 

—  27,3927 


,  0,02 


0.2242 
0,2242 

2,8640 
2,8639 

0,1616 
0.1621 


—  5,4914  I 
+  5,4927 


[0,61 

!  0.(13 

0,45 

0,02  I 

0,85 

0,02 

0,78 

0,04 

0,67 


15" 


Datum 
i;)02 


I    Höhen- 
I     iinter- 
schied 
I  zwischen 
1       den 
i  Punkten 
^       Nr. 


Ge- 

\. 

messener 

i:^ 

c 

Höhen- 

ii 

.2§o 

unter- 

oT^ 

^  + 

schied 

^1 

m 

c. 

mm 

Gemessener 

Länge 

^M 

Höhen- 

eines 

£.-§§  = 

unterschied 
reduziert 

Latten- 

VtH 

auf  die 

meters 

V.^äu 

Latten - 
temperatur 

bei-f 

Redu^ 

messe 

untersc 

richtige 

-f-  18»  C. 

18»  C. 

m 

mm 

mm 

Ee- 
duzierter 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 


km 
9. 


Juli  N.M. 

..  V.M. 

_  N.M. 

.  V.M. 

.,  N.M. 

,  V.M. 

.  V.M. 

..  V.M. 

„  N.M. 

,  V.M. 

..  N.M. 

..  N.M. 

.,  N.M. 

,  V.M. 

„  N.M. 

..  V.M.; 

..  V.M.j 

,  N.M.! 

,  N.M. 

,  N.M. 

..  V.]|[. 

,  N.M.: 

.  V.M. 

..  V.M. 

.,  N.M. 

,  N.M. 

..  N.M. 

,  N.M. 

,  N.M. 

,  V.M. 

,  V.M. 

..  V.M 


29   30 
29   30 

30  31  A 

31  30!b 

31   32 
31    32 

32  33A 

33  32  B 

33   34 
33   34 

34  35A 

35  34  B 

35   36 
35   36 

36  37A 

37  36  B 

37   38 
37   38 

38  39  A 

39  38  B 

39   40 
39   40 


40  41 

41  40 


41   42 
41    42 

42  43  A 

43  42  B 

43   44 
43   44 

44  45A 

45  44B 


—  0,3367 

—  0,3368 

—  5,8837 
-f    5,8850 

—  0,2893 

—  0,2897 

—  16,0014 
4-  15,9999j 

4-  0,1567| 
+  0,1567 

+  1,7133 

—  1,7121 

+  0,0322 
+  0,0320 

- 16,1438 
+  16,1431 

—  0,8782 

—  0,8777 

—  19,7254 
+  19,7257 

—  0,4704 

—  0,4706 

—  28,6784 
+  28,6793 

—  0,5201 

—  0,5197 

—  17,0798 
-f  17,0802 

—  0,1751 

—  0,1747 

—  17,4500 
+  17,4472 


+  21° 
14 


-0,1 
-0,1 


1+0,2 
—  0,2 


5,8838  999,815 


+  0,2 
-0,2 


-  0,5 


+  0,1 
—  0,6 


+  0,1 
—  0.1 


-l-  5,8849 


— 16,0012 
+ 15,9997 


f  1,7133 
-  1,7121 


16,1436 
16,1429 


19,7252 
19,7252 


~  28,6783 
+  28,6787 


- 17,0797 

+  17^0801 


8I3' 


999,875 
875 


1+0.4^ 
1   0,0: 


999,869 
869 


999,869 
858 


999,854 
858 


999,860 
860 


999,861 
861 


999,858 


+  0,1 

+  1,1 
-1,1 

+  0,1 

+  2,0 

—  2,0 

0,0 

—  0,2 

+  0,2 

0,0 

+  2,1 

—  2,3 

+  0,1 

+  2,9 

—  2,8 

+  0,1 


17,4496 
17,4472    858 


+  4,0 

-4,0 

+  0,1 

+  2.4 

-2,4 

0,0 

+  2,5 

-2.5 

—  0,3366 

—  0,3367 

—  5,8827 
+  5,8838 

—  0,2892 

—  0,2896 

—  15.9992 
+  15,9977 

+  0,1567 
+  0,1567 

+  1,7131 

—  1,7119 

-f  0.0322 
+  0,0320 

—  16,1415 
+ 16,1406 

—  0,8781 

—  0,8776 

—  19,7223 
+  19,7224 

—  0,4703 

—  0,4705 

-f  28,6743 
+  28,6747 

~  0,5200 

—  0,5196 

—  17,0773 
+  17,0777 

—  0,1751 

—  0,1747 

—  17,4471 
+  17,4447 


0,04 
0,73 
0.02 
0,70 
0,02 
0,40 
0,04 
0.53 
0,04 
0,67 
0,03 
0,72 
0.03 
0,73 
0,02 
0,78 


—     158 


Datum 
1902 


Höhen- 
unter- 
schied 
zwischen 

den 

Punkten 

Nr. 


Ge- 
messener 
Höhen- 
unter- 
schied 


1^  ^ 


Z^ 


Hg 


,  Gemessenen  Länge 
Höhen- 


i  unterschied 


1  + 


mm 


eines 

uuteiöuiiitju  I 
reduziert     Latten- 
auf die       meters 

Latten-      ;  ,     .     |^ 
temperatur     "^^     i" 

+  ISO  c.   1  18»  C. 
m        i    mm 


'2  c  A  h 


«Sgl 


Re- 
duzierter 
Höhen- 
unter- 
schied 


c  tc 


km 
IT 


24.  Juli  V.M. 

24.    .,  N.M. 

,  N.M. 

,  N.M. 

.,  N.M. 

,  N.M. 

..  N.M. 

..  V.M. 

„  V.M. 

„  V.M. 

.,  V.M. 

,  V.M. 

.,  V.M. 

,  V.M 

„  N.M. 

,  N.M. 

,  N.M. 

,  N.M. 

„  N.M. 

,  V.M. 

„  N.M. 

,  V.M. 

„  V.M. 

„  V.M. 

,  V.]\I. 

,  N.M. 

.  N.M. 

..  N.M. 

,  N.M. 

.  V.M. 

.  V.M. 

..  V.M. 


45   46 
45   46 


47|A 
46|B 


47   48 
47   48 


49jA 
48  JB 


49   50 
49    50 


51iA 
50|B 


51    52 
51    52 


53:a 

52B 


53   54 
53   54 


55  A 
54  B 


55   56 
55   56 


57A 
56|b 


57   58 
57   58 


59;a 

58|b 


59   60 
59   60 


61A 
60;B 


—  0,1114 

—  0,1115 

—  8,4113 
+  8,4138 

—  0,0758 

—  0,0761 

—  9,6262 
+  9,6283 

+  0,0137 

+  0,0135 

—  15,0101 
-f  15,0132 

—  0,1349 

—  0,1853 

—  5,9104 
+  5,9106 

—  0,1942 

—  0,1941 

-  5,5403 

+  5,5417 

—  0,2366 

—  0,2366 

—  5,5958 
-I-  5.5954 

—  0,1449 

—  0,1447 

^  6,2572 

-f  6.2570 

—  0,0120 

—  0,0116 

—  2,4144 
+  2,4163 


13 


0,1;—    8,4114  999,860 
0,1 ;+    8,4139        860 


0,01 


—  0,1 

+  0,1 


—  9,6262,999,860 
-f  9,6283|   866 


—  15,0103  999,866 
+  15,0130    866 


-  5,9105  999,866 
+  5,9107    866 


0,lj-  5,5404  999,866 
0,0+  5,5417    866 


+  0,2j—  5,5956j999,873 
—  0,l'+  5,5953    873 


0,01 


—    6,2572  999,860 
-f    6,2570        860 


0,0 

+  1,2 

—  1,2 

0,0 

+  1,3 

—  1,3 

0,0 

+  2,0 

—  2,0 

0,0 

+  0,8 
-0,8 

0,0 

+  0.7 

—  0,7 

0,0 

+  0,7 
-0,7 

0,0 

+  0,9 

—  0,9 


0,01 


2,4144  999,860 
2.4163'        860 


0,3 
0,3 


—  0,1114 

—  0,1115 

—  8,4102 
+    8,4127 

—  0,0758 

—  0,0761 

—  9,6249 
+  9,6270 

+   0,0137 

+  0,0135 

—  15,0083 
+  15,0110 

--  0,1349 

—  0,1353 

—  5,9097 
+  5,9099 

—  0,1942 

—  0,1941 

—  5,5397 
+  5,5410 

—  0,2366 

—  0,2366 

—  5,5949 
+  5,5946 

—  0,1449 

—  0,1447 

—  6,2563 
+  6,2561 

—  0,0120 

—  0,0116 

—  2,4141 
+  2.4160 


0,03 
0,73 
0,02 
0,69 
0,03 
0,76 
0,03 
0,60 
0,03 
0,73 
0,03 
0,62 
0,02 
0,73 
0,03 
0.51 


159 


1  )atum 
1902 

Höhen- 
unter- 
schied 
zwischen 

den 

Punkten 

Nr. 

Ge- 
messener 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 

l| 

Sä 

1+ 

Gemessener 

Höhen- 
unterschied 
reduziert 
auf  die 
Latten - 
temperatur 
-f  18"  C. 

ni 

Länge 
eines 
Latten- 
meters 
bei  + 
18»  0. 
mm 

Beduklion  des  ge- 
messenen Höhen- 
uuterseh.  wegen  un- 
richtiger Lattenlänge 

Ee- 
duzierter 
Höhen- 
unter- 
schied 

m 

1! 

Hl     S 

c    > 
HP 

C. 

mm 

mm 

km 

1.          1         2.        !         8.        :          4.          1         ö.              (i.      :      7. 

8. 

9. 

29.Julix\.M. 
29.    ,    N.M. 

1 
61    62    1  +  0,1520 
61    62     +0,1520 

+  0,1520 
+  0,1520 

0,04 

28.  .    N.M. 

29.  ,    V.M. 

62  63  A    —  6,3048 

63  62  B    +6,3043 

+  15" 
10 

+  0,1 
-0,2 

—  6,3047 
+  6,3041 

999,860 
850 

+  0,9 
-0,9 

-  6,3038 
+  6,3032 

0,93 

29.    „    N.M. 
29.    ,    N.M. 

63   64     -  0,1528 
63   64     —0,1580 

0,0 

—  0,1528 

-  0,1530 

0,03 

29.    „    V.M. 
29.    ,    N.M. 

64  65A— 1,6455 

65  64  B    +  1,6458 

18 
20 

0,0 

-  1,6455 
+ 1,6458 

999,850 
845 

+  0.2 
—  0.3 

-  1,6453 
+ 1,6455 

0,52 

29.    ,    N.M.'     65    66      +0,0250 
29.    ,    N.M.      65    66     +0,0250 

0,0 

+  0,0250 
+  0,0250 

0,02 

29.    .,    V.M. 
29.    ,    V.M. 

66  L   |A 
L  66   iB 

+  2,0552 
—  2,0540 

20 
22 

0,0 

+  2,0552 
—  2,0540 

999,850 

SöO 

-0.3 
+  0,3 

+  2,0549 
-  2,0537 

0,52 

Von  Notizen  aus  den  Messungsheften  sind  etwa  noch  besonders 
anzuführen :  bei  35  34  (B)  fiel  der  Schluß  der  Messung  in  die 
Dämmerung;  bei  45  44  (B)  stärkeres  Zittern  der  Lattenbilder;  48 
49  (A)  teilweise  bei  Regen.  Es  seien  bei  dieser  Gelegenheit  über- 
haupt alle  Notizen  über  die  Witterung,  die  sich  in  den  Beobachtungs- 
heften finden,  angeführt,  abgesehen  von  den  selbstverständlichen,  in 
kurzen  Zwischenräumen  sich  folgenden  Temperaturmessungen: 

Ulli   \'.M.       trüb,      regnerisch, 
später  windig;  gegen  Mit- 
tag sonnig,    aber    starker 
^Vind,   abgeliroclieii. 
Sonntag.) 

\'.^r.  Ix'dcckt .  später 
sdüiiig,  leichtes  Zittern 
(l.T  lüldcr:  l)ci  11  10  (B) 
l»ci  dvv  l<'tzTcn  .\ufstellung 
Hildei-  uiiruliig. 
..  X.M.  heiß,  sonnig,  Mes- 
sung kann  erst  4''  be- 
gonnen werden  wegen 
steter  riu'uhe    der  IJilder. 


10. 
1  1. 


Juli   keine   Bemerkung. 
V.M.  bald  sonnig. 

.,      V.M.  keine  Bemerkung. 

,,  N.M.  sonnig,  nbends  tVi- 
sclier  Wind. 

,.      WSL     bedeckt,       windig: 
titwa  von  8^  15    a.n    stär- 
kerer   Wind,     al)er     iiiclit 
abgebrochen. 
N.M.  keine   Bemerkung. 

,,  \'.M,  trüb,  regnerisch,  win- 
dig (10^  starker  Wind, 
der  zum  Abbrechen  nötigt). 

.,      N.3[.  trüb,  regnerisch. 


(i:;. 
11. 


14. 


160 


15.  Juli  ^'.J\I.     soiiniii-.    dann     von 
1'2^  au  Eegeu. 
N.M.  trüb,  reguerisch. 
V.M.  trüb,  regnerisch,  spä- 
ter besser. 

N.M.  sonnig,  windig. 
V.M.  trüb,  regnerisch  den 
ganzen  V.M. 


15. 
16. 


18. 
19. 


19. 


(20. 
21. 


22. 
22. 


z.  T.  windig, 
regnerisch, 


T.    leicht 
unruhig, 


V.M.  sonnig, 
V.M.  kühl , 
windig. 

N.M.  ^Bilder    z. 
bewegt,     später 
abgebrochen. 
Sonntag.) 

kühl,  N.M  Gewitter,  Be- 
ginn der  Arbeit  4''  30 ; 
letzte  Ablesungen  bei  un- 
genügender Beleuchtung. 
V.M.  von  9^  an  regnerisch, 
windig,  Schluß  11^. 
N.M.  Beginn  o^ ,  sonnig, 
ziemlich  starker  Wind ; 
später  trüb  und  windig. 


24. 


24. 


25. 


(27 

28. 


Juli  ^'.M.  regnerisch,  von  8**  45 
an  Arbeit  in  leichtem 
Regen,  später  wiederSonne, 
windig  bis  ziemlich  starker 
Wind ,  aber  nicht  abge- 
brochen. 

,.     N.M.  keine  Bemerkung. 

.,  V.M.  sonnig,  von  9^  an 
leichtes  Zittern  der  Bilder, 
später  stärker,  10^  ab- 
gebrochen. 

,.  N.M.  Beginn  3^,  gewitter- 
haft, schwül,  abends  Eegen, 
aber  nicht  abgebrochen. 

..  morgens  trüb ,  dann  reg- 
nerisch, später  besser. 

,.     N.M.  sonnig. 

..  morgens  sehr  kühl,  dann 
V.M.  sonnig,  leichtes  Zit- 
tern,  10*^  abgebrochen. 

..     Sonntag.) 

.,  V.M.  regnerisch ,  Beginn 
erst   10^  30  möglich. 

,,  N.M.  sonnig  und  windig; 
3'^  leichtes  Zittern ,  spä- 
j  ter    unruhige   Bilder    (ab- 

'  gebrochen),  abends  besser. 

Die  folgende  Tabelle  7  gibt  ferner  das  Gesamtresultat  des 
Nivellements    in  Form  von  N.N. -Höhen,  unter  der  Annahme: 

Höhenmarke  H  am  Bahnhof  Böblingen  =  439,221  m 
über  N.N.,  aus  der  abgeleitet  ist: 

Hilfspunkt  H'  (nicht  vermarkt)  unter  der  Höhenmarke 
=  437,539  m  über  N.N. 

Wie  schon  bemerkt  wurde ,  sind  bei  den  folgenden  Höhen- 
zahlen nur  die  Ergebnisse  des  Nivellements  selbst  verwendet,  die 
Korrektionen  mit  Ausnahme  der  zur  Zurückführung  der  gemessenen 
Höhenunterschiede  auf  normales  Maß  notwendigen  weggelassen,  so 
daß  es  z.  B.  ganz  gleichgültig  ist,  daß  als  Höhenzahl  für  den  End- 
punkt L  des  Nivellements  am  Bahnwarthaus  Nr.  50  bei  Lustnau 
315,9'-585  ü.  N.N.  erscheint,  während  die  Zahl  in  der  Veröffent- 
lichung ^),  vgl.  S.  114,  zu  315,899  angegeben  ist: 

Spalte   1    bezeichnet  die  einzelnen  Strecken ; 

Spalte  2  enthält  das  Mittel  der  2  Nivellierungen  in  verschiede- 
nem   Sinn    (A-Richtung    Böblingen — Lustnau,    B-Hichtung    Lustnau 


IGl 


Tabelle 


vellements- 
.Strecke 


Mttel 

der  Nivellierungen 

A  und  B 


Festpunkt 
Nr. 


Entfernung 

von  H'  in 

km 


N.N.-Höhe  mit 
H'  =  437,539 


H- 

1 

1 

2 

2 

3 

3 

4 

4 

5 

5 

6 

6 

7 

7 

8 

8 

9 

9 

10 

10 

11 

11 

12 

12 

13 

13 

14 

14 

C 

C 

15 

15 

16 

16 

17 

17 

18 

18 

19 

19 

20 

20 

21 

21 

22 

22 

23 

23 

24 

24 

25 

25 

26 

26 

27 

27 

28 

28 

29 

29 

30 

30 

31 

31 

32 

32 

33 

+ 

5,8352 

— 

0,0407 

+ 

5,0429 

— 

0,0162 

+ 

26,5720 

+ 

0,8532 

+ 

19,6206 

+ 

0,2635 

+  19,0994 

— 

0,3184 

— 

12,9791 

— 

0,1275 

— 

12,1228 

— 

0,3448 

— 

15,2450 

+ 

13,3918 

+ 

0,1399 

+  18,5717 

+ 

0,5580 

— 

0,3029 

+ 

0,0215 

+ 

0,4271 

— 

0,3298 

— 

22,0761 

+ 

0,5469 

-4- 

27,3935 

+ 

0,2242 

— 

2,8639 

.-^ 

0,1619 

— 

5,4921 

— 

0,3367 

— 

5,8832 

— 

0,2894 

— 

15,9985 

eshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkuiido  i 


H' 

0,00 

1 

0,99 

2 

1,02 

3 

1,71 

4 

1,73 

5 

2,65 

6 

2,69 

7 

3,68 

8 

3,70 

9 

4,29 

10 

4,31 

11 

5,20 

12 

5,22 

13 

6,08 

14 

6,10 

C 

6,51 

15 

7,61 

16 

7,64 

17 

8,36 

18 

8,38 

19 

9,14 

20 

9,16 

21 

9,77 

22 

9,80 

23 

10,25 

24 

10,27 

25 

11,12 

26 

11,14 

27 

11,92 

28 

11,96 

29 

12,63 

30 

12,67 

31 

13,40 

32 

13,42 

0  in  Wüi 

tt.  190C. 

437,5390 
443,3742 
443,3335 
448,3764 
448,3602 
474,9322 
475,2854 
494,9060 
4951695 
514,2689 
513,9505 
500,9714 
500,8439 
488  7211 
488,3763 
473,1313 
486,5231 
4866630 
505.2347 
505,7927 
505,4898 
505-5113 
5059384 
5056086 
483,5325 
484,0794 
511,4729 
511,6971 
508,8332 
508,6713 
503,1792 
5028425 
496,9593 
495.6699 

11 


—     162     — 


Nivellements- 
Strecke 


Mittel 

der  Nivellierungen 

A  und  B 


Festpunkt 
Nr. 


Entfernung ! 

von  H'  in 

km 


N.N.-Hölie  mit 
H'  =  437,539 


33 

34 

34 

35 

35 

36 

36 

37 

37 

38 

38 

39 

39  40 

40  41 

41  42 

42  43 

43  44 

44  45 

45  46 

46  47 

47  48 

48  49 

49  50 

50  51 

51  52 

52  53 

53  54 

54  55 


2. 


+  0,15G7 
+  1,7125 
+  0,0321 

—  16,1410 

—  0,8779 

—  19,7224 

—  0,4704 

—  28,6745 

—  0,5198 
- 17,0775 

—  0,1749 
— 17,4459 

—  0,1114 

—  8,4114 

—  0,0760 

—  9,6260 
+  0,0136 

—  15,0096 

—  0,1351 

—  5,9098 

—  0,1941 

—  5,5404 


55  56 

—  0,2366 

56  57 

—  5,5947 

57  58 

—  0,1448 

58  59 

-  6,2562 

59  60 

—  0,0118 

60  61 

—  2,4151 

61  62 

+  0,1520 

62  63 

-  6,3035 

63  64 

—  0,1529 

64  65 

—  1,6454 

65  66 

+  0,0250 

66  L 

+  2,0543 

33    1 

14,12 

480,6714 

34 

14,14   , 

480,8281 

35 

14.54 

482.5406 

36    i 

14,58 

482,5727 

37    ! 

15,11 

466,4317 

38 

15,15 

465,5538 

39    i 

15,82 

445,8314 

40 

15,85 

445,3610 

41 

16,57 

416,6865 

42 

16,60 

416,1667 

43 

17,33 

399,0892 

44 

17,35 

398,9143 

45 

18,13 

381,4684 

46 

18,16 

381,3570 

47 

18,89 

3729456 

48 

18,91 

372,8696 

49 

19,60 

363,2436 

50 

19,63 

3632572 

51 

20.39 

348,2476 

52 

20,42 

348.1125 

53 

21,02 

342,2027 

54 

21,05 

342,0086 

55 

21,78 

336,4682 

56 

21,81 

336,2316 

57 

22,43 

3306369 

58 

22,45 

330,4921 

59 

23,18 

324,2359 

60 

23.21 

3242241 

61 

23,72 

321.8090 

62 

23,76 

321,9610 

63 

24,69 

3156575 

64 

24,72 

315,5046 

65 

25,24 

3138592 

66 

25,26 

313.8842 

L 

25,78 

] 

315,9385 

—     163     — 

— Böblingen),  bei  den  Hauptstrecken  (unterstrichen)  das  Mittel 
der  2  vollständigen  Bestimmungen,  bei  den  Zwischenstrecken  mit 
nur  wenigen  Ausnahmen  ebenso ;  mit  +  ist  stets  das  Steigen  in 
der  Richtung  A  bezeichnet. 

Spalte  3  gibt  die  Nummer  der  Festpunkte,  deren  Entfernung 
von  H'  auf  dem  Nivellementsvveg  in  Spalte  4  und  deren  N.N.-Höhe 
(in  dem  oben  angegebenen  Sinn)  in  Spalte  5  angegeben  ist. 

2.  Berechnung  der  mittlem  Fehler. 
Für  die  mittlem  Fehler  ergibt  sich  zunächst  auf  den  Haupt- 
strecken, also  mit  vorläufiger  Weglassung  der  Bestimmung  der  Höhen- 
unterschiede in  den  Zwischenstrecken,  nach  der  üblichen  Rechnungs- 
weise mit  Hilfe  der  Differenzen  der  zwei  ganz  unabhängig  ausgeführten 
Nivellierungen  A  (Richtung  Böblingen — Lustnau)  und  B  (umgekehrt) 
jeder  Strecke  der  mittlere  km-Fehler  m,,  wenn 

A       B  =  d 

gesetzt  wird,  aus : 


/  d^ 


A  /  d^ 


Da  nämlich  die  Zielweite  zwar  auf  jeder  Strecke  konstant,  auf 
den  einzelnen  Strecken  aber  nicht  dieselbe  ist,  so  können  die  einzelnen 
Strecken  nicht  zu  der  sonst  üblichen  Formel 


Vim 


(2) 


zusammengefaßt  werden.  Zu  erinnern  ist  hier  nochmals  daran,  daß  A 
und  B  selbst  schon  die  Mittel  aus  2  Nivellierungen  (Vorder-  und  Rück- 
seite der  zwei  Latten)  sind,  die  jedoch  von  denselben  Aufstellungen 
des  Instruments  aus  und  mit  denselben  Wechselpunkten  gemacht 
sind,  daß  dagegen  A  und  B  vollständig  getrennte,  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  ausgeführte  Nivellierungen  vorstellen.  Die  Ge- 
wichtseinheit und  demnach  der  mittlere  km-Fehler  m,  beziehen  sich 
hienach  im  folgenden  auf  einmalige  solche  Nivellierung  A  oder  B 
der   Strecke  1  km.     Als  Längenmaß   für   d   und  m,    ist   das  Dezi- 

d^ 
millimeter  genommen;    die  ^^   und  die  m,    sind  auf  0,1  dmm  ab- 
gerundet. 

In  den  d  kommt  das  Vorzeichen  „+"  17mal,  das  Vorzeichen 
„ — "  18mal  vor  (vgl.  aber  unten);  der  mittlere  einfache  1  km- 
Fehler  schwankt  zwischen  den  Beträgen  z:  0,7  und  ±  21,9  dmm 

oder  abgerundet 

+  0,1  und  +  2,2  mm  (3) 

11* 


164 


Tabelle 


Strecke- 
zeiclien 

A-B  =  d 

i       Länge 
der  Strecke 

d^ 

27 

"'-Vr 

Zielweite  z 
auf  der 
Strecke 

dmm 

km 

dmm 

m 

1. 

2. 

3. 

i         4. 

1           5. 

1           6- 

H'    1 

1 

+    ö 

:         0,99 

;      12,5 

3,5 

1 

i           45 

2    3 

—    7 

0,69 

35.5 

60 

50 

4    5 

+    « 

0,92 

19,5 

4.4 

27 

6    7 

+    4 

0,99 

8.0 

■ 

28 

25 

8    9 

-    2 

0,59 

3,5 

19 

20 

10  11 

-    3 

0.89 

5.0 

2.2 

50 

12  13 

—  16 

0.86 

149 

!         12,2 

1           50 

14  C 

-    9 

0,41 

98,5 

1           9.9 

25 

C   15 

+  2,) 

1,01 

198 

14,1 

28 

16  17 

+  14 

0,72 

136 

;         11.7 

33 

18  19 

+  12 

0,7<) 

94,5 

i           97 

30 

20  21 

+    6 

0,61 

i       29,5 

5,4 

50 

22  23 

—    9 

0,45 

90       ■ 

95 

25 

24  25 

+  16 

0,85 

150 

123 

37 

26  27 

+    1 

0.78 

0,5 

07 

50 

28  29 

—  13 

0.67 

126 

11,2 

50 

30  31 

—  11 

0,73 

83 

91 

50 

32  33 

+  15 

0,70 

161 

12,7 

38 

34  35 

+  12 

0,40 

180 

134 

50 

36  37 

+    9 

0,53 

76,5 

8,7 

33 

38  39 

-    1 

0,67 

0,5 

07 

35 

40  41 

—    4 

0,72 

11,0 

3.3 

30 

42  43 

-    4 

0,73 

11,0 

3.3 

43 

44  45 

+  24 

0.78 

369 

192 

50 

46  47 

—  25 

0,73 

428 

20,7 

48 

48  49 

-21 

0,69 

320 

179 

50 

50  51 

-27 

0,76 

479 

219 

50 

52  53 

-    2 

0,60 

3,5 

19 

50 

54  55 

-13 

0.73 

116 

108 

46 

56  57 

+    3 

0,62 

7,5 

27 

45 

58  59 

+    2 

0,73 

2,5 

16 

48 

60  61 

—  19 

0,51 

354 

188 

50 

62  63 

+    6 

0,93 

19,5 

44 

36 

64  65 

-  -    2 

0,52 

4,0 

20 

43 

66  L 

+  12 

0.52 

139 

118 

40 

—     165     — 

Der  Durchschnitt  dieser  mittlem  einfachen  Einkilometer- 
fehler wäre  0,864  mm  und  demnach  der  quadratische  Mittelwert 
des  mittlem  einfachen  Einkilometerfehlers  zu 

+  1,08  miu  (4) 


anzunehmen, 

nii.o  =-  ±  1,253.0,864 
wie  sich  auch  m^g  aus 

•"1,0  =  V 

/    1     ^dd"             A  /7843 
2n        s          ^^1/70 

+  10,6  dmm  =  +  1,06  mm      (5) 

nahezu  übereinstimmend  mit  (4)  ergeben  würde.  Diese  Überschläge 
(4)  und  (5)  sind  deshalb  nicht  genau,  weil  sie  auf  die  infolge  der 
Ungleichheit  der  auf  den  einzelnen  Strecken  angewandten  Zielweiten 
verschiedenen  Gewichte  der  in  Tabelle  8  enthaltenen  einzelnen  m, 
keine  Rücksicht  nehmen.  Sie  genügen  aber  zur  Charakterisierung  des 
Nivellements,  bei  dem  also  als 


mittlerer  Einkilometsrfehler  einfachen  Nivellements  (A  oder  B) 

mittlerer  Einkilometerfehler  des  Mittels  aus  den  beiden  Nivelle- 
ments A  und  B  M,  n  =  -^-  =  +  0,75  mm 

V2 


(o-) 


angesehen  werden  darf. 

Die  angestrebte  Genauigkeit  (1  mm  für  den  Einkilometerfehler 
des  einfachen  Nivellements,  ''U  mm  für  den  Einkilometerfehler  des 
Doppelnivellements,  vgl.  oben,    S.   115)  wäre  also  hienach  erreicht. 

Hier  ist  übrigens  daran  zu  erinnern ,  daß  der  mittlere  Kilo- 
meterfehler außer  durch  Vergleichung  von  A  und  B  auch  dadurch 
bestimmt  werden  kann,  daß  die  zwei  Nivellierungen  I  und  II  (Verwen- 
dung von  Vorderseite  und  Rückseite  der  zwei  Latten),  als  deren  Mittel 
sich  jedes  der  zwei  Nivellements  A  und  B  darstellt,  miteinander  ver- 
glichen werden.  Diese  zwei  zusammengehörigen  Nivellements  I  und  II 
sind  nur  nicht  unabhängig  voneinander  wie  A  und  B,  vielmehr  gleich- 
zeitig von  denselben  Aufstellungen  des  Instruments  aus  und  mit 
identischen  Wechselpunkten  ausgeführt.  Auch  diese  Vergleichung 
ist  für  die  35  Hauptstrecken  vollständig  durchgerechnet  worden. 
Es  genügt,  hier  das  Gesamtergebnis  anzuführen.  Aus  den  Unter- 
schieden (und  zwar  je  für  die  ganzen  Höhendifferenzen  der  Haupt- 
strecken, nicht  für  die  einzelnen  Stände  des  Instruments) 

1— 11  bei  Nivellement  A,      und  ebenso 
I— 11    „  ..  B       tindet  sich  als 


—     166     — 

mittlerer  Einkilomcterfehler  der  einfachen  Xivellierung  I  oder  II  im  Nivellement  A 

+  0,96  mm, 
mittlerer  Einkilometerfehler  der  einfachen  Nivellierung'  I  oder  II  im  Nivellement  B 

+  0,88  mm. 

also  unter  sich  genügend  übereinstimmende  Beträge.  Ferner  er- 
gibt sich  hienach 

mittlerer  Einkilomcterfehler  der  Nivellierung-  A  (Mittel  aus  I  und  II i  +  0,68  nmi 
,  ..  B  (     ,         ••     I     „     II)  ±  0,62    „ 

Dieser  Betrag  des  mittlem  Einkilometerfehlers  der  Nivellierung 
A  oder  B, 

m,'  =  rund  -/^  nim 

(und  der  damit  sich  ergebende  Einkilometerfehler  der  Doppelnivellie- 
rung  A  und  B,  M,'  =  rund  +  ^2  mm),  wie  es  sich  aus  der  Yer- 
gleichung  der  zwei  je  zu  A  oder  B  zusammengehörigen  Einwägungen 
I  und  n  (und  zwar  nach  den  Höhenunterschieden  auf  den  ganzen 
Hauptstrecken)  berechnet,  bleibt  aber  ziemlich  stark  hinter  den  in  (5) 
und  (5')  berechneten  Beträgen  m,  ^  (und  Mj  q)  zurück,  die  sich  aus 
der  Vergleichung  von  A  und  B  (d.  h.  der  Mittel  der  zwei  je 
zusammengehörigen  I,  H)  ergeben  haben.  Das  Verhältnis 
m/  :  m^Q     (oder  ebenso  M/  :  Mjq)     ist  ==  1  : 1,(5. 

oder:  die  aus  den  Differenzen  von  I  und  H  je  in  A  und  B  berechneten 
mittlem  Fehler  verhalten  sich  zu  den  aus  den  Differenzen  von  A 
und  B  selbst  berechneten  nur  wie 

1  :  1.6     oder  wie     ^/s  :  1. 

Dies  weist  auf  das  Vorhandensein  beträchtlicher  Fehlerquellen 
hin ,  deren  Wirkung  sich  noch  nicht  in  der  Vergleichung  der  nicht 
itnabhängigen ,  sondern  gleichzeitig,  von  denselben  Instrumenten- 
ständen und  mit  denselben  Wechselpunkten,  in  derselben  Richtung 
geführten  Einwägungen  I  und  H,  vielmehr  erst  bei  der  Vergleichung 
der  zwei  unabhängig  voneinander  gemessenen  und  in  entgegengesetzter 
Richtung  laufenden  NivelUerungen  A  und  B  äußert.  Diesen  Fehlern, 
von  denen  nur  ein  Teil  zufälliger  Natur,  ein  anderer  Teil  aber  syste- 
matischer Art  sein  wird,  ist  in  3.  näher  zu  treten.  Für  das  Folgende 
ist  zunächst  bei  den  (im  Vergleich  mit  m,'  und  M,'  größern)  m.  F. 
nijQ   und  M,  (,  stehen  geblieben,    die  in  (5)  und  (5')  berechnet    sind. 

Die  konstanten  oder  durchschnittlichen  Zielweiten,  die  auf  jeder 
einzelnen  Strecke  angewandt  werden  konnten,  sind  in  Tabelle  8.  in 
Spalte  6  angegeben.  Es  ist  hiebei  nochmals  daran  zu  erinnern, 
daß  auf  mehreren  Strecken  nicht  mit  konstanter  Ziehveite  nivelliert 


—     167     — 

wurde,  so  daß  zwar  auf  jedem  Stand  des  Instruments  selbstverständ- 
lich nach  rückwärts  und  vorwärts  dieselbe  Zielweite  genommen, 
d.  h.  aus  der  Mitte  nivelliert  wurde,  die  Zielweiten  aber  nicht  in 
der  ganzen  Strecke  alle  gleich  sind.  Diese  Strecken  sind  16 — 17 
(Zielweite  zwischen  30  und  40  m),  32—33  (30  bis  50  m),  36—37 
(ebenso),  54 — 55  (ebenso),  62  —  63  (durch  Lustnau,  ganz  unregel- 
mäßig wechselnde  Zielweiten,  nur  auf  jedem  Standpunkt  nach  beiden 
Richtungen  dieselbe ,  zwischen  20  und  50  m) ;  64 — 65  (ebenso 
zwischen  20  und  50  m).  Auf  mehreren  andern  Strecken  ist  z.  B. 
die  Zielweite  durchaus  50  m,  nur  am  Endpunkt  konnte  für  den 
letzten  Stand  des  Instruments  die  Zielweite  vor-  und  rückwärts  nur 
43  m  lang  genommen  werden,  vgl.  dazu  die  bereits  oben  gemachte 
Bemerkung.  Es  ist  dann  immer  angenommen,  es  sei  mit  kon- 
stanter Zielweite  gleich  der  durchschnittlichen  Zielweite,  mit  Rück- 
sicht auf  die  Zahl  der  Aufstellungen  zu  rechnen,  nivelliert;  z.  B. 
7  Aufstellungen  mit  50  m,  eine  mit  43  m  Zielweite  geben  z  =  49  m. 
Mehrfach  ist  auch  in  der  Tabelle  8  auf  kleine  derartige  Verände- 
rungen der  Normalziel  weite  gar  keine  Rücksicht  genommen.  Ferner 
stimmt  die  konstante  oder  nach  der  eben  gemachten  Angabe  durch- 
schnittliche Zielweite  der  2  Nivellements  A  und  B  auf  einzelnen 
Strecken  nicht  oder  nicht  ganz  überein :  es  ist  im  einzelnen  auf 
Strecke  H'  1  A  mit  40,  B  mit  50 ;  auf  4  5  A  (2mal)  mit  30  und 
mit  25,  B  mit  25;  auf  6  7  A  mit  30,  B  mit  20:  C  15  A  mit  25, 
B  mit  30  m,  auf  16  17  A  mit  durchschnittlich  36,  B  mit  durch- 
schnittlich 30  m:  auf  24  25  A  mit  35,  B  mit  40;  auf  42  43 
A  mit  40,  B  mit  47  m,  auf  62  63  A  mit  33,  B  mit  39  m ;  endlich 
auf  66  L  A  durchschnittlich  mit  44,  B  durchschnittlich  mit  37  m 
Zielweite  nivelliert.  In  allen  diesen  Fällen  ist  in  Tabelle  8  einfach 
der  Mittelwert  der  Zielweiten  angegeben,  sowohl  in  Beziehung  auf 
die  in  A  und  in  B  selbst  verschiedenen  Zielweiten,  als  auch  in  Be- 
ziehung auf  die  für  A  und  B  verschiedene  konstante  oder  durch- 
schnittliche Zielweite. 

Die  zwei  folgenden  Fig.  12  und  13  sollen  eine  etwaige  Ab- 
hängigkeit der  in  Tabelle  8  berechneten  mittlem  einfachen  Ein- 
kilometerfehler zeigen : 

1.  von  der  Zielweite  z,  die  auf  der  Strecke  angewandt  wurde, 

2.  von    dem    Höhenunterschied  h,    der   auf   der  Strecke    zu 
überwinden  war. 

In  Fig.  12  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  eine  Abhängigkeit  des 
Betrags    +  m,     von    dem    Wert    von    z    besteht.      Eine    als    Aus- 


—     168     — 

gleichende  zwischen  den  Punkten  (Abszissen:  Zielweiten  z,  Ordinaten: 
Werte  von  m,)  als  Gerade  nach  Augenmaß  durchgezogene  Linie 
ergab  als  ausgeglichene  Ordinaten  genähert 

bei  z  _       _    , 

—  sn  i>i 1-0  7  I 

(6; 


=  20  m  Zielweite  : 

m,  =  +  0,5  mm 

=  30  ,. 

m,  =  +  0,7     .. 

=  40  „ 

m,  =  +  0,9     .. 

=  50  . 

m,  =  +  1,0    ,. 

Freilich    zeigt    der   Anblick    der    Abweichungen    der    einzelnen 
Punkte  von   dieser  Geraden  (in  der  Fig.  12 gezeichnet)    ohne 


o50,5i 

46,47  o 

gQ  gjg  44,45^  20  dmr 
°48,49 


°^'15  32,33  o34.3S   , 

lG,n  24,25°    "  „66L  54  55  ,       °  12,13  j 


g  o40,4i 

,8,9  °  '  38,39  64,65  = 


>  56,57  ._    „Ifl.ll 


20  25  30  35  40  45  50 

Fig.    12. 

weiteres,  daß  diese  Zahlen  nicht  besonders  sicher  sind.  Dies  be- 
stätigt auch  die  rechnerische  Behandlung  der  Sache :  als  ausgleichende 
Gerade  erhält  man  hier 


=  6,7  +  0,11  (z  —  20) 

+  2.3    +  O.OD 


wobei  z  in  Metern  zu  nehmen  ist  und  y  =  m,   in  dmm  erhalten  wird. 
Dies  gibt  z.  B.  bei 


z  =  20  m  Zielweite : 

mj  =  +  0,67  mm 

=  30  „ 

m,  =  +  0,78    , 

=  40  „ 

m,  =  +  0,89    ,. 

=  50  .. 

m.  r=  +  l,00    .. 

genügend  mit  den  oben  in  (6)  nach  Augenmaß  abgelesenen  Zahlen 
stimmend ;  die  bei  den  Koeffizienten  der  Gleichung  (7)  unten  klein 
angeschriebenen  m.  F.  dieser  Koeffizienten  deuten  darauf  hin,  daß 
diese  Abhängigkeit  der  Werte  m,  von  z  nur  unsicher  bestimmt 
werden  kann. 

Eine  Abhängigkeit    der  W^erte  m^   von    den  Werten  von  h  da- 
gegen ist  nach  Fig.    13   nicht   festzustellen.     Die  Höhenunterschiede 


—     169     — 

auf  den  Hauptstrecken  wechseln  von  28,7  m  auf  0,72  km  Länge 
(40  41)  bis  zu  0,3  m  auf  0,76  km  Länge  (18  19).  Über  10  m 
beträgt  der  Höhenunterschied  auf  17  unter  den  35  Hauptstrecken; 
davon    sind  A  und  B  bei  9  an  verschiedenen  Tagen  gemessen,   bei 


20dmm 

»60,61 

46,47 
c  48,49 

o 50,51 

o  44,45 

lOdmm 

34,35 

o66,L 
^  "18,19 

5^55* 

28,29 
o  30,31 

«20,21 

64,65^ 
,          26,27o 

2'\ 

56,57= 

52,53 

o  62,63 

°h;i 

''»58,59 

Fig.  13. 

2  am  V.M.  und  N.M.  desselben  Tags,  bei  6  an  demselben  Halbtag. 
Es  mag  dies  angeführt  werden,  weil  eine  Unsicherheit  von 

1       1       1 

—  —  jjjjjj 

100    50     20 
in  der  Annahme  für  die  Länge  des  Lattenmeters    im  Vergleich    mit 
der    bei    der   Messung   tatsächlich    vorhandenen    Länge    den    Höhen- 
unterschied mit  einseitigen  Fehlern  behaftet,  die  betragen  bei 

5  m  Höhenunterschied 

10   r. 

20  , 

In  der  folgenden  Tabelle  9.  sind  nun  ferner,  immer  unter  ein- 
facher Zugrundlegung  der  Differenzen 
d  =  A  —  B 
die    Zahlen    angegeben ,     die    den    hienach    zu    berechnenden    un- 
regelmäßigen   mittlem    Fehler    der    Höhenangabe    jedes     einzelnen 
Festpunkts  gegen  den  Anfangspunkt  H'  des  Nivellements    abzulesen 
gestatten.      Es    sind    hier    die    wirklichen    mittlem    unregelmäßigen 
Fehler  (nicht  die  kilometrischen)  jeder  Hauptstrecke  eingetragen  und 
es  sind  zu  den  Hauptstrecken  die  Zwischenstrecken  hinzugenommen. 
Wenn  auf  der  Strecke  .Sj.  die  Differenz 
•^k  =  ^k  -  Bk 


1 

1 

1 

20 

10 

4 

1 

1 

1 

10 

5 

2 

1 
5 

2 

5 

1 

170 


Tabelle  \). 


Strecke 

Vom 
An- 

zwischen 

d  = 

fangs- 

den 

A-B 

M- 

2W 

punkt 

Fest- 

H' bis 

punkten  ' 

zum 
Fest- 

Xr. 

dram 

punkt 

Strecke 
zwischen 

den 
Fest- 
punkten 

Nr. 


B      M- 


dmm 


Vom 
An- 
fangs- 
punkt 
H'  bis 
zum 
Fest- 
punkt 


H' 

1 

1 

2 

2 

3 

3 

4 

4 

5 

5 

6 

6 

7 

7 

8 

8 

9 

9 

10 

10 

11 

11 

12 

12 

13 

13 

14 

14 

C 

C 

15 

15 

16 

16 

17 

17 

18 

18 

19 

19  20 

20 

21 

21 

22 

22  23 

23  24 

24  25 

25  26 

26  27 

27  28 

28  29 

29  30 

30 

31 

31 

32 

32  33 

33  34 


+    5 
0 

6,3  1 
0.0 

~-o 

12,3 

0,0 

+   6 

9,0 
2,3 

+    4 
0 

4,0 
0,0 

—    2 

0 

1,0 
0,0 

-    3 
2 

2,3 
1,0 

-16 

4 

64,0 
4,0 

-    9 

+  20 
6 

20,3 

100,0 

9,0 

-f  U 
5 

49,0 
6,3 

,   +12 
3 

36,0 
2,3 

+    6 
i          2 

9,0 
1,0 

-^ 

20,3 
1,0 

+  16 
0 

64,0 
0,0 

t  +  1 

5 

0,3 
6,3 

-13 

1 

42,3 
0,3 

-11 
4 

30,3 
4,0 

+  15 
0 

56,3 
0,0 

G,3 

6,3 

18,6 

18,6 

27,6 

29.9 

33,9 

33,9 

34,9 

34,9 

37,2 

38,2 

102,2 

106.2 

126,5 

226,5 

235,5 

284,5 

290.8 

326,8 

329,1 

338,1 

339,1 

359,4 

360,4 

424,4 

424,4 

424,7 

431,0 

473,3 

473,6  I 

503,9 

507,9 

564,2 

564.2 


34  35 

35  36 

36  37 

37  38 

38  39 

39  40 

40  41 

41  42 

42  43 

43  44 

44  45 

45  46 

46  47 

47  48 

48  49 

49  50 

50  51 

51  52 

52  53 

53  54 

54  55 

55  56 

56  57 

57  58 

58  59 

59  60 

60  61 

61  62 

62  63 

63  64 

64  65 

65  66 

66  L 

+  121 
2  ' 

+  _9 
5 

^1 
4 

41 
+  24 
1 

—  251 

3 
-21 
2  1 

—  - 

T 

0 
2 

4 
-19 

0 
+  _6 

2 

-J 

U, 

+  12 


36,0 

600,2 

1,0 

601.2 

20,3 

621,5 

6.3 

627,8 

0.3 

628,1 

1,0 

629,1 

4,0 

633,1 

4,0 

637,1 

4.0 

641,1 

4,0 

645,1 

144,0 

789,1 

0,3 

789,4 

156,3 

945,7 

2.3 

948,0 

110.3 

1058,3 

1,0 

1059,3 

182.3 

1241.6 

4,0 

1245,6 

1,0 

1246,6 

0,3 

1246,9 

42,3 

1289,2 

0,0 

1289,2 

2,3 

1291,5 

1.0 

1292,5 

1.0 

1293,5 

4.0 

1297.5 

90,3 

1387,8 

0,0 

1387,8 

9.0 

1396,8 

1,0 

1397,8 

1,0 

1398,8 

0,0 

1398,8 

36,0 

1434,8 

35 

36 

37 

38 

39 

40 

41 

42 

43 

44 

45 

46 

47 

48 

49 

50 

51 

52 

53 

54 

55 

56 

57 

58 

59 

60 

61 

62 

63 

64 

65 

66 

L 
/End-\ 
Vpunkt/ 


—     171     — 

sich    zeigt-,    so    ist    der    mittlere    Fehler    des  Mittels   ^^ (ohne 

Rücksicht  auf  das  Vorzeichen  der  Höhenunterschiede) 
111 1. 


(9) 


wenn  m,.^  = ist.  oder 


V2 


Die  Tabelle  gibt  für  jede  Hauptstrecke  (unterstrichen)  und 

jede    Zvvischenstrecke    den    Betrag  und    genähert    die    Addition 

4 

dieser  Beträge  vom  Anfangspunkt  H'  bis  zum  Endpunkt  von  s,,. 
Die  Längeneinheit  ist  wieder  das  dmm;  bei  den  Zvvischenstrecken 
ist,  da  hier  A  und  B  nicht  unterschieden  zu  werden  brauchen,  kein 
Vorzeichen  angeschrieben. 

Um  den  (stillschweigend  immer  nach  Maßgabe  der  Differenzen 
d  =  A  —  B  sich  zeigenden)  mittlem  Messungsfehler  M^^  des  Höhen- 
unterschieds zwischen  zwei  Festpunkten  i  und  k  zu  finden,  ist  nur 
die  Quadratwurzel  aus  der  Differenz  der  bis  zu  den  beiden  Punkten 
reichenden  Summen  M"  zu  nehmen 


Mn,  =  V2-,3P-^iMV.  (10) 

Doch  sind  diese  Beträge  aus  naheliegenden  Gründen  kein  wirk- 
liches Genauigkeitsmaß,  vgl.  unten. 

Zum  Schluß  seien  hier  nochmals  die  Längen  der  nivellierten 
Strecken   zusammengestellt.      Nach    den    Tabellen  (j    und    7   beträgt 
die  (einfache)  Gesamtlänge  der  nivelL  Strecke    25,78  km 
davon  kommen  auf  die 

35  Hauptstrecken  zusammen 24,79    „ 

33  Zwischenstrecken  zusammen 0,99    ,.  . 

Die  durchschnittliche  Länge  einer  Hauptstrecke  beträgt  0,71  km; 
die  Zielweiten  wechseln  auf  den  Hauptstrecken  zwischen  20  und  50  m, 
vgl.  Tabelle  8.  Der  Gesamtdurchschnitt  der  Zielweiten 
auf  den  Hauptstrecken  ist  ganz  rund  40  m.  Die  durch- 
schnittliche Länge  der  „Zwischenstrecken",  nämlich  die  Summe 
der  zwei  gleichen  Zielungen  vom  Instrument  nach  den  Punkten 
eines  Festpunktepaars  ist  rund  0,03  km;  genauer  war  die  durch- 
schnittliche Zielweite  bei  der  Bestimmung  des  Höhenunter- 
schieds der  zwei  nahe  beieinander  liegenden  Festpunkte 
eines  Paars  (1,  2;  3,  4;  .  .  .)   14  m. 


—     172     — 

3.  Systematische  Fehler. 

Zu  einem  andern  Bild  über  die  in  dem  Nivellement  erlangte 
Genauigkeit  als  durch  Vergleichung  der  zwei  Nivellierungen  A  und 
B  der  einzelnen  Hauptstrecken  kommt  man,  wenn  diese  zwei  Ein- 
wägungen in  systematischer  Gruppierung  verglichen  werden. 

Eine  erste  Andeutung  über  systematische  Fehler  ist  schon  oben 
gemacht  worden  (S.  166),  wo  sich  die  aus  den  Differenzen  der  gleich- 
zeitig, von  denselben  Instrumentenständen  aus  und  mit  denselben 
Wechselpunkten,  gemessenen  Nivellierungen  I  und  II,  aus  denen  sich 
je  A  und  B  zusammensetzt,  berechneten  m.  F.  wesentlich  kleiner 
gezeigt  haben  als  die  aus  den  Unterschieden  der  zwei  unabhängigen 
Nivellierungen  A  und  B  berechneten  m.  F. 

Die  Abzahlung  der  Vorzeichen  der  d  =  A  —  B  (vgl.  S.  163,  u.), 
17mal  positiv,  18mal  negativ,  ist  in  Beziehung  auf  die  regelmäßigen 
Fehler  nicht  entscheidend,  weil  die  nivellierten  Strecken  in  der  Rich- 
tung A  nicht  durchaus  steigen  oder  durchaus  fallen,  vielmehr  in  beiden 
Nivellementsrichtungen  A  und  B  Steigungen  und  Gefälle  vorkommen. 

Addiert  man  für  die  ganze  Nivellementslinie  auf  allen  35  Haupt- 
strecken die  Ergebnisse  A  (Nivellement  in  der  Richtung  Böblingen 
— Lustnau)  und  die  Ergebnisse  B  (Nivellement  in  der  Richtung 
Lustnau — Böblingen)  je  für  sich ,  so  ergibt  sich  als  Differenz  der 
2lA  und  — B  der  große  Betrag  von 

19,3  mm 
oder  bei  24,8  km  Länge  der  Hauptstrecken: 

0,7  bis  0,8  mm  auf  1  km  (11) 

In  die  Augen  fällt  die  Bedeutung  dieser  Zahl  besonders,  wenn 
die  ganze  Linie  in  ihre  natürlichen  Abschnitte  zerlegt  wird;  als 
solche  Abschnitte  sind  folgende  6  anzusehen : 

I.  von  Böblingen  bis  in  die  Nähe  des  höchsten  Punkts  517  m 

ü.  N.N.  beim  Festpunktepaar  9,  10; 
II.   vom  Festpunktepaar  9,  10  bis'zu  Festpunkt  C  in  Holzgerlingen ; 

III.  von  C  bis  zum  Festpunktepaar  21 ,  22  in  der  Nähe  des 
Schaichhofs ; 

IV.  von  dort  bis  zur  „Stelle",  Festpunkte  37,  38,  wobei  auf 
diesem  Abschnitt  allerdings  mit  dem  Punktepaar  23,  24  die 
Einsenkung  des  Schaichtals  überschritten  wird : 

V.  von  der  Stelle  die  Bebenhauser  Steige   hinab   bis   zu  deren 
Fuß,  etwa  beim  Festpunktepaar  51,  52; 
VI.  von  dort  bis  nach  Lustnau  zum  Endpunkt  L. 


173 


I.  Abschnitt:  H'  bis  9- 


II.  Abschnitt:  10  bis  C. 


strecke 

A 

B 

Strecke  jj 

' 

A 

B 

+ 

- 

- 

11 

+ 

- 

+ 

H'     1 
2    3 
4    5 

5,8355 
5,0425 
26,5723 
19,6208 
19,0993 

! 

5,8350 
6,0432 
20,5717 
19,6204 
19,0995 

0    "|l 
12    13   ! 

,.  c; 

12,9790 
12,1220 
15,2446 

12,9793 
12,1236 
15,2455 

6     7 
8     9 

2, 

r 

A 

-f 

40,3456 

B  =  +  28 

+  40,3484 

" 

-f  7C,1704 
A  +  B 

=  +C 

1 

dmm 

- 

-  76,1C08 

dmni 

III.  Abschnitt:  C  bis  21- 


IV.  Abschnitt:  22  bis  37- 


strecke 

A                                  B 

Strecke 

A 

B 

1 

+        -    1    +        - 

1 

+ 

-    ! 

+ 

- 

C     15 
16     17 
18     19 
20    21 

13,3928                                                   13,3908 

is,5724                                                   18,5710 

0,3035           0,3023 

0,4271                                                    0,4208 

22 
24 
26 
28 
30 
32 
34 
36 

23 
25 
27 
29 
31 
33 
35 
37 

27.3943 
1,7131 

22,0757 

2,8640 
5,4914 
5,8827 
15.9992 

10,1415 

22,0700 

2,8039 
5,4927 
5,8838 
15,9977 

16,1400 

27,-3927 

3 

-f  32,3920     -  0,3035  ^   +  0,3023   -  32,3880 

1,711'.» 

+  32,0891            !            -  32,0803 

1 

A  4-  B  =  +  28  dmm 

Z 

+  29,1074 

—  08,4545 

+  68,4553  - 

-  29,1046 

A  + 

3471 
B  =  +  30 

+  39,3 
dmm 

507 

V. 

Ab 

seh 

nitt:  38  bis  51- 

VI.  Absc 

hnitt 

52  bis  L. 

strecke    | 

A 

1 

B 

Strecke  | 

A 

1 

B 

+ 

- 

+ 

I 

+ 

_ 

+               - 

38    39 

40     41    j! 
42    43  ] 
44    45  j 
46    47  1 
48    49 
50     51 

19,7223 
28,6743 
17,0773 
17,4471 
8,4102 
9,6249 
15,0083 

19,7224 
28,0747 
17,0777 
17,4447 
8,4127 
9,6270 
15,0110 

52 
54 
56 
58 
60 
62 
64 
66 

53 
55 
57 
59 
61 
63 
65 

'■ 

2,0549 

5,9097 
5,5397 
5,5949 
6,2563 
2,4141 
6,3038 
1,6453 

5,9099 
5,5410 
5,5946 
0,2561 
2,4100 
6,3032 
1,6455 

2,0537 

-    11 

-  115,9644 

A  +  B  =  +  58 

+  115,9702 

• 
dmm 

+  2,0549   - 

33,6038 

+  33,6003     —  2,0537 

1           -  31,6089 

A  +  B  =  +  37 

1           +  31,6120 
dmm 

174 


Gibt  man  wieder  den  Höhenunterschieden  das  Vorzeichen  „+", 
wenn  Steigung  gegen  Lustnau  hin,  „  — ",  wenn  Gefäll  gegen 
Lustnau  hin  vorhanden  ist  (oder  also  „+"  bei  Gefäll  gegen  Böb- 
lingen hin,  „  — "  bei  Steigung  gegen  Böblingen  hin),  so  hat 
man ,  um  die  Zahlen  der  Haupttabelle  6.  zu  wiederholen ,  für  die 
sechs  Abschnitte  die  auf  S.  173  gegebene  Zusammenstellung  oder 
die  folgende  Tabelle  10: 

Tabelle  10. 


Unterschied  beider  Nivelle- 
ments .    A  +  B ,   beide   mit 
den     ihnen     zukommenden 
Vorzeichen  srenommen 


Abschnitt      I 
III 


^:2 

2,2 
3,1 


76,2 
40,3 
32,1 


+ 


-\-     6  dmm 
+  28      , 
+  2«      , 


IV 

V 
VI 

5,1 

5,1 
5,2 

39,3 

(68,4-29,1) 

116,0 

31,6 

(und  +) 

+  36  dmm 

+  58      , 
+  37      , 

24,9^km 
(soll  24,8) 

! 

+  193  dmm 
=  19,3  mm 

Die  drei  ersten  Abschnitte  von  Böblingen  aus,  I  bis  HI,  sind 
kürzer  als  die  drei  letzten,  IV  bis  VI,  jene  durchschnittlich  3,2  km 
lang,  diese  durchschnitthch  5,1  km  lang;  auf  I  bis  III  sind  die 
Höhenunterschiede  durchschnittlich  etwa  50  m,  auf  IV  bis  VI  durch- 
schnittlich 60  bis  70  m.  In  den  einzelnen  Abteilungen  ist,  ab- 
gesehen von  IV  mit  68,4  m  Höhenunterschied  im  einen,  29,1  m 
im  andern  Sinn  (und  von  je  einer  unbedeutenden  Ausnahme  bei 
III  und  bei  IV),  das  Vorzeichen  bei  den  Höhenunterschieden  aller 
einzelner  Strecken  des  x\bschnitts  dasselbe,  d.  h.  die  Strecken  des 
Abschnitts  fallen  alle  oder  steigen  alle  in  derselben  Richtung 
A  oder  B. 

Die  Zahlen  der  letzten  Spalte  der  Tabelle  10,  Unterschiede  in 
dmm  zwischen  den  Nivellierungen  A  und  B  (Durchschnittswert 
21  dmm  für  einen  der  Abschnitte  I  bis  III,  43  dmm  für  IV  bis  VI) 
haben  nun  sämtlich  dasselbe  Vorzeichen.     Da  .auf 


175 


Abschnitt  I 

A  steigt, 

II 

A  fallt, 

III 

A  steigt. 

IV 

A  fällt  (siehe  oben), 

V 

A  fällt, 

VI 

A  fällt. 

so  sagt  dieses  Vorzeichen :  wo  A  steigt,  ist  ohne  Rücksicht  auf  das 
Vorzeichen  stets  A  >  B  ;  wo  A  fällt,  ist  unter  derselben  Voraussetzung 
stets  A  <C  B.  Oder  mit  andern  Worten  :  beim  Bergaufnivellieren 
ergaben  sich  stets  größere  Höhenunterschiede  als  beim 
Bergabnivellieren.  Man  hat  auch  den  Eindruck,  als  ob  im  Sinn 
des  fortschreitenden  Nivellements  (es  ist  in  H'  begonnen  und,  mit 
unwesentlichen  Unterbrechungen,  gegen  L  hin  fortgesetzt)  dieser 
systematische  Unterschied  im  ganzen  größer  würde.  Er  erreicht 
sein  Maximum  allerdings  nicht  auf  dem  Schlußabschnitt  VI ,  der 
Straße  mit  nur  geringem  Gefälle  von  Bebenhausen  nach  Lustnau 
(5,2  km  mit  32  m  Höhendifferenz,  Unterschied  3  bis  4  mm),  sondern 
in  dem  Abschnitt  V  mit  5,1  km  Länge  und  der  großen  Höhen- 
differenz 116  m  auf  der  ziemlich  stark  geneigten  Straße  zwischen 
der  Stelle  und  Bebenhausen,  Unterschied  5  bis  6  mm ;  dagegen  war 
im  Abschnitt  I,  Böblingen  bis  Holzgerlinger  Höhe,  4,2  km  lang,  bei 
76  m  Höhenunterschied,  die  Differenz  noch  gar  nicht  mit  Sicherheit 
wahrnehmbar:  es  zeigt  sich  auf  diesem  Abschnitt  I  auf  3  Strecken 
(A  -\-  B)  positiv,  auf  zwei  Strecken  negativ,  und  auf  dem  ganzen 
Abschnitt  beträgt  der  Gesamtunterschied,  der  aber  immerhin  bereits 
dasselbe  Vorzeichen  hat,  wie  auf  allen  folgenden,  wo  er  sich  rasch 
vergrößert,  nur  0,6  mm.  Dieser  günstige  Anfang  des  Nivellements 
bestärkte  mich  auch  in  dem  Glauben,  das  angewandte  Verfahren  sei 
zur  Sicherung  der  Wechselpunkte  (Fußplatten)  zwischen  den  Fest- 
punkten und  des  Instrumentenhorizonts  während  jeder  Aufstellung 
vollständig  ausreichend. 

Diese  regelmäßigen  Fehler  können  ihren  Grund  in  Veränderungen 
des  Instruments  oder  der  Wechselpunkte  haben,  während  die  Vor- 
aussetzung gemacht  wird,  daß  der  Horizont  des  Nivellierinstruments 
während  einer  Aufstellung  konstant  bleibe,  und  daß  ebenso  die  Höhe 
der  zwei  benachbarten  Wechselpunkte  während  der  Dauer  dieser 
Instrumentenaufstellung  sich  nicht  verändere,  die  Höhe  des  im  Sinn 
der  Nivellierung  nach  vorn  liegenden  Wechselpunkts  sogar  noch 
während    der    Dauer    der    folgenden    Instrumentenaufstellung.     Ver- 


—     176     — 

änderungen  der  Höhe  der  Instrumentenziellinie  können  vor  allem 
durch  Einsinken  oder  Gleiten  der  Stativbeine.  Veränderungen  der 
Höhen  der  Wechselpunkte  durch  Einsinken  oder  Gleiten  der  Boden- 
platten vor  sich  gehen. 

a)  Um  zunächst  etwaige  Änderungen  der  Höhenlage  der 
Ziellinie  des  Instruments  während  einer  Aufstellung 
zu  untersuchen,  sind  die  zusammengehörigen  Festpunkte  der  einzelnen 
Punktepaare  verwendet.  Von  diesen  Punkten  1,  2 ;  3,  4 ;  ....  ist 
ohne  weiteres  anzunehmen ,  daß  sich  ihre  Höhenlage  während  der 
Aufstellung  des  Instruments,  von  der  aus  ihr  Höhenunterschied  be- 
stimmt ist.  nicht  verändert.  Die  Anordnung  der  Ablesungen  (oder 
besser  Feldmitteneinstellungen)  bei  dieser  Messung  sei  nochmals  an- 
geführt. Von  den  Ablesungen  in  der  Reihenfolge  1)  bis  8)  des  unten 
folgenden  Schemas  beziehen  sich  1),  4),  6),  7)  auf  den  ersten,  2), 
3),  5),  8)  auf  den  zweiten  Festpunkt  des  Paares  P,  P._,.  Mit  Rück- 
sicht auf  Verwendung  desselben  Schemas  auch  auf  den  Haupt- 
strecken seien  die  Einstellungen  bei  Pj  als  Ablesungen  rückwärts 
mit  r  und  bei  P.,  als  Ablesungen  vorwärts  mit  v  bezeichnet;  end- 
lich beziehen  sich  die  Einstellungen  ohne  Akzent  auf  die  Vorder- 
seite, die  mit  Akzent  auf  die  Rückseite  der  Latten.  Das  Schema  ist 
dann  folgendes : 


Festpunkt  Pj     Festpunkt  P„ 


1) 

r 

2) 

T 

4) 

r' 

1       ^•' 

t' 

6) 

r' 

5) 

v' 

'') 

r 

8^ 

V 

Mvellement 


Beide  Nivellements  zusammen 
bilden  ein  vollständiges  Nivelle- 
ment A  oder  B.  wobei  hier,  bei 
den  Festpunktepaaren,  zwischen 
diesen  zwei  vollständiofen  Ni- 
vellements kein  Unterschied  zu 
machen  ist. 


Die  Zielweite  z  beträgt  bei  diesen  Bestimmungen  des  Höhen- 
unterschieds zwischen  den  zwei  nahe  beieinander  liegenden  Punkten 
eines  Festpunktepaars  entweder  10  m  oder  15  m  oder  20  m,  im 
Durchschnitt  z  =  13,6  m.  Für  jede  dieser  Instrumentenaufstellungen 
sind  nun  die  Latteneinstellungen  1)  und  7),  sowie  2)  und  8)  mit- 
einander verglichen,  soweit  bei  beiden  Einstellungen  dieselbe 
Feldmitte  an  der  Latte  genommen  worden  ist.  Die  Differenz  der 
Libellenstände  ist  dann,  der  Zielweite  z  entsprechend,  in  dmm  (auf 
1  dmm  abgerundet)  verwandelt.  Die  Rechnung  sieht  bei  einem  be- 
stimmten Punktepaar,  z.    B.  65,  66,  so  aus : 


177 


Punkte-'     .  ,      .       Einstellung     Latten-       ^  .^  „      'Libellen-    Entsprechende 
Zielweite  -.  ,  Libelle       ,.„  Difterenz  d 

paar  >r.  punkt  differenz  j^  ,|,^j^ 


65.  66         K'  m 


1) 

1.025 

24A 

^) 

1,(»25 

23,2 

2) 

1.037 

28.1 

8) 

LU37 

27,5 

0,83 

0.6. 


Bei  35  möglichen  Vergleichungen  dieser  Art  haben  sich  nun 
Differenzen  d  in  dmm  ergeben,  bei  denen  die  Zahl  0  llmal.  das 
Vorzeichen  ^-{-^  9raal  und  das  Vorzeichen  „  — "  15mal  vorkommt; 
die  Beträge  d  sind  jedoch  durchaus  klein.  3  dmm  wird  nicht  über- 
schritten  und    kommt    nur    zweimal    vor.     Die  J^d"  ist  73.   also  das 

mittlere  d  =  1  ,'-*_  =  -t-  1.44  dmm  =  -r  0.144  mm  (12  . 

V    35 

Bei  allen  andern  Bestimmungen  des  Höhenunterschieds  der 
zwei  Punkte  eines  Paares  sind  bei  1)  und  7)  oder  bei  2)  und  8) 
nicht  dieselben  Lattenfeldmitten  verwendet  und  sie  sind  deshalb 
oben  nicht  berücksichtigt.  Wollte  man  den  in  (12)  berechneten 
mittlem  Unterschied  ±  0.14  mm  lediglich  als  Messungsfehler  auf- 
fassen, so  würde  der  einzelnen  Zielung  1)  bis  8)  der  Fehler  jl  -—=-  = 

+  0.10  mm  zukommen  bei  durchschnittlich  14  m  Zielweite.  Da 
dieser  Betrag  den  Zielfehler,  die  Libellenablesungsfehier.  die  Fehler, 
die  von  Unregelmäßigkeit  des  Uibellenschliffs  und  der  Libellenblasen- 
bewegung.  endlich  die  durch  Bewegungen  des  Stativs  entstehenden 
Fehler  enthält,  so  lassen  sich  jedenfalls  die  zuletzt  genannten  Fehler 
nicht  in  merklichem  Betrag  abscheiden.  Von  Interesse  ist.  mit  dem 
Ergebnis  (12i  zu  vergleichen,  was  die  Gegenüberstellung  der  Nivelle- 
ments I  und  II  (vgl.  das  obenstehende  Schema  der  Ablesungen  1) 
bis  8))  bei  den  sämtlichen  Höhenunterschiedsbestimmungen  der  zwei 
Festpunkte  eines  Paares  liefert.  Bei  dieser  Vergleichung  sind  nun 
alle  Bestimmungen  der  33  Höhenunterschiede  dieser  Art  verwendet: 
mit  Ausnahme  der  Höhendifferenzen  1.  2  und  57.  58.  bei  denen 
nur  eine  vollständige  Bestimmung  vorliegt,  sind  alle  zweimal  voll- 
ständig bestimmt.  A  itnd  B  (je  Mittel  aus  I.  H).  Da  bei  49.  50 
nur  die  eine  Messung  beibehalten  wurde  (die  zweite  ist  einer  Be- 
merkung im  Feldheft  entsprechend  ausgeschieden^  so  sind  im  ganzen 
60  Messungen  I.  II  für  die  Festpunktepaare  vorhanden.    Bildet  man 

Jahresheltc  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  12 


—     178 


für  jede  vollständige  Messung  die  Differenz  I — II,  so  ergeben  sich 
Zahlen ,  die  alle  zwischen  —  4  und  -}-  4  dmm  liegen ;  die  beiden 
Grenzzahlen  kommen  4mal  vor,  0  14mal,  endlich  das  Vorzeichen 
„-[-"  23mal  und  das  Vorzeichen  „  — "  26mal.  Die  Summe  der  Qua- 
drate, mit  dmm  als  Längeneinheit,  beträgt  209,  d.  h.   es  ist  die 


mittlere  Differenz  zwischen  I  nnd  II 


V 


63 


+  1,82  dmm : 


+  0,18  mm  (13) 
±0,13  mm. 


und,  mit  derselben  Voraussetzung  wie  bei  (12),  m 
womit  (12)  zu  vergleichen  ist. 

Nach  (12)  und  (13)  ließe  die  Konstanz  des  Instrumentenhorizonts 
während  der  Zeit  für  die  vollständige  Bestimmung  des  Höhenunter- 
schieds zwischen  den  2  Festpunkten  eines  Punktepaars  kaum  etwas 
zu  wünschen  übrig.  Die  Zeit  ist  allerdings  etwas,  aber  doch  nicht 
sehr  wesentlich  kürzer  als  die  Zeit  für  die  Bestimmung  des  Höhen- 
unterschieds zwischen  zwei  benachbarten  Wechselpunkten  auf  den 
Hauptstrecken,  und  jedenfalls  war,  abgesehen  von  den  wenigen  Fällen, 
in  denen  das  Instrument  bei  einem  jener  Punktepaare  seitlich  der  Straße 
aufgestellt  werden  mußte .  Grund  und  Boden  und  die  Art  der  Auf- 
stellung des  Instruments  darauf  bei  den  Hauptstrecken  nicht  verschieden 
von  dem  bei  den    oben   behandelten  Zwischenstrecken  vorhandenen. 

b)  Nächst  diesen  Punktepaaren  mit  zwei  unveränderlichen 
Lattenaufstellungspunkten  wurden  sodann  die  Höhenunterschieds- 
bestimraungen  von  den  Aufstellungen  des  Instruments  aus 
untersucht,  bei  denen  der  eine  der  Punkte  ein  solcher  un- 
veränderlicher Festpunkt,  der  andere  ein  gewöhnlicher 
Fußplattenwechselpunkt  war,  d.  h.  die  ersten  und  letzten  Auf- 
stellungen auf  den  Hauptstrecken.  Dabei  sind  nun  sowohl  kleine 
Bewegungen  des  Stativs  als  der  Bodenplatten  nachwei.sbar.  Von 
Stativbewegungen  kamen  sowohl  rasch  als  langsam  verlaufende  vor; 
zwei  unter  den  gefundenen  Beispielen  für  beides  seien  hier  an- 
geschrieben. Die  Ziff.  1)  bis  8)  beziehen  sich  auf  das  stets  an- 
gewendete Beobachtungsschema,  wie  oben. 


Latte 

Libellen- 
ablesung 
(reduziert) 

Latte 

Libellen- 
ablesung 
(reduziert) 

Libellen- 
differenz 
der  Zeile 

Festpunkt 

1)    1,617 
4)    2,383 

23,9 
23,0 

t 

Wechsel- 
punkt 

2)  0,763 

3)  3,237 

23,0 
23,0 

P 
+  0,9 
0,0 

38 

6)  2,383 

7)  1,617 

22,9 
22,9 

5)    3,237 
8)    0,763 

22,7 
■    22,9 

-f  0,2 
0.0 

179 


Zielungen  nach  Festpunkt  38  und  dem  unmittelbar  folgen- 
den Wechselpunkt  (bergab:   Nivellement  A).     Zielweite  35  m. 

Die  Einstellungen  an  der  Latte  sind,  soweit  nicht  tatsächlich 
dieselben  Feldmitten  bei  1)  7);  2)  8);  3)  5);  4)  6)  verwendet  sind, 
auf  dieselbe  Ablesung  dadurch  reduziert,  daß  die  wirkliche  Libellen- 
ablesung entsprechend  verändert  ist  [deshalb  im  Kopf:  Libellen- 
ablesung (reduziert)].  Die  sieben  Libellenablesungen  nach  1)  liegen 
nun  alle  so  nahe  bei  22,9,  daß  die  Abweichungen  durch  Ablese- 
fehler zu  erklären  sind,  die  Libellenablesung  bei  1)  aber  weicht  davon 
um  1,0  pars  der  Libelle  ab,  vgl.  die  Differenzen  der  Libellen- 
ablesungen, die  für  jede  Zeile  gebildet  sind,  1) — 2),  4)  — 3),  .  .  .  . 
Die  Veränderung  ist  kaum  anders  als  durch  rasches  Einsinken  des 
Stativs  zwischen  1)  und  2),  ruckweise  um  etwa  0,6  mm,  vielleicht 
veranlaßt  durch  das  Umdrehen  der  Alhidade,  zu  erklären.  Die 
Strecke  38  39 ,  der  die  Zielungen  angehören ,  liegt  auf  der  stark 
geneigten  Straße  Kälberstelle — Bebenhausen. 

Demselben  Abschnitt  gehört  folgendes  Beispiel  für  langsame 
Veränderung  des  Zielhorizonts,  langsames  Einsinken  des  Stativs, 
z.  B.  auch  Gleiten  eines  Stativfußes,  an,  wobei  ebenfalls  auf  gleiche 
Latteneinstellung  durch  entsprechende  Änderung  der  tatsächlich  ge- 
machten Libellenablesungen  reduziert  ist. 

Zielungen  nach  Festpunkt  44  und  den  unmittelbar  folgen- 
den Wechselpunkt  (bergab:  Nivellement  A).    Zielweite  50  m. 


Libelle 
(reduziert) 


Libelle 


Zeilen- 


,     ,     .    ^.1      dififerenz 
(reduziert)l  Libellenteile 


Festpunkt 
44 


21,6 
21,6 


21,9 
22.3 


Wechsel- 
punkt 


2) 

24,;> 

3.3 

3) 

25,0      j 

3,4 

5) 

25,3 

3,4 

8) 

25,6 

3,3 

Die  Zeilendifferenz  bleibt  hier  konstant  3,3^  bis  3,4^;  dagegen 
hat  sich  von  1)  bis  7)  und  von  2)  bis  8)  die  Libellenablesung  je 
um  0,7p  vergrößert  (Erniedrigung  der  Horizontalen  um  rund  '/ü  mm), 
was  kaum  anders  ^Is  wie  bereits  angedeutet  zu  erklären  sein  wird. 

Nach  den  vorstehenden  und  andern  Beispielen  ist  in  nicht 
wenigen  Fällen  die  Stabilität  des  Stativs  und  des  Horizonts  der 
Ziellinie  nicht  so  groß  als  man  nach  a)  anzunehmen  berechtigt 
sein  sollte. 

12- 


—     180     — 

Für  Einsinken  der  Bodenplatte  endlich  sei  folgendes  Beispiel 
angeführt : 

Zielungen  nach  Festpunkt  41  und  dem  unmittelbar  folgen- 
den Wechsel punkt  (bergauf;  Nivellement  B). 


Libelle 
I  (reduziert) 

1 

Libelle 
(reduziert) 

Zeilen- 
differenz 
Libellenteile 

Festpunkt 

i: 

1       24,1 
23,8     , 

Wecli 
pun 

^el- 
ct 

2) 
3) 

24,7 
25,0 

-0,6 
-1.2 

41 

6) 
7) 

24,0 
23,7 

5) 

8) 

25,0 
24,2 

—  1,0 
-0,5 

Die  hier  sich  zeigende  Veränderung  ist  wohl  durch  Einsinken 
(oder  Erniedrigung  durch  Verschieben)  der  Fußplatte  zwischen  5) 
und  8)  um  rund  ^1-2  mm  zu  erklären  :  bei  dem  Nivellement  auf  dieser 
Strecke  fiel  leichter  Regen,  wodurch  die  Fahrbahn  zuerst  glatt 
und  dann  allmählich  aufgeweicht  wurde.  Auch  sonst  ist  besonders 
der  Einfluß  des  Regens  in  demselben  Sinn  wie  im  vorstehenden 
Beispiel  mehrfach  nachzuweisen.  Die  Untersuchung  b)  hat  überhaupt 
gezeigt,  daß  die  Veränderungen  der  Wechselpunkte  dieser 
Strecken  (der  andere  Punkt  ist  unveränderlicher  Festpunkt)  beträcht- 
licher sind,  als  die  Horizont-  (wesentlich  nur  Stativ-)  Änderungen, 
wie  immerhin  nach  a)  zu  erwarten  war. 

c)  Endlich  ist  eine  Anzahl  von  Ni  v  eil  ierungen  ganzer 
Strecken  auf  Bewegungen  von  Wechsel  punkten  und 
Horizonten  untersucht  durch  Vergleichung  der  Ablesung  1)  mit 
7)  und  2)  mit  8).  Als  Beispiel  seien  für  die  Strecke  88  39  die 
einzelnen  Zahlen  angeschrieben  (mit  Weglassung  der  Endaufstellungen, 
vgl.  oben  bei  b),  um  die  Rechnungsweise  zu  zeigen;  da  an  der  Latte 
je  um  ein  Feld  verschiedene  Einstellungen  bei  1)  und  7),  sowie  bei 
2)  und  8)  gebraucht  sind,  so  ist  abermals  die  tatsächliche  Libellen- 
ablesung mit  der  Reduktion  auf  dieselbe  Latteneinstellung  bei  beiden 
Zielungen  versehen,  bei  35  m  Zielweite  5,0  Libellenteile  betragend. 
Die  Spalte  d  gibt  in  den  oberen  Zahlen  für  jede  Aufstellung  die 
dann  wieder  in  Millimeter  verwandelten  Differenzen  7)— 1)  und  1) — 7), 
in  der  untern  Zahl  8) -2)  und  2) -8). 

Li  den  zwei  Spalten  der  Tabelle  11.  sind  auch  die  Vorzeichen- 
folgen von  Interesse :  in  der  ersten  folgt  auf  ömaliges  Auftreten  des 
Zeichens  —  das  Zeichen  +  6mal,  die  7  letzten  d"  gehen  über  —  0,1 


181 


Tabelle    11. 

Strecke  38  39:  Länge  0,<j7  km  (hier  nur  0.62  km  bd  B,  0,03  km  bei  A, 
da  die  in  b)  behandelten  Endstände  des  Instruments  weggelassen  sind). 


Nivellement  B  (39  38;  bergauf) 

Nivellement 

A  (38  39;  bergab) 

Aufstellung 

des 
Instruments 

S 

i 

m 

Latte 

1)  7) 

2)  8) 

Libelle 

d  (mm) 
Libellel  oben 
redu-  i  7)-l) 
ziert  !  unten 

;8)-2) 

Aufstellung 

des 
Instruments 

Latte 

1)  7) 

2)  8) 

Libelle 

Libelle 
redu- 
ziert 

d  (mm) 
üben 
l)-7) 
unten 

Nr. 

Nr. 

m 

2)-8) 

1 

35 

1,617 
1,615 

23,9 
17,9 

1:1!  1-».^ 

i 
1        ■  Q;; 

0,847 
0,849 

28,1 
23,5 

28,1 
28,5 

—  0,3 

0,763 
0,761 

23,0 
17,8 

t«!-«-^ 

1,835 
1,837 

24,1 
19,4 

24,1 
24,4 

—  0,2 

2 

35 

1,833 
1,835 

20,4 
25,0 

20,4    1          nq 

2o;o  P"'^ 

2 

35 

0,783 
0,785 

26,1 
20,9 

26,1 
25,9 

+  0,2 

0,765 
0,767 

22,3 

26,8 

22,3 
21,8 

-0,4 

1,835 

1,837 

32,9 

28,2 

32,9 
33,2 

-0,2 

3 

35 

1,823 
1,825 

21,7 
26,5 

fdh'^ 

3 

35 

0,769 
0,771 

24,9 
20,1 

24.9 
25,1 

-0,2 

0,705 
0,703 

26,4 
22,0 

26,4 
27,0 

+  0,5 

1 

1,775 
1,777 

25,5 

20,7 

25,5     _0  2 
25,7 

4 

35 

1,891 
1,889 

20,0 
16.6 

'Z\+^'-'\ 

4 

35 

0,829 
0,831 

25,2 
20,5 

25,2  l_o2 
25,5  i       ''' 

0,725 
0,723 

27,7 
23,2 

iSI+».* 

1,799 
1,801 

26,7 
21,1 

26,7 
26,1 

+  0,6 

5 

35 

1,811 
1,809 

23,8 
19,7 

23,8 
24,7 

! 

+  0,9 

5 

35 

0,803 
0,801 

26,7 
31,4 

26,7 
26,4 

+  0,2 

0,791 

0,789 

25,1 
20,6 

i;Ji+M 

1,881 
1,879 

21,9 

26,4 

21,9 
21.9 

0,0 

6 

35 

1,799 
1,801 

23,5 
29,2 

23,5 
24,2 

+  0,6 

.    6 

35 

0,727 
0,723 

18,8 
27,9 

18,8 
17,9 

+  0,7 

0,839 
0,841 

17,6 

22,8 

17,6 

17,8 

+  o,i| 

1,875 

1,875 

33,1 
33,1 

33,1 
33,1 

0,0 

7 

35 

1,827 
1,829 

27,0 
31,8 

27,0 
26,8 

-o,i| 

! 

7 

35 

0,715 
0,717 

30,1 
24,9 

30,1 
29,9 

+  0,2 

0,775 

0,777 

23,4 
28,5 

t^i  +  o.' 

1,879 
1,881 

23,5 

18,0 

23,5 
23,5 

0,0 

8 

^5 

1,819 
1,821 

27,0 
31,9 

27,0 
26,9 

—  0,1 

•jf;. 

0,783 

0,785 

30,1 
24,2 

30,1 
29,2 

+  0,7 

0.755 
0,757 

23,4 
28,3 

IM  1-0.^1 

1,859 
1,861 

29,1 
24,0 

i;J!+».i 

9 

30 

1,561 
1,559 

26,4 
20,5 

mr'^i 

i 

9       35 

0,791 
0,789 

25.4 

3o;o 

i;^i+»'^ 

0,905 
0.903 

23,6 
17,9 

23,6 
23,7 

+  0,1 ! 

1,831 
1,829 

24,2 

28,4 

24.2 
23;4 

+  0.,6 

—     182     — 

bis  +0,1  mm  nicht  hinaus  mit  unregelmäßiger  Änderung  des  Zeichens; 
in  der  zweiten  ist  zunächst  das  Zeichen  —  (mit  Einer  Unterbrechung) 
6mal  vorhanden,  dann  folgt  +  (oder  0)  llmal.  Der  größte  Betrag 
+  1,2  mm,  der  links  (Nivellement  B)  bei  der  vierten  Aufstellung  als 
Differenz  7) — 1)  vorkommt,  gibt  Anlaß,  alle  8  Ablesungen,  nicht 
nur  7)  und  1)  und  8)  und  2)  herauszuschreiben;  sie  lauten,  w^enn 
wieder  7)  auf  die  Latteneinstellung  1)  u.  s.  f.  durch  entsprechende 
Änderung  der  Libellenablesung  reduziert  wird,  folgendermaßen,  wobei 
der  Gang  der  in  der  Schlußspalte  angegebenen  Differenz  nicht  zu 
verkennen  ist: 


1)    1,891 
4)    2,109 

20,0 
20,5 

2)  0.725 

3)  3,275 

27.7 
27.5 

'       —  7,7 
—  7,0 

6)  2,109 

7)  1,891 

20,9 
21,6 

5)   3,275 
8)    0,725 

27.6 
28,2 

1 

!       -6,7 

1       -  6,6 

Nimmt  man  in  den  vorstehenden  beiden  Nivellierungen  der 
Strecke  38  39,  Tabelle  11  (links  B,  rechts  A),  die  Summe  der  d, 
so  wird 

B    [d]  =  +  2,2  1  A    [d]  =  +  2.3 

und  damit  das  durchschnittliche   d 

d,  =  +  0,12  mm  d„  =  +  0,13  mm. 

Ein  ganz  ähnliches  Ergebnis  zeigt  die  Strecke  48  49,  im 
Mittel  aus  A  und  B  wird  hier  d^  =  +  0,18  mm ;  dagegen  heben 
sich  auf  der  Strecke  8  9  des  I.  Abschnitts,  Nivellierung  A,  die 
ebenfalls  noch  in  derselben  Art  durchgerechnet  ist,  die  [pos.  d]  und 
die  [neg.  d]  nahezu  auf,  so  daß  im  Durchschnitt  do  nur  +  0,04  mm 
wird.  Der  quadratische  Mittelwert  der  in  diesem  Absatz  c)  be- 
handelten  d   hat  eigentlich  keine  Berechtigung;  wenn  man  trotzdem 

ein   mittleres    d      ausrechnet  und  daraus  m  =  — -~,  so  ist  doch 

bemerkenswert,  daß  diese  Werte  für  alle  in  der  oben  angegebenen 
Art  untersuchten  Strecken  nur  wenig  verschieden  ausfallen.  Die 
Werte  m  liegen  für  die  sechs  untersuchten  Strecken  zwischen  ±  0,25 
und  ±0,34  mm,  Gesamtmittel  +0,30  mm,  wobei  die  Größe  der 
Ziel  weite  (zwischen  20  m  und  50  m)  sich  nicht  bemerklich  macht. 
d)  Die  in  den  vorstehenden  Absätzen  b)  und  c)  untersuchten 
Abweichungen    bringen    die    Beträge :    Fehler    herrührend    vom   Ein- 


183 


sinken  der  Bodenplatten  minus  Fehler  herrührend  vom  Einsinken 
des  Instruments  für  jede  Aufstellung  des  Instruments  zum  Ausdruck. 
Aber  sie  erfassen  noch  nicht  den  Fehler  in  der  Konstanz  der  Höhe 
des  vordem  Wechselpunkts  während  der  Zeit,  die  gebraucht 
wird  für  den  Transport  des  Instruments  auf  den  nächsten 
Stand  und  seine  Wiederaufstellung  und  die  Festlegung  des 
folgenden,  jetzt  vordem  Wechselpunkts  (während  der  genau  zu  er- 
haltende .  vorhin  vordere  jetzt  zum  hintern  Wechselpunkt  wird) : 
denkt    man    sich    das    Stativ    des    Instruments    langsam    einsinken, 


Fig.  14. 

ebenso  aber  auch  die  beiden  benachbarten  Fußplatten ,  die  die 
Wechselpunkte  darstellen,  und  zwar  derart,  daß  jedem  Sinken  des 
Stativs  ein  Sinken  der  beiden  Bodenplatten  um  genau  denselben 
Betrag,  wie  er  am  Instrument  eintritt,  entspricht,  so  würde  trotz 
dieser  Bewegungen  der  Höhenunterschied  zwischen  den  zwei  Wechsel- 
punkten sich  so  ergeben .  wie  er  ohne  Bewegung  vorhanden  war. 
Bleibt  aber  dann  die  Fußplatte  während  der  Zeit  des  Instrument- 
transports ebenfalls  nicht  in  Ruhe,  so  bewirkt  dieses  Einsinken, 
daß  man  beim  Bergaufnivellieren  einen  zu  großen ,  beim  Bergab- 
nivellieren einen  zu  kleinen  Höhenunterschied  für  die  ganze  Strecke 
als  Summe  der  Höhenunterschiede  zwischen  den  einzelnen  Wechsel- 
punkten   erhält;    vgl.    die   Fig.    14:    es    seien  C   und  D    zwei   ganz 


—     184     — 

feste  Punkte ,  D  höher  als  C ,  deren  Höhenunterschied  mit  Hilfe 
zweier  Aufstellungen  des  Nivellierinstruments ,  also  Eines  Wechsel- 
punkts W  ermittelt  werden  kann.  Die  Aufstellung  des  Instruments 
sei  derart,  daß  eine  Bewegung  der  Fernrohrziellinie  während  jeder 
der  zwei  Aufstellungen  ausgeschlossen  ist;  die  Bodenplatte  in  W 
dagegen  soll  sich  während  der  Zeit,  in  der  das  Instrument  in  Jj 
weggenommen,  nach  J2  getragen  und  dort  wieder  aufgestellt  wird, 
um  den  Betrag  c  senken.  Beim  Nivellement  I.  von  C  aufwärts 
gegen  D,  erhält  man  als  Wert  (absolut)  h^  des  zu  ermittelnden 
Höhenunterschieds  h 

hj  =  h,'  +  hj"  =  h  +  Cj  (14) 

beim  Nivellement  II  dagegen,  von  D  abwärts  gegen  C.  ergibt  sich 
als  (absoluter)  Wert  dieses  Höhenunterschieds : 

h,  =  h^'  +  h,"  =  h-C2.  (15) 

Wäre  anzunehmen ,  daß  Cg  =  Cj  ist ,  so  wäre  das  Mittel  der  zwei 
Nivellierungen  nach  (14)  und  (15)  von  dem  durch  c  entstehenden 
Fehler  befreit.  (Würden  die  zwei  Punkte  C  und  D  genau  gleich 
hoch  liegen,  so  würde  nach  den  zwei  Nivellierungen  sich  der  Punkt 
als  um  Cj  oder  c.3  höher  liegend  ergeben .  nach  dem  hin  nivelliert 
wurde). 

Es  ist  mir  nun  nicht  fraglich .  daß  Fußplattenbewegungen 
dieser  Art,  Abwärtsbewegung  eines  Wechselpunkts  während  der 
Zeit  zwischen  den  zwei  Aufstellungen  des  Instruments .  von  denen 
für  die  erste  jener  Wechselpunkt  der  vorwärtsliegende,  für  die  zweite 
der  rückwärtsliegende  war ,  nachgewiesen  sind ,  ja  die  Hauptrolle 
spielen.  Sie  vor  allem  tragen  die  Schuld  an  dem  Vorzeichenverhalten 
der  Höhensumme  in  den  Abschnitten  I  bis  VI  des  Nivellements,  an 
dem  umstand,  daß  die  Summe  der  Höhenunterschiede  aller  Strecken 
der  ganzen  Linie  beim  Bergaufnivellieren  um 

19,3  mm 

größer  ausgefallen  ist.  als  die  Summe  der  Höhenunterschiede  auf 
allen  Strecken  beim  Bergabnivellieren.  Wollte  man  diese  Zahl  als 
zufälligen  Fehler  ansehen  (wogegen  aber  die  Vorzeichen  auf  das  be- 
.stimmteste  sprechen) ,  so  erhielte  man ,  wenn  auf  die  verschiedene 
Größe  der  Zielweiten  und  auf  die  Höhenunterschiede  keine  Rück- 
sicht genommen,  vielmehr  nur  die  ganze  Länge  der  nivellierten 
Linie  mit  25.78  km  ins  Auge  gefaßt  wird ,  aus  jenem  Schlußfehler 
allein  als 


—     185     — 

mittleni  km-Feliler  der  einfach  (A  oder  B)  nivellierten  Linie 

m,  =  — T- -—  +  2,  ^0  mm  (Ib) 

V  2.  25,78  ~ 

und  als  mittlem  km-Fehler  der  doppelt  (A  und  B)  nivellierten  Linie 

M,  =  ^^  =  +  1,91  mm ;  (17) 

V2  - 

dagegen    sind    oben    aus    den  Differenzen    der  A    und    B    auf   den 
einzelnen  Hauptstrecken    mittlere    km-Fehler  berechnet  worden, 
die  für 
m,  (einfaches  Nivellement)  zwischen  den  Beträgen  +  0,07  und  +  2,19  mm,  für 
M^  (A  und  B)  zwischen  den  Beträgen    +  0,05  und  +  1,55  mm    liegen; 
im  Gesamtmittel  ergab  sich  daselbst 

(  m,  =  +  1,0B  mm  und  somit 
I  31,  =  +  0,75  mm. 

Es  ist  sicher,  daß  durch  die  zwei  Nivellierungen  A  und  B  in 
entgegengesetzter  Richtung  und  Mittelbildung  aus  beiden  regel- 
mäßige Fehler,  infolge  deren  das  Ergebnis  (16),  (17)  das  2^''2fache 
von  (5)  würde ,  ehminieit  worden  sind.  Vor  allem  der  größte  Teil 
der  regelmäßigen  Fehler,  die  durch  die  Veränderung  der  Höhe  der 
Fußplatton  zwischen  zwei  Aufstellungen  des  Instruments  eintreten. 
Diese  Erniedrigungen  halte  ich.  wie  schon  bemerkt,  für  nachgewiesen  ^'', 
sei  es  nun,  daß  sie  durch  kleine  Verschiebungen  (Gleiten)  der 
Platten  auf  harter,  glatter,  ziemlich  stark  geneigter  Straßenfahrbahn 
oder  durch  Einsinken  an  Ort  und  Stelle  entstehen.  Die  zwei 
schlimmsten  Abschnitte  in  Beziehung  auf  regelmäßige  Fehler  im 
vorliegenden  Nivellement  sind,  wie  bereits  ebenfalls  angeführt,  die 
stark  fallende  Straße  von  der  Stelle  nach  Bebenhausen  und  die 
Straße  Bebenhausen — Lustnau.  Auf  der  ersten  ist  gewalzte  Porphyr- 
schotterfahrbahn, hart  und  ziemlich  glatt;  jedenfalls  ist  dort  die  bis 
zur  vollständigen  Politur  („Spiegelglätte")  gehende  Glättung  der  ur- 
sprünghch  rauhen  Füße  der  Bodenplatten  zustand  gekommen,  die 
ein,  vom  Lattenhalter  nicht  bemerktes.  Abrutschen  der  Platten  auf 
geneigter  Bahn  leicht  erklärlich  scheinen  läßt;  auf  der  Straßenneigung 
4%  oder  4\'2°/o  genügt  eine  Lagebewegung  um  2  mm  nach  unten, 

''  Vogler  sagt  noch  in  seinem  Lehrbuch  der  Praktischen  Geometrie, 
IL  Band  1.  Halbband,  Braunschweig  1894,  S.  348:  „Das  Nachsinken  fest  ein- 
getretener Fußplatten  ist  noch  nirgends  mit  Sicherheit  erwiesen  worden.  Nach 
des  Verfassers  Erfahrungen  bei  Versuchseinwägungen  kann  es  sich  dabei  nur 
um  äußerst  kleine  Beträge  handeln.-' 


—      1  HC)     — 

um  eine  Senkung  von  nahezu  '/lo  mm  herbeizuführen.  Auf  dem 
zweiten  genannten  Abschnitt  sind  Instrument  und  Fußplatten  nicht 
auf  der  ebenfalls  sehr  festen  und  hier  sehr  wenig  geneigten  Straßen- 
fahrbahn, sondern  auf  dem  etwas  weniger  festen  Gehweg  aufgestellt 
worden,  der  mit  Basaltgrus  beschottert  ist.  Trotz  starken  Festtretens 
der  Fußplatten  können  hier  kleine  Einsenkungen  an  Ort  und  Stelle 
wohl  vorgekommen  sein. 

Die  mehrfach  genannten  Verminderungen  der  Höhe  der  Boden- 
platten zwischen  den  zwei  benachbarten  Aufstellungen  des  Instru- 
ments ( —  deren  Fehlereinfluß  durch  Hin-  und  Hernivellieren,  A  und  B, 
dann  vollständig  ehminiert  werden  könnte,  wenn  er  bei  den  beiden 
Nivellierungen  in  demselben  Betrag  vorhanden  wäre ;  diesem  Idealfall 
wird  man  je  nach  der  Beschaffenheit  von  Grund  und  Boden ,  auf 
dem  Instrument  und  Bodenplatten  aufzustellen  sind,  und  ihrer  Be- 
einflussung durch  die  Witterung  mehr  oder  weniger  nahe  kommen  — ) 
halte  ich  nach  den  Ergebnissen  des  vorliegenden  Nivellements  für 
größer  als  die  Veränderungen  der  Höhe  der  Fernrohrziellinie  (die 
sich,  vgl.  z.  B.  a)  in  sehr  engen  Grenzen  hielt)  und  die  Verände- 
rungen der  Fußplatten  während  Einer  bestimmten  Aufstellung  des 
Instruments.  Diese  Erscheinung  ist  wohl  auch  plausibel :  einmal  ist 
die  Zeit  ziemlich  lang  von  der  letzten  Ablesung  8)  vorwärts  in  der 
einen  Aufstellung  des  Instruments  bis  zur  ersten  Ablesung  1)  rück- 
wärts nach  (angeblich  noch)  demselben  Wechselpunkt  von  der  nächsten 
Aufstellung  des  Instruments  aus,  und  sodann  wird  der  Träger  dieser 
Latte  während  der  Zeit,  in  der  nun  nicht  an  ihr  abgelesen  wird, 
trotz  aller  Ermahnungen,  sich  doch  auf  die  Latte  stützen,  falls  sie  auf 
der  Fußplatte  stehen  bleibt .  einen  Teil  seines  Körpergewichts  also 
lange  Zeit  auf  die  Platte  wirken  lassen,  wodurch  leicht  Verschiebungen 
auf  stark  fallender  glatter  Straße  oder  Eindrücken  in  den  Grund  in 
merkbaren  Beträgen  sich  ergeben  kann ;  oder  es  wird,  falls  die  Latte 
in  der  Zwischenzeit  von  der  Platte  abgehoben  wird ,  das  Wieder- 
aufsetzen eine  solche  Plattenverschiebung  abwärts,  auch  bei  an  sich 
guter  Vorsicht,  verursachen  können. 

Jedenfalls  scheint  mir  das  vorUegende  Nivellement  deutlich 
dafür  zu  sprechen,  daß  es,  zum  mindesten  beim  Nivellieren  auf 
macadamisierter  Straße,  zur  möglichsten  Befreiung  von  regelmäßigen 
Fehlern  und  zur  Erlangung  höherer  Genauigkeit  unumgänglich  ist, 
den  Vorgang  von  Cohen-Stuart  in  den  Niederlanden  und  von  Lallemand 
in  Frankreich  nachzuahmen,  nämlich  als  Wechselpunkte  starke  und 
lange,  tief  geschlagene  Pflöcke  (die  z.  B.  nach  20  oder  30  Schlägen 


—     187     — 

mit  schwerem  Hammer  kein  Nachziehen  um  ^'2  mm  mehr  zeigen)  mit 
darauf  angebrachten  Rundkopfnägeln  zu  verwenden ;  dabei  wäre 
dafür  zu  sorgen,  daß  zwischen  der  Vorbereitung  dieser  Wechselpunkte, 
zu  der  ein  kleines  Nivellierinstrument  und  ganz  flüchtiges  vorläufiges 
Nivellement  genügt,  und  der  Ausführung  des  Nivellements  wenigstens 
einige  Tage  liegen.  Freilich  ist  damit  immer  noch  nicht  ausgeschlossen, 
daß  auch  solche  Pfähle  merkliches  Sacken  oder  auch ,  in  manchen 
Bodenarten ,  Hebungen  durch  „Treiben"  des  Bodens  zeigen.  Bei 
dem  an  sich  vortrefflichen  SEiBi'schen  Nivellierverfahren  ist  die  Zeit, 
während  der  man  auf  Unveränderlichkeit  von  Instrument  und  Wechsel- 
punkte rechnen  muß,  von  besonders  günstigen  umständen  abgesehen, 
zu  lang,  als  daß  die  Wechselpunkte  auf  gewalzten  Schotterstraßen 
durch  einfach  auf  den  Boden  gelegte  und  festgetretene  Platten  von» 
einigen  Kilogramm  Gewicht  sicher  genug  hergestellt  werden  könnten. 

V.  Schluß. 

Um  nochmals  zusammenzufassen  und  einige  Wünsche  zu  äußern, 
mögen  folgende  Sätze  aufgestellt  werden : 

1.  Der  mittlere  km -Fehler,  wie  er  aus  der  üblichen  Vergleichung 
der  zwei  Nivellierungen  A  (Böblingen — Lustnau)  und  B  (Lustnau — 
Böblingen)  der  einzelnen  35  Hauptstrecken  der  ganzen  Linie  folgt, 
beträgt  für  die  einfache  und  für  die  doppelte  Nivellierung  im  Ge- 
samtmittel 

+   1,06    und    +  0,75  mm; 

diese  Genauigkeit   ist    für   den   vorliegenden  Zweck   als  ausreichend 
anzusehen. 

2.  Die  m.  F.  der  einzelnen  Strecken  zeigen  Abhängigkeit  von 
den  Zielweiten ,  nicht  von  den  Höhenunterschieden.  Die  Latten- 
vergleichung  ist  vollständig  genügend. 

o.  Neben  1.  sind  aber  beträchtliche  regelmäßige  E'ehler  vor- 
handen ,  die  insbesondere  bewirken ,  daß  überall  beim  Bergauf- 
nivellieren größere  Höhenunterschiede  sich  ergeben  haben  als  beim 
Bergabnivellieren.  Ein  großer  Teil  dieser  Fehler  wird  durch  Höhen- 
veränderung (Rutschen  oder  Einsinken)  der  Fußplatten  während  der 
Zeit  für  Transport  und  Wiederaufstellen  des  Instruments  zu  er- 
klären sein. 

4.  Für  einen  großen  Teil  dieser  regelmäßigen  Fehler  ist  an- 
zunehmen, daß  er  im  Durchschnitt  aus  A  und  B  eliminiert  sei;  der 
genauere  Betrag  ist  jedoch  nicht  sicher  abzuscheiden. 

5.  Auch    die    übrigen    systematischen  Fehlerquellen   machen  es 


—     188     — 

wünschenswert,  statt  der  Wechselpunkte  aiif  gut  festgetretenen 
Bodenplatten,  wie  sie  hier  angewendet  worden  sind,  für  die  sich 
aber  Bewegungen  sicher  nachweisen  lassen,  in  Zukunft  beim  Nivellieren 
auf  macadaniisierter  Straße  vorbereitete  Wechselpunkte  auf  tief  ge- 
schlagenen starken  Pflöcken  zu  verwenden. 

6.  Ebenso  machen  es  die  in  einzelnen  Fällen  sicher  nachweis- 
baren Veränderungen  der  Höhe  der  Zielhnie  des  Fernrohrs  während 
länger  dauernder  Aufstellung  des  Instruments  erwünscht,  das  In- 
strument statt  auf  ein  Dreibeinstativ  auf  eine  sicherer  fundierte  Unter- 
lage zu  stellen  (Stativ  mit  mehr  als  drei  Beinen  u.  dgl.). 

7.  Trotz  der  in  5.  und  6.  ausgesprochenen  Wünsche  glaube 
ich    empfehlen    zu    sollen ,  daß    wenigstens    das  nächste  Nivellement 

«der  Linie  Böblingen — Lustnau  noch  genau  in  derselben  Art  wie  vor- 
stehend beschrieben  ausgeführt  werde. 

8.  Die  Zeitdauer  zwischen  den  Nivellierungen  einer  solchen 
Linie  sollte  5  Jahre  nicht  überschreiten;  das  nächste  Nivellement 
der  Linie  Böblingen — Lustnau  wäre  also  jedenfalls  1907  auszuführen. 

9.  Einige  weitere  Linien  dieser  Art,  an  denen  etwaige  dauernde 
Höhenänderungen  von  Festpunkten  zu  verfolgen  sind,  sind  sehr 
wünschenswert.  Die  Linien  werden  in  Gegenden  zu  wählen  sein, 
aus  denen  Nachrichten  über  angebliche  Veränderungen  der  Aussicht 
in  größerer  Zahl  vorliegen  oder  in  denen  häufig  Erderschütterungen 
beobachtet  werden.  Vielleicht  käme  in  erster  Reihe  Tübingen— Hechingen 
in  Betracht,  auch  als  Fortsetzung  der  hier  behandelten  Linie. 

10.  Es  scheint  mir  angezeigt,  dabei  für  die  Festpunkte  statt 
der  vernickelten  Stahlbolzen.  die  sich  nicht  besonders  bewährt  haben, 
Bronzebolzen  oder  auch  Bolzen  aus  Eisenhartguß  zu  verwenden. 
Die  Festpunkte  in  den  Boden  zu  versenken,  scheint  mir  jedenfalls 
zweckmäßig  zu  sein.  Auch  glaube  ich  empfehlen  zu  sollen,  an  der 
hier  getroffenen  Anordnung  von  Festpunktepaaren  (je  zwei  Festpunkte 
nahe  beieinander)  längs  der  Linie  festzuhalten,  wobei  aber  die  Paare 
etwas  weiter  auseinander  gesetzt  werden  könnten  (1  oder  1^/2  km) 
als  bei  der  vorliegenden  ersten  Nivellementslinie. 


Beiträge  zur  V  i  treuen  f au  na  Württembergs  III. 

(Zugleich  eine  Erwiderung.) 
Von  D.  Geyer  in  Stuttgart. 

Die  nachfolgenden  Zeilen  beziehen  sich  in  der  Hauptsache  auf 
zwei  gleichnamige  Arbeiten,  welche  von  mir  1904  und  1905  in  diesen 
Jahresheften  erschienen  sind  ^  Die  erste  derselben  hat  in  der 
Zwischenzeit  eine  Kritik  erfahren,  die  mich  zu  einer  Entgegnung 
veranlaßt  und  zugleich  von  der  Notwendigkeit  überzeugt  hat,  einige 
damals  hervorgehobene  Gesichtspunkte  und  Forschungsergebnisse 
näher  zu  beleuchten. 

Die  Kritik  geht  aus  von  Prof.  Dr.  0.  Boettger  ".  Der  hoch- 
verdiente Altmeister  der  deutschen  Malakozoologie  greift  zwei  Ge- 
sichtspunkte meiner  Darstellung  heraus  und  bestreitet  deren  Richtigkeit. 

I.  Fürs  erste  stellt  er  den  ersten  Absatz  die  „Allgemeinen 
Gesichtspunkte"  S.  303  heraus,  worin  ich  mitteile,  daß  nach  meinen 
Befunden  in  jeder  Höhlung  nur  eine  einzige  Art  lebe.  Dann  fährt 
er  fort:  „Also  der  Kernpunkt  der  theoretischen  Erörterung  ist :  Jede 
Höhle  birgt  stets  nur  eine  Art  I  —  Ich  wage  das  aus  praktischen 
Gründen  zu  bestreiten.  Geyer  hat  von  den  meisten  Arten  trotz  der 
beschränkten  Räume,  an  denen  er.  gesammelt  hat,  wie  er  selbst  zu- 
geben muß,  erstaunliche  Massen  von  Individuen  gefunden.  Spricht 
das  für  Konkurrenz  und  Kampf?  Er  sagt  selbst,  daß  das  Vor- 
kommen in  den  verschiedenen  Höhlen  und  Quellbächen  oft  lokalisiert 
sei.  Warum  sollen  sich  da  nicht  zwei  oder  drei  Arten  im  Laufe 
der  Zeit  nebeneinander  ausbilden  können,  wie  es  doch  in  ähnlicher 
Weise  notorisch  die  zahlreichen  ähnlich  lebenden  Zospewn-Aiten  in 
den  Krainer  Höhlen  getan  haben?"  Nach  speziellen  Angaben  mit 
■Berufung  auf  Clessin  schließt  er  den  ersten  Einwurf:  „Mögen  dabei 
auch  Bestimmungsfehler  unterlaufen  sein,  sicher  ist  doch  ohne  Frage 
das  eine,  daß  in  den  Krainer  Höhlen  ganz  scharf  getrennte  Schnecken- 


'■  Im  folgenden  zitiert  als  1904  und  1905. 

^  Nachrichtsblatt  der  deutschen  malakozoologischen  Gesellschaft,  38.  Jahrg. 
1906.  S.  30—32. 


—     190     — 

formen  nebeneinander  in  der  gleichen  Höhle  leben.  Auch  meine 
reiche  Sammlung  —  ich  war  selbst  an  Ort  und  Stelle  —  hat  dafür 
Beweise.  Wir  sehen  also ,  Geyer"s  Fundamentalsatz  steht  auf 
schwachen  Füßen." 

Darauf  habe  ich  zu  erwidern : 

Die  drei  ersten  der  von  Boettger  zitierten  Sätze  meiner  Dar- 
stellung ^  schließen  allerdings  eine  theoretische  Erörterung  ein; 
aber  —  und  das  ist  die  Hauptsache  —  ich  stützte  mich  bei  der 
Aufstellung  meiner  Gesichtspunkte  und  der  systematischen  Behandlung 
der  Funde  gar  nicht  auf  diese,  sondern  fuhr  fort  mit  Satz  4  und  5 : 
„Was  mich  aber  mehr  als  alle  die  rein  äußerlichen  Erwägungen  be- 
stimmt, alle  Formen  einer  Höhle  als  Glieder  eines  durch  Abstammung, 
Ernährung  und  Lebensweise  zusammengehörenden  Ganzen  zu  be- 
trachten, ist  das  Zeugnis,  das  sie  für  sich  selbst  ablegen  durch  das 
Ineinandergreifen  und  Übergehen  der  Formen  von 
einem  Größen-  und  Windungsextrem  ins  andere.  Wo 
aber  die  Natur  selbst  keine  Grenze  gezogen  hat,  darf  der  Forscher 
auch  keine  aufzustellen  versuchen."  Das  ist  nicht  eine  theoretische 
Voraussetzung,  sondern  eine  auf  dem  praktischen  Wege  des 
Sammeins,  Beobachtens  und  Vergleichens  gewonnene  Erkenntnis. 
Wie  ich  zu  dieser  Erkenntnis  kam  und  wie  ich  sie  zur  systematischen 
Bearbeitung  der  Funde  verwertete,  habe  ich  1904,  S.  310  und 
1905,  S.   291  des  näheren  dargelegt. 

Nun  bekämpft  aber  Boettger  gerade  die  theoretischen  Er- 
wägungen ,  mit  welchen  ich  aus  Gründen  der  Darstellungsweise 
begann,  um  sie  dann  beiseite  zu  schieben  und  zum  Hauptpunkt 
fortzuschreiten,  und  sagt  nichts  über  meine  Mitteilung  vom  natür- 
lichen Zusammenhang  der  Formen,  auf  welchen  ich  mich 
stützte.  Es  schadet  aber  dem  von  mir  aufgestellten  systematischen 
Gerüstwerk  nichts,  wenn  drei  den  Charakter  von  Ornamenten 
tragenden  Pfähle  umgestoßen  werden  und  die  Grundsäulen  stehen 
bleiben.  Also  nicht  Satz  1 — 3,  sondern  Satz  4  und  5  haben  den 
Charakter  des  Fundaments  (nach  Boettger)  oder  (nach  meiner 
Meinung)  einer  Richtschnur,  durch  welche  auch  dem  1904,  S.  309 
gesperrt  gedruckten  Satz:  „Gemeinsamkeit  des  Wohnorts  ist  der 
Ring,  welcher  die  äußerlich  unähnlichen  Formen  der  Art  zusammen- 
hält" seine  Bedeutung  gegeben  wird,  insofern  unter  den  „äußerlich 
unähnlichen  Formen"   desselben  Wohnorts    nur  solche  gemeint  sind, 


1904,  S.  303. 


—     191     — 

die  unter  sich  durch  lückenlose  Übergiinge  verbunden  sind, 
welche  in  der  Anzahl  nicht  wesentlich  hinter  den  extremen  Formen 
zurückstehen. 

Ich  habe  mehrfach  und  nachdrücklich  darauf  hingewiesen,  daß 
trotz  der  Veränderlichkeit  der  Vitrellen  eines  und  desselben  Fund- 
ortes, diese  sich  in  zusammenhängenden  Form en reihen  (-leitern, 
-Skalen)  ordnen  lassen,  und  es  wurden  mehrere  solche  Formenreihen 
photographisch  dargestellt. 

Zum  Beweise  aber,  daß  ich  auch  mit  den  Auslassungen 
theoretischer  Natur  doch  nicht  ganz  unrecht  habe,  verweise 
ich  auf  Hamann^:  „Eine  Konkurrenz  zwischen  Arten  derselben 
Gattung  fehlt,  da  meist  immer  nur  eine  Art  in  ein  und  derselben 
Höhle  lebt,  so  meist  nur  eine  Trechus- Avt,  eine  Bathiscia- Art, 
eine  Krebsart,  eine  Carychium-kxi  (^=  Zospeiim).  Die  Anzahl  der 
Arten  ist  überhaupt  in  den  einzelnen  Höhlen  beschränkt  und  schließt 
das  Vorkommen  der  einen  Art  oft  das  der  andern  aus."  An  einer 
andern  Stelle  (S.  50)  sagt  er  von  den  Zospeen  {Carychüim  bei  Hamann)  : 
„Meist  kommt  in  einer  Höhle  nur  eine  Art  vor:  so  fand  man 
in  22  Höhlen  nur  eine  Art,  in  7  Höhlen  2  Arten,  in  1  Höhle 
3  Arten."  Ich  glaube,  daß  wenn  einmal  die  Erforschung  der  süd- 
deutschen Vitrellen  so  weit  fortgeschritten  ist,  als  es  jetzt  bezüglich 
der  Höhlenfauna  des  Karstes  geschehen  ist,  werden  uns  ähnliche 
Ergebnisse  vorliegen. 

Selbstverständlich  ergab  sich  mein  Standpunkt  aus  dem  damals 
erbeuteten  Material.  Daß  ich  mich  aber  von  Anfang  an  durch  das 
Beobachtungsresultat ,  welches  sich  mir  zur  Richtschnur  für  die 
systematische  Gliederung  anbot,  nicht  zu  Verschiebungen  der  Wahr- 
heit verleiten  ließ,  beweisen  meine  Mitteilungen  zu  V.  franconia'^ 
und  zu  var.  scalaris  ^,  wo  es  von  den  Quellen  dieser  Form  heißt : 
„An  allen  3  Orten  tritt  aber  scalaris  nicht  allein  auf,  sondern  ist 
von  der  nächsten  Varietät  begleitet."  Also  habe  ich  —  was 
BoETTGER  übersehen  zu  haben  scheint  — ^3  Quellen  angegeben, 
in  welchen  je  2  Formen  nebeneinander  sich  entwickeln'*. 
Es  zeigte  sich  ein  deutlicher  Einschnitt  in  den  Formenreihen  dieser 


^  Hamann,  Prof,  Dr.  ().,  Europäische  Höhlenfauna  1896,  S.  11. 

2  1904,  S.  323. 

3  1904,  S,  325. 

*  In  der  für  das  nächste  Jahr  geplanten  Fortsetzung  der  Beiträge  hoffe 
ich  auf  eine  weitere  Quellgruppe  eingehen  zu  können,  wo  ähnlich  wie  bei  den 
Varietäten  der  franconia  zwei  Arten  zusammengerückt  sind. 


—     192     — 

Quellen,  den  ich  bis  dahin  nicht  beobachtet  hatte.  Ich  stellte  diese 
Formen  als  Varietäten  auf.  während  3  Zospeum-Avten  aus  einer 
und  derselben  Höhle  angegeben  werden.  Wer  die  Unsicherheit  in 
der  Begrenzung  der  Arten  und  Varietäten  kennt,  wird  die  unter- 
schiedliche Wertung  nicht  wesentlich  finden. 

Wenn  Boettger  aus  praktischen  Gründen  meine  theoretischen 
Erwägungen  bekämpft,  die  zwar  nicht  gegenstandslos,  aber  auch 
kein  „Fundamentalsatz"  sind,  so  könnte  ich  damit  diese  erste  Hälfte 
seiner  Kritik  verlassen.  Allein  sie  gibt  mir  Gelegenheit  zur  Äußerung 
über  einen  weiteren  Punkt  in  der  Hoffnung,  damit  Mißverständnissen 
vorzubeugen. 

Boettger  verweist  auf  die  Zospeuiii-Aiten  in  den  Krainer 
Höhlen.  Ich  frage  aber:  Sind  die  Zospeen  in  demselben  Umfang 
gesammelt  worden  wie  meine  Vitrellen?  Sind  sie  dem  Hundert  nach 
auf  ihre  Form  angesehen  und  verglichen  worden?  Sind  keine  Über- 
gänge von  einer  Art  zur  andern  vorhanden?  Welche  Gestalt  ist 
die  herrschende?  In  welchem  Zahlenverhältnis  stehen  die  typischen 
Formen  zu  den  Übergängen  und  Nebenformen?  Es  sind  koncho- 
logische  Arten;  niemand  weiß,  wie  sie  sich  zueinander  vorhalten; 
sie  könnten  schließlich  doch  enger  verbunden  sein  als  man  glaubt. 
Vergl.  die  Gliederung  der  Zospeen  bei  Westerlund  \  wo  die  von 
Boettger  nach  Clessin  zitierten  Arten  Z.  nydemn  Bgt.  und  Z.  aglenum 
Bgt.  als  Vaiietäten  dem  Z.  schmidti  Frauenf.  angeschlossen  sind, 
und  die  Beleuchtung  der  CLESsm'schen  ZosppAmi-I)a,Ysie\\nng  durch 
Hamann  (S.  49).  Da  scheinen  starke  Rechenfehler  mit  unterlaufen 
zu   sein. 

VJev  von  württembergischen  Höhlenschnecken  hört,  verbindet 
damit  vielleicht  die  Vorstellung  von  der  Nebelhöhle  oder  einer  andern 
bekannten  Höhle  der  Alb.  Aber  gerade  die  bekannten  Albhöhlen 
sind  mit  zwei  Ausnahmen  trocken  (ohne  einen  Wasserlauf)  und  bieten 
dem  Zoologen  kaum  etwas,  dem  Malakozoologen  rein  gar  nichts. 
Der  Aufenthaltsort  der  Vitrellen  ist  aber  auch  nicht  in  Höhlen, 
sondern  in  unterirdischen  Wasseradern  zu  suchen,  sei  es  daß  diese 
sich  durch  enge  Spalten,  Gänge  und  Klüfte  der  geschichteten  Kalk- 
gebirge zwängen  oder  sich  durch  das  Trümmergestein  (grobes 
Gerolle,  abgestürzten  Schutt)  und  die  Vegetationsschicht  der  Wiesen 
gebohrt  haben.  Ich  glaubte  anfänglich  auch,  die  Wohnstätte  der 
Vitrellen    ausschließlich    in  Höhlen    suchen    zu  müssen,   je  mehr  ich 


Fauna  etc.  V,  S.  20  f. 


—     193     — 

aber  ihre  Verbreitung  kennen  lerne,  desto  mehr  sehe  ich,  wie  wenig 
wir  berechtigt  sind  zu  der  Annahme ,  daß  sie  aus  solchen  Hohl- 
räumen stammen,  die  wir  als  Höhlen  bezeichnen.  In  den  Beiträgen 
des  Vorjahres  habe  ich  auf  die  Verhältnisse  des  näheren  hingewiesen 
und  füge  hier  hinzu,  daß  die  Mehrzahl  der  Vitrellen  aus  kleinen 
Kanälen  stammt,  die  entweder  der  erste  Anfang  eines  Bächleins,  die 
Quellader,  bilden  oder  eine  versickerte  Strecke,  auf  welcher  das 
schwache  Rinnsal  sich  zum  zweitenmal  in  die  Erde,  in  den  zer- 
spaltenen  und  leicht  erodierbaren  Kalk  und  ins  Gerolle  diluvialer 
Ablagerungen  zurückzieht. 

Zuweilen  jedoch  handelt  es  sich  auch  um  größere  Gänge  im 
Gebirge,  die  das  Produkt  einer  Spaltung  und  der  Auswaschung  durch 
einen  kräftigen  Bach  sind.  Sie  haben  dann  den  Charakter  eines 
von  einem  Bach  durchströmten,  verfallenen  Stollens.  Ein  solcher 
Gang  ist  die  Falkensteiner  Höhle,  welche  die  ersten  und  für  längere 
Zeit  auch  die  einzigen  lebenden  Vitrellen  Schwabens  lieferte.  Dieser 
Zufall  mag  mit  daran  schuld  gewesen  sein,  daß  man  bei  der  Kunde 
von  Vitrellenfunden  diese  Hohlräume  neben  die  Krainer  Höhlen 
glaubte  stellen  zu  dürfen.  Von  jenen  „ungeheuren  Räumen"  ^  sind 
sie  aber  himmelweit  verschieden  und  zwar  nicht  nur  hinsichthch 
ihrer  Ausdehnung,  sondern  auch  in  bezug  auf  ihre  Fauna.  Ich 
brauche  nur  an  die  zahlreichen  Arthropoden  der  Karsthöhlen  zu 
erinnern,  nach  welchen  wir  in  Schwaben  vergeblich  suchen.  Offen- 
bar sind  die  Höhlen  des  Karstes  viel  ältere  Tierwohnstätten  als  die 
süddeutschen  Jurahöhlen ,  die  darum  auch  in  keine  Parallele  mit 
jenen  gestellt  werden  können. 

n.  Der  zweite  Einwurf  Boettger's  lautet:  „Auf  noch  mor- 
scherem Fundament  steht  aber  schließlich  der  Satz,  den  er  (Geyer) 
verficht,  daß  die  verschiedenen  geologischen  Gebiete,  das  Albgebiet 
mit  seinem  Juraboden  und  das  fränkische  Muschelkalkgebiet,  theo- 
retisch verschiedene  Lartetia-Avten  erzeugt  haben  müßten  und  daß 
eine  Form,  möge  sie  auch  der  Schale  nach  absolut  identisch  sein 
mit  einer  Form  des  andern  Gebietes,  deshalb  trotzdem  einer  andern 
Art  angehören  müsse.  Ich  kann  das  theoretisch  nicht  zugeben, 
habe  es  in  Praxis  stets  anders  gehalten.  Stimmen  die  Schalen 
beider  Gebiete  wirklich  in  jeder  Hinsicht  miteinander  überein,  so 
müssen  wir  sie  —  selbst  wenn  theoretische  Bedenken  dagegen 
sprächen  —  immer  und  unweigerlich  mit  dem  gleichen  Speziesnamen 


^  Hamann,  S.  49. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  13 


—     194     — 

belegen,  weil  wir  sonst  jeden  Boden  unter  den  Füßen  verlieren  und 
mit  unserer  ganzen  Systematik  in  der  Luft  schweben  würden." 

Auch  bei  diesem  Einwurf  begegne  ich  zunächst  wieder  der 
Annahme,  als  habe  ich  mich  bei  der  Ausführung  des  systematischen 
Teiles  von  theoretischen  Voraussetzungen  leiten  lassen.  Ich  kann 
aber  mit  gutem  Gewissen  sagen,  daß  ich  gänzlich  frei  von  jeder 
Beeinflussung  durch  eine  Theorie  (vergl.  1905,  S.  291)  an  meine 
Arbeit  ging.  Sie  entstand  aus  der  Praxis.  Darin  wird  ihre  Stärke 
wie  ihre  Schwäche  beschlossen  liegen. 

Ich  bemühe  mich  sodann  vergeblich,  in  meiner  Arbeit  den  Satz 
zu  finden,  in  dem  ich  behaupte,  daß  Alb-  und  Muschelkalk  ver- 
schiedene Arten  erzeugt  haben  „müßten".  Wohl  aber  sagte  ich 
(1904,  S.  310),  daß  bei  der  Untersuchung  es  sich  schließhch  zu 
meiner  Überraschung  herausgestellt  habe,  daß  dem  systematischen 
Bild  ein  geographisches  entspreche,  weil  sich  für  Alb-  und  Muschel- 
kalk getrennte  Artgruppen  ergeben  haben,  und  diese  Wahrnehmung 
spreche  für  die  Richtigkeit  der  systematischen  Anordnung  (vergl. 
auch  1905,  S.  291). 

Damit  habe  ich  für  die  Vitrellen  genau  dasselbe  festgestellt, 
was  KoBELT  als  ein  Resultat  seiner  Studien  an  Pomatia  und  Iberus 
bezeichnet  \  und  wenn  das  Zitat  bei  Westerlund  ^,  das  ich  an  der 
dort  bezeichneten  Stelle  nicht  finden  konnte,  richtig  lautet,  hat 
BoETTGER  die  Formen  von  Helix  Codringtoui  Destr.  „nach  geo- 
graphischen Gesichtspunkten  geordnet,  die  mit  systematischen  Hand 
in  Hand  zu  gehen  scheinen". 

Boettger's  Widerspruch  ist  vielleicht  auf  die  Ausführung  1904, 
S.  309  zurückzuführen:  „Würde  demnach  der  Fall  eintreten,  und 
er  ist  tatsächlich  oft,  insbesondere  bei  den  kleinsten  Formen,  zu  be- 
obachten, daß  in  der  Formenleiter  zweier  räumlich  und  vielleicht 
auch  anatomisch  weit  auseinander  liegender,  durch  besondere  Ele- 
mente charakterisierter  Arten  einander  nahestehende  und  sogar  kon- 
gruente Formen  sich  einstellen,  so  gehören  nicht  diese  unter  sich 
zu  einer  Art  zusammen,  sondern  sie  sind  dem  mit  ihnen  verbundenen 
Arttypus  anzugliedern  und  erhalten  von  ihm  ihre  Stufe  in  der  Skala 
zugewiesen." 

Der  Widerspruch  ist  aber  nur  dann  berechtigt,  wenn  das  Vor- 
handensein   von    Formenreihen    (-skalen),     von    welchen    ich    in 


'  Nachrichtsblatt  1906,  Heft  I  S.  55. 
2  Fauna  I,  Supplement  S.  30  f. 


—     195     — 

meiner  kritisierten  Arbeit  ausführlich  rede,  auf  welche  ich  hier  aber 
des  Raumes  wegen  nicht  noch  einmal  eingehe,  übersehen,  und  wenn 
unter  den  „kleinsten  Formen"  Arten  verstanden  werden.  Es  be- 
zieht sich  aber  dieser  Satz  auf  die  Kümmerformen,  die  mit  einer 
typischen  Form  aus  einer  und  derselben  Quelle  stammen  und  in  den 
verschiedenen  Bezirken  sich  nahe  kommen  können.  Nun  gliedern 
sich  aber  Kümmerformen  ihrer  jeweiligen  Art  an,  mit  der  sie  durch 
Übergänge  verbunden  sind  und  bilden  nicht  für  sich  zusammen  eine 
systematische  Einheit.  Es  sei  mir  gestattet  meine  Auffassung  von 
der  systematischen  Einreihung  dieser  Endgheder  der  Formenreihen 
an  einem  Beispiel  zu  erläutern :  Gesetzt  den  Fall,  es  degeneriere  in 
einer  deutschen  Stadt  infolge  all  der  möglichen  äußeren  Umstände 
ein  Bruchteil  der  Bewohner  so  sehr,  daß  er  eine  äußere  Ähnlich- 
keit mit  ebenfalls  durch  ähnliche  Einflüsse  degenerierten  Bewohnern 
einer  Stadt  Japans  bekäme,  so  würde  ich  erstere  doch  zur  kau- 
kasischen und  letztere  zur  mongolischen  Rasse  zählen  und  würde 
es  für  einen  Trugschluß  halten,  in  ihnen  gleichstehende  Vertreter 
einer  besonderen  Rasse  zu  sehen. 

Die  Systematik  darf  unter  keinen  Umständen  den  Lebens- 
zusammenhang der  Formen  zerreißen,  sonst  tut  sie  der  Wahrheit 
Gewalt  an ;  ist  sie  nicht  imstande  ohne  eine  Zerreißen  des  natür- 
lichen Zusammenhanges  alle  hervorragenden  Formen  unterzubringen, 
so  gesteht  sie  damit  ihre  Unfähigkeit  ein,  die  tatsächlichen  Ver- 
hältnisse darzustellen.  Für  die  richtige  Beurteilung  der 
Kümmerformen  unserer  Vitrellen  ist  es  nötig,  den  natür- 
lichen Zusammenhang,  wie  er  sich  aus  der  örtlichen  Zusammen- 
gehörigkeit ergibt,  in  Betracht  zu  ziehen. 

Unter  den  Kümmerformen  sind  Vitrella  pellucida  Benz  und 
V.  Kraussi  Weinl.  mit  einbegriffen ;  bezüglich  der  V.  Clessini  Weinl. 
sind  meine  Untersuchungen  noch  nicht  abgeschlossen. 

Die  Originale  der  V.  pellucida  Benz  wurden  dem  Geniste  des 
Neckars  bei  Cannstatt  entnommen.  Das  Einzugsgebiet  des  Flußes 
umfaßt  bis  zu  diesem  Punkt  etwa  4000  qkm,  innerhalb  welchen 
wir  die  Heimat  des  Schneckchens  zu  suchen  haben.  Ich  kenne 
nun  bis  heute  aus  diesem  Gebiet  75  zum  Teil  recht  produktive 
Vitrellenquellen  an  der  Alb  und  im  Muschelkalk  des  oberen  Neckars. 
Davon  entfallen  auf  V.  Quenstedti  Wied,  mit  var.  Ära  m.,  Weinlandi  m. 
und  solleriana  m.  39  Quellen,  auf  V.  Futei  m.  1,  var.  Roesleri  m.  1, 
auf  V.  exigua  m.  2,  auf  V.  yonostotna  m.  und  lahiata  m.  10,  auf 
V.  suevica  m.  22  Quellen.     Vergeblich  aber  suchte  ich  eine 

13* 


—     196     — 

Quelle,  in  w elchev  V. pelhccida  Benz  sich  als  ausschließ- 
liche oder  auch  nur  als  führende  Form  gezeigt  hätte. 
Nicht  zu  finden  ist  sie  bei  V.  gonostoma  (die  kleinsten  Stufen  er- 
reichen nicht  die  Größe  der  pellucida  Benz),  nicht  bei  exigua  (diese 
ist  selbst  immer  kleiner  als  pellucida)  und  nicht  bei  V.  Putei  und 
Boesleri  m.  Aus  V.  lahiata  kann  sie  konstruiert  werden,  wenn  man 
allenfallsige  ungelippte  Exemplare  dazu  stempeln  will,  selten  steigen 
die  großen  und  kräftig  angelegten  s^<ev^ca-Formen  des  Muschelkalks 
am  obern  Neckar  bis  zu  dieser  Stufe  herab  (s.  1905,  Taf.  VII  Fig.  15), 
regelmäßig  aber  ist  sie  in  den  Quellen  der  Quenstedti  und  in  der 
einzigen  Quelle  der  V.  Putei  typ.  anzutreffen.  Dabei  ist  sie  aber 
stets  in  der  Minderzahl  und  durch  lückenlose  Übergänge  ver- 
bunden mit  einer  kräftiger  entwickelten  und  an  Individuen 
zahlreicheren  Form,  die  ich  darum  als  führende  Gestalt  aner- 
kennen mußte.  Diese  führende  Gestalt  ist  freilich  nicht  immer 
Quenstedti  tgp.,  sondern  vielfach  forma  acuta,  kleiner  als  Quenstedti 
typ.,  aber  doch  wesentlich  größer  als  pellucida.  Die  Form  acuta  ist 
so  wenig  selbständig  als  pellucida.,  entweder  nach  oben  verbunden 
mit  Quenstedti  typ.  oder  nach  unten  mit  pellucida.  Ihr  gegenüber 
stützt  sich  pellucida  auf  ein  bestimmtes  Maß  von  Kleinheit  und  da 
sie  ohnehin  das  Recht  der  Priorität  für  sich  hat,  habe  ich  nichts 
dagegen,  sie  als  Varietät  neben  Quenstedti  typ.  bestehen  zu  lassen. 
Ich  beabsichtige  in  einem  abschließenden  Wort  noch  einmal  auf  diesen 
Punkt  zurückzukommen. 

Die  Molluskenverzeichnisse  aus  Württemberg  weisen  nun  aber 
F.  pellucida  Benz  auch  aus  dem  fränkischen  Muschelkalk  auf,  und 
ich  selbst  habe  zugegeben:  „sie  spukt  tatsächlich  überall" ^  Solche 
Kümmerformen  kann  es  unter  bestimmten  Voraussetzungen  auch 
überall  geben.  Beginnt  die  Formenreihe  einer  Quelle  in  der  größten 
Stufe  mit  5  mm,  dann  geht  sie  nach  unten  nicht  so  weit,  daß  es  zur 
pellucida-Gxö&G:  reicht  (s.  V.  Putei  m.  v.  Pioesleri  m.  1904,  S.  319) ; 
nur  was  unter  diesem  Maß  sich  zu  gestalten  beginnt 
(Quenstedti  bei  4  mm),  kann  zu  pellucida  (2,5  mm  nach  Clessin) 
hinabsteigen. 

Welch  geringe  Bedeutung  in  der  Formenreihe  einer  Quelle 
denjenigen  Größenstufen  zukommt,  die  wir  bislang  unter  pellucida 
zu  stellen  pflegten,  ergibt  sich  auch  aus  den  Zahlen  der  V.  fran- 
conia  m.  v.  postera  m  ^.     Auch  wenn  die  80  kleineren  Schalen,   die 

'  1904.  S.  328. 
2  1904,  S.  328. 


—     197     — 

ich  unter  1583  Stücken  zählte,  sämthch  auf  peXlucida  entfallen 
würden,  was  durchaus  nicht  der  Fall  ist,  so  würden  sich  aus  einer 
und  derselben  Quelle  ergeben  88  "/o  typische  Stücke  und  5*^/o 
pelluciäa-'dihnWchQ.  Hier  überrascht  jeden,  der  die  Variabilität  der 
Mollusken  des  bewegten  Wassers,  zumal  der  unsicheren  Kalkflüßchen 
kennt,  der  hohe  Prozentsatz  der  konstanten  Formen  und  man  über- 
zeugt sich  gerne  von  der  Bedeutungslosigkeit  der  Kümmerformen 
im  System  ^  In  der  Falkensteiner  Höhle  liegen  die  Verhältnisse 
iixx pellucida  noch  ungünstiger;  zahlreicher  ist  sie  in  der  Elsachquelle. 

Warum  V.  pellucida  Benz  trotzdem  jahrzehntelang  als  die  ver- 
breitetste  —  selbstverständlich  bei  sehr  vereinzelten  Funden  in 
wenigen  Exemplaren  —  Vitrella  Württembergs  gelten  und  sich  das 
Ansehen  einer  selbständigen  Art  erwerben  konnte,  erklärt  sich  daraus, 
daß  sie  am  ehesten  in  die  Anspülungen  gelangt  (s.  1904,  S.  317). 
Ich  mache  mir  diesen  Umstand  heute  noch  zunutze.  Will  ich  un- 
anfechtbare pellucida  haben,  so  kann  ich  an  den  reichsten  Quellen 
lange  sieben,  bis  ich  diese  kleinen  Schalen  unbeschädigt  in  genügender 
Anzahl  beisammen  habe ;  darum  siebe  ich  lieber  das  Geniste  des 
Bächleins  durch,  das  aus  einer  solchen  Quelle  ausfließt,  und  dort 
finde  ich  pellucida  im  feinsten  Geniste  hübsch  gewaschen  und 
zusammengetragen,  während  die  großen  Formen  immer  seltener 
werden,  je  weiter  man  sich  von  der  Quelle  entfernt. 

Wie  mit  V.  ptellucida  Benz,  verhält  es  sich  mit  V.  Kraussi 
Weinl.  Ich  wiederhole  es,  es  ist  ein  einziges  Anspülungsexemplar, 
dem  wir  diese  Art  verdanken,  natürlich  das  kleinste  in  der  ganzen 
Reihe.  Jahrelang  sammelte  ich  Anspülungen  in  großer  Menge  und 
begreife  es  vollkommen,  warum  es  die  kleinsten  zuerst'  sein  müssen, 
und  ich  mache  niemand  einen  Vorwurf  daraus,  das  Ding  beschrieben 
und  in  die  Fauna  eingeführt  zu  haben.  Aber  es  ergeht  ihm  wie  so 
manchen  andern  vereinzelten,  kleinen  Anspülungsfunden:  weiter- 
gehende Untersuchungen  sprechen  ihnen  das  Recht  ab,  eine  besondere 


^  Ich  verließ  mich  bei  der  Aufstellung  der  Typen  für  meine  Arten  immer 
auf  den  Prozentsatz  derselben  innerhalb  der  ganzen  nach  Hunderten  zählenden 
Ausbeute  einer  Quelle.  Zum  mindesten  beträgt  der  Typus  überall  80  "/o;  die 
übrigen  20"/o  entfallen  auf  größere  und  kleinere  Formen;  unter  den  letzteren 
muß  dann  F.  pellucida  Benz,  V.  Kraussi  Weinl.  und  wie  ich  mit  ziemlicher 
Sicherheit  annehmen  darf,  auch  V.  iurrita  Cl.  und  V.  Clessini  Weinl.  gesucht 
werden. 

-  s.  Fupa  leontina  Gredler  bei  Clessin,  Deutsche  Exk.  Moll.-F.  2.  Aufl. 
S.  261   und  in  der  Moll.-F.  f.  Österreich-Ungarn  S.  277 f.  Westerlund  führt  in 


—     198     — 

6  Vitrellenexemplare,  von  welchen  er  5  zur  Clessini  und  1  zur  Krcmssi 
erhob,  nur  wenigstens  einige  Dutzende  bekommen,  so  wäre  seine 
Aufstellung  eine  andere  geworden,  weil  ihm  dann  auch  die  Ver- 
bindungsglieder von  Clessini  zu  Kranssi  in  die  Hände  gekommen 
wären  und  er  sich  überzeugt  hätte,  daß  keine  Grenze  zwischen 
beiden  besteht. 

V.  Kraussi  Weinl.  ist  immer  die  letzt  mögliche  Ver- 
kümmerungsstufe der  mittelgroßen  und  größeren  Vitrellen 
Württembergs  und 'findet  sich  zumeist  im  fränkischen  Muschel- 
kalk, kann  sich  aber  auch  gelegentlich  und  nur  vereinzelt  den 
Quenstedti-^&[hen  anschließen.  Es  kommt  in  erster  Linie  darauf 
an,  mit  welcher  Größe  die  Formenreihe  beginnt;  bei  einer 
Maximalgröße  von  4  mm  kann  jede  fränkische  Vitrella 
in  den  kleinsten  Kümmerformen  die  V.  Kratissi  dar- 
stellen; aber  in  den  34  Vitrellenquellen  Frankens,  welche  ich  bis 
heute  kenne  (und  in  denen  Schwabens),  habe  ich  noch  keine 
V.  Kraussi  in  alleiniger  Ausbildung  oder  anders  als  in  Abhängigkeit 
von  zahlreicheren  und  größeren  Formen  gefunden. 

1904,  Taf.  VIII  Fig.  8  und  9,  habe  ich  das  Original  der 
F.  Kranssi  Weinl.  dargestellt  und  daneben,  Fig.  10  und  11,  die 
F.  exigua  m.  abgebildet.  Boettger  sah  sich  ^  veranlaßt,  beide  gleich- 
zustellen und  meine  exigua  als  Kraussi  zu  behandeln.  Man  ver- 
gleiche aber  einmal  aufmerksam  den  Habitus  und  die  Größe  beider. 
F.  Kraussi  steht  in  schönster  Harmonie  mit  F.  turrita  Gl.  Fig.  8 
und  F.  Clessini  Fig.  1  und  stellt  eine  Verkleinerung  der  letzteren 
dar.  Dagegen  hat  exigua  stärker  gewölbte  Umgänge  mit  tieferer 
Naht  und  ist  in  Hunderten  von  Exemplaren  nicht  bloß  kleiner  als 
Kraussi,  sondern  bleibt  sich  in  Größe  und  Gestalt  auch  gleich'-', 
wodurch  sie  sich  in  ihrem  Verhalten  von  allen   andern  schwäbischen 


seiner  FauHa  (III  S.  132  ff.)  hintereinander  9  solcher,  meist  auf  einem  Exemplar 
beruhender,  fragwürdiger  Pupen  an.  Sie  mit  ihrer  zur  systematischen  Verwertung 
so  verlockenden  und  doch  so  unsicheren  Bezahnung ,  wie  Vitrella  mit  ihrer 
wechselnden  Gestalt  bei  dem  Mangel  sonstiger  Anhaltspunkte  verleiten  gerne, 
wenn  sie  in  nur  einem  oder  wenigen  Exemplaren  in  Anspülungen  gefunden 
werden,  zu  einer  Diagnose,  in  welcher  andere  Funde  nicht  unterzubringen  sind. 
Ich  m()chte  schier  den  Vorschlag  machen,  Findlinge  nicht  in  die  Listen  einzu- 
tragen, bevor  sie  nicht  durch  ihre  Angehörigen  sich  ausgewiesen  haben. 

'  Nachrichtsblatt  1905,  S.  115. 

^  Die  zwei  daneben  stehenden  Figuren  11  und  12  betreffen  ein  vereinzeltes 
Vorkommnis,  das  ich  der  Vollständigkeit  zuliebe  nicht  glaubte  unterdrücken 
zu  sollen. 


—     199     — 

Vitrellen  absondert.  Der  enge  und  schwach  bewässerte,  unterirdische 
Abzugskanal  eines  Torfmoores,  der  im  geologisch  einzig  dastehenden 
Randecker  Maar  wieder  zutage  tritt  —  äußere  Bedingnisse,  wie 
sie  eigenartiger  kein  Vitrellengewässer  in  sich  vereinigt  —  beherbergt 
die  kleinste,  zarteste  und  zierlichste  aller  schwäbischen  Vitrellen. 
Es  wäre  ein  Terrorismus,  wenn  eine  so  schön  nach  Gestalt  und 
Vorkommen  in  sich  abgeschlossene  Charakterform  dem  von  seinem 
Verbände  losgelösten  Findling  vom  Jagstufer  sich  unterordnen  müßte. 
Allen  Respekt  vor  dem  Prioritätsgesetz,  aber  noch  größeren  vor  der 
Wahrheit.  V.  exiguam.  ist  eine  selbständige,  konstante,  ver- 
bindungslose Art;  F.  Kraussi  Weinl.  ist  das  verkümmerte 
Schlußglied  der  fränkischen  Vitrellen. 

In  der  Einleitung  zu  seiner  Kritik  sagt  Boettger  :  „Ich  habe 
den  größten  Teil  der  alten  und  die  neueren  Arten  Stück  für  Stück  ge- 
prüft, und  —  ich  sehe  anders."  Er  hat  Belegexemplare  der  von 
mir  aufgestellten  Arten  und  Varietäten  in  Händen  gehabt.  Mit 
Belegexemplaren  ist  es  eine  eigentümliche  und  bei  den  Vitrellen 
geradezu  eine  heikle  und  vielleicht  irreführende  Sache.  Bekanntlich 
ist  die  Variabilität  der  Vitrellen  groß.  Gebe  ich  nun  die  Formen 
ohne  Rücksicht  auf  ihre  Gestalt  so  weiter,  wie  sie  mir  selbst  in  die 
Hände  gekommen  sind,  so  kommt's  vor,  daß  der  Empfänger  in  der 
erhaltenen  Probe  dann  gerade  die  scharf  geprägten  und  charak- 
teristischen Stufen  vermißt  und  in  der  Hauptsache  unsichere  Gestalten 
erhält.  Suche  ich  aber  sogen.  Typen  für  ihn  heraus,  dann  können 
—  abgesehen  davon,  daß  er  dadurch  in  seinem  Urteil  abhängig  ge- 
macht wird  von  mir  und  meiner  Auffassung  und  Wertung  der 
Gestalten  —  die  Zwischenstufen  felilen;  er  sieht  in  der  Formenreihe 
Lücken,  wo  tatsächlich  keine  sind  und  entscheidet  sich  für  zwei 
Formen,  wenn  es  nur  eine  ist'.  Das  Sehen  vollends  ist  bei  solch 
kleinen  Dingen  etwas  Individuelles.  Es  hat  in  der  Malakozoologie 
schon  zu  vielen  Meinungsverschiedenheiten  geführt.  Ich  habe  darum 
die  Vitrellen  photographiert  und  vergrößert,  und  aus  der  Mehrzahl 
der  Quellen  mehrere  Gestalten,  teilweise  in  geschlossenen  Formen- 
reihen abgebildet,  um  jede  subjektive  Beeinflussung  von  vornherein 
auszuschalten    und    um   jedermann  Gelegenheit   zu    geben,    sich    ein 


^  Wie  es  mit  Proben  gehen  kann,  davon  von  vielen  Beispielen  das  neueste : 
Ich  erlaubte  mir,  an  Herrn  Prof.  Dr.  0.  Boettger  eine  Anzahl  Exemplare  von 
Pupilla  Sterri  v.  Voith  zur  Begutachtung  zu  senden.  Nach  seiner  Durchsicht 
stellte  es  sich  heraus,  daß  keine  gezähnten  Exemplare  dabei  waren,  obwohl  an 
Ort  und  Stelle  auch  solche  mit  1  ixnd  2  Zähnen  vorkommen. 


—     200     — 

Bild  von  den  Dingen  zu  machen.  Trotzdem,  daß  die  Bilder  auch 
alle  individuellen  ZufälHgkeiten  der  photographierten  Exemplare 
aufweisen,  kann  man  aus  ihnen  durch  Vergleichung  aller  zusammen- 
gehörenden Abbildungen  ein  Typenbild  gewinnen.  Aber  etwas 
anderes,  sehr  Wichtiges,  stellen  sie  nicht  mit  derselben  Schärfe  und 
Deutlichkeit  vor  Augen :  wer  von  ihnen  die  vorherrschende  Gestalt 
repräsentiert  und  wer  untergeordnet  ist,  wer  die  Mehrzahl,  die 
normale  Entwicklung  vorstellt  und  wer  Neben-  und  Kümmerformen 
und  individuelle  Abweichungen. 

Mit  einem  Wort  über  meine  Stellung  zur  Systematik  überhaupt 
mache  ich  den  Schluß  der  Entgegnung  und  der  daran  geknüpften 
Erweiterungen.  Wer  die  Tafeln  meiner  beiden  Publikationen  in  die 
Hand  nimmt,  sieht  sofort  an  der  großen  Zahl  der  Abbildungen  und 
an  der  Berücksichtigung  so  vieler  Quellen,  worauf  es  mir  in  erster 
Linie  ankam,  nämlich  auf  die  Berichterstattung  über  die  tatsäch- 
lichen Verhältnisse.  Die  systematische  Bearbeitung  ist  eine  Sache 
für  sich  und  stand  mir  in  zweiter  Linie.  Freilich  geht's  von  Anfang 
an  nicht  ohne  ein  System  ab;  aber  es  hat,  ehe  die  Arbeiten  ab- 
geschlossen sind,  etwas  Vorläufiges,  Wenn  es  mir  vergönnt  sein 
wird,  die  Untersuchungen  über  ein  größeres  Gebiet  auszudehnen 
und  zu  Ende  zu  führen,  soll  auch  eine  abgerundete  systematische 
Zusammenfassung  erfolgen.  Bis  dahin  bin  ich  für  jeden  wohl- 
gemeinten Rat  zugänglich  und  dankbar.  Den  Maßstab  zur  syste- 
matischen Verarbeitung  entnehme  ich  den  auf  praktischem  Wege 
gewonnenen  Beobachtungen. 

Aus  dem  Nachweis  Boettger's  ',  wonach  das  Genus  Vitrella 
den  von  Clessin  geschöpften  Namen  nicht  behalten  darf,  ziehe  ich 
selbstverständlich  gerne  die  Folgerung;  aber  mit  Rücksicht  auf  den 
Zusammenhang  und  die  Übersichtlichkeit  behielt  ich  für  diesmal 
den  ÜLESSiNschen  Namen  noch  bei. 


Nachrichtsblatt  1905,  S.  115  f. 


Synopsis  der  deutsehen  Blindwanzen  (Hemiptera 
heteroptera,  Farn.  Capsidae). 

Von  Dr.  Theodor  Hüeber,  Generaloberarzt  a.  D.  in  Ulm. 

IX.   TeiP. 

Div.  Laboparia  Reut.  ""^ 

Diagnose :  Von  länglicher  oder  eiförmiger  oder  eirunder  Gestalt, 
oft  nach  rückwärts  ziemlich  stark  verbreitert;  Kopf  mehr  oder 
weniger  breit,  der  Scheitel  nicht  längsgefurcht,  oft  mit  scharfem 
Rande,  die  Wangen  hoch,  manchmal  sehr  hoch,  zum  mindesten 
gleich  hoch  mit  den  Augen,  die  Zügel  meist  abgegrenzt,  die  Augen 
gegen  die  Spitze  zu  auseinanderweichend,  der  innere  Augenrand  ge- 
rade ;  der  kräftige  Schnabel  steht  weit  von  der  Kehle  ab ;  das 
Pronotura  zeigt  keine  vordere  ringförmige  Einschnürung,  sondern  ist 
vorne  nur  ganz  fein  gerandet,  welcher  vertiefte  Rand  bisweilen  vom 

^  Der  wiederholten  Aufforderung  verschiedener  Interessenten ,  „das  an- 
gefangene Werk  zu  vollenden  und  etwas  Fertiges,  Abgeschlossenes  zu  schaffen", 
Folge  gebend,  bringe  ich  hiermit,  bezugnehmend  auf  das  Schlußwort  in  Heft  8 
(1903),  die  Fortsetzung  meiner  zusammenstellenden  Bearbeitung  der  deutschen 
Blindwanzen  (Capsiden,  Phytocorideu).  Es  bestimmte  mich  hierzu  die  Erwägung, 
daß  der  Liebhaber  dieser  interessanten  Hemipteren-Familie,  in  Ermanglung  einer 
zusammenfassenden,  übersichtlichen  deutschen  Bearbeitung,  bisher  gezwungen 
war,  die  gewünschte  Auskunft  in  zahlreichen  älteren  und  jüngeren,  in-  und  aus- 
ländischen Werken  bezw.  Zeitschriften  mühsam  und  vielfach  unvollständig  zu- 
sammenzusuchen und  bei  den  ganz  erheblichen  Schwierigkeiten  der  verwirrenden 
einschlägigen  Nomenklatur  nie  so  ganz  sicher  war,  ob  er  überhaupt  die  gemeinte 
Art  wirklich  vor  sich  habe.  Durch  die  ausführlichen  Fundortsangaben  zahlreicher 
in-  und  ausländischer  Sammler  und  Forscher  dürfte  auch  eine  gute  Grundlage 
zur  Förderung  der  bisher  noch  sehr  dunkeln,  lückenhaften  Entwicklungsgeschichte 
und  Lebensweise  dieser  zarten  Insekten  geschaffen  sein.     H. 

*  Die  dieser  Abteilung  den  Namen  gebende  dermalige  Gattung  iaöops 
BüRM.  ist  in  Deutschland  nicht  vertreten  und  umfaßt  nur  mehr  vier  paläarktische 
(außereuropäische)  Arten. 


—     202     — 

scharfen  Scheitelrand  überdeckt  wird ;  die  Epipleuren  der  Halbdecken 
sind  besonders  beim  Weibchen  breit,  der  Keil  ist  an  seinem  Grunde 
meist  durch  eine  deutliche  Naht  und  auch  durch  einen  tieferen  Rand- 
einschnitt vom  Corium  geschieden ;  die  Flügelzelle  zeigt  keinen, 
selten  nur  einen  ganz  verschwommenen  Haken;  der  Xyphus  ist  an 
seinen  Seiten  (selten  nur  an  deren  Grunde)  gerandet ;  die  hinteren 
Hüften  stehen  von  den  Epipleuren  der  Halbdecken  mehr  oder  weniger 
weit  ab ;  die  Hinterschenkel  sind  gewöhnlich  verdickt ,  ihre  meist 
kräftigen  Schienen  zylindrisch ,  die  vorderen  bisweilen  verbreitert 
und  seitlich  zusammengedrückt:  die  Klauen  sind  ziemlich  groß,  die 
Haftläppchen  ebenfalls  groß,  frei,  an  ihrem  Ende  gegeneinander  ge- 
neigt; der  Geschlechtsabschnitt  beim  Männchen  ist  groß  und  vorne 
weit  eiförmig  oder  eirund  geöffnet.  Diese  Tiere  leben  auf  Pflanzen. 
Reuter  (H.  G.  E.  IV,  1891,  p.  17). 

Übersicht  der  Gattungen  der  Division  Laboparia'  (nach  Eeuteb,  Hem.  Gymn. 
Em-op.  IV,  1891,  S.  157  ff.). 

1.  (2.)  Fühler  äußerst  fein,  lang-,  ihr  erstes  Glied  nicht  bis  zur  Mitte 

des  Kopfschildes  reichend,  ihr  viertes  Glied  länger  als  das  dritte. 
Am  Kopf  überdeckt  der  gebogene  Scheitelrand  den  Anfang  des 
Pronotum,  die  Zügel  sind  kielartig  zusammengedrückt.  Die  kurzen 
Augen  liegen  auf  den  Ecken  des  Pronotum.  Das  Corium  der 
raakropteren  Form  ist  an  den  Seiten  ziemlich  stark  gerundet.  Die 
Hinterschenkel    sind  stark  verdickt.  1,  Halticus  Hahn. 

2.  (1.)  Fühler  weniger  zart,  ihr  erstes  Glied  reicht  nur  selten  bis  zur 

Mitte  des  Kopfschildes,  in  welchem  Falle  dann  die  Fühler  selbst 
bedeutend  kürzer  sind.  Die  Zügel  sind  nicht  kielförmig  zusammen- 
gedrückt. Das  Corium  der  makropteren  Form  ist  nur  selten  an 
den  Seiten  stärker  abgerundet,  in  welchem  Falle  die  Hinterschenkel 
ziemlich  kurz  und  nicht  verdickt  sind. 

3.  (4.)  Pronotum  am  Grunde  breit  gerundet,  den  Grund  des  Schildchens 

überdeckend.  Der  Leib ,  wenigstens  beim  Weibchen ,  breit  und 
dick.  Der  Kopf  in  die  Quere  gezogen,  kurz,  mit  seinem  Scheitel- 
raud  den  Anfang  des  Pronotum  überdeckend.  Die  Augen  hinten 
zusammengedrückt  und  auf  den  Ecken  des  Pronotum  liegend. 
Fühler  und  Beine  ziemlich  kurz.  An  den  Tarsen  der  Hinterbeine 
ist  das  erste  Glied  kaum  kürzer  als  das  zweite. 

IL   Strongylocofis  Costa. 

4.  (3.)  Pronotum-Grund    geschweift    oder   abgestutzt.     An  den  Hinter- 

tarsen  ist  das  zweite  Glied  um  die  Hälfte  bis  ums  Doppelte 
länger    als    das    erste,    nur    selten    ist   das  erste  so  lang  wie  das 

'  Die  zwei  vorangehenden  Divisionen :  Myrmecophyäria  (mit  der  einzigen 
Gattung  Myrmecophyeii  Fikb.  =  DiplacKH  Stal)  und  Hypseloecaria  (mit  der 
einzigen,  cinartigen  Gattung  Hijj^seloeciis'REVT.)  sind  in  Deut  seh  Land  nicht 
vertreten. 


—     203     — 

zweite ,  in  welchem  Falle  aber  der  Scheitelrand  niemals  das 
vordere  Pronotum  überdeckt. 

5.  (26.)  An  den  Tarsen  der  Hinterbeine  ist  das  zweite  Glied  mindestens 

um  die  Hälfte,    häufig  jedoch  ums  Doppelte  länger  als  das  erste. 

6.  (11.)  Kopf  deutlich  in  die  Quere  gezogen,    von  gleicher  Farbe  mit 

den  inneren  Augenrändern.  Fühler  beim  Weibchen  ziemlich  kurz, 
ihr  erstes  Glied  nicht  länger  als  der  quere  Augendurchmesser,  das 
zweite  kürzer  als  der  Kopf  breit.  Die  Halbdecken  des  Weibchens 
gekürzt,  vollständig  lederartig,  ohne  Keilbildung.  Hinterschenkel, 
auch  beim  Weibchen,  nicht  oder  nur  wenig  verdickt. 

7.  (10.)  Der  hintere  Scheitelrand  fein,  scharf,  nach  hinten  stark  bogen- 

artig  verlängert,  mit  ziemlich  starkem  Quereindruck  vor  dem 
Rande.  Der  Kopf  schmaler  als  das  Pronotum  an  seinem  Grunde. 
Die  Augen  querliegend. 

8.  (9.)  [Kopfschild  stark  geschweift,  ziemlich  vorspringend,  sein  Grund 

nur  wenig  über  der  Mittellinie  des  unteren  Teils  der  Augen  ge- 
legen (c?).  Der  Leib  öberseits  mit  ziemlich  langem  Flaumhaar 
bedeckt  (d)   .   .   . 

die  südeuropäische  Gattung  III  Plezocrammi  Horv.] 

9.  (8.)    [Kopfschild    mit    der  Stirne    in  einen  Bogen  zusammenfließend, 

sein  Grund  ziemlich  weit  unter  dem  Anfang  der  Augen ,  fast  in 
der  Verbindungslinie  der  Fühlerwurzeln  gelegen  ($).  Leib  voll- 
ständig glatt  und  haarlos  (2)   .   .   . 

die  südeuropäische  Gattung  IV.    Lamprdla  Reut.] 

10.  (7.)    Scheitel    nur    ganz    leicht    und    sehr  breit    nach  rückwärts  ge- 

bogen. Kopf  so  breit  wie  der  Pronotum-Grund  (d)  oder  noch 
breiter  ($).  Augen  beim  Weibchen  nach  rückwärts  ausgezogen 
und  den  Pronotumecken  aufliegend.  V.  Pach/tomeUa   Reut.] 

11.  (6.)    Kopf  von    vorne    gesehen    mindestens    so    lang    als    an    seinem 

Grunde  (samt  den  Augen)  breit,  nur  ganz  ausnahmsweise  — 
{Schoenocoris  6)  —  leicht  in  die  Quere  gezogen,  in  welchem  Falle 
aber  die  inneren  Augenränder  hell  sind.  An  den  Fühlern  des 
Weibchens  ist  das  erste  Glied  bestimmt  meist  um  viel  länger  als 
der  quere  Augendurchmesser,  das  zweite  nur  höchst  selten  — 
{ScJwenocoris  $,  Bmorphocoris  margineUus  $,  sk/natits  $,  die  beiden 
letzteren  mediterran)  —  kürzer  als  der  Kopf  breit,  meist  aber 
viel  länger.  Die  Hinterschenkel  beim  Weibchen  sind  meist  ziemlich, 
oft  sogar  sehr  stark  verdickt. 

12.  (13.)    Das    zweite    Fühlerglied    (besonders    beim   Weibchen)    gegen 

sein  Ende  zu  mehr  oder  weniger  verdickt,  nur  ganz  selten  fast 
linear.  Kopf  schwarz ,  die  inneren  Augenränder  von  gleicher 
Farbe;  die  Augen  selbst  querliegend.  Die  Fühler  nur  selten  von 
den  Augen  etwas  weiter  abgerückt,  meist  gleich  unter  deren  Ende 
eingefügt,  idas  erste  Glied  mit  2 — 3  steifen  Haaren.  Pronotum 
immer  bedeutend  länger  als  das  erste  Fühlerglied.  Nur  das 
AVeibchen  ist  pterygo-dimorph  (d.  h.  kurz-  und  langflügelig).  Bei 
den  Halbdecken  der  brachypteren  Form  ist  der  Keil  außen  meist 
durch  einen  Einschnitt  abgegrenzt.  VI.   Orthocephahis  Fieb. 


—     204     — 

13.  (12.)    Das    zweite  Fühlerglied    bei  Männchen   wie  Weibchen  linear, 

nur  ganz  ausuahmsw^eise  —  ( Schoenocoris)  —  am  Grunde  etwas 
verschmächtigt ;  am  ersten  Fühlerglied  meist  mehrere  steife  Borsten- 
haare. Der  Kopf  schwarz,  mit  hellen  inneren  Augenrändern  oder 
hell.  Bei  den  Halbdeckeu  der  brachypteren  Form  ist  der  Keil 
nie  durch  einen  Bruch  abgegrenzt. 

14.  (17.)    Scheitel    mit    nach  rückwärts  gebogenem  Gruudrand   und  mit 

länglichen,  auf  die  Stirne  übergreifenden  und  daselbst  auseinander 
laufenden  Furchen.  Grund  der  Stirne  in  seiner  Mitte  vertieft, 
sonst  aufgebläht.  Die  Wangen  sehr  erhöht.  Die  Augen  an  ihrem 
Grunde  nach  rückwärts  geneigt.  Die  Fühler  ziemlicli  weit  unter 
der  Augenspitze  eingefügt. 

15.  (16.)  Leib  hoch  gewölbt.    Scheitel  von  seinem  Grunde  an  abfallend. 

Das  Pronotum  der  brachypteren  Form  an  seinem  Grunde  geschweift. 
Die  Vorderschienen ,  ohnehin  schon  dicker  als  die  übrigen ,  leicht 
gekrümmt  und  gegen  ihr  Ende  zu  ziemlich  stark  zusammengedrückt 
und  verbreitert.     Männchen  und  Weibchen  brachypter. 

VII.  Euri/opocoris  Reut. 

16.  (15.)   [Leib  flach.    Scheitel  fast  eben.    Pronotum  bei  der  brachypteren 

Form  an  seinem  Grunde  fast  abgestutzt.  Die  Vorderschienen  gerade 
und  nicht  dicker  als  die  übrigen. 

Die  einartige  kaukasische  Gattung  VIII.  Platyporiis  Reut.] 

17.  (14.)    Der  Grundrand    des  Scheitels    nur  äußerst    selten   geschweift 

(in  welchem  Falle  die.  oben  beschriebenen  vertieften  Scheitel- 
furchen ^  fehlen  und  die  Augen  quer  liegen).  Die  Stirne  nur  ganz 
ausnahmsweise  -  in  der  Mitte  ihres  Grundes  vertieft. 

18.  (19.)  [Fühler  nahe  dem  vorderen  Augenende,  innseits,  eingepflanzt; 

ihr  erstes  Glied  zylindrisch ,  mit  ziemlich  feinen ,  steifen  Borsten 
besetzt.  Die  Augen  groß,  reichen  bis  zur  Mitte  der  Kopfseiten 
und  ziehen  an  ihrem  Grunde  leicht  nach  hinten.  Männchen  wie 
Weibchen  brachypter. 

Die  einartige  turkestanische  Gattung  X.  Scirtetellm  Reut.] 

19.  (18.)  Fühler  deutlich  (meist  ziemlich  weit)    unterhalb   des  vorderen 

Augenendes  eingefügt ;  die  Augen  kurz ,  nur  ausnahmsweise  ^  fast 
bis  zur  Wangenmitte  reichend ;  die  Wangen  hoch  bezw.  sehr  hoch. 

20.  (21.)    Das    zweite  Fühlerglied   an  seinem  Grunde    ziemlich  schlank, 

beim  Weibchen  kürzer  als  der  Kopf  breit.  Kopf  selbst  samt  den 
Augen  breiter  als  das  Pronotum  an  seinem  Grunde,  beim  Männchen 
ziemlich  in  die  Quere  gezogen.  Pronotum,  auch  bei  der  makropteren 
Form,  kurz,  fast  wagerecht.  An  den  hinteren  Tarsen  ist  das  zweite 
Glied  etwa  um  die  Hälfte  länger  als  das  erste.  Das  Männchen 
ist  geflügelt,  das  AVeibchen  brachypter.     IX.  Schoenocoris  Reut. 


*  Die  oben  beschriebenen  vertieften  Furchen  finden  sieb  auch  bei  dem  im 
südlichen  Rußland  lebenden  Anupus  Freyi  Fieb.,  aber  der  Scheitelrand  ist  hier 
gerade  und  die  Augen  sind  hier  nicht  nach  rückwärts  verlängert. 

*  Anapus  Frtyi. 

^  Der  südeuropäische  Bhnorphotoriti  dchilis  ^. 


—     205     — 

21.  (20.)  Das  zweite  Fühlerglied  linear.     Der  Kopf  mindestens  so  lang- 

als  samt  den  Augen  breit. 

22.  (23.)  [Schienen  der  Vorderbeine  leicht  gekrümmt,    gegen  die  Spitze 

zusammengedrückt  und  verbreitert.  Das  oft  sehr  verdickte  erste 
Fühlergiied  ist  dicht  mit  starken,  steifen  Haaren  besetzt.  An  den 
hinteren  Tarsen  ist  das  zweite  Glied  etwa  ums  Doppelte  länger 
als  das  erste.  Beide  Geschlechter  pterygo-dimorph.  Pronotum 
der  makropteren  Form  weniger  kurz,  gegen  die  Spitze  leicht  ab- 
fallend, vorne  mit  zwei  kleinen,  weit  auseinanderstehenden  Grübchen. 
Die  Membran  der  makropteren  Form  besitzt  nur  eine  Zelle. 

7  außerdeutsche  Arten  der  Gattung  XI.  Anaims  Stal.] 

23.  (22.)  Auch  die  vorderen  Schienen  ziemlich  drehrund,    nur  an  ihrer 

Spitze  ganz  leicht  verdickt.  Das  erste  Fühlerglied  meist  mit 
feineren  und  weniger  dicht  stehenden  Borstenhaaren  besetzt.  Das 
Männchen  geflügelt,  das  Weibchen  brachypter.  Die  Membran  der 
makropteren  Form  zeigt  deutlich  zwei  Zellen. 

24.  (25.)    Der    hintere    Scheitelrand    gerade    oder    fast    gerade,     beim 

Männchen  häufig  zwischen  den  Augen  vertieft.  Pronotum  kurz, 
höchstens  so  lang  wie  das  erste  Fühlerglied,  nur  selten  —  (beim 
$  des  algierischen  Dhnorphocorls  marg'melliis  Pux.)  —  länger.  Der 
Schnabel  reicht  fast  bis  zum  Anfang  der  Hinterhüften,  manchmal 
noch  etw^as  darüber  hinaus.  An  den  hinteren  Tarsen  ist  das 
zweite  Glied  mindestens  zweimal,  beim  Männchen  sogar  dreimal 
so  lang  als  das  erste.  Männchen  und  Weibchen  einander  meist 
sehr  unähnlich  und  verschieden  gefärbt,  das  Männchen  geflügelt, 
das  Weibchen  brachypter.  XIII.  DiniorpJiocoris  Reut. 

25.  (24.)  [Der  Scheitel    mit  scharfem,    nach  hinten  leicht  geschweiftem 

Rande ,  vor  diesem  Rande  mit  querem  Eindruck.  Das  Pronotum 
länger  als  das  erste  Fühlerglied,  beim  maktopteren  Männchen  nach 
vorne  zu  leicht  abfallend.  Der  Schnabel  reicht  beim  Männchen 
nicht  über  die  mittleren  Hüften  hinaus.  An  den  hinteren  Tarsen 
ist  das  zweite  Glied  mindestens  ums  Doppelte  länger  als  das  erste. 
Das  Männchen  hat  ausgebildete  Flügel,  das  W^eibchen  verkümmerte 
(brachypter). 

3  Arten  der  mediterranen   Gattung  XIV.  Plaghtijlus  Scott.] 

26.  (5.)    An    den    hinteren  Tarsen    ist  das  erste  Glied  so  lang  wie  das 

zweite.  Die  Schenkel  der  Hinterbeine  sind  verlängert.  Das 
Pronotum  ist  am  Grunde  und  an  den  Seiten  geschweift. 

27.  (28.)    [Augen    gestielt.     Der    Kopf,    von    vorne    gesehen,    ohne    die 

Augen  fast  gleichseitig  dreieckig,  senkrecht  gestellt,  Kopfschild 
in  die  Stirne  senkrecht  übergehend.  Das  erste  Fühlerglied  mit 
steifen  Borsten  besetzt. 

4  Arten  der  sibirischen  Gattung  XII.  Lalops  Burm.] 

28.  (27.)  [Augen  sitzend,  schief  an  den  Seiten  des  Kopfes  liegend.    Der 

Kopf  in  die  Quere  gezogen ,  sein  hinterer  Rand  gekielt.  Fühler 
ohne  Borsten.  Pronotum  mit  andersfarbenen  Schwielen.  Leib 
fast  parallel. 

3  Arten  der  außerdeutschen  Gattung  XV.  Hyoidca  Reut.] 


—     206     — 

Dimorpliocoris  Reut. 

Figur  des  Männchen  länglich,  parallelseitig  und  stets  geflügelt, 
des  Weibchens  eiförmig  und  brachypter,  dabei  beide  Geschlechter 
verschieden  gebaut  und  gefärbt,  glanzlos,  mit  leicht  abgehenden, 
hellen  Härchen  bedeckt,  oben  außerdem  noch  mit  brüchigen,  schwarzen 
Borstenhaaren  besetzt ,  die  beim  6  meist  länger  als  beim  $  sind ; 
letzteres  hat  häufig  einen  hellen  Kopf,  während  am  Kopfe  der  S  nur 
die  Augenränder  hell  sind.  Der  Kopf  selbst  ist  breit,  samt  den  Augen 
etwa  so  breit  wie  der  Grund  des  Pronotum,  auch  beim  brachypteren 
Weibchen;  von  vorne  gesehen  erscheint  er  fünfeckig,  von  oben  ge- 
sehen mindestens  so  lang  wie  das  Pronotum  (beim  $  noch  ziemlich 
länger) ,  von  der  Seite  erscheint  er  um  die  Hälfte  kürzer  als  hoch ; 
beim  S  steht  er  senkrecht,  beim  $  ist  er  häufig  vorne  aufgetrieben, 
verlängert  und  nur  wenig  kürzer  als  hoch;  Stirne  und  Kopfschild 
bilden ,  rückwärts  streichend ,  einen  stumpfwinkligen  Bogen.  Die 
Kehle  ist  kurz.  Die  Augen  sind  vorspringend,  manchmal  gestielt. 
Der  Schnabel  reicht  bis  zu  den  hinteren  Hüften ,  manchmal  noch 
darüber  hinaus.  Die  Fühler  sind  mehr  oder  weniger  nahe  dem 
unteren  vorderen  Augenende  eingefügt,  behaart,  ihr  erstes,  mit  einigen 
steifen  Borsten  besetztes  Glied  den  Kopfschild  beim  $  kaum,  beim  6 
ziemlich  weit  überragend ;  das  zweite  Glied  ist  linear ,  das  vierte 
kürzer  als  das  dritte.  Das  auch  beim  6  fast  wagerechte,  kurze 
Pronotum  ist  höchstens  so  lang  wie  das  erste  Fühlerglied,  sein 
Grund  geschweift  oder  abgestutzt,  seine  Schwielen  gut  ausgebildet 
(beim  cJ  stark  quer,  beim  $  weniger  markiert  und  weiter  auseinander- 
stehend). Das  Schildchen  ist  beim  kurzflügeligen  W^eibchen  kurz  drei- 
eckig und  vollständig  eben,  beim  c?  abfallend,  am  Grunde  frei.  Die 
Halbdecken  sind  beim  6  sehr  lang,  den  Hinterleib  weit  überragend, 
der  länglich  dreieckige  Keil  fast  wagerecht,  die  große  Membran  mit 
zwei  verlängerten  Zellen ;  beim  $  sind  die  Halbdecken  gekürzt  und 
ganz  lederartig.  Die  Mittelbrust  ist  kurz.  Die  Öffnungen  der  Hinter- 
brust bilden  über  den  Grundrand  der  Hinterhüften  eine  lange,  quere 
Randspalte.  Die  Hinterschenkel  sind  beim  S  lang,  beim  $  kürzer 
und  mehr  oder  weniger  verdickt;  die  Schienen  (auch  die  vorderen) 
sind  drehrund  und  mit  kleinen,  schwarzen  Dornen  besetzt;  an  den 
Hintertarsen  ist  das  zweite  Glied  gut  doppelt  so  laiig  als  das  erste, 
auch    etwas  länger  als  das  dritte. 

Diese  Gattung  unterscheidet  sich  von  Sdioenocoris  Reut,  durch 
die    verschiedene  Färbung   beider  Geschlechter,    durch    die  längeren 


—     207     — 

Fühler  des  Männchens,  deren  erstes  GHed  den  Kopfschild  weit  über- 
ragt und  deren  zweites  vollständig  linear  ist,  durch  die  sehr  langen 
Halbdecken  des  6 ,  durch  die  anders  gebauten  Tarsen ,  besonders 
aber  durch  die  weder  kürzeren,  noch  in  einem  Winkel  zwischen 
Mittel-  und  Hinterhüften  gelegenen,  sondern  eine  quere  Randspalte 
über  dem  Grunde  der  Hinterhüften  bildenden  langen  Offnungen  der 
Hinterbrust.  —  Von  der  Gattung  Orthocephalus  Fieb.  Reut,  unter- 
scheidet sich  die  Gattung  Dimorphocoris  durch  den  matt  dunkeln 
Leib,  der  bei  cj  und  5  sehr  verschieden  gestaltet  und  gefärbt  ist, 
durch  den  beim  $  vorne  meist  stark  rückwärts  gebogenen  Kopf, 
durch  die  kürzere  Kehle ,  den  längeren  Schnabel ,  durch  die  vom 
unteren  vorderen  Augenende  weiter  abgerückten  Fühler,  durch  die 
zahlreichen  steifen  Borsten  am  ersten  Fühlerglied ,  welches  beim  d 
das  Kopfschildende  weit  überragt ,  durch  das  auch  beim  $  lineare 
zweite  Fühlerglied,  durch  das  weit  kürzere  Pronotum,  das  auch  beim 
d  vorne  nicht  oder  nur  wenig  abfällt,  sowie  durch  die  eine  lange 
Randspalte  bildenden  Öffnungen  der  Mittelbrust.  Nach  Reuter 
(H.  G.  E.  IV,  83). 

Von  den  10  paläarktischen,  auf  Pflanzen  lebenden  Arten  der 
Gattung  Dimorphocoris  ist  bis  jetzt  noch  keine  in  Deutschland 
gefunden  worden ,  wohl  aber  kommen  2  Arten  in  benachbarten 
Ländern  (franz.  Vogesen  bezw.  Steiermark)  vor.  —  Die  Bestimmungs- 
tabelle der  Arten,  getrennt  nach  Geschlechtern,  gibt  Reuter  (lateinisch) 
im  4.  Band  (1891),  S.  169/70  der  Hern.  Gymn.  Europ. 

*  Seh m  i d t  i  i  Fieb. 
Das  (bis  jetzt  nur  bekannte)  Männchen  ist  länglich,  parallel- 
seitig ,  dunkelbraun  (in  spärlichem ,  zartem ,  weißem  Flaum)  fein 
schwarz  behaart,  während  lehmfarben  sind:  am  Kopf  die  Wangen, 
die  Zügel,  ein  ankerartiger  Wisch  auf  der  Stirne,  die  Augenränder, 
ein  Punkt  oder  eine  Längslinie  auf  dem  Scheitel,  eine  Längslinie  auf 
dem  Pronotum,  eine  gleiche  auf  dem  Schildchen,  sowie  ein  ver- 
schwommener ,  beiderseitiger  Fleck  an  seinem  Grunde ,  der  größte 
Teil  der  beiden  ersten  Schnabelglieder,  die  Epimeren  am  Vorder- 
brustkorb, die  Ränder  der  Mittelbrust  und  die  Öffnungen  der  Hinter- 
brust; die  Halbdecken  sind  blaß-  oder  graugelblich,  während  der 
ganze  Clavus  und  am  Corium  ein  mehr  oder  weniger  großer,  gegen 
dessen  vorderen  inneren  Winkel  zu  verbreiterter  Fleck  neben  der 
Clavusnaht  sowie  die  Naht  der  braunen  Membran  bis  zum  Keil  hin 
dunkelbraun  sind;  nur  die  Spitze  der  Schenkel  ist,  gleich  den  ganzen 


—     208     — 

Schienen,  gelbrötlich,  letztere  am  Grunde  bräunlich,  am  Ende  schwarz; 
der  Kopfschild  sowie  das  vordere  Ende  der  Zügel  ist  schwärzlich. 
Die  großen,  nach  außen  vorspringenden  Augen  stoßen  an  den  inneren 
Rand  und  den  vorderen  Winkel  des  Pronotum.  Die  Fühler  sind 
schwarz  und  schwarz  behaart;  ihr  erstes  Glied  ist  länger  als  das 
Pronotum,  das  zweite  linear  und  etwa  ums  Doppelte  länger  als  das 
erste ;  das  dritte  fast  so  lang  wie  das  zweite  und  deutlich  länger 
als  das  Pronotum  an  seinem  Grunde  breit;  letzteres  über  dem 
Schildchen  deutlich  ausgerandet.  Länge  öVs  mm.  —  Von  dem  (für 
Deutschland  noch  in  Betracht  kommenden)  0.  Futoni  Reut,  unter- 
scheidet sich  diese  Art  leicht  durch  die  Zeichnung  von  Kopf  und 
Pronotum.     (Nach  Reuter.) 

Orthocephdlus  Schmidti  Fieber,  Grit.  1859,  sp.  15.  —  Eur.  Hem. 
1861,  292,  3. 

Lapobs  Schmidti  (Walker,  Cat.  Hem.  VI,  p.  136).  —  Atkinson, 
Cat.  of  Caps.   1889,  p.  125. 

Bimorphocoris  Schmidti  Reuter,  Hem.  Gymn.  Europ.  IV,  1891, 
p.  88,  3;  tab.  H,  fig.  7  (d).  —  Püton,  Cat.  1899,  p.  66,  3. 

Aus  dem  südlichen  Deutschland,  Fieber  (1861). 

Hab.  in  gramine  (Schleicher)  :  Germania  meridionalis,  Fieber  ; 
Styria!  (Mus.  Berol.);  Austria  (Gresten  in  alpibus,  D.  Schleicher): 
Illyria,  sec.    Bärensprung.    Reuter  (1891). 

[Nieder-Österreich :  Bei  Gresten  im  Grase  auf  Alpen,  z.  B.  am 
Oetscher,  Hochkar  usw.  Schleicher.  1861.  —  Steiermark:  auf  Dolden 
bei  Mariahof  1  S\  auf  der  Koralpe  am  21.  Juli  1  cj,  1  5.  Strobl. 
1899.] 

*  Futoni  Reut. 

Das  (bis  jetzt  nur  bekannte)  Männchen  ist  länglich,  parallel- 
seitig,  schwarz,  ziemlich  glanzlos,  auf  der  Oberseite  (zwischen  spär- 
lichem, feinem,  weißem  Flaum)  mit  ziemlich  langen,  steifen,  schwarzen 
Haaren  besetzt.  Am  Kopf  sind  die  inneren  Augenränder,  die  Zügel 
und  die  Wangen  fast  vollständig  blaßgelb:  von  gleicher  Farbe  sind 
die  Ränder  der  Seitenstücke  des  Pronotum,  die  Öffnungen  der  Hinter- 
brust, der  Schnabelgrund  und  die  Halbdecken,  während  der  ganze 
Clavus,  die  Innenseite  des  Corium  und  die  Membran  bräunlich  sind, 
letztere  mit  braunen  Adern.  Die  Spitzen  der  Schenkel  und  die 
Schienen  sind  rostfarben ,  letztere  mit  ziemlich  langen ,  aus  kaum 
erkennbaren  schwarzen  Punkten  entspringenden,  feinen  Dornen.  Die 
Augen    sind   gestielt,    dabei   kurz   nach   vorn   und   ganz  leicht  nach 


—     209     — 

oben  gerichtet.  Das  erste  Glied  der  schwarzen,  schwarz  behaarten 
Fühler  ist  länger  als  das  Pronotum.     Länge   3  5-/3  mm. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  I).  Schmidti  Fieb.  (sowie  den 
für  uns  hier  nicht  in  Betracht  kommenden  I).  tauricus  Horv.  und 
signatiis  Fieb.)  durch  ihre  nach  vorne  gekehrten  und  von  den  vorderen 
Pronotumecken  entfernten  Augen,  sowie  durch  den  Bau  ihrer  Fühler. 
Nach  Reuter, 

Lahops  Futoni  Reuter,  Revue  d'Entomologie  I,  1882,  p,  277.  — 
Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  124. 

Bimorphocoris  Futoni  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891, 
p.  93,  6.  —  PuTON,  Cat.  1899,  p.  66,  7. 

Hab.  in  Galha  orientah  (Hohneck  !\  D.  Pierrat),  comm. 
D.  Dr.  PuTON.    Reuter  (1891). 

Schoenocoris  Reut. 
Das  Männchen  länglich  und  parallelseitig ,  das  brachyptere 
Weibchen  kurz,  eiförmig,  mattdunkel,  mit  leicht  abgehendem,  weiß- 
lichem Flaum  besetzt,  dazu  oberseits  schwarz  behaart.  Der  senk- 
recht gestellte  Kopf  ist  (samt  den  Augen)  breiter  als  das  Pronotum 
an  seinem  Grunde,  von  vorne  gesehen  fünfseitig,  fast  so  lang  wie 
hinten  (mit  den  Augen)  breit  und  zeigt  blasse  innere  Augenränder. 
Der  ungerandete  Scheitel  hat  zwischen  den. Augen  flachen  Grund, 
der  Kopfschild  (S)  ist  von  der  Stirne  kaum  abgesetzt ;  die  Kehle  ist 
beim  6  sehr  kurz,  beim  $  fehlt  sie  ganz.  Die  Augen  springen  stark 
vor  und  streichen  an  ihrem  Grunde  (beim  3  leicht,  beim  $  stark) 
nach  rückwärts,  bei  letzterem  den  vorderen  Pronotumecken  auf- 
liegend. Der  Schnabel  reicht  bis  zu  den  hinteren  Hüften.  Die 
(schwarz  behaarten)  Fühler  sind  im  oberen  Drittel,  innseits  zwischen 
Anfang  von  Auge  und  Kopfschild,  eingefügt;  ihr  erstes  Glied  ist  (3) 
eben  so  lang  wie  der  Kopfschild,  jedoch  ($)  viel  länger  als  der  quere 
Augendurchmesser,  und  mit  vielen  steifen  Haaren  besetzt ;  das  zweite 
Ghed  ist  etwas  kürzer  als  der  innere  Augenabstand  beim  Weibchen  ; 
das  vierte  ist  kürzer  als  das  dritte.  Das  Pronotum  ist  kurz,  kürzer 
als  der  Scheitel  zwischen  den  Augen  breit,  auch  beim  Männchen 
nach  vorne  leicht  verschmälert,  seine  Fläche  fast  wagerecht.  Das 
Schildchen  des  kurzflügeligen  Weibchens  ist  vollständig  eben.  Die 
Halbdecken  sind  beim  Männchen  immer  ausgebildet,  mit  zweizeiliger 

*  Über  den  1366  m  hohen,  in  V/i  Stunden  von  der  bekannten  Schlucht  am 
Ende  des  Münstertales  zu  ersteigenden  Hohneck  läuft  die  deutsch-französische 
Grenze !     H. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Xaturkuiidc  in  Württ.  1906.  14 


—     210     — 

Membran;  beim  Weibchen  sind  sie  ganz  lederartig.  Die  kurzen 
Öffnungen  der  Hinterbrust  liegen  in  einem  Winkel  zwischen  den 
mittleren  und  hinteren  Hüften.  Die  Hinterschenkel  sind  (beim 
Weibchen)  kurz  und  ziemlich  verdickt;  die  Schienen  (auch  die 
vorderen)  zylindrisch;  an  den  hinteren  Tarsen  ist  das  zweite  Glied 
etwa  um  die  Hälfte  länger  als  das  erste,  das  dritte  nur  wenig  länger 
als  das  zweite.  —  Die  bis  jetzt  einzig  bekannte  Art  dieser  Gattung 
lebt  im  Gebirge  auf  binsenartigen   Gewächsen. 

Diese  Gattung  unterscheidet  sich  von  der  Gattung  Orthocephalus 
FiEB.  Reüt.  durch  ihren  mattdunkeln  Leib,  durch  ihre  hellen  Augen- 
ränder, dadurch,  daß  ihr  Kopf  (samt  Augen)  breiter  als  das  Pronotum 
ist,  der  ungerandete  Scheitel  flachen  Grund  zeigt,  die  Kehle  fast 
oder  ganz  fehlt,  die  Augen  (besonders  beim  $)  vom  Grunde  ab  nach 
rückwärts  ziehen,  der  Schnabel  länger,  das  erste  FühlergUed  fast  in 
seiner  ganzen  Länge  dicht  und  steif  behaart,  das  zweite  beim  $  weit 
kürzer  ist,  dadurch,  daß  das  wagerechte,  viel  kürzere  Pronotum  sich, 
auch  beim  Männchen,  nach  vorne  etwas  verengert,  daß  das  Schildchen 
des  brachypteren  $  vollständig  eben  ist  und  die  Tarsen  anders  ge- 
baut sind.  —  Von  der  Gattung  Faclußornella  Costa,  Reüt.  unter- 
scheidet sie  sich  durch  den  dunkeln ,  oben  mit  schwarzen  Borsten, 
sowie  leicht  schwindendem,  hellem  Flaumhaar  besetzten  Leib,  durch 
die  hellen  inneren  Augenränder,  durch  die  erheblich  längeren,  be- 
haarten Fühler,  deren  erstes  Glied  steife  Borsten  trägt  und  beim  ^ 
weit  länger  ist  als  der  quere  Augendurchmesser,  durch  das  auch 
beim  d  wagerechte  Pronotum,  sowie  durch  den  Bau  der  Tarsen.  — 
Von  der  Gattung  Dimorphocoris  Reut.,  mit  der  diese  Gattung  große 
Ähnlichkeit  besitzt,  unterscheidet  sie  sich  leicht  durch  die  kurzen, 
in  einem  Winkel  zwischen  mittleren  und  hinteren  Hüften  liegenden 
Öffnungen  der  Hinterbrust,  durch  den  Bau  der  Tarsen  und  die 
kürzeren  Fühler,  deren  zweites  Glied  an  seinem  Grunde  verschmälert 
ist.    Nach  Reuter. 

*  flavoniarginatus  Costa. 
Das  Männchen  länglich,  das  Weibchen  kurz  eiförmig,  schwarz, 
ziemlich  matt  (besonders  das  d),  mit  leicht  abgehenden,  hellen 
Härchen  bedeckt  und  mit  schwarzen  Borsten  auf  Kopf,  Pronotum 
und  Halbdecken.  Die  inneren  Augenränder  (bisweilen  an  der  Stirne 
unterbrochen),  sowie  die  Seitenränder  der  Halbdecken  und  die  Riech- 
öffnungen sind  weißgelbhch.  Die  Schenkel  sind  meist  schwarz,  mit 
hellbrauner  Spitze,  beim  $  öfters  hell  mit  schwarzen  Flecken,  dabei 


—     211     — 

kürzer  und  ziemlich  verdickt ;  die  Schienen  sind  lehrrifarben ,  mit 
schwarzen  Haaren  und  Dornen  besetzt ,  an  ihrem  Ende  ,  gleich  wie 
die  Tarsen,  schwarz.  Das  zweite  Fühlerglied  ist  beim  ^  an  seinem 
Grunde  bisweilen  hellbraun.  Die  Halbdecken  reichen  beim  6  weit 
über  den  Hinterleib  hinaus,  während  sie  beim  brachypteren  $  mit 
ihren  Seiten  bis  zur  Mitte  des  fünften  Rückenabschnitts  reichen  und 
an  ihrem  Ende,  gegen  die  Kommissur  zu,  schief  abgestutzt  sind. 
Länge  des  makropteren  c?  3,  des  brachypteren  $  2^2  mm. 

Das  Weibchen  dieser  Art  zeigt  auf  den  ersten  Blick  große 
Ähnlichkeit  mit  dem  Weibchen  von  PachytomelJa  Fasser ini  Costa, 
unterscheidet  sich  aber  von  diesem  leicht  durch  den  hellgelben  Saum 
der  Halbdecken,  durch  die  schwarzen  Borsten  auf  der  Oberseite, 
den  kaum  quergezogenen  Kopf,  durch  den  hellen  inneren  Augenrand, 
durch  das  längere,  schwarz  beborstete  erste  Fühlerglied  usw.  Nach 
Reuter. 

Phytocoris  ßavomarginatus  Costa,  Ann.  Soc.  Ent.  France  X, 
1841,  p.  286,  4,  tab.  VI,  fig.  3a. 

Pachytoma  flavomarginatus  Costa,  Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  III, 
1852,  p.  278,  2,  tab.  III,  fig.  3  et  4  (c?$).  —  (Reuter,  Berlin.  Ent. 
Zeitschr.  XXV,  1881,  p.  180  pt.). 

Labops  flavomarginatus  Atkinson,  Cat.  of  Caps.   1889,  p.  123. 

Schoenocoris  flavomarginatus  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV, 
1891,  p.  66,  1.  —  PuTOX,  Cat.  1899,  p.  67. 

(Elsaß- Lothringen) :  trouvee  au  Hohneck  par  M.  Pierrat.   Reiber- 

PUTON. 

Hab.  Italy.  Atkinson  (1889).  —  Italie,  Carpathes.  Puton 
(1899). 

Hab.  in  specie  parva  Juncacearum  (Montandon)  :  Italia  (in 
Aprutiorum  montibus,  mons  de  Majella,  inter  herbas  humiles,  D.  Prof. 
Costa);  Abruzzes  ad  Gran  Sassol,  D.  Pirazzoli;  Valachia  (Carpathes!, 
26000,  D.  Montandon.     Reuter  (1891). 

Euryopocoris  Reut. 
Männchen  und  Weibchen  brachypter,  breit  eirund,  dick,  ge- 
wölbt, stark  glänzend,  oberseits  kahl.  Der  senkrecht  gestellte  Kopf 
ist  von  vorne  gesehen  fünfeckig,  zwischen  den  kurzen  Augen  stark 
verlängert,  so  lang  wie  (samt  den  Augen)  breit,  von  der  Seite  ge- 
sehen nur  halb  so  lang  wie  hoch ;  der  breite  Scheitel  fällt  von  seinem 
Grunde  aus  ab ,  sein  scharfer  Rand  ist  leicht  geschweift,   auf  seiner 

14* 


—     212     — 

Mitte  finden  sich  vertiefte  auseinandergehende  Längsstriche ,  die 
noch  auf  den  oberen  Teil  der  Stirne  übertreten ;  rechts  wie  links 
findet  sich  ein  glatter,  gleichfarbener  Punkt;  die  Augenränder  sind 
lehmfarben ;  die  Stirne  in  der  Mitte  ihres  Grundes  breit  vertieft, 
sonst  gewölbt;  der  vertiefte,  breit  geschweifte  Kopfschild  ist  an 
seinem  Grunde  von  der  Stirne  durch  einen  Eindruck  geschieden, 
während  sein  Grund  selbst  ziemlich  weit  unterhalb  einer  zwischen 
den  Fühlergruben  gezogenen  Linie  liegt ;  die  Wangen  sind  sehr  hoch ; 
die  Kehle  ist  sehr  kurz;  die  glatten,  seitlich  gesehen  runden  Augen 
nehmen  kaum  das  obere  Drittel  der  Kopfseiten  ein,  sind  von  ihrem 
Grunde  aus  nach  rückwärts  gerichtet  und  liegen  den  vorderen 
Pronotumwinkeln  auf.  Die  ziemlich  langen  Fühler  sind  leicht  be- 
haart und  ziemlich  weit  unter  der  Augenspitze  eingefügt;  ihr  erstes 
Glied  trägt  mehrere  steife  Borstenhaare  und  überragt  nicht  das 
Ende  des  Kopfschilds;  das  lineare  zweite  Glied  ist  länger  als  der 
Kopf  samt  den  Augen  breit,  die  beiden  letzten  sind  zusammen  länger 
als  das  zweite,  das  vierte  ist  länger  als  das  dritte.  Das  in  die  Quere 
gezogene,  steil  abschüssige  Pronotum  ist  an  seinem  Grunde  breit 
und  ziemlich  stark  geschweift,  seine  Schwielen  stehen  weit  aus- 
einander ;  die  Halbdecken  sind  bei  beiden  Geschlechtern  abgekürzt, 
vollständig  lederartig,  ohne  Clavusnaht  und  Keileinschnitt,  dabei  ver- 
tieft punktiert.  Die  Hinterschenkel  sind  in  beiden  Geschlechtern 
lang,  stark  verdickt,  am  vorderen  Rande  mit  kleinen  Dornen  besetzt ; 
die  dicken  Schienen  sind  gleichfalls  fein  bedornt ;  die  Vorderschienen 
dicker  als  die  anderen,  leicht  gekrümmt,  gegen  die  Spitze  zu  ziemlich 
stark  zusammengedrückt,  verbreitert;  an  den  hinteren  Tarsen  ist 
das  zweite  Glied  zweimal  so  lang  wie  das  erste ,  das  dritte  Glied 
etwas  kürzer  als  das  zweite.  —  Die  Arten  dieser  Gattung  leben 
hauptsächlich  auf  Alpenwiesen. 

Diese  Gattung  unterscheidet  sich  von  der  Gattung  Ortlio- 
cephalns  Fieb.  Eeüt.  durch  ihren  mit  schiefen  Längsstricheln  versehenen 
Scheitel,  durch  die  am  Grunde  vertiefte  Stirne,  durch  den  von  der 
Stirne  scharf  abgesetzten  Kopfschild,  durch  die  von  Grund  aus  nach 
rückwärts  streichenden  Augen,  durch  die  anders  gebildeten  und 
weiter  unterhalb  der  Augenspitze  eingefügten  Fühler,  durch  die  auch 
beim  Männchen  dicken  hinteren  Schenkel,  durch  die  gegen  die  Spitze 
zu  stark  verbreiterten  vorderen  Schienen,  durch  die  bei  beiden  Ge- 
schlechtern verkürzten,  vollständig  lederartigen,  stark  vertieft  punk- 
tierten Halbdecken,  sowie  durch  ihre  vollständig  kahle,  stark  glänzende 
Oberfläche.    Nach  Reuter. 


213 


100  (494)  •  nitidus  Mey. 

Dem  C.  saUnfor  sehr  nahe,  aber  gedrungener,  besonders  der 
Thorax  kürzer  .  .  .  Meyer  1843.    (v.  1.  i.  c.) 

Schwarz,  mit  stark  metallischem  Glänze  (stahlgrün,  erzfarben 
schillernd),  eiförmig,  gewölbt,  oben  kahl  (ohne  Schuppenhärchen), 
unterseits  fein  schwarz  behaart,  gedrungener  als  saUator,  auch  mit 
kürzerem  Brustkorb.  Der  flache,  große,  stark  abschüssige  Kopf  ist 
feinnadelrissig,  zeigt  zwischen  den  Augen  eine  Vertiefung  und  einen 
weißen,  durch  die  Zügel  nach  den  Augen  zu  verlaufenden  Streif. 
Das  Pronotum  ist  doppelt  so  breit  wie  lang,  wenig  gewölbt,  mäßig 
geneigt,  nach  vorne  zu  nur  wenig  verschmälert,  sein  Hinterrand 
flach  ausgeschnitten  (geschweift) ,  in  seiner  vorderen  Hälfte  glatt 
(mit  zwei  größeren  tiefen  Punkten),  in  der  hinteren,  gleich  dem 
Schildchen,  querrunzelig  grob  punktiert,  mit  glänzendem  Querwulst. 
Die  Halbdecken  kaum  länger  als  der  halbe  Hinterleib,  dabei  wenig 
dicht  aber  stark  vertieft  punktiert,  die  Decken  mehr  gerade  ab- 
geschnitten, bezw.  ihr  Hinterrand  schräg  von  innen  und  vorn  nach  außen 
und  hinten  abgestutzt,  nicht  so  rund  abgestutzt  wie  bei  saltator,  ohne 
Clavus,  Corium  und  Membran.  Der  vorragende  Hinterleib  tief  glänzend 
schwarz,  auf  seinem  letzten  Ringe,  vor  der  Spitze,  zwei  Grübchen. 
Die  schwarzen  behaarten  Fühler  sind  beim  6  von  Körperlänge, 
beim  $  kürzer  (-/s) ;  ihr  erstes  Glied  ist  verdickt  und  kürzer  als 
der  Kopf,  Glied  2  kürzer  als  3  +  4,  Glied  4  deutlich  länger  als 
Glied  3.  Die  schwarzen  kräftigen  Beine  sind  sehr  fein  und  kurz 
behaart,  die  Hinterbeine  verlängert  mit  verdickten  Schenkeln  (Sprung- 
beine), die  Schienen  fein  schwarz  gedornt,  die  vorderen  dicker  als 
die  übrigen.    Länge  S  3^2 — 4,  $  4 — 4S'2  mm. 

Die  Nymphe  ist  an  Figur  sowie  im  Bau  von  Kopf,  Fühlern 
und  Beinen  dem  Imago  ähnlich;  das  Pronotum  derselben  ist  breit 
trapezförmig  mit  fast  geradem  Grundrande,  das  Mesonotum  um  mehr 
als  Va  kürzer  als  das  Pronotum,  sein  Hinterrand  gerade,  das  Meta- 
notum  länger  als  das  Mesonotum;  die  Flügelstummel  sind  breit, 
kurz,  die  Spitze  des  Metanotum  kaum  überragend.  Die  Nymphe 
selbst  ist  rostfarben,  mit  kurzen,  feinen,  braunen  Härchen  besetzt; 
schwarzbraun  sind  an  derselben :  ein  beiderseitiger  Stirnfleck ,  ein 
vertiefter  Punkt  beiderseits  am  Scheitel,  zwei  Flecke  auf  der  Mitte 


^  Sollte  eigentlich  „496"  lauten,  allein  die  Nummern  meiner  von  1894  ab 
erscheinenden  „Synopsis"  decken  sich  nicht  ganz  mit  jenen  meines  1902  heraus- 
gekommenen „Deutschen  Wanzen-Katalogs".    H. 


—     214     — 

des  Pronotum,  ein  beiderseitiger  Fleck  am  Grunde  des  Mesonotum 
sowie  die  Innenseite  der  Flügelstummel;  Pronotum  und  Mesonotum 
sind  mit  braunen  Punkten  besprenkelt;  Beine  und  Fühler  sind 
schwärzlich.    Reuter  (Rev.  Grit.  Gaps.  1875,  p.  99,   1). 

Capsiis  nitidus  Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  113,  No.  107 
und  tab.  VI,  fig.  4.  —  Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  561,   54. 

Eurycephala  nitida  Kolenati,  Mel.  ent.   II,  .1845,  p.  130,   117. 

Orthocephalus  nitidus  Fieber,  Eur.   Hem.   1861,  p.  293,  7. 

Lahops  nitidus  Reuter,  Berlin.  Entom.  Zeitschr.  1881,  XXV, 
p.  180,  37.  —  J.  Sahlberg,  Vet.  Akad.  Handl.  1878,  XVI  (4),  p.  28. 

—  Atkinson,  Cat.  of  Gaps.   1889,  p.  123. 

Hcdticus  alhonotatus  Costa,  Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  Addit.  1860, 
p.  32,  tab.  3,  fig.  9. 

Fjuryopocaris  nitidus  Reuter,  Rev.  Grit.  Caps.   1875,  p.  99,  1. 

—  Hem.  Gymn.  Scand.  et  Fenn.  115,  1.  —  Hem.  Gymn.  Europ.  1891, 
IV,  p.  61,   1  und  pl.  11,  fig.  4.  —  PüTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  1. 

Schlesien:  Mir  sind  von  dieser  ausgezeichneten  Art  erst  zwei 
von  RoTERMüND  in  Schlesien  gefangene,  jetzt  in  der  Breslauer  üni- 
versitätssammlung  befindliche  Exemplare  bekannt  geworden.  Scholz 
(1846).  —  Diese  sehr  seltene  Art  wurde  bisher  nur  von  den  Herren 
Inspektor  Rotermünd  und  Hauptlehrer  K.  Letzner  in  einigen  Exem- 
plaren in  Schlesien  gefangen.  Gucke,  Charlottenbrunn.  (Ltz.) 
Assmann  (1854). 

An  grasigen,  sonnigen  Waldrändern  in  Böhmen,  in  der  Schweiz 
bis  7000'.    Bisher  ist  nur  das  Weibchen  bekannt.    Fieber.    1861. 

Hab.  France,  Switzerland,  Hungary,  Germany,  S.  Russia. 
Scandinavia.    Atkinson.    1889. 

Hab.  in  graminosis  praecipue  montium  et  alpium:  Lapponia 
rossica  (Imandra!,  D.  Prof.  J.  Sahlberg,  Umba!,  D.  Levander),  Fennia 
(Kuusamo!,  Karelia  ladogensis  et  rossica!);  Livonia  (Nietau),  D.  Prof. 
Flor;  Rossia  (Kasan!,  Sarepta) :  Gallia  (Hautes  Alpes,  Jura,  Pyrenees); 
Helvetia  u.sque  ad  7000'  s.  m. ;  Italia  borealis  et  media,  Calabria ; 
Bohemia,  Austria,  Silesia;  Hungaria;  Herzego vina;  Corfu,  D.  Erber; 
Graecia  (Parnassos!,  Peloponnesos);  Caucasus;  Lhesgia;  Sibiria  (vallis 
Jeniseijensis,  D.  J.  Sahlberg,  V.  Sujetük!,  D.  Hammarström,  Raddelki 
in  Sib.  Orientali,  sec.  D.  Dr.  Horvath).    Reuter.    1891. 

[Schweiz :  Professor  Heer  fand  diese,  mir  neu  scheinende  Art 
auf  der  Alp  Urschein ,  im  ünterengadin  etwa  7000  Fuß  ü.  M.  und 
überließ    mir   ein   Exemplar   zur   Benutzung.     Meyer    (1843).  —  An 


—     215     — 

grasigen,  sonnigen  Halden.  Alp  Urschein  ,  .  .  S.  Prex  (F.).  Frey- 
Gessner  (1864).  —  Graubünden:  Alpine  Region,  Alp  ürschai  in  Val 
Tasna  (Heer),  mehrmals  aus  der  Churer  Alp  erhalten.  Killias  (1879). 
—  Böhmen:  Diese  seltene  Art  sammelte  Fieber  vor  Jahren  in  Böhmen, 
wahrscheinlich  bei  Chrudim,  an  grasigen,  sonnigen  Waldrändern  .  .  . 
DüDA  (1885).  — •  Prag,  Pelz  in  verschiedenen  Jahren  auf  sonnigen 
Anhöhen  von  Gras  gekötschert,  ziemlich  häufig,  19.  Juni,  1.  Juli  .  .  . 
Nickerl^  (1905).  —  Livland:  Ziemlich  zahlreich  an  den  begrasten 
Abhängen  einer  kleinen  Schlucht,  Anfang  Juli  (Nietau).   Flor  (1860).] 

Orthocephalus  Fieb. 
Das  Männchen  von  länglicher,  parallelseitiger  Gestalt,  das 
makroptere  Weibchen  eiförmig,  das  brachyptere  Weibchen  eirund  und 
häufig  nach  hinten  stark  verbreitert,  von  schwarzer  Farbe  und  mehr 
oder  weniger  glänzend,  dabei,  mit  Ausnahme  von  0.  hrevis  Paxz. 
meist  mit  schillerndem,  hellem,  leicht  abfallendem  Flaum  und  langen, 
schwarzen ,  steifen  Haaren  bedeckt.  Der  Kopf  zeigt  gleichfarbene 
Augenränder,  er  steht  senkrecht,  ist  schmäler  als  das  Pronotum  an 
seinem  Grunde  und  nur  ganz  selten  ($  brach.)  etwas  breiter  als 
dieser,  von  vorne  gesehen,  erscheint  er  fünfeckig,  unterhalb  der 
Augen  verlängert,  so  lang  wie  am  Grunde  breit,  und  von  der  Seite 
gesehen,  viel  kürzer  als  hoch;  der  Scheitel  ist  von  seinem  Grunde 
an  abfallend  und  allmähUch  in  die  Stirne  übergehend,  häufig  ge- 
bogen gerandet  oder  wenigstens  beim  S  mit  scharfem  Rande  und 
zeigt  beiderseits  nahe  dem  Auge  einen  rostfarbenen,  manchmal  ver- 
schwommenen Punkt ;  der  Kopfschild  ist  an  seinem  Grunde  von  der 
Stirne  nicht  oder  nur  schwach,  selten  scharf  abgesetzt,  sein  Grund 
selbst  immer  unterhalb  der  Kopfmitte  gelegen.  Die  Augen  liegen 
bei  beiden  Geschlechtern  quer  auf  dem  Scheitel,  ihr  Hinterrand  ist 
nicht  nach  rückwärts  verlängert.  Der  Schnabel  reicht  bis  zum  An- 
fang der  Mittelbrust  oder  der  Mittelhüften.  Die  Fühler  sind  meist 
gleich  unterhalb  des  vorderen  Augenendes,  innseits,  eingefügt,  nur 
selten  stehen  sie  weiter  von  den  Augen  ab,  liegen  jedoch  nie  unter- 
halb des  oberen  Drittels  des  zwischen  Augen-  und  Kopfschildanfang 
gelegenen  Raumes ;  sie  sind  behaart,  ihr  erstes  Glied  überragt  nicht 
den  Anfang   des  Kopfschilds ,    beim  Weibchen    ist   es    immer   länger 


^  Beiträge  zur  Insektenfauna  Böhmens :  II.  Fundorte  böhmischer  Wanzen- 
arten, nach  der  von  Dr.  0.  Nickerl  jun.  hinterlassenen  Hemipterensammlung 
zusammengestellt  von  Dr.  0.  Nickerl  sen.  Prag  1905.  (43  Seiten.)  Heraus- 
gegeben von  der  Gesellschaft  für  Physiokratie  in  Böhmen. 


—     216     — 

als  der  quere  Augendurcbmesser  und  höchstens  vor  seiner  Spitze 
mit  zwei  oder  drei  steifen  Haaren  besetzt;  das  zweite  Glied  ist 
immer  länger  als  der  Kopf  zwischen  den  Augen  breit;  das  vierte 
Glied  ist  kürzer  als  das  dritte.  Das  Pronotum  ist  immer  weit 
länger  als  das  erste  FühlergHed,  in  der  Mitte  seines  Grundes  ge- 
schweift, beim  Männchen  nach  vorne  zu  leicht  abfallend  und  ziemlich 
verschmälert.  Das  Schildchen  ist,  auch  beim  brachypteren  Weibchen, 
geneigt  und  am  Grunde  freiliegend  (breit  abgesetzt).  Die  Halbdecken 
(der  makropteren  Form)  besitzen  einen  länglich  dreieckigen ,  wenig 
oder  nur  ganz  leicht  geneigten  Keil  und  sind  beim  Männchen  immer 
vollständig  ausgebildet,  beim  Weibchen  aber  häufig  verkürzt.  Die 
kurzen  Öffnungen  der  Hinterbrust  liegen  in  einem  Winkel  zwischen 
den  mittleren  und  hinteren  Hüften  und  sind  oft  kaum  zu  unter- 
scheiden. Die  Hinterschenkel  sind  beim  Weibchen  meist  verdickt, 
die  Schienen  (auch  die  vorderen)  zylindrisch,  oder  (§)  gegen  die 
Spitze  zu  leicht  verbreitert;  an  den  hinteren  Tarsen  ist  das  erste 
Glied  nur  halb  so  lang  wie  das  zweite,  letzteres  deutlich  länger  als 
das  dritte.  —  Die  Arten  dieser  Gattung  leben  zwischen  Pflanzen 
auf  Feldern,  trockenen  Wiesen,  Heiden  usw.  und  bevorzugen  dabei, 
wie  es  scheint,  die  synantheren  Pflanzen.  (Korbblütler,  Kompositen.  H.) 
Reüter.   H.  G.  E.  IV,  43. 

Von  den  13  paläarktischen  Arten  dieser  Gattung  —  (Puton 
führt  in  seinem  neuesten  Katalog  noch  2  weitere,  aus  Corsica  bezw. 
Algier,  also  insgesamt  15  auf)  —  kommen  nur  4  in  Deutschland 
vor,  weshalb  ich  davon  absehe,  Reuters  (H.  G.  E.  IV,  p.  164—167) 
Conspectus  specierum  hier  in  deutscher  Übersetzung  wiederzugeben, 
zumal  diese  Tabelle  durch  die  Verschiedenheit  der  Geschlechter 
ziemlich  umfangreich  ist. 

101  (495)  brevis  Panz. 

Lygaeus  brevis,  die  kurzleibigte  Wanze:  ater  abdomine  apice 
dilatato,  fronte  verticeque  niveis.    Panzer. 

Vollständig  schwarz,  auch  Fühler  und  Beine,  kaum  glänzend. 
(Männchen  länglich,  Weibchen  breit  eiförmig  und  gewölbt,  wie  schon 
oben  bei  der  Gattungsbeschreibung  angegeben ;  ebendaselbst  siehe 
auch  die  weiteren  Strukturverhältnisse  I)  Auf  der  Oberseite  finden 
sich  nur  am  Kopf  und  an  den  Seiten  des  Pronotum  kurze  schwarze 
Haare ,  auch  noch  auf  den  Halbdecken  des  Männchens ,  sonst  nur 
ein  ganz  feines,  anliegendes,  graues  Flaumhaar,  das  selten  mit  kurzen 
weißlichen  Schüppchen  untermischt  ist.     An  den  Augen  zuweilen  je 


—     217     — 

ein  kleiner  gelbbrauner  Fleck.  Der  vertiefte  Scheitel  hat  einen 
bogigen ,  scharfen  Rand  und  ist  beim  Männchen  zweimal ,  beim 
Weibchen  fast  dreimal  so  breit  als  das  Auge.  Das  zweite  Fühler- 
glied ist  nach  oben  zu  stark  verdickt,  beim  Weibchen  leicht  gekeult. 
Pronotum  und  Schildchen  sind  stark  querrunzelig.  Die  Halbdecken 
sind  schwach  runzelig  punktiert  (chagriniert)  und  ragen  beim  Männchen 
weit  über  den  Hinterleib  hinaus  (mit  brauner  Membran  und  dunklen 
Nerven);  makroptere  Weibchen  sind  äußerst  selten.  Schenkel  beim 
Weibchen  kaum  verdickt,  ohne  steife  Borstenhaare;  die  schwarz 
gedornten  Schienen  sind ,  gleich  dem  Grund  der  Tarsen ,  häufig 
dunkelbräunhch.     Länge:  S  6'^/4,  $  brach.  4V-2 — 4^/3  mm. 

9  Ciniex  cinereo-niyrkans  Goeze,  Ent.  Beytr.  1778,  II,  p.  276, 
12  forte. 

Lygaeus  hrevis  Panzer,  Faun.  Germ.  1798,  59,  8. 

Capsus  &revis  Kirschbaum,  Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  (17  und)  84, 
sp.  109.  —  Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  563,  55. 

OrtJiocephalus  Fanseri  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  294,  9. 

Labops  hrevis  Reüter,  Berl.  Ent.  Zeit.  XXV  (An.  Hem.),  1881 
p.  179,  35.  —  Revis.  synon.  1880,  II,  p.  288,  No.  262.  —  Atkinson, 
Cat.  of  Caps.  1889,  p.  122. 

OrtJiocephalus  conßms  Reuter,  Öfv.  Finska  Vet.  Soc.  Förh. 
(Diag.  Hem.  Nov.)  1880,  XXI,  6,  9  (c?). 

Orthocephcdis  hrevis  Fieber,  Grit.  1859,  28.  —  Reuter,  Rev. 
Grit.  Caps.  1875,  p.  94,  1.  —  Hem.  Gymn.  Sc.  et  Fenn.  110,  1.  — 
Hem.  Gymn.  Europ.  1891,  IV,  p.  45,  1,  tab.  I,  fig.  10  a  und  tab.  HI, 
fig.  5  (d).  —  PuToN,  Cat.  1899,  p.  67,  1. 

Bayern :  Bei  Regensburg  gemein ,  bei  Freising  nicht  selten, 
Wiesenwald  und  Weihenstephan,  Juli.  Kittel  (wohl  Verwechslung?!  H.). 

—  Württemberg:  Bei  Ulm  (Lautertal)  gestreift,   6;   selten.    Hüeber. 

—  Elsaß-Lothringen:  Gerbamont  (Pierrat).  Reiber-Püton.  —  Nassau: 
Ein  $  von  Herrn  Prof.  Schenk  bei  Weilburg  gefangen.    Kirschbaum. 

—  Thüringen:  Ich  sah  Stücke  aus  der  Umgebung  von  Gotha. 
Breddin.  —  Von  Dr.  Schmiedeknecht  (Blankenburg)  gesammelt.  Fokker. 
— •  Schlesien :  An  grasigen  Orten ,  selten.  Mir  sind  ebenfalls  nur 
2  von  Herrn  Lehrer  Letzner  in  Schlesien  gefundene  Exemplare  zu 
Gesicht  gekommen  .  .  .  Scholz.  —  Auch  diese  sehr  seltene  Art 
wurde  in  Schlesien  bisher  nur  in  2  Exemplaren  aufgefunden  und 
zwar  von  Herrn  Letzner.    Assmann. 


—     218     — 

Auf  Grasplätzen  an  Waldrändern,  auf  steinigen,  grasigen  Hügeln, 
in  Deutschland  und  der  Schweiz.    Fieber. 

Hab.  Scandinavia,   Russia,   Germany,  France,  Tunis.    Atkinson. 

Hab.  in  pratis  aridis  et  in  ericetis  (Flor),  in  Campanula 
rapuncoloide  (Montandon)  ;  Fennia  orientalis  et  meridionalis  (Sorda- 
vala!,  Jaakima!,  Impilaks!,  D.  Prof.  J.  Sahlberg),  Livonia,  D.  Prof. 
Flor;  Curonia;  Rossia  (Moskva,  Vilna,  Charcov);  Germania  (Wies- 
baden, Bavaria,  Saxonia,  Silesia) ;  Bohemia;  Austria,  Styria,  Alpes 
Carinthiae,  Tirolia;  Dalmatia;  Hungaria;  Halicia;  Carpathes,  Moldavia, 
Romania;  Corfu!;  Anatolia;  Italia;  Sicilia;  Helvetia;  Gallia.  — 
Tunisia  (?).    Reuter  (1891). 

[Sehr  selten  und  einzeln  an  trockenen  heißen  Stellen.  Am 
Rigi  (Seiler),  Bündten  (A.),  im  Juni  bei  Visp  im  Wallis  und  anfangs 
Mai  bei  Lugano  (Mey.).  Frey-Gessner.  —  Graubänden:  Ebene  bis 
Montanregion,  bei  Malans;  mehrere  Male  in  der  Tarasper  Gegend. 
KiLLiAS.  —  Tirol:  In  meiner  Sammlung  vorfindig  (aus  Südtirol '?), 
jedenfalls  sehr  selten;  lebt  an  heiß  gelegenen  Grasplätzen.  —  Nach- 
lese: Lienz,  in  Auen  an  Strünken,  Juli;  Sigmundskron  am  Etsch- 
damm,  12.  Juni,  nicht  selten.  Gredler.  —  Steiermark:  Waldwiesen 
bei  Brück  a.  M.  Eberstaller.  —  Bei  Graz,  1  $.  Gatterer;  an  Bach- 
rändern im  Veitlgraben  bei  Admont  1  $  (forma  macroptera).    Strobl. 

—  Niederösterreich :  Bei  Gresten,  Wiesen,  nicht  häufig.    Schleicher. 

—  Böhmen :  An  denselben  Orten  wie  die  Arten  der  Gattung 
Haltkiis  BuKM.,  aber  sehr  selten ;  bei  Prag  (Kuchelbad) ;  bei  Karls- 
bad selten ,  7.  (D.  T.)  Duda.  —  Livland :  Auf  trockenen  Wiesen 
und  Heidekrautflächen,    nicht  besonders  häufig,  6,  7,  8  .   .  .  Flor. 

—  Frankreich:  Dep.  du  Nord;  N'est  pas  tres-rare,  ä  la  fin  de  Fete, 
sur  les  herbes  dans  les  fortifications  de  Lille;  dunes  de  Dunkerque, 
foret  de  Mormal.    Lethierry.] 

102  (496)  mutahllis  Fall. 

S.  elytris  coriaceis  nigrogriseis.    Fabricius. 

C.  mutabilis  obscure  niger,  supra  fulvo-pilosus:  antennis  imma- 
culatis.   Fallen. 

Vollständig  schwarz,  auch  Fühler  und  Beine,  matt  glänzend,  am 
ganzen  Leib  mit  goldigglänzenden,  leicht  abwischbaren  Schuppen- 
härchen bedeckt,  auf  der  Oberseite  lang,  schwarz  und  steif  behaart 
(auf  den  Halbdecken  sind  die  Haare  halb  liegend).  Der  Scheitel  ist,  je 
nach  Geschlecht.  1  — 2mal  breiter  als  das  Auge,  hinten  fein  gebogen 
und  scharf  gerandet  und  zeigt  beiderseits  einen  kleinen,  rostfarbenen. 


—     219     — 

oft  sehr  verschwommenen  Fleck.  Das  Pronotum  ist  fast  doppelt  so 
breit  wie  lang,  kaum  gewölbt,  beim  Männchen  ziemlich  stark  geneigt 
und  nach  vorne  stark  verschmälert,  beim  Weibchen  fast  wagerecht, 
nach  vorne  zu  kaum  verschmälert;  sein  Hinterrand  bei  den  ge- 
flügelten breiter  als  bei  den  ungeflügelten ,  seine  Oberfläche  (gleich 
jener  des  Schildchens)  fast  glatt ,  seine  Schwielen  deutlich  aus- 
gebildet. An  den  Halbdecken  des  Männchen  ist  ein  breiter  Fleck 
neben  der  Clavusnaht  sowie  die  Grundhälfte  der  Membran  schmutzig 
weißgelblich,  die  dunkle  Membran  selbst  schwarzgeadert :  die  Halb- 
decken des  brachypteren  Weibchens  sind  vollständig  schwarz,  klaffend, 
breit  abgerundet.  (Nach  Flor  sind  Halbdecken  und  Flügel  bei  den 
Männchen  stets,  bei  den  Weibchen  meist  vollständig  entwickelt, 
länger  als  der  Hinterleib  und  fehlt  der  schmutziggelbe  Längsstreif 
auf  den  Decken  der  Männchen  bei  den  Weibchen  oder  ist  nur  sehr 
schmal  und  undeutlich,  die  Membran  ist  dunkel  und  dunkel  geädert; 
sind,  was  nach  Flor  „selten"  sein  soll  [47  cj,  G  $,  von  letzteren 
eins  ungeflügelt !] ,  die  Decken  beim  Weibchen  verkürzt ,  so  bleibt 
die  Spitze  des  Hinterleibs  unbedeckt.  Nach  Saunders  ist  das  makroptere 
Weibchen  unbekannt!)  Die  schwarz  behaarten  Fühler  haben  ^/o  Körper- 
länge ;  ihr  erstes  Glied  ist  kürzer  als  der  Kopf,  das  zweite  (besonders 
beim  $)  gegen  seine  Spitze  zu  allmählich  deutlich  verdickt,  das 
dritte  Glied  V4 — Vs  kürzer  als  das  zweite,  das  vierte  fast  ^/s  kürzer 
als  das  dritte,  die  beiden  letzten  zusammen  länger  als  das  zweite. 
Die  Beine  sind  vollständig  schwarz  und  schwarz  behaart,  die  Schienen 
fein  schwarz  gedornt,  die  Hinterbeine  verlängert  mit  verdickten 
Schenkeln  (Sprungbeine).  Länge  6  6^/4,  $  brach.  4^2 — 4^/3  mm 
nach  Reuter  (5  mm  nach  Saunders). 

Diese  Art  ist  (nach  Reuter,  1875)  kräftiger  als  saltator,  ihr 
Kopf  breiter,  ihr  zweites  Fühlerglied  an  seiner  Spitze  stärker  ver- 
dickt; auch  bieten  Färbung  von  Beinen  und  Halbdecken  gute  Unter- 
scheidungsmerkmale. Nach  Saunders  (1892)  unterscheidet  sich  S 
nintabilis  vom  6  saltator  durch  seine  kürzere  Gestalt,  durch  das 
kürzere  Pronotum,  das  nach  hinten  weniger  erweitert  ist  und  dessen 
Grund  nicht  mehr  als  IV2  so  lang  ist  wie  sein  Vorderrand,  durch 
die  gelbbraune  innere  Hälfte  des  Corium  und  die  hellere  braun- 
gewölkte Membran,  während  das  brachyptere  $  vom  §  saltator 
schwierig  zu  unterscheiden  sei;  es  ist  gleichwohl  größer  und  kräf- 
tiger, sein  Pronotum  ist  breiter  und  mehr  in  die  Quere  gezogen, 
seine  Seiten  mehr  gleichlaufend  und  die  Beine  sind  vollständig 
schwarz. 


—     220     — 

Acanthia  coriacea  Fabricius,  Gen.  Ins.  1776,  299,  1^ — 2.  — 
Ent.  Syst.  1794,  IV,  69,  7. 

Clniex  grylloides  Goeze,  Ent.  Beytr.  1778,  II,   187,  13. 

Salda  coriacea  Fabricius,  Syst.  Rhyng.  1803,  115,  8. 

Lygaeus  coriaceus  Latreille,  Hist.  Nat.  1804,  XII,  220,  29,  forte! 

Capsus  mutabilis  Fallen,  Mon.  Cim.  Suec.  1807,  98,  4.  — 
Hem.  Suec.  1829,  118,  5.  —  Kirschbaum,  Rhynch.  Wiesbad.  1855, 
p.  16,  83,  118,  sp.  107. 

Capsus  coriaceus  Thomson,  Opusc.  entom.  1871,  432,  50. 

Capsus  pilosus  Hahn,  Wanz.  Ins.  11,  1831,  p.  96,  fig.  181,  J. 
—  Herrich  -  Schäffer  ,  Nom.  ent.  1835,  p.  52.  —  Wanz.  Ins.  IX, 
1853,  Ind.  38.  —  Meyer,  Schweiz.  Khynch.  1843,  p.  59,  24.  — 
Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  564,  56. 

?  HaUicus  mutahilis  Burmeister,  Handb.  d.  Ent.  1835,  II, 
p.  277,  1. 

Evalassus  Amyot,  Ent.  fr.  Rhynch.  1848,  p.  221,  No.  267. 

Capsus  stygialis  Mulsant  et  Rey,  Op.  ent.  I,  p.  151  ($). 

Lahops  coriaceus  Reuter,  Revis.  synon.  1888,  II,  p.  288, 
No.  263.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  122. 

Orthocephalus  coriaceus  Stal,  Hem.  Fabr.  1868,  I,  88,  1.  — 
Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  94,  2.  —  Hem.  Gymn.  Sc.  et 
Fenn.  p.  110,  2.  —  Saunders,  Synops.  of  brit.  Hem.  Het.  1875, 
p.  289,  1. 

OrtJiocephalus  mutahilis  Bärensprung,  Cat.  1860,  p.  16.  — 
Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  293,  8.  —  Douglas  and  Scott,  Brit. 
Hem.  1865,  p.  430,  1.  —  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891, 
p.  48,  3  und  tab.  IV,  fig.  2  cf,  fig.  3  ?.  —  Saunders,  Hem.  Het.  of 
the  brit.  isl.  1892,  p.  270.  —  Puton,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  3. 

Bayern :  Bei  Nürnberg  auf  Sarothaiimus  scoparius ;  bei  Freising 
nicht  selten.  Kittel.  —  Bei  Bamberg  auf  trockenen  Grasplätzen. 
Funk.  —  Württemberg.  Roser.  —  Bei  Ulm,  6  und  7.  Hüeber.  — 
Elsaß-Lothringen:  Vosges:  Remiremont,  Trois-Epis,  Soultzbach ;  6; 
souvent  pas  rare  dans  les  prairies;  la  $  plus  commune  que  le  6. 
Reiber-Puton.  —  Nassau:  6  $  Wiesbaden,  Mombach;  auf  Grasplätzen 
z.  B.  an  der  Tränk,  häufig;  () — 7.  Alle  $  fand  ich  ungeflügelt;  ein 
geflügeltes,  bei  Weilburg  gefangen,  teilt  mir  Herr  Prof.  Schenk  mit. 
Kirschbaum.  —  Westfalen :  Auf  Heiden  und  Triften  selten.  Rheine 
(18.  8.  1876  von  mir  gefangen);  desgleichen  von  mir  bei  Münster 
gesammelt.  Elberfeld  (Cornelius).  Form,  brachyptera  $  :  noch  häufiger; 


—     221     — 

von  mir  8.  77  bei  Münster  und  27.  7.  79  unweit  Münster  bei  Mecklen- 
beck  gesammelt.  Westhoff.  —  Thüringen:  Von  Dr.  Schmiedeknecht 
(Blankenburg)  gesammelt.  Fokker.  —  Schleswig  -  Holstein :  Noch 
häufiger  als  saltator  Hahn  bei  gleichem  Vorkommen ;  Sonderburg, 
Husum  und  Niebüll,  7  und  8.  Wüstnei.  —  Mecklenburg :  mit  saltator 
Hahn  zusammen,  ebenfalls  häufig.  Raddatz.  —  Schlesien :  C.  muta- 
hilis  Fall,  im  Juni  und  Juli  auf  allerhand  Schuttpflanzen  häufig; 
um  Breslau  ...  0.  püosus  Hahn  :  in  hohem  Grase  selten  und  stets 
nur  vereinzelt.  Scholz.  —  Merkwürdigerweise  bisher  nur  von  Scholz 
auf  allerhand  Schuttpflanzen  um  Breslau,  im  Juni  und  Juh,  und 
zwar  nach  seiner  Angabe  häufig  gefunden,  während  diese  Art  den 
übrigen  Sammlern  noch  nicht  vorkam.  C.  pilosus  Hahn  (=  S  H.) 
bei  Breslau  in  hohem  Grase,  selten  und  stets  nur  vereinzelt .  .  .  Assmann. 
—  Provinz  Preußen.     Brischke. 

In  Wäldern  der  Nürnberger  Umgebung  findet  sich  diese  Wanze 
auf  Ginster  {Spartium  scoparium  Linn.)  und  auch  unter  demselben 
auf  der  Erde,  jedoch  selten  vor.     Hahn. 

Auf  Grasplätzen,  durch  Europa  verbreitet.     Fieber. 

Hab.  Nearly  all  Europe.     Atkinson. 

Hab.  in  Centaurea  scabiosa  (ipse),  Carduis  (Lucas),  Spartio 
scopario  (Hahn)  etc. :  Suecia  media !  et  meridionalis ! ;  Norvegia 
meridionalis ;  Dania!;  Britannia;  Batavia:  Belgium;  Gallia:  Alsacia; 
Germania  (Guestphalia,  Wiesbaden,  Bavaria,  Silesia,  Saxonia,  Borussia, 
Mecklenburg);  Livonia;  Rossia  (Charcov,  Nischni-Novgorod,  Chvalynsk, 
Kasan  ,  Orenburg) ;  Hungaria ;  Bohemia ,  Austria ,  Styria ,  Illyria ; 
Helvetia;  Itaha;  Algeria  (?).    Reuter.    1891. 

[Schweiz :  Auf  Hügeln  und  Bergabhängen  der  mittleren  und 
nördlichen  Schweiz;  im  hohen  Grase  sehr  selten  und  einzeln  im 
Monat  Juli  .  .  .  Meyer.  —  Im  hohen  Grase  auf  trockenen  Hügeln 
und  Bergabhängen  stellenweise  nicht  selten.  Im  Juni  und  Juli  .  .  . 
im  Jura  bis  zu  3000'  s.  M.  Frey-Gessner.  —  Steiermark:  Im  Grase; 
Plabutsch,  einzeln.  Eberstaller.  —  Niederösterreich:  Trockene  Wiesen, 
nicht  selten.  Schleicher.  —  Böhmen:  Wie  hrevis  Panz.,  aber  mehr 
verbreitet,  jedoch  nicht  gemein ;  Prag,  Teplitz,  Wartenberg,  Franzens- 
bad (D.  T.),  6,  7.  DuDA.  —  Neuhütten,  mit  saltator  Hahn,  aber 
seltener,  August.  Nickerl.  —  Mähren:  Auf  Grasplätzen  selten  .  .  . 
Spitzner.  —  Livland :  Häufig  auf  Bergwiesen  und  an  Feldrändern, 
6,  7,  8.    Flor.  —  Frankreich:  Dep.  de  la  Moselle^:  Woippy,  sur  le 

*  Durch  das  seinerzeitige  französische  Departement  de  la  Moselle  läuft 
seit  1870  die  dermalige  deutsch-französische  Grenze.    H. 


-     222     — 

genet  ä  balais;  commun.  Bellevoge.  —  Dep.  du  Nord:  Assez  rare, 
en  ete,  sur  les  herbes,  fortifications  de  Lille,  foret  de  Raismes. 
Lethierry.  —  Midi  de  la  France,  Alpes  .  .  .  Amyot  (1848).  —  Eng- 
land:  Not  uncoromon.  By  sweeping  grass  ...  in  Jnly.  Douglas 
and  Scott.    1865.  —  ...  Saunders.    1892.] 

103  (497)  saltator  Hahn. 

C.  nmtahilis  .  .  .  Variat  tarnen  Mas:  stria  media  elytrorum 
longitudinali  pallidiori.    Variat  quoque:  tibiis  testaceis.    Fallen. 

Schwarz,  behaart,  kurz,  verkehrt  eiförmig,  in  der  Mitte  er- 
weitert, ohne  Halbflügel  und  Unterflügel;  die  Hinterschenkel  lang 
und  verdickt;  alle  Schienen  braunrot.   Länge  l~li"'.  Breite  1'".   Hahn. 

Das  Männchen  lang ,  gleichseitig .  das  makroptere  Weibchen 
eiförmig,  das  brachyptere  eirund,  (triforml),  schwarz,  ziemlich  glänzend, 
allseits  mit  weißlichen  oder  erzfarbenen,  leicht  abwischbaren  Schuppen- 
härchen bedeckt,  auf  der  Oberseite  mit  schwarzen  Borstenhaaren 
besetzt  (die  auf  den  Halbdecken  halbhegend  sind).  Das  besondere 
Kennzeichen  dieser  Art  sind  die  gelbroten  Schienen,  besonders 
der  beiden  vorderen  Beinpaare.  Der  Scheitel  ist  verschwommen, 
aber  ziemlich  scharf  gerandet,  hat  beim  Männchen  */5 — 2  Augen- 
breiten, beim  Weibchen  2 — 2^3,  und  zeigt  beiderseits  meist  einen 
kleinen  rostfarbenen  Fleck  (der  nach  dem  Tode  häufig  verschwindet). 
Das  Pronotum  ist  nur  wenig  gewölbt,  beim  Männchen  anderthalbmal 
so  breit  wie  lang,  ziemlich  stark  geneigt  und  nach  vorne  zu  stark 
verschmälert;  beim  Weibchen  ist  es  doppelt  so  breit  wie  lang,  fast 
horizontal  und  nach  vorne  zu  nur  mäßig  verschmälert.  Das  Schildchen 
zeigt  breit  abgesetzte  Basis.  Pronotum  und  Schildchen  sind  glatt 
oder  hinten  ganz  fein  gestrichelt.  Die  Halbdecken  sind  in  beiden 
Geschlechtern  schwarz  (dunkelbraun) ;  beim  Männchen  sind  sie 
parallelseitig,  ragen  mit  ihrer  großen  dunkelrauchbraunen,  schwarz- 
geäderten  Membran  weit  über  den  Hinterleib  hinaus,  die  Zellen  und 
der  äußere  Seitenrand  der  Membran  sind  dunkler,  ein  kleiner  Fleck 
an  der  Keilspitze  ist  glashell ;  beim  makropteren  Weibchen  überragen 
die  Halbdecken  den  Hinterleib  um  die  halbe  Membran  und  sind 
seitlich  breit  gerundet,  die  Membran  selbst  ist  von  gleicher 
Farbe  wie  beim  Männchen;  beim  brachj-pteren  Weibchen  reichen 
die  Halbdecken  nur  fast  bis  zum  sechsten  Rückenabschnitt  und  sind 
an  ihrer  Spitze,  gegen  die  Naht  zu,  breit  schief  abgerundet.  Die 
schwarzen,  fein  behaarten  Fühler  haben  fast  Körperlänge,  das  erste 
Glied  ist  kürzer   als    der  Kopf;    das   zweite  Glied  -nur   unbedeutend 


—     223     — 

kürzer  als  3  und  4  zusammen  und  gegen  seine  Spitze  zu  allmählich 
leicht  (beim  Weibchen  etwas  stärker)  verdickt;  Glied  3  und  4  sind 
gleich  dick,  dünner  als  Glied  2;  das  dritte  Glied  ist  etwa  um  ^U 
kürzer  als  das  zweite,  das  vierte  Ghed  etwa  halbsolang  wie  das 
dritte.  An  den  meist  schwarzen  Beinen  sind  alle  Schienen  (Spitze 
und  häufig  auch  Grund  ausgenommen)  hell  rostfarben  (gelbrot)  mit 
kleinen  schwarzen  Dornen  besetzt  und  bei  den  Weibchen  auch 
schwarz  punktiert;  die  Hinterbeine  sind  verlängert,  die  Hinterschenkel 
verdickt,  die  Fußglieder  (Tarsen)  und  Klauen  schwarz.  Länge: 
6  5^2— 6,  $  makr.  5,  $  brach.  4 — 4^'3  mm  nach  Reuter;  — 
5V2  makr.,  5  brach,  nach  Saunders.  —  Diese  Art  ist  kleiner  und 
schmäler  als  miitahilis  Fall.  ,  besonders  am  Vorderrücken ,  die 
Schwielen  sind  weniger  deutlich,  die  Fühler  kürzer,  die  Oberfläche 
weniger  glänzend. 

Die  Nymphe  (Larve)  ist  nach  Reuter  (Rev.  crit.  Caps.  p.  96) 
dem  Imago  an  Gestalt  ähnlich,  vollständig  schwarz,  glänzend,  mit 
kleinen  schwarzen  Haaren  besetzt.  Auch  die  Schienen  sind  hier 
schwarz.     Der  Kopf  ist  breiter  als  das  Pronotum  an  seinem  Grunde. 

Capsus  mutahiUs  var.  Fallen,  Hem.  Suec.  1829,   118,  5. 

Halücus  mutahiUs  Burmeister,  Handb.  d.  Entom.  1835,  H, 
277,  1. 

Capsus  mutahiUs  F.  Sahlberg,  Mon.  Geoc.  Fenn.  1848,  p.  120, 
65.  -  Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  567,  58. 

Capsus  saltator  Hahn,  Wanz.  Ins.  HI,  1835,  p.  11,  fig.  236.  — 
Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  112,  No.  106.  —  Kirschbaum, 
Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  16,  83,  118,  sp.   108. 

Capsus  hirtus  Curtis,  Brit.  Entom.  1838,  XV,  t.  693. 

Scaerophyla  Amyot,  Entom.  fr.  Rhynch.  1848,  p.  223,  No.  273. 

Pachytoma  major  Costa,  Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  HI,  1852, 
p.  278,  3,  tab.  HI,  fig.  5  et  6. 

Globiceps  infuscatus  Garbiglietti,  Cat.  Hem.  Ital.  1869  (Bull. 
Soc.  Entom.  Ital.),  I,  p.  190. 

Lahops  saltator  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  124. 

Orthocephalus  saltator  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  293,  6.  — 
Douglas  and  Scott,  Brit.  Hem.  1865,  p.  431  u.  tab.  14,  fig.  2 
($  brachypt.).  —  Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  95,  3.  —  Hem. 
Gymn.  Sc.  et  Fenn.  111,  3.  —  Pet.  Nouv.  Entom.  1876,  H,  No.  147. 
p.  33.  —  Hem.  Gymn.  Europ.  IV,  1891,  p.  51,  6  und  tab.  IV,  fig.  1, 
(c?)    —    [nimis   pallidus !]    —    sowie    tab.   I ,    fig.  6   ($    antenna).    — 


—     224     — 

Saunders,  Synops.  of.  Brit.  Hem.  Het.  1875,  p.  289,  2.  —  Hern. 
Het.  of  the  brit.  isl.  1892,  p.  270  und  pl.  25,  fig.  2  (?  developed). 
—  PüTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  6. 

Bayern :  Bei  Nürnberg  und  Freising  nicht  selten ;  bei  Dinkels- 
bühl, nach  Pfarrer  Wolff.  Kittel.  —  Bei  Bamberg  auf  trockenen 
Grasplätzen.  Funk.  —  Württemberg:  Bei  Ulm,  7,  Hüeber.  —  Elsaß- 
Lothringen  :  Dans  les  pres ;  Vosges ,  lUkirch ,  Metz ;  assez  commun. 
Reiber-Puton.  —  Nassau:  3  $,  Wiesbaden,  Mombach,  auf  Grasplätzen 
und  Waldblößen,  z.  B.  im  Wellritzthal  und  im  Mombacher  Kiefern- 
wald, nicht  selten;  7 — 8.  Kirschbaum.  —  Westfalen:  Von  Cornelius 
bei  Elberfeld  gefangen.  Westhoff.  —  Thüringen :  Von  Dr.  Schmiede- 
knecht (Blankenburg)  gesammelt.  Fokker.  —  Schleswig -Holstein: 
Auf  sandigem  Boden  nicht  selten  im  Juli,  bei  Husum,  Emmelsbüll, 
Niebüll  und  Sandacker  beobachtet.  Wüstnei.  —  N.  S.  Borkum :  Nur 
in  einem  Jahre  häufiger  (Juist,  Norderney).  Schneider.  —  Mecklen- 
burg: Überall  im  Juli  auf  niederen  Pflanzen  an  Grabenufern,  nament- 
lich in  den  Barnstorfer  Tannen  (bei  Rostock).  Raddatz.  —  Schlesien : 
Im  Juni ,  Juli  und  August  gemein  auf  sonnigen  Grasplätzen ;  um 
Breslau  .  .  .  Scholz.  —  In  der  Ebene  und  im  Gebirge ,  vom  Juni 
bis  in  den  August ,  auf  Wiesen ,  häufig  .  .  . ;  um  Warmbrunn ,  be- 
sonders an  sonnigen  Wiesenrändern  auf  Galkim-  und  TJrtica-kvi&n ; 
die  var.  major  scheint  bei  uns  häufiger  zu  sein,  als  die  Stammart 
(Dr.  Luchs).     Assmann.  —  Provinz  Preußen.     Brischke. 

Ziemlich  häufig  auf  Feldern,  unter  Ärtemisia  campestris,  Ononis 
spinosa  u.  dergl.    Burmeister.    1835. 

Vaterland :  Die  Gegend  um  Nürnberg,  wo  ich  diese  bisher  noch 
unbeschriebene  Art  an  sandigen  Anhöhen  im  Grase  fand.  Sie  hüpft 
außerordentlich  schnell  und  weit,  daher  sehr  schwer  zu  haschen.  Hahn. 

Auf  Waldblößen  und  Grasplätzen  in  Kiefernwäldern,  in  Deutsch- 
land.   Fieber. 

Hab.  N.  and  Middle  Europe.    Atkinson. 

Hab.  in  Chrysanthemo,  Vicia,  Trifolio  etc.  (ipse) ,  in  Ononide 
(Edwards),  in  Gallo  et  Urtica  (Assmann),  in  Thymo  serpyllo  (Puton)  : 
Suecia  usque  in  Angermanland!;  Fennia  meridionalis ! ;  Rossia  (Moskva, 
Kurutsch,  Koslov,  Tauria);  Britannia;  Batavia;  Belgium ! ;  Gallia. 
Hispania;  Germania  tota;  Helvetia;  Austria,  Bohemia,  Silesia,  Tirolia, 
Thüringia;  Hungaria,  Halicia,  Moldavia;  Valachia;  Itaha,  Sicilia ; 
Serbia;  Graecia;  Anatolia;  Caucasus,  Transcaucasia;  Algeria;  Biskra; 
Sithka.    Reuter  (1891). 


-     225     — 

[Schweiz :  Im  Juni,  Juli  und  August  in  den  meisten  Gegenden 
der  Schweiz  auf  Wiesen  im  Grase.  Geflügelte  Exemplare  dieser  Art 
sind  mir  niemals  vorgekommen  .  .  .  Meyer.  —  Auf  trockenen  Wiesen 
und  kurzbegrasten  Berglehnen  im  Juni,  Juli  und  August  stellenweise 
zahlreich  bis  zu  4000'  s.  M.  .  ,  .  Frey-Gessnee.  —  Graubünden : 
Häufig  bei  Pfäffers  und  Ragaz.  Killias.  —  Tirol:  Im  Hochsommer 
auf  kurzbegrasten  Berglehnen.  Am  Kaisergebirge  im  Unterinntale. 
Auch  südtiroler  Exemplare  enthält  meine  Sammlung.  Credler.  — 
Steiermark :  Am  Bache  neben  der  Scheibleggerhochalpe  am  27.  Juli 
ein  6  .  .  .  var. ,  Kopf  auch  neben  den  Augen  ganz  schwarz :  auf 
Sumpfwiesen  der  Kaiserau  am  7.  August  ein  d.  Strobl.  —  Böhmen: 
Im  Sommer  ,6,7,  überall  nicht  selten.  Düda.  —  Prag ,  Zlichow, 
an  Bahndämmen  im  Grase,  9.  und  18.  Juni;  Zawist,  August;  Neu- 
hütten, an  trockenen  Rainen,  August.  Nickerl.  —  Mähren:  Auf 
Grasplätzen  in  Waldschlägen;  auch  in  kälteren  Gegenden,  im  Graupa- 
tal ,  am  Altvater ,  unter  dem  Spieglitzer  Schneeberge.  Spitzner.  — 
Livland:  Häufig  an  Feldrändern  und  sonnigen  Abhängen,  vom  Juni 
bis  zum  September.  Flor.  —  Frankreich:  Dep.  de  la  Moselle:  Het- 
tange,  Plappeville ,  sur  le  genet  tinctorial ;  commun.  Bellevoye.  . — 
England:  Not  uncommon.  By  sweeping  clover,  grass  ...  in  July 
and  August.  Douglas  and  Scott.  1865.  —  Not  rare;  on  Trifolium, 
Ononis  etc. ;  generally  distributed.    Saunders.    1892.] 

104  (498)  vittipennis  H.-Sch. 
C.  niger,  albido-pilosus,  elytrorum  vitta  media   pallida,    anten- 
narum  articulo  primo  pedibusque  luteis,  his  fusco-punctatis.    Herrich- 

SCHÄFFER. 

Schwarz,  das  (durch  die  Färbung  der  Halbdecken  auffallende) 
Männchen  länglich  und  parallelseitig  mit  Decken,  die  viel  länger 
als  der  Hinterleib  sind;  das  makroptere  Weibchen  eiförmig,  Decken 
und  Flügel  nur  wenig  länger  als  der  Hinterleib ;  das  brachyptere 
Weibchen  ganz  schwarz  mit  verkürzten,  nur  bis  zum  sechsten  Rücken- 
segment reichenden  Decken ,  deren  Gorium  hinten  schief  abgestutzt 
ist,  ohne  Membran,  dem  $  saltator  Hahn  ziemlich  ähnlich,  nur  größer, 
breiter,  mit  längeren  Fühlern  (besonders  deren  letzten  Gliedern)  und 
(mindestens  in  der  Mitte)  bräunlichen  Schenkeln.  Auf  Kopf,  Pronotum, 
Schildchen  und  Brust  silbrigglänzende  Schuppenhärchen,  dazwischen 
längere,  steife  schwarze  Haare  (auf  den  Halbdecken  ziemlich  anhegend). 
Scheitel  bogig  gerandet,  beim  i  nicht  ganz  2mal,  beim  $  2V2mal 
breiter  als   das  Auge ,    häufig   beiderseits   mit   kleinem   rostfarbenen 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1900.  15 


—     226     — 

Fleck.  Pronotum  nicht  ganz  2mal  so  breit  wie  lang,  wenig  gewölbt, 
mäßig  geneigt,  nach  vorne  verschmälert,  glatt  oder  hinten  zu  (nebst 
Schildchen)  ganz  fein  verschwommen  gestrichelt.  Fühler  fast  von 
Körperlänge;  ihr  erstes  Glied  beim  Männchen  (mit  Ausnahme 
seines  Grundes)  schmutziggelb  (oder  auch  rostfarben) ;  das  zweite 
Glied  (besonders  beim  $)  gegen  seine  Spitze  zu  allmählich  ziemlich 
verdickt,  etwas  kürzer  als  3  und  4  zusammen ;  Glied  3  und  4  dünn 
und  fadenförmig ,  zusammen  länger  als  Ghed  2 ,  Ghed  4  nur  halb 
so  groß  als  3.  Beine  beim  Männchen  fahlgelb  (rostfarben),  auf 
den  Schenkeln  Keihen  dunkler  Punkte,  das  Ende  der  fein  schwarz- 
bedornten  Schienen  sowie  die  Tarsen  schwarz ;  bei  den  Weibchen 
sind  die  Beine  meist  schwarz.  Gleichen  Wechsel  bieten  die  Decken, 
entsprechend  den  drei  Formen :  Beim  Männchen  durchzieht  die 
dunkeln  Decken  ein  bleichbrauner,  etwa  ein  Drittel  der  Flügelbreite 
einnehmender  Längsstreif,  der  auch  die  Seitenränder  des  Corium 
einnimmt,  bei  geschlossenen  Decken  konvergieren  die  beiden  Streifen 
nach  hinten,  die  dunkle  Membran  ist  stellenweise  heller,  dunkel  ge- 
sprenkelt und  hat  dunkle  Nerven;  beim  makropteren  Weibchen  (dessen 
erstes  Fühlerglied  und  Beine  dunkel  sind)  findet  sich  nur  eine  schmale, 
helle,  graugelbe  Linie  neben  der  Clavusnaht,  die  Membran  ist  grau- 
braun, öfters  auch  (an  Grund  und  Zellen)  schmutzig  hell;  das 
brachyptere  Weibchen  mit  seinen  Deckenstummeln  ist  ganz  schwarz. 
Länge  nach  Reuter:  c?  6V4 — 6*/5 ,  makr.  $:  5^/4 — 6,  brach.  ? 
4 — 4^/4  mm. 

Reuter  (H.  G.  E.  IV,  57)  unterscheidet  noch  eine  Var.  ß\ 
Weibchen,  deren  erstes  Fühlerglied  gleich  der  Grundhälfte  des 
zweiten  und  den  Beinen  rostfarben,  letztere  noch  mit  schwarzen 
Flecken. 

?  Cimex  hirtus  Müller,  Zool.  Dan.  1776,  108,  1234  verisimiliter ! 

Capsus  vittipennis  Herrich-Schäffer  ,  Nom.  ent.  1835,  p.  52, 
88.  —  Wanz.  Ins.  III,  1835,  p.  83,  fig.  305  (?).  —  IX,  1853,  Index, 
p.  42.  —  Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  56,  No.  20.  —  F.  Sahl- 
berg,  Mon.  Geoc.  Fenn.  1848,  p.  120,  66.  —  Flor,  Rhynch.  Livlds. 
1860,  I,  p.  566,  57.  —  Thomson,  Opusc.  entom.  IV,  1871,  p.  432,  52. 

Lahops  vittipennis  Atkinson,  Cat.  of.  Caps.  1889,  p.  125. 

Orthoceplialus  vittipennis  Fieber,  Criter.  1859,  sp.  28.  —  Eur. 
Hem.  1861,  p.  293,  5.  —  Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  96,  4.  — 
Hem.  Gym.  Sc.  et  Fenn.  102,  4.  —  Revis.  synon.  1888,  II,  p.  289, 
No.  264.  -  Hem.  Gymnoc.  Europ.  IV,  1891,  p.  56,  "11  und  Tab.  III, 


—     227     — 

lig.  7  6,  fig.  8  $.  —  HoRVATH,  Termes.  Füzet  V,  224,  34  ($  macropt.). 

—  PuTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  11. 

Kayern :  Bei  Neu-ulm,  am  warmen  Wässerle,  6,  ein  Exemplar 
(determ.  Horv.)  gefangen  von  Hüeber.  —  Mecklenburg:  Bei  Fürsten- 
berg, nach  KoNOW.  —  Schlesien:  Im  Juni  und  Juli  an  sonnigen 
Grasplätzen.  Bei  uns  nicht  gemein.  Unter  meinen  Vorräten  befinden 
sich  nur  2  von  mir  in  Schlesien  gefangene  Exemplare.  LETZNER'sche 
Sammlung:  1  Exemplar  (bei  Wartha).  Scholz.  —  Nur  im  Gebirge, 
sehr  selten  .  .  .    Assmann. 

Aus  Gysselen's  Sammlung :  drei  Männer  und  ein  Weib  .  .  . 
Herrich-Schäffer. 

In  Deutschland  und  Finnland.    Fieber. 

Hab.  Scandinavia,   Russia,  Switzerland,  Austria.     Atkinson. 

Hab.  in  Chrysanthemo  leucanthemo  (ipse) :  Fennia  meridionalis  I, 
Suecia  media!  et  meridionalis!;  Norvegia  meridionalis;  Dania!; 
Livonia ;  Rossia  (Moskva ,  Vilna ,  Sarepta ,  Astrachan ,  Orenburg) ; 
Dobroudja;  Halicia;  Hungaria;  Austria,  Alpes  Carinthiae,  Tirolia, 
Silesia ! ;  Germania ;  Helvetia ;  Hispania  (?  San  Fernando,  an  hivittatus 
Fieb.?);  Sibiria  (Krasnojarsk,  D.  Streblov,  Minusinsk!,  V.  Sujetuk!, 
D.  Hammarström).     Reuter.    1891. 

[Schweiz :  Von  Anfang  Juni  bis  Mitte  Juli  einzeln  an  sonnigen,  hoch 
begrasten  Waldrändern,  Feldbördern  und  an  Bergabhängen  .  . .  Meyer. 

—  Desgleichen.  Frey-Gessner.  —  Tirol :  An  Feldrändern  bei  Mitter- 
bad in  Ulten ;  Mitte  Juli.  Lienz ,  in  Gärten  auf  Gras ;  Mitte  Juli. 
Credler.  —  Böhmen :  Prag-Smichow ,  an  einer  Bahnböschung  vom 
Grase  gekütschert,  in  Mehrzahl,  9.  Juni.  Nickerl.  —  Livland :  Ziem- 
lich häufig  an  Feldrändern  und  sonnigen  Abhängen,  6,  7.    Flor.] 

Pachytomella  Reut.  ^ 
Gestalt  des  Männchens  längHch  oder  verlängert  und  parallel- 
seitig,  des  brachypteren  Weibchens  breit  und  kurz  eiförmig,  wenig 
gewölbt ,  schwarz ,  glänzend ,  meist  mit  feinem  Flaumhaar  bedeckt, 
nur  am  Kopf  manchmal  mit  abstehenden  Borsten  (und  zwei  weiteren 
an  den  Seiten  des  Pronotum).  Der  Kopf  senkrecht  gestellt,  deutlich 
in  die  Quere  gezogen,  beim  Männchen  so  breit  wie  der  Pronotum- 
grund,  beim  brach.  Weibchen  breiter  als  dieser,  von  vorne  gesehen 
fünfeckig,    von   der  Seite  gesehen   viel  kürzer  als  hoch.     Stirne  ge- 


'  Von  Reuter  1891    aus  Pachytomn  Costa,  weil  ,noinen  praeocnpatum' 
umgetauft.    H. 

15* 


—     228    .- 

wölbt,  mit  dem  Kopfschild  bogenförmig  zusammenfließend,  letzteres 
an  seinem  (nicht  deutlich  abgesetzten)  Grunde  nur  wenig  unterhalb 
der  Zwischenfühlerlinie  gelegen.  Die  inneren  Augenränder  sind  hier 
gleichfarben ;  die  vorspringenden  Augen  beim  Weibchen  von  ihrem 
Grunde  aus  nach  rückwärts  über  die  vorderen  Pronotumwinkel 
hinaus  verlängert.  Fühler  mit  feinen  Haaren  besetzt ;  ihr  erstes  Glied 
nicht  länger  als  der  quere  Augendurchmesser  beim  Weibchen;  das 
zweite  Glied  etwas  kürzer  als  der  Zwischenaugenabstand ;  das  vierte 
kürzer  als  das  dritte.  Das  stark  in  die  Quere  gezogene,  an  seinem 
Grunde  geschweifte  Pronotum  ist  beim  Männchen  gegen  die  Spitze 
zu  stark  verschmälert  und  ganz  leicht  geneigt,  beim  Weibchen  zeigt 
es  auf  seiner  vorderen  Fläche  meist  vier  in  einem  Bogen  gelegene 
Grübchen.  Die  Halbdecken  sind  (nebst  Flügeln)  beim  Männchen 
ausgebildet,  mit  länglich  dreieckigem  Keil  und  zweizeiliger  Membran, 
beim  Weibchen  verkürzt,  an  ihrem  Ende  abgestutzt,  vollständig 
lederartig;  makroptere  Weibchen  sind  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt. 
Die  Öffnungen  der  Hinterbrust  sind  nicht  wahrnehmbar.  Die  Beine 
sind  mit  feinem  Haarflaum  besetzt ;  die  Hinterschenkel  beim  Weibchen 
stark  verdickt,  an  ihrem  Vorderrand  ohne  steife  Haare ;  die  Schienen 
(auch  die  vorderen)  sind  ziemlich  drehrund  und  mit  kleinen  Dörnchen 
besetzt;  an  den  hinteren  Tarsen  ist  das  zweite  Glied  zweimal  länger 
als  das  erste  und  etwas  länger  als  das  dritte.  —  Von  der  Gattung 
Ortliocephalns  Fieb.  Reut,  unterscheidet  sich  diese  Gattung  durch 
das  zarte  Flaumhaar  ihres  Leibes  —  (auch  0.  hrevis  Panz.  besitzt 
auf  seiner  Oberseite  feinen  Flaum,  ohne  abstehende  Haare  und 
Borsten)  — ,  durch  den  deutlich  in  die  Quere  gezogenen  Kopf,  der 
beim  Männchen  so  breit  wie  der  Pronotumgrund,  beim  Weibchen 
noch  breiter  ist,  durch  den  Bau  der  Augen  und  der  Fühler  beim 
Weibchen,  sowie  durch  ihre  geringere  Größe.     Nach  Reuter. 

105  (499)  parallela  Mey. 

Gestalt  und  Habitus  von  C.  vittipennis  H.-Sch.  ,  Kopf  breiter, 
den  kurzen,  mattglänzenden  Thorax  seitlich  weit  überragend.  Kopf, 
Fühler,  Thorax,  Schildchen,  Körper  und  Beine  schwarz ;  letztere  mit 
bräunlichen  Schenkelspitzen.  Flügeldecken,  überall  gleich  breit,  matt- 
glänzend, dunkel  purpurbraun.  Membran  braun ;  dunkel  angeraucht. 
Länge  Vi-i".     Meyer.     1848. 

Schwarz,  glänzend,  die  Männchen  in  die  Länge  gezogen, 
die  Weibchen  kurz  eirund,  wenig  gewölbt,  mit  zartem,  grauem  Flaum 
bedeckt;    der   Kopf  ohne    schwarze    Haare;    der   Scheitel    beim 


—     229     — 

Weibchen  nicht  gerandet.  Die  Fühler  sind  beim  Männchen 
gleich  unterhalb  der  Augenspitze,  innseits,  eingefügt,  ziemlich  lang, 
schwarz ,  ihr  erstes  Glied  kaum  bis  zur  Mitte  des  Kopfschildes 
reichend,  das  zweite  Glied  fast  linear  und  um  fast  ^k  länger  als 
der  Kopf  samt  Augen  breit,  die  beiden  letzten  Glieder  sind  zusammen 
kaum  länger  als  das  zweite,  das  dritte  kaum  mehr  als  V4 
kürzer  als  das  zweite  und  mehr  als  ums  Doppelte  länger  als 
das  vierte ;  beim  Weibchen  sind  die  Fühler  kurz ,  von  der  Augen- 
spitze ziemlich  weit  entfernt,  ihr  erstes  Glied  kaum  länger  als 
der  quere  Augendurchmesser  und  entweder  schwarz  mit  lehm- 
farbener  Spitze  oder  fast  ganz  gelblichbraun,  die  übrigen 
Glieder  schwarz  oder  dunkelbraun,  das  zweite  Glied  bisweilen  am 
Grunde  gelbbraun,  kürzer  als  die  Zwischenaugenbreite  am 
Scheitel,  die  beiden  letzten  Glieder  zusammen  länger  als  das  zweite. 
Das  Pronotum  ist  beim  Männchen  am  Grunde  fast  doppelt  so  breit 
als  lang,  vorne  etwa  V3  breiter  als  lang,  seine  Fläche  nach  vorne 
zu  leicht  abfallend ,  seine  Schwielen  (Buckel)  gut  ausgebildet ,  auf 
seiner  hinteren  Hälfte  ziemlich  kräftig  quer  gestrichelt ;  beim  Weibchen 
ist  es  vorne  doppelt  so  breit  als  lang,  gegen  den  Grund  zu  nur  ganz 
wenig  erweitert,  seine  Fläche  (Scheibe)  horizontal,  in  seiner  Mitte, 
vor  der  Spitze,  vier  in  einem  Bogen  gelegene  Grübchen,  die  Schwielen 
nur  wenig  ausgebildet,  seine  hintere  Hälfte  ganz  fein  quer- 
gerunzelt. Die  Halbdecken  sind  beim  Männchen  glatt,  lang, 
wenigstens  SVamal  so  lang  als  zusammen  breit,  den  Hinterleib  um 
die  ganze  Membran  überragend,  die  Membran  selbst  groß  und 
schwärzlich ;  beim  Weibchen  sind  die  Decken  abgekürzt,  ganz  leder- 
artig, nur  bis  zum  6.  Rücken-  oder  1.  Geschlechtsabschnitt  reichend, 
an  ihrem  Ende  gegen  die  Naht  zu  schief  abgestutzt  und  ziemlich 
fein  leicht  runzelig  punktiert.  Die  schwarzen,  zart  beflaumten 
Beine  sind  beim  Männchen  lang  und  nur  an  der  Schenkelspitze 
schmal  rostfarben,  die  Hinterschenkel  verlängert,  die  hinteren 
Schienen  so  lang  wie  der  äußere  Coriumrand ;  beim  Weibchen  .sind 
sie  viel  kürzer,  die  Schenkelspitze  und  die  Schienen  lehm- 
farben,  letztere  mit  feinen,  schwarzen  Dörnchen  besetzt,  die 
hinteren  Schienen  am  Grunde  manchmal  dunkelbraun ,  die  Hinter- 
schenkel mäßig  verdickt,  die  hinteren  Schienen  so  lang  wie  die  ver- 
kürzten Halbdecken.  Länge  d  3^/4,  $  brach.  2  mm.  Nach  Beuter 
(H.  G.  E.  IV,  41/42). 

Capsus  parallelus  Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  57,  No.  21, 
Tab.  VI,  fig.  3. 


—     230     — 

Orthocephalns  paralhlus  Puton,  Ann.  Soc.  Ent.  Fr.  1875, 
282,  10. 

Omwcephalus  minor  Credler.  Nachlese  zu  den  Wanzen  Tirols, 
1874,  98,  4  (nee  Costa). 

Lahops  parallelus  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  124. 

Facliytoma  parallela  Reuter,  Hern.  Gymn.  Eur.  IV,  1891, 
p.  41,  4.  —  PüTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  4. 

Württemberg :  Bei  Freudenstadt,  6,  ein  Exemplar  gefangen  von 
Hüeber.  —  Baden :  Bei  Griesbach,  8.  (F.)  Meess.  —  Elsaß-Lothringen : 
Comme  mutahüis  Fall.  ,  mais  parfois  abondant ,  surtout  dans  les 
prairies  marecageuses.  Reiber-Puton.  —  Schlesien :  Im  hohen  Grase 
an  sonnigen  Lehnen.  Einige  Exemplare  von  mir  bei  Salzbrunn  ge- 
funden. Scholz.  —  Bisher  nur  in  einigen  Exemplaren  ...  die  bräun- 
lichen Halbdecken  manchmal  ins  Schwarze  übergehend.    Assmann. 

Hab.  France,  Switzerland,  Germany,  Spain.    Atkinson.    1889. 

Hab.  praecipue  in  montibus  et  alpibus :  Batavia ! ;  Alsacia ; 
Gallia  (Vosges ! ,  Auvergne ,  Haute  Garonne ,  Hautes  Pyrenees) ; 
Hispania  (Sevilla);  Helvetia  (Rigi  Kulm  5500',  Staffel  5000');  Tiroha; 
Silesia;  Bohemia  (Erzgebirge);  Hungaria  (Carpathes  orientales,  D.  Brno). 
Reuter.    1891. 

[Schweiz :  Scheint  sehr  selten ;  zuerst  von  Bremy  erhalten, 
dann  am  28.  Juli  1842  von  mir  selbst  auf  dem  Rigi  Kulm  5550  Fuß 
ü.  M.  und  an  der  Nordseite  des  Staffeis  bei  5000  Fuß  in  mehreren 
Exemplaren  erbeutet.  Meyer.  —  Desgleichen:  Frey-Gessner  (welcher 
irrtümlich  0.  iKinülehis  Mey.  als  Synonym  zu  0.  minor  Costa 
zieht).  —  Tirol :  siehe  unter  0.  minor  Costa  !  —  Böhmen :  Bisher 
nur  aus  Chodau  und  Bleistadt  im  Erzgebirge,  von  Herrn  Dr.  R.  v.  Stein, 
6,  7,  gesammelt.  Duda.  —  Breitenbach  im  Schwarzwassertal  im 
hohen  Grase  der  Straßengräben  und  an  Waldrändern,  gleichzeitig 
mit  Mecomma  ambidans  im  August  .  .  .  Nickerl.j 

106  (*)  Fasserini  Costa. 
Schwarz,  glänzend,  das  Männchen  länglich  und  parallelseitig, 
das  Weibchen  kurz  eirund  und  nur  wenig  gewölbt,  mit  ziemlich 
kurzem,  feinem,  gelblichem  Flaum  besetzt;  Kopf  des 
Männchens  so  breit  wie  das  Pronotum  an  seinem  Grunde  und  mit 
abstehenden  schwarzen  Haaren,  beim  Weibchen  deutlich  breiter, 
dabei  der  Scheitel  ungerandet.  Fühler  bei  beiden  Geschlechtern 
vollständig  schwarz,  beim  Männchen  ziemlich  lang,  das  erste  Glied 
kaum  bis  zur  Spitze  des  Kopfschilds  reichend,  das  zweite  gegen  die 


—     231     — 

Spitze  zu  leicht  verdickt,  Vs  — V'e  länger  als  der  Kopf  samt  Augen 
breit,  das  dritte  Glied  um  ^3  kürzer  als  das  zweite,  das  vierte 
um  ^/s  kürzer  als  das  dritte :  beim  Weibchen  sind  die  Fühler  kurz, 
das  erste  Glied  ist  kaum  länger  als  der  quere  Augendurchmesser, 
das  zweite  etwa  ^'5  kürzer  als  der  Zwischenaugenabstand 
am  Scheitel,  das  dritte  nur  Ve  kürzer  als  das  zweite.  Das 
Pronotum  der  Männchen  ist  etwa  ums  Doppelte  breiter  als  der  Grund 
lang  und  etwa  -/ö  breiter  als  die  Spitze  lang,  seine  Fläche  nach 
vorne  ganz  leicht  geneigt,  seine  Buckel  gut  ausgebildet,  auf  seiner 
hinteren  Hälfte  ist  es  ziemlich  dicht,  aber  nicht  besonders  stark 
quer  gerunzelt:  beim  Weibchen  ist  das  Pronotum  zweimal  breiter 
als  sein  Grund  lang,  vorne  kaum  schmäler  als  hinten,  seine  Fläche 
horizontal,  vorne  in  der  Mitte  4  Grübchen,  in  einem  Bogen  gelegen, 
die  Schwielen  ziemlich  gesondert,  die  hintere  Fläche  dicht  ge- 
runzelt. Das  Schildchen  ist  quer  gerunzelt.  Die  Halbdecken  sind 
beim  Männchen  mäßig  lang,  etwa  um  2^/4  länger  als  zusammen 
breit,  die  Membran  bräunlich  und  hübsch  irisierend;  beim  Weibchen 
sind  sie  verkürzt,  vollständig  lederartig,  an  ihrem  Ende  breit  und 
leicht  schief  abgestutzt,  kaum  über  die  Mitte  des  5.  Rückensegments 
hinausreichend,  dabei  fein  und  dicht  punktiert.  Die  Beine 
sind  in  beiden  Geschlechtern  vollständig  schwarz  oder  der 
äußerste  Endrand  der  Schenkel  ganz  schmal  rostrot,  die  Hinter- 
schenkel, bei  Männchen  wie  Weibchen,  mäßig  verdickt,  die  Schienen 
beim  Männchen  so  lang  wie  der  Seitenrand  des  Corium,  beim 
Weibchen  so  lang  wie  die  verkürzte  Halbdecke.  Länge  S  3,  $  2'/3  mm. 
Nach  Reüter  (H.  G.  E.  IV,  40). 

Fachytoma  minor  Costa,  Ann.  Soc.  Ent.  Fr.  X,  1841,  p.  289, 
Tab.  VI,  flg.  4a.  —  Cim.  Reg.  Neap.  Cent..  1852,  HI,  p.  277.  1, 
tab.  III,  ff.  1  et  2. 

Orthocephalus  minor  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  294,  10. 

Chlamyäatiis  minor  Am.  Serv.,  Hist.  Nat.  d.  Hem.  1843,  p.  285,  1. 

Fachytoma  et  CJdamydatus  Amyot,  Ent.  fr.  Rhynch.  1848,  p.  222, 
sp.  271  et  272. 

Capsus  mimdus  Lucas,  Expl.  Scient.  Alger.  III.  1849,  p.  85, 
tab.  3,  flg.  8  ((?). 

Capsus  rugicollis  Lucas,  1.  c.  p.  85,   tab.  3.  fig.  7. 

Phytocoris  Passerini  Costa,  Ann.  Soc.  Ent.  Fr.  X,  1841, 
p.  288,  5.    c?. 

Labops  minor  Atkinson\  Cat.  of  Caps.   1889,  p.  123. 


—     232     — 

Pachytomella  Passerini  Reuter,  Hern.  Gymn.  Europ.  IV,  1891, 
p.  40,  3,  Tab.  III,  fig.  6  (J).  —  Puton,  Cat.  1899,  p.  67. 

Bayern:  OrtJioccphalns  minor  Costa  bei  Bamberg  einmal  auf 
trockenem  Grasplatz  gefunden  von  Dr.  Funk.  —  Vosges  (franz. 
westl.  Seite?!).     Bellevoye.    1866. 

Aus  Italien,  Spanien,  der  Schweiz,  in  Schlesien  (Scholz).    Fieber. 

Hab.  S.  Europe,  Tunis.    Atkinson. 

Hab.  in  Thapsia  garganica  (Lucas),  in  herbidis  apricis  (Ferrari)  etc. ; 
Gallia  meridionalis!,  Hispania ;  Itaha  (Liguria!  etc.),  Sicilia;  Dalmatia 
(Ragusa,  Lesina);  Graecia  (Attica !) ;  Greta!,  D.  v.  Oertzen;  Anatolia 
(Brussa) ;  Algeria  (Oran,  Teniet,  Constantine) ;  Tunisia  (D.  Sedillot). 
Reuter.    1891. 

[Tirol :  0.  minor  Costa  :  vom  Tale  bis  an  die  Alpen.  St.  Jakob 
bei  Bozen ,  3.  Juli ;  Joch  Grim ,  August ;  Monzoni  in  Fassa.  Das 
(?)  Exemplar  von  hier  weicht  durch  lichte  Kniee  und  hellere  Mittel- 
schienen an  der  zweiten  Hälfte  ab :  Fieber  sandte  es  ohne  Bemerkung 
als  0.  minor  zurück.  Die  Kniee  sind  auch  bei  den  66  von  vor- 
erwähnten Standorten  rötlichgelb.  (Ist  laut  Wien.  Ent.  Mon.  1885, 
p.  124,  0.  paraUelus  Mey.  !)  —  Steiermark:  Bei  Graz  1  $  (Gatterer); 
auf  der  Scheibleggerhochalpe  am  13.  Juli  1  6  und  1  $  (forma 
macroptera).     Strobl.] 

Strongylocoris  Blanch.  (Stiphrosonia  Fieb.) 
Leib  breit,  dick,  kräftig,  kurz,  eiförmig,  nur  selten  länglich, 
oberseits  meist  ziemlich  gewölbt.  Kopf  senkrecht,  kurz,  mehr  oder 
weniger  stark  in  die  Quere  gezogen,  von  vorne  gesehen  quer  fünf- 
eckig, von  der  Seite  gesehen  kürzer  als  hoch.  Der  Scheitel  von 
Grund  aus  stark  abfallend,  meist  gebogen  gerandet,  mit  seinem 
scharfen,  nach  rückwärts  verlängerten  Rande  das  vordere  Pronotum- 
ende  überdeckend.  Der  kaum  vorspringende  Kopfschild  an  seinem 
Grunde  mit  der  Stirne  zusammenfließend.  Die  Zügel  nicht  ab- 
geschieden ;  die  Wangen  hoch  und  breit.  Die  kurzen ,  hinten  zu- 
sammengedrückten Augen  liegen  hinten  den  vorderen  Pronotum- 
winkeln  auf,  mit  ihrem  inneren  Rande  streben  sie  auseinander.  Die 
Fühler  sind  kurz,  leicht  behaart,  niemals  länger  als  um  halbe  Körper- 
länge; ihr  erstes  Glied  reicht  nicht  bis  zur  Spitze  des  Kopfschilds; 
ihr  zweites  Glied  ist  so  lang  wie  der  Scheitel  zwischen  den  Augen 
breit  und  gegen  die  Spitze  zu  allmählich  leicht  verdickt ;  die  beiden 
letzten  Glieder  sind  zusammen  nur  wenig  länger  als  das  zweite; 
das  vierte  Glied  ist  kürzer  als  das  dritte.     Das  Pronotum  ist  mehr 


—     233     - 

oder  weniger  stark  in  die  Quere  gezogen,  trapezförmig,  meist  ziem- 
lich stark  quer  gewölbt ,  seine  Seiten  gerade  oder  gerundet ,  sein 
Grund  breit  abgerundet  und  den  Schildchengrund  überdeckend.  Die 
punktierten  Halbdecken  überragen  den  Hinterleib  nur  wenig;  sie 
sind  seitlich  gerundet  und  nur  selten  (wie  bei  nigcr  d)  lang  und 
parallel ;  der  meist  kurze  und  (S  niger  ausgenommen)  stark  abfallende 
Keil  hat  einen  tiefen  Nahteinschnitt;  die  Flügelzelle  zeigt  keinen 
Haken.  Die  Beine  sind  ziemlich  kurz,  Schenkel  und  Schienen  ziem- 
lich kräftig,  die  Hinterschenkel  etwas  verdickt,  die  Schienen  stark 
bedornt,  die  hinteren  häufig  leicht  gekrümmt;  an  den  Tarsen  ist 
das  erste  Glied  kaum  kürzer  als  das  zweite,  das  dritte  deutlich 
kürzer  als  letzteres ;  die  Klauen  sind  erheblich  klein  und  kurz.  Nach 
Redter.  —  Nach  Saunders  ist  diese  Gattung  mit  ihren  kurz  ovalen, 
gewölbten,  breitköpfigen  Arten  durch  ihre  kurzen  (kaum  länger  als 
Kopf,  Pronotum  und  Schildchen  zusammen)  Fühler,  den  hinten  ab- 
geflachten Kopf  (welcher  dicht  dem  vorderen  Pronotumrand  an- 
gepaßt ist)  und  ihre  kurzen  Beine  von  allen  verwandten  Gattungen 
wohl  unterschieden. 

Von  den  8  paläarktischen  Arten  dieser  Gattung  kommen  nur  3 
in  Deutschland  vor.  PiEUTER  gibt  (H.  G.  E.  IV,  162)  folgende  Art- 
Übersicht  : 

1.  (2.)    Beine    schwarz    oder    peclibraun.      Vollständig-    schwarz    oder 

bläulichschwarz.  1.   nUjer  H.-Sch. 

2.  (1.)  Beine   rot,    rostfarben    oder    blaßgelb.     Die  Tarsen    ganz    oder 

nur  zum  Teil  schwarz. 

3.  (18.)  Leib  hoch.    Kopf  um  viel  (mindestens  um  ^/s)  schmäler  als  der 

Pronotumgrnud.  Pronotum  vorne  viel  schmäler  als  an  seinem  Grunde. 

4.  (13.)  Leib  schwarz. 

5.  (10.)  Pronotum  ziemlich  kräftig  vertieft  punktiert. 
<).  (7.)   [Leib  samt  dem  Kopf  vollständig  schwarz. 

leucoceplialns  var.  slbiricus  Reut.] 

7.  (6.)  Kopf  heller  gefärbt. 

8.  (9.)  Von    kleinerer   Gestalt.     Kopf  pechfarben    oder    pechrostbraun. 

Brust  bisweilen  in  der  Mitte  pechfarben. 

[Leucoceplialns  var.  stegano'ides  J.  Sahlb.  im  nördlichen  Europa.] 

9.  (8.)  Kopf  und  Brustmitte  hellrot.  2.  leucocephalus  Lin. 

10.  (5.)  Pronotum  weniger  stark  punktiert.    Leib  oberseits  mit  weichen, 

gelblichen  Haaren.    Schildchen,  äußerer  Coriuni-Saum  und  Keil  rot. 

11.  (12.)    [Kopf   rot,    in    seiner    Mitte    pechfarben.     Pronotum    weniger 

stark  vertieft  punktiert,  schwarz,  mit  rotem,  seitlichem  Saum, 
Der  südeuropäische  3.  ergthroleptus  Costa.] 

12.  (11.)   [Kopf  und  Pronotum  vollständig  roh,  letzteres  fein  und  dicht 

runzelig  punktiert.  Der  syrische  4.  amah'dis  Dougl.  Sc] 


—     234     — 

13.  (4.)  Leib  ockergelb,  blaßgelb,  bläulichgelb  oder  rostgelb.    Pronotmn 

meist  beiderseits  mit  einer  hinten  abgekürzten  Binde. 

14.  (15.)  [Scliildclien  punktiert,  nach  Costa  (Reutee  selbst  nicht  bekannt). 

Der  italienische  6.  mgrltarsus  Costa.] 

15.  (14.)  Schildchen  quer  gefurcht. 

16.  (17.)  Von   kleinerer  Figur   und    weniger  stark  gewölbt.     Pronotum 

ziemlich  dicht  und  ziemlich  kräftig  runzelig  punktiert,  vorne  breiter 
als  lang.  .  5.  htridtis  Fall. 

17.  (16.)  [Von  größerer  Figur  und  stärker  gewölbt.    Pronotum  weniger 

dicht  und  ziemlich  fein,  am  Grunde  sogar  stark  runzelig  punktiert, 
vorne  schmäler  als  lang  oder  höchstens  gleich  breit. 

Der  südeuropäische  7.  ohscurus  Eamb.] 

18.  (3.)  [Leib  weniger  hoch.     Kopf  breit,  kaum  schmäler  als  das  Pro- 

notum   an    seinem    Grund,    die    Stirne    quer    rostfarben    gestreift. 
Pronotum  vorne  nur  wenig  schmäler  als  am  Grunde. 

Der  mediterranee  8.  cicadifrons  Costa.] 

107  (500)  niger  H.-Sch. 

C.  nigerriraus  subcoeruleo-nitidus,  dense  et  profunde  punctatus. 
Herrich-Schäffer. 

Vollständig  tiefschwarz  mit  blauem  Glanz  (auch 
Schnabel,  Fühler  und  Beine),  glänzend,  auf  der  Oberseite  mit  langem, 
dichtem,  graubraunem  Flaum  besetzt,  von  Gestalt  des  leucoceplialns, 
nur  wesentlich  kleiner  und  länger,  das  Männchen  länglich  und 
parallelseitig ,  das  Weibchen  kurz  und  kräftig.  Kopf  glatt,  beim  6 
um  ^/3,  beim  $  um  \/4  schmäler  als  der  Pronotumgrund,  die  Stirne 
beim  6  vertieft,  beim  $  gewölbt;  der  hinten  geschweifte  Scheitel 
ist  vor  seinem  Rande  (beim  S  tief)  erhöht  und  zeigt  queren  Ein- 
druck. Die  Augen  sind  beim  6  leicht  gestielt.  Der  Schnabel  reicht 
bis  zur  Spitze  der  Mittelbrust.  Das  Pronotum  ist  ziemlich  dicht 
und  stark  vertieft  punktiert,  nach  vorne  zu  leicht  verschmälert 
und  nur  wenig  geneigt,  fast  doppelt  so  breit  wie  am  Grunde  lang. 
Die  ziemlich  kräftig  und  dicht  punktierten  Halbdecken  über- 
ragen beim  S  lang  den  Hinterleib  und  sind  parallelseitig,  beim 
Weibchen  ragen  sie  nur  wenig  über  die  Hinterleibspitze  hinaus  und 
sind  seitlich  gerundet;  die  dunkelbraune  Membran  zeigt  an  der  Keil- 
spitze einen  hyalinen  Fleck.  Die  Fühler  sind  gleich  unter  der  Augen- 
spitze eingefügt  und  mit  Flaum  besetzt;  ihr  erstes  Glied  ist  beim  6 
nur  wenig  länger  als  der  Scheitelrand  zwischen  den  Augen,  beim  $ 
deutlich  kürzer  als  dieser;  die  beiden  letzten  Glieder  sind  zusammen 
nur  wenig  länger  als  das  zweite;  das  vierte  Ghed  ist  etwa  um  ^3 
kürzer   als    das   dritte  und  beim  Weibchen   mit  rostfarbener  Spitze. 


—     235     — 

Die   schwarzen  Beine   sind   bisweilen  nur  an  den  Knieen,    bisweilen 
ganz  pechfarben.     Länge:  S  öVs,  $  3 — 4^/5  mm.     Nach  Reuter. 

Capsus  niyer  Herrich-Schäffer,  Nomencl.  entom.  1835,  I,  p.  53. 

Capsus  nigerrimus  Herrich-Schäffer,  Wanz.  Ins.  III,  1835, 
p.  87,  flg.  311  (?). 

Sfiphrosoma  nigerrima  Fieber,  Eur.  Hern.  1861,  p.  392  (Anhang), 
la($).  _ 

Stiplirosoma  atrocoendcd  Fieber,  Wien.  Entom.  Monatschr.  YIII, 
186i  p.  329  (J). 

?  Eurgopicoris  Benteri  Jakovleff,  Hern.  Cauc.  (in  Bull.  Soc. 
Nat.  Mose.  LVI),  1882,  134  forte ! 

Strongglocoris  niger  et  Str.  nigerrimus  Atkinsox,  Cat.  of  Caps. 
1889,  p.  120  et  121  (als  2  verschiedene  Arten!    H.). 

Strongglocoris  niger  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  27,  1, 
und  tab.  IV,  fig.  6,  ?:  Fig.  7,  S.  —  Püton,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  1. 

Württemberg.  Roser.  —  (Elsaß-Lothringen) :  Remiremont  (west- 
liche französische  Seite !  H.) ;  rare.  Reiber-Puton.  —  Mecklenburg : 
Nur  wenige  Stücke  fing  ich  bei  Markgrafenheide  und  an  den  Dünen 
bei  Warnemünde  im  August.    Raddatz. 

Im  Monat  Mai  auf  Wiesen  sehr  häufig;  bei  Regensburg  auf 
dem  Benderwehr.     Herrich-Schäffer. 

In  Bayern  auf  Wiesen  (H.-S.);  aus  Österreich  (Schleicher). 
Fieber. 

Str.  niger:  Hab.  S.  Europe.  —  Str.  nigerrimus:  Hab.  Germany, 
France,  Italy.    Atkinson. 

Hab.  in  Germania  (Mecklenburg,  D.  Raddatz;  Berlin!,  ipse ; 
Regensburg,  Herrich-Schäffer);  Gallia  (Remiremont!,  Avignon, 
D.  Dr.  Püton);  Hispania  (Calalla!,  D.  Cuni);  ItaHa  borealis,  D.  Ferrari; 
Helvetia  (Graubünden,  D.Dr.KiLLiAs);  Austria  (Gresten,  D.  Schleicher); 
Hungaria,  D.  Dr.  Horvath;  Caucasus?;  Tanger!,  D.  Dr.  Sigxoret. 
Reuter.    1891. 

[Schweiz :  Graubünden :  Einmal  bei  Tarasp.  (K.)  Killias  (1877). 
—  Niederösterreich :   Bei  Gresten  selten.     Schleicher.] 

108  (501)  leucocephalus  L. 

Cimex  leucocephalus  ovatus  niger,  capite  pedibusque  flavis. 
Linnaeus. 

Kurz  eiförmig  (anderthalbmal  so  lang  als  breit),  dick,  gewölbt, 
schwarz,  glänzend,  mit  feinem,  mehr  weniger  anliegendem  Haarflaum 


—     236     — 

bedeckt  (welchen  die  einen  Autoren  als  „lang  graubraun",  die  anderen 
als  „kurz  weißlich  niederliegend"  beschreiben!);  der  Kopf,  der  Fühler- 
grund ,  der  Schnabel ,  die  Brustmitte  und  die  Beine  (samt  Hüften) 
sind  rötlich  (gelbrot,  rostrot) ;  die  Tarsen  (beim  S  ganz,  beim  $  nur 
an  der  Spitze)  sind  schwarz.  Der  breite ,  dreieckige ,  fast  flache 
Kopf  ist  fast  doppelt  so  breit  wie  lang,  senkrecht  nach  unten  ge- 
richtet und  von  wechselnder  Färbung  (rot,  pechfarben,  schwarz);  er 
ist  bedeutend  schmäler  als  das  Pronotum,  so  lang  als  der  Scheitel 
zwischen  den  Augen  breit.  Der  hintere  Rand  des  Scheitels  ist 
scharf;  die  Augen  sind  klein,  aber  vortretend.  Der  rote,  in  seinem 
letzten  Glied  pechschwarze  Schnabel  reicht  bis  zu  den  Mittelhüften. 
Das  Pronotum  ist  sehr  breit,  fast  doppelt  so  breit  wie  lang,  kurz, 
ohne  quere  Einschnürung,  nach  allen  Seiten  gewölbt,  mäßig  geneigt, 
nach  vorne  zu  ziemlich  verschmälert,  kräftig  vertieft  (grob  weitläufig) 
punktiert  (das  vordere  Drittel  ausgenommen),  sein  Vorderrand  nicht 
abgesetzt,  schwarz  und  mit  dichtem,  langem,  graubraunem  Flaum- 
haar besetzt;  das  ziemlich  große,  schwarze  Schildchen  ist  noch 
dichter  (querfurchig)  punktiert  als  das  Pronotum  und  ebenso  mit 
langem,  braunem  Haarflaum  bedeckt.  Die  Brust  ist  schwarz,  die 
Vorder-  und  Mittelbrust,  die  Öffnungen  und  die  Ränder  der  Pfannen 
sind  rot,  nur  selten  (var.)  pechschwarz.  Die  Halbdecken,  welche  in 
beiden  Geschlechtern  den  Hinterleib  etwas  überragen ,  sind  etwas 
zarter,  aber  ziemlich  dicht  punktiert  und  tragen  gleichfalls  langes, 
dichtes,  braunes  Flaumhaar,  das  in  gewisser  Richtung  graulich 
schimmert;  die  Membran  ist  dunkelbraun  (schwärzlich)  und  zeigt 
am  Ende  des  Keils  einen  kleinen,  hyahnen  Fleck.  Die  schwarzen 
Fühler  sind  kürzer  als  der  Leib  (fast  '^/ö  Körperlänge),  von  den 
Augen  entfernt  eingelenkt,  dünn  und  fein  abstehend  behaart;  ihr 
erstes  Glied  ist  klein ,  kürzer  als  der  Kopf  und  rostfarben ;  das 
zylindrische  zweite  Glied  ist  das  längste,  so  lang  als  der  Zwischen- 
raum zwischen  den  kleinen  Augen  breit  und  gegen  die  Spitze  zu 
kaum  verdickt;  das  dritte  Glied  ist  um  V*  kürzer  als  das  zweite; 
das  vierte  kürzer  (^/a)  als  das  dritte,  etwa  ^,'4  so  lang  wie  dieses; 
die  beiden  letzten  Glieder  zusammen  so  lang  wie  das  zweite.  Die 
Beine  sind  kurz,  kräftig,  gelbrötlich  (samt  Hüften),  die  meist  hell- 
gelben Schienen  mit  kurzen,  dunkeln  Dörnchen  besetzt,  die  Tarsen 
ganz    (oder  nur  an  ihrer  Spitze)   schwarz.     Länge  6  $  4^,5 — 5  mm. 

Die  zwei,  bei  uns  bis  jetzt  noch  nicht  gefundenen  nordischen 
Varietäten  beschreibt  Reuter  (H.  G.  E.  IV,  28)  wie  folgt: 

Var.    ß   steganoides   J.    Sahlberg:    Von    kleinerer    Gestalt,    der 


-     237     — 

ganze  Kopf  sowie  die  hinteren  Hüften  pechfarben  oder  dunkel  pech- 
rostrot; die  Brust  vollständig  schwarz  oder  in  der  Mitte  pechfarben. 
Länge  375—4^2  mm. 

Var.  y  Sibiriens  Reüter:  Kopf  kohlschwarz,  gleich  wie  der 
ganze  Leib.     Länge  4—5  mm.     Vielleicht  „species  propria"  ! 

Die  Nymphe  ist  nach  Reüter  (Rev.  crit.  Caps.  88,  1)  dick  und 
rostrot. 

Cimex  leucocephcdus  Linne,  Syst.  Nat.  Ed.  X,  1758,  446,  46.  — 
Faun.  Suec.  1761,  251,  940.  —  Hoüttüin,  Nat.  Hist.  1765,  I,  X, 
357^  46.  _  DE  Geer,  Mem.  1773,  III,  290,  28.  —  P.  Müeller,  Linn. 
Nat.  1774,  V,  492,  60.  —  Divigubsky,  Faun.  Mosq.  1802,  125,  348. 

Cimex  decrepitus  Fabricius,  Ent.  Syst.  1794,  IV,  125,  178.  — 
TuRTON,  Gen.  Syst.  Nat.  1806  (II),  p.  651. 

Lygaens  leucoeeplialus  Fabricius,  Ent.  Syst.  1794,  IV,  175,  140. 
—  Syst.  Rhyng.  1803,  237,  173.  —  ?  Coquebert,  Illustr.  Icon.  1801, 
p.  83,  tab.  XIX,  flg.  9  forte!  —  Wolff,  Icon.  Cimic.  1801,  II,  76, 
73,  tab.  XIII,  fig.  73.  —  Panzer,  Faun.  Germ.  1804,  92,  12.  — 
Fallen,  Mon.  Cim.  Suec.  1807,  94,  77. 

Miris  decrepitus  Fabricius,  Syst.  Rhyng.  1803,  254,  6.  — 
Latreille,  Hist.  Nat.  1804,  XII,  228,  33. 

Miris  leucocephalus  Latreille,  Hist.  Nat.  1804,  XII,  225,  18. 

Phytocoris  leucocephcdus  Zetterstedt,  Faun.  Ins.  Läpp.  1828, 
495,  23.  -  Ins.  Läpp.  1840,  276,  32.  —  Fallen,  Hern.  Suec.  1829, 
111,  67,  —  Hahn,  Wanz.  Ins.  II,   1834,  p.  88,  fig.  174. 

Ättiis  leucocephalus  Bürmeister,  Handb.  d.  Entom.  1835,  II, 
p.  276,  1. 

*  Cap>sus  leucocephalus  Herrich- Schäffer,  Nomencl.  ent.  1835, 
p.  53.  —  Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  109,  No.  100.  — 
F.  Sahlberg,  Mon.  Geoc.  Fenn.  1848,  117,  59.  —  Kirschbaum, 
Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  17  und  86,  sp.  114.  —  Flor,  Rhynch. 
Livlds.  1860,  I,  p.  558,  51.  —  Thomson,  Op.  ent.  1871,  433,  53. 

Leucocephalus  Amyot,  Ent.  fr.  Rhynch.  1848,  p.  212,  No.  253. 

Halticus  leucocephalus  Snellen  v.  Vollenhoven,  Hem.  Neerl. 
1878,  171. 

Stiphrosoma  leucocephalus  Fieber,  Criter.  1859,  24  (ut  typus).  — 
Eur.  Hem.  1861,  p.  281,  1.  —  Douglas  and  Scott,  Brit.  Hem.  1865, 
p.  482,  1  und  plate  21,  fig.  2.  —  Stal,  Hem.  Fabr.  1868,  I,  88,  1.  — 
Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  88,  1.  —  Saunders,  Synops.  of  brit. 
Hem.  Het.  1875,  p.  288,  1.  —  Hem.  Het..  of  the  brit.  isl.  1892,  p.  269. 


—     238     — 

Strongijlocoris  leucocephalus  Blanchard,  Hist.  d.  Ins.  1840, 
140,  1  (ut  typus).  —  Costa,  Cim.  Regn.  Neap.  Cent.  1852,  III, 
48,  1.  —  Bärensprung,  Cat.  1860,  p.  15.  —  Reuter,  Rev.  syn.  1888, 
II,  p.  284,  No.  257.  —  Hern.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  27,  2  und 
tab.  I,  fig.  6  (Costa).  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  120.  — 
PüTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  67,  2. 

Die  2  Varietäten  sind  beschrieben  als  1.  Stiphr.  sfeganoides 
J.  Sahlberg,  Not.  Skpts.  p.  F.  et  Fl.  Fenn,  in  Förh.  XIV,  1875, 
306.  —  Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  88,  2.  —  Hern.  Gym.  Sc. 
et  Fenn.  104,  2.  —  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891.  p.  28.  —  2.  Var.  / 
Sibiriens  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  28;  erstere  lebt  im 
(nördlichen)  Europa,  letztere  in  Sibirien. 

Bayern :  Bei  Regensburg  gemein :  bei  Augsburg  nicht  selten. 
Nach  Prof.  Hoffmann  bei  Bamberg;  bei  Eichstätt.  Kittel.  —  Bei 
Bamberg  an  grasigen,  trockenen  Orten.  Funk.  —  Württemberg: 
Roser.  —  Bei  Ulm,  6  und  7,  häufig.  Hüeber.  —  Baden:  Bei  Frei- 
burg, 8  (F.).  Meess.  —  Elsaß-Lothringen:  Commun  dans  toute  la 
region  ä  partir  de  fin  mai,  dans  les  pres.  Reiber-Puton.  —  Nassau: 
d  $  Wiesbaden,  Mombach;  auf  Waldblößen,  z.  B.  hinter  dem  Turn- 
platz, häufig,  5—7,  Kirschbaum.  —  Westfalen:  Auf  Rasenplätzen 
zerstreut;  von  mir  6.  VII.  1876  bei  Münster  gesammelt;  auch  von 
KoLBE  bei  Münster  aufgefunden.  Westhoff.  —  Thüringen :  Überall 
nicht  selten.  Kellner-Breddin.  —  Von  Dr.  Schmiedeknecht  (Blanken- 
burg)  gesammelt.  Fokker.  —  Schleswig-Holstein :  Nicht  selten  auf 
trockenem,  sandigem  Boden;  Niebüll,  Husum  und  Sonderburg. 
Wüstnei.  —  Mecklenburg :  In  allen  Kiefernwäldern  im  Grase  sehr 
häufig  im  Juni  und  Juli.  Raddatz.  —  Schlesien :  Im  Juni  gemein 
an  dürren,  sandigen  Orten,  auf  trockenen,  sonnigen  Wiesen,  besonders 
auf  Galium-Avten;  um  Breslau  .  .  .  Scholz.  —  In  der  Ebene  und  im 
Gebirge  auf  sonnigen  Grasplätzen,  besonders  auf  Galium,  im  Mai 
und  Juni,  häufig  .  .  .  Die  var.  nigriceps  mit  der  Stammart  unter- 
mischt und  manche  Jahre  häufiger  als  diese  (Luchs).  Assmann.  — 
Provinz  Preussen.    Brischke. 

Deutschland,  Frankreich  und  Schweden,  auf  verschiedenen 
Pflanzen,  vorzüglich  auf  der  großen  Brennessel  (Urtica  dioica  Lin.^ 
ziemlich  gemein.    Hahn. 

Auf  Wiesen,  im  Grase,  nicht  selten.    Burmeister. 

Auf  Waldblößen  im  Grase,  auch  an  sandigen  Orten,  an  trockenen, 
sonnigen  Wiesen,  auf  Galinm,  durch  ganz  Europa.    Fieber. 


—     239     — 

Hab.  in  Galio  (Meyer-Düer,  ipse),  Campanula  rotundifolia  (Duda), 

C.  rapunculoide  (Montandon)  etc. ,  in  toto  territorio :  Lapponia ; 
Scandinavia ! ;  Fennia ! ;  Livonia ;  Kossia  (Moskva,  Charcov,  Mohilev, 
Kasan ,  Simbirsk ,  Chvalynsk ,  Orenburg ,  Sarepta ,  Ural !) ;  Dania ! ; 
Germania  tota ;  Britannia ! ;  Batavia ;  Gallia ;  Helvetia ;  Italia ;  Austria 
tota;  Hungaria;  Moldavia;  Graecia!;  Asia  minor!;  Caucasus;  Algeria. 
Var.  steganoides  praecipne  in  alpibus  et  in  parte  boreali  territorii 
inventa :  Lapponia  rossica  (Kantalaks !,  D.  J.  Sahlberg,  Kasch- 
karantsa!,    D.  Levander);    Suecia  in  Galio  (Holmiae,  ipse);    Dania!, 

D.  Schlick;  Anglia!,  D.  Dr.  Puton;  Germania  (Breslau!,  D.  Hahn); 
Tirolia!,  D.  Gredler;  Austria  inferior  (Lenz  in  Galio,  D.  P.  Low). 
Var.  sibirkus  in  Sibiria  (Sujetuk!,  Osnatjennaja! ,  D.  Hammarström, 
plura  specimina).     Reuter.    1891. 

[Schweiz:  In  Berggegenden,  besonders  an  Steinhalden  und 
dürren  Abhängen  der  mittleren  und  nordöstlichen  Schweiz,  im  Juni  auf 
Gallum-kxiQxi^  doch  nirgends  gemein.  Meyer.  (1843.)  —  Desgleichen; 
6 — 8  stellenweise  sehr  häufig  .  .  .  Frey-Gessner  (1866).  —  Grau- 
bünden :  Gerne  unter  Steinen  .  .  .  ünterengadin  häufig ,  öfters  in 
den  Blumenglocken  der  Campanula  Irachelium.  Killias.  (1877.)  — 
Tirol :  Auf  Waldblößen  im  Grase,  während  der  Sommermonate.  Vils 
(Lob),  auch  eine  Varietät  mit  schwarzbraunem  Kopfe  (auch  bei  Telfs 
und  im  Innerfeldtale),  ohne  im  übrigen  mit  S.  mgerrima  H.-S.  über- 
einzustimmen;  Seefeld,  auf  Torfwiesen,  Mitte  Juli  .  .  .  Ulten,  auf 
Erlen  im  Juli;  Mariaberg,  Ende  Juli,  mit  pechbraunen  Halbdecken. 
Gredler.  —  Steiermark:  Trockene  Wiesen,  Waldschläge;  Maria-Trost, 
Geyerkogel.  Eberstaller.  —  Graz,  zwei  Exemplare,  Gatterer;  Hof- 
wiese bei  Admont,  Alpenwiesen  .  .  ,.  nicht  selten;  form,  alpina  m. 
Kopf  braun,  Wurzel  der  Schenkel  verdunkelt;  auf  Alpenwiesen  des 
Pyrgas  am  19.  August  zwei  Exemplare;  eine  ähnhche  Varietät  wird 
schon  von  Greller  in  zool.-bot.  Ges.  1870,  p.  96  aus  Tirol  erwähnt. 
Strobl.  —  Niederösterreich:  Bei  Gresten  aufwiesen,  selten.  Schleicher. 
—  Böhmen :  Auf  Feldrainen ,  Dämmen  und  anderen  unbebauten 
Plätzen,  besonders  auf  Galium  überall  gemein ;  bei  Neuhaus  (6)  auf 
Campamila  rotundifolia  zahlreich,  mit  Nymphen  von  verschiedenem 
Alter;  einmal  auch  von  Lärchenbäumen  einige  Exemplare  abgeklopft. 
Duda.  —  Zlichow,  an  Bahndämmen  zwischen  Gras,  9.  Juni;  Neu- 
hätten, an  Galium,  im  August ;  Breitenbach,  auf  Wiesen  gekötschert, 
nicht  selten,  8.  Juli,  3.  August.  Nickerl.  —  Mähren:  Lebt  auf 
Galmm-kxien  ;  bekannt  im  Gebiete  aus  der  Umgebung  von  Brunn  .  . . 
Spitzner.  —  Livland :  Auf  trockenen  Bergwiesen  nicht  selten,  6  und  7  . . . 


—     240     — 

Flor.  —  Frankreich :  Dep.  de  la  Moselle :  Rozerieulles ;  assez  rare. 
Bellevoye.  —  Dep.  du  Nord :  Rare,  environs  de  Lille  (de  Norgnet). 
Lethierry.  —  Assez  commun  partout,  sur  les  plantes,  notamment 
sur  Tortie.  6.  Amyot.  —  England:  An  abundant  species  at  Scar- 
borough,  amongst  the  short  grass  on  the  tops  of  the  cliffs;  also  on 
the  flowers  of  Vicia  cracca  in  July  .  .  .  Douglas  and  Scott.  —  ... 
Saunders.] 

Strongyhcoris  erythroleptus  Costa  (Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  1852, 
III,  p.  274,  2,  tab.  II,  fig.  11.  —  Reuter,  Hera.  Gymn.  Eur.  IV, 
1891,  p.  29,  3,  tab.  IV,  fig.  9.  —  Püton,  Cat.  1899,  p.  68,  3),  eine 
südeuropäische  Art.  kommt,  nach  Dr.  Hensch,  auch  in  lllyrien  vor. 
Der  Kopf  ist  rot,  in  seiner  Mitte  schwarz ;  das  schwarze  Pronotum 
hat  roten  Rand ;  das  Schildchen  ist  ganz  rot,  ebenso  der  Seitenrand 
des  Corium  nebst  Keil  usw. 

109  (502)  luridus  Fall. 

P.  luridus  testaceus  subnitidus :  punctis  duobus  thoracis  brunneis, 
abdomine  supra  fusco ;  pedibus  immaculatis.     Fallen. 

Ockergelb,  fahlgelb,  lehmgelb,  bräunlichgelb,  rötlichgelb  oder 
rostfarben,  nur  schwach  glänzend,  mit  dichtem,  feinem,  gelbhchem, 
abstehendem  Haarflaum  bedeckt,  eiförmig,  im  allgemeinen  dem 
leucocephalus  an  Figur  usw.  ähnlich,  nur  etwas  gestreckter,  matter, 
mehr  behaarter  und  weniger  stark,  jedoch  feiner  und  dichter  punktiert. 
Der  glatte  Kopf  ist  sehr  breit,  flach,  stark  abschüssig  (fast  vertikal), 
etwa  Vs  kürzer  als  der  Pronotumgrund  (von  oben  gesehen)  bezw. 
wenig  länger  als  zwischen  den  Augen  breit ;  die  Augen  klein  und 
schwarz;  Scheitel  mit  scharfem  Hinterrand  und  einem  pechfarbenen 
Punkt  in  seiner  Mitte ;  der  Kopfschild  braun.  Schnabel  gelbbraun 
mit  schwarzer  Spitze,  etwas  über  die  mittleren  Hüften  hinaus  reichend. 
Fühler  kaum  von  V^  Körperlänge,  fein  behaart,  schwarz,  die  Spitze 
des  ersten  Glieds  und  die  Mitte  des  zweiten  gelblich;  erstes  Glied 
viel  kürzer  als  der  Kopf,  zweites  Glied  wenig  kürzer  als  drittes  und 
viertes,  viertes  Glied  etwas  kürzer  als  drittes.  Pronotum  gewölbt, 
ziemlich  stark  geneigt,  nach  vorne  zu  mäßig  verschmälert,  Vorder- 
rand nicht  abgeschnürt,  keine  Vertiefung  in  der  Mitte,  mehr  als 
doppelt  so  breit  wie  lang,  dicht  und  runzelig  punktiert,  mit  zwei 
kleinen  braunen  Flecken.  Schiklchen  quergestrichelt,  hellgelblich 
mit  rostfarbenem  Fleck  in  der  Mitte,  seine  abgesetzte  Basis  ganz 
unter   dem    Hinterrand    des    Pronotum    verborgen.      Hinterleib   oben 


—     241     — 

dunkelbraun,  unten  lehmgelb.  Halbdecken  fein  und  dicht  punktiert, 
den  Hinterleib  nur  wenig  überragend,  mit  einem  verwischten  dunklen 
Längsstreifen  gegen  die  Spitze  des  Corium  zu;  Keil  heller  als  das 
Corium ;  Membran  (und  Flügel)  dunkelgrau  mit  weißgelblichen  Adern. 
Beine  hellrostfarben,  ungefleckt,  Schienen  mit  kleinen  schwarzen 
Dornen,  letztes  Tarsalglied  schwarz.     Länge:  3  —  4  mm. 

(Lygaeus  luridus  Fallen.  Mon.  Cim.  Suec.  1807,  94,  78.) 

PJiytocoris  luridus  Fallen,  Hem.  Suec.  1829,  112,  69. 

Capsus  luridus  Herrich-Schäffer,  Wanz.  Ins.  HI,  1835,  p.  87, 
fig.  312.  —  Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  559,  52.  —  Thomson, 
Opusc.  entom.  IV,  433,  54. 

Stiphrosoma  lurida  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  281,  2.  — 
Douglas  and  Scott,  Entom.  Month.  Mag.  IV,  p.  268.  —  Reuter, 
Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  89,  3.  —  Hem.  Gymn.  Sc.  et  Fenn.  105,  3. 

—  Saünders,  Synops.  of  brit.  Hem.  Het.  1875,  p.  288,  2. 

Stronyylocoris  luridus  Atkinson,    Cat.   of  Caps.  1889,    p.  120. 

—  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  30,  5  und  tab.  V,  fig.  1. 

—  Saunders,  Hem.  Het.  of  the  brit.  isL  1892,  p.  269  und  pl.  25, 
fig.  1.  —  PüTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  68,  5. 

Bayern  :  Bei  Regensburg  nicht  selten.  Kittel.  —  Bei  Bamberg 
an  grasigen  trockenen  Orten.  Funk.  —  Elsaß-Lothringen :  Vosges : 
Remiremont,  Gerbamont,  Soultzbach,  Heiligenstein,  6 — 7;  rare.  Reiber- 
Püton.  —  Schleswig-Holstein :  Seltener  als  S.  leucocephalus ,  bei 
Husum  und  auf  Sylt  im  Juli  beobachtet.  Wüstnei.  —  Nordseeinsel 
Borkum :  Auch  von  dieser  überhaupt  sehr  seltenen  Art  fand  ich  nur 
zwei  Stück.  Schneider.  - —  Mecklenburg:  Am  Ende  Juni  und  im 
Juli  in  Kieferwäldern,  namentlich  am  Heidekraut,  aber  nicht  häufig 
(Barnstorfer  Tannen,  Rostocker  Heide).  Raddatz.  —  Schlesien:  Wie 
leucocephalus  L.  und  mit  ihm,  doch  seltener;  um  Breslau  .  .  .  Scholz. 

—  An  denselben  Orten  wo  leucocephalus^  und  zu  gleicher  Zeit,  doch 
auch  noch  im  Juli,  aber  selten.     Assmann. 

Auf  Feldrainen,  an  grasigen  Hügeln  auf  Galiuni,  in  Schweden, 
Deutschland,  der  Schweiz,  Frankreich.     Fieber. 

Hab.  Nearly  all  Europe.     Atkinson. 

Hab.  in  Gallo ,  Jasione  montana  (Dudaj  ,  Calluna  (Flor)  etc. : 
Suecia  meridionalis  (Scania!);  Dania!,  Livonia;  Anglia;  Batavia; 
Belgium ;  Gallia ! ,  Pyrenaei ;  Lotharingia,  Silesia,  Bavaria,  Saxonia ; 
Bohemia;  Helvetia;  Italia  borealis  et  media;  Corsica ! ;  Sicilia!; 
Halicia;  Caucasus.    Reuter.    1891. 

Jahreshefto  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190C.  16 


—     242     — 

[Schweiz:  Sehr  selten,  SchafFhausen  (Seiler),  Pleerwald  bei 
Burgdorf  im  Juli,  bei  Visp  im  Wallis  (M.).  Frey-Gessner  (1866).  — 
Böhmen :  Wie  leucocephalus,  an  sonnigen  Waldrändern  und  Anhöhen, 
ziemlich  selten;  Sobieslau  (7),  auf  Jasione  montana;  auch  bei  Eger: 
Königswart,  7.  (D.  T.)  Duda.  —  Livland :  Selten,  auf  Haidekraut- 
flächen,  im  Juni  und  Juli.  Flor.  —  England:  On  Jasione,  rare... 
Saünders.    1892.] 

Haiti  CHS  Hahn\ 
{Ästema  Amyot.  —  Haltkocoris  Douglas.  —  Eurycephala  Brülle.) 
Klein,  kurz,  breit,  gewölbt,  die  brachyptere  Form  kurz  eirund. 
Der  Kopf  senkrecht  gestellt  (bei  lideicollis  nur  stark  geneigt),  von 
vorne  gesehen  dreieckig,  von  der  Seite  gesehen  ungefähr  ums 
Doppelte  kürzer  als  hoch,  nur  selten  (bei  pimdicollis)  in  die  Quere 
gezogen.  Der  Scheitel  mit  seinem  scharfen  gebogenen  Rand  das 
vordere  Pronotumende  überdeckend ;  vor  diesem  Rande  eine  quere 
Vertiefung.  Der  Kopfschild  steht  senkrecht,  ist  an  seinem  Grunde 
von  der  Stirne  durch  einen  mehr  oder  weniger  tiefen  Eindruck  ge- 
schieden ,  ragt  meist  nur  wenig  (selten  stark ,  wie  bei  puncticollis) 
hervor  und  liegt  mit  seinem  Grunde  ziemlich  weit  unterhalb  einer 
zwischen  den  Fühlerwurzeln  gezogenen  Linie.  Die  Zügel  sind  ge- 
kielt und  seitlich  zusammengepreßt.  Die  Wangen  sind  höher  als 
die  Augen.  Die  kurzen  glatten  Augen  selbst  liegen  auf  den  Ecken 
des  Pronotum,  sind  (von  der  Seite  gesehen)  länghch  viereckig,  gegen 
die  Spitze  zu  verschmälert  und  überragen  nicht  das  Grund-Drittel 
der  Kopfseiten.  Der  Schnabel  geht  nicht  über  die  Mittelhüften 
hinaus;  er  ist  kurz,  dick,  am  Grunde  des  dritten  Ghedes  gekniet, 
seine  beiden  letzten  GHeder  sind  zusammen  nur  wenig  länger  als 
das  zweite.  Die  Fühler  sind  erheblich  lang,  sehr  fein  und  zart,  am 
vorderen  Augenende  innseits  eingefügt ;  ihr  erstes  Glied  reicht  nicht 
bis  zur  Mitte  des  Kopfschildes,  die  beiden  letzten  Glieder  sind  zu- 
sammen länger  als  das  zweite,  das  vierte  Glied  ist  länger  als  das 
dritte.  Das  Pronotum  ist  in  die  Quere  gezogen  und  mehr  oder 
weniger  quer  gewölbt,  seine  Seiten  sind  gerade  und  stumpf,  sein 
Grund  ist  abgestutzt  oder  in  der  Mitte  gebuchtet,  bei  der  makropteren 
Form  seitlich  breit  gerundet,  seine  Fläche  bei  der  makropteren  Form 
nach  vorne  zu  leicht  abfallend  (und  bisweilen  vor  dem  Grundrande 
quer  vertieft),    bei    der  brachypteren  Form   fast   horizontal.      Grund 


^  Les  insectes  de  ce  genre,  ainsi  que  leur  nom  rindique.  sont  doues  de  la 
faculte  de  sauter.    Lethierry.    1869. 


—     243     — 

des  Schildchens  verdeckt,  der  Xyphus  der  Vorderbrust  ist  dreieckig, 
gerandet;  die  Mittelbrust  kurz  und  hinten  gewölbt.  An  den  Halb- 
decken sind  die  Coriumseiten  ziemlich  gerundet,  der  Keil  (bei  der 
makropteren  Form)  stark  abfallend,  kurz,  nicht  länger  als  am  Grunde 
breit,  der  Nahteinschnitt  tief;  häufig  sind  die  Decken  verkürzt,  naht- 
los, fast  ganz  lederartig ,  nur  bis  zur  Hinterleibsmitte  reichend  und 
an  ihrem  Ende,  gegen  die  Naht  zu,  schief  gerundet;  die  Flügelzelle 
besitzt  keinen  Haken.  An  den  Beinen  stehen  die  Hinterhüften  weit 
von  den  Epipleuren  ab,  die  heiteren  Schenkel  sind  stark  verdickt 
und  am  oberen  Rande  stark  gebogen,  die  Schienen  mit  kleinen 
Dörnchen  besetzt;  das  erste  Tarsalglied  ist  kurz,  das  zweite  nur 
wenig  länger  als  das  dritte.     Nach  Reuter. 

Von  den  zehn  paläarktischen  Arten  der  Gattung  Halticus 
kommen  vier  in  Deutschland  vor.  Reuter  gibt  über  sieben  derselben 
[ausschließlich  des  syrischen ,  von  ihm  erst  drei  Jahre  später  be- 
schriebenen rugosus,  des  1898  von  Horvath  beschriebenen  asperulus 
(Caucasus ,  Syrien)  und  des  ihm  unbekannten,  1877  von  Jakovleff 
(russisch)  beschriebenen  conslmilis  (aus  dem  nördlichen  Persien) 
folgenden  Conspectus  specierum  (IV,   161): 

1.  (12.)  Kopfschikl  seitlich  gesehen  vorne  nicht  oder  kaum  breiter  als 

in  der  Mitte.     Oberlippe  von  der  Seite  gesehen  schmal. 

2.  (11.)  Kopf   schwarz,    nur    äußerst    seilen    —    (bei    var.    ß   von   H. 

macroceplialus)  —  schmutziggel  blich. 

3.  (10.)  Pronotum   ohne    große    tiefe  Punkte,    bisweilen    zwischen    den 

Furchen  spärlich  und  fein  punktiert. 
■4.   (9.)  Kopf  von  vorne  gesehen  gleichseitig  oder  ungefähr  gleichseitig 
dreieckig. 

5.  (6.)  Pronotum  in  der  Quere  ziemlich  lang  und    ziemlich    weit    fein- 

nadelrissig.  Kopf  beiderseits  mit  einem  dunkelgelben  kleinen  Fleck 
am  inneren  Augenrande.  Schenkel  schwarz,  an  ihrer  Spitze  (die 
vorderen  zu  -/s)  gelbrot.    Pterygodimorph.  1.  apterm  Lin. 

6.  (5.)  Pronotum  ziemlich  dicht  quergefurcht  und    nur    ganz    fein    und 

kleinpunktiert.     Kopf  vollständig  schwarz.     Stets  geflügelt. 

7.  (8.)  Von  größerer  Figur;    Schenkel   schwarz,    nur    an    ihrer  Spitze 

schmal  gelblich ;  das  zweite  Fählerglied  ist  etwa  um  Ws  kürzer 
als  der  Grundrand  des  Pronotum.  2.  pusillus  H.-S. 

8.  (7.)  [Von  kleinerer  Figur;    Schenkel   gelbrot,    ungefähr    im  Grund- 

Drittel  ungleichmäßig  pechfarben ;  zweites  Fühlerglied  so  lang  als 
das  Pronotum  au  seinem  Grunde  breit. 

Der  illyrische  4.  Henschii  Reut.] 

9.  (4.)   [Kopf  von  vorne  gesehen  deutlich  länger  als    samt    den  Augen 

breit,  beiderseits  mit  kleinem  rotgelben  Fleck  am  Auge.  Beine 
gelbrot,  nur  die  Hinterschenkel  (die  äußerste  Spitze  ausgenommen) 

16* 


—     244     — 

schwarz.  Pronotum  zienilicli  lang  und  ziemlich  stark  quer- 
nadelrissig.     Pter3'godiraorph. 

Der  südeuropäische   3.  macrocepltalus  Fieb.] 

10.  (3.)   [Pronotum  rechtwinklig,  mit  großen,  tiefen,  ziemlich  abstehenden 

Punkten  besetzt.     Kopf  in  die  Quere  gezogen.     Schenkel  gelbrot, 
die  hinteren  mit  schwarzbraunem  Fleck  auf  ihrer  Unterseite. 
Der  in  Griechenland  und  lUyrien  lebende  5.  pnndicollis  Fieb] 

11.  (2.)  Kopf  rotbräunlich,  ausgezogen,   nur  wenig  länger  als  samt  den 

Augen  breit,  während  der  Scheitelrand,  der  Kopfschild,  die  Wangen 
und  manchmal  auch  die  Stirnmitte  pechfarben  sind.  Kopfschild 
ziemlich  vorspringend,  leicht  gebogen.     Pterygodimorph. 

6.  saUator  Geoffk.,  Rossi. 

12.  (1.)  Kopf  stark  in  die  Länge  gezogen.     Kopfschild    von    der  Seite 

gesehen  länglich-dreieckig.  Oberlippe  von  der  Seite  gesehen  halb- 
mondförmig. 

13.  (14.)  Kopf  und  Pronotum  gelbrot,    an    ersterem    der  hintere  Rand, 

an  letzterem  der  Grundsaum  schwarz.  Nur  die  hinteren  Schenkel 
an  ihrem  Grunde  schwarz.  7.  hiteicoUis  Panz. 

14.  (13.)  Pronotum  vollständig  schwarz.    Alle  Schenkel  am  Grunde  breit 

schwarz.  hiteicoMs  var.  propinqims  H.-S. 

110  (503)  apterus  Lin. 

Cicada  aptera,  aptera  atra,  elytris  abbreviatis,  tibiis  antennisque 
pallidis.     LiNNAEUS. 

Schwarz,  glänzend  (die  Decken  etwas  weniger  als  die  übrigen 
Körperteile,  weil  spärlich  mit  feinem  hellen  Haarflaum  besetzt,  den 
Flor  als  kurz,  Reuter  als  lang  bezeichnet !),  oberseits  grob  punktiert, 
während  hellgelbrötlich  sind:  die  Fühler,  das  zweite  und  dritte 
Schnabelglied,  die  Schenkelspitzen  (die  vorderen  zu  ^/s),  die  Schienen 
und  die  beiden  Grundglieder  der  Tarsen  (das  dritte  Fühlerglied  ist 
an  seiner  Spitze  schwarzbraun,  das  vierte  ganz).  Die  Unentwickelten 
sind  kurz,  gedrungen,  eiförmig,  hinter  der  Mitte  breit,  einer  Haltica 
ähnlich,  ihre  Decken  sind  kürzer  als  der  Hinterleib,  der  Clavus  ist 
manchmal  nicht  deutlich.  Cuneus  und  Membran  fehlen.  Kopf  groß, 
wenig  gewölbt,  fast  senkrecht,  fast  gleichseitig  dreieckig,  fast  so 
breit  als^  das  vordere  Ende  des  Rückenschildes ,  nur  wenig  länger 
als  samt  den  Augen  breit,  zwischen  den  Augen  (in  beiden  Ge- 
schlechtern) 2^'2mal  so  breit  wie  der  Augenquerdurchmesser ;  auf 
der  Stirne,  am  inneren  Augenrand ,  beiderseits  ein  kleiner  gelbroter 
Fleck;  Hinterrand  des  Scheitels  scharfkantig;  Kopfschild  von  der 
Seite  gesehen  nur  wenig  vorspringend,  nach  vorne  gleichbreit;  die 
schwarzen ,  großen ,  auswärts  stehenden  Augen  nehmen ,  von  vorne 
gesehen,    etwa    ^/s    der    Kopfseiten    ein;    die    bleichgelbe,    schwarz- 


—     245     — 

gespitzte  Schnabelscheide  reicht  bis  zu  den  Mittelhüften ;  die  Ober- 
lippe ist  schmal.  Die  hellgelben  (gelbroten)  Fühler  sind  dünn, 
fadenförmig,  etwas  länger  als  der  Körper;  Glied  1  ist  etwas  verdickt, 
kürzer  als  der  Kopf;  Glied  2  etwa  5mal  länger  als  1,  viel  kürzer 
als  3+4,  bei  der  makropteren  Form  so  lang  wie  das  Pronotum 
am  Grunde  breit,  bei  der  brachypteren  Form  noch  etwas  länger; 
Glied  4  deutlich  länger  als  3  und  etwas  länger  als  2.  Das  Pronotum 
(Vorderrücken)  ist  am  Vorderrande  nicht  abgeschnürt,  trapezförmig, 
breiter  als  lang,  mit  geraden  Seiten,  zugespitzten  Ecken,  schwarz, 
glänzend ,  fein  quernadelrissig :  bei  der  makropteren  Form  ist  es 
nach  vorne  zu  stark  verschmälert,  schwach  gewölbt,  mäßig  geneigt, 
an  seinem  Grunde  um  die  Hälfte  breiter  als  lang;  bei  der  brachypteren 
Form  ist  es  vorne  nur  wenig  schmäler  als  am  Grunde,  eben,  wage- 
recht, mindestens  um  die  Hälfte  breiter  als  lang,  an  seinen  Hinter- 
ecken kaum  so  breit  wie  der  Kopf  samt  Augen  und  weitschichtig 
nadelrissig.  Der  abgesetzte  Grund  des  Schildchens  ist  unter  dem 
Pronotum-Hinterrand  versteckt.  Der  Hinterleib  ist  oben  wie  unten 
schwarz,  glänzend.  Die  Halbdecken  sind  (wenn  entwickelt),  den 
Hinterleib  ganz  bedeckend,  ziemlich  glatt,  schwarz,  mit  weitschichtigem, 
langem,  grauem  Flaum  besetzt,  fast  doppelt  so  breit  wie  das  Prono- 
tum, die  Membran  dunkel  schwarzbraun,  die  hellen  Zellrippen  braun 
gesäumt;  oder  sie  sind  (sehr  häufig)  verkürzt,  nur  bis  zur  Hinter- 
leibsmitte reichend,  gewölbt,  seitlich  in  der  Mitte  bauchig,  schief 
gerundet,  schwarz,  glänzend,  lederartig,  mit  seichten  Narben  besät, 
Clavus  und  Cuneus  nicht  vom  Corium  geschieden,  Membran  fehlend, 
Flügel  rudimentär.  An  den  schwarzen  Beinen  sind  die  Hüften  gleich- 
falls schwarz,  die  Spitzen  der  Schenkel,  die  Schienen  und  die  Tarsen 
(mit  Ausnahme  des  letzten,  ganz  oder  nur  an  seiner  Spitze  schwarzen 
Gliedes)  hellgelb ;  alle  Schienen  fein  gelbhch  gedornt ;  die  Hinterbeine 
sind  verlängert;  die  Hinterschenkel  verdickt,  die  Schienen  hier  länger 
als  an  den  übrigen  Beinen:  Sprungbeine.  Länge:  form,  brach.  2 — 2^2, 
form.  macr.  2*/5 — 3^/5  mm. 

Dieser  Art  sehr  ähnlich  ist  H.  pusillus  H.-Sch.  ,  nur  sind  da 
Kopf,  Schildchen  und  Halbdecken  stärker,  fast  runzelig,  punktiert, 
das  Pronotum  in  der  Quere  zart  nadelrissig,  der  ganze  Leib  etwas 
schmäler,  die  Fühler  kürzer  als  der  Leib  und  an  ihren  letzten 
Gliedern  meist  dunkel  (Reuter).  Von  luteicollis  Panz.  unterscheidet 
sich  apterus  L.  dadurch,  daß  er  nach  hinten  zu  weniger  verbreitert, 
sein  Pronotum  mehr  viereckig  und  dessen  Vorderrand  etwas  kürzer 
als  sein  Grund  ist  (Saunders). 


—     246     — 

Die  Nymphe  ist  —  (nach  Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  p.  91)  — 
schwarz  glänzend,  glatt,  Pronotum  und  Kopf  spärlich  schwarz  behaart, 
Fühler  und  Beine  gelb ,  die  Hinterschenkel  (mit  Ausnahme  ihrer 
Spitze),  die  hinteren  Schienen  vom  Grund  bis  über  die  Mitte  hinaus 
und  die  Spitze  aller  Tarsen  (Faßglieder)  schwarz. 

Cicada  aptera  Linne,  Faun.  Suec.  1761.  242,  894. 

Acanthia  pallicornis  Fabricius,    Entom.  Syst.   1794,  IV,  69,  5. 

—  WoLFF,  Icon.  Cimic.  1804,  128,  122,  tab.  13,  fig.  122. 

Salda  pcdlicornis  Fabriciüs,  Syst.  Rhyng.  1803,  115,  6. 
Lygaens  paUicornis  Fallen,  Mon.  Cim.  Suec.  1807,  95,  80. 
Fhytocoris  pallicornis  Fallen,  Hem.  Suec.  1829,  113,  70. 
Halticus  pallicornis  Hahn,  Wanz.  Ins.  I,  1831,  p.  114,  fig.  61. 

—  BüRMEiSTER,  Handbuch  d.  Entom.  1835,  II,  p.  278,  2.  —  Fieber, 
Criter.  1859,  24.  —  Eur.  Hem.  1861,  p.  282,  3.  —  Puton,  Cat.  1869, 
p.  25,  4. 

Capstts  pallidicornis  Herrich-Schäffer,  Nom.  ent.  1835,  p.  53. 

—  Flor,  Rhynch.  Livlds.  1860,  I,  p.  583,  67. 

Eurycephala  aptera  Brülle,  Hist.  d.  Ins.  1835,  p.  410, 
tab.  33,  fig.  6. 

Eurycephala  pallicornis  Spinola,  Ess.  1837,  p.  191.  —  Blanchard, 
Hist.  d.  Ins.  1840,  140,  1.  —  Kolenati,  Mel.  ent.  1845,  H,  130,  118, 

Capsus  pallicornis  Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  110, 
No.  103.  —  F.  Sahlberg,  Mon.  Geoc.  Fenn.  1848,  118,  62.  — 
Herrich-Schäffer,  Wanz.  Ins.  IX,  1853,  Ind.  p.  38.  —  Kirschbaum, 
Rhynch.  Wiesbd.  1855,  p.  20,  102,  120,  sp.  151. 

Astemma  apterum  Amyot  et  Serville,  Hyst.  d.  Hem.  1843,  284,  1. 

Ästemma  Amyot,  Ent.  fr.  Rhynch.  1848,  p.  221,  No.  268. 

Capsus  aptertis  Thomson,  Opusc.  entom.  IV,  1871,  441,  30. 

Halticus  pallidicornis  Fieber.  Wien.  Entom.  Monatschr.  VlII, 
1864,  p.  221. 

,Halticornis  paUicornis  Douglas  et  Scott,  Brit.  Hem.  1865, 
p.  479,  1. 

Halticus  apterus  Costa,  Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  1852,  HI,  53,  2, 

—  Reuter.  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  90,  1.  —  Hem.  Gymn.  Sc.  et 
Fenn.  106,  1.  —  Revis.  synon.  1888,  H.  p.  286,  No.  259.  —  Hem. 
Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  18,  1  und  tab.  I,  fig.  5.  —  Saunders,  Syn. 
of  brit.  Hem.  Het.  1875,  p.  287,  2.  —  Hem.  Het..of  the  brit.  isl. 
1892.  p.  268.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  118.  —  Puton, 
Cat.  4.  ed.  1899,  p.  68,  1. 


—     247     — 

Bayern:  Überall  gemein;  nach  Prof.  Hoffmann  bei  Bamberg; 
bei  Freising;  daselbst  auch  var.  hucocephalus  Fieb.  Kittel.  —  Bei 
Bamberg  häufig  an  trockenen  Rainen.   Funk.  —  Württemberg:  Roser. 

—  Bei  Ulm,  7 — 9,  häufig.  Hüeber.  —  Baden :  Bei  Freiburg,  Istein, 
8.  (F.)  Meess.  —  Elsaß-Lothringen:  Bois  et  jardins;  commun  partout. 
Reiber-Puton.  —  Nassau :  6  $,  auf  trockenen  Grasplätzen  und  Wald- 
blößen bei  Mombach  häufig.  Ich  fand  unter  einer  sehr  großen 
Menge  von  Exemplaren  kein  einziges  mit  Membran  und  Flügeln. 
C.  areiiarms  Hahn  ,  der  mit  im  vorkommt ,  scheint  für  das  6  mit 
entwickelten  Flugorganen  angesehen  worden  zu  sein  ;  7—8.  Kirschbäum. 

—  Westfalen:  Auf  Grasplätzen,  an  Wegen,  auf  Heiden  und  an  Wald- 
rändern überall  im  Sommer  von  JuH  bis  September,  besonders  an 
dürren  sandigen  Orten  häufig;  bei  Münster  vielerorts  gekätschert ; 
Elberfeld  (Cornelius).  Westhoff.  —  Thüringen :  Überall  häufig. 
Kellner-Breddin.  —  Von  Dr.  Schmiedeknecht  (Blankenburg)  gesammelt. 
FoKKER.  —  Schleswig-Holstein :  Auf  Sandboden  nicht  selten.  Wüstnei. 

—  Mecklenburg :  Hier  und  da  auf  lichten  Waldstellen  im  August, 
namentlich  bei  Klösterbeck;  ich  fing  auch  ein  Weibchen  mit  voll- 
ständigen Flugorganen.  Raddatz.  —  Schlesien :  Wie  Sthenarus 
modestus  Mey.,  doch  weniger  häufig;  um  Breslau  ...  6,  7.     Scholz. 

—  Bisher  nur  um  Breslau  an  grasigen  Orten .  im  Juni  und  Juli, 
einzeln  gefunden  .  .  .  Assmänn.  —  Provinz  Preußen :  Brischke. 

Hab.  in  Europae  graminosis.  Mens.  Jul.    Wolff. 

Allenthalben  in  Europa  auf  der  Erde  im  Grase.  Die  geflügelten 
Arten  sind  ziemlich  selten.    Hahn. 

Überall  gemein  im  Grase ;  ändert  ab  mit  rotbraunem  Kopfe. 
Burmeister. 

Gemein  an  Feldrainen  unter  Pflanzen,  an  sonnigen  Orten  u.  a. 
in  ganz  Europa  verbreitet.    Fieber. 

Hab.  per  fere  totum  territorium  in  Gallo ,  Vicia ,  Ononi, 
Spartio  etc.:  Fennia!  usque  in  Ostrobotnia,  Suecia  media!  et  meri- 
dionalis!;  Norvegia  meridionalis;  Britannia ;  Dania;  Livonia ;  Germania 
tota:  Batavia!;  Belgium  ;  Gallia! ;  Hispania;  Helvetia;  Tiroha  ;  Italia; 
Illyria;  Austria ! ,  Bohemia,  Styria,  Hungaria!,  Galicia;  Moldavia, 
Serbia,  Dobroudja;  Graecia,  Corfu!;  Rossia  (Moskva,  Charkov,  Kasan, 
Chvalynsk,  Mohilev,  Tauria,  Sarepta,  Orenburg);  Caucasus;  Turkestan 
(Schagimardan !  Kokansk ,  Kasumkent) :  Sibiria  (Krasnojarsk,  Abak- 
savska!,  Osnatjennaja! ,  Tobolsk!  Iikutsk!):  America  borealis. 
Reuter.    1891. 

[Schweiz :    Im    Juni    und    Juli    auf   allen    Wiesen    und    lichten 


—  ,  248     — 

Waldplätzen  der  Schweiz  in  überschwenglicher  Menge ;  der  Mann  ist 
seltener.  Die  von  Bürmeister  angeführte  rotköpfige  Varietät  ist  mit 
C.  propinquus  H.-Sch.  nicht  zu  verwechseln.  Meyer.  —  Desgleichen ; 
vom  Juni  bis  im  September,  vom  Thal  bis  über  5000'  s.  M.  in  den 
Alpengegenden.    Frey-Gessner.  —  Graubünden :  Nicht  selten.   Killias. 

—  Tirol:  Auf  Gräsern  aller  (in  Nordtirol)  Wiesen  und  Waldblößen; 
um  Vils,  Silz  und  Telfs  bis  an  die  obere  Holzgrenze  .  .  .  Sigmunds- 
kron ,  im  September  noch ;  Ulten.  Credler.  —  Steiermark :  Unter 
Pflanzen  an    trockenen ,    sandigen  Plätzen ;    Fischerau.    Eberstaller. 

—  Von  Krummholzwiesen  bei  Admont  und  Hohentauern  bis  Stein- 
brück hinab;  $  häufig,  S  selten.  Strobl.  —  Niederösterreich:  Bei 
Gresten  häufig  auf  Wiesen.  Schleicher.  — ■  Böhmen  :  Überall  gemein, 
an  denselben  Orten  wie  luteicollis  Panz.  ,  besonders  auf  Galmm, 
Spartkim,  Ononls  u.  a.  (7,  8).  Düda.  —  Prag,  Kaiserinsel  bei  Troja, 
auf  Achillea  mülefolium  und  verschiedenen  ümbelliferen,  häufig,  Sep- 
tember .  .  .  NiCKERL.  —  Mähren :  An  grasigen  Lehnen,  an  trockenen 
Waldrändern  auf  verschiedenen  Papilionaceen  häufig.  Spitzner.  — 
Livland:  Häufig  auf  schattigen  trockenen  Waldwiesen  und  gras- 
reichen Anhöhen ,  7 ,  8  .  .  .  Die  geflügelte  Form  ist  etwas  weniger 
häufig  als  die  ungeflügelte  und  kommt  unter  den  S  häufig^*  vor  als 
bei  den  $.  Flor.  —  Frankreich :  Dep.  de  la  Moselle :  Plappeville, 
Bellevoye.  —  Dep.  du  Nord :  Commun,  sur  les  herbes,  en  juillet  et 
aoüt,  dans  les  marais  d'Emmerin.  Lethierry.  —  Commun  dans 
toute  la  France ,  sur  les  graminees  et  les  ombelliferes.  Amyot.  — 
II  a  cause  beaucoup  de  degats  aux  pois  et  surtout  aux  haricots  en 
perforant  les  feuilles.  Lucas  (Ann.  Soc.  ent.  Fr.  1854 ,  p.  31).  — 
England:  Not  a  common  species.  It  has  occurred  at  Headly  Lane, 
by  sweeping,  and  at  Darenth,  amongst  Centaurea,  in  August.  — 
We  have  not  met  with  the  developed  form  of  the  insect,  which, 
aecording  to  Fieber,  has  the  membrane  smoke-brown,  with  clear 
cellnerves  margined  with  brown.  Douglas  and  Scott.  1865.  —  Das 
gleiche,  mit  Anführung  einer  großen  Zahl  englischer  Fundorte. 
Saunders.    1892.] 

111  (504)  pusillus  H.-ScH. 
Schwarz,  (leicht  metallisch)  glänzend,  auf  den  Halbdecken  ziem- 
lich langer,  zarter,  spärlicher,  heller  Haarflaum ;  gelblichrot  sind :  die 
Fühler,  die  mittleren  Schnab^lglieder,  alle  Schenkel  .(schmal)  an  der 
Spitze,  die  Schienen  und  das  zweite  Tarsenglied.  Der  vollständig 
schwarze  Kopf  ist   gleichseitig   dreieckig,   fast  V*  schmaler  als  der 


—     249     — 

Pronotura-Grund ,  so  lang  wie  breit;  die  Stirne  ziemlich  gewölbt; 
der  Kopfschild  (von  der  Seite  gesehen)  etwas  vorspringend,  vorne 
nicht  breiter  als  in  der  Mitte ;  die  Lippe  schmal ;  der  gelbe ,  an 
Grund  und  Spitze  schwarze  Schnabel  die  mittleren  Hüften  nicht 
überragend.  Die  in  der  unteren  Hälfte  gelblichen,  nach  oben  schwarz- 
braunen Fühler  haben  Körperlänge ;  das  zweite  Ghed  ist  etwa  Vs 
kürzer  als  der  Grundrand  des  Pronotum  oder  3V2mal  länger  als  das 
erste  oder  um  Vs  kürzer  als  der  seitliche  Coriumrand;  die  beiden 
letzten  Glieder  (und  häufig  auch  das  zweite  an  seiner  Spitze)  sind 
bräunlichgrau;  das  dritte  Glied  ist  kürzer  als  das  vierte.  Das 
schwarze,  trapezförmige  Pronotum  hat  gerade  Seiten,  ist  vorne  nicht 
breiter  als  lang,  am  Grunde  etwa  um  V4  schmäler,  nach  hinten 
gewölbt,  gegen  den  Grundrand  zu  abfallend,  hat  vorne  (in  der  Mitte) 
vier  im  Bogen  gelegene  Punkte  und  ist  ziemlich  dicht  querrunzelig 
und  dabei  fein  punktiert.  Die  schwarzen,  verschwommen  punktierten 
und  mit  ziemlich  langem  grauen  Flaum  besetzten  Halbdecken  sind 
fast  doppelt  so  breit  wie  das  Pronotum  vorne;  die  Membran  ist 
dunkelbraun.  An  den  gelbrötlichen  Beinen  sind  die  Schenkel  schwarz 
mit  schmaler  gelber  Spitze  (die  bei  den  hinteren  breiter  als  bei  den 
vorderen  ist),  die  hinteren  Schienen  sind  mit  ziemlich  kurzen  dunkel- 
braunen Dörnchen  besetzt,  das  erste  Tarsenglied  ist  dunkelbraun, 
das  dritte,  samt  den  Klauen,  schwarz.     Länge  2^/5 — S^ls  mm. 

Diese  Art  ist  dem  //.  aptenis  L.  ähnlich,  nur  kleiner,  immer 
makropter,  ihr  Kopf  vollständig  schwarz  (also  Fehlen  der  rotbraunen 
Flecke  am  inneren  Augenrand!),  die  Fühler  kürzer  und  ihre  letzten 
Glieder  vollständig  schwarz ,  die  hinteren  Schienen  mit  ziemlich 
kurzen,  kleinen,  schwarzbraunen  Dörnchen  besetzt,  das  erste  Tarsen- 
glied schwarzbraun,  die  Schenkel  an  der  Spitze  weit  schmaler  gelbhch, 
das  Pronotum  weniger  in  die  Quere  gezogen,  viel  dichter,  stärker, 
unregelmäßiger  quer  gerunzelt  und  überdies  noch  fein  punktiert. 
Nach  Reuter. 

Capsus  pusülus  Herrich-Schäffer,  Nomencl.  entom.  1835,  p.  53. 

Attus  arenarius  Hahn,  Wanz.  Lis.  HI,  1835  (p.  34),  fig.  255. 

Capsus  arenarius  Kirschbaum,  Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  19» 
101  und  120,  sp.  148. 

Haltkus  intricotus  Fieber,  Wien.  Ent.  Mon.  1864,  VHI,  p.  220. 

Halücus  pusülus  Reuter,  Medd.  Soc.  F.  Fl.  Fenn.  V,  170,  72. 
—  Hem  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  19,  2  und  tab.  V,  fig.  4.  — 
Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  119.  —  Püton,  Cat.  4.  ed.  1899, 
p.  68,   2. 


—     250     — 

Baden:  Bei  Durlach,  7  (H.);  bei  Neureuth,  9  (F.)  Meess.  — 
Elsaß-Lothringen:  Alsace ;  Metz;  rare.  Reiber-Puton.  —  Nassau: 
d^  $ ;  Wiesbaden;  Mombach;  auf  trockenen  Grasplätzen  z.  B.  an  der 
Hasenhecke  rechts  vom  Dotzheimer  Weg  und  auf  Blößen  des  Mom- 
bacher  Kiefernwaldes  mit  und  ohne  C.  paUicornis  (==  apterus  L.) ; 
häufig;  7.  Ich  habe  beide  Arten  und  zwar  in  beiden  Geschlechtern 
sehr  häufig  teils  getrennt,  teils  an  denselben  Orten  gefangen,  aber 
nie  G.  paUicornis  F.  S  mit  ausgebildeten  und  nie  C.  arenarius  Hahn 
$  mit  abgekürzten  Halbdecken  gefunden.    Kirschbaum. 

Hab.  in  Galio  (ipse) :  Fennia  meridionalis  (Nylandia,  D.  Prof. 
Palmen,  Pargas,  ipse) ;  Germania  (Wiesbaden,  D.  Prof.  Kirschbaum)  ; 
Alsacia ;  Gallia  (Charente ! ,  D.  Dr.  Fokker  ,  Lyon ,  D.  Dr.  Puton)  ; 
Austria  inferior!,  D.  P.  Low;  Hungaria,  Serbia,  lUyria,  D.  Dr.  Horvath; 
Italia  borealis!;  Sibirial    Reuter.    1891. 

?  112  (*)  macroceplialus  Fieb. 

Schwarz,  glänzend,  die  Halbdecken  mit  langem  hellen  Flaum 
besetzt,  während  von  gelblicher  Färbung  sind:  die  Fühler,  der 
Schnabel  (seine  Spitze  ausgenommen) ,  die  vorderen  Hüften ,  die 
ganzen  vorderen  Beine,  die  Hinterschenkel  nur  ganz  schmal  an  ihrer 
Spitze ,  sowie  die  hinteren  Schienen  und  die  hinteren  Tarsen ;  an 
sämtlichen  Tarsen  ist  die  Endhälfte  des  letzten  Gliedes  schwarz ; 
an  den  Fühlern  ist  das  dritte  Glied  an  der  Spitze  sowie  das  ganze 
vierte  schwarzbraun.  Der  Kopf  ist  länglich  dreieckig,  hat  am  Innern 
Augenrand  beiderseits  einen  kleinen  dunkelgelben  Fleck  und  einen 
ganz  leicht  gebogenen  scharfen  Scheitelrand ;  der  wenig  vorspringende 
Kopfschild  ist  vorne  nicht  breiter  als  in  seiner  Mitte;  von  den 
Fühlern  ist  das  zweite  Glied  (bei  der  brach.  Form)  so  lang  wie  das 
Pronotum  an  seinem  Grunde  breit,  letzteres  selbst  ziemlich  lang 
und  ziemlich  kräftig  quer-nadelris.sig.  Länge:  form  macr.  2^2,  form, 
brach.  2— 2\'3  mm.  • —  Diese  Art  unterscheidet  sich  von  H.  aptems  L. 
durch  ihren  mehr  in  die  Länge  gezogenen  Kopf,  durch  die  ab- 
weichende Färbung  ihrer  vorderen  Beine  und  vorderen  Hüften,  durch 
ihr  tiefes  quer-nadelrissiges  Pronotum,  welches  bei  der  brachypteren 
Form  fast  rechtwinklig  ist.  (Die  makroptere  Form  war  Reuter, 
1891,  unbekannt.)    Nach  Reuter. 

Reuter  führt,  nach  Fieber,  noch  eine  Yar.  ß  an:  Der  Kopf 
schmutziggelb  mit  schwärzlichem  Hinterrand. 

HaUictiS  macrocephalus  Fieber,  Grit.  1859,  sp.  12.  —  Eur.  Hem. 
1861,  p.  282,  4.  —  Neu.  Entdeck,  in  Wien.  Ent.  Monatschr.  1864, 


—     251     — 

VIII,  p.  221.  —  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  20,  3,  tab.  V, 
fig.  2  u.  3.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889.  p.  119.  —  Putox,  Cat.  4. 
ed.  1899,  p.  68,  3. 

Hab.  in  Borussia  (Crefeld,  D.  Mink);  Gallia  meridionali  (Charente!, 
Marseille!);  Hispania  (Escorial,  D.Perez  Arcas,  Lagrona,  D.  Dr.  Bolivar); 
Corsica!;  Sardinia!:  Dalraatia  (Gravosa),  D.  Dr.  Horvath;  Algeria 
(Geryville,  Tlemcen,  D.  Dr.  Puton)  ;  Tunisia  (EI-Djem,  D.  Sedillot). 
Reuter.    1891. 

Nach  Atkinsox  (Cat.  of  Caps.  1889,  p.  119}  lebt  diese  Art  auf 
Corsica  (wo  sie  nach  Meyer-Duer  sehr  gemein  ist),  nach  Puton  (Cat. 
1899,  p.  68,  3)  in  Spanien,  Portugal,  Frankreich,  Italien  und  — 
„Allemagne  et  Autriche",  wohl  auf  Grund  ihres  von  H.  Mink  für 
Crefeld  (Rheinpreußen)  bezeugten  Vorkommens?  Ob  bei  dieser  aus- 
gesprochen südeuropäischen  (mediterraneen)  Art  nicht  doch  wohl  ein 
Irrtum  mit  unterlief  (falsche  Determination ,  mangelhafte  Fundorts- 
Etikettierungusw.),  muß  wohl  bis  auf  weiteres  dahingestellt  bleiben!  H. 


Haltkus  Henschei  Reuter,  Rev.  d'Ent.  1888,  VIII,  p.  58.  — 
Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  21 .  4.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps. 
1889,  p.  119.  —  Püton,  Cat.  1899,  p.  68,  4,  lebt  in  Illyrien  (Görz). 
—  Ebendaselbst  (außerdem  noch  in  Montenegro,  Coifu  etc.)  lebt 
HalticKS  ptmcticollis  Fieber,  Verhandl.  d.  Wien,  zool.-bot.  Ges.  1870, 
XX,  261.  -  Reuter,  Hem.  Gymn.  Eur.  IV,  1891,  p.  22,  5  und 
tab.  V.  fig.  5.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889,  p.  119.  —  Puton, 
Cat.  1899,  p.  68,  7. 

113  (505)  saltator  Fourc. 
Schw^arz,  (metallisch)  glänzend,  mit  ziemlich  langem,  goldigem, 
leicht  abfallendem  Haarflaum  auf  den  Halbdecken,  der  Kopf 
rotbräunlich  (nach  Fieber:  ziegelrot),  während  Scheitelrand, 
Kopfschild  und  Wangen  pechschwarz  sind.  —  Der  Kopf  ist  unter- 
halb der  Augen  stark  verlängert  und  nur  wenig  länger  als  an  seinem 
Grunde  samt  den  Augen  breit,  bei  der  brachypteren  Form  etwas 
schmäler  als  das  Pronotum  am  Grunde  breit ;  der  Scheitel  ist  hinten 
scharf  gerandet ,  etwas  länger  als  breit ,  dreieckig,  mit  einer  feinen 
Furche  in  der  Mitte ;  die  Stirne  ist  ziemlich  gewölbt  und  vom  vor- 
springenden Kopfschild  abgesetzt:  die  Wange  ist  lang,  etwa  um  die 
Hälfte  länger  als  das  Auge;  die  Oberlippe  ist  schmächtig, 
schwarz ;  der  gelbe ,  an  der  Spitze  schwarze  Schnabel  reicht  bis  zu 


—     252     — 

den  hinteren  Hüften.  Die  Fühler  sind  gelb ,  die  beiden  letzten 
Glieder  dunkelbraun ;  das  zweite  Fühlerglied  ist  länger  als  das 
Pronotum  am  Grunde  breit  und  mehr  als  ums  Vierfache  länger  als 
das  erste  Ghed.  Das  trapezförmige  Pronotum  ist  am  Grunde  etwas 
breiter  als  der  Kopf  und  metallisch  schwarz,  bei  der  makropteren 
Form  an  seinem  Grunde  etwas  breiter  als  vorne  und  etwa  "3  breiter 
als  lang,  bei  der  brachypteren  Form  doppelt  breiter  als  lang,  hori- 
zontal und  auf  seiner  hinteren  Fläche  ziemlich  kräftig  quer  gerunzelt ; 
das  Schildchen  ist  metallisch  schwarz ,  fast  glatt.  Die  Halbdecken 
sind  fast  um  die  Hälfte  breiter  als  das  Pronotum,  (auch  noch  hinten) 
gewölbt,  den  Hinterleib  bedeckend  und  mit  viel  stärkeren,  goldig 
glänzenden  Härchen  besetzt ;  bei  der  f.  macr.  besitzen  sie  eine  braune 
Membran,  bei  der  f.  brach,  fehlt  diese,  der  Keil  ist  nur  angedeutet, 
das  Corium  ist  hinten  schief  nach  vorne  abgestutzt  (Fieber),  bezw. 
die  gekürzten  Decken  laufen  am  Ende  gegen  die  Commissur  stark 
schräg  zu  (Reüter).  An  den  gelblichen  Beinen  sind  die  Vorderfüße 
gleichfalls  gelblich,  die  hinteren  glänzend  pechschwarz,  die  mittleren 
am  Ende  gelblich ;  die  Hinterschenkel  sind  schwarz,  mit  gelbrötlicher 
Spitze,  die  Schienen  mit  feinen,  gelben  Dornen  besetzt,  die  Tarsen 
sind  dunkelbraun.  Länge  2-/3  mm.  Nach  Reuter.  —  Diese  Art  ist 
der  Var.  propinquus  H.-Sch.  von  H.  luteicoUis  Panz.  ähnlich,  aber 
durch  die  Form  des  Kopfschilds  und  der  Oberlippe  leicht  hiervon  zu 
unterscheiden.  (Rt.)  —  In  Färbung  und  Zeichnung  gleicht  sie  dem 
H.  apteriis  L. ,  nur  daß  hier  der  ganze  Kopf  (mit  Ausnahme  des 
Hinterrandes)  rötlichgelb  ist.    (Kb.) 

Reuter  unterscheidet  (H.  G.  E.  IV,  23)  noch  eine  Var.  ß :  Auch 
die  Stirnmitte  pechfarben ;  die  Schenkel  (ihre  Spitze  ausgenommen) 
schwarz,  die  hinteren  Schienen  am  Grunde  breit  pechschwarz. 

Cimex  leucocephalus  Göze,  Ent.  Beytr.  1778,  II,  205,  60, 
nee  LiNNE  I 

Cimex  saltator  Geoffroy  in  Fourcroy,  Ent.  Paris.  1785,  218, 
76.  —  Rossi,  Mant.  Ins.  1794,  11,  56,  513. 

Ästemma  mercurkdis  GußRiN,  Icon.  regn.  anim.  1834,  Ic.  II, 
t.  56,  fig.  7 ;  Text  in  HI,  p.  348. 

Gapsus  erythrocephalus  Herrich- Schäffer,  Nom.  ent.  1835, 
p.  53.  —  Kirschbaum,  Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  20  und  102,  sp.  152. 

Halticus  erythrocephalus  Bärensprung,  Cat.  160,  p.  16. 

Halticiis  saltator  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  281,  2  und  392.  -  - 
Reüter,  Berl.  Entom.  Zeitschr.  1881,  XXV  (An.  Hem.),  p.  179,  34.  — 


—     253     - 

Revis.  synon.  1888,  II,  p.  287,  No.  261.  —  Hern.  Gymn.  Eur.  IV, 
1891,  p.  23,  6  et  tab.  V,  fig.  7.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps.  1889, 
p.  119.  —  PuTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  68,  8. 

Bayern :  Bei  Eegensburg  sehr  selten.  Kittel.  —  Bei  Bamberg 
häufig  an  trockenen  Rainen.  Funk.  —  Elsaß-Lothringen :  Metz. 
Reiber-Puton.  —  Nassau :  $  (von  Herr.-Schäff.  selbst  als  solches 
bestimmt)  von  H.  Prof.  Schenk  bei  Weilburg  auf  den  Blättern  von 
Althaea  rosea  Cav.  gefangen,  die  er  durch  seine  Stiche  verunstaltet. 
Kirschbaum.  —  Thüringen:  Bei  Gotha  in  einer  Gärtnerei  im  Früh- 
beet —  (nicht  im  Freiland!)  —  als  Gurken-Schädling  nach  Prof. 
Dr.  Thomas.     (Weiteres  siehe  unten !    H. ) 

Auf  Aethaea  rosea  bei  Weilburg  in  Baden.    Fieber. 

Hab.  in  Aethaea  rosea,  folias  deformans  (Kirschbaum),  in  Echio 
vulgari  (Puton):  Batavia  (Brabant!),  D.  Dr.  Fokker;  Germania 
(Weilburg,  Bavaria) ;  Gallia;  Hispania  (Coimbra,  Calella) ;  Austria 
inferior;  Liguria,  Italia  centralis;  Hungaria;  Halicia'?;  Romania 
(Bukarest!);  Rossia  (Charcov?,  Chvalyn^sk?,  Mohilev?).  Saepe  in 
coUectionibus  cum  var.  propinquo  speciei  sequentis  —  [if.  luteicollis 
Paxz.J  —  confusus.  Specimina  ex  Halicia  et  Rossia  forsitan  ad 
hanc  speciem  referenda.    Reuter.    1891. 

[Schweiz:  Im  ganzen  selten,  nur  an  wenigen  Orten  der  Schweiz 
vorkommend,  im  JuH  auf  Gesträuchen  :  Burgdorf  am  Turnplatz  (M.), 
Basel  (J.),  Genf  (B.),  im  Kanton  üri  häufig.  Frey-Gessner.  —  Frank- 
reich: Dep.  du  Nord  (Lille):  Rare;  foret  de  Clairmarais,  en  juillet. 
Lethierry.] 

114  (506)  luteicollis  Panz. 

Lygaens  luteicollis ,  die  gelbhalsichte  Schmahlwanze :  niger 
capite  thoraceque  flavis,  antennis  pedibusque  luteis.     Panzer. 

Capsus  iiropinqims  mihi:  C.  niger,  capite  fulvo,  antennis  pedi- 
busque flavis,  illarum  art.  2.  apice,  femoribus  usque  fere  ad  apicem, 
tibiarum  posticarum  annulo  subbasali  et  tarsarum  apice  nigris,  antennis 
apice  fuscis.     Herrich-Schäffer. 

Schwarz,  stark  bronzefarbig  glänzend,  oben  (besonders  auf  den 
Halbdecken)  mit  goldigem,  niederliegendem,  schuppenartigem,  leicht 
abfallendem  Haarflaum  bedeckt  (auf  der  Unterseite  ist  derselbe  spär- 
licher und  mehr  weißgrau),  während  gelbrötlich  sind :  der  Kopf,  das 
Pronotum,  der  Schnabel,  die  Fühler,  die  Vorderhüften  und  die  Beine. 
Der  spitz  dreieckige,  senkrecht  nach  unten  gekehrte  Kopf  ist  doppelt 
so  lang   als  zwischen  den  Augen  breit,    mit  den  Augen  viel  breiter 


—     254     — 

als  der  Vorderrand  des  Pronotum  oder  "/s  so  breit  als  dessen  Grund, 
dabei  ist  der  Kopf  zwischen  den  Augen  lang  hinausgezogen ;  der 
„nasenförmig  vortretende"  (Kb.)  Kopfschild  ist  von  der  Seite  ge- 
sehen länglich  dreieckig ,  vorne  breiter  als  in  der  Mitte ,  mit  der 
Stirne  bogenförmig  fortgesetzt;  der  Scheitelrand  ist  schwarz;  die 
braunen  Augen  sind  von  vorne  gesehen  fast  \'3  kürzer  als  der  Kopf 
(Rt.)  oder  von  oben  nach  unten  doppelt  so  lang  als  breit  (Kb.)- 
Der  kurze ,  seitlich  zusammengedrückte ,  gelbe ,  schwarz  gespitzte 
Schnabel  reicht  nicht  über  die  mittleren  Hüften  hinaus ;  die  gelb- 
braune Oberlippe  ist  seitlich  zusammengedrückt  und  halbmondförmig. 
Die  gelbrötlichen  Fühler  sind  länger  als  der  Leib,  ihr  zweites  Glied 
ist  an  seiner  äußersten  Spitze,  ebenso  das  dritte  am  Ende  sowie  das 
vierte  bräunlich ;  ihr  erstes  Glied  reicht  nicht  bis  zur  Mitte  des  Kopf- 
schildes und  ist  (Kb.)  so  lang  als  der  Außenrand  der  Halbdecken 
bis  zum  Anhang ;  das  zweite  Glied  ist  fast  um  die  Hälfte  länger  als 
das  Pronotum  am  Grunde  breit  (Rt.)  ,  oder  fünfmal  länger  als  das 
erste  und  nur  wenig  länger  als  der  äußere  Coriumrand,  oder  lV2mal 
so  lang  als  das  dritte  und  an  seiner  äußersten  Spitze  schwärzlich ; 
das  dritte  Glied  ist  etwa  um  Vs  kürzer  als  das  zweite;  das  vierte 
ist  etwas  länger  als  das  dritte ;  3  +  4  sind  länger  als  2.  Das 
kurze,  trapezförmige,  fast  glatte  Pronotum  ist  nur  wenig  breiter  als 
am  Grunde  lang,  vorne  etwa  ^U  schmäler  als  lang,  sein  Vorderrand 
nur  -/s  so  lang  wie  sein  Grund,  es  hat  gerade  Seiten  und  fällt  nach 
vorne  etwas  ab,  dabei  ist  es  von  gelbroter  Farbe,  am  Grundsaum 
mehr  oder  weniger  breit  schwarz,  selten  ganz  sc-hwarz  (=  Var. 
propinqims  H.-Sch.)  und  mit  feinem ,  hellem  Flaum  besetzt.  Das 
schwarze  Schildchen  ist  am  Grunde  frei.  Die  fast  glatten,  glänzend 
schwarzen  Halbdecken  sind  ausgebildet,  etwas  schimmernd,  mit 
dichtem,  goldig  glänzendem,  leicht  abfallendem  Flaum  und  kleinen, 
schwarzen  Härchen  dazwischen  bedeckt,  sie  sind  viel  breiter  als  das 
Pronotum  (in  ihrer  Mitte  fast  zw^eimal  so  breit  wie  der  Pronotum- 
grund),  an  den  Seiten  gerundet  (am  Außenrand  nach  außen  ge- 
bogen, Kb.),  vor  und  hinter  dem  Anhang  stark  eingeschnitten;  die 
Membran  ist  irisierend,  gleichmäßig  braun,  mit  braunen  Nerven.  Die 
Vorderhüften  sind  gelbhchrot,  die  Hinterhüften  schwarz;  an  den 
gelblichroten  Beinen  sind  die  Hinterschenkel  (seltener  alle)  am 
Grunde  breit  schwärzlich ;  die  Schienen  sind  mit  zarten ,  gleich- 
farbenen,  kleinen  Dörnchen  besetzt,  die  hinteren  bisweilen  am  Grunde 
braun :  das  dritte  Tarsenglied  ist  schwarzbraun ,  die  Klauen  sind 
schwarz.     Länge  2"-/3 — 3-/3  mm. 


—     255     — 

Nach  Meyer  ist  diese  Ait^  dem  //.  apterus  L.  sehr  ähnhch, 
doch  gestreckter,  der  Thorax  vorne  schmäler,  die  Membran  länger 
und  die  Decken  ins  Bronzefarbige  oder  Rötliche  schillernd.  —  Die 
Var.  2)fopinqt(HS  H.-Sch.  beschreibt  Reuter:  „Pronotum  ganz  und 
Schenkel  am  Grunde  breit  schwarz." 

Lyyaeus  lutekollis  Panzer,  Faun.  Germ.   1805,  93,  18. 

Miris  hicolor  Germar,  Faun.  Ins.  Eur.  1819,  V,  22. 

Miris  lutekollis  Lepeletier  et  Serville,  Encycl.  method.  1825, 
X,  324,  1.  —  Laporte,  Ess.  class.  syst.  1832,  p.  40. 

Capsiis  lutekollis  Herrich-Schäffer,  Nom.  ent.  1835,  p.  53.  — 
Wanz.  Ins.  IX,  1853,  Index,  p.  37.  —  Thomson,  Opusc.  entom.  1871, 
441,   81. 

CapsKS  proprinqHus  Herrich-Schäffer,  Wanz.  Ins.  VI,  1842 
p.  47,  fig.  606  =  Var.  —  Wanz.  Ins.  IX,  1853,  Index,  p.  38.  - 
Meyer,  Schweiz.  Rhynch.  1843,  p.  111,  No.  104  =  Var.  —  Kirsch- 
bäum, Rhynch.  Wiesbad.  1855,  p.  19,   100  und  120,  sp.  147  =  Var, 

Halticus  ochroceplialus  Fieber,  Weitenweber,  Beitr.  z.  Nat.-  u 
Heilkd.  1836,  I,  p.  105,  6,  tab.  2,  fig.  4.  —  Criter.  1859,  24. 

Halticus  propinquus  Costa,  Cim.  Reg.  Neap.  Cent.  1852 
III,  53,  1. 

Crocoderus  Amyot.  Ent.  fr.  Rhynch.   1848,  p.  212,  No.  251. 

Halticocoris  luteicollis  Douglas  and  Scott,  Brit.  Hem.  1865, 
p.  480,  2  and  plate  XXI,  fig.  1. 

Halticus  luteicollis  Fieber,  Eur.  Hem.  1861,  p.  281,  1.  — 
Reuter,  Rev.  crit.  Caps.  1875,  p.  91,  2.  —  Hem.  Gym.  Sc.  et  Fenn. 
107,  2.  —  Revis.  synon.  1888,  II,  p.  287,  No.  260.  —  Hem.  Gymn. 
Europ.  IV,  1891,  p.  24,  7,  taf.  I,  fig.  5c;  taf.  V,  fig.  6.  —  Sanders, 
Synops.  of  brit.  Hem.  Het.  1875,  p.  287,  1.  —  Hem.  Het.  of  the 
brit.  isl.  1892.  p.  267  and  pl.  24,  fig.aO.  —  Atkinson,  Cat.  of  Caps. 
1889,  p.  119.   -  PuTON,  Cat.  4.  ed.  1899,  p.  68,  9. 

Bayern :  Bei  Regensburg  gemein ;  bei  Nürnberg  und  Augsburg ; 
nach  Professor  May  bei  Dillingen ;  bei  Freising.  Kittel.  —  Württem- 
berg: RosER.  —  Bei  Ulm  selten.  Hüeber.  —  Elsaß-Lothringen: 
Alsace:  Illkirch,  Heiligenstein;  Metz,  c.  Reiber-Püton.  —  Nassau: 
C.  propinquus  H.-S.  d,  Wiesbaden;  scheint  selten;  ich  fing  nur  3  6. 
Kirschbaum.  —  Thüringen:  Von  Dr.  Schmiedeknecht  (Blankenburg) 
gesammelt.  Fokker.  —  Schlesien:  C  propincpius  H.-Sch.,  an  grasigen 
Orten ,  doch  besonders  gern  auf  Nesseln ;  nicht  überall ;  bisher  nur 
von  mir  um  Zimpel  bei  Breslau  gefunden.    Scholz.  —  C.  propinquus 


—     256     — 

H.-ScH.,  in  der  Ebene  und  im  Gebirge,  im  Juli,  an  grasigen  Orten, 
besonders  gern  auf  Nesseln,  nach  Meyer  auf  Sträuchern,  sehr  selten  . . . 
Assmann. 

Aus  Deutschland,  Frankreich  und  Italien.    Fieber. 

Hab.  in  speciebus  generis  Galii  (Saünders),  ex.  gr.  in  G.  ochro- 
leuco  (ipse !)  per  totam  fere  Europam  usque  in  Suecia  media  (Stock- 
holm!,  ipse) ;  Anglia;  Germania;  Belgia ;  Gallia!;  Hispania;  Helvetia; 
Sicilia;  Italia ;  Illyria;  Austria  inferior ;  Bohemia;  Styria;  Hungaria; 
Halicia;  Romania;  Dobroudja;  Graecial;  Asia  minor  (Smyrna!); 
Rossia  (Charkov,  Kasan).  Var.  propinquus  rarior,  in  Galeopsi  versi- 
colore  (P.  Low):  Batavia  (Limburg I;  D.  Dr.  Fokker);  Helvetia!, 
D.  Meyer-Düer;  Austria  inferior,  D.  P.  Loew;  Tunisia,  D.  Sedillot.  — 
Reuter.    1891. 

[Schweiz:  C.  propinquiis  H.-S.  im  ganzen  viel  seltener  als 
C.  pallicornis  L.  und  nur  an  wenigen  Orten  der  Schweiz  vorkommend, 
obschon  gesellschaftlich  mit  demselben,  im  Juli  auf  Gesträuchen. 
Im  Leben  schillert  das  Tierchen  ins  Bronzefarbige.  Bei  den  Basler 
Exemplaren  zieht  sich  die  rotgelbe  Farbe  des  Kopfes  auch  über  den 
Thorax.    Im  Kanton  Uri  weit  häufiger  als  j^ci^^icomis  Meyer  (1843). 

—  Auf  Gras  und  Blumen  an  trockenen  Stellen  und  Berglehnen,  auch 
auf  niedrigem  Gebüsch,  Haseln  und  Ulmen,  im  Juni,  Juli  und  August, 
sehr  selten  und  einzeln.  S.  Prex  nicht  sehr  selten  (F.) ;  Ragaz,  Jura 
bis  2500'  s.  M.,  Suhrdelta  (Fr.).  Frey-Gessner  (1866).  —  Grau- 
bünden :  Ragaz ,  Mayenfeld ,  Chur.  Killias  (1877).  —  Steiermark : 
Auf  sonnigen  Rainen  bei  Steinbrück  am  21.  Juli,  5  $,  3  d.    Strobl. 

—  Lebt  nach  den  Beobachtungen  des  Herrn  P.  Low  in  Nieder- 
österreich auf  Galeopsis  versicolor.  Reuter  (An.  Hem.  192).  — 
Böhmen :  An  trockenen  Waldrändern  und  Feldrainen ,  im  Grase, 
ziemlich  selten ;  Teplitz  (8) ,  auch  von  Fieber  gesammelt.  Duda.  — 
Prag,  Zawist,  im  Brezaner  Tale  an  Brombeeren,  nicht  selten,  30.  Juli. 
NiCKERL.  —  Frankreich :  Dep.  de  la  Moselle :  Ars ,  sur  la  briome 
dioique.  Bellevoye.  —  Dep.  du  Nord  (Lille) :  Rare,  foret  de  Mormal, 
en  juillet.  Lethierry.  —  Paris :  Mont-de-Marsan  (Perris).  Aäiyot.  — 
England:  An  abundant  species  by  searching  amongst  Galium,  near 
Strood,  in  July  .  .  .  Douglas  and  Scott.  —  On  Galium  .  .  .   Sanders.] 


Nun  folgen  im  System  (Puton,  Cat.   1899)   zunächst  3  kleine, 
in  Deutschland  nicht  vertretene  paläarktische  Divisionen : 

Div.  10:  Cremnorhinaria ,  mit  den  2  (je  einartigen)  Gattungen 


—     257     — 

Cremuorhinus  Reut.  (Südeuropa)  nnd  PlatypsalUis  J.  Sahlberg 
(Lappland). 

Div.  11 :  Camptotylaria,  mit  der  einzigen  paläarktischen  Gattung 
Camptotyhis  Fieb.   (mit  5  außerdeutschen  Arten). 

Div.  12:  Boopidocoraria,  mit  der  (einartigen)  Gattung  Boo- 
pidocoris  Reut,  (in  Turkestan). 


Hier  bietet  sich  auch  die  erwünschte  Gelegenheit  zur  Ein- 
schaltung einiger  biologischen  Notizen: 

Prof.  Dr.  Fr.  Thomas  in  Ohrdruf  (Thüringen)  hat  in  den  (seiner- 
zeit von  Dr.  Fr.  Karsch  in  Berlin  bei  R.  Friedländer  herausgegebenen) 
Entomologischen  Nachrichten,  XXII,  1896,  S.  257—259  den  Haltkus 
saltator  Geoffr.  als  bedeutenden  Schädling  in  einer  Gothaer  Gärtnerei 
auf  Mistbeet-Gurkenpflanzen  {Cucumis  sativa)  beschrieben;  der  größte 
Teil  der  Pflanzen  gab  infolgedessen  gar  keinen  Ertrag;  es  fanden 
sich  gleichzeitig  geflügelte  und  kurzflügelige  Formen  genannter 
Wanze.  Da  dieses  Insekt  schon  einmal  vor  5  Jahren  ebendaselbst 
in  größerer  Anzahl  auftrat,  der  Winter  1895/96  selten  milde  war 
und  das  Tierchen  außerhalb  der  Warmbeete  seine  Schädigungen 
nicht  fortsetzte ,  glaubt  Prof.  Dr.  Thomas  den  Schluß  ziehen  zu 
müssen,  daß  diese  Art  bei  uns  im  Freien  nicht  ausdauere ,  sondern 
ursprünglich  in  einem  wärmeren  Klima  heimisch  sei,  und  sucht  dies 
unter  Anführung  der  einschlägigen  Literaturangaben  näher  zu  be- 
gründen. Immerhin  ist  zuzugeben,  daß  diese  kleine  Springwanze 
mehr  in  Südeuropa  zu  Hause  ist,  wenn  sie  auch  in  Mitteleuropa 
keineswegs  fehlt  (davon  ganz  abgesehen ,  daß  die  richtige  Determi- 
nation dieser  schwierigen  Arten  nur  Wenigen  geläufig  ist  und  des- 
halb bei  den  ohnehin  wenigen  Liebhabern  und  Sammlern  manche 
Verwechslung  mitunterläuft). 

In  der  Zeitschrift  für  Pflanzenkrankheiten,  VI.  Bd.  5.  Heft 
führt  dann  Prof.  Dr.  Thomas  die  äußeren  Erscheinungen  dieser  ihm 
zweifellosen  Insekten-Schädigung  (i/.  saltator  Geoffr.)  auf  Grund 
eigener  Besichtigung  an  Ort  und  Stelle  sowohl  wie  auf  Grund  ge- 
nommener Rücksprache  mit  dem  betreffenden  Gärtnereibesitzer 
(Herrn  Karl  Reichenbach,  Gotha)  des  näheren  aus :  „  Die  zu  Anfang 
März  in  die  Mistbeete  gebrachten  Gurkenkeimpflanzen  gediehen  gut 
bis  zum  Beginn  der  Blüte  (Anfang  Mai),  wo,  mit  dem  Auftreten 
dieser  Springwanzen ,  die  Blüten  allmählich  gelb  wurden ,  die  neu 
gebildeten    Blätter    in    ihrer    Entwicklung    zurückblieben    und    der 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.    1900.  17 


—     258     — 

Fruchtansatz  kümmerlich  wurde  oder  ganz  ausbheb,  so  daß  der 
Gesamtertrag  unter  ^/s  des  früheren  blieb  (aber  auch  dies  nur  da- 
durch, daß  eine  Reihe  von  Beeten  ganz  verschont  geblieben  war). 
Die  befallenen  Pflanzen  starben  weiterhin  ganz  ab,  zeigten  bleiche, 
verkrumpfte,  aber  pilzfreie  Blätter,  hatten  aber  noch  gesunde 
Wurzeln  und  ließen  keine  Fraßerscheinungen  wahrnehmen, 
wie  solche  auch  bei  den  übrigen,  gesunden  Gurkenpflanzen  nicht 
festzustellen  waren.  An  allen  gelben  (kranken)  Blättern  fanden  sich 
„die  leeren  Häute  und  die  Exkremente  der  Springwanzen  als  charakte- 
ristische und  dauernde  Kennzeichen  für  ihre  Schädigung  durch  die 
Springwanzen."  Weiterhin  fand  Thomas  „als  zweites  Dauermerkmal 
der  heimgesuchten  Blätter"  zahlreiche  kleine  „schwarze  Flecken" 
von  gut  V2  mm  Durchmesser  und  „kleine,  schwarze,  kugelige, 
harte,  den  Haaren  ansitzende  Massen",  die  erhärteten 
Exkremente  der  Wanzen  (von  denen  schon  oben  bei  den  „leeren 
Häuten"  die  Rede  war).  Diese  kugeligen  Massen  sind  nach  Thomas 
nichts  anderes  als  die  an  den  Blatthaaren  eingetrockneten,  ursprüng- 
lich flüssigen  Ausscheidungen  der  Springwanzen,  während  die 
„schwarzen  Flecke"  da  auftreten,  wo  das  ausgeschiedene  Sekret 
kein  Haar  zum  Anhaften  findet  und  deshalb  krustenartig  auf  der 
Blattoberhaut  eintrocknet.  Unsere  Tierchen  liebten  sichtlich,  wie 
ja  auch  von  anderen  Hemipteren  etc.  bekannt,  den  warmen  Sonnen- 
schein und  konnten  durch  verschiedene  Mittel  (Kalk,  Naphthahn, 
Zacherlin)  uur  betäubt,  aber  nicht  getötet  werden ;  am  besten  wirkte 
gegen  diesen  Schädling  noch  die  „Dauerlüftung".  —  Wenn  die  be- 
fallenen Beete  abgeräumt  oder  die  kranken  Gurkenpflanzen  ganz 
abgestorben  waren,  gingen  die  Springwanzen  auch  auf  andere 
Pflanzen  (Majoran,  Sellerie,  Levkojen)  über,  ohne  daß  sich  jeweils 
an  den  Blättern  eine  eigentliche  Fraßbeschädigung  (wie  bei  den 
Erdflöhen ,  Käfern  der  Gattung  Haltica  Geoffr.)  nachweisen  ließ ; 
auf  die  (der  Gurke)  verwandten  Kürbispflanzen  ging  unsere  Spring- 
wanze nicht  über,  ebensowenig  wie  auf  Freilandpflanzen.  — 
Eine  Einführung  dieser  Springwanze  von  außen  konnte  für  die  be- 
treffende Gärtnerei  nicht  nachgewiesen  werden,  nur  ein  periodisches 
Auftreten  (nach  5  Jahren).  —  Thomas  berichtet  am  Schluß  seines 
Artikels  noch,  daß  Prof.  A.  Giard  in  Paris  den  H.  erijthrocephalus 
H.-ScH.  in  Gärten  zu  Chälons-sur-Marne  als  Schädiger  der  Melone 
((7.  Melo)  feststelte  und  führt  dann  noch  andere  Halticus-Avten  als 
notorische  Pflanzenschädiger  an,  so  den  H.  pailicornis  F.  —  (siehe 
vorne   unter  H.  apterus  L.)    —    auf  Erbsen  bei  Paris,    nach  Lucas; 


—     259     — 

den  //.  minidus  Uhl.  (H.  ühleri)  auf  Bohnen  in  den  Vereinigten 
Staaten,  nach  Popenoe;  den  H.  minutus  Reut,  als  Schädiger  der 
Erdnuß  (Arachis  hypogaea)  in  Cochinchina,  nach  Giard,  also  alle  3 
auf  Papilionaceen.  —  Thomas  berichtet  dann  noch  kurz  über  andere 
Pflanzenschädlinge  an  Kulturen  aus  der  Familie  der  Capsiden 
(Phytocoriden,  Blindwanzen)  und  zitiert  als  Gewährsmänner:  Frank 
(Krankheiten  der  Pflanzen,  1896,  III,  187)  und  Lintner  (Zoolog. 
Jahresbericht),  betreffend  den  in  den  Vereinigten  Staaten  der  Garten- 
kultur schädlichen  Poecüocapsus  lineatus  F. 

Dies  führt  mich,  in  weiterem  Verfolgen  des  angeschlagenen 
Themas,  auf  die  neuerdings  in  den  Vordergrund  der  Fachpresse 
tretenden  ., Hopfen wanzen",  gleichfalls  Capsiden,  aber  aus  der  Division 
Capsaria. 

Prof.  Dr.  0.  Kirchner  an  der  Landwirtschaftlichen  Hochschule 
zu  Hohenheim  (bei  Stuttgart)  hat  im  Württembergischen  Wochen- 
blatt für  Landwirtschaft  1903  des  näheren  (7V-.'  Seiten)  über  „Die 
Hopfenwanze  und  die  durch  sie  verursachte  Unfruchtbarkeit  des 
Hopfens"  berichtet.  Die  in  Frage  kommende  Pflanzenkrankheit 
(die  sich  seit  mehreren  Jahren  in  einzelnen  Hopfenbaubezirken 
Württembergs  zeigte)  äußert  sich  nach  Kirchner  in  einem  früh- 
zeitigen Verkümmern  der  weiblichen  Blütenstände,  welche  zu  einem 
spärlichen  Doldenansatz  oder  selbst  zu  völliger  Unfruchtbarkeit  des 
Hopfen  führt,  wodurch  dann  wieder  ein  ganz  empfindlicher  Ausfall 
in  der  Hopfenernte  hervorgerufen  wird.  Bei  näherer  Besichtigung 
zeigten  die  betreffenden  Hopfengärten  einen  guten,  oft  sehr  schönen 
Stand  und  reichlichen  Anflug,  der  aber  auf  den  verseuchten  Parzellen 
kränklich  aussah  und  (nach  Erfahrung  früherer  Jahre)  keinen  Ansatz 
versprach ;  die  Belaubung  war  meistens  gesund ,  Blattläuse  und 
Kupferbrand  waren  nur  mäßig  vorhanden;  die  Blätter  waren  mehr- 
fach zerfressen  von  den  lebhaften  grünen  Raupen  des  Hopfenzünslers 
(HypeAia  rostralis) ,  ältere  Blätter  auch  durchlöchert  vom  Hopfen- 
Erdfloh  (Chaetocnema  concinna)^  manche  kranke  Hopfenpflanze  zeigte 
sich  auch  am  Wurzelstöck  durch  Drahtwürmer  beschädigt  und  in 
ihrer  Ernährung  gestört,  aber  die  (nach  Kirchner)  hauptsächlichste 
Schädigung  rührte  von  einer  kleinen,  grünen  Wiesenwanze  her, 
„die  leicht  abzuklopfen  war  und  die  beim  Umherlaufen  auf  den 
Hopfentrieben  die  jungen  Blüten  aufsucht  und  mit  ihrem  stachel- 
artig aussehenden  Schnabel  in  die  Stiele  der  jungen  Dolden  oder  in 
diese  selbst  hineinsticht ,  um  ihren  Saft  auszusaugen ,  wodurch  die 
angesaugten    Stellen    braun    werden    und    weiterhin    die    betroffenen 

17* 


—     260     — 

Blüten  in  ihrer  Entwicklung  stehen  bleiben,  welken,  sich  bräunen 
und  schließlich  abfallen.  Die  Wanzen  wissen  alle  Blütenstände  einer 
Pflanze  ausfindig  zu  machen  und  pflegen  alle  auf  dem  einmal  ergriffenen 
Stock  befindlichen  zum  Absterben  zu  bringen.  Vor  und  nach  der 
Blütezeit  saugen  sie  jedenfalls  an  jungen  Zweigen  und  Blättern, 
bringen  dort  aber,  da  diese  Organe  bedeutend  größer  und  kräftiger 
sind  als  die  zarten  Blütenstiele,  keine  merkliche  Schädigung  hervor". 
—  Als  diesen  neuen  Schädling  stellte  Kirchner  nun  den  Calocoris 
hipundaUis  Fab.  {norvegicus  Gmel.)  —  (siehe  Jahrg.  1899,  S.  335  ff. 
dieser  Jahreshefte!)  —  fest,  „deren  Weibchen  ihre  Eier  an  alten 
Hopfenzweigen,  noch  lieber  aber  an  den  Hopfenstangen  absetzen", 
weshalb  Kirchner  auch  die  Vernichtung  der  Winterzustände  (d.  h. 
der  Eier)  dieses  Insekts  durch  Unschädlichmachen  der  alten  Rück- 
stände der  Hopfenpflanzen  und  besonders  der  Hopfenstangen  empfiehlt, 
der  ersteren  durch  Verbrennen,  der  letzteren  durch  langsames  Hin- 
durchziehen durch  ein  Feuer  (oberflächliche  Verkohlung),  oder  durch 
dicken  Anstrich  mit  warmer  Kalkmilch  oder  einer  Mischung  von 
Eisenvitriol  mit  Kalkmilch,  oder  durch  wochenlanges  Untertauchen 
in  Wasser.  Am  meisten  soll  sich  aber  das  Einführen  der  Draht- 
anlagen empfehlen,  auf  welche  in  Württemberg  „die  Hopfenwanzen 
nicht  einmal  von  benachbarten  verseuchten  Stangenanlagen  über- 
gehen, vielleicht  wegen  des  Schwankens  der  Zweige  in  den  Draht- 
anlagen oder  des  den  Tierchen  unangenehmen  Luftzugs." 

In  analoger  Weise  hat  Prof.  Dr.  J.  Behrens  im  Jahresbericht 
1904  der  Großherzogl.  badischen  landwirtschaftlichen  Versuchsanstalt 
Augustenberg,  S.  53  ff.  die  „ Hopfen wanze"  als  Ursache  des  „Blind- 
werdens des  Hopfens"  beschuldigt,  doch  war  es  hier  ein  anderer 
Capside,  und  zwar  der  mir  persönlich  zur  Determination  übersandte 
Lyyiis  pratensis  L.  in  seiner  grauen  Herbstform  (var.  campestris  Fall.), 
eine  unserer  gemeinsten,  überall  auf  Wiesen,  Feldern,  Heiden,  Wald- 
wegen ,  überhaupt  wo  nur  Gras  und  niedere  Pflanzen  stehen ,  zahl- 
reich anzutreffenden  Blindwanze  (vergl.  Jahrg.  1901,  S.  117  ff.  dieser 
Jahreshefte!).  Dieser  Halbflügler  trat  im  Berichtsjahr  gerade  nur 
in  Walldorf,  Amt  Wiesloch,  auf  und  sollte,  nach  Angabe  des  dortigen 
Einsenders,  „auch  häufig  auf  Kartoffeln  vorkommen,  wo  er  die 
Blüten  ansticht,  so  daß  sie  welken  und  abfallen".  Behrens  zitiert 
in  seinem  Bericht  aus  der  einschlägigen  Fachliteratur  dann  noch 
8  weitere  Wanzen-Hopfenschädlinge  (darunter  1  Anthrocoriden  und 
1  Lygaeiden),  wobei  mir  doch  der  blinde  Eifer  der  hier  nicht  näher 
anzuführenden  Autoren  das  Bild  ruhiger  Sachlichkeit  etwas  zu  trüben 


—     261     — 

scheint,  denn  es  bleibt  doch  wohl  zu  bedenken,  daß  nicht  gerade 
jedes  Insekt,  das  einmal  zufällig  auch  auf  Hopfenpflanzen  gefunden 
wird ,  notwendigerweise  auch  ein  Hopfenschädling  sein  muß ;  wo 
sollten  sich  denn  die  armen  Tierchen  sonst  aufhalten,  um  sich  ihres 
kurzen  Daseins  zu  erfreuen? 

Dies  alles  wäre  nun  ganz  schön  und  könnte  unsere  noch  in 
den  Windeln  liegende  Hemipteren-Biologie  (Entwicklungsgeschichte 
und  Lebensweise)  ganz  erheblich  fördern,  wenn  —  Kirchner  (und 
die  anderen)  mit  ihrer  Annahme,  dass  „die  Wiesenwanzen  von 
Pflanzensäften  lebende  Landwanzen"  seien,  recht  hätten  und  sich 
möglicherweise  nicht  in  einem  gar  nicht  so  ferne  liegenden  Trug- 
schluß bewegten  ^  Die  einschlägigen  Fachmänner,  die  Entomologen, 
besonders  jene,  welche  sich  viele  Jahre  hindurch  mit  dem  genauen 
Beobachten  und  näheren  Studium  der  Halbflügler  befassen,  die 
Hemipterologen ,  neigen  nämlich  größtenteils  der  Anschauung  zu, 
daß  die  Capsiden  (die  ein  Drittel  der  Landwanzen  umfassende  größte 
Familie  der  Hemijjtera  heteroptera)  überhaupt  keine  Pflanzenfresser 
(Phytophagen)  sind,  sondern  durchgehends  Fleischfresser  (Carnivoren), 
die  hauptsächlich  von  den  auf  den  betreffenden  Pflanzen  vorkommen- 
den und  dort  saugenden  Blattläusen  usw.  leben  und  deshalb,  im  Sinne 
unserer  Gärtner  und  Landwirte  gesprochen,  nicht  bloß  nicht  schäd- 
lich, sondern  sogar  sehr  nützlich  sind.  —  Wer  die  zahlreichen  Fundorts- 
angaben meiner  Capsiden-Synopsis  mit  Aufmerksamkeit  durchgeht, 
wird  in  den  wortgetreu  wiedergegebenen  Vermerken  der  einschlägigen 
Sammler  und  Fachmänner  manchen  Beleg  für  diese  Annahme  finden ; 
allerdings  würde  einer  großen  Zahl  dieser  Angaben  noch  eine  wesent- 
lichere Bedeutung  für  die  Halbflügler-Biologie  zukommen,  wenn  so 
mancher  Verfasser  einer  Lokalfauna  reifere,  langjährige  Beobachtungen 
anstellen  und  nicht  schon  nach  einer  Sammeltätigkeit  von  2  bis 
3  Jahren  seine  Funde  veröffentlichen  würde. 

Einen  überzeugenden,  exakten,  wissenschafthchen,  über  Ver- 
mutungen hinausgehenden  Beweis  darüber,  wieV,  wodurch?  und  warum? 


'  Ich  möchte  z.  B.  nur  daran  erinnern,  daß  es  meines  Wissens  immer 
noch  einen  Gegenstand  der  Kontroverse  bildet,  ob  z.  B.  ein  kranker  Baum  zu- 
erst von  fPilzen  und  Flechten''  befallen  und  dann  erst  der  Tummelplatz  der 
mannigfachen  Insektenschädlinge  wird,  die  sich  mit  Vorliebe  auf  dem  ge- 
schwächten, weniger  widerstandsfähigen  Baum  einnisten,  oder  ob  der  Baum  zu- 
erst von  den  Insekten  und  deren  Larven  geschädigt  und  dann  erst  von  den 
pflanzlichen  Schmarotzern  vollends  getötet  wird  ?  Vielleicht  daß  beides ,  ab- 
wechselnd, zutrifft!? 


—     262     - 

die  genannten  Wanzen  die  betreffenden  Pflanzen  schädigen,  sind  uns 
die  genannten  Autoren  schuldig  gebheben ;  einerseits  wird  sogar  das 
Fehlen  von  Fraßstellen  betont  (womit  ja  an  und  für  sich  noch  nichts 
bewiesen  ist,  da  die  Halbflügler  bekanntlich  keine  beißenden  Mund- 
werkzeuge besitzen ,  sondern  einen  saugenden  Stechrüssel) ,  ander- 
seits allerdings  ein  Anstechen  der  Blütenteile  „angenommen'' ;  wenn 
sich  aber  der  Capside  von  Blattläusen  (und  nicht  von  Pflanzensäften) 
nährt,  und  wenn  er  seine  Eier  in  die  Ritzen  der  Hopfenstange  legt 
(worauf  sich  ja  dessen  vorgeschlagene  Bekämpfung  gründet),  wie?, 
wodurch?,  mit  was?  soll  er  dann  die  Hopfenpflanze  selbst  schädigen? 
Dem  einfachen  „post  hoc  ergo  propter  hoc"  wird  ja  bekanntermaßen 
nicht  die  Bedeutung  eines  mathematischen  Beweises  zuerkannt. 

Jedenfalls  scheint  mir  die  ganze  Frage  noch  nicht  spruchreif 
zu  sein ;  es  müssen  zweifellos  noch  mühsame,  genaue  Beobachtungen, 
mikroskopische  Untersuchungen ,  Züchtungen  usw.  seitens  kundiger 
Fachmänner  angestellt  werden,  bevor  hierin  das  letzte  Wort  ge- 
sprochen werden  darf.  Meine  eigenen,  nunmehr  auf  anderthalb  Jahr- 
zehnte zurückgreifenden  zusammenstellenden  Veröffentlichungen  auf 
dem  Gebiete  der  Halbflügler  bezwecken  lediglich  eine  sichere  Grund- 
lage für  diese  biologischen  Arbeiten  zu  schaffen,  den  Boden  hiefür 
zu  ebnen,  und  sollte  mir  dies  nur  einigermaßen  gelungen  sein,  so 
darf  ich  immerhin  mit  Befriedigung  auf  diese  vorbereitende  Tätigkeit 
zurückblicken. 

Ulm,  im  März  1906.  Dr.  Th.  Hüeber. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ausgewählte  Kapitel  aus   0.  M.  Reuter's   „Revisio 

eritiea  Capsinarum"  als  Beitrag  zur  Biologie  und 

Morphologie  der  Capsiden 

ins  Deutsche  übertragen  von  Dr.  EJmbr.  Strand  (Kristiania),  überarbeitet  von 
Dr.  Th.  Hüeber  (Ulm  a.  D.)  und  Dr.  J,  Guide  (Frankfurt  a,  M.). 

Nachdem  bereits  die  erste  Hälfte  der  „Synopsis  der  deutschen 
Blindwanzen"  (Hemiptera  heteroptera,  Farn.  Capsidae)  in  diesen 
Jahresheften  erschienen,  wird  es  wohl  nur  noch  eine  Frage  der  Zeit 
sein,  diese  Arbeit  ihrer  Beendigung  entgegen  zu  führen.  Wie  nun 
bereits  in  der  Vorrede  dazu  bemerkt  wurde,  sollte  sich  dem  syste- 
matischen Teil  ein  Abschnitt  anschließen,  der  eine  Zusammenstellung 
der  in  den  verschiedensten  Veröffentlichungen  zerstreuten  Ergebnisse 
über  Anatomie,  Physiologie  und  Biologie  der  Capsiden  bringen  würde. 

Allein  eine  kurze  Umschau  in  der  vorhandenen  einschlägigen 
Fachliteratur  zeigt,  daß  gerade  die  Erörterung  und  Untersuchung 
der  allgemeinen  biologischen  Verhältnisse  dieser  Heteropteren-Gruppe 
überall  sehr  kurz  wegkommt.  Zwar  verspricht  Prof.  0.  M.  Reuter 
in  Helsingfors  in  der  Vorrede  (1.  Bd.  1878,  S.  6)  seines  in  den  Ver- 
öffentlichungen der  Finnländischen  Literatur-Gesellschaft  erscheinen- 
den hervorragenden  Werkes  „Hemiptera  Gymnocerata  Europae",  am 
Schlüsse  dieser  groß  angelegten  Arbeit,  an  Stelle  der  fehlenden  Ein- 
leitung, nachträgUch  noch  eingehendere  Abhandlungen  über  die  Ana- 
tomie, Entwicklung,  Lebensgeschichte,  Instinkte  usw.  der  von  ihm 
zuvor  zu  beschreibenden  Halbflügler  zu  bringen,  da  er  hofft,  daß 
bis  dahin  neues  Licht  sich  über  manche  zurzeit  noch  recht  dunkle 
Fragen  verbreite  und  hierdurch  auch  manches  bis  jetzt  noch  un- 
gelöste Rätsel  aufgeklärt  werde,  besonders  auf  dem  Gebiete  der  Ent- 
wicklung und  Lebensweise  dieser  zarten  Tierchen,  von  der  man 
bisher  noch  so  wenig  weiß.  Von  Reuters  Hern.  Gymn.  Eur.  sind 
bis  jetzt  5  Bände  erschienen,  der  letzte  1896;  seitdem  nichts  mehr! 
Mit  diesen  5  Bänden  sind  aber  noch  nicht  einmal  die  Capsiden  (mit 


—     264     — 

welcher  schwierigen  FamiHe,  als  der  im  System  niedrigst  stehenden, 
Eeuter  in  dankenswerter  Weise  begann)  vollständig  bearbeitet,  und 
zwar  auch  diese  nur  in  ihrem  speziellen,  systematischen  und  be- 
schreibenden Teil,  so  daß  die  Veröffenthchung  des  biologischen  Ab- 
schnitts, wenn  überhaupt,  jedenfalls  noch  in  sehr  weiter  Ferne  steht. 
Dagegen  besitzen  wir  bereits  vom  gleichen  Verf.  eine  sehr  wertvolle 
Arbeit  über  die  morphologischen  und  besonders  die  biologischen  Ver- 
hältnisse der  Capsiden  aus  der  Zeit  des  Beginnes  seiner  literarischen 
Tätigkeit,  eine  hochinteressante  Jugendarbeit,  die  „Revisio  critica 
Capsinarum  praecipue  Scandinaviae  et  Fenniae"  ,  1875  in  Helsing- 
fors  bei  J.  C.  Frenckell  &  Son  erschienen.  Die  erste  Hälfte  dieser 
Arbeit  enthält  in  101  Seiten  (S.  1  —  75  in  schwedischer  Sprache) 
den  „allgemeinen  Teil"  ;  die  zweite,  190  Seiten  starke  Hälfte  bringt 
in  lateinischem  Text  die  speziellen  Artbeschreibungen,  darunter  auch 
solche  vieler  Larven.  Letzterer  Teil  ist  durch  das  oben  erwähnte 
große  Werk  Reuter's  überholt,  ersterer  aber  hat,  unseres  Wissens, 
bis  jetzt  noch  nirgends  seinesgleichen  in  der  einschlägigen  Literatur 
gefunden ,  war  aber  leider  bisher  durch  seine  Abfassung  in  der  nur 
wenigen  bekannten  schwedischen  Sprache  der  wissenschaftlichen  All- 
gemeinheit entzogen.  Um  so  mehr  erschien  es  deshalb  erwünscht, 
dieselbe  durch  Übersetzung  ins  Deutsche  zum  wissenschaftlichen  Ge- 
meingut zu  machen.  Herr  Dr.  Embr.  Strand  (Kristiania)  hat  nun  in 
dankenswerter  Weise  diese  Übertragung  ins  Deutsche  besorgt,  Dr. 
Th.  Hüeber  (Ulm)  und  Dr.  J.  Gülde  (Frankfurt  a.  M.)  übernahmen 
die  Abrundung  und  weitere  Bearbeitung  der  Übersetzung  und  die 
Stuttgarter  Redaktionskommission  genehmigte,  wie  wir  dankbar  an- 
erkennen ,  die  Aufnahme  in  die  Spalten  dieser  Jahreshefte.  Dabei 
lag  ja  der  Gedanke  nahe,  die  Übersetzung  der  nun  30  Jahre  alten 
Publikation  Reuter's  in  Verbindung  mit  den  verschiedenen ,  in-  und 
ausländischen  Veröffentlichungen  der  letzten  30  Jahre  zu  einem  ein- 
heitlichen Ganzen  umzuarbeiten;  allein,  ganz  abgesehen  von  der 
Schwierigkeit  der  Sache  als  solcher  (sowohl  in  betreff  der  Voraus- 
setzung einer  seltenen  Kenntnis  der  einschlägigen  in-  und  aus- 
ländischen Fachliteratur,  als  auch  der  schwierigen  Beschaffung  des 
großen,  oft  schwer  erhältlichen  fremdsprachigen  Materials)  würde  die 
Originalität  der  REüTER"schen  Arbeit  hierdurch  zerstört,  wozu  wir  uns 
nicht  für  berechtigt  hielten;  auch  bleibt  es  stets  eine  mißliche  Sache, 
Teile  eines  alten  Gebäudes  zu  entfernen  und  durch  neue  zu  ersetzen. 
Um  ferner  jegliche  Verzerrung  des  Textes  und  andere  Weitläufig- 
keiten   zu    vermeiden,    hielten    wir    es   auch   nicht   für  ratsam,    eine 


—     265     — 

Änderung,  d.  h.  Modernisierung  der  zurzeit  veralteten  REüTER'schen 
Nomenklatur  im  Text  selbst  vorzunehmen ;  wir  verweisen  deshalb  auf 
die  entsprechenden  neuesten  Bezeichnungen  in  den  Fußnoten.  Gerade 
durch  die  gewissenhafte  Wiedergabe  dieser  originellen,  nur,  so  weit 
es  das  Verständnis  unbedingt  erheischte ,  modernisierten  Arbeit, 
glauben  wir  dem  Verdienste  des  hervorragenden  finnländischen  Fach- 
manns am  ehesten  gerecht  zu  werden  und  den  Dank  jener  zu  linden, 
die  sich  für  diese  späte  Zugänglichmachung  älterer  Forschungs- 
ergebnisse interessieren. 

Zum  Schlüsse  noch  einige  Bemerkungen :  Da  es  sich  bei  der 
Übertragung  des  REUTEpJschen  Originals  nur  um  die  biologischen 
Verhältnisse  handelte,  so  haben  wir  von  den  10  Kapiteln  nur  die 
6  ersten  berücksichtigt.  Der  7.  Abschnitt  handelt  von  der  uns 
Mittel-Europäern  etwas  fernliegenden  Zusammensetzung  der  skan- 
dinavisch-finnischen Capsiden-Fauna ;  Abschnitt  VIII  behandelt  „Ver- 
wandtschaft und  Platz  im  System"  ;  Kapitel  IX  betrifft  die  „Syste- 
matik der  Capsiden ;  eine  kurze  historische  Übersicht ,  sowie  die 
Untersuchung  der  verschiedenen  Systeme"  ;  Abschnitt  X  (lateinischen 
Textes)  bringt  schließlich  die  von  Reuter  selbst  inzwischen  ab- 
geänderte „systematische  Einteilung  der  europäischen  Capsiden".  . — 
Weiterhin  ist  noch  zu  berücksichtigen,  daß  es  sich  bei  Reüter's 
Arbeit  um  eine  n  o  r  d  europäische  Fauna  handelt,  die  manche  unserm 
mitteleuropäischen  Deutschland  fehlende  Art  aufweist  (sowie  auch 
umgekehrt) ,  und  daß  die  durch  die  höhere  Breite  bedingten  ab- 
weichenden klimatischen  Verhältnisse  Finnlands  sich  auch  in  ge- 
wissen zeitlichen  Verschiebungen  im  Auftreten  der  betr.  Arten  geltend 
machen.  —  Schließlich  ist  0.  M.  Reüter's  damalige  (1875)  systema- 
tische Übersicht  der  Capsiden  eine  wesentlich  andere,  als  seine 
spätere,  in  den  „Hemipt.  Gymnoeerat.  Europae"  gegebene,  welch 
letztere  sich  wieder  in  voller  Übereinstimmung  mit  jener  des  neuesten 
(1899)  PüTON'schen  Hemipteren-Katalogs  der  paläarktischen  Fauna 
befindet.  Zur  Erleichterung  des  Verständnisses  der  REüTER'schen 
Ausführungen,  sowie  zum  bequemen  Vergleich  beider  Systeme  haben 
wir  am  Schlüsse  in  einer  Übersichtstabelle  Reüter's  ältere  (1875) 
und  neuere  (1883)  systematische  Einteilung  der  Capsiden  neben- 
einander gestellt. 

I.  Körperbau. 

Der  Körper  der  Tiere,  welche  im  folgenden  behandelt  werden, 
ist    selten   groß,    gewöhnlich    mittelgroß    oder   klein;    in    der   Form 


—     266     — 

wechselt  er  zwischen  schmal  und  gleichbieit  oder  zwischen  breit 
und  eirund  und  ist  immer  mehr  oder  weniger  gewölbt,  sowie  meist 
behaart,  wenn  auch  diese  Behaarung  nicht  selten  äußerst  fein  und 
nur  bisweilen  fast  borstig  ist.  In  einigen  Fällen  sind,  außer  der 
normalen  Behaarung,  leicht  abzureibende,  silber-,  gold-  oder  messing- 
glänzende, schuppenähnhche ,  niedergedrückte  Härchen  vorhanden. 
Der  Kopf  (caput)  ist  gewöhnlich  mittelgroß,  selten  vorgestreckt 
und  dabei  länger  als  breit,  meist  mehr  oder  weniger  schräg  nach 
unten  gerichtet,  bisweilen  senkrecht  und  kurz.  Der  Scheitel  (vertex) 
und  die  Stirn  (frons)  sind  gewöhnlich,  bisweilen  sogar  stark  ge- 
wölbt; ersterer  ist  nicht  selten  hinten  gegen  den  zusammen- 
geschnürten Hals  (Nacken)  durch  eine  feine  erhöhte  Querleiste, 
welche  sich  vom  Hinterrande  des  einen  Auges  zum  andern  erstreckt, 
begrenzt.  Der  Clypeus  (Tylus  Fieb.)  ist  selten  durch  einen  Quer- 
eindruck von  der  Stirn  deutlich  abgesetzt;  er  wird  jedoch  an  den 
Seiten  durch  eine  scharf  eingedrückte  Linie  von  den  Seitenstücken 
des  Kopfes  getrennt.  Jederseits  des  Clypeus  liegen  nämlich  zwei 
durch  einen  Quereinschnitt  getrennte  Stücke,  von  welchen  das  obere, 
vor  den  Augen  gelegene  und  meist  die  Antennen-Grube  (scrobs) 
tragende  Stück  als  jugum  (zygum,  Jochstück  Fieber's)  bezeichnet 
wird.  Dieses  Stück  ist  flach,  gewölbt,  bisweilen  sogar  aufgeschwollen, 
und  wird  vorn  vom  Clypeus,  unten  von  dem  ebenfalls  vorn  an  den 
Clypeus  anstoßenden,  zweiten  Seitenstücke,  der  eigentlichen  Wange 
(gena,  Wangenstück  Fieb.),  begrenzt.  Unter  diesen  findet  sich  oft 
noch  ein  kurzes,  vorn  spitz  dreieckiges  Stück,  die  sogenannte  gena 
postica  (Hinterwange  Fieb.)  und  ferner  nicht  selten,  die  Basis  des 
Rostrums  berührend,  ein  kleines  leistenförmiges  Stück,  buccula 
(Wangenplatte  Fieb.)  ;  so  nach  Fieber's  Terminologie  (Eur.  Hem.  p.  3). 
Thomson  (Op.  ent.  IV,  p.  410)  weicht  in  der  Bezeichnung  etwas  ab, 
und  ich  habe  mich  in  den  Beschreibungen  seiner  Auffassung  an- 
geschlossen, da  sie  in  deskriptiver  Beziehung  wohl  zweckmäßiger  und 
jedenfalls  genügend  ist.  Unter  Wangen  (genae)  versteht  man  die 
Seitenteile  des  Kopfes,  die  oben  von  dem  unteren  Rande  der  Augen, 
unten  von  der  Kehle  und  vorn  von  der  eingedrückten  Längslinie, 
welche  dieselben  vom  Clypeus  trennt,  begrenzt  werden.  An  diesen 
Wangen  unterscheidet  man  dann  ein  Stück,  den  Zügel  (lora),  welcher 
der  gena  Fieber's  entspricht  und  vorn  vom  Clypeus,  oben  von  der 
eingedrückten  Linie,  welche  im  Winkel  von  der  Seite  des  Clypeus 
in  der  Richtung  nach  der  Antennen-Grube  zu  geht,  d.  h.  von  Fieber's 
unterer  Grenze  des  Jochstücks  (jugum)  begrenzt  wird.    Ferner  findet 


—     267     — 

sich  bisweilen  noch  unten  ein  anderes  Stück,  welches  oben  von  der 
Linie,  die  Fiebers  genae  posticae  abteilte,  begrenzt  wird,  in  welchem 
Falle  lorae  discretae  gebildet  werden.  Im  anderen  Falle  wird  die 
Grenze  unten  von  der  eigenen  Grenze  des  Kopfes  gebildet.  Die 
Kehle  (gula)  rechnet  man  von  dem  unteren  und  vorderen  aus- 
gerandeten  Teil  des  Kopfes  ab,  peristomium;  sie  liegt  selten  in 
derselben  Ebene  wie  letzterer,  sondern  bildet  mit  ihm  einen  stumpfen 
Winkel  (gula  obliqua).  Als  Gesichtswinkel  (angulus  facialis) 
bezeichnet  Thomson  das  Verhältnis  zwischen  dem  Peristomium  und 
der  eingedrückten  Seitenlinie  des  Clypeus;  dieser  Winkel  ist  am 
häufigsten  ein  rechter,  bisweilen  auch  ein  mehr  oder  weniger  spitzer. 
Die  Augen  (o  c  u  1  i)  sind  von  verschiedener  Form,  Größe  und  Stellung, 
selten  gestielt;  sie  befinden  sich  gewöhnlich  am  Hinterrande  des 
Scheitels  und  berühren  meist  mehr  oder  weniger  den  Vorderrand  des 
Pronotum ;  bisweilen  sind  sie  jedoch  von  letzterem  entfernt  und 
können  sogar  in  der  Mitte  der  Seiten  des  Kopfes  stehen.  Was  ihre 
Form  betrifft,  so  ist  die  hintere  Orbita  fast  immer  ausgerandet,  die 
innere  Orbita  weicht  nach  vorn  mehr  oder  weniger  auseinander  und 
hat  gewöhnlich  einen  Ausschnitt,  in  welchem  die  Fühler  befestigt 
sind.  Seltener  sind  die  Augen  kugelförmig  gewölbt  oder  nieren- 
förmig;  häufig  sind  sie  deutlich  gekörnt.  Punktaugen  (ocelli)  sind 
nicht  zu  erkennen  \  Die  Fühler  (antennae)  sind  viergliedrig  und 
meist  unten  am  Innenrande  der  Augen  befestigt,  bisweilen  fast  in 
der  Mitte  desselben,  in  anderen  Fällen  unter  der  Spitze  der  Augen 
oder  auch  ziemlich  weit  davon  entfernt.  Ihr  erstes  Glied  ist  häufig 
das  dickste ,  das  zweite  das  längste ,  die  zwei  letzten  sind  in  den 
meisten  Fällen  dünn  und  fein,  das  vierte  Glied  nur  äußerst  selten 
länger  als  das  dritte.  Der  Schnabel  (rostrum)  ist  frei,  nicht  in 
einer  Rinne  unter  der  Brust  gelegen ,  von  verschiedener  Länge  bei 
den  einzelnen  Arten. 

Die  Vorderbrust  (thorax)  zeigt  oben  einen  Vorderrücken 
(pronotum),  der  meistens  breiter  als  lang  und  gegen  das  Ende  fast 
immer  schmäler  ist  als  am  Grunde,  der  nicht  selten  ausgerandet  ist. 
Die  Seitenränder  sind  oft  abgerundet,  selten  scharf;  der  Vorderrand, 


'  Kolenati  will  Ocellen  entdeckt  haben  und  äußert  sich  darüber  fol- 
genderweise (Mel.  cntoni. ,  fasc.  II,  p.  95):  „Ucelli  minimi"  und  ferner  „Sub 
microscopio  pro  corporibus  opacis  constructo  ocelli  pone  et  retro  oculos  conspici 
possunt.  Ocellis  in  Capsinis  nuncquam  nigri  a  nie  visi;  semper  enim  pellucidi, 
hinc  in  capite  pallido  diticillime  visu.  Facilius  conspiciendi  in  lamella  epicrani 
a  reliquis  capitis  partibus  separata". 


—     268     - 

der  sich  häufig  durch  eine  ringförmige  Einschnürung  (strictura 
annuliformis  apicalis)  auszeichnet,  ist  meistens  gerade,  aber  bis- 
weilen breit  ausgebuchtet.  Die  Fläche  (discus)  ist  nach  vorn  meistens 
abfallend  (declivis)  und  hat  vorn  nicht  selten  zwei  glatte,  oft 
glänzende  Erhöhungen  (colli),  jederseits  eine,  welche  hinten  meistens 
von  einem  gebogenen  Quereindruck  begrenzt  sind.  Bisweilen  wird 
dieser  Quereindruck  so  tief  und  breit,  daß  er  eine  Quervertiefung 
(sulcus  transversalis)  bildet,  die  in  einigen  Fällen  sich  sogar 
noch  über  die  Seitenränder  des  Vorderrückens  bis  zur  Vorderbrust 
erstreckt.  In  diesen  Fällen  sind  die  Colli  sehr  groß  und  glänzend 
und  ähneln  bisweilen  hörnerartigen  Auswüchsen  (Glohiceps  sphegi- 
formis).  Vom  Mittelrücken  (mesonotum)  sieht  man  oben  zwischen 
den  Flügeldecken  nur  ein  kleines  dreieckiges  Stück,  das  Schildchen 
(scutellum),  das  in  zwei  Teile  geteilt  ist,  einen  vorderen,  den 
Schildgrund  (basis  scutelli),  der  häufig  unter  dem  Hinterrande  des 
Pronotum  versteckt  ist,  und  einen  hinteren,  der  bisweilen  eine  längs- 
gehende Leiste  zeigt  {JBothynotus)  oder  zu  einem  hohen  Kamm 
zusammengedrückt  ist  (Stethoconus).  Die  untere  Seite  des  Mittel- 
körpers oder  die  Brust  (stethium,  pectus)  ist  zusammengesetzt; 
die  Vorderbrust  (prostethium  Fieb.  ,  antepectus  Kirby^,  pectus 
prothoracis  Burm.)  ist  jedoch  immer  einfach,  kurz,  in  der  Mitte 
hinten  in  eine  dreieckige  Spitze  (mucro,  Vorderbrust-Xyphus  Fieb.) 
verlängert,  an  deren  beiden  Seiten  die  Gelenkpfannen  (acetabula) 
für  die  Hüften  der  Vorderbeine  eingefügt  sind.  Die  Mittelbrust 
(mösostethium  Fieb.,  medipectus  Kirby,  pectus  mesothoracis 
BuRM.)  wird  durch  eingedrückte  Linien  geteilt;  ihren  mittleren  Teil 
nennt  man  mesosternum,  zu  dessen  Seiten  die  Scapula  liegt.  Die 
Hinterbrust  (metastethium  Fieb.,  postpectus  Kirby,  pectus 
metathoracis  Burm.)  besteht  in  analoger  Weise  aus  einem  Mittel- 
stück (metasternum)  und  hat  jederseits  ein  Seitenstück  (pleura 
Burm.,  parapleura  Fieb.);  zwischen  dem  Metasternum  und  den 
Pleuren  zeigt  sich  noch  ein  besonderes  größeres  Feld  (parapleura 
Burm.,  pleura  Fieb.),  auf  dem  sich  die  Öffnungen  (orificia)  der 
Stinkdrüsen  mit  ihren  Rinnen  (rima)  befinden.  Man  hat  zwar  auch 
mit  pro-,  meso-  und  metasternum  die  ganze  Vorder-,  Mittel-  und 
Hinterbrust  bezeichnet,  aber  wie  Flor  (Rh.  Livl.  I,  p.  30)  bemerkt, 


^  Obwohl  Kirby's  und  Burm  eiste  r"s  Benennungen  älter  sind,  habe 
ich  doch  Fieber' s  Bezeichnungsweise  vorgezogen,  weil  dadurch  mehr  Gleich- 
förmigkeit in  die  Bezeichnungen  für  die  obere  Seite  kommt,  welche  Bezeichnungen 
aus  dem  Griechischen  stammen. 


—     269     — 

ist  dies  unrichtig  schon  wegen  des  direkten  Sinnes  der  Wörter, 
wozu  noch  kommt,  daß  Bürmeister  schon  früher  dieselben  Bezeich- 
nungen in  einem  anderen  Sinne  gebraucht  hat.  Ich  habe  daher  in 
meinen  Beschreibungen  die  oben  (Fußnote)  angegebene  Terminologie 
benutzt. 

Die  Deckflügel  (hemielytra  oder  hemelytra)  bestehen,  wenn 
sie  völlig  ausgebildet  sind,  aus  vier  Teilen,  dem  clavus,  corium, 
cuneus  und  der  membrana.  Nur  bei  Diplacus  gibt  es  keinen 
deutlich  abgesetzten  cuneus.  Der  Clavus  ist  der  Teil,  der  dem 
Scutellum  am  nächsten  gelegen  ist;  man  kann  oft  darauf  eine  nie- 
drige längsstreichende  Rippe,  aber  selten  eine  Ader  bemerken.  Das 
Corium,  der  größte  Teil  des  Flügels,  zeigt  zwei  mehr  oder  weniger 
deutliche  Adern  oder  Nerven,  eine  äußere,  cubitus  oder  vena 
cubitalis,  und  eine  innere,  brachium  oder  vena  brachialis 
(Cubitalader  —  Brachialader.)  Erstere  teilt  sich  am  Ende  in  zwei  Äste 
und  bildet  so  die  furca  cubiti  (Cubital-Gabel),  von  deren  Ästen  der 
eine,  äußere,  bis  zum  Hinterrand  verläuft,  während  der  innere  in  die 
Membran  eindringt,  um  die  kleine  Zelle  (areola  vel  cellula  minor 
vel  cubitalis)  zu  bilden.  Bisweilen  ist  die  Cubitalader  auch  bis 
über  ihre  Mitte  tief  eingedrückt,  endet  aber  dann  vollständig  und 
bildet  in  diesem  Fall  auch  nur  eine  Zelle  in  der  Membran.  Die 
Brachialader  (vena  brachialis  oder  brachium)  ist  meist  weniger 
deutlich,  bisweilen  im  Corium  kaum  wahrnehmbar,  aber  immer  stark 
ausgebildet,  sobald  sie  in  die  Membran  eindringt,  um  daselbst  die 
größere  Zelle  (areola  [vel  cellula]  major  vel  brachialis)  zu 
bilden.  Ferner  bemerkt  man  auf  dem  Corium  die  an  seinem  Außen- 
rande verlaufende  Costalader  (Costa  oder  Vena  costalis)  und  die 
parallel  dazu,  aber  mehr  oder  w-eniger  entfernt  verlaufende  Sub- 
costalader  (postcosta  oder  vena  postcostalis);  der  lange  schmale 
Raum  dazwischen  bildet  das  Einsatzstück,  Außenrandfeld  (embo- 
lium).  Häufig  sind  alle  Adern  undeutlich,  ja  unmerklich.  Der  Keil 
(cuneus  Fieb.,  appendix  Schill.,  Burm.)  ist  von  derselben  Beschaffen- 
heit wie  der  Clavus  und  das  Corium,  und  bildet  ein  kleines,  drei- 
eckiges, mit  dem  Corium  durch  eine  breite  Naht  (fractura)  ver- 
einigtes Stück,  das  für  diese  Gruppe  besonders  charakteristisch  ist. 
Die  Naht  ist  vollständig,  so  daß  sie  sich  vom  Außenrande  der  Hem- 
elytren  bis  zum  Innenrande  erstreckt.  Auch  ist  der  Cuneus  meist 
in  einer  zum  Corium  mehr  oder  weniger  schiefen  Ebene  gelegen. 
Die  Membran,  welche  dünn  und  durchscheinend  ist,  bildet  die  Spitze 
der  Deckflügel   und   zeichnet    sich  am  Grunde    durch  ein  oder  zwei 


—     270     — 

geschlossene  Felder  (areolae  vel  cellulae)  aus,  welche  von  den 
venae  cubitalis  und  brachialis  gebildet  werden.  Beide  Zellen 
senden  an  ihrer  Spitze  einen  gegen  den  Hinterrand  der  Membran 
verlaufenden  und  allmählich  verschwindenden  Ast  aus.  Nur  bei 
Biplacus  fehlen  beide  Zellen  und  die  Membran  zeigt  nur  einige  freie, 
undeutliche  Adern. 

Nicht  selten  sind  die  Halbdecken  verkürzt,  ohne  Membran, 
oft  auch  ohne  Cuneus  und  Clavus  und  in  diesem  Fall  nur  aus  einem 
einzigen  Stück  bestehend. 

Die  Flugfiügel  (alae)  haben  ein  abgegrenztes,  längUchrundes 
Feld  (areola),  das  von  einer  längs  dem  Außenrande  verlaufenden 
Ader,  der  Hauptader  (vena  [vel  costa]  cubitalis  vel  prim  aria), 
sowie  von  einer  unter  dieser  gelegenen  Ader,  der  Unter-  oder  Radial- 
ader (vena  [vel  costa]  radialis  vel  subtensa)  und  einer  dritten, 
dieselben  verbindenden  Ader,  der  Verbindungsader  (vena  vel  costa 
connectens)  gebildet  wird;  letztere  scheint  mir  jedoch  am  besten 
als  eine  Fortsetzung  der  Radialader  (vena  radialis)  angesehen  zu 
werden.  Von  dieser  entspringt  außerdem  oft  eine  nach  dem  Innen- 
felde der  Zelle  verlaufende  kleine  Ader,  der  Zellhaken  (uncus 
vel  hamus).  Außerdem  entspringen  noch  von  der  Zelle  zwei 
freiendigende  Adern.  Bei  iJiplacus  findet  sich  kein  geschlossenes 
Flügelfeld. 

Die  Beine  (pedes)  sind  gewöhnlich  lang;  die  Hinterbeine  am 
längsten  und  ihre  Schenkel  (femora)  oft  länger  und  dicker  als  die 
der  beiden  vorderen  Beinpaare.  Die  Hüften  (coxae)  sind  meist 
lang  und  stehen  kegelförmig  aus  ihren  Gelenkpfannen  (acetabulae) 
hervor;  die  demselben  Paare  angehörenden  stehen  ganz  nahe  bei- 
sammen ;  dagegen  stehen  die  Vorderhüften  weit  entfernt  von  den 
Mittelhüften ,  die  wiederum  den  Hinterhüften  ganz  nahe  sind.  Die 
Schienen  (tibiae)  sind  fein  und  meistens  mit  feinen  Stacheln  oder 
Dornen  (spinulae  vel  denticuli)  versehen.  Die  Fußglieder  (tarsi) 
sind  dreigliedrig,  das  dritte  Glied  ist  an  der  Spitze  mit  zwei  Krallen 
(unguiculi)  versehen,  welche  oft  eine  zahnförmige  Erweiterung 
haben  und  bisweilen  fast  zweigeteilt  sind.  Zwischen  den  Krallen 
finden  sich  zwei  kleine  Haftläppchen  (arolia  vel  pul  villi),  welche 
doch  bisweilen  so  fein,  schmal  und  hell  gefärbt  sind,  daß  sie  fast 
nicht  zu  unterscheiden  sind  und  für  flache  Borsten  gehalten  werden 
können. 

Der  Hinterleib  (abdomen)  ist  oben  flach,  meistens  mit  nach 
oben  gebogenem  Seitenrande    (connexivum);    unten  gewölbt,    bis- 


-     271     - 

weilen  hinten  kugelförmig  erweitert,  am  Grunde  zusammengeschnürt 
(petiolatum).  Er  ist  aus  8  freien,  an  den  Seiten  gleich  langen 
Segmenten  zusammengesetzt ;  die  7  ersten  tragen  unten ,  an  den 
Seiten,  Öffnungen  (stigmata)  für  die  Luftröhren  (tracheae).  Von 
diesen  Segmenten  sind  die  6  ersten  als  eigentliche  Abdominal- 
segmente (segmenta  abdominalia)  zu  betrachten,  und  zwar  werden 
sie,  von  oben  gesehen,  als  Eückensegmente  (segmenta  dorsalia), 
von  unten  gesehen,  als  Bauchsegmente  (segmenta  ventralia) 
bezeichnet.  Beim  Weibchen  sind  diese  6  Ventralsegmente  am  Hinter- 
rande entweder  alle  gerade  und  demnach  in  der  Mitte  so  lang  als 
an  den  Seiten ,  oder  es  sind  die  zwei  bis  drei  letzten  in  der  Mitte 
vorwärts  geschoben,  das  letzte  oft  so  viel,  daß  es  nur  an  den  Seiten 
sichtbar  ist;  der  Hinterrand  des  letzten  Segments  zeigt  beim  Weib- 
chen einen,  bisweilen  fehlenden,  fast  dreieckigen,  hervorstehenden 
Zipfel,  die  Schuppe  (squama),  welche  den  Grund  des  Legestachels 
bedeckt.  Die  Genitalsegmente  oder  Geschlechtsabschnitte  (seg- 
menta genitalia)  sitzen  am  Ende  des  Abdomen.  Beim  Männchen 
gibt  es  deren  zwei,  von  denen  das  erste  ganz  wie  ein  Abdominal- 
segment aussieht.  Das  zweite  ist  groß,  sowohl  von  oben  als  unten 
sichtbar  und  bildet  die  Spitze  des  Abdomen;  unten  ist  es  etwas 
gewölbt,  häufig  mit  einer  längs  verlaufenden,  feinen,  erhöhten  Leiste 
(carina)  versehen,  gegen  die  Spitze  zu  allmähhch  verschmälert, 
oben  gegen  die  Spitze  mit  einer  Öffnung  (apertura)  versehen,  in 
welcher  die  beiden  ungleich  gestalteten  Genitalzangen ,  Haftzangen 
(forcipites  vel  stylij  liegen,  sowie  das  männliche  Kopulationsorgan 
(penis)  mit  seinen  Anhängseln  (appendices),  alle  etwas  höher  als 
die  Afterröhre  (tuba  analis).  Beim  Weibchen  ist  das  zweite 
Genitalsegment  (das  7.  des  Abdomen)  ähnlich  wie  das  dritte  in  der 
Mitte  geschient.  Zwischen  den  beiden  Seitenstücken  erstrecken  sich 
von  der  Spitze  des  6.  Abdominalsegments  bis  zum  Ende  des  Körpers 
zwei  gegeneinander  gerichtete  Platten,  welche  nach  Flor  (Rh.  Livl.  I, 
p.  45)  das  erste  Genitalsegment  repräsentieren  und  die  sogenannte 
äußere  Scheide  (vagina  externa  terebrae,  vagina  aculei  seu 
valvulae)  bilden.  An  der  oberen  Seite  des  Körpers  sind  nur  die 
zwei  letzten  Segmente  sichtbar.  Die  äußere  Scheide  bildet  eine 
Hülle  um  den  säbelförmigen  Legestachel  (terebra  vel  aculeus), 
der  aus  vier  hornigen  Lamellen,  zwei  äußeren  und  zwei  feineren 
inneren ,  besteht ;  diese  sind  an  ihrem  Rande  häufig  gezähnt.  Bei 
der  Eiablage  tritt  der  Stachel  aus  seiner  Scheide  heraus,  ohne  von 
derselben  begleitet  zu  werden. 


272 


II.  Sekundäre  Geschlechtscharaktere. 

Hauptsächlich  durch  die  neue  Richtung,  welche  Darwin  der 
Naturforschung  gegeben  hat,  haben  die  sogenannten  sekundären  Ge- 
schlechtscharaktere eine  gewisse  Bedeutung  erhalten  und  die  nähere 
Aufmerksamkeit  auf  sich  gezogen.  Bekanntermaßen  spielen  dieselben 
in  Darwin"s  Theorie  eine  bedeutende  Rolle  und  es  dürfte  daher  nicht 
überflüssig  sein,  hier  den  sekundären  Geschlechtscharakteren  der  Cap- 
siden  einen  besonderen  Abschnitt  zu  widmen  und  darin  einen  Über- 
blick über  die  verschiedenen  Geschlechtsunterschiede  dieser  Tiere 
zu  geben. 

Was  zuerst  die  Struktur  der  einzelnen  Körperteile  betrifft ,  so 
sind  die  Augen  der  Männchen  in  den  meisten  Fällen  größer  und 
stärker  hervorstehend,  sowie  mehr  einander  genähert,  weshalb  die 
Stirn  oft  ganz  erheblich  schmäler  und  die  Wangen  niedriger  er- 
scheinen. Ich  habe  bei  den  Beschreibungen  auf  diesem  Verhältnis 
beruhende  Geschlechtscharaktere  gesucht,  indem  ich  mit  dem 
Querdurchmesser  des  Auges  die  Breite  der  Stirn  vergleiche ,  des- 
gleichen wie  sie  am  Übergange  zum  Scheitel  sind,  oder  bei  Arten 
mit  ausgerandeten  Augen  unmittelbar  oberhalb  der  Ausrandung.  In 
einigen  Fällen  ,  besonders  bei  Arten  mit  breitem  Scheitel  (vertex), 
sind  jedoch  die  Augen  bei  beiden  Geschlechtern  gleich  groß.  Die 
Fühler  sind  in  vielen  Fällen  beim  Männchen  etwas  stärker;  bei 
einigen  Arten  sind  sie  sogar  sehr  stark  verdickt,  während  sie  beim 
Weibchen  ganz  schlank  bleiben.  So  z.  B.  bei  Calocoris  variegatus 
Costa  \  bei  welcher  das  zweite  Glied  beim  3  dicker  ist,  als  beim  $, 
AUoeotomus  gothicus  Fall.,  Psallus  intermedms  F.  Sahlb.  ",  Ps.  oh- 
scurellus  Fall.  ,  PlayiognatJms  quaärimacnlatus  Fall.  ^.  Eine  ganz 
besondere  Struktur  haben  die  Fühler  von  Harpocera  thoracica  Fall. 
Es  gibt  aber  auch  Fälle,  wo  umgekehrt  die  Fühler  des  Weibchens 
dicker  sind  als  die  des  Männchens,  z.  B.  Leptopterna  ferrugata  Fall., 
Cremnocephalus  nmhratilis  F. ,  Glohiceps  flavomaculaüis  F. ,  Gl. 
fulvipes  Scop."^,  Gl.  dispar  Boh. ,  Clüamydatus  amhulans  Fall.'', 
Ätractotomns.  Über  den  Zweck  dieser  Unterschiede  läßt  sich  wohl 
noch  nichts  Bestimmtes  sagen,  bemerkenswert  ist  es  aber,  daß  sich 
dieselben   auf  ziemlich   wichtige    Sinnesorgane    beziehen    und    daher 

^  Calocoris  biclavatus  H.-Sch.  —  ^  Psallus  aethiops  Zett.  ,  auf  Skan- 
dinavien und  Finnland  beschränkt.  —  '  Criocoris  quadrimaciilattis  Fall.  ,  in 
Rußland.  Finnland  und  Skandinavien.  —  *  Glohiceps  snlicicola  Reut.,  in  Skan- 
dinavien und  Finnland.  —  ^  Mecomma  amhulans  Fall. 


—     273     — 

wohl  eben  durch  die  verschiedene  EntwickUingsstufe  der  letzteren 
bei  den  beiden  Geschlechtern  bedingt  sind. 

Ein  durchgehender  Geschlechtsunterschied  zeigt  sich  in  der 
Entwicklung  der  Flugorgane.  Die  Halbdecken  und  Flügel  sind 
nämlich,  mit  äußerst  wenigen  Ausnahmen,  beim  Weibchen  kürzer 
als  beim  Männchen,  wenn  sie  auch  bei  den  meisten  Arten  die  Spitze 
des  Hinterleibs  überragen  oder  dieselbe  wenigstens  erreichen  ;  auch 
ist  ihr  Außenrand  bei  ersterem  Geschlecht  mehr  abgerundet;  bis- 
weilen auch,  wie  bei  Poeciloscytus  nigrita  Fall.  ^,  ganz  erheblich 
erweitert.  Ist  die  Art  dimorph  (siehe  weiter  unten) ,  so  ist  dies 
häufig  nur  beim  Weibchen  der  Fall,  z.  B.  bei  den  Leptopterna- Avten, 
Fhfjtocoris  varipes  Boh.  ^,  Bothynotus  pilosus  Boh.  ,  Filopliorus  con- 
fusus  Kirsche.,  Orthocephcdns- kxian,  Labops  Sahlbergi  Fall.,  Bwyphus 
errans  Wolff,  D.  pallidns  H.-S.,  Glohiceps  flavomaculatus  Fall,, 
Gl.  ftdvipes  Scop.,  Cldamydatus  amhidans  Fall.,  und  in  diesen  Fällen 
ist  die  kurzflügelige  Form  immer  bei  weitem  die  zahlreichste.  Bei 
einigen  wenigen  Arten  ist  das  Weibchen,  wie  es  scheint,  konstant 
kurzgeflügelt,  wenigstens  ist  es  noch  nicht  in  einer  andern  Form 
bekannt,  während  das  Männchen  immer  langgeflügelt  ist.  Diese 
Arten  sind:  Systellonotiis  trigidtcdus  L. ,  Glohiceps  dispar  Boh.  und 
Byrsoptera  rt(ß/rons  Fall.  —  Dieser  Geschlechtsunterschied  beruht 
offenbar  darauf,  daß  das  Männchen  das  aktive  Element  ist,  welches 
das  Weibchen  aufsuchen  soll  und  deswegen  höher  entwickelte  Be- 
wegungsorgane (und  auch  Augen?)  nötig  hat. 

Ein  weiterer  sekundärer  Geschlechtsunterschied,  welchen  ich 
geneigt  bin  in  Beziehung  zu  dem  vorhergehenden  zu  stellen^,  ist, 
daß  die  Hinterschenkel  bei  mehreren  Weibchen,  insbesondere  solchen, 
die  verkürzte  Flügel  haben,  stärker  entwickelt  sind.  Die  Verdickung 
der  Schenkel  des  Weibchens  läßt  sich  z.  B.  bei  Gremnocephalus, 
Macrocoleus  tanaceti  Fall,  und  31.  mollwuhis  Fall,  beobachten  und 
ist  besonders  deutlich  bei  einigen  dimorphen  Weibchen ,  nämlich 
Leptopterna  ferrugata  Fall.,  Ortliocephali ,  Lahops  Saldbergi  Fall., 
Glohiceps  flavomacidatus  F.,  Gl.  dispar  Boh.,  Chlamydcäus  amhidans 
Fall,  und  Byrsoptera  ntfifrons  Fall. 

Was  die  gesamte  Körperform  betrifft ,  so  sind  die  Männchen 
immer  schmäler  und  schlanker.  Bisweilen  sind  die  beiden  Ge- 
schlechter in  dieser  Beziehung  sehr  verschieden ;  der  Dimorphismus 
des  Weibchens  spielt  dabei  meistens    eine   wichtige  Rolle.     Dies  ist 

^  Polymeras  nigrita  TAhL.  —  ^  Unter  fremden  Arten:  AIlaeouDfus  Fieb, 
—  ^  Siehe  weiter  unten  im  Kapitel  über  den  Dimorphismus. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  \aterl.  Naturkunde  in  Württ.  1900.  18 


—     274     — 

der  Fall  bei  den  Leptopterna-kiien ,  Botliynotus ,  Orthocephali,  be- 
sonders bei  Systellonotus^,  Bicyphus  errans  und  palUdus,  Glohiceps 
flavomaculatus ,  Gl.  fulvipes  und  in  noch  höherem  Masse  bei  Gl. 
dispar,  Chlamydatus  ambulans  und  Byrsoptera  riißfrons.  Harpocera 
thoracica  zeigt  jedoch  die  größten  Geschlechtsunterschiede,  denn  bei 
dieser  Art  finden  sich  Abweichungen  in  der  Struktur  des  Kopfes, 
der  Fühler  und  Beine,  sowie  der  Halbdecken,  wozu  noch  kommt, 
daß  beide  Geschlechter  sehr  verschieden  gefärbt  sind. 

Was  nun  Färbung  und  Zeichnung  betrifft,  so  sind  bei  den 
meisten  Capsiden  die  beiden  Geschlechter  einander  sehr  ähnlich. 
Die  größten  Unterschiede  finden  sich,  wie  gesagt,  bei  Harpocera, 
deren  Männchen  viel  dunkler  gefärbt  ist.  Und  wo  Farbenunterschiede 
überhaupt  vorhanden  sind,  ist  letzteres  meistens  der  Fall.  So  sind 
die  Männchen  der  folgenden  Arten  dunkler  und  mit  schmäleren, 
schärfer  begrenzten  und  lebhafteren  Zeichnungen  versehen  als  die 
Weibchen:  Megaloceraea  erratica  L. ,  Teratocoris  antennatus  Boh., 
T.  hyperhoreus  J.  Sahlb.  ^ ,  T.  viridis  Dodgl.  et  Sc. ,  T.  Saundersi 
DoüGL.  et  Sc,  Phytocoris  distinctus  Dougl.  et  Sc.  ^,  Ph.  dimidiaUis 
KmscHB.,  Calocoris  variegatus  Costa*,  C.  fulvomaculatus  D.  G. ,  C. 
striatellus  F.  ^,  C.  roseomaculatus  D.  G. ,  Oncognathus  hinotatus  F. ", 
Bryocoris  pteridis  Fall.  ,  Eroticoris  rufescens  Burm.  ^ ,  Gyllocoris 
histrionicush.,  Orthotylushoreelhis7jm:T.,  O.virens  Ykll.,  Conostethus 
salinus  J.  Sahlb.,  C.  roseiis  Fall.,  Phylus  limitatus  Fieb. ®,  Plesio- 
dema  pinetellum  Zett.  ,  Psallus  betuleti  Fall.  ,  Ps.  ambiguus  Fall., 
Ps.  graminicola  Zett.,  Ps.  variabilis  Fall.,  Plagiognathus^  quadri- 
maculatus  Fall.  ,  PI.  Roseri  H.-S.  ^" ,  PJ.  albipennis  Fall.  ,  PI. 
Bohemani  Fall.  ^\  und  auch  wenn  die  Arten  variieren,  sind  die 
dunkleren  Varietäten  Männchen  (Calocoris  bipunctatiis  F.,  Cyphodema 
rubicimda  Fall.  ^^,  Poeciloscytus  vulueratus  Wolff,  Beraeocoris 
laniarius  L.^^),  die  helleren  Weibchen  {Lygus  viridis  Fall.,  L.lim- 
hatus   Fall.,    Hadrodema  pinastri  Fall.  ^*,    Psallus   aethiops  Zett.). 


1  Bei  dieser  Art  ist  der  Kopf  des  Weibchens  mehr  oder  weniger  kugel- 
förmig, ein  Umstand,  welcher  von  der  „Maskienuig"  dieses  Geschlechts  herrührt 
(siehe  weiter  unten).  —  ^  Nach  Put.  Cat.  1899  (p.  57)  ist  Teratocoris  hyper- 
horeus Sahlb.  synonym  zu  T.  viridis  Dgl.  et  Sc.  —  ^  Phytocoris  distinctus 
Dgl.  et  Sc.  ist  (nach  Put.  Cat.  1899)  Varietät  von  Ph.  Populi  Lin.  —  *  Calo- 
coris hiclavatus  H.-S.  —  *  Calocoris  ochromelas  Gmel.  —  ^  Sfenotus  hinotatus  F. 
—  '  Allodapus  rufescens  Burm.  —  ^  Brachyarthrum  limitatnm  Fieb.  —  ^  Crio- 
coris  quadrimacidatus  Fall.  —  '"  Sthenarus  Roseri  H.-S.  —  ''  Neocoris 
Bohemani  Fall.  —  "  J^yyus  ruhicundus  Fall.  —  **  Capsus  ruher  Lin.  — 
"  Camptozygum  Pinastri  Fall. 


—     275     — 

Nur  bei  CUamijdatus  ambidans  Fall.  ^  und  Byrsoptera  rußfrons 
Fall,  ist  das  Weibchen  dunkler  als  das  Männchen.  Da  das  Männchen, 
wie  gesagt,  am  meisten  auf  dunklerem  Grund  lebhaftere  und  schärfer 
hervortretende  Zeichnungen  hat,  während  das  Weibchen  im  all- 
gemeinen blasser  und  mit  mehr  zusammenfließenden  Zeichnungen 
versehen  ist,  scheint  es,  daß  nach  Darwin's  Hypothesen  das  männliche 
Geschlecht,  das  durch  die  Geschlechtsselektion  besonders  bevorzugte 
ist  und  als  ob  diese  Auswahl  von  den  Weibchen  getroffen  würde. 

III.  Metamorphose  und  Entwicklungsgeschichte. 

Über  die  Metamorphose  und  Entwicklungsgeschichte  der  Cap- 
siden  ist  noch  fast  nichts  veröffentlicht  worden.  Da  das  Weibchen 
mit  einem  fein  gebildeten  Stachel  (terebra)  versehen  ist,  scheint  es, 
daß  es  die  Eier  in  die  Blattmasse  der  Pflanzen  eingesenkt  ablegt. 
Direkte  Beobachtungen  hierüber  liegen  jedoch  nicht  vor.  —  Die  Eier 
sind  bei  allen  von  mir  untersuchten  Arten  länglichrund,  oft  schwach 
gekrümmt,  glatt  glänzend.  Solange  die  Larven  noch  ganz  klein  sind, 
zeichnen  sie  sich  häufig  durch  ihre  verhältnismäßig  längeren  Fühler 
aus.  Etwas  älter,  sind  ihre  Fühler  und  Beine  meist  kürzer  und 
dicker  als  bei  der  Imago  und  die  Längenverhältnisse  der  einzelnen 
Glieder  weichen  unter  sich  ab.  Der  Schnabel  ist  dagegen  so  wie 
bei  dem  entwickelten  Insekt.  Der  Kopf  hat  in  den  meisten  Fällen 
dieselbe  oder  doch  eine  ganz  ähnliche  Form,  wie  bei  dem  ent- 
wickelten Tier.  Das  Pronotum  ist  dagegen  meistens  rechtwinkhg, 
oben  wagerecht,  immer  ohne  vordere  Einschnürung.  Der  Mittelrücken, 
der  an  seiner  Spitze  mehr  oder  weniger  abgerundet  ist,  ist  gewöhn- 
lich so  lang  als  das  Pronotum  und  trägt  an  seinen  Seiten  bei  der 
(nach  der  zweiten  Häutung  entstehenden)  Nymphe  Halbdecken- 
stummel.  Das  Metanotum  besteht  aus  zwei  Ringen,  von  denen  der 
vordere  die  Andeutungen  der  Flügel  trägt.  Die  Flügelstummel  sind 
bei  verschiedenen  Gruppen  und  Arten  ungleich  lang.  Oft  ist  der 
Hinterrand  von  Pro-  und  Metanotum  ungleich  gefärbt.  Das  Abdomen 
ist  gewöhnlich  so  lang  als  der  ganze  übrige  Körper  und  besteht  aus 
8  Segmenten.  Die  Genitalsegmente  und  Geschlechtsteile  sind  noch 
unentwickelt.  Die  Körperhülle  ist  weich  und  schrumpft  nach  dem 
Tode  zusammen ^  Die  Tarsen  sind  nur  zweigliedrig;  ihr  zweites 
Glied,  das  an  der  Spitze  die  Krallen  trägt,  ist  lang. 

'  Mecomma  ambulans  Fall. 

-  Larven  und  Nymphen  lassen  sich  daher  am  besten  in  12gradigem  Spiritus 
autbewahren. 

18* 


—     276     — 

In  der  Färbung  und  bisweilen  auch  im  allgemeinen  Habitus 
(z.  B.  Cyllocoris  histrionicus)  sind  die  Larven  und  Nymphen  oft  den 
ausgebildeten  Insekten  ganz  unähnlich,  und  wenn  nahestehende  Arten 
als  Imagines  in  Färbung  sehr  ungleich  sind,  ähneln  doch  dagegen 
oft  ihre  Larven  und  Nymphen  einander.  Bis  jetzt  sind  fast  noch 
keine  früheren  Stadien  beschrieben  worden.  Ich  habe  während  einer 
Reihe  von  Jahren  Beobachtungen  über  die  Entwicklung  der  Cap- 
siden  angestellt  und  kann  daher  die  Larven  oder  Nymphen  von 
vielen  Arten  beschreiben. 

Was  die  Erscheinungszeit  der  Imago  betrifft,  so  ist  diese  bei 
den  einzelnen  Arten  sehr  verschieden.  Ich  habe  auch  darüber  im 
Laufe  mehrerer  Sommer  Aufzeichnungen  gemacht,  teils  auf  Aland, 
teils  in  der  Umgebung  von  Abo  (Pargas  Kirchspiel)  und  gefunden, 
daß  man,  nach  den  Verhältnissen  im  südwestlichen  Finnland,  die 
folgenden  Gruppen  unterscheiden  kann  \ 

1.  Arten,  welche  um  den  25.  Juni  oder  schon  früher  erscheinen 
und  dann  (wenigstens  die  33)  schon  gegen  Mitte  Juli  wieder  ver- 
schwinden (Vorsommer-Arten):  Calocoris  striatelliis,  Glohkeps 
flavonotatus ,  Lahojys  Sahlbergi  ^ ,  Plagiognathtis  qimdrimaadatns, 
Fsallus  iutermedius^  und  variabilis. 

2.  Arten ,  welche  vom  Ende  Juni  ab  bis  zum  5.  bis  10.  Juli 
erscheinen  und  welche  (wenigstens  die  de?)  spätestens  Mitte  August 
wieder  verschwinden  (Mittelsommer- Arten) :  Monalocoris  filicis, 
Pithanus  Märkell,  Megaloceraea  nißcornis,  Leptopternd  äölabrata 
und  ferntgata^  Teratocoris  Saundersi  und  pallidum^  Capsus  ater^, 
Lygns  linibatus,  Poeciloscytus  unifasciatus,  Stiphrosoma  leucocephalum  °, 
Cyllocoris  histrionicus ,  Globiceps  fulvipes ,  Ghlamydatus  ambulans  ^\ 
caricis'^,  Hoplomaclms  Thunhergi,  Flesiodema  innetelhim,  Psallus 
amhiguus ,  dimimdns,  Plagiognathus  nigritulus^.  Die  Grenzen  zwi- 
schen dieser  und  der  folgenden  Gruppe  sind  oft  schwer  zu  finden 
und  in  verschiedenen  Jahren  können   einige  Arten  vielleicht  entweder 


'  Diese  Bemerkungen  bezw.  Beobachtungen  beziehen  sich  auf  das  nord- 
europäische Finnland  und  dürfen  deshalb  nicht  vollständig  auf  das  mittel- 
europäische Deutschland  übertragen  werden ;  hierbei  muß  mit  einer  zeitlichen 
Verschiebung  von  etwa  1 — 3  Wochen  früher  gerechnet  werden. 

^  Lahops  Sahlbergi  Fall,  lebt  nur  in  Skandinavien,  Finnland  und  Rußland. 

^  Fsaihts  intermedius  Sählb.  =  Ps.  oethiojjs  Zeit,  kommt  nur  in  Skan- 
dinavien und  Finnland  vor. 

*  lihopaloiomH^  citcr  Lin.  —  °  Siran gylovor in  leucocephalus  Lix.  — 
*  Mecomma  ambulans  Fall.  —  '  Cyrtorrhinus  Caricis  Fall.  ~  ^  Neocoris 
nigrituhis  Zett.,  kommt  nur  in  Groß-Britannien,  Skandinavien  iiud  Finnland  vor. 


—     277     — 

zur  einen  oder  anderen   Gruppe  gerechnet  werden.     Die  hierher  ge- 
hörigen Arten  verschwinden  jedoch  immer  früher. 

3.  Arten,  welche  vom  10.  bis  15.  Juli  bis  um  den  25.  Juli  bis 
1.  August  erscheinen,  und  welche  noch  Ende  August  und  bisweilen 
bis  in  den  September  vorkommen,  aber  nur  äußerst  selten  über- 
wintern (Hochsommer- Arten):  Cahcoris  varirgatus^,  fulvomaculatus, 
roseomaculatus,  striaUis'^,  Oncognatlius  hwotatus^ ,  Dicrooscytus  rufi- 
pennis,  Plesiocoris  rugicoUis,  Lygus  ruhricahis ,  contaminatus,  pra^ 
tensis,  Kalmi^  (hjphodema  rubiawda'^,  Hadrodema  pinastri^, 
Liocoris  tripustulcdiis  var.  a.,  Ilcdticiis  pallicornis^,  Pllophorus  cla^ 
vatus,  Orthocephalns  scdtcäor,  Glohiceps  ftavomacidatus,  Chlamydatus 
■insignis'^,  Orthotylns  nasscdus,  virens, ßavosparsus,  Oncotylus  decolor^, 
Byrsoptera  rußfrons ,  Plesiodema  pinetellum,  Atradotomus  magni- 
rornis .    Psallus  varians,    Plagiogncdhus  arhiistoruni   und  viridtdus^. 

4.  Arten,  welche  im  August  (bisweilen  schon  Ende  Juli)  oder 
oft  erst  am  Ende  August  oder  anfangs  September  ausgebildet  sind, 
und  von  denen  mehrere  mit  Sicherheit  überwintern  (Spätsommer- 
Arten):  Miris  ccdcaratus  und  virens,  3Iegaloceraea  erratica,  Phyto^ 
coris  piiii,  Lygus  pratensis,  Kalmi,  Piloplioriis  hifascicdus,  Cremno^ 
cepliahis  umbratilis ,  Liocoris  tripustidatus  var.  c. ,  örthotylus  ßavo- 
sparsus, ericetorum,  PsaJhis  roseus^^,  alnicola,  sanguineus^^. 

Aus  obigem  geht  hervor,  daß  einige  Arten  im  Laufe  einer 
längeren  Zeit  sich  entwickeln  (z.  B.  Lygus  pratensis  im  Juli,  August 
und  bis  in  den  September,  Lygus  Kalmi  von  Mitte  Juli  bis  Mitte 
August,  örthotylus  ßavosparsus  von  Mitte  Juli  bis  Anfang  September, 
Plagiognathus  viridulus  von  Mitte  Juli  bis  weit  in  den  August).  Es 
sind  dies  eben  die  an  Individuen  am  zahlreichsten  Arten.  Die 
meisten  Arten  erscheinen  als  Imagines  doch  nur  während  einer  enger 
begrenzten  Zeit.  Nur  wenige  Capsiden  überwintern ,  so  daß  die 
Frtthlingsfauna  nur  aus  3Liris  mlcaraius ,  virens  und  Jiolsatus, 
Lygus  pratensis  und  Kalmi,  Cyphodema  ruhicunda  ^'- ,  Poeciloscytus 
Gyllcnhali^^  und  Liocoris  tripustidatus  besteht. 

Mehr  als  eine  Generation  im  Laufe  des  Jahres  habe  ich  nicht 
beobachten  können,   jedoch  möchte    ich  in  betreff  des  Liocoris  tri- 


*  Cdlocoris  biclavatus  H.-S.  —  ^  Pi/cnopterna  striata  Lix.  —  ''  Sicnotus 
h'niotalns  F.  —  *  Lygus  rnhicundus  Fall.  —  ''  Cainpto.ii/ffum  Finastri  Fall. 
—  ^  Halticus  apteruft  Lix.  —  '  Cyrtovrhinus  Jlareolus  Reut.  ,  nur  in  Skan- 
dinavien und  Finnland.  —  ^  OnycliHmeiiua  decolor  Fall.  —  ^  Plngioynathas 
Chrysanthemi  Wolff.  —  '"  rmllus  Fallenii  Reut.  —  »^  Psallus  roseus  Fab.  — 
'-  Lyyus  rubicundus  Fall.  —   ''  C/i,ir>uinr/n'his  (hillpiihali  Falt,. 


—     278     — 

pustulatiis  bemerken,  daß  die  Exemplare,  welche  ich  Ende  August 
und  Anfang  September  entwickelt  gefunden  habe,  sich  von  den- 
jenigen, welche  sich  Ende  Juli  entwickeln,  dadurch  unterscheiden, 
daß  die  Zeichnungen  hellgelb  (nicht  rostgelb)  sind  (=  var.  c.  autum- 
nalis  m.)-  Ebenso  sind  die  im  September  sich  entwickelnden  In- 
dividuen von  Lygus  Kalmi  L.  viel  dunkler  als  die,  welche  früher 
im  Sommer  erscheinen.  Vielleicht  kommen  hier  zwei  Generationen 
vor,  eine  Sommer-  und  eine  Herbst-Generation ,  welche  sich  in  der 
Färbung  unterscheiden,  ähnlich  wie  die  verschiedenen  Generationen 
von  gewissen  Psi/Ua- Arten. 

IV.  Polymorphismus. 

Der  Polymorphismus  oder  das  Verhältnis,  daß  eine  und  die- 
selbe Art  als  Imago  in  mehreren  ungleichen  Formen  auftritt,  ist 
eine  im  Tierreich  schon  längst  bekannte  Erscheinung.  Unter  den 
Hemipteren  beschränkt  sich  der  Polymorphismus  meistens  auf  die 
höhere  oder  geringere  Entwicklung  der  Flügel  und  die  dadurch  be- 
dingte Struktur  des  Mittelkörpers  und  kommt  in  diesem  Falle  bei 
den  meisten  Arten  als  Dimorphismus  vor,  indem  die  Art  in  zwei 
verschiedenen  Formen  auftritt,  nur  bei  wenigen  (z.  B.  einigen  Cica- 
darien)  als  Trimorphismus.  Bei  einigen  Reduviiden  äußert  sich 
jedoch  der  Polymorphismus  auch  in  anderer  Weise,  z.  B.  in  einer 
verschiedenen  Erweiterung  des  Abdomen  bei  demselben  Geschlecht 
der  gleichen  Art.  Bei  den  Capsiden  haben  wir  nur  ersteren  Typus 
von  Polymorphismus  (den  ich  als  Pterygo- Polymorphismus  be- 
zeichnet habe.  Siehe  weiter  unten!),  und  zwar  fast  immer  als  Dimor- 
phismus. Nur  ein  einziger  Fall  von  Trimorphismus,  welchen 
ich  vorigen  Sommer  bei  Orthocephalus  saltator  Hahn  beobachtete, 
ist  bis  jetzt  bekannt. 

Diese  Erscheinung  oder  der  Zustand,  daß  eine  Art,  als,  wie  man 
es  nennt,  eine  langflügelige  Form  (forma  macroptera)  und  eine 
kurzflügelige  Form  (forma  brachyptera^)  auftritt,  wobei  beide 
Formen  mit  bis  zu  einem  gewissen  Grade  entwickelten  Flügeln  ver- 
sehen sind,  ohne«  daß  sich  Zwischenformen  nachweisen  lassen,  ist  erst 
in  neuerer  Zeit  in  der  Entomologie  und  besonders  der  Hemipterologie 
untersucht  und  richtig  aufgefaßt  worden.  Lange  glaubte  man  näm- 
lich irrtümlicherweise ,  die  kurzgeflügelte  Form  wäre  ein  unent- 
wickeltes Individuum ,    das  sich  noch  weiter  entwickeln  würde.     So 


*  Diese  Benennungen  wurden  zuerst  von  SxäL  eingeführt. 


—     279     — 

sagt  z.  B.  Fallen  in  einer  Anmerkung  zu  Capsiis  mutahilis  (Hern. 
Suec.  p.  118) :  „Feminae  perfecte  explicatae  rariores  sunt;  atlarvae 
s.  pupae,  corpore  crasso  obtuso,  elytris  abbreviatis,  frequenter  etiam 
copulatae  occurrunt"  ^  Ebenso  bei  C.  flavomaculatus  (p.  120)  : 
„Femina  perfecte  explicata  rarius  occurrit,  larva  autem  vel  pupa 
saepius  visa"  -  usw.  ^.  Daß  Scopoli  (Ent.  Carn. ,  1763)  auch  das 
Weibchen  dieser  Art  als  Larve  beschrieb,  ist  daher  kein  Wunder. 
Mehr  kann  man  sich  schon  wundern,  daß  noch  Fieber  (Europ.  Hem. 
1860)  von  mehreren  Arten  die  kurzgeflügelte  Form  als  Nymphe  be- 
schreibt. Der  Dimorphismus  scheint  ihm  überhaupt  eine  terra  in- 
cognita  zu  sein,  weshalb  er  auch  dazu  gekommen  ist,  die  ungleichen 
Formen  von  einigen  Arten  als  verschiedene  Arten  zu  beschreiben, 
z.  B.  Neides  tipularius  xinöi  parallelus,  Berytus  vittatus  und  minor  nsw. 
Unter  den  Capsiden  beschreibt  er  wiederum  eine  „Männchen- 
Puppe"  (p.  238)  von  Bryocoris  pteridis ,  bei  Leptopterna  dolahrata 
(p.  245)  spricht  er  von  „erst  entwickelten  Puppen"  ,  bei  Mecomma 
amhtdans  (p.  284)  von  „Weibchen-Puppe"  ,  ebenso  bei  Agalliastes 
saltitans^  (p.  311),  während  die  Weibchen  von  Orthocephalus  sal- 
tator  und  mutahilis  (p.  293)  als  normal  ohne  Membran  beschrieben 
werden. 

Andere  Hemipterologen  hatten  doch  schon  früher  eingesehen, 
daß  die  kurzgeflügelten  Formen  auch  Imagines  sind.  Dies  wird  z.  B. 
von  Kirschbaum  in  „Rhynch.  Wiesb."  (1855)  besonders  hervorgehoben, 
der,  nachdem  er  auf  der  vorhergehenden  Seite  das  Verhältnis  betont 
hat,  daß  Arten  oft  mit  verkürzten  Flügeln  und,  infolge  der  geringeren 
Entwicklung  der  Flugmuskeln ,  mit  schmälerem  Meso-  und  Meta- 
notum ,  sowie  hinten  schmälerem  Pronotum  auftreten ,  schließlich 
ausdrücklich  sagt:  „Mit  Nymphen  sind  diese  Formen  mit  ver- 
kümmerten Flugorganen  nicht  zu  verwechseln,  da  bei  diesen  sowohl 
die  beiden  Halbdecken  als  die  beiden  Flügel  in  gemeinsame,  über 
den  Mittel-  und  Hinterrücken  gehende  Hüllen  eingeschlossen  sind ; 
auch    ist   bei    dem  ^    die    Legescheide    von    den    sie    begleitenden 


*  Vollständig  ausgebildete  Weibchen  sind  ziemlich  selten,  während  man 
hingegen  Larven  oder  Puppen  mit  dickem  stumpfen  Leib  und  abgekürzten 
Flügeldecken  häufig,  sogar  in  Begattung  antrifft. 

^  Das  vollständig  ausgebildete  Weibchen  bekommt  man  selten  zu  Gesicht, 
während  die  Larve  oder  Puppe  häufig  anzutreffen  ist. 

^  So  vermutet  er,  daß  Phyioeovis  sali it ans  (p.  114)  die  Pupa  von  Ph. 
pulicarius  sein  könnte. 

*  Chlamijdatus  saltitans  Fall. 


—     280     — 

Längswülsten  eingehüllt."  Flor  ist  ganz  derselben  Meinung  (Rhynch. 
Livlancls,  1860,  p.  37  f.). 

Die  neueren  Hemipterologen  legen  daher  auch  allgemein  Ge- 
wicht auf  den  Dimorphismus  und  beschreiben  gewöhnlich  die  beiden 
Formen  einer  dimorphen  Art  besonders  als  forma  macroptera  und 
forma  brachyptera. 

Bei  uns  ist  der  Dimorphismus  erst  von  J.  Sahlberg  genauer 
untersucht  worden;  er  hat  1867  in  einem  Aufsatz  „Bidrag  tili 
kännedoraen  om  Finlands  dimorpha  insektarter" '  (Notis.  Skpts.  pro 
F.  et  Fl.  Fenn.  Förh.  IX  [1867])  sich  darüber  ausgesprochen  und 
kommt  nochmals  darauf  zurück  in  seiner  „Üfversigt  af  Finlands  ocb 
den  Skandinaviska  halföns  Cicadariae"  (ibid.  XII  [1871]).  In  diesen 
Aufsätzen  versucht  der  Verfasser  die  Natur  des  Dimorphismus  zu  er- 
klären und  gibt  dabei  (Öfversigt,  p.  20)  eine  ziemlich  gute  Ein- 
teilung der  dimorphen  i\.rten. 

Sahlberg  kommt,  ähnlich  dem  was  Flor  anzunehmen  scheint 
(Rhynch.  Livl.  I,  p.  39),  zu  dem  Resultat,  daß  der  Dimorphismus 
durch  den  Einfluß  des  Klimas  bedingt  wird ,  indem  er ,  was  die 
Cicadinenfauna  betrifft,  nachweist,  wie  die  Prozentzahl  der  dimorphen 
Arten  gegen  den  Norden  zunimmt.  „Wenn  eine  Art  sich  bis  zu 
einem  Gebiet  verbreitet  hat,"  sagt  er  (1.  c.  p.  22),  „woselbst  die 
Temperatur  niedriger  als  in  ihrer  ursprünglichen  Heimat  ist,  geschieht 
es  bisweilen,  daß  einige  Individuen  im  Kampf  ums  Dasein  ihre  Flug- 
organe nicht  mehr  zu  entwickeln  vermögen,  vorausgesetzt,  daß  das 
Tier  diese  nicht  absolut  nötig  hat,  um  sich  selbst  zu  erhalten  und 
die  Art  fortzupflanzend"  Der  Verfasser  scheint  anzunehmen,  daß 
das  Fehlen  der  Fähigkeit,  die  Flügel  zu  ihrer  vollen  Länge  zu  ent- 
wickeln, nicht  in  nuce  im  Ei  liege,  sondern  auf  Zufälligkeiten, 
z.  B.  in  der  Ernährung  der  Larven  und  insbesondere  in  den  klima- 
tologischen  Verhältnissen,  unter  welchen  sie  sich  entwickelt  haben, 
beruhe  (siehe  Bidr.  dim.  Ins.  p.  204  ff.).  „Daß  die  Flügel  bei  Insekten, 
deren  übrige  Lokomotionsorgane,  z.  B.  die  Beine  wohl  entwickelt 
und,  wie  es  bei  den  Cicadarien  der  Fall  ist,  zum  Hüpfen  brauchbar, 
weniger  notwendig  und  daher  leichter  entbehrlich  sind,  ist  leicht 
einzusehen,"  sagt  Sahlberg  weiter  \  Ich  habe  mir  diese  Auszüge 
erlaubt,  weil  meine  Hypothese  über  den  Dimorphismus  wesentlich 
verschieden  ist. 

Die  Richtigkeit  der  Prozentzahl  der  dimorphen  Cicadinen,  die 


'  Die  Erklärung  ist  also,  wenn  auch  indirekt,  nur  teleologisch. 


—     281     — 

von  Saiilberg  angeführt  werden,  läßt  sich  nicht  in  Abrede  stellen, 
aber  deren  Zunahme  gegen  Norden  dürfte  durch  mehr  als  nur  durch 
den  direkten  Einfluß  des  Klimas  bedingt  sein.  So  kommen  z.  B. 
nur  8  lappländische  Cieadinen  auf  Bäumen  und  Sträuchern  vor, 
während,  je  weiter  man  gegen  Süden  kommt,  diese  Anzahl  immer 
größer  und  größer  wird,  und  eben  solche  Arten  sind  bekannter- 
maßen nie  dimorph.  Auch  gibt  die  Prozentzahl  der  übrigen  Hemipteren 
nicht  dasselbe  Resultat,  wie  die  der  Cieadinen.  Hiermit  möchten 
wir  doch  nicht  in  Abrede  stellen,  daß  das  Klima  zur  Entstehung  des 
Dimorphismus  etwas  beitragen  kann,  wenn  wir  uns  auch  bis  auf  wei- 
teres nicht  erklären  können,  in  welcher  Weise  dies  vor  sich  geht  ^ 
Indessen  liegen  einige  Tatsachen  vor,  die  man  bei  dem  Studium 
des  Dimorphismus  nicht  vergessen  darf: 

1.  Dimorphe  Arten  fehlen  nicht  in  den  Tropen,  z.  B.  Nahis, 
Coriscus,  Belphax  u.  m. 

2.  Individuen  mit  verkürzten  Flug-  und  Deckflügeln  kommen 
meistens  bei  Insekten  mit  Hüpf-  oder  stark  entwickelten  Lautbeinen 
vor.  So  ist  der  Dimorphismus  unter  den  Orthopteren  und  Cieadinen 
zahlreich  vertreten  und  bei  den  Capsiden  haben  die  meisten  dimor- 
phen Arten  stark  entwickelte  Hinterbeine. 

3.  Es  kommen  mehrere  Fälle  vor,  wo  nur  das  Weibchen  dimorph 
ist,  keine  aber,  wo  das  nur  mit  dem  Männehen  der  Fall  ist.  Die 
Hinterbeine  dieser  Weibchen  sind  oft  deutlich  dicker  als  die  der 
Männchen,  unter  den  Capsinen  z.  B.  bei  den  $$  von  Leptopterna 
ferruyata^  ÄUaronotus,  Orthocephali ,  Labops ,  Glohiceps  (Subgen. 
Kelidocoris),   Ghlamyäatus  amhulans,  Byrsoptera  u.  m.  ^ 

4.  Eine  große  Zahl  der  am  deutlichsten  dimorphen  Arten  lebt 
im  Gras  und  an  den  Wurzeln  der  Gräser. 

5.  Dagegen  kommen  keine  dimorphen  Arten  auf  Bäumen  und 
Sträuchern  vor. 

6.  Der  Dimorphismus  steht  bei  einigen  Arten  in  so  deutlichem 
Zusammenhang  mit  ihrer  Leben.sweise,  daß  man  ihn  nicht  als  durch 
das  Klima  bedingt  ansehen  kann,  z.  B.  bei  Systellonotus. 

7.  Unter  den  nicht  wenigen  bekannten  fossilen  Arten  gibt  es 
keine   dimorphe. 


'  Hier  sind  auch  die  Arten,  deren  Weibchen  als  forma  macroptera  noch 
nicht  bekannt  sind,  berücksichtigt,  wie  es  auch  von  Sahleerg  geschieht. 

-  Auch  bei  nicht  dimorphen  Arten ,  deren  Weibchen  doch  kürzere  Flügel 
als  die  Männchen  haben,  sind  die  Schenkel  in  ähnlicher  Weise  verdickt,  z.  B. 
Mncrocoleus  moUicnhifi. 


—     282     — 

Hieraus  ergeben  sich  nun  folgende  Schlußfolgerungen: 

1.  Die  langgeflügelte  Form  ist  die  ursprüngliche  und  die  kurz- 
geflügelten  Formen  sind  erst  in  späteren  Perioden  durch  die  „natür- 
liche Auswahl"  entstanden.  Das  im  allgemeinen  seltenere  Auftreten 
der  langgeflügelten  Form  bei  einer  dimorphen  Art  kann  demnach 
durch    das  Gesetz    vom  Rückgang   oder  Rückschlag  erklärt  werden. 

2.  Die  Verkrüppelung  der  Flügel  ist  wahrscheinlich  durch  ver- 
schiedene Umstände  verursacht.  Bei  dem  ameisenähnlichen,  unter 
den  Ameisen  lebenden  Systellonotus^  steht  sie  off'enbar  in  Zusammen- 
hang mit  der  Lebensweise  des  Tieres  und  trägt  zu  der  Erscheinung 
bei,  welche  von  der  neueren  Naturforschung  als  ^.Mimicry*  be- 
zeichnet wird. 

3.  Viele  Arten  haben,  da  sie  sich  an  solchen  Orten  aufhalten, 
wo  ihre  Flugfähigkeit  wenig  gebraucht  wird,  d.  h.  nicht  auf  Bäumen 
und  Sträuchern,  sondern  im  Grase  und  auf  dem  Boden,  wo  ihnen 
die  Beine  nützlicher  sind ,  in  betreff  der  letzteren  im  Laufe  der 
Generationen  eine  hohe  Entwicklungsstufe  erlangt,  während  dagegen 
die  Flügelmuskeln,  die  nicht  gebraucht  werden,  verkrüppeln  und  zu- 
folge dem  „Gesetze  von  der  Wechselwirkung"  auch  die  Flügel  ver- 
kürzt werden,  je  mehr  sich  die  Beine  entwickeln.  Das  „Erblichkeits- 
gesetz" erklärt  dann  weiter  das  Aussehen  der  jetzigen  brachypteren 
Formen. 

4.  Das  Männchen,  welches  die  aktive  Rolle  spielt,  war  im  all- 
gemeinen mehr  genötigt,  seine  Flügel  zu  gebrauchen  und  deren 
Muskeln  zu  üben ,  weshalb  auch  das  männliche  Geschlecht  bei 
mehreren  Arten  durch  Vererbung  die  entwickelte  Deck-  und  Flug- 
flügel erhalten  hat,  während  das  Weibchen  dimorph  ist  und  nur 
selten  in  der  macropteren  Form  auftritt. 

In  dieser  Weise  gestaltet  sich,  an  der  Hand  der  vorliegenden 
Tatsachen ,  die  Hypothese  von  dem  Dimorphismus ,  wenn  man  das 
Gesetz  von  der  natürlichen  Auswahl  anerkennt.  Mir  scheint  es 
jedenfalls ,  daß  dies  die  natürlichste  und  einzig  mögliche  Weise  ist, 
in  welcher  man  diese  interessante  Erscheinung  erklären  kann, 
während  ich  mich  nicht  zu  einer  Ansicht  bekennen  möchte,  die  an- 
nimmt, daß  die  kurzgeflügelte  Form,  ohne  erbliche  Anlagen,  allein 
durch  die  Einwirkung  des  Klimas  entstände.  Warum  wären  in  diesem 
Falle  die  kurzgeflügelten  Formen  einer  Art  im  hohen  Norden  nicht 
noch  mehr  kurzgeflügelt  als  z.  B.  in  Südeuropa?  Und  warum  sollte 
das  Klima  nicht  auch  auf  die  auf  Bäumen  und  Sträuchern  lebenden 
Insekten  ebenso  wie  auf  die  am  Boden  sich  aufhaltenden  Arten  ein- 


—     283     — 

wirken  können  ?  Ferner,  warum  wären  die  Männchen  der  Einwirkung 
des  Klimas  weniger  ausgesetzt  als  die  Weibchen?  So  lange  diese 
Fragen  nicht  beantwortet  sind,  kann  ich  keine  andere  als  die  oben 
von  mir  dargelegten  Ansichten  über  die  Natur  des  Polymorphismus 
bei  den  Hemipteren  (und  Orthopteren)  annehmen. 

Kehren  wir  dann,  nach  dieser  Abschweifung,  wieder  zu  den 
Capsiden  zurück  und  werfen  wir  einen  Blick  auf  die  bei  uns  vor- 
kommenden dimorphen  Arten  dieser  FamiUe.  Sahlberg  führt  von 
den  hierher  gehörigen  Arten  in  den  „Bidr.  tili  Finl.  dim.  In.",  15  Arten 
aus  Finnland  an,  eine  doch  keineswegs  vollständige  Anzahl.  Von 
Skandinavien  und  Finnland  kennen  wir  zusammen  38  dimorphe  Cap- 
siden, von  welchen  27  in  Schweden,  34  in  Finnland,  16  in  Lapp- 
land, 26  im  südlichen  Finnland,  16  in  Schonen  vorkommen. 

Bei  mehreren  Arten ,  welche  jedoch  nicht  zu  den  dimorphen 
gerechnet  werden  können,  läßt  sich  jedoch  die  Tatsache,  daß  die 
Flügel  des  Männchens  länger  sind,  erkennen,  ja  dies  ist  fast  ein 
durchgehender  sexueller  Charakter  und  erklärt  sich  eben  dadurch, 
daß  das  Männchen  der  aktivere  Teil  der  Art  ist.  Bei  einigen  Weibchen 
haben  aber  diese  gekürzten  Flügel  eine  noch  stärkere  Verkürzung 
erfahren,  wodurch  die  Flugflügel  äußerst  rudimentär  geworden  sind 
oder  auch  ganz  fehlen.  Zu  den  Weibchen,  welche  man  doch  nicht 
ohne  weiteres  als  dimorph  aufführen  kann,  weil  ihre  forraae  macro- 
pterae  noch  unbekannt  sind,  zählen  folgende  Arten:  Systellonotus 
triguttatus  L.,   Glohicejjs  dispar  Boh.  und  Byrsoptera  rufifrons  Fall. 

Die  dimorphen  Hemipteren  sind  von  J.  Sahlberg  (Öfv.  af  Finl. 
och  Skand.  Cicadariae  p.  20)  in  gewissen  Gruppen  eingeteilt  worden. 
Ich  gebe  hier  eine  andere,  nach  meiner  Meinung  geeignetere  Ein- 
teilung dieser  Insekten. 

Zuerst  ist  jedoch  zu  bemerken ,  daß  die  Benennung  dimorph 
nicht  bezeichnend  genug  ist,  weil  dieser  Ausdruck  schon  vorher  in 
mehrfach  verschiedenem  Sinne  in  der  Naturgeschichte  gebraucht 
worden  ist,  weshalb  ich  für  den  in  Frage  kommenden  Fall  die  Be- 
zeichnung Pterygo-Polymorphismus  vorschlage  und  die  dadurch 
ausgezeichneten  Arten  als  pterygo-polymorph  benenne. 

Die  pterygo-polymorphen  Arten  lassen  sich  folgendermaßen  ein- 
teilen : 

Species  pterygo-polyraorphae. 

1.  Species  pterygo-trimorphae,  die  in  drei  verschiedenen 
Formen,  forma  macroptera,  intermedia  und  brachyptera  vor- 
kommen ;  unter  den  Capsiden  nur  Orthocephalus  saltator  Hahn. 


—     284     — 

2.  Species  pterygo-dimorphae,  die  nur  als  forma  macro^ 
ptera  und  forma  brachyptera  vorkommen. 

Species  pterygo-dimorphae. 

1.  Species  pterygo  -  gynaeco  -  dimorphae  (=  Specie.s 
hetero-dimorphae  J.  Sahlb.),  von  welchen  nur  das  Weibchen 
dimorph  ist ;  unter  den  Capsiden :  Leptopterna  dolabrata  L.  und  ferru- 
gata  Fall.,  Fhytocoris  varipes  Bon.,  Bothynotus  pilosus  Boh.,  Ortho- 
cephalus  brevis  Panz.  ,  coriaceus  F. ,  saÜutor  Hahn  und  vittipennis 
H.-S.,  Labops  Sahlhergi  Fall.,  Dkyphus  errans  Wolff  und  paUichis 
H.-S.,  Globiceps  ßdvomaculatus  F.,  GL  fulvipes  Sc,  Chlamydatus 
ambidans  Fall. 

2.  Species  pterygo-holo-dimorphae  (=  homo-dimorphae 
J.  Sahlb.),  von  welchen  die  beiden  Geschlechter  (d.  h.  die  ganze 
Art)  dimorph  sind. 

Species  pterygo-holo-tlimorphae. 

1.  Species  pterygo-hetero-dimorphae,  bei  welchen  das 
Männchen  in  einer  von  dem  Weibchen  abweichenden  Weise  dimorph 
ist;  unter  den  Capsiden:  Teratocoris  viridis  DcxL.  et  Sc,  Saimdersi 
Dgl.   et  Sc  und  pcdudum  J.  Sahlb. 

2.  Species  pterygo-homo- dimorphae,  bei  welchen  die 
beiden  Geschlechter  in  derselben  Weise  dimorph  sind,  unter  den  Cap- 
siden: Miris  holsatusF.,  Teratocoris  antewiatus  Boh.,  Bryocoris  pteridis 
Fall.,  Hcdticus  apteriis  L.,  Platypscdlus  (icantliioides  Reut.,  Diplacus 
alboornatus  SiaL  \  Myrmecoris  gracilis  F.  Sahlb.,  Pithamis  Märldi 
H.-S.,  Eroticoris  rufescens  Burm.  ^,  Chlamydatus  insignis  Dgl.  et  Sc.  '^ 
und  geminus  Flor,  Flagiognaihus  signatus  J.  Sahlb.*,  saltitans  Fall., 
Williinsoni  Dgl.  et  Sc  ^  und  evanescens  Boh. 

Teilt  man  die  Arten  nach  dem  Maß  der  Verkürzung  der  FlügeJ 
ein,  so  bekommt  man  nach  J.  Sahlberg  die  folgenden  beiden  Gruppen: 

1.  Species  pterygo-crypto-dimorphae,  bei  welchen  die 
forma  brachyptera  Hemelytren  hat,  die  sehr  wenig  oder  nicht  kürzer 
als  der  Hinterleib,  bisweilen  sogar  etwas  länger  sind,  und  die  mit  ziem- 
lich wohr entwickelten,  wenn  auch  deutlich  verkürzten  Flügeln  sowie 
Membran  versehen  sind,  wobei  letztere  häufig  nur  eine  Zelle  aufweist : 
Miris  holsatus  F.,   Teratocoris  Fieb.,  Fhytocoris  varipes  Boh.  $. 


'  Myrmecopliyes  alboornatus  StSl.  —  -  Alloäapus  ruSescenx  Burw.  — 
■'  Cijrtorrhinus  flaveolns  Eeut.  —  •*  Chlami/clatiis  signatus  .J.  Sahlb.  in  Lapp- 
läiid.  —  *  Cli.  Willcinsoni  Dgl.  et  Sc.  ist  bis  jetzt  nur  in  (Ti-nß-Britannion. 
Frankreich,  Skandinavien  nnd  Finnland  festgestellt. 


—     285     — 

2.  Species  pterygo-phanero-dimorphae,  bei  welchen  die 
forma  brachyptera  mit  Hemelytren,  die  wenigstens  Va  kürzer  als  das 
Abdomen  und  viel  kürzer  als  bei  der  forma  macroptera  sind,  sowie 
mit  rudimentären  oder  gar  keinen  Flügeln  versehen  ist;  unter  den 
Capsiden:  LeptopternaYiEB.,  Bothijnotus  pilosiis  Boh.  $('?);  JBryocoris 
jderidisFAiÄ..,  HaUiciis  aiiterus  L.,  Flutifpsallus  Reut.  \  OrtJwcephali  $, 
Eurijcephcda  nitida  Mey.  ",  Diplacus  Stul^,  Myrmecoris  Gorski, 
Fithanus  Fieb.,  Eroticoris  Dgl.  et  Sc.*,  Licyphus  errans  Wolff  $ 
und  palUdits  H.-S.  $ ,  Glohiccps  flavomaculatiis  F.  $  und  falvipes 
Sc.  $^,  Chlamydatus  amhulans  Fall.  $'\  Cid.  insiynis  Dgl.  et  Sc.  ^ 
und  yemimis  Flor,  Flayiognathus  signatus  J.  Sahlb.'?^,  sultdans 
Fall.,    WUkinsoni  Dgl.  et  Sc.  und  evanescens  Boh. 

Letztere  Gruppe  würde  wohl,  da  noch  große  Verschiedenheiten 
darin  vorkommen  (man  vergleiche  z.  B.  einerseits  Diplacus  und 
Myrmecoris  und  anderseits  OrtJwcephali  $  und  Lahops) ,  sich  noch 
weiter  einteilen  lassen,  aber  die  oben  angegebenen  Unterscheidungs- 
merkmale werden  genügen. 

Wie  aus  obigem  hervorgeht,  habe  ich  die  Bezeichnungen  homo- 
und  hetero-dimorphae  in  einem  anderen  und,  wie  ich  glaube, 
zweckmäßigeren  Sinne  als  J.  Sahlberg  gebraucht,  denn  es  ist  wohl 
nicht  ganz  zulässig,  von  Arten,  dessen  66  gar  nicht  dimorph  sind, 
zu  sagen,  daß  die  Geschlechter  ungleich  (hetero)  dimorph  sind, 
dagegen  paßt  diese  Benennung  gut  in  dem  Sinn ,  in  welchem  ich 
sie  gebraucht  habe. 

Die  in  diesem  Sinn  hetero-dimorphen  Arten  sind  unter  den 
Capsiden  nur  durch  die  Gattung  Teratocoris  vertreten.  J.  Sahlberg 
charakterisiert  seine  Spec.  homo-dimorphae  als  solche,  bei 
welchen  „beide  Geschlechter  in  derselben  Weise  dimorph  sind"  und 
seine  Spee.  hetero-dimorphae  als  Arten,  bei  welchen  „nur  die 
W^eibchen  dimorph  und  die  Männchen  immer  normal  entwickelt" 
sind.  Zu  keiner  von  diesen  Kategorien  können  nun  diese  Teratocoris- 
Arten  gerechnet  werden.  Ihre  Männchen  sind  nämlich  dimorph,  aber 
keineswegs  in  derselben  Weise  wie  die  Weibchen.  Diese  Männchen 
gehören  nämlich  unter  jene  Arten,  für  welche  J.  Sahlberg  (1.  c.  S.  21) 


^  Flatypsallus  acanthioides  Sahlb.  ,  lebt  nur  in  Lappland.  —  ^  Euryv- 
pocoris  nitidus  Mey.  ,  über  ganz  Europa  (aussclil.  England  und  Spanien)  ver- 
breitet. —  *  Diplacus  StIl  =  Ilyrmecophycs  Fieb.  —  *  Eroticoris  Dgl.  et  Sc. 
=  ÄUodapiis  Fieb.  —  ^  Glohiceps  salicicola  Reut.,  nur  in  Skandinavien  und 
Finnland.  —  ^  Mecomma  amindcms  Fall.  —  '  Cyrtorrhinus  flaceolus  Reut.,  in 
Skandinavien  und  Finnland.  —  *  Chlamydatus  signatus  3.  Sahlb.,  in  Lappland. 


—     286     — 

die  Bezeichnung  „psendo-dimorphae"  vorgeschlagen  hat.  Diese 
Bezeichnung  erscheint  mir  aber  ganz  unpassend,  wie  auch  die  Auf- 
fassung Sahlberg's  über  diesen  Dimorphismus  mir  ganz  unnatürhch 
vorkommt.  Er  sagt  nämlich  in  seiner  Anmerkung  über  Delphax 
3Iinki^:  „Ein  merkwürdiger  Fall  kommt  beim  Männchen  von  Delphax 
MinM,  dessen  Weibchen  deutlich  dimorph  ist,  vor,  welcher  darin 
besteht,  daß  es  bisweilen  mit  unförmlich  stark  entwickelten  Flug- 
organen auftritt,  wenn  sie  auch  gewöhnhch  (und  wahrscheinlich 
ursprünglich)  für  die  Flugfähigkeit  normal  entwickelt  sind."  Diese 
Ansicht  von  den  „unförmlich  stark  entwickelten  Flügeln"  ist  mir 
ganz  unerklärlich.  Bei  der  eigentümlichen  forma  macroptera  von 
Issus  dissimüis^  sind  sie  wohl  gleich  stark  entwickelt.  Von  der 
mit  Delphax  Minhl  nahe  verwandten  Art  Eiäcles  speciosa  Boh.  ^, 
die  in  betreff  des  Dimorphismus  des  Männchens  einen  ganz  ähnlichen 
Fall  wie  Delphax  aufweist,  hat  J.  Sahlbekg,  der  die  forma  brachy- 
ptera  6  von  speciosa  nicht  kennt,  doch  die  forma  macroptera  des 
Männchens  als  das  normale  Männchen  beschrieben.  Nun  findet 
man  dasselbe  Verhältnis  unter  den  oben  erwähnten  Teratocoris- 
Arten  wieder.  Das  Männchen  hat  wohl  als  kurzgeflügelte  Form 
entwickelte  und  flugfähige  Halbdecken  und  Flügel,  die  ein  wenig 
länger  als  der  Hinterleib  sind ,  aber  bei  der  langgeflügelten  (der 
ursprünglichen)  Form  sind  sie  noch  viel  länger.  Die  ganze  Er- 
klärung scheint  mir  darin  zu  liegen,  daß  die  Verkürzung  der  Flügel 
bei  diesen  Arten  ganz  gering  gewesen  ist,  und  daß  sie  so  gewisser- 
maßen das  erste  Glied  der  langen  Reihe  der  dimorphen  Arten  bilden. 
Der  Begriff  und  die  Benennung  Pseudo-Dimorphismus  darf  daher 
nach  meinem  Dafürhalten  nicht  beibehalten  werden. 

V.  Geruch.  Färbung.  Schutzähnlichkeit.  Mimicry. 
Gemeinsame  Abstammung. 
Bekanntermaßen  zeichnen  sich  die  meisten  Hemipteren  durch 
einen  sehr  unangenehmen  Geruch  aus,  der  von  zwei  am  Grunde  des 
Hinterleibs  gelegenen  Stinkdrüsen  herrührt,  deren  Öffnungen,  die  so- 
genannten orificia,  jederseits  zwischen  dem  Grunde  des  mittleren 
und  hinteren  Hüftenpaares  ausmünden.  Der  von  den  Capsiden  her- 
vorgebrachte Geruch  ist  jedoch  gewöhnlich  ziemlich  schwach.  Bei 
mehreren  Arten,  insbesondere  den  größeren  und  bunteren,  z.  B.  Lepto- 


*    Aracopus  pulchellus   Curt.    —    "    Ommatidiotus    dissimilis    Fall. 
'  Euidella  speciosa  Boh.  (alle  drei  in  Deutschland  vorkommende  Zikadinen). 


—     287     — 

pterna,  Calocoris  u.  m. ,  ist  er  ebenso  unangenehm  wie  bei  den 
meisten  Hemipteren  und  dient  vermutlich  diesen  leicht  in  die  Augen 
fallenden  Arten  als  Schutz  gegen  ihre  Feinde.  Bei  anderen  unserer 
Arten,  z.  B.  den  Arten  der  Gattung  Apocremnus  \  habe  ich  ihn  da- 
gegen ganz  angenehm  gefunden.  Den  Geruch  bemerkt  man  besonders, 
wenn  man  eine  Zeitlang  einige  Exemplare  in  einem  geschlossenen 
Glas  gehalten  hat.  Nach  Gorski  (Analecta  ad  entom.  prov.  o.-m.  imp. 
Boss.  1852,  p.  13)  sollen  auch  Calocoris  sex-pundatus  Fab.  (Carcelü 
Lep.)  und  Deraeocoris  laniarius  (tricolor)  ^  einen  nicht  unangenehmen 
Geruch  haben ;  bei  ersterer  Art  erinnert  er  an  den  Duft  der  Blüte 
von  Muscari  hotryoidis^.  Lygus  transversalis^  riecht  auch  ganz  an- 
genehm (F.  Sahlberg,  Mon,  Geoc.)  und  nach  Meyer  (Bhynch.  d. 
Schweiz,  p.  95,  83)  riecht  Calocoris  lateralis'^  nach  Birnen.  Einer 
großen  Anzahl  unter  den  Capsiden  fehlt  dagegen  jeder  Geruch,  und 
ihre  orificia  sind  in  diesem  Falle  auch  oft  sehr  zurückgebildet. 

Die  meisten  dieser  Capsiden  scheinen  durch  ein  anderes  Mittel 
als  den  üblen  Geruch  gegen  ihre  Feinde  geschützt  zu  sein.  Dieser 
Schutz  besteht  in  der  Färbung,  die  in  sehr  vielen  Fällen  mit  der 
Umgebung,  in  der  das  Tier  lebt,  übereinstimmt.  Eine  solche  Schutz- 
ähnlichkeit findet  sich  jedoch  auch  bei  vielen  Arten  mit  deutlichen 
Orificien,  die  in  dem  Falle  jedoch  selten  einen  erkennbaren  Geruch 
besitzen. 

Ein  großer  Teil  der  Capsiden  ist  grün  und  die  grüne  Farbe 
wird,  je  nach  den  verschiedenen  Aufenthaltsorten,  in  folgender  Weise 
abgestuft.  Grüne  Arten,  welche  auf  den  Blättern  der  Bäume  leben, 
sind  meistens  rein  grün,  z.  B.  mehrere  Lygi  und  Orthoii/li,  während 
diejenigen ,  welche  an  niederen  Pflanzen  vorkommen ,  oft  eine  Bei- 
mischung von  Braun  oder  Grau  haben.  So  sind  die  meisten  auf 
trockenen  Wiesen  lebenden  Arten  gelblich-  oder  graulichgrün  oder 
graulich  (Oncotylaria) ,  diejenigen,  welche  auf  dem  Boden  zwischen 
Graswurzeln  sich  aufhalten ,  sind  schwärzlich ,  z.  B.  die  Arten  der 
Gattungen    Flagiognathtis   und   Ägalliastes.      Bisweilen   scheint    die 


^  Psallus  FiEB.  —    2  Capsus  ruber  Lin. 

^  Die  bei  uns  im  ersten  Frühjahr  blühende  zierliche  blauglockige  ,  steif - 
blättrige  Muskathj^acinthe"  aus  der  Familie  der  Liliengewächse  (vom  Laien 
mehrfach  mit  der  gleichfalls  blauen ,  etwas  früher  blühenden  Scilla  bifolia  L. 
zusammengeworfen).  Amyot  et  Serville  geben  in  Hist.  Nat.  p.  279  an,  daß  diese 
Art ,  nach  Ltoa  Dufour  ,  einen  Geruch  habe ,  der  demjenigen  der  Blumen  von 
Hyacinthus  racemosus  ähnlich  sei.  Hyacinthiis  racemosus  Lin.  =  Muscari 
racemosum  Mill. 

"  Lygus  Pastinacae  Fall.  —  ^  Adelphocoris  seticornis  Fab. 


—     288     — 

Färbung  besonders  gewissen  Pflanzen  oder  Pflanzenteilen  zu  ähneln. 
So  sind  die  auf  Nadelbolz  lebenden  Arten  zum  großen  Teil  rotgelb 
oder  rötlich,  z.  B.  Alloeotomus  gothiciis,  Lyc/iis  nibricatus ,  Calocoris  in- 
fustts\  Dkhrooscylus  rufipennis,  Thijlus  limitatus^  und  auch  schwarze 
auf  Nadelholz  vorkommende  Arten ,  z.  B.  Hadrodema  pinastri  •^, 
variieren  in  eine  solche  rotgelbe  Färbung,  die  ihnen  an  den  Knospen 
und  jungen  Ästen  als  Schutz  dient.  Eine  besondere,  den  Nadeln 
angepaßte  grüne  Färbung  besitzen  die  Hemelytren  von  Hadrodema 
nigriceps^.  Eine  entsprechende,  hoch  entwickelte  Ähnlichkeit  mit 
den  Blättern  der  Nahrungspflanzen  findet  sich  auch  bei  einigen  an- 
deren, z.  B.  bei  Orthotylus  {LHocoris)  ericetorum,  der  auf  Heidekraut 
vorkommt  und  insbesondere  bei  der  auf  Chenopodiaceen  lebenden 
Art  Orthotylus  flavosparsus^.  Eine  auf  Heidekraut  lebende  Unterart 
(punctatus  Zeit.)  von  Lygus  pratensis  scheint  eben  in  der  Über- 
einstimmung mit  der  Pflanze  auch  eine  von  der  Hauptform  ab- 
w^eichende  Zeichnung  und  Färbung  zu  besitzen.  Die  x\rten  der 
Gattung  Fhytocoris  ahmen  meisterlich  die  Flechtenbekleidung  der- 
jenigen Bäume,  auf  denen  sie  zumeist  umherkriechen,  nach  und  falls 
Kaltenbach's  Angabe  (Die  Pflanzenfeinde,  1874,  S.  562),  daß  Ph. 
tiliae,  wenn  sie  in  den  Furchen  der  Rinde  der  Bäume  versteckt 
sitzt,  auf  sich  nähernde  kleine  Insektenlarven  und  Blattläuse  lauert, 
um  sie  erbeuten  zu  können,  auf  einer  richtigen  Beobachtung  beruht, 
so  dürfte  in  diesem  Falle  die  Farbenähnlichkeit  der  Art  mit  den 
Flechten  nicht  nur  denselben  als  Schutz  gegen  B^einde  dienen,  sondern 
auch,  indem  sie  dadurch  für  die  kleinen  Insekten  unsichtbar  ge- 
macht wird,  den  Fang  der  Beute  erleichtern.  —  In  vielen  Fällen 
scheint  diese  Schutzähnlichkeit  sich  nur  auf  die  Nymphen  oder  Larven 
zu  beschränken  oder  doch  bei  denselben  höher  entwickelt  zu  sein. 
Viele  bunte  Arten  haben  nämlich  grüne  oder  grünliche  Nymphen ; 
so  sind  die  Nymphen  des  schwärzlichen  Liocoris  tripustidatus  und 
PlagiognatJms  arbiistorum  grün ,  mit  kleinen  schwarzen  Körnchen 
bestreut.  Die  Larven  und  Nymphen  des  bunten  Glohiceps  flavo- 
tiotatits  sind  auch  grünlich,  und  die  Nymphen  des  im  Grase  lebenden 


^  Meyacoelum  infusum  H.-Sch.  —  -  Bruchyarthrum  limitatum  Fall.  — 
^  Camptozyyum  Pinastri  Fall. 

*  Zygimns  nigriceps  Fall.,  kommt  nur  in  Skandinavien  nnd  Finnland  vor. 

*  Von  ausländischen  Arten  zeigt  der  mediterrane  Flaßiognathus  (Aio- 
moscelis)  oniistm  eine  ähnliche  Nachahmung  der  Nahrungspflanze,  Chcnopodiim, 
und  noch  größer  ist  diese  Nachahmung  bei  Sah  iioxyplms  lepidm  Put.,  ebenfalls 
nach  Chenopodiaceen. 


bunten  Lygus  pratensis  und  Kahm,  ferner  die  mehrerer  Jf Iris- Arten, 
sowie  der  auf  Filices  vorkommenden  Monalocoris  ßlicis  zeichnen 
sich  durch  eine  ebensolche,  von  den  betreffenden  Imagines  ab- 
weichenden Färbung  aus,  und  noch  mehrere  solcher  Fälle  würde 
man  aufzählen  können.  Natürlich  ist  die  Schutzfärbung  den  Larven 
ebenso  nützlich  wie  den  erwachsenen  Tieren. 

Diese  Schutzähnlichkeit  tritt  in  einigen  Fällen  noch  merkwür- 
diger auf.  Diese  Fälle  gehören  zu  der  als  „Mimicry"  oder  „Mas- 
kierung" bezeichneten  Schutzähnlichkeit.  Die  erste  Tendenz  einer 
solchen  finden  wir,  wie  es  scheint,  bei  den  Arten  der  Gattung  Pilo- 
phorns,  deren  Körper  in  der  Mitte  etwas  eingeschnürt,  heller  gefärbt 
und  daher  ameisenähnlich  ist.  Es  ist  auch  mehr  als  einmal  vor- 
gekommen, daß  P.  hifasciatits  der  Aufmerksamkeit  des  Verfassers 
beinahe  entging,  wenn  er  im  Netze  unter  Formica  riifa  umher- 
lief und  dabei  in  Geschwindigkeit  und  Bewegung  die  größte  Ähn- 
lichkeit mit  Ameisen  zeigte  ^  Auch  P.  clavatiis  ähnelt  sehr  einer 
Ameise,  und  diese  Ähnlichkeit  ist  fast  noch  größer  bei  der  betreffen- 
den Nymphe,  die  sehr  leicht  mit  Lasius  niger  verwechselt  werden 
kann.  Am  heutigen  Tage,  wo  ich  diese  Zeilen  schreibe,  habe  ich 
gerade  eine  Menge  Nymphen  dieser  Art  auf  einer  Erle  gesammelt, 
wo  sie  in  Gesellschaft  der  kleinen  schwarzen  Ameise  umherliefen. 
Ich  habe  diese  Art  auch  zusammen  mit  Lasius  fuliginosus  gefunden 
und  ihre  teils  seidenschimmernden,  teils  glatten  Flügel  machen  die 
Ähnhchkeit  mit  dieser  Art  noch  größer.  Besonders  meisterhaft  ist 
die  Ameisen  nachahmende  Maskierung,  welche  sich  bei  einigen 
brachypteren  Formen  findet  und  meist  bei  dem  Weibchen  am 
stärksten  ausgeprägt  ist.  Dies  ist  z.  B.  bei  Biplacus  und  Myr- 
7necoris-  der  Fall;  bei  Systellonotus  triguttatus  findet  sie  sich  nur 
beim  Weibchen.  Wozu  die  Ähnlichkeit  nützt,  ist  noch  nicht  fest- 
gestellt. Die  Pdo2)honis- Arten  leben  auf  Bäumen  und  Büschen,  und 
es  ist  auffallend,  daß  ich  dann  auf  diesen  meist  auch  Ameisen  fand. 
Ich  kann  nicht  unterlassen,  die  Vermutung  auszusprechen,  daß  diese 
Tiere  von  Aphiden  leben,  wie  es  bei  Phytocoris  tiliae  (nach  Kalten- 


^  Daß  der  Verf.  hierin  nicht  der  einzige  gewesen  ist,  ergibt  sich  aus  dem, 
was  Douglas  und  Scott  (Brit.  Hern.  p.  360)  von  dieser  Art  sagen :  „In  the  net 
it  niight  easily  be  mistaken  for  a  small  specimen  of  the  large  wood  ant  For- 
mica riifa".     Cremnocephalus  ist  fast  ebenso  ameisenähnlich  wie  Pilophorus. 

^  M.  gracilis  F.  Sahlb.  ahmt  meisterlich  Formica  rttfa  nach,  Puton  hat 
(Pet.  nouv.  ent.  1874)  eine  M.  Saundersi  beschrieben,  die  nach  seiner  brieflich 
mitgeteilten  Angabe  in  staunenswerter  Weise  an  eine  Camponotus-kxt  erinnert. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  19 


—     290     — 

back)  der  Fall  ist,  und  daß  sie  durch  ihre  Ameisenähnlichkeit  vor 
den  Ameisen  geschützt  sind,  welche  bekanntermaßen  ebenfalls  eifrig 
ÄpJiis-Kolomen  aufsuchen.  Wahrscheinlich  lebt  der  auf  Piniis  vor- 
kommende P.  hifasciatiis  F.  insbesondere  von  Lachnus-kviQn.  — 
Mtjrmecoris  wurde  einmal  von  mir  in  der  Nähe  eines  Ameisenhaufens 
der  Forniica  riifa  gefunden,  und  von  SysteUonotus  habe  ich  durch 
mehrere  Beobachtungen  festgestellt,  daß  er  mit  Lasiiis  niger  zu- 
sammenlebt und  eine  myrmecophile  Art  ist,  die  .  einzige  Capsidenart, 
von  welcher  man  dies  mit  Gewißheit  weiß  ^  Daß  das  Weibchen 
gewöhnlich  am  deutlichsten  maskiert  ist,  steht  damit  in  Verbindung, 
daß  dessen  Erhaltung  für  die  Fortpflanzung  der  Art  von  größter 
Wichtigkeit  ist.  Douglas,  der  ebenfalls  dies  Tier  zusammen  mit 
Formica  fiisca  fand  (Entom.  Month.  Mag.  Vol.  II,  p.  30)  glaubt,  daß 
es  von  den  Larven  oder  Puppen  oder  von  der  heimgetragenen 
Nahrung  der  Ameisen  lebt.  Daß  bei  den  myrmecophilen  Formen 
diese  Maskierung  in  einer  gewissen  Verbindung  mit  den  besonderen 
Lebensverhältnissen  der  Art  in  den  Kolonien  der  Ameisen  steht,  ist 
zweifelsohne.  Übrigens  ist  es  bemerkenswert,  daß  fast  alle  Fälle 
von  Maskierung  bei  den  Capsiden  in  einer  Nachahmung  der  Ameisen 
bestehen.  (Auch  in  anderen  Familien  kommt  eine  solche  Nach- 
ahmung von  Ameisen  vor.  So  ähnelt  die  von  mir  im  vorigen  S6mmer 
entdeckte  Nymphe  von  Alydus  calcaratus  ganz  außerordentlich  einer 
großen,  roten  Ameise.)  Die  dicken  behaarten  Larven  und  Nymphen 
von  Bothynotus  pilosus  gleichen  ganz  auffallend  Blattläusen,  besonders 
den  auf  Firnis  lebenden  Lachmis- Arten.  Diese  Maskierung  scheint 
mir  noch  mehr  dafür  zu  sprechen ,  daß  einige  Capsiden  von  Blatt- 
läusen leben  (wie  z.  B.  die  Anthocoriden).  Denn  wahrscheinhch 
bietet  die  Maskierung  diesen  Insekten  die  Möghchkeit,  sich  ihrer 
Beute  unbemerkt  nähern  zu  können.  Die  Erklärung,  welche  hierin 
einen  möglichen  Schutz  gegen  die  Aphis-h eandMehen  Ameisen  sieht, 
dürfte  auch  nicht  ganz  unbegründet  sein. 


Ich  kehre  nochmals  zu  einigen  Betrachtungen  über  Färbung 
und  Zeichnung  zurück.  Sowohl  die  Färbung  und  Zeichnung,  als 
auch  die  Beschaffenheit  der  Behaarung  spielt  nämlich  in  der  Syste- 

'  Vergl.  Reuter,  Aineisen-Ähnlichkeitninter  den  Hemipteren  in  den  „Mit- 
teilungen der  Schweiz,  entom.  Ges.-'  IV,  p.  159,  referiert  von  Douglas  in  „Entom. 
Month.  Mag."  1874,  p.  128. 


—     291      - 

matik  dieser  Tiere  eine  nicht  unwichtige  Rolle  und  helfen  oft  dem 
Systematiker  beim  Aufsuchen  der  nächsten  Verwandten  einer  Form. 
Insbesondere  bei  der  Abgrenzung  der  Gattungen  kann  es  ganz  nütz- 
lich sein,  die  Zeichnung  näher  zu  berücksichtigen.  Nachdem  ich 
erst  einmal  auf  die  Ähnlichkeit  in  Färbung  und  Zeichnung  aufmerk- 
sam geworden  ,  habe  ich  nachher  nicht  selten  eine  Menge  gemein- 
samer Charaktere  auch  in  der  Struktur  gefunden,  welche  oft  wesent- 
licher waren  als  jene,  welche  früher  zur  Gruppierung  der  Gattungen 
angewandt  wurden  und  mich  zu  einer  Änderung  hierin  veranlaßten. 
Ich  führe  als  Beispiel  nur  die  Ähnlichkeit  in  der  Zeichnung  von 
Fieber's  Homodemus  ferrugatiis^  und  einer  Varietät  von  Calocoris 
hipundatus  an^;  durch  genauere  Untersuchung  hat  es  sich  heraus- 
gestellt, daß  dieselben  in  gar  nichts  generisch  verschieden  sind, 
sondern  was  ihre  Struktur  betrifft ,  in  allen  Einzelheiten  überein- 
stimmen ;  ferner  zählt  hierher  die  Ähnlichkeit  in  der  Färbung  und 
den  gelben  Flecken  des  Kopfes  von  Luhops  Snhlhergi  Fall,  und 
OrthocephahiS  Freyi  Fieb. ^,  sowie  fJavomarginaüts  Costa*.  Als  ich 
die  beiden  letzteren  genauer  untersuchte,  erwies  es  sich,  daß  sie  in 
der  Struktur  des  Kopfes,  der  Ansatzstelle  der  Fühler,  der  Be- 
haarung usw.  so  viele  wichtige  Ähnlichkeiten  mit  Labops  und  wesent- 
liche Unähnlichkeiten  mit  den  typischen  Orthocephali  aufweisen,  daß 
ich  mich  nicht  bedachte,  sie  von  der  letzteren  Gattung  zu  trennen 
und  mit  der  ersteren  zu  vereinigen.  Weiter  gehört  hierher  das  Vor- 
handensein eines  kleinen  gelben  Fleckes  auf  dem  Scheitel  neben  jedem 
Auge  bei  Fieber's  PlagiognatJins  Bohemani  Fall.  ^  und  Ägalliastes 
nigritulus  Zett.  *^,  welche  bei  näherer  Untersuchung  in  allen  struk- 
turellen Beziehungen  übereinstimmen ,  aber  sowohl  von  Ägalliastes 
als  auch  von  Flagiognatlms  sich  unterscheiden.  Bei  der  Begrenzung 
und  Vereinigung  früher  beschriebener  Gattungen  ist  die  Färbung 
auch  ein  guter  Anhaltspunkt  gewesen,  und  wenn  auch  die  eigent- 
liche Hauptfärbung  vielfach  verschieden  gewesen,  so  hat  doch  irgend- 
welche kleine,  aber  charakteristische  Zeichnung  gute  Aufklärung  ge- 

'  Calocoris  roseomaculatas   Deg. 

^  Var.  atacHs  Reut.:  Männchen  mit  einer  rostbraunen  Binde  auf  der 
Mitte  des  Clavus  und  2  solchen  auf  dem  Ooriuni;  die  Adern  der  ]\[embran  ocker- 
farben, seltener  rot.  c?. 

^  Anapuft  Freyi  Fieb.  in  Süd-Rußland. 

•*  Schoenocoris  flavomarginatus  Costa  in  Italien  und  den  Karpathen. 

^  Neocoris  Bohemani  Fall. 

^  Neocoris^  niffritulns  Zett.,  nur  in  England,  Skandinavien  %nd  Finnland 
vorkommend  (beide   Arten   nunmehr  einer  Gattung  angehörend). 

19* 


—     292     — 

geben.  Ein  kleiner,  konstanter,  gelber  Fleck  neben  jedem  Auge  hat 
in  solchen  Fällen  die  nahe  Verwandtschaft  zwischen  Fieber's  Genera 
Mecomma,  Cyrtorrhinns  und  Tytthus  bestätigt  und  ebenfalls  zwischen 
Poeciloscytus,  Polymerus  und  Charagochilus,  welche  Gruppen  ich  zu 
je  einer  Gattung  vereinigt  habe.  Ein  solcher  kleiner  gelber  Fleck 
zeichnet  auch  die  Orthocephali  aus,  kommt  aber  bei  den  verschie- 
denen Arten  bald  konstant,  bald  nur  bei  ihren  Varietäten  vor;  jeden- 
falls ist  er  etwas  Charakteristisches. 

Gehen  wir  nun  zu  der  Betrachtung  größerer  Gruppen  über, 
so  werden  wir  auch  hier  einen  gemeinsamen  Typus  vorherrschend 
finden.  So  in  der  Division  Miraria  2 — 4  dunkle,  oft  breite,  durch- 
laufende Längsstreifen  auf  Pronotum  ^  und  ein  ähnlicher  Fleck  neben 
dem  Auge ;  bei  den  Phytocoraria  eine  meist  hellere  oder  lebhaftere 
Färbung  am  Cuneus,  w^as  ebenfalls  die  Mehrzahl  der  Plagiognatharia 
auszeichnet.  Bei  den  Capsaria  ist  es  ein  schwarzer  Fleck  oder  ein 
Querband  nahe  der  Spitze  des  Corium  (bei  mehreren  Arten  der 
FiEBER'schen  Gattungen  Lyyus,  Orthops.  Cyphodema,  Poeciloscytus, 
Camptobrochis,  Capsus ;  bisweilen  nur  bei  den  Varietäten ,  wie  bei 
CypJwdema  [Ägtiocoris]  rubicunda  Fall.).  Eine  große  Gruppe  der 
Division  Cyllocoraria,  die  sich  im  allgemeinen  durch  ihre  schwarz- 
gefärbten Arten  auszeichnet,  hat  die  Halbdecken  mit  vier  helleren 
Flecken  gezeichnet:  auch  die  Zeichnung  bei  der  Division  Loparia^ 
ist  äußerst  charakteristisch,  ebenso  ist  der  dunkle,  grüne  Farbton  der 
Division  Oncotylaria,  die  außerdem  sich  durch  die  typische  schwarze 
Beborstung  auszeichnet,  dieser  Abteilung  eigen.  Diese  gemeinsamen 
Umstände  ließen  mich  sofort  die  Verwandtschaft  der  Gattungen 
Hadrophyes,  Xenocoris^,  Oncotylus,  Anoterops^  einerseits  und  Macro- 
coleus  ^,  Awblytylus  etc.  andererseits  ahnen  und  es  hat  sich  auch  her- 
ausgestellt, daß  diese  in  allem  W^esentlichen  übereinstimmen,  trotz- 
dem sie  von  Fieber  weit  getrennt  wurden ;  ja ,  daß  sie  bisweilen 
derartig  dieselben  Merkmale  besitzen,  daß  ich  mich  veranlaßt  ge- 
funden habe ,    sie   zu    einer  Gattung  zu  vereinigen ,    ebenso   die  von 


'  Dies  ist  auch  für  die  am  nächsten  stehende  Division  Miridiaria  be- 
zeichnend. 

'■*  Neuerdings  ist  die  Division  Loparia  (mit  der  einzigen  europäischen 
Gattung  Lo/jH^  Hahn)  der  grotien  Division  Capsaria  einverleibt. 

^  Zurzeit  nur  Covostethus  venustus  Fieb.,  im  Mittelmeergebiet. 

*  Zurzeit  (der  in  England,  Frankreich,  Deutschland,  Osterreich  imd  Ruß- 
land vorkomtiende)   Oncotylus  viridiflavus  Goeze. 

"  Seit  1890:  Mef/alocolens  Ukvt. 


—     298     - 

J.  Sahlberg  weit  getrennten  Gattungen  Mermimerus^  und  Macro- 
colens.  Auch  war  es  zuerst  die  Ähnlichkeit  im  allgemeinen  Habitus, 
wodurch  ich  auf  die  auf  Tamarix  lebenden  Fscdlus  tamarisci  Perr. 
{nofatus  FiEB.y-^ ,  Oncotylus  hippophats  Perr.  {tamarisci  Fieb.)  ^  und 
Megalodadylus  macula- rubra  Muls.  et  Rey*  aufmerksam  wurde, 
welche  sich  schließlich  alle  als  nicht  generisch  verschieden  erwiesen, 
wohl  aber  sich  von  Psnllus  als  auch  Oncotylus  unterscheiden.  — 
Daß  auch  die  Behaarung  eine  nicht  minder  wichtige  Rolle  spielt, 
zeigen  die  Arten  der  Gattung  Phytocoris  mit  ihrer  filzartigen,  äußerst 
charakteristischen  Bekleidung,  ferner  jene  Arten,  deren  Körper  mit 
leicht  abzureibenden  silber-  oder  goldigglänzenden  Schuppenhaaren 
bekleidet  ist,  z.  B.  Heterocoräylus,  Orthocephalus  und  Labops  in  der 
Division  der  Cyllocoraria^  und  Fieber's  Ätractotomus,  Apocremmis 
und  Psalhis  unter  den  Plagiognatharia.  Diese  Behaarung  hat 
auch  Ägalliastes  obscurellus  Fall.  {Meyer l  Fieb.)^  seinen  noch  durch 
andere  Charaktere  bedingten  Platz  unter  den  Psalli  angewiesen.  — 
Aber  nun  genug  von  diesen  Beispielen! 

Ich  habe  diese  Sache  eingehender  behandelt,  als  es  vielleicht 
nach  der  Meinung  anderer  nötig  gewesen  wäre,  aber  es  handelt  sich 
hier  um  eine  wichtige  Frage,  auf  welche  meine  Aufmerksamkeit  eben 
scharf  gerichtet  war.  Wie  soll  man  wohl  diese  Ähnlichkeit  in  der 
Zeichnung,  wie  überhaupt  in  Färbung  und  Struktur  erklären,  ein 
Verhältnis,  wovon  sich  auch  in  anderen  Insektenordnungen  zahlreiche 
Beispiele  finden?  Wir  geraten  hier  auf  die  DARWiN'sche  Hypothese 
und  es  scheint  mir,  daß  gerade  diese  kleinen  konstanten  Zeichnungen, 
welche,  so  unwesentUch  sie  auch  auf  den  ersten  Blick  erscheinen 
mögen,  dennoch  eine  wichtige  Rolle  spielen,  indem  sie,  wie  z.  B. 
der  kleine  gelbe  Fleck  neben  den  Augen  einiger  Arten,  den  Verfasser 
die  Verwandtschaft  eben  dieser  Arten  erkennen  ließen,  doch  ganz 
entschieden  für  die  Richtigkeit  der-  Lehre  Darwin's  sprechen.  Oder 
soll  man  sie  als  reine  Zufälligkeiten  oder  Willkürlichkeiten  der  Natur 

'  Merinimerus  (jetzt  Genus  Macrotyhis  Fieb.)  J.  Sahlberl;,  Notis.  Skpts. 
pio  Faun,  et  Flor.  Fenn.  XI,  1871,  p.  293;  Reuter,  Bih.  Vet.  Aka.  Handl.  III 
(1),  1875.   p.  4.3. 

~   Tiqjonia   TcDiutrici.s  Perris   in   Süd-Europa. 

^  Tupunia  Hippophaes  Fieb.   gleichfalls  in  Süd-Europa  (Elsaß?). 

*  Mef/aloJattyhis    imunla-raJira  Mils.  et  Eey   in  Süd-Europa. 

'"  Hierbei  ist  zu  beachten,  daß  Reuters  Division  Cyllocoraria  1875 
ganz  andere  Gattungen  in  sich  begreift,  als  seine  Division  Cyllocoraria  1883 
(Put.  Cat.  1899). 

•^  Psallns  obficurelliis  Fall,  (über  ganz  Europa  verbreitet). 


—     294       - 

ansehen,  die  man  weder  zu  erklären  braucht  noch  vermag?  Am 
meisten  überzeugend  erscheinen  mir  jedoch  die  Fälle,  wo  eine  und 
dieselbe  Zeichnung  bei  der  einen  Art  konstant  vorkommt,  bei  der 
anderen  höchstens  nur  ausnahmsweise,  wie  z.  B.  der  gelbe  Scheitel- 
fleck der  Orthocephali  oder  die  rotgestreifte  Zeichnung  der  Halb- 
decken bei  Calocoris  roseomaculahis  Dg.  {Homoäemus  ferrugatus 
FiEB.)  und  C.  hipimäatus  F.  var.  b.  Das  ausnahmsweise  Auftreten 
einer  Zeichnung  bei  einer  Art,  wobei  eben  diese  Zeichnung  für  eine 
andere  Art  charakteristisch  ist,  scheint  mir  mehr  als  irgend  etwas 
anderes  für  einen  gemeinsamen  genealogischen  Ursprung  zu  sprechen 
und  auf  einen  Rückschlag  bei  der  einen  Art  nach  der  Stammform 
hinzuweisen,   deren   Zeichnung  die  andere  Art  beibehalten  hat  \ 

Auch  die  Färbung  der  Larven  spricht  für  eine  gemeinsame  Ab- 
stammung ,  denn  in  vielen  Fällen  ähneln  diese  sich  noch  mehr  als 
die  Imagines.  Einige  der  eigentümlichsten  und  besten  Beispiele 
mögen  hier  angeführt  werden:  Orthocephalus  saltator  Hahn  unter- 
scheidet sich  von  0.  coriaceus  F.  {nmtahilis  Fall.),  dem.  er  in  Fär- 
bung sonst  ähnelt ,  durch  rostrote  Schienen ,  während  diese  bei 
letzterer  Art  schwarz  sind,  aber  bei  den  Larven  und  Nymphen  der 
ersteren  Art  habe  ich  immer  gefunden,  daß  die  Schienen,  wie  bei 
coriaceus,  konstant  schwarz  sind.  Es  ist  ja  auch  ein  allgemeines 
Gesetz,  daß  der  gemeinsame  Ursprung  in  einem  früheren  Entwicklungs- 
stadium am  deutlichsten  auftritt".  ■ —  Flagiognathus  arhistoruni  F. 
ist  oben  schwarz  oder  braun  gefärbt,  aber  die  Larven  und  Nymphen 
sind  grün  und  in  Färbung  wie  Zeichnung  von  den  Larven  bezw. 
Nymphen  der  nahestehenden  grünen  Art  P.  virululus  Fall.^  fast 
nicht  zu  unterscheiden.  Die  dritte  nahestehende,  schwarze  oder 
weißliche  Art  F.  albipennis  Fall,  soll  auch,  nach  Kirschbaum,  eine 
grüne  Nymphe  haben.  Die  Nymphen  mehrerer  einander  ganz  unähn- 
licher Psalliis-ATten  sind  fast  nicht  zu  unterscheiden.  Bei  derartigen 
Beobachtungen  fragt  man  sich  unwillkürlich ,  ob  auch  dies  nur  ein 
„lusus  naturae"  ist  oder  ob  dies  nicht  vielmehr  einen  gemeinsamen 
genealogischen  Ursprung  andeutet,  der  sich  noch  in  der  Ähnlichkeit 
der  früheren  Entwicklungsstadien  offenbart ,  während  die  späteren 
größere  Unähnlichkeiten  an  den  Tag  legen. 

'  Dies  erinnert  an  das  bekannte  Verhältnis  bei  verschiedenen  Tauben - 
rassen. 

-'  Gute  Beispiele  davon  geben  die  Larven  der  Gattung  Scolojjostcthtis  Fieb. 
^  l'Jugiof))u(t]u(s  Chrjfsatdhemi  Wolbk. 


—     295     — 

VI.  Lebensweise  und  Nahrungsmittel. 

Über  die  Lebensweise  und  die  Nahrungsmittel  der  Capsiden 
fehlt  es  noch  an  näheren  Untersuchungen.  Burmeister,  Amyot  und 
Serville.  f.  Sahlberg  geben  jedoch  an,  daß  ihre  Nahrung  haupt- 
sächlich aus  kleineren  Insekten  besteht  und,  wie  schon  erwähnt,  gibt 
K ALTENBACH  an,  daß  Phytocoris  tiliae  kleine  Insektenlarven  und  Blatt- 
läuse fängt  K  'Ich  selbst  habe  einmal  eine  Nymphe  von  Leptopterna 
ferriigata  in  einem  Glas  heimgetragen,  in  welchem  auch  ein  anderes 
kleines  Hemipteron  eingeschlossen  war ;  am  Morgen  des  folgenden 
Tages  fand  ich  letzteres  getötet  und  ausgesogen  vor^.  Ich  habe 
auch  einmal  einen  Plaglognathus  pulicarnis^  auf  der  Jagd  nach 
kleinen  Poduriden  beobachtet.  Es  ist  somit  festgestellt,  daß  wenig- 
stens ein  Teil  der  Capsiden  von  tierischer  Nahrung  lebt.  Daß  aber 
dies  nicht  bei  allen  der  Fall  ist  oder  daß  sie  sich  auch  von 
Vegetabilien  ernähren,  ist  zweifelsohne.  Dafür  sprechen  ebenfalls 
direkte  Beobachtungen.  So  sagt  Kirschbaum  (Rhynch.  Wiesb.  S.  28) : 
„Man  findet  sie  öfters  auf  Blüten  saugend,  auch  an  Blättern  scheinen 
sie  zu  saugen"  und  Prof.  Schenck  in  Weilburg  hat  gefunden ,  daß 
eine  Halücus-kxt  {H.  erythrocepJialus  H.-S.)*  Monstrositäten  an  den 
Blättern  von  Althaea  rosea  Cav.  hervorgebracht  hat.  Zahlreiche 
eigene  Beobachtungen  bestätigen  ferner  Kirschbaumes  Beobachtung. 
Der  Umstand ,  daß  gewisse  Arten  ausschheßlich  auf  bestimmten 
Pflanzen  leben,  spricht  gleichfalls  dafür.  Wenn  das  Tier  zu  saugen 
anfängt,  streckt  es  seinen  Schnabel,  der  sonst  ungefähr  parallel  zur 
Brust  liegt,  vorwärts  und  stellt  ihn  senkrecht  auf  das  Blatt.  So 
kann  es  eine  lange  Zeit  ganz  ruhig  stehen  bleiben  und  es  dürften 
demnach  nur  Kapillaritätskräfte  sein,  welche  die  Säfte  zum  Empor- 
steigen durch  den  Schnabel  bringen.  Ich  habe  beobachtet,  daß  die 
Tiere  zum  Saugen  die  Gefäßbündel  der  Blätter  auswählen,  wo  sich 
das  Cambium  reichlich  vorfindet. 

Die  allermeisten  Capsiden  findet  man  zwischen  Pflanzen.  Viele 
Arten  leben  auf  den  Blättern  der  Bäume  und  Sträucher,  andere  auf 


'  Diese  Nahrung  stimmt  somit  mit  derjenigen  der  Anthocoriden  überein. 

-  Wie  die  ameisenähnlichen  Capsiden  sich  zu  den  Ameisen  verhalten,  ist 
noch  nicht  festgestellt,  aber  ihre  Maskierung  scheint,  wenigstens  bei  SysfeUonoius, 
anzudeuten,  daß  sie  von  tierischer  Nahrung  leben.  Das  Vorkommen  des  Tieres 
in  den  Kolonien  der  Ameisen  läßt  sich  wohl  kaum  erklären,  wenn  man  annehmen 
würde,  daß  es  von  Pflanzennahrung  lebe. 

^  Chlamydatus  pulicavius  Fall. 

^  HalticHS  saltator  Fourc. 


—     296     — 

niederen  Pflanzen.  Einige  wenige  kriechen  zwischen  den  Wurzeln 
der  Gräser  und  Pflanzen  umher,  wie  z.  B.  die  Gattung  Ayalliastes  ^ 
Für  eine  ganze  Anzahl  lassen  sich  bestimmte  Nahrungspflanzen  nach- 
weisen und  ich  habe,  soweit  möglich,  die  Arten  zu  den  betreffenden 
Pflanzen  aufgeführt.  Wenige  Arten  scheinen  sich  jedoch  ausschließ- 
lich mit  einem  einzigen  Pflanzengenus  zu  begnügen.  Dies  ist  der 
Fall  bei  denjenigen,  die  auf  Nadelholz  leben  (vielleicht'mit  Ausnahme 
von  PilopJiorus  hifasciatus  F.-,  während  andere  nur  Pflanzen  der- 
selben  Familie    oder    sonst   diesen   nahestehende  Pflanzen  besuchen. 

Dicotyledoneae. 

Tiliaceae. 

Tilia: 

Phytocoris  tiliae  F.,  hauptsächlich  auf  dem  Stamm  in  den  Furchen  der 
Rinde.  Kommt  bei  uns  auch  auf  Quercns  vor.  (Nach  Fiebeb  auch 
auf  Älnus),  ist  aber  bei  uns  noch  nicht  auf  diesem  Baum  be- 
obachtet worden).    Siehe  Qiiercus. 

Ph.  longipennis  Floe,  selten,  nach  J.  Sahlbeeg.  (In  Livland  auf 
Quercus,  nach  Flok.  Rh.  Liv.  II,   599.) 

Lygus  cervimis  Mey.,   selten. 

L.  viridis  Fall.,  nach  eigener  Beobachtung.  Siehe  Sorbus,  Ehamnus, 
Alnus,  Spiraea. 

OrtJiotylus  striicornis  Kieschb.  ^,  selten,  nach  eigener  Beobachtung.  (In 
Deutschland  und  der  Schweiz  auf  Salix  purpurea  und  Lambertiana 
FiEB.  Eur.   Hem.   289). 

Rhamiieae. 

Bhamnus: 

Lygus  viridis  Fall.  ,  einmal  in  mehreren  Exemplaren  von  mir  auf 
Bh.  frangida  gefunden,  kommt  aber  gewöhnlich  auf  Sorbus,  Almts 
und  Spiraea  salicifolia  vor.    Siehe  auch   Tilia. 

Papilionaceae. 

Sarrothamnus: 

Orihotylus  chloroptenis  Kihsckb.,  selten,  von  Boheman  auf  S.  sco2mr ins 

gefunden  (=  Phytoc.  SarrotJiamni  Boh.  im  Mus.  Holm.). 
Heterocordyliis  tibialis  Hahx^,  von  Boheman  auf  S.  scoparius  gefunden 
(^  Phytoc.  Sparta  Boh.,   Entom.  Resa  i  Skäne,  p.    108). 
Trifolium: 

Leptopterna  dolahrata  F.,  gemein,  und  Capsus  atcr  h.-',  gemein,  nach 
eigener  Beobachtung.  Beide  kommen  auch  auf  einer  Menge  an- 
derer Pflanzen,  auch  Gramineen,  vor. 

'   (Jhlamydatus  CuRT.  —  -  Pilophorus  cinnamopteriis  Kb.  —  ^  Orilwiyhis 
nassaUtH  F.  —  *  Heterocordylus  leptocerus  Kb.  —  ^  Ehopalotomiis  ater  L. 


—     297     — 

Stiplirosoma  leucoceplialum  L.  \  nicht  selten,  nach  eigener  Beobachtung. 

Siehe  GaVmm,    Urtica. 
Halticus  ßaUiconiis  F.-,  gemein.    Siehe  Galiiun,   Chrysanihemum. 
Vicia  =  Trifolium. 

Rosaceae. 

Pyrus: 

Lygus  viridis  Fall.,  auf  P.  communis  nach  eigener  Beobachtung.  Siehe 
Tilia,  Bhamnus,  Sorhus,  Spiraea,  Alnus. 

Aetorliinus  angiüatiis  Fall,  habe  ich  auf  P.  malus  gefunden.  Siehe 
Sorbus,  Betula,  Alnus, 

Ortlwtylus  Idlineatus  Fall,  habe  ich  einigemal  auf  P.  malus  gefunden. 

Ortliotylus  nassatus  F.,  selten  auf  P.  malus.     Siehe  Populus. 
Sorbus: 

Phytocoris  populi  L.  habe  ich  einmal  auf  S.  aucuparia  gefunden.  Siehe 
Popidiis. 

Cälocoris  striatus  L.^,  die  Larve  habe  ich  einmal  auf  S.  fennica  be- 
obachtet.   Siehe  Ahms  und  Salix. 

Lygus  viridis  Fall.,  nach  eigener  Beobachtung  auf  S'.  aucuparia  und 
S.  fennica.    Siehe  Tilia,  Bhamnus,  Spiraea,  Ahms. 

Aetorliinus  angulatus  Fall,  nicht  gemein.    Siehe  Pyrus,  Betula,  Alnus. 
Spiraea: 

Lygus  pabidinns  L.,  Larve  und  Imago  gemein.    Siehe    Urtica. 

Ij.  viridis  Fall,  nicht  selten  und  L.  Spinolae  Mey.  selten,  leben  alle 
nach  eigener  Beobachtung  auf  Sp.  salicifolia. 

L.  lucorum  Mey.,  hier  und  da  auf  S.  ulmaria  nach  eigener  Beobach- 
tung. Siehe  Artemisia,  Urtica.  (In  England  auf  Eupatoria  cana- 
bimim  nach  Douglas  und  Scott.  Br.  Hem.  458,   2.) 

Plagiogriathus  arbustorum  F.  auf  Sp.  tdmaria  nach  eigener  Beobach- 
tung.   Siehe  Pastinaca,   Cirsium,   Urtica. 

Macrocoleus  cruciatus  F.  Sahlb.  * ,  selten ,  von  J.  Sahlberg  auf  Sp. 
idmaria  gefunden.    (Hem.  Het.  rysk.  Kar.  294.) 

Ribesiac^ae. 

Bibes: 

PilopJwrus  clavatus  L.  auf  B.  rubrum  nach  F.  Sahlberg  •'.  Siehe  Betula, 
Alnus,  Salix. 

Philadelpheae. 
Malacocoris   clüorizans   Block  ,    nach    eigener  Beobachtung    auf   Pliil- 
adelpkus  coronarius.    Siehe  Corylus. 

Umbelliferae. 

Car7im: 

Lygus  Kahni  L.,  gemein,  Larven  und  Imagines.  Siehe  Pastinaca,  Myrrliis. 


^  Stroiigylocoris  leucocephalns  L.  —  ^  Halticus  apterus  L.  —  ^  Fycno- 
pterna  striata  L.  —  *  Macrotylus  cruciatus  Sahlb.  im  nördlichen  Europa 
(einschl.  Sibirien).  —  ^  Mon.  Geoc.  Fenn.  p.  92. 


—     298     — 

Angelica: 

Lygus  traitsversalis  F.  \    nach    eigener  Beobachtung.     Siehe  Pastinaca. 
Pastinaca: 

L.  Kahm  L. 

L.  transversaUs  F.   {Pasfinacae  Fall.),  selten. 

Plagiognatlms  arhustorum  F.     Siehe  Spiraea.  Cirshim,    Urtica. 
Myrrliis: 

Lygus  Kahni  L.,  nach  eigener  Beobachtung. 

Caprifoliaceae. 

Lonicera: 

Campyloneiira  virgula  H.-Sch. ,  selten,  kommt  nach  Kaltenbach  in 
Deutschland  auf  Lonicera,  nach  Fieber  auch  auf  Fagm  vor.  Über 
ihre  Nahrungspflanze  bei  uns  ist  nichts  bemerkt. 

Riibiaceae. 

Galium: 

Lopus  gothicus  L.  auf  Galium  moihtgo.     Siehe    Urtica.    In  Livland  auf 

Salices  nach  Floe. 
Poecüoscytus  imifasciatus  F.,  nach  Fallen's  und  eigenen  Beobachtungen 

gemein  auf  G.  verum,  Larven  und  Imagines,  und  auf  G.  pahistre. 

(In  Deutschland    auf   G.  ochroleucum  nach  Fiebek.)     Siehe    Carex. 
P.  Gyllcnhali  Fall.  ^,  nicht  selten.     Siehe    Urtica. 
P.  nigrita  Fall.  ^,  hier  und  da. 

Stiphrosoma  leucocephalum  L.  *,  nicht  selten.    Siehe    Vicia,    Urtica. 
Halticus  pallicornis  F.  ^,  Larven  und  Imagines.    Siehe  Trifolium,  Chrys- 

anfhemimi. 
Ptagiognathus  quadrimaculatus  Fall.^,  selten. 
Hoplomaclius  Thunhergi  Fall.,  gemein,  leben  alle  auf  G.  verum.    Siehe 

Hieraccum. 

Coinpositae. 
Hieraceum: 

Hoplomaclius  Thunhergi  Fall.,,  nicht  selten.    Siehe  Galium. 
Cliry  santhemiim : 

Calocoris  roseomaculatus  D.   G.,  Nymphen  und  Imagines ,  nach  eigener 

Beobachtung.      (In    Deutschland    auf  Lavatera ,    Erynginm ,    Bibes 

ruhrum  nach  Fiebee.) 
Oncotylus  decolor  Fall.  '',  nicht  selten,  Larven  und  Imagines. 
Halticus  pdlUcornis  F.  ^,    nach  eigener  Beobachtung.      (Nach  Dguulas 

und  Scott  auch  auf  Centaurea.)     Siehe  Galium. 
AcJiillea: 

Camptohrochis  punctulatus  Fall.,  nach   .1.  Sahlbeeg  auf  A.  millefoliiim. 

Siehe  Tanacetum. 


^  Lygus  Pastinacae  Fall.  —  ^  Charagocinlus  Gyllenltali, Yalu  —  ^  Fo- 
lymcrus  »igrifus  Fall.  —  *  Strongylocoris  Jeucocephalus  L.  —  ^  Halticus 
aptcrnsj^.  —  ^  Cyllocoris  ßavonotatus  Boh. ?!  —  '^  Oriychmnemis  decolor 'Fall. 
—  *   H((l(icus  aptvrus  L. 


-     299     — 

Macrocoleus  molliculus  Fall.  ^,  niclit  selten,   nach  eig-ener  Beobachtung. 
Siehe  Tanocetum.      (In  Deutschland    auf  AchiUea  und  Ononis  nach 
Fieber.) 
Tanacetum: 

Campfobrochis  punctiüatus  Fall.,  auf  T.  vulgare  nach  F.  Sahlberg. 
0)icot/jlus  puncfipes  Reut.,   selten. 

Macrocoleus  molliculus  Fall,  (siehe  Achülea)  und  M.  fanaceti  Fall,   nach 
J.  Sahlberg  auf  T.   vuhjare. 
Artemisia: 

Lygus  lucormn  Mey.,  hier  und  da,  Larven  und  Imagines,  nach  eigener 
Beobachtung    auf   A.  ahslnthhim    und    campestris.      (Siehe    Spiraea, 
Crtka.) 
Magiognatlnis  alhipennis  Fall.,  nach  eigener  Beobachtung  auf  A.  cam- 
pestris. 
Centaurea: 

HoplomacJms  (Flacocliilus)  seladonicus  Fall.,  selten,  lebt  nach  J.  Sahl- 
berg auf  C.  scabiosa.     (In  Deutschland  auf  Galinm.    [Fieber.]) 
C  arduus: 

Deraeocoris  laniarius  L. ",  selten,  von  J.  Sahlberg  auf  C.  crispjus  ge- 
funden.    Siehe    Urtica.     Ist  in  Deutschland  nach  Kaltenbach  auf 
Pyrus  malus,  Prunus,  Eosa,    Verhascum  und   Urtica  gefunden. 
Cirsium: 

Plagiognafhus  arbustornm  F.,  nach  eigener  Beobachtung.  Siehe  Spiraea, 
Pastinaca,    Urtica. 

Ericineae. 
Calluna: 

Phytocoris  varipes  Boh.,  selten,  von  Bohemax  auf  C.  gefunden.   (Auch 

nach  Flor,  Rh.  Livl.  I,  p.   217,  Ph.    Ulmi.) 
Lygus  pratensis  L.    subsp.  punctatus  Zett.,  Reut.,    nach  eigener  Be- 
obachtung nicht  selten,  Larven  und  Imagines. 
Orthotylus  ericetorum  Fall.,  gemein,  Larven  und  Imagines. 

Oleaceae. 

Fraxinus: 

Psallus  lepidus  Fieb.  ,  selten,  nach  eigener  Beobachtung.  (Auch  in 
England  auf  Fraxinus  nach  Douglas  und  Scott.) 

Scrophulariiieae. 

Scropliularia: 

Brachyceraea  errans  Wolff  ^,  selten.  Siehe  Alnus.  Urtica.  (In  Deutsch- 
land auf  Scropliularia,  Stachys  sylvatica ,  Geranium  rohertiamim 
[Fieber]). 

Cheiiopodiaceae. 
Calocoris  chenopodii  Fall.  "*,  selten.    (In  Deutschland  auch  auf  Ononis 
nach  Fieber.) 

'  Megalocoleus  molliculus  Fäll.     —    ^  Capsus  ruher  L.    —    ■'  Dicgphus 
errans  Wulff.  —  *  Adelphocoris  lineolatus  Goeze. 


—     300     — 

Orthotylus  ßavosparsus  C.  Sahlb.  ,    Larven   und  Imagines    geraein    auf 
verschiedenen  Chenopodiaceen, 

Urticaceae. 

Urtica: 

Lopus  gothicus  F.     Siehe  Galium. 

Calocons  bipuncfatus  F.,  nach  eigener  Beobachtung. 

C.  fulvomaculatus  D.  G.,  hier  und  da.    Nach  Fieber  (Eur.  Heni.  252)  auf 

Elhes  nihnim.  Frumis,  Bubus;  nach  Douglas  und  Scott  auch  auf 

Behüa.     Siehe  Salix,  Älnus. 
L.  pabuJiiius  L. ,   gemein ,    Larve    und    Imago    vou    mir   auf  U.  dioica 

gefunden.     Siehe  Spiraea. 
L.  lucorum  Mey.  ,    hier    und    da,    Larven    und   Imago    von    mir    auf 

U.   dioica  gefunden.     Siehe  Spiraea,  Artemisia. 
Liocoris  tripustulatus  F.,  gemein,  Larven  und  Imagines  auf  U.  dioica. 

Siehe  Humidus. 
Beraeocoris  laniarius  L.  ^,  selten      Siehe  Carduus. 
Capsus  ater  L.^    Siehe  Trifolium,  Gramineae. 

Sfiphrosoma  leucoccphalum  Fibb.  ^,  hier  und  da.     Siehe    Vicia,  Galium. 
Ifacrolophiis  nubilus  H.-S. ,    selten ,    nach  eigener  Beobachtung.     (Auf 

Stackys  nach  Fieber.) 
Bicyplms  errans  Wolff  ,    selten ,    nach    eigener    Beobachtung.     Siehe 

Älnus,  Scrophidaria. 
B.  pallidus  H.-S.,   selten,    nach   eigener  Beobachtung.     (In  Deutsch- 
land auf  Stachi/s  sylvatica,  Fraximts,  Alnus,  Acer,  Poptdus,  Corylus 

nach  Fieber.) 
Plagiognathus  viridulus  Fall.*,  gemein.     Auch  auf  mehreren  anderen 

Pflanzen. 
P.  arbustormn  F.,  Larven  und  Imagines  gemein  auf  U.  dioica.    Siehe 

Spiraea,  Pastinaca.  Cirsium. 
Humulus: 

Liocoris  tripustulatus  F.   nach  Fallen. 

Ulmaceae. 

ülmus: 

Phytocoris  ulnii    L. ,    selten.     In    Livland    auf    Alnus    incana    (Flor). 
Siehe  Corylus. 

Amentaceae. 

Populus: 

Phytocoris  populi  L.  auf  P.  balsamifera,  selten.     (In  Deutscliland    auf 

Salices  und  Tilia  nach  Fieber.)   Siehe  Salix. 
Orthotylus  bilineatus  Fall,   auf  P.  tremida   nach  eigener  Beobachtung, 

selten.     Siehe  Pyrus. 


*  CupsHS  ruher  L.    —    -  Rhopalotonuts  ater  L.  —  ^  Strongylocoris  leuco- 
cephalm  L.  —  ••  Plagiognathus  Chrysanthenn  Wolff. 


—     301     — 

Salix: 

Pht/tocoris  populi  L.,  einmal  von  mir  auf  S.  caprea  gefunden. 

Calocoris  variegatus  Costa  ^,  selten  ,  nach  eigener  Beobachtung.  Siehe 
Alnus. 

C.  fulvomactdatus  D.  G. ,  hier  und  da ,  Larven  und  Imagines  auf 
S.  repens,  nach  eigener  Beobachtung.     Siehe    Urtica,  Alnus. 

C.  striahis  L. ",  selten,  nach  eigener  Beobachtung  auf  S.  aurita.  Siehe 
Sorbtis,  Alnus. 

Plesiocoris  ntgicollis  Fall.,  gemein,  Larven  und  Imagines  auf  S.  caprea, 
cinerea,  nigricans,  depressa  u.  a. 

Lygus  limhatus  Fall.,  nicht  selten,  Larven  und  Imagines  auf  S.  caprea, 
cinerea,  nigricans,  depressa  usw. 

Cyphodema  nibicnnda  Fall.  ^,  nicht  selten,  auf  6'.  nigricans,  depressa  u.  a. 
Siehe  Quercus. 

Pilophorus  clavatns  L.,  nicht  selten,  Larven  und  Imagines  auf  S.  caprea, 
aurita,  cinerea  und  repens.  Siehe  liibes,  Betula,  Alnus.  (In  Deutsch- 
land auch  auf  Quercus  nach  Fiebek,  in  England  auf  Betula  nach 
Douglas  und  Scott.) 

P.  confusiis  Kirsche.,  selten,  nach  Mitteilung  von  J.  Sahlberg. 

Globiceps  fidvipes  Scop.  * ,  selten ,  Larven  und  Imagines  von  mir  auf 
S.  repens  gefunden.  (In  Deutschland  auf  Quercus  nach  Fieber, 
Eur.   Hern.   284.   5   [G.  ßaromaculatus].) 

Orthotylus  nassatus  F. ,  gemein ,  Larven  und  Imagines  auf  mehreren 
Sälix-kvt%\\.    Siehe  Alnus. 

0.  virens  Fall.,  selten,  Larven  und  Imagines  auf  S.  penfandra  nach 
eigener  Beobachtung. 

0.   boreellus  Zett.,  selten,  nach  J.   Sahlberg  in  den  Lappmarken. 

0.  tenellus  Fall.,  selten. 

Psallus  intermedius  F.  Sahlb.  ^,  selten,  auf  S.  repens,  Larven  und  Ima- 
gines nach  eigener  Beobachtung. 

P.  aethiops  Zett.,  in  den  Lappraarken. 

P.  betuleti  Fall.  var.   c  minor  Reut,   auf  S.  nigricans  und 

P.  roseus  Fall.^,  nicht  selten  auf  S.  caprea,  nach  eigener  Beobach- 
tung.    Siehe  Betula. 

P.  Scholzi  Mey.,  nach  J.   Sahlberg. 

P.  sanguineus  F.  ^,  hauptsächlich  auf  S.  cai^ea  und  S.  cinerea,  gemein. 

Plagiognathus  Boseri  H.-S. *^,  selten,    nach  STaL  (Ö.   V.   A.  F.   18  p.). 

P.  Bohemani  Fall.  ^,  selten ,  auf  S.  viminalis  nach  Fallen  und  auf 
S.  lapponum  nach  J.  Sahlberg. 


'■  Calocoris  biclavatus  H.-ScH.  —  ^  Pycnopterna  .striata  L.  —  ^  Lygus 
rubicundufi  Fall.  —  *  Allaeonotus  fulvipes  Scop.  —  ^  Nach  Puton's  Katalog 
1899  ist  Fs.  intermedius  Sahlb.  synonym  zu  Psallus  aethiops  Zett.  ;  nach 
E.  F.  Sahlberg  ,  Monogr.  Geoc.  Fenn.  1848 ,  p.  116 ,  58 :  C.  intermedius  mihi ! 
(vom  ähnlichen  C.  aethiops  Zett.  durch  den  leicht  punktierten  Clavus  und  die 
Farbe  der  Beine  verschieden).  —  ^  Psallus  Fallenii  Reut.  —  '  Psallus  roseus  F. 
—  *  Sthenaru-s  Pioseri  H.-Sch.  —  ^  Neocoris  Bohemani  Fall. 


—     302     — 

P.  nigritulus  Zett.  ^  selten,   Larven  und  Imagines  auf  S.  repens  nach 
eigener  Beobachtung. 
Betula: 

Lygus  innotatus  Reut.,  selten. 

L.  contaminatus  Fall.,  gemein.    Siehe  Ahms. 

Phüophorus  clavatus  L.,  nach  eigener  Beobachtung.    Siehe  Ribes,  Alnus, 
Salix. 

Äetorhimis  angulntus  Fall.,  gemein.    Siehe  Pyrns,  Ahms,  Coryhis. 

Psallus  betuleti  Fall.,  selten. 

P.  roseus  Fall.,  Larven  und  Imagines  hier  und  da. 
Alnus: 

Calocoris  uariegaim  Costa  "^j  selten.    (In  Livland  auch  auf  A.  gliitinosa 
[Flor].)    Siehe  Salix. 

C.  fidvomaculafus  D.  Gr.,  hier  und  da,  Larven  habe  ich  auf  A.  gluti- 
nosa  gefunden.    Siehe    Urtica,  Salix. 

C.  striatus  L.  ^,  selten,   Larven  und  Lnagines  nach  eigener  Beobach- 
tung.    Siehe  Sorhiis,  Salix. 

Lygiis  contaminatua  Fall.,  hier  und  da  nach  Fallen"s  und  eigener  Be- 
obachtung.   Siehe  BeMa. 

L.  viridis  Fall.,  hier  und  da.     Siehe  P/jnis.  Tilia,  Ehammis,  Sorbus, 
Spiraea. 

Pilophoriis  clavatus  L.,  hier  und  da,  Larven  und  Imagines,  nach  eigener 
Beobachtung.    Siehe  liibes,  Salix,  Betida. 

Dicyphus  errans  Wolfe,  selten,  nach  Fallen.    Siehe  Stachys.   Urtica. 

Aetorhinus  angidatus  Fall.  ,    gemein    auf  A.  incaiia   und  A.  glutinosa. 
Siehe  Pynis,  Betula,  Corylus. 

Orthotylus  nassatus  Fall.  ,    Njnnphen    und  Imagines    nach  eigener  Be- 
obachtung auf  A.  glutinosa. 

Phylus  coryli  L.,  nach  Fallen.    Siehe  Corylus. 

Psallus  amUgims  Fall.,  hier  und  da,  nach  eigener  Beobachtung. 

P.  alnicola  Dougl.    et    Sc,     selten,    nach    eigener    Beobachtung    auf 
A.  incana  und  glutinosa. 

Cupuliferae. 

Fagus: 

Phylus  melanocephalus  L.  var.  pallens  F. ,    nach    eigener  Beobachtung. 

Psallus  varians  H.-S.,  selten.    Siehe  Quercus. 

Ps.  dimiimtus  Kikschb.   (siehe  Quercus)    und   Ps.  alhicinctus  Kikschb., 
nach  eigener  Beobachtung. 
Corylus: 

Pantilius  twiicatusF.,  selten  (nach  Fieber,  Flor,  Douglas  und  Scott). 

Phytocoris  ulmi  L.,  nach  Boheman.    Siehe   Ulmus. 

Aetorhinus  angidatus  Fall.,  nach  Fallen.    Siehe  Pyrus,  Betula,   Alnus. 

Malacocoris  cMorisans  Block,  hier  und  da.     Siehe  Philadelphus. 


'  Neocoris  nigritulus  Zett.  ,    in   England ,    Skandinavien  und    Finnland, 
doch  kommt  eine  Varietät  (var.  Putoni  Reut.)  in  Frankreich  vor. 
-  Calocoris  biclavatus  H.-ScH.  ^  Pycnopterna  striata  L. 


—     303     — 

Oriliofylus  prasinus  Fall.  ,  selten ,  nach  eigener  Beobachtung.  Nach 
Thomson  auf  Salix{^)  (Op.  ent.  IV,  439,  72).  (Nach  Flor  in 
Livland  auch  auf  Alnus.) 

Phylns  melanocephalus  L. ,  selten ,  nach  eigener  Beobachtung.  Siehe 
Fagus,  Qiiercus. 

Ph.  coryli  L.     Siehe  Älnus,  hier  und  da. 
QuercHs: 

Phi/tocoris  nlmi  L.,  selten. 

Ph.  tiliae  F.,  nach  Fall:en.    Siehe  Tilia. 

Calocoris  stnafelhis  Fall.  ^ ,  hier  und  da ,  nicht  selten ,  nach  eigener 
Beobachtung.  Nach  Fall^x  in  ^floribus  umbellatarum"  ,  nach 
Fieber  „auf  Umbelliferen",  aber  nach  Flor  richtig  „anf  Eichen". 
Ich  habe  die  Art  ausschließlich  in  Eichenwäldern  gefunden  und 
zwar  in  der  Gegend  von  Abo  zahlreich. 

Cyphodema  rubicunda  Fall.  ^  habe  ich  einmal  auf  Eichen  gefunden. 

Ct/Üocoris  histrionicus  L.,  nicht  selten,  Larven  und  Imagines  nach 
eigenen  mehrfachen  Beobachtungen.  (Nach  Fieber  auf  Qnercus 
und  unter  Bobinia  pseudacada,  nach  Douglas  und  Scott  auf  Be- 
tida, nach  Flor  auf  Qnercus  und  dasselbe  nach  Kirschbaum,  Rh. 
Wiesb.   9,   2(3.) 

G-lohkeps  flavo-notafns  Boh.  ^,  Larven  und  Imagines  nach  eigener  Be- 
obachtung. 

Phylus  melanocep)hcdus  L.,  hier  und  da,  nach  eigener  Beobachtung. 
Siehe  Fagus,  Corylus. 

Psallus  variabüis  Fall.,  selten,  Larven  und  Imagines. 

P.  quercus  Kirschb.,  selten. 

P.  simüUmUö  Kirsche.,  selten. 

P.  varians  H.-S.,  nicht  selten.  Siehe  Fagus.  (In  England  SLwf  Beüda 
nach  Douglas  und  Scott.) 

P.  diminutus  Kirsche.,  Larven  und  Imagines  nach  eigener  Beobach- 
tung, nicht  selten. 

P.  sangmneus  F.'*,  nach  Fallen. 

Coniferae. 

P  i  n  US: 

Phytocoris  intricaius  Flor  auf  P.  abies  nach  eigener  Beobachtung, 
selten. 

P.  pini  Kirsche,  (rrassipes  Flor)  auf  JP.  sylvestris,  nach  eigener  Be- 
obachtung, selten. 

Calocoris  infusus  H.-S.  ^,  selten. 

Lygus  rubricatus  Fall.,  auf  P.  abies  gemein. 

Hadrodema  pinastri  Fall.  ^  auf  P.  sylvestris  hier  und  da. 

H.  nigriceps  Fall.  ^,  auf  P.  sylvestris  selten. 


'  Calocoris  ochromelas  Gmel.  —  -  Lygus  rubicundus  Fall.  —  ^  CyUocoris 
flaoonoiains  Boh.  —  *  Psallus  roseiis  F.  —  ^  Megacoehmi  infusmn  H.-Sch.  — 
^  Camptozygum  pinastri  Fall.  —  '  Zygimus  nigriceps  Fall,  (in  Skandinavien 
und  Finnland). 


—     304     — 

Botlujnohis  inlosus  Büh.,  nach  eigeuer  Beobachtung  auf  P.  abks,  Larve 
und  Imago,  selten. 

AUaeotonms  gotJiicus  Fall.,  auf  P.  s/jlvestris  nach  Fallen,  selten. 

Pilophorus  bifasciatns  F.  ^  hier  und  da  auf  P.  sylvestris  nach  Zetter- 
stedt's  und  eigener  Beobachtung,  Larven  und  Imagines.  (Soll 
nach  KiBSCHBAUM  [Rh.  Wiesb.  15,  81,  Capsus  cinnamopterns]  auch 
auf  Quercus,  nach  Floe  auch  auf  P.  ah'ies  leben.) 

Cremnoceptlialus  mnhratüis  F.,  auf  P.  sylvestris,  ziemlich  selten. 

Pliylus  limitatus  Fieb.  ^,  selten,  nach  Thomson. 

Plesiodema  pinetellum.  Zett.,  nach  Zetteestedt  und  eigener  Beobach- 
tung.   Nymphe  und  Imago  auf  P.  sylvestris,  selten. 

Atractotomus  magnicornis  Fall.,  auf  P.  alnes,  Larven  und  Imagines, 
hier  und  da. 

Psallus  obscurellus  Fall.,  auf  P.  sylvestris,  hier  und  da. 

Plagiognathns  modestns  Mey.  ^,  auf  P.  sylvestris,  selten. 


Monocotyledoiieae. 

Cyi)eraceae. 

Heleoeharis: 

Megaloceraea  ruficornis  Fall.,  Larven  und  Imagines,  gemein. 
Teratocoris  Saunäersi  Dougl.  et  Sc,    Larven    und   Imagines,    gemein. 
Capsus  ater  L.  *,  gemein. 
Chlamydatus  caricis  Fall.  ^,  hier  und  da,  Larven  und  Imagines.    Siehe 

Carex. 
Chi.  geniinus  Flor.    Siehe  Carex. 
Carex: 

Miris  calcaratus  Fall.,  nicht  selten. 

Megaloceraea  ruficornis  Fall.  ,  gemein ,    Larven  und  Imagines.      Siehe 

Heleoeharis. 
Teratocoris  palüdum  J.  Sahlb.,  selten,  auf  C.  resicaria,   Larven    und 

Imagines. 
T.  hyperhoreus  J.  Sahlb.  ",  selten,  nach  J.  Sahlbeeg  in  Lappland. 
T.  viridis  Dougl.  et  Sc,  nach  J.  Sahlbebg  in  Lappland. 
Labops  Sahlbergi  Fall.,  hier  und  da,  Larven  und  Imagines. 
Chlamydatus  caricis  Fall.',  hier  und  da.     Siehe  Heleoeharis. 
Chi.  insignis  Dougl.  et  Sc. ",  selten. 
Chi.  pygmaeus  Zett.  ^,  selten. 
Chi.  geniinus  Flor  ^^,  selten.     Siehe  Heleoeharis. 


'  Pilophorus  cinnamopterus  Kb.  —  '^  Brachyarthrum  Umitatum  Fieb.  — 
*  Sthenarus  modestns  Mey.  —  *  Ehopalotomus  ater  L.  —  *  Cyrtorrhinus  Caricis 
Fall.  —  ^  Teratocoris  viridis  Dgl.  et  Sc.  —  T.  hyperhoreus  Sahlb.  (nach  Puton's 
Katalog  1899).  —  ''  Cyrtorrhinus  Caricis  Fall.  —  ^  Cyrtorrhinus  flaveohis 
Rekt.  (in  Skandinavien  und  Finnland).  —  *  Cyrtorrhinus  pygmaeus  Zett.,  in 
England,  Nord-Frankreich,  Skandinavien,  Finnland  und  Rußland.  —  '**  Cyrtor- 
rhinus gemiuiis  Flor  in  Skandinavien,  Finnland  und  Livland. 


—     305    — 

Gramiiieae. 

Auf  Gramineae  leben  wahrscheinlich  mehrere  Arten,  insbesondere 
einige  Miraria  auf  Cerealien.  Auf  den  übrigen  Gramineen  wohl 
Miris ,  MegaJoceraea ,  Leptopterna ,  Capsus  ater^  etc.,  aber  nähere 
Beobachtungen  fehlen  noch. 

Gh/ceria: 

ConostetJms  saJinns  J.  Sahlb.,  selten  auf  Gl.  disians  v.  pidvinafa  nach 
J.  Sahlbekg. 
Phragmifes: 

Miris  calcarahis  L. 

Teratocohs  antennatus  Boh.,  selten. 

T.  Sawukrsi  Dougl.  et  Sc,  hier  und  da. 

Cryptogamae. 

Filices. 

Monalocoris  filicis  L.,  gemein  auf  Fteris. 

Bryocoris  pferidis  Ball.,  auf  Fteris,  Polysticlmm  und  Asplenium. 

Aus  obigem  Verzeichnis  geht  nun  hervor,  daß  mehrere  Arten 
auf  mehreren  verschiedenen  Pflanzen  leben  und  daß  die  betr.  Nähr- 
pflanzen in  fremden  Ländern  bisweilen  andere  als  bei  uns  (Finnland) 
sind.  Wo  sie  dieselben  sind,  habe  ich  bei  den  Arten  keine  beson- 
deren Bemerkungen  hinzugefügt.  Besonders  sicher  sind  die  An- 
gaben, wo  auch  Larven  erwähnt  sind,  indem  die  Insekten  in  diesem 
Falle  nicht  nur  zufälligerweise  dahin  gelangt  sein  können  ,  was  der 
Fall  sein  kann,  wenn  nur  die  geflügelte  Imago  beobachtet  wird. 
(Beiläufig  möge  bemerkt  werden,  daß,  wie  auch  Kaltenbach  angibt, 
die  frühesten  Lebensstadien  der  meisten  Hemipteren  bisher  un- 
beachtet geblieben  sind.) 

Die  Pflanzenfamilien,  welche  die  zahlreichsten  Capsiden  be- 
herbergen, sind  die  Amentaceae  und  die  Cupuliferae  {Salix 
und  Quercus).  Eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Arten  lebt  auch  auf 
Rosaceae,  Compositae,  Urticaceae  und  Coniferae.  Com- 
positae  werden  besonders  von  den  zur  Gruppe  der  Oncotylaria 
gehörigen  Arten  besucht.  Für  Umbelliferae  ist  die  Gattung  Ly(jus 
(Unterg.  Orthops)  charakteristisch,  für  Amentaceae  und  Cupuli- 
ferae sind  die  Gruppen  Cyllocoraria  und  Plagiognatharia 
bezeichnend  und  für  Monocotyledoneae  besonders  Miraria. 
Bryocoraria  leben  nur  auf  Filices. 

Mehrere  der  größeren  Pflanzenfamilien   scheinen   von  Capsiden 

'  Bhopalotomus  ater  L. 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  190G.  20 


—     306     — 

gar  nicht  besucht  zu  werden.  Das  ist  der  Fall  z.  B.  bei  den 
Ranunculaceae,  Cruciferae,  -Caryophyllaceae,  Boragineae; 
überhaupt  werden  diese  kaum  von  irgend  einem  Heteropteron  be- 
sucht. Dazu  wäre  jedoch  zu  bemerken,  daß  die  Nahrungspflanze 
vieler  Arten  noch  unbekannt  ist. 

Interessant  ist  es,  das  Verhältnis  zu  beobachten,  in  welchem 
gewisse  Pflanzen  zueinander  zu  stehen  scheinen ,  bezüglich  der  auf 
beiden  gemeinsam  lebenden  Arten.  So  findet  man  nicht  nur  häufig, 
daß  Pflanzen  aus  verschiedenen  Gattungen ,  aber  aus  derselben 
Familie,  die  gleiche  Art  beherbergen,  sondern,  daß  dies  auch  mit 
Pflanzen  aus  verschiedenen  Familien  der  Fall  sein  kann.  Die  Hypo- 
these, daß  sie  in  diesem  Falle  in  chemischer  Beziehung  sich  sehr 
ähneln,  wird  vielleicht  zu  gewagt  sein. 

Alle  Capsiden  sind  Tagtiere.  Nur  von  einer  Art  kann  man 
dies  nicht  unbedingt  sagen.  Dies  ist  Eroticoris  rufescens  ^ ,  welche 
ich  im  Sommer  1871  auf  Aland  näher  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte,  indem  ich  diese  Art  an  mehreren  Lokalitäten  sehr  häufig 
fand,  aber  nie  bei  Tage.  Erst  bei  Sonnenuntergang  kam  sie  her- 
vor und  man  konnte  dann  plötzlich  mit  dem  Netze  in  dem  Wiesen- 
grase mehrere  Exemplare  auf  einmal  erbeuten.  (Sollte  sie  vielleicht, 
wie  mehrere  Käfer,  z.  B.  Anisotoma,  bei  welchen  dies  auch  der  Fall 
ist,  von  unterirdischen  Pilzen  leben  ?  ? ) 

Keinesfalls  können  die  Capsiden  als  besonders  schädlich  an- 
gesehen werden,  denn  von  Verwüstungen  ihrerseits  sieht  man  äußerst 
selten  Spuren^.  Die  Natur  scheint  auch  nicht  ihre  Verminderung 
durch  besondere  Maßregeln  herbeiführen  zu  suchen,  denn  endo- 
parasitische  Hymenopteren-  oder  Dipteren-Larven  scheinen  nur  in 
äußerst  seltenen  Fällen  bei  ihnen  vorzukommen^.  Dagegen  sind  sie 
(nach  Kirschbaum)  häufiger  von  Gordiaceen  und  von  Acariden  ge- 
plagt ^ 

Will  man  die  Capsiden  nach  den  verschiedenen  Lokalitäten, 
wo  sie  vorkommen ,  einteilen ,   so  bekommt  man  folgende  Gruppen : 

^  Allodapus  rufescens  Bdrm. 

^  Siehe  Schenk"s  Beobachtung  an  Althaea  rosea,  referiert  oben. 

*  Ich  habe  nur  einmal  solche  Larven  bei  einigen  Nymphen  von  Aetorhinus 
angulatus  Fall,  beobachtet.     Leider  gelang  mir  die  Aufzucht  nicht. 

*  Verschiedene  deutsche  landwirtschaftliche  Blätter  der  letzten  Jahre  be- 
schuldigen die  Capsiden  (bes.  die  Li/f/Ks-  und  Calocoris-Xvten)  als  ,Hopfenschäd- 
linge" ;  dies  bedarf  jedenfalls  noch  näherer  Beobachtung,  denn  von  „zoologischer" 
Seite  Averden  die  betreffenden  Capsiden  als  „carnivor"  und  demnach  „für  die 
Landwirtschaft  nützlich"  erachtet. 


307 


1.  Nadelholz  (Piiieta):   Siehe  oben  Coniferae. 

2.  Laubwälder  (Nemo ra):   Siehe  oben  Betula,  Älnus,  Populus,  Querem, 

Fagus,  Tilia,   Utmus.     Auf   niederen  Pflanzen  kommen  Monalocoris 
ßlicis  und  Bryocorls  pferidis  vor. 

3.  Heine  (Luci).     Siehe  oben  Sorbus,  Fraxinus,   Cori/Ius,   Tilia.     Auf 

den  niederen  kommen  vor: 
Miris  holsafus,  h.  Capsus  ater. 

Caloeoris  setieornis.  Pithanus  Märkeli. 

C.  sex-guttatus,  s.  Macrolophus  nubilus,  s. 

Lygus  pabulinus.  Dici/phus  globuUfer,  s. 

i.  ftavovirens,  s.  D.  errans,  s. 

L.  lucornm.  B.  pallidus,  s. 

L.  Spinolae,  s.  Globiceps  dispar,  s. 

Foecdoscjjtiis  nigritns.  Chlamydatus  ambulans. 

4.  Weiden  (Saliceta):   Siehe  oben  Salix. 

5.  Heiden  (Ericeta):   Siehe  oben  Calluna. 

6.  Halden  (Campi),   welche  ungefähr  dieselbe  Fauna  als  die  Acker- 

raine beherbergen : 


Miris  calcaratus. 

M.  virens. 

M.  laevigatus. 

M.  holsatus,  h. 

Megaloeeraea  ruficornis. 

Leptopterna  ferrugata. 

L.  dolabrata,  h. 

Lopus  gothicus. 

Caloeoris  setieornis. 

Oncognatlms  binofatus,  s. 

Lijgus  pratensis. 

L.  Kalmi, 

Stiphrosoma  leiicocephahim. 

St.  luridnm. 

Plagiognathus  quadrimaculatus. 

P.  viridulus,  h. 

P.  saltitans. 


Poeciloscytus  Gyllenhali. 
P.  nigrita. 
P.  tmifasciatus,  h. 
P.  vulneratus,  s. 
Camptobrochis  punctulatus,  i 
Capsus  ater,  h. 
Haltieus  apterus,  h. 
H.  luteicollis,  s. 
Orthocephalns  Panseri,  s. 
0.  coriaeeus. 
0.  saltator,  h. 
0.  vittipennis. 
Euryopicoris  nitidus,  s. 
Myrmeeoris  graeilis,  s. 
Pithanus  Märkeli. 
Systellonotus  triguttatus. 
Globiceps  ßavomacidatus. 
Tota  Divisio  Oncotylarii 


P.  evanescens,  h. 
P.  albipennis,  s. 
P.  pulicarius,  s. 
P.  pullus,  s. 
P.  signatus,   s. 

7.  Gebirge  (Alpes):  Euryopicoris  nitidus,  s.     Biplacus  alboornatus, 

8.  Trockene  Wiesen  (Prata  arida): 
Megaloeeraea  nißcornis.  Capsus  ater. 
Leptopterna  dolabrata.                             Pithanus  Märkeli 
Lygiis  pratensis.                                       Chlamydatus  pygmaeiis,  s. 
Poeeüoseytus  Gyllenhali.                           Plagiognathus  viridulus. 
P.  nigrita.                                                  PI.  pulicarius. 
Beraeocoris  seutellaris,  s. 

20* 


—     308 

9.  Bebaute  Felder  (Culta>: 
Miris  calcarafns,  h. 
31.  virens,  h. 
M.  laev'igafns. 
Megaloceraea  errafica. 
M.  rußconiis. 
Lopus  gothicus. 
Calocoris  bipunctatus. 
Lygus  pratensis. 
L.  Kalmi. 
L.  pellucidus. 
L.  transversal is. 
Poecilosci/tus  Gi/nciihali. 
10.  Feuchte  Wiesen  (Prata  huniida): 


Liocoris  tripustiüatm. 
Deraeocoris  laniarius.  s. 
Capsus  afer. 

Stiphrosoma  leiicocephalum . 
Glohiceps  flavomacidaftis. 
Ortliotylus  flavosparsus. 
Bijrsoptera  rußfrons. 
PlagiognafJms  arbusfonmi. 
P.  fiävipennis,  s. 
P.  viridulus. 
P.  pidicarnis. 


Megaloceraea  nificorms,  h. 

Teratocoris  paJmhnn. 

T.  viridis. 

T.  hyperhoreus. 

Poecdoscytus  unifasciatus,  s. 

Capsus  ater. 

11.  Moore    (Paludes):     Megaloceraea    ruficornis,     Teratocoris    paludum, 

CJdami/dafns  caricis. 

12.  Ufer  (Ripae  et  littora): 
Miris  calcaratus,  h. 
M.  holsattis. 

Megaloceraea  rußcornis,  li. 
Teratocoris  antennatus,  s. 
T.  Saundersi. 
T.  x)aludum,  s. 

Einige  wenige  Arten,  deren  Aufenthaltsort  mir  nicht  näher  be- 
kannt war,  habe  ich  in  obiges  Verzeichnis  nicht  mit  aufnehmen 
können. 


Eroticoriä  rufescens. 
Chlatnydatus  insignis, 
Chi.  geminus,  s. 
Chi.  pygmaeiis,  s. 
CM.  caricis. 


Capsus  ater. 
Pithanus  Märkeli. 
Chlamydatus  caricis. 
Chi.  geminus,  s. 
Chi.  pygmaeus. 


Systematische  Einteilung  der  Capsiden  nach  Professor 
O.  M.  Reuter  in  Helsingfors. 


Früher  (1875  ff.): 
I.  Teratodellaria  Keut. 

Teratodella  Reut. 
II.  Miraria  Reut. 

Acetropis  Fiel). 

iuris  F.,  Reut. 

Megaloceraea  Fieb.,  Reut. 

Teratocoris  Fieb. 


Leptopterna  Fieb. 
Pantilius  Curt. 

III.  Miridiaria  Reut. 

Miridius  Fieb. 

IV.  Loparia  Reut. 

Lopus  Hahn,  Reut. 
V.  Dyoncaria  Reut. 
Dyoncus  Fieb. 


—    ;^09 


VI.  Pliytocoraria  Reut. 

Phytocoris  Fall.,  H.-Sch. 
Alloeonotus  Fieb. 
Calocoris  Fieb.,  Reut. 
Brachycoleus  Fieb. 
Oncognathus  Fieb. 
DicrooBcytus  Fieb. 
Plesiocoris  Fieb. 
VII.  Capsaria  Reut. 

Lygus  Hahn,  Reut. 
Hadrudema  Fieb.,  Reut. 
Cyphodema  Fieb.,  Reut. 
Poeciloscytus  Fieb.,  Reut. 
Camptobrochis  Fieb. 
Liocoris  Fieb, 
Deraeocoris  Kirschb.,  Stäl. 
Stethoconus  Fieb. 
Bothynotus  Fieb. 
Alloeotomus  Fieb. 
Capsus  F.,  Stäl. 
VIII.  Bryocoraria  Reut. 

Monalocoris  Dahlb. 
Bryocoris  Fall. 
IX.  Cyllocoraria  Reut. 

Heterocordylus  Fieb. 
Pilophorus  Hahn. 
Mimocoris  Scott. 
Stiphrosoma  Fieb. 
Halticus  Burm. 
Platypsallus  J.  Sahlb. 
Orthocephalus  Fieb.,  Reut. 
Labops  Burm.,  Reut. 
Euryopocoris  Reut. 
Diplacus  Stäl. 
Myrniecoris  Gorsk. 
Pithauus  Fieb. 
Plagiorhamma  Fieb. 
Systellonotus  Fieb. 
Eroticoris  Dgl.  et  Sc. 
Cremnocephalus  Fieb. 
Oyrtopeltis  Fieb. 
Macrolophus  Fieb. 
Dicyphus  Fieb. 
Campyloneura  Fieb. 
Cyllocoris  Hahn 
Globiceps  Latr. 
Aetorhinus  Fieb. 
Malacocoris  Fieb. 


Chlamydatus  Curt.,  Reut. 

Platycranus  Fieb. 

Camptotylus  Fieb.,  Reut. 

Loxops  Fieb. 

Hypsitylus  Fieb. 

Orthotylus  Fieb. 

Heterotoma  Fieb. 
X.  üncotylaria  Reut. 

Solenoxyphus  Reut.  • 

Pachyxyphus  Fieb. 

Hadrophyes  (Fieb.)  Put. 

Hoplomachus  Fieb.,  Reut. 

Exaeretus  Fieb. 

Stenoparia  Fieb. 

Conosthetus  Fieb. 

Xenocoris  Fieb. 

Oncotylus  Fieb. 

Cylindromerus  Fieb. 

Anoterops  Fieb. 

Macrocoleus  Fieb. 

Macrotylus  Fieb. 

Amblytylus  Fieb. 
XI.  Plagiognatharia  Reut. 

Harpocera  Curt. 

Byrsoptera  Spin. 

Phylus  Hahn,  Reut. 

Icodema  Reut. 

Plesiodema  Reut. 

Atractotomus  Fieb. 

Psallus  Fieb.,  Reut. 

Auchenocrepis  Fieb. 

Megalodactylus  Fieb.,  Reut. 

Tinicephalus  Fieb. 

Plagiognathus  Fieb.,  Reut. 

Colpochilus  Reut. 
NB.     Die    verschiedenen    Untergat- 
tungen   wurden    bei    vorstehender    Auf- 
zählung (um  nicht  zu  weitschweifig  zu 
werden)  weggelassen. 

Neuerdings  (1883  fl): 
I.  Fulviaria. 

Fulvius  Stäl  (Teratodella  Reut.) 
II.  Myrmecoraria. 
Pithanus  Fieb. 
Myrmecoris  Gorsk. 
III.  Miraria. 

Acetropis  Fieb. 


310    — 


Miris  Fab. 
Megaloceraea  Fieb. 
Teratocoris  Fieb. 
Leptopterna  Fieb. 
IV.  Bryocoraria. 

Monalocoris  Dahlb. 
Bryocoris  Fall. 
V.  Capsaria. 

Pantilius      Gurt.      (Conometopus 

Fieb.) 
Dionconotus  Reut.  (Dionius  Fieb.) 
Lopus  Hahn. 
Miridius  Fieb. 
Phytocoris  Fall. 
Megacoehim  Fieb. 
Adelphocoris  Reut. 
Calocoris  Fieb. 
Alloeonotus  Fieb. 
Homodemus  Fieb. 
Pycnopterna  Fieb. 
Actinotus  Reut. 
Brachycoleus  Fieb. 
Pachypterna  Fieb. 
Stenotus  Jak.  (Oncognathus  Fieb.) 
Dichrooscytus  Fieb. 
Lygus  Hahn. 
Plesiocoris  Fieb. 
Camptozyguni  Reut.  (Hadrodema 

Fieb.) 
Zygimus  Fieb. 
Cyphodema  Fieb. 
Poeciloscytus  Fieb. 
Polymerus     Hahn.     (Systratiotus 

Dgl.  Sc.) 
Charagochilus  Fieb. 
Liocoris  Fieb. 
Caniptobrochis  Fieb. 
Capsus  Fab. .   Fieb.  (Deraeocoris 

Stäl,  Reut.) 
Rhopalütomus  Fieb.  (Capsus  Fab., 

Stäl,  Reut.) 
Alloeotomus  Fieb. 
Stethoconus      Fieb.      (Acropelta 

Mella) 
Bothynotus    Fieb.    (Trichymenus 

Reut.) 
VI.  Pilophoraria. 

Plagiorbaumia  Fieb. 


Allodapus  Fieb.  (Eroticoris  Dgl., 

Sc.) 
Oniphalonotus  Reut. 
Systellonotus  Fieb. 
Pilophorus   Hahn     (Camaronotus 

Fieb.) 
Cremnocephalus  Fieb. 
VII.  Myrniecophyaria. 

Myrmecophyes     Fieb.     (Diplacus 
Stäl). 
VIII.  Hypseloecaria. 

Hypseloecus  Reut. 
IX.  Laboparia. 

Diniorphocoris  Reut. 

Labops     Burm.    (Ophthalmocoris 

Zett.) 
Anapus  Stäl. 
Euryopocoris  Reut. 
Orthocephalus  Fieb. 
Pachytomella   Reut.   (Pachytoma 

Costa). 
Strongylocoris    Blanch.    (Stiphro- 

soma  Fieb.) 
Halticus   Hahn.    (Astemma   Am., 
Halticocoris  Dgl.,  Eurycephala 
Brülle.) 
X.  Cremnorhinaria. 

(Cremnorhinus  Reut.  [Süd-Europa].) 
XI.  Camptotylaria. 

Camptotylus     Fieb.     (Exaeretus 
Fieb.,  Älegalobasis  Reut.) 
XII.  Boopidocoraria. 

(Boopidocoris  Reut.  [Turkestan].) 

XIII.  Dicypharia. 

Macrolophus  Fieb, 

Cyrtopeltis  Fieb. 

Dicyphus   Fieb.    (Idolocoris  Dgl., 

Sc,  Brachyceraea  Fieb,) 
Campyloneura  Fieb. 

XIV.  Cyllocoraria. 

Cyllocoris  Hahn. 

Aetorhinus  Fieb. 

Globiceps  Latr.  (Kelidocoris  Kol.), 

Mecomma     Fieb.      (Chlamydatus 

Curt. ,       Sphyracephalus     Dgl. 

Sc). 
Cyrtorrhinus  Fieb.  (Tytthus  Fieb., 

Sphyracephalus  Dgl.) 


311     — 


Orthotylus  Fieb.  (Tichorhinus, 
Pachylops,  Litocoris  Fieb.,  Lito- 
soma  I)gl.  Sc,  Allocotus  Fieb., 
Put.,  Halocapsus  Put.) 

Hypsitylus  Fieb. 

Loxops  Fieb. 

Heterotoma  Latr. 

Platytomatocoris  Reut. 

Heterocordylus  Fieb. 

Malacocoris  Fieb. 

Reuteria  Put. 

[Platycranus  Fieb.] 
XV.  Nasocoraria. 

[Nasocoris  Reut.] 
XVI.  Oncotylaria. 

Onychumenus  Reut. 

Eurycolpus  Reut. 

Oncotylus  Fieb. 

(Acrotelus  Reut.) 

Conostethus  Fieb. 

Placochilus  Fieb. 

Hoplomachus  Fieb. 

Tinicephalus  Fieb. 

Megalocoleus  Reut.  (Macrocoleus 
Fieb.) 


Amblytylus  Fieb. 
Macrotylus  Fieb. 
XVII,  Plagiognatharia. 
Harpocera  Gurt. 

Byrsoptera  Spin.  (Malthacus  Fieb.) 
Biachyartbrum  Fieb. 
Phylus  Hahn. 
(Icodema  Reut.^i 
Plesiodema  Reut. 
Psallus  Fieb. 
Atractotomus  Fieb. 
Criocoris  Fieb. 
Plagiognathus  Fieb, 
(Atomoscelis  Reut.) 
Chlamydatus    Gurt.    (Agalliastes 

Fieb.) 
Xeocoris  Dgl.  Sc.  (Microsynamma 

Fieb.) 
Gampylomma  Reut. 
Sthenarus  Fieb. 
(Asciodema  Reut.) 
(Tuponia  Reut.) 
Isometopus    Fieb.    (Cephalocoris 

Stein). 


Erklärung  der  Abbildungen  auf  Tafel  I. 

Abb.  1.    DendrocoeliDii  cavatitiim  Fries.     Etwas  vergrößert. 
„      2.    Längsschnitt   in   der   Region   des    Saugnapfes,     a.   Normales   Haut- 
,:  •   :'      epithel,     b.  Basalmembran       m.   Zum  Saugnapf  ziehende  Muskelfasern. 
*■.  Epithel  des  Saugnapfes.     Vergr.  Leitz,  Obj.  6,  Ok.  1  =  255fach. 
3.    Schema  der  Geschlechtsorgane  von  Dendrocoehim  cavaticum. 
,      4.    Durchschnitt  durch  einen  Hoden.    Vergr.  Leitz,  Obj.  4,  Ok.  2  =  llöfach. 
,      5.    Schema  des  Penis  von  Z)eH(Zrofx»e//f»i  Zac/mwi!  (nach  Jijima).  ä;.  Klappen- 
artig eingestülptes  Verlängerungsstück  des  Penis  (flagellum).    p.  Penis- 
scheide.     c.  d.  Vasa  deferentia. 
Flora   ^f   Durchschnitt  durch  ein  Auge  von  Dendrocoeluni  Utcteiim  (nach  Jijima). 
,      Die  Abbildung  soll   nur   zum  Vergleich    der  Größen  Verhältnisse  dienen. 
Die    Form    der  Sehkolben    ist   aus   .Tijima's  Abbildung   nicht   zu    sehen. 
Vergr.  200. 
,      7.    Querschnitt  durch   ein  Stück  des  Vorderendes  von  Deitdrocoelum  cava- 
•  U         ;  ,      ticum.     e.  Epithel.     I.  IL  IIL  Augen.     Vergr.    Leitz,    Obj,  3,    Ok.  4 
,,j^_.    ,_,     =105fach. 

-8.    Auge  I    vom   vorhergehenden   Schnitt.     /,:.  Kern   des   Pigmentbechers. 
n.  0.  Nervus  opticus,   p.  l.  Pigmentbecher,  .s-.  Ä-.  Sehkolben.    Vergr.  Leitz, 
Noch    fe|    Obj,  6,  Ok.  1  =  255fach. 

auf  ^ae9.    Auge  II  vom  Schnitt  Abb.  7.     2).b.  Pigmentbecher,     s.2.  Sinneszelle. 
Vergr.  wie  vorhergehend. 

kommen.     S' 


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dort   sc! 


Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906. 


Taf.  I. 


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—     313     — 

kriechend  zu  finden.  Am  gleichen  Tage  hatte  ich  dann  noch  das 
Glück,  ein  weiteres  Exemplar  unter  einem  Stein  zu  entdecken,  da 
wo  die  Elsach  in  Gestalt  mehrerer  Quellen  zutage  tritt,  an  welcher 
Stelle  bekanntlich  auch  lebende  Lartetien  (Vitrellen)  sich  aufhalten. 
Es  lebt  also  auch  heute  noch,  wenn  auch  immer  sehr  vereinzelt,  die 
Planarie  an  dem  erst  bekannten  Fundorte.  Daß  man  sie  so  selten 
dort  antrifft,  mag  auch  damit  zusammenhängen,  daß  viele  Abschnitte 
des  Baches  infolge  überhängender  Felsblöcke  unzugänglich  sind  und 
sich  so  dem  Bereiche  des  Sammlers  entziehen. 

Für  die  Seltenheit  von  Dendrocoelum  cavaticmu  —  wie  ich  es 
nenne  —  in  der  Falkensteiner  Höhle  werden  wir  aber  reichlich  da- 
durch entschädigt,  daß  die  gleiche  Art  an  anderen  Stellen  der 
schwäbischen  Alb  und  zwar  meist  zahlreich  lebt.  Es  ist  das  Ver- 
dienst Geyer's,  nachgewiesen  zu  haben,  daß  Dendrocoelum  cavaticum 
hier  eine  ausgedehnte  Verbreitung  besitzt.  Er  hat  gelegentlich  seiner 
systematisch  durchgeführten  Untersuchungen  der  Quellen  auf  Lartetien 
auch  dieses  Tier  mit  berücksichtigt  und  dasselbe  an  vielen  Orten 
konstatiert.  Die  folgenden  Angaben  über  die  Fundorte  beruhen 
durchweg  auf  dem  von  ihm  gesammelten  Material ,  welches  in  den 
Besitz  des  k.  Naturalienkabinetts  übergegangen  ist ,  und  auf  den 
Erläuterungen,  die  er  so  liebenswürdig  war,  mir  zu  geben. 

Wie  erwähnt ,  lebt  Bendrocoeliim  cavaticum  in  der  Alb  in 
Quellen.  Die  geologische  Formation  scheint  dabei  keine  ausschlag- 
gebende Rolle  zu  spielen ;  sowohl  im  Muschelkalk ,  als  im  Jura  ist 
Dendrocoelum  cavaticum  vorhanden ,  in  let,zterem  natürlich  verbrei- 
teter, da  derselbe  eben  auch  an  Quellen  viel  reicher  ist  als  erstere. 
Aus  eben  diesem  Grunde  ist  der  l^ordwestabhang  der  Alb  ein  er- 
giebiges Fundgebiet  für  unsere  Triklade,  während  die  südliche  Ab- 
dachung des  Jura  in  ihren  Quellen  Dendrocoelum  cavaticum  nur  aus- 
nahmsweise zu  beherbergen  scheint.  Allerdings  muß  bemerkt  werden, 
daß  letztere  Quellen  teils  häufig  versandet  sind ,  teils  oft  in  Form 
der  sehr  tiefen  Quelltöpfe  auftreten,  und  daß  diese  einer  gründlichen 
Untersuchung  nur  schwer  zugänglich  sind  und  vielleicht  hauptsäch- 
lich deshalb  ein  negatives  Resultat  geliefert  haben. 

In  den  Quellen  nun  findet  sich  Dendrocoelum  cavaticum  nur 
in  dem  Bezirke,  wo  eben  das  Wasser  an  das  Tageslicht  tritt.  Die 
Art  des  Quellursprungs  ist  dabei  eine  verschiedene.  Viele  Quellen 
sickern  aus  dem  Geröll  hervor,  wenige  entspringen  aus  einem  senk- 
rechten, tiefen  Loche.  Die  meisten  aber  kommen  am  Fuße  einer 
kleinen  Böschung  heraus,    in    welche    das  Quellloch   in  horizontaler 


—     314     — 

Richtung  eine  kurze  Strecke  hineinführt;  in  dem  Loche  selbst 
pflegen  die  Dendrocoelen  unter  Steinen  zu  sitzen;  würde  man  vor 
dem  Quellloche  die  Steine  umdrehen  und  absuchen ,  so  wäre  dies 
meist  eine  vergebliche  Mühe.  Die  beste  Art,  die  Tiere  zu  bekommen, 
ist,  daß  man  einen  Drahtseiher  vor  das  Quellloch  hält,  dann  mit  der 
Hand  in  dasselbe  hineingreift  und  die  in  demselben  liegenden  Steine 
rüttelt.  Die  Planarien  lassen  dann  von  ihrer  Unterlage  los  und 
werden  mit  dem  Wasser  heraus-  und  in  den  bereitgehaltenen  Seiher 
geschwemmt.  An  manchen  Quellen  erbeutet  man  nur  wenige  Exem- 
plare, an  anderen  kann  man  bis  zu  20  Stück  finden.  Nicht  immer 
jedoch  ist  die  Durchsuchung  einer  und  derselben  Quelle  gleich  er- 
folgreich. Es  kann  geschehen,  daß  man  das  eine  Mal  zahlreiche 
Tiere  erhält,  während  man  das  nächste  Mal  leer  abziehen  muß.  Das 
Tier  ist  aber  keineswegs  dort  ausgestorben  und  ein  dritter  Besuch 
bringt  uns  vielleicht  noch  reichere  Beute  als  der  erste.  Jahreszeit, 
Niederschläge  und  Höhe  des  Wasserstandes  spielen  hier  eine  große 
Rolle. 

Auch  in  Quellen,  welche  nicht  aus  Löchern  kommen,  sondern 
im  Geröll  entspringen,  sitzt  Dendrocoelum  cavaticum  doch  nur  im 
Ursprung  selbst  und  schon  1 — 2  m  unterhalb  ist  kein  Exemplar 
mehr  zu  sehen.  Von  dieser  allgemeinen  Regel  hat  Geyer  einmal 
eine  Ausnahme  gefunden.  Li  einer  Muschelkalk(]uelle  bei  der  Haugen- 
steinmühle  bei  Diessen  (Hohenzollern)  fing  er  im  Jahre  1904  die 
blinde  Planarie,  außer  in  der  Quelle  selbst,  auch  noch  15 — 20  m 
unterhalb  des  Ursprunges  unter  den  großen ,  platten  Steinen  des 
Baches.  Es  läßt  sich  nicht  entscheiden,  ob  dieses  abweichende  Vor- 
kommen dort  die  Regel  ist,  denn  die  Quelle  wurde  seitdem  nicht 
mehr  untersucht.  Es  wäre  natürlich  ebensogut  möglich ,  daß  die 
Planarie  durch  irgendwelchen  äußeren  Einfluß  von  ihrem  eigent- 
lichen Sitz  am  Ursprung  hinweggeschwemmt  und  deshalb  auch  aus- 
nahmsweise weiter  unterhalb  angetroffen  wurde.  Letzterer  Ansicht 
möchte  ich  mich  zuneigen ;  es  wäre  also  diese  Ausnahme  dann  nur 
eine  scheinbare.  Jedenfalls  werde  ich  in  meinen  späteren  Aus- 
führungen auf  diesen  Punkt  zunächst  keine  Rücksicht  nehmen ,  da 
hier  die  Verhältnisse  nicht  ganz  geklärt  sind. 

Es  kommt  manchmal  vor,  daß  eine  Quelle  nach  kurzem  Laufe 
wieder  versinkt  und  dann  nach  längerem  unterirdischen  Laufe  wieder 
an  die  Oberfläche  tritt.  Unter  diesen  Umständen  findet  man  Den- 
drocoelum cavatmim  manchmal  auch  da ,  wo  der  Wasserlauf  zum 
zweitenmal    ans    Tageslicht     kommt.      Vielfach    lebt    Dendrocoelum 


—     315     — 

cavatictmi  auch  nicht  gerade  in  der  Endquelle  eines  Baches,  sondern 
wird  in  Quellen  gefunden,  welche  weiter  unterhalb ,  am  Seitenbette 
desselben  entspringen.  Die  Temperatur  der  Quellen  beträgt  meist 
9 — IC  C. ,  selten  ist  sie  noch  ein  oder  zwei  Grad  höher.  Einige 
Quellen,  die  im  Sommer  9''  maßen,  habe  ich  auch  im  Winter  mit 
dem  Thermometer  untersucht,  wobei  ich  8**  Wärme  konstatierte. 

In  den  Quellen,  in  denen  Bendrocoelum  cavaticum  lebt,  kommen 
meist  auch  Lartetien  und  Gammarus  puteanus  C.  L.  Koch  vor. 
Wenn  man  den  Fang  auf  die  vorher  geschilderte  Weise  betreibt,  so 
gehen  fast  regelmäßig  alle  drei  Tierarten  ins  Netz;  sie  bilden  zu- 
sammen die  typische  Quellenfauna  der  Alb. 

Im  folgenden  gebe  ich  eine  Aufzählung  der  bisherigen  Fund- 
orte von  Dendrocoelum  cavaticum ,  welche  als  solche  freilich  etwas 
trocken  wirkt ,  im  Interesse  der  Vollständigkeit  aber  nicht  gut  ent- 
behrt werden  kann. 

Ich  beginne  mit  dem  Muschelkalk,  Außer  der  schon  erwähnten 
Quelle  bei  der  Haugensteinmühle  ist  in  dieser  Formation  bis  jetzt 
nur  noch  eine  Quelle  bekannt,  welche  Bendrocoelmn  cavaticum  birgt, 
nämlich  im  Rommelstal  bei  Nellingsheim.  Die  Hauptquelle  des 
Baches  ist  dort  gefaßt,  eine  linke  Seitenquelle  jedoch,  die  in  ihrem 
ursprünglichen  Zustande  gelassen  ist,  enthält  die  blinde  Triklade. 

Alle  anderen  Tiere  wurden  in  Quellen  des  Jura  gefunden  und 
zwar  fast  durchweg  in  solchen,  welche  am  Nordwestabhang  der  Alb 
entspringen.  Nur  von  einem  Punkte  an  der  südlichen  Grenze  ist 
Dendrocoelum  cavaticum  bekannt,  näinlich  von  einer  verschütteten 
Quelle  bei  Stetten  (bei  Mühlheim  a.  D.),  dem  Riedbrunnen. 

Ich  mache  nun  die  am  Steilabfall  des  schwäbischen  Jura  ge- 
legenen Fundorte  namhaft,  indem  ich  dabei  von  Süden  nach  Norden 
gehe.  Hier  wäre  zunächst  noch  eine  Quelle  in  Hohenzollern  zu  er- 
wähnen ,  nämlich  die  eines  Baches  im  Gockeleswald  bei  Hausen 
a.  d.  Killer.  Weiter  nach  Norden  treffen  wir  Dendrocoelum  cavaticum 
in  der  Steinlachquelle  im  Türental  bei  Thalheim  an.  Wir  begeben 
uns  dann  in  das  Gebiet  des  Lichtenstein.  Dort  birgt  die  Quelle  des 
Stahlecker  Baches  bei  Unterhausen  das  von  uns  gesuchte  Dendrocoelum 
und  unterhalb  der  Ruine  Greifenstein  ist  es  ebenfalls  in  einer  Quelle 
vorhanden,  welche  ihr  Wasser  in  den  Stahlecker  Bach  sendet. 

Um  ein  anschauliches  Bild  von  der  ausgedehnten  Verbreitung 
von  Dendrocoelum  cavaticum  zu  geben,  füge  ich  hier  eine  kleine 
Kartenskizze  ein,  welche  den  nun  folgenden  Abschnitt  des  Nordwest- 
abhanges der  Alb  von  Urach  bis  Wiesensteig  im  Maßstab  1  •.  200  000 


316 


wiedergibt;    die    Fandstellen    sind    darauf    durch    schwarze    Punkte 
markiert. 

Wir  sehen  zunächst  eine  solche  Marke  an  der  sogenannten 
Hölle  bei  Urach,  womit  das  ürsprungsgebiet  eines  kurzen  Bachlaufes 
bezeichnet  wird,  der  den  Brühlbach  verstärkt.  Dieser  bildet  be- 
kanntlich den  berühmten  Uracher  Wasserfall.  Wenn  wir  dann  im 
Eisachtal  der  Falkensteiner  Höhle  zu  wandern,  so  können  wir,  noch 
bevor  wir  an  dieselbe  gelangen ,  aus  zwei  linken  Nebenbächen 
Dendrocoeliim  cavaticum  mitnehmen.  Der  erste  der  beiden  fließt  im 
Langen   Grund.     In    seiner   eigentlichen  Quelle    konnte   die  Planarie 


Linsenhofen, 


Aurtn9?irifsen 


nicht  nachgewiesen  werden.  Der  Bach  versinkt  jedoch  bald  und 
erscheint  erst  eine  beträchtliche  Strecke  weiter  unten  wieder  in  Ge- 
stalt von  zwei  Quellen  und  hier  ist  unsere  Art  zu  finden.  Im  näch- 
sten Tal,  dem  Büchelbronn,  ist  sie  in  einer  Seitenquelle  des  Baches 
ebenfalls  vorhanden.  Etwa  2  km  weiter  nördlich  liegen  dann  die 
Elsachquellen  und  die  Falkensteiner  Höhle.  Bevor  wir  nun  in 
der  bisherigen  Piichtung  weitergehen,  dürfen  wir  nicht  zwei, 
weiter  nach  Norden  vorgeschobene  Punkte  übersehen,  nämlich  ein- 
mal eine  zur  Steinlach  ziehende  Quelle  am  Fuße  des  Kniebrech  in 
der  Nähe  der  prächtigen  Ruine  Hohenneuffen ;  die  andere  Quelle  ist 
ebenfalls  nicht  weit  davon  entfernt,  im  sogen.  Steig  bei  Beuren 
entspringend. 


—     317     — 

Wir  gehen  nach  dieser  Abschweifung  wieder  von  der  Falken- 
steiner Höhle  aus  weiter  und  gelangen  in  das  Tal  des  Gebhardbaches, 
das  von  der  großen  und  kleinen  Schröcke  herabzieht.  In  drei  rechten 
SeitenquelUöchern  des  Baches  können  wir  Denärocoelmn  cavaticum 
in  großer  Anzahl  antreffen.  In  Schlattstall  dokumentiert  sich  das 
Goldloch  auch  dadurch  als  ein  Gegenstück  zur  Falkensteiner  Höhle, 
daß  es  ebenfalls  von  dem  blinden  JDendrocoehtm  bewohnt  wird.  Daß 
ich  in  der  Schwarzen  Lauterquelle  bei  Gutenberg  neben  typischem 
Denärocoelttm  cavaticum  auch  eine  interessante  Übergangsform  fand, 
werde  ich  später  noch  des  genaueren  zu  erörtern  haben.  Die  nächsten 
Quellen  mit  der  gesuchten  Art  nehmen  am  Fuße  der  Ruine  Reußen- 
stein ,  in  der  „Pfanne"  ihren  Ursprung.  Sie  fließen  bei  Neidlingen 
in  die  Lindach.  Auch  die  in  den  Aurachwiesen  hervorbrechende  Quelle 
liefert  uns  neues  Material.  Schließlich  sehen  wir  auf  unserem  Kärt- 
chen ,  daß  unterhalb  des  Filsursprungs  in  einer  linken  Seitenquelle 
dieses  Baches  Denärocoehim  cavaticum  lebt  und  bevor  wir  noch, 
dem  Laufe  der  Fils  folgend,  nach  Wiesensteig  gelangen,  sehen  wir  in 
einer  rechten  Seitenquelle  im  Bettelhau  ebenfalls  einen  Fundort  für 
diese  Planarie. 

In  dem  Gebiete,  das  die  Kartenskizze  umfaßt,  sind  nun  keine 
weiteren  Fundorte  mehr  zu  verzeichnen,  doch  sind  dieselben  damit 
keineswegs  erschöpft.  Wir  kommen  in  gleicher  Richtung  weiter 
marschierend  an  einen  solchen  in  der  Hölle  bei  Überkingen  und 
dann  nach  Geislingen,  wo  wir  in  der  aus  Geröll  entspringenden  End- 
quelle des  Längetals  das  blinde  Dendrocoehvm  wieder  antreffen.  So- 
dann begeben  wir  uns  in  das  Gebiet  der  Donzdorfer  Lauter.  Wir 
begegnen  der  Triklade  wieder  in  einer  bei  Unter-Weckerstell  in  der 
Nähe  der  Kuchalb  entspringenden  Geröllquelle,  die  einen  linken 
Nebenzufluß  der  Lauter  bildet.  Ein  rechter  Nebenbach ,  der  das 
Christental  bei  Nenningen  in  nordsüdlicher  Richtung  durcheilt,  be- 
herbergt die  Art  ebenfalls  in  seiner  Quelle.  Die  letzten  Fundstellen 
sind  schließlich  in  der  Umgebung  des  quellenreichen  Degenfeld  ge- 
legen. Es  sind  dies  zunächst  eine  Quelle  in  dem  von  Westen  her- 
ziehenden Wilhelmstäle ,  dann  zwei  Quellen  der  Lauter  selbst,  die 
beide  auch  im  Gerolle  entspringen ,  wobei  die  eine  aus  einem  etwa 
1  m  tiefen,  senkrechten  Loche  hervorkommt  und  schließlich  noch 
eine  Quelle  im  linken  Seitental  des  Glastales. 

Damit  sind  die  Fundstellen  von  Dendrocoelum  cavaticum  auf- 
gezählt, soweit  sie  bisher  bekannt  sind.  Es  ist  gewiß  eine  stattliche 
Reihe,   doch  erscheint  sie  nicht  so  sehr  groß,    wenn   man  bedenkt. 


—    318     — 

daß  den  Quellen,  in  denen  die  Art  nachgewiesen  wurde,  eine  Zahl 
von  mehreren  Hundert  gegenübersteht,  die  ein  negatives  Resultat 
ergaben.  Es  ist  freilich  zu  bemerken,  daß  aus  den  oben  angeführten 
Gründen  eine  einmalige,  erfolglose  Untersuchung  noch  nicht  mit  dem 
Fehlen  des  Tieres  gleichbedeutend  ist.  Es  mag  also  wohl  in  Zukunft 
noch  der  eine  oder  andere  Fundort  entdeckt  werden,  im  großen  und 
ganzen  aber  werden  die  angeführten  Daten  keine  bedeutende  Er- 
weiterung mehr  erfahren  und  nur  den  Jahre  hindurch  eifrigst  be- 
triebenen Forschungen  Geyer's  ist  es  überhaupt  zu  verdanken,  daß 
wir  statt  des  früher  einzigen  Fundortes  in  der  Falkensteiner  Höhle 
nun  schon  deren  über  30  in  der  schwäbischen  Alb  kennen. 

Es  mag  hier  angebracht  sein,  wenigstens  kurz  zu  berichten, 
wo  Dendrocoelum  cavaÜcmn  auch  außerhalb  der  Alb  gefunden  wurde 
Ich  muß  dabei  jedoch  von  vorneherein  bemerken,  daß  es  keineswegs 
sicher  ist,  daß  die  gewöhnlich  unter  dem  Namen  unserer  Triklade 
geführten  Tiere  auch  wirklich  mit  ihm  identisch  sind.  Nicht  jedes 
blinde  Dendrocoelum  ist  nämlich  Dendrocoelum  cavaticimi  ^  sondern 
es  gibt  mindestens  noch  eine,  vielleicht  auch  noch  mehrere  weiße 
Dendrocoelen  ohne  Augen ,  die  nur  durch  eine  Untersuchung  der 
Geschlechtsorgane  unterschieden  werden  können.  Bei  allen  Tieren 
von  den  nun  zu  erwähnenden  Fundorten  ist  aber  eine  solche  Unter- 
suchung entweder  nicht  oder  nur  in  sehr  unzulänglicher  Weise  vor- 
genommen worden,  so  daß  die  Zugehörigkeit  zur  Dendrocoelum 
cavaticum  erst  noch  bewiesen  werden  muß.  Diesen  Vorbehalt  müssen 
wir  machen,  wenn  wir  im  folgenden  von  der  Verbreitung  von 
Dendrocoelum  cavaticum  reden. 

Zunächst  stoßen  wir  auf  die  interessante  Tatsache,  daß  sich 
Dendrocoelum  cavaticum  in  der  Tiefe  großer  Seen  findet.  Forel  (o) 
und  DD  Plessis  (21)  berichteten  dies  zuerst  vom  Genfersee.  Aber 
auch  im  Vierwaldstätter-  und  Starnbergersee  kommt  es  vor  und 
sicher  ist  es  noch  in  zahlreichen  anderen ,  ähnlichen  Seenbecken 
nachzuweisen.  Die  Tiefe  der  Seen,  wohin  ja  kein  oder  fast  kein 
Licht  mehr  dringt,  birgt  ja  mancherlei  blinde  und  pigmentlose  Tiere 
und  es  wird  uns  deshalb  dort  das  Vorkommen  von  Dendrocoelum 
cavaticum  nicht  wundern.  Es  wäre  auch  möglich .  und  Zschokke 
z.  B.  (37)  scheint  sich  dieser  Ansicht  zuzuneigen,  daß  Dendrocoelum 
cavaticum  durch  im  Seegrunde  gelegene  Quellen  dem  See  zugeführt 
wird.  Dafür  würde  auch  sprechen,  daß  sich  im  Genfersee  das 
Dendrocoelum  nur  an  bestimmten  Plätzen,  an  diesen  aber  regelmäßig 
aufhält. 


—     319     — 

Leicht  erklärlich  ist  auch ,  daß  Bendrocoelum  cavaticum  in 
Brunnen  lebt ,  denn  diese  stehen  ja  mit  Quellen  in  unmittelbarer 
Verbindung.  Einen  derartigen  Fundort,  den  Fries  (7)  mitteilt,  habe 
ich  schon  eingangs  erwähnt,  und  außerdem  hat  Moniez  (18)  bei 
Lille  in  einem  Brunnen  eine  weiße ,  blinde  Planarie  gefunden ,  die 
mit  unserer  Art  identisch  sein  soll.  Auch  Vejdovsk)'  (27)  hat  aus 
einem  Brunnen  bei  Zakopane  in  der  Tatra  ein  nicht  geschlechts- 
reifes Bendrocoelum  cavaticum  erhalten  und  es  selbst  im  Radotiner 
Tal  bei  Prag  heraufgepumpt. 

Da  alle  diese  Fundorte  in  Gebieten  sind,  welche  sehr  weit 
auseinanderliegen,  und  da  mir  kein  Vergleichsmaterial  vorliegt,  um 
entscheiden  zu  können,  ob  alle  diese  Tiere  auch  wirklich  jDendrococlum 
cavaticum  sind,  so  vermeide  ich  es.  aus  den  angeführten  Tatsachen 
irgendwelche  Schlußfolgerungen  zu  ziehen,  und  begnüge  mich  mit 
der  Konstatierung  derselben. 

Dagegen  darf  wohl  in  einer  Arbeit,  die  über  die  Verbreitung 
einer  Planarie  in  Gebirgsbächen  handelt,  es  nicht  versäumt  werden, 
zu  den  Theorien  Voigt's  (28 — 31)  über  die  Verbreitung  der  Planarien 
Stellung  zu  nehmen.  Voigt  hat  darauf  hingewiesen ,  daß  die  Ver- 
teilung der  Planarien  in  Gebirgsbächen  keine  regellose  ist,  sondern 
einem  ganz  bestimmten  Prinzipe  folgt ,  daß  nämlich  die  obersten 
Bachläufe  Flanaria  alpina  Dana  einnimmt,  daß  weiter  unterhalb 
Folycelis  cornuta  Johns,  folgt,  während  noch  weiter  unten  Planaria 
gonocephala  Duo.  die  unumschränkte  Herrscherin  ist.  In  manchen 
Gegenden  fehlt  Folycelis  cornuta,  so  daß  also  dann  Planaria  alpina 
das  Quellgebiet  bewohnt  und  sich  nach  abwärts  gleich  Planaria 
(jonocephala  anschließt.  Diese  Gesetzmäßigkeit  in  der  Verbreitung 
der  drei  Arten  ist  von  mehreren  Beobachtern  übereinstimmend  be- 
stätigt worden,  und  auch  ich  habe  im  fränkischen  und  schwäbischen 
Jura  überall  dieselben  Verhältnisse  konstatieren  können.  Für  diese 
Tatsachen  gibt  nun  Voigt  folgende  Erklärung: 

Planaria  alpina  ist  ein  Eiszeitrelikt.  Während  der  Eiszeit  war 
sie  die  einzige  Planarie,  welche  unsere  Wasserläufe  bewohnte.  Als 
dann  die  Eiszeit  allmähhch  einem  wärmeren  Klima  wich ,  wanderte 
zuerst  Polycelis  cornuta  in  die  unteren  Abschnitte  der  Wasserläufe 
ein  und  machte  hier  Planaria  alpina  den  Alleinbesitz  streitig,  und 
noch  später  erschien  Planaria  gonocephala  in  den  Flüssen  und 
Bächen.  Die  drei  Arten  haben  nun  die  oben  geschilderte  Anordnung 
in  den  Bächen  dadurch  angenommen,  daß  jedesmal  die  neu  ein- 
wandernde Art  die  bisherige   flußaufwärts    verdrängte.      Die  Gründe 


—     320     — 

hierfür  faßt  Voigt  (30)  in  folgenden  Worten  zusammen:  „Für  jede 
der  drei  Arten  gibt  es  ein  bestimmtes,  ziemlich  eng  begrenztes 
Optimum  der  Temperatur,  bei  dem  sie  am  besten  gedeiht,  sich  am 
wohlsten  fühlt  und  ihre  Lebensenergie  voll  entfaltet.  Das  Optimum 
für  Planaria  alpina  Hegt  am  niedrigsten,  dann  folgt  das  von  Polycelis 
cornuta,  und  in  einem  etwas  größeren  Abstände  erst  das  von  Planaria 
gonocepliala.  Bei  Temperaturen  über  und  unter  dem  Optimum  ist 
jede  Art  natürlich  auch  noch  lebens-  und  fortpflanzungsfähig,  aber 
die  Lebensenergie  nimmt  ab,  je  mehr  sich  die  Temperatur  den 
Grenzen  nähert,  bei  welchen  die  Art  überhaupt  noch  existenzfähig 
ist.  Die  Tiere  werden  dann  schlaff  und  träge,  und  selbst  wenn  sie 
hungrig  sind,  zeigen  sie  sich  langsam  und  lässig  im  Nahrungserwerb. 
Durch  mangelhafte  Ernährung  wird  aber  die  Fortpflanzungsfähigkeit 
stark  herabgesetzt.  Es  handelt  sich  also  bei  der  Verdrängung  um 
eine  ganz  allmähliche  Verminderung  der  Individuenzahl  bei  der  unter- 
liegenden und  eine  ebenso  stetig  fortschreitende  Vermehrung  der 
Individuenzahl  bei  der  siegreich  vordringenden  Art". 

Voigt  hat  in  zahlreichen  Publikationen  seine  gewiß  geistreichen 
Ansichten  stets  mit  gewandter  Dialektik  zu  verteidigen  gewußt. 
Dieselben  sind  jedoch  nicht  unwidersprochen  geblieben,  und  nament- 
lich Wilhelm:  (33 — 35)  hat  auf  verschiedene  wunde  Punkte  der- 
selben hingewiesen,  daß  z.  B.  Planaria  alpina  auch  dort  nur  oben 
im  Bach  vorkommt,  wo  keine  andere  Art  lebt,  die  sie  verdrängt 
haben  könnte.  Ich  habe  nur  insoweit  meine  Meinung  zu  äußern, 
als  die  Verbreitung  von  Dendrocoelum  cavaticmn  hier  in  Betracht 
kommt. 

Dendrocoelum  cavaticum  lebt  nur  in  den  Quellen  selbst,  also 
noch  weiter  oberhalb  als  Planaria  alpina^  welche  doch  oft  viele 
hundert  Meter  von  der  Quelle  abwärts  noch  zahlreich  gefunden  wird. 
Nach  Voigts  Theorien  müßte  man  dann  annehmen,  daß  in  der  Alb 
Planaria  alpina  vor  der  Eiszeit  nicht  heimisch  gewesen  wäre, 
sondern  daß  Dendrocoelum  cavaticum  diese  Stelle  vertreten  hätte, 
und  daß  später  erst  Planaria  alpina  und  die  übrigen  Planarien  der 
Reihe  nach  eingewandert  wären.  Voigt  (96)  glaubt  auch,  auf  diese 
Weise  die  gleiche  Verbreitung  des  mit  Dendrocoelum  cavaticum  nahe 
verwandten  Dendrocoelum  mrazeld  Vejd.  in  Böhmen  erklären  zu 
können.  Inwieweit  dies  berechtigt  ist,  habe  ich  hier  nicht  zu  ent- 
scheiden. Für  die  Verbreitung  von  Dendrocoelum  cavaticum  ist  aber 
diese  Erklärung  nicht  angängig.  Es  bliebe  nämhch  durch  dieselbe 
völlig  unerklärt,  warum  Dendrocoelum  cavaticum  gerade  nur  in  den 


—     321     — 

Quellen  selbst  lebt  und  nicht  auch  weiter  unterhalb  vorkommt.  Die 
rasch  fließenden  Gebirgsbäche  erwärmen  sich  ja  nur  langsam ,  und 
da  gewöhnlich  auch  noch  abwärts  von  der  Endquelle  Seitenquellen 
am  Bachrande  entspringen,  so  ist  häufig  die  Temperatur  noch  große 
Strecken ,  oft  Hunderte  von  Metern  unterhalb  der  Quelle .  ganz  die 
gleiche  wie  an  der  Quelle  selbst.  Bendrocoelinn  cavaticum  findet 
sich  aber  schon  einen  Meter  unterhalb  der  Quelle  nicht  mehr.  Die 
Temperaturverhältnisse  wären  doch  unterhalb  der  Quelle  genau  so 
günstig  für  Ernährung  und  Fortpflanzung,  wie  in  der  Quelle  selbst. 
Warum  also  sollte  Dendrocoelum  cavaticum  von  Planaria  alpina,  die 
noch  dazu  ein  Zwerg  im  V^ergleich  zu  ihr  ist,  nach  aufwärts  bis  in 
das  Quellloch  verdrängt  worden  sein?  Die  Antwort  auf  diese  Frage 
können  uns  die  Hypothesen  Voigt's  nicht  geben. 

Es  muß  hier  noch  ein  anderes  Moment  als  die  Temperatur  mit- 
spielen ,  das  uns  die  Erklärung  gibt ,  warum  die  Dendrocoelen  eben 
nur  die  Quelllöcher  bewohnen,  und  dieses  Moment  ist  offenbar  in  der 
besonderen  Lichtfeindlichkeit  von  Denclrocoeltmi  cavaticum  zu 
suchen.  Gewiß,  alle  Planarien  sind  lichtscheu.  Dendrocoelum  cava- 
ticum jedoch  ist  ein  ausgesprochenes  Dunkeltier,  ein  Höhlentier.  Mit 
dieser  Erkenntnis  ist  die  ganze  Verbreitung  von  demselben  in  den 
Quellen  der  Alb  auf  die  einfachste  Weise  erklärt.  Wir  müssen  an- 
nehmen, daß  der  eigentliche  Wohnort  von  ihm  gar  nicht  die  Quellen 
sind,  sondern  die  unterirdischen  Bachläufe,  welche  hinter  dem  Ursprung 
liegen  und  unseren  Untersuchungen  meist  unzugänglich  sind.  Manch- 
mal können  wir  aus  Bohnerzkörnern  oder  aus  Höhlenlehm,  welchen 
die  Quelle  auswirft,  erschließen,  daß  sich  hinter  ihr  Auswaschungen  im 
Gestein  befinden,  oft  haben  wir  aber  gar  kein  Urteil  darüber,  wie 
der  für  uns  nicht  sichtbare  Verlauf  der  Wasserader  beschaffen  sein 
mag.  Niemals  würden  wir  z.  B.  wissen ,  daß  hinter  den  sich  in 
nichts  von  anderen  unterscheidenden  Elsachquellen  die  450  m  lange 
Falkensteinhöhle  liegt,  wenn  wir  nicht  hier  zufällig  durch  den  ab- 
seits von  der  Quelle  gelegenen  Höhleneingang  in  das  Erdinnere  ein- 
dringen könnten.  Nun  liegt  ja  natürlich  nicht  hinter  jeder  Quelle, 
die  Dendrocoelum  cavaticum  birgt,  eine  Höhle  von  der  Ausdehnung 
der  Falkensteiner;  für  das  Höhlentier  ist  es  aber  in  biologischer 
Hinsicht  gleichgültig,  ob  der  Wasserlauf  eine  Höhle  durcheilt  oder 
sich  nur  einen  engen  Kanal  durch  das  Gestein  gegraben  hat,  denn 
die  Lebensbedingungen  sind  ja  hier  ganz  dieselben.  In  diesen  unter 
der  Erdoberfläche  gelegenen  von  Wasser  durchflossenen  Klüften  nun 
haust  Dendrocoelum  cavaticum  eigentlich,   und  die  Quellen  sind  nur 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  21 


—     322     — 

die  vorgeschobensten  Punkte,  bis  zu  welchen  das  Tier  vordringt. 
Da  wo  das  ungewohnte,  feindliche  Tageslicht  seine  Herrschaft  aus- 
übt, zieht  sich  Dendrocodum  cavaticum  zurück  und  aus  diesem 
Grunde  finden  wir  es  eben  nur  in  dem  Quellloche  selbst.  Daß 
Denärocoelum  cavaticum  ein  Höhlentier  ist,  geht  ja  auch  aus  seiner 
Pigment-  und  Augenlosigkeit  hervor,  den  typischen  Merkmalen  der 
Cavicolen.  Daß  sich  aber  hinter  den  Quellen  auch  wirklich  Höhlungen 
befinden,  dafür  spricht  auch  der  Umstand,  daß  wir  mit  Denärocoelum 
cavaticum  fast  immer  die  zwei  schon  erwähnten  anderen  Höhlentiere 
finden,  nämlich  den  blinden  und  pigmentlosen  Höhlenkrebs  Gommarus 
puteanus  L.  Koch  und  die  die  gleichen  Eigenschaften  aufweisenden 
Höhlenschnecken ,  die  Lartetien.  Wir  sehen  besonders  daraus ,  daß 
wir  von  letzteren  meist  nur  die  leeren  Gehäuse  erhalten,  daß  hinter 
den  Quellen  noch  längere  Kanäle  sich  in  das  Erdinnere  hinein  er- 
strecken müssen ;  denn  die  von  den  Quellen  ausgeworfenen  leeren 
Gehäuse  können  füglich  doch  nur  von  Tieren  stammen,  die  in  unter- 
irdischen Räumen  gelebt  haben.  Daraus,  daß  die  Dendrocoele 
eigentlich  hinter  den  Quellen  lebt ,  erklärt  sich ,  auch ,  daß  wir  bei 
verschiedenen  Besuchen  oft  so  sehr  verschiedene  Ausbeute  machen. 
Wenn  wir  nichts  finden,  so  sind  eben  gerade  keine  Tiere  am  peripheren 
Höhlenende  der  Quelle  vorhanden,  sondern  sie  befinden  sich  alle 
vielleicht  durch  niederen  Wasserstand  oder  sonstige  Einflüsse  ver- 
anlaßt, im  Erdinneren.  Zu  anderer  Zeit  sind  wieder  zahlreiche 
Exemplare  in  ihrem  unterirdischen  Bachbette  nach  abwärts  ge- 
wandert, bis  dahin,  wo  das  Tageslicht  ihnen  ein  gebieterisches 
Halt  zurief. 

Es  ist  wohl  nicht  nötig,  daß  ich  noch  eingehender  meine  An- 
sichten erläutere.  Die  Gründe  sind  ja  einleuchtend,  und  die  ob- 
jektiven Verhältnisse  erklären  sich  auf  diese  Weise  zo  zwanglos, 
daß  ein  Zweifel  an  der  Ptichtigkeit  meiner  Vermutungen  nicht  auf- 
tauchen wird.     Ich  gehe  deshalb  zu  einem  anderen  Kapitel  über. 

AnatJomie. 

Genauere  Angaben  über  die  Anatomie  von  Denärocoelum 
cavaticum  existieren  bisher  nicht;  das  was  in  der  Literatur  darüber 
berichtet  wird,  ist  recht  ungenügend,  insbesondere  ist  über  den 
systematisch  wichtigsten  Teil,  die  Geschlechtsorgane,  so  gut  wie 
nichts  bekannt.  Hallez  (10)  untersuchte  die  schlecht  konservierten 
Tiere,  die  Moniez  (18)  in  einem  Brunnen  von  Lille  gefunden  hatte. 
Der   schlechten  Erhaltung   des  Materials    ist  es  wohl  zuzuschreibpii. 


-     323     — 

daß  er  zu  Resultaten  kommt,  welche  den  wirklichen  Verhältnissen 
oft  gerade  widersprechen.  So  gibt  er  an,  der  Kopfteil  entbehre  der 
für  Dendrocoelmn  charakteristischen  Eigenschaften  und  gleiche  dem 
des  Genus  Planaria.  Ich  werde  weiter  unten  darlegen,  daß  gerade 
das  Vorderende  sehr  scharf  sich  von  dem  der  Plavaria-Avten  unter- 
scheidet. Die  Region  der  Sexualorgane  war  bei  Halt.er's  Exemplaren 
verletzt .  so  daß  die  Beschreibung  dieser  Gebilde  recht  lückenhaft 
ausfallen  mußte.  Das  als  „Bursa  copulatrix"  bezeichnete  Organ  ist 
mit  dem  von  den  anderen  Autoren  als  „muskulöses  Drüsenorgan "^ 
beschriebenen  identisch.  Es  wird  uns  nicht  wundern,  daß  II.allez, 
sonst  ein  eifriger  Verfechter  des  Genus  Denärocodum ,  schließlich 
zu  dem  Resultat  kommt,  es  sei  die  Triklade  zur  Gattung  Planaria 
zu  "stellen;  es  liegt  dieser  Irrtum  eben  in  dem  mangelhaften  Material 
begründet,  das  ihm  zur  Verfügung  stand. 

Weitere  Mitteilungen  über  Dendrocoelimi  cavaticum  verdanken 
wir  Vejdovskv  (27) ;  freihch  beruhen  seine  Beobachtungen  nicht  auf 
Untersuchungen  von  Schnitten  oder  wenigstens  Quetschpräparaten, 
sondern  sind  nur  an  zwei  lebenden,  aus  dem  Radotiner  Tal  bei  Prag 
stammenden  Exemplaren  gemacht,  die  gelegentlich  einer  Wasser- 
untersuchung durch  einen  Pumpbrunnen  heraufgepumpt  worden 
waren.  Die  Tiere  waren  2  cm  lang  und  IV 2  mm  breit.  VE.jDOVSKy 
sah  deutlich  die  Sauggrube  und  schreibt,  das  Kopfende  sei  insofern 
charakteristisch,  als  die  Ohrchen  nicht  nach  den  Seiten,  sondern 
nach  vorne  gerichtet  seien.  Den  Körper  erwähnt  er  als  glatt,  nicht 
gewellt.  Der  vordere  Ast  des  Darmes  zeigte  11  Paar  Seitenäste, 
die  beiden  hinteren  Äste  vereinigten  sich  hinter  der  Geschlechts- 
region zu  einem  gemeinschaftlichen  Stamm.  Die  Lagebeziehungen 
und  den  Bau  der  Geschlechtsorgane  konnte  VEJDOVSKy  nicht  erkennen, 
er  sah  nur,  daß  ein  Penis,  ein  Uterusteil  und  ein  muskulöses 
Drüsenorgan  vorhanden  war. 

Diese  Notizen  stellen  alles  dar,  was  in  der  Literatur  über  die 
Anatomie  von  Dendrocoehim  cavaticum  vorhanden  ist.  Wir  sehen, 
daß  also  unser  Wissen  über  den  feineren  Bau  dieser  Triklade  tat- 
sächlich recht  gering  ist,  und  Vejdovskv  hat  diesem  Gedanken  Aus- 
druck gegeben,  indem  er  sagt:  „Für  nähere  Kenntnis  von  Planaria 
cavatica  sind  genauere  Untersuchungen  sehr  erwünscht,  und  dürfte 
daher  jede  Mitteilung  über  deren  Organisation  willkommen  sein." 

In  den  folgenden  Zeilen  will  ich  nun  versuchen ,  die  hier  be- 
stehende Lücke  auszufüllen.  Es  dienten  mir  zu  meinen  Unter- 
suchungen vor  allem  die  Tiere  der  Falkensteiner  Höhle,  sodann  zahl- 

21* 


—     324     — 

reiche  Exemplare,  die  ich  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Geyer  in  den 
Quellen  des  Gebhardbaches  bei  Schlattstall  gesammelt  hatte.  Diese 
Fundstelle  ist  der  Falkensteiner  Höhle  sehr  nahe  gelegen,  indem  sie 
von  ihr  keine  2  km  in  der  Luftlinie  entfernt  liegt.  Aus  dem  Material 
des  Naturalienkabinettes  benutzte  ich  ferner  eine  weitere  Anzahl 
von  Individuen  verschiedener  Herkunft  zur  Vervollständigung  meiner 
Resultate.  Ich  will  von  vornherein  bemerken ,  daß  alle  Tiere  der 
verschiedensten  Fundorte  (jedoch  alle  aus  der  schwäbischen  Alb) 
sich  in  ihrer  Organisation  durchweg  völlig  mit  denen  der  Falken- 
steiner Höhle  identisch  erwiesen. 

Zur  mikroskopischen  Untersuchung  tötete  ich  die  Tiere  zunächst 
durch  Übergießen  mit  einigen  Tropfen  ö^/o  Salpetersäure,  wodurch 
sie  sich  schön  lang  strecken;  etwaige  Verbiegungen  lassen  sich 
mittels  eines  feinen  Pinsels  leicht  ausgleichen.  Dann  entfernte  ich 
die  Salpetersäure  sofort  durch  reichliches  Übergießen  mit  der 
Fixierungsflüssigkeit,  als  welche  ich  ZENKEii'sche  Lösung  benützte, 
die  mir  gelegentlich  anderer  Planarienuntersuchungen  stets  die  besten 
Resultate  gegeben  hatte.  Die  folgende  Überführung  in  steigenden 
Alkohol  geschah  sehr  allmählich,  ebenso  wurde,  um  Schrumpfungen 
zu  vermeiden,  die  Einbringung  in  Paraffin  sehr  vorsichtig  durch 
langsam  gewechselte  Gemische  von  Alkohol,  Cedernöl  und  Paraffinum 
liquidum  bewerkstelligt.  Die  Tiere  wurden  in  den  verschiedensten 
Richtungen  in  Serien  geschnitten ,  wobei  die  Schnittdicke  5  oder 
10  (.L  betrug.  Meist  färbte  ich  mit  Hämalaun  und  verschiedenen 
Plasmafärbungen ,  daneben  wandte  ich  auch  die  HEiDENHAm'sche 
Eisenhämatoxylinmethode  an.  Zur  Schleimdarstellung  nahm  ich 
Mucikarmin. 

Dendrocoehtut  cuvatkum  (vergl.  Abb.  1)  erreicht  oft  eine  be- 
deutende Größe.  Exemplare,  die  ausgestreckt  3  cm  messen,  sind 
nicht  selten.  Das  eine  Tier,  das  ich  in  der  Falkensteiner  Höhle 
fand,  hatte  eine  Länge  von  3,5  cm.  Die  Breite  schwankt  je  nach 
der  Größe  zwischen  0,5  und  1  cm.  Man  findet  übrigens  auch  ge- 
schlechtsreife  Individuen,  welche  kaum  2  cm  lang  sind.  Auffallend 
ist,  daß  die  Höhe  des  Tieres  sehr  gering  ist,  so  daß  es  also  sehr 
platt  erscheint.  Selbst  große  Tiere  sind  in  gestrecktem  Zustande 
meist  nicht  viel  über  1  mm  dick.  Bei  der  Dünnheit  des  Tieres 
treten  deshalb  der  Pharynx  und  die  Geschlechtsorgane  als  flache 
Längswülste  hervor.  Die  Farbe  der  Planarie  ist  in  der  Regel  milch- 
weiß. Öfters  findet  man  auch  graue  oder  rötliche  Tiere.  Bei  ge- 
nauerem Zusehen    erkennt    man ,    daß    diese    Farbe    nicht    etwa   auf 


~     325     — 

einem  Pigmentgehalt  beruht,  sondern  nur  durch  den  jeweiligen  Inhalt 
und  Fiillungsgrad  des  reich  verzweigten  Darmes  bedingt  ist.  Auch 
bei  solch  gefärbten  Individuen  sind  die  Stellen  des  Körpers,  wo 
keine  Darmäste  vorhanden  sind,  also  die  Seitenränder  und  das  Vorder- 
ende, sowie  der  Pharynx  und  die  Geschlechtsorgane  immer  milch- 
weiß. Bei  einzelnen  Exemplaren  schimmert  der  Darm  ausgesprochen 
violett  hindurch.  Es  ist  dies  offenbar  eine  Interferenzerscheinung 
und  auf  dieselbe  Weise  zu  erklären,  wie  die  Tatsache,  daß  die  Venen 
durch  die  menschliche  Haut  blau  hindurchscheinen ,  oder  daß  die 
Iris  aller  Neugeborenen  dunkelblau  ist.  Das  Kopfende  von  Dendro- 
coelnm  cavatimm  ist  vorne  abgestutzt,  doch  nicht  gerade,  sondern 
mit  einer  flachen ,  konkaven  Einkerbung  versehen ,  zu  deren  beiden 
Seiten  zwei  kurze,  in  der  Längsrichtung  des  Körpers  verlaufende 
Wülste  angedeutet  sind.  Die  ohrförmigen  Fortsätze  sind  weder  be- 
sonders lang,  noch  auffallend  spitz  und  meist  schräg  nach  vorne 
gerichtet.  Ani  der  Bauchseite  des  Kopfendes  sieht  man  jederzeit 
sehr  deutlich  den  Saugnapf,  welcher  als  eine  runde  oder  quer  ovale 
Grube  erscheint.  Am  konservierten  Tiere  bietet  die  Form  des  Kopf- 
endes wenig  Charakteristisches,  nur  der  Saugnapf  ist  meist  sehr 
deutlich  zu  sehen.  Über  die  Mitte  der  Rückenfläche  verläuft,  kurz 
hinter  dem  Kopfende  beginnend,  eine  scharfe  Kiellinie,  welche  über 
dem  Pharynx  sich  allmählich  verliert ;  dagegen  tritt  zu  beiden  Seiten 
des  Pharynx  je  eine  neue ,  nach  hinten  sich  erstreckende  Kiellinie 
auf.  Es  folgen  diese  Kiele  genau  dem  Verlaufe  der  drei  Darmäste. 
Auch  diese  Kieüinien  werden  am  konservierten  Tiere  undeutlicher. 
Der  zylindrische  Pharynx  liegt  etwas  hinter  der  Mitte  des  Körpers, 
noch  weiter  hinten  erkennt  man  die  Geschlechtsorgane ,  ohne  daß 
man  jedoch  Details  von  ihnen  sieht,  denn,  obwohl  das  Tier  weiß 
und  zart  erscheint,  ist  es  doch  nicht  sehr  durchsichtig  und  die  eben- 
falls pigmentlosen  Sexualorgane  heben  sich  von  der  übrigen  weißen 
Körpermasse  nur  schlecht  ab.  Sehr  gut  erkennt  man  dagegen  den 
Darm,  wenn  er  durch  Nahrungspartikel  gefärbt  ist,  und  man  kann 
dann  alle  seine  Verzweigungen  und  Äste  genau  zählen.  Denärocoelum 
cavaticmn  ist  für  eine  Planarie  ziemlich  lebhaft.  In  der  Gefangen- 
schaft sieht  man  sie  viel  hin  und  her  kriechen,  während  Denäro- 
coelum lacteum  viel  träger  herumliegt.  Kriecht  die  blinde  Planarie 
langsam,  so  sind  die  Seitenränder  des  Körpers  gekräuselt.  Wenn 
das  Tier  zusammengezogen  dasitzt,  dann  tritt  diese  Kräuselung 
noch  viel  stärker  hervor,  stärker  noch  fast,  als  es  Weltn-eh  (32) 
in  seiner  Abb.  2  von  Dendrocoehim  punctation  Pall.  zeichnet.    Kriecht 


—     326     ^ 

das  Tier  etwas  rascher,  so  gleicht  seine  Bewegung  einem  ruhigen 
Dahinfließen ,  wobei  die  Ränder  meist  glatt  getragen  werden.  Ist 
die  Triklade  sehr  in  Eile ,  so  verlaufen  seitliche  Wellen  über  die 
Seiten  des  Körpers,  indem  kurz  hinter  dem  Vorderende  ruckartige 
Einziehungen  erfolgen,  welche  sich  dann  noch  weiter  hinten  zu  fort- 
pflanzen, um  sich  hinter  der  Gegend  des  Pharynx  allmählich  zu  ver- 
lieren. Während  des  Kriechens  sondiert  die  Planarie  häufig  mit  dem 
Kopf  hin  und  her ,  um  denselben  sofort  einzuziehen ,  wenn  sie  an 
etwas  Verdächtiges  stößt.  Die  übrigen  Partien  des  Körpers  besitzen 
dagegen  offenbar  eine  viel  geringere  TastempfindUchkeit.  Wird  das 
Tier  von  seiner  Unterlage  losgelöst ,  so  sucht  es  immer  zuerst  mit 
dem  Saugnapf  sich  wieder  festzuhalten  und  bringt  dann  erst  den 
übrigen  Körper  in  die  richtige  Lage.  W^enn  es  mit  Salpetersäure 
getötet  wird,  so  streckt  und  glättet  es  sich  ziemlich  gut,  wenn  auch 
lange  nicht  so  schön  wie  Planaria  gonocephola  oder  gar  alpina. 
Das  muskulöse  Drüsenorgan,  häufig  auch  der  Pharynx,  tritt  bei  der 
Tötung  gewöhnlich  heraus.  Dendrocoelum  lactcum  verkrüppelt  sich 
bei  der  Tötung  mit  Salpetersäure  viel  mehr  als  Dendrocoelum 
cavaticum. 

Dendrocoelum  cavaticum  ist  sowohl  gegen  Temperaturerhöhungen 
wie  gegen  mechanische  Lädierungen  sehr  empfindlich.  Fries  (6) 
gelang  es  ja  zuerst  z.  B.  nicht ,  sie  von  der  Falkensteiner  Höhle 
nur  eine  Stunde  weit  nach  Urach  zu  transportieren,  sondern  er  fand, 
als  er  nach  Ablauf  dieser  Zeit  sein  Sammelglas  nachsah,  die  Planarie 
einfach  in  Nichts  zerflossen  vor.  Unter  genügenden  Vorsichtsmaß- 
regeln sind  jedoch  auch  weitere  Transporte  gut  zu  ermöglichen. 
Man  muß  nur  dafür  sorgen,  daß  das  Wasser,  in  dem  sich  die  Tiere 
befinden,  nicht  zu  warm  wird  und  daß  dieselben  nicht  zu  sehr  ge- 
schüttelt werden.  Wenn  man  nicht  zu  kleine  Gläser  nimmt  und 
das  Wasser  häufiger  wechselt  und ,  um  die  Erschütterungen  zu 
mildern,  etwas  Laub  in  dasselbe  bringt,  so  halten  die  Tiere  gut  aus. 
Auch  in  der  Gefangenschaft  leben  sie  unter  geeigneten  Bedingungen 
lange.  Wie  empfindlich  die  Höhlenplanarie  gegen  Verletzungen  ist, 
geht  daraus  hervor ,  daß  sie  stets  rasch  abstirbt ,  wenn  man  z.  ß., 
wie  ich  es  getan,  ein  kleines  Stück  vom  Körper  abschneidet,  um 
daran  die  Flimmerbewegung  zu  studieren.  Zu  Regenerationsversuchen 
ist  Dendrocoelum  cavaticum  also  jedenfalls  nicht  geeignet,  während 
Dendrocoelum  lacteum  hierzu  ja  vielfach  benützt  wird. 

Ich  gehe  nun  dazu  über,  die  Verhältnisse  darzulegen,  wie  sie 
mir    die    mikroskopische   Untersuchung    ergeben    hat.      Ich    möchte 


—     827     - 

gleich  von  vornherein  bemerken,  daß  ich  dabei  auf  feinste  histologische 
Details  und  auf  mannigfache,  noch  schwebende  Fragen  über  Deutung 
und  Bedeutung  gewisser  Zellen  und  Zellenkomplexe  nicht  genauer 
eingehe.  Zweck  vorliegender  Arbeit  ist  es  ja  nicht,  prinzipielle 
Punkte  der  aligemeinen  Histologie  der  Trikladen  zu  erörtern,  sondern 
nur,  die  Anatomie  und  systematische  Stellung  eines  wenig  bekannten 
Tieres  an  der  Hand  von  Originaltypen  gleichkommenden  Stücken 
festzulegen. 

Epithel. 
Das  einschichtige  Epithel  wird  im  allgemeinen  bei  den  Trikladen 
als  hohes  Zylinderepithel  bezeichnet.  Es  muß  jedoch  bemerkt  werden, 
daß  die  Form  der  Epithelzellen  mit  dem  Kontraktionszustand  der 
Tiere  außerordentlich  wechselt.  Bei  stark  zusammengezogenen 
Tieren  haben  die  Epithelzellen  freilich  die  Gestalt  hoher  Zylinder, 
untersucht  man  jedoch  ausgestreckt  konservierte  Tiere,  so  findet 
man,  daß  die  Zellen  kubisch  oder  gar  platt  sind,  und  namentlich 
die  Strecke  des  Epithels ,  welche  über  der  Pharynx-  und  Genital- 
region liegt,  gleicht  dann  vollkommen  einem  Plattenepithel.  Nur 
die  Umgebung  des  Genitalporus  selbst  besitzt  höhere  Zellen,  ebenso 
auch  die  Kopfregion ;  hier  sind  auch  die  Rhabditen  wenig  zahlreich 
oder  ganz  fehlend.  Es  gilt  dieses  mit  dem  Kontraktionszustande 
wechselnde  Aussehen  des  Epithels  nicht,  nur  für  Dendrocoelum 
cavaticiüii ,  sondern  für  alle  Planarien  überhaupt.  Das  Epithel  ist 
an  der  Rückenfläche  höher  als  an  der  Bauchfläehe.  Noch  höher  ist 
es  aber  längs  der  Seitenränder.  Ich  vermeide  es,  bestimmte  Maße 
anzugeben,  weil  diese  infolge  der  eben  entwickelten  Verhältnisse 
doch  nur  relativen  Wert  besitzen.  Das  Plasma  der  Epithelzellen 
zeigt  im  basalen  Teile  eine  feine,  fibrilläre  Struktur,  wobei  die 
Fibrillen  senkrecht  auf  der  Basalmembran  stehen.  Die  meist  rund- 
lichen Kerne  liegen  gewöhnlich  nahe  der  Basis,  seltener  in  der 
Mitte  der  Zellen.  Auf  der  Rückenfläche  und  an  den  Seiten  er- 
scheinen auch  die  Zellkerne  größer  als  an  der  Ventralfläche.  Eine 
besondere  Cuticula  der  Zellen  nach  außen  besteht  nicht.  Dagegen 
sind  sie  nach  außen  mit  einem  Besätze  von  Wimperhaaren  versehen, 
und  zwar  befinden  sich  diese  Cilien,  wie  ich  mich  auch  am  lebenden 
Tiere  überzeugen  konnte,  durchweg  auch  am  Seitenrande,  w^o  sie 
bei  anderen  Arten,  allerdings  wohl  nur  pathologischerweise,  häufig 
vermißt  wurden.  Eine  besondere  Tastregion  am  Kopfende  mit 
längeren  Cilien,  die  von  manchen  Autoren  bei  Trikladen  geleugnet 
wird,    ist  bei  Dendrocoelum  cavaticum   deutlich  vorhanden,    und  ich 


-     328     - 

befinde  mich  hier  nicht  in  Übereinstimmung  mit  Chichkoff  (3)  und 
WoDWORTH  (36),  welche  dieselbe  offenbar  übersehen  haben. 

In  der  Tastregion  sind  die  Cilien  15 — 20  /<  lang,  eine  Aus- 
dehnung, welche  sie  sonst  nie  erreichen.  Auch  erscheinen  sie  hier 
dicker  als  am  übrigen  Körper. 

In  den  Zellen,  nicht  zwischen  ihnen,  liegen  zahlreiche 
Rhabditen  verschiedener  Größe,  in  der  Form  meist  langen  Spindeln 
oder  stumpf  zugespitzten  Stäbchen  gleichend.  Ich  schließe  mich 
nach  meinen  Befunden  der  Anschauung  derer  an,  welche  die  Bildung 
der  Rhabditen  in  die  Epithelzellen  selbst  verlegen.  An  nicht  ge- 
färbten Rhabditen  erkennt  man  häufig  eine  Struktur,  indem  die 
Stäbe  in  Querkammern  eingeteilt  erscheinen,  eine  Beobachtung, 
welche  auch  Chichkoff  gemacht  hat.  Auch  habe  ich  öfters  eine 
kolbenförmige  Anschwellung  eines  Endes  der  Rhabditen  gefanden, 
wohl  das  Anfangsstadium  der  Quellung  und  Auflösung. 

Das  Epithel  ruht  auf  einer  scharf  konturierten  Basal- 
membran auf,  deren  Dicke  überall  ziemlich  gleich  ist. 

Eine  besondere  Besprechung  verdient  das  Epithel  des 
Saugnapfes  (Abb.  2).  Wir  sehen  nämlich,  daß  am  Vorderende 
des  Tieres,  an  der  Ventralfläche,  das  Epithel  a  ziemlich  unvermittelt 
sein  Aussehen  gänzlich  ändert.  Die  Zellen  (vergl.  Abb.  2,  s)  er- 
scheinen hier  hoch,  sehr  schmal  und  dicht  aneinandergedrängt.  wie 
pallisadenförmig.  Die  Basalmembran  b  wird  undeutlicher  und  ist 
stellenweise  gar  nicht  zu  erkennen.  Die  Cilien  sind  im  Bereiche 
dieses  Saugnapfepithels  vorhanden ,  jedoch  kürzer.  Vor  allem  fällt 
auch  auf,  daß  man  keine  oder  nur  ganz  vereinzelte  Kerne  in  den 
Zellen  sieht.  Dagegen  liegen  im  Mesenchyn ,  nahe  der  Basis  der 
Pallisadenzellen,  zahlreiche  Kerne,  wie  wir  sie  im  übrigen  Körper  an 
gleicher  Stelle  nie  so  reichlich  finden.  Ich  konnte  aus  äußeren 
Gründen  die  vitale  Methylenblaufärbung  nicht  anwenden ,  um  einen 
eventuellen  Zusammenhang  dieser  Kerne  mit  den  kernlosen  Epithel- 
zellen nachzuweisen,  glaube  aber  vermuten  zu  dürfen,  daß  hier  ein 
ähnliches  Verhältnis  vorliegt,  wie  bei  dem  eingesenkten  Epithel  des 
Pharynx  der  Trikladen,  daß  also  diese  Kerne  aus  ihren  Zellen  ge- 
wissermaßen ausgewandert  sind  und  nur  durch  einen  feinen  Proto- 
plasmafaden noch  mit  ihnen  verbunden  sind.  Zu  diesen  Epithel- 
zellen zieht  ein  dichtes  Geflecht  von  starken  Längsmuskelfasern  m 
hin,  welche,  wenn  sie  sich  kontrahieren,  den  Saugnapf  zurückziehen 
und  aushöhlen,  so  daß  also  hierdurch  erst  seine  saugende  Wirkung 
zur  Geltung  kommt.     Diese  Muskelfasern  sind  eine  Fortsetzung  der 


-      329     — 

inneren  Längsmuskelschichte  der  Hautmuskiilatur.  Es  kennzeichnet 
sich  also  der  im  Leben  auffallende  Saugnapf  auch  histologisch  sehr 
scharf,  und  wir  haben  hier  am  Kopfende  ein  Merkmal,  an  dem  wir 
gut  konservierte  Tiere  sofort  sicher  von  der  Gattung  Planaria 
trennen  können. 

3Iuskulatui'. 

Ich  bespreche  hier  nur  den  Hautmuskelschlauch  und  die  Körper- 
muskulatur, während  die  Muskulatur  der  einzelnen  Organe  bei  diesen 
selbst  Erwähnung  findet. 

Dicht  unter  der  Basalmembran  verläuft  eine  zwei-  bis  dreifache 
Schichte  von  Transversal-  oder  Ringsmuskeln;  auf  diese  folgt 
eine  Lage  von  Muskelfasern,  welche  diagonal  von  rechts  nach  links 
und  von  links  nach  rechts  ziehen  und  sich  so  durhqueren.  Zu- 
innerst liegen  in  der  Längsrichtung  des  Körpers  angeordnete  Muskel- 
fasern, welche  wesentlich  kräftiger  entwickelt  sind  als  die  übrigen 
Hautmuskelschichten  und  vielleicht  besser  schon  zur  Körpermuskulatur 
gezählt  werden,  zumal  sie  von  der  ersten  Lage  der  Hautmuskulatur 
durch  eine  Bindegewebsschichte  getrennt  sind.  Eine  äußere  Längs- 
muskelschichte fehlt,  ebenso  wie  bei  Dendrocoelum  lacteunt..  Chichkoff 
(o)  gibt  an,  daß  bei  Dendrocoelum  lacteum  die  schrägen  Muskelfasern 
nur  an  der  Bauchseite  vorhanden  seien,  während  die  Rückenfläche 
nur  von  einer  Schichte  Transversal-  und  einer  Schichte  Längsfasern 
gebildet  werden.  Bei  Dendrocoelum  cavaticum  sind  auf  der  Rücken- 
seite die  Schrägfasern  wohl  recht  schwach  und  lückenhaft  entwickelt, 
gänzlich  jedoch  fehlen  sie  nicht. 

Die  Körpermuskulatur  wird  gebildet  von  einem  System 
dorso-ventral  ziehender,  ziemlich  dicker  Muskelfasern,  deren  Enden 
sich  auffasern  und  sich  mit  den  Hautmuskelfasern  verflechten.  Außer- 
dem sind  noch  Muskelfasern  vorhanden ,  die  von  einer  Seite  des 
Tieres  zur  anderen  ziehen,  und  zwar  hauptsächlich  an  der  Bauch- 
seite, jedoch  vorwiegend  über  den  Nervenstämmen  hegend.  Diese 
Transversalfasern  finden  sich  nur  im  vorderen  Körperabschnitte.  Daß 
am  Vorderende  zahlreiche ,  als  Retraktoren  wirkende  Muskeln  zum 
Saugnapf  ziehen,  habe  ich  schon  erwähnt.  Zu  bemerken  wäre  noch, 
daß  man  am  Kopfende  außerdem  noch  zahlreiche,  unregelmäßig  ver- 
laufende Muskelfasern  sieht,  welche  die  große  Beweglichkeit  des- 
selben, besonders  der  Ohren,   erklären. 

Die  Struktur  der  Muskeln  ist  meistens  eine  homogene,  an 
dicken  Fasern  kann  man  häufig  sowohl  auf  Längs-  wie  auf  Quer- 
schnitten eine  feine  Marksubstanz  von  der  sie  umgebenden  Rinden- 


—     330     - 

schichte  differenzieren.  Die  Muskelfasern  selbst  sind  bekanntlich 
kernlos ,  die  zu  ihnen  gehörigen  Kerne ,  die  Myoblasten ,  liegen  ge- 
trennt und  sind  nur  durch  einen  feinen  Faden  mit  ihnen  verbunden, 
der  sich  allerdings  nur  durch  gewisse  Färbemethoden  sichtbar 
machen  läßt. 

Meseiichym. 

Die  freien  Räume  zwischen  den  Organen  des  Nerven-,  Ver- 
dauungs-  und  Geschlechtssystems  werden  ausgefüllt  durch  das  sogen. 
Mesenchym.  Die  Grundsubstanz  desselben  besteht  aus  einem 
feinen,  retikulären  Bindegewebe,  dem  das  Pigment  vöUig  fehlt.  Die 
Bindegewebsfasern  anastomosieren  vielfach  miteinander  und  bilden 
so  ein  kleinmaschiges  Netzwerk.  Die  Zellen  des  Bindegewebes  sind 
teils  oval,  teils  spindelförmig  und  größtenteils  mit  kurzen,  feinen 
Ausläufern  versehen,  welche  teils  ineinander,  teils  in  die  Binde- 
gewebsfibrillen  übergehen.  Es  liegen  jedoch  auch  zahlreiche  un- 
verästelte  Zellen  im  Mesenchym.  Es  ist  manchmal  schwer,  die 
Bindegewebsstränge  von  dünnen  Muskelfasern  zu  unterscheiden,  und 
es  wird  deshalb  von  einigen  Autoren  behauptet,  daß  die  sogen. 
Bindegewebsbalken  Muskelfasern  wären,  eine  Ansicht,  welcher  ich 
mich  nicht  so  ohne  weiteres  anschließen  möchte. 

Im  Mesenchym  liegen  verschiedene  Kategorien  von  ein- 
zelligen Drüsen.  Zunächst  wären  die  längst  beschriebenen 
cyanophilen  Schleimdrüsen  zu  erwähnen,  welche  sich  am  zahl- 
reichsten auf  der  Ventralseite  den  Rändern  entlang  finden ,  wo  ihre 
kurzen  Ausführungsgänge  in  das  Epithel  eindringen  und  nach  außen 
münden.  Eine  Gruppe  von  Schleimdrüsen  ist  in  der  Umgebung  des 
Pharynxgrundes  angeordnet  und  ihre  Ausführungsgänge  durchsetzen 
in  bekannter  Weise  die  ganze  Länge  des  Pharynx,  um  an  der  Lippe 
desselben  zu  münden.  Ein  weiterer  Schleimdrüsenkomplex  hat  seine 
Lage  in  der  vorderen  Körperregion.  Hier  sind  die  Ausführungs- 
gänge nach  vorne  gerichtet,  ebenfalls  ziemlich  lang  und  münden 
nahe  dem  Vorderende  des  Körpers.  Daß  alle  diese  Drüsen  wirklich 
Schleim  produzieren,  erweist  die  spezifische  Mucikarminfärbung. 

Im  Verein  mit  den  cyanophilen  sieht  man  am  Vorderende  und 
am  Pharynxgrunde  auch  erythrophile  Drüsen,  welche  als  Körner-  oder 
Speicheldrüsen  bezeichnet  werden.  Ihre  Ausführungsgänge  verlaufen 
in  gleicher  Richtung  wie  die  der  Schleimdrüsen.  Außerdem  liegen 
Körnerdrüsen  zahlreich  um  die  Verzweigungen  des  Darmes  herum, 
und  zwar  scheint  hier  ihre  Struktur  eine  andere  zu  sein  als  die  der 
am  Vorderende    gruppierten.     Die  kurzen  Ausführungsgänge  der  die 


—     331     — 

Darmäste  begleitenden  Drüsen  dringen  zwischen  die  Darmepitiiel- 
zellen  hinein.  Über  die  Natur  ihres  Sekretes  sind  wir  noch  im  un- 
klaren, doch  werden  wir  mit  Recht  annehmen  können,  daß  die 
Wirkung  desselben  die  Auflösung  und  Verdauung  der  von  den  Darm- 
zellen aufgenommenen  Nahrungspartikel  mit  unterstützt.  Bemerken 
will  ich  noch,  daß  bei  den  bisher  erwähnten  Drüsen  der  Ausdruck 
Ausführungsgänge  vielleicht  nicht  ganz  richtig  ist,  da  eine  eigent- 
liche Wand  nicht  besteht.  Man  verwendet  daher  häufig  statt  der 
erwähnten  Bezeichnung  auch  das  Wort  Schleimstraßen  zur  Charak- 
terisierung dieser  Gebilde. 

In  neuerer  Zeit  neigt  man  dazu,  zu  diesen  zwei  Drüsengruppen 
noch  eine  dritte  zu  stellen,  die  Stäbchendrüsen,  die  sonst  auch  als 
Bildungszellen  der  Rhabditen  figurieren.  Es  sind  rundliche  Zellen 
mit  fein  granuliertem  Protoplasma,  die  bei  Dendrocoehtni  cavaticnni 
hauptsächlich  am  Körperrande  und  in  der  Umgebung  der  Genital- 
öffnung im  Mesenchym  liegen.  Jede  Zelle  besitzt  einen  rundlichen 
Kern.  Im  Protoplasma  sieht  man  Rhabditen  in  verschiedenen  Ent- 
wicklungsstadien, runde,  spindelförmige  und  stäbchenförmige.  Man 
glaubt  auf  Grund  vergleichend  anatomischer  Untersuchungen  an- 
nehmen zu  können,  daß  diese  Rhabditen  geformtes  Drüsensekret 
darstellen  und,  dem  Schleim  beigemischt,  diesem  Eigenschaften  ver- 
leihen, welche  die  Erbeutung  von  Nahrungstieren  erleichtern  [vergl. 
bes.  Luther  (17)j.  Ich  halte  diese  Erklärung  für  viel  wahrschein- 
licher als  die  M.  Schültze's  (24)  und  Jijima's  (15),  daß  die  Rhab- 
diten Stützorgane  der  Haut  bildeten  und  zugleich  das  Tastgefühl 
verfeinern  sollten,  eine  Vermutung,  welche  anatomisch  und  physio- 
logisch auf  recht  schwachen  Füßen  steht. 

Verdauungsorgane. 

Die  Mundöffnung  liegt  ziemlich  weit  hinten,  etwa  am  An- 
fange des  letzten  Drittels  der  Körperlänge.  Um  die  Mundöffnung 
sind  Muskelfasern  teils  zirkulär,  teils  radiär  angeordnet ;  sie  verengern 
resp.  erweitern  bei  ihrer  Kontraktion  das  Lumen.  Letzteres  führt 
in  den  Hohlraum  hinein,  in  welchem  der  Pharynx  liegt,  die  sogen. 
Pharynxtasche.  Das  Körperepithel  schlägt  sich  an  der  Mundöffnung 
um  und  kleidet  so  das  Innere  der  Pharynxtasche  aus,  verliert  jedoch 
seine  Cilien  und  ist  von  einer  Cuticula  abgeschlossen.  .Gegen  den 
Pharynxgrund  zu  scheint  das  Epithel  der  Tasche  stellenweise  völlig 
zu  fehlen.  Am  Grunde  selbst  jedoch,  d.  h.  am  vorderen  Ende  der 
Tasche,    ist    es    sehr   hoch    und    geht  hier  allmählich  in  das  äußere 


—     332     — 

Epithel  des  Pharynx  über.  Dorsal  und  noch  mehr  ventral  ist  die 
Wand  der  Tasche  sehr  dünn,  sie  besteht  hier  nur  aus  dem  äußeren 
Epithel  des  Körpers,  dem  inneren  Epithel  der  Tasche  und,  zwischen 
beiden,   der  Basalmembran,  sowie  ganz  spärlichen  Muskelfasern. 

Der  Pharynx  selbst,  von  zylindrischer  Gestalt,  ist  etwa  4  mm 
lang  und  wenig  über  1  mm  dick.  Das  hintere  Ende  des  Pharynx, 
die  sogen.  Lippe ,  ist  frei ,  während  das  vordere  mit  dem  Körper- 
gewebe in  Verbindung  steht  und  in  dieses  übergeht.  Die  Histologie 
des  Trikladenpharynx,  besonders  die  Stellung  des  Epithels,  hat  durch 
Jander  (14)  eine  neue  Beleuchtung  erfahren,  nachdem  schon  Wood- 
woETH  (36)  und  Chichkoff  (3)  hier  vorgearbeitet  hatten. 

Der  Pharynx  von  Bendrocoelum  cavaticum  besteht  von  außen 
nach  innen  gerechnet  aus  folgenden  Schichten : 

a)  Das  äußere  Flimmerepithel  stellt  eine,  wie  ich  bestimmt 
nachweisen  konnte,  nach  außen  durch  eine  Cuticula,  nach  innen 
durch  eine  Basalmembran  begrenzte  Zellschichte  dar,  die  bei  den 
gewöhnlichen  Färbemethoden  gleichmäßig  fein  gekörnelt  erscheint, 
ohne  daß  Zellgrenzen  zu  sehen  wären.  Eine  senkrechte  Streifung 
des  Protoplasmas  habe  ich  öfter  beobachtet.  Ein  Kern  ist  nur  hie 
und  da  zu  erkennen ;  die  zu  den  Epithelzellen  gehörigen  Kerne 
liegen  nämlich  fast  durchweg  nicht  in  diesen,  sondern  weiter  nach 
innen  im  Gewebe  des  Pharynx  und  sind  durch  einen  feinen  Proto- 
plasmafaden mit  der  die  Flimmerhaare  tragenden  Epithelplatte  ver- 
bunden. Dieses  Verhalten,  das  zuerst  von  Jander  (14)  mittels  vitaler 
Methylenblaufärbung  nachgewiesen  wurde,  ist  auch  bei  Heidenhain- 
scher  Färbung  häufig  zu  konstatieren.  Die  Cihen  sind  von  denen 
des  Hauptepitheles  wesentlich  verschieden ,  indem  sie  viel  kürzer 
und  steifer  erscheinen.  Sie  bekleiden  die  ganze  Außenfläche  des 
Pharynx  bis  zum  Grunde  der  Pharyngealtasche.  Es  kommt  dann 
nach  innen 

b)  eine  zwei-  bis  dreifache  Lage  von  Längsmuskelfasern,  die 
in  Bündeln  angeordnet  sind.      Auf  sie  folgt 

c)  eine  mehrfache  Schichte  gut  entwickelter  Ringsmuskelzüge. 
Jander  (14)  gibt  für  Dendrocoelum  piindatimi  noch  eine  innere 
Schichte  von  Längsmuskeln  an,  welche  aber  bei  Bendrocoelum  cava- 
ticum fehlen ;  dagegen  sind  in  dem 

d)  retikulären  Bindegewebe  auch  zahlreiche,  in  der  Längs- 
richtung des  Pharynx  verlaufende  Muskelfasern  zu  sehen,  welche 
vielleicht  mit  den  von  Jander  (14)  beschriebenen  identisch  sein 
dürften.     Das    Bindegewebe    besteht    aus    sieh    verästelnden    Binde- 


—     333     — 

gewebszellen :  in  dasselbe  sind  außerdem  zahlreiche ,  Ausläufer 
tragende  Kerne  eingebettet;  es  sind  dies  die  zu  den  scheinbar 
kernlosen  Muskelfasern  gehörigen  Myoblasten ,  und  sie  stehen  eben 
durch  ihre  Fortsätze  mit  den  Muskelfasern  in  Verbindung:  auch  die 
unter  a)  erwähnten  Kerne  der  Epithelzellen  liegen  hier  im  Binde- 
gewebe. 

e)  Die  nächstfolgende  Zone  ist  die  breiteste  des  Pharynx  und 
hat  als  Gerüst  ein  feinmaschiges  Bindegewebe  von  bekannter  Struktur. 
Die  Hauptmasse  bilden  jedoch  die  dicht  gedrängten  Ausführungs- 
gänge der  Schleim-  und  Speicheldrüsen,  welche  die  ganze  Länge  des 
Pharynx  durchziehen,  um  nahe  dem  hinteren  Ende  und  hauptsächlich 
an  der  freien  Lippe  des  Pharynx  zu  münden.  Die  zu  den  Aus- 
führungsgängen gehörigen  Drüsen  sind ,  wie  schon  erwähnt ,  im 
Mesenchym  in  der  Umgebung  des  vorderen  Pharynxendes  gruppiert. 
Wie  JijiMA  (15)  und  Jander  (14)  bei  Dendrocoelum  ladeum,  so  fand 
auch  ich  bei  Dendrocoelum  cavaticum ,  daß  die  Ausführungsgänge 
nur  am  Hinterende  des  Pharynx  sich  öffnen,  während  bei  anderen 
Planarien  bekanntlich  die  an  der  ganzen  äußeren  Oberfläche  des 
Schlundrohres  dies  stattfindet.  Besonders  in  dieser  eben  beschriebenen 
breiten  Schichte  sieht  man  auch  zahlreiche  Radiärmuskelfasern,  in 
denen  man  häufig  einen  spindelförmigen  Kern  erkennen  kann.  Sie 
erreichen  die  äußeren  und  inneren  Längs-  und  Eingsmuskelschichten 
und  verflechten   sich   unter  Auffaserung  ihrer  Enden  mit  denselben. 

f)  Die  nächste  Schichte  nach  innen  ist  ein  der  Lage  d)  ent- 
sprechendes retikuläres  Bindegewebe  mit  ebensolchen  Kernen  und 
Zellen  wie  dort  beschrieben.     Hierauf  folgen 

g)  die  inneren  Muskelschichten.  Bei  den  meisten  Planaria- 
Arten  sind  dieselben  deutlich  in  eine  scharf  getrennte  Längs-  und 
Ringsmuskelschichte  geschieden,  l^agegen  sind  nach  Jijima  (15)  bei 
Dendrocoelum  lacteum  und  nach  Jander  (14)  bei  Dendrocoelum 
puHCfatum  die  inneren  Muskelschichten  nicht  getrennt,  sondern 
durchfiechten  einander.  Auch  bei  Dendrocoelum  cavaticum  ist  dies 
der  Fall,  und  es  scheint  somit  dieses  Verhalten  als  Gattungscharakter 
zu  verwerten  zu  sein.  Bei  Dendrocoelum  cavaticum  ist  die  Anord- 
nung der  Fasern  so,  daß  immer  auf  eine  einfache  Schichte  von 
Ringsmuskelfasern  eine  Lage  Längsmuskelfasern  folgt  und  auf  diese 
wieder  Ringsmuskeln  und  so  fort,  so  daß  man  im  ganzen  je  6—7 
alternierende  Lagen  von  Längs-  und  Ringsmuskelfasern  zählen  kann. 

h)  Das  innere  Flimmerepithel  gleicht  im  hinteren  Ende  dem 
äußeren    Flimmerepithel,    welches   sich    eben   an    der  Lippe    einfach 


-     334     — 

nach  innen  fortsetzt;  schon  nach  kurzer  Zeit  sieht  man  etwas  weiter 
vorne,  daß  die  Zellen  die  Cilien  verlieren.  Im  vorderen  Abschnitt 
des  Pharynx  finden  wir  dann,  daß  das  Epithel  kernhaltig  wird ;  noch 
weiter  nach  vorne  verändern  die  Zellen  ihre  Gestalt,  sie  werden  zu- 
erst keulenförmig,  dann  bovistartig,  ihre  Größe  nimmt  immer  zu, 
und  schließlieh  gehen  sie  so  allmählich  in  die  Zellen  des  Darmes  über. 

Der  Darm  besteht,  wie  bekannt,  aus  drei  Hauptästen.  Ein 
unpaarer  Ast  erstreckt  sich ,  in  der  Mitte  des  Körpers  liegend ,  ge- 
rade nach  vorne,  die  zwei  anderen  Äste  ziehen  zu  beiden  Seiten 
des  Pharynx  nach  hinten.  Hinter  der  Geschlechtsregion  vereinigen 
sie  sich  stets  zu  einem  unpaaren  Stamm.  Hallez  (11),  der  dieses 
Verhalten  häufig  bei  Dendrocoelum  lacteum  und  pundatum  beobachtete, 
hält  es  für  eine  Mißbildung.  Dies  ist  nicht  der  Fall,  sondern  es  ist 
diese  häufige  Vereinigung  der  rückläufigen  Aste  ein  Charakteristikum 
der  Gattung  Dendrocoelum.  Auch  Jijdia  (15)  und  Chichkoff  (3) 
konstatierten  diesen  Verlauf  der  hinteren  Darmschenkel  bei  Dendro- 
coehon  lacteum,  ferner  hat  0.  Schmidt  (23)  bei  Dendrocoelum 
nausicaae  die  gleiche  Vereinigung  gefunden  und  abgebildet.     • 

Bei  Dendrocoelum  cavaticum  gehen  sowohl  vom  vorderen  wie 
von  den  hinteren  Hauptstämmen  nach  beiden  Seiten  sehr  zahlreiche 
Äste  ab,  welche  sich  meist  wieder  teilen.  Am  vorderen  Haupt- 
stamm zählt  man  14 — 17  Seitenpaare,  während  die  hinteren  Stämme 
deren  je  18 — 22  tragen.  Wilhelmi  (33,  35)  vermutet,  daß  die  Zahl  8 
bei  der  Anordnung  der  Darmdivertikelpaare  eine  gewisse  Rolle  spiele, 
indem  bei  Dendrocoelum  lactetim  und  Planaria  alpina  32,  bei 
Planarln  torva  16  oder  24  Darmzipfelpaare  vorhanden  seien.  Bei 
Dendrocoelum  cavaticum.,  wo  meist  schon  am  lebenden  Tiere  die 
Zählung  leicht  ist,  konnte  ich  keine  Gesetzmäßigkeit  in  dieser 
Richtung  finden ;  die  Zahl  der  Äste  schwankt  vielmehr  ganz  regellos 
zwischen  den  angegebenen  Zahlen,  welche  übrigens  nur  für  große 
Tiere  Geltung  haben.  Bei  kleineren  Tieren  sind  die  Verästelungen 
des  Darmes  weniger  ausgebildet. 

Die  Epithelzellen  des  Darmes  haben,  je  nachdem  sich  das  Tier 
in  einem  Hungerzustande  befindet  oder  reichlich  Nahrung  zu  sich 
genommen  hat,  ganz  verschiedene  Größe  und  Form.  Ich  möchte 
hiebei  bemerken,  daß  ich  ganz  entschieden  der  Ansicht  bin,  daß  die 
Verdauung  in  den  Darmzellen  selbst  stattfindet.  Die  Zellen  eines 
hungernden  Tieres  sind  meist  unregelmäßig  zylindrisch,  bim-  oder 
flaschenförmig  und  besitzen  ein  reichliches,  granuliertes  Protoplasma ; 
der  ovale  oder  rundliche  Kern  liegt  an  der  Basis  der  Zelle.    Die  Zellen 


335     — 

selbst  ruhen  auf  einer  Membrana  propria.  Bei  Tieren,  die  gefressen 
haben,  sieht  man  die  Darmepithelzellen  stark  ausgedehnt  und  ganz 
vollgestopft  mit  größeren  und  kleineren ,  rundlichen ,  stark  licht- 
brechenden Kugeln ,  welche  offenbar  bereits  umgewandelte  Nahrung 
darstellen ;  dazwischen  findet  man  allerlei  Zell-  und  Kerntrümmer, 
die  je  nach  der  Art  der  Nahrung  wechselnd  aussehen.  Alle  diese 
Gebilde  können  m.  E.  nur  durch  eine  aktive  Tätigkeit  der  Darm- 
epithelzellen in  deren  Inneres  gelangt  sein. 

Zu  erwähnen  wäre  noch,  daß  die  Darmrohre  eine  selbständige 
Muskulatur,  die  Wilhelmi  (33,  35)  für  wahrscheinlich  hält,  nicht 
besitzen,  daß  aber  die  Dorsoventralfasern  der  Körpermuskulatur 
sich  in  so  charakteristischer  Weise  um  die  Darmschläuche  herum- 
gruppieren, daß  wir  sicher  richtig  gehen,  wenn  wir  annehmen,  daß 
diese  Muskeln  auch  die  Funktion  der  Fortbewegung  des  Darminhaltes 
haben.  Um  die  Darmlumina  herum  liegen  ferner  zahlreiche  der 
erythrophilen  Körnerdrüsen ,  welche  ihr  Sekret  in  die  Darmzellen 
ergießen,  denn  man  sieht  es  mit  seiner  charakteristischen  Färbung 
häufig  innerhalb  der  letzteren  liegen. 

Exkretionsoi'gane. 

Die  Exkretionsorgane  stellen  dasjenige  System  der  Trikladen 
dar,  welches  weitaus  am  schwersten  zu  untersuchen  ist.  Infolge- 
dessen lauten  die  Angaben  über  dasselbe  auch  sehr  widersprechend. 
In  jüngster  Zeit  ist  von  Wilhelmi  (35)  eine  eingehende  Darstellung 
der  Anordnung  der  Exkretionsorgane  erschienen.  Ich  finde  bei 
Dendrocoelum  cavaticum  die  Verhältnisse  so ,  wie  sie  Wilhelmi  (35) 
für  Dendrocoelum  lacteum  angibt,  und  muß  ebenfalls  bestätigen,  daß 
die  sonst  meist  zuverlässigen  Mitteilungen  Chichkoff's  (3)  in  diesem 
Punkte  nicht  richtig  sind. 

Das  Exkretionssystem  besteht  aus  zwei  vielfach  verzweigten 
Hauptstämmen,  die  nahe  der  Rückenfläche  liegen.  Am  Vorderende 
teilen  sich  beide  Hauptäste  in  einen  inneren  und  äußeren  Ast;  die 
zwei  äußeren  anastomosieren  noch  weiter  vorne  mehrfach,  während 
im  übrigen  keine  größeren  Kommissuren  zwischen  den  Hauptstämmen 
vorhanden  sind.  In  regelmäßigen  Abständen  schwellen  die  Haupt- 
stämme an  und  bilden  verschlungene  Knäuel,  von  denen  aus  ein 
sich  etwas  erweiternder  Ast  nach  oben  abgeht,  um  an  der  Rücken- 
fiäche  nach  außen  zu  münden.  Ich  fand  bei  Bendrocoelum  cavaticum 
auch  nur  8  Paare  derartiger  Ausmündungen,  obwohl  die  Zahl  der 
Darmzipfelpaare  bei  den  von  mir  untersuchten  Exemplaren  teilweise 


—     336     — 

bedeutend  mehr  als  32  war;  das  von  Wilhelmi  (35)  vermutete 
Korrelationsgesetz  zwischen  Zahl  der  Darmzipfel  und  den  Mündungen 
bestätigt  sich  hier  also  nicht.  Die  größeren  Stämme  des  Exkretions- 
systemes  sind  von  einer  dünnen,  mit  spärlichen  Haaren  durchsetzten 
Membran  umhüllt.  Die  Hauptäste  gehen,  sich  verzweigend,  allmäh- 
lich in  Kapillaren  über,  die  in  Wimpertrichtern  enden.  Die  Wimper- 
trichter nehmen  jedenfalls  die  Exkretionsfiüssigkeit  auf,  leiten  sie 
durch  die  Kapillaren  in  die  größeren  Stämme,  wo  sie  durch  die 
Ausführungsgänge  nach  außen  befördert  wird. 

Geschlechtsorgane. 

Die  Geschlechtsorgane  von  Dendrocoelimi  cavaticmn  (vergl.  Abb.  3) 
zeigen  mehrere  Abweichungen  von  der  Anordnung,  wie  sie  von  den 
Autoren  bei  Dendrocoelum  ladeum  beschrieben  werden,  und  abgesehen 
von  dem  Mangel  der  Augen  finden  sich  hier  die  wichtigsten  Unter- 
schiede beider  Arten. 

Die  Geschlechtsöffnung  ist  ein  ovaler  Porus ,  der  in 
seinem  histologischen  Aufbau  ganz  der  Mundöffnung  gleicht;  er 
liegt  etwa  in  der  Mitte  zwischen  letzterer  und  dem  Hinterende  des 
Körpers. 

Die  Geschlechtsöffnung  führt  in  den  Vorraum  der  Ge- 
schlechtstasche, welcher  bei  Dendrocoelum  cavaticmn  infolge  der 
starken  Ausbildung  des  Penis  und  des  muskulösen  Organes  sehr 
klein  ist.  Die  Scheidung  des  Vorraumes  in  zwei  Kammern,  wie  sie 
bei  Dendrocoelum  lacteum  beschrieben  wird,  ist  hier  sehr  undeutlich, 
und  namentlich  wenn  bei  der  Fixierung  die  erwähnten  beiden  Organe 
sich  strecken,  kann  man  nur  durch  genaue  Verfolgung  der  fast  ver- 
strichenen Falten  der  Wandung  eine  Andeutung  der  Kammerteilung 
erschließen ;  völlig  fehlt  jedoch  eine  schlauchartige  Verbindung 
zwischen  Penis  und  Vorraum ,  wie  sie  bei  anderen  Dendrocoelum- 
Arten  vorhanden  ist.  Das  den  Vorraum  auskleidende  Epithel  besitzt 
deutliche  FHmmerhaare.  Die  Epithelzellen  selbst  sind  von  kubischer 
bis  zylindrischer  Gestalt,  häufig  auch  birn-  oder  kolbenförmig,  wobei 
der  basale,  schmale  Teil  der  Zelle  den  Kern  enthält,  während  das 
periphere,  angeschwollene  Ende  stark  lichtbrechende  Körner  und 
Kugeln  enthält.  Ich  halte  es  nach  diesem  Befunde  für  sicher,  daß 
diese  Zellen  sezernierende  Funktion  haben,  wofür  auch  spricht,  daß 
man  im  Vorraum  häufig  Sekret  sieht,  das  sich  optisch  und  tinktoriell 
gleichartig  mit  dem  in  den  Zellkolben  vorhandenen  verhält.  Die 
Muskulatur   des   Atriums   wird   von    einer   dicht   unter    dem    Epithel 


—     337     — 

gelegenen ,  einfachen  Ringsmuskelschichte  gebildet ,  auf  welche  eine 
mehrfache  Lage  von  Längsmuskelfasern  folgt. 

Die  Hoden  sind  wie  bei  Dendrocoelum  ladewn  sehr  zahlreich 
und  liegen  bald  mehr  ventral ,  bald  mehr  dorsal ,  bald  in  der  Mitte 
des  Körpers  zwischen  den  Darmschläuchen ,  ohne  eine  bestimmte 
Anordnung  zu  verraten.  Sie  finden  sich,  gleich  hinter  den  Ovarien 
beginnend,  bis  nahe  zum  Hinterende  überall  verstreut.  Im  Gebiete  des 
Pharynx  und  der  Geschlechtstasche  haben  sie  ihre  Lage  natürlich 
nur  zu  beiden  Seiten  des  Körpers,  da  hier  in  der  Mitte  gar  kein 
Platz  für  sie  wäre.  Die  einzelnen  Hodenkugeln  sind  von  einer  feinen, 
aber  deutlichen  Membrana  propria  umgeben ;  ihr  histologischer  Auf- 
bau unterscheidet  sich  nicht  von  dem  der  übrigen  Trikladen.  Ich 
gebe  statt  einer  Beschreibung  eine  Abbildung  (Abb.  4),  in  w^elcher 
die  Stadien  der  Spermatogenese  teilweise  ersichtlich  sind. 

Die  Vasa  deferentia  sind  oft  schon  bei  dem  lebenden  Tiere 
auf  der  Bauchseite  als  zwei  weiße,  gewundene  Stränge  zu  erkennen. 
Wie  die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  liegen  sie  etwas  nach 
innen  oben  von  den  beiden  Längsnervenstämmen.  Jijima  (15)  gibt 
an,  daß  die  Vasa  deferentia  kurz  hinter  dem  Pharynxgrunde  blind 
endigen.  Demgegenüber  behauptet  Chichkoff  (3),  daß  die  allgemein 
als  Vasa  deferentia  bezeichneten  Kanäle  als  Samenblasen  aufzufassen 
seien,  und  daß  erst  von  dem  angeblich  Winden  Ende  aus  zwei 
dünnere  Gänge,  die  wirklichen  Vasa  deferentia,  sich  nach  vorne  bis 
zu  den  vordersten  Hoden  erstreckten.  Ich  muß  gestehen,  daß  ich 
diese  Gänge  nicht  sehen  konnte  und  muß  im  Gegenteil  in  Über- 
einstimmung mit  anderen  Autoren  bestätigen,  daß  die  Vasa  deferentia 
vorne  blind  endigen,  und  zwar  bei  Dendrocoelum  cavaticum  mit 
einigen  starken  Schluß  Windungen  in  einer  Region  des  Körpers,  die 
dem  hinteren  Ende  des  Pharynx  näher  liegt  als  dem  vorderen.  In 
dem  blinden  Endteil  enthalten  die  Samenleiter  gewöhnUch  nur  wenige 
Spermatozoen ,  dagegen  ist  hier  das  kubische  Epithel  sehr  gut  zu 
erkennen ,  ebenso  das  Vorhandensein  von  Flimmerhaaren ,  welche 
JiJiMA  (15)  nicht  bemerkte.  Weiter  rückwärts  sind  die  Vasa  deferentia 
aber  ganz  vollgestopft  mit  Spermatozoen  und  dadurch  oft  enorm  er- 
weitert; ich  fand  ihren  Durchmesser  stellenweise  bis  zu  350  fi. 
Nach  hinten  zu  konvergieren  die  Samenleiter  und  steigen  zugleich 
etwas  in  die  Höhe,  um  schließlich  in  die  Basis  des  Penis  einzutreten 
(vergl.  Abb.  3).  Im  Penis  verschmälern  sie  sich,  verlaufen  noch 
weiter  gegeneinander  geneigt,  bis  sie  fast  zusammenstoßen,  ver- 
einigen sich  aber  noch  nicht,    sondern  gehen  erst  eine  Strecke  fast 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.  1906.  22 


—     338     — 

parallel   nebeneinander    her,    ehe    sie   zu    dem   gemeinsamen  Ductus 
ejaculatorius  verschmelzen. 

Der  Penis  (vergl.  Abb.  3)  bietet  in  seinem  Bau  erheb- 
liche Abweichungen  von  dem  männlichen  Kopulationsorgane  von 
Bendrocoelum  lacteum.  Da  hier  der  wichtigste  systematische  Unter- 
schied beider  Arten  liegt,  so  will  ich  zunächst,  um  den  Vergleich 
zu  erleichtern,  den  Bau  des  Penis  bei  Dendrocoeluni  lacteum  be- 
schreiben, wobei  ich  Jiji.ma's  (15)  Worte  benütze  (vergl.  Abb.  5):  „Hier 
stellt  der  Penis  fast  eine  Hohlkugel  dar;  nur  an  seinem  freien  Teile 
ist  er  ein  wenig  ausgezogen.  Die  Vasa  deferentia  treten  in  den 
Penis  wie  gewöhnlich  ein.  Die  Penishöhle  ist  verhältnismäßig  ge- 
räumig und  von  einem  drüsigen  Epithel  ausgekleidet,  welches  eine 
Menge  von  kleinen  Zapfen  bildet.  Die  Zapfen  scheinen  dadurch  zu- 
stande zu  kommen,  daß  die  Zellen  von  verschiedener  Höhe  sind, 
nicht  aber  durch  Erhebung  des  Grundgewebes.  Das  Epithel  ist  mit 
Körnern  erfüllt,  die  sich  stark  färben,  so  daß  weder  die  Zellgrenzen, 
noch  die  Kerne  sichtbar  sind;  der  Rest  der  Wand  des  knoüigen 
Teiles  vom  Penis  wird  durch  ein  Filzwerk  von  Muskelfasern  gebildet, 
von  dem  nach  hinten  teils  in  das  Bindegewebe  des  freien  Penis, 
teils  auch  gegen  die  Ringsfaserschichte  der  Penisscheide  hin  Längs- 
fasern abgehen,  wie  dies  schon  oben  beschrieben  wurde. Der 

Penis  von  Dendrocoelum  lacteum  besitzt  noch  eine  eigentümliche 
Einrichtung;  —  —  der  Rand  der  Penisöffnung  ist  nämlich  nach  innen 
in  die  Penishöhle  umgeschlagen  und  bildet  so  ein  ansehnliches, 
klappenartiges  Rohr  (vergl.  Abb.  5,  k).  Im  Zustande  der  Ruhe  ist 
dasselbe  also  nach  vorn  gerichtet,  doch  kann  es  auch  handschuh- 
artig nach  hinten  zu  vorgestülpt  werden ,  wodurch  die  Länge  des 
Penis  bedeutend  vermehrt  wird." 

Der  Penis  von  Dendrocoelum  cavaticum  nun  ist  wesentlich 
anders  gebaut  (vergl.  Abb.  3).  Er  stellt  nicht  eine  Hohlkugel  dar, 
sondern  ist  von  kegelförmiger  oder  lang  eiförmiger  Gestalt.  Seine 
Länge  beträgt  2 — 2,5  mm.  Eine  größere  Höhlung  im  Inneren  des 
Penis  besteht  nicht,  sondern  nur  ein  zentraler  Gang  mit  verhältnis- 
mäßig engem  Lumen,  der  Ductus  ejaculatorius ,  welcher  aus  der 
Vereinigung  der  beiden  Vasa  deferentia  entsteht.  Es  fehlt  auch  das 
durch  die  Einstülpung  des  Penisendes  gebildete,  klappenartige  Rohr, 
Die  Zapfen,  welche  das  das  Penis-Innere  auskleidende  Epithel  bei 
Dendrocoelum  lacteum  bildet,  sind  bei  Dendrocoelum  cavaticum  nicht 
vorhanden.  Auch  ist  das  mikroskopische  Aussehen  der  das  Penis- 
lumen  bedeckenden  Epithelzellen  vollkommen  verschieden.     Es  sind 


—     339     — 

dies  hier  nämlich  hohe  Zylinderzellen  mit  Flimmerhaaren ;  Körner 
im  Zellprotoplasma  sind  nicht  vorhanden,  und  die  Zellgrenzen  sowohl, 
wie  die  an  der  Basis  liegenden  Kerne  können  genau  so  gut  erkannt 
werden ,  wie  etwa  am  Hautepithel.  Dieses  Epithel  des  üuctus 
ejaculatorius  geht  ohne  scharfe  Grenze  in  das  der  Vasa  deferentia 
über.  Das  äußere  Epithel  des  Penis  ist  ebenfalls  ein  Flimmerepithel 
und  entsteht  dadurch,  daß  das  Epithel  der  Genitaltasche  auf  die 
äußere  Wand  des  Penis  übergeht,  ähnlich  wie  das  innere  Epithel 
der  Schlundtasche  sich  auf  die  äußere  Wand  des  Pharynx  überschlägt. 
Eine  deutliche  Basalmembran  besitzt  das  äußere  Epithel  nicht.  Nach 
innen  zu  auf  das  äußere  Penisepithel  folgt  die  Muskulatur,  und  zwar 
sind  bei  Denärocoeluni  cavattcuni  alle  übrigen,  die  Hauptmasse  aus- 
machenden Muskelfasern  von  einer  drei-  bis  fünffachen ,  scharf  ab- 
gegrenzten Lage  von  Ringsmuskelfasern  umhüllt,  welche  viel  dichter 
aneinander  liegen,  als  die  die  anderen  den  Penis  bildenden  Muskeln; 
letztere  durchflechten  sich  gegenseitig  in  den  verschiedensten  Rich- 
tungen, verlaufen  jedoch  zum  großen  Teile  ebenfalls  ringförmig  und 
bilden,  wie  oben  erwähnt,  ein  Gefüge,  das  lockerer  ist  als  die  äußere 
Ringsmuskelschichte.  Zwischen  dieser  und  der  übrigen  Penismusku- 
latur  liegt  eine  Zone  ovaler  Kerne,  die  wohl  als  Myoblasten  aufzu- 
fassen sind. 

Der  Penis  von  Dendrocoelum  cavaticuni  bietet  also  sowohl  in 
bezug  auf  Gestalt  wie  im  mikroskopischen  Verhalten  der  ihn  auf- 
bauenden Elemente  wesentliche  Differenzen  gegenüber  dem  ent- 
sprechenden Organ  von  Dendrocoelum  ladeum.  Da  ich  nur  aus- 
gestreckte Tiere  untersuchte,  so  möchte  ich  gleich  von  vorneherein 
den  Einwand  abschneiden,  daß  die  Verschiedenheit  der  Gestalt  etwa 
eine  Folge  der  Streckung  sein  könnte.  Schon  ein  einfacher  Ver- 
gleich der  Abb.  3  und  5  zeigt,  daß  durch  Ausstrecken  nie  aus  dem 
Penis  von  Dendrocoelum  lacteum  (Abb.  5)  ein  Penis  von  der 
Dendrocoelum  cavaticum  eigentümlichen  Form  (Abb.  3)  werden  kann. 
Um  jedoch  ganz  sicher  zu  gehen,  habe  ich  eine  größere  Anzahl  von 
Dendrocoelum  lacteum  in  ausgestrecktem  Zustande  untersucht  und 
dabei  konstatieren  können ,  daß  auch  dann  der  Penis  sein  cha- 
rakteristisches Aussehen  nicht  verliert,  und  daß  vor  allem  auch  das 
herausgestülpte  klappenförmige  Rohr  sich  trotzdem  noch  sehr  deutlich 
absetzt.  Es  kann  also  kein  Zweifel  an  der  vollkommenen  Verschieden- 
heit des  Penis  bei  beiden  Arten  bestehen.  Außerdem  sind  die 
mikroskopischen  Unterschiede  des  inneren  Epithels,  die  Anordnung 
der   Muskulatur    (äußere    Ringsmuskelschichte!),    ferner   der    Verlauf 


—     340     - 

der  Vasa  deferentia  und  die  Form  des  Penislumens  Verschiedenheiten, 
welche  ganz  abgesehen  von  der  Gestalt  des  Penis  schon  allein  eine 
scharfe  Grenze  zwischen  den  genannten  beiden  Arten  ziehen.  Dazu 
kommt  noch  bei  Bendrocoehmi  cavatimm  das  schon  früher  erwähnte 
Fehlen  einer  schlauchförmigen  Penisscheide,  wie  sie  bei  Dendrocoelum 
lacteum  vorhanden  ist. 

In  der  Umgebung  des  Penis,  besonders  gegen  seine  Basis  zu, 
liegen  zahlreiche,  teils  mit  Haematoxylin,  teils  mit  Eosin  sich  stark 
färbende  Drüsen,  deren  Ausführungsgänge  in  die  Muskulatur  des 
Penis  eindringen  und  dort  teils  in  die  Vasa  deferentia,  teils  in  den 
Ductus  ejaculatorius  selbst  einmünden.  Im  Penis  selbst  jedoch  sind 
Drüsen  nicht  vorhanden. 

Außer  diesen  Penisdrüsen  liegt  im  Mesenchym  hinter  der  Region 
der  Geschlechtsorgane  ein  großer  Komplex  von  einzelligen  Drüsen, 
die  sich  mit  den  Protoplasmafarbstoffen,  besonders  mit  Orange  G 
sehr  intensiv  tingieren.  Jijima  (15)  bezeichnet  sie  im  Anschluß  an 
Lang  als  Eiweiß drüsen.  Sie  erstrecken  sich  bei  Dendrocoelum 
envaticMui  bis  weit  hinter  das  Ende  der  Geschlechtstasche.  Ihre 
Ausführungsgänge  münden  hauptsächlich,  wie  dies  auch  bei  Dendro- 
coelum lacteum  der  Fall  ist,  in  den  Endteil  der  Ovidukte  ein.  Die 
letzteren  erscheinen  auch  in  ihren  Endabschnitten  von  einer  mehr- 
fachen Lage  dieser  Drüsen  umhüllt.  Ich  habe  jedoch  auch  mehrfach 
gesehen,  daß  die  Eiweiß  drüsen  in  das  Ende  des  Uterusganges  sich 
öffneten.  Die  Natur  des  Sekretes  der  Penis-  und  Eiweißdrüsen  ist 
noch  unbekannt. 

Die  Ovarien  sind  in  einem  Paare  vorhanden.  Sie  befinden  sich 
auf  der  Ventralseite,  2 — 3  mm  vom  Vorderende  entfernt.  Jijima  (15) 
gibt  für  Dendrocoelum  lacteum  die  Lage  als  zwischen  4.  und 
5.  Darmaste  an;  VEJDOVSKy  fand  bei  der  von  ihm  als  neu  be- 
schriebenen blinden  Planaria  mrasehii  die  Ovarien  zwischen  2.  und 
3.  Darmaste  und  will  daraus  einen  Unterschied  zwischen  beiden 
Arten  herleiten.  Es  ist  aber  mißlich,  die  Lage  eines  Organes  nach 
derjenigen  eines  anderen  zu  bestimmen ,  dessen  Topographie  selbst 
variabel  ist.  Die  Darmäste  stellen  ja  nichts  weniger  als  feste  Punkte 
dar  und  sind  je  nach  der  Größe  des  Tieres  sehr  wechselnd  ver- 
zweigt; ich  habe  bei  Dendrocoelum  cavaticum  an  zahlreichen  Stücken 
gerade  auf  die  Lage  der  Ovarien  genau  geachtet  und  gefunden, 
daß  dieselben  zwar  meist  zwischen  2.  und  3.,  häufig  aber  auch 
zwischen  3.  und  4.  oder  4.  und  5.  Darmaste  eingeschoben  sind. 
Der  vermeintliche  Unterschied,  den  Vejdovskv  hier  zwischen  Dcndro- 


—     341     — 

coeluni  lacteum  und  cavatlcuni  einerseits  und  Flanaria  nirazeJcii 
anderseits  aufstellte,  ist  also  nicht  vorhanden.  Ich  werde  auf  diesen 
Punkt  noch  später  zu  sprechen  kommen. 

Die  Ovarien  sind  von  annähernd  kugeliger  Gestalt  und  haben 
300 — 400  /<  Durchmesser.  Eine  feine,  das  ganze  Organ  umhüllende 
Membran  ist  vorhanden.  Die  Anordnung  und  Struktur  der  Keim- 
zellen hat  Dcndrocoelum  cavaticum  mit  allen  übrigen  Planarien  ge- 
meinsam, so  daß  ich  hier  nicht  darauf  einzugehen  brauche. 

Die  Ovidukte  beginnen  bei  den  Ovarien  mit  einer  trichter- 
förmigen Erweiterung.  In  dieser  sieht  man  häufig  Spermatozoen 
liegen.  Bergendal  (1)  hält  diese,  auch  bei  anderen  Planariden  ge- 
fundenen Gebilde  nicht  für  Spermatozoen,  sondern  für  Drüsensekret 
anderer  Natur.  Da  sie  aber  in  morphologischem  und  tinktoriellem 
Verhalten  sich  in  nichts  von  Spermatozoen  unterscheiden,  und  da 
nirgends  Zellen  zu  sehen  sind,  welche  im  Oviduktanfang  —  wie 
Bergemdal  meint  —  dieses  Sekret  bilden  sollten,  so  sehe  ich  keinen 
Grund  ein,  von  der  Ansicht,  daß  es  wirklich  Spermatozoen  sind, 
abzuweichen.  Die  Ovidukte  halten  sich  in  ihrem  weiteren  Verlauf 
zunächst  ganz  an  die  beiden  Längsnervenstämme ,  indem  sie  dicht 
über  denselben  hegen,  zuerst  etwas  nach  außen,  dann  etwas  nach 
innen  von  ihnen.  Hinter  der  Mundöffnung  konvergieren  beide 
Ovidukte  medianwärts  und  steigen  zugleich  etwas  in  die  Höhe. 
Hinter  der  Geschlechtstasche  erreichen  sich  beide  Gänge  und  ver- 
schmelzen zu  einem  kurzen,  gemeinsamen  Endabschnitt,  welcher  in 
den  Vorhof  einmündet.  Dabei  ist  zu  bemerken,  daß  die  Ovidukte 
sich  unter  dem  Ausführungsgange  des  Uterus  sich  vereinigen,  so 
daß  dieser  sie  also  umgreift,  vergl.  Abb.  3.  Daß  die  Ovidukte  in 
ihrem  Endteile  ganz  von  Drüsen  umhüllt  sind,  wurde  schon  erwähnt. 

Die  Ovidukte  haben  wie  bei  Pendrocoelum  lacteum,  wenigstens 
in  ihrem  hinteren  Teile,  wo  die  Struktur  überhaupt  am  besten  zu 
erkennen  ist,  im  Lumen  Cilien,  welche  nach  hinten  zu  gerichtet  sind. 
Die  Wandung  besteht  aus  einer  inneren,  körnigen  Protoplasmaschichte, 
welche  sich  stark  färbt  und  keine  Kerne  erkennen  läßt.  Weiter 
nach  außen  zu  wird  das  Protoplasma  von  mehr  fibrillärer  Struktur, 
und  noch  weiter  nach  außen  folgen  Zellen  mit  rundem  oder  ovalem 
Kerne;  ich  glaube  mit  Neppi  (19),  daß  auch  hier  ein  eingesenktes 
Epithel  vorliegt  und  diese  Kerne  zu  der  kernlosen,  inneren  Proto- 
plasmaschichte gehören.  Eine  Muskularis  konnte  ich  mit  Sicherheit 
nur  gegen  das  Ende  der  Ovidukte  zu  erkennen.  Am  gemeinsamen 
Endgang  ist  dieselbe  ganz  deuthch.    Die  Fibrillen  des  Protoplasmas, 


—     342     — 

von  denen  ich  eben  sprach,  färben  sich  etwas  anders  wie  Muskel- 
fasern und  haben  auch  weniger  Glanz. 

Die  Dotterstöcke  sind  zahlreich  vorhanden  und  reichen  fast 
bis  an  das  Hinterende.  Über  ihre  Struktur  und  Verbindung  mit  den 
Ovidukten  habe  ich  den  Angaben  früherer  Autoren  nichts  hinzuzu- 
fügen, da  diese  Punkte  bei  Demlrocoehmi  cavatictmi  genau  wie  bei 
seinen  Gattungs verwandten  beschaffen  sind. 

Der  sogenannte  Uterus  (vergl.  Abb.  3),  auch  als  receptaculum 
seminis  oder  als  Schalendrüse  bezeichnet  —  seine  Funktion  ist  noch 
nicht  ganz  sichergestellt  — ,  liegt  zwischen  dem  Pharynx  und  der 
Geschlechtsregion.  Es  ist  nicht  selten ,  daß  er  bis  nahe  an  das 
hintere  Ende  des  Pharynx  heranreicht,  andernteils  ist  er  oft  auch 
eine  längere  Strecke  von  demselben  entfernt;  je  nach  dieser  Lage 
ist  der  Ausführungsgang  länger  oder  kürzer;  groß  sind  jedoch  die 
Unterschiede  in  keinem  Fall,  denn  die  Entfernung  zwischen  Pharynx 
und  Sexualorganen  ist  ja  an  und  für  sich  gering.  Ich  mache  auf 
dieses  wechselnde  Verhalten  nur  deshalb  aufmerksam,  weil  VEJDOVSKy 
(27)  glaubt,  für  Dendrocoehüii  mrasekii  ein  Artmerkmal  darin  ent- 
deckt zu  haben ,  daß  der  Uterus  bis  nahe  an  die  Pharynxregion 
heranreicht.  Es  ist  dies  aber  durchaus  nichts  Typisches,  sondern  bei 
den  meisten  Planarien  ist  die  Lage  des  Uterus  nahe  dem  Gebiete 
des  Schlundrohres.  Übrigens  möchte  ich  erwähnen,  daß  VE,JDOVSKy 
(27)  in  seiner  Abb.  58  den  Ausführungsgang  des  Uterus  wohl  ab- 
sichtHch  übertrieben  lang  gezeichnet  hat,  denn  er  ist  dort  viermal 
so  lang  als  der  Penis,  und  es  müßte  auf  diese  Weise  der  Uterus 
nicht  nahe  der  Pharynxendregion  gelegen  sein,  sondern  noch  viel 
weiter  vorne,  wo  für  ihn  gar  kein  Platz  vorhanden  ist.  In  der 
Abb.  55  dagegen  erscheint  der  angeblich  lange  Ausführungsgang 
eher  kürzer,  als  er  im  Durchschnitt  bei  Dcndrocoelum  zu  sein  pflegt 
und  nur  halb  so  lang  als  in  Abb.  58 ;  hier  liegt  infolgedessen  der 
Uterus  sogar  der  Basis  des  Penis  auf. 

Die  Gestalt  des  Uterus  ist  die  einer  Blase ;  im  leeren  Zustande 
ist  er  auch  häufig  vielfach  gefaltet ,  man  trifft  aber  auch  öfters 
ballonartig  aufgetriebene  Uteri  an ,  welche  ganz  mit  Sekret  voll- 
gefüllt sind ;  bei  solchen  beträgt  dann  der  Durchmesser  manchmal 
über  1  mm.  Je  nach  der  Ausdehnung  des  Uterus  wechselt  auch 
das  Aussehen  des  Epithels.  Meist  haben  dessen  Zellen  zyhnder- 
oder  birnförmige  Gestalt,  wobei  die  Kerne  basal  liegen.  Am  ge- 
füllten Uterus  wird  das  Epithel  kubisch  bis  platt.  Das  Sekret  sieht 
je  nach  der  Fixation  verschieden  aus,  bald  mehr  serofibrinös ,    bald 


—     343     ~ 

körnig.  In  demselben  schwimmend  sieht  man  stets  auch  abgestoßene 
Epithelien.  Daß  die  Epithelzellen  des  Uterus  Drüsenzellen  sind,  ist 
nach  meinen  Befunden  zweifellos.  Sperma  fand  ich  im  Uterus  nicht. 
Der  Uterus  ist  von  einer  dünnen  Muskelhülle  umgeben.  Der  Aus- 
führungsgang verläuft,  über  der  Geschlechtstasche  liegend,  dicht 
unter  der  Oberfläche  nach  hinten,  steigt  dann,  die  Ovidukte  in  er- 
wähnter Weise  umgreifend,  nach  abwärts  und  mündet  mit  einer 
konischen  Erweiterung  in  den  Vorhof,  nur  wenig  von  dem  Genital- 
porus  entfernt.  Die  Mündung  des  Oviduktganges  liegt  etwas  weiter 
nach  oben.  Das  Epithel  des  Ausführungsganges  ist  ebenfalls  von 
wechselnder  Gestalt,  in  den  verschiedensten  Formen  zwischen  hoch- 
zylindrisch und  platt  schwankend.  Umhüllt  ist  der  Gang  von  einer 
mehrfachen  inneren  Rings-  und  äußeren  Längsmuskelschichte. 

Das  muskulöse  Drüsenorgan  (vergl.  Abb.  3).  wie  es  von 
den  meisten  Autoren  bezeichnet  wird,  stülpt  sich  bei  der  Abtötung 
des  Tieres  meist  aus  der  Genitalöffnung  heraus.  Es  erreicht  bei 
Dendrocoeliim  cavaticum  fast  den  Penis  an  Größe  und  erinnert  auch 
in  Gestalt  und  histologischem  Aufbau  an  ihn.  Seine  Form  ist  lang 
eiförmig.  Außen  ist  es  wie  der  Penis  von  einem  Epithel  mit  langen 
Flimmerhaaren  bekleidet,  das  eine  Fortsetzung  des  inneren  Epithels 
der  Geschlechtstasche  darstellt.  Dieses  Epithel  ruht  auf  einer  Basal- 
membran auf.  Weiter  nach  innen  kommt  eine  der  des  Penis  analoge 
äußere  Ringsmuskelschichte,  deren  Myoblasten  zwischen  ihr  und 
der  folgenden  Zone  hegen.  Letztere  wird  gebildet  durch  ein  mächtiges 
Geflecht  von  sich  in  verschiedenen  Richtungen  durchkreuzenden 
Muskelfasern,  ganz  wie  wir  dies  auch  beim  Penis  sehen ;  dann  aber 
treten  Differenzen  im  Baue  beider  Organe  auf,  indem  sich  in  diese 
große  Muskelmasse  eine  mehrfache  Lage  von  Ringsmuskelfasern 
einschiebt  (vergl.  Abb.  3).  welche  .sich  scharf  von  den  übrigen  sich 
regellos  durchflechtenden  Muskelzügen  abhebt.  Ihre  Anordnung 
stimmt  ganz  mit  der  entsprechenden  Beschreibung  Jijima's  (15)  bei 
Dendrocoeliim  ladeum  überein.  Weiter  nach  innen  von  dieser  Rings- 
muskellage tritt  dann  wieder  die  Muskulatur  ohne  bestimmte  An- 
ordnung auf.  Das  innere  Epithel  des  muskulösen  Organes  besteht 
aus  birnförmigen  bis  kubischen  Zellen,  in  welchen  häufig  Sekret- 
körner zu  sehen  sind.  Auch  findet  man  manchmal  Sekret  im  Lumen 
liegen.  Das  Lumen  selbst  ist  ziemlich  eng,  erweitert  sich  jedoch 
gegen  den  Grund  des  Organes  zu.  Dies  ist  jedoch  nur  der  Fall, 
wenn  dasselbe  seine  höchste  Entwicklung  erreicht  hat.  In  einem  etwas 
früheren  Stadium  ist  das  Lumen  nur  ein  schmaler,  zentraler  Kanal. 


—     344     — 

Über  die  Funktion  des  besprochenen  Organes  sind  die  ver- 
schiedensten Hypothesen  aufgestellt  worden.  Hallez  (10)  glaubte 
es  mit  der  bursa  copulatrix  der  Rhabdocoelen  identifizieren  zu  können. 
Das  ist  jedenfalls  nicht  wahrscheinlich,  denn  der  ganzen  Gestalt  nach 
erscheint  es  unmöglich .  daß  in  dasselbe  der  Penis  des  anderen, 
begattenden  Tieres  eingeführt  werden  sollte.  Den  Hauptzweck  des 
Organes  in  der  Drüsensekretion  suchen  zu  wollen ,  wie  dies  die 
meisten  anderen  Autoren  tun,  halte  ich  ebenfalls  nicht  für  angängig, 
denn  die  Zahl  der  sezernierenden  Zellen  ist  verhältnismäßig  gering, 
und  es  bliebe  unerklärt,  wozu  die  kolossale  Muskelentwicklung  dienen 
sollte.  Jedenfalls  stellt  es  meiner  Ansicht  nach  ein  Hilfsorgan  bei 
der  Begattung  dar.  Über  die  Art  und  Weise  der  Funktion  werden 
wir  aber  durch  einfache  anatomische  Präparate  keine  neuen  Gesichts- 
punkte erhalten,  sondern  hier  muß  entweder  die  Beobachtung  am 
lebenden  Tier  eingreifen,  oder  es  müssen  in  copula  fixierte  Tiere  zur 
Untersuchung  verwandt  werden. 

Nervensystem. 

Über  das  Nervensystem  von  Bendrocoelum  cavaticum  kann  ich 
mich  ziemhch  kurz  fassen,  da  dasselbe  fast  vollkommen  mit  dem 
von  Dendrocoelum  lacteum  übereinstimmt,  und  ich  hier  den  muster- 
gültigen Untersuchungen  Jijima's  nur  wenig  beizufügen  habe.  Ich 
skizziere  deshalb  die  Verhältnisse  bloß  in  den  Grundzügen  und  über- 
gehe den  histologischen  Bau  ganz;  nur  in  der  Darstellung  der  An- 
ordnung des  Gehirnes  werde  ich  etwas  ausführlicher  werden  müssen. 

Zunächst  ist  auf  Flachschnitten  an  der  Rückenseite  des  Tieres 
ein  feines,  unter  den  inneren  Längsmuskelfasern  liegendes,  groß- 
maschiges Nervengeflecht  zu  erkennen,  welches  gleichmäßig  über  die 
ganze  Dorsalseite  verbreitet  ist.  Diese  Nerven  innervieren  jedenfalls 
die  Rückenmuskulatur. 

Ein  höher  differenziertes  Nervensystem  ist  an  der  Ventralseite 
gelegen.  Durch  den  ganzen  Körper  ziehen  hier  nämlich  zwei,  meist 
parallele,  dicke  Hauptnervenstämme.  Nach  hinten  zu  werden  sie 
allmählich  dünner,  konvergieren  und  vereinigen  sich  meist  schheßlich 
nahe  dem  Hinterende.  Von  diesen  Längsnervenstämmen  gehen  in 
horizontaler  Richtung  sowohl  nach  medial  wie  nach  lateral  Seiten- 
äste ab,  und  zwar  entspringt  gewöhnlich  je  ein  lateraler  und  medialer 
Ast  von  einem  Punkte,  der  auch  als  Ganglion  bezeichnet  wird.  Bei 
Bendrocoelum  cavaticum  zählt  man  etwa  45  Paare  derartiger  Seiten- 
äste;   diese    verästeln   sich    ihrerseits   ebenfalls   mehrfach.     Je   zwei 


—     345     — 

entsprechende  Medialäste  der  beiden  Längsnervenstämme  anastomo- 
sieren  meist,  wodurch  Kommissuren  entstehen  und  das  Nervensystem 
ein  strickleiterähnhches  Aussehen  erhält.  Von  den  medialen  wie  von 
den  lateralen  Seitenästen  gehen  wieder  feinste  Äste  nach  ventralwärts 
ab,  welche  wohl  die  Bauchmuskulatur  versorgen.  Außer  den  nach 
rechts  und  links  ziehenden  Asten  sieht  man  von  den  Längsstämmen 
auch  Nervenfasern  dorsalwärts  abzweigen.  Diese  sind  jedoch  nur  Behr 
schwach  entwickelt  und  keineswegs  den  Seitenästen  gleichzustellen. 

Die  Bildung  des  Gehirnes,  wenn  dieser  Ausdruck  erlaubt  ist, 
geschieht  folgendermaßen :  Nahe  dem  Vorderende  werden  die  beiden 
Längsnervenstämme  breiter,  zu  gleicher  Zeit  konvergieren  sie  stark 
gegeneinander.  Hier  bilden  sie  vier  oder  fünf  ganz  nahe  aufeinander 
folgende  Kommissuren,  welche  nur  durch  weniges,  dazwischen  ge- 
lagertes Mesenchymgewebe  voneinander  getrennt  sind.  Die  vorderste 
Kommissur  ist  weitaus  mächtiger  als  die  übrigen  und  erreicht  die 
Stärke  der  beiden  Hauptstämme.  Entsprechend  den  Kommissuren 
gehen  von  den  Hauptstämmen  wie  auch  im  übrigen  Verlauf  des 
Nervensystems  die  Lateraläste  ab.  Aus  der  vordersten  Kommissur 
jedoch  entspringt  ein  Paar  ganz  besonders  mächtiger  Nervenbündel, 
welche  als  Fortsetzung  der  Hauptstämme  angesehen  werden  können 
und  auch  diesen  an  Stärke  gleich  sind.  Während  die  Längsnerven- 
stämme jedoch  bisher  konvergierten,  verlaufen  diese  nach  vorne 
ziehenden  Nervenstämme  jetzt  divergierend  und  steigen  zu  gleicher  Zeit 
etwas  in  die  Höhe,  so  daß  ihre  Richtung  also  nach  vorne,  außen  und  oben 
ist.  Die  vorderen  Nervenstämme  sind  ganz  umsäumt  von  Kernen, 
welche  meist  ein  bis  zwei  kurze  Ausläufer  erkennen  lassen.  Die 
Mächtigkeit  der  vorderen  Nervenbündel  nimmt  aber  sehr  rasch  ab, 
indem  sie  nach  verschiedenen  Richtungen,  besonders  aber  nach  der 
Seite  hin  zahlreiche  Fasern  abgeben.  Ein  gesondertes  Bündel  läßt 
sich  aber  ziemlich  weit  'nach  vorne-außen  hin  verfolgen  und  zieht 
offenbar  in  die  ohrförmigen  Fortsätze  hinein. 

Mit  vorstehenden  Angaben  wäre  die  Anatomie  von  iJemlrocoelum 
cavaticum  in  den  Grundzügen  erschöpft;  denn  über  die  Augen  wäre 
nur  zu  sagen,  daß  von  ihnen  auch  nicht  eine  Andeutung  vorhanden 
ist.  VEJDOVSKy  (27)  behauptet  zwar,  an  dem  ebenfalls  blinden,  in 
der  Organisation  unserem  Dendrocoelum  sehr  nahestehenden  Den- 
drocoelum  mrasekn  seien  Augennerven  vorhanden,  doch  hat  er  sicher- 
lich die  eben  erwähnten,  in  die  Fühler  ziehenden  Nerven  dafür  ge- 
halten. Daß  sichere  Augennerven  als  solche  nicht  nachgewiesen 
werden  können,  werde  ich  gleich  zu  erörtern  haben. 


~     346     — 

Es  drängt  sich  uns  natürlich  die  Frage  auf,  wie  wohl  die  Re- 
duktion der  Augen  bei  Dendrocoelum  cavaticum  erfolgt  sein  mag. 
Ich  möchte  dabei  gleich  von  vornherein  bemerken ,  daß  wir  wohl 
annehmen  müssen,  daf^  die  blinde  Form  durch  Rückbildung  aus  einer 
sehenden  entstanden  ist.  Die  andere  Annahme,  daß  sich  z.  B.  Den- 
drocoelum lactenm  aus  einer  ursprünglich  blinden  Form  entwickelt 
habe,  hat  entschieden  viel  weniger  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Über 
die  Rückbildung  der  Augen  bei  Dendrocoelum  ist  bisher  kaum  etwas 
bekannt.  Nur  Forel  (5)  und  du  Plessis  (21)  erwähnen,  daß  sie  im 
Genfer  See  zwischen  Dendrocoelum  lacteum  und  cavaticum  Übergänge 
mit  kleineren  Augen  gefunden  hätten.  Wir  dürfen  dieser  Angabe 
aber  wohl  skeptisch  gegenüberstehen.  Das  Auge  ist  bei  Dendrocoelum 
lacteum  normalerweise  nur  Vio — V20  mm  groß.  Bei  diesen  minimalen 
Massen  kann  bei  einfacher  Betrachtung,  welche  Forel  und  du  Plessis 
statt  genauer  Messung  anwandten,  natürlich  ein  Irrtum  und  eine 
ungewollte  Selbsttäuschung  sehr  leicht  vorkommen  und  wir  dürfen 
deshalb  die  diesbezüglichen,  übrigens  nur  ganz  nebenbei  erwähnten 
Befunde  der  beiden  Autoren  mit  berechtigter  Reserve  aufnehmen, 
und  das  um  so  mehr,  als  ich  in  der  Lage  bin,  nachweisen  zu  können, 
daß  die  Rückbildung  der  Augen  bei  Dendrocoelum  nicht  durch  ein 
einfaches  Kleinerwerden  erfogt. 

Es  ist  mir  nämlich  gelungen,  ein  Zwischenglied  zwischen  dem 
blinden  und  dem  mit  normalen  Augen  versehenen  Dendrocoelum  auf- 
zufinden. Das  betreffende  Exemplar  stammt  aus  der  Quelle  der 
schwarzen  Lauter  bei  Gutenberg.  Geyer  hatte  dort  vor  einigen 
Jahren  mehrere  Stücke  von  Dendrocoelum  cavaticum  gefunden, 
welche ,  wie  ich  mich  überzeugt  habe ,  keine  Spur  von  Augen  auf- 
wiesen. Gelegentlich  eines  späteren  Besuches  dieser  Quelle,  den 
ich  mit  Geyer  gemeinsam  unternahm,  gelang  es  uns  trotz  längeren 
Bemühens  nicht,  dort  ein  Tier  zu  bekommen.  An  dem  gleichen 
Tage  jedoch,  an  dem  ich  in  der  Falkensteiner  Höhle  die  blinde 
Planarie  wieder  entdeckte,  stattete  ich  auch  der  Lauterquelle  einen 
Besuch  ab  und  fand  dabei  ein  über  3  cm  großes  Exemplar  des 
Dendrocoelum ,  bei  welchem  man  schon  bei  der  Betrachtung  mit 
freiem  Auge  am  Kopfende  zwei  graue  Flecken  erkennen  konnte. 
Bei  starker  Lupenvergrößerung  ließen  sich  diese  Flecken  in  eine 
Anzahl  feinster,  schwarzer  Pünktchen  auflösen.  Ich  war  natürlich 
sehr  begierig,  welche  Aufschlüsse  mir  das  Mikroskop  über  dieses 
bemerkenswerte  .Verhalten  geben  würde.  Ich  nahm  das  Tier  lebend 
mit  nach  Stuttgart  und  konservierte    es  dort  unter  allen  Vorsichts- 


—     347     — 

maßregeln.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  zunächst,  daß 
im  Bau  der  Sexualorgane  das  betreffende  Tier  ganz  mit  Dendrocoehim 
cavaticum  übereinstimmte  und  es  sich  nur  durch  den  Besitz  zahl- 
reicher primitiver  Augen  vom  Typus  unterschied. 

Bevor  ich  jedoch  dazu  übergehe,  über  letzteren  Befund  zu  be- 
richten, w^ill  ich  in  tunlicher  Kürze  einiges  über  die  Anatomie  des 
Auges  von  Dendrocoehcm  lacteimi  und  Dendrocoehim  ptinctatum  Fall. 
erw^ähnen,  da  ich  natürlich  zum  Vergleiche  stets  auf  die  Sehorgane 
anderer  Dendrocoelen  Bezug  nehmen  muß.  Eingehende,  spezielle 
Forschungen  über  diesen  Gegenstand  verdanken  wir  besonders 
Hesse  (12)  und  Jänichen  (13).  Einige  Ergänzungen  erfahren  deren 
Angaben  durch  A.  Th.  Schmidt  (22).  Bei  JDendrocoelum  lacteum 
liegen  die  zwei  Augen  (vergl.  Abb.  6)  dem  Vorderende  nahe  und 
sind  mit  dem  Gehirn  durch  einen  0,22  mm  langen  Sehnerv  ver- 
bunden. Ein  Auge  besteht  aus  dem  Pigmentbecher,  der  vorn  durch 
eine  zarte  Membran  abgeschlossen  wird,  und  den  in  ihm  enthaltenen 
Sehkolben.  Die  lichte  Weite  des  Pigmentbechers  beträgt  durch- 
schnittlich 50  /<,  die  Dicke  der  Wandung  3,5  (.i.  Nach  Hesse  (12) 
besteht  der  Pigmentbecher  aus  einer  einzigen  Zelle ,  während 
Jänichen  (13)  denselben  sich  aus  mehreren  Zellen  zusammensetzen 
läßt.  Der  Kern  der  mit  Pigment  erfüllten  Becherzelle  liegt  an  der 
äußeren  Wandung  derselben.  In  dem  Pigmentbecher  sehen  wir  die 
Sehkolben ,  flaschen-  oder  keulenförmige  Gebilde ,  deren  verdicktes 
Ende  nach  dem  Bechergrund  zugewandt  ist;  ihre  Zahl  beträgt 
etwa  32.  Jeder  Sehkolben  hat  einen  zentralen  Achsenfaden,  dessen 
Struktur  nach  Schmidt  (22)  und  Hesse  (12)  fibrillär,  nach  Jänichen  (13) 
netzförmig  ist.  Außerdem  hat  Hesse  stellenweise  eine  aus  feinen 
Stiftchen  bestehende  Randzone  an  den  Sehkolben  gesehen.  Gegen 
die  Öffnung  des  Pigmentbechers  zu  verdünnen  sich  die  Sehkolben 
und  gehen,  die  vordere  Augenmembran  durchbohrend,  in  ein  Filz- 
werk von  Fasern  über,  welche  nach  dem  unteren,  hinteren  Becher- 
rand zu  ziehen.  Dort  begibt  sich  jeder  Faser  zu  einer  Zelle  von 
gestreckter  Gestalt,  mit  verhältnismäßig  großem  Kern  und  von  dieser 
Zelle  aus  zieht  wieder  eine  Faser  weiter  zum  Gehirne.  Die  Ge- 
samtsumme dieser  Fasern  bildet  den  Nervus  opticus. 

Das  Auge  von  Dendrocoehim  punckäum  ist  im  Prinzip  gleich 
gebaut  mit  dem  von  Dendrocoehim  lacteum ;  es  ist  nur  größer,  indem 
die  lichte  Weite  des  Pigmentbechers  140  (.i  und  die  Dicke  der  Wan- 
dung 8—13  /<,  nach  Schmidt  (22)  60  f-i  bezw.  25  f.i  beträgt.  Ferner 
besteht  der  Pigmentbecher  nicht  aus  einer,    sondern   aus  mehreren, 


—     348     — 

epithelartig  nebeneinanderstehenden  Zellen  und  enthält  eine  weit 
beträchtlichere  Anzahl  von  Sehkolben. 

Ich  stelle  nun  diesen  Befunden  die  Anordnung  der  Augen  gegen- 
über, wie  sie  bei  dem  von  mir  in  der  Lauterquelle  gefundenen  Den- 
drocoelimi  auf  quer  durch  das  Kopfende  gelegten  Serienschnitten  zu 
konstatieren  sind.  Die  schon  erwähnten  feinsten  Pigmentpünktchen 
am  Yorderende  stellten  sich  dabei  unter  dem  Mikroskop  als  Augen 
heraus  und  zwar  sind  dieselben  auf  jeder  Seite  auf  einem  Areal  ver- 
streut, dessen  Durchmesser  über  400  /.i  beträgt.  Die  ersten  Augen 
findet  man  550  (.i  vom  Vorderende  entfernt,  die  hintersten  liegen 
nahe  dem  beim  Nervensystem  beschriebenen  vorderen  Nervenbündel- 
paare. Die  Zahl  der  Augen  beträgt  auf  der  einen  Seite  21,  auf  der 
anderen  19.  Ihre  Entfernung  von  dem  Oberflächenepithei  ist  sehr 
wechselnd ;  manche  liegen  direkt  unter  der  Basalmembran ,  andere 
dagegen  belinden  sich  bis  zu  120  j-i  unter  der  Oberfläche.  Auf 
Abb.  7  habe  ich  bei  150facher  Vergrößerung  drei  Augen  verschie- 
dener Größe  abgebildet,  welche  ziemlich  nahe  dem  Epithel  und  auch 
nahe  beieinander  liegen.  So  sehr  genähert  sind  sie  sich  gegenseitig 
nicht  durchwegs ,  und  auf  demselben  Schnitte ,  aus  dem  die  Zeich- 
nung stammt,  befindet  sich  noch  ein  zu  derselben  Seite  gehöriges 
Auge,  das  jedoch  von  den  3  abgebildeten  350  f.i  entfernt  ist.  Jedes 
Auge  besteht  aus  einem  Pigmentbecher  und  den  darin  enthaltenen 
Sinneszellen.  Die  Größe  der  Augen  ist  sehr  wechselnd.  Bei  dem 
größten,  welches  ich  sah,  hatte  der  Pigmentbecher  eine  lichte  Weite 
von  25  (.L  und  eine  Dicke  von  5  ,/<.  Das  kleinste  Auge  hatte  9  (.i 
lichte  Weite  und  der  Pigmentbecher  war  2  {.i  dick.  Zwischen  diesen 
Grenzwerden  kommen  alle  Dimensionen  vor,  die  meisten  Augen  halten 
in  ihren  Maßen  etwa  die  Mitte  zwischen  beiden  Extremen. 

Die  stets  durch  eine  feine  Membran  abgeschlossene,  freie 
Öffnung  des  Pigmentbechers,  welche  bei  den  meisten  Planarien  nach 
vorne  außen  gewandt  ist,  habe  ich  fast  stets  nach  hinten  zu  gerichtet 
gefunden.  Der  Pigmentbecher  (Abb.  8  u.  9  ph)  selbst  besteht  aus 
einer,  von  zahlreichen  Pigmentkörnern  erfüllten,  schalenförmigen 
Zelle,  deren  an  der  Außenseite  gelegene  Kern  (k)  nicht  immer  deut- 
lich zu  erkennen  ist.  Bei  vielen  Pigmentbechern  habe  ich  ihn 
jedoch  gut  nachweisen  können.  Die  im  Pigmentbecher  enthaltenen 
Sinneszellen  sind  nach  Anzahl  und  Form  sehr  verschieden.  In  dem 
größten  Pigmentbecher  waren  vier  Zellen  zu  sehen,  in  manchen  drei, 
in  vielen  zwei  und  in  den  meisten  nur  eine.  Die  für  Dendrocoelum 
ladeuni  und  punctatum  charakteristische  Kolbenform  ist  meist  nicht 


-     349     — 

ausgeprägt ,  doch  sah  ich  sie  hier  und  da ;  so  sind  die  in  Abb.  8 
gezeichneten  zwei  Sinneszellen  annähernd  kolbenförmig;  die  meisten 
Zellen  haben  jedoch  eine  ovale  bis  rundliche  Form ;  besonders  bei 
den  einzelligen  Augen  (vergl.  Abb.  9)  ist  dieses  Verhalten  die  Regel. 
Das  Protoplasma  der  Sinneszellen  ist  meist  gleichmäßig  fein  granu- 
liert, und  läßt  gewöhnlich  eine  Scheidung  in  Mark-  und  Rinden- 
substanz nicht  erkennen.  Kerne  sind  in  den  Sinne.szellen  nicht  vor- 
handen. An  mehreren  habe  ich  jedoch  auf  Querschnitten  einen 
zentralen  Achsenstrang  erkennen  können,  der  bei  starker  Vergrößerung 
sich  als  aus  zahlreichen,  durchschnittenen  Fibrillen  zusammengesetzt 
erwies.  Eine  netzartige  Struktur  war  nie  vorhanden.  Vermutlich 
ist  dieser  Befund  Jäxichen's  (13)  ein  Artefakt.  An  der  Öffnung  des 
Pigmentbechers  gehen  die  Sinneszellen  in  feine  Nervenfasern  über. 
Der  Verlauf  dieser  letzteren  ist  in  der  ebenfalls  fibrillären  Struktur 
des  Mesenchyms  meist  nicht  genau  zu  verfolgen;  ich  kann  jedoch 
behaupten,  daß  ich  nie  einen  Übergang  der  Nervenfasern  in  Zellen 
gesehen  habe,  wie  sie  bei  Demlrocoelum  lacteum  und  punctcdum  be- 
schrieben werden.  An  Augen,  welche  den  erwähnten  Nervenvorder- 
strängen  nahe  lagen,  konnte  ich  beobachten,  wie  die  vom  Auge  aus- 
gehenden Nervenfasern,  die  man  als  Nervus  opticus  (vergl.  Abb.  8  n.  o.) 
bezeichnen  kann,  direkt  in  diese  Vorderstränge  einmündeten.  Mit 
diesen  ziehen  sie  dann  jedenfalls  weiter  zur  Gehirnkommissur.  Im 
Vorderende  von  Dendrocoelum  cavaticum  finden  sich,  wie  bemerkt, 
zahlreiche,  teils  als  motorische,  teils  als  sensible  Nerven  aufzufassende 
Nervenfasern ;  diese  gleichen  im  Aussehen  den  Sehnerven  vollkommen ; 
man  kann  daher  einen  Nerven  nur  dann  als  Sehnerven  ansprechen, 
wenn  man  den  Zusammenhang  mit  einem  Auge  direkt  nachweisen 
kann.  Es  ist  deshalb  auch  unmöglich,  bei  einem  augenlosen  Den- 
drocoelum zu  behaupten  —  wie  dies  Vejdovskv  (27)  tut  —  der  Seh- 
nerv sei  noch  vorhanden.  Ich  habe  weiter  oben  schon  die  Ver- 
mutung geäußert,  daß  VEJDOVSKy  jedenfalls  die  vorderen  Nervenbündel 
als  Sehnerven  angesprochen  hat;  in  Wirklichkeit  sind  jedoch  die 
Sehnerven  viel  feiner,  da  sie  ja  nur  Nebenäste  dieser  kräftigen 
Nervenstränge  darstellen.  Es  ist  noch  zu  erwähnen,  daß  in  dem 
ganzen  Gebiete,  in  welchem  sich  die  Augen  befinden,  überall  Pigment- 
körnchen verstreut  sind,  welche  sich  manchmal  zu  kleinen  Klumpen 
zusammenballen,  ohne  irgendwie  in  Beziehung  zu  den  eigentlichen 
Augen  zu  treten. 

Wenn  wir  nun  versuchen,  den  im  vorhergehenden  geschilderten 
Befund  zu  deuten,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  daß  wir  hier  ein  Zwischen- 


—     350     — 

glied  zwischen  den  blinden  und  den  mit  zwei  höher  entwickelten 
Augen  versehenen  Dendrocoelen  vor  uns  haben  und  daß  uns  hier 
ein  Fingerzeig  gegeben  ist,  auf  welche  Weise  die  Rückbildung  der 
Augen  bei  Dendrocoelum  cavaticum  erfolgt  ist. 

Hätten  wir  nicht  die  eben  geschilderten  Tatsachen  vor  uns, 
so  könnte  man  ja  geneigt  sein,  zu  glauben,  es  werde  die  Reduktion 
der  Augen  durch  ein  einfaches  Kleinerwerden  und  eine  Verminderung 
der  das  Auge  bildenden  Elemente  eingeleitet.  Die  Natur  hat  aber 
hier  einen  anderen  Weg  eingeschlagen. 

Es  ist  eine  allgemein  bekannte  Tatsache ,  daß  sich  bei  allen 
Planarien  häufig  ein  Nebenauge  findet,  daß  sich  also  ein  Auge  in 
zwei  spaltet.  Carriere  (2),  Jijima(15),  düPlessis  (21)  und  Jänichen(13) 
erwähnen  dies  und  für  jeden,  der  Planarien  gesammelt  hat,  ist  es 
nichts  Neues.  Es  ist  dabei  immer  das  eine  Nebenauge  kleiner  und 
enthält  eine  geringere  Anzahl  von  Sinneszellen.  Ob  wir  diesen  Vor- 
gang für  eine  Mißbildung  halten  oder,  was  ich  für  richtiger  halte, 
noch  in  das  Gebiet  des  Physiologischen  einziehen  wollen,  brauche 
ich  hier  nicht  zu  erörtern ;  es  wäre  ja  ohnehin  nur  ein  Streit  um 
Worte ;  feststehend  ist  jedenfalls,  daß  die  Spaltung  der  Augen  häufig 
bei  allen  zweiäugigen  Formen  ist.  Diese  Teilung  der  Augen  ist  nun 
offenbar  der  Hebel  gewesen,  an  welchem  bei  Dendrocoelum  cavaticum 
die  Rückbildung  der  Augen  ansetzte.  Ein  Auge,  in  welchem  einmal 
die  Tendenz  zur  Teilung  vorhanden  ist,  wird  sich  auch  leicht  mehr 
als  einmal  teilen.  Auf  diese  Weise  erfolgt  dann  eine  immer  weiter- 
gehende Isolierung  der  das  Auge  zusammensetzenden  Teile  und  bei 
dem  von  mir  beschriebenen  Tiere  haben  wir  eine  solche  schon  sehr 
weit  gediehene  Umformung  vor  uns.  Einige  Augen  lassen  noch 
mehrere  Sehzellen  erkennen,  die  meisten  aber  sind  schon  auf  dem 
primitivsten  Bau  angelangt,  der  bei  einem  Auge  möglich  ist,  indem 
sie  nur  aus  e i n e r  Pigment-  und  ein  er  Sehzelle  bestehen.  Mit  der 
Reduktion  der  Anzahl  der  einzelnen  Komponenten  des  Auges  geht 
auch  eine  Vereinfachung  der  Struktur  dieser  selbst  Hand  in  Hand. 
Die  sonst  ziemlich  weit  differenzierten  Sehkolben  lassen  nur  aus- 
nahmsweise einen  Achsenfaden  erkennen,  meist  ist  ihr  Aussehen  ein 
ganz  gleichmässiges,  und  ein  Stiftchenbesatz,  ebenso  die  Kerne  fehlen 
vollkommen. 

Von  hier  bis  zum  völligen  Zugrundegehen  des  Auges  ist  dann 
nur  noch  ein  Schritt;  und  auch  dieser  Schritt  ist  bei  dem  von  mir 
untersuchten  Tiere  schon  getan.  Die  im  Augenareal  liegenden 
Pigmentkörner,  die  stellenweise  noch   in  kleinen  Haufen  angeordnet 


—     351     — 

sind,  stellen  offenbar  die  letzten  Reste  von  Augen  dar.  Wenn  sich 
erst  das  Pigment  auflöst,  so  hat  auch  die  Sehzelle  ihren  Wert  ver- 
loren; denn  bei  den  Planarien  ist  bekannthch  die  ganze  Oberfläche 
des  Tieres  lichtempfindlich.  Eine  einzelne  Sehzelle  hat  infolgedessen 
nur  Sinn ,  wenn  sie  von  einer  Pigmentzelle  umgeben  ist ;  denn  da- 
durch wird  dem  Lichte  von  den  meisten  Seiten  her  der  Zugang  ver- 
wehrt, und  nur  von  Lichtstrahlen,  die  von  bestimmten  anderen  Pach- 
tungen her  kommen,  kann  die  Sehzelle  getroffen  werden.  Es  kann 
also  auf  diese  Weise  das  primitive  Sehorgan  wenigstens  zur  Orien- 
tierung verwendet  werden ;  von  einer  Bildwahrnehmung  kann  natür- 
lich bei  ihm  von  vornherein  nicht  die  Piede  sein.  Geht  aber  der 
Pigmentbecher  zugrunde,  so  steht  die  lichtempfindliche  Sehzelle  in 
ihrem  Werte  für  das  Tier  nicht  höher  als  das  lichtempfindhche  Haut- 
epithel und  wir  begreifen,  daß  dies  gleichbedeutend  mit  der  Rück- 
bildung des  nun  wertlosen  Gebildes  ist. 

Ich  bin  mir  wohl  bewußt,  daß  es  noch  einiger  Zwischenglieder 
bedürfte,  um  den  Weg  der  Rückbildung  der  Augen  bei  Dendrocoelum 
cavaticum,  den  ich  hier  angedeutet  habe,  auch  unwiderleglich  be- 
weisen zu  können.  Es  dürfte  jedoch  wohl  möglich  sein,  noch  weitere 
Übergänge  zu  finden,  welche  die  Richtigkeit  meiner  Argumentation 
bekräftigen.  Aber  auch  ohne  dies,  glaube  ich,  daß  die  Fingerzeige, 
welche  die  Untersuchung  jener  Zwischenform  uns  gegeben  hat,  so 
klar  sind ,  daß  es  hieße ,  den  Tatsachen  Gewalt  antun ,  wenn  wir 
den  Befund  in  anderer  Richtung  deuten  wollten,  als  ich  es  im  vor- 
stehenden getan. 

Systematische  Stellung. 

Ich  habe  bisher  für  die  von  mir  untersuchte  Planarie  stets  den 
Namen  Dendrocoelum  cavaticum  Fkies  angewandt  und  es  wird  nun 
meine  Aufgabe  sein,  zu  erörtern,  welche  Stellung  in  der  Systematik 
dieses  meist  als  Pkmaria  cavatica  Fries  bezeichnete  Tier  einnimmt. 
Da  ich  es  zur  Gattung  Dendrocoelum  Oerst.  stelle,  so  muß  ich  zu- 
nächst einiges  über  die  Berechtigung  der  Aufstellung  dieser  Gattung 
überhaupt  bemerken,  da  Vejdovskv  (27)  dieses  Genus  als  zu  unrecht 
bestehend  annimmt  und  alle  bisher  in  demselben  geführten  Arten  zu 
Planaria  Müll,  zieht.  Die  Beweisführung  Vejdovskj's  ist  jedoch 
sehr  mangelhaft. 

Es  ist  bekannt,  daß  ein  Hauptcharakteristikum  der  Gattung 
Dendrocoelum  der  Saugnapf  bildet.  Vejdovskv  behauptet  nun,  der 
Saugnapf  komme  auch  bei  Tieren  des  Genus  Planaria  vor  und  des- 


-     352     — 

halb  sei  die  Gattung  Dendrocoeliini  zu  verwerfen  und  in  Planaria 
einzureihen.  Darauf  ist  zweierlei  zu  erwidern.  Erstens  beruht  die 
Ansicht  Vejdovskj's ,  auch  bei  Flanuria  komme  ein  Saugnapf  vor, 
auf  einem  offenkundigen  Irrtum  und  es  ist  schon  deshalb  seine  ganze 
Argumentation  hinfällig,  und  zweitens  ist  das  Genus  Dendrocoelunt 
nicht  nur  durch  den  Saugnapf,  sondern  noch  durch  eine  ganze  An- 
zahl anderer  Merkmale  wohl  gekennzeichnet.  Ich  will  im  folgenden 
diese  beiden  Punkte  etwas  näher  ausführen. 

Der  Saugnapf  bei  den  Bendrocoelum-kxtQw  ist  stets  schon  beim 
lebenden  Tiere  sichtbar,  wenn  er  auch  nicht  bei  allen  Arten,  ja  sogar 
oft  nicht  bei  Individuen  derselben  Art,  ganz  gleichmäßig  ausgebildet 
ist.  Läßt  man  das  Tier  auf  einer  Glasplatte  kriechen,  so  daß  man 
die  Unterseite  gut  beobachten  kann,  so  erkennt  man  stets  den  Saug- 
napf als  eine  rundliche  oder  ovale  Grube.  Daß  —  bei  Dendrocoehim 
earaticiim  wenigstens  —  der  Saugnapf  auch  histologisch  wohl  cha- 
rakterisiert ist,  habe  ich  bei  der  Beschreibung  des  Epithels  schon 
erwähnt.  An  konservierten  Dendrocoelen  ist  der  Saugnapf  meist 
nur  dann  gut  zu  sehen,  wenn  man  bei  der  Tötung  darauf  bedacht 
war,  die  Tiere  mit  Salpetersäure  zu  strecken. 

Vejdovsk}'  gibt  nun  an,  auch  für  Planaria  alpina  sei  die  Saug- 
grube konstatiert  worden  und  ihm  sei  es  gelungen,  dieselbe  an  kon- 
servierten Exemplaren  von  Planaria  gonocephala  als  eine  lange, 
schlitzförmige  Vertiefung  am  Vorderende  des  Körpers  sicherzustellen 
und  er  bildet  dieselbe  auch  ab.  Dementgegen  bemerke  ich,  daß 
sich  jeder  leicht  überzeugen  kann,  daß  bei  Planaria  alpina  sowohl, 
wie  bei  gonocephala  kein  Saugnapf  vorhanden  ist,  wenn  man  das 
lebende  Tier,  wie  geschildert,  auf  einer  Glasplatte  von  unten  besieht. 
Ich  habe  auch  beide  Tiere  mikroskopisch  untersucht  und  in  bezug 
auf  einen  Saugnapf  ebenfalls  ein  negatives  Resultat  erhalten.  Auch 
ist  bei  gut  und  glatt  konservierten  Tieren  beider  Arten  keine  Spur 
eines  Gebildes  zu  erkennen,  das  man  für  einen  Saugnapf  ansprechen 
könnte.  Ich  habe  viele  Hunderte  von  gut  konservierten  Exemplaren 
aus  dem  überaus  reichen  Material  des  Stuttgarter  Naturalienkabinetts 
untersucht,  es  ist  mir  jedoch  hierbei  ebensowenig  gelungen,  eine 
Sauggrube  zu  sehen ,  wie  bei  zahlreichen  Tieren ,  die  ich  lebend 
beobachtete. 

Das  was  Vejdovsk}'  bei  Planaria  gonocephala  für  den  Saugnapf 
hält,  ist  offenbar  nichts  weiter  als  ein  Kunstprodukt.  Vejdovskj^  hat 
wohl  die  Behandlung  der  Planarien  mit  Salpetersäure  nicht  gekannt 
und  deshalb ,    wie  dies  bei  anderen  Methoden  der  Fall   ist ,    bei  der 


-     353     - 

Konservierung  verkrümmte  Exemplare  erhalten;  daß  bei  solchen  sich 
auch  an  der  Bauchseite  des  Kopfendes  ein  Spalt  finden  mag,  wie  ihn 
Yejdoyskv  beschreibt,  will  ich  durchaus  nicht  leugnen.  Es  ist  aber 
natürlich  unzulässig,  aus  Befunden  an  konservierten  Tieren  Schlüsse 
zu  ziehen,  w^enn  diese  Befunde  der  Beobachtung  am  lebenden  Tiere 
direkt  widersprechen.  Zudem  ist  der  Schlitz,  den  Vejdovskj-  bei 
Planaria  gonocephala  als  Saugnapf  angesehen  und  auf  Abb.  61  ab- 
gebildet hat  von  der  Sauggrube  bei  Dendrocoelum ,  so  total  ver- 
schieden, daß  VEJDOVSKy  schon  allein  dadurch  hätte  darauf  kommen 
müssen,  daß  es  sich  hier  nicht  um  Analoges  handeln  konnte.  Jeden- 
falls hoffe  ich ,  genügend  klargelegt  zu  haben,  daß  der  Versuch 
YE.TDOYSKy's,  das  Genus  Demlrocoelum  zu  streichen,  infolge  seiner 
falschen  Voraussetzungen  als  mißglückt  anzusehen  ist. 

Es  bildet  jedoch  nicht  nur  der  Saugnapf  allein  das  Charakte- 
ristikum der  Dendrocoelum-Avten^  sondern  noch  eine  Reihe  von  anderen 
Eigenschaften  trennen  dieselben  von  der  Gattung  Planaria.  Freilich 
sind  diese  Unterschiede  teils  weniger  wichtiger  Natur,  manche  sind 
auch  nicht  ganz  ausschließlich,  sondern  nur  vorwiegend  der  Gattung 
Dendrocoelum  eigen,  in  ihrer  Summe  jedoch  ergeben  dieselben  sehr 
w-ohl  weitere  Stützen  für  das  umstrittene  Genus. 

Zunächst  wäre  anzuführen,  daß  die  zur  Gattung  Dendrocoelum 
gehörigen  Tiere  durchweg  größer  sind  als  die  der  Gattung  Planaria. 
Dendrocoelum  lacteum  erreicht  eine  Größe  von  3  cm,  Dendrocoelum 
piinctatitm  Fall,  wird  über  3,5  cm  lang  und  Dendrocoelum  cavaticum 
kommt  diesem  Maße  fast  gleich ;  desgleichen  mißt  die  ebenfalls  zu 
Dendrocoelum  zu  stellende  Art  mraseläi  Vejd.  2.4  cm.  Die  Planaria- 
Arten  sind  dagegen  kleiner  als  2  cm,  und  nur  Planaria  gonoccphala 
DuG.  überschreitet  diese  Grenze  manchmal. 

Ein  weiterer'  Unterschied  beider  Genera,  der  schon  bei  der 
ersten  Betrachtung  auffällt,  besteht  darin,  daß  bei  Dendrocoelum  die 
Seitenränder  des  Körpers  gewellt  sind,  so  daß  namentlich,  wenn  die 
Tiere  etwas  kontrahiert  sind,  sich  seitlich  halskrausenähnliche  Falten 
bilden.     Planaria  dagegen  trägt  die  Ränder  glatt. 

Bei  der  Abtötung  mit  Salpetersäure  zeigen  die  Dendrocoelum- 
Arten  immer,  wenn  auch  in  verschiedenem  Grade,  die  Neigung  sich 
zu  verkrümmen  und  die  Ränder  umzuschlagen,  und  man  muß  erst 
mit  dem  Pinsel  etwas  nachhelfen,  wenn  man  ganz  glatt  konservierte 
Tiere  erhalten  will.  Planaria  dagegen  und  ebenso  Polycelis  strecken 
sich  bei  gleicher  Behandlung  meist  von  selbst  ganz  glatt. 

Bei  Dendrocoelum  cavaticum,  punctatum,  mrasekü  und  nausicaae 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  'Württ.  190C.  23 


—     854     — 

0.  Schmidt  vereinigen  sich  die  beiden  hinteren  Darmäste  stets  hinter 
der  Geschlechtsregion  zu  einem  unpaaren  Aste,  bei  Dendrocoelum 
lacteum  ist  dies  häufig,  jedoch  nicht  immer  der  Fall.  Dieses  Ver- 
halten ist  selten  auch  bei  Arten  des  Genus  Plcmaria  beobachtet 
worden ,  es  bildet  also  nur  ein  vorwiegendes ,  nicht  ein  ausschließ- 
liches Charakteristikum  von  Dendrocoelum. 

Dagegen  ist  noch  ein  durchgreifender  Unterschied  beider 
Gattungen  in  der  Anordnung  der  Muskulatur  des  Pharynx  vorhanden. 
Die  inneren  Muskelschichten  bei  Dendrocoelum  durchflechten  sich 
nämlich  wechselseitig,-  während  bei  Planaria  eine  scharf  getrennte, 
gut  ausgebildete  innere  Längs-  und  innere  Ringsmuskellage  besteht. 

Wenn  wir  alle  eben  entwickelten  Punkte  zusammenfassen,  so 
wird  es  gewiß  berechtigt  erscheinen,  wenn  wir  das  Genus  Dendro- 
coelum aufrechterhalten. 

Damit  ist  auch  schon  die  systematische  Stellung  gegeben, 
welche  die  Art  cavaticuni  einnehmen  muß.  Denn  alle  im  vorstehenden 
als  für  Dendrocoelum  charakteristisch  angeführten  Eigenschaften  besitzt 
sie,  wie  ich  im  anatomischen  Teil  genauer  darstellte.  Bei  der  Klar- 
heit der  Lage  erscheint  eine  eingehende  Erörterung  darüber  über- 
flüssig. Ich  möchte  nur  bemerken ,  daß  schon  der  Autor  der  Art, 
Fries  (7),  ganz  richtig  vermutete,  daß  die  von  ihm  entdeckte  Planarie 
ein  Dendrocoelum  sei.  Er  schreibt  darüber:  „Die  Planarie  der 
FalkensteinA-  Höhle,  bis  gegen  2  cm  lang,  erinnert  in  Form  (Ohr- 
fortsätze) ,  Farbe ,  Betragen,  kurz  in  ihrem  ganzen  äußeren  Habitus 
entschieden  an  Dendrocoelum  Oerst.  {Planaria  lactea  0.  F.  Müll.), 
besonders  an  stark  ausgehungerte  Exemplare  der  letzteren.  Die 
weißliche  Farbe  ist  nämlich  blasser,  und  das  ganze  Tier  erscheint 
etwas  durchsichtiger.  Trotzdem  läßt  sich  von  inneren  Organen  am 
lebenden  kaum  mehr  erkennen,  als  bei  der  genannten  Art.  Die  An- 
ordnung des  Darmkanals  stimmt  mit  derjenigen  bei  Dendrocoelum 
lacteum  überein.  Ferner  hebe  ich  hervor,  daß  die  Planarie  der  Höhle 
eine  ebensolche  Sauggrube  am  vorderen  Ende  besitzt,  wie  sie  Leydig 
auf  der  ersten  seiner  Tafeln  zum  Handb.  der  vergl.  Anat.  von  Dendro- 
coelum lacteum  abgebildet  und  in  einer  Anmerkung  zur  Figuren- 
erklärung näher  beschrieben  hat.  Dagegen  unterscheidet  sich  unsere 
Planarie  auf  den  ersten  Blick  von  Dendrocoelum  lacteum  durch  den 
Mangel  der  Augen,  welche  bei  letzterer  Art  konstant  vorhanden  sind 
und,  wie  ich  nach  eigenen  Versuchen  hinzusetzen  kann,  auch  nach 
Quertrennung  des  Tieres  am  regenerierten  Kopfteil  auftreten.  Gleich- 
wohl erschenit  die  Planarie  der  Höhle  gegen  Licht  empfindlich.    Wie 


sie  sich  zu  der  ungenügend  beschriebenen  PJaiiaria  coeca  Düges 
verhält  (SiDirsox's  Gattung  Änocelis) ,  vermag  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden. 

Indem  ich  diese  letzte  Bemerkung  von  Fries  aufnehme,  werde 
ich  im  folgenden  noch  die  Stellung  von  Dendrocoelum  cavaticum  zu 
einigen  anderen  blinden  Planarien  erörtern. 

Ich  beginne  gleich  mit  Änocelis  coeca  Dug.  Düges  (4)  fand 
dieselbe  in  einem  Exemplare  in  einem  fast  ausgetrockneten  Bache, 
beobachtete  dieses  jedoch  längere  Zeit  lebend.  Er  benannte  es 
Planaria  coeca.  Auf  Grund  der  Augenlosigkeit  stellte  Stimpson  (25) 
zu  einer  Zeit,  als  man  noch  keine  weiteren  blinden  Planarien  kannte, 
für  dieses  Tier  die  neue  Gattung  Änocelis  auf.  Es  ist  hier  wieder 
einmal  gut  ersichtlich,  wie  verkehrt  es  meist  ist,  den  Mangel  der 
Augen  als  Gattungsmerkmal  zu  verwenden.  Denn  nach  Stimpson 
müßte  man  nun  Dendrocoelum  cavaticum  und  andere  blinde  Arten 
mit  Änocelis  coeca  in  eine  Gattung  stellen,  obwohl  die  Tiere  in  ihrer 
Organisation  völlig  different  sind.  Ohne  sein  Verdienst  hat  jedoch 
Stdipson  mit  der  Aufstellung  der  Gattung  Änocelis  recht  behalten, 
nur  ist  das  Charakteristikum  derselben  nicht  sowohl  die  Augenlosig- 
keit, als  vielmehr  das  Exkretionssystem,  welches  sich,  wie  Vejdovskv 
(26)  nachgev/iesen  hat,  von  dem  aller  anderen  Planarien  wesentlich 
unterscheidet.  Vejdovsk\-  (26)  fand  Änocelis  coeca  im  Polenzflusse 
bei  Tetschen  in  Böhmen  und  hatte  so  Gelegenheit,  sie  genauer  zu 
untersuchen.  Von  Dendrocoelum  cavaticum  unterscheidet  sich  außer 
durch  die  Anordnung  des  Exkretionssystems  Änocelis  auch  durch 
ihre  Kleinheit,  Körperform  und  Anordnung  des  Darmkanales. 

Wesentlich  näher  verwandt  ist  dagegen  Dendrocoelum  cavaticum 
mit  dem  schon  mehrfach  erwähnten  Dendrocoelum  mrasehii  Vejd. 
Vejdovsky  (27)  selber  nannte  die  Art  Planaria  mrazehii,  da  er  ja 
das  Genus  Dendrocoelum  nicht  anerkennt. 

Bevor  ich  die  Unterschiede  beider  Arten  bespreche,  muß  ich 
noch  einmal  kurz  die  Punkte  zusammenfassen,  in  denen  Dendrocoelum 
cavaticum  mit  Dendrocoelum  lacteum  nicht  übereinstimmt. 

Die  wichtigste  Differenz  liegt,  abgesehen  von  dem  Mangel  der 
Augen,  in  der  völligen  Verschiedenheit  des  Penis  beider  Arten.  Ferner 
fehlt  bei  Dendrocoelum  cavaticum  die  schlauchartige  Penisscheide  und 
die  deutliche  Teilung  des  Geschlechtsvorraumes  in  zwei  Kammern. 
Die  Mündung  der  Ovidukte  und  des  üterusganges  ist  bei  Dendrocoelum 
lacteum  ebenfalls  anders  als  bei  Dendrocoelum  cavaticum.  Schließlich 
ist  letztere  Art    durch   ihre    zartere  Farbe    und    durch    ihre   geringe 

23* 


-     356     — 

Resistenzfähigkeit  gegen  mechanische  Einflüsse  von  dem  robusteren 
Dendrocoeliim  Jadeuni  ausgezeichnet. 

Vejdovskv  waren  die  wichtigen  Unterschiede  beider  Arten  nicht 
bekannt.  Er  glaubte  viehnehr,  Dendrocoeliim  cavaticmn  sei  ein  augen- 
loses Dendrocoelum  lacteum.  Um  nun  die  blinde  Art  JDendrocoelum 
mrazeliii  aufrechterhalten  zu  können,  mußte  er  Abweichungen 
finden,  die  zwischen  Dendrocoelum  mrazekii  und  lacteum  bestehen. 
Er  fand  diese  Abweichungen  auch ,  dieselben  sind  jedoch  imaginär. 
Sie  sollen  folgende  sein :  Weniger  entwickelte  Sauggrube  bei  Dendro- 
coelum mra^ehü,  größere  Zahl  der  Hoden,  andere  Lage  der  Eierstöcke, 
langgestielter  Uterus.  Was  die  letzten  beiden  Punkte  betrifft,  so 
habe  ich  ihre  Nichtigkeit  schon  im  anatomischen  Teil  dieser  Ab- 
handlung an  entsprechender  Stelle  nachgewiesen.  Die  Entwicklung 
der  Sauggrube  ist  auch  bei  Dendrocoelum  lacteum  manchmal  gering, 
so  gering  oft,  daß  sie  ein  so  genauer  üntersucher  wie  Juima  (15) 
sogar  übersah.  Ebenso  kann  die  große  Zahl  der  Hoden  kein  be- 
sonderes Charakteristikum  für  Dendrocoelum  mra^ehn  sein,  denn 
gerade  auch  Dendrocoehim  lacteum  zeichnet  sich  ja  bekanntlich  durch 
seine  außerordentlich  große  Zahl  dieser  Drüsen  aus.  Die  Verhältnisse 
liegen  also  so,  daß  außer  der  Blindheit  Dendrocoelum  mrazekii  in 
seiner  Organisation  Dendrocoelum  lacteum  völlig  gleicht.  Yeidovsev  (27) 
hätte  deshalb  —  nach  seinen  Kenntnissen  über  die  Anatomie  von 
Dendrocoelum  cavaticum  —  die  Art  mrasekU  bei  kritischer  Be- 
trachtung mit  Dendrocoelum  cavaticum  vereinigen  müssen.  Denn 
auch  der  angebliche  Unterschied,  daß  bei  cavaticum  die  Ohren  nach 
vorn,  bei  mrazehii  nach  außen  gerichtet  seien,  besteht  in  Wirklich- 
keit nicht.  Dem  Umstände  jedoch,  daß  Vejdovsk}-  (27)  die  Ver- 
schiedenheit der  Geschlechtsorgane  von  Dendrocoelum.  cavaticum 
einerseits  und  Dendrocoelum  lacteum  und  mrazekii  anderseits  nicht 
erkannt  hat,  ist  es  zu  verdanken,  daß  die  Art  Dendrocoehim  mrazekii 
Vejd.  zurecht  bestehen  muß. 

Wie  sich  Dendrocoelum  cavaticum  zu  dem  in  der  Tiefe  größerer 
Seen  gefundenen,  blinden,  meist  auch  als  cavcdicum  bezeichneten 
Dendrocoehim  verhält,  kann  gegenwärtig  nicht  entschieden  werden, 
da  über  dieses  keine  anatomischen  Untersuchungen  vorliegen.  Mir 
selbst  stand  leider  kein  Vergleichsmaterial  zu  Gebote. 

Graff  (9)  erwähnt,  daß  Packard  (Zool.  for  Students  1879)  von 
einem  amerikanischen,  höhlenbewohnenden  Dendrocoelum  percoecum 
n.  sp.  spricht,  das,  wie  sein  Name  sagt,  augenlos  ist.  Die  betreffende 
Originalabhandlung  ist  mir  leider  nicht  zugänglich ,  doch  scheint  es 


—     357     — 

sich  nur  um  eine  kurze  Notiz  zu  handeln ,  so  daß  sich  über  die 
systematische  SteUung  dieses  Tieres  nichts  Sicheres  aussagen  läßt. 
Das  gleiche  gilt  von  den  blinden  Planarien,  die  Asper  im  Lago 
Maggiore  fand  und  von  dem  blinden  Dendrocoelwn  angareme 
Gerstfeld,  das  im  Baikalsee  und  auch  im  Schlamme  der  Festungs- 
gräben bei  Lille  vorkommt.  Alle  diese  letzterwähnten  Spezies 
scheinen  mir  ohne  genügende  Berücksichtigung  der  Synonymie  auf- 
gestellt worden  zu  sein ,  weshalb  ihre  Artberechtigung  erst  noch 
erwiesen  werden  muß. 

Eine  schwierig  zu  beantwortende  Frage  ist  die  nach  der  ver- 
mutlichen Stammform  von  Dendrocoelum  cavaticum.  Daß  dasselbe 
nicht  von  jeher  augenlos  war,  sondern  von  einer  sehenden  Form 
abstammt,  glaube  ich  schon  daraus  schließen  zu  müssen,  daß  ich 
die  Übergangsform  mit  den  reduzierten  Augen  aufgefunden  habe. 
Hier  muß  ich  nun  darauf  hinweisen,  daß  in  der  schwäbischen  Alb 
in  Quellen,  jedoch  nicht  in  denselben  wie  Dendrocoelum  cavaticum, 
auch  ein  weißes  Dendrocoelum  mit  zwei  Augen  vorkommt.  Die 
nächstliegende  Vermutung  wäre  nun  gewesen,  daß  dieses  Dendrocoelum 
die  sehende  Art  zu  Dendrocoelum  cavaticum  sei.  Auch  glaubte  ich 
aus  theoretischen  Gründen  annehmen  zu  müssen,  daß  dieses  Dendro- 
coelum nicht  mit  Dendrocoelum  lacteum  Müll,  identisch  sei.  Dendro- 
coelum lacteum  kommt  ja  bekanntlich  häufig  in  Seen  und  Sümpfen 
vor,  die  im  Sommer  oft  eine  sehr  hohe  Temperatur  erreichen.  Bei 
der  bekannten  Abhängigkeit  der  Planariden  von  den  Temperatur- 
verhältnissen erschien  es  mir  nun  als  höchst  unwahrscheinlich,  daß 
dieselbe  Art  einesteils  nur  in  den  obersten  Bachläufen,  noch  ober- 
halb des  Eiszeitreliktes  Planaria  alpina  Dana  leben  und  andernteils 
in  Gewässern  mit  doppelt  und  dreifach  so  hoher  Temperatur  existieren 
sollte.  Meine  Zeit  erlaubte  es  mir  nicht,  eingehende  anatomische 
Untersuchungen  des  mit  Augen  versehenen  Dendrocoelum  der  Alb- 
quellen vorzunehmen,  auch  hatte  ich  nur  in  Alkohol  konserviertes 
Material  zur  Verfügung.  Ich  untersuchte  jedoch  an  Serienschnitten 
von  verschiedenen  Fundorten  verschiedene  Exemplare  auf  die  Ge- 
schlechtsorgane hin  und  kam  dabei  zu  dem  nicht  erwarteten  Resultate, 
daß  dieselben  nicht  mit  denen  von  Dendrocoelum  cavaticum,  sondern 
in  allen  wesentlichen  Punkten  mit  denen  von  Dendrocoelum  lacteum 
übereinstimmten.  Als  einzige  Abweichungen  fand  ich  eine  äußere 
Ringsmuskelschichte  des  Penis,  die  Julma  (15)  bei  Dendrocoelum 
lacteum  leugnet  und  ferner  ein  anderes  Verhalten  des  inneren  Penis- 
epithels,   indem  die  Zellen  desselben  denen  von  cavcdicum   gleichen 


-     358     — 

und  nicht  der  Beschreibung,  die  Jijlaia  für  lacteiim  gibt.  Dagegen 
ist  die  Form  des  Penis,  die  klappenartig  eingestülpte  Verlängerung 
desselben  (das  „flagellum"  0.  Schmidt's  (23)),  die  große  Penishöhle 
mit  den  ins  Lumen  vorspringenden  Epithelzapfen,  die  schlauchartige 
Penisscheide  und  die  Zweiteilung  des  Geschlechtsantrums  ganz  wie 
bei  Dcndrocoehim  lacteiim.  Im  Vergleich  zu  dieser  Kongruenz  er- 
scheinen die  geringfügigen  Unterschiede  der  Histologie  des  Penis 
nicht  genügend,  um  dieses  Demlrocoelum  als  neue  Art  von  lademn 
abzusondern.  Vielleicht  ergibt  die  Untersuchung  des  ganzen  Or- 
ganismus, die  ich  nicht  vornehmen  konnte,  weitere  Differenzen,  die 
eine  Trennung  von  lacteum  nötig  machen.  Damit  wäre  zwar  den 
Hypothesen  Voigt"s  (28 — 31)  ein  schwerer  Stein  des  Anstoßes  aus 
dem  Wege  geräumt,  von  Dendrocoeliim  cavatiaim  würde  sich  die 
Art  dadurch  aber  nur  weiter  entfernen. 

Es  bleibt  also  nichts  anderes  übrig,  als  anzunehmen,  daß  die 
in  der  Alb  so  nahe  beieinander  wohnenden  Arten  lacteum  und  ccwaticuni 
trotzdem  nicht  unmittelbar  voneinander  abstammen.  Wenn  dies 
überhaupt  der  Fall  ist,  so  muß  die  Abspaltung  der  nun  blinden  Art 
jedenfalls  schon  sehr  frühe  erfolgt  sein,  denn  die  durchgreifende 
Abänderung  der  Geschlechtsorgane  hat  zu  ihrer  Bildung  jedenfalls 
lange  Zeit  in  Anspruch  genommen. 

Es  wäre  jedoch  auch  möglich,  daß  Dendrocoelmn  cavcdicitm 
von  einer  ihr  im  übrigen  gleichen,  aber  sehenden  Art  sich  herleitet.  Es 
wäre  dies  vielleicht  dadurch  zu  erklären ,  daß  die  in  den  Höhlen 
lebenden  Exemplare  eben  durch  diesen  Aufenthalt  geschützt  waren 
vor  den  äußeren  Einflüssen,  jedenfalls  klimatischer  Natur,  denen  die 
sehende,  oberirdisch  lebende  Art  inzwischen  erlegen  ist. 

Ich  befinde  mich  jedoch  mit  diesen  Theorien  bereits  nicht  mehr 
auf  dem  Boden  der  durch  Tatsachen  gestützten  W^issenschaft.  Ich 
breche  darum  ab  und  kann  dies  um  so  mehr  tun .  als  ich  glaube, 
daß  wir  noch  nicht  so  weit  sind,  daß  wir  unbedingt  Hypothesen  zu 
Hilfe  nehmen  müssen ,  um  die  Deszendenz  von  Dendrocoelmn  cava- 
ticum  zu  erkennen.  Vermutlich  bringt  eine  eingehende ,  kritische 
Untersuchung  zahlreicher  bisher  unter  dem  Namen  Dendrocoelmn 
lacteum  Müll,  zusammengefaßter  Planarien  doch  noch  neue  Gesichts- 
punkte;  denn  offengestanden  glaube  ich,  trotz  meiner  ziemlich 
negativen  Resultate,  noch  nicht  an  die  Einheit  dieser  Art. 

Auch  die  Entwicklungsgeschichte  von  Dendrocoelum  cavaticum 
dürfte  vielleicht  weitere  Anhaltspunkte  geben.  Vielleicht  ist  es  mir 
selbst  vergönnt,  an  diesen  Fragen  noch  mitzuarbeiten. 


-     359     — 

Einstweilen  ist  es  mir  eine  angenehme  Pflicht,  meinem  hoch- 
verehrten Freunde,  Herrn  Oberstudienrat  Prof.  Dr.  Lampert  auch  an 
dieser  Stelle  wärmstens  dafür  zu  danken,  daß  er  mir  die  Anregung 
zu  dieser  Arbeit  gab  und  mir  gestattete,  im  Naturalienkabinett  meine 
Untersuchungen  vorzunehmen. 


Liter  atur- Verzeichnis . 

1.  1896.    Bergendal,  D.    Zur  Parovarhimfrage  bei  den  Trikladcn.   Zoologische 

Studien.     Festschrift  für  Lilljeborg. 

2.  1881.    Carriere.     Die   Augen   von   Flanaria  pohjchrod  Schmidt   und    Fohj- 

celis  nufra  Ehrbg.     Archiv  f.  mikrosk.  Anat.  Bd.  XX. 

3.  1892.    Chichkoff,  D.  G.     Eecherches  sur  les  Dendrocoeles  d'eau  douce  (Tri- 

clades).     Archives  de  Biologie.     Tom.  XII. 

4.  1830.    DuGES,  A.    AperQU  de  quelques  obseivations  nouvelles  sur  les  Planaires 

et  sur  plusieurs  genres  voisins.   Ann.  d.  sciences  naturelles.  Tom.  XXI. 

5.  1885.    FoREL,  F.  A.    La  faune  profonde  des  lacs  suisses.  Neue  Denkschriften 

der  allg.  Schweiz.  Gesellsch.   f.  d.  ges.  Naturwissenschaften.     Vol.  29. 

6.  1874.    Fries,  S.     Die  Falkensteiner  Höhle,  ihre  Fauna  und  Flora.    Ein  Bei- 

trag zur  Erforschung  der  Höhlen  im  schwäbischen  Jura  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  ihrer  lebenden  Fauna.  Dies.  Jahreshefte. 
30.  Jahrg. 

7.  1879.    Fries,  S.     Mitteilungen  aus  dem  Gebiete  der  Dunkelfauna.   Zool.  Anz. 

2.  Jahrg. 

8.  1879.    Fries,  S.     Ergänzende   Bemerkungen  zu   den  Mitteilungen   aus   dem 

Gebiete  der  Dunkelfauna.     Zool.  Anz.  2.  Jahrg. 

9.  1880.    Graff,  L.     Plathyhelminthes.     Zool.  Jahresbericht   f.  1879.     Heraus- 

gegeben von  d.  zool.  Stat.  zu  Neapel. 

10.  1890.    Hallez,  P.     Catalogue   des  turbellaries   du  nord  de  la  France  et  de 

la  cöte  Boulonnaise.   Revue  biologique  du  Nord  de  la  France.   Ann.  II. 

11.  1892.    Hallez,   P.     Sur  Torigine   vraisemblablement  teratologique   de  deux 

especes  de  triclades.  Compte  "Rendues  des  seances  de  Tacademie  des 
sciences.    Paris. 

12.  1896.    Hesse,  R.    Untersuchungen  über  die  Organe  der  Lichtempfindung  bei 

niederen  Tieren.  IL  Über  das  Auge  der  Platliyhelminthen ,  insonder- 
heit  der   trikladen  Turbellarien.     Zeitschr.    f.   wissensch.  Zool.  LXII. 

13.  1896.    Jänichen,  E.    Beiträge  zur  Kenntnis  des  Turbellai-ienauges.    Zeitschr. 

f.  wissensch.  Zool.  LXII. 

14.  1897.    Jander,    R.     Die    Epithelverhältnisse    des    Trikladenpharynx.      Zool. 

Jahrbücher,  Abt.  f.  Anatom.  V. 

15.  1884.    JiJiMA,  J.     Untersuchungen   über   den  Bau   und   die  Entwicklung  der 

Süßwasser-Dendrocoelen  (Trikladen).     Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  XL. 

16.  1889.   Kennel,  J.    Untersuchungen    an   neuen   Turbellarien.     Zool.    Jahrb. 

Abt.  f.  Anatom.  III. 

17.  1904.    Luther.  A.     Die  Eumesostominen.     Zeitschr.  f.  wiss.   Zool.  LXXII. 


—     360     — 

18.  1886.    MoNiEZ,  R.     Faune  des  eaux  souteiraines  du  departement  du  nord  et 

en  particulier  de  la  ville  de  Lille.    Revue  biolog.  du  nord  de  la  France. 

19.  1905.    Xeppi,  V.    Über   einige   exotische  Turbellarien.     Zool.  Jahrb.   Abt.  f. 

System.  XXI. 

20.  184J:.    Oerstedt  ,  A.  S.     Entwurf  einer  systematischen  Einteilung-  und  spe- 

ziellen Beschreibung  der  Plattwürmer  auf  mikroskopische  Untersuchung 
begründet.    Kopenhagen. 

21.  1885.    DU  Plessis-Gouret,  G.     Essai  sur  la  faune   profonde   des   lacs  de  la 

Suisse.  Neue  Denkschriften  der  allg.  Schweiz.  Ges.  f.  d.  ges.  Xatur- 
wissenschaften.     Vol.  29. 

22.  1902.    Schmidt,  A.  T.     Zur  Kenntnis  der  Trikladenaugen  und  der  Anatomie 

von  Polycladiis  Gayi.     Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  LXXII. 

23.  1862.    Schmidt,  0.    Untersuchungen   über  neue  Turbellarien   von  Corfu  und 

Cephalonia.     Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  XL 

24.  1851.    Schultze,  M.   Beiträge  zur  Xaturgeschichte  der  Turbellarien  Greifswald. 

25.  1857.    Stimpson.     Prodromus   descript  anim.    evertebr.    etc.     Proceed.    Acad. 

Nat.  Sc.     Philadelphia  I. 

26.  1882.    VEJDOvsKy.  Exkrecni   Apparat  Planarii.     Sitzungsber.     der   k.  bühm. 

Ges.  d.  Wissensch. 

27.  1895.  VEJDOvsKy.    Zur  vergleichenden  Anatomie  der  Turbellarien.    (Zugleich 

ein  Beitrag  zur  Turbellarienfauna  Böhmens.)  Zeitschrift  f.  wiss. 
Zool.  Bd.  LX. 

28.  1896.    Voigt,  W.     Die  Einwanderung    der   Planaiiaden  in   unsere   Gebirgs- 

bäche.  Verh.  d.  naturh.  Ver.  d.  preuß.  Eheinlande.  Westfalens  und 
d.  Reg.-Bez.  Osnabrück.     53.  Jahrg. 

29.  1901.    Voigt,  W.     Die   Ursachen   des  Aussterbens   von  PJanaria  alpina  im 

Hundsrückgebirge  und  von  Polycelis  cormda  im  Taunus.  Verh.  d. 
naturh.  Ver.  d.  preuß.  Rheinlande,  Westfalens  und  d.  Reg.-Bez. 
Osnabrück.     58.  Jahrg. 

30.  1903.    Voigt,  W.     Überreste   der  Eiszeitfauna  in  mittelrheinischen  Gebirgs- 

bächen.     Verh.  d.  14.  deutsch.  Geographentags  zu  Köln. 

31.  1904.    Voigt,  W.    Über  die   Wanderungen    der   Strudelwürmer    in   unseren 

Gebirgsbächen.  Verh.  d.  naturh.  Ver.  d.  preuß.  Rheinlande,  West- 
falens und  d.  Reg.-Bez.  Osnabrück.     61,  Jahrg. 

32.  1887.    Weltxer,  W.  Dendrocoehan imnctafioiiF allas,  bei  Berlin.  Sitzungsber. 

d.  k.  preuß.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.    XXXVIII. 

33.  1904.    AVilhelmi,   J.     Über    die    Exkretionsorgane    der    Süßwassertrikladen. 

Zool.  Anz.  XXVIII. 

34.  1904.    WiLHELMi,  J.     Beiträge   zur  Kenntnis   der   Verbreitung  und  Biologie 

der  Süßwassertrikladen.     Zool.  Anz.  Bd.  XXVII. 

35.  1906.    WiLHELMi,  J.     Untersuchungen   über   die  Exkretionsorgane   der   Süß- 

wassertrikladen.    Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  LXXX. 

36.  1891.    Woodworth,  M.    Contributions,  to  the  morphology  of  the  Turbellaria, 

I.  On  the  structure  of  Phagocata  yracilis  Leidy.  Bull,  of  the  Mus. 
of  compar.  Zoology.    Vol.  XXI. 

37.  1905.    ZscHOKKE,  F.     Die    Tiefenfauna    des    Vierwaldstättersees.     Verh.    d. 

Schweiz,  naturf.  Ges.  an  d.  Jahresvers.  Luzern. 


Zur  Kenntnis  afrikanischer  Mantodeen. 

Von  Dr.  Franz  "Werner. 

Herr  Oberstudienrat  Prof.  Dr.  K.  Lajipert  sandte  mir  im  Sommer 
des  Vorjahres  eine  Anzahl  von  Mantiden  des  kgl.  Naturalienkabinetts 
in  Stuttgart  zur  Bestimmung,  unter  welchen  sich  einige  Arten  be- 
fanden, welche  entweder  noch  unbeschrieben  oder  noch  wenig  bekannt 
sind ;  es  sind  dies  fast  durchweg  solche  aus  den  afrikanischen  Kolonien 
des  Deutschen  Eeiches;  vergleichsweise  habe  ich  auch  gelegentlich 
das  unbestimmte  Mantiden-Material  des  Wiener  Naturhistorischen 
Hofmuseums,  welches  mir  Herr  Direktor  Ganglbäuer  zur  Determination 
anvertraute ,  in  Betracht  gezogen  und  namentlich  die  darin  gefun- 
denen Fundorte  vervvertet.  • 

Für  die  Überlassung  des  Studienmaterials  bin  ich  Herrn  Prof. 
Lambert  zu  aufrichtigem  Danke  verpflichtet;  ich  habe  dadurch  eine 
Menge  sehr  interessanter  Arten  kennen  gelernt. 

Eremiaphila  Klunzing eri  n.  sp. 
Als  eines  der  interessantesten  Exemplare  in  der  Stuttgarter 
Sammlung  möchte  ich  eine  Eremiapliüa  bezeichnen,  die  als  E.  nilo- 
tica  bestimmt  war  und  wirklich  sehr  gut  mit  dieser  Art  überein- 
stimmt, von  der  man  eigentlich  nur  Savigny's  Abbildung  kennt 
(Descr.  Egypte  Orthopt.  Taf.  H  Fig.  1),  welche  das  Tier  von  der  Ober- 
seite zeigt.  Jedoch  besitzt  sie  große,  wohlentwickelte  Flügeldecken 
und  Hinterflügel.  Diese  Art,  welche  nebst  E.  Typhon  Lefebvre  von 
Prof.  Kluxzinger  1880  bei  Kosseir  gefangen  wurde,  gleicht  dieser 
außerordentlich ,  doch  ergeben  sich  nach  genauerem  Vergleich  fol- 
gende Unterschiede.  Das  Pronotum ,  welches  wie  bei  E.  Typlion 
ebenso  lang  wie  breit  ist,  trägt  sowohl  hinter  dem  Vorder-  als  vor 
dem  Hinterrande  ein  Paar  von  rundlichen  Wülsten,  während  es  bei 
Typlion  gleichmässig  gewölbt,  glatt  ist;  das  Hinterpaar  ist  stärker 
als  das  vordere.     Die  vorderen  und  hinteren  Seitenecken  sind  nicht 


—     362     ~ 

spitz,  wie  bei  Typhon,  sondern  breit  schief  abgestutzt.  Vordere 
Coxen  innen  schwarz,  nicht  aber  die  Femora.  Mittel-  und  Hinter- 
beine unterseits  einfarbig  hell  (bei  Typlion  wenigstens  die  Tibien 
dunkler  gebändert). 

Die  Art  könnte  auch  mit  E.  Lnxor  Lef.  verglichen  werden, 
von  welcher  sie  das  kürzere,  quadratische,  anders  skulpturierte  Pro- 
notum  und  die  größeren  Hinterflügel  unterscheiden. 

Länge  27  mm,  Pronotum  10,5  mm,  Elytren  8,5  mm,  Breite 
des  Abdomens  12,5  mm. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  auf  Grund  mir  später  zu- 
gekommenen Materials  noch  bemerken,  daß  ich  Centromantis  tunetana 
Wern.  doch  nur  als  Varietät  von  C.  flenticoUis  Lucas  bezeichnen 
möchte  und  daß  Eremiaphila  lihyca  Wern.  wahrscheinlich  das  $  zu 
C.  hehtanensis  ist. 

Von  G.  äentlcollis  liegt  in  der  Stuttgarter  Sammlung  ein  schönes 
Pärchen  von  Djelfa  {S  mit  links  zwei,  rechts  ein  Apikaldorn  der 
vorderen  Femora)  und  von  der  var.  tunetana  einem  ebenfalls  schönen 
Pärchen  vom  Originalfundort  Gafsa.  Bis  auf  die  bedeutend  kürzere 
Vorder-  und  Hinterspitze  des  Pronotums  und  die  Färbung,  die  aber 
sicherlich  unwesentlich  ist,  kann  ich  keinen  Unterschied  finden,  daher 
die  Degradierung  der^  tunetana. 

Elaea  pcrloicles  Sauss. 
Ein  6    von    Abessynien    (Hochstätter  1885)    gehört    ganz    be- 
stimmt zu  dieser  Art,  nicht  zu  somalica  Schulth.,  ebenso  wie  zwei 
ebenfalls  J-Exemplare  meiner  Sammlung  aus  derselben  Gegend. 

Tarachodes  dives  Sauss. 

Ein  $ ,  von  Prof.  Klunzinger  bei  Kosseir  gesammelt ,  beweist, 
daß  diese  Gattung  auch  in  die  paläarktische  Region  vordringt,  wenn 
sie  nicht  etwa  mit  einem  Dampfer  aus  dem  tropischen  Afrika  nach 
Ägypten  verschleppt  wurde.  Im  übrigen  werde  ich  die  im  Stutt- 
garter Museum  vertretenen  Arten  dieser  schwierigen  Gattung  erst 
bei  Gelegenheit  der  Publikation  meiner  sudanesischen  Mantiden- 
Ausbeute  in  der  zusammenfassenden  Beschreibung  der  Gattung  be- 
handeln. 

Episcoptis  chalyhaens  (Burm.). 

Ein  d  vom  Kap,  das  Typ-Exemplar  der  Oxyoplithahna  clmhjhaea 
Sauss.  Die  Form  des  Pronotums  verweist  diese  Gattung  wie  Oxy- 
ophthaJnia    in    die    Nähe    von    Lygdamia .    während    die    Augen    an 


—     363     - 

Scliizocephala,  der  irisierende  Fleck  der  Hinterflügel  an  die  Vatiden 
der  Gruppe  Heterochaeta  erinnert. 

Zur  Kenntnis  der  ostafrikanischen  Enteilen. 

Die  kleinen  Mantiden  der  Gattung  Entella  sind,  soweit  es  die 
südafrikanischen  Arten  betrifft,  von  Saussure  in  Abh.  Senckenberg. 
naturf.  Ges.  XXI.  2899,  S.  594  übersichtlich  zusammengestellt  worden. 
Mit  Bezug  auf  die  Gattung  Ligaria  möchte  ich  hier  nur  bemerken, 
daß  die  verschiedene  Bewehrung  der  Yorderschenkel  das  geringste 
Hindernis  wäre,  L.  trigonalis  Sauss.  mit  Entella  jiiainda  Sauss.,  mit 
welcher  sie  in  Copula  gefangen  worden  sein  soll,  auch  spezifisch  zu 
vereinigen,  da  ich  ähnliche  Differenzen  der  beiden  Geschlechter  auch 
bei  den  nordafrikanischen  Wüstenmantiden  der  Gattung  Centro- 
mantis  Wern.  gefunden  habe. 

Die  vier  mir  vorliegenden  ostafrikanischen  EiiteUa- Arten  lassen 
sich  leicht  in  Saussure's  Bestimmungstabelle  einfügen  wie  folgt : 

1.  Femora  antica  elongata  (Pronotum  indistincte  obscuriore  bivittatum, 
elong-ato-rhomboidale,  dilatatione  humerali  in  medio  sita,  niargiuibus 
integris.    Margo  anterior  elytrorum  anguste  albolineatus) ;   Tibiae 

anticae  spinis    10 Entella  alkna  n.  sp.   (d) 

Tibiae     anticae    extus     spinis    6 — 8    (in    E.    Wklenmanni    tantüm 
10—11);   Femora  antica  dilatata  .     .    . 2 

2.  Pronotnm  dilatatione  humerali  valde  distincta,  angulato-producta, 
margine  laterali  distincte  denticulatum.  $  aptera,  abdomen  $  fusi- 
forme  (Tibiae  anticae  spiuis  extus   7) 

Enteita  Lamperti  n.  sp.   ($) 
Pronotum  dilatatione  humerali  minus  prominenti,  rotundata      3 

3.  Pronotum  lateribus  integris.     Abdomen  §  fusiforme   (in  E.panrt; 

$5  E.  minimae  et    Widenmanni  ignotae) 4 

Pronotum  lateribus  denticulatis.    Abdomen  $  subparalleliun,  postice 
tarnen  leviter  latius,  subito  trigonali-terminatum (3 

4.  Tibiae    anticae    extus    spinis    7 — 11;    articulus    primus    tarsorum 

anticorum  tibiae  haud  longior 5 

Tibiae  anticae  extus  G   spinosae;    articulus  primus  tarsorum  anti- 
corum tibiae  longior Entetta  minima  n.  sp. 

5.  Tibiae  anticae  extus  spinis   7 — 8  armatae;  pronotum  unicolor? 

Entetta  parva  Sauss. 
Tibiae  anticae  extus   10 — 11   spinosae;    pronotum  pallide  ornatum 

Entetta    Widenma)ini  n.   sp.   (d) 

6.  Pronotum  denticulis  minimis ;  femora  antica  margine  interno  spinis 

Omnibus  alternis Entetta  Detatandii  Sauss. 

Pronotum  denticulis  fortioribus  instructum;  femora  antica  margine 
interne  apice  inter  spinas  longiores  spinis  minoribus    ...     2 

Entetta  jncunda  Sauss. 


—     364     - 

Entella  alle  na  n.  sp. 

Diese  Art  ist  durch  die  zwar  platten ,  aber  vergleichsweise 
langen  und  schmalen  vorderen  Femora  von  allen  verwandten  Arten 
zu  unterscheiden  und  könnte  eventuell  eine  besondere  Untergattung 
vorstellen.  Die  Färbung  ist  grau-  oder  rotbraun,  auch  die  vorn  weiß- 
geränderten Elytren  sind  so  gefärbt  und  ebenso  wie  die  Hinterfiügel 
das  Abdomen  stark  überragend. 

Totallänge  22,5 — 25  mm,  Pronotum  6  mm  lang,  2,5  mm  breit; 
Elytren  21,5  mm.  2  SS  (Tanga,  leg.  Beerwald,  Bagamoyo,  leg. 
Widenmann). 

Entella  Lamperti  n.  sp. 

Ausgezeichnet  durch  das  in  der  Humeralgegend  stark  winkelig 
erweiterte  Pronotum.  Vordere  Coxen  und  Femora  innen  dunkel- 
braun. Weibchen  flügellos,  durch  die  Form  des  Abdomens  von 
E.  Delalandii  leicht  zu  unterscheiden.  Färbung  dunkelgraubraun, 
die  Gliedmaßen  dunkler  gefleckt,  bezw.  gebändert.  Totallänge  18  mm, 
Pronotum  5  mm  lang,    3  mm   breit.     1  $   (Tanga,    leg.  Beerwald). 

Entella  m i n i m a  n.  sp. 
Die  kleinste  ostafrikanische  Art  neben  der  nachstehenden.  Das 
erste  Glied  der  Vordertarsen  ist  sehr  lang,  länger  als  die  Tibia. 
Färbung  hellgraubraun;  Elytren,  welche  das  Abdomen  etwas  über- 
ragen ,  mit  etwas  dunkleren  Adern ;  Gliedmaßen  dunkel  gebändert. 
Länge  16,5  mm,  Pronotum  3,5  mm  lang,  1,5  mm  breit;  Elytren 
12,5  mm.     1  S  Kahe  Kibuajo  (leg.  Widenmann). 

Entella  Widenmanni  n.  sp. 
Der  vorigen  Art  recht  ähnlich,  aber  Vordertibien  mit  10  oder 
11  Dornen  außen,  Vordertarsen  nicht  länger  als  die  Tibia,  Mittel- 
und  Hinterbeine  nicht  dunkler  gebändert,  Elytren  etwas  länger. 
Pronotum  schwarzbraun  mit  einer  weißen,  am  Ptande  ausgezackten 
Mittellängslinie.  Elytren  braun  geädert,  undeutlich  gefleckt,  hyalin. 
Gliedmaßen  gelbbraun,  nur  die  vordem  Femora  gebändert.  Total- 
länge 16,5  mm,  Pronotum  3,5  mm  lang,  1,5  mm  breit;  Elytren 
14  mm.     1  S  Moschi  (leg.  Widenmann). 

Tr opldomantis  africana  n.  sp. 
Die  Gattung  Tropldomantis  war  bisher  nur  in  zwei  ostindischen 
(T.  tejiera  und  giittatipennis),  einer  australischen  {T.  aiistralis  Saüss. 
und  Z.    von    Queensland)    und    zwei   madagassischen    (T.    thalassina 


—     365     — 

Sauss.  von  Nossi  Be  und  T.  Iiowa  Sauss.  =  iKÜliäa  Westw.)  Arten 
bekannt.  Die  vorliegende  Art  gleicht  ganz  auffallend  T.  tenera  und 
pallida,  läßt  sich  aber  von  diesen  Arten  durch  das  viel  kürzere  Pro- 
notum  sofort  unterscheiden.  Bei  tenera  ist  es  etwa  doppelt  so  lang 
wie  breit,  bei  ofricaua  aber  nur  etwas  mehr  als  P/'mal  so  lang 
wie  breit  (3,5:2,25  mm).  Totallänge  19,  Elytren  16  mm;  Färbung 
gelbhch.     Bagamoyo  (Widenmann  1893). 

F ohj spilofa  heteroptera  n.  sp. 

Nahe  verwandt  P.  validissima  Gerst.  von  Kamerun,  aber  von 
dieser  und  allen  anderen  mir  bekannten  Arten  dadurch  verschieden, 
daß  die  Hinterflügel  am  Yorderrande  keine  Spur  von  dunklen  Quer- 
binden tragen.  Pronotum  vor  der  humeralen  Querfurche  ziemlich 
schnell  verbreitert,  die  humerale  Erweiterung  sehr  stark  entwickelt, 
dahinter  das  Pronotum  stark  eingezogen  und  allmählich  nach  hinten 
sich  erweiternd.  Elytren  ziemlich  zugespitzt,  das  Costalfeld  hinter 
dem  zweiten  Drittel  plötzlich  sich  stark  verschmälernd.  Stigma 
groß,  weiß,  beiderseits  breit  schwarz  begrenzt;  im  übrigen  sind  die 
Flügeldecken  unregelmäßig  braun  auf  hyalinem  Grunde  gescheckt. 
Hinterflügel  blaßbraun,  am  Yorderrande  ein  wenig,  an  der  Spitze 
deutlich  dunkler.  Yorderbeine  innen  mit  reichlicher  dunkler  Zeich- 
nung ;  ein  schwarzer  schiefer  Querstrich  an  der  Basis  und  ein  großer 
schwarzer,  auf  den  Trochanter  übergreifender  Fleck  am  Ende  der 
Coxa ;  ein  langer,  gebogener,  schwarzer  Strich  auf  dem  Femur,  von 
hinten  nach  vorn  ziehend ;  die  Dornen  teilweise  schwarz. 

Totallänge  67,5  mm;  Pronotum,  Länge  26  mm.  Breite  8,5  mm: 
Elytren ,  Länge  60,5  mm ,  Breite  15  mm.  Kamerun  (leg.  Laüffer 
1902). 

Anhangsweise  will  ich  hier  folgendes  bemerken  :  Im  Gegensatze 
zu  Sjöstedt  bin  ich  der  Überzeugung,  daß  Folyspüota  incta  Gerst. 
wirklich  eine  Polyspüota  und  keine  Eieroäula  ist.  Ich  habe  mehrere 
Exemplare  in  der  Coli.  Brünner  v.  Wattenwyl  untersucht,  die  mit 
Gerstäcker's  Beschreibung  gut  übereinstimmen  und  kann  wirklich 
nicht  den  leisesten  Grund  finden,  die  Art  zu  Hierodula  zu  stellen; 
von  den  von  StSl  angegebenen  Unterscheidungsmerkmalen  der  beiden 
Genera  ist  nur  eines :  die  größere  Breite  des  Costalfeldes  der  Vorder- 
flügel des  9  bei  Hierodula,  obwohl  recht  variabel,  doch  immerhin 
noch  brauchbar,  muß  aber  gegen  das  von  Brunner  zur  Trennung 
der  Tenodera-  von  der  i/ierofZ«/rt-Gruppe  angewandte  Merkmal  der 
am  Vorderrand  gefleckten  Flügel  der  Folyspilota-kxiQw  zurücktreten. 


—     366     — 

Pohjspilota  muta  W.  Mason  möchte  ich  eher  zu  Mantis  ge- 
stellt wissen,  deren  Pronotumform ,  Beschaffenheit  der  Vorderflügel 
und  andere  Merkmale  sich  bei  dieser  Form   finden. 

Polyspilota  Hoffmanni  Sauss.  scheint  mir  mit  vaUdissima  Gerst. 
identisch  zu  sein. 

Pohjspilota  striata  Stoll  kann  von  pustulata  Stoll  nicht  spe- 
zifisch getrennt  werden,  wenngleich  ich  zugestehe,  daß  Übergänge 
zwischen  den  Formen  mit  grünem,  ungeflecktem  und  solchen  mit 
braunem  (geflecktem  oder  einfarbigem)  Costalfeld  der  Vorderflügel 
mir  nicht  vorgekommen  sind.  Da  aber  bei  Mantis  die  braune  und 
grüne  Form  gleichfalls  nicht  spezifisch  getrennt  werden,  obwohl  mir 
auch  hier  Übergänge  nicht  bekannt  sind,  bei  M.  prasina  sogar  das 
6  rotbraune,  das  $  grüne  Elytren  besitzt,  so  sehe  ich  wirklich  nicht 
ein,  warum  man  gerade  bei  Pohjspilota^  wo  es  sich  nur  um  eine 
Farbennnance  des  Vorderflügels  einer  überaus  variablen  Art  handelt, 
die  Trennung  vollziehen  soll. 

Von  den  übrigen  Pohjspilota- Avten  Afrikas  kenne  ich  nur 
P.  calaharica  Westw.  aus  eigener  Anschauung. 

Daß  die  amerikanische  Pohjspilota  domingensis  in  Westwood's 
Katalog,  der  zwar  ein  hübsches  Bilderwerk  und  einigermaßen  ver- 
läßliches Nachschlagewerk,  aber  ansonsten  recht  kritiklos  zusammen- 
gestellt ist,  nicht  hierher  gehört,  und  Polijspilota  ein  rein  afrikanisches 
Genus  vorstellt,  ist  wohl  zweifellos.  Allerdings  bestehen  durch  Car- 
vilia  (Parasphendale)  vineta  Gerst.  Beziehungen  zu  Stagmomantis, 
wozu  auch  P.  domingensis  gehört. 

Auch  Omomantis  Sauss.  steht  Pohjspihta  nahe,  läßt  sich  aber 
durch  die  beiden  Mesosternalhöcker  sofort  davon  unterscheiden ;  ich 
besitze  eine  der  Omomantis  pardalina  Sauss.  sehr  ähnliche  Art  aus 
Deutsch-Ostafrika  (die  auch  in  einem  Pärchen  in  der  Coli.  Brunner 
vorhanden  ist,  wo  sie  neben  zwei  Pohjspilota  pustulata  bei  P.  steckt),, 
die  sich  aber  von  pardalina  durch  längere  Flugorgane  des  ?,  kürzere 
Cerci  und  anscheinend  auch  durch  den  schönen  rosenroten  Vorder- 
rand der  Hinterflügel  unterscheidet. 

Hierodnla  (Sphodromantis)  occidentalis  n.  sp. 

Kopf  wenig  breiter  als  das  Pronotum;  dieses  sehr  schlank, 
bis  zur  humeralen  Querfurche  von  etwa  parabolischer  Gestalt,  in 
der  Humeralgegend  sehr  deutlich  verbreitert ,  dahinter  eingeschnürt 
und  gegen  das  Hinterende  wieder  etwas  verbreitert.  Elytren  (das 
Abdomen  wahrscheinlich  überragend)  breit,  in  der  Hinterhälfte  hyalin, 


—     367     — 

aber  allmählich  in  die  mehr  opake  Vorderhälfte  übergehend.  Stigma 
etwa  rhombisch,  weiß,  vorn  und  hinten  dunkel  begrenzt.  Vorder- 
coxen  grün,  innen  mit  4 — 5  lebhaft  gelben  Dornen,  dazwischen  an 
der  Schneide  einige  ganz  kleine ;  vordere  Femora  innen  unterseits 
gelb,  bis  zur  Stelle,  wo  der  große  Tibialdorn  anliegt,  von  da  ab  ein 
großer  purpurroter  Fleck  bis  zur  Mitte  des  Abstandes  vom  Apex. 
Mittel-  und  Hinterbeine  schlank ,  Femora  unten  dunkelbraun.  Die 
übrigen  Körperteile,  deren  Färbung  nicht  weiter  erwähnt  wurde, 
gelb  (im  Leben  wohl  grün);  Hinterflügel  hyalin. 

Totallänge  ?  (ein  Stück  des  Abdomens  fehlt);  Pronotum,  Länge 
14  mm,  Breite  5  mm;  Elytren,  Länge  42  mm,  Breite  9,5  mm 

Hierodula  occidentaUs  stammt  aus  Deutsch- Südwestafrika.  Das 
vorliegende  Exemplar  dürfte  ein  6  sein.  Aus  derselben  Gegend 
(Windhoek,  leg.  Pahl  VL  1903)  und  vom  selben  Sammler  rührt  auch 
ein  Exemplar  (d)  von  Dystada  paradoxa  Saüss.  her. 

Durch  den  Femoralfleck  unterscheidet  sich  die  Art  von  allen 
echten  afrikanischen  Hierodulen ;  von  diesen  hat  nur  eine  einzige 
Art  aus  Kamerun  (in  der  Sammlung  des  Wiener  Hofmuseums) ,  die 
ich  H.  hiocdlcda  nenne  und  erst  später  ausführlich  beschreiben  will, 
dunkle  Flecken  auf  der  Innenseite  der  Vorderbeine  und  zwar  einen 
blauvioletten,  innen  rotvioletten  runde  Flecken  an  der  Innenseite  der 
Coxa,  aber  keine  dunklen  Mittelbeine. 

Die  Mantis-Arten  Deutsch-Ostafrikas. 

Aus  Deutsch-Ostafrika  kenne  ich  vier  (mit  M.  [Polj/spilota] 
nmta  W.  Mason,  s.  p.  366  fünf)  Mantis- Arten;  sie  lassen  sich  nach 
der  Beschaffenheit  der  Vorderbeine  leicht  unterscheiden  und  zwar 
wie  folgt: 

1.  Vordercoxen  innen  mit  vier  glänz^end  rotbraunen  Schwielen  (Vorder- 
beine sonst  einfarbig ;  Hinterrand  des  Elytren  breit  glashell,  diese 

sonst  opak,  beim  6  rotbraun) M.  prasina  Serv.  ^ 

Vordercoxen  ohne  Schwielen 2 

2.  Vordere  Coxen  innen  mit  vier  hellen  Flecken;  vordere  Femora 
innen  gelb  mit  einem  großen  schwarzen  Flecken  (Elytren  am 
Vorderrande  mit  zwei  einander  genäherten  dunklen  Flecken,  die 
der  Basis  mehr  als  der  Spitze  genähert  sind). 

21.  nataleusis  Sauss.  ^ 
Vordere  Femora  innenseits  ohne  Flecken ;   vordere  Coxen  mit  nur 
je  einem  dunklen  Fleck  oder  ungefleckt 3 


^  Bagamoyo  (Widenmann  1893). 

"  Steppe  am  KiUmandjaro  (Widenmann  20.  6.  1895). 


—     368     — 

3.  Coxalfleck  (uahe  der  Basis)  schwai'z,  mit  gelbem  Mittelfleck,  selten 
einfarbig-  schwarz  (der  opake  Vorder-  und  der  hj^aline  Hinterteil 
der  El3'tren  sind  voneinander  nicht  scharf  abgesetzt). 

M  religiosa  L.  ^ 
Coxalfleck    (dicht  an  der  Basis)   dunkelblauviolett,    oft   mit  rotem 
Innenfleck ,    manchmal    fehlend   (der  opake  Vorderteil  der  Elytren 
ist  deutlich  von  dem  hyalinen  Hinterteil  abgesetzt). 

M.  Sacra  Thunbg. 

Cilnia  femoralis  n.  sp. 

Diese  Art,  welche  mir  in  einem  6  vorliegt,  unterscheidet  sich 
leicht  von  C.  liumeralis  SxaL  durch  das  längere  Pronotum,  welches 
vollständig  glatt  und  am  Rande  nur  wenig  gezähnelt  ist  (nur  an  der 
humeralen  Erweiterung  sind  einige  deutlichere  Zähnchen  zu  be- 
merken) ,  durch  die  auf  der  hinteren  und  seitlichen  Kante  glatten, 
auf  der  vorderen  Schneide  mit  wenigeren,  sehr  ungleich  großen  und 
nicht  gedrängt  stehenden  Dornen  besetzten  Vordercoxen ,  sowie  die 
das  Abdomen  weit  überragenden  Flugorgane.  Augen  stark  vor- 
tretend. Pronotumränder  vor  der  humeralen  Querfurche  fast  parallel, 
der  Umriß  des  Pronotums  bis  zu  dieser  genau  eine  halbe  Ellipse 
bildend ;  kurz  dahinter  ist  das  Pronotum  stark  eingezogen  und  ver- 
breitert sich  nur  wenig  bis  zu  dem  abgerundeten  Hinterrand.  Vorder- 
tibien  innen  mit  10 ,  außen  mit  7  Dornen ;  Vordercoxen  innen  mit 
5  weißlichen  Tuberkeln.     Vordercoxen  stark  komprimiert. 

Färbung  grün.  Innenseite  der  Tibia  gelb,  der  femorale  Innen- 
fleck, der  dieselbe  Lage  w4e  bei  liumeralis  hat,  blauschwarz,  Elytren 
hyalin,  glänzend,  mit  breitem  grünen  Streifen  längs  der  Hauptnervatur. 

Totallänge  48  mm;  Pronotum,  Länge  13,5  mm,  Breite  4  mm; 
Elytren,  Länge  43  mm,  Breite  5.5  mm.     Moschi,  Deutsch-Ostafrika 

(WiDENMANN,    26.    6.    1895). 

Par asphenäale  vincta  Gerst. 
Während  das  $  dieser  Art,  welches  dem  der  amerikanischen 
Stagmomantis  Carolina  L.  var.  tolteca  äußerst  ähnlich  ist  (die  Dia- 
gnose bei  Brunner,  Rev.  Syst.  Orth.  p.  62:  „Alae  feminarum  inter- 
rupte  flavofasciatae"  gilt  übrigens  nicht  für  einige  Stagmomantis,  wo- 
durch Stagmomantis  der  Gattung  Fohjspilota  näher  gerückt  w^ird;  und 
das  vincta-S  gleicht  wieder  sehr  einer  kleinen  Polysinlota)  allbekannt 
ist,  scheint  das  i  ein  verborgenes  Leben  in  der  Synonymie  und  zwar 
unter  dem  Namen  Photina  agrionina  Gerst.  zu  führen.     Daß  diese 


Bagamoyo  (Steudel). 


—     369     — 

Art  das  J  von  vinda  ist,  hat  bereits  der  Autor  vermutet;  daß  sie 
keine  Miomanüs  ist,  hat  Saüssure  (Analecta  Entomologica .  I.)  be- 
reits erkannt ;  ich  vermute  ebenso  stark,  daß  auch  Miomantis  arnii- 
collis  Karsch  keine  Miomantis^  sondern  nichts  anderes  als  das  6 
der  auf  der  nebenstehenden  Tafel  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  XXXIX. 
1894.  Taf.  XX  Fig.  7)  abgebildeten  Polyspilota  tnmcatipennis 
Karsch  ist. 

Farasphendale  (Carvilia)  vinda  3  ist  auffallend  kleiner  und 
schlanker,  als  das  $;  während  die  mir  vorliegenden,  nicht  besonders 
starken  $?  49—55  mm  messen  ,  sind  die  zwei  66  des  Stuttgarter 
Naturalienkabinetts  38,5 — 41,5  cm  lang;  die  Elytren  sind  hyalin 
oder  schwach  beraucht,  mit  undeutlichen  dunkleren  Flecken  und 
grünem  Costalfeld;  der  Kopf  von  oben  gesehen,  wirkUch  agrioniden- 
haft,  mit  stark  vorgequollenen  Augen;  Pronotum  schlank,  12,5  mm 
lang  (bis  doppelt  so  lang  beim  $).  Die  Hinterflügel,  die  beim  ? 
ganz  schwarz  sein  können,  sind  beim  6  hyalin. 

Einige  Bemerkungen  über  die  afrikanischen  Mantodeen 
aus  der  Fischeria-Gruppe. 

Saussure,  welcher  (Mel.  Orth.  III.  1870.  p.  190  ff.)  einen  Teil 
der  in  Frage  kommenden  Arten  in  die  Gattung  Phasuiomantis  ge- 
steckt hatte  {Fh.  grandis  Sauss.,  Gucrinü  Reiche  und  Fairm.),  brachte 
sie  (1.  c.  III.  Suppl.  1871.  S.  424  ff.)  in  der  Division  Fischeria  von 
Iris  unter  (dieselben  und  F.  gigas  Sauss.),  wozu  er  schließlich  auch 
(1.  c.  IV.  1872.  S.  56  ff.)  noch  Ischnomantis  fatiloqua  StIl  stellte. 
Diese  Formen,  nebst  Isch.  spinigera  Schulth.  und  Isch.  media  Rehn, 
sowie  Solygia  sidcatifrons  Serv.  besitzen  durchwegs  eine  sehr  lange 
Lamina  supraanalis ,  was  bei  Fhasmomantis  und  ebenso  auch  bei 
Fisclieria  nicht  der  Fall  ist;  hier  würden  sich  auch  die  afrikanischen 
sogenannten  ^Etichoniena^^ -Arten,  welche  wohl  alle  zu  Stenopyga 
Karsch  gehören  {St.  extera  Karsch,  casta  Gerst.)  und  von  welchen 
ich  nur  zwei  Arten  in  leider  verschiedenen  Geschlechtern  besitze, 
anschließen. 

Die  Gattung  Fhasmomantis  fehlt  übrigens  in  Afrika  durchaus 
nicht.  Ich  besitze  ein  leider  defektes  6  aus  Deutsch -Ostafrika, 
welches  sich  von  Fh.  mexicana  nur  durch  die  deutlicher  gezähnelten 
Seitenränder  und  durch  das  vollkommen  gelbe  Costalfeld  der  Elytren 
unterscheidet.  Fh.  hasalis  Westw.  aus  Darjeeling  hat  nach  der  Ab- 
bildung ungezähnelte  Pronotumränder  und  auch  kein  auffallend  heller 
gefärbtes  Costalfeld  (vergl.  Westwood,    Cat.  Mant.  p.  33.    Taf.  XIII 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Katurkunde  in  Württ.     1900.  24 


—     370     — 

Fig.  4).     Im  übrigen  sind  die    drei   einander  in    drei  Erdteilen    ver- 
tretenden Arten  einander  überraschend  ähnlich. 

Was  nun  die  Ischnomantis-Aiten  anbelangt,  so  gehören  sicher- 
lich auch  Fischeria  gigas  und  graudis  hierher,  von  denen  mir  merk- 
würdigerv^^eise  wieder  dieselben  Geschlechter  vorliegen,  wie  Saüssüre, 
d.  h.  ein  c?  von  gigas  und  ein  ^  von  granäis  ^    beide  von  Kamerun. 
Sollte  dies  ein  bloßer  Zufall  sein  und  nicht  vielleicht  beide  einer  und 
derselben  Art  angehören?     Ich   mache    auf   die   merkwürdige  Über- 
einstimmung des  Pronotums  bei  JEremoplana  Guerini  aufmerksam,  wo 
das    3  (Thespis  perßda    Guer.)    in    dieser   Beziehung   an   gigas,    das 
$  (Th.  guerini  Reiche  und  Fairm.)  an  graudis  erinnert.    Ist  übrigens 
die  Identifikation  Westwood's    richtig,    woran  ich   nach  der  völligen 
Übereinstimmung  mit  der  Abbildung  von  Th.  guerini  nicht  zweifeln 
möchte,  so  besitzt  diese  Form  eine  kurze  Lamina  supraanalis  und  ge- 
hört demnach  näher  zu  Fischeria  (vergl.  Westwood  Taf.  XI,  Fig.  5). 
Vorläufig    lasse    ich    aber   beide    Arten    getrennt   und    begnüge 
mich  mit  dem  Hinweis  auf  die  mögliche  Identität.    Ischnomantis  gigas 
steht  J.  spinigera  Schulth.,  die  mir  in  einem  schönen  c?-Exemplar  aus 
dem  „Brit.  O.-xA.frika-Escarpment"  vorliegt,  sehr  nahe.     Sie  besitzt, 
was    Saussure    entgangen    ist,    einen    ganz    deutlichen,    schwarzen 
Suprakoxaldorn.     Das   Exemplar   ist   kleiner   als    das    SAUSSURE'sche, 
die  Pronotumlänge  beträgt  37  mm,  die  Körperlänge  ohne  die  defekte 
Lamina   supraanalis   17  mm,    die  Länge    der  Elytren    62    mm.     Der 
Pronotumkiel  ist  sehr  stark  entwickelt,  ist  aber  vor  der  suprakoxalen 
Querfurche    durch    eine   Längsfurche    ersetzt.     Der   helle    Costalrand 
der  Vorderflügel  ist  nicht  weiß,  wie  Saussure  angibt,  sondern  lebhaft 
ockergelb,  wohl  weil  das  Exemplar  relativ  frisch  oder  das  Saussüre'- 
sche   in  Alkohol   gelegen   war.     Im    übrigen  ist  die  Vorderhälfte  der 
Elytren    graubraun,    dunkler    und    weniger    durchscheinend    als    die 
Hinterhälfte.    Die  Hinterflügel  sind  graubraun,  hyalin  an  der  Spitze, 
weniger  an  der  Basis.     An  der  Basalhälfte  des  Vorderrandes  ist  die 
Färbung    eine    eher  ins  Gelblichbraune  spielende  und  die  Queradern 
dunkelbraun.    Gegen   die  Mitte  des  Flügels  wird  die  Färbung  immer 
dunkler,    bis    schwarzbraun.     Körper   graubraun,    dunkler   getüpfelt, 
das  Abdomen  mit  feinen,  undeutlichen  Längslinien,  unterseits  heller, 
mit  gelblicher  Mittellinie,  im  übrigen  getüpfelt ;  Pronotum  unterseits 
einfarbig,  nur  die  Seitenränder  wie  oberseits  mit  dunkler  Punktreihe. 
Vordertibien    außen    mit    11,    innen    mit    17    Dornen;    Coxen    mit 
14    Dornen ,    die    klein    und    ziemlich   ungleich   in   Größe    und   Ab- 
stand sind. 


—     371     — 

Ischnomanfis  grandis  besitzt  keinen  Suprakoxaldorn ;  das  vor- 
liegende Exemplar  ist  126  mm  lang,  davon  das  Pronotum  42  und 
die  Lam.  snpraanalis  20  mm;  die  Länge  der  Elytren  beträgt  21  mm. 
Das  Exemplar  ist  einfarbig  hellgraubraun ,  die  Hinterflügel  schwarz- 
braun mit  violettem  Schimmer.  Die  Granulation  des  Pronotum  vor 
der  suprakoxalen  Querfurche  scheint  mir  für  diese  Art  charakte- 
ristisch zu  sein;  im  übrigen  stimmt  das  vorhegende  Exemplar  noch 
besser  mit  der  Beschreibung  als  mit  der  Abbildung  von  Saüssüre 
(Mel.  Orth.  IV.  1872.  Taf.  8  Fig.  10)  überein. 

Wir  hätten  also  in  Afrika  folgende  sichere  Ischnomantis-Avten^ 
die  sich  derzeit  nicht  schwierig  unterscheiden  lassen. 

1.  Ein  schwarzer  Stachel  vor  der  Basis  der  Vorderhüften  ^  .    .    .     2 

Kein  Coxalstachel 3 

2.  Ein  großer  gelblichweißer  Fleck  vor  der  Spitze  des  Hinterflügels, 
der  von  der  hyalinen  Flügelspitze  durch  einen  großen ,  braunen 
Fleck  getrennt  ist I.  spinigera  Schulth. 

Kein  großer,  gelblichweißer  Fleck  vor 
der  Hinterflügelspitze I.  gigas  Sauss. 

3.  Hinterflügel  gefleckt I.  fatiloqua  STaL. 

Hinterflügel  einfarbig I.  grandis  Sauss. 

Leptocola  giraffa  Karsch. 

Karsch,  Berlin,  ent.  Zeitschr.  XXXIX.  1894,  p.  276.  —  Sjöstedt, 
Bih.  Kgl.  Svenska  Vet.  Ak.  Handl.  XXV.    1.    1890,  p.  17. 

Zwei  Exemplare  (c?)  aus  Quittah  muß  ich  zu  dieser  Art  rechnen, 
weil  die  Cerci  des  einen  c?,  obwohl  abgebrochen,  dennoch  schon  die 
Suhgenitalplatte  überragen  und  das  andere  mit  ihm  ganz  überein- 
stimmt. Das  Pronotum  zeigt  eine  helle  Mittel-  und  zwei  dunklere 
Seitenlinien;  die  Elytren  besitzen  ein  weißes  Randfeld  und  sind  im 
übrigen  schwach  gebräunt;  die  .Beine  sind,  von  den  teilweise 
schwarzen  Dornen  der  vorderen  Femora  und  Tibien  abgesehen,  ein- 
farbig braun.  Totallänge  100,  Pronotum  44,  Elytren  39,  vordere 
Femora  24  mm.  —  Ein  drittes  d  aus  Algerien  (Cat.  No.  5365 ;  vom 
Museum  Genf  unter  dem  Namen  Thespis  phthisica  erhalten)  mußte 
seines  Fundortes  wegen  Befremden  erregen ;  doch  für  unmöglich  ver- 
mag  ich    es   nicht   zu   halten,    daß    eine  Leptocola  in  Algerien  vor- 


*  I.  media  Rehn  ,  nach  einer  Larve  beschrieben ,  soll  sich  durch  die  ge- 
ringere Länge  der  Lam.  supraanalis  von  spinigera  unterscheiden.  Ich  glaube 
nicht,  daß  dieses  Merkmal  zur  Unterscheidung  ausreicht,  da  die  relative  Länge 
der  Lam.  supraanalis  nicht  eben  konstant  ist.  Die  übrigen  Merkmale  sind  noch 
weniger  genügend. 

24* 


—     372     - 

kommt,  wenn  man  das  Vorkommen  von  Oxythespis  stnegalensis  in 
Tunis  und  der  tropisch-afrikanischen  Gattung  läoloniorpha  daselbst 
in  Erwägung  zieht. 

Die  bisher  bekannten  LeptocoJa-kxien  haben  folgende  Ver- 
breitung : 

L.  graciUima  Gerst.     Kamerun. 
L.  seriepundata  Karsch.     Chinchoxo,  Kongo. 
L.  lignea  Karsch.     Tanganyika-See,  Togo  (ßismarckburg). 
L.  tenuissima  Karsch.     Kamerun  (Barombi,  Wewoka). 
L.  girafa  Karsch.  S.  Salvador,  W.-Afrika;  Adeli,  Togo  (Karsch); 
Atakpame,  Togo  (Coli.  Werner);  Quittah,  W.-Afrika  (Mus. 
Stuttgart);     Ho,     Sklavenküste     (Coli.     Brünner);     Kongo 
(Sjöstedt)  ;  Algier  (Mus.  Stuttgart). 

LiturgoKsa  orientalis   n.  sp. 

Die  Gattung  Liturgousa  ist  in  der  alten  Welt  nur  durch 
L.  malagassa  Sauss.  und  Z.  und  vorliegende  riesige  Art  vertreten, 
welche  die  in  Kamerun  heimischen  drei  Tlieopompa-kxt^w  ^  in  Deutsch- 
Ostafrika  vertritt.  Bisher  ist  mir  keine  Liturgousa  aus  Westafrika, 
keine  Thcopompa  aus  Ostafrika  bekannt,  obwohl  das  Hauptver- 
breitungsgebiet der  Liturgousen  (die  neotropische  Region)  gerade 
Westafrika,  das  Hauptverbreitungsgebiet  der  Theopompen  (die  indo- 
orientalische Region)  gerade  Ostafrika  näher  liegt.  Analogien  sind 
aber  in  der  Gruppe  der  Wirbeltiere  vorhanden  {Boa  und  Corallus 
in  Zentral-  und  Süd-Amerika  und  Madagaskar;  Fodocnemis  in  Süd- 
Amerika  und  Madagaskar;  anderseits  Stenops  und  Nyciicehus  in 
Ceylon ,  der  nächstverwandte  Perodidicus  in  West-Afrika).  Auch 
sind  ja  unter  den  Lepidopteren  die  Uraniiden  von  Madagaskar  viel 
ähnlicher  den  südamerikanischen  als  den  afrikanischen. 

Was  nun  die  neue  Art  anbelangt,  so  ist  sie  zwar  im  ganzen 
Habitus  eine  echte  Liturgousa  und  der  bekannten  anmdipes  äußerst 
ähnlich,  aber  außer  durch  die  bedeutendere  Größe,  welcher  aller- 
dings wenigstens  eine  amerikanische  Art  (Hagiomantis  ornata  Stoll) 
nahekommt,  durch  einige  Merkmale  unterschieden,  welche  nach 
Brdnner's  Revision  p.  63  die  Art  direkt  von  L.  ausschließen  würden ; 
denn  die  Lamina  supraanalis  ist  kurz,  breit,  hinten  abgerundet  und 
das  Verhältnis  der  Dornen  an  deren  vorderen  Tibien  ist  ein  anderes 


^  Theopompa   AtiriviUii   S.töst.    ist   in    einem    prächtigen    Exemplar    aus 
Kamerun  (leg.  Laukfer  8.  IX.  1902)  vertreten  (Kat.  Xu.  12862). 


—     873     — 

als  es  bei  den  bisher  bekannten  Arten  gefunden  wird,  da  der  6.  Dorn 
nicht  länger  ist  als  die  übrigen,  sondern  die  Länge  der  8  Dornen  von 
dem  starken  Apicaldorn  gegen  die  Basis  allmählich  abnimmt.  Trotz- 
dem will  ich  die  Art  von  den  verwandten  Arten  nicht  losreißen. 

Die  Färbung  der  Tiere  ist  düster  rindenfarbig,  ganz  wie  bei 
Theopompa;  der  Hinterrand  des  Clypeus  ist  glänzend  schwarz,  die 
ganze  Unterseite  des  Tieres  bräunlichgelb;  die  Vorderkoxen  tragen 
einen  länglichen ,  großen ,  schwarzen  Fleck ,  die  vorderen  Femora 
einen  schw^arzen  Fleck  nahe  der  Basis ,  der  von  einem  schwarzen, 
sich  gegen  den  Apex  des  Femur  hinziehenden  Längsstreifen  durch 
einen  Zwischenraum  von  seiner  eigenen  Länge  getrennt  ist:  nach 
außen  davon,  dem  Streifen  näher  als  dem  Flecken,  ein  weiterer 
schwarzer  Flecken.  Mittel-  und  Hinterbeine  (beim  $  auch  die  vor- 
deren Femora)  dunkel  gebändert,  auf  der  Unterseite  die  Querbinden 
nur  auf  Tibia  und  Tarsus  sichtbar,  aber  schwächer  als  oben. 
Dimensionen  in  mm        c?  $ 

Totallänge 49  57,5 

Pronotnin,  Länge 14  18 

„  Breite 5  6,5 

Abdomen,  Breite 9  13 

Elytren,  Länge 41  40 

Breite 11  16 

Vordere  Femora,  Länge   .    .      12  15. 

Deutsch- Ostafrika-Küste  (Weiss,  leg.). 

Pseudocreobotra   Wahlbergi  StSl. 

Ich  kann  zwischen  P.  ocellata  und  dieser  Art  trotz  der  neuer- 
lichen Angaben  von  Sjöstedt  keinen  spezifischen  Unterschied  finden ; 
mir  sind  zahlreiche  Exemplare  aus  West-Afrika  (Togo  und  Sierra 
Leone) ,  Süd-Afrika  (Princetown,  Natal) ,  Ost-Afrika  (Dar  es  Salam, 
Tanga,  Nyangao,  Ibo ,  Mozambique,  Brit.  Ost-Afrika- Escarpment) 
durch  die  Hände  gegangen,  von  denen  sich  die  westafrikanischen 
nur  durch  die  geringe  Größe  und  hyaline  Hinterflügel  unterscheiden 
lassen ;  ich  möchte  sie  daher  nur  als  eine  kleine  Rasse  von  WaM- 
hergi  auffassen.  Immerhin  ist  der  Unterschied  ein  ganz  merklicher, 
während  z.  B.  zwischen  der  westafrikanischen  Fhyllocrania  insignis 
und  der  süd-  und  ostafrikanischen  Ph.  paradoxa  auch  in  Größe 
und  Färbung  kein  solcher  existiert  und  auf  die  madagassische  Pli. 
illudens  noch  nicht  wesentlich  von  dem  Festlandstypus  abweicht. 

Bemerken  will  ich  hier  noch,  daß  die  Vermutung  von  Sjöstedt, 
Chlidonoptera  lunata  (Sauss.)  sei  vielleicht  das  S  von  vexilliim  Karsch, 


—     374     — 

nicht   stichhaltig   ist;    denn    in    der   Koll.    Brunner   steckt  je    ein  $ 

beider    gleich    großer    Arten,    welche  spezifisch    westafrikanische 
Mantiden  sind,  wie  die  bisher  bekannten  afrikanischen  Theopompen. 
Von  den  afrikanischen  Harpagiden  sind : 

west-  Süd-  ostafrikanisch 

Oxypilus 1  2  (1)  (=  w.) 

'•               Oxypüoklea —  —  1 

Junodia —  —  1 

SibylJa 3  2  2 

Phi/llocrania 1  (1)  (1)  (w  =  s  =  o.) 

Harpax  {Harpagoman  tis  Kirb  y, 

Australomantis  Eehn)     .    .     —  5  — 

Pseudoharpax 1  —  1 

Galmthias —  —  2 

Mystipola 1  —  — 

Pseudocreobotra 1  1  (2)  (1  =  s.) 

Chlidonoptera 2  —  — 

Otomantis  (Acanthomantis)     ■     —  1  2 

Pamirgica —  —  1 

Epajjhrodita 2  —  — 

12  12  14 

Über  die  Gattung  Daniiria  Stäl. 
In   der  Literatur    herrscht   eigentlich   noch  eine  ziemliche  Ver- 
wirrung darüber,  was  Hoplocorijplia,  Danuria  und  Popa  ist,  und  doch 
ist   es   gar   nicht  schwer,    diese  drei  Gattungen  gehörnter  Mantiden 
voneinander  zu  unterscheiden,  und  zwar  auf  folgende  Weise : 

1.  Coxae  anticae  apice  supra  dilatatae ;  Femora  intermedia  (exkl, 
D.  impannosae  Kaesch)  lobata Danurla. 

Coxae  anticae  apice  haud  dilatatae      2. 

2.  Femora  et  tibiae  intermediae  band  lobatae ;  Femora  antica  margine 
externo  spina  longissima  (ad  apicem  Spinae  terminalis  tibiae 
adpressae  orienti)  armata Hoplocon/pha. 

Femora    et    tibiae    intermediae    lob  tae;    Femora    antica    spina 
longissima  nulla Po2}a. 

Zu  Hoplocoryplia  werden  außer  //.  niacra  und  galeata  Gerst. 
(die  ich  von  macra  nicht  zu  unterscheiden  vermag)  noch  rapax 
BoRM.  und  hottegi  Sauss.  gerechnet,  nebst  zwei  madagassischen 
Arten;  zu  Damiria  außer  den  von  Karsch  (Eni  Nachr.  XV,  1889, 
p.  270)  beschriebenen  Arten  noch  drei  weitere :  D.  harhozae  Bol. 
von  Pungo  Andongo,  B.  caffra  Westw.  (die  der  Autor  sehr  be- 
rechtigtervveise  mit  einem  ?  versieht,  da  sie  kaum  in  die  Gattung 
gehört),  sowie  Popa  gracills  Schulth.  vom  Somaliland,  die  Verf.  mit 


—     375     — 

der  zu  Danuria  gehörigen  P.  Thmihergi  Stül.  vergleicht;  daß  auch 
gracilis  in  letztere  Gattung  gehört,  geht  aus  des  Autors  Bemerkung 
über  die  Coxen  der  Vorderbeine  hervor;  diese  Art  könnte  der 
D.  impannosa  Karsch,    die   ungelappte  Füße  hat,    zunächst  stehen. 

Ob  die  weite  Trennung  von  Hoplocoryplia  und  Danuria  von- 
einander gerechtfertigt  ist,  will  ich  einer  späteren  Untersuchung 
überlassen.  Es  wäre  eine  sehr  weitgehende  Konvergenz,  wenn  z^vei 
Gattungen,  die  bis  in  Einzelheiten  miteinander  übereinstimmen,  wegen 
eines  Merkmales,  welches  sich  in  so  vielen  Fällen  auch  bei  den  damit 
behafteten  Arten  schwer  erkennen  läßt  (Kielung  der  Femora  und 
Tibien  der  Hinter-  und  Mittelbeine) ,  in  zwei  verschiedene  Familien 
gehören  würden. 

Wenn  wnr  also  trotz  der  mangelnden  Kielung  der  Beine  bei 
Hoplocoryplia  diese  Gattung  ^u  den  VatkJae  herübernehmen ,  wobei 
freilich  die  Gefahr  besteht,  daß  mit  dem  nahestehenden  Genus  Thespis 
die  ganze  Familie  dev  Mantidae  mitgeschleppt  wird  und  die  Trennungs- 
mauer zwischen  beiden  einstürzt,  so  haben  wir  in  Afrika  folgende 
Gattungen  vertreten : 

Stenovates,  Heterochaeta,  Heterochaetida ^  Fhitrus  und  Macro- 
damiria,  Fopa  mit  je  1  Art,  Hoplocoryplia  mit  3  und  Danuria  mit 
8  (9?)  Arten.  Hievon  ist  1  nord-,  5  west-,  7  ost- ,  1  west-  und 
ost-,  3  Süd-  und  ost-  und  eine  west-süd-  und  ostafrikanisch. 
Stenovates,  Heterochaetula,  Phitrus  und  Macrodamiria  sind  monotyp, 
erstere  für  Ost-,  die  zweite  für  Nord-,  die  beiden  übrigen  für  West- 
afrika charakteristisch. 

Heterochaeta  tenuipes  Westw. 
Westwood,  Cat.  Mant.  p..  20. 

Dimensionen  dreier  Exemplare  aus  Deutsch-Ostafrika  in  Millimetern. 

1 1  II  III 

Totallänge  ohne  Cerci 135  12G  111,5 

Pronotum 49  49  44 

Elytren 6.3,5  61  60,5 

Vordere  Femora 31  .30,5  25 

Coxen 26  25  20 

Tibien 13  13  12 

Jlittlere  Femora 25  24,5  — 

Hintere         28  27.5  — 

Entfernung  der  Augenspitze     .    .  12  10  10 

Pronotumbreite •    .    .  6                 6,5  5 

Länge  der  Cerci  .......  10  10  ? 

1   I.    im  Xat.-Kab.   Stuttgart;    IL   in    meiner    Sammlung;    III.    in    Coli. 

Brdnner. 


—     376     — 

Diese  zu  den  größten  afrikanischen  Mantiden  gehörige  Art  hegt 
mir  in  drei  Exemplaren,  deren  Maße  ich  oben  gebe,  vor  und  gibt 
mir  Anlaß  zu  einigen  Bemerkungen,  die  sich  auf  die  Ableitung  von 
einer  verwandten  sudanesischen  Gattung  beziehen.  Neuere  Literatur 
seit  Westwood's  Katalog  ist  mir  nicht  bekannt. 

Heterochaeta  stimmt,  wenn  wir  von  den  kegelförmigen  Augen 
absehen,  sehr  mit  Stenovates  pantlierina  Sauss.  überein,  von  welcher 
Art  ich  ein  Exemplar  aus  Roseires  am  Blauen  Nil  besitze  und  zwei 
weitere  im  Mus.  Wien  (Sudan,  leg.  Marno;  Weiss.  Nil,  leg.  Hansal) 
gesehen  habe;  nur  die  in  eine  etwa  l^'2mm  lange  Spitze  auslaufenden 
Augen  und  die  Bewehrung  derVordercoxen  unterscheiden  sie  von  dieser 
Form.  Wenn  wir  aber  bedenken,  daß  Heterochaeta  tenuipes  um  so 
viel  größer  und  stärker  ist,  als  Stenovates  pantherina,  wenn  wir  alle 
unterscheidenden  Merkmale  als  Zeichen  eines  Wachstums  über  das 
normale  Maß  betrachten,  so  können  wir  auf  die  Idee  kommen,  daß  sich 
Heterochaeta  zu  Stenovates  etwa  so  verhält,  wie  die  ostafrikanischen 
Riesenchamäleonweibchen,  die  ich  seinerzeit  als  Chamaeleon  Mat- 
schiei  bezeichnet  habe,  zu  denen  von  Ch.  Fischer i;  diese  gehörnten 
Riesenweibchen  gehören  aber,  wie  Tornier  gezeigt  hat,  zur  selben  Art 
wie  die  hornlosen,  nämlich  zu  Ch.  Fischeri.  Kann  also  eine  solche 
Hypertrophie  der  Körperanhänge  bei  einer  ostafrikanischen  Form  ein- 
treten, so  ist  es  gar  nicht  einzusehen,  warum  sie  nicht  auch  bei  einer 
anderen,  zwar  nicht  verwandten,  aber  doch  unter  denselben  günstigen 
Verhältnissen  lebenden  Form  auftreten  sollte.  Es  ist  ja  auch  eine 
solche  Analogie  noch  öfters  zwischen  Reptilien  und  Orthopteren  zu 
bemerken  und  nur  die  recht  ungenügende  Kenntnis  ihrer  Lebensweise 
und  ihres  Vorkommens  verbietet  es  uns  derzeit,  noch  auf  weitere 
hinweisen  zu  können.  Wenn  wir  also  sehen,  daß  Stenovates  6  Dornen 
auf  dem  unteren,  äußeren  Rande  der  Vordercoxen  besitzt,  Hetero- 
chaeta aber  3 — 4  blattartig  verbreiterte,  dreieckige  Lappen  an  der 
basalen  Hälfte  des  ünterrandes  der  Vordercoxen,  sowie  noch  eine 
größere  Anzahl  (9 — 11)  kleiner  Dornen,  von  denen  manche  ganz 
winzig,  einer  oder  zwei  aber  vergrößert,  an  der  Basis  verbreitert 
und  den  Lappen  der  basalen  Hälfte  ähnlich  ist;  wenn  wir  ferner 
sehen,  daß  Stenovates  5  lange  Dornen  am  äußeren,  unteren  Rande 
der  Femora  trägt,  Heterochaeta  5,  noch  deutlicher  längere,  so  ge- 
winnt bei  der  ansonsten  völligen  Übereinstimmung  in  der  Färbung  — 
auch  die  Hinterflügel  sind  bei  Heterochaeta  zwar  lebhafter  (Grundfarbe 
gelb,  Flecken  intensiver  violettschillernd),  aber  nicht  so  verschieden 
gefärbt,   daß    es  die  Mühe  lohnen  würde,    den  Unterschied  ausführ- 


—     377     — 

lieber  zu  beschreiben  —  die  Annahme,  Hetcrochaeta  sei  nur  eine 
unter  besonders  günstigen  Lebensbedingungen  entstandene  Form  von 
Stenovates  an  WahrscheinUchkeit.  Weiteres -Material  dieser  beiden 
seltenen  Formen  (mir  lagen  3  Exemplare  von  Hetcrochaeta  aus 
Deutsch-Ostafrika  und  3  von  Stenovates  aus  dem  Sudan  vor)  wird 
hoffentlich  diese  hier  aufgeworfene  Frage  zur  Lösung  bringen.  Daß 
aber  jedenfalls  Hetcrochaeta,  wie  dies  Brunner  schon  auch  ganz 
richtig  erkannte ,  aus  der  Nachbarschaft  von  Toxodcra ,  mit  der  sie 
nichts  als  die  Form  der  Augen  gemein  hat,  entfernt  und  zu  den 
Yatiden ,  in  die  Nähe  von  Arsacia  und  Stenovates  gestellt  werden 
muß,  ist  jedenfalls  zweifellos. 

Fundorte  einiger  afrikanischer  Mantiden,  die  hier  weiter 
nicht  beschrieben  sind  (auch  aus  dem  Wiener  Museum  =  W.  M.) : 
Polyspilota  piistulata :  Tanga  (Beerwald  1894),  Bagamoyo  (Widen- 
MANN  1893,  Steüdel  VL  1892),  Kamerun  (Lauffer  1902,  Pahl 
1894),  Goldkäste  (Ostertag  1894),  Mikindani,  Deutsch- Ostafrika 
(W.  M.);  Atakpame,  Togo  (Voelschow,  in  Coli.  Werner);  Nguelo, 
Usambara  (in  Coli.  Werner). 
Polyspilota  pustulata  var.  striata :  Kilimandjaro,  Steppe  (Widenmann 
26.  YL    1895);    Tanga    (Beerwald    1894);    Liberia    (Dr.  Klemm 
1900);    Goldküste    (Spieth)  ;    Atakpame,-  Togo    (Voelschow,   in 
Coli.  Werner),  Nguelo,  Usambara  (in  Coli.  Werner)  ;  S.  Isabel, 
Fernando  Po  (Coli.  Werner), 
Tenodera  superstitiosa:    Dar  es  Saiaam  (Mayer,  W.  M.);  Deutsch- 
Mozambique  (Fischer,  W.  M.);  Princetown,  Natal  (Ertl,  W.  M.); 
Liberia  (Dr.  Klemm  1900);  Bagamoyo  (Widenmann  1893);  Moschi 
(WmENMANN    26.    VL  1895);    Tanga  (Steudel  1891);  Ibo,  Mo- 
zambique  (in  Coli.  Werner);  Quittah,  Westafrika  (Spieth  1887); 
Atakpame,  Togo  (Voelschow,  in  Coli.  Werner). 
Parasphendale    vincta:    Deutsch- Ostafrika- Küste    (Weiss);   Tanga 
(Beerwald    1894) ;    Bagamoyo    (Widenmann    1893) ;   Unyamwesi 
(Baümann,  W.  M.)  ;  Dar  es  Saiaam  (W.  M.);  Zanzibarküste  (W.  M.). 
Idolum    diaholicum:    Deutsch- Ostafrika    (Hauptm.    Ganser    1902); 
Wadai  (Marno,  W.  M.)  ;  Tanga  (Neustadl  W.  M.)  ;  Roseires  am 
Blauen  Nil  (in  Coli.  Werner). 


Eine  dureh  vulkanische  Tuff breeeie  ausgefüllte  Spalte 
im  Urach — Kirchheimer  Vulkangebiet  der  Schwäbi- 
schen Alb. 

Von  J.  F.  Pompeckj  in  Hohenheim. 
Mit  2  Textfiguren. 

Durch  seine  erschöpfenden  Untersuchungen  im  Urach — Kirch- 
heimer Vulkangebiet  konnte  W.  Branco  bei  den  ca.  130  Kanälen, 
welche  —  mit  vulkanischer  Tuffbreccie  (und  z.  T.  mit  Basalt)  ge- 
füllt —  die  Trias- Juradecke  der  Schwäbischen  Alb  und  ihres  Vor- 
landes durchsetzen ,  unter  anderem  feststellen ,  daß  fast  alle  diese 
Kanäle  rundlichen  oder  ovalen,  seltener  unregelmäßigen  Querschnitt 
besitzen  (1^;  S.  599  ff.). 

Nur  zwei  Kanäle  oder  Gänge  können  nach  Branco  auf  „langge- 
streckte, spaltenförmige  Hohlräume  zurückgeführt  werden"  (1;  S.  603): 
ein  Basaltgang  westlich  von  Grabenstetten  (1;  S.  484,  No.  126)  und 
ein  Tuffgang  bei  Böttingen  (1;  S.  190,  No.  3)\ 

Den  beiden  von  Branco  beobachteten  langgestreckten  Gängen 
ist  ein  drittes  Vorkommen  von  Eruptivmaterial  als  Ausfüllung  von 
spaltenförmigen  Klüften  anzureihen.  Es  ist  das  ein  kleiner  Tuff- 
gang und  mehrere  winzige  Gängchen  in  der  nächsten  Nähe 
des  großen  „Maartuffganges"   am  Metzinger  Weinberg. 

Durch  seine  Form ,  durch  sein  Füllmaterial ,  durch  Ort  und 
Art  seines  Auftretens  ist  dieser  Gang,  der  zweite,  beobachtete,  lang- 
gestreckte  Tuffgang   im    Urach-Kirchheimer    Gebiet,    einzigartig:    er 


'  Die  ersten  Ziffern  bei  Zitaten  entsprechen  den  Nummern  des  Literatur- 
verzeichnisses (am  Schhiß  der  Arbeit). 

^  Mcht  in  Betracht  kommen  hierl)ei  solche  mehr  oder  weniger  lang- 
gestreckten Basaltgänge,  welche  in  den  Tuffsäulen  auftreten,  wie  z.  B.  im  Tuft' 
des  Jusiberges.  Die  Gestalt  dieser  Gänge  ist  für  die  Diskussion  der  Gangform 
in  unserem  Vulkangebiet  insofern  irrelevant,  als  diese  Gänge  nicht  primär  die 
sedimentäre  Trias-Juradecke  durchsetzen;  sie  sind  vielmehr  sekundäre  Magma- 
nachschübe in  den  Tuffschloten. 


—    379     — 

fordert    darum    zur    Diskussion    der   Frage    nach   seiner   Entstehung 
heraus. 

Lage  des  Ganges  (Fig.  1).  Durch  einen  niedrigen,  von  ONO. 
nach  WSW.  ziehenden  Rücken,  welcher  aus  sandig-tonigen  Schichten 
der  3hirchisonae-Zone  (Brauner  Jura  ß)  besteht,  ist  der  stattliche 
Tuffgipfel  des  Metzinger  Weinbergs  mit  dem  Fuß  der  Schwäbischen 
Alb  verbunden;  die  Murchisonae-Schichtem  bilden  einen  den  tuff- 
erfüllten  Vulkanschlot   umgebenden  Mantel,    den  Fuß  des  Metzinger 


Textügur  1. 
Skizze  der  Nordhälfte  des  Metzinger  Weinbergs  (nach  der  geo- 
logischen Karte  vun  Württemberg  vergrößert). 
Der  Maartuffgang  des  Metzinger  Weinbergs  (nördliche  Hälfte)  ist  punktiert. 
Der  Pfeil  weist  auf  den  kleinen  Tuffgang  (A  B,  in  Textfig.  2)  im  Braunen  Jura  ß 
neben  dem  grüßen  Maartuffgang  hin  (vergl.  S.  381,  382).  (Der  kl.  Tuifgang  ist 
verhältnismäßig  zu  breit,  seine  Fortsetzung  nach  S.  ist  unterbrochen  gezeichnet.) 
Schräggestrichelt:  Aufschluß  im  Br.  Jura  /S.  MN  Straße  von  Metzingen  nach 
Kohlberg  und  Xeuffen.     W  B  Weg  zum  Weinberg. 

Weinbergs.  Wo  an  der  N. -Seite  des  Metzinger  Weinbergs  die  Straße 
von  Metzingen  nach  Kohlberg  und  Neuffen  nach  dem  letzten  (obersten) 
scharfen  Knick  fast  geradlinig  nach  0.  führt,  findet  man  im  Braunen 
Jura  ß  einen  großen  Aufschluß.  In  der  W. — 0.  streichenden,  nahezu 
vertikalen  Wand  dieses  Aufschlusses  —  gegenüber  der  Stelle,  an 
welcher  von  der  Straße  der  oberste  W^eg  zum  Weinberg  abzweigt 
(die  Stelle  ist  durch  einen  Wegweiser  mit  der  Aufschrift  „Weinberg" 
markiert)  —  wird  der  Braune  Jura  von  dem  hier  zu  besprechenden 


380 


kleinen  Gang  und  mehreren  noch  kleineren  Gängchen  durchsetzt. 
Der  Aufschluß  des  Tuffgangs  liegt  in  kürzester  Entfernung  kaum 
40  m  nördlich  vom  Tuff  des  Metzinger  Weinbergs,  etwa  70  m  öst- 
lich von  der  Stelle,  an  welcher  der  Weg  zum  Weinberg  erstmals 
an  den  großen  Aufschluß  im  Tuff  stößt.  Das  schmutzig  gelbgrüne 
Gestein   unseres   kleinen  Tuffganges   hebt  sich  gut  von  der  dunkel- 


Textfig-ur  2. 
Aufschluß  im  Braunen  Jura  ß  [M  nr  cli  i  so  n  a  e  -$,c\i\c\itQr\)  auf  der 

der  Nordseite  des  Metzinger  Weinbergs  (im  Mai  1906). 
A  A^  —  B  B^  Tuffgang  mit  größeren  Einschlüssen  von  a  Keupersandstein, 
b  Keupermergel,  c  Braun-Jura  ß;  1,  2,  3  kleinere  Tuffgängehen.  Etwa  in  halber 
Höhe  und  nahe  der  oberen  Grenze  des  Aufschlusses  ist  das  schiefrige,  sandig- 
tonige,  stark  zerklüftete  Gestein  des  Braun- Jura  ß  von  je  einer  härteren,  un- 
regelmäßig knolligen  Bank  durchzogen.  (Die  Breite  der  Tuffgänge  ist  im  Ver- 
hältnis zur  Höhe  des  Aufschlusses  zu  groß  gezeichnet.) 

rostbraunen  Oberflächenfärbung  der  JlurchisonaeSchichten   ab   und 
läßt  die  interessante  Stelle  leicht  finden. 

Beschreibung  des  Tuffganges.   Im  Jahre  1899  hat  E.  Koken 
(7 ;  p.  522.  Fig.  9)  eine  Notiz  über  den  kleinen  Tuffgang  neben  dem 


—     381     — 

Metzinger  Weinberg  gegeben;  er  bezeichnet  ihn  als  eine  schmale, 
nach  unten  auskeilende  Kluft.  Die  Dimensionen  des  Ganges  sind 
von  Koken  nicht  angegeben  worden. 

Ich  selbst  habe  den  Tuffgang  seit  1901  beobachtet.  Das  Bild 
des  Ganges  und  der  ihn  begleitenden  Gängchen  ist  während  der 
letzten  Jahre  ein  wenig  verändert  worden  dadurch,  daß  an  der 
senkrechten  Wand  des  Aufschlusses  mehrfach  kleine  Abstürze  statt- 
fanden ,  infolge  deren  der  Aufschluß  mehr  und  mehr  —  aller- 
dings nur  um  ganz  geringe  Beträge  —  bergeinwärts  gegen  S.  ge- 
rückt wurde. 

Nach  Wegräumung  des  am  Fuß  des  Aufschlusses  liegenden 
Schuttes    bietet   unser  Tuffgang  heute  das  folgende  Bild  —  Fig.  2. 

Die  in  der  Höhe  von  ca.  4  m  in  den  MurcJäsonaeSchichten 
aufgeschlossene  Wand  wird  von  horizontal  liegenden,  sandig-tonigen 
Schichten  gebildet.  In  der.  Höhe  von  ca.  2  m  zieht  eine  etwa  30  cm 
mächtige  härtere ,  unregelmäßig  knollig  zerfallende  Bank  von  z.  T. 
oolithischer  Struktur  mit  sehr  zahlreichen  Muscheltrümmern  (Pecten 
pumilus  =  personatus  etc.)  hin:  eine  zweite  härtere,  in  gerundete 
Knollen  zerfallende  Bank  von  ca.  10  cm  Mächtigkeit  liegt  ungefähr 
1,5  m  über  der  ersten. 

Diese  Schichten  sind  zunächst  von  dem  nur  zwischen  10  und 
15  cm  mächtigen  Tuft'gang  AA^   durchsetzt. 

In  der  oberen  Hälfte  des  Aufschlusses  setzt  der  Gang  nahezu 
vertikal  durch  das  Gestein ;  in  der  unteren  Hälfte  biegt  er  von  der 
Vertikalen  ab ,  er  fällt  unter  65 — 70*^  gegen  0. ,  um  darauf  wieder 
saiger  weiter  nach  unten  zu  setzen. 

Bei  J-j  ist  der  Gang  plötzUch  —  ohne  verjüngt  zu  sein  — 
gerade  abgeschnitten.  In  gleicher  Höhe  —  30  cm  nach  W.  ver- 
schoben —  setzt  er  dann  bei  B  weiter  in  die  Tiefe,  und  zwar  wieder 
saiger  bis  zum  Boden  des  Aufschlusses. 

Auf  dem  Boden  der  Grube  ist  der  Gang  noch  etwa  1  m  weit 
nach  N.  zu  verfolgen ;  hier  keilt  er  schnell  aus. 

Dadurch,  daß  der  Gang  teilweise  von  der  Verti- 
kalen abweicht,  steht  er  einzigartig  u n t e r  d  e n  m  i t  v u I - 
kanischer  Tuffbreccie  gefüllten  Kanälen  des  Urach  — 
K i r c h h e i m e r  V u  1  k a n g e b i e t e s  da.  Nach  Beanco  setzen  alle 
diese  schlotartigen  Kanäle  senkrecht  durch  die  Trias- Juradecke  hin- 
durch (1;  S.  600). 

Das  Streichen  des  Ganges  ist  in  seinen  verschiedenen  Teilen 
verschieden:    das  Gangstück  AA^   streicht  bergeinwärts  N.  25—30, 


—     382     — 

W. — SO.;  das  Gangstück  BB^  streicht  am  Boden  der  Grube  vor 
dem  Aufschluß  etwa  N.   10  W.— SO. 

Die  Mächtigkeit  des  Ganges  ist  nicht  gleichbleibend.  Im 
vorigen  Jahre  ließ  ich,  um  Tuffmaterial  zu  gewinnen  und  um  über 
das  Streichen  des  Gangstückes  ÄA^  orientiert  zu  werden,  einen 
Teil  dieses  Gangstückes  ausräumen.  In  der  ausgeräumten  Partie 
verjüngte  sich  der  Gang  bergeinwärts  sehr  schnell.  Nachdem  im 
letzten  Frühjahr  ziemlich  viel  Material  von  der  Wand  des  Aufschlusses 
abgestürzt  ist,  läßt  es  sich  heute  erkennen,  daß  die  Verjüngung  des 
Ganges  bergeinwärts  nur  ein  ganz  kurzes  Stück  währte. 

Die  bei  der  teilweisen  Ausräumung  des  Ganges  bloßgelegten 
Wände  sind  uneben  aber  geglättet,  teilweise  von  flachen,  welligen, 
fast  horizontalen  Rillen  bedeckt. 

Das  obere  Ausgehende  des  Ganges  an  dem  Berghang  über 
dem  Aufschluß  zu  verfolgen,  war  nicht  gut  uiöglich,  da  der  stellenweise 
recht  steile  Hang  mit  einer  dicken  Lage  von  Gehängeschutt  bedeckt  ist. 

Auf  der  rechten,  westlichen  Seite  des  Ganges  ist  heute  neben 
einem  fast  ganz  an  die  Gangwand  gepreßten  größeren  Einschluß 
von  Braunem  Jura  ß  eine  kurze,  sehr  schmale,  nach  oben  gerichtete 
Apophyse  zu  bemerken;  im  Vorjahre  ließen  sich  an  der  üm- 
biegungsstelle  des  Ganges  noch  zwei  winzige,  nach  unten  gerichtete 
Apophysen  erkennen. 

Weiter  rechts  ziehen  in  wechselnder,  20  cm  kaum  erreichender 
Distanz  und  in,  dem  Hauptgang  im  großen  und  ganzen  gleichkommen- 
der, Richtung  mehrere  kleine  tufferfüllte,  unregelmäßige  Gängchen 
(Fig.  2;  1,  2,  3)  durch  das  Gestein  des  Braunen  Jura.  Die  Mächtig- 
keit der  Gängchen  wechselt  von  einem  Minimum  bis  zu  kaum  2  cm. 
Die  Gangstücke  la  und  Ib  wie  3  a  und  3  b  waren  im  vergangenen 
Jahre  deutlicher  je  untereinander  verbunden ;  heute  ist  die  Zusammen- 
gehörigkeit je  des  oberen  mit  dem  unteren  Gangstück  nur  durch  je 
eine  sehr  schmale  Kluft  zu  erkennen.  1  und  3  waren  im  Vorjahre 
außerdem  in  halber  Höhe  durch  eine  kleine,  schräg  ziehende,  mit 
Tuff  gefüllte  Kluft  verbunden;  sie  reichten  auch  weniger  tief  nach 
unten  als  heute,  wo  das  Gangstück  3  b  fast  bis  an  die  Verschiebungs- 
fläche Ä^  B  des  Hauptgangs  stößt.  Das  Gangstück  1  a  ist  unten 
in  4  feine  Ästchen  zerschlagen. 

Weiter  rechts,  westlich,  folgen  noch  mehrere  schmale,  parallele 
Klüfte,  in  welchen  aber  kein  Tuff  nachgewiesen  werden  konnte. 

Inhalt  der  Gänge.  Den  skizzierten  Hauptgang  sowie  die 
kleinen  seitlich  von  ihm  liegenden  Gängchen  erfüllt  das  gleiche,  in 


—     383     — 

den  kleineren  Klüften  nur  feinkörnigere  und  mehr  verwitterte, 
Material:  die  für  die  Tuffvorkommnisse  des  Urach  —  Kirchheimer  Ge- 
bietes charakteristische,  p  o  1  y  m  i  k  t  e  ,  vulkanische  T  u  f  f  b  r  e  c  c  i  e. 

Der  Tuff  des  Ganges  ist  besonders  reich  an  imbibiertem  Wasser 
und  dadurch  weich. 

Die  Grundmasse  ist  stark  serpentinisiertes ,  olivinreiches 
basaltisches  Material,  welches  vielfach  die  unseren  Tuffen  eigene, 
chondritische  Struktur  deutlich  erkennen  läßt.  Die  Grundfarbe  ist 
infolge  der  weitgegangenen  Serpentinisierung  ein  schmutziges  Gelb- 
grün. Zahlreich  sind  in  der  gelbgrünen  Masse  Aggregate  von  Blättchen 
dunklen  Glimmers  enthalten,  die  ^'2  cm  und  mehr  im  Durchmesser 
haben.  Analoge  Biotitausscheidungen  sind  in  fast  allen  Tuffen  unseres 
Gebietes  beobachtet  worden. 

In  der  Grundmasse  eingeschlossen  liegen  sehr  zahlreiche,  mehr 
oder  weniger  abgerundete  Brocken  verschiedener  Gesteine  von  ver- 
schiedener Form  und  Größe.  Die  wichtigsten  bestimmbaren  Ein- 
schlüsse von  Fremdgesteinen  sind : 

1.  Granit  —  kleine  Bröckchen,  enthaltend  roten  Orthoklas, 
Quarz,  Muscovit. 

2.  Glimmergneiss  —  kleine,  abgerundete  Stücke  eines 
ziemlich  dunklen,  sehr  glimmerreichen,  kristallinen  Schiefers;  das 
Gestein  war  sehr  stark  verwittert  und  zerbröckelte  beim  Herauslösen 
aus  dem  Tuff. 

3.  Rotliegendes'?  —  zersetzte,  kaolinreiche,  arkosenartige 
Bröckchen  eines  mäßig  grobkörnigen  Konglomerats  (fraglich,  ob  nicht 
etwa  grobkörnigerer  Stubensandstein'?) 

4.  Buntsandstein?  —  Brocken  roter,  feinkörniger  Sandsteine. 

5.  Muschelkalk.  —  Mehrere  unregelmäßig  geformte,  wal- 
nußgroße und  größere  Brocken  eines  rauchgrauen  bis  bräunlichen 
Kalkes,  der  kleine  unregelmäßige  Kalkspatputzen  enthält.  Das  Ge- 
stein bricht  grob  muschehg  mit  rauher  Bruchfläche.  Zwei  der  Stücke 
enthalten  unverkennbare  Durchbrüche  von  Trochiten.  Eine  Ver- 
wechselung mit  Kalken  aus  dem  Lias  ist  ausgeschlossen:  die  des 
Lias  a  sind  stets  dunkler,  viel  deutlicher  körnig,  diejenigen  des  / 
und  ()'  dichter,  die  Stinkkalke  des  Lias  s  mehr  dunkelgrau  und  wieder 
deutlicher  körnig.  Ebenso  ausgeschlossen  ist  es,  daß  diese  Kalk- 
stücke von  Malmkalken  herrühren  können.  Äußerlich  gleichen  die 
Stücke  durch  ihre  helle ,  weißliche  Verwitterungsrinde  zwar  den  so 
überaus  häufig  in  den  schwäbischen  Tuffen  enthaltenen  Malmkalken, 
ihr  inneres  Gefüge  und  ihre  innere  Färbung  sind  aber  durchaus  anders. 


—     384     — 

Die  Kalke  des  Weißen  Jura  ß  sind  sehr  viel  dichter,  glattmuschelig 
brechend  und  in  den  Tuffen  meistens  schwarz  bis  grauschwarz  ge- 
brannt. Die  Kalke  des  Weißen  Jura  r)  und  £  sind  zwar  ähnhch 
brechend,  enthalten  auch  häufig  kleine  Kalkspatputzen  ;  ilTre  Färbung 
ist  in  den  Tuffen  aber  stets  eine  andere  :  weiß ,  gelblichweiß  oder 
rötlich  bis  rot.  Der  benachbarte  Tuff  des  Metzinger  Weinbergs  mit 
seinen  überaus  zahlreichen  Einschlüssen  von  Kalken  des  Weißen 
Jura  ließ  durch  leichten  Vergleich  sicher  feststellen,  daß  die  vor- 
liegenden Stücke  nicht  dem  Malm  entstammen;  die  Stücke  können 
nur  auf  den  Muschelkalk  zurückgeführt  werden. 

6.  Keuper  —  rote  Keupermergel  und  gerötete,  im  Innern  graue 
oder  grünlich  gefärbte,  z.  T.  kaolinführende,  mürbe  Sandsteine  sind 
in  größerer  Anzahl  im  Tuff  enthalten.  Die  abgerundeten  flach 
ellipsoidischen  Stücke  besitzen  trotz  der  geringen  Mächtigkeit  des 
Hauptganges  hin  und  wieder  größte  Durchmesser  von  mehr  als  15  cm. 

7.  Lias.  —  Mergel,  Kalkmergel  und  Schiefer  konnten,  aller- 
dings nur  nach  ihrem  petrographischen  Habitus,  als  Gesteine  des 
Lias  bestimmt  werden. 

8.  Dogger.  —  Schwärzlicher,  schieferige  Tone  der  Opalinns- 
Schichten  und  glimmerführende ,  tonigsandige  Schiefer  der  Murchi- 
sowae-Schichten ,  des  den  Gang  einschließenden  Gesteins ,  sind  in 
größerer  Anzahl  und  ebenso  wie  die  Gesteine  des  Keupers  in  statt- 
lichen, flach  ellipsoidischen  Stücken  erhalten. 

Gesteine  jüngerer  Jurazonen  ließen  sich  unter  den  Fremd- 
gesteinen der  Tuffe  nicht  erkennen. 

Besonderes  Gewicht  ist  meines  Erachtens  darauf  zu  legen, 
daß  kein  Gestein  des  Weißen  Jura  in  dem  Tuff  unseres  Ganges 
nachgewiesen  werden  konnte.  Die  außen  lichten  Kalkbrocken,  welche 
in  größerer  Anzahl  im  Tuff  vorkommen,  erweisen  sich  —  wie  oben 
gesagt  —  als  außen  gebleichte  Stücke  von  Muschelkalk,  oder  als 
Kalkmergel,  welche  auf  den  mittleren  Lias  zurückzuführen  sind, 
andere  mögen  dem  unteren  Lias  angehören ;  keiner  der  eingeschlosse- 
nen Kalke  zeigt  Farbe  und  Gefüge  der  Malmkalke. 

Recht  zahlreiche,  1 — 3  mm  große,  abgerundete  Quarzkörner, 
welche  in  dem  Tuff  vorkommen ,  schienen  mir  zuerst  befremdend. 
Ihre  Beimengung  überrascht  aber  nicht  weiter,  wenn  man  in  dem 
benachbarten  Tuff  des  Metzinger  Weinbergs  ebenso  zahlreiche  Quarz- 
körner findet.  Sie  können  z.  B.  von  mürben  Stubensandsteinen  des 
Keupers  herstammen,  welche  bei  einem  vulkanischen  Ausbruch  durch- 
m,  und  deren  Trümmer  vollkommen  zerrüttet  wurden. 


—     385     — 

Unter  den  Fremdeinschlüssen  in  dem  Tuff  unseres 
Ganges  und  der  ihn  begleitenden  Gängchen  lassen  sich 
also  nur  diejenigen  Gesteine  der  Trias-Juradecke  und 
ihres  Untergrundes  nachweisen,  welche  der  durchsetzten 
Schichtenreihe  bis  zu  dem  Juraniveau  entsprechen,  in 
welchem  heute  der  Tuffgang  aufgeschlossen  ist. 

Durch  das  Fehlen  des  Weißen  Jura  unter  den  Ein- 
schlüssen steht  der  Tuff  des  hier  besprochenen  Ganges 
einzigartig  im  Urach  —  Kirchheimer  Vulkangebiet  da;  denn 
in  allen  Tuffvorkommnissen ,  selbst  im  nördlichsten  —  dem  von 
Scharnhausen  bei  Hohenheim  —  sind  Stücke  von  Weißem  Jura  die 
häufigsten  und  auffallendsten  Einschlüsse. 

Das  Vorkommen  von  Muschelkalk  macht  unseren  Tuffgang 
insofern  zu  einem  interessanten,  als  er  das  südlichste  Vorkommen 
von  Muschelkalk  als  Einschluß  in  den  Tuffen  unseres  Vulkan- 
gebietes darstellt.  Die  bisher  bekannten  südlichsten  Vorkommnisse 
von  Muschelkalk  im  Tuff  waren  der  Kräuterbuckel  bei  Raidwangen 
(1;  p.  434  No.  116)  und  die  Sulzhalde  SO.  von  Neckartailfingen 
(1 ;  p.  435  No.  117);  beide  Punkte  hegen  ungefähr  6,5  km  nördhch 
vom  Metzinger  Weinberg.  Das  neue  Vorkommen  von  Muschelkalk 
im  Tuff  ergibt  also  für  die  SO.-Grenze  des  süddeutschen  Muschel- 
kalkmeeres ein  W^eiterrücken  derselben  um  mindestens  6,5  km  gegen 
Süden  unter  den   Körper  der  mittleren  Schwäbischen  Alb. 

Entstehung  der  Tuffgänge  neben  dem  Metzinger  Wein- 
berg. Koken  deutet  unser  Tuffvorkommen  als  eine  sehr  schmale, 
nach  unten  geschlossene,  auskeilende  Kluft,  ganz  ausgefüllt  mit  Tuff 
und  Auswürflingen,  die  nur  von  oben  hinein  gepreßt  sein 
können  (7;  S.  521,  522).  Solche  Deutung  liegt  bei  der  von  Koken 
beobachteten  Form  der  Kluft  und^bei  der  engen  Nachbarschaft  des 
großen  Tuffschlotes  des  Metzinger  Weinbergs  am  nächsten.  Unser 
Gang  mit  den  neben  ihm  liegenden  Gängchen  würde  auch  bei  dieser 
Deutung  eine  einzigartige  Rolle  spielen.  Branco  hat  ja  für  die 
übrigen  „Maartuffgänge"  im  Urach — Kirchheimer  Gebiet  teils  durch 
direkte  Beobachtung,  teils  durch  Analogieschlüsse  nachgewiesen,  daß 
ihr  Füllmaterial  die  mehr  oder  weniger  schornsteinförmigen  Kanäle 
(z.  T.)  aufsteigend  passiert  hat  und  dann,  nach  den  Eruptionen  zu- 
lückstürzend,  als  Tuffbreccie  die  durch  Explosionen  geschaffenen 
Schlote  ausfällte. 

Nehmen  wir  die  von  Koken  gegebene  Deutung  an,  dann  würde 
der  neben  dem  Metzinger  Weinberg  angeschnittene  Gang  das  untere 

Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württ.   190C.  25 


—     386     — 

und  seitliche  Ausgehende  einer  mehrfach  zerschlagenen  Kluft  reprä- 
sentieren, welche  —  nach  oben  geöffnet  —  vielleicht  schon  zur  Zeit 
der  Eruptionstätigkeit  am  Metzinger  Weinberg  mit  von  oben  herein- 
stürzenden lockeren  Tuffmassen  gefüllt  wurde,  oder  aber  der  Tuff 
ist  von  dem  benachbarten  „Maartuff'gang"  vielleicht  erst  sehr  viel 
später  abgeschwemmt  und  in  unsere  Kluft  hineingespült  worden. 
Koken  spricht  gerade  bei  diesem  Vorkommen  von  sekundärer 
Ein  Spülung  in  Spalten. 

Gegen  die  Annahme ,  daß  die  Kluft  durch  zurückstürzende 
Massen  gefüllt  sei,  welche  bei  der  am  Metzinger  Weinberg  die  ganze 
Trias-Juradecke  durchschlagenden  Eruption  entstanden  und  empor- 
geschleudert wurden,  spricht  das  Fehlen  von  Brocken  des  Weißen 
Jura  im  Tuff  unseres  Ganges.  Bei  der  Eruption  an  der  Stelle  des 
heutigen  Metzinger  Weinbergs  war  hier  der  Weiße  Jura  noch  bis 
inklusive  d  und  wahrscheinlich  auch  e  vorhanden ;  denn  sonst  könnte 
der  Tuff  des  Weinbergs  nicht  die  zahllosen  Brocken  von  Weiß  Jura 
ß,  d  (und  £?)  enthalten.  Man  kann  am  Tuff  des  Weinbergs  keinen 
Streifen  von  der  Länge  und  Breite  des  benachbarten  Tuffganges 
finden,  aus  dem  nicht  Hunderte  von  Brocken  und  Bröckchen  der 
Malmkalke  hervorleuchten.  Wie  oben  bemerkt  wurde,  sehen  zahl- 
reiche Kalkbrocken  in  unserem  Tuffgang  äußerlich  zwar  wie 
Malmkalke  aus,  sie  erweisen  sich  aber  beim  Zerschlagen  als  Kalke 
älterer,  tieferer  Stufen.  Wäre  das  Füllmaterial  von  oben  in  unsere 
Kluft  hineingestürzt,  so  müßten  doch  ohne  jeden  Zweifel  auch  zahl- 
reiche Brocken  von  Weißjurakalken  mit  hineingestürzt  sein ;  sie  fehlen 
aber  nach  meinen  Beobachtungen  in  unserem  Tuffgang  vollkommen. 

Ist  der  Tuff  später,  nach  der  Eruption,  nachdem  der  Schlot 
des  Metzinger  Weinbergs  mit  Tuffbreccie  gefüllt  war,  nachdem  der 
Mantel  dieses  Maartuffgangs  vielleicht  schon  bis  zum  Braunen  Jura 
abgetragen,  und  die  Tuffsäule  freigelegt  war,  in  die  benachbarte 
Kluft  hineingespült  worden?     Ich  glaube  nicht. 

Wäre  das  Tuffmaterial  unseres  Ganges  von  dem  Tuff  des 
Metzinger  Weinbergs  abgeschwemmt  und  in  die  enge  Kluft  hinein- 
gespült worden,  so  müßte  man  doch  wieder  in  dieser  Kluftausfüllung 
Stücke  von  Weißem  Jura  finden.  Sie  fehlen  aber.  Das  Fehlen  ließe 
sich  in  diesem  Falle  nicht  so  erklären,  daß  die  Kalke  zu  schwer 
gewesen  wären,  um  durch  Wasser  in  die  benachbarte  Kluft  trans- 
portiert zu  werden;  denn  1.  sind  im  Tuff  des  Weinbergs  genug 
kleinere  Bröckchen  des  W^eißen  Jura  vorhanden  und  2.  wären  sehr 
viel  größere  und  darum  auch  sehr  viel  schwerere  Stücke  von  Keuper- 


—     387     — 

mnl  Doggergesteinen  vom  Tuff  des  Weinbergs  in  die  Kluft  ver- 
frachtet worden.  Daß  die  Kalke  des  Weißen  Jura  auf  dem  Trans- 
port von  nur  w^enigen  Metern  vom  Weinberg  zur  Kluft  zerrieben 
worden  seien,  kann  auch  nicht  angenommen  werden,  denn  die  weniger 
widerstandsfähigen  mergligen ,  thonigen  und  sandigen  Gesteine  des 
Keuper,  Lias  und  Dogger  hätten  diesen  Transport  ausgehalten. 

An  eine  nachträgliche  vollständige  Auflösung  der  Malmkalke 
durch  in  unserem  Tuffgang  zirkulierendes  Wasser  kann  man  auch 
nicht  gut  denken;  denn  1.  müßten  dann  doch  wohl  auch  die  anderen 
Kalke  und  Kalkmergel  aufgelöst  sein,  2.  ist  in  keinem  anderen  Tuff- 
gang eine  so  weit  gehende  lösende  Tätigkeit  des  Wassers  beobachtet, 
3.  müßte  dann  eigentlich  der  Tuff  lückig  sein ;  das  ist  er  aber  tat- 
sächlich nicht. 

Gegen  die  spätere  Einspülung  des  Tuffs  in  die  diskutierte  Kluft 
ist  ein  weiterer  Grund  anzuführen.  Der  Braune  Jura  ß  ist  neben 
dem  Tuffgang  von  sehr  zahlreichen ,  in  verschiedenen  Richtungen 
verlaufenden  engeren  und  weiteren  Klüften  durchzogen.  Diese 
Klüfte  sind  z.  T.  durch  sekundär  eingespülte  Massen  ausgefüllt. 
Die  Füllmassen  dieser  Klüfte  zeigen  aber  keineswegs  das  Aussehen 
und  die  Zusammensetzung  des  Tuffs,  sie  sind  vielmehr  graue,  sandige, 
sehr  feinkörnige,  mit  kleinsten  Glimmerblättchen  durchsetzte  Kluft- 
lehme. Entstanden  sind  diese  Kluftlehme  z.  T.  aus  verschwemmtem 
Gehängeschutt,  der  aus  sandigen  Thonen  des  Braunen  Jura  ß  und 
aus  Tuffbrocken  des  Metzinger  Weinbergs  zusammengesetzt  ist.  Das 
Material  dieses  Gehängeschutts  erzeugte  in  den  Klüften  nur  gleich- 
mäßig feinkörnigen  Lehm ,  welcher  jeder  Andeutung  der  Breccien- 
struktur  unserer  vulkanischen  Tuffe  entbehrt.  Die  Breccien-  (und 
chondritische)  Struktur  ist  aber  auch  in  den  engsten  seitlichen 
Gängchen  unseres  Tuffvorkommen^  noch  deutlich  zu  erkennen,  ob- 
wohl diese  Gängchen  enger  sind  als  manche  der  mit  Kluftlehm  ge- 
füllten Klüfte. 

Nach  den  hier  ausgesprochenen  Überlegungen  bleibt  für  die 
Entstehung  des  kleinen  Tuffgangs  neben  dem  Metzinger  Weinberg 
nur  die  Deutung  übrig,  daß  das  Tuffmaterial  von  unten  oder 
von   der  Seite   her  in  die  jetzt  tuft'erfüllte  Kluft  gepresst  wurde. 

Die  Frage,  ob  unser  kleiner  Tuffgang  einem  selbständigen,  bis 
zu  großer  Tiefe  hinabreichenden,  spaltenförmigen  Eruptionskanal 
entspricht,  glaube  ich  wegen  der  minimalen  Größe  des  Vorkommens 
und  wegen  seiner  Lage  in  der  nächsten  Nähe  einer  großen  Tuffsäule 
verneinen  zu  dürfen. 

25* 


—     388     — 

Branco  hat  in  unserem  Vulkangebiet  eine  ganze  Anzahl  von 
„Zwillingsmaaren"  (1;  S.  611,  612),  von  ähnlich  dicht  benachbarten 
Eruptionskanälen,  nachgewiesen.  Bei  diesen  Vorkommnissen  ließ 
sich  durch  die  sie  trennende  Wand  von  Juragesteinen  sicher  fest- 
stellen, daß  die  benachbarten  Tuffmassen  zum  mindesten  den  oberen 
Teil  ihres  Weges  durch  die  Juradecke  getrennt  zurückgelegt  haben. 
In  den  von  Branco  beobachteten  Fällen  handelt  es  sich  stets  um 
wesentlich  größere  Tuffmassen,  nie  um  einen  so  winzigen  Gang  dicht 
neben  einer  so  großen  Tuffsäule  wie  am  Metzinger  Weinberg. 

Wäre  unser  kleiner  Gang  ein  selbständiger  Eruptionskanal, 
dann  wäre  hier  Eruptionsmaterial  in  einer  Spalte  nur  bis  in  das 
Niveau  des  unteren  Braunen  Jura  gedrungen ,  ohne  die  Oberfläche 
des  damals  hier  sicher  noch  vorhandenen  Weißen  Jura  zu  erreichen. 
Wir  hätten  dann  hier  einen  „Schuß,  der  im  Lauf  stecken  geblieben 
ist",  um  ein  von  Koken  gebrauchtes  Bild  zu  verwenden:  resp.  die 
Explosion  hätte  hier  nicht  die  Kraft  gehabt,  die  vorhandene  Spalte 
bis  durch  den  Weißen  Jura  aufzureißen. 

Verfolgt  man  das  Streichen  der  beiden  Gangstücke  AA,  und 
BB,,  so  stoßen  beide  —  vorausgesetzt,  daß  das  Streichen  gleich- 
bleibt, und  das  ist  doch  wohl  im  großen  und.  ganzen  anzunehmen 
—  bei  ihrer  Verlängerung  nach  Süden  auf  die  östliche  Partie  der 
großen  Tuffmasse  des  Metzinger  Weinbergs.  Aus  dieser  Lage  und 
aus  dem  Auskeilen  unseres  Ganges  nach  Norden  schließe  ich  auf 
den  Zusammenhang  des  Ganges  mit  dem  Tuff  des  Weinbergs,  wenn 
auch  dieser  Zusammenhang  nicht  durch  direkte  Beobachtung  kon- 
statiert werden  konnte.  Wenn  übrigens  bei  Abräumung  des  Ge- 
hängeschuttes zwischen  unserem  Aufschluß  und  der  Tuffmasse  des 
Weinbergs  die  Verbindung  beider  Tuffmassen  nicht  sichtbar  würde, 
so  wäre  das  kein  Beweis  gegen  den  Zusammenhang  beider.  Der 
Tuffgang  kann  sehr  wohl  von  dem  heutigen  Aufschluß  schräg  in  die 
Tiefe  setzen ;  er  kann  weiter  bergeinwärts,  südlich,  nach  oben  aus- 
keilen, ohne  die  Oberfläche  des  heutigen  Anstehenden,  des  Braunen 
Jura  /J,  zu  erreichen. 

Die  Füllung  des  .spaltenförmigen  Hohlraums,  w^elchen  ja  unser 
Gängchen  repräsentiert,  kann  nur  von  dem  Maartuffgang  des  Metzinger 
Weinbergs  aus  geschehen  sein  und  zwar  so,  daß  in  dem  Eruptions- 
kanal aufsteigender  Tuff  in  die  seitlich  sich  erstreckende  Kluft  herein- 
gepreßt wurde.  Die  Ausfüllung  durch  Tuff  muß  vor  sich  gegangen 
sein  zu  Beginn  oder  in  der  allerersten  Phase  der  Eruptionstätigkeit 
am  Metzinger  Weinberg,  d.  h.  zu  einer  Zeit,  als    das    beim  Durch- 


—     389     — 

schlagenwerden  der  Trias- Juradecke  erzeugte  Auswurfs-  und  Trümmer- 
material noch  nicht  wieder  bis  zum  Niveau  unseres  Tuffganges  in 
den  durch  die  Explosion  geschaffenen  Schlot  zurückgestürzt  war. 
Wäre  die  Ausfüllung  unseres  Ganges  bei  einer  zweiten  oder  späteren 
Eruption  entstanden,  nachdem  der  Kanal  des  Metzinger  Weinbergs 
schon  einmal  durch  zurückstürzendes  Auswurfsmaterial  gefüllt  war, 
dann  müßte  unser  Tuffgang  Brocken  von  Malmkalken  enthalten ; 
denn  in  allen  unseren  Maartuffschloten  ist  Weißer  Jura  mit  dem 
Auswurfsmaterial  bis  mindestens  in  das  Niveau  des  Lias  und  Keuper 
zurückgestürzt  (vergl.  den  Tuff  von  Scharnhausen,  welcher  im  Niveau 
des  Keupers  angeschnitten  ist). 

Für  die  Füllung  unseres  Ganges  von  der  Seite  her  kann  viel- 
leicht ein  besonderer  Umstand  sprechen.  Die  geglätteten  Wände 
des  Ganges  zeigen  Rillen  von  nahezu  horizontaler  Richtung.  Daubree 
(5 ;  S.  321  ff.)  hat  durch  Experimente  nachgewiesen,  daß  die  Wände 
der  durch  Explosionen  von  heißen  Gasen  durch  Gesteine  gestoßenen 
Diatremata  Erosionsspuren  in  der  Durchschlagsrichtung  erkennen 
lassen.  Die  mit  blue  ground  gefüllten  vertikalen  Diatremata  in  Süd- 
Afrika  zeigen  an  den  härteren  Gesteinen  ihrer  Wände  Längssteifung 
als  Erosionswirkung.  Wenn  die  Rillen  an  den  Wänden  unseres  Tuff- 
gangs entstanden  sind  dadurch,  daß  Tuffmaterial  an  den  Wänden 
der  Kluft  entlang  gepreßt  oder  gestoßen  wurde  —  und  ich  halte 
das  für  durchaus  möglich  —  dann  würde  aus  der  fast  horizontalen 
Richtung  der  Rillen  auf  Füllung  der  Spalte  von  der  Seite  her  zu 
schließen  sein. 

Es  ist  übrigens  ziemlich  gleichgültig,  ob  der  Tuff'  horizontal 
von  der  Seite  oder  mehr  schräge  von  unten  her  in  die  den  Gang 
bedingende  Spalte  gelangt  ist;  es  ist  nur  von  Bedeutung,  daß  er 
nicht  von  oben  eingefüllt  sein  kann. 

Nach  allem  repräsentiert.unser  kleines  Tuffvorkommen 
eine  kurze,  nach  Norden  gerichtete  Apophyse  des  großen 
Maartuffgangs  am  Metzinger  Weinberg,  welche  als  Aus- 
füllung einer  Kluft  entstand  beim  Beginn  der  Eruptions- 
tätigkeit durch  aufsteigendes  Eruptivmaterial.  Diese  Apo- 
physe keilt  gegen  Norden  aus,  nachdem  sie  vor  dem  Auskeilen  in 
mehrere  Trümer  zerschlagen  ist,  deren  größtes  den  Gang  ÄÄ^  —  BB^ 
bildet,  während  die  kleineren  heute  in  dem  eingangs  beschriebenen 
Aufschluß  als  winzige  Gängchen  neben  dem  Ideinen  Hauptgang  an- 
geschnitten sind. 

Als    gangförmige   Apophyse    einer    größeren    Tuffsäule   ist 


—     390     — 

unser  Tuffvorkommen  wieder  einzigartig  im  Urach  —  Kirch- 
heimer  Vulkangebiet.  Einziges  Analogen  in  diesem  Gebiet  wäre 
vielleicht  das  Basaltvorkommen  am  Sternberg  auf  der  Hochfläche 
der  Alb  (1 :  S.  470,  No.  37),  wo  sich  möglicherweise  an  die  Basalt- 
säule von  rundlichem  Querschnitt  ein  kleiner,  nach  NW.  gerichteter 
schmaler  Basaltgang  anschließt:  sicher  ließen  sich  die  Verhältnisse 
dort  aber  nach  Branco  nicht  ergründen. 

Mögliche  Folgerungen.  Braxco  hat  durch  seine  Unter- 
suchungen im  Urach — Kirchheimer  Vulkangebiet  .überzeugend  dar- 
getan, daß  die  durch  die  Sedimentärgesteine  der  Schwäbischen  Alb 
hindurchsetzenden,  umgekehrt  schornsteinförmigen  Tuff-  und  Basalt- 
säulen unabhängig  sind  von  praeexistierenden ,  klaffenden  Spalten 
(1;  S.  627  ff.  2;  S.  23.  3;  S.  175  ff.  4;  S.  1—12).  Andere 
haben  für  zahlreiche  andere  Gebiete  vulkanischer  Tätigkeit  das 
gleiche  nachgewiesen  (siehe  die  Literaturangaben  bei  Branco  :  4;  S.  5  ff.). 

Wenn  man  vor  dem  hier  besprochenen  schmalen  Tuffgang 
neben  dem  Metzinger  Weinberg  steht,  so  drängt  sich  unwillkürlich 
die  Frage  auf,  ob  wir  hier  nicht  doch  —  als  Ausnahme  von  der 
Regel  —  eine  praeexistierende  Spalte  vor  uns  haben ,  welche  für 
den  Ausbruch  des  Metzinger  Vulkans  bedingend  war.  Zeichnen  wir 
den  Querschnitt  durch  die  Tuffsäule  des  Metzinger  Weinbergs  und 
die  Apophyse,  so  erhalten  wir  fast  das  Bild  jenes  Schemas,  welches 
Branco  als  notwendig  bezeichnete,  wenn  die  Martuffgänge  an  prae- 
existierende Spalten  gebunden  wären  (1;  S.  635,  Fig.  105 a). 

Ich  glaube  nicht,  daß  hier  eine  Ausnahme  von  der  Regel  vorliegt. 

Unser  kleiner  Tuffgang  kann  natürlich  auf  eine  gegenüber  dem 
Ausbruch  am  Metzinger  Weinberg  praeexistierende  Spalte  zurück- 
geführt werden.  Aber  diese  Spalte  klaffte  nicht  weit  nach  oben 
hin ;  sie  reichte  wohl  kaum  über  den  Braunen  Jura  hinaus.  Sie 
setzte  vermutlich  als  klaffende  Spalte  —  wenigstens  in  ihrem  nörd- 
lichen Ausgehenden  —  auch  nicht  besonders  weit  in  die  Tiefe:  denn 
Koken  beobachtete  hier  früher  ja  ein  schnelles  Auskeilen  des  Ganges 
nach  unten  hin.  In  größerer  Nähe  der  Tuffsäule  des  Metzinger 
Weinbergs  kann  die  Spalte  resp.  ihre  Gangausfüllung  in  größere 
Tiefe  hinabsetzen,  vielleicht  sogar  in  sehr  bedeutende  Tiefen,  das 
läßt  sich  aber  nicht  beweisen. 

Gegen  die  Deutung  der  Spalte  als  eine  längere,  offen  klaffende, 
welche  den  Ausbruch»  vulkanischer  Tätigkeit  bedingte,  läßt  sich  noch 
anführen :  1.  ihre  kurze  Erstreckung  vom  Tuff  des  Metzinger  Wein- 
bergs nach  N..  2.  die  Unmöglichkeit,  die  Spalte  jenseits  des  Metzinger 


—     391     — 

Weinbergs  zu  verfolgen.  Die  nächstbenachbarten  Eruptionspunkte 
—  Dachsbühl,  im  und  am  Hofwald.  Hofbühl  — .  welche  nur  ^/i  bis 
1  km  entfernt  sind,  liegen  nordöstlich  und  östlich,  nicht  südlich  oder 
nördlich,  vom  Metzinger  Weinberg  und  zwar  untereinander  nicht  in 
gerader  Linie ,  sondern  in  unregelmäßiger ,  gegen  den  Metzinger 
Weinberg  konkaver  Kurve.  Diese  Eruptionspunkte  sind  sicher  unab- 
hängig von  der  „Eruptionsspalte"  am  Metzinger  Weinberg,  oder  — 
diese  Spalte  müßte  einen  höchst  sonderbaren  Verlauf  besitzen. 

Weder  unser  Tuffgängehen  am  Metzinger  Weinberg  besitzt  die 
Bedeutung  einer  klaifenden,  weithin  und  tief  aufgerissenen  —  tek- 
tonischen  —  Spalte,  welche  für  vulkanische  Ausbrüche  bedingend 
war ,  noch  lassen  sich  im  Urach — Kirchheimer  Gebiet  überhaupt 
größere  tektonische  Linien  nachweisen,  welche  mit  den  sehr  zahl- 
reichen Vulkanpunkten  unseres  Gebietes  in  Verbindung  zu  bringen 
.sind.  E.  Fraas  (6;  S.»- 31)  hat  bei  der  Revision  des  Blattes  Kirch- 
heim der  geologischen  Karte  von  Württemberg,  auf  welchem  der 
größte  Teil  der  schwäbischen  Maartuifgänge  liegt,  energisch  darauf 
hingewiesen,  daß  gar  kein  Zusammenhang  zwischen  den  vulkanischen 
Ausbrüchen  und  den  benachbarten  —  Schönbuch,  Filder  und  Schur- 
wald durchsetzenden  —  Verwerfungshnien  konstruiert  werden  kann. 
Fraas  gelangt  nämlich  zu  dem  Resultat,  daß  unsere  Vulkanausbrüche 
und  die  Bildung  der  tektonischen  Linien  verschiedenen  Zeiten  an- 
gehören. Das  Alter  der  Verwerfungen  bestimmt  Fraas  als  dem 
Ende  der  Tertiär  zeit  angehörend,  die  Zeit  der  vulkanischen  Erup- 
tionen nach  den  Verhältnissen  des  Randecker  Maars  als  unter- 
miocän  (Bränco  bezeichnete  die  Eruptionen  als  mittelmiocän). 

Das  Resultat  der  Untersuchungen  von  Fraas  muß  in  unserem 
Gebiet^  als  schlagendster  Beweis  für  die  Unabhängigkeit  vulkanischer 
Ausbrüche  von  p  r  ä  existierenden ,  tektonischen  Linien  erachtet 
werden.  Gleichzeitig  ist  es  eine  vorzügliche  Parallele  zu  einem  Teil 
der  DAüBREE'schen  Explosionsexperimente,  soweit  überhaupt  die  Vor- 
gänge in  der  Natur  zu  Experimenten  im  Laboratorium  in  Parallele 
gestellt  werden  können.  Bei  den  von  Daubree  ausgeführten  Ex- 
perimenten vermochten  die  bei  Explosionen  von  Schießbaumwolle  und 
Dynamit  erzeugten  Explosionsgase  unter  der  Druckentwickelung  von 
1100—1700  Atmosphären  und  bei  entwickelten  Temperaturen  von 
2500—3200*'  C.  Durchschlagsröhren  durch  kurze,  kaum  30  cm  dicke 


^  Ich  beschränke  mich  hier  ganz  auf  das  Urach— Kirchheimer  Gebiet,  da 
ich  keins  der  von  Branco  imd  anderen  für  das  Kapitel  ^Vulkane  und  Spalten" 
herangezogenen  Gebiete  ans  eigener  Anschauung  kenne. 


—     392     — 

Säulchen  von  Granit,  Kalk,  Vesuv-  und  Ätnalava,  Steinmeteoriten 
und  Gips '  zu  öttnen,  auch  ohne  daß  durch  Nachahmung  von  Klüften 
oder  durch  feine  Durchbohrungen  in  den  Gesteinen  der  Weg  der 
Explosion  vorgezeichnet  worden  war.  Trotz  dieses  Ergebnisses  sind  die 
Experimente  von  Daubree  gegenüber  der  Frage  nach  selbsttätiger  Er- 
öffnung von  Eruptionswegen  durch  explodierende  vulkanische  Massen 
resp.  Gase  mit  einer  gewissen  Einschränkung  aufzunehmen.  Den 
die  Gesteine  durchbohrenden  Explosionsgasen  war  durch  die  Kon- 
struktion des  von  Daubree  für  seine  Experimente  benutzten  Apparates 
(5 ;  S.  314  Fig.  1)  ein  ganz  bestimmter  Weg  vorgezeichnet  worden : 
1.  durch  einen  dem  geprüften  Gestein  gegen  die  Explosionskammer 
vorgesetzten  ringförmigen  „obturateur"  aus  Kupfer,  2.  durch  den 
für  die  Experimente  angebrachten  engen  Ausfuhrkanal  für  die  Ex- 
plosionsgase und  die  bei  den  Explosionen  erzeugten  Gesteinstrümmer. 
Durch  diese  Konstruktion  war  für  die  explodierenden  Gase  geschaffen 
worden  1.  eine  engbegrenzte  Angriffsfläche  am  Gestein,  2.  nur  ein 
Weg  durch  das  Gestein,  d.  h.  im  ganzen  war  dadurch  in  dem  ge- 
prüften Gestein  hergestellt  worden  eine  Linie  oder  eng  säulenförmige 
Zone  geringster  Widerstandsfähigkeit  gegenüber  dem  Anprall  explo- 
dierender Gase.  Und  dieser  Linie  oder  Zone  folgte  die  Explosions- 
wirkung naturgemäß.  Die  bei  solchen  Explosionen  geschaffenen 
Durchschlagsröhren  waren  im  allgemeinen  von  rundlichem  Quer- 
schnitt, aber  doch  weit  entfernt  von  irgendwelcher  Regelmäßigkeit 
der  Form  und  weit  entfernt  davon,  etwa  ebene  Wandungen  zu  be- 
sitzen. Zum  Teil  wurde  das  durchschlagene  Gestein  in  der  Umgebung 
der  Durchschlagsröhre  zerschmettert,  durch  den  Druck  der  Explosions- 
gase wieder  zu  festem  Gestein  regeneriert,  z.  T.  zeigte  sich  der 
durchschlagene  Gesteinszylinder  nach  dem  Experiment  von  Radial- 
klüften durchsetzt. 

War  der  Weg  für  die  Explosionswirkung  künstlich  durch  Per- 
forationen oder  Spalten  vorgezeichnet,  so  folgte  die  Explosion  diesem 
Wege  genau,  selbst  wenn  er  nicht  geradlinig  war  (5 ;  S.  317 ,  318, 
Fig.  3,  4). 

Wollen  wir  die  DAUBREE'schen  Experimente  auf  die  Natur  über- 
tragen, so  müssen  wir  bei  vulkanischen  Explosionen  nach  Stellen 
geringsten  Widerstandes  in  der  Erdrinde  suchen.  Tief  aufgerissene 
tektonische  Linien    sind   in    unserem  Gebiete    ausgeschlossen.     Aber 


^  Der  zähe  Gips   wurde   z.  T.  nicht  durchschlagen .    sondern   nur   in   den 
Ausfuhrkanal  des  benutzten  Instrumentes  gepreßt. 


—     393     — 

sind  vielleicht  auf  andere  Weise  loci  minoris  resistentiae  gegeben? 
Mir  scheint  eine  solche  Annahme  möglich. 

Die  Trias-Juratafel  Süddeutschlands  zwischen  Schwarzwald  und 
Böhmen  ist  seit  Ende  der  Jurazeit  mehrfachen  Bewegungen  unter- 
worfen gewesen.  Bei  Kapfeiberg  an  der  Donau,  0.  von  Kelheim, 
liegen  horizontale  Schichten  von  cenomanem  Grünsandstein  dis- 
kordant  über  stark  geneigten  oberjurassischen  Plattenkalken:  Beweis 
für  eine  postjurassische,  präcenomane  Bewegung  im  Boden  Süddeutsch- 
lands. Solche  Bewegungen  wiederholten  sich  im  Tertiär.  Es  ist 
doch  wohl  als  sicher  anzunehmen,  daß  zur  Zeit  der  alttertiären 
Alpenfaltung  das  süddeutsche  Tafelland  zum  mindesten  stärkeren 
tangentialen  Pressungen  ausgesetzt  war,  ebenso  wie  als  zeitliche 
Begleit-  oder  Folgeerscheinung  der  jungtertiären  Alpenfaltung  wei- 
tere tektonische  Bewegungen  in  der  süddeutschen  Tafel  erzeugt 
wurden.  Diese  Bewegungen  können  nicht  nur  vereinzelte  größere 
Brüche  hervorgerufen  haben,  unsere  ganze  Trias-Juraplatte  ist  dabei 
vielmehr  von  jenen  zahllosen  Rissen  und  Klüftungen  durchzogen 
worden,  welche  wir  in  jedem  unserer  Aufschlüsse  beobachten  können, 
und  von  welchen  ein  Teil  sehr  wohl  in  alttertiärer  Zeit  oder  noch 
früher  entstanden  sein  kann. 

Am  Metzinger  Weinberg  selbst  sind  überzahlreiche  Klüftungen 
im  Braunen  Jura  ß  zu  beobachten,  außerdem  einzelne  kleine  Schollen- 
verschiebungen. Unser  Tuifgängchen  AB^  selbst  ist  in  der  Rich- 
tung A^  B  horizontal  um  einen  geringen  Betrag  verschoben  worden 
und  hat  in  seinen  zwei  Teilen  verschiedenes  Streichen.  Die  beiden 
eingangs  erwähnten  härteren  Bänke  in  unserem  Aufschluß  sind  öst- 
lich vom  Tuffgang  an  einer  Verwerfung  abgeschnitten,  ca.  15  m 
weiter  östlich  tauchen  sie  wieder  auf,  aber  in  einem  um  etwa  2  m 
tieferen  Niveau.  In  dem  dazwischenliegenden  Stück  des  Aufschlusses 
sind  .sie  nicht  zu  beobachten;  sie -müssen  hier  in  anderem  Niveau 
liegen  als  rechts  und  links.  Die  diesen  Teil  der  aufgeschlossenen 
Wand  z.  T.  verhüllenden  Schuttmassen  reichen  nicht  so  hoch  herauf, 
daß  bei  ungestörter  Lagerung  nicht  mindestens  die  obere  härtere 
Bank  hier  zu  verfolgen  sein  müßte. 

Diese  kleinen  Störungen  können  ganz  jung  sein,  in  aller- 
jüngster  Zeit  entstanden  durch  Rutschungen  an  dem  den  Metzinger 
Weinberg  mit  der  Alb  verbindenden  Rücken ;  namentlich  für  die 
Verschiebung  des  Tuffganges  liegt  diese  Annahme  nahe.  Sie  können 
aber  auch  älter,  wesentlich  älter  sein  als  die  Eruption  am  Metzinger 
Weinberg.     Selbst    der   in    zwei   nicht   gleichliegende   Teile   zerlegte 


—     394     — 

Tuffgang  AÄ^ — BB^  kann  so  gedeutet  worden,  daß  in  dem  zer- 
klüfteten Gestein  vor  Ausbruch  der  Explosion  durch  veränderte 
tangentiale  Spannungen  auch  kleine  Horizontalverschiebungen  in  von 
dem  Streichen  des  Ganges  abweichender  Richtung  sich  abspielten, 
so  daß  zwei  gegeneinander  etwas  verschobene  Stücke  einer  Kluft 
bei  der  Eruption  am  Metzinger  Weinberg  durch  hereingepreßten  Tuff 
ausgefüllt  wurden,  wodurch  ein  scheinbar  nachträglich  verschobener 
Gang  erzeugt  wurde.  Dafür,  daß  die  Kluft  schon  vor  der  Eruption 
am  Metzinger  Weinberg  existierte,  kann  der  Umstand  sprechen,  daß 
die  untere  härtere  Bank  auf  der  östlichen  Seite  des  Ganges  ein 
klein  wenig  tiefer  liegt  als  auf  der  westhchen.  Die  Verschiebungen 
können  auch  während  der  Eruption  selbst  entstanden  sein:  die  Ex- 
plosion zerrüttete  das  benachbarte  Gestein  ähnhch,  wie  das  bei 
dem  einen  der  Experimente  Daubree"s  mit  Granit  der  Fall  war 
(5 ;  S.  320  Fig.  9) ;  sie  schlug  seitlich  Spalten  in  dasselbe  und  füllte 
diese  mit  Tuff. 

Das  Alter  dieser  kleinen  Störungen  und  Klüftungen  ist  nicht 
präzis  anzugeben ,  sondern  nur  in  den  sehr  weiten  Grenzen :  post- 
jurassisch bis  quartär.  Die  Möglichkeit  aber,  daß  diese  erwähnten 
Klüftungen  recht  alt  sein  können,  ist  keineswegs  einfach  von  der 
Hand  zu  weisen. 

Diese  und  andere  Klüftungen  können  als  „Haarspalten"  weit  in 
die  Tiefe  setzen,  eine  Möglichkeit,  welche  bereits  Branco  (1 ;  S.  635, 
636.  4;  S.  12  [768])  ins  Auge  gefaßt  hat.  Sie  können  vulkanischen 
Eruptionen  den  Weg  vorgezeichnet  oder  wenigstens  erleichtert  haben, 
dadurch,  daß  das  von  ihnen  durchsetzte  Gebirge,  mehr  oder  weniger 
zerrüttet,  gewissermaßen  ein  Mauerwerk  bildete,  dessen  Bausteine 
durch  schlechten  oder  keinen  Mörtel  verkittet  waren. 

Aber  müssen  nun  nicht  „Haarspalten"  in  größeren  Tiefen  durch 
den  in  der  Erdkruste  herrschenden  Gewölbedruck  geschlossen  sein? 
Das  anzunehmen,  ist  man  gezwungen,  wenn  man  den  nach  der  Kon- 
traktionshypothese in  der  Erdrinde  herrschenden  tangentialen  Druck 
als  eine  dauernd  wirkende  Kraft  annimmt. 

Es  ist  RoTHPLETz'  Verdienst,  mit  Nachdruck  darauf  hingewiesen 
zu  haben,  daß  der  durch  die  Kontraktionshypothese  postulierte  und 
die  Entstehung  von  Faltengebirgen  am  besten  erklärende  tangentiale 
Druck  nicht  dauernd,  resp.  nicht  dauernd  gleichmäßig  in  der  Erd- 
kruste wirkend  war  (8 ;  S.  319  ff.).  Rothpletz  wies  weiter  darauf 
hin,  daß  die  Pausen  zwischen  den  Wirkungen  tangentialen  Druckes 
(i.  e.    der    Faltengebirgsbildung)    die    Zeiten    vulkanischer    Tätigkeit, 


—     395     — 

zentrifugal  wirkender  Kraft,  sind.  Die  Verhältnisse  in  den  Alpen 
und  in  deren  näherer  und  weiterer  Umgebung  illustrieren  das  gut. 
Die  tertiäre  Faltung  der  Alpen  spielte  sich  in  zwei  verschiedenen 
Perioden  ab :  Mitteloligocän  und  Ende  des  Miocän.  Die  Zwischen- 
zeit war  in  bezug  auf  faltende  Bewegung  eine  Zeit  der  Ruhe,  also 
auch  eine  Zeit  zum  wenigsten  verminderten  tangentialen  Druckes 
in  den  Alpen  und  ihren  Nachbargebieten,  in  welch  letzteren  während 
der  Alpenfaltungen  zweifellos  doch  auch  erhöhter  Tangentialdruck 
mit  seinen  Wirkungen  auf  Gesteine  geherrscht  haben  muß.  In  die 
Ruhepause  zwischen  den  beiden  tertiären  Faltungen  der  Alpen  fällt 
die  Eruptivtätigkeit  im  Urach — Kirchheimer  Gebiet,  sie  fällt  also 
zusammen  mit  einer  Zeit  verminderten  oder  aufgehobenen  Tangential- 
druckes. 

Stellen  wir  uns  vor,  daß  etwa  zur  Zeit  der  ersten  tertiären 
Alpenfaltung  im  Oligocän  eine  Masse  von  Schmelzfluß  unterhalb  des 
Urach — Kirchheimer  Gebietes  in  höhere  Lagen  der  Erdrinde  herauf- 
gepreßt worden  war,  etwa  in  Form  eines  flachen  Lakkolithen,  so 
konnte  zur  Zeit  nachlassenden  Tangentialdruckes  unter  Einfluß  der 
Ausdehnung  des  Schmelzflusses  eine  Lockerung  der  zerklüfteten, 
nun  nicht  mehr  unter  starkem  Tangentialdruck  stehenden  Gesteins- 
decke über  dem  Schmelzfluß  vor  sich  gehen,  vielleicht  dadurch,  daß 
eine,  wenn  auch  geringe  Auftreibung  der  Decke  über  dem  Schmelz- 
fluß stattfand.  Dadurch  konnten  in  schon  vorher  klüftigem  Gestein 
die  Klüftungen  erweitert  werden ,  in  größere  Tiefen  herabsetzen, 
und  neue  Klüfte  konnten  aufreißen.  Langgezogene,  klaff"ende  Spalten 
brauchten  dabei  garnicht  zu  entstehen,  wie  sie  tatsächlich  in  un- 
serem Vulkangebiet  auch  nicht  entstanden  sind ;  ich  sehe  wenigstens 
nicht  ein,  daß  bei  nachlassendem  Tangentialdruck  die  Gesteine  not- 
wendig von  langgezogenen ,  linearen  Spalten  durchsetzt  werden 
müßten.  Durch  solche  Zerrüttung  können  in  schon  vorher  klüftigem 
Gestein  an  den  verschiedensten  Stellen  des  Gebietes  Orte  geringsten 
Widerstandes  geschaffen  werden,  an  welchen  die  Gase  des  Schmelz- 
flusses —  sich  selbst  befreiend  —  nach  dem  Schema  der  Daübree- 
schen  Experimente  leichter  explosiv  durchbrechen  können.  Eruptions- 
material kann  dabei  z.  T.  direkt  den  durch  Klüftungen  vorgezeich- 
neten Wegen  folgen ,  wie  in  unserem  Tuffgängehen ,  das  in  seinem 
von  der  Vertikalen  z.  T  abweichenden  Verlauf  ein  schönes  Analogon 
zu  einem  der  Experimente  Daubree's  liefert,  bei  welchem  in  einen 
Granitzylinder  eine  nicht  geradlinige  Rinne  gebohrt  war,  welcher  die 
Explosionsgase  vollkommen  folgten. 


—     396     — 

An  Stellen,  welche  durch  die  geschilderten  Vorgänge  stärker 
zerrüttet  smd ,  können  durch  Explosionen  dann  auch  leicht  Kanäle 
von  so  irregulärem  Querschnitt  geschaffen  werden ,  wie  der  große 
Maartuffgang  am  Metzinger  Weinberg  z.  B.  einen  solchen  erfüllt, 
oder  wie  sie  z.  T.  bei  den  DAüBEEE'schen  Experimenten  resultierten. 

Der  gegenüber  den  Trias-  und  Juragesteinen  auffallend  geringe 
Anteil,  welchen  im  allgemeinen  kristalline  Gesteine  an  der  Zusammen- 
setzung der  schwäbischen  Tuffbreccien  haben,  legt  die  Vermutung 
nahe,  daß  die  Decke,  welche  über  dem  das  Magma-  und  Gasmaterial 
der  Eruptionen  im  Urach — Kirchheimer  Gebiet  liefernden  Magmaherde 
lag,  nur  eine  relativ  dünne  war,  in  welcher  also  Klüftungen  tief 
herabsetzen  konnten ,  ohne  durch  Druck  auflastender  Massen  ge- 
schlossen zu  werden;  —  ein  Umstand  mehr,  welcher  vulkanische 
Explosionen  hier  erleichtern  konnte. 

Schluss.  Der  neben  dem  Metzinger  Weinberg  beobachtete  kleine 
Tuffgang  in  den  Murchisonae-Schichten  (Brauner  Jura  ß)  ist  eine  nicht 
ganz  vertikal  durch  die  Sedimentärdecke  setzende,  mehrfach  zer- 
schlagene Apophyse  des  großen  Maartuffganges  am  Metzinger  Wein- 
berg. Die  Apophyse  entstand  als  Ausfüllung  einer  schmalen ,  nicht 
bis  zum  Malm  hinaufreichenden  Kluft,  über  welche  der  Weg  der 
vulkanischen  Eruption  am  Metzinger  W^einberg  führte.  Die  Aus- 
füllung der  Kluft  mit  Tuffbreccie  spielte  sich  ab  bei  Beginn  der 
Eruption  durch  aufsteigendes,  nicht  durch  herabstürzendes  oder 
sekundär  eingeschwemmtes  Eruptivmaterial. 

Der  kleine  Tuffgang  ist  nicht  als  eine,  vulkanische  Eruptionen 
bedingende,  tektonische  Spalte  zu  deuten. 

Das  Vorkommen  des  kleinen  Tuöganges  in  nächster  Nähe  einer 
großen  Tuffsäule  führt  in  Verbindung  mit  benachbarten  Klüftungen 
und  kleinen  Störungen  in  dem  von  der  Eruption  am  Metzinger  Wein- 
berg durchschlagenen  Gestein  zu  der  Annahme,  daß  im  Urach — Kirch- 
heimer Gebiet  der  Ausbruch  vulkanischer  Explosionen  erleichtert 
wurde  durch  weitgehende  Zerklüftung  der  über  einem  Magmaherde 
liegenden  —  vielleicht  ziemlich  dünnen  —  Gesteinsdecke. 


Literaturangaben. 

Branco,  W.  :  Schwabens  125  Vulkan-Embryonen.     Stuttgart  1894. 

.,       Über  die  Entstehung  der  vulkanischen  Durchbohrungskanäle  im 
Gebiete  von  Urach.     Diese  Jahresh.  1897.  S.  13—27. 


—     897     — 

Branco  ,  AV. :  Neue  Beweise  für  die  Unabhängigkeit  der  Vulkane  von  prä- 
existierenden Spalten.     N.  Jahrb.  f.  Min.  1898.  I.  175—186. 

Branco,  W.  :  Zur  Spaltenfrage  der  Vulkane.  Sitzungsb.  d.  Berliner  Akad. 
d.  Wiss.     Phys.-math.  Kl.  1903.  S.  1-22  [757—778], 

Daubree,  A.  :  Recherches  experimentales  sur  le  role  possible  des  gaz  ä  hautes 
temperatures ,  doues  de  tres  fortes  pressions  et  animes  d'un  mouvement 
rapide,  dans  divers  phenomenes  geologiques.  Bull.  Soc.  geol.  de  France. 
S.  3.  Vol.  XIX.  1890.  S.  313-354. 

Fraas,  E.  :  Begleitworte  zur  Geognostischen  Spezialkarte  von  Württemberg. 
Atlasblatt  Kirchheim  (Revision)  1898. 

Koken,  E.  :  Geologische  Studien  im  fränkischen  Ries.  X.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
Beil.-Bd.  XII.  1899.  S.  477-534. 

RoTHPLETZ ,  A. :  über  die  Möglichkeit .  den  Gegensatz  zwischen  der  Kon- 
traktions- und  Expansionstheorie  aufzuheben.  Sitzungsb.  d.  Münchener 
Akad.  d.  Wiss.  Math.-phys.  KI.  Bd.  XXXII.  S.  311-325. 


Bücheranzeige. 


Regelmann  C.  Geologische  Übe rsichts- Karte  von  Würt- 
temberg und  Baden,  dem  Elsaß,  der  Pfalz  und  den 
weiterhin  angrenzenden  Gebieten.  Herausgegeben  von 
dem  K.  Württ.  Statistischen  Landesamt.  Maßstab  1  :  600000. 
Format  68  :  68  cm.  Stuttgart  1906.  5.  u.  6.  erweiterte  Auflage. 
Preis  3  Mk. 

Zur  50.  Jahresversammlung  konnte  den  deutschen  Geologen 
bei  ihrem  Zusammensein  am  14.  August  vorigen  Jahrs  in  Tübingen 
die  5.  Auflage  dieser  Karte  über  die  süddeutschen  Gebirge  zum 
freudig  empfangenen  Geschenk  gemacht  werden.  Inzwischen  ist  nun 
schon  die  6.  Auflage  erschienen,  in  welcher  einige  Ungenauigkeiten 
des  vorhergehenden  Drucks  berichtigt  worden  sind.  Dieselbe  ist, 
abgesehen  von  mehreren  sonstigen  Änderungen  bereichert  durch  die 
Einzeichnung  der  Überschiebungslinien  in  den  Säntisketten  und  den 
Allgäueralpen ,  sowie  durch  Beigabe  eines  Textes  über  die  wich- 
tigsten Strukturlinien  Südwestdeutschlands.  Die  Karte  hat  gegen- 
über den  früheren  Auflagen  eine  wesentliche  Erweiterung  gegen 
Westen  bis  zum  Meridian  von  Beifort  erfahren ,  so  daß  wir  auf 
Grund  der  neuesten  Aufnahmen  ein  vollständiges  Bild  des  Rheintal- 
beckens  von  dem  Quellgebiet  des  Doubs  bis  Darmstadt,  des  schwäb. 
Unterlandes,  der  schwäbischen  Alb  mit  ihrer  Fortsetzung  zum  Randen, 
des  Aargau,  der  schwäb.-schweiz.  Molassehochebene  mit  dem  Boden- 
see, im  Süden  der  Kreidezüge  des  Säntis  und  der  Allgäuer  Alpen 
erhalten.  Westlich  schließen  die  Vogesen  mit  dem  Lothringer  Stufen- 
land mit  dem  Westrich  das  Blatt  ab.  Dasselbe  enthält  somit  die 
Pfalz  ganz,  ebenso  das  wichtige  Steinkohlengebiet  der  Saar  bis  zu 
dem  Anschluß  an  die  Taunusquarzite  des  Hoch-  und  Idarwaldes. 
Mit  vorzüglichster  technischer  Ausführung  der  Karte  selbst  verbindet 
sich  eine  überaus  klare  Darstellung  des  geologischen  Aufbaues, 
welche  sich  in  den  Farben  im  allgemeinen  der  internationalen  Skala 
anschließt 


-     399     - 

Der  Rheintalgraben  mit  seinen  beiderseitigen  Horsten  und  ihren 
Anlagerungen,  der  Odenwald,  Hardt  und  die  schwäb.  Alb  treten 
prächtig  hervor.  Die  zahlreichen  Bruchlinien  des  Gebiets,  die  Höhen- 
zahlen über  Normalnull  sind  überall  sorgfältig  nachgetragen.  Ein 
Gebirgsquerschnitt  vom  Hochwald  im  Hundsrück  bis  zum  Allgäu, 
quer  zum  Streichen  der  Schichten  genommen,  also  auf  ca.  440  km 
Länge,  vervollständigt  das  Bild  des  Schichtenaufbaues.  Die  Legende 
der  Schichtenreihe  ist  wesentlich  erweitert  und  nach  den  neuesten 
Auffassungen  namentlich  auch  im  Grund-Gebirge  berichtigt.  Das 
Quartär  ist  durch  Aufnahme  der  4  Eiszeiten  Penk's  ergänzt.  So 
haben  wir  in  der  vorliegenden  sechsten  Auflage  der  Karte  aus  der 
zuverlässigen  Hand  Regelmann's  nicht  nur  eine  vortreffliche  Zu- 
sammenstellung der  neuesten  geologischen  Forschungen  für  Süd- 
westdeutschland, sondern  die  Karte  bedeutet  auch  ein  Lehr-  und 
Anschauungsmittel  ersten  Ranges.  Geologen,  Geographen,  Hydro- 
graphen wie  alle  Naturkundigen  werden  sich  gleichmäßig  für  die- 
selbe interessieren,  aber  auch  für  alle  höheren  Schulen  ist  dieselbe 
von  größtem  Wert  und  wir  können  deren  Verbreitung,  zumal  bei  dem 
geringen  Preis  von  nur  3  Mk. ,  in  weitesten  Kreisen  nur  aufs  an- 
gelegentlichste empfehlen.  Wundt. 


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Inhaltsübersicht. 

Seite 

Inhalt III 

I.  Bericht    über    die    geschäftlichen    Angelegenheiten    und    die 

Sammlungen  des  Vereins VI 

Verzeichnis  der  Mitglieder  nach  dem  Stand  am  1.  Juni  1906     .    XXIX 

II.  Sitzungsberichte LV 

III.  Original-Abhandlungen  und  3Iitteilungeu. 

Enslin,  E. :  iJeudrocoelitin  caraticuvt  Fries.     Mit  Taf.  I 312 

Geyer,  D.:  Beiträge  zur  Vitrellenfauna  Württembergs.    III 189 

Guide,  J. :  s.  Strand. 

Hammer,  E. :    Einwägung   von    Festpunkten    an    der   Linie  Böblingen— 

Lustnau,  Sommer  1902 113 

Hegelmaie r,  F.:  Alchimillen  des  schwäbischen  Jura 1 

H  lieb  er,  Th. :  Synopsis  der  deutschen  Blindwanzen  (Hemiptera  heteroptera, 

Farn.  Capsidae).     IX.  Teil 201 

s.  Strand. 

Kranz,  W. :   Zur  Entstehung  des  Buntsandsteins.     Erwägungen  über  das 

nördliche  Alpenvorland,  Vulkanismus  und  Geotektonik 104 

Pompeckj,  J.  F.:    Eine  durch  vulkanische  Tuffbreccie  ausgefüllte  Spalte 

im  Urach— Kirchheimer  Vulkangebict  der  Schwäbischen  Alb  ....    378 

Strand,  Embr. :  Tropisch-afrikanische  Spinnen  des  Kgl.  Naturalien- 
kabinetts in  Stuttgart 13 

Hüeber,  Th,  und  Guide  J. :  Ausgewählte  Kapitel  aus  O.  M.  Reuter's 

„Revisio  critica  Capsinarium"  als  Beitrag  zur  Biologie  und  Morpho- 
logie der  Capsiden 263 

Werner.  F.:  Zur  Kenntnis  afrikanischer  Mantodeen 378 

Bücheranzeige 398 

Beilagen :  Ergebnisse  der  pflanzeugeographischen  Durchforschung  von  Württem- 
berg, Baden  und  Hohenzollern.il.  Mit  3  Karten.  Bearbeitet  von 
J.   Eichler,   R.  Grad  mann  und  W.  31  ei  gen. 

Verzeichnis  der  mineralogischen ,  geologischen ,  urgeschichtlichen  und  hydro- 
logischen Literatur  von  Württemberg,  Hohenzollern  und  den  angrenzenden 
Gebieten.  IV.    Zusammengestellt  von  E.  Schütze. 


^tAji^J\2. 


'^^   V  Beilage 


JAHRESHEFTE   DES  VEREINS   FÜR   VATERLÄNDISCHE 

NATURKUNDE  IN  WÜRTTEMBERG, 

62.  Jahrg.  1906, 

und 

MITTEILUNGEN  DES  BADISCHEN  BOTANISCHEN  VEREINS. 


Ergebnisse 

der 

pflanzengeographischen  Durchforschung 

von 

Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern. 


II. 

Mit  3  Karten. 


Bearbeitet  von 

J.  Eichler,  R.  Gradmann  und  W.  Meigen. 


Stuttgart. 
190G. 


2.  Die  hochnordisch-subalpine  Gruppe. 

Entsprechend  der  früher  (S.  17)  gegebenen  Definition  fassen 
wir  unter  dem  Namen  der  subalpinen  Gruppe  diejenigen  Arten  zu- 
sammen, deren  Hauptwohngebiet  sich  mit  dem  Krummholzgürtel 
der  Alpen  (in  den  nördlichen  Kalkalpen  ^  etwa  1500—2000  m 
ü.  d.  M.)  ungefähr  deckt.  Diese  Arten  steigen  demnach  im  Gebirge 
weniger  hoch  empor  als  die  eigentlich  alpinen  Pflanzen  (Gruppe  1)  ; 
von  den  montanen  unterscheiden  sie  sich  dadurch,  daß  sie  im 
tieferen  Bergland  an  Häufigkeit  merklich  abnehmen,  so  daß  ihr  Vor- 
kommen daselbst  mehr  nur  als  eine  Ausnahme  von  der  Regel  er- 
scheint. Viele  von  den  subalpinen  Pflanzen  kehren  im  hohen  Norden 
wieder,  gewöhnlich  erst  im  nördlichen  Skandinavien  und  Rußland, 
nur  ausnahmsweise  und  nur  in  erratischem  Vorkommen  auch  schon 
in  der  norddeutschen  Tiefebene.  Diesen  hochnordisch-subalpinen 
Arten  schließen  sich  im  örtlichen  Vorkommen  und  der  Verbreitung 
innerhalb  Süddeutschlands  noch  einige  wenige  rein  hochnordische 
an,  die  dem  Alpengebiet  fehlen  (Älsine  stricta,  Saxifraga  hirculns, 
Stellaria  crassifolla).  Um  nicht  allzu  viele  Unterabteilungen  machen 
zu  müssen,  werden  diese  hochnordischen  Arten  zweckmäßig  mit  den 
subalpinen  zusammengenommen. 

a)  Die  Verbreitung  der  einzelnen  Arten. 
Adenostyles  albifrons  Rchb. 
In  den  Zentral-  und  südeuropäischen  Gebirgen  endemisch  vom 
mittleren   Spanien    und    den   Pyrenäen    bis   Siebenbürgen    und   zum' 
Balkan. 

Im  Alpengebiet  in  Wäldern  an  feuchten,  schattigen  Orten,  be- 
sonders im  Knieholz,  von  1000 — 2100  m  (Bayrische  Alpen  1300 
—2080  m,  Ostschweiz  1000—1800  m,  nie  höher  als  die  Tannen- 
grenze, Wallis  1000 — 2100  m),    mit   den  Bächen    und   in   waldigen 


nicht  „Hochalpeii'',  wie  infolge  eines  Druckfehlers  S.  17  zxi  lesen. 

6 


Schluchten  häufig  tief  herabsteigend.     Auch  im  Jura,  in  den  Hoch- 

vogesen,    im    bayrischen    Alpenvorland,    im    Riesengebirge   und    den 

Glatzer  Schneebergen,  im  Mährischen  Gesenke. 

In   feuchten  Wäldern    durch    den   ganzen  Schwarzwald  und  in 

dessen  Vorland  von  etwa  600 — 1450  m;  außerdem  auf  der  Adelegg. 
OA.  Calw:  Agenbach  [Schüz  in  HV.!;  ders.  Fl.  d.  nördl.  Schwarz- 
waldes 1858;  MK.  1865.] 
OA.  Freudenstadt:    Baiersbronn    [„Wilder    See   b.    d.    Hornis- 
grinde"    Gmelin   in   HV. ! ;    „Kniebis"    Sch.  M.  1834;   Ruhstein 
Walde   1898!;    KE.    1900;    Sankenbachfälle    Gradmann   1902]. 

—  Dietersweiler  [„Lauterbad"  Rösler  1822  in  HV. !;  Sch.  M. 
1834].  — Freudenstadt  [KE.  1900]. —Reinerzau  [MK.  1865]. 

OA.  Nagold:  Fünfbronn-Simmersfeld  [Hermann  1892  in  HV. ! ; 
KE.  1900]. 

OA.  Neuenbürg:  Dobel  [„Zw.  Dobel  und  Kaltenbronn"  HBBV. 
1821].  —  Herrenalb  [Stettner  1900  brfl.].  —  Neuenbürg 
[Waldbach,  Buntsandstein,  500  m,  Zachmann  1884  in  HBBV.]. 

—  Wildbad  [Fleischer  in  HH.  ;   „Wilder  See"  Sch.  M.  1834; 
Schüz  1.  c.  1858;  MK.  1865;  Schlenker  1900  brfl.]. 

OA.  Oberndorf:  Alpirsbach  [Walde  leg.  1898!;    KE.  1900].  — 

Schramberg  [MK.  1882]. 
OA.  Rottweil:  Rottweil  [leg.  Haag!]. 

OA.  Wangen:  Rohrdorf  [„Adelegg"  Sch.  M.  1834].  —  Groß- 
holzleute [„Schwarzer  Grat"  Herter  in  Jh.  1888]. 
Für  die  Fundortsangaben  aus  dem  Albgebiet  (Zollern,  Zeller- 
horn,  Grat  bei  Laufen),  die  von  sonst  vertrauenswürdiger  Seite  mit- 
geteilt wurden,  liegen  keinerlei  Belege  oder  sonstige  Zeugnisse  vor. 
Sie  werden,  falls  keine  neue  Bestätigung  erfolgt,  schwerlich  aufrecht 
zu  erhalten  sein. 

In  Baden  auf  Triften  und  in  lichten  Waldgebüschen  des  Donau- 
und  Wutachtales   und    der  Voralpenregion    des    Schwarzwaldes    vom 
Wehratal    bis   in    die  Gegend    von  Herrenwies    (Döll,    BadFL).     Im 
Schwarzwald  an  verschiedenen  Orten  gemein  (Verz.  1799). 
67:  Oosquellen,  650  m,  ^/a,  Kxetsch. 

68:  Hohloh,    990  m,  '-/i,  Grabendörfer  [HBBV.:    Grabendökfer 
1904].  -  Kaltenbronn  [HBBV.:    Döll  1838.    Gmelin  1808, 
Schüz]. 
73:  Grobbach,    Knetsch    [Frank  1830].    —    Neu  haus  [Frank]. 

—  Plättig    [Frank].  —  Herrenwies  [HBBV.:    Döll  1838. 


—     81     ^ 

Frank].  —  Zw.  Wie denf eisen  und  Sand,  Granit,  feuchte 
Stellen  der  Hochwaldungen,  700— 800  m,  '/s,  Meiek.  —  Hunds- 
bachtal, feuchte  Stellen  der  Hochwaldungen,  Edelmann  [Frank]. 

—  Hochkopf,  1000  m,  Meier.  —  Hornisgrinde,  Bunt- 
sandstein, Hochwald,  1000— 1100  m,  Meier  [Winter  Mitt.  1,141]. 

74:  Forbach,  -/i,  Grabendörfer. 

78:  Allerheiligen,  feuchte  Stellen  der  Hochwaldungen,  Edelmann 

[Frank  1830]. 
83:  Kniebis  [Gmelin  1808,  Zentner,  P'rank,  Schübler  u.  Martens, 
KE.].   —  Hermersberg,  Hochwald,  800m,   V2,  Meigen.  — 
Großer  Hundskopf,  Buntsandstein,  Hochwald,  750—900  m, 
7i,  Meigen. 
88:  Bocksecke  bei  Schapbach,  800  m,   \/2,  Meigen. 
94:  Hornberg  [Kirchner  1880  in  HH.]. 

U9  :  Gschassikopf,  Gneis,  Hochwald,  850 — 960  m,  ^'2,  Meigen 
[Schildknecht  FlFrbg.  1863].  —  Rohrhardsberg,   1150  m, 
2/2,    Meigen   [Goetz  Mitt.  4,239].  —  Hörnleberg,    Buchen- 
hochwald, 850  m,  V2,  Meigen. 
107:  Flaunser,  860  m,   V2,  Linder. 

108:  Kandel,  von  900  m  aufwärts,  Goetz  [Spenner  1826,  Sohild- 
KNECHT  FlFrbg.,  Lauterer].  —  Hirsch  matten  bei  St.  Peter, 
1000  m,   V2,  Linder.   —  Martinskapelle,  1100  m  [Schild- 
knecht  Nchtr.  1862  u.  FlFrbg.]. 
117:  Eduardshöhe  bei  Fr  ei  bürg,  880  m,  Meigen  [Schildknecht 
Nchtr.   1862   u.   FlFrbg.].    —    Schauinsland,  ^2 ,   Neümann 
[HBBV.:    Baümgartner    1882.     Spenner    1826,    Schildknecht 
FlFrbg.,  Lauterer]. 
118:  Ferntobel  bei  Waldau,  ^/s,  Himmelseher.  —  Steig,  ^/2, 
Himmelseher.   —  Hinterwaldkopf,   "I2,  Meigen.   —  Bank- 
gallihöhe,  1200  m,  ^,'2,  Meigen.  —  xllpersbach,  Gebüsch, 
980  m,  i/i,  Meigen.  —  Bisten,  Hochwald,  950— 1100  m,  2/2, 
Meigen.  —  Hinter  zarten,  Himmelseher. 
119:  Engenbach   bei    Schollach,    1000   m,    ".2,    Himmelseher. 

—  Winterberg  beiHammereisenbach,  1000 — 1100m, 
^,'3,  Himmelseher.  —  Bubenbach,  Buntsandstein,  '/2, 
Himmelseher.  —  Fehren  bei  Neustadt,  Gneis,  885  m, 
Vi,  Himmelseher.  —  Hochfirst,  Granit,  1170  m,  ^/a, 
Himmelseher.  —  Neustadt  [Fd.  Brunner  1851].  —  Frieden- 
weiler, Granit,  850  m,   Vi,   Himmelseher. 

6* 


—     82     - 

120:  Brugger  Halde  bei  Bräunlingen  [Engesser.  Neuberger  B. 

1885,  Zahn,  Klein]. 
128:  Kälbelescheuer,  950  m,  V2,  Meigen. 
128/29:  Beleben,  Hochwald,  1100— 1300  m,  -/2,  Meigen  [HBBV. : 

VüLPiüs  1857.   Gmelin  1808,  Hagenbach,  Spenner,  Döll  RhFl., 

Lang,     Schildknecht    FlFrbg. .     Lauterer,     Schneider,    Binz, 

VüLPius  Mitt.  1,282]. 
128/40:  Sirnitz,  Meigen  [Gmelin  1808]. 
129:  Halde,    1150  m,  Meigen.  —  Notschrei,    1120  m,  Meigen 

[Winter  Mitt.  1,310].    —    Schmelzplatz,  900  m,    Meigen. 

—  Trubelsmattkopf,    1200  m,    Meigen.    —  Heidstein, 
1150  m,  Meigen.  —  Wiedener  Eck,  1150  m,  Meigen. 

130:  Rinken,  Hochwald,  1200—1250  m,  2/3,  Meigen.  —  Rufen- 
hütte, 1080  m,  Meigen.  —  Feldberg,  Hochwald  und  Ge- 
büsch, 1200—1450  m,  -U,  Meigen  [Gmelin  1808,  Spenner, 
Schildknecht  FlFrbg. ,  Lauterer  ,  Schneider  ,  Binz  ,  Zahn 
Mitt.  1,399,  Müller  Mitt.  4,228].  —  Bärental,  ^/2,  Himmel- 
seher. —  Herzogenhorn,  -/a.  Linder.  —  Altglashütte, 
970  m,  Meigen.  —  Windgfällweiher,  970  m,  ^/s,  Meigen. 

—  Aha m er  Halde,  Tannenhochwald,  900 — 1000  m,  Meigen. 

—  Falk  au,   ^/2,  Himmelseher. 

131:  Stall  egg,    Steilhang  der  Wutach,   690  m,  Va,   Himmelseher. 

140:  Blauen,  1150  m,  Meigen  [HBBV.:  Yulpius  1859.  Gmelin 
1808,  Hagenbach,  Spenner,  Döll  RhFl.,  Lang,  Schildknecht 
FlFrbg.,  Schneider,  Binz,  Vulpius  Mitt  1,264].  —  Stockberg, 
1050  m,  Meigen  [Gmelin  1808].  —  Kohlgarten,  1050  m, 
Meigen.  —  März  eil,  Neumann  [Gmelin  1808].  —  Zw.  Enden- 
burg und  Malsburg  [Neuberger,  Binz]. 

141:  Hohemuttlen,  1140  m,  ^/s,  Linder.  —  Rohrenkopf, 
1100  m,  V2,  Linder.  —  Dietenschwander  Kopf,  1070  m, 
Vs,  Linder.  —  Steinbtthl,  1100  m,  ^{a,  Linder.  —  St.  Antoni, 
1050  m,  V2,   Linder. 

142:  Todtmoos,  Meigen.  —  Lindau,  Linder.  —  Mutters- 
lehen, Linder.  —  St.  Blasien,  770  m.  Linder. 

143:  Rothaus,  Hochwald,  980  m,  Meigen. 

154:  Bergalingen,  770  m,  V'2 ,  Linder.  —  Strahl  brusch  im 
Murgtal,  620  m.   Vi,  Linder. 

155:  Engelschwand,  960  m,   N2,  Linder. 


—     83     — 

AJnf/€t  pyramidalis  L. 

Fast  durch  ganz  Europa  von  den  Gebirgen  der  Mittelmeer- 
länder bis  Schottland  und  Skandinavien,  ostwärts  bis  zum  Kaukasus, 
zerstreut,  vorzugsweise  in  den  Gebirgen. 

Im  Alpengebiet  auf  Wiesen  und  in  Wäldern  von  900 — 2460  m 
(Bayrische  Alpen  von  1460—2200  m,  Wallis  900—2460  m),  vor- 
zugsweise auf  kalkarmem  Boden;  außerdem  im  Tiefland,  sehr  zer- 
streut (Nordbayern ,  Pfalz ,  Thüringen ,  Rheinlande  ,  norddeutsches 
Tiefland). 

Nur  an  einzelnen  Punkten  des  Schwarzwalds,  der  Rheinebene 
und  neuerdings  auch  im  Gebiet  der  Schwäbischen  Alb  (Beuron) 
nachgewiesen. 

Die  Standortsangaben  Birch  bei  Schaffhausen  (Laffon,  Merklein) 
und  Hangenhof  bei  Bittelbrunn  bedürfen  einer  Nachprüfung. 

Hardthof  zw.  Karlsruhe   und  Rastatt   [Gmelin  1806]. 
81:  Schutterwald  [Schaible  1855]. 
112:  Beuron,  ^/i,  Bertsch. 
127:  Britzingen,  Linder. 

128:  Laufen  [PeterM882.  Klein,  Peter  Mitt.  1,26].  —  Schweig- 
hof, lichte  Waldstellen,  Gneis,  V2 ,  Neuberger  [HBBV.  : 
VuLPius  1867,  1870,  1875.  Vulpius  1867.  Döll  Jbr.  1868, 
Lauterer,  Schill,  Schneider,  Neuberger,  Binz]. 
140:  Haus  Baden,  Granit  [Lang.  Döll  BadFl.  1859,  Schildknecht 
FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,  Klein]. 

Alliuni  iHctorialis  L. 

Zentral-  und  südeuropäische  Gebirge,  Mittel-  und  Nordasien, 
Nordamerika. 

Im  Alpengebiet  an  felsigen  Orten,  zwischen  Geröll,  besonders 
im  Knieholz,  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1400—2080  m,  in  Tirol 
1700—2300  m,  Wallis  1500—2200  m.  Sonst  noch  im  Jura,  in  den 
Hochvogesen,  im  Riesengebirge  und  Mährischen  Gesenke. 

In  Baden  mit  Sicherheit   nur    auf   dem  Kandel    und  Feldberg. 
Die  älteren  Angaben  über  das  Vorkommen  bei  Stühlingen  und  Bodman 
(DFL  1807)  sind  sehr  zweifelhaft. 
108:  Kandel  [HBBV.:  Moser  1865.   Moser- 1865.   Döll  Jbr.  1866, 

Lauterer,  Neuberger].    In  neuerer  Zeit  nicht  mehr  gefunden. 


^  Hauptlehrer  in  Laufen. 
-  Apotheker  in  Waldkirch. 


—     84     — 

IBO:  Feldberg,  Grasbänder,  1450  m,  V2,  Meigen  [HBBV.: 
Sohlatterer1900.  Kienzler^;  wieder  aufgefunden  Schlatterer 
1900.  Spenner  1825,  Döll  RhFL  u.  BadFl.,  Neuberger,  Binz, 
Klein,  Neuberger  Mitt.  4,200,  Müller  Mitt.  4,207]. 

Alsine  stricta  Wahlenb. 

Nördliches  Skandinavien  und  Nordrußland ;  nördliches  Sibirien; 
England;  Albanien.  Im  mittleren  Europa  nur  im  Jura  und  Alpen- 
vorland. 

Auf  den  Hochmooren  des  oberschwäbischen  Moränengebiets. 

OA.  Leutkirch:  Gebrazhofen  [Jung  in  HV.!;  MK.  1882.  — 
Berkheim  [„Eichenberg"  MK.  1865;  desgl.  KE.  1900].  -  Roth 
[Lechler  1869  in  HV.!;  Haug  in  HH.;  MK.  1882].  —  Wurzach 
[Pfanner  in  HH. ;  Gmelin  in  HV.  1851!;  Sch.  M.  1834]. 

OA.  Riedlingen:  Buchau,  Oggelshausen  [Valet  in  HV.  1845! 
und  in  HH.;  Gmelin  in  HV.  1851!;  Troll  in  HV.!;  MK.  1865]. 

OA.  Waldsee:  Dietmans  [Lechler  in  HV.  1869!;   MK.  1882]. 

OA.  Wangen:  Isny  [MK.  1865:  KE.  1900  nach  Lauffer!].  — 
Kißlegg  [Pfanner  in  HH.;  Sch.  M.  1834]. 

125:  Tiefer  Graben  und  Ruhstetter  Gemein  de  ried  bei 
K 1  0  s  t  e  r  w  a  1  d  [S  a  u  t  e  r  m  e  i  s  t  e  r.  Jack  ,  Klein  ,  Jack 
Mitt.  2,384]. 

Aposeris  foetida. 

In  den  zentraleuropäischen  Gebirgen  (Alpen,  Karpathen,  Balkan) 
endemisch. 

Im  Alpengebiet  besonders  auf  Kalk  in  W^äldern  und  im  Knie- 
holz von  800—2000  m  (Bayrische  Alpen  bis  2000  m,  Wallis 
800 — 2000  m)  und  von  dort  ins  Alpenvorland  herabsteigend,  in 
Südbayern  bis  München  und  Augsburg. 

In  Wäldern  ap  einzelnen  Punkten  Oberschwabens  und  angeb- 
lich auch  im  Schwarzwald  gefunden. 

OA.  Calw:    Sommenhardt    [„Kentheim"     Schüz,     Fl.    d.    nördl. 

Schwarzwaldes  1858;  desgl.  MK.  1882]. 
OA.  Biberach:    Birkenhard    [Seyerlen   in  HV. ;   MK.   1882].    — 

Warthausen  [MK.  1882].  —  [„im  Burrenwald"  leg.  Perrot 

18881;  KE.  1900]. 


'  Gärtner    im    botanischen    Garten    zn    Freiburg    i.    Br. .    Gewährsmann 
Spenner's. 


—     85     — 

OA.  Ravensburg:  Baindt    [„im  Weingaitener  Wald"   Hegelmaier 

1887:  Herter  in  Jh.   1888;  KE.  1900]. 
OA.  Riedlingen:    Göffingen  [„am  Bussen"   Valet  1855  in  HV. ! 

und  HH. ;   Sch.  M.  1834;    Gradmann  1902!].    —    Riedlingen 

[Balluf    1824    in   HV. !]     —    Uttenweiler   [Troll    in   HV.!; 

MK.   1865]. 

Athyvitim  alpestre  Nyl. 

Zentraleuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  und  Zentralfrank- 
reich bis  zum  Kaukasus  und  den  Karpathen ;  Gebirge  von  Schottland, 
Skandinavien,  Russisch-Lappland. 

Im  Alpengebiet  besonders  im  Krummholz ,  in  den  Bayrischen 
Alpen  von  1460—1800  m,  Wallis  1200—2400  m.  Außerdem  im 
Jura,  den  Vogesen,  Harz,  Thüringer  Wald,  Frankenwald,  Böhmerwald, 
Erzgebirge,  Riesengebirge. 

Auf  den  höchsten  Erhebungen  des  südlichen  und  des  nördlichen 
Schwarzwalds  bis  zur  Hornisgrinde  und  auf  dem  Schwarzen  Grat. 
OA.  Freudenstadt:  Baiersbronn  [„Ruhestein"  Hegelmaier  1893 

in  HV, ! ;    „Katzenkopf  und  Hornisgrinde"    MK.  1865:    Walde 

1898!]. 
OA.   Wangen:    Großholzleute  [„Schwarzer  Grat"  Herter  in  Jh. 

1888]. 

73:  Hornisgrinde  [HBBV.:  Seubert  1858.    Alex.  Braun.    Döll 

RhFl.  1843  u.  BadFl.,  Klein,  Winter  Mitt.  1,133]. 
108:  Kandel,  Goetz  [Alex.  Braun.    Spenner  1825,  Döll  RhFl.  u. 

BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,    Klein, 

GoETz  Mitt.  4,239]. 
117:  Schauinsland,    ^/a ,   Neuberger  [Spenner  1825,   Döll  RhFl. 

u.  BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,  Klein]. 
128/29:  Beleben,  Gneisfelsen,  1300— 1400  m,   Vs,  Meigen  [HBBV. : 

VuLPius    1857.     Döll   BadFl.    1855,    Schildknecht   Nchtr.    u. 

FlFrbg.,  Schneider,  Binz,  Vulpius  Mitt.  1,284]. 
129:  Stübenwasen,  Schlatterer  [HBBV.:  Schlatterer  1884].  — 

Zw.    dem    Schmelzplatz    und    der    Sch  necke  nwiede 

[Schildknecht  FlFrbg.  1863]. 
130:  Feldberg,    1100—1450  m,  Meigen  [HBBV.:   Frank,  Vulpius 

1857,   Schneyder   1885.     Braun  Flora  1824,   Spenner,   Döll 

RhFl.  u.  BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider, 

Neuberger,  Binz,  Klein,  Zahn  Mitt.  1,400]. 
140:  Blauen  [Neuberger,  Binz,  Klein]. 


Carex  cajyitata  L. 

Nord-  und  Südpolarländer:  Labrador,  Grönland,  Island,  Skandi- 
navien, Finnland,  Halbinsel  Kola,  Nordrußland  bis  Ostsibirien,  Felsen- 
gebirge Nordamerikas;  Argentinien,  Feuerland.  Außerdem  nur  in 
den  Arpascher  Alpen  in  Siebenbürgen,  in  den  Nordtiroler  Alpen  und 
auf  Hochmooren  des  schwäbisch-bayrischen  Alpenvorlands. 

Auf   den   oberschwäbischen  Hochmooren    mehrfach,    nordwärts 
bis  Klosterwald,  Buchau,  Wurzach,  Berkheim. 
OA.  Leutkirch:  Berkheim  [„Eichenberger  Ried"  Valet  inHV.!]. 

—  Roth  [Ducke  1836  u.  1837  inHV.!;  Lechler  Suppl.  1844]. 

—  Wurzach  [Gessler  1861  in  HV. ! ;  Ducke  1837  in  sched. ; 
Lechler  Suppl.  1844]. 

OA.  Riedlingen:    Buchau    [„B.-Oggelshausen"     Troll    in    HV. ! ; 

„i.  Federseeried"  MK.   1865]. 
OA.  Waldsee:    Aulendorf    [Valet    1852    in    HV. !    und    in    HH. ; 

Steudel  1852  in  HV. !;  MK.  1865].   —  Schussenried  [Valet 

in  HV.!;  MK.  1865], 

125:  Tiefer  Graben  und  Ruhstetter  Gemeinderied  bei 
Kloster  wald  [Sautermeister.  Jack  ,  Klein  ,  Jack 
Mitt.  2,384]. 

Carex  frigiäa  All. 
Im   westlichen  Teil   der  Zentral-  und  südeuropäischen  Gebirge 

von  der  iberischen  Halbinsel  und  den  Pyrenäen  bis  zu  den  Apenninen, 

Steiermark  und  Krain ;  Schottland ;  Nordamerika. 

Im    Alpengebiet     mit    Ausschluß     des    östlichsten    Abschnitts 

(Niederösterreich)  an  quelligen  Orten,  in  den  Bayrischen  Alpen  von 

1350—2030    m,    im    Wallis    1500—2560    m.      Außerdem    in    den 

Hochvogesen. 

Im  Gebiet  nur: 

130:  Feldberg,  1350  m,  Meigen  [HBBV.  :  Gmelin  1807,  Döll, 
VuLPius  1857;  Lösch  in  Bänitz  Herb,  europ.  No.  5545.  Gmelin 
1807.  Gmelix,  Spenner,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger, 
ScHiLDKXECHT  FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neuberger,  Binz, 
Klein,  Zahn  Mitt.  1,398,  Müller  Mitt.  4,229]. 

JEnipetrutn  nigru^n  L. 

In  den  Nordpolarländern  sehr  verbreitet:  Grönland,  Spitzbergen, 
arktisches  Sibirien  und  arktisches  Nordamerika;  von  da  südwärts 
bis  Japan,   Altai,   Ural,    durch    die    ganze   skandinavische  Halbinsel 


—     87     — 

und  die  britischen  Inseln  bis  ins  norddeutsche  Tiefland,  wo  die 
Pflanze  auf  Moor-  und  Sandboden  sehr  häufig  ist.  Außerdem  auf 
den  zentraleuropäischen  Gebirgen.  Auch  in  den  chilenischen  Anden, 
auf  Feuerland  und  Tristan  d'Acunha. 

Im  Alpengebiet  vorwiegend  auf  kalkarmem  Heide-  und  Moor- 
boden, besonders  zwischen  Legföhren,  in  den  Bayrischen  Alpen  von 
1690—2050  m,  im  Wallis  1500—2500  m.  Sonst  im  Jura,  Yogesen, 
Eifel,  Rhön,  Harz,  Thüringerwald,  Böhmerwald,  Riesengebirge,  Erz- 
gebirge, Mährischen  Gesenke. 

Im  südlichen  und  im  nördlichen  Schwarzwald  auf  Hochmooren 
und    an   feuchten    Felsen    vom   Feldberg   bis    zum    Wilden   See    bei 
Wildbad. 
OA.  Freudenstadt:     Baiersbronn    [„Kniebis"    Rösler    1826    in 

HV. !;   „am  Wilden  See  am  Katzenkopf"  Gwinner  1851  in  HV.!; 

Gmelin,    Fl.  bad.   H  u.   HI.  1806   u.    1808;     Sch.  M.    1834; 

„Steinmäuerle"  MK.  1865;  „Katzenkopf"  MK.   1882]. 
OA.  Neuenbürg:     Wildbad    [„am    Wilden   See"    Troll,    Valet, 

Gmelin  1864,  Hermann  1892  in  HV. ! ;  Fleischer  in  HH. ;  Kerner, 

Wildbad  1818;  Gradmann  1904!]. 

Feuchte  und  moorige  Stellen  des  höheren  Schwarzwaldes,  be- 
sonders im  nördlichen  Teil  (Verz.  1799). 
68:  Kaltenbronn,  Moor,  "h,  MeicxEn  [HBBV.:  1821,  Schlatterer 

1885,  Zahn  1890.    Gmelin  1808,  Frank,  Döll  RhFl.  u.  BadFl., 

Kirschleger,    Schüz,    Klein,    Kneucker   Mitt.    1,14,    Winter 

Mitt.  1,139,  Schlatterer  Mitt.  4,203]. 
73:  Badener  Höhe  [AI.  Braun.    Döll  RhFl.  1843].  —  Hornis- 

grinde,  Edelmann   [HBBV.;    Döll,   Maus  1888.     Döll  RhFl. 

1843  u.   BadFl,    Kirschleger,    Klein,    Winter   Mitt.  1,137]. 

—    Her  renwies    [Gmelin  1808,    Kirschleger,    Döll   BadFl., 

Klein]. 
78:  Mummelsee  [HBBV.:  Frank]. 
83:  Kniebis    [HBBV.:    Spenner    1822,    Endress.     Gmelin    1808, 

Zentner,  Frank,  Döll  RhFl.  u.  BadFl,  Schübler  u.  Martens, 

Kirschleger,  Kirchner-Eichlek,  Klein]. 
128:.  Beleben,  feuchte  Felsen,  1300—1350  m,  'h,  Meigen.  [HBBV.: 

Vülpius  1864,  1867,  1868.    J.  Vulpius.    Spenner  1826,  Hagen- 

bagh  Spl,  Lang,  Döll  RhFl  u.  BadFl,  Schildknecht  Nchtr. 

u.  FlFrbg. ,   Lauterer,    Schneider,   Neuberger,    Binz,   Klein, 

Vulpius  Mitt.  1,284]. 


130:  Feldberg,  1450  m,  'I2,  Meiüen  [HBBV.  :  Schlatterer  1904 
Perleb  \  Gmelin;  wieder  aufgefunden  Schlatterer  1904. 
Spenner  1826,  DöLL  RhFl.  u.  BadFl.,  Lauterer,  Klein, 
Schlatterer  Mitt.  4,  418]. 

JEpUoMiim  alsinifoliuni  Vill. 

Arktisches  Ostasien,  östliches  Nordamerika,  Kalifornien  (Sierra 
Nevada),  Grönland,  Island,  Lappland,  Halbinsel  Kola.  Europäische 
und  vorderasiatische  Gebirge  von  den  britischen  Inseln  und  der 
Pyrenäenhalbinsel  bis  zum  Kaukasus  und  Persien. 

Im  Alpengebiet  an  Quellen,  Bächen,  auf  feuchtem  Geröll,  in 
Schneegruben,  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1520 — 1750  m,  im 
Wallis  1400 — 2750  m,  selten  tiefer.  Auch  im  Jura,  im  Riesen- 
gebirge und  Mährischen  Gesenke. 

Im  Gebiet  nur  im  südlichen  Schwarzwald: 
128:  Reichen  [Spenner.  Spenner  1829,  Lang,  Döll  BadFl., 
Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neuberg  er,  Binz, 
Klein]. 
130:  Feldberg,  Quellen,  ^/a,  Schlatterer  [HBBV.  :  Frank,  Vulpius 
1857,  1858,  1865,  Schildknecht  1861,  Schlatterer  1884.  Braun 
Flora  1824,  Spenner,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger,  Schild- 
knecht FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein]. 

UjfUobium  anagallülifoUum  Lam. 

Arktisches  Sibirien,  arktisches  Nordamerika,  Felsengebirge, 
Sierra  Nevada  (Kalif.),  Grönland ;  Altai  und  Baikalgebiet ;  europäische 
und  vorderasiatische  Gebirge  von  der  iberischen  Halbinsel  und  den 
britischen  Inseln   bis    zu    den  Karpathen,    Kleinasien  und  Kaukasus. 

Im  Alpengebiet  auf  feuchtem  Geröll ,  an  Quellen ,  in  Schnee- 
gruben, in  den  Bayrischen  Alpen  von  1590 — 2200  m,  im  WalUs 
1800 — 2900  m.  Auch  im  Jura,  in  den  Yogesen,  im  Böhmerwald, 
Riesengebirge  und  Mährischen  Gesenke. 

Im  südlichen  Schwarzwald: 
108:  Hirschmatten  bei  St.  Peter,   1000  m,   ^'2,  Linder. 
110:  Yillingen  [v.  Stengel.     Döll  BadFh  1862,  Zahn]. 


*  Carl  .Julius  Perleb,  geb.  20.  Juni  1794  in  Konstanz,  gest.  11.  Juni 
1845  in  Freiburg  i.  Br.  1815  Professor  am  Gymnasium  zu  Freiburg,  1821 
außerordentl. ,  1823  ordentl.  Professor  der  Naturgeschichte  an  der  Universität, 
1826  Direktor  des  botanischen  Gartens.  (Schreiber,  Dem  Andenken  an  Carl 
Julius  Perleb.) 


-     89     — 

130:  Feldberg,  1300— 1400  m,  quellige  Stellen,  -I2,  Meigen  [HBBV. : 
Frank,  Döll,  Vulpius  1867.  Amtsbühl  er.  DFL  1807,  Spenxer, 
Griesselich ,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger,  Schildknecht, 
FlFrbg. ,  Lauterer,  Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein]. 

Epilohiuni  mitans  Schmidt. 

In  den  zentraleuropäischen  Gebirgen  endemisch :  Pyrenäen, 
Alpen,  Karpathen,  Baranya,  Erzgebirge,  Riesengebirge,  Sudeten, 
Böhmerwald.  Im  Alpengebiet  an  quelligen  Stellen,  auf  feuchtem 
Geröll,  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1520 — 1750  m,  Walhs 
1500-2400  m. 

Im  Gebiet  nur : 
130:  Feldberg,    quellige    Stellen,    1300-1400    m,    ^h,    Meigen 

[HBBV.:   Vulpius  1857,    Schlauerer  1884.     Neüberger,    Bixz, 

Klein]. 

JEpilohmm  trigonuni  Schrank. 

In  den  zentraleuropäischen  und  vorderasiatischen  Gebirgen  von 
den  Pyrenäen  bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Kaukasus  und  bis 
Daghestan  endemisch. 

Im  Alpengebiet  an  feuchten  Stellen,  im  Geröll,  in  Wäldern  liud 
auf  Wiesen ,  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1400 — 1840  m ,  selten 
tiefer,  in  der  Ostschweiz  von  1000  — 2000  m,  im  Wallis  1500— 2400  m. 
Auch  im  Jura  und  der  Auvergne ,  in  den  Vogesen ,  im  Erzgebirge 
und  den  schlesischen  Gebirgen. 

Mit  Sicherheit  nur  vom  höheren  Schwarzwald  bekannt.  Die 
Angaben  über  das  Vorkommen  bei  Immendingen  und  an  der  Rosenegg 
bedürfen  sehr  der  Nachprüfung. 

128/129:  Beleben.     [Fries.    Schneider  1880,  Binz.] 
129:  St.  Wilhelm  [Lauterer  1874,  Neüberger]. 
130:  Feldberg,  schattige  Halden,  ^/s,  Schlatterer  [HBBV.:  Frank, 

Schlatterer    1883.     Braun  Flora  1824,    Spenner,   Döll  RhFl. 

u.     BadFl..     Kirschleger,     Schildknecht     FlFrbg.,     Lauterer, 

Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein]. 

Ermplioritni    alpinwti   L.    {Scirpus  trichophorum 
Asch.  u.  Gräbn.). 
Nordamerika,  Island,  Lappland,  Kola,  arktisches  Sibirien,   süd- 
wärts   durch  Skandinavien    bis   ins   norddeutsche  Tiefland ;    hier    als 
Glazialrelikt  in  Mooren.     Außerdem  in  den  zentraleuropäischen  Ge- 


—     90     — 

birgen  von  den  Seealpen  und  Zentralfrankreich  bis  in  die  Ostalpen 
und  Karpathen. 

Im  Alpengebiet  auf  Moorboden,  in  Tirol  bis  2050,  im  Bernina- 
gebiet bis  2230,  im  Wallis  bis  2200  m.  Auch  im  Jura,  im  ganzen 
Alpenvorland,  im  Böhmerwald,  Thüringer  Wald,  Sudeten. 

Auf  Hoch-  und  Wiesenmooren  im  südlichen  und  mittleren 
Schwarzwald  bis  Triberg,  im  Vorland  des  Schwarzwalds  und  be- 
sonders im  Alpenvorland,  nordwärts  bis  Königsegg,  Schussenried, 
Ummendorf,  Wurzach. 

OA.  Biberach:  Ummendorf  [Seyerlen  in  HV. ! ;  Mk.  1882 ;  Grad- 
mann 1905!]. 
OA.  Leutkirch:    Herlazhofen    [Ellerazhofen  Walde  1902,    brfl.], 

—  Wurzach  [Schübler  1826,  Ducke  1837,  Gessler  1837 
und  1861  in  HV. ! ;  Lingg  1832;  Gradmann  1905!]. 

OA.  Ravensburg:  Waldburg  [„am  Edensbacher  See"  Jung, 
Gmelin  1852  in  HV.I  und  H.  Nat.-Kab. ! ;  MK.  1865].  - 
Wolperts wende  [Vorsee  Gradmann  1905!]. 

OA.  Saulgau:  Altshausen  [Fetscher  leg.!  KE.  1900],  —  Haid 
[Siessen],  Hochberg  [KE.  1900  nach  Mitt.  von  Bertsch].  — 
Pfrungen  [Pfrungener  Ried  Gradmann  1905!].  —  Hoßkirch 
[am  Königseggsee  Gradmann  1905!]. 

OA.  Tettnang:  Eriskirch  [„a.  d.  Schussenmündung"  Sch. M.  1834]. 

—  Meckenbeuren  [„im  Brander  Moos"  Mangold  1871  in  HH.]. 
OA.  Waldsee:  Dietmans  [im  Ried  Gradmann  1905!].  —  Schussen- 
ried [Troll,  Valet,  Lechler  in  HV.!   und  HH. ;   MK.  1865]. 

—  Schweinhausen  [Moore  bei  Appendorf  Gradmann  1905!]. 

—  ünteressendorf  [„Lindenweiher"  MK.  1882;  Gradmann 
1905!].  —  Wolf  egg  [KE.  1900  nach  Mitt.  von  Schupp  und 
König]. 

OA.   Wangen:    Beuren    [am    großen    Murrsee    Gradmann    1905!]. 

—  Emmelhofen  [Rötsee  King  1900,  brfl.].  —  Isny,  Kiß- 
legg  [Lingg  1832;  Sch.  M.  1834].  —  Neutrauchburg 
[Gradmann  1905!].  —  Wangen  [Lingg    1832;  Sch.  M.  1834]. 

109:  Zwischen  Furtwangen  und  Triberg  [HBBV. :  Gmelin  1807, 
Fd.  Brünner.  Gmelin.  Gmelin,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirsch- 
leger, Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger].  — 
Rohrbach  [HBBV.:  Frank  1827,  Neininger.    Frank]. 

118:  Hinterzarten,  880  m  [Neuberger]. 

120:  Hüfingen  [Klein]. 


—     91     — 

121:  Ried  bei  Donaueschingen  [Engesser.  Neuberger  B.  1885, 
Zahn].  —  Sumpfohren  [Fd.  Brunner.  Brünner  1851,  Döll 
BadF).,  Zahn]. 

126:  Burgweiler  Ried,    610  m    [Jack,    Klein,   Jack  Mitt.  2,383]. 

130:  Erlenbruck  bei  Hinterzarten,  Moor,  900  m,  V3,  Meigen 
[Neuberger,  Klein].  —  Feldberg.  Himmelseher  [Schneider 
1880,  BiNZ,  Klein].  —  Schluchseemoor,  900  m,  ^/s,  Meigen 
[HBBY.:  Vulpiüs  1862,  1864.  Vulpius  1862.  Schildknecht 
Nchtr.  u.  FlFrbg. ,  Lauterer,  Schneider,  Neuberger,  Binz, 
Klein.] 

134/146:  Binninger  Ried,  490  m  [Fr.  Brunner  1882,  Meister, 
Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  2,398]. 

137:  Frickinger  Ried,  450  m  [Baur.  Döll  RhFl.  1843  u.  BadFl, 
Höfle,  Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  2,378]. 

138:  lllmensee,  700  m,  H.  Huber  [Döll  BadFl.  1855,  Jack,  Jack 
Mitt.  2,383], 

142:  Finsterlingen,   Vs,  Linder.  —  Oberweschnegg,  '/s,  Linder. 

146:  Egelsee  bei  Thaingen,  450  m,  Eckstein  [HBBV :  Schalch 
1856.    Schalch  ^    Merklein  1861,  Meister]. 

147:  Güttingen  [Hirth.    Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  3,364]. 

148:  Hegne,  400  m  [Hirth.    Jack]. 

149:  Moos  bei  Andelshofen,  460  m  [Höfle  1850,  Döll  BadFl., 
Jack,  Jack  Mitt.  2,370].  —  Litzelstetten  [HBBV.:  Schatz 
1872]. 

154:  Hennenmatt  bei  Rickenbach  [Binz]. 

161:  Heidelmoos  bei  Konstanz,  415  m,  Schlatterer  [HBBV.: 
Schlatterer  1889.  Kirschleger  1852,  Döll  BadFl.,  Jack,  Klein, 
Jack  Mitt.  2,348].  —  Wollmatinger  Ried,  400  m,  'Is, 
Knetsch  [HBBV.:  Preuss  1882]. 

166:  Jungholz,  Moor,  735  m  [Schneidert  Schneider  1880,  Neu- 
berger, Binz]. 

Gyninadenia  alhida  Rich. 
Grönland,  Island,  nördliches  Skandinavien  und  Nordrußland  bis 
Westsibirien.  Zentraleuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  bis  zum 
Balkan  und  von  da  nordwärts  bis  zu  den  britischen  Inseln,  den 
Niederlanden,  Südschweden.  Schleswig-Holstein,  Thüringen,  Erz- 
gebirge, Sudeten,  Karpathen. 


^  .Johannes  Schalch,  Apotheker  in  Schaffhausen. 
^  Verfasser  der  Flora  von  Basel,  183Ü. 


—     92     — 

Im  Alpengebiet  auf  Weiden  und  Matten,  in  den  Bayrischen 
Alpen  von  1140—2130  m,  in  der  Ostschweiz  von  1300—2400,  im 
Wallis  1000 — 2500  m,  öfters  auch  tiefer.  Auch  im  Jura  und  den 
Vogesen,  im  Böhmerwald;  in  West-  und  Mitteldeutschland  bis  ins 
Tiefland  herab. 

Auf    Wiesen    und    Weiden    durch    den    ganzen    Schwarzwald. 
Außerdem  auf  dem  Schwarzen  Grat. 
OA.  Calw:  Calw  [Koch  1890  in  HV. ! ;  KE.  1.900]. 
OA.  Freudenstadt:  Baiersbronn  [„Kniebis"  Schüz  1859  in  HV.!; 

MK.    1865]. 
OA.  Neuenbürg:  Dobel,  Herrenalb  [Gmelin,  Fl.  bad.  HI.  1808]. 
OA.  Wangen:    Großholzleute    [„Schwarzer  Grat"    Herter   1883 
in  HH.;  Gradmann  1890  in  HV. ! ;  Herter  in  Jh.  1888;  Grad- 
mann 1905!]. 

71 :  Mudau,  Eckstein  [Eckstein  1896,  Mitt.  3.366].  —  Mörschen- 

hardt,  Brenzinger   [Klein,  Brenzinger  Mitt.  4,393]. 
62:  Völkersbach    bei   Ettlingen,    Buntsandstein    [v.    Stengel. 
DöLL  BadFl.  1855,  Kneucker,  Klein].  —  Frauenalb  [Gmelin 
1808,  Frank]. 
73:  Zwischen    Herrenwies   und    Hundseck    [Frank   1830].  — 

Breitenbrunnen,  Meier  [Klein]. 
83:  Kniebis  [Hartmann  \     Zentner  1827,  Frank,  Kirschleger, 

Kirchner-Eichler]  . 
99:  Prechtal  [Klein].   —  Rohrhardsberg,   1140  m,  Neuberger 

[Neuberger,  Klein]. 
100:  Triberg     [Döll    BhFl.     1843].     —    Schonacher     Schanze 

[v.  Stengel.     Döll  BadFl.   1855]. 
108:  Kandel    [Spenner   1825,    Döll   Rh.   u.    BdFl. ,    Schildknecht 
FlFrbg.,  Lauterer,  Klein,  Goetz  Mitt.  4,242].  —  Hirschmatten 
1000  m,   V'3,  Linder. 
110:  Zwischen  Überauchen  und  Rietheim  [HBBV.:  v.  Stengel. 

Döll  RhFl.  1843  u.  BadFl.,  Zahn]. 
117:  Schauinsland,   Neuberger  [HBBV.:    Müssen  1877.    Spenner 

1825,  Klein]. 
119:  Waldau,    ^/2,    Himmelseher.    —    Frieden  weil  er,    900   m, 

^/i,  Himmelseher. 
128/29:  Beleben,  Matten  1300—1400  m,  Meigen  [HBBV.:  Frank, 
VuLPius  1860.  1861.  1868.    Gmelin  1808,  Spenner,  Hagenbach, 


Apotheker  in  Kork. 


—  93  -  : 

Lang,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Läuterer, 
Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein,  Vulpiüs  Mitt.  1,283]. 

128/40:  Sirnitz,  Neüberger  [Vulpius.  Schildknecht  FlFrbg.  1863, 
Neüberger,  Binz]. 

129:  Halde  gegen  Wieden  [Spenner  1825,  Döll  BadFl.].  —  Eck 
bei  Stollenbach  [Döll  BadFl.  1855]. 

130:  Spähnplatz  beim  Rinken,  Neüberger.  [Neüberger]. — Feld- 
berg, Matten,  1300—1490  m,  -/s,  Meigen  [HBBV.  :  Gmelin 
1807,  Döll  1839,  1853.  Verz.  1799,  Gmelin,  Spenner,  Döll 
RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer, 
Schneider,  Zahn,  Neüberger,  Binz,  Klein,  Zahn  Mitt.  1,400, 
Müller  Mitt.  4,229].  —  Herzogenhorn  [Schildknecht  Nchtr. 
1862  u.  FlFrbg.]. 

131:  Saiger  Höhe,  980  m,  ^i,  Himmelseher. 

140:  Blauen  [Spenner  1825,  Hagenbach,  Lang,  Döll  RhFl.  u.  BadFl., 
Schildknecht  FlFrbg. ,  Lauterer  ,  Schneider  ,  Neüberger  ,  Binz, 
Klein]. 

Hievaciuni  jjrenanthoides  Vill. 
Grönland,  Schottland,  Skandinavien,    Nordrußland  und  West- 
sibirien.    Zentraleuropäische  Gebirge    von   den  Pyrenäen  bis  zu  den 

Karpathen  und  zum  Kaukasus,  Abruzzen,  Balkan. 

Im  Alpengebiet  auf  Matten  und  Weiden ,    an  Waldrändern ,    in 

den  Bayrischen  Alpen  von  1400—1950  m,  im  Wallis  600— 2200  m. 

Auch  im  Jura ,    in  den  Yogesen ,    im  Riesengebirge  und  Mährischen 

Gesenke. 

Im  Gebiet  nur: 

130:  Feldberg,  1300—1400  m,  Meigen  [HBBV.:  Döll,  Schild- 
knecht 1861,  Vulpius  1875.  Wieland  1823.  Spenner,  Döll 
RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger^  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer, 
Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein,  Goetz  Mitt.  1,15,  Zahn 
Mitt.  1,401,  Müller  Mitt.  4,228]. 

Lonicera  caerulea  L. 

Nördliches  Europa,  Nordasien  und  Nordamerika.  Zentral- 
europäische Gebirge  von  den  Pyrenäen  bis  zu  den  Karpathen  und 
zum  Kaukasus. 

Im  Alpengebiet  im  Voralpenwald  und  im  Knieholz,  auf  sub- 
alpinen Weiden,  in  Südbayern  von  800—2000  m,  im  Wallis  900 
— 2000  m ;  auch  im  Jura  und  im  Bayrischen  Wald ;  im  Alpenvorland 
auf  Wiesen-  und  Hochmooren. 


94 


Nur  im  Algäu: 
OA.  Wangen:    Neutrauchburg    [„Bodenwald    b.    Isny"    Gmelin 
nach  Aufzeichnung  von  Martexs  ;    „Isny"  Klein  in  Jh.  1845; 
ebenda  u.   „Schweinebach"    MK.  1865;   Herter   in  Jh. 

Mtilgediuiu  cdpinum  Cass. 


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Nördliches  Skandinavien  und  nördliches  Rußland  bis  West- 
sibirien; Schottland;  zentral-  und  südeuropäische  Gebirge  von  den 
Pyrenäen  bis  zum  Kaukasus. 

Im  Alpengebiet  in  den  subalpinen  W^äldern ,  in  schattigen 
Schluchten  und  besonders  im  Grünerlengebüsch,    in  den  Bayrischen 


—     95     — 

Alpen  von  1100—1930,  in  der  Ostschweiz  1300—1800  m,  im 
Wallis  1000 — 2000  m.  Auch  im  Jura,  in  den  Vogesen,  Thüringer 
Wald,  Rhön,  Vogelsberg,  Harz,  Fichtelgebirge,  Böhmerwald,  Isar-, 
Riesen-  und  Erzgebirge,  im  Mährischen  Gesenke. 

Im    südlichen,    mittleren   und   nördlichen  Schwarzwald  bis  zur 
Hornisgrinde,  in  feuchten  Wäldern. 

OA.  Freudenstadt:    Freudenstadt     [Haidlex    1838    in    HV. ! ; 

Lechler,    Suppl.   1844].    —    Baiersbronn  [„am  Katzenkopf" 

Schiler  1856  in  HV. ! ;  MK.  1865 ;  Sankenbachfälle  Gradmann 

1902!]. 

Im  Schwarzwald  vom  Süden  bis  zur  Hornisgrinde  [Döll  RhFl. 
1843]. 

73:  Hornisgrinde.  Buntsandstein,  Hochwald.  800  m  und  höher, 
^h,  Meier  [Klein,  Winter  Mitt.  1,141].  —  Hundsbach, 
Edelmann. 
99:  Hörnleberg,  900  m  und  höher,  Goetz.  —  Rohrhardsberg, 
Gneis,  Hochwald,  1100—1150  m,  2/2.  Meigen  [Lauterer  1874, 
Klein,  Goetz  Mitt.  4,239]. 

108:  Kandel,  900—1200  m,  Goetz  [Klein,  Goetz  Mitt.  4,242].  — 
Martinskapelle,  1100  m  [Schildknecht.  Schildknecht 
Nchtr.  1862  u.  FlFrbg.,  Lauterer.  Klein]. 

111:  Hirschhalde  bei  Dürrheim  [Winter.  Neuberger  B.  1885, 
Zahn,  Winter  Mitt.  1,41]. 

117:  Brombergkopf,  580  m,  ^2,  Schlatterer  [HBBV.:  Schlatterer 
1885.  Klein,  Klotz  Mitt.  1,302].  —  Schauinsland,  Linder. 
[Spenner  1826,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Klein]. 

118:  Höllental  [Schildknecht  Nchtr.  1862  u.  FlFrbg.].  —  Nessel- 
lache, Hochwald,  1000  m,  ^/ 2,  Meigen.  —  Kaiserwachtfelsen, 
Linder.  —  Steig,  7'-^?  Himmelseher.  —  Hinterzarten,  Himmel- 
seher. —  Bisten,  Hochwald,  950 — 1100  m,  ^,2,  Meigen.  — 
Bankgallihöhe,  Hochwald,  1200  m,  -/s.  Meigen. 

119:  Waldau,  7»,  Hbevielseher.  —  Schollach,  -/s,  Himmelseher.  — 
Winterberg  bei  Hammereisenbach,  ^2,  Hbimelseher.  — 
Langenordnach,  ^Is,  Himmelseher.  —  Bubenbach,  Bunt- 
sandstein, 7^1  Himmelseher.  —  Frieden weiler,  ^'2,  Himmel- 
seher [Stehle  1865.  Zahn,  Klein].  —  Neustadt,  Gneis, 
850 — 950  m,  ^,3,  Himmelseher.  —  Schlegelsloch  bei  Saig, 
920  m.   V2,  Hbimelseher. 

120:  Wolfbühl    bei   Hüfingen   [Stehle    1853.    Döll   Jbr.   1868, 


—     96     — 

Stehle,  Zahn,  Klein].  —  Schellenberg  bei  Hü  fingen 
[Stehle  1865.    Döll  Jbr.  1868,  Stehle,  Zahn,  Klein]. 

128/29:  Beleben,  1200—1300  m,  Hochwald  ^/s,  Meigen  [HBBV.  : 
Vulpiüs  1857,  1861,  1871.  Gmelin  1808,  Spenner,  Hagenbach, 
Lang,  Döll  BadFl.,  Schildknecht  FlPrbg.,  Lauterer,  Schneider, 
Binz,  Klein,  Vulpius  Mitt.  1,283]. 

129:  Schmelzplatz,  900  m,  Meigen.  —  Halde,  1150  m,  Meigen.  — 
Notschrei  1120  m,  Meigen  [Winter  Mitt.  1,310].  —  Trubels- 
mattkopf, 1200  m,  Meigen.  —  Wiedener  Eck,  1150  m, 
Meigen.  —  Heidstein,  1150  m,  Meigen. 

130:  Rinken,  Tannenhochwald,  1200-1250  m,  Meigen.  —  Für- 
satz, 1130  m,  Meigen.  —  Feldberg,  Hochwald,  1200— 1400  m, 
'^/s,  Meigen  [HBBV.:  Thiry  1851.  Gmelin  1808,  Spenner, 
Hagenbach,  Döll  BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg. ,  Lauterer, 
Schneider,  Binz,  Klein,  Zahn  Mitt.  1,399,  Müller  Mitt.  4,207 
u.  228].  —  Bärental,  Himmelseher.  —  Erlenbruck,  900  m, 
Meigen.  —  Herzogenhorn,  ^,'3,  Linder  [Schildknecht  Nchtr. 
1862  u.  FlFrbg.].  —  Altglashütte,  ^/s ,  Himmelseher.  — 
Wind  gfäll  weih  er,  970  m,  Meigen.  —  Aha  m  er  Halde, 
1000  m,  Meigen. 

131:  Hör  nie  bei  Rötenbach,  Granit,  850  m,  Himmelseher. 

140:  Blauen  [Hagenbach  1834,  Lang,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg., 
Schneider,  Binz,  Klein,  Vulpius  Mitt.  1,264]. 

142:  Lindau,  Linder.  — Mutterslehen,  Linder.  —  St.  Biasien, 
770  m.  Linder. 

Pinus  montana  Mill. 

In  den  zentral-  und  südeuropäischen  Gebirgen  endemisch  von 
Spanien  und  den  Pyrenäen  bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Balkan. 

Im  Alpengebiet,  besonders  in  den  Kalkalpen,  in  Knieholzform 
ausgedehnte  Bestände  bildend  in  der  Nähe  der  Waldgrenze,  in  den 
Bayrischen  Alpen  von  1400—2200  m,  im  Wallis  von  900—2100  m,  im 
Unterengadin  bis  2400  m ;  außerdem  auf  Hochmooren  und  hier  bis  tief 
ins  Vorland  herabsteigend.  Auch  im  Jura,  im  Böhmerwald,  Erzgebirge, 
Isar-  und  Riesengebirge.  Sonst  sehr  häufig  angepflanzt  und  verschleppt. 

Auf  Hochmooren ,  selten  auch  an  trockenen  Abhängen  im 
Schwarzwald,  nordwärts  bis  zum  Wilden  See  bei  Wildbad,  meist  in 
Knieholzform,  in  den  Unterarten  F.  uncinata  und  P.  pumilio.  Außer- 
dem im  Alpenvorland,  ausschließlich  auf  Hochmooren  und  wohl  nur 
die  Unterart  P.  uncinata   (var.  rostrata  und  rotunäata)  ^   teils  hoch- 


-     97     — 

stämmig  (3 — 5  m),  teils  in  kurzschäftiger  Baumform,  oft  kaum 
20  cm  hoch,  aber  mit  deutlichem  Hauptstamm ,  nur  ausnahmsweise 
mit  typischer  Kniebildung.  (Über  die  Formen  der  Pimis  montana 
vergl.  AscHERsoN  u.  Gräbner,  Synopsis  der  mitteleuropäischen  Flora  I. 
1896-1898,  S.  224  ff.  C.  Schröter,  Das  Pflanzenleben  der  Alpen 
1904,  S.  74  ff.) 

OA.  Calw:  Hirsau  |Würm  in  „Aus  dem  Schwarzwald"  1897J.  — 
Oberreichenbach  [Torfstich  Gradmaxx  1904!]. 

OA.  Freudenstadt:  Baiersbronn  [„Wilder  See  am  Katzenkopf" 
GwiNXER  1851  in  HV. !;  „arn  Katzenkopf"  und  „am  Kniebis" 
Fleischer  in  HH.;  Kerner,  Bäume  und  Gesträuche  Württem- 
bergs, 1783;  G.MELix.  Fl.  bad.  1808  usw.  Kniebis,  Wildsee 
Gradmanx  1902!].  —  Huzenbach  [Großhahnberg  Gradmann 
1903!].  —  Klosterreichenbach  [A.  Braun  in  Bot.  Ztg. 
1834;  MK.  1865]. 

OA.  Neuenbürg:  Wildbad  [„Wildsee  b.  Wildbad"  Gmelin  1864 
in  HV.!;  Kerner,  Wildbad  1832;  Gradmann  1903!]. 

OA.  Biberach:  üramendorf  [MK.  1882;  Gradmann  1905!]. 

OA.  Leutkirch:  Berkheim  [„Eichenberg"  Calwer,  Württembergs 
Holz-  und  Straucharten,  1853].  —  Wurzach  [Sch.  M.  1834; 
Gradmann  1905!]. 

OA.  Ravensburg:  Waldburg  [Hochmoor  bei  Edensbach  Gradmann 
1902!].  —  Wolpertswende  [Vorsee  und  Dornachried  Grad- 
mann 1905!]. 

OA.  Riedlingen:  Buchau  [KE.  1900;  Bertsch  in  Kneucker's  Allg. 
botan.  Zeitschr.  Jg.  1906].  —  Moosburg  [Federseeried  Grad- 
mann 1905!]. 

OA.  Saulgau:  Pfrungen  [im  Pfrungener  Ried  große  Bestände 
Gkadmann  1905!]. 

OA.  Waldsee:  Dietmanns  [MK.  1865;  Gradmaxx  1905!].  — 
Eberhardzeil   [Moor  auf  dem  Hochgeländ  Gradmaxx  1905!]. 

—  Haidgau  [Wurzacher  Ried  bei  Wangen  Gradmann  1905!]. 

—  Schussenried  [Lechler  in  HV. ! :  MK.  1865].  —  Schwein- 
hausen [„Wettenberg"  MK.  1882;  Moore  bei  Appendorf  und 
auf  dem  Hochgeländ  Gradmann!].  —  Wolfegg  [KE.  1900  nach 
Mitt.  von  Schupp].  —  Beuren  [Taufachmoos  Gradmanx  1905!]. 

OA.  Wangen:  Isny  [„im  roten  Moos"  Gmelin  1863  in  HV ! ; 
Sch.  M.  1834;  Gradmann  1905!].  —  Neutrauchburg  [Grad- 
mann 1905!].  —  Rohrdorf  [Gradmann  1905!].  —  Sommers- 

7* 


—     98     - 

ried   [Arrisriedmoos  Gradmann  1905!;  Laiitersee  „im  Schwendi- 
moos  bei  Kißlegg''   KE.  1900  nach  Mitt.  von  König]. 

Moore    des    höheren   Schwarzwalds    von    Jungholz   bis    Kalten- 
bronn,  nur  selten  unter  900  m  hinabsteigend. 

62:  Freiolsheim  [AI.  Braun.    Döll  RhFI.  1843  u.  BadFl.]. 
68:  Kaltenbronn,  Hochmoor,  900  m,  ^/s,  Meigen  [Gmelin  1808, 

Frank,  Döll  RhFI.  u.  BadFl.,  Kirschleger]. 
73:  Hornisgrinde,  Meier  [Frank  1830,  Schübler  und  Marxens, 
Döll  RhFL  u.  BadFl,  Winter  Mitt.  1,134].  —  Badener  Höhe, 
Knetsch.  —  Seekopf,  ^jz,  Knetsch.  —  Herren  wies  [Gmelin 
1808,    Döll  RhFI.,    Kirschleger].    —  Mehliskopf,    Graben- 
dörfer [HBBV.:  Maus  1890]. 
78:  Melkereikopf,  Meier.  —  Alts  teigers  köpf,   Meier. 
83:  Kniebis,    Oltmanns    [Gmelin    1808,    Zentner,    Frank,    Döll 
BadFl.,    Kirschleger,    Kirchner-EichlerJ.    —    Glaswaldsee 
[Döll  BadFl.  1855]. 
99:  Selbig,  600  m,  V>,  Knetsch. 

100:  Blinder  See  bei  Triberg,  Hochmoor.   1000  m,   \3,  Meigen. 

108:  St.  Peter  [AI.  Braun.  Döll  BadFl.  1855.  Schildknecht 
FlFrbg.]. 

110:  Übe  rauchen  er  Moor,  755  m,  Neuberger  [HBBV.:  Schatz 
1887,  Neuberger.    Stocker^    Döll  BadFl.   1855,  Zahn]. 

111:  Dürrheim  [Winter  Mitt.  1.37]. 

118:  Steig,  Moor,  1000  m,  -/s,  Himmelseher.  —  Hinterzarten, 
Moor,  880  m,  -/a,  Meigen  [HBBV.:  Vulpius  1861.  Spenner 
1826,  Schildknecht  FlFrbg.]. 

119:  Lauleshof  bei  Schollach,  Moor,  950  m,   ^/s,  Himmelseher. 

130:  Feldberg,  Hlmmelseher  [Spenner  1826,  Kirschleger,  Döll 
BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Schneider].  —  Bärental  [Spenner 
1826,  Döll  RhFI.,  Schildknecht  FlFrbg.].  —  Erlenbruck, 
Moor,  900  m,  Vs,  Meigen  [Spenner  1826,  Döll  RhFI.].  — 
Titi.seemoor.  Oltmann.s  [Döll  RhFI.  1843].  —Rotes  Meer, 
Moor,  970  m,  V.s,  Meigen.  —  Schluchseemoor,  900  m,  V», 
Meigen  [HBBV.:  Vulpius  1862.  Vulpius.  Schildknecht  FlFrbg. 
1863,  Schneider,  Neuberger,  Binz]. 

142:  Bernau  [Spenner.    Spenner  1826.  Döll  RhFI.,  Schildknecht 
FlFrbg.].  —  ünteribach,  "/a,  Linder.   ~  Oberweschnegg, 
^/s.  Linder.  —  Finsterlingen,  ^/s,  Linder. 
'  Prakt.  Arzt  in  Hilzingtu. 


-     99     — 

154:  Zwischen    Jungholz    und    Willaringen,     ^'3 ,    Linder 

[Christ.    Schneider  1880J. 
166:  Jungholz,  Neuberger  [Neuberger,  Binz,  Linder  Mitt.  4,327]. 

JPii'us  chaniaeniespilus  DC. 

In  den  zentral-  und  südeuropäischen  Gebirgen  endemisch,  von 
Spanien  und  den  Pyrenäen  bis  zu  den  Karpathen   und  zum  Balkan. 

Im  Alpengebiet,  besonders  auf  Kalk  und  vorzugsweise  im  Knie- 
holz in  Gesellschaft  der  Alpenerle  und  Alpenrose,  in  den  Bayrischen 
Alpen  von  1400 — 1850  m,  zuweilen  auch  tiefer,  in  den  Appenzeller 
Alpen  von  1450—2000  m,  im  Wallis  von  1500—2000  m.  Auch  im 
Jura,  in  den  Vogesen,  im  Riesengebirge. 

Nur  im  südhchen  Schwarzwald,  an  felsigen  Abhängen: 

118:  Alpersbach.  1000  m  [HBBV.:  Neuberger  1901]. 

130:  Feldberg,  1400-1450  m,  -/i,  Meigen  [HBBV.:  Gmelin  1807, 
Frank,  Vulpiüs  1857,  1864,  Kübler.  Gmelin  1807.  Gmelin 
DFL,  Spenner,  Döll  RhFl.  u.  BadFl,  Schildknecht  FlFrbg., 
Lauterer,  Schill,  Schneidj:r,  Neuberger,  Binz,  Klein,  Zahn 
Mitt.  1,400]. 

Rhododendron  femigineuni  L. 

In  den  zentral-  und  südeuropäischen  Gebirgen  endemisch,  von 
den  Pyrenäen  bis  zu  den  Ostalpen  und  Karpathen,  auch  in  den 
Apenninen. 

Im  Alpengebiet  im  Voralpenwald  und  bis  über  die  Baumgrenze 
hinaus,  in  Gesellschaft  der  Legföhre  und  Alpenerle  vorzugsweise  auf 
feuchtem ,  humosem  Boden  und  in  schattigen  Nordlagen ,  in  den 
Bayrischen  Alpen  von  1690 — 2030  m,  im  Salzkammergut  von  1300 
— 1950  m,  im  Säntisgebiet  und  den  St.  Galler  Alpen  von  1500 — 2100  m, 
im  Wallis  von  1200—2700  m,  auf  Hochmooren  in  Tirol,  Südbayern 
und  der  Schweiz ,  häufig  auch  tiefer  herabsteigend.     Auch  im  Jura. 

Nur  in  einzelnen  Hochmooren  des  Algäus: 

OA.  Leutkirch:  Gebrazhofen    [Engerazhofen  Schweizer  1897  in 

HV.!;  KE.  1900]. 
OA.  Wangen:  Großholzleute  [„a.  d.  Kugel"  Rieber  in  Jh.  1897]. 

— •  Sommersried     [Lautersee     „im   Schwendimoos"    Lingg  in 

HV.!;  Ducke  1860  in  HV!;  Lingg  1832;  Sch.  M.  1834;  Rieber 

in  Jh.   1897]. 


-     100     - 

Hihes  xtetraeuni  Wulf. 

Zentraleuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  bis  zu  den 
KarpatheK  und  zum  Balkan ;  Kaukasus,  Turkestan,  Himalaya,  Sibirien 
bis  zum  Amur. 

Alpengebiet  im  Voralpenwald  und  im  alpinen  Weidengebüsch 
bis  über  die  Baumgrenze,  im  Unterengadin  bis  2280  m,  im  Wallis  von 
500—2000  m,  in  den  W^aadtländer  Alpen  und  im  Berner  Oberland 
bis  2000  m ,  im  Kt.  Glarus  bis  1900  m.  Auch  im  Jura ,  in  den 
Vogesen,  auf  dem  Glatzer  Schneeberge,  im  Isergebirge,  Riesengebirge 
und  Mährischen  Gesenke. 

Nur  im  südhchen  Schwarzwald: 
118:  Breitnau,  Neuberoer.    [Neuberger,  Klein].  —  Zwischen 
Post h aide    und    Alpersbach,    900   m,    ^i ,    Meigen.    — 
—  Zwischen  dem  Hanseiehof  und  der  Bankgallihöhe, 

^/l  ,     SCHLATTERER     [HBBV.  :    SCHILDKNECHT    1863,     SCHLATTERER 

1882.  Sickenberger  1862,    Döll  Jbr.  1863,    Schildknecht 
FlFrbg. ,  Lauterer,  Neuberger,  Klein.    —   Hirse hsprung, 
600—700    m,    ^'3,    SCHLATTERER    [GoETz    1884.     Neuberger, 
Klein,  Goetz  Mitt.  1,107]. 
130:  Feld  her  g  [Neuberger,  Binz,  Klein]. 

Riunex  alpimis  L. 

Zentral-  und  südeuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  und 
Zentralfrankreich  bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Balkan,  Kaukasus, 
Armenien. 

Alpengebiet  an  feuchten  Stellen,  auf  nährstoffreichem  Boden, 
mit  Vorliebe  an  den  Lagerplätzen  des  Viehs  und  in  der  Umgebung 
der  Sennhütten,  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1250—2050  m,  im 
Wallis  1000 — 2550  m.  Auch  in  den  Vogesen,  im  Erzgebirge,  Riesen- 
gebirge und  Mährischen  Gesenke. 

Nur  im  südlichen  Schwarzwald : 
108:  Kandel,   Neuberger   [Spenner  1826,    Döll  RhFl.  u.  BadFl., 

Schildknecht  FlFrbg.,    Lauterer,    Neuberger,    Klein,  Goetz 

Mitt.  4,242]. 
117:  Schauinsland,   Neuberger   [Spenner   1826,  Döll  RhFl.  u. 

BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,  Klein]. 
118:  Hanseiehof  bei  Alpersbach,  ^2,  1150  m,  Himmelseher.  — 

Bankgallihöhe,  Knetsch. 
128:  Beleben,  Neuberger  [Spenner  1826,  Hagenbach  Spl,  Döll 


—     101     — 

RhFl.  u.  BadFL,  KirschleCtEr,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer, 
NeuberctER,  Bixz,  Klein]. 
130:  Fürsatz,  ^/a ,  1130  m,  Hddielseher.  —  Feldberg,  Vieh- 
hütten, 1250—1400  m,  -,3,  Meioen  [HBBV.:  Frank,  Döll, 
VuLPius  1857.  Aberle.  Yerz.  1799,  Gmelin,  DFL,  Spenner, 
Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger,  öchildknecht  FlFrbg., 
Lauterer,  Neüberger,  Binz,  Klein,  Winter  Mitt.  1,311,  Zahn 
Mitt.  1,399]. 

Hiunejc  arifölius  All. 

Zentral-  und  südeuropäische  Gebirge :  Alpen.  Mts.  Dores,  Jura, 
Vogesen,  Thüringer  Wald,  Harz,  Böhmerwald,  Riesengebirge, 
Mährisches  Gesenke  .  Karpathen  ,  Siebenbürgen  ,  westlicher  Balkan, 
Gebirge  von  Italien  und  Korsika.  Vielleicht  -nur  Hochgebirgsform 
von  Rumex  acetosa. 

Alpengebiet  auf  Alpenwnesen  und  im  Krummholz,  Baj'rische 
Alpen  von  1100—2270  m,  WaUis  1000—2400  m. 

Im  südlichen  Schwarzwald  verbreitet,  im  mittleren  und  nörd- 
lichen nur  vereinzelt. 

73:  Hornisgrinde,  Schlatterer  [Klein]. 

99:  Tafelbühl,  Buchenhochwald,  1000  m,  V2,  Meigen.  —  Fahrn- 

wald,  Hochwald,  1150  m,   V2,  Meigen. 
108:  Kandel,  1000—1200  m,  Knetsch  [Schildknecht  FlFrbg.  1863, 

Lauterer,     Goetz    Mitt.    4,242].    —    Hirschmatten    bei 

St.  Peter.  1000  m.  Linder. 
117:  Schauinsland,  Linder  [HBBV.:  Thiry  1857,  Spenner  1826, 

Schildknecht  FlFrbg.,   Lauterer]. 
118:  Nessellache,  Hochwald,  1000  m,   Meigen.  —  Breitnau, 

Linder.    —   Bankgallihöhe,    1200  m,    Meigen.  —  Bisten, 

Hochwald,  950 — 1100  m,  Meigen. 
128:  Kälbelescheuer,    950   m,    V« ,    Meigen.    —    Stuhlkopf, 

Buchenhochwald,  980  m,  ^/i,  Meigen. 
128/129:  Beleben,  Hochwald,  1100— 1300  m,  73,  Meigen  [HBBV. : 

Frank,    Lang,    Loudet,  Vulpius  1857.    Spenner  1826,    Lang, 

Döll  RhFl.  u.  BadFI.,  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Klein, 

Vulpius  Mitt.  1,282]. 
128/140:  Sirnitz  [J.  Vulpius.    Hagenbach  1821]. 
129:  Notschrei,    1120  m,    Schlatterer  [Winter  Mitt.   l,310j.  — 

Trubelsmattkopf,  1200  m,    Meigen.  —  Wiedener  Eck, 

1150  m,  Meigen.  —  Heidstein,  1150  m,  Meigen. 


—     102     - 

130:  Fürsatz,  1130  m,  Meigen.  —  Spähn  platz  beim  Rinken, 
1240  m,  Meigen.  —  Feldberg,  Hochwald,  '/a,  Meigen  [HBBV.  : 
Gmelin,  Vulpius  1864.  Spenner  1826,  Döll  RhFi.  u.  BadFL, 
Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer,  Klein,  Zahn  Mitt.  1,399].  — 
B  ä  r  e  n  t  a  1 ,  Himmel  seher. 

140:  Blauen  [F.  Nees^  Hagenbach  1821,  Spenner,  Lang,  Döll 
RhFl.  u.  BadFL,  Schildknecht  FlFrbg.,  Klein].  —  Nonnen- 
matt weih  er,  Waldrand,  900  m,  V2,  Meigen  [HBBV.:  Lang. 
Döll  BadFl.  1859,  Klein].  —  Kohlgarten  [HBBV.:  Lang. 
Döll  BadFI.  1859,  Schildknecht  FlFrbg.]. 

Saxifraga  hirculus  L. 

Arktisch-zirkumpolar :  Island,  Spitzbergen,  Nowaja  Semlja, 
arktisches  Skandinavien  und  Rußland  bis  Ostsibirien ,  arktisches 
Nordamerika.  Südwärts  in  Asien  durch  die  zentralasiatischen  Ge- 
birge, Zentralchina,  Tibet,  Himalaja,  Kaschmir ;  in  Nordamerika  auf 
dem  Felsengebirge;  in  Europa  auf  den  britischen  Inseln,  durch 
Skandinavien  und  Rußland  bis  in  die  norddeutsche  Tiefebene,  wo 
die  Pflanze  als  Glazialrelikt  auf  Mooren  nicht  selten  ist;  im  Alpen- 
gebiet nur  von  Piemont  bekannt,  aber  ziemlich  verbreitet  auf  den 
Hochmooren  des  Jura  und  des  Alpenvorlands. 

Nur  auf  Hochmooren  des  südlichen  Alpenvorlands  bis  Pfullen- 
dorf,    Klosterwald,    Pfrungener    Ried,    Buchauer    Ried,    Wurzacher 
Ried.  Rot. 
OA.  Leutkirch:  Leutkirch  [Sch.  M.  1834;  Lechler  Suppl.  1844]. 

—  Roth  a.  d.  R.  [„Unterzell"  Lechler  1868  in  HV.!;  Lechler 
Suppl.  1844].  —  Tannheim  [MK.  1882].  —  Wurzach 
[Valet  1858  und  Gessler  1861  in  HV. ! ;  Sch.  M.  1834; 
Lechler  Suppl.  1844]. 

OA.  Riedlingen:  Buchau  [Valet,  Lechler,  Troll,  Gmelin  1851 

in  HV.!;  Valet  in  HH. ;  MK.  1882.] 
OA.  Saulgau:  Pfrungen  [Fetscher  leg.  1880!;  KE.  1900]. 
OA.  Waldsee:    Dietmanns    [Lechler   Suppl    1844;    MK.    1865]. 

—  [„Wolfsbrunnen"  MK.   1865]. 

OA.  Wangen:  Immenried  [KE.  1900  nach  Mitt.  von  Schupp]. — 
Neutrauchburg   [„Isny  i.  d.  Wiesen  zwischen  Schweinebach 

'  Friedrich  Ludwig  Xees  von  Esenbeck,  geb.  auf  dem  Reichenberg 
im  Odenwald,  gest.  12.  Dez.  1837  in  Hyeres.  Seit  1822  Professor  der  Phar- 
mazie in  Bonn.  Genera  plantarnm  florae  Germaniac.  1833—1860,  nach  Nees" 
Tode  von  Spenner  fortgesetzt. 


--     103     — 

und  Dorenwaicr'   Gjielin    nach  Aufzeichnung  von  v.  Marxens  ; 

ebenda  MK.  1865;   „Schweinebach"  KE.   1900]. 
125:  Taubenried  bei  Pfullendorf,  H.  Huber  [HBBV. :  v.  Stengel. 

HÖFLE  1850,  DöLL  BadFl.,  Klein,  Jack  Mitt.  2,383]. 
125/37:  Tiefer  Graben  und  Ruhstetter  Gemeinderied    bei 

Klosterwald  [Sautermeister.    Klein,  Jack  Mitt.  2,385]. 

Saxifraga  rotundifoUa  L. 

Zentral-  und  südeuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  und 
Cevennen  bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Balkan ,  Kaukasus, 
Armenien,  südwärts  bis  Zentralspanien,  Sizilien,  Balkanhalbinsel  bis 
zum  Olymp  und  Pindus,  Kleinasien. 

Alpengebiet  an  feuchten ,  moosigen  Stellen ,  in  Wäldern ,  an 
schattigen  Felsen  und  besonders  im  Knieholz,  in  den  Bayrischen 
Alpen  von  975 — 2100  m,  zuweilen  auch  tiefer,  im  Säntisgebiet  von 
800  m  an,  selten  über  der  Holzgrenze  bis  mehr  als  2000  m,  im 
WalHs  800—2000  m.     Auch  im  Jura. 

OA.  Wangen:  Großholzleute  [Quelle  am  Schwarzen  Grat,  Argen- 

fälle,  Riedholz:    Gbadmann  1890  in  HV. !  ;    ders.  in  Jh.  1892]. 

—  Rohrdorf    [Adelegg    bei   Eisenbach    v.   Marxens   1832   in 

HV.!;    Gjielin   1863    in   HV. ! ;    Lingg    1832;    Sch.  M.    1834; 

MK.  1882]. 

Sediini  anniiimi  L. 

Grönland,  Island,  Skandinavien,  Nordrußland  bis  Westsibirien. 
Zentraleuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  und  Cevennen  bis  zu 
den  Karpathen  und  zum  Balkan,  Kaukasus,  südwärts  bis  zur  Sierra 
Nevada  und  bis  Thrazien. 

Alpengebiet  an  Felsen ,  besonders  auf  Granit ;  in  den  Algäuer 
Alpen  von  1400—1900  m,  im  Wallis  von  600—2800  m.  Auch  in 
den  Vogesen. 

Im    südlichen    Schwarzwald    an    Felsen    und    Mauern    ziemlich 
verbreitet : 
99:  Elztal    [Neuberger].    —    Nieder  winden.    Maier    [Goetz 

Mitt.  4,241].  —  Ober  winden.  Maier.  —  Elzach,  Maier.  — 

Yach  [Lauterer  1874,  Goetz  Mitt.  4,239]. 
117:  Ebnet  [Spenner.    Döll  BadFl.  1862,  Schildkencht  FlFrbg., 

Lauterer,  Neuberger,  Klein].  —  Oberried  [HBBV.:  Schlatte- 

rer  1883]. 
118:  Höllental  [Döll  RhFl.  1843  u.  BadFl.,  Schildknecht  FlFrbg., 


—     104     — 

Lauterer,  Neüberger,  Klein,  Winter  Mitt.  1,317].  —  Falken- 
steig [HBBV.:  Thiry  1850].  —  Hirschsprung,  600  m, 
Meigen.  —  Alpersbach  [Döll  BadFl.  1862,  Schildknecht 
FIFrbg.]. 

128/129:  Belchen[HBBY.:  VuLPiusl857.  Hofmeister^  Hagenbach 
1821,  Lang,  Döll  RhFl.  u.  BadFl.,  Kirschleger,  Schildknecht 
FIFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein,  Vulpius 
Mitt.  1,283]. 

129:  St.  Wilhelm  [Döll  BadFl.  1862,  Schildknecht  FIFrbg., 
Lauterer].  —  Münstertal  [Döll  BadFl.  1862,  Schildknecht 
FIFrbg.,  Klein].  —  Scharfenstein  [Stehle  1877.  Neüberger, 
Stehle  Mitt.  3,326].  —  Todtnau  [Döll  BadFl.  1862,  Schild- 
knecht FIFrbg.,  Schneider,  Binz]. 

130:  Feldberg,  Hijimelseher  [HBBV.:  Kübler.  Döll  RhFl.  1843 
u.  BadFl.,  Kirschleger,  Schneider,  Neüberger,  Binz,  Klein].  — 
Bärental  [Döll  BadFl.  1862,  Schildknecht  FIFrbg.,  Lauterer]. 
—  Raitenbuch,  ^/2,  Hbimelseher.  —  Bernau  [Döll  BadFl. 
1862,  Schildknecht  FIFrbg.,   Klein]. 

140:  Blauen  [Neüberger,  Binz,  Klein]. 

141:  Schönau  [Döll  BadFl.  1862,  Schildknecht  FIFrbg.,  Schneider, 
Binz]. 

152:  Lörrach  [Hagenbach'.    Hagenbach  1821,  Döll  RhFl.]. 

SeJagineUa  selof/inoides  Sprg. 

Nordamerika,  Grönland,  Island,  nördliches  Skandinavien  und 
Rußland  bis  zum  Baikalsee,  Aleuten ;  südwärts  bis  zu  den  Britischen 
Inseln  und  durch  Skandinavien  bis  zur  norddeutschen  Tiefebene. 
Außerdem  zentraleuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  und  Zentral- 
frankreich bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Kaukasus. 

Alpengebiet  an  grasigen,  felsigen  Hängen  der  subalpinen  und 
alpinen  Region,  besonders  in  Knieholzwäldern,  seltener  in  die  Wald- 
region und  nur  ausnahmsweise  ins  Tiefland  herabsteigend ,  in  den 
Bayrischen  Alpen  bis  2240  m,  im  Wallis  von  1380—2400  m.  Auch 
im  Jura,  in  den  Vogesen,   im  Harz,    Erzgebirge  und  Riesengebirge. 

Nur  im  südlichen  Schwarzwald. 


'  Gewährsmann  Hagenbacirs. 

2  C.  Fr.  Hagen  b ach,  geb.  1771,  gest.  1849  in  Basel.     Tentamon  florae 
basiliensis.    1.  Bd.  1821,  2.  Bd.  1834,  Suppl.  1843. 


—     105     — 

130:  Flinken,  V2,  Schlatterek.  —  f'eldberg,  feuchte  Stellen,  ^/s, 
Meigex  [HBBV.  :  Diekbach,  Schlatterer  1884.  v.  Chrismar\ 
Spexnek  1825,  DöLL  RhFl.  u.  BadFL,  Kirschleger  ,  Schild- 
KXECHT  FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neuberger,  Hinz,  Klein, 
Müller  Mitt.  4,207  u.  219].  —  Bärental,  Neuberger  [HBBV.: 
De  Bary  1858.  De  Bary.  Schildknecht  FlFrbg.,  Lauterer, 
Neuberger,  Zahn  Mitt.   1,397J. 

Senecio  cordatHS  Koch. 

In  den  zentraleuropäischen  Gebirgen  endemisch:  Zentral-  und 
Ostalpen,  Karpathen,  Apennin en. 

Im  Alpengebiet  an  ähnlichen  Standorten  wie  Enmex  alpinus, 
besonders  in  der  Nähe  der  Sennhütten,  in  den  Bayrischen  Alpen  und 
deren  Vorland  von  570—1780,  im  Wallis  von  600—2000  m. 

Nur  im  südlichen  Teil  des  Alpenvorlands. 

OA.  Leutkirch:  Roth  [„Ufer  der  Roth"  Kejdiler  in  HH. ;  Lechler, 
Suppl.  1844:  MK.  1865].  —  Spindel  wag  [Ducke  nach  Auf- 
zeichnung von  V.  Martens]. 

OA.  Waldsee:  Steinach-  [Zengeele  in  HV. !  :  „Waldsee  b.  S." 
MK.  1865.  —  Wolfegg  [Valet  1852  und  Ducke  in  HV.!; 
ScH.  M.  1834].  —  Ziegelbach  [Probst  in  Jh.  1887;  Herter 
in  Jh.  1888]. 

OA.  Wangen:  Eglofs  [Probst  in  Jh.  1887].  —  Eisenharz 
[MK.  1882;  Herter  in  Jh.  1888].  —  Großholzleute 
[„Schwarzer  Grat"  Gmelin  1863  in  HV. !  und  in  HH. ;  desgl. 
MK.  1862,  Gradmann  1905!;  Bolsternang  MK.  1882].  —  Isny 
[Nick  1832  in  HV. ! ;  Gmelin  und  Fleischer  in  HH. ;  Sch.  M.  1834]. 
—  Leupolz  [„am  Praßberg  zwischen  Wolfegg  und  Wangen" 
LiNGG  1832;  MK.  1865].  —  Neutrauchburg  [Gradmann 
1905!].  —  Niederwangen  [„Nieratz"  Jung  in  HV.!].  — 
Rohrdorf  [„a.  d.  Adelegg"  Lingg  1832].  —  Siggen  [MK. 
1882;  Herter  in  Jh.  1888].  —  Wangen  [Fleischer  in  HH. ; 
Sch.  M.  1834:  MK.  1865]. 
137:  Ursprung  der  Deggenhauser  Aach,  Gebüsch,  700  m,  ^'2, 
Meigen  [Jehle.    Döll  BadFl.   1859,  Jack  Mitt.  2,382]. 


^  F.  V.  Chris  mar,  Gewährsmann  Spenner"s. 

2  In  der  württ.  Flora  heißt  es:  Waldsee  bei  Steinach,  während  auf  dem 
Etikett  von  v.  Martens  Steinach  OA.  Wangen  notiert  ist;  im  Martens'schen 
Zettelkatalog  heißt  es  einfach  „Bei  Steinach  in  Wäldern".     E. 


—     106     - 

138:  Wintersulgen  [v.  Stengel.  Höfle  1850,  Klein,  Jack  Mitt. 
2,382].  —  Zwischen  Glashütte  und  Illwangen  [HBBV. : 
Jack  1853.    Döll  BadFl.  1859,  Klein,  Jack  Mitt.  2,382]. 

Stellaria  crassifolia  Ehrh. 

Skandinavien,  Lappland,  nördliches  Rußland,  Ostsibirien,  Insel 

Sitka;    südwärts  bis  in  die  Moore  des  norddeutschen  Tieflands  und 

bis  Schlesien.     Fehlt  dem  Alpengebiet  und   aach.  dem  Alpenvorland 

mit  Ausnahme  des  Buchauer  und  Wurzacher  Rieds. 

OA.  Leutkirch:   Wurzach  [Gessler  in  HV.   1849!;    Lechler  in 

Jh.  1847;  MK.  1865.] 
OA.  Riedlingen:    Buchau  [Valet  in  HV.   1852!;    ders.  in  HH. ; 
MK.   1882.]  —  Oggelshausen  [Seyerlen  in  HH.  1872]. 

Streptopus  ainplexifoUus  DC. 

Arktisches  Ostasien  und  Nordamerika.  Fehlt  dem  europäischen 
Norden,  aber  in  den  zentraleuropäischen  Gebirgen  von  Asturien,  den 
Pyrenäen  und  Zentralfrankreich  bis  zu  den  Karpathen  und  zum 
Balkan,  südwärts  bis  Korsika  und  Apenninen. 

Alpengebiet  im  Voralpenwald  und  in  schattigen,  feuchten 
Schluchten  bis  über  die  Baumgrenze,  in  den  Bayrischen  Alpen  nur 
bis  1700  m,  im  Wallis  von  800—2300  m.  Auch  im  Jura,  den 
Vogesen,  Böhmerwald,  Erzgebirge,  der  Sächsischen  Schweiz,  Lau- 
sitzer Gebirge,  Sudeten,  in  Oberschlesien  rechts  der  Oder  auch  im 
Tiefland. 

Nur  im  südlichen  Schwarzvvald  und  im  Algäu. 
OA.  Wangen:  Eglofs  [Probst  in  Jh.  1887;  Herter  in  Jh.  1888]. 

—  Eisen  harz  [Fleischer  1832,  v.  Marxens  1832  in  HV.!; 
LiNGG  1832;  ScH.  M.  1834;  Probst  in  Jh.  1887;  Herter  in 
Jh.  1888].  —  Lsny  [„Wälder  um  L"  Rüsler  in  HR; 
L.  Bauer  1863  in  HV.!;  Probst  in  Jh.  1887].  —  Neutrauch- 
burg,  Rohrdorf  [Gmelin  1863  in  HV.!;  MK.  1865]. 

129:  Zwischen  Schmaleck  und  Langeck  [Döll. Lauterer  1874]. 

—  Hirschkopf,  1200  m  [Winter  Mitt.  1,311].  —  Not- 
schrei 1120  m,  '/i,  Schlatterer  ■  [Neuberger ,  Klein].  — 
Stübenwasen,  1350  m,  Neuberger  [Neuberger,  Klein]. 

130:  Feldberg,  1200—1400  m,  -/i ,  Meigen  [HBBV.:  Vulpius 
1857,  1864.  Gmelin  1812.  Spenner,  Döll  RhFl.  u.  BadFl., 
Kirschleger,  Schildknecht  FlFrbg. ,  Lauterer,  Schneider, 
Neuberger,  Binz,  Klein,  Zahn  Mitt.  1,400,  Müller  Mitt.  4,229]. 


—     107     — 

—  Herzogenhorn  [Sickenberger.    Doli  Jbr.  1863,  Schild- 
knecht FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,  Klein]. 

Valeriana  inontana  L. 

Zentral-  und  südeuropäische  Gebirge  von  den  Pyrenäen  bis  zu 
den  Karpathen  und  zum  Balkan ;  Kaukasus. 

Alpengebiet,  an  steinigen  Abhängen,  besonders  in  Knieholz- 
wäldern und  vorzugsweise  auf  Kalk ,  nur  an  einzelnen  Orten  tiefer 
herabsteigend;  in  den  Bayrischen  Alpen  von  1400—2100  m,  im 
Wallis  von  700-2300  m. 

Nur  auf  der  Adelegg. 
OA.  Wangen:  Rohrdorf   [,,a.  d.  Adelegg'"   Schübler  und  Zeller 
1832,  V.  Marten.s  1832,  Gradmann  1890  in  HV.!;  Schübler  in 
HH.    LiNGG  1832;    Sch.M.    1834;    Herter  in  Jh.   1888;  Grad- 
mann 1905!]. 

b)  Das  Verbreitungsgebiet  der  gesamten  hochnordisch- 
subalpinen  Gruppe. 

(Karte  3.) ' 

Ok.  Calw.  Calw:  Gymnadenia  alhida.  Agenbach:  Ädenosfyles 
albifrons.  H i r s a u :  Pinus  montana.  Oberreichenbach: 
Pinus  montana.  Sommmenhardt:  Äposeris  foetida.  Würz- 
bach:   Pinns  montana.     Zavelstein:   Gymnadenia  alhida. 

0 A .  Freudenstadt.  Freudenstadt:  Ädenostyles albifrons, Mtdgedium 
alpinum.  Baiersbronn:  Ädenostyles  albifrons,  Äthyrium 
alpestre,  Empetrum  nigrum,  Gymnadenia  alhida,  Pinus  montana. 
Dietersweiler:  Ädenostyles  albifrons.  Huzenbach:  Pinus 
montana.  Klosterreichenbach:  Pinus  montana.  Reinerzau: 
Ädenostyles  albifrons. 

OA.  IVagold.  Fünfbronn:  Ädenostyles  albifrons.  Siramersfeld: 
Ädenostyles  albifrons. 

OA.  Neuenbürg.  Dobel:  Gymnadenia  alhida.  Herrenalb:  Äde- 
nostyles albifrons,  Gymnadenia  alhida.  Wildbad:  Ädenostyles 
albifrons,  Empetrum  nigrum,   Pinus  montana. 


^  Durch  ein  Versehen  wurden  folgende  Standorte  irrtümlich  in  die 
Karte  aufgenommen:  11.S:  Henningen.  123:  Emmingen  ab  Egg,  124:  Krum- 
bach, 137:  Hohenbodman.  139:  Rheinweiler.  155 :  Kadelburg-Thiengen,  167:  An- 
delsbachtal,  170:  Rüdlingen. 


—     108     — 

OA.  Oberiidorf.  Alpirsbach:  Adcnostijles  albifrons.  Schramberg: 
Adcnodylcs  albifrons. 

OA.  RottAveil.     Rottweil:  Adenostyles  albiftoiis. 

0 A .  Biberacli.  B  i  r  k  e  n  h  a  r  d  :  Äposeris  foetida.  U  m  m  e  n  d  o  r  f : 
Eriophorum  ((ipinuni,  Pinns  moiitana.  Warthausen:  Äposeris 
foetida. 

OA.  Leutkircli.  L  e  u  t  k  i  r  c  h  :  Saxifraga  hirculus.  B  e  r  k  h  e  i  m  : 
Älsine  strida,  Carex  capitata,  Firnis  montana.  Gebrazhofen: 
Älsine  strida,  Rhododendron  ferrugi)ieum.  Roth:  Als  ine  strida, 
Carex  capitata,  Saxifraga  hircidus,  Senecio  cordatus.  Herlaz- 
h 0 f e n  :  Eriopliorum  alpinum.  Spindel  wag:  Senecio  cordatus. 
T  a  n  n  h  e  i  m :  Saxifraga  hircidus.  W u  r  z  a  c  h :  Alsine  stricta, 
Carex  capitata,  Eriophorum,  alpinum,  Pinus  montana,  Saxifraga 
hirculus,  Stellaria  crassifolia. 

0 A .  Ravensburg.  B  a  i  n  d  t :  Aposer is  foetida.  W a  1  d  b  u  r  g :  Erio- 
phorum alpinum,  Pinus  montana.  Weingarten:  Senecio  cordatus. 
Wolpertschwende:    Eriophorum  alpinum,  Pinus  montana. 

0 A.  Riedlingen.  Riedlingen:  Äposeris  foetida.  B u  c h  au :  Alsine 
stricta,  Carex  capitata,  Pinus  montana,  Saxifraga  hircidus, 
Stellaria  crassifolia.  Göffingen:  Äposeris  foetida.  Moos- 
burg: Pinus  montana.  Oggelshausen:  Alsine  strida, 
Stellaria  crassifolia.     üttenw eiler:  Äposeris  foetida. 

OA.  Saulgau.  Altshausen:  Eriophorum  alpinum.  Haid:  Erio- 
phorum alpinum.  Hochberg:  Eriophorum  alpinum.  Hoß- 
k  i  r  c  h  :  Eriophorum  alpin  um.  P  f  r  u  n  g  e  n :  Eriophorum  alpinum, 
Pinus  montana,  Saxifraga  hirculus. 

OA.  Tettnang.  ^xiskiYch:  Eriophorum  (dpinum.  Meckenbeuren: 
Eriophorum  alpinum. 

OA.  Waldsee.  Arn  ach:  Senecio  cordatus.  Aulendorf:  Carex 
capitata.  Dietmanns:  Älsine  stricta,  Eriophorum  alpinum, 
Pinus  montana,  Saxifraga  hirculus.  Eberhardzell:  Pinus 
montana.  Hai  dg  au:  Pinus  montana.  Schussenried:  Carex 
capitata,  Eriophorum  alpinum,  Pinus  montana.  Schwein- 
hausen:  Eriophorum  alpinum,  Pinus  montana.  Stein  ach: 
Senecio  cordatus.  ünteressendorf :  Eriophorum  alpinum. 
Wolf  egg:  Eriophorum  alpimim,  Pinus  montana,  Senecio 
cordatus.  Z  i  e  g  e  1  b  a  c  h  :  Senecio  cordatus. 
0  A.  Wangen.  Wangen:  Eriophorum  alpinum,  Senecio  cordatus. 
B  e  u  r  e  n  :  Eriophorum  alpinum ,  Pinus  montana.  E  g  1  o  f  s  : 
Senecio  cordatus,  Streptopus  ampjlexifolius.   Eisenharz:  Senecio 


—     109     — 

cordatus,  Streptopus  amplexifolius.  Emmelhofen:  Eriophoriim 
alpinum.  Gro  ßholzleate  :  AdenostyJes  cdhifrons,  Athyrium 
alpestre,  Gymnadenia  albida,  Rhododendron  ferrugmetcm,  Saxi- 
fraga  rotundifoUa,  Senecio  cordatus ,  Valeriana  montana. 
Immenried:  Saxifraga  Mrciüus.  Isny:  Älsine  stricta,  Erio- 
pJiorum  alpinum,  Finus  montana,  Senecio  cordatus,  Streptopus 
amplexifoUns.  Kißlegg:  Alsine  stricta,  Eriophorum  alpinum, 
Finus  montana.  Leupolz:  Senecio  cordatus.  Neutrauch- 
burg:  EriopJiorum  alpinum,  Lonicera  caerulea,  Finus  montana, 
Saxifraga  hirctdus,  Senecio  cordatus.  Streptopus  amplexifolius. 
Nieder  Wangen:  Senecio  cordatus.  Rohrdorf:  Adenostyles 
albifrons,  Finus  montana,  Saxifraga  rotundifolia ,  Streptopus 
amplexifolius,  Valeriana  montana.  Siggen:  Senecio  cordatus. 
Sommersried:    Finus  montana,  FJiododendron  ferrugineum. 

17:  Buchen.  Mudau:  Gymnadenia  alhida.  —  Mörschenhardt : 
Gymnadenia  albida. 

62  :  3Ialsch.  Völkersbach:  Gymnadenia  albida.  —  Freiolsheim: 
Finus  montana.  —  Frauenalb:   Gymnadenia  albida. 

67:  Baden.    Oosqnellen:  Adenostyles  albifrons. 

68:  Gernsbach.  Hohloh:  Adenostyles  albifrons.  —  Kaltenbronn: 
Adenostyles  albifrons,  Empetrum  nigrum,  Finus  montana. 

73:  Bühlertal.  Grobbach:  Adenostyles  albifrons.  —  Neuhaus: 
Adenostyles  albifrons.  —  Plättig:  Adenostyles  albifrons.  — 
Baden  er  Höhe:  Empetrum  nigrum.  —  Herren  wies:  Adeno- 
styles albifrons,  Empetrum  nigrum,  Gymnadenia  albida,  Finus 
montana.  —  Mehliskopf:  Finus  montana.  —  Hochkopf: 
Adenostyles  albifrons.  —  Hundsbach tal:  Adenostyles  albi- 
frons, Mtügedium  alpinum.  —  Breiten brunnen:  Gymnadenia 
albida.  —  Hornisgrinde:  Adenostyles  albifrons,  Athyrium 
alpestre,  Empetrum  nigrum,  Mulgedium  alpinum,  Finus  mon- 
tana, Rumex  arifolius. 

74:  Forbach.    Forbach:  Adenostyles  albifrons. 

78:  Seebach.  Altsteigerskopf:  Finus  montana.  —  Melkerei- 
kopf:  Finus  montana.  -  Allerheiligen:  Adenostyles  albi- 
frons. 

81:  Offenburg-.    Schutterwald :  Ajuga  pyramidalis. 

83:  Petei'stal.  Knie  bis:  Adenostyles  albifrons,  Empetrum  nigrum, 
Gymnadenia  albida,  Firnes  montana.  —  Glaswaldsee:  Finus 
montana.  —  Hermersberg:  Adenostyles  albifrons.  —  Großer 
Hundskopf:  Adenostyles  albifrons. 


—     110     — 

88:  Oberwolf  ach.    Schapbach:  Aäenostyles  albifrons. 
94:  Hornberg:  Aäenostyles  albifrons. 

99:  Elzacli.  Selbig:  Firnis  montana.  —  Nieder  winden:  Sedum 
annuum.  —  Ob  er  winden:  Sedum  annumn.  —  El  zach:  Sedum 
annmmi.  —  Prechtal:  Gymnadenia  albida.  —  Y ach:  Sedum 
annuum.  —  Gschassikopf :  Adenostyles  albifrons.  —  Hörnle- 
berg: Adenostyles  albifrons,  Midgedium  alpinum.  —  Tafel- 
bühl: Piitmex  arifolius.  —  Rohrhardsberg:  Adenostyles  albi- 
frons,  Gymnadenia  albida,  Mulgedium  alpinnm.  —  Fahrn- 
wald:  Rumex  arifolius. 

100:  Triberg.  Schonach:  Gymnadenia  albida.  —  Triberg:  Gym- 
nadenia albida,  Firnis  montana. 

107:  Waldkirch.    Flaunser:  Adenostyles  albifrons. 

108:  St.  Peter.  MavtinsksLp eile:  Adenostyles  albifrons,  3Iulgediiim 
alpinum.  —  Kandel:  Adenostyles  albifrons,  Allium  victorialis, 
Athyrium  alpestre,  Gymnadenia  albida,  3Iulgedium  alpimmi, 
Eumex  alpinus  und  arifolius.  —  Hirsch  matten:  Adenostyles 
albifrons,  Epilobium  anagallidifolium ,  Gymnadenia  albida, 
Rumex  arifolius.  — •  St.  Peter:   Pinus  montana. 

109:  Flirtwangen.    Rohrbach:  Eriopliorum  alpinum. 

110:  Villingeu.  Villingen:  Epilobium  anagallidifolium.  —  Über- 
auchen:  Gymnadenia  albida,  Pinus  montana. 

111:  Dürrheim.    Dürrheim:   JShdgedium  alpinum,    Pinus  montana. 

112:  Buchheim.    B  e  u  r  o  n  :  Ajuga  pyram ida lis. 

117:  Freiburg  i.  Br.  Ebnet:  Sedum  annuum.  —  Brombergkopf: 
Mtdgedium  alpinum. —  Eduardshöhe:  Adenostyles  albifrons. 

—  Schauinsland:  Adenostyles  albifrons,  Athyrium  alpestre, 
Gymnadenia  albida,  Mtdgedium  alpinum,  Rumex  alpinus  und 
arifolius.  ■ —  Oberried:  Sedum  annuum. 

118:  Hüllsteig.  Ferntobel  b.  Wald  au:  Adenostyles  albifrons.  — 
Nessellache:  Midgedium  alpinum,  Rumex  arifolius.  — 
Breitnau:  Piibes  petraeum,  Rumex  arifolius.  —  Höllental: 
Adenostyles  albifrons,  Mulgediimi  alpinum,  Ribes  petraeum, 
Sedum  annuum.  —  Hinterzarten:  Adenostyles  albifrons, 
Eriophorum  alpinum^  Mulgedium  alpinum,  Pinus  montana, 
Rumex  arifolius.  —  Hinter waldkopf:  Adenostyles  albifrons. 

—  Alpersbach:  Adenostyles  albifrons,  3hdgedium  alpinum. 
Pirus  chamaemespilus ,  Ribes  petraeum,  Rumex  alpinus  und 
arifolius,  Sedum  annuum. 

119:  Xeustadt.    Waldau:    Gymnadenia  albida,  Midgedium  alpinum. 


—    111    — 

—  Schollacli:  Adenostijles  alhifrons,  3Inlgednim  aljnnnm, 
Pinus  montana.  —  Hammereisenbach:  Adenostyles  albifrons, 
Mulgedium  alpinum.  —  Langenordnach:  Mulgedium  alpimim. 

—  Bubenbach:    Adenostyles  albifrons,    Midyedium  alpinum. 

—  Neustadt:  Adenostyles  albifrons,  Midgediiim  alpinum.  — 
Friedenweiler:  Adenostyles  albifrons,  Gymnadenia  albida, 
Mulgedium  alpinum.  —  Hochfirst:  Adenostyles  albifrons. 

120:  Donaueschingen.  Bräunungen:  Adenostyles  albifrons.  — 
Hüfingen  :  Eriophorum  alpinum,  Midgedium  alinnum. 

121:  Geisingen.    Sumpfohren:  Eriophorum  alpinum. 

125:  Pfullendorf.  Kloster wald:  Alsine  stricta,  Carex  capitata, 
Saxifraga  hirculus.  —  Pfullendorf:  Saxifraga  hirculus. 

126:   Wangen.    Burgweiler  Ried:  Eriophorum  alpinum. 

127:  Müllheim.    Britzingen:  Ajuga  pyramidalis. 

128:  Staufen.  Beleben:  Adenostyles  albifrons,  Athyrium  aJpestre, 
Empetrum  nigrum,  Epilobium  alsinifolium  und  trigonum,  Gym- 
nadenia albida,  Mulgedium  alpinum,  Rumex  alpinus  und  ari- 
folius,  Sedum  annuum.  —  Sirnitz:  Adenostyles  albifrons, 
Gymnadenia  albida,  Rumex  arifolius.  —  Laufen:  Ajuga 
pyramidalis.  —  Schweighof:  Ajuga  pyramidalis. 

129:  Todtnau.    Halde:   Adenostyles  albifrons.,    Gymnadenia  albida. 

—  Schmelzplatz:  Adenostyles  albifrons,  Mulgedium  alpinum. 

—  St.  Wilhelm:  Epilobium  trigonum,  Sedum  annuum.  — 
Stollenbach:  Gymnadenia  albida.  —  Notschrei:  3Iulgedium 
alpinum,  Rumex  arifolius,  Streptopus  amplexifolius.  —  Tru- 
belsmattkopf: Adenostyles  albifrons,  Mulgedium  alpinum, 
Rumex  arifolius.  —  Stübenwasen:  Athyrium  alpestre,  Strep- 
topus amplexifolius.  —  Heidstein:  Adenostyles  albifrons, 
Mulgedium  alpinum,  Rumex  arifolius.  —  Münstertal:  Sedum 
annuum.  —  Wiedener  Eck:  Adenostyles  albifrons,  3Iulgedium 
alpinum,  Rumex  arifolius.  — •  Todtnau:  Sedum  annuum. 

130:  Feldberg.  Rinken:  Adenostyles  albifrons,  Mulgedium  alpimim, 
Rumex  arifolius,  Selaginella  selaginoides.  —  Feldberg: 
Adenostyles  albifrons,  Allium  victorialis,  Athyrium  alpestre, 
Carex  frigida,  Empetrum  nigrum,  Epilobium  alsinifolium, 
anagallidifolium,  nutans  und  trigonum,  Eriophorum  alpinum, 
Gymnadenia  albida,  Hieracium  prenanthoides ,  Midgedium 
(dpinuni,  Pinus  montana,  Piriis  chamaemespilus,  Ribes  petraeum, 
Rumex  alpinus  und  arifolius,  Sedum  annuum,  Selaginella  sela- 
ginoides Streptopus  amplexifolius.  —  Bärental:  Adenostyles  albi- 


—     112     — 

frons,  Mulgedium  alpinum,  Pinus  montana,  Rumex  arifolius, 
Sedum  annuum,  Selaginella  selaginoides.  —  Titisee:  Pinus 
montana.  —  Falk  au:  Ädenostyles  alhifrons.  —  Altglas- 
hütte: Ädenostyles  alhifrons,  Ilulgedium  alpinum.  —  Wind- 
gfällweiher:  Ädenostyles  alhifrons,  Mulgedium  alpinum.  — 
Raitenbuch:  Sedum  annuum.  —  Herzogenhorn:  Ädenostyles 
alhifrons,  Gymnadenia  alhida,  Mulgedium.  alpinum,  Streptopus 
amplexifolius.  —  Bernau:  Sedum  annmim.  —  Ahamer 
Halde:  Ädenostyles  alhifrons,  Midgedium  alpinum.  —  Schluch- 
see:  Eriophorum  alpinum,  Pinus  montana. 

131:  Leiizkii'ch.  Saig:  Gymnadenia  alhida.  —  Rötenbach:  Mul- 
gedium alpinum.  —  Stallegg:  Ädenostyles  alhifrons. 

134:  Ellgen.    Binninger  Ried:  Eriophorum  alpinum. 

137:  Heiligenbei'g".  Heiligenberg:  Senecio  cordatus.  —  Frickinger 
Ried:    Eriophorum  alpinum. 

138:  Homberg.  Illmensee:  Eriophorum  alpinum.  —  Winter- 
sulgen:    Senecio  cordatus.    —    Illwangen:  Senecio  cordatus. 

140:  Wies.  Haus  Baden:  Äjuga  pyramidalis.  —  Blauen:  Äde- 
nostyles alhifrons.  Äthyrium  alpestre,  Gymnadenia  alhida,  Mid- 
gedium alpinum,  Runiex  arifolius,  Sedum  annuum.  —  Stock- 
berg: Ädenostyles  alhifrons.  —  Marzell:  Ädenostyles  alhi- 
frons. —  Kohlgarten:  Ädenostyles  alhifrons,  Rumex  ari- 
folius. —  Nonnenmattweiher:  Rumex  arifolius.  —  Zw. 
Endenburg  und  Malsburg:  Ädenostyles  alhifrons. 

141:  Schönau.  Schön  au:  Sedum  annmim.  —  St.  Antoni:  Äde- 
nostyles alhifrons.  —  Hohemuttlen:  Ädenostyles  alhifrons.  — 
Rohrenkopf:  Ädenostyles  alhifrons. 

142:  St.  Blasieii.  Bernau:  Pinus  montana.  —  Todtmoos:  Äde- 
nostyles  alhifrons.  —  Mutterslehen:  Ädenostyles  alhifrons, 
Midgedium  alpinum.  —  St.  Blasien:  Ädenostyles  alhifrons, 
Midgedium  alpinum.  —  Lindau:  Midgedium  alpinum.  — 
Unteribach:  Pinus  montana.  —  Finsterlingen:  Eriophorum 
alpinum,  Pinus  montana.  —  Oberweschnegg:  Eriophorum 
alpinum,  Pinus  montana. 

143:  Grafenhauseii.    Rothaus:  Ädenostyles  alhifrons. 

146:  Hilzingen.    Thaingen:  Eriophorum  alpinum. 

147:  Radolfzell.    Güttingen:  Eriophorum  alpinum. 

148:  Überlingen.    Hegne:  Eriophorum  alpinum. 

149:  Mainau.  Moos  b.  Andelshofen:  Eriophorum  alpinum.  — 
Litzelstetten:  Eriophorum  alpinum . 


—     113     — 

152:  Lörrach.    Lörrach:  Sedum  annimm. 

154:  Wehr.    Ber  galin  gen:    Adenost  yles   cdhifrons.    —    Murgtal: 

Adtnostijles  albifrons. 
155:  Görwihl.    Engelschwand:    Adenostyles  albifrons. 
161:  Reichenau.     Heidelmoos:    Eriophorum   alpinum.    —    Woll- 

matinger  Ried:  Eriophorum  alpinum. 
166:  8äckingeii.  Jungholz:  Eriophorum  alpimon,  Pinus  montana. 

Ergebnisse.  Die  Unterscheidung  einer  subalpinen  Artengruppe, 
wie  wir  sie  hier  durchgeführt  haben,  ist  zunächst  in  der  Anordnung 
der  Vegetationsgürtel  im  Hochgebirge  begründet. 

Wie  besonders  durch  G.  Beck  von  Mannagetta  ^  hervorgehoben 
wurde,  besitzt  der  oberste  Streifen  des  Waldgürtels  ein  eigenartiges 
Gepräge ,  besonders  durch  das  Auftreten  der  Bergföhre  (und  deren 
Vertreterin  in  den  Zentralalpen,  die  Alpenerle).  Sie  nistet  sich  zu- 
sammen mit  zahlreichen  Begleitpflanzen  zwischen  den  hchter  wer- 
denden Baumbeständen  in  immer  größeren  Horsten  ein,  bis  sie 
endlich  oberhalb  der  Baumgrenze  in  geschlossenen  Beständen  die 
-landschaftliche  Physiognomie  allein  beherrscht.  Hier  bildet  sie  eine 
reine  Gebüschformation ,  die  als  untere  Alpenregion  den  Übergang 
vom  Waldgürtel  zur  hochalpinen  Region  vermittelt. 

Dieser  Krummholzgürtel,  mit  seiner  unteren  Hälfte  somit  noch 
der  Waldregion,  mit  der  oberen  schon  der  alpinen  Region  angehörig, 
ist  auch  floristisch  von  hoher  Bedeutung,  sofern  zahlreiche  Pflanzen- 
grenzen mit  den  Höhengrenzen  des  Krummholzes  sowohl  nach  oben 
wie  nach  unten  annähernd  zusammenfallen. 

Die  Erklärung  für  diese  Erscheinung  liegt  zum  Teil  in  einer 
klimatischen  Eigentümlichkeit  des  betreffenden  Höhengürtels.  Das 
Maximum  der  jährlichen  Niederscliläge  liegt  in  den  Alpen  wahr- 
scheinlich nicht  viel  über  2000  m;  nach  oben  werden  die  Nieder- 
schläge wieder  geringer  ^.  Die  häufigste  Bildung  der  Kumuluswolken 
findet  zwischen  1200  und  2000  m  statt,  ein  Betrag,  der  sich  über 
Gebirgsländern  entsprechend  erhöht"''.  Jedenfalls  erscheint  die  Eva- 
porationskraft  des  Gebirgsklimas  in  ihren  so  bedeutsamen  Wirkungen 


'  Flora  von  Heriistein  1884  und  Flora  von  Niederösterreich  1890.  Vergl. 
auch  C.  Schröter.  Das  Pflanzenleben  der  Aljien  (1.  Lief.  1904)  S.  86,  wo  die 
sehr  lehrreiche  Darstellung  der  Höhengürtel  vom  Wiener  Schneeberg  wieder 
gegeben  ist. 

-  Kann,  Handbuch  der  Klimatologie.    2.  Aufl.  Bd.  1.  1897.    S.  294.  299. 

3  Hann,  Lehrbuch  der  Meteorologie.     2.  Aufl.  1906.  S.  210. 


—     116     - 

Im  Schwarzwald  entspricht  die  Verbreitung  der  subalpinen 
Pflanzen  ganz  der  Erwartung.  Sie  gehen  weiter  als  die  alpinen. 
Es  kommen  21  Arten  im  südlichen  Schwarzwald  vor;  im  mitt- 
leren (Kandel,  Schauinsland  usw.)  noch  12  (Ädenostyles  alhifrons, 
Allium  victorialis^  Athyrium  alpestre,  EpiloMum  anagalJidlfolium, 
Gymnadenia  albida,  3Iulgedium  alpinum^  Finus  montana,  Pirus 
chamaemespilns,  Uihes  petraeum^  Bumex  alpinus,  R.  arifolms^  Sedum 
anniium,  Streptopus  amxüexifolius) ,  während  8  (Äjuga  pyramidalis, 
Carex  frigida,  Epilohiitm  alsiuifolimn,  mdans,  trigonum,  Hieracium 
prenanthoides ,  Selaginella  sclaginoides,  Streptopus  amplexifolius)  im 
Süden  der  Dreisam  zurückbleiben  und  Empctrmn  nigrum  erst  im 
nördlichen  und  östlichen  Schwarzwald  wieder  auftritt.  Der  nördliche 
Schwarzwald  von  der  Kinzig  bis  zur  Hornisgrinde ,  enthält  immer 
noch  die  stattliche  Zahl  von  7,  zum  Teil  stark  verbreiteten  Arten: 
Ädenostyles  albifrons,  Athyrium  alpestre,  Empetnim  nigrum,  Gymna- 
denia alhida,  Mulgedium  alpimim,  Firnis  montana,  Fuimex  arifolins. 
Und  selbst  im  östlichen  Schwarzwald,  der  keine  einzige  alpine  Pflanze 
aufgenommen  hat,  finden  sich  noch  Ädenostyles,  Empetrum,  Gym- 
nadenia alhida,  Finus  montana;  es  tritt  hier  sogar  noch  eine  neue 
Art  hinzu ,  deren  ohnehin  schwach  bezeugtes  Vorkommen  freilich 
dadurch  doppelt  verdächtig  wird :  Aposeris  foetida.  Sehr  auffallend 
tritt  auch  für  diese  Gruppe  die  Lücke  hervor,  die  durch  das  Kinzig- 
gebiet  gebildet  wird. 

Ähnlich  hegen  die  Dinge  in  Oberschwaben.  Hier  nimmt 
die  Adelegg  mit  dem  Schwarzen  Grat  eine  Sonderstellung  ein: 
Ädenostyles  alhifrons,  Athyrium  alj^estre ,  Gymnadenia  alhida, 
Saxifraga  rotundifolia,  Valeriana  montana  finden  sich  nur  hier,  in 
den  eigentlichen  Voralpen,  und  nur  Senecio  cordatus  und  Streptopus 
amplexifolius  haben  sich  auch  über  die  weitere  Umgebung  ver- 
breitet. Die  übrigen  subalpinen  Arten  {Aposeris  foetida,  Carex 
capitata,  Eriophorum.  alpimim,  Lonicera  caeridea,  Finus  montana, 
Fhododendron  ferrugineim)  und  die  drei  hochnordischen  (Alsine 
stricta,  Saxifraga  hirculus ,  Stellaria  crassifoUa)  sind  mehr  oder 
weniger  weit  über  das  ganze  Alpenvorland  verbreitet ;  nur  der  nörd- 
lichste Abschnitt,  nördlich  von  der  Linie  Bussen — Warthausen — 
Berkheim,  bleibt  frei.  Mit  Ausnahme  von  Aposeris  foetida,  die  eine 
Waldpflanze  ist,  sind  sie  alle  auf  Moorboden  beschränkt,  und  zwar 
kommen  Eriophorum  alpinum  und  Lonicera  caerulea  sowohl  auf 
Flach-  wie  auf  Hochmoor  vor;  die  übrigen  sind  reine  Hochmoor- 
pflanzen. 


—     117     — 

Befremdend  ist  das  Verhalten  dieser  Gruppe  der  Schwäbischen 
A 1  b  gegenüber.  Während  die  alpinen  Arten  hier  eine  so  weite  Ver- 
breitung gefunden  haben,  halten  sich  die  subalpinen,  von  denen 
man  doch  geringere  Ansprüche  bezüglich  der  Meereshöhe  erwarten 
sollte,  ganz  zurück.  Nur  ein  einziges  Vorkommnis  ist  sicher  nach- 
gewiesen, und  dabei  handelt  es  sich  um  eine  Art,  deren  Verbreitungs- 
bild auch  sonst  für  den  subalpinen  Typus  keineswegs  mustergültig 
ist :  Äjuya  pyramidalis  bei  Beuron. 

Die  Vorkommnisse  in  den  übrigen  Landesteilen  sind  nicht  von 
Bedeutung.  Der  südliche  Teil  des  Schwarzwaldvorlands,  neckar- 
abwärts  bis  Rottweil,  hat  wie  von  der  alpinen  so  auch  von  der 
subalpinen  Artengruppe  noch  einzelne  Bestandteile  vom  Schwarzwald 
her  erhalten  (Adenostyles  albifrons,  Gymnadenia  albida,  Mtdgedium 
alpinum,  Pinus  montana).  Gymnadenia  albida  findet  sich  auch  im 
Odenwald;  es  ist  eine  Pflanze,  die,  im  Alpengebiet  zwar  ebenfalls 
auf  den  subalpinen  Gürtel  beschränkt,  trotzdem  im  westhchen 
Deutschland  allgemein  sehr  tief  herabsteigt.  Wahrscheinlich  hegt 
eine  doppelte  Anpassung  vor. 

Um  sich  das  gesamte  Verbreitungsbild  verständhch  zu  machen, 
wird  man  auch  hier  ohne  Zuhilfenahme  klimatischer  Änderungen 
nicht  auskommen  können.  So  wenig  die  der  Meereshöhe  vollkommen 
entsprechenden  Vorkommnisse  im  südlichen  Schwarzwald  und  auf 
dem  Ausläufer  der  Algäuer  Alpen,  der  Adelegg,  einer  weiteren  Aus- 
legung bedürfen,  so  auffallend  sind  die  Vorposten  der  subalpinen 
und  der  hochnordischen  Flora  auf  den  Torfmooren  des  Alpenvorlands 
und  auch  des  nördlichen  Schwarzwalds.  Das  eigentümlich  zer- 
streute Vorkommen  und  die  so  regelmäßige  Scharung  zu  Genossen- 
schaften weisen  darauf  hin,  daß  wir  es  auch  hier  mit  Resten  einer 
früher  stärker  verbreiteten  Flora,  mit  Relikten,  zu  tun  haben. 
Namentlich  Fälle  wie  die  Alpenrose  im  Schwendimoos  bei  Kißlegg, 
die  sich  einer  ganzen  Anzahl  ähnlicher  Fälle  im  bayrischen  und 
schweizerischen  Alpenvorland  ^  einreihen ,  sind  schon  von  Ducke, 
EnctLer  u.  a.-  als  Glazialrelikte  gedeutet  worden. 

Doch  dürfte  dabei  wenigstens  für  die  Hauptmasse  dieser  Flora, 
schwerlich  an  die  letzte  große  Vergletscherung ,  die  Würm-Eiszeit 
Penck's,  zu  denken  sein.  Zwei  Gründe  sprechen  dagegen.  Auf  die 
letzte  Gletscherperiode    mußten    wir   die   Einwanderung   der  alpinen 


Vergl.  Schröter  S.  116 
Vergl.  oben  S.  75. 


—     118     — 

Flora  der  Schwäbischen  Alb  zurückführen  ^ ;  wäre  die  subalpine 
Flora  bei  uns  ebenso  alt,  gleichzeitig  mit  der  alpinen  eingewandert, 
so  könnten  wir  ihr  Fernbleiben  von  der  Alb  nicht  recht  verstehen. 
Wohl  erklärt  sich  hier  vieles  durch  den  Mangel  an  geeigneten  Stand- 
orten gerade  für  die  feuchtigkeitsliebenden  Arten  und  besonders  für 
die  Moorpflanzen ;  aber  es  bleibt  immer  noch  ein  Rest,  auf  den  diese 
Deutung  keinenfalls  zutrifft.  Schwerer  wiegt  das  Bedenken,  daß 
nach  neuerer  Auffassung"  die  letzte  große  Vergletscherung  des 
Alpenvorlands  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  einem  feuchtkalten, 
vielmehr  einem  trockenkalten  Klima  entspricht,  und  daß  ihr 
auch  keine  feuchte  Periode ,  sondern  höchst  wahrscheinlich  eine 
Periode  mit  steppenartigem  Khma  unmittelbar  nachgefolgt  ist.  Die 
Hochmoore ,  deren  Vorkommen  auf  dem  Rücken  des  Schwarzwalds 
und  im  Moränengebiet  des  Alpenvorlands  ein  feuchtes  Klima  schlechter- 
dings voraussetzt,  können  daher  weder  während  dieser  großen  Ver- 
gletscherung noch  in  deren  unmittelbarem  Gefolge  entstanden  sein; 
vielmehr  entstammen  sie ,  worauf  auch  die  schweizerische  Torf- 
forschung hinweist,  durchweg  einer  jüngeren  Zeit.  Dann  muß  aber 
auch  die  Einwanderung  der  großen  Zahl  subalpiner  und  hoch- 
nordischer Arten,  die  in  den  Hochmooren  des  Alpenvorlands,  des 
Schwarzwalds,  des  Schweizer  und  des  französischen  Jura  ihre  einzige 
Zuflucht  gefunden  haben,  einer  späteren  Zeit  zugeschrieben  werden. 
Man  muß  für  diese  Zeit  ein  feuchtkühles  Khma  voraussetzen,  das 
die  Ausbreitung  der  Hochmoore  und  ihrer  Flora  in  besonders  hohem 
Maße  begünstigt;  wahrscheinlich  ist  an  eines  der  späteren  Rückzugs- 
stadien der  letzten  Vergletscherung  zu  denken  ^.  Man  könnte  sich 
dann  wohl  vorstellen,  wie  sich  der  Krummholzgürtel  tief  ins  Vor- 
land der  Alpen  herabgesenkt  und  sich  auch  über  den  größten  Teil 
des  Schwarzwalds  ausgebreitet  hat,  wo  sich  Überreste  seiner  Flora 
an  besonders  günstigen  Standorten  später  auch  unter  einem  wärmeren 
Klima  erhalten  konnten,  während  dieselbe  Flora  der  Alb  dauernd 
ferngeblieben  ist.  Jedenfalls  gelten  alle  derartigen  Schlüsse  immer 
nur  für  die  Hauptmasse  dieser  Artengruppe,  während  für  den  einzelnen 
Fall  die  Möglichkeit  einer  Einwanderung  auch  unter  dem  gejln- 
wärtigen  Klima  offen  gehalten  werden  muß. 


'  Oben  S.  78. 

^  Yergl.  Penck  u.  Brückner.  Die  Alpen  im  Eiszeitalter  1901  ff.  an 
verseil.  Stellen. 

^  Vergl.  hierüber  anch  Grad  mann,  Beziehungen  zwischen  Pflanzen- 
geographie und  Siedlungsgeschichte.     Geogr.  Zeitschr.  1906. 


—     119     — 

3.  Die  präalpine  Gruppe 

umfaßt  nach  der  S.  17  gegebenen  Definition  Formen,  die  sich  hin- 
sichtlich der  vertikalen  Verbreitung  ebenso  wie  die  montanen  ver- 
halten ,  also  bis  in  die  Nähe  der  Weinregion  herabrücken,  während 
ihre  Horizontalverbreitung  innerhalb  Süddeutschlands  an  die  Nähe 
der  Alpenkette  gebunden  erscheint  und  in  dieser  Beziehung  an  die 
hochalpinen  Arten  lebhaft  erinnert  ^ 

a)  Die  Verbreitung  der  einzelnen  Arten. 
Amelanchier  vulgaris  Moexch. 

(Karte  4.) 

Gebirge  von  Mittel-  und  Südeuropa,  Nordafrika  und  Vorderasien, 
von  Portugal  bis  zur  Krim,  zum  Kaukasus  und  armenischen  Bergland. 

Auf  sonnigen  Felsen  von  der  unteren  Bergregion  bis  über  die 
Baumgrenze,  vorzugsweise  auf  Kalk,  in  Südbayern  von  520 — 1790  m, 
im  Wallis  von  400 — 2000  m,  in  Niederösterreich  und  den  illyrischen 
Ländern ,  ebenso  in  der  Formation  des  Perückenbaums  (Cotinus 
cogcjygria)  und  der  Schwarzföhre  wie  im  Krummholz.  Auch  im 
Jura,  im  zentralfranzösischen  Bergland  und  in  einzelnen  Teilen 
Mitteldeutschlands  (Rheinprovinz,  Hessen,  Thüringen,  Eichsfeld),  geht 
aber  in  Süddeutschland  nicht  über  den  Schwarzwald  und  die 
Schwäbische  Alb  hinaus. 

Ausschließlich  auf  Felsen  (Jura-  und  Muschelkalk ,  Gneis, 
Granit,  Porphyr,  Phonolith,  Basalt  usw.),  im  Kaiserstuhl,  im  Schwarz- 
wald bis  Baden,  auf  der  Schwäbischen  Alb  nordostwärts  bis  ins  Ge- 
biet der  Fils  und  der  Blau. 

Württemberg : 
OA.  Balingen    (Lixk  !) :    Bitz    [gegen  den  Birkhof  Baumann*].  — 

Ehingen  [HTüb.!;  Schloßfelsen  und  Schnecklesf eis**,  Mr.  1904]. 

—  Laufen  [Kerner,  Bäume  und  Gesträuche  Württembergs 
1789;  Schalksburg  Holder;  Hörnle  Häussler*].  —  Ober- 
digisheim  [Baienberg  Strohmaier*].  —  Onstm  ettingen 
[Piaichberg  Fieck].  —  Streichen  [Hundsrück  Scheible*].  — 
Thail  fingen  [Schloßberg  Mutschler*].  —  Tieringen 
[Baienberg  Beck*].   —  Winterlingen  [gegen  Bitz  Binder*]. 

—  Zillhausen  [Böllat  Hamberger*]. 

^  Zu  der  alpinen  Gruppe  haben  wir  auch  solche  Arten  gerechnet,  die  in 
den  mitteldeutschen  Gebirgen  wiederkehren.  Konsequenterweise  müssen  wir  es 
bei  den  präalpinen  ebenso  halten;  wir  fassen  also  den  Begriff  weiter  als  Hegi 
a.  a.  0.  S.  111  ihn  verstanden  hat. 


—     120     — 

OA.  Horb  (Braun!):  Ihlingen**!   [jetzt  ausgerottet]. 

OA.  Nagold  (Schick):    Nagold  [Sch.  M.  1834;    Stettner  briefl. 

1900;    nach  Schwarzmaier    im   Turniergarten    des  Schloßbergs 

angepflanzt]. 
OA.  Nürtingen    (Geyer):     B  euren    [HTüb.  I ,    Losch,    Beurener 

Fels**,  Mr.  1904].  —  Erkenbrechtsweiler  [Losch,  Mr.  1904]. 

—  Neuffen  [Hohenneuffen  HTüb.!,  Losch,  Mr.   1904]. 

OA.  Oberndorf:  0 berndorf  [Köstlin  1827  inHV!,  Sch.  M.  1834. 
Walde  1893!,  an  der  Boller  Steige  1903  Gradmann!].  — 
Lauterbach  [auf  Granitfelsen  Hegelmaier  bei  MK.  1882]  — 
Schramberg  [Walde!]. 

OA.  Reutlingen  (Kühner):  Eningen  [Mädchenfels  Fahrbach, 
Bossler**;  Steigbergfelsen  Fahrbach**;  Mr.  1904].  —  Holz  el- 
fin gen  [an  Felsen  Lichtenstein  gegenüber  Hiller,  Alp.  1805; 
Burgstein  Bossler,  Rüger,  Vöhringer**].  —  Hon  au  [Schübler 
bei  Elsenbach  1822;  „um  den  Lichtenstein"  1887  Fieck  in  HH.!, 
Traifelbergfelsen  Bossler**].  —  Ob  er  hausen  [Traifelberg, 
Gießstein,  Steighau  Bossler**;  Nebelhöhle  Löckle  1882, 
Mr.  1904].  —  Pf u Hingen  [HY.  leg.  Löckle!;  unter  dem 
Kugelbergle  Bossler*;  Maustäle  Bossler*;  Schönberg  Bossler*, 
Offner;  ürsulahochberg  Bossler*;  Wackerstein  Bossler*, 
Offner,  Gradmanx!,  Mr.   1904:   Wanne  Bossler*,  Mr.   1904]. 

—  Unter  hausen  [Eckfelsen,  Greifenstein  Bossler**,  Übers- 
berg  Mr.  1904]. 

OA.  Rottenburg:  Frommenhausen  [am  Kapf  Mr.  1904]. 

OA.  Rottweil  (Eggler):  Rottweil  [MK.  1882].  —  Dottern- 
hausen [Felsen  bei  der  Rutsche  Bertsch].  —  Hausen  a.  Th. 
[Wenzelstein  Bertsch].   —  Horgen  [Eschachtal**]. 

OA.  Spaichingen  (Eytel  !):  Spaic  hingen  [Dreifaltigkeitsberg  ** 
OAB.].  —  Balgheim  [Dreifaltigkeitsberg**].  —  D  eil  in  gen 
[Bleidenacker  Beer].  —  Denkingen  [Hammelsberg**].  — 
Egesheim  [Oberburg**].  —  Gosheim  [Lemberg  Sauter- 
MELSTER*].  —  Mahlstetten  [Eernhardstein  Beer*].  —  Nusp- 
1  in  gen  [ühufels  Riede*].  —  Ratshausen  [Plettenberg 
Saütermeister*].  —  Reichenbach  [Sautermeister*].  — 
Weh  in  gen  [Hochberg  Saütermeister*]. 

OA.  Sulz  (v.  Biberstein):  Sulz  [Kerner,  Bäume  und  Gesträuche, 
Württ.  1789;  Ruine  Sulz,  Muschelkalkfelsen  600  in  ü.  d.  M.**]. 

—  Aistaig  [Walde;  Boller  Felsen  Gradmann!].  —  Weiden 
[Walde  1893!;  KE.  1900]. 


—     121     — 

OA.  Tübingen  (Mayer):   Gönningen  [Roßberg**]. 

OA.  Tuttlingen  (Beer):  Tuttlingen  [Ahles  in  Jh.  1884;  „im 
Seltal"  Eiberle  1882  in  HV.!].  —  Hohentwiel  [Donau- 
flora IV,  V.  Schreckenstein,  Nachträge  1803;  Fieck  1888  in 
HH. ;  Gradmann  1894!].  —  Fridingen  [Bronnen  Jack,  Mitteil, 
des  Bad.  Bot.  Ver.  1892;  Buchhalde**].  -  Irrend  orf 
[Langenbronnen**].  —  Kol hingen  [Burghalde**].  —  Mühl- 
heim  [Eiberle  in  HV. !;  Rappenfelsen**].  —  Nendingen 
[Melbishalde**]. 

0\.  Urach  (Dieterich):  Urach  [Kerner,  Bäume  und  Gesträuche 
Württ.  1789;  Galgenberg  Rösler,  Beyträge  II,  1790,  S.  235; 
Hohenurach  Sch.  M.  1834;  Finckh  in  HV. ! ;  Fieck  in  HH. ; 
Eppenzillfelsen  Gradmann  ! ;  Kälberburren ,  Ulmer  Eberstetten, 
Hohenurach,  Gelber  Fels  Finckh,  Breit*].  —  Dettingen 
[Felsen  des  Roßbergs  1897  Gradmann!,  Mr.  1904].  —  Donn- 
stetten  [Kemmler  in  HV. !].  —  Glems  [„Glemser  Staig" 
Rösler,  Beyträge  H,  1790,  S.  236;  Glemser  Felsen  1832  HTüb. !; 
Grüner  Fels  MK.  1865,  Gradmann  1893!].  —  Grabenstetten 
[Wachtelberg,  Schröckefels**].  —  Ohnastetten  [Zellertalfelsen 
Thym**].  —  Sirchingen  [Schorren  Kopp*].  —  Upfingen 
[Eppenzill  Kopp*].  —  Wittlingen  [Baldeck,  Felsen  des  Hoch- 
bergs**]. —  Würtingen  [St.  Johann  OAB.  1831].^ 

OA.  Blaubeuren  (Bauer!):  Blaubeuren  [Kerner,  Bäume  und 
Gesträuche  Württ.  1789;  Tugendpfad,  Ruckenschloß,  Weiler- 
halde, Metzgerfelsen,  Hörnle ,  W-Felsen,  Blauberg**;  Bauer, 
Flora  V.  Blaubeuren  1905].  —  Gerhausen  [1820  v.  Martens 
inHV. !;  Rusenschloß,  Eichhalde**].  —  Schelklingen  [Länge- 
tal**; Bauer  1905].  —  Seißen  [Günzelburg,  Tiefental**].  — 
Sonder  buch  [Mönchental  Bauer  1905].  —  Weiler  [Siegen- 
stein ca.  673  m,  Günzelburg  680  m**;  Aachtal,  Tiefental 
Bauer  1905].- 


^  Nach  Martens  und  Kemmler  1865  soll  die  Felsenbirne  auch  bei 
Neresheim  vorkommen.  Eine  wirkliche  Beobachtung  liegt  aber  offenbar  nicht  vor ; 
Schnizlein  und  Frickhinger  kennen  die  Art  für  ihr  Florengebiet  nicht, 
und  Frickhinger  schreibt  unter  dem  19.  April  1901:  „Wir  haben  bisher 
vergeblich  nach  ihm  gefahndet.  Die  Angabe  „Neresheim"  in  der  Württ.  Flora 
II.  Aufl.  ist  nicht  von  uns." 

^  Nach  S  c  h  ü  b  1  e  r  im  Anhang  zu  E  i  s  e  n  b  a  c  h's  Beschr.  v.  Tübingen  1822 
kommt  A.  v.  im  Blau-  und  Lautertal  vor.  Letztere  Angabe  bezieht  sich  offenbar 
auf  die  Münsinger  Lauter  und  nicht,  wie  von  mir  früher  und  auch  von  Bauer  1905 
angenommen,  auf  das  Ulmer  Lautertal.     G. 


—     122     — 

OA.  Ehingen:  Altsteußl  ingen  [im  Brüchltal  MK.   1865]. 

OA.  Geislingen  (Fetscher  !) :  Geislingen  [Geiselstein,  Bismarck- 
felsen**].  —  Alten  stadt  [Tegelberg "^^j.  —  Aufhausen 
[Kemmler  in  HH.;  MK.  1865].  —  Eybach  [Himmelsfelsen** 
Engel].  —  Goßbach  [Allmendinger].  —  Kuchen  [Felsen 
des  Ramsberges  Gradmann!].  —  Überkingen  [Kahlenstein**]. 
--  Wiesen  steig  [am  Reußenstein  1866  Kemmler  in  HY. !, 
Gradmann  ! ;    Reußenstein ,    Heimenstein ,    Tierstein  ,   Hiltenburg 

WÖRZ  *]. 

OA.  Göppingen  (Engel):  Auendorf  [Fuchseck**].  —  Gruibingen 

[Bosler  Felsen**]. 
OA.  Kirchheim  (Hölzle)  :  Brücken  [Bruckener  Fels  Losch].  — 

Oberlenningen   [Wielandstein,   Hochgreut,  Mittagsfelsen**]. 

—  Owen  [Teck  Simon].  —  Schlattstall  [Kleine  Schröcke  **]. 

—  Schopf  loch  [Kemmler  1865  in  HH. ;  MK.  1865]. 

OA.  Münsingen  (Baumeister):  Anhausen  [Schülzburg  Sch.-M. 
1834].  —  Bichishausen  [Burgruine**].  —  Erbstetten 
[ünterwilzingen  Troll  in  HV.!,  MK.  1865;  Wartstein  1905 
Gradmann!].  —  Hundersingen  [Burgruine**]. 

OA.  Ulm  (Haug!):   Ettlenschieß  [Engel*]. 

OA.  Gammertingen  (Freih.  v.  Fürstenberg)  :  Gammertingen 
[Teufelstor**].  —  Neufra  [Wolfsfelsen**].  —  Veringendorf 
[Felsen  unterhalb  der  Ruine  Affelstetten  620—650  m  1904 
Gradmann!]. 

OA.  Hechingen:  Burladingen  [Freih.  v.  Fürstenberg].  — 
Zimmern  [Zellerhorn  Lörch  1890/92]. 

OA.  Haigerloch:  Haigerloch  [1851  Fischer  in  HV. ! ;  MK.  1865]. 

Baden : 

67:  Baden,  Felsen  [HBBV. :  Winter  1885.  Jung^.  Frank  1830. 
Kirschleger  ,  DöLL  BadFl. ,  Klein,  Winter  Mitt.  1,234].  — 
Eber  Steinburg  [Löhr^    Frank  1830,  Döll  BadFl.]. 

94:  Wolfach,  Gneisfelsen,  550  m  [HBBV.:  Mahler  1895].  — 
Hornberg,  Schloß,  Neuberger  [Döll  RhFl.  1843  u.  BadFl., 
Kirschleger,  Neuberger,  Klein,   Stehle  Mitt.  1,303]. 

96:  Limburg,  \/i,  Schlatterer  [Gmelin  1806,  Ittner].  —  Burk- 
heim  [Gmelin  1806,  Spenner,  Lauterer].  —  Sponeck  [Spenner, 
1829,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg.]  —  Kiechlinsbergen 
[Klein]. 


Gewährsmann  Frank 's. 


—     123     - 

97:  Zw.    Endingen    u.    d.    Katharinenkapelle    [Schildknecht 

Nachtr.   1862  u.  FlFrbg.]. 
105:  Achkarren,  Linder  [Neuberger  1896,  Mitt.  3,367]. 
106:  Badberg  [Schill  1877].  —  Yogtsburg,  NeuberCxER  [HBBV.: 

Schatz  1880.    Klein].  —  Eichelspitze,  ^/l,  Meigen. 
112:  Bronnen  [Hafner^    Döll  BadFl.  1862,  Jack,  Jack  Mitt.  3,16]. 

—  Beuron,  ^/i,  Bertsch  [Jack,  Jack  Mitt.  3,15]. 

112/13:  Wildenstein  [Döll  BadFl.  1862,   Jack,  Jack  Mitt.  3.18]. 

113:  Werenwag  [Döll.    Döll  BadFl.  1862,  Jack,  Jack  Mitt.  3.21]. 

114:  ßigmaringen,  Saütermeister. 

117:  Kybfelsen,  Gneisfelsen,  800  m,  V2,  Meigen  [HBBV. :  Schlat- 
TERER  1883.  Schildknecht  Nchtr.  1862  u.  FlFrbg.,  Lauterer, 
Neuberger,  Klein].  —  Horberfelsen,  Gneis.  800  m,  Vi, 
Meigen  [Thiry.  Schildknecht  Nchtr.  1862  u.  FlFrbg., 
Lauterer]. 

118:  Hirschsprung,  Gneisfelsen,  600  m,  NeuberCtEr  [Thiry. 
Schildknecht  Nchtr.  1862  u.  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger, 
Klein]. 

120:  Aufen  [Engesser.  Zahn,  Klein].  —  Buchberg  bei  Donau- 
eschingen, Muschelkalk  [Josephine  von  Schreckenstein. 
DFL  1814,  Döll  BadFl.,  Fd.  Brunner,  Stehle,  Zahn,  Klein, 
Winter  Mitt.   1,48]. 

121:  Talhof,  Eckstein  [Stehle  1855.  Zahn,  Klein].  —  Gut- 
m  ad  in  gen,  Eckstein  [Stehle  1860.    Zahn,  Klein]. 

122:  Maienbühl  bei  Immendingen,  Eckstein  [v.  Schrecken- 
stein. Yerz.  1799,  DFL,  Döll  BadFl.  Fd.  Brunner,  Engesser, 
Zahn,  Klein]. 

128:  Höllberg  bei  St  aufen,  Neuberger  [Goetz  1884.  Klein,  Goetz 
Mitt.  1,107].  —  Beleben,  Neuberger  [Klein].  —  Bruder- 
mattfelsen, 750  m,  Neuberger  [HBBV.:  Vulpius  1867. 
Vulpius  1867.  Döll  Jbr.  1868,  Lauterer,  Neuberger,  Binz, 
Klein]. 

129:  Scharfenstein,  Porphyr,  800  m  [Schill.    Schill  1877]. 

130:  Feldberg,   ^'i.  Neumann  [Schill.    Schill  1877,  Klein]. 

132:  Reiselfingen  [Stehle  1864.  Zahn,  Klein].  —  Zw.  Bad 
Boll   u.   d.  Wutachmühle,    Linder.    —   Lembach,   Probst. 

—  Lausheim,  Probst.  —  Blumegg,  Probst. 

133:  Achdorf,    Probst.    —    Eichberg    bei  Blumberg,    Eckstein 


Karl  Hafner,  Apotheker  in  Heiligenberg. 


—     124     — 

[Fd.  Brunner  1851 ,  Engesser,  Döll  BadFl.,  Zahn,  Klein].  — 
Wutachflühen  zw.  Achdorf  und  Grimmeishof  en , 
Meigen.  —  Fützen,  Probst.  —  Epfenhofen,  Probst.  — 
Randendorf,  Probst. 
134:  Kriegertal,  Eckstein.  —  Talkapelle,  Neuberger  [HBBV.  : 
Schatz  1887.  Döll.  Zahn,  Jack,  Klein,  Jagk  Mitt.  2,404].  — 
Engen  [Döll  BadFl.  1862,  Jack  Mitt.  2,400].  -  Hohen- 
höwen,  Eckstein  [Zahn  1889,  Jack,  Klein]. 
136:  Ludwigshafen    [Jack].     —    Haldenhof    bei    Sipplingen. 

[v.  Stengel.     Döll  BadFl.   1862,  Jack,  Stehle  Mitt.  1,75]. 
139:  Rheinweiler  [Klein,  Winter  Mitt.  2,53]. 
144:  Brunnadern,   Probst.    —   Dillendorf,  Probst.  —  Wittle- 
kofen.  Probst.  —  Oberwangen,  Probst.  —  Unterwangen, 
Probst.  —  Schwaningen,    Probst  [Stehle  Mitt.   1,146].    — 
Weizen,    Prob.st.    —    Grimmelshofen,    Probst.    —    Bett- 
maringen, Probst.  —  Schieitheim,  Probst.  —  Manchen, 
Probst.  —  Stühlingen,  Meigen.   [Wuerth^    DFL  1814,  Fd 
Brunner,   Döll  BadFl,  Klein].  —  Eber  fingen.    Probst.  — . 
Oberhallau,  Probst. 
144/45:  Gächlingen,   Probst. 

145:  Beggingen,  Probst.  —  Merishausen  [Meister  1887].  — 
Griesbach  [Laffon  1847].  —  Schweizerbild,  500  m 
[Merklein  1861,  Fr.  Brunner,  Meister,  Jack].  —  Schaff- 
hausen [Merklein  1861,  Meister]. 
146:  Hohenkrähen,  Phonohthfelsen ,  640  m,  ^'i ,  Meigen  [Amts- 
bühl er.  DFL  1814,  HöFLE,  Zahn,  Jack,  Klein,  Jack 
Mitt.  2,399].  —  Hohentwiel,  Phonohthfelsen,  550—650  m, 
Meigen  [HBBV.:  Leibinger  1886.  Amtsbühler.  DFL  1814, 
HöFLE,  Döll  BadFl.,  Merklein,  Fr.  Brünner,  Meister,  Zahn, 
Jack,  Kirchner-Eichler,  Klein,  Jack  Mitt.  2,391,  Kneucker 
Mitt.  4,316]. 
148:  Hödingen  [v.  StengeL  Döll  BadFl.  1862,  Jack].  —  Sipp- 
lingen [v.  Stengel.  Döll  BadFl.  1862,  Jack,  Jack  Mitt.  2,368]. 

—  Zw.  Goldbach  u.  d.  Süßenmühle  [Jack,  Jack  Mitt.  2,368]. 

—  Heidenhof  [Stehle  Mitt.  1,75].   —  Überlingen  [Klein]. 

—  Altbodman,  Hummel  [Ittner.  DFL  1814,  Höfle,  Döll 
BadFL,  Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  2,366].  —  Zw.  Wallhausen 
und  Bodman  [Jack  Mitt.  2,366]. 


Gewährsmann  der  DFL 


-     125     — 

152:  Isteiner  Klotz,  ''I2,  Neuberger  [HBBV.  :  Vulpius  1862, 
KüBLER.  Gmelin  1806,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg., 
Lauterer  ,  Schneider  ,  'Neuberger  ,  Binz  ,  Klein  ,  Stehle 
Mitt.  3,326]. 

155/56:  Zw,  Tiefenstein  und  Hohenfels.  Linder. 

157:  üntereggingen,  Probst.  —  Unterhallau,   Probst. 

160:  Hohenklingen  [Merklein  1861,  Meister]. 

164:  Grenzach  er  Hern  [Binz]. 

166:  Rötekopf  bei  Säckingen,  Granit,  Linder  [Linder  Mitt.  4,310]. 

167:  Murgtal  [Binz]. 

Bellidiastrum  MiclielH  Cass. 

(Karte  5.) 

In  den  zentraleuropäischen  Gebirgen  von  Südostfrankreich  bis 
zu  den  Karpathen  und  zum  Balkan  endemisch. 

Im  Alpengebiet  an  steinigen,  felsigen  Stellen,  in  Wäldern,  von 
der  unteren  Bergregion  bis  ins  Krummholz,  besonders  auf  Kalk,  in 
Südbayern  von  400—2280  m,  im  Wallis  400-2560  m.  Auch  im 
Jura  und  im  bayrischen  Alpenvorland,  findet  im  südlichen  Deutsch- 
land ihre  Nordgrenze. 

Im  Schvi'arzwald  nur  auf  dem  Feldberg;  im  Vorland  des 
Schwarzwalds  mehrfach  bis  Rottenbarg ;  auf  der  Alb  bis  ins  Erms- 
und  Blaugebiet;  im  südlichen  Alpenvorland  bis  Krauchen  wies  und 
Rot  OA.  Leutkirch  zerstreut. 

Württemberg. 

OA.  Balingen  (Link!):  Balingen  [Hirschberg  **].  —  Burgfelden 
[Käsental,  Böllat  Hamberger*].  —  Ehingen  [HTüb. !  Riedhalde, 
Meßstetter  Steige,  Weißenhalde**].  —  Fromm  ern  [Hirsch- 
berg**]. —  Heselwangen  [Hirschberg  V1N90N*].  —  Hossingen 
[Steighalde,  Leiter**].  —  Laufen  [am  Hörnle  1893  Grad- 
mann!]. —  Margrethausen**.  —  Meßstetten  [Haag*].  — 
Oberdigisheim  [Wagrain  Strohmaier  *].  —  Onstmettingen 
[in  der  Nähe  der  Schmiechaquelle  1895  Gradmann!,  Raich- 
berg**].  —  Streichen  [Hundsrück  1893  Gradmann!,  Link**; 
Irrental  Scheible  *].  —  Tailfingen  [Braunhardsberg  Mutsch- 
LER*].  —  Tieringen  [zwischen  Lochen  und  Hörnle  1893 
Gradmann!;  Lochenspitz,  Mettenfels  Beck].  —  Truchtelfingen 
[Schmiechatal  1845  HTüb.!;  häufig**].  —  ünterdigisheim 
[gegen  Hossingen**].  —  Weil  heim    [Lochen   Schübler,    Alp 


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—     128     — 

fingen  [in  der  Nähe  der  Seckachquellen**].  —  Veringendorf 
[Felsen  unter  der  Ruine  Affelstetten  620 — 650  m.  Gradm. 
1904!]. 
OA.  Hechingen  (Lörch):  Beuren  [Lörch  1890,  ca  700m**].  — 
Boll  [Zoller  ca.  700—800  m**].  —  Jungingen  [Lechler 
in  HV.!,  V.  Marxens  in  HH.;  Hirnberg  ca.  800  m  **].  — 
Wessingen**.    —    Zimmern  [Lörch  1890.    ca.   700  m**]. 

Baden : 

112:  Bronnen,  Neüberger  [Jack,  Jack  Mitt.  3,16].  —  Beuron, 
620  m,  ^/s,  Meigex  [HBBV.  :  Vulpius  1865.  Jack,  Vulpius 
Mitt.  1,372,  Jack  Mitt.  3,17]. 

114:  Sigmaringen,  Keppler.  —  Krauchen  wies,  Keppler. 

120:  Beckhofen  [v.  Stengel.    Döll  RhFl.  1843  u.  BadFl.,  Zahn]. 

—  Waldhausen,  -/a,  Hbimelseher.  —  Bräunungen,  Linder. 

—  Hü  fingen,    Neüberger    [Engesser.    Döll    BadFl.    1859, 
Zahn].  —  Donaueschingen  [Gmelin  1808]. 

121:  Öfingen,  Neüberger  [Döll  RhFl.  1843,  Zahn].—  Himmel- 
berg, Eckstein.  —  ünterbaldingen,  Ragg.  —  Horneberg, 
Eckstein  [Zahn].  —  Talhof,  Eckstein  [Neüberger  B.,  Winter 
Mitt.  1,44].  —  Osterberg,  Eckstein  [Döll  BadFl.  1859, 
Zahn].  —  Neudingen,  Neüberger  [Zahn].  —  Länge  zw. 
Gutmadingen  und  Geisingen,  weißer  Jura,  Waldrand, 
700—750  m,  ^/s,  Meigen  [HBBV. :  Schatz  1883,  Neüberger  B., 
Zahn,  Oltmanns  Mitt.  3.319]. 

122:  Amtenhausen,  Neüberger.  —  Bachzimmern,  Neüberger 
[Neüberger  B.,  Zahn].  —  Immen  dingen,  Weißer  Jura,  700  m, 
^/s,  Meigen  [Zahn],  —  Kirchen,  Oltmanns  [Zahn]. 

124:  Eheried  bei  Meßkirch,  Futterknecht. 

130:  Feldberg,  feuchte  Felsen,  1300— 1400  m,  Vs,  Meigen  [HBBV.: 
Spenner,  Frank,  Lang,  Berg  1885.  Spenner.  Spenner  1826, 
Kirschleger,  Döll  BadFl.,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg., 
Lauterer  ,  Schneider  ,  Neüberger  ,  Binz  ,  Klein  ,  Müller 
Mitt.  4,224]. 

131:  Gündelwangen,  -/2,  Himmelseher.  —  Schatte nmü hie, 
^2,  Himmelseher. 

132:  Bachheim,  Muschelkalk,  ^/i,  Himmelseher.  —  Gauchachtal, 
^/2,  Himmelseher  [Döll  BadFl.  1859,  Zahn].  —  Boll,  feuchte 
Abhänge,  Muschelkalk,  -/s ,  Meigen.  —  Zw.  Bad  Boll  und 
der    Wutachmühle,    Muschelkalk,     ^/n,    Himmelseher.    — 


—     129     — 

Asel fingen,.  Eckstein.  —  Lembach,  Probst.  —  Lavis- 
heim,  Waldränder,  ^/s ,  Meigen.  —  Blum  egg,  Probst.  — 
Reiselfingen,  ^/2,  Himmelseher. 

133:  Fürstenberg,  850—900  m,  Meigen  [Gmelin  1808].  — 
Gnadental,  800  m,  Meigen.  —  Riedböhringen,  ^/s, 
Eckstein.  —  Längenberg,  Eckstein.  —  Hondingen,  ^/a, 
Eckstein.  —  Achdorf,  ^/s,  Eckstein.  —  Blumberg,  bis 
900  m,  73,  Eckstein.  —  Randen dorf.  Probst.  —  Ried- 
öschingen,  ^/s,  Eckstein.  —  Berghof  bei  Thengen 
[Jack  Mitt.  2,398].  —  Fützen,  ^/a ,  Eckstein.  —  Epfen- 
hofen,  Probst.  —  Kommingen,  ^s,  Eckstein.  —  Thengen 
[Stock er.    Döll  BadFl.  1859,  Jack]. 

134:  Kriegertal,  580— 650  m,  Meigen  [Höfle  1850,  Merklein,  Fr. 
Brunner,  Zahn,  Jack,  Jack  Mitt.  2,404,  Kneucker  Mitt.  4,314]. 
—  Talkapelle  [Jack,  Jack  Mitt.  2,404].  —Zimmerholz, 
Neüberger  [Jack].  —  Engen  [HBBV. :  Vulpius  1865.  Döll 
BadFl.  1859,  Zahn,  Jack,  Vulpius  Mitt.  1,  369]. 

135:  Eigeltingen,  Meigen.  —  Zw.  Aach  und  Eigeltingen, 
500  m,  ^3,  Meigen  [Höfle  1850,  Jack]. 

136/48:  Sipplingen,  Meigen  [Höfle  1850,  Jack]. 

144:  Brunnadern,  Probst.  —  Dillendorf,  Probst.  —  Wittle- 
kofen,  Probst.  —  Oberwangen,  Probst.  —  Unter- 
wangen, Probst.  —  Schwaningeji,  Probst.  — Weizen, 
Probst.  —  Grimmelshofen,  500  m,  ^jz,  Eckstein.  — 
Bettmaringen,  Probst.  —  Manchen,  Probst.  —  Schleit- 
heim.  Probst  [Döll  BadFl.  1859,  Merklein].  —  Stühlingen, 
Probst  [Stehle  Mitt.  1,146,  Preuss  Mitt.  1,229].  —  Eber- 
fingen, Probst.  —  Ober  hailau,  Probst. 

144/45:  Gächlingen,  Probst. 

145:  Bargen,  Eckstein.  —  Beggingen,  Eckstein,  —  Meris- 
hausen,  Eckstein  [Döll  BadFl.  1859].  —  Siblingen, 
Eckstein.  —  Reyat  [Meister  1887]. 

146:  Finsterwald  bei  Thaingen,  450  m,  Vi,  Eckstein 
[Hegetschweiler  1831]. 

148:  Hödinger  Dobel,  430—500  m,  Meigen.  —  Goldbach 
[Höfle  1850,  Jack,  Jack  Mitt.  2,368].  —  Überlingen, 
Hummel.  —  Bodman,  Waldrand,  ^jz,  Gross  [HBBV.:  Gross 
1905.  Döll  BadFl.  1859,  Jack,  Jack  Mitt.  2,366].  —  Kargegg, 
400—500  m,  2/3^  Meigen  [Jack  Mitt.  2,366].  —  Zw.  Wall- 
hausen und  Bodman.   [Höfle  1837.    Höfle,  Jack]. 


—     130     — 

157:  Unte reggingen,    Probst.    —   Unterhallau,    Probst,    — 

Küssaburg,  Linder. 
157/58:  Neunkirch,  Probst.  —  Wangental,  Keller. 
158:  Balm,  Keller. 
160:  Stein  a.  Rh.   [Höfle  1850,  Jack]. 
162:  Egg    [DöLL    RhFl.    1843    u.    BadFl. ,     Höfle,    Jack,    Jack 

Mitt.  2,347]. 
170:  Eglisau,  Keller.  — Fuchsbach  bei  Buchberg,  400  m, 

Meigen.  —  Ramsau  beiRüdlingen,  350 — 400  m,  Meigen. 

Carduus  per  Sonata. 

In  den  zentral-  und  südeuropäischen  Gebirgen  von  der  Auvergne 
bis  zu  den  Karpathen  und  zum  Balkan,  südwärts  bis  in  die  Apenninen, 
endemisch. 

Auf  subalpinen  Wiesen,  an  Waldrändern  und  besonders  in  den 
Auenwäldern  der  Alpenströme,  in  Südbayern  von  360 — 2240  m,  im 
Säntisgebiet  die  obere  Waldgrenze  nicht  erreichend ,  im  WaUis  von 
800 — 2300  m.  Auch  im  Zentraljura,  in  den  Vogesen,  im  bayrischen 
Alpenvorland,  in  Böhmen  bei  Karlsbad,  in  Sachsen  bei  Zittau,  am 
Saalufer  bei  Ziegenrück,  in  den  Sudeten  verbreitet. 

Im  südlichen  Schwarzwald  und  Schwarzwaldvorland,  in  Ober- 
schwaben ,  im  Albgebiet  sehr  zerstreut ,  vereinzelt  auch  im  Vorland 
der  Alb  (Laubach  bei  Aalen). 

OA.  Aalen:  Laubach  [Rösler  1822  in  HV. ! ;  Sch.  M.  1834;  Rösler 

in  O.A.B.  1854]. 
OA.  Blaubeuren:    Machtolsheim    [in    herb.    Pfr.    Schumann!; 

SCHLENKER   1898  brfl.]. 
OA.  Ehingen:  Oggelsbeuren  [Troll  in  HV. ! ;  MK.   1882]. 
OA.  Laupheim:  Wiblingen  [MK.   1865]. 
OA.  Leutkirch:  Aichstetten  [Entleutner  in  26.  Ber.  d.  naturw. 

Vereins    in    Augsburg;    Herter    in    Jh.    1888].    —    Aitrach 

[Gessler  1861  in  HV.!;  MK.  1865].  —  Dürren  [MK.  1865]. 
OA.  Ulm:  Langenau  [Mahler,  Ulm,  1898.  —  Ulm  [Gmelin  1854 

in  Herb.  Nat.  Kabinett!;  Hegelmaier  1862  in  HH. :  MK.  1865 

und  1882]. 
OA.  Wangen:  Immenried  [K.E.  1900  nach  Mitt.  von  Schupp].    — 

Isny    [Gmelin  1864   in  Herb.  Nat.  Kabinett!;    MK.   1882].   — 

Neutrauchburg  [MK.  1865]. 
108:  St.  Peter  [Neuberger,  Klein]. 


-     131     — 

112:  Beuron  [Sauterm  eist  e  r.  Jack,  Kirchner-Eichler,  Grad- 
mann, Jack  Mitt.  3,15].     In  neuerer  Zeit  nicht  gefunden. 

113:  Werenwag  [Doli.  Döll  BadFl.  1859,  Jack,  Gradmanx,  Jack 
Mitt.  3,21]. 

119:  Hammereisenbach,  770  m,  Linder  [Stehle  1886.  Zahn, 
Neuberger,  Klein,  Stehle  Mitt.  1,267].  —  Gutach tal  bei 
Neustadt,  ^'2,  Himmel^^eher  [HBBV.  :  Stehle  1883,  Fd. 
Brunner  1851,  Döll  BadFl.,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg., 
Lauterer,  Zahn,  Neuberger,   Klein,  Stehle  Mitt.  3,329]. 

120:  Hüfingen  [HBBY. :  Zahn  1888.  Stehle  1855.  Stehle, 
Neuberger  B.,  Zahn]. 

121:  Länge  [Gradmann,  Schatz  Mitt.  2,412]. 

122:  Immen  dingen  [Fd.  Brunner  1851,  Zahn,  Gradmann]. 

128/29:  Beleben  [HBBV.:  Dinewolf  1830,  Vulpius  1867.  Lang 
1843,  Döll  BadFl.,  Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg.,  Lauterer, 
Schneider,  Neuberger,  Binz,  Klein,  Vulpius  Mitt.  1,283]. 

130:  Feldberg  [HBBV.:  Schildknecht  1861.  Döll  BadFl.  1859, 
Schildknecht  Nchtr.  u.  FlFrbg.,  Lauterer,  Schneider,  Neu- 
berger, Binz,  Klein].  —  Titisee,  850  m.  Linder  [de  Bary. 
Schildknecht  Nchtr.  1862,  Laütbrer,  Neuberger,  Klein]. 

131:  Gutachtal  bei  Kappel,  -/a,  Himmelseher  [Döll  BadFl. 
1859,  Klein]. 

132:  Gauchachtal  [HBBV.:  Frank.  Döll  RhFL  1843  u.  BadFl.,  Fd. 

Brunner,  Stehle,  Neuberger  B.,  Zahn,  Klein].  —  Unadingen 

•  [HBBV.:    Frank].    —  Wutachmühle  [HBBV.:   Zahn  1888]. 

133:  Achdorf  [Zahn  1888.    Zahn].  —  Fützen,  Koenen. 

134:  Engen  [Klein]. 

142:  St.  Blasien,  Linder  [HBBV.:  Vulpius  1861,  Schildknecht 
Nchtr.  u.  FlFrbg.,  Lauterer,  Neuberger,  Klein].  —  Kutterau, 
700  m.  Linder. 

144:  Grimm  elshofen,  Probst.  —  Wutachsteg  bei  Weizen 
[Schal eh.  Merklein  1861,  Prob.st  Mitt.  4,358].  —  Sttth- 
lingen  [Stehle  1884,    Mitt.  1,146]. 

155:  Tiefenstein,  450  m,   V2,  Linder. 

160:  Wangen  a.  U.  [Fr.  Brunner  1882,  Jack]. 

Dentaria  digitata  Lam. 
Im  westlichen  Teile  der  zentral-  und  südeuropäischen  Gebirge 
endemisch,  von  den  Pyrenäen  und  Zentralfrankreich  bis  in  die  Salz- 
burger Alpen  und  Kroatien,  südwärts  bis  in  die  Apenninen. 


—     132     — 

Ausschließlich  in  Wäldern,  meist  Buchenwäldern,  und  vorzugs- 
weise auf  Kalk ,  in  den  bayrischen  Alpen  bis  gegen  1400  m ,  im 
Wallis  von  600 — 1700  m.     Auch  im  Jura  und  den  Vogesen. 

Im  südlichen  Schwarzwald ;  im  Vorland  des  Schwarzwalds  bis 
Sulz  und  Haigerloch;  auf  der  südwesthchen  Alb  bis  Tuttlingen,  im 
südlichen  Alpenvorland  bis  Heiligenberg,  Schmalegg,  Wolfegg.  Die 
Art  erreicht  hier  ihre  absolute  Nordgrenze. 

OA.  Sulz:    Dornhan,    Hopfau    [Finckh   in   Jh.    1854   u.    1860; 
MK.  1882].  —  Sulz  [„Albeck"  Köstlin  1832  inHV.!;  Hegel- 
maier,  Fischer  in  HV. ! ;  Sch.  M.  1834]. 
OA.  Tuttlingen:    Tuttlingen  [„im   Duttental"  Rösler   in  HV. ! ; 
Sch.  M.  1834].  —  Hausen  [„Wald  zwischen  Hausen  und  Tal- 
heim" Finckh  in  Jh.  1861]. 
OA.  Ravensburg:  Ravensburg  [J.  v.  Biberstein  in  HV. ! ;  MK. 
1865].    -    Schmalegg   [Maag  1898   in  HV.!;    Herter  in  Jh. 
1888;  K.  E.  1900]. 
OA.  Waldsee:  Wolfegg  [„beim  weißen  Brunnen"  Rhodius  in  HV. ! ; 

Sch.  M.  1834]. 
OA.  Wangen:  Amtzell  [Pfaffenweiler  Sch.  M.  1834]. 
OA.  Haigerloch:  Haigerloch  [Rieber  in  Jh.  1890]. 

Die    in  fast    allen  Floren    sich   findende  Standortsangabe  „Zw. 

Kandern    und    Sitzenkirch"     beruht     auf    einer     Verwechslung    mit 

B.  pinnata,  wovon  sich  schon  Vülpius  überzeugt  hat,  wie  aus  einer 

Bemerkung  auf  der  zugehörigen  Etikette  seines  Herbars  hervorgeht. 

111:  Dürrheim  [Klein]. 

121:  Ö fingen,  Neuberger  [Gradmann,  Klein].  —  Horneberg, 
Neuberger  [Winter,  Mitt.  1,44].  —  Talhof,  Neuberger 
Winter.  Zahn  1889].  —  Länge  zw.  Gutmadingen  und 
Geisingen,  weißer  Jura,  Buchenhochwald,  700 — 750  m,  ^/s, 
Meigen  [HBBV.:  Vulpius  1875,  Schatz  1884.  Fd.  Brünner  1851, 
Engesser,  Neuberger  B.,  Zahn,  Gradmann,  Klein].  —  Pfaffen- 
tal, Neuberger  [Neuberger  B.  1885,  Zahn]. 

122:  Bachzimmern,  Neuberger  [Verz.  1799,  Fd.  Brunner,  Eng- 
esser, Zahn,  Gradmann,  Klein].  —  Immendingen,  Neuberger 
[Fd.  Brunner  1851,  Engesser,  Zahn,  Gradmann,  Klein]. 

132:  Blumegg  [Intlekofer^    Klein,  Intlekofer  Mitt.  3,136]. 

133:  Längenberg,  Eckstein  [Engesser  1852,  Zahn].  ■ —  Aulfingen 
[Klein]. 


Prakt.  Arzt  in  Blumberg. 


—     133     — 

134:  Kriegertal,  Eckstein  [v.  Stengel.    Höfle  1850,  Döll  BadFl, 

Zahn,  Jack,  Gradmann,  Jack  Mitt.  2,404]. 
135:  Tudoburg  bei  Honstetten,  550  m,   ^/s,   Meigen.  —  Zw. 

Eigeltingen    und    Aach,    Buchenhochwald,    500    m,    V^, 

Meigen  [Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  2,403]. 
137:  Heiligenberg,  H.  Hüber  [Jack  1835.    Höfle,  Döll  BadFl., 

Klein,  Jack  Mitt.  2,382]. 
137/38:  Zw.    Beuren    und   Bettenbrunn    [Döll   BadFl.    1862, 

Jack,  Jack  Mitt.  2,382]. 
144:  Stühlingen    [HBBV. :    Maus    1890.     Stehle    1884.     Klein, 

Stehle  Mitt.  1,146,  Probst  Mitt.  4,359]. 
145:  Bargen  [Laffon  1847].  —  Beringer  Tal,  Eckstein  [Werner^ 

Laffon  1847,  Merklein,  Meister].   —  Zw.  Lohn  u.  Opferts- 

hofen  [Meister  1887,  Gradmann]. 
146:  Thaingen,   Eckstein  [Dieffenbach  1826,  Hegetschweiler,  Fr. 

Brunner,   Meister,    Jack,  Gradmann,  Klein,  Jack  Mitt.  2,399, 

Eckstein  Mitt.  3,367]. 
147:  Schiener  Berg  bei  Bohlingen  [Stocker.  Döll  BadFl.  1862, 

Jack,  Klein,  Jack  Mitt.  2,393]. 
148:  Bodman,    Schluchtenwald,    -/s ,   Gross  [HBBV.:    Gross  1905. 

Klein].  —  Kargegg,  450  m,  ^k,  Meigen  [Hirth.    Jack,  Jack 

Mitt.   2,366].    —   Zw.  Wallhausen   und    Bodman    [HBBV.: 

Leibinger  1886]. 
156:  Schwarzatal  zw.  d.  Witznauer  Mühle    und  Leinegg 

[Preuß  1885.    Klein,  Preuss  Mitt.   1,227].—  Schlüchttal 

unter  Allmut  und  um  die  Mettmamündung,  Linder. 
157/58:  Neunkirch  Probst.  —  Wangental,  Keller. 
158:  Hemming,  Eckstein  [Schale h.    Merklein  1861,  Döll  BadFl., 

Meister].  —  Guntmadingen  [Laffon  1847].  —  Lauferberg 

[Laffon  1847].  —  Balte rsweil,  Keller. 
160:  Hohenklingen,  Keller. 

Dentaria  iHnnata  Lam. 
Noch   mehr  auf  den  Westen    beschränkt    als    die    vorige   Art: 
von  den  Pyrenäen  und  Zentralfrankreich  bis  in  die  Schweizer  Alpen 
und  die  Apenninen. 


Prakt.  Arzt  in  Löhningen. 


134 


Im  Alpengebiet  in  Wäldern,  vorzugsweise  Nadelwäldern,  und 
auf  subalpinen  Wiesen,  bis  1500  m.  Im  Jura  verbreitet;  auch  in 
den  Vogesen  und  nordwärts  bis  Lothringen. 


Nur  im  südlichsten  Teil  des  Schwarzwalds  und  seiner  Vorberge, 
im  Klettgau  und  der  südwestlichen  Alb ,  im  südlichen  Bodensee- 
gebiet. Die  nördlichsten  Punkte  sind :  Schönberg  bei  Freiburg,  Gut- 
madingen ,  Hohenklingen.  Sie  bezeichnen  die  absolute  Nordgrenze 
der  Art. 

Die  Standortsangabe  bei  Stockach  bedarf  noch  der  Nachprüfung, 
da  vielleicht  eine  Verwechslung  mit  D.  digitata  vorliegt. 

116:  Schönberg,    Buchenhochwald,    %,    Meigen    [HBBV.  :    Frank, 

VüLPius   1859,    ScHLATTERER  1883,  Meigen  1895.     Spenner. 

Spenner  1829,  DöLL  RhFl.  u.  BadFl.,    Schildkneoht  FlFrbg., 

Lauterer,  Neuberger,  Klein]. 
117:  Brombergkopf,  Gneis,  480  m,   V'i,  Wetterhan  [Wetterhan 

1877.     Schill,    Neuberger,    Klein].     Seit    1897    nicht    mehr 

beobachtet. 
121:  Gutmadingen,    Schlatterer    [Stehle   1855.    Neuberger  B., 

Zahn]. 
133:  Fützen,  Probst.  —  Epfenhofen,   Probst.   —  Ptandendorf, 

Probst. 
139:  Zw.    Kandern    und    Sitzenkirch,    Buchenhochwald,    ^/3, 

Schlatterer  [HBBV.:  Vulpius  1867,  1870,  Mühlhäuser.  Gmelin 


—     135     - 

1808,  DüLL  RhFl.  u.  BadFl.,  Schildkxecht  FlFrbg.,  Lauterer, 
]Seubergek,  Binz,  Klein]. 

144:  0  b  e  r  w  an  g  e  n  ,  Probst.  —  Unterwangen,  Probst.  — 
Schwaningen,  Buchenhochwald,  Vs,  Meigen.  —  Weizen, 
Probst.  —  Grimmelshofen,  Probst.  —  Schieitheim, 
Probst  [Döll  BadFl.  1862,  Klein,  Probst  Mitt.  4,348].  — 
Stühlingen,  Probst  [Probst  Mitt.  4,359].  —  Eberfingen, 
Probst  [Dieffenbach  1826].   —  Oberhallau,  Probst. 

145:  Beggingen,  Probst.  —  Löhningen  [Schalch.  Fr.  Brunner 
1882,  Jack].  —  Beringer  Tal,  Eckstein  [HBBV.  :  Schalch 
1867.    Merklein  1861,  Döll  BadFl.,  Meister,  Jack]. 

146:  Thaingen  [Jack  Mitt.  2,395]. 

153:  Buchhalde  zw.  Maulburg  und  Höllstein,  400  m,  ^/s. 
Mahler  [HBBV.:  Mahler  1901.  Mahler  1897.  Klein].  — 
Brombacher  Kopf  [Binz]. 

156:  Zw.  Waldshut  und  Waldkirch  [Nägele  1884.  Klein,  Nägele 
Mitt.  1,123].  —  Zw.  Breitenfeld  und  Krenkingen,  Linder. 

157:  üntereggingen,  Probst.  —  Unterhallau,  Probst.  —  Oster- 
fingen,  Eckstein  [Klein]. 

157/58:  Neunkirch,  Eckstein  [Häusler \  Merklein  1861,  Meister]. 

160:  Hohenklingen,  Eckstein  [Meister  1887]. 

165:   Degerfelden,  Linder. 


Pfarrer  in  Neunkirch. 


9* 


Druok  von  Carl  Giünlnger,  StuttgavI. 


1903.     (Nachträge.) 

AxMANX,  Hans,  Die  Giftwirkung  des  Wassers.  Eine  hygienische 
Studie.  Jahrbücher  d.  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissensch. 
zu  Erfurt,  N.  F.  Heft  XXIX,  S.  109—124;  Erfurt  1903. 

[Es   werden   auch   die  Quellen  von  Wildbad   im  Schwarzwald  berührt; 
sie   enthalten   wenig  gelöste  Salze,    daher  haben   sie   geringe   elektrische 
Leitungsfähigkeit.] 
Bächler,    Über  Vulkane    im    allgemeinen    und   das  Vulkangebiet  des 
Hegaus    im    speziellen.     Jahrbuch    d.    St.    Gallischen   Naturw. 
Gesellschaft  für  1901—1902,    S.   138—145;    St.  Gallen  1903. 
[Protokollbericht  über  Vortrag.] 
Bärtling  ,  R. ,   Die  IVIolasse  und  das  Glacialgebiet  des  Hohenpeißen- 
berges    und    seiner    Umgebung.     Inaug.-Diss.    IVIünchen    1903. 
(Druck  von  C.  Wolf  &  Sohn.) 
Bericht   über    die  Verbreitung   erratischer  Blöcke  im  Basler  Jura. 
Tätigkeitsbericht  der  Naturf.  Ges.  Baselland.     1902'03,  S.  84 
bis  87;  Liesthal  1903. 
Bibliotheca    Geographica.     Herausg.    v.    d.   Ges.   f.  Erdkunde   zu 
Berlin.     Bearbeitet  von  Otto  Baschin.     Bd.  IX.    Jahrg.   1900. 
Berlin,  Kühl,  1903.     XVI  u.  510  S. 
Blos,  W.,  Die  Quellen  der  fränkischen  Schweiz.  Inaug.-Diss.  Erlangen 
1903.     8°,   45   S.    —   Ref.    Geol.  Centralbl.  VH.  Bd.,    S.  386 
(No.  1050);  1905/06  (H.  Lenk.) 
BöTTGER ,    0. ,    Zwei   neue  Landschnecken    aus   dem  Tertiärkalk  von 
Hochheim.      Nachrichtenbl.    D.    malakozool.    Ges.    35,     1903, 
S.  182—184.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VT.  Bd..  S.  525  (No.  1622); 
1905  (0.  Böttger). 
Cheliüs,  C,  Die  Industrie  der  Steine  und  Erden  im  Großherzogtum 
Hessen.  In  Taschenbuch  f.  d.  Stein-  u.  Zementindustrie,  herausg. 
von  A.  Eisenträger,   2.  Jahrg.,  S.  134 — 157;  Berlin  1903.  — 
Ref.  N.  Jahrb.  f.  IMin.  1905,  I.  Bd.,  S.  438  (Milch). 
Über  den  Donau-]VIainkanal.     Zeitschr.  f.  Gewässerkunde  5.  Bd.;' 
S.   160—177;  1903. 

8 


—     114     — 

Faber,  Ed.,  Denkschrift  zu  dem  technischen  Entwurf  einer  neuen 
Donau  -  Main -Wasserstraße  von  Kelheim  bis  Aschaffenburg. 
1903.  —  Ref.  Zeitschr.  f.  Gewässerkunde  5.  Bd.,  S.  313—315; 
1903  (Graveliüs). 

Gravelius,  über  neuere  Häufigkeitsuntersuchungen  des  Badischen 
Zentralbureaus.  Zeitschr.  f.  Gewässerkunde  5.  Bd.,  S.  156 — 160; 
1903. 

Greim,  G.  ,  Mitteihing  aus  dem  Großh.  Hydrographischen  Bureau. 
Schätzungen  der  mittleren  Niederschlagshöhen  im  Großherzogtum 
Hessen  in  den  Jahren  1901  und  1902.  Notizblatt  des  Vereins 
für   Erdkunde   u.    d.    Großh.    geol.    Landesanst.    zu  Darmstadt, 

4.  Folge,  24.  Heft,  S.  55—59;  1903. 

Günther.  Die  seismischen  Verhältnisse  Bayerns.  Beiträge  z.  Geophysik 

1.  Ergänzungsbd.,  S.  138—143;  Leipzig  1902. 

GuGENHAN,  M. ,  Über  die  Entstehung  der  Talerweiterung  der  Donau 
bei  Riedlingen  und  Munderkingen  während  der  ersten  Eiszeit. 
Monatsschr.  d.  Württemb.  Ver.  f.  Baukunde,  Jahrg.  1903,  S.  19 ; 
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Helbig,  M.,  Ortsteinbildung  im  Gebiete  des  Buntsandsteins.  Zeitschr. 
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—     115    ~ 

mit  Taf.  XX   u.    11  Texttig.;    1903.    —   Ref.    Geol.  Centralbl. 
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Kritischer  Katalog  der  Materiahen.  I.  Teil:  Die  Fundorte,  die 
Sammlungen.  —  Chasmoterium  —  Lophiodon.  —  Abh.  d.  Schweiz, 
paläont.  Ges.  30.  Bd.  153  S.,  3  Tab.,  5  Fig. ;  1903.  —  Ref.  N. 
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1904.  —  Ref.  N.  Jahrb.  L  Min.  etc.  1905.  I.  Bd.,  S.  504—516. 
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\Metaxyfheriim  Meyeri  Abel  von  Baltringen.] 

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auf  die  noch  erhaltenen  und  bereits  wissenschaftlich  erforschten 
Reste  jener  Epoche,   unter  gleichzeitiger  Berücksichtigung  der 


-     117     — 

Existenzbedingungen.     Entomolog.  Jahrbuch  13.  Jahrg.;  S.  84 
—102;  1904.  -  Ref.  Geol.  Centralbl.  Yll.  Bd.,   S.  359—360 
(No.  953);  1905/06  (Fernand  Meunier.) 
[Insekten  aus  dem  Solnhofener  Kalk.] 

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und  Altertumskunde.    N.  Folge  3.  Bd.,  S.  279—291 ;  1904. 

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Bergeat,  Alfred,  Die  Erzlagerstätten.  Unter  Zugrundelegung  der 
von  .  Alfred  Wilhelm  Stelzner  hinterlassenen  Vorlesungs- 
manuskripte und  Aufzeichnungen  bearbeitet.  1.  Hälfte.  Leipzig, 
Arthur  Felix,  1904.  470  S.  Mit  1  Karte  und  100  Abbildungen 
im  Text.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  II.  Bd.,  S.  193—198 
(Arthur  Schwantke).  —  Geol.  Centralbl.  VH.  Bd.,  S.  518—519 
(No.  1490);  1905/06  (K.  Keilhack). 

Bergwerke:  Das  alte  Bergwerk  von  Neubulach.  Neues  Tagblatt 
No.  64,  17.  März  1904,  und  ebenda  No.  67,  21.  März  1904. 

Bericht  über  die  neuere  Literatur  zur  deutschen  Landeskunde.  Bd.  II 
(1900  u.  1901).  Breslau,  F.  Hirt,  1904.  Gr.  8^  VIII  u.  413  S.  — 
Ref.  Petermann's  Mitteil.  51.  Bd.,  S.  32  (Lit.);  1905  (P.  E.  Richter). 


—     118     — 

Bibliographie    der    deutschen   naturwissenschafthchen    Literatur. 

Herausgegeben   im  Auftrage    des  Reichsamtes   des  Innern  vom 

deutschen   Bureau    der   internationalen  Bibliographie  in  Berlin. 

IV.  Bd.:  Jena,  G.  Fischer,  1904. 
Bibliotheca  Geographica.    Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für 

Erdkunde  zu  Berlin.  Bearb.  von  0.  Baschin.  Bd.  X.  Jahrg.  1901. 

Berlin,  Kühl,  1904.     8^  XVI,  571  S. 
Blumrich,  Jos.,  Der  Pfänder.    Eine  geologische  Skizze.    IX.  Jahresber. 

d.  Kommunalobergymnasiums  zu  Bregenz.    8*\  34  S.    1904.  — 

Ref.    Geol.    Centralbl.    VI.    Bd.,    S.    509    (No.    1567):    1905 

(C.  Gagel). 
Boden see,    Tieferlegung    der    Hochwasserstände    des    Bodensees. 

Mitteil.   k.  k.  geograph.   Ges.    in  Wien  47.  Bd.,    S.  102-103; 

1904. 
Böse,  E.,  Karl  Alfred  von  Zittel.    Rev.  S.  Alzate,  Mexiko,  Bd.  20, 

1904.    S.    25—27.    —    Ref.    Geol.    Centralbl.    V.  Bd.,    S.   636 

(No.  1881);  1904  (E.  Böse). 
Böttger,  0.,   Eine  neue  Form  der  Paludinengattung  Emmericia  im 

Mainzer  Becken.  Nachrichtsbl.  d.  D.  Malakozool.  Ges.  36.  Jahrg. 

Heft  3,  S.  112—116;  1904.  -  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd., 

S.  187—188  (No.  482);  1905  (0.  Böttger). 
Brauhäuser,    M.  ,    Die    Diluvialbildungen    der    Kirchheimer    Gegend 

(Württemberg).  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.-Bd.  XIX,  S.  85-151, 

Taf.  VI-IX;    1904.    —  Auch  Tübinger  Inaug.-Diss.  1904.  — 

Globus  86.  Bd.,  S.  336;  1904. 
Brahm  ,    C.    und  Buchwald  ,    J. ,    Untersuchungen    an    prähistorischen 

Getreidekörnern.     Zeitschrift    f.    Untersuchung   von   Nahrungs- 
mitteln 7.  Jahrg.,  S.   12—19:  Berlin  1904. 
Branco,  W.,  Karl  Alfred  von  Zittel  f-     Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges. 

Bd.  56,   S.  1—7  (Prot.),  1904,    und  Monatsber.   1904  No.  1, 

S.   1—7.   —  Ref.    Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,    S.  64   (No.   168); 

1905  (Branco). 
Branco,  W.,  Fragliche  Reste  und  Fußfährten  des  tertiären  Menschen. 

Monatsber.    d.  D.  geol.  Ges.    1904   No.  7,    S.  97-132  (briefl. 

Mitt.)    und   Zeitschr.    d.    D.   geol.   Ges.   56.  Bd.    (briefl.   Mitt.), 

S.  97-132;    1904.    —    Ref.    Geol.    Centralbl.  VI.  Bd.,    S.  52 

(No.  124);  1905  (Branco). 

[Verf.  tritt  der  Ansicht  Klaat.sch's  entgegen,  der  die  aus  den  schwäbischen 

Hohnerzen  stammenden  Zähne  des  Dri/opithecus  dem  Tertiärmenschen  zu- 
rechnen milchte.] 


—     119     — 

Bran'co,  W.,  Ueber  H.  Höfers  Erklärungsversuch  der  hohen  Wärnae- 
zunahme  im  Bohrloche  zu  Neuffen.     Monatsber.  D.  geol.  Ges. 

1904  No.  11,  S.  174—182  (briefl.  Mitteil.)  und  Zeitschr.  D. 
geol.  Ges.  56.  Bd.,  S.  174—182  (briefl.  Mitteil.);  1904.  — 
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Brauns,  R.,  Das  Mineralreich.  Lief.  9—30  (Schluß):  1904.  -  Ref. 
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—  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1905,  S.  187—190  (V.  Goldschmidt). 

—  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  III.  Bd.,  1903/04,  S.  319—320 
(M.  Belowsky).  —  Naturw.  Rundschau  19.  Jahrg.,  S.  454  un^d 
604;  1904  (A.  Klaützsch)  und  20.  Jahrg.,  S.  25—26  und 
S.  116;  1905  (A.  Klaützsch).  —  Natur  und  Schule  3.  Bd., 
S.  323-324,  S.  478;   1904   (B.  Schmid)   und  4.  Bd..  S.  136; 

1905  (B.  Schmid). 

Brenztopf:  Stollenanlage.  Schwab.  Kronik  No.  155,  Dienstag 
5.  April  1904,  Abendblatt. 

Brückner,  Ed.,  Die  Eiszeiten  in  den  Alpen.  Geograph.  Zeitschrift 
X.  Jahrg.,  S.  569—578;  1904. 

BüHLER,  Über  den  Einfluß  der  geologischen  Formation  und  der  Meeres- 
höhe auf  Ansiedelung  und  Bodenkultur.  Jahreshefte  d.  Ver. 
f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württemberg,  60.  Jahrg.,  S.  CXIV— CXV  ; 
Stuttgart  1904. 

[Es  werden  namentlich  die  württembergischen  Verhältnisse  besprochen.] 

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the  British  Islands.  Part  XII  (S.  LXV— CLXIII) :  Supplement. 
I  Revision  of,  and  addition  to,  the  Hildoceratidae.  (Plates 
XV— XIX).  Palaeontographical  Society  vol.  LVIII ;  London 
1904. 

Buschan,  Georg,  Die  ältesten  Bewohner  der  Schweiz  im  Keßlerloch 
bei  Thayngen.  Umschau.  8,  S.  803—808:  Frankfurt  a.  M. 
1904. 

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Issue.  Published  for  the  International  Council  by  the  Royal 
Society  of  London.  London  1904.  —  F.  Meteorology  (including 
terrestrical  Magnetism.).  —  G.  Mineralogy  (including  Petrology 
and  Crystallography).  London  1904.  —  H.  Geology.  London 
1904.  —  I.  Geography  (Mathematical  and  Physical).  London 
1904.  —  K.  Palaeontology.  London  1904.  -  P.  Physical 
Anthropology  1904. 


-     120     - 

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Koßberges     (Sitzungsbericht).       Zeitschr.     f.     prakt.    Geologie 

XII.  Jahrg.,  S.   71-72;   1904. 
Cheliüs,    Odenwald-Granit   in  Holland.     Zeitschr.   f.  prakt.  Geologie 

XII.  Jahrg.,  S.  112;  1904  (und  Gewerbebl.  f.  d.  Großh.  Hessen, 

28.  November  1903). 
Cheliüs,  C,  Eisen  und  Mangan  im  Großherzogtum  Hessen  und  deren 

wirtschaftliche  Bedeutung.    Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.   12.  Jahrg. 

S.  356-362;  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  YII.  Bd.,  S.  630 

(No.   1913);  1905/06  (R.  Bärtling). 
Cheliüs,    C,    Baumateriahen    des    Odenwaldes    (Hornblendegranite). 

Taschenbuch  f.  die  Stein-  u.  Zementindustrie  HI.  Jahrg.    Berlin, 

Gebr.  Bornträger,    1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  IV,    S.  626, 

(No.  1708);  1903/04  (P.  Riedel). 
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vaudois.     Abhandl.    d.  Schweiz.  Paläont.   Ges.  vol.  31  (1904); 

1904  (108  S.,  3  Taf.). 
Delkeskamp,  R.,  Die  Bedeutung  der  Konzentrationsprozesse  für  die 

Lagerstättenlehre    und    die    Lithogenesis.      Zeitschr.    f.    prakt. 

Geol.  XH.  Jahrg.,   1904,  S.  289—316.  ~  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VI.  Bd.,  S.  198—199  (No.  536);  1905  (R.  Bärtlinc;)-  —  Chem. 

Centralbl.  75.  Jahrg.  (1904),  II.  Bd.,  S.  1431;  1904  (Etzold). 

—  Neues  Jahrb.  f.  Min.  etc.   1906,  1.  Bd.,  S.  72  (A.  Sachs).  — 
[Minette  Lothringens,  Bohnerze  der  Alb,  Verkieselung  des  Zechstein- 
kalkes im  Odenwald.] 

Dietrich,  W.,  Älteste  Donauschotter  auf  der  Strecke  Immendingen- 
Ulm.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.-Bd.  XIX.  S.  1—39. 
Taf.  I  und  II.  1904.  (Auch  als  Tübinger  Inaug.-Diss.  1904.)  — 
Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  243  (No.  706);  1905/06 
(Th.  Schmierer). 

DiTTUS,  Geognostische  Aufschlüsse  beim  Bahnbau  Roßberg-Wurzach. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  60.  Jahrg., 
S.  CIX— CX;  1904. 

Donauversickerung:  Schwab.  Kronik  No.  290,  Samstag,  25.  Juni 
1904,  Mittagsblatt.  Ebenda  No.  356,  Mittwoch,  3.  August 
1904,  Mittagsblatt.  Ebenda  No.  535,  Mittwoch,  16.  November 
1904,  Mittagsblatt.  Ebenda  No.  540,  Freitag,  18.  November 
1904,  Abendblatt.  Ebenda  No.  543,  Montag,  21.  November 
1904,  Mittagsblatt,  und  Neues  Tagblatt  No.  222,  22.  September 
1904.  —  Globus  85.  Bd.,  S.  100;  1904  (Gr.). 


—     121     — 

Eck,  H.,  Zweite  Bemerkung  zur  Lethaea  geognostica ,  betreffend  die 
deutsche  Trias.  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1904,  S.  503—506.  — 
Ref.  Geol.  Centralbl.  VIT.  Bd.,  S.  258  (No.  745);  1905/06 
(G.  Fliegel). 

[Es   sind   darin   auch  Bemerkungen   über   die  Trias  im  Xeckartal  und 
am  Sclnvarzwald.] 

Egli,  P.,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Höhlen  in  der  Schweiz.  Viertel- 
jahrsschrift d.  naturf.  Ges.  in  Zürich,  49.  Jahrg.  1904,  S.  286 
—369;  mit  Taf.  IX— XI;  Zürich  1904. 

Encel,  Th.,  Die  Schwabenalb  und  ihr  geologischer  Aufbau.  2.  Aufl. 
Tübingen  1904.  —  Ref.  Natur  und  Schule  4.  Bd.,  S.  518—519; 
1905  (J.  Ruska). 

Eratische  Blöcke  aus  der  Kiesgrube  zwischen  Ruppertshofen  und 
Aulendorf  in  die  alpine  Anlage  in  Oberstadion  gebracht.  Schwab. 
Kronik  No.  248,  Mittwoch,  1.  Juni  1904,  Mittagsblatt. 

Erdbeben:  1.  Erdstoß  in  Heubach,  22.  März  1904.  Schwab. 
Kronik  No.  141,  25.  März  1904,  Mittagsblatt.  —  2.  Erdbeben 
2.  Mai  1904  in  Lahr,  Offenburg,  Straßburg,  Schwenningen. 
Ebenda,  Dienstag  3.  Mai  1904,  Mittagsblatt.  Schwab.  Merkur 
No.  203,  3.  Mai  1904,  Mittagsblatt.  Schwab.  Kronik  No.  205, 
Mittwoch,  4.  Mai  1904,  Abendblatt. 

Erdbeben  siehe  auch  unter  A.  Schmidt. 

Erdjiann.sdökffek,  0.  H.,  Die  devonischen  Eruptivgesteine  und  Tuffe 
bei  Harzburg  und  ihre  Umwandlung  im  Kontakthof  des  Brocken- 
massivs. Jahrb.  K.  preuss.  geol.  Landesanst.  f.  1904,  Bd.  25, 
Heft  1,  S.  1—74;  Berlin  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd., 
S.  178—179  (No.  459);  1905  (Erdmannsdörffer). 

[Diabashornfelse  des  Odenwaldes  und  Schwarzwaldes  werden  zum  Ver- 
gleich herangezogen.] 

Falkner  und  Ludwig,  Beiträge  zur  Geologie  der  Umgebung  St.  Gallens 
(Schluß).  Jahrb.  d.  St.  Galhschen  Naturw.  Gesellsch.  für  das 
Vereinsjahr  1903  (1902—1903),  S.  374—435  und  15  Tafeln; 
St.  Gallen  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI,  S.  221  (No.  629) ; 
1905  (Ch.  Falkner). 

[Der  erste  Teil  erschien  1903  (siehe  S.  86).] 

[Flu gver mögen] :  Einiges  über  die  Erwerbung  des  Flugvermögens, 
speziell  bei  den  Wirbeltieren.  Prometheus  (No.  740)  XV.  Jahrg., 
S.  188—189;  1904. 

[Arcliticojjff'fi/x  macfurd  von  Solnhofen.] 


—     122     — 

Förster,  B.,  Weißer  Jura  unter  dem  Tertiär  des  Sundgaus  im  Ober- 
elsaß. Mitteil.  geol.  Landesanst.  von  Elscß-Lothringen  Bd.  V, 
Heft  5,  S.  381—416;  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd., 
S.  695  (No.  2047) ;  1904  (B.  Förster).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1905,  II.  Bd.,  S.  409  (v.  Koenen). 

Fraas,  E.  ,  Verzeichnis  der  Zugänge  zu  den  Vereinssammlungen. 
C.  Mineralogisch-paläontologische  Sammlung.  Jahresh.  Ver.  f. 
vaterl.  Naturk.   in  Württ.  60.  Jahrg.,    S.  XVII— XVIII;    1904. 

Fraas,  E.,  Ceratodus  j)risciis  E.  Fraas  aus  dem  Hauptbuntsandstein. 
Ber.  über  die  Vers.  Oberrhein,  geol.  Ver.,  37.  Vers,  zu  Offen- 
bach a.  M.,  30—32;  Stuttgart  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 
VI.  Bd.,  S.  183  (No.  470);   1905  (E.  Fraas). 

Fraas,  E.,  Geologisches  Rieskärtchen  (gez.  von  K.  Bokjiann).  Blätter 
d.  Schwab.  Albver.  XVI.  Jahrg.,  Sp.  157—158;  1904. 

Fraas,  E.,  Geologie  in  kurzem  Auszug  für  Schulen  und  zur  Selbst- 
belehrung (Sammlung  Göschen  No.  13),  3.  Aufl. ;  1904.  122  S., 
16  Abbild.,  4  Taf.  Preis  0,80  Mk.  —  Ref.  Geogr.  Zeitschr. 
XI.  Jahrg.,  S.  241;  1905  (Frech).  —  Zeitschr.  Ges.  f.  Erd- 
kunde zu  Berlin  1905,  S.  44  (F.  Wahnschaffe). 

Frickhinuer,  A.,  Der  Ries-See,  sein  Entstehen,  Bestehen  und  Ver- 
schwinden, topisch  dargestellt.  36.  Ber.  Naturw.  Ver.  f.  Schwaben 
und  Neuburg  in  Augsburg,  S.  83—101;   1904. 

Frickhinger,  Ernst,  Die  Gefäßpflanzen  des  Rieses.  Ein  Beitrag  zur 
pflanzengeographischen  Durchforschung  Süddeutschlands.  Inaug.- 
Diss.  Erlangen.     Nördlingen,  C.  H.  Beck,  1904. 

[Es  werden  auch  die  geolog.  Verhältnisse  des  Rieses  geschildert.] 

Früh,  J.  ,  Neue  Drumlinlandschaft  innerhalb  des  diluvialen  Rhein- 
gletschers. Eclog.  geol.  Helvetiae,  vol.  8,  No.  2,  S.  213 — 216; 
1904.  —  Ref.  geol.  Centralbl.  V,  S.  701  (No.  2063);  1904 
(Leo  Wehrli). 

Früh,  J.  ,  Notizen  zur  Naturgeschichte  des  Kantons  St.  Gallen. 
Jahrb.  d.  St.  Gallischen  Naturwiss.  Ges.  f.  1903,  S.  492—498; 
St.  Gallen  1904. 

[I.  Isolierte  marine  Molasse  in  der  Rheinebene  östlich  Blatten- 
Rorschach.  II.  Flugsand  (Dünen)  im  Rheintal.  III.  Hochmoore  oberhalb 
Plöns  W.  Mels.] 

Früh  und  Schröter,  Die  Moore  der  Schweiz,  mit  Berücksichtigung 
der  gesamten  Moorfrage.  (Preisschrift  der  Stiftung  Schnyder 
von  Wartensee.)  Beiträge  zur  Geologie  der  Schweiz.  Geotechn. 
Serie    3.    Lief.;    Bern    1904.    —    Ref.    Archives    de    la    Flore 


—     123     - 

jurassienne    cinquieme    annee    No.    49^50,    S.  75 — ^78:    1904. 

(Ant.  iM.)  —  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  251—252  (No.  731); 

1905  (J.  Früh).  —  Zeitschr.  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  1905, 

S.    727—729    (F.    Solgei;).    —    Naturw.    Wochenschr.    N.   F., 

IV.  Bd.,  1904/05,  S.  31—32. 
Fund  berichte,  geologisch-paläontolog;sche  :     1.  Mammutszahn    bei 

Laufen    a.  K.    bei    den   Grabarbeiten    der  Nebenbahn  Gaildorf- 

Untergröningen.     Schwab.    Kronik    No.  58,    5.    Februar    1904, 

Abendblatt.   —  2.  Oberschenkel  vom  Mammut.    Neues  Tagblatt 

No.  28,  Donnerstag  4.  Februar  1904.  —  3.  Mammutstoßzahn 

in    Wilchingen     (Schaffhausen).      Schwab.     Merkur    No.     248, 

Mittagsblatt,  Mittwoch  1.  Juni  1904. 
Fundberichte    über    prähistorische   Gegenstände.      1.  Steinzeitliche 

Wohngruben  in  Heidelberg.    Schwab.  Kronik  No.  460,  Montag 

3.  Oktober  1904,  Abendblatt. 
Galser,  E.,  Basalte  und  Basalttuffe  der  Schwäbischen  Alb.     Inaug.- 

Diss.  d.  üniv.  Tübingen  1904.    [Sep.  a.  Jahresh.  Ver.  f.  vaterl. 

Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,   1905.] 
Gaus,  Aus  der  Heidenheimer  Altertumssammlung.    Blätter  d.  Schwab. 

Albver.  XVI.  Jahrg.,  Sp.  429-430;    1904. 
Geering,  T.   und  R.  Hotz,  Wirtschafts'kunde.  der  Schweiz.    2.  Aufl. 

Zürich,  Schultheß  &  Co.,  1903. 

[Kap.  II:   Der  Bau   der  Schweiz   und  ihre  mineralischen  Rohprodukte, 

von  Dr.  M.  Kaech,  mit  einem  geol.  Querprofil.] 

Geologische  Spezialkarte  des  Großherzogtums  Baden  (1:25000). 
Herausgeg.  v.  d.  Großh.  Geol.  Landesanstalt. 

Blatt  (41):  Wiesloch.  Von  H.  Thürach.  Heidelberg  1904. 
1  Karte,   1  Heft  Erläuterungen,  8",  48  S. 

Blatt  (45):  Graben.  Von  H.  Thürach.  Heidelberg  1904. 
1  Karte,   1  Heft  Erläuterungen,  8°,  34  S. 

Blatt  (49):  Schluchtern.  Von  K.  Schxarrenbergek.  Heidel- 
berg 1904.     1  Karte,   1  Heft  Erläuterungen.  8°.   12  S. 

Blatt  (53) :  Bretten.  Von  K.  Schnarrenbercier.  Heidelberg 
1904.     1  Karte,  1  Heft  Erläuterungen,  8«,  25  S. 

Blatt  (120):  Donaueschingen.  Von  F.  Schalch.  Heidel- 
berg 1904.  1  Karte,  1  Heft  Erläuterungen,  8^  38  S.  —  Ref. 
Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  26—29  (No.  88);  1905  (F.  Schalch). 
Geologische  Spezialkarte  von  Elsaß-Lothringen.  Blatt  Buchs- 
weiler.     \on    L.    VAN    Wekveke.      Erläuterungen    und    Karte 


—     124      - 

1:25000.     62  S.  Text.     Straßburg  i.  E.   1904.  —  Ref.  Geol. 

Centralbl.  V.  Bd.,  S.  85  (No.  215);    1904    (L.  van  Werveke). 
German,  W.,  Führer  durch  Schwäbisch  Hall  (Solbad)  und  Umgebung. 

1904.    8".    112  S.,  33  Abbild.,  2  Karten. 
Götz,  W.,  Landeskunde  des  Königreichs  Bayern.  (Sammlung  Göschen 

No.  176.)  Leipzig  1904.  (181  S.,  1  Karte.)  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VL  Bd.,    S.    158   (No.  397);    1905    (K.  Keilhack).    -   Geogr. 

Zeitschr.    X.   Jahrg.,    S.    584—585;    1904   (A.    Geistbeck).    — 

Naturw.  Rundschau  19.  Jahrg.,  S.  543 ;  1904  (S.  Günther).  — 

Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1905,  S.  44—45  (E.  Lentz). 

—  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  IIL  Bd.,  1903/04,  S.  703.   — 

Deutsche   geogr.  Blätter   27.  Bd.,    S.   123;    1904.    —    Globus 

86.  Bd.,  S.  270;  1904  (Gr.), 
Gothan,  W.  ,  Die  Jahresringbildung  bei  den  Araucaritenstämmen  in 

Beziehung   auf  ihr   geologisches    Alter.     Naturw.  Wochenschr. 

Bd.  19  (=  N.  F.  IIL),  No.  8,  p.  913—917;  Jena  1904.  —  Ref. 

Geol.    Centralbl.  VL  Bd.,    S.  254    (No.  738);    1905   (Gothan). 

Gr.,  Donauversinkung.  Globus  85.  Bd.,  S.  100;  1904. 
Greim,  G.,  Mitteilung  aus  dem  Großherzogl.  Hydrographischen  Bureau. 

Schätzung  der  mittleren  Niederschlagshöhe  im  Großherzogtum 

Hessen   im    Jahre    1903.     Notizbl.    d.  Yer.    f.  Erdkunde    u.    d. 

Großherzogl.  Geol.  Landesanst.  zu  Darmstadt.  4.  Folge.  25.  Heft, 

S.  75—77;  1904. 
Grubemann,  M.,  Die  kristallinen  Schiefer.    I.  Allgemeiner  Teil.   Berlin 

1904.    8«.    105  S.    2  Taf.,  7  Textfig.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VL  Bd.,  S.  1—2  (No.  4);  1905  (Grubemann).  —  Centralbl.  f. 

Min.  etc.  1905,    S.  430—438    (Milch).  —  Naturw.  Rundschau 

20.  Jahrg.,  S.  145—148;  1905  (A.  Klautzsch). 
Günther,  S.  und  J.  Reindl,  Seismologische  Untersuchungen.    Sitzber. 

Akad.  Wiss.  München,  math.-phys.  Kl.  33.  Bd.  (1903),  S.  631 

—671.    1  Taf.;  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VL  Bd..  S.  502 

(No.  1.545);  1905  (A.  Sieberg). 
[Erschütterungen  im  Ries.] 
Gussmann  (in  Guttenberg),  Zur  Erforschung  des  Brenztopfes.    Blätter 

d.  Schwab.  Albver.  XVI.  Jahrg.,  Sp.  231—232;  1904. 
[Mit  Karte  1 :  5000.] 
Haag,  Zu  dem  Aufsatz  „Der  Bau  des  Neckartales  usw."     Aus  dem 

Schwarzwald  XH.  Jahrg.,  S.  51;  1904. 
Halbfass,    W.  ,     Seiches     oder     stehende     Seespiegelschwankungen. 

Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  HL  Bd.,  S.  881—888;  1904. 
[Seiches  des  Bodensees.] 


.  125     — 

Schwäbisch  Hall,    Ursprung    des    Namens    Hall.     Schwab.    Kionik 

No.  396,  Freitag  26.  August  1904,  Mittagsblatt. 
Handbuch.  Statistisches,  für  das  Königreich  Württemberg.    Jahrg. 

1902    und    1903.      Herausgeg.    v.    d.    K.    Statist.    Landesamt. 

Stuttgart  1904. 

[S.  1:  Geographisch  -  physikalische  Verhältnisse  Württembergs.     S.  31: 

Die    landwirtschaftlich    benützten    Flächen.      S.    42    ff. :    Forstwirtschaft. 

S.  45  ff. ;  Salinen-,  Bergwerks-  und  Hüttenbetrieb.    S.  223  ft\  :  Meteorologie. 
Haussmaxx,  K.,  Magnetische  Messungen  im  Ries  und  dessen  Umgebung. 

Physikalische  Abhandlungen    d.    K.  Preuß.  Akademie    d.  Wiss. 

a.  d.  Jahre  1904,  Abt.  IV,  S.  1—138,  8  Taf. ;  Berlin  1904. 
[Heidelberg],   Fund    eines  Grabes   und   mehrerer  Wohnstätten  aus 

der  jüngeren    Steinzeit   in   Heidelberg.     Prähistorische    Blätter 

XVI.  Jahrg.,  1904,  S.  86. 
Heierli,  J.,    Archäologische  Funde  in  den  Kantonen  St.  Gallen  und 

Appenzell.     Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumskunde.  N.  F.  Bd.  V, 

1903/04,  S.  2—9,  103—116,  245—255;  Zürich  1904. 
V.  Heigel,    K.  Th.,    Zum  Andenken    an    Karl  von   Zittel.     (Rede.) 

München,  K.  Bayer.   Akad.  1904.    17  S.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VI.  Bd.,  S.  320  No.  996);  1905  (K.). 
Henkel,  L.,  Studien  im  süddeutschen  Muschelkalk.     Zeitschr.  d.  D. 

geol.  Ges.  56.  Bd.,  S.  218—224;  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VI.  Bd.,  S.  176  (No.  448);  1905  (Henkel).  —  Mitteil.  d.  Ver. 
f.  Erdkunde  zu  Halle  a.  S.  1905,  S.  86  (Wüst). 

Hermann,  P.  ,    Über  den  Doppelgang  bei  Schriesheim  im  Odenwald. 

Centralbl.    f.    Min.    etc.    1904,    S.    622—625.    —    Ref.    Geol. 

Centralbl.  VH.  Bd.,  S.  434  (No.  1184);  1905/06  (A.  Klautzsch). 
Hess,  H.,  Die  Gletscher.  Braunschweig,  F.  Vieweg.  1904.  8^  426  S., 

4  Karten  und  viele  Abbildungen.  —  Ref.  Petermann's  Mitteil. 

50.  Bd.,  S.  86—88  (Lit.) ;  1904  (Mschacek).  —  Geol.  Centralbl. 

VII.  Bd.,  S.  207—209  (No.  630);  1905/06  (K.  Keilhack).  — 
Centralbl.  f.  Min.  etc.  1905,  S.  567-570  (W.Volz).  —  Zeitschr. 
f.  prakt.  Geologie  XIH.  Jahrg.,  S.  83;  1905  (J.  Stoller).  — 
Geograph.  Zeitschr.  X.  Jahrg.,  S.  471  —  473;  1904  (F.  Ratzel). 
—  Naturw.  Rundschau  19.  Jahrg..  S.  405—407,  419—420 
(A.  Klautzsch).  —  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  III.  Bd.,  S.  765 
—766;  1904  (E.  Philippi).  —  Mitteil.  d.  Anthropol.  Ges.  in 
Wien  34.  (=  3.  F.  IV.)  Bd.,  S.  316;  1904  (Obermaier).  — 
Zeitschr.  f.  Gewässerkunde  6.  Bd.,  S.  315—316;  1904  (Gra- 
VELius).  —  Globus  85.  Bd.,  S.  308;  1904  (Greim). 

[Enthält  ein  Kapitel  über  die  Eiszeit  und  ihre  Verbreitung.] 


—     126     — 

Hettner,  A..  Die  deutschen  Mittelgebirge.  Geogr.  Zeitschr.  10.  Jahrg., 
S.  13-25,  86—95.  134—143;  1904.  —  Ref.  Petermann's 
Mitteil.  51.  Bd.,  S.  34  (Lit.);  1905  (Ed.  Leutz). 

HiMSTEDT,  F.,  Über  die  radioaktive  Emanation  der  Wasser-  und  Öl- 
quellen. XIV.  Bericht  der  naturf.  Ges.  zu  Freiburg  i.  Br., 
S.  181-189;  1904. 

HiMSTEDT,  F.,  Über  die  radioaktive  Emanation  der  Wasser-  und  Öl- 
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V.  M.  Wildermann.  Freiburg  i.  B.   1904. 

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pologie,   Ethnologie  und  Urgeschichte  von  .}.  Scheuffgen  (S.  327—346).] 

Jahrbuch  des  hydrotechnischen  Bureaus  für  das  Jahr  1903.  5.  Jahrg. 

München  1904. 
Jahrbuch,  Deutsches  Meteorologisches  —  für  1903.  Baden.  Bearbeitet 

von  Ch.  Schultheiss.    Karlsrahe  1904.    4^  73  S.,  3  Taf. 
Jahrbuch,  Geographisches.    XXVI.  Bd.,   1903;    Gotha,  J.  Perthes, 

1904. 

[XV.    Die  Fortschritte  der  Landeskunde  von  Europa :  Deutsches  Reich 

von  L.  Neumann  (S.  77—101)] 

Jahrbuch,    Statistisches  —  für    das    Königreich  Bayern.    9.  Jahrg. 

1903;  München  1904. 
Jahrbuch,  Statistisches  —  für  das  Großherzogtum  Baden.    XXXIV 

Jahrg.    1903;  Karlsruhe  1904. 
Jahrbücher,  Württembergische  für  Statistik  und  Landskunde. 

Herausg.  v.  d.   K.    Statist.    Lande.samt.    Jahrg.  1903,   II.  Heft. 

Stuttgart  1904. 

[S.  V— XV.  Steiff,  Württembergische  Literatur  vom  Jahr  1902.] 

Jahrbücher,  Württembergische  —  für  Statistik  und  Landeskunde. 
Herausg.  v.  d.  K.  Statist.  Landesamt.  Jahrg.  1904,  1.  Heft. 
Stuttgart  1904. 

Jahresbericht  des  Zentralbureaus  für  Meteorologie  und  Hydro- 
graphie im  Großherzogtum  Baden  mit  den  Ergebnissen  der 
meteorologischen  Beobachtungen  und  der  Wasserstandsauf- 
zeichnungen am  Rhein  und  an  seinen  größeren  Nebenflüssen 
für  das  Jahr  1903.     Karlsruhe,  G.  Braun,   1904. 

Jahresbericht,    Medizinisch- statistischer ,  über  die  Stadt  Stuttgart 
im  Jahre  1903.    31.  Jahrg.    Herausg.  v.  Stuttgarter  Ärztlichen 
Verein.    Redigiert  von  W.  Weinberg;  Stuttgart.  1904. 
W.  WeiNBERG,  Witterung,  S.  4—5. 

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[Es   wird   auf  die   geologischen  Verhältnisse   an   der   Bahn   kurz   hin- 
gewiesen.] 

9 


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[Die  Arbeiten  von  Penck  \ind  Brückner  werden  besprochen.] 

Lepsius,  R.  ,  Bericht  über  die  Arbeiten  der  Großherzogl.  Hessischen 
geologischen  Landesanstalt  zu  Darmstadt  im  Jahre  1904. 
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Lepsiüs,    R.  ,    Heiße    Quellen   in    den  Alpen.    Die  Woche.    6.  Jahrg., 
No.  47;  1904. 
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Quartär.  1.  Abteilung,  Lief.  1:  Flora  und  Fauna  des  Quartärs 
von  F.  Frech  mit  Beiträgen  von  E.  Geinitz  ;  1904,  Lief.  2  u.  3 : 
Das  Quartär  von  Nordeuropa  von  E.  Geinitz  ;  1904.  —  Ref. 
N.  Jahrb.  f.  JVIin.  etc.  1904,    H.  Bd.,  S.  261—281  (0.  Zeise). 

Leuthardt,  f..  Die  Keuperflora  der  Neuen  Welt  bei  Basel.  H.  Teil. 
Schluß.  Abhandl.  Schweiz.  Palaeont.  Ges.  31.  Bd.  (1904);  1904 
(S.  25—46  u.  11  Taf.). 

Leuthardt,  F.,  Die  Crinoidenbänke  im  Dogger  der  Umgebung  von 
Liestal.  Ti|,tigkeitsber.  d.  Naturf.  Ges.  Baselland.  1902/03. 
S.  89—115,  Taf.  2  u.  3;  Liestal  1904.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f. 
Min.  etc.  1905,   I.  Bd.,  S.  298  (0.  Wilckens). 

Lindemann,  B.,  Über  einige  wichtige  Vorkommnisse  von  körnigen 
Karbonatgesteinen  mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Ent- 
stehung und  Struktur  (Münchener  Inaug.-Diss.).  N.  Jahrb.  f. 
Min.  etc.  XIX.  Beil.-Bd.,  S.  197—318;  1904.  —  Ref.  Verh. 
k.  k.  geol.  R.-A.  1904,  S.  360  (W.  Hammer).  —  Geol.  Centralbl. 
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Rundschau  21.  Jahrg.,  S.  5;  1906  (A.  Klautzsch). 
[Körniger  Kalk  von  Auerbach  a.  d.  Bergstraße.] 

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anthropologischen  Gesellschaft  gewählten  Kommission  für  prä- 
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Versammlung  in  Greifswald  1904.  Berlin  1904  (Sonderabdruck 
a.  Zeitschrift  f.  Ethnologie  1904.  Heft  5,  S.  539—607  und 
3  Karten). 

Loriol,  P.  de,  Etüde  sur  les  Mollusques  et  Brachiopodes  de  l'Oxfor- 
dien  superieur  et  moyen  du  Jura  ledonien.  (Fin.)  Abhandl.  d. 
Schweiz.    Paläont.    Ges.    31.  Bd.    (1904);    1904   (S.   161—303. 


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(No.  1427);  1905/06  (Ch.  Sarasin). 
Mabxer,    Aus    einem    oberschwäbischen    Moor.     Blätt.    d.    Schwab. 

Albver.  XVI.  Jahrg.,  Sp.  313—316;  1904. 
Mehlis,    C,    Neolithische    Ausgrabungen    in    der    Pfalz.    Mitteil.    d. 

Pollichia.    No.  20.    LXI.   Jahrg.    1904,    S.  1—10  mit  2  Taf.; 

Dürkheim  a.  d.  Hardt  1904. 
Mehlis,  C,  Eine  zweite  neolithische  Ansiedelung  im  Haßlocher  Walde 

und  ihre  Keramik.     Globus  85.  Bd.,  S.   189—190;  1904. 
Mehlis,  C,  Neues  Hockergräberfeld  vom  Mittelrhein.    Globus  85.  Bd., 

S.  262;  1904. 
Mehlis,  C,  Neolithisches  Dorf  [im  Ordenswald  bei  Neustadt  a.  d.  H.]. 

Globus  85.  Bd.,  S.  328;  1904. 
Mehlis,  C,    Die    Nekropole   im    Benzenloch    bei   Neustadt  a.  d.  H. 

Globus  85.  Bd.,  S.  388;  1904. 
Meigen,   W.  ,    Über  die  angebliche  Bildung  von  Dolomit  im  Neckar 

bei  Cannstatt.    Ber.  Oberrhein,  geol.  Vereins.    37.  Vers.    1904, 

S.  26-28.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  143  (No.  365); 

1905  (Meigen)  und  S.  450  (No.  1353);    1905  (A.  Klaützsch). 

—  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  H.  Bd.,  S.  360  (Max  Bauer). 

-  Chem.  Centralbl.  76.  (=  5.  F.  9.)  Jahrg.,  I.  Bd.,  S.  1429; 
1905  (Etzold). 

Menzel,  H.  ,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Quartärbildungen  im  süd- 
lichen Hannover.  1.  Die  Interglazialschichten  von  Wallensen 
in  der  Hilsmulde.  Mit  einem  Anhang:  Zwei  neue  Arten  von 
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geol.  Landesanst.  24.  Bd.,  Heft  2,  f.  1903,  S.  254—289; 
Berlin  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd.,  S.  704—706 
(No.  2069);  1904  (H.  Menzel).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1904, 
H.  Bd.,  S.  455—456  (E.  Geinitz).  —  Ebenda  1905,  1.  Bd., 
S.  144-145  (Wüst). 

Menzel,  H.,  Zwei  neue  Arten  von  Valvata  Müller  (Gruppe  Cincinna 
Hübner).  Nachrichtsblatt  d.  Deutsch.  Malakozoolog.  Ges. 
36.  Jahrg.,  1904,  S.  77—79.  —  Ref.  N.  Jahrb.  1904,  2.  Bd., 
S.  472  (Wüst). 

[Valvata  (Cincinna)  Gcyeri  n.  sp.  vom  Weißen  See  bei  Füssen;  es  steht 
nicht  fest,  ob  die  ausgebleichten  Schalen  fossil  oder  rezent  sind.] 

Messerschmitt,  J.  B.  ,  Einige  Bemerkungen  über  beobachtete  Erd- 
beben am  erdmagnetischen  Observatorium  in  München.  Sitzber. 
Akad.    Wiss.    München,    math.-phys.    Klasse.    33.    Bd.    (1903), 

9* 


—     132     — 

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S.  501  (No.  1543) ;   1905  (A.  Sieberg). 
Metzholz,  Gemeinde  Gammesfeld,  Vorkommen  von  Mergel  mit  75,4  "/o 

kohlensaurem  Kalk.     Schwäbische  Kronik  No.  41,  27.  Januar 

1904.  Mittagsblatt. 
Mineralquellen:    1.    Säuerling    bei   der    früheren    Saline   zwischen 

Beimbach  und  Amlishagen.     Schwab.  Kronik  No.   5,  Dienstag 

5.    Januar    1904.     Mittagsblatt.    —   Neues    Tagblatt,     Montag 

11.  Januar  1904,  No.  7,  zweites  Blatt. 
Mitteilungen   der  Großherzoglich  Hessischen  Zentralstelle   für   die 

Landesstatistik.    34.  Bd,  No.  782—797,   Januar  bis  Dezember 

1904;   1904. 

[Bergwerke,  Bodenbenutzung  etc.] 

Müller,  B.,  Die  neueren  Ansichten  auf  dem  Gebiete  des  Vulkanismus. 
Sitzber.    d.    Deutsch,    naturw.-med.    Ver.    f.    Böhmen    „Lotos" 
Jahrg.  1904,  N.  F.  Bd.  XXIV,  S.  10—11;  Prag  1904. 
[Branco,  Vulkanembryonen  der  Alb,  wird  mitbesprochen.] 

Müller,  Richard,  Untersuchungen  über  Gips.  Inaug.-Diss.  Tübingen 
1904. 

Museographie  über  das  Jahr  1903/04.  Redigiert  von  H.  Graeven. 
Westdeutsche  Zeitschr.  f.  Geschichte  und  Kunst.  Jahrg.  23, 
S.  335-394;  1904. 

Neumann,  B.,  Edelmetallgewinnung  am  Oberrhein.  Zeitschr.  f.  an- 
gewandte Chemie,  Berlin  1904,  XVII,  S.  1009—1013.  —  Ref. 
Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  630  (No.  1852);  1905  (Erich  Kaiser). 

Niederschlagsbeobachtungen  im  Königreich  Bayern.  Jahrg.  1903 
(Aufschreibungen  der  Regen-  und  Pegelstationen  A.).  Jahrb. 
hydrotechn.  Bureau.  5.  Jahrg.  (1903),  Teil  1,  A.  S.  1—152, 
mit  Karte ;  München  1904. 

Niederschlagsbeobachtungen  an  den  meteorologischen  Stationen 
im  Großherzogtum  Hessen.  Bearbeitet  im  Großherzogl.  hydro- 
graphischen Bureau.  Jahrg.  1903,  2.  Halbjahr;  Darmstadt  1904. 
—  Jahrg.   1904,  1.  Halbjahr;  Darmstadt  1904. 

Niederschlagsbeobachtungen  der  meteorologischen  Stationen  im 
Großherzogtum  Baden.  Veröffentlicht  von  dem  Centralbureau 
für  Meteorologie  und  Hydrographie  des  Großherzogtums  Baden. 
Jahrg.  1903,  2.  Halbjahr;  Karlsruhe,  G.  Braun,  1904.  — 
Jahrg.  1904,  1.  Halbjahr;  Ebenda  1904. 

[Neustadt  a.  H.]  Neolithische  Station  im  Ordenswald  beil^eustadt  a.H. 
Prähistorische  Blätter  XVI.  Jahrg.,  1904,  S.  7,  8  u.  32. 


—     133       - 

NüESCH,  J. ,  Das  Keßlerloch,  eine  Höhle  aus  paläolithischer  Zeit. 
Mit  Beiträgen  von  Th.  Studer  und  0.  Schötensack.  Neue 
Denkschr.  d.  allg.  Schweiz.  Ges.  f.  d.  ges.  Naturwiss.  39.  Bd., 
II.  Abt.,  S.  1—112,  34  Taf.;  1904.  —  Ref.  Zeitschr.  f.  Ethno- 
logie 37.  Jahrg.,  S.  473—474;  1905  (Waldeyer).  --  Archiv 
f.  Anthrop.  31.  (=  N.  F.  III.)  Bd.,  S.  151;  1905  (Birkner).  — 
Petermann's  Mitteil.  51.  Bd.,  S.  104:  1905  (Florschütz).  — 
Globus  86.  Bd.,  S.  399;  1904. 

ObePuDORfer,  R.  ,  Die  vulkanischen  Tufl'e  des  Ries  bei  Nördhngen. 
Inaug.-Diss.  d.  Univ.  Tübingen  1904.  8".  40  S.,  1  Taf.  [Sep.  a. 
Jahresh.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  61.  Jahrg.,  S.  1-40,  Taf.  I; 
1905]. 

Oebbeke,  K.,  Die  Mineralquellen  Bayerns.  Internat.  Mineralquellen- 
zeitung, 15.  Sept.  1904,  No.  100  ( Jabiläumsnurnmer) ,  6.  S. 
—  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  341  (No.  1072);  1905 
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OsBORN,  H.  F.,  New.  Miocene  Rhinoceroses  with  Revision  of  Known 
Species.  Bull.  Am.  Mus.  Nat.  Hist.  20.  Bd.,  S.  307—326, 
21  Fig.;  New  York  1904.  —  Ref.  Zool."  Centralbl.  XU.  Bd., 
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Ref.  Deutsche  geogr.  Blätter  28.  Bd.,  S.  66—67;  1905 
(S.  Günther). 

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nationalen Geologen-Kongresses.  Ser.  I,  Fase.  II,  Taf.  14 — 46 ; 
1904. 

Partsch  ,  J. ,  Die  Eiszeit  in  den  Gebirgen  Europas  zwischen  dem 
nordischen  und  dem  alpinen  Eisgebiet.  Geograph.  Zeitschrift 
X.  Jahrg.,  S.  657—665;   1904. 

[Eiszeitliche  Ablagerungen  im  Schwarzwald.] 

Partsch,  J.,  Mitteleuropa.  Die  Länder  und  Völker  von  den  West- 
alpen und  dem  Balkan  bis  an  den  Kanal  und  das  Kurische 
Haff;  Gotha,  J.  Perthes,  1904.  —  Geogr.  Zeitschr.  XI.  Jahrg., 
S.  183-185;  1905  (Th.  Fischer).  —  Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erd- 
kunde zu  Berlin  1905,  S.  48—53  (Th.  Fischer).  —  Petermann's 
Mitteil.  51.  Bd.,  S.  28  (Lit.):  1905  (Kirchhoff).  ~  Geol. 
Centralbl.  VII.  Bd.,    S.  544  (No.   1582);    1905  (K.  Keilhack). 


—     134     — 

—  Mitteil.  k.  k.  geogr.  Ges.  in  Wien.  48.  Bd.,  S.  398;  1905 
(E.  Kohn).  —  Globus  86.  Bd.,  S.  381;  1904  (S.  Günther). 

[Das  Bodenrelief  wird  auch  ausführlich  behandelt.] 
Peiser,  Georg,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  in  den  Kalkschiefern  von 
Solnhofen  auftretenden  Gattung  Eryon  und  ihrer  Beziehungen 
zu  verwandten  rezenten  Tiefseekrebsen.    Inaug.-Diss.  Erlangen 
1904.    8«.    57  S.    —    Ref.    Geol.    Centralbl.    VII.   Bd.,    S.   428 
(No.  1167);  1905/06  (H.  Lenk). 
Pelz,   A.  ,    Die    Entstehungsgeschichte    der   deutschen   Mittelgebirge, 
im  Anschluß  an  Süss,    Antlitz    der  Erde.    15.  Ber.  d.  naturw. 
Ges.  zu  Chemnitz  (1899—1903),  S.  LXXIV— CII;  1904. 
[Es  werden  auch  Schwarzwald,  Odenwald  und  Alb  besprochen.] 
Penck  und  Brückner,  Die  Alpen  im  Eiszeitalter.  Lief.  6;  Leipzig  ]904. 

—  Ref.  Geol.  Centralbl.  VL  Bd.,  S.  32—40  (No.  100);  1905 
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(0.  Ampferer). 

Pfaff,  Karl,  Heidelberg  [Städtische  Ausgrabungen  1901 — 1904]. 
Korrespondenzbl.  d.  Westdeutsch.  Zeitschr.  f.  Geschichte  u.  Kunst. 
Jahrg.  XXIII,  Sp.  193—207;  1904. 

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f.  Min.  etc.  1904,  IL  Bd.,  S.  129—130  (E.  Geinitz).  — 
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(L.  Pilgrim).  —  Petermann's  Mitteil.  51.  Bd.,  S.  140  (Lit.); 
1905  (Hess). 

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(1904),  S.  409—412;  1904  (0.  Bütschli). 

PoTONifi,  H.,  Abbildungen  und  Beschreibungen  fossiler  Pflanzenreste 
der  paläozoischen  und  mesozoischen  Formationen.  Herausg.  v. 
d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  Lief.  H;  Berlin  1904.  —  Ref. 
Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie  XIII.  Jahrg.,  S.  84 ;  1905  (K.).  — 
N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1906,   L  Bd.,    S.   157—158   (Sterzel). 

PoTONiE,  LehmgeröUe.  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  IIL  Bd.,  1903/04, 
S.  810-811;  1904. 

[Scheingerölle  aus  Lehm  am  Westufer  des  Rohrspitz  am  Bodensee. J 

Preller,  R.,  The  age  of  the  principal  lake-basins  between  the  Jura 
and  the  Alps.  Quart,  journ.  geol.  soc.  vol.  60.  S.  65 — 69; 
London  1904. 


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Prinz  ,  G. ,     Über    Rückschlagsformen     bei    liassischen    Ammoniten, 

N.  Jahrb.   f.  Min.  etc.    1904,   S.  30—38.   Tab.  2.    1  Fig.    — 

Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd.  S.  534  (No.  1498) ;  1905  (E.  Meyer). 

[Frechiella  suhcarinata  Y.  und  B.   var.    truncata  Münster   msc.   aus 

dem  Lias  von  Altdorf  (Bayern).] 

Produktion  des  Berg-,  Hütten-  und  SaUnenbetriebes  im  bayrischen 
Staate  für  das  Jahr  1903.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie.  XII.  Jahrg. 
S.  286-288;  1904. 

Produktion  der  Bergwerke,  Salinen  und  Hütten  des  Preußischen 
Staates  im  Jahre  1903.  Zeitschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  und 
Salinenwesen  im  Preuß.  Staate.  Bd.  52,  Jahrg.  1*904 ;  Berlin  1904. 
[Hohenzollern.] 

Quellen  und  Wasserversorgung: 

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11.  Januar  1904.  No.  7,  2.  Blatt.  —  Schwab.  Kronik  No.  432, 
Freitag,  16.  September  1904. 

2.  Wasserversorgung  von  Freudenstadt.  Schwab.  Kronik 
No.  326,  Samstag  16.  Juli  1904,  Mittagsblatt.  —  Ebenda 
No.  384,  Freitag  19.  August  1904,  Mittagsblatt.  —  Ebenda 
No.  416,  Mittwoch  7.  September  1904,  Mittagsblatt. 

3.  Schwäbisch -Hall.  Schwab.  Kronik  No.  381,  Mittwoch 
17.  August  1904,  Abendblatt.  —  Ebenda  No.  399,  Samstag 
27.  August  1904,  Abendblatt. 

4.  Filder.  Schwab.  Kronik  No.  344,  Mittwoch  27.  Juli  1904, 
Mittagsblatt. 

5.  Karlsruhe.  Schwab.  Kronik  No.  344.  Mittwoch  27.  Juli 
1904,  Mittagsblatt. 

6.  Reutlingen  und  Pfullingen.  Schwab.  Kronik  No.  457, 
Samstag  1.  Oktober  1904,  Mittagsblatt. 

7.  Großbottwar.  Schwab.  Kronik  No.  569,  Dienstag  6,  De- 
zember 1904,    Mittagsblatt. 

Regelmann,  C.  ,  Trigonometrische  und  barometrische  Höhenbestim- 
mungen in  Württemberg,-  bezogen  auf  den  einheitlich  deutschen 
Normalnullpunkt.  Oberamtsbezirk  Biberach.  Herausg.  v.  K. 
Statist.  Landesamt.  Stuttgart  1904.  8".  34  S.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  V.  Bd.  S.  405—406;  1904  (C.  Regelmann).  —  Peter- 
mann's  Mitteil.  51.  Bd.  S.  32  (Lit.);  1905  (Süpaü). 

Regelmann,  C.  (sen.) ,  Wie  entsteht  die  neue  topographische  Karte 
von  Württemberg?  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ. 
60.  Jahrg.  S.  LIV-LIX:  1904. 


—     136     — 

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temberg. Aus  dem  Schwarzwald.  XII.  Jahrg.,  S.  64 — 66;  87 
—88;  1904. 

Reichenau,  Wilhelm  v.,  Über  eine  neue  fossile  Bärenart  IJrsus  Be- 
ningeri  aus  den  fluviatilen  Sanden  von  Mosbach.  Jahrbücher 
d.  nassau.  Ver.  f.  Naturk.  57.  Jahrg.  S.  1  —  11.  Wiesbaden  1904. 

—  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  L  Bd.,  S.  504  (M.  Schlossee). 
Reindl  ,  J. ,    Beiträge   zur    Erdbebenkunde   von  Bayern.     Sitzber.  d. 

mathem.-physik.  Klasse  d.  k.  b.  Akademie  d.  Wiss.  z.  München. 
Bd.  33,  Jahrg.  (1903),  S.   171—204;  München  1904. 

Reindl,  J.,  Die  Erdbeben  Bayerns  im  Jahre  1904.  Ihre  Wirkungen 
und  Ursachen.  Erdbebenwarte  IV,  1904/05,  S.  178—184.  — 
Ref.  Geolog.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  535  (No.  1545);  1905/06 
(A.  Sieberg). 

Rheinfall,  Arbeiten  an  demselben.  Schwäbischer  Merkur  No.  36, 
Samstag  23.  Januar  1904,  Abendblatt. 

Roger,  Otto,  Wirbeltierreste  aus  dem  Obermiocän  der  bayrisch- 
schwäbischen Hochebene.  V.  Teil.  36.  Ber.  d.  naturw.  Vereins 
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—  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1906,  I.  Bd.  S.  124  (M.  Schlosser). 
Roger,  Otto,    Über   die  Antilopen.    36.  Ber,    d.  naturw.  Vereins  f. 

Schwaben  u.  Neuburg,  S.  103—126;  Augsburg  1904. 
Rollier,   L.  ,    Die  Entstehung   der    Molasse    auf    der  Nordseite    der 

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49.  Jahrg.  (1904),  1.  u.  2.  Heft,  S.  159—170;  1904.  —  Ref. 

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RoLLiER,    L. ,    Recherches    sur   la    provenance    des   Sediments    de  la 

Molasse  et  en  particulier  du  Calcaire  grossier  du  Randen.  Arch. 

des  scienc.  phys.  et  nat.  4.  periode  t.  XVHI,  S.  468—477.  1904. 
Rosenbusch,    H. ,  Mikroskopische  Physiographie    der  Mineralien  und 

Gesteine.  4.  Aufl.  Bd.  I.   Erste  Hälfte:  Die  petrographisch-wich- 

tigen  Mineralien.  Allgemeiner  Teil  bearbeitet  von  E.  A.  Wülfing. 

Stuttgart,    E.  Schweizerbart,    1904.    8«.   467  S.,   286  Textfig., 

17  Taf.   -  Ref.  Geol.  Centralbl.  VL  Bd.,  S.  433—434;  1905 

(A.  Klaützsch).  —  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1905,  S.  119  —  125 

(A.  Schwantke).    —    Naturw.  Rundschau,  20.  Jahrg.,    S.  204 

—205;  1905  (A.  Klaützsch). 
Rothpletz,  A.,  Gedächtnisrede  auf  Karl  Alfred  v.  Zittel.    München, 

G.  Franz'  Verlag,  1904.    Lex.  8«,  23  S.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

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bezw.  1888-1900.  Beiträge  zur  Geophysik  VI.  Bd.,  S.  170 
-237;  1904. 

Salomon,  Wilhelm  und  M.  Nowomejsky:  Die  Lagerungsform  des 
Amphibolperidotites  und  des  Diorites  von  Schriesheim  im  Oden- 
wald. Verhandl.  d.  naturw  -mediz.  Vereins  zu  Heidelberg.  N.  F. 
7.  5.  Heft.  1904.  S.  633-652.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd., 
S.  465  (No.  1334) ;  1904  (W.  Salomon).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1905,  I.  Bd.,  S.  240—241  (Milch). 

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IX.  Congres  geol.  internat.  Wien  1903.  S.  587 — 602.  Wien 
1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  69—70  (No.  182); 
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XXXIV.  Bd.  (=  3.  Folge  IV.  Bd.),  S.  378—385;  1904. 

Schlosser,  M.,  Notizen  über  einige  Säugetierfaunen  aus  dem  Miocän 
von  Württemberg  und  Bayern.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  XIX.  Beil.- 
Bd.,  S.  485—502;  1904. 

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—     138     — 

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Württ.  60.  Jahrg.,  S.  357—358;  1904. 
Schmidt  ,  C. ,  Über  tertiäre  Süßwasserkalke  im  westlichen  Jura. 
Centralbl.  f.  Min.  etc.  1904,  S.  609—625.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  VIT.  Bd.,  S.  713  (No.  2185);  1905/06  (H.  Preiswerk). 
[Es  werden  die  Öninger  Kalke   und  das  Tertiär  am  Randen  berührt.] 

Schneiderhan  ,    E. ,    Die    Umgebung    von    Bebenhausen.      Tübinger 

Inaug.-Diss.  Stuttgart  1904.    46  S.,  2  Taf.,  1  K. 
ScHOETENSACK,  0.,  Zur  Nephritfrage.  Zeitschr.  f.  Ethnologie.  36.  Jahrg., 

S.  141—143;  1904. 
ScHOETENSACK ,    0. ,    Beiträge    zur  Kenntnis    der  neolithischen  Fauna 

Mitteleuropas,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Funde  am 

Mittelrhein.     Verhandl.  d.  naturh.-med.  Vereins  zu  Heidelberg. 

N.  F.  8.  Bd.,  1.  Heft,  S.  1  —  118;  Heidelberg  1904. 
ScHO WALTEE,  E.,  Chemisch-geologische  Studien  im  vulkanischen  Ries 

bei  Nördlingen.  Inaug.-Diss.  Erlangen  1904.  66  S.  —  Ref.  Geol. 

Centralbl.  VH.  Bd.,  S.  370  (No.  986);  1905/06  (H.  Lenk). 
Schübelein  ,    E. ,    Verdiente    Männer.      Blätter    d.    Schwab.    Albver. 

XVI.  Jahrg.,  Sp.  391-396;  1904. 
[Sp.  393 :  Eberhard  Friedr.  Hiemer.] 

Schütze  ,  E. ,  Die  Fauna  der  schwäbischen  Meeresmolasse.  I.  Teil : 
Spongien  und  Echinodermen.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk. 
in  Württ.  60.  Jahrg.,  S.  147—188;  1904.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  V.  Bd.,  S.  627  (No.  1862);  1904  (E.  Schütze).  — 
N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1904,  2.  Bd.,  S.  458-459  (v.  Koenen). 

Schütze  ,  E. ,  Verzeichnis  der  mineralogischen ,  geologischen ,  ur- 
geschichtlichen und  hydrologischen  Literatur  von  Württemberg, 
Hohenzollern  und  den  angrenzenden  Gebieten.  HI. :  Nachträge 
zur  Literatur  von  1902  und  die  Literatur  von  1903,  S.  69—112; 
II.  Beilage  zu  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ. 
60.  Jahrg.;  1904. 

Schulz,  A.,  Das  Schicksal  der  Alpen-Vergletscherung  nach  dem  Höhe- 
punkte der  letzten  Eiszeit.  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1904, 
S.  266-275.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min  etc.  1904,  2.  Bd., 
S.  436—440  (E.  Geinitz). 

Schulz,  A.,  Die  Wandlungen  des  Klimas,  der  Flora,  der  Fauna  und 
der  Bevölkerung  der  Alpen  und  ihrer  Umgebung  vom  Beginne 
der  letzten  Eiszeit  bis  zur  jüngeren  Steinzeit.  Zeitschr.  f. 
Naturw.  77.  Bd.,  S.  41—70;  1904.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1904,  2.  Bd.,  S.  436-440  (E.  Geinitz). 


—     139     — 

Schuster,  H.  :  Über  das  Vorkommen  von  Bactryllium  canaliculakim 

Heer    in    der   Lettenkohlenformation    Württembergs.     Jahresh. 

d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  60.  Jahrg.,  S.  351—856; 

Stuttgart  1904. 
Schwalbe,  Die  Vorgeschichte  des  Menschen.  Braunschweig,  F.  Vieweg, 

1904.  —  Ref.  Petermann"s  Mitteil.  50.  Bd..  S.  89  (Lit.);  1904 

(0.  Schoetensack).  —  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  182  (No.  466); 

1905  (K.  Keilhack).  —  Zeitschr.  f.  Naturwiss.  76.  Bd.,  S.  469; 

1903/04  (Ew.  Wüst).  —  Geogr.  Zeitschr.  X.  Jahrg.,  S.  288—289  ; 

1904  (M.  Hoernes).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1904,  II.  Bd., 
S.  294-298  (M.  Schlosser)  und  1905,  II.  Bd.,  S.  300-301 
(M.  Schlosser).  —  Globus  85.  Bd.,  S.  260;  1904  (R). 

Sieberg,  A.,  Handbuch  der  Erdbebenkunde.  Braunschweig,  F.  Vieweg, 
1904.  8".  XVIH.  362  S.  —  Ref.  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1904, 
S.  408—410  (Deecke).  —  Geol.  Centralbl.  V.  Bd.,  S.  441 
(No.  1265);  1904  (K.  Keilhack)  und  VI.  Bd.,  S.  733  (No.  2128); 

1905  (K.  Keilhack).  —  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie.  XH.  Jahrg., 
S.  282;  1904  (T.).  —  Geogr.  Zeitschr.  X.  Jahrg.,  S.  643—644 
(G.  Maas).  —  Naturw.  Rundschau  19.  Jahrg.,  S.  399—401; 
1904  (S.  Günther).  —  Natur  und  Schule.  4.  Bd.,  S.  327;  1905 
(E.  Koken).  —  Globus  86.  Bd.,  S.  98;  1904  (Bergeat). 

Stehlin,H.,  Die  Säugetiere  des  schweizerischen Eocäns.  II.Teil.  Abhandl. 

d.  Schweiz.  Paläont.  Ges.  31.  Bd.  (1904);  1904  (S.  155-258, 

6  Taf.). 
Steife,  Württembergische  Literatur  vom  Jahr  1902.     Württemberg. 

Jahrbücher  f.  Statistik  u.  Landeskunde    Jahrg.   1903,  2.  Heft, 

S.  V— XV;   1904. 
Sterzel,  J.  T.  ,  Über  einige  neue  Fossilreste.     XV.  Bericht  d.  Nat. 

Ges.  zu  Chemnitz  (1899—1903),  S.  69—71  (Sitzber.  v.  1.  Nov. 

1902)   mit  1  Taf.:    1904.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min  etc.  1905, 

I.    Bd.,    S.   522    (Sterzel).    —    Geolog.    Centralbl.    VH.    Bd., 

S.  621  (No.  1880);  1905/06  (Fern.  Meünier). 

[Etoblattina  Steinmanni  n.  sp.  aus  dem  Oberkarbon  von  Hinteroblsbach 

bei  Oppenau  (Großh.  Baden).] 

Sterzel,  Diluviale  Säugetierreste  aus  dem  Mosbacher  Sande.    15.  Ber. 

d.  Naturw.  Ges.  zu  Chemnitz  (1899-1903);  S.  LIV ;  1904. 
Steuer,  A.,  Untersuchung  des  Tones  über  den  bitumenreichen  Sanden 

aus  den  Bohrlöchern  von  Heppenheim.    Notizbl.  d.  Ver.  f.  Erdk. 

u.  d.  geol.  L.-A.  zu  Darmstadt,  4.  Folge,  25.  Heft,  S.  22-27; 

mit  Taf.  VHI:   1904. 


—     140     — 

Steuer  ,  A. ,  Geologische  Beobachtungen  im  Gebiet  der  alten  Mün- 
dungen von  Main  und  Neckar  in  den  Rhein.  Zeitschr.  f.  Ge- 
wässerkunde. 6.  Bd.,  S.  340—354;  1904. 

Stizenberger  .  J. ,  Couches  fossiliferes  entamees  par  le  chemin  de 
fer  du  Bregenzerwald.  Eclog.  geol.  Helvetiae.  vol.  8,  No.  2, 
p.  221—223;  1904. 

Stremme,  H.  ,  Zur  Frage  der  Eigenwärme  bituminöser  Gesteine. 
Monatsber.  d.  D.  geol.  Ges.  1904  (No.  11),  S.  183—198 
(briefl.  Mitteil.)  und  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges.  56.  Bd.,  S.  183 
—198  (briefl.  Mitteil.);  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbh  VI.  Bd., 
S.  538  (No.  1659);  1905  (H.  Stremme). 

[Bohrloch  von  Neuffen.    Posidonienschiefer  aus  dem  Lias  von  Schwaben.] 

Stkübin  ,    K. ,    Glaziale  Ablagerungen    in   der  Umgebung   von  Liestal 

(Schweiz).      Tatigkeitsber.    d.    Nat.    Ges.    Baselland    1902/03, 

S.  76—83;   1  Taf.    u.  1  Texifig.;   Liestal  1904.  —  Ref.  Geol. 

Centralbl.  V.  Bd.,  S.  570  (No.   1598);    1904  (K.  Strübin).  — 

N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  I.  Bd.,  S.  311  (0.  Wilckens). 
Strübin  ,    K. ,    Bericht   über    die    Verbreitung   erratischer   Blöcke    im 

Basler   Jura.     Tatigkeitsber.   d.   Nat.  Ges.  Baselland    1902/03, 

S.  84-87;    1    Textfig.   (Karte);    Liestal   1904.    —   Ref.    Geol. 

Centralbl.    V.   Bd.,    S.    570    (No.    1597);    1904   (Strübin).    - 

N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  L  Bd.,  S.  311  (0.  Wilckens). 
Strübin,    K.  ,    Über  das  Vorkommen    eines  Mammutbackenzahnes  in 

der  Hochterrasse  oberhalb  Liestal  (Schweiz).    Tatigkeitsber.  d. 

Nat.    Ges.    Baselland    1902/03,    S.  88;    Liestal  1904.    —    Ref. 

Geol.  Centralbl.  V.  Bd.,  S.  578  (No.  1623) ;  1904  (K.  Strübin). 

—  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  L  Bd.  S.  311—312  (0.  Wilckens). 
Strübin,  K.,  und  M.  Kaech  j.  Die  Verbreitung  der  erratischen  Blöcke 

im  Basler  Jura.    Verh.  d.  naturf.  Ges.  Basel.  15.  Bd.,  Heft  3, 

S.    465—477;    mit    1  Karte;    1904.    —   Ref.    Geol.    Centralbl. 

V.  Bd.,    S.  570  (No.  1596);    1905    (Strübin).   —   N.  Jahrb.  f. 

Min.  etc.  1905,  L  Bd.,  S.  311  (0.  Wilckens). 
Studer,   Th.  ,    Die  Knochenreste  aus  der  Höhle  zum  Keßlerloch  bei 

Thayngen.  Denkschr.  d.  Schweiz,  naturf.  Ges.  39.  Bd.,  2.  Hälfte. 

Zürich    1904.     38   S. ,    2   Taf.    —   Ref.  N.  Jahrb.   f.  Min.  etc. 

1905,  H.  Bd.,  S.  124-125  (M.  Schlosser). 
Stutzer,  A.,   Geologie  der  Umgegend  von  Gundelsheim  am  Neckar. 

Diss.  Tübingen.     Königsberg  1904.     60  p. ,  1  Taf.,  2  Karten. 
Thürach,  H.,  Über  die  deutsche  Erdölproduktion.    Montan-,  Industrie-, 

und  Handelszeitung  X.  Jahrg.,  No.  1,  S.  2 — 4;  Budapest  1904. 


—     141     — 

[Erdöl  im  Elsaß:  Erdöl  in  den  Animonitenkammern  und  Muschelschalen 

des  Lias  von  Maisch.] 
Thürach,  H.,  Über  Erdbeben  und  vulkanische  Erscheinungen  in  Baden. 

Die  Erdbebenwarte  IV,    1904/05,    S.  188—192.  —  Ref.  Geol. 

Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  535  (No.  1544);  1905/06  (A.  Sieberg). 
Tiefbohrungen    im    Gärtringer   Tal.     Schwab.    Kronik    No.    412, 

Montag  5.  September  1904,  Mittagsblatt.  —  Ebenda  No.  602, 

Dienstag  27.  Dezember  1904,  Mittagsblatt. 
ToRNQUiST,  A. ,  Die  Arbeiten  der  letzten  Jahre  über  die  Systematik 

und   Faunistik    der   fossilen    Cephalopoden.     Zoolog.  Centralbl. 

XI.  Bd.,  S.  1—13:  1904. 
Trüdinger,    Statistik    der   landwirtschaftlichen  Bodenbenützung    und 

des  Ernteertrags  in  Württemberg  im  Jahr  1902.    Württemberg. 

Jahrbücher  f.  Statistik  u.  Landeskunde.    Jahrg.  1904,  1.  Heft, 

S.   140—180;  1904. 
Vacek,  M.,  t-  K.  A.  V.  ZiTTEL.    Verh.    d.  k.  k.  geol.  Reichsanst.  1904, 

No.  2,    S.  45—47.  —  Ref.    Geol.    Centralbl.    VI.  Bd.,    S.  192 

(No.  498);  1905  (A.  Klaützsch). 
Voigt,  W.  ,  Überreste  der  Eiszeitfauna  in  mittelrheinischen  Gebirgs- 

bächen.     Verh.   d.  14.  Geographentags   in  Köln  1903,    S.  216 

—224.  —  Ref.  Zoolog.  Centralbl.  XL  Bd.,  S.  174—175;  1904 

(F.  Zschokke). 
Wacker,    Bericht    des    chemischen    Untersuchungsamtes    der    Stadt 

Ulm  a.  D.    für  die  Zeit  vom  1.  April  1902  bis  1.  April  1904. 

Ulm  1904. 
Waetzel,  Baden-Baden.    Neuester  Führer  durch  die  Stadt  und  ihre 

Umgebung,  ergänzt  von  Fr.  Spies.    Baden-Baden,  Spies,  1904. 
W^\GNER,  E.,  Helmsheim,  Amt  Bruchsal.    Korrespondenzblatt  d.  West- 
deutsch. Zeitschr.   f.  Geschichte  u.  Kunst.   23.  Jahrg. ,    Sp.  97 

—102;  1904. 

[Neolithische  Grabhügel.] 

Walther,  J.,  Die  Fauna  der  Solnhofener  Plattenkalke.  Festschrift 
zum  70.  Geburtstag  von  Ernst  Haeckel,  Jena.  Denkschrift, 
d.  Med.  Naturw.  Ges.  Jena.  XL  Bd.,  S.  135—214;  1  Tab., 
21  Fig. ;  Jena  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd. ,  S.  277 
—279  (No.  847);  1904  (J.  Walther).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1905,  I.  Bd.,  S.  458—462  (H.  Vetters). 

Weber,  Fr.,  Bericht  über  neue  vorgeschichtliche  Funde  im  rechts- 
rheinischen Bayern.  Für  die  Jahre  1900,  1901  und  1902, 
und  Nachtrag   zu  1902.     Beiträge   zur  Anthropologie   und  Ür- 


—     142     — 

geschichte    Bayerns.    15.    Bd.,    S.    99— 124    und    175—190; 

München  1904. 
Weber,    Max,    Die    Säugetiere.     Einführung    in    die    Anatomie    und 

Systematik  der  rezenten  und  fossilen  Mammalia.  Jena,  G.  Fischer, 

1904.  8^  XII  u.  866  S.  20  Mk.   —  Ref.  Naturw.  Wochenschr. 

N.  F.  IV.  Bd.,  1904/05,  S.  284. 
Werner,  Ernst,  Das  Ries  in  der  schwäbisch-fränkischen  Alb.    Blätter 

d.  Schwab.  Albver.  XVI.  Jahrg.,  Sp.  153—168;  1904. 

[Im    wesentlichen    ein   Referat    über    die   Arbeiten  von   Defbner  und 

0.  Fraas,   sowie  von  Branco  und  E.  Fraas.] 

Werveke,  L.  van.  Die  geologischen  Karten  der  Umgebung  von  Mül- 
hausen  i.  E.  Mitt.  d.  philomat.  Ges.  f.  Elsaß-Lothringen  3.  Bd., 
S.  137—150;  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  652 
(No.  1929);  1905  (L.  van  Werveke). 

Werveke,  L.  van:  Versuche  zur  Erweiterung  der  Wasserversorgung 
von  Mülhausen  i,  E.  Mitt.  d.  philomat.  Ges.  f.  Elsaß-Lothringen. 
3.  Bd.,  S.  160—170.  Mit  1  Karte.  Straßburg  i.  E.  1904.  — 
Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  642  (No.  1899);  1905  (L.  van 
Werveke). 

WiLCKENS,  0.,  Über  die  Bedeutung  von  Eruptiv-Breccien  als  erd- 
geschichtliche Urkunden.  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  III.  Bd., 
S.  26—29  u.  640;  1904. 

[Sogen.  Alpersbacher  Nagelfluh;  Lias  am  Katzenbuckel.] 

Das  Königreich  Württemberg.  Eine  Beschreibung  nach  Kreisen, 
Oberämtern  und  Gemeinden.  Bd.  1.  Allgemeiner  Teil  und 
Neckarkreis.  Herausgeg.  v.  K.  Statist.  Landesamt.  675  S., 
6  Kart.  Stuttgart  1904.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  V.  Bd., 
S.  405  (No.  1158);  1905  (C.  Regelmann).  —  Geogr.  Zeitschr. 
XI.  Jahrg.,  S.  535—536;  1905  (K.  Fricker).  —  Globus  86.  Bd., 
S.  335;  1904  (S.  Günther). 

WuRN,  W.,  Das  Schwarzwaldbad  Teinach  (Mineralbad  und  Wasser- 
heilanstalt), Ärzten  und  Kurgästen  geschildert.  8.  Aufl.  Wild- 
bad, M.  Ringe,  1904. 

Zeller  v.  ,  Die  geologische  Abteilung  des  K.  Württembergischen 
Statistischen  Landesamts.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie.  XII.  Jahrg., 
S.  190-192;  1904. 

Zenetti,  P.,  Der  geologische  Aufbau  des  bayrischen  Nord-Schwabens 
und  der  angrenzenden  Gebiete.  Augsburg  1904.  VIII  und  143  p. 
1  Karte.  —  Ref.  Blätter  d.  Schwab.  Albver.  XVII.  Jahrg., 
Beilage  S.  16;  1905. 


—     143     ~ 

1905. 

Ammon,  L.  von,  Die  Bahnaufschlüsse  bei  Fünfstetten  am  Ries  und  an 
anderen  Punkten  der  Donauwörth-Treuchtlinger  Linie.  Geognost. 
Jahresh.   16.  Jahrg.  (1903),  S.  145—184;  München  1905. 

Ammon,  L.  von  und  0.  M.  Reis,  Kurze  geologische  Beschreibung 
einiger  Pfälzischer  Gebietsteile.  Sep.  aus  Neumayer,  Eine  erd- 
magnetische Vermessung  der  Bayrischen  Rheinpfalz.  Mitt.  der 
„PoUichia".    18  S.    Dürkheim  a.  Hardt  1905. 

Bärtling,  R.  ,  Die  Molasse  und  das  Glacialgebiet  des  Hohenpeissen- 
berges  und  seiner  Umgebung.  Geognost.  Jahresh.  16.  Jahrg., 
(1903),  S.  33—62;  mit  1  Karte  und  1  Profiltaf. ;  München 
1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  42—44;  1905 
(R.  Bärtling). 

Beiträge  zur  Hydrographie  des  Großherzogtums  Baden.  Heraus- 
gegeben von  der  Zentralstelle  für  Meteorologie  und  Hydrographie. 
11.  Heft.  V.  Babo,  Die  Ergebnisse  einer  hydrographischen 
Untersuchung  über  die  Anlage  von  Stauweihern  im  Flußgebiet 
der  Wiese.     Karlsruhe,  G.  Braun,  1905. 

Benecke  ,  E.  W. ,  Zur  Gliederung  des  Buntsandsteins  im  Haardt- 
gebirge  (Nordvogesen).  Centralbl.  f.  Min  etc.  1905,  S.  380 
—381.  -  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  318  (No.  898); 
1905/06  (A.  Klautzsch). 

Benecke,  E.  W. ,  Über  Mytilus  eduUformis  Schl.  sp.  Centralbl.  f. 
Min.  etc.  1905,  S.  705—714. 

[Mytilus  eduUformis  in  der  Spiriferinenbank  des  unteren  Muschelkalks 
im  Taubergebiet  und  am  unteren  Neckar,  im  Trochitenkalk  von  Tullau, 
aus  dem  oberen  Muschelkalk  (ohne  genaueren  Horizont)  von  Donau- 
eschingen, aus  dem  Hauptmuschelkalk  von  Künzelsau,  im  unteren  Keiiper 
an  der  Schmollenmühle  bei  Sinsheim,  aus  dem  Grenzdolomit  von  Iphofen 
in  Mittelfranken.] 

Benecke  ,  E.  W. ,  Die  Versteinerungen  der  Eisenerzformation  von 
Deutsch-Lothringen  und  Luxemburg.  Abhandlungen  z.  Geolog. 
Spezialkarte  von  Elsaß-Lothringen.  N.  F.  Heft  VI ;  1905.  598  S. 
und  1  Atlas  mit  59  Taf. 

Bericht  über  die  Fortschritte  der  Römisch-Germanischen  Forschung 
im  Jahre  1904.  Herausg.  v.  d.  Römisch-Germanischen  Kom- 
mission des  Kaiserl.  archäologischen  Instituts.  Frankfurt  a.  M., 
J.  Baer  &  Co.,  1905. 

[S.  3 — 13:  K.  Schumacher,  Vorgeschichtliche  Funde  und  Forschungen, 
hauptsächlich  in  Westdeutschland.] 


—     144     — 

Bibliographie  der  Deutschen  naturwissenschaftlichen  Literatur. 
Herausgegeben  im  Auftrage  des  Reichsamts  des  Innern  vom 
Deutschen  Bureau  der  internationalen  Bibliographie  in  Berlin. 
V.  Bd.    Jena,  G.  Fischer,  1905.   —  VI.  Bd.,  ebenda  1905. 

Böhm  ,  G. ,  Ein  Strudelkessel  im  Benggeri-Ton  von  Kandern.  Mitt. 
Bad.  Geol.  Landesanst.  5.  Bd.,  Heft  1,  3  S.,  1  Taf . ;  Heidel- 
berg 1905. 

Branco,  W.  V.,  und  E.  Fraas,  Das  krypto vulkanische  Becken  von 
Steinheim.  Phys.  Abhandlungen  d.  Kgl.  Preuß.  Akademie  d. 
Wissensch.  aus  dem  Jahre  1905.  Berlin  1905.  4'^.  63  S.,  2  Taf., 
10  Textfig.  —  Kef.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  529—531 
(No.  1533);  1905  (Branco). 

Brauns,  R.,  Mineralogie.  3.  verbesserte  Auflage.  Leipzig,  J.  G.  Göschen, 
1905.  134  p.;  mit  132  Abbildungen.  —  Ref.  Centralbl.  f. 
Min.  etc.  1905,  S.  281  (Max  Bauer).  —  Globus  88.  Bd.,  S.  112; 
1905   (Gr.).    -   Naturw.  Wochenschr.   N.  F.    4.  Bd.,    S.  590; 

1904.  —  TscHERMAKs  min.  u.  petrogr.  Mitteil.  34.  Bd.,  S.  156; 
1905. 

Breu,  G.,  Das  Wellheimer  Trockental,  ein  ehemahges  Flußbett  der 
Donau.  Natur  und  Kultur.  Zeitschr.  f.  Schule  u.  Leben 
IL  Jahrg.,  Heft  21,  S.  646—649;  München  1905. 

Breu,  G.  ,  Der  neue  Balmbau  Donauwörth-Treuchtlingen  und  die 
wissenschafthchen  Funde  dortselbst.  Naturw.  Wochenschr.  N.  F. 
IV.  Bd.,  S.  717—718;  1905. 

Brückner,  Ed.,  Die  Eiszeiten  in  den  Alpen.  Verhandlungen  d.  Ges. 
Deutsch.  Naturforscher  u.  Ärzte.  76.  Vers,  zu  Breslau  1904. 
L  Teil,  S.  177—187;  Leipzig  1905. 

Catalogue,  International  —  of  Scientific  Literature.  3.  Annual 
Issue.  London  1905.  Published  for  the  International  Council 
by  the  Royal  Society  of  London.  —  F.  Meteorology  (including 
terrestical  Magnetism.).  —  G.  Mineralogy  (including  Petrology 
and  Crystallography) ;    London  1905.    —   H.   Geology;    London 

1905.  —  I.  Gecgraphy  (Mathematical  and  Physical);  London 
1905.  —  K.  Palaeontology;  London  1905.  —  P.  Physical- 
Anthropology  1905. 

Chelius,  C,  Geologischer  Führer  durch  den  Odenwald.  Stuttgart, 
Verlag  Hobbing  &  Büchle,  1905.  80  p.  1  geol.  Karte  (1 :  250000). 
Preis  1,50  Mk.  —  Ref.  Naturw.  Wochenschr.  N.  F.  IV.  Bd., 
1904/05,  S.  495.  —  Natur  u.  Schule  4.  Bd.,  S.  518—519; 
1905  (J.  Rüska). 


—     145     — 

Chelius,    C.  ,    Die    Quarzporphyre    im    Odenwald,    ihre   tektonischen 

Verhältnisse,    ihre   praktische  Verwertung.     Zeitschr.    f.   prakt. 

Geol.  13.  Jahrg.,  S.  837—343;  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 

VII.  Bd..  S.  625  (No.  1895);  1905/06  (R.  Bärtling). 
Chelius,  C,  Eruptivgänge  im  Kalk.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  13.  Jahrg., 

S.  348—349;  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  625 

(No.  1897);  1905/06  (R.  Bärtling). 
[Minettegang  im  Marmor  von  Auerbach.] 

Clessix,  S.  ,  Die  Konchylien  des  Lösses  des  mittleren  Donautales. 
Nachrichtsbl.  d.  deutsch,  malakozool.  Ges.  37.  Jahrg.,  S.  89 
—91;  1905.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  II.  Bd., 
S.  449  (Wüst). 

DiTTRicH,  Absorptionserscheinungen  bei  zersetzten  Gesteinen.  Zeitschr. 
f.  anorgan.  Chemie  47.  Bd.,  S.  151—162;  1905.  —  Ref.  Chem. 
Centralbl.  76.  Jahrg.  (=  5.  F.  9.  Jahrg.),  II.  Bd.,  S.  1508; 
1905  (Meüsser). 

DiTTRiCH,  M.,  Chemisch-geologische  Untersuchungen  über  „Absorptions- 
erscheinungen" bei  zersetzten  Gesteinen.  II.  Mitt.  d.  Großh. 
Bad.  Geol.  Landesanst.  5.  Bd.,  1.  Heft,  S.  1—23;  1905.  — 
Ref.  Chem.  Centralbl.  76.  Jahrg.  (=  5.  F.  9.  Jahrg.),  I.  Bd., 
S.  1612;  1905  (Etzold).  —  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1906,  I.  Bd., 
S.  51  (0.  H.  Erdmannsdörffer).  —  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd., 
S.  680  (No.  2059);  1905/06  (Dittrich). 

DiTTUS ,  Über  fossile  Korallen ,  insbesondere  über  die  im  ober- 
schwäbischen Eratikum  gefundenen.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl. 
Naturk.  61.  Jahrg.,  S.  LXXI;  1905. 

Donauversinkung.  Schwab.  Kronik  No.  183,  Mittwoch  19.  April 
1905,  Mittagsblatt.  —  Ebenda  No.  320,  Donnerstag,  13.  Juh 
1905,  Abendblatt.  —  Ebenda  No.  360,  Samstag  5.  August  1905, 
Abendblatt.  —  Ebenda  No.  369,  Freitag  11.  August  1905, 
Mittagsblatt.  —  Ebenda  No.  381,  Freitag,  18.  August  1905, 
Mittagsblatt. 

Eberhard  ,  Zur  Geologie  von  Eßhngen  und  Umgebung ;  ein  Beitrag 
zur  Heimatkunde.  Programm  der  Oberrealschule  in  Eßlingen 
1905.  4«.  29  S.  —  Ref.  Blätter  d.  Schwab.  Albver.  XVII.  Jahrg., 
Sp.  446;  1905  (F.  H.). 
Egli,  P.,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Höhlen  in  der  Schweiz.  Vierteljahrs- 
schrift d.  naturf.  Ges.  in  Zürich  49.  Jahrg.  (1904),  3.  u.  4.  Heft, 
S.  286—369;   1905.  • 

10 


—     146     — 

E[ichlek],  J.  ,  Geologische  Untersuchungen  im  Gebiet  der  Hornis- 
grinde.    Aus  dem  Schwarzwald  XIII.  Jahrg.,  S.  52 — 53;  1905. 

EiSELE,  H. ,  Über  den  Kontakthof  des  Granits  von  Baden-Baden. 
Centralbl.  f.  Min.  etc.  1905,  S.  342—343.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  278  (No.  806);  1905/06  (A.  Klautzsch). 

Endriss,  Die  neuesten  Ergebnisse  über  die  Verhältnisse  der  Donau- 
versinkung.  (Vortrag.)  Mathematisch  -  Naturwissenschaftliche 
Blätter  No.  1;  1905. 

Endriss,  K.,  Zur  Erforschung,  Pflege  und  Bewirtschaftung  der  Donau- 
versinkung.  Schwab.  Kronik  No.  75,  Mittwoch  15.  Februar 
1905,  Mittagsblatt. 

Engel,  Kämmerer  Dr.  J.  Probst,  f  in  Biberach  a.  R.  9.  März  1905. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  61.  Jahrg.,  S.  XXXVII 
— XLV;  1905. 

Erdbeben:  1.  In  Riedlingen  am  6.  April  1905.  Schwab.  Merkur 
No.  163,  Freitag  7.  April  1905,  Mittagsblatt.  —  2.  Erdbeben 
in  Labore,  am  Erdbebenapparat  im  astrophysikalischen  Institut 
zu  Heidelberg  angezeigt.  Schwab.  Kronik  No.  167,  Montag 
10.  April  1905,  Mittagsblatt.  —  3.  Erdbeben  26.  April  1905 
in  Ehingen.  Schwab.  Kronik  No.  194,  Freitag  28.  April  1905, 
Mittagsblatt.  —  4.  Erdbeben  am  29.  April  1905  in  Mülhausen  i.  E., 
Westschweiz,  Heidelberg,  Ravensburg,  Hohenheim.  Schwab. 
Merkur  No.  197,  Samstag  29.  April  1905,  Abendblatt.  Schwab. 
Kronik  No.  197,  Samstag  29.  April  1905,  Abendblatt.  Ebenda 
No.  198,  Montag  1.  Mai  1905,  Mittagsblatt.  Schwab.  Kronik 
No.  205,  Donnerstag  4.  Mai  1905,  Abendblatt.  —  5.  Erd- 
erschütterungen in  den  ersten  Tagen  des  Juni  1905  (Albanisches 
Beben),  registriert  in  Hohenheim.  Schwab.  Kronik  No.  266, 
Samstag  10.  Juni  1905,  Abendblatt.  —  6.  Erdbeben  am  8.  Sept. 
1905,  registriert  in  Heidelberg.  Schwab.  Merkur  No.  418, 
Freitag  8.  September  1905,  Abendblatt.  —  7.  Italienisches 
Erdbeben  (September  1905)  in  Biberach  registriert.  Schwab. 
Kronik  No.  423,  Dienstag  12.  September  1905,  Mittagsblatt. 
—  8.  Fernbeben  15.  September  1905,  in  Heidelberg  registriert. 
Schwab.  Kronik  No.  431,  16.  September  1905,  Mittagsblatt.  — 

9.  Fernbeben  8.  November  1905,  in  Heidelberg  registriert. 
Schwab.  Merkur  No.  523,  Donnerstag  9.  November  1905, 
Abendblatt.  —  Dasselbe,  in  Hohenheim  registriert.  Schwab. 
Kronik  No;  525,  Freitag  10.  November  1905,  Abendblatt.  — 

10.  Erdbeben  «im  29.  November  1905  in  Hechingen.    Schwab. 


—     147     — 

Kronik  No.  558,  Donnerstag  30.  November  1905,  Mittagsblatt. 
—  11.  Fernbeben  am  17.  Dezember  1905.  Schwab.  Kronik 
No.  592,  Mittwoch  20.  Dezember  1905,  Mittagsblatt.  —  12.  Erd- 
beben in  der  Ostschweiz,  am  Bodensee,  im  Bezirk  Ried- 
lingen am  25.  und  26.  Dezember  1905.  Schwab.  Kronik 
No.  601,  Donnerstag  28.  Dezember  1905,  Mittagsblatt.  Ebenda 
No.  602,  Donnerstag  28.  Dezember  1905,  Abendblatt. 

Erdsenkung  beim  Bahnhof  Maulbronn.  Schwab.  Kronik  No.  143, 
Montag  27.  März  1905,  Mittagsblatt. 

Fjscher,  Karl,  Bergstürze  und  Feldschlipfe  im  Gefolge  der  Eiszeiten. 
Bericht  d.  Senckenberg.  Naturf.  Ges.  in  Frankfurt  a.  M.,  1905, 
S.  150—152  (Sitzber.). 

[Bergstürze   im  Mammutfeld   von  Canustatt,   Bergstürze   an   der  Alb.] 

Feaas,    E.,    Verzeichnis    der   Zugänge    zu    den   Vereinssammlungen. 

C.  Mineralogisch- paläontologische  Sammlung.     Jahresh.  d.  Ver. 

f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  XVIII— XIX;  1905. 
Fraas,  E.,  Diluviale  Torfschichten  in  der  Neckarstraße  zu  Stuttgart. 

Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  LIX; 

1905. 
Fraas,    E.  ,    Die    neuentdeckte  Thermalquelle  in  Wildbad.     Jahresh. 

d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  LIX— LXII; 

1905. 
Fraas,  E.  ,   Von  der  Alb  zu  den  Alpen.     Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl. 

Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  LXXIV— LXXVI;  1905. 
Fraas,  E.,  Reptilien  und  Säugetiere  in  ihren  Anpassungserscheinungen 

an   das    marine  Leben.     Jahresh.    d.  Ver.   f.  vaterl.  Naturk.  in 

Württ.  61.  Jahrg.,  S.  347—386;   1905. 
Fraas,  E.,  Urquell  von  Wildbad.    Correspondenzbl.  d.  Deutsch.  Ges. 

f.  Anthropologie  etc.  36.  Jahrg.  1905,  No.  5,  S.  40.    (Bericht 

über  Vortrag.) 
Fr(aas),  E.,  Aus  Schwabens  Urgeschichte.    Schwab.  Kronik  No.  22, 

14.  Januar  1905,  Sonntagsbeilage. 
Freudenberg,  W.,  Eine  diluviale  Rheintalspalte  bei  Weinheim  a.  d. 

Bergstraße.    Berichte  üb.  d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers. 

zu  Konstanz  1905,  S.  25;  Stuttgart  1905  ^ 
Fritze,  G.,  Die  Pfahlbauten.    Natur  und  Kultur  II.  Jahrg.,  Heft  22, 

S.  682-687;  1905. 


'  Dieser  Bericht  trägt  auf  dem  Umschlag  1906  als  Erscheinungsjahr,  auf 
dem  inneren  Titel  aber  1905.     Ausgegeben  wurde  er  erst  im  Februar  1906. 

10* 


—     148     — 

Früh,  J.,  Inselberge  im  Rheintal.  Eclogae  geolog.  Helvetiae  vol.  VIIT, 

No.  4,  S.  409:  1905. 
Frith,  Die  Entstehung  des  Rheintales  und  seiner  Formen.    Jahrbuch 

d.  St.  Gallischen  Naturw.  Ges.  f.  1904,  S.  29—32 ;  St.  Gallen 

1905.     (Referat  über  Vortrag.) 
Fundberichte,  geologisch-paläontologische:    1.  Aixheim,  Schädel 

eines  Sauriers  =  Mystriosuchus.  Schwab.  Kronik  No.  410,  Montag 

4.  September  1905,  Abendblatt.  —  2.  Mammutreste  (?)  in  Enders- 
bach.  Schwab.  Kronik  No.  445,  Montag  25.  September  1905, 
Mittagsblatt. 

Fundberichte  über  prähistorische  Gegenstände:  1.  Neolithische 
Ansiedelung  bei  Zuffenhausen.  Schwab.  Kronik  No.  331, 
Donnerstag  20.  Juli  1905,  Mittagsblatt.  Ebenda  No.  337, 
Montag  24.  Juli  1905,  Mittagsblatt.  —  2.  Paläolithischer  Fund 
bei  Maxau.  Schw^äb.  Merkur  No.  411,  Dienstag  5.  September 
1905,  Mittagsblatt.  —  3.  Neolithische  Ansiedelung  hinter  dem 
Burgholzhof.  Schwab.  Kronik  No.  544,  Mittw^och  22.  November 
1905,  Mittagsblatt. 

Fundcbronik  vom  Jahre  1904.  Fundber.  aus  Schwaben  XII.  Jahrg., 
1904,  S.   107—128;  Stuttgart  1905. 

Funde,  neolithische,  in  der  Pfalz.  Mitt.  k.  k.  geograph.  Ges.  in 
Wien  48.  Bd.,  S.  647;   1905. 

Funde,  prähistorische,    bei  Heidelberg.     Mitt.  k.  k.  geograph.  Ges. 
in  Wien  48.  Bd.,  S.  75;  1905. 
[Grab  aus  der  jüngeren  Steinzeit.] 

Gaiser,  Eugen,  Basalte  und  Basalttuffe  der  Schwäbischen  Alb. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  41 
—  81,  mit  10  Textfig.  u.  Taf.  II;  Stuttgart  1905.  (Auch  als 
Tübinger  Inaug.-Diss. ;  1904.) 

GoTHÄN ,  W. ,  Zur  Anatomie  lebender  und  fossiler  Gymnospermen- 
Hölzer.  Abb.  d.  K.  Preuß.  Geolog.  Landesanst.  N.  F.  Heft  44; 
1905. 

Araucarites  Keuperianus. 

Geinitz  ,  E. ,  Wesen  und  Ursache  der  Eiszeit.  Archiv  d.  Ver.  d. 
Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg  59.  Jahr  (1905), 
I.  Abt.,    S.    1—46;    1905.    —   Ref.    Geol.    Centralbl.  VI.    Bd., 

5.  753  (No.  2175);  1905  (E.  Geinitz). 

[Es  werden  auch  die  süddeutschen  Verhältnisse  berührt.] 

Geologische  Karte  des  Großherzogtums  Hessen  1  :  25000.  VII.  Lief. 
Blatt    Birkenau    (Weinheim)    von   G.  Klemm:    1905.     (1   Karte 


—     149     — 

und    1   Heft    Erläuterungen.    —    VIII.    Lief.    Blatt   Groß-Gerau 
von  A.  Steuer;    1905.     (1  Karte   und   1  Heft  Erläuterungen.) 

Geologische  Spezialkarte  des  Großherzogtums  Baden  1:25000. 
Herausg.  v.  d.  Großh.  Bad.  Geolog.  Landesanstalt. 

Blatt  21:  Mannheim.    IL  Aufl.    Von  H.  Thürach.    Heidel- 
berg 1905.     1  Karte,  1  Heft  Erläuterungen.    8".    24  S. 

Blatt  22 :    Ladenburg  IL  Aufl.    Von  H.  Thübach.    Heidelberg 
1905.    1   Karte,   1  Heft  Erläuterungen.  S*'.  62  S. 

Blatt  54:   Kürnbach.    Von  K.  Schnarrenberger.    Heidelberg 
1905.   1  Karte,  1  Heft  Erläuterungen.  8«.   14  S. 

Geyer,  Von  der  Eger  zur  Prim.  Blätter  d.  Schwab.  Albver.  XVII.  Jahrg., 
Sp.  191—193,  225—230,  257-263;  1905. 

[Verf.  berücksichtigt  auch  die  geologischen  Verhältnisse  und  die  Quellen 
der  Alb.] 

Greim,  G.,  Schätzung  der  mittleren  Niederschlagshöhe  im  Groß- 
herzogtum Hessen  im  Jahre  1903.  Meteorolog.  Zeitschr.  22.  Bd., 
S.  477;    1905. 

GsELL,  Der  Urquell  des  Wildbader  Thermalwassers.  Aus  dem  Schwarz- 
wald XHI.  Jahrg.,  S.  66—67;  1905. 

Haag,    F.,    Die    schwäbische    Geologenschule.     Blätter    d.    Schwab. 

Albver.  XVH.  Jahrg.,  Sp.  107—109,  193—195,  398-399;  1905. 

[Verf.   bespricht   die  neuesten  Arbeiten  über  die  Geologie  Schwabens.] 

Häussermann,  C.  ,  Der  Liasschiefer  als  Bau-  und  Brennmaterial. 
Gewerbeblatt  aus  Württemberg  57.  Jahrg.,  No.  26,  S.  204—205: 
Stuttgart  1905. 

Haid,  Die  Erdbebenstation  in  Durlach  und  ihre  Einrichtung.  Ver- 
handlungen Naturw.  Ver.  in  Karlsruhe  18.  Bd.  (.1904—1905), 
S.  14—15  (Sitzber.);  1905. 

Haid,  M.,  Die* Schwerkraft  im  badischen  Oberlande.  Berichte  über 
d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz  1905, 
S.  19—24;  mit  Kartenskizze^  und  .Tabelle;  Stuttgart  1905  ^  — 
Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.  S.  689  (No.  2094);  1905/06 
(K.  K.). 

Heim,  Alb.,  Das  Säntisgebirge.  Beiträge  z.  Geolog.  Karte  d.  Schweiz. 
46.  Lief.  (N.  F.  26.  Lief.).  Text  und  Atlas.  Bern  1905 
Preis  50  Fr. 

Heierli,  J.,  Archäologische  Funde  in  den  Kantonen  St.  Gallen  und 
Appenzell.  Anzeiger  f.  Schweizerische  Altertumskunde.  N.  F. 
Bd.  VI,  1904/05,  No.  1,  S.  1—7  (Schluß);  1905. 


S.  Anmerkung  auf  S.  147. 


—     150    — 

Hess,    Die   Alpen   im    Eiszeitalter   nach   A.   Penck   und    E    Brücker. 

Petermanns  Mitteil.  51.  Bd.,  S.  277—281;   1905. 
Hezner  ,    L. ,    Über  einige  in  schweizerischen  Pfahlbauten  gefundene 

Steinwerkzeuge.  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.-Bd.  XX,  S.  133—148; 

1905.  —  Eef.    Geol.    Centralbl.    VI.  Bd.,    S.  725    (No.  2098); 

1905  (ü.  Grubemann).   —  Ebenda  VII.  Bd.,  S.  279  (No.  807); 

1905/06  (A.  Klautzsch). 
Hilzheimer,    Die   Prähistorischen  Funde.     Aus   der  Natur.    I.  Jahrg. 

1905,  Heft  14.  S.  423—429. 
HiNTZE,  C,  Handbuch  der  Mineralogie.  I.  Bd.,  9.  Lief.  (=  21.  Lief. 

d.  ganz.  Reihe) ;  Leipzig  1905. 
HuBER,  A.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Glazialerscheinungen  im  süd- 
östlichen Schwarzwald.     N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  XXI.  Beil.-Bd., 

Heft  2,  S.  397—446;   1905. 
HuENE,  F.  V.,  Über  die  Nomenklatur  von  Zanclodon.     Centralbl.  f. 

Min.  etc.  1905,  S.  10—12.  -  Ref.  Geol.  Centralbl.  VH.  Bd., 

S.  122  (No.  368);  1905/06  (Baron  Nopcsa). 
HuENE,  F.  V.,  Pelycosaurier  im  deutschen  Muschelkalk.    N.  Jahrb.  f. 

Min.   etc.  XX.  Beil.-Bd..    S.  321—353,    mit  Taf.  V— VH   und 

47  Textfig.;  1905. 
HüENE,  F.  V.,  Die  Trias-Dinosaurier  Europas.    Monatsber.  d.  D.  geol. 

Ges.  1905,    No.  9,    S.  345—349  (Protok.)    u.  Zeitschr.  d.  D. 

geol.  Ges.  57.  Bd.,  S.  345—349  (Protok.);  1905. 
HuG,    J. ,    Die    Drumlinlandschaft    der   Umgebung    von    Andelfingen 

(Kt.   Zürich).      Beiträge    z.    geol.    Karte    der    Schweiz,    N.   S. 

Lief.  15,  Spezialkarte  No.  34  (Aufnahme  1903).  Karte  1:25000 

[1905]." 
HuG,  J.,  Geologische  Karte   des  Rheinlaufes   unterhalb  Schaff  hausen 

(Aufnahme  1902 — 1904).    Beiträge  z.  geol.  Karte  der  Schweiz, 

N.  S.  Lief.  15,  Spezialkarte  No.  35  (1:25000)  [1905]. 
HuG,    J. ,    Kaiserstuhl.     Beiträge  z.  geol.  Karte  der  Schweiz,    N.  F. 

Lief.  15,    Spezialkarte   No.  36    (Geol.  Aufnahme   1903—1904) 

(1:25000)  [1905]. 
Jaekel,  0.,    Über  den  Schädelbau  der  Nothosauriden.     Sitzungsber. 

GeselLsch.   naturf.    Freunde.    S.  60—84:    1905.    —    Ref.  Geol 

Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  664  (No.  1956);    1905  (0.  v.  Linstow). 
Jahrbuch    der   Naturwissenschaften    1904—1905.    20.    Jahrg.    von 

M.  Wildermann.  Freiburg  i.  B.  1905.  Mineralogie  und  Geologie 

von  E.  Weinschenk  (S.  233 — 258).    Anthropologie ,  Ethnologie 

und  Urgeschichte  von  J.  Scheüffgen  (S.  259—278). 


—     151     - 

Jahrbuch  des  Hydrotechnischen  Bureaus  für  das  Jahr  1904.  6.  Jahrg. 
München  1905. 

Jahrbuch.  Deutsches  Meteorologisches,  für  1900.  Württemberg. 
Mitteihmgen  d.  K.  Württ.  meteorolog.  Zentralstation  in  Stutt- 
gart. Bearbeitet  von  L.  Meyer  unter  Mitwirkung  von  Mack. 
Stuttgart,  J.  B.  Metzler,  1905. 

Jahrbuch,  Deutsches  Meteorologisches,  für  1901.  Württemberg. 
Herausg.  v.  d.  K.  Württ.  meteorolog.  Zentralstation  in  Stutt- 
gart. Bearbeitet  von  L.  Meyer  unter  Mitwirkung  von  Magk. 
Stuttgart,  J.  B.  Metzler,  1905. 

Jahrbuch,  Deutsches  Meteorologisches,  für  1902.  Württemberg. 
Herausg.  v.  d.  K.  Württ.  meteorolog.  Zentralstation  in  Stutt- 
gart. Bearbeitet  von  L.  Meyer  unter  Mitwirkung  von  Mack. 
Stuttgart  1905. 

Jahrbuch,  Geographisches,XXYn. Bd.,  1904:  Gotha,  J. Perthes,  1905. 
[F.  TouLA,  Neuere  Erfahrungen  über  den  geognost.  Aufbau  der  Erd- 
oberfläche.   S.  178—190.] 

Jahrbuch,   Statistisches   —  für   das   Königreich  Bayern.    9.  Jahrg. 

1904;  München  1905. 
Jahrbuch,  Statistisches  —  für  das  Großherzogtum  Baden.  XXXV.  Jahrg. 

1904:  Karlsruhe  1905. 
Jahrbücher,  Württembergische  —  für  Statistik  und  Landeskunde. 

Herausg.   v.  d.  K.  Statist.  Landesamt.    Jahrg.  1904,    2.  Heft; 

Stuttgart  1905. 

[Steiff,  Württembergische  Literatur  vom  .Jahr  1903  (S.  V— XVII).] 

Jahrbücher,  Württembergische  —  für  Statistik  und  Landeskunde. 
Herausg.  v.  d.  K.  Statist.  Landesamt.  Jahrg.  1905,  1.  Heft; 
Stuttgart  1905. 

Jahresbericht  des  Zentralbureaus  für  Meteorologie  und  Hydro- 
graphie im  Großherzogtum  .Baden  mit  den  Ergebnissen  der 
meteorologischen  Beobachtungen  und  den  Wasserstandsauf- 
zeichnungen am  Rhein  und  seinen  größeren  Nebenflüssen  für 
das  Jahr  1904;  Karlsruhe,  G.  Braun,  1905. 

Jahresbericht,  Medizinisch-statistischer,    über  die  Stadt  Stuttgart 
im  Jahr  1904.    32.  Jahrg.  Herausg.  vom  Stuttgarter  Ärzthchen 
Verein.    Redigiert  von  Dr.  W.  Weixberg;  Stuttgart  1905. 
[S.  4—6:  0.  DoNCKER,  Witterung.] 

Johner,  A.,  Über  Berg  und  Tal  durch  Oberamt  Riedlingen.  Blätter 
d.  Schwab.  Albver.  XVH.  Jahrg.,  Sp.  1—8,  53—56,  79—88, 
219-222;  1905. 


—     152     — 

[Verf.  berücksichtigt  sehr  ausführlich  die  geologischen  Verhältnisse  des 
Gebietes  und  beschreibt  die  Aufschlüsse  jener  Gegend  sehr  genau.] 

Kalkowsky,  E.,  Die  Markasit-Patina  der  Pfahlbau-Nephrite.    Sitzber. 

u.   Abh.    d.   nat.    Ges.    Isis.    Jahrg.  1904  (Juh   bis  Dezember) 

S.  51—60;  Dresden  1905. 
Kayser,  E.,  Lehrbuch  der  Geologie  Erster  Teil.   Allgemeine  Geologie 

2.   Auflage.    Stuttgart,    Verlag   von   F.  Enke,    1905.    —    Ref. 

Geol.   Centralbl.  VII.  Bd.,    S.  526—527    (No.  1523);    1905/06 

(K.  Keilhack). 
Klemm,  G.,  Über  zwei  Bohrungen  der  geologischen  Landesanstalt  bei 

Heppenheim  a.  d.  Bergstraße.    Notizbl.  d.  Ver.  f.  Erdkunde  u; 

d.  geol.  Landesanst.  z.  Darmstadt.    4.  F.,  25.  Heft,  S.  3—9. 

1905. 
Knapp  ,    A. ,    Der  Wiederaufbau   des    nach    der   Nördhnger   Schlacht 

zerstörten  Hüttenwerks  Königsbronn  in  den  Jahren  1650 — 52. 

Württ.  Jahrbücher   f.  Statistik   u.  Landeskunde.    Jahrg.   1905, 

1.  Heft,  S.  29—37;  1905. 
Knett,    J.  ,    Zur    Aufdeckung    des    Hohenstaufenbades    in    Wildbad 

(Württemberg).      Baineolog.    Zeitung    XVI.    Jahrg.,    No.    11; 

Berhn,  den  20.  April  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd., 

S.  596  (No.  1772);  1905/06  (J.  Knett). 
Knoblich,  Tiefenmessungen  im  Bodensee.    Blatt,  d.  Schwab.  Albver. 

XVn.  Jahrg,  Sp.  12.3—134;  1905. 
Koch,  K.  R.,  Relative  Schweremessungen  in  Württemberg.    IV.  An- 
schlußmessungen in  Karlsruhe.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk. 

in  Württ.   61.  Jahrg.,  S.  82—90  und  4  Tabellen;  1905. 
KöBRiCH,  Magnetische  Erscheinungen  an  Gesteinen  des  Vogelsberges, 

insbesondere  an  Bauxiten.   Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  XIII.  Jahrg., 

S.  23—36;  1905. 

[Magnetische  Wirkungen   am   Nephelinit   von   Meiches,   Katzenbuckel, 

am  Basalt  und  Basaltwacke  vom  Roßberg  bei  Darmstadt  werden  angegeben.] 

Koken,  E.,  Führer  durch  dieSammlungen  des  geologisch-mineralogischen 
Instituts  in  Tübingen.  [Den  Teilnehmern  an  der  fünfzigsten  Jahres- 
versammlung der  Deutschen  geologischen  Gesellschaft  überreicht 
von  der  Königl.  Eberhard-Karls-Universität  Tübingen.]  Stuttgart, 
E.  Schweizerbart,  1905.  8^  110  S.,  6  Taf.,  3  Skizzen  und 
23  Abbild. 

Koken,  E.,  Ist  der  Buntsandstein  eine  Wüstenbildung?  Jahresh.  d. 
Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  LXXVI— LXXVII; 
1905. 


—     153     — 

Koken,  E.,  Begrüßungsrede  auf  der  fünfzigsten  allgemeinen  Ver- 
sammlung der  Deutschen  geologischen  Gesellschaft  zu  Tübingen. 
Monatsber.  d.  D.  geol.  Ges.  1905,  No.  9,  S.  293-297  (Protok.) 
u.  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges.  57.  Bd.,  S.  293—297  (Protok.): 
1905. 

Krahmann,  M.,  Der  Deutsche  Erzbergbau.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol. 
XIII.  Jahrg.,  S.  265—307;  1905.  —  Ref.  Chem.  Centralbl. 
76.  (^  5  F.  9.)  Jahrg. ,  II.  Bd. ,  S.  787  (Etzold).  —  Geol. 
Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  626  (No.  1902) ;  1905/06  (R.  Bärtling). 

Kranz,  W.  ,  Geologische  Geschichte  der  weiteren  Umgebung  von 
Ulm  a.  Donau.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ. 
61.  Jahrg.,  S.  176—203;  Stuttgart  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 
VII.  Bd.,  S.  547  (No.  1589);    1905/06  (K.  Keilhack). 

Lanuenhan,  A.,    Über   die  innere  Struktur   der  Brachiopoden    (Arm- 
füßer).    Zeitschr.    für  MineraHen-,   Gesteins-  und  Petrefakten- 
sammler.  2.  Jahrg.  (1904—1905),  No.  5,  S.  65-68;  1905. 
[Aryiope  amalthei  Qu.  sp.  von  Geislingen  (OA.  Balingen).] 

Lethaea  geognostica  oder  Beschreibung  und  Abbildung  der  für  die 
Gebirgs-Formationen  bezeichnendsten  Versteinerungen.  Herausg. 
von  einer  Vereinigung  von  Geologen  unter  der  Redaktion  von 
F.  Frech.  II.  Teil:  Das  Mesozoicum.  1.  Bd.:  Die  Trias, 
2.  Lief. :  Die  asiatische  Trias  von  F.  Noetlinu.  Stuttgart- 
E.  Schweizerbart  ,  1905.  3.  Lief. :  Die  alpine  Trias  des 
Mediterranen -Gebietes  von  G.  v.  Arthaber.  Stuttgart,  E. 
Schweizerbart,  1905. 

Leutz,  H.,  Die  süddeutschen  Erdbeben  im  Frühjahr  1903.  Verhandl. 
d.  Naturw.  Vereins  in  Karlsruhe.  18.  Bd.  (1904—1905), 
S.  205—225  (Abhandl.)  mit  1  Karte;  1905. 

Lienenklaus,  E.,  Die  Ostrakoden  des  Mainzer  Tertiärbeckens.  Bericht 
der  Senckenberg.  Naturf.  Ges..  1905  (IL  Teil)  S.  1—74;  1905. 
—  Ref.  Geol.  Centralbl.  VIL  Bd.,  S.  264—266  (No.  763); 
1905/06  (Erich  Spandel). 

Lissauer,  A.,  Zweiter  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  von  der  Deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  gewählten  Kommission  für  prä- 
historische Typenkarten.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  37.  Jahrg., 
S.  793—847,  37  Textfig.,  1  Karte;  Berlin  1905. 

Machacek.  F.,  Der  Schweizer  Jura.  Versuch  einer  geomorphologischen 
Monographie.  Petermann's  Mitteil.  1905.  Ergänzungsheft  150, 
S.  7  u.  147,  2  Taf.,  13  Fig.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd., 
S.  298;  1905  (Machacek).  —  Globus  88.  Bd.,  S.  113;  1905  (Gr.). 


—     154     — 

Mehlis,  C.  ,  Neue  Neolithische  Funde  aus  mittelrheinischen  Nieder- 
lassungen. Archiv  f.  Anthropologie  31.  Bd.  (=  N.  F.  III), 
S.  283—288;  1905. 

Mehlis,  C,  Die  neuen  Ausgrabungen  im  neolithischen  Dorfe  Wall- 
böhl  bei  Neustadt  a.  d.  H.  und  ihre  Bedeutung  für  die  Kultur- 
geschichte.    Globus  Bd.  87,  S.  28—34:  1905. 

Mehlis,  C,  Eine  neue  neolithische  Station  am  Mittelrhein.  Globus 
Bd.  87,  S.  164;   1905. 

[Am  Bruch  zwischen  Dürkheim  a.  H.  und  Lambsheim.l 

Mehlis,  C,  Eine  neue  neolithische  Station  in  der  Vorderpfalz.  Globus 

87.  Bd.,  S.  337—338;  1905. 
Mehlis,  C,  Neolithische  Näpfchensteine.     Globus  88.  Bd.,    S.   184; 

1905. 

[Aus  Wallböhl.] 

Mehlis,  C,  Wissenschaftliche  Streifzüge  durch  den  Schwarzwald. 
Der  Schwarzwald  1905,  No.  17. 

Mehlis,  C,  Wissenschaftliche  Streifzüge  im  südlichen  Schwarzwalde. 
Monatsbl.  d.  badischen  Schwarzwald-Ver.  1905,  No.  9. 

Meigen  ,  W. ,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  kohlensauren  Kalks.  11. 
XY.  Ber.  naturf.  Ges.  Freiburg  i.  Br.  S.  38—54;  1905. 

Meigen  ,  W. ,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  kohlensauren  Kalks.  III. 
XV.  Ber.  naturf.  Ges.  Freiburg  i.  Br.  S.  55  —  74;  1905. 

Meister,  J. ,  Das  Keßlerloch  bei  Thayngen  und  die  dortigen  post- 
glazialen Ablagerungen.  Verhandl.  d.  Schweiz,  naturf.  Ges.  in 
Winterthur  1904.  87.  Jahresvers.,  S.  212—220;  1905. 

Meister,  J.,  Das  Keßlerloch  bei  Thayngen  und  die  dortigen  post- 
glazialen Ablagerungen.  Eclogae  geolog.  Helvetiae  vol.  VIII, 
No.  4,  S.  408-409;  1905. 

Meister,  J.,  Exkursionen  im  Schaffhauser  Diluvium..  Berichte  üb.  d. 
Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz  1905, 
S.  31—34;  Stuttgart  1905'. 

Merriam,  J.  C,  The  Types  of  Limb-structure  in  the  triassic  Ichthyo- 
sauria.    Amer.  Journ.  of  Science.  19.  Jahrg.  S.  23 — 30;  1905. 

Meyer,  L.,  und  Mack.    Siehe  Deutsches  Meteorologisches  Jahrbuch. 

Moewes,  f..  Bibliographische  Übersicht  über  deutsche  Altertumsfunde 
für  das  Jahr  1903.  Nachrichten  über  deutsche  Altertumsfunde. 
15.  Jahrg.  (1904),  S.  27—45;  1905. 


S.  Anmerkung  auf  S.  147. 


—     155     — 

MoNKE,  A.,  und  Beyschlag,  F.,  Über  das  Vorkommen  des  Erdöls. 
Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie.  XIII.  Jahrg.,  S.  1—4,  65—68, 
421—426;  1905. 

MüHLBERG,  F..  Erläuterungen  zu  den  geologischen  Karten  des  Grenz- 
gebietes zwischen  dem  Ketten-  und  Tafeljura  (1 :  25000).  IL  Teil. 
Geologische  Karte  des  untern  Aare-,  Reuß-  und  Limmattales. 
Eclogae  geol.  Helv.  vol.  VIII,  No.  5,  S.  487—538;  Lausanne 
1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VIL  Bd.,  S.  311  (No.  890); 
1905/06  (Mühlberg). 

Mühlberg  ,  F. ,  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  des  unteren 
Aare-,  Reuß-  und  Limmattales  in  1:25  000;  Bern  1905  (Aus- 
zug aus  Eclogae  geol.  Helv.  vol.  VIII,  No.  5;  1905)  u.  Geol. 
Karte  1  :  25000.  Beiträge  z.  Geol.  Karte  der  Schweiz.  Spezial- 
karte  No.  31;  herausg.   1904. 

Müller  (-Engerazhofen).  Geologischer  Ausblick  vom  Schwarzen  Grat. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg., 
S.  LXXII— LXXIV;  1905. 

Neumayer,  G.  v.  ,  Eine  erdmagnetische  Vermessung  der  bayerischen 
Rheinpfalz.  1855/56.  Mitteil,  der  Pollichia  No.  21.  LXII.  Jahrg. 
1905;  Dürkheim  a.  d.  H.  1905.  4".  79  u.  LXI  S.,  3  Kart.  - 
Ref.  Globus  88.  Bd.,  S.  369;  1905  (Mehlis). 

Keuweiler,  E.,  Die  prähistorischen  Pflanzenreste  Mitteleuropas  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  schweizerischen  Funde;  Zürich, 
Alb.  Baustein,  1905.  —  Ref.  Corresp.  d.  D.  Ges.  f.  Anthro- 
pologie. 36.  Jahrg.,  1905,  S.  92-93  (J.  Rakke). 

Niederschlagsbeobachtungen  im  Königreich  Bayern.  Jahrg.  1904. 
Jahrb.  d.  Hydrotechn.  Bureaus.  6.  Jahrg.  (1904);  München  1905. 

Niederschlagsbeobachtungen  an  den  meteorologischen  Stationen 
im  Großherzogtum  Hessen.  Bearbeitet  im  Großherzogl.  hydro- 
graphischen Bureau.  Jahrg.  1904.  2.  Halbjahr;  Darmstadt  1905. 

—  Jahrg.  1905.   1.  Halbjahr;  ebenda  1905. 
Niederschlagsbeobachtungen    der    meteorologischen    Stationen 

im  Großherzogtum  Baden.  Veröffentlicht  von  dem  Zentral- 
bureau für  Meteorologie  und  Hydrographie  des  Großherzogtums 
Baden.  Jahrg.  1904.  2.  Halbjahr;  Karlsruhe,  G.  Braun,  1905. 

—  Jahrg.  1905.  1.  Halbjahr:  ebenda  1905. 

NöTLiNG,  Über  glaziale  Ablagerungen  bei  Schramberg  im  Schwarz- 
wald. Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg., 
S.  LXXXI:   1905. 


—     156     — 

NüEscH,  J.,  Das  Keßlerloch  bei  Thayngen,  Kt.  Schaffhausen.  Neue 
Grabungen  und  Funde,  zweite  Mitteilung.  Anzeiger  f.  Schweiz. 
Altertumskunde,  N.  F.,  Bd.  VI,  1904/05  (No.  4),  S.  185-208; 
Zürich  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VIT.  Bd.,  S.  219—220 
(No.  659);  1905/06  (K.  K.). 

NüEscH,  J.,  Exkursion  zu  den  prähistorischen  Fundstätten  bei  Schaff- 
hausen. Berichte  üb.  d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers, 
zu  Konstanz  1905,   S.  34—39;  Stuttgart  1905  ^ 

Oberdorfer,  R. ,  Die  vulkanischen  Tuffe  des  Ries  bei  Nördlingen. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  1 
—40,  Taf.  I;  1905.  (Auch  als  Inaug.-Diss.  d.  Univ.  Tübingen 
1904.) 

Öpffinger  ,  H. ,  Die  Kurorte  und  Heilquellen  des  Großherzogtums 
Baden,  für  Ärzte  und  Heilbedürftige.  10.  verbesserte  Auflage, 
mit  einleitender  Abhandlung  von  Thomas.  Baden  -  Baden, 
E.  Sommermeyer,  1905. 

Ostreich  ,  K. ,  Die  Oberflächengestaltung  im  Odenwald.  Geogr. 
Zeitschr.  XI.  Jahrg.,  S.  704—705;  1905. 

OsANN,  A.,  Beiträge  zur  chemischen  Petrographie.  II.  Teil:  Analysen 
der  Eruptivgesteine  aus  den  Jahren  1884 — 1900.  Mit  einem 
Anhang:  Analysen  isolierter  Gemengteile.  Stuttgart,  E.  Schweizer- 
bart, 1905.    266  S.    Preis  16  Mk. 

Palaeontologia  Universalis  ser.  I,  fasc.  III,  Taf.  47  —  75;  1905. 
ser.  II,  fasc.  I,  Taf.  76—94;  1905. 

Partsch  ,  J. ,  Die  Eiszeit  in  den  Gebirgen  Europas  zwischen  dem 
nordischen  und  dem  alpinen  Eisgebiet.  Verh.  d.  Ges.  Deutsch. 
Naturf.  u.  Ärzte,  76.  Vers,  zu  Breslau  1904.  I.  Teil,  S.  192 
-200;  1905. 

[Vergletscherung  des  Schwarzwaldes.] 

Paulcke,  W.  ,  Referat  über  die  geologischen  Verhältnisse  des  Ex- 
kursionsgebietes (Bodenseegegend)  bei  Konstanz.  Berichte  üb. 
d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz  1905, 
S.   11  —  19;  Stuttgart  1905 ". 

Penck,  A.  ,  Das  Klima  Europas  während  der  Eiszeit.  Naturw, 
Wochenschr.    N.  F.    IV.  Bd.,  1904/05,  S.  593—597. 

Penck,  A-,  und  E.  Brückner,  Die  Alpen  im  Eiszeitalter.  Gekrönte 
Preisschnft.    Lief.  7.    Leipzig,  C.  H.  Tauchnitz,  1905.  —  Ref. 


'  S.  Anmerkung  auf  S.  147. 
■^  S.  Anmerkung  auf  S.  147. 


—     157     — 

Verhandlungen  d.  k.  k.  geol.  Keichsanstalt  1905,  S.  261^266 
(0.   Ampferer). 

Prähistorische  Ausstellung  des  Württ.  anthrop.  Ver.  [in  Stutt- 
gart 1905].  Correspondenzbl.  d.  Deutsch.  Ges.  f.  Anthrop. 
36.  Jahrg.   1905,  S.  21-22. 

Probst,  Über  die  paläontologische  Sammlung  des  städt.  Museums 
in  Biberach  a.  R.  und  die  historische  Entwickelung  der  geo- 
gnostischen  Erforschung  Oberschwabens.  Jahresh.  d.  Ver.  f. 
vaterl.  Naturk.  in  Wttrtt.  61.  Jahrg.,  S.  LXV-LXVIII;  1905. 

Probst,  J.,  Verzeichnisse  zu  meiner  Bibliothek  und  zu  den  Ab- 
handlungen von  Pfarrer  Dr.  J.  Probst.     Biberach  (1905). 

Produktion  des  Berg-,  Hütten-  und  Salinenbetriebes  im  bayrischen 
Staate  für  das  Jahr  1904.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie  XIII.  Jahrg., 
S.  350-351:   1905. 

Quellen  und  Wasserversorgung:  1.  Der  neuentdeckte  Urquell 
von  Wildbad.  Schwab.  Kronik  No.  59,  Montag  6.  Februar 
1905,  Mittagsblatt.  —  Ebenda  No.  119,  Montag  13.  März  1905. 
Mittagsblatt. 

2.  Wasserversorgung  Stuttgarts.  Schwab.  Kronik  No.  121, 
Dienstag  14.  März  1905,  Mittagsblatt. 

3.  Wasserbohrung  auf  Deufringer  Markung.  Schwab.  Kronik 
No.  310,  Freitag  7.  Juli  1905,  Abendblatt. 

4.  Trinkwasser  in  Pfui lin gen.  Schwab.  Kronik  No.  320, 
Donnerstag  13.  Juh  1905,  Abendblatt. 

5.  Wasserbohrversuch  im  Gärtringer  Tal.  Schwab.  Kronik 
No.  322,   Donnerstag  20.  Juh  1905,  Abendblatt. 

6.  Wasserversorgung  von  Obertürkheim.  Schwab.  Kronik 
No.  381,  Freitag  18.  August  1905,  Mittagsblatt. 

7.  Hochwasserleitung  von  Freudenstadt.  Schwab.  Kronik 
No.  397,  Montag  28.  August  1905,  Mittagsblatt. 

8.  Quelle  am  Trappensee  bei  Heilbronn.  Schwab.  Kronik 
No.  422,  Montag  11.  September  1905,   Abendblatt. 

9.  H  eimbach -Wasserversorgung.  Schwab.  Kronik 
No.  430,  Freitag  15.  September  1903,  Abendblatt,  und  Aus 
dem  Schwarzwald  XIII.  Jahrg.,  S.  227;  1905  (No.   11). 

10.  Wasserversorgung  von  Asperg  und  Neckar- 
gröningen.  Schwab.  Kronik  No.  435,  Dienstag  19.  September 
1905,  Mittagsblatt.  —  Ebenda  No.  540,  Montag  20.  September 
1905,  Mittagsblatt. 


—     158     — 

11.  Wasserleitung  in  Hall.  Schwab.  Kronik  No.  497, 
Mittwoch  25.  Oktober  1905,  Abendblatt.  —  Ebenda  No.  512, 
Freitag  3.  November  1905,  Mittagsblatt. 

12.  Filderwasserversorgung.  Schwab.  Kronik  No.  519, 
Dienstag  7.  November  1905,   Abendblatt. 

13.  Wasserversorgung  von  Baden-Baden.  Schwab.  Kronik 
No.  563,  Samstag  2.  Dezember  1905,  Abendblatt. 

R.,  Die  Wormser  Steinzeitfunde.  Globus  87.  Bd.,  S.  283—285 ;  1905. 

Rau,  K.,  Die  Brachiopoden  des  mittleren  Lias  Schwabens,  mit  Aus- 
schluß der  Spiriferinen.  Geolog,  u.  Paläontol.  Abhandlungen 
(herausg.  v.  E.  Koken).  X.  (=  N.  F.  VI.)  Bd.,  Heft  5;  1905. 
Auch  als  Tübinger  Inaug.-Diss.  1905.  4«.  94  S.,  4  Taf.  5  Textfig. 
—  Ref.  Geol.  Centralbl.  VH.  Bd.,  S.  214-215;  1905/06  (Th. 
Schmierer). 

Regelmann,  C.  (sen.),  Geologische  Übersichtskarte  von  Württemberg 
und  Baden,  dem  Elsaß,  der  Pfalz  und  den  weiterhin  angrenzenden 
Gebieten.  Herausg.  v.  d.  K.  Württ.  Statistischen  Landesamt. 
Maßstab  1:600000.  Stuttgart  1905.  5.  erweiterte  Auflage.  — 
Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  704—706  (No.  2048);  1905 
(C.  Regelmann).  —  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie  XIII.  Jahrg., 
S.  416—417;  1905  (C.  Regelmann).  —  Naturw.  Wochenschr. 
N.  F.  V.  Bd.,  S.  78;  1906  (W.  Koehne). 

Regelmann,  C.  (sen.),  Verwitterungsformen  der  Gesteine  im  Schwarz- 
wald.   Aus  dem  Schwarzwald  XHI.  Jahrg.,  S.  239^240;  1905. 

Regel.mann,  C.  (sen.),  Die  wichtigsten  Strukturlinien  im  geologischen 
Aufbau  Südwestdeutschlands.  Monatsber.  d.  D.  geol.  Ges.  1905, 
No.  9,  S.  299—318  (Protok.),  und  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges. 
57.  Bd.,  S.  299—318  (Protok.);   1905. 

Regelmann,  C.  (sen.),  Hilfstafel  zur  Umrechnung  der  älteren  Höhen- 
bestimmungen in  Württemberg  auf  Normal-Null.  Württ.  Jahr- 
bücher f.  Statistik  u.  Landeskunde  Jahrg.  1904,  1.  Heft,  S.  181 
—183;  1905. 

Regelmann,  K.  (jun.),  Geologische  Untersuchungen  im  Gebiete  der 
Hornisgrinde.  Jahres.h.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ. 
61.  Jahrg.,  S.  LVII— LVHI;  1905. 

Reichenau,  W.  von,  Über  einen  Schädel  der  Hyaena  arvernensis 
Croizet  et  JoBERT  aus  dem  Mosbacher  Sande.  Jahrbücher  d. 
Nassauisch.  Ver.  f.  Naturk.  58.  Jahrg.,  S.  175—182;  Wies- 
baden 1905. 


—     159     — 

Reindl,  J.  ,  Das  Erdbeben  am  5.  und  6.  März  1903  im  Erz-  und 
Fichtelgebirge  mit  Böhmerwald  und  das  Erdbeben  am  22.  März 
1903  in  der  Rheinpfalz.  Geogn.  Jahresh.  16.  Jahrg.  (1903), 
S.  1 — 24;  mit  2  Kartenskizzen:  München  1905.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  500  (No.  1537);  1905  (A.  Sieberg). 

Reindl,  J.,  Die  Erdbeben  Bayerns  im  Jahre  1903.    Geogn.  Jahresh. 
16.  Jahrg.  (1903),    S.  69—75;    München  1905.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  501  (No.  1542);  1905  (A.  Sieberci). 
[Erdbeben  im  Ries.] 

Reindl  ,  J. ,  Ergänzungen  und  Nachträge  zu  v.  Gümbel's  Erdbeben- 
katalog. Sitzungsber.  München.  Akad.  math.-phys.  Kl.  1905, 
S.  31—68;  mit  1  Tafel  u.  Textfiguren. 

Renk,  J. ,  Einige  Beobachtungen  über  die  Basalte  (Anamesite)  von 
Steinheim  und  Dietesheim  a.  Main  (Hessen)  und  die  wichtigsten 
darin  enthaltenen  Mineralien,  sowie  einige  über  die  Natrolithe 
vom  Hohentwiel  (Hegau).  Zeitschr.  f.  Mineralien-,  Gesteins- 
u.  Petrefaktensammler.  2.  Jahrg.  (1904—1905),  No.  9—12, 
S.  103—109;  1905. 

Reuter,  L.  ,  Dogger-Profile  aus  dem  Gebiet  von  Neumarkt  in  der 
Oberpfalz  (Frankenjura).  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1905,  I.  Bd., 
S.  60—92. 

Rösch,  A.,  Der  Kontakt  zwischen  dem  Flysch  und  der  Molasse  im 
Allgäu.  Mitteil.  d.  Geogr.  Ges.  in  München ,  I.  Bd. ,  3.  Heft, 
S.  313—554,  2  Taf.;  München  1905. 

Rollier,  L.,  Über  das  Bohnerz  und  seine  Entstehungsvveise.  Antritts- 
vorlesung am  Polytechnikum  zu  Zürich.  Vierteljahrsschr.  d. 
Naturf.  Ges.  in  Zürich  50.  Jahrg.  (1905),  1.  u.  2.  Heft,  S.  150 
-162;  1905.   -  Ref.  Stahl  u.  Eisen  1905,  S.  1270. 

Rollier,  L.,  Provenance  des  Sediments  de  la  Molasse  et  du  Calcaire 
grossier  du  Randen.  Eclogae  geol.  Helvetiae  vol.  VIII,  No.  4, 
S.  414—417;  1905. 

Rollier,  L.,  Petrefakten  aus  der  gelben  Kulturschicht  des  Schweizer- 
bildes bei  Schaffhausen.  Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumskunde, 
N.  F.  VI.    Bd.,    1904/05  (No.  4),  S.  209—210;   Zürich  1905. 

Rosenbusch,  H.  ,  Mikroskopische  Physiographie  der  Mineralien  und 
Gesteine.  4.  AuJA. ;  Bd.  1,  zweite  Hälfte  :  Die  petrographisch  wich- 
tigen Mineralien;  von  H.  Rosenbusch.  Stuttgart,  E.  Schweizer- 
bart, 1905.  —  Ref.  Centralbl.  f.  Min.  1905,  S.  486—490 
(A.  Schwantke).  —  Tschermak's  Mitteilungen  34.  Bd.,  S.  246 
—  247;  1905. 


—     160     - 

Roth,  E.,  Die  Moore  der  Schweiz,  mit  Berücksichtigung  der  ge- 
samten Moorfrage.  Leopoldina  Heft  XLI ,  S.  30—32  und 
S.  34—36;  1905. 

RoTHPLETz,  A.,  Die  fossilen  oberoligocänen  Wellenfurchen  des  Peißen- 
berges  und  ihre  Bedeutung  für  den  dortigen  Bergbau.  Sitzungs- 
berichte math.-phys.  Kl.  Bayr.  Akad.  Wiss.  34.  Bd.  (1904), 
S.  371—382,  Taf.  2;  München  1905.  —  Ref.  N.  Jahrb.  f. 
Min  etc.  1905,  II.  Bd.,  S.  431  (v.  Koenen).  -  Geol.  Centralbl. 
VII.  Bd.,  S.  644  (No.  1954);  1905/06  (R..  Bärtling). 

Rudolph,  E..  Katalog  der  im  Jahre  1903  bekannt  gewordenen  Erd- 
beben. Zusammengestellt  u.  herausg.  im  Auftrage  d.  Kaiserl. 
Hauptstation  f.  Erdbebenforschung  in  Straßburg  i.  E.  XVII  und 
672  S.,  7  Kart.  „Beiträge  zur  Geophysik",  Ergänzungsband  III; 
1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  330—332  (No.  921); 
1905/06  (Aug.  Sieberg). 

Sauer,  A.,  Über  Ortsteinbildung  im  württembergischen  Schwarzwald. 
Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  X 
—XI;  1905. 

Sauer,  Begrüßungsrede  auf  der  50.  Allgemeinen  Versammlung  der 
Deutschen  geologischen  Gesellschaft  zu  Tübingen.  Monatsber. 
d.  D.  geol.  Ges.  1905,  No.  9,  S.  297—299  (Protok.)  und  Zeit- 
schrift d.  D.  geol.  Ges.  57.  Bd.,  S.  297—299  (Protok.):  1905. 

Sauer,  Bemerkung  zum  Vortrag  von  Dathe.  [Stielporphyre  im 
Schwarzwald.]  Monatsber.  d.  D.  geol.  Ges.  1905,  No.  9,  S.  341 
(Protok.)  und  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges.  57.  Bd.,  S.  341  (Protok.); 
1905. 

Sauer,  A.,  Über  die  Erstfelder  Gneisse  am  Nordrande  des  Aarraassives. 
Berichte  üb.  d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz 
1905,  S.  25-27;  Stuttgart  1905  ^ 

Die  Erstfelder  Gneisse  gehören  zu  den  Schwarzwälder  Gneissen;  sie 
bilden  vielleicht  gar  ein  abgetrenntes,  in  die  Alpenfaltung  hineingeratenes 
Stück  der  Schwarzwälder  Gneissmasse. 

Schalch,  f.,  Exkursionen  in  die  Molasse.     Berichte  üb.  d.  Vers.  d. 

Oberrh.    geol.  Ver.    38.  Vers,    zu   Konstanz   1905,    S.  30—31; 

Stuttgart  1905 -. 
Schmidt,  M.,  Ammonoiden  des  Wellengebirges.    Monatsber.  d.  D.  geol. 

Ges.  1905,  No.  9,  S.  334—336  (Protok.)  [mit  Bemerkung  von 


^  S.  Anmerkung  auf  S.  147. 
^  S.  Anmerkung  auf  S.  147. 


—     161     — 

Frech]  und  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges.  57.  Bd.,  S.  334—336 
(Protok.);  1905. 
Schmidt,  M.,  Mitteilungen  über  einige  kleinere  Funde  aus  dem  öst- 
lichen Schwarzwald  und  dessen  Umgebung.  Berichte  üb.  d. 
Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz  1905,  S.  28 
-29;  Stuttgart  1905  ^ 

Fauna  im  Oolith  des  mittleren  Muschelkalks  von  Salzstetten.  Estherien 
im  Hauptbuntsandstein  von  St.  Georgen.  Kantengeschiebe  im  oberen  Kot- 
liegenden von  Schramberg. 

Schütze,  E.,  Nerita  costellata  Münst.,  eine  Schnecke  der  schwäbischen 
Meeresmolasse.  Centralbl.  f.  Min.  1905,  S.  720—727.  —  Auch 
als  Mitteilung  aus  dem  K.  Naturalienkabinett  zu  Stuttgart, 
No.  30;  1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  574 
(No.  1657);  1905/06  (E.  Schütze). 

Schwärz,  Hugo,  Über  die  Auswürflinge  von  kristallinen  Schiefern 
und  Tiefengesteinen  in  den  Vulkanembryonen  der  schwäbischen 
Alb.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg., 
S.  227—288;  mit  1  Taf. ;  1905.  Auch  Inaug.-Diss.  Tübingen 
1905. 

Schwertschlaeger,  J.,  Altmühltal  und  Altmühlgebirge.  Eine  topo- 
graphisch-geologische Schilderung.  8*^.  102  p.,  6  Taf.;  Eich- 
stätt  1905. 

Sieber,  Fossile  Süßwasser-Ostrakoden  aus  Württemberg.  Jahresh. 
d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S~  321—346, 
2  Taf.;  1905. 

Spitz,  W.,  Über  Fährten  und  Reste  von  Wirbeltieren  im  Buntsand- 
stein des  nördlichen  Baden.  Monatsber.  d.  D.  geol.  Ges.  1905, 
No.  10,  S.  392-394  (briefl.  Mitteil.)  und  Zeitschr.  d.  D.  geol. 
Ges.  57.  Bd.,  S.  392—394  (briefl.  Mitteil.);   1905. 

Staub,  M.,  A  Cinnamomum-nem  tortenete.  (Die  Geschichte  des  Genus 
Cinnamomum).  Herausgeg.  von  der  Ungarischen  Geologischen 
Gesellschaft.  Budapest  1905,  4^*,  17  Bogen.  Mit  2  Karten 
und  26  Tafeln  (ungarisch  und  deutsch).  —  Ref.  Geol.  Centralbl. 
VI.  Bd.,  S.  670  (No.  1972);  1905  (G.  v.  Laszlo).  —  Földtani 
Közlöny  XXXV.  Bd.,  S.  371—373;  1905  (G.  v.  Laszlo). 
Steife,  Württembergische  Literatur  vom  Jahre  1903.  Württ.  Jahr- 
bücher für  Statistik  und  Landeskunde  Jahrg.  1904,  2.  Heft, 
S.  V— XVH;  Stuttgart  1905. 


S.  Anmerkung  auf  S.  147. 


—     162     — 

Stettner,  G.,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  oberen  Hauptmuschelkalks 
und  Bemerkungen  über  die  Tektonik  von  Kochendorf.  Jahresh. 
d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württ.  61.  Jahrg.,  S.  204—226; 
1905.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VII.  Bd.,  S.  487  (No.  1365); 
1905/06  (Th.  Schmierer). 

Steuer  ,  A. ,  Geological  Observations  in  the  District  of  the  ancient 
Channels  by  which  the  Main  and  Neckar  flowed  into  the  Rhein 
near  Wiesbaden.  (Abstract  by  T.  J.  Pocock.)  Geol.  Magaz. 
dec.  5,  vol.  II,  p.  229—230,  pl.  XI;  1905.  —  Ref.  Geol. 
Centralbl.  VII.  Bd.,   S.  32  (No.  86);  1905  (W.  R.  J.). 

Stockmayer,  Erich,  Nochmals  die  „Falkensteinerin".  Blätter  d. 
Schwab.  Albver.  XVII.  Jahrg.,  Sp.   195—196;  1905. 

Stüder,  Th.,  Die  Verbreitung  des  Rhinoceros  im  Diluvium  der  Schweiz. 
Mitteil.  d.  Naturf.  Ges.  in  Bern  aus  d.  Jahre  1904  (No.  1565 
-1590),  S.  X— XII;  1905. 

Therme  von  Badenweiler.  Schwab.  Kronik  No.  370,  Freitag 
11.  August  1905,  Abendblatt. 

Topographische  und  Geologische  Karten  und  wichtigste 
Literatur  [betreffend  die  Geologie  der  Umgebung  des  nord- 
westlichen Bodensees  und  der  Gegend  um  Schaffhausen].  Be- 
richte üb.  d.  Vers.  d.  Oberrh.  geol.  Ver.  38.  Vers,  zu  Konstanz 
1905,  S.  8—10;   Stuttgart  1905  ^ 

Trüdinger,  Statistik  der  landwirtschaftlichen  Bodenbenützung  und 
des  Ernteertrags  in  Württemberg  im  Jahre  1902.  Württ.  Jahr- 
bücher f.  Statistik  u.  Landeskunde  Jahrg.  1904,  1.  Heft,  S.  140 
—  180;  Stuttgart  1905. 

Trüdinger,  Statistik  der  landwirtschaftlichen  Bodenbenützung  und 
des  Ernteertrags  in  Württemberg  im  Jahre  1903.  Württ.  Jahr- 
bücher f.  Statistik  u.  Landeskunde  Jahrg.  1904,  2.  Heft,  S.  166 
—207;  Stuttgart  1905. 

TscHERMAK,  G. ,  Lehrbuch  der  Mineralogie.  6.  Aufl.  1905.  —  Ref. 
Tschermak's  min.  u.  petr.  Mitteil.  34.  Bd.,  S.  245—246;  1905. 

Wittich,  E.,  Das  Bergwesen  in  Hessen  unter  der  Regierung  Philipps 
des  Großmütigen.  Zeitschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  und  Salinen- 
wesen im  Preuß.  Staate  Bd.  53,  Jahrg.  1905,  4.  Heft,  S.  556 
—568;  1905. 

Weber,  F.,  Vorgeschichtliche  Überreste  aus  Bayern  in  außerbayrischen 
Sammlungen  (Fortsetzung).    Correspondenzbl.  d.  Deutsch.  Ges. 
f.  Anthropologie  etc.  36.  Jahrg.  1905,  No.  5,   S.  33—36. 
'  S.  Anmerkung  auf  S.  U7. 


—     163     — 

Weinschenk,  E.  ,  Grundzüge  der  Gesteinskunde.  II.  Teil.  Spezielle 
Gesteinskunde,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  geologischen 
Verhältnisse.  Freiburg  i.  B.,  Herder,  1905.  8*^.  332  S.,  8  Taf. 
u.  133  Textfig.  —  Ref.  Geol.  Centralbl.  VI.  Bd.,  S.  434—436 
(No.  1328);  1905  (Weinschenk).  —  Centralbl.  f.  Min.  1905, 
S.  617—629  (Milch).  —  Natur  u.  Schule  4.  Bd.,  S.  517—518; 
1905  (B.  Schmid). 

Weiss,  Karl,  Die  Falkensteiner  Höhle.  Blätter  d.  Schwab.  Albver. 
XVn.  Jahrg.,  Sp.  135—140,  und  Profile  Sp.   141—142;   1905. 

Weizsäcker,  Th.,  Wildbad  im  württembergischen  Schwarzwald.  Ein 
Führer  für  Kurgäste.  2.  vermehrte  Auflage.  Stuttgart  und 
Wildbad,  Holland  &  Josenhans,   1905. 

[S.  30  if. :  E.  Fraas,  Geognostische  Verhältnisse.    S.  43  if. :  L.  Mkyer, 
Klimatische  Verhältnisse.     S.  70  ff. :   Die  Thermen   von  Th.  Weizsäcker. 

WiLCKENS,  Otto,  Ein  neues  Vorkommnis  von  Nephelinbasalt  im 
badischen  Oberland.  Mitt.  d.  Großh.  Bad.  Geol.  Landesanst. 
5.  Bd.,  Heft  1,  S.  27-31;   1905. 


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