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HARVARD UNIVERSITY.
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MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY.
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JAHRESHEFTE
des
Vereins für vaterländische Naturkunde
in
Württemberg.
Im Auftrag der Redaktionskommission:
Prof. Dr. E. Fraas, Prof. Dr. C. v. Hell, Prof. Dr. 0. Kirchner,
O.Stud.R. Dr. K. Lampert, Geh. Hofrat Dr. A. Schmidt
herausgegeben von
Prof. J. Eichler.
ZWEIUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
Mit 1 Tafel und 2 Beilagen.
^^^^
Stuttgart.
I_^ Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann)
1906.
Mitteilungen.
Die verehrlichen Mitglieder und Tauschgesellschaften w erden
behufs Vermeidung von Irrtümern dringend gebeten, sich für ihre
Sendungen an den Verein folgender Adresse zu bedienen:
Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg
Stuttgart (Württemberg)
Königl. Naturalien-Kabinett.
Manuskript für diese Jahreshefte ist in druckfertigem Zustand
jeweils bis spätestens zum 1. März an die Redaktion abzuliefern.
Den Verfassern stehen auf Wunsch 50 Sonderabzüge, weitere
Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten zur Verfügung.
Umschläge mit Titeln werden besonders berechnet.
Ältere Jahrgänge dieser Jahreshefte können, soweit die Vor-
räte reichen, in neuen Exemplaren gegen Nachzahlung eines Jahres-
beitrags von 5 Mk. netto für den Jahrgang vom Verein bezogen
werden. Von einigen Jahrgängen stehen leicht beschädigte Exem-
plare zu billigeren Preisen zur Verfügung.
Jahrgänge 1901 und 1904 sind vergriffen; Mitglieder,
welche dieselben entbehren können, werden gebeten, sie dem Verein
zuzuwenden.
Mitglieder, welche die Jahreshefte in Originalleinwandeinband
gebunden zum Preis von 6 Mk. zu beziehen wünschen, wollen dies
dem Vereinskassier Dr. C. Beck, Stuttgart, Wagenburgstrasse 10,
mitteilen.
Um rechtzeitige Mitteilung eines etwaigen Wohnorts- und
Adressenwechsels wird dringend ersucht; insbesondere werden die
nach Stuttgart verziehenden Mitglieder gebeten, hiervon der oben
bezeichneten Geschäftsstelle Mitteilung zu machen, damit ihnen die
Einladungen zu den jeweils am 2. Montag eines Monats stattfindenden
wissenschaftlichen Abenden zugestellt werden können.
JAHRESHEFTE
des
Vereins für vaterländische Naturkunde
Württemberg.
Im Auftrag der Redaktionskommission :
Prof. Or. E. Fraas, Prof. Dr. C. v. Hell, Prof. Dr. 0. Kirchner,
O.-Stud.-R. Dr. K. Lampert, Geh. Hofrat Dr. A. Schmidt
herausgegeben von
Prof. J. Eichler.
ZWEIUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
Mit 1 Tafel und 2 Beilagen.
Stuttgart.
Druck der K. Hof))uclidruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann).
1906.
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^'
Inhalt.
I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten und
die Sammlungen des Vereins.
Bericht über die 60. Hauptversammlung am 24. Juni 1905 zu Tuttlingen. S. V.
Wahl des Vorstandes und des Ausschusses. S. VI.
Verzeichnis der Zugänge zu den Vereinssammlungen.
A. Zoologische Sammlung. S. VIII.
B. Botanische Sammlung. S. X.
C. Mineralogisch-paläontologische Sammlung. S. XI.
D. Bibliothek. S. XIII.
Rechnungsabschluß für das Vereinsjahr 1904 1905. S. XXVI.
Veränderungen im Mitgliederbestand. S. XXVII.
Verzeichnis der Mitglieder nach dem Stand am I.Juni 1906. S. XXIX.
IL Sitzungsberichte.
60, Hauptversammlung in Tuttlingen. LV.
Wissenschaftliche Abende in Stuttgart. S. LXVI.
Oberschwäbischer Zweigverein für vaterländische Naturkunde. S. LXXXIX. ■
Schwarzwälder Zweigverein für vaterländische Naturkunde. S. CI.
Bloch mann: Über die Brachiopoden der deutschen Südpolarexpedition. S. CXII.
— — Über die Grubenwurmkrankheit. S. CHI.
— — Vorlage. S. CIX.
Dittus: Über die geognostischen Verhältnisse in der Waldseer Gegend. S. XOI.
Ej^tel: Ziir Temperaturumkehr auf der Schwäbischen Alb. S. LXI.
Feucht, 0.: Ein Ausflug in die Lüneburger Heide. S. LXXII.
Fitting: Über die Pfropfbastarde von Bronveaux. S. CX.
Fr aas, E. : Das kryptovulkanische Becken von Steinheim. S. LXVIII.
— — Die Donauversickerung in ihrer allgemein geologischen Bedeutung. S. LIX.
Grad mann, R. : Über einige neuere Ergebnisse skandinavischer Forschung in
ihrer Bedeutung für die Pflanzengeographie Mitteleuropas. S. CTV.
[Dazu Graner. S. CVII.]
Grützner: Über Farbenmischung. S. CVII.
Gußmann: Über die Hamiten von Eningen. S. CX.
Hesse: Eiszeitrelikte in unserer Tierwelt. S. CIL
— — Über Augen mit gleichzeitigem Nahe- und Fernsehen. S. CXI.
Kauf f mann, Hugo: Licht und Farbe. S. LXXXVII.
Koken: Vorlage. S. CIX.
K 1 u n z i n g 6 r , C. B. : Über die Kreuzotter. S. XCI.
— — Über neuere limnologische Bodenseeforschungen. S. LXVI.
Vorlage. S. LXXXII.
Krauß (Ulm): Das Wesen der Krebskrankheiten. S. LXXXIX.
K r a u ß , H. A. : Über die Zunft der Empusinen. S. CVIII.
a*
IV Inhalt.
Lamper t: Wie der Mensch wohnt. S. C.
Maier: Über Altersbestimmung bei Fischen. S. OIV,
Mancher: Über die Entstehung der Kiesindustrie und die Geschichte der Stadt
Waldsee. (Titel.) S. XCI.
Müller, Ernst: Die Architektur der Knochen. S. LXXXII.
Plieninger: Die fliegenden Reptilien der Jurazeit. S. CHI.
Pompeckj, J. F.: Eine durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte im
Urach — Kirchheimer Vulkangebiet der Schwäbischen Alb. (Titel.) S. LXXXIX.
Reihlen, Max: Eine Reise ans Nord-Kap. (Titel.) S. .LXXXIX.
Sauer, A. : Die Vervollkommnung der geologischen Spezialaufnahmen und ihre
kulturelle Bedeutung. S. LXXXVI.
Scheurlen, E. : Klima, Witterung und Krankheit. S. LXXXTV.
Schmidt, A. : Die Atmosphäre des Weltraums. S. LXXI.
— — Die erdmagnetische Vermessung des Ries. S. LV.
— — Über Fragen der Sonnenphysik. S. XCTX.
Stahlecker, E.: Beziehungen der Flechten zum Untergrund. S. LXXX.
III. Original-Abhandlungen und Mitteilungen.
Enslin, E.: Dcndrocodian cai-aticii)it Fries. Mit Taf. I. S. 312.
Geyer, D.: Beiträge zur Vitrellenfauua Württembergs. III. S. 189.
Guide, J.: s. Strand.
Hammer. E.: Einwägung von Festpunkten an der Linie Böblingen — Lustnau,
Sommer 1902. S. 113.
Hegelmaier, F.: Alchimillen des schwäbischen Jura. S. 1.
Hüeber. Th. : Synopsis der deutschen Blindwanzen (Hemiptera heteroptera,
Farn. Capsidae). IX. Teil. S. 201.
s. Strand.
Kranz, W. : Zur Entstehung des Buntsandsteins. Erwägungen über das nörd-
liche Alpenvorland, Vulkanismus und Geotektonik. S. 104.
Pompeckj, J. F.: Eine durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte im
Urach — Kirchheimer Vulkangebiet der Schwäbischen Alb. S. 378.
Strand, Embr. : Tropisch-afrikanische Spinnen des Kgl. Xaturalienkabinetts
in Stuttgart. S. 13.
— — Hüeber, Th. und Guide, J. : Ausgewählte Kapitel aus 0. M.Reuters
„Revisio critica Capsinarium" als Beitrag zur Biologie und Morphologie
der Oapsiden. S. 263.
Werner, F.: Zur Kenntnis afrikanischer Mantodeen. S. 361.
B ü c h e r a n z e i g e. S. 398.
Beilagen.
Ergebnisse der pflanzengeographischen Durchforschung vun Württemberg, Baden
und HohenzoUern. IL Mit 3 Karten. Bearbeitet von J. Eichler. R. Grad-
mann und W. Meigen.
Verzeichnis der mineralogischen, geologischen, urgeschichtlichen und hydro-
logischen Literatur von Württemberg, HohenzoUern und den angrenzenden
Gebieten. IV. Zusammengestellt von E. Schütze.
I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten und
die Sammlungen des Vereins.
Bericht über die seclizigste Hauptversamiuluiig
am 24. Juni 1905 in Tuttlingen.
Dank dem freundlichen Entgegenkommen der Tuttlinger Stadt-
verwaltung und der leider nicht sehr zahlreichen ortsansässigen
Vereinsmitglieder war es dem Verein ermöglicht, seine 60. Haupt-
versammlung in der als Industriestadt rasch aufblühenden Heimat
des Sängers der „Wacht am Rhein" abzuhalten. Als Versammlungs-
lokal war in dankenswertester Weise der schön geschmückte Fest-
saal der Realschule zur Verfügung gestellt worden, dessen Wänden
entlang eine Ausstellung von Naturalien aus der näheren und wei-
teren Umgebung Tuttlingens Platz gefunden hatte. Insbesondere
war es die durch ihren Reichtum an alpinen und subalpinen Pflanzen,
namentlich auch schönen Orchideen ausgezeichnete Flora des Gebiets,
deren bemerkenswerteste Vertreter dank den Bemühungen von Rektor
Müller (Tuttlingen), Oberamts- Wundarzt Dr. Eytel (Spaichingen)
und Pfarrer Beer (Kolbingen) in lebenden und getrockneten Exem-
plaren den Besuchern vor Augen geführt wurden ; außerdem bot dem
Weiden- , Rosen- und Brombeerspezialisten eine Ausstellung von
Lehrer Scheuerle (Frittlingen) viel Bemerkenswertes. Besonderes
Interesse beanspruchten auch einige von Pfarrer Beer ausgestellte
Gesteine aus diluvialen Gerollen der Umgebung von Kolbingen, unter
denen sich solche von unzweifelhaft alpiner Herkunft (z. B. Verru-
cano) befanden , wodurch die Ansicht , als kämen derartige alpine
Gerolle nur auf der Ulmer Alb vor und als stammten alle die auf
der geologischen Karte der südöstlichen Alb zwischen Tutthngen
und Ulm als „Quarz- und Quarzitgerölle" ausgeschiedenen Geschiebe
aus dem Schwarzwald, ihre Widerlegung fand.
— VI —
Um 1 Uhr eröffnete der Vorsitzende Dir. Dr. Sußdorf die
Versammlung und begrüßte die aus nah und fern erschienenen Mit-
glieder und Freunde des Vereins, um dann ein kurzes Bild von der
Vereinstätigkeit während des letzten Jahres zu entwerfen. Mit
warmen Worten gedachte er insbesondere der in dieser Zeit dahin-
gegangenen Vereinsmitglieder, deren Andenken die Versammlung in
pietätvoller Weise ehrte. Nachdem sodann Stadtschultheiß Dr. Keck
im Namen der Stadt dem Verein, dessen Tätigkeit und idealen Be-
strebungen Redner wärmste Anerkennung zollte, ein herzhches Will-
kommen geboten hatte, erstattete Oberstudienrat Dr. Lampe rt den
Geschäftsbericht über das abgelaufene Vereinsjahr und dankte im
Namen des Vereins allen denen, die sich durch Zuwendung von
Naturalien und Büchern um die Sammlungen des letzteren verdient
gemacht hatten. Redner nahm Gelegenheit, seinem Bedauern dar-
über Ausdruck zu geben, daß der Verein in neuerer Zeit wiederholt
den Austritt von Mitgliedern zu beklagen gehabt habe . bei denen
man eine bessere Würdigung der Aufgaben und der im Verhältnis
zu den außerordentlich niedrigen Mitgliedschaftsbeiträgen hoch-
anzuschlagenden Leistungen und Darbietungen, des Vereins hätte vor-
aussetzen dürfen: um so erfreulicher sei es dem gegenüber, immer
wieder zahlreichen Fällen von lebhaftem Interesse an den Vereins-
bestrebungen zu begegnen. Nachdem dann weiterhin Dr. C. Beck
über den Stand der Vereinsfinanzen berichtet hatte, erfolgte die
Wahl des Vorstands und des Ausschusses.
Es wurden gewählt:
als erster Vorstand:
Geh. Hofrat Prof. Dr. A. Schmidt (Stuttgart),
als zweiter Vorstand:
Oberstudienrat Dr. K. Lampert (Stuttgart).
Im Ausschuß verbleiben die für die Vereinsjahre 1904/1906
gewählten Herren :
Dr. C. Beck (Stuttgart),
Forstdirektor Dr. F. v. Gran er (Stuttgart).
Prof. a. D. Dr. C. B. Klunzinger (Stuttgart),
Prof. Dr. A. Sauer (Stuttgart),
Für das Vereinsjahr 1905/1906 wird neu gewählt:
Direktor Dr. Sußdorf (Stuttgart).
- VII —
Für die Vereinsjahre 1905/1907 wurden wiedergewählt die
Herren :
Prof. Dr. W. Gmelin (Stuttgart),
Prof. Dr. P. V. Grützner (Tübingen),
Prof. Dr. K. v. Hell (Stuttgart),
Prof. Dr. 0. Kirchner (Hohenheim),
Prof. Dr. E. Müller (Stuttgart).
Außerdem gehören dem Ausschuß an
als Konservator der zoologischen Sammlung :
Oberstudienrat Dr. K. Lampert (Stuttgart),
als Konservator der botanischen Sammlung :
Prof. J. Eichler (Stuttgart),
als Konservator der mineralogisch-paläontologischen Sammlung :
Prof. Dr. E. Fraas (Stuttgart),
als Vorstand des Schwarzwälder Zweigvereins:
Prof. Dr. F. B lochmann (Tübingen),
als Vorstand des Oberschwäbischen Zweigvereins :
Fabrikant Fr. Krauß (Ravensburg).
Vom Ausschuß wurden gewählt:
als Schriftführer: Prof. Dr. E. Fraas und Prof. Dr. C. B.
Kl unzin ger ;
als Bibliothekar: Prof. J. Eichler;
als Rechnungsführer: Dr. C. Beck:
als Rechnungsprüfer: Hofrat C h. C 1 e ß 1 e r (Stuttgart).
In der Ausschußsitzung am 10. April 1906 wurde die Redak-
tionskommission in ihrer bisherigen Zusammensetzung auf 5
weitere Jahre wiedergewählt.
Als Ort der nächsten Hauptversammlung im Jahre 1906 wurde
auf Vorschlag des Herrn Apotheker Dr. Leube, der dem Verein die
Einladung des Ulmer mathematisch-naturwissenschaftlichen Vereins
überbrachte, Ulm gewählt.
Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten hielt zu-
nächst der neue Vorsitzende, Prof. Dr. A. Schmidt einen Vortrag
über „die erdmagnetische Vermessung des Ries" (s. unten
S. LV). Nach kurzen Bemerkungen der Herren v. Grützner und
Fraas, welch letzterer hervorhob, wie hier bei Erklärung des Ries-
phänomens zwei vollständig verschiedene und unabhängig vonein-
ander arbeitende Wissenschaften , Geologie und Physik , zu dem
gleichen Resultat gekommen seien, hielt Prof. Dr. E. Fraas einen
— VIII —
Vortrag über „Die Donauversickerung in ihrer allgemein
geologischen Bedeutung" (s. unten S. LIX). Sodann sprach
Oberamtswundarzt Dr. Eytel (Spaichingen) „Zur Temperatur-
umkehr auf der Schwäbischen Alb" (s. unten S. LXI).
In einem weiteren Vortrag begründete Prof. Dr. Klunzinger
(Stuttgart) den von ihm gestellten Antrag, daß der Verein eine vom
Redner ausgearbeitete Eingabe an den Deutschen Reichstag richten
möge, die einen größeren Schutz der Krammetsvögel (Singdrosseln)
bezweckt. Einen solchen hofft Redner dadurch erreichen zu können,
daß der Fang dieser Vögel durch Schhngen gesetzhch verboten und
nur noch der jagdmäßige Abschuß , ähnlich wie bei der Schnepfe,
gestattet wird. Die Versammlung stimmte diesem Antrag zu und
beauftragte den Ausschuß mit den weiteren Schritten. Nachdem
sodann noch Prof. Dr. v. Grützner (Tübingen) einige interessante
physiologische Instrumente demonstriert hatte, schloß der Vorsitzende
die Hauptversammlung, an die sich ein gemeinschaftliches, durch
treffliche Reden gewürztes Mahl im Hotel „Zur Post" anschloß. —
Am nächsten Tag fand unter zahlreicher Beteiligung eine Exkursion
in das Donautal, zwischen Möhringen und Immendingen, statt, wo
unter Führung von Prof. Fraas nicht nur die berüchtigte Ver-
sickerungsstelle besichtigt, sondern auch die an den Hängen mehr-
fach erschlossene Weißjuraformation und im Tal die interessante Alt-
wasserflora studiert wurde. Von großem Interesse war ein Besuch
der Basaltbrüche am Höwenegg , wo Herr Direktor Pfeifer die
durstigen Wanderer durch einen kühlen Trunk erquickte. Eine
Wagenfahrt über den Withoh mit prächtiger Aussicht auf das Hegau
und den Bodensee bildete den Abschluß der genußreichen Zusammen-
kunft.
Verzeichnis der Zugänge zu den Vereinssammlungen.
A. Zoologische Saiimilung.
(Konservator: Obeistudienrat Dr. Lampert.)
Säugetiere.
1 Eichhorn, Sciunis vidgaris r2(/«s Keee., var. nigra, Cannstatt, 7. Nov. 1905,
von Apotheker Reichert.
1 Feldhase, Lepus europaeus L., Aidlingen, 31. Januar 1905,
von Präparator H. Keller in Stuttgart.
1 Mus silvaticus L., gefangen in einem Haus der Hegelstraße in Stuttgart,
von Dr. J. Franck in Stuttgart.
- IX —
1 3Iics decumaims Fall., Albino, aus der Gärtnerei W. Pfitzer,
von W. Pfitzer in Stuttgart.
Vögel.
1 Abendfalke, Cerchneis vespertimis L.,] „ . , . , , .
-, -c r n -n 7 77 ^ t f T nedrichshaien,
1 Baumtalke, ialco subbufeo L., j
von Hofgärtner Amnion in Friedrichshafen,
1 Grauammer, Miliaria miUaria L., Crailsheim 12. April 1906,
von Dr. W. Halm in Crailsheim.
1 Bergfink, Fringilla monfifringiUa L., Stuttgart, 23. Februar 1906,
von Professor Dr. Klunziuger.
Die Bergfinken waren in den Tagen von Mitte bis Ende Februar
zu Tausenden in der Nähe Stuttgarts zu beobachten.
1 Löffelente, Spafula ch/peafa Boie, Winzingen, 1905,
von Oberförster M o o s m a y e r in Winzingen.
Kopf einer Ringdrossel, Menila tof(ßiata L. , Karnsberg bei Murrhardt,
6. Mai 1906,
von Professor Dr. G. Jäger in Stuttgart.
Das Vorkommen der Ringdrossel zu dieser Zeit in Württemberg
ist sehr bemerkenswert.
1 kleiner Steißfuß, Fodiceps minor Lath., Friedrichshafen, 13. Jan. 1906,
von Hofgärtner Ammon in Friedrichshafen.
1 Abart des Haussperlings, Passe/-rfo»?esf/c/(sL.,var., Wildbad, 16. Jan. 1906,
von Forstassessor Neunhöffer in Wildbad.
Außer diesen speziell der Sammlung des Vereins zukommenden
Objekten wurde auch im vergangenen Jahr die Württ. zoologische
Sammlung um eine beträchtliche Anzahl von Arten vermehrt, die
Eigentum des Naturalienkabinetts sind.
Insekten.
Lepidoptera.
Nest von Taumatopoea processionea L. , Prozessionsspinner, Dachswald
bei Stuttgart,
von Dr. M. Reihlen in Stuttgart.
Bihio murci L., (
Blhio Jwrtuküiiis L., |
D ip ter a.
Gärtnerei Pfitzer in Stuttgart,
von W. Pfitzer in Stuttgart.
Orthopte ra.
Diestrammcna marmorata Brun.
Diese in Japan heimische Heuschrecke trat dieses Frühjahr
plötzlich häufig in den großen Gärtnereien von Pfitzer in Stuttgart
auf, wo ihr in der irrtümlichen Meinung, es handle sich um einen
Pflanzenschädling, eifrig nachgestellt wurde. Die Fangmethode
bewies bald, daß die Heuschrecke von tierischer Nahrung; und
nicht von Pflanzen lebt ; sie fing sich nämlich regelmäßig in
mit Speck geköderten Mausfalleu.
von Prof. Dr. Y. H a e c k e r in Stuttgart.
B. Botanische Samniluiig.
(Konservator : Prof. J. E i c h 1 e r.)
Verzeichnis der Einsender :
Braun, Reallehrer, Rexingen.
Dieterich, H., Pfarrer, Pflugfei den.
Ketsch er, M., Professor, Geislingen.
Finckh, A., Gymnasiast, Stuttgart.
Haug, Professor, Ulm.
Hermann, J., Schullehrer, Murr.
Koch, Forstmeister, Heilbronn.
Lang, Dr. W., Stuttgart.
Mayer, Ad., Apotheker, Rosenfeld.
Pohl er, Schullehrer, Göppingen.
Rau, Dr. C, Forstamtmann. Schussenried.
Schlanker, G., Oberlehrer, Cannstatt.
Schlenker, K., Pfarrer, Leonbronn.
I. Algen.
Closterium Ehrenltergii Men., Stuttgart (Finckh).
II. Phanerogamen.
Ceteracli officinarum Willd., Murr (Hermann).
Sparyanium min'mmm Fkies, Schwenningen (G. Schlenker).
Helodea canadensis Richard, Rohrdorf OA. Nagold (Braun).
Ci/perus flavescens L., Höpfigheim (Hermann).
HeJeocharis uniglnmis Schultes, Schwenningen (G. Schlenker).
Scirpus pauciflorus Lightfoot, ,, ,, .,
Eriophorum polystachyum L. ., ,. ,,
Carex tereüuscula Goodemough ,. ,. ,,
„ rostrata /?, elatior Benx. ,, ,, ,,
Miiscari racemosum Millee, Gemmrigheim (Koch). '
Cephalanthera Xiphophylhmi Rchb., Heilbronn (Koch).
Salix repens L., Schwenningen (G. Schlenker).
,, ,, „ Onstmettingen (Ad. Mayer).
Sagina nodosa Fenzl., Schwenningen (G. Schlenker).
Banunculiis Lingua L., ,, ,, ,,
,, FJammiäa ß. reptans L., Schwenningen (G. Schlenker).
Nasturtimn amphihium R. Beown, verschleppt in e. Kleefeld b. Witt-
lingen (Dieterich).
Rnhns tomenfosus f. gJabrafa Gode., Beimerstetten (Haug).
Lafh>/nis NissoUa L., Rosenfeld (Ad. Mayer).
Carum BuJhocastanmn Koch ,, ,,
— XI —
Pimpinella magna y. Jaciniata Walleoth, Eybach (Fetscher).
Pasfinaca safiva L., Murr (Hermann).
,, opaca Bernh., Hessigheim (Hermann).
Bifora radians Biebeestein, Rosenfeld (Ad. Mayer).
Pirola unifiora L., Eningen (Lang).
Mentha grata Host, Schwenningen (G. Schlanker).
CampanuJa pusiUa Haenke, Hausen OA. Blaubeuren (Pöhler).
3Iatricaria discoidea DC, Güglingen (K. Schlenker).
Senecio spatidifolius DC, Obermusbach (Rau).
Cirsium bulbosum DC, Schwenningen (G. Schlenker).
C. Mineralogisch-paläontologische Sammlung.
(Konservator: Prof. Dr. E. Fr aas.)
Als Geschenke:
a) Mineralien:
Pyrit aus dem Tertiär von Paris,
von Herrn Pfarrer Stroh in Seeburg.
b) Petrefakten:
Terebratula c//cloides aus dem Muschelkalk von Münster,
von Herrn L. Epstein in Stuttgart.
Ammonites psdonotiis pUcatns \\n([ Itwceramns s'g. aus Lias a von Vaihingen,
Muschelhorizont (Handstücke) aus der Meeresmolasse von Bodman,
Encrinns Vdiiformis aus dem Muschelkalk von Neckarweihingen,
Soninia ptycta Buckm. aus Braun-Jura y von Eningen, Ostrca sp.
aus Lias 6 von Reutlingen , Psiloceras harpoptuchum aus Lias a
von Nürtingen, SteplianophyJUa sp. und Turbo capitaneus aus Braun-
Jura a von Heinningen,
von Herrn Prof. Dr. E. Fr aas in Stuttgart.
Ammonites opallnus aus Braun- Jura a , Ammonltes oxynotus, Ammonites
raricostatus und Ammonites hifer aus Lias ß von Frommern
von Herrn Baurat Roller in Stuttgart.
Zapfen von Picea excelsa aus dem Interglazial von Ütznach und Helix sp.
aus dem Tertiär von Harthausen,
von Herrn Dr. C Beck in Stuttgart.
Nautilus bidorsattis aus dem Wellengebirge von Freudenstadt,
von Herrn Prof. Dr. Pompeckj in Hohenheim.
Ammonites raricostatus und Am. oxyiiotus aus Lias ß von Frommern,
Ehinoptera Studeri (Zahn) aus der Meeresmolasse von Baltringen,
von Herrn Prof. W e i g e 1 i n in Stuttgart.
Ammonites nmcrocephalus (Riesenexemplar), aus Braun-Jura e von Mar-
garethausen,
von Herrn Inspektor A. Karle in Stuttgart.
Ammonites oxynotus aus Lias ß von Nürtingen,
von Herrn Direktor A. Schott in Nürtingen.
— XII —
RJxynclioneJJa variabilis var. squamiplex, Eh. furcülata, Eh. Dalmasi, Tere-
bratula punctata, Waldheimia numismalis, W. TFrt/'tT/joMset aus Lias 7
von Großbettlingen, Terebratula margaritati aus Lias d und Wald-
heimia äiibnumismalis aus Lias / von Geislingen (OA. Balingen).
Originale zu Rau, die ßrachiopoden des mittleren Lias Schwa-
bens 1905,
von Herrn Mittelschullehrer Geyer in Stuttgart.
Eliynchonella variabilis var. squamiplex, Eh. cf. retusifrons, Eh. parvi-
rostris. Eh. aliena, Terebratula punctata, Walclheimia subnumismalis,
W. Eömeri, W. Waterhoitsei var. lunaris aus Lias y von Endingen
und Ehynchonella scalpcJlum aus Lias d von Balingen. Originale
zu Rau, 1. c,
von Herrn Pfarrer K. Gußmann in Eningen u. A.
Terebratula punctata und Walclheimia cf. Mariae aus Lias / von Ba-
lingen ; Terebratula margaritati, Tereb. solidorostris aus Lias d von
Geislingen (OA. Balingen) und Waldheimia Barwini aus Lias ö
von Eislingen. Originale zu Rau, 1. c,
von Herrn Pfarrer Dr. Th. Engel in Eislingen.
Ehynchonella variabilis mut. minor und Terebratula margaritati aus Lias d
von Echterdingen und Waldheimia subnumismalis aus Lias y.
Originale zu Rau, 1. c,
von Herrn Prof. Dr. Wolf fing in Stuttgart.
Terebratula Eadstockensis aus Lias y; Terebratula margaritati und Wald-
heimia subdigona aus Lias J von Kirchheim u. T. Originale zu
Rau, 1. c. Ammonites Algovianus und Amm. Kurrianus aus Lias d
von Kirchheim u. T.,
von Herrn Hausvater Thumm in Kirchheim u. T.
Hyhodonchus infracloacinus, Hyb. trispinosus und Acrodomlms lateralis aus
dem Muschelkalk-Bonebed von Crailsheim. Originale zu E. Fraas,
Kopfstacheln von Bybodus und Acrodus. Diese Jahreshefte 1889,
S. 233 ff.,
von Herrn Hofrat R. Blezinger in Crailsheim.
Ammonites TJlmensis und Amm. cf. divisus aus Weiß-Jura C von Kolbingen,
von Herrn Pfarrer Beer in Kolbingen.
Pseudoglyphaea nov. sp. aus Lias a von Bernhausen und Ammonites
serrodens aus Lias C von Reutlingen,
von Herrn Fabrikant E. Roth in Reutlingen.
Ceratites atavus und C. Jlunsteri aus dem Hauptmuschelkalk von Hall,
von Herrn Bauwerkmeister E. Wallrauch in Hall.
Gervillia costcda, Ceratites intermedius und Nautilus bidorsatus aus dem
Hauptmuschelkalk von Gerabronn,
von Herrn Lehrer Botsch in Gerabronn.
Ammonites subinsignis aus Lias C von Reutlingen. Helix Involuta var.
scabiosa, Patula supracostaia aus dem Obermiocän von Mörsingen und
Limnacus cf. armaniacensis aus dem Obermiocän von Zwiefaltendorf,
von Herrn Verwaltungsaktuar A. John er in Riedlingen a. D.
Dentalium mutabile aus der Meeresmolasse von Ursendorf,
von Herrn Pfarrer Vierthaler in Heudorf a. Bussen.
— XIII —
Tefrospira suJcata aus dem Hauptmuschelkalk von Kocherstetten,
von Herrn Schullehrer F. Hermann in Kocherstetten.
Palaeomeryx Bojani und Ehinoceros GoJdfussi (Astragalus) aus dem Ter-
tiär des Randecker Maars,
von Herrn Apotheker A. Hölzle in Kirchheim u. T.
Melania Escheri, Melanopsis Kleinii, Planorhis cormi, PI. laev'is, Limnaeus
dilatatus , L. armmiacensis , Patula supracostata , Arcliaeozonites
costatus, Helix oscnlum var. Giengensis , H. inflexa, H. sylvana,
H. carinulata, H. coarctafa, Suhullna minuta, Planorhis decUvis,
Cydostostoma consohrinum und Tiidora conica aus dem Obermiocän
von Mörsingen. Scalaria sp., Bental'mm pseudo-enfalis , Corlmla
gibba, Fibidaria (Echinocyamus) ovafa und Fib. Ursendorfcnsis,
Stacheln von Psammechimts dubius und Bryozoen aus der Meeres-
molasse von Ursendorf,
von Herrn Dr. E. Schütze in Stuttgart.
Zähne von Ceraiodiis conchinus , Knochenreste von Labyrinthodonten,
Nothosauriern , Belodon und Fischen aus der Lehrbergstufe des
mittleren Keupers von Stuttgart,
von Herrn Gymnasiast A. Finckh in Stuttgart.
Außerdem erhielt das kgl. Naturalienkabinett die reichhaltige
mineralogische und geologische Sammlung des Herrn Präsident a. D.
Dr. V. Baur als Geschenk.
D. Bibliothek.
(Bibliothekar: Prof. J. Ei oh 1er.)
Zuwachs vom 1. Januar bis 31. Dezember 1905.
a. Durch Geschenk und Kauf.
Durch Schenkung von Büchern etc. haben sich folgende Mitglieder
und Freunde des Vereins um denselben verdient gemacht :
Branco, Dr. W., Geh. Bergrat, Berlin.
Braun, Dr. K., Amani (Deutsch-Ostafrika).
Fr aas, Prof. Dr. E,, Stuttgart.
Haußmann, Prof. K., Aachen.
Hein, Dr. Walter, München.
Klunzinger, Prof. Dr. C. B., Stuttgart.
Lutz, Dr. K. G., Stuttgart.
t Probst, Dr. J., Biberach.
Rau, Dr. K., Schussenried.
^ V. Schmid, Dr. R., Prälat, Stuttgart.
Schmidt, Dr. A., Geh. Hofrat, Stuttgart.
Schneiderhan, Dr. E., Oberndorf.
Schütze, Dr. E., Stuttgart.
Stahl eck er, Dr. E., Korntal.
Weinberg, Dr. W., Stuttgart.
Wundt, G., Oberbaurat, Stuttgart.
- XIV —
I. Zeitschriften, Gesellschaftsschriften etc.
„Aus der Heimat." Organ des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde.
Herausgegeben von Dr. K, G. Lutz. 18. Jahrg. 1905. (Lutz.)
Belgique. Observatoire Royal: Annuaire astronomique pour 1906. —
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— Annales: Physique du globe, Tomes I (1904), II (1904).
Brunn. Club für Naturkunde: Bericht VI für das Jahr 1903/04.
Buenos Aires. Direccion general de estadistica de la provincia de
B. A.: Demografia ano 1900, 1901, 1902.
Der zoologische Garten. 46. Jahrg. 1905.
Dresden. Genossenschaft ,, Flora", Gesellschaft für Botanik und Garten-
bau: Sitzungsber. u. Abhandl. N. F. 8. Jahrg. 1903—1904.
Eclogae geologicae Helvetiae. Mitteilungen der schweizerischen geo-
logischen Gesellschaft Vol. VIII, 4—5 (1905).
Kyoto. College of Science and Engineering: Mem. Vol. I, 2 (1904/05).
Olmütz. Verein „Botanischer Garten" in 0., naturwissenschaftliche
Sektion: Bericht I über die Vereinsjahre 1903/04 und 1904/05.
Paris. Societe de speleologie : Spelunca T. VI, 38 — 41.
Prag. Societas Entomologica Bohemiae (Prag): Acta Jahrg. 1904,
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Sao Paulo. Sociedade scientifica de S. P.: Revista No. 2, September 1904.
Springfield. Museum of Natural history : Bull. No. 1 (1904).
Ungarische, K. naturwissensch. Gesellschaft, botanische Sektion:
Növenytani Közlemenyek Bd. II— IV, 1903 — 1905.
Vegesack. Verein für Naturkunde für V. und Umgegend : Mitteilungen
No. 1—3 für 1901/02, 1903, 1904.
Versch. ältere Jahrg. dieser Jahreshefte. (C. Joos, v. Scheler.)
Washington: Carnegie Institution of W. : Publications 23, 24, 30.
Württembergischer Verein für Handelsgeographie und Förderung
deutscher Interessen im Ausland : Jahresberichte XX — XXIII,
1901 — 1904.
II. Schriften allgemein naturwissenschaftlichen Inhalts.
Natur und Staat, Beiträge zur naturwissenschaftlichen Gesellschafts-
lehre. Eine Sammlung von Preisschriften. Herausgegeben von
Prof. Dr. H. E. Ziegler in Verbindung mit Prof. Dr. Conrad und
Prof. Dr. Häckel.
Teil VIL Schalk, Emil, Der Wahlkampf der Völker, mit be-
sonderer Bezugnahme auf Deutschland und die Vereinigten
Staaten von Amerika. Jena 1905.
(Fraas i. A. der Preiskommission.)
III. Zoologie, Anatomie.
Blum, J., Die Kreuzotter und ihre Verbreitung in Deutschland, Frank-
furt 1888. 4^
Hein, Walter, Untersuchungen über die Entwicklung von Cotylorlüza
fuhcrcidafa. Leipzig 1902. (Hein.)
- XV —
Hein, Walter, Bemerkvingeu zur Scyphomedusen-Entwicklung. 1902.
(Hein.)
— Beiträge zur Kenntnis \on Ämphilhia folidcea. Leipzig 1904, (Hein.)
— Zur Epithelfrage der Trematoden. Leipzig 1904. (Hein.)
V. Zeller, E., Untersuchungen über die Samenträger und den Kloaken-
wulst der Tritonen, herausg. von C. B. Klunzinger und E. Jacab.
Leipzig 1905. (Klunzinger.)
IV. Botanik.
Braun, K. , Die Kultur der Mohnpflanze und die Opiumgewinnung.
1905 (Braun).
— Ipecacuanha- oder Brechwurzel. 1905. (Braun.)
Müller, Otto, Bacillariaceen aus dem Nyassalande und einigen be-
nachbarten Gebieten. Leipzig 1904. (Wundt.)
Stahlecker, Eugen, Untersuchungen über Thallusbildung und Thallus-
bau in ihren Beziehungen zum Substrat bei siliciseden Krusten-
flechten. Stuttgart 1905. (Stahlecker.)
Sturm 's Flora von Deutschland in Abbildungen nach der Natur.
2. umgearb. Aufl. Bd. 13. (Lutz.)
V. Mineralogie, Geologie, Paläontologie.
Branco, W. , Über H. Höfer's Erklärungsversuch der hohen Wärme-
zunahme im Bohrloche zu Neuffen. Berlin 1904. (Branco.)
— Die fraglichen fossilen menschlichen Fußspuren im Sandsteine von
Warnambool, Victoria, und andere angebliche Spuren des fossilen
Menschen in Australien. Berlin 1905. (Branco.)
— und Fr aas, E. , Das kryptovulkanische Becken von Steinheim.
Berlin 1905. 4°. (Fraas.)
Fraas, E., Weitere Beiträge zur Fauna des Jura von Nordost-Grönland.
Kopenhagen 1904. (Fraas.)
Rau, Karl, Die Brachiopoden des mittleren Lias Schwabens mit Aus-
schluß der Spiriferinen. Jena 1905. 4*^. (Rau.)
Schneiderhan, Eugen, Die Umgebung von Bebenhausen. Stuttgart
1904. (Schneiderhan.)
Schütze, E., Die geologische und mineralogische Literatur des nörd-
lichen Harzvorlandes. IL Magdeburg 1904. (Schütze.)
— Ner'da costellata Münst. , eine Schnecke der schwäbischen Meeres-
molasse. Stuttgart 1905. (Schütze.)
VII. Chemie, Physik, Mathematik, Astronomie und
Meteorologie.
Haußmann, Karl, Magnetische Messungen im Ries und dessen Um-
gebung. Berlin 1904. 4°. (Haußmann.)
Schmidt, A., Gesetze der Lichtbrechung, angewendet auf die Physik
der Sonne. Berlin 1905. 4". (Schmidt.)
— XVI —
VIII. Heilquellen und -Brunnen.
Weizsäcker, Th., Wildbad im württembergischen Schwarzwald. 2. Aufl.
Stuttgart 1905. (E.)
IX. Schriften verschiedenen Inhalts.
(Probst, J.) , Verzeichnisse zur Bibliothek und zu den Abhandlungen
von Pfarrer Dr. J. Probst, Biberach. (Probst.)
Schmid, Rudolf, Das naturwissenschaftliche Glaubensbekenntnis eines
Theologen. Stuttgart 1906. (Schmid.)
Weinberg and Gastpar, Die bösartigen Neubildungen in Stuttgart
von 1873—1902. Jena 1904. (Weinberg.)
b. Durch Austausch unserer Jahreshefte':
Amani, s. Deutsch-Ostafrika.
American Academy of arts and sciences (Boston): Memoirs Vol. 13
No. 2. — Proc. Vol. XL, 10—24; Voh XLI, 1—13.
American geographical society (New York): Bulletins Vol. XXXVII (1905).
Amiens. Societe Linneenne du nord de la France: Bulletins T. XV,
1900/01 und XVI, 1902/03. — Memoires T. XI, 1903/04.
Amsterdam. K. Akademie van wetenschappen : Jaarboek voor 1905.
— Verhandelingen (Natuurkunde) 1. sectie , deel IX, 1; dass.
2. sectie, deel XI u. XII, 1 — 2. — Verslagen van de gewone
Vergaderingen deel XIII (1904 — 1905).
Asiatic society of Bengal (Calcutta).
Augsburg. Naturwiss. Verein für Schwaben und Neuburg.
Australasian association for the advaucement of science (Sydney).
Badischer botanischer Verein (Freiburg): Mitteilungen No. 201 — 207
und Beilage.
Baltimore. Johns Hopkins University : University Circulars 1905, No. 5.
— Memoirs of the Biol. Lab. Vol. V (1903).
— s. Maryland.
Bamberg. Naturforschender Verein.
Basel. Naturforschende Gesellschaft: Verhandlungen Bd. XVII (1904)
und XVIII, 1 (1905).
Batavia s. Nederlandsch-Indie.
Bayerische bot. Ges. zur Erforschung der heimischen Flora (München):
Berichte Bd. X, 1905. — Mitteilungen No. 34—35.
Bayerisches K. Oberbergamt in München, geognostische Abteilung:
Geognostische Jahreshefte Bd. 16, 1903.
Bayern. Ornithologische Gesellschaft in B. s. München.
Belgique. Academie R. des sciences, des lettres et des beaux-arts
de Belgique (Brüssel): Bull, de la classe des sciences 1905.
Annuaires 71 annee, 1905.
* In dem Verzeichnis sind sämtliche Gesellschaften usw. angeführt, mit
denen der Verein Schriftenaustausch unterhält. Von den Gesellschaften, hinter
deren Namen sich keine Angaben finden, sind dem Verein während des Jahres
1905 keine Tauschschriften zugegangen.
— XVII -
Belgique. Societe entomologique (Brüssel): Annales T. XLVIII (1904).
— Societe geologique (Liege): Annales Tome XXXII, 1 — 3 (1905).
— Societe R. de Botanique (Brüssel): Bull. Tome XLI, 1902/03, und
Tome XLII, 1903/04, fasc. 1 u. 2.
— Societe R. zoologique et malacologique (Brüssel): Annales T. XXXVIII,
1903 u. Tome XXXIX, 1904.
Bergen's Museum: Aarbog for 1904, Heft 3 ; desgl. for 1905, Heft 1 u. 2,
— Aarsberetning for 1904. — Sars, G. 0. , An account of the
Crustacea of Norway, Vol. V, 7 — 10.
Berlin. K. Akademie der Wissenschaften : Mathematische Abhandlungen
aus dem Jahre 1904. — Physikalische Abhandlungen aus dem
Jahre 1904. — Sitzungsberichte 1905.
— Entomologischer Verein: Berliner entomolog. Zeitschr. Bd. 49, 1904,
Heft 3 — 4. — Index der Arten in Bd. 25 — 35, 1881/90.
— K. geologische Landesanstalt und Bergakademie: Jahrbuch für 1902,
Bd. XXIII, Heft 3 u. 4; für 1903 Bd. XXIV; für 1904 Bd. XXV;
für 1905 Bd. XXVI, Heft 1.
— Gesellschaft naturforschender Freunde: Sitzungsber. Jahrg. 1904.
— s. auch Brandenburg und Deutsche geol. Gesellschaft.
Bern. Naturforschende Gesellschaft: Mitteilungen aus dem Jahre 1904.
— s. auch Schweiz.
Besancon. Institut Botanique: Archives de la flore Jurassienne,
annee V, 49—50; annee VI, 51—60.
Bodensee. Verein für Geschichte des Bodensees u. seiner Umgebung
(Lindau).
Bologna. R. Accad. d. scienze dell' Istituto di Bologna: Memorie
ser. 5 a Voll. IX u. X (1900/02 u. 1902/04); ser. 6 a Vol. I
(1904). — Rendiconti nuova Serie Voll. V, 1901/02; VI, 1901/02;
VII, 1902/03; VIII, 1903/04.
Bonn. Naturhistorischer Verein d. preuß. Rheinlande etc.: Verhand-
lungen Jahrg. 61, 1904 und Jahrg. 62, 1905, Heft 1.
— Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde : Sitzungs-
berichte Jahrg. 1904 und Jahrg. 1905, Heft 1.
Bordeaux. Soc. des sciences physiques et naturelles: Memoires Ser. 6,
Tome II, 2 (1904). — Observations pluviometriques 1902/1903.
— Proces verbaux des seances 1903/1904.
Boston s. American Academy of arts and sciences.
— Society of natural history: Memoirs Vol. V, 10 — 11; Vol. VI, 1. —
Proceedings Vol. 28, No. 9; Vol. 31, No. 2—10; Vol. 32,
No. 1—2. — Occasional papers Vol. VII, 1—3 (1904).
Brandenburg. Botanischer Verein für die Provinz B. (Berlin): Ver-
handlungen Jahrg. 46, 1904.
Braunschweig. Verein für Naturwissenschaft.
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: Abh. Bd. XVIII, 1 (1905).
Breslau s. Schlesische Ges. f. vaterl. Kultur.
Brooklyn. Institute of Arts and Sciences : Cold Spring Harbor Mono-
graphs III, IV, V (1905). — Science Bulletins 5 und 6 (1905).
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. b
— XVIII -
Brunn. Naturforschender Verein: Verhandlungen Bd. XLII, 1903. —
Ber. d. meteorolog. Komm. XXII für das Jahr 1902. — Beitrag
zur Kenntnis der Niederschlagsverhältnisse Mährens und Schlesiens.
Mit 1 Karte. Von Hermann Schindler. (Brunn 1904.)
Brüssel s. Belgique.
Budapest s. Ungarische geol. Ges.
Buenos Aires. Deutsche Akademische Vereinigung: Veröffentlichungen
Bd. I, No. 8.
— Museo nacional: Anales ser. 3. T. IV (1905)..
Buffalo society of natural sciences.
Caen s. Normandie.
Calcutta s. Asiatic Soc. of Bengal.
California Aeademy of sciences (San Francisco): Memoirs Vol. IV
(1904). — Proceedings 3 ser.: Botany Vol. II, 11; Geology
Vol. I, 10; Zoology Vol. III, 7 — 13.
Cambridge. Museum of comparative zoology at Harvard College:
Bulletins Vol. XXXIX, 9; XLII, 6; XLVI, 4—6; XLVÜ ; XL VIII, 1.
— Memoirs Vol. XXV, 2; XXVI, 5, 7, 8, 9; XXX, 2; XXXI;
XXXII.
Canada. The Canadian Institute (Toronto): Trans. No. 16 (Vol. VIII, 1).
— Geological survey (Ottawa) : Contributions to Canadian palae-
ontology Vol. III, 2 (1904).
— Royal Society (Ottawa): Proc. and Trans, for 1904 (2 ser. Vol. X).
Cape of Good Hope. Geological commission of the colony of the
C. 0. G. H. (Cape Town) : 9 Annual report for 1904. — Index
to Ann. reports for 1896—1903.
Cape Town s. Cape of Good Hope.
Catania. Accademia Gioenia di sc. nat. : Atti ser. 2 a, Vol. 16, 1903
und Vol. 17, 1904. — Bulletino, nuova ser. fasc. 83 — 86.
Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Cherbourg. Societe nationale des sciences nat. et math. : Memoires
tome XXXIV (4 ser. Vol. 4) (1904).
Chicago. Field Columbian Museum: Publications No. 93 — 101, 103.
Christiania. K. Universität.
Chur s. Graubünden.
Cincinnati. Soc. of natural history.
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Darmstadt. Großh. Hess. Geolog. Landesanstalt.
— Verein für Erdkunde etc.: Notizblatt 4. F. Heft 25 (1904).
Davenport (Iowa). Aeademy of natural sciences: Proc. Vol. IX,
1901/03.
Deutsche geologische Gesellschaft (Berlin): Zeitschrift Bd. LVI, 1904,
Heft 3—4.
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Landwirtschaftliches Institut ia Amani) : Berichte über Land- und
Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika Bd. I (1902/03); II, 1—6
(1904/05).
Dijon. Acad. des sciences, arts et belies lettres.
Donauesc hingen. Verein für Gesch. und Naturgesch. der Baar.
Dorpat (Jurjew). Naturforscher-Gesellschaft b. d. Universität: Archiv
für die Naturkunde Liv- , Esth- und Kurlands Ser. II (Biolog.
Naturk.) Bd. 12, Lief. 3 (1905). — Schriften No. XIII— XV
(1904). — Sitzungsber. Bd. XIII, Heft 3, 1903.
Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Sitzungsber. und
Abhandl. Jahrg. 1904, Heft 2; Jahrg. 1905, Heft 1.
Dublin. Royal Dublin Society: Scientific Proceedings Vol. IX, 1 (1899);
Vol. X, 2—3 (1904/05); Vol. XI, 1—5 (1905). — Scientific
Transactions ser. 2, Vol. VII, 2—7 (1899—1900); Vol. VIII, 6--16
(1905); Vol. IX, 1 (1905). — Economic Proceedings Vol. I, 1,
5—6 (1899, 1904—1905).
Dürkheim a. d. H. Pollichia, ein naturwiss. Verein der Rheinpfalz:
Mitteilungen No. 20 (LXL Jahrg. 1904), No. 21 (LXII. Jahrg.
1905).
Edinburgh. Botanical society: Trans, and Proc. Vol. XXII, 4;
Vol. XXIII, 1.
— Geological society.
— R. physical society: Proceedings Vol. XVI, 1 — 3.
— Royal Society.
Elberfeld. Naturwissenschaftlicher Verein.
Erlangen. Physikalisch-medizinische Societät: Sitzungsber. H. 36, 1904.
Firenze s. Italia.
France. Societe geologique (Paris): Bull. ser. 4. Vol. IV, 1904,
No. 4 — 5.
— Societe zoologique (Paris): Bull. Vol. XXVII, 1902; Vol. XIX, 1904.
Frankfurt a. M. Senckenbergische naturforschende Gesellschaft: Be-
richt von 1905.
Freiburg i. Br. Naturforschende Gesellschaft.
— s. auch Badischer botan. Verein.
Geneve. Conservatoire et Jardin Botaniques (Herbier Delessert): An-
nuaire 7. u. 8. annee (1904).
— Soc. de physique et d'hist. naturelle : Memoires tome XXXIV, 5
(1905); tome XXXV, 1 (1905).
Genova. Museo civico di storia naturale: Annali ser. 3a, Vol. I,
1904—1905.
Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Be-
richt 34 (1905).
Glasgow. Natural history society.
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft.
Graubünden. Naturforschende Gesellschaft (Chur): Jahresberichte N. F.
Jahrg. XLVII, 1904/1905.
b*
- XX —
Greifswald. Naturw. Verein von Neu- Vorpommern und Rügen: Mit-
teilungen 36. Jahrg., 1904.
Halifax. Nova Scotian Institute of Science.
Halle. Verein für Erdkunde: Mitteilungen Jahrg. 1905.
— Kais. Leopoldinisch-Carolinische Akademie d. Naturforscher: Leopol-
dina Bd. XLI, 1905.
— Naturw. Verein für Sachsen und Thüringen : Zeitschrift für Natur-
wissenschaften Bd. 77, 1904.
Hamburg. Naturw. Verein: Verhandlungen 3. Folge, Bd. XH, 1904.
— Verein für naturw. Unterhaltung.
— Wissenschaftl. Anstalten.
Hanau. Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde.
Hannover. Naturhistorische Gesellschaft: 50, — 54. Jahresbericht,
1899/1904.
Harlem. Fondation de P. Teyler van der Hülst: Archives du Musee
Teyler, Ser. 2 Vol. IX, 1—4 (1904/05).
— Societe hollandaise des sciences : Archives neerlandaises des sciences
exactes et naturelles, Ser. 2 Tome X (1905). — Natuurkundige
Verhandelingen, 3. Verz. Deel VI, 1 (1905). — Oeuvres corapletes
de Christian Huygens, Tome X (1905).
Havre s. Normandie.
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Helsingfors. Societas pro fauna et flora Fennica : Acta Vol. 26 (1904).
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Verhandlungen u. Mitteilungen 53. Bd. 1903.
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zur 87. Jahresfeier (1905). — Jahresbericht für die Zeit 1. April
1904 bis 31. März 1905.
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im Jahre 1904.
Iglö s. Ungarn.
Innsbruck. Naturwissenschaftlich-medizinischer Verein.
Italia. R. comitato geologico (Roma) : Bollettino, anno XXXV, 1904,
Heft 3 u. 4; anno XXXVI, 1905, Heft 1.
— Societä entomologica (Firenze) : Bollettino, anno XXXVI, 1904,
Trim. III u. IV.
J urj e w s. Dorpat.
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Kiel s. Schleswig-Holstein.
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deutschen Meere und Biologische Anstalt auf Helgoland : Wissen-
— XXI —
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gang 45, 1904.
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Landshut. Botanischer Verein.
Lausanne. Societe Vaudoise des sciences naturelles : Bulletins, 4. ser.
Vol. XL No. 151; 5. ser. Vol. XLI No. 152 u. 153.
Lawrence s. Kansas.
Leiden. Nederlandsche Dierkundige Vereeniging: Tijdschrift ser. 2,
Deel VIII, 2—4 (1903/04); Deel IX, 1—2 (1905).
Leipzig. Naturforschende Gesellschaft : Sitzungsber. 30. u. 31. Jahrg.,
1903/1904.
Liege. Societe Royale des Sciences.
— Societe geologique de Belgique, s. Belgique.
Lima s. Peru.
Lindau s. Bodeiisee.
Linz. Museum Francisco-Carolinum : Jahresber. 63 nebst Beiträgen zur
Landeskunde Lfg. 57 (1905).
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Lisboa s. Portugal.
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Geological Literature added to the G. S. library during 1904.
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b) Zoology Vol. XXIX, 191 — 192. — Proceedings Jahrg. 1904/05.
— Zoological Society: Proceedings for 1904, Vol. I, 2 und Vol. II;
for 1905 Vol. I.
Lübeck. Geographische Gesellschaft und Naturhistorisches Museum:
Mitteilungen 2. Reihe Heft 20 (1905).
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1903, 2. Abt. (= K. Fysiografiska Sällskapets Handlingar 1903,
N. F. Bd. 14).
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et mathematiques),
— Societe de Botanique du Grand-duche de L.
— Verein Luxemburger Naturfreunde vorm. „Fauna" : Mitteilungen aus
den Vereinssitzungen, 14. Jahrg., 1904.
Lyon. Academie des sciences, heiles lettres et arts.
— Museum d'histoire naturelle.
— Societe d'Agriculture, Sciences et Industrie.
Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein.
Mannheim. Verein für Naturkunde.
Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissen-
schaften.
Marseille. Faculte des Sciences.
Maryland. Geological survey (Baltimore): Miocene (1904).
Mecklenburg. Verein der Freunde der Naturgeschichte (Rostock):
Archiv 58. Jahrg. 1904, Abt. II; 59. Jahrg. 1905, Abt. L
— XXII —
Melbourne s. Victoria.
Metz. Societe d'histoire naturelle.
Mexico. Institute geologico de M.: Boletin No. 20 (1905). — Parer-
gones Tomo I, 6—8 (1904/05).
— Sociedad Mexicana de historia natural.
Milano. R. Istituto Lombardo di scienze e lettere : Rendiconti,
ser. 2a Vol. 37 No. 17—20 (1904/5); Vol. 38 No. 1—16 (1905).
Missouri. Botanical garden (St. Louis).: 16 annual Rep., 1905.
Montevideo. Museo nacional : Arechavaleta, J., Las gramineas
Uruguayas, 1898. — Florauruguaya tomo II (Forts, u. Schluß), 1905.
Moskau. Societe imperiale des naturalistes: Bulletins 1904 No. 2 — 4.
München s. Bayerische botan. Ges.
— s. Bayerisches K. Oberbergamt.
— Ornithologische Gesellschaft in Bayern.
Napoli. R. Accad. delle scienze fisiche e mat. : Atti ser. 2 a Vol. XII
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Serie 3 Vol. X, 1904, fasc. 8—12; Vol. XI, 1905, fasc. 1 — 7.
— Zoologische Station.
Nassauischer Verein f. Naturkunde (Wiesbaden): Jahrbücher Jg. 58
(1905).
Nederlandsch Indie. Natuurkundige Vereeniging i. N. I. (Batavia) :
Natuurkundige Tijdschrift deel LXIV (10. Ser. Deel VIII) (1905).
Neuchätel. Societe des sciences naturelles: Bulletins Tomes XXIX,
1900/01 und XXX, 1901/02.
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New South Wales. Linnean Society of N. S. W. (Sydney): Proceedings
1904, Vol. XXIX, 3—4; 1905, Vol. XXX, 1—2.
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New York Academy of sciences: Annais Vol. XV, 3 (1904); Vol. XVI,
1—2 (1905). — Memoirs Vol. II, 4 (1905).
— s. American geographical Society.
New Zealand Institute (Wellington): Transactions and Proceedings
Vol. XXXVII. 1904.
Normandie. Societe Linneenne de N. (Caen) : Bulletins 5. ser. Vol. 7,
1903. — Memoires Vol. XXI, 1 (1902/4).
■ — Societe geologique de N. (Havre).
Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft: Abhandlungen Bd. XV, 2. —
Jahresbericht für 1903.
Offenbach. Verein für Naturkunde.
Ottawa s. Canada.
Padova. Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana , Gl. di Sc.
nat., fis. e mat.: Atti N. Ser. Anno I fasc. 2 (1905); Anno II
fasc. 1 (1905).
P aris s. France.
Passau. Naturhistorischer Verein: Bericht No. 19 für die Jahre
1901—1904.
Peru. Cuerpo de Ingenieros de Minas del P. (Lima): Boletins No. 27
und 28 (1905).
— XXlll —
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1904, parts 2 u. 3 ; Vol. LVII, 1905, parts 1 u. 2.
— American philosophical society for promoting useful knowledge :
Proceedings Vol. XLIII, 1904, No. 177 u. 178; Vol. XLIV, 1905,
No. 179 u. 180. — Transactions N. S. Vol. XXI, 1 (1905).
— Wagner Free Institute of Science.
Pisa. Societa Toscana di scienze naturali residente in P. : Processi
verbali Vol. XIV No. 6—8.
PoUichia s. Dürkheim a. d. H.
Portugal. Direction des travaux geologiques du Portugal (Lisboa) :
Communicacöes. Tome VI, 1 (1904/5).
Posen. Naturwissenschaftlicher Verein der Provinz Posen : Zeitschr. der
Sektion f. Botanik ll.Jhg., 1904, Heft 2; 12.Jhg., 1905, Heft 1 u. 2.
Pozsony s. Presburg.
Prag. Deutscher naturwiss.-medizin. Verein für Böhmen „Lotos" :
Sitzber. Jahrg. 1904, N. F. Bd. XXIV. (Ganze Reihe Bd. 52.)
— Lese- und Redehalle der Deutschen Studenten in Prag: 56. Bericht
über das Jahr 1904.
Presburg (Pozsony). Verein für Natur- und Heilkunde.
Regensburg. Kgl. botanische Gesellschaft: Denkschriften Bd. IX
(= N. F. Bd. 3) (1905).
— Naturwissenschaftlicher Verein: Berichte Heft IX für 1901 u. 1902.
Rennes. Universite: Travaux scientifiques t. III, 1904.
Riga. Naturforscher-Verein.
Rio de Janeiro. Museu nacional.
Roma. Accademia Pontificia dei nuovi Lincei.
— R. Accademia dei Lincei: Atti anno CCCII, 1905, Ser. 5, Rendiconti
Vol. XIV.
— s. auch Italia.
Rostock s. Mecklenburg.
Rovereto. Museo civico: Publicazioni No. 41 (1904).
Saint Louis. Academy of science.
San Francisco s. California.
Sankt Gallische naturwissenschaftl. Gesellschaft: Jahrbuch für das
Vereinsjahr 1902/1903.
Sankt Petersburg. Comite geologique: Bulletins 1904 t. XXIII.
— Memoires nouv. serie Lfgn. 14 — 17.
— Russisch-kaiserl. mineralogische Gesellschaft : Verhandlungen 2. ser.
Bd. 42, Lfg. 1 (1904).
— Kais. Akademie der Wissenschaften.
— Physikalisches Central-Observatorium.
Santiago de Chile. Deutscher wissenschaftlicher Verein.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur: 82. Jahresber.,
1904, und Ergänzungsheft.
Schleswig-Holstein. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Hol-
stein (Kiel): Schriften Bd. XIII, 1 (1905). — Register zu Bd. I— XII.
Schweiz. 'Allgemeine Schweizer Gesellschaft für die gesamten Natur-
wissenschaften (Bern).
— XXIV —
Schweiz. Greologische Kommission der schw. natf. Ges. : Beiträge zur Geo-
logischen Karte der Schweiz. N. F. Lfg. XVI, XVII, XVIII, XIX.
(= Ganze Serie Lfg. 46, 47, 48, 49.) — Kartenblätter: Blatt VII, 1
(2. Ausg.); Spezialkarten 31, 34, 35, 36.
— Schweizerische botanische Gesellschaft (Zürich): Ber. Heft 14 (1904).
— Schweizerische entomologische Gesellschaft (Bern) : Mitteilungen
Bd. XI, 2 (1905).
— Schweizerische naturforschende Gesellschaft (Bern) : Verhandlungen
der 87. Jahresvers. 1904 zu Winterthur.
Sion. La Murithienne : Bulletin XXXIII, 1904.
Stanford University. Leland Stanford junior University: Register for
1904/05.
Steiermark. Naturw. Verein (Graz): Mitteilungen 1904, Heft 41.
Stockholm K. Svenska Vetenskaps Akademien: Handlingar Bd. 39
No. 1 — 5. — Arkiv for matematik, astronomi och fysik II, 1 — 2;
Arkiv for kemi, mineralogi och geologi II, 1 ; Arkiv for botanik
IV, 1 — 4; Arkiv for zoologi II, 3 — 4. — Accessionskatalog af
Sveriges offentliga Bibliotek No. 18 — 19, 1903/4. — Le prix
Nobel en 1902. — Binar Lönnberg: Peter Artedi (1905).
Straßburg. Kais. Universitäts- und Landesbibliothek: Monatsberichte
der Ges. zur Förderung der Wiss. etc. im Unter-Elsaß Bd. XXXVII,
1903 und Bd. XXXVIII, 1904.
Stuttgart. Ärztlicher Verein: Medizinisch-statistischer Jahresbericht
über die Stadt Stuttgart. 32. Jahrg. 1904.
— s. auch Württemberg.
Sydney s. Australasian association for the advancement of sciences.
— s. New South Wales.
Tokio. College of science , Imperial University, Japan: Journal XIV;
XX, 3—7.
Torino. R. Accademia delle scienze : Atti Vol. XL, 1904/1905.
— Osservatorio della Regia Universitä : Osservazioni meteor. 1904.
Toronto s. Canada.
Tromsö Museum.
Tübingen. K. Universitätsbibliothek: Universitätsschriften a. d. J.
1904/1905. — 21 Dissertationen der naturwissenschaftl. Fakultät.
Tufts College (Mass. U. S. A.).
Ulm. Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ungarische geologische Gesellschaft und k. ungarische geologische An-
stalt (Budapest) : Földtani Közlöny Bd. XXXIV, 1904, Heft 11 — 12 ;
Bd. XXXV, 1905, Heft 1—7. — Jahresbericht der k. ung. geol.
Anstalt für 1902. — Mitteilungen a. d. Jahrbuch Bd. XIV, 2—3;
Bd. XV, 1. — Übersichtskarten der ungar. Tone (1899); desgl. der
Ungar. Dekorations- und Baugesteine (1902). — Umgebungskarten
von Szeged und Kistelek (1903); desgl. von Kirmarton (1905).
— Ungarischer Karpathen- Verein (Iglö) : Jahrbuch (Deutsche Ausgabe),
Jahrg. XXXII, 1905.
United States of N. Am. Commission of Fish and Fisheries
(Washington): Commissioners Rep. for 1903, part XXIX. —
Bulletins Vol. XXIII, 1903.
— XXV —
United States of N. Am. Department of Agriculture (Washington):
Yearbook 1904.
— Department of the Interior (Geological survey) (Washington) : Annual
report Vol. XXV, 1903—1904. — Bulletins No. 234—240,
242 — 246, 248 — 250, 252—255, 257—262, 264. — Professional
papers No. 29 — 33, 35, 39. — Water supply and irrigation papers
No. 99, 100, 103, 105 — 122, 124, 126, 128, 132. ~ Mineral
resources of the U. S., Calendar year 1903.
Upsala. The Geological Institution of the university : Bulletin Vol. VI,
1902/3, No. 11 — 12.
— Regia Societas scientiarum Upsaliensis: Acta literaria et scientiarum
Sveciae, Vol. IV, 2—5, 1736—1739. — Nova Acta (= ser. 2 der
Acta), Vol. II, IV— XIV (1775, 1784—1850); ser. 3 Vol. I— XIII
(1855—1887); Jubelband 1877; ser. 4 Vol. XVII, 2, Jahrg. 1898.
— Arsskrift 1 u. 2 (1860, 1861).
Victoria. Public library, Museums and National Gallery (Melbourne):
Catalogue of current peüodicals received at the P. 1. (1905).
Waadtland s. Lausanne.
Washington. Smithsonian Institution: Annual report of the Board
of Piegents for 1903. — Rep. of the National Museum 1903. —
Bull, of the U. S. National Museum No. 50, part III (1904), No. 53;
part I (1905). — Contributions from the U. S. Nat. Herbarium
Vol. IX (1905). — Smithsonian contributions to knowledge
Vol. XXXIV No. 1459. — Smithsonian miscellaneous collections
Vol. 46 No. 1443, 1444, 1543, 1544, 1572; Vol. 47 No. 1459,
1478, 1548; Vol. 48 No. 1574; Vol. 49 No. 1584.
— s. auch United States.
Wellington s. New Zealand Institute.
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. Klasse:
Sitzungsberichte Bd. CXII , 1903: Abt. 1 Heft 4 — 10; Abt. 2 a
Heft 7 — 10; Abt. 2 b Heft 7 — 10; Bd. CXIII, 1904. — Mitteilungen
der Erdbeben-Kommission No. XXII- — XXVII.
— K. K. geologische Reichsanstalt: Jahrbuch 54, 1904, Heft 2 — 4;
Jg. 55, 1905. — Verhandlungen_,1904No. 13 — 18; 1905 No. 1—12.
— Generalregister für Jahrb. 41—50 und Verh. 1891/1900.
— K. K. naturhistorisches Hofmuseum: Annalen Bd. XIX, 2 — 4 (1904).
— K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft.
— Verein zur Verbreitung naturw. Kenntnisse: Schriften Bd. 44, 1903/4
und Bd. 45, 1904/5.
Wiesbaden s. Nassauischer Verein für Naturkunde.
Winterthur. Naturwiss. Gesellschaft.
Württemberg. K. statistisches Landesamt (Stuttgart): Württ. Jahr-
bücher für Statistik und Landeskunde Jg. 1904 Heft 2, Jg. 1905
Heft 1. — Deutsches meteorologisches Jahrbuch: Württemberg,
Jahrg. 1900 u. 1901.
— Württembergischer Schwarzwaldverein (Stuttgart) : ,,Aus dem Schwarz-
wald" Jahrg. XIII (1905).
Würzburg. Physikalisch-medizinische Gesellschaft: Sitzungsberichte
Jg. 1904. — Verhandlungen N. F. Bd. XXXVII (1905).
— XXVI —
Zürich. Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahresschrift Jahrg. 49,
1904, Heft 3 — 4; Jahrg. 50, 1905, Heft 1—2.
■ — s. auch Schweiz.
Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht für 1903,
109
M.
64 Pf.
14
„
40 „
709
,,
76 „
4500
,,
— „
150
,,
— „
95
— ,,
458
>.
68 „
221
20 „
168
50 „
Der
Rechiiungs- Abschluß
für das Vereinsjahr 1. Juli 1904/1905 stellt sich folgendermaßen:
Einnahmen:
Kassenstand am 1. Juli 1904
Dividende der Feuerversicherung f. d. Jahr 1904/05
Zins aus den Kapitalien
Mitgliedschaftsbeiträge von 900 Mitgliedern ä 5 M.
Für 150 Originaleinbände von Jahresheften ä 1 M.
,, im Buchhandel verkaufte Jahreshefte
,, gelieferte Separatabzüge 458
Vom Badischen Botanischen Verein für 500 Exem-
plare der Beilage zu Jahresheft 1905 ....
Ortszuschlag von 337 Stuttgarter Mitgliedern ä 50 Pf.
~6427 M. 18 Pf.
Ausgaben:
Vermehrung der Bibliothek
Buchbinderkosten
Herstellung der Jahreshefte und Separatabzüge
Expedition der Jahreshefte 451
Sonstige Porti
Honorare, Inserate, Einladungskarten, Saalmiete .
Unkosten der Pflanzengeographischen Kommission
,, ,, Zweigvereine
Steuer und Bankierkosten
~6344 M. 14 Pf.
Einnahmen 6427 M. 18 Pf.
Ausgaben 6344 ,, 14 ,,
Kassenstand auf I.Juli 1905 82 M. 04 Pf.
Vermögensberechnung.
Kapitalien nach Neunwert 19 600 M. — Pf.
Kassenstand 82 ,, 04 ,,
Vermögen auf 1. Juli 1905 19 682 M. 04 Pf.
Das Vermögen betrug am 1. Juli 1904 . 19 709 „ 64 „
es ergibt sich somit eine Abnahme gegen das Vor-
jahr von 27 M. 60 Pf.
Der Rechner: Dr. C. Beck.
Die Piechnung wurde geprüft und richtig befanden von
Hofrat C. Cleßler.
12 M.
06 Pf.
90 „
50 „
4944 „
83
451 „
85
90 ,,
50
579 „
94
9 „
10
115 „
65
49 „
71
— XXVIl —
Veränderungen im Mitgliederbestand.
Vom 1. April 1905 bis 31. Mai 1906 traten dem Verein folgende
45 Mitglieder bei:
Basler, Adolf, Dr. med., Assistent, Tübingen.
Bauer, Hugo, Dr., Assistent, Stuttgart.
Baur, Ernst, Hütteninspektor in Wasseralfingen.
Bertsch, Karl, Reallehrer, Mengen.
Blanck, Edwin, Dr., Kaiserslautern.
Bösenberg, Hans, Dr. phil., Zahnarzt, Stuttgart.
Braun, Karl, Tierarzt, Schwenningen.
Enslin, Eduard, Dr. med., Assistenzarzt, Stuttgart.
Etter, Dr. med., prakt. Arzt, Schwenningen.
Feser, Dr. med., prakt. Arzt, Altshausen.
Forschner jr., Zahnarzt, Biberach a. R.
Gran er, Oskar, Bankier, Biberach a. R.
Haug, Robert, Professor und Akademiedirektor, Stuttgart.
Jett er, Landrichter, Ravensburg.
Kaiser, Erwin, cand. pharm., Tübingen.
Keller, Max, cand. pharm., Tübingen.
Kno blich, Martin, Major a. D., Stuttgart.
Kr eh, Wilhelm, cand. rer. nat., Tübingen.
Kurtz, Forstamtmann, Tuttlingen.
Lang, Richard, stud. rer. nat., Eßlingen.
Link, Eugen, stud. rer. nat., Tübingen.
Mahler, E., Dr. med., prakt. Arzt, Dornstetten.
Martin, Dr. med., prakt. Arzt, Schwenningen.
Mancher, Joh. Bapt., Fabrikbesitzer, Waldsee.
Müller, Dr. med., prakt. Arzt, Schwenningen.
Müller, H., Dr. med., prakt. Arzt, Tuttlingen.
Münzhube r, A., Dr., Chemiker, Aulendorf.
Mutschier, Georg, Schwenningen.
Pahl, Albert, Oberreallehrer, Stuttgart.
R e e s , Oberreallehrer, Trossingen.
Röttgen, Theodor, Dr. phil., Privatier, Stuttgart.
Sautter, Otto, Apotheker, Horb.
Scheerer, W., Kommerzienrat, Fabrikant, Tuttlingen.
Schmid, Oberförster, Wolfegg.
Schmidt, Oskar, Dr. rer. nat., Chemiker, Assistent, Stuttgart.
Schmierer, Th., Dr. rer. nat., Landesgeologe, Berlin.
Schreiber, Eugen, Fabrikant, Schwenningen.
Seeger, Hermann, Kaufmann, Stuttgart.
Seydel, Emil, cand. rer. nat., Tübingen.
S p r a n d 1 , Eduard, Hauptmann u. Kompagniechef, Ludwigsburg.
Wanderer, K., Dr. phil., Stuttgart.
Wiedersheim, Eduard, Dr., Geh. Hofrat, Cannstatt.
Windisch, Karl, Dr., Professor, Hohenheim.
Wolf, August, Hofrat, Oberamtsarzt a. D., Stuttgart.
Wundt, W., Dr. phil., Stuttgart.
— XXVIII —
Durch Tod und Austrittserklärung schieden während derselben
Zeit aus dem Verein 47 Mitglieder:
V. Baehr, W., Privatgelehrter, Tübingen.
Bauer, C, Apotheker, Isny. f
Beck, Max, Ingenieur, Stuttgart.
B ehrend, P., Dr., Professor, Danzig. f
Braumüller, Chr., Brauereibesitzer, Schwenningen. f
V. Brill, Dr., üniversitätsprofessor, Tübingen.
Bu milier. Fr., Sanitätsrat, Ravensburg,
Clausnizer, Karl, Oberregierungsrat, Stuttgart, f
Dedekind, Major a, D., Rottweil.
Ebe, Oberförster, Pfronstetten.
Edel, Gustav, Apotheker, Saulgau.
Erhard, Rud., Dr. med., prakt. Arzt, Stuttgart.
Franck, Karl, stud. ehem., Stuttgart, f
Geiselhardt, Professor, Ravensburg, f
Hab er er, Oberstleutnant a. D., Stuttgart, f
Hegelmaier, F., Dr., Universitätsprofessor a. D. f
Heynold, Gurt, Gasinspektor, Eßlingen.
Imhof, Joseph, Oberförster a. D., Wolfegg.
K e p p 1 e r , Ernst, Stuttgart.
Kirn, Otto, Hilfslehrer, Stuttgart.
Kuen, Eduard, Kaufmann, Kißlegg.
Lambert, Baurat a. D., Cannstatt.
Lebkü ebner, Fr., Dr. med., prakt. Arzt, Neuenstadt a. K.
Lehner, Karl, Schloßgärtner, Aulendorf.
Motz, K., Dr. med., prakt. Arzt, Urach, j
Nördlinger, Julius, Oberförster in Pfalzgrafenweiler, f
Piedade, A., med. prakt. Arzt, Santa Cruz (Ost-Ind.).
v. Plato, Freiherr, Oberjägermeister a. D., Exz., Charlottenburg.
Probst, Jos., Dr., Kämmerer, Biberach a. R. t
Reich elt, K., Prof., Oberlehrer, Friedberg i. H. f
Rettich, C, Apotheker, Pfalzgrafenweiler.
Sannwald, Karl, Kommerzienrat, Bregenz.
S c h a i b 1 e , Fritz, Dr. rer. nat., Gewerbekammersekr., Stuttgart, f
Schariry, Oberförster, Tuttlingen.
Seh au ff 1er, Adolf, Professor, Heilbronn.
Sehiler, Theodor, Apotheker, Altensteig.
Schleicher, Oberförster, Ehingen.
V. Schmidsfeld, Fabrikant, Schmidsfelden. f
Schneckenburger, Eugen, Apotheker, Tuttlingen, f
S taiger, W., Dr. med., Oberarzt, Weissenau.
Stänglen, C, Apotheker, Tuttingen.
Steinthal, Dr. med., Prof., prakt. Arzt, Stuttgart.
Tesdorpf, Ludwig, Fabrikant, Stuttgart, f
Völmle, Ludw., Major a. D., Stuttgart.
Weyler, Robert, Kaufmann, Öhringen.
Ziegele, Hermann, Pfarrer, Reichenbach, f
V. Zip perlen, Wilh., Professor a. D., Stuttgart, f
Der Verein zählte somit am 1. Juni 1906 891 Mitglieder.
A^erzeichnis der Mitglieder
des
Vereins für vaterländische Naturkunde
in Württemberg.
Nach dem Stand ani 1. Juni 1906.
Die verehrlichen Mitglieder werden gebeten, alle etwaigen Veränderungen
ihres Wohnorts, ihrer Adressen und Titulatur an die Geschäftsstelle des Vereins
(Naturalienkahinett in Stuttgart) mitteilen zu wollen.
Protektor des Vereins:
Seine Majestät König Wilhelm II. von Württemberg.
Ehrenmitglied.
König von und zu Warthausen , Freiherr Karl Wilhelm Richard,
Dr. rer. nat., Warthausen. 1853*.
Korrespondierende Mitglieder.
Jäger, Gustav, Dr., Professor a. D. in Stuttgart. 1859.
Sclater, P. L., Dr., Sekretär d. zool. Ges. in London. 1867.
Koch, Ludwig, Dr., prakt. Arzt in Nürnberg. 1878.
Agassiz, Alexander, Dr., Direktor in Cambridge, Mass. 1879.
Balz, Erwin, Dr., Professor, Geh. Hofrat in Stuttgart. 1901.
Ordentliche Mitglieder.
S. K. Hoheit Herzog Albrecht von Württemberg. 1894.
S. K. Hoheit Herzog Robert von Württemberg. 1896.
S. Durchlaucht Herzog Wilhelm von Urach, Graf von Württem-
berg. 1893.
S. Durchlaucht Fürst Karl von Urach, Graf von Württemberg. 1891.
Abegg, H., Dr., prakt. Arzt in Tübingen. 1902.
Adelmann von Adelmannsfelden, Gustav Graf in Hohenstadt OA. Aalen.
1895.
V. Adelung, Alexander, Dr. phil., Versicherungsbeamter in Berlin. 1879.
V. Adelung, Olga, in Stuttgart. 1900.
Angele, Oberförster in Heggbach OA. Biberach. 1904.
Appenzeller, Dr. med., prakt. Arzt in Reutlingen. 1901.
Autenrieth, Traugott, Privatier in Stuttgart. 1879.
Bach, Heinrich, cand. rer. nat. in Tübingen. 1904.
Barth, Forstamtmann in Pfalzgrafenweiler. 1901.
Bartholomäi, Schullehrer in Nagold. 1897.
Basler, A., Dr. med., Assistent in Tübingen. 1905.
Bauer, Beruh., Apotheker in Buchau. 1895.
Die Zahl bedeutet das Jahr des Eintritts in den Verein.
— XXXII -
Bauer, Herrn., Dr., Korpsstabsapotheker in Stuttgart. 1895.
Bauer, Hugo, Dr., Assistent in Stuttgart. 1906.
Bauer, Ludwig, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1899.
Baur, Ernst, Hütteninspektor in Wasseralfingen. 1906.
Baur, G., Kommerzienrat in Biberach. 1903.
V. Baur, Karl, Dr., Präsident a. D. in Degerloeh. 1856.
Baur, Rieh., Dr., Professor in Stuttgart. 1896.
Beck, Karl, Dr. rer. nat. in Stuttgart. 1879.
Beck, R. Juhas, Dr. med., Stadtarzt in Mengen. 1875.
Becker, M., Kaufmann in Heilbronn. 1884.
Becker, Richard, Kaufmann in Heilbronn. 1898.
Beckh, Richard, Kaufmann in Bucheneck b. Heidelberg. 1902.
Beer, Karl, Pfarrer in Kolbingen. 1897.
Bender, Karl, Landgerichtsrat in Öhringen. 1904.
Benecke, E. W., Dr., Univ.-Professor in Strassburg. 1879.
Benkendörfer, Albert, OA.-Tierarzt in Reutlingen. 1903.
Benz, Eugen, cand. rer. nat. in Tübingen. 1904.
Bergeat, Alfred, Dr., Professor in Claustal i. Harz. 1900.
Bernecker, x\dolf, Oberreallehrer in Heilbronn. '1899.
V. Berner, F., Hofbaudirektor in Stuttgart. 1875.
Bertsch, Hermann, Dr., Oberamtsrichter in Crailsheim. 1879.
Bertsch, Karl, Reallehrer in Mengen. 1906.
Besigheim, Lehrerverein für Naturkunde. 1898.
Beurlen, Karl, Oberreallehrer in Aalen. 1900.
V. Biberstein, Max, Oberförster a. D. in München. 1875.
V. Biberstein, Julius, Oberförster in Rosenfeld. 1897.
Biesinger, Aug., Pfarrer in Dietingen OA. Blaubeuren. 1895.
Bilfinger, Aug., Dr., Fabrikant in Heilbronn. 1884.
Bilfinger, Ludwig, Forstmeister in Stuttgart. 1891.
Bilfinger, Kameralverwalter in Gmünd. 1899.
Binder, Alfred, Dr. med., prakt. Arzt in Neuffen. 1889.
Binder, Joh., Fabrikant in Ehingen. 1889.
Blanck, E., Dr., in Kaiserslautern. 1906.
Blezinger, Dr. med., Medizinalrat in Cannstatt. 1880.
Blezinger, Hofrat, Apotheker in Crailsheim. 1883.
Blezinger, Th., Dr. phil., Apotheker in Hall. 1904.
Blind, Dr., Dekan in Weikersheim. 1902.
Blochmann, F., Dr., Univ.-Professor in Tübingen. 1898.
Blümer, Gustav, Stadtbauinspektor in Esslingen. 1903.
Bohnenberger, Oberförster in Altheim OA. Ulm. 1897.
— XXXIII —
Bohnert, Aug., Bergrat in Kochendorf. 1898.
Bökeler, Anton, Professor in Ravensburg. 1895.
Bornitz, G., Dr. med., prakt. Arzt in Bensheim a. d. L. 1895.
Bosch, Robert, Elektrotechniker in Stuttgart. 1895.
Bösenberg, Hans, Dr. phil. in Stuttgart. 1905.
Bossler, Chr., Schullehrer in Pfullingen. 1903.
V. Bourdon, Chemiker in Allmendingen OA. Ehingen a. D. 1899.
V. Branco, W., Dr., Geheimer Bergrat, Professor in Berlin. 1890.
Brändle, Joh., Reallehrer in Ehingen. 1888.
Bräuhäuser, Manfred, Dr. rer. nat. in Cannstatt. 1902.
Braun, Karl, Dr., Assistent in Amani, Deutsch-Ostafrika. 1901.
Braun, Karl, Tierarzt in Schwenningen a. N. 1905.
Braun, Dr. med., Sanitätsrat, Distriktsarzt in Winnenden. 1874.
Bretschneider, Wilhelm, Dr., Professor in Stuttgart. 1877.
Breunlin, Oberreallehrer in Schwenningen a. N. 1901.
Brinzinger, Adolf, Stadtpfarrer in Oberndorf a. N. 1904.
V. Brockmann, Heinr., Oberbaurat a. D. in Stuttgart. 1866.
Bruckmann jun., P., Fabrikant in Heilbronn. 1898.
Bruder, Karl, Rektor in Biberach. 1899.
Bubeck, Ad., Kaufmann in Stuttgart. 1892.
Buchner, 0., Dr., Assistent am K. Naturalienkabinett in Stuttgart. 1890.
Bühler, Anton, Dr., Universitätsprofessor in Tübingen. 1903.
Bujard, A., Dr., Vorstand des städt. Laboratoriums in Stuttgart. 1896.
Bumiller, Friedrich, Sanitätsrat in Ravensburg. 1874.
Buob, Paul, Sahnenverwalter in Sulz. 1897.
V. Burckhardt, H., Dr. med., Obermedizinalrat in Stuttgart. 1881.
V. Burgdorf, Alexander, Direktor in Rottweil. 1903.
V. Burk, Rudolf, Dr. med., General-Oberarzt in Ulm. 1874.
Bürker, K., Dr., Prof., Privatdozent in Tübingen. 1899.
Bürklen, Professor in Gmünd. 1884.
Büttner, Dr. med., Oberamtswundarzt in Freudenstadt. 1900.
Camerer, Wilhelm, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1904.
Camerer, Dr. med., prakt. Arzt in Freudenstadt. 1904.
Camerer, Dr., Medizinalrat, Oberamtsarzt a. D. in Urach. 1896.
Clausnizer, Konrad, Baurat, Betriebsbauinspektor in Ludwigsburg. 1879.
Clessin, S., Eisenbahnstations-Vorstand a. D. in Regensburg. 1873.
Clessler, Chr., Hofrat in Stuttgart. 1876.
Comraerell jun., Karl, Kaufmann in Höfen. 1899.
Correns, Karl, Dr., Univ. -Professor in Leipzig. 1897.
Cranz, Heinrich, Professor in Stuttgart. 1882.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. C
— XXXIV —
Dais, Oberförster in Schönmünzach. 1902.
Dambacher, Oberamtstierarzt in Öhringen. 1903.
Deahna, A., Dr. med., Hofrat, prakt. Arzt in Stuttgart. 1895.
Deffner, Piichard, in EssHngen. 1897.
Denzler, Berthold, Dr. med. vet., in Stuttgart. 1903.
Dieterich, Viktor, Forstamtmann in Schussenried. 1905.
Dieterle, Apotheker in Pheningen. 1902.
Dietlen, H., in Heidenheim. 1900.
Dietlen, Rudolf, Dr. med., Oberstabsarzt in Stuttgart. 1891.
Dietmann, Professor in Esslingen. 1901.
Dietrich, Wilh., Dr., Assistent in Danzig-Langfuhr. 1902.
Dietter, Dr. med., prakt. Arzt in Merklingen. 1895.
Diez, Rudolf, Dr., Rektor in Heilbronn. 1895.
Dimler, Friedr., Staatsanwalt in Ellwangen. 1900.
Distler, Dr. med., Hofrat, Augenarzt in Stuttgart. 1895.
V. Ditterich, Apotheker in Möhringen a. F. 1894.
Dittus, W., Baurat in Kisslegg. 1876.
Döser, Professor in Rottweil. 1901.
Dorn, Ludw., Dr., Fabrikdirektor in Stuttgart. 1882.
Drausnick, Friedr., Hauptmann in Weingarten. 1899.
Drucker, Otto, Dr. med., Augenarzt in Stuttgart. 1903.
Dulk, Max, Bauinspektor in Ravensburg. 1904.
Duttenhofer, Max, Dr., in Rottweil. 1904.
Duvernoy, Julius, Kaufmann in Stuttgart. 1896.
Eberhardt, Oberreallehrer in Metzingen. 1902.
Eberhardt, Dr., Oberförster in Langenbrand 0.-^. Neuenbürg. 1895.
Eberhardt, Professor in Esslingen. 1882.
Eberle, Gustav, Dr. phil., Chemiker in Stuttgart. 1898.
Ehingen, Lehrerverein für Naturkunde. 1896.
V. Eck, Heinrich, Dr., Professor a. D. in Stuttgart. 1871.
Eggler, Professor am Gymnasium in Ehingen. 1901.
Ehemann, Rektor am Gymnasium in Ravensburg. 1900.
Ehrhardt, Rud., Dr. med., Oberarzt in Winnental. 1898.
Ehrle sen., Karl, Dr. med., Sanitätsrat in Isny. 1873.
Ehrle, Wilhelm, Bankier in Ravensburg. 1882.
Eichler, Julius, Professor, Konservator in Stuttgart. 1885.
Eisele, Hermann, Dr. rer. nat., in Stuttgart. 1905.
Eisele, Wilhelm, Stadtschultheiss in Balingen. 1882.
Eisenbach, Oberförster in Königsbronn. 1899.
Eisenlohr, Theodor, Oberförster in Waidenbuch. 1883.
— XXXV -
Eiben, Rudolf, Dr. med., Med.-Rat. prakt. Arzt in Stflttgart. 1879.
Endriss, Karl, Dr., Prof., Privatdozent in Stuttgart. 1883.
Engel, Theodor, Dr., Pfarrer in Klein- Eislingen. 1867.
Engelhorn, Dr. med., Med.-R., Oberamtsarzt in Göppingen. 1885.
Enslin, Ed., Dr. med., Augenarzt in Fürth. 1905.
Entress, Ernst, Professor in Stuttgart. 1893.
Entress, Franz, Fabrikant in Stuttgart. 1899.
Epp, C, Dr. med., prakt. Arzt in Offenburg, Baden. 1898.
Epstein, Leopold, Geologe in Stuttgart. 1903.
Erhardt, C. A., Kaufmann in Stuttgart. 1899.
Essig, Hermann, Dr., Med.-Rat, Oberamtsarzt in Ravensburg. 1880.
Esslingen, Lehrerverein für Naturkunde. 1900.
Etter, Dr., in Schwenningen. 1905.
V. Euting, August, Präsident in Stuttgart. 1875.
Eytel, Dr. med., Oberamtswundarzt in Spaichingen. 1901.
V. Faber, Dr., Exzellenz, Staatsminister a. D. in Stuttgart. 1861.
Faber, Adolf, Landgerichtsrat in Stuttgart. 1899.
Faber, Alb., Kommerzienrat in Gmünd. 1900.
Fahrbach, K., Schullehrer in Eningen u. Achalm. 1903.
Fauser, Aug., Dr. med., Sanitätsrat in Stuttgart. 1899.
Fehling, Dr., Geh. Med.-Rat, Univ. -Professor in Strassburg. 1879.
Feser, Dr. med., prakt. Arzt in Altshausen. 1905.
Fetscher, M., Professor in Geislingen. 1876.
Feucht, Otto, Forstassessor in Obertal, OA. Freudenstadt. 1900.
Fieseier, Joseph, Pfarrer in Wildpoltsweiler. 1876.
Finckh, Eberhard, Dr. med., Assistenzarzt in Tübingen. 1903.
Finckh, Ludw., Dr., Landesgeologe in Berlin. 1895.
Fischer, F. J., Oberförster in Wangen. 1876.
Falscher, Heinrich, Präparator am K. ^aturalienkab. in Stuttgart. 1890.
Fischer, Professor in Rottweil. 1901.
V. Fischer- Weikersthal , Oberstleutnant und Bezirkskommandeur in
Rottweil. 1901.
Fitting, Hans, Dr., Privatdozent in Tübingen. 1904.
Fleck, Schulinspektor in Rottweil. 1905.
Fleischer, Bruno, Fabrikant in Stuttgart. 1878.
Forschner jr.. Zahnarzt in Biberach. 1905.
Fraas, Eberhard, Dr., Professor, Konservator in Stuttgart. 1890.
Franck, Julius, Dr. med.. Stabsarzt a. D. in Stuttgart. 1880.
Frank, Oberreallehrer in Esslingen. 1901.
Frank, Hermann, Diplomingenieur in Ulm. 1904.
c*
— XXXVI -
Frank, Karl, Rr. med., prakt. Arzt in Kirchheira u. T.
Frank, Reinhold, Oberforstrat a. D. in Ulm. 1869.
V. Freyberg-Eisenberg, Albrecht, Freiherr in Allmendingen. 1895.
Fricker, A., Dr. med., Oberamtsarzt in Nagold. 1895.
Fricker, G., fürstl. Sekretär in Wurzach. 1903.
Fricker, Karl, Dr. med., prakt. Arzt in Döbeln. 1895.
Fries, S., Dr. med.. Geh. Sanitätsrat in Nietleben. 1872.
Friess, Gotthilf, Hauptlehrer in Stuttgart. 1900.
Fritz, Franz, Dr., Prosektor in Stuttgart. 1903.
Fruwirth, C, Professor in Hohenheim. 1901.
Fünfstück, Moritz, Dr., Prof. a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1886.
V. Gaisberg-Schöckingen, Friedrich, Freiherr in Schöckingen. 1885.
Gastpar, A., Dr. med., Stadtarzt in Stuttgart. 1899.
Gaub, Friedr., cand. rer. nat. in Tübingen. 1903.
Gaus, Eugen, Professor in Heidenheim. 1883.
Geck, Erwin, Dr., Hilfslehrer in Gmünd. 1901.
Gehring, Hermann, Stadtpfarrer in Reutlingen. 1895.
Geiger, Joseph, Pfarrer in Horgenzell. 1890.
Geiger, Paul, Dr. rer. nat.. Hilfslehrer in Gmünd. 1901.
Geologisches Institut des Museums für Naturkunde in Berlin. 1899.
Gerok, Christoph, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1885.
Geyer, David, Mittelschullehrer in Stuttgart. 1884.
Geyer, Heinr., Dr., Hofrat, Apotheker in Stuttgart. 1880.
Giessler, Herm., Professor a. d. Baugewerkschule in Stuttgart. 1896.
Glatz, Adolf, Fabrikant in Stuttgart. 1879.
Glemser, Julius, Oberreallehrer in Eningen. 1904.
Glükher, Stadtschultheiss in Rottweil. 1901.
Gmelin, Friedrich, Dr., Oberfinanzrat in Stuttgart. 1895.
Gmehn, Gustav, Apotheker in Winnenden. 1898.
Gmehn, J., Dr. jur., Landgerichtsrat in Stuttgart. 1899.
Gmelin, Walter, Dr., Prof. a. d. Tierärztl. Hochsch. in Stuttgart. 1888.
Gmünd, Verein für Naturkunde. 1897.
Gönner, Friedr., Oberförster in Oberndorf. 1904.
Goppelt, Professor in Öhringen. 1904.
Götz, Josef, Dr. in Ravensburg. 1877.
Götz, Martin, Schullehrer in Heilbronn. 1888.
Göz, Dr. med., Oberamtswundarzt in Nürtingen. 1903.
Gradmann, Robert, Dr., üniversitäts-Bibliothekar in Tübingen. 1893.
Graner, Ferd., Ober-Landesgerichtsrat in Stuttgart. 1891.
V. Graner, Friedrich, Dr., Forstdirektor in Stuttgart. 1895.
- XXXVII -
Graner, Oscar, Bankier in Biberach. 1906.
V. Graner, W., Baudirektor in Stuttgart. 1876.
Gres.ser, Pfarrer in Untermarchtal. 1875.
Grethe, Carlos, Professor a. d. Akad. d. bild. Künste in Stuttgart. 1903.
Griesinger, Theodor, Hilfslehrer in Stuttgart. 1900.
Gross, Kommerzienrat, Fabrikant in Piottweil. 1901.
Gross, Dr. med., Direktor in Schussenried. 1895.
Gross, Wilhelm, Dr., Professor in Geislingen. 1900.
Grözinger, Eugen, Rektor der Realschule in Schorndorf. 1900.
V. Grützner, Paul, Dr., Üniv.-Professor in Tübingen. 1899.
Grundler, Professor in Rottweil. 1901.
Gsell, Oberbaurat in Stuttgart. 1902.
Gugenhan, Max, Baurat in Stuttgart. 1900.
Gussmann, Pfarrer in Eningen u. A. 1878.
Gussmann, Karl, Pfarrer in Gutenberg. 1898.
Gutowski, Alexander, Zahnarzt in Gmünd. 1900.
Haag, A., Dr. med., Oberamtsarzt in Wangen i. A. 1904.
Haag, Friedr., Professor in Stuttgart. 1882.
Haage, Konrad, Rektor in Esslingen. 1879.
Haas, Aug., Dr., Professor in Stuttgart. 1885.
Haas, C, Dr. rer. nat., Assistent in Tübingen. 1895.
Haas, H. J., Dr., Univ.-Professor in Kiel. 1879.
Haasis jun., Dr. med., prakt. Arzt in Maulbronn. 1899.
Habermaas, Oberförster in Mössingen. 1905.
Hacker, Val, Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1891.
Häckler, pens. Lehrer in Waldsee. 1873.
Hagenbucher jun., Karl, Kaufmann in Heilbronn. 1884.
Hahn, Wilhelm, Dr. med., prakt. Arzt in Crailsheim. 1897.
Hähnle, Dr. med., prakt. Arzt in Reutlingen. 1903.
Hähnle, Frau L., in Stuttgart. 1904.
Hähnle, Hans, Kommerzienrat in Stuttgart. 1899.
Haidien, Richard, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1888.
Haist, Professor in Tübingen. 1891.
Haizmann, Wilhelm, Dr., Professor in Gmünd. 1902.
Haller, Alb., Oberreallehrer in Esslingen. 1904.
Hamlyn-Harris, Ronald, Dr. in Toowoomba, Queensland. 1899.
Hammer, E., Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1886.
Hammer, Friedr., Dr. med., Stadtarzt in Stuttgart. 1895.
Happel, Theodor, Privatier in Stuttgart. 1877.
Happold, Aug., Fabrikant in Feuerbach. 1891.
— XXXVIII -
Härle, Heinrich, in Aulendorf. 1896.
Hartmann, Albert, Kommerzienrat in Heidenheim. 1899.
Hartmann, Dr. med., Oberaratsarzt in Herrenberg. 1886.
Hartmann, Julius, Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 1902.
Hassert, K., Dr., Professor a. d. Handelshochschule in Köln a. Rh. 1899.
Hauber, W., Reallehrer a. D. in Stuttgart. 1902.
Hauff, Bernhard, in Holzmaden. 1893.
Hang, Albert, Professor in Ulm. 1883.
Haug, Gustav, Dr., Forstrat in Stuttgart. 1891.
Hang, Lorenz, Professor in Ravensburg. 1881.
V. Haug, Robert, Professor a. d. Akad. d. bild. Künste in Stuttgart. 1905.
Haug, Rektor in Freudenstadt. 1890.
Haug, Stadtbaumeister in Rottweil. 1901.
Hausner, Rud., Apotheker in Schussenried. 1900.
Häussermann, K., Dr., Professor a. D. in Stuttgart. 1892.
Haussier, Oberförster in Weilheim u. T. 1900.
Hedinger, A., Dr. med., Medizinalrat in Stuttgart. 1875.
Heilbronn, K. Gymnasium. 1884.
Heilbronn, Lehrerverein für Naturkunde. 1888.
Heimsch, Ad., Apotheker in Esslingen. 1889.
Hein, Walter, Dr. in München. 1903.
Heinz, Rektor der Bürgerschule in Stuttgart. 1901.
V. Hell, Karl, Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1879.
Henle, August, Forstverwalter in Hosskirch. 1875.
Henninger, Gustav, cand. rer. nat. in Tübingen. 1904.
Henzler, Maschineninspektor in Rottweil. 1901.
V. Herman, Beno, Freiherr, K. Kammerherr auf Wain. 1875.
Hermann, Julius, Lehrer in Murr. 1894.
Herrmann, Adolf, Ingenieur in Stuttgart. 1903.
Herzog, Robert, Bergrat in Wasseralfingen. 1888.
Hess, Dr. med., prakt. Arzt in Rottweil. 1903.
Hesse, 0., Dr., Hofrat, Fabrikdirektor in Feuerbach. 1875.
Hesse, Richard, Dr., Prof., Privatdozent in Tübingen. 1894
Hetsch, Rud., Buchhändler in Biberach. 1882.
Hezel, Landgerichtsrat in Heilbronn. 1895.
Hiller, Forstmeister in Herrenalb. 1883.
Hiller, Chr., Baurat in Leutkirch. 1881.
Hinderer, Dr. med., prakt. Arzt in Heilbronn. 1898.
Hirzel, Forstmeister in Rottweil. 1893.
Hochstetter. Fr.. Pfarrer in Neunkirchen, Nieder- Österreich. 1892.
- XXXIX —
Höchstetter, Gotthold, Rektor in Reutlingen. 1880.
Hoffmann, R., Dr., Tierarzt in Berlin. 1897.
Hofmann, Fr., Oberförster in Reichenbach a. cl. Miirg. 1900.
V. Hohenlohe-Langenburg, Fürst Hermann, Durchlaucht, Kaiserl.
Statthalter in Elsass-Lothringen, in Strassburg und Langenburg.
1880.
Holland, Friedr., Oberförster in Heimerdingen. 1890.
Holtzmann, C. E., Bergrat in Friedrichstal. 1885.
Hölzle, A., Apotheker in Kirchheim u. T. 1893.
Honeker, Oberamtstierarzt in Maulbronn. 1903.
Honold jr., Hermann, Apotheker in Dürrmenz-Mühlacker. 1902.
Hopf, Ludwig, Dr. med., Privatier in Stuttgart. 1881.
Höring, Dr., Hofrat, Oberamtsarzt in Weinsberg. 1880.
Hory, Paul, Professor in Calw. 1898.
Hoser, Hermann, Buchhändler in Stuttgart. 1899.
Huber, J. Gh., Dr., Med.-R., Ober-Landgerichtsarzt in Memmingen. 1882.
Huber, Julius, Hofrat, Direktor in Stuttgart. 1895.
Hüeber, Theodor, Dr. med., Generaloberarzt a. D. in Ulm. 1883.
V. Huene, F., Freiherr, Dr., Privatdozent in Tübingen. 1899.
V. Hüfner, Gustav, Dr., Univ. -Professor in Tübingen. 1893.
Hug, Otto, Dr., Privatgelehrter in Tübingen. 1905.
Hundeshagen, Franz, Dr., Chemiker in Stuttgart. 1890.
Jäger, Eugen, Xylograph in Stuttgart. 1893.
V. Jakob, R., Oberst a. D. in Cannstatt. 1898.
Jetter, Landrichter in Ravensburg. 1905.
V. Jobst, Julius, Dr., Geh. Hofrat in Stuttgart. 1885.
Johner, A. L. B., Verwaltungsaktuar in Riedlingen a. D. 1902.
Joos, Carlo, stud. phil. in Stuttgart. 1900.
Issler, A., cand. rer. nat. in Tübingen. 1905.
Junker, Friedr., Dr., Professor in Stuttgart. 1893.
V. Jürgensen, Theodor, Dr., Univ. -Professor in Tübingen. 1881.
Kachel, Apotheker in Reutlingen. 1903.
Käfer, Oberförster in Schussenried. 1904.
Kaestle, Johannes, Dr. med., OA.-Wundarzt in Wangen i. Algäu. 1898.
Kaiser, Erwin, Apotheker in Pfullingen. 1905.
Kapp, Eugen, Apotheker in Königsbronn. 1901.
Kauffmann, Hugo, Dr., Professor, Privatdozent in Stuttgart. 1898.
Kees, J. N., Weinhändler in Waldsee. 1874.
Kees, Karl, Kaufmann in Waldsee. 1894.
Keller, Eugen, Oberforstrat in Stuttgart. 1882.
— XL —
Keller, Max, cand. pharm, in Tübingen. 1905.
Keller, Walther, Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 1904.
Kern, Karl, Professor in Stuttgart. 1887.
Kerner, Theobald, Dr., Hofrat in Weinsberg. 1867.
Kerz, Fritz, Inspektor, Präparator am K. Nat.-Kab. in Stuttgart. 1885.
Kick, Lehrer in Biberach. 1901.
Kienzle, Oberförster in Freudenstadt. 1884.
Kiesel, Karl, Dr., Assistent in Stuttgart. 1903.
Kiess, Oberamtstierarzt in Tübingen. 1897.
Kirchner, 0., Dr., Profe.ssor in Hohenheim. 1878.
Kirn, Adolf, Apotheker in Nürtingen. 1893.
Klein, Adolf, Dr. med., Divisionsarzt a. D. in Ludwigsburg. 1884.
Klein, L., Oberreallehrer in Kirchheim u. T. 1903.
Klett, Ernst, Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 1897.
Klett , R. , Dr. , Professor a. d. Tierärztlichen Hochschule in Stutt-
gart. 1897.
Klinckerfuss, A., Kaufmann in Stuttgart. 1877.
Klopfer, Gustav, Schullehrer in Stuttgart. 1896.
Klumpp, Major z. D. und Bezirkskommandeur in Oberndorf. 1904.
V. Klüpfel, Gustav, Dr., Bergratsdirektor in Stuttgart. 1884.
Klüpfel, Dr. med., Sanitätsrat in Urach. 1890.
Klunzinger, C. B., Dr., Professor a. D. in Stuttgart. 1862.
Knapp, Dekan in Ravensburg. 1895.
Knapp, Alfred, Hüttenverwalter in Königsbronn. 1892.
Knapp, Alfred, cand. rer. nat. in Tübingen. 1905.
Kneile, Max, Oberreallehrer in Ludwigsburg. 1900.
Knoblich, Martin, Major a. D. in Stuttgart. 1906.
KnoU, Eugen, Baurat, Eisenbahnbauinspektor in Heidenheim. 1899.
Kober, Fr., Hofrat, Redakteur in Stuttgart. 1878.
Koch, Karl, Professor in Cannstatt. 1901.
Koch, K. R., Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1892.
Koch, Paul, Dr., Apotheker in Neuffen. 1890.
Koch, Theodor, Apotheker in Stuttgart. 1897.
Koch, Wilh., Dr. med., Generaloberarzt a. D., Stuttgart. 1885.
Koch, Forstmeister in Heilbronn. 1884.
Kohl, Karl, Dr. phil.. Privatgelehrter in Stuttgart. 1895.
Kohler, Martin, Seminaroberlehrer in Esslingen. 1898,
Koken, Ernst, Dr., Üniv.-Professor in Tübingen. 1895.
Kommereil, Dr., Profe.ssor in Heilbronn. 1900.
König, Paul, Apotheker in Stuttgart. 1902.
- XLI —
König von und zu Warthausen, Hans, Freiherr, Amtsrichter in
Biberach. 1902.
König von und zu Warthausen, Fritz, Freiherr, in Sommershausen. 1897.
V. Königsegg-Aulendorf, Franz, Graf, Erlaucht, in Aulendorf. 1882.
Königshöfer, Oskar, Dr., Sanitätsrat, Professor in Stuttgart. 1898.
Kopp, Pfarrer in üpfingen. 1895.
Kost, Landwirtschaftsinspektor in Ravensburg. 1894.
Köstlin, Albert, Landes-Ökonomierat in Ochsenhausen. 1893.
Köstlin, W., Dr., Professor a. d. Baugewerkschule in Stuttgart. 1897.
Krämer, Aug., Dr., Professor, Marine-Oberstabsarzt in Kiel. 1896.
Kranz, W., Oberleutnant in Neu-Breisach (Elsass). 1903.
Krauss, B., Apotheker in Esslingen. 1901.
Krauss, Eugen, Apotheker in Göppingen. 1895.
Krauss, Hermann, Dr. med., prakt. Arzt in Tübingen. 1864.
Krauss, Friedr., Fabrikant in Ravensburg. 1892;
Kräutle, Viktor, Pfarrer in Fulgenstadt. 1885.
Kreh, Wilhelm, cand. rer. nat. in Tübingen. 1906.
Kreuser, Dr., Medizinalrat, Direktor in Winnental. 1884,
Krieg, Ernst, Fabrikdirektor in Stuttgart. 1897.
Krieg, Robert, Dr. med.. Geh. Hofrat in Stuttgart. 1879.
Krimmel, Otto, Dr., Professor in Stuttgart. 1882.
Kröner, Alfred, Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 1898.
Krumm, Oberpräzeptor in Hohenheim. 1895.
Kuhn, E., stud. rer. mach, in Stuttgart-Berg. 1903.
Kuhn, E., Dr., Oberamtstierarzt in Künzelsau. 1897.
Kuli, Albert, Tiermaler in Stuttgart. 1884.
Kumpf, Georg, Dr., Apotheker in Neckarsulm. 1904.
Kurtz, Forstamtmann in Tuttlingen. 1905.
Kurtz, G., Dr. med., Stabsarzt a. D.in Stuttgart. 1879.
Kurtz, Karl M., Dr., Professor a. D. in Ellwangen. 1875.
Kurtz, Paul, Kommerzienrat, Buchhändler in Stuttgart. 1898.
Kurz, Oberförster in Zwiefalten. 1900.
Laible, Michael, Apotheker in Stuttgart. 1903.
Lampert, Kurt, Dr., Oberstudienrat. Konservator in Stuttgart. 1884.
Lamprecht, Kaplan in Kisslegg. 1904.
V. Landbeck, Karl, Generalauditeur a. D. in Stuttgart. 1875.
Landerer, Gustav, Dr. med., Sanitätsrat in Göppingen. 1880.
Landerer, Heinr., Dr. med., Hofrat, prakt. Arzt in Göppingen. 1885.
Landerer, Richard, Ökonomierat in Göppingen. 1881.
Landerer, Dr. med., Hofrat in Kennenburg. 1888.
— XLII —
Lang, Richard, stud. rer. nat. in Esslingen. 1905.
Lang, Robert, Professor in Stuttgart. 1898.
Lang, Wilh., Dr. rer. nat., Assistent in Hohenheira. 1904.
Lange, Ludwig, Dr., Privatgelehrter in Tübingen. 1902.
Langer, Karl, Kaufmann in Heilbronn. 1898.
Lauffer, Friedr., Seminaroberlehrer in Esslingen. 1891.
Lausterer, Fr., Oberförster in Freudenstadt. 1903.
Lautenschlager, H., Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1898.
Lazarus, Martha, Amtsgerichtsratsvvitwe in Stuttgart. 1903.
V. Leemann, J., Dr., üniversitätsprofessor a. D. in Stuttgart. 1903.
Leibbrand, Max, Baurat, Landesbaumeister in Sigmaringen. 1884.
Lerch, Eduard, Bergrat in Wilhelmshütte bei Schussenried. 1898.
Lessing, Anton, Fabrikant in Oberlahnstein. 1895.
Letsche, Eugen, Dr. Assistent in Tübingen. 1900.
Leube, G., Dr., Apotheker in Ulm. 1868.
Leuze, A., Fabrikant in Owen. 1898.
Levi, Dr. med., prakt. Arzt in Pfalzgrafenweiler. 1895.
Lichtenberger, Theodor, Kommerzienrat in Heilbronn.
Lieb, Dr. med., Oberamtsarzt in Freudenstadt. 1882.
Liesching, Dr. med., prakt. Arzt in Königsbronn. 1882.
V. Linden, Hugo, Freiherr, Geh. Legationsrat in Stuttgart. 1879.
V. Linden, Karl, Graf, K. Oberkammerherr a. D. in Stuttgart. 1895.
V. Linden, Maria, Gräfin, Dr., Assistentin in Bonn. 1892.
Link, Eugen, stud. rer. nat. in Tübingen. 1906.
Link, Ludwig, Fabrikant in Heilbronn. 1884.
Loebell, W., Dr., Direktor in Klein-Zschachwitz. 1897.
Löffler, Oberlehrer in Heidenheim. 1899.
Lökle, Ferdinand, Professor a. D. in Stuttgart. 1856.
Lörcher, Otto, Dr., Oberreallehrer in Schwenningen a. N. 1901.
Losch, Fr., Dr., Pfarrer in Grimmelfingen OA. Ulm. 1895.
Losch, H., Dr., Oberfinanzrat in Stuttgart. 1895.
Ludwig, Felix, Oberförster in Hofstett. 1890.
Ludwig, Emil, Dr. med., Oberamtsarzt in Leonberg. 1881.
Lueger, 0., Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1898.
Lufft, Gotthilf, Fabrikant in Stuttgart. 1879.
Luppold, Gottlob, Pfarrer a. D. in Stuttgart. 1903.
Lüpke, Friedr., Professor a. d. Tierärztl. Hochsch. in Stuttgart. 1895.
Lutz, Hermann, Apotheker in Öhringen. 1904.
Lutz, K. G., Dr., Schullehrer in Stuttgart. 1897.
Maag, Karl, Stadtpfleger in Ehingen 1882.
- XLIII —
Mack, K., Dr., Professor in Holienheim. 1889.
Mahler, E., Dr. med., prakt. Arzt in Dornstetten. 1905.
Mahler, Gottfried, Professor in Ulm. 1879.
Maier, Herrn. Nie, Dr. rer. nat., Assistent in Tübingen. 1903.
Maier, Otto, Verlagsbuchhändler in Ravensburg. 1895.
Maier, Paul, Professor in Metzingen. 1895.
Majer, Professor in Esslingen. 1901.
Majer, Dr. med., Med.-Rat, Oberamtsarzt in Heilbronn. 187ß.
Majer, L., Dr., Gymnasialrektor a. D. in Tübingen. 1901.
Maiter, Rektor in Heidenheim. 1899.
Mangold, Karl, Dr. med., prakt. Arzt in Esslingen. 1897.
Mangold, Kasimir, Schullehrer in Ulm. 1874.
Mann, Gustav, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1899.
Marmeln, Professor in Ulm. 1899.
Martin, Dr. med., prakt. Arzt in Schwenningen a. N. 1905.
Mauch, Chr., Professor a. d. Handelsschule in Stuttgart. 1887.
Manch, Richard, Dr., Apotheker in Göppingen. 1903.
Mancher, Joh. Bapt., Fabrikbesitzer in Waldsee. 1905.
Mäule, Christian, Dr., Professor in Cannstatt. 1890.
Mayer, Adolf, Apotheker in Rosenfeld OA. Sulz. 1902.
Mayer, Emil, Stadtbaurat in Stuttgart.
Mayer, Franz, Dr., in Ochsenhausen. 1875.
Mayer, Paul, Dr. med., prakt. Arzt in Heilbronn. 1884.
V. Mayer, Paul, Oberregierungsrat in Stuttgart. 1875.
Mayer, Rudolf, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1899.
Mayser, W., Oberförster in Schöntal. 1890.
Megenhart, Amtsrichter in Ohringen. 1904.
Mehmke, Rud., Dr., Professor a. d. techn. Hochsch. in Stuttgart. 1898.
Melchior, A., Kommerzienrat in Nürtingen. 1882.
Merkel, Ferd., Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1898.
Metzger, C, Dr., Hofapotheker in Wildbad. 1902.
Meyer, Ludwig, Dr., in Degerloch. 1894.
Mezger, Otto, Dr., Assistent in Stuttgart. 1903.
Mezger, Stadtpfarrer in Haiterbach. 1880.
Miller, K., Dr., Professor in Stuttgart. 1867.
Missmahl, Dr. med., Oberamtsarzt in Riedlingen. 1895.
Mohl, E., Dr.. Chemiker in Stuttgart. 1901.
Möhler, Oberbürgermeister in (imünd. 1900.
Mohr, Hermann, Privatier in Stuttgart. 1857.
Mönig, Joseph, Stadtpfarrer in Mengen. 1878.
— XLIV —
Morgen, Dr., Professor in Hohenheim. 1895.
Muif, Landgerichtsrat in Reutlingen. 1897.
Mühlschlegel, Albert, Dr. med., Stabsarzt in Stuttgart. 1899.
Müller, Apotheker in Spaichingen. 1882.
Müller, Christian, Oberlehrer in Heidenheim. 1879.
Müller, Dr. med., Oberamtsarzt in Oberndorf a. N. 1904.
Müller, Dr. med., prakt. Arzt in Schwenningen a. N. 1905.
Müller, E., Apotheker in Stuttgart. 1900.
Müller, Eberhard, Dr. med., Med.-Rat, Oberamtsarzt in Calw. 1874.
Müller, Ernst, Dr. med., Professor, prakt. Arzt in Stuttgart. 1893.
Müller, F., Kaplan in Eberhardzell. 1898.
Müller, H., Dr. med., prakt. Arzt in Tuttlingen. 1905.
Müller, Hermann, Forstrat in Stuttgart. 1897.
Müller, Joseph, Dekan, Stadtpfarrer in Saulgau. 1886.
Müller, Karl, Stadtschultheiss in Biberach. 1887.
Müller, Karl, Rektor a. d. Realschule in Schwenningen a. N. 1900.
Müller, Max, Dr. med., prakt. Arzt in Gaisburg. 1902.
Müller, Rektor in Tuttlingen. 1895.
Müller, Salinenverwalter in Hall. 1895.
Munk, Reinh., Dr. med., prakt. Arzt in Göppingen. 1885.
Münzenmaier, Emil, Professor in Stuttgart. 1881.
Münzhuber, Dr., Chemiker in Aulendorf. 1906.
Münzing, Albert, Fabrikant in Heilbronn. 1866,
Mülberger, A., Dr. med., Oberamtsarzt in Crailsheim. 1877.
Musculus, Ludwig, Dr. phil., Privatier in Stuttgart. 1896.
Mutschier, Georg, in Schwenningen a. N. 1905.
Nagel, Otto, Oberforstrat in Stuttgart. 1883.
Nagel, Joseph, Pfarrer in Hundersingen. 1883.
Nagel, Julius, Forstrat in Stuttgart. 1895.
Nagel, Ludwig, Oberamtstierarzt in Ulm. 1889.
Nägele, E., Professor in Tübingen. 1893.
Nägele, Erwin, Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 1894.
Nestle, Paul, Regierungsbaumeister in Karlsruhe. 1884.
Nestlen, Paul, Dr. med., Oberamtswundarzt in Neckarsulm. 1903.
Neuffer, Eugen, Oberstudienrat, Rektor in Ulm. 1896.
Neunhöffer, Otto, Forstassessor in Wildbad. 1895.
Nickel, Adolf, Oberregierungsrat, Stadtdirektor in Stuttgart. 1899.
Nies, Profe.ssor in Tübingen. 1895.
Niethammer, Hermann, Hauptmann in Stuttgart. 1889.
Nill, Adolf, Tierarzt in Stuttgart. 1890.
- XLV —
Nötling, Fritz, Dr., Hofrat, in Lauterbacli bei Baden-Baden. 1905.
Nürtingen. Real-Lyceum. 1903.
Nürtingen. Schullehrer-Seminar. 1903.
Ochsenreiter, Hermann, Hofrat, Hofapotheker in Stuttgart. 1892.
Oechsler, Robert, Landgerichtsrat in Rottweil. 1885.
V. Oesterlen, Otto, Dr., Med. -Rat, Univ.-Professor in Tübingen. 1874.
Oestreicher, Ferd., Oberreallehrer in Cannstatt. 1893.
Offner, Heinrich, Reallehrer in Stuttgart. 1894.
Ohmais, Dr. phil., Privatier in Degerloch. 1902.
Oppel, Albert, Dr. med., Professor, prakt. Arzt in Stuttgart. 1904.
Ostermayer, Rieh., Professor in Stuttgart. 1895.
Ostertag, Hermann, Kaufmann in Stuttgart. 1892.
Ott, Oberpräzeptor in Biberach. 1904.
Otto, H., Apotheker in Heilbronn. 1898. ,
Pahl, Albert, Oberreallehrer in Stuttgart. 1905.
Palm, Apotheker in Neuenbürg. 1886.
Palmer, Christ., Dr. med.. Med. -Rat, Oberamtsarzt in Biberach. 1882.
Perrot, Dr., Apotheker in Biberach. 1900.
Petzendorfer, Ludw., Hofrat, Bibliothekar in Stuttgart. 1875.
Pfaff, J., Kaplan in Schussenried. 1904.
Pfeffer, Wilh., Dr., Oberreallehrer in Wildbad. 1904.
Pfeiffer, Emil, Chemiker in Heidenheim. 1899.
Pfizenmayer, Oberforstrat a. D. in Ulm. 1860.
V. Pflaum, Alexander, Geh. Kommerzienrat in Stuttgart. 1884.
Philip, Max, Dr., Professor, Chemiker in Stuttgart. 1890.
Philipp, Hans, Dr., Geologe in Karlsruhe. 1904.
Philippi, Dr., Privatdozent in Berlin. 1896.
Piesbergen, Franz, Dr. med., Augenarzt in Stuttgart. 1896.
Pilgrim, Ludw., Dr., Professor in Stuttgart. 1882.
Plieninger, Felix, Dr. phil., Privatdozent in Tübingen. 1889.
Pompeckj, Jos., Dr., Professor in Hohenheim. 1892.
Popp, C, Direktor in Uhingen. 1885.
Probst, Forstrat a. D. in Ellwangen. 1855.
Probst, Th., Forstamtmann in Weingarten. 1899.
v. Pückler-Limpurg, Felix, Graf, Rittmeister a. D. in Stuttgart. 1894.
v. Quadt-Wykradt-Isny, Bertram, Graf, Erlaucht, in Isny. 1875.
v. Rassler-Weitenburg, Max, Freiherr, K. Kammerherr, in Stuttgart. 1892.
Rath, Emil, Dr., Professor, Bibliothekar in Stuttgart. 1897.
Rau, Karl, Dr., Forstamtmann in Schussenried. 1903.
V. Rauch, Moritz, Fabrikant in Heilbronn. 1884.
— LXVI —
Raupp, H., Gasfabrikdirektor in Heilbronn. 1884.
Ravensburg, Verein für Naturkunde. 1895.
Ray, Gr., Dr. med., Oberamtsarzt in Ehingen a. D. 1875.
V. Recliberg und Rothenlöwen, Otto, Graf, Erlaucht, in Donzdorf. 1876.
Rees, Oberreallehrer in Trossingen. 1905.
Regelmann, Chr., Rechnungsrat in Stuttgart. 1866.
Regelmann, Karl, Dr., Landesgeologe in Stuttgart. 1904.
Rehlen, W., Fabrikbesitzer und Magistratsrat in Nürnberg. 1903.
Reihlen, Hermann, Apotheker in Stuttgart. 1894.
Reihlen, Max, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1894.
Reihling, Karl, Baurat in Stuttgart. 1885.
Reinert, Emil, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1898.
Reinhardt, Rieh., Oberamtstierarzt in Freudenstadt. 1900.
Reinhardt, Theod., Kaufmann in Ravensburg. 1897.
Rembold, Robert, Dr. med., Oberamtsarzt in Waldsee. 1895.
V. Rembold, Sigmund, Dr., Medizinaldirektor in Stuttgart. 1884.
Renkenberger, W. F. F., Oberreallehrer in Stuttgart. 1897.
Renner, Karl, Oberstleutnant z. D. in Stuttgart. 1893.
Rescher, Ad., Privatier in Stuttgart. 1900.
Rettich, Aug., Professor in Stuttgart. 1874.
Rettinger, Rektor in Ravensburg. 1898.
Reuss, Ad., Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1886.
Reutlingen, Naturwissenschaftlicher Verein. 1886.
Reuttner v. Weyl, Camill, Graf, K. Kammerherr, in Ach-stetten. 1874.
Richter, Max, Professor in Stuttgart. 1893.
Rieber, X., Professor in Ludwägsburg. 1885.
Riegel, Wilh., Apotheker a. D. in Esslingen. 1904.
Rinck, E., Oberreallehrer in Dornhan OA. Sulz. 1902.
Römer, Oberförster in Nagold. 1899.
Rommel, Oberförster in Sulzbach. 1897.
Rosenfeld, Fritz, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1905.
Rosenstein, Hermann, Kaufmann in Stuttgart. 1890.
v. Roth, A., Dr., Medizinalrat in Stuttgart. 1880.
Roth, Emil, Fabrikant in Reutlingen. 1902.
Rothenhöfer, Emil, Postrevisor in Stuttgart. 1876.
Rothfritz, Eduard, Oberamtstierarzt in Esslingen. 1904.
Röttgen, Th., Dr. phil., Privatier in Stuttgart. 1906.
Rottweil, K. Gymnasium. 1901.
Rudolph, E., Dr., Professor in Strassburg i. E. 1893.
Rueff, Salinenverwalter in Rottenmünster. 1901.
— XLVII —
Rümelin, Richard, Bankier in Heilbronn. 1898.
Rumm, C, Dr. phil, Oberreallehrer in Stuttgart. 1896.
Rupp, Professor in Reutlingen. 1902.
Russ, Andolin, Dr., Medizinalrat, Oberamtsarzt in Rottweil. 1901.
Sachs, Robert, in Aalen. 1899.
Salzmann, Frau Mathilde, in Esslingen. 1881.
Salzmann, Stadtpfarrer in Biberach. 1904.
Salzner, Präzeptor in Tübingen. 1896.
Sapper, Karl, Dr., Univ.-Professor in Tübingen. 1900.
Sapper, Richard, Vize-Konsul, Kaufmann in Stuttgart. 1904.
Sauer, A., Dr., Professor a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1900.
Sauerbeck, Paul, Dr., Professor in Reutlingen. 1890,
Sautermeister, 0., Apotheker in Rottweil. 1868.
Sautermeister, Pfarrer a. D. in Sigmaringen. 1894.
Sautter, Otto, Apotheker in Horb a. N. 1905.
Schaller, Ludwig, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1899.
Schanzenbach, Heinrich, Professor in Stuttgart. 1903.
Schaufele, Stadtschultheiss in Öhringen. 1903.
Schäuffelen, Rieh., Fabrikant in Heilbronn. 1897.
Schauwecker, Oberförster in Wildberg. 1899.
Scheel, Pius, Pfarrer in Untertalheim. 1887.
Scheerer, Ed., Kommerzienrat, Fabrikant in Tuttlingen. 1905.
V. Scheler, St., Graf, Exzellenz, General a la suite in Stuttgart. 1895.
V. Scheler, Hertha, Gräfin, Majorswitwe in Stuttgart. 1903.
Schenk, Bezirkshauptmann in Ohringen. 1903.
Scheuerle, Schullehrer a. D. in Frittlingen. 1882.
Scheufeien, Adolf, Dr., Fabrikant in Oberlenningen. 1899.
Scheurlen, Ernst, Dr., Ober-Medizinalrat in Stuttgart. 1897.
Schick, Theodor, Dr., Oberreallehrer in Bopfingen. 1903.
Schickhardt, Karl, Fabrikant in Betzingen. 1889.
Schiedt, Oberförster in Reichenberg. 1904.
Schilling, Richard, Versicherungsdirektor in Stattgart. 1904.
Schips, K., Pfarrer in Schloss Neresheim. 1894.
Schleich, G., Dr., Univ.-Professor in Tübingen. 1893.
Schlenker, Georg, Oberlehrer in Cannstatt. 1903.
Schlenker, Karl, Pfarrer in Leonbronn. 1898.
Schliz, Dr. med., Hofrat, Stadtarzt in Heilbronn. 1897.
Schloz, Bezirksgeometer in Schorndorf. 1904.
Schmid, Apotheker in Nagold. 1899.
Schmid, Christian, Oberlehrer in Nagold. 1886.
— XLVIII —
Schmid, Eugen, Dr. phil, Professor in Cannstatt. 1895.
Schraid, Joseph, Pfarrer in Aulendorf. 1896.
Schmid, Juhus, Hofrat, Apotheker in Tübingen. 1876.
Schmid, Oberreallehrer in Künzelsau. 1904.
Schmid, Oberförster in Wolfegg. 1905.
V. Schmid, Rud., Dr., Prälat, Oberhofprediger a. D. in Stuttgart. 1866.
Schmidt, Ad., Kommerzienrat in Heilbronn. 1898.
Schmidt, August, Dr., Geh. Hofrat, Professor a. D. in Stuttgart. 1872.
Schmidt, Edwin, Kameralverwalter in Öhringen. 1904.
Schmidt, H., Gemeinderat, Kaufmann in Gmünd. 1900.
Schmidt, Hermann, Redakteur in Stuttgart. 1879.
Schmidt, Julius, Dr., Professor, Privatdozent in Stuttgart. 1903.
Schmidt, Martin, Dr. phil., Landesgeologe in Stuttgart. 1903.
Schmidt, Max, Dr., Chemiker, Fabrikdirektorin Hemingb. Saarburg. 1898.
Schmidt, Oscar, Dr., Chemiker in Stuttgart. 1906.
Schmidt, Theodor, Rektor der Realschule in Rottweil. 1901.
V. Schmidt, Wilhelm, General in Tübingen. 1880.
Schmierer, Th., Dr., Landesgeologe in Berlin. 1905.
Schmitt, Ad., Hüttenchemiker in Gmünd. 1899.
Schneiderhan, E., Dr. rer. nat. in Oberndorf. 1904.
Schneyder, Eberh., Zahnarzt in Tübingen. 1897.
Schnopp, Ben., Rechtsanwalt in Biberach. 1900.
Schoder, C, Apotheker in Feuerbach. 1892.
Scholl, Reallehrer in Schwenningen. 1901.
Schorndorf, Realschule 1906.
Schott, Ad., Direktor der Zementfabrik in Nürtingen. 1903.
Schott, August, Fabrikant in Nürtingen. 1895.
Schott, Robert, Dr. med., prakt. Arzt in Schorndorf. 1900.
Schrader, Julius, Apotheker in Feuerbach. 1881.
Schreiber, Eugen, Fabrikant in Schwenningen. 1905.
Schreiber jun., Ferdinand, Verlagsbuchhändler in Esslingen. 1904.
Schreiber, Max, Verlagsbuchhändler in Esslingen. 1877.
Schreiber, Robert, Verlagsbuchhändler in Esslingen. 1904.
Schuh, Karl, Dr., Forstrat in Stuttgart. 1895.
Schuler, August, Chemigraphische Kunstanstalt in Stuttgart. 1905.
Schuler, Stadtpfarrer in Neuenstein. 1895.
Schumacher, H., Rektor in Böblingen. 1900.
Schupp, Friedrich, Hofgärtner in Wolfegg. 1874.
Schupp, Franz, Pfarrer in Leupolz. 1902.
Schuster, Hermann, Privatlehrer in Stuttgart. 1893.
- XLIX —
Schütze, Ewald, Dr., Assistent am K. Nat.-Kab. in Stuttgart. 1900.
Schüz, Friedr., Salinenverwalter a. D. in Calw. 1891.
Schwarz, Hugo, Dr. rer. nat., Hilfslehrer in Kirchheim u. T. 1903.
V. Schwarz, 0., Dr., Präsident, Domänen-Direktor in Stuttgart. 1889.
Schwarz, Richard, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1904.
Schwarzkopf, Emil, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1895.
Schwarzmaier, Christian, Professor in Nagold. 1881.
Schweizer, Christian, Oberreallehrer in Laupheim. 1899.
Schweizer, Dr., Professor in Hall. 1900.
V. Schweizerbarth, Elise, Oberstengattin in Stuttgart. 1902.
Schwendener, Dr., Geh. Reg.-Rat, Üniv.-Professor in Berlin. 1877.
Schwenk, E., Professorats-Kandidat in Ludwigsburg. 1905.
Schwenk, Karl, Kommerzienrat, Fabrikant in Ulm. 1885.
Scriba, Karl, Fabrikant in Heilbronn. 1884.
Seeger, Hermann, Kaufmann in Stuttgart. 1906.
Seel, Eugen, Dr., Privatdozent a. d. Techn. Hochsch. in Stuttgart. 1903.
Seitz, W., Oberreallehrer in Stuttgart. 1895.
Seiz, Professor in Ravensburg. 1904.
Setzer, Eugen, Dr., Chemiker in Stuttgart. 1903.
Seydel, Emil, cand. rer. nat. in Tübingen. 1905.
Sick, Direktor in Rottweil. 1903.
Sieber, Eugen, Pfarrer in Rottenburg. 1894.
Sieberer, Karl, Dr. rer. nat. in Eßlingen. 1905.
Sieglin, E., Fabrikbesitzer in Stuttgart. 1900.
Sieghn-Fehr, Hermann, Dr., Professor in Hohenheim. 1885.
Sigel, Pfarrer in Pfalzgraf enweiler. 1901.
Sigel, Albert, Dr. phil., Apotheker in Stuttgart. 1901.
Sigel, Karl, Bergrat in Friedrichshall. 1878.
Sigel, Karl, K. Regierungsbaumeister in Stuttgart. 1904.
Sigmundt, Dr. med., Sanitätsrat, Oberamtsarzt in Spaichingen. 1882.
Sihler, Oberförster in Biberach. 1893.
Singer, A., Postassistent in Weingarten. 1901.
Sohnle, Hugo, Professor in Hohenheim. 1902.
Sommer, Joh., Landtagsabgeordneter in Beizkofen 1898.
V. Sonntag, Konradin, Oberst a. D. in Stuttgart. 1875.
Souchay, Theodor, Dr. med., Augenarzt in Stuttgart. 1897.
Späth, Dr., Stadtpfarrer in Biberach. 1901.
Specht, August, Kunstmaler in Stuttgart. 1897.
Speidel, Emil, Dr., Forstrat in Stuttgart. 1883.
Speidel, Oberamtstierarzt in Oberndorf a. N. 1904.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1900. d
Spemann, Dr., Privatclozent in Würzburg. 1899.
Sperling, Piud., Kaufmann in Heilbronn. 1898.
Spieß, Franz Xaver, Ökonom in Enzlesmühle OA. Leutkirch. 1901.
Spindier, Eugen, Optiker in Stuttgart. 1869.
Spohn, Georg, Dr. in Blaubeuren. 1897.
Spohn, Julius, Kommerzienrat in Neckarsulm. 1897.
Sporer, Benedikt, Dr., Professor in Ehingen. 1892.
Sprandl, Eduard, Hauptmann u. Kompagniechef in Ludwigsburg, 1906.
Springer, M., Bautechniker in Flein bei Heilbronn. 1904.
Sprösser, Th., Kommerzienrat in Stuttgart. 1876.
Stahlecker, Eugen, Dr., Rektor an der h. Töchterschule in Tübingen.
1903.
Staigmüller, Hermann, Dr., Oberstudienrat in Stuttgart. 1882.
Stapf, Baurat in Ravensburg. 1878.
Stark, Dr. med., Distriktsarzt in Forchtenberg. 1897.
Steichele, Lud., Privatier in Freudenstadt. 1897.
Steinacker, Dr. med., prakt, Arzt in Reutlingen. 1897.
Steinhardt, Hugo, Oberamtspfleger in Ellwangen. 1879.
Steinhart, Arthur, Kaufmann in Stuttgart. 1902.
Steinhauser, Dr. med., prakt. Arzt in Öhringen. 1904.
Stephan, Domänendirektor in Öhringen. 1904.
Stettner, G., Schullehrer in Heilbronn. 1891.
Stettner, J., Reallehrer in Trossingen. 1897,
Stirm, Albert, Ökonomierat in Stuttgart. 1898.
Stock, Karl, Oberforstrat in Stuttgart. 1876.
Stockmayer, Emil, Dr. med.. Med. -Rat, Oberamtsarzt a. D. in Heiden-
heim. 1884.
V. Stoll, Karl, Dr. med., Generalarzt a. D. in Stuttgart. 1867.
Stoll, Konrad, Dr. med., prakt. Arzt in Blaubeuren. 1897.
Stoll, Dr. med., prakt. Arzt in Heilbronn. 1898.
Stoller, J., Dr., Landesgeologe in Berlin. 1901.
Stoppel, Oberförster in Baiersbronn. 1902.
Stortz, Christ., Schullehrer in Pleidelsheim. 1895.
Strauß, Oberreallehrer in Spaichingen. 1901.
V. Strebel, Viktor, Direktor d. landwirtsch. Hochsch. in Hohenheim. 1900.
Streich, Ivo, Kaiserl. deutscher Konsul a. D. in Gmünd, 1899.
Stroehlin, Karl, Hauptmann in Stuttgart. 1901.
Ströhmfeld, Gustav, Obersekretär in Stuttgart. 1895.
Stüber, Otto, Dr. phil., Privatier in Stuttgart. 1879.
Stumpp, Oberreallehrer in Heidenheim. 1904.
- LI —
Stuttgart, Direktion des Realgymnasiums. 1904.
Stuttgart, Entomologischer Verein. 1896.
Stuttgart, Katholischer Leseverein. 1895.
Stuttgart, Math.-naturwissensch. Verein d. Techn. Hochschule, 1887.
Stuttgart, Verein der Vogelfreunde. 1885.
Sulzmann, Stadtschultheiß in Oberndorf a. N. 1904.
Sußdorf, Max, Dr. med., Direktor d. Tierärztl. Hochsch. in Stuttgart.
1887.
V. Süßkind, Freiherr, Oberförster in Dornstetten. 1904.
V. Süßkind, Theodor, Freiherr, K. Kammerherr in Schwendi. 1875.
Teuffei, Emil, Privatier in Stuttgart. 1904.
Theurer, Kuno, Oberförster in Gundelsheim. 1875.
Tscherning, Aug., Dr. rer. nat., Apotheker in Wien. 1901.
Tscherning, Oskar, Kaufmann in Heilbronn. 1889.
Tübingen, Mineralogisches Listitut. 1897,
Tübingen, Verein der Naturfreunde. 1896.
Uebele, G., Dr. med. vet., Professor a. d. Tierärztl. Hochsch. in Stutt-
gart. 1898.
Uhl, A., Fabrikdirektor in Piavensburg. 1895.
Ulm, Stadtgemeinde. 1898.
Ulmer jr., E., Verlagsbuchhändler in Stuttgart.
v. Ulm-Erbach, Max, Freiherr, auf Erbach. 1874.
Urach, Verein für Natur- u. Altertumskunde 1901.
Urech, Dr. in Tübingen. 1903.
v Üxkull-Gyllenband, Graf, Oberforstrat a. D. in Kirchheim u. T. 1872.
Vaihinger, G., Oberreallehrer in Reutlingen. 1893.
Vayhinger, Dr. med., Sanitätsrat, prakt. Arzt in Schramberg. 1897.
Vierthaler, Pfarrer in Heudorf bei Riedlingen a. D. 1902.
Visino, Dr. med., prakt. Arzt in Aulendorf. 190L
v. Vöchting, Hermann, Dr., Univ. -Professor in Tübingen. 1893.
Vogel, Karl, Professor, Rektor der städt. Gewerbesch. in Stuttgart. 1896.
Voith, J. M., Dr. Ing., Geh. Kommerzienrat in Heidenheim. 1899.
Vülter, Karl, Hofkammerrat in Stuttgart. 1903.
Völter, Theodor, Apotheker in Metzingen. 1905.
Völter, Staatsanwalt in Ravensburg. 1905.
Vosseier, Julius, Dr., Prof., Zoologe in Amani, Deutsch- Ostafrika. 1885.
Wacker, Dr., Hofrat, Apotheker in Ulm. 1868.
Wagner, Christoph, Üniversitäts-Professor in Tübingen. 1904.
Wagner, Karl, Dr. jur., stellvertr. Bankdirektor in Stuttgart. 1889.
Wagner, M., Professoratsverweser in Rottweil. 1901.
- LH —
Waidelich, Karl, Schullehrer in Baiereck bei Schorndorf. 1898.
V. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Fürst, Durchlaucht, in Wolfegg. 1875.
V. Waldburg-Zeil-Trauchburg, W., Fürst, Durchlaucht, in Zeil. 1875.
Walde, A., Schullehrer in Leutkirch. 1895.
Wällnitz, Dr. med., prakt. Arzt in Schussenried. 1904.
Wallensteiner, Chemiker in Rottweil. 1901.
Walter, Apotheker in Rottweil. 1903.
Walter, David, Professor in Göppingen. 1903.
Walz, Karl, Dr., Medizinalrat in Stuttgart. 1904.
Wanderer, K., Dr., Assistent a. naturhist. Museum in Dresden. 1905.
Wanner, Theodor, Kaufmann in Stuttgart. 1903.
Warth, Alfred, Rektor in Korntal. 1901.
Weigelin, Alwin, Bauinspektor in Plochingen. 1904.
Weigelin, Julius, Dr. med., Professor, prakt. Arzt in Stuttgart. 1873.
Weiger, C, Domänendirektor in Zeil. 1877.
Weikart, A., Oberreallehrer in Freudenstadt. 1903.
Weil, Emanuel, Dr. med., Sanitätsrat, prakt, Arzt in Stuttgart. 1896.
Weil, Max, Dr. med., Nervenarzt in Stuttgart. 1897.
Weinberg, Wilh., Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1889.
Weinland, D. F., Dr. phil. in Hohenwittlingen. 1872.
Weinland, Ernst Fr., Dr. med. et phil., Privatdozent in München. 1895.
Weinschenk, Ernst, Dr., Prof., Privatdozent in München. 1895.
Weiß, Oberreallehrer in Urach. 1903.
Weißberger, J., Versicherungs-Direktor in Stuttgart. 1903.
Weizsäcker, Dr. med.. Geh. Hofrat, Badearzt in Wildbad. 1902.
Welzheim, Lehrerverein für Naturkunde. 1890.
Wepfer, G., Oberbergrat a. D. in Stuttgart. 1875.
Widmann, Karl, Professor, Institutsdirektor in Stuttgart. 1893.
Widmayer. Wilh., Kassier in Stuttgart. 1901.
Wiedersheim, E., Dr., Geh. Hofrat in Cannstatt. 1905.
Wiedersheim, R., Dr., Geh. Hofrat, Univ.-Prof. in Freiburg i. B. 1879
Wild, G., Dr. med., prakt. Arzt in Heilbronn. 1884.
Wildt, Hermann, Hofbuchhändler in Stuttgart. 1892.
Windisch, Karl, Dr., Professor in Hohenheim. 1905.
Winkler, Hans, Dr.. Üniversitäts-Professor in Tübingen. 1902.
Wittlinger, Schullehrer in Holzheim. 1900.
Wolf, August, Hofrat, Oberamtsarzt a. D. in Stuttgart. 1906.
Wolf, Dr. jur. in Oberndorf, 1904.
Wolf, Eugen, Dr. rer. nat., Assistent in Frankfurt a. M. 1904.
Wölffing, Ernst, Dr.. Prof., Privatdozent in Stuttgart. 1890,
— LIII —
Wölffle, Karl, Forstrat in Stuttgart. 1898.
Wörner, Dr. med., dirig. Spitalarzt in Gmünd. 1900.
Würz, Oberförster in Riedlingen. 1903.
Wülfing, Dr., Professor a. d. Techn. Hochschule in Danzig. 1892.
Wulz, Paul, Dr., in Heidenheim. 1900.
Wunderlich, Landwirtschaftsinspektor in Heilbronn. 1895.
Wundt, G., Oberbaurat in Stuttgart. 1877.
Wundt, W., Dr. phil. in Stuttgart. 1905.
Wünsch, Albert, Apothekenbesitzer in Stuttgart. 1902.
Wurm, Wilhelm, Dr. med., Hofrat, in Teinach. 1874.
V. Wurzach, Karl, Freiherr, in Stuttgart. 1883.
Zabergäuverein in Brackenheim. 1901.
Zaiser, Hermann, Dr. med., prakt. Arzt in Stuttgart. 1899.
Zeller, Dr. med., Med.-Rat, Oberamtsarzt in Ludwigsburg. 1896.
Zeller, Albert, Dr. med., Professor, prakt. Arzt in Stuttgart. 1895.
V. Zeller, H., Präsident, Direktor des Steuerkollegiums in Stuttgart.
Zengerle, Max, Dr. med., prakt. Arzt in Ravensburg. 1895.
Zenneck, J., Dr., Professor in Langfuhr bei Danzig. 1895.
Zetkin, Max, in Degerloch. 1900.
Ziegler, Julius, Kaufmann in Stuttgart. 1881.
Ziesel, Pfarrer und Schulinspektor in Kisslegg. 1904.
Zimmerle, Forstmeister in Wolfegg. 1884.
Zimmermann, Anton, Hilfslehrer in Ehingen a. D. 1902.
Zipperlen, Dr. med., prakt. Arzt in Tübingen. 1905.
Zoller, Matthäus, Professor in Rottweil. 1883.
Zöppritz, Emil, Fabrikant in Calw. 1875.
Zwick, W., Dr., Professor a, d. Tierärztl. Hochsch. in Stuttgart. 1896.
Zwiesele, Heinrich, Dr. phil., Prof., gewerbl. Wanderlehrer in Stuttgart.
1890.
IL Sitzungsberichte.
1. Hauptversammlung zu Tuttlingen am 24. Juni 1905.
Prof. Dr. A. Schmidt : Die e r d m a g- n e t i s c li e Vermessung
des Ries. Die Denkmäler gewaltiger Äußerungen der Naturkräfte,
welche die kindlich-dichterische Vorstellung des Altertums als Werke
von Riesen und Titanen betrachtete, werden niemals aufhören, auch die
nüchterne gelehrte Forschung in ganz besonderem Maße zu reizen. Das
vulkanische Ries ist ein solches Titanendenkmal, dessen wissenschaftliche
Erklärung, dessen Entstehungsgeschichte einen Vorwurf bildet, welchem
sich die ausgezeichnetsten Vertreter der Erdkunde in den beteiligten
Staaten gewidmet haben und widmen. Neuerdings, wie wir aus den
Arbeiten von Branco und Fkaas erkennen, mit entscheidendem Erfolg.
Aufs Ries konnte mau noch vor wenig Jahren das ScHiLLKR"sche
Wort des Tauchers anwenden: „Was die schaurige Tiefe da unten ver-
hehle, das erzählt keine lebende glückliche Seele." Heute haben uns
die Taucher im Bohrloch am Bnchberg nicht nur Kunde gebracht von
den gekritzten Geschieben zwischen dem Dogger und dem darunter-
liegenden Malm , sondern damit den Beweis für den Lakkolith in der
Tiefe, der zur Zeit der Titanen, dem geologischen Tertiär, dem furcht-
baren Höllenrachen entquollen, einen granitenen Pfropfen von 25 km
Dicke emporgehoben und zurückweichend wieder niedergesetzt hat.
Wieviel von dem Unhold, dem Lakkolith, mag wohl in der Toten-
starre gefesselt bis heute da unten begraben liegen? Um auch diese
Frage , wenn's möglich wäre , zu beantw'orten , hat der Geheime Herr
Bergrat Branco den Prof. Haussmann, der eben die erdmagnetische Ver-
messung Württembergs ausgeführt und bearbeitet hatte , veranlaßt , im
Sommer 1902 eine erdmagnetische Vermessung des Ries vorzunehmen.
Die Arbeit ist in Berlin im Verlag der K. Akademie der Wissenschaften,
welche die Kosten des Unternehmens getragen hat, im vorigen Jahre
erschienen '.
Indem ich Ihnen zum Zweck des heutigen Vortrags eine ver-
größerte Darstellung derjenigen Karte des Werkes gebe, welche aus der
rechnerischen Bearbeitung der Beobachtungen hervorgegangen, die
' K. Haußmann, Magnetische Messungen im Ries und dessen Umgebung.
Berlin 1!}04.
- LVI -
störenden Kräfte darstellt, losgeschält von der allgemeinen und normalen
magnetischen Kraft, muß ich alle, welche der Prüfung der Frage näher
treten wollen, auf die obige Arbeit und auf die im Jahr 1901 vom
K. Avürttemb. Statist. Landesamt, in dessen Auftrag die Arbeit gemacht
wurde, herausgegebene Arbeit Haussma^x's, „Die erdmagnetischen Ele-
mente von Württemberg und Hohenzollern" verweisen.
Wir können auf der Karte zweierlei Linien unterscheiden, solche,
die in ihrem Verlauf eine vorzugsweise von SW. nach NO. zielende
Richtung zeigen, und solche, welche das nicht tun, sondern mehr rund-
liche Gebiete umgrenzen. Zu den ersteren gehört der Lauf der Donau
von Ulm bis über Donauwörth , gehört der den Fluß dem linken Ufer
entlang in wechselndem Abstände begleitende Douauabbruch , eine geo-
logische Störungslinie , welche zu der Tektonik des Tafeljura ein
schwaches Anzeichen der Faltung hinzufügt. Hierzu gehören die lang-
gestreckten Ovale, Linien gleichen Betrags der störenden Kräfte, sie
sind bezeichnet mit den Zahlen 50, 100, 150 und verlaufen ähnlich
den Höhenkurven eines langgestreckten Hügels. Nach dem für die
magnetischen Kraftmessungen eingeführten Maße beträgt nämlich die
normale magnetische Richtkraft in unseren Breiten etwa 0 . 2 großer
Einheiten oder 20 000 kleiner, mit dem Buchstaben y bezeichneter,
Einheiten. In dem Gebiete der ovalen Kurven zeigt sich also ein berg-
rückenartiges Anwachsen der störenden Kraft. Ganz nach Analogie
eines langgestreckten Bergrückens ist diesem Gebiete auch eine Kamm-
linie eingezeichnet, die Linie verhältnismäßig größter störender Kraft,
von der aus gegen links und gegen rechts nicht nur die Beträge ab-
nehmen, sondern auch die Kraftrichtungen in entgegengesetztem Sinn
sich ändern. Auf dieser Kamralinie liegt auch ein Gipfel mit der
Höhe 1748 bei dem Orte Herbrechtingen mit merklich senkrecht ge-
richteter Kraft.
Die andere Art von Kurven ohne bevorzugte Richtung sind ein-
mal die kreisförmige Umrandung des großen Rieskessels , die ebenso
gestaltete Umrandung des kleinen Steinheimer Beckens, ferner eine An-
zahl von Gebieten , innerhalb welcher die störenden Kräfte negative
Werte annehmen, also Gebiete, innerhalb deren zu der ordentlichen An-
ziehung, welche der Erdmagnetismus auf den Nordpol einer Magnetnadel
ausübt unter Abstoßung des Südpols , durch die Störung Abstoßungen
des Nordpols bezw. Anziehungen des Südpols hinzugefügt werden. Diese
zerstreut liegenden Einsenkungsgebiete zeigen meist viel geringere Be-
träge störender Kraft als die Gebiete positiver Störung. Sichtbar und
auffallend aber zeigen sowohl die positiven, wie die negativen Gebiete
ein ganz anderes Verhalten innerhalb des Rieskessels als außerhalb
desselben. Die Linien gleicher störender Kraft mit der Kammlinie, soweit
sich eine solche mit melir oder weniger großer Sicherheit darstellen
ließ, sind gewunden, die Kammlinie zu einem oftenen Kreis, aus weichem
sich eine Tallinie, wie eine einen Ringwall durchschneidende Talfurche
herauswindet mit einer Tiefe, welche die Höhe des Ringwalls übertrifft
und mit einer größten Einsenkung von 1718 fast dem Gipfel bei Her-
brechtingen gleichkommt.
- LVII —
Die mag-netisclien Störungen des ganzen Gebietes sind in ihren
Beträgen vergleichsweise klein, so daß keine Berechtigung vorliegt, an
andere Ursachen der Störungen zu denken, als an Produkte vulkanischer
Tätigkeit. Basische Gesteine, welche Eisen in Form von Oxj'dul-
verbindungen enthalten, besonders wenn den Olivinen, Hornblenden,
Augiten sich kleine Teilchen von Magneteisen zugesellen, werden durch
die Einwirkung des Erdmagnetismus selbst zu schwachen Magneten, so
daß an den oberen Enden solcher Felsniassen sich magnetische Südpole
ausbilden , in deren Nähe das magnetische Feld der Erde eine Ver-
stärkung aufweist. Saure Gesteine dagegen mit reichlicherem Gehalt
an Kieselsäure sind magnetisch wenig induzierbar, wenn nicht gar ein
reichlicher Wassergehalt solchen Gesteinen bezw. dem Erdboden schwach
diamagnetische Eigenschaften erteilt, so daß sie auf das Kraftfeld der
Erde schwächend einwirken. Besonders auch zur Seite der magnetischen
Massen , über deren oberen Polen sich positive Störungen zeigen , sind
negative Störungen des Feldes zu erwarten , weil die magnetischen
Massen die Eigenschaft haben, die magnetischen Kraftlinien an sich zu
ziehen, zu ihrer Seite deren Stärke zu vermindern. Diese schwächende
Wirkung der magnetisch induzierten Massen auf ihre seitliche Umgebung
kann erhöht werden durch schiefe, nicht seigere, Stellung der störenden
Felsmassen, wobei diejenige Seite der Erdoberfläche, gegen welche der
unten liegende Nordpol gekehrt ist, das negativ gestörte Gebiet dar-
stellt. Besonders aber in dem Zwischenraum zwischen zwei magnetisch
induzierten Felsmassen und um so mehr, je mehr sie sich in die Tiefe
erstrecken, ist das magnetische Feld der Erde geschwächt. Sehr be-
zeichnend sehen Sie hier mitten im Eieskessel bei Klosterzimmern den
Punkt größter negativer Störung fast inmitten der 12 km langen Ver-
bindungslinie zweier Punkte großer positiver Störung liegen, den höchsten
Punkten der bogenförmigen Kammlinie des Ries. Bringt man ein
eisernes Rohr oder auch nur ein halb zum Rohr gebogenes Eisenblech
in Richtung der magnetischen Kraftlinien in ein magnetisches Feld , so
wird im Innern des Rohrs bei genügender im Vergleich zum Durch-
messer ausgedehnter Länge der Kraftlinienfluß fast verschwinden. Auch
in unserem Fall, bei der schwachen Magnetisierung der in Frage kom-
menden vulkanischen Produkte der Tiefe, kann die verhältnismäßig große
Wirkung in der Rohrmitte nicht umhin, die Vorstellung von einer vor-
herrschend vertikalen Erstreckung der störenden Massen zu erwecken.
Auch das Bild der positiven Störungen außerhalb des Ries in dem
südwestlichen Teil ist geeignet, die Vorstellung von einer vorherrschenden
Tiefenausdehnung der störenden Massen zu bestärken. Um das zu
zeigen , will ich etwas auf das Gesetz der magnetischen Fernwirkung
zurückgreifen.
Wir lernen ja in der Schule, daß die fernwirkenden Kräfte dem
umgekehrten Quadrat der Entfernung- zwischen den wirkenden Massen
proportional sind. Der einzelne Pol eines Magnets übt auf ein Eisen-
teilchen in doppelter, in Sfacher Entfernung eine 4mal, eine 9mal
kleinere Anziehung, auf eine Magnetnadel eine 4mal, eine 9mal kleinere
Richtkraft aus. Aber die vereinigte Wirkung beider Pole folgt einem
— LVIII —
andern Entfernungsgesetz, die Kraft ist verschieden je nach der Richtung
vom Magnet weg und ändert sich nicht im umgekehrten Quadrat, sondern
im umgekehrten Kubus der Entfernung von der Magnetmitte. Das gilt
für punktförmige Pole, wie solche nahe den Enden eines dünnen Magnet-
stabs liegen. Anders ist es aber bei anderer Gestalt des anziehenden
Pols. Z. B. eine in die Länge, Breite und Tiefe weit ausgedehnte
Lavamasse würde in der Nähe der oberen Grenzfläche, inmitten der-
selben, erdmagnetische Störungen hervorbringen, welche bei wachsender
Entfernung gegen oben keine merkliche Abnahme zeigen würden, also
annähernd der Oten Potenz der Entfernung proportional wären. Eine
magnetische Platte, die sich in sehr große Tiefe erstrecken würde, hätte
von ihrem oberen horizontal gedachten Rande aus eine Feruwirkung
proportional der — Iten Potenz der Entfernung. Wäre die Platte
nicht in zu großer Tiefe von einem linienförmigen Nordpol nach unten
begrenzt, so hätten wir es mit der — 2ten Potenz der Entfernung von
der Plattenmitte zu tun. Also je nach der Gestalt und Lage der
störenden magnetischen Masse können die verschiedensten Kraftgesetze
von der Oten bis zur — 3ten Potenz in Frage kommen. Sollten wir
nun imstande sein , Anhaltspunkte über das in den Beobachtungen zum
Ausdruck kommende Kraftgesetz zu gewinnen, so könnten wir umgekehrt
einen Schluß auf die Gestalt der störenden Masse zu macheu versuchen.
Freilich, alle unsere auf die Zahlen der Beobachtungen aufgebauten
Schlüsse sind nichts weniger als exakte Ergebnisse, denn die gemessenen
Größen sind alle notwendig mit Beobachtungsfehlern behaftet, Fehlern,
die in den durch Rechnung abgeleiteten Größen sich nicht nur erhalten,
sondern noch erheblich vergrößern. Dennoch haben diejenigen An-
nahmen über Lage und Gestalt der störenden Massen vor anderen An-
nahmen die größere Berechtigung, welche den Beobachtungswerten an-
nähernd entsprechen.
Zunächst rein geometrisch können wir versuchen , mittels der An-
nahme, daß die störenden Kräfte auf Kraftzentren hinweisen, welche
senkrecht unter der Kammlinie liegen, Tiefenberechnungen für diese
Zentren abzuleiten. Die 4 mit den Nummern 34, 35, 35a und 35b
bezeichneten Stationen eignen sich hiezu am besten. Die Kräfte der
4 Orte deuten mit ihren Richtungen auf Herdtiefen von 6,9, 8,4, 3,5
und 8,4 km. Die unterschiede ermäßigen sich unter Annäherung an
den kleinsten Betrag, wenn wir der störenden Masse einige Kilometer
Ausdehnung in die Breite geben, weil dann die Anziehungszentren je
den Stationen näher gerückt werden und weil der kleinste Wert der
der Kammlinie am nächsten liegenden Station 35a entspricht. Zwei
der 4 Kräfte (35 a und 35 b) sind nun annähernd beide gegen den Teil
der störenden Masse gerichtet, welcher unter dem Gipfel der Kammlinie
liegt. Das annähernde Verhältnis der Kräfte ist 3 : 7, dasjenige der
Entfernungen der Stationen von einem in 3,5 bis 6 km Tiefe an-
genommenen Herde ist ungefähr das umgekehrte. Das Kraftgesetz
befolgt also annähernd die — Ite Potenz der Entfernung, woraus man
mit einiger Wahrscheinlichkeit auf eine sehr tiefe, eine unbestimmbar
tiefe Lage des unteren Poles der störenden Masse schließen darf. Auch
- LIX —
Prof. Haussmaxn bestimmt außerhalb des Ries im südwestlichen Ge-
biete für die Herdtiefe einen wahrscheinlichen Wert zwischen 3 und
6 km. Das ist die Tiefe des oberen Endes der störenden Massen,
welches noch etwas höher liegt, als die Südpole selbst. Im Innern
des Rieskessels vermutet Prof. Haussmank die störenden basischen
Massen höchstens in 2 km Tiefe, womit ich gleichfalls einverstanden
bin betreffs des oberen Endes. Schon die rasche Änderung der Werte
der störenden Kräfte bei der Entfernung von der Kammlinie deutet hier
auf eine größere Annäherung an die Erdoberfläche, zugleich auf eine ge-
ringe Ausdehnung in die Breite. Außerhalb des Ries möchte ich gleich-
falls statt einer größeren Breiteerstreckung eines einzigen Lakkolithen
an ein Sj'stem von Platten denken, welche gemeinsam nebeneinander in
große Tiefe niedergehend von SW. nach NO. gelagert sind.
Ich erhalte demgemäß folgendes Bild von der Verteilung und dem
Ursprung der im Ries und dem südwestlich sich anschließenden Gebiete
auftretenden magnetischen Massen. Das ganze jetzt magnetisch gestörte
Gebiet war zur Zeit des Aufgetriebenwerdens der zj^lindrischen Ries-
scholle in Mitleidenschaft gezogen. Die auftreibende vulkanische Masse,
der Lakkolith , erzeugte unter der Schwäbischen Alb ein System von
Spalten gemeinsam südwest-nordöstlicher Richtung, welche die Trias und
den Jura nicht durchbrachen und mit basischem Intrusivgestein erfüllt
wurden. Dieselbe Ursache zerklüftete auch bei der Hebung die Ries-
scholle in unregelmäßiger Weise und erfüllte die Klüfte mit Schmelz-
fluß. Soweit die Klüfte die Oberfläche durchbrachen, besonders in dem
ringsum offenen Kesslerande, dienten sie lange Zeit dem Ausblasen von
Gasen und Dämpfen , während in den nicht geöffneten Klüften die
Schmelzflüsse erstarrten. Beim Zurückweichen des Magmas blieben die
erstarrten Gangausfüllungen bestehen und bilden nun in der Jetztzeit
die Ursache der erdmagnetischen Störungen. Der noch gehobenen Lage
der Riesscholle entsprechend muß in unbekannter Tiefe mindestens unter
dieser Scholle, wenn nicht auch unter der Alb, ein erstarrter Rest des
Lakkoliths begraben liegen, eines Riesenleibs, von welchem die lava-
erfüllten Gänge wie flache Gräte emporragen und die magnetischen
Südpole tragen, denen die erdmagnetischen Störungen zu verdanken sind.
(A. Schmidt.)
Prof. Dr. E. Fraas: Die Donauversickerung in ihrer
allgemein geologischen Bedeutung.
Die brennendste geologische Frage in hiesiger Stadt ist zweifellos
diejenige der Donauversickerung bei Immendingen, welche schon seit
vielen Jahren die Gemüter bewegt, da sie zu einer Reihe von Miß-
ständen und Streitigkeiten geführt hat, die auch schon in früheren
Jahren eine sorgfältige geologische Untersuchung zur Folge gehabt
haben. Dieselbe wurde 1877 von Hofrat Kxop in Karlsruhe ausgeführt,
der durch Färbeversuche und durch Vermischung des Wassers mit Salz
den klaren Beweis erbracht hat, daß das bei Immendingen im Donaubett
versinkende Wasser als Aach bei der Stadt Aach im Hegau wieder
zum Vorschein kommt. Ohne auf die rechtlichen politischen oder tech-
nischen Fragen einzugehen, welche unseren Verein nicht berühren, will
- LX —
Redner nur das hohe wissenschaftliche Interesse dieser Erscheinung
besprechen.
Nach kurzem Hinweis sowohl auf die chemische Tätigkeit des
Wassers , welche im wesentlichen in der Auslaugung der Kalkgebirge
besteht und sich in der Bildung von Zerklüftungen und Höhlungen
kundgibt , sowie auf die mechanische Arbeit des Wassers , d. h. den
Transport der Gesteine, zeigt Redner, wie die Talbil düngen in dem
Kalkgebirge und in den weicheren Mergel- und Tongebirgen
sehr verschiedenartig sind. Der größte Teil der Schluchten auf
der Schwäbischen Alb, insbesondere die Trockentäler sind durch Zu-
sammenbruch von ausgelaugtem Gestein entstanden, das unter
der Talsohle durch chemische Tätigkeit des Wassers fortgeführt worden
ist. Die offenen, breiten Täler, z. B. des unteren Jura und der Keuper-
formation sind dagegen im wesentlichen auf Ausräumung infolge der
mechanischen Arbeit des Wassers zurückzuführen.
Dieser Prozeß geht seit Urzeiten auf allen Festländern vor sich,
und wir können wohl annehmen, daß er auch bei uns schon sich seit
dem Abschluß der Juraperiode abgespielt hat. Damals lagen die hydro-
graphischen Verhältnisse wesentlich anders als heute. Südlich der
Schwäbischen Alb, etwa das jetzige Oberschwaben durchziehend, erhob
sich noch der breite ürgebirgsrücken des sogen, vindelizischen Gebirges,
so daß die AVässer nicht gegen Süden in die alpinen Kreidebuchten ab-
fließen konnten, sondern gegen Norden hinaus in das dortige Kreidemeer
abflössen. Während der folgenden geologischen Perioden tiel allmählich
das vindelizische Gebirge der Abwaschung zum Opfer. Aber zugleich
beobachten wir nun während der älteren Tertiärzeit die gewaltigen
Bewegungen , welche zur Bildung der Alpen führten. Vor den Alpen
entstand eine tiefe Senke, in welcher das Molassemeer eindrang, und
zwischen Schwarzwald und Vogesen entstand die tiefe Grabeneinsenkung
des Rheintales. Dadurch verschoben sich wiederum die hydrographischen
Verhältnisse. Unser ganzes Tafelland mit Jura und Trias erfuhr eine
Senkung gegen Süden und dementsprechend floß der größte Teil unseres
Wassers nach Süden ab, und dieser Zustand blieb auch bestehen, nach-
dem durch Hebung das Molassemeer aus Oberschwaben hinausgedrängt
worden und die Abflußrinne gegen Osten in der Knickung zwischen dem
oberschwäbischen Tertiär und dem Jura als Donaulinie ausgebildet war.
Dadurch aber, daß diese Abflußrinne eine bedeutende Höhenlage über
dem Meer einnimmt (450 m beim Ausfluß aus Württemberg) ging die
Talbildung nur sehr langsam vor sich, da das Wasser nur ein ganz
geringes Gefäll bekam.
Ganz anders verlief die Bildung im Rheintal. Nachdem durch
den Durchbruch in Bingerloch eine Abflußrinne nach Norden geschaffen
war, welche zunächst den ganzen Grabenbruch des Rheintales entwässerte,
senkte sich dort das Niveau der Abflußrinne sehr tief (rund 100 m u.
d. M. bei Mannheim) und dementsprechend konnte von den hochgelegenen
Teilen des Gebirgslandes das Tagwasser rasch gegen diese Senkung ab-
fließen. Die Folge davon war eine wesentlich erhöhte mechanische
Tätigkeit des Wassers und dementsprechend eine rasch fortschreitende
— LXl —
Talbildung-. Die weitere Folge war eine Verlegung der Wasserscheide
nach Süden, indem die Abflußrinnen des Rheines immer mehr gegen
diejenigen der Donau vordrangen, obgleich sie gegen das Schichteu-
gefälle anzustreben hatten. So sehen wir allenthalben auf unserer
Schwäbischen Alb noch sogen. Talruinen, wie sie von (tugenhax, Endbiss,
Pexck u. a. beschrieben worden sind. Für unser hiesiges Gebiet war
von besonderer Wichtigkeit der Durchbruch des Rheines bei Basel, denn
damit wurde das ganze südlich von uns gelegene Gebiet in scharfer
Strömung entwässert und «rasch gewannen auch hier die dem Rhein zu-
strömenden Gewässer die Oberhand über die der Donau zugewendeten.
Das schönste Beispiel bietet die Gutach, welche früher im Tale der
Aitrach der Donau zugeflossen ist, dann aber durch die von Süden her
einschneidende Wutach angeschnitten und dem Rhein zugeführt wurde.
Dasselbe spielt sich nun gegenwärtig zwischen der Aach und der Donau
ab, indem auch hier die günstigeren Abflußbedingungen auf der Südseite
siegreich gegen die Abflußrinnen der Nordseite vordringen. Da aber
hier als Zwischengebiet nicht leicht abzuwaschende Mergel- oder Sand-
schichten lagern, sondern feste, größtenteils massige Kalke, so kommt
weniger die mechanische Tätigkeit als die chemische Arbeit des Wassers
zur Geltung. Unterirdisch, in einem System von Spalten und Klüften
sucht sich das Wasser Bahn, um so eine spätere Talbildung einzuleiten.
Wir sehen also hier einen der interessantesten geologischen Pro-
zesse, die Verlegung einer Wasserscheide gewissermaßen in statu nascenti.
(Fraas.) '
Oberamts- Wundarzt Dr. Eytel (Spaichingen) : Zur Temperatur -
Umkehr auf der Schwäbischen Alb.
Es ist bekannt, daß die Temperatur der Erdatmosphäre im all-
gemeinen mit zunehmender Höhe über dem Meere abnimmt. Die Ab-
nahme beträgt entlang der Erdoberfläche etwa V2- C. auf 100 m
Steigung.
Von diesem Verhältnis der Temperatur der Erde gibt es aber nun
häufige, ja sogar regelmäßige, gesetzmäßige Ausnahmen. Diesen Aus-
nahmen, dem Zustand also, daß die Lufttemperatur mit zunehmender
Höhe eine größere wird, hat man den Namen „Temperaturumkehr"
gegeben.
Über „Temperaturumkehr" liegen bereits aus vielen Ländern Be-
obachtungen vor und wissenschaftliche Forscher — ich nenne die Namen
Haxx, Kerxee, Billwillek, Woeikof — haben die Bedingungen kennen
gelehrt, unter welchen und durch welche „Temperaturumkehr" eintritt.
Sehen wir uns zunächst die wichtigsten dieser Bedingungen und
Ursachen, welche von den genannten Forschern u. a. festgestellt worden
sind, in Kürze an!
Die gesamte Erdatmosphäre absorbiert von den von der Sonne zur
Erde gelangenden Wärmestrahlen nur die Hälfte ; die andere Hälfte
dient der Erwärmung der obersten Schichte der Erdrinde. Die letztere
erhält im wesentlichen durch diese Sonnenstrahlung ihre Wärme, sie
gibt die empfangene Wärme in der Nacht durch Wärmeausstrahlung in
den W^eltraum mehr oder weniger wieder ab.
— LXII -
Anders die dem Erdboden unmittelbar auflag-ernde Luftschichte !
Sie erwärmt sich und kühlt sich ab im wesentlichen durch sogen. Wärme-
leitung, d. h. durch Wärmeausgleich mit der mit ihr in unmittelbarer
Berührung stehenden obersten Bodenschichte.
Temperaturumkehr tritt nun ein, wenn die in Berührung mit dem
Erdboden erkalteten Luftmassen, infolge der Abkühlung dichter und
schwerer w^erdend, entlang den Berghängen in die Täler herabsinken
und dort stagnieren, während die auf Bergen und Berghängen durch
das Herabsinken der erkalteten Luft entstellenden Lücken ausgefüllt
werden durch wärmere Luft.
Am günstigsten sind demgemäß die Verhältnisse dem Eintritt von
„Temperaturumkehr" , wenn in den langen Winternächten bei wolken-
losem Himmel eine starke Abkühlung des Bodens eintritt, wenn bei
Windstille imd hohem Barometerstand die Lagerung der Luftschichten
übereinander wenig gestört ist und wenn in den kurzen Wintertagen
die schräg einfallenden Sonnenstrahlen die kalte Luft in den Tälern
nicht so weit zu erwärmen vermögen, dali sie in die Höhe steigt.
Die Luftmengen dagegen, welche auf Berge und Gehänge nach-
strömen , sind erstens an und für sich schon wärmer als die ins Tal
absinkende kalte Luft , w'eil sie nicht durch Berührung mit dem er-
kalteten Erdboden abgekühlt sind, und zweitens erwärmen sie sich noch
durch das Herabsinken selbst. Denn sie kommen beim Niedersinken in
das Niveau dichterer Luftschichten , werden unter dem stärkeren Luft-
druck selbst dichter und durch dieses Dichterwerden wärmer, einem für
alle Gase gültigen Gesetz folgend, wonach Gase, welche, ohne eine Ab-
kühlung von außen zu erfahren, komprimiert werden , sich dadurch er-
wärmen.
Da nun in unserer Gegend die Temperaturumkehr häutig solche
Grade erreicht, daß sie nicht nur im höchsten Maße sinnenfällig ist,
sondern ihre Kenntnis Gemeingut der ganzen Bevölkerung ist, schien
es mir interessant, die Werte der „Temperaturumkehr" genauer kennen
zu lernen.
Zu diesem Zweck standen zunächst zur Verfügung die Veröffent-
lichungen der meteorologischen Station Böttingen. Dieselben geben nun
zwar allerdings kein richtiges Bild von der „ Temperaturumkehr " in
unserer Gegend. Es dürfte dies daran liegen , daß Böttingen selbst in
einem Hochtal mit engem Abfluß liegt, an einem Orte also, wo günstige
Gelegenheit gegeben ist für Ansammlung kalter Luft. So kommt es,
daß die Temperatur-Monatsmittel von Böttingen das ganze Jahr hin-
durch unter denen von Spaichingen zurückbleiben.
Nichtsdestoweniger kommt, wenigstens in manchen Jahren, die
„Temperaturumkehr" beim Vergleich von Spaichingen und Böttingen
deutlich zum Ausdruck.
Die Kurventafeln, welche ich hiermit herumgebe, zeigen die Tem-
peraturditferenzen in zwei zufällig nach äußeren Gründen heraus-
gegriffenen Jahren. Sie zeigen , daß die Temperaturdifferenzen am
kleinsten waren im November, Dezember und Januar, und dann wieder
im 3Iai, am größten im März und Juli. Sie geben also der Bevölkerung
— LXIII —
des Heubergs völlig recht, insofern letztere es als feststehend ansieht,
daß der Winter bis Lichtmeß auf dem Heuberg milder sei als in den
benachbarten Tälern.
Von November bis Januar ist die „ Temperaturumkehr " eine sehr
bedeutende, von Februar bis April, am meisten im März kommt sie nicht
zur Geltung-, weil die Täler — bereits schneefrei — sich unter dem
Einfluß der Sonnenstrahlen stark erwärmen, während in den Höhen die
Sonnenwärme zur Schmelzung des noch reichlich fallenden Schnees ver-
braucht wird. Im Mai sind auch die Höhen schneefrei und die kalten
Nächte bedingen wieder eine starke „Temperaturumkehr" ; in unserem
heißesten Monat dagegen, im Juli, kommt es nicht mehr zu einer Luft-
stagnation im Tal. '
Dieser Vergleich der Temperaturen von Eöttingen und Spaichingen
läßt nun aber nicht ahnen, welche hohen Werte die „Temperaturumkehr"
häufig an günstig gelegenen Hängen erreicht und diese hohen Werte
w^ill ich im folgenden an einigen Beobachtungen zeigen.
Die Temperaturen im Tal sowohl wie auf der Höhe habe ich in
den aufgeführten Fällen je beide selbst gemessen und den kleinen , 1 5
bis 40 Minuten betragenden Zeitunterschied zwischen beiden Messungen
ignoriert ; ich durfte ihn aus dem Grunde um so mehr ignorieren , als
die folgenden Beobachtungen sämtlich morgens vor Sonnenaufgang an-
gestellt worden sind, zu einer Zeit also, in der die tägliche Temperatur-
änderung eine sehr langsame ist.
Die Vornahme der Messungen vor Sonnenaufgang bot außerdem
den Vorteil, daß zu dieser Zeit die Einwii'kung der direkten Sonnen-
strahlung fehlte, die Wirkung der Luftströmung allein also am reinsten
zum Ausdruck kam und die höchsten Werte erreichte.
Ich führe nunmehr einige Beispiele vor:
11. L 1902. Spaichingen (660 m) —6*^,
Dreifaltigkeitsberg (982 m) +7°.
Differenz 13^, vergleichsweise eine Steigerung der Temperatur um
P auf 25 m Erhebung, zugleich die absolut größte Temperatur-
differenz, welche ich bisher mit dem Thermometer festgestellt habe. Ich
habe aber auf Grund anderer Beobachtimgen, bei denen ich zu thermo-
metrischen Messungen keine Gelegenheit hatte, Grund zu der Annahme,
daß die Differenz noch lange nicht die höchste ist, welche überhaupt
vorkommt. Differenzen von 10° zwischen dem Gipfel des Dreifaltigkeits-
bergs und der Talsohle in Spaichingen finden sich häufig. Schnee lag
wie auch bei den folgenden Beobachtungen w-eder im Tal noch auf
der Höhe.
Nun ein Beispiel von einem Nordosthang , an welchen in den
Wintermonaten die Sonnenstrahlen überhaupt^ nicht hingelangen :
17. L 1901. Spaichingen — ll^ Hausen o. V. 0^ Differenz 11*^
entsprechend l" Zunahme auf 14 m Höhe.
Das eben angeführte Beispiel ist aus dem Grund besonders interessant,
weil bei ihm die Wirkung direkter Sonnenstrahlung , etwa am Tage
vorher, ganz ausgeschlossen ist.
— LXIV —
Übrig-ens ist die Differenz iiiclit immer am größten zwischen dem
Berggipfel (bezw. den unmittelbar untei'lialb des Gipfels gelegenen
Hängen) und dem Tale; nicht selten tindet sich die grul'tte Temperatur-
differenz unmittelbar über der kalten Luftschicht im Tal, wobei die
Grenzschicht eine sehr niedrige , nur wenige Meter mächtige zu sein
pflegt. Wenn im Tal Nebel liegt, so fällt aus leicht ersichtlichen
Gründen die obere Nebelgrenze mit der Grenze zwischen kalter und
warmer Luft zusammen.
In anderen Fällen wieder liegt die höchste Temperatur in der
Mitte des Berghangs.
Beispiele: 5. XL 1904: Spaichingen +2*^, Dreifaltigkeitsberg
240 m über dem Tal + 8, Gipfel + 6^ ^
26. XII. 1900. Spaichingen — 2°, Dreifaltigkeitsberg 120 m über
der Talsohle +10'' — letztere Differenz zugleich die im Vergleich zur
Höhendifferenz gröiite, welche ich bisher beobachtet habe, nämlich 1^
auf 10 m Höhenzunahme.
Die Verschiedenheit der Zonen, welche die größte Temperatur-
umkehr aufweisen, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß das eine Mal
die Luft auf der Höhe mehr bewegt ist, so daß ihr kalte Luft aus
Mulden und Hochtälern beigemengt wird, ein anderes Mal wieder die
kalte Luft im Tale nicht völlig ruhig abfließt, sondern sich mit der
darüber befindlichen warmen Luft mehr oder weniger mischt.
Übrigens kommt Temperaturumkehr nicht nur im Winter vor, im
Gegenteil ist sie auch in den anderen Jahreszeiten recht häufig: nur
hält sie in wärmeren Monaten nicht wie häufig im Winter auch den
Tag über an.
Beispiele: U. III. 1900 Höhe wärmer um 8, 4, V. 1903 um 7,
29. VL 1904 um 4^
Besonders stark wird die T«mperaturdifferenz zwischen Tal und
Höhe, wenn zu dem Unterschied der Lufttemperatur noch die Wirkung
der direkten Sonnenstrahlung hinzukommt. Denn die letztere ist auf
den Höhen größer wegen der geringeren Mächtigkeit der überlagernden
Luftschicht, von der auf der Höhe gerade die dichtesten Partien fehlen,
wegen des geringeren Staub- und wegen des — wenigstens z. Z. der
Temperaturumkehr auf unseren Höhen — kleineren Wasserdampfgehalts.
Denn gerade Staub und Wasserdampf der Atmosphäre sind es, welche
die Wärmestrahlen besonders stark absorbieren. Besonders intensiv wird
die Wärme auf Hängen mit günstiger Neigung.
Diese Umstände machen Beobachtungen erklärlich, welche auf den
ersten Blick höchst verwunderlich erscheinen : wenn man z. B. auf dem
Dreifaltigkeitsberg in der zweiten Hälfte des Dezember Touristen stunden-
lang im Freien sitzen oder sie sogar auf dem Erdboden liegend aus-
ruhen sieht; wenn man z. B. in Hausen o. V. das Schmelzwasser in
Strömen von den schneebedeckten Dächern rinnen sieht, während in
Spaichingen kaum einige Tropfen oder gar nichts fließt; wenn z. B.
Spaichingen 15° Kälte hat und gleichzeitig die Bevölkerung in Mahl-
stetten in Hemdärmeln im Freien Holz spaltet oder in Hemdärmeln vor
den Häusern steht.
— LXV —
Der Umstand, daß die Sonnenstralilimg auf den Höhen morgens früher
beginnt, abends später endigt, kommt — wenigstens für Spaichingen —
nicht wesentlich in Betracht, denn die längere Dauer des Sonnenscheins
beträgt im Winter auf dem Dreifaltigkeitsberg morgens unter 20, abends
unter 30 Minuten.
Die oben aufgeführten Werte der Temperaturumkehr erscheinen
nun im Vergleich mit den Angaben über Temperaturumkehr in der
Literatur als außerordentlich hohe und dies mußte die Frage nahelegen,
ob etwa die Gegend von Spaichingen dem Eintritt der Umkehr besonders
günstig sei ? Und da findet sich allerdings ein Umstand, der in dieser
Richtung wirken dürfte. Bei Spaichingen erweitert sich nämlich das
Primtal zu einem breiten verhältnismäßig flachen Kessel , in welchem
die kalte, von den Berghängen abfließende Luft eine bedeutende Ver-
langsamung ihrer Bewegung und damit eine Begünstigung der Stagnation
erfahren muß. Außerdem kommt dann diese stagnierende Luft in dem
breiten Kessel mit einer großen Bodenfläche in Berührung, durch deren
nächtliche Wärmeausstrahlung sie sich noch weiter abkühlt. Trotzdem
hat die kalte Luft noch eine energische Talabwärtsströmuug, wie der
regelmäßig z. Z, der „Temperaturumkehr" wehende talabwärtsziehende
Luftzug erweist. Demgemäß hat Spaichingen auch im Winter keine
extremen Kältegrade.
Ferner sind die gefundenen Werte der „Temperaturumkehr" wohl
auch deshalb so große, weil die Beobachtungen an unmittelbar benach-
barten Punkten gemacht sind, zwischen welchen der Berghang in un-
unterbrochenem Gefälle ins Tal abstürzt, so daß sich dem Abfluß der
kalten Luft ein Hindernis nicht in den Weg stellt, und warme und kalte
Luftmassen sich wenig mischen.
Selbstverständlich muß nun eine so häufig und so beträchtlich ein-
tretende „Temperaturumkehr" auch auf Klima und Vegetation einen sehr
bedeutenden Einfluß ausüben. Der „Temperaturumkehr" ist es zuzu-
schreiben, wenn in Hausen o. V. Nußbäume in der Höhe von 800 ra
noch üppig gedeihen ; wenn wir in der PoJi/gala cliamaebuxus , welche
nach meinen Erkundigungen in der Spaichinger Gegend erstmals 1860
beobachtet, jetzt mehr und mehr in großen Mengen die lichteren Wald-
hänge bedeckt, wenn wir in der Poli/gala cliamaebuxus an günstig ge-
legenen Stellen einen regelmäßigen Winterblüher haben , welcher fast
alljährlich an Weihnachten und Neujahr unsere Blumenvasen schmückt;
wenn auch andere Pflanzen, vor allem stinkende Nießwurz, ferner auch
Haselnuß , Sahlweide , Löwenzahn und manche andere — ihrer eigent-
lichen Blütezeit weit vorauseilend — ebenfalls nicht selten schon um
Weihnachten und Neujahr blühen ; wenn sich auch die Herbstflora in
üppigem Maße bis weit in den November hinein fortsetzt. Auch wird
der Pflanzengeograph unter den von mir ausgestellten, in Württemberg
mehr oder weniger seltenen Pflanzen solche finden , welche ihr Vor-
kommen in hiesiger Gegend der „Temperatnrumkehr" oder wenigstens
teilweise der „Temperaturumkehr" verdanken.
Bekanntlich ist unsere Gegend aber nicht nur reich an seltenen
Pflanzen , sondern auch an hervorragenden geologischen Aufschlüssen ;
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190G. 6
- LXVI —
insbesondere liegen im Oberamt Spaicliingen drei erstklassige Petre-
faktenfundorte, der eine im Stubensandstein bei Aixlieim, der andere im
Posidonienschiefer bei Frittlingen, der dritte im lithographischen Schiefer
des obersten Weißjura von Nusplingen ; ich habe eine Anzahl Petre-
fakten aus der Gegend zur Ansicht aufgelegt.
Inwieweit die Flora und Fauna der Keuper- und Jurazeit ihr Vor-
kommen in der hiesigen Gegend etwa einer „Temperaturumkehr" in
jenen Perioden verdankt , darauf habe ich meine Untersuchungen nicht
ausgedehnt.
2. Wissenschaftliche Abende des Vereins in Stuttgart.
Sitzung am 9. Oktober 1905.
Prof. Dr. C. B. Kluiiziiiger: Über neuere limnologische
Bodenseeforschungen. Auch an den Forscher von Tieren und
Pflanzen tritt das Bedürfnis heran, sein Gebiet nach den Bodenverhält-
nissen und physikalischen Eigenschaften kennen zu lernen, als Lebens-
bedingungen für die Lebewesen. Als Quelle für die Seenkunde dienten
lange Zeit fast allein die klassischen Arbeiten F. A. Foeel"s am Genfer
See, das Verdienst, auch Bodenseeforschungen in Anregung gebracht zu
haben, hat in erster Linie Ebeehakd Graf v. Zeppelin, der Vorsitzende
des Vereins für Geschichte des Bodeusees. Durch seine Bemühungen,
welche die Unterstützung des damaligen württembergischen Minister-
präsidenten Dr. Freiherr v. Mittnacht fanden, kam im Jahre 1SS6
eine Zusammenkunft von Vertretern der fünf Bodenseeuferstaaten zu-
stande, bei welcher die Ausführung der systematischen Untersuchung des
Bodensees beschlossen und geregelt wurde.
Als wichtigste und dringendste Aufgabe erschien die Herstellung
einer einheitlichen Bodenseekarte auf Grund von Lotungen und
mit Aufstellung gewisser fester Ausgangspunkte (Pfänderspitze und
Konstanzer Pegel). Im Jahre 1892 wurde die Karte fertiggestellt, mit
genauen Angaben der Tiefen. Der Kessel des Sees bildet eine lang-
gestreckte Mulde mit einer Sohle, die bald vertieft („Schweb"), bald
erhöht ist („Berg"). Die größte Tiefe befindet sich zwischen Utwyl
und Fischbach und beträgt 251,8 m.
Ein merkwürdiges unterseeisches Einnsal, als Fortsetzung des
Rheins 1 1 km weit zu verfolgen, wurde im oberen Teil des Sees hierbei
entdeckt. Bedeckt ist der ganze Grund des Kessels mit einem weichen
Schlick, hauptsäclilich von den einströmenden Flüssen herrührend. Ob-
wohl die jährliche Zufuhr durch die letzteren 4 000 000 cbm beträgt,
ist die Ausfüllung des ganzen Kessels erst in 12 500 Jahren zu erwarten.
Der Untersee hat nur 54 m größte Tiefe.
Die Bildung der Uferzone an den Buchten mit Strand und
Halde beruht auf vorwiegender Erosion durch die andringenden
Wellen ; der See gewinnt hier auf Kosten des Landes , an den Vor-
sprüngen (Hörn) findet dagegen eine „Verlandung" statt auf Kosten des
— LXVII —
Sees, indem die an solchen Stellen einmündenden Flüsse ihre Geschiebe
als Deltabildungeu eine Strecke weit in den See hinein abfallen lassen
und hier einen Schuttkegel bilden.
Über die geologische Entstehung" des Bodensees stehen sich zwei
Ansichten gegenüber : nach Heim , Forel und andern verursachte die
Erhebung der Alpen eine Stauung und Yerbiegung eines schon be-
stehenden Urrheintals und so die Muldenbildung, nach Penck erfolgte
letztere durch Druck eines ungeheuren Gletschers auf seinen Grund.
Im zweiten Teil des Vortrags wurden zunächst die Niveau-
verschiedenheiten besprochen : der nach den Jahreszeiten ver-
schiedene Hoch- (Sommer) und Nie der wasserst and (Winter) des
Sees , ferner die durch Winde und Temperaturdifferenzen verursachten
Strömungen („Rinnen oder Ruuß"). Ganz anders sind die gewöhnlich
nur wenige Zentimeter betragenden Seeschwankungen, wie sie im
Genfer See als ., seiche" , im Bodensee als „An- und Auslaufen" be-
kannt sind; man erklärt sie aus Gleichgewichtsstörungen in den über
dem See befindlichen Luftschichten und betrachtet sie als „stehende
Wellen " .
In optischer Hinsicht ist die Klarheit des Wassers zu unter-
suchen, sie ist im Sommer geringer wegen größerer Zahl von Schwebe-
wesen und von Sinkstoffen von den Flüssen her. Die Farbe des Boden-
sees ist mehr g r ü n 1 i c h , im Gegensatz zum blauen Genfer See ; die
Ursache liegt nach Fokel wohl in der größeren Menge von gelösten
gelben Humusstoffen , welche die Flüsse in den Hochmooren der Alpen
aufnehmen; durch Mischung mit dem Blau, welches die Farbe des reinen
Wassers ist, entsteht Grün. Dem Genfer See fehlen solche Humus-
stoffe mehr oder weniger.
Bezüglich der Temperatur findet man im Bodensee nach Forel
im wesentlichen dieselben Verhältnisse wie im Genfer See: Die Dauer
der kalten Wassertemperatur (weniger als 4° C.) ist nur 85 Tage, die
der warmen 280 Tage, während deren dann sehr viel Wärme auf-
gespeichert wird, was sich aus einer Berechnung der Wärmeeinheiten
ergibt: 200 Billionen solcher für den ganzen See. Das entspricht, nach
Forel , den Wärmeeinheiten , welche ein mit Kohlen beladener Eisen-
bahnzug liefern könnte , der vom Kap der guten Hoffnung bis zum
Nordpol reicht ! Die Temperatur des Oberflächenwassers ist abhängig
von der Lufttemperatur, im Sommer im Maximum -f 22,8" C, im Winter
im Minimum -|- IjS'^ C, Jahresmittel + 10,1°. Die Temperatur nach der
Tiefe zu zeigt eine „Schichtung": im Sommer oben warm, nach
unten allmählich sich abkühlend (außer einer sogen. „Sprungschicht" mit
rascherer Abkühlung) bis zu 4° C. , welche Temperatur überall in den
größeren Tiefen herrscht, da dann das Wasser am schwersten ist. Im
Bodensee hat man indessen eine auffallend weit, bis 235 m hinabreichende,
sommerliche Wärme gefunden, die in dieser Tiefe immer noch 4,4° C. be-
trägt ; die Ursache davon liegt wohl in den in diesem See reichlichen
Sinkstoffen , welche , oben stark erwärmt , diese Wärme noch in diese
großen Tiefen hinabtragen. Im Winter ist diese Schichtung eine „ver-
kehrte": oben kaltes Wasser, von 1° bis -[- 4° unten. Zweimal im Jahre
— LXVIII —
(meist anfangs Januar und Ende März) findet ein Ausgleicli statt: die
ganze Wassermasse hat dann 4" C.
So ist der Bodensee eine großartige Warmwasserlieizanlage,
die im Winter diese Wärme wieder an die Umgebung abgibt : daher
das warme Seeklima, wo noch bis Januar hin Pflan"Xen im Freien blühen,
wo aber auch oft lästige Nebel sich einstellen , als Dämpfe aus der
AVarmwasserwanne aufsteigend und sofort in der kalten Luft sich nieder-
schlagend. Daher auch das seltene Gefrieren des Obersees (1830, 1880
und 1891), während der Untersee fast alle Jahre gefriert. Das Klima
wird daneben auch durch die Winde beeinflußt : den herrschenden West-
wind, den oft erscheinenden Föhn.
Das Wasser des Bodensees zeigt nach den chemischen Unter-
suchungen eine große Eeinheit, ist daher ein gutes Trinkwasser, wenn
auf hoher See geschöpft. — Zum Schluß wurde noch das „Seesc hießen"
erwähnt, dessen Vorkommen indes nicht sich auf diesen See beschränkt,
sondern weitverbreitet ist : Schweiz , Belgien , Indien , Schweden usw.
Seine Ursache ist immer noch rätselhaft, (Eine eingehendere Behandlung
des Gegenstands wird unter dem Titel „Ergebnisse der neuereu Bodensee-
forschungen" im Juliheft im „Archiv für Hydrobiologie und Plankton-
kunde" 1906 erscheinen.) (Klunzinger.)
Sitzung am 13. November 1905.
Prof. Dr. E. Fi'aas: Das krypto vulkanische Becken von
S t e i n h e i m. Das Interesse , welches die berühmte Tertiärlokalität
Steiuheim erweckt hat, war in der Hauptsache immer auf die paläonto-
logischen Funde beschränkt, deren Reichhaltigkeit am schönsten im
Stuttgarter Naturalienkabinett zur Geltung kommt. Bei Gelegenheit
der Aufnahme der geologischen Karte versuchte zwar Quenstedt auf
Grund der HiLDENBRANDx'schen Aufnahmen ein Bild von dem geologischen
Autbau zu geben, aber er kam auch nicht weiter als vorher schon
Deffnee und 0. Fe aas, indem er zwar auf die x^nalogie mit dem Ries
hinwies , im übrigen sich aber nur dahin aussprechen konnte , daß sich
am Klosterberge ein unentwirrbares Chaos von allen möglichen Jura-
schichten befinde. Die Riesuntersuchungen von Beanco und E. Feaas
mußten natürlich als Begleiterscheinung auch die Behandlung des Stein-
heimer Beckens nach sich ziehen, und dementsprechend wurden im
Sommer und Herbst 1904 eingehende Studien und Grabarbeiten dort
vorgenommen.
Ein Blick auf das Becken von Steinheim zeigt uns eine 2,. 5 km
im Durchmesser haltende, nahezu kreisrunde Mulde, welche etwa 80 m
tief eingesenkt ist und in deren Mitte sich der Klosterberg erhebt. Die
Randzone des normal gelagerten oberen weißen Jura ist vollständig zer-
trümmert und in sogen. Griesfelsen umgewandelt. Auf demselben findet
sich zuweilen noch, gleichsam als Aufguß, eine dünne Decke von ober-
miocänem Süßwasserkalk. Die Senke selbst ist leider mit diluvialem und
alluvialem Schutt so sehr bedeckt, daß ein Einblick in das anstehende Ge-
— LXIX —
stein ausgeschlossen ist. Immerhin ist die Erscheinung-, daß sich in dieser
Senke vielfach Wasser findet, eine auffallende, da wir sonst in der Um-
gebung nur die bekannten Trockentäler des Jura haben. Es müssen
also hier unter dem Kiese sich undurchlässige Schichten befinden. Der
Klosterberg, der sich in der Mitte erhebt, besteht an seinem Fuß aus
Weiß-Jura-Alpha und -Beta, während oben auf der Höhe Braun- Jura-
Alpha und -Beta beobachtet wird. Außerdem lagern dort die berühmten
Tertiärschichten, welche teils aus harten Sprudelkalken, teils aus weichen
Schneckensanden bestehen.
Die Analogie mit dem Ries ist in die Augen springend, denn hier
wie dort haben wir ein rundliches, in den Jurakalk eingesenktes Becken,
das von Griesmassen umgeben ist und in welchem sich abnorm ge-
lagerte Gesteine befinden , die ihrerseits wieder von obermiocänen Süß-
wasserschichten bedeckt Averden. Hier wie dort weisen die magnetischen
Abweichungen auf ein Tiefengestein hin. Ich habe früher im Anschluß
an die HiLDEXBEAXDT'schen Aufnahmen ein Profil von dem Klosterberg
zu entwerfen gesucht, das mich zu der Anschauung verleitete, daß auf
dem Klosterberg die Braun-Juraschichten über die Weiß-Juraschichten
weggeschoben worden seien , und daß wir demnach im Klosterberg
analoge Verhältnisse hätten wie am Buchberg bei Bopfingen.
Die Untersuchungen von l'J()4 führten jedoch zu einem andern
Resultat. Der leitende Gedanke bei den ausgedehnten Grabarbeiten
war natürlich zunächst der, die vermeintliche Überschiebung von braunem
auf w^eißen Jura festzustellen, und es wurde dementsprechend an der
Stelle begonnen, wo die HiLDENBRANDx'schen Aufnahmen Lias und Braun-
Jura dicht neben Weiß-Jura-Beta anzeigten. Die Grabung ergab aber,
daß in der ganzen Gegend, wo sich diese Schichten nach der Karte be-
finden sollten, weder Lias, noch Braun- Jura, noch Weiß-Jura-Beta an-
steht. Unter einer 2 — 2,5 m mächtigen Schuttdecke zeigte sich allent-
halben in dem 40 m langen Schlitze Weiß-Jura-Alpha mit zerpreßten
Ammoniten, Belemniten und sonstigen Leitfossilien der Impressatone.
Ebenso wurde an den Stellen, wo nach der Karte Braun-Jura-Beta zu
erwarten gewesen wäre, Weiß- Jura-Beta in Gestalt von stark zer-
preßtem Kalkstein mit eigenartigen , . strahlenförmigen Absonderungs-
flächen gefunden. Erst weiter oben am Klosterberg ergaben die Probe-
gruben und Schlitze ein buntes Gewirre von zusammengepreßten und
gestauchten Schichten des braunen Jura, unter welchen die Opalinus-
tone den größten Raum einnehmen, doch fehlt es auch nicht an Spuren
von Personatensandstein, Giganteusmergel, Ostreenkalken und Lamberti-
schichten.
Von einer eigentlichen geologischen Kartierung des Klosterberges
mußte leider Abstand genommen werden, da dies noch wochenlange Ar-
beit beansprucht hätte , doch läßt sich auch schon jetzt ein geklärtes
Bild über die Lagerungsverhältnisse geben. Wir haben den Klosterberg
als eine kleine, gewölbeartig nach oben aufgetriebene Scholle anzusehen,
in w^elcher natürlich alle die weicheren Formationen durchknetet und
durchpreßt sind, während die härteren Gesteine zersplittert als Griesfels
auftreten. Den Kern dieser kuppeiförmigen Auftreibung bildet der braune
— LXX —
Jura, unter welchem sich jedenfalls auch noch der Lias und der Keuper
in nicht allzu großer Tiefe befindet, während sich randlich um diesen
Kern herum die Schichten des weilten Jura anlagern.
Die Tertiärschichten mußten gleichfalls einer eingehenden Unter-
suchung unterzogen werden, da sich von ihnen Aufschluß über etwaige
nachträgliche Bewegungen innerhalb des Steinheimer Beckenß erwarten
ließ. Es fanden sich nämlich glücklicherweise am Rande des Beckens
an der Schäfhalde noch eine Ablagerung von Sclmeckensanden , welche
vollständig identisch mit denen des Klosterberges sind. Durch genaue
Vergleichung der Höhenlagen zwischen den einzelnen Horizonten dieser
neuen Lokalität und denen auf dem Klosterberg ließ sich feststellen,
daß die Schichten auf dem Klosterberge selbst noch normal liegen,
während diejenigen des randlichen Beckens abgesunken sein müssen. Es
bildet demnach der Klosterberg gewissermaßen einen Horst, während
die Senke ringsum ein tieferes Nachsacken bezeichnet. Auch auf der
Westseite am Eaude wurden interessante Tertiärablagerungen aufgedeckt,
welche hier bedeutend höher am Gehänge hinaufgreifen und wohl die
Einflußstelle eines Baches in den das Becken ausfüllenden See bezeichnen.
Wir können uns nun ein ziemlich klares Bild über die Entstehungs-
geschichte des Steinheimer Beckens machen. Dasselbe stellt in der Tat
ein Ries im kleinen dar, und wie dort haben wir auch in Steinheim
anzunehmen, daß unterirdische Kräfte vulkanischer Natur einen Pfropfen
nach oben preßten, so daß Gesteine, welche sonst nur in der Tiefe zu
finden sind , hier in das Niveau der oberen Weiß-Juraschichten treten.
Hier wie dort haben wir dann eine nachträgliche Sackung zu beobachten
und ebenso das Ausfließen heißer Quellen, welche zum Absatz von
miocänen Sprudelkalken führten. Während aber im Ries diese unter-
irdische Kraft stark genug war, um einen Pfropfen von 25 oder nach
den neuesten Untersuchungen noch viel mehr Kilometern Durchmesser
so hoch emporzupressen, daß der granitische Untergrund bis zur jetzigen
Oberfläche kam, beobachten wir im Steinheimer Becken eine viel geringere
Kraftäußerung. Hier handelt es sich nur um einen Pfropfen von 2,5 km
Durchmesser , und die Schichten , welche bis zur heutigen Oberfläche
kamen, bestehen nicht aus Granit, sondern nur aus braunem Jura.
Während dort der Betrag der Aufpressung sich auf etwa 400 m be-
rechnen läßt, beträgt er in Steinheim nur 150 ni. Was nun diese
unterirdische Kraft anbelangt, so gibt uns hier wiederum das Ries Auf-
schluß , wo dieselbe zweifellos als eine vulkanische erkannt wurde , die
sich nicht nur in Aufpressung, sondern auch in Explosionen Luft schaffte.
Auch im Steinheimer Becken müssen wir deshalb vulkanische Kräfte
zur Erklärung der Lagerungsverhältnisse heranziehen. Sie haben uns
aber keinerlei greifbare Spuren hinterlassen, und darum haben wir für
diese eigentümliche Erscheinung die Bezeichnung ,.Kr\'ptovulkan'' ge-
wählt. (Vergi. W. Beanco und E. Fbaas : Das kryptovulkanische Becken
von Steinheim. Abhandig. d. K. preuß. Akad. d. Wiss. 1905; mit 2 Taf.)
(E. Fraas.)
LXXI
Sitzung am 11. Dezember 1905.
Prof. Dr. A. Sclimidt: Die Atmosphäre des Weltraums.
Mendelejeff hat es wahrscheinlich gemacht, daß die Gruppe der sogen.
Edelgase (Helium, Neon, Argon, Krypton, Xenon) noch durch 2 sehr
leichte Gase zu ergänzen sei. Das eine, dessen Atomgewicht kleiner
als 0,4 sein müßte , ist vielleicht das in der Sonnenkorona durch seine
grüne Spektrallinie sich verratende Koronium, das andere noch wesent-
lich leichter, hält er für den den Weltraum erfüllenden Ätherstoff, für
den er den Namen Newtonium vorschlägt. Damit derselbe auch von
den massigsten Himmelskörpern nicht als Atmosphäre festgehalten werde,
gilt ihm Mendeleijeff ein Atomgewicht gleich 1 Milliontel von dem des
Wasserstoffs und, nach Analogie der Edelgase, ein gleichgroßes Mole-
kulargewicht. Damit ist das Gas befähigt, selbst in nächster Nähe
eines oOmal größeren Körpers, als unsere Sonne ist, mit 2240 km Ge-
sciwindigkeit seiner Teilchen in parabolischen Bahnen dieser Teilchen
sici der Anziehung zu entziehen. Als Temperatur des Weltraumgases
setit Mendelejeff den Wert — 80" C, dem sich die Temperatur der
Erditmosphäre nach oben nähern dürfte. Der Vortragende ist mit der
Anmhme einer überall gleichen Temperatur nicht einverstanden ; er hat
schoi seit Jahren, auch in Vorträgen an den Vereinsabenden, seine
abwerjiende Überzeugung wissenschaftlich begründet. Die Schwere ist
in do:)pelter Weise die Ursache einer Temperaturabnahme in der Luft
gegen oben. Sie bewirkt einen nach oben abnehmenden Luftdruck, wo-
durch irgendwie erregte vertikale Strömungen oben zur Ausdehnung
unter Abkühlung durch Arbeitsleistung, beim Absteigen unten zur Ver-
dichtuni unter Erwärmung (1*' auf 100 m) veranlaßt werden. Ins-
besondcB aber müßte in ruhender Luft, falls oben und unten die Tem-
peratur :leich wäre, sich eine Wärmeleitung von oben nach unten ein-
stellen, cftnn die Wärme ist nichts anderes, als der Ausdruck der ver-
worrenen Bewegung der Luftmoleküle durcheinander. Der größeren
Geschwincgkeit, welche diese Teilchen beim Fallen annehmen, entspricht
<lie höhen Temperatur, der kleineren, beim Aufsteigen in die Höhe,
die niedrigre Temperatur. So lange muß eine solche verborgene Wärme-
leitung nah unten andauern, bis eine Temperaturabnahme nach oben
besteht vor 1 ° auf 72 m. Aber in solchem Zustande kann die Luft
nicht verharen, es entstehen Einstürze mit ümkehrung der oberen und
unteren Schuhten. In dem AVeltraumgas muß die Gravitation eine
Temperaturz^iahme erzeugen bei Annäherung an die Himmelskörper
entsprechend dem mathematischen Begriff des Potentials. Der Redner
findet so als wahrscheinliche ungefähre Werte ein Molekulargewicht des
Weltraumgase von 0,00048, eine molekulare Geschwindigkeit von 102 km
bei — 80*^ un> eine Temperatur der von Himmelskörpern entferntesten
Teile des We.raums von — 114'^. Ohne die Wärmeverluste durch,
Strahlung und ohne die Sturmbew.egungen würde die SonnenoberHäche
etwa TOOO*' Teiperatur annehmen durch die unausgesetzte Wärme-
leitung, die in cm Weltraumgas sich von den kälteren äußeren Regionen
her vollzieht, .ie Sonne erhält fortlaufend Ersatz durch Leitung für
— LXXII —
ihre Verluste durch Strahlung, denn je größer die molekulare Ge-
schwindigkeit eines Gases ist, um so größer ist auch sein Wärme-
leitungsvermögen. Bei der MENDELEjEPF'schen Vorstellung müßte die
Sonne, eingebettet in ein umgebendes Mittel von — ^80*^ und von alles
übersteigender Leitungsfähigkeit in kürzester Frist erkalten.
Als eine überraschende Bestätigung der Richtigkeit der Berecli-
nungsraethode zeigt sich eine innerhalb der Grenzen der zu erwartenden
Genauigkeit vorhandene Übereinstimmung des Molekulargewichts von
beinahe 1 : 2000 mit dem gleich großen Werte, welcher sich auf garz
anderem Gebiete ergeben hat. Professor Wiechert in Göttingen hat
aus den elektrischen Entladungsvorgängeu in luftverdünnten Räumen,
aus der Ablenkung der Kathodenstrahlen durch elektrische und nug-
netische Fernwirkungen berechnet, daß in diesen Entladungen kleitste
Teilchen in Bewegung sind, die sogen. Elektronen, welche als elektrisch
geladene Gasmolekeln anzusehen sind von dem oben angegebenen Mole-
kulargewicht.
Der Vortragende zeigt noch als weitere Vorteile der Hypotli^se
eines Weltraumgases die Möglichkeit einer Erklärung der Aberration
des Fixsternlichts, ohne im Widerspruch mit den physikalischen Er-
fahrungen und Begriffen annehmen zu müssen, daß der Äther star' sei
und von der Erde frei und ohne Störung durchschnitten werde. Auch
die Astronomen Schäbeele in Ann Arbor und Courvoisier in Ifeidel-
berg wurden durch astronomisch beobachtete Tatsachen auf dei Ge-
danken geführt, es könnte eine interplanetare Substanz geben, de dem
Fixsternlicht in jährlicher Periode eine Ablenkung durch Eefaktion
erteile, kleiner als eine Bogensekunde. (A. Schuidt.)
Forstassessor 0. Feucht: Ein Ausflug in die Lüneburg erHeide.
Meine Herren ! Ich möchte ihre Aufmerksamkeit auf eine Gegend unseres
Vaterlands richten, die nach jahrhundertelanger Mißachtung unc Gering-
schätzung eben erst zur verdienten Würdigung gelangt ist, goer auch
schon in Gefahr steht, für den Naturfreund, für den Botauike' sowohl,
wie für den Landschafter, gründlich verloren zu gehen. lu größten
Teil der Lüneburger Heide hat die stetig sinkende Rentallität der
Schafzucht, anderseits das wachsende Steigen der Holzprise genau
ebenso das Schicksal der W^eideflächen besiegelt, wie dies z.B. auf der
schwäbischen Alb der Fall ist. In der Tat geht die Auf^rstung der
Heide mit Riesenschritten vor sich. Unter diesen Umstän(ön war mir
ein Besuch der Heide, den ich im vergangenen Juli ausfüren konnte,
doppelt interessant, zumal vor ein paar Jahren das für da Verständnis
der Heidevegetation grundlegende Werk von Gräbxer ershienen war\
Ehe ich Ihnen an der Hand der GKÄBNEE"schen ScHderung einen
Überblick über die verschiedenen Formen des von mir beuchten Heide-
teils zu geben versuche , möchte ich einige erläuternde Bemerkungen
vorausschicken. — Mein Besuch galt der eigentlichen Binenheide, d. h.
dem Stück der Lüneburger Heide, das ungefähr durch le Städte Celle,
' Gräbner, Die Heide Xorddeutschlands und die sh anschließenden
Formationen in biologischer Betrachtung. Leipzig 1901.
— LXXIII -
Soltau und Lüneburg begrenzt wird. Als Eingaugspunkt wählte ich die
.Station ünterlüß an der Strecke Celle — Lüneburg, nur wenige Häuser,
um eine Oberförsterei geschart, mitten im Lüßwald gelegen. Der Lüß-
wald dehnt sich über 6000 ha weit aus, in seinem Innern linden sich
uralte Bauernwälder (der „Süll") mit mächtigen Eichen und anderem
Laubholz, die ausgedehnten Außenbestände dagegen bestehen aus Nadel-
holz (Forche und Fichte). Vom Waldrand ab nach Westen zieht sich
die offene Heide, ein endloser, kaum unterbrochener Mantel von Braun-
grün und Rosa, aus dem höchstens ab und zu einzelne Forchen- oder
Wachholderbüsche emporragen. Das Gelände verliert sich in leicht ge-
schwungenen Wellenlinien und sanften Hügelformen in der Ferne. Ein-
zelne „Berge" heben sich bis zu 50 und 80 m über ihre Umgebung.
Der breite, sandige Fahrweg ist zu beiden Seiten von Birken eingefaßt.
Li den Mulden zerstreut erheben sich kleine Waldflecken, meist statt-
liche Eichen , und mittendrin , nach außen völlig verborgen , verstecken
sich die Hof sitze der Heide. Das 4iochlirstige, pferdekopfgekrönte Haupt-
gebäude mit tief herabhängendem Strohdach, über der Tür einen fluch-
abwehrenden Spruch, ist umrahmt von den kleinen Stall- und Neben-
gebäuden, fast alles noch aus aufrechten Eichenbohlen gezimmert. Das
Ganze mitsamt dem Ziehbrunnen ist umschlossen von einem Wall aus
Findlingsteinen oder einem dicht geflochtenen Zaun, kurz, das Bild des
altsächsischen Herrensitzes ist vollständig. Ln Eichenhain brechen die
Schweine , die Grasplätze darin dienen den Pferden und draußen die
weite Heide gehört den Schafen. Die Heidschnucken gelten als die
kleinste Schafrasse, ihr dichter blaugrauer Pelz hängt bis zum Boden.
Sie sind äußerst genügsam, können aber die Nachtluft nicht ertragen.
Deshalb treffen wir in der Heide zerstreut hohe strohgedeckte Schaf-
ställe ; meist sind sie dem Einfallen nahe, aber in ihrer Umgebung von
zerzausten Forchen oder Eichen bieten sie ein überaus malerisches Bild.
— Über die Höfe Lutterloh und Misselhorn gelaugte ich so ins breite
()rtzetal, in dem das durch die Mission bekannte kleine Hermannsburg
sich zwischen Forchen und Eichen hinzieht. Im Örtzetal aufwärts gings
an mehreren Höfen vorbei, über kümmerliche Ackerfelder und torfgenutzte
Moore nach Müden , am Zusammenfluß von Örtze und Wietze. Das
kleine Dorf gilt durch seine uralten Häuser, seine herrlichen Eichen-'
und Wachliolderlandschaften als einer der schönsten Punkte der Heide
und weist eine stattliche Malerkolonie auf. Gegen Norden schließt sich
hier der große Truppenübungsplatz Munster an, daneben die ausgedehnten
Aufforstungsflächen bei Örrel. Hier fehlt auf Stunden jede Spur einer
Niederlassung, alles ist nur Heide und Heidewald, bis endlich am
Horizonte die Gebäude der Kieselgurgruben von Wiechel auftauchen.
Es folgt der Artillerieschießplatz der Firma Erhardt-Düsseldorf, dann
ist der Lüßwald wieder erreicht.
Dies ist so im allgemeinen das landschaftliche Bild der Binnen-
heide, durchaus nicht öde und langweilig, und vor allem von einer Glut
und Intensität der Farben, die man hier gar nicht erwarten sollte.
(Vergl. im übrigen Dr. Linde , Die Lüneburger Heide , Monographien
zur Erdkunde, bei Velhagen & Klasing.)
— LXXIV -
Von den drei landschaftlichen Faktoren des eig-entlichen Heide-
gebiets (abgesehen von den kleinen Kultnrflächen) Heide, Wald und
Moor, tritt das letztere hier in der Binnenheide stark zurück. Der
Wald dagegen nimmt fast ein Viertel der ganzen Fläche ein, es ist
also falsch, sich die Heide als durchweg kahl vorzustellen. Was die
Bezeichnung „Heide" betrifft, so wird sie in den verschiedenen Teilen
Deutschlands verschieden gebraucht. Im Nordosten z. B. versteht man
darunter einen Forchenwald (Schorfheide, Letzlinger Heide, Dresdener
Heide). Die wissenschaftliche Definition lautet: „Ein offenes Gelände
ohne erheblichen Baumwuchs, dessen Holzgewächse im wesentlichen aus
Halbsträuchern oder niedrigen Sträuchern bestehen und das zugleich
eines geschlossenen , saftigen Grasrasens ermangelt. '" Der Begriff
„Heide" umfaßt also nicht eine Formation im Sinne Drude's, sondern
ist das, was Dkude als ökologischen Pflanzenverein bezeichnet. For-
mationen , also Pflanzengesellschaften von dauernd etwa gleichartiger
Zusammensetzung und gleichbleibenden Vegetationsbedingungen, treten
in der Heide vielmehr mehrere auf. Geäbner unterscheidet 5 solche
„Typen" der echten Heide.
Der Charakter der eigentlichen Heide ist bekanntlich bestimmt
durch die Erikaceen, die Heidekräuter. Insbesondere ist es die uns
Süddeutschen Avohlbekannte Cälluna vulgaris, die hier weitaus am zahl-
reichsten, teilweise ausschliel^lich weite Strecken für sich in Anspruch
nimmt. Recht verschiedenartig sind die Standorte, auf denen wir der
Calhina begegnen : Im Schwarzwald z. B. treffen wir sie häufig noch in
engen Tälern, wo sie durchaus strauchartig meterhohe Büsche bildet,
die als lose Decke über dem nassen Gestein sich leicht abheben lassen;
dann wieder auf den Berghöhen und auf exponierten Felsen bleibt sie
unter der Wirkung des Windes zwerghaft, kaum fingerlang, in festem,
dichtem Humusfilz steckend. Weiterhin in den Torfmooren gedeiht sie
häufig noch mitten im nassen Spliagnnm drin. In der norddeutschen
Heide nun bewohnt sie im Gegensatz hierzu sanft geneigte Ebenen und
Hügel mit sandigem, anscheinend ganz trockenem Boden. Meist ist
dieser mit einer dicken Schicht von filzigem Heidehumus bedeckt : darunter
liegen die mageren, ausgewaschenen Bleisande, unter ihnen der Ortstein.
An feuchteren Stellen nähert sich der Boden dem Charakter des Moors,
an ganz trockenen geht er in ein Sandfeld über. — Diese Fähigkeit,
an Standorten mit fast extremem Feuchtigkeitsgehalt zu gedeihen, ist
eine besondere Eigentümlichkeit der echten Heidepflanzen. Bei ihrer
Unempfindlichkeit gegen große Nässe können sie aber ein völliges Aus-
trocknen des Bodens nur kurze Zeit ertragen. Die eigentlichen Heide-
gebiete stehen trotz der scheinbaren Trockenheit doch merklich unter
dem Einfluß des feuchten atlantischen Klimas, hier ist deshalb ein völliges
oder mehrfaches Austrocknen auch der ödesten Sandfelder nicht zu be-
fürchten, hier sehen wir die Heide in der üppigsten Weise gedeihen.
Mehr nach dem Osten zu, nach den Gegenden kontinentalen Klimas,
ziehen sich die Erikaceen immer mehr in den Schutz der Wälder zurück,
und dieselben Standorte, die in der Lüneburger Heide mit Heide bedeckt
sind, zeigen im Osten nur steppenartige Sandfelder. — Neben der Luft-
— LXXV —
feuchtigkeit konnnl als zweites Erfordernis für das Gedeihen der Heide-
pflanzen ein nährstoffarmes Substrat, bei dessen Verarbeitung nach den
neuesten Forschungen die Sj'uibiose mit Knöllchenbakterien eine wesent-
liche Eolle spielt. Sobald der Heideboden gedüngt wird, verschwindet
die Heidevegetation. Es ist dabei nicht nur die auf nährstoffreicheren
Böden erwachsende Konkurrenz anderer Pflanzen, die eine Änderung der
Flora bedingt, sondern die Heidepflanzen sind tatsächlich nicht imstande,
größere Nährstoffmengen, die für andere Pflanzen noch gering erscheinen
mögen, zu verarbeiten, sie gehen unter den Erscheinungen des Nähr-
stofiuberschusses zugrunde. Ähnlich ist ihr Verhalten zum Wasser.
So leicht sie die Überspülung mit Moorwasser ertragen, so schnell gehen
sie in dem nur wenig nahrungsreicheren Bachwasser zugrunde. Daher
das t3^pische Bild in den Heidetälern, z. B. an der Örtze : saftgrüne
Wiesen, soweit der Einfluß des Wassers reicht, dann dicht darauf, wie
mit dem Messer abgeschnitten, die braune Heide.
Wie gesagt, ist die Crt/Z^rna-Heide mit ausschließlicher Vor-
herrschaft von Ccdhina der Haupttypus des Lüneburger Heidegebiets,
der zu den andern Formationstjq^eu in direkter Beziehung steht. An
Begleitpflanzen fällt vor allen der Wachholder in die Augen. In der
ganzen nördlichen Heide, wde in der jütisch-dänischen, ist er außer-
ordentlich selten, Jiier in der Binnenheide im Gegenteil sehr häufig.
Und während er in unsern Mittelgebirgen, so auf den Keuperhöhen und
auf der Alb, seinen strauchartigen Charakter niemals verleugnet, wird
er in der Heide durchaus baumartig und der Zypressen artige Habitus
verleiht den kahlen Heideflächen einen ganz eigenen Reiz. Stämme von
10 bis 15 cm Durchmesser sind keine Seltenheit, insbesondere bei Lutter-
loh sind berühmte Gruppen dieser Art. Im Schutz des Wachholders,
der von den Schafen weniger verbissen wird, gelingt es auch vielfach
einzelnen Forchen oder Birken, zu stattlichen Stämmen heranzuwachsen,
die wir dann meist noch mit einem Kranz von Wachholderstämmchen
umringt finden. — Von einigen andern Begleitpflanzen der C'a/?;n;r<-Heide
wird später noch die Rede sein, großenteils sind es Flechten von der
Gattung Cladonia und Gräser, insbesondere Sieglingia, Molinia, Narclus,
Weingärtneria. Zwei Arten sind noch besonders zu nennen : die zu den
Erikaceen gehörige Bärentraube, Afdostaphylos officinalis, und die mit
dem Buchs verwandte Krähenbeere, Empetrimi nigrmn. Die erstere ist
in den Heidegebieten östlich der Elbe eine charakteristische Begleit-
pflanze der Kiefernwälder, in denen sie oft kilometerw^eit ausschließlich
den Boden bedeckt ; hier in der Binnenheide tritt sie nur in vereinzelten
Rasen, aber immer gerne in Begleitung der Forchenbüsche auf. ]£m-
pctrum nigrmn hat Gkäbner zu einem eigenen Typus der Heide er-
hoben, zweifelt aber selbst an der Berechtigung dieser Absonderung.
Tatsächlich tritt Empetrum im eigentlichen Heidegebiet nur vereinzelt
bald im Sand, bald im Moor auf. Ii* größeren reinen Beständen da-
gegen zeigt sich die Krähenbeere einerseits an der Küste im Dünen-
sande, wo ich sie auf Amrum in großer Ausdehnung getroffen habe,
anderseits bedeckt sie weite Strecken der Gebirgsmoore und ist z. B.
für die norwegische Fjeldlandschaft außerordentlich charakteristisch.
— LXXVI —
Geäbner unterscheidet in der CaUnna-'Heide noch einige „Fazies",
indem Begleitpflanzen der Calluna, die aber niclit zu den eigentlichen
HeidepÜanzen gehören, gelegentlich in so großer Ausdehnung vorherrschen,
daß die Calhina selber für das Auge verschwindet. Von den vier
„Subtypen", die er anführt, habe ich einen nicht beobachten können,
der einen Übergang zur pontischen Gruppe darzustellen scheint : „ Cal-
hina mit Vorherrschen von PnlsatiUa.^ Es handelt sich um die beiden
Arten viügaris und pratensis, die auf sonnigen Hügeln manchmal so
massenhaft auftreten, daß zur Blütezeit überhaupt nichts anderes zu
sehen ist. Sehr hübsch dagegen bot sich mir der zweite Subtypus :
., Calluna mit Vorherrschen von Genisten." Es sind hauptsächlich
4 Arten hierbei beteiligt ; G. püosa und germanica zeigen große Neigung
zur Gesellschaftung mit Calluna insbesondere auf trockenen Hügeln,
G. tinctoria liebt mehr die Waldheide und findet sich also nur in Be-
gleitung der Forchenbüsche oder am Waldrand, und G. anglica endlich
braucht zum Gedeihen feuchtere Standorte und nimmt deshalb die Grenze
von der C'a?/M«rt-Heide zur Tefra//.r- Heide ein; sie fehlt ganz im östlichen
Gebiet der Heide. Den 3. Subtypus nennt Geäbnek „CW?»;m-Heide mit
Vorherrschen von Solidago und Crepis tedorum^. Diese Form bildet
einen Übergang zur Dünenheide und, besonders an der Ostseeküste, zur
echten Sanddüne. Für die Binnenheide kommt nur- Crepis tectorum in
Betracht, aber in anderer Beziehung. Im Binnenlande gehören ja die
Crepis-Arten zu den gemeinsten Ruderal-, auch Segetalpflanzen, so kommt
es, daß Crepns tectorum auf Heiden auftritt, die durch häufige Benützung,
insbesondere durch starke Beweidung, eine Veränderung erlitten haben.
Häufig stellen sich dann noch andere Euderalpflanzen ein , von denen
Festuca ovina, Hieracium pilosella, auch Tlu/mus serpullnm die häufigsten
sind. — Eine Stufe weiter in dieser Richtung bildet die letzte Fazies:
„ CV<7?Hiirt-Heide mit Vorherrschen von niedrigen Stauden". Als Charakter-
pflanzen erscheinen hier insbesondere Pofenfilla-Xrten und Hieracium pilo-
sella. Die Fazies tritt in der unberührten Heide überhaupt nicht auf,
sondern zeigt sich nur auf regelmäßig beweideten und kurzgefressenen
Heiden. Je stärker die Beweidung ist, desto mehr gesellt sich dazu
Nardus stricta, bis schließlich die Heide in eine reine Grasheide über-
geführt erscheint.
Dem Haupttj^pus der Ccdluna-Ueiäe stellt Gräbxer einige andere
Typen zur Seite, die ihre charakteristische Ausbildung zwar nicht in
der eigentlichen Lüneburger Heide zeigen, die aber trotzdem hier bei-
gezogen werden müssen. Es sind dies die Tetralix-Heiäe, das Heide-
moor und die Sarothamnus-Heide. Die Em2)etnmi-iieide wurde ja oben
schon berührt.
Weit seltener als Calluna tritt Erica tetralix, die Glockenheide,
als ausschließlich bestandbildend auf. Sie liebt durchaus feuchtere Stand-
orte als Calluna und neigt si(^i somit mehr dem Heidemoor, dem
Spliagnum zu. So treffen wir sie in der Binnenheide zahlreich in kleinen
Polstern in den Mulden zwischen der Calluna, sobald die nötige Feuchtig-
keit dort vorhanden ist. Häufig entstehen in ihrem Schutz kleine
Spliagnum-'? o\%iQY, denen sie unter Umständen bald zum Opfer fällt.
— LXXVII —
Doch ist sie auch auf den reinen Mooren ständiger Gast. Ihre großen,
rosaroten Blüten erscheinen schon Ende Juni, also weit früher, als die
der Calhina, somit war ihr Anteil an dem von mir besuchten Heide-
gebiet leicht festzustellen. Als Begleiter findet sich meist auf den an-
moorigen Stellen Juncus squarrosus. auf den sandigen Scirpus caespifosiis.
— Soweit ihr Vorkommen in der Lüneburger Heide; in Ostfriesland
und Holstein dagegen bildet sie in reinem Bestände dichte Teppiche,
die sich z. B. zwischen Husum und Rendsburg zu beiden Seiten der
Bahnlinie weithin ausdehnen. Der Boden ist dort stark humos , mit
einem festen Filz von Heidehumus bedeckt, dessen Feuchtigkeitsgehalt
großen Schw^ankungen unterliegt. In manchen Jahreszeiten läßt er sich
auspressen wie ein Schwamm, dann wieder ist er ganz ausgetrocknet.
Diesem Umstand verdankt die Tetralh -Heide ihre Existenzmöglicheit,
denn das Sphaniium, das eine wiederholte Austrocknung nicht erträgt,
kann sie hier nicht bedrohen. Anderseits ist doch wieder der Boden
zeitweise durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt so luftarm, daß auch
Calhina hier nicht üppig gedeihen kann.
Auch das Heidemoor hat den Schwerpunkt seiner Ausbildung
nicht in der Lüneburger Heide, sondern mehr im Nordwesten gegen
Oldenburg und Bremen, woher ja der Name Worpswede in den letzten
Jahren durch die dortige Künstlerkolonie allgemein bekannt geworden
ist. Den Namen „Heidemoor" oder „Moosmoor" hat Wakbiing ein-
geführt, um damit den früheren Namen „Hochmoor" zu ersetzen, der
immer wdeder zu Verwechslungen Anlaß gibt. Im Heidemoor befindet
sich stets in wechselnder Menge das eigentliche Torfmoos, das Sphagnuni,
das in den Wiesen- oder Grünlandsmooren fehlt und durch Hi/pmini-
Arten ersetzt wird. Die Flora setzt sich vorwiegend aus echten Heide-
pflanzen zusammen. Die aus der Oberfläche ragenden Bülten bestehen
aus Eriüphonun-, während sie im Wiesenmoor vorwiegend aus Carex-
Arten bestehen. Im übrigen kann ich mich hier kurz fassen , denn
unsere heimischen Heidemoore im Schwarzwald und in Oberschwaben
zeigen keinen wesentlichen Unterschied gegenüber denen der Lüneburger
Heide. Die Flora eines von mir näher untersuchten Moores bei Baven
im Örtzetal wies ganz die gleichen Arten auf, die wir hierzulande auch
treffen : vor allem Calhina, dann Andromeda, Ox/icoccos, Finguicola, Dro-
sera rotundifoUa und intermedia, fremd ist nur die Erica tetraUx. Auf
einem abgestochenen und entwässerten Teil des Moors zeigte sich eine
dichte Wildnis von Epüobium arnjustifoUiim und Urtica dioica. Diese
höheren Anspruch an den Nährstoffgehalt des Bodens stellenden Arten
scheinen zunächst befremdlich ; tatsächlich aber ist es wohl die Tätig-
keit der bei der Torfabfuhr beschäftigten Pferde, die hier vorüber-
gehend segensreich gewirkt hat. Nach einigen Jahren tritt auch hier
die Heidevegetation wieder in ihre Rechte. — Für die Oberfläche der
Heidemoore ist meist eine bestimmte Halbstrauchart charakteristisch.
Im Osten des norddeutschen Heidegebiets ist dies der Sumpfporst,
Ledum pahistrc, im Westen dagegen die Heidemja-te, Mijrica gale. Auch
in der Binnenheide herrscht sie weitaus vor gegenüber der dritten Art,
dem auch bei uns heimischen Vaccinium uhginosum. — Außer den mit
- LXXVIII —
Mooren zusainmeiihängenden Seen finden sich in der Binnenheide zer-
streut kleine Tümpel mit klarem Wasser im Sandboden, ohne Spuren
von Moor oder Sphagmmi. Hier stellt sich dann eine ganz interessante
Flora ein: Sparganinm, Isoetes, LHoreüa und die seltene Lobelia Dort-
manna.
Den besprochenen Heideformationen schließt sich als weiterer
Typus an die Saro//iaw?.;n«s-Heide. Der Besenginster, Sarothamniis
scoparius, in der Heide „Brahni" genannt, bildet oft ausgedehnte reine
Bestände, nicht selten in dichten, fast undurchdringlichen Massen weit
über Mannshöhe. Solche Bilder sehen nicht eigentlich nach Heide aus,
sie machen entschieden den Eindruck einer Formation nährstoffreicherer
Böden. Die Lebensbedingungen des Sarothaninus sind sehr interessant.
Denn im Gegensatz zu allen andern Heidepflanzen geht er bei größerer
Nährstofifzufuhr nicht zugrunde, sondern entwickelt sich dabei sehr
üppig. Nun besitzt er aber die Fähigkeit, auf den ärmsten Heideböden
jahrelang zu vegetieren und als ganz niederer Strauch zu wachsen, bis
endlich seine Wurzeln in tiefere, bessere Bodenarten gelangt sind und
er zu den erwähnten Dickichten emporschieLien kann. Keine andere
Heidepflanze, ausgenommen Junipents, vermag, falls sie wirklich zu
besseren Böden durchdringt, ihre Stoffproduktion dem anzupassen und
umgekehrt ist keine Pflanze einer nähi'stoffreicheren Formation imstande,
so lange mit geringer Nahrung auszuhalten. Nun ist aber natürlich
auch Sarothaninus nicht imstande, mit seinen Wurzeln den unter der
Heide sich hinziehenden Ortstein zu durchbrechen, und wo Sarothamuus
nicht bloß vegetiert, sondern sich gut entwickelt hat, also überall in
der typischen Besenginsterheide, fehlt tatsächlich der Ortstein. Es
scheint ziemlich sicher, daß Sarothamnus durch seine hohe Stickstoff-
produktion (dank den Knöllchenbakterien ! ) direkt den Boden zu ver-
bessern und die Bildung des Ortsteins zu erschweren vermag. Daraus
dürfen wir wohl .auch Schlüsse für die Verhältnisse im württembergischeu
Schwarzwald ziehen.
Damit sind die Typen der echten Heide geschildert. Naturgemäß
sind die Grenzen zwischen den einzelnen Formationen selten scharf aus-
geprägt, es finden sich Übergänge, ebenso auch zwischen Heide und
den andern Vegetationsformen. Insbesondere zu Wald und Steppe führen
zahlreiche Formationsbilder. Gkäbxer unterscheidet Grasheiden, Wald-
heiden und heidekrautlose Sandfelder. Das durch andauerndes Aus-
trocknen des Heidebodens entstandene Sandfeld gehört dem Osten Deutsch-
lands an, die Grasheide ist auch im Westen vertreten. Auf feuchterem
Boden ist es besonders Molinla coendea, das Pfeifengras, das oft weite
Strecken wie ein kleines Eöhricht überzieht, ganz ähnlich wie es auf
den Streuplätzen im Schwarzwald auftritt. Eine zweite Art, Triodia
(Sieglingia) decumhens, teilt den Standort mit Erica tetralix. In
trockeneren Lagen setzt sich die Grasheide aus CaJamagrostis, Aira,
Nardtis und Festuca zusammen.
Was nun die Wald hei de betrifft, so ist schon erwähnt, daß
die Heideflora sich in kontinentalem Klima in den Schutz des Waldes
zurückzieht. In lichten W^aldbeständen ist alsdann die Bodendecke aus
- LXXIX —
Heide- und AValdpflanzen in wechselndem Verhältnis gemischt. Solche
Bilder sind uns ja wohlbekannt, auf den Keuperhöhen und im Schwarz-
wald ist dies die gewöhnliche Art des Vorkommens der Calluna. Aber
auch im eigentlichen Heidegebiet fehlt die Waldheide nicht ganz, sei's,
daß die Heide in lichtgewordene alte Bestände einwandert , oder daß
sich auf unbenutzten Heiden der Wald einstellt. Gträbxer stellt die
Kiefernheide , die ja auch bei uns insbesondere in der Mischung mit
Wach holder die Hauptrolle spielt, an erste Stelle. Die Eichenheide ist
mehr im jütisch-dänischen Heidegebiet heimisch, die Birkenheide ist
weniger lokalisiert. Zum Begriff der echten Waldheide — ob es sich
um Forchen oder um Laubholz handelt — gehört aber , daß die Ge-
nossenschaft dauernd ist, d. h. sich nicht gegenseitig verdrängt. Dies
mag bei den genannten Formen in vielen Fällen zutreffen, in der Regel
wird aber doch die Mischung von Wald und Heide nicht ein friedliches
Zusammensein bedeuten, sondern einen Kampf. Für Buche und Fichte
gibt dies Gräbxer auch ohne weiteres zu.
Kehren wir noch einmal zur Lüneburger Heide zurück und sehen
wir nach den Veränderungen, denen sie gegenwärtig unterworfen
ist. Die landwirtschaftliche Nutzung der eigentlichen Heideflächeu ist
natürlich bei ihrer Bodenbeschaffenheit und der geringen Bevölkerungs-
dichte außerordentlich gering. Ein Anbau durch Düngung oder Be-
wässerung ist nur in beschränktem Maße möglich. Neuerdings haben
Intensive Kalidüngungen mit darauffolgendem Lupinenanbau gute Er-
folge gezeitigt, die besseren Lagen der seitherigen Weideflächen werden
in dieser Weise kultiviert. — Eine wichtige Nutzung ist der Plaggen-
hieb. Der Heiderilz wird alle 4 bis 8 Jahre mitsamt der darauf-
stehenden Vegetation in Fladen abgestochen. Die so gewonnenen Plaggen
dienen zumeist als Stallstreu, dann aber auch zur Dachdeckung für
Schuppen und Ställe. Im Winter werden sie um die Stallwände auf-
geschichtet zur Warmhaltung der Räume. Die abgeplaggte Fläche be-
deckt sich bald wieder mit Heide, die etwa anfliegende Forchensämlinge
rasch verdrängt. Durch fortlaufenden Plaggenhieb kann freilich der
Boden auch so verarmt werden, daß er keinen geschlossenen Heideteppich
mehr zu bilden vermag. — Ein weiterer großer Teil der Heidefläche
dient der Bienenzucht. Die Körbe werden mitten in der Heide auf-
gestellt und nach dem Verblühen eingeholt. Nun ist aber die Calluna
nur etw^a 10 bis 12 Jahre lebenskräftig, später läßt Wachstum und
Blüte nach. Daher wird die Heide etwa alle 10 Jahre angezündet und
abgebrannt, worauf sie sich durch Samen und Stockausschläge erneuert.
Ab und zu wird auf den Kahlflächen erst ein oder zwei Jahre Buch-
weizen gebaut, bis die geringen Nährstoffraengen verbraucht sind.
Die wichtigste Nutzung der Heide war bisher die Schafzucht.
Die weiten Flächen , die nicht mehr beweidet werden, bedecken sich
bald mit jungen Forchen und andern Waldbäumen. Es macht deshalb
den Eindruck, die Heide werde ganz von selbst zu Wald, sobald die
Zähne der Schafe nicht mehr tätig seien. Dem ist nun aber nicht so,
denn wenn die jungen Pflanzen auch den direkten Kampf mit der Calluna
überstehen und leidlich zu gedeihen anfangen, dann stoßen sie erst auf
— LXXX —
den Hauptfeind des "Waldes, auf den Ortstein. In einer Tiefe von 30
bis 80 cm zieht er sich fast lückenlos unter der ganzen Heide hin.
Ohne seine Zerstörung- ist eine Bewaldung der Heide unmöglich. Mit
dem vierspännigen Reolpflug, vielfach auch mit besonders konstruiertem
Dampfpflug wird der Ortstein meist streifenweise zertrümmert, ehe die
Pflanzung der Forche erfolgen kann. Allein die Klosterkammer Hannover
hat gegen 4000 ha in dieser Weise kultiviert, noch größer ist der
Anteil des Provinzialverbands. In manchen Gegenden, so bei Örrel und
Lopau, ist die offene Heide schon ganz verschwunden. Hauptsächlich
zwei, gerade der Heide eigentümliche Gefahren drohen dem jungen
Walde. Die eine ist wieder der Ortstein. Man hat schon die Erfahrung
gemacht, daß insbesondere da, wo die Durchbrechung des Orts löcher-
weise geschah , sich von den Seiten her der Ort neu bildet und die
Wurzeln der Forchen einschließt, ehe sie durch die gefährdete Schicht
schon durchgewachsen sind. Die zweite Gefahr ist die Vermoorung. Wir
haben gesehen, daß in der Tetralix-Reiäe überall sich S2)hagmtm-FMnzchen
finden, die aber durch öfteres Austrocknen an der Entfaltung gehindert
werden. Auch in der CaJhom-lleide sind, sofern sie nicht allzu trocken
ist, überall kleine Spliagniim-TMnzclien vorhanden, ganz unscheinbar
und erst bei genauem Nachsehen zu entdecken. Wächst nun der junge
Wald empor, so genügt der geringe Schutz, den er gegen austrocknende
Winde bietet, um Leben in die S2)MgHU)n-'PMnzch.ei\ zu bringen. Je
höher der Wald wächst, desto besser gedeiht auch das Torfmoos.
So sind die Schwierigkeiten, die sich der Aufforstung entgegen-
stellen, gerade in der Heide besonders groß. Trotzdem wird in nicht
allzu ferner Zeit Deutschlands größtes zusammenhängendes Waldgebiet
die Lüneburger Heide sein.
Sitzung am 8. Januar 1906.
Oberreallehrer Dr. E. Stahlecker sprach über „Beziehungen der
Flechten zum Untergrund". Nach einigen einleitenden Worten über
den Aufbau der Flechten und die mannigfaltigen Fragen , die in der
Lichenologie noch offen stehen, kam der Redner auf die erstaunliche
Variabilität, welche der Flechtenthallus einer und derselben Spezies
aufweisen kann. Diese Mannigfaltigkeit ist hauptsächlich mitbestimmt
durch das Substrat, wie dies durch die grundlegenden Arbeiten Fünf-
STtJCK's nachgewiesen wurde. Man kann in doppeltem Sinn von Be-
ziehungen der Flechten zum Untergrund reden: einmal von einer Be-
einflussung der Flechten durch die Beschaffenheit des Substrats und dann
von einer Einwirkung der Flechten auf ihr Substrat.
In ersterer Hinsicht erleidet die Flechte eine Beeinflussung sowohl
was die Art des Wachstums als auch was ihren anatomischen Aufljau
betrifft. Merkwürdigerweise hat aber die ph^'sikalische Beschaffenheit
des Untergrunds nur ganz wenig Einfluß auf die Flechte. Bei ge-
schichteten Gesteinen zeigt sich öfters, daß die Flechte quer zur Schichtung
gebrochene Flächen liebt, auch daß die Anordnung ihrer Früchte linien-
— LXXXI —
förmig der Schichtung- folgt, so daß die Apothecien auf den Schicht-
wülsten sitzen und die Schichtfugen meiden. Nicht werden , wie man
vermuten könnte, verwitterte Gesteinsfiächen in erster Linie von Flechten
besiedelt; im Gegenteil werden oft gerade die frischesten Bruchflächen in
Angriff genommen. Die strukturellen Verhältnisse eines Gesteinssubstrats
spielen keine Rolle. Bei silikatbewohnenden Flechten ist nirgends ein
Eindringen der Pilzhj'phen etwa in Spaltrissen des Glimmers oder der-
gleichen beobachtet. Dagegen ist von hervorragendem Einfluß auf die
Flechte die chemische Beschaffenheit des Untergrunds. ■ — Die schon
früher beobachteten ölhaltigen, kugeligen sogen. Sphäroidzellen und öl-
haltigen Hyphen entwickeln sich , wie Fünfstück evident nachgewiesen
hat, um so reichlicher, je reicher das Substrat an kohlensauren Salzen
ist. Das Öl ist nicht Reservestoff, sondern ein Exkret, das vom Pilz
durch Spaltung der Kohlensäure gebildet wurde. — Die zunächst rein
äußerliche Unterscheidung von Kalk- und Silikatflechten bedeutet zu-
gleich eine weitgehende anatomische Differenzierung der Krustenflechten.
Flechten auf kalk- oder dolomitreicher Unterlage erzeugen einen voll-
ständigen endolithischen Thallus mit dürftiger epilithischer Kruste. Die
Hyphen dringen 3 und mehr Zentimeter tief in das Gestein ein. Die
Gouidienschicht ist verschwindend gegenüber dem gonidienlosen endo-
lithischen Hj'phengeflecht. Bei silikatreichen Substraten dringen die
Hyphen meist in das Substrat gar nicht ein. Dabei ist die Gonldien-
schicht stark entwickelt und übertrifft die Hyphenschicht meist um das
Vielfache. So bilden calcisede und silicisede Krustenflechten zwei gegen-
sätzliche Typen. Solche (im allgemeinen seltene) Spezies, die von Kalk
auf Silikate übergehen und umgekehrt , zeigen innerhalb ein und der-
selben Art die gleichen typischen Gegensätze. Exakte chemische AnalySen
verschiedener Substrate von gleichen Flechtenspezies haben ergeben, daß
ein Gehalt an Ca C O3 den Typus der Kalkflechten erzeugt , und zwar
in mehr oder weniger ausgesprochener Weise, je nach der proportionalen
Menge von Ca C O3. Allein auch karbonatfreie Unterlagen bringen unter
sich verschiedene Thalli gleicher Spezies hervor. Die Summe der basischen
Bestandteile (Fe 0, Fe^ 0^, CaO, Mg 0, Na^ 0, Kg 0) fördert das Hyphen-
wachstum gegenüber der Gouidienschicht, wobei Kalke und Magnesia als
die wichtigsten Faktoren anzusehen sind. Dabei sind die Gonidien auf
saurer Grundlage durchweg größer als auf basischer oft mit 5 — lOfacher
linearer Ausdehnung. — Das Wachstum der Flechten wird aber außer
durch das Substrat noch durch die durch die Luft in Form von Staub
zugefiihrten mineralischen Nährstoffe mitbedingt.
Ähnlich wie der anatomische Aufbau, hängt auch die Wachstums-
weise des Thallus von der sauren oder basischen Beschaffenheit des
Untergrundes ab. Auf basischer Grundlage geht das Wachstum viel
rascher vor sich als auf saurer. Doch wird saurer Grund, auch reiner
Quarz, schließlich durch eine eigene Art von Hyphen bewältigt, die, von
einem Mutterthallus ausgehend und den Quarz korrodierend, zunächst noch
vom Mutterthallus ernährt werden , dann schließlich zur Bildung neuer
Thalli führen.
Diese Korrosion des Quarzes zeigt, daß auch das Substrat unter
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. NatUEkunde in Württ. 1906. f
— LXXXII —
dem Einfluß der Flechte leidet. Es findet so durch die Flechte eine
Aufbereitung' und Zersetzung auch des frischesten Quarzes statt. So
leiten die Flechten die Verwitterung ein und beginnen die Huniifizierung
auch der schwer zersetzlichen Silikate, die durchaus nicht durch Ver-
witterung vorher erschlossen sein müssen. Kalke und Dolomite zersetzen
sie tief hinein und schaffen durch ihre Fettabscheidung organische Ver-
bindungen. Sie wirken demnach als geologische Agentien und zugleich
als Bildner organischer Stoife. Darin liegt ihre Bedeutung im Haushalt
der Natur, die um so größer erscheint, wenn man ihre lange Lebens-
dauer , ihre zahlreichen Fortpflanzungsmöglichkeiten , ihre Widerstands-
fähigkeit gegen atmosphärische und klimatische Einflüsse und ihre
empfindliche Reaktionsfähigkeit gegen die chemische Beschaffenheit des
Untergrunds in Betracht zieht, die zugleich eine ebenso große Anpassungs-
fähigkeit an alle möglichen Lebensbedingungen bedeutet.
(Stahlecker, j
Nach dem Vortrag legte Prof. Dr. Klunzinger einen von dem
sterilen Mycel einer Cordi/ceps-Art (wahrscheinlich C. SpMngum Tul.)
inkrustierten toten Schmetterling vor, den R. Bosch an einem bemoosten
Felsen im Rauhmüuzachtal gefunden hatte.
Sitzung am 12. Februar 1906.
Prof. Dr. Ernst Müller sprach über „Die Architektur der
Knochen". Dabei wurde besonders der eigentümliche Bau des oberen
Endes des menschlichen Oberschenkelknochens an der Hand von schema-
tischen Zeichnungen und aus dem Knochen herausgesägten Scheiben ein-
gehend besprochen. Das spongiöse Gewebe, das diesen Knochenteil
zusammensetzt, besteht aus Gruppen von Knochenbalken, die als Trajek-
torien gegen die Druck-, Zug- und Schubspannungen funktionieren und
in der Hauptsache so angeordnet sind, wie wenn ein Techniker die
Konstruktion entworfen hätte.
Es lassen sich hauptsächlich 3 Systeme von Bälkchen unterscheiden.
Die erste Gruppe geht von der kompakten Substanz am inneren Um-
fang des Schaftes aus, durchsetzt den Schenkelhals nach innen und oben
und endigt am inneren und oberen Umfang des Gelenkkopfes. Dieses
System ist das am deutlichsten ausgebildete; es ist dem Menschen eigen-
tümlich, fehlt auch den anthropoiden Affen und hängt mit der aufrechten
Haltung des Menschen zusammen. — Das zweite .System steigt von der
Außenseite des Oberschenkels auf und zieht in einem nach oben und
außen konvexen Bogen nach dem oberen Umfang des Schenkelhalses,
durchsetzt das erste System und endigt am inneren und unteren Umfang
des Gelenkkopfes. — Das dritte System löst sich aus der Compacta des
inneren Umfangs unterhalb des ersten ab und wendet sich ili einem
nach oben konvexen Bogen nach außen und oben, durchsetzt das zweite
System, endigt teilweise in ihm, teilweise setzen sich die Bälkchen im
Trochanter fest.
— LXXXIII —
Das obere Ende des Oberschenkels stellt einen gekrüniniten Balken
dar, der durch das Körpergewicht von oben her so belastet wird, daß
seine Krümmung- durch die Last noch vermehrt zu werden droht. Es
kommt dabei zu denselben Spannungen , wie sie auch an einem toten
Balken unter denselben Verhältnissen stattfinden, d. h. Druckspannung
au der konkaven, Zug an der konvexen Seite und Schubspannung parallel
der Längsachse des Balkens. Die Spannung ist nicht in allen Teilen
des Balkens gleich groß; es genügt daher auch, wenn nur an denjenigen
Stellen, wo Spannung herrscht, Knochenmaterial angehäuft ist. Es wird
dadurcli ein leichterer Bau des Knochens ermöglicht; der kompakte
Knochen kann durch den schwammigen ersetzt werden , wenn dessen
Bälkchen so angeordnet sind, daß sie den verschiedenen Spannungen
je nach ihrer Stärke entsprechen. Das ist nun am oberen Oberschenkel-
ende in der Tat der Fall. Die Druckspannung wird durch das erste
der genannten Systeme ausgeglichen, die Zugspannung durch das zweite,
die Schubspannung aber durch das dritte in Gemeinschaft mit den beiden
ersten, die besonders durch ihre gegenseitige rechtwinklige Durchkreuzung
dem Schub zu widerstehen geeignet sind.
Der Schaft des Oberschenkels ist eine annähernd gerade Säule,
die in der Hauptsache in ihrer Längsrichtung belastet wird. Da aber
das Körpergewicht durch den exzentrisch angesetzten Schenkelhals an-
greift , so kommt ein Biegungsmoment hinzu , das den Schaft nach der
Außenseite zu biegen strebt. Ist der Knochen zu w^eich (Rachitis) , so
kommt es in der Tat auch zu einer Biegung, die verschieden ausfällt,
je nach dem der Unterschenkelknochen hart oder auch erweicht ist. Im
letzteren Fall biegt sich auch der Unterschenkel nach außen , und es
entstehen so die 0-Beine der Kinder. Ist dagegen der Unterschenkel
fest, so verhält sich der Oberschenkel in Anbetracht der unnachgiebigen
seitlichen Bänder des Knies wie ein im Boden festgeklemmter Stab, der
durch exzentrischen Druck von oben belastet wird; er macht eine
S-förmige Krümmung , in den oberen Partien nach außen und in den
unteren nach einwärts konvex. Die Kniegelenkslinie bekommt dadurch
eine Richtung nach außen, und es entsteht so das rachitische X-Bein der
Kinder.
Dabei ist der Knochen von Muskeln umgeben, die seine Biegungs-
festigkeit erhöhen, indem sie wie die Züge in der Lichtung eines Ge-
wölbes bei zu schwachem Widerlager ausgespannt sind. Die Architektur
des Knochens ist den statischen Verhältnissen angepaßt und wird auch
durch sie reguliert ; denn wenn die Belastungsverhältnisse sich ändern,
wie das nach schief geheilten Beinbrüchen oder nach Verkrümmungen
der Knochen aus krankhaften Ursachen vorkommt, so ändert sich auch
der innere Bau, und anderseits magert der Knochen ab, wenn er nicht
belastet wird. Eine solche Anpassung der Gewebe an die Funktion kommt
auch vor bei den Sehnen, den Muskeln des Skeletts und der inneren
Organe und anderen Körperteilen. Auch das Stützgewebe der Pflanzen
wird kräftiger, wenn es größeren Belastungen, z. B. durch Winddruck,
ausgesetzt ist.
Die eigentümliche Struktur der Spongiosa läßt sich nicht — wie
f*
- LXXXIV -
Pauly will — gegen die DAKwiN'sclie Theorie verwenden, denn sie ist
eine nützliche Einrichtung. — Wohl aber spricht ihre Veränderlichkeit
bei veränderten Belastungsverhältnissen im Leben des Individuums sehr
zugunsten des Einflusses der Funktion auf die Entstehung der Form in
der Phylogenie im Sinne der LAMAECK'schen Lehre. (E. Müller.)
In der sich an den beifälligst aufgenommenen Vortrag anschließen-
den Erörterung wies Geh. Hofrat Dr. E. Balz unter Anführung mehr-
facher Beobachtungen aus seiner Praxis darauf hin, daß man vielfach
die Wirkung der Funktion auf die Architektur überschätze. Knochen-
atrophien seien in vielen Fällen Folgen von Ernährungsstörungen, und
X- und 0-Beine stellen sich nicht bloß infolge von Rachitis , sondern
auch von starker Inanspruchnahme der lluskulatur ein. Prof. Dr. Hacker
wies darauf hin, daß bei den Anthropoiden die Trajektorien nicht so
regelmäßig ausgebildet seien wie beim Menschen, was auf die vielseitigere
Inanspruchnahme bei jenen zurückzuführen sei. Histogenetisch sei über
die Entstehung der Spongiosastruktur noch so gut wie nichts bekannt.
Auch die bekannten „Kunstformen der Natur" bei niederen Tieren
(Radiolarien etc.) haben mechanische Bedeutung.
Sitzung am 12, März 1906.
Obermedizinalrat Dr. E. Sclieiirleii sprach über ,.Klima,
Witterung und Krankheit".
Einleitend wies der Redner darauf hin, daß das Gefühl der Ab-
hängigkeit von den äußeren Verhältnissen dem Menschen auch die Über-
zeugung beibringen mußte, von den Schwankungen der Atmosphäre ab-
hängig zu sein. Hierin unterstützte ihn die Beobachtung der Tierwelt,
die meist au bestimmte Klimazonen gebunden ist. Dem gegenüber ist zu
bemerken, daß der Mensch über die ganze Erde verbreitet ist und daher
offenbar Jedem Klima und jeder Witterung zu trotzen vermag. Nur
eine Reihe von Infektionskrankheiten scheint nach alter Erfahrung durch
Witterung und Klima hervorgerufen bezw. befördert zu werden. Der
Einfluß der Witterung kann erstens den Menschen selbst , zweitens die
Erreger der Infektionskrankheiten und drittens deren Zwischenwirte, so-
weit sie vorhanden sind, wie die Schnaken und Zecken bei Malaria,
Gelbfieber und Rückfallfieber betreffen. Die meteorologischen Faktoren,
welche die Witterung bedingen, sind die Lufttemperatur, die Feuchtig-
keit und die Niederschläge , die Luftbewegung , der Luftdruck und das
Licht, gewöhnlich gemessen als Sonnenscheindauer. Der Lufttemperatur
wird der meiste Einfluß auf den menschlichen Körper zugeschrieben ; sie
führt in ihren exzessiven Graden zu Hitzschlag und Erfrierungstod.
Doch kann der Mensch große Schwankungen infolge seiner ausgezeichneten
Wärmeregulation aushalten. Trotzdem spielt die „Erkältung", die
wissenschaftlich und meist auch praktisch gar nicht genau bestimmt
werden kann, in der Erklärung des Zustandekommens von Infektions-
krankheiten eine große Rolle, Eine plötzliche Abkühlung kann örtliche
Blutleere mit nachfolgender Blutfülle , Muskelzusammenziehungen , auch
- LXXXV —
Neuralgien , aber höchstens bei ganz seltenem Zufall eine Infektions-
krankheit zustande bringen. Für das Zustandekommen einer Epidemie,
auch einer Intiuenzaepidemie , wofür sie wohl am häutigsten ins Feld
geführt wird, ist sie ohne jede Bedeutung. Diese Heranziehung der
Erkältung als Krankheitsursache wird verschwinden, sobald die All-
gemeinheit besser über die Wege der Ansteckung, sowie über die
Infektionskrankheiten selbst aufgeklärt sein wird. Auch die oft er-
wähnte Bedeutung des „kalten Trunks" ist auf die Erleichterung der
Ansteckung im Durstzustand bei leerem Magen zurückzuführen. Die
übrigen meteorologischen Faktoren, Feuchtigkeit, Druck etc. haben auf
den Menschen gleichfalls keinen nennenswerten krankheitserregenden
Einfluß, so daß gesagt werden kann, daß die direkte ^Yirkung der
Witterung auf den Menschen in der genannten Beziehung ohne Bedeutung
ist. Daß jedoch der Genuß der frischen Luft, also eine günstige
Witterung, den Stoffwechsel und die Arbeitsfreudigkeit ei'höht, soll
nicht unerwähnt sein. Auf die Verbreitung und das Absterben der
Krankheitserreger kann die Witterung von Einfluß sein, da sie gegen
Trockenheit und Licht sehr empfindlich sind, während in feuchtem Zu-
stand und bei Lichtabschluß sie länger zu leben vermögen. Nieder-
schläge können sie verbreiten und abschwemmen. Mit dieser Auffassung,
daß bezüglich der Entstehung der Infektionskrankheiten die Witterung
ohne Einfluß auf den Menschen selbst ist, dagegen zur Verbreitung der
Krankheitserreger beitragen kann, stimmt auch das Ergebnis der Statistik
überein. Die im allgemeinen ziemlich gleichmäßig über das Jahr ver-
laufende Sterblichkeitskurve zeigt eine Erhöhung im Winter (Februar
und März) und eine im Sommer (August und September). Die letztere
ist bedingt durch die Darmkrankheiten insbesondere der Säuglinge, die
in der Hauptsache auf die Zersetzung der Nahrungsmittel in der Sommer-
wärme durch Bakterien zurückzuführen ist. Die Winterakme verdankt
ihre Entstehung einer erhöhten Sterblichkeit an Tuberkulose, Diphtherie,
Lungenentzündung u. a. m. Diese ist zu erklären durch die erheblich bessere
Infektionsgelegenheit in den geheizten Wohn- und Arbeitsräumen und
durch die häufigere Entbehrung der anregenden Wirkung der frischen
unverdorbenen Luft. Die Wirkung der Witterung auf den erkrankten
Menschen ist anders zu beurteilen als die auf den gesunden. Bewegte
kalte Luft z. B. wirkt auf den erkrankten Atmungsapparat als Reiz
und last ihn nicht gesunden , so bei Katarrh und Tuberkulose. Daher
wird bei Erstellung der Krankenhäuser stets auf die Witterun gs Verhält-
nisse Rücksicht genommen, auch um ihnen die natürlichen Heilfaktoren,
insbesondere das Licht, in ausgiebiger Weise zur Verfügung zu stellen.
(Scheurlen.)
In der sich anschließenden lebhaften Erörterung wurde nament-
lich die Frage eingehend behandelt , ob nicht auch der Staub , ins-
besondere der Straßenstaub, als Erreger bezw. Vermittler von Krank-
heiten anzusehen ist. Im Gegensatz zu einer Reihe von Rednern,
insbesondere mehreren praktischen Ärzten, die diese Frage bejahten
und sogar den Satz aufstellten, der Stuttgarter Arzt lebe vom Staub
und würde bei durchgehender Pflasterung der Straßen eine wesentliche
— LXXXYI —
Eiuscliränkung- seiner Praxis erfahren, sprachen sich der Vortragende
nnd Medizinalrat Dr. Walz gegen die Allgemeinrichtigkeit dieser An-
schaming ans.
Sitzung am 9. April 1906.
Prof. Dr. A. Sauer sprach über die Vervollkommnung der geo-
logischen Spezialaufnahmen und ihre kulturelle Bedeutung
und erläuterte dieselben an dem nunmehr fertiggestellten ersten Blatt
(Freudenstadt) der neuen geognostischen Spezialkarte von Württem-
berg im Maßstab 1 : 25 000. Die geologische Kartographie ist, wie die
geologische Wissenschaft überhaupt, auf deutschem Boden erwachsen und
hat an dem glänzenden Aufschwung, den diese in den letzten 5 Jahr-
zehnten erfahren hat, stetig teilgenommen. Die ersten, ältesten Karten
ließen, dem unentwickelten Stand der Wissenschaft entsprechend, noch
viel zu wünschen übrig; insbesondere ist es für sie bezeichnend, daß
gewisse jüngere Formationen , namentlich die diluvialen Ablagerungen,
auf ihnen gar nicht berücksichtigt wurden, daß sie sogen, abgedeckte
Karten darstellten. Im Gegensatz hierzu betont die moderne geologische
Kartierung die gleichmäßige Berücksichtigung aller an der Oberfläche
vorhandenen Formationen und Ablagerungen. Einen vollständigen Um-
schwung in dieser Richtung bedeutet das Vorgehen Preußens, sein großes
Gebiet im Maßstab 1:25 000 zu kartieren. Bis dahin war unstreitig
Württemberg vorbildlich gewesen, dessen topographische Karte 1 : 50 000
jedoch infolge der Darstellung des Terrains durch Gebirgsschraffierung
statt durch Höhenkurven keine volle Ausnützung des Maßstabes ge-
stattete. In die Zeit nun, als Preußen seine geologische Landesanstalt
einrichtete (1873), fällt auch die genaue Erforschung der Dilüvial-
formationen, die, ein Areal von etwa 2 Mill. qkm im Bereich der nörd-
lichen Hemisphäre einnehmend, in ihrer großen Bedeutung als Zeugen
jener Vorgänge erkannt wurden, die man als Eiszeit zusammenfaßt. Der
Umstand, daß dieses Gebiet von intensiver landwirtschaftlicher Kultur
bedeckt ist, gab Veranlassung dazu, die diluvialen Formationen ein-
gehend zu untersuchen und dabei ihre weitgehende Gliederung kennen
zu lernen. Das Studium der Bodenprolile und ihre Übertragung in die
Fläche leitete die richtige Erkenntnis der Bodenverhältnisse, insbesondere
die Bedeutung des Untergrunds für den Boden in die Wege. Die bei
der Kartierung dieser agronomischen Verhältnisse in Preußen angewandte,
wohl ausgezeichnet durchdachte , aber etwas komplizierte Sj'mbolik für
die physikalische und chemische Beschaffenheit des Bodens wurde mit
einigen Vereinfachungen auch in Sachsen und noch mehr in Baden zur
Anwendung gebracht. Auf Württemberg war sie jedoch aus verschie-
denen näher dargelegten Gründen nicht übertragbar und Redner zeigte
nun eingeliend, in welcher AVeise er es verstanden hat, unter Berück-
sichtigung aller Anforderungen der modernen geologischen Kartierung
auch auf der neuen württembergischen Spezialkarte nicht nur die an-
stehenden und vom Boden bedeckten geologischen Formationen, sondern
— LXXXVII —
auch die Bodendecke selbst nach Entstehung, Mächtigkeit, physikalischen
und hervorragenden, für den Pflanzenbau besonders wichtigen chemischen
Eigenschaften zur Darstellung zu bringen und die Karte durch eine
ausführliche und zweckmäßig gegliederte, die Ansprüche sowohl des Ge-
lehrten wie des Laien und Praktikers berücksichtigende Legende für
jede Kategorie von Interessenten, insbesondere auch für den praktischen
Landwirt und Forstmann verständlich und zugänglich zu machen. So
bedeutet das Blatt Freudenstadt nicht nur einen Fortschritt der geo-
logischen Kartierung überhaupt, es läßt auch die hohe volkswirtschaft-
liche Bedeutung dieser neuen geologischen Spezialaufnahme klar er-
kennen. (E.)
Sitzung am 14. Mai 1906.
Zunächst sprach Prof. Dr. Hugo Kaiiffinaim über Licht und
Farbe. Die Lichterzeugung kann zweierlei Art sein; entweder beruht
sie auf einem Glühleuchten oder auf einem Lumineszenzleuchten. Das
Glühleuchten ist die uns vertrautere und bekanntere Erscheinung, die
uns an allen stark erhitzten Körpern entgegentritt. Die Lichtentwicklung
glühender Körper ist lediglich physikalischer Natur. Alle Körper
strahlen Energie aus , und schon bei gewöhnlicher Temperatur ist eine
Wärmestrahlung vorhanden, eine Strahlenart, die zwar noch nicht unseren
Gesichtssinn, wohl aber unseren Gefühlssinn zu erregen vermag und in
letzterem dann das Gefühl der Wärme hervorrufen kann. Bei hohen
Temperaturen treten noch Lichtstrahlen hinzu, zunächst rote ; die Körper
zeigen dann die Erscheinung der Rotglut. Bei noch höherem Hitzegrade
entstehen auch gelbe Strahlen; die Körper sind gelbglühend. Endlich
bilden sich Strahlen in allen möglichen Farben und die Körper sind in
Weißglut. Man kann also aus der Farbe der Glut auf die Temperatur
schließen, und man hat, ausgehend von diesen Überlegungen, zwecks
genauerer Hitzemessungen die optischen Pyrometer konstruiert. Die
Chemie ist bei allen diesen Beleuchtungsarten insofern sehr weitgehend
beteiligt , als sie das Glühmaterial zunächst aufzufinden und dann in
großen Mengen zu beschaffen hat.
Das Lumineszenzleuchten ist im Gegensatz zum Glühleuchten
keineswegs an das Herrschen einer hohen Temperatur geknüpft und
stellt sich sehr häufig schon in der Kälte ein. Das Lumineszenzlicht
zeigt im Spektralapparat zumeist kein beim Rot beginnendes kontinuier-
liches Farbenbild, sondern einzelne farbige Linien oder Streifen, sehr
oft auch schmälere oder breitere Banden. Die lumineszenzfähigen
Körper sind einzuteilen in Selbststrahler und in solche, die zur Licht-
erregung der Zufuhr irgend einer Energieart bedürfen. Die Selbst-
strahler sind nur in geringer Anzahl bekannt und zeichnen sich alle
durch die Erscheinung der Radioaktivität aus; am besten studiert sind
in dieser Hinsicht die Radiumpräparate, die jahraus, jahrein ununter-
brochen und ganz von selbst leuchten. Die zweite Art der lumineszenz-
fähigen Körper strahlt für gewöhnlich kein Licht aus, kann aber diese
— LXXXVIII —
Eigenschaft auf verschiedenen Wegen gewinnen Häutig stellt sich das
Leuchten ein, wenn die Körper zerdrückt oder zerstampft werden ; dies
trifft z. B. beim Urannitrat zu , das beim Zerbrechen in grünlichem
Lichte erstrahlt. Auch chemische Vorgänge können Leuchten bewirken,
so die Oxydation des Phosphors ; das Leuchten von Bakterien und
Käfern ist gleichfalls auf chemische Prozesse zurückzuführen. Wohl be-
kannt sind die Lichterscheinungen, die sich bei der Einwirkung von
Röntgen-, Kathoden- und Radiumstrahlen bemerkbar machen, etwa beim
Baryumplatincyanür und bei der Sidot-Zinkblende! Neuerdings ist eine
aus Mexiko stammende Blende, der Sphalerit, als ein sehr leuchtfähiges
Mineral erkannt worden. Um ein Lumineszenzleuchten handelt es sich
ferner bei der Phosphoi'eszenz und der Fluoreszenz ; beide Erscheinungen
werden durch auffallende Lichtstrahlen wachgerufen , das ausgestrahlte
Licht ist jedoch von anderer Farbe als das auffallende. Die sogen.
Leuchtfarben sind chemische Präparate, die imstande sind, Sonnenlicht
aufzuschlucken, es einige Zeit in veränderter Form zurückzuhalten und
nachher andersfarbig, besonders leicht sichtbar bei Nacht, wieder aus-
zustrahlen. Während die Phosphoreszenz oft noch stundenlang nach
der Belichtung erkennbar ist, besteht die Fluoreszenz nur im Augen-
blicke des Einwirkens des äußeren Lichtes und hört mit der Beseitigung
desselben sofort auf. Ungefärbte Stoffe fluoreszieren in der Regel violett
bis blau, gelbe oder rote Substanzen tun dies mit grüner bis gelber
Farbe. Zwischen chemischer Zusammensetzung und Fluoreszenzvermögen
der Stoffe haben sich bestimmte Gesetzmäßigkeiten ergeben, die mit dem
Aufbau der Moleküle aus den Atomen innig verwachsen sind.
Auch in der Hitze kann Lumineszenzleuchten bestehen. Als ein
solches Leuchten sind z. B. die Färbungen zu deuten, welche Flammen
beim Eintauchen von Metallsalzen annehmen und welche zum spektral-
analytischen Nachweis der Metalle dienen. Desgleichen sind anzuführen
die blauen Flammen des verbrennenden Kohlenoxyds und des verbrennen-
den Schwefels, und ferner die rote Flamme des Cyans. Von praktischer
Bedeutung ist das Verhalten des Quecksilberdampfes, der, wenn er von
einem elektrischen Strom durchflössen wird, ein intensives, grelles Licht
aussendet.
Die chemischen Wirkungen des Lichtes sind sehr zahlreich,
hängen aber in erster Linie von der Farbe des zu zersetzenden Körpers
ab, da nur solche Strahlen wirksam sind, die vom Körper verschluckt
oder absorbiert werden. Die Farbe ihrerseits steht in innigster Be-
ziehung zur chemischen Zusammensetzung der Körper und in vielen
Fällen vermag man die Gesetze , welche zwischen der Farbe der Stoffe
und dem Bau ihrer Moleküle herrschen, zu überschauen. Das eigent-
liche Feld der Lichtwirkungen liegt auf dem Gebiete der Photo chemie,
deren wichtigster Zweig die Photographie ist. Die verschiedenen photo-
graphischen Verfahren, ferner das Sensibilisieren der photographischen
Platte, welches Aufnahmen auch von gelben und roten Bildern gestattet,
des weiteren die zahlreichen Kopier- und Lichtpausverfahren und end-
lich das Verblassen und Ausbleichen der Farbstoffe, dies alles gehört
zur Photochemie. Um photochemische Vorgänge handelt es sich aber
— LXXXIX —
auch , wenn ein Gemenge von Wasserstoff und Chlor durch violettes
Licht zur Explosion gebracht wird, oder wenn die Pflanzen in den
Sonnenstrahlen aus der Luft Kohlensäure aufnehmen und zum Aufbau
ihres Körpers verwenden. Im allgemeinen kann man sagen , dass es
keine bevorzugten , chemisch besonders wirksame Strahlen gibt ; für
jeden photochemischen Vorgang kommt eben nur dasjenige Licht als
wirksam in Betracht, das absorbiert wird.
Die vorgetragenen Tatsachen berechtigen zur Auffassung, daß es
kaum eine zweite Naturerscheinung gibt, die in gleicher Weise wie das
Licht so vielseitigen Charakter und so mannigfaltige Wirkungsfähigkeit
besitzt und dabei so innig mit den inneren, fast unnahbaren Kräften
unserer stofflichen Welt im Zusammenhange steht. (Kauffmann.)
Sodann sprach Prof. Dr. J. F. Poinpeckj (Hohenheim) über eine
durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte im Urach-
Kirchheimer Vulkan gebiet der schwäbischen Alb (s. unten
S. 378).
Am Donnerstag, den 31. Mai, beschlossen die Besucher der „wissen-
schaftlichen Abende" die abgelaufene Sitzungsperiode durch einen Aus-
flug nach Hohenheim, an dem sich auch diesmal wieder eine größere
Anzahl von Damen beteiligte. Um 5 Uhr nachmittags versammelte man
sich in dem schattigen Sommerauditorium des botanischen Gartens, wo
Dr. Max Reihlen einen Vortrag über „Eine Eeise ans Nordkap"
hielt, worin er seinen Zuhörern in einer Reihe von feinsinnig entworfenen
Bildern die Eindrücke schilderte, die er auf einer Reise längs der nor-
wegischen Küste bis zur Aussicht auf die Mitternachtssonne von der
reizvollen Natur des Landes gewonnen hatte. Nach der sich an-
schließenden Besichtigung des botanischen Gartens und anderer Instituts-
einrichtungeu vereinigte man sich zu zwangloser Geselligkeit auf der
Terrasse, bis ein Gewitter zum Rückzug ins Haus und bald darauf zur
Rückkehr nach Stuttgart zwang.
3. Oberschwäbischer Zweigverein für vaterländische Natur-
kunde.
Versammlung zu Ulm am 24. Mai 1905.
Die Versammlung fand statt in Gemeinschaft mit dem Verein
für Mathematik und Naturwissenschaften in Ulm a. D. Unter
Führung von Dr. L e u b e wurde zunächst das Gewerbemuseum besichtigt,
das durch seine reichen Schätze manchen der Besucher überraschte.
Dann hielt der zweite Vorsitzende des mathem. Vereins, Dr. Krauß.
einen Vortrag über das Wesen der Krebskrankheiten.
Ausgehend von der Tatsache, daß diese Krankheiten eine Zu-
nahme aufweisen, erklärte Redner zunächst, was Krebs sei und woher
der Name rühre. Auf die Frage nach der Ursache der Krankheit ant-
— xc -
wortet der Mediziner Cohnheim, daß überschüssige embryonale Keime,
versprengte Zellen, die Geschwulst hervorrufen. Diese Zellen können
jahrelang unschädlich in den betreifenden Körperteilen sich befinden,
bis sie sich endlich in schädlicher Weise geltend machen. Andere Ärzte
sind der Ansicht, daß nur krebsartig entartete Zellen Wucherungen ver-
ursachen. Als Ursache der krebsartigen Degeneration werden vielfach
Parasiten angesehen; namentlich hält Medizinalrat Behla die Chy-
tridiazeen, die in das Epithel eindringen sollen, für die Erzeuger der
Krankheit, eine Annahme , der andere Forscher die Ansicht gegenüber-
stellen, daß der Krebs durch Degenerationsprodukte des Protoplasmas
erzeugt werde. Die Statistik gibt noch kein genaues Bild über die
Häuiigkeit der Krebskrankheiten in Deutschland , doch zeigt schon die
Tatsache, daß nächst der Tuberkulose die Krebskrankheiten die meisten
Opfer fordern, wde gefährlich dieselben sind. Im allgemeinen sterben
mehr Frauen als Männer am Krebs, dagegen ist der Verlauf beim Mann
ein schnellerer. In Württemberg zeigt der Donaukreis die ungünstigsten
Verhältnisse, da derselbe auf 100 000 Einwohner 28,7 Todesfälle an
Krebs aufweist ; auch Stuttgart übersteigt den Landesdurchschnitt von
22,3 um fast AO^Io. Bei Frauen treten die Erkrankungen an Krebs
schon in jüngeren Jahren auf als bei Männern, zwischen dem 60. und
70. Jahr aber sind die krebskranken Männer zahlreicher. Die Ver-
erbung scheint beim Krebs keine große Rolle zu spielen, eine bedeu-
tende dagegen die Ansteckung, denn ^/i der Kranken zieht sich durch
solche das Leiden zu. Die wichtigste Frage, ob der Krebs heilbar
sei , beantwortet Ptedner mit ja ; Heilung erfolgt aber nur durch früh-
zeitige und radikale Operation, ehe die Krebszellen in die Lymph-
wege eingedrungen sind.
In der sich anschließenden Erörterung bemerkte Prof. Dr. Kl un-
zin ger aus Stuttgart, daß Jikely aus Hermann Stadt behaupte, daß Un-
vollkommenheit im Stoffwechsel die Zelle zur Teilung und Wucherung
veranlasse , nicht Überernährung. Zum Schluß widmete noch Eektor
Bruder aus Biberach dem verstorbenen Pfarrer Dr. Probst, einem
der drei Gründer des oberschwäbischen Zweigvereins , einen ehrenden
Nachruf. (Nach „Schwab. Merkur".)
Exkursion nach Waldsee am 17. August 1905.
Nach Anku-nft in Waldsee w^urde zuerst das Oberschwäbische Hart-
steinwerk unter Führung der Besitzer besucht. Die eigens konstruierten,
durchgehends sehr starken Maschinen zum Sortieren , Mischen und Pul-
verisieren des Sandes und des Kalkes, die großen Kessel zum Dämpfen
der Ware waren sämtlich im Betrieb zu sehen. Durch diesen neuen
Industriezweig, der in Deutschland seit 25 Jahren eingeführt ist, finden
die neben der Fabrik befindlichen mächtigen Lager von Kies und Sand
lohnende Verwendung. Nach einem durch ein Gewitter abgekürzten
Gang durch die Stadt, wobei die wertvollen alten Grabdenkmale der
Truchsessen von Waldburg in der Stadtpfarrkirche, besichtigt wurden,
— XCI —
faud um 6 ülir die Eröffnung der gut besuchten Versammlung- durch
den Vorsitzenden, Stadtschultheiß Müll er- Biberach, statt, der den an-
wesenden Vorstand des Hauptvereius , Prof. Dr. A. Schmidt-Stuttgart,
begrüßte und dem Oberschwäbischen Hartsteinwerk den Dank des Vereins
aussprach. Baurat Dittus-Kißlegg machte nun Mitteilungen über die
Entstehung der vielen Schotter und über die geogn ostischen Verhält-
nisse in der Waldseer Gegend überhaupt, unter Vorzeigung von Karten-
skizzen und Profilen. Hiernach sind die Schotter aus der nahen End-
moräne des 3. Rheingletschers durch einen mächtigen Strom hierher
befördert worden, der aus den Schmelzwassern des sich zurückziehenden
Gletschers entstand und von der hochgelegenen nördlichen Endmoräne
in der Eichtung nach dem Depressionsgebiet im Härdtle mit einem Ge-
fäll von 60 — 70 m geflossen ist. Das Tertiär ist in der Nähe nur im
Wolfeggtal, in der Höll und im Schussentobel als obere Süßwassermolasse
anstehend. Im Anschluß an diese Mitteilungen wurden verschiedene
Gesteinsarten aus den Waldseer Schottern vorgezeigt, insbesondere der
nicht häutige Saussurit. — Im zweiten Vortrag schilderte Hartstein-
fabrikant Mancher- Waldsee die Entstehung der Kiesindustrie bis
zur jetzigen Entwicklung als Hartsteinwerk und gab dann einen Über-
blick über die Geschichte der Stadt Waldsee, deren Name aus
Walah (keltisch = fremd) abzuleiten ist, bis zur jetzigen Zeit. Die
Stadt kam im Jahre 1806 an Württemberg. Nach weiteren Mittei-
lungen und einer Begrüßungsrede des Vorstands des Hauptvereins, Prof..
Dr. Schmidt, wurde die Versammlung um S Uhr geschlossen. Eine
hübsche Sammlung war von Lehrer Hakler (Moose und Flechten) und
von Hofgärtner S c h u p p - Wolfegg (Phanerogaraen und seltene exotische
Käfer) ausgestellt. (Dittus.)
Versammlung zu Aulendorf am 3. Dezember 1905.
Prof. Dr. C. B. Klmiziiiger sprach über die Kreuzotter.
Ein Vortrag hierüber ^ dürfte an dieser Stelle, in Aulendorf, besonderes
Interesse beanspruchen wegen des häufigen Vorkommens dieser Gift-
schlange in Oberschwaben, wenn auch nichts wesentlich Neues ge-
boten werden kann. Der Vortrag wurde erläutert durch ein reiches
Demonstrationsmaterial aus der Sammlung der Technischen Hoch-
schule : sämtlichen deutschen Schlangen in Weingeist, größeren Schädeln
und Köpfen verschiedener Schlangen, einem Modell von Dr. Thilo in
ßiga, die Aufrichtung der Giftzähne zeigend, endlich einer in einem
enggitterigen Terrarium wohlverwahrten lebenden Kreuzotter , die dem
Verfasser kürzlich aus dem Schwarzwald durch Lehrer Schaible in
Christophstal bei Freudenstadt zugesandt wurde.
^ Wichtigste Literatur: Fr. Koch, 1862, Die Schlangen Deutschlands;
E. Schreiber. 1875, Herpetologia europaea; F. Lej'dig. 1884, Die einheimischen
Schlangen in Abh. Senckenb. Gesellsch. ; J. Blum, 1890, Die Kreuzotter und ihre
Verbreitung in Deutschland, ebenda; Mitchell und Reichert, 1886, ßesearches
upon the venoms of poisünous serpents. in Sniithsonian contributions to Know-
ledge; Linst GW. 1894, Die Gifttiere.
— XCII -
Allgemeiues: Die Kreuzotter ist eine Schlange (die Blindschleiche
eine Eidechse) , und zwar eine r ö h r e n z ä h n i g e (solenoglyphe) Gift-
schlange, zum Unterschied von den Furchenzähnern (Proteroglyphae),
wozu die Brillen- und Korallenschlangen gehören. Von den ungiftigeu
Schlangen (Aglyphodonten) mit soliden Zähnen linden sich in Deutsch-
land nur 4 Arten : a) 2 das Wasser liebende, mit gekielten Schuppen :
1. die Ringelnatter (Tropidonotus natrix) , 2. die Würfelnatter (Tr.
tessellatiis) ; b) 2 glattschuppige Landnattern: 3. die Schlingnatter
(Coronella laeois s. austriaca), 4. die Äskulapnatter (EJaphls ßavescens
s. Aesculapii). Davon sind No. 2 und 4 ursprünglich südeuropäisch,
nach Deutschland wanrscheinlich durch die Römer eingeführt und mit
Vorliebe in der Nähe warmer Bäder sich aufhaltend, wie Schlangenbad,
Ems, Kreuznach, und von da weiterdringend, aber mit sehr beschränktem
Verbreitungsgebiet.
Nach Schilderung des äußeren und inneren Baus der Schlangen
überhaupt und ihrer Verrichtungen: Schuppen und Schilder mit
Häutung (Schlangenhemd), Fortbewegung mittels der Rippen und Bauch-
schienen (schlittschuhartiges Fortgleiten mit Anstemmen an Rauhigkeiten
des Bodens), Aufrichten, Klettern, des Mechanismus beim Schlingakt, der
Atmung, des Trinkens (Schlürfen^), des starren Blicks durch die uhr-
glasartige Bedeckung des Auges mit einem durchsichtigen Augenlid, der
tastenden Zunge (Züngeln), der Begattung mittels Doppelrute, der Ei-
ablage bezw. des Lebendiggebärens (ovovivipar) und der Entwicklung
mit Amnion (Aniniota) wurde im besonderen die Kreuzotter (Pelias
berus) näher besprochen, so genannt wohl wegen des Zickzackstreifens
dem Rücken (Kreuz) entlang, oder wegen einer x-förmigen Zeichnung
(Andreaskreuz) oben am Kopfe.
Merkmale der Gattung Felias mit der einzigen Art Berus sind : drei-
eckiger, vorn gerundeter, flacher Kopf mit 3 größeren Schildern
oben neben vielen kleineren und eine Schilder reihe zwischen Auge
und Oberlippenschildern, nach Leydig auch eine eigentümliche Skulptur
der Schuppen, welche gekielt sind und 21 Längsreihen bilden. Größe:
meist 60 — 70, selten 80 cm, die kleinste deutsche Schlange. Schwanz
kurz, scharf abgesetzt vom Rumpf. Ln Gegensatz dazu hat die Gattung
Vipera, wozu die Schild- oder Juraviper (\\ aspls s. Eedü) , die noch
im südlichen Baden vorkommt, gehört, oben am Kopf keine größeren
Schilder, die Schnauze ist mehr oder weniger aufgeworfen und zwischen
Auge und Oberlippenschildern liegen wenigstens 2 Schuppenreihen ; die
Schildviper hat eine abgestutzte, scharfkantige Schnauze [ohne hornartige
Aufstülpung wie bei der südeuropäischen Sandviper (V. ammodytes)] und
ist auch etwas größer (meist 70 — 80 cm). Färbung verschieden,
manchmal der Kreuzotter sehr ähnlich.
Die Färbung der Kreuzotter ist sehr veränderlich; von Einfluß
darauf ist außer dem Aufenthaltsort namentlich das Geschlecht. Auch
scheint Farbenwechsel bei demselben Individuum vorzukommen durch
die Tätigkeit der Chromatophoren (Leydig 1884): Dunklerwerden im
Nach Rot he, Naturwiss. Wochenschr. 1905, S. 743.
— XCIII —
Affekt und in der Gefangenschaft. Die Grundfarbe ist bald hell und
grau, wovon sich das schwarze Zickzackband längs des ganzen Rückens
scharf abhebt, der Bauch ist dunkler, grau bis schwarz, meist mit gelb-
lichen Flecken. Außerdem die oben erwähnte X-Zeichnung am Kopf
und hinter dem Auge jederseits ein schwarzer Fleck, der sich in eine
Fleckenreihe neben dem Zickzackband fortsetzt. Lkydig, 1884, erwähnt
noch einen reifartigen Hautüberzug oder Puder. Dies die gewöhnliche
Färbung, zumal der Männchen.
Andere sind dunkler, mehr braun in der Grundfarbe, sogen.
..Kupfernatter", so die meisten Weibchen. Diese dunkle Färbung
geht sehr oft bis zu einem tiefen Schwarz, wobei selbst die Zickzack-
binde sich nicht mehr abhebt und nur bei der Häutung oder Mazeration
wieder sich zeigt. Auch diese schwarzen Exemplare, schon von
LiNNfi als Vipern 2}i'ester bezeichnet, auch „Holle nuatter" genannt, in
manchen Gegenden, z. B. auf der Alb, eher häufiger als die helle Form
(nach Koch 8:2), sind meistens, aber durchaus nicht immer, Weibchen.
Der Bauch ist bei solchen nicht selten milchweiß, var. sa/tha.
Der Örtlichkeit nach herrscht die dunklere Farbe vor in Mooren,
Rieden und feuchten Orten und im Hochgebirge (Klunzingek, 1903,
s. Melanismus, in dies. Jahresh.). Die Färbung richtet sich also nach
der Umgebung, als Schutz- oder sympathische Färbung, sie ist nicht,
wie bei vielen giftigen Tieren, eine auffallende Trutzfärbung.
Außer der Färbung sind noch mehrere andere äußere Geschlechts-
unterschiede zu erkennen. Beim Männchen ist der Schwanz etwas
länger, die Wurzel des Schwanzes dicker, wegen der hier versteckten
Ruten, welche zuweilen hervortreten, wie beim Absterben, und dann ein
sicheres Kennzeichen für das Männchen bilden. Auch ist der Kopf des
Männchens dicker und der Augenrand springt mehr vor, was dem Ganzen
ein drohendes Aussehen gibt. .
Vorkommen und V e r b r e i t u n g. Die Kreuzotter ist in der
nördlichen palä arktischen Zone weit verbreitet, von etwa 4.3° Breite
im Süden bis 67" im Norden, also in ganz Mittel- und zum Teil Nord-
Europa (nicht in Irland !) , nach Osten geht sie durch das gemäßigte
Asien bis Sachalin. In Norditalien und Nordspanien findet sie sich
noch , wird hier aber mehr und mehr durch die Schild- und Sandviper
ersetzt. Auch ist sie die Schlange des Hochgebirgs , wo sie bis zu
2000 m hinaufgeht. Sie wird daher, wie die Bergeidechse, die eine
ähnliche Verbreitung hat, oft als Eiszeit relikt angesehen.
In Deutschland findet sie sich, wie Blum durch Fragebogen er-
mittelt hat , fast überall , mit Vorliebe in Gegenden mit Heiden und
Mooren und in den feuchtkalten Mittelgebirgen; sie fehlt im allgemeinen
aber nicht durchgängig, in wärmeren Gegenden mit Weinbau, so am
Rhein, Main und unteren Neckar. In Württemberg^ ist ihr Haupt-
^ Hierüber s. Finckh in diesen .Lihresheften 1883 und besonders Krimmel
ebenda 1S88. auch v. König-Warthausen 1890, S. 175 (Vorkommen bei
Hall), endlich Blum 1890, S. 235—240. Während Kraub 1883 in einer An-
merkung bei Finckh das Vorkommen der Kreuzotter im württembergischen
Unterlande in Zweifel zieht, auch noch Krim m e 1 1888 für das Gebiet des Muschel-
— XCIV —
vorkommen die Alb, Oberscliwaben und Scliwarzwakl ; sonst zeigt sie
sich da und dort auch im Schur-, Welzheimer und Mainhardter Wald,
am Stromberg- und in den Bergen bei Heilbronn. In manchen Jahren
ist sie auffallend häufiger als in anderen, so war 1882 mit seinem
regnerischen, kalten Sommer ein Kreuzotterjahr (Leydig, Finckh). In
der Schweiz herrscht sie im Osten und Hochgebirge, in der West-
schweiz wird sie von der Schild viper vertreten, die daher auch „Jura-
viper" genannt wird; letztere geht bis Basel, wo der Rhein die Grenze
bildet ^ ; einzelne Exemplare fanden sich aber auch noch im südlichen
Baden, bei Thiengen. Das von Notheft 1886 behauptete Aus-
schließungsverhältnis von Kreuzotter und Schlingnatter mag im
allgemeinen insofern richtig sein, da beiderlei Schlangen andere Lebens-
bedingungen beanspruchen (Blum) : die Schlingnatter braucht trockenes
Klima und als Nahrung Eidechsen und Blindschleichen , die Kreuzotter
feuchtkaltes Klima und als Nahrung hauptsächlich Mäuse. Indessen
kommen beide vielfach an denselben Orten vor ; übrigens werden die
beiden Arten vielfach miteinander verwechselt, da die Färbung ähnlich
ist, nicht aber die Gestalt.
Die Kreuzotter bevorzugt als Aufenthaltsorte solche, wo sie
sich verstecken und doch auch sonnen kann , sie meidet daher
dichten Wald und sonnenlose Schluchten, auch angebaute Äcker, und
hält sich gern in Gestrüpp, Steinhaufen, in Garben, Heu und Reisig
auf, von welchen sie häufig in Häuser verschleppt wird, insbesondere
auch in Gerbereien durch Rinden. Manche solche (>rtlichkeiten sind
geradezu berüchtigt. Die Bergeidechse hält sich an ähnlichen Orten
auf und zeigt ungefähr dieselbe Verbreitung (s. o.).
Lebensweise. Nach der katzenartigen . schmalen , senkrechten
kalks und Keupers die Frage des Yoikommens für noch nicht ganz geklärt hält,
linden sich in den Antworten auf die Fragebogen bei Blum 1890 schon einige
bestimmtere Angaben, wonach die Kreuzotter wenigstens bei Heilbronn und im
Welzheimer Wald vorkomme, ja sogar in der Nähe von Stuttgart nach Fr. Koch
(letztere wohl aus der Gefangenschaft entkommen?). Für die Heilbronner
Gegend kann ich außer den Angaben von Krimmel a. a. 0. nach brief-
lichen und mündlichen Mitteilungen, besonders von Professor Böhringer
daselbst, folgendes anführen : In der Obeirealschule in Heilbronn sind 2 Exemplare,
die ich dort selbst eingesehen und als richtige Kreuzottern erkannt habe. Das
eine ist das von Krimmel erwähnte Exemplar von Titot 1850, nach der
Etikette im Bauhof gefangen, mit Holz aus dem Walde beim Jägerhaus ein-
gebracht. Das andere ist ein Prachtexemplar von außerordentlicher Größe, etwa
75—80 cm lang und sehr dick ; es wurde vor einigen Jahren in der Nähe des
Jägerhauses von Kaufmann Erbe in Heilbronn im Beisein von Professor Strobel
erlegt. Ein drittes, auch von Krim m e 1 erwähntes Exemplar belindet sich jetzt
in der Realanstalt in Reutlingen. 1885 erlegte nach Mitteihmg von Böhringer
der Gefängnisgeistliche Bürle beim Jägerhaus eine Otter und übergab sie
Herrn Reallehrer Seybold, wo sie Böhringer sah. Auch nach Professor
Ruoß sind Kreuzottern in den Bergen um Heilbronn, am Schweinsberg und
Jägerhaus nicht eben selten. Das Vorkommen bei HeilbionU ist also sicher-
gestellt; solche Funde gehiU-en in die Sammlung des Vereins f. vaterl. Natur-
kunde, wo bisher keine Exemplare vom T'nterland sind, daher die Täuschung;
in Schulsammlungen sind sie für die Wissenschaft verloren.
' F. ]\[üller, Die Verbreitung der beiden Viperarten in der Schweiz.
Katal. Mus. Basel, Nachtrag 1883.
— xcv —
oder schrägen Pupille sollte man auf ein Nachtleben schließen , die
Kreuzotter ist aber mehr ein Tagtier (Blum, Koch), sie geht meist
morgens und abends auf Raiib aus, bei Nacht nur bei großer Schwüle.
Sie ist im ganzen furchtsam, verfolgt den Feind nicht, sondern lauert
auf ihn im Versteck. Menschen und größere Haustiere werden nur bei
unfreiwilliger Berührung gebissen. Im Spätjahr sucht sie ein Versteck
auf zum Winterschlaf; die Temperatur daselbst darf aber nicht unter O"
sinken ; man sieht sie hier öfters in größerer Anzahl beisammen , zu
25 — 30 Stück, wohl zum Zweck gegenseitiger Erwärmung (wie bei den
Bienen). Im Frühjahr bei Sonnenschein kommt sie oft frühzeitig heraus,
selbst mitten im Schnee.
Die Nahrung besteht hauptsächlich in Mäusen, auch Fröschen
und Vögeln und Eidechsen. Wie alle Schlangen kann sie auf einmal
viel Nahrung zu sich nehmen (3 — 4 Mäuse), dann aber auch lange
hungern. Nach allgemeiner Annahme frißt sie in der Gefangen-
schaft nichts, wenn sie auch in ihren Käfig einigesetzte lebende
Tiere beißt und tötet. Nach anderen, wie dem gewiegten Schlangen-
kenner Fr. Koch, kann man sie aber doch zum Fressen bringen, wenn
man nur günstige Lebensbedingungen schafft : passendes Lager, Verstecke,
Euhe, Trank, Sonne. Meine eingangs erwähnte Kreuzotter lebte über
^/2 Jahr, seit vorigen Sommer, den Winter über in der Gefangenschaft,
ohne gefressen zu haben , starb aber im Frühjahr. Man schlägt daher
künstliche Ernährung vor, mit rohem, geschabtem Fleisch, mittels
einer bis in den Magen reichenden Glasröhre beigebracht.
Die Kreuzotter ist überhaupt sehr lebenszäh: das Herz schlägt
noch lange nach dem Tode fort, der abgehauene Kopf züngelt, beißt
und vergiftet noch. Sie erträgt arge Mißhandlungen; meine erwähnte
Gefangene wurde mir durch die Post in einer Zigarrenschachtel zu-
geschickt, den Hals in einem gespaltenen Holz fest eingeklemmt.
Das Beißen geschieht mit den eigentümlich gebauten Giftzähnen
(Gifthaken) , während die im Gaumen und Unterkiefer in einer Eeihe
stehenden soliden, hakenförmigen Zähne zum Festhalten der Beute beim
Schlingen dienen. Die Giftzähne sind kegelförmig, sehr spitzig und
hakig gekrümmt, besitzen, wie alle Zähne, eine Pulpa, um welche
herum Zahnbein und Schmelz sich bilden, und die bei trockenen Zähnen
eine Höhlung darstellt. Außer dieser und vor ihr befindet sich aber noch
bei diesen „Röhrenzähnen" eine zweite kanalartige Höhlung für
den Giftsaft, welche nur am Grund und vor der Spitze des Zahns eine
Öffnung besitzt; sie entsteht durch Einrollung oder Einstülpung des
ursprünglich mehr zylindrischen Zahns, wobei auch die Pulpahöhle halb-
mondförmige Gestalt erhält (demonstriert an einer Papierdüte); der
Kanal schließt sich ganz bei den Röhrenzähnen, bleibt noch etwas offen
bei den Furchenzähnen. Jederseits ist nur 1 fertiger Zahn, dahinter
aber befinden sich eine Anzahl mehr oder weniger weicher, unfertiger
Ersatzzähne. Diese Giftzäline sitzen an dem hier sehr kurzen Ober-
kiefer (bei den Furchenzähnen, wo hinter ihnen noch einige gewöhnliche
solide Zähne im Oberkiefer sitzen [daher : Proteroglyphen] , ist dieser
länger) nicht eingekeilt, sondern durch Bindegewebe aufgewachsen. Man
- XCVI -
meint vielfach, die Giftzäline richten sich beim Beißen auf; aber kein
Zahn überhaupt kann willkürlich durch Muskelkraft sich aufrichten;
vielmehr ist es der Oberkiefer, der sich aufrichtet, und mit ihm
die damit fest verbundenen, in der Ruhelage nach hinten gerichteten
und in einer Schleimhautfalte versteckten Zähne. Die Aufrichtung des
Oberkiefers geschieht durch eine Art mehrgliedriger Zugstange, ge-
bildet durch das sehr bewegliche Quadrat- und Gaumenbein, ähnlich wie bei
den Vögeln die Erhebung des Oberschnabels (erläutert durch das ein-
gangs erwähnte Modell , sowie durch Vorzeigen größerer , ausländischer
Giftschlangenschädel).
Das Gift wird bereitet in der ansehnlichen Giftdrüse an der
Schläfengegend, der Ohrspeicheldrüse anderer Tiere entsprechend, außer-
dem aber findet sich noch eine Speicheldrüse an Ober- und Unterlippe,
Jene ist bedeckt mit bindegewebigen Häuten (Faszien) und liegt zwischen
den zwei Kaumuskeln : Masseter und Temporaiis , bei deren Zusammen-
ziehung der Saft mit Kraft entleert wird und mittels eines Ausführungs-
gangs in den Giftzahn durch die Öffnung am Grund desselben gelangt
und durch die Öffnung von der Spitze in die Wunde. Die Giftdrüse reicht
bei manchen Schlangen weit zurück in die Leibeshöhle; durch sie er-
scheint der Kopf seitlich aufgetrieben und dreieckig.
Durch den Biß entstehen 2 kleine Wunden, wie von Nadel-
stichen, oder auch Risse, je nach der Größe der Kreuzotter 6 — 10 mm
voneinander entfernt, mitunter auch bloß ein Stich, wenn bloß ein Zahn
eingedrungen ist. Die Wunde ist 2 — 3 mm tief an ungeschützten
Körperteilen , in durch Kleider oder Stiefel geschützte dringt der Biß
nicht oder kaum ein. Das Beißen ist mehr ein Schlagen als Beißen;
in der Wut geschieht das auch mehrere Male hintereinander. Dabei
wird der gewöhnlich schon etwas erhobene Vorderkörper (Kopf und
Hals) blitzschnell gegen die Beute vorgestoßen, der Biß erfolgt mit
weit geöffnetem Rachen , worauf dieser sofort wieder geschlossen und
der Kopf zurückgezogen wird; ein Sprung findet nicht statt, höchstens
ein Nachschleichen nach der Beute, wenn diese nicht ruhig bleibt, meist
aber wartet die Schlange die Wirkung ihres Bisses ab.
Vielfach wird behauptet, Tiere, wie Vögel, bekommen durch das
bloße Erblicken einer Schlange eine Schrecklähmung wie durch einen
Zauber (Faszination) und können nicht mehr entfliehen. Dafür spricht
eine Beobachtung, die ich vor Jahren in meinem Aquarium machte, wo
ich einen Laubfrosch hielt und nun eine kleine Ringelnatter hinein-
brachte. Kaum hatte der erstere die Schlange erblickt, machte er einen
Satz ins Wasser, kam nicht mehr herauf und ertrank, wenigstens lag
er den andern Tag tot am Boden des Aquariums. Wahrscheinlich ist
aber, daß in den Fällen sogenannter Faszination die Lähmung erst nach
dem Biß eintritt. Der Tod erfolgt bei kleineren Tieren, wie Mäusen,
wenige Minuten nach dem Biß, noch rascher bei Vögeln, langsamer bei
Kaltblütern, auch kommt es bei der Wirkung auf die Tiefe des Bisses
und die Jahreszeit an. Bei größeren Tieren, wie Hunden, Schafen, ist
der Biß selten tödlich, noch seltener bei größeren Haustieren, wie
Rindern und Pferden, da die Menge des Giftes im Verhältnis zur
— XCVII — ^
Körpergröße zu gering ist. Man rechnet (nach L. Hoffmann ^)
7 mg Gift auf 1 kg Taube, 20 mg auf 1 kg Ratte, 5 cg für Kalt-
blüter, wie Frösche. Daher sind auch beim Menschen wirkliche Todes-
fälle durch unsere Kreuzotter selten, Kinder mehr gefährdet als Er-
wachsene. Bisse sind aber häufig genug. Eine sichere Statistik darüber
liegt nicht vor. Man rechnet für Deutschland jährlich 20 — 50 Bißfälle
mit 5 — 10°/o Todesfällen (Linstow 1894). Anders in Indien, Wo
jährlich 16 000 — 20 000 Todesfälle durch die dortigen großen Gift-
schlangen, wie die Brillenschlange (Copra), vorkommen.
Die Krankheitserscheinungen sind besonders und am öftesten:
1. Blutunterlaufun gen, mit Anschwellung bis zur Unförmlichkeit,
ausgehend von der Bißstelle und sicli zentripetal weiter verbreitend
längs der Venen und Lj'niphgefäße, also eine gewöhnliche Blutzersetzung
mit verminderter Gerinnbai'keit und Blutaustritt mit Ödem ; in höheren
Graden selbst Zerstörung der Gewebe, Brand. 2. Nervöse Erscheinungen,
hauptsächlich Lähm u n g , allgemeine Mattigkeit , Ohnmacht mit Er-
brechen ; daneben meist heftiger Schmerz von der Bißstelle aus , aber
nicht immer, öfter auch Krämpfe. 3. Verminderung der Herztätig-
keit, mit schwachem Puls ohne Fieber. 4. Erschwertes Atmen.
5. Bei chronischem Verlauf rheumatische Schmerzen, besonders au der
gebissenen Stelle, dauernde Lähmung und jahrelanges Siechtum. Die
Sektion ergibt Blutaustritt auch in die inneren Organe : Gehirn,
Milz, Herz.
Wichtig sind die Ergebnisse der eingehenden Untersuchungen der
Amerikaner Mitchell und Reichert 1890 über das Gift der Klapper-
schlange, das sie nach Befestigung des Kopfes mittels eines Leder-
riemens auf einem Stock und Vorhalten einer Schale vor die Mundöftnung
der gereizten Schlange in einer Menge von je 10 — 12 Tropfen rein er-
hielten. Dasselbe ist wasserklar, speichelartig, enthält auch einige
Epithelien und harmlose Bakterien und Mikrokokken, reagiert neutral,
es gerinnt nach einiger Zeit, wird wie harter Gummi und wirkt, trocken
oder in Glyzerin und Alkohol aufbewahrt, noch lange fort. Es besteht
aus (in AVasser löslichen) Peptonen und (in Wasser unlöslichen) leicht
in der Hitze gerinnenden Globulinen, die beide verschieden wirken,
erstere mehr auf die respiratorischen Zentren und die Gewebe, welche
sie nekrotisieren, letztere auf die vasomotorischen Zentren lähmend und
die roten Blutkörperchen in der Weise verändernd, daß sie ihre bikon-
kave Form ändern, sphärisch und weicht-r, kolloidartig werden und mit-
einander verschmelzen. In Berührung mit einem gefäßreichen Gewebe
verändert das Gift die Kapillargefäße so, daß ihre Wände dem nor-
malen Blutdruck nicht widerstehen können und das Blut, das auch seine
Gerinnbarkeit verliert und abnorm weiche, rote Blutkörper hat, in die
Gewebe entweicht (bei Entzündung wandern hauptsächlich nur die weißen
Blutkörper aus und das Serum gerinnt leicht). Dabei ist der Blut-
druck von wesentlichem Einfluß ; bei Abhaltung desselben , z. B. durch
^ L. Hoffmann 1892, Die Kreuzotternjagd (mit einigen Abbildungen) in
„Über Land und Meer" Xo. 50.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906.
' — XCVIII —
Unterbindung, sind auch die Blutergüsse gering. Der Tod erfolgt
durch Lähmung der respiratorischen Zentren , des Herzens und durch
Blutergüsse in innere Organe , auch wohl durch die Unfähigkeit der
roten Blutkörperchen, ihre Funktion als Sauerstoffträger zu erfüllen.
V 0 r b e u g u n g. Vermeiden berüchtigter Schlangenplätze , des
Barfußgehens an solchen; zu empfehlen ist Tragen von Handschuhen
beim Heuen, Holzraachen und Erdbeersuchen. Absuchen der verdächtigen
Stellen , Belehrung in den Schulen, Prämien ^ auf gefangene Schlangen.
Eine Immunisierung durch eine Art Impfung ist nicht ganz von der
Hand zu weisen. Die ägyptischen Schlangengaukler lassen, nach von
mir gehörter Erzählung von Eingeborenen, den, der sich für Geld gift-
fest machen lassen will, von einer Schlange ganz leicht beißen, wahr-
scheinlich so , daß man das meiste Gift vorher durch Einbeißen in ein
Tuch u. dergl. sich hat entleeren lassen.
Heilung. 1. Auswaschen und Ausdrücken, zur Verringerung der
Giftmenge, ist das erste und wichtigste; der Gebrauch des Harns hierfür
ist insofern empfehlenswert, als er stets zur Hand ist. 2. Ätzen, Aus-
brennen oder Ausschneiden der Wunde. Dagegen ist Aussaugen nicht
ganz ungefährlich, da die Mundschleimhäute Verletzungen haben können.
Auch das Einbringen des Giftes in den Magen dabei kann gefährlich
sein: nur der volle Magen ist fähig, durch seine Säure das Gift zu zer-
stören, nicht aber der leere! 3. Abbinden des gebissenen Gliedes
zwischen Wunde und Herz, zur Verzögerung des Eindringens des Giftes
in den Kreislauf; bei starker Schwellung ist der Verband aber wieder
abzunehmen wegen Gefahr des Brandes. 4. Alkoholische Getränke
in großen Mengen , die auffallend gut vertragen werden , ohne zu be-
rauschen: Wein, Rum, Äther (als Hofmannsche Tropfen), auch Kampfer,
zur Betätigung der Herztätigkeit. 5. Behandlung der Wunde mit anti-
septischen Mitteln, besonders übermangansaurem Kali 2*^/o, oder Karbol
5 7o, Eisenchlorid, Jodtinktur, während Ammoniak sich nicht bewährt
hat. Auch kann man übermangansaures Kali zu 1 "/o in die Umgebung
der Wunde einspritzen 6. Symptomatische Behandlung: kalte Um-
schläge und Klystiere, Opium, schweißtreibende Mittel. Die Hottentotten
sollen getrocknete Giftschlangenköpfe als Gegenmittel gebrauchen, äußer-
lich und innerlich, eine Art Isopathie (?). In Amerika gilt die baldrian-
artig riechende Schlangenwurzel ( Piculix Serpentarlac) von Aristolochia
Scrpentariae als Heilmittel,
Feinde der Kreuzotter sind der Igel, Iltis, Schlangenadler {Gircaetus)
und der Storch. Die Frage der Giftfestigkeit des Igels ist noch nicht
gelöst; es stehen Beobachtung gegen Beobachtung. Er und die oben
genannten Feinde mögen den Biß vermeiden durch geschicktes Packen
der Schlange hinter dem Kopfe.
Verwendung. Früher, in der alexandrinischen Zeit, zu dem sogen.
„Theriak", einem aus 60 verschiedenen Stoffen zusammengesetzten
' Dabei werden die Behörden leicht überlistet und getäuscht, z. B. dnrcli
Einlieferung der glatten Natter oder, wie einst im Elsaß, nach Blum, durch Ein-
sendung großer Mengen aus Frankreich, wo man weniger zahlte!
— XCIX —
Ulliversalheilmittel. Ferner das Adderöl: Giftschlangenköpfe in Wasser
oder Öl in einer Flasche faulen gelassen. L a c h e s i s ist ein homöo-
pathisches , viel gebrauchtes Mittel : das Gift von einer Grubenotter
'L'yigonocephalus oder Lachesis. Endlich noch die Verwendung der Kreuz-
otterhaut als Über/Aig von Stöcken.
Fang. Wenig gebräuchlich ist der Fang mit einem Hamen und
dann Übertragen des lebenden Tieres in einen Sack von Leder oder
Leinwand, oder das Schießen. Gewöhnlich geschieht der Fang mit einem
Stock oder einer Art Gabel und Auftreten mit dem gestiefelten Fuß
hinter dem Kopf, dann Aufheben der Schlange am Schwanz und Hinein-
kriechenlassen in einen Sack oder eine Schachtel oder eine Flasche mit
konservierender Flüssigkeit (s. o. Hoffmann 1892). Die Schlange ist
zu schwach , als daß sie sich mit dem Kopf heraufschwingen oder au
sich selbst h'eraufklettern könnte. N\u- ist nötig, das Tier weit genug
von sich weg zu halten. In schlangenreichen Gegenden bilden sich bald
besondere Schlangenfänger aus, die auch mit dem Aufenthalt und
den Gewohnheiten der Schlangen bekannt sind, oder es macht sich die
Jugend ein Vergnügen aus dem Schlangenfang. In Württemberg ist
seit alters her dafür berühmt die Familie Koch in Auingen OA. Münsingen,
jetzt nach dem Tode des Vaters , des Lehrers Friedrich , dessen Sohn.
Jener hat über 1000 Kreuzottern gefangen und verkauft, auch in einem
Bucße (s. 0.) mit schönen Abbildungen unserer einheimischen Schlangen
wichtige Angaben über seine Beobachtungen und Erfahrungen schon 1862
gemacht. In Ägypten widmen sich gewisse Derwischorden diesem Fang und
der Abrichtung , wie die Schlangengaukler (Psylli) der Alten , ebenso
in Indien. (Klunzinger.)
XXVII. Hauptversammlung zu Aulendorf am 2. Februar 1900.
Nach vorausgegangener Ausschußsitzung wurde um 5V'2 Uhr nach-
mittags die Hauptversammlung durch den Vorsitzenden , Fabrikant
Fr. Krauß (Ravensburg) eröffnet, der nach Begrüßung der erschienenen
Mitglieder und Gäste mit warmen Worten der im letzten Jahr ver-
storbenen Mitglieder Kämmerer Dr. J. Probst, Mitbegründer und Ehren-
mitglied des Zweigvereins , und Kaufmann Kuen (Kißlegg) , Landtags-
abgeordneter, gedenkt, deren Andenken die Versammlung durch Erheben
von den Sitzen ehrt.
In dem nunmehr folgenden ersten Vortrag über ,,F ragen der
Sonnenphysik" legte Geh. Hofrat Prof. Dr. Hchmitlt zunächst einige
Abbildungen und Photogramme der letzten totalen Sonnenfinsternis vom
30. August 1905 vor. Die ersten wurden in Burgos von Schülern eines
Gymnasiums unter vorausbestimmter Arbeitsteilung gezeichnet, namentlich
ist darauf die Korona mit den größeren Protuberanzen gut zu sehen^
während die auf photographischem Wege durch die Treptow Sternwarte
ebenfalls in Spanien gewonnenen Bilder den vom unmittelbaren Anblick
verschiedenen photographischen Eindruck wiedergeben, dabei die feinerea
Schatten und Strahlen vermissen lassen. Nun zeigt der Redner den Gang
g*
- c -
der matheiuatisclien Berechnuug- der Entfernung der Sonne von der Erde
mittels Parallaxe. Früher benutzte man die Venus- und Merkurdurch-
g-änge über die Sonnensclieibe , jetzt dienen die Asteroiden dazu, um
unter Anwendung des dritten KEPLER'schen Gesetzes aus ihrer Ent-
fernung diejenige der Sonne zu berechnen. Diese kleinen Himmelskörper
eignen sich sehr gut zu genauer astronomischer Ortsbestimmung. Die
Parallaxe wurde zu 8,8 Bogensekunden bestimmt, und die Sonnenent-
fernung hiernach zu 149^2 Mill. Kilometer. Die Sonne, deren Durch-
messer =: 108,56 Erddurchmesser ist, erfüllt einen Raum, wie er nicht
einmal für die ganze Bewegung des Mondes um die Erde erfordert wird,
denn der Durchmesser der Mondbahn beträgt nur 60 Erddurchmesser.
Zum Unterschied von früheren, sehr hohen Annahmen für die Sonnen-
temperatur nimmt man heute für die Photosphäre, das weißstrahlende
Gebiet des Sonnenkörpers, das von der roten Chromosphäre überlagert
erscheint, eine Temperatur von ö^'a bis 6 Tausend Grad an. Nach Ein-
führung der Spektralanalyse durch Bunsex und Kiechhoff weiß man,
daß die Chromosphäre viele der an der Erdoberfläche vorkommenden Stoffe
oder Elemente gasförmig enthält. Während im Spektrum der Photo-
sphäre geschwächte Farben als dunkle FEArx'HOFEE'sche Linien zu sehen
sind, besteht das Spektrum der Chromosphäre nur aus hellen Fkaun-
HOFEE'schen Linien. Die hohe Temperatur der Sonne macht es wahr-
scheinlich, daß alle chemischen Elemente sich über der sogenannten
kritischen Temperatur befinden, also Gase sind. Ähnlich wie auf der
Erde die Lichtstrahlen durch die Atmosphäre gebrochen werden, so daß
man z. B. ein in Bewegung befindliches Schiff vorher sieht, als es nach
der Krümmung der Erdoberfläche erblickt werden sollte, ebenso werden
die von der Sonne ausgehenden Lichtstrahlen durch die glühende Gas-
hülle gebrochen, so daß die Sonne tatsächlich etwas kleiner ist als sie
uns erscheint und der scharfe Rand der Sonnenscheibe nur eine "Wirkung
der Strahlenbrechung, eine Art optischer Täuschung ist. Die Masse der
Sonne ist einer fortgesetzten Vermehrung durch hereinstürzende Meteor-
massen unterworfen, aber auch einer fortgesetzten Verminderung durch
die abstoßende Wirkung der Sonnenstrahlen auf Körperchen von sehr
kleinem Durchmesser. Die Sonne verbreitet um sich einen kosmischen
Staub (Korona , Zodiakallicht). Auch die von der Sonne abgekehrten
Schweife der Kometen werden aus solchem bestehen. Schließlich wurden
noch verschiedene Anzeichen erwähnt , welche auf eine lichtbrechende
Wirkung einer um die Sonne sich ausbreitenden, bis über die Erdbahn
hinaus ausgedehnten interplanetarischen Atmosphäre hindeuten.
In der folgenden Zwischenpause legte Rektor Bruder von Biberach
neue gedruckte Kataloge des Oberschwäbischen Museums in Biberach,
welches voraussichtlich im kommenden Herbste im neuen Lokale eröffnet
wird, vor, und Stadtschultheiß Müll er- Biberach neueste Diagramme des
dortigen automatischen Erdbebenmessers, wonach am L Februar leichte
Erderschütternngen stattgehabt haben.
Als zweiter Redner sprach Oberstudienrat Dr. Lampert über das
Thema: „Wie der Mensch wohnt." Unter Vorzeigung einer großen
Anzahl Photographien von Wohnungen niedrigsteUender Volksstämrae
- CI —
wurden die prähistorischen Wohnungen, wie ErdgTuben, Höhlen, Spalten
und Pfahlbauten beschrieben, die auf das Schutzbedürfnis des Menschen
zurückzuführen sind; sodann wurde die Entwicklung und Bauart der
Wohnungen von auf niederer Kulturstufe stehenden Völkern , wie in
Südindien, Ozeanien, bei den Buschmännern in Südafrika usw., geschildert,
die Rund- und Zeltwohnungen niit oft großer Kunstfertigkeit oder aber
eTiebelhütten errichten, aus denen schließlich unser Haus hervorgeht. In
der Diskussion wurden von Dekan Wem er- Biberach Anfragen über Erd-
höhlen im Illertal gestellt, während Prof. Klunzinger noch einige be-
sondere Arten von Lehmbauten erwähnte, nämlich die sehr primitiven
Wohnungen der oberägyptischen Bauern, die sich ihre formlose Be-
liausung aus Xilschlamm und Häckerling selbst zusammenkueten ; als
Decke dienen Palmstengel, Schilf, Strohmatten. Die besseren Häuser
bestehen aus geformten viereckigen Ziegeln, die aber meist nicht gebrannt,
sondern nur an der Luft getrockneter Lehm sind. Solche gebrauchten
schon die alten Ägypter, selbst zu den Palästen, während die mächtigen
Steinbauten fast durchaus Wohnungen für die Götter und Toten dar-
stellen. Jene Lehmziegel rindet man noch massenhaft, jeden mit dem
königlichen Stempel versehen. Solche Häuser sind nur in Gegenden
möglich, wie in Oberägypten, wo es fast nie regnet. Wenn es aber
einmal regnet, so gibt es bedenkliche Schäden, zumal da die Dächer flach
sind ; der flüssige Schlamm dringt bald sickernd, bald stromweise durch
die Decke in die Zimmer, wie Redner, der jahrelang in einem solchen
Hause am Roten Meere lebte, es selbst erfahren durfte.
Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde von Geh. Hofrat
Dr. Schmidt auf Grund der von einigen Mitgliedern gemachten Be-
obachtungen die Vermutung ausgesprochen, daß das vor einigen Wichen
in Württemberg gesehene Meteor in mehrere Stücke auseinandergegangen
sei, und vom Vorsitzenden, Fabrikant Krauß, wurde mitgeteilt, daß von
der Waldburg aus (772 m Meereshöhe) im vergangenen Sommer bei
günstigen Wetterbedingungen der Montblanc in der Richtung der Blümlis-
alp gesehen worden sei, w^orüber noch weitere Beobachtungen stattfinden
w^erden. Zum Schluß gedachte Dekan Knapp (Ravensburg) in an-
erkennenden Worten der Versuche des Grafen Zeppelin mit seinem
lenkbaren Luftschiff. Wenn dieselben auch noch zu keinem greifbaren
Resultat geführt haben, so sind sie doch für die Wissenschaft, namentlich
die Meteorologie, von großer Bedeutung, und in Würdigung dieser Ver-
dienste wurde von der Versammlung beschlossen , dem Grafen die An-
erkennung des Vereins durch eine Adresse auszusprechen.
4. Schwarzwälder Zweigverein für vaterländische Naturkunde.
Versammlung zu S cli wenningen am 28. Mai 1905.
Die Versammlung erfreute sich eines zahlreichen Besuchs aus der
Stadt selbst und dem benachbarten Rottweil, sowie aus Spaichingen,
Stuttgart und Tübingen, so daß der Physiksaal der neuen Realschule
- CII —
bis zum letzten Platz gefüllt war. Nach Begrüßung- der Versammlung
durch den Vorstand Prof. Dr. Blochmann (Tübingen) eröffnete Prof.
Dr. Hes.se (Tübingen) die Reihe der Vorträge, indem er über die „Eis-
zeitrelikte in unserer Tierwelt" sprach.
Zur Eiszeit, in der von Norden her eine zusammenhängende Eis-
decke bis zur Rheinmündung , dem Harz und dem Erzgebirge reichte
und die Alpengletscher weit ins Vorland drangen, bewohnte unsere
Gegend eine eigenartige Tier- und Pflanzenwelt, von der wir noch zahl-
reiche Reste fossil finden. Als später wieder wärmeres Klima eintrat,
zog sich das Eis und mit ihm auch die kälteliebende Tier- und Pflanzen-
Avelt mehr nach Norden und in die kältereu Gebirgshöhen zurück. So
kommt es , dal5 wir noch heute mehrere Tierarten kennen , die einer-
seits im kalten Norden, anderseits in den Hochgebirgen vorkommen, wie
z. B. das Schneehuhn und der Schneehase, eine Erscheinung, die nur
durch die Annahme erklärlich wird, äail diese beiden einst, in kälterer
Zeit, das Zwischengebiet bewohnen konnten. Die wenigen jetzt noch
in unseren Gegenden lebenden Tiere und Pflanzen , die wir als Reste
der Eiszeit aufzufassen haben, nennt mau Eiszeitrelikte. Sie sind durch-
weg kälteliebende Formen, die wir insbesondere in kühlen Gebirgsbächeu
oder im kälteren Oberlauf unserer Flüsse antreffen. Zu den Eiszeit-
relikten müssen wir unter den Fischen die Winterlaicher rechnen, also
die lachsartigen Fische (Forelle , Felchen etc.) und den Süßwasser-
bewohner unter den Schellfischen, die Triesche; beide Gruppen haben
ihr Verbreitungszentrum im Norden. Nur so verstehen wir auch das
zersprengte Vorkommen identischer oder nahe verwandter Feichenarten
in den völlig getrennten Seen am Nordrand der Alpen. Unter den
Würmern haben wir als Eiszeitrelikte zwei Strudelwürmer {PJanaria
alpina und PohjceJis cornuta) zu betrachten. Pkinaria alpina ist in den
Alpen überall verbreitet, bei uns aber nur in kälteren Bächen (Echatz-
quelle. Uracher AVasserfall , Bach im Elysium bei Tübingen) ; sie wird
allmählich immer mehr von der bei uns überall liäufigen Planaria gono-
ceplmla verdrängt, die in unseren Flüssen und Bächen nach dem Ober-
lauf vordringt. Schließlich sind als Eiszeitrelikte unserer Gewässer
noch einige winzige niedere Krebstiere zu erwähnen {Diaptomm denti-
cornis, Diaptomus Jaciniatus und Heterocope saliens) , die in den Alpen
weit verbreitet, bei uns aber nur in kälteren Seen (Titisee) vorkommen.
Auch der bei uns überall häutige C//clops sfremtits dürfte als Relikt der
Eiszeit aufzufassen sein ; er findet sich nur im Winter , wo man unter
der Eisdecke die Weibchen mit Eiern antrifft. Unter den Landbewohnei-n
kennen wir nur wenige Eiszeitrelikte. Als solche sind vielleicht die
Bergeidechse und die Kreuzotter anzusehen. Die beiden zukommende
Eigenschaft des Lebendiggebärens ermöglichte ihnen zur Eiszeit den
Aufenthalt in kälteren Gegenden. Die in den Boden abgelegten Eier
unserer meisten Reptilien erhielten dort nicht genügend Wärme zu ihrer
Entwicklung ; bei Lebendiggebärenden aber sonnt das trächtige AVeibchen
seine Eier, indem es selbst die Sonne aufsucht. Zum Schluß sind noch
einige Schnecken zu erwähnen , die sowohl nordisch als auch in den
höheren Gebirgen Mitteleuropas vorkommen, nämlich J^upa aJpesfris, Pupa
— cm —
arcfica und Helb' ruderafa . welch letztere dadurch sehr interessant ist,
daß sie im Neckar nur zwischen Eottenburg und Cannstatt gefunden
wurde; vermutlich stammt sie aus dem Quellengebiet des Neckars und
Redner schließt daher mit der Aufforderung, daß die Schwenninger
Naturfreunde auf dieses interessante Tierchen ihr besonderes Augenmerk
richten möchten.
Hierauf folgte ein Vortrag von Dr. Plieninger (Tübingen) über
„die fliegenden Reptilien der Jurazeit". Bei unseren jetzigen
Flugtieren unterscheidet man Tiere mit Fallschirm und solche mit
echten Flügeln. Während die ersteren nur zum langsamen Fallen in
schiefer Ebene dienen, ermöglichen die Flügel das Erheben von der
Erde. Zu den echten Flugtieren gehören jetzt die Vögel und die Fleder-
mäuse. Zur Jurazeit belebte noch eine dritte Gruppe von Flugtieren
unsere Heimat, nämlich die Flugechsen (Pterosaurier), die wir nach ihrem
Bau zu den Reptilien rechnen müssen. Sie besaßen wie die Fleder-
mäuse ansehnliche Flughäute, die durch einen enorm verlängerten Finger
ausgespannt wurden. Ihre Haut war nackt. Der Schädel erinnert in
mancher Hinsicht an den Vogelschädel. Die lang ausgezogene Schnauze
war zum Teil mit spitzen Zähnen wie bei Reptilien bewehrt, zum Teil
fehlen solche und dann waren die Kiefer wohl von einem Hornschnabel
iiberkleidet , wie bei den Vögeln. Die Knochen dieser Flugechsen sind
dünn und weil sie wie bei den Vögeln statt des Markes einen luft-
erfüllten Hohlraum enthielten, sehr leicht. So hat man berechnet, daß
das ganze Skelett eines in der nordamerikanischen Kreide gefundeneu
Riesentieres aus dieser Gruppe, das etwa 6 m Fliigelspannweite hatte,
nur etwa 2 — 3 kg schwer war. Die Größe der bei uns im Jura ge-
fundenen Flugechsen schwankte zwischen der eines Spei^lings und der
eines größeren Raubvogels (bis zu 2 m Spannweite). Die Tiere waren
jedenfalls zum Teil ausgezeichnete Flieger, die sich weit auf das freie
Meer hinauswagten. — Der Vortrag wurde durch zahlreiche Diapositive
illustriert.
Darauf sprach Prof. Dr. Blochinaiiii (Tübingen) über die „Gruben-
wurmkrank heit". Diese Krankheit, die seit etwa 3 Jahrzehnten be-
sonders in den Ziegeleien am Niederrhein und in den Bergwerken des
Ruhrgebiets sich in besorgniserregender Weise ausgebreitet hat , ist
schon seit langer Zeit aus dem Süden, speziell Ägypten, bekannt. Die
Erscheinungen sind die einer schweren , langsamer oder auch rascher
fortschreitenden Blutarmut, die schließlich zum Tode führen kann. Ver-
anlaßt wird die Krankheit durch einen kleinen im Dünndarm lebenden
Wurm aus der Gruppe der Fadenwürmer (zu denen von bekannteren
Formen der Spulwurm und Madenwurm gehören), der den Namen Anliylo-
stonia duodenale führt. Die Ansteckung geht folgendermaßen vor sich.
Die von den Würmern massenhaft abgelegten Eier entwickeln sich bei
einer Temperatur von mindestens 25*^ C. bei genügender Feuchtigkeit
und Luftzutritt rasch zu kleinen Larven, die in feuchtem Boden usw.
bis zu 7 ^Vlonaten lebendig bleiben können. Sie können durch die l)e-
schmutzten Hände leicht in den Mund übertragen werden und von hier
aus in den Darm gelangen. Viel wichtiger ist aber ein anderer Weg,
- CIV —
auf dem wohl der Hauptsache nach die Ansteckuug erfolgen wird. Prof.
Loos in Kairo hat durch exakte Beobachtungen und Versuche sicher-
gestellt, daß die Larven durch die Haut eindringen, durch die Blut-
gefäße in das Herz und in die Lunge gelangen, von hier aus durch
die Luftröhre in die Speiseröhre und so in den Darm einwandern. Aus
der nun vollständig bekannten Entwicklungs- und Lebensgeschichte er-
geben sich die zur Verhütung der Kränkelt notwendigen Maßregeln,
auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann.
Hierauf sprach Dr. Maier (Tübingen) „Über Altersbestimmung
bei Fischen". Daß man das Alter eines Fisches nicht direkt aus
seiner Länge ersehen kann, liegt auf der Hand. Zur sicheren Be-
stimmung des Alters wurde für den Karpfen und wenige andere Fische
die Untersuchung der Schuppen vorgeschlagen. Man findet an ihnen
regelmäßige Anwachsstreifeu , die an die Jahresringe der Bäume er-
innern und nach denen man das Alter feststellen kann. Diese Methode
eignet sich jedoch nur für w'enige Fische. Vor einigen Jahren wurde
nun auf die Möglichkeit der Altersbestimmung der Scholle nach den
sogen. Gehörsteinen (Otolithen) hingewiesen. Die im unteren Teile des
Gehörorgaus der Fische liegenden Gehörsteine bestehen aus kohlen-
saurem Kalk und zeigen eine regelmäßige Schichtung von weißen, un-
durchsichtigen und von dunklen durchscheinenden Ringen (bei auf-
fallendem Licht auf schwarzem Hintergrund). Durch Untersuchung von
mehreren tausend Gehörsteinen konnte der Beweis erbracht werden, daß
in jedem Jahr ein weißer und ein dunkler Ring angelegt wird. Wir
haben es hier also mit Jahresringen zu tun, deren Zahl direkt das
Alter des betreffenden Fisches angibt. Schließlich wurde noch erwähnt,
daß in jüngster Zeit festgestellt wurde, daß man auch an verschiedenen
Knochen bei den Fischen das Alter bestimmen kann , indem auch bei
ihnen regelmäßige Jahresschichten gebildet werden.
Nach Schluß der Verhandlungen vereinigte dann die Teilnehmer
ein gemeinschaftliches Mittagessen im Gasthof zum „Adler" ; daran
schloß sich, vom herrlichsten Wetter begünstigt, ein Spaziergang nach
dem Neckarursprung, dem Torfmoor und dem Hölzlekönig unter Führung
der Schwenninger Mitglieder. (Maier.)
Versammlung zu Tübingen am 24. Dezember 1905.
Nach der Begrüßung der aus Tübingen, den Nachbarstädten, be-
sonders auch Stuttgart, zahlreich zu der im Hörsal des zoologischen
Listituts abgehaltenen Versammlung eingetroffenen Mitglieder und Gäste
durch den Vorsitzenden, Prof. Dr. Blochmann, eröffnete Universitäts-
bibliothekar Dr. R. Gradinaim den wissenschaftlichen Teil durch einen
Vortrag: „Über einige neuere Ergebnisse skandinavischer
Forschung in ihrer Bedeutung für die Pflanzengeographie
Mitteleuropas".
Die frühere Vorstellung, daß in den Zeiten des germanischen
Altertums der Boden Mitteleuropas mit zusammenhängendem, nur von
— cv —
kleinen Rodungstiächen durchbrochenem Urwald bedeckt gewesen sei,
hat sich bei genauerer Prüfung als unhaltbar erwiesen. Die siedelungs-
geschichtlichen und pflanzengeographischen Untersuchungen des Vor-
tragenden haben vielmehr zu der Erkenntnis geführt, daß neben fast
unbewohnten, großen, geschlossenen Waldgebieten in diluvialer Zeit auch
schon reichlich besiedelte , offene Landschaften von ebenso bedeutendem
Umfange bestanden haben, die zum großen Teil zusammenfallen mit den
Gebieten, die durch das Vorkommen von äolischem Löß, fossilen Steppen-
tieren und mehr oder weniger zahlreichen, an trockenen Hügeln, sonnigen
Felsen und Steilhängen in meist südlicher Freilage wachsenden Steppen-
ptianzen ausgezeichnet und demgemäß als ehemalige Steppenlandschaften
anzusehen sind. In den letzten Jahren hat Ande. M. Haxsen unab-
hängig von den Untersuchungen des Redners auf Grund anthropologischer
und geologischer Forschungen ganz übereinstimmende Beziehungen zwischen
ptlanzengeographischen und siedlungsgeschichtlichen Erscheinungen für
Norwegen nachgewiesen ; er fand , daß in Norwegen die durch Namen
mit der Endung — vin und — heim charakterisierten ältesten Siedlungen
in auffallender Weise der Verbreitung einer bestimmten, von ihm
Origcomm-F ormaüon genannten Pflanzengenossenschaft folgen. Die letztere,
eine Gruppe von wärmeliebenden, xerophilen Pflanzen von vorwiegend
südlicher Verbreitung, zu der u. a. OrUjanum vulgare, Libanoüs montana,
Fragaria viridis, Calamintha acinos, FoJi/gonatiim ofßcinale, Lnthgriis niger,
L. vernus, Avena pratensis gehören, steht mit den Steppengenossenschaften
Mitteleuropas in innigster Verwandtschaft.
Prüft man die Ursachen, durch welche die Verbreitung der Steppen-
pflanzen in Mitteleuropa bedingt ist, so ergibt sich, daß die Eigen-
schaften, durch welche sich die mitteleuropäischen Verbreitungsbezirke
der Steppenpfianzen gegenüber den Lückengebieten auszeichnen, nämlich
relativ kontinentales , niederschlagsarmes Klima und feinkörnige Böden,
insbesondere Kalkböden , dieselben sind , die in den Steppenländern des
Ostens als waldfeindliche und direkt oder indirekt steppenbegünstigende
Eigenschaften bekannt sind. Es kann daraus geschlossen werden, daß
zur Zeit der Einwanderung und Ausbreitung der Steppenflora ein
trockeneres und auch wärmeres Klima geherrscht hat, als in der Gegen-
wart, doch gewinnt man daraus keinen Anhalt zur Beantwortung der
Frage nach dem inneren Zusammenhang, der zwischen der vorgeschicht-
lichen Besiedelung Mitteleuropas und Skandinaviens und dem der Steppen-
pflanzenformationen offenbar besteht. Als Antwort auf diese Frage bleibt
zunächst — da die Zurückführung des Zusammenhangs auf die in vielen
Fällen hervortretende natürliche Bodenfruchtbarkeit des Steppenlandes
sich als nicht stichhaltig erweist — nur die Annahme übrig , daß die
ältesten Ansiedler ebenso wie die Steppenpflanzen offene, waldfreie oder
wenigstens nicht mit geshhlossenem Urwald bestandene Stellen auf-
gesucht haben, wo ohne allzu mühsame Rodung ein Pflanzenbau mög-
lich war und die Herdentiere in der natürlichen Bodenvegetation von
Gräsern und Kräutern ihr Futter flnden konnten. Dies offene Siede-
lungsgebiet muß aber damals eine größere Ausdehnung besessen haben,
als das heutige Verbreitungsgebiet der Steppenpflanzen einschließlich
— CVl -
der Kulturflächen mit eheinaligem steppenartigem Pflanzenwnclis er-
kennen läßt.
Als Zeit, in der die geforderten klimatischen Verhältnisse in
Mitteleuropa geherrscht haben, kann nur die Zeit nach dem Maximum
der letzten Vergletscherung in Frage kommen , und zwar hat Redner
früher die Ansicht vertreten , daß sie zusammenfalle mit der bis vor
kurzem allein nachgewiesenen Steppenzeit, aus der uns die am Schweizers-
bild und im Keßlerloch bei Schaöliausen zusammen mit Artefakten des
paläolithischen Menschen gefundenen Reste von -Steppentieren erhalten
sind. Neuere Untersuchungen haben jedoch gelehrt , daß die Klima-
schwankung, der die Steppenfauna von Schaffhausen angehört, nicht die
einzige ist, die seit dem Maximum der letzten Vergletscherung ein-
getreten ist. Ja, auch für die postglaziale Zeit im engeren Sinn haben
sich mehrfache Schwankungen zwischen kühlerem bezw. feuchterem und
wärmerem bezw. trockenerem Klima nachweisen lassen. Insbesondere
haben die Untersuchungen von Guxxak Andeksson über die Geschichte
der Vegetation Schwedens ergeben, daß in Skandinavien auf die Dryas-
Flora der Glazialzeit, meist zunächst durch die Birke vermittelt, die
Kiefer und dann die Eiche als herrschender Waldbaum gefolgt ist,
welch letztere erst sehr spät im Südwesten durch die Buche, im Norden
durch die Fichte verdrängt wurde. Diese Entwicklung läßt auf eine
stetige Erwärmung vom Ausgang der Glazialzeit bis zur Eichenperiode
schließen, und zwar hat Andeesson aus dem Umstand, daß eine Reilie
von Pflanzen , namentlich der Haselstrauch , die Eiche , Linde , Ulme,
Schwarzerle, Wassernuß und andere ehemals eine weit größere, für die
Haselnuß genau festgestellte Verbreitung nach Norden besessen haben,
eine Erhöhung der Jahrestemperatur um 2^0., der Sommertemperatur
um 2,4 " gegen heute berechnet. Anderseits hat Reckstad aus der
früheren höheren Lage der Kieferngrenze und Schneelinie in Norwegen
eine Temperaturabnahme von 1,9 — 2,2 " C. im Jahresmittel berechnet.
In die Zeit des Beginns der nordischen Eichenperiode fällt aber, wie aus
der Lage der ältesten Funde von Kulturgeräten zu schliessen ist, die Ein-
wanderung des neolitliischen Menschen im südlichen Skandinavien , und
die Möglichkeit derselben läßt sich am leichtesten durch die Annahme
Haxsen's erklären , daß Hand in Hand mit der Wärmesteigerung eine
größere Ausbreitung der steppenverwandten Origamoii-'FloYa auf Kosten
des geschlossenen Urwalds habe gehen müssen, wodurch die Ausiedlung
der primitiven Bevölkerung wesentlich erleichtert worden sei. Redner
führt nun eine Reihe von Zeugnissen dafür an, die es wahrscheinlich
machen, daß dieselbe klimatische Entwicklung, wie sie sich in Skandi-
navien abgespielt hat, auch in Mitteleuropa stattgefunden hat, daß auch
hier in postglazialer Zeit noch eine trocken-warme Periode
geherrscht hat, die den zahlreichen pflanzlichen und tierischen
Relikten von xerothermem Charakter endgültig ihre heutigen Plätze an-
gewiesen hat. (Eine ausführliche Darstellung des Gegenstands gibt der
Vortragende unter dem Titel „Beziehungen zwischen Pflanzengeographie
und Siedlungsgeschichte'' in Hettxer's „Geographische Zeitschrift'"
12. Jahrg. 190(3.) E.
— CVII —
In der Diskussion verbreitete sich Forstdirektor Graner über den
Gegensatz von Waldklima und Steppenkliina. Geliölzg-ünstig sei ein
Klima mit Regenfällen zu allen Jahreszeiten, wie solches in Mitteleuropa
durch das Vorwalten der ozeanischen Luftströmungen bedingt sei. Doch
seien auch vorübergehende Trockenzeiten nicht ausgeschlossen. So sei
das Mittelmeergebiet mit Regenarmut im Sommer, aber reichlichen Nieder-
schlägen im Winter, die Heimat der immergrünen Hartlaubgewächse,
ßaumfeindlich dagegen seien längere , namentlich auch im Winter an-
dauernde Trockenperioden, infolge deren der Transspirationsverlust nicht
mehr gedeckt werde. Der baumfeindliche Charakter der südrussischen
Steppe sei vorwiegend auf die den Winter über wehenden trockenen
Kontinentalwinde zurückzuführen. Auch die Verkümmerung des Baum-
wuchses in polarer Richtung wie im Hochgebirge sei ganz wesentlich
als eine Vertrocknungserscheinung aufzufassen. Vielleicht könnte daran
gedacht werden, den Steppencharakter der Diluvialzeit in ursächlichen
Zusammenhang mit den damals vom Inlandeis her wehenden austrocknen-
den Winden zu bringen, und es habe alsdann sehr langer Zeiträume
bedurft, bis die Steppe vom Wald überwuchert worden sei. (Graner).
Prof. Dr. Hesse machte sodann auf einige augestellte galvano-
plastische Tiernachbildungen aufmerksam, die von Herrn Gast in Neapel
nach frischen, narkotisierten Tieren ausgeführt und durch die Württem-
bergische Metallwarenfabrik in Geislingen vervielfältigt wurden. Diese
Abgüsse fanden dank ihrer vollendeten Naturtreue, die bis in die feinsten
Details geht, allgemeine Bewunderung.
Prof. Dr. V. Grütziier sprach über Farbenmischung. Nachdem
in der Einleitung kurz die Natur des Lichtes und der (objektiv) ein-
fachen spektralen Farben auseinandergesetzt war, die sich so, wie tiefe
und hohe Töne durch verschieden schnelle Schwingungen der Luft-
teilchen, ebenfalls durch verschieden schnelle, aber unendlich viel
schnellere Schwingungen der Ätherteilchen voneinander unterscheiden,
wurde das Wesen der subtr aktiven Farbenmischung besprochen. Am
klarsten und einfachsten treten die Gesetzlichkeiten dieser Mischung
hervor, wenn man zwei durchsichtige Glas- oder Gelatineplatten über-
einanderlegt und durch sie hindurchschaut. Es ist klar, daß, wenn die
Platten monochromatisch wären, wenn daher jede nur eine einzige Farbe
durchließe, man dann durch beide gar nichts sehen könnte. Sie müßten
übereinandergelegt , schwarz aussehen. Derartige Farben, namentlich
rote und grüne, trifft man nicht selten. Da aber fast alle Farbstoffe
nicht einfach, monochromatisch sind, gelbe Farbstoffe z. B. außer dem
gelben Licht auch noch grünes, und blaue Farbstoffe außer dem blauen
Licht ebenfalls noch grünes hindurchlassen, so gibt blaues über gelbes
Glas gelegt, oder was ziemlich auf dasselbe hinauskommt, blaue Farbe
mit gelber Farbe gemischt, grün, nämlich diejenige Farbe, welche eben
durch beide Gläser hindurchtreten kann. Eine interessante Anwendung
dieser subtraktiven Farbenmischung machen die neuerdings zu großer
Vollkommenheit gelangten RoLLMANN'schen Farbenstereoskope, in denen
zwei verschiedenfarbige, stereoskopische Bilder, die dicht nebeneinander-
gedruckt sind, durch eine Brille mit entsprechend verschiedenfarbigen
— cvm —
GrLäsern betrachtet werdeu. Da man durch das eine z. B. rote Glas
nur das grüne und durch das grüne nur das rote Bild sieht, so entsteht
die zwingende Vorstellung des Körperhaften. Man sieht die beiden
Bilder erhaben, als einen Körper, stereoskopisch.
Während schließlich jede subtraktive Mischung eine Farbe liefert,
die dunkler ist als jede der beiden Farben , aus denen sie gemischt
wurde, so ist gerade das Umgekehrte der Fall bei der additiven
Mischung. Die additive Mischfarbe ist stets heller als jede der beiden
Farben, aus denen sie entstand. Additiv werden Farben dann gemischt,
wenn sowohl die Farbe a als auch die Farbe b auf dieselbe Stelle
unserer Netzhaut fällt, was natürlich himmelweit verschieden von der
subtraktiven Mischung ist. Dasselbe Blau und dasselbe Gelb , welche
subtraktiv gemischt grün geben, geben additiv gemischt gar keine Farbe.
Es entsteht ein weißliches Grau.
Zum Schluß werden die verschiedenen Möglichkeiten, Farben ad-
ditiv zu mischen, wie Beleuchtung einer weißen Fläche durch zwei
verschiedene Farben oder Mischung zweier Farben im Auge vermittelst
des ScHEi^TER'schen Versuches oder durch Spiegelung (Methode von
Lambert) oder durch schnelle Folge der Farben aufeinander (Farben-
kreisel) , sowie auch die Mischung spektraler Farben durch eine große
Reihe von Versuchen, größtenteils vermittelst des Projektionsapparates
vorgeführt. Die Vereinigung aller spektralen Farben zu weiß (das
experimentum crucis von Newton) , das Ausschalten gewisser Farben
aus dem Spektrum und die Vereinigung des Eestes zu der komplemen-
tären Farbe bot eine Reihe farbenprächtiger Bilder.
Schließlich wurde noch mit wenigen Worten auf die Dreifarben-
photographie und den Dreifarbendruck eingegangen, und gleichartige
Stücke von gelben, roten und blauen Teilbildern, welche die bekannte
Firma Käst & Ehingek in Stuttgart dem Vortragenden in liebens-
würdigster Weise auf dünnes, durchsichtiges Papier gedruckt hatte, an
die Wand projiziert, um die verschiedene Stellung der sonst nicht sicht-
baren kleinen Rasterquadrate zu zeigen. (Grützner.)
Dr. H. A. Krauß , Tübingen , brachte eine Zusammenstellung
charakteristischer Vertreter der zur Familie der Mantiden (Gottes-
anbeterinnen) gehörigen Zunft der Empusinen zur Demonstration und
besprach die Eigentümlichkeiten dieser auf die östliche Halbkugel be-
schränkten Insekten mit Hinblick auf die übrigen Mantiden :
Die Empusinen sind besonders ausgezeichnet durch ein auf dem
Kopfe angebrachtes Hörn, das beim c? meist schlank und spitz, beim $
verbreitert und an der Spitze ausgeschnitten ist, sodann durch die beim
6 doppelt kammförmigen Antennen , deren einzelne Glieder entweder
einseitig alternierend gezähnt (Idoloniorplta) oder aber beiderseits gezähnt
sind. Außerdem besitzen die meisten Arten mit Lappen versehene
Mittel- und Hinterschenkel sowie gelappte Bauchsegmente. Die Arten
sind zumeist von großer Schlankheit und sehen zum Teil recht verhungert
aus, sie können aber auch sehr in die Breite gehen wie ein Vergleich
der auf Teneriffa lebenden überaus mageren II//psicor//pha mit dem aus
Ost-Afrika stammenden Idolum zeigt, das in allen. seinen Teilen blatt-
- CIX —
artig breitgedrückt erscheint. Europa besitzt in den Mittelmeerländern
nur drei Vertreter dieser Zunft (aus dem Genus Empiisa), die übrigen
gehören Afrika und den wärmeren Ländern Asiens an. Mit ihren nahen
Verwandten, den Blattiden, sind sie als die ältesten bekannten Insekten
zu bezeichnen, wurde ja doch ein Vertreter der Zunft, die Lithomantis
rarbonaria, schon in der Kohlenformation Englands aufgefunden.
Sämtliche Mantiden besitzen die in der Ruhe eigentümlich erhobenen
Vorderbeine , die x\nlaß zu Benennungen wie Gottesanbeterin , Mantis
relic/iosa, preclteur. louvadios geben, mit denen aber ihre Natur sehr
in Widerspruch steht. Es sind gefräßige Raubtiere, die mit ihren
großen Augen auf freibeweglichem Kopfe nach allen Richtungen Um-
schau halten können und sich von anderen Insekten , aber auch von
kleinen Vögeln, Eidechsen und Fröschen nähren. Daß sie auch ihre
eigenen Genossen auffressen, und daß namentlich das schwächere 6
von dem viel kräftigeren 2 nach der Begattung aufgefressen wird,
ist eine vielfach beobachtete Tatsache. Die Kraft, die sie in ihren
Raubbeinen (Vorderbeinen) besitzen , ist sehr groß : angegriffen wehren
sie sich mit denselben heftig und ritzen die Finger oft blutig. Meist
von beträchtlicher Größe besitzen viele überaus abenteuerliche Formen
und schöne Färbung , z.B. bunte Augenflecke auf den Unterflügeln.
In Form und Farbe ahmen sie die Örtlichkeiten, auf denen sie leben,
in bewunderungswürdiger "Weise nach, wodurch sie sich einerseits
vor ihren Feinden schützen, anderseits ihre Beute unbemerkt über-
fallen können.
Ihre Eier werden in eigentümlichen , für die einzelnen Arten
charakteristischen Haufen an Pflanzen , Steine etc. abgelegt und sind
mit einer schlammartigen , nach dem Ablegen erhärtenden Masse als
Schutzhülle umgeben.
Sie sind Bewohner der wärmei'en Erdstriche und halten sich meist
auf Pflanzen, insbesondere auf Buschwerk und Bäumen auf, wo sie be-
hende klettern und von ihren Flügeln Gebrauch machen. Einzelne Arten
leben aber auch auf gänzlich vegetationslosem Gelände, z. B, in der
Sand- und Steinwüste und zeichnen sich durch große Schnelligkeit im
Laufen aus, wobei sie das Flugvermögen- durch Verkümmerung der Flügel
verloren haben.
Nach dem neuen Katalog des British Museum sind gegenwärtig
850 Arten, die sich auf 210 Genera und 8 Zünfte verteilen, bekannt.
Nur 20 Arten leben in Europa, von denen Maniis religiosa früher auch
in Deutschland bei Frankfurt a. M. und bei Freiburg i. Br. vorkam,
nunmehr aber durch Kultur und vielleiclit auch klimatische Veränderungen
ausgerottet ist. (Krauß.)
Herr Prof. Dr. Koken legte einige Reste eines riesigen fossilen
Fisches vor, nach dessen Kiemendeckel und Flossenstacheln auf ein
Tier von mehreren Metern Länge zu schließen ist. — Herr Professor
Dr. Blochmann erwähnte einen eigentümlichen Fall von Parasitismus.
An seit einigen Jahren im zoologischen Institut gezücliteten Stabheu-
schrecken (Bacülus L'ossii) zeigte sich, daß von den als Nahrung dienenden
Rosenzweigen eine auf diesen vorkommende Schildlaus (Lecanlum rosanmi)
- ex —
auf die Stabheuschrecken wanderte und sich zunächst einmal für längere
Zeit auf ihnen gehalten hat.
Um 2 Uhr vereinigte die Teilnehmer ein gemeinsames Mittagessen
im Gasthof zum „Lamm".
Versammlung zu Reutlingen am 27. Mai 1906.
Die gut besuchte Versammlung fand im Rathaussaale statt, der
dank der Bemühungen des Reutlinger naturwissenschaftlichen Vereins
von der Stadt und den bürgerlichen Kollegien in bereitwilligster Weise
zur Verfügung gestellt worden war.
Die Reihe der Vorträge eröffnete Herr Pfarrer Gußmann-Eningen,
indem er über die weltberühmten ,Hamiten von Eningen" sprach,
welche er an der Hand seiner mit Ausdauer und Eifer im Verlauf vieler
Jahre selbstzusammen gesuchten Hanütensaminlung zugleich demon-
strierte. Das Vorkommen der Hamiten ist auf eine relativ wenig
mächtige Schicht des Braunen Jura beschränkt und diese Petrefakten
werden bei Eningen hauptsächlich an zwei verschiedenen Stellen ge-
funden, deren Schichten zwar miteinander übereinstimmen, aber infolge
einer Verwerfung von ca. 60 m Höhe gegeneinander verschoben sind.
Die Hamiten gehören zu den fossilen Ammoniten, unterscheiden sich aber
von der gewöhnlichen Form der Ammonshörner dadurch, daß sie nicht
eng spiralig aufgerollt sind, sondern eine mehr oder weniger stabförmig
gerade oder gekrümmte Gestalt zeigen. Man kann hauptsächlich drei
Forment3^pen von Hamiten unterscheiden: Hamites haculatus, H. hifar-
catus und H. daveUatus, welche sich durch die verschieden starke Auf-
rollung und die Zartheit des Baues unterscheiden. Die auffallende Ähn-
lichkeit der Hamiten mit gewissen Ammoniten führte zu der Vermutung,
daß man in den Hamiten vielleicht nur degenerierte Ammoniten zu
suchen habe. Allein bei genauerer Betrachtung sind außer der Ver-
schiedenheit der Aufrollung noch einige Unterschiede zu erkennen , so
z. B. zwischen Hamites bifurcafus und Ammoniies hifurcatus in der Zart-
heit und der Dickenzunahme der Kammern, in der Spaltung der Rippen,
sowie in der Zahl der Stachelreihen. Über die wahre Natur der
Hamiten , sowie über ihre Beziehungen zu bestimmten Ammonitenarten
sind noch zahlreiche Fragen zu lösen , deren Beantwortung infolge des
spärlichen Vorkommens dieser Petrefakten sehr erschwert erscheint.
Herr Privatdozent Dr. Fittiiiff-Tübingen sprach über die „Pfropf-
bastarde von Bronveaux". Die beiden Methoden der Vereinigung
zweier Pflanzenarten miteinander zeigen wesentliche Verschiedenheiten.
Während nämlich bei der Vermehrung durch den Sexualprozeß das
Produkt der Verschmelzung eine intermediäre Stellung zwischen den
beiden Elternformen einnimmt, so zeigen die Abkömmlinge zweier durch |
Pfropfen vereinigten Pflanzenarten im allgemeinen keine intermediären
Eigenschaften, sondern die unterhalb der Pfropfungsstelle entstehenden
Zweige besitzen die Eigenschaften der Unterlage, die oberhalb ent-
stehenden diejenigen des Pfropfreises. Vor einer Reihe von Jahren
— CXI —
wurde nun unter dem Namen C/jtisus Ädami eine eigenartige Zwischen-
form zwischen unserem gewölinlichen Goldregen {Cytlsus Lahurnum) und
dem rotblühenden Cytisus pHrpiireiis in den Handel gebracht. Dieser
C. Adaml, welcher im ganzen Habitus unserem Goldregen gleicht, aber
rote Blüten trägt , soll bei einer Pfropfung von C. purpureus auf
C. Lahurnum an der Pfropfungsfläche entstanden und durch Ableger
vermehrt worden sein. Dieser bisher als Unikum dastehende Fall, wo
eine Mischung der Eigenschaften des Pfropfreises mit denjenigen der
Unterlage beschrieben worden war, wurde jedoch stark angezweifelt, da
es nicht ganz ausgeschlossen war, daß bei jener Pfropfung ein Auge
eines Sexualbastards von C. pwpureus und C. Lahurnum verwendet
worden war. Im Jahre 1899 wurde nun aus einem Garten in Bron-
veaux bei Metz ein neuer derartiger ., Pfropfbastard" bekannt. Es
sollen bei der Pfropfung eines Mispelzweiges auf einen Crataegus mono-
f/i/na an der Pfropfungsstelle drei Zweige aufgetreten sein, ^ie alle drei
intermediäre Eigenschaften zwischen Mispel und Crataegus zeigten, dabei
aber untereinander selbst verschieden waren. Der erste Zweig glich
mehr Crataegus (Dornen, gelappte Blätter, kleine in Gruppen vereinigte
Blüten), war aber behaart wie die Mispel, sie wurde als forma Äsnieresi
(oder „crataegoides^) bezeichnet. Der zweite Zweig zeigte mehr Ähn-
lichkeit mit der Mispel (gauzrandige Blätter , filzige Behaarung) , aber
besaß Dornen, er erhielt den Namen forma Bardari (oder „mespiloides").
Der dritte Zweig (forma Jouini) ähnelte zunächst Crataegus, wurde aber
dann der forma Äsnieresi ähnlich. Diese drei verschiedenen Formen,
von denen die beiden ersten durch Ableger vermehrt wurden , zeigten
keine Übereinstimmung mit den durch Sexualität gewonnenen Bastarden
von Mispel und Crataegus. Ihre Entstehung kann man sich vielleicht
so erklären, daß bei der Pfropfung an den Schnittflächen der Unter-
lage (Crataegus) und des Pfropfreises (Mispel) einige Zellen verletzt
wurden, so daß an der Berührungsstelle beider Pflanzen der Zellinhalt
einer Mispelzelle mit demjenigen einer Crataegus-ZeWe verschmelzen
konnte. Ein derartiges Verschmelzungsprodukt konnte dann den Aus-
gangspunkt für die erwähnten Pfropfbastarde bilden. Auch bei den
Pfropfbastarden von Bronveaux ist jedoch die Möglichkeit, daß das auf-
gepfropfte Mispelreis von einem Sexualbastarde zAvischen Mispel und
Crataegus stammt, nicht ganz ausgeschlossen. Redner stellte die zur
Demonstration vorgelegten lebenden Zweige von Ablegern der erwähnten
Pfropfbastarde den Sammlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in
Eeutlingen zur Verfügung.
Herr Prof. Dr. Hesse-Tübingen sprach über „Augen mit gleich-
zeitigem Nahe- und Fernsehen". Ähnlich, wie der Photograph den
Abstand der Linse von der Mattscheibe verändert, je nachdem er ein
scharfes Bild von nahen oder entfernten Gegenständen erhalten will,
zeigen sich auch im Auge vieler Tiere (Tintenfische, Fische, einige
Amphibien , Schlangen) Vorrichtungen zur Veränderung des Abstandes
der Linse von der Bild-perzipierenden Netzhaut. Eine derartige Vor-
richtung zum Einstellen des Auges auf nahe und ferne Gegenstände
nennen wir Akkommodation , die sich auch in anderer Weise (bei den
— CXII —
meisten Eeptilien, den Vögeln und Säugetieren) durch die Veränderung
der Linsenkrümmung äuliern kann. Während nun in den erwähnten
Fällen das Auge für das Nah- und Fernsehen in jedem einzelnen Falle
eingestellt werden muß, gibt es bei niederen Tieren Augen, mit denen
zu gleicher Zeit nahe und ferne Gegenstände wahrgenommen werden
können. So finden sich z. B. im Stirnauge einer Schwirrfliege (HeJo-
X)hüus) unter einer gemeinsamen Linse eine dicht der Linse anliegende
Netzhaut für das Fernsehen und neben dieser eine von der Linse weiter
entfernte Netzhaut für das Nahsehen. Im Stirnauge der Libellen (z. B.
Agrlon) liegt nahe der Linse eine Fernnetzhaut und hinter dieser eine
Nahnetzhaut. Bei marinen Schwimmschnecken (Pferofradiea) sind die
Licht-perzipierenden Elemente derart angeordnet, daß sie senkrecht zur
Linse verlaufende Säulen bilden ; die der Linse näher liegenden Elemente
werden nun ferne, die weiter von der Linse entfernten Elemente da-
gegen nahe Gegenstände wahrnehmen können. Im großen ganzen sind
jedoch derartige Fälle von gleichzeitigem Nah- und Fernsehen mit dem-
selben Auge relativ selten.
Herr Prof. Dr. Blochmaun-Tübiugen berichtete über seine Unter-
suchungen an den „Brachiopoden der deutschen Südpolar-
expedition". Die Brachiopoden, welche mit einer einzigen Ausnahme
im Meere leben, waren in früheren Erdperioden in großer Zahl weit
verbreitet, wovon die gerade auch in Württemberg so häutig gefundenen
fossilen Terebrateln der Trias- und Juraformation ein beredtes Zeugnis
ablegen. In unseren jetzigen Meeren gehören die Brachiopoden dagegen zu
den wenig verbreiteten Tierformen, sowohl hinsichtlich der Arten- als auch
der Individuenzahl. Es war deshalb das verhältnismäßig reiche Material
der deutschen Tiefsee-Expedition („Valdivia") und Südpolar-Expedition
(„Gauß") mit Freude zu begrüßen. Besonders die von der letzteren
Expedition erbeuteten Brachiopoden verdienen großes Interesse. Sie um-
fassen ausschließlich neue Formen, deren Untersuchung neben einer
Reihe von wichtigen Ergebnissen über die Morphologie, Biologie und
Systematik vor allem auch zur Lösung einiger Fragen über die
geographische Verbreitung der Tiere beitragen konnte , insbesondere
auch hinsichtlich der Ursache des Vorkommens ähnlicher, teilweise
sogar identischer Tierformen in den Regionen des Nord- und Südpols. —
Um 2 Uhr vereinigte die Teilnehmer ein gemeinschaftliches Mittag-
essen im „Schwanen'" , woran sich die Besichtigung der reichhaltigen
Sammlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Reutlingen anschloß.
(Nach „Tübinger Chronik".)
III. Original-Abhandlungen und Mitteilungen.
Alehimillen des schwäbischen Jura.
Von F. Hegelmaier.
Der folgende Aufsatz soll einen kleinen Ausschnitt aus einer
umfassenderen Reihe floristischer, auf unser Vereinsgebiet bezüglicher
Studien geben, welche von dem Verfasser im Laufe der Zeit gemacht
worden sind. Der Gattung AlcJmnüla wurde hierbei erst in den
letztverflossenen Jahren einige speziellere Aufmerksamkeit geschenkt,
so daß die bezüglichen Beobachtungen einen verhältnismäßig be-
schränkten Umfang erreicht haben ; daß gerade sie trotzdem gewählt
wurde, um zum Gegenstand einer besonderen Mitteilung zu dienen,
wird sich durch das mehrseitige Interesse rechtfertigen, das sich an
sie seit neuerer Zeit knüpft, so daß sie in der Tat eine derjenigen
ist, welche, soweit es sich um einheimische Blütenpflanzen handelt,
besondere Beachtung beanspruchen. Es ist das Zusammentreffen
verschiedener Eigentümlichkeiten, was die Alehimillen auszeichnet:
einerseits die Reproduktion auf dem Weg der Parthenogenese,
beziehungsweise Chalazogamie, deren Kenntnis durch die be-
kannten Arbeiten Mürbeck's ^ begründet, von Strasbueger- durch
umfassende Untersuchungen erweitert und vervollständigt worden
ist; anderseits ihre Eigenschaft als polymorphe Gattung. Die
sonst als Arten betrachteten Sippen der Gattung Älchimilla im
engeren Sinne (Eualchimilla) , mindestens die europäischen und vorder-
asiatischen, gliedern sich in eine größere Zahl von Elementararten,
die, zum Teil nur durch kleine Merkmale unterscheidbar, gleichwohl
mit wünschenswertester Schärfe charakterisiert und durch Kultur-
beobachtung als befestigt erwiesen sind, eine Tatsache, die sich vor
allem aus den sorgfältigen Arbeiten R. Büser's ergeben hat. Für
die mehrfache Unterstützung, die von selten dieses Monographen für
" Lunds Univ. Arsskr. 36, II, No. 7 u. 9 ; 38, IL No. 2.
2 Jahrb. f. wiss. Bot. 41 (1904), S. 88—164.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde In Württ. 190C. 1
die Identifizierung unserer Formen dem Verfasser mit größter Ge-
fälligkeit geliehen worden ist, ist ihm der letztere zu bestem Dank
verpflichtet.
Wenn soeben die Reproduktion der Alchimillen als partheno-
genetisch bezeichnet worden ist, so bedarf der Gebrauch dieses
Ausdrucks, wie er zuerst von Murbeck für den Vorgang bei unseren
Pflanzen angewendet worden ist, einer besonderen Rechtfertigung.
Nachdem in der Samenknospenanlage, ähnlich wie bei etlichen
andern Rosaceengattungen , die Mutterzellen von mehreren Keim-
säcken sich differenziert haben, von denen sich sodann nur eine zur
Fruchtbarkeit ausgebildet hat , entwickelt sich der Keim aus einer
Eizelle, die ihren gewöhnlichen Sitz in dem Scheitel des Keimsacks
hat, unter Wachstumserscheinungen, die gegenüber denen anderer
Pflanzen nichts Besonderes zeigen. Aber die Mitwirkung eines
Pollenschlauchs mit generativen Kernen wird von vornherein aus-
geschlossen durch verschiedene Verhältnisse. Die reifen Samen-
anlagen besitzen gar keine Mikropyle ; das einzige Integument ver-
wächst an seiner Mündung vollständig, so daß keine Spur eines
Zugangs übrig bleibt. Die Teilungen im Ei können ferner ihren
Anfang nehmen, solange die Blüten überhaupt geschlossen sind.
Endlich sind vor allem die Pollenzellen selbst in mehr oder weniger
vollständigem Maße abortiv, je nach den Arten in verschiedenen
Abstufungen. Bei manchen Arten, z. B. Ä. alpina, wird schon ein
Teil der Mutterzellen des Pollens desorganisiert: das Innere der
Staubbeutelfächer erweist sich frühzeitig mit einer in Zersetzung be-
griffenen Masse gefüllt. Bei andern sterben die Pollenkörner selbst
vor ihrer Reife ab, und diejenigen, die anscheinend normale Ent-
wickelung erreichen \ erweisen sich bei Keimungsversuchen als nicht
keimfähig; man findet auch auf den Narben keinen Pollen, es er-
folgt weder durch den Wind noch durch Tiere Übertragung, und nie-
mals findet sich ein Schlauch im Griffelkanal. Trotzdem bildet sich
nicht bloß aus dem Ei ein Keim , sondern auch der Anfang eines
' Solche finden sich immerhin bei einzelnen Formen, wie A. alpestris, in
nicht ganz geringer Zahl. In einer Anzahl untersuchter, noch geschlossener oder
eben in Öffnung begriffener Blüten dieser Art zeigten sich zwar von den 4 An-
theren 1—3 vor der Zeit abgestorben, in den zur Reife gelangten, aber neben
einer überwiegenden Zahl von klein gebliebenen und mit geschrumpften Proto-
plasten versehenen, auch mehrere von anscheinend normaler Grüße und mit einem
Inhalt von gesundem Aussehen. Bei einer hochalpinen Form. A. fissiniima. fand
Strasburger (a. a. 0.) sogar '/a guter Pollenkörner , obwohl keine Befruch-
tung stattfindet und Parthenogenese Platz greift.
- 3 —
Endosperms bis zu dem Zustand, der überhaupt bei andern Rosaceen
erreicht wird.
Es hat nun Strasburger, den Begriff der Parthenogenese schärfer
fassend, und nach dem Vorgang von Juel ^ (für Antennaria alpina)
und OvERTON (für Thalidriim purpttrascens) , seine Anwendung auf
den Fall von Eualchimilla so gut als auf die analogen Vorgänge
der Keimentwickelung verschiedener anderer Blütenpflanzen für un-
zulässig erklärt und den entsprechenden Entwickelungsvorgang , ent-
gegen dem früheren Sprachgebrauch, einfach als Apogamie charak-
terisiert. Der Grund hierfür besteht darin, daß bei der Teilung der
Keimsack-Mutterzellen, die den generativen Prozessen zukommende
Reduktion der Chromosomen des Kerns unterbleibt; infolgedessen
enthält der Keimsack und ebenso das Ei die Chromosomenzahl
vegetativer Zellen. Das Ei ist in Wirklichkeit kein Ei, sondern eine
Gewebezelle und von andern vegetativen Zellen, also auch denen
des Nucellus, nicht wesentUch verschieden, so daß der ganze Vor-
gang von jenem bei gewissen Pflanzen, bei welchen Adventivkeime
aus Nucelluszellen hervorgehen, nur graduell differiert. Das er-
wähnte Ausbleiben der heterotypischen Kernteilung und die Anwesen-
heit der vegetativen Zahl von Chromosomen in den Kernspindeln
war schon Murbeck bekannt; Strasburger zog aus seinen Unter-
suchungen das Resultat, daß „augenscheinlich zwei Entwickelungs-
tendenzen (die von generativem und die von vegetativem Charakter)
zunächst gegeneinander ankämpfen, bis die vegetative Richtung den
Sieg davonträgt" ; die Vorstadien der Kernteilung sind von der Art,
als ob dieselbe in heterotypischer Weise erfolgen sollte. Die Zellen
der Samenanlage, welche zu Keimsack-Mutterzellen werden, leiten
zunächst, bis zum synaptischen Stadium, in ihren Kernen Vorgänge
ein, die sonst zu einer generativen Teilung zu führen pflegen; „diese
Zellen stoßen nun bei ihrer beabsichtigten heterotypischen Teilung
auf Hindernisse , wodurch sich die Dauer der Synapsis über die
Maßen ausdehnt; schließlich teilen sich aber diese harrenden Zellen
doch, und zwar dann so rasch, daß man die größte Mühe hat,
Teilungsbilder zu fixieren. Die Teilung ist nun aber eine typische
und damit der ganze Vorgang ein solcher von vegetativer Art; die
mit einer ' generativen Tendenz ausgestatteten Zellen büßen diese
Neigung in der Folge ein."
* Hierüber vergl. Bot. Zeitg. 1901. II, S, 131. Der Vorgang wird zwar
als Parthenogenese bezeichnet, aber der Keim von A. alpind als ein von dem
der Ä. dioica verschiedenes Wesen betrachtet.
1*
Ungeachtet der interessanten Feststellungen, welche zu der
vorstehenden Auffassung geführt haben, möchte der Verfasser einst-
weilen an dem früheren Sprachgebrauch festhalten. Jene Auffassung
hat bisher noch nicht allseitige Zustimmung gefunden , und zwar
aus verschiedenen Gründen. Nicht bloß deshalb, weil sonst — was
ja nicht entscheidend sein kann — überhaupt zurzeit im Pflanzen-
reich kein Beispiel von Parthenogenese übrig bleiben würde ^, sofern
einige einschlägige Fälle in Rücksicht auf das Verhalten der Chromo-
somen nicht näher untersucht sind, sondern auch aus andern mehr
theoretischen Erwägungen ^ , welche in dem Ei mit somatischer
Chromosomenzahl doch keine den gewöhnlichen vegetativen Zellen
gleichwertige morphologische Einheit erblicken. Ob die vorgeschla-
genen Unterschiedsbezeichnungen „Parthenogenese mit und ohne Re-
duktion" oder „somatische und generative Parthenogenese" sich ein-
bürgern, oder aber der von Strasburger proponierte Ausdruck
„oogene Apogamie" sich behaupten wird, kann einstweilen ab-
gewartet werden. Für den Verfasser ist noch ein weiterer, prinzipiell
gegen die Anwendung des Wortes Apogamie für die in Rede
stehenden Fälle gerichteter Grund maßgebend. Apogamie, d. h.
Verlust der Befruchtungstätigkeit, ist seiner Ableitung nach offenbar
nur ein Ausdruck von negativer Bedeutung und entspricht einem
ganz allgemeinen Begriff. In diesem Sinn ist auch der Ausdruck
von seinem Urheber , de Bäry , zweifellos gebraucht worden. Par-
thenogenese und Apogamie können in keiner Weise als gegensätz-
liche Prozesse angesehen werden , sondern erstere ist vielmehr ein
Spezialfall der letzteren, ebensogut wie nucellare Adventivkeimbildung,
absolute Sterilität und manche Vorgänge in der Entwickelungs-
geschichte niederer Gewächse.
Es würde weit von dem eigentlichen Gegenstand des vor-
liegenden Aufsatzes abführen, wenn die wichtigen Ergebnisse der
STRASBüRGER"schen Arbeit bezüglich der Verbreitung der Chalazo-
gamie in der Gattung Älchiniilla ausführlich reproduziert werden
möchten. Nachdem schon von Mürbeck für die der Untergattung
Aphanes angehörige A. arvensis generative Fortpflanzung mit cha-
lazogamer Befruchtung nachgewiesen worden war, wurde dasselbe
Verhalten, und zwar mit Chromosomenreduktion, für verschiedene
' H. Miehe, in dem Referat über die Abhandlung Strasburger's,
Bot. Zeitg. 1905. II, S. 164.
- H. Winkler, in seinem Aufsatz über Wikstroemia indica , Ber. d.
deutschen bot. Gesellsch. XXII. (1904.) S. bll ff.
hochalpine, also unserem Gebiet fremde EnalcJumüla- Arten auf-
gefunden; nicht bloß für ^1. pentaphylla, für welche der Besitz
von wohlgebildetem Pollen schon zuvor bekannt war, sondern auch
für A. gelida, cßacialis, wohl auch die der a/|n'j?a-Gruppe angehorige
Ä. grossidens — für welche über den Verlauf des Pollenschlauchs
nichts bemerkt wird — , endlich selbst einzelne mutmaßlich hybride
Formen, wie Ä. cuneata. Aber eine ganze Anzahl anderer alpiner
Formen aus verschiedenen Gruppen und auch gewisse Hybride
nehmen an der Verbildung des Pollens und der befruchtungslosen
Keimentwickelung teil; obwohl daher offenbar die Bedingungen der
hohen Standorte den geschlechtlichen Rückgang aufhielten, so konnten
sie doch nicht alle Arten dieses geographischen Verhaltens vor diesem
Piückschritt bewahren , und wenn man die Einzelangaben durch-
mustert, so scheint sich dieses Resultat selbst für die Mehrzahl
solcher Formen zu ergeben.
Obwohl nun durchaus nicht alle polymorphen Gattungen, auch
nicht einmal jene aus der Rosaceenfamilie (wie Iluhus und Rosa,
bei welchen Sträsburger normales sexuelles Verhalten nachweisen
konnte) parthenogenetisch geworden sind, so liegt doch offenbar die
Vermutung nahe, daß der Rückgang der Sexualität mit dem Zerfall
der Hauptsippen in Elementararten in ursächlichem Zusammenhang
stehen möchte. Sträsburger erblickt die Ursache des letzteren Vor-
gangs eben in einem starken Mutationsprozeß, der sich bei den
Eualchimillen vollzogen hat, und zwar in der Weise, daß die durch
die Mutation entstandenen Veränderungen notwendigerweise zu
Kreuzungen zwischen den Mutationsprodukten führten, wodurch zwar
zunächst die Fruchtbarkeit der Nachkommen nicht zu leiden brauchte,
aber doch möglicherweise die Wirkung eintrat, daß beim Auftreten
immer neuer Mutanten allmählich die anhaltenden Kreuzungen di&
Verbildung des Pollens und die Störung in dem Bau des weibhchen
Apparats veranlaßten und beim Ausbleiben sexueller Keimentwicke-
lung der Zufluß besonderer Nährstoffe zu den jungen Samenanlagen
die parthenogenetischen Vorgänge auslöste. Ohne daß an der Be-
rechtigung dieser Auffassung gezweifelt werden soll , dürfte es aber
doch nicht notwendig sein, diesen Umstand als die alleinige
Ursache des so auffallenden Verhaltens gerade bei der vorliegenden
Gattung in Anspruch zu nehmen. Es könnten hierbei noch andere
Momente mitgewirkt haben, deren tieferer Grund freilich so wenig
wie der der Mutationsvorgänge bekannt ist. Berücksichtigt man
das Nebeneinandervorkommen von Chalazogamie und partheno-
— 6 —
genetischer Apogamie bei den verschiedenen Alchimillen und den
Umstand, daß zweifellos Sexualität das ursprüngliche Verhalten war,
so erscheint es doch als sehr wahrscheinlich, daß Chalazogamie als
Zwischenzustand auftrat. Die Schwierigkeiten, mit welchen dieser
Vorgang verbunden sein muß, konnten zu seinem Aufhören, mög-
licherweise selbst zur Verkümmerung der Pollenbildung infolge Nicht-
gebrauchs führen. Nun zeigen die bekannten Gattungen, bei welchen
bis jetzt Chalazogamie oder Übergang zu diesem Verhalten gefunden
worden ist, das Gemeinsame, daß bei ihnen beträchtliche Reduktion
der Blütenteile stattgefunden hat. Diese Gattungen hängen phylo-
genetisch nicht unmittelbar zusammen ; sie bilden offenbar keine ge-
schlossene systematische Gruppe , sondern gehören verschiedenen
weiteren Verwandtschaftskreisen an. Daß sich sowohl Chalazogamie
als äußerer morphologischer Defekt bei ihnen eingestellt hat, kann
nicht wohl bloßer Zufall sein , mag man nun an eine Korrelation
oder an irgendwelchen andern Zusammenhang denken. Gerade die
Alchimillen aber, deren phylogenetischer Abstand von jenen andern
Gattungen wohl zweifellos ist, reihen sich hier als besonders lehr-
reiches Glied an; sie sind neben einigen exotischen Gattungen wie
Margyricarpus , Äcaena, über deren Befruchtungsvorgänge nichts
bekannt ist, dasjenige Rosaceengeschlecht, dessen Blütenteile gegen-
über den andern Gattungen dieses Verwandtschaftskreises die weit-
gehendsten morphologischen Reduktionen erfahren haben, wie kaum
näher ausgeführt zu werden braucht. Apetalie , Tetramerie der
äußeren Blütencyklen, Oligomerie des Androeceum und Gynäceum
kombinieren sich bei ihnen in bekannter Weise zu einem Gesamt-
bild, das in dieser extremen Ausprägung bei den andern Gliedern
der Familie ohne Beispiel ist. Ob der Formenreichtum der Alchi-
millen sich auf dem Weg der Mutation herausgebildet hat, wird sich
ebensowenig mit Sicherheit entscheiden lassen , wie die Frage , ob
der tiefgehende Unterschied zwischen Mutations- und Variations-
vorgängen besteht, den manche anzunehmen geneigt sind, um so
mehr, als das Maß der Abänderung in dieser Beziehung kein Unter-
scheidungsmerkmal abgeben kann. Gerade bei den Alchimillen
müßten die Abänderungsschritte der Mutanten öfters recht klein
ausgefallen sein.
Daß aber auch manche Formen unserer Gattung auf dem Weg
der Bastardierung entstanden seien , wird ja gewiß mit Grund an-
genommen ; und zwar können als Stammsippen solcher Formen nicht
bloß solche Arten funktioniert haben, welche sich in geschlechtlicher
Potenz erhalten liaben , wie A. pentaphyUa, sondern auch solche,
bei denen diese Eigenschaft jetzt erloschen ist. Daß schließlich bei
den auf irgendwelche Art entstandenen, zurzeit existierenden Ele-
mentararten die ungeschlechtliche Vermehrung als mächtiger Faktor
der jetzigen Formbeständigkeit eingreifen dürfte, ist schon von
MüRBECK mit Recht betont worden.
Es ist, ganz allgemein betrachtet, ausgeschlossen anzunehmen,
daß etwa die gemeinschaftliche Stammform der parthenogenetisch
gewordenen Alchimillen diese Eigenschaft erworben und dann erst
in die Mehrzahl von Arten sich gespalten habe. Vielmehr ist an-
zunehmen , daß die schon differenzierten Formen einen überein-
stimmenden Entwickelungsgang zur Chalazogamie und endlich par-
thenogenetischen Apogamie eingeschlagen haben aus sogenannten
inneren Ursachen, von denen einige als möglich angedeutet worden
sind, und die ihrerseits in unbekannten, diesen Gewächsen inwohnen-
den Eigenschaften der Entwickelungsrichtung begründet sein müssen.
Dieser Ansicht ist offenbar auch Mürbeck, der annahm, daß die
Parthenogenese der Alchimillen eine Eigenschaft von — verhältnis-
mäßig — nicht sehr altem Datum sein könnte, und sogar, daß die
verschiedenen Arten diese Eigenschaft nicht gleichzeitig erworben
haben dürften, je nach dem Grad der Sterilität ihres Pollens, so
daß man sich dieselbe z. B. bei A. alpina als relativ früher ent-
standen zu denken hätte.
Wenn die Alchimillen sich heutzutage, so weit sich urteilen läßt,
als ein Komplex von relativ gut fixierten Formen darstellen, so bilden
sie in dieser Hinsicht ein Gegenstück zu den Hieracien, bei welchen
ebenfalls die Eigenschaften der Polymorphie und Parthenogenese zu-
sammentreffen , allerdings ohne daß bei ihnen etwas von dem Vor-
handensein chalazogamer Formen bekannt ist. Daß diese letztere
Gattung sich in einem verhältnismäßig lebhaften Zustand von
Umbildung ihrer Formen noch befindet, wird nicht bloß aus dem
morphologisch fluktuierenden Verhalten ihrer Vertreter wahrschein-
lich, sondern auch aus der Vergleichung der auf ihr geschlechtliches
Benehmen bezüglichen Erfahrungen und Angaben, die auf einen ge-
wissen Grad von Regellosigkeit der Reproduktionsvorgänge hinweisen,
so daß für diese Gewächse die Möglichkeit vorliegt, daß auch das
sexuelle Verhalten zurzeit nicht dasjenige relative Maß von Abschluß
erreicht hat, welches bei den Alchimillen besteht.
Der Artenbestand an Alchimillen in unserem schwäbischen
Juragebiet ist ein beschränkter, wie sich von vornherein bei der
geringen absoluten Erhebung dieses Berglands erwarten läßt; denn
die Gattung entfaltet innerhalb Mitteleuropas ihren Formenreichtum
bekanntlich in subalpinen und alpinen Höhen. Manche Formen
kehren im höheren Norden wieder — oder haben sich vielmehr in
der ursprünglichen, offenbar in höheren Breiten zu suchenden Heimat
der Gattung unverändert erhalten — ; während andere in etwas süd-
lichere Hochgebirge vorgedrungen sind und hier zum Teil neue eigen-
tümliche Umbildungen erfahren haben. Die Frage, in welcher Form
wir uns die ümprägungen zu denken haben, welche die Gattung im
Laufe der Erdperioden erfahren haben muß, dürfte, zumal bei Mit-
berücksichtigung der außereuropäischen (amerikanischen und afrika-
nischen) Repräsentanten, eine Reihe nicht zu lösender Probleme auf-
rollen. Es fehlt also unsern Bergen nicht bloß der viel beträcht-
lichere Formenreichtum des Schweizer Jura, sondern es gehen ihnen
auch einige charakteristische Sippen überhaupt ab, die sich in
den höheren deutschen Mittelgebirgen (Sudeten, Schwarzwald und
Vogesen) erhalten haben ; die Gruppe der Alpinae , sowie die der
Ä. glaberrima sind bei uns unvertreten.
Das Material, auf welches sich die nachfolgenden Angaben be-
ziehen , stammt ausschließlich aus eigenen Beobachtungen ; fremde
Notizen oder Aufsammlungen sind absichtlich nicht benutzt worden.
Und zwar erstrecken sich jene eigenen allerdings nicht über die
ganze Ausdehnung des schwäbischen Jura, sondern nur über seine
Südwesthälfte vom Dreifaltigkeitsberg bis zum Einschnitt des Erms-
tals; aber da diese Hälfte die beträchtlicheren Erhebungen reprä-
sentiert, wird sie ohne größeren Fehler für den ganzen Formenbestand
als maßgebend angesehen werden können; es ist kaum wahrschein-
lich, daß weiter nach Nordosten noch andere Arten auftreten, ob-
wohl gerade von dem Endpunkt des Beobachtungsgebiets (Urach,
die spezielle Lokalität nicht mehr erinnerlich) eine Art, A. sub-
crenata Bus., vorliegt, die aus dem Rest desselben, vielleicht
nur zufällig dem Verfasser nicht bekannt ist und daher hier nicht
weiter berücksichtigt werden soll. Von den andern Arten sollen die
wenigen, die auch in unserem Hügelland auftreten, der Vollständig-
keit wegen eingeklammert mit aufgeführt werden. Der dies-
seitige Teil des Schwarzwalds ist jedenfalls forraenärmer als unser
Jura; doch fehlt ihm unter andern wenigstens die vielverbreitete
A. alpestris nicht.
Die Alchimillen unseres Gebiets lassen sich nun in folgender
Weise gruppieren, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, daß die
Gruppen II und III enger untereinander zusammenhängen , als der
Inbegriff beider mit der Gruppe I.
I. Pubescentes.
1. Ä. pubescens Lam.
II. Vulgares.
2. (^1. pastoralis Bus. [vulgaris s. str.]).
3. Ä. strigulosa Bus.
4. {A. pratensis Schmidt).
5. A. ßlicaulis Bus.
6. (A. acutangula Bus.).
7. A. micans Bus.
III. Alpestres.
8. A. alpestris Schmidt.
9. A. connivens Bus. [montana Schmidt p. p.).
Daß diese Formen sich in einem hohen Grad von Beständig-
keit erhalten , dafür spricht unter anderem die Tatsache , daß die
Mehrzahl von ihnen {A. strigulosa, ßicaulis , micans, alpestris,
connivens) bei Erhaltung der wesentlichen Merkmale eine nicht un-
erhebliche Variationsbreite aufweisen, die sich in Ausbildung habituell
beträchtlich verschiedener Sonnen- und Schattenformen äußert;
letzteren begegnet man namentlich an solchen Stellen, wo die
Pflanzen, die im allgemeinen eher xerophytisch angepaßt sind, von
den ursprünglich freien Standorten , welche sie besessen zu haben
scheinen, unter dem Einfluß von Aufforstungen, namentlich mit
Fichten, in feuchtere Lagen versetzt oder in solche verschleppt
worden sind.
Beobachtet man das Vorkommen der Alchimillen in- unsern
Bergen, so ist eine der auffallendsten Wahrnehmungen die, daß die
Arten meist in Gesellschaften auftreten ; in der Regel hält nicht
eine einzelne Form einen speziellen Standort besetzt , sondern es
stehen ihrer einige in verschiedener Kombination und Individuenzahl
beisammen. Man kann unter Umständen ziemlich weit herumstreifen,
ohne auf eins dieser zierlichen Gewächse zu stoßen ; begegnet man
aber einem solchen, so besteht gewöhnlich die Aussicht, solche von
verschiedenen Arten beisammen zu treffen. Beispiele für dergleichen
lokale Vergesellschaftungen lassen sich zweifellos auch für andere
Gattungen beibringen ; aber wohl bei keiner, soweit die persönlichen
Erfahrungen des Verfassers reichen, in so auffallendem Maß, wie für
— 10 -
die Alchimillen ; es kommt vor, daß auf einem Raum von wenigen
Quadratmetern 4 — 5 Arten (und zwar zum Teil solche, welche mög-
lichst weiten morphologischen Abstand zeigen , wie Ä. ptibescens,
connivens) angesiedelt sind, ohne sich gegenseitig im Kampf um die
örtlichen Existenzbedingungen zu beengen. Ähnliche Verhältnisse
scheinen übrigens , floristischen Berichten nach zu schließen , auch
anderweitig, z. B. im Schweizer Jura, zu bestehen, und der Verfasser
selbst hat an geeigneten Stellen des Alpengebiets, speziell der an
Individuenzahl ziemlich reichen Algäuer Berge, entsprechende Be-
obachtungen machen können.
Für diejenigen Leser, welche mit der Topographie unseres Jura-
abschnittes bekannt sind, mag die nachfolgende Zusammenstellung
ein angemessenes Bild von den vorkommenden Artengenossenschaften
liefern. Es sei hierbei ausdrücklich bemerkt, daß nicht bloß die
Auswahl der Lokalitäten selbstverständlich nicht entfernt Vollständig-
keit beanspruchen soll, sondern auch die Angaben über die für die
einzelnen Punkte aufgeführten Bestände von gesellig vereinigten
Arten da oder dort noch der Erweiterung fähig sein würden.
Dreifaltigkeitsberg, Hochfläche, Waldwiese, ca. 980 m:
Ä. (pastoralis), micans.
Zwischen Dreifaltigkeitsberg und Gosheim, Hochfläche,
Bergwiese :
Ä. (pastoralis), strigidosa f. unibrosa, micans.
Lemberg, Bergwald der Nordseite, ca. 800 m:
A. {pratensis), ßlicanlis f. umhrosa {acutangula), micans.
Plettenberg, Hochfläche, ca. 990 m:
Ä. puhescens, {pastoralis), strigidosa, ßlicanlis, connivens.
Schafberg, südlicher Arm, ca. 960 m:
A. strigulosa, filicaulis, alpestris, connivens.
Schafberg, nördlicher Arm, ca. 960 m:
A. puhescens, strigidosa, filicaulis, alpestris.
Lochen, Felsscheitel:
A. puhescens, strigulosa.
Ehingen, felsiger Abhang über dem Ort, ca. 870 m:
A. puhescens, {pastoralis), alpestris, connivens.
Ehingen, Kühbuchen, Waldwiese, ca. 890 m:
A. puhescens, {pastoralis), alpestris, connivens.
Hardt-Hochebene zwischen Ehingen und Schwenningen :
A. puhescens, {pastoralis), alpestris, connivens.
— 11 —
Pf ef fingen, Waldwiese über dem Ort, ca. 870 m:
Ä. {pratensis), filicmdis, connivens.
Irrenberg, Hochfläche, 900 m:
A. puhescens, { pastoralis).
Hundsrück, Bergwald der Nordseite:
A. strigidosa f. umhrosa, alpesfris.
Onstmettingen, Raichberg, Wald wiese, ca. 950 m:
A. ptihescens, strigulosa, alpestris.
Onstmettingen, Steilrand des Starzeltals gegen Jungingen,
880 m:
A. (pratensis), connivens.
Onstmettingen, Waldwiese beim hangenden Stein, c. 910 m :
A. puhescens, {pratensis), strigulosa, micans, alpestris, connivens.
Onstmettingen, Schellerandelbühl, Bergtrift:
A. puhescens, strigulosa.
Onstmettingen, Zellerhorn, 910 m.
A. puhescens, strigulosa, connivens.
Schild bei Hechingen, Hochfläche, 850 m:
A. strigulosa, filicaulis f. umhrosa.
Dreifürstenstein, Hochfläche, Waldwiese, 850 m:
A. {pratensis), alpestris, connivens.
Kornbühl, 880 m:
A. puhescens, {pastoralis), strigidosa, micans, connivens.
Köbele, ca. 880 m:
A. {pastoralis), micans, connivens.
Farrenberg, Hochfläche, ca. 810 m:
A. strigidosa. fdicaulis.
Filsenberg, Hochfläche, ca. 800 m:
A. pidjcscens, strigidosa
Filsenberg, Bergwald der Nordseite:
A. {pratensis), connivens.
Dettinger Roßberg, Hochfläche beim grünen Felsen, Wald-
wiese :
A. {acidangula), micans.
Die Dichtigkeit der Artenkolonien nimmt in der Richtung nach
Nordosten ab, ein umstand, der ebenfalls wahrscheinlich macht, daß
eine weitere Ausdehnung des Beobachtungsgebiets in dieser Rich-
tung wohl nichts wesentlich Neues zutage gefördert haben würde.
Es sind vorzugsweise höher gelegene Punkte, hochgelegene Triften,
— 12 —
Berg- und Waldwiesen, auf welchen man derartigen Gesellschaften
begegnet. Über die Art und die Ursachen der Entstehung dieser
Vergesellschaftungen an bestimmten Punkten, mit Ausschluß anderer,
ebenfalls anscheinend geeigneter Lokalitäten, ist es indessen schwierig,
sich eine Vorstellung zu bilden. Es ist selbstverständlich aus-
geschlossen anzunehmen, daß an diesen Stellen die Arten sich diffe-
renziert hätten ; ebensowenig werden sie — was übrigens unsere
Frage nicht berührt — mit erhaltener Sexualität hierher gewandert
und hier seßhaft geworden sein, sondern als bereits parthenogene-
tische Gewächse. Unter allen Umständen zeigt ihr gegenseitiges
Verhalten eine große Gleichmäßigkeit ihrer ökologischen Ansprüche
an , trotzdem , daß sie — man möge z. B. nur an die Differenzen
der Behaarung zwischen A. pubescens und alpestris denken — • an-
scheinend sehr verschiedene Merkmale , die sonst als Anpassungs-
charaktere auftreten oder als solche angesehen werden , aufweisen.
Sie sind offenbar ungeachtet des letzteren Umstandes in ihren Exi-
stenzbedingungen sich so gleich geblieben, daß sie gleichmäßig die
Fähigkeit behalten haben, sich an bestimmten Stellen gegenüber
ihren etwaigen Konkurrenten anderer Verwandtschaft zu behaupten,
ohne sich gegenseitig auszuschließen, wie dies sonst, wenigstens
öfters, zwischen nahe verwandten Sippen von Lebewesen der Fall
zu sein scheint. Möglicherweise haben ihre Artgenossenschaften in
einer früheren Zeit größere, mehr zusammenhängende Areale in ge-
meinschaftlichem Besitz gehabt, sind aber mit Erhaltung der Arten-
mischung von den Mitbewerbern oder auch infolge von Kultur-
vorgängen auf inselartig getrennte Stellen eingeengt worden ; es
scheint dies immerhin wahrscheinlicher, als daß zufällig verschiedene
Arten in gemeinschaftlicher Wanderung an die betreffenden Stellen
verschlagen worden wären und sich daselbst angesiedelt hätten.
Tübingen, im September 1905.
Tropisch-afrikanische Spinnen des Kgl. Naturalien-
kabinetts in Stuttgart.
• . Mit 3 Textfiguren.
Von Erabr. Strand (aus Kristiania).
Gegenwärtige Arbeit gründet sich auf das im Kgl. Naturalien-
kabinett vorhandene, mir von Herrn Oberstudienrat Dr. Lampert zur
Bearbeitung anvertraute Material an Spinnen aus den tropischen
Gegenden von Afrika. Indem ich sie der Öffentlichkeit übergebe,
möchte ich nicht unterlassen hervorzuheben, wie unvollständig unsere
Kenntnis der Araneen Afrikas noch ist, da in diesem Material,
das ausschließlich durch Gelegenheitssammeln , wobei naturgemäß
meistens nur die größeren und häufigsten Formen erbeutet werden,
zusammengebracht ist, dennoch fast die Hälfte neue Arten sind;
Es ist sehr zu bedauern, daß die meisten Sammler ihr Augenmerk
so wenig auf die Spinnen gerichtet haben, da es unter diesen Tieren
noch so viel Neues zu entdecken gibt.
Die Typen sämtlicher neuen Arten gehören dem Naturalien-
kabinett. — Ein Paar nichttropische Arten sind mit aufgenommen ^
(x\rtenverzeichnis s. S. 102.)
' Die Spinnen, deren Bearbeitung Herr Dr. Strand freundlichst übernommen
hat, stammen, wie dieser schon bemerkte, von gelegentlichen Aufsammlungen
verschiedener Freunde und Gönner des Naturalienkabinetts. Zum Teil reichen
diese Sammlungen weit zurück. So finden sich unter diesem Material Spinnen,
die Baron Ludwig und F. Krauss schon vor mehr als einem halben Jahrhundert
aus Südafrika mitgebracht haben. Mehrere Arten verdankt das Naturalienkabinett
den an der Goldküste tätig gewesenen, heute auch schon verstorbenen Missionaren
Mohr, Bender, Spieth, Dieterle , Mann u. a. Der größere Teil der ganzen
Sammlung aber stammt aus jüngerer Zeit und ist verschiedenen Herren zu verdanken,
welche während ihres längeren oder kürzeren Aufenthalts in Afrika des Naturalien-
kabinetts zu gedenken die Freundlichkeit hatten. Es sei mir gestattet , denselben
auch an dieser Stelle unter Anführung der Namen hierfür nochmals meinen verbind-
lichsten Dank auszusprechen. Es sind die Herren Dr. B e e r w a 1 d in Berlin, Lehrer
H a a s in Kamerun, Privatier K ä ss e r in Mengen i. Württemberg, Missionskaufmann
Leimenstoll in Kamerun, Antiquitätenhändler Markgraf in Kairo, Haupt-
mann N i g m a n n in Uhehe, Finanzdirektor P a h 1 in' Windhuk, Verwaltungschef
M. Preuß in Molunda (Südkamerun), Oberstabsarzt Dr. Sander in, Berlin,
— 14 —
Herrn Oberstudienrat Dr. Lampert, der mir es ermöglicht hat,
diese Arbeit zu machen, sage ich hiermit meinen verbindlichsten Dank.
Fam. Aviculariidae.
Cy2>honisia Sim. 1888.
1. Cyplionisia Kaesseri Strand n. sp.
S. Das Augenfeld kaum breiter als lang; die vorderen S.A.
(Seitenaugen) vor den M.A. (Mittelaugen) sitzend, unter sich in ihrem
größten, von den M.A. in ihrem kürzesten Durchmesser, von den
hinteren S.A. um viel mehr als ihren längsten Durchmesser ent-
fernt. Die vorderen M.A. die größten aller Augen und unter sich
in ihrem Radius entfernt. Die hintere Reihe deutlich länger als die
beiden vorderen, die unter sich gleich lang sind; die S.A. größer
als die M.A., aber kleiner als die vorderen S.A., die M.A. berührend;
letztere die vorderen M.A. fast berührend. Die Vorderränder der
hinteren Augen in schwach procurva, die Hinterränder in fast ge-
rader Linie. Die vorderen Augen nicht hart am Clypeusrande. —
Von der Seite gesehen erscheint Cephalothorax oben gleichmäßig
schwach gewölbt mit der größten Höhe zwischen den Coxen H
und ni, und zwar ist diese im Niveau mit dem Gipfel des Augen-
hügels. Der Hinterrand kaum ausgerandet, ohne Ecken in die
Seitenränder übergehend; der Rand des Clypeus deutlich procurva
gebogen. — Das Rastellum der Mandibeln aus kurzen, kräftigen
Stacheln, die nach oben in Stachelborsten und Borsten übergehen,
gebildet; am inneren Falzrande 4 Zähne, von denen die 3 vorderen
ein wenig größer und näher beisammenstehen. — Der Lippenteil
etwa doppelt so breit als lang, an der Spitze quergeschnitten mit
abgerundeten Ecken, ohne Spinulen. — Sternum fast so breit als
lang (bezw. 3 und 3,2 mm). Sehr undeutliche Marginalsigillen :
je 1 an den Coxen 11 und HL — Beine. Alle Femoren an der
Spitze unten hinten mit einer Reihe von 5—7 ganz starken Borsten ;
an den beiden Hinterpaaren, sowie am Femoralgliede der Palpen,
solche auch unten vorn. Sonst sind die Femoren unten mit kurzen,
kräftigen, gerade abstehenden Haaren unregelmäßig bewachsen.
Femoren I— II oben mitten 1. 1. 1, welche Reihe von Basis und
Apex gleich weit entfernt bleibt, HI — IV oben mitten 1. 1. 1. 1
Kaufmann Schneider (in Lome, Togo, verstorben), Prof. Dr. Seh wein für th
in Berlin, Missionare Gebrüder Spellenberg in Kamerun, Oberstabsarzt
Dr. Steudel in Berlin, Prof. Dr. Vosselor in Amani D.-O.-Afrika, Oberstabs-
arzt Dr . W i d e n m a n n in Berlin. < Dr. Lampert.
- 15 —
Stacheln; I oben vorn nahe der Spitze 1. 1, oben hinten 1. 1. 1,
II bezw. 1. 1. 1 und 1. 1. 1. 1, III bezw. 1. 1 und 1. 1. 1, IV vorn
I an der Spitze, hinten 1. 1 oder 1. 1. 1 Stacheln. Patellen I
und II oben unbewehrt, unten hinten an der Spitze 1 oder 2 Stacheln,
III und IV vorn und hinten je 1 oder III vorn 1. 1. Tibien I und
II vorn 1. 1; I unten hinten 2. 1. 1. 1, unten vorn 1. 1 in der
Basalhälfte, sowie 2 an der Spitze; II unten hinten 1. 1. 1. 1, unten
vorn wie I ; III wie I, sowie an der Spitze hinten 1 ; IV unten hinten
1. 1. 1. 1, unten vorn 2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1. 1. 1 Stacheln.
Metatarsus I und II an der Basis unten hinten 1, III vorn 1. 1. 1,
unten vorn 1. 2. 1, unten hinten 1. 1. 1, hinten 1. 1, sowie an der
Spitze ein Verticillus aus hinten 3, vorn 2 Stacheln bestehend;
IV scheint 4 Reihen von je 5 oder 6 Stacheln zu haben. Die Tarsen
mit zwei langen, starken, nur im Enddrittel gebogenen Krallen, die
außerhalb der Mitte 3 kurze , aber ganz starke Zähne tragen ;
Unguicularfaszikeln , die so lang als die Krallen sind , vorhanden,
jedoch die Krallen von oben in ihrer ganzen Länge sichtbar. Sco-
pula an allen Tarsen, an den Metatarsen I und II fast bis zur Basis,
an III und IV nur an der Spitze Andeutung einer Scopula ; dieselbe
ist an den hinteren Tarsen undeutlich geteilt. Ein Tibialhaken ist
nicht vorhanden ; dadurch weicht also das Tier von den typischen
Barychelinen ab. — Das Coxenglied der Palpen an der hinteren
Basalecke mit 2 — 3 kleinen, einreihigen Spinulen; an dem einen
Glied noch 2 — 3 solche an der vorderen Basalecke, die aber an dem
anderen Coxenglied gänzlich fehlen ! Femoralghed an der Spitze
oben innen 1 Stachel, Patellarglied unten an der Spitze mit einem
Verticillus von mehreren Borsten , Tibialglied unten vorn nahe der
Spitze 2 Stacheln. Das Tibialglied verdickt, besonders in der Basal-
hälfte (1,3 mm breit), unten, besonders gegen die Spitze, lang und
abstehend behaart, aber nicht mehr als daß die Spina in ihrer
ganzen Länge sichtbar ist. Das Tarsalghed ist 1,5 mm lang, 1,2 mm
hoch, Bulbus 1 mm hoch, die Spina 1,5 mm lang, von der Seite
gesehen gerade, nach hinten und unten gerichtet (Winkel mit dem
Tibialgliede 45°), lang und fein zugespitzt, nadeiförmig, von unten
gesehen nach hinten und ein wenig nach außen gerichtet und ganz
schwach nach innen konvex gebogen. Bulbus unten weißlich, außen
rot. — Die oberen Spinn warzen dreigliederig ; Glied No. 2 etwa
so lang als das Grundglied und ein klein wenig schmäler, das
Endglied sehr klein, käppchenförmig dem zweiten anliegend. Die
unteren Spinnwarzen kaum so lang als das Mittelglied der oberen,
— 16 —
sehr dünn, zylindrisch, etwa 4mal so lang als breit, nicht ganz so
lang als das Grundglied der oberen breit ist.
Mit Ausnahme des Bauches ist der ganze Körper, Extremitäten
inklusive, mit kurzen, steifen, abstehenden, borstenähnlichen, ziem-
lich entfernt stehenden Haaren bekleidet; der Bauch feiner, dichter,
mehr anliegend behaart. — Cephalothorax und Extremitäten bräun-
Hchgelb, ersterer mit breiten, wenig dunkleren Strahlenstreifen (4
jederseits), dunkelbrauner, schwach recurva gebogener, nicht tiefer
Rückengrube, schwarzem Augenfeld und weißlichem Clypeusrand.
Der Hinterrand des Augenhügels braungelb; die hinteren M.A. weiß-
lich, die hinteren S.A. hellgelb glänzend. Mandibeln in der End-
hälfte durch die Bekleidung schwärzlich, oben im Grunde hellbräun-
lich ; die Klaue in der Basalhälfte rötlich, in der Endhälfte schwärz-
lich. Sternum schmal braun umrandet. ■ — Tibial- und Tarsalglied
der Palpen hellgelb, ersteres oben an der Basis mit einem kleinen
rotbraunen, chitinisierten Fleck und das Patellarglied mit einem ähn-
lichen, undeutlicheren beiderseits an der Basis. Die 4 proximalen
Glieder oben an der Spitze schmal tiefschwarz umrandet. Unter-
seite des Abdomen und Spinnwarzen hell graugelblich. Oberseite
hell bräunlichgrau mit undeutlichen, schwärzlichen Flecken, die sich
als zwei nach hinten konvergierende Reihen von je 5 Flecken er-
kennen lassen ; die Basis dunkelgrau.
Totallänge 13,5 mm. Cephalothorax mit Mandibeln 7,5, ohne
6,5 mm lang, zwischen den Coxen II und III 5,5 mm breit, zwischen
den Yorderrändern der Coxenglieder IV 2,6 mm breit. Die Rücken-
grube 1,3 mm breit, vom Vorderrande 4 mm entfernt. Abdomen
7 mm lang , vorn 3 mm , kurz hinter der Mitte 4 mm breit und
4 mm hoch. Mandibeln 2,6 mm lang. Die oberen Spinnwarzen
1,5 mm lang und beide zusammen so breit an der Basis. — Palpen:
Coxenglied 2,4, Trochanterglied 1, Femoralglied 2,6, Patellarglied
1,7, Tibialglied 2,5, Tarsalglied 1,5 mm lang. — Beine: I Coxa 2,5,
Troch. 1,2, Femur 5,5, Patella 3,5, Tibia 4,5, Metatarsus 4,5, Tar-
sus 2 mm; H bezw. 2,5; 1,3; 5,5; 3,3; 4,5; 4,5; 2,2 mm; HI
bezw. 2,2 ; 1 ; 5,2 ; 2,5 ; 4 ; 4,6 ; 2,3 mm ; IV bezw. 2,7 ; 1,5 ; 6,3 ; 2,7 ;
5,5; 7; 5,5 mm. Totallänge: 1 23,7; 1123,8; IH 21,8;IV31,2 mm.
Fundort: Parapato (:= Angoche, Fluß in Portugiesisch Ost-
Afrika) (Kässer).
Durch das Fehlen des Tibialhakens , sowie dadurch, daß die
4 vorderen Metatarsen unten hinten an der Basis 1 Stachel haben,
von der Gattung Cyphonisia abweichend.
— 17
JPterinochilits Poe. 1897.
2. Ptcrinochilus Widenmanni Strand n. sp.
c?. Cephalothorax mit Mandibeln 21, ohne 17 mm lang,
13 mm breit in der Mitte. 9 mm am Hinterrande, 6 mm breit am
Vorderrande. Entfernung der Rückengrube vom Vorderrande 10,5,
von der Mitte des Hinterrandes 6,5 mm ; letztere vom Augenhügel
14,5 mm entfernt. Rückengrube tief, schmal, gerade oder vielleicht
schwach recurva. — Augenhügel 2,3 mm breit, 2 mm lang, ganz
stark gewölbt. Die vordere Augenreihe so stark procurva, daß eine
die M.A. vorn tangierende Gerade die SA. weit hinter dem Zentrum
schneiden würde; die M.A. wenig größer, unter sich um reichlich
ihren Radius, von den S.A. kaum so weit entfernt (trocken gesehen,
in Spiritus etwas weiter!). Die hintere Reihe vorn schwach pro-
curva, hinten gerade; die M.A. erheblich kleiner, die S.A. berührend,
von den vorderen M.A. in ihrem kürzesten Durchmesser entfernt.
Die hinteren S.A. fast so groß als die vorderen und von diesen in
ihrem kürzesten Durchmesser entfernt. Die hinteren M.A. lebhaft
gelb , die anderen schwärzlich. Die vorderen S.A. vom Rande des
Clypeus etwa in ihrem IV2 Durchmesser entfernt. — Die Man-
dibeln außen, aber nicht innen, scopuliert, 6,5 mm lang, an der
Basis 4,5 mm breit. — Die kleinen Sigillen unter sich um 3 mm,
vom Seitenrande um 1,5 mm entfernt; ein zweites Paar scheint zu
fehlen. — Länge der Palpen: Cox. 4,6 mm lang (2,6 mm breit),
Troch. 3,2, Fem. 8,5, Pat. 5,4, Tib. 7, Tars. 4 mm ; letzteres 2,5 mm
hoch, die Kopulationsorgane (mit Spina) 3,7 mm lang, Bulbus 1,9 mm
hoch, 1,7 mm lang, 1,9 mm breit. Totallänge der Palpen 32,7 mm,
ohne die beiden Grundglieder 24,9 mm. Das Femoralghed nicht
scopuliert. Das Tibialglied dicker, die Spina kürzer und stärker
gekrümmt als bei P. vorax Poe. — Beine. Länge: I Coxa 7,2
(bei 3,4 mm Breite in der Endhälfte), Troch. 4, Fem. 15,5,
Patellen 8, Tibien 11, Metatarsen 11, Tarsen 7 mm; H bezw. 5,5:
3,4; 12,5; 7; 9,5; 9.5; 6 mm: HI bezw. 5,2; 3; 11; 5,5; 7,2;
9,5; 6,5 mm; IV bezw. 5,7 (4 mm breit!); 3,2; 13,8; 6,5; 10;
13,5; 7 mm. Totallänge: I 63,7; II 53,4; HI 47,9; IV 59,7 mm^
ohne die beiden Basalglieder: I 52,5; II 44,5; III 39,7; IV 50,8 mm.
Die Beine und Glieder an Dicke sehr wenig verschieden ; Femur III
ein wenig dicker (3,6 mm) als die anderen Femoren (2,9 mm).
Alle Tarsen ein wenig schmäler als die Endhälften der Metatarsen.
Scopula an allen Tarsen , Metatarsen I und II fast bis zur Basis,
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. 2
— 18 —
III bis zur Mitte, IV kaum bis zur Mitte ; nur an den Metatarsen ge-
teilt und zwar ganz schmal. Die Metatarsen II — IV unten an der
Spitze mit kleinen Stacheln , I scheint daselbst unbewehrt zu sein.
Ferner hat Metatarsus III unten hinten 1. 1 (submedian und subbasal),
vorn 2 (median), an der Spitze unten 3, oben 2 ; IV. unten vorn 1. 1
(submedian), an der Spitze oben 2, unten 2 oder 3, hinten wahr-
scheinlich 1 in der Mitte. Alle Tibien an der Spitze unten 2, nur
III hat 3 (2 unten hinten) ; oben und an den Seiten scheinen die
Tibien unbewehrt zu sein. Der Haken der Tibia I stark, lang
(3,5 mm), gegen die Spitze allmähhch verschmälert, nach unten,
vorn und ein wenig nach innen gerichtet; von oben gesehen er-
scheint er ganz gerade, schräg nach vorn und innen gerichtet, weit
aus der Haarbekleidung vorstehend. Metatarsus I in der Basalhälfte
unten schwach ausgehöhlt, die Oberseite doch kaum gebogen ; da-
gegen erscheint das Ghed von oben gesehen ganz schwach nach
außen konvex gebogen.
Abdomen ohne Spinnwarzen 15,5 mm lang, 9,5 mm breit; die
ganze Körperlänge (Spinnwarzen inklus.) 40 mm; letztere von der
Basis an bezw. 2; 1,8; 2,1 mm lang und am Endglied etwas dünner.
Färbung in Spiritus : Cephalothorax schwarzbraun mit von der
Rückenfurche ausgehenden, ganz scharf markierten, grauweißen Haar-
streifen in den Furchen ; am deutlichsten sind diejenigen in den
Kopffurchen, dann die, welche gegen die Coxen IV gerichtet sind.
Am Rande ebenfalls solche Behaarung; vielleicht ist die ganze Ober-
seite so behaart gewesen, aber abgerieben, so daß nur in den Furchen
Reste davon übrig geblieben. Der Rand des Clypeus etwas heller.
Augenhügel schwärzlich; die hinteren M.A. stark hellgelb glänzend.
Beine braun mit hellgrauer, fein anliegender, filzartiger Behaarung, ab-
stehenden braunen Haaren, sowie viel längeren, feineren, abstehenden
bräunlichgelben Haaren an den Metatarsen und Tarsen sowie an
der Unterseite der Femoren. Die Innenseite der letzteren schwarz.
Bulbus außen rötlich mit 4 schwärzlichen Binden. Die Mandibeln
durch die Behaarung hellgraubräunlich mit je einer dunkelbraunen
Längslinie; die Klaue schwarz, an der Basis rötlich. Die Unterseite,
sowie Coxen und Trochanteren schwarzbraun, der Lippenteil an der
Spitze hellrot, die Bürste des Coxengliedes der Palpen und der Falz-
ränder gelbrot; ersteres kaum heller. Das ziemlich lang und ab-
stehend behaarte Abdomen graubraun, vor der Mitte mit einem Paar
kleiner, schwarzer, undeutlicher Flecke, hinter der Mitte mit drei
schmalen, schwarzen, in der Mitte unterbrochenen Querlinien. Die
— 19 —
Unterseite ein wenig heller, Epigaster und Lungendeckel hell braun-
grau, Scopula hell aschgrau, grün glänzend.
Fundort: Moschi, Kilimandscharo (Dr. Widenmann).
Diese Art unterscheidet sich schon durch die beträchtlichere
Größe von P. uigrofiilvus Poe. 1898 (Cephal. nur 10 mm lang, 19 mm
Tot.), Lugardi Poe. 1900 (24 mm Totallänge), Schönlandi Poe. 1900
(18 mm Totallänge), spinifer Poe. 1898 (20 mm Tot.), durch viel
längere Beine von raptor Strand (ined.), während P. murimis Poe. 1897
und Yunodl Sim. 1904, die nur im weibhchen Geschlecht bekannt sind,
und die für die Gattung zweifelhaften Harpadira chordata Gerst. 1873
und elevata Karsoh 1878 auch mit aller Wahrscheinlichkeit von unserer
Art verschieden sein werden. Am nächsten steht sie PferinocJdlus
vorax Poe. 1897; bei dieser sind doch Patella + Tibia + Tarsus der
Palpen viel kürzer als der Cephalothorax, die Spina des Bulbus ist
weniger gekrümmt (von der Seite gesehen in der [größeren] Basalhälfte
fast gerade) und länger, das Tibialglied der Palpen ist dünner, die
Krümmung der Metatarsen I viel deutlicher sowohl oben als unten
und der Tibialhaken in der Basalhälfte rot (hier gänzlich schwarz).
3. Pterinochilus vorax Poe. 1897.
Eine in Ost-Afrika weit verbreitete Art. Es liegen Exemplare
aus folgenden Lokalitäten vor: Moschi, Kilimandscharo (Dr. Widen-
mann); Bagamoyo (Dr. Steüdel) ; Ost- Afrika (Dr. Sander); Kilwa, Ost-
Afrika (Dr. Wagner); Parapato (Fluß, Ost-Afrika) [Kässer].
Über das Exemplar (S) von Bagamoyo habe folgendes notiert :
Der Augenhügel hoch stark gewölbt, 2,6 mm breit, 2 mm lang.
Die vordere Reihe so stark procurva , daß eine die M.A. vorn
tangierende Linie die S.A. hinter dem Zentrum schneiden würde;
die M.A. sehr wenig größer, unter sich um erheblich weniger als
ihren Durchmesser, von den S.A. um weniger als den halben Durch-
messer, entfernt. Die hintere Pieihe fast gerade (vorn gerade, hinten
schwach recurva) ; die M.A. erheblich kleiner, die S.A. fast berührend,
von den vorderen M.A. in ihrem halben Durchmesser entfernt. Die
hinteren S.A. ein wenig kleiner als die vorderen und von diesen in
ihrem kürzesten Durchmesser entfernt. — Die Rückengrube tief
und ganz breit, gerade oder ganz schwach recurva. — Clypeus
ist (trocken gesehen) nicht so lang als die Hälfte des Augen-
hügels. — An den Extremitäten sind schwarze Haare nicht
oder kaum vorhanden und auch keine weiße Flecke an den Tibien.
Totallänge 34 mm. Cephalothorax 15 mm lang, mit Mandibeln
— 20 —
18 mm lang, 12 mm breit, am Clypeus 7 mm breit. Die Rücken-
grube vom Vorderrande 9,5 mm, Abdomen 18 mm lang, 9 mm breit.
Beine: I Coxa + Troch. 9,5, Femur 14, Patella 7, Tibia 11, Meta-
tarsus 9, Tarsus 6,5 mm; II bezw. 9; 12,5; 7; 9,5; 9,2; 6 mm;
Illbezw. 6,5; 11; 6; 7,5; 9,5; 6 mm; IV bezw. 7,5; 12,5; 6; 10;
13; 6,5 mm. Totallänge: 1 57; II 53,2; III 46,5; IV 55,5 mm.
Palpen: Beide Grundglieder 8, Femur 8,5, Patella 4,8, Tibia 6,5,
Tarsus 3,5, zusammen 31,3 mm.
Bei einem <? von Parapato sind die Beine: I Femur 13, Patella
+ Tibia 18,5, Metatarsus + Tarsus 16, zusammen 47,5 mm; IV bezw.
13: 16,5; 19. zusammen 48,5 mm bei 35 mm Totallänge (ohne
Mam.). — Ein $ von Savapat ist 45 mm lang, Cephalothorax ohne
Mandibeln 21 mm lang, 16,5 mm breit, Entfernung der Rücken-
grube vom Vorderrande 13,5, Pat. + Tib. + Tars. der Palpen 19,5 mm
(bezw. 6 + 6 + 7,5 mm), Beine: I Femur 14, Patella + Tibia 18,
Metatarsus + Tarsus 16 mm; II bezw. 12,5; 16; 15; III bezw.
11; 13,5; 14; IV bezw. 13; 17; 19 mm. Metatarsus IV 12,5 mm.
Totallänge: I 48, II 43,5; III 38,5: IV 49 mm. — Keine distinkte
Abdominalzeichnung bei diesem Weibchen. — Bei einem hierzu wahr-
scheinhch gehörigen $ snbad. ist der Clypeus deutlich schmäler als
bei den alten Tieren.
$ unterscheidet sich (nach Ex. von Moschi) vom ^ u. a. dadurch,
daß die vorderen M.A. ein wenig kleiner und reichlich in ihrem
Durchmesser unter sich entfernt, und daß der Augenhügel vom Rande
des Clypeus weiter entfernt ist. Die Beine heller, röthcher braun.
Abdomen hat oben 4 — 5 wenig deutliche, schwach nach vorn konvex
gebogene, durch eine feine schwarze Längslinie unter sich verbundene,
schwärzliche Querbinden. Die Beine dicker und kürzer. — Cephalo-
thorax ohne Mandibeln 15,5 mm lang, 12,2 mm breit. Entfernung
der Rückengrube vom Vorderrande 10,5 mm. — Beine : I Femur
11,5, Patella + Tib. 14, Met. + Tars. 12: II bezw. 10; 12; 11:
III bezw. 9; 10; 11; IV bezw. 11; 14: 14,8 mm. Totallänge- I
37,5; II 33; III 30; IV 39,8 mm. Palpen: Femur 8,5, Patella 5,5.
Tibia 5, Tarsus 6 mm.
4. Pte r i n o c h i l u s nt a m lU (d ii s Strand n . sp.
i (trocken). Totallänge ohne Spinnwarzen 39 mm. Cephalo-
thorax mit Mandibeln 24,5, ohne 19 mm lang, zwischen den Coxen
II 16 mm breit, am Clypeus 8. am Hinterrande (zwischen den Vorder-
seiten der Coxen IV) 11 mm breit. Die Entfernung der Rücken-
— 21 -
furche vom Vorderrande 12 mm, vom Hinterrande des Augenhügels
9 mm , vom Seitenrande (über den Coxen II) 8 mm , vom Seiten-
rande über den Palpen 11 mm. — Augenhügel 3 mm breit, 2,3 mm
lang. Die vordere Reihe so stark procurva, daß eine die M.A. vorn
tangierende Gerade die S.A. deutlich hinter dem Zentrum schneiden
würde; die M.A. und S.A. an Größe wenig verschieden und unter
sich um den Durchmesser der M.A. entfernt. Die hintere Reihe
bildet vorn eine gerade, hinteii eine schwach recurva gebogene Linie ;
die M.A. viel kleiner, von den vorderen M.A. in weniger als ihrem
kürzesten Durchmesser entfernt, die S.A. fast berührend; letztere
kleiner als die vorderen S.A. und von diesen in ihrem kürzesten
Durchmesser entfernt. Der Augenhügel vom Rande des Clypeus in
der Länge der vorderen S.A. entfernt. — Mandibeln 10 mm lang,
beide zusammen an der Basis 8 mm breit; die Klaue 7,5 mm lang,
unten an der Basis ganz glatt, dann mit 4—5 ganz deutlichen Quer-
strichen und vom Ende des basalen Drittels ab längsgestreift; die
Spitze ganz glatt. — Stern um 8 mm lang, die größte Breite (am
Hinterrande der Coxen II) 7 mm. Breite vorn 3,6 mm. — Lippen-
teil breiter als lang (bezw. 2,5 und 2 mm), an der Spitze nicht
dicht mit dünnen , in ca. 3 unregelmäßigen Querreihen geordneten
Spinulen. — Das Coxenglied der Palpen an der vorderen basalen
Ecke mit ähnlichen , stellenweise dichter stehenden Spinulen , die
ein dreieckiges Feld von 2,5 X 2 mm Große bedecken. Länge der
Palpen: Cox. 6,5 (3,5 mm breit); Troch. 3; Fem. 10,5; Pat. 6,5;
Tib. 8, Tars. -4,3 mm, vom Rücken des Tarsalgliedes bis zur
Spitze der Spina ca. 7 mm, Bulbus + Spina 5 mm lang. Die Ko-
pulationsorgane sind (an dem einzigen vorliegenden Exemplar) wegen
der Lage der trockenen Palpen nicht leicht zu untersuchen ; Spina
ähnelt derjenigen von P. vorax, verschmälert sich von der Basis all-
mählich bis kurz außerhalb der Mitte, ist dann bis zur Spitze sehr fein,
fadenförmig, kurz außerhalb der Mitte nach unten gebogen, am Ende
wiederum gerade. Von unten gesehen erscheint sie in der Basalhälfte
ganz schwach nach außen konvex gebogen, die Spitze dagegen nach
außen gekrümmt (die Konvexität also nach innen). — Beine. Länge:
I Coxa 8, Troch. 5, Femur 15,5, Pat. 9, Tibia 13, Met. 10,5, Tarsus
7.5 mm; II bezw. 7; 4,5; 14,6; 8; 11; 10,5; 7 mm; III bezw. 6;
4; 12,5; 7; 9; 11; 7 mm; IV bezw. 7; 4,5; 15,5; 8,5; 12,5; 14,8:
7,5 mm. Totallänge: I 68,5; H 62,6; HI 56,5; IV 70,3 mm.
Femur III dicker: 3,5 mm, bei I— II 3,2, IV 3 mm. Patella I an
der Spitze breiter (3,5 mm) als die übrigen: II 3, III— IV 2,9 mm.
— 22 —
Metatarsus I schwach gebogen (weniger als bei vorax), an der Basis
2 mm breit, an der Spitze mit Scopula 4 mm, ohne Scopula etwa
wie an der Basis; die Behaarung der Unterseite nicht besonders
verlängert. Scopula an allen Tarsen, an den Metatarsen I — II fast
bis zur Mitte , III bis zum Ende des basalen Drittels , IV bis zur
Mitte. Alle Tibien unten an der Spitze mit 2 kurzen, schwärzlichen
Stacheln , die kaum halb so lang als die umgebenden Haare sind.
Der Haken der Tibia I ziemlich kurz (3 mm lang) , aus der Be-
haarung nicht hervorstehend, der Endteil 1,2 mm lang, schwarz, am
Basalteile rötlich ; von innen und vorn gesehen erscheint der End-
teil scharf zugespitzt und nur an der Basis schwach gebogen. Die
Gliederung sehr deutlich. Das Glied gerade von oben gesehen , ist
die Spitze des Hakens nicht sichtbar. Metatarsen III — IV an der
Spitze mit 3 — 4 kleinen Stacheln, III unten vorn am Ende der
Scopula 1, IV an der entsprechenden Stelle 1 sehr kleiner Stachel. —
Das (trockene) Abdomen ca. 16 mm lang, 11 mm breit. Die Ober-
seite sehr lang (4 — 5 mm) abstehend behaart. Das Grundglied der
Mamillen scheint 3,5, das Mittelghed 2, das Endglied 4 mm lang
zu sein ; letzteres ganz zylindrisch, nur halb so dick als das Grund-
glied und unter einem rechten Winkel mit dem Mittelglied nach
außen gerichtet, was wohl nicht die natürliche Lage sein wird.
Cephalothorax und Abdomen oben braungelb behaart, am
Cephalothorax ein wenig heller und mehr goldig oder ockergelblich,
am Abdomen ins Rötliche ziehend ; die Behaarung des Cephalothorax
dicht anliegend, bei unversehrten Tieren wahrscheinlich die ganze
Oberfläche verdeckend, bei abgeriebenen nur als Strahlenstriche in
den Furchen erhalten. Am Vorderrande ein wenig heller. Mandibeln
und Extremitäten oben mit dichtstehenden , langen , gebogenen , an
der Basis dunkelbraunen, gegen die Spitze heller werdenden Borsten-
haaren, die jedenfalls an den Tibien und Metatarsen so lang oder
länger als der Durchmesser des Gliedes sind, sowie mit feiner, kurzer,
anliegender, gelblicher, etwas ins GrünUche oder Rostfarbige ziehen-
der Grundbehaarung. Die Beine unten ohne oder mit sehr sparsamer
Grundbehaarung, die Femoren dagegen ganz dicht mit langen, feinen,
fast gerade abstehenden, einfarbig bräunlichgelben Haaren, die Tibien
und .Metatarsen (wo letztere nicht scopuliert sind) mit etwas stärkeren,
kürzeren , an der Basis dunkleren , schräg gestellten Haaren. Die
Endglieder trüber, graulicher, behaart. Kahle Längsstreifen finden
sich nur an den Patellen , aber eine undeutliche Längsstrichelung
läßt sich doch auch an den Femoren erkennen. Die Grundfarbe
I
— 23 -
des Cephalothorax oben dunkel kastanienbraun, der Extremitäten
dunkel rötlichbraun. Die Unterseite des Cephalothorax schwarz,
kurz, abstehend schwarz behaart, die Coxen jedoch, besonders die
beiden hinteren Paare, in der Endhälfte mit rötlich gelbbraunen
Haaren untermischt. Das Femoral- und Trochanterglied der Palpen
ebenfalls unten im Grunde schwarz, aber nicht schwarz behaart.
Das Endglied der Palpen dunkel graubraun, das Coxenglied vorn
lebhaft rotgelb behaart. Die Behaarung der Spitze der Mandibeln
dunkelbraun. Scopula dunkelgrau. Abdomen unten wie oben ein-
farbig röthch gelbbraun ; die Haare an beiden Enden gleich gefärbt.
Epigaster etwas lebhafter, orangegelblich.
Fundort: Deutsch Ost-Afrika (Dr. Beeewald).
Von den anderen mir bekannten Pterinochüus-Avten durch das
auffallend lange und dünne Endglied der Mamillen leicht zu unter-
scheiden.
Ceratofßyrus Poe. 1897.
5. Ceratogyriis Sanderi Strand n. sp.
S. Totallänge ohne Spinnwarzen 31, mit 36 mm. — Cephalo-
thorax 15 mm lang, 12 mm breit; Entfernung der Rückengrube
vom Hinterrande 8 mm, vom Hinterrande des Augenhügels 12 mm.
Die Breite des deutlich ausgerandeten Hinterrandes und an der
Insertion der Palpen 8 mm. Die Rückengrube bildet eine sehr große.
ring- oder ellipsenförmige Vertiefung, indem sie größtenteils durch
einen länglichen, etwa 1,3 mm breiten Höcker, der sich hinten ohne
scharfe Grenze in die Umgebung fortsetzt, ausgefüllt wird; ihre
Länge 3,5, die Breite 2,5 mm. ~ Der Augenhügel 1,5 mm lang,
2 mm breit, stark gewölbt, vom Rande des Clypeus um 1 mm ent-
fernt. Die vordere Reihe so stark procurva, daß eine die M.A. vorn
tangierende Linie die S.A. kaum schneiden würde; erstere ein wenig
größer, unter sich kaum in ihrem ganzen, von den S.A. in weniger
als ihrem halben Durchmesser entfernt. Die hintere Reihe bildet
vorn eine procurva, hinten eine gerade Linie; die M.A. viel kleiner,
von den vorderen M.A. in ihrem kürzesten Durchmesser, von den
hinteren S.A. kaum halb so weit entfernt; letztere ein wenig kleiner
als die vorderen S.A. und etwa in ihrem kürzesten Durchmesser von
diesen entfernt. Die hinteren M.A. ockergelb, die anderen schwarz. —
Mandibeln 6,5 mm lang, an der Basis beide zusammen 5 mm
breit; am inneren Falzrande 10 Zähne, von denen die vorderen die
stärksten, No. 7 (von vorn) der kleinste ist; in der Endhälfte vorn
mit ziemlich kurzen, starken, schräg nach vorn gerichteten Borsten
— 24 —
besetzt; außen eine dichte Scopula, innen keine. — Lippenteil breiter
als lang, wie die innere Basalecke der Coxenglieder dicht mit sehr
kleinen Spinulen besetzt. — Stern um 7,5 mm lang, 5,5 mm breit.
Die Sigillen sehr undeutlich ; es lassen sich als solche zur Not zwei
Paare kleiner Fleckchen deuten , von denen die des letzten Paares
unter sich um 1,2, vom Seitenrande um 2, von der Hinterspitze um
8 mm entfernt sind ; die vorderen unter sich um 3,8 , vom Rande
um 1 mm entfernt. — Palpen: beide Grundglieder 7, Femur 7,5,
Patella 4,5, Tibia 6, Tarsus 3, zusammen 28 mm lang. Das Tibial-
glied 2 mm breit, unten in der Endhälfte mit einer dichten Bürste
graugelblicher, nach vorn und unten gerichteter Haare, die so lang
als der Durchmesser des Gliedes sind und unten durch einen schmalen,
längsgerichteten Zwischenraum getrennt sind, in welchem die Spina
der Kopulationsorgane aufgenommen wird, so daß sie von der Seite
gesehen fast ganz versteckt ist. Bulbus ist außen blutrot, vorn und
oben schwarz umrandet; die nach hinten gerichtete Spina erscheint
von der Seite gesehen schwach und gleichmäßig nach oben konvex
gebogen , allmähhch gegen die schräg zugespitzte Spitze verjüngt ;
von unten gesehen erscheint sie gerade, nur mit der Spitze schwach
nach außen gebogen, an der Basis breit, am Ende lang und fein
zugespitzt, nach hinten und ein klein wenig nach innen gerichtet.
Die Spina ist am Ende schwärzlich , sonst rötlich gefärbt , sowie
2,5 mm lang. — Die Beine mit 2 Krallen und Faszikeln. Länge:
1 Coxa 6,5, Troch. 3, Femur 12, Patella 6,5, Tibia 8,5, Metatarsus 8,
Tarsus 6 mm; H bezw. 5,5; 3; 11,5; 6; 7,5; 8; 6 mm; HI bezw. 4,5;
2,5; 10; 5; 6,5; 8; 5,5 mm; IV bezw. 5; 2,5; 11,5; 6; 9; 11; 6,5 mm.
Totallänge: I 50,5; H 47,5; HI 42; IV 51,5 mm. Ungeteilte
Scopula an allen Tarsen, an den Metatarsen I und II bis oder fast
bis zur Basis und Metatarsen III in der Endhälfte, geteilte am End-
drittel der Metatarsen IV. Tibia I und II unten an der Spitze
2 Stacheln, von denen der innere am I als ein kräftiger, stark zu-
gespitzter, schräg nach vorn und innen gerichteter, sehr wenig ge-
krümmter subartikulater Haken ausgebildet ist; III und IV unten
an der Spitze 2 oder 3 Stacheln. Metatarsus I und II unbewehrt
und ohne irgendwelche Auszeichnungen, III und IV an der Spitze 3,
vorn in der Mitte 2 Stacheln. Die Tarsen schmäler als die Meta-
tarsen und an der Spitze schräg geschnitten ; die Scopula breiter
als die Glieder; die vorderen Metatarsen erscheinen daher von oben
gesehen in der Endhälfte viel breiter als an der Basis. Femur IV
nicht scopuliert, III ein klein wenig dicker, sonst die Beine an Dicke
~ 25 —
gleich. Die vorderen Tibien 2,1 mm breit, also '/4 so breit als lang. —
Die oberen Spinnwarzen 6 mm lang, die 3 Glieder unter sich
an Länge wenig verschieden.
Cephalothorax und Extremitäten oben dunkel rötlichbraun,
Mandibeln schwärzlich, aber so dicht mit graugelblichen Haaren be-
kleidet, daß von oben nur eine schmale Mittellängshnie von der
Grundfarbe zu erkennen ist; Cephalothorax scheint auch völlig mit
hell graugelblichen, feinen, ziemlich langen, anliegenden Haaren be-
kleidet gewesen, mit einer dichteren Längsbinde solcher Haare jeder-
seits des Kopfteiles. Der äußere Falzrand der Mandibeln hell blut-
rot, die Bürste desselben und des Innenrandes des Coxengliedes etwas
trüber; die Klaue an der Basis unten blutrot, sonst tiefschwarz.
Sternum, Coxen, Trochanteren und Innenseite der Femoren I und II
tiefschwarz, ebenso der an der Basis rötUche Lippenteil, das am
Innenrand und Basis rötliche Coxenglied, das Trochanterghed und
Innenseite des Femoralgliedes. Die Beine oben mit kahlen, röthch
erscheinenden Längsstreifen, und zwar je zwei breiten, gegen die
Spitze konvergierenden und dieselbe nicht ganz erreichenden, etwas
schräg gestellten an allen Patellen, zwei parallelen, bis oder fast bis
zur Spitze reichenden , wenig deutlichen an allen Tibien und An-
deutung eines ebensolchen in der Basalhälfte der Metatarsen. Die
Behaarung der Beine besteht oben aus kürzeren braunen und längeren
bräunlichgelben Haaren ; die Femoren unten dicht mit langen, feinen,
gerade abstehenden hellgrauen oder graugelblichen Haaren bekleidet.
Scopula braun oder dunkel graubraun, grünlich metallisch schimmernd.
Der Bauch grauschwarz, vorn etwas heller. Epigaster und
Spinnwarzen hell graubräunhch gelb, letztere am Mittelgliede oben
mit schwarzem Halbring. Die Seiten des Abdomen scheinen in der
Mitte schwärzlich, vorn und hinten graugelbhch gewesen (die Ober-
seite beschädigt!)
Fundort: Windhuk, D.S.W.-Afrika (Dr. Sander).
Von 4en beiden bisher beschriebenen Ceratog yrus- kxten, C. Dar-
lingi Poe. 1897 und Marshalli Poe. 1897 völlig verschieden.
Hysterocrates Sim. 1892.
6. Hysterocrates Spellenhergi Strand n. sp.
$. Totallänge 47 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 18 mm,
mit Mandibeln 24 mm lang, 15 mm breit; die Entfernung der Rücken-
grube vom Hinterrande des Augenhügels 10 mm, letzterer vom Hinter-
rande des Cephalothorax um 16 mm entfernt. Breite des Clypeus
— 26 —
und des Hinterrandes je 8,5 mm. Die Rückengrube 2 mm, schmal,
seicht, ganz stark procurva gebogen. — Augenhügel 2,8 mm breit,
2 mm lang. Die vordere Reihe so schwach procurva gebogen, daß
eine die M.A. vorn tangierende Gerade die S.A. jedenfalls nicht hinter
der Mitte schneiden würde; die Augen fast gleich groß, die M.A.
unter sich fast in ihrem Durchmesser, von den S.A. um ein Un-
bedeutendes weniger entfernt. Die Augen der hinteren Reihe gleich
groß, deutlich kleiner als die vorderen S.A. ; die M.A. von den S.A.
etwa in der Hälfte ihres kürzesten Radius, von den vorderen S.A.
um mehr als ihren kürzesten Durchmesser entfernt. Die hintere
Reihe bildet mit beiden Rändern eine schwach recurva gebogene
Linie. Der Vorderrand des Augenhügels fällt in der Mitte, von oben
gesehen, mit dem Rande des Clypeus zusammen. Die vorderen S.A.
vom letzteren um kaum ihren kürzesten Durchmesser entfernt. — ■
Mandibeln 9 mm lang, an der Basis 8 mm breit; Stridulations-
organ dritter Type. — Sternum 7,5 mm lang, 7 mm breit. Die
hinteren Sigillen unter sich um 2,7, vom Seitenrande um 2,5 mm,
von der Hinterspitze des Sternum um 3 mm entfernt; die vorderen
unter sich um 4,6, vom Seitenrande um 1,5 mm entfernt. — Länge
der Palpen: Cox. 6,5 (3 mm breit), Troch. 2, Fem. 9, Fat. 5,
Tib. 6, Tars. 6,5 mm, zusammen 35 mm lang. Das Femoralglied
außen mit feiner, filzartiger Behaarung, die jedoch keine Scopula
bildet. Das Tarsalglied nicht verdickt. — Länge der Beine: I Coxa
7,5, Troch. 3,5, Femur 11,5, Patella 7,5, Tibia 9,5, Metatarsus 7,
Tarsus 6 mm; H bezw. 6,5; 3,3; 10,5; 6,5; 6,5; 6.5; 6 mm;
m bezw. 5,5; 3; 9,5; 6; 6; 7,5; 6 mm; IV bezw. 7; 4; 13,5:
7,5; 11,5; 11,5; 7 mm. Totallänge: I 52,5; II 45,8; HI 43,5; IV
62 mm. Charakteristisch ist hier, daß viele Glieder gleich lang sind :
I Coxa = Patella , II Coxa = Patella = Tibia = Metatarsus , III
Patella = Tibia = Tarsus , IV Coxa = Tarsus, Tibia = Metatarsus ;
Palpen : Coxa = Tarsus. Tibia IV etwas verdickt , in der Mitte
4,2 mm breit und hoch, Patella IV an der Spitze 4 mm breit und
hoch, Femur IV an der Spitze 4 mm breit, 4,5 mm hoch. Patella
+ Tibia I kürzer als IV (bezw. 17 und 19 mm). Scopula fast bis zur
Basis auch an den hinteren Metatarsen und ungeteilt. — Abdomen
ohne Mamillen 22 mm lang, 16 mm breit, vorn 14,5 mm breit.
Die Färbung hell roströtlich braun mit ebensolcher kurzer.
anUegender Behaarung und längeren, abstehenden, rötlichgelben
Haaren bekleidet; letztere glänzen in Spiritus z. T. goldig. Der
Rand des Cephalothorax und besonders des Clypeus hellgrau. Die
— 27 —
Augen der vorderen Reihe und die Vorderseite der hinteren schwarz
begrenzt; die 4 hinteren gelb, die vorderen schwärzlich. Die Man-
dibeln oben kaum dunkler, die nackte Außenfläche blutrot; die Klaue
schwarz, an der Basis schwach gerötet. Der Lippenteil und Vorder-
rand des Sternum hellrot; die Spitze des ersteren durch die Be-
wehrung (Spinulen) in einer Breite von 1,2 mm schwärzlich er-
scheinend. Coxenglied der Palpen hell rötlichgelb , die Bürste in
Spiritus rotbräunlich erscheinend ebenso wie die des äußeren Falz-
randes; die des inneren heller, goldig glänzend. Sternum undeut-
lich dunkler umrandet, Sigillen blutrot. Die vorderen der haarlosen
rötlichen Streifen der Patellen sehr breit und deutlich, die hinteren,
sowie die der Tibien undeutlich. Epigaster und Lungendeckel sehr
wenig heller als der Bauch. Die Spinnwarzen wie das Abdomen,
an der Spitze unten etwas heller, rötlicher.
Fundort: Dualla, Kamerun (Gebr. Spellenberg).
Unter den verwandten Arten unterscheidet sich H. crassipes
Poe. 1897 durch das an der Basis verdickte Tarsalglied, H. gigas
Poe. 1897 durch eine Vertiefung vor der Rückengrube , H. Gres-
hoffi (SiM.) 1891 durch andere Färbung und dadurch, daß die Höhe
der Tibia IV nicht geringer als die des Femur ist (hier bezw. 4,2
und 4,5 mm) etc.
7. Hysterocrates Vosseleri Strand n. sp.
$. Cephalothorax vom Hinterrande ziemlich steil ansteigend,
zwischen den Coxen HI fast horizontal, von der Rückengrube wieder
deutlich ansteigend , am Kopfteile horizontal ; der Hinterrand des
Augenhügels fast im Niveau mit der Mitte des Rückens des Kopf-
teiles, der Gipfel des Hügels erheblich höher emporragend ; von der
Rückenfurche deutliche Seitenfurchen gegen die Mitte der Coxen IV,
den Vorderrand der Coxen III und II und die Mitte des Coxen-
gliedes der Palpen; die Entfernung dieser Furchen am Rande ist
von hinten nach vorn bezw. 5 ; 4,5 und 7 mm ; nach vorn von der
Rückengrube eine schwach vertiefte Mittellinie bis zum Augenhügel,
aber eine zweite, vordere Grube findet sich nicht. Der Rand des
Clypeus ganz schwach recurva gebogen, mit rötlichen, gerade nach
vorn gerichteten Borsten besetzt. Der Hinterrand in der Mitte ganz
schwach ausgerandet. Die größte Breite zwischen den Coxen IL
Die Rückengrube ganz tief und procurva. — Die vordere Augen-
reihe procurva : eine die M.A. vorn tangierende Linie würde die S.A.
hinter der Mitte schneiden ; die M.A. größer, unter sich um weniger
— 28 —
als ihren Durchmesser, von den S.A. etwa in ihrem halben Durch-
messer entfernt. Die S.A. der hinteren Reihe ein wenig größer als
die M.A., aber gleich geformt, hinten stark zugespitzt, sich und die
vorderen M.A. fast berührend und in so stark recurva gebogener
Reihe, daß eine die S.A. vorn tangierende Linie die M.A. fast im
Zentrum schneiden würde. Die hinteren S.A. kleiner als die vorderen
und von diesen etwa in ihrem kleineren Durchmesser entfernt. Der
Augenhügel 3 mm breit, 2,1 mm lang. — Länge des Cephalothorax
mit Mandibeln 25,5 mm, ohne Mandibeln 19,5 mm, von der Rücken-
grube zum Rande des Clypeus 13 mm, zum Hinterrande 6 mm, die
größte Breite 15,5, Breite des Clypeus 9,5, am Hinterrande 10 mm;
dabei ist die Totallänge 50 mm bei einer Abdominallänge von
24,5 mm und -breite von 16,5 mm. Die procurva gebogene Rücken-
grube 4 mm. — Mandibeln 10 mm lang, an der Basis 8,5 mm
breit, in der Mitte 7 mm hoch, der Länge nach stark gewölbt, oben
ganz dicht mit rötlichgelben, 5 — 6 mm langen Borsten bekleidet.
Am inneren Falzrande 11 stumpfe, starke, tiefschwarze Zähne, von
denen die 4 vorderen die größten und unter sich gleich groß sind,
dann 4 etwas kleinere, nach hinten an Größe allmähhch abnehmende
Zähne , während die hinteren 3 etwas größer als die mittleren und
unter sich gleich groß sind ; der äußere Falzrand bildet eine erhöhte,
dicht mit rotgelben Borsten besetzte, unbezahnte Leiste. Die Klaue
7,5 mm lang. Kein Rastellum. — Lippenteil 2,3 mm lang, an
der Basis 3 mm breit; die Spitze (in einer Breite von 1 mm) so
dicht mit winzigen, schwarzen Zähnchen besetzt, daß die Haut fast
ganz verdeckt wird. — Das Coxenglied der Palpen halb so breit
als lang (bezw. 3,5 und 7 mm), nur an der inneren, vorderen. Ecke,
aber ebenso dicht wie der Lippenteil , spinuliert ; das Patellarglied
an der Spitze 2,8 mm hoch, Tibial- und Tarsalglied parallelseitig,
ersteres ein klein wenig höher (bezw. 2,5 und 2,2 mm) , letzteres
allein mit Scopula, die breiter als das Glied ist und bis zur Basis
reicht. Die Palpen ganz unbestachelt ; die Länge beträgt: beide
Grundglieder 9,5, Femoralglied 9,5, Patellarglied 6,5, Tibialghed 7,
Tarsalglied 7 mm , zusammen 39,5 mm. — Die hinteren Sigillen
des Stern um unter sich um 2,6, vom Rande derselben um 2,2 mm
entfernt, die vorderen unter sich um 4,2, vom Rande des Sternum
um 1,2 mm entfernt; letzteres fast so breit als lang (bezw. 7,2 und
7.5 mm). — Die Beine mit ungeteilter Scapula, die an den Meta-
tarsen bis zur Basis (I — HI) oder fast bis zur Basis (IV) reicht, mit
kleinen Stacheln nur unten an der Spitze der Metatarsen: 2 — 3 an
I
— 29 —
I — III, 4 an IV. die in der Scopula ganz versteckt sind, mit 2 mutiken
Krallen und Unguicularfaszikeln. Die Tarsen sind nicht breiter als
die Metatarsen, Patellen + Tibien IV länger als I (bezw. 19,5 und
18,6 mm), Tibien IV erheblich breiter als die Metatarsen (bezw.
4,8 und 2,8 mm), aber wenig breiter als die Patellen IV (4 mm),
die 4,2 mm hoch sind , während die Tibien IV so hoch als breit
(4,8 mm) und so hoch als die Femoren IV sind. Patella + Tibia I
so lang als Cephalothorax ohne Mandibeln ; letzterer aber kürzer
als Patella + Tibia IV (bezw. 19,5 und 21,5 mm). Bein IV um mehr
als die Hälfte seines Tarsus länger als 1 (bezw. 5,5 und 8 mm).
Coxen IV dicker als die übrigen : 4,5 mm , I 3,8 mm , aber kürzer
als I (bezw. 6,6 und 8,5 mm). Länge der Beine : I Coxa + Troch.
12,5, Femur 14, Patella 9, Tibia 10,5, Metatarsus 9, Tarsus 6,5 mm ;
II bezw. 10; 12; 7; 8,5; 8; 6 mm; III bezw. 8; 11; 7; 7; 8,5;
6,5 mm; IV bezw. 10; 15; 9; 12,5; 12,5; 8 mm. Totallänge:
I 61,5; II 51,5; III 48; IV 67 mm. — Die größte Breite des
Abdomen in der Mitte, nach vorn und hinten gleichmäßig ver-
schmälert, an beiden Enden quer geschnitten und 11 mm breit.
Die 3 Glieder der oberen Spinnwarzen von innen ab bezw. 2,7 ; 2,7
und 3 mm lang.
In Spiritus erscheint das ganze Tier braun gefärbt, mit ein wenig
hellerer, rötlicherer Behaarung. Die vorderen M.A. grünlichgrau,
schmal, undeuthch schwarz umringt, die anderen Augen gelbglänzend,
ein wenig ockerfarbig. Die Furchen des Cephalothorax ein wenig
dunkler, der Rand heller. Mandibeln oben etwas dunkler, unten
hell rötlichbraun; die Klaue tiefschwarz. Der Lippenteil an der
Spitze, das Coxenglied der Palpen an der Basis wegen der dicht-
stehenden Spinulen schwarz erscheinend. Sternum am Rande ein
wenig dunkler ; die Sigillen blutrot. Scopula dunkelgrau , ganz
schwach grünlich glänzend, Stacheln und Krallen schwarz. Lungen-
deckel undeutlich heller begrenzt, aber die Spalte schwärzlich ; Epi-
gaster bildet ein schwarzbraunes, etwa trapezförmiges, hinten etwas
abgerundetes Feld, das vorn 1,5, hinten 4 mm breit und 4 mm
lang ist. Die Spinnwarzen unten dunkler, mit einer undeutlichen
helleren Mittellinie. Der Innenrand des Coxenghedes und die Falz-
ränder der Mandibeln mit lebhaft roten oder gelbroten Haaren be-
kleidet.
Trocken gesehen erscheint die Behaarung rotgelb bis rotbraun.
Die hinteren Metatarsen oben mit feinen, abstehenden Haaren, die
etwa doppelt so lang als der Durchmesser des GHedes sind: die
- 80 —
hinteren Tibien mit ähnlichen Haaren, die doch nicht oder wenig
länger als der Durchmesser des Gliedes sind.
Fundort: Malimba,* West- Afrika (Pahl).
Unsere neue Art unterscheidet sich leicht von allen bisher be-
kannten Hysterocrates- kiien ; bei H. didymus Poe. 1900 und //. cras-
sipes Poe. 1897 ist das Tarsalglied der Palpen an der Basis stark
verdickt, bei H. Sjöstedti (Thorell) ist die äußere Seite des Femoral-
gliedes scopuliert, H. scepticus Poe. 1900 hat eine seichte Quergrube
vor der Rückengrube und Bein IV ist um mehr als seinen Tarsus
länger als I, H. hercules Poe. 1899 hat eine ähnliche, zweite Rücken-
grube wie scepticus, und Patella + Tibia IV kürzer als I, H. apo-
stolicus Poe. 1900 hat viel längere Hinterbeine und breiteren Cephalo-
thorax, bei H. rohustus Poe. 1899 ist Bein IV um mehr als seinen
Tarsus länger als I und Metatarsus IV länger als Tibia IV, bei
H. gigas Poe. 1897 und laticeps Poe. 1897 ist „width of tibia of
posterior leg much less than width of femur" (cfr. unter folg. Art!)
und H. Greshofß (Sim.) 1891 weicht in der Färbung und Augen-
stellung von unserer Art ab, während die ziemlich dubiöse Art
H. („Selenocosmia") Greeffi (Karsoh) sich durch kürzere Beine
unterscheidet.
8. Hysterocrates gigas Poe. 1897.
$. Totallänge ohne Spinnwarzen 65 mm. Cephalothorax mit
Mandibeln 37, ohne 29 mm lang, 23 mm breit, am Clypeus 17, am
Hinterrande 14 mm breit. Die Rückengrube vom Vorderrande 20,
vom Hinterrande 8 mm. Augenhügel 3,8 mm breit, 2,8 mm lang.
Mandibeln 16 mm lang, an der Basis 14 mm breit; die Klaue 11 mm
lang. Sternum 11,5 mm lang, 10 mm breit; die hinteren Sigillen
unter sich und vom Seitenrande um 3,5, von der Hinterspitze um
0,5 mm entfernt; die vorderen unter sich um 6,5, vom Seitenrande
um 1,5, vom Vorderrande um 6 mm entfernt. — Palpen: Coxenghed
10 mm lang, 5 mm breit, Troch. 3,5, Fem. 14,5, Pat. 8,5, Tibial. 10,
Tars. 10 mm, zusammen 56,5 mm. — Beine : I Coxa 13, Troch. 7,
Fem. 18, Pat. 12,5, Tibia 15, Metat. 14, Tars. 9 mm; II bezw. 10,5;
6; 17; 10,5; 12; 12; 9 mm; HI bezw. 8,5; 5,5; 16; 10; 10,5; 13,
9 mm: IV bezw. 10; 6; 21,5; 12; 15,5; 18,5; 9,5 mm. Totallänge:
I 88,5; II 77; III 72,5; IV 93 mm. Wenn wir nicht die beiden
Grundglieder mitnehmen, bekommen wir: I 68,5; II 60,5; HI 58,5;
IV 77, was mit den Angaben in der Originalbeschreibung ganz gut
stimmt. Femur IV 6,5 mm hoch, Patella IV 5,7 mm hoch und breit.
- 31 —
Tibia IV schmäler. — Abdomen ohne Spinnwarzen 27 mm lang,
20 mm breit. Das Endghed der Spinnwarzen 5 mm , die beiden
andern 4 mm lang.
Die Grundfarbe nur an der Oberseite des Cephalothorax schwarz-
braun, sonst braun. — Die vordem M.A. sind (trocken gesehen!)
deutlich größer als die S.A. und unter sich nicht mehr als in ihrem
Radius entfernt; in Spiritus erscheint aber dieser Zwischenraum
größer, so daß Pocock's Beschreibung „only a little less than their
diameter" in dem Falle paßt. Der Lippenteil deutlich breiter als
lang (bezw. 4 und 3,5 mm). — Außerdem weicht das einzige vor-
liegende Exemplar, wie aus obigem ersichtlich, in den Längen-
verhältnissen der Beine ein wenig von der Originalbeschreibung ab.
Von H. scopulaUis m. dadurch zu unterscheiden , daß die
Tibien IV bei gigas fast zylindrisch sind; an der Basis ein klein wenig
schmäler als an der Mitte und Spitze, an der Basis unbedeutend höher
(5 mm) als an der Mitte und Spitze, und daß die Rückengrube tiefer,
ein wenig stärker procurva und vorn von einem Querhöcker begrenzt
ist. Ferner sind die vorderen M.A. hier unter sich weniger entfernt
und der Kopfteil erscheint der Länge nach etwas gewölbt etc.
Fundort : Kamerun (Pahl).
9. Hysterocrates Haasi Strand n. sp.
$. Totallänge 58 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 23,5 mm,
mit Mandibeln 28 mm lang, zwischen den Coxen II 18 mm breit,
am Hinterrande und Clypeus je 11,5 mm breit. Die Entfernung
der Rückengrube vom Hinterrande 6,2 mm, vom Hinterrande des
Augenhügels 12,5 mm. Der Augenhügel 3,2 mm breit, 2,5 mm
lang, das Augenfeld 3,2 mm breit und 1,8 mm lang. Die vordere
Reihe so stark procurva, daß eine die M.A. vorn tangierende Gerade
die S.A. deutlich hinter dem Zentrum schneiden würde ; die Augen
an Größe wenig verschieden und unter sich fast gleich weit (un-
bedeutend weniger als der Durchmesser) entfernt. Die hintere Reihe
vorn ganz schwach, hinten deutlicher recurva; die M.A. bei weitem
die kleinsten, von den vorderen M.A. etwa in ihrem kürzesten Radius,
von den hinteren S.A. noch weniger entfernt; letztere kleiner als
die vorderen S.A. und von diesen fast in ihrem längsten Durch-
messer entfernt. Der Vorderrand des Augenhügels fast mit dem
Rande des Clypeus zusammenfallend. — Die Rückengrube ganz
tief, schmal, stark procurva gebogen, vorn ohne Höcker oder Ein-
senkung, 3,2 mm lang. — Mandibeln 11 mm lang, 10 mm breit.
— 32 —
Am inneren Falzrande 9 Zähne, von denen die zwei vorletzten kleiner
sind. — Sternum 9,5 mm lang, 9 mm breit, am Vorderrande
5 mm breit. Die Sigillen sehr groß und tief; die beiden hinteren
unter sich um 3,4, vom Seitenrande um 2,9, von der Hinterspitze
4 mm entfernt , die vorderen , die viel breiter als lang sind , unter
sich um 5 mm, vom Seitenrande um 1,2 mm entfernt. — Lippen-
teil 3,3 mm breit, 2,6 mm lang. — Palpen. Coxenglied 9 mm
lang, 4,6 mm breit; Troch. 3,6, Fem. 10 mm (4 mm hoch), Fat. 6,5,
Tib. 8, Tarsus 8 mm. Das Tibialglied breiter als das Tarsalglied
(bezw. 3 und 2,7 mm) und höher (bezw. 3 und 2,5 mm). Das
Femoralglied ist außen s c o p u 1 i e r t ; diese Scopula ist durch einen
breiten , kahlen Längsstreifen (ähnlich demjenigen an den andern
Femoren) geteilt, unter diesem am längsten und dicksten, nach oben
zu allmählich verschwindend. Totallänge der Palpen 45,1 mm. —
Beine. I Coxa 10, Troch. 5. Fem. 13,5, Pat. 9, Tibia 12, Metat. 9,2,
Tarsus 7 mm; 11 bezw. 8,5; 4,5; 12,2; 8; 9,2; 9; 7,2 mm; III 7,5;
4.5; 11; 7,7; 8,7; 9; 7,2 mm; IV bezw. 9,5; 5; 18,5; 10; 14; 14,2;
8.5 mm. Totallänge: I 65,7; 11 58,6; III 55,6; IV 79,7 mm. Totallänge
ohne die beiden Grundglieder: I 50; II 45,6; III 43,6; IV 65,2 mm.
Also : IV, I, II, III. Die Coxen I die längsten , IV die breitesten :
I 10 mm lang, 4,6 mm breit, IV 9,5 mm lang, 6 mm breit. Femur IV
6,4 mm hoch kurz außerhalb der Mitte , daselbst 5 mm breit, an
der Spitze 5,7 mm breit: Patella IV 5,5 mm breit und hoch; Tibia IV
6,2 mm hoch 6,3 mm breit in der Mitte , 5,5 mm breit an der
Spitze; Metatarsus IV 4 mm breit und hoch; Tarsus IV 3,1 mm
breit. Am I. Paar sind die Tarsen ein wenig breiter als die Meta-
tarsen (bezw. 3 und 2,9 mm), am II gleich (2,8 mm), am III und IV
schmäler (bezw. 2,7 und 2,9 mm [III], 3,1 und 4 mm [IV]). Über-
haupt ist der Art charakteristisch, daß die Hinterbeine und zwar
alle Glieder erheblich dicker sind; die Metatarsen geformt wie die
Tibien. — Stacheln nur an der Spitze der Metatarsen. — Scopula
ungeteilt, breiter als die Glieder, an allen Paaren bis oder fast bis
zur Basis der Metatarsen reichend.
Abdomen ohne Spinnwarzen 30 mm lang, in der hinteren
Hälfte 16,5 mm breit, am Petiolus 8 mm breit; etwa 4 mm von der
Basis hat es eine schwache Einschnürung, die kaum künstlicher
Natur sein wird und i-st daselbst 12 mm breit. Abdomen ist also
vorn lang zugespitzt, nach hinten erweitert und zwar in der Mitte
des Hinterrandes quer geschnitten. — Mamillenglieder , von der
Basis an, bezw. 3,2; 3; 3,5 mm lang.
— 33 —
Das ganze Tier braun, durch die feine anliegende Behaarung,
besonders oben am Cephalothorax, etwas olivengraulich. Der Rand
des Cephalothorax heller, die hinteren Augen lebhaft ockergelb, die
vorderen dunkelgrünlich glänzend ; letzere und die Vorderseite der
hinteren schmal schwarz angelegt. Die Patellen oben mit zwei ganz
breiten, kahlen, blutroten Längsstreifen, die nicht die Spitze und
nur z. T. die Basis erreichen ; am I sind beide gleich deutlich , an
den Hinterpaaren der äußere der breiteste. Femur IV oben mit
zwei ähnlichen, nur vor der Spitze deutlichen Streifen ; alle Femoren
hinten mit einem nicht ganz weder Basis noch Spitze erreichenden
ähnlichen Streifen, der in der Basalhälfte am breitesten ist. Die
beiden hinteren Femoren sehr dicht und fein filzartig behaart.
Scopula dunkelgrau, stark grttnglänzend. Mandibeln kaum dunkler;
die Klaue tiefschwarz, an der Basis nicht rot. Coxenglied der
Palpen und Lippenteil hellrot, ersteres am Außenrande, letzterer in
der Basalhälfte schwarz. Sigillen trüb rot. Die Bürste der Falz-
ränder und des Coxengliedes heUrot. Abdomen unten ein wenig
dunkler braun: Epigaster jederseits von einem schmalen, kahlen,
rötlichgelben Streifen begrenzt.
Fundort : Kamerun (Haas).
Durch die Scopulierung des Femoralgliedes mit H. (Lycotliarses),
Sjöstedti (Th.) verwandt ; bei dieser Art sind aber Patella + Tibia IV
gleich I, Scopula soll nicht breiter als die Gheder sein, die Körper-
länge nur 40 mm, die Beine „paene aequali crassitie" etc.
10. Hystcrocrates laticeps Poe. 1897.
6. Totallänge ohne Spinnwarzen 52 mm. Cephalothorax
ohne Mandibeln 24, mit 29 mm lang, 21 mm breit, am Clypeus und
Hinterrande je 12 mm breit. Der Cephalothorax höher und gewölbter
als bei der vorigen Art; der Brustteil, ringsum die tiefe Rückengrube
deutlich der Quere nach gewölbt. Die Seiten des Cephalothorax
zwischen den Coxen I und II parallel und daselbst dessen größte
Breite; vor den Coxen I der Kopfteil plötzlich und stark verschmälert.
Die Rückengrube wird vorn von einem kleinen, runden Höcker, vor
welchem sich eine seichte Quervertiefung findet, begrenzt. — Der
Augenhügel 3 mm breit, 2,6 mm lang, hoch und stark gewölbt,
vom Hinterrande 20,5 mm entfernt. Die Augenstellung ähnelt der-
jenigen der vorigen Art; jedoch sind die vorderen M.A. größer,
deutlich größer als die S.A. , unter sich und von den letzteren in
ihrem Radius entfernt ; die Reihe so wenig gebogen , daß eine die
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 3
- 34 —
M.A. vorn tangierende Gerade die S.A. im Zentrum schneiden würde.
— Das Femoralglied der Palpen wie bei der vorigen Art außen
scopuliert. Die Kopulationsorgane bestehen aus einem dunkelroten,
stark glänzenden, länglichrunden Bulbus, der 3 mm lang, 2 mm
breit von der Seite gesehen , 2,2 mm breit von unten gesehen ist,
mit einem schmalen und kurzen Stiel mit dem Tarsalgliede zu-
sammenhängend, sowie nach hinten und ein wenig nach unten gerichtet
ist; an der Basis zeigt er ein dünnes, plattenförmiges, dem Haupt-
teil dicht anliegendes und davon kaum zu unterscheidendes Stück;
von der Außenseite der Basis entspringt die 4,3 mm lange Spina,
die sich gegen die etwas schräge, aber scharfe Spitze allmählich
verschmälert, der ganzen Länge nach gleichmäßig nach oben konvex
gebogen, nach hinten parallel zum Tibialghede und ein wenig nach
innen gerichtet ist. Die ganze Unterseite des letzteren so dicht mit
abstehenden, braungelben Haaren besetzt, daß die Kopulationsorgane
fast ganz verdeckt sind. Länge der Palpen : Coxenglied 7,5 (4,2 mm
breit), Troch. 4, Fem. 10,5, Patell. 6. Tib. 9,5, Tarsalglied 4,2 mm
lang (3,5 mm hoch), zusammen 41,7 mm lang. — Beine. Länge:
I Coxa 11, Troch. 5, Femur 19, Patella 11, Tibia 17,5, Metat. 14,
Tarsus 9 mm ; H bezw. 9; 4,8; 17; 9,5; 13; 13,5; 8,5 mm; HI
bezvv. 8; 4,5; 15; 9; 10; 12,5; 8,5 mm; IV bezw. 9,2; 5,2; 21;
11; 17; 18,5; 9,5 mm. Totallänge: I 86,5; H 75,3; HI 67,5;
]V 91,4 mm. Wenn man die Länge der Coxen + Trochanteren ab-
zieht, bekommt man: I 70,5; II 61,5; HI 55; IV 77 mm. Die
Coxen I in der Endhälfte breiter als an der Basis (bezw. 5,5 und
4,1 mm); Femur IV in der Mitte 6 mm hoch, 5 mm breit, an der
Spitze 5,5 mm breit; Patella IV an der Spitze 5,5 mm breit und
hoch; Tibia IV 5 mm breit und hoch in der Mitte, 4,8 mm breit
an der Basis, 5 mm breit und 4,4 mm hoch an der Spitze; Meta-
tarsus IV in der Mitte nicht verdickt: 3 mm breit und hoch, an
der Basis 3,3 mm breit, 3,1 mm hoch, Tarsus IV 2,8 mm breit.
Die hintersten Beine die kräftigsten. Alle Glieder der Extremitäten
sowie das Abdomen reichlich mit sehr langen, feinen, abstehenden,
an der Basis rotbraunen, gegen die Spitze helleren Haaren bekleidet.
— Abdomen 23 mm lang, in der Mitte 13 mm breit, nach vorn
und hinten gleichmäßig verschmälert.
Fundort : Kamerun (Haas).
Ob diese Art wirklich mit Pocock's laticeps identisch ist, kann
eine Frage sein, weil er nichts von der so charakteristischen, wenn
auch ganz leicht zu übersehenden Scopulierung des Femoralgliedes
— 35 —
sagt. Sollte die Art neu sein, möchte ich den Namen camerunensis m.
in Vorschlag bringen.
Scodra L. Becker 1879.
11. Scodra calceata (Fabr.) 1793.
Fundorte : Akropong, West-Afrika (Barth) ; Akem, West- Afrika
(Mohr); Akem (Bender); Lagos (Mann); West-Afrika (Mohr); Gold-
küste (H. Simon).
$. Totallänge 53 mm. Cep halothorax ohne Mandibeln
24 mm lang, mit 31 mm lang, 20,5 mm breit. Entfernung der
Rückengrube vom Vorderrande 14,5, vom Hinterrande 9,5, vom
Vorderrande des Mandibels 21,5 mm. — Die Rückengrube seicht,
breit, wenig deutlich, ganz schwach recurva gebogen. — Die vorderen
Augen fast gleich groß (die M.A. vielleicht ein wenig größer); die
Reihe so schwach procurva, daß eine die M.A. vorn tangierende
Linie die S.A. in oder ein wenig vor dem Zentrum schneiden würde;
die M.A. unter sich um weniger als ihren Durchmesser, von den
S.A. halb so weit entfernt. Die hinteren S.A. deutlich kleiner als
die vorderen, aber größer als die hinteren M.A., von den vorderen
S.A. etwa in ihrem kürzesten Durchmesser, von den hinteren M.A.
nur halb so weit entfernt; letztere von den vorderen M.A. um ihren
Durchmesser entfernt. Die hintere Reihe vorn fast gerade, hinten
deutlich recurva. Die vorderen M.A. im Durchmesser etwa 1 mm,
vom Rande des Clypeus 1,4 mm entfernt. Der Augenhügel 5 mm
breit, 3 mm lang. In Spiritus gesehen erscheinen die vorderen M.A.
unter sich um mehr als Augenbreite entfernt, was mit Karsch's
„Stromatopelma alicapiUaUim" stimmt. — Beine. Die Tarsalkrallen
mit 3 ganz kleinen und dicht beisammen stehenden , gleich großen
Zähnen, einem vierten etwas größeren und weiter apicalwärts stehen-
den, sowie noch je einem winzig kleinen Zähnchen außen und innen
von diesen vier. An allen Tarsen eine schmale Mittellinie, wo die
Scopulahaare kürzer sind, so daß sie als eine feine Vertiefung er-
scheint ; darin stehen doch keine Borsten. Länge : I Coxa 10,5,
Troch. 5, Femur 19, Patella 11, Tibia 15, Metat. 14, Tarsus 9 mm;
II bezw. 9; 5; 16,5; 9,5; 13,5; 12,5; 8 mm; III bezw. 8,5; 4,5;
14; 8; 11; 11,5; 8 mm; IV bezw. 8,5; 5; 17; 9; 14,5; 15,5;
8,5 mm. Totallänge: I 83,5; II 74; III 65,5; IV 78 mm. -
Palpen: Cox. 9,5; Troch. 4,5; Fem. 13. Pat. 8, Tib. 9,5, Tars. 10,
zusammen 54,5 mm. — Abdomen 24,5 mm lang, 17 mm breit.
Obige Beschreibung nach dem Ex. von „West-Afrika (Mohr)".
3*
— 36 —
Bei einem 2 von Akem ist der Cephalothorax 23 mm lang und 20 mm
breit und die Beine 1 : Fem. 19,5, Fat. + Tib. 25, Metat. 12 (Tibia 13),
Tarsus 8,5, zusammen 65 mm; IV bezw. 15,5; 23: 16 (14,5); 8,
zusammen 62,5 mm (ohne Coxa + Troch.). Die Ausdehnung und
Deuthchkeit der schwarzen Färbung der Unterseite und der Femoren
variieren bei den vorliegenden, unzweifelhaft conspezifischen Exem-
plaren so sehr, daß spezifische Unterscheidungsmerkmale davon holen
zu wollen, wenig Wert haben kann.
d (von Akem). Totallänge 36 mm. Cephalothorax 14,5 mm
lang, 13 mm breit. Abdomen 17 mm lang, 10 mm breit. Beine:
I Coxa + Troch. 9,5, Femur 12,5, Fat. 6,6, Tibia 10, Met. 10, Tar-
sus 6,5 mm; II bezw. 9; 12; 6,2: 9,5; 9,5; 6 mm; III bezw. 7,5;
10,5; 5; 7,2; 8,5; 5,5 mm; IV bezw. 8,5; 13; 6: 10,5; 12; 6 mm.
Totallänge: I 55.1; II 52,2; III 44,2; IV 56 mm. — Falpen: Cox.
+ Troch. 8,5; Fem. 9,5, Fat. 4,5, Tib. 7,8, Tars. 4, zusammen
34,3 mm. Entfernung der Spitze der Spina vom Rücken des Tarsal-
gliedes 5,2 mm. — Die Unterseite des Cephalothorax und Coxen
gebräunt, aber nicht schwarz; die Femoren unten nicht dunkler als
oben. Metatarsus I unten in der Basalhälfte mit einer Bürste feiner.
gerade abstehender Haare , ähnlich wie bei griseipes Foc. , jedoch
nicht so lang (nach der Abbildung zu beurteilen). Die Falpenspina
kürzer und robuster als sie bei griseipes und hrachypoda zu sein
scheint, ganz schwach und gleichmäßig gebogen, am Ende plötzlich
zugespitzt. — Patella + Tibia IV gleich I. Metatarsus IV kürzer als
Cephalothorax.
Hetei'oscodva Foc. 1899.
12. Heteroscodra maculata Foc. 1899.
Fundorte: Lome, Togoland (Schneider): W. -Afrika, Anithah
(Spieth); Goldküste (trocknes Ex.).
$ (von Anithah). Totallänge 45 mm. Cephalothorax ohne
Mandibeln 21 mm lang, 17 mm breit, am Clypeus und Hinterrande
10,5 mm breit. Die P^ntfernung der Rückengrube vom Clypeusrande
11,5, vom Hinterrande 9,5, von der Spitze der Mandibeln 18 mm.
Augenhügel und Rückengiube je 4 mm breit und 2,6 mm lang. —
Die vordere Augenreihe sehr wenig recurva, so daß eine die M.A.
vorn tangierende Linie die S.A. deutlich vor dem Zentrum schneiden
würde; die M.A. erheblich größer, unter sich um weniger als ihren
Durchmesser, vom Rande des Clypeus in dem Durchmesser, von den
S.A. um kaum den Radius entfernt. Die hintere Reihe schwach
— 'M —
recurva; die S.A. größer als die hinteren M.A., aber ein wenig kleiner
als die vorderen S.A., von den letzteren um weniger als den kürzesten
Durchmesser der hinteren entfernt. Die hinteren M.A. von den
hinteren S.A. kaum in ihrem halben, von den vorderen M.A. fast
in ihrem ganzen Durchmesser entfernt. — Mandibeln 9 mm lang
und so breit an der Basis. — Palpen : Cox. 7, Troch. 3,5, Fem. 10,
Pat. 6,4, Tibia 6,4, Tars. 7,3 mm, zusammen 40,6 mm. — Beine:
I Coxa 8, Troch. 3,5, Femur 12,5, Patella 8, Tibia 10, Metatarsus
9,5, Tarsus 6,5 mm; II bezw. 7,5; 3,2; 12; 7,5; 9; 8,6; 6 mm;
m bezw. 6,5; 3.2; 10,5; 6,5; 8; 9; 5,5 mm; IV bezw. 7,5; 3,5;
14; 8; 11,5: 11,5; 6,8 mm. Totallänge: I 58; II 53,8; III 49,2;
IV 62,8 mm. Tibia IV 6 mm breit und hoch, Femur IV 5,5 mm
hoch, an der Spitze 5 mm breit. Mit Ausnahme der Tibien sind
die vorderen und hinteren Beinpaare an Dicke wenig verschieden. —
Abdomen 21 mm lang, 16 mm breit.
Weicht von der Originalbeschreibung von H. maculata Poe.
durch etwas schmäleren Cephalothorax und kürzere Beine IV ab.
Ferner ist Metatarsus IV gleich Tibia IV und die Färbung ist ein
wenig anders. Cephalothorax größtenteils weißlich behaart und die
dunklen Längsbinden sind nicht breiter als die weißen Marginal-
binden, sowie mehr oder weniger von weißen Streifen unterbrochen.
Die Mandibeln, sowie die Oberseite der Coxen, Trochanteren und
Femoren weißlich behaart wie der Cephalothorax. Abdomen oben
mit einer grauweißlichen, vorn und hinten zugespitzten Längs binde,
die zwischen der Basis und Mitte so breit als die Hälfte des Cephalo-
thorax ist und von einer feinen dunklen Linie, die sich zweimal vor
der Mitte stärker und in der Mitte schwächer fleckenförmig erweitert,
geteilt wird ; an der breitesten Stelle der Längsbinde jederseits ein
runder, dunkler Fleck. Die Seiten des Rückenfeldes dicht mit kleinen
weißlichen Flecken bestreut. Die ganze Unterseite hell aschgrau
behaart; das Coxenglied der Palpen erheblich dunkler als die andern
Coxen. — Sollte die Art nicht mit maculata Poe. identisch sein,
möge sie den Namen pnhescens m. bekommen.
Fam. Eresidae.
Stefßodyphiis Sim. 1890.
13, Steyodyphus semicinctus (C. L. Koen) 1846.
6 Von Koch's Beschreibung und Abbildung etwas abweichend.
Der schwarze Querstreif durch die vordere Augenreihe ist nicht durch
eine hellere Längslinie geteilt und erreicht hinten nicht die Kopf-
— 38 —
höhe ; die Kopffurchen erscheinen tief schwarz , weil die weiße Be-
haarung daselbst fehlt, die Mandibeln fast schwarz, das Patellarglied
rötlichgelb, Femoral- und Tarsalglied dunkelbraun bis schwarz, Ster-
num dunkel rotbraun, die Coxen im Grunde viel heller, aber ähnlich
dunkel gestreift. Die vordere der 4 dunklen Querbinden des Abdominal-
rückens etwas, die hintere viel breiter als die anderen. Abdomen
an den Seiten und an der Basis schwärzlich , unten jederseits mit
4 weißlichen Schrägstrichen. Epigaster bräunlich mit 3 weißUchen
Längsflecken in der Mitte. Femoren I einfarbig schwarzbraun, nur
unten an der Basis weiß behaart; auch die Tibien I durch die Be-
haarung etwas dunkler erscheinend als an Koch's Figur.
Das Femoralglied der Palpen 1,6, Patellarglied 0,9, Tibial-
glied + Tarsalglied 2 mm lang. Das Patellarglied etwas flachge-
drückt, von oben gesehen fast kreisförmig; das Tibiälglied sehr
klein, als eine dünne Platte dem Tarsalglied so dicht angefügt, daß
es erscheint, als ob letzteres direkt mit dem Patellarglied in Ge-
lenkverbindung stände ; außen ist es ein wenig erweitert. Lamina
tarsalis in der Endhälfte lang verschmälert, gleichbreit; Bulbus an
der Spitze mit einem etwas flachgedrückt stabförmigen, schräg nach
unten, vorn und außen gerichteten, abstehenden, schwarzen Fortsatz,
der am Ende oben einen kleinen Querhöcker hat und unten in eine
feine, schräg nach vorn gerichtete und nach innen gekrümmte Spitze,
die bei weitem nicht das Ende der Lamina tarsalis erreicht, ver-
längert ist.
Cephalothorax 7 mm lang, 5 mm breit, Abdomen 7.5 mm lang,
4,5 mm breit. Länge des L Beinpaares : Coxa + Trochanter 3,5,
Femur 6,2, Patella + Tibia 7,5. Metatarsus 5, Tarsus 2,5 mm, zu-
sammen 24,7 mm.
Fundort: Fajume, Oberägypten (Märkgraf).
Fam. Sicariidae.
Scytoäes Latr. 1804.
14. Sci/todes marmorata L. Koch 1892.
Daß die vorliegende, aus Kamerun stammende Art dieselbe ist,
die von Thorell als S. marmorata L. K. aus Kamerun angegeben
worden ist, wird ziemlich sicher sein, ob sie aber wirklich mit
marmorata identisch ist, scheint mir zweifelhaft, denn Cephalothorax
des $ ist erheblich niedriger, als er nach L. Koch's Beschreibungen
und Abbildungen sein sollte, und an den Seiten und hinten bei
weitem nicht „fast senkrecht", bezw. „fast etwas überhängend",
- 39 —
sondern vielmehr an den Seiten sanft schräg, hinten nicht viel steiler,
abfallend. Und die vorderen Augen sind vom Rande des Clj'peus
um sehr wenig mehr als ihren Durchmesser entfernt, während sie
nach Koch's Beschreibung um ihren doppelten Durchmesser von
da entfernt sein sollten; damit stimmen doch die Abbildungen
nur teilweise, indem die an Fig. 4a (Die Arachniden Australiens,
Taf. 24) angedeutete Entfernung erheblich kleiner als die an Fig. 4 b
ist. Die Mandibeln ($) sind kaum länger als das Tarsalglied und
sehr wenig divergierend ; letzteres länger als das Tibialglied. Die
Palpen des cj weichen von Koch's Abbildung dadurch ab, daß die
Spitze des Bulbus mit der Lamina einen Winkel von fast 45'^ bildet;
seine „Stachelspitze" hat etwas vor dem Ende außen unten einen
kurzen, zahnförmigen Höcker und ist nicht oder kaum seitlich zu-
sammengedrückt. Die Femoren des 6 ohne besondere Auszeichnungen.
— Die Femoren des $ haben 6 — 10 schmale, ganz oder fast ganz
unterbrochene Ringe , die ebenso deutlich als die der Tibien sind,
die Patellen fast ganz schwarz, an den Metatarsen außer dem Basal-
ring bisweilen noch 2 — 3 schmälere, undeutliche Ringe. Beim 6 sind
die Ringe ganz undeutlich oder durch kleine Punkte ersetzt. — Die
Zeichnung des Abdominalrückens bei den vorliegenden Exemplaren
offenbar schlecht erhalten; oberhalb der Spinnwarzen ein z. T. in
mehrere aufgelöster, in hellerem Felde gelegener, schwarzer Längs-
fleck und vor diesem 2 — 3 dunkle, undeutliche Querfleckenreihen,
die sich an den Seiten nach vorn umbiegen.
Größe des S : Cephalothorax 4,7. Abdomen 6 mm lang. Bein I:
Femur 17, Patella + Tibia 18,5, Metatarsus 24,5, Tarsus 2 mm, zu-
sammen 62 mm lang; IV bezw. 12,5; 12,5; 14; 1,6, zusammen
40,6 mm. — Die Afterkralle der Tarsen sehr klein, mit einem Zahn
an der Basis, die oberen mit etwa 10 Zähnen.
$. Cephalothorax 4,2 mm lang, 3,1 mm breit. Mandibeln 1 mm
(= Tarsalglied). Abdomen 4 mm läng, 2,7 mm breit. — Beine:
I Femur 9,5, Patella + Tibia 10,5, Metatarsus + Tarsus 14 mm ; II bezw.
7,8; 8,4: 11 mm; III bezw. 5,5; 5,5; 7,5 mm; IV bezw. 7,5; 7,8:
9,5 mm. Totallänge: I 34 ; II 27,2; III 18,5; IV 24,8 mm.
Fundort: Kamerun (Pahl).
Sollte diese Art nicht mariiiorata L. K. sein , möge sie den
Namen marmorella m. bekommen.
15. Scytodes velutina Hein, et Lowe 1835.
$. Die vorderen M.A. jedenfalls nicht weiter als in ihrem Durch-
— 40 —
raesser vom Rande des Clypeus entfernt, von den S.A. um erheblich
mehr als in ihrer Gesamtbreite entfernt ; letztere auf starken Hügeln
sitzend. — Das Tibialglied reichlich doppelt so lang als breit. —
Die beiden Chitinplatten der Epigyne erscheinen trocken gesehen
als vorn ganz tiefe, hinten seichtere, braungefärbte Gruben, die nach
vorn und außen zugespitzt, hinten und innen fast gleichmäßig ge-
rundet, vorn und innen von einem dünnen, stark erhöhten, schwach
glänzenden Rand umgeben , hinten und außen aber undeutlich be-
grenzt sind ; unter sich sind sie um mindestens ihren längsten Durch-
messer getrennt, und die letzteren divergieren stark nach vorn. In
Spiritus gesehen erscheinen sie braungelb, am Rande dunkelbraun,
unregelmäßig schwarz gefleckt; vor der Spalte ein brauner Quer-
streifen, der bis zur Außenseite der beiden Chitinplatten reicht und
einen schwarzen Querfleck , der dreimal so breit als lang ist , ein-
schließt. Epigyne hat viel Ähnlichkeit mit derjenigen von S. affinis
KüLCZ.
Cephalothorax an den Seiten und vorn dunkel, oben heller
braun mit kaum erkennbaren Zeichnungen. Von den M.A. bis zum
Höhepunkt des Cephalothorax (zwischen den Coxen HI und IV) eine
schwärzliche , beiderseits schmal heller begrenzte Längslinie und
hinter dieser ein gelblicher, sich hinten erweiternder, aber den Rand
nicht erreichender Längsstreif. An den Seiten drei undeutliche
hellere Wische ; oben zwei nach vorn divergierende dunklere Längs-
streifen. Mandibeln dunkelbraun mit schmalem, hellerem Schrägstrich
in der Basalhälfte und an der Spitze gelblich ; Maxillen hellbraun,
Lippenteil und Sternum dunkelbraun , letzteres mit hellerem Fleck
an der Spitze. Die Beine braungelb ; die Femoren in der Basal-
hälfte stark gebräunt.
Totallänge 6 mm. Cephalothorax 2,7 mm lang, 2 mm breit.
— Beine : I Femur 3,2 , Patella + Tibia 3,5 , Metatarsus + Tarsus
4 mm lang; II bezw. 2,6: 3; 2,5; HI bezw. 2:2: 2,5; IV bezw. 2,8:
2,8; 3,4 mm. Totallänge: I 10,7; II 9,1: IH 7.5: IV 9 mm.
Fundort: Kribi, Kamerun (Pahl).
16. Scytodes suhthoracica Strand n. sp.
$. Erinnert in der Zeichnung an thoracica Latr., unterscheidet
sich aber durch die breiten, ungefleckten, hellen Seitenbinden, hellen
Mittelfleck des Rückens, der keine dunkle Mittellinie hat, dunkler
und schärfer annulierte Beine etc. — Die M.A. vom Rande des
Clypeus in ihrem Durchmesser, von den S.A. um mehr als ihre Ge-
— 41 —
samtbreite entfernt. — Das Tibialglied der Palpen doppelt so lang
als breit. — 3 Tarsalkrallen.
Cephalothorax im Grunde gelb mit braunen, ganz fein marmo-
rierten Zeichnungen. Von den S.A. eine schmale (kaum so breit als
ein Auge) Mittelbinde, die sich hinter den S.A. zu einem großen
Querfleck erweitert, der sich seitwärts so weit als die gedachten Augen
erstreckt, ungefähr doppelt so breit als lang, seitlich abgerundet,
hinten in der Mitte ausgerandet ist und 2 kleine runde gelbe Flecke
einschließt, die unter sich um reichlich ihren dreifachen Durchmesser
entfernt sind. Hinter diesem ein großer, ellipsenförmiger, hinten
stärker zugespitzter Fleck von der Grundfarbe; er ist etwa 1 mm
lang, halb so breit, ohne irgendwelche braune Zeichnungen und
beiderseits von- einer hellbraunen, unregelmäßigen, schmäleren Binde
begrenzt, die hinten eine feine, sich hinten erweiternde Längslinie
zwischen sich frei lassen. Außerhalb und teilweise mit dieser Binde
zusammenhängend jederseits eine schmale , außen scharf begrenzte
dunkelbraune Längsbinde, die sich hinten nach innen und vorn um-
biegen ohne sich zu vereinigen und z. T. unterbrochen sein können.
Dann jederseits eine gelbe . scharf begrenzte und unbezeichnete
Längsbinde , die etwa so breit als der Mittelfleck des Rückens ist,
unter den S.A. sich verschmälert und unten an den Seiten des
Clypeus herabzieht. Dann eine breite braune Marginalbinde, die durch
eine Reihe von 3 — 4 hellen Flecken , von denen jedenfalls die 3
hinteren zusammengeflossen sind und teilweise auch mit der hellen
Seitenbinde zusammenfließen, geteilt wird; der Rand schmal gelb.
Clypeus bräunlich mit einer dunkler braunen Binde von den Seiten
bis zum Rande. Mandibeln hellgelb mit einem dunkelbraunen, unten
zugespitzten Längsfleck vorn. Palpen hellgelb , Femoren , Patellen
und Tibien am Ende schmal dunkelbraun geringt ; letzteres auch seit-
lich braun gestreift. Die Unterseite blaßgelb, Lippenteil kurz vor
der Spitze mit schwärzlichem Fleck, Sternum jederseits mit 3 kleinen
schwarzen Flecken , Coxen unten an der Spitze mit 2 — 3 kleinen
schwarzen Punkten. Beine im Grunde hell schwefelgelb; die Femoren
unten mit 5 — 7 schmalen tiefschwarzen Halbringen, zwischen denen
noch ebensolche Punkte und (an der Basis) Flecke stehen; die
Patellen schwarz mit gelbem Basalring ; die Tibien wie die Femoren,
der Apicalring breiter und geschlossen, an den Tibien HI nur
3—4 Ringe , bezw. Halbringe. Die Metatarsen unten etwa 5mal
schwarz gefleckt, am HI nur 2mal ; die Tarsen einfarbig. — Alle
Glieder ziemlich gleichmäßig abstehend behaart; die Haare erreichen
-- 42 —
doch nur an den Metatarsen die Länge des Durchmessers des GUedes
und sind an den Femoren sehr fein und kurz.
Ceph. 2,5 mm lang, 2 mm breit und hinten 2 mm hoch.
Beine: I Fem. 3,4, Pat. + Tib. 4, Metat. + Tars. 5 mm; II bezw.
2,8; 3,1; 3,5 mm; III bezw. 2; 2,1; 2,5 mm; IV bezw. 2,8; 2.9:
3,2 mm. Totallänge: I 12,4; II 9,4; Hl 6,6; IV 8,9 mm.
Fundort: Kribi, Kamerun (Pahl).
17. Scytodes camerunensis Strand n. sp.
$. Die M.A. vom Rande des Clypeus um weniger als ihren
Durchmesser entfernt, nach vorn ein wenig verschmälert und etwas
schräg gestellt; von den S.A.. in ihrer Gesamtbreite ent-
fernt. — Eine dritte Tarsalkralle scheint vorhanden zu
sein. — Totallänge (nicht ganz reif!) 3 mm; Cephalo-
thorax so lang oder ein wenig länger als Patella + Tibia
Fig. 1. Ce- I^- " — ^^^ Beine nicht lang.
phalothorax Cephalothorax im Grunde gelb mit braunen, schwach
von oben, i-ötlichen und fein marmorierten Zeichnungen (Fig. 1).
Charakteristisch ist eine scharfe schmale Mittelbinde von den M.A. bis
zum Höhepunkt des Cephalothorax; subparallel damit verläuft jederseits
eine viel breitere, sich nach vorn und hinten verschmälerte , in der
Mitte nach außen konvex gebogene Binde von den M.A. bis fast zum
Hinterende der Mittelbinde und von den S.A. zieht jederseits eine ähn-
liche Binde nach vorn bis zum Rande, nach hinten gegen die Spitze der
Mittelbinde konvergierend, ohne sich damit zu vereinigen, dann beide
Binden fast parallel, in der Mitte einen scharfen Winkel nach außen
bildend, bis zum Hinterrande. Diese Binden entsenden in der Mitte
gegen den Rand 3 blind endende Querbinden. An den Seiten eine
dunkle Zickzackbinde; am Kopfteile eine schmale, am Brustteile
breitere, sich stellenweise fleckenförmig verbreiternde Marginalbinde.
die in der Mitte des Hinter- und Vorderrandes schmal unterbrochen ist.
Die Augen von schmalen, innen erweiterten schwarzen Ringen um-
geben. Mandibeln im Grunde wie der Cephalothorax, vorn mit
2 braunen, parallelen, gegen die Spitze divergierenden Schrägstreifen :
die Klaue gelblich. Maxillen und Lippenteil graugelblich , schmal
dunkler umrandet; erstere am Innenrande unbestimmt grau gefleckt.
Sternum braun mit schwärzlichem, 6 — 7mal unterbrochenem Rand,
vorn einem rundlichen, beiderseits 2 schmalen Querflecken und einem
ein- oder zweimal unterbrochenen, sich hinten erweiternden schmalen
Mittelstreifen gelb. Die Coxen unten hellgelb, am Ende dunkel um-
I
— 43 —
randet, die übrigen Glieder mehr graulichgelb, die Femoren mit
4 — 5 ganz scharfen braunen Ringen, die Tibien mit 3 oben verwischten
ebensolchen, die Metatarsen mit 2 (Mitte und Ende) an III und IV
scharfen, an I und II verwischten Ringen. — Abdomen im Grunde grau-
gelb mit braunen Zeichnungen, an der Basis jederseits ein sich hinten
erweiternder Längsfleck, oben 6 — 7 aus mehr oder weniger zusammen-
geflossenen Flecken gebildete , ziemlicli unregelmäßige Querbinden,
von denen die 3 vorderen gerade sind und wenigstens die 2 breiter
als die helle Zwischenbinde sind, während die hinteren in der Mitte
einen kleinen Winkel nach vorn bilden und schmäler als die Zwischen-
binden sind. Die vorderen und hinteren erstrecken sich nach unten
nur bis zu den Seiten des Bauchfeldes, nur No. 3 (von vorn) setzt
sich zusammenhängend über den Bauch unmittelbar an den Mamillen
fort; diese Binde ist am Rücken etwas erweitert und schließt 2 helle
Flecke ein. Der Bauch mit 2 undeutlichen, hinten konvergierenden
Fleckenlängsreihen. Spinnwarzen bräunlich, an der Spitze weißlich,
an der Basis von einem bräunlichen Ring umgeben. Epigaster mit
4 bräunlichen, vorn und hniten paarweise zusammenhängenden Längs-
streifen.
Fundort : Kamerun (Haas).
18. Scytodes stiffusa Strand n. sp.
$. Die größte Höhe des Cephalothorax zwischen den
Coxen III, die größte Breite zwischen II und III, hinten ein wenig
überhängend, unten hinten vertikal oder fast so, mit, besonders vorn,
deutlichen Seitenfurchen , vor und hinter den M.A. schwach quer
niedergedrückt , hinter dem Augenfelde zwei kurze , aber ziemlich
tiefe, parallele, dicht nebeneinander gelegene Längsfurchen, überall
grob retikuliert, an den Seiten etwas runzelig, glanzlos, mit großen
Haarhöckerchen ; einige schön braungelbe Haare sind erhalten ge-
blieben. Solche Behaarung auch an der Oberseite des Abdomen
ganz sparsam ; an den Beinen , besonders unten an den Femoren,
sind die Haare sehr regelmäßig in Längsreihen angeordnet. Der
Rand des Clypeus von oben gesehen gerade, die Ecken stumpf,
seitlich wenig vorstehend, in der Mitte schwach aufgeworfen. —
Verglichen mit S. thoracica ist der Cephalothorax hinten deutlich
hoher und steiler, wodurch sich unsere Art auch leicht von der sonst
ähnlichen S. humilis L. K. unterscheidet. — Die M.A. klein, rund,
kaum divergierend, vom Rande des Clypeus in IVs ihres Durch-
messers, von den S.A. in l'/s ihrer Gesamtbreite entfernt. — Das
— 44 -
Tibialglied der Palpen mehr als zwei-, aber nicht dreimal so lang als
breit. Tibia IV kürzer als der Cephalothorax (bezvv. 3 und 3,5 mm).
3 Tarsalkrallen. — Epigyne ist 1 mm breit, 0,7 mm lang und ähnelt
derjenigen von S. humilis L. K. (nach Kulczynski's Abbildung in
„Arachn. in Col. Erythraea coli." zu urteilen). Trocken gesehen
erscheinen die Chitinplatten als kleine, seichte, undeuthch begrenzte
Einsenkungen, die außen hinten von einem niedrigen, undeutlichen,
in einem winzigen Höckerchen endenden Rand begrenzt sind ; vorn
ist Andeutung eines erhöhten Randes, der sich aber nicht mit dem
äußeren verbindet, sondern außen in einem kleinen glänzenden Höcker
frei endet. Innen läßt sich keine scharfe Grenze erkennen. In
Spiritus gesehen erscheinen die Chitinplatten als zwei kleine, schräge,
nach vorn divergierende , schwach nach innen konvex gebogene,
braune, innen schwarz angelegte Längsstriche, die um reichlicii ihre
Länge von der Spalte entfernt sind und unter sich fast so weit als
die Länge (d. h. die transverselle Entfernung der Enden) des schwach
halbmondförmig gebogenen Querwulstes entfernt; etwas vor denselben
ein kleiner tiefschwarzer, quergestellter Punktfleck. Der Querwulst
ist im Grunde bräunlichgelb , schwarzgrau gezeichnet und hat an
der Hinterseite der beiden Enden je einen braunen Fleck.
Cephalothorax dunkelbraun, oben etwas heller, ohne deutliche
Zeichnung. Femoren an der Basis wie der Cephalothorax, gegen
die Spitze etwas heller, oben mit zwei, sich an der Spitze ver-
einigenden , helleren Längslinien und einer ebensolchen hinten , an
der Spitze oben dunkler umrandet; die Patellen dunkelbraun, oben,
besonders an der Basis, heller; die übrigen Glieder hellbraun bis
gelbbraun, die Tibien oben mit einer dunkelbraunen Längslinie und
an der Spitze einem undeutlichen, dunkleren Ring, Metatarsen an
beiden Enden schwach verdunkelt, Tibien ein wenig heller als die
Metatarsen. Palpen dunkelbraun, Femoralglied oben mit 2 helleren
Längslinien, Patellar- und Tibialglied oben etwas heller, Tarsal-
glied an der Spitze bräunlichgelb. Mandibeln wie der Cephalothorax,
vorn in der Basalhälfte heller und dunkler netzförmig gezeichnet,
an der Spitze hellgelb; die Klaue hellgelb, an der Basis schmal
braun. Maxillen schwarzbraun ; an der Basis ein hellbrauner, dunkler,
netzartig gezeichneter, großer Fleck, in der Endhälfte innen gelb-
lich. Lippenteil schwärzlich mit ähnlichem Basalfleck wie die Maxillen.
an der Spitze schmal weiß. Sternum und Coxen schwarzbraun,
letztere unten hellbraun mit einer schwärzlichen, sich innen gabelnden
Längslinie. Abdomen dunkelgrau mit helleren und dunkleren Flecken,
~ 45 —
hat aber wahrscheinlich nicht länger seine natürliche Färbung. Epi-
gaster heller, Epigyne braun, Mamillen dunkelbraun, an beiden Enden
weißlich.
Totallänge 7 mm. Cephalothorax 3,5 mm lang, 2,8 mm breit,
2,5 mm hoch (vom Sternum bis zum Höhepunkt des Rückens).
Abdomen 3,6 mm lang, 3 mm breit. — Beine : I Femur 4, Patella
+ Tibia 4,3, Metatarsus + Tarsus 5 mm; 11 bezw. 3,2; 3,4; 3,7 mm;
III bezw. 2,7; 2,9; 3,1 mm; IV bezw. 3,4; 3,7; 4 mm. Totallänge:
I 13,5; II 10,3; III 8,7; IV 11,1 mm.
Fundort: Kisulud, Ost- Afrika (v. Barth).
Von der als vehdina bestimmten Art hauptsächlich durch andere
Form der Epigyne, sowie durch höheren und hinten steileren
Cephalothorax zu unterscheiden. — Es wird unsere Art vielleicht
-S'. major Sim. nahe stehen ; von letzterer Art kann man sich doch
nicht leicht einen Begriff machen : sie soll S. Bertheloti Luc. nahe
stehen und mit S. thoracica Vins. non Lätr. identisch sein, aber
diese beiden sind doch, jedenfalls was Färbung betrifft, sehr ver-
schieden. Ferner soll major fast doppelt so groß als Bertheloti sein ;
letztere ist nach der Originalbeschreibung 11 mm lang, während
thoracica Vins. (=; major Sim.) nur 8 mm lang ist. Diese Angaben
lassen sich also nicht in Übereinstimmung bringen.
SicartHS Walck. 1847.
19. Sicarius Hahni (Karsch) 1878.
Ein Männchen von Windhuk.
Dimensionen: Totallänge 11 mm. Cephalothorax 5,5 mm lang,
zwischen den Coxen III 6 , am Kopfteile 2,5 mm breit. Abdomen
6 mm lang, vorn 5 mm breit; die größte Breite 5,7 mm. — Beine:
I Coxa + Trochanter 2,5, Femur 8, Patella + Tibia 10, Metatarsus
+ Tar.sus 10 mm; II bezw. 2,7; 10; 11,2; 11,2 mm; III bezw. 2,6;
9; 9,3; 9,3 mm; IV bezw. 3; 8; 9; 9 mm. Totallänge: I 30,5;
II 35,1 ; III 30,2; IV 29 mm. — Palpen: Femoralglied 2, Patellar-
glied 1, Tibialglied 1,5, Tarsalghed mit dem peitschenförmigen Stylus
2,5, ohne 1,1 mm lang. Sternum 2,4 mm lang, 2,9 mm breit.
Fam. Dysderidae.
Ariadna Aüd, et Sav. 1827.
20. Ariadna viridis Strand n. sp.
$. Die hintere Augen reihe hinten schwach procurva. — Die
lang beborsteten Mandibeln außen an der Basis mit einer scharf
— 46 -
erhöhten Querleiste ; am oberen Falzrande 3 — 4 kleine Zähnchen ;
die Klaue kurz, dick, stumpf, fast gerade. — Bestachelung.
Femur I oben 1. 1. 1. 2, vorn in der Endhälfte 2. 1; II oben wie I,
vorn 1. 1; III jedenfalls oben 1. 1 submediane und vorn 1 sub-
apicaler Stachel; IV oben nahe der Basis zwei, oben hinten in der
Endhälfte 1. 1 Stacheln. Die Femoralstacheln weder lang noch stark.
Tibia I unten vorn 5, unten hinten 6 starke, reihenförmig an-
geordnete Stacheln, vorn und hinten je 1. 1. 1 kurze Stacheln;
II unten vorn in der Endhälfte 1. 1. 1. unten hinten eine Reihe
von 7 oder 8 starken, vorn und hinten 1. 1.1 oder hinten nur 1. 1
kurzen Stacheln; III unten hinten 1. 1. 1, unten vorn keine, vorn
1. 1 Stacheln; IV unbewehrt. Metatarsus I unten 2 Reihen von je
8 starken, gebogenen Stacheln; II unten 2 Reihen von je 9 eben-
solchen, sowie vorn in der Basalhälfte 1 kurzer Stachel ; III unten
vorn 1 (submedian). 1 (apical), unten hinten eine Reihe von 5 oder
6, vorn von 3 Stacheln ; IV unten vorn 1 (subbasal). 1 (submedian),
sowie 3 an der Spitze. Die beiden vorderen Paare unten und innen
lang und fein abstehend behaart, besonders an den Tibien und Meta-
tarsen; insbesondere Paar I viel kräftiger als die hinteren. Die
oberen Tarsalkrallen an I und II sehr stark , gerade bis über die
Mitte, dann schnabelförmig gebogen, mit 8 starken, gleich großen,
geraden Zähnen ; die untere Kralle sehr dick, an der Basis etwa so
dick als die oberen und fast knieförmig gebogen mit gerader End-
hälfte und unten an der Knickung einem nadeiförmig spitzen Zahn,
sowie an Länge etwa gleich ^/s der oberen Krallen. Am III sind
die oberen Krallen ein wenig mehr gleichmäßig gebogen mit nur
6 Zähnen; am IV scheinen nur 5 vorhanden zu sein. Drittes Bein-
paar nach vorn gerichtet. — An den Palpen trägt das Patellar-
glied innen 1, das Tibialglied oben 1. 1, innen 1. 1. 1, das Tarsal-
glied oben an der Basis 2, innen 1. 1. I, sowie noch 1 oder 2 an
der Spitze ; alle diese sehr kurz und in der Haarbekleidung so ver-
steckt, daß sie schwer zu sehen sind. An der Spitze eine kurze,
dicke, sehr wenig gebogene, stumpfe Kralle. Das Tarsalglied sehr
dicht, das Tibialglied etwas dünner, aber länger abstehend behaart.
Cephalothorax und Mandibeln schwarzbraun bis schwarz, Maxillen
und Lippenteil braun mit weißlicher Spitze, Sternum kastanienbraun,
hinten etwas heller, Beinpaar I schwarzbraun, Femur unten ein wenig
heller, Coxen, Trochanteren, Patellen und Spitze der Tarsen röthch-
braun ; II gleich I , doch etwas heller ; III und IV rotgelb oder
hellrot, die Femoren oben braun. Palpen: Die zwei Endglieder
— 47 —
schwarzbraun . die anderen rötlichbraun. Abdomen einfarbig dunkel
grasgrün.
Totallänge 15,5 mm. Cephalothorax 6,2 mm, Abdomen 9,5 mm
lang. — Beine : I Coxa + Trochanter 2,5 , Femur 4,4 , Patella +
Tibia 5, Metatarsus + Tarsus 4 mm; II bezw. 2,2; 3,8; 5; 4 mm;
III bezw. 1,9; 3,2; 3,5; 3 mm ; IV bezw. 2,5; 4; 4,5; 3,5 mm. Total-
länge: I 15,9; II 15; III 11,6; IV 14.5 mm. Palpen: Femoralglied
1.6, Patellarglied 0,9, Tibialglied 0,9, Tarsalglied 1,3 mm lang.
Fundort: Windhuk (Dr. Sander).
Fam. Pholcidae.
Sitieringopus Sim. 1890.
21. Smeringopus pereyrlmis Strand n. sp.
Cephalothorax im Grunde blaßgelb mit braunen, schwach röt-
lich angeflogenen Zeichnungen : Der gewöhnliche Rückenstreifen von
zwei in der Rückengrube schmal getrennten, scharf begrenzten Flecken
vertreten , von denen der hintere der breiteste ist, hinten querge-
schnitten, vorn verschmälert zugerundet, hinten etwa so breit als
die Femoren ist, und den Hinterrand nicht erreicht; der vordere
ist auch hinten quergeschnitten, nach vorn verschmälert und von
der Mitte in zwei bis zu den hinteren M.A. verlaufenden Asten
geteilt; die Augen schmal dunkler umsäumt; von den vorderen
M.A. bis zum Rande des Clypeus zwei schwärzliche, parallele, unten
verschmälerte Streifen. Über den Coxen I — III eine bräunliche Sub-
marginalbinde, sowie drei dunklere, eckige, damit ganz oder fast ganz
zusammengeflossene Flecke. Mandibeln braungelb, innen in der
Basalhälfte etwas graulich, der Innenrand schmal schwarz; die
Klaue an den Seiten dunkelbraun. Maxillen graugelblich, Lippenteil
schwärzlich, an der Spitze weißlich. Sternum graugrün, mit helleren
Punkten , von denen zwei Längsreiben von je 3 Punkten in der
Mitte am deutlichsten sind. Alle Coxen hellgelb, unten an der
Spitze mit schwarzbraunem Fleck ; die Trochanteren an der Spitze
mit ebensolchem Querfleck ; die übrigen Glieder mehr grünlichgelb ;
an der Spitze der Femoren ein schmaler weißer Ring , der beider-
seits von je einem fast gleichbreiten braunen ebensolchen begrenzt
ist, an der Basis der Tibien ein schmaler, undeutlicher, innen braun
begrenzter, weißer Ring und an der Spitze ein viel breiterer, rein
weißer, beiderseits schmal braun begrenzter Ring; Metatarsen und
Tarsen ganz einfarbig.
Abdomen im Grunde wie der Cephalothorax gefärbt; eine von
- 48 —
der Grundfarbe gebildete, etwa 1,2 mm breite, bis kurz vor den
Spinnwarzen gleichbreit verlaufende Rückenbinde, die in der vorderen
Hälfte 2 zusammenhängende, länglich dreieckige, hinten quer-
geschnittene (mit ein wenig abgestumpften Ecken) , dunkelbraune
Flecken hat, die zusammen 2,2 mm lang und hinten 0,7 mm breit
sind; hinter diesen und damit zusammenhängend 2 weitere, etwa
dreieckige Flecke, die kürzer, breiter, hinten (besonders der vorderste)
in der Mitte ausgerandet und vor allen Dingen v^reniger deutlich als
die vorderen sind, indem sie nur von mehr oder, weniger zusammen-
geflossenen , bräunlichen , am Rande des Dreiecks gelegenen Punkt-
flecken gebildet sind, während das Innere desselben hell, nur wenig
dunkler punktiert, ist; zusammen sind diese 1,7 mm lang. Dann
folgt ein etwa rhombischer, hinten lang zugespitzter, in der Mitte
etwas heller, bräunlicher Fleck, der eigentlich aus 3 Winkelflecken
zusammengesetzt ist ; von der Mitte dieses Flecks bis zu den Spinn-
warzen verschmälert sich die Rtickenbinde bis zu Vs ihrer früheren
Breite, nachdem sie zuerst jederseits einen Yorsprung gebildet hat.
Die obere Hälfte der Seiten größtenteils braun mit helleren Punkten
und Längsstrichen, sowie mit Andeutung dreier helleren Schrägstrichen.
Die untere Hälfte der Seiten heller und hinten mit 3 schmalen,
braunen Schrägbinden , von denen die beiden hinteren sich an den
Seiten der Spinnwarzen vereinigen, weiter vorn 2 ebensolchen schrägen
Längsstreifen, sowie dunklere Punkte dazwischen. Der Bauch mit einer
braunen Längsbinde, die von der Spalte bis kurz hinter der Mitte
gleichbreit (0,7 mm) verläuft, und in der Mitte einen helleren,
durch einen braunen Strich geteilten Längsstreifen hat ; dann er-
weitert sie sich ein wenig zur Bildung eines etwa quadratischen
Flecks, verschmälert sich dann plötzlich und bildet einen bis zu den
Spinnwarzen reichenden , ellipsenförmigen , vorn fast losgetrennten
Fleck, der beiderseits einen kleinen zahnförmigen Vorsprung hat.
Epigaster bildet einen großen , herzförmigen , in der Mitte dunkel
rötlichbraunen , an den Seiten hinten . sowie an der Spitze vorn
schwärzlichen Fleck, der am Hinterrande einen helleren Querstreifen
und eine dunklere Mittellinie zeigt.
6 subad. Cephalothorax 1,7 mm lang, 1,7 mm breit. Abdomen
4,5 mm lang, 2,3 mm breit. — Beine : 1 Femur 7,5, Patella + Tibia
7,5, Metatarsus + Tarsus 13 mm; H bezw. 5,6; 5,6; 8,5 mm; HI
bezw. 4,5; 4.2; 6,5 mm; IV bezw. 6,2; 6; 9 mm lang. Totallänge:
I 28; H 19,7; IH 15,2; IV 21,2 mm. — Bei einem unreifen ? (?)
mißt I. Paar bezw. 6; 6,5; 10,5, zusammen 23 mm.
— 49 —
Fundort: Moschi, Ost- Afrika (Dr. Widenmann). Die Spinnen
lebend in Stuttgart angelangt!
Farn. Theridiidae.
Theridiuni Walck. 1805.
22. Theridium rtifipes Luc. 1842.
Fundorte : Kribi , Kamerun (Pahl) : Kamerun (Pahl) ; Moschi,
Ost-Afrika (Dr. Widenmann; die Spinnen lebend in Stuttgart an-
gelangt!).
LatrodectiiS Walck. 1805.
23. Latr odectus Menavodi Vins. 1863.
Fundort: Madagaskar (Sikorä).
24. Latr odectus cinctus Blackw. 1865.
Fundort: Kisulud, Ost -Afrika (v. Barth) — $. Metatarsus
I 4,5 , Tarsus I 2 mm lang : ersterer also nicht dreimal so lang
als der Tarsus.
Farn. Argiopidae.
Zeucauge A. White 1841.
25. Leucauge unguJata (Karsch) 1879.
Je ein Exemplar ($) von Kribi, Kamerun (Pahl) und Lome,
Togoland (Schneider). Bei beiden hat Abdomen sowohl vorn als
hinten je 2 Paare schwarzer Flecke, was mit der Originalbeschreibung,
aber nicht mit derjenigen von Thorell in „Araneae Camerunenses"
stimmt.
Größe: $ Cephalothorax 3, Abdomen 4,4 mm lang. — • Beine:
I Femur 5, Patella + Tibia 5,5, Metatarsus -f Tarsus 7,5 mm; II
bezw. 4; 4; 5,5 mm; III bezw. 2,3; 2; 2,5 mm; IV bezw. 3,5; 3;
4 mm lang. Totallänge: I 18 ; 11 13,5; III 6,8; IV 10,5 mm.
Nephila Leach 1815.
26. Nephila femoralis (Luc.) 1858.
Aus West -Afrika liegen eine ganze Anzahl Exemplare vor:
Goldküste (H. Simon ded.; v. Barth, L. Wiessner); Akropong, Gold-
küste (Dieterle) ; Kamerun (Leimenstoll , Haas) ; Dualla , Kamerun
(Gebr. Spellenberg) ; Akem (Bender) ; Lome, Togoland (Schneider) ;
Akropong (v. Barth) ; Elmina (Leimenstoll) ; West- Afrika (Dr. Ehrle) ;
Akuse (Bender) ; Malimba (Pahl).
Die Zeichnung der erwachsenen Exemplare ist sehr konstant.
■Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190G. 4
- 50 —
Eine dunklere Varietät liegt jedoch aus Kamerun (Pahl) vor ; bei
dieser verlängern die bei der Hauptform vorhandenen 8 braunen
Seitenbinden sich quer über den Rücken und fließen daselbst zu-
sammen, so daß ein zusammenhängend gelbes Querfeld nur am Vorder-
rande, vor dem I. Muskelpunktpaar, übrig bleibt ; der Rücken ist doch
hinter der Mitte heller braun als die Seiten. Die Muskelpunkte der
beiden vorderen Paare sind vorn von einem runden, gelben Fleck
begrenzt. Braune Längslinien hinter der Mitte nicht vorhanden. Die
hintere Abdachung ist ebenfalls dunkler; von gelben Flecken sind nur
noch Spuren vorhanden. Der Sternalfleck wird aus 2 schmalen, in der
Mitte zusammenhängenden Querbinden , von denen die vordere ge-
rade, die hintere recurva ist, gebildet. Abdomen ist hinten etwas
mehr zugespitzt und die Tibien I, 11 und IV etwas stärker behaart
als bei der Hauptform. Länge nur 30 mm. Sonst (inkl. Epigyne)
wie bei der Hauptform. Ich nenne diese Form var. ohscurascens m.
Von Kamerun (Haas) liegen ferner ein Paar reifer und mehrere
junge Tiere vor, bei welchen die Beine keine gelbe Femoralringe
haben , wenn auch die Femoren ein wenig heller als die übrigen
GHeder sind (var. fuscipes m.).
Bei den jungen Tieren ist die Behaarung der Tibien etwas
stärker. Bei einem unreifen Ex. von nur 18 mm Totallänge haben
die Tibien I, H und IV einen schmalen und die Metatarsen IV einen
breiten gelben Mittelring, und der gelbe Fleck des Sternum verlängert
sich als ein schmaler Längsstreifen nach hinten zwischen den Coxen IV.
Bisweilen fehlen die gelben Schrägstriche vor den Spinnwarzen bei
den Jungen, bei anderen können die Femoralringe sich bis zur Basis
erstrecken und die Metatarsen IV fast einfarbig braungelb sein.
Aus Kribi, Kamerun (Pahl) und Malimba (Pahl) liegen ganz
junge Nephilen vor, die ich für N. femoralis halten möchte. Sie
weichen von den erwachsenen hauptsächlich dadurch ab , daß das
gelbe Rückenfeld mit einer schmalen , vorn ein wenig erweiterten,
beiderseits durch eine Reihe weißlicher Flecke begrenzten, braunen
Mittelbinde geschmückt ist, die vorn mit der braunen Basalbinde
zusammenfließt. Alle Tibien oder wenigstens I, II und IV mit
gelbem Mittelring, und die Metatarsen in der Basalhälfte gelbhch.
Der Bauch braun mit 2 sehr schmalen, geraden, scharf begrenzten,
leuchtend weißen Querbinden, von denen die vordere bisweilen fehlt,
die hintere bisweilen beiderseits schwarz angelegt ist. Sternum weiß-
gelb, mit oder ohne dunklerem Rand. Bisweilen die ganzen Meta-
tarsen und Tarsen hellgelb. Die Tibien behaart.
— 51 —
27. Nephila Lucasi Sim. 1887.
Fundorte : Duala, Kamerun (Gebr. Spellenberg) ; Goldküste
(A. Müller) ; Akem (Bender) ; Akem (Mohr).
Die sehr kleine Epigyne bildet einen abgerundeten, schwarzen
Querhöcker, der etwa 1 mm breit und halb so lang ist, und oben
2 kleine, tiefe, runde Gruben, die unter sich in ihrem Durch-
messer entfernt sind , hat. — Länge der Beine : I Coxa + Troch.
6,5 ; Femur 29, Patella + Tibia 28, Metatarsus 34, Tarsus 6 mm
Ilbezw. 6; 23,5; 22,5; 27,5; 5,5 mm; III bezw. 5; 16,5; 12; 15,5
4,5 mm; IV bezw. 6,5; 28; 22; 34; 6 mm. Totallänge: I 103,5
II 85; III 53,5; IV 96,5 mm.
Bei einem jungen Tier von 15 mm Totallänge sind Cephalo-
thorax , Beine und Palpen einfarbig hellbraun, Abdomen im Grunde
gelb mit weißlichen Zeichnungen wie bei den Alten.
28. Nepliila madagas cariensls (Vins.) 1863.
Zwei Weibchen von Tanga, Ost-Afrika (Dr. Beerwald).
29. Nephila pilipes (Luc.) 1858.
Fundorte: Akropong, Goldküste (Dieterle); Goldküste (Wiessner,
V. Barth, A. Müller); Akuse, West- Afrika (Bender); Malimba, West-
Afrika (Pahl); West- Afrika (Dr. Ehrle). Aus Uhehe, D. Ost- Afrika
(Nigmann) mehrere stark beschädigte Exemplare, die wahrscheinlich
pilipes sind.
30. Nephila nigra (Vins.) 1863.
$. Epigyne erscheint als ein hoher, abgerundeter Querwulst,
vor welchem (wie gewöhnlich bei den Nephilen) eine tiefe Grube
gelegen ist; an der hinteren Seite hat er eine seichte Querfurche,
die hinten (unten) von einer scharfen Querfalte begrenzt ist. — Bei
beiden vorliegenden Exemplaren ist Abdomen oben und unten schwarz,
beim einen oben an der Spitze und Basis ein wenig gelblich ; trocken
gesehen erscheint es oben und an den Seiten reich mit silberweißen
Haaren bekleidet.
Totallänge 22 mm. Cephalothorax 13 mm lang, 10 mm breit.
Abdomen 21 mm lang und 11 mm breit. Die beiden mittleren
Punktpaare des Abdominalrückens bilden Trapeze, von denen das
vordere vorn 2, hinten 3,5 mm breit und 6 mm lang, das hintere
vorn 3,5, hinten 4,5 mm breit und 4,5 mm lang ist. — Länge der
Beine: I Coxa + Troch. 4,5, Femur 18,5, Patella + Tibia 21, Meta-
4*
— 52 —
tarsus 25, Tarsus 5 mm: II bezw. 4.5; 18; 18: 21 ; 4 mm; III bezw.
4; 10,5; 9; 10,5; 3 mm; IV bezw. 5: 18; 15: 18: 3 mm. Total-
länge: I 74; II 65,5; III 37; IV 59.
Fundort : Madagaskar (Sikora).
31. Nephila senegalensis (Walck.) 1837, snbsp. nind-
huhensis Strand n. subsp. und sabsp. Keyserlmgi Blackw. 1865.
Von Windhuk liegen Exemplare vor, die unter den bisherigen
4 Unterarten (cfr. Pocock in Ann. Mag. Nat. Hist. 1898) am besten
mit Keyserlingi Bl. übereinstimmen, jedoch so ^ehr abweichen,
daß die Aufstellung einer neuen Subspezies berechtigt sein wird.
Der Lippenteil ist tiefschwarz, nur an der äußersten Spitze gelb,
also ohne hellere Mittellinie. Sternum einfarbig gelb, schmal braun
umrandet. Die beiden hinteren Femoren gelb mit einem schmalen
braunen Apicalring ; die beiden vorderen einfarbig dunkelbraun. Die
übrigen Glieder dunkelbraun bis schwarz mit Ausnahme je eines
gelben Mittel- und Apicalringes an den Tibien I und II; diese Ringe
sind schmäler als ihr Zwischenraum. Das Tarsalglied der Palpen
ist in der Basalhälfte schwach gebräunt, in der Endhälfte tief-
schwarz. Abdomen hat oben vier Paare großer, gelber Flecke , die
aber immer sehr schmal getrennt und bei dem einen Exemplare zu-
sammengeflossen sind. Die vordere der unteren Querbinden kann
schmal unterbrochen sein.
Ein S von derselben Lokalität weicht von Simonis Beschreibung
(Ann. soc. ent. France 1885) der typischen Form dadurch ab, daß
das Bauchfeld zwischen den hellen Längsbinden schwärzlich ist, und
das Sternum eine schmale, weißliche Mittelbinde hat, sowie daß die
Metatarsen eben in der Endhälfte, nicht an der Basis, am hellsten
sind ; dieser Unterschied ist doch undeutlich. Ferner hat nicht nur
Femur I, sondern auch II vorn 1. 1. 1 Stacheln, die aber ganz
klein sind. Diese Abweichungen werden wahrscheinlich auch sub-
spezifischer Natur sein. Länge der Beine : I Coxa + Troch. + Femur 6,5,
Patella + Tibia 5, Metatarsus 6,5, Tarsus 2 mm; II bezw. 5; 4; 5,5;
1,8 mm; III bezw. 4,8; 3,5; 4,5; 1,5 mm; IV bezw. 3; 2; 2,5;
1 mm. Totallänge: I 20; II 16,3; III 14,3; IV 8,5 mm.
Von Bagamoyo (Dr. Strudel) ein Weibchen der Unterart Keyscr-
lingi Blackw. ; es weicht von der Originalbeschreibung dadurch ab,
daß Sternum keinen dunklen Mittelfleck, dagegen zwei große braune
Seitenrandflecke hat, Tibia III hat unten vorn einen kleinen gelben
Mittelfleck und die hintere Querbinde des Bauches ist unterbrochen.
— 53 —
32. Nephila cruentata (Fabr.) 1793.
$. Die von Karsch (Übersicht der in Mosambique ges. Arachn.)
gegebene Beschreibung und Figur der Epigyne paßt eigentlich nur
auf stark gravide Weibchen und selbst bei diesen ist die hintere
.^Scheibe" kaum länger als breit. Bei anderen Exemplaren macht
sich hinten jederseits ein kugelrunder, tief schwarzer, stark glänzender
Höcker bemerkbar, während das Zwischenstück („Scheibe" Karsch)
wenig vortritt, z. T. von Haaren vom vorderen Querwulste überdeckt
und deutlich breiter als lang ist. Die Breite ist 1,7, die Länge vorn
Hinterrande des Querwulstes bis zur Spitze der Scheibe nur 0,7 mm.
Vor dem Wulste eine schwarzbraune, trapezförmige Grube, die hinten
bei weitem am tiefsten sowie etwas breiter ist.
Die meisten Exemplare gehören den helleren Varietäten an, bei
welchen das Abdomen größtenteils gelb ist.
Lok.: West- Afrika, (1$). — Goldküste, Hrafa (Spieth). —
Bagamoyo (Dr. Steudel) 1 $. — Lome, West-Afrika (Schneider), 3 $;
bei zwei dieser ist Abdomen oben fast einfarbig, nur mit Muskel-
punkten , beim einen hellgelb , beim andern mehr gelbbräunlich.
— Lome, West- Afrika, Togoland (Schneider), 5 $, die sämtlich
der von Gerstäcker als gemmlis beschriebenen Form angehören. —
Goldküste (A. Müller) 1 $. — Kamerun (Pahl) (1 $). — Gold-
küste (Frey) (1 $). In demselben Glas befand sich ein Kokon,
der einen Durchmesser von 22 mm bei einer Höhe von 10 — 12 mm
hatte, an der einen Seite ziemlich flach und mit fester Hülle, an
der andern mehr gewölbt und mit anscheinend weniger soliden Hülle.
Inhalt 550 Eier, die 1,5 mm im Durchmesser und gelbbräunlich ge-
färbt waren. Der Kokon graugelblich. — Malimba, West-Afrika
(Pahl) (2 unr. $). — Kribi, Kamerun (Pahl) 3 $. — Dualla, Kamerun
(Gebr. Sj'ellenberg) 3^. -~ Akem, Westafrika (Bender) (1 Ceph.!).
Ai'glope Aüd. et Sav. 1827.
33. Argiope Pechueli Karsch cum var. Freussi Strand n. v.
Fundorte : Süd-Kamerun (Preuss) ; Lome, West-Afrika (Schneider).
PococK führt diese Art (Proc. Zool. Soc. 1899) als Synonym
von Ä. ßavipalpis auf. Das ist aber ein Irrtum ; die beiden Arten
sind sogar sehr verschieden. Schon in Körperform unter sich stark
abweichend ; bei Fechueli sind die beiden hinteren Seitenlobi des
Abdomen erheblich länger und viel stärker zugespitzt als bei flavi-
palpis , während der vordere Seitenlobus sehr klein oder bisweilen
vielleicht ganz fehlt. Die Höcker des Vorderrandes sind bei Peclmeli
— 54 —
viel spitzer und höher. Und die Epigynen sind gänzlich verschieden.
Diejenige von Pechueli bildet einen hellgelben, vorn dunkelbraun,
hinten schwärzlich begrenzten, bezw. umrandeten, glatten, glänzenden,
abgerundeten Querhöcker, der etwa dreimal so breit als lang ist
(bezw. 1,5 und 0,5 mm), hinten schwach nach hinten konvex gebogen,
vorn gerade oder in der Mitte ein klein wenig ausgerandet; an
seiner Hinterseite jederseits eine schwarze Grube, die von oben nicht
sichtbar ist, nur von hinten, und bisweilen fast gänzlich von einer
Falte der umgebenden Bauchhaut verdeckt wird.
Die Färbung variiert ganz außerordentlich. Die Beine sind
bald hellgelb mit tiefschwarzen bis hellbraunen Ringen, bald einfarbig
schwarz (siehe unten!). Ebenso variiert der Rücken von hellgelb
bis schwärzlich. Die Zeichnung des Abdomen scheint dagegen
konstant zu sein, und die Palpen sind immer einfarbig gelb.
Das Exemplar von Kamerun weicht durch seine dunkle Färbung
so sehr von der Hauptform ab, daß es als eine besondere Varietät
abgetrennt zu werden verdient (var. Preussi m.). Beine einfarbig
tiefschwarz, nur die Coxen und Trochanteren unten schmal hellgelb
längsgestreift. Sternum schwarz mit schmaler, weißlicher Mittelbinde,
die so breit als die Spitze der Tibien IV und überall fast gleichbreit
ist, aber die Spitze des Sternum nicht ganz erreicht. Lippenteil
und Maxillen schwarz mit weißlicher Spitze, bezw. Innenrand. Man-
dibeln schwarz, Clypeus und Augenfeld schwarzbraun. Cephalothorax
oben graugelblich. Palpen weißgelb, an der Spitze schmal schwärz-
lich; die Spitze des Tibialgliedes außen und innen schmal schwarz
umrandet, die schwarze Behaarung des Gliedes stark abstechend.
Abdomen mit breiter , tiefschwarzer Basalbinde , die sich an den
Seiten nach hinten bis zur Mitte des Bauches erstreckt. Der Rücken
ist dunkelbraun, vorn ein wenig heller, mit tiefschwarzen Querlinien
(etwa 8) und dazwischen schwarzen Punkten und Strichen, die eine
höchst verworrene Zeichnung, wie bei der Hauptform, bilden. Die
Zeichnungen der Unterseite ebenfalls wie bei der Hauptform, nur
viel dunkler, so daß, mit Ausnahme der vorn deutlich hellgelben
Seitenbinden, die ganze Unterseite, flüchtig angesehen, schwarz er-
scheint. — Etwas größer als die Hauptform: Totallänge 19 mm:
Abdomen 13,5 mm lang, zwischen den beiden Vorderrandhöckern
6 mm breit, zwischen den Spitzen der mittleren Seitenhöcker so
breit als lang (13,5 mm): diese Höcker sind reichhch 3 mm lang
und an der Basis 2,5 mm breit. — In demselben Glas befand sich
ein Haufen dicht zusammengeklebter, aber nicht in Kokon einge-
— 55 —
schlossenev, weißlichgelber, sehr kleiner Eier; er war flachgedrückt,
eüipsoidisch, 15 mm lang, 8 mm breit und 5 mm hoch. Die Anzahl
der Eier wird außerordentlich groß gewesen sein.
34. Argiope lohata (Fall.) 1772.
Fundort: Süd-Afrika, Bomangwatoland.
35. Argiope nlgrovittata Thorell 1859.
Fundorte : Parapato (Fluß, Ost- Afrika) (Kässer) ; Windhuk (Dr.
Sander).
Ci/rt02)hora Sim 1864.
36. Cyrtophora citricola (Foksk.) 1775.
Fundorte: Malimba, West -Afrika (Pahl); Kamerun (Pahl) ;
Kribi, Kamerun (Pahl).
Nenioscolus Sim. 1895.
37. Nenioscolus caudifer Strand n. sp.
$. Die hinteren Tarsen unten unregelmäßig beborstet. — Die
große, ziemlich tiefe Rückengrube ist stark recurva gebogen, hinten
in der Mitte mit einer kleinen, nach hinten gerichteten Längsfurche.
— Von den typischen Nenioscolus durch die Form des Abdomen
verschieden.
Femur I vorn mit einer Längsreihe von 5 — 6 Stacheln, sowie
oben an der Spitze 1 Stachelborste ; II und IV ebenfalls an der
Spitze 1 Stachelborste, aber weiter nichts. Alle Patellen oben an
der Spitze 1 Borste. Alle Tibien oben an der Basis ebenfalls
1 Borste, I außerdem vorn 1. 1. 1 Borsten, II vorn jedenfalls 1.1,
beide hinten 1 in der Endhälfte, III vorn 1 Stachelborste, IV scheint
nur die Basalborste zu haben. Alle Metatarsen (die beiden vorderen
stark gebogen) oben an der Basis 1 Stachelborste. Die Palpen an
den beiden letzten Gliedern mit vielen langen, fast gerade abstehenden
Borsten.
Cephalothorax und Beine bräunlichgelb; am ersteren die Augen
in schmalen schwarzen Ringen und ein kleiner brauner Fleck oder
Strich in der Kopffurche hinten in der Mittellinie; an den Beinen
alle Femoren an der Spitze mit unvollständigem braunen Ring, die
Tibien mit einem vollständigen ebensolchen, die Patellen an der
Spitze ein wenig gebräunt. Palpen wie die Beine, doch in der inneren
Hälfte ein wenig heller. Mandibeln wie der Cephalothorax, die
- 56 -
Klaue an der Basis beiderseits schwärzlich, sonst hellrötlich. Maxillen
gelbbraun, Lippenteil und Sternum braun, alle fein schwarz umrandet.
Abdomen war mit einer losen, abzustreifenden Haut versehen, so daß die
Färbung vielleicht nicht ganz die normale ist: bräunlich mit glän-
zenden Silberflecken, von denen in der Mitte zwei Reihen von je 3,
die wohl bisweilen zu Querflecken verschmelzen, beiderseits dieser,
am Rande der Rückenfläche, eine Reihe von 4 Flecken, von denen
No. 1 (von vorn) und 3 erheblich größer als 2 und 4 sind, sowie
im Niveau damit an der Basis jederseits ein größerer Längsfleck, welche
Flecke vielleicht an der Basis zusammenschmelzen. Weiter unten an
den Seiten ein Paar kleinerer Silberflecke ; die Seiten vorn gegen den
Bauch hin etwas dunkler. Letzterer mit einem großen, trapezförmigen,
hinten breiteren Fleck hinter der Spalte, der beiderseits und hinten
von einem helleren Strich umfaßt wird. Spinnwarzen gelbbraun,
beiderseits ein dunkelbrauner Fleck. Die Hinterseite (oberhalb der
Spinn Warzen) einfarbig hellbraun.
Abdomen von oben gesehen eiförmig mit dem hinteren Ende
kurz und scharf zugespitzt, die größte Breite etwa in der Mitte, vorn
breit zugerundet. Von der Seite gesehen erscheint die Bauchseite
ganz gerade und Epigaster und Spinnwarzen in demselben Niveau,
die Oberseite in der vorderen Hälfte stark nach oben und vorn
gewölbt und einen großen Teil des Cephalothorax bedeckend, hinter
der Mitte abfallend, eine kleine Einsenkung bildend und hinten in
eine horizontal gerichtete, ganz scharfe Spitze ausgezogen. Die
hintere Seite ist in der unteren Hälfte senkrecht, dann stark schräg
nach oben und hinten gerichtet. Die Spinnwarzen deutlich näher
der Abdominalspitze als dem Petiolus (bezw. 1,5 und 2 mm).
Epigyne erscheint in Spiritus gesehen als ein dunkelbraunes,
abgerundetes Feld, das etwas breiter als lang ist und hinten von
einem schwach erhöhten, breiten, gerundeten, durch zwei schwache,
schwarze Furchen dreigeteilten Rand begrenzt wird; der mittlere
dieser Randabschnitte ist kleiner als die beiden seitlichen. In der
Mitte des Genitalfeldes ein abgerundetes, heller gefärbtes, von einer
schmalen, dunkler gefärbten Linie begrenztes Mittelstück. Trocken
gesehen erscheint Epigyne als eine vorn breit gerundete und von
einem schmalen, scharf erhöhten Rand begrenzte Grube, die hinten
etwas verschmälert ist.
Totallänge 5 mm. Am L Paar ist Femur 3,2, Patella r Tibia
3,2, Metatarsus + Tarsus 3,1 mm; IV bezw. 2,2; 1,5; 2 mm.
Fundort: Malimba, West- Afrika (Pahl).
— 57 —
Aranea (L.) 1758.
38. Äranea Leimenstolli Strand n. sp.
(j. Bestachelung. Alle Femoren, besonders I und II, sehr
kräftig und viel dicker als die übrigen Glieder ; I und II vorn in der
Endhälfte mit einer oberen Reihe von 4 starken und einer unteren
von 2 kleineren Stacheln, oben 1. 1. 1. 1, hinten 1. 1, unten 6
starke, vertikale Stacheln; III oben, vorn und hinten je 1. 1. 1. vorn
an der Spitze weiter unten noch 1, unten 4 Stacheln ; IV vorn 2. 2,
oben 1. 1. 1. 1, hinten 1. 2. 2, unten hinten ca. 4 Stacheln. Die
Patellen stark abgeflacht mit der größten Breite kurz vor der Spitze;
I und II jederseits 2. 2, III und IV vorn und hinten je 1 Stachel ;
alle oben an der Spitze 1 Stachel und jedenfalls die hinteren an
der Basis oben 1 kleine Stachelborste. Tibia I zylindrisch, ohne
besondere ^Auszeichnungen , oben 1. 1. 1. 1. hinten 1. 1. 1, vorn
4 Stacheln, von denen der vorletzte bei weitem der dickste und
längste ist, unten vorn eine Reihe von 5, von denen ebenfalls der
vorletzte viel größer ist , unten hinten auch 5 Stacheln. Tibia 11
nicht besonders verdickt, aber charakteristisch bestachelt: oben 4,
hinten 3 , vorn 5, unten hinten 4 sehr starke Stacheln, unten vorn
1 Stachel an der Spitze , sowie eine von der Basis bis zur Spitze
reichende Binde von kurzen, starken, sehr schräg gestellten Stacheln,
die so dicht stehen, daß die Haut fast gänzlich verdeckt wird ; diese
Binde besteht, wo sie am breitesten ist, aus 5 Reihen Stacheln, ver-
schmälert sich aber an beiden Enden zu einer oder zwei Reihen.
Die Tibien III und IV, sowie alle Metatarsen ebenfalls sehr reich
und stark bestachelt. — Die Bewehrung der Tibia II stimmt mit
Karsch's Beschreibung seiner Epeira penicÄllipes überein und seine
Figur des männlichen Palpus hat die größte Ähnlichkeit; die drei
Fortsätze des Bulbus und der obere, vorwärts gerichtete Tibialfort-
satz scheinen bei beiden Arten gleich zu sein, dagegen ist der untere,
gegen die Spitzen der Fortsätze vom Bulbus gerichtete Tibialfortsatz
bei meiner Art an der Basis stark aufgeschwollen und vielfach dicker
als an der ganz kurzen und scharf abgesetzten Spitze, während er
bei penicilUpes als fast gleichbreit, ganz schwach und allmählich
gegen das Ende zugespitzt, dargestellt ist. — Abdomen erscheint
von oben als ein gleichseitiges Dreieck mit abgerundeten Ecken;
die größte Breite vor der Mitte, der Vorderrand gerade, der Rücken
abgeflacht, die Spinnwarzen von oben gesehen nicht sichtbar, wenn
auch ein wenig vorstehend ; von der Seite gesehen erscheinen Rücken-
und Bauchseite parallel und die Höhe des Abdomen 2,5 mm.
— 58 —
Cephalothorax hell rotgefärbt mit einer unbestimmten bräun-
lichen Binde jederseits des Brustteiles und einem großen schwarzen
Randfleck über der Einlenkung der Palpen ; die Behaarung scheint
lang und weiß gewesen. Die lange (2 mm), schmale, ganz tiefe
Mittelritze schwarz. Die Beine wie der Cephalothorax, gegen die
Spitze heller, gelbhcher, an den Femoren II zwei bräunliche Ringe
angedeutet, die übrigen Glieder am Ende gebräunt; die Tibien I
und II viel dunkler mit einem schwärzlichen Mittelring. Mandibeln
röthchgelb, Sternum hellgelb, Maxillen und Lippenteil dunkelbraun
mit weißlichem Innenrand bezw. Spitze. — Abdomen im Grunde
olivenfarbig grüngelb, vorn einfarbig, nur fein und undeutlich heller
und dunkler marmoriert, in und hinter der Mitte mit einem dunkleren
Folium, das jederseits vier Auszackungen bildet, die hinten durch
je einen schwarzen Strich begrenzt sind, und in seiner Mitte drei
nahe beisammenliegende dunkle Längslinien, sowie je eine solche an
den Seiten einschließt; diese seitlichen Längslinien sind mit je einem
kleinen schwarzen Schrägfleck, den Auszackungen entsprechend, ge-
zeichnet. Ferner hat das Folium vorn in der Mitte drei weiße, runde,
im Inneren mit je einem dunkleren Punkt versehene Flecke , von
denen die zwei vorderen dicht nebeneinander liegen. Der Rücken
hat 4 Paare brauner Muskelpunkte ; diejenigen der beiden vorderen
Paare sind bei weitem die größten und bilden ein Trapez, das vorn
1,2, hinten 2, an den Seiten 1,4 mm ist; die Punkte des I. Paares
sind rund und unter sich so weit als vom Vorderrande entfernt, die
des IL Paares etwa doppelt so groß und in die Quere gezogen. Das
Trapez des II. und III. Punktpaares ist vorn 2, hinten 1,2, an den
Seiten 1 mm, während das des III. und IV. ein Rechteck bilden, das
vorn und hinten 1,2, an den Seiten 1 mm ist. Was aber die Rücken-
zeichnung am meisten charakterisiert, sind zwei große (1,2 X 1 mm),
eckige, schräg gestellte, schwarze oder schwarzbraune Flecke, die
vorn die Punkte des IL Paares berühren, während sie mit dem etwas
schmäleren Hinterende schräg nach außen und hinten gerichtet sind.
Die Seiten vorn undeutlich heller und dunkler quergestreift. Jeder-
seits der braunen Spinnwarzen 2 und hinter denselben 2 — 3 kleine
weißgelbe Flecke. Das Bauchfeld schwärzlich mit zwei runden,
nebeneinander gelegenen gelblichweißen Flecken in der Mitte. Epi-
gaster hellbraun.
Cephalothorax .5,5 mm lang, 4,5 mm breit. Abdomen 5 mm
lang, 4,5 mm breit. — Beine: I Coxa + Troch. 2, Femur 5,5,
Patella + Tibia 7 (Metatarsus + Tarsus fehlen!); II bezw. 1,9; 5,2;
— 59 —
6: Metatarsus 4, Tarsus 2 mm; III bezw. 1,5; 3,5; 3,5: 2; 1,1 mm;
IV bezw. 1,8; 5,1; 5,5; 4,2 (Tarsus fehlt!) mm.
Fundort: Elmina, West-Afrika (Leimenstoll).
39. Aranea eresifrons (Poe.) 1898.
Fundorte : Dualla , Kamerun (Gebr. Spellenberg) ; Bagamoyo
(Dr. Steudel).
Beim letzteren Exemplar ist die schwarze Basalbinde des Ab-
domen in der Mitte, oberhalb der weißen Querlinie, unterbrochen,
die Muskelpunkte des I. und II. Paares gleich groß und die weißen
Flecke der Unterseite zusammengeflossen. Sonst alles, inkl. Epigyne,
wie in der Originalbeschreibung angegeben.
40. Aranea riifipalpis (Luc.) 1858 (scmianmilata Karsch).
Fundorte : Kamerun (Pahl) : Kribi, Kamerun (Pahl).
41. Aranea Ni gmanni Strand n. sp.
$. Cephalothorax 4,2 mm lang, die größte Breite 3,4 mm,
an der Insertion der Palpen 2 mm breit, ziemlich niedrig, oben ab-
geflacht, sehr wenig gewölbt. Die vordere Augen reihe schwach
procurva ; das Feld der M.A. vorn breiter als hinten und mindestens
so breit als lang; die vorderen M.A. größer als die hinteren. —
Abdomen fast so breit als lang, die größte Breite in der Mitte,
vorn breit, hinten ein wenig schmäler abgerundet, oben stark ab-
geflacht, ohne Schulterhöcker ; die größte Höhe 4,5 mm. Die Spinn-
warzen von oben nicht sichtbar; das Feld über denselben etwas
nach hinten überhängend. Von der Seite gesehen erscheint Abdomen
trapezförmig : die Rückenseite , welche die längste ist , parallel zur
Bauchseite , die Vorder- und Hinterseite nach unten konvergierend ;
erstere etwas schräger als letztere. Abdomen ziemlich dicht mit
kürzeren , feinen und längeren , ziemlich stumpfen und dicken , aus
großen, braunen Wurzeln entspringenden Haaren besetzt. — Epi-
gyne bildet einen aus einem dickeren, vertikalen, basalen und einem
dünneren, schräg nach hinten gerichteten, apicalen Teil bestehenden
Fortsatz ; ersterer erscheint von der Seite gesehen etwa gleich breit
und lang, vorn rötlich, hinten schwarz gefärbt, von vorn gesehen
deutlich breiter als lang und quergefurcht; letzterer ist ein wenig
länger als der vertikale, sehr dünn und zusammengedrückt, so daß
er von der Seite vielfach länger als breit erscheint, von oben und
etwas von vorn gesehen erscheint er dreieckig, an der Basis so
— 60 -
breit als der Basalteil, gegen die stumpfgerundete Spitze verschmälert,
wenig länger als an der Basis breit, oben etwas ausgehöhlt, mit
aufgeworfenem, nicht dunkler gefärbtem Rande.
Cephalothorax hell rötlichbraun, lang und dicht weiß be-
haart, mit zwei feinen schwarzen Längslinien von den hinteren M.A.
bis zur Rückenfurche und ein wenig dunkleren Kopffurchen. Die
Beine wie der Cephalothorax, gegen das Ende ein wenig heller, an
Tibien und Metatarsen je ein undeutlich dunklerer Ring in der Mitte
und am Ende, die Tarsen ein wenig heller an der Basis als an der
Spitze. Die Stacheln weißlichgelb, an der Basis und meistens auch
an der Spitze dunkler, kürzer als der Durcl^messer der betreffenden
Glieder ; die längsten sind die der Vorderseite der Ferneren I. Palpen
einfarbig rötlichgelb. Mandibeln wie der Cephalothorax; die Klaue
an den Seiten schwärzlich. Die Unterseite des Cephalothorax
hell rötlichbraun , etwas olivenfarbig ; Sternum mit einem hell-
gelben, unbestimmt begrenzten Mittelstrich, Lippenteil an der Spitze,
Maxillen innen grauweißlich. — Abdomen olivenfarbig gelbbraun
mit gelben, verworrenen Zeichnungen. An der Basis ein dunklerer
Längsfleck, der sich am Hinterende erweitert (ca. 1 mm breit), 2 mm
lang und beiderseits hellgelb angelegt ist; er ist zwischen den
Muskelpunkten des L Paares ganz oder fast ganz unterbrochen, setzt
sich aber hinter denselben als ein schmaler, sich unregelmäßig ver-
ästelnder und gelb angelegter Längsstrich bis etwas hinter der Mitte
fort , wo er sich in zwei zuerst nach hinten divergierende , dann
parallel verlaufende feine Äste teilt; wo diese sich trennen, liegt ein
undeutlicher, größerer, gelber Fleck und vor diesem zwei kleinere,
lebhafter gelbe Flecke. Die Seiten des Rückenfeldes unregelmäßig
heller und dunkler punktiert und gestreift; an den Schultern einige
dichter stehende gelbe Flecke. Vier Paare Muskelpunkte, von denen
die der beiden vorderen Paare länglichrund, schräg gestellt und bei
weitem die größten sind, und die ein Trapez bilden, das vorn 1,5,
hinten 2,2, an den Seiten 1,5 mm ist; das Trapez des IL und
IIL Paares ist vorn 2,2, hinten 1,6, an den Seiten 1,1 mm und das
des III. und IV. Paares vorn 1,6, hinten 1,5, an den Seiten 1,15 mm
ist; die Punkte des letzten Paares sind sehr klein und undeuthch,
die der vorderen weiß umringt. Hinter der Mitte beiderseits eine
dunklere Zickzacklinie als Begrenzung des Foliums. Die Seiten mit
undeutlichen, parallel verlaufenden, helleren Querstreifen, von denen
die vorderen die deutlichsten sind. Am Ende des Rückenfeldes ein
brauner, unregelmäßiger Fleck, der aber vielleicht ein Kunstprodukt
— 61 —
ist. Der Bauch hellgelb, an den Seiten nicht scharf begrenzt; kurz
vor den Spinnwarzen jederseits ein bräunlicher Fleck und in der
Mitte vier Paare schwarzer Muskelpunkte: die des I. Paares beider-
seits der Spitze des Nagels gelegen und unter sich 0,6 mm entfernt,
die des IL unter sich 1,1 mm entfernt und größer als die übrigen,
die des letzten 0,5 mm unter sich und ein wenig mehr von- den
Spinnwarzen entfernt. Letztere sind braun , an der Spitze schmal
weiß, an der Basis grau begrenzt; beiderseits derselben zwei gelbliche
Flecke. Epigaster braungrau, in der Mitte hellgrau; die Spalte braun.
Totallänge 10 mm. Abdomen 7,5 mm lang, 7 mm breit. Cepha-
lothorax 4,2 mm lang. Sternum 1,85 mm breit, 2 mm lang. Man-
dibeln kürzer als Patellen I (bezw. 2 und 2,2 mm). — Beine :
I Coxa + Troch. 1,7, Femur 4,2, Patella + Tibia 5, Metatarsus
+ Tarsus 4,5 mm; 11 bezw. 1,7; 4; 4,5; 4,2 mm; III bezw. 1,5:
2,6; 2,6; 2,6 mm; IV bezw. 2; 4; 4,3; 4mm. Totallänge: I 15,4:
II 14,4: III 9,3; IV 14,3 mm.
Fundort: Kamerun (Pahl).
Die Art erinnert an Äranea nautica (L. K.) und cerviniventris
(SiM.).
42. Äranea Fahli Strand n. sp.
$. Das Feld der M.A. vorn breiter als hinten und länger als
vorn breit. Die vordere Augenreihe schwach recurva. — Abdomen
eiförmig, vorn und hinten fast gleich zugespitzt, mit der größten
Breite kurz vor der Mitte, von der Seite gesehen oben gleichmäßig
gewölbt, hinten steil abfallend. Die Spinnwarzen von oben nicht
sichtbar. Epigyne ähnelt sehr derjenigen der folgenden Art, aber
der horizontale Teil des Nagels ist kürzer und breiter, hat an der
Basis jederseits einen großen, tiefschwarzen Fleck und unmittelbar
vor der Spitze unten und beiderseits eine schwache Einkerbung.
Cephalothorax olivenfarbig graugelb, mit einem braunen,
nach hinten zugespitzten Längsstrich von den Augen bis zur Rücken-
grube. Die Augen in schmalen schwarzen Ringen. Mandibeln wie
der Cephalothorax, an der Spitze ganz schwach gebräunt; die Klaue
rötlich , beiderseits schwärzlich. Maxillen und Lippenteil graugelb,
an der Basis etwas dunkler. Sternum graubraun, schmal schwarz
umrandet, mit breitem, nach hinten zugespitztem, hellerem Längs-
streifen, der einen lebhafter gelb gefärbten Fleck haben kann. Beine
und Palpen hell bräunlichgelb, an der Spitze des Tarsalgliedes schwach
gebräunt. — Abdomen oben olivengrau mit feiner, dunklerer Netz-
— 62 —
aderung und einer an der Basis breiten (1,2 mm), gegen die Spinn-
warzen sich allmählich verschmälernden und kurz vor denselben in
einer feinen Spitze endenden, weißlichen Längsbinde, die in der
vorderen Hälfte jederseits zwei kurze , stumpfe , schräg nach außen
und hinten gerichtete Zacken hat und in der hinteren undeutlich
fein längsgestrichelt ist. Beiderseits ist sie von einer undeutlich
begrenzten, hinten innen mit einigen dunkleren Flecken bezeichneten
Längsbinde von der Grundfarbe umgeben, die wiederum von einem
schmalen, undeutlichen, weder Basis noch Spinnwarzen erreichenden,
weißlichen Längsstreifen begrenzt wird. Die Seiten etwas dunkler,
olivenbräunlich; der Bauch dunkelbraun, jederseits mit 3 weißhchen
Flecken , einem an der Spalte , einem größeren , länglicheren , kurz
hinter der Mitte und einem viel kleineren an den braunen , an der
Basis hellgrau umrandeten Spinnwarzen; bisweilen wird noch einer
an jeder Seite der letzteren vorhanden sein.
Totallänge 5 mm. Cephalothorax 2 mm lang, 1,6 mm breit.
Abdomen 4 mm lang, 2,8 mm breit. — Länge der Beine: I Coxa
+ Trochanter 1, Femur 2,2, Patella + Tibia 2,5, Metatarsus + Tarsus
2,7 mm; II bezw. 0,9; 1,9; 2; 2,1 mm; III bezw. 0,8; 1,4; 1,4;
1,5 mm; IV bezw. 1; 2; 2,1; 2,1 mm. Totallänge: I 8.4; II 6,9;
III 5,1; IV 7,2 mm.
Fundort: Kamerun (Pahl).
Der folgenden Art nahe verwandt, aber dadurch zu unter-
scheiden, daß die Beine einfarbig, und der Nagel kurz vor der Spitze
eingekerbt ist.
43. Äranea camerunensis Strand n. sp.
$. Das Feld der M.A. fast gleich lang und breit, vorn um ein
klein wenig breiter als hinten; die vorderen M.A. unbedeutend größer
als die hinteren. — Abdomen vorn breit, hinten etwas spitzer ab-
gerundet, mit der größten Breite (2,5 mm) kurz vor der Mitte,
wenig länger (3 mm) als breit, oben etwas abgeflacht, ohne Schulter-
höcker. Die subterminalen , wenig vorstehenden Spinnwarzen von
oben nicht sichtbar. — Epigyne bildet einen graubraunen, fast
zylindrischen, vertikal gerichteten Zapfen, der sich am Ende in einen
flachgedrückten, zungenförmigen , an der Basis fast parallelseitigen,
dann plötzlich verschmälerten und etwas stumpf zugespitzten, oben
bräunlich und schwach erhöht umrandeten Fortsatz verlängert. Von
der Seite gesehen erscheint der Basalteil der Epigyne fast so breit
als lang und etwa so lang als der P^ndteil.
— 63 —
C e p h a 1 o t h o r a X am Brustteile hellbraun, am Kopfteile grau-
gelblich mit feinen , undeutlich dunkleren Strahlenstrichen und
schmalem , schwärzlichem Rande ; die Augen von schmalen bräun-
lichen Ringen umgeben. Clypeus dunkelbraun ; Mandibeln grau-
bräunlich, an der Spitze innen ein wenig heller; die Klaue rötlich,
an den Seiten schwarz. Maxillen und Lippenteil grauweiß, an der
Basis ein wenig dunkler. Sternum braun mit scharf markiertem
Längsstreif von der Basis bis zur Spitze. Beine im Grunde blaß
graugelblich ; alle Ferneren an der Spitze braun geringt , I und II
außerdem unten mit einem oder zwei dunklen Flecken ; die Patellen
einmal undeutlich, die Tibien I und II dreimal ganz deutlich, III
und IV meistens nur zweimal dunkler geringelt; alle Metatarsen
zweimal, Mitte und Ende, breit und scharf schwärzlich, die Tarsen
an der Spitze undeutlich dunkler geringelt. Palpen wie die Beine ;
Patellarglied an der Spitze, Tibialglied an beiden Enden, Tarsalglied
in der Mitte ganz scharf dunkler geringelt. — Abdomen oben
hellgrau, dicht und fein heller und dunkler punktiert, mit schwarzen
Punkten an der Basis der langen, starken, abstehenden Borstenhaare,
welche dem Abdomen ein rauhes Aussehen verleihen: diese Punkte
erweitern sich zum Teil, besonders am Vorderrande, zu schmalen,
länglichen, schräggestellten Längsflecken. In und vor der Mitte je
ein Paar großer, schwarzer Muskelpunkte, die ein Trapez bilden, das
vorn 0,6, hinten 1 mm breit und 0,6 mm lang ist. Ein Folium läßt
sich nur hinten, kurz vor den Spinnwarzen, undeutlich erkennen. Die
untere Hälfte der Seiten etwas dunkler, dicht und fein schwarz längs-
gestreift. Epigaster graubraun, um die Epigyne ein wenig heller. Das
Mittelfeld des Bauches schwärzlich mit einem weißlichen Querstreifen
hinter der Spalte und einem ebensolchen, breiteren, in der Mitte unter-
brochenen, kurz vor den Spinnwarzen. Letztere graubraun, an der
Spitze kaum heller; beiderseits derselben ein kleiner, weißer Fleck.
Totallänge 4—5 mm, Beine: I Coxa + Trochanter 1. Femur
2,5, Patella + Tibia 2,5, Metatarsus + Tarsus 2,2 mm ; II bezw. 0,9 ;
2;. 2,5; 2,2 mm; III bezw. 0,8: 1,5; 1,5; 1,5 mm; IV bezw. 0,9;
2; 2,1; 2,1 mm. Totallänge: I 8,2; II 7,6; III 5,3; IV 7,1 mm.
Fundorte: Kamerun (Pahl); Malimba, West-Afrika (Pahl). Die
Type von Kamerun.
44. Ära neu similis (Bös. et Lenz) 1895. (?)
Ein unreifes, zweifelhaftes Exemplar von Uhehe, Deutsch Ost-
Afrika (NiGiMANN).
— 64 —
45. Äranea annulipes (Luc.) 1844.
Ein Exemplar von Ain Sefra. Algier (Yosseler).
Caerostris Th. 1868.
46. Caerostris suhsimata Strand n. sp.
$. Das Trapez der M.Ä. ist vorn 1,1, hinten 1,6, an den
Seiten 0,95 mm; die vorderen M.A. vom Rande des Clypeus um
1 mm , von den S.A. um 2,7 mm entfernt. — Die Färbung ähnelt
derjenigen von C. slmata Bös. et Lenz; außer den grauweißen, etwas
goldig glänzenden Haaren des Cephalothorax noch darunter schwarze
Haare und dunkelgraue Schuppenhaare gemischt. Vor den beiden
mittleren Hinterhöckern je ein mehr auffallender, grauweißer Haar-
fleck. Die Hinterrandshöcker gleich groß; die mittleren unter sich
um 1,6, von den seitlichen um 2 mm entfernt. Der Vorder- und
Innenrand der Maxillen und des Lippenteiles weiß. Die Femoren
wie der Cephalothorax gefärbt, I und II vorn an der Basis mit einem
undeutlichen helleren Fleck; Patellen und Tibien ein wenig heller,
letztere an I und II mit zwei, an III und IV mit vier wenig deut-
lichen, schwach vertieften, haarlosen und daher heller erscheinenden
Längsstrichen, Metatarsen und Tarsen an der Basis rotgelb, an der
Spitze dunkler. Die Unterseite aller Glieder etwas dunkler; an den
Tibien nahe der Basis eine weiße Querbinde, die nur halb so breit
als die braune Endpartie des Gliedes ist, an den Metatarsen eine
ebensolche, fast die Hälfte des Gliedes einnehmende Binde und an
der Spitze noch Andeutung einer zweiten, viel schmäleren weißen
Querbinde. Diese Binden sind auch oben angedeutet. — Das Tibial-
und Tarsalglied der Palpen lang und dicht behaart; die Haare an
der Basis dunkler, in der Endhälfte hellgelb.
Das oben gelbe Abdomen ziemlich unregelmäßig mit schwarzen
Haarflecken getüpfelt, die keine deutlichen Querlinien bilden. Die
Höckerchen ragen zwar deutlich über den Haarfilz der Rückenfläche
hervor, sind aber doch kürzer und stumpfer als die Höcker des
Cephalothorax. Die 10 Randhöcker beschreiben etwa einen Halb-
zirkel ; die beiden mittleren jedoch ein klein wenig weiter nach vorn
gerückt , sowie unter sich weniger als von ihren Nachbarn entfernt
(bezw. 1.5 und 1,7 mm). Die drei Discalhöcker so groß wie die
Randhöcker, unter sich um 3,2, der mittlere von den mittleren
(vorderen) der Randreihe um 2,5 mm entfernt. Innerhalb der Rand-
liöcker eine damit parallele Reihe von 15 braunen, in der Mitte
schwarzen Sigillen, von denen das vordere (mittlere) etwas größer
- 65 —
und mehr langgestreckt ist. In der Mitte des Discus zwei Paare
Sigillen, von denen die des vorderen Paares schräggestellt, länglich-
rund und etwa 1,4 mm lang sind; das von den beiden Paaren ge-
bildete Trapez ist vorn 2, hinten 3,5 mm breit und 3,5 mm lang.
Ein drittes Paar bildet mit dem Paar No. 2 ein Trapez, das vorn
3,5, hinten 3 mm breit und 2,5 mm lang ist. Dann noch zwei
kleinere, einander mehr genäherte Paare. Hinten und etwas außen
von den drei letzten Sigillen je ein schräggestellter, eckiger, gelber
Fleck. Die Unterseite wie bei simata, nur ist die Querbinde hinter
der Spalte hellgelb; Epigyne erscheint auch in Flüssigkeit tiefschwarz
und vor derselben ein kleiner kirschroter Fleck, der viel kleiner als
die Epigyne ist. Das Bauchfeld außen und hinten von einer hell-
gelben Binde eingefaßt. — Epigyne bildet ein schwarzes, stark
glänzendes, wenig erhöhtes Feld, das 1,9 mm breit und 1,2 mm
lang ist und eine tiefe Grube einschließt, die 0,9 mm breit und
0,7 mm lang ist. Epigyne hat viel Ähnlichkeit mit derjenigen von
C. albescens Poe. 1899, unterscheidet sich aber dadurch, daß der
Hinterrand der Grube dünner, in der Mitte abgerundet erhöht ist
und daher von oben und etwas von vorn gesehen nach hinten konvex
gebogen erscheint (ähnlich wie bei turriger Poe. 1899). Die beiden
nach hinten gerichteten Fortsätze (Verdickungen) des Vorderrandes
sind etwas niedriger als bei albescens ] die Grube erscheint dadurch
etwas größer und läßt im Grunde eine feine Längsleiste erkennen.
Die beiden ochsenhörnerähnlichen Dornen des Vorderrandes sind
grauweißlich, und Epigyne ist wie gesagt vorn von einem kirschroten
Fleck begrenzt.
Totallänge 15 mm. Cephalothorax 7,5 mm lang, 7 mm breit.
Abdomen 12 mm lang, 11,5 mm breit. — Beine : I Coxa + Trochanter 3,
Femur 6,5, Patella + Tibia 8, Metatarsus + Tarsus 7,5 mm; H bezw.
3; 6; 7,8; 7,2 mm; Hl bezw. 2,5; 5; 5; 4,8 mm; IV bezw. 3; 5,5
7; 6,5 mm. Totallänge: I 25; H 24: IH 17,3; IV 22 mm. —
Palpen: Femoralglied 2,3, Patellarglied 1,5, Tibialglied 2, Tarsal-
glied 2,4 mm. Mandibeln 4 mm lang, beide zusammen an der Basis
5,1 mm breit.
Fundort: West- Afrika (Merkle ded.).
Die Art steht C. simata Bös. et Lenz nahe, unterscheidet sich
aber in der Epigyne und Körperform; bei unserer Art ist Abdomen
hinten gerundet ohne deutliche Endhöcker, und die vorletzte Falte
ist ganz gleichmäßig sanft gebogen.
.Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 5
— 66 —
Gasteracantha Sund. 1833.
47. Gasteracantha curvispina Guer. 1837.
Fundorte : Malimba, West-Afrika (Pahl) ; Elmina, West- Afrika
(Leimenstoll) ; Akropong , Goldküste (Dieterle) ; Lome , West-Afrika
(Schneider); Goldküste (Schwaigert).
48. Gasteracantha falciformis Bütl. (resupinata Gerst.).
Fundort: Parapato, Fluß, Ost-Afrika (Kässer).
Pavaplectana Br. Cap. 1866.
49. Paraplectana Walleri (Blackw.) 1865.
Fundort : Ashanti (Ansel). — Das einzige vorliegende Exemplar
weicht ab von der Beschreibung durch die Ringelung der Beine :
kein schwarzer Ring an den Femoren, ein breiter subbasaler solcher
an den Tibien I und II , sowie Andeutung dazu an IV, ein noch
breiterer medianer an den Metatarsen I und II, sowie etwas weniger
deutlich an III und IV. Die Unterseite ohne dunkleres Mittelfeld.
50. Paraplectana Thorntoni (Blackw.) 1865.
Fundort: Akropong, Goldküste (Dieterle).
Das Exemplar weicht von der Originalbeschreibung und der
Abbildung in Simon's „Hist. nat." dadurch ab, daß die beiden in
der Mitte des Abdomen in Längsreihe gestellten Flecke zu einem
einzigen, breit lanzettförmigen Fleck zusammengeschmolzen sind und
die übrigen Flecke größer , so daß sie unter sich nur durch ganz
schmale Striche oder Linien getrennt sind.
51. Äranoethra Üngari Karsch 1878.
Fundort: Akropong (v. Barth), Ashanti (Ansel).
$. Länge des Abdomen 14,5, Breite desselben 29 mm.
Die vier mittleren Sigillen bilden ein Trapez, das vorn 3,7,
hinten 6,5 mm breit und 4,3 mm lang ist. Die Seitendornen etwa
2 mm lang, die hinteren 1,2 mm lang. Cephalothorax 5,5 mm
lang. — Beine: I Coxa + Troch. 3, Femur 5,5, Pat. + Tib. 6,5,
Met. 4- Tars. 4 mm; II bezw. 2,7: 5,6; 6; 4 mm; III bezw. 2,5;
4; 4; 2,5 mm; IV bezw. 2,8; 6; 6,3; 3,5 mm. Totallänge: I 19;
II 18,3; III 13; IV 18,6 mm. Sternum 2,8 mm breit, 3,1 mm lang.
Palpen: Femoralglied 1,5, Pat. + Tib. 2, Tars. 1,9 mm. Mandibeln
2,6 mm lang, an der Basis beide zusammen 3 mm breit.
Der Cephalothorax dunkel rötlichbraun , der Kopfteil vorn
— 67 —
schwarz, die Unterseite schwarz mit bläuhchem Schimmer, ebenso
die Extremitäten, die an den Ferneren etwas heller, rötlicher sind.
Die beiden hinteren Paare der Sigillen bilden ein Trapez, das
vorn 6,5, hinten 3 mm breit und 3 mm lang ist. Zwischen dem
vorderen Paar der Discalsigillen und dem vordersten der Seiten-
sigillen, zwischen den beiden vorderen der Seitendornen, liegt jeder-
seits ein Sigillum , das von demjenigen in der Mitte um 7,5 , von
dem seitlichen um kaum 2 mm entfernt ist. Die beiderseitigen
hintersten Dornen unter sich um 14,5, von den vorletzten der Seiten-
dornen nur um 2 mm entfernt (bei J. ran. Camhridyei ist erstere
Entfernung nicht doppelt so groß als die letztere). Die mittleren der
Dornen des Vorderrandes kürzer als bei Camhridgei.
Fam. Clubioiiidae.
Damastes Sim. 1880.
52. Damastes Grandidieri Sim. 1880 (?).
Von Madagaskar (Sikora) liegt ein 6 einer Damastes- Ait vor,
in welcher ich D. Grandidieri Sim. vermute, bin dessen aber nicht ganz
sicher. Die folgende Beschreibung wird jedenfalls die Wiedererkennung
der in Frage stehenden Art ermöglichen. Falls es sich herausstellt,
daß sie neu ist, möge sie den Namen sihoranus m. bekommen.
S. Cephalothorax und Palpen rotbraun, ersterer am Vorderrande
dunkelbraun, Mandibeln schwarzbraun mit braungelber Behaarung,
Lippenteil und Maxillen wie der Cephalothorax, Sternum, Coxen und
Basis der Femoren gelbbraun , die übrigen Glieder dunkelbraun.
Abdomen oben hell bräunlichgrau mit dunkelbraunen Zeichnungen.
Am Ende des ersten und Anfang des zweiten Viertels je eine schmale,
in der Mitte schwach nach hinten konvex gebogene, sich beiderseits
fleckenförmig erweiternde und in diesen Flecken je einen kleineren,
helleren ebensolchen einschließende Querbinde. Am Anfang des
dritten Viertels, unweit dem Rande, jederseits ein eckiger, hinten
innen spitz ausgezogener, schräggestellter Fleck. Längs der Mitte
des Rückens zwei unter sich um 1,2 mm entfernte, parallele Längs-
reihen von je 4 Punkten ; diese Paare sind unter sich von vorn nach
hinten je 4, 3,5 und 1,5 mm entfernt; das letzte Paar kleiner und
kurz vor dem Hinterrande gelegen. Der wichtigste Unterschied
zwischen dieser Zeichnung und derjenigen von D. malagassa (Kakscii)
ist das Vorhandensein bei malagassa eines Querfleckens am Vorder-
rande und zweier Schrägflecke zwischen den beiden Binden, von
denen die letzte unterbrochen ist. — Die Behaarung der Extremi-
5*
täten besteht aus kürzeren, dunkleren, anliegenden und längeren,
hellbräunlichgelben, an der Basis braunen, abstehenden Borstenhaaren;
letztere sind gleich oder länger als der Durchmesser der betreffenden
Glieder. — In Spiritus erscheinen Cephalothorax und Extremitäten
oben rötlich oder hell braunrot; der Kopfteil dunkler als der Brust-
teil. Abdomen mit dunkelbraunem, nicht unterbrochenem Randbande,
der Bauch hellgelblich, die Lungendeckel lebhafter gelb. Maxillen
und Lippenteil erscheinen im Fluidum blutrot. — Kopfteil mit Mittel-
grube, die aber länglich, nicht quer, ist.
Bestachelung. Femur I oben und vorn je 1. 1, II oben 1. 1
(subapical und subbasal), vorn und hinten je 1. 1. 1; III oben 1. 1,
vorn 1. 1. 1 oder 1. 1, hinten keine; IV oben 1. 1, vorn 1 (sub-
basal) Stachel. Alle Patellen in der Mitte 1 Stachel. Tibien I und II
unten 2. 2. 2, III unten 1. 2. 2 oder 2. 2. 2, IV unten 1. 2. 1 (die
drei vorn!); an Lateralstacheln hat I hinten 1. 1, II vorn und hinten
je 1. 1, III beiderseits 1 (submedian) oder vorn 1. 1, hinten 1 Stachel.
Metatarsen unten 2. 2 ; III kann einen vorderen Lateralstachel haben.
Totallänge 24 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 10, mit
12 mm lang, 11 mm breit. Abdomen 12 mm lang, 9 mm breit.
Mandibeln 4,3 mm lang, an der Basis beide zusammen 5,5 mm breit.
Vordere Augenreihe 4, hintere 5 mm lang. Sternum 5 mm lang, 4,5 mm
breit. Palpen: Femoralglied 4, Patellarglied 1,5 mm lang, 1,4 mm breit
an der Spitze, Tibialglied 2 mm lang, 1,9 mm breit, Tarsalglied
4 mm lang, 2,2 mm breit. — Beine: I Coxa + Trochanter 5, Femur 12,
Patella + Tibia 13,5, Metatarsus + Tarsus 13,5 mm; II bezw. 5;
14,5; 18,5; 17 mm: III bezw. 4,8; 12; 14; 12,5 mm; IV bezv^r.
5; 11,5; 12; 12 mm. Totallänge: I 44; II 55; III 43,3: IV 40,5 mm.
Also: II, I, III, IV.
Torania Sim. 1886.
53. Torania Mannt Strand n. sp.
5. Die hintere Augenreihe 6 mm, die vordere 4,5 mm lang;
die hintere so schwach recurva, daß eine die M.A. hinten tangierende
Linie die S.A. kaum im Zentrum schneiden würde; letztere viel
größer, mit den ungefähr gleich großen vorderen S.A. auf einer ge-
meinschaftlichen schrägen Erhöhung sitzend, nach außen und hinten
gerichtet; die hinteren M.A. unter sich etwas weniger als von den
hinteren S.A. , aber ungefähr in ihrem Durchmesser weiter als von
den vorderen M.A. entfernt. Die vordere Augenreihe bildet mit den
Oberrändern eine gerade, mit den unteren eine schwach procurva
- 60 —
gebogene Linie ; die M.A. ein wenig kleiner als die S.A. , aber viel
größer als die hinteren M.A., unter sich und von den vorderen S.A.
in ihrem halben Durchmesser, vom Rande des Clypeus noch weniger
entfernt. Die Außenränder der M.A. bilden ein Trapez, das vorn
1,8, hinten 2,1 mm breit und 2 mm lang ist. — Mandibeln kürzer
als Patellen I (bezw. 6 und 7,5 mm), an der Basis 7,5 mm breit;
die Klaue 4 mm lang. — Bestachelung. Alle Femoren oben in
der Mittellinie 1 (submedian), 1 (subapical), I vorn jedenfalls 1. 1
(submedian und subbasal), hinten 1. 1. 1 Stacheln, II und III vorn
und hinten je 1. 1. 1 , IV vorn 1. 1. 1 , hinten 1 nahe der Spitze.
Patellen I bis III vorn und hinten je 1 Stachel ; IV scheinen un-
bestachelt zu sein. — Alle Tibien unten 2. 2. 2, von denen die apicalen
erheblich kürzer, I — III vorn und hinten je 1. 1 oder hinten nur 1
(am Ende des ersten und Anfang des letzten Drittels), IV vorn l in
der Endhälfte, hinten keine; I und II oben 1. 1 (subbasal und sub-
median) Stacheln. Metatarsus I— III unten 2. 2, vorn und hinten
je 1. 1, alle in der Basalhälfte ; IV unten 2. 2, vorn 1. 1. 1, hinten
an der Spitze 1 Stachel. — Palpen : Femoralglied oben nahe der
Spitze 1. 4, Patellarglied jederseits 1, Tibialglied oben 1, innen 2
(alle drei subbasal), außen 1. 1, Tarsalghed außen 1. 1, innen 2
(subbasal) Stacheln. — Scopula an allen Tarsen, an den Metatarsen I
bis II fast bis zur Basis, an III unten fast bis zur Basis, an den
Seiten weniger weit, an IV noch weniger weit, sowie dünner und
die Scopulahaare der Seiten nicht halb so lang als die an den
Vorderpaaren, wo sie fast so lang als der Durchmesser des Gliedes
sind. Die Endhälfte des Tarsalgliedes der Palpen oben wie unten
sehr dicht, aber kurz behaart; eine eigentliche Scopula ist doch
nicht vorhanden. — Das Genitalfeld erscheint in Flüssigkeit ge-
sehen als ein vorn etwas abgerundetes , rötlichgelbes Viereck , das
3,5 mm lang, vorn 3 mm breit, hinten ein wenig schmäler ist und
eine fast viereckige, vorn etwas abgerundete, hinten quergeschnittene,
seichte Grube, die 2 mm lang und hinten l,ü mm breit ist, ein-
schließt ; diese ist an den Seiten von einem schmalen , schwarzen,
hinter der Mitte etwas erweiterten und schwach nach außen konvex
gebogenen Rand umgeben, welche Ränder sich vorn nach innen und
ein wenig nach hinten umbiegen ohne zusammenzustoßen. Außen
ist dieser Rand von einem rotbraunen Ring umgeben, der etwa 7^
so breit als die Grube ist. Letztere ist im Grunde gelblich und hat
ein dunkler gefärbtes, fast Vu ihrer Breite einnehmendes, niedriges,
abgerundetes Längsseptum , das vorn und kurz vor der Spitze sich
- 70 —
schwach erweitert und am Hinterrande ein ähnliches Querseptum
bildet. Trocken gesehen zeigt es sich, daß die vom Vorderrande
ausgehende Längserhöhung nur bis etwa zur Mitte reicht , dann
kommt eine ähnliche Quererhöhung, die nach hinten konvex halb-
zirkelförmig gebogen ist und nicht die Seitenränder der Grube er-
reicht, sowie endlich die Quererhöhung des Hinterrandes, die in der
Mitte und an beiden Seiten rundlich erweitert ist. Die in Spiritus
erkennbaren schwarzen Ränder präsentieren sich nun als tiefe, schmale,
hinten plötzlich erweiterte und daselbst einen kleinen , niedrigen
Längswulst einschließende Furchen.
Cephalothorax mit Mundteilen und Extremitäten in Spiritus
gesehen schön braunrot mit violettem Anfluge, die Augenhügel innen
schwarz, die Mandibeln ein klein wenig dunkler als der Cephalothorax,
Sternum hinten und mitten , sowie Coxen und Trochanteren unten
heller, gelblichrot, Mandibelklaue schwarzbraun, an der Spitze heller.
— Abdomen im Grunde ockergelb, oben und an den Seiten braun
gezeichnet: das Rückenfeld beiderseits längs dem Rande mit etwa
3 unregelmäßigen Reihen Längsflecke oder kurze Striche, am Vorder-
rande einige mehr rundliche Flecke und vor der Mitte beiderseits
zwei Reihen von je 2 — 3 länglichen Schrägflecken, sowie außen vom
mittleren dieser Flecke ein größerer, etwa dreieckiger Schrägfleck;
über die Mitte des Rückens eine unregelmäßige, mitten fast unter-
brochene, aus zusammengeflossenen Flecken gebildete Querbinde von
3 — 4 mm Breite und eine ähnliche , schmälere kurz weiter hinten,
sowie endlich eine Querreihe von etwa drei rundlichen Flecken.
Endlich sind die Seiten undeutlich längsgefleckt und gestreift. Diese
so unregelmäßige Zeichnung wird wahrscheinlich ziemlich variabel
sein, aber sich meistens als 3—4 mehr oder weniger unterbrochene
Querbinden erkennen lassen können. Sie ähnelt etwas derjenigen
von Torania gloriosa Sim. Bauch und Epigaster einfarbig ockergelb.
Die unteren Spinnwarzen ockergelb, die anderen bräunlich.
Der Cephalothorax ist dicht, fein, anliegend, grauweißlich und
bräunlich behaart; die Extremitäten mit ebensolcher Grundbehaarung,
sowie mit entfernt stehenden, sehr feinen, bräunlichgelben, gerade
abstehenden Haaren , die meistens erheblich länger als der Durch-
messer der betreffenden Glieder sind. Die feine braune Behaarung
bildet an den Femoren einen großen Fleck vorn an der Spitze und
kleinere Flecke an der Basis der Stacheln , an den Tibien je einen
am Ende und Basis. Stacheln dunkel rötlichbraun. Scopula er-
scheint von oben braungelblich, unten dunkelgrau. Die braune Be-
— 71 —
haarung scheint auch am Cephalothorax Flecke zu bilden, die aber
nicht genau zu erkennen sind, weil teilweise abgerieben. Mandibeln
mit feinen hellgrauen Haaren und abstehenden bräunlichen Borsten;
die Bürste der Falzränder lebhaft gelbrot. Die Unterseite des Cepha-
lothorax hell graubräunlich behaart. Abdomen mit silberweißen,
glänzenden und bräunlichgelben oder ockergelben Härchen, ent-
sprechend den oben beschriebenen Zeichnungen ; längere, abstehende
Haare finden sich fast nicht. — Der Bauch mit zwei aus haarlosen,
eingedrückten Punkten gebildeten Längslinien, die nach außen konvex
gebogen sind, weder Epigyne noch Spinnwarzen erreichen, vorn unter
sich um 3 mm und von der Spalte um 2,5 mm , in der Mitte um
4,5 mm, an den Hinterenden um 2 mm unter sich entfernt sind.
Cephalothorax 13 mm lang, 12,6 mm breit. Abdomen 20 mm
lang, 15 mm breit. Palpen: Femoralglied 5, Patellarghed 2,4, Tibial-
ghed 3 , Tarsalghed 5,5 mm lang, — Beine : I Coxa + Troch. 6,5,
Femur 15, Patella + Tibia 20, Metatarsus + Tarsus 18,5 mm; H
bezw. 6,5; 17; 24; 22 mm: HI bezw. 6,5; 14; 17; 14 mm; IV
bezw. 6,5; 13,5; 16; 15,5 mm. Totallänge: 160, H 69,5, HI 51,5.
IV 51,5 mm. — Bei einem anderen Exemplar ist Cephalothorax
ohne Mandibeln 13,5, mit Mandibeln 14,6 mm lang, 13,3 mm breit.
Abdomen 16 mm lang, 11,5 mm breit. Beine: I bezw. 6,5; 15,5;
20; 19,5 mm; IV bezw. 6,5; 13,5; 16,5; 16,5 mm. Beim letzteren
Exemplar, das wahrscheinlich schon die Eier abgelegt hatte, sind die
Zeichnungen undeutlicher und die Färbung dunkler.
Fundort: Lagos (Mann).
Enspavassus Sim. 1903.
54. Fyusparassus argelasius (Latr.) 1818.
Fundort: Ain Sefra (Vosseler).
55. Eusparassus o-dentatus Strand n. sp.
$. Die vordere Augenreihe 2,5. die hintere 3 mm lang. Die
vordere ein klein wenig, fast unmerklich, recurva, die Augen unter
sich fast gleich groß, die M.A. ein wenig größer und unter sich
fast in ihrem Durchmesser, von den S.A. um etwas weniger entfernt.
Die hintere Reihe schwach procurva, so daß eine die S.A. hinten tan-
gierende Linie die M.A. im Zentrum oder kurz vor demselben schneiden
würde; die Augen gleich groß, kleiner als die vorderen, und gleich
weit unter sich entfernt. Die M.A. bilden mit ihren Außenrändern
ein Feld, das vorn 1,2, hinten 1,5 breit und 1,3 mm lang ist.
— 72 -
Am unteren Falzrande 5 Zähne , von denen die drei vorderen
unter sich gleich groß und gleich weit entfernt sind ; die beiden
anderen, besonders der letzte, etwas kleiner und ein klein wenig
näher beisammen; am oberen Rande 3 Zähne, von denen der vor-
dere viel größer, der innerste sehr klein ist. — Cephalothorax oben
hoch gewölbt. — Abdominalrücken mit 2 Paaren schwärzlicher
Muskelpunkte, die ein Trapez bilden, das hinten 3, vorn 2,2 mm
breit und 3,3 mm lang ist.
Bestachelung (II fehlt!). Femur I oben und vorn je 1. 1,
hinten 1. 1. 1, III oben 1. 1, vorn und hinten je 1. 1. 1, IV oben
1. 1, hinten und vorn je 1 Stachel nahe der Spitze, vorn außerdem
je 1 Borste Mitte und Basis. Alle Patellen unbewehrt. Tibia I
unten 2. 2 (Mitte und Basis), vorn und hinten je 1. 1, III unten 1
(hinten). 2, vorn und hinten je 1. 1, IV unten 2. 2, vorn und hinten
je 1. 1 Stacheln. Metatarsen I und III unten 2. 2, vorn und hinten
je 1. 1, alle in der Basalhälfte : IV wie III, und außerdem an der
Spitze jederseits 1 viel kleinerer Stachel. Scopula an allen Tarsen,
an den Metatarsen I und III an den Seiten bis zur Mitte , unten
fast bis zur Basis, aber dünner, am IV nur im apicalen Drittel. —
Palpen: Femoralglied oben 1. 4, Patellarglied jederseits 1, Tibial-
glied innen 2, außen 1, Tarsalglied jederseits an der Basis 1 Stachel.
Das Genitalfeld sehr groß, abgerundet viereckig, etwa 2,2 mm
breit, 2 mm lang, im Grunde gelblich, beiderseits von einer bräun-
lichen Linie undeutlich begrenzt, in der Mitte graubläulich mit zwei
Reihen dunklerer ebensolcher Querstriche oder Querflecke; der Hinter-
rand schmal schwärzlich. Trocken gesehen erscheint es ganz schwach
erhöht und gewölbt, hinten mit einer etwa halbzirkelförmigen tiefen
Grube, deren Seitenränder hinten einen kleinen schwarzen, etwas
nach innen gerichteten Höcker bilden ; hinten wird sie von einem
schmalen, hellgefärbten, konvex nach oben gebogenen Rand, der
auch in der Mitte kaum so hoch als der Vorderrand ist, begrenzt.
Cephalothorax und Extremitäten hell bräunlichgelb, ersterer
unten blaßgelb, der Lippenteil etwas dunkler, an der Spitze schmal
weißlich, Mandibeln gelblichbraun mit 2 — 3 helleren Längsstrichen
und schwarzbrauner Klaue. Die S.A. innen, die hinteren M.A. vorn
schmal schwarz angelegt. Die Metatarsen , Tarsen , sowie Tarsal-
glied der Palpen gebräunt. Das fast kugelige, gegen die Spinnwarzen
doch stark zugespitzte Abdomen gelb, etwas graulich (im Leben
vielleicht grün) , oben mit einem nach hinten zugespitzten , bis zur
Mitte reichenden beiderseits zweimal kurz gezackten , hinten fein
— 73 -
verästelten, graulichen Herzstreif, der so breit als die Femoren ist
und sich nach hinten als ein feiner Strich bis zu den Spinnwarzen
verlängert. Der Bauch fein weißlich punktiert mit zwei undeutlichen,
graulichen Längsbinden in der Mitte. Epigaster und Epigyne bräun-
lichgelb, die Spalte etwas dunkler.
Totallänge 19 mm. Cephalothorax 7,5 mm lang, 6,5 mm breit.
Abdomen 12,5 mm lang, 9,5 mm breit, 9,5 mm hoch. Mandibeln
länger als Patellen I (bezw. 3,8 und 3,5 mm). — Beine: I Coxa +
Trochanter 3,2 , Femur 8 , Patella + Tibia 10 , Metatarsus + Tarsus
10 mm; (II fehlt); III bezw. 3; 6,5; 7,1; 7,1 mm; IV bezw. 3,2;
7,5; 8,2; 8,2 mm. Totallänge: I 31,2; (II ?) ; III 23,7; IV 27,1 mm.
Fundort: Goldküste (L. Wiessner).
56. Eusparassus 6-dentatus Strand n. sp.
$ suhad. Der vorigen Art sehr nahestehend , aber durch die
Bewehrung der Mandibeln leicht zu unterscheiden : am unteren Piande
6 Zähne, von denen die 2—3 hinteren allerdings ganz rudimentär
sind ; am oberen Rande nur zwei, von denen der vordere viel größer ist.
Augen der vorderen Reihe ein wenig näher beisammen als bei
der vorigen Art; die M.A. unter sich in ^/s, von den S.A. in V2
ihres Durchmessers entfernt. Eine die hinteren S.A. hinten tangierende
Linie würde die M.A. vor dem Zentrum schneiden ; letztere unter sich
um ein unbedeutendes weiter als von den S.A. entfernt. Sonst wie
bei voriger Art.
Bestachelung : Alle Femoren oben 1. 1 (submedian und subapical),
1 und IV vorn 1. 1, II und III vorn 1. 1. 1, I— III hinten 1. 1. 1,
IV hinten 1 Stachel. Patella an der Spitze eine kleine Borste. Alle
Tibien unten 2. 2 lange Stacheln (submedian und subbasal), I und IV
vorn 1 (subapical), II — III vorn 1. 1, I und II hinten 1. 1, III und
IV hinten 1 Stachel. Metatarsen I— III unten 2. 2, vorn und hinten
je 1. 1, alle in der Basalhälfte , IV unten 1 (hinten). 2, vorn und
hinten 1. 1, sowie an der Spitze jederseits 1 kleiner Stachel. Palpen:
Femoralglied nahe der Spitze oben 1. 2, vorn 1, Patellarglied subbasal
oben und jederseits je 1 feine Borste, Tibialglied innen unweit der Basis
1 sehr langer, gebogener Stachel und 1 lange feine Borste, außen
1 Stachel ; Tarsalghed nahe der Basis innen 2, außen 1 Stachel.
Gefärbt wie die vorige Art, nur sind die Mandibeln nicht dunkler
als der Cephalothorax und ganz einfarbig, die Klaue rotbraun. Die
Endglieder der Beine nicht, die der Palpen kaum gebräunt. Abdomen
reiner, heller gelb. Der Herzstreif des Abdominalrückens schmäler,
- 74 -
nur halb so breit als die Femoren, ohne Verästelungen und nicht
in einer feinen Linie bis zu den Spinnwarzen fortgesetzt. Der Bauch
mit einem schmalen ockergelblichen Mittelfeld. Muskelpunkte des
Rückens kaum erkennbar. — Form des Abdomen wie bei voriger
Art; der Cephalothorax weniger hoch gewölbt.
Dimensionen (NB. subad. !) : Totallänge 14 , Cephalothorax
5,7 mm lang, 5 mm breit. Abdomen 9,3 mm lang, 6,5 mm breit,
6 mm hoch. Beine : I Coxa + Trochanter 2,5, Femur 6,5, Patella +
Tibia 7,5, Metatarsus + Tarsus 8 ; II bezw. 2,5 ; 7,5 ; 9 ; 8,5 ; III bezw.
2,2; 5,6; 5,6; 6 mm; IV bezw. 2,5; 6,7; 6,7; 7 mm. Mandibeln
kürzer als Patella I (bezw. 2,8 und 3 mm).
Fundort: Lome, West- Afrika (Schneider).
Heteropoäa Latr. 1804.
57. Heteropoäa venatoria (L.) 1758.
Fundorte : Kamerun (Leimenstoll, Pahl), Malimba, West-Afrika
(Pahl), Goldküste (Spieth, H. Simon, Frey), Lome, Togoland (Schneider),
Dualla, Kamerun (Gebr. Spellenberg), West-Afrika (Mann), Kilwa, Ost-
Afrika (Dr. Wagner), Bagamoyo (Dr. Steudel). — Daß Heteropoäa
Blaesei Sim. unter diesen westafrikanischen Exemplaren sich nicht
findet, kann ich versichern. — Ein Eikokon von Bagamoyo war
plattenförmig, im Durchmesser 24 mm bei 10 mm Höhe, hell gelb-
grau gefärbt und enthielt 600 Junge von 2,5 mm Länge ; sämtliche
ausgeschlüpft.
Palystes L. Koch 1875.
58. Palystes castaneus (Latr.).
Fundort: Cap (v. Ludwig; Krauss: v. Barth).
Größe eines $: Cephalothorax 12 mm lang, 9 mm breit.
Mandibeln =; Patella 1^5 mm. Abdomen 15 mm lang. Palpen :
Femoralglied 4, Patellar- + Tibialglied 4,5, Tarsalglied 4,5, zusammen
13 mm, also länger als der Cephalothorax. — Beine: I Coxa +
Trochanter 5,5, Femur 11,5, Patella + Tibia 14,5, Metatarsus +
Tarsus 13 mm; II bezw. 5,5; 12; 15; 12,7 mm; III bezw. 5; 10;
12; 10 mm; IV bezw. 5,5; 12: 13,5; 12 mm. Totallänge: I 44,5;
II 45,2; III 37; IV 43 mm.
6. Cephalothorax 13 mm lang, 9,5 mm breit. Abdomen 14 mm
lang. Mandibeln kürzer als Patellen I (bezw. 5,8 und 6,5 mm). —
Palpen : Femoralglied 5, Patellarglied 2,5, Tibialglied 3,2, Tarsalglied
5 mm lang. Länge der Beine: I bezw. 6; 16,5; 22; 19 mm; II = I ;
— To-
ni bezw. 5,2; 13,5; 16,5; 13 mm; IV bezw. 5,5; 16; 17; 16 mm.
Totallänge: I 63,5; II 63,5; III 48,2; IV 54,5 mm. — Das kleinste
vorliegende Exemplar: Cephalothoiax 10 mm lang, 8,5 mm breit.
Abdomen 10,6 mm lang. — Beine: I bezw. 4,5; 13,5; 19,5; 16,5 mm;
II = 1: III bezw. 4,2; 11; 13,5; 11,5 mm; IV bezw. 4,5; 13,5;
15: 14 mm. Totallänge: I 54; II 54; III 40,2; IV 47 mm. Man-
dibeln 4,6 mm, Patellen I 5,5 mm lang. Palpen: Femur 4,6; Patella
2,2; Tibia 2,8: Tarsus 4,2 mm.
Chiracanthiuin C. L. Koch 1839.
59. Chiracanthium camerunetise Strand n. sp.
5. Die vordere Augenreihe ganz schwach recurva; die M.A.
größer, von den S.A. um kaum ihren Durchmesser, unter sich um
noch weniger, vom Rande des Clypeus kaum in ihrem halben Radius
entfernt. Die hintere Reihe gerade ; die Augen gleich groß und gleich
weit unter sich entfernt. Das Feld der M.A. breiter als lang, vorn
ein klein wenig schmäler als hinten. Die hinteren M.A. von den
vorderen um viel weniger als unter sich entfernt. — Mandibeln
länger als an der Basis breit (bezw. 1,5 und 1,3 mm). — Be-
stachelung: Femoren I — III vorn in der Endhälfte 1. 1, IV vorn
nur 1, III und IV hinten nahe der Spitze 1 Stachel. Alle Patellen
unbewehrt, aber vielleicht ist eine Borste an der Spitze vorhanden
gewesen. Tibia I unten in der Mitte 2, IL unbewehrt, III in der
Endhälfte jederseits 1, IV wie III oder nur hinten 1 Stachel. Meta-
tarsus I und II unten 2 an der Basis , 1 an der Spitze , III unten
an der Basis 2 , jederseits in der Mitte 1 , an der Spitze ein Ver-
ticillus von 5 Stacheln; IV unten 2. 2, hinten 1. 1, alle je in der
Mitte und an der Basis, vorn 1 in der Mitte, an der Spitze wie III.
Palpen ganz unbewehrt. — Die oberen Spinnwarzen erheblich
länger als die unteren : das Grundglied allein fast so lang als die
unteren; die Grundglieder schräg nach oben und außen gerichtet,
die Endglieder parallel. Das Basalglied der oberen ist etwa 2mal
so lang als an der Spitze breit und daselbst ein wenig breiter als
an der Basis; das Endglied etwa halb so breit und etwas kürzer
als das Basalglied. Die unteren Spinnwarzen viel dicker als die
oberen , gegen die Spitze schwach verschmälert und kaum doppelt
so lang als an der Basis breit. — Epigyne, die gewiß nicht ganz
reif ist, erscheint in Spiritus als ein kleines, hellgelbes, trapezförmiges
Feld, das noch V2mal so breit als lang ist und an den Seiten
von zwei braunen , nach hinten schwach konvergierenden Strichen
— 76 —
(Furchen ?) begrenzt ist ; diese sind vorn durch eine feine , gerade,
braune Querlinie verbunden. In der Mitte ein dunkler Querfleck,
der hinten einen Strich bis zum Hinterrande entsendet.
Der ganze Körper gelblichweiß behaart. Cephalothorax hell
bräunlichgelb ; die Augen der hinteren Reihe von sehr schmalen,
schwarzen, die der vorderen von Ringen, die sich hinten und innen
erweitern , umgeben. Mandibeln graubräunlich , Klaue rötlichbraun.
Die Beine einfarbig blaßgelb. Maxillen und Lippenteil ein wenig
graulich, sonst ist die Unterseite des Cephalothorax blasser als die
der Oberseite. Die Tarsen an der Spitze kurz, die Palpen ein wenig
weiter gebräunt. Abdomen gelblichgrau, dicht weißlich punktiert,
mit einem grauen, lanzettförmigen Herzstreif, der 1,5 mm lang und
etwa so breit als die Tibien I ist und von zwei kaum halb so langen
Querstrichen, einem dickeren in der Mitte und einem dünneren kurz
hinter der Mitte, geschnitten wird. Der Herzstreif beiderseits weiß-
lich angelegt. Die untere Hälfte der Seiten dichter weiß punktiert;
der Bauch, die Spinnwarzen und das Epigaster einfarbig.
Größe des wahrscheinlich nicht ganz reifen Exemplars : Total-
länge 6,3 mm. Cephalothorax 3 mm lang, die größte Breite 2 mm,
an der Insertion der Palpen 1,5 mm breit. Abdomen 3,6 mm lang,
1,9 mm breit. — Palpen: Femoralglied 1,1, Patellar- + Tibialghed
1,2, Tarsalglied 1,1 mm lang. Beine: I Coxa + Trochanter 1,3,
Femur 3, Patella + Tibia 4, Metatarsus 2,7, Tarsus 1,4 mm; II bezw.
1,2; 2,3; 2,8; 2; 1,1mm; HI bezw. 1,2; 2,1; 1,6; 1mm; IV bezw.
1,3; 2,8; 3; 2,5; 1,1 mm. — Beine: I 12,4; H 9.4: HI 7,7 ; IV
10,7 mm.
Fundort: Kamerun (Pahl).
Ctenus Walck. 1805.
60. Ctenus cribensis Strand n. sp.
$. Totallänge 30 — 32, Cephalothorax 14—15 mm lang, 11 mm
breit. Abdomen 16,5 mm lang, 11 mm breit. Beine: I Coxa + Troch.
6,5, Femur 13, Patella + Tibia 17, Metatarsus + Tarsus 15 (Metat.
11.5 mm); H bezw. 6; 13; 16; 14 mm; HI bezw. 6; 10,5; 12;
12,5 mm; IV bezw. 6,7; 12,5; 15; 18 mm (Metat. 14 mm). Totallänge
I 51,5; H 49; HI 41; IV 52.2 mm.
Alle Femoren oben 1. 1. 1, vorn: 1 2. 1, H 1. 1. 1, HI 1. 1.
1. 1 oder 1. 1. 1. 1. 1, IV 1. 1. 1, hinten: I und H 1. 1. 1, HI
1. 1. 1. 1, IV 1. 1 (beide nahe der Spitze). Patella I und II unbewehrt,
III und IV beiderseits 1 Stachel. Tibia I unten 5 Paare, von denen
— 77 —
No. 4 mehr seitwärts gerückt ist, keine Lateralstacheln ; II unten wie I,
vorn 1 submedianer Stachel; III unten 2. 2. 2, vorn, hinten und
oben je 1. 1 Stachel oder oben 1. 1. 1 ; IV oben 1. 1. 1, sonst wie
III. Metatarsus I unten 2. 2. 2 (die apicalen ein wenig mehr seit-
wärts); II wie I; III unten wie I, vorn 1. 1. 1, hinten 2. 1. 1 oder
1. 1. 1; IV unten 2. 2. 2, vorn 1. 1. 2 oder 1. 1. 1, hinten 1.
1. 1 Stachel, oben 1 (submedian) Stachel.
Behaarung des Abdomen und Cephalothorax dunkel rostbraun,
die Beine etwas heller. — Länge der Palpen: Femur 5, Patella 3,
Tibia 3,5, Tarsus 4,5, zusammen 16 mm.
Am nächsten wird unser Ctenus mit C. scopulatus Poe. 1899
verwandt sein; unterscheidet sich aber durch andere Augenstellung.
Das Feld der M.A. hinten breiter als lang (ohne Messung könnte
man es leicht für mindestens so lang als breit halten !) und die Höhe
von Clypeus überschreitet nicht 2 Durchmesser der vorderen M.A.
(bei scopulatus soll Clypeus ungefähr gleich 3 Durchmesser sein). —
Ob die Behaarung des Gesichtes von derjenigen der Oberseite ver-
schieden gewesen, läßt sich mit Sicherheit nicht erkennen, weil zu
stark abgerieben ; es scheint aber, daß dies nicht der Fall gewesen.
(Mandibeln oben gänzlich abgerieben.) — Scopula erscheint trocken
graulichbraun, gefeuchtet aber grauschwärzlich. Abdomen ist (trocken
gesehen) zwar „indistinctly variegated with black and red above".
dies scheint mir aber nur dadurch hervorgerufen, daß die rötlichen
Haare stellenweise abgerieben sind ; dagegen zeigt er in Sprit ge-
sehen einen helleren Basalstreif. Weder trocken noch gefeuchtet
unterscheidet sich der Bauch vom Rücken in Färbung oder Behaarung.
Epigaster ist dagegen wie bei scopulatus. Sternum und Coxen nicht
dunkler als der Cephalothorax oben. Epigyne dadurch unterschieden,
daß „the median sclerite" nur hinten rot gefärbt ist, daselbst ganz
stark niedergedrückt und etwas erweitert, und diese Erweiterung
durch eine Querfurche deutlich vom vorderen Teil des Mittelstückes
getrennt. Tibia II = IV = 10,5, also ungef. = Breite des Cephalo-
thorax (was mit scopulatus stimmt).
Von dem ebenfalls sehr nahe verwandten Ct. Batesi Poe. 1903
dadurch zu unterscheiden, daß die Entfernung der vorderen und
hinteren M.A. um ein Unbedeutendes kleiner als der Durchmesser
der vorderen M.A. ist, daß die Beine nicht dunkler als der Cephalo-
thorax sind, daß Abdomen oben einen helleren Basalstreif hat, und
was PoceocK über die Epigyne von Batesi schreibt (von einer hinteren
Querfurche ist daselbst keine Rede), scheint auch auf spezifische Ver-
— 78 —
schiedenheit zu deuten. Die Beine bei Batest unbedeutend kürzer. —
Epigyne hat viel Ähnlichkeit mit der von Kingsleyi F. Cbr., aber das
Mittelstück ist an den Seiten nicht gerandet, sondern sanft abgerundet,
das hintere Querstück ist durch eine scharfe Querfurche vom Mittel-
stück getrennt und der nach hinten und innen gerichtete Seitenhöcker
ist nicht aus zwei zusammengesetzt; endlich ist das Vorderstück
breiter und kürzer und jederseits desselben, mit der übrigen Epigyne
nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehend, ist eine kleine läng-
liche Vertiefung, die eine niedrige Erhöhung in der Mitte zeigt. Das
hintere Querstück, sowie die Spitze des Mittelstückes erscheint blutrot,
die übrige Epigyne schwarz. Von Ct. Kingsleyi außerdem durch
kürzere Beine und andere Bestachelung etc. verschieden.
Fundort: Kribi, Kamerun (Pahl).
61. Ctenus Beerivaldi Strand n. sp.
6 subad. Die vorderen S.A. und hinteren M.A. bilden mit
ihren Unterrändern eine gerade Linie; die vorderen M.A. unter sich
und von den hinteren M.A. reichlich in ihrem Radius, vom Rande
des Clypeus in etwa IVs ihres Durchmessers entfernt. Die vorderen
S.A. von den hinteren in ihrem Durchmesser, von den hinteren M.A.
um deutlich weniger entfernt. Die hinteren M.A. von den nicht viel
kleineren Augen III um den Durchmesser der letzteren, unter sich
um reichlich ihren Radius entfernt. — Am unteren Falzrande vier
starke, fast gleich große Zähne; am oberen zwei, von denen der
innere erheblich größer ist. — Bestachelung. Alle Femoren oben
mitten 1. 1. 1; I vorn 1. 2. 1, hinten 1. 1. 1. 1; II vorn 1. 1. 1. 1
in gebogener Reihe, hinten 1. 1. 1. 1; III vorn 5 in gebogener,
hinten 4 in gerader Reihe; IV vorn 1. 1. 1. 1, hinten 1. 1. 1 Stacheln.
Patellen I und II vorn, III und IV beiderseits 1 Stachel. Tibien I
und II unten 5 Paare, vorn 1 (Mitte), hinten 1. 1, oben 1 kleiner,
basaler Stachel; III und IV unten 2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1,
oben 1. 1. 1 Stacheln. Metatarsus I und II unten 2. 2. 3, III unten
2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1. 2, IV unten 2. 1. 2. 2, vorn
1. 1. 2, hinten I. 2. 2 Stacheln. — Palpen: Femoralglied oben 1. 4,
Patellarglied innen 1, Tibialglied innen 2, oben und außen je 1
Stachel, das (unreife) Tarsalglied innen 2. 1 Stacheln. — 2 Tarsal-
krallen.
Trocken gesehen erscheint das ganze Tier oben hell ockergelblich
behaart; Mandibeln hellbraun mit rötlichen Falzrandbürsten, Unter-
seite des Cephalothorax dunkelbraun bis schwärzlich behaart. Der
- 79 —
Kopfteil oben vorn mit bräunlichen längeren Haaren entfernt bewachsen
und längs der ganzen Rückenmitte eine dunkler oder mehr rostfarbig
gelbe Binde. Abdomen oben lebhafter, mehr goldgelblich behaart
als der Cephalothorax. — Der Cephalothorax ist ziemlich niedrig,
hinten kaum höher als vorn, von kurz hinter den Augen nach vorn
schwach abfallend.
In Spiritus erscheint Cephalothorax gelblichrot mit drei
bräunlichen Schrägstrichen jederseits von der Rückenfurche bis gegen
den Rand hin ; die beiden vorderen enden kurz , der hintere weit
vom Rande. Die Augen grüngelb glänzend , in breiten schwarzen,
zusammengeflossenen Ringen. Auf der hinteren Abdachung ein bis
zur Mitte der Rückenfurche sich erstreckender, nach vorn zugespitzter,
bräunlicher, undeutlicher Fleck. Die schmale, tiefschwarze Rücken-
furche 3 mm lang. Der Rand des Brustteils fein braun. Mandibeln
schwarzbraun , an der Spitze innen rötlich ; die Klaue schwarz , an
der Spitze rötlich. Maxillen hellrot, an der Spitze gelblich, außen
schmal dunkler umrandet. Lippenteil schwarz, an der Spitze hell-
gelb. Sternum schwarz. Coxen olivenbräunlich grauschwarz. Alle
Femoren unten gelb, etwas ockerfarbig, oben, sowie die übrigen
Glieder rotgelb; die Metatarsen und Tarsen etwas gebräunt. Die
an allen Tarsen, Metatarsen I — III und Endhälfte der Metatarsen IV
vorhandene Scopula dunkelgrau. — Abdomen oben ockergelb
mit 4—6 Paaren schwarzer Flecke, von denen die drei vorderen
groß, länglich, tiefschwarz, schräggestellt, die beiden hinteren klein
sind. Die beiden vorderen Paare bilden ein Trapez, das vorn 3,5,
hinten 4,2 mm breit und 2,7 mm lang ist; die Paare No. II und III
eines, das vorn 4,2, hinten 3 mm breit und 3 mm lang ist, No. III
und IV eines, das vorn 3, hinten 2 mm breit und 1,6 mm lang ist.
Die beiden hinteren Paare unter sich um 1,3 mm entfernt. Die
Unterseite ein wenig dunkler mit einem helleren, nach hinten schwach
verschmälerten Mittelfeld, das mit 3 gleichbreiten, scharf begrenzten,
geradseitigen , an der Vorderspitze zusammenhängenden, schwarz-
grauen Längsstrichen gezeichnet ist ; das hintere Drittel des Mittel-
feldes einfarbig hellgelb. Seitlich ist dies Feld von Reihen schwarzer
Flecke begrenzt und etwa 4 größere und zahlreiche kleinere schwärz-
liche Flecke befinden sich an den Seiten des Bauchfeldes. Epigaster
hell schwefelgelb, Spinnwarzen bräunlichgelb.
Größe (NB. subadult!): Cephalothorax 14 mm lang, 10,5 mm
breit. Abdomen 14,5 mm lang, 8,5 mm breit. Mandibeln kürzer
als Patellen I (bezw. 5,5 und 6 mm). Palpen : Femoralglied 5,
Patellarglied 2,5, Tibialglied 3, Tarsalglied (unreif!) 5 mm. — Beine:
1 Coxa + Trochanter 6,5, Femur 12,5, Patella + Tibia 17,5, Meta-
tarsus + Tarsus 15 mm; II bezw. 5,6; 11,5; 15,2; 13 mm; III bezw.
5,5; 10; 11,2; 11,6 mm; IV bezw. 6,5; 12,2: 15; 17 mm. Total-
länge: I 51,5; II 45,3; III 38,3; IV 50,7 mm.
Fundort: Tanga, Ost- Afrika (Dr. Beerwald).
62. Ctenus renivulvatus Strand n. sp.
5. Die vorderen S.A. bilden mit den hinteren M.A. eine ganz
schwach recurva gebogene Linie : die vorderen M.A. unter sich und
von den hinteren M.A. um ihren halben, vom Rande des Clypeus
kaum um ihren anderthalben Durchmesser entfernt. Das Feld der
M.A. breiter als lang. Die vorderen S.A. gleich weit und zwar kaum
in ihrem ganzen Durchmesser von den hinteren S.A. und M.A. ent-
fernt; letztere unter sich etwa in Vs ihres Durchmessers, von den
hinteren S.A. um etwas weniger als ihren ganzen Durchmesser
entfernt.
Am unteren Falzrande vier starke, ganz gleichgroße Zähne,
von denen der innere ein klein wenig weiter als die anderen unter
sich entfernt steht, am oberen Rande scheinen deren 3 große vor-
handen zu sein. — Cephalothorax hinten zwischen den Coxen II
und III am höchsten, vor der Rückenfurche horizontal, von der Mitte
des Kopfteiles nach vorn schwach abfallend.
Bestachelung. Femur I oben 1. 1. 1, vorn in der Endhälfte
2. 1, hinten 1. 1. 1; II wie I, nur die drei vorderen in gebogener
Reihe; III oben 1. 1. 1, vorn in der Endhälfte 1. 1. 1 oder 1. 1. 1. 1,
hinten 1. 1 (submedian), 1. 1 (subapical); IV oben 1. 1. 1, vorn
1. 1. 1. 1, hinten 1. 1 nahe der Spitze. Patellen I und II un-
bewehrt, III und IV jederseits 1 Stachel. Tibien I und II unten
5 Paare, II vorn 1 (submedian), III und IV unten 2. 2. 2, vorn und
hinten je 1. 1 , oben 1. 1.1 kurze Stacheln. Metatarsen I und II
unten 2. 2. 2, III und IV unten 2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1.
2 Stacheln. — Palpen: Femoralglied oben 1. 4, Patellarglied innen
1 , Tibialglied innen und außen nahe der Basis je 2 , Tarsalglied
außen 1. 1, innen 2 Stacheln. — Tarsalkrallen mit 6 nach innen
an Größe rasch abnehmenden, geraden Krallen. — Epigyne von
dem gewöhnlichen Cteniis-Typus : aus einem großen, erhöhten, nach
hinten verschmälerten Mittelstück und zwei nach hinten und innen
gerichteten Seitenhöckern bestehend ; sie ist ein wenig breiter als
lang (bezw. 1,7 und 1,5 mm), während das Mittelstück allein fast
- 81 —
doppelt so breit als lang ist; es ist vorn in der Mitte tief, rundlich
oder fast viereckig ausgeschnitten, hinten gerundet, stark nieder-
gedrückt, also etwa nierenförmig erscheinend, rotgefärbt, an den
Seiten schw^arz , der Seitenrand schwach erhöht, glatt, glänzend,
während die Mitte punktiert und gestreift, sowie behaart ist. Ein
deutliches Hinterstück nicht vorhanden. Die Seitenhöcker sind dünne,
plattenförmig dreieckige , scharf zugespitzte , an der Außenseite der
Länge nach schwach ausgehöhlte , schräg gestellte Fortsätze , die
viel weniger auffallend sind als bei verwandten Arten.
Trocken gesehen erscheinen die Extremitäten oben hell ocker-
gelblich behaart, an den Femoren kleine bräunliche Flecken an der
Basis der Stacheln und ein bräunlicher Fleck nahe der Spitze.
Cephalothorax nach den vorhandenen Eesten der Behaarung zu
urteilen etwas trüber gelb, im Augenfelde dagegen und an den
Seiten des Clypeus heller, lebhafter gelb, letzterer in der Mitte
braun, lang, abstehend behaart; Mandibeln braun abstehend be-
haart; die Klauenbürste trüb rotgelb. Cephalothorax scheint oben
eine hellere Mittel- und zwei solche Randbinden gehabt zu haben.
Abdomen oben schön ockergelblich oder goldgelblich behaart, so-
weit sich an dem zusammengeschrumpften Abdomen erkennen läßt
ohne andere Zeichnungen als zwei weit unter sich entfernte Reihen
von etwa 4 weißlichen, hinten schwarz begrenzten Punkten.
Cephalothorax im Grunde rötlich mit schmalen , undeutlichen,
braunen Schrägstrichen, die weder die Rückenfurche noch den Rand
erreichen, einer helleren Rücken- und ebensolchen Randbinde; letztere
so breit als die Patellen IV, oben von einer undeutlichen braunen,
etwa zickzackförmigen Linie begrenzt und setzt sich auf dem Kopf-
teile nicht und wahrscheinlich auch nicht auf der hinteren Abdachung
fort ; die Mittelbinde fängt am Hinterrande breit an , verschmälert
sich dann und bildet eine nur wenig hellere, undeutliche Begrenzung
der Rückenfurche und der sich von ihr bis zu den Augen fort-
setzenden dunklen feinen MittelHnie ; auf dem Kopfteile hinten zwei
parallele braune , etwa 2 mm lange , hinten querverbundene Längs-
linien. Der Rand schmal schwarz. Alle 3 Längsbinden sehr un-
deutlich, vielleicht weil der Cephalothorax stark abgerieben ist. Über
der Mitte des Kopfteiles eine feine, etwas gebogene Querlinie. Man-
dibeln mit Klaue einfarbig tiefschwarz. Unterseite des Cephalothorax
kastanienbraun , Maxillen und Lippenteil an der Spitze hellgelb, die
Coxen undeutlich dunkler umrandet. Beine wie der Cephalothorax
oben, die Femoren ein wenig heller, oben höchst undeutlich dunkler
■Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. 6
— 82 -
gescheckt, Metatarsus und Tarsus gebräunt, Scopula dunkelgrau,
Metatarsus und Tarsus I und II fast schwärzlich erscheinend. Palpen
wie die Beine, Tibial- und Tarsalglied erheblich dunkler. Abdomen
oben dunkel ockergelblich erscheinend, mit Punkten wie oben an-
gegeben; unten dunkelbraun mit zwei helleren nach hinten kon-
vergierenden Längsstrichen; Spinnwarzen hellgelb. Epigaster gelblich.
Totallänge 21 mm (Abdomen stark geschrumpft!). Cepha o-
thorax 11 mm lang, in der Mitte 8 mm, vorn 5,5 mm breit.
Palpen: Femoralglied 4,5, Patellarglied 2,2, Tibialglied 2,7, Tarsal-
glied 3,2 mm lang. Mandibeln 4,6 mm lang. Länge der Beine :
I Coxa + Troch. 5, Femur 8,5, Patella + Tibia 12, Metatarsus 7,5,
Tarsus 3 mm; II bezw. 4,5; 8; 10,2; 6,5; 3 mm; III bezw. 4; 7;
8,5; 6; 3 mm; IV bezw. 5; 9; 11; 10; 3,5 mm. Totallänge: I 33;
II 32,2; III 28,5; IV 38,5 mm.
Fundort: Goldküste, Hrafa (Spieth).
63. Ctemis aureopubescens Strand n. sp.
c? Die Außenränder der M.A. bilden ein Trapez, das hinten 2,
vorn 1,5 mm breit und 2 mm lang ist; die vorderen M.A. unter
sich um ihren halben, von den hinteren M.A. in kaum ihren ^/s, vom
Rande des Clypeus etwa in IV2 ihres Durchmessers entfernt. Hintere
Augenreihe 3,2 mm lang, die M.A. unter sich um V3, von den
S.A. kaum in ihrem ganzen Durchmesser entfernt. Die vorderen
S.A. von den hinteren S.A. in kaum den Durchmesser der vorderen
entfernt.
Bestachelung. Femur I oben 1. 1. 1. 1 oder 1. 1. 1, hinten
in der Endhälfte 1. 1. 1, vorn 1. 1. 1; II oben und hinten je 1. 1. 1,
vorn ca. 5 Stacheln; III oben und hinten je 1. 1. 1, vorn 1. 1. 1. 1;
IV oben 1. 1. 1, vorn und hinten je 1. 1. 1. 1 Stacheln. Alle
Patellen jederseits 1 Stachel. Tibia I unten 5 Paare, von denen
die Stacheln des vorletzten mehr seitwärts stehen, vorn und hinten
je 1. 1, oben 1. 1. 1; II scheint gleich I zu sein; III unten 2. 2. 2,
vorn und hinten je 1. 1, oben 1. 1. 1; IV unten 2. 2. 2, vorn und
hinten je 1. 1. 1, oben 1. 1 Stacheln. Metatarsen I und II unten
2. 2. 3, vorn und hinten je 1. 1, sowie vielleicht 1 kleinerer Stachel
jederseits der Spitze; III und IV unten 2. 2. 3, vorn und hinten je
1. 1. 1 Stacheln. Palpen: Femoralglied oben 1. 1. 4, Patellarglied
jedenfalls innen 1; Tibialghed innen 2, außen 1, alle in der Basal-
hälfte. — Cephalothorax hinten (zwischen den Coxen II und III)
hoch gewölbt, erheblich höher als die Vorderhälfte des Rückens,
— 83 —
der zwischen der Vorderspitze der Rückenfurche und den hinteren
M.A. horizontal ist.
Das Tibialghed der Palpen außen ulimittelbar hinter der
Spitze mit einem kurzen, konischen, scharf zugespitzten, nach vorn
und etwas nach außen gerichteten und mit der Spitze nach innen
und oben gebogenen, hakenförmigen, schwarzen Fortsatz, der unten
in der Mitte einen feinen Zahn hat und nicht die Spitze des GHedes
überragt. Letzteres ist gegen die Spitze, besonders außen, ein wenig
erweitert: an der Basis 1,2, an der Spitze (ohne den Fortsatz) 1,7 mm
breit, unten und innen dicht, aber nicht lang, fein, abstehend bräun-
lichgelb behaart, an der Spitze, von oben gesehen, schräg geschnitten,
mit der inneren Ecke am stärksten vorstehend. Das Tarsalglied
erscheint von oben gesehen lang, schmal, lanzettförmig, außen in
der Mitte ein wenig stärker erweitert als innen und in einer ganz
scharfen Spitze endend. Es ist überall ziemlich gleich lang und dicht
bräunlichgelb behaart, und von außen gesehen erscheint Lamina in
der Basalhälfte parallelseitig , oben sehr wenig gewölbt, während
Bulbus als ein plattenförmiges , den Rand der Lamina sehr wenig
überragendes Stück erscheint, das in der Mitte einen kurzen, breiten,
unten abgeflachten, fast horizontal nach vorn gerichteten , stumpfen
Höcker hat , der an der Spitze einen ganz feinen , scharfen Zahn
aufweist. Von unten gesehen erscheint dieser Höcker breit ellipsen-
förmig oder etwas nierenförmig , längsgerichtet und stark glänzend.
Das Glied gerade von innen gesehen , tritt vom Bulbus weiter
nichts als dieser Höcker hervor. Bulbus und die Spitze der Lamina
gleich lang.
Trocken gesehen erscheint das Tier schön goldgelb, glänzend,
behaart, nur Scopula mehr graubräunlich ; die Unterseite der Beine ein
wenig trüber, die des Cephalothorax gelbbräunlich kurz und dunkler
braun lang behaart. Mandibeln außen sehr dicht und lang hellbraun
abstehend, fast bürstenförmig behaart, vorn und innen die Behaarung
noch länger und stärker, ein wenig dunkler, sowie viel dünner, so
daß man die Haut zwischen den Haaren sehr deutlich sieht ; die
Falzränder mit rötlichgelber Bürste.
Cephalothorax und Extremitäten erscheinen in Sprit hell rot-
braun, ersterer mit dunklerer Rückenfurche und am Brustteile drei
schmalen, die Rückenfurche nicht ganz erreichenden und weit vom
Rande endenden dunkleren Schrägstrichen, sowie je einem ebensolchen
in den Kopffurchen. Der Rand fein schwarz; die Augen innen mit
schwarzen Halbringen. Die Augen in Sprit gesehen, gelbbraun er-
6*
— 84 —
scheinend. Mandibeln dunkler rotbraun, an der Spitze etwas heller ; die
Klaue schwärzlich, an der Spitze und der Basis unten rötlich. Unterseite
des Cephalothorax lebhafter rot oder rotgelb ; Maxillen an der Spitze
schmal weißlich, außen schmal schwarz, Lippenteil in der Basalhälfte
schwarz umrandet, Sternum und Coxen bräunlich umrandet. Die
Femoren unten ein wenig heller als die übrigen Glieder, Metatarsen
und Tarsen gebräunt, Scopula schwarzgraulich erscheinend. Femoren
oben höchst undeutUch und unregelmäßig dunkler längsgefleckt.
Die Stacheln schwarzbraun. Abdomen trüb ockergelb , hinten am
dunkelsten; oben im vorderen Drittel unbestimmt ockergelb mit
einem ebensolchen lanzettförmigen, nicht bis zur Mitte reichenden,
hinten stumpf endenden und schmal braun begrenzten Längsfleck,
der etwa 6 mm lang und in der Mitte 1,5 mm breit ist. Die Unter-
seite etwas dunkler, die Spinnwarzen vorn und an den Seiten dunkel-
braun eingefaßt. In Spiritus erscheint die Behaarung des Abdomen
hell ockergelblich.
Cephalothorax 14 mm lang, 12 mm breit, Abdomen 14 mm
lang, 8 mm breit. Mandibeln 6,2 mm lang, an der Basis 5 mra
breit. Beine: I Coxa + Trochanter 6,5, Femur 15,5, Patella 6,8,
Tibia 17, Metatarsus 18, Tarsus 7 mm; II bezw. 6,9; 16,5; 6,6;
15; 16,5; 6 mm; III bezw. 6; 14; 5,5; 12; 14; 5 mm; IV bezw.
7; 17,5; 6; 16; 22; 6 mm. — Palpen: Femoralglied 7, Patellarglied 3,
Tibialglied 4,2, TarsalgUed 5,5 mm lang. Totallänge der Beine:
I 70,8; II 67,5; III 56,5; IV 74,5 mm. Palpen zusammen 19,7 mm.
Fundort: Goldküste (H. Simon ded.).
Die Art wird wohl mit Fhoneutria auricularia I^j^rsch verwandt
sein ; beim S dieser Art sollen jedoch die Beine IV kürzer als l sein,
die Rückenfurche kurz (hier ist sie 4 — -5 mm lang), die Tibien unten
4 Paare Stacheln haben, und die Färbung weicht etwas von der-
jenigen unserer Art ab.
64. Ctenus Schneideri Strand n. sp.
$ subad. Der Cephalothorax hinter den Coxen III und IV
ein wenig höher als vorn ; um die ziemlich breite Rückenfurche eine
ganz seichte Einsenkung. Die Seitenfurchen .scharf markiert. —
Die Augen ziemlich klein und weit unter sich entfernt ; die
vorderen M.A. unter sich und von den hinteren M.A. etwa in ihrem
Durchmesser, vom Rande des Clypeus in ihrem IV2 Durchmesser
entfernt. Die vorderen S.A. und hinteren M.A. bilden mit ihren
Vorderrändern eine schwach procurva gebogene Reihe ; die vorderen
— 85 —
S.A. weiter von den hinteren S.A. als von den vorderen M.A. ent-
fernt. Die hinteren M.A. unter sich in -/s ihres Durchmessers, von
den auf starken Hügeln sitzenden und schräg nach hinten gerichteten
hinteren S.A. in ihrem Durchmesser entfernt. Die M.A. bilden (mit
den Außenrändern) ein Trapez, das hinten 1,7, vorn 1,4 mm breit
und 1,5 mm lang ist. Die hintere Augenreihe 3 mm lang. — Am
unteren Falzrande 4 starke, dreieckig scharf zugespitzte, an der
Spitze schwarze , an der Basis rötliche , gleich weit unter sich ent-
fernte Zähne, am oberen 3, von denen die beiden inneren unter
sich gleich groß und größer als der äußere, aber kleiner als die
Zähne des unteren Randes. — Bestachelung. Alle Femoren oben
1. 1. 1; I vorn 1. 1. 1. 1 in gebogener Reihe, hinten 1. 1. 1 Stacheln;
II und III vorn und hinten 1. 1. 1. 1 in gebogenen Reihen; IV vorn
4 — 5, hinten 2 — 3 Stacheln. Tibia I und II unten 5 Paare, vorn 1
(submedian); III und IV unten 2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1,
oben 1. 1. 1 Stacheln. Metatarsen I und II unten 2. 2. 2, III unten
2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1. 2; IV unten 2. 1. 2. 2, vorn
1. 1. 2, hinten 1. 2. 2 Stacheln. Tarsalkrallen in der Endhälfte
mit 3 sehr großen äußeren und 5 viel kleineren inneren Zähnen ;
keine Afterkralle. — Palpen: Femoralghed oben 1,4, Patellarglied
innen 1 , Tibialglied außen und innen nahe der Basis je 5 , Tarsal-
glied innen 2. 1, außen 1. 1 Stacheln. — Epigyne, die offenbar
nicht ganz reif ist, erscheint als eine blaßgelbe, ganz schwach er-
höhte, abgerundet viereckige Platte, die hinter der Mitte zwei unter
sich um 0,7 mm entfernte, nach hinten schwach konvergierende,
schmale, dunkelbraune Längsfurchen hat und deren Hinterrand ganz
schwach ausgerandet ist.
Die Oberseite, soweit erkennbar, ist mit feinen, anliegenden,
goldgelben Haaren bekleidet ; Clypeus dunkelbraun abstehend behaart,
beiderseits desselben eine intensiv gelb gefärbte Binde. Die Man-
dibeln dunkel graubraun, vorn dünn, an den Seiten dicht ab-
stehend behaart; die Falzrandbürste rotgelb. Die Unterseite des
Cephalothorax abstehend bräunlich behaart. Die Femoren scheinen
mit anliegenden goldgelben und längeren, abstehenden, bräunlichen
Haaren , die oben eine schwache Befleckung hervorrufen , bekleidet
gewesen. Die Coxen oben intensiv gelb behaart.
Abdomen oben dicht mit etwas rostfarbigen ocker- oder gold-
gelben anliegenden Haaren, zwischen welchen zahlreiche, kleine,
schwarze, ziemHch unregelmäßig geordnete Punkte sich bemerkbar
machen, sowie mit ebenfalls ziemlich dichtstehenden, langen, feinen,
— 86 —
abstehenden, hellgelben Haaren, die dem Abdomen ein rauhes Aus-
sehen verleihen, bekleidet. Unterseite grauschvvarz behaart.
Cephalothorax in Sprit gesehen oben hell bräunlichgelb mit ganz
scharfen, aber schmalen braunen Schrägstrichen, einigen undeutlichen
bräunlichen Punkten, schwarzem, schmalem Rand, bräunlicher hinterer
Abdachung, schwarzen Ringen um die Augen, sowie dunkelbraunem
Augenfelde und Clypeus. Mandibeln dunkel rotbraun. Die ganze
Unterseite etwas olivenfarbig graugelblich, ebenso die Beine und
Palpen, deren Endglieder kaum gebräunt sind. Abdomen oben dunkel-
braun, vorn mit einem gelben, scharf begrenzten, hinten stumpf ge-
rundeten. lanzettförmigen Längsfleck, der etwa 3 — 4 mm lang und
in der Mitte 1 mm breit ist. Zwei nach hinten schwach kon-
vergierende, unter sich weit getrennte Reihen von je etwa 4 kleinen,
runden, schwarzen Punkten, sowie viele andere, kleinere, unregel-
mäßige lassen sich erkennen. Bauch schwärzlich mit vier undeut-
lichen, nach hinten schwach konvergierenden, helleren Fleckenreihen,
Epigaster graugelblich. Spinnwarzen bräunlich mit gelber Spitze.
Totallänge (NB. subad. !) 20 mm. Cephalothorax 10,5 mm
lang, 8 mm breit. Abdomen 9,5 mm lang, 6 mm breit in der Mitte,
4,7 mm vorn. Mandibeln länger als Patellen I (bezw. 5 und 4,5 mm). —
Palpen : Femoralglied 4,7, Patellarglied 2,5, Tibialglied 3, Tarsalglied
3,5 mm lang. — Beine : 1 Coxa + Trochanter 5, Femur 10,2, Patella +
Tibia 15, Metatarsus + Tarsus 13,5 mm; II bezw. 4,5; 10; 13; 12 mm;
III bezw. 4,5;8,5; 11; 11,5 mm; IV bezw. 5,5; 11,2; 14; 16,5 mm.
Totallänge: I 43,7; II 39,5; III 35,5; IV 47,2 mm.
Fundort: Lome, West- Afrika (Schneider).
Fam. Pisauridae.
JPhalaea Sim. 1898.
65. FhaUiea aculeata Strand n. sp.
$. Femur 1 oben eine Reihe von 3, oben vorn von 4, oben
hinten von 5 Stacheln ; II oben 4, oben vorn 7 — 9 in Zickzacklinie,
hinten 9 — 10 Stacheln; III oben mitten 5, oben vorn 9 — 10, oben
hinten 10—11 Stacheln; IV bezw. 4, 5 und 4 Stacheln. Mit Aus-
nahme der inneren der Mittelreihe alle kurz und anliegend und
offenbar ziemlich unregelmäßig sowohl in Anzahl als Anordnung.
Alle Patellen unbewehrt. Tibien I und II unten 2. 2. 2. 2, vorn
und hinten je 1. 1, III unten 2. 2. 2 oder 2. 2. 2. 2, vorn, hinten
und oben je 1. 1 Stacheln. Alle Metatarsen unten 2. 2. 2, vorn
und hinten je 1. 1. 1 Stacheln. — Palpen: Femoralglied oben 1. 1. 1. 2,
— 87 —
innen an der Spitze 1 , Patellarglied innen 1 , oben an der Spitze
1 sehr langer Stachel; Tibialglied oben 1 langer in der Mitte,
1 kürzerer an der Spitze, innen 2 sehr lange, in der Endhälfte
zweimal gebogene subbasale Stacheln ; Tarsalglied innen 2. 1, außen
2 lange , unten nahe der Spitze 2 sehr kurze Stacheln. — Arn
unteren Falzrande 4 starke, gleichgroße Zähne, von denen die beiden
inneren ein wenig näher beisammen stehen ; am oberen 3 Zähne,
von denen der mittlere bei weitem der größte, der äußere der
kleinste ist.
Epigyne erscheint in Sprit als ein kleiner, trapezförmiger,
brauner, an den Seiten schmal schwarz begrenzter Fleck, der
vorn 0,5 mm breit und vorn so breit als lang, hinten ein wenig
schmäler ist und dessen Vorderseite einen kleineren mittleren und
je einen größeren Vorsprung an den beiden Ecken bildet. Die Um-
gebung heller als das Epigaster. Trocken gesehen bilden die Seiten
dieses Feldes zwei nach vorn divergierende, schwärzliche Furchen,
deren Zwischenraum hinten gewölbt und quergestreift, vorn mit
«iner kleinen Längsgrube versehen ist. Ob aber die Epigyne ganz
entwickelt ist, ist mir zweifelhaft.
Trocken gesehen erscheint Cephalothorax oben weiß, um die
Augen und am Clypeus dottergelblich oder rostgelblich behaart.
Abdomen oben mit einer Mischung von goldgelblichen und silber-
weißen, stark glänzenden, unten und hinten mit trüb rostgelben
Haaren bekleidet. Die Beine mit feinen, anliegenden, rostgelbhchen
und längeren, abstehenden, bräunlichen Haaren ; die Femoren unten
fein weißlich getüpfelt. Die Unterseite des Cephalothorax trüb gelb-
bräunlich behaart, die Mandibeln hellbräunlich beborstet und behaart.
Alle Stacheln braun, trocken gesehen etwas violetthch. — In Spiritus
ist die Farbe rötlichgelb; die Metatarsen und Tarsen, ein Ring an
der Basis "der Tibien und Spitze der Patellen I, sowie die Mandibeln
stärker gerötet; die Klaue der letzteren einfarbig dunkel rotbraun.
Die Unterseite ein wenig heller; der Bauch mit zwei, vor der Mitte
nach hinten konvergierenden, dann parallelen, etwas vor der Spitze
endenden, helleren, innen dunkler angelegten Längslinien und in der
Mitte zwei Reihen von je 3 dunkleren , undeutlichen Flecken. Ab-
domen hinten am dunkelsten ; der Rücken vorn mit einem Paar
runder schwarzbrauner Muskelpunkte, die unter sich um 1,8, von
der Basis des Abdomen um 3,2 mm entfernt sind. Die Augen in
schmalen, tiefschwarzen , außen schwach rötlich angelegten Ringen.
Die Behaarung der Falzränder erscheint in Spiritus goldgelblich.
Totallänge 21 mm. Cephalothorax 9 mm lang, 7 mm breit,
am Kopfteile 4,6 mm breit. Abdomen 13 mm lang und 6,5 mm
breit. Länge der hinteren Augenreihe 3, der vorderen 2,5 mm.
Mandibeln 4,2 mm lang. Länge der Beine : I Coxa + Trochanter 4,
Femur 10,5, Patella + Tibia 14, Metatarsus 9, Tarsus 4 mm; II
bezw. 3,7; 10; 12,2; 8,5; 3,8 mm; III bezw. 3,5; 9; 9,5; 7; 3,2 mm;
IV bezw. 4,2; 10,5; 12; 9,5; 3,6 mm. Totallänge: I 41,5; II 38,2;
III 32,2; IV 39,8 mm.
Fundort: Kribi, Kamerun (Pahl).
TJialassius Sim. 1885.
66. Thalassius pictus Sim. 1898.
$ subad. Das mittlere Augenfeld so lang als Clypeus hoch
(1,2 mm), hinten 1 mm und vorn 0,9 mm breit. Die vorderen M.A.
unter sich in ihrem Durchmesser, von den nicht viel kleineren S.A.
um etwas weniger entfernt; letztere von den hinteren M.A. deutlich
mehr und von den hinteren S.A. doppelt so weit als von den vorderen
M.A. entfernt. Die vordere Reihe so stark recurva, daß eine Gerade
die M.A. oben und die S.A. unten tangieren würde. Die hintere
Reihe weniger recurva; die S.A. auf starken Hügeln, ein wenig
größer und etwa doppelt so weit von den M.A. als diese unter sich
entfernt. Die vorderen M.A. jedenfalls nicht größer als die hinteren
M.A. — Am unteren Falzrande drei große, scharf zugespitzte, drei-
eckige, unter sich gleich große und gleich weit entfernte Zähne; am
oberen Rande ebenfalls drei, von denen der mittlere erheblich größer
ist. — Der Lippenteil nicht länger als in der Mitte breit (1,6 mm),
am Ende etwas zugespitzt und gerundet. — Beine. Die Tarsen mit
3 langen und kräftigen Krallen, die etwa 10 Zähne haben, von denen
die 6 äußeren sehr lang und stark, die inneren dagegen rudimentär
sind. Eine dünne und kurze Scopula an allen Tarsen, Metatarsus I
und II und Endhälfte der Metatarsen III. Die Patellen und Tibien
unten dicht mit feinen abstehenden Haaren bekleidet. Die Trochanteren
an der Spitze ausgeschnitten.
Alle Stacheln der Femoren kurz, sehr spitz, sehr schräg oder
fast anliegend; oben alle Femoren 1. 1. 1; I, II und III vorn und
hinten je 5, IV vorn 4, hinten 1. 1 nahe der Spitze. Alle Patellen
jederseits , sowie oben an der Spitze je 1 Stachel. Tibien I, II und III
unten 2. 2. 2 lange, fast anliegende Stacheln, sowie ein Paar viel
kürzerer Stacheln an der Spitze, vorn 1. 1 (submedian und subapical),
hinten 1. 1. 1, oben 1 (subapical); IV unten 2. 1. 2. 2, sonst wie
— 89 -
die andern Tibien. Metatarsen I, II und III unten 2. 2. 3, vorn
und hinten je 1. 1. 1 (die Endstacheln viel kleiner), IV unten 2. 1.
2. 3, vorn und hinten je 1. 1. 1 Stacheln. — Palpen: Femoralglied
oben 1, 1. 1. 4, Patellarglied innen 2, oben 1. 1, Tibialglied innen
2, oben 1. 1, Tarsalglied innen 2. 1, außen 2 Stacheln.
Epigyne (nicht reif !) bildet eine kleine hellgelbe Erhöhung, die
0,8 mm breit und kaum so lang und mit zwei schmalen, braunen,
hinten vertieften und erweiterten Längsfurchen versehen ist, die vorn
parallel, dann winkelförmig nach innen gebrochen sind und am
Hinterrande sich vereinigen ; das von denselben eingeschlossene Feld
ist weiß mit einer braunen Mittellinie.
Cephalothorax gelb , nicht oder nur ganz schwach bräunlich,
mit der schmalen, 2 mm langen Rückenfurche schwarz und breitem,
tiefschwarzem Rand an den Seiten des Brust- und Kopfteils ; an
dem Brustteile, jedenfalls hinten, ist eine breite, schwarzbraune
Haarbinde, vom Rande durch eine viel schmälere weißliche getrennt,
vorhanden gewesen, die sich anscheinend weder am Kopfteile noch
an der hinteren Abdachung fortsetzte; sie ist doch offenbar durch
Abreiben so beschädigt, daß etwas Sicheres darüber nicht zu sagen
ist. Das Augenfeld etwas bräunlich, die Augen mit schmalen,
schwarzen, sich innen und hinten schwach erweiternden Ringen.
Clypeus graubräunlich. Mandibeln mit Klaue schwarz, erstere am
Ende innen ein wenig rötlich. Maxillen hellbraun, an der Spitze
hellgelblich, Lippenteil dunkelbraun, an der Spitze kaum heller.
Sternum und Beine blaßgelb ; letztere an der Basis der Patellen
jederseits mit einem braunen, an der Basis der Tibien oben einem
tiefschwarzen Fleck, die Spitze der Tibien und Basis der Meta-
tarsen undeutlicher dunkel gefleckt. Metatarsen und Tarsen nicht
gebräunt. Die Palpen an der Basis der Tibien mit einem tief-
schwarzen, an der Basis der Tarsen einem undeutlichen Halbring
und an der Spitze derselben einem schwarzen vollständigen Ring.
Abdomen im Grunde hellgelb; jederseits der Basis ein großer, tief-
schwarzer, dreieckiger, schräg längsgestellter Fleck, und in der
Mitte ein grauUcher, vorn und hinten zugespitzter Spießfleck, der
5 mm lang und in der Mitte 1 mm breit ist und daselbst von einem
undeutlichen Querfleck gekreuzt wird ; in letzterem jederseits ein
kleiner Muskelpunkt und an beiden Seiten der Spitze des Längsfleckes
zwei größere, stark eingedrückte, unter sich um 2 mm entfernte
Muskelpunkte. In der Mitte der Seiten ein schmaler, dunkelbrauner
Längsfleck. Die hintere Hälfte der Rückenfläche gebräunt mit un-
— 90 —
deutlichem, hellerem Mittelstreif. Jederseits der Spinnwarzen oben
ein kleiner schwarzer Fleck. Die ganze Unterseite einfarbig hellgelb.
Behaarung trocken gesehen : Mandibeln mit gelblichweißen, an
der Basis dunkleren, Beine mit gelbhchweißen, oben z. T. bräunlichen
und an den Flecken dunkelbraunen, die ganze Unterseite mit hell-
gelblichen Haaren. Cephalothorax oben hell ockergelblich (mit Aus-
nahme der Submarginalbinde des Brustteils), das von oben gesehen
etwa fünfeckige Abdomen an den Ecken schwarzbraun, sonst ocker-
gelb behaart.
Größe (NB. unreif!): Totallänge 19 mm. Cephalothorax 8,5 mm
lang, 7,5 mm breit. Abdomen 11 mm lang, 6,5 mm breit. Man-
dibeln ein wenig länger als Patellen I (bezw. 4 und 3,8 mm). —
Beine: I Coxa + Trochanter 3,5, Femur 9, Patella + Tibia 11,5,
Metatarsus + Tarsus 12 mm; II bezw. 3,5; 9,2, 12; 12 mm; III
bezw. 3,3; 8,8; 10; 11 mm; IV bezw. 4; 10; 11,5; 13 mm.
Fundort: Lome, West- Afrika (Schneider).
Ob diese Art wirklich Th. pidus Sim. ist, bleibt zweifelhaft.
Sollte sie neu sein , möchte ich den Namen hasimaculatus m. in
Vorschlag bringen.
Dolomedes Latr. 1804.
67. Dolomedes lomensis Strand n. sp.
$ subad. Clypeus so hoch als das Feld der M.A. hinten breit
(1,2 mm), ein wenig höher als dasselbe lang (1,1 mm) und noch
mehr als es vorn breit (0,85) ist. Die vorderen M.A. erheblich
größer als die S.A., unter sich um reichlich ihren halben, von den
S.A. um weniger als den halben Durchmesser entfernt. Die vordere
Reihe so wenig recurva gebogen, daß eine die M.A. hinten tangierende
Gerade die S.A. im Zentrum schneiden würde; letztere von den
hinteren M.A. erheblich weiter als von den vorderen entfernt. Die
hinteren M. A. vielfach größer als die vorderen M.A., wenig größer
als die auf starken Hügeln sitzenden und nach hinten gekehrten
S.A., von diesen etwa in ihrem Durchmesser, unter sich kaum in
ihrem Radius entfernt. — Cephalothorax zwischen den Coxen II
und III, um und vor der Rückenfurche ganz schwach niedergedrückt,
am Kopfteile gerade, Augenfeld und Clypeus in gerader Linie nach
vorn abgedacht. — Am unteren Falzrande 4 Zähne.
Alle Femoren oben 1. 1. 1, vorn 5 Stacheln, von denen der
letzte und vorletzte weiter unter sich als die inneren entfernt sind,
I — III hinten wie vorn, IV hinten 3 oder 4 Stacheln. Alle Patellen
— 91 —
vorn und hinten an der Basis und oben an der Spitze je 1 Stachel.
Tibien I und II unten 4 Paare . von denen das apicale viel kleiner
und weiter von den anderen, als diese unter sich entfernt ist, vorn
und hinten je 1. 1, oben 1 (basal) 1 (submedian), III und IV unten
nur 3 Paare, von denen die beiden inneren am weitesten unter sich
entfernt sind, sonst wie II. Metatarsen 1 und II unten 2. 2. 3,
vorn und hinten je 1. 1. 1, III unten 2. 2. 2, vorn 1. 1. 1, hinten
1. 1. 2, IV unten 2. 1. 2. 2, sonst wie III. Palpen: Femoralglied
oben 1. 1. 1. 2 oder 1. 1. 2. 2, vorn und hinten je 1, Patellarglied
oben 1. 1, innen 1, Tibialglied innen 2, oben 1. 1, Tarsalglied innen
2. 1, außen 2 Stacheln.
Cephalothorax hell bräunlichgelb, durch dunklere Behaarung
etwas gescheckt erscheinend, mit schmalem, schwarzbraunem Rand
und schmalen, hinten und innen erweiterten, nicht zusammen-
geflossenen schwarzen Ringen um die Augen ; das Augenfeld schwach
rötlich. Mandibeln vorn ein wenig dunkler, gegen die Spitze innen
wiederum heller, die Klaue blutrot, an den Seiten schwarz. Unter-
seite des Cephalothorax und Unterseite der Femoren hell ockergelb-
lich, die übrigen Glieder und die Femoren oben ganz schwach ge-
bräunt mit braunen, w^enig regelmäßigen und ziemlich undeutlichen
Ringen, an den Femoren oben 3 — 4 Halbringe, die breiter als die
Zwischenräume sind, die Patellen fast gänzlich gebräunt, die Tibien
mit zwei breiten Ringen (submedian und apical) und die Metatarsen
mit Andeutung ähnlicher Ringelung. An den Palpen ist das Femoral-
glied oben dunkler gefleckt, Patellarglied an der Basis, Tibialglied
an der Basis und Spitze bräunlich geringt. Abdomen oben wie der
Cephalothorax, nur ein klein wenig dunkler, mit einem hellgelben,
lanzettförmigen, vorn und hinten gleich zugespitzten basalen Längs-
streifen, der 5 mm lang und in der Mitte 1 mm breit ist; beider-
seits seiner Mitte ein schwarzer eingedrückter Muskelpunkt und ein
solches Paar auch an der Spitze desselben ; diese Paare bilden ein
Trapez, das vorn 1,7, hinten 2,2 mm breit und 2 mm lang ist. Hinter
der Mitte Andeutung zwei hellerer Quersteifen. An der vorderen
Abdachung jederseits ein brauner Fleck. Die Seiten wie die Oberseite
mit 4 —5 helleren breiten, undeutlichen Schrägstreifen oberhalb der
Mitte; weiter unten feine, höchst undeutliche, dichtstehende hellere
und dunklere Querstriche. Unterseite mit einem Mittelfeld, das wie
die Unterseite des Cephalothorax gefärbt ist, vorn so breit als Epi-
gaster, zuerst .stärker, dann ganz schwach nach hinten verschmälert
und in einer stumpf gerundeten Spitze an den Spinnwarzen endet; an
— 92 -
den Seiten ist es scharf begrenzt und hat in der Mitte vorn zwei höchst
undeuthche dunklere Längsstriche. Epigaster wie das Mittelfeld.
Behaarung fast völlig abgerieben. Cephalothorax hat längs des
Randes und an den Seiten des Kopfteils zerstreute weiße, oben
ockergelbliche Härchen. Mandibeln mit Ausnahme der Außen- und
der Endhälfte der Innenseite bräunlich behaart. Ganze Unterseite
(Cephalothorax und Abdomen), sowie Unterseite der Femoren grau-
gelblich, Femoren oben gemischt ockergelblich, bräunlich und weiß-
lich behaart ; die hellen Ringe wahrscheinlich weiß behaart gewesen.
An Tibien und Metatarsen vorzugsweise braune Behaarung mit weiß-
licher ebensolchen an den hellen Ringen. Abomen oben mit braun-
gelbhchen , rostbräunlichen , sowie dazwischen gemischt weißlichen
Haaren; an den Seiten die gedachten hellen Schrägstreifen weiß
behaart ; unter den braunen Basalflecken je eine weiße Längsbinde.
Behaarung rings um die Spinnwarzen rostbräunlich.
Dimensionen (NB. siihad.): Totallänge 18 mm. Cephalothorax
7 mm lang (ohne Mandibeln), 6,2 mm breit, Clypeus 3 mm breit.
Abdomen 11 mm lang, 6 mm breit. Mandibeln 3 mm lang, kürzer
als die Patellen I (3,5 mm). Palpen: Femoralglied 3, Patellar-
ghed 1,5, Tibialglied 2, Tarsalghed 3 mm. Beine: Coxa + Tro-
chanter 2,8, Femora 7,8, Patella + Tibia 11,5, Metatarsus 6,5, Tarsus
4,7 mm; H bezw. 2,6; 8,5; 11.5; 7; 4,6 mm; HI bezw. 2,7; 8;
10; 6; 4 mm; IV bezw. 3,2; 9,5; 12; 8,7; 5 mm.
Fundort: Lome, West- Afrika (Schneider).
Fam. Lycosidae.
Tarentula Sund. 1833.
68. Tarentula Lamperti Strand n. sp.
$. Augen reihe I 1,3, H 1,2, III 1,6 mm lang. Die vordere
Augenreihe deutlich recurva; die M.A. viel größer, unter sich in
ihrem halben, von den S.A. um noch weniger, vom Rande des
Clypeus in ihrem ganzen, von den Augen IL Reihe in
~~—^^J^ — ihrem halben Durchmesser entfernt. Letztere unter
Fig. 2. Epigyne. sich um ihren halben Durchmesser, von den erheblich
kleineren Augen III um 1^3 des Durchmessers der
letzteren entfernt. — Bestachelung. Alle Femoren oben mitten
1. 1. 1 lange feine Stacheln, I vorn 2 nahe der Spitze, H — IV vorn
1. 1 (median und subapical) ; I — III hinten 1. 1. 1 sehr feine, IV
hinten an der Spitze 1 Stachel. Patellen III und IV jederseits
1 Stachel. Tibia I unten 2. 2. 2, vorn 1. 1, hinten keine; II unten
- 93 -
hinten 1. 1. 1, unten vorn 1. 1 (feine Borsten) 1 Stachel, vorn
1. 1 , hinten keine ; III und IV unten 2. 2. 2 , vorn , hinten und
oben je 1. 1 Stacheln. Metatarsus I und II unten 2. 2, 1, II außer-
dem vorn 1. 1: III und IV unten 2. 2. 3, vorn und hinten je
1. 1. 1 Stacheln. — Alle Tarsen, Metatarsen I und II, sowie
Endhälfte der Metatarsen III und IV scopuliert. Tarsalkrallen IV mit
7 starken, fast gleich langen Zähnen. — Palpen: Femoralglied oben
1. 1. 4, Patellarglied oben 1.1, innen 1, Tibialglied oben 1, innen 2,
Tarsalglied außen mitten 1, innen in der Basalhälfte 2. 1 Stacheln.
Epigyne erscheint trocken gesehen als ein kleines braunes,
etwa viereckiges Feld , das hinten breiter als vorn und breiter als
lang ist, vorn seitlich abgerundet und in der Mitte ein wenig aus-
gerandet, das zwei seichte rundliche Vertiefungen einschließt, die
ein wenig länger als breit, unter sich von einem niedrigen, schmalen,
oben abgeflachten Rand getrennt und ringsum von einem ähnlichen
begrenzt sind ; der Hinterrand ist dreimal nach vorn konvex gebogen,
bildet mit anderen Worten vier kleine, nach hinten gerichtete Zacken.
Die Breite hinten ist 0,5 mm. Die Ränder sind glatt glänzend, die
Vertiefungen etwas uneben, aber nicht glanzlos. Aussehen in Sprit
zeigt Fig. 2.
Behaarung des Cephalothorax oben heller und dunkler bräun-
lichgelb, längs dem Rande am hellsten, der Rand selbst graulich-
weiß, die Rückenbinde dottergelb, zwischen den Augen am lebhaftesten
gelb behaart. Die Unterseite graulich und bräunlich behaart. Die
Beine bräunlichgelb, an der Oberseite der Femoren durch hellere
und dunklere Behaarung undeutlich gefleckt. Mandibeln mit kürzeren
bräunlichgelben oder rostgelblichen und längeren braunen Haaren
besetzt. Abdomen oben rostbräunlich und rostgelblich behaart mit
weißlichen und schwärzlichen Haaren untermischt. Zwei nach hinten
konvergierende Reihen von je 7-^8 kleinen weißen Flecken, die
meistens durch feine weiße gebogene Querlinien paarweise verbunden
sind. Der Mittelstreif dunkler behaart.
Färbung in Spiritus. Cephalothorax im Grunde braun, jeder-
seits mit drei schmalen, dunkelbraunen, sich unten gabelnden Schräg-
strichen, einer undeutlich helleren, unten unregelmäßig begrenzten
Submarginalbinde, schmal weißlichem, oben dunkler angelegtem Rande
und einer in der Mitte hellgelben, gegen die beiden Enden allmählich
dunkler werdenden , lanzettförmigen Rückenbinde , die kurz hinter
der 1 mm langen, tiefschwarzen Rückenfurche schmal anfängt, zwischen
den Coxen I und 11 ihre größte Breite (1,5 mm) erreicht und an
- 94 —
den Augen II aufhört. Auf dem Kopfteile kurz innerhalb des Randes
der Binde jederseits ein schmaler, bräunlicher Längsstreifen, der bis
zum breitesten Punkt der Binde reicht und etwas weiter hinten zwei
tiefschwarze, runde Punkte, die unter sich 0,9, von der Vorderspitze
der Rückenfurche 0,7 , von der Hinterspitze der erwähnten Längs-
streifen 0,5 mm entfernt sind. Der Rand über den Seiten der Man-
dibeln breit schwarz, am Clypeus bräunlich. Die Augen in schwarzen,
sich innen erweiternden und teilweise zusammenfließenden Ringen.
Mandibeln dunkel rotbraun ; die Klaue an den Seiten geschwärzt.
Maxillen braun, an der Spitze kaum heller, Lippenteil schwärzlich, an
der Spitze graulich. Sternum schwarzbraun. Coxen olivenbräunlich,
sonst die Beine dunkel braungelb, an den Femoren oben Andeutungen
hellerer und dunklerer Flecke. Palpen wie die Beine. — Abdomen
oben dunkelbraun , an der Basis mit einem dreieckigen , vorn zu-
gespitzten, hinten quergeschnittenen, schwarzbraunen Längsfleck, der
2,5 mm lang und hinten 1,5 mm breit ist und beiderseits von einem
scharf begrenzten, gelblichweißen Streifen begrenzt ist. Hinter diesem
und damit schmal zusammenhängend eine Reihe von etwa 5 vorn
zugespitzten , hinten in der Mitte ausgerandeten , abgerundet drei-
eckigen oder herzförmigen , dunklen Flecken , die nach hinten an
Größe allmählich abnehmen und an den Seiten undeutlich heller be-
grenzt sind. Die im trockenen Zustande deutlichen weißen Punkte
sind in Flüssigkeit kaum zu erkennen. Die untere Hälfte der Seiten
gelblich , durch die Behaarung weißlich erscheinend , mit dunkleren
Punkten. Die Unterseite dunkelbraun mit Andeutung zweier helleren
Fleckenreihen. Epigaster mit zwei schwärzlichen Längsstreifen, die
einen runden, helleren Fleck einschließen.
Totallänge 12 mm. Cephalothorax 5,7 mm lang, die größte
Breite 4, an der Insertion der Palpen 3 mm. — Beine: I Coxa +
Trochanter 2,5, Femur 4,5, Patella + Tibia 4,7, Metatarsus 4- Tarsus
4.5 mm: H bezw. 2,2; 4; 4,2; 4,7 mm; HI bezw. 2,2; 3,7; 3,9;
4,7 mm; IV bezw. 2,7; 4,6; Patella 2, Tibia 3,5, Metatarsus 4,4,
Tarsus 2,5 mm. Totallänge: I 16,2; H 15,1; III 14.5; IV 19,7 mm.
— Palpen: Femoralglied 2, Patellarglied 1, Tibialglied 0,95, Tarsal-
glied 1,5 mm. Mandibeln 2,5 mm lang und ebenso breit an der
Basis.
Fundort: Malimba, West-Afrika (Pahl).
69. Tarentula Raffrayi (Sim.) 187().
$, Das Abdomen sehr beschädigt, indem fast nur die Haut
— 95 —
übrig ist; das Innere ist verschwunden. Kann also nur teilweise
beschrieben werden. — Länge scheint 15 mm, Breite 9 — 10 mm ge-
wesen. Die Oberseite scheint im Grunde hellbraun gewesen ; von
Zeichnungen sind nur zu erkennen: ein fast trapezförmiger, 4,5 m
langer, hinten 3 mm, vorn 2 mm breiter, dunkelbrauner Basalfleck,
der hinten quergeschnitten ist und vor dessen beiden Hinterecken
in einer Entfernung von 1 mm jederseits am Außenrande einen
dunkelbraunen Muskelpunkt hat. Daß hinter dem Basalfleck weitere
dunkle Zeichnungen vorhanden gewesen, scheint hervorzugehen, ohne
daß sich Bestim.mtes darüber sagen läßt. Die Spinnwarzen dunkel
kastanienbraun, an der Spitze ein wenig heller, 1,4 mm lang. Die
Unterseite scheint dunkelbraun oder vielleicht schwarz gewesen ohne
Zeichnungen ; vielleicht sind zwei runde, helle, quergestellte Flecke
etwa in der Mitte vorhanden gewesen. Epigaster ist schwarzbraun, die
Lungendeckel ein wenig heller, an der Spalte zwei weiße Flecke, die
unter sich 2,2, von der Epigyne 0,6 mm entfernt sind. Vor der
Epigyne zwei rote, längliche, etwas schräggestellte, eingedrückte
Flecke, die unter sich 1,2, von den weißen Flecken 1,4, von Epi-
gyne 1 mm entfernt sind. Letztere bildet eine vorn abgerundete
und in der Mitte ausgerandete , hinten quergeschnittene Grube , die
kaum 1 mm lang und hinten breit ist. Trocken gesehen erscheint
sie tief, glatt, glänzend, beiderseits von einem ganz hohen, unten
breiten, oben scharf verschmälerten Rand begrenzt; diese Ränder
divergieren ganz schwach nach hinten, biegen sich am Hinterrande
stärker nach außen um, sind daselbst vorn gleichmäßig gerundet und
nach innen und ein wenig nach hinten umgebogen. In der Mitte ist
ein breites , abgerundetes Septum , das erheblich niedriger als die
Ränder ist und sich vorn rundlich erweitert. Am Hinterrande eine
Querfurche beiderseits der Spitze des Septums, das sich hinter dieser
Furche erweitert und ein Querseptum bildet. Trocken gesehen scheint
Epigyne orangegelb gewesen. — Augenreihe I 2, II 2,2, III 3 mm
lang. Die vordere Reihe schwach procurva; die M.A. größer, alle
4 Augen unter sich fast gleich weit entfernt. Die vorderen M.A.
von den Augen II um deutlich mehr als den halben Durchmesser
entfernt.
Die Behaarung der Mandibeln und des Clypeu.s erscheint in
Spiritus roströtlich. Cephalothorax scheint weißliche Rücken- und
Randbinde gehabt. — Die Scopula der beiden Vorderpaare erstreckt
sich bis zur Basis der Tibien.
Cephalothorax 12,5 mm lang, größte Breite 8 mm, am Kopf-
— 96 —
teile 5,2 mm. — Palpen: Femoralglied 4,5, Patellarglied 2,2, Tibial-
glied 2,5, Tarsalglied 3,5 mm lang. — Beine : I Coxa + Trochanter
5,6, Femur 9, Patella 4,5, Tibia 6,5, Metatarsus 6,5, Tarsus 4,2 mm;
II bezw. 5; 8; 4,2; 6; 6,4 mm; III 4,7; 8 (das Übrige fehlt!). Total-
länge: I 36,3; II 33,2 mm. Mandibeln 6 mm lang, an der Basis
5 mm breit.
Fundort: Akem, West-Afrika (Bender).
70. Tarentula Schtveinfurthi Strand n. sp.
$. Augen I 1,75, II 1,7, III 2,2 mm lang. Reihe I ein wenig
recurva, die M.A. erheblich größer, unter sich um ihren halben Radius,
von den S.A. um noch weniger, von den Augen II. Reihe und vom
Rande des Clypeus etwa in ihrem Radius entfernt. Augen II unter
sich in ihrem Radius, von den deutlich kleineren Augen III etwa in
dem Durchmesser der letzteren entfernt.
Epigyne ähnelt derjenigen \on pachana Poe, unterscheidet
sich aber dadurch, daß das Septum hinten erheblich breiter, die
Querleisten dagegen und auch die vordere Hälfte des Septum viel
schmäler als bei pachana sind. Ferner ist der Zwischenraum der
Querleisten breiter und die Grube vorn mehr gerundet. — Epigyne
bildet eine sehr tiefe Grube, die vorn und an den Seiten von einem
hohen, scharfen, hufeisenförmig gebogenen Rand, dessen Hinterspitze
ein wenig nach innen gebogen ist, begrenzt wird. Zwischen den
beiden Enden dieses Randes liegt ein flaches, glänzendes, fein quer-
gestreiftes, erhöhtes, länglich viereckiges Mittelstück, das sich vor
und hinter den nach innen umgebogenen Enden des Seitenrandes
zu einer schmalen Querleiste erweitert und sich als eine schmale,
allmählich niedriger werdende Längsleiste gegen den Vorderrand der
Grube verlängert. Der Seitenrand ist überall von gleicher Höhe
wie dies Mittelstück. Das Ganze ist reichlich 1 mm lang und hinten
etwa so breit. Der Hinterrand des Mittelstücks ist schwach auf-
geworfen.
B estachelung. Alle Femoren oben mitten 1. 1. 1, I vorn
nahe der Spitze 2, II— IV vorn 1. 1, I— HI hinten 1. 1. 1, IV hinten
1 Stachel. Patellen I und II vorn 1, hinten keine, III und IV vorn
und hinten je 1 Stachel. Tibien I und II unten 2. 2. 2, vorn 1. 1,
I hinten in der Basalhälfte 1. III und IV unten 2. 2. 2 vorn, hinten
und oben je 1. 1 Stacheln. Metatarsen I und II unten 2. 2. 3,
II außerdem vorn 1. 1. 1; HI und IV unten 2. 2. 3, vorn und
hinten je 1. 1. 1, IV außerdem vielleicht 1 unpaarer Stachel unten
— 97 —
an der Basis. Scopula an allen Tarsen und Metatarsen (am Meta-
tarsus IV nicht ganz bis zur Basis), sowie an den Tibien I und IL
Trocken gesehen erscheinen die Mandibeln schön orangegelb-
lich, Augenfeld, Clypeus und wahrscheinlich Rückenbinde etwas trüber
gelblich, eine scharfe, schmale Submarginalbinde weißUch, eine noch
schmälere Marginalbinde, sowie die Seiten des Cephalothorax bräun-
lichgelb behaart. Die Beine oben hell rostgelb, an den Seiten und
unten grau oder weißgelblich behaart, ohne Ringe oder Flecke. Die
ganze Unterseite, die im Grunde schwarz oder schwarzbraun ist, heller
oder dunkler braun behaart. Das (beschädigte) Abdomen oben wahr-
scheinlich einfarbig rost- oder orangegelblich behaart. — In Spiritus
erscheint Cephalothorax dankelbraun mit schmalen, undeutlichen,
dunkleren Schrägstrichen, weißlicher Submarginalbinde (1 mm breit)
und im Grunde rötlichgelbe, nach vorn an Breite allmählich zu-
nehmende Rückenbinde, die um die 1,5 mm lange Rückenfurche
nicht erweitert ist und auf dem Kopfteile sich verliert. Die Be-
haarung der Rückenbinde erscheint in Spiritus hell gelblichgrau.
Der Rand oben schmal schwarz angelegt, Beine einfarbig rötlichgelb,
Scopula graugelb. Schwarze Ringe um die Augen kaum zu erkennen.
Mandibeln schwarz. Abdomen oben graulich braungelb mit einer
schwarzbraunen oder schwarzbraun begrenzten, zusammenhängenden,
wahrscheinlich bis zu den Spinnwarzen sich erstreckenden Mittel-
binde, die vorn und hinten verschmälert zu sein scheint. Die ganze
Unterseite schwarzbraun.
Cephalothorax 10 mm lang, 7 mm breit, an der dritten Augen-
reihe 5 mm breit. Mandibeln 4,5 mm lang. Palpen : Femoralglied 3,2,
Patellarglied 1,7, Tibialglied 2, Tarsalglied 2,5 mm. — Beine:
I Coxa + Trochanter 4, Femur 6,5, Putella 4,5, Tibia 4,5, Meta-
tarsus 4,4,. Tarsus 3,4 mm; II bezw. 4; 6,2; 3,6; 4,2; 4,4; 3,2 mm;
m bezw. 4: 5; 3; 3,6; 4,7; 3 mm; IV bezw. 4,5; 7; 3,4; 5,5;
7,4; 3,7 mm. Totallänge: I 26,8; II 25,6; III 23,3; IV 31,5 mm.
Fundort : Gazellenfluß (Dr. Schweintfürth, 1875).
Farn. Oxyopidae.
JPeucetia Th. 1870.
71. Peticetia longipes Poe. 1899.
Ein Weibchen von Akem, West-Afrika (Mohr).
$. Totallänge 18 — 19 mm. Cephalothorax 7 mm lang, 4,5 mm
breit, an der Insertion der Palpen 3 mm breit. Abdomen 11,5 mm
lang , 4,5 mm breit. Mandibeln 3,5 mm lang , 2,6 mm breit. — •
Jahreshef'te d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. 7
— 98 -
Beine: I Femur 11,5, Patella + Tibia 14,5, Metatarsus 12,5, Tarsus
6,5 mm; II bezw. 10,5; 12; 10,5; 5 mm; III bezw. 9; 9; 8; 3,2 mm;
IV bezw. 9,5; 9,6; 9,2; 3,5 mm. Totallänge: I 45; II 38; III 29,2;
IV 31,8 mm. — Palpen: Femoralglied 3, Patellarglied 1,5, Tibial-
glied 2, Tarsalglied 3 mm lang.
Fam. Salticidae.
llenemerus Sim. 1868.
72. Menemerus hivittatus (Düp.) 1831.
Fundorte: Kamerun (Pahl) ; Goldküste (G. Schwaigert).
Aelurillus Sim. 1884.
73. Aelurillus affinis (Luc.) 1842,
Fundort: Ain Sefra, Algier (Vosseler).
JPhilcieus Thorell 1870.
74. Philaetis Steudeli Strand n. sp.
S. Clypeus und Mandibeln stark reclinat. — Am unteren Rande
ein großer Zahn. — Metatarsus + Tarsus III 2,3, IV 2,5 mm lang.
Augen II. Reihe etwa in der Mitte zwischen I und III. — Quadran-
gulus hinten 2 mm breit, ein klein wenig breiter vorn; 111. Reihe
kürzer als Cephalothorax breit. — Stria thoracica klein, die Quer-
einsenkung daselbst ganz tief, aber nicht breit, recurva gebogen. —
Augen I bilden mit den Oberrändern eine gerade Linie ; III wenig
größer als S.A. I. Augen III um viel mehr als ihrem Durchmesser
von Augen II entfernt. — Die oberen Spinnwarzen stark ausgespritzt,
bilden mit den mittleren einen Winkel von ca. 45" und sind ganz
schwach nach außen konvex gebogen ; ihre Spulen sind schräg nach
innen gerichtet. Die Spitzen aller Mamillen in einer geraden Linie;
die äußeren also etwas länger. Alle, besonders die äußeren Mamillen
lang und stark behaart. Sternum vorn etwas verschmälert; die
Coxen I unter sich in der Breite des Lippenteils getrennt; letzterer
scheint ein wenig länger als breit zu sein. — Vordere Metatarsen
auch mit Lateralstacheln. — Metatarsen III mit 2, IV mit 3 Verti-
cillen. — Metatarsen III an der Basis 4 (2 oben, 2 unten), an der
Spitze 6 Stacheln (2 unten an der Spitze, je zwei an den Seiten und
oben, welche kurz vor der Spitze stehen); man würde zur Not von
drei Verticillen sprechen können. Ein dorsaler Stachel findet sich
also nicht. Tibien I unten 2. 2. 2, vorn und hinten je 1. 1, Meta-
tarsus I wie Tibia I. — Clypeus sehr sparsam behaart; unter den
— 99 —
Augen stehen 6 lange, gerade nach vorn gerichtete und ein wenig
nach innen gekrümmte Borsten. Mandibeln ebenfalls sparsam be-
haart, nicht gekrümmt, an der Spitze innen ein wenig vorstehend.
Bulbus länglich- eiförmig, an der Spitze stumpf gerundet, an
der Basis kurz, stumpf, nach außen, hinten und unten ausgezogen;
von der Basis der Innenseite geht ein langer, freier, um die Innen-
und Vorderseite des Bulbus gebogener, aber denselben nicht be-
rührender, schräg nach außen und vorn gerichteter, den Außenrand
der Lamina nicht ganz erreichender, an der Spitze gerader Stylus
aus. Bulbus ist der Hauptsache nach wie bei Fh. chrysops, aber
der Basalhöcker ist kleiner, der Stylus etwas länger und stärker ge-
bogen und der Endteil der Laraina kürzer als bei chrysops. Das
lang und weiß behaarte Tibialglied hat an der Spitze außen einen
starken , konischen , in der Endhälfte schwach gebogenen , zahn-
förmigen Fortsatz.
Trocken gesehen erscheinen die Augen , ihre Umgebung und
der ganze Clypeus orangegelb; die Seitenbinden lebhaft schwefelgelb,
der Quadrangulus, jedenfalls vorn, graugelblich, Cephalothorax oben,
hinten und an den Seiten schwärzlich oder dunkelbräunlich, Man-
dibeln gelblich behaart. Die Femoren II — IV oben in der Basalhälfte
weiß, I ebenda mit weißlichem Längsstrich und vorn orangegelb,
alle Femoren unten grauweißlich oder gelblich behaart; alle Patellen
an der Basis und II— IV am Mittelringe weiß behaart, ebenso alle
Metatarsen in der Basalhälfte und die Tarsen an einem schmalen
Basalring. Die dunklen Partien der Beine (siehe unten!) bräunlich
oder schwärzlich behaart. Abdomen oben mit einer weißlichen, an
der Basis gelblichen, nach hinten allmählich verschmälerten Mittel-
binde, die bis zu den Spinnwarzen reicht und beiderseits von einer
sammetschwarzen Längsbinde begrenzt wird. Unter der letzteren
weiße Flecke und an der Basis ei;i weißgelblicher Längsstrich.
In Sprit erscheint der oben fast gänzlich abgeriebene Cephalo-
thorax dunkel röthchbraun, am Qaadrangulus und in der Mitte des
Rückens ein wenig heller als an den Seiten, mit ziemlich schmalen,
schwarzen Ringen um die hinteren Augen und einem sehr schmalen
Halbring hinter den vorderen M.A.; an den Seiten des Brustteiles eine
breite (0,9 mm), gelblichweiße Haarbinde, die am Kopfteile allmählich
verschwindet und an der Grenze der hinteren Abdachung scharf
unterbrochen ist ; im Quadrangulus hinter und innerhalb der vorderen
S.A. jederseits ein undeutlicher, dunklerer Fleck; der Rand des
Brustteiles schmal schwarz ; Clypeus, Seiten des Kopfteiles und Man-
7*
— 100 -
dibeln heller rötlichbiaun; Klaue an den Seiten ein wenig dunkler.
Maxillen an der Basis schwärzlichbraun, an der Spitze rötlich, Lippen-
teil schwärzlich, an der Spitze schmal weißlich. Die Palpen rötlich-
gelb, die Copulationsorgane ein wenig dunkler. Sternuni und Coxen
dunkelbraun, die Beine sonst rötlich; alle Femoren an der Spitze
breit dunkelbraun, nur oben scharf begrenzt, geringt, I oben fast ein-
farbig braun ; Tibia I einfarbig schwarzbraun, ein wenig dicker als II
und viel dicker als die hinteren, die übrigen Tibien dunkelbraun mit
schmalem, hellerem, weißbehaartem Mittelring; die Metatarsen an
der Spitze schwach gebräunt, die Tarsen die hellsten aller Gheder
und zwar rotgelb. Das etwas geschrumpfte und. daher nicht genau
zu beschreibende Abdomen scheint oben rötlichbraun und zwar hinten
am dunkelsten zu sein; an der Basis aufgerichtete und nach hinten
gekrümmte weißliche und noch längere schwärzliche Haare; die
Seiten etwas dunkler, hinten schwärzlich, mit einer Längsreihe von
2 rundlichen, rein weißen Haarflecken, von denen der vordere in
der Mitte steht; vor diesen ein weißlicher Längsstrich und über den
Spinnwarzen ein kleinerer weißer Fleck. Bauchseite und Spinnwarzen
einfarbig braun.
Cephalothorax 3,1 mm lang, 2,2 mm breit, Abdomen 3 mm
lang und (etwas geschrumpft!) 1,8 mm breit. Mandibeln 1 mm lang,
an der Basis 1,2 mm breit. — Beine: I Coxa + Trochanter + Femur
2,9, Patella + Tibia 2,5, Metatarsus + Tarsus 2 mm; II bezw. 2,8;
2,3; 1.9 mm; IH bezw. (Coxa + Trochanter 1,1, Femur 2); 2,3;
2,4 mm; IV bezw. 1,2; 2,1; 2,5; 2,6 mm lang.
Fundort: Akem, West-Afrika (Mohr).
Theratoscirtus Sim. 1886.
75. Theratoscirtus fnsco-rufescens Strand n. sp.
Fig. 3, Tarsalglied von unten gesehen.
,.' S. Quadrangulus vorn deutlich breiter als hinten
(bezw. 3,2 und 2,95 mm); die Augen II hinter der
Mitte. Die hinteren Augen sehr groß, stark vorstehend,
von den Augen II in ihrem Durchmesser entfernt. Die
III. Reihe erheblich kürzer als der Cephalothorax
breit. — Die Man dibel klaue in dem basalen Drittel
sehr dick , dann plötzlich verschmälert und lang und
fein zugespitzt, aber wenig gekrümmt; an der Basis
eine tiefe Furche. An der inneren Ecke des langen
unteren Falzrandes ein sehr starker, zusammengedrückter, an der
— 101 -
Basis sehr breiter, scharf zugespitzter, in den Seiten und an der
Spitze ein wenig gebogener Zahn; außerhalb dieses ist der Rand
tief ausgehöhlt und nahe der Einlenkung mit einer scharfen Carina
versehen. Am oberen Rande, etwas weiter nach innen, zwei starke,
nahe beisammenstehende, konische Zähne, sowie ebenfalls eine Carina.
Die Mandibeln stimmen gut mit Fig. 855 in Simon's „Hist. nat."
II, pag. 716. — ^^ippenteil länger als breit. — Stern um vorn quer-
geschnitten mit fast unmerklich vorgezogenen Ecken und wenig ver-
schmälert: vorn 1 mm, in der Mitte 1,5 mm breit und 1,5 mm
lang. — Metatarsus 1 unten 2. 2, vorn an der Spitze 1, II unten
2. 2, vorn 1. 1 große, hinten (Spitze) 1 kleiner Stachel. Meta-
tarsus III und IV fast gleich bestachelt , indem beide 3 Verticillen
haben ; der mittlere des III. Metatarsus besteht aus 2 , je 1 oben
und hinten , ziemlich weit voneinander entfernten Stacheln ; am
IV. Metatarsus besteht der basale Verticillus aus zwei lateralen, der
mittlere aus zwei unteren und einem oberen (ein wenig weiter basal-
wärts), der apicale aus 5 Stacheln. Tibien I haben hinten nur 1
(subbasalen) Stachel. — Das Tarsalglied der Palpen mäßig breit,
gegen das Ende lang und schmal zugespitzt, lang gelblichweiß, an
der Basis dunkler behaart; das Tibialglied ist lang schwärzlich, das
Femoral- und Fatellarglied oben rein weiß behaart; im Grunde sind
Patellar-, Tibial- und Basis des Tarsalgliedes, besonders innen, dunkel-
braun; letzteres dagegen nicht an der Spitze gebräunt. Das Tibial-
glied ist kürzer als das Fatellarglied und trägt unten außen einen
kleinen Höcker, der mit einer sehr langen Bürste bräunlicher, stark
gekrümmter Haare besetzt ist; der Apicalfortsatz ist ziemlich dünn
und an der Spitze gekrümmt.
Die Augen und Clypeus-Haare erscheinen trocken gesehen hell
schwefelgelb, in Flüssigkeit weißlich. Die Augen schmal schwarz
umringt; die Mandibeln schwärzlich, ilbdomen mit einer röthchen,
an den Seiten schwärzlich punktierten Längsbmde, an der unteren
Hälfte der Seiten heller als die Hückenbinde, am Bauche schwärzlich
mit helleren Punktreihen an den Seiten. Trocken gesehen erscheint
Abdomen an den Seiten und an der Rückenbinde weiß behaart, aber
ohne solche Längsbinden.
Totallänge mit Mandibeln fast 10, ohne Mandibeln 8,5 mm.
Cephalothorax 4,5 mm lang, 3,5 mm breit. Abdomen 4,5 mm lang,
2,5 mm breit. Länge der Beine: I Coxa + Trochanter 2, Femur 3,
Patella + Tibia 4,4, Metatarsus 2,4, Tarsus 1,4 mm; II bezw. 2;
3,5; 4,5; 2,3; 1,4 mm; HI bezw. 2,1; 4,5; 5; 2,7; 1,4 mm; IV bezw.
102
1,7; 2,8; 3; 2,5; 1,2 mm. Totallänge: I 13,2; II 13,7; III 15,7;
IV 11,2 mm. Beine III also viel länger als IV.
Fundort: Kribi, Kamerun (Pahl).
Hasarius Sim. 1871.
76. Hasarius Ädansoni (Aud.) 1825 — 27.
Fundorte: Kamerun (Pahl); Lindi, Ost- Afrika (Dr. Wagner).
Artenverzeichiiis.
Aelur Ullis Sim.
affinis (Luc.) 98
Ar eine a L.
annulipes (Luc.) 64
camerunensis Strand 62
eresifrons Poe 59
Leimenstolli Strand 57
Nigmanni Strand 59
Pahli Strand 61
rufipalpis (Luc.) 59
similis (Hös. et Lenz.) .... 63
Aranoethra Bütl.
JJngari Karsch 66
Argiope Aud.
lobata (Pall.) 55
nigrovittata Th. 55
Pechueli Karsch 53
Ariadna Aud.
viridis Strand 45
C a erostris Th.
subsimata Strand 64
Ceratogyrus Poe.
Sanderi Strand 23
C h i racont h i u m C. L. K.
camerunense Strand 75
Ctenus Walck.
aureopiihescens Strand .... 82
Heerivaldi Strand 78
cribensis Strand 76
renivulvatus Strand 80
Schneidert Strand 84
Cyphonisi a Sra.
Kaeseri Strand 14
Cyrtophor a Sim.
citricoJa (Forsk.) 55
Dam ast es Sim.
Gramlidieri Sim
D olomedes Latr. ■
lomensis Strand
E u spar assus Sim.
argelasius (Latr.) 71
5-dentatus Strand 71
67
90
6-dentatus Strand . . . .
. . 73
Gast er a cant h a Sund.
curvispina Gu^r. . . . .
. . 66
falciformis Butl
. . 66
Hasarius Sim.
Ädansoni (Aud.)
. . 102
Heteropoda Latr.
renatoria (L.)
. . 74
Heteroscodra Poe.
inaculata Poe
. . 36
Hysterocratcs Sim.
. . 30
Haasi Strand
. . 31
. . 33
Spellenbergi Strand . . •
. . 25
Vosseleri Strand
. . 27
Latrodectus Walck.
Menavodi Vins
. . 49
cinctus Bläckw.
. . 49
Lencauge A. White.
nngulata (Karsch) . . . .
. . 49
M e n e m e r u s Sim.
biviUatns (Duf.)
. . 98
N em OS colli s Sim.
caudifer Strand ....
. . 55
Nephila Leäch.
cnieiitata (Fabr.). . . . .
. . 53
femoralis (Luc.)
. . 49
— 103
Seite
Lucast SiM. 51
madagascarieiisis (Vins.) ... 51
nif/ra (Vins.) 51
pilipes (Luc.) 51
senegalensis (Walck.) 52
subsp. Keyserlingi Bl. ... 52
^ ivindhnl-ensis Strand . 52
Palystes L. K.
eastaneus Latr 74
Paraplectana Br. Cäp.
TFaZZeri Bl 66
Thorntoni Bl 66
Feucetia Tu.
longipes Poe 97
Phalaea Sim.
aculeata Strand 86
Philaeus Th.
Steudeli Strand 98
Pterinochilus Poe.
mamülatus Strand 20
vorax Poe 19
Widenmanui Strand 17
Scodra Beck.
calceata (Fabr.) 35
Seite
Segtodes Latr.
cameruuensis Strand 42
marmorata L. K 38
subthoracica Strand 40
suffusa Strand 43
velutina Hein, et Lowe .... 39
»S' i c a r i u s Walck.
Hahni Karsch 45
*S' m e r i n gop u s Sim.
peregrinus Strand 47
Stegodyphus Sim.
semicinctus (C. L. K.) . ... 37
Tarentula Sund.
Lamperti Strand 92
Baffrayi Sm. 94
Schweinfurthi Strand .... 96
T h a l <t s s i n s Sim.
pictus Sim 88
Theratoscirtus Sim.
fusco-rufescens Strand .... 100
Theridium Walck.
rufipes Luc 49
Torania Sim.
Maiini Strand 68
Gedruckt am 21. Februar 1906.
Zur Entstehung des Buntsandsteins. Erwägungen
über das nördliche Alpenvorland, Vulkanismus und
Geotektonik.
Von W. Kranz,
Oberleutnant in der 3. Ingenieur-Inspektion.
In seinen Beiträgen zur Geologie der westlichen Mittelmeer-
länder ' nimmt mein verehrter Lehrer, Herr Prof. Dr. Tornquist, u. a.
Stellung zur Frage der Entstehung des Buntsandsteins und zur
Theorie des „Vindelizischen Gebirgs". Ich habe in meiner Abhand-
lung über die geologische Geschichte der weiteren Umgebung von
Ulm a. D. ^ diese Fragen berührt und möchte hier nochmals darauf
zurückkommen.
Tornquist ist wie viele Geologen überzeugt, daß einst die Ent-
scheidung zugunsten der Anschauung von der Entstehung des Bunt-
sandsteins aus Meeressedimenten fallen wird im Gegensatz zu seiner
Bildung in einem großen Wüstengebiet. Insbesondere soll die fast
genau 20 m mächtige Ablagerung des Hauptkonglomerats in dem
großen Gebiet Elsaß-Lothringens „als Folge einer mächtigen Meeres-
oder Brandungsüberflutung des nahen Festlandes zu betrachten sein,
bei welcher unter andauernder, lebhafter litoraler Meeresbewegung
das schnell vom Lande hinabgeflutete, grobe Material am Meeres-
boden eingeebnet zur Ablagerung kam ^". Meiner Ansicht nachsteht
der Auffassung des Hauptkonglomerats als fluviatiler Bildung nichts
entgegen, in Anbetracht der gewaltigen Transportkraft von Wüsten -
Aussen in regenreichen Jahren. „Für die Wirkungsweise derartig
seltener Regen ist es bezeichnend, daß sie ihre Erosionsprodukte in
fast horizontalen Schichten über eine weite Fläche ausbreiten, und
daß durch die Deflation während der folgenden Trockenzeit dieser
Schutt dann noch mehr eingeebnet wird." Die mitgeschleppten Schutt-
massen bleiben „als horizontal ausgebreitete, geschichtete Ablagerung"
' N. .Jahrb. f. Min. etc. 1905, Beil.-Bd. XX, Tornquist, S. 492 if.
" Diese Jahreshefte 1905, S. 176 ff. — S. 179 Anmerkung 1, lies , (Haupt-
buntsandstein)" statt , (Hauptkonglomerat)".
3 Tornquist, 1. c. S. 496.
— 105 —
zurück^. Die gleichmäßige Abnahme der Mächtigkeit des Haupt-
konglomerats von Süden nach Norden, von 25 m bei Rappoltsweiler
auf 15 m bei Buchsvveiler, 4 m bei Saareinsberg ■" folgt genau der
Richtung des Transports durch fließendes Wasser von der vindelizischen
Wasserscheide im Süden und Südosten her. — Die gleiche ein-
ebnende Tätigkeit zeichnet auch die äolischen Wüstenbildungen aus,
und bei der gleichmäßigen Windrichtung und -stärke in großen Ge-
bieten solcher Ebenen , die dem Winde nur wenig Hindernisse ent-
gegenstellten, halte ich „die übereinstimmende Mächtigkeit, welche
die einzelnen Buntsandsteinstufen in dem großen Gebiet Lothringens
und des Unterelsaß zeigen, sowie die regelmäßige Ausbildung ganz un-
scheinbarer petrographischer Eigentümlichkeiten auf weite Strecken" "^
durchaus nicht für einen Beweis gegen die Möglichkeit der Ent-
stehung des unteren und mittleren Buntsandsteins in einem kon-
tinentalen Wüstengebiet. Ich möchte ferner nochmals auf die cha-
rakteristischen Rippelmarken'' aufmerksam machen, die ja so häufig
im Buntsandsteingebiet der Vogesen und des Schwarzwalds vor-
kommen — ich fand sie u. a. sehr schön ausgebildet im Haupt-
buntsandstein eines Steinbruchs am untern Osthang des Hohburg-
bergs, südwestlich Häusei«n bei Colmar — und auf die überwiegend
karminrote Farbe des mittleren Buntsandsteins Württembergs, Badens
und Elsaß-Lothringens, die an die Färbung der Dünen Innerarabiens
und der Gobi erinnert^. Die oligocänen marinen bezw. brackischen
Kalksandsteine bei Rufach am Vogesenfuß, die nach meinen Unter-
suchungen nur aus Trias- und Juragesteinen bestehen und ihr Sand-
material ausschließlich aus dem Buntsandsteingebiet der Vogesen
bezogen, zeigen durchweg hellgelbe Färbung, und ich stehe nicht
an , dieselbe auf Auslaugung von Eisenoxyd durch Wasser aus dem
Buntsandstein zurückzuführen. Wäre letzterer seinerseits infolge
Sedimentbildung aus dem Wasser entstanden, dann dürfte er schon
vorher seine karminrote Färbung verloren haben. Und was den
Zweifel an seiner primären Rotfärbung betrifft''', so kann ich mir
* J. Walther, Lithogenesis der Gegenwart. 1894, S. 778.
" Tornquist, 1. c. S. 49.5.
« 1. c. S. 496.
' Walther, 1. c. S. 796.
8 1. c. S. 794/95.
^ Koken, „Ist der Buntsandstein eine Wüsten bil düng?" Diese Jahres-
hefte 1905, S. LXXVII. — V. K 0 e n e n , Über die Buntsandsteinwüste, Centralbl.
für Min, etc. 1904, S. 107.
— 106 -
nicht denken , wie sich eine so mächtige Ablagerung nachträglieh
sekundär in dem Maße mit rotem Eisenoxyd angereichert haben soll,
zumal sie durch die eisenfreien Kalke und Tone mindestens des
ganzen Muschelkalks geschützt war. Gyrolepis, Semionotus, Estheria
und Gervillia^ die im deutschen Buntsandstein hier und da vor-
kommen^, können in salzhaltigen Reliktenseen des Wüstengebiets
gelebt haben ; daß wir keine Beziehungen zwischen GerviUia Murchisoni
und permischen Arten kennen , dürfte auf die Lückenhaftigkeit des
paläontologischen Wissens zurückzuführen sein. Die Abhobelung der
älteren Unterlage des Buntsandsteins endlich läßt sich ebensogut mit
Deflation durch den Wind wie mit Abrasion durch ein langsam vor-
dringendes flaches Meer ^ erklären. Ich bin deshalb auch jetzt noch
der festen Überzeugung, daß das Depressionsgebiet nördlich der
vindelizischen Wasserscheide wenigstens zur mittleren Buntsandstein-
zeit größtenteils trockenes Wüstenland war, mit hauptsächlich süd-
lichen Winden , die im südlichen Deutschland nach Norden zu an
Stärke verloren und deshalb dort die Masse ihrer Sedimente absetzen
konnten. Daher im allgemeinen dort die Abnahme der Mächtig-
keit des Buntsandsteins nach Süden zu und die größere Feinkörnig-
keit der Sedimente im Norden ^". Fast aJl das haben aber bereits
Bornemann, E. Fraas und Walther aufgeführt , und es bleibt hier
vorläufig Ansicht gegen Ansicht stehen; die Entscheidung ist jeden-
falls noch lange nicht gefallen.
Etwas anders die Theorie vom vindelizischen Gebirge. Daß
es einst als Wasserscheide zwischen alpiner und außeralpiner Trias
bestand, ist seit üümbel's Vorgang zur Sicherheit geworden. Prof.
ToRNQUiST hat die Fortsetzung dieser Sandbarre in dem Granitzug
gefunden , der auf Sardinien — Korsika die kontinentale von der
pelagischen Trias trennt, und sucht die Verbindung beider Teile in
einer untergeordneten, submarinen (?) Barre in den Westalpen. Die
Außenbarren folgen also ziemlich genau dem Alpenbogen^^
Ich habe kürzlich die Orogenesis des vindelizischen Gebirgs
darzustellen versucht^-, und möchte hier insoweit nochmals darauf
eingehen , als meine Ausführungen im Gegensatz zu andern An-
schauungen stehen oder einer Erweiterung bedürfen.
Buntsandstein lagert ebenso auf den Höhen des Schwarzwalds
>" Torniiuist, 1. c. S. 495. — Engel, Geogn. Wegweiser von Württ.,
1896, S. 43.
" Tornquist, 1. c, Skizze. S. 501.
"> Diese Jahreshefte 1905. l. c.
— 107 —
und der Vogesen, wie an den untern Rändern dieser Gebiete und im
tiefen Untergrund der schwäbisch-fränkischen Alb. Von einem Vor-
handensein so großer Höhenunterschiede bereits zur Zeit seiner Ab-
lagerung kann keine Rede sein, das beweisen die gewaltigen Ver-
werfungen an den Rändern der südwestdeutschen Gebirge. Ver-
mutlich waren die kristallinen Gesteine des Schwarzwalds und der
Vogesen noch im Miocän von einem etwa 300 m mächtigen Mantel
hauptsächlich triassischer Schichten verhüllt ^^ Jedenfalls findet sich
in den oligocänen, den Vogesen entstammenden Meeresablagerungen
des Vogesenfußes bei Rufach keine Spur kristallinischer Gesteine.
Nimmt man nun an, daß sich Schwarzwald und Vogesen seit jenen
Zeiten nicht nennenswert in die Höhe gehoben haben, dann folgt, daß
der Meeresspiegel zur Jurazeit etwa 2 km höher stand als heute (Feld-
berg rund 1500 m ü. M.j. Um ebensoviel müßte dann der Erdradius
seit der Jurazeit zusammengeschrumpft sein. Ist das Innere der Erde
tatsächlich eine im Erkalten und Zusammenschrumpfen befindliche
Masse , während die äußere , bereits feste Kruste dieser Bewegung
nicht ohne weiteres folgen kann, so müssen unter der äußeren Schale
fortgesetzt an einzelnen Stellen gewaltige Hohlräume entstehen. In
den Wölbungen der Erstarrungsrinde über den Hohlräumen ver-
mehren sich die Spannungen allmählich derart, daß einzelne an-
grenzende Widerlager oder Teile des Gewölbes selbst nicht mehr
standhalten können und als langgestreckte Gesteinstafeln unter
Rissen und Sprüngen emporgefaltet werden. Andere Teile des Ge-
wölbes folgen nun der Schwerkraft und brechen senkrecht hinab.
Es müssen also fortgesetzt an einzelnen Stellen gewaltige vertikale
^2 Steiumann, Alpersbacher Stollen, Ber. oberrh. geol. Ver. 1902, S, 10.
— .Steinmann und Gräff, Geol. Führer Freiburg, 1890, S. 126: „Die jetzt
bis zu einer Höhe von 1500 m ü. M. aufragende Gegend des Feldbergs war vor
Eintritt der oligocänen Dislokationen von mindestens 300—350 m mächtigen
Sedimenten der Trias und des .Jura bedeckt. Der Beweis für die Kichtigkeit
dieser Voraussetzung ist durch das Auftreten der Alpersbacher Nagelfluhe er-
bracht." Nimmt man an, daß Keuper und großenteils auch Jura auf dem Schwarz-
wald fehlten, dann würde sich nach Engel ergeben : Für Buntsandstein ca. 180 m,
Muschelkalk ca. 170 m. Im Jura scheint das Gebiet des SchAvarzwalds einen
trennenden Rücken zwischen der schwäbischen und der badisch-elsässisch-fran-
zösischen Meeresprovinz gebildet zu haben, vielleicht als submarine Barre, und
wir können hier den Beginn der Horstbildung annehmen. Unter Berücksich-
tigung der Abtragung der Gneise etc. auf den Schwarzwaldgipfeln erscheint die
Mutmaßung berechtigt, daß der Meeresspiegel einst wenigstens 500 m über dessen
höchsten Erhebungen lag. — Vergl. auch Fr. E. Suess, Böhmische Masse, 1903,
S. 172, und Neumayr, Geogr. Verbreitung der Juraform., 1885, S. 13.
— 108 —
Einbrüche erfolgen , wie das z. B. für die Gebiete des Stillen,
Atlantischen und Indischen Ozeans feststeht; ich war bestrebt, einen
gleichen, ganz allmähhchen und langsamen Einbruch der Erdscholle
zwischen Schvvarzwald, Böhmerwald und Alpen im Gefolge der Er-
kaltung und Zusammenziehung der Erde für die Zeit vom Rotliegenden
bis zum Pliocän nachzuweisen ^^. Solchen Einbrüchen folgt die
Hydrosphäre, der Wasserspiegel sinkt langsam.
Ein Zusammenschrumpfen des Erdballs um etwa 4 km Durch-
messerlänge seit der Jurazeit erscheint mir hei der Länge des
(Äquator-) Durchmessers von 12 750 km und bei der Größe geo-
logischer Zeiträume durchaus nicht zu erheblich angenommen. Es
kommt mir dabei am natürlichsten und einfachsten vor, als Regel
bei den Verschiebungen großer Erdschollen Senkungen anzunehmen,
als Ausnahme dagegen Hebungen zu betrachten , die sich im all-
gemeinen in kleinerem Maßstabe durch Einwirkung von Lakkolithen,
in größerem durch Faltung oder Überschiebung erklären lassen.
Daß die großen tektonischen Verschiebungen vulkanische Er-
scheinungen im Gefolge haben können , ist klar : Zunächst können
sich an einzelnen Stellen der Randbrüche ausgedehnter Erdschollen
bis zum glühenden Kern hinab Spalten öffnen, durch die nun Magma
infolge der Bewegungen der Erdrinde ausgequetscht wird (Theorie
Ed. Süess und Prestwich). Das Magma erreicht entweder die Ober-
fläche und bildet dann Stratovulkane bezw. vulkanische Decken, so-
lange die Spalte ganz offen bleibt, oder es erreicht ebenso w^ie die
betreffende Spalte selbst die Oberfläche nicht bezw. nicht mehr. In
diesem Fall entsteht entweder ein Gang, oder sehr nahe unter der
Erdoberfläche ein Lakkolith , oder tiefer drunten in einem an-
grenzenden unterirdischen Hohlraum ein peripherischer Herd (Theorie
Stübel), je nach der Ausdehnung der Spalte und dem mechanischen
Druck der ausquetschenden Erdscholle bezw. der Eigenkraft der
magmatischen Gase. Die Wölbungen jener Hohlräume brauchen
natürlich nicht scharf auf der Grenze zwischen dem elastischen Erd-
innern und der festen äußeren Rinde zu liegen. Vielmehr wird der
glühende Erdkern durch allmähliche Abstufungen in die starre Kruste
übergehen. Seiner Zusammenziehung können solche zwischenliegen-
den halbelastischen Gesteinsmassen und nachstürzende Teile der
festen Erdrinde unmittelbar folgen, und die Hohlräume dürften sich
erst über diesen wenig widerstandsfähigen Zvvischenlagen befinden,
die leicht infolge chemischer und mechanischer Vorgänge im glühenden
Erdinnern gesprengt werden können : in die Hohlräume dringt dann
— 109 —
Magma ein, und auf diese Weise können sich peripherische Herde
auch in Gebieten bilden, die auf der Erdoberfläche keinerlei tek-
tonische Störung zeigen. Wenn die Decke über peripherischen
Herden nun einbricht, in denen sich hochgespanntes glühendes Magma
befindet, so kann dasselbe entweder in neuen tektonischen bezw.
selbst geschaffnnen Spaltensystemen ausgequetscht werden und Reihen-
vulkane bezw. vulkanische Decken erzeugen, oder es entstehen durch
explosive magmatische Kraft bei genügender Spannung regellose Ex-
plosionsröhren, Vulkanembryonen (Theorie Branco-Daubree), Gruppen-
vulkane, vulkanische Decken, Gänge oder Lakkolithe. Unter solchen
Verhältnissen können tektonische Störungen eine unmittelbare Folge
vulkanischer Vorgänge sein (Theorie Branco-E. Fraas), ich möchte
dies indessen für die Ausnahme halten angesichts der Tatsache, daß
die meisten Vulkane auf den Rändern riesiger Einbruchsgebiete liegen.
Im allgemeinen halte ich aus den angeführten Gründen die Vulkane
und ihre Verbreitung für eine Folge tektonischer Vorgänge. Jede
Ansicht über vulkanische Tätigkeit, die sich auf Beobachtung tat-
sächlicher Verhältnisse gründet, hat im einzelnen Falle ihre Berech-
tigung , bis sie durch eine bessere ersetzt wird , und man braucht
sich nicht einseitig zur Erklärung aller Erscheinungen an eine ein-
zige Theorie zu klammern und die anderen zu verurteilen.
Betrachtet man von diesen Gesichtspunkten aus die Entstehungs-
geschichte der Erdscholle zwischen Alpen, Schwarzwald und Böhmer-
wald, dann ergibt sich folgendes :
Die vermutlich z. T. karbonischen inneren Granitzüge der Alpen
zeigten postkarbonische Bewegungen, sie „waren zeitweise land- und
zeitweise submarine Barren, welche Gebiete verschieden differenzierter
Sedimentierung zeitweise trennten", und ihre Bewegungen sollen auf
solche von eruptiven Massen in der Tiefe zurückzuführen sein ^*.
Ausgeschlossen sind derartige ma^matische Nachschübe im Gebiet
von Tiefpngesteinen allerdings nicht, ich möchte jedoch zu bedenken
geben , ob sich diese Bewegungen nicht vielleicht auch als erste
Äußerungen des Emporfaltens der jungen Alpen oder als ungleich-
mäßiges, sehr schwaches Absinken eines Horstes auffassen lassen
sollten. Gleichzeitig mit diesen Bodenschwankungen im alpinen
Ozean sehen wir an dessen Nordküste den gleichfalls granitischen
vindelizischen Rücken ganz allmählich in die Tiefe sinken. Das
Keupermeer bedeckt schon seinen Nordrand, das Doggermeer trennt
1* Tornquist, 1. c. S. 502-505.
— 110 —
ihn durch eine Wasserstraße bei Regensburg vom böhmischen Fest-
land ab. und im Malm hat höchstens noch ein langgestreckter
Archipel in der alten Kammlinie Passau — Bodensee existiert ^^. Ich
erkenne hier das langsame Absinken einer durch Denudation all-
mählich verkleinerten Erdscholle in einen jener unterirdischen Hohl-
räume, keinesfalls aber eruptive Nachschübe in der Tiefe, oder gar
ein Empordrücken der vindelizischen Masse durch solche Nachschübe.
Von einem Emporsteigen derselben kann in diesem Zeitraum keine
Rede sein, ihr Absinken hielt vielmehr mit dem Zusammenschrumpfen
des glühenden Erdkerns vermutlich ziemlich gleichen Schritt, so daß
sich keine peripherischen Herde unter ihr bilden konnten. Auch
kann ich die Bewegungen , die sich in der Ablagerungsweise des
Buntsandsteins im Elsaß verfolgen lassen, nicht auf Nachschübe von
Tiefengesteinen in den inneren Granitzügen der Alpen oder im vinde-
lizischen Granitzug zurückführen *^, sondern nur auf jene schwanken-
den Bewegungen des langsam absinkenden vindelizischen Rückens ^^.
Lokale Hebungen lassen sich während der Kreidezeit in den
Alpen nachweisen , ebenso wie im Gebiet der süddeutschen Jura-
ablagerungen hier und da dislozierende tektonische Bewegungen
stattfanden. Gegen das mittlere Oligocän begann die erste Haupt-
periode der Emporfaltung des Alpengebirgs, während wir im älteren
Oligiocän die ersten Anzeichen der Bildung des Rheintalgrabens er-
kennen, der bald darauf von oligocänem Meer überflutet wurde.
Hier scheint mir nur eine Erklärung möglich: Die alten, starren
vindelizischen Massen bildeten das Mittehviderlager zwischen zwei
großen Schichtenwölbungen über riesigen unterirdischen Hohlräumen
im alpinen Gebiet und in der süddeutschen Tafel nördlich der Donau-
linie. Die Spannungen im alpinen Gebiet wuchsen infolge weiterer
Zusammenziehung des erkaltenden Erdkerns so gewaltig, daß die
Emporfaltung der Alpen begann. Dadurch verlor das Mittelwider-
lager, die vindelizische Masse , die Verspreizung zwischen den zwei
Gewölben und sank wieder ein weiteres Stück zur Tiefe : Oligocänes
Meer überflutete Teile von Oberschwaben und Oberbayern. Die süd-
deutsche Tafel aber verlor ihr südöstliches Widerlager und brach
ihrerseits als eine im allgemeinen nach Südost geneigte Platte ein :
üntermiocänes Süßwasser und mittelmiocänes Meer drangen bis auf
'* Kraijz, (ieol. Gesch. Ulm. S. 180—188.
'« Tornquist, 1. c. S. 502.
■" E. Fr aas, Bildung der jiorm. Trias. 1899, S. 8—24. — Kranz, 1. c.
S. 178.
— 111 —
den Südrand der Alb hinauf vor, das Meer überschwemmte den
letzten etwa noch vorhanden gewesenen Rest vindelizischen Landes.
Der spätere Rückzug dieses Meeres erfolgte durch große Einbrüche
in anderen Gegenden der Erdoberfläche.
„Wenn auch kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der
Absenkung des Trias- und Juragebiets in Franken und Schwaben
und zwischen den Alpen besteht, so kann man beide Phänomene doch
nicht als unabhängig voneinander betrachten. Wer überhaupt die
Existenz alter Massen im Untergrund der oberschwäbischen und ober-
bayrischen Hochebene zugibt , muß diese ebenso wie die alte böh-
mische Masse als die Pfeiler anerkennen, an denen sich die Gewalt der
Alpenfaltungen brach ^^" Diese Faltungen konnten die widerstands-
fähigen, harten kristallinischen Gesteine jener Pfeiler nicht mitmachen.
Jedenfalls war auch der sardisch-korsische Granitzug ein solcher
Pfeiler, nur scheinen hier die Verhältnisse etwas verwickelter zu liegen,
da sich zwischen ihn und den gefalteten Appennin das Tyrrhenische
Meer schiebt. Ich möchte der Erwägung anheimstellen, ob sich nicht
auch dieser Granitzug ebenso wie Schwarzwald , Vogesen und böh-
mische Masse als stehengebhebener Horst auffassen läßt, der dem Ab-
sinken seiner Umgebung nur wenig gefolgt ist, im Gegensatz zu der
Anschauung, daß jüngere eruptive Nachschübe die alten Tiefengesteine
in die Höhe gedrückt haben sollen, in eme Höhenlage, in der man
sie sonst nicht erwarten könnte'''*. Sind doch auch im Gebiet des
Schwarzwalds und der Vogesen jüngere Intrusionen zu verzeichnen '"°,
es wird aber wohl niemand diesen ganz lokalen Erscheinungen
hebende Kraft in dem Maße zuschreiben wollen. Sie lassen sich am
einfachsten im Gefolge tektonischer Vorgänge erklären, und Schwarz-
wald und Odenwald z B. sind keinenfalls gehoben worden, sondern
folgten der absinkenden Bewegung in entgegengesetztem Sinne wie
ihre Umgebung, im Norden stärker wie im Süden. Die Annahme
vertikaler Hebungen so großer Erdschollen und in solchem Ausmaß
entgegen der Schwerkraft erscheint mir viel weniger verständlich
als das Einsinken ihrer Umgebung mit der Schwerkraft und die Ver-
kürzung des Erddurchmessers um mindestens 4 km seit der Jurazeit.
Gegen Anfang des Obermiocän begann die zweite Hauptfaltung
der Alpen , und ungefähr gleichzeitig fanden die vulkanischen Er-
'8 Kranz, 1. c. S. 190. — Vergl. auch Suess, Antlitz d. Erde, I. S. 221.
1^ Tornquist, 1. c. S. 506.
^'^ Steinmann u. Gräff, Gool. Führer Freibnrg. S. 135. — Benecke etc.,
Geol. Führer Elsaß. 1900, S. 62.
— 112 —
scheinungen im Ries, im Steinheimer Becken, in den Vulkanembryonen
der Alb, im Hegau und Kaiserstuhl statt. Bald nachher erfolgte
der Abbruch des süddeutschen Tafelgebirgs in der Donaulinie ^\
Hier erblicke ich eine Fortsetzung der Erscheinungen bei der ersten
Haupt-Alpenfaltung. Vermutlich schon damals hatten sich in ab-
geschnürte Teile des Hohlraums unter der süddeutschen Tafel peri-
pherische Magmaherde ergossen, unter Sprengung des wenig wider-
standsfähigen halbelastischen Untergrundes jenes Hohlraums. Mit
der zweiten Emporfaltung der Alpen verminderte sich wieder der
Seitendruck auf die süddeutsche Tafel, die bis dahin noch verspreizt
gewesenen Gewölbeteile brachen ein und vermehrten die Spannung
des darunter befindlichen peripherischen Magmas durch ihr Eigen-
gewicht. Unter neuen lokalen tektonischen oder durch vulkanische
Kraft gebildeten Spalten und an Stellen, wo die peripherischen Herde
der Erdoberfläche am nächsten lagen , war der Schichtendruck am
geringsten, hier entstanden also Vulkane, Lakkolithe oder Vulkan-
embryonen, und lokal tektonische Störungen als Folgen vulkanischer
Erscheinungen. In der Linie endlich, wo das ehemalige Widerlager
nach Beendigung dieser Faltungsperiode nachgab, in der Donaulinie,
fand der Abbruch statt.
Faßt man den Zusammenhang zwischen den großen tektonischen
Vorgängen und der Entstehung der Vulkane etc. in dieser Weise auf,
dann stehen selbst die Vulkanembryone der Alb, die vulkanischen
Erscheinungen des Ries und der Lakkolith des Steinheimer Beckens
in keinem Widerspruch zur Hauptregel der Theorie von Süess,
daß sich vulkanische Erscheinungen stets auf tektonische
Bewegungen der Erdrinde zurückführen lassen. Ebenso
natürlich erscheint mir der Grundgedanke in der Erdgeschichte :
Allmähliches Absinken gewaltiger Erdschollen, vereinzelte
Hebung kleiner Gebiete, langsame Verkürzung des Erd-
durchmessers, alles infolge Zusammenschrumpfens des
Erdkerns. Indessen auch hier wird die Entscheidung einer spätem
Zeit vorbehalten bleiben, den sichern Beweis können nur die Re-
sultate der Erdgeschichte ausgedehnter, jetzt noch nahezu un-
erforschter Gebiete unseres Planeten erbringen.
November 1905.
21 Kranz, 1. c. S. 197.
Einwägung von Festpunkten an der Linie
Böblingen — Lustnau, Sommer 1902.
Mit 14 Figuren.
Von E. Hammer.
I. Zweck des Nivellements.
Der Zweck der hier zu beschreibenden Arbeit ist der, zunächst
an einer einzelnen Linie festzustellen, ob im Schollenland unserer
Sedimentärgesteine dauernde vertikale Bodenbewegungen nicht ganz
lokaler, sondern regionaler Art in nennenswerten und in kürzerer
Zeit meßbaren Beträgen vorkommen, wie sie in Deutschland für
verschiedene Gegenden behauptet, aber wohl nur ganz ausnahmsweise
auf Grund von Feinnivellierungen genügend einwandfrei bewiesen
worden sind*.
Dieser Zweck soll durch Wiederholung des Nivellements der
gewählten Linie in geeigneten Zeitabschnitten verfolgt werden; ich
hatte mir als Zeitraum zwischen zwei Nivellierungen je 5 Jahre ge-
dacht, so daß die zweite im Jahr 1907 durchzuführen wäre. Ob
dies geschieht, vermag ich, da ich seit Sommer 1904 nicht mehr
Erdmessungskommissär bin, nicht zu sagen.
* Die geologischen Beweise, die wir in zahllosen großen und kleinen Ver-
werfungen u. s. f. als „versteinerte Erdbeben" kennen, bleiben hier außer Be-
tracht. Über die Bestrebungen von P. Kahle im östlichen Thüringen vgl.
z. B die Andeutungen in meinem Referat in Petermann's Mitteilungen 1903
Heft XII über Bodenhebungen und -Senkungen in Japan. Den langsamen tek-
tonischen Veränderungen der Höhenlage der Bodenoberfläche in Schollenländern
stehen in Gebieten mit reger jungvulkanischer und seismischer Tätigkeit auch
gewaltsamere Änderungen gegenüber, von denen einzelne durch feine Messungen
genügend sichergestellt sind; z. B. wurden im Bezirk Nö-Bi in Japan als Folge
dys Erdbebens vom 28. Oktober 1891 Hebungen des Bodens bis zu 0,8 m und
Senkungen bis zu 0,4 ra mit Sicherheit nachgewiesen (Mitteilungen von
M. Sugiyama in Tokyo auf der Erdmessungskonferenz in Kopenhagen 1903,
über die a. a. 0. berichtet ist).
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190i;. 8
— 114 —
Der Plan des Nivellements, die Herstellung der Festpunkte und
die erstmalige Messung wurde vom K. Ministerium des Kirchen- und
Schulwesens unter Übernahme der Kosten auf die Mittel der württem-
bergischen Erdmessungskommission 1901 genehmigt; in dem ge-
nannten Jahr wurden auch noch die Festpunkte hergestellt, die erste
Einwägung konnte aber erst im Sommer 1902 ausgeführt werden.
Als zu nivelUerende Linie wurde die Straße von Böblingen über
Holzgerlingen, Schaichhof, Stelle, Bebenhausen nach Lustnau gewählt
(Böblingen— Stelle : Straße No. 84, Stelle— Lustnau : Straße No. 83
nach der Bezeichnung der K. Straßenbauverwaltung) ; eine solche
Linie durch den Schönbuch schien mir vor allem in Frage zu kom-
men, weil gerade dort für zahlreiche Punkte starke Vertikalbewegungen
des Bodens mehrfach behauptet worden sind (Anssichtsänderungen
in der Umgebung von Schönaich usw.).
Untersuchungen auf Grund vorh and en er Einwägungen, Ver-
gleichungen neuer mit bereits früher festgestellten Zahlen, sei es an
Strecken des Präzisionsnivellements der früheren Gradmessungskom-
mission \ sei es an Strecken des z. T. neuen Eisenbahnnivellements ^,
haben keinen Wert, weil diese Nivellierungen an sich zu wenig genau
sind (infolge ungenügender Feststellung der Länge des Lattenmeters)
und weil die „Festpunkte" der meisten dieser Nivellementslinien,
soweit sie bei den Gradmessungsnivellierungen noch vorhanden sind,
zu wenig gut versichert waren.
Untersuchungen von der Art der von Vogler und neuerdings
von Schumann angestellten (über die periodischen Veränderungen der
Richtung der Lotlinien in Punkten eines kleinen Gebiets) gehören
nicht in das Programm der hier zu beschreibenden Arbeit ; ich
glaubte deshalb auch nicht die von diesen Beobachtern erreichten
außerordentlich kleinen mittleren Kilometerfehler anstreben zu sollen:
' Ergebnisse in : Publicatiou der K. Wiirttembergischen Commission für
Europäische Gradmessung. Präcisions-Nivellement. Ausgeführt unter der Leitung
von Professor Dr. von Schede r. Ausgeglichen von demselben (veröffentlicht
von Professor Groß). Stuttgart 1885. Über die Art der Messung (1868—1878)
und Ausgleichung vergl. die Berichte von Schoder in den Generalberichten der
Europäischen Gradmessung, besonders 1879.
^ Kgl. Generaldirektion der Wiirttembergischen Staatseisenbahnen. Ver-
zeichnis der an den Württembergischen Staatseisenbahnen angebrachten Höhen-
punkte mit Angabe der Höhen über Normal-Null. Stuttgart 1895 (nach den vom
Bautechnischen Bureau der Kgl. Generaldirektion in den Jahren 1887/94 aus-
geführten Nivellements). Dazu: Nachtrag I von 1905. Über die Art der Messung
geben die , Vorbemerkungen" S. I— VIII Auskunft.
— 115 —
bei den letzten Nivellierungen von Vogler (Eggert) mit Hilfe des
VoGLER'schen Kathetometernivellierinstruments und seiner Stahllatten,
in Westend bei Charlottenburg auf einem Gelände mit sehr kleinen
Höhenunterschieden, ist der mittlere Fehler des einfachen Nivellements
der Strecke 1 km mehrfach auf etwa 7-* n^i» gesunken (vergl. über
diese Einwägungen und ihre Instrumente die drei Mitteilungen in
der Zeitschrift für Vermessungswesen^*^ und meine zwei
Referate in^^; und Schumann hat^gar an seinem „Pfeilernivellement"
(Punkte auf fest fundierten Steinpfeilern, sehr nahe in derselben
Höhe liegend, so daß für die „Nivellierlatte" die Form einer nur
wenige Zentimeter langen Milchglasskale genügt, auf dem Telegraphen-
berg bei Potsdam) den mittlem Kilometerfehler auf ^/lo mm herab-
gedrückt; vergl. ^ und mein Referat in ^. Vielmehr sollte bei der
heute auch für ein Nivellement im Hügelland mit einfachen Mitteln
erreichbaren Genauigkeit von etwa + ^U oder ± 1 mm pro Kilo-
meter für unser neues Nivellement stehen geblieben werden.
Eine sehr hohe Genauigkeit war nämlich bei diesem Nivellement
Böblingen — Lustnau schon durch die zu überwindenden beträchtlichen
Höhenunterschiede ausgeschlossen, über die hier zunächst ein Über-
blick gegeben sein mag. Vom Bahnhof Böblingen mit rund 438 m
(Bahnsteig) erhebt sich die Straße nach Holzgerhngen bei Km 3 -f- 320
auf etwa 517 m, also um rund 80 m; bei Holzgerlingen (tiefster
Punkt etwa bei Km 5 -{- 630) sinkt das Profil wieder auf rund
472 m, etwa 45 m vom höchsten Punkt aus ; bei Km 7 -f- 600 wird
wieder 512 m erreicht, am Übergang der Straße über die oberste
Schaich bei Km 9 + 060 ist die Höhe 486 m, bei Km 10 512 m,
von dort mit kleinen Unregelmäßigkeiten langsame Senkung bis zu
483 m bei der ,. Kälberstelle" oder „Stelle", Km 13 + 349 m, Ein-
mündung der Straße 84 in die Staatsstraße 83. Bis hierher sind
also zwischen höchstem und tiefstem Punkt nicht über 80 m Höhen-
unterschied vorhanden. Die Staatsstraße No. 83 senkt sich nun
aber von der „Stelle" an in regelmäßigem Gefäll sehr stark nach
=• Jahrgang 1898 (Bd. 27) S. 385.
* Jahrgang 1902 (Bd. 31) S. 1, 32.
^ Jahrgang 1905 (Bd. 34) S. 13, 38, 57, 73.
ß Zeitschrift für Instrumentenkunde, Jahrgang 1902 (Bd. 22) S. 254.
■ Ebenda, Jahrgang 1905 (Bd. 25) S. 248.
* Schumann, Ergebnisse einer Untersuclmng über Veränderungen an
Höhenunterschieden auf dem Tolegraphenberge bei Potsdam. Veröifentlichung
des Kgl. Geodätischen Instituts No. 14. Berlin 1904.
» Zeitschrift für Instrumentenkunde, .Tahrgang 1905 (Bd. 25) S. 180.
8*
— 116 —
Bebenhausen hinab und führt von dort mit geringem Gefäll, dem
Goldersbachtal folgend , ins Neckartal hinaus ; bei Bebenhausen am
Gasthaus zum Waldhorn ist die Höhe rund 355 m, 130 m geringer
als an der Kälberstelle, auf etwa 5,7 km horizontale Strecke. Von
hier bis zum Gasthaus zum Adler in Lustnau fällt die Straße auf
fast 3 ','2 km Länge nur noch auf rund 320 m, also um etwa 35 m
(durchschnittlich 1 °/'o) und von dort bis zum Abschlußpunkt der
Nivellementslinie am Haltepunkt Lustnau der obern Neckarbahn
(Wärterhaus No. 50) ist nur noch ein Gefäll von wenigen Metern
vorhanden. Die ganze nivellierte Strecke ist rund 25 km lang.
II. Festpunkte.
1. Auswahl. Dem Zweck des Nivellements entsprechend sind
die Höhenfestpunkte nahe beisammen: sie folgen sich in Entfernungen
von 0,4 bis 1,0 km, durchschnittlich 700 bis 800 m. Diese Ent-
fernungen gelten für die Strecken zwischen zwei Punktepaaren;
es sind nämlich nicht, wie die Zahlen 25 km Gesamtlänge und '^U km
Durchschnittsentfernung anzudeuten scheinen, nur etwa 33 Höhen-
festpunkte vorhanden, sondern 66, mit fortlaufender Nummer be-
zeichnet (s. u.), 1 in Böblingen, 66 beim Haltepunkt Lustnau. ^'on
diesen 66 Punkten sind allemal zwei zu einem Paar vereinigt, indem
sie ganz geringe Entfernungen, vielfach nur 10 m (und gelegentlich
noch etwas weniger), 15 m oder 20 m (einige Mal auch noch etwas
größere Entfernungen) unter sich aufweisen ; die genauen Zahlen
gibt das folgende Verzeichnis. An den beiden Komponenten eines
solchen Punktepaars soll für die Zukunft sofort erkannt werden,
ob eine kleine Veränderung der Höhe des einen Punkts nur als
ganz lokale Erscheinung an diesem Punkt anzusehen ist oder in
ungefähr demselben Betrag auch den zweiten Punkt betroffen hat.
Die Anordnung in schematischer Skizze, in der die Festpunkte einfach
durch Punkte bezeichnet sind, ist also die untenstehende (Fig. 1).
Strasse
K - 7S0jTh. ".
Fig. 1.
Wie schon angedeutet, schwankt die Entfernung zwischen zwei
Punktepaaren, die durchschnittlich etwa 750 m beträgt, zwischen
ziemlich weiten Grenzen : es ist bei der Auswahl der Punkte beachtet.
— 117 —
daß die geognostischen Grenzen erfaßt wurden. Einige wenige
Punkte sind absichtlich in einen Grund gelegt, der lokale Ver-
änderung ihrer Höhen mit Sicherheit erwarten läßt; es sind besonders
(vergl. die unten folgende Angabe der Lage aller Punkte) die Punkte
1 , 2 , die in dem aufgefüllten Boden zwischen den zwei Böblinger
Seen liegen, und die Punkte 23, 24 am Übergang der Straße Nr. 84
über das obere Schaichtal, in offenbarem Rutschgelände.
Außer den 66 bisher erwähnten , auf sogleich näher zu be-
schreibende Art durch den Kopf von vernickelten Stahlbolzen be-
zeichneten Festpunkten kommen für das Nivellement nur noch in
Betracht die bereits zuvor vorhandene Höhenmarke 439,221 m N.N.
am Verwaltungsgebäude (Betriebsgebäude) des Bahnhofs Böblingen
(S. 35 der Schrift ^), die im folgenden stets als Punkt H bezeichnet
sei, ferner ein neuer horizontal eingemauerter Bolzen an der obern
Ecke (gegen die Straße, Sockelmauer, oberste Schicht, Mitte des
Quaders) an dem Rathaus in Holzgerlingen zwischen den Punkte-
paaren 13, 14 und 15, 16, der im folgenden C heißt, endlich (neben-
sächlich, s. u.) der, wie H, bereits vorhandene Höhenbolzen am
Bahnwarthaus Nr. 50 (Haltepunkt Lustnau, Seite gegen Reutlingen,
Sockelmauer) der obern Neckarbahn , dessen N.N.-Höhe in der
Publikation- S. 40 zu 315,899 angegeben ist; dieser Punkt heißt
im folgenden L. Weitere Höhenfestpunkte an Gebäuden sind weder
in Böblingen noch in Holzgerlingen, Bebenhausen oder Lustnau an-
gebracht, oder soweit bereits vorhanden, benützt.
2. Herstellung der Festpunkte. (Juni 1901.) Für die (ab-
gesehen von C) 66 neu herzustellenden Höhenfestpunkte war vor
allem dafür zu sorgen , daß sie ihrem Namen möglichst gerecht
werden , d. h. möglichst lange Dauer versprechen. In dieser Be-
ziehung sind die früher als Festpunkte angesehenen Punkte der
Linien des Präzisionsnivellements der Gradmessung (vgl. ^) vielfach
ungenügend gewesen. Bereits im Jahr 1890, bei der ersten Auf-
stellung eines Programms für neue Nivellementshnien von der Art
der hier zu beschreibenden, hat der Verfasser beabsichtigt, die Fest-
punkte, schon um sie der mutwilligen oder fahrlässigen Beschädigung
möglichst zu entziehen, ganz in den Boden hineinzusetzen
und völlig zu überdecken, so daß sie bei jeder Benützung
erst aufgedeckt werden müssen.
Die neuen Punkte sind als (abgerundete) Spitzen von Stahl-
bolzen, die als Rostschutz im obern Teil vernickelt und in einen
starken Betonklotz eingelassen sind, hergestellt. Der Betonklotz hat
118 -
F.rdcA
%^^
Ba -
Smvd — -""
\ ^ '
JTo —
m
Beton
im allgemeinen 80—90 cm Höhe: seine Basis sitzt mit Rücksicht
auf mögUchste Frostsicherheit 1,25 m unter dem Boden, mehrere
sind tiefer fundiert, nur zwei weniger tief, weil man bei ihnen ins
feste Gestein hineinkam. Man wird damit überall sicher sein, kein
Heben der Festpunkte durch den Frost befürchten zu müssen. Das
für den Betonkörper ausge-
"^"^"•-^nf^ hobene Loch von 1,25 m
Tiefe ist oben 35 — 40, unten
meist noch 15 — 20 cm weit
(ziemlich wechselnd je nach
Bodenbeschaffenheit , Ge-
lände , Punkt an Böschung
u. s. f.) ; es ist mit sorgfäl-
tig zubereitetem Kiesbeton
(Neckar-Sand und -Kies von
Tübingen, langsam bindender
Portlandzement von Schiffer-
decker [Mannheimer Portland-
Zement-Fabrik] in Mannheim,
Mischungsverhältnis 1 Teil
Zement auf 6 — 7 Teile Sand
und Kies) zunächst etwa
50 cm hoch in mehreren stark
festgestampften Lagen gefüllt
worden ; hierauf wurde der
Stahlbolzen (s. u.) Bo ein-
gesteckt , gut festgedrückt
und weiter mit Beton fest umstampft, bis die ganze Höhe des Beton-
klotzes vom Boden der Grube aus etwa 80 — 85 cm betrug, vgl. Fig. 2.
Aus der Oberfläche des Betonkörpers ragt der Stahlbolzen 3 cm
oder etwas darüber, gelegentlich bis 5 cm hervor. Der Bolzen-
kopf ist zunächst mit einem hohlen Viertelstein F (etwa 10 cm
hoch) überdeckt, und auf diesen ist ein gewöhnhcher Backstein
gelegt. Beide sind mit einigen Schaufeln Sand umfüllt, die Grube
wurde dann endlich mit einem Teil des ausgehobnen Materials
vollends aufgefüllt und mit Rasenstücken flach überdeckt. Der in
den Betonkörper eingelassne Bolzen ist aus Stahl, 25 cm lang; er
ist unten aufgehauen und die beiden Hälften sind auseinandergebogen
(vgl. Fig. 3). Der Durchmesser des Schafts ist 20 mm, der Kopf
ist oben nach einem Krümmungshalbmesser von einigen Millimetern
Off 0,7 0,3 og
Ym. 2.
119 —
abgedreht. Zum Schutz des aus dem Beton vorstehenden kurzen
Stücks des Bolzens sind die oberen 10 cm vernickelt. Leider ist
diese Vernicklung, entgegen der Versicherung des Verfertigers der
Bolzen, Mechaniker Brändle am elektrotechn. Institut der Techn.
Hochschule Stuttgart, nicht genügend stark und damit widerstands-
fähig ausgefallen (vgl. u.) ; es wäre doch vorzuziehen gewesen, Bronze-
bolzen zu verwenden, wie ich es zuerst im Sinn hatte.
Die Herstellung der Festpunkte, Betonkörper mit eingesetzten
vernickelten Stahlbolzen, war dem Straßenmeister Bröckel in Böb-
lingen übertragen, zu dessen Verwen-
dung die K. Straßenbauverwaltung
ihre Genehmigung erteilt hatte, wie
diese Behörde auch die Erlaubnis zur
Herstellung der Festpunkte auf ihrem
Areal (Seitenstreifen der Straßen 83
und 84 ; die erste gehört in den Be-
zirk der Straßenbauinspektion Cann-
statt, die zweite in den der Straßen-
bauinspektion Eeutlingen) gegeben
hat. (Erl. d. Minist. Abt. für den
Straßen- und Wasserbau vom 15. Mai
lüOl.) Die Gruben für die Beton-
körper wurden durch drei darin sehr
geschickte Telephonarbeiter ausge-
hoben, die auf mein Ansuchen die K. Telegrapheninspektion zur Ver-
fügung gestellt hatte ; bei der auf dem Fuß folgenden Herstellung der
Betonkörper sind zwei Straßenwarte und zwei Betonarbeiter ver-
wendet worden. Den genannten Staatsbehörden sei auch hier noch-
mals geziemender Dank ausgesprochen, ebenso ihren Beamten
(Straßenbauinspektion Cannstatt, damals i. V. Bauinspektor Mederle,
Straßenbauinspektion Reutlingen, damals Bauinspektor Kübler) und
Arbeitern. Die ganze Arbeit (66 Punkte auf der 25 km langen
Strecke) ist in 3 Tagen, wovon der letzte unausgesetzten Regen
brachte, in jeder Beziehung befriedigend ausgeführt worden (begonnen
21. Juni 1901 in Lustnau in Anwesenheit des von mir instruierten
Hilfslehrers Prof. Haller) , Punkte 66 bis 48 ; am Nachmittag des
22. Juni , Punkte 28 bis 19 (unfern des Schaichhofs) und am N.M.
des 24. Juni, Punkte 6 bis 1 war der Verfasser zugegen. Erwähnt sei
noch, daß bei den Punkten 66 bis 37 der den Stahlbolzenkopf um-
gebende hohle Viertelstein unmittelbar auf den Kopf des Betonklotzes
— 120 —
gestellt wurde; da ich befürchtete, der Viertelstein werde anziehen
und beim Aufdecken des Bolzens losgeschlagen werden müssen und
zerbrechen, wurde bei den Punkten 36 bis 1 auf den Betonklotz
erst etwas loser Sand aufgeschüttet und auf diesen der Yiertelstein
gestellt; doch hat sich bei einer Revision einiger Festpunkte (56, 52,
46, 42, 38, 36) Ende September 1901 bei meiner Rückkehr von
einer Messung in Tübingen jene Befürchtung nicht bestätigt, wohl
aber zeigte sich schon damals bei einzelnen der aufgedeckten Punkte
die Spitze des Bolzens von der Feuchtigkeit angegriffen (Vernicklung
nicht genügend), s. u. Härtere Gesteinsschichten im Untergrund
der Festpunkte haben sich nur bei wenigen gezeigt; bei Punkt 5
und 6 am Bierkeller nahe bei Böblingen wurden eine Anzahl der
ziemlich lockern Stubensandsteinschichten durchstoßen, so daß auch
hier die Grube die Tiefe 1,25 m erhalten konnte, während bei den
Punkten 15 und 16 auf der Holzgerlinger Hochebene sich bald eine
harte Lias a-Bank zeigte, auf die der nur bis zur Tiefe von etwa
90 cm unter Bodenoberfläche hinabreichende Betonklotz gestellt
wurde. In einigen der Gruben für die Punkte im Goldersbachtal
zwischen Bebenhausen und Lustnau haben sich größere Findhnge
(Gerolle) gezeigt, doch sind alle dortigen Gruben bis zur Normaltiefe
von 1,25 m abgesenkt worden. In fast allen andern Gruben war
das zu durchsinkende Gestein harter Lehm oder Mergel. Wasser
wurde in den Gruben angetroffen nur bei einigen Punkten im
Goldersbachtal, ferner bei den Punkten 41 und 42 oberhalb Beben-
hausen, endlich bei 29 und 30 im Wald zwischen „Stelle" und
Schaichhof. Doch war anzunehmen, daß bei keinem der Punkte die
Güte der Versicherung unter diesem Umstand notleide. Die Punkte
3 und 4 endlich unweit Böblingen liegen hart neben dem Straßen-
graben, der sich selbst bei geringem Niederschlag mit Wasser füllt;
doch waren die Gruben beider Punkte (Sohle 70 cm unter der
Grabensohle) am Abend des 24. Juni 1901 (mit sehr großem Nieder-
schlag den ganzen Tag, so daß der Graben völlig gefüllt war) ganz
trocken.
Zu erwähnen ist hier endlich noch die Einrichtung zum leichten
Auffinden der Festpunkte. Es ist, einige Wochen nach Herstellung
der Festpunkte, in der Nähe jedes Betonkörpers ein Markstein gesetzt
worden. Diese Steine, aus Dettenhäuser Stubensandstein, tragen
auf der der Straße zugewandten Seite die fortlaufende Nummer 1
bis 66, auf der gegenüberhegenden Seite ist eine Zahl, meist 1,0 m,
in wenigen Fällen 0,5, 0,6, 0,8 m, ferner 1,5 bis 2,8 m, einmal
— 121 —
4,1 m eingehauen, die angibt, in welcher Entfernung, normal
zur Richtung der Straßenkante oder Grabensohle, man
von der Stein mitte aus auf die Mitte der den Beton klotz
enthaltenden Grube trifft. Überall ist der Versicherungs-
und Aufsuchungsmarkstein zwischen den Festpunkt und die
Straße gesetzt, d.h. es ist vom Markstein aus von der Straße
weg die angegebne Entfernung abzumessen, um auf den Beton-
körper mit dem Festpunkt zu kommen, womit über die Richtung
der auf dem Markstein angegebenen Strecke kein Zweifel ist. Eine
Ausnahme kommt nur vor bei den Marksteinen der Punkte 13
und 14 am Anfang (von Böblingen aus) des Dorfs Holzgerlingen ;
die Steine stehen hier, von der Straße aus gesehen, hinter den
Festpunkten. Die Marksteine sind nicht besonders fundiert, sie
.stecken meist nur 20 — 30 cm im Boden ; ihre sorgfältige Erhaltung
ist den Straßen warten und Straßenmeistern (1901/02 Bröckel in
Böblingen für die Strecke Böblingen — Stelle, Straße No. 84, und
RucKGABER in Reutlingen für die Staatsstraße No. 83) zur Pflicht
gemacht; die Punkte 63 bis 66 vom Dorf Lustnau zur Haltestelle
Lustnau liegen nicht an der Staatsstraße (vgl. das unten folgende
Verzeichnis*).
3. Verzeichnis (Lage) der Festpunkte. In dem folgenden
Verzeichnis ist die Lage der einzelnen Festpunkte (von H und L
abgesehen) gegen die Hektometersteine an den Straßen Nr. 84 und
83 angegeben**.
Wie die Punkte zu Paaren zusammengehören, 1, 2; 3, 4; . . .
65, 66, zeigt sich nach dem in H, 1 Gesagten unmittelbar in den
Entfernungen : die zwei Punkte eines Paars in Entfernung von 10 m
u. dgl. voneinander, zwischen ie zwei Paaren durchschnittlich ^,'4 km ;
die Bezeichnung rechts oder links von der Straße bezieht sich
* Der Verfasser muß liier wiederholen, daß er nicht mehr Erdmessungs-
kommissär ist, also auch keine Verantwortung für die Erhaltung der Fest-
punkte u. s. f. mehr hat.
** Dabei ist für etwaige spätere Benützung der Akten zu bemerken, daß an
der Staatsstraße Nr. 83, Stuttgart— Tübingen, in der hier in Betracht kommenden
Strecke Stelle — Bebenhausen —Lustnau , kurz nach Herstellung der Festpunkte,
nämlich im August und September 1901, eine neue Längeneinteilung durch-
geführt wurde. Die erste Einmessung und Bezeichnung der Lage der Punkte
gegen die Hektometer ist also jetzt nicht mehr zutreffend. Die in die folgende
Tabelle aufgenommenen Zahlen beziehen sich auf den neuen (z. Z., 1905, noch
vorhandnen) Stand. An der Straße 81, Böblingen— Stelle, ist 1901/05 keine
Veränderung der Bezeichnungen u. s. f. eingetreten.
122
Tabelle 1.
Verzeichnis der Festpunkte an der Nivellementslinie Böblingen
gerlingen — Bebenhausen— Lustnau.
Holz-
Fest-
punkt
Straße
Links
oder
rechts
der
Straße
Genäherte Ent-
fernung nach den
an der Straße
I stehenden Km-
I und Hm-Steinen
Abstand [
zwischen
Festpunkti
und
Markstein!
Bemerkungen
1
84
r
»
—
r
„
—
r
"
-
r
„
1
- '
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1
~
r
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—
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1
-
^
l
1
"
1
_
"
r
l
1
,.
1
—
r
i ..
1
1
r
0 + 388
0 + 398
1 +019
1 +031
1 +917
1 + 926
2 + 870
2 + 880
5 + 600
6 + 627
6 + 645
7 + 339
7 + 350
8 + 091
8 + 102
1,0
1,0
1,5
1,5
1,0
1,0
1,0
1,0
3 ^- 462
0,5
3 + 473
0,5
4 + 360
1,0
4 + 375
1,0
5 + 179
0,5
5 + 194
0,5
0.5
0,5
0,5
0,5
2,0
2,0
Zwischen den Seen in Böb-
lingen, l'/2 m vom Zaun.
Vor und nach dem Steinlager-
platz jenseits des Grabens.
Oberhalb des Lagerplatzes
wenig außerhalb vom
Bierkeller.
Hinter dem Lagerplatz,
(4rund und Boden der
Stadtgemeinde Böblingen
gehörig.
Am Waldrand.
An der Vorgartenmauer der
Weberei am Eingang in
Holzgerlingen (Sommer
1901 erstes Haus); die
]^Iarksteine sitzen , von
der Straße aus gesehen,
jenseits der Festpunkte.
Messingbolzen an der obern
(N.W.) Ecke des Rat-
liauses in Holzgerlingen,
obere Schicht der Sockel-
mauer, Mitte des Quaders,
bündig mit der Wand.
Grund und Boden der Kgl.
Domänenverwaltung ge-
hörig (Schaichhof).
- 123
Abstand
zwischen
Fest-
punkt
Straße
Links i Genäherte Ent-
oder fernung nach den !?„„.„,,„,,.
an der Straße T ''„?""''*
stehenden Km- j
und Hm-Steinen
rechts
der
Straße
und
Markstein
Bemerkungen
m
r
—
r
1
—
1
—
1
1
-
r
1
1
r
r
r
—
r
—
r
1
_
—
r
8 + 676
8 + 688
9 + 110
9 + 121
9 + 965
9 + 981
10 + 761
10 + 776
11 + 445
11 + 460
12 + 189
12 + 204
12 + 908
12 + 923
13 + 333
13 + 340
1,0
1,0
1,0
1,0
1,5
1,5
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1.0
Wie bei 19, 20; etwas unter-
halb des Schaichhofs.
Am Fuß der Böschung, im
Rutschgelände.
Hinter der Böschung.
Beim ^weißen Stein'
Vor der Einmündung der
Staatsstraße Nr. 84 in die
Staatsstraße Nr. 83 bei der
Kälberstelle.
1
1
-
r
—
r
_
r
-
r
—
r
—
r
1
—
1
—
—
r
—
r
—
r
—
r
30 + 805
30 + 837
31 + 502
31 + 516
32 + 204
32 + 218
32 + 947
32 + 958
33 + 729
33 + 743
34 + 469
34 + 481
35 + 167
35 + 180
0,5
0,5
1,0
1,0
2,8
2,4
2,6
2,6
0,6
0,6
4,1
4,1
1,0
1,0
Die Längenzahlen an der
Staatsstraße Nr. 83 be-
ziehen sich auf die seit
Herbst 1901 vorhandne
neue Bezeichnung der
Km- und Hm- Steine.
Bei der Einmündung der
steige).
* Zwischen 50 und 51 befindet sich am Waldhorn in Bebenhausen (am
Eingang links) eine eiserne Höhenmarke des Kgl. Statistischen Landesamts, die
jedoch beim Nivellement nicht mitgenommen wurde.
124
!:i st-ße
Links
oder
rechts
der
Straße
Genäherte Ent- ll^ltl
B e m e r k u n g e n
51*
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
83
1
1
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
35 + 932
35 4- 950
36 + 551
36 + 565
37 + 278
37 + 291
37 + 909
37 + 923
38 + 649
38 + 662
39 + 179
89 + 189
0,8 1 Rechts vom Gehweg an der
0,8 / Böschung unten.
'„ ! Rechts vom Gehweg.
08
Q^g J Wie bei 53, 54.
' \ Rechts im Bankett.
U,0 }
1,0 )
1,0 /
1,0 \ In der Nähe des Gasthauses
1,0 i zum Adler in Lustnau.
63
64
65
66
s. Bem.
s. Bem.
1
1
1
1
-
s. Bemerkung
4 + 000
4 + 010
1,0
1,0
1,0
1,0
Am Mühldammweg, 50 und
60 m von der Ailesbrücke
gegen die Neckarbrücke
zu; Gelände ist Eigentum
der Gemeinde Lustnau.
An der Nachbarschaftsstraße
Tübingen-Kirchentellins-
furt; Grund und Boden
Eigentum der Gemeinde
Lustnau.
auf die Richtung von Böblingen über Holzgerlingen , Schaichhof,
Stelle, Bebenhausen nach Lustnau. Das Punktepaar 1, 2 befindet
sich in der Nähe der Böblinger Seen ; in Böblingen beginnt das
Nivellement am Punkt H am Bahnhof (vgl. II, 1). Das Punkte-
paar 65 , 66 liegt unweit der Haltestelle Lustnau der Neckarbahn.
Bei jedem Festpunkt ist hier ferner die Entfernung zwischen dem
Punkt und dem zu seiner Aufsuchung dienenden Markstein angegeben,
die auf dem Markstein eingehauen ist, vgl. darüber und über die
Richtung dieser Strecke den Schluß von II, 2. Die Spalte „Be-
merkungen" enthält endlich allgemeine Notizen über die Lage der
Punkte u. s. f.
Um auch noch für den Fall des Verlusts eines der Marksteine
die Möglichkeit zu haben, den früher durch ihn bezeichneten Bolzen
- 125 -
Tabelle 2.
Nummer
Nummer
des
Z u s t a n d
des
Zustand
Punkts
Punkts
1
Einige Rostflecke.
28
Ein Rostfleck.
2
Stärker mit Rost überzogen.
29
Kleinere Rostflecke.
3
Ebenso, noch stärker.
30
Stark verrostet.
4
Einige Rostflecke.
31
Ebenso.
5
Wenige Rostflecke.
32
Ganz intakt.
6
7
Ebenso.
Stark verrostet, Rost samt
33
34
j Einige Rostflecke.
Nickel entfernt.
35
8
Auf einer Seite Rost, auf
36
der andern blank.
37
9
Ganz intakt.
38
10
Stark verrostet, bei der Reini-
gung Vernicklung mit abge-
39
40
Ganz intakt.
löst.
41
11
12
j Wenige Rostflecke.
42
43
13
Seitlich ein kleiner Fleck.
44
14
Stark verrostet.
45
Ein Rostfleck.
15
Stark verrostet.
46
Einzelne Rostflecke.
16
Stark verrostet, bei der Reini-
gung Vernicklung mit abge-
47
48
\ Leicht angelaufen.
löst.
49
Einige Rostflecke,
17
Ganz intakt.
50
Ganz intakt.
18
19
Wenige Rostflecke.
Ein starker Rostfleck.
51
52
Einige Rostflecke.
20
Stark verrostet, doch läßt
53
Ganz intakt.
sich der Rost leicht ent-
54
Stark verrostet
fernen, ohne die Vernick-
lung zu beschädigen.
55
. 56
; Ganz intakt.
21
22
Mehrere große Rostflecke.
Ganz intakt.
57
58
\ Stark verrostet.
23
24
Ganz intakt.
Stark verrostet.
59
60
1 Ganz intakt.
25
Wie 20.
61
Gut.
26
Stark verrostet.
62
Ganz intakt.
27
Ebenso.
Über 63
3is 66 fehlen genaue Notizen
leicht wieder zu finden, wurde vom Verfasser dem Beobachter der
ersten Messung (s. u.) 1902 aufgetragen, die Lage jedes Festpunkts
gegen Grenzsteine an Eigentumsgrenzen u. dgh feste Punkte,
— 126 —
wo solche vorhanden sind, einzumessen und in Fkirkartenabdrücke ein-
zutragen. Es ist dies jedoch bei nur ganz wenigen Punkten geschehen,
bei fast allen aus Mangel an Zeit unterblieben. Übringens schützt ja
die Einrichtung der Punkte paare einigermaßen vor der Möglichkeit,
nach einem Festpunkt im Fall des Verlusts des zugehörigen Marksteins
lange suchen zu müssen. Außerdem sollen Beschädigungen der
Marksteine sofort angezeigt werden, vgl. den Schluß von II, 2.
Es ist auch bereits in II, 2 angedeutet worden, daß die Ver-
nickelung der Stahlbolzen trotz der bestimmten Versicherung ihres
Verfertigers sich z. T. nicht genügend zeigte und schon zu Ende Sep-
tember 1901 Schäden an den Köpfen einzelner aufgedeckter Bolzen
wahrgenommen wurden. Es mag gleich hier ein Verzeichnis darüber
Platz finden, in welchem Zustand die einzelnen Bolzenköpfe bei der
Ausführung des ersten Nivellements im Juli 1902 angetroffen wurden.
Wo in diesem Verzeichnis angegeben ist, daß Rostflecke sich zeigten,
ist die Bemerkung hinzugefügt zu denken : der Rost wurde mit
Erdöl oder, falls nötig, mit feinem Schmirgel entfernt; vor der
Wiederbedeckung des Punkts ist jeder Bolzenkopf mit Spirituslack
mehrmals überstrichen worden (aus Versehen nicht bei den Punkten
45 und 46), s. u.
Nach der vorstehenden Übersicht sind für etwaige künftige
Nivellierungen als in Beziehung auf die genaue Erhaltung des alten
Punkts verdächtig zu bezeichnen die Bolzen 3, 7, 10, 16, 20 und
54 ; allenfalls auch 14, 30, 54, 57 und 58. Bei den übrigen Bolzen-
köpfen wird auch für eine größere Zahl von Jahren auf genügende
Erhaltung der Punkte zu rechnen sein. Für etwaige spätere Mes-
sungen, die ich mir, wie in I angeführt ist, alle 5 Jahre wiederholt
dachte, sei noch bemerkt, daß vor Benützung jedes Punkts die
Schicht von Spirituslack zu entfernen ist, mit dem der Bolzenkopf
überzogen worden ist; es kann dies mit Hilfe von Spiritus leicht
und rasch geschehen.
Daß auch die völlige Bedeckung der Punkte nicht vor Be-
schädigung schützt, hat sich auch schon mehrfach gezeigt; z. B.
sind 1902 die Punkte 53 und 54 von unbefugter Hand aufgedeckt
und ohne den hohlen Viertelstein wieder einzufügen, mit einem Back-
stein direkt abgedeckt gefunden worden.
III. Ausfuhrung der (ersten) Messung, 1902.
Die erste Nivellierung dieser Festpunkte sollte im Herbst 1901
ausgeführt werden. Da jedoch der Verfasser, dem für seine frühern
— 127 —
Erdmessungsarbeiten regelmäßig jährlich nur die Zeit von Mitte
August (nach Schluß der geodätischen Exkursion mit Studierenden'
der Technischen Hochschule) bis nach Mitte September zur Verfügung
stand, in dem genannten Jahr durch Messungen in Tübingen uner-
wartet aufgehalten wurde, so mußte diese erste Einwägung auf 1902
verschoben werden. Es wurde dadurch möglich, ein feineres Nivellier-
instrument, als bis dahin in der geodätischen Sammlung der tech-
nischen Hochschule vorhanden war, sowie bessere Latten nebst
neuem Kontrollemeter verwenden zu können, ferner die Arbeit einem
Hilfsarbeiter, Diplomingenieur Werkmeister (jetzt Topograph am
K. Statistischen Landesamt) zu übertragen. Im Juli 1902 ist das
Nivellement in 3 Wochen bei nicht sehr günstiger Witterung durch-
geführt worden.
Angeführt sei gleich hier, daß diese Nivellementslinie ihrem
Zweck entsprechend ganz für sich besteht, vom Punkt H am Bahn-
hof Böblingen mit der Höhenzahl 439,221 (oder vielmehr dem da-
runter auf dem Boden liegenden Hilfspunkt H') als wesentlich
willkürliche Zahl ausgeht, ohne Rücksicht auf die von frühern
Nivellierungen sonst noch in Böblingen ebenfalls vorhandnen Fest-
punkte (von den in der Veröffentlichung '), (s. Fußnote S. 114), S. 56
genannten drei Punkten des Präzisionsnivellements auf der Straße
Stuttgart — Böblingen — Herrenberg ist der Glaspunkt an der Dinkel-
acker'schen Brauerei durch Umbau längst zerstört, ebenso der Glas-
punkt am See durch Abschlagen des Glasbolzens, während das ein-
gemeißelte Kreuz auf der Treppe des Kaufmann Dannwolfschen
Hauses noch nachweisbar sein soll) und ebenso in Lustnau, ganz
ohne Rücksicht auf die in der Veröffentlichung "), angeführte Höhen-
zahl, für den Festpunkt am Wärterhaus Nr. 50 der Neckarbahn
endigt ; der hier sich zeigende Widerspruch ist in IV. mitgeteilt.
Ebenso .sind an den Messungsergebnissen nur die Reduktionen an-
gebracht, die zur Zurückführung der unmittelbar gemessenen Höhen-
unterschiede auf ein bestimmtes materiell und für lange Zeit ge-
gebenes Längenmaß erforderlich sind; es ist also von der sphä-
roidischen Korrektion u. dgl. ganz abgesehen.
1. Die Instrumente. Verwendet ist ein der geodätischen
Sammlung der Technischen Hochschule einverleibtes Nivellierinstrument
SEiBT-BREiTHAUPx'scher Konstruktion nebst den zwei dazugehörigen,
3 m langen Wendelatten, 1902 von Breithaüpt in Kassel geliefert
(Inv. C, Geodät. Sammlung, A. 1. 49 und A. m. 43; mit A. 1. 49
und A. m. 43 auf Messingplättchen sind auch Instrument und Latten
— 128 —
bezeichnet). Dieser Meßapparat ist oft beschrieben, vergl. z. B. '^ " ^^
(in ^^ sind auch die Titel von 25, durch Geh. Regierungsrat Prof. Dr.
Seiet und das ihm unterstellte Bureau im K. Preuß. Ministerium der
öffentlichen Arbeiten ausgeführten Nivellements an Linien, besonders
Wasserstraßen , in Preußen genannt ; ein vollständiges Verzeichnis
dieser Art ist autographiert von dem genannten Bureau zu beziehen.
Dem Verzeichnis ^^ ist die beistehende Abbildung des Instruments,
Fig. 4, deren Klischee Breithaupt freundlichst geliefert hat, entnommen.
Vgl. endlich auch ^\ wo besonders auch die Berichtigung und Be-
handlung des Instruments sehr ausführlich dargestellt ist, ferner
einige weitere neuere Literatur sich angegeben findet.
Das Instrument, mit dem 1901 zu messen beabsichtigt war,
und das seit langer Zeit der geodätischen Sammlung angehört
(A. 1. 9 des Inv. C.) entspricht der Nummer 163 des genannten Breit-
haupt'schen Verzeichnisses 1905; als Latten sollten damals ein seit
1893 im Besitz der geodät. Sammlung befindliches Paar von Wende-
latten (Kastenlatten) mit Felderteilung nach dem (altern) Muster
der K. Preuß. Landesaufnahme, von M. Wolz in Bonn geliefert
(A. m. 41 des Inv. C.) verwendet werden; doch hatte sich bereits im
Frühjahr 1901 gezeigt, daß die Latten nicht genügend gerade ge-
blieben waren, sich vielmehr merklich gekrümmt und besonders ver-
wunden hatten. Nach dem Vorschlag von Wolz wurden die Latten
im Juh 1901 mit neuer Rückseite versehen; doch wurde der Mangel
dadurch nur zum kleinen Teil gehoben.
a) Über das neue Nivellier, das in Fig. 4 dargestellt ist, ge-
nügen hier unter Verweis auf das Vorstehende folgende Angaben:
Das Fernrohr F hat 40 mm Öffnung und gibt mit 2 Okularen 30-
und 40fache Vergrößerung. Es ist bei dem Nivellement im Juli
1902 stets das 40fach vergrößernde Okular benützt worden. Es
ist seitlicher Trieb am Okularauszug vorhanden. Der Faden-
distanzmesser zur Bestimmung der Entfernung (E = 0,74 -|- 100. 1)
ist nicht benützt worden (siehe III, 2), vielmehr nur der Mittelfaden
zur Einstellung auf die Feldmitte der Latte. Die Hauptlibelle L
des Instruments , eine Kammerlibelle mit rund 5" Empfindlichkeit
'" Zentralblatt der Bau Verwaltung, Berlin, Nummer vom 6. Dezember 1893.
" Das Messungsverfahren ist beschrieben ebenda, Nummer vom 10. Mai 1893.
'* Preisverzeichnis der astronomischen und geodätischen Instrumente des
math.-mechan. Instituts F. W. Breithaupt & Sohn in Kassel, 1905, No. 167,
S. 76—78.
" Kuhrmann, Das Seibt'schc Feinnivellierverfahren. Berlin 1902 (autogr.).
129
(siehe unten) liegt lose , durch leichte Klammern vor dem Herab-
fallen geschützt, in zwei harten Stahlplättchen auf Schraubenkopf
und Schneide der einen (obern) Seite des Fernrohrs und ist sehr
sorgfältig gegen Temperatureinflüsse geschützt. Stahlschneide und
Schraubenkopf an der gegenüberliegenden (untern) Seite des Fern-
rohrs F liegen auf zwei harten Plättchen p des Unterbaus. Die
zwei Stahlschneiden je mit gegenüberliegendem Schraubenkopf ver-
treten am Fernrohr dieses Instruments, wie seit Jahrzehnten vielfach
Fi er,. 4.
an Breithaupt'schen Instrumenten, die sonst üblichen Lagerringe;
man hat so den Vorteil, die Abstände zwischen Schneide und Schrauben-
kopf durch Änderung der Schraube gleich groß machen zu können,
während die Lagerringe unveränderlich sind. Der Träger T, auf dem
auf den Plättchen p das Fernrohr ruht, liegt mit den zwei stählernen
Achszapfen Z in dem Bock JB\ man kann auf diese Weise mit Hilfe
der Mikrometerschraube aS' die Ziellinie des Fernrohrs genau und
sehr bequem auf die Mitte eines Lattenfeldes einstellen. Die Dosen-
libelle C dient zur raschen ersten Horizontierung. Das Instrument
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. lOOfi. 9
— 130 —
hat Steckhülseneinrichtung : der Oberteil kann nach Lösung der
Klemme K sofort aus dem auf dem Stativ bleibenden Dreifuß B
gehoben werden. Das Stativ hat einen Tellerkopf aus schmiedbarem
Eisenguß und sehr starke Beine. Das ziemlich schwere Instrument
darf nie zusammengesetzt auf dem Stativ oder im Kasten getragen
werden , da hiedurch die gehärteten Stahlplättchen und Schneiden
rasch notleiden würden. Breithäüpt empfiehlt sogar, beim Transport
des Instruments stets den Dreifuß 1) vom Stativ zu nehmen und
in sein Kästchen zu setzen (es ist nämlich unserm Instrument statt
der Lederstülpe ein besonderes Kästchen für den Dreifuß beigegeben).
Es wurde jedoch bequemer gefunden, beim Gebrauch den umständ-
lich zu lösenden Dreifuß stets auf dem Stativ zu lassen, wobei
allerdings darauf zu achten ist, daß kein Staub in die Dreifußbuchse
kommt, da sonst der Steckzapfen beschädigt wird. Bemerkt sei
gleich hier, daß das Instrument die einmal hergestellte Justierung
vortrefflich durch alle Transporte usw. hindurch erhalten hat.
Über die Libelle unseres Instruments, eigentlich den wichtigsten
Teil eines Feinnivelliers, hatte der Verfertiger Reichel mitgeteilt,
man dürfe ihren Teilwert zu 4,85" annehmen. Die Untersuchung
auf einem empfindlichen Niveauprüfer durch Beeithaupt in Kassel
im Juni 1902 ergab folgende Empfindlichkeiten für 1 Teil:
bei Teil 0 der Teilung: 4,54" bei Teil 2.ö der Teilung: 4,67"
« « 5 „ „ 4,54 , , 30 „ „ 4,80
n „ 10 „ , 4,55 „ „ 35 „ „ 5,05
r. » 15 , „ 4,80 , , 40 , „ 4,92
, , 20 „ „ 4,55 „ „ 45 , „ 4,55
,! 25 , , 4,67 ., „ 50 , „ 4,54.
Die Temperatur bei der Untersuchung war -|-17,5°C.
Das Mittel dieser Zahlen ist 4,67".
Bei der mehrfachen Untersuchung der Libelle in Stuttgart (an-
fangs Juli 1902, unmittelbar vor und mehrfach, September und
Oktober 1902, nach Ausführung der Messung mit Hilfe eines (nicht
sehr feinen) Niveauprüfers und auf andere Art (mit Hilfe des Fern-
rohrs und einer 2 mm- Milchglasskala) zeigte sich keine nachweisbare
Abhängigkeit des Libellenteilwerts von der Temperatur ^^, die absicht-
lich mehrfach so hoch gewählt wurde, als sie bei der Messung im Juli
vorkommen konnte und vorgekommen war; auch eine Abhängigkeit
'* Vergl. aus neuerer Zeit Bigourdan, (*. K. der Pariser Akademie,
Bd. 137 (190M) S. 385 und mein Referat darüber in Z. f. Instrum. Bd. 25 1905)
S. 209.
— 131 —
vom Luftdruck (vgl. ^^) scheint nicht vorhanden zu sein. Die ein-
zelnen, aus den Beobachtungen hervorgehenden Werte der Empfind-
lichkeit aus Anfang Juli schwanken zwischen 4,5" und 4,9", wobei
verschiedene Stellen der Libellenteilung in Betracht kommen. Im
Mittel ergab sich der Teilwert zu 4.7"; schließlich glaubte ich bei
der BREiTHAUPx'schen Mittelzahl 4,67" stehen bleiben zu sollen und
auf besondere Bestimmung des Teilwerts während der Messung ver-
zichten zu können. Die später, nach Ausführung des Nivellements
vorgenommenen Untersuchungen der Libelle haben die Berechtigung
dieser Annahme bestätigt.
b) Die zwei Nivellierlatten, Seibt-Breithaupt'sche Reversions-
latten, von Breithaüpt mit 10 und 10 A bezeichnet (im Inventar der
geodät. Sammlung A. m. 43) sind 3 m lange (einfache, nicht Kasten-)
„Wendelatten" mit Dosenlibelle und Griffen, je auf beiden Seiten
(Vorder- und Rückseite je links und rechts) mit 4 mm- Feldteilung
versehen (wobei abwechselnd schwarze und weiße Felder einander
gegenüberliegen), und nach Doppeldezimetern fortlaufend beziffert,
unten mit starker, polierter und genau senkrecht zur Längsachse
gestellter Stahlplatte abgeschlossen. Dieser Fuß wurde durch einen
Lederstulpen vor dem Anhaften von Schmutz usw. derart geschützt,
daß nur in der Mitte der Raum zum Aufsetzen auf den Dorn der
Bodenplatte oder die ähnlich geformte Spitze des Festpunktbolzens
frei blieb. Beim Transport wurde jede Latte durch Umwicklung
mit einer Segeltuchhülle geschützt. In der Sammlung werden die
Latten in ihrem Überzug freihängend aufbewahrt.
Um zunächst zu einem Urteil über die Genauigkeit der ver-
schiedenen Einteilungen der Latten in sich zu kommen, sind die
zwei Latten zu Anfang Juni 1902 (Juni 6./ 14.) durch Herrn Werk-
meister in folgender Art untersucht worden : 1. Bestimmung der
Länge eines Lattenstücks von 2 m (z. B. von 55 bis 155; über die
verdoppelt zu denkende Bezifferung der Latten siehe oben) und eines
zweiten Lattenstücks von 1 m (z. B. 145 bis 195) durch Vergleichung
mit dem unmittelbar angelegten und mittels starker Lupe abgelesenen
FENNEL'schen Normalmeter A. i. 70 der geodätischen Sammlung,
der sogleich näher zu beschreiben ist. Die Länge zwischen zwei
Strichen wurde je 5mal bestimmt, wobei zwischen je zwei Messungen
das Normaimeter etwas verschoben wurde. Der mittlere Fehler des
'° Referat über eine Arbeit von Petrelius in Z. f. Tnstnnn. Bd. 22 (1902
S. 124.
132
Mittels aus 5 solchen Bestimmungen beträgt im Maximum ± 0,01 mm.
2. Bestimmung der Länge der 50 cm -Strecken, die den in 1. be-
nützten 2 m- und 1 m- Strecken entsprechen, im obigen Beispiel also
55—80, 80-105, 105—130, 130—155, 145-170 und 170—195.
Diese Bestimmung geschah mit Hilfe des Komparators A. i. 57 der
geodätischen Sammlung, indem eine konstante Strecke a, genähert =
50 cm. durch die zwei Mikroskopnullmarken festgehalten wurde und
nun durch die zwei Schraubenmikroskope die an a anzubringenden
Korrektionen ^^, do, ■ . . . dn für jede der 50 cm -Strecken der
Latten in vier verschiedenen Lagen bestimmt wurden. Der mittlere
Fehler des Mittels dieser Bestimmungen ist <C 0,01 mm. Der Wert
einer Schraubenumdrehung (= 100 Trommelteilen) der Mikroskope
wurde mit Hilfe der 0,2 mm -Teilung an den Enden des Fennel'-
schen Normalmeters ermittelt ; nach Verschiebung des Mikroskop-
objektivs derart, daß die Marke des Objektivrohrs am Ende der
Hülse stand, ergab sich :
Mikroskop I: 1^ = 100^ = 0,0990 mm.
Mikroskop H: 1"^ = 100? = 0,0996 mm.
die aus 1. bestimmte Länge der (1 m-) Gesamtstrecke
lu die Längen der {^/^ m-)Teilstrecken, so
Ist
und sind
ist mit
L
1,
die
aus 1.
\ --
= a + c),
h'-
= a4-c).
L =-■ n . a + [rf]
n n
n n
M
+ <l
Auf diese Weise sind die für 3. maßgebenden Längen der
50 cm -Strecken ermittelt. 3. Um nämlich noch die 0,1 m- Ein-
teilung zu untersuchen, ist als konstante Länge a, ähnlich wie in
2., der Glasmaßstab A. p. 67 der geodätischen Sammlung verwendet
worden (und zwar auf der 1 : 2000- Teilung die Striche 150 und
350). Die Korrektionen d' sind an der 0,5 mm -Teilung mit Lupe
abgelesen (Wert des V2 mm-Intervalls durch Vergleichung mit einem
der Schraubenmikioskope des Komparators A. i. 57 bestimmt; Er-
gebnis: das 72 mm -Intervall links und rechts von den Strichen 150
133
und 350 in guter Übereinstimmung =^ 0,52 mm) in drei verschie-
denen Lagen des Maßstabs; der mittlere Fehler ist ± 0,03 mm.
4. Zur Kontrolle wurde noch mit dem FENNEL'schen Normalmeter die
Länge zahlreicher 1 m-Lattenstücke (zwischen behebigen dm-Strichen)
direkt abgelesen und mit den durch Addition der 10 in 3. gefun-
denen 10 cm-Stücke entstehenden Zahlen verglichen. Die Abweichung
erreichte nur in einem Fall 0,07 mm und war in allen andern Fällen
viel kleiner.
Bei der ganzen Arbeit wurde in dem Raum, in dem die Ver-
gleichungen vorgenommen wurden (geodät. Sammlung), die Temperatur
möglichst konstant gehalten ; sie schwankte nur um wenige Grad.
Selbstverständlich sind aber alle Ablesungen der
Längen an den Latten, dem Normalmeter, dem
Komparator und dem Glasmaßstab auf dieselbe Tem-
peratur und zwar + 18" C. reduziert, bei der Gering-
fügigkeit der Temperaturschwankungen genügend
mit Hilfe von Mittelwerten der Ausdehnungs-
koeffizienten der verschiedenen Materialien. Auf
die zu untersuchende Latte wurden stets an den
Enden und in der Mitte drei durch Papierhülle gegen
Wärmestrahlung geschützte Thermometer gelegt.
Zu bemerken ist endlich, daß auf jeder Seite
der zwei Latten die Untersuchung sich auf die
„weiße" Teilungsseite, nicht auf die „schwarze"
bezieht (auf / nicht II, vgl. Fig. 5) ; jene Seite
wurde auch beim Nivellieren stets benützt. End-
lich ist zu erwähnen, daß bei Ausführung der
Untersuchung zunächst die Angabe auf dem Fennel-
schen Normalmeter „Ein Meter bei +18'*C." als
richtig angenommen wurde, während in der Tat die Länge 1,0000
bei -j- 16,3" vorhanden ist; erst zum Schluß wurde bei allen er-
mittelten Maßen die entsprechende Korrektion von + 0,020 mm pro
Meter angebracht, was in der folgenden Tabelle geschehen ist.
Übrigens kommt hierauf nichts an, da es sich zunächst nur um die
relative Länge der einzelnen Lattenteile, nicht um den Absolut-
wert des Lattenmeters handelt.
Die ganze Mes.sung ist in besonderem Umschlag: „Untersuchung
der Nivellierlatten A. m. 43" (46 S. Fol. mit Beilagen), der den
Akten der Messung beihegt, zusammengestellt; die folgende Tabelle
ist das Gesamtergebnis.
— 134 —
Tabelle 8.
Latten A. m. 43. Anfang Juni 1902. Stuttgart.
Die Zahlen sind auf -j- 18° <'■ reduziert und auf 0,01 mm ab- und aufgerundet.
Latte 10.
Vorderseite. Rückseite.
135
Latte 10 A.
Vorderseite.
It ü c k s e i t (
Strich
1,00-
Strecke
0,50- I 0,10-
Strecke Strecke
Strich
Strich
1,00-
Strecke
0,50-
Strecke
0,10-
Strecke
Strich
80
105
130
145
155
170
195
499,95
999,84
499,88
499,94
999,72
499,78
499,84
999,69
499,85
100,00
99,95
99,96
100,00^
100,04
^9,96
99T98
99,98
_99,97
"99,98"
99,98
99,96
lÖO^
100,00
100,01
99.98
_99,97_
99,98
_99,97^
99,86
100,00
99,99
100,04
99,94
99,97
99,98
99,98
00
60
65
70
75
80
85
90
95
IGO
105
110
115
120
125
130
135
140
145
150
155
160
165
170
175
180
185
190
195
200
205
230
255
280
305
320
345
999,85
999,75
999,77
100,00
499,85
99,95
100,02
100,03
99,85
500,00
499,95
499,80
499,77
100,12
99,93
100,04
99,82
100,09
100,03
100,00
99,91
100,03
99,98
100,04
499,99
99,93
100,05
99.90
99,88
99.99
100,05
99,98
100,00
99.99
100,03
99.95
100,02
205
210
215
220
225
230
235
240
245
250
255
260
265
270
275
295
300
305
310
315
320
325
330
335
340
345
350
Die Tabellen 3. zeigen, daß die Einteilung der Latten in Be-
ziehung auf die Genauigkeit der Unterteilung als vorzüglich zu be-
zeichnen ist, und daß man berechtigt ist, beim Nivellieren selbst
von der „Länge des Lattenmeters" zu einer bestimmten Zeit zu
136
sprechen, das durch Anlegen des Kontrollmeters
— S an beliebige dm Striche bestimmt werden kann.
Die gegenseitige Stellung der Teilungen links und
rechts (I und II in Fig. 5) auf derselben Seite
einer Latte kommt für das Nivellieren nicht in
Betracht, weil bei Rückblick und Vorblick die-
selbe Skale abgelesen wird. Immerhin sei angeführt,
daß nach Vergleichung mit dem Nivellier selbst
auf der Latte 10, Vorderseite, die Skalen I und II
als um 0,2 mm gegen einander verschoben an-
-- '^ zusehen sind, ebenso auf 10 Rückseite 0,2 mm,
auf 10 A Vorderseite 0,03 mm, 10 A Rückseite
0,05 mm.
c) Das Kon trollmeter zur Bestimmung
der Länge eines Lattenmeters zu den verschie-
denen Zeiten der Ausführung des Nivellements
ist neben Nivellier und Latten der wichtigste Be-
stand teil des Meßapparats. Um möglichst be-
quemes Anlegen des Kontrollmeters auf die Latte
zu erhalten, gab ich anfangs Juni 1901 0. Fennel's
Söhnen , Cassel , Auftrag zur Anfertigung eines
Stahlmeters von folgender Einrichtung: in dem
starken Körper des Stahlstabs sind bei den Stellen
0 und 100 cm je etwa 3^2 cm lange Ausarbei-
tungen anzubringen (vgl. Fig. 6), an denen der
sonst vorhandene Querschnitt M' N' des Stabs auf
M N verändert wird. (Fig. 7.) An diesen Stellen
sind 5 mm breite Silberplättchen in den Stab fest
einzulassen und auf ihnen neben den Endstrichen
0 und 100 des Stabs nach beiden Seiten hin
Striche in 1 mm Entfernung zu ziehen; diese mm-
Strecken zu beiden Seiten der Endstriche sind in
je 5 Teile zu zerlegen, so daß um die Endpunkte
Striche vonVs zu ^/s mm nach beiden Seiten hin
vorhanden sind, und man mit Hilfe einer bei-
gegebenen starken Lupe unmittelbar bei Anlegung
an einen scharfen Strich bis auf ^/so mm ablesen
kann. In die Oberfläche des Stabs sind 3 Quecksilberthermometer
mit versenktem Quecksilbergefäß einzulassen. Die Entfernung der
Endstriche 0 und 100 soll die richtige Länge von 1 m bei der aus
137
den 3 Thermometern gemittelten Temperatur von + 18° zeigen.
Der Stab ist der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt oder der
Kaiserlichen Normaleichungskommission zur Prüfung (Entfernung der
beiden Endstriche, sowie Entfernung der ^'5 mm-Teilungen je bei
-f- 18° und mit Angabe der Temperaturausdehnung) zu übergeben
und mit Fehlerverzeichnis abzuliefern.
In der zv^-eiten Hälfte ^des Juli 1901 wurde der Stab von
Fennel (Bezeichnung: Nr. 5246) an die Physikalisch-Technische
Reichsanstalt übergeben ;
da mir von dort am M'-N' M-N
22. Juli 1901 mitgeteilt
wurde , daß die Prüfung
erst in 5 bis 6 Wochen
erledigt werden könne,
weil eine Neueinrichtung
für Ausdehnungsbestim- Fig. 7.
mungen im Gang sei, so
bat ich am 25. Juli um Übermittlung des Stabs an die Kaiserliche
Normaleichungskommission und erhielt von dort mit Schreiben vom
13. August 1901 (ohne Erhebung von Gebühren) den Stab nebst
Fehlerverzeichnis zurück. Er ist, in hölzernem Etui verwahrt, unter
der Bezeichnung A. i. 70 in die geodätische Sammlung der Tech-
nischen Hochschule aufgenommen. In dem Schreiben war bemerkt,
daß „mit Rücksicht auf die eigenartige Form des Stabs, bei der
die Teilung nicht in der neutralen Schicht liegt, die Fehlerangaben
nur auf 0,005 mm gemacht worden sind". Diese Genauigkeit von
'/200 mm reicht bei der Art der Verwendung (direkte Ablesung auf
^50 mm) vollständig aus.
Das
„Beglaubigte Fehlerzeugnis"
lautet, mit Weglassung des Nebensächlichen :
„Einteilung des Stabes: Zu beiden Seiten des Null- und
Endstriches je 1 mm lange Teilungen in Fünftelmillimeter auf ein-
gelegten Streifen.
„Kennzeichnung: Der Stab trägt 3 eingelassene, mit Messing-
blech bedeckte Thermometer und die Bezeichnung : Ein Meter bei
18° C. Otto Fennel Söhne, Cassel. Nr. 5246.
„I. Gesamtlänge.
„Die Gesamtlänge L des vorbezeichneten Maßes, enthalten
zwischen den mit 0 und ICO bezeichneten Strichen bei der Tempe-
138
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— 139 —
rafur T in Graden der internationalen hundertteiligen Temperatur-
skale, wird durch folgenden Ausdruck gefunden :
L = 1 m -f 0,020 mm + 0,012 (T — 18) mm
wenn der Stab auf horizontaler, ebener Grundlage liegt.
„Die Genauigkeit der Längenangaben beträgt ± 0,005 mm.
Obenstehende Werte sind auf diesen Betrag abgerundet." (Polgen
zwei Beispiele für die Gesamtlänge bei 13,5*^ C. und für die Länge
zwischen den Strichen — 0,6 und 1000,2 bei 20" C , ebenfalls mit
Abrundung des Endergebnisses auf 0,005 mm.)
Berlin-Charlottenburg, den 13. August 1901.
Kaiserliche Normal-Eichungs-Kommission
Hauss."
Nach der oben angegebenen Gleichung des Stabs ist selbst-
verständlich zunächst eine Tabelle für die Gesamtlänge ausgerechnet
mit dem Intervall l*' in T, von 6" bis 40^ reichend.
In Einheiten des durch den vorstehend beschriebenen Stab und
seine Gleichung definierten Meters die Höhenunterschiede zwischen
den einzelnen Festpunkten durch Nivellement zu bestimmen, ohne
jede Rücksicht auf vorhergehende Höhenbestimmung u. s. f. . war
nun und ist für die Zukunft die Aufgabe.
2. Art der Messung. Berechnung (zunächst ohne Rück-
sicht auf Lattenlänge). Zur Ausrüstung für die Messung gehören,
außer dem Instrument (in zwei Kästen) nebst Stativ, dem Paar
Nivellierlatten mit Überzügen und Fußlederstülpen, dem Stahlkontroll-
meter (in Etui) mit starker Lupe, vor allem noch ein Paar schwere
Bodenplatten, deren polierter und ähnlich wie die Stahlbolzenköpfe,
Fig. 3, geformter Dorn als Wechselpunkt diente. Aus dem sonstigen
Inventar sei nur noch erwähnt ein kleines Nivellierinstrument mit
Taschennivellierband zur vorläufigen Ermittlung des Höhenunterschieds
sich folgender Punkte, um daraus die mögliche konstante Zielweite
beim Nivellement zwischen diesen Punkten zu bestimmen (siehe
unten), ferner, neben gewöhnlichen Meßbändern, Meßdrähte von 25,
30, 35 ... 50 m Länge zur Bestimmung des Orts der Wechselpunkte.
Das (erste) Nivellement wurde, wie bereits erwähnt, dem Dipl.-
Ing. Werkmeister übertragen und im Juli 1902 ausgeführt; Hilfs-
arbeiter sind 3 verwendet, einer für die Ablesung der Libellenenden
(und zum Schirmhalten) am Instrument, zwei als Träger je einer
Latte und Bodenplatte. Als Libellenableser sollte man immer einen
— 140 —
bereits sehr gut geschulten Arbeiter haben : im vorUegenden Fall
traf dies nicht zu und an den ersten und auch noch einzelnen spätem
Tagen sind die Libellenablesungen in Beziehung auf Genauigkeit oft
geradezu als nicht ganz genügend genau zu bezeichnen.
Das Messungsprogramm war (abgesehen von der täglichen Fest-
stellung der Länge des Lattenmeters) folgendes : In allen wesentlichen
Stücken wird das Nivellierverfahren von Prof. Seibt eingehalten.
Zwischen je zwei Festpunkten wird mit konstanter Zielweite nivelliert,
die je nach den Gefällsverhältnissen der Strecke zu bestimmen ist.
Die Lattenstandpunkte und Instrumentenstände werden hiernach auf
der zu nivellierenden Teilstrecke mit Blaustift auf dem Boden be-
zeichnet. Nachdem an jedem Halbtag der Messung die Rektifikation
des Instruments und ebenso die Justierung der Dosenlibellen der
Latten nachgesehen ist, wird vom ersten Aufstellungspunkt des In-
struments (Verwendung der Dosenlibelle zur ersten Horizontierung)
aus der erste Rückblick nach der auf dem Bolzen aufgestellten
Latte (Lattenträger 1) gemacht. Der mittlere Horizontalfaden treffe
bei nahezu einspielender Hauptlibelle z. B. auf das weiße Lattenfeld,
dessen Mitte 2,917 lautet. Diese Feldmitte wird nun vom Beobachter
scharf eingestellt und dabei zu dem seitwärts mit dem Schirm stehen-
den Libellenableser „Achtung" gesagt. Sobald dieser bemerkt, daß
die Libellenblase zur Ruhe gekommen ist, liest er (unter gleich-
zeitiger Erhaltung der Einstellung des Mittelfadens auf die Feldmitte
durch den Beobachter) die beiden Enden der Libellenblase an der
Libellenteilung je auf 0,1 Teil ab und sagt fertig. Der Beobachter
notiert dann seine Einstellung 2,917 und die Ablesungen an beiden
Libellenenden z. B. 18,6 und 32,5; er erkennt sofort an der Summe
der Ablesungen, ob die eingestellte Feldmitte der Latte über oder
unter der Horizontalen der Aufstellung liegt. Der Träger der Latte 1
wird nun durch einen Pfiff zum Wenden der Latte veranlaßt und
es wird die Einstellung einer Feldmitte an der Rückseite der Latte
unter gleichzeitiger Ablesung der Libellenblasenenden durch den
Ableser in derselben Art wiederholt. Dabei soll der Beobachter,
( über I
I unter )
der Horizontalen der Aufstellung lag, auf der Rückseite einen
I , der Horizontalen liegenden Strich wählen. Nunmehr kommt
I über )
der erste Vor blick; der Libellenableser richtet, während der
■Beobachter um das Stativ herumgeht, das Fernrohr ungefähr auf
wenn der auf der Vorderseite der Latte eingestellte Strich
— 141 —
die vordere Latte, deren Träger 2 das Signal „Achtung" erhält.
Die Beobachtung auf der Vorderseite und, nach dem Wendesignal,
auf der Rückseite der Latte geschieht in derselben Art v/ie beim
ersten Rückblick. Es folgt die zweite Ablesung an beiden Latten
beginnend mit dem zweiten Vorblick, nach Rückseite und Vorder-
seite der Latte 2, nach der das Fernrohr noch gerichtet ist; und
zwar soll, wenn die letzte Ablesung des ersten Vorblicks (Rückseite
( über I
der Latte 2) nach einer , dem Horizont der Aufstellung ge-
[ unter |
legenen Feldmitte gegangen war, beim zweiten Vorblick nach der
Rückseite der Latte eine , dem Horizont gelegene gewählt
I über )
werden, nicht der mit dem vorhin genommenen Teil der Vorderseite
korrespondierende. Nach der Ablesung auch auf der Vorderseite von
Latte 2 zielt endlich der Beobachter wieder nach Latte 1 und liest
auf beiden Seiten (Rückseite und Vorderseite) in derselben Weise
ab, jedesmal mit gleichzeitiger Ablesung der Libellenblasenenden.
Von besondern Vorsichtsmaßregeln sei nur noch erwähnt, daß
vor Aufsetzen einer Latte die Bodenplatte an der für sie voraus-
bezeichneten Stelle sehr sorgfältig festgelegt, festgetreten, d. h. längere
Zeit durch das ganze Gewicht des daraufstehenden Lattenträgers
beschwert wurde. Besondre öfters ausgeführte Versuche, bei denen
die Konstanz des Instrumentenhorizonts durch Ablesung auf sehr
festen Punkten (z. B. den Stahlbolzenköpfen der Festpunkte) kontrol-
liert wurde, hatten im Anfang des Nivellements selbst bei ununter-
brochenem Aufsetzen der Latte während einer halben Stunde auf
die festgetretene Bodenplatte, ein Einsinken der Platte in nachweis-
barem Betrag nicht gezeigt und die wie beschrieben herge.stellten
Wechselpunkte auf den Fußplatten scheinen hiernach vollständig
sicher; vgl. dagegen IV. Auf mehreren Strecken wurde auch sofort
nach dem Zeichen : „die zweite Ablesung (nach dem Wenden) ist
ebenfalls fertig!" die Latte durch freies Emporheben sorgfältig ab-
genommen und (falls damit die Ablesung auf dem Wechselpunkt
nicht überhaupt erledigt war) auf den Stiefel des Lattenträgers, nicht
auf den Boden gesetzt, um Anhängen von Schmutz etc. am Leder-
schutzstulpen zu vermeiden, oder beiseite gelegt. Für das allenfalls
dann notwendige Wiederauf.setzen der Latte war dem Lattenträger
ebenfalls größte Vorsicht eingeschärft. Vorteilhaft habe ich ferner
gefunden, da sich bei Sonnenschein durch den Schirm selten das
Instrument nebst ganzem Stativ vor der Bestrahlung beschützen
— 142 —
läßt, die Stativbeine mehrfach vollständig mit grober Sackleinwand
umwickeln zu lassen.
Auf die einfachen Kontrollen , die während des Aufschreibens
geboten werden durch die konstante Länge der Libellenblase (wobei
also der Libellenableser ohne sein Wissen durch die Konstanz der
Differenz seiner Zahlen kontrolliert wird), ferner durch den umstand,
daß die Summe der Ablesungen an Vorder- und Rückseite der Latte
nach einem und demselben Punkt stets sehr nahezu 4 m beträgt,
endlich bei gleichen Zielweiten durch die Proportionalität zwischen
Veränderung der Summe der Ablesungen an beiden Enden der Blase
und Veränderung der Lattenablesung, ist selbstverständlich gleich bei
der Niederschrift der Ablesungen geachtet. Besonders wichtig ist die
angedeutete Kontrolle des Libellenablesers; die sorgfältige Umhüllung
des Libellenkörpers bewirkt, daß selbst bei stärkerem Wechsel der
Lufttemperatur die Blase ihre Länge nur langsam ändert, so daß
die 8 Differenzen je zweier zusammengehöriger Ablesungen an den
Blasenenden nur geringe Schwankungen zeigen dürfen. Hier zeigte
sich beim vorliegenden Nivellement, wie schon oben erwähnt, besonders
in den ersten Tagen vielfach die noch mangelhafte Schulung des
Libellenablesers ; z. B. sind bei einem Stand des Instruments am
zweiten Tag folgende Libellenablesungen bei sehr konstanter Tempera-
tur gemacht :
1) 1. Rückblick: 16,5 31,1
14,6
2) 1. Vorblick: 13,2 28,0
14,8
20,0 34,7
14,7
9,0 23,8
14,8
4) 2. Rückblick: 16,0 30,7
14,7
3) 2. Vorblick: 12,9 27,8
14,9
20,6 35.4
14,S
8,9 23,9
15,0
wo sich die durch die Blasenlänge gebotene Kontrolle noch nicht
zu ungünstig zeigt ; es kommen aber auch noch größere Abweichungen
vor, die der Zehntelschätzung des Libellenablesers zur Last zu legen
sind. Nachdem auf einem Standpunkt des Instruments die oben
angegebenen 8 Ablesungen nach den beiden Seiten der rückwärts
und vorwärts stehenden Latten nebst zugehörigen Libellenablesungen
aufgeschrieben sind und die zuletzt angedeuteten einfachen Kontrollen
keinen Anstand in allen Ablesungen ergeben haben , wird das In-
strument vom Stativ abgenommen und alles auf den nächsten Stand-
— 143 —
punkt getragen. Zu erwähnen ist endlich, daß im Lauf des Nivellements
alle erforderhchen Notizen über Zeit, ferner über die Witterung auf-
geschrieben wurden, besonders mehrfach im Lauf des Tags Luft-
temperatur (Schleuderthermometer) , Zustand des Lattenbilds (bei
Unruhe aufhören ! ebenso bei stärkerem Wind) u. s. f.
In der angegebenen Art ist jede Nivellementsstrecke zwischen
zwei Festpunkten zweimal unabhängig in beiden Richtungen
mit konstanter Zielweite nivelliert; für verschiedene Strecken wechselt
jedoch , wie bereits angegeben , diese konstante Zielweite zwischen
20 m (min.) und 50 m (max.). Die konstante Zielweite wurde stets
durch einen Meßdraht von der entsprechenden Länge hergestellt, so
daß die Distanzfäden im Okular des Fernrohrs keine Verwendung
fanden.
Im folgenden ist stets die
Nivellierung in der Richtung Böblingen — Lustnau mit A
„ „ ,, „ Lustnau — Böblingen „ B
bezeichnet.
Nur die drei ersten Teilstrecken von Böblingen aus sind, da der
Beobachter noch geringe Übung hatte (das vorliegende Feinnivelle-
ment ist das erste von ihm ausgeführte), und besonders auch der
Libellenableser und die Lattenträger erst einzulernen waren, je drei-
mal gemacht (wenn M, N, 0 drei in der Richtung Böbhngen — Lustnau
aufeinanderfolgende Festpunkte in je etwa ^U km Abstand sind, in
folgender Art : MN, NM, MN ; dann NO, ON, NO usw.) ; es sind bei
der Berechnung, wie gleich hier bemerkt sein mag, für diese drei
Teilstrecken die Ergebnisse der zwei in der Richtung A geführten
Nivellierungen zum Mittel zusammengefaßt, dem dann aber der Ein-
fachheit halber kein größeres Gewicht als der Nivellierung B gegeben
wurde. Alle folgenden Strecken sind nur zweimal, einmal in
Richtung A und einmal in Richtung B nivelliert. Bei der Berechnung
der Ergebnisse (siehe unten) ist keine einzige vollständige
Nivellierung einer Strecke weggelassen worden ; es mußte nur
auf drei Strecken die bereits begonnene Nivellierung wegen der
Ungunst der Witterung (Regen, heftiger Wind) abgebrochen werden
und diese Stücke sind dann selbstverständlich weggelassen und durch
neue vollständige Nivellierungen ersetzt.
Angeführt sei hier auch noch, daß es am Ende einer Teilstrecke
vielfach vorkommt, daß z. B. bei 35 m konstanter Zielweite zwischen
je 2 Wechselpunkten, am Ende der Strecke vom letzten Aufstellungs-
punkt des In.struments bis zum letzten Wechselpunkt und bis zum
— 144 —
Endpunkt der Strecke (Festpunkt) , nur 30 oder 28 m u. dgl. Ziel-
weite vorhanden ist. Selbstverständlich ist aber, wie bereits soeben
angedeutet, auch auf einer solchen kürzeren Abschlußstrecke (letzte
Aufstellung des Instruments auf einer Strecke) streng aus der Mitte
nivelliert. Bei der Fehlerberechnung ist auf solche kleine Abweichungen
von der auf einer Strecke sonst durchaus konstanten Zielweite keine
Rücksicht genommen , vgl. IV. 2 ; es ist nur im folgenden mehrfach
gleich die „mittlere" Ziel weite auf einer Strecke genannt, z. B. wenn
bei 9 Aufstellungen des Instruments die Zielweite für Rück- und
Vorblick je 35 m war, bei der letzten 10. Aufstellung aber nur
28 m bis zum letzten Wechselpunkt und dem folgenden Festpunkt:
mittlere Zielweite 34 m u. dgl. Daher kommen die mehrfach un-
runden Angaben für die Ziel weiten.
Erwähnt sei schließlich, daß die SEiBi'schen Regeln über die
Richtung der Beine des Stativs bei den Nivellierungen A und B be-
achtet worden sind.
Alles Vorstehende bezieht sich auf die Ermittlung der Höhen-
unterschiede zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Bolzen, die durch-
schnittlich ^U km von einander entfernt sind , H und 1, 2 und 3,
4 und 5 64 und 65, 66 und L. Es ist aber bereits erwähnt
(vgl. II, 1 mit schematischer Figur und das Verzeichnis in II, 3),
daß allemal zwei Festpunkte 1, 2; 3, 4: ; 65, 66 sehr nahe
beisammen liegen. Der Höhenunterschied zwischen den zwei Fest-
punkten eines solchen Paars ist je von einer (seitlichen) Aufstellung
des Instruments aus, genau gleich weit von den beiden Punkten
entfernt, bestimmt worden. Die Zielweite betrug dabei in der Regel
nur 10 m, einigemal 15 und 20 m; im übrigen ist jeder solche
Höhenunterschied genau ebenso bestimmt wie sonst bei größerer
Zielweite zwischen zwei Wechselpunkten: zweimalige Ahjesung auf
jeder Seite der Latte auf jedem der Punkte mit gleichzeitiger Ab-
lesung der Libellenblasenenden.
Die Nivellierung der einzelnen Hauptstrecken des ganzen
Nivellementszugs begann bei Nivellement A (von den Festpunkten H
und C abgesehen) an einem Festpunkt gerader Nummer, 2-3; 4-5;
.... 66-L und endigte an einem Festpunkt ungerader Nummer
(von L abgesehen) ; umgekehrt begann das Nivellement B dieser
Hauptstrecken mit ungerader Nummer: 3-2; 5-4 . . . Zwischen
je zwei solchen Hauptstrecken waren aber die Höhenunterschiede
der Festpunktpaare 1, 2; 3, 4; 5, 6; . . . : 65. 66 als kurze
Zwischen strecken zu bestimmen.
— 145 —
Die der Nivellierung folgende Berechnung (z. T. an Regen-
tagen am Ort der Messung, zum größten Teil und endgültig in
Stuttgart, z. T. von Werkmeister, für die Schlußrechnung, besonders
Fehlerdiskussion, z. T. vom Verfasser durchgeführt) hatte, zunächst
ohne Rücksicht auf die veränderliche Länge des Lattenmeters , für
Rückblick und Vorblick die Differenzen zwischen Ablesung auf Vorder-
und Rückseite der Latte 1^. und 1^., sodann durch Addition der ge-
mittelten Ablesungen an den beiden Enden der Libellenblase die
Libellenzahlen n^. und n^. zu bilden. Wäre 1^. und 1^ bei genau hori-
zontaler Ziellinie abgelesen, so wäre 1^. — 1^. der Höhenunterschied der
zwei Wechselpunkte; da dies nicht zutrifft, so ist an jedem (1^. — Ij
die Korrektion
c = ^ fn,.— n ') • ~ • 1000 . e mm
anzubringen, wo n^, und n^ die Libellenzahlen in Libellenpartes, a"
der Teilwert der Libelle = 4,67" (s. IIL 1. a), q" die Zahl 206 265"
und e die konstante Zielweite zwischen Instrument und Wechselpunkt
auf der betrachteten Strecke bedeuten. Zur Ausrechnung der Kor-
rektion c bedient sich Seibt ziemlich ausgedehnter Tabellen (vgl. ^*^) :
einfacher erscheint mir die Ablesung am Rechenschieber, an dem
tt . e .
— ^— einzustellen und ohne weitere Veränderung, solange e sich nicht
Q
ändert, bei jedem (n^. — n^.) abzulesen ist, oder endlich die Anwendung
einer graphischen Tafel, die man freilich (wie die SEiBx'schen Tabellen)
für jeden einzelnen in Betracht kommenden Wert von a besonders
entwerfen muß. Für a = 4,67" hat Herr Werkmeister die hier
beigedruckte graphische Tafel mit Verwandlung der Isoplethen in
gerade Linien nach Lalanne -Vogler gezeichnet, die für alle c gebraucht
wurde. Im Original (doppelt so groß als Fig. 8) sind selbstverständ-
lich die hier . ^ und gezeichneten Iso-
plethen in anderer Farbe ganz ausgezogen.
Durch Hinzufügung dieser Beträge c zu den (1^. — IJ gewinnt
man die „verbesserten Höhenunterschiede". Aus den je zwei sich
auf dieselben Wechselpunkte vom gleichen Instrumentenstand aus be-
ziehenden Zahlen (Nivellement I und II, je bei Nivellement A und
später B oder umgekehrt, gleichzeitig mit Benützung der zwei Latten-
seiten ausgeführt) wird das Mittel genommen und diese Zahlen gelten
dann als Ergebnis eines „einfachen" Nivellements A oder B, stets
*« Nivellitische Rechentafeln,' Berlin 1901.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Xaturkunde in 'Württ. 190C. 10
146
vorbehaltlich der wegen Änderung der Länge des Lattenmeters noch
anzubringenden Korrektion.
/5t
Fio-. 8.
Das folgende , an beliebiger Stelle herausgegriffene Beispiel
(s. S. 148, 149) zeigt die Anwendung des bei der Messung ge-
- 147 -
brauchten Formulars und bedarf nach dem Vorstehenden keiner F^r-
läuterung mehr. Die bei der Messung notierten Zahlen sind /<:j<r 5 fy,
die durch die Berechnung entstandnen mit gewöhnlichen Ziffern gesetzt.
Die Spalten: „Standpunkt des Instruments" (überflüssig, weil durch die
auf jeder Hauptstrecke für sich numerierten Wechselpunkte genügend
gekennzeichnet), „Distanzfäden" (Entfernung vielmehr durch Draht von
konstanter Länge bestimmt, s. o. ; im folgenden Formular ganz weg-
gelassen) und „Höhe des Punkts" (Anbringung der Lattenkorrek-
tion und Schlußrechnung für sich auf besondern Blättern zusammen-
gestellt, s. u.) bleiben leer. Das Beispiel umfaßt eine Zwischenstrecke
(39, -tO) und einen Teil einer Hauptstrecke (von Festpunkt 39 gegen
38); aus Heft Nr. IV. Datum: 22. Juli 1902. V.M.
Die sämtlichen so gemessenen und bis zu der oben angegebnen
Rechnungsstufe geführten Doppelnivellierungen (A, B) sind in 5 ein-
gestochnen Folioheften (I bis V) handschriftlich niedergelegt.
Die Durchführung der Messung, selbstverständlich einschließlich
der täglichen Larttenvergleichungen vgl. HL 3. hat, bei im ganzen
als nicht günstig zu bezeichnender Witterung, 21 Tage (1902,
Juli 7. 8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 1(3. 17. 18. 19. [20.] 21. 22. 23.
24. 25. 26. 28. 29.) beansprucht, von denen mehrere nur zum kleinen
Teil benützt wurden (z. B. Sonntag 20. Juli) oder wegen der Wit-
terung benützt werden konnten. Es sind für Haupt- und Zwischen-
strecken 781 Aufstellungen des Instruments erforderlich gewesen,
also durchschnittlich täglich 37 Aufstellungen gemacht worden ;
wäre durchaus die Zielweite 50 m mciglich gewesen , so hätte
dies einer durchschnittlichen Tagesleistung von 3,7 km „einfachen"
Nivellements (A oder B, je I und II) entsprochen. Die Auf-
suchung der auf jeder Hauptstrecke möglichen Zielweite erforderte
ziemlich viel Zeit; im Durchschnitt ist die Länge der Zielweite auf
diesen Strecken 33 m. Im ganzen wird man diese Leistung als gut
bezeichnen dürfen. In der Zusammenstellung in IV (Tabelle 6) ist
die Arbeit jedes Tags einzeln aufgeführt.
3. Länge des Lattenmeters. Gleichzeitig mit der Ausführung
des Nivellements war genügend häufig die Länge des Meters auf jeder
Latte festzustellen, wozu das Anlegemeter (vgl. IlL 1. c) A. i. 70
zu dienen hatte. Bei der Vergleichung wurde die Latte mit Hilfe
einer berichtigten Setzlibelle horizontal gelegt und gegen Durch-
biegung durch Unterlegen von Filzstreifen geschützt. Auf jeder
Lattenseite sind dann die Längen von fünf verschiedenen Meter-
stücken bestimmt durch Anlegen des Normalmeters in drei jedesmal
10*
148
Tabelle
g „
Rückblick
V 0 r b 1 i c k 1
11
^1
11
Unter-
schied
Libelle
II
Unter-
schied
Libelle
sJ2
Ablesung
n.
Ablesung
n^
■'
1
Höhenuvicrsclni
i
1 ! 1
(1 z'irischrn 39 nnd 40
. . .
39
iö,ö
5,455
0,908
14,3 27,9
28,1 41,5
55.H
40
15,0
1,313
2,689
1,376
8,5 22,0
19,7 33,1
41.6
5,453
/,545
0.908
17,0 30.2
27,5 41,0
57,8
2,687
1,311
1,376
8,5 22,0
21.2 34,4
43.0
Von 39 ixicJ
38 (B)
39
35,0
0,847
3,151
2,304
20,2 36,1
16.0 32,0
52,2
^^\
35,0
1,835
2,163
0,328
16,1 32,1
11,5 27,4
43.5
3,153
0,849
2,304
20,5 36,5
15,5 31,5
52,0
2,165
1,837
0.328
16,4 32,2
11.4 27,4
43.1
W,
35,0
0,783
3,215
2.432
18,2 34,0
13,7 29,4
47,6
W,
35,0
1,835
2,163
0,328
25,0 40,8
20,0 35,8
60. s
3,217
0,785
2,432
18,3 34,9
13,0 28,9
47,2
2,165
1,837
0,328
24,5 40,4
20,3 36,1
60.6
w.
35,0
0,769
3,229
2,460
17,0 32,8
13,4 28,2
45,2
W;
■ 35,0
1,775
2,223
0,448
17.6 33,5
13,0 28,8
46,4
3,231
0,771
2,460
17,3 33,0
12,3 28,0
45,3
2,225
1,777
0,448
17,5 33,4
12,8 28,7
46.2
w.
35,0
0,829
3,169
2,340
17.3 33,1
12,9 28,7
46,0
^^4
35,0
1,799
2,199
0,400
18,0 35,,S ,
13,3 29,21'"
3,171
0,831
2,340
12,7 33,5
13,6 38,5
46,2
2,201
1.801
! 18.0 33,8
"^''''113,2 29,0
. . . 1
47.0
^^'s
35,0
0,791
3,211
2,420
17.3 33,6
21,9 38,1
55,4
TT^o
35.0
1,831
2,171
0,340
16.0 32,4
21,0 37,3
53,3
3,209
0,789
^.-s:Sj-.-'
2,169
1,829
0,340
16.0 33,3
20.1 36,7
52,6
w,,
35,35
0,783
3,215
■M-S5ri-'^
38
35,35
1,559
2,439
0,880
21,5 37,7
17,0 33,1
54,6
1
3,217
0,785
' 12,1 28,2
2,441
1,561
^■^^o\^sZ
54.3
!
Höhenunterschied zin
1 1
srhni
37 u}
d 38
r
1
149
4.
Rückblick — \
0 r b li c k
Ver-
besserter
Höhenunter-
schied
m
Mittel
1 aus
Nivellement
I und II
1
Höhe
des
Punkts
1 .
Latte
1^. — 1^.
in m
Libelle
n, - n,
in partes
Ver-
besserungen
wegen Lib.
c (mm)
Bemerkungen
1
— 0,4GS
+ 14.3
- 2.4
- 0,4704
1
- 0,468
+ 14.8
- 2,5
— 0.4705
- 0,4704-
1
r. .1/. •/•.>. Juli
Tniij,. + li\
NiiUpnnU
,+ 1.976
+ 8,7
-3.4
+ 1,9726
+ 1,9726
heim Okiihir.
OJ.Khiitrieh
+ 1,976
+ 8.3
- 3.3
+ 1,9727
4- 2.104
- 13,2
+ 5,3
+ 2,1093
+ 2,1094
+ 2,104
13,4
+ 5,4
+ 2,1094
+ 2,012
- 1,2
+ 0.5
+ 2,0125
+ 2,0124
+ 2,012
-0.9
+ 0,4
+ 2,0124
+ 1,940
-1-2
+ 0,5
+ 1,9405
+ 1,9404
—
+ 1,940
-0,8
+ 0,3
+ 1,9403
1
+ 2.080
+ 2,1
-0,8
+ 2,0792
+ 2,080
+ 2,6
-1.0
+ 2,0790
+ 2,0791
—
+ 1,552
-8,8
+ 3,6
+ 1.5556
+ 1,5556
'j>' ir> '».
+ 1,552
- 9,0
+ 3.7
+ 1,5557
i
Tru,,>.+12^.
150
etwas abgeänderten Lagen, so daß auf jeder Seite 15 Lattenmeter
gemessen sind; der mittlere Fehler einer Bestimmung des Latten-
meters auf einer Seite der Latte ist < 0,01 mm. Solche vollständige
Lattenmeterbestimmungen sind ausgeführt in Stuttgart 1902, Juli 4. 5. ;
auf dem Nivellementsweg an folgenden Tagen 1902, Juli 7. 8. 9. 10.
(11. nicht) 12. (13. Sonntag, nicht gebraucht) 14. 15. 16. 17. 18. 19.
(20. Sonntag, wo nur eine Zwischenstrecke zwischen den Punkten
eines Festpunktpaars nivelliert ist, so daß die genaue Kenntnis der
Länge des Lattenmeters überflüssig ist) 21. 22. 23. 24. (25. nicht)
26. (27. Sonntag, nicht gebraucht), (28. nicht) und 29. Erwünscht
wären nur noch Bestimmungen gewesen am 11. Juli, um so mehr
als am 10. und 11. Juli die Latten vor Abbruch der Messung vom
Regen etwas benetzt wurden, ferner am 25. Juli und am 28. Juli;
doch betreffen die Messungen vom 25. (zum größten Teil) und vom
28. (ganz) nur Strecken mit kleinen Höhenunterschieden (Beben-
hausen— Lustnau und Lustnau), wo also die sehr genaue Feststellung
der Länge des Lattenmeters nicht mehr so wichtig ist, auch zeigten
sich die Latten vom 21. bis 29. Juli überhaupt sehr wenig veränderlich.
Weitere Bestimmungen der Lattenlänge liegen dann noch aus Stutt-
gart vom November 1902 u. s. f. vor: doch sind die Stuttgarter
Bestimmungen im folgenden natürlich sämtlich nicht berücksichtigt.
Gemessen ist stets auf Vor- und Rückseite der Latte an der beim
Nivellieren verwendeten Lattenteilung (vgl. die Bemerkung bei der
ersten Untersuchung der Lattenteilung in sich, IIL 1. b}. Abgele.sen
ist am Normalmeter mit Hilfe einer kräftigen Lupe unmittelbar auf
0,1 Teil der Vs mm-Teilung (+ und — ); das bei den Vergleichungen
verwendete Formular hat folgende Einrichtung :
PN^
1?^'' ^ -^
'S Sil
hJ 1
\k
äSS :
Ci **" 1 mm
1^
_0 fJ^
mm
Die sämtlichen Lattenvergleichungen sind in zwei eingestochene
Quarthefte (I und II) „Längenbestimmungen der Nivellierlatten A.m. 43"
eingetragen und auf einem Bogen Fol. zusammengestellt. Die folgende
151
Tabelle enthält die Resultate der Vergleichungen an den oben an-
gegebnen Tagen (meist in den Mittagstunden) ; die Temperaturen
der zwei Latten schwankten nur um wenige Zehntelgrad , in die
zweite Spalte ist das Mittel der Temperaturen eingetragen ; die
letzte Spalte enthält die Lattentemperaturen während des Nivel-
lierens an dem vorgesetzten Tag, an Tagen mit kleinen Tem-
peraturschwankungen als Durchschnittszahl, für Juli 14. 15. 24, 26,
29. sind dagegen die Extreme angegeben.
! Temp.
j der i
Datum Latten ]
1002 während' I Vor-
l'^^^ der VerJ' .
Juli gleich- |i "^^
uiig I' Seite
Latte 10
Eück-
seite
Latte 10 A
Vor-
der-
seite
Rück-
seite
X'>-e,„ Ai Mitte, l-^-P-
^^ , Mittel aus i Tiatten
Vorder- 1 ^ , \ ^ i ^«-»^t^^",
- vorder- Latte während
„.. , ! und 10 und' ^^^
mm mm \ mm i C"
~r
1 +
7
22,0
999,84
999,87
1 999,81
999,82
999,855
999,815
999,835: 24
8
23.5
84
86
81
81
850
810
830 21
9
24,5
82
83
79
81
825
800
812| 23
10
21,3
80
84
78
81
820
795
807 21
((ll..Tulil3"i
12
18,5
83
87
79
81
850
800
825 11
14
20,5
81
85
76
78
830
770
800 12 bis 30
15
24.8
77
77
76
78
770
770
770 15 bis 30
16
24,5
79
81
—
800
—
- 22
17
17,8
—
—
' 81
86
—
835
- 20
18
24,5
84
83
79
80
835
795
815 20
19
16,2
85
81
79
80
830
795
8131 15
21
15,0
90
89
' 85
86
895
855
875' 14
22
23,0
88
85
83
85
865
840
852 i 14
23
21,2
89
86
j 85
^ 85
875
850
862 16
24
23,0
89
85
! 84
85
870
845
857 9 bis 24
26
22,0
89
87
86
88
880
870
875 7 bis 23
29
18,0
85
87
i 80
86
860
830
845 6 bis 23
Aus den angeschriebenen Lattenmeterlängen ist dann mit Inter-
polation nach den folgenden Figuren der Wert der Länge des Latten-
meters in Millimetern entnommen und auf 18° C. reduziert worden,
vgl, die Haupttabelle 6. in IV. Von den drei hier eingefügten
Fig. 9, 10, 11 gibt 9, als Beispiel von im ganzen vier solchen
152
Figuren, für die Vorderseite der Latte 10 die Längen von 5 ver-
schiedenen Lattenmetern (bei den in der obigen Tabelle 5 links an-
099.30
Latte 10,\'bratTseite.
— 55- m
75-ri5
95 -US
— - 115-16S
135- ISS
Mittel aixs
Vorder^ und. Rü.ch=
Seite.
999.1(1' .
Juh.7 8 9 10 U IZ 13 Itt i5A6. 17. 18 19. 20.Z1 22 23 2t 25 Z6 ZT 2S 29.
Fii"". 9.
999,90
Latte 10
— Vorderseite.
- - Rückseite.
Mittel OXIS J Order =
UJid Rui'kseite .
Mittel caisLaHelO
icndlOÄ
Juli, 7. S. 9. 10. U 11. 13. li. lä lh\ IT tu. 19 tü U 22 23. 2^-. 25. 2ß 27 ZS ZS 30 31.
Fig. 10.
Latte lOA
VardersoJte .
HückseUe .
-MitteL aus lbtxler=
und Riiilteeite .
-Mittel aiisLattelO
und lOA.
999,7Q
Juli, 7 8 9 10 n iz 13 m 15 le n is 19 20 n zz zs 24 25 zu Z7 zs.zs m>
Fi2-. 11.
gegebenen Temperaturen), nämlich der Lattenmeter zwischen den
Strichen 55 und 105: 75 und 125: 95 und 145: 115 und 165:
— 153 —
185 und 185. Der Parallelismus der einzelnen Linien ist befriedigend ;
beigefügt ist in Fig. 9 auch noch die (in Fig. 10 wiederkehrende)
Linie für das Mittel der Lattenmeterbestimmungen auf Vorder- und
Rückseite der Latte. Die Fig. 10 und 11 geben graphische Dar-
stellungen der tatsächlichen Veränderungen der Länge eines durch-
schnittlichen Lattenmeters (bei den in der Tabelle 5 links angegebenen
Temperaturen) für die Latten 10 und 10 A; in beiden Figuren ist
Vorderseite und Rückseite getrennt, sodann das Mittel aus Vorder-
und Rückseite für jede Latte, endlich das Gesamtmittel für beide
Latten zusammen angegeben.
Bemerkenswert ist in den Fig. 10 und 11, daß auf Latte 10
das Meter der Vorderseite sich etwas kürzer zeigt als das Meter der
Rückseite vom 7. bis 17. Juli (abgesehen vom 15. Juli, wo die Differenz 0
ist), daß aber das Vorzeichen dieser Differenz entgegengesetzt ist
vom 18. bis 26. Juli; erst die letzte Bestimmung vom 29. Juli zeigt
wieder das frühere Vorzeichen (und dieses hat sich bis November
1902 und weiter erhalten). Dies ist für die Latte 10 kein er-
wünschtes Zeichen , doch sind die Abweichungen im allgemeinen
wenige Hundertel Millimeter. Bei der Latte 10 A ist ein solcher
Umschlag des Vorzeichens der Differenz zwischen Vorderseite und
Rückseite nicht vorhanden ; man wird hiernach allein schon die
Latte 10 A als die bessere erklären dürfen.
IV. Ergebnisse des Nivellements von 1902.
1. Endgültige Zahlen der Höhenunterschiede und für die Höhen der Punkte.
Die folgende Tabelle 6. enthält zunächst die sämtlichen ge-
messenen Höhenunterschiede (nach der Lageplanordnung, nicht chrono-
logisch geordnet), Spalte 1 gibt den Halbtag der Messung; Spalte 2
die 2 Endpunkte der Strecke ; dabei ist nochmals daran zu er-
innern, daß der Hilfspunkt H' den Ausgangspunkt des Nivellements
unter der Höhenmarke am Böblinger Bahnhof, C den Bolzen am
Rathaus in Gerlingen, L den Endpunkt des Nivellements am Bahn-
warthaus in Lustnau bedeutet. Die Stellung der Zahlen der End-
punkte jeder Strecke gibt zugleich an, in welcher Richtung nivelliert
ist, z. B. bedeutet
2, 3 Nivellement von Pnnkt 2 nach Punkt 3
3, 2 „ „ „ 3 . „ 2;
übrigens ist für diese eigentlichen Nivellementsstrecken jedesmal
noch hinzugefügt:
- 154 —
A = Nivellement in der Richtung Böblingen — Lustnau oder
B = Nivellement „ „ „ Lustnau — Böblingen.
Bei der Bestimmung der kleinen Höhenunterschiede zwischen
den 2 Festpunkten eines Punktepaars: 1,2; 3, 4; 5, 6;
68, 64; 65, 66, die je von einer Aufstellung des Instruments aus
gemacht wurde, ist diese Unterscheidung nicht angegeben, doch ist
auch hier auf das Vorzeichen zu achten. Die Länge dieser gleich-
sam kleinen seitlichen Ausbiegungen des Nivellements, welche durch-
schnittlich 2 X 18,5 m beträgt, ist aber je in Spalte 9 (s. u.) an-
gegeben , um bei der Gesamtlänge der Nivellementsstrecke mit-
gerechnet zu werden.
Spalte 3 gibt die unmittelbaren Messungszahlen für die in der
Richtung A und B erhaltenen Höhenunterschiede (Mittel aus Latten-
seite I und H in jeder Nivellementsrichtung) an, reduziert nur für
die Neigungen der Ziellinien. Das Zeichen -f bedeutet Steigen,
— Fallen in der Richtung des Nivellements (so daß A und B ent-
gegengesetzte Zeichen haben).
Spalte 4 Lattentemperatur bei der Messung und Betrag der
Reduktion des gemessenen Höhenunterschieds auf + 18*^ C. ;
Spalte 5 Messungszahlen für die Höhenunterschiede nach An-
bringung der Reduktion 4) ;
Spalte 6 die für das Lattenmeter bei -f- 18° C. den Latten-
vergleichungen gemäß anzunehmende Länge (Mittel der 2 Seiten
jeder Latte und der beiden Latten) ;
Spalte 7 die hiernach sich wegen unrichtiger Lattenlänge er-
gebende Reduktion der gemessenen Höhenunterschiede;
Spalte 8 die mit dieser Verbesserung 7 versehenen Höhen-
unterschiede; und endlich
Spalte 9 die einfache Länge der Nivellementsstrecke in Kilo-
metern.
Zu bemerken ist zu dieser Tabelle nur noch , daß (vgl. *) im
Anfang der Tabelle bei den Strecken 2, 8 und 4, 5 zwei Strecken
dreimal statt zweimal nivelliert sind, nämlich zweimal in der
Richtung A, einmal in der Richtung B. Für'alles Folgende ist bei
diesen beiden Strecken das Mittel der 2 Messungen A genommen,
dieses Mittel dann aber bei der Differenzbildung (A— B) wie eine
einfache Messung A behandelt.
155
Tabelle 6.
Datum
1902
H(>lien-
unter-
schied
zwischen
den
Punlcten
Nr.
Ge-
messener
Höhen-
unter-
schied
m
C.
+
Gemessener
Höhen-
unterschied
reduziert
auf die
Latten-
temperatur
+ 18" C.
m
Länge
eines
Latten-
meters
bei +
18° C.
mm
Keduktion des ge-
messenen Höhen-
untersch. wegen un-
richtiger Lattenl an ge
mm
6.
7.
Re-
duziej'ter
Höhen-
unter-
schied
m
km
9.
2.
Juli x.]\r.
. v.M.
. V.M.
.. V.M.
.. X.M.j
. N.M.
V.M.
N.M.i
V.M.|
N.M.
V.M.
V.M.
N.M.
N.M.I.
V.M.!
V.M.I
V.M.
V.M.!
N.M.
V.M.
N.M.
V.M.
N.M.
V.M.
V.M.
V.M.
N.M.
N M.
V.M.
N.M.
H'l
1 H'
9. ,
8. ,
9. ,
9- .
10. .,
2 3'A*
3 2jB
2 SjA*
3 4
3 4
4 5IA*
5 4|ß
4 5A*
5 6
5 6
6 7A
7 6!B
7 8
7 8
8 9jA
9 8!b
9 10
9 10
10 lllA
11 io'b
11 12
11 12
12 ISA
13 12B
13 14
13 14
+ .5,8364
— 5,8359
-f 24"
22
— 0.0407
-f 0,0407
+ 5,0434
— 5,0441
+ 5,0433
— 0,0162
— 0,0162
+ 26,5769
— 26,5765
+ 26,5769
+ 0,3534
+ 0,3531
-f 19,6249
— 19,6244
+ 0,2635
4- 0,2635
+ 19,1031
— 19,1037
— 0,3185
— 0,3185
— 12,9812
-f 12,9815
— 0,1274
— 0,1276
— 12,1239
+ 12,1261
— 0,3451j
— 0,3447
+ 0,1
— 0,1
+ 0,1
-0,0
+ 0,1
+ 0,7
— 0,3
+ 0,3
5,8365 999,8321
5,8360' 8321
+ 5,0435 999,821
- 5,0441 821
4- 5,0434' 821
+ 26,5776
— 26,5768
+ 26,5772
12 —0,5 + 19,6244
13 + 0,4 - 19,6240
— 0,3 + 19,1028
+ 0,7:— 19,1030
-0,2
+ 0,2
— 12,9814
+ 12,9817
- 12,1244
+ 12,1260
999,809
809
809
999,816
816
999,816
816
999.816
812
999,800
800
-1,0
+ 1,0
0,0
— 0,9
+ 0,9
— 0,9
0,0
— 5,1
+ 5,1
--5,1
-0,1
— 3,6
+ 3.6
0,0
— 3,5
+ 3,5
+ 0,1
+ 2,4
— 2,4
0,0
+ 2.4
— 2,4
+ 0,1
+ 5,8355
5,8350
— 0,0407
+ 0,0407
+ 5,0426*
— 5,0432
+ 5,0425*
— 0,0162
— 0,0162
+ 26,5725'
— 26,5717
+ 26,5721=
+ 0,3533
+ 0,.3530
+ 19,6208
— 19,6204
+ 0,2635
+ 0,2635
+ 19,0993
— 19,0995
— 0,3184
— 0,3184
— 12,9790
+ 12,9793
— 0,1274
— 0,1276
— 12,1220
+ 12,1236
— 0,3450
— 0,3446
0,99
0,03
0,69
0.02
0,92
0,04
0,99
0,02
0,59
0,02
0,89
0,02
0,86
0,02
156
Datum
1902
1 Höhen-
' unter-
schied
zwischen
1 den
Punkten
1 N'-.
Ge-
messener
Höhen-
unter-
schied
m
ii
11
G
.2!b
1+
Gemessener Länge
Höhen- eines
unterschied '
reduziert Latten-
auf die ineters
Latten- i ■ i
temperatur "^^ i
+ 1.0 c. : 18» C.
Keduktion des ge-
messenen HöhPH-
untersch. wegen un-
richtiger Lattenlänge
Re-
duzierter
Höhen-
unter-
schied
m
1 1
c.
mm
m mm
mm
:km
1.
• 2.
3.
4.
5. 6. 1 7.
8.
1 9.
14. Juli N.M.
14 C jA
15. „ V.M.
C 14 B
16. ., V.M.
C 15 |A
15. „ V.M.
15 C |b
15. .. V.M.
15 16
15.
15.
16.
15.
16.
16.
17.
16.
17.
17.
16.
17.
17.
17.
17.
17.
18.
18.
21.
18.
19.
18.
20.
18.
19.
18.
19.
N.M. 15 16
NM 16 17 A
V.M. 17 16 B
NM. 17 18
V.M. 17 18
N.M.
V.M.'
19A
18'B
18
19
N.M.; 19 20
V.3I.| 19 20
NM. 20 21; A
N.M. 21 20 iB
N.M.I 21 22
N.M. 21 22
N.M. 22
N.M. 23
23A
22iB
N.M.I 23 24
V.M. 23 24
V.M. 24 25 A
V.M. 25 24 B
V.M. 25 26
NM 25 26
- 15,2475
+ 15,2482
-f 13,3957
— 13,3935
+ 0,1402
+ 0,1396
+ 18,5763
- 18,5746
4- 0,5584
-f 0.5579
- 0,3036
-f 0,3024
+ 0,0213
4- 0,0216
-f 0,4275
- 0,4269
- 0,3298
- 0,3300
- 22,0790
+ 22,0800
+ 0,5471
+ 0,5469
+ 27,3994
- 27,3968
l-f- 0,2242
-f 0,2242
V.M,
N.M.
V.M.
N.M.
27A
26 B
27 28
27 28
N.M. 28 29 A
V.M. 29 28 B
2,8645
2,8643
0,1616
0,1621j
5,4923
5.4938;
-0,4
+ 0,6
0,0
— 0,2
+ 0,3
— 0,2
- 0,3
+ 0,2
0,0
+ 0,
— 15,2479
+ 15,2488
+ 13,3957
- 13,3937
+ 18,5766
— 18,5748
— 0,3036
+ 0,3024
+ 0,4275
— 0.4269
— 22,0793
+ 22,0802
+ 27,3994
- 27,3961
- 2.8645
+ 2,8643
5,4924
+ 5,4937
999,785
785
+ 3,3
-3,3
999,785
785
-2,9
+ 2,9
0.0
999,777
793
— 4,2
+ 3,8
— 0,1
999,808
828
+ 0,1
— 0,1
0.0
999,830
808
— 0,1
+ 0,1
+ 0,1
999,835
835
+ 3,6
-3,6
-0,1
999,815
875
— 5,1
+ 3,4
0.0
999,820
844
+ 0,5
- 0,4
0,0
999,815
813
+ 1,0
— 1,0
— 15,2446
+ 15,2455
+ 13,3928
— 13,3908
+ 0,1402
+ 0,1396
+ 18,5724
— 18,5710
+ 0,5583
+ 0,5578
— 0,3035
0.41
1.01
0,03
0,C2
+ 0,3023!
-f 0,0213
0,76
+ 0,0216
+ 0,4274'
— 0,4268
— 0,3297
— 0,3299
— 22,0757
+ 22,0766
+ 0,5470
+ 0,5468
+ 27,3943
— 27,3927
, 0,02
0.2242
0,2242
2,8640
2,8639
0,1616
0.1621
— 5,4914 I
+ 5,4927
[0,61
! 0.(13
0,45
0,02 I
0,85
0,02
0,78
0,04
0,67
15"
Datum
i;)02
I Höhen-
I iinter-
schied
I zwischen
1 den
i Punkten
^ Nr.
Ge-
\.
messener
i:^
c
Höhen-
ii
.2§o
unter-
oT^
^ +
schied
^1
m
c.
mm
Gemessener
Länge
^M
Höhen-
eines
£.-§§ =
unterschied
reduziert
Latten-
VtH
auf die
meters
V.^äu
Latten -
temperatur
bei-f
Redu^
messe
untersc
richtige
-f- 18» C.
18» C.
m
mm
mm
Ee-
duzierter
Höhen-
unter-
schied
m
km
9.
Juli N.M.
.. V.M.
_ N.M.
. V.M.
., N.M.
, V.M.
. V.M.
.. V.M.
„ N.M.
, V.M.
.. N.M.
.. N.M.
., N.M.
, V.M.
„ N.M.
.. V.M.;
.. V.M.j
, N.M.!
, N.M.
, N.M.
.. V.]|[.
, N.M.:
. V.M.
.. V.M.
., N.M.
, N.M.
.. N.M.
, N.M.
, N.M.
, V.M.
, V.M.
.. V.M
29 30
29 30
30 31 A
31 30!b
31 32
31 32
32 33A
33 32 B
33 34
33 34
34 35A
35 34 B
35 36
35 36
36 37A
37 36 B
37 38
37 38
38 39 A
39 38 B
39 40
39 40
40 41
41 40
41 42
41 42
42 43 A
43 42 B
43 44
43 44
44 45A
45 44B
— 0,3367
— 0,3368
— 5,8837
-f 5,8850
— 0,2893
— 0,2897
— 16,0014
4- 15,9999j
4- 0,1567|
+ 0,1567
+ 1,7133
— 1,7121
+ 0,0322
+ 0,0320
- 16,1438
+ 16,1431
— 0,8782
— 0,8777
— 19,7254
+ 19,7257
— 0,4704
— 0,4706
— 28,6784
+ 28,6793
— 0,5201
— 0,5197
— 17,0798
-f 17,0802
— 0,1751
— 0,1747
— 17,4500
+ 17,4472
+ 21°
14
-0,1
-0,1
1+0,2
— 0,2
5,8838 999,815
+ 0,2
-0,2
- 0,5
+ 0,1
— 0,6
+ 0,1
— 0.1
-l- 5,8849
— 16,0012
+ 15,9997
f 1,7133
- 1,7121
16,1436
16,1429
19,7252
19,7252
~ 28,6783
+ 28,6787
- 17,0797
+ 17^0801
8I3'
999,875
875
1+0.4^
1 0,0:
999,869
869
999,869
858
999,854
858
999,860
860
999,861
861
999,858
+ 0,1
+ 1,1
-1,1
+ 0,1
+ 2,0
— 2,0
0,0
— 0,2
+ 0,2
0,0
+ 2,1
— 2,3
+ 0,1
+ 2,9
— 2,8
+ 0,1
17,4496
17,4472 858
+ 4,0
-4,0
+ 0,1
+ 2.4
-2,4
0,0
+ 2,5
-2.5
— 0,3366
— 0,3367
— 5,8827
+ 5,8838
— 0,2892
— 0,2896
— 15.9992
+ 15,9977
+ 0,1567
+ 0,1567
+ 1,7131
— 1,7119
-f 0.0322
+ 0,0320
— 16,1415
+ 16,1406
— 0,8781
— 0,8776
— 19,7223
+ 19,7224
— 0,4703
— 0,4705
-f 28,6743
+ 28,6747
~ 0,5200
— 0,5196
— 17,0773
+ 17,0777
— 0,1751
— 0,1747
— 17,4471
+ 17,4447
0,04
0,73
0.02
0,70
0,02
0,40
0,04
0.53
0,04
0,67
0,03
0,72
0.03
0,73
0,02
0,78
— 158
Datum
1902
Höhen-
unter-
schied
zwischen
den
Punkten
Nr.
Ge-
messener
Höhen-
unter-
schied
1^ ^
Z^
Hg
, Gemessenen Länge
Höhen-
i unterschied
1 +
mm
eines
uuteiöuiiitju I
reduziert Latten-
auf die meters
Latten- ; , . |^
temperatur "^^ i"
+ ISO c. 1 18» C.
m i mm
'2 c A h
«Sgl
Re-
duzierter
Höhen-
unter-
schied
c tc
km
IT
24. Juli V.M.
24. ., N.M.
, N.M.
, N.M.
., N.M.
, N.M.
.. N.M.
.. V.M.
„ V.M.
„ V.M.
., V.M.
, V.M.
., V.M.
, V.M
„ N.M.
, N.M.
, N.M.
, N.M.
„ N.M.
, V.M.
„ N.M.
, V.M.
„ V.M.
„ V.M.
, V.]\I.
, N.M.
. N.M.
.. N.M.
, N.M.
. V.M.
. V.M.
.. V.M.
45 46
45 46
47|A
46|B
47 48
47 48
49jA
48 JB
49 50
49 50
51iA
50|B
51 52
51 52
53:a
52B
53 54
53 54
55 A
54 B
55 56
55 56
57A
56|b
57 58
57 58
59;a
58|b
59 60
59 60
61A
60;B
— 0,1114
— 0,1115
— 8,4113
+ 8,4138
— 0,0758
— 0,0761
— 9,6262
+ 9,6283
+ 0,0137
+ 0,0135
— 15,0101
-f 15,0132
— 0,1349
— 0,1853
— 5,9104
+ 5,9106
— 0,1942
— 0,1941
- 5,5403
+ 5,5417
— 0,2366
— 0,2366
— 5,5958
-I- 5.5954
— 0,1449
— 0,1447
^ 6,2572
-f 6.2570
— 0,0120
— 0,0116
— 2,4144
+ 2,4163
13
0,1;— 8,4114 999,860
0,1 ;+ 8,4139 860
0,01
— 0,1
+ 0,1
— 9,6262,999,860
-f 9,6283| 866
— 15,0103 999,866
+ 15,0130 866
- 5,9105 999,866
+ 5,9107 866
0,lj- 5,5404 999,866
0,0+ 5,5417 866
+ 0,2j— 5,5956j999,873
— 0,l'+ 5,5953 873
0,01
— 6,2572 999,860
-f 6,2570 860
0,0
+ 1,2
— 1,2
0,0
+ 1,3
— 1,3
0,0
+ 2,0
— 2,0
0,0
+ 0,8
-0,8
0,0
+ 0.7
— 0,7
0,0
+ 0,7
-0,7
0,0
+ 0,9
— 0,9
0,01
2,4144 999,860
2.4163' 860
0,3
0,3
— 0,1114
— 0,1115
— 8,4102
+ 8,4127
— 0,0758
— 0,0761
— 9,6249
+ 9,6270
+ 0,0137
+ 0,0135
— 15,0083
+ 15,0110
-- 0,1349
— 0,1353
— 5,9097
+ 5,9099
— 0,1942
— 0,1941
— 5,5397
+ 5,5410
— 0,2366
— 0,2366
— 5,5949
+ 5,5946
— 0,1449
— 0,1447
— 6,2563
+ 6,2561
— 0,0120
— 0,0116
— 2,4141
+ 2.4160
0,03
0,73
0,02
0,69
0,03
0,76
0,03
0,60
0,03
0,73
0,03
0,62
0,02
0,73
0,03
0.51
159
1 )atum
1902
Höhen-
unter-
schied
zwischen
den
Punkten
Nr.
Ge-
messener
Höhen-
unter-
schied
m
l|
Sä
1+
Gemessener
Höhen-
unterschied
reduziert
auf die
Latten -
temperatur
-f 18" C.
ni
Länge
eines
Latten-
meters
bei +
18» 0.
mm
Beduklion des ge-
messenen Höhen-
uuterseh. wegen un-
richtiger Lattenlänge
Ee-
duzierter
Höhen-
unter-
schied
m
1!
Hl S
c >
HP
C.
mm
mm
km
1. 1 2. ! 8. : 4. 1 ö. (i. : 7.
8.
9.
29.Julix\.M.
29. , N.M.
1
61 62 1 + 0,1520
61 62 +0,1520
+ 0,1520
+ 0,1520
0,04
28. . N.M.
29. , V.M.
62 63 A — 6,3048
63 62 B +6,3043
+ 15"
10
+ 0,1
-0,2
— 6,3047
+ 6,3041
999,860
850
+ 0,9
-0,9
- 6,3038
+ 6,3032
0,93
29. „ N.M.
29. , N.M.
63 64 - 0,1528
63 64 —0,1580
0,0
— 0,1528
- 0,1530
0,03
29. „ V.M.
29. , N.M.
64 65A— 1,6455
65 64 B + 1,6458
18
20
0,0
- 1,6455
+ 1,6458
999,850
845
+ 0.2
— 0.3
- 1,6453
+ 1,6455
0,52
29. , N.M.' 65 66 +0,0250
29. , N.M. 65 66 +0,0250
0,0
+ 0,0250
+ 0,0250
0,02
29. ., V.M.
29. , V.M.
66 L |A
L 66 iB
+ 2,0552
— 2,0540
20
22
0,0
+ 2,0552
— 2,0540
999,850
SöO
-0.3
+ 0,3
+ 2,0549
- 2,0537
0,52
Von Notizen aus den Messungsheften sind etwa noch besonders
anzuführen : bei 35 34 (B) fiel der Schluß der Messung in die
Dämmerung; bei 45 44 (B) stärkeres Zittern der Lattenbilder; 48
49 (A) teilweise bei Regen. Es seien bei dieser Gelegenheit über-
haupt alle Notizen über die Witterung, die sich in den Beobachtungs-
heften finden, angeführt, abgesehen von den selbstverständlichen, in
kurzen Zwischenräumen sich folgenden Temperaturmessungen:
Ulli \'.M. trüb, regnerisch,
später windig; gegen Mit-
tag sonnig, aber starker
^Vind, abgeliroclieii.
Sonntag.)
\'.^r. Ix'dcckt . später
sdüiiig, leichtes Zittern
(l.T lüldcr: l)ci 11 10 (B)
l»ci dvv l<'tzTcn .\ufstellung
Hildei- uiiruliig.
.. X.M. heiß, sonnig, Mes-
sung kann erst 4'' be-
gonnen werden wegen
steter riu'uhe der IJilder.
10.
1 1.
Juli keine Bemerkung.
V.M. bald sonnig.
., V.M. keine Bemerkung.
,, N.M. sonnig, nbends tVi-
sclier Wind.
,. WSL bedeckt, windig:
titwa von 8^ 15 a.n stär-
kerer Wind, al)er iiiclit
abgebrochen.
N.M. keine Bemerkung.
,, \'.M, trüb, regnerisch, win-
dig (10^ starker Wind,
der zum Abbrechen nötigt).
., N.3[. trüb, regnerisch.
(i:;.
11.
14.
160
15. Juli ^'.J\I. soiiniii-. dann von
1'2^ au Eegeu.
N.M. trüb, reguerisch.
V.M. trüb, regnerisch, spä-
ter besser.
N.M. sonnig, windig.
V.M. trüb, regnerisch den
ganzen V.M.
15.
16.
18.
19.
19.
(20.
21.
22.
22.
z. T. windig,
regnerisch,
T. leicht
unruhig,
V.M. sonnig,
V.M. kühl ,
windig.
N.M. ^Bilder z.
bewegt, später
abgebrochen.
Sonntag.)
kühl, N.M Gewitter, Be-
ginn der Arbeit 4'' 30 ;
letzte Ablesungen bei un-
genügender Beleuchtung.
V.M. von 9^ an regnerisch,
windig, Schluß 11^.
N.M. Beginn o^ , sonnig,
ziemlich starker Wind ;
später trüb und windig.
24.
24.
25.
(27
28.
Juli ^'.M. regnerisch, von 8** 45
an Arbeit in leichtem
Regen, später wiederSonne,
windig bis ziemlich starker
Wind , aber nicht abge-
brochen.
,. N.M. keine Bemerkung.
., V.M. sonnig, von 9^ an
leichtes Zittern der Bilder,
später stärker, 10^ ab-
gebrochen.
,. N.M. Beginn 3^, gewitter-
haft, schwül, abends Eegen,
aber nicht abgebrochen.
.. morgens trüb , dann reg-
nerisch, später besser.
,. N.M. sonnig.
.. morgens sehr kühl, dann
V.M. sonnig, leichtes Zit-
tern, 10*^ abgebrochen.
.. Sonntag.)
., V.M. regnerisch , Beginn
erst 10^ 30 möglich.
,, N.M. sonnig und windig;
3'^ leichtes Zittern , spä-
j ter unruhige Bilder (ab-
' gebrochen), abends besser.
Die folgende Tabelle 7 gibt ferner das Gesamtresultat des
Nivellements in Form von N.N. -Höhen, unter der Annahme:
Höhenmarke H am Bahnhof Böblingen = 439,221 m
über N.N., aus der abgeleitet ist:
Hilfspunkt H' (nicht vermarkt) unter der Höhenmarke
= 437,539 m über N.N.
Wie schon bemerkt wurde , sind bei den folgenden Höhen-
zahlen nur die Ergebnisse des Nivellements selbst verwendet, die
Korrektionen mit Ausnahme der zur Zurückführung der gemessenen
Höhenunterschiede auf normales Maß notwendigen weggelassen, so
daß es z. B. ganz gleichgültig ist, daß als Höhenzahl für den End-
punkt L des Nivellements am Bahnwarthaus Nr. 50 bei Lustnau
315,9'-585 ü. N.N. erscheint, während die Zahl in der Veröffent-
lichung ^), vgl. S. 114, zu 315,899 angegeben ist:
Spalte 1 bezeichnet die einzelnen Strecken ;
Spalte 2 enthält das Mittel der 2 Nivellierungen in verschiede-
nem Sinn (A-Richtung Böblingen — Lustnau, B-Hichtung Lustnau
IGl
Tabelle
vellements-
.Strecke
Mttel
der Nivellierungen
A und B
Festpunkt
Nr.
Entfernung
von H' in
km
N.N.-Höhe mit
H' = 437,539
H-
1
1
2
2
3
3
4
4
5
5
6
6
7
7
8
8
9
9
10
10
11
11
12
12
13
13
14
14
C
C
15
15
16
16
17
17
18
18
19
19
20
20
21
21
22
22
23
23
24
24
25
25
26
26
27
27
28
28
29
29
30
30
31
31
32
32
33
+
5,8352
—
0,0407
+
5,0429
—
0,0162
+
26,5720
+
0,8532
+
19,6206
+
0,2635
+ 19,0994
—
0,3184
—
12,9791
—
0,1275
—
12,1228
—
0,3448
—
15,2450
+
13,3918
+
0,1399
+ 18,5717
+
0,5580
—
0,3029
+
0,0215
+
0,4271
—
0,3298
—
22,0761
+
0,5469
-4-
27,3935
+
0,2242
—
2,8639
.-^
0,1619
—
5,4921
—
0,3367
—
5,8832
—
0,2894
—
15,9985
eshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkuiido i
H'
0,00
1
0,99
2
1,02
3
1,71
4
1,73
5
2,65
6
2,69
7
3,68
8
3,70
9
4,29
10
4,31
11
5,20
12
5,22
13
6,08
14
6,10
C
6,51
15
7,61
16
7,64
17
8,36
18
8,38
19
9,14
20
9,16
21
9,77
22
9,80
23
10,25
24
10,27
25
11,12
26
11,14
27
11,92
28
11,96
29
12,63
30
12,67
31
13,40
32
13,42
0 in Wüi
tt. 190C.
437,5390
443,3742
443,3335
448,3764
448,3602
474,9322
475,2854
494,9060
4951695
514,2689
513,9505
500,9714
500,8439
488 7211
488,3763
473,1313
486,5231
4866630
505.2347
505,7927
505,4898
505-5113
5059384
5056086
483,5325
484,0794
511,4729
511,6971
508,8332
508,6713
503,1792
5028425
496,9593
495.6699
11
— 162 —
Nivellements-
Strecke
Mittel
der Nivellierungen
A und B
Festpunkt
Nr.
Entfernung !
von H' in
km
N.N.-Hölie mit
H' = 437,539
33
34
34
35
35
36
36
37
37
38
38
39
39 40
40 41
41 42
42 43
43 44
44 45
45 46
46 47
47 48
48 49
49 50
50 51
51 52
52 53
53 54
54 55
2.
+ 0,15G7
+ 1,7125
+ 0,0321
— 16,1410
— 0,8779
— 19,7224
— 0,4704
— 28,6745
— 0,5198
- 17,0775
— 0,1749
— 17,4459
— 0,1114
— 8,4114
— 0,0760
— 9,6260
+ 0,0136
— 15,0096
— 0,1351
— 5,9098
— 0,1941
— 5,5404
55 56
— 0,2366
56 57
— 5,5947
57 58
— 0,1448
58 59
- 6,2562
59 60
— 0,0118
60 61
— 2,4151
61 62
+ 0,1520
62 63
- 6,3035
63 64
— 0,1529
64 65
— 1,6454
65 66
+ 0,0250
66 L
+ 2,0543
33 1
14,12
480,6714
34
14,14 ,
480,8281
35
14.54
482.5406
36 i
14,58
482,5727
37 !
15,11
466,4317
38
15,15
465,5538
39 i
15,82
445,8314
40
15,85
445,3610
41
16,57
416,6865
42
16,60
416,1667
43
17,33
399,0892
44
17,35
398,9143
45
18,13
381,4684
46
18,16
381,3570
47
18,89
3729456
48
18,91
372,8696
49
19,60
363,2436
50
19,63
3632572
51
20.39
348,2476
52
20,42
348.1125
53
21,02
342,2027
54
21,05
342,0086
55
21,78
336,4682
56
21,81
336,2316
57
22,43
3306369
58
22,45
330,4921
59
23,18
324,2359
60
23.21
3242241
61
23,72
321.8090
62
23,76
321,9610
63
24,69
3156575
64
24,72
315,5046
65
25,24
3138592
66
25,26
313.8842
L
25,78
]
315,9385
— 163 —
— Böblingen), bei den Hauptstrecken (unterstrichen) das Mittel
der 2 vollständigen Bestimmungen, bei den Zwischenstrecken mit
nur wenigen Ausnahmen ebenso ; mit + ist stets das Steigen in
der Richtung A bezeichnet.
Spalte 3 gibt die Nummer der Festpunkte, deren Entfernung
von H' auf dem Nivellementsvveg in Spalte 4 und deren N.N.-Höhe
(in dem oben angegebenen Sinn) in Spalte 5 angegeben ist.
2. Berechnung der mittlem Fehler.
Für die mittlem Fehler ergibt sich zunächst auf den Haupt-
strecken, also mit vorläufiger Weglassung der Bestimmung der Höhen-
unterschiede in den Zwischenstrecken, nach der üblichen Rechnungs-
weise mit Hilfe der Differenzen der zwei ganz unabhängig ausgeführten
Nivellierungen A (Richtung Böblingen — Lustnau) und B (umgekehrt)
jeder Strecke der mittlere km-Fehler m,, wenn
A B = d
gesetzt wird, aus :
/ d^
A / d^
Da nämlich die Zielweite zwar auf jeder Strecke konstant, auf
den einzelnen Strecken aber nicht dieselbe ist, so können die einzelnen
Strecken nicht zu der sonst üblichen Formel
Vim
(2)
zusammengefaßt werden. Zu erinnern ist hier nochmals daran, daß A
und B selbst schon die Mittel aus 2 Nivellierungen (Vorder- und Rück-
seite der zwei Latten) sind, die jedoch von denselben Aufstellungen
des Instruments aus und mit denselben Wechselpunkten gemacht
sind, daß dagegen A und B vollständig getrennte, in entgegen-
gesetzter Richtung ausgeführte Nivellierungen vorstellen. Die Ge-
wichtseinheit und demnach der mittlere km-Fehler m, beziehen sich
hienach im folgenden auf einmalige solche Nivellierung A oder B
der Strecke 1 km. Als Längenmaß für d und m, ist das Dezi-
d^
millimeter genommen; die ^^ und die m, sind auf 0,1 dmm ab-
gerundet.
In den d kommt das Vorzeichen „+" 17mal, das Vorzeichen
„ — " 18mal vor (vgl. aber unten); der mittlere einfache 1 km-
Fehler schwankt zwischen den Beträgen z: 0,7 und ± 21,9 dmm
oder abgerundet
+ 0,1 und + 2,2 mm (3)
11*
164
Tabelle
Strecke-
zeiclien
A-B = d
i Länge
der Strecke
d^
27
"'-Vr
Zielweite z
auf der
Strecke
dmm
km
dmm
m
1.
2.
3.
i 4.
1 5.
1 6-
H' 1
1
+ ö
: 0,99
; 12,5
3,5
1
i 45
2 3
— 7
0,69
35.5
60
50
4 5
+ «
0,92
19,5
4.4
27
6 7
+ 4
0,99
8.0
■
28
25
8 9
- 2
0,59
3,5
19
20
10 11
- 3
0.89
5.0
2.2
50
12 13
— 16
0.86
149
! 12,2
1 50
14 C
- 9
0,41
98,5
1 9.9
25
C 15
+ 2,)
1,01
198
14,1
28
16 17
+ 14
0,72
136
; 11.7
33
18 19
+ 12
0,7<)
94,5
i 97
30
20 21
+ 6
0,61
i 29,5
5,4
50
22 23
— 9
0,45
90 ■
95
25
24 25
+ 16
0,85
150
123
37
26 27
+ 1
0.78
0,5
07
50
28 29
— 13
0.67
126
11,2
50
30 31
— 11
0,73
83
91
50
32 33
+ 15
0,70
161
12,7
38
34 35
+ 12
0,40
180
134
50
36 37
+ 9
0,53
76,5
8,7
33
38 39
- 1
0,67
0,5
07
35
40 41
— 4
0,72
11,0
3.3
30
42 43
- 4
0,73
11,0
3.3
43
44 45
+ 24
0.78
369
192
50
46 47
— 25
0,73
428
20,7
48
48 49
-21
0,69
320
179
50
50 51
-27
0,76
479
219
50
52 53
- 2
0,60
3,5
19
50
54 55
-13
0.73
116
108
46
56 57
+ 3
0,62
7,5
27
45
58 59
+ 2
0,73
2,5
16
48
60 61
— 19
0,51
354
188
50
62 63
+ 6
0,93
19,5
44
36
64 65
- - 2
0,52
4,0
20
43
66 L
+ 12
0.52
139
118
40
— 165 —
Der Durchschnitt dieser mittlem einfachen Einkilometer-
fehler wäre 0,864 mm und demnach der quadratische Mittelwert
des mittlem einfachen Einkilometerfehlers zu
+ 1,08 miu (4)
anzunehmen,
nii.o =- ± 1,253.0,864
wie sich auch m^g aus
•"1,0 = V
/ 1 ^dd" A /7843
2n s ^^1/70
+ 10,6 dmm = + 1,06 mm (5)
nahezu übereinstimmend mit (4) ergeben würde. Diese Überschläge
(4) und (5) sind deshalb nicht genau, weil sie auf die infolge der
Ungleichheit der auf den einzelnen Strecken angewandten Zielweiten
verschiedenen Gewichte der in Tabelle 8 enthaltenen einzelnen m,
keine Rücksicht nehmen. Sie genügen aber zur Charakterisierung des
Nivellements, bei dem also als
mittlerer Einkilometsrfehler einfachen Nivellements (A oder B)
mittlerer Einkilometerfehler des Mittels aus den beiden Nivelle-
ments A und B M, n = -^- = + 0,75 mm
V2
(o-)
angesehen werden darf.
Die angestrebte Genauigkeit (1 mm für den Einkilometerfehler
des einfachen Nivellements, ''U mm für den Einkilometerfehler des
Doppelnivellements, vgl. oben, S. 115) wäre also hienach erreicht.
Hier ist übrigens daran zu erinnern , daß der mittlere Kilo-
meterfehler außer durch Vergleichung von A und B auch dadurch
bestimmt werden kann, daß die zwei Nivellierungen I und II (Verwen-
dung von Vorderseite und Rückseite der zwei Latten), als deren Mittel
sich jedes der zwei Nivellements A und B darstellt, miteinander ver-
glichen werden. Diese zwei zusammengehörigen Nivellements I und II
sind nur nicht unabhängig voneinander wie A und B, vielmehr gleich-
zeitig von denselben Aufstellungen des Instruments aus und mit
identischen Wechselpunkten ausgeführt. Auch diese Vergleichung
ist für die 35 Hauptstrecken vollständig durchgerechnet worden.
Es genügt, hier das Gesamtergebnis anzuführen. Aus den Unter-
schieden (und zwar je für die ganzen Höhendifferenzen der Haupt-
strecken, nicht für die einzelnen Stände des Instruments)
1— 11 bei Nivellement A, und ebenso
I— 11 „ .. B tindet sich als
— 166 —
mittlerer Einkilomcterfehler der einfachen Xivellierung I oder II im Nivellement A
+ 0,96 mm,
mittlerer Einkilometerfehler der einfachen Nivellierung' I oder II im Nivellement B
+ 0,88 mm.
also unter sich genügend übereinstimmende Beträge. Ferner er-
gibt sich hienach
mittlerer Einkilomcterfehler der Nivellierung- A (Mittel aus I und II i + 0,68 nmi
, .. B ( , •• I „ II) ± 0,62 „
Dieser Betrag des mittlem Einkilometerfehlers der Nivellierung
A oder B,
m,' = rund -/^ nim
(und der damit sich ergebende Einkilometerfehler der Doppelnivellie-
rung A und B, M,' = rund + ^2 mm), wie es sich aus der Yer-
gleichung der zwei je zu A oder B zusammengehörigen Einwägungen
I und n (und zwar nach den Höhenunterschieden auf den ganzen
Hauptstrecken) berechnet, bleibt aber ziemlich stark hinter den in (5)
und (5') berechneten Beträgen m, ^ (und Mj q) zurück, die sich aus
der Vergleichung von A und B (d. h. der Mittel der zwei je
zusammengehörigen I, H) ergeben haben. Das Verhältnis
m/ : m^Q (oder ebenso M/ : Mjq) ist == 1 : 1,(5.
oder: die aus den Differenzen von I und H je in A und B berechneten
mittlem Fehler verhalten sich zu den aus den Differenzen von A
und B selbst berechneten nur wie
1 : 1.6 oder wie ^/s : 1.
Dies weist auf das Vorhandensein beträchtlicher Fehlerquellen
hin , deren Wirkung sich noch nicht in der Vergleichung der nicht
itnabhängigen , sondern gleichzeitig, von denselben Instrumenten-
ständen und mit denselben Wechselpunkten, in derselben Richtung
geführten Einwägungen I und H, vielmehr erst bei der Vergleichung
der zwei unabhängig voneinander gemessenen und in entgegengesetzter
Richtung laufenden NivelUerungen A und B äußert. Diesen Fehlern,
von denen nur ein Teil zufälliger Natur, ein anderer Teil aber syste-
matischer Art sein wird, ist in 3. näher zu treten. Für das Folgende
ist zunächst bei den (im Vergleich mit m,' und M,' größern) m. F.
nijQ und M, (, stehen geblieben, die in (5) und (5') berechnet sind.
Die konstanten oder durchschnittlichen Zielweiten, die auf jeder
einzelnen Strecke angewandt werden konnten, sind in Tabelle 8. in
Spalte 6 angegeben. Es ist hiebei nochmals daran zu erinnern,
daß auf mehreren Strecken nicht mit konstanter Ziehveite nivelliert
— 167 —
wurde, so daß zwar auf jedem Stand des Instruments selbstverständ-
lich nach rückwärts und vorwärts dieselbe Zielweite genommen,
d. h. aus der Mitte nivelliert wurde, die Zielweiten aber nicht in
der ganzen Strecke alle gleich sind. Diese Strecken sind 16 — 17
(Zielweite zwischen 30 und 40 m), 32—33 (30 bis 50 m), 36—37
(ebenso), 54 — 55 (ebenso), 62 — 63 (durch Lustnau, ganz unregel-
mäßig wechselnde Zielweiten, nur auf jedem Standpunkt nach beiden
Richtungen dieselbe , zwischen 20 und 50 m) ; 64 — 65 (ebenso
zwischen 20 und 50 m). Auf mehreren andern Strecken ist z. B.
die Zielweite durchaus 50 m, nur am Endpunkt konnte für den
letzten Stand des Instruments die Zielweite vor- und rückwärts nur
43 m lang genommen werden, vgl. dazu die bereits oben gemachte
Bemerkung. Es ist dann immer angenommen, es sei mit kon-
stanter Zielweite gleich der durchschnittlichen Zielweite, mit Rück-
sicht auf die Zahl der Aufstellungen zu rechnen, nivelliert; z. B.
7 Aufstellungen mit 50 m, eine mit 43 m Zielweite geben z = 49 m.
Mehrfach ist auch in der Tabelle 8 auf kleine derartige Verände-
rungen der Normalziel weite gar keine Rücksicht genommen. Ferner
stimmt die konstante oder nach der eben gemachten Angabe durch-
schnittliche Zielweite der 2 Nivellements A und B auf einzelnen
Strecken nicht oder nicht ganz überein : es ist im einzelnen auf
Strecke H' 1 A mit 40, B mit 50 ; auf 4 5 A (2mal) mit 30 und
mit 25, B mit 25; auf 6 7 A mit 30, B mit 20: C 15 A mit 25,
B mit 30 m, auf 16 17 A mit durchschnittlich 36, B mit durch-
schnittlich 30 m: auf 24 25 A mit 35, B mit 40; auf 42 43
A mit 40, B mit 47 m, auf 62 63 A mit 33, B mit 39 m ; endlich
auf 66 L A durchschnittlich mit 44, B durchschnittlich mit 37 m
Zielweite nivelliert. In allen diesen Fällen ist in Tabelle 8 einfach
der Mittelwert der Zielweiten angegeben, sowohl in Beziehung auf
die in A und in B selbst verschiedenen Zielweiten, als auch in Be-
ziehung auf die für A und B verschiedene konstante oder durch-
schnittliche Zielweite.
Die zwei folgenden Fig. 12 und 13 sollen eine etwaige Ab-
hängigkeit der in Tabelle 8 berechneten mittlem einfachen Ein-
kilometerfehler zeigen :
1. von der Zielweite z, die auf der Strecke angewandt wurde,
2. von dem Höhenunterschied h, der auf der Strecke zu
überwinden war.
In Fig. 12 ist nicht zu verkennen, daß eine Abhängigkeit des
Betrags + m, von dem Wert von z besteht. Eine als Aus-
— 168 —
gleichende zwischen den Punkten (Abszissen: Zielweiten z, Ordinaten:
Werte von m,) als Gerade nach Augenmaß durchgezogene Linie
ergab als ausgeglichene Ordinaten genähert
bei z _ _ ,
— sn i>i 1-0 7 I
(6;
= 20 m Zielweite :
m, = + 0,5 mm
= 30 ,.
m, = + 0,7 ..
= 40 „
m, = + 0,9 ..
= 50 .
m, = + 1,0 ,.
Freilich zeigt der Anblick der Abweichungen der einzelnen
Punkte von dieser Geraden (in der Fig. 12 gezeichnet) ohne
o50,5i
46,47 o
gQ gjg 44,45^ 20 dmr
°48,49
°^'15 32,33 o34.3S ,
lG,n 24,25° " „66L 54 55 , ° 12,13 j
g o40,4i
,8,9 ° ' 38,39 64,65 =
> 56,57 ._ „Ifl.ll
20 25 30 35 40 45 50
Fig. 12.
weiteres, daß diese Zahlen nicht besonders sicher sind. Dies be-
stätigt auch die rechnerische Behandlung der Sache : als ausgleichende
Gerade erhält man hier
= 6,7 + 0,11 (z — 20)
+ 2.3 + O.OD
wobei z in Metern zu nehmen ist und y = m, in dmm erhalten wird.
Dies gibt z. B. bei
z = 20 m Zielweite :
mj = + 0,67 mm
= 30 „
m, = + 0,78 ,
= 40 „
m, = + 0,89 ,.
= 50 ..
m. r= + l,00 ..
genügend mit den oben in (6) nach Augenmaß abgelesenen Zahlen
stimmend ; die bei den Koeffizienten der Gleichung (7) unten klein
angeschriebenen m. F. dieser Koeffizienten deuten darauf hin, daß
diese Abhängigkeit der Werte m, von z nur unsicher bestimmt
werden kann.
Eine Abhängigkeit der W^erte m^ von den Werten von h da-
gegen ist nach Fig. 13 nicht festzustellen. Die Höhenunterschiede
— 169 —
auf den Hauptstrecken wechseln von 28,7 m auf 0,72 km Länge
(40 41) bis zu 0,3 m auf 0,76 km Länge (18 19). Über 10 m
beträgt der Höhenunterschied auf 17 unter den 35 Hauptstrecken;
davon sind A und B bei 9 an verschiedenen Tagen gemessen, bei
20dmm
»60,61
46,47
c 48,49
o 50,51
o 44,45
lOdmm
34,35
o66,L
^ "18,19
5^55*
28,29
o 30,31
«20,21
64,65^
, 26,27o
2'\
56,57=
52,53
o 62,63
°h;i
''»58,59
Fig. 13.
2 am V.M. und N.M. desselben Tags, bei 6 an demselben Halbtag.
Es mag dies angeführt werden, weil eine Unsicherheit von
1 1 1
— — jjjjjj
100 50 20
in der Annahme für die Länge des Lattenmeters im Vergleich mit
der bei der Messung tatsächlich vorhandenen Länge den Höhen-
unterschied mit einseitigen Fehlern behaftet, die betragen bei
5 m Höhenunterschied
10 r.
20 ,
In der folgenden Tabelle 9. sind nun ferner, immer unter ein-
facher Zugrundlegung der Differenzen
d = A — B
die Zahlen angegeben , die den hienach zu berechnenden un-
regelmäßigen mittlem Fehler der Höhenangabe jedes einzelnen
Festpunkts gegen den Anfangspunkt H' des Nivellements abzulesen
gestatten. Es sind hier die wirklichen mittlem unregelmäßigen
Fehler (nicht die kilometrischen) jeder Hauptstrecke eingetragen und
es sind zu den Hauptstrecken die Zwischenstrecken hinzugenommen.
Wenn auf der Strecke .Sj. die Differenz
•^k = ^k - Bk
1
1
1
20
10
4
1
1
1
10
5
2
1
5
2
5
1
170
Tabelle \).
Strecke
Vom
An-
zwischen
d =
fangs-
den
A-B
M-
2W
punkt
Fest-
H' bis
punkten '
zum
Fest-
Xr.
dram
punkt
Strecke
zwischen
den
Fest-
punkten
Nr.
B M-
dmm
Vom
An-
fangs-
punkt
H' bis
zum
Fest-
punkt
H'
1
1
2
2
3
3
4
4
5
5
6
6
7
7
8
8
9
9
10
10
11
11
12
12
13
13
14
14
C
C
15
15
16
16
17
17
18
18
19
19 20
20
21
21
22
22 23
23 24
24 25
25 26
26 27
27 28
28 29
29 30
30
31
31
32
32 33
33 34
+ 5
0
6,3 1
0.0
~-o
12,3
0,0
+ 6
9,0
2,3
+ 4
0
4,0
0,0
— 2
0
1,0
0,0
- 3
2
2,3
1,0
-16
4
64,0
4,0
- 9
+ 20
6
20,3
100,0
9,0
-f U
5
49,0
6,3
, +12
3
36,0
2,3
+ 6
i 2
9,0
1,0
-^
20,3
1,0
+ 16
0
64,0
0,0
t + 1
5
0,3
6,3
-13
1
42,3
0,3
-11
4
30,3
4,0
+ 15
0
56,3
0,0
G,3
6,3
18,6
18,6
27,6
29.9
33,9
33,9
34,9
34,9
37,2
38,2
102,2
106.2
126,5
226,5
235,5
284,5
290.8
326,8
329,1
338,1
339,1
359,4
360,4
424,4
424,4
424,7
431,0
473,3
473,6 I
503,9
507,9
564,2
564.2
34 35
35 36
36 37
37 38
38 39
39 40
40 41
41 42
42 43
43 44
44 45
45 46
46 47
47 48
48 49
49 50
50 51
51 52
52 53
53 54
54 55
55 56
56 57
57 58
58 59
59 60
60 61
61 62
62 63
63 64
64 65
65 66
66 L
+ 121
2 '
+ _9
5
^1
4
41
+ 24
1
— 251
3
-21
2 1
— -
T
0
2
4
-19
0
+ _6
2
-J
U,
+ 12
36,0
600,2
1,0
601.2
20,3
621,5
6.3
627,8
0.3
628,1
1,0
629,1
4,0
633,1
4,0
637,1
4.0
641,1
4,0
645,1
144,0
789,1
0,3
789,4
156,3
945,7
2.3
948,0
110.3
1058,3
1,0
1059,3
182.3
1241.6
4,0
1245,6
1,0
1246,6
0,3
1246,9
42,3
1289,2
0,0
1289,2
2,3
1291,5
1.0
1292,5
1.0
1293,5
4.0
1297.5
90,3
1387,8
0,0
1387,8
9.0
1396,8
1,0
1397,8
1,0
1398,8
0,0
1398,8
36,0
1434,8
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
L
/End-\
Vpunkt/
— 171 —
sich zeigt-, so ist der mittlere Fehler des Mittels ^^ (ohne
Rücksicht auf das Vorzeichen der Höhenunterschiede)
111 1.
(9)
wenn m,.^ = ist. oder
V2
Die Tabelle gibt für jede Hauptstrecke (unterstrichen) und
jede Zvvischenstrecke den Betrag und genähert die Addition
4
dieser Beträge vom Anfangspunkt H' bis zum Endpunkt von s,,.
Die Längeneinheit ist wieder das dmm; bei den Zvvischenstrecken
ist, da hier A und B nicht unterschieden zu werden brauchen, kein
Vorzeichen angeschrieben.
Um den (stillschweigend immer nach Maßgabe der Differenzen
d = A — B sich zeigenden) mittlem Messungsfehler M^^ des Höhen-
unterschieds zwischen zwei Festpunkten i und k zu finden, ist nur
die Quadratwurzel aus der Differenz der bis zu den beiden Punkten
reichenden Summen M" zu nehmen
Mn, = V2-,3P-^iMV. (10)
Doch sind diese Beträge aus naheliegenden Gründen kein wirk-
liches Genauigkeitsmaß, vgl. unten.
Zum Schluß seien hier nochmals die Längen der nivellierten
Strecken zusammengestellt. Nach den Tabellen (j und 7 beträgt
die (einfache) Gesamtlänge der nivelL Strecke 25,78 km
davon kommen auf die
35 Hauptstrecken zusammen 24,79 „
33 Zwischenstrecken zusammen 0,99 ,. .
Die durchschnittliche Länge einer Hauptstrecke beträgt 0,71 km;
die Zielweiten wechseln auf den Hauptstrecken zwischen 20 und 50 m,
vgl. Tabelle 8. Der Gesamtdurchschnitt der Zielweiten
auf den Hauptstrecken ist ganz rund 40 m. Die durch-
schnittliche Länge der „Zwischenstrecken", nämlich die Summe
der zwei gleichen Zielungen vom Instrument nach den Punkten
eines Festpunktepaars ist rund 0,03 km; genauer war die durch-
schnittliche Zielweite bei der Bestimmung des Höhenunter-
schieds der zwei nahe beieinander liegenden Festpunkte
eines Paars (1, 2; 3, 4; . . .) 14 m.
— 172 —
3. Systematische Fehler.
Zu einem andern Bild über die in dem Nivellement erlangte
Genauigkeit als durch Vergleichung der zwei Nivellierungen A und
B der einzelnen Hauptstrecken kommt man, wenn diese zwei Ein-
wägungen in systematischer Gruppierung verglichen werden.
Eine erste Andeutung über systematische Fehler ist schon oben
gemacht worden (S. 166), wo sich die aus den Differenzen der gleich-
zeitig, von denselben Instrumentenständen aus und mit denselben
Wechselpunkten, gemessenen Nivellierungen I und II, aus denen sich
je A und B zusammensetzt, berechneten m. F. wesentlich kleiner
gezeigt haben als die aus den Unterschieden der zwei unabhängigen
Nivellierungen A und B berechneten m. F.
Die Abzahlung der Vorzeichen der d = A — B (vgl. S. 163, u.),
17mal positiv, 18mal negativ, ist in Beziehung auf die regelmäßigen
Fehler nicht entscheidend, weil die nivellierten Strecken in der Rich-
tung A nicht durchaus steigen oder durchaus fallen, vielmehr in beiden
Nivellementsrichtungen A und B Steigungen und Gefälle vorkommen.
Addiert man für die ganze Nivellementslinie auf allen 35 Haupt-
strecken die Ergebnisse A (Nivellement in der Richtung Böblingen
— Lustnau) und die Ergebnisse B (Nivellement in der Richtung
Lustnau — Böblingen) je für sich , so ergibt sich als Differenz der
2lA und — B der große Betrag von
19,3 mm
oder bei 24,8 km Länge der Hauptstrecken:
0,7 bis 0,8 mm auf 1 km (11)
In die Augen fällt die Bedeutung dieser Zahl besonders, wenn
die ganze Linie in ihre natürlichen Abschnitte zerlegt wird; als
solche Abschnitte sind folgende 6 anzusehen :
I. von Böblingen bis in die Nähe des höchsten Punkts 517 m
ü. N.N. beim Festpunktepaar 9, 10;
II. vom Festpunktepaar 9, 10 bis'zu Festpunkt C in Holzgerlingen ;
III. von C bis zum Festpunktepaar 21 , 22 in der Nähe des
Schaichhofs ;
IV. von dort bis zur „Stelle", Festpunkte 37, 38, wobei auf
diesem Abschnitt allerdings mit dem Punktepaar 23, 24 die
Einsenkung des Schaichtals überschritten wird :
V. von der Stelle die Bebenhauser Steige hinab bis zu deren
Fuß, etwa beim Festpunktepaar 51, 52;
VI. von dort bis nach Lustnau zum Endpunkt L.
173
I. Abschnitt: H' bis 9-
II. Abschnitt: 10 bis C.
strecke
A
B
Strecke jj
'
A
B
+
-
-
11
+
-
+
H' 1
2 3
4 5
5,8355
5,0425
26,5723
19,6208
19,0993
!
5,8350
6,0432
20,5717
19,6204
19,0995
0 "|l
12 13 !
,. c;
12,9790
12,1220
15,2446
12,9793
12,1236
15,2455
6 7
8 9
2,
r
A
-f
40,3456
B = + 28
+ 40,3484
"
-f 7C,1704
A + B
= +C
1
dmm
-
- 76,1C08
dmni
III. Abschnitt: C bis 21-
IV. Abschnitt: 22 bis 37-
strecke
A B
Strecke
A
B
1
+ - 1 + -
1
+
- !
+
-
C 15
16 17
18 19
20 21
13,3928 13,3908
is,5724 18,5710
0,3035 0,3023
0,4271 0,4208
22
24
26
28
30
32
34
36
23
25
27
29
31
33
35
37
27.3943
1,7131
22,0757
2,8640
5,4914
5,8827
15.9992
10,1415
22,0700
2,8039
5,4927
5,8838
15,9977
16,1400
27,-3927
3
-f 32,3920 - 0,3035 ^ + 0,3023 - 32,3880
1,711'.»
+ 32,0891 ! - 32,0803
1
A 4- B = + 28 dmm
Z
+ 29,1074
— 08,4545
+ 68,4553 -
- 29,1046
A +
3471
B = + 30
+ 39,3
dmm
507
V.
Ab
seh
nitt: 38 bis 51-
VI. Absc
hnitt
52 bis L.
strecke |
A
1
B
Strecke |
A
1
B
+
-
+
I
+
_
+ -
38 39
40 41 j!
42 43 ]
44 45 j
46 47 1
48 49
50 51
19,7223
28,6743
17,0773
17,4471
8,4102
9,6249
15,0083
19,7224
28,0747
17,0777
17,4447
8,4127
9,6270
15,0110
52
54
56
58
60
62
64
66
53
55
57
59
61
63
65
'■
2,0549
5,9097
5,5397
5,5949
6,2563
2,4141
6,3038
1,6453
5,9099
5,5410
5,5946
0,2561
2,4100
6,3032
1,6455
2,0537
- 11
- 115,9644
A + B = + 58
+ 115,9702
•
dmm
+ 2,0549 -
33,6038
+ 33,6003 — 2,0537
1 - 31,6089
A + B = + 37
1 + 31,6120
dmm
174
Gibt man wieder den Höhenunterschieden das Vorzeichen „+",
wenn Steigung gegen Lustnau hin, „ — ", wenn Gefäll gegen
Lustnau hin vorhanden ist (oder also „+" bei Gefäll gegen Böb-
lingen hin, „ — " bei Steigung gegen Böblingen hin), so hat
man , um die Zahlen der Haupttabelle 6. zu wiederholen , für die
sechs Abschnitte die auf S. 173 gegebene Zusammenstellung oder
die folgende Tabelle 10:
Tabelle 10.
Unterschied beider Nivelle-
ments . A + B , beide mit
den ihnen zukommenden
Vorzeichen srenommen
Abschnitt I
III
^:2
2,2
3,1
76,2
40,3
32,1
+
-\- 6 dmm
+ 28 ,
+ 2« ,
IV
V
VI
5,1
5,1
5,2
39,3
(68,4-29,1)
116,0
31,6
(und +)
+ 36 dmm
+ 58 ,
+ 37 ,
24,9^km
(soll 24,8)
!
+ 193 dmm
= 19,3 mm
Die drei ersten Abschnitte von Böblingen aus, I bis HI, sind
kürzer als die drei letzten, IV bis VI, jene durchschnittlich 3,2 km
lang, diese durchschnitthch 5,1 km lang; auf I bis III sind die
Höhenunterschiede durchschnittlich etwa 50 m, auf IV bis VI durch-
schnittlich 60 bis 70 m. In den einzelnen Abteilungen ist, ab-
gesehen von IV mit 68,4 m Höhenunterschied im einen, 29,1 m
im andern Sinn (und von je einer unbedeutenden Ausnahme bei
III und bei IV), das Vorzeichen bei den Höhenunterschieden aller
einzelner Strecken des x\bschnitts dasselbe, d. h. die Strecken des
Abschnitts fallen alle oder steigen alle in derselben Richtung
A oder B.
Die Zahlen der letzten Spalte der Tabelle 10, Unterschiede in
dmm zwischen den Nivellierungen A und B (Durchschnittswert
21 dmm für einen der Abschnitte I bis III, 43 dmm für IV bis VI)
haben nun sämtlich dasselbe Vorzeichen. Da .auf
175
Abschnitt I
A steigt,
II
A fallt,
III
A steigt.
IV
A fällt (siehe oben),
V
A fällt,
VI
A fällt.
so sagt dieses Vorzeichen : wo A steigt, ist ohne Rücksicht auf das
Vorzeichen stets A > B ; wo A fällt, ist unter derselben Voraussetzung
stets A <C B. Oder mit andern Worten : beim Bergaufnivellieren
ergaben sich stets größere Höhenunterschiede als beim
Bergabnivellieren. Man hat auch den Eindruck, als ob im Sinn
des fortschreitenden Nivellements (es ist in H' begonnen und, mit
unwesentlichen Unterbrechungen, gegen L hin fortgesetzt) dieser
systematische Unterschied im ganzen größer würde. Er erreicht
sein Maximum allerdings nicht auf dem Schlußabschnitt VI , der
Straße mit nur geringem Gefälle von Bebenhausen nach Lustnau
(5,2 km mit 32 m Höhendifferenz, Unterschied 3 bis 4 mm), sondern
in dem Abschnitt V mit 5,1 km Länge und der großen Höhen-
differenz 116 m auf der ziemlich stark geneigten Straße zwischen
der Stelle und Bebenhausen, Unterschied 5 bis 6 mm ; dagegen war
im Abschnitt I, Böblingen bis Holzgerlinger Höhe, 4,2 km lang, bei
76 m Höhenunterschied, die Differenz noch gar nicht mit Sicherheit
wahrnehmbar: es zeigt sich auf diesem Abschnitt I auf 3 Strecken
(A -\- B) positiv, auf zwei Strecken negativ, und auf dem ganzen
Abschnitt beträgt der Gesamtunterschied, der aber immerhin bereits
dasselbe Vorzeichen hat, wie auf allen folgenden, wo er sich rasch
vergrößert, nur 0,6 mm. Dieser günstige Anfang des Nivellements
bestärkte mich auch in dem Glauben, das angewandte Verfahren sei
zur Sicherung der Wechselpunkte (Fußplatten) zwischen den Fest-
punkten und des Instrumentenhorizonts während jeder Aufstellung
vollständig ausreichend.
Diese regelmäßigen Fehler können ihren Grund in Veränderungen
des Instruments oder der Wechselpunkte haben, während die Vor-
aussetzung gemacht wird, daß der Horizont des Nivellierinstruments
während einer Aufstellung konstant bleibe, und daß ebenso die Höhe
der zwei benachbarten Wechselpunkte während der Dauer dieser
Instrumentenaufstellung sich nicht verändere, die Höhe des im Sinn
der Nivellierung nach vorn liegenden Wechselpunkts sogar noch
während der Dauer der folgenden Instrumentenaufstellung. Ver-
— 176 —
änderungen der Höhe der Instrumentenziellinie können vor allem
durch Einsinken oder Gleiten der Stativbeine. Veränderungen der
Höhen der Wechselpunkte durch Einsinken oder Gleiten der Boden-
platten vor sich gehen.
a) Um zunächst etwaige Änderungen der Höhenlage der
Ziellinie des Instruments während einer Aufstellung
zu untersuchen, sind die zusammengehörigen Festpunkte der einzelnen
Punktepaare verwendet. Von diesen Punkten 1, 2 ; 3, 4 ; .... ist
ohne weiteres anzunehmen , daß sich ihre Höhenlage während der
Aufstellung des Instruments, von der aus ihr Höhenunterschied be-
stimmt ist. nicht verändert. Die Anordnung der Ablesungen (oder
besser Feldmitteneinstellungen) bei dieser Messung sei nochmals an-
geführt. Von den Ablesungen in der Reihenfolge 1) bis 8) des unten
folgenden Schemas beziehen sich 1), 4), 6), 7) auf den ersten, 2),
3), 5), 8) auf den zweiten Festpunkt des Paares P, P._,. Mit Rück-
sicht auf Verwendung desselben Schemas auch auf den Haupt-
strecken seien die Einstellungen bei Pj als Ablesungen rückwärts
mit r und bei P., als Ablesungen vorwärts mit v bezeichnet; end-
lich beziehen sich die Einstellungen ohne Akzent auf die Vorder-
seite, die mit Akzent auf die Rückseite der Latten. Das Schema ist
dann folgendes :
Festpunkt Pj Festpunkt P„
1)
r
2)
T
4)
r'
1 ^•'
t'
6)
r'
5)
v'
'')
r
8^
V
Mvellement
Beide Nivellements zusammen
bilden ein vollständiges Nivelle-
ment A oder B. wobei hier, bei
den Festpunktepaaren, zwischen
diesen zwei vollständiofen Ni-
vellements kein Unterschied zu
machen ist.
Die Zielweite z beträgt bei diesen Bestimmungen des Höhen-
unterschieds zwischen den zwei nahe beieinander liegenden Punkten
eines Festpunktepaars entweder 10 m oder 15 m oder 20 m, im
Durchschnitt z = 13,6 m. Für jede dieser Instrumentenaufstellungen
sind nun die Latteneinstellungen 1) und 7), sowie 2) und 8) mit-
einander verglichen, soweit bei beiden Einstellungen dieselbe
Feldmitte an der Latte genommen worden ist. Die Differenz der
Libellenstände ist dann, der Zielweite z entsprechend, in dmm (auf
1 dmm abgerundet) verwandelt. Die Rechnung sieht bei einem be-
stimmten Punktepaar, z. B. 65, 66, so aus :
177
Punkte-' . , . Einstellung Latten- ^ .^ „ 'Libellen- Entsprechende
Zielweite -. , Libelle ,.„ Difterenz d
paar >r. punkt differenz j^ ,|,^j^
65. 66 K' m
1)
1.025
24A
^)
1,(»25
23,2
2)
1.037
28.1
8)
LU37
27,5
0,83
0.6.
Bei 35 möglichen Vergleichungen dieser Art haben sich nun
Differenzen d in dmm ergeben, bei denen die Zahl 0 llmal. das
Vorzeichen ^-{-^ 9raal und das Vorzeichen „ — " 15mal vorkommt;
die Beträge d sind jedoch durchaus klein. 3 dmm wird nicht über-
schritten und kommt nur zweimal vor. Die J^d" ist 73. also das
mittlere d = 1 ,'-*_ = -t- 1.44 dmm = -r 0.144 mm (12 .
V 35
Bei allen andern Bestimmungen des Höhenunterschieds der
zwei Punkte eines Paares sind bei 1) und 7) oder bei 2) und 8)
nicht dieselben Lattenfeldmitten verwendet und sie sind deshalb
oben nicht berücksichtigt. Wollte man den in (12) berechneten
mittlem Unterschied ± 0.14 mm lediglich als Messungsfehler auf-
fassen, so würde der einzelnen Zielung 1) bis 8) der Fehler jl -—=- =
+ 0.10 mm zukommen bei durchschnittlich 14 m Zielweite. Da
dieser Betrag den Zielfehler, die Libellenablesungsfehier. die Fehler,
die von Unregelmäßigkeit des Uibellenschliffs und der Libellenblasen-
bewegung. endlich die durch Bewegungen des Stativs entstehenden
Fehler enthält, so lassen sich jedenfalls die zuletzt genannten Fehler
nicht in merklichem Betrag abscheiden. Von Interesse ist. mit dem
Ergebnis (12i zu vergleichen, was die Gegenüberstellung der Nivelle-
ments I und II (vgl. das obenstehende Schema der Ablesungen 1)
bis 8)) bei den sämtlichen Höhenunterschiedsbestimmungen der zwei
Festpunkte eines Paares liefert. Bei dieser Vergleichung sind nun
alle Bestimmungen der 33 Höhenunterschiede dieser Art verwendet:
mit Ausnahme der Höhendifferenzen 1. 2 und 57. 58. bei denen
nur eine vollständige Bestimmung vorliegt, sind alle zweimal voll-
ständig bestimmt. A itnd B (je Mittel aus I. H). Da bei 49. 50
nur die eine Messung beibehalten wurde (die zweite ist einer Be-
merkung im Feldheft entsprechend ausgeschieden^ so sind im ganzen
60 Messungen I. II für die Festpunktepaare vorhanden. Bildet man
Jahresheltc d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 12
— 178
für jede vollständige Messung die Differenz I — II, so ergeben sich
Zahlen , die alle zwischen — 4 und -}- 4 dmm liegen ; die beiden
Grenzzahlen kommen 4mal vor, 0 14mal, endlich das Vorzeichen
„-[-" 23mal und das Vorzeichen „ — " 26mal. Die Summe der Qua-
drate, mit dmm als Längeneinheit, beträgt 209, d. h. es ist die
mittlere Differenz zwischen I nnd II
V
63
+ 1,82 dmm :
+ 0,18 mm (13)
±0,13 mm.
und, mit derselben Voraussetzung wie bei (12), m
womit (12) zu vergleichen ist.
Nach (12) und (13) ließe die Konstanz des Instrumentenhorizonts
während der Zeit für die vollständige Bestimmung des Höhenunter-
schieds zwischen den 2 Festpunkten eines Punktepaars kaum etwas
zu wünschen übrig. Die Zeit ist allerdings etwas, aber doch nicht
sehr wesentlich kürzer als die Zeit für die Bestimmung des Höhen-
unterschieds zwischen zwei benachbarten Wechselpunkten auf den
Hauptstrecken, und jedenfalls war, abgesehen von den wenigen Fällen,
in denen das Instrument bei einem jener Punktepaare seitlich der Straße
aufgestellt werden mußte . Grund und Boden und die Art der Auf-
stellung des Instruments darauf bei den Hauptstrecken nicht verschieden
von dem bei den oben behandelten Zwischenstrecken vorhandenen.
b) Nächst diesen Punktepaaren mit zwei unveränderlichen
Lattenaufstellungspunkten wurden sodann die Höhenunterschieds-
bestimraungen von den Aufstellungen des Instruments aus
untersucht, bei denen der eine der Punkte ein solcher un-
veränderlicher Festpunkt, der andere ein gewöhnlicher
Fußplattenwechselpunkt war, d. h. die ersten und letzten Auf-
stellungen auf den Hauptstrecken. Dabei sind nun sowohl kleine
Bewegungen des Stativs als der Bodenplatten nachwei.sbar. Von
Stativbewegungen kamen sowohl rasch als langsam verlaufende vor;
zwei unter den gefundenen Beispielen für beides seien hier an-
geschrieben. Die Ziff. 1) bis 8) beziehen sich auf das stets an-
gewendete Beobachtungsschema, wie oben.
Latte
Libellen-
ablesung
(reduziert)
Latte
Libellen-
ablesung
(reduziert)
Libellen-
differenz
der Zeile
Festpunkt
1) 1,617
4) 2,383
23,9
23,0
t
Wechsel-
punkt
2) 0,763
3) 3,237
23,0
23,0
P
+ 0,9
0,0
38
6) 2,383
7) 1,617
22,9
22,9
5) 3,237
8) 0,763
22,7
■ 22,9
-f 0,2
0.0
179
Zielungen nach Festpunkt 38 und dem unmittelbar folgen-
den Wechselpunkt (bergab: Nivellement A). Zielweite 35 m.
Die Einstellungen an der Latte sind, soweit nicht tatsächlich
dieselben Feldmitten bei 1) 7); 2) 8); 3) 5); 4) 6) verwendet sind,
auf dieselbe Ablesung dadurch reduziert, daß die wirkliche Libellen-
ablesung entsprechend verändert ist [deshalb im Kopf: Libellen-
ablesung (reduziert)]. Die sieben Libellenablesungen nach 1) liegen
nun alle so nahe bei 22,9, daß die Abweichungen durch Ablese-
fehler zu erklären sind, die Libellenablesung bei 1) aber weicht davon
um 1,0 pars der Libelle ab, vgl. die Differenzen der Libellen-
ablesungen, die für jede Zeile gebildet sind, 1) — 2), 4) — 3), . . . .
Die Veränderung ist kaum anders als durch rasches Einsinken des
Stativs zwischen 1) und 2), ruckweise um etwa 0,6 mm, vielleicht
veranlaßt durch das Umdrehen der Alhidade, zu erklären. Die
Strecke 38 39 , der die Zielungen angehören , liegt auf der stark
geneigten Straße Kälberstelle — Bebenhausen.
Demselben Abschnitt gehört folgendes Beispiel für langsame
Veränderung des Zielhorizonts, langsames Einsinken des Stativs,
z. B. auch Gleiten eines Stativfußes, an, wobei ebenfalls auf gleiche
Latteneinstellung durch entsprechende Änderung der tatsächlich ge-
machten Libellenablesungen reduziert ist.
Zielungen nach Festpunkt 44 und den unmittelbar folgen-
den Wechselpunkt (bergab: Nivellement A). Zielweite 50 m.
Libelle
(reduziert)
Libelle
Zeilen-
, , . ^.1 dififerenz
(reduziert)l Libellenteile
Festpunkt
44
21,6
21,6
21,9
22.3
Wechsel-
punkt
2)
24,;>
3.3
3)
25,0 j
3,4
5)
25,3
3,4
8)
25,6
3,3
Die Zeilendifferenz bleibt hier konstant 3,3^ bis 3,4^; dagegen
hat sich von 1) bis 7) und von 2) bis 8) die Libellenablesung je
um 0,7p vergrößert (Erniedrigung der Horizontalen um rund '/ü mm),
was kaum anders ^Is wie bereits angedeutet zu erklären sein wird.
Nach den vorstehenden und andern Beispielen ist in nicht
wenigen Fällen die Stabilität des Stativs und des Horizonts der
Ziellinie nicht so groß als man nach a) anzunehmen berechtigt
sein sollte.
12-
— 180 —
Für Einsinken der Bodenplatte endlich sei folgendes Beispiel
angeführt :
Zielungen nach Festpunkt 41 und dem unmittelbar folgen-
den Wechsel punkt (bergauf; Nivellement B).
Libelle
I (reduziert)
1
Libelle
(reduziert)
Zeilen-
differenz
Libellenteile
Festpunkt
i:
1 24,1
23,8 ,
Wecli
pun
^el-
ct
2)
3)
24,7
25,0
-0,6
-1.2
41
6)
7)
24,0
23,7
5)
8)
25,0
24,2
— 1,0
-0,5
Die hier sich zeigende Veränderung ist wohl durch Einsinken
(oder Erniedrigung durch Verschieben) der Fußplatte zwischen 5)
und 8) um rund ^1-2 mm zu erklären : bei dem Nivellement auf dieser
Strecke fiel leichter Regen, wodurch die Fahrbahn zuerst glatt
und dann allmählich aufgeweicht wurde. Auch sonst ist besonders
der Einfluß des Regens in demselben Sinn wie im vorstehenden
Beispiel mehrfach nachzuweisen. Die Untersuchung b) hat überhaupt
gezeigt, daß die Veränderungen der Wechselpunkte dieser
Strecken (der andere Punkt ist unveränderlicher Festpunkt) beträcht-
licher sind, als die Horizont- (wesentlich nur Stativ-) Änderungen,
wie immerhin nach a) zu erwarten war.
c) Endlich ist eine Anzahl von Ni v eil ierungen ganzer
Strecken auf Bewegungen von Wechsel punkten und
Horizonten untersucht durch Vergleichung der Ablesung 1) mit
7) und 2) mit 8). Als Beispiel seien für die Strecke 88 39 die
einzelnen Zahlen angeschrieben (mit Weglassung der Endaufstellungen,
vgl. oben bei b), um die Rechnungsweise zu zeigen; da an der Latte
je um ein Feld verschiedene Einstellungen bei 1) und 7), sowie bei
2) und 8) gebraucht sind, so ist abermals die tatsächliche Libellen-
ablesung mit der Reduktion auf dieselbe Latteneinstellung bei beiden
Zielungen versehen, bei 35 m Zielweite 5,0 Libellenteile betragend.
Die Spalte d gibt in den oberen Zahlen für jede Aufstellung die
dann wieder in Millimeter verwandelten Differenzen 7)— 1) und 1) — 7),
in der untern Zahl 8) -2) und 2) -8).
Li den zwei Spalten der Tabelle 11. sind auch die Vorzeichen-
folgen von Interesse : in der ersten folgt auf ömaliges Auftreten des
Zeichens — das Zeichen + 6mal, die 7 letzten d" gehen über — 0,1
181
Tabelle 11.
Strecke 38 39: Länge 0,<j7 km (hier nur 0.62 km bd B, 0,03 km bei A,
da die in b) behandelten Endstände des Instruments weggelassen sind).
Nivellement B (39 38; bergauf)
Nivellement
A (38 39; bergab)
Aufstellung
des
Instruments
S
i
m
Latte
1) 7)
2) 8)
Libelle
d (mm)
Libellel oben
redu- i 7)-l)
ziert ! unten
;8)-2)
Aufstellung
des
Instruments
Latte
1) 7)
2) 8)
Libelle
Libelle
redu-
ziert
d (mm)
üben
l)-7)
unten
Nr.
Nr.
m
2)-8)
1
35
1,617
1,615
23,9
17,9
1:1! 1-».^
i
1 ■ Q;;
0,847
0,849
28,1
23,5
28,1
28,5
— 0,3
0,763
0,761
23,0
17,8
t«!-«-^
1,835
1,837
24,1
19,4
24,1
24,4
— 0,2
2
35
1,833
1,835
20,4
25,0
20,4 1 nq
2o;o P"'^
2
35
0,783
0,785
26,1
20,9
26,1
25,9
+ 0,2
0,765
0,767
22,3
26,8
22,3
21,8
-0,4
1,835
1,837
32,9
28,2
32,9
33,2
-0,2
3
35
1,823
1,825
21,7
26,5
fdh'^
3
35
0,769
0,771
24,9
20,1
24.9
25,1
-0,2
0,705
0,703
26,4
22,0
26,4
27,0
+ 0,5
1
1,775
1,777
25,5
20,7
25,5 _0 2
25,7
4
35
1,891
1,889
20,0
16.6
'Z\+^'-'\
4
35
0,829
0,831
25,2
20,5
25,2 l_o2
25,5 i '''
0,725
0,723
27,7
23,2
iSI+».*
1,799
1,801
26,7
21,1
26,7
26,1
+ 0,6
5
35
1,811
1,809
23,8
19,7
23,8
24,7
!
+ 0,9
5
35
0,803
0,801
26,7
31,4
26,7
26,4
+ 0,2
0,791
0,789
25,1
20,6
i;Ji+M
1,881
1,879
21,9
26,4
21,9
21.9
0,0
6
35
1,799
1,801
23,5
29,2
23,5
24,2
+ 0,6
. 6
35
0,727
0,723
18,8
27,9
18,8
17,9
+ 0,7
0,839
0,841
17,6
22,8
17,6
17,8
+ o,i|
1,875
1,875
33,1
33,1
33,1
33,1
0,0
7
35
1,827
1,829
27,0
31,8
27,0
26,8
-o,i|
!
7
35
0,715
0,717
30,1
24,9
30,1
29,9
+ 0,2
0,775
0,777
23,4
28,5
t^i + o.'
1,879
1,881
23,5
18,0
23,5
23,5
0,0
8
^5
1,819
1,821
27,0
31,9
27,0
26,9
— 0,1
•jf;.
0,783
0,785
30,1
24,2
30,1
29,2
+ 0,7
0.755
0,757
23,4
28,3
IM 1-0.^1
1,859
1,861
29,1
24,0
i;J!+».i
9
30
1,561
1,559
26,4
20,5
mr'^i
i
9 35
0,791
0,789
25.4
3o;o
i;^i+»'^
0,905
0.903
23,6
17,9
23,6
23,7
+ 0,1 !
1,831
1,829
24,2
28,4
24.2
23;4
+ 0.,6
— 182 —
bis +0,1 mm nicht hinaus mit unregelmäßiger Änderung des Zeichens;
in der zweiten ist zunächst das Zeichen — (mit Einer Unterbrechung)
6mal vorhanden, dann folgt + (oder 0) llmal. Der größte Betrag
+ 1,2 mm, der links (Nivellement B) bei der vierten Aufstellung als
Differenz 7) — 1) vorkommt, gibt Anlaß, alle 8 Ablesungen, nicht
nur 7) und 1) und 8) und 2) herauszuschreiben; sie lauten, w^enn
wieder 7) auf die Latteneinstellung 1) u. s. f. durch entsprechende
Änderung der Libellenablesung reduziert wird, folgendermaßen, wobei
der Gang der in der Schlußspalte angegebenen Differenz nicht zu
verkennen ist:
1) 1,891
4) 2,109
20,0
20,5
2) 0.725
3) 3,275
27.7
27.5
' — 7,7
— 7,0
6) 2,109
7) 1,891
20,9
21,6
5) 3,275
8) 0,725
27.6
28,2
1
! -6,7
1 - 6,6
Nimmt man in den vorstehenden beiden Nivellierungen der
Strecke 38 39, Tabelle 11 (links B, rechts A), die Summe der d,
so wird
B [d] = + 2,2 1 A [d] = + 2.3
und damit das durchschnittliche d
d, = + 0,12 mm d„ = + 0,13 mm.
Ein ganz ähnliches Ergebnis zeigt die Strecke 48 49, im
Mittel aus A und B wird hier d^ = + 0,18 mm ; dagegen heben
sich auf der Strecke 8 9 des I. Abschnitts, Nivellierung A, die
ebenfalls noch in derselben Art durchgerechnet ist, die [pos. d] und
die [neg. d] nahezu auf, so daß im Durchschnitt do nur + 0,04 mm
wird. Der quadratische Mittelwert der in diesem Absatz c) be-
handelten d hat eigentlich keine Berechtigung; wenn man trotzdem
ein mittleres d ausrechnet und daraus m = — -~, so ist doch
bemerkenswert, daß diese Werte für alle in der oben angegebenen
Art untersuchten Strecken nur wenig verschieden ausfallen. Die
Werte m liegen für die sechs untersuchten Strecken zwischen ± 0,25
und ±0,34 mm, Gesamtmittel +0,30 mm, wobei die Größe der
Ziel weite (zwischen 20 m und 50 m) sich nicht bemerklich macht.
d) Die in den vorstehenden Absätzen b) und c) untersuchten
Abweichungen bringen die Beträge : Fehler herrührend vom Ein-
183
sinken der Bodenplatten minus Fehler herrührend vom Einsinken
des Instruments für jede Aufstellung des Instruments zum Ausdruck.
Aber sie erfassen noch nicht den Fehler in der Konstanz der Höhe
des vordem Wechselpunkts während der Zeit, die gebraucht
wird für den Transport des Instruments auf den nächsten
Stand und seine Wiederaufstellung und die Festlegung des
folgenden, jetzt vordem Wechselpunkts (während der genau zu er-
haltende . vorhin vordere jetzt zum hintern Wechselpunkt wird) :
denkt man sich das Stativ des Instruments langsam einsinken,
Fig. 14.
ebenso aber auch die beiden benachbarten Fußplatten , die die
Wechselpunkte darstellen, und zwar derart, daß jedem Sinken des
Stativs ein Sinken der beiden Bodenplatten um genau denselben
Betrag, wie er am Instrument eintritt, entspricht, so würde trotz
dieser Bewegungen der Höhenunterschied zwischen den zwei Wechsel-
punkten sich so ergeben . wie er ohne Bewegung vorhanden war.
Bleibt aber dann die Fußplatte während der Zeit des Instrument-
transports ebenfalls nicht in Ruhe, so bewirkt dieses Einsinken,
daß man beim Bergaufnivellieren einen zu großen , beim Bergab-
nivellieren einen zu kleinen Höhenunterschied für die ganze Strecke
als Summe der Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Wechsel-
punkten erhält; vgl. die Fig. 14: es seien C und D zwei ganz
— 184 —
feste Punkte , D höher als C , deren Höhenunterschied mit Hilfe
zweier Aufstellungen des Nivellierinstruments , also Eines Wechsel-
punkts W ermittelt werden kann. Die Aufstellung des Instruments
sei derart, daß eine Bewegung der Fernrohrziellinie während jeder
der zwei Aufstellungen ausgeschlossen ist; die Bodenplatte in W
dagegen soll sich während der Zeit, in der das Instrument in Jj
weggenommen, nach J2 getragen und dort wieder aufgestellt wird,
um den Betrag c senken. Beim Nivellement I. von C aufwärts
gegen D, erhält man als Wert (absolut) h^ des zu ermittelnden
Höhenunterschieds h
hj = h,' + hj" = h + Cj (14)
beim Nivellement II dagegen, von D abwärts gegen C. ergibt sich
als (absoluter) Wert dieses Höhenunterschieds :
h, = h^' + h," = h-C2. (15)
Wäre anzunehmen , daß Cg = Cj ist , so wäre das Mittel der zwei
Nivellierungen nach (14) und (15) von dem durch c entstehenden
Fehler befreit. (Würden die zwei Punkte C und D genau gleich
hoch liegen, so würde nach den zwei Nivellierungen sich der Punkt
als um Cj oder c.3 höher liegend ergeben . nach dem hin nivelliert
wurde).
Es ist mir nun nicht fraglich . daß Fußplattenbewegungen
dieser Art, Abwärtsbewegung eines Wechselpunkts während der
Zeit zwischen den zwei Aufstellungen des Instruments . von denen
für die erste jener Wechselpunkt der vorwärtsliegende, für die zweite
der rückwärtsliegende war , nachgewiesen sind , ja die Hauptrolle
spielen. Sie vor allem tragen die Schuld an dem Vorzeichenverhalten
der Höhensumme in den Abschnitten I bis VI des Nivellements, an
dem umstand, daß die Summe der Höhenunterschiede aller Strecken
der ganzen Linie beim Bergaufnivellieren um
19,3 mm
größer ausgefallen ist. als die Summe der Höhenunterschiede auf
allen Strecken beim Bergabnivellieren. Wollte man diese Zahl als
zufälligen Fehler ansehen (wogegen aber die Vorzeichen auf das be-
.stimmteste sprechen) , so erhielte man , wenn auf die verschiedene
Größe der Zielweiten und auf die Höhenunterschiede keine Rück-
sicht genommen, vielmehr nur die ganze Länge der nivellierten
Linie mit 25.78 km ins Auge gefaßt wird , aus jenem Schlußfehler
allein als
— 185 —
mittleni km-Feliler der einfach (A oder B) nivellierten Linie
m, = — T- -— + 2, ^0 mm (Ib)
V 2. 25,78 ~
und als mittlem km-Fehler der doppelt (A und B) nivellierten Linie
M, = ^^ = + 1,91 mm ; (17)
V2 -
dagegen sind oben aus den Differenzen der A und B auf den
einzelnen Hauptstrecken mittlere km-Fehler berechnet worden,
die für
m, (einfaches Nivellement) zwischen den Beträgen + 0,07 und + 2,19 mm, für
M^ (A und B) zwischen den Beträgen + 0,05 und + 1,55 mm liegen;
im Gesamtmittel ergab sich daselbst
( m, = + 1,0B mm und somit
I 31, = + 0,75 mm.
Es ist sicher, daß durch die zwei Nivellierungen A und B in
entgegengesetzter Richtung und Mittelbildung aus beiden regel-
mäßige Fehler, infolge deren das Ergebnis (16), (17) das 2^''2fache
von (5) würde , ehminieit worden sind. Vor allem der größte Teil
der regelmäßigen Fehler, die durch die Veränderung der Höhe der
Fußplatton zwischen zwei Aufstellungen des Instruments eintreten.
Diese Erniedrigungen halte ich. wie schon bemerkt, für nachgewiesen ^'',
sei es nun, daß sie durch kleine Verschiebungen (Gleiten) der
Platten auf harter, glatter, ziemlich stark geneigter Straßenfahrbahn
oder durch Einsinken an Ort und Stelle entstehen. Die zwei
schlimmsten Abschnitte in Beziehung auf regelmäßige Fehler im
vorliegenden Nivellement sind, wie bereits ebenfalls angeführt, die
stark fallende Straße von der Stelle nach Bebenhausen und die
Straße Bebenhausen — Lustnau. Auf der ersten ist gewalzte Porphyr-
schotterfahrbahn, hart und ziemlich glatt; jedenfalls ist dort die bis
zur vollständigen Politur („Spiegelglätte") gehende Glättung der ur-
sprünghch rauhen Füße der Bodenplatten zustand gekommen, die
ein, vom Lattenhalter nicht bemerktes. Abrutschen der Platten auf
geneigter Bahn leicht erklärlich scheinen läßt; auf der Straßenneigung
4% oder 4\'2°/o genügt eine Lagebewegung um 2 mm nach unten,
'' Vogler sagt noch in seinem Lehrbuch der Praktischen Geometrie,
IL Band 1. Halbband, Braunschweig 1894, S. 348: „Das Nachsinken fest ein-
getretener Fußplatten ist noch nirgends mit Sicherheit erwiesen worden. Nach
des Verfassers Erfahrungen bei Versuchseinwägungen kann es sich dabei nur
um äußerst kleine Beträge handeln.-'
— 1 HC) —
um eine Senkung von nahezu '/lo mm herbeizuführen. Auf dem
zweiten genannten Abschnitt sind Instrument und Fußplatten nicht
auf der ebenfalls sehr festen und hier sehr wenig geneigten Straßen-
fahrbahn, sondern auf dem etwas weniger festen Gehweg aufgestellt
worden, der mit Basaltgrus beschottert ist. Trotz starken Festtretens
der Fußplatten können hier kleine Einsenkungen an Ort und Stelle
wohl vorgekommen sein.
Die mehrfach genannten Verminderungen der Höhe der Boden-
platten zwischen den zwei benachbarten Aufstellungen des Instru-
ments ( — deren Fehlereinfluß durch Hin- und Hernivellieren, A und B,
dann vollständig ehminiert werden könnte, wenn er bei den beiden
Nivellierungen in demselben Betrag vorhanden wäre ; diesem Idealfall
wird man je nach der Beschaffenheit von Grund und Boden , auf
dem Instrument und Bodenplatten aufzustellen sind, und ihrer Be-
einflussung durch die Witterung mehr oder weniger nahe kommen — )
halte ich nach den Ergebnissen des vorliegenden Nivellements für
größer als die Veränderungen der Höhe der Fernrohrziellinie (die
sich, vgl. z. B. a) in sehr engen Grenzen hielt) und die Verände-
rungen der Fußplatten während Einer bestimmten Aufstellung des
Instruments. Diese Erscheinung ist wohl auch plausibel : einmal ist
die Zeit ziemlich lang von der letzten Ablesung 8) vorwärts in der
einen Aufstellung des Instruments bis zur ersten Ablesung 1) rück-
wärts nach (angeblich noch) demselben Wechselpunkt von der nächsten
Aufstellung des Instruments aus, und sodann wird der Träger dieser
Latte während der Zeit, in der nun nicht an ihr abgelesen wird,
trotz aller Ermahnungen, sich doch auf die Latte stützen, falls sie auf
der Fußplatte stehen bleibt . einen Teil seines Körpergewichts also
lange Zeit auf die Platte wirken lassen, wodurch leicht Verschiebungen
auf stark fallender glatter Straße oder Eindrücken in den Grund in
merkbaren Beträgen sich ergeben kann ; oder es wird, falls die Latte
in der Zwischenzeit von der Platte abgehoben wird , das Wieder-
aufsetzen eine solche Plattenverschiebung abwärts, auch bei an sich
guter Vorsicht, verursachen können.
Jedenfalls scheint mir das vorUegende Nivellement deutlich
dafür zu sprechen, daß es, zum mindesten beim Nivellieren auf
macadamisierter Straße, zur möglichsten Befreiung von regelmäßigen
Fehlern und zur Erlangung höherer Genauigkeit unumgänglich ist,
den Vorgang von Cohen-Stuart in den Niederlanden und von Lallemand
in Frankreich nachzuahmen, nämlich als Wechselpunkte starke und
lange, tief geschlagene Pflöcke (die z. B. nach 20 oder 30 Schlägen
— 187 —
mit schwerem Hammer kein Nachziehen um ^'2 mm mehr zeigen) mit
darauf angebrachten Rundkopfnägeln zu verwenden ; dabei wäre
dafür zu sorgen, daß zwischen der Vorbereitung dieser Wechselpunkte,
zu der ein kleines Nivellierinstrument und ganz flüchtiges vorläufiges
Nivellement genügt, und der Ausführung des Nivellements wenigstens
einige Tage liegen. Freilich ist damit immer noch nicht ausgeschlossen,
daß auch solche Pfähle merkliches Sacken oder auch , in manchen
Bodenarten , Hebungen durch „Treiben" des Bodens zeigen. Bei
dem an sich vortrefflichen SEiBi'schen Nivellierverfahren ist die Zeit,
während der man auf Unveränderlichkeit von Instrument und Wechsel-
punkte rechnen muß, von besonders günstigen umständen abgesehen,
zu lang, als daß die Wechselpunkte auf gewalzten Schotterstraßen
durch einfach auf den Boden gelegte und festgetretene Platten von»
einigen Kilogramm Gewicht sicher genug hergestellt werden könnten.
V. Schluß.
Um nochmals zusammenzufassen und einige Wünsche zu äußern,
mögen folgende Sätze aufgestellt werden :
1. Der mittlere km -Fehler, wie er aus der üblichen Vergleichung
der zwei Nivellierungen A (Böblingen — Lustnau) und B (Lustnau —
Böblingen) der einzelnen 35 Hauptstrecken der ganzen Linie folgt,
beträgt für die einfache und für die doppelte Nivellierung im Ge-
samtmittel
+ 1,06 und + 0,75 mm;
diese Genauigkeit ist für den vorliegenden Zweck als ausreichend
anzusehen.
2. Die m. F. der einzelnen Strecken zeigen Abhängigkeit von
den Zielweiten , nicht von den Höhenunterschieden. Die Latten-
vergleichung ist vollständig genügend.
o. Neben 1. sind aber beträchtliche regelmäßige E'ehler vor-
handen , die insbesondere bewirken , daß überall beim Bergauf-
nivellieren größere Höhenunterschiede sich ergeben haben als beim
Bergabnivellieren. Ein großer Teil dieser Fehler wird durch Höhen-
veränderung (Rutschen oder Einsinken) der Fußplatten während der
Zeit für Transport und Wiederaufstellen des Instruments zu er-
klären sein.
4. Für einen großen Teil dieser regelmäßigen Fehler ist an-
zunehmen, daß er im Durchschnitt aus A und B eliminiert sei; der
genauere Betrag ist jedoch nicht sicher abzuscheiden.
5. Auch die übrigen systematischen Fehlerquellen machen es
— 188 —
wünschenswert, statt der Wechselpunkte aiif gut festgetretenen
Bodenplatten, wie sie hier angewendet worden sind, für die sich
aber Bewegungen sicher nachweisen lassen, in Zukunft beim Nivellieren
auf macadaniisierter Straße vorbereitete Wechselpunkte auf tief ge-
schlagenen starken Pflöcken zu verwenden.
6. Ebenso machen es die in einzelnen Fällen sicher nachweis-
baren Veränderungen der Höhe der Zielhnie des Fernrohrs während
länger dauernder Aufstellung des Instruments erwünscht, das In-
strument statt auf ein Dreibeinstativ auf eine sicherer fundierte Unter-
lage zu stellen (Stativ mit mehr als drei Beinen u. dgl.).
7. Trotz der in 5. und 6. ausgesprochenen Wünsche glaube
ich empfehlen zu sollen , daß wenigstens das nächste Nivellement
«der Linie Böblingen — Lustnau noch genau in derselben Art wie vor-
stehend beschrieben ausgeführt werde.
8. Die Zeitdauer zwischen den Nivellierungen einer solchen
Linie sollte 5 Jahre nicht überschreiten; das nächste Nivellement
der Linie Böblingen — Lustnau wäre also jedenfalls 1907 auszuführen.
9. Einige weitere Linien dieser Art, an denen etwaige dauernde
Höhenänderungen von Festpunkten zu verfolgen sind, sind sehr
wünschenswert. Die Linien werden in Gegenden zu wählen sein,
aus denen Nachrichten über angebliche Veränderungen der Aussicht
in größerer Zahl vorliegen oder in denen häufig Erderschütterungen
beobachtet werden. Vielleicht käme in erster Reihe Tübingen— Hechingen
in Betracht, auch als Fortsetzung der hier behandelten Linie.
10. Es scheint mir angezeigt, dabei für die Festpunkte statt
der vernickelten Stahlbolzen. die sich nicht besonders bewährt haben,
Bronzebolzen oder auch Bolzen aus Eisenhartguß zu verwenden.
Die Festpunkte in den Boden zu versenken, scheint mir jedenfalls
zweckmäßig zu sein. Auch glaube ich empfehlen zu sollen, an der
hier getroffenen Anordnung von Festpunktepaaren (je zwei Festpunkte
nahe beieinander) längs der Linie festzuhalten, wobei aber die Paare
etwas weiter auseinander gesetzt werden könnten (1 oder 1^/2 km)
als bei der vorliegenden ersten Nivellementslinie.
Beiträge zur V i treuen f au na Württembergs III.
(Zugleich eine Erwiderung.)
Von D. Geyer in Stuttgart.
Die nachfolgenden Zeilen beziehen sich in der Hauptsache auf
zwei gleichnamige Arbeiten, welche von mir 1904 und 1905 in diesen
Jahresheften erschienen sind ^ Die erste derselben hat in der
Zwischenzeit eine Kritik erfahren, die mich zu einer Entgegnung
veranlaßt und zugleich von der Notwendigkeit überzeugt hat, einige
damals hervorgehobene Gesichtspunkte und Forschungsergebnisse
näher zu beleuchten.
Die Kritik geht aus von Prof. Dr. 0. Boettger ". Der hoch-
verdiente Altmeister der deutschen Malakozoologie greift zwei Ge-
sichtspunkte meiner Darstellung heraus und bestreitet deren Richtigkeit.
I. Fürs erste stellt er den ersten Absatz die „Allgemeinen
Gesichtspunkte" S. 303 heraus, worin ich mitteile, daß nach meinen
Befunden in jeder Höhlung nur eine einzige Art lebe. Dann fährt
er fort: „Also der Kernpunkt der theoretischen Erörterung ist : Jede
Höhle birgt stets nur eine Art I — Ich wage das aus praktischen
Gründen zu bestreiten. Geyer hat von den meisten Arten trotz der
beschränkten Räume, an denen er. gesammelt hat, wie er selbst zu-
geben muß, erstaunliche Massen von Individuen gefunden. Spricht
das für Konkurrenz und Kampf? Er sagt selbst, daß das Vor-
kommen in den verschiedenen Höhlen und Quellbächen oft lokalisiert
sei. Warum sollen sich da nicht zwei oder drei Arten im Laufe
der Zeit nebeneinander ausbilden können, wie es doch in ähnlicher
Weise notorisch die zahlreichen ähnlich lebenden Zospewn-Aiten in
den Krainer Höhlen getan haben?" Nach speziellen Angaben mit
■Berufung auf Clessin schließt er den ersten Einwurf: „Mögen dabei
auch Bestimmungsfehler unterlaufen sein, sicher ist doch ohne Frage
das eine, daß in den Krainer Höhlen ganz scharf getrennte Schnecken-
'■ Im folgenden zitiert als 1904 und 1905.
^ Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft, 38. Jahrg.
1906. S. 30—32.
— 190 —
formen nebeneinander in der gleichen Höhle leben. Auch meine
reiche Sammlung — ich war selbst an Ort und Stelle — hat dafür
Beweise. Wir sehen also , Geyer"s Fundamentalsatz steht auf
schwachen Füßen."
Darauf habe ich zu erwidern :
Die drei ersten der von Boettger zitierten Sätze meiner Dar-
stellung ^ schließen allerdings eine theoretische Erörterung ein;
aber — und das ist die Hauptsache — ich stützte mich bei der
Aufstellung meiner Gesichtspunkte und der systematischen Behandlung
der Funde gar nicht auf diese, sondern fuhr fort mit Satz 4 und 5 :
„Was mich aber mehr als alle die rein äußerlichen Erwägungen be-
stimmt, alle Formen einer Höhle als Glieder eines durch Abstammung,
Ernährung und Lebensweise zusammengehörenden Ganzen zu be-
trachten, ist das Zeugnis, das sie für sich selbst ablegen durch das
Ineinandergreifen und Übergehen der Formen von
einem Größen- und Windungsextrem ins andere. Wo
aber die Natur selbst keine Grenze gezogen hat, darf der Forscher
auch keine aufzustellen versuchen." Das ist nicht eine theoretische
Voraussetzung, sondern eine auf dem praktischen Wege des
Sammeins, Beobachtens und Vergleichens gewonnene Erkenntnis.
Wie ich zu dieser Erkenntnis kam und wie ich sie zur systematischen
Bearbeitung der Funde verwertete, habe ich 1904, S. 310 und
1905, S. 291 des näheren dargelegt.
Nun bekämpft aber Boettger gerade die theoretischen Er-
wägungen , mit welchen ich aus Gründen der Darstellungsweise
begann, um sie dann beiseite zu schieben und zum Hauptpunkt
fortzuschreiten, und sagt nichts über meine Mitteilung vom natür-
lichen Zusammenhang der Formen, auf welchen ich mich
stützte. Es schadet aber dem von mir aufgestellten systematischen
Gerüstwerk nichts, wenn drei den Charakter von Ornamenten
tragenden Pfähle umgestoßen werden und die Grundsäulen stehen
bleiben. Also nicht Satz 1 — 3, sondern Satz 4 und 5 haben den
Charakter des Fundaments (nach Boettger) oder (nach meiner
Meinung) einer Richtschnur, durch welche auch dem 1904, S. 309
gesperrt gedruckten Satz: „Gemeinsamkeit des Wohnorts ist der
Ring, welcher die äußerlich unähnlichen Formen der Art zusammen-
hält" seine Bedeutung gegeben wird, insofern unter den „äußerlich
unähnlichen Formen" desselben Wohnorts nur solche gemeint sind,
1904, S. 303.
— 191 —
die unter sich durch lückenlose Übergiinge verbunden sind,
welche in der Anzahl nicht wesentlich hinter den extremen Formen
zurückstehen.
Ich habe mehrfach und nachdrücklich darauf hingewiesen, daß
trotz der Veränderlichkeit der Vitrellen eines und desselben Fund-
ortes, diese sich in zusammenhängenden Form en reihen (-leitern,
-Skalen) ordnen lassen, und es wurden mehrere solche Formenreihen
photographisch dargestellt.
Zum Beweise aber, daß ich auch mit den Auslassungen
theoretischer Natur doch nicht ganz unrecht habe, verweise
ich auf Hamann^: „Eine Konkurrenz zwischen Arten derselben
Gattung fehlt, da meist immer nur eine Art in ein und derselben
Höhle lebt, so meist nur eine Trechus- Avt, eine Bathiscia- Art,
eine Krebsart, eine Carychium-kxi (^= Zospeiim). Die Anzahl der
Arten ist überhaupt in den einzelnen Höhlen beschränkt und schließt
das Vorkommen der einen Art oft das der andern aus." An einer
andern Stelle (S. 50) sagt er von den Zospeen {Carychüim bei Hamann) :
„Meist kommt in einer Höhle nur eine Art vor: so fand man
in 22 Höhlen nur eine Art, in 7 Höhlen 2 Arten, in 1 Höhle
3 Arten." Ich glaube, daß wenn einmal die Erforschung der süd-
deutschen Vitrellen so weit fortgeschritten ist, als es jetzt bezüglich
der Höhlenfauna des Karstes geschehen ist, werden uns ähnliche
Ergebnisse vorliegen.
Selbstverständlich ergab sich mein Standpunkt aus dem damals
erbeuteten Material. Daß ich mich aber von Anfang an durch das
Beobachtungsresultat , welches sich mir zur Richtschnur für die
systematische Gliederung anbot, nicht zu Verschiebungen der Wahr-
heit verleiten ließ, beweisen meine Mitteilungen zu V. franconia'^
und zu var. scalaris ^, wo es von den Quellen dieser Form heißt :
„An allen 3 Orten tritt aber scalaris nicht allein auf, sondern ist
von der nächsten Varietät begleitet." Also habe ich — was
BoETTGER übersehen zu haben scheint — ^3 Quellen angegeben,
in welchen je 2 Formen nebeneinander sich entwickeln'*.
Es zeigte sich ein deutlicher Einschnitt in den Formenreihen dieser
^ Hamann, Prof, Dr. ()., Europäische Höhlenfauna 1896, S. 11.
2 1904, S. 323.
3 1904, S, 325.
* In der für das nächste Jahr geplanten Fortsetzung der Beiträge hoffe
ich auf eine weitere Quellgruppe eingehen zu können, wo ähnlich wie bei den
Varietäten der franconia zwei Arten zusammengerückt sind.
— 192 —
Quellen, den ich bis dahin nicht beobachtet hatte. Ich stellte diese
Formen als Varietäten auf. während 3 Zospeum-Avten aus einer
und derselben Höhle angegeben werden. Wer die Unsicherheit in
der Begrenzung der Arten und Varietäten kennt, wird die unter-
schiedliche Wertung nicht wesentlich finden.
Wenn Boettger aus praktischen Gründen meine theoretischen
Erwägungen bekämpft, die zwar nicht gegenstandslos, aber auch
kein „Fundamentalsatz" sind, so könnte ich damit diese erste Hälfte
seiner Kritik verlassen. Allein sie gibt mir Gelegenheit zur Äußerung
über einen weiteren Punkt in der Hoffnung, damit Mißverständnissen
vorzubeugen.
Boettger verweist auf die Zospeuiii-Aiten in den Krainer
Höhlen. Ich frage aber: Sind die Zospeen in demselben Umfang
gesammelt worden wie meine Vitrellen? Sind sie dem Hundert nach
auf ihre Form angesehen und verglichen worden? Sind keine Über-
gänge von einer Art zur andern vorhanden? Welche Gestalt ist
die herrschende? In welchem Zahlenverhältnis stehen die typischen
Formen zu den Übergängen und Nebenformen? Es sind koncho-
logische Arten; niemand weiß, wie sie sich zueinander vorhalten;
sie könnten schließlich doch enger verbunden sein als man glaubt.
Vergl. die Gliederung der Zospeen bei Westerlund \ wo die von
Boettger nach Clessin zitierten Arten Z. nydemn Bgt. und Z. aglenum
Bgt. als Vaiietäten dem Z. schmidti Frauenf. angeschlossen sind,
und die Beleuchtung der CLESsm'schen ZosppAmi-I)a,Ysie\\nng durch
Hamann (S. 49). Da scheinen starke Rechenfehler mit unterlaufen
zu sein.
VJev von württembergischen Höhlenschnecken hört, verbindet
damit vielleicht die Vorstellung von der Nebelhöhle oder einer andern
bekannten Höhle der Alb. Aber gerade die bekannten Albhöhlen
sind mit zwei Ausnahmen trocken (ohne einen Wasserlauf) und bieten
dem Zoologen kaum etwas, dem Malakozoologen rein gar nichts.
Der Aufenthaltsort der Vitrellen ist aber auch nicht in Höhlen,
sondern in unterirdischen Wasseradern zu suchen, sei es daß diese
sich durch enge Spalten, Gänge und Klüfte der geschichteten Kalk-
gebirge zwängen oder sich durch das Trümmergestein (grobes
Gerolle, abgestürzten Schutt) und die Vegetationsschicht der Wiesen
gebohrt haben. Ich glaubte anfänglich auch, die Wohnstätte der
Vitrellen ausschließlich in Höhlen suchen zu müssen, je mehr ich
Fauna etc. V, S. 20 f.
— 193 —
aber ihre Verbreitung kennen lerne, desto mehr sehe ich, wie wenig
wir berechtigt sind zu der Annahme , daß sie aus solchen Hohl-
räumen stammen, die wir als Höhlen bezeichnen. In den Beiträgen
des Vorjahres habe ich auf die Verhältnisse des näheren hingewiesen
und füge hier hinzu, daß die Mehrzahl der Vitrellen aus kleinen
Kanälen stammt, die entweder der erste Anfang eines Bächleins, die
Quellader, bilden oder eine versickerte Strecke, auf welcher das
schwache Rinnsal sich zum zweitenmal in die Erde, in den zer-
spaltenen und leicht erodierbaren Kalk und ins Gerolle diluvialer
Ablagerungen zurückzieht.
Zuweilen jedoch handelt es sich auch um größere Gänge im
Gebirge, die das Produkt einer Spaltung und der Auswaschung durch
einen kräftigen Bach sind. Sie haben dann den Charakter eines
von einem Bach durchströmten, verfallenen Stollens. Ein solcher
Gang ist die Falkensteiner Höhle, welche die ersten und für längere
Zeit auch die einzigen lebenden Vitrellen Schwabens lieferte. Dieser
Zufall mag mit daran schuld gewesen sein, daß man bei der Kunde
von Vitrellenfunden diese Hohlräume neben die Krainer Höhlen
glaubte stellen zu dürfen. Von jenen „ungeheuren Räumen" ^ sind
sie aber himmelweit verschieden und zwar nicht nur hinsichthch
ihrer Ausdehnung, sondern auch in bezug auf ihre Fauna. Ich
brauche nur an die zahlreichen Arthropoden der Karsthöhlen zu
erinnern, nach welchen wir in Schwaben vergeblich suchen. Offen-
bar sind die Höhlen des Karstes viel ältere Tierwohnstätten als die
süddeutschen Jurahöhlen , die darum auch in keine Parallele mit
jenen gestellt werden können.
n. Der zweite Einwurf Boettger's lautet: „Auf noch mor-
scherem Fundament steht aber schließlich der Satz, den er (Geyer)
verficht, daß die verschiedenen geologischen Gebiete, das Albgebiet
mit seinem Juraboden und das fränkische Muschelkalkgebiet, theo-
retisch verschiedene Lartetia-Avten erzeugt haben müßten und daß
eine Form, möge sie auch der Schale nach absolut identisch sein
mit einer Form des andern Gebietes, deshalb trotzdem einer andern
Art angehören müsse. Ich kann das theoretisch nicht zugeben,
habe es in Praxis stets anders gehalten. Stimmen die Schalen
beider Gebiete wirklich in jeder Hinsicht miteinander überein, so
müssen wir sie — selbst wenn theoretische Bedenken dagegen
sprächen — immer und unweigerlich mit dem gleichen Speziesnamen
^ Hamann, S. 49.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 13
— 194 —
belegen, weil wir sonst jeden Boden unter den Füßen verlieren und
mit unserer ganzen Systematik in der Luft schweben würden."
Auch bei diesem Einwurf begegne ich zunächst wieder der
Annahme, als habe ich mich bei der Ausführung des systematischen
Teiles von theoretischen Voraussetzungen leiten lassen. Ich kann
aber mit gutem Gewissen sagen, daß ich gänzlich frei von jeder
Beeinflussung durch eine Theorie (vergl. 1905, S. 291) an meine
Arbeit ging. Sie entstand aus der Praxis. Darin wird ihre Stärke
wie ihre Schwäche beschlossen liegen.
Ich bemühe mich sodann vergeblich, in meiner Arbeit den Satz
zu finden, in dem ich behaupte, daß Alb- und Muschelkalk ver-
schiedene Arten erzeugt haben „müßten". Wohl aber sagte ich
(1904, S. 310), daß bei der Untersuchung es sich schließhch zu
meiner Überraschung herausgestellt habe, daß dem systematischen
Bild ein geographisches entspreche, weil sich für Alb- und Muschel-
kalk getrennte Artgruppen ergeben haben, und diese Wahrnehmung
spreche für die Richtigkeit der systematischen Anordnung (vergl.
auch 1905, S. 291).
Damit habe ich für die Vitrellen genau dasselbe festgestellt,
was KoBELT als ein Resultat seiner Studien an Pomatia und Iberus
bezeichnet \ und wenn das Zitat bei Westerlund ^, das ich an der
dort bezeichneten Stelle nicht finden konnte, richtig lautet, hat
BoETTGER die Formen von Helix Codringtoui Destr. „nach geo-
graphischen Gesichtspunkten geordnet, die mit systematischen Hand
in Hand zu gehen scheinen".
Boettger's Widerspruch ist vielleicht auf die Ausführung 1904,
S. 309 zurückzuführen: „Würde demnach der Fall eintreten, und
er ist tatsächlich oft, insbesondere bei den kleinsten Formen, zu be-
obachten, daß in der Formenleiter zweier räumlich und vielleicht
auch anatomisch weit auseinander liegender, durch besondere Ele-
mente charakterisierter Arten einander nahestehende und sogar kon-
gruente Formen sich einstellen, so gehören nicht diese unter sich
zu einer Art zusammen, sondern sie sind dem mit ihnen verbundenen
Arttypus anzugliedern und erhalten von ihm ihre Stufe in der Skala
zugewiesen."
Der Widerspruch ist aber nur dann berechtigt, wenn das Vor-
handensein von Formenreihen (-skalen), von welchen ich in
' Nachrichtsblatt 1906, Heft I S. 55.
2 Fauna I, Supplement S. 30 f.
— 195 —
meiner kritisierten Arbeit ausführlich rede, auf welche ich hier aber
des Raumes wegen nicht noch einmal eingehe, übersehen, und wenn
unter den „kleinsten Formen" Arten verstanden werden. Es be-
zieht sich aber dieser Satz auf die Kümmerformen, die mit einer
typischen Form aus einer und derselben Quelle stammen und in den
verschiedenen Bezirken sich nahe kommen können. Nun gliedern
sich aber Kümmerformen ihrer jeweiligen Art an, mit der sie durch
Übergänge verbunden sind und bilden nicht für sich zusammen eine
systematische Einheit. Es sei mir gestattet meine Auffassung von
der systematischen Einreihung dieser Endgheder der Formenreihen
an einem Beispiel zu erläutern : Gesetzt den Fall, es degeneriere in
einer deutschen Stadt infolge all der möglichen äußeren Umstände
ein Bruchteil der Bewohner so sehr, daß er eine äußere Ähnlich-
keit mit ebenfalls durch ähnliche Einflüsse degenerierten Bewohnern
einer Stadt Japans bekäme, so würde ich erstere doch zur kau-
kasischen und letztere zur mongolischen Rasse zählen und würde
es für einen Trugschluß halten, in ihnen gleichstehende Vertreter
einer besonderen Rasse zu sehen.
Die Systematik darf unter keinen Umständen den Lebens-
zusammenhang der Formen zerreißen, sonst tut sie der Wahrheit
Gewalt an ; ist sie nicht imstande ohne eine Zerreißen des natür-
lichen Zusammenhanges alle hervorragenden Formen unterzubringen,
so gesteht sie damit ihre Unfähigkeit ein, die tatsächlichen Ver-
hältnisse darzustellen. Für die richtige Beurteilung der
Kümmerformen unserer Vitrellen ist es nötig, den natür-
lichen Zusammenhang, wie er sich aus der örtlichen Zusammen-
gehörigkeit ergibt, in Betracht zu ziehen.
Unter den Kümmerformen sind Vitrella pellucida Benz und
V. Kraussi Weinl. mit einbegriffen ; bezüglich der V. Clessini Weinl.
sind meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Die Originale der V. pellucida Benz wurden dem Geniste des
Neckars bei Cannstatt entnommen. Das Einzugsgebiet des Flußes
umfaßt bis zu diesem Punkt etwa 4000 qkm, innerhalb welchen
wir die Heimat des Schneckchens zu suchen haben. Ich kenne
nun bis heute aus diesem Gebiet 75 zum Teil recht produktive
Vitrellenquellen an der Alb und im Muschelkalk des oberen Neckars.
Davon entfallen auf V. Quenstedti Wied, mit var. Ära m., Weinlandi m.
und solleriana m. 39 Quellen, auf V. Futei m. 1, var. Roesleri m. 1,
auf V. exigua m. 2, auf V. yonostotna m. und lahiata m. 10, auf
V. suevica m. 22 Quellen. Vergeblich aber suchte ich eine
13*
— 196 —
Quelle, in w elchev V. pelhccida Benz sich als ausschließ-
liche oder auch nur als führende Form gezeigt hätte.
Nicht zu finden ist sie bei V. gonostoma (die kleinsten Stufen er-
reichen nicht die Größe der pellucida Benz), nicht bei exigua (diese
ist selbst immer kleiner als pellucida) und nicht bei V. Putei und
Boesleri m. Aus V. lahiata kann sie konstruiert werden, wenn man
allenfallsige ungelippte Exemplare dazu stempeln will, selten steigen
die großen und kräftig angelegten s^<ev^ca-Formen des Muschelkalks
am obern Neckar bis zu dieser Stufe herab (s. 1905, Taf. VII Fig. 15),
regelmäßig aber ist sie in den Quellen der Quenstedti und in der
einzigen Quelle der V. Putei typ. anzutreffen. Dabei ist sie aber
stets in der Minderzahl und durch lückenlose Übergänge ver-
bunden mit einer kräftiger entwickelten und an Individuen
zahlreicheren Form, die ich darum als führende Gestalt aner-
kennen mußte. Diese führende Gestalt ist freilich nicht immer
Quenstedti tgp., sondern vielfach forma acuta, kleiner als Quenstedti
typ., aber doch wesentlich größer als pellucida. Die Form acuta ist
so wenig selbständig als pellucida., entweder nach oben verbunden
mit Quenstedti typ. oder nach unten mit pellucida. Ihr gegenüber
stützt sich pellucida auf ein bestimmtes Maß von Kleinheit und da
sie ohnehin das Recht der Priorität für sich hat, habe ich nichts
dagegen, sie als Varietät neben Quenstedti typ. bestehen zu lassen.
Ich beabsichtige in einem abschließenden Wort noch einmal auf diesen
Punkt zurückzukommen.
Die Molluskenverzeichnisse aus Württemberg weisen nun aber
F. pellucida Benz auch aus dem fränkischen Muschelkalk auf, und
ich selbst habe zugegeben: „sie spukt tatsächlich überall" ^ Solche
Kümmerformen kann es unter bestimmten Voraussetzungen auch
überall geben. Beginnt die Formenreihe einer Quelle in der größten
Stufe mit 5 mm, dann geht sie nach unten nicht so weit, daß es zur
pellucida-Gxö&G: reicht (s. V. Putei m. v. Pioesleri m. 1904, S. 319) ;
nur was unter diesem Maß sich zu gestalten beginnt
(Quenstedti bei 4 mm), kann zu pellucida (2,5 mm nach Clessin)
hinabsteigen.
Welch geringe Bedeutung in der Formenreihe einer Quelle
denjenigen Größenstufen zukommt, die wir bislang unter pellucida
zu stellen pflegten, ergibt sich auch aus den Zahlen der V. fran-
conia m. v. postera m ^. Auch wenn die 80 kleineren Schalen, die
' 1904. S. 328.
2 1904, S. 328.
— 197 —
ich unter 1583 Stücken zählte, sämthch auf peXlucida entfallen
würden, was durchaus nicht der Fall ist, so würden sich aus einer
und derselben Quelle ergeben 88 "/o typische Stücke und 5*^/o
pelluciäa-'dihnWchQ. Hier überrascht jeden, der die Variabilität der
Mollusken des bewegten Wassers, zumal der unsicheren Kalkflüßchen
kennt, der hohe Prozentsatz der konstanten Formen und man über-
zeugt sich gerne von der Bedeutungslosigkeit der Kümmerformen
im System ^ In der Falkensteiner Höhle liegen die Verhältnisse
iixx pellucida noch ungünstiger; zahlreicher ist sie in der Elsachquelle.
Warum V. pellucida Benz trotzdem jahrzehntelang als die ver-
breitetste — selbstverständlich bei sehr vereinzelten Funden in
wenigen Exemplaren — Vitrella Württembergs gelten und sich das
Ansehen einer selbständigen Art erwerben konnte, erklärt sich daraus,
daß sie am ehesten in die Anspülungen gelangt (s. 1904, S. 317).
Ich mache mir diesen Umstand heute noch zunutze. Will ich un-
anfechtbare pellucida haben, so kann ich an den reichsten Quellen
lange sieben, bis ich diese kleinen Schalen unbeschädigt in genügender
Anzahl beisammen habe ; darum siebe ich lieber das Geniste des
Bächleins durch, das aus einer solchen Quelle ausfließt, und dort
finde ich pellucida im feinsten Geniste hübsch gewaschen und
zusammengetragen, während die großen Formen immer seltener
werden, je weiter man sich von der Quelle entfernt.
Wie mit V. ptellucida Benz, verhält es sich mit V. Kraussi
Weinl. Ich wiederhole es, es ist ein einziges Anspülungsexemplar,
dem wir diese Art verdanken, natürlich das kleinste in der ganzen
Reihe. Jahrelang sammelte ich Anspülungen in großer Menge und
begreife es vollkommen, warum es die kleinsten zuerst' sein müssen,
und ich mache niemand einen Vorwurf daraus, das Ding beschrieben
und in die Fauna eingeführt zu haben. Aber es ergeht ihm wie so
manchen andern vereinzelten, kleinen Anspülungsfunden: weiter-
gehende Untersuchungen sprechen ihnen das Recht ab, eine besondere
^ Ich verließ mich bei der Aufstellung der Typen für meine Arten immer
auf den Prozentsatz derselben innerhalb der ganzen nach Hunderten zählenden
Ausbeute einer Quelle. Zum mindesten beträgt der Typus überall 80 "/o; die
übrigen 20"/o entfallen auf größere und kleinere Formen; unter den letzteren
muß dann F. pellucida Benz, V. Kraussi Weinl. und wie ich mit ziemlicher
Sicherheit annehmen darf, auch V. iurrita Cl. und V. Clessini Weinl. gesucht
werden.
- s. Fupa leontina Gredler bei Clessin, Deutsche Exk. Moll.-F. 2. Aufl.
S. 261 und in der Moll.-F. f. Österreich-Ungarn S. 277 f. Westerlund führt in
— 198 —
6 Vitrellenexemplare, von welchen er 5 zur Clessini und 1 zur Krcmssi
erhob, nur wenigstens einige Dutzende bekommen, so wäre seine
Aufstellung eine andere geworden, weil ihm dann auch die Ver-
bindungsglieder von Clessini zu Kranssi in die Hände gekommen
wären und er sich überzeugt hätte, daß keine Grenze zwischen
beiden besteht.
V. Kraussi Weinl. ist immer die letzt mögliche Ver-
kümmerungsstufe der mittelgroßen und größeren Vitrellen
Württembergs und 'findet sich zumeist im fränkischen Muschel-
kalk, kann sich aber auch gelegentlich und nur vereinzelt den
Quenstedti-^&[hen anschließen. Es kommt in erster Linie darauf
an, mit welcher Größe die Formenreihe beginnt; bei einer
Maximalgröße von 4 mm kann jede fränkische Vitrella
in den kleinsten Kümmerformen die V. Kratissi dar-
stellen; aber in den 34 Vitrellenquellen Frankens, welche ich bis
heute kenne (und in denen Schwabens), habe ich noch keine
V. Kraussi in alleiniger Ausbildung oder anders als in Abhängigkeit
von zahlreicheren und größeren Formen gefunden.
1904, Taf. VIII Fig. 8 und 9, habe ich das Original der
F. Kranssi Weinl. dargestellt und daneben, Fig. 10 und 11, die
F. exigua m. abgebildet. Boettger sah sich ^ veranlaßt, beide gleich-
zustellen und meine exigua als Kraussi zu behandeln. Man ver-
gleiche aber einmal aufmerksam den Habitus und die Größe beider.
F. Kraussi steht in schönster Harmonie mit F. turrita Gl. Fig. 8
und F. Clessini Fig. 1 und stellt eine Verkleinerung der letzteren
dar. Dagegen hat exigua stärker gewölbte Umgänge mit tieferer
Naht und ist in Hunderten von Exemplaren nicht bloß kleiner als
Kraussi, sondern bleibt sich in Größe und Gestalt auch gleich'-',
wodurch sie sich in ihrem Verhalten von allen andern schwäbischen
seiner FauHa (III S. 132 ff.) hintereinander 9 solcher, meist auf einem Exemplar
beruhender, fragwürdiger Pupen an. Sie mit ihrer zur systematischen Verwertung
so verlockenden und doch so unsicheren Bezahnung , wie Vitrella mit ihrer
wechselnden Gestalt bei dem Mangel sonstiger Anhaltspunkte verleiten gerne,
wenn sie in nur einem oder wenigen Exemplaren in Anspülungen gefunden
werden, zu einer Diagnose, in welcher andere Funde nicht unterzubringen sind.
Ich m()chte schier den Vorschlag machen, Findlinge nicht in die Listen einzu-
tragen, bevor sie nicht durch ihre Angehörigen sich ausgewiesen haben.
' Nachrichtsblatt 1905, S. 115.
^ Die zwei daneben stehenden Figuren 11 und 12 betreffen ein vereinzeltes
Vorkommnis, das ich der Vollständigkeit zuliebe nicht glaubte unterdrücken
zu sollen.
— 199 —
Vitrellen absondert. Der enge und schwach bewässerte, unterirdische
Abzugskanal eines Torfmoores, der im geologisch einzig dastehenden
Randecker Maar wieder zutage tritt — äußere Bedingnisse, wie
sie eigenartiger kein Vitrellengewässer in sich vereinigt — beherbergt
die kleinste, zarteste und zierlichste aller schwäbischen Vitrellen.
Es wäre ein Terrorismus, wenn eine so schön nach Gestalt und
Vorkommen in sich abgeschlossene Charakterform dem von seinem
Verbände losgelösten Findling vom Jagstufer sich unterordnen müßte.
Allen Respekt vor dem Prioritätsgesetz, aber noch größeren vor der
Wahrheit. V. exiguam. ist eine selbständige, konstante, ver-
bindungslose Art; F. Kraussi Weinl. ist das verkümmerte
Schlußglied der fränkischen Vitrellen.
In der Einleitung zu seiner Kritik sagt Boettger : „Ich habe
den größten Teil der alten und die neueren Arten Stück für Stück ge-
prüft, und — ich sehe anders." Er hat Belegexemplare der von
mir aufgestellten Arten und Varietäten in Händen gehabt. Mit
Belegexemplaren ist es eine eigentümliche und bei den Vitrellen
geradezu eine heikle und vielleicht irreführende Sache. Bekanntlich
ist die Variabilität der Vitrellen groß. Gebe ich nun die Formen
ohne Rücksicht auf ihre Gestalt so weiter, wie sie mir selbst in die
Hände gekommen sind, so kommt's vor, daß der Empfänger in der
erhaltenen Probe dann gerade die scharf geprägten und charak-
teristischen Stufen vermißt und in der Hauptsache unsichere Gestalten
erhält. Suche ich aber sogen. Typen für ihn heraus, dann können
— abgesehen davon, daß er dadurch in seinem Urteil abhängig ge-
macht wird von mir und meiner Auffassung und Wertung der
Gestalten — die Zwischenstufen felilen; er sieht in der Formenreihe
Lücken, wo tatsächlich keine sind und entscheidet sich für zwei
Formen, wenn es nur eine ist'. Das Sehen vollends ist bei solch
kleinen Dingen etwas Individuelles. Es hat in der Malakozoologie
schon zu vielen Meinungsverschiedenheiten geführt. Ich habe darum
die Vitrellen photographiert und vergrößert, und aus der Mehrzahl
der Quellen mehrere Gestalten, teilweise in geschlossenen Formen-
reihen abgebildet, um jede subjektive Beeinflussung von vornherein
auszuschalten und um jedermann Gelegenheit zu geben, sich ein
^ Wie es mit Proben gehen kann, davon von vielen Beispielen das neueste :
Ich erlaubte mir, an Herrn Prof. Dr. 0. Boettger eine Anzahl Exemplare von
Pupilla Sterri v. Voith zur Begutachtung zu senden. Nach seiner Durchsicht
stellte es sich heraus, daß keine gezähnten Exemplare dabei waren, obwohl an
Ort und Stelle auch solche mit 1 ixnd 2 Zähnen vorkommen.
— 200 —
Bild von den Dingen zu machen. Trotzdem, daß die Bilder auch
alle individuellen ZufälHgkeiten der photographierten Exemplare
aufweisen, kann man aus ihnen durch Vergleichung aller zusammen-
gehörenden Abbildungen ein Typenbild gewinnen. Aber etwas
anderes, sehr Wichtiges, stellen sie nicht mit derselben Schärfe und
Deutlichkeit vor Augen : wer von ihnen die vorherrschende Gestalt
repräsentiert und wer untergeordnet ist, wer die Mehrzahl, die
normale Entwicklung vorstellt und wer Neben- und Kümmerformen
und individuelle Abweichungen.
Mit einem Wort über meine Stellung zur Systematik überhaupt
mache ich den Schluß der Entgegnung und der daran geknüpften
Erweiterungen. Wer die Tafeln meiner beiden Publikationen in die
Hand nimmt, sieht sofort an der großen Zahl der Abbildungen und
an der Berücksichtigung so vieler Quellen, worauf es mir in erster
Linie ankam, nämlich auf die Berichterstattung über die tatsäch-
lichen Verhältnisse. Die systematische Bearbeitung ist eine Sache
für sich und stand mir in zweiter Linie. Freilich geht's von Anfang
an nicht ohne ein System ab; aber es hat, ehe die Arbeiten ab-
geschlossen sind, etwas Vorläufiges, Wenn es mir vergönnt sein
wird, die Untersuchungen über ein größeres Gebiet auszudehnen
und zu Ende zu führen, soll auch eine abgerundete systematische
Zusammenfassung erfolgen. Bis dahin bin ich für jeden wohl-
gemeinten Rat zugänglich und dankbar. Den Maßstab zur syste-
matischen Verarbeitung entnehme ich den auf praktischem Wege
gewonnenen Beobachtungen.
Aus dem Nachweis Boettger's ', wonach das Genus Vitrella
den von Clessin geschöpften Namen nicht behalten darf, ziehe ich
selbstverständlich gerne die Folgerung; aber mit Rücksicht auf den
Zusammenhang und die Übersichtlichkeit behielt ich für diesmal
den ÜLESSiNschen Namen noch bei.
Nachrichtsblatt 1905, S. 115 f.
Synopsis der deutsehen Blindwanzen (Hemiptera
heteroptera, Farn. Capsidae).
Von Dr. Theodor Hüeber, Generaloberarzt a. D. in Ulm.
IX. TeiP.
Div. Laboparia Reut. ""^
Diagnose : Von länglicher oder eiförmiger oder eirunder Gestalt,
oft nach rückwärts ziemlich stark verbreitert; Kopf mehr oder
weniger breit, der Scheitel nicht längsgefurcht, oft mit scharfem
Rande, die Wangen hoch, manchmal sehr hoch, zum mindesten
gleich hoch mit den Augen, die Zügel meist abgegrenzt, die Augen
gegen die Spitze zu auseinanderweichend, der innere Augenrand ge-
rade ; der kräftige Schnabel steht weit von der Kehle ab ; das
Pronotura zeigt keine vordere ringförmige Einschnürung, sondern ist
vorne nur ganz fein gerandet, welcher vertiefte Rand bisweilen vom
^ Der wiederholten Aufforderung verschiedener Interessenten , „das an-
gefangene Werk zu vollenden und etwas Fertiges, Abgeschlossenes zu schaffen",
Folge gebend, bringe ich hiermit, bezugnehmend auf das Schlußwort in Heft 8
(1903), die Fortsetzung meiner zusammenstellenden Bearbeitung der deutschen
Blindwanzen (Capsiden, Phytocorideu). Es bestimmte mich hierzu die Erwägung,
daß der Liebhaber dieser interessanten Hemipteren-Familie, in Ermanglung einer
zusammenfassenden, übersichtlichen deutschen Bearbeitung, bisher gezwungen
war, die gewünschte Auskunft in zahlreichen älteren und jüngeren, in- und aus-
ländischen Werken bezw. Zeitschriften mühsam und vielfach unvollständig zu-
sammenzusuchen und bei den ganz erheblichen Schwierigkeiten der verwirrenden
einschlägigen Nomenklatur nie so ganz sicher war, ob er überhaupt die gemeinte
Art wirklich vor sich habe. Durch die ausführlichen Fundortsangaben zahlreicher
in- und ausländischer Sammler und Forscher dürfte auch eine gute Grundlage
zur Förderung der bisher noch sehr dunkeln, lückenhaften Entwicklungsgeschichte
und Lebensweise dieser zarten Insekten geschaffen sein. H.
* Die dieser Abteilung den Namen gebende dermalige Gattung iaöops
BüRM. ist in Deutschland nicht vertreten und umfaßt nur mehr vier paläarktische
(außereuropäische) Arten.
— 202 —
scharfen Scheitelrand überdeckt wird ; die Epipleuren der Halbdecken
sind besonders beim Weibchen breit, der Keil ist an seinem Grunde
meist durch eine deutliche Naht und auch durch einen tieferen Rand-
einschnitt vom Corium geschieden ; die Flügelzelle zeigt keinen,
selten nur einen ganz verschwommenen Haken; der Xyphus ist an
seinen Seiten (selten nur an deren Grunde) gerandet ; die hinteren
Hüften stehen von den Epipleuren der Halbdecken mehr oder weniger
weit ab ; die Hinterschenkel sind gewöhnlich verdickt , ihre meist
kräftigen Schienen zylindrisch , die vorderen bisweilen verbreitert
und seitlich zusammengedrückt: die Klauen sind ziemlich groß, die
Haftläppchen ebenfalls groß, frei, an ihrem Ende gegeneinander ge-
neigt; der Geschlechtsabschnitt beim Männchen ist groß und vorne
weit eiförmig oder eirund geöffnet. Diese Tiere leben auf Pflanzen.
Reuter (H. G. E. IV, 1891, p. 17).
Übersicht der Gattungen der Division Laboparia' (nach Eeuteb, Hem. Gymn.
Em-op. IV, 1891, S. 157 ff.).
1. (2.) Fühler äußerst fein, lang-, ihr erstes Glied nicht bis zur Mitte
des Kopfschildes reichend, ihr viertes Glied länger als das dritte.
Am Kopf überdeckt der gebogene Scheitelrand den Anfang des
Pronotum, die Zügel sind kielartig zusammengedrückt. Die kurzen
Augen liegen auf den Ecken des Pronotum. Das Corium der
raakropteren Form ist an den Seiten ziemlich stark gerundet. Die
Hinterschenkel sind stark verdickt. 1, Halticus Hahn.
2. (1.) Fühler weniger zart, ihr erstes Glied reicht nur selten bis zur
Mitte des Kopfschildes, in welchem Falle dann die Fühler selbst
bedeutend kürzer sind. Die Zügel sind nicht kielförmig zusammen-
gedrückt. Das Corium der makropteren Form ist nur selten an
den Seiten stärker abgerundet, in welchem Falle die Hinterschenkel
ziemlich kurz und nicht verdickt sind.
3. (4.) Pronotum am Grunde breit gerundet, den Grund des Schildchens
überdeckend. Der Leib , wenigstens beim Weibchen , breit und
dick. Der Kopf in die Quere gezogen, kurz, mit seinem Scheitel-
raud den Anfang des Pronotum überdeckend. Die Augen hinten
zusammengedrückt und auf den Ecken des Pronotum liegend.
Fühler und Beine ziemlich kurz. An den Tarsen der Hinterbeine
ist das erste Glied kaum kürzer als das zweite.
IL Strongylocofis Costa.
4. (3.) Pronotum-Grund geschweift oder abgestutzt. An den Hinter-
tarsen ist das zweite Glied um die Hälfte bis ums Doppelte
länger als das erste, nur selten ist das erste so lang wie das
' Die zwei vorangehenden Divisionen : Myrmecophyäria (mit der einzigen
Gattung Myrmecophyeii Fikb. = DiplacKH Stal) und Hypseloecaria (mit der
einzigen, cinartigen Gattung Hijj^seloeciis'REVT.) sind in Deut seh Land nicht
vertreten.
— 203 —
zweite , in welchem Falle aber der Scheitelrand niemals das
vordere Pronotum überdeckt.
5. (26.) An den Tarsen der Hinterbeine ist das zweite Glied mindestens
um die Hälfte, häufig jedoch ums Doppelte länger als das erste.
6. (11.) Kopf deutlich in die Quere gezogen, von gleicher Farbe mit
den inneren Augenrändern. Fühler beim Weibchen ziemlich kurz,
ihr erstes Glied nicht länger als der quere Augendurchmesser, das
zweite kürzer als der Kopf breit. Die Halbdecken des Weibchens
gekürzt, vollständig lederartig, ohne Keilbildung. Hinterschenkel,
auch beim Weibchen, nicht oder nur wenig verdickt.
7. (10.) Der hintere Scheitelrand fein, scharf, nach hinten stark bogen-
artig verlängert, mit ziemlich starkem Quereindruck vor dem
Rande. Der Kopf schmaler als das Pronotum an seinem Grunde.
Die Augen querliegend.
8. (9.) [Kopfschild stark geschweift, ziemlich vorspringend, sein Grund
nur wenig über der Mittellinie des unteren Teils der Augen ge-
legen (c?). Der Leib öberseits mit ziemlich langem Flaumhaar
bedeckt (d) . . .
die südeuropäische Gattung III Plezocrammi Horv.]
9. (8.) [Kopfschild mit der Stirne in einen Bogen zusammenfließend,
sein Grund ziemlich weit unter dem Anfang der Augen , fast in
der Verbindungslinie der Fühlerwurzeln gelegen ($). Leib voll-
ständig glatt und haarlos (2) . . .
die südeuropäische Gattung IV. Lamprdla Reut.]
10. (7.) Scheitel nur ganz leicht und sehr breit nach rückwärts ge-
bogen. Kopf so breit wie der Pronotum-Grund (d) oder noch
breiter ($). Augen beim Weibchen nach rückwärts ausgezogen
und den Pronotumecken aufliegend. V. Pach/tomeUa Reut.]
11. (6.) Kopf von vorne gesehen mindestens so lang als an seinem
Grunde (samt den Augen) breit, nur ganz ausnahmsweise —
{Schoenocoris 6) — leicht in die Quere gezogen, in welchem Falle
aber die inneren Augenränder hell sind. An den Fühlern des
Weibchens ist das erste Glied bestimmt meist um viel länger als
der quere Augendurchmesser, das zweite nur höchst selten —
{ScJwenocoris $, Bmorphocoris margineUus $, sk/natits $, die beiden
letzteren mediterran) — kürzer als der Kopf breit, meist aber
viel länger. Die Hinterschenkel beim Weibchen sind meist ziemlich,
oft sogar sehr stark verdickt.
12. (13.) Das zweite Fühlerglied (besonders beim Weibchen) gegen
sein Ende zu mehr oder weniger verdickt, nur ganz selten fast
linear. Kopf schwarz , die inneren Augenränder von gleicher
Farbe; die Augen selbst querliegend. Die Fühler nur selten von
den Augen etwas weiter abgerückt, meist gleich unter deren Ende
eingefügt, idas erste Glied mit 2 — 3 steifen Haaren. Pronotum
immer bedeutend länger als das erste Fühlerglied. Nur das
AVeibchen ist pterygo-dimorph (d. h. kurz- und langflügelig). Bei
den Halbdecken der brachypteren Form ist der Keil außen meist
durch einen Einschnitt abgegrenzt. VI. Orthocephahis Fieb.
— 204 —
13. (12.) Das zweite Fühlerglied bei Männchen wie Weibchen linear,
nur ganz ausuahmsw^eise — ( Schoenocoris) — am Grunde etwas
verschmächtigt ; am ersten Fühlerglied meist mehrere steife Borsten-
haare. Der Kopf schwarz, mit hellen inneren Augenrändern oder
hell. Bei den Halbdeckeu der brachypteren Form ist der Keil
nie durch einen Bruch abgegrenzt.
14. (17.) Scheitel mit nach rückwärts gebogenem Gruudrand und mit
länglichen, auf die Stirne übergreifenden und daselbst auseinander
laufenden Furchen. Grund der Stirne in seiner Mitte vertieft,
sonst aufgebläht. Die Wangen sehr erhöht. Die Augen an ihrem
Grunde nach rückwärts geneigt. Die Fühler ziemlicli weit unter
der Augenspitze eingefügt.
15. (16.) Leib hoch gewölbt. Scheitel von seinem Grunde an abfallend.
Das Pronotum der brachypteren Form an seinem Grunde geschweift.
Die Vorderschienen , ohnehin schon dicker als die übrigen , leicht
gekrümmt und gegen ihr Ende zu ziemlich stark zusammengedrückt
und verbreitert. Männchen und Weibchen brachypter.
VII. Euri/opocoris Reut.
16. (15.) [Leib flach. Scheitel fast eben. Pronotum bei der brachypteren
Form an seinem Grunde fast abgestutzt. Die Vorderschienen gerade
und nicht dicker als die übrigen.
Die einartige kaukasische Gattung VIII. Platyporiis Reut.]
17. (14.) Der Grundrand des Scheitels nur äußerst selten geschweift
(in welchem Falle die. oben beschriebenen vertieften Scheitel-
furchen ^ fehlen und die Augen quer liegen). Die Stirne nur ganz
ausnahmsweise - in der Mitte ihres Grundes vertieft.
18. (19.) [Fühler nahe dem vorderen Augenende, innseits, eingepflanzt;
ihr erstes Glied zylindrisch , mit ziemlich feinen , steifen Borsten
besetzt. Die Augen groß, reichen bis zur Mitte der Kopfseiten
und ziehen an ihrem Grunde leicht nach hinten. Männchen wie
Weibchen brachypter.
Die einartige turkestanische Gattung X. Scirtetellm Reut.]
19. (18.) Fühler deutlich (meist ziemlich weit) unterhalb des vorderen
Augenendes eingefügt ; die Augen kurz , nur ausnahmsweise ^ fast
bis zur Wangenmitte reichend ; die Wangen hoch bezw. sehr hoch.
20. (21.) Das zweite Fühlerglied an seinem Grunde ziemlich schlank,
beim Weibchen kürzer als der Kopf breit. Kopf selbst samt den
Augen breiter als das Pronotum an seinem Grunde, beim Männchen
ziemlich in die Quere gezogen. Pronotum, auch bei der makropteren
Form, kurz, fast wagerecht. An den hinteren Tarsen ist das zweite
Glied etwa um die Hälfte länger als das erste. Das Männchen
ist geflügelt, das AVeibchen brachypter. IX. Schoenocoris Reut.
* Die oben beschriebenen vertieften Furchen finden sieb auch bei dem im
südlichen Rußland lebenden Anupus Freyi Fieb., aber der Scheitelrand ist hier
gerade und die Augen sind hier nicht nach rückwärts verlängert.
* Anapus Frtyi.
^ Der südeuropäische Bhnorphotoriti dchilis ^.
— 205 —
21. (20.) Das zweite Fühlerglied linear. Der Kopf mindestens so lang-
als samt den Augen breit.
22. (23.) [Schienen der Vorderbeine leicht gekrümmt, gegen die Spitze
zusammengedrückt und verbreitert. Das oft sehr verdickte erste
Fühlergiied ist dicht mit starken, steifen Haaren besetzt. An den
hinteren Tarsen ist das zweite Glied etwa ums Doppelte länger
als das erste. Beide Geschlechter pterygo-dimorph. Pronotum
der makropteren Form weniger kurz, gegen die Spitze leicht ab-
fallend, vorne mit zwei kleinen, weit auseinanderstehenden Grübchen.
Die Membran der makropteren Form besitzt nur eine Zelle.
7 außerdeutsche Arten der Gattung XI. Anaims Stal.]
23. (22.) Auch die vorderen Schienen ziemlich drehrund, nur an ihrer
Spitze ganz leicht verdickt. Das erste Fühlerglied meist mit
feineren und weniger dicht stehenden Borstenhaaren besetzt. Das
Männchen geflügelt, das Weibchen brachypter. Die Membran der
makropteren Form zeigt deutlich zwei Zellen.
24. (25.) Der hintere Scheitelrand gerade oder fast gerade, beim
Männchen häufig zwischen den Augen vertieft. Pronotum kurz,
höchstens so lang wie das erste Fühlerglied, nur selten — (beim
$ des algierischen Dhnorphocorls marg'melliis Pux.) — länger. Der
Schnabel reicht fast bis zum Anfang der Hinterhüften, manchmal
noch etw^as darüber hinaus. An den hinteren Tarsen ist das
zweite Glied mindestens zweimal, beim Männchen sogar dreimal
so lang als das erste. Männchen und Weibchen einander meist
sehr unähnlich und verschieden gefärbt, das Männchen geflügelt,
das Weibchen brachypter. XIII. DiniorpJiocoris Reut.
25. (24.) [Der Scheitel mit scharfem, nach hinten leicht geschweiftem
Rande , vor diesem Rande mit querem Eindruck. Das Pronotum
länger als das erste Fühlerglied, beim maktopteren Männchen nach
vorne zu leicht abfallend. Der Schnabel reicht beim Männchen
nicht über die mittleren Hüften hinaus. An den hinteren Tarsen
ist das zweite Glied mindestens ums Doppelte länger als das erste.
Das Männchen hat ausgebildete Flügel, das W^eibchen verkümmerte
(brachypter).
3 Arten der mediterranen Gattung XIV. Plaghtijlus Scott.]
26. (5.) An den hinteren Tarsen ist das erste Glied so lang wie das
zweite. Die Schenkel der Hinterbeine sind verlängert. Das
Pronotum ist am Grunde und an den Seiten geschweift.
27. (28.) [Augen gestielt. Der Kopf, von vorne gesehen, ohne die
Augen fast gleichseitig dreieckig, senkrecht gestellt, Kopfschild
in die Stirne senkrecht übergehend. Das erste Fühlerglied mit
steifen Borsten besetzt.
4 Arten der sibirischen Gattung XII. Lalops Burm.]
28. (27.) [Augen sitzend, schief an den Seiten des Kopfes liegend. Der
Kopf in die Quere gezogen , sein hinterer Rand gekielt. Fühler
ohne Borsten. Pronotum mit andersfarbenen Schwielen. Leib
fast parallel.
3 Arten der außerdeutschen Gattung XV. Hyoidca Reut.]
— 206 —
Dimorpliocoris Reut.
Figur des Männchen länglich, parallelseitig und stets geflügelt,
des Weibchens eiförmig und brachypter, dabei beide Geschlechter
verschieden gebaut und gefärbt, glanzlos, mit leicht abgehenden,
hellen Härchen bedeckt, oben außerdem noch mit brüchigen, schwarzen
Borstenhaaren besetzt , die beim 6 meist länger als beim $ sind ;
letzteres hat häufig einen hellen Kopf, während am Kopfe der S nur
die Augenränder hell sind. Der Kopf selbst ist breit, samt den Augen
etwa so breit wie der Grund des Pronotum, auch beim brachypteren
Weibchen; von vorne gesehen erscheint er fünfeckig, von oben ge-
sehen mindestens so lang wie das Pronotum (beim $ noch ziemlich
länger) , von der Seite erscheint er um die Hälfte kürzer als hoch ;
beim S steht er senkrecht, beim $ ist er häufig vorne aufgetrieben,
verlängert und nur wenig kürzer als hoch; Stirne und Kopfschild
bilden , rückwärts streichend , einen stumpfwinkligen Bogen. Die
Kehle ist kurz. Die Augen sind vorspringend, manchmal gestielt.
Der Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften , manchmal noch
darüber hinaus. Die Fühler sind mehr oder weniger nahe dem
unteren vorderen Augenende eingefügt, behaart, ihr erstes, mit einigen
steifen Borsten besetztes Glied den Kopfschild beim $ kaum, beim 6
ziemlich weit überragend ; das zweite Glied ist linear , das vierte
kürzer als das dritte. Das auch beim 6 fast wagerechte, kurze
Pronotum ist höchstens so lang wie das erste Fühlerglied, sein
Grund geschweift oder abgestutzt, seine Schwielen gut ausgebildet
(beim cJ stark quer, beim $ weniger markiert und weiter auseinander-
stehend). Das Schildchen ist beim kurzflügeligen W^eibchen kurz drei-
eckig und vollständig eben, beim c? abfallend, am Grunde frei. Die
Halbdecken sind beim 6 sehr lang, den Hinterleib weit überragend,
der länglich dreieckige Keil fast wagerecht, die große Membran mit
zwei verlängerten Zellen ; beim $ sind die Halbdecken gekürzt und
ganz lederartig. Die Mittelbrust ist kurz. Die Öffnungen der Hinter-
brust bilden über den Grundrand der Hinterhüften eine lange, quere
Randspalte. Die Hinterschenkel sind beim S lang, beim $ kürzer
und mehr oder weniger verdickt; die Schienen (auch die vorderen)
sind drehrund und mit kleinen, schwarzen Dornen besetzt; an den
Hintertarsen ist das zweite Glied gut doppelt so laiig als das erste,
auch etwas länger als das dritte.
Diese Gattung unterscheidet sich von Sdioenocoris Reut, durch
die verschiedene Färbung beider Geschlechter, durch die längeren
— 207 —
Fühler des Männchens, deren erstes GHed den Kopfschild weit über-
ragt und deren zweites vollständig linear ist, durch die sehr langen
Halbdecken des 6 , durch die anders gebauten Tarsen , besonders
aber durch die weder kürzeren, noch in einem Winkel zwischen
Mittel- und Hinterhüften gelegenen, sondern eine quere Randspalte
über dem Grunde der Hinterhüften bildenden langen Offnungen der
Hinterbrust. — Von der Gattung Orthocephalus Fieb. Reut, unter-
scheidet sich die Gattung Dimorphocoris durch den matt dunkeln
Leib, der bei cj und 5 sehr verschieden gestaltet und gefärbt ist,
durch den beim $ vorne meist stark rückwärts gebogenen Kopf,
durch die kürzere Kehle , den längeren Schnabel , durch die vom
unteren vorderen Augenende weiter abgerückten Fühler, durch die
zahlreichen steifen Borsten am ersten Fühlerglied , welches beim d
das Kopfschildende weit überragt , durch das auch beim $ lineare
zweite Fühlerglied, durch das weit kürzere Pronotum, das auch beim
d vorne nicht oder nur wenig abfällt, sowie durch die eine lange
Randspalte bildenden Öffnungen der Mittelbrust. Nach Reuter
(H. G. E. IV, 83).
Von den 10 paläarktischen, auf Pflanzen lebenden Arten der
Gattung Dimorphocoris ist bis jetzt noch keine in Deutschland
gefunden worden , wohl aber kommen 2 Arten in benachbarten
Ländern (franz. Vogesen bezw. Steiermark) vor. — Die Bestimmungs-
tabelle der Arten, getrennt nach Geschlechtern, gibt Reuter (lateinisch)
im 4. Band (1891), S. 169/70 der Hern. Gymn. Europ.
* Seh m i d t i i Fieb.
Das (bis jetzt nur bekannte) Männchen ist länglich, parallel-
seitig , dunkelbraun (in spärlichem , zartem , weißem Flaum) fein
schwarz behaart, während lehmfarben sind: am Kopf die Wangen,
die Zügel, ein ankerartiger Wisch auf der Stirne, die Augenränder,
ein Punkt oder eine Längslinie auf dem Scheitel, eine Längslinie auf
dem Pronotum, eine gleiche auf dem Schildchen, sowie ein ver-
schwommener , beiderseitiger Fleck an seinem Grunde , der größte
Teil der beiden ersten Schnabelglieder, die Epimeren am Vorder-
brustkorb, die Ränder der Mittelbrust und die Öffnungen der Hinter-
brust; die Halbdecken sind blaß- oder graugelblich, während der
ganze Clavus und am Corium ein mehr oder weniger großer, gegen
dessen vorderen inneren Winkel zu verbreiterter Fleck neben der
Clavusnaht sowie die Naht der braunen Membran bis zum Keil hin
dunkelbraun sind; nur die Spitze der Schenkel ist, gleich den ganzen
— 208 —
Schienen, gelbrötlich, letztere am Grunde bräunlich, am Ende schwarz;
der Kopfschild sowie das vordere Ende der Zügel ist schwärzlich.
Die großen, nach außen vorspringenden Augen stoßen an den inneren
Rand und den vorderen Winkel des Pronotum. Die Fühler sind
schwarz und schwarz behaart; ihr erstes Glied ist länger als das
Pronotum, das zweite linear und etwa ums Doppelte länger als das
erste ; das dritte fast so lang wie das zweite und deutlich länger
als das Pronotum an seinem Grunde breit; letzteres über dem
Schildchen deutlich ausgerandet. Länge öVs mm. — Von dem (für
Deutschland noch in Betracht kommenden) 0. Futoni Reut, unter-
scheidet sich diese Art leicht durch die Zeichnung von Kopf und
Pronotum. (Nach Reuter.)
Orthocephdlus Schmidti Fieber, Grit. 1859, sp. 15. — Eur. Hem.
1861, 292, 3.
Lapobs Schmidti (Walker, Cat. Hem. VI, p. 136). — Atkinson,
Cat. of Caps. 1889, p. 125.
Bimorphocoris Schmidti Reuter, Hem. Gymn. Europ. IV, 1891,
p. 88, 3; tab. H, fig. 7 (d). — Püton, Cat. 1899, p. 66, 3.
Aus dem südlichen Deutschland, Fieber (1861).
Hab. in gramine (Schleicher) : Germania meridionalis, Fieber ;
Styria! (Mus. Berol.); Austria (Gresten in alpibus, D. Schleicher):
Illyria, sec. Bärensprung. Reuter (1891).
[Nieder-Österreich : Bei Gresten im Grase auf Alpen, z. B. am
Oetscher, Hochkar usw. Schleicher. 1861. — Steiermark: auf Dolden
bei Mariahof 1 S\ auf der Koralpe am 21. Juli 1 cj, 1 5. Strobl.
1899.]
* Futoni Reut.
Das (bis jetzt nur bekannte) Männchen ist länglich, parallel-
seitig, schwarz, ziemlich glanzlos, auf der Oberseite (zwischen spär-
lichem, feinem, weißem Flaum) mit ziemlich langen, steifen, schwarzen
Haaren besetzt. Am Kopf sind die inneren Augenränder, die Zügel
und die Wangen fast vollständig blaßgelb: von gleicher Farbe sind
die Ränder der Seitenstücke des Pronotum, die Öffnungen der Hinter-
brust, der Schnabelgrund und die Halbdecken, während der ganze
Clavus, die Innenseite des Corium und die Membran bräunlich sind,
letztere mit braunen Adern. Die Spitzen der Schenkel und die
Schienen sind rostfarben , letztere mit ziemlich langen , aus kaum
erkennbaren schwarzen Punkten entspringenden, feinen Dornen. Die
Augen sind gestielt, dabei kurz nach vorn und ganz leicht nach
— 209 —
oben gerichtet. Das erste Glied der schwarzen, schwarz behaarten
Fühler ist länger als das Pronotum. Länge 3 5-/3 mm.
Diese Art unterscheidet sich von I). Schmidti Fieb. (sowie den
für uns hier nicht in Betracht kommenden I). tauricus Horv. und
signatiis Fieb.) durch ihre nach vorne gekehrten und von den vorderen
Pronotumecken entfernten Augen, sowie durch den Bau ihrer Fühler.
Nach Reuter,
Lahops Futoni Reuter, Revue d'Entomologie I, 1882, p, 277. —
Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 124.
Bimorphocoris Futoni Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891,
p. 93, 6. — PuTON, Cat. 1899, p. 66, 7.
Hab. in Galha orientah (Hohneck !\ D. Pierrat), comm.
D. Dr. PuTON. Reuter (1891).
Schoenocoris Reut.
Das Männchen länglich und parallelseitig , das brachyptere
Weibchen kurz, eiförmig, mattdunkel, mit leicht abgehendem, weiß-
lichem Flaum besetzt, dazu oberseits schwarz behaart. Der senk-
recht gestellte Kopf ist (samt den Augen) breiter als das Pronotum
an seinem Grunde, von vorne gesehen fünfseitig, fast so lang wie
hinten (mit den Augen) breit und zeigt blasse innere Augenränder.
Der ungerandete Scheitel hat zwischen den. Augen flachen Grund,
der Kopfschild (S) ist von der Stirne kaum abgesetzt ; die Kehle ist
beim 6 sehr kurz, beim $ fehlt sie ganz. Die Augen springen stark
vor und streichen an ihrem Grunde (beim 3 leicht, beim $ stark)
nach rückwärts, bei letzterem den vorderen Pronotumecken auf-
liegend. Der Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften. Die
(schwarz behaarten) Fühler sind im oberen Drittel, innseits zwischen
Anfang von Auge und Kopfschild, eingefügt; ihr erstes Glied ist (3)
eben so lang wie der Kopfschild, jedoch ($) viel länger als der quere
Augendurchmesser, und mit vielen steifen Haaren besetzt ; das zweite
Ghed ist etwas kürzer als der innere Augenabstand beim Weibchen ;
das vierte ist kürzer als das dritte. Das Pronotum ist kurz, kürzer
als der Scheitel zwischen den Augen breit, auch beim Männchen
nach vorne leicht verschmälert, seine Fläche fast wagerecht. Das
Schildchen des kurzflügeligen Weibchens ist vollständig eben. Die
Halbdecken sind beim Männchen immer ausgebildet, mit zweizeiliger
* Über den 1366 m hohen, in V/i Stunden von der bekannten Schlucht am
Ende des Münstertales zu ersteigenden Hohneck läuft die deutsch-französische
Grenze ! H.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Xaturkuiidc in Württ. 1906. 14
— 210 —
Membran; beim Weibchen sind sie ganz lederartig. Die kurzen
Öffnungen der Hinterbrust liegen in einem Winkel zwischen den
mittleren und hinteren Hüften. Die Hinterschenkel sind (beim
Weibchen) kurz und ziemlich verdickt; die Schienen (auch die
vorderen) zylindrisch; an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied
etwa um die Hälfte länger als das erste, das dritte nur wenig länger
als das zweite. — Die bis jetzt einzig bekannte Art dieser Gattung
lebt im Gebirge auf binsenartigen Gewächsen.
Diese Gattung unterscheidet sich von der Gattung Orthocephalus
FiEB. Reüt. durch ihren mattdunkeln Leib, durch ihre hellen Augen-
ränder, dadurch, daß ihr Kopf (samt Augen) breiter als das Pronotum
ist, der ungerandete Scheitel flachen Grund zeigt, die Kehle fast
oder ganz fehlt, die Augen (besonders beim $) vom Grunde ab nach
rückwärts ziehen, der Schnabel länger, das erste FühlergUed fast in
seiner ganzen Länge dicht und steif behaart, das zweite beim $ weit
kürzer ist, dadurch, daß das wagerechte, viel kürzere Pronotum sich,
auch beim Männchen, nach vorne etwas verengert, daß das Schildchen
des brachypteren $ vollständig eben ist und die Tarsen anders ge-
baut sind. — Von der Gattung Faclußornella Costa, Reüt. unter-
scheidet sie sich durch den dunkeln , oben mit schwarzen Borsten,
sowie leicht schwindendem, hellem Flaumhaar besetzten Leib, durch
die hellen inneren Augenränder, durch die erheblich längeren, be-
haarten Fühler, deren erstes Glied steife Borsten trägt und beim ^
weit länger ist als der quere Augendurchmesser, durch das auch
beim d wagerechte Pronotum, sowie durch den Bau der Tarsen. —
Von der Gattung Dimorphocoris Reut., mit der diese Gattung große
Ähnlichkeit besitzt, unterscheidet sie sich leicht durch die kurzen,
in einem Winkel zwischen mittleren und hinteren Hüften liegenden
Öffnungen der Hinterbrust, durch den Bau der Tarsen und die
kürzeren Fühler, deren zweites Glied an seinem Grunde verschmälert
ist. Nach Reuter.
* flavoniarginatus Costa.
Das Männchen länglich, das Weibchen kurz eiförmig, schwarz,
ziemlich matt (besonders das d), mit leicht abgehenden, hellen
Härchen bedeckt und mit schwarzen Borsten auf Kopf, Pronotum
und Halbdecken. Die inneren Augenränder (bisweilen an der Stirne
unterbrochen), sowie die Seitenränder der Halbdecken und die Riech-
öffnungen sind weißgelbhch. Die Schenkel sind meist schwarz, mit
hellbrauner Spitze, beim $ öfters hell mit schwarzen Flecken, dabei
— 211 —
kürzer und ziemlich verdickt ; die Schienen sind lehrrifarben , mit
schwarzen Haaren und Dornen besetzt , an ihrem Ende , gleich wie
die Tarsen, schwarz. Das zweite Fühlerglied ist beim ^ an seinem
Grunde bisweilen hellbraun. Die Halbdecken reichen beim 6 weit
über den Hinterleib hinaus, während sie beim brachypteren $ mit
ihren Seiten bis zur Mitte des fünften Rückenabschnitts reichen und
an ihrem Ende, gegen die Kommissur zu, schief abgestutzt sind.
Länge des makropteren c? 3, des brachypteren $ 2^2 mm.
Das Weibchen dieser Art zeigt auf den ersten Blick große
Ähnlichkeit mit dem Weibchen von PachytomelJa Fasser ini Costa,
unterscheidet sich aber von diesem leicht durch den hellgelben Saum
der Halbdecken, durch die schwarzen Borsten auf der Oberseite,
den kaum quergezogenen Kopf, durch den hellen inneren Augenrand,
durch das längere, schwarz beborstete erste Fühlerglied usw. Nach
Reuter.
Phytocoris ßavomarginatus Costa, Ann. Soc. Ent. France X,
1841, p. 286, 4, tab. VI, fig. 3a.
Pachytoma flavomarginatus Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. III,
1852, p. 278, 2, tab. III, fig. 3 et 4 (c?$). — (Reuter, Berlin. Ent.
Zeitschr. XXV, 1881, p. 180 pt.).
Labops flavomarginatus Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 123.
Schoenocoris flavomarginatus Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV,
1891, p. 66, 1. — PuTOX, Cat. 1899, p. 67.
(Elsaß- Lothringen) : trouvee au Hohneck par M. Pierrat. Reiber-
PUTON.
Hab. Italy. Atkinson (1889). — Italie, Carpathes. Puton
(1899).
Hab. in specie parva Juncacearum (Montandon) : Italia (in
Aprutiorum montibus, mons de Majella, inter herbas humiles, D. Prof.
Costa); Abruzzes ad Gran Sassol, D. Pirazzoli; Valachia (Carpathes!,
26000, D. Montandon. Reuter (1891).
Euryopocoris Reut.
Männchen und Weibchen brachypter, breit eirund, dick, ge-
wölbt, stark glänzend, oberseits kahl. Der senkrecht gestellte Kopf
ist von vorne gesehen fünfeckig, zwischen den kurzen Augen stark
verlängert, so lang wie (samt den Augen) breit, von der Seite ge-
sehen nur halb so lang wie hoch ; der breite Scheitel fällt von seinem
Grunde aus ab , sein scharfer Rand ist leicht geschweift, auf seiner
14*
— 212 —
Mitte finden sich vertiefte auseinandergehende Längsstriche , die
noch auf den oberen Teil der Stirne übertreten ; rechts wie links
findet sich ein glatter, gleichfarbener Punkt; die Augenränder sind
lehmfarben ; die Stirne in der Mitte ihres Grundes breit vertieft,
sonst gewölbt; der vertiefte, breit geschweifte Kopfschild ist an
seinem Grunde von der Stirne durch einen Eindruck geschieden,
während sein Grund selbst ziemlich weit unterhalb einer zwischen
den Fühlergruben gezogenen Linie liegt ; die Wangen sind sehr hoch ;
die Kehle ist sehr kurz; die glatten, seitlich gesehen runden Augen
nehmen kaum das obere Drittel der Kopfseiten ein, sind von ihrem
Grunde aus nach rückwärts gerichtet und liegen den vorderen
Pronotumwinkeln auf. Die ziemlich langen Fühler sind leicht be-
haart und ziemlich weit unter der Augenspitze eingefügt; ihr erstes
Glied trägt mehrere steife Borstenhaare und überragt nicht das
Ende des Kopfschilds; das lineare zweite Glied ist länger als der
Kopf samt den Augen breit, die beiden letzten sind zusammen länger
als das zweite, das vierte ist länger als das dritte. Das in die Quere
gezogene, steil abschüssige Pronotum ist an seinem Grunde breit
und ziemlich stark geschweift, seine Schwielen stehen weit aus-
einander ; die Halbdecken sind bei beiden Geschlechtern abgekürzt,
vollständig lederartig, ohne Clavusnaht und Keileinschnitt, dabei ver-
tieft punktiert. Die Hinterschenkel sind in beiden Geschlechtern
lang, stark verdickt, am vorderen Rande mit kleinen Dornen besetzt ;
die dicken Schienen sind gleichfalls fein bedornt ; die Vorderschienen
dicker als die anderen, leicht gekrümmt, gegen die Spitze zu ziemlich
stark zusammengedrückt, verbreitert; an den hinteren Tarsen ist
das zweite Glied zweimal so lang wie das erste , das dritte Glied
etwas kürzer als das zweite. — Die Arten dieser Gattung leben
hauptsächlich auf Alpenwiesen.
Diese Gattung unterscheidet sich von der Gattung Ortlio-
cephalns Fieb. Eeüt. durch ihren mit schiefen Längsstricheln versehenen
Scheitel, durch die am Grunde vertiefte Stirne, durch den von der
Stirne scharf abgesetzten Kopfschild, durch die von Grund aus nach
rückwärts streichenden Augen, durch die anders gebildeten und
weiter unterhalb der Augenspitze eingefügten Fühler, durch die auch
beim Männchen dicken hinteren Schenkel, durch die gegen die Spitze
zu stark verbreiterten vorderen Schienen, durch die bei beiden Ge-
schlechtern verkürzten, vollständig lederartigen, stark vertieft punk-
tierten Halbdecken, sowie durch ihre vollständig kahle, stark glänzende
Oberfläche. Nach Reuter.
213
100 (494) • nitidus Mey.
Dem C. saUnfor sehr nahe, aber gedrungener, besonders der
Thorax kürzer . . . Meyer 1843. (v. 1. i. c.)
Schwarz, mit stark metallischem Glänze (stahlgrün, erzfarben
schillernd), eiförmig, gewölbt, oben kahl (ohne Schuppenhärchen),
unterseits fein schwarz behaart, gedrungener als saUator, auch mit
kürzerem Brustkorb. Der flache, große, stark abschüssige Kopf ist
feinnadelrissig, zeigt zwischen den Augen eine Vertiefung und einen
weißen, durch die Zügel nach den Augen zu verlaufenden Streif.
Das Pronotum ist doppelt so breit wie lang, wenig gewölbt, mäßig
geneigt, nach vorne zu nur wenig verschmälert, sein Hinterrand
flach ausgeschnitten (geschweift) , in seiner vorderen Hälfte glatt
(mit zwei größeren tiefen Punkten), in der hinteren, gleich dem
Schildchen, querrunzelig grob punktiert, mit glänzendem Querwulst.
Die Halbdecken kaum länger als der halbe Hinterleib, dabei wenig
dicht aber stark vertieft punktiert, die Decken mehr gerade ab-
geschnitten, bezw. ihr Hinterrand schräg von innen und vorn nach außen
und hinten abgestutzt, nicht so rund abgestutzt wie bei saltator, ohne
Clavus, Corium und Membran. Der vorragende Hinterleib tief glänzend
schwarz, auf seinem letzten Ringe, vor der Spitze, zwei Grübchen.
Die schwarzen behaarten Fühler sind beim 6 von Körperlänge,
beim $ kürzer (-/s) ; ihr erstes Glied ist verdickt und kürzer als
der Kopf, Glied 2 kürzer als 3 + 4, Glied 4 deutlich länger als
Glied 3. Die schwarzen kräftigen Beine sind sehr fein und kurz
behaart, die Hinterbeine verlängert mit verdickten Schenkeln (Sprung-
beine), die Schienen fein schwarz gedornt, die vorderen dicker als
die übrigen. Länge S 3^2 — 4, $ 4 — 4S'2 mm.
Die Nymphe ist an Figur sowie im Bau von Kopf, Fühlern
und Beinen dem Imago ähnlich; das Pronotum derselben ist breit
trapezförmig mit fast geradem Grundrande, das Mesonotum um mehr
als Va kürzer als das Pronotum, sein Hinterrand gerade, das Meta-
notum länger als das Mesonotum; die Flügelstummel sind breit,
kurz, die Spitze des Metanotum kaum überragend. Die Nymphe
selbst ist rostfarben, mit kurzen, feinen, braunen Härchen besetzt;
schwarzbraun sind an derselben : ein beiderseitiger Stirnfleck , ein
vertiefter Punkt beiderseits am Scheitel, zwei Flecke auf der Mitte
^ Sollte eigentlich „496" lauten, allein die Nummern meiner von 1894 ab
erscheinenden „Synopsis" decken sich nicht ganz mit jenen meines 1902 heraus-
gekommenen „Deutschen Wanzen-Katalogs". H.
— 214 —
des Pronotum, ein beiderseitiger Fleck am Grunde des Mesonotum
sowie die Innenseite der Flügelstummel; Pronotum und Mesonotum
sind mit braunen Punkten besprenkelt; Beine und Fühler sind
schwärzlich. Reuter (Rev. Grit. Gaps. 1875, p. 99, 1).
Capsiis nitidus Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 113, No. 107
und tab. VI, fig. 4. — Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 561, 54.
Eurycephala nitida Kolenati, Mel. ent. II, .1845, p. 130, 117.
Orthocephalus nitidus Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 293, 7.
Lahops nitidus Reuter, Berlin. Entom. Zeitschr. 1881, XXV,
p. 180, 37. — J. Sahlberg, Vet. Akad. Handl. 1878, XVI (4), p. 28.
— Atkinson, Cat. of Gaps. 1889, p. 123.
Hcdticus alhonotatus Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. Addit. 1860,
p. 32, tab. 3, fig. 9.
Fjuryopocaris nitidus Reuter, Rev. Grit. Caps. 1875, p. 99, 1.
— Hem. Gymn. Scand. et Fenn. 115, 1. — Hem. Gymn. Europ. 1891,
IV, p. 61, 1 und pl. 11, fig. 4. — PüTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 1.
Schlesien: Mir sind von dieser ausgezeichneten Art erst zwei
von RoTERMüND in Schlesien gefangene, jetzt in der Breslauer üni-
versitätssammlung befindliche Exemplare bekannt geworden. Scholz
(1846). — Diese sehr seltene Art wurde bisher nur von den Herren
Inspektor Rotermünd und Hauptlehrer K. Letzner in einigen Exem-
plaren in Schlesien gefangen. Gucke, Charlottenbrunn. (Ltz.)
Assmann (1854).
An grasigen, sonnigen Waldrändern in Böhmen, in der Schweiz
bis 7000'. Bisher ist nur das Weibchen bekannt. Fieber. 1861.
Hab. France, Switzerland, Hungary, Germany, S. Russia.
Scandinavia. Atkinson. 1889.
Hab. in graminosis praecipue montium et alpium: Lapponia
rossica (Imandra!, D. Prof. J. Sahlberg, Umba!, D. Levander), Fennia
(Kuusamo!, Karelia ladogensis et rossica!); Livonia (Nietau), D. Prof.
Flor; Rossia (Kasan!, Sarepta) : Gallia (Hautes Alpes, Jura, Pyrenees);
Helvetia u.sque ad 7000' s. m. ; Italia borealis et media, Calabria ;
Bohemia, Austria, Silesia; Hungaria; Herzego vina; Corfu, D. Erber;
Graecia (Parnassos!, Peloponnesos); Caucasus; Lhesgia; Sibiria (vallis
Jeniseijensis, D. J. Sahlberg, V. Sujetük!, D. Hammarström, Raddelki
in Sib. Orientali, sec. D. Dr. Horvath). Reuter. 1891.
[Schweiz : Professor Heer fand diese, mir neu scheinende Art
auf der Alp Urschein , im ünterengadin etwa 7000 Fuß ü. M. und
überließ mir ein Exemplar zur Benutzung. Meyer (1843). — An
— 215 —
grasigen, sonnigen Halden. Alp Urschein , . . S. Prex (F.). Frey-
Gessner (1864). — Graubünden: Alpine Region, Alp ürschai in Val
Tasna (Heer), mehrmals aus der Churer Alp erhalten. Killias (1879).
— Böhmen: Diese seltene Art sammelte Fieber vor Jahren in Böhmen,
wahrscheinlich bei Chrudim, an grasigen, sonnigen Waldrändern . . .
DüDA (1885). — • Prag, Pelz in verschiedenen Jahren auf sonnigen
Anhöhen von Gras gekötschert, ziemlich häufig, 19. Juni, 1. Juli . . .
Nickerl^ (1905). — Livland: Ziemlich zahlreich an den begrasten
Abhängen einer kleinen Schlucht, Anfang Juli (Nietau). Flor (1860).]
Orthocephalus Fieb.
Das Männchen von länglicher, parallelseitiger Gestalt, das
makroptere Weibchen eiförmig, das brachyptere Weibchen eirund und
häufig nach hinten stark verbreitert, von schwarzer Farbe und mehr
oder weniger glänzend, dabei, mit Ausnahme von 0. hrevis Paxz.
meist mit schillerndem, hellem, leicht abfallendem Flaum und langen,
schwarzen , steifen Haaren bedeckt. Der Kopf zeigt gleichfarbene
Augenränder, er steht senkrecht, ist schmäler als das Pronotum an
seinem Grunde und nur ganz selten ($ brach.) etwas breiter als
dieser, von vorne gesehen, erscheint er fünfeckig, unterhalb der
Augen verlängert, so lang wie am Grunde breit, und von der Seite
gesehen, viel kürzer als hoch; der Scheitel ist von seinem Grunde
an abfallend und allmähUch in die Stirne übergehend, häufig ge-
bogen gerandet oder wenigstens beim S mit scharfem Rande und
zeigt beiderseits nahe dem Auge einen rostfarbenen, manchmal ver-
schwommenen Punkt ; der Kopfschild ist an seinem Grunde von der
Stirne nicht oder nur schwach, selten scharf abgesetzt, sein Grund
selbst immer unterhalb der Kopfmitte gelegen. Die Augen liegen
bei beiden Geschlechtern quer auf dem Scheitel, ihr Hinterrand ist
nicht nach rückwärts verlängert. Der Schnabel reicht bis zum An-
fang der Mittelbrust oder der Mittelhüften. Die Fühler sind meist
gleich unterhalb des vorderen Augenendes, innseits, eingefügt, nur
selten stehen sie weiter von den Augen ab, liegen jedoch nie unter-
halb des oberen Drittels des zwischen Augen- und Kopfschildanfang
gelegenen Raumes ; sie sind behaart, ihr erstes Glied überragt nicht
den Anfang des Kopfschilds , beim Weibchen ist es immer länger
^ Beiträge zur Insektenfauna Böhmens : II. Fundorte böhmischer Wanzen-
arten, nach der von Dr. 0. Nickerl jun. hinterlassenen Hemipterensammlung
zusammengestellt von Dr. 0. Nickerl sen. Prag 1905. (43 Seiten.) Heraus-
gegeben von der Gesellschaft für Physiokratie in Böhmen.
— 216 —
als der quere Augendurcbmesser und höchstens vor seiner Spitze
mit zwei oder drei steifen Haaren besetzt; das zweite Glied ist
immer länger als der Kopf zwischen den Augen breit; das vierte
Glied ist kürzer als das dritte. Das Pronotum ist immer weit
länger als das erste FühlergHed, in der Mitte seines Grundes ge-
schweift, beim Männchen nach vorne zu leicht abfallend und ziemlich
verschmälert. Das Schildchen ist, auch beim brachypteren Weibchen,
geneigt und am Grunde freiliegend (breit abgesetzt). Die Halbdecken
(der makropteren Form) besitzen einen länglich dreieckigen , wenig
oder nur ganz leicht geneigten Keil und sind beim Männchen immer
vollständig ausgebildet, beim Weibchen aber häufig verkürzt. Die
kurzen Öffnungen der Hinterbrust liegen in einem Winkel zwischen
den mittleren und hinteren Hüften und sind oft kaum zu unter-
scheiden. Die Hinterschenkel sind beim Weibchen meist verdickt,
die Schienen (auch die vorderen) zylindrisch, oder (§) gegen die
Spitze zu leicht verbreitert; an den hinteren Tarsen ist das erste
Glied nur halb so lang wie das zweite, letzteres deutlich länger als
das dritte. — Die Arten dieser Gattung leben zwischen Pflanzen
auf Feldern, trockenen Wiesen, Heiden usw. und bevorzugen dabei,
wie es scheint, die synantheren Pflanzen. (Korbblütler, Kompositen. H.)
Reüter. H. G. E. IV, 43.
Von den 13 paläarktischen Arten dieser Gattung — (Puton
führt in seinem neuesten Katalog noch 2 weitere, aus Corsica bezw.
Algier, also insgesamt 15 auf) — kommen nur 4 in Deutschland
vor, weshalb ich davon absehe, Reuters (H. G. E. IV, p. 164—167)
Conspectus specierum hier in deutscher Übersetzung wiederzugeben,
zumal diese Tabelle durch die Verschiedenheit der Geschlechter
ziemlich umfangreich ist.
101 (495) brevis Panz.
Lygaeus brevis, die kurzleibigte Wanze: ater abdomine apice
dilatato, fronte verticeque niveis. Panzer.
Vollständig schwarz, auch Fühler und Beine, kaum glänzend.
(Männchen länglich, Weibchen breit eiförmig und gewölbt, wie schon
oben bei der Gattungsbeschreibung angegeben ; ebendaselbst siehe
auch die weiteren Strukturverhältnisse I) Auf der Oberseite finden
sich nur am Kopf und an den Seiten des Pronotum kurze schwarze
Haare , auch noch auf den Halbdecken des Männchens , sonst nur
ein ganz feines, anliegendes, graues Flaumhaar, das selten mit kurzen
weißlichen Schüppchen untermischt ist. An den Augen zuweilen je
— 217 —
ein kleiner gelbbrauner Fleck. Der vertiefte Scheitel hat einen
bogigen , scharfen Rand und ist beim Männchen zweimal , beim
Weibchen fast dreimal so breit als das Auge. Das zweite Fühler-
glied ist nach oben zu stark verdickt, beim Weibchen leicht gekeult.
Pronotum und Schildchen sind stark querrunzelig. Die Halbdecken
sind schwach runzelig punktiert (chagriniert) und ragen beim Männchen
weit über den Hinterleib hinaus (mit brauner Membran und dunklen
Nerven); makroptere Weibchen sind äußerst selten. Schenkel beim
Weibchen kaum verdickt, ohne steife Borstenhaare; die schwarz
gedornten Schienen sind , gleich dem Grund der Tarsen , häufig
dunkelbräunhch. Länge: S 6'^/4, $ brach. 4V-2 — 4^/3 mm.
9 Ciniex cinereo-niyrkans Goeze, Ent. Beytr. 1778, II, p. 276,
12 forte.
Lygaeus hrevis Panzer, Faun. Germ. 1798, 59, 8.
Capsus &revis Kirschbaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, p. (17 und) 84,
sp. 109. — Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 563, 55.
OrtJiocephalus Fanseri Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 294, 9.
Labops hrevis Reüter, Berl. Ent. Zeit. XXV (An. Hem.), 1881
p. 179, 35. — Revis. synon. 1880, II, p. 288, No. 262. — Atkinson,
Cat. of Caps. 1889, p. 122.
OrtJiocephalus conßms Reuter, Öfv. Finska Vet. Soc. Förh.
(Diag. Hem. Nov.) 1880, XXI, 6, 9 (c?).
Orthocephcdis hrevis Fieber, Grit. 1859, 28. — Reuter, Rev.
Grit. Caps. 1875, p. 94, 1. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 110, 1. —
Hem. Gymn. Europ. 1891, IV, p. 45, 1, tab. I, fig. 10 a und tab. HI,
fig. 5 (d). — PuToN, Cat. 1899, p. 67, 1.
Bayern : Bei Regensburg gemein , bei Freising nicht selten,
Wiesenwald und Weihenstephan, Juli. Kittel (wohl Verwechslung?! H.).
— Württemberg: Bei Ulm (Lautertal) gestreift, 6; selten. Hüeber.
— Elsaß-Lothringen: Gerbamont (Pierrat). Reiber-Püton. — Nassau:
Ein $ von Herrn Prof. Schenk bei Weilburg gefangen. Kirschbaum.
— Thüringen: Ich sah Stücke aus der Umgebung von Gotha.
Breddin. — Von Dr. Schmiedeknecht (Blankenburg) gesammelt. Fokker.
— • Schlesien : An grasigen Orten , selten. Mir sind ebenfalls nur
2 von Herrn Lehrer Letzner in Schlesien gefundene Exemplare zu
Gesicht gekommen . . . Scholz. — Auch diese sehr seltene Art
wurde in Schlesien bisher nur in 2 Exemplaren aufgefunden und
zwar von Herrn Letzner. Assmann.
— 218 —
Auf Grasplätzen an Waldrändern, auf steinigen, grasigen Hügeln,
in Deutschland und der Schweiz. Fieber.
Hab. Scandinavia, Russia, Germany, France, Tunis. Atkinson.
Hab. in pratis aridis et in ericetis (Flor), in Campanula
rapuncoloide (Montandon) ; Fennia orientalis et meridionalis (Sorda-
vala!, Jaakima!, Impilaks!, D. Prof. J. Sahlberg), Livonia, D. Prof.
Flor; Curonia; Rossia (Moskva, Vilna, Charcov); Germania (Wies-
baden, Bavaria, Saxonia, Silesia) ; Bohemia; Austria, Styria, Alpes
Carinthiae, Tirolia; Dalmatia; Hungaria; Halicia; Carpathes, Moldavia,
Romania; Corfu!; Anatolia; Italia; Sicilia; Helvetia; Gallia. —
Tunisia (?). Reuter (1891).
[Sehr selten und einzeln an trockenen heißen Stellen. Am
Rigi (Seiler), Bündten (A.), im Juni bei Visp im Wallis und anfangs
Mai bei Lugano (Mey.). Frey-Gessner. — Graubänden: Ebene bis
Montanregion, bei Malans; mehrere Male in der Tarasper Gegend.
KiLLiAS. — Tirol: In meiner Sammlung vorfindig (aus Südtirol '?),
jedenfalls sehr selten; lebt an heiß gelegenen Grasplätzen. — Nach-
lese: Lienz, in Auen an Strünken, Juli; Sigmundskron am Etsch-
damm, 12. Juni, nicht selten. Gredler. — Steiermark: Waldwiesen
bei Brück a. M. Eberstaller. — Bei Graz, 1 $. Gatterer; an Bach-
rändern im Veitlgraben bei Admont 1 $ (forma macroptera). Strobl.
— Niederösterreich : Bei Gresten, Wiesen, nicht häufig. Schleicher.
— Böhmen : An denselben Orten wie die Arten der Gattung
Haltkiis BuKM., aber sehr selten ; bei Prag (Kuchelbad) ; bei Karls-
bad selten , 7. (D. T.) Duda. — Livland : Auf trockenen Wiesen
und Heidekrautflächen, nicht besonders häufig, 6, 7, 8 . . . Flor.
— Frankreich: Dep. du Nord; N'est pas tres-rare, ä la fin de Fete,
sur les herbes dans les fortifications de Lille; dunes de Dunkerque,
foret de Mormal. Lethierry.]
102 (496) mutahllis Fall.
S. elytris coriaceis nigrogriseis. Fabricius.
C. mutabilis obscure niger, supra fulvo-pilosus: antennis imma-
culatis. Fallen.
Vollständig schwarz, auch Fühler und Beine, matt glänzend, am
ganzen Leib mit goldigglänzenden, leicht abwischbaren Schuppen-
härchen bedeckt, auf der Oberseite lang, schwarz und steif behaart
(auf den Halbdecken sind die Haare halb liegend). Der Scheitel ist, je
nach Geschlecht. 1 — 2mal breiter als das Auge, hinten fein gebogen
und scharf gerandet und zeigt beiderseits einen kleinen, rostfarbenen.
— 219 —
oft sehr verschwommenen Fleck. Das Pronotum ist fast doppelt so
breit wie lang, kaum gewölbt, beim Männchen ziemlich stark geneigt
und nach vorne stark verschmälert, beim Weibchen fast wagerecht,
nach vorne zu kaum verschmälert; sein Hinterrand bei den ge-
flügelten breiter als bei den ungeflügelten , seine Oberfläche (gleich
jener des Schildchens) fast glatt , seine Schwielen deutlich aus-
gebildet. An den Halbdecken des Männchen ist ein breiter Fleck
neben der Clavusnaht sowie die Grundhälfte der Membran schmutzig
weißgelblich, die dunkle Membran selbst schwarzgeadert : die Halb-
decken des brachypteren Weibchens sind vollständig schwarz, klaffend,
breit abgerundet. (Nach Flor sind Halbdecken und Flügel bei den
Männchen stets, bei den Weibchen meist vollständig entwickelt,
länger als der Hinterleib und fehlt der schmutziggelbe Längsstreif
auf den Decken der Männchen bei den Weibchen oder ist nur sehr
schmal und undeutlich, die Membran ist dunkel und dunkel geädert;
sind, was nach Flor „selten" sein soll [47 cj, G $, von letzteren
eins ungeflügelt !] , die Decken beim Weibchen verkürzt , so bleibt
die Spitze des Hinterleibs unbedeckt. Nach Saunders ist das makroptere
Weibchen unbekannt!) Die schwarz behaarten Fühler haben ^/o Körper-
länge ; ihr erstes Glied ist kürzer als der Kopf, das zweite (besonders
beim $) gegen seine Spitze zu allmählich deutlich verdickt, das
dritte Glied V4 — Vs kürzer als das zweite, das vierte fast ^/s kürzer
als das dritte, die beiden letzten zusammen länger als das zweite.
Die Beine sind vollständig schwarz und schwarz behaart, die Schienen
fein schwarz gedornt, die Hinterbeine verlängert mit verdickten
Schenkeln (Sprungbeine). Länge 6 6^/4, $ brach. 4^2 — 4^/3 mm
nach Reuter (5 mm nach Saunders).
Diese Art ist (nach Reuter, 1875) kräftiger als saltator, ihr
Kopf breiter, ihr zweites Fühlerglied an seiner Spitze stärker ver-
dickt; auch bieten Färbung von Beinen und Halbdecken gute Unter-
scheidungsmerkmale. Nach Saunders (1892) unterscheidet sich S
nintabilis vom 6 saltator durch seine kürzere Gestalt, durch das
kürzere Pronotum, das nach hinten weniger erweitert ist und dessen
Grund nicht mehr als IV2 so lang ist wie sein Vorderrand, durch
die gelbbraune innere Hälfte des Corium und die hellere braun-
gewölkte Membran, während das brachyptere $ vom § saltator
schwierig zu unterscheiden sei; es ist gleichwohl größer und kräf-
tiger, sein Pronotum ist breiter und mehr in die Quere gezogen,
seine Seiten mehr gleichlaufend und die Beine sind vollständig
schwarz.
— 220 —
Acanthia coriacea Fabricius, Gen. Ins. 1776, 299, 1^ — 2. —
Ent. Syst. 1794, IV, 69, 7.
Clniex grylloides Goeze, Ent. Beytr. 1778, II, 187, 13.
Salda coriacea Fabricius, Syst. Rhyng. 1803, 115, 8.
Lygaeus coriaceus Latreille, Hist. Nat. 1804, XII, 220, 29, forte!
Capsus mutabilis Fallen, Mon. Cim. Suec. 1807, 98, 4. —
Hem. Suec. 1829, 118, 5. — Kirschbaum, Rhynch. Wiesbad. 1855,
p. 16, 83, 118, sp. 107.
Capsus coriaceus Thomson, Opusc. entom. 1871, 432, 50.
Capsus pilosus Hahn, Wanz. Ins. 11, 1831, p. 96, fig. 181, J.
— Herrich - Schäffer , Nom. ent. 1835, p. 52. — Wanz. Ins. IX,
1853, Ind. 38. — Meyer, Schweiz. Khynch. 1843, p. 59, 24. —
Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 564, 56.
? HaUicus mutahilis Burmeister, Handb. d. Ent. 1835, II,
p. 277, 1.
Evalassus Amyot, Ent. fr. Rhynch. 1848, p. 221, No. 267.
Capsus stygialis Mulsant et Rey, Op. ent. I, p. 151 ($).
Lahops coriaceus Reuter, Revis. synon. 1888, II, p. 288,
No. 263. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 122.
Orthocephalus coriaceus Stal, Hem. Fabr. 1868, I, 88, 1. —
Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 94, 2. — Hem. Gymn. Sc. et
Fenn. p. 110, 2. — Saunders, Synops. of brit. Hem. Het. 1875,
p. 289, 1.
OrtJiocephalus mutahilis Bärensprung, Cat. 1860, p. 16. —
Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 293, 8. — Douglas and Scott, Brit.
Hem. 1865, p. 430, 1. — Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891,
p. 48, 3 und tab. IV, fig. 2 cf, fig. 3 ?. — Saunders, Hem. Het. of
the brit. isl. 1892, p. 270. — Puton, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 3.
Bayern : Bei Nürnberg auf Sarothaiimus scoparius ; bei Freising
nicht selten. Kittel. — Bei Bamberg auf trockenen Grasplätzen.
Funk. — Württemberg. Roser. — Bei Ulm, 6 und 7. Hüeber. —
Elsaß-Lothringen: Vosges: Remiremont, Trois-Epis, Soultzbach ; 6;
souvent pas rare dans les prairies; la $ plus commune que le 6.
Reiber-Puton. — Nassau: 6 $ Wiesbaden, Mombach; auf Grasplätzen
z. B. an der Tränk, häufig; () — 7. Alle $ fand ich ungeflügelt; ein
geflügeltes, bei Weilburg gefangen, teilt mir Herr Prof. Schenk mit.
Kirschbaum. — Westfalen : Auf Heiden und Triften selten. Rheine
(18. 8. 1876 von mir gefangen); desgleichen von mir bei Münster
gesammelt. Elberfeld (Cornelius). Form, brachyptera $ : noch häufiger;
— 221 —
von mir 8. 77 bei Münster und 27. 7. 79 unweit Münster bei Mecklen-
beck gesammelt. Westhoff. — Thüringen: Von Dr. Schmiedeknecht
(Blankenburg) gesammelt. Fokker. — Schleswig - Holstein : Noch
häufiger als saltator Hahn bei gleichem Vorkommen ; Sonderburg,
Husum und Niebüll, 7 und 8. Wüstnei. — Mecklenburg : mit saltator
Hahn zusammen, ebenfalls häufig. Raddatz. — Schlesien : C. muta-
hilis Fall, im Juni und Juli auf allerhand Schuttpflanzen häufig;
um Breslau ... 0. püosus Hahn : in hohem Grase selten und stets
nur vereinzelt. Scholz. — Merkwürdigerweise bisher nur von Scholz
auf allerhand Schuttpflanzen um Breslau, im Juni und Juh, und
zwar nach seiner Angabe häufig gefunden, während diese Art den
übrigen Sammlern noch nicht vorkam. C. pilosus Hahn (= S H.)
bei Breslau in hohem Grase, selten und stets nur vereinzelt . . . Assmann.
— Provinz Preußen. Brischke.
In Wäldern der Nürnberger Umgebung findet sich diese Wanze
auf Ginster {Spartium scoparium Linn.) und auch unter demselben
auf der Erde, jedoch selten vor. Hahn.
Auf Grasplätzen, durch Europa verbreitet. Fieber.
Hab. Nearly all Europe. Atkinson.
Hab. in Centaurea scabiosa (ipse), Carduis (Lucas), Spartio
scopario (Hahn) etc. : Suecia media ! et meridionalis ! ; Norvegia
meridionalis ; Dania!; Britannia; Batavia: Belgium; Gallia: Alsacia;
Germania (Guestphalia, Wiesbaden, Bavaria, Silesia, Saxonia, Borussia,
Mecklenburg); Livonia; Rossia (Charcov, Nischni-Novgorod, Chvalynsk,
Kasan , Orenburg) ; Hungaria ; Bohemia , Austria , Styria , Illyria ;
Helvetia; Itaha; Algeria (?). Reuter. 1891.
[Schweiz : Auf Hügeln und Bergabhängen der mittleren und
nördlichen Schweiz; im hohen Grase sehr selten und einzeln im
Monat Juli . . . Meyer. — Im hohen Grase auf trockenen Hügeln
und Bergabhängen stellenweise nicht selten. Im Juni und Juli . . .
im Jura bis zu 3000' s. M. Frey-Gessner. — Steiermark: Im Grase;
Plabutsch, einzeln. Eberstaller. — Niederösterreich: Trockene Wiesen,
nicht selten. Schleicher. — Böhmen: Wie hrevis Panz., aber mehr
verbreitet, jedoch nicht gemein ; Prag, Teplitz, Wartenberg, Franzens-
bad (D. T.), 6, 7. DuDA. — Neuhütten, mit saltator Hahn, aber
seltener, August. Nickerl. — Mähren: Auf Grasplätzen selten . . .
Spitzner. — Livland : Häufig auf Bergwiesen und an Feldrändern,
6, 7, 8. Flor. — Frankreich: Dep. de la Moselle^: Woippy, sur le
* Durch das seinerzeitige französische Departement de la Moselle läuft
seit 1870 die dermalige deutsch-französische Grenze. H.
- 222 —
genet ä balais; commun. Bellevoge. — Dep. du Nord: Assez rare,
en ete, sur les herbes, fortifications de Lille, foret de Raismes.
Lethierry. — Midi de la France, Alpes . . . Amyot (1848). — Eng-
land: Not uncoromon. By sweeping grass ... in Jnly. Douglas
and Scott. 1865. — ... Saunders. 1892.]
103 (497) saltator Hahn.
C. nmtahilis . . . Variat tarnen Mas: stria media elytrorum
longitudinali pallidiori. Variat quoque: tibiis testaceis. Fallen.
Schwarz, behaart, kurz, verkehrt eiförmig, in der Mitte er-
weitert, ohne Halbflügel und Unterflügel; die Hinterschenkel lang
und verdickt; alle Schienen braunrot. Länge l~li"'. Breite 1'". Hahn.
Das Männchen lang , gleichseitig . das makroptere Weibchen
eiförmig, das brachyptere eirund, (triforml), schwarz, ziemlich glänzend,
allseits mit weißlichen oder erzfarbenen, leicht abwischbaren Schuppen-
härchen bedeckt, auf der Oberseite mit schwarzen Borstenhaaren
besetzt (die auf den Halbdecken halbhegend sind). Das besondere
Kennzeichen dieser Art sind die gelbroten Schienen, besonders
der beiden vorderen Beinpaare. Der Scheitel ist verschwommen,
aber ziemlich scharf gerandet, hat beim Männchen */5 — 2 Augen-
breiten, beim Weibchen 2 — 2^3, und zeigt beiderseits meist einen
kleinen rostfarbenen Fleck (der nach dem Tode häufig verschwindet).
Das Pronotum ist nur wenig gewölbt, beim Männchen anderthalbmal
so breit wie lang, ziemlich stark geneigt und nach vorne zu stark
verschmälert; beim Weibchen ist es doppelt so breit wie lang, fast
horizontal und nach vorne zu nur mäßig verschmälert. Das Schildchen
zeigt breit abgesetzte Basis. Pronotum und Schildchen sind glatt
oder hinten ganz fein gestrichelt. Die Halbdecken sind in beiden
Geschlechtern schwarz (dunkelbraun) ; beim Männchen sind sie
parallelseitig, ragen mit ihrer großen dunkelrauchbraunen, schwarz-
geäderten Membran weit über den Hinterleib hinaus, die Zellen und
der äußere Seitenrand der Membran sind dunkler, ein kleiner Fleck
an der Keilspitze ist glashell ; beim makropteren Weibchen überragen
die Halbdecken den Hinterleib um die halbe Membran und sind
seitlich breit gerundet, die Membran selbst ist von gleicher
Farbe wie beim Männchen; beim brachj-pteren Weibchen reichen
die Halbdecken nur fast bis zum sechsten Rückenabschnitt und sind
an ihrer Spitze, gegen die Naht zu, breit schief abgerundet. Die
schwarzen, fein behaarten Fühler haben fast Körperlänge, das erste
Glied ist kürzer als der Kopf; das zweite Glied -nur unbedeutend
— 223 —
kürzer als 3 und 4 zusammen und gegen seine Spitze zu allmählich
leicht (beim Weibchen etwas stärker) verdickt; Glied 3 und 4 sind
gleich dick, dünner als Glied 2; das dritte Glied ist etwa um ^U
kürzer als das zweite, das vierte Ghed etwa halbsolang wie das
dritte. An den meist schwarzen Beinen sind alle Schienen (Spitze
und häufig auch Grund ausgenommen) hell rostfarben (gelbrot) mit
kleinen schwarzen Dornen besetzt und bei den Weibchen auch
schwarz punktiert; die Hinterbeine sind verlängert, die Hinterschenkel
verdickt, die Fußglieder (Tarsen) und Klauen schwarz. Länge:
6 5^2— 6, $ makr. 5, $ brach. 4 — 4^'3 mm nach Reuter; —
5V2 makr., 5 brach, nach Saunders. — Diese Art ist kleiner und
schmäler als miitahilis Fall. , besonders am Vorderrücken , die
Schwielen sind weniger deutlich, die Fühler kürzer, die Oberfläche
weniger glänzend.
Die Nymphe (Larve) ist nach Reuter (Rev. crit. Caps. p. 96)
dem Imago an Gestalt ähnlich, vollständig schwarz, glänzend, mit
kleinen schwarzen Haaren besetzt. Auch die Schienen sind hier
schwarz. Der Kopf ist breiter als das Pronotum an seinem Grunde.
Capsus mutahiUs var. Fallen, Hem. Suec. 1829, 118, 5.
Halücus mutahiUs Burmeister, Handb. d. Entom. 1835, H,
277, 1.
Capsus mutahiUs F. Sahlberg, Mon. Geoc. Fenn. 1848, p. 120,
65. - Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 567, 58.
Capsus saltator Hahn, Wanz. Ins. HI, 1835, p. 11, fig. 236. —
Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 112, No. 106. — Kirschbaum,
Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 16, 83, 118, sp. 108.
Capsus hirtus Curtis, Brit. Entom. 1838, XV, t. 693.
Scaerophyla Amyot, Entom. fr. Rhynch. 1848, p. 223, No. 273.
Pachytoma major Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. HI, 1852,
p. 278, 3, tab. HI, fig. 5 et 6.
Globiceps infuscatus Garbiglietti, Cat. Hem. Ital. 1869 (Bull.
Soc. Entom. Ital.), I, p. 190.
Lahops saltator Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 124.
Orthocephalus saltator Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 293, 6. —
Douglas and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 431 u. tab. 14, fig. 2
($ brachypt.). — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 95, 3. — Hem.
Gymn. Sc. et Fenn. 111, 3. — Pet. Nouv. Entom. 1876, H, No. 147.
p. 33. — Hem. Gymn. Europ. IV, 1891, p. 51, 6 und tab. IV, fig. 1,
(c?) — [nimis pallidus !] — sowie tab. I , fig. 6 ($ antenna). —
— 224 —
Saunders, Synops. of. Brit. Hem. Het. 1875, p. 289, 2. — Hern.
Het. of the brit. isl. 1892, p. 270 und pl. 25, fig. 2 (? developed).
— PüTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 6.
Bayern : Bei Nürnberg und Freising nicht selten ; bei Dinkels-
bühl, nach Pfarrer Wolff. Kittel. — Bei Bamberg auf trockenen
Grasplätzen. Funk. — Württemberg: Bei Ulm, 7, Hüeber. — Elsaß-
Lothringen : Dans les pres ; Vosges , lUkirch , Metz ; assez commun.
Reiber-Puton. — Nassau: 3 $, Wiesbaden, Mombach, auf Grasplätzen
und Waldblößen, z. B. im Wellritzthal und im Mombacher Kiefern-
wald, nicht selten; 7 — 8. Kirschbaum. — Westfalen: Von Cornelius
bei Elberfeld gefangen. Westhoff. — Thüringen : Von Dr. Schmiede-
knecht (Blankenburg) gesammelt. Fokker. — Schleswig -Holstein:
Auf sandigem Boden nicht selten im Juli, bei Husum, Emmelsbüll,
Niebüll und Sandacker beobachtet. Wüstnei. — N. S. Borkum : Nur
in einem Jahre häufiger (Juist, Norderney). Schneider. — Mecklen-
burg: Überall im Juli auf niederen Pflanzen an Grabenufern, nament-
lich in den Barnstorfer Tannen (bei Rostock). Raddatz. — Schlesien :
Im Juni , Juli und August gemein auf sonnigen Grasplätzen ; um
Breslau . . . Scholz. — In der Ebene und im Gebirge , vom Juni
bis in den August , auf Wiesen , häufig . . . ; um Warmbrunn , be-
sonders an sonnigen Wiesenrändern auf Galkim- und TJrtica-kvi&n ;
die var. major scheint bei uns häufiger zu sein, als die Stammart
(Dr. Luchs). Assmann. — Provinz Preußen. Brischke.
Ziemlich häufig auf Feldern, unter Ärtemisia campestris, Ononis
spinosa u. dergl. Burmeister. 1835.
Vaterland : Die Gegend um Nürnberg, wo ich diese bisher noch
unbeschriebene Art an sandigen Anhöhen im Grase fand. Sie hüpft
außerordentlich schnell und weit, daher sehr schwer zu haschen. Hahn.
Auf Waldblößen und Grasplätzen in Kiefernwäldern, in Deutsch-
land. Fieber.
Hab. N. and Middle Europe. Atkinson.
Hab. in Chrysanthemo, Vicia, Trifolio etc. (ipse) , in Ononide
(Edwards), in Gallo et Urtica (Assmann), in Thymo serpyllo (Puton) :
Suecia usque in Angermanland!; Fennia meridionalis ! ; Rossia (Moskva,
Kurutsch, Koslov, Tauria); Britannia; Batavia; Belgium ! ; Gallia.
Hispania; Germania tota; Helvetia; Austria, Bohemia, Silesia, Tirolia,
Thüringia; Hungaria, Halicia, Moldavia; Valachia; Itaha, Sicilia ;
Serbia; Graecia; Anatolia; Caucasus, Transcaucasia; Algeria; Biskra;
Sithka. Reuter (1891).
- 225 —
[Schweiz : Im Juni, Juli und August in den meisten Gegenden
der Schweiz auf Wiesen im Grase. Geflügelte Exemplare dieser Art
sind mir niemals vorgekommen . . . Meyer. — Auf trockenen Wiesen
und kurzbegrasten Berglehnen im Juni, Juli und August stellenweise
zahlreich bis zu 4000' s. M. . , . Frey-Gessnee. — Graubünden :
Häufig bei Pfäffers und Ragaz. Killias. — Tirol: Im Hochsommer
auf kurzbegrasten Berglehnen. Am Kaisergebirge im Unterinntale.
Auch südtiroler Exemplare enthält meine Sammlung. Credler. —
Steiermark : Am Bache neben der Scheibleggerhochalpe am 27. Juli
ein 6 . . . var. , Kopf auch neben den Augen ganz schwarz : auf
Sumpfwiesen der Kaiserau am 7. August ein d. Strobl. — Böhmen:
Im Sommer ,6,7, überall nicht selten. Düda. — Prag , Zlichow,
an Bahndämmen im Grase, 9. und 18. Juni; Zawist, August; Neu-
hütten, an trockenen Rainen, August. Nickerl. — Mähren: Auf
Grasplätzen in Waldschlägen; auch in kälteren Gegenden, im Graupa-
tal , am Altvater , unter dem Spieglitzer Schneeberge. Spitzner. —
Livland: Häufig an Feldrändern und sonnigen Abhängen, vom Juni
bis zum September. Flor. — Frankreich: Dep. de la Moselle: Het-
tange, Plappeville , sur le genet tinctorial ; commun. Bellevoye. . —
England: Not uncommon. By sweeping clover, grass ... in July
and August. Douglas and Scott. 1865. — Not rare; on Trifolium,
Ononis etc. ; generally distributed. Saunders. 1892.]
104 (498) vittipennis H.-Sch.
C. niger, albido-pilosus, elytrorum vitta media pallida, anten-
narum articulo primo pedibusque luteis, his fusco-punctatis. Herrich-
SCHÄFFER.
Schwarz, das (durch die Färbung der Halbdecken auffallende)
Männchen länglich und parallelseitig mit Decken, die viel länger
als der Hinterleib sind; das makroptere Weibchen eiförmig, Decken
und Flügel nur wenig länger als der Hinterleib ; das brachyptere
Weibchen ganz schwarz mit verkürzten, nur bis zum sechsten Rücken-
segment reichenden Decken , deren Gorium hinten schief abgestutzt
ist, ohne Membran, dem $ saltator Hahn ziemlich ähnlich, nur größer,
breiter, mit längeren Fühlern (besonders deren letzten Gliedern) und
(mindestens in der Mitte) bräunlichen Schenkeln. Auf Kopf, Pronotum,
Schildchen und Brust silbrigglänzende Schuppenhärchen, dazwischen
längere, steife schwarze Haare (auf den Halbdecken ziemlich anhegend).
Scheitel bogig gerandet, beim i nicht ganz 2mal, beim $ 2V2mal
breiter als das Auge , häufig beiderseits mit kleinem rostfarbenen
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1900. 15
— 226 —
Fleck. Pronotum nicht ganz 2mal so breit wie lang, wenig gewölbt,
mäßig geneigt, nach vorne verschmälert, glatt oder hinten zu (nebst
Schildchen) ganz fein verschwommen gestrichelt. Fühler fast von
Körperlänge; ihr erstes Glied beim Männchen (mit Ausnahme
seines Grundes) schmutziggelb (oder auch rostfarben) ; das zweite
Glied (besonders beim $) gegen seine Spitze zu allmählich ziemlich
verdickt, etwas kürzer als 3 und 4 zusammen ; Glied 3 und 4 dünn
und fadenförmig , zusammen länger als Ghed 2 , Ghed 4 nur halb
so groß als 3. Beine beim Männchen fahlgelb (rostfarben), auf
den Schenkeln Keihen dunkler Punkte, das Ende der fein schwarz-
bedornten Schienen sowie die Tarsen schwarz ; bei den Weibchen
sind die Beine meist schwarz. Gleichen Wechsel bieten die Decken,
entsprechend den drei Formen : Beim Männchen durchzieht die
dunkeln Decken ein bleichbrauner, etwa ein Drittel der Flügelbreite
einnehmender Längsstreif, der auch die Seitenränder des Corium
einnimmt, bei geschlossenen Decken konvergieren die beiden Streifen
nach hinten, die dunkle Membran ist stellenweise heller, dunkel ge-
sprenkelt und hat dunkle Nerven; beim makropteren Weibchen (dessen
erstes Fühlerglied und Beine dunkel sind) findet sich nur eine schmale,
helle, graugelbe Linie neben der Clavusnaht, die Membran ist grau-
braun, öfters auch (an Grund und Zellen) schmutzig hell; das
brachyptere Weibchen mit seinen Deckenstummeln ist ganz schwarz.
Länge nach Reuter: c? 6V4 — 6*/5 , makr. $: 5^/4 — 6, brach. ?
4 — 4^/4 mm.
Reuter (H. G. E. IV, 57) unterscheidet noch eine Var. ß\
Weibchen, deren erstes Fühlerglied gleich der Grundhälfte des
zweiten und den Beinen rostfarben, letztere noch mit schwarzen
Flecken.
? Cimex hirtus Müller, Zool. Dan. 1776, 108, 1234 verisimiliter !
Capsus vittipennis Herrich-Schäffer , Nom. ent. 1835, p. 52,
88. — Wanz. Ins. III, 1835, p. 83, fig. 305 (?). — IX, 1853, Index,
p. 42. — Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 56, No. 20. — F. Sahl-
berg, Mon. Geoc. Fenn. 1848, p. 120, 66. — Flor, Rhynch. Livlds.
1860, I, p. 566, 57. — Thomson, Opusc. entom. IV, 1871, p. 432, 52.
Lahops vittipennis Atkinson, Cat. of. Caps. 1889, p. 125.
Orthoceplialus vittipennis Fieber, Criter. 1859, sp. 28. — Eur.
Hem. 1861, p. 293, 5. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 96, 4. —
Hem. Gym. Sc. et Fenn. 102, 4. — Revis. synon. 1888, II, p. 289,
No. 264. - Hem. Gymnoc. Europ. IV, 1891, p. 56, "11 und Tab. III,
— 227 —
lig. 7 6, fig. 8 $. — HoRVATH, Termes. Füzet V, 224, 34 ($ macropt.).
— PuTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 11.
Kayern : Bei Neu-ulm, am warmen Wässerle, 6, ein Exemplar
(determ. Horv.) gefangen von Hüeber. — Mecklenburg: Bei Fürsten-
berg, nach KoNOW. — Schlesien: Im Juni und Juli an sonnigen
Grasplätzen. Bei uns nicht gemein. Unter meinen Vorräten befinden
sich nur 2 von mir in Schlesien gefangene Exemplare. LETZNER'sche
Sammlung: 1 Exemplar (bei Wartha). Scholz. — Nur im Gebirge,
sehr selten . . . Assmann.
Aus Gysselen's Sammlung : drei Männer und ein Weib . . .
Herrich-Schäffer.
In Deutschland und Finnland. Fieber.
Hab. Scandinavia, Russia, Switzerland, Austria. Atkinson.
Hab. in Chrysanthemo leucanthemo (ipse) : Fennia meridionalis I,
Suecia media! et meridionalis!; Norvegia meridionalis; Dania!;
Livonia ; Rossia (Moskva , Vilna , Sarepta , Astrachan , Orenburg) ;
Dobroudja; Halicia; Hungaria; Austria, Alpes Carinthiae, Tirolia,
Silesia ! ; Germania ; Helvetia ; Hispania (? San Fernando, an hivittatus
Fieb.?); Sibiria (Krasnojarsk, D. Streblov, Minusinsk!, V. Sujetuk!,
D. Hammarström). Reuter. 1891.
[Schweiz : Von Anfang Juni bis Mitte Juli einzeln an sonnigen, hoch
begrasten Waldrändern, Feldbördern und an Bergabhängen . . . Meyer.
— Desgleichen. Frey-Gessner. — Tirol : An Feldrändern bei Mitter-
bad in Ulten ; Mitte Juli. Lienz , in Gärten auf Gras ; Mitte Juli.
Credler. — Böhmen : Prag-Smichow , an einer Bahnböschung vom
Grase gekütschert, in Mehrzahl, 9. Juni. Nickerl. — Livland : Ziem-
lich häufig an Feldrändern und sonnigen Abhängen, 6, 7. Flor.]
Pachytomella Reut. ^
Gestalt des Männchens längHch oder verlängert und parallel-
seitig, des brachypteren Weibchens breit und kurz eiförmig, wenig
gewölbt , schwarz , glänzend , meist mit feinem Flaumhaar bedeckt,
nur am Kopf manchmal mit abstehenden Borsten (und zwei weiteren
an den Seiten des Pronotum). Der Kopf senkrecht gestellt, deutlich
in die Quere gezogen, beim Männchen so breit wie der Pronotum-
grund, beim brach. Weibchen breiter als dieser, von vorne gesehen
fünfeckig, von der Seite gesehen viel kürzer als hoch. Stirne ge-
' Von Reuter 1891 aus Pachytomn Costa, weil ,noinen praeocnpatum'
umgetauft. H.
15*
— 228 .-
wölbt, mit dem Kopfschild bogenförmig zusammenfließend, letzteres
an seinem (nicht deutlich abgesetzten) Grunde nur wenig unterhalb
der Zwischenfühlerlinie gelegen. Die inneren Augenränder sind hier
gleichfarben ; die vorspringenden Augen beim Weibchen von ihrem
Grunde aus nach rückwärts über die vorderen Pronotumwinkel
hinaus verlängert. Fühler mit feinen Haaren besetzt ; ihr erstes Glied
nicht länger als der quere Augendurchmesser beim Weibchen; das
zweite Glied etwas kürzer als der Zwischenaugenabstand ; das vierte
kürzer als das dritte. Das stark in die Quere gezogene, an seinem
Grunde geschweifte Pronotum ist beim Männchen gegen die Spitze
zu stark verschmälert und ganz leicht geneigt, beim Weibchen zeigt
es auf seiner vorderen Fläche meist vier in einem Bogen gelegene
Grübchen. Die Halbdecken sind (nebst Flügeln) beim Männchen
ausgebildet, mit länglich dreieckigem Keil und zweizeiliger Membran,
beim Weibchen verkürzt, an ihrem Ende abgestutzt, vollständig
lederartig; makroptere Weibchen sind bis jetzt noch nicht bekannt.
Die Öffnungen der Hinterbrust sind nicht wahrnehmbar. Die Beine
sind mit feinem Haarflaum besetzt ; die Hinterschenkel beim Weibchen
stark verdickt, an ihrem Vorderrand ohne steife Haare ; die Schienen
(auch die vorderen) sind ziemlich drehrund und mit kleinen Dörnchen
besetzt; an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied zweimal länger
als das erste und etwas länger als das dritte. — Von der Gattung
Ortliocephalns Fieb. Reut, unterscheidet sich diese Gattung durch
das zarte Flaumhaar ihres Leibes — (auch 0. hrevis Panz. besitzt
auf seiner Oberseite feinen Flaum, ohne abstehende Haare und
Borsten) — , durch den deutlich in die Quere gezogenen Kopf, der
beim Männchen so breit wie der Pronotumgrund, beim Weibchen
noch breiter ist, durch den Bau der Augen und der Fühler beim
Weibchen, sowie durch ihre geringere Größe. Nach Reuter.
105 (499) parallela Mey.
Gestalt und Habitus von C. vittipennis H.-Sch. , Kopf breiter,
den kurzen, mattglänzenden Thorax seitlich weit überragend. Kopf,
Fühler, Thorax, Schildchen, Körper und Beine schwarz ; letztere mit
bräunlichen Schenkelspitzen. Flügeldecken, überall gleich breit, matt-
glänzend, dunkel purpurbraun. Membran braun ; dunkel angeraucht.
Länge Vi-i". Meyer. 1848.
Schwarz, glänzend, die Männchen in die Länge gezogen,
die Weibchen kurz eirund, wenig gewölbt, mit zartem, grauem Flaum
bedeckt; der Kopf ohne schwarze Haare; der Scheitel beim
— 229 —
Weibchen nicht gerandet. Die Fühler sind beim Männchen
gleich unterhalb der Augenspitze, innseits, eingefügt, ziemlich lang,
schwarz , ihr erstes Glied kaum bis zur Mitte des Kopfschildes
reichend, das zweite Glied fast linear und um fast ^k länger als
der Kopf samt Augen breit, die beiden letzten Glieder sind zusammen
kaum länger als das zweite, das dritte kaum mehr als V4
kürzer als das zweite und mehr als ums Doppelte länger als
das vierte ; beim Weibchen sind die Fühler kurz , von der Augen-
spitze ziemlich weit entfernt, ihr erstes Glied kaum länger als
der quere Augendurchmesser und entweder schwarz mit lehm-
farbener Spitze oder fast ganz gelblichbraun, die übrigen
Glieder schwarz oder dunkelbraun, das zweite Glied bisweilen am
Grunde gelbbraun, kürzer als die Zwischenaugenbreite am
Scheitel, die beiden letzten Glieder zusammen länger als das zweite.
Das Pronotum ist beim Männchen am Grunde fast doppelt so breit
als lang, vorne etwa V3 breiter als lang, seine Fläche nach vorne
zu leicht abfallend , seine Schwielen (Buckel) gut ausgebildet , auf
seiner hinteren Hälfte ziemlich kräftig quer gestrichelt ; beim Weibchen
ist es vorne doppelt so breit als lang, gegen den Grund zu nur ganz
wenig erweitert, seine Fläche (Scheibe) horizontal, in seiner Mitte,
vor der Spitze, vier in einem Bogen gelegene Grübchen, die Schwielen
nur wenig ausgebildet, seine hintere Hälfte ganz fein quer-
gerunzelt. Die Halbdecken sind beim Männchen glatt, lang,
wenigstens SVamal so lang als zusammen breit, den Hinterleib um
die ganze Membran überragend, die Membran selbst groß und
schwärzlich ; beim Weibchen sind die Decken abgekürzt, ganz leder-
artig, nur bis zum 6. Rücken- oder 1. Geschlechtsabschnitt reichend,
an ihrem Ende gegen die Naht zu schief abgestutzt und ziemlich
fein leicht runzelig punktiert. Die schwarzen, zart beflaumten
Beine sind beim Männchen lang und nur an der Schenkelspitze
schmal rostfarben, die Hinterschenkel verlängert, die hinteren
Schienen so lang wie der äußere Coriumrand ; beim Weibchen .sind
sie viel kürzer, die Schenkelspitze und die Schienen lehm-
farben, letztere mit feinen, schwarzen Dörnchen besetzt, die
hinteren Schienen am Grunde manchmal dunkelbraun , die Hinter-
schenkel mäßig verdickt, die hinteren Schienen so lang wie die ver-
kürzten Halbdecken. Länge d 3^/4, $ brach. 2 mm. Nach Beuter
(H. G. E. IV, 41/42).
Capsus parallelus Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 57, No. 21,
Tab. VI, fig. 3.
— 230 —
Orthocephalns paralhlus Puton, Ann. Soc. Ent. Fr. 1875,
282, 10.
Omwcephalus minor Credler. Nachlese zu den Wanzen Tirols,
1874, 98, 4 (nee Costa).
Lahops parallelus Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 124.
Facliytoma parallela Reuter, Hern. Gymn. Eur. IV, 1891,
p. 41, 4. — PüTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 4.
Württemberg : Bei Freudenstadt, 6, ein Exemplar gefangen von
Hüeber. — Baden : Bei Griesbach, 8. (F.) Meess. — Elsaß-Lothringen :
Comme mutahüis Fall. , mais parfois abondant , surtout dans les
prairies marecageuses. Reiber-Puton. — Schlesien : Im hohen Grase
an sonnigen Lehnen. Einige Exemplare von mir bei Salzbrunn ge-
funden. Scholz. — Bisher nur in einigen Exemplaren ... die bräun-
lichen Halbdecken manchmal ins Schwarze übergehend. Assmann.
Hab. France, Switzerland, Germany, Spain. Atkinson. 1889.
Hab. praecipue in montibus et alpibus : Batavia ! ; Alsacia ;
Gallia (Vosges ! , Auvergne , Haute Garonne , Hautes Pyrenees) ;
Hispania (Sevilla); Helvetia (Rigi Kulm 5500', Staffel 5000'); Tiroha;
Silesia; Bohemia (Erzgebirge); Hungaria (Carpathes orientales, D. Brno).
Reuter. 1891.
[Schweiz : Scheint sehr selten ; zuerst von Bremy erhalten,
dann am 28. Juli 1842 von mir selbst auf dem Rigi Kulm 5550 Fuß
ü. M. und an der Nordseite des Staffeis bei 5000 Fuß in mehreren
Exemplaren erbeutet. Meyer. — Desgleichen: Frey-Gessner (welcher
irrtümlich 0. iKinülehis Mey. als Synonym zu 0. minor Costa
zieht). — Tirol : siehe unter 0. minor Costa ! — Böhmen : Bisher
nur aus Chodau und Bleistadt im Erzgebirge, von Herrn Dr. R. v. Stein,
6, 7, gesammelt. Duda. — Breitenbach im Schwarzwassertal im
hohen Grase der Straßengräben und an Waldrändern, gleichzeitig
mit Mecomma ambidans im August . . . Nickerl.j
106 (*) Fasserini Costa.
Schwarz, glänzend, das Männchen länglich und parallelseitig,
das Weibchen kurz eirund und nur wenig gewölbt, mit ziemlich
kurzem, feinem, gelblichem Flaum besetzt; Kopf des
Männchens so breit wie das Pronotum an seinem Grunde und mit
abstehenden schwarzen Haaren, beim Weibchen deutlich breiter,
dabei der Scheitel ungerandet. Fühler bei beiden Geschlechtern
vollständig schwarz, beim Männchen ziemlich lang, das erste Glied
kaum bis zur Spitze des Kopfschilds reichend, das zweite gegen die
— 231 —
Spitze zu leicht verdickt, Vs — V'e länger als der Kopf samt Augen
breit, das dritte Glied um ^3 kürzer als das zweite, das vierte
um ^/s kürzer als das dritte : beim Weibchen sind die Fühler kurz,
das erste Glied ist kaum länger als der quere Augendurchmesser,
das zweite etwa ^'5 kürzer als der Zwischenaugenabstand
am Scheitel, das dritte nur Ve kürzer als das zweite. Das
Pronotum der Männchen ist etwa ums Doppelte breiter als der Grund
lang und etwa -/ö breiter als die Spitze lang, seine Fläche nach
vorne ganz leicht geneigt, seine Buckel gut ausgebildet, auf seiner
hinteren Hälfte ist es ziemlich dicht, aber nicht besonders stark
quer gerunzelt: beim Weibchen ist das Pronotum zweimal breiter
als sein Grund lang, vorne kaum schmäler als hinten, seine Fläche
horizontal, vorne in der Mitte 4 Grübchen, in einem Bogen gelegen,
die Schwielen ziemlich gesondert, die hintere Fläche dicht ge-
runzelt. Das Schildchen ist quer gerunzelt. Die Halbdecken sind
beim Männchen mäßig lang, etwa um 2^/4 länger als zusammen
breit, die Membran bräunlich und hübsch irisierend; beim Weibchen
sind sie verkürzt, vollständig lederartig, an ihrem Ende breit und
leicht schief abgestutzt, kaum über die Mitte des 5. Rückensegments
hinausreichend, dabei fein und dicht punktiert. Die Beine
sind in beiden Geschlechtern vollständig schwarz oder der
äußerste Endrand der Schenkel ganz schmal rostrot, die Hinter-
schenkel, bei Männchen wie Weibchen, mäßig verdickt, die Schienen
beim Männchen so lang wie der Seitenrand des Corium, beim
Weibchen so lang wie die verkürzte Halbdecke. Länge S 3, $ 2'/3 mm.
Nach Reüter (H. G. E. IV, 40).
Fachytoma minor Costa, Ann. Soc. Ent. Fr. X, 1841, p. 289,
Tab. VI, flg. 4a. — Cim. Reg. Neap. Cent.. 1852, HI, p. 277. 1,
tab. III, ff. 1 et 2.
Orthocephalus minor Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 294, 10.
Chlamyäatiis minor Am. Serv., Hist. Nat. d. Hem. 1843, p. 285, 1.
Fachytoma et CJdamydatus Amyot, Ent. fr. Rhynch. 1848, p. 222,
sp. 271 et 272.
Capsus mimdus Lucas, Expl. Scient. Alger. III. 1849, p. 85,
tab. 3, flg. 8 ((?).
Capsus rugicollis Lucas, 1. c. p. 85, tab. 3. fig. 7.
Phytocoris Passerini Costa, Ann. Soc. Ent. Fr. X, 1841,
p. 288, 5. c?.
Labops minor Atkinson\ Cat. of Caps. 1889, p. 123.
— 232 —
Pachytomella Passerini Reuter, Hern. Gymn. Europ. IV, 1891,
p. 40, 3, Tab. III, fig. 6 (J). — Puton, Cat. 1899, p. 67.
Bayern: OrtJioccphalns minor Costa bei Bamberg einmal auf
trockenem Grasplatz gefunden von Dr. Funk. — Vosges (franz.
westl. Seite?!). Bellevoye. 1866.
Aus Italien, Spanien, der Schweiz, in Schlesien (Scholz). Fieber.
Hab. S. Europe, Tunis. Atkinson.
Hab. in Thapsia garganica (Lucas), in herbidis apricis (Ferrari) etc. ;
Gallia meridionalis!, Hispania ; Itaha (Liguria! etc.), Sicilia; Dalmatia
(Ragusa, Lesina); Graecia (Attica !) ; Greta!, D. v. Oertzen; Anatolia
(Brussa) ; Algeria (Oran, Teniet, Constantine) ; Tunisia (D. Sedillot).
Reuter. 1891.
[Tirol : 0. minor Costa : vom Tale bis an die Alpen. St. Jakob
bei Bozen , 3. Juli ; Joch Grim , August ; Monzoni in Fassa. Das
(?) Exemplar von hier weicht durch lichte Kniee und hellere Mittel-
schienen an der zweiten Hälfte ab : Fieber sandte es ohne Bemerkung
als 0. minor zurück. Die Kniee sind auch bei den 66 von vor-
erwähnten Standorten rötlichgelb. (Ist laut Wien. Ent. Mon. 1885,
p. 124, 0. paraUelus Mey. !) — Steiermark: Bei Graz 1 $ (Gatterer);
auf der Scheibleggerhochalpe am 13. Juli 1 6 und 1 $ (forma
macroptera). Strobl.]
Strongylocoris Blanch. (Stiphrosonia Fieb.)
Leib breit, dick, kräftig, kurz, eiförmig, nur selten länglich,
oberseits meist ziemlich gewölbt. Kopf senkrecht, kurz, mehr oder
weniger stark in die Quere gezogen, von vorne gesehen quer fünf-
eckig, von der Seite gesehen kürzer als hoch. Der Scheitel von
Grund aus stark abfallend, meist gebogen gerandet, mit seinem
scharfen, nach rückwärts verlängerten Rande das vordere Pronotum-
ende überdeckend. Der kaum vorspringende Kopfschild an seinem
Grunde mit der Stirne zusammenfließend. Die Zügel nicht ab-
geschieden ; die Wangen hoch und breit. Die kurzen , hinten zu-
sammengedrückten Augen liegen hinten den vorderen Pronotum-
winkeln auf, mit ihrem inneren Rande streben sie auseinander. Die
Fühler sind kurz, leicht behaart, niemals länger als um halbe Körper-
länge; ihr erstes Glied reicht nicht bis zur Spitze des Kopfschilds;
ihr zweites Glied ist so lang wie der Scheitel zwischen den Augen
breit und gegen die Spitze zu allmählich leicht verdickt ; die beiden
letzten Glieder sind zusammen nur wenig länger als das zweite;
das vierte Glied ist kürzer als das dritte. Das Pronotum ist mehr
— 233 -
oder weniger stark in die Quere gezogen, trapezförmig, meist ziem-
lich stark quer gewölbt , seine Seiten gerade oder gerundet , sein
Grund breit abgerundet und den Schildchengrund überdeckend. Die
punktierten Halbdecken überragen den Hinterleib nur wenig; sie
sind seitlich gerundet und nur selten (wie bei nigcr d) lang und
parallel ; der meist kurze und (S niger ausgenommen) stark abfallende
Keil hat einen tiefen Nahteinschnitt; die Flügelzelle zeigt keinen
Haken. Die Beine sind ziemlich kurz, Schenkel und Schienen ziem-
lich kräftig, die Hinterschenkel etwas verdickt, die Schienen stark
bedornt, die hinteren häufig leicht gekrümmt; an den Tarsen ist
das erste Glied kaum kürzer als das zweite, das dritte deutlich
kürzer als letzteres ; die Klauen sind erheblich klein und kurz. Nach
Redter. — Nach Saunders ist diese Gattung mit ihren kurz ovalen,
gewölbten, breitköpfigen Arten durch ihre kurzen (kaum länger als
Kopf, Pronotum und Schildchen zusammen) Fühler, den hinten ab-
geflachten Kopf (welcher dicht dem vorderen Pronotumrand an-
gepaßt ist) und ihre kurzen Beine von allen verwandten Gattungen
wohl unterschieden.
Von den 8 paläarktischen Arten dieser Gattung kommen nur 3
in Deutschland vor. PiEUTER gibt (H. G. E. IV, 162) folgende Art-
Übersicht :
1. (2.) Beine schwarz oder peclibraun. Vollständig- schwarz oder
bläulichschwarz. 1. nUjer H.-Sch.
2. (1.) Beine rot, rostfarben oder blaßgelb. Die Tarsen ganz oder
nur zum Teil schwarz.
3. (18.) Leib hoch. Kopf um viel (mindestens um ^/s) schmäler als der
Pronotumgrnud. Pronotum vorne viel schmäler als an seinem Grunde.
4. (13.) Leib schwarz.
5. (10.) Pronotum ziemlich kräftig vertieft punktiert.
<). (7.) [Leib samt dem Kopf vollständig schwarz.
leucoceplialns var. slbiricus Reut.]
7. (6.) Kopf heller gefärbt.
8. (9.) Von kleinerer Gestalt. Kopf pechfarben oder pechrostbraun.
Brust bisweilen in der Mitte pechfarben.
[Leucoceplialns var. stegano'ides J. Sahlb. im nördlichen Europa.]
9. (8.) Kopf und Brustmitte hellrot. 2. leucocephalus Lin.
10. (5.) Pronotum weniger stark punktiert. Leib oberseits mit weichen,
gelblichen Haaren. Schildchen, äußerer Coriuni-Saum und Keil rot.
11. (12.) [Kopf rot, in seiner Mitte pechfarben. Pronotum weniger
stark vertieft punktiert, schwarz, mit rotem, seitlichem Saum,
Der südeuropäische 3. ergthroleptus Costa.]
12. (11.) [Kopf und Pronotum vollständig roh, letzteres fein und dicht
runzelig punktiert. Der syrische 4. amah'dis Dougl. Sc]
— 234 —
13. (4.) Leib ockergelb, blaßgelb, bläulichgelb oder rostgelb. Pronotmn
meist beiderseits mit einer hinten abgekürzten Binde.
14. (15.) [Scliildclien punktiert, nach Costa (Reutee selbst nicht bekannt).
Der italienische 6. mgrltarsus Costa.]
15. (14.) Schildchen quer gefurcht.
16. (17.) Von kleinerer Figur und weniger stark gewölbt. Pronotum
ziemlich dicht und ziemlich kräftig runzelig punktiert, vorne breiter
als lang. . 5. htridtis Fall.
17. (16.) [Von größerer Figur und stärker gewölbt. Pronotum weniger
dicht und ziemlich fein, am Grunde sogar stark runzelig punktiert,
vorne schmäler als lang oder höchstens gleich breit.
Der südeuropäische 7. ohscurus Eamb.]
18. (3.) [Leib weniger hoch. Kopf breit, kaum schmäler als das Pro-
notum an seinem Grund, die Stirne quer rostfarben gestreift.
Pronotum vorne nur wenig schmäler als am Grunde.
Der mediterranee 8. cicadifrons Costa.]
107 (500) niger H.-Sch.
C. nigerriraus subcoeruleo-nitidus, dense et profunde punctatus.
Herrich-Schäffer.
Vollständig tiefschwarz mit blauem Glanz (auch
Schnabel, Fühler und Beine), glänzend, auf der Oberseite mit langem,
dichtem, graubraunem Flaum besetzt, von Gestalt des leucoceplialns,
nur wesentlich kleiner und länger, das Männchen länglich und
parallelseitig , das Weibchen kurz und kräftig. Kopf glatt, beim 6
um ^/3, beim $ um \/4 schmäler als der Pronotumgrund, die Stirne
beim 6 vertieft, beim $ gewölbt; der hinten geschweifte Scheitel
ist vor seinem Rande (beim S tief) erhöht und zeigt queren Ein-
druck. Die Augen sind beim 6 leicht gestielt. Der Schnabel reicht
bis zur Spitze der Mittelbrust. Das Pronotum ist ziemlich dicht
und stark vertieft punktiert, nach vorne zu leicht verschmälert
und nur wenig geneigt, fast doppelt so breit wie am Grunde lang.
Die ziemlich kräftig und dicht punktierten Halbdecken über-
ragen beim S lang den Hinterleib und sind parallelseitig, beim
Weibchen ragen sie nur wenig über die Hinterleibspitze hinaus und
sind seitlich gerundet; die dunkelbraune Membran zeigt an der Keil-
spitze einen hyalinen Fleck. Die Fühler sind gleich unter der Augen-
spitze eingefügt und mit Flaum besetzt; ihr erstes Glied ist beim 6
nur wenig länger als der Scheitelrand zwischen den Augen, beim $
deutlich kürzer als dieser; die beiden letzten Glieder sind zusammen
nur wenig länger als das zweite; das vierte Ghed ist etwa um ^3
kürzer als das dritte und beim Weibchen mit rostfarbener Spitze.
— 235 —
Die schwarzen Beine sind bisweilen nur an den Knieen, bisweilen
ganz pechfarben. Länge: S öVs, $ 3 — 4^/5 mm. Nach Reuter.
Capsus niyer Herrich-Schäffer, Nomencl. entom. 1835, I, p. 53.
Capsus nigerrimus Herrich-Schäffer, Wanz. Ins. III, 1835,
p. 87, flg. 311 (?).
Sfiphrosoma nigerrima Fieber, Eur. Hern. 1861, p. 392 (Anhang),
la($). _
Stiplirosoma atrocoendcd Fieber, Wien. Entom. Monatschr. YIII,
186i p. 329 (J).
? Eurgopicoris Benteri Jakovleff, Hern. Cauc. (in Bull. Soc.
Nat. Mose. LVI), 1882, 134 forte !
Strongglocoris niger et Str. nigerrimus Atkinsox, Cat. of Caps.
1889, p. 120 et 121 (als 2 verschiedene Arten! H.).
Strongglocoris niger Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 27, 1,
und tab. IV, fig. 6, ?: Fig. 7, S. — Püton, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 1.
Württemberg. Roser. — (Elsaß-Lothringen) : Remiremont (west-
liche französische Seite ! H.) ; rare. Reiber-Puton. — Mecklenburg :
Nur wenige Stücke fing ich bei Markgrafenheide und an den Dünen
bei Warnemünde im August. Raddatz.
Im Monat Mai auf Wiesen sehr häufig; bei Regensburg auf
dem Benderwehr. Herrich-Schäffer.
In Bayern auf Wiesen (H.-S.); aus Österreich (Schleicher).
Fieber.
Str. niger: Hab. S. Europe. — Str. nigerrimus: Hab. Germany,
France, Italy. Atkinson.
Hab. in Germania (Mecklenburg, D. Raddatz; Berlin!, ipse ;
Regensburg, Herrich-Schäffer); Gallia (Remiremont!, Avignon,
D. Dr. Püton); Hispania (Calalla!, D. Cuni); ItaHa borealis, D. Ferrari;
Helvetia (Graubünden, D.Dr.KiLLiAs); Austria (Gresten, D. Schleicher);
Hungaria, D. Dr. Horvath; Caucasus?; Tanger!, D. Dr. Sigxoret.
Reuter. 1891.
[Schweiz : Graubünden : Einmal bei Tarasp. (K.) Killias (1877).
— Niederösterreich : Bei Gresten selten. Schleicher.]
108 (501) leucocephalus L.
Cimex leucocephalus ovatus niger, capite pedibusque flavis.
Linnaeus.
Kurz eiförmig (anderthalbmal so lang als breit), dick, gewölbt,
schwarz, glänzend, mit feinem, mehr weniger anliegendem Haarflaum
— 236 —
bedeckt (welchen die einen Autoren als „lang graubraun", die anderen
als „kurz weißlich niederliegend" beschreiben!); der Kopf, der Fühler-
grund , der Schnabel , die Brustmitte und die Beine (samt Hüften)
sind rötlich (gelbrot, rostrot) ; die Tarsen (beim S ganz, beim $ nur
an der Spitze) sind schwarz. Der breite , dreieckige , fast flache
Kopf ist fast doppelt so breit wie lang, senkrecht nach unten ge-
richtet und von wechselnder Färbung (rot, pechfarben, schwarz); er
ist bedeutend schmäler als das Pronotum, so lang als der Scheitel
zwischen den Augen breit. Der hintere Rand des Scheitels ist
scharf; die Augen sind klein, aber vortretend. Der rote, in seinem
letzten Glied pechschwarze Schnabel reicht bis zu den Mittelhüften.
Das Pronotum ist sehr breit, fast doppelt so breit wie lang, kurz,
ohne quere Einschnürung, nach allen Seiten gewölbt, mäßig geneigt,
nach vorne zu ziemlich verschmälert, kräftig vertieft (grob weitläufig)
punktiert (das vordere Drittel ausgenommen), sein Vorderrand nicht
abgesetzt, schwarz und mit dichtem, langem, graubraunem Flaum-
haar besetzt; das ziemlich große, schwarze Schildchen ist noch
dichter (querfurchig) punktiert als das Pronotum und ebenso mit
langem, braunem Haarflaum bedeckt. Die Brust ist schwarz, die
Vorder- und Mittelbrust, die Öffnungen und die Ränder der Pfannen
sind rot, nur selten (var.) pechschwarz. Die Halbdecken, welche in
beiden Geschlechtern den Hinterleib etwas überragen , sind etwas
zarter, aber ziemlich dicht punktiert und tragen gleichfalls langes,
dichtes, braunes Flaumhaar, das in gewisser Richtung graulich
schimmert; die Membran ist dunkelbraun (schwärzlich) und zeigt
am Ende des Keils einen kleinen, hyahnen Fleck. Die schwarzen
Fühler sind kürzer als der Leib (fast '^/ö Körperlänge), von den
Augen entfernt eingelenkt, dünn und fein abstehend behaart; ihr
erstes Glied ist klein , kürzer als der Kopf und rostfarben ; das
zylindrische zweite Glied ist das längste, so lang als der Zwischen-
raum zwischen den kleinen Augen breit und gegen die Spitze zu
kaum verdickt; das dritte Glied ist um V* kürzer als das zweite;
das vierte kürzer (^/a) als das dritte, etwa ^,'4 so lang wie dieses;
die beiden letzten Glieder zusammen so lang wie das zweite. Die
Beine sind kurz, kräftig, gelbrötlich (samt Hüften), die meist hell-
gelben Schienen mit kurzen, dunkeln Dörnchen besetzt, die Tarsen
ganz (oder nur an ihrer Spitze) schwarz. Länge 6 $ 4^,5 — 5 mm.
Die zwei, bei uns bis jetzt noch nicht gefundenen nordischen
Varietäten beschreibt Reuter (H. G. E. IV, 28) wie folgt:
Var. ß steganoides J. Sahlberg: Von kleinerer Gestalt, der
- 237 —
ganze Kopf sowie die hinteren Hüften pechfarben oder dunkel pech-
rostrot; die Brust vollständig schwarz oder in der Mitte pechfarben.
Länge 375—4^2 mm.
Var. y Sibiriens Reüter: Kopf kohlschwarz, gleich wie der
ganze Leib. Länge 4—5 mm. Vielleicht „species propria" !
Die Nymphe ist nach Reüter (Rev. crit. Caps. 88, 1) dick und
rostrot.
Cimex leucocephcdus Linne, Syst. Nat. Ed. X, 1758, 446, 46. —
Faun. Suec. 1761, 251, 940. — Hoüttüin, Nat. Hist. 1765, I, X,
357^ 46. _ DE Geer, Mem. 1773, III, 290, 28. — P. Müeller, Linn.
Nat. 1774, V, 492, 60. — Divigubsky, Faun. Mosq. 1802, 125, 348.
Cimex decrepitus Fabricius, Ent. Syst. 1794, IV, 125, 178. —
TuRTON, Gen. Syst. Nat. 1806 (II), p. 651.
Lygaens leucoeeplialus Fabricius, Ent. Syst. 1794, IV, 175, 140.
— Syst. Rhyng. 1803, 237, 173. — ? Coquebert, Illustr. Icon. 1801,
p. 83, tab. XIX, flg. 9 forte! — Wolff, Icon. Cimic. 1801, II, 76,
73, tab. XIII, fig. 73. — Panzer, Faun. Germ. 1804, 92, 12. —
Fallen, Mon. Cim. Suec. 1807, 94, 77.
Miris decrepitus Fabricius, Syst. Rhyng. 1803, 254, 6. —
Latreille, Hist. Nat. 1804, XII, 228, 33.
Miris leucocephalus Latreille, Hist. Nat. 1804, XII, 225, 18.
Phytocoris leucocephcdus Zetterstedt, Faun. Ins. Läpp. 1828,
495, 23. - Ins. Läpp. 1840, 276, 32. — Fallen, Hern. Suec. 1829,
111, 67, — Hahn, Wanz. Ins. II, 1834, p. 88, fig. 174.
Ättiis leucocephalus Bürmeister, Handb. d. Entom. 1835, II,
p. 276, 1.
* Cap>sus leucocephalus Herrich- Schäffer, Nomencl. ent. 1835,
p. 53. — Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 109, No. 100. —
F. Sahlberg, Mon. Geoc. Fenn. 1848, 117, 59. — Kirschbaum,
Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 17 und 86, sp. 114. — Flor, Rhynch.
Livlds. 1860, I, p. 558, 51. — Thomson, Op. ent. 1871, 433, 53.
Leucocephalus Amyot, Ent. fr. Rhynch. 1848, p. 212, No. 253.
Halticus leucocephalus Snellen v. Vollenhoven, Hem. Neerl.
1878, 171.
Stiphrosoma leucocephalus Fieber, Criter. 1859, 24 (ut typus). —
Eur. Hem. 1861, p. 281, 1. — Douglas and Scott, Brit. Hem. 1865,
p. 482, 1 und plate 21, fig. 2. — Stal, Hem. Fabr. 1868, I, 88, 1. —
Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 88, 1. — Saunders, Synops. of brit.
Hem. Het. 1875, p. 288, 1. — Hem. Het.. of the brit. isl. 1892, p. 269.
— 238 —
Strongijlocoris leucocephalus Blanchard, Hist. d. Ins. 1840,
140, 1 (ut typus). — Costa, Cim. Regn. Neap. Cent. 1852, III,
48, 1. — Bärensprung, Cat. 1860, p. 15. — Reuter, Rev. syn. 1888,
II, p. 284, No. 257. — Hern. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 27, 2 und
tab. I, fig. 6 (Costa). — Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 120. —
PüTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 67, 2.
Die 2 Varietäten sind beschrieben als 1. Stiphr. sfeganoides
J. Sahlberg, Not. Skpts. p. F. et Fl. Fenn, in Förh. XIV, 1875,
306. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 88, 2. — Hern. Gym. Sc.
et Fenn. 104, 2. — Hem. Gymn. Eur. IV, 1891. p. 28. — 2. Var. /
Sibiriens Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 28; erstere lebt im
(nördlichen) Europa, letztere in Sibirien.
Bayern : Bei Regensburg gemein : bei Augsburg nicht selten.
Nach Prof. Hoffmann bei Bamberg; bei Eichstätt. Kittel. — Bei
Bamberg an grasigen, trockenen Orten. Funk. — Württemberg:
Roser. — Bei Ulm, 6 und 7, häufig. Hüeber. — Baden: Bei Frei-
burg, 8 (F.). Meess. — Elsaß-Lothringen: Commun dans toute la
region ä partir de fin mai, dans les pres. Reiber-Puton. — Nassau:
d $ Wiesbaden, Mombach; auf Waldblößen, z. B. hinter dem Turn-
platz, häufig, 5—7, Kirschbaum. — Westfalen: Auf Rasenplätzen
zerstreut; von mir 6. VII. 1876 bei Münster gesammelt; auch von
KoLBE bei Münster aufgefunden. Westhoff. — Thüringen : Überall
nicht selten. Kellner-Breddin. — Von Dr. Schmiedeknecht (Blanken-
burg) gesammelt. Fokker. — Schleswig-Holstein : Nicht selten auf
trockenem, sandigem Boden; Niebüll, Husum und Sonderburg.
Wüstnei. — Mecklenburg : In allen Kiefernwäldern im Grase sehr
häufig im Juni und Juli. Raddatz. — Schlesien : Im Juni gemein
an dürren, sandigen Orten, auf trockenen, sonnigen Wiesen, besonders
auf Galium-Avten; um Breslau . . . Scholz. — In der Ebene und im
Gebirge auf sonnigen Grasplätzen, besonders auf Galium, im Mai
und Juni, häufig . . . Die var. nigriceps mit der Stammart unter-
mischt und manche Jahre häufiger als diese (Luchs). Assmann. —
Provinz Preussen. Brischke.
Deutschland, Frankreich und Schweden, auf verschiedenen
Pflanzen, vorzüglich auf der großen Brennessel (Urtica dioica Lin.^
ziemlich gemein. Hahn.
Auf Wiesen, im Grase, nicht selten. Burmeister.
Auf Waldblößen im Grase, auch an sandigen Orten, an trockenen,
sonnigen Wiesen, auf Galinm, durch ganz Europa. Fieber.
— 239 —
Hab. in Galio (Meyer-Düer, ipse), Campanula rotundifolia (Duda),
C. rapunculoide (Montandon) etc. , in toto territorio : Lapponia ;
Scandinavia ! ; Fennia ! ; Livonia ; Kossia (Moskva, Charcov, Mohilev,
Kasan , Simbirsk , Chvalynsk , Orenburg , Sarepta , Ural !) ; Dania ! ;
Germania tota ; Britannia ! ; Batavia ; Gallia ; Helvetia ; Italia ; Austria
tota; Hungaria; Moldavia; Graecia!; Asia minor!; Caucasus; Algeria.
Var. steganoides praecipne in alpibus et in parte boreali territorii
inventa : Lapponia rossica (Kantalaks !, D. J. Sahlberg, Kasch-
karantsa!, D. Levander); Suecia in Galio (Holmiae, ipse); Dania!,
D. Schlick; Anglia!, D. Dr. Puton; Germania (Breslau!, D. Hahn);
Tirolia!, D. Gredler; Austria inferior (Lenz in Galio, D. P. Low).
Var. sibirkus in Sibiria (Sujetuk!, Osnatjennaja! , D. Hammarström,
plura specimina). Reuter. 1891.
[Schweiz: In Berggegenden, besonders an Steinhalden und
dürren Abhängen der mittleren und nordöstlichen Schweiz, im Juni auf
Gallum-kxiQxi^ doch nirgends gemein. Meyer. (1843.) — Desgleichen;
6 — 8 stellenweise sehr häufig . . . Frey-Gessner (1866). — Grau-
bünden : Gerne unter Steinen . . . ünterengadin häufig , öfters in
den Blumenglocken der Campanula Irachelium. Killias. (1877.) —
Tirol : Auf Waldblößen im Grase, während der Sommermonate. Vils
(Lob), auch eine Varietät mit schwarzbraunem Kopfe (auch bei Telfs
und im Innerfeldtale), ohne im übrigen mit S. mgerrima H.-S. über-
einzustimmen; Seefeld, auf Torfwiesen, Mitte Juli . . . Ulten, auf
Erlen im Juli; Mariaberg, Ende Juli, mit pechbraunen Halbdecken.
Gredler. — Steiermark: Trockene Wiesen, Waldschläge; Maria-Trost,
Geyerkogel. Eberstaller. — Graz, zwei Exemplare, Gatterer; Hof-
wiese bei Admont, Alpenwiesen . . ,. nicht selten; form, alpina m.
Kopf braun, Wurzel der Schenkel verdunkelt; auf Alpenwiesen des
Pyrgas am 19. August zwei Exemplare; eine ähnhche Varietät wird
schon von Greller in zool.-bot. Ges. 1870, p. 96 aus Tirol erwähnt.
Strobl. — Niederösterreich: Bei Gresten aufwiesen, selten. Schleicher.
— Böhmen : Auf Feldrainen , Dämmen und anderen unbebauten
Plätzen, besonders auf Galium überall gemein ; bei Neuhaus (6) auf
Campamila rotundifolia zahlreich, mit Nymphen von verschiedenem
Alter; einmal auch von Lärchenbäumen einige Exemplare abgeklopft.
Duda. — Zlichow, an Bahndämmen zwischen Gras, 9. Juni; Neu-
hätten, an Galium, im August ; Breitenbach, auf Wiesen gekötschert,
nicht selten, 8. Juli, 3. August. Nickerl. — Mähren: Lebt auf
Galmm-kxien ; bekannt im Gebiete aus der Umgebung von Brunn . . .
Spitzner. — Livland : Auf trockenen Bergwiesen nicht selten, 6 und 7 . . .
— 240 —
Flor. — Frankreich : Dep. de la Moselle : Rozerieulles ; assez rare.
Bellevoye. — Dep. du Nord : Rare, environs de Lille (de Norgnet).
Lethierry. — Assez commun partout, sur les plantes, notamment
sur Tortie. 6. Amyot. — England: An abundant species at Scar-
borough, amongst the short grass on the tops of the cliffs; also on
the flowers of Vicia cracca in July . . . Douglas and Scott. — ...
Saunders.]
Strongyhcoris erythroleptus Costa (Cim. Reg. Neap. Cent. 1852,
III, p. 274, 2, tab. II, fig. 11. — Reuter, Hera. Gymn. Eur. IV,
1891, p. 29, 3, tab. IV, fig. 9. — Püton, Cat. 1899, p. 68, 3), eine
südeuropäische Art. kommt, nach Dr. Hensch, auch in lllyrien vor.
Der Kopf ist rot, in seiner Mitte schwarz ; das schwarze Pronotum
hat roten Rand ; das Schildchen ist ganz rot, ebenso der Seitenrand
des Corium nebst Keil usw.
109 (502) luridus Fall.
P. luridus testaceus subnitidus : punctis duobus thoracis brunneis,
abdomine supra fusco ; pedibus immaculatis. Fallen.
Ockergelb, fahlgelb, lehmgelb, bräunlichgelb, rötlichgelb oder
rostfarben, nur schwach glänzend, mit dichtem, feinem, gelbhchem,
abstehendem Haarflaum bedeckt, eiförmig, im allgemeinen dem
leucocephalus an Figur usw. ähnlich, nur etwas gestreckter, matter,
mehr behaarter und weniger stark, jedoch feiner und dichter punktiert.
Der glatte Kopf ist sehr breit, flach, stark abschüssig (fast vertikal),
etwa Vs kürzer als der Pronotumgrund (von oben gesehen) bezw.
wenig länger als zwischen den Augen breit ; die Augen klein und
schwarz; Scheitel mit scharfem Hinterrand und einem pechfarbenen
Punkt in seiner Mitte ; der Kopfschild braun. Schnabel gelbbraun
mit schwarzer Spitze, etwas über die mittleren Hüften hinaus reichend.
Fühler kaum von V^ Körperlänge, fein behaart, schwarz, die Spitze
des ersten Glieds und die Mitte des zweiten gelblich; erstes Glied
viel kürzer als der Kopf, zweites Glied wenig kürzer als drittes und
viertes, viertes Glied etwas kürzer als drittes. Pronotum gewölbt,
ziemlich stark geneigt, nach vorne zu mäßig verschmälert, Vorder-
rand nicht abgeschnürt, keine Vertiefung in der Mitte, mehr als
doppelt so breit wie lang, dicht und runzelig punktiert, mit zwei
kleinen braunen Flecken. Schiklchen quergestrichelt, hellgelblich
mit rostfarbenem Fleck in der Mitte, seine abgesetzte Basis ganz
unter dem Hinterrand des Pronotum verborgen. Hinterleib oben
— 241 —
dunkelbraun, unten lehmgelb. Halbdecken fein und dicht punktiert,
den Hinterleib nur wenig überragend, mit einem verwischten dunklen
Längsstreifen gegen die Spitze des Corium zu; Keil heller als das
Corium ; Membran (und Flügel) dunkelgrau mit weißgelblichen Adern.
Beine hellrostfarben, ungefleckt, Schienen mit kleinen schwarzen
Dornen, letztes Tarsalglied schwarz. Länge: 3 — 4 mm.
(Lygaeus luridus Fallen. Mon. Cim. Suec. 1807, 94, 78.)
PJiytocoris luridus Fallen, Hem. Suec. 1829, 112, 69.
Capsus luridus Herrich-Schäffer, Wanz. Ins. HI, 1835, p. 87,
fig. 312. — Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 559, 52. — Thomson,
Opusc. entom. IV, 433, 54.
Stiphrosoma lurida Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 281, 2. —
Douglas and Scott, Entom. Month. Mag. IV, p. 268. — Reuter,
Rev. crit. Caps. 1875, p. 89, 3. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 105, 3.
— Saünders, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 288, 2.
Stronyylocoris luridus Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 120.
— Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 30, 5 und tab. V, fig. 1.
— Saunders, Hem. Het. of the brit. isL 1892, p. 269 und pl. 25,
fig. 1. — PüTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 68, 5.
Bayern : Bei Regensburg nicht selten. Kittel. — Bei Bamberg
an grasigen trockenen Orten. Funk. — Elsaß-Lothringen : Vosges :
Remiremont, Gerbamont, Soultzbach, Heiligenstein, 6 — 7; rare. Reiber-
Püton. — Schleswig-Holstein : Seltener als S. leucocephalus , bei
Husum und auf Sylt im Juli beobachtet. Wüstnei. — Nordseeinsel
Borkum : Auch von dieser überhaupt sehr seltenen Art fand ich nur
zwei Stück. Schneider. - — Mecklenburg: Am Ende Juni und im
Juli in Kieferwäldern, namentlich am Heidekraut, aber nicht häufig
(Barnstorfer Tannen, Rostocker Heide). Raddatz. — Schlesien: Wie
leucocephalus L. und mit ihm, doch seltener; um Breslau . . . Scholz.
— An denselben Orten wo leucocephalus^ und zu gleicher Zeit, doch
auch noch im Juli, aber selten. Assmann.
Auf Feldrainen, an grasigen Hügeln auf Galiuni, in Schweden,
Deutschland, der Schweiz, Frankreich. Fieber.
Hab. Nearly all Europe. Atkinson.
Hab. in Gallo , Jasione montana (Dudaj , Calluna (Flor) etc. :
Suecia meridionalis (Scania!); Dania!, Livonia; Anglia; Batavia;
Belgium ; Gallia ! , Pyrenaei ; Lotharingia, Silesia, Bavaria, Saxonia ;
Bohemia; Helvetia; Italia borealis et media; Corsica ! ; Sicilia!;
Halicia; Caucasus. Reuter. 1891.
Jahreshefto d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. 16
— 242 —
[Schweiz: Sehr selten, SchafFhausen (Seiler), Pleerwald bei
Burgdorf im Juli, bei Visp im Wallis (M.). Frey-Gessner (1866). —
Böhmen : Wie leucocephalus, an sonnigen Waldrändern und Anhöhen,
ziemlich selten; Sobieslau (7), auf Jasione montana; auch bei Eger:
Königswart, 7. (D. T.) Duda. — Livland : Selten, auf Haidekraut-
flächen, im Juni und Juli. Flor. — England: On Jasione, rare...
Saünders. 1892.]
Haiti CHS Hahn\
{Ästema Amyot. — Haltkocoris Douglas. — Eurycephala Brülle.)
Klein, kurz, breit, gewölbt, die brachyptere Form kurz eirund.
Der Kopf senkrecht gestellt (bei lideicollis nur stark geneigt), von
vorne gesehen dreieckig, von der Seite gesehen ungefähr ums
Doppelte kürzer als hoch, nur selten (bei pimdicollis) in die Quere
gezogen. Der Scheitel mit seinem scharfen gebogenen Rand das
vordere Pronotumende überdeckend ; vor diesem Rande eine quere
Vertiefung. Der Kopfschild steht senkrecht, ist an seinem Grunde
von der Stirne durch einen mehr oder weniger tiefen Eindruck ge-
schieden , ragt meist nur wenig (selten stark , wie bei puncticollis)
hervor und liegt mit seinem Grunde ziemlich weit unterhalb einer
zwischen den Fühlerwurzeln gezogenen Linie. Die Zügel sind ge-
kielt und seitlich zusammengepreßt. Die Wangen sind höher als
die Augen. Die kurzen glatten Augen selbst liegen auf den Ecken
des Pronotum, sind (von der Seite gesehen) länghch viereckig, gegen
die Spitze zu verschmälert und überragen nicht das Grund-Drittel
der Kopfseiten. Der Schnabel geht nicht über die Mittelhüften
hinaus; er ist kurz, dick, am Grunde des dritten Ghedes gekniet,
seine beiden letzten GHeder sind zusammen nur wenig länger als
das zweite. Die Fühler sind erheblich lang, sehr fein und zart, am
vorderen Augenende innseits eingefügt ; ihr erstes Glied reicht nicht
bis zur Mitte des Kopfschildes, die beiden letzten Glieder sind zu-
sammen länger als das zweite, das vierte Glied ist länger als das
dritte. Das Pronotum ist in die Quere gezogen und mehr oder
weniger quer gewölbt, seine Seiten sind gerade und stumpf, sein
Grund ist abgestutzt oder in der Mitte gebuchtet, bei der makropteren
Form seitlich breit gerundet, seine Fläche bei der makropteren Form
nach vorne zu leicht abfallend (und bisweilen vor dem Grundrande
quer vertieft), bei der brachypteren Form fast horizontal. Grund
^ Les insectes de ce genre, ainsi que leur nom rindique. sont doues de la
faculte de sauter. Lethierry. 1869.
— 243 —
des Schildchens verdeckt, der Xyphus der Vorderbrust ist dreieckig,
gerandet; die Mittelbrust kurz und hinten gewölbt. An den Halb-
decken sind die Coriumseiten ziemlich gerundet, der Keil (bei der
makropteren Form) stark abfallend, kurz, nicht länger als am Grunde
breit, der Nahteinschnitt tief; häufig sind die Decken verkürzt, naht-
los, fast ganz lederartig , nur bis zur Hinterleibsmitte reichend und
an ihrem Ende, gegen die Naht zu, schief gerundet; die Flügelzelle
besitzt keinen Haken. An den Beinen stehen die Hinterhüften weit
von den Epipleuren ab, die heiteren Schenkel sind stark verdickt
und am oberen Rande stark gebogen, die Schienen mit kleinen
Dörnchen besetzt; das erste Tarsalglied ist kurz, das zweite nur
wenig länger als das dritte. Nach Reuter.
Von den zehn paläarktischen Arten der Gattung Halticus
kommen vier in Deutschland vor. Reuter gibt über sieben derselben
[ausschließlich des syrischen , von ihm erst drei Jahre später be-
schriebenen rugosus, des 1898 von Horvath beschriebenen asperulus
(Caucasus , Syrien) und des ihm unbekannten, 1877 von Jakovleff
(russisch) beschriebenen conslmilis (aus dem nördlichen Persien)
folgenden Conspectus specierum (IV, 161):
1. (12.) Kopfschikl seitlich gesehen vorne nicht oder kaum breiter als
in der Mitte. Oberlippe von der Seite gesehen schmal.
2. (11.) Kopf schwarz, nur äußerst seilen — (bei var. ß von H.
macroceplialus) — schmutziggel blich.
3. (10.) Pronotum ohne große tiefe Punkte, bisweilen zwischen den
Furchen spärlich und fein punktiert.
■4. (9.) Kopf von vorne gesehen gleichseitig oder ungefähr gleichseitig
dreieckig.
5. (6.) Pronotum in der Quere ziemlich lang und ziemlich weit fein-
nadelrissig. Kopf beiderseits mit einem dunkelgelben kleinen Fleck
am inneren Augenrande. Schenkel schwarz, an ihrer Spitze (die
vorderen zu -/s) gelbrot. Pterygodimorph. 1. apterm Lin.
6. (5.) Pronotum ziemlich dicht quergefurcht und nur ganz fein und
kleinpunktiert. Kopf vollständig schwarz. Stets geflügelt.
7. (8.) Von größerer Figur; Schenkel schwarz, nur an ihrer Spitze
schmal gelblich ; das zweite Fählerglied ist etwa um Ws kürzer
als der Grundrand des Pronotum. 2. pusillus H.-S.
8. (7.) [Von kleinerer Figur; Schenkel gelbrot, ungefähr im Grund-
Drittel ungleichmäßig pechfarben ; zweites Fühlerglied so lang als
das Pronotum au seinem Grunde breit.
Der illyrische 4. Henschii Reut.]
9. (4.) [Kopf von vorne gesehen deutlich länger als samt den Augen
breit, beiderseits mit kleinem rotgelben Fleck am Auge. Beine
gelbrot, nur die Hinterschenkel (die äußerste Spitze ausgenommen)
16*
— 244 —
schwarz. Pronotum zienilicli lang und ziemlich stark quer-
nadelrissig. Pter3'godiraorph.
Der südeuropäische 3. macrocepltalus Fieb.]
10. (3.) [Pronotum rechtwinklig, mit großen, tiefen, ziemlich abstehenden
Punkten besetzt. Kopf in die Quere gezogen. Schenkel gelbrot,
die hinteren mit schwarzbraunem Fleck auf ihrer Unterseite.
Der in Griechenland und lUyrien lebende 5. pnndicollis Fieb]
11. (2.) Kopf rotbräunlich, ausgezogen, nur wenig länger als samt den
Augen breit, während der Scheitelrand, der Kopfschild, die Wangen
und manchmal auch die Stirnmitte pechfarben sind. Kopfschild
ziemlich vorspringend, leicht gebogen. Pterygodimorph.
6. saUator Geoffk., Rossi.
12. (1.) Kopf stark in die Länge gezogen. Kopfschild von der Seite
gesehen länglich-dreieckig. Oberlippe von der Seite gesehen halb-
mondförmig.
13. (14.) Kopf und Pronotum gelbrot, an ersterem der hintere Rand,
an letzterem der Grundsaum schwarz. Nur die hinteren Schenkel
an ihrem Grunde schwarz. 7. hiteicoUis Panz.
14. (13.) Pronotum vollständig schwarz. Alle Schenkel am Grunde breit
schwarz. hiteicoMs var. propinqims H.-S.
110 (503) apterus Lin.
Cicada aptera, aptera atra, elytris abbreviatis, tibiis antennisque
pallidis. LiNNAEUS.
Schwarz, glänzend (die Decken etwas weniger als die übrigen
Körperteile, weil spärlich mit feinem hellen Haarflaum besetzt, den
Flor als kurz, Reuter als lang bezeichnet !), oberseits grob punktiert,
während hellgelbrötlich sind: die Fühler, das zweite und dritte
Schnabelglied, die Schenkelspitzen (die vorderen zu ^/s), die Schienen
und die beiden Grundglieder der Tarsen (das dritte Fühlerglied ist
an seiner Spitze schwarzbraun, das vierte ganz). Die Unentwickelten
sind kurz, gedrungen, eiförmig, hinter der Mitte breit, einer Haltica
ähnlich, ihre Decken sind kürzer als der Hinterleib, der Clavus ist
manchmal nicht deutlich. Cuneus und Membran fehlen. Kopf groß,
wenig gewölbt, fast senkrecht, fast gleichseitig dreieckig, fast so
breit als^ das vordere Ende des Rückenschildes , nur wenig länger
als samt den Augen breit, zwischen den Augen (in beiden Ge-
schlechtern) 2^'2mal so breit wie der Augenquerdurchmesser ; auf
der Stirne, am inneren Augenrand , beiderseits ein kleiner gelbroter
Fleck; Hinterrand des Scheitels scharfkantig; Kopfschild von der
Seite gesehen nur wenig vorspringend, nach vorne gleichbreit; die
schwarzen , großen , auswärts stehenden Augen nehmen , von vorne
gesehen, etwa ^/s der Kopfseiten ein; die bleichgelbe, schwarz-
— 245 —
gespitzte Schnabelscheide reicht bis zu den Mittelhüften ; die Ober-
lippe ist schmal. Die hellgelben (gelbroten) Fühler sind dünn,
fadenförmig, etwas länger als der Körper; Glied 1 ist etwas verdickt,
kürzer als der Kopf; Glied 2 etwa 5mal länger als 1, viel kürzer
als 3+4, bei der makropteren Form so lang wie das Pronotum
am Grunde breit, bei der brachypteren Form noch etwas länger;
Glied 4 deutlich länger als 3 und etwas länger als 2. Das Pronotum
(Vorderrücken) ist am Vorderrande nicht abgeschnürt, trapezförmig,
breiter als lang, mit geraden Seiten, zugespitzten Ecken, schwarz,
glänzend , fein quernadelrissig : bei der makropteren Form ist es
nach vorne zu stark verschmälert, schwach gewölbt, mäßig geneigt,
an seinem Grunde um die Hälfte breiter als lang; bei der brachypteren
Form ist es vorne nur wenig schmäler als am Grunde, eben, wage-
recht, mindestens um die Hälfte breiter als lang, an seinen Hinter-
ecken kaum so breit wie der Kopf samt Augen und weitschichtig
nadelrissig. Der abgesetzte Grund des Schildchens ist unter dem
Pronotum-Hinterrand versteckt. Der Hinterleib ist oben wie unten
schwarz, glänzend. Die Halbdecken sind (wenn entwickelt), den
Hinterleib ganz bedeckend, ziemlich glatt, schwarz, mit weitschichtigem,
langem, grauem Flaum besetzt, fast doppelt so breit wie das Prono-
tum, die Membran dunkel schwarzbraun, die hellen Zellrippen braun
gesäumt; oder sie sind (sehr häufig) verkürzt, nur bis zur Hinter-
leibsmitte reichend, gewölbt, seitlich in der Mitte bauchig, schief
gerundet, schwarz, glänzend, lederartig, mit seichten Narben besät,
Clavus und Cuneus nicht vom Corium geschieden, Membran fehlend,
Flügel rudimentär. An den schwarzen Beinen sind die Hüften gleich-
falls schwarz, die Spitzen der Schenkel, die Schienen und die Tarsen
(mit Ausnahme des letzten, ganz oder nur an seiner Spitze schwarzen
Gliedes) hellgelb ; alle Schienen fein gelbhch gedornt ; die Hinterbeine
sind verlängert; die Hinterschenkel verdickt, die Schienen hier länger
als an den übrigen Beinen: Sprungbeine. Länge: form, brach. 2 — 2^2,
form. macr. 2*/5 — 3^/5 mm.
Dieser Art sehr ähnlich ist H. pusillus H.-Sch. , nur sind da
Kopf, Schildchen und Halbdecken stärker, fast runzelig, punktiert,
das Pronotum in der Quere zart nadelrissig, der ganze Leib etwas
schmäler, die Fühler kürzer als der Leib und an ihren letzten
Gliedern meist dunkel (Reuter). Von luteicollis Panz. unterscheidet
sich apterus L. dadurch, daß er nach hinten zu weniger verbreitert,
sein Pronotum mehr viereckig und dessen Vorderrand etwas kürzer
als sein Grund ist (Saunders).
— 246 —
Die Nymphe ist — (nach Reuter, Rev. crit. Caps. p. 91) —
schwarz glänzend, glatt, Pronotum und Kopf spärlich schwarz behaart,
Fühler und Beine gelb , die Hinterschenkel (mit Ausnahme ihrer
Spitze), die hinteren Schienen vom Grund bis über die Mitte hinaus
und die Spitze aller Tarsen (Faßglieder) schwarz.
Cicada aptera Linne, Faun. Suec. 1761. 242, 894.
Acanthia pallicornis Fabricius, Entom. Syst. 1794, IV, 69, 5.
— WoLFF, Icon. Cimic. 1804, 128, 122, tab. 13, fig. 122.
Salda pcdlicornis Fabriciüs, Syst. Rhyng. 1803, 115, 6.
Lygaens paUicornis Fallen, Mon. Cim. Suec. 1807, 95, 80.
Fhytocoris pallicornis Fallen, Hem. Suec. 1829, 113, 70.
Halticus pallicornis Hahn, Wanz. Ins. I, 1831, p. 114, fig. 61.
— BüRMEiSTER, Handbuch d. Entom. 1835, II, p. 278, 2. — Fieber,
Criter. 1859, 24. — Eur. Hem. 1861, p. 282, 3. — Puton, Cat. 1869,
p. 25, 4.
Capstts pallidicornis Herrich-Schäffer, Nom. ent. 1835, p. 53.
— Flor, Rhynch. Livlds. 1860, I, p. 583, 67.
Eurycephala aptera Brülle, Hist. d. Ins. 1835, p. 410,
tab. 33, fig. 6.
Eurycephala pallicornis Spinola, Ess. 1837, p. 191. — Blanchard,
Hist. d. Ins. 1840, 140, 1. — Kolenati, Mel. ent. 1845, H, 130, 118,
Capsus pallicornis Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 110,
No. 103. — F. Sahlberg, Mon. Geoc. Fenn. 1848, 118, 62. —
Herrich-Schäffer, Wanz. Ins. IX, 1853, Ind. p. 38. — Kirschbaum,
Rhynch. Wiesbd. 1855, p. 20, 102, 120, sp. 151.
Astemma apterum Amyot et Serville, Hyst. d. Hem. 1843, 284, 1.
Ästemma Amyot, Ent. fr. Rhynch. 1848, p. 221, No. 268.
Capsus aptertis Thomson, Opusc. entom. IV, 1871, 441, 30.
Halticus pallidicornis Fieber. Wien. Entom. Monatschr. VlII,
1864, p. 221.
,Halticornis paUicornis Douglas et Scott, Brit. Hem. 1865,
p. 479, 1.
Halticus apterus Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. 1852, HI, 53, 2,
— Reuter. Rev. crit. Caps. 1875, p. 90, 1. — Hem. Gymn. Sc. et
Fenn. 106, 1. — Revis. synon. 1888, H. p. 286, No. 259. — Hem.
Gymn. Eur. IV, 1891, p. 18, 1 und tab. I, fig. 5. — Saunders, Syn.
of brit. Hem. Het. 1875, p. 287, 2. — Hem. Het..of the brit. isl.
1892. p. 268. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 118. — Puton,
Cat. 4. ed. 1899, p. 68, 1.
— 247 —
Bayern: Überall gemein; nach Prof. Hoffmann bei Bamberg;
bei Freising; daselbst auch var. hucocephalus Fieb. Kittel. — Bei
Bamberg häufig an trockenen Rainen. Funk. — Württemberg: Roser.
— Bei Ulm, 7 — 9, häufig. Hüeber. — Baden : Bei Freiburg, Istein,
8. (F.) Meess. — Elsaß-Lothringen: Bois et jardins; commun partout.
Reiber-Puton. — Nassau : 6 $, auf trockenen Grasplätzen und Wald-
blößen bei Mombach häufig. Ich fand unter einer sehr großen
Menge von Exemplaren kein einziges mit Membran und Flügeln.
C. areiiarms Hahn , der mit im vorkommt , scheint für das 6 mit
entwickelten Flugorganen angesehen worden zu sein ; 7—8. Kirschbäum.
— Westfalen: Auf Grasplätzen, an Wegen, auf Heiden und an Wald-
rändern überall im Sommer von JuH bis September, besonders an
dürren sandigen Orten häufig; bei Münster vielerorts gekätschert ;
Elberfeld (Cornelius). Westhoff. — Thüringen : Überall häufig.
Kellner-Breddin. — Von Dr. Schmiedeknecht (Blankenburg) gesammelt.
FoKKER. — Schleswig-Holstein : Auf Sandboden nicht selten. Wüstnei.
— Mecklenburg : Hier und da auf lichten Waldstellen im August,
namentlich bei Klösterbeck; ich fing auch ein Weibchen mit voll-
ständigen Flugorganen. Raddatz. — Schlesien : Wie Sthenarus
modestus Mey., doch weniger häufig; um Breslau ... 6, 7. Scholz.
— Bisher nur um Breslau an grasigen Orten . im Juni und Juli,
einzeln gefunden . . . Assmänn. — Provinz Preußen : Brischke.
Hab. in Europae graminosis. Mens. Jul. Wolff.
Allenthalben in Europa auf der Erde im Grase. Die geflügelten
Arten sind ziemlich selten. Hahn.
Überall gemein im Grase ; ändert ab mit rotbraunem Kopfe.
Burmeister.
Gemein an Feldrainen unter Pflanzen, an sonnigen Orten u. a.
in ganz Europa verbreitet. Fieber.
Hab. per fere totum territorium in Gallo , Vicia , Ononi,
Spartio etc.: Fennia! usque in Ostrobotnia, Suecia media! et meri-
dionalis!; Norvegia meridionalis; Britannia ; Dania; Livonia ; Germania
tota: Batavia!; Belgium ; Gallia! ; Hispania; Helvetia; Tiroha ; Italia;
Illyria; Austria ! , Bohemia, Styria, Hungaria!, Galicia; Moldavia,
Serbia, Dobroudja; Graecia, Corfu!; Rossia (Moskva, Charkov, Kasan,
Chvalynsk, Mohilev, Tauria, Sarepta, Orenburg); Caucasus; Turkestan
(Schagimardan ! Kokansk , Kasumkent) : Sibiria (Krasnojarsk, Abak-
savska!, Osnatjennaja! , Tobolsk! Iikutsk!): America borealis.
Reuter. 1891.
[Schweiz : Im Juni und Juli auf allen Wiesen und lichten
— , 248 —
Waldplätzen der Schweiz in überschwenglicher Menge ; der Mann ist
seltener. Die von Bürmeister angeführte rotköpfige Varietät ist mit
C. propinquus H.-Sch. nicht zu verwechseln. Meyer. — Desgleichen ;
vom Juni bis im September, vom Thal bis über 5000' s. M. in den
Alpengegenden. Frey-Gessner. — Graubünden : Nicht selten. Killias.
— Tirol: Auf Gräsern aller (in Nordtirol) Wiesen und Waldblößen;
um Vils, Silz und Telfs bis an die obere Holzgrenze . . . Sigmunds-
kron , im September noch ; Ulten. Credler. — Steiermark : Unter
Pflanzen an trockenen , sandigen Plätzen ; Fischerau. Eberstaller.
— Von Krummholzwiesen bei Admont und Hohentauern bis Stein-
brück hinab; $ häufig, S selten. Strobl. — Niederösterreich: Bei
Gresten häufig auf Wiesen. Schleicher. — ■ Böhmen : Überall gemein,
an denselben Orten wie luteicollis Panz. , besonders auf Galmm,
Spartkim, Ononls u. a. (7, 8). Düda. — Prag, Kaiserinsel bei Troja,
auf Achillea mülefolium und verschiedenen ümbelliferen, häufig, Sep-
tember . . . NiCKERL. — Mähren : An grasigen Lehnen, an trockenen
Waldrändern auf verschiedenen Papilionaceen häufig. Spitzner. —
Livland: Häufig auf schattigen trockenen Waldwiesen und gras-
reichen Anhöhen , 7 , 8 . . . Die geflügelte Form ist etwas weniger
häufig als die ungeflügelte und kommt unter den S häufig^* vor als
bei den $. Flor. — Frankreich : Dep. de la Moselle : Plappeville,
Bellevoye. — Dep. du Nord : Commun, sur les herbes, en juillet et
aoüt, dans les marais d'Emmerin. Lethierry. — Commun dans
toute la France , sur les graminees et les ombelliferes. Amyot. —
II a cause beaucoup de degats aux pois et surtout aux haricots en
perforant les feuilles. Lucas (Ann. Soc. ent. Fr. 1854 , p. 31). —
England: Not a common species. It has occurred at Headly Lane,
by sweeping, and at Darenth, amongst Centaurea, in August. —
We have not met with the developed form of the insect, which,
aecording to Fieber, has the membrane smoke-brown, with clear
cellnerves margined with brown. Douglas and Scott. 1865. — Das
gleiche, mit Anführung einer großen Zahl englischer Fundorte.
Saunders. 1892.]
111 (504) pusillus H.-ScH.
Schwarz, (leicht metallisch) glänzend, auf den Halbdecken ziem-
lich langer, zarter, spärlicher, heller Haarflaum ; gelblichrot sind : die
Fühler, die mittleren Schnab^lglieder, alle Schenkel .(schmal) an der
Spitze, die Schienen und das zweite Tarsenglied. Der vollständig
schwarze Kopf ist gleichseitig dreieckig, fast V* schmaler als der
— 249 —
Pronotura-Grund , so lang wie breit; die Stirne ziemlich gewölbt;
der Kopfschild (von der Seite gesehen) etwas vorspringend, vorne
nicht breiter als in der Mitte ; die Lippe schmal ; der gelbe , an
Grund und Spitze schwarze Schnabel die mittleren Hüften nicht
überragend. Die in der unteren Hälfte gelblichen, nach oben schwarz-
braunen Fühler haben Körperlänge ; das zweite Ghed ist etwa Vs
kürzer als der Grundrand des Pronotum oder 3V2mal länger als das
erste oder um Vs kürzer als der seitliche Coriumrand; die beiden
letzten Glieder (und häufig auch das zweite an seiner Spitze) sind
bräunlichgrau; das dritte Glied ist kürzer als das vierte. Das
schwarze, trapezförmige Pronotum hat gerade Seiten, ist vorne nicht
breiter als lang, am Grunde etwa um V4 schmäler, nach hinten
gewölbt, gegen den Grundrand zu abfallend, hat vorne (in der Mitte)
vier im Bogen gelegene Punkte und ist ziemlich dicht querrunzelig
und dabei fein punktiert. Die schwarzen, verschwommen punktierten
und mit ziemlich langem grauen Flaum besetzten Halbdecken sind
fast doppelt so breit wie das Pronotum vorne; die Membran ist
dunkelbraun. An den gelbrötlichen Beinen sind die Schenkel schwarz
mit schmaler gelber Spitze (die bei den hinteren breiter als bei den
vorderen ist), die hinteren Schienen sind mit ziemlich kurzen dunkel-
braunen Dörnchen besetzt, das erste Tarsenglied ist dunkelbraun,
das dritte, samt den Klauen, schwarz. Länge 2^/5 — S^ls mm.
Diese Art ist dem //. aptenis L. ähnlich, nur kleiner, immer
makropter, ihr Kopf vollständig schwarz (also Fehlen der rotbraunen
Flecke am inneren Augenrand!), die Fühler kürzer und ihre letzten
Glieder vollständig schwarz , die hinteren Schienen mit ziemlich
kurzen, kleinen, schwarzbraunen Dörnchen besetzt, das erste Tarsen-
glied schwarzbraun, die Schenkel an der Spitze weit schmaler gelbhch,
das Pronotum weniger in die Quere gezogen, viel dichter, stärker,
unregelmäßiger quer gerunzelt und überdies noch fein punktiert.
Nach Reuter.
Capsus pusülus Herrich-Schäffer, Nomencl. entom. 1835, p. 53.
Attus arenarius Hahn, Wanz. Lis. HI, 1835 (p. 34), fig. 255.
Capsus arenarius Kirschbaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 19»
101 und 120, sp. 148.
Haltkus intricotus Fieber, Wien. Ent. Mon. 1864, VHI, p. 220.
Halücus pusülus Reuter, Medd. Soc. F. Fl. Fenn. V, 170, 72.
— Hem Gymn. Eur. IV, 1891, p. 19, 2 und tab. V, fig. 4. —
Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 119. — Püton, Cat. 4. ed. 1899,
p. 68, 2.
— 250 —
Baden: Bei Durlach, 7 (H.); bei Neureuth, 9 (F.) Meess. —
Elsaß-Lothringen: Alsace ; Metz; rare. Reiber-Puton. — Nassau:
d^ $ ; Wiesbaden; Mombach; auf trockenen Grasplätzen z. B. an der
Hasenhecke rechts vom Dotzheimer Weg und auf Blößen des Mom-
bacher Kiefernwaldes mit und ohne C. paUicornis (== apterus L.) ;
häufig; 7. Ich habe beide Arten und zwar in beiden Geschlechtern
sehr häufig teils getrennt, teils an denselben Orten gefangen, aber
nie G. paUicornis F. S mit ausgebildeten und nie C. arenarius Hahn
$ mit abgekürzten Halbdecken gefunden. Kirschbaum.
Hab. in Galio (ipse) : Fennia meridionalis (Nylandia, D. Prof.
Palmen, Pargas, ipse) ; Germania (Wiesbaden, D. Prof. Kirschbaum) ;
Alsacia ; Gallia (Charente ! , D. Dr. Fokker , Lyon , D. Dr. Puton) ;
Austria inferior!, D. P. Low; Hungaria, Serbia, lUyria, D. Dr. Horvath;
Italia borealis!; Sibirial Reuter. 1891.
? 112 (*) macroceplialus Fieb.
Schwarz, glänzend, die Halbdecken mit langem hellen Flaum
besetzt, während von gelblicher Färbung sind: die Fühler, der
Schnabel (seine Spitze ausgenommen) , die vorderen Hüften , die
ganzen vorderen Beine, die Hinterschenkel nur ganz schmal an ihrer
Spitze , sowie die hinteren Schienen und die hinteren Tarsen ; an
sämtlichen Tarsen ist die Endhälfte des letzten Gliedes schwarz ;
an den Fühlern ist das dritte Glied an der Spitze sowie das ganze
vierte schwarzbraun. Der Kopf ist länglich dreieckig, hat am Innern
Augenrand beiderseits einen kleinen dunkelgelben Fleck und einen
ganz leicht gebogenen scharfen Scheitelrand ; der wenig vorspringende
Kopfschild ist vorne nicht breiter als in seiner Mitte; von den
Fühlern ist das zweite Glied (bei der brach. Form) so lang wie das
Pronotum an seinem Grunde breit, letzteres selbst ziemlich lang
und ziemlich kräftig quer-nadelris.sig. Länge: form macr. 2^2, form,
brach. 2— 2\'3 mm. • — Diese Art unterscheidet sich von H. aptems L.
durch ihren mehr in die Länge gezogenen Kopf, durch die ab-
weichende Färbung ihrer vorderen Beine und vorderen Hüften, durch
ihr tiefes quer-nadelrissiges Pronotum, welches bei der brachypteren
Form fast rechtwinklig ist. (Die makroptere Form war Reuter,
1891, unbekannt.) Nach Reuter.
Reuter führt, nach Fieber, noch eine Yar. ß an: Der Kopf
schmutziggelb mit schwärzlichem Hinterrand.
HaUictiS macrocephalus Fieber, Grit. 1859, sp. 12. — Eur. Hem.
1861, p. 282, 4. — Neu. Entdeck, in Wien. Ent. Monatschr. 1864,
— 251 —
VIII, p. 221. — Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 20, 3, tab. V,
fig. 2 u. 3. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889. p. 119. — Putox, Cat. 4.
ed. 1899, p. 68, 3.
Hab. in Borussia (Crefeld, D. Mink); Gallia meridionali (Charente!,
Marseille!); Hispania (Escorial, D.Perez Arcas, Lagrona, D. Dr. Bolivar);
Corsica!; Sardinia!: Dalraatia (Gravosa), D. Dr. Horvath; Algeria
(Geryville, Tlemcen, D. Dr. Puton) ; Tunisia (EI-Djem, D. Sedillot).
Reuter. 1891.
Nach Atkinsox (Cat. of Caps. 1889, p. 119} lebt diese Art auf
Corsica (wo sie nach Meyer-Duer sehr gemein ist), nach Puton (Cat.
1899, p. 68, 3) in Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und —
„Allemagne et Autriche", wohl auf Grund ihres von H. Mink für
Crefeld (Rheinpreußen) bezeugten Vorkommens? Ob bei dieser aus-
gesprochen südeuropäischen (mediterraneen) Art nicht doch wohl ein
Irrtum mit unterlief (falsche Determination , mangelhafte Fundorts-
Etikettierungusw.), muß wohl bis auf weiteres dahingestellt bleiben! H.
Haltkus Henschei Reuter, Rev. d'Ent. 1888, VIII, p. 58. —
Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 21 . 4. — Atkinson, Cat. of Caps.
1889, p. 119. — Püton, Cat. 1899, p. 68, 4, lebt in Illyrien (Görz).
— Ebendaselbst (außerdem noch in Montenegro, Coifu etc.) lebt
HalticKS ptmcticollis Fieber, Verhandl. d. Wien, zool.-bot. Ges. 1870,
XX, 261. - Reuter, Hem. Gymn. Eur. IV, 1891, p. 22, 5 und
tab. V. fig. 5. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 119. — Puton,
Cat. 1899, p. 68, 7.
113 (505) saltator Fourc.
Schw^arz, (metallisch) glänzend, mit ziemlich langem, goldigem,
leicht abfallendem Haarflaum auf den Halbdecken, der Kopf
rotbräunlich (nach Fieber: ziegelrot), während Scheitelrand,
Kopfschild und Wangen pechschwarz sind. — Der Kopf ist unter-
halb der Augen stark verlängert und nur wenig länger als an seinem
Grunde samt den Augen breit, bei der brachypteren Form etwas
schmäler als das Pronotum am Grunde breit ; der Scheitel ist hinten
scharf gerandet , etwas länger als breit , dreieckig, mit einer feinen
Furche in der Mitte ; die Stirne ist ziemlich gewölbt und vom vor-
springenden Kopfschild abgesetzt: die Wange ist lang, etwa um die
Hälfte länger als das Auge; die Oberlippe ist schmächtig,
schwarz ; der gelbe , an der Spitze schwarze Schnabel reicht bis zu
— 252 —
den hinteren Hüften. Die Fühler sind gelb , die beiden letzten
Glieder dunkelbraun ; das zweite Fühlerglied ist länger als das
Pronotum am Grunde breit und mehr als ums Vierfache länger als
das erste Ghed. Das trapezförmige Pronotum ist am Grunde etwas
breiter als der Kopf und metallisch schwarz, bei der makropteren
Form an seinem Grunde etwas breiter als vorne und etwa "3 breiter
als lang, bei der brachypteren Form doppelt breiter als lang, hori-
zontal und auf seiner hinteren Fläche ziemlich kräftig quer gerunzelt ;
das Schildchen ist metallisch schwarz , fast glatt. Die Halbdecken
sind fast um die Hälfte breiter als das Pronotum, (auch noch hinten)
gewölbt, den Hinterleib bedeckend und mit viel stärkeren, goldig
glänzenden Härchen besetzt ; bei der f. macr. besitzen sie eine braune
Membran, bei der f. brach, fehlt diese, der Keil ist nur angedeutet,
das Corium ist hinten schief nach vorne abgestutzt (Fieber), bezw.
die gekürzten Decken laufen am Ende gegen die Commissur stark
schräg zu (Reüter). An den gelblichen Beinen sind die Vorderfüße
gleichfalls gelblich, die hinteren glänzend pechschwarz, die mittleren
am Ende gelblich ; die Hinterschenkel sind schwarz, mit gelbrötlicher
Spitze, die Schienen mit feinen, gelben Dornen besetzt, die Tarsen
sind dunkelbraun. Länge 2-/3 mm. Nach Reuter. — Diese Art ist
der Var. propinquus H.-Sch. von H. luteicoUis Panz. ähnlich, aber
durch die Form des Kopfschilds und der Oberlippe leicht hiervon zu
unterscheiden. (Rt.) — In Färbung und Zeichnung gleicht sie dem
H. apteriis L. , nur daß hier der ganze Kopf (mit Ausnahme des
Hinterrandes) rötlichgelb ist. (Kb.)
Reuter unterscheidet (H. G. E. IV, 23) noch eine Var. ß : Auch
die Stirnmitte pechfarben ; die Schenkel (ihre Spitze ausgenommen)
schwarz, die hinteren Schienen am Grunde breit pechschwarz.
Cimex leucocephalus Göze, Ent. Beytr. 1778, II, 205, 60,
nee LiNNE I
Cimex saltator Geoffroy in Fourcroy, Ent. Paris. 1785, 218,
76. — Rossi, Mant. Ins. 1794, 11, 56, 513.
Ästemma mercurkdis GußRiN, Icon. regn. anim. 1834, Ic. II,
t. 56, fig. 7 ; Text in HI, p. 348.
Gapsus erythrocephalus Herrich- Schäffer, Nom. ent. 1835,
p. 53. — Kirschbaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 20 und 102, sp. 152.
Halticus erythrocephalus Bärensprung, Cat. 160, p. 16.
Halticiis saltator Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 281, 2 und 392. - -
Reüter, Berl. Entom. Zeitschr. 1881, XXV (An. Hem.), p. 179, 34. —
— 253 -
Revis. synon. 1888, II, p. 287, No. 261. — Hern. Gymn. Eur. IV,
1891, p. 23, 6 et tab. V, fig. 7. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889,
p. 119. — PuTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 68, 8.
Bayern : Bei Eegensburg sehr selten. Kittel. — Bei Bamberg
häufig an trockenen Rainen. Funk. — Elsaß-Lothringen : Metz.
Reiber-Puton. — Nassau : $ (von Herr.-Schäff. selbst als solches
bestimmt) von H. Prof. Schenk bei Weilburg auf den Blättern von
Althaea rosea Cav. gefangen, die er durch seine Stiche verunstaltet.
Kirschbaum. — Thüringen: Bei Gotha in einer Gärtnerei im Früh-
beet — (nicht im Freiland!) — als Gurken-Schädling nach Prof.
Dr. Thomas. (Weiteres siehe unten ! H. )
Auf Aethaea rosea bei Weilburg in Baden. Fieber.
Hab. in Aethaea rosea, folias deformans (Kirschbaum), in Echio
vulgari (Puton): Batavia (Brabant!), D. Dr. Fokker; Germania
(Weilburg, Bavaria) ; Gallia; Hispania (Coimbra, Calella) ; Austria
inferior; Liguria, Italia centralis; Hungaria; Halicia'?; Romania
(Bukarest!); Rossia (Charcov?, Chvalyn^sk?, Mohilev?). Saepe in
coUectionibus cum var. propinquo speciei sequentis — [if. luteicollis
Paxz.J — confusus. Specimina ex Halicia et Rossia forsitan ad
hanc speciem referenda. Reuter. 1891.
[Schweiz: Im ganzen selten, nur an wenigen Orten der Schweiz
vorkommend, im JuH auf Gesträuchen : Burgdorf am Turnplatz (M.),
Basel (J.), Genf (B.), im Kanton üri häufig. Frey-Gessner. — Frank-
reich: Dep. du Nord (Lille): Rare; foret de Clairmarais, en juillet.
Lethierry.]
114 (506) luteicollis Panz.
Lygaens luteicollis , die gelbhalsichte Schmahlwanze : niger
capite thoraceque flavis, antennis pedibusque luteis. Panzer.
Capsus iiropinqims mihi: C. niger, capite fulvo, antennis pedi-
busque flavis, illarum art. 2. apice, femoribus usque fere ad apicem,
tibiarum posticarum annulo subbasali et tarsarum apice nigris, antennis
apice fuscis. Herrich-Schäffer.
Schwarz, stark bronzefarbig glänzend, oben (besonders auf den
Halbdecken) mit goldigem, niederliegendem, schuppenartigem, leicht
abfallendem Haarflaum bedeckt (auf der Unterseite ist derselbe spär-
licher und mehr weißgrau), während gelbrötlich sind : der Kopf, das
Pronotum, der Schnabel, die Fühler, die Vorderhüften und die Beine.
Der spitz dreieckige, senkrecht nach unten gekehrte Kopf ist doppelt
so lang als zwischen den Augen breit, mit den Augen viel breiter
— 254 —
als der Vorderrand des Pronotum oder "/s so breit als dessen Grund,
dabei ist der Kopf zwischen den Augen lang hinausgezogen ; der
„nasenförmig vortretende" (Kb.) Kopfschild ist von der Seite ge-
sehen länglich dreieckig , vorne breiter als in der Mitte , mit der
Stirne bogenförmig fortgesetzt; der Scheitelrand ist schwarz; die
braunen Augen sind von vorne gesehen fast \'3 kürzer als der Kopf
(Rt.) oder von oben nach unten doppelt so lang als breit (Kb.)-
Der kurze , seitlich zusammengedrückte , gelbe , schwarz gespitzte
Schnabel reicht nicht über die mittleren Hüften hinaus ; die gelb-
braune Oberlippe ist seitlich zusammengedrückt und halbmondförmig.
Die gelbrötlichen Fühler sind länger als der Leib, ihr zweites Glied
ist an seiner äußersten Spitze, ebenso das dritte am Ende sowie das
vierte bräunlich ; ihr erstes Glied reicht nicht bis zur Mitte des Kopf-
schildes und ist (Kb.) so lang als der Außenrand der Halbdecken
bis zum Anhang ; das zweite Glied ist fast um die Hälfte länger als
das Pronotum am Grunde breit (Rt.) , oder fünfmal länger als das
erste und nur wenig länger als der äußere Coriumrand, oder lV2mal
so lang als das dritte und an seiner äußersten Spitze schwärzlich ;
das dritte Glied ist etwa um Vs kürzer als das zweite; das vierte
ist etwas länger als das dritte ; 3 + 4 sind länger als 2. Das
kurze, trapezförmige, fast glatte Pronotum ist nur wenig breiter als
am Grunde lang, vorne etwa ^U schmäler als lang, sein Vorderrand
nur -/s so lang wie sein Grund, es hat gerade Seiten und fällt nach
vorne etwas ab, dabei ist es von gelbroter Farbe, am Grundsaum
mehr oder weniger breit schwarz, selten ganz sc-hwarz (= Var.
propinqims H.-Sch.) und mit feinem , hellem Flaum besetzt. Das
schwarze Schildchen ist am Grunde frei. Die fast glatten, glänzend
schwarzen Halbdecken sind ausgebildet, etwas schimmernd, mit
dichtem, goldig glänzendem, leicht abfallendem Flaum und kleinen,
schwarzen Härchen dazwischen bedeckt, sie sind viel breiter als das
Pronotum (in ihrer Mitte fast zw^eimal so breit wie der Pronotum-
grund), an den Seiten gerundet (am Außenrand nach außen ge-
bogen, Kb.), vor und hinter dem Anhang stark eingeschnitten; die
Membran ist irisierend, gleichmäßig braun, mit braunen Nerven. Die
Vorderhüften sind gelbhchrot, die Hinterhüften schwarz; an den
gelblichroten Beinen sind die Hinterschenkel (seltener alle) am
Grunde breit schwärzlich ; die Schienen sind mit zarten , gleich-
farbenen, kleinen Dörnchen besetzt, die hinteren bisweilen am Grunde
braun : das dritte Tarsenglied ist schwarzbraun , die Klauen sind
schwarz. Länge 2"-/3 — 3-/3 mm.
— 255 —
Nach Meyer ist diese Ait^ dem //. apterus L. sehr ähnhch,
doch gestreckter, der Thorax vorne schmäler, die Membran länger
und die Decken ins Bronzefarbige oder Rötliche schillernd. — Die
Var. 2)fopinqt(HS H.-Sch. beschreibt Reuter: „Pronotum ganz und
Schenkel am Grunde breit schwarz."
Lyyaeus lutekollis Panzer, Faun. Germ. 1805, 93, 18.
Miris hicolor Germar, Faun. Ins. Eur. 1819, V, 22.
Miris lutekollis Lepeletier et Serville, Encycl. method. 1825,
X, 324, 1. — Laporte, Ess. class. syst. 1832, p. 40.
Capsiis lutekollis Herrich-Schäffer, Nom. ent. 1835, p. 53. —
Wanz. Ins. IX, 1853, Index, p. 37. — Thomson, Opusc. entom. 1871,
441, 81.
CapsKS proprinqHus Herrich-Schäffer, Wanz. Ins. VI, 1842
p. 47, fig. 606 = Var. — Wanz. Ins. IX, 1853, Index, p. 38. -
Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, p. 111, No. 104 = Var. — Kirsch-
bäum, Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 19, 100 und 120, sp. 147 = Var,
Halticus ochroceplialus Fieber, Weitenweber, Beitr. z. Nat.- u
Heilkd. 1836, I, p. 105, 6, tab. 2, fig. 4. — Criter. 1859, 24.
Halticus propinquus Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. 1852
III, 53, 1.
Crocoderus Amyot. Ent. fr. Rhynch. 1848, p. 212, No. 251.
Halticocoris luteicollis Douglas and Scott, Brit. Hem. 1865,
p. 480, 2 and plate XXI, fig. 1.
Halticus luteicollis Fieber, Eur. Hem. 1861, p. 281, 1. —
Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 91, 2. — Hem. Gym. Sc. et Fenn.
107, 2. — Revis. synon. 1888, II, p. 287, No. 260. — Hem. Gymn.
Europ. IV, 1891, p. 24, 7, taf. I, fig. 5c; taf. V, fig. 6. — Sanders,
Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 287, 1. — Hem. Het. of the
brit. isl. 1892. p. 267 and pl. 24, fig.aO. — Atkinson, Cat. of Caps.
1889, p. 119. - PuTON, Cat. 4. ed. 1899, p. 68, 9.
Bayern : Bei Regensburg gemein ; bei Nürnberg und Augsburg ;
nach Professor May bei Dillingen ; bei Freising. Kittel. — Württem-
berg: RosER. — Bei Ulm selten. Hüeber. — Elsaß-Lothringen:
Alsace: Illkirch, Heiligenstein; Metz, c. Reiber-Püton. — Nassau:
C. propinquus H.-S. d, Wiesbaden; scheint selten; ich fing nur 3 6.
Kirschbaum. — Thüringen: Von Dr. Schmiedeknecht (Blankenburg)
gesammelt. Fokker. — Schlesien: C propincpius H.-Sch., an grasigen
Orten , doch besonders gern auf Nesseln ; nicht überall ; bisher nur
von mir um Zimpel bei Breslau gefunden. Scholz. — C. propinquus
— 256 —
H.-ScH., in der Ebene und im Gebirge, im Juli, an grasigen Orten,
besonders gern auf Nesseln, nach Meyer auf Sträuchern, sehr selten . . .
Assmann.
Aus Deutschland, Frankreich und Italien. Fieber.
Hab. in speciebus generis Galii (Saünders), ex. gr. in G. ochro-
leuco (ipse !) per totam fere Europam usque in Suecia media (Stock-
holm!, ipse) ; Anglia; Germania; Belgia ; Gallia!; Hispania; Helvetia;
Sicilia; Italia ; Illyria; Austria inferior ; Bohemia; Styria; Hungaria;
Halicia; Romania; Dobroudja; Graecial; Asia minor (Smyrna!);
Rossia (Charkov, Kasan). Var. propinquus rarior, in Galeopsi versi-
colore (P. Low): Batavia (Limburg I; D. Dr. Fokker); Helvetia!,
D. Meyer-Düer; Austria inferior, D. P. Loew; Tunisia, D. Sedillot. —
Reuter. 1891.
[Schweiz: C. propinquiis H.-S. im ganzen viel seltener als
C. pallicornis L. und nur an wenigen Orten der Schweiz vorkommend,
obschon gesellschaftlich mit demselben, im Juli auf Gesträuchen.
Im Leben schillert das Tierchen ins Bronzefarbige. Bei den Basler
Exemplaren zieht sich die rotgelbe Farbe des Kopfes auch über den
Thorax. Im Kanton Uri weit häufiger als j^ci^^icomis Meyer (1843).
— Auf Gras und Blumen an trockenen Stellen und Berglehnen, auch
auf niedrigem Gebüsch, Haseln und Ulmen, im Juni, Juli und August,
sehr selten und einzeln. S. Prex nicht sehr selten (F.) ; Ragaz, Jura
bis 2500' s. M., Suhrdelta (Fr.). Frey-Gessner (1866). — Grau-
bünden : Ragaz , Mayenfeld , Chur. Killias (1877). — Steiermark :
Auf sonnigen Rainen bei Steinbrück am 21. Juli, 5 $, 3 d. Strobl.
— Lebt nach den Beobachtungen des Herrn P. Low in Nieder-
österreich auf Galeopsis versicolor. Reuter (An. Hem. 192). —
Böhmen : An trockenen Waldrändern und Feldrainen , im Grase,
ziemlich selten ; Teplitz (8) , auch von Fieber gesammelt. Duda. —
Prag, Zawist, im Brezaner Tale an Brombeeren, nicht selten, 30. Juli.
NiCKERL. — Frankreich : Dep. de la Moselle : Ars , sur la briome
dioique. Bellevoye. — Dep. du Nord (Lille) : Rare, foret de Mormal,
en juillet. Lethierry. — Paris : Mont-de-Marsan (Perris). Aäiyot. —
England: An abundant species by searching amongst Galium, near
Strood, in July . . . Douglas and Scott. — On Galium . . . Sanders.]
Nun folgen im System (Puton, Cat. 1899) zunächst 3 kleine,
in Deutschland nicht vertretene paläarktische Divisionen :
Div. 10: Cremnorhinaria , mit den 2 (je einartigen) Gattungen
— 257 —
Cremuorhinus Reut. (Südeuropa) nnd PlatypsalUis J. Sahlberg
(Lappland).
Div. 11 : Camptotylaria, mit der einzigen paläarktischen Gattung
Camptotyhis Fieb. (mit 5 außerdeutschen Arten).
Div. 12: Boopidocoraria, mit der (einartigen) Gattung Boo-
pidocoris Reut, (in Turkestan).
Hier bietet sich auch die erwünschte Gelegenheit zur Ein-
schaltung einiger biologischen Notizen:
Prof. Dr. Fr. Thomas in Ohrdruf (Thüringen) hat in den (seiner-
zeit von Dr. Fr. Karsch in Berlin bei R. Friedländer herausgegebenen)
Entomologischen Nachrichten, XXII, 1896, S. 257—259 den Haltkus
saltator Geoffr. als bedeutenden Schädling in einer Gothaer Gärtnerei
auf Mistbeet-Gurkenpflanzen {Cucumis sativa) beschrieben; der größte
Teil der Pflanzen gab infolgedessen gar keinen Ertrag; es fanden
sich gleichzeitig geflügelte und kurzflügelige Formen genannter
Wanze. Da dieses Insekt schon einmal vor 5 Jahren ebendaselbst
in größerer Anzahl auftrat, der Winter 1895/96 selten milde war
und das Tierchen außerhalb der Warmbeete seine Schädigungen
nicht fortsetzte , glaubt Prof. Dr. Thomas den Schluß ziehen zu
müssen, daß diese Art bei uns im Freien nicht ausdauere , sondern
ursprünglich in einem wärmeren Klima heimisch sei, und sucht dies
unter Anführung der einschlägigen Literaturangaben näher zu be-
gründen. Immerhin ist zuzugeben, daß diese kleine Springwanze
mehr in Südeuropa zu Hause ist, wenn sie auch in Mitteleuropa
keineswegs fehlt (davon ganz abgesehen , daß die richtige Determi-
nation dieser schwierigen Arten nur Wenigen geläufig ist und des-
halb bei den ohnehin wenigen Liebhabern und Sammlern manche
Verwechslung mitunterläuft).
In der Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten, VI. Bd. 5. Heft
führt dann Prof. Dr. Thomas die äußeren Erscheinungen dieser ihm
zweifellosen Insekten-Schädigung (i/. saltator Geoffr.) auf Grund
eigener Besichtigung an Ort und Stelle sowohl wie auf Grund ge-
nommener Rücksprache mit dem betreffenden Gärtnereibesitzer
(Herrn Karl Reichenbach, Gotha) des näheren aus : „ Die zu Anfang
März in die Mistbeete gebrachten Gurkenkeimpflanzen gediehen gut
bis zum Beginn der Blüte (Anfang Mai), wo, mit dem Auftreten
dieser Springwanzen , die Blüten allmählich gelb wurden , die neu
gebildeten Blätter in ihrer Entwicklung zurückblieben und der
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1900. 17
— 258 —
Fruchtansatz kümmerlich wurde oder ganz ausbheb, so daß der
Gesamtertrag unter ^/s des früheren blieb (aber auch dies nur da-
durch, daß eine Reihe von Beeten ganz verschont geblieben war).
Die befallenen Pflanzen starben weiterhin ganz ab, zeigten bleiche,
verkrumpfte, aber pilzfreie Blätter, hatten aber noch gesunde
Wurzeln und ließen keine Fraßerscheinungen wahrnehmen,
wie solche auch bei den übrigen, gesunden Gurkenpflanzen nicht
festzustellen waren. An allen gelben (kranken) Blättern fanden sich
„die leeren Häute und die Exkremente der Springwanzen als charakte-
ristische und dauernde Kennzeichen für ihre Schädigung durch die
Springwanzen." Weiterhin fand Thomas „als zweites Dauermerkmal
der heimgesuchten Blätter" zahlreiche kleine „schwarze Flecken"
von gut V2 mm Durchmesser und „kleine, schwarze, kugelige,
harte, den Haaren ansitzende Massen", die erhärteten
Exkremente der Wanzen (von denen schon oben bei den „leeren
Häuten" die Rede war). Diese kugeligen Massen sind nach Thomas
nichts anderes als die an den Blatthaaren eingetrockneten, ursprüng-
lich flüssigen Ausscheidungen der Springwanzen, während die
„schwarzen Flecke" da auftreten, wo das ausgeschiedene Sekret
kein Haar zum Anhaften findet und deshalb krustenartig auf der
Blattoberhaut eintrocknet. Unsere Tierchen liebten sichtlich, wie
ja auch von anderen Hemipteren etc. bekannt, den warmen Sonnen-
schein und konnten durch verschiedene Mittel (Kalk, Naphthahn,
Zacherlin) uur betäubt, aber nicht getötet werden ; am besten wirkte
gegen diesen Schädling noch die „Dauerlüftung". — Wenn die be-
fallenen Beete abgeräumt oder die kranken Gurkenpflanzen ganz
abgestorben waren, gingen die Springwanzen auch auf andere
Pflanzen (Majoran, Sellerie, Levkojen) über, ohne daß sich jeweils
an den Blättern eine eigentliche Fraßbeschädigung (wie bei den
Erdflöhen , Käfern der Gattung Haltica Geoffr.) nachweisen ließ ;
auf die (der Gurke) verwandten Kürbispflanzen ging unsere Spring-
wanze nicht über, ebensowenig wie auf Freilandpflanzen. —
Eine Einführung dieser Springwanze von außen konnte für die be-
treffende Gärtnerei nicht nachgewiesen werden, nur ein periodisches
Auftreten (nach 5 Jahren). — Thomas berichtet am Schluß seines
Artikels noch, daß Prof. A. Giard in Paris den H. erijthrocephalus
H.-ScH. in Gärten zu Chälons-sur-Marne als Schädiger der Melone
((7. Melo) feststelte und führt dann noch andere Halticus-Avten als
notorische Pflanzenschädiger an, so den H. pailicornis F. — (siehe
vorne unter H. apterus L.) — auf Erbsen bei Paris, nach Lucas;
— 259 —
den //. minidus Uhl. (H. ühleri) auf Bohnen in den Vereinigten
Staaten, nach Popenoe; den H. minutus Reut, als Schädiger der
Erdnuß (Arachis hypogaea) in Cochinchina, nach Giard, also alle 3
auf Papilionaceen. — Thomas berichtet dann noch kurz über andere
Pflanzenschädlinge an Kulturen aus der Familie der Capsiden
(Phytocoriden, Blindwanzen) und zitiert als Gewährsmänner: Frank
(Krankheiten der Pflanzen, 1896, III, 187) und Lintner (Zoolog.
Jahresbericht), betreffend den in den Vereinigten Staaten der Garten-
kultur schädlichen Poecüocapsus lineatus F.
Dies führt mich, in weiterem Verfolgen des angeschlagenen
Themas, auf die neuerdings in den Vordergrund der Fachpresse
tretenden ., Hopfen wanzen", gleichfalls Capsiden, aber aus der Division
Capsaria.
Prof. Dr. 0. Kirchner an der Landwirtschaftlichen Hochschule
zu Hohenheim (bei Stuttgart) hat im Württembergischen Wochen-
blatt für Landwirtschaft 1903 des näheren (7V-.' Seiten) über „Die
Hopfenwanze und die durch sie verursachte Unfruchtbarkeit des
Hopfens" berichtet. Die in Frage kommende Pflanzenkrankheit
(die sich seit mehreren Jahren in einzelnen Hopfenbaubezirken
Württembergs zeigte) äußert sich nach Kirchner in einem früh-
zeitigen Verkümmern der weiblichen Blütenstände, welche zu einem
spärlichen Doldenansatz oder selbst zu völliger Unfruchtbarkeit des
Hopfen führt, wodurch dann wieder ein ganz empfindlicher Ausfall
in der Hopfenernte hervorgerufen wird. Bei näherer Besichtigung
zeigten die betreffenden Hopfengärten einen guten, oft sehr schönen
Stand und reichlichen Anflug, der aber auf den verseuchten Parzellen
kränklich aussah und (nach Erfahrung früherer Jahre) keinen Ansatz
versprach ; die Belaubung war meistens gesund , Blattläuse und
Kupferbrand waren nur mäßig vorhanden; die Blätter waren mehr-
fach zerfressen von den lebhaften grünen Raupen des Hopfenzünslers
(HypeAia rostralis) , ältere Blätter auch durchlöchert vom Hopfen-
Erdfloh (Chaetocnema concinna)^ manche kranke Hopfenpflanze zeigte
sich auch am Wurzelstöck durch Drahtwürmer beschädigt und in
ihrer Ernährung gestört, aber die (nach Kirchner) hauptsächlichste
Schädigung rührte von einer kleinen, grünen Wiesenwanze her,
„die leicht abzuklopfen war und die beim Umherlaufen auf den
Hopfentrieben die jungen Blüten aufsucht und mit ihrem stachel-
artig aussehenden Schnabel in die Stiele der jungen Dolden oder in
diese selbst hineinsticht , um ihren Saft auszusaugen , wodurch die
angesaugten Stellen braun werden und weiterhin die betroffenen
17*
— 260 —
Blüten in ihrer Entwicklung stehen bleiben, welken, sich bräunen
und schließlich abfallen. Die Wanzen wissen alle Blütenstände einer
Pflanze ausfindig zu machen und pflegen alle auf dem einmal ergriffenen
Stock befindlichen zum Absterben zu bringen. Vor und nach der
Blütezeit saugen sie jedenfalls an jungen Zweigen und Blättern,
bringen dort aber, da diese Organe bedeutend größer und kräftiger
sind als die zarten Blütenstiele, keine merkliche Schädigung hervor".
— Als diesen neuen Schädling stellte Kirchner nun den Calocoris
hipundaUis Fab. {norvegicus Gmel.) — (siehe Jahrg. 1899, S. 335 ff.
dieser Jahreshefte!) — fest, „deren Weibchen ihre Eier an alten
Hopfenzweigen, noch lieber aber an den Hopfenstangen absetzen",
weshalb Kirchner auch die Vernichtung der Winterzustände (d. h.
der Eier) dieses Insekts durch Unschädlichmachen der alten Rück-
stände der Hopfenpflanzen und besonders der Hopfenstangen empfiehlt,
der ersteren durch Verbrennen, der letzteren durch langsames Hin-
durchziehen durch ein Feuer (oberflächliche Verkohlung), oder durch
dicken Anstrich mit warmer Kalkmilch oder einer Mischung von
Eisenvitriol mit Kalkmilch, oder durch wochenlanges Untertauchen
in Wasser. Am meisten soll sich aber das Einführen der Draht-
anlagen empfehlen, auf welche in Württemberg „die Hopfenwanzen
nicht einmal von benachbarten verseuchten Stangenanlagen über-
gehen, vielleicht wegen des Schwankens der Zweige in den Draht-
anlagen oder des den Tierchen unangenehmen Luftzugs."
In analoger Weise hat Prof. Dr. J. Behrens im Jahresbericht
1904 der Großherzogl. badischen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt
Augustenberg, S. 53 ff. die „ Hopfen wanze" als Ursache des „Blind-
werdens des Hopfens" beschuldigt, doch war es hier ein anderer
Capside, und zwar der mir persönlich zur Determination übersandte
Lyyiis pratensis L. in seiner grauen Herbstform (var. campestris Fall.),
eine unserer gemeinsten, überall auf Wiesen, Feldern, Heiden, Wald-
wegen , überhaupt wo nur Gras und niedere Pflanzen stehen , zahl-
reich anzutreffenden Blindwanze (vergl. Jahrg. 1901, S. 117 ff. dieser
Jahreshefte!). Dieser Halbflügler trat im Berichtsjahr gerade nur
in Walldorf, Amt Wiesloch, auf und sollte, nach Angabe des dortigen
Einsenders, „auch häufig auf Kartoffeln vorkommen, wo er die
Blüten ansticht, so daß sie welken und abfallen". Behrens zitiert
in seinem Bericht aus der einschlägigen Fachliteratur dann noch
8 weitere Wanzen-Hopfenschädlinge (darunter 1 Anthrocoriden und
1 Lygaeiden), wobei mir doch der blinde Eifer der hier nicht näher
anzuführenden Autoren das Bild ruhiger Sachlichkeit etwas zu trüben
— 261 —
scheint, denn es bleibt doch wohl zu bedenken, daß nicht gerade
jedes Insekt, das einmal zufällig auch auf Hopfenpflanzen gefunden
wird , notwendigerweise auch ein Hopfenschädling sein muß ; wo
sollten sich denn die armen Tierchen sonst aufhalten, um sich ihres
kurzen Daseins zu erfreuen?
Dies alles wäre nun ganz schön und könnte unsere noch in
den Windeln liegende Hemipteren-Biologie (Entwicklungsgeschichte
und Lebensweise) ganz erheblich fördern, wenn — Kirchner (und
die anderen) mit ihrer Annahme, dass „die Wiesenwanzen von
Pflanzensäften lebende Landwanzen" seien, recht hätten und sich
möglicherweise nicht in einem gar nicht so ferne liegenden Trug-
schluß bewegten ^ Die einschlägigen Fachmänner, die Entomologen,
besonders jene, welche sich viele Jahre hindurch mit dem genauen
Beobachten und näheren Studium der Halbflügler befassen, die
Hemipterologen , neigen nämlich größtenteils der Anschauung zu,
daß die Capsiden (die ein Drittel der Landwanzen umfassende größte
Familie der Hemijjtera heteroptera) überhaupt keine Pflanzenfresser
(Phytophagen) sind, sondern durchgehends Fleischfresser (Carnivoren),
die hauptsächlich von den auf den betreffenden Pflanzen vorkommen-
den und dort saugenden Blattläusen usw. leben und deshalb, im Sinne
unserer Gärtner und Landwirte gesprochen, nicht bloß nicht schäd-
lich, sondern sogar sehr nützlich sind. — Wer die zahlreichen Fundorts-
angaben meiner Capsiden-Synopsis mit Aufmerksamkeit durchgeht,
wird in den wortgetreu wiedergegebenen Vermerken der einschlägigen
Sammler und Fachmänner manchen Beleg für diese Annahme finden ;
allerdings würde einer großen Zahl dieser Angaben noch eine wesent-
lichere Bedeutung für die Halbflügler-Biologie zukommen, wenn so
mancher Verfasser einer Lokalfauna reifere, langjährige Beobachtungen
anstellen und nicht schon nach einer Sammeltätigkeit von 2 bis
3 Jahren seine Funde veröffentlichen würde.
Einen überzeugenden, exakten, wissenschafthchen, über Ver-
mutungen hinausgehenden Beweis darüber, wieV, wodurch? und warum?
' Ich möchte z. B. nur daran erinnern, daß es meines Wissens immer
noch einen Gegenstand der Kontroverse bildet, ob z. B. ein kranker Baum zu-
erst von fPilzen und Flechten'' befallen und dann erst der Tummelplatz der
mannigfachen Insektenschädlinge wird, die sich mit Vorliebe auf dem ge-
schwächten, weniger widerstandsfähigen Baum einnisten, oder ob der Baum zu-
erst von den Insekten und deren Larven geschädigt und dann erst von den
pflanzlichen Schmarotzern vollends getötet wird ? Vielleicht daß beides , ab-
wechselnd, zutrifft!?
— 262 -
die genannten Wanzen die betreffenden Pflanzen schädigen, sind uns
die genannten Autoren schuldig gebheben ; einerseits wird sogar das
Fehlen von Fraßstellen betont (womit ja an und für sich noch nichts
bewiesen ist, da die Halbflügler bekanntlich keine beißenden Mund-
werkzeuge besitzen , sondern einen saugenden Stechrüssel) , ander-
seits allerdings ein Anstechen der Blütenteile „angenommen'' ; wenn
sich aber der Capside von Blattläusen (und nicht von Pflanzensäften)
nährt, und wenn er seine Eier in die Ritzen der Hopfenstange legt
(worauf sich ja dessen vorgeschlagene Bekämpfung gründet), wie?,
wodurch?, mit was? soll er dann die Hopfenpflanze selbst schädigen?
Dem einfachen „post hoc ergo propter hoc" wird ja bekanntermaßen
nicht die Bedeutung eines mathematischen Beweises zuerkannt.
Jedenfalls scheint mir die ganze Frage noch nicht spruchreif
zu sein ; es müssen zweifellos noch mühsame, genaue Beobachtungen,
mikroskopische Untersuchungen , Züchtungen usw. seitens kundiger
Fachmänner angestellt werden, bevor hierin das letzte Wort ge-
sprochen werden darf. Meine eigenen, nunmehr auf anderthalb Jahr-
zehnte zurückgreifenden zusammenstellenden Veröffentlichungen auf
dem Gebiete der Halbflügler bezwecken lediglich eine sichere Grund-
lage für diese biologischen Arbeiten zu schaffen, den Boden hiefür
zu ebnen, und sollte mir dies nur einigermaßen gelungen sein, so
darf ich immerhin mit Befriedigung auf diese vorbereitende Tätigkeit
zurückblicken.
Ulm, im März 1906. Dr. Th. Hüeber.
(Fortsetzung folgt.)
Ausgewählte Kapitel aus 0. M. Reuter's „Revisio
eritiea Capsinarum" als Beitrag zur Biologie und
Morphologie der Capsiden
ins Deutsche übertragen von Dr. EJmbr. Strand (Kristiania), überarbeitet von
Dr. Th. Hüeber (Ulm a. D.) und Dr. J, Guide (Frankfurt a, M.).
Nachdem bereits die erste Hälfte der „Synopsis der deutschen
Blindwanzen" (Hemiptera heteroptera, Farn. Capsidae) in diesen
Jahresheften erschienen, wird es wohl nur noch eine Frage der Zeit
sein, diese Arbeit ihrer Beendigung entgegen zu führen. Wie nun
bereits in der Vorrede dazu bemerkt wurde, sollte sich dem syste-
matischen Teil ein Abschnitt anschließen, der eine Zusammenstellung
der in den verschiedensten Veröffentlichungen zerstreuten Ergebnisse
über Anatomie, Physiologie und Biologie der Capsiden bringen würde.
Allein eine kurze Umschau in der vorhandenen einschlägigen
Fachliteratur zeigt, daß gerade die Erörterung und Untersuchung
der allgemeinen biologischen Verhältnisse dieser Heteropteren-Gruppe
überall sehr kurz wegkommt. Zwar verspricht Prof. 0. M. Reuter
in Helsingfors in der Vorrede (1. Bd. 1878, S. 6) seines in den Ver-
öffentlichungen der Finnländischen Literatur-Gesellschaft erscheinen-
den hervorragenden Werkes „Hemiptera Gymnocerata Europae", am
Schlüsse dieser groß angelegten Arbeit, an Stelle der fehlenden Ein-
leitung, nachträgUch noch eingehendere Abhandlungen über die Ana-
tomie, Entwicklung, Lebensgeschichte, Instinkte usw. der von ihm
zuvor zu beschreibenden Halbflügler zu bringen, da er hofft, daß
bis dahin neues Licht sich über manche zurzeit noch recht dunkle
Fragen verbreite und hierdurch auch manches bis jetzt noch un-
gelöste Rätsel aufgeklärt werde, besonders auf dem Gebiete der Ent-
wicklung und Lebensweise dieser zarten Tierchen, von der man
bisher noch so wenig weiß. Von Reuters Hern. Gymn. Eur. sind
bis jetzt 5 Bände erschienen, der letzte 1896; seitdem nichts mehr!
Mit diesen 5 Bänden sind aber noch nicht einmal die Capsiden (mit
— 264 —
welcher schwierigen FamiHe, als der im System niedrigst stehenden,
Eeuter in dankenswerter Weise begann) vollständig bearbeitet, und
zwar auch diese nur in ihrem speziellen, systematischen und be-
schreibenden Teil, so daß die Veröffenthchung des biologischen Ab-
schnitts, wenn überhaupt, jedenfalls noch in sehr weiter Ferne steht.
Dagegen besitzen wir bereits vom gleichen Verf. eine sehr wertvolle
Arbeit über die morphologischen und besonders die biologischen Ver-
hältnisse der Capsiden aus der Zeit des Beginnes seiner literarischen
Tätigkeit, eine hochinteressante Jugendarbeit, die „Revisio critica
Capsinarum praecipue Scandinaviae et Fenniae" , 1875 in Helsing-
fors bei J. C. Frenckell & Son erschienen. Die erste Hälfte dieser
Arbeit enthält in 101 Seiten (S. 1 — 75 in schwedischer Sprache)
den „allgemeinen Teil" ; die zweite, 190 Seiten starke Hälfte bringt
in lateinischem Text die speziellen Artbeschreibungen, darunter auch
solche vieler Larven. Letzterer Teil ist durch das oben erwähnte
große Werk Reuter's überholt, ersterer aber hat, unseres Wissens,
bis jetzt noch nirgends seinesgleichen in der einschlägigen Literatur
gefunden , war aber leider bisher durch seine Abfassung in der nur
wenigen bekannten schwedischen Sprache der wissenschaftlichen All-
gemeinheit entzogen. Um so mehr erschien es deshalb erwünscht,
dieselbe durch Übersetzung ins Deutsche zum wissenschaftlichen Ge-
meingut zu machen. Herr Dr. Embr. Strand (Kristiania) hat nun in
dankenswerter Weise diese Übertragung ins Deutsche besorgt, Dr.
Th. Hüeber (Ulm) und Dr. J. Gülde (Frankfurt a. M.) übernahmen
die Abrundung und weitere Bearbeitung der Übersetzung und die
Stuttgarter Redaktionskommission genehmigte, wie wir dankbar an-
erkennen , die Aufnahme in die Spalten dieser Jahreshefte. Dabei
lag ja der Gedanke nahe, die Übersetzung der nun 30 Jahre alten
Publikation Reuter's in Verbindung mit den verschiedenen , in- und
ausländischen Veröffentlichungen der letzten 30 Jahre zu einem ein-
heitlichen Ganzen umzuarbeiten; allein, ganz abgesehen von der
Schwierigkeit der Sache als solcher (sowohl in betreff der Voraus-
setzung einer seltenen Kenntnis der einschlägigen in- und aus-
ländischen Fachliteratur, als auch der schwierigen Beschaffung des
großen, oft schwer erhältlichen fremdsprachigen Materials) würde die
Originalität der REüTER"schen Arbeit hierdurch zerstört, wozu wir uns
nicht für berechtigt hielten; auch bleibt es stets eine mißliche Sache,
Teile eines alten Gebäudes zu entfernen und durch neue zu ersetzen.
Um ferner jegliche Verzerrung des Textes und andere Weitläufig-
keiten zu vermeiden, hielten wir es auch nicht für ratsam, eine
— 265 —
Änderung, d. h. Modernisierung der zurzeit veralteten REüTER'schen
Nomenklatur im Text selbst vorzunehmen ; wir verweisen deshalb auf
die entsprechenden neuesten Bezeichnungen in den Fußnoten. Gerade
durch die gewissenhafte Wiedergabe dieser originellen, nur, so weit
es das Verständnis unbedingt erheischte , modernisierten Arbeit,
glauben wir dem Verdienste des hervorragenden finnländischen Fach-
manns am ehesten gerecht zu werden und den Dank jener zu linden,
die sich für diese späte Zugänglichmachung älterer Forschungs-
ergebnisse interessieren.
Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen : Da es sich bei der
Übertragung des REUTEpJschen Originals nur um die biologischen
Verhältnisse handelte, so haben wir von den 10 Kapiteln nur die
6 ersten berücksichtigt. Der 7. Abschnitt handelt von der uns
Mittel-Europäern etwas fernliegenden Zusammensetzung der skan-
dinavisch-finnischen Capsiden-Fauna ; Abschnitt VIII behandelt „Ver-
wandtschaft und Platz im System" ; Kapitel IX betrifft die „Syste-
matik der Capsiden ; eine kurze historische Übersicht , sowie die
Untersuchung der verschiedenen Systeme" ; Abschnitt X (lateinischen
Textes) bringt schließlich die von Reuter selbst inzwischen ab-
geänderte „systematische Einteilung der europäischen Capsiden". . —
Weiterhin ist noch zu berücksichtigen, daß es sich bei Reüter's
Arbeit um eine n o r d europäische Fauna handelt, die manche unserm
mitteleuropäischen Deutschland fehlende Art aufweist (sowie auch
umgekehrt) , und daß die durch die höhere Breite bedingten ab-
weichenden klimatischen Verhältnisse Finnlands sich auch in ge-
wissen zeitlichen Verschiebungen im Auftreten der betr. Arten geltend
machen. — Schließlich ist 0. M. Reüter's damalige (1875) systema-
tische Übersicht der Capsiden eine wesentlich andere, als seine
spätere, in den „Hemipt. Gymnoeerat. Europae" gegebene, welch
letztere sich wieder in voller Übereinstimmung mit jener des neuesten
(1899) PüTON'schen Hemipteren-Katalogs der paläarktischen Fauna
befindet. Zur Erleichterung des Verständnisses der REüTER'schen
Ausführungen, sowie zum bequemen Vergleich beider Systeme haben
wir am Schlüsse in einer Übersichtstabelle Reüter's ältere (1875)
und neuere (1883) systematische Einteilung der Capsiden neben-
einander gestellt.
I. Körperbau.
Der Körper der Tiere, welche im folgenden behandelt werden,
ist selten groß, gewöhnlich mittelgroß oder klein; in der Form
— 266 —
wechselt er zwischen schmal und gleichbieit oder zwischen breit
und eirund und ist immer mehr oder weniger gewölbt, sowie meist
behaart, wenn auch diese Behaarung nicht selten äußerst fein und
nur bisweilen fast borstig ist. In einigen Fällen sind, außer der
normalen Behaarung, leicht abzureibende, silber-, gold- oder messing-
glänzende, schuppenähnhche , niedergedrückte Härchen vorhanden.
Der Kopf (caput) ist gewöhnlich mittelgroß, selten vorgestreckt
und dabei länger als breit, meist mehr oder weniger schräg nach
unten gerichtet, bisweilen senkrecht und kurz. Der Scheitel (vertex)
und die Stirn (frons) sind gewöhnlich, bisweilen sogar stark ge-
wölbt; ersterer ist nicht selten hinten gegen den zusammen-
geschnürten Hals (Nacken) durch eine feine erhöhte Querleiste,
welche sich vom Hinterrande des einen Auges zum andern erstreckt,
begrenzt. Der Clypeus (Tylus Fieb.) ist selten durch einen Quer-
eindruck von der Stirn deutlich abgesetzt; er wird jedoch an den
Seiten durch eine scharf eingedrückte Linie von den Seitenstücken
des Kopfes getrennt. Jederseits des Clypeus liegen nämlich zwei
durch einen Quereinschnitt getrennte Stücke, von welchen das obere,
vor den Augen gelegene und meist die Antennen-Grube (scrobs)
tragende Stück als jugum (zygum, Jochstück Fieber's) bezeichnet
wird. Dieses Stück ist flach, gewölbt, bisweilen sogar aufgeschwollen,
und wird vorn vom Clypeus, unten von dem ebenfalls vorn an den
Clypeus anstoßenden, zweiten Seitenstücke, der eigentlichen Wange
(gena, Wangenstück Fieb.), begrenzt. Unter diesen findet sich oft
noch ein kurzes, vorn spitz dreieckiges Stück, die sogenannte gena
postica (Hinterwange Fieb.) und ferner nicht selten, die Basis des
Rostrums berührend, ein kleines leistenförmiges Stück, buccula
(Wangenplatte Fieb.) ; so nach Fieber's Terminologie (Eur. Hem. p. 3).
Thomson (Op. ent. IV, p. 410) weicht in der Bezeichnung etwas ab,
und ich habe mich in den Beschreibungen seiner Auffassung an-
geschlossen, da sie in deskriptiver Beziehung wohl zweckmäßiger und
jedenfalls genügend ist. Unter Wangen (genae) versteht man die
Seitenteile des Kopfes, die oben von dem unteren Rande der Augen,
unten von der Kehle und vorn von der eingedrückten Längslinie,
welche dieselben vom Clypeus trennt, begrenzt werden. An diesen
Wangen unterscheidet man dann ein Stück, den Zügel (lora), welcher
der gena Fieber's entspricht und vorn vom Clypeus, oben von der
eingedrückten Linie, welche im Winkel von der Seite des Clypeus
in der Richtung nach der Antennen-Grube zu geht, d. h. von Fieber's
unterer Grenze des Jochstücks (jugum) begrenzt wird. Ferner findet
— 267 —
sich bisweilen noch unten ein anderes Stück, welches oben von der
Linie, die Fiebers genae posticae abteilte, begrenzt wird, in welchem
Falle lorae discretae gebildet werden. Im anderen Falle wird die
Grenze unten von der eigenen Grenze des Kopfes gebildet. Die
Kehle (gula) rechnet man von dem unteren und vorderen aus-
gerandeten Teil des Kopfes ab, peristomium; sie liegt selten in
derselben Ebene wie letzterer, sondern bildet mit ihm einen stumpfen
Winkel (gula obliqua). Als Gesichtswinkel (angulus facialis)
bezeichnet Thomson das Verhältnis zwischen dem Peristomium und
der eingedrückten Seitenlinie des Clypeus; dieser Winkel ist am
häufigsten ein rechter, bisweilen auch ein mehr oder weniger spitzer.
Die Augen (o c u 1 i) sind von verschiedener Form, Größe und Stellung,
selten gestielt; sie befinden sich gewöhnlich am Hinterrande des
Scheitels und berühren meist mehr oder weniger den Vorderrand des
Pronotum ; bisweilen sind sie jedoch von letzterem entfernt und
können sogar in der Mitte der Seiten des Kopfes stehen. Was ihre
Form betrifft, so ist die hintere Orbita fast immer ausgerandet, die
innere Orbita weicht nach vorn mehr oder weniger auseinander und
hat gewöhnlich einen Ausschnitt, in welchem die Fühler befestigt
sind. Seltener sind die Augen kugelförmig gewölbt oder nieren-
förmig; häufig sind sie deutlich gekörnt. Punktaugen (ocelli) sind
nicht zu erkennen \ Die Fühler (antennae) sind viergliedrig und
meist unten am Innenrande der Augen befestigt, bisweilen fast in
der Mitte desselben, in anderen Fällen unter der Spitze der Augen
oder auch ziemlich weit davon entfernt. Ihr erstes Glied ist häufig
das dickste , das zweite das längste , die zwei letzten sind in den
meisten Fällen dünn und fein, das vierte Glied nur äußerst selten
länger als das dritte. Der Schnabel (rostrum) ist frei, nicht in
einer Rinne unter der Brust gelegen , von verschiedener Länge bei
den einzelnen Arten.
Die Vorderbrust (thorax) zeigt oben einen Vorderrücken
(pronotum), der meistens breiter als lang und gegen das Ende fast
immer schmäler ist als am Grunde, der nicht selten ausgerandet ist.
Die Seitenränder sind oft abgerundet, selten scharf; der Vorderrand,
' Kolenati will Ocellen entdeckt haben und äußert sich darüber fol-
genderweise (Mel. cntoni. , fasc. II, p. 95): „Ucelli minimi" und ferner „Sub
microscopio pro corporibus opacis constructo ocelli pone et retro oculos conspici
possunt. Ocellis in Capsinis nuncquam nigri a nie visi; semper enim pellucidi,
hinc in capite pallido diticillime visu. Facilius conspiciendi in lamella epicrani
a reliquis capitis partibus separata".
— 268 -
der sich häufig durch eine ringförmige Einschnürung (strictura
annuliformis apicalis) auszeichnet, ist meistens gerade, aber bis-
weilen breit ausgebuchtet. Die Fläche (discus) ist nach vorn meistens
abfallend (declivis) und hat vorn nicht selten zwei glatte, oft
glänzende Erhöhungen (colli), jederseits eine, welche hinten meistens
von einem gebogenen Quereindruck begrenzt sind. Bisweilen wird
dieser Quereindruck so tief und breit, daß er eine Quervertiefung
(sulcus transversalis) bildet, die in einigen Fällen sich sogar
noch über die Seitenränder des Vorderrückens bis zur Vorderbrust
erstreckt. In diesen Fällen sind die Colli sehr groß und glänzend
und ähneln bisweilen hörnerartigen Auswüchsen (Glohiceps sphegi-
formis). Vom Mittelrücken (mesonotum) sieht man oben zwischen
den Flügeldecken nur ein kleines dreieckiges Stück, das Schildchen
(scutellum), das in zwei Teile geteilt ist, einen vorderen, den
Schildgrund (basis scutelli), der häufig unter dem Hinterrande des
Pronotum versteckt ist, und einen hinteren, der bisweilen eine längs-
gehende Leiste zeigt {JBothynotus) oder zu einem hohen Kamm
zusammengedrückt ist (Stethoconus). Die untere Seite des Mittel-
körpers oder die Brust (stethium, pectus) ist zusammengesetzt;
die Vorderbrust (prostethium Fieb. , antepectus Kirby^, pectus
prothoracis Burm.) ist jedoch immer einfach, kurz, in der Mitte
hinten in eine dreieckige Spitze (mucro, Vorderbrust-Xyphus Fieb.)
verlängert, an deren beiden Seiten die Gelenkpfannen (acetabula)
für die Hüften der Vorderbeine eingefügt sind. Die Mittelbrust
(mösostethium Fieb., medipectus Kirby, pectus mesothoracis
BuRM.) wird durch eingedrückte Linien geteilt; ihren mittleren Teil
nennt man mesosternum, zu dessen Seiten die Scapula liegt. Die
Hinterbrust (metastethium Fieb., postpectus Kirby, pectus
metathoracis Burm.) besteht in analoger Weise aus einem Mittel-
stück (metasternum) und hat jederseits ein Seitenstück (pleura
Burm., parapleura Fieb.); zwischen dem Metasternum und den
Pleuren zeigt sich noch ein besonderes größeres Feld (parapleura
Burm., pleura Fieb.), auf dem sich die Öffnungen (orificia) der
Stinkdrüsen mit ihren Rinnen (rima) befinden. Man hat zwar auch
mit pro-, meso- und metasternum die ganze Vorder-, Mittel- und
Hinterbrust bezeichnet, aber wie Flor (Rh. Livl. I, p. 30) bemerkt,
^ Obwohl Kirby's und Burm eiste r"s Benennungen älter sind, habe
ich doch Fieber' s Bezeichnungsweise vorgezogen, weil dadurch mehr Gleich-
förmigkeit in die Bezeichnungen für die obere Seite kommt, welche Bezeichnungen
aus dem Griechischen stammen.
— 269 —
ist dies unrichtig schon wegen des direkten Sinnes der Wörter,
wozu noch kommt, daß Bürmeister schon früher dieselben Bezeich-
nungen in einem anderen Sinne gebraucht hat. Ich habe daher in
meinen Beschreibungen die oben (Fußnote) angegebene Terminologie
benutzt.
Die Deckflügel (hemielytra oder hemelytra) bestehen, wenn
sie völlig ausgebildet sind, aus vier Teilen, dem clavus, corium,
cuneus und der membrana. Nur bei Diplacus gibt es keinen
deutlich abgesetzten cuneus. Der Clavus ist der Teil, der dem
Scutellum am nächsten gelegen ist; man kann oft darauf eine nie-
drige längsstreichende Rippe, aber selten eine Ader bemerken. Das
Corium, der größte Teil des Flügels, zeigt zwei mehr oder weniger
deutliche Adern oder Nerven, eine äußere, cubitus oder vena
cubitalis, und eine innere, brachium oder vena brachialis
(Cubitalader — Brachialader.) Erstere teilt sich am Ende in zwei Äste
und bildet so die furca cubiti (Cubital-Gabel), von deren Ästen der
eine, äußere, bis zum Hinterrand verläuft, während der innere in die
Membran eindringt, um die kleine Zelle (areola vel cellula minor
vel cubitalis) zu bilden. Bisweilen ist die Cubitalader auch bis
über ihre Mitte tief eingedrückt, endet aber dann vollständig und
bildet in diesem Fall auch nur eine Zelle in der Membran. Die
Brachialader (vena brachialis oder brachium) ist meist weniger
deutlich, bisweilen im Corium kaum wahrnehmbar, aber immer stark
ausgebildet, sobald sie in die Membran eindringt, um daselbst die
größere Zelle (areola [vel cellula] major vel brachialis) zu
bilden. Ferner bemerkt man auf dem Corium die an seinem Außen-
rande verlaufende Costalader (Costa oder Vena costalis) und die
parallel dazu, aber mehr oder w-eniger entfernt verlaufende Sub-
costalader (postcosta oder vena postcostalis); der lange schmale
Raum dazwischen bildet das Einsatzstück, Außenrandfeld (embo-
lium). Häufig sind alle Adern undeutlich, ja unmerklich. Der Keil
(cuneus Fieb., appendix Schill., Burm.) ist von derselben Beschaffen-
heit wie der Clavus und das Corium, und bildet ein kleines, drei-
eckiges, mit dem Corium durch eine breite Naht (fractura) ver-
einigtes Stück, das für diese Gruppe besonders charakteristisch ist.
Die Naht ist vollständig, so daß sie sich vom Außenrande der Hem-
elytren bis zum Innenrande erstreckt. Auch ist der Cuneus meist
in einer zum Corium mehr oder weniger schiefen Ebene gelegen.
Die Membran, welche dünn und durchscheinend ist, bildet die Spitze
der Deckflügel und zeichnet sich am Grunde durch ein oder zwei
— 270 —
geschlossene Felder (areolae vel cellulae) aus, welche von den
venae cubitalis und brachialis gebildet werden. Beide Zellen
senden an ihrer Spitze einen gegen den Hinterrand der Membran
verlaufenden und allmählich verschwindenden Ast aus. Nur bei
Biplacus fehlen beide Zellen und die Membran zeigt nur einige freie,
undeutliche Adern.
Nicht selten sind die Halbdecken verkürzt, ohne Membran,
oft auch ohne Cuneus und Clavus und in diesem Fall nur aus einem
einzigen Stück bestehend.
Die Flugfiügel (alae) haben ein abgegrenztes, längUchrundes
Feld (areola), das von einer längs dem Außenrande verlaufenden
Ader, der Hauptader (vena [vel costa] cubitalis vel prim aria),
sowie von einer unter dieser gelegenen Ader, der Unter- oder Radial-
ader (vena [vel costa] radialis vel subtensa) und einer dritten,
dieselben verbindenden Ader, der Verbindungsader (vena vel costa
connectens) gebildet wird; letztere scheint mir jedoch am besten
als eine Fortsetzung der Radialader (vena radialis) angesehen zu
werden. Von dieser entspringt außerdem oft eine nach dem Innen-
felde der Zelle verlaufende kleine Ader, der Zellhaken (uncus
vel hamus). Außerdem entspringen noch von der Zelle zwei
freiendigende Adern. Bei iJiplacus findet sich kein geschlossenes
Flügelfeld.
Die Beine (pedes) sind gewöhnlich lang; die Hinterbeine am
längsten und ihre Schenkel (femora) oft länger und dicker als die
der beiden vorderen Beinpaare. Die Hüften (coxae) sind meist
lang und stehen kegelförmig aus ihren Gelenkpfannen (acetabulae)
hervor; die demselben Paare angehörenden stehen ganz nahe bei-
sammen ; dagegen stehen die Vorderhüften weit entfernt von den
Mittelhüften , die wiederum den Hinterhüften ganz nahe sind. Die
Schienen (tibiae) sind fein und meistens mit feinen Stacheln oder
Dornen (spinulae vel denticuli) versehen. Die Fußglieder (tarsi)
sind dreigliedrig, das dritte Glied ist an der Spitze mit zwei Krallen
(unguiculi) versehen, welche oft eine zahnförmige Erweiterung
haben und bisweilen fast zweigeteilt sind. Zwischen den Krallen
finden sich zwei kleine Haftläppchen (arolia vel pul villi), welche
doch bisweilen so fein, schmal und hell gefärbt sind, daß sie fast
nicht zu unterscheiden sind und für flache Borsten gehalten werden
können.
Der Hinterleib (abdomen) ist oben flach, meistens mit nach
oben gebogenem Seitenrande (connexivum); unten gewölbt, bis-
- 271 -
weilen hinten kugelförmig erweitert, am Grunde zusammengeschnürt
(petiolatum). Er ist aus 8 freien, an den Seiten gleich langen
Segmenten zusammengesetzt ; die 7 ersten tragen unten , an den
Seiten, Öffnungen (stigmata) für die Luftröhren (tracheae). Von
diesen Segmenten sind die 6 ersten als eigentliche Abdominal-
segmente (segmenta abdominalia) zu betrachten, und zwar werden
sie, von oben gesehen, als Eückensegmente (segmenta dorsalia),
von unten gesehen, als Bauchsegmente (segmenta ventralia)
bezeichnet. Beim Weibchen sind diese 6 Ventralsegmente am Hinter-
rande entweder alle gerade und demnach in der Mitte so lang als
an den Seiten , oder es sind die zwei bis drei letzten in der Mitte
vorwärts geschoben, das letzte oft so viel, daß es nur an den Seiten
sichtbar ist; der Hinterrand des letzten Segments zeigt beim Weib-
chen einen, bisweilen fehlenden, fast dreieckigen, hervorstehenden
Zipfel, die Schuppe (squama), welche den Grund des Legestachels
bedeckt. Die Genitalsegmente oder Geschlechtsabschnitte (seg-
menta genitalia) sitzen am Ende des Abdomen. Beim Männchen
gibt es deren zwei, von denen das erste ganz wie ein Abdominal-
segment aussieht. Das zweite ist groß, sowohl von oben als unten
sichtbar und bildet die Spitze des Abdomen; unten ist es etwas
gewölbt, häufig mit einer längs verlaufenden, feinen, erhöhten Leiste
(carina) versehen, gegen die Spitze zu allmähhch verschmälert,
oben gegen die Spitze mit einer Öffnung (apertura) versehen, in
welcher die beiden ungleich gestalteten Genitalzangen , Haftzangen
(forcipites vel stylij liegen, sowie das männliche Kopulationsorgan
(penis) mit seinen Anhängseln (appendices), alle etwas höher als
die Afterröhre (tuba analis). Beim Weibchen ist das zweite
Genitalsegment (das 7. des Abdomen) ähnlich wie das dritte in der
Mitte geschient. Zwischen den beiden Seitenstücken erstrecken sich
von der Spitze des 6. Abdominalsegments bis zum Ende des Körpers
zwei gegeneinander gerichtete Platten, welche nach Flor (Rh. Livl. I,
p. 45) das erste Genitalsegment repräsentieren und die sogenannte
äußere Scheide (vagina externa terebrae, vagina aculei seu
valvulae) bilden. An der oberen Seite des Körpers sind nur die
zwei letzten Segmente sichtbar. Die äußere Scheide bildet eine
Hülle um den säbelförmigen Legestachel (terebra vel aculeus),
der aus vier hornigen Lamellen, zwei äußeren und zwei feineren
inneren , besteht ; diese sind an ihrem Rande häufig gezähnt. Bei
der Eiablage tritt der Stachel aus seiner Scheide heraus, ohne von
derselben begleitet zu werden.
272
II. Sekundäre Geschlechtscharaktere.
Hauptsächlich durch die neue Richtung, welche Darwin der
Naturforschung gegeben hat, haben die sogenannten sekundären Ge-
schlechtscharaktere eine gewisse Bedeutung erhalten und die nähere
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Bekanntermaßen spielen dieselben
in Darwin"s Theorie eine bedeutende Rolle und es dürfte daher nicht
überflüssig sein, hier den sekundären Geschlechtscharakteren der Cap-
siden einen besonderen Abschnitt zu widmen und darin einen Über-
blick über die verschiedenen Geschlechtsunterschiede dieser Tiere
zu geben.
Was zuerst die Struktur der einzelnen Körperteile betrifft , so
sind die Augen der Männchen in den meisten Fällen größer und
stärker hervorstehend, sowie mehr einander genähert, weshalb die
Stirn oft ganz erheblich schmäler und die Wangen niedriger er-
scheinen. Ich habe bei den Beschreibungen auf diesem Verhältnis
beruhende Geschlechtscharaktere gesucht, indem ich mit dem
Querdurchmesser des Auges die Breite der Stirn vergleiche , des-
gleichen wie sie am Übergange zum Scheitel sind, oder bei Arten
mit ausgerandeten Augen unmittelbar oberhalb der Ausrandung. In
einigen Fällen , besonders bei Arten mit breitem Scheitel (vertex),
sind jedoch die Augen bei beiden Geschlechtern gleich groß. Die
Fühler sind in vielen Fällen beim Männchen etwas stärker; bei
einigen Arten sind sie sogar sehr stark verdickt, während sie beim
Weibchen ganz schlank bleiben. So z. B. bei Calocoris variegatus
Costa \ bei welcher das zweite Glied beim 3 dicker ist, als beim $,
AUoeotomus gothicus Fall., Psallus intermedms F. Sahlb. ", Ps. oh-
scurellus Fall. , PlayiognatJms quaärimacnlatus Fall. ^. Eine ganz
besondere Struktur haben die Fühler von Harpocera thoracica Fall.
Es gibt aber auch Fälle, wo umgekehrt die Fühler des Weibchens
dicker sind als die des Männchens, z. B. Leptopterna ferrugata Fall.,
Cremnocephalus nmhratilis F. , Glohiceps flavomaculaüis F. , Gl.
fulvipes Scop."^, Gl. dispar Boh. , Clüamydatus amhulans Fall.'',
Ätractotomns. Über den Zweck dieser Unterschiede läßt sich wohl
noch nichts Bestimmtes sagen, bemerkenswert ist es aber, daß sich
dieselben auf ziemlich wichtige Sinnesorgane beziehen und daher
^ Calocoris biclavatus H.-Sch. — ^ Psallus aethiops Zett. , auf Skan-
dinavien und Finnland beschränkt. — ' Criocoris quadrimaciilattis Fall. , in
Rußland. Finnland und Skandinavien. — * Glohiceps snlicicola Reut., in Skan-
dinavien und Finnland. — ^ Mecomma amhulans Fall.
— 273 —
wohl eben durch die verschiedene EntwickUingsstufe der letzteren
bei den beiden Geschlechtern bedingt sind.
Ein durchgehender Geschlechtsunterschied zeigt sich in der
Entwicklung der Flugorgane. Die Halbdecken und Flügel sind
nämlich, mit äußerst wenigen Ausnahmen, beim Weibchen kürzer
als beim Männchen, wenn sie auch bei den meisten Arten die Spitze
des Hinterleibs überragen oder dieselbe wenigstens erreichen ; auch
ist ihr Außenrand bei ersterem Geschlecht mehr abgerundet; bis-
weilen auch, wie bei Poeciloscytus nigrita Fall. ^, ganz erheblich
erweitert. Ist die Art dimorph (siehe weiter unten) , so ist dies
häufig nur beim Weibchen der Fall, z. B. bei den Leptopterna- Avten,
Fhfjtocoris varipes Boh. ^, Bothynotus pilosus Boh. , Filopliorus con-
fusus Kirsche., Orthocephcdns- kxian, Labops Sahlbergi Fall., Bwyphus
errans Wolff, D. pallidns H.-S., Glohiceps flavomaculatus Fall,,
Gl. ftdvipes Scop., Cldamydatus amhidans Fall., und in diesen Fällen
ist die kurzflügelige Form immer bei weitem die zahlreichste. Bei
einigen wenigen Arten ist das Weibchen, wie es scheint, konstant
kurzgeflügelt, wenigstens ist es noch nicht in einer andern Form
bekannt, während das Männchen immer langgeflügelt ist. Diese
Arten sind: Systellonotiis trigidtcdus L. , Glohiceps dispar Boh. und
Byrsoptera rt(ß/rons Fall. — Dieser Geschlechtsunterschied beruht
offenbar darauf, daß das Männchen das aktive Element ist, welches
das Weibchen aufsuchen soll und deswegen höher entwickelte Be-
wegungsorgane (und auch Augen?) nötig hat.
Ein weiterer sekundärer Geschlechtsunterschied, welchen ich
geneigt bin in Beziehung zu dem vorhergehenden zu stellen^, ist,
daß die Hinterschenkel bei mehreren Weibchen, insbesondere solchen,
die verkürzte Flügel haben, stärker entwickelt sind. Die Verdickung
der Schenkel des Weibchens läßt sich z. B. bei Gremnocephalus,
Macrocoleus tanaceti Fall, und 31. mollwuhis Fall, beobachten und
ist besonders deutlich bei einigen dimorphen Weibchen , nämlich
Leptopterna ferrugata Fall., Ortliocephali , Lahops Saldbergi Fall.,
Glohiceps flavomacidatus F., Gl. dispar Boh., Chlamydcäus amhidans
Fall, und Byrsoptera ntfifrons Fall.
Was die gesamte Körperform betrifft , so sind die Männchen
immer schmäler und schlanker. Bisweilen sind die beiden Ge-
schlechter in dieser Beziehung sehr verschieden ; der Dimorphismus
des Weibchens spielt dabei meistens eine wichtige Rolle. Dies ist
^ Polymeras nigrita TAhL. — ^ Unter fremden Arten: AIlaeouDfus Fieb,
— ^ Siehe weiter unten im Kapitel über den Dimorphismus.
Jahreshefte d. Vereins f. \aterl. Naturkunde in Württ. 1900. 18
— 274 —
der Fall bei den Leptopterna-kiien , Botliynotus , Orthocephali, be-
sonders bei Systellonotus^, Bicyphus errans und palUdus, Glohiceps
flavomaculatus , Gl. fulvipes und in noch höherem Masse bei Gl.
dispar, Chlamydatus ambulans und Byrsoptera riißfrons. Harpocera
thoracica zeigt jedoch die größten Geschlechtsunterschiede, denn bei
dieser Art finden sich Abweichungen in der Struktur des Kopfes,
der Fühler und Beine, sowie der Halbdecken, wozu noch kommt,
daß beide Geschlechter sehr verschieden gefärbt sind.
Was nun Färbung und Zeichnung betrifft, so sind bei den
meisten Capsiden die beiden Geschlechter einander sehr ähnlich.
Die größten Unterschiede finden sich, wie gesagt, bei Harpocera,
deren Männchen viel dunkler gefärbt ist. Und wo Farbenunterschiede
überhaupt vorhanden sind, ist letzteres meistens der Fall. So sind
die Männchen der folgenden Arten dunkler und mit schmäleren,
schärfer begrenzten und lebhafteren Zeichnungen versehen als die
Weibchen: Megaloceraea erratica L. , Teratocoris antennatus Boh.,
T. hyperhoreus J. Sahlb. ^ , T. viridis Dodgl. et Sc. , T. Saundersi
DoüGL. et Sc, Phytocoris distinctus Dougl. et Sc. ^, Ph. dimidiaUis
KmscHB., Calocoris variegatus Costa*, C. fulvomaculatus D. G. , C.
striatellus F. ^, C. roseomaculatus D. G. , Oncognathus hinotatus F. ",
Bryocoris pteridis Fall. , Eroticoris rufescens Burm. ^ , Gyllocoris
histrionicush., Orthotylushoreelhis7jm:T., O.virens Ykll., Conostethus
salinus J. Sahlb., C. roseiis Fall., Phylus limitatus Fieb. ®, Plesio-
dema pinetellum Zett. , Psallus betuleti Fall. , Ps. ambiguus Fall.,
Ps. graminicola Zett., Ps. variabilis Fall., Plagiognathus^ quadri-
maculatus Fall. , PI. Roseri H.-S. ^" , PJ. albipennis Fall. , PI.
Bohemani Fall. ^\ und auch wenn die Arten variieren, sind die
dunkleren Varietäten Männchen (Calocoris bipunctatiis F., Cyphodema
rubicimda Fall. ^^, Poeciloscytus vulueratus Wolff, Beraeocoris
laniarius L.^^), die helleren Weibchen {Lygus viridis Fall., L.lim-
hatus Fall., Hadrodema pinastri Fall. ^*, Psallus aethiops Zett.).
1 Bei dieser Art ist der Kopf des Weibchens mehr oder weniger kugel-
förmig, ein Umstand, welcher von der „Maskienuig" dieses Geschlechts herrührt
(siehe weiter unten). — ^ Nach Put. Cat. 1899 (p. 57) ist Teratocoris hyper-
horeus Sahlb. synonym zu T. viridis Dgl. et Sc. — ^ Phytocoris distinctus
Dgl. et Sc. ist (nach Put. Cat. 1899) Varietät von Ph. Populi Lin. — * Calo-
coris hiclavatus H.-S. — * Calocoris ochromelas Gmel. — ^ Sfenotus hinotatus F.
— ' Allodapus rufescens Burm. — ^ Brachyarthrum limitatnm Fieb. — ^ Crio-
coris quadrimacidatus Fall. — '" Sthenarus Roseri H.-S. — '' Neocoris
Bohemani Fall. — " J^yyus ruhicundus Fall. — ** Capsus ruher Lin. —
" Camptozygum Pinastri Fall.
— 275 —
Nur bei CUamijdatus ambidans Fall. ^ und Byrsoptera rußfrons
Fall, ist das Weibchen dunkler als das Männchen. Da das Männchen,
wie gesagt, am meisten auf dunklerem Grund lebhaftere und schärfer
hervortretende Zeichnungen hat, während das Weibchen im all-
gemeinen blasser und mit mehr zusammenfließenden Zeichnungen
versehen ist, scheint es, daß nach Darwin's Hypothesen das männliche
Geschlecht, das durch die Geschlechtsselektion besonders bevorzugte
ist und als ob diese Auswahl von den Weibchen getroffen würde.
III. Metamorphose und Entwicklungsgeschichte.
Über die Metamorphose und Entwicklungsgeschichte der Cap-
siden ist noch fast nichts veröffentlicht worden. Da das Weibchen
mit einem fein gebildeten Stachel (terebra) versehen ist, scheint es,
daß es die Eier in die Blattmasse der Pflanzen eingesenkt ablegt.
Direkte Beobachtungen hierüber liegen jedoch nicht vor. — Die Eier
sind bei allen von mir untersuchten Arten länglichrund, oft schwach
gekrümmt, glatt glänzend. Solange die Larven noch ganz klein sind,
zeichnen sie sich häufig durch ihre verhältnismäßig längeren Fühler
aus. Etwas älter, sind ihre Fühler und Beine meist kürzer und
dicker als bei der Imago und die Längenverhältnisse der einzelnen
Glieder weichen unter sich ab. Der Schnabel ist dagegen so wie
bei dem entwickelten Insekt. Der Kopf hat in den meisten Fällen
dieselbe oder doch eine ganz ähnliche Form, wie bei dem ent-
wickelten Tier. Das Pronotum ist dagegen meistens rechtwinkhg,
oben wagerecht, immer ohne vordere Einschnürung. Der Mittelrücken,
der an seiner Spitze mehr oder weniger abgerundet ist, ist gewöhn-
lich so lang als das Pronotum und trägt an seinen Seiten bei der
(nach der zweiten Häutung entstehenden) Nymphe Halbdecken-
stummel. Das Metanotum besteht aus zwei Ringen, von denen der
vordere die Andeutungen der Flügel trägt. Die Flügelstummel sind
bei verschiedenen Gruppen und Arten ungleich lang. Oft ist der
Hinterrand von Pro- und Metanotum ungleich gefärbt. Das Abdomen
ist gewöhnlich so lang als der ganze übrige Körper und besteht aus
8 Segmenten. Die Genitalsegmente und Geschlechtsteile sind noch
unentwickelt. Die Körperhülle ist weich und schrumpft nach dem
Tode zusammen ^ Die Tarsen sind nur zweigliedrig; ihr zweites
Glied, das an der Spitze die Krallen trägt, ist lang.
' Mecomma ambulans Fall.
- Larven und Nymphen lassen sich daher am besten in 12gradigem Spiritus
autbewahren.
18*
— 276 —
In der Färbung und bisweilen auch im allgemeinen Habitus
(z. B. Cyllocoris histrionicus) sind die Larven und Nymphen oft den
ausgebildeten Insekten ganz unähnlich, und wenn nahestehende Arten
als Imagines in Färbung sehr ungleich sind, ähneln doch dagegen
oft ihre Larven und Nymphen einander. Bis jetzt sind fast noch
keine früheren Stadien beschrieben worden. Ich habe während einer
Reihe von Jahren Beobachtungen über die Entwicklung der Cap-
siden angestellt und kann daher die Larven oder Nymphen von
vielen Arten beschreiben.
Was die Erscheinungszeit der Imago betrifft, so ist diese bei
den einzelnen Arten sehr verschieden. Ich habe auch darüber im
Laufe mehrerer Sommer Aufzeichnungen gemacht, teils auf Aland,
teils in der Umgebung von Abo (Pargas Kirchspiel) und gefunden,
daß man, nach den Verhältnissen im südwestlichen Finnland, die
folgenden Gruppen unterscheiden kann \
1. Arten, welche um den 25. Juni oder schon früher erscheinen
und dann (wenigstens die 33) schon gegen Mitte Juli wieder ver-
schwinden (Vorsommer-Arten): Calocoris striatelliis, Glohkeps
flavonotatus , Lahojys Sahlbergi ^ , Plagiognathtis qimdrimaadatns,
Fsallus iutermedius^ und variabilis.
2. Arten , welche vom Ende Juni ab bis zum 5. bis 10. Juli
erscheinen und welche (wenigstens die de?) spätestens Mitte August
wieder verschwinden (Mittelsommer- Arten) : Monalocoris filicis,
Pithanus Märkell, Megaloceraea nißcornis, Leptopternd äölabrata
und ferntgata^ Teratocoris Saundersi und pallidum^ Capsus ater^,
Lygns linibatus, Poeciloscytus unifasciatus, Stiphrosoma leucocephalum °,
Cyllocoris histrionicus , Globiceps fulvipes , Ghlamydatus ambulans ^\
caricis'^, Hoplomaclms Thunhergi, Flesiodema innetelhim, Psallus
amhiguus , dimimdns, Plagiognathus nigritulus^. Die Grenzen zwi-
schen dieser und der folgenden Gruppe sind oft schwer zu finden
und in verschiedenen Jahren können einige Arten vielleicht entweder
' Diese Bemerkungen bezw. Beobachtungen beziehen sich auf das nord-
europäische Finnland und dürfen deshalb nicht vollständig auf das mittel-
europäische Deutschland übertragen werden ; hierbei muß mit einer zeitlichen
Verschiebung von etwa 1 — 3 Wochen früher gerechnet werden.
^ Lahops Sahlbergi Fall, lebt nur in Skandinavien, Finnland und Rußland.
^ Fsaihts intermedius Sählb. = Ps. oethiojjs Zeit, kommt nur in Skan-
dinavien und Finnland vor.
* lihopaloiomH^ citcr Lin. — ° Siran gylovor in leucocephalus Lix. —
* Mecomma ambulans Fall. — ' Cyrtorrhinus Caricis Fall. ~ ^ Neocoris
nigrituhis Zett., kommt nur in Groß-Britannien, Skandinavien iiud Finnland vor.
— 277 —
zur einen oder anderen Gruppe gerechnet werden. Die hierher ge-
hörigen Arten verschwinden jedoch immer früher.
3. Arten, welche vom 10. bis 15. Juli bis um den 25. Juli bis
1. August erscheinen, und welche noch Ende August und bisweilen
bis in den September vorkommen, aber nur äußerst selten über-
wintern (Hochsommer- Arten): Cahcoris varirgatus^, fulvomaculatus,
roseomaculatus, striaUis'^, Oncognatlius hwotatus^ , Dicrooscytus rufi-
pennis, Plesiocoris rugicoUis, Lygus ruhricahis , contaminatus, pra^
tensis, Kalmi^ (hjphodema rubiawda'^, Hadrodema pinastri^,
Liocoris tripustulcdiis var. a., Ilcdticiis pallicornis^, Pllophorus cla^
vatus, Orthocephalns scdtcäor, Glohiceps ftavomacidatus, Chlamydatus
■insignis'^, Orthotylns nasscdus, virens, ßavosparsus, Oncotylus decolor^,
Byrsoptera rußfrons , Plesiodema pinetellum, Atradotomus magni-
rornis . Psallus varians, Plagiogncdhus arhiistoruni und viridtdus^.
4. Arten, welche im August (bisweilen schon Ende Juli) oder
oft erst am Ende August oder anfangs September ausgebildet sind,
und von denen mehrere mit Sicherheit überwintern (Spätsommer-
Arten): Miris ccdcaratus und virens, 3Iegaloceraea erratica, Phyto^
coris piiii, Lygus pratensis, Kalmi, Piloplioriis hifascicdus, Cremno^
cepliahis umbratilis , Liocoris tripustidatus var. c. , örthotylus ßavo-
sparsus, ericetorum, PsaJhis roseus^^, alnicola, sanguineus^^.
Aus obigem geht hervor, daß einige Arten im Laufe einer
längeren Zeit sich entwickeln (z. B. Lygus pratensis im Juli, August
und bis in den September, Lygus Kalmi von Mitte Juli bis Mitte
August, örthotylus ßavosparsus von Mitte Juli bis Anfang September,
Plagiognathus viridulus von Mitte Juli bis weit in den August). Es
sind dies eben die an Individuen am zahlreichsten Arten. Die
meisten Arten erscheinen als Imagines doch nur während einer enger
begrenzten Zeit. Nur wenige Capsiden überwintern , so daß die
Frtthlingsfauna nur aus 3Liris mlcaraius , virens und Jiolsatus,
Lygus pratensis und Kalmi, Cyphodema ruhicunda ^'- , Poeciloscytus
Gyllcnhali^^ und Liocoris tripustidatus besteht.
Mehr als eine Generation im Laufe des Jahres habe ich nicht
beobachten können, jedoch möchte ich in betreff des Liocoris tri-
* Cdlocoris biclavatus H.-S. — ^ Pi/cnopterna striata Lix. — '' Sicnotus
h'niotalns F. — * Lygus rnhicundus Fall. — '' Cainpto.ii/ffum Finastri Fall.
— ^ Halticus apteruft Lix. — ' Cyrtovrhinus Jlareolus Reut. , nur in Skan-
dinavien und Finnland. — ^ OnycliHmeiiua decolor Fall. — ^ Plngioynathas
Chrysanthemi Wolff. — '" rmllus Fallenii Reut. — »^ Psallus roseus Fab. —
'- Lyyus rubicundus Fall. — '' C/i,ir>uinr/n'his (hillpiihali Falt,.
— 278 —
pustulatiis bemerken, daß die Exemplare, welche ich Ende August
und Anfang September entwickelt gefunden habe, sich von den-
jenigen, welche sich Ende Juli entwickeln, dadurch unterscheiden,
daß die Zeichnungen hellgelb (nicht rostgelb) sind (= var. c. autum-
nalis m.)- Ebenso sind die im September sich entwickelnden In-
dividuen von Lygus Kalmi L. viel dunkler als die, welche früher
im Sommer erscheinen. Vielleicht kommen hier zwei Generationen
vor, eine Sommer- und eine Herbst-Generation , welche sich in der
Färbung unterscheiden, ähnlich wie die verschiedenen Generationen
von gewissen Psi/Ua- Arten.
IV. Polymorphismus.
Der Polymorphismus oder das Verhältnis, daß eine und die-
selbe Art als Imago in mehreren ungleichen Formen auftritt, ist
eine im Tierreich schon längst bekannte Erscheinung. Unter den
Hemipteren beschränkt sich der Polymorphismus meistens auf die
höhere oder geringere Entwicklung der Flügel und die dadurch be-
dingte Struktur des Mittelkörpers und kommt in diesem Falle bei
den meisten Arten als Dimorphismus vor, indem die Art in zwei
verschiedenen Formen auftritt, nur bei wenigen (z. B. einigen Cica-
darien) als Trimorphismus. Bei einigen Reduviiden äußert sich
jedoch der Polymorphismus auch in anderer Weise, z. B. in einer
verschiedenen Erweiterung des Abdomen bei demselben Geschlecht
der gleichen Art. Bei den Capsiden haben wir nur ersteren Typus
von Polymorphismus (den ich als Pterygo- Polymorphismus be-
zeichnet habe. Siehe weiter unten!), und zwar fast immer als Dimor-
phismus. Nur ein einziger Fall von Trimorphismus, welchen
ich vorigen Sommer bei Orthocephalus saltator Hahn beobachtete,
ist bis jetzt bekannt.
Diese Erscheinung oder der Zustand, daß eine Art, als, wie man
es nennt, eine langflügelige Form (forma macroptera) und eine
kurzflügelige Form (forma brachyptera^) auftritt, wobei beide
Formen mit bis zu einem gewissen Grade entwickelten Flügeln ver-
sehen sind, ohne« daß sich Zwischenformen nachweisen lassen, ist erst
in neuerer Zeit in der Entomologie und besonders der Hemipterologie
untersucht und richtig aufgefaßt worden. Lange glaubte man näm-
lich irrtümlicherweise , die kurzgeflügelte Form wäre ein unent-
wickeltes Individuum , das sich noch weiter entwickeln würde. So
* Diese Benennungen wurden zuerst von SxäL eingeführt.
— 279 —
sagt z. B. Fallen in einer Anmerkung zu Capsiis mutahilis (Hern.
Suec. p. 118) : „Feminae perfecte explicatae rariores sunt; atlarvae
s. pupae, corpore crasso obtuso, elytris abbreviatis, frequenter etiam
copulatae occurrunt" ^ Ebenso bei C. flavomaculatus (p. 120) :
„Femina perfecte explicata rarius occurrit, larva autem vel pupa
saepius visa" - usw. ^. Daß Scopoli (Ent. Carn. , 1763) auch das
Weibchen dieser Art als Larve beschrieb, ist daher kein Wunder.
Mehr kann man sich schon wundern, daß noch Fieber (Europ. Hem.
1860) von mehreren Arten die kurzgeflügelte Form als Nymphe be-
schreibt. Der Dimorphismus scheint ihm überhaupt eine terra in-
cognita zu sein, weshalb er auch dazu gekommen ist, die ungleichen
Formen von einigen Arten als verschiedene Arten zu beschreiben,
z. B. Neides tipularius xinöi parallelus, Berytus vittatus und minor nsw.
Unter den Capsiden beschreibt er wiederum eine „Männchen-
Puppe" (p. 238) von Bryocoris pteridis , bei Leptopterna dolahrata
(p. 245) spricht er von „erst entwickelten Puppen" , bei Mecomma
amhtdans (p. 284) von „Weibchen-Puppe" , ebenso bei Agalliastes
saltitans^ (p. 311), während die Weibchen von Orthocephalus sal-
tator und mutahilis (p. 293) als normal ohne Membran beschrieben
werden.
Andere Hemipterologen hatten doch schon früher eingesehen,
daß die kurzgeflügelten Formen auch Imagines sind. Dies wird z. B.
von Kirschbaum in „Rhynch. Wiesb." (1855) besonders hervorgehoben,
der, nachdem er auf der vorhergehenden Seite das Verhältnis betont
hat, daß Arten oft mit verkürzten Flügeln und, infolge der geringeren
Entwicklung der Flugmuskeln , mit schmälerem Meso- und Meta-
notum , sowie hinten schmälerem Pronotum auftreten , schließlich
ausdrücklich sagt: „Mit Nymphen sind diese Formen mit ver-
kümmerten Flugorganen nicht zu verwechseln, da bei diesen sowohl
die beiden Halbdecken als die beiden Flügel in gemeinsame, über
den Mittel- und Hinterrücken gehende Hüllen eingeschlossen sind ;
auch ist bei dem ^ die Legescheide von den sie begleitenden
* Vollständig ausgebildete Weibchen sind ziemlich selten, während man
hingegen Larven oder Puppen mit dickem stumpfen Leib und abgekürzten
Flügeldecken häufig, sogar in Begattung antrifft.
^ Das vollständig ausgebildete Weibchen bekommt man selten zu Gesicht,
während die Larve oder Puppe häufig anzutreffen ist.
^ So vermutet er, daß Phyioeovis sali it ans (p. 114) die Pupa von Ph.
pulicarius sein könnte.
* Chlamijdatus saltitans Fall.
— 280 —
Längswülsten eingehüllt." Flor ist ganz derselben Meinung (Rhynch.
Livlancls, 1860, p. 37 f.).
Die neueren Hemipterologen legen daher auch allgemein Ge-
wicht auf den Dimorphismus und beschreiben gewöhnlich die beiden
Formen einer dimorphen Art besonders als forma macroptera und
forma brachyptera.
Bei uns ist der Dimorphismus erst von J. Sahlberg genauer
untersucht worden; er hat 1867 in einem Aufsatz „Bidrag tili
kännedoraen om Finlands dimorpha insektarter" ' (Notis. Skpts. pro
F. et Fl. Fenn. Förh. IX [1867]) sich darüber ausgesprochen und
kommt nochmals darauf zurück in seiner „Üfversigt af Finlands ocb
den Skandinaviska halföns Cicadariae" (ibid. XII [1871]). In diesen
Aufsätzen versucht der Verfasser die Natur des Dimorphismus zu er-
klären und gibt dabei (Öfversigt, p. 20) eine ziemlich gute Ein-
teilung der dimorphen i\.rten.
Sahlberg kommt, ähnlich dem was Flor anzunehmen scheint
(Rhynch. Livl. I, p. 39), zu dem Resultat, daß der Dimorphismus
durch den Einfluß des Klimas bedingt wird , indem er , was die
Cicadinenfauna betrifft, nachweist, wie die Prozentzahl der dimorphen
Arten gegen den Norden zunimmt. „Wenn eine Art sich bis zu
einem Gebiet verbreitet hat," sagt er (1. c. p. 22), „woselbst die
Temperatur niedriger als in ihrer ursprünglichen Heimat ist, geschieht
es bisweilen, daß einige Individuen im Kampf ums Dasein ihre Flug-
organe nicht mehr zu entwickeln vermögen, vorausgesetzt, daß das
Tier diese nicht absolut nötig hat, um sich selbst zu erhalten und
die Art fortzupflanzend" Der Verfasser scheint anzunehmen, daß
das Fehlen der Fähigkeit, die Flügel zu ihrer vollen Länge zu ent-
wickeln, nicht in nuce im Ei liege, sondern auf Zufälligkeiten,
z. B. in der Ernährung der Larven und insbesondere in den klima-
tologischen Verhältnissen, unter welchen sie sich entwickelt haben,
beruhe (siehe Bidr. dim. Ins. p. 204 ff.). „Daß die Flügel bei Insekten,
deren übrige Lokomotionsorgane, z. B. die Beine wohl entwickelt
und, wie es bei den Cicadarien der Fall ist, zum Hüpfen brauchbar,
weniger notwendig und daher leichter entbehrlich sind, ist leicht
einzusehen," sagt Sahlberg weiter \ Ich habe mir diese Auszüge
erlaubt, weil meine Hypothese über den Dimorphismus wesentlich
verschieden ist.
Die Richtigkeit der Prozentzahl der dimorphen Cicadinen, die
' Die Erklärung ist also, wenn auch indirekt, nur teleologisch.
— 281 —
von Saiilberg angeführt werden, läßt sich nicht in Abrede stellen,
aber deren Zunahme gegen Norden dürfte durch mehr als nur durch
den direkten Einfluß des Klimas bedingt sein. So kommen z. B.
nur 8 lappländische Cieadinen auf Bäumen und Sträuchern vor,
während, je weiter man gegen Süden kommt, diese Anzahl immer
größer und größer wird, und eben solche Arten sind bekannter-
maßen nie dimorph. Auch gibt die Prozentzahl der übrigen Hemipteren
nicht dasselbe Resultat, wie die der Cieadinen. Hiermit möchten
wir doch nicht in Abrede stellen, daß das Klima zur Entstehung des
Dimorphismus etwas beitragen kann, wenn wir uns auch bis auf wei-
teres nicht erklären können, in welcher Weise dies vor sich geht ^
Indessen liegen einige Tatsachen vor, die man bei dem Studium
des Dimorphismus nicht vergessen darf:
1. Dimorphe Arten fehlen nicht in den Tropen, z. B. Nahis,
Coriscus, Belphax u. m.
2. Individuen mit verkürzten Flug- und Deckflügeln kommen
meistens bei Insekten mit Hüpf- oder stark entwickelten Lautbeinen
vor. So ist der Dimorphismus unter den Orthopteren und Cieadinen
zahlreich vertreten und bei den Capsiden haben die meisten dimor-
phen Arten stark entwickelte Hinterbeine.
3. Es kommen mehrere Fälle vor, wo nur das Weibchen dimorph
ist, keine aber, wo das nur mit dem Männehen der Fall ist. Die
Hinterbeine dieser Weibchen sind oft deutlich dicker als die der
Männchen, unter den Capsinen z. B. bei den $$ von Leptopterna
ferruyata^ ÄUaronotus, Orthocephali , Labops , Glohiceps (Subgen.
Kelidocoris), Ghlamyäatus amhulans, Byrsoptera u. m. ^
4. Eine große Zahl der am deutlichsten dimorphen Arten lebt
im Gras und an den Wurzeln der Gräser.
5. Dagegen kommen keine dimorphen Arten auf Bäumen und
Sträuchern vor.
6. Der Dimorphismus steht bei einigen Arten in so deutlichem
Zusammenhang mit ihrer Leben.sweise, daß man ihn nicht als durch
das Klima bedingt ansehen kann, z. B. bei Systellonotus.
7. Unter den nicht wenigen bekannten fossilen Arten gibt es
keine dimorphe.
' Hier sind auch die Arten, deren Weibchen als forma macroptera noch
nicht bekannt sind, berücksichtigt, wie es auch von Sahleerg geschieht.
- Auch bei nicht dimorphen Arten , deren Weibchen doch kürzere Flügel
als die Männchen haben, sind die Schenkel in ähnlicher Weise verdickt, z. B.
Mncrocoleus moUicnhifi.
— 282 —
Hieraus ergeben sich nun folgende Schlußfolgerungen:
1. Die langgeflügelte Form ist die ursprüngliche und die kurz-
geflügelten Formen sind erst in späteren Perioden durch die „natür-
liche Auswahl" entstanden. Das im allgemeinen seltenere Auftreten
der langgeflügelten Form bei einer dimorphen Art kann demnach
durch das Gesetz vom Rückgang oder Rückschlag erklärt werden.
2. Die Verkrüppelung der Flügel ist wahrscheinlich durch ver-
schiedene Umstände verursacht. Bei dem ameisenähnlichen, unter
den Ameisen lebenden Systellonotus^ steht sie off'enbar in Zusammen-
hang mit der Lebensweise des Tieres und trägt zu der Erscheinung
bei, welche von der neueren Naturforschung als ^.Mimicry* be-
zeichnet wird.
3. Viele Arten haben, da sie sich an solchen Orten aufhalten,
wo ihre Flugfähigkeit wenig gebraucht wird, d. h. nicht auf Bäumen
und Sträuchern, sondern im Grase und auf dem Boden, wo ihnen
die Beine nützlicher sind , in betreff der letzteren im Laufe der
Generationen eine hohe Entwicklungsstufe erlangt, während dagegen
die Flügelmuskeln, die nicht gebraucht werden, verkrüppeln und zu-
folge dem „Gesetze von der Wechselwirkung" auch die Flügel ver-
kürzt werden, je mehr sich die Beine entwickeln. Das „Erblichkeits-
gesetz" erklärt dann weiter das Aussehen der jetzigen brachypteren
Formen.
4. Das Männchen, welches die aktive Rolle spielt, war im all-
gemeinen mehr genötigt, seine Flügel zu gebrauchen und deren
Muskeln zu üben , weshalb auch das männliche Geschlecht bei
mehreren Arten durch Vererbung die entwickelte Deck- und Flug-
flügel erhalten hat, während das Weibchen dimorph ist und nur
selten in der macropteren Form auftritt.
In dieser Weise gestaltet sich, an der Hand der vorliegenden
Tatsachen , die Hypothese von dem Dimorphismus , wenn man das
Gesetz von der natürlichen Auswahl anerkennt. Mir scheint es
jedenfalls , daß dies die natürlichste und einzig mögliche Weise ist,
in welcher man diese interessante Erscheinung erklären kann,
während ich mich nicht zu einer Ansicht bekennen möchte, die an-
nimmt, daß die kurzgeflügelte Form, ohne erbliche Anlagen, allein
durch die Einwirkung des Klimas entstände. Warum wären in diesem
Falle die kurzgeflügelten Formen einer Art im hohen Norden nicht
noch mehr kurzgeflügelt als z. B. in Südeuropa? Und warum sollte
das Klima nicht auch auf die auf Bäumen und Sträuchern lebenden
Insekten ebenso wie auf die am Boden sich aufhaltenden Arten ein-
— 283 —
wirken können ? Ferner, warum wären die Männchen der Einwirkung
des Klimas weniger ausgesetzt als die Weibchen? So lange diese
Fragen nicht beantwortet sind, kann ich keine andere als die oben
von mir dargelegten Ansichten über die Natur des Polymorphismus
bei den Hemipteren (und Orthopteren) annehmen.
Kehren wir dann, nach dieser Abschweifung, wieder zu den
Capsiden zurück und werfen wir einen Blick auf die bei uns vor-
kommenden dimorphen Arten dieser FamiUe. Sahlberg führt von
den hierher gehörigen Arten in den „Bidr. tili Finl. dim. In.", 15 Arten
aus Finnland an, eine doch keineswegs vollständige Anzahl. Von
Skandinavien und Finnland kennen wir zusammen 38 dimorphe Cap-
siden, von welchen 27 in Schweden, 34 in Finnland, 16 in Lapp-
land, 26 im südlichen Finnland, 16 in Schonen vorkommen.
Bei mehreren Arten , welche jedoch nicht zu den dimorphen
gerechnet werden können, läßt sich jedoch die Tatsache, daß die
Flügel des Männchens länger sind, erkennen, ja dies ist fast ein
durchgehender sexueller Charakter und erklärt sich eben dadurch,
daß das Männchen der aktivere Teil der Art ist. Bei einigen Weibchen
haben aber diese gekürzten Flügel eine noch stärkere Verkürzung
erfahren, wodurch die Flugflügel äußerst rudimentär geworden sind
oder auch ganz fehlen. Zu den Weibchen, welche man doch nicht
ohne weiteres als dimorph aufführen kann, weil ihre forraae macro-
pterae noch unbekannt sind, zählen folgende Arten: Systellonotus
triguttatus L., Glohicejjs dispar Boh. und Byrsoptera rufifrons Fall.
Die dimorphen Hemipteren sind von J. Sahlberg (Öfv. af Finl.
och Skand. Cicadariae p. 20) in gewissen Gruppen eingeteilt worden.
Ich gebe hier eine andere, nach meiner Meinung geeignetere Ein-
teilung dieser Insekten.
Zuerst ist jedoch zu bemerken , daß die Benennung dimorph
nicht bezeichnend genug ist, weil dieser Ausdruck schon vorher in
mehrfach verschiedenem Sinne in der Naturgeschichte gebraucht
worden ist, weshalb ich für den in Frage kommenden Fall die Be-
zeichnung Pterygo-Polymorphismus vorschlage und die dadurch
ausgezeichneten Arten als pterygo-polymorph benenne.
Die pterygo-polymorphen Arten lassen sich folgendermaßen ein-
teilen :
Species pterygo-polyraorphae.
1. Species pterygo-trimorphae, die in drei verschiedenen
Formen, forma macroptera, intermedia und brachyptera vor-
kommen ; unter den Capsiden nur Orthocephalus saltator Hahn.
— 284 —
2. Species pterygo-dimorphae, die nur als forma macro^
ptera und forma brachyptera vorkommen.
Species pterygo-dimorphae.
1. Species pterygo - gynaeco - dimorphae (= Specie.s
hetero-dimorphae J. Sahlb.), von welchen nur das Weibchen
dimorph ist ; unter den Capsiden : Leptopterna dolabrata L. und ferru-
gata Fall., Fhytocoris varipes Bon., Bothynotus pilosus Boh., Ortho-
cephalus brevis Panz. , coriaceus F. , saÜutor Hahn und vittipennis
H.-S., Labops Sahlhergi Fall., Dkyphus errans Wolff und paUichis
H.-S., Globiceps ßdvomaculatus F., GL fulvipes Sc, Chlamydatus
ambidans Fall.
2. Species pterygo-holo-dimorphae (= homo-dimorphae
J. Sahlb.), von welchen die beiden Geschlechter (d. h. die ganze
Art) dimorph sind.
Species pterygo-holo-tlimorphae.
1. Species pterygo-hetero-dimorphae, bei welchen das
Männchen in einer von dem Weibchen abweichenden Weise dimorph
ist; unter den Capsiden: Teratocoris viridis DcxL. et Sc, Saimdersi
Dgl. et Sc und pcdudum J. Sahlb.
2. Species pterygo-homo- dimorphae, bei welchen die
beiden Geschlechter in derselben Weise dimorph sind, unter den Cap-
siden: Miris holsatusF., Teratocoris antewiatus Boh., Bryocoris pteridis
Fall., Hcdticus apteriis L., Platypscdlus (icantliioides Reut., Diplacus
alboornatus SiaL \ Myrmecoris gracilis F. Sahlb., Pithamis Märldi
H.-S., Eroticoris rufescens Burm. ^, Chlamydatus insignis Dgl. et Sc. '^
und geminus Flor, Flagiognaihus signatus J. Sahlb.*, saltitans Fall.,
Williinsoni Dgl. et Sc ^ und evanescens Boh.
Teilt man die Arten nach dem Maß der Verkürzung der FlügeJ
ein, so bekommt man nach J. Sahlberg die folgenden beiden Gruppen:
1. Species pterygo-crypto-dimorphae, bei welchen die
forma brachyptera Hemelytren hat, die sehr wenig oder nicht kürzer
als der Hinterleib, bisweilen sogar etwas länger sind, und die mit ziem-
lich wohr entwickelten, wenn auch deutlich verkürzten Flügeln sowie
Membran versehen sind, wobei letztere häufig nur eine Zelle aufweist :
Miris holsatus F., Teratocoris Fieb., Fhytocoris varipes Boh. $.
' Myrmecopliyes alboornatus StSl. — - Alloäapus ruSescenx Burw. —
■' Cijrtorrhinus flaveolns Eeut. — •* Chlami/clatiis signatus .J. Sahlb. in Lapp-
läiid. — * Cli. Willcinsoni Dgl. et Sc. ist bis jetzt nur in (Ti-nß-Britannion.
Frankreich, Skandinavien nnd Finnland festgestellt.
— 285 —
2. Species pterygo-phanero-dimorphae, bei welchen die
forma brachyptera mit Hemelytren, die wenigstens Va kürzer als das
Abdomen und viel kürzer als bei der forma macroptera sind, sowie
mit rudimentären oder gar keinen Flügeln versehen ist; unter den
Capsiden: LeptopternaYiEB., Bothijnotus pilosiis Boh. $('?); JBryocoris
jderidisFAiÄ.., HaUiciis aiiterus L., Flutifpsallus Reut. \ OrtJwcephali $,
Eurijcephcda nitida Mey. ", Diplacus Stul^, Myrmecoris Gorski,
Fithanus Fieb., Eroticoris Dgl. et Sc.*, Licyphus errans Wolff $
und palUdits H.-S. $ , Glohiccps flavomaculatiis F. $ und falvipes
Sc. $^, Chlamydatus amhulans Fall. $'\ Cid. insiynis Dgl. et Sc. ^
und yemimis Flor, Flayiognathus signatus J. Sahlb.'?^, sultdans
Fall., WUkinsoni Dgl. et Sc. und evanescens Boh.
Letztere Gruppe würde wohl, da noch große Verschiedenheiten
darin vorkommen (man vergleiche z. B. einerseits Diplacus und
Myrmecoris und anderseits OrtJwcephali $ und Lahops) , sich noch
weiter einteilen lassen, aber die oben angegebenen Unterscheidungs-
merkmale werden genügen.
Wie aus obigem hervorgeht, habe ich die Bezeichnungen homo-
und hetero-dimorphae in einem anderen und, wie ich glaube,
zweckmäßigeren Sinne als J. Sahlberg gebraucht, denn es ist wohl
nicht ganz zulässig, von Arten, dessen 66 gar nicht dimorph sind,
zu sagen, daß die Geschlechter ungleich (hetero) dimorph sind,
dagegen paßt diese Benennung gut in dem Sinn , in welchem ich
sie gebraucht habe.
Die in diesem Sinn hetero-dimorphen Arten sind unter den
Capsiden nur durch die Gattung Teratocoris vertreten. J. Sahlberg
charakterisiert seine Spec. homo-dimorphae als solche, bei
welchen „beide Geschlechter in derselben Weise dimorph sind" und
seine Spee. hetero-dimorphae als Arten, bei welchen „nur die
W^eibchen dimorph und die Männchen immer normal entwickelt"
sind. Zu keiner von diesen Kategorien können nun diese Teratocoris-
Arten gerechnet werden. Ihre Männchen sind nämlich dimorph, aber
keineswegs in derselben Weise wie die Weibchen. Diese Männchen
gehören nämlich unter jene Arten, für welche J. Sahlberg (1. c. S. 21)
^ Flatypsallus acanthioides Sahlb. , lebt nur in Lappland. — ^ Euryv-
pocoris nitidus Mey. , über ganz Europa (aussclil. England und Spanien) ver-
breitet. — * Diplacus StIl = Ilyrmecophycs Fieb. — * Eroticoris Dgl. et Sc.
= ÄUodapiis Fieb. — ^ Glohiceps salicicola Reut., nur in Skandinavien und
Finnland. — ^ Mecomma amindcms Fall. — ' Cyrtorrhinus flaceolus Reut., in
Skandinavien und Finnland. — * Chlamydatus signatus 3. Sahlb., in Lappland.
— 286 —
die Bezeichnung „psendo-dimorphae" vorgeschlagen hat. Diese
Bezeichnung erscheint mir aber ganz unpassend, wie auch die Auf-
fassung Sahlberg's über diesen Dimorphismus mir ganz unnatürhch
vorkommt. Er sagt nämlich in seiner Anmerkung über Delphax
3Iinki^: „Ein merkwürdiger Fall kommt beim Männchen von Delphax
MinM, dessen Weibchen deutlich dimorph ist, vor, welcher darin
besteht, daß es bisweilen mit unförmlich stark entwickelten Flug-
organen auftritt, wenn sie auch gewöhnhch (und wahrscheinlich
ursprünglich) für die Flugfähigkeit normal entwickelt sind." Diese
Ansicht von den „unförmlich stark entwickelten Flügeln" ist mir
ganz unerklärlich. Bei der eigentümlichen forma macroptera von
Issus dissimüis^ sind sie wohl gleich stark entwickelt. Von der
mit Delphax Minhl nahe verwandten Art Eiäcles speciosa Boh. ^,
die in betreff des Dimorphismus des Männchens einen ganz ähnlichen
Fall wie Delphax aufweist, hat J. Sahlbekg, der die forma brachy-
ptera 6 von speciosa nicht kennt, doch die forma macroptera des
Männchens als das normale Männchen beschrieben. Nun findet
man dasselbe Verhältnis unter den oben erwähnten Teratocoris-
Arten wieder. Das Männchen hat wohl als kurzgeflügelte Form
entwickelte und flugfähige Halbdecken und Flügel, die ein wenig
länger als der Hinterleib sind , aber bei der langgeflügelten (der
ursprünglichen) Form sind sie noch viel länger. Die ganze Er-
klärung scheint mir darin zu liegen, daß die Verkürzung der Flügel
bei diesen Arten ganz gering gewesen ist, und daß sie so gewisser-
maßen das erste Glied der langen Reihe der dimorphen Arten bilden.
Der Begriff und die Benennung Pseudo-Dimorphismus darf daher
nach meinem Dafürhalten nicht beibehalten werden.
V. Geruch. Färbung. Schutzähnlichkeit. Mimicry.
Gemeinsame Abstammung.
Bekanntermaßen zeichnen sich die meisten Hemipteren durch
einen sehr unangenehmen Geruch aus, der von zwei am Grunde des
Hinterleibs gelegenen Stinkdrüsen herrührt, deren Öffnungen, die so-
genannten orificia, jederseits zwischen dem Grunde des mittleren
und hinteren Hüftenpaares ausmünden. Der von den Capsiden her-
vorgebrachte Geruch ist jedoch gewöhnlich ziemlich schwach. Bei
mehreren Arten, insbesondere den größeren und bunteren, z. B. Lepto-
* Aracopus pulchellus Curt. — " Ommatidiotus dissimilis Fall.
' Euidella speciosa Boh. (alle drei in Deutschland vorkommende Zikadinen).
— 287 —
pterna, Calocoris u. m. , ist er ebenso unangenehm wie bei den
meisten Hemipteren und dient vermutlich diesen leicht in die Augen
fallenden Arten als Schutz gegen ihre Feinde. Bei anderen unserer
Arten, z. B. den Arten der Gattung Apocremnus \ habe ich ihn da-
gegen ganz angenehm gefunden. Den Geruch bemerkt man besonders,
wenn man eine Zeitlang einige Exemplare in einem geschlossenen
Glas gehalten hat. Nach Gorski (Analecta ad entom. prov. o.-m. imp.
Boss. 1852, p. 13) sollen auch Calocoris sex-pundatus Fab. (Carcelü
Lep.) und Deraeocoris laniarius (tricolor) ^ einen nicht unangenehmen
Geruch haben ; bei ersterer Art erinnert er an den Duft der Blüte
von Muscari hotryoidis^. Lygus transversalis^ riecht auch ganz an-
genehm (F. Sahlberg, Mon, Geoc.) und nach Meyer (Bhynch. d.
Schweiz, p. 95, 83) riecht Calocoris lateralis'^ nach Birnen. Einer
großen Anzahl unter den Capsiden fehlt dagegen jeder Geruch, und
ihre orificia sind in diesem Falle auch oft sehr zurückgebildet.
Die meisten dieser Capsiden scheinen durch ein anderes Mittel
als den üblen Geruch gegen ihre Feinde geschützt zu sein. Dieser
Schutz besteht in der Färbung, die in sehr vielen Fällen mit der
Umgebung, in der das Tier lebt, übereinstimmt. Eine solche Schutz-
ähnlichkeit findet sich jedoch auch bei vielen Arten mit deutlichen
Orificien, die in dem Falle jedoch selten einen erkennbaren Geruch
besitzen.
Ein großer Teil der Capsiden ist grün und die grüne Farbe
wird, je nach den verschiedenen Aufenthaltsorten, in folgender Weise
abgestuft. Grüne Arten, welche auf den Blättern der Bäume leben,
sind meistens rein grün, z. B. mehrere Lygi und Orthoii/li, während
diejenigen , welche an niederen Pflanzen vorkommen , oft eine Bei-
mischung von Braun oder Grau haben. So sind die meisten auf
trockenen Wiesen lebenden Arten gelblich- oder graulichgrün oder
graulich (Oncotylaria) , diejenigen, welche auf dem Boden zwischen
Graswurzeln sich aufhalten , sind schwärzlich , z. B. die Arten der
Gattungen Flagiognathtis und Ägalliastes. Bisweilen scheint die
^ Psallus FiEB. — 2 Capsus ruber Lin.
^ Die bei uns im ersten Frühjahr blühende zierliche blauglockige , steif -
blättrige Muskathj^acinthe" aus der Familie der Liliengewächse (vom Laien
mehrfach mit der gleichfalls blauen , etwas früher blühenden Scilla bifolia L.
zusammengeworfen). Amyot et Serville geben in Hist. Nat. p. 279 an, daß diese
Art , nach Ltoa Dufour , einen Geruch habe , der demjenigen der Blumen von
Hyacinthus racemosus ähnlich sei. Hyacinthiis racemosus Lin. = Muscari
racemosum Mill.
" Lygus Pastinacae Fall. — ^ Adelphocoris seticornis Fab.
— 288 —
Färbung besonders gewissen Pflanzen oder Pflanzenteilen zu ähneln.
So sind die auf Nadelbolz lebenden Arten zum großen Teil rotgelb
oder rötlich, z. B. Alloeotomus gothiciis, Lyc/iis nibricatus , Calocoris in-
fustts\ Dkhrooscylus rufipennis, Thijlus limitatus^ und auch schwarze
auf Nadelholz vorkommende Arten , z. B. Hadrodema pinastri •^,
variieren in eine solche rotgelbe Färbung, die ihnen an den Knospen
und jungen Ästen als Schutz dient. Eine besondere, den Nadeln
angepaßte grüne Färbung besitzen die Hemelytren von Hadrodema
nigriceps^. Eine entsprechende, hoch entwickelte Ähnlichkeit mit
den Blättern der Nahrungspflanzen findet sich auch bei einigen an-
deren, z. B. bei Orthotylus {LHocoris) ericetorum, der auf Heidekraut
vorkommt und insbesondere bei der auf Chenopodiaceen lebenden
Art Orthotylus flavosparsus^. Eine auf Heidekraut lebende Unterart
(punctatus Zeit.) von Lygus pratensis scheint eben in der Über-
einstimmung mit der Pflanze auch eine von der Hauptform ab-
w^eichende Zeichnung und Färbung zu besitzen. Die x\rten der
Gattung Fhytocoris ahmen meisterlich die Flechtenbekleidung der-
jenigen Bäume, auf denen sie zumeist umherkriechen, nach und falls
Kaltenbach's Angabe (Die Pflanzenfeinde, 1874, S. 562), daß Ph.
tiliae, wenn sie in den Furchen der Rinde der Bäume versteckt
sitzt, auf sich nähernde kleine Insektenlarven und Blattläuse lauert,
um sie erbeuten zu können, auf einer richtigen Beobachtung beruht,
so dürfte in diesem Falle die Farbenähnlichkeit der Art mit den
Flechten nicht nur denselben als Schutz gegen B^einde dienen, sondern
auch, indem sie dadurch für die kleinen Insekten unsichtbar ge-
macht wird, den Fang der Beute erleichtern. — In vielen Fällen
scheint diese Schutzähnlichkeit sich nur auf die Nymphen oder Larven
zu beschränken oder doch bei denselben höher entwickelt zu sein.
Viele bunte Arten haben nämlich grüne oder grünliche Nymphen ;
so sind die Nymphen des schwärzlichen Liocoris tripustidatus und
PlagiognatJms arbiistorum grün , mit kleinen schwarzen Körnchen
bestreut. Die Larven und Nymphen des bunten Glohiceps flavo-
tiotatits sind auch grünlich, und die Nymphen des im Grase lebenden
^ Meyacoelum infusum H.-Sch. — - Bruchyarthrum limitatum Fall. —
^ Camptozyyum Pinastri Fall.
* Zygimns nigriceps Fall., kommt nur in Skandinavien nnd Finnland vor.
* Von ausländischen Arten zeigt der mediterrane Flaßiognathus (Aio-
moscelis) oniistm eine ähnliche Nachahmung der Nahrungspflanze, Chcnopodiim,
und noch größer ist diese Nachahmung bei Sah iioxyplms lepidm Put., ebenfalls
nach Chenopodiaceen.
bunten Lygus pratensis und Kahm, ferner die mehrerer Jf Iris- Arten,
sowie der auf Filices vorkommenden Monalocoris ßlicis zeichnen
sich durch eine ebensolche, von den betreffenden Imagines ab-
weichenden Färbung aus, und noch mehrere solcher Fälle würde
man aufzählen können. Natürlich ist die Schutzfärbung den Larven
ebenso nützlich wie den erwachsenen Tieren.
Diese Schutzähnlichkeit tritt in einigen Fällen noch merkwür-
diger auf. Diese Fälle gehören zu der als „Mimicry" oder „Mas-
kierung" bezeichneten Schutzähnlichkeit. Die erste Tendenz einer
solchen finden wir, wie es scheint, bei den Arten der Gattung Pilo-
phorns, deren Körper in der Mitte etwas eingeschnürt, heller gefärbt
und daher ameisenähnlich ist. Es ist auch mehr als einmal vor-
gekommen, daß P. hifasciatits der Aufmerksamkeit des Verfassers
beinahe entging, wenn er im Netze unter Formica riifa umher-
lief und dabei in Geschwindigkeit und Bewegung die größte Ähn-
lichkeit mit Ameisen zeigte ^ Auch P. clavatiis ähnelt sehr einer
Ameise, und diese Ähnlichkeit ist fast noch größer bei der betreffen-
den Nymphe, die sehr leicht mit Lasius niger verwechselt werden
kann. Am heutigen Tage, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich
gerade eine Menge Nymphen dieser Art auf einer Erle gesammelt,
wo sie in Gesellschaft der kleinen schwarzen Ameise umherliefen.
Ich habe diese Art auch zusammen mit Lasius fuliginosus gefunden
und ihre teils seidenschimmernden, teils glatten Flügel machen die
Ähnhchkeit mit dieser Art noch größer. Besonders meisterhaft ist
die Ameisen nachahmende Maskierung, welche sich bei einigen
brachypteren Formen findet und meist bei dem Weibchen am
stärksten ausgeprägt ist. Dies ist z. B. bei Biplacus und Myr-
7necoris- der Fall; bei Systellonotus triguttatus findet sie sich nur
beim Weibchen. Wozu die Ähnlichkeit nützt, ist noch nicht fest-
gestellt. Die Pdo2)honis- Arten leben auf Bäumen und Büschen, und
es ist auffallend, daß ich dann auf diesen meist auch Ameisen fand.
Ich kann nicht unterlassen, die Vermutung auszusprechen, daß diese
Tiere von Aphiden leben, wie es bei Phytocoris tiliae (nach Kalten-
^ Daß der Verf. hierin nicht der einzige gewesen ist, ergibt sich aus dem,
was Douglas und Scott (Brit. Hern. p. 360) von dieser Art sagen : „In the net
it niight easily be mistaken for a small specimen of the large wood ant For-
mica riifa". Cremnocephalus ist fast ebenso ameisenähnlich wie Pilophorus.
^ M. gracilis F. Sahlb. ahmt meisterlich Formica rttfa nach, Puton hat
(Pet. nouv. ent. 1874) eine M. Saundersi beschrieben, die nach seiner brieflich
mitgeteilten Angabe in staunenswerter Weise an eine Camponotus-kxt erinnert.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 19
— 290 —
back) der Fall ist, und daß sie durch ihre Ameisenähnlichkeit vor
den Ameisen geschützt sind, welche bekanntermaßen ebenfalls eifrig
ÄpJiis-Kolomen aufsuchen. Wahrscheinlich lebt der auf Piniis vor-
kommende P. hifasciatiis F. insbesondere von Lachnus-kviQn. —
Mtjrmecoris wurde einmal von mir in der Nähe eines Ameisenhaufens
der Forniica riifa gefunden, und von SysteUonotus habe ich durch
mehrere Beobachtungen festgestellt, daß er mit Lasiiis niger zu-
sammenlebt und eine myrmecophile Art ist, die . einzige Capsidenart,
von welcher man dies mit Gewißheit weiß ^ Daß das Weibchen
gewöhnlich am deutlichsten maskiert ist, steht damit in Verbindung,
daß dessen Erhaltung für die Fortpflanzung der Art von größter
Wichtigkeit ist. Douglas, der ebenfalls dies Tier zusammen mit
Formica fiisca fand (Entom. Month. Mag. Vol. II, p. 30) glaubt, daß
es von den Larven oder Puppen oder von der heimgetragenen
Nahrung der Ameisen lebt. Daß bei den myrmecophilen Formen
diese Maskierung in einer gewissen Verbindung mit den besonderen
Lebensverhältnissen der Art in den Kolonien der Ameisen steht, ist
zweifelsohne. Übrigens ist es bemerkenswert, daß fast alle Fälle
von Maskierung bei den Capsiden in einer Nachahmung der Ameisen
bestehen. (Auch in anderen Familien kommt eine solche Nach-
ahmung von Ameisen vor. So ähnelt die von mir im vorigen S6mmer
entdeckte Nymphe von Alydus calcaratus ganz außerordentlich einer
großen, roten Ameise.) Die dicken behaarten Larven und Nymphen
von Bothynotus pilosus gleichen ganz auffallend Blattläusen, besonders
den auf Firnis lebenden Lachmis- Arten. Diese Maskierung scheint
mir noch mehr dafür zu sprechen , daß einige Capsiden von Blatt-
läusen leben (wie z. B. die Anthocoriden). Denn wahrscheinhch
bietet die Maskierung diesen Insekten die Möghchkeit, sich ihrer
Beute unbemerkt nähern zu können. Die Erklärung, welche hierin
einen möglichen Schutz gegen die Aphis-h eandMehen Ameisen sieht,
dürfte auch nicht ganz unbegründet sein.
Ich kehre nochmals zu einigen Betrachtungen über Färbung
und Zeichnung zurück. Sowohl die Färbung und Zeichnung, als
auch die Beschaffenheit der Behaarung spielt nämlich in der Syste-
' Vergl. Reuter, Aineisen-Ähnlichkeitninter den Hemipteren in den „Mit-
teilungen der Schweiz, entom. Ges.-' IV, p. 159, referiert von Douglas in „Entom.
Month. Mag." 1874, p. 128.
— 291 -
matik dieser Tiere eine nicht unwichtige Rolle und helfen oft dem
Systematiker beim Aufsuchen der nächsten Verwandten einer Form.
Insbesondere bei der Abgrenzung der Gattungen kann es ganz nütz-
lich sein, die Zeichnung näher zu berücksichtigen. Nachdem ich
erst einmal auf die Ähnlichkeit in Färbung und Zeichnung aufmerk-
sam geworden , habe ich nachher nicht selten eine Menge gemein-
samer Charaktere auch in der Struktur gefunden, welche oft wesent-
licher waren als jene, welche früher zur Gruppierung der Gattungen
angewandt wurden und mich zu einer Änderung hierin veranlaßten.
Ich führe als Beispiel nur die Ähnlichkeit in der Zeichnung von
Fieber's Homodemus ferrugatiis^ und einer Varietät von Calocoris
hipundatus an^; durch genauere Untersuchung hat es sich heraus-
gestellt, daß dieselben in gar nichts generisch verschieden sind,
sondern was ihre Struktur betrifft , in allen Einzelheiten überein-
stimmen ; ferner zählt hierher die Ähnlichkeit in der Färbung und
den gelben Flecken des Kopfes von Luhops Snhlhergi Fall, und
OrthocephahiS Freyi Fieb. ^, sowie fJavomarginaüts Costa*. Als ich
die beiden letzteren genauer untersuchte, erwies es sich, daß sie in
der Struktur des Kopfes, der Ansatzstelle der Fühler, der Be-
haarung usw. so viele wichtige Ähnlichkeiten mit Labops und wesent-
liche Unähnlichkeiten mit den typischen Orthocephali aufweisen, daß
ich mich nicht bedachte, sie von der letzteren Gattung zu trennen
und mit der ersteren zu vereinigen. Weiter gehört hierher das Vor-
handensein eines kleinen gelben Fleckes auf dem Scheitel neben jedem
Auge bei Fieber's PlagiognatJins Bohemani Fall. ^ und Ägalliastes
nigritulus Zett. *^, welche bei näherer Untersuchung in allen struk-
turellen Beziehungen übereinstimmen , aber sowohl von Ägalliastes
als auch von Flagiognatlms sich unterscheiden. Bei der Begrenzung
und Vereinigung früher beschriebener Gattungen ist die Färbung
auch ein guter Anhaltspunkt gewesen, und wenn auch die eigent-
liche Hauptfärbung vielfach verschieden gewesen, so hat doch irgend-
welche kleine, aber charakteristische Zeichnung gute Aufklärung ge-
' Calocoris roseomaculatas Deg.
^ Var. atacHs Reut.: Männchen mit einer rostbraunen Binde auf der
Mitte des Clavus und 2 solchen auf dem Ooriuni; die Adern der ]\[embran ocker-
farben, seltener rot. c?.
^ Anapuft Freyi Fieb. in Süd-Rußland.
•* Schoenocoris flavomarginatus Costa in Italien und den Karpathen.
^ Neocoris Bohemani Fall.
^ Neocoris^ niffritulns Zett., nur in England, Skandinavien %nd Finnland
vorkommend (beide Arten nunmehr einer Gattung angehörend).
19*
— 292 —
geben. Ein kleiner, konstanter, gelber Fleck neben jedem Auge hat
in solchen Fällen die nahe Verwandtschaft zwischen Fieber's Genera
Mecomma, Cyrtorrhinns und Tytthus bestätigt und ebenfalls zwischen
Poeciloscytus, Polymerus und Charagochilus, welche Gruppen ich zu
je einer Gattung vereinigt habe. Ein solcher kleiner gelber Fleck
zeichnet auch die Orthocephali aus, kommt aber bei den verschie-
denen Arten bald konstant, bald nur bei ihren Varietäten vor; jeden-
falls ist er etwas Charakteristisches.
Gehen wir nun zu der Betrachtung größerer Gruppen über,
so werden wir auch hier einen gemeinsamen Typus vorherrschend
finden. So in der Division Miraria 2 — 4 dunkle, oft breite, durch-
laufende Längsstreifen auf Pronotum ^ und ein ähnlicher Fleck neben
dem Auge ; bei den Phytocoraria eine meist hellere oder lebhaftere
Färbung am Cuneus, w^as ebenfalls die Mehrzahl der Plagiognatharia
auszeichnet. Bei den Capsaria ist es ein schwarzer Fleck oder ein
Querband nahe der Spitze des Corium (bei mehreren Arten der
FiEBER'schen Gattungen Lyyus, Orthops. Cyphodema, Poeciloscytus,
Camptobrochis, Capsus ; bisweilen nur bei den Varietäten , wie bei
CypJwdema [Ägtiocoris] rubicunda Fall.). Eine große Gruppe der
Division Cyllocoraria, die sich im allgemeinen durch ihre schwarz-
gefärbten Arten auszeichnet, hat die Halbdecken mit vier helleren
Flecken gezeichnet: auch die Zeichnung bei der Division Loparia^
ist äußerst charakteristisch, ebenso ist der dunkle, grüne Farbton der
Division Oncotylaria, die außerdem sich durch die typische schwarze
Beborstung auszeichnet, dieser Abteilung eigen. Diese gemeinsamen
Umstände ließen mich sofort die Verwandtschaft der Gattungen
Hadrophyes, Xenocoris^, Oncotylus, Anoterops^ einerseits und Macro-
coleus ^, Awblytylus etc. andererseits ahnen und es hat sich auch her-
ausgestellt, daß diese in allem W^esentlichen übereinstimmen, trotz-
dem sie von Fieber weit getrennt wurden ; ja , daß sie bisweilen
derartig dieselben Merkmale besitzen, daß ich mich veranlaßt ge-
funden habe , sie zu einer Gattung zu vereinigen , ebenso die von
' Dies ist auch für die am nächsten stehende Division Miridiaria be-
zeichnend.
'■* Neuerdings ist die Division Loparia (mit der einzigen europäischen
Gattung Lo/jH^ Hahn) der grotien Division Capsaria einverleibt.
^ Zurzeit nur Covostethus venustus Fieb., im Mittelmeergebiet.
* Zurzeit (der in England, Frankreich, Deutschland, Osterreich imd Ruß-
land vorkomtiende) Oncotylus viridiflavus Goeze.
" Seit 1890: Mef/alocolens Ukvt.
— 298 -
J. Sahlberg weit getrennten Gattungen Mermimerus^ und Macro-
colens. Auch war es zuerst die Ähnlichkeit im allgemeinen Habitus,
wodurch ich auf die auf Tamarix lebenden Fscdlus tamarisci Perr.
{nofatus FiEB.y-^ , Oncotylus hippophats Perr. {tamarisci Fieb.) ^ und
Megalodadylus macula- rubra Muls. et Rey* aufmerksam wurde,
welche sich schließlich alle als nicht generisch verschieden erwiesen,
wohl aber sich von Psnllus als auch Oncotylus unterscheiden. —
Daß auch die Behaarung eine nicht minder wichtige Rolle spielt,
zeigen die Arten der Gattung Phytocoris mit ihrer filzartigen, äußerst
charakteristischen Bekleidung, ferner jene Arten, deren Körper mit
leicht abzureibenden silber- oder goldigglänzenden Schuppenhaaren
bekleidet ist, z. B. Heterocoräylus, Orthocephalus und Labops in der
Division der Cyllocoraria^ und Fieber's Ätractotomus, Apocremmis
und Psalhis unter den Plagiognatharia. Diese Behaarung hat
auch Ägalliastes obscurellus Fall. {Meyer l Fieb.)^ seinen noch durch
andere Charaktere bedingten Platz unter den Psalli angewiesen. —
Aber nun genug von diesen Beispielen!
Ich habe diese Sache eingehender behandelt, als es vielleicht
nach der Meinung anderer nötig gewesen wäre, aber es handelt sich
hier um eine wichtige Frage, auf welche meine Aufmerksamkeit eben
scharf gerichtet war. Wie soll man wohl diese Ähnlichkeit in der
Zeichnung, wie überhaupt in Färbung und Struktur erklären, ein
Verhältnis, wovon sich auch in anderen Insektenordnungen zahlreiche
Beispiele finden? Wir geraten hier auf die DARWiN'sche Hypothese
und es scheint mir, daß gerade diese kleinen konstanten Zeichnungen,
welche, so unwesentUch sie auch auf den ersten Blick erscheinen
mögen, dennoch eine wichtige Rolle spielen, indem sie, wie z. B.
der kleine gelbe Fleck neben den Augen einiger Arten, den Verfasser
die Verwandtschaft eben dieser Arten erkennen ließen, doch ganz
entschieden für die Richtigkeit der- Lehre Darwin's sprechen. Oder
soll man sie als reine Zufälligkeiten oder Willkürlichkeiten der Natur
' Merinimerus (jetzt Genus Macrotyhis Fieb.) J. Sahlberl;, Notis. Skpts.
pio Faun, et Flor. Fenn. XI, 1871, p. 293; Reuter, Bih. Vet. Aka. Handl. III
(1), 1875. p. 4.3.
~ Tiqjonia TcDiutrici.s Perris in Süd-Europa.
^ Tupunia Hippophaes Fieb. gleichfalls in Süd-Europa (Elsaß?).
* Mef/aloJattyhis imunla-raJira Mils. et Eey in Süd-Europa.
'" Hierbei ist zu beachten, daß Reuters Division Cyllocoraria 1875
ganz andere Gattungen in sich begreift, als seine Division Cyllocoraria 1883
(Put. Cat. 1899).
•^ Psallns obficurelliis Fall, (über ganz Europa verbreitet).
— 294 -
ansehen, die man weder zu erklären braucht noch vermag? Am
meisten überzeugend erscheinen mir jedoch die Fälle, wo eine und
dieselbe Zeichnung bei der einen Art konstant vorkommt, bei der
anderen höchstens nur ausnahmsweise, wie z. B. der gelbe Scheitel-
fleck der Orthocephali oder die rotgestreifte Zeichnung der Halb-
decken bei Calocoris roseomaculahis Dg. {Homoäemus ferrugatus
FiEB.) und C. hipimäatus F. var. b. Das ausnahmsweise Auftreten
einer Zeichnung bei einer Art, wobei eben diese Zeichnung für eine
andere Art charakteristisch ist, scheint mir mehr als irgend etwas
anderes für einen gemeinsamen genealogischen Ursprung zu sprechen
und auf einen Rückschlag bei der einen Art nach der Stammform
hinzuweisen, deren Zeichnung die andere Art beibehalten hat \
Auch die Färbung der Larven spricht für eine gemeinsame Ab-
stammung , denn in vielen Fällen ähneln diese sich noch mehr als
die Imagines. Einige der eigentümlichsten und besten Beispiele
mögen hier angeführt werden: Orthocephalus saltator Hahn unter-
scheidet sich von 0. coriaceus F. {nmtahilis Fall.), dem. er in Fär-
bung sonst ähnelt , durch rostrote Schienen , während diese bei
letzterer Art schwarz sind, aber bei den Larven und Nymphen der
ersteren Art habe ich immer gefunden, daß die Schienen, wie bei
coriaceus, konstant schwarz sind. Es ist ja auch ein allgemeines
Gesetz, daß der gemeinsame Ursprung in einem früheren Entwicklungs-
stadium am deutlichsten auftritt". ■ — Flagiognathus arhistoruni F.
ist oben schwarz oder braun gefärbt, aber die Larven und Nymphen
sind grün und in Färbung wie Zeichnung von den Larven bezw.
Nymphen der nahestehenden grünen Art P. virululus Fall.^ fast
nicht zu unterscheiden. Die dritte nahestehende, schwarze oder
weißliche Art F. albipennis Fall, soll auch, nach Kirschbaum, eine
grüne Nymphe haben. Die Nymphen mehrerer einander ganz unähn-
licher Psalliis-ATten sind fast nicht zu unterscheiden. Bei derartigen
Beobachtungen fragt man sich unwillkürlich , ob auch dies nur ein
„lusus naturae" ist oder ob dies nicht vielmehr einen gemeinsamen
genealogischen Ursprung andeutet, der sich noch in der Ähnlichkeit
der früheren Entwicklungsstadien offenbart , während die späteren
größere Unähnlichkeiten an den Tag legen.
' Dies erinnert an das bekannte Verhältnis bei verschiedenen Tauben -
rassen.
-' Gute Beispiele davon geben die Larven der Gattung Scolojjostcthtis Fieb.
^ l'Jugiof))u(t]u(s Chrjfsatdhemi Wolbk.
— 295 —
VI. Lebensweise und Nahrungsmittel.
Über die Lebensweise und die Nahrungsmittel der Capsiden
fehlt es noch an näheren Untersuchungen. Burmeister, Amyot und
Serville. f. Sahlberg geben jedoch an, daß ihre Nahrung haupt-
sächlich aus kleineren Insekten besteht und, wie schon erwähnt, gibt
K ALTENBACH an, daß Phytocoris tiliae kleine Insektenlarven und Blatt-
läuse fängt K 'Ich selbst habe einmal eine Nymphe von Leptopterna
ferriigata in einem Glas heimgetragen, in welchem auch ein anderes
kleines Hemipteron eingeschlossen war ; am Morgen des folgenden
Tages fand ich letzteres getötet und ausgesogen vor^. Ich habe
auch einmal einen Plaglognathus pulicarnis^ auf der Jagd nach
kleinen Poduriden beobachtet. Es ist somit festgestellt, daß wenig-
stens ein Teil der Capsiden von tierischer Nahrung lebt. Daß aber
dies nicht bei allen der Fall ist oder daß sie sich auch von
Vegetabilien ernähren, ist zweifelsohne. Dafür sprechen ebenfalls
direkte Beobachtungen. So sagt Kirschbaum (Rhynch. Wiesb. S. 28) :
„Man findet sie öfters auf Blüten saugend, auch an Blättern scheinen
sie zu saugen" und Prof. Schenck in Weilburg hat gefunden , daß
eine Halücus-kxt {H. erythrocepJialus H.-S.)* Monstrositäten an den
Blättern von Althaea rosea Cav. hervorgebracht hat. Zahlreiche
eigene Beobachtungen bestätigen ferner Kirschbaumes Beobachtung.
Der Umstand , daß gewisse Arten ausschheßlich auf bestimmten
Pflanzen leben, spricht gleichfalls dafür. Wenn das Tier zu saugen
anfängt, streckt es seinen Schnabel, der sonst ungefähr parallel zur
Brust liegt, vorwärts und stellt ihn senkrecht auf das Blatt. So
kann es eine lange Zeit ganz ruhig stehen bleiben und es dürften
demnach nur Kapillaritätskräfte sein, welche die Säfte zum Empor-
steigen durch den Schnabel bringen. Ich habe beobachtet, daß die
Tiere zum Saugen die Gefäßbündel der Blätter auswählen, wo sich
das Cambium reichlich vorfindet.
Die allermeisten Capsiden findet man zwischen Pflanzen. Viele
Arten leben auf den Blättern der Bäume und Sträucher, andere auf
' Diese Nahrung stimmt somit mit derjenigen der Anthocoriden überein.
- Wie die ameisenähnlichen Capsiden sich zu den Ameisen verhalten, ist
noch nicht festgestellt, aber ihre Maskierung scheint, wenigstens bei SysfeUonoius,
anzudeuten, daß sie von tierischer Nahrung leben. Das Vorkommen des Tieres
in den Kolonien der Ameisen läßt sich wohl kaum erklären, wenn man annehmen
würde, daß es von Pflanzennahrung lebe.
^ Chlamydatus pulicavius Fall.
^ HalticHS saltator Fourc.
— 296 —
niederen Pflanzen. Einige wenige kriechen zwischen den Wurzeln
der Gräser und Pflanzen umher, wie z. B. die Gattung Ayalliastes ^
Für eine ganze Anzahl lassen sich bestimmte Nahrungspflanzen nach-
weisen und ich habe, soweit möglich, die Arten zu den betreffenden
Pflanzen aufgeführt. Wenige Arten scheinen sich jedoch ausschließ-
lich mit einem einzigen Pflanzengenus zu begnügen. Dies ist der
Fall bei denjenigen, die auf Nadelholz leben (vielleicht'mit Ausnahme
von PilopJiorus hifasciatus F.-, während andere nur Pflanzen der-
selben Familie oder sonst diesen nahestehende Pflanzen besuchen.
Dicotyledoneae.
Tiliaceae.
Tilia:
Phytocoris tiliae F., hauptsächlich auf dem Stamm in den Furchen der
Rinde. Kommt bei uns auch auf Quercns vor. (Nach Fiebeb auch
auf Älnus), ist aber bei uns noch nicht auf diesem Baum be-
obachtet worden). Siehe Qiiercus.
Ph. longipennis Floe, selten, nach J. Sahlbeeg. (In Livland auf
Quercus, nach Flok. Rh. Liv. II, 599.)
Lygus cervimis Mey., selten.
L. viridis Fall., nach eigener Beobachtung. Siehe Sorbus, Ehamnus,
Alnus, Spiraea.
OrtJiotylus striicornis Kieschb. ^, selten, nach eigener Beobachtung. (In
Deutschland und der Schweiz auf Salix purpurea und Lambertiana
FiEB. Eur. Hem. 289).
Rhamiieae.
Bhamnus:
Lygus viridis Fall. , einmal in mehreren Exemplaren von mir auf
Bh. frangida gefunden, kommt aber gewöhnlich auf Sorbus, Almts
und Spiraea salicifolia vor. Siehe auch Tilia.
Papilionaceae.
Sarrothamnus:
Orihotylus chloroptenis Kihsckb., selten, von Boheman auf S. sco2mr ins
gefunden (= Phytoc. SarrotJiamni Boh. im Mus. Holm.).
Heterocordyliis tibialis Hahx^, von Boheman auf S. scoparius gefunden
(^ Phytoc. Sparta Boh., Entom. Resa i Skäne, p. 108).
Trifolium:
Leptopterna dolahrata F., gemein, und Capsus atcr h.-', gemein, nach
eigener Beobachtung. Beide kommen auch auf einer Menge an-
derer Pflanzen, auch Gramineen, vor.
' (Jhlamydatus CuRT. — - Pilophorus cinnamopteriis Kb. — ^ Orilwiyhis
nassaUtH F. — * Heterocordylus leptocerus Kb. — ^ Ehopalotomiis ater L.
— 297 —
Stiplirosoma leucoceplialum L. \ nicht selten, nach eigener Beobachtung.
Siehe GaVmm, Urtica.
Halticus ßaUiconiis F.-, gemein. Siehe Galiiun, Chrysanihemum.
Vicia = Trifolium.
Rosaceae.
Pyrus:
Lygus viridis Fall., auf P. communis nach eigener Beobachtung. Siehe
Tilia, Bhamnus, Sorhus, Spiraea, Alnus.
Aetorliinus angiüatiis Fall, habe ich auf P. malus gefunden. Siehe
Sorbus, Betula, Alnus,
Ortlwtylus Idlineatus Fall, habe ich einigemal auf P. malus gefunden.
Ortliotylus nassatus F., selten auf P. malus. Siehe Populus.
Sorbus:
Phytocoris populi L. habe ich einmal auf S. aucuparia gefunden. Siehe
Popidiis.
Cälocoris striatus L.^, die Larve habe ich einmal auf S. fennica be-
obachtet. Siehe Ahms und Salix.
Lygus viridis Fall., nach eigener Beobachtung auf S'. aucuparia und
S. fennica. Siehe Tilia, Bhamnus, Spiraea, Ahms.
Aetorliinus angulatus Fall, nicht gemein. Siehe Pyrus, Betula, Alnus.
Spiraea:
Lygus pabidinns L., Larve und Imago gemein. Siehe Urtica.
Ij. viridis Fall, nicht selten und L. Spinolae Mey. selten, leben alle
nach eigener Beobachtung auf Sp. salicifolia.
L. lucorum Mey., hier und da auf S. ulmaria nach eigener Beobach-
tung. Siehe Artemisia, Urtica. (In England auf Eupatoria cana-
bimim nach Douglas und Scott. Br. Hem. 458, 2.)
Plagiogriathus arbustorum F. auf Sp. tdmaria nach eigener Beobach-
tung. Siehe Pastinaca, Cirsium, Urtica.
Macrocoleus cruciatus F. Sahlb. * , selten , von J. Sahlberg auf Sp.
idmaria gefunden. (Hem. Het. rysk. Kar. 294.)
Ribesiac^ae.
Bibes:
PilopJwrus clavatus L. auf B. rubrum nach F. Sahlberg •'. Siehe Betula,
Alnus, Salix.
Philadelpheae.
Malacocoris clüorizans Block , nach eigener Beobachtung auf Pliil-
adelpkus coronarius. Siehe Corylus.
Umbelliferae.
Car7im:
Lygus Kahni L., gemein, Larven und Imagines. Siehe Pastinaca, Myrrliis.
^ Stroiigylocoris leucocephalns L. — ^ Halticus apterus L. — ^ Fycno-
pterna striata L. — * Macrotylus cruciatus Sahlb. im nördlichen Europa
(einschl. Sibirien). — ^ Mon. Geoc. Fenn. p. 92.
— 298 —
Angelica:
Lygus traitsversalis F. \ nach eigener Beobachtung. Siehe Pastinaca.
Pastinaca:
L. Kahm L.
L. transversaUs F. {Pasfinacae Fall.), selten.
Plagiognatlms arhustorum F. Siehe Spiraea. Cirshim, Urtica.
Myrrliis:
Lygus Kahni L., nach eigener Beobachtung.
Caprifoliaceae.
Lonicera:
Campyloneiira virgula H.-Sch. , selten, kommt nach Kaltenbach in
Deutschland auf Lonicera, nach Fieber auch auf Fagm vor. Über
ihre Nahrungspflanze bei uns ist nichts bemerkt.
Riibiaceae.
Galium:
Lopus gothicus L. auf Galium moihtgo. Siehe Urtica. In Livland auf
Salices nach Floe.
Poecüoscytus imifasciatus F., nach Fallen's und eigenen Beobachtungen
gemein auf G. verum, Larven und Imagines, und auf G. pahistre.
(In Deutschland auf G. ochroleucum nach Fiebek.) Siehe Carex.
P. Gyllcnhali Fall. ^, nicht selten. Siehe Urtica.
P. nigrita Fall. ^, hier und da.
Stiphrosoma leucocephalum L. *, nicht selten. Siehe Vicia, Urtica.
Halticus pallicornis F. ^, Larven und Imagines. Siehe Trifolium, Chrys-
anfhemimi.
Ptagiognathus quadrimaculatus Fall.^, selten.
Hoplomaclius Thunhergi Fall., gemein, leben alle auf G. verum. Siehe
Hieraccum.
Coinpositae.
Hieraceum:
Hoplomaclius Thunhergi Fall.,, nicht selten. Siehe Galium.
Cliry santhemiim :
Calocoris roseomaculatus D. G., Nymphen und Imagines , nach eigener
Beobachtung. (In Deutschland auf Lavatera , Erynginm , Bibes
ruhrum nach Fiebee.)
Oncotylus decolor Fall. '', nicht selten, Larven und Imagines.
Halticus pdlUcornis F. ^, nach eigener Beobachtung. (Nach Dguulas
und Scott auch auf Centaurea.) Siehe Galium.
AcJiillea:
Camptohrochis punctulatus Fall., nach .1. Sahlbeeg auf A. millefoliiim.
Siehe Tanacetum.
^ Lygus Pastinacae Fall. — ^ Charagocinlus Gyllenltali, Yalu — ^ Fo-
lymcrus »igrifus Fall. — * Strongylocoris Jeucocephalus L. — ^ Halticus
aptcrnsj^. — ^ Cyllocoris ßavonotatus Boh. ?! — '^ Oriychmnemis decolor 'Fall.
— * H((l(icus aptvrus L.
- 299 —
Macrocoleus molliculus Fall. ^, niclit selten, nach eig-ener Beobachtung.
Siehe Tanocetum. (In Deutschland auf AchiUea und Ononis nach
Fieber.)
Tanacetum:
Campfobrochis punctiüatus Fall., auf T. vulgare nach F. Sahlberg.
0)icot/jlus puncfipes Reut., selten.
Macrocoleus molliculus Fall, (siehe Achülea) und M. fanaceti Fall, nach
J. Sahlberg auf T. vuhjare.
Artemisia:
Lygus lucormn Mey., hier und da, Larven und Imagines, nach eigener
Beobachtung auf A. ahslnthhim und campestris. (Siehe Spiraea,
Crtka.)
Magiognatlnis alhipennis Fall., nach eigener Beobachtung auf A. cam-
pestris.
Centaurea:
HoplomacJms (Flacocliilus) seladonicus Fall., selten, lebt nach J. Sahl-
berg auf C. scabiosa. (In Deutschland auf Galinm. [Fieber.])
C arduus:
Deraeocoris laniarius L. ", selten, von J. Sahlberg auf C. crispjus ge-
funden. Siehe Urtica. Ist in Deutschland nach Kaltenbach auf
Pyrus malus, Prunus, Eosa, Verhascum und Urtica gefunden.
Cirsium:
Plagiognafhus arbustornm F., nach eigener Beobachtung. Siehe Spiraea,
Pastinaca, Urtica.
Ericineae.
Calluna:
Phytocoris varipes Boh., selten, von Bohemax auf C. gefunden. (Auch
nach Flor, Rh. Livl. I, p. 217, Ph. Ulmi.)
Lygus pratensis L. subsp. punctatus Zett., Reut., nach eigener Be-
obachtung nicht selten, Larven und Imagines.
Orthotylus ericetorum Fall., gemein, Larven und Imagines.
Oleaceae.
Fraxinus:
Psallus lepidus Fieb. , selten, nach eigener Beobachtung. (Auch in
England auf Fraxinus nach Douglas und Scott.)
Scrophulariiieae.
Scropliularia:
Brachyceraea errans Wolff ^, selten. Siehe Alnus. Urtica. (In Deutsch-
land auf Scropliularia, Stachys sylvatica , Geranium rohertiamim
[Fieber]).
Cheiiopodiaceae.
Calocoris chenopodii Fall. "*, selten. (In Deutschland auch auf Ononis
nach Fieber.)
' Megalocoleus molliculus Fäll. — ^ Capsus ruher L. — ■' Dicgphus
errans Wulff. — * Adelphocoris lineolatus Goeze.
— 300 —
Orthotylus ßavosparsus C. Sahlb. , Larven und Imagines geraein auf
verschiedenen Chenopodiaceen,
Urticaceae.
Urtica:
Lopus gothicus F. Siehe Galium.
Calocons bipuncfatus F., nach eigener Beobachtung.
C. fulvomaculatus D. G., hier und da. Nach Fieber (Eur. Heni. 252) auf
Elhes nihnim. Frumis, Bubus; nach Douglas und Scott auch auf
Behüa. Siehe Salix, Älnus.
L. pabuJiiius L. , gemein , Larve und Imago vou mir auf U. dioica
gefunden. Siehe Spiraea.
L. lucorum Mey. , hier und da, Larven und Imago von mir auf
U. dioica gefunden. Siehe Spiraea, Artemisia.
Liocoris tripustulatus F., gemein, Larven und Imagines auf U. dioica.
Siehe Humidus.
Beraeocoris laniarius L. ^, selten Siehe Carduus.
Capsus ater L.^ Siehe Trifolium, Gramineae.
Sfiphrosoma leucoccphalum Fibb. ^, hier und da. Siehe Vicia, Galium.
Ifacrolophiis nubilus H.-S. , selten , nach eigener Beobachtung. (Auf
Stackys nach Fieber.)
Bicyplms errans Wolff , selten , nach eigener Beobachtung. Siehe
Älnus, Scrophidaria.
B. pallidus H.-S., selten, nach eigener Beobachtung. (In Deutsch-
land auf Stachi/s sylvatica, Fraximts, Alnus, Acer, Poptdus, Corylus
nach Fieber.)
Plagiognathus viridulus Fall.*, gemein. Auch auf mehreren anderen
Pflanzen.
P. arbustormn F., Larven und Imagines gemein auf U. dioica. Siehe
Spiraea, Pastinaca. Cirsium.
Humulus:
Liocoris tripustulatus F. nach Fallen.
Ulmaceae.
ülmus:
Phytocoris ulnii L. , selten. In Livland auf Alnus incana (Flor).
Siehe Corylus.
Amentaceae.
Populus:
Phytocoris populi L. auf P. balsamifera, selten. (In Deutscliland auf
Salices und Tilia nach Fieber.) Siehe Salix.
Orthotylus bilineatus Fall, auf P. tremida nach eigener Beobachtung,
selten. Siehe Pyrus.
* CupsHS ruher L. — - Rhopalotonuts ater L. — ^ Strongylocoris leuco-
cephalm L. — •• Plagiognathus Chrysanthenn Wolff.
— 301 —
Salix:
Pht/tocoris populi L., einmal von mir auf S. caprea gefunden.
Calocoris variegatus Costa ^, selten , nach eigener Beobachtung. Siehe
Alnus.
C. fulvomactdatus D. G. , hier und da , Larven und Imagines auf
S. repens, nach eigener Beobachtung. Siehe Urtica, Alnus.
C. striahis L. ", selten, nach eigener Beobachtung auf S. aurita. Siehe
Sorbtis, Alnus.
Plesiocoris ntgicollis Fall., gemein, Larven und Imagines auf S. caprea,
cinerea, nigricans, depressa u. a.
Lygus limhatus Fall., nicht selten, Larven und Imagines auf S. caprea,
cinerea, nigricans, depressa usw.
Cyphodema nibicnnda Fall. ^, nicht selten, auf 6'. nigricans, depressa u. a.
Siehe Quercus.
Pilophorus clavatns L., nicht selten, Larven und Imagines auf S. caprea,
aurita, cinerea und repens. Siehe liibes, Betula, Alnus. (In Deutsch-
land auch auf Quercus nach Fiebek, in England auf Betula nach
Douglas und Scott.)
P. confusiis Kirsche., selten, nach Mitteilung von J. Sahlberg.
Globiceps fidvipes Scop. * , selten , Larven und Imagines von mir auf
S. repens gefunden. (In Deutschland auf Quercus nach Fieber,
Eur. Hern. 284. 5 [G. ßaromaculatus].)
Orthotylus nassatus F. , gemein , Larven und Imagines auf mehreren
Sälix-kvt%\\. Siehe Alnus.
0. virens Fall., selten, Larven und Imagines auf S. penfandra nach
eigener Beobachtung.
0. boreellus Zett., selten, nach J. Sahlberg in den Lappmarken.
0. tenellus Fall., selten.
Psallus intermedius F. Sahlb. ^, selten, auf S. repens, Larven und Ima-
gines nach eigener Beobachtung.
P. aethiops Zett., in den Lappraarken.
P. betuleti Fall. var. c minor Reut, auf S. nigricans und
P. roseus Fall.^, nicht selten auf S. caprea, nach eigener Beobach-
tung. Siehe Betula.
P. Scholzi Mey., nach J. Sahlberg.
P. sanguineus F. ^, hauptsächlich auf S. cai^ea und S. cinerea, gemein.
Plagiognathus Boseri H.-S. *^, selten, nach STaL (Ö. V. A. F. 18 p.).
P. Bohemani Fall. ^, selten , auf S. viminalis nach Fallen und auf
S. lapponum nach J. Sahlberg.
'■ Calocoris biclavatus H.-ScH. — ^ Pycnopterna .striata L. — ^ Lygus
rubicundufi Fall. — * Allaeonotus fulvipes Scop. — ^ Nach Puton's Katalog
1899 ist Fs. intermedius Sahlb. synonym zu Psallus aethiops Zett. ; nach
E. F. Sahlberg , Monogr. Geoc. Fenn. 1848 , p. 116 , 58 : C. intermedius mihi !
(vom ähnlichen C. aethiops Zett. durch den leicht punktierten Clavus und die
Farbe der Beine verschieden). — ^ Psallus Fallenii Reut. — ' Psallus roseus F.
— * Sthenaru-s Pioseri H.-Sch. — ^ Neocoris Bohemani Fall.
— 302 —
P. nigritulus Zett. ^ selten, Larven und Imagines auf S. repens nach
eigener Beobachtung.
Betula:
Lygus innotatus Reut., selten.
L. contaminatus Fall., gemein. Siehe Ahms.
Phüophorus clavatus L., nach eigener Beobachtung. Siehe Ribes, Alnus,
Salix.
Äetorhimis angulntus Fall., gemein. Siehe Pyrns, Ahms, Coryhis.
Psallus betuleti Fall., selten.
P. roseus Fall., Larven und Imagines hier und da.
Alnus:
Calocoris uariegaim Costa "^j selten. (In Livland auch auf A. gliitinosa
[Flor].) Siehe Salix.
C. fidvomaculafus D. Gr., hier und da, Larven habe ich auf A. gluti-
nosa gefunden. Siehe Urtica, Salix.
C. striatus L. ^, selten, Larven und Lnagines nach eigener Beobach-
tung. Siehe Sorhiis, Salix.
Lygiis contaminatua Fall., hier und da nach Fallen"s und eigener Be-
obachtung. Siehe BeMa.
L. viridis Fall., hier und da. Siehe P/jnis. Tilia, Ehammis, Sorbus,
Spiraea.
Pilophoriis clavatus L., hier und da, Larven und Imagines, nach eigener
Beobachtung. Siehe liibes, Salix, Betida.
Dicyphus errans Wolfe, selten, nach Fallen. Siehe Stachys. Urtica.
Aetorhinus angidatus Fall. , gemein auf A. incaiia und A. glutinosa.
Siehe Pynis, Betula, Corylus.
Orthotylus nassatus Fall. , Njnnphen und Imagines nach eigener Be-
obachtung auf A. glutinosa.
Phylus coryli L., nach Fallen. Siehe Corylus.
Psallus amUgims Fall., hier und da, nach eigener Beobachtung.
P. alnicola Dougl. et Sc, selten, nach eigener Beobachtung auf
A. incana und glutinosa.
Cupuliferae.
Fagus:
Phylus melanocephalus L. var. pallens F. , nach eigener Beobachtung.
Psallus varians H.-S., selten. Siehe Quercus.
Ps. dimiimtus Kikschb. (siehe Quercus) und Ps. alhicinctus Kikschb.,
nach eigener Beobachtung.
Corylus:
Pantilius twiicatusF., selten (nach Fieber, Flor, Douglas und Scott).
Phytocoris ulmi L., nach Boheman. Siehe Ulmus.
Aetorhinus angidatus Fall., nach Fallen. Siehe Pyrus, Betula, Alnus.
Malacocoris cMorisans Block, hier und da. Siehe Philadelphus.
' Neocoris nigritulus Zett. , in England , Skandinavien und Finnland,
doch kommt eine Varietät (var. Putoni Reut.) in Frankreich vor.
- Calocoris biclavatus H.-ScH. ^ Pycnopterna striata L.
— 303 —
Oriliofylus prasinus Fall. , selten , nach eigener Beobachtung. Nach
Thomson auf Salix{^) (Op. ent. IV, 439, 72). (Nach Flor in
Livland auch auf Alnus.)
Phylns melanocephalus L. , selten , nach eigener Beobachtung. Siehe
Fagus, Qiiercus.
Ph. coryli L. Siehe Älnus, hier und da.
QuercHs:
Phi/tocoris nlmi L., selten.
Ph. tiliae F., nach Fall:en. Siehe Tilia.
Calocoris stnafelhis Fall. ^ , hier und da , nicht selten , nach eigener
Beobachtung. Nach Fall^x in ^floribus umbellatarum" , nach
Fieber „auf Umbelliferen", aber nach Flor richtig „anf Eichen".
Ich habe die Art ausschließlich in Eichenwäldern gefunden und
zwar in der Gegend von Abo zahlreich.
Cyphodema rubicunda Fall. ^ habe ich einmal auf Eichen gefunden.
Ct/Üocoris histrionicus L., nicht selten, Larven und Imagines nach
eigenen mehrfachen Beobachtungen. (Nach Fieber auf Qnercus
und unter Bobinia pseudacada, nach Douglas und Scott auf Be-
tida, nach Flor auf Qnercus und dasselbe nach Kirschbaum, Rh.
Wiesb. 9, 2(3.)
G-lohkeps flavo-notafns Boh. ^, Larven und Imagines nach eigener Be-
obachtung.
Phylus melanocep)hcdus L., hier und da, nach eigener Beobachtung.
Siehe Fagus, Corylus.
Psallus variabüis Fall., selten, Larven und Imagines.
P. quercus Kirschb., selten.
P. simüUmUö Kirsche., selten.
P. varians H.-S., nicht selten. Siehe Fagus. (In England SLwf Beüda
nach Douglas und Scott.)
P. diminutus Kirsche., Larven und Imagines nach eigener Beobach-
tung, nicht selten.
P. sangmneus F.'*, nach Fallen.
Coniferae.
P i n US:
Phytocoris intricaius Flor auf P. abies nach eigener Beobachtung,
selten.
P. pini Kirsche, (rrassipes Flor) auf JP. sylvestris, nach eigener Be-
obachtung, selten.
Calocoris infusus H.-S. ^, selten.
Lygus rubricatus Fall., auf P. abies gemein.
Hadrodema pinastri Fall. ^ auf P. sylvestris hier und da.
H. nigriceps Fall. ^, auf P. sylvestris selten.
' Calocoris ochromelas Gmel. — - Lygus rubicundus Fall. — ^ CyUocoris
flaoonoiains Boh. — * Psallus roseiis F. — ^ Megacoehmi infusmn H.-Sch. —
^ Camptozygum pinastri Fall. — ' Zygimus nigriceps Fall, (in Skandinavien
und Finnland).
— 304 —
Botlujnohis inlosus Büh., nach eigeuer Beobachtung auf P. abks, Larve
und Imago, selten.
AUaeotonms gotJiicus Fall., auf P. s/jlvestris nach Fallen, selten.
Pilophorus bifasciatns F. ^ hier und da auf P. sylvestris nach Zetter-
stedt's und eigener Beobachtung, Larven und Imagines. (Soll
nach KiBSCHBAUM [Rh. Wiesb. 15, 81, Capsus cinnamopterns] auch
auf Quercus, nach Floe auch auf P. ah'ies leben.)
Cremnoceptlialus mnhratüis F., auf P. sylvestris, ziemlich selten.
Pliylus limitatus Fieb. ^, selten, nach Thomson.
Plesiodema pinetellum. Zett., nach Zetteestedt und eigener Beobach-
tung. Nymphe und Imago auf P. sylvestris, selten.
Atractotomus magnicornis Fall., auf P. alnes, Larven und Imagines,
hier und da.
Psallus obscurellus Fall., auf P. sylvestris, hier und da.
Plagiognathns modestns Mey. ^, auf P. sylvestris, selten.
Monocotyledoiieae.
Cyi)eraceae.
Heleoeharis:
Megaloceraea ruficornis Fall., Larven und Imagines, gemein.
Teratocoris Saunäersi Dougl. et Sc, Larven und Imagines, gemein.
Capsus ater L. *, gemein.
Chlamydatus caricis Fall. ^, hier und da, Larven und Imagines. Siehe
Carex.
Chi. geniinus Flor. Siehe Carex.
Carex:
Miris calcaratus Fall., nicht selten.
Megaloceraea ruficornis Fall. , gemein , Larven und Imagines. Siehe
Heleoeharis.
Teratocoris palüdum J. Sahlb., selten, auf C. resicaria, Larven und
Imagines.
T. hyperhoreus J. Sahlb. ", selten, nach J. Sahlbeeg in Lappland.
T. viridis Dougl. et Sc, nach J. Sahlbebg in Lappland.
Labops Sahlbergi Fall., hier und da, Larven und Imagines.
Chlamydatus caricis Fall.', hier und da. Siehe Heleoeharis.
Chi. insignis Dougl. et Sc. ", selten.
Chi. pygmaeus Zett. ^, selten.
Chi. geniinus Flor ^^, selten. Siehe Heleoeharis.
' Pilophorus cinnamopterus Kb. — '^ Brachyarthrum Umitatum Fieb. —
* Sthenarus modestns Mey. — * Ehopalotomus ater L. — * Cyrtorrhinus Caricis
Fall. — ^ Teratocoris viridis Dgl. et Sc. — T. hyperhoreus Sahlb. (nach Puton's
Katalog 1899). — '' Cyrtorrhinus Caricis Fall. — ^ Cyrtorrhinus flaveohis
Rekt. (in Skandinavien und Finnland). — * Cyrtorrhinus pygmaeus Zett., in
England, Nord-Frankreich, Skandinavien, Finnland und Rußland. — '** Cyrtor-
rhinus gemiuiis Flor in Skandinavien, Finnland und Livland.
— 305 —
Gramiiieae.
Auf Gramineae leben wahrscheinlich mehrere Arten, insbesondere
einige Miraria auf Cerealien. Auf den übrigen Gramineen wohl
Miris , MegaJoceraea , Leptopterna , Capsus ater^ etc., aber nähere
Beobachtungen fehlen noch.
Gh/ceria:
ConostetJms saJinns J. Sahlb., selten auf Gl. disians v. pidvinafa nach
J. Sahlbekg.
Phragmifes:
Miris calcarahis L.
Teratocohs antennatus Boh., selten.
T. Sawukrsi Dougl. et Sc, hier und da.
Cryptogamae.
Filices.
Monalocoris filicis L., gemein auf Fteris.
Bryocoris pferidis Ball., auf Fteris, Polysticlmm und Asplenium.
Aus obigem Verzeichnis geht nun hervor, daß mehrere Arten
auf mehreren verschiedenen Pflanzen leben und daß die betr. Nähr-
pflanzen in fremden Ländern bisweilen andere als bei uns (Finnland)
sind. Wo sie dieselben sind, habe ich bei den Arten keine beson-
deren Bemerkungen hinzugefügt. Besonders sicher sind die An-
gaben, wo auch Larven erwähnt sind, indem die Insekten in diesem
Falle nicht nur zufälligerweise dahin gelangt sein können , was der
Fall sein kann, wenn nur die geflügelte Imago beobachtet wird.
(Beiläufig möge bemerkt werden, daß, wie auch Kaltenbach angibt,
die frühesten Lebensstadien der meisten Hemipteren bisher un-
beachtet geblieben sind.)
Die Pflanzenfamilien, welche die zahlreichsten Capsiden be-
herbergen, sind die Amentaceae und die Cupuliferae {Salix
und Quercus). Eine nicht geringe Anzahl von Arten lebt auch auf
Rosaceae, Compositae, Urticaceae und Coniferae. Com-
positae werden besonders von den zur Gruppe der Oncotylaria
gehörigen Arten besucht. Für Umbelliferae ist die Gattung Ly(jus
(Unterg. Orthops) charakteristisch, für Amentaceae und Cupuli-
ferae sind die Gruppen Cyllocoraria und Plagiognatharia
bezeichnend und für Monocotyledoneae besonders Miraria.
Bryocoraria leben nur auf Filices.
Mehrere der größeren Pflanzenfamilien scheinen von Capsiden
' Bhopalotomus ater L.
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190G. 20
— 306 —
gar nicht besucht zu werden. Das ist der Fall z. B. bei den
Ranunculaceae, Cruciferae, -Caryophyllaceae, Boragineae;
überhaupt werden diese kaum von irgend einem Heteropteron be-
sucht. Dazu wäre jedoch zu bemerken, daß die Nahrungspflanze
vieler Arten noch unbekannt ist.
Interessant ist es, das Verhältnis zu beobachten, in welchem
gewisse Pflanzen zueinander zu stehen scheinen , bezüglich der auf
beiden gemeinsam lebenden Arten. So findet man nicht nur häufig,
daß Pflanzen aus verschiedenen Gattungen , aber aus derselben
Familie, die gleiche Art beherbergen, sondern, daß dies auch mit
Pflanzen aus verschiedenen Familien der Fall sein kann. Die Hypo-
these, daß sie in diesem Falle in chemischer Beziehung sich sehr
ähneln, wird vielleicht zu gewagt sein.
Alle Capsiden sind Tagtiere. Nur von einer Art kann man
dies nicht unbedingt sagen. Dies ist Eroticoris rufescens ^ , welche
ich im Sommer 1871 auf Aland näher zu beobachten Gelegenheit
hatte, indem ich diese Art an mehreren Lokalitäten sehr häufig
fand, aber nie bei Tage. Erst bei Sonnenuntergang kam sie her-
vor und man konnte dann plötzlich mit dem Netze in dem Wiesen-
grase mehrere Exemplare auf einmal erbeuten. (Sollte sie vielleicht,
wie mehrere Käfer, z. B. Anisotoma, bei welchen dies auch der Fall
ist, von unterirdischen Pilzen leben ? ? )
Keinesfalls können die Capsiden als besonders schädlich an-
gesehen werden, denn von Verwüstungen ihrerseits sieht man äußerst
selten Spuren^. Die Natur scheint auch nicht ihre Verminderung
durch besondere Maßregeln herbeiführen zu suchen, denn endo-
parasitische Hymenopteren- oder Dipteren-Larven scheinen nur in
äußerst seltenen Fällen bei ihnen vorzukommen^. Dagegen sind sie
(nach Kirschbaum) häufiger von Gordiaceen und von Acariden ge-
plagt ^
Will man die Capsiden nach den verschiedenen Lokalitäten,
wo sie vorkommen , einteilen , so bekommt man folgende Gruppen :
^ Allodapus rufescens Bdrm.
^ Siehe Schenk"s Beobachtung an Althaea rosea, referiert oben.
* Ich habe nur einmal solche Larven bei einigen Nymphen von Aetorhinus
angulatus Fall, beobachtet. Leider gelang mir die Aufzucht nicht.
* Verschiedene deutsche landwirtschaftliche Blätter der letzten Jahre be-
schuldigen die Capsiden (bes. die Li/f/Ks- und Calocoris-Xvten) als ,Hopfenschäd-
linge" ; dies bedarf jedenfalls noch näherer Beobachtung, denn von „zoologischer"
Seite Averden die betreffenden Capsiden als „carnivor" und demnach „für die
Landwirtschaft nützlich" erachtet.
307
1. Nadelholz (Piiieta): Siehe oben Coniferae.
2. Laubwälder (Nemo ra): Siehe oben Betula, Älnus, Populus, Querem,
Fagus, Tilia, Utmus. Auf niederen Pflanzen kommen Monalocoris
ßlicis und Bryocorls pferidis vor.
3. Heine (Luci). Siehe oben Sorbus, Fraxinus, Cori/Ius, Tilia. Auf
den niederen kommen vor:
Miris holsafus, h. Capsus ater.
Caloeoris setieornis. Pithanus Märkeli.
C. sex-guttatus, s. Macrolophus nubilus, s.
Lygus pabulinus. Dici/phus globuUfer, s.
i. ftavovirens, s. D. errans, s.
L. lucornm. B. pallidus, s.
L. Spinolae, s. Globiceps dispar, s.
Foecdoscjjtiis nigritns. Chlamydatus ambulans.
4. Weiden (Saliceta): Siehe oben Salix.
5. Heiden (Ericeta): Siehe oben Calluna.
6. Halden (Campi), welche ungefähr dieselbe Fauna als die Acker-
raine beherbergen :
Miris calcaratus.
M. virens.
M. laevigatus.
M. holsatus, h.
Megaloeeraea ruficornis.
Leptopterna ferrugata.
L. dolabrata, h.
Lopus gothicus.
Caloeoris setieornis.
Oncognatlms binofatus, s.
Lijgus pratensis.
L. Kalmi,
Stiphrosoma leiicocephahim.
St. luridnm.
Plagiognathus quadrimaculatus.
P. viridulus, h.
P. saltitans.
Poeciloscytus Gyllenhali.
P. nigrita.
P. tmifasciatus, h.
P. vulneratus, s.
Camptobrochis punctulatus, i
Capsus ater, h.
Haltieus apterus, h.
H. luteicollis, s.
Orthocephalns Panseri, s.
0. coriaeeus.
0. saltator, h.
0. vittipennis.
Euryopicoris nitidus, s.
Myrmeeoris graeilis, s.
Pithanus Märkeli.
Systellonotus triguttatus.
Globiceps ßavomacidatus.
Tota Divisio Oncotylarii
P. evanescens, h.
P. albipennis, s.
P. pulicarius, s.
P. pullus, s.
P. signatus, s.
7. Gebirge (Alpes): Euryopicoris nitidus, s. Biplacus alboornatus,
8. Trockene Wiesen (Prata arida):
Megaloeeraea nißcornis. Capsus ater.
Leptopterna dolabrata. Pithanus Märkeli
Lygiis pratensis. Chlamydatus pygmaeiis, s.
Poeeüoseytus Gyllenhali. Plagiognathus viridulus.
P. nigrita. PI. pulicarius.
Beraeocoris seutellaris, s.
20*
— 308
9. Bebaute Felder (Culta>:
Miris calcarafns, h.
31. virens, h.
M. laev'igafns.
Megaloceraea errafica.
M. rußconiis.
Lopus gothicus.
Calocoris bipunctatus.
Lygus pratensis.
L. Kalmi.
L. pellucidus.
L. transversal is.
Poecilosci/tus Gi/nciihali.
10. Feuchte Wiesen (Prata huniida):
Liocoris tripustiüatm.
Deraeocoris laniarius. s.
Capsus afer.
Stiphrosoma leiicocephalum .
Glohiceps flavomacidaftis.
Ortliotylus flavosparsus.
Bijrsoptera rußfrons.
PlagiognafJms arbusfonmi.
P. fiävipennis, s.
P. viridulus.
P. pidicarnis.
Megaloceraea nificorms, h.
Teratocoris paJmhnn.
T. viridis.
T. hyperhoreus.
Poecdoscytus unifasciatus, s.
Capsus ater.
11. Moore (Paludes): Megaloceraea ruficornis, Teratocoris paludum,
CJdami/dafns caricis.
12. Ufer (Ripae et littora):
Miris calcaratus, h.
M. holsattis.
Megaloceraea rußcornis, li.
Teratocoris antennatus, s.
T. Saundersi.
T. x)aludum, s.
Einige wenige Arten, deren Aufenthaltsort mir nicht näher be-
kannt war, habe ich in obiges Verzeichnis nicht mit aufnehmen
können.
Eroticoriä rufescens.
Chlatnydatus insignis,
Chi. geminus, s.
Chi. pygmaeiis, s.
CM. caricis.
Capsus ater.
Pithanus Märkeli.
Chlamydatus caricis.
Chi. geminus, s.
Chi. pygmaeus.
Systematische Einteilung der Capsiden nach Professor
O. M. Reuter in Helsingfors.
Früher (1875 ff.):
I. Teratodellaria Keut.
Teratodella Reut.
II. Miraria Reut.
Acetropis Fiel).
iuris F., Reut.
Megaloceraea Fieb., Reut.
Teratocoris Fieb.
Leptopterna Fieb.
Pantilius Curt.
III. Miridiaria Reut.
Miridius Fieb.
IV. Loparia Reut.
Lopus Hahn, Reut.
V. Dyoncaria Reut.
Dyoncus Fieb.
— ;^09
VI. Pliytocoraria Reut.
Phytocoris Fall., H.-Sch.
Alloeonotus Fieb.
Calocoris Fieb., Reut.
Brachycoleus Fieb.
Oncognathus Fieb.
DicrooBcytus Fieb.
Plesiocoris Fieb.
VII. Capsaria Reut.
Lygus Hahn, Reut.
Hadrudema Fieb., Reut.
Cyphodema Fieb., Reut.
Poeciloscytus Fieb., Reut.
Camptobrochis Fieb.
Liocoris Fieb,
Deraeocoris Kirschb., Stäl.
Stethoconus Fieb.
Bothynotus Fieb.
Alloeotomus Fieb.
Capsus F., Stäl.
VIII. Bryocoraria Reut.
Monalocoris Dahlb.
Bryocoris Fall.
IX. Cyllocoraria Reut.
Heterocordylus Fieb.
Pilophorus Hahn.
Mimocoris Scott.
Stiphrosoma Fieb.
Halticus Burm.
Platypsallus J. Sahlb.
Orthocephalus Fieb., Reut.
Labops Burm., Reut.
Euryopocoris Reut.
Diplacus Stäl.
Myrniecoris Gorsk.
Pithauus Fieb.
Plagiorhamma Fieb.
Systellonotus Fieb.
Eroticoris Dgl. et Sc.
Cremnocephalus Fieb.
Oyrtopeltis Fieb.
Macrolophus Fieb.
Dicyphus Fieb.
Campyloneura Fieb.
Cyllocoris Hahn
Globiceps Latr.
Aetorhinus Fieb.
Malacocoris Fieb.
Chlamydatus Curt., Reut.
Platycranus Fieb.
Camptotylus Fieb., Reut.
Loxops Fieb.
Hypsitylus Fieb.
Orthotylus Fieb.
Heterotoma Fieb.
X. üncotylaria Reut.
Solenoxyphus Reut. •
Pachyxyphus Fieb.
Hadrophyes (Fieb.) Put.
Hoplomachus Fieb., Reut.
Exaeretus Fieb.
Stenoparia Fieb.
Conosthetus Fieb.
Xenocoris Fieb.
Oncotylus Fieb.
Cylindromerus Fieb.
Anoterops Fieb.
Macrocoleus Fieb.
Macrotylus Fieb.
Amblytylus Fieb.
XI. Plagiognatharia Reut.
Harpocera Curt.
Byrsoptera Spin.
Phylus Hahn, Reut.
Icodema Reut.
Plesiodema Reut.
Atractotomus Fieb.
Psallus Fieb., Reut.
Auchenocrepis Fieb.
Megalodactylus Fieb., Reut.
Tinicephalus Fieb.
Plagiognathus Fieb., Reut.
Colpochilus Reut.
NB. Die verschiedenen Untergat-
tungen wurden bei vorstehender Auf-
zählung (um nicht zu weitschweifig zu
werden) weggelassen.
Neuerdings (1883 fl):
I. Fulviaria.
Fulvius Stäl (Teratodella Reut.)
II. Myrmecoraria.
Pithanus Fieb.
Myrmecoris Gorsk.
III. Miraria.
Acetropis Fieb.
310 —
Miris Fab.
Megaloceraea Fieb.
Teratocoris Fieb.
Leptopterna Fieb.
IV. Bryocoraria.
Monalocoris Dahlb.
Bryocoris Fall.
V. Capsaria.
Pantilius Gurt. (Conometopus
Fieb.)
Dionconotus Reut. (Dionius Fieb.)
Lopus Hahn.
Miridius Fieb.
Phytocoris Fall.
Megacoehim Fieb.
Adelphocoris Reut.
Calocoris Fieb.
Alloeonotus Fieb.
Homodemus Fieb.
Pycnopterna Fieb.
Actinotus Reut.
Brachycoleus Fieb.
Pachypterna Fieb.
Stenotus Jak. (Oncognathus Fieb.)
Dichrooscytus Fieb.
Lygus Hahn.
Plesiocoris Fieb.
Camptozyguni Reut. (Hadrodema
Fieb.)
Zygimus Fieb.
Cyphodema Fieb.
Poeciloscytus Fieb.
Polymerus Hahn. (Systratiotus
Dgl. Sc.)
Charagochilus Fieb.
Liocoris Fieb.
Caniptobrochis Fieb.
Capsus Fab. . Fieb. (Deraeocoris
Stäl, Reut.)
Rhopalütomus Fieb. (Capsus Fab.,
Stäl, Reut.)
Alloeotomus Fieb.
Stethoconus Fieb. (Acropelta
Mella)
Bothynotus Fieb. (Trichymenus
Reut.)
VI. Pilophoraria.
Plagiorbaumia Fieb.
Allodapus Fieb. (Eroticoris Dgl.,
Sc.)
Oniphalonotus Reut.
Systellonotus Fieb.
Pilophorus Hahn (Camaronotus
Fieb.)
Cremnocephalus Fieb.
VII. Myrniecophyaria.
Myrmecophyes Fieb. (Diplacus
Stäl).
VIII. Hypseloecaria.
Hypseloecus Reut.
IX. Laboparia.
Diniorphocoris Reut.
Labops Burm. (Ophthalmocoris
Zett.)
Anapus Stäl.
Euryopocoris Reut.
Orthocephalus Fieb.
Pachytomella Reut. (Pachytoma
Costa).
Strongylocoris Blanch. (Stiphro-
soma Fieb.)
Halticus Hahn. (Astemma Am.,
Halticocoris Dgl., Eurycephala
Brülle.)
X. Cremnorhinaria.
(Cremnorhinus Reut. [Süd-Europa].)
XI. Camptotylaria.
Camptotylus Fieb. (Exaeretus
Fieb., Älegalobasis Reut.)
XII. Boopidocoraria.
(Boopidocoris Reut. [Turkestan].)
XIII. Dicypharia.
Macrolophus Fieb,
Cyrtopeltis Fieb.
Dicyphus Fieb. (Idolocoris Dgl.,
Sc, Brachyceraea Fieb,)
Campyloneura Fieb.
XIV. Cyllocoraria.
Cyllocoris Hahn.
Aetorhinus Fieb.
Globiceps Latr. (Kelidocoris Kol.),
Mecomma Fieb. (Chlamydatus
Curt. , Sphyracephalus Dgl.
Sc).
Cyrtorrhinus Fieb. (Tytthus Fieb.,
Sphyracephalus Dgl.)
311 —
Orthotylus Fieb. (Tichorhinus,
Pachylops, Litocoris Fieb., Lito-
soma I)gl. Sc, Allocotus Fieb.,
Put., Halocapsus Put.)
Hypsitylus Fieb.
Loxops Fieb.
Heterotoma Latr.
Platytomatocoris Reut.
Heterocordylus Fieb.
Malacocoris Fieb.
Reuteria Put.
[Platycranus Fieb.]
XV. Nasocoraria.
[Nasocoris Reut.]
XVI. Oncotylaria.
Onychumenus Reut.
Eurycolpus Reut.
Oncotylus Fieb.
(Acrotelus Reut.)
Conostethus Fieb.
Placochilus Fieb.
Hoplomachus Fieb.
Tinicephalus Fieb.
Megalocoleus Reut. (Macrocoleus
Fieb.)
Amblytylus Fieb.
Macrotylus Fieb.
XVII, Plagiognatharia.
Harpocera Gurt.
Byrsoptera Spin. (Malthacus Fieb.)
Biachyartbrum Fieb.
Phylus Hahn.
(Icodema Reut.^i
Plesiodema Reut.
Psallus Fieb.
Atractotomus Fieb.
Criocoris Fieb.
Plagiognathus Fieb,
(Atomoscelis Reut.)
Chlamydatus Gurt. (Agalliastes
Fieb.)
Xeocoris Dgl. Sc. (Microsynamma
Fieb.)
Gampylomma Reut.
Sthenarus Fieb.
(Asciodema Reut.)
(Tuponia Reut.)
Isometopus Fieb. (Cephalocoris
Stein).
Erklärung der Abbildungen auf Tafel I.
Abb. 1. DendrocoeliDii cavatitiim Fries. Etwas vergrößert.
„ 2. Längsschnitt in der Region des Saugnapfes, a. Normales Haut-
,: • :' epithel, b. Basalmembran m. Zum Saugnapf ziehende Muskelfasern.
*■. Epithel des Saugnapfes. Vergr. Leitz, Obj. 6, Ok. 1 = 255fach.
3. Schema der Geschlechtsorgane von Dendrocoehim cavaticum.
, 4. Durchschnitt durch einen Hoden. Vergr. Leitz, Obj. 4, Ok. 2 = llöfach.
, 5. Schema des Penis von Z)eH(Zrofx»e//f»i Zac/mwi! (nach Jijima). ä;. Klappen-
artig eingestülptes Verlängerungsstück des Penis (flagellum). p. Penis-
scheide. c. d. Vasa deferentia.
Flora ^f Durchschnitt durch ein Auge von Dendrocoeluni Utcteiim (nach Jijima).
, Die Abbildung soll nur zum Vergleich der Größen Verhältnisse dienen.
Die Form der Sehkolben ist aus .Tijima's Abbildung nicht zu sehen.
Vergr. 200.
, 7. Querschnitt durch ein Stück des Vorderendes von Deitdrocoelum cava-
• U ; , ticum. e. Epithel. I. IL IIL Augen. Vergr. Leitz, Obj, 3, Ok. 4
,,j^_. ,_, =105fach.
-8. Auge I vom vorhergehenden Schnitt. /,:. Kern des Pigmentbechers.
n. 0. Nervus opticus, p. l. Pigmentbecher, .s-. Ä-. Sehkolben. Vergr. Leitz,
Noch fe| Obj, 6, Ok. 1 = 255fach.
auf ^ae9. Auge II vom Schnitt Abb. 7. 2).b. Pigmentbecher, s.2. Sinneszelle.
Vergr. wie vorhergehend.
kommen. S'
i1n.
dort sc!
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906.
Taf. I.
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— 313 —
kriechend zu finden. Am gleichen Tage hatte ich dann noch das
Glück, ein weiteres Exemplar unter einem Stein zu entdecken, da
wo die Elsach in Gestalt mehrerer Quellen zutage tritt, an welcher
Stelle bekanntlich auch lebende Lartetien (Vitrellen) sich aufhalten.
Es lebt also auch heute noch, wenn auch immer sehr vereinzelt, die
Planarie an dem erst bekannten Fundorte. Daß man sie so selten
dort antrifft, mag auch damit zusammenhängen, daß viele Abschnitte
des Baches infolge überhängender Felsblöcke unzugänglich sind und
sich so dem Bereiche des Sammlers entziehen.
Für die Seltenheit von Dendrocoelum cavaticmu — wie ich es
nenne — in der Falkensteiner Höhle werden wir aber reichlich da-
durch entschädigt, daß die gleiche Art an anderen Stellen der
schwäbischen Alb und zwar meist zahlreich lebt. Es ist das Ver-
dienst Geyer's, nachgewiesen zu haben, daß Dendrocoelum cavaticum
hier eine ausgedehnte Verbreitung besitzt. Er hat gelegentlich seiner
systematisch durchgeführten Untersuchungen der Quellen auf Lartetien
auch dieses Tier mit berücksichtigt und dasselbe an vielen Orten
konstatiert. Die folgenden Angaben über die Fundorte beruhen
durchweg auf dem von ihm gesammelten Material , welches in den
Besitz des k. Naturalienkabinetts übergegangen ist , und auf den
Erläuterungen, die er so liebenswürdig war, mir zu geben.
Wie erwähnt , lebt Bendrocoeliim cavaticum in der Alb in
Quellen. Die geologische Formation scheint dabei keine ausschlag-
gebende Rolle zu spielen ; sowohl im Muschelkalk , als im Jura ist
Dendrocoelum cavaticum vorhanden , in let,zterem natürlich verbrei-
teter, da derselbe eben auch an Quellen viel reicher ist als erstere.
Aus eben diesem Grunde ist der l^ordwestabhang der Alb ein er-
giebiges Fundgebiet für unsere Triklade, während die südliche Ab-
dachung des Jura in ihren Quellen Dendrocoelum cavaticum nur aus-
nahmsweise zu beherbergen scheint. Allerdings muß bemerkt werden,
daß letztere Quellen teils häufig versandet sind , teils oft in Form
der sehr tiefen Quelltöpfe auftreten, und daß diese einer gründlichen
Untersuchung nur schwer zugänglich sind und vielleicht hauptsäch-
lich deshalb ein negatives Resultat geliefert haben.
In den Quellen nun findet sich Dendrocoelum cavaticum nur
in dem Bezirke, wo eben das Wasser an das Tageslicht tritt. Die
Art des Quellursprungs ist dabei eine verschiedene. Viele Quellen
sickern aus dem Geröll hervor, wenige entspringen aus einem senk-
rechten, tiefen Loche. Die meisten aber kommen am Fuße einer
kleinen Böschung heraus, in welche das Quellloch in horizontaler
— 314 —
Richtung eine kurze Strecke hineinführt; in dem Loche selbst
pflegen die Dendrocoelen unter Steinen zu sitzen; würde man vor
dem Quellloche die Steine umdrehen und absuchen , so wäre dies
meist eine vergebliche Mühe. Die beste Art, die Tiere zu bekommen,
ist, daß man einen Drahtseiher vor das Quellloch hält, dann mit der
Hand in dasselbe hineingreift und die in demselben liegenden Steine
rüttelt. Die Planarien lassen dann von ihrer Unterlage los und
werden mit dem Wasser heraus- und in den bereitgehaltenen Seiher
geschwemmt. An manchen Quellen erbeutet man nur wenige Exem-
plare, an anderen kann man bis zu 20 Stück finden. Nicht immer
jedoch ist die Durchsuchung einer und derselben Quelle gleich er-
folgreich. Es kann geschehen, daß man das eine Mal zahlreiche
Tiere erhält, während man das nächste Mal leer abziehen muß. Das
Tier ist aber keineswegs dort ausgestorben und ein dritter Besuch
bringt uns vielleicht noch reichere Beute als der erste. Jahreszeit,
Niederschläge und Höhe des Wasserstandes spielen hier eine große
Rolle.
Auch in Quellen, welche nicht aus Löchern kommen, sondern
im Geröll entspringen, sitzt Dendrocoelum cavaticum doch nur im
Ursprung selbst und schon 1 — 2 m unterhalb ist kein Exemplar
mehr zu sehen. Von dieser allgemeinen Regel hat Geyer einmal
eine Ausnahme gefunden. Li einer Muschelkalk(]uelle bei der Haugen-
steinmühle bei Diessen (Hohenzollern) fing er im Jahre 1904 die
blinde Planarie, außer in der Quelle selbst, auch noch 15 — 20 m
unterhalb des Ursprunges unter den großen , platten Steinen des
Baches. Es läßt sich nicht entscheiden, ob dieses abweichende Vor-
kommen dort die Regel ist, denn die Quelle wurde seitdem nicht
mehr untersucht. Es wäre natürlich ebensogut möglich , daß die
Planarie durch irgendwelchen äußeren Einfluß von ihrem eigent-
lichen Sitz am Ursprung hinweggeschwemmt und deshalb auch aus-
nahmsweise weiter unterhalb angetroffen wurde. Letzterer Ansicht
möchte ich mich zuneigen ; es wäre also diese Ausnahme dann nur
eine scheinbare. Jedenfalls werde ich in meinen späteren Aus-
führungen auf diesen Punkt zunächst keine Rücksicht nehmen , da
hier die Verhältnisse nicht ganz geklärt sind.
Es kommt manchmal vor, daß eine Quelle nach kurzem Laufe
wieder versinkt und dann nach längerem unterirdischen Laufe wieder
an die Oberfläche tritt. Unter diesen Umständen findet man Den-
drocoelum cavatmim manchmal auch da , wo der Wasserlauf zum
zweitenmal ans Tageslicht kommt. Vielfach lebt Dendrocoelum
— 315 —
cavatictmi auch nicht gerade in der Endquelle eines Baches, sondern
wird in Quellen gefunden, welche weiter unterhalb , am Seitenbette
desselben entspringen. Die Temperatur der Quellen beträgt meist
9 — IC C. , selten ist sie noch ein oder zwei Grad höher. Einige
Quellen, die im Sommer 9'' maßen, habe ich auch im Winter mit
dem Thermometer untersucht, wobei ich 8** Wärme konstatierte.
In den Quellen, in denen Bendrocoelum cavaticum lebt, kommen
meist auch Lartetien und Gammarus puteanus C. L. Koch vor.
Wenn man den Fang auf die vorher geschilderte Weise betreibt, so
gehen fast regelmäßig alle drei Tierarten ins Netz; sie bilden zu-
sammen die typische Quellenfauna der Alb.
Im folgenden gebe ich eine Aufzählung der bisherigen Fund-
orte von Dendrocoelum cavaticum , welche als solche freilich etwas
trocken wirkt , im Interesse der Vollständigkeit aber nicht gut ent-
behrt werden kann.
Ich beginne mit dem Muschelkalk, Außer der schon erwähnten
Quelle bei der Haugensteinmühle ist in dieser Formation bis jetzt
nur noch eine Quelle bekannt, welche Bendrocoelmn cavaticum birgt,
nämlich im Rommelstal bei Nellingsheim. Die Hauptquelle des
Baches ist dort gefaßt, eine linke Seitenquelle jedoch, die in ihrem
ursprünglichen Zustande gelassen ist, enthält die blinde Triklade.
Alle anderen Tiere wurden in Quellen des Jura gefunden und
zwar fast durchweg in solchen, welche am Nordwestabhang der Alb
entspringen. Nur von einem Punkte an der südlichen Grenze ist
Dendrocoelum cavaticum bekannt, näinlich von einer verschütteten
Quelle bei Stetten (bei Mühlheim a. D.), dem Riedbrunnen.
Ich mache nun die am Steilabfall des schwäbischen Jura ge-
legenen Fundorte namhaft, indem ich dabei von Süden nach Norden
gehe. Hier wäre zunächst noch eine Quelle in Hohenzollern zu er-
wähnen , nämlich die eines Baches im Gockeleswald bei Hausen
a. d. Killer. Weiter nach Norden treffen wir Dendrocoelum cavaticum
in der Steinlachquelle im Türental bei Thalheim an. Wir begeben
uns dann in das Gebiet des Lichtenstein. Dort birgt die Quelle des
Stahlecker Baches bei Unterhausen das von uns gesuchte Dendrocoelum
und unterhalb der Ruine Greifenstein ist es ebenfalls in einer Quelle
vorhanden, welche ihr Wasser in den Stahlecker Bach sendet.
Um ein anschauliches Bild von der ausgedehnten Verbreitung
von Dendrocoelum cavaticum zu geben, füge ich hier eine kleine
Kartenskizze ein, welche den nun folgenden Abschnitt des Nordwest-
abhanges der Alb von Urach bis Wiesensteig im Maßstab 1 •. 200 000
316
wiedergibt; die Fandstellen sind darauf durch schwarze Punkte
markiert.
Wir sehen zunächst eine solche Marke an der sogenannten
Hölle bei Urach, womit das ürsprungsgebiet eines kurzen Bachlaufes
bezeichnet wird, der den Brühlbach verstärkt. Dieser bildet be-
kanntlich den berühmten Uracher Wasserfall. Wenn wir dann im
Eisachtal der Falkensteiner Höhle zu wandern, so können wir, noch
bevor wir an dieselbe gelangen , aus zwei linken Nebenbächen
Dendrocoeliim cavaticum mitnehmen. Der erste der beiden fließt im
Langen Grund. In seiner eigentlichen Quelle konnte die Planarie
Linsenhofen,
Aurtn9?irifsen
nicht nachgewiesen werden. Der Bach versinkt jedoch bald und
erscheint erst eine beträchtliche Strecke weiter unten wieder in Ge-
stalt von zwei Quellen und hier ist unsere Art zu finden. Im näch-
sten Tal, dem Büchelbronn, ist sie in einer Seitenquelle des Baches
ebenfalls vorhanden. Etwa 2 km weiter nördlich liegen dann die
Elsachquellen und die Falkensteiner Höhle. Bevor wir nun in
der bisherigen Piichtung weitergehen, dürfen wir nicht zwei,
weiter nach Norden vorgeschobene Punkte übersehen, nämlich ein-
mal eine zur Steinlach ziehende Quelle am Fuße des Kniebrech in
der Nähe der prächtigen Ruine Hohenneuffen ; die andere Quelle ist
ebenfalls nicht weit davon entfernt, im sogen. Steig bei Beuren
entspringend.
— 317 —
Wir gehen nach dieser Abschweifung wieder von der Falken-
steiner Höhle aus weiter und gelangen in das Tal des Gebhardbaches,
das von der großen und kleinen Schröcke herabzieht. In drei rechten
SeitenquelUöchern des Baches können wir Denärocoelmn cavaticum
in großer Anzahl antreffen. In Schlattstall dokumentiert sich das
Goldloch auch dadurch als ein Gegenstück zur Falkensteiner Höhle,
daß es ebenfalls von dem blinden JDendrocoehtm bewohnt wird. Daß
ich in der Schwarzen Lauterquelle bei Gutenberg neben typischem
Denärocoelttm cavaticum auch eine interessante Übergangsform fand,
werde ich später noch des genaueren zu erörtern haben. Die nächsten
Quellen mit der gesuchten Art nehmen am Fuße der Ruine Reußen-
stein , in der „Pfanne" ihren Ursprung. Sie fließen bei Neidlingen
in die Lindach. Auch die in den Aurachwiesen hervorbrechende Quelle
liefert uns neues Material. Schließlich sehen wir auf unserem Kärt-
chen , daß unterhalb des Filsursprungs in einer linken Seitenquelle
dieses Baches Denärocoehim cavaticum lebt und bevor wir noch,
dem Laufe der Fils folgend, nach Wiesensteig gelangen, sehen wir in
einer rechten Seitenquelle im Bettelhau ebenfalls einen Fundort für
diese Planarie.
In dem Gebiete, das die Kartenskizze umfaßt, sind nun keine
weiteren Fundorte mehr zu verzeichnen, doch sind dieselben damit
keineswegs erschöpft. Wir kommen in gleicher Richtung weiter
marschierend an einen solchen in der Hölle bei Überkingen und
dann nach Geislingen, wo wir in der aus Geröll entspringenden End-
quelle des Längetals das blinde Dendrocoehvm wieder antreffen. So-
dann begeben wir uns in das Gebiet der Donzdorfer Lauter. Wir
begegnen der Triklade wieder in einer bei Unter-Weckerstell in der
Nähe der Kuchalb entspringenden Geröllquelle, die einen linken
Nebenzufluß der Lauter bildet. Ein rechter Nebenbach , der das
Christental bei Nenningen in nordsüdlicher Richtung durcheilt, be-
herbergt die Art ebenfalls in seiner Quelle. Die letzten Fundstellen
sind schließlich in der Umgebung des quellenreichen Degenfeld ge-
legen. Es sind dies zunächst eine Quelle in dem von Westen her-
ziehenden Wilhelmstäle , dann zwei Quellen der Lauter selbst, die
beide auch im Gerolle entspringen , wobei die eine aus einem etwa
1 m tiefen, senkrechten Loche hervorkommt und schließlich noch
eine Quelle im linken Seitental des Glastales.
Damit sind die Fundstellen von Dendrocoelum cavaticum auf-
gezählt, soweit sie bisher bekannt sind. Es ist gewiß eine stattliche
Reihe, doch erscheint sie nicht so sehr groß, wenn man bedenkt.
— 318 —
daß den Quellen, in denen die Art nachgewiesen wurde, eine Zahl
von mehreren Hundert gegenübersteht, die ein negatives Resultat
ergaben. Es ist freilich zu bemerken, daß aus den oben angeführten
Gründen eine einmalige, erfolglose Untersuchung noch nicht mit dem
Fehlen des Tieres gleichbedeutend ist. Es mag also wohl in Zukunft
noch der eine oder andere Fundort entdeckt werden, im großen und
ganzen aber werden die angeführten Daten keine bedeutende Er-
weiterung mehr erfahren und nur den Jahre hindurch eifrigst be-
triebenen Forschungen Geyer's ist es überhaupt zu verdanken, daß
wir statt des früher einzigen Fundortes in der Falkensteiner Höhle
nun schon deren über 30 in der schwäbischen Alb kennen.
Es mag hier angebracht sein, wenigstens kurz zu berichten,
wo Dendrocoelum cavaÜcmn auch außerhalb der Alb gefunden wurde
Ich muß dabei jedoch von vorneherein bemerken, daß es keineswegs
sicher ist, daß die gewöhnlich unter dem Namen unserer Triklade
geführten Tiere auch wirklich mit ihm identisch sind. Nicht jedes
blinde Dendrocoelum ist nämlich Dendrocoelum cavaticimi ^ sondern
es gibt mindestens noch eine, vielleicht auch noch mehrere weiße
Dendrocoelen ohne Augen , die nur durch eine Untersuchung der
Geschlechtsorgane unterschieden werden können. Bei allen Tieren
von den nun zu erwähnenden Fundorten ist aber eine solche Unter-
suchung entweder nicht oder nur in sehr unzulänglicher Weise vor-
genommen worden, so daß die Zugehörigkeit zur Dendrocoelum
cavaticum erst noch bewiesen werden muß. Diesen Vorbehalt müssen
wir machen, wenn wir im folgenden von der Verbreitung von
Dendrocoelum cavaticum reden.
Zunächst stoßen wir auf die interessante Tatsache, daß sich
Dendrocoelum cavaticum in der Tiefe großer Seen findet. Forel (o)
und DD Plessis (21) berichteten dies zuerst vom Genfersee. Aber
auch im Vierwaldstätter- und Starnbergersee kommt es vor und
sicher ist es noch in zahlreichen anderen , ähnlichen Seenbecken
nachzuweisen. Die Tiefe der Seen, wohin ja kein oder fast kein
Licht mehr dringt, birgt ja mancherlei blinde und pigmentlose Tiere
und es wird uns deshalb dort das Vorkommen von Dendrocoelum
cavaticum nicht wundern. Es wäre auch möglich . und Zschokke
z. B. (37) scheint sich dieser Ansicht zuzuneigen, daß Dendrocoelum
cavaticum durch im Seegrunde gelegene Quellen dem See zugeführt
wird. Dafür würde auch sprechen, daß sich im Genfersee das
Dendrocoelum nur an bestimmten Plätzen, an diesen aber regelmäßig
aufhält.
— 319 —
Leicht erklärlich ist auch , daß Bendrocoelum cavaticum in
Brunnen lebt , denn diese stehen ja mit Quellen in unmittelbarer
Verbindung. Einen derartigen Fundort, den Fries (7) mitteilt, habe
ich schon eingangs erwähnt, und außerdem hat Moniez (18) bei
Lille in einem Brunnen eine weiße , blinde Planarie gefunden , die
mit unserer Art identisch sein soll. Auch Vejdovsk)' (27) hat aus
einem Brunnen bei Zakopane in der Tatra ein nicht geschlechts-
reifes Bendrocoelum cavaticum erhalten und es selbst im Radotiner
Tal bei Prag heraufgepumpt.
Da alle diese Fundorte in Gebieten sind, welche sehr weit
auseinanderliegen, und da mir kein Vergleichsmaterial vorliegt, um
entscheiden zu können, ob alle diese Tiere auch wirklich jDendrococlum
cavaticum sind, so vermeide ich es. aus den angeführten Tatsachen
irgendwelche Schlußfolgerungen zu ziehen, und begnüge mich mit
der Konstatierung derselben.
Dagegen darf wohl in einer Arbeit, die über die Verbreitung
einer Planarie in Gebirgsbächen handelt, es nicht versäumt werden,
zu den Theorien Voigt's (28 — 31) über die Verbreitung der Planarien
Stellung zu nehmen. Voigt hat darauf hingewiesen , daß die Ver-
teilung der Planarien in Gebirgsbächen keine regellose ist, sondern
einem ganz bestimmten Prinzipe folgt , daß nämlich die obersten
Bachläufe Flanaria alpina Dana einnimmt, daß weiter unterhalb
Folycelis cornuta Johns, folgt, während noch weiter unten Planaria
gonocephala Duo. die unumschränkte Herrscherin ist. In manchen
Gegenden fehlt Folycelis cornuta, so daß also dann Planaria alpina
das Quellgebiet bewohnt und sich nach abwärts gleich Planaria
(jonocephala anschließt. Diese Gesetzmäßigkeit in der Verbreitung
der drei Arten ist von mehreren Beobachtern übereinstimmend be-
stätigt worden, und auch ich habe im fränkischen und schwäbischen
Jura überall dieselben Verhältnisse konstatieren können. Für diese
Tatsachen gibt nun Voigt folgende Erklärung:
Planaria alpina ist ein Eiszeitrelikt. Während der Eiszeit war
sie die einzige Planarie, welche unsere Wasserläufe bewohnte. Als
dann die Eiszeit allmähhch einem wärmeren Klima wich , wanderte
zuerst Polycelis cornuta in die unteren Abschnitte der Wasserläufe
ein und machte hier Planaria alpina den Alleinbesitz streitig, und
noch später erschien Planaria gonocephala in den Flüssen und
Bächen. Die drei Arten haben nun die oben geschilderte Anordnung
in den Bächen dadurch angenommen, daß jedesmal die neu ein-
wandernde Art die bisherige flußaufwärts verdrängte. Die Gründe
— 320 —
hierfür faßt Voigt (30) in folgenden Worten zusammen: „Für jede
der drei Arten gibt es ein bestimmtes, ziemlich eng begrenztes
Optimum der Temperatur, bei dem sie am besten gedeiht, sich am
wohlsten fühlt und ihre Lebensenergie voll entfaltet. Das Optimum
für Planaria alpina Hegt am niedrigsten, dann folgt das von Polycelis
cornuta, und in einem etwas größeren Abstände erst das von Planaria
gonocepliala. Bei Temperaturen über und unter dem Optimum ist
jede Art natürlich auch noch lebens- und fortpflanzungsfähig, aber
die Lebensenergie nimmt ab, je mehr sich die Temperatur den
Grenzen nähert, bei welchen die Art überhaupt noch existenzfähig
ist. Die Tiere werden dann schlaff und träge, und selbst wenn sie
hungrig sind, zeigen sie sich langsam und lässig im Nahrungserwerb.
Durch mangelhafte Ernährung wird aber die Fortpflanzungsfähigkeit
stark herabgesetzt. Es handelt sich also bei der Verdrängung um
eine ganz allmähliche Verminderung der Individuenzahl bei der unter-
liegenden und eine ebenso stetig fortschreitende Vermehrung der
Individuenzahl bei der siegreich vordringenden Art".
Voigt hat in zahlreichen Publikationen seine gewiß geistreichen
Ansichten stets mit gewandter Dialektik zu verteidigen gewußt.
Dieselben sind jedoch nicht unwidersprochen geblieben, und nament-
lich Wilhelm: (33 — 35) hat auf verschiedene wunde Punkte der-
selben hingewiesen, daß z. B. Planaria alpina auch dort nur oben
im Bach vorkommt, wo keine andere Art lebt, die sie verdrängt
haben könnte. Ich habe nur insoweit meine Meinung zu äußern,
als die Verbreitung von Dendrocoelum cavaticmn hier in Betracht
kommt.
Dendrocoelum cavaticum lebt nur in den Quellen selbst, also
noch weiter oberhalb als Planaria alpina^ welche doch oft viele
hundert Meter von der Quelle abwärts noch zahlreich gefunden wird.
Nach Voigts Theorien müßte man dann annehmen, daß in der Alb
Planaria alpina vor der Eiszeit nicht heimisch gewesen wäre,
sondern daß Dendrocoelum cavaticum diese Stelle vertreten hätte,
und daß später erst Planaria alpina und die übrigen Planarien der
Reihe nach eingewandert wären. Voigt (96) glaubt auch, auf diese
Weise die gleiche Verbreitung des mit Dendrocoelum cavaticum nahe
verwandten Dendrocoelum mrazeld Vejd. in Böhmen erklären zu
können. Inwieweit dies berechtigt ist, habe ich hier nicht zu ent-
scheiden. Für die Verbreitung von Dendrocoelum cavaticum ist aber
diese Erklärung nicht angängig. Es bliebe nämhch durch dieselbe
völlig unerklärt, warum Dendrocoelum cavaticum gerade nur in den
— 321 —
Quellen selbst lebt und nicht auch weiter unterhalb vorkommt. Die
rasch fließenden Gebirgsbäche erwärmen sich ja nur langsam , und
da gewöhnlich auch noch abwärts von der Endquelle Seitenquellen
am Bachrande entspringen, so ist häufig die Temperatur noch große
Strecken , oft Hunderte von Metern unterhalb der Quelle . ganz die
gleiche wie an der Quelle selbst. Bendrocoelinn cavaticum findet
sich aber schon einen Meter unterhalb der Quelle nicht mehr. Die
Temperaturverhältnisse wären doch unterhalb der Quelle genau so
günstig für Ernährung und Fortpflanzung, wie in der Quelle selbst.
Warum also sollte Dendrocoelum cavaticum von Planaria alpina, die
noch dazu ein Zwerg im V^ergleich zu ihr ist, nach aufwärts bis in
das Quellloch verdrängt worden sein? Die Antwort auf diese Frage
können uns die Hypothesen Voigt's nicht geben.
Es muß hier noch ein anderes Moment als die Temperatur mit-
spielen , das uns die Erklärung gibt , warum die Dendrocoelen eben
nur die Quelllöcher bewohnen, und dieses Moment ist offenbar in der
besonderen Lichtfeindlichkeit von Denclrocoeltmi cavaticum zu
suchen. Gewiß, alle Planarien sind lichtscheu. Dendrocoelum cava-
ticum jedoch ist ein ausgesprochenes Dunkeltier, ein Höhlentier. Mit
dieser Erkenntnis ist die ganze Verbreitung von demselben in den
Quellen der Alb auf die einfachste Weise erklärt. Wir müssen an-
nehmen, daß der eigentliche Wohnort von ihm gar nicht die Quellen
sind, sondern die unterirdischen Bachläufe, welche hinter dem Ursprung
liegen und unseren Untersuchungen meist unzugänglich sind. Manch-
mal können wir aus Bohnerzkörnern oder aus Höhlenlehm, welchen
die Quelle auswirft, erschließen, daß sich hinter ihr Auswaschungen im
Gestein befinden, oft haben wir aber gar kein Urteil darüber, wie
der für uns nicht sichtbare Verlauf der Wasserader beschaffen sein
mag. Niemals würden wir z. B. wissen , daß hinter den sich in
nichts von anderen unterscheidenden Elsachquellen die 450 m lange
Falkensteinhöhle liegt, wenn wir nicht hier zufällig durch den ab-
seits von der Quelle gelegenen Höhleneingang in das Erdinnere ein-
dringen könnten. Nun liegt ja natürlich nicht hinter jeder Quelle,
die Dendrocoelum cavaticum birgt, eine Höhle von der Ausdehnung
der Falkensteiner; für das Höhlentier ist es aber in biologischer
Hinsicht gleichgültig, ob der Wasserlauf eine Höhle durcheilt oder
sich nur einen engen Kanal durch das Gestein gegraben hat, denn
die Lebensbedingungen sind ja hier ganz dieselben. In diesen unter
der Erdoberfläche gelegenen von Wasser durchflossenen Klüften nun
haust Dendrocoelum cavaticum eigentlich, und die Quellen sind nur
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 21
— 322 —
die vorgeschobensten Punkte, bis zu welchen das Tier vordringt.
Da wo das ungewohnte, feindliche Tageslicht seine Herrschaft aus-
übt, zieht sich Dendrocodum cavaticum zurück und aus diesem
Grunde finden wir es eben nur in dem Quellloche selbst. Daß
Denärocoelum cavaticum ein Höhlentier ist, geht ja auch aus seiner
Pigment- und Augenlosigkeit hervor, den typischen Merkmalen der
Cavicolen. Daß sich aber hinter den Quellen auch wirklich Höhlungen
befinden, dafür spricht auch der Umstand, daß wir mit Denärocoelum
cavaticum fast immer die zwei schon erwähnten anderen Höhlentiere
finden, nämlich den blinden und pigmentlosen Höhlenkrebs Gommarus
puteanus L. Koch und die die gleichen Eigenschaften aufweisenden
Höhlenschnecken , die Lartetien. Wir sehen besonders daraus , daß
wir von letzteren meist nur die leeren Gehäuse erhalten, daß hinter
den Quellen noch längere Kanäle sich in das Erdinnere hinein er-
strecken müssen ; denn die von den Quellen ausgeworfenen leeren
Gehäuse können füglich doch nur von Tieren stammen, die in unter-
irdischen Räumen gelebt haben. Daraus, daß die Dendrocoele
eigentlich hinter den Quellen lebt , erklärt sich , auch , daß wir bei
verschiedenen Besuchen oft so sehr verschiedene Ausbeute machen.
Wenn wir nichts finden, so sind eben gerade keine Tiere am peripheren
Höhlenende der Quelle vorhanden, sondern sie befinden sich alle
vielleicht durch niederen Wasserstand oder sonstige Einflüsse ver-
anlaßt, im Erdinneren. Zu anderer Zeit sind wieder zahlreiche
Exemplare in ihrem unterirdischen Bachbette nach abwärts ge-
wandert, bis dahin, wo das Tageslicht ihnen ein gebieterisches
Halt zurief.
Es ist wohl nicht nötig, daß ich noch eingehender meine An-
sichten erläutere. Die Gründe sind ja einleuchtend, und die ob-
jektiven Verhältnisse erklären sich auf diese Weise zo zwanglos,
daß ein Zweifel an der Ptichtigkeit meiner Vermutungen nicht auf-
tauchen wird. Ich gehe deshalb zu einem anderen Kapitel über.
AnatJomie.
Genauere Angaben über die Anatomie von Denärocoelum
cavaticum existieren bisher nicht; das was in der Literatur darüber
berichtet wird, ist recht ungenügend, insbesondere ist über den
systematisch wichtigsten Teil, die Geschlechtsorgane, so gut wie
nichts bekannt. Hallez (10) untersuchte die schlecht konservierten
Tiere, die Moniez (18) in einem Brunnen von Lille gefunden hatte.
Der schlechten Erhaltung des Materials ist es wohl zuzuschreibpii.
- 323 —
daß er zu Resultaten kommt, welche den wirklichen Verhältnissen
oft gerade widersprechen. So gibt er an, der Kopfteil entbehre der
für Dendrocoelmn charakteristischen Eigenschaften und gleiche dem
des Genus Planaria. Ich werde weiter unten darlegen, daß gerade
das Vorderende sehr scharf sich von dem der Plavaria-Avten unter-
scheidet. Die Region der Sexualorgane war bei Halt.er's Exemplaren
verletzt . so daß die Beschreibung dieser Gebilde recht lückenhaft
ausfallen mußte. Das als „Bursa copulatrix" bezeichnete Organ ist
mit dem von den anderen Autoren als „muskulöses Drüsenorgan "^
beschriebenen identisch. Es wird uns nicht wundern, daß II.allez,
sonst ein eifriger Verfechter des Genus Denärocodum , schließlich
zu dem Resultat kommt, es sei die Triklade zur Gattung Planaria
zu "stellen; es liegt dieser Irrtum eben in dem mangelhaften Material
begründet, das ihm zur Verfügung stand.
Weitere Mitteilungen über Dendrocoelimi cavaticum verdanken
wir Vejdovskv (27) ; freihch beruhen seine Beobachtungen nicht auf
Untersuchungen von Schnitten oder wenigstens Quetschpräparaten,
sondern sind nur an zwei lebenden, aus dem Radotiner Tal bei Prag
stammenden Exemplaren gemacht, die gelegentlich einer Wasser-
untersuchung durch einen Pumpbrunnen heraufgepumpt worden
waren. Die Tiere waren 2 cm lang und IV 2 mm breit. VE.jDOVSKy
sah deutlich die Sauggrube und schreibt, das Kopfende sei insofern
charakteristisch, als die Ohrchen nicht nach den Seiten, sondern
nach vorne gerichtet seien. Den Körper erwähnt er als glatt, nicht
gewellt. Der vordere Ast des Darmes zeigte 11 Paar Seitenäste,
die beiden hinteren Äste vereinigten sich hinter der Geschlechts-
region zu einem gemeinschaftlichen Stamm. Die Lagebeziehungen
und den Bau der Geschlechtsorgane konnte VEJDOVSKy nicht erkennen,
er sah nur, daß ein Penis, ein Uterusteil und ein muskulöses
Drüsenorgan vorhanden war.
Diese Notizen stellen alles dar, was in der Literatur über die
Anatomie von Dendrocoehim cavaticum vorhanden ist. Wir sehen,
daß also unser Wissen über den feineren Bau dieser Triklade tat-
sächlich recht gering ist, und Vejdovskv hat diesem Gedanken Aus-
druck gegeben, indem er sagt: „Für nähere Kenntnis von Planaria
cavatica sind genauere Untersuchungen sehr erwünscht, und dürfte
daher jede Mitteilung über deren Organisation willkommen sein."
In den folgenden Zeilen will ich nun versuchen , die hier be-
stehende Lücke auszufüllen. Es dienten mir zu meinen Unter-
suchungen vor allem die Tiere der Falkensteiner Höhle, sodann zahl-
21*
— 324 —
reiche Exemplare, die ich in Gemeinschaft mit Herrn Geyer in den
Quellen des Gebhardbaches bei Schlattstall gesammelt hatte. Diese
Fundstelle ist der Falkensteiner Höhle sehr nahe gelegen, indem sie
von ihr keine 2 km in der Luftlinie entfernt liegt. Aus dem Material
des Naturalienkabinettes benutzte ich ferner eine weitere Anzahl
von Individuen verschiedener Herkunft zur Vervollständigung meiner
Resultate. Ich will von vornherein bemerken , daß alle Tiere der
verschiedensten Fundorte (jedoch alle aus der schwäbischen Alb)
sich in ihrer Organisation durchweg völlig mit denen der Falken-
steiner Höhle identisch erwiesen.
Zur mikroskopischen Untersuchung tötete ich die Tiere zunächst
durch Übergießen mit einigen Tropfen ö^/o Salpetersäure, wodurch
sie sich schön lang strecken; etwaige Verbiegungen lassen sich
mittels eines feinen Pinsels leicht ausgleichen. Dann entfernte ich
die Salpetersäure sofort durch reichliches Übergießen mit der
Fixierungsflüssigkeit, als welche ich ZENKEii'sche Lösung benützte,
die mir gelegentlich anderer Planarienuntersuchungen stets die besten
Resultate gegeben hatte. Die folgende Überführung in steigenden
Alkohol geschah sehr allmählich, ebenso wurde, um Schrumpfungen
zu vermeiden, die Einbringung in Paraffin sehr vorsichtig durch
langsam gewechselte Gemische von Alkohol, Cedernöl und Paraffinum
liquidum bewerkstelligt. Die Tiere wurden in den verschiedensten
Richtungen in Serien geschnitten , wobei die Schnittdicke 5 oder
10 (.L betrug. Meist färbte ich mit Hämalaun und verschiedenen
Plasmafärbungen , daneben wandte ich auch die HEiDENHAm'sche
Eisenhämatoxylinmethode an. Zur Schleimdarstellung nahm ich
Mucikarmin.
Dendrocoehtut cuvatkum (vergl. Abb. 1) erreicht oft eine be-
deutende Größe. Exemplare, die ausgestreckt 3 cm messen, sind
nicht selten. Das eine Tier, das ich in der Falkensteiner Höhle
fand, hatte eine Länge von 3,5 cm. Die Breite schwankt je nach
der Größe zwischen 0,5 und 1 cm. Man findet übrigens auch ge-
schlechtsreife Individuen, welche kaum 2 cm lang sind. Auffallend
ist, daß die Höhe des Tieres sehr gering ist, so daß es also sehr
platt erscheint. Selbst große Tiere sind in gestrecktem Zustande
meist nicht viel über 1 mm dick. Bei der Dünnheit des Tieres
treten deshalb der Pharynx und die Geschlechtsorgane als flache
Längswülste hervor. Die Farbe der Planarie ist in der Regel milch-
weiß. Öfters findet man auch graue oder rötliche Tiere. Bei ge-
nauerem Zusehen erkennt man , daß diese Farbe nicht etwa auf
~ 325 —
einem Pigmentgehalt beruht, sondern nur durch den jeweiligen Inhalt
und Fiillungsgrad des reich verzweigten Darmes bedingt ist. Auch
bei solch gefärbten Individuen sind die Stellen des Körpers, wo
keine Darmäste vorhanden sind, also die Seitenränder und das Vorder-
ende, sowie der Pharynx und die Geschlechtsorgane immer milch-
weiß. Bei einzelnen Exemplaren schimmert der Darm ausgesprochen
violett hindurch. Es ist dies offenbar eine Interferenzerscheinung
und auf dieselbe Weise zu erklären, wie die Tatsache, daß die Venen
durch die menschliche Haut blau hindurchscheinen , oder daß die
Iris aller Neugeborenen dunkelblau ist. Das Kopfende von Dendro-
coelnm cavatimm ist vorne abgestutzt, doch nicht gerade, sondern
mit einer flachen , konkaven Einkerbung versehen , zu deren beiden
Seiten zwei kurze, in der Längsrichtung des Körpers verlaufende
Wülste angedeutet sind. Die ohrförmigen Fortsätze sind weder be-
sonders lang, noch auffallend spitz und meist schräg nach vorne
gerichtet. Ani der Bauchseite des Kopfendes sieht man jederzeit
sehr deutlich den Saugnapf, welcher als eine runde oder quer ovale
Grube erscheint. Am konservierten Tiere bietet die Form des Kopf-
endes wenig Charakteristisches, nur der Saugnapf ist meist sehr
deutlich zu sehen. Über die Mitte der Rückenfläche verläuft, kurz
hinter dem Kopfende beginnend, eine scharfe Kiellinie, welche über
dem Pharynx sich allmählich verliert ; dagegen tritt zu beiden Seiten
des Pharynx je eine neue , nach hinten sich erstreckende Kiellinie
auf. Es folgen diese Kiele genau dem Verlaufe der drei Darmäste.
Auch diese Kieüinien werden am konservierten Tiere undeutlicher.
Der zylindrische Pharynx liegt etwas hinter der Mitte des Körpers,
noch weiter hinten erkennt man die Geschlechtsorgane , ohne daß
man jedoch Details von ihnen sieht, denn, obwohl das Tier weiß
und zart erscheint, ist es doch nicht sehr durchsichtig und die eben-
falls pigmentlosen Sexualorgane heben sich von der übrigen weißen
Körpermasse nur schlecht ab. Sehr gut erkennt man dagegen den
Darm, wenn er durch Nahrungspartikel gefärbt ist, und man kann
dann alle seine Verzweigungen und Äste genau zählen. Denärocoelum
cavaticmn ist für eine Planarie ziemlich lebhaft. In der Gefangen-
schaft sieht man sie viel hin und her kriechen, während Denäro-
coelum lacteum viel träger herumliegt. Kriecht die blinde Planarie
langsam, so sind die Seitenränder des Körpers gekräuselt. Wenn
das Tier zusammengezogen dasitzt, dann tritt diese Kräuselung
noch viel stärker hervor, stärker noch fast, als es Weltn-eh (32)
in seiner Abb. 2 von Dendrocoehim punctation Pall. zeichnet. Kriecht
— 326 ^
das Tier etwas rascher, so gleicht seine Bewegung einem ruhigen
Dahinfließen , wobei die Ränder meist glatt getragen werden. Ist
die Triklade sehr in Eile , so verlaufen seitliche Wellen über die
Seiten des Körpers, indem kurz hinter dem Vorderende ruckartige
Einziehungen erfolgen, welche sich dann noch weiter hinten zu fort-
pflanzen, um sich hinter der Gegend des Pharynx allmählich zu ver-
lieren. Während des Kriechens sondiert die Planarie häufig mit dem
Kopf hin und her , um denselben sofort einzuziehen , wenn sie an
etwas Verdächtiges stößt. Die übrigen Partien des Körpers besitzen
dagegen offenbar eine viel geringere TastempfindUchkeit. Wird das
Tier von seiner Unterlage losgelöst , so sucht es immer zuerst mit
dem Saugnapf sich wieder festzuhalten und bringt dann erst den
übrigen Körper in die richtige Lage. W^enn es mit Salpetersäure
getötet wird, so streckt und glättet es sich ziemlich gut, wenn auch
lange nicht so schön wie Planaria gonocephola oder gar alpina.
Das muskulöse Drüsenorgan, häufig auch der Pharynx, tritt bei der
Tötung gewöhnlich heraus. Dendrocoelum lactcum verkrüppelt sich
bei der Tötung mit Salpetersäure viel mehr als Dendrocoelum
cavaticum.
Dendrocoelum cavaticum ist sowohl gegen Temperaturerhöhungen
wie gegen mechanische Lädierungen sehr empfindlich. Fries (6)
gelang es ja zuerst z. B. nicht , sie von der Falkensteiner Höhle
nur eine Stunde weit nach Urach zu transportieren, sondern er fand,
als er nach Ablauf dieser Zeit sein Sammelglas nachsah, die Planarie
einfach in Nichts zerflossen vor. Unter genügenden Vorsichtsmaß-
regeln sind jedoch auch weitere Transporte gut zu ermöglichen.
Man muß nur dafür sorgen, daß das Wasser, in dem sich die Tiere
befinden, nicht zu warm wird und daß dieselben nicht zu sehr ge-
schüttelt werden. Wenn man nicht zu kleine Gläser nimmt und
das Wasser häufiger wechselt und , um die Erschütterungen zu
mildern, etwas Laub in dasselbe bringt, so halten die Tiere gut aus.
Auch in der Gefangenschaft leben sie unter geeigneten Bedingungen
lange. Wie empfindlich die Höhlenplanarie gegen Verletzungen ist,
geht daraus hervor , daß sie stets rasch abstirbt , wenn man z. ß.,
wie ich es getan, ein kleines Stück vom Körper abschneidet, um
daran die Flimmerbewegung zu studieren. Zu Regenerationsversuchen
ist Dendrocoelum cavaticum also jedenfalls nicht geeignet, während
Dendrocoelum lacteum hierzu ja vielfach benützt wird.
Ich gehe nun dazu über, die Verhältnisse darzulegen, wie sie
mir die mikroskopische Untersuchung ergeben hat. Ich möchte
— 827 -
gleich von vornherein bemerken, daß ich dabei auf feinste histologische
Details und auf mannigfache, noch schwebende Fragen über Deutung
und Bedeutung gewisser Zellen und Zellenkomplexe nicht genauer
eingehe. Zweck vorliegender Arbeit ist es ja nicht, prinzipielle
Punkte der aligemeinen Histologie der Trikladen zu erörtern, sondern
nur, die Anatomie und systematische Stellung eines wenig bekannten
Tieres an der Hand von Originaltypen gleichkommenden Stücken
festzulegen.
Epithel.
Das einschichtige Epithel wird im allgemeinen bei den Trikladen
als hohes Zylinderepithel bezeichnet. Es muß jedoch bemerkt werden,
daß die Form der Epithelzellen mit dem Kontraktionszustand der
Tiere außerordentlich wechselt. Bei stark zusammengezogenen
Tieren haben die Epithelzellen freilich die Gestalt hoher Zylinder,
untersucht man jedoch ausgestreckt konservierte Tiere, so findet
man, daß die Zellen kubisch oder gar platt sind, und namentlich
die Strecke des Epithels , welche über der Pharynx- und Genital-
region liegt, gleicht dann vollkommen einem Plattenepithel. Nur
die Umgebung des Genitalporus selbst besitzt höhere Zellen, ebenso
auch die Kopfregion ; hier sind auch die Rhabditen wenig zahlreich
oder ganz fehlend. Es gilt dieses mit dem Kontraktionszustande
wechselnde Aussehen des Epithels nicht, nur für Dendrocoelum
cavaticiüii , sondern für alle Planarien überhaupt. Das Epithel ist
an der Rückenfläche höher als an der Bauchfläehe. Noch höher ist
es aber längs der Seitenränder. Ich vermeide es, bestimmte Maße
anzugeben, weil diese infolge der eben entwickelten Verhältnisse
doch nur relativen Wert besitzen. Das Plasma der Epithelzellen
zeigt im basalen Teile eine feine, fibrilläre Struktur, wobei die
Fibrillen senkrecht auf der Basalmembran stehen. Die meist rund-
lichen Kerne liegen gewöhnlich nahe der Basis, seltener in der
Mitte der Zellen. Auf der Rückenfläche und an den Seiten er-
scheinen auch die Zellkerne größer als an der Ventralfläche. Eine
besondere Cuticula der Zellen nach außen besteht nicht. Dagegen
sind sie nach außen mit einem Besätze von Wimperhaaren versehen,
und zwar befinden sich diese Cilien, wie ich mich auch am lebenden
Tiere überzeugen konnte, durchweg auch am Seitenrande, w^o sie
bei anderen Arten, allerdings wohl nur pathologischerweise, häufig
vermißt wurden. Eine besondere Tastregion am Kopfende mit
längeren Cilien, die von manchen Autoren bei Trikladen geleugnet
wird, ist bei Dendrocoelum cavaticum deutlich vorhanden, und ich
- 328 -
befinde mich hier nicht in Übereinstimmung mit Chichkoff (3) und
WoDWORTH (36), welche dieselbe offenbar übersehen haben.
In der Tastregion sind die Cilien 15 — 20 /< lang, eine Aus-
dehnung, welche sie sonst nie erreichen. Auch erscheinen sie hier
dicker als am übrigen Körper.
In den Zellen, nicht zwischen ihnen, liegen zahlreiche
Rhabditen verschiedener Größe, in der Form meist langen Spindeln
oder stumpf zugespitzten Stäbchen gleichend. Ich schließe mich
nach meinen Befunden der Anschauung derer an, welche die Bildung
der Rhabditen in die Epithelzellen selbst verlegen. An nicht ge-
färbten Rhabditen erkennt man häufig eine Struktur, indem die
Stäbe in Querkammern eingeteilt erscheinen, eine Beobachtung,
welche auch Chichkoff gemacht hat. Auch habe ich öfters eine
kolbenförmige Anschwellung eines Endes der Rhabditen gefanden,
wohl das Anfangsstadium der Quellung und Auflösung.
Das Epithel ruht auf einer scharf konturierten Basal-
membran auf, deren Dicke überall ziemlich gleich ist.
Eine besondere Besprechung verdient das Epithel des
Saugnapfes (Abb. 2). Wir sehen nämlich, daß am Vorderende
des Tieres, an der Ventralfläche, das Epithel a ziemlich unvermittelt
sein Aussehen gänzlich ändert. Die Zellen (vergl. Abb. 2, s) er-
scheinen hier hoch, sehr schmal und dicht aneinandergedrängt. wie
pallisadenförmig. Die Basalmembran b wird undeutlicher und ist
stellenweise gar nicht zu erkennen. Die Cilien sind im Bereiche
dieses Saugnapfepithels vorhanden , jedoch kürzer. Vor allem fällt
auch auf, daß man keine oder nur ganz vereinzelte Kerne in den
Zellen sieht. Dagegen liegen im Mesenchyn , nahe der Basis der
Pallisadenzellen, zahlreiche Kerne, wie wir sie im übrigen Körper an
gleicher Stelle nie so reichlich finden. Ich konnte aus äußeren
Gründen die vitale Methylenblaufärbung nicht anwenden , um einen
eventuellen Zusammenhang dieser Kerne mit den kernlosen Epithel-
zellen nachzuweisen, glaube aber vermuten zu dürfen, daß hier ein
ähnliches Verhältnis vorliegt, wie bei dem eingesenkten Epithel des
Pharynx der Trikladen, daß also diese Kerne aus ihren Zellen ge-
wissermaßen ausgewandert sind und nur durch einen feinen Proto-
plasmafaden noch mit ihnen verbunden sind. Zu diesen Epithel-
zellen zieht ein dichtes Geflecht von starken Längsmuskelfasern m
hin, welche, wenn sie sich kontrahieren, den Saugnapf zurückziehen
und aushöhlen, so daß also hierdurch erst seine saugende Wirkung
zur Geltung kommt. Diese Muskelfasern sind eine Fortsetzung der
- 329 —
inneren Längsmuskelschichte der Hautmuskiilatur. Es kennzeichnet
sich also der im Leben auffallende Saugnapf auch histologisch sehr
scharf, und wir haben hier am Kopfende ein Merkmal, an dem wir
gut konservierte Tiere sofort sicher von der Gattung Planaria
trennen können.
3Iuskulatui'.
Ich bespreche hier nur den Hautmuskelschlauch und die Körper-
muskulatur, während die Muskulatur der einzelnen Organe bei diesen
selbst Erwähnung findet.
Dicht unter der Basalmembran verläuft eine zwei- bis dreifache
Schichte von Transversal- oder Ringsmuskeln; auf diese folgt
eine Lage von Muskelfasern, welche diagonal von rechts nach links
und von links nach rechts ziehen und sich so durhqueren. Zu-
innerst liegen in der Längsrichtung des Körpers angeordnete Muskel-
fasern, welche wesentlich kräftiger entwickelt sind als die übrigen
Hautmuskelschichten und vielleicht besser schon zur Körpermuskulatur
gezählt werden, zumal sie von der ersten Lage der Hautmuskulatur
durch eine Bindegewebsschichte getrennt sind. Eine äußere Längs-
muskelschichte fehlt, ebenso wie bei Dendrocoelum lacteunt.. Chichkoff
(o) gibt an, daß bei Dendrocoelum lacteum die schrägen Muskelfasern
nur an der Bauchseite vorhanden seien, während die Rückenfläche
nur von einer Schichte Transversal- und einer Schichte Längsfasern
gebildet werden. Bei Dendrocoelum cavaticum sind auf der Rücken-
seite die Schrägfasern wohl recht schwach und lückenhaft entwickelt,
gänzlich jedoch fehlen sie nicht.
Die Körpermuskulatur wird gebildet von einem System
dorso-ventral ziehender, ziemlich dicker Muskelfasern, deren Enden
sich auffasern und sich mit den Hautmuskelfasern verflechten. Außer-
dem sind noch Muskelfasern vorhanden , die von einer Seite des
Tieres zur anderen ziehen, und zwar hauptsächlich an der Bauch-
seite, jedoch vorwiegend über den Nervenstämmen hegend. Diese
Transversalfasern finden sich nur im vorderen Körperabschnitte. Daß
am Vorderende zahlreiche , als Retraktoren wirkende Muskeln zum
Saugnapf ziehen, habe ich schon erwähnt. Zu bemerken wäre noch,
daß man am Kopfende außerdem noch zahlreiche, unregelmäßig ver-
laufende Muskelfasern sieht, welche die große Beweglichkeit des-
selben, besonders der Ohren, erklären.
Die Struktur der Muskeln ist meistens eine homogene, an
dicken Fasern kann man häufig sowohl auf Längs- wie auf Quer-
schnitten eine feine Marksubstanz von der sie umgebenden Rinden-
— 330 -
schichte differenzieren. Die Muskelfasern selbst sind bekanntlich
kernlos , die zu ihnen gehörigen Kerne , die Myoblasten , liegen ge-
trennt und sind nur durch einen feinen Faden mit ihnen verbunden,
der sich allerdings nur durch gewisse Färbemethoden sichtbar
machen läßt.
Meseiichym.
Die freien Räume zwischen den Organen des Nerven-, Ver-
dauungs- und Geschlechtssystems werden ausgefüllt durch das sogen.
Mesenchym. Die Grundsubstanz desselben besteht aus einem
feinen, retikulären Bindegewebe, dem das Pigment vöUig fehlt. Die
Bindegewebsfasern anastomosieren vielfach miteinander und bilden
so ein kleinmaschiges Netzwerk. Die Zellen des Bindegewebes sind
teils oval, teils spindelförmig und größtenteils mit kurzen, feinen
Ausläufern versehen, welche teils ineinander, teils in die Binde-
gewebsfibrillen übergehen. Es liegen jedoch auch zahlreiche un-
verästelte Zellen im Mesenchym. Es ist manchmal schwer, die
Bindegewebsstränge von dünnen Muskelfasern zu unterscheiden, und
es wird deshalb von einigen Autoren behauptet, daß die sogen.
Bindegewebsbalken Muskelfasern wären, eine Ansicht, welcher ich
mich nicht so ohne weiteres anschließen möchte.
Im Mesenchym liegen verschiedene Kategorien von ein-
zelligen Drüsen. Zunächst wären die längst beschriebenen
cyanophilen Schleimdrüsen zu erwähnen, welche sich am zahl-
reichsten auf der Ventralseite den Rändern entlang finden , wo ihre
kurzen Ausführungsgänge in das Epithel eindringen und nach außen
münden. Eine Gruppe von Schleimdrüsen ist in der Umgebung des
Pharynxgrundes angeordnet und ihre Ausführungsgänge durchsetzen
in bekannter Weise die ganze Länge des Pharynx, um an der Lippe
desselben zu münden. Ein weiterer Schleimdrüsenkomplex hat seine
Lage in der vorderen Körperregion. Hier sind die Ausführungs-
gänge nach vorne gerichtet, ebenfalls ziemlich lang und münden
nahe dem Vorderende des Körpers. Daß alle diese Drüsen wirklich
Schleim produzieren, erweist die spezifische Mucikarminfärbung.
Im Verein mit den cyanophilen sieht man am Vorderende und
am Pharynxgrunde auch erythrophile Drüsen, welche als Körner- oder
Speicheldrüsen bezeichnet werden. Ihre Ausführungsgänge verlaufen
in gleicher Richtung wie die der Schleimdrüsen. Außerdem liegen
Körnerdrüsen zahlreich um die Verzweigungen des Darmes herum,
und zwar scheint hier ihre Struktur eine andere zu sein als die der
am Vorderende gruppierten. Die kurzen Ausführungsgänge der die
— 331 —
Darmäste begleitenden Drüsen dringen zwischen die Darmepitiiel-
zellen hinein. Über die Natur ihres Sekretes sind wir noch im un-
klaren, doch werden wir mit Recht annehmen können, daß die
Wirkung desselben die Auflösung und Verdauung der von den Darm-
zellen aufgenommenen Nahrungspartikel mit unterstützt. Bemerken
will ich noch, daß bei den bisher erwähnten Drüsen der Ausdruck
Ausführungsgänge vielleicht nicht ganz richtig ist, da eine eigent-
liche Wand nicht besteht. Man verwendet daher häufig statt der
erwähnten Bezeichnung auch das Wort Schleimstraßen zur Charak-
terisierung dieser Gebilde.
In neuerer Zeit neigt man dazu, zu diesen zwei Drüsengruppen
noch eine dritte zu stellen, die Stäbchendrüsen, die sonst auch als
Bildungszellen der Rhabditen figurieren. Es sind rundliche Zellen
mit fein granuliertem Protoplasma, die bei Dendrocoehtni cavaticnni
hauptsächlich am Körperrande und in der Umgebung der Genital-
öffnung im Mesenchym liegen. Jede Zelle besitzt einen rundlichen
Kern. Im Protoplasma sieht man Rhabditen in verschiedenen Ent-
wicklungsstadien, runde, spindelförmige und stäbchenförmige. Man
glaubt auf Grund vergleichend anatomischer Untersuchungen an-
nehmen zu können, daß diese Rhabditen geformtes Drüsensekret
darstellen und, dem Schleim beigemischt, diesem Eigenschaften ver-
leihen, welche die Erbeutung von Nahrungstieren erleichtern [vergl.
bes. Luther (17)j. Ich halte diese Erklärung für viel wahrschein-
licher als die M. Schültze's (24) und Jijima's (15), daß die Rhab-
diten Stützorgane der Haut bildeten und zugleich das Tastgefühl
verfeinern sollten, eine Vermutung, welche anatomisch und physio-
logisch auf recht schwachen Füßen steht.
Verdauungsorgane.
Die Mundöffnung liegt ziemlich weit hinten, etwa am An-
fange des letzten Drittels der Körperlänge. Um die Mundöffnung
sind Muskelfasern teils zirkulär, teils radiär angeordnet ; sie verengern
resp. erweitern bei ihrer Kontraktion das Lumen. Letzteres führt
in den Hohlraum hinein, in welchem der Pharynx liegt, die sogen.
Pharynxtasche. Das Körperepithel schlägt sich an der Mundöffnung
um und kleidet so das Innere der Pharynxtasche aus, verliert jedoch
seine Cilien und ist von einer Cuticula abgeschlossen. .Gegen den
Pharynxgrund zu scheint das Epithel der Tasche stellenweise völlig
zu fehlen. Am Grunde selbst jedoch, d. h. am vorderen Ende der
Tasche, ist es sehr hoch und geht hier allmählich in das äußere
— 332 —
Epithel des Pharynx über. Dorsal und noch mehr ventral ist die
Wand der Tasche sehr dünn, sie besteht hier nur aus dem äußeren
Epithel des Körpers, dem inneren Epithel der Tasche und, zwischen
beiden, der Basalmembran, sowie ganz spärlichen Muskelfasern.
Der Pharynx selbst, von zylindrischer Gestalt, ist etwa 4 mm
lang und wenig über 1 mm dick. Das hintere Ende des Pharynx,
die sogen. Lippe , ist frei , während das vordere mit dem Körper-
gewebe in Verbindung steht und in dieses übergeht. Die Histologie
des Trikladenpharynx, besonders die Stellung des Epithels, hat durch
Jander (14) eine neue Beleuchtung erfahren, nachdem schon Wood-
woETH (36) und Chichkoff (3) hier vorgearbeitet hatten.
Der Pharynx von Bendrocoelum cavaticum besteht von außen
nach innen gerechnet aus folgenden Schichten :
a) Das äußere Flimmerepithel stellt eine, wie ich bestimmt
nachweisen konnte, nach außen durch eine Cuticula, nach innen
durch eine Basalmembran begrenzte Zellschichte dar, die bei den
gewöhnlichen Färbemethoden gleichmäßig fein gekörnelt erscheint,
ohne daß Zellgrenzen zu sehen wären. Eine senkrechte Streifung
des Protoplasmas habe ich öfter beobachtet. Ein Kern ist nur hie
und da zu erkennen ; die zu den Epithelzellen gehörigen Kerne
liegen nämlich fast durchweg nicht in diesen, sondern weiter nach
innen im Gewebe des Pharynx und sind durch einen feinen Proto-
plasmafaden mit der die Flimmerhaare tragenden Epithelplatte ver-
bunden. Dieses Verhalten, das zuerst von Jander (14) mittels vitaler
Methylenblaufärbung nachgewiesen wurde, ist auch bei Heidenhain-
scher Färbung häufig zu konstatieren. Die Cihen sind von denen
des Hauptepitheles wesentlich verschieden , indem sie viel kürzer
und steifer erscheinen. Sie bekleiden die ganze Außenfläche des
Pharynx bis zum Grunde der Pharyngealtasche. Es kommt dann
nach innen
b) eine zwei- bis dreifache Lage von Längsmuskelfasern, die
in Bündeln angeordnet sind. Auf sie folgt
c) eine mehrfache Schichte gut entwickelter Ringsmuskelzüge.
Jander (14) gibt für Dendrocoelum piindatimi noch eine innere
Schichte von Längsmuskeln an, welche aber bei Bendrocoelum cava-
ticum fehlen ; dagegen sind in dem
d) retikulären Bindegewebe auch zahlreiche, in der Längs-
richtung des Pharynx verlaufende Muskelfasern zu sehen, welche
vielleicht mit den von Jander (14) beschriebenen identisch sein
dürften. Das Bindegewebe besteht aus sieh verästelnden Binde-
— 333 —
gewebszellen : in dasselbe sind außerdem zahlreiche , Ausläufer
tragende Kerne eingebettet; es sind dies die zu den scheinbar
kernlosen Muskelfasern gehörigen Myoblasten , und sie stehen eben
durch ihre Fortsätze mit den Muskelfasern in Verbindung: auch die
unter a) erwähnten Kerne der Epithelzellen liegen hier im Binde-
gewebe.
e) Die nächstfolgende Zone ist die breiteste des Pharynx und
hat als Gerüst ein feinmaschiges Bindegewebe von bekannter Struktur.
Die Hauptmasse bilden jedoch die dicht gedrängten Ausführungs-
gänge der Schleim- und Speicheldrüsen, welche die ganze Länge des
Pharynx durchziehen, um nahe dem hinteren Ende und hauptsächlich
an der freien Lippe des Pharynx zu münden. Die zu den Aus-
führungsgängen gehörigen Drüsen sind , wie schon erwähnt , im
Mesenchym in der Umgebung des vorderen Pharynxendes gruppiert.
Wie JijiMA (15) und Jander (14) bei Dendrocoelum ladeum, so fand
auch ich bei Dendrocoelum cavaticum , daß die Ausführungsgänge
nur am Hinterende des Pharynx sich öffnen, während bei anderen
Planarien bekanntlich die an der ganzen äußeren Oberfläche des
Schlundrohres dies stattfindet. Besonders in dieser eben beschriebenen
breiten Schichte sieht man auch zahlreiche Radiärmuskelfasern, in
denen man häufig einen spindelförmigen Kern erkennen kann. Sie
erreichen die äußeren und inneren Längs- und Eingsmuskelschichten
und verflechten sich unter Auffaserung ihrer Enden mit denselben.
f) Die nächste Schichte nach innen ist ein der Lage d) ent-
sprechendes retikuläres Bindegewebe mit ebensolchen Kernen und
Zellen wie dort beschrieben. Hierauf folgen
g) die inneren Muskelschichten. Bei den meisten Planaria-
Arten sind dieselben deutlich in eine scharf getrennte Längs- und
Ringsmuskelschichte geschieden, l^agegen sind nach Jijima (15) bei
Dendrocoelum lacteum und nach Jander (14) bei Dendrocoelum
puHCfatum die inneren Muskelschichten nicht getrennt, sondern
durchfiechten einander. Auch bei Dendrocoelum cavaticum ist dies
der Fall, und es scheint somit dieses Verhalten als Gattungscharakter
zu verwerten zu sein. Bei Dendrocoelum cavaticum ist die Anord-
nung der Fasern so, daß immer auf eine einfache Schichte von
Ringsmuskelfasern eine Lage Längsmuskelfasern folgt und auf diese
wieder Ringsmuskeln und so fort, so daß man im ganzen je 6—7
alternierende Lagen von Längs- und Ringsmuskelfasern zählen kann.
h) Das innere Flimmerepithel gleicht im hinteren Ende dem
äußeren Flimmerepithel, welches sich eben an der Lippe einfach
- 334 —
nach innen fortsetzt; schon nach kurzer Zeit sieht man etwas weiter
vorne, daß die Zellen die Cilien verlieren. Im vorderen Abschnitt
des Pharynx finden wir dann, daß das Epithel kernhaltig wird ; noch
weiter nach vorne verändern die Zellen ihre Gestalt, sie werden zu-
erst keulenförmig, dann bovistartig, ihre Größe nimmt immer zu,
und schließlieh gehen sie so allmählich in die Zellen des Darmes über.
Der Darm besteht, wie bekannt, aus drei Hauptästen. Ein
unpaarer Ast erstreckt sich , in der Mitte des Körpers liegend , ge-
rade nach vorne, die zwei anderen Äste ziehen zu beiden Seiten
des Pharynx nach hinten. Hinter der Geschlechtsregion vereinigen
sie sich stets zu einem unpaaren Stamm. Hallez (11), der dieses
Verhalten häufig bei Dendrocoelum lacteum und pundatum beobachtete,
hält es für eine Mißbildung. Dies ist nicht der Fall, sondern es ist
diese häufige Vereinigung der rückläufigen Aste ein Charakteristikum
der Gattung Dendrocoelum. Auch Jijdia (15) und Chichkoff (3)
konstatierten diesen Verlauf der hinteren Darmschenkel bei Dendro-
coehon lacteum, ferner hat 0. Schmidt (23) bei Dendrocoelum
nausicaae die gleiche Vereinigung gefunden und abgebildet. •
Bei Dendrocoelum cavaticum gehen sowohl vom vorderen wie
von den hinteren Hauptstämmen nach beiden Seiten sehr zahlreiche
Äste ab, welche sich meist wieder teilen. Am vorderen Haupt-
stamm zählt man 14 — 17 Seitenpaare, während die hinteren Stämme
deren je 18 — 22 tragen. Wilhelmi (33, 35) vermutet, daß die Zahl 8
bei der Anordnung der Darmdivertikelpaare eine gewisse Rolle spiele,
indem bei Dendrocoelum lactetim und Planaria alpina 32, bei
Planarln torva 16 oder 24 Darmzipfelpaare vorhanden seien. Bei
Dendrocoelum cavaticum., wo meist schon am lebenden Tiere die
Zählung leicht ist, konnte ich keine Gesetzmäßigkeit in dieser
Richtung finden ; die Zahl der Äste schwankt vielmehr ganz regellos
zwischen den angegebenen Zahlen, welche übrigens nur für große
Tiere Geltung haben. Bei kleineren Tieren sind die Verästelungen
des Darmes weniger ausgebildet.
Die Epithelzellen des Darmes haben, je nachdem sich das Tier
in einem Hungerzustande befindet oder reichlich Nahrung zu sich
genommen hat, ganz verschiedene Größe und Form. Ich möchte
hiebei bemerken, daß ich ganz entschieden der Ansicht bin, daß die
Verdauung in den Darmzellen selbst stattfindet. Die Zellen eines
hungernden Tieres sind meist unregelmäßig zylindrisch, bim- oder
flaschenförmig und besitzen ein reichliches, granuliertes Protoplasma ;
der ovale oder rundliche Kern liegt an der Basis der Zelle. Die Zellen
335 —
selbst ruhen auf einer Membrana propria. Bei Tieren, die gefressen
haben, sieht man die Darmepithelzellen stark ausgedehnt und ganz
vollgestopft mit größeren und kleineren , rundlichen , stark licht-
brechenden Kugeln , welche offenbar bereits umgewandelte Nahrung
darstellen ; dazwischen findet man allerlei Zell- und Kerntrümmer,
die je nach der Art der Nahrung wechselnd aussehen. Alle diese
Gebilde können m. E. nur durch eine aktive Tätigkeit der Darm-
epithelzellen in deren Inneres gelangt sein.
Zu erwähnen wäre noch, daß die Darmrohre eine selbständige
Muskulatur, die Wilhelmi (33, 35) für wahrscheinlich hält, nicht
besitzen, daß aber die Dorsoventralfasern der Körpermuskulatur
sich in so charakteristischer Weise um die Darmschläuche herum-
gruppieren, daß wir sicher richtig gehen, wenn wir annehmen, daß
diese Muskeln auch die Funktion der Fortbewegung des Darminhaltes
haben. Um die Darmlumina herum liegen ferner zahlreiche der
erythrophilen Körnerdrüsen , welche ihr Sekret in die Darmzellen
ergießen, denn man sieht es mit seiner charakteristischen Färbung
häufig innerhalb der letzteren liegen.
Exkretionsoi'gane.
Die Exkretionsorgane stellen dasjenige System der Trikladen
dar, welches weitaus am schwersten zu untersuchen ist. Infolge-
dessen lauten die Angaben über dasselbe auch sehr widersprechend.
In jüngster Zeit ist von Wilhelmi (35) eine eingehende Darstellung
der Anordnung der Exkretionsorgane erschienen. Ich finde bei
Dendrocoelum cavaticum die Verhältnisse so , wie sie Wilhelmi (35)
für Dendrocoelum lacteum angibt, und muß ebenfalls bestätigen, daß
die sonst meist zuverlässigen Mitteilungen Chichkoff's (3) in diesem
Punkte nicht richtig sind.
Das Exkretionssystem besteht aus zwei vielfach verzweigten
Hauptstämmen, die nahe der Rückenfläche liegen. Am Vorderende
teilen sich beide Hauptäste in einen inneren und äußeren Ast; die
zwei äußeren anastomosieren noch weiter vorne mehrfach, während
im übrigen keine größeren Kommissuren zwischen den Hauptstämmen
vorhanden sind. In regelmäßigen Abständen schwellen die Haupt-
stämme an und bilden verschlungene Knäuel, von denen aus ein
sich etwas erweiternder Ast nach oben abgeht, um an der Rücken-
fiäche nach außen zu münden. Ich fand bei Bendrocoelum cavaticum
auch nur 8 Paare derartiger Ausmündungen, obwohl die Zahl der
Darmzipfelpaare bei den von mir untersuchten Exemplaren teilweise
— 336 —
bedeutend mehr als 32 war; das von Wilhelmi (35) vermutete
Korrelationsgesetz zwischen Zahl der Darmzipfel und den Mündungen
bestätigt sich hier also nicht. Die größeren Stämme des Exkretions-
systemes sind von einer dünnen, mit spärlichen Haaren durchsetzten
Membran umhüllt. Die Hauptäste gehen, sich verzweigend, allmäh-
lich in Kapillaren über, die in Wimpertrichtern enden. Die Wimper-
trichter nehmen jedenfalls die Exkretionsfiüssigkeit auf, leiten sie
durch die Kapillaren in die größeren Stämme, wo sie durch die
Ausführungsgänge nach außen befördert wird.
Geschlechtsorgane.
Die Geschlechtsorgane von Dendrocoelimi cavaticmn (vergl. Abb. 3)
zeigen mehrere Abweichungen von der Anordnung, wie sie von den
Autoren bei Dendrocoelum ladeum beschrieben werden, und abgesehen
von dem Mangel der Augen finden sich hier die wichtigsten Unter-
schiede beider Arten.
Die Geschlechtsöffnung ist ein ovaler Porus , der in
seinem histologischen Aufbau ganz der Mundöffnung gleicht; er
liegt etwa in der Mitte zwischen letzterer und dem Hinterende des
Körpers.
Die Geschlechtsöffnung führt in den Vorraum der Ge-
schlechtstasche, welcher bei Dendrocoelum cavaticmn infolge der
starken Ausbildung des Penis und des muskulösen Organes sehr
klein ist. Die Scheidung des Vorraumes in zwei Kammern, wie sie
bei Dendrocoelum lacteum beschrieben wird, ist hier sehr undeutlich,
und namentlich wenn bei der Fixierung die erwähnten beiden Organe
sich strecken, kann man nur durch genaue Verfolgung der fast ver-
strichenen Falten der Wandung eine Andeutung der Kammerteilung
erschließen ; völlig fehlt jedoch eine schlauchartige Verbindung
zwischen Penis und Vorraum , wie sie bei anderen Dendrocoelum-
Arten vorhanden ist. Das den Vorraum auskleidende Epithel besitzt
deutliche FHmmerhaare. Die Epithelzellen selbst sind von kubischer
bis zylindrischer Gestalt, häufig auch birn- oder kolbenförmig, wobei
der basale, schmale Teil der Zelle den Kern enthält, während das
periphere, angeschwollene Ende stark lichtbrechende Körner und
Kugeln enthält. Ich halte es nach diesem Befunde für sicher, daß
diese Zellen sezernierende Funktion haben, wofür auch spricht, daß
man im Vorraum häufig Sekret sieht, das sich optisch und tinktoriell
gleichartig mit dem in den Zellkolben vorhandenen verhält. Die
Muskulatur des Atriums wird von einer dicht unter dem Epithel
— 337 —
gelegenen , einfachen Ringsmuskelschichte gebildet , auf welche eine
mehrfache Lage von Längsmuskelfasern folgt.
Die Hoden sind wie bei Dendrocoelum ladewn sehr zahlreich
und liegen bald mehr ventral , bald mehr dorsal , bald in der Mitte
des Körpers zwischen den Darmschläuchen , ohne eine bestimmte
Anordnung zu verraten. Sie finden sich, gleich hinter den Ovarien
beginnend, bis nahe zum Hinterende überall verstreut. Im Gebiete des
Pharynx und der Geschlechtstasche haben sie ihre Lage natürlich
nur zu beiden Seiten des Körpers, da hier in der Mitte gar kein
Platz für sie wäre. Die einzelnen Hodenkugeln sind von einer feinen,
aber deutlichen Membrana propria umgeben ; ihr histologischer Auf-
bau unterscheidet sich nicht von dem der übrigen Trikladen. Ich
gebe statt einer Beschreibung eine Abbildung (Abb. 4), in w^elcher
die Stadien der Spermatogenese teilweise ersichtlich sind.
Die Vasa deferentia sind oft schon bei dem lebenden Tiere
auf der Bauchseite als zwei weiße, gewundene Stränge zu erkennen.
Wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, liegen sie etwas nach
innen oben von den beiden Längsnervenstämmen. Jijima (15) gibt
an, daß die Vasa deferentia kurz hinter dem Pharynxgrunde blind
endigen. Demgegenüber behauptet Chichkoff (3), daß die allgemein
als Vasa deferentia bezeichneten Kanäle als Samenblasen aufzufassen
seien, und daß erst von dem angeblich Winden Ende aus zwei
dünnere Gänge, die wirklichen Vasa deferentia, sich nach vorne bis
zu den vordersten Hoden erstreckten. Ich muß gestehen, daß ich
diese Gänge nicht sehen konnte und muß im Gegenteil in Über-
einstimmung mit anderen Autoren bestätigen, daß die Vasa deferentia
vorne blind endigen, und zwar bei Dendrocoelum cavaticum mit
einigen starken Schluß Windungen in einer Region des Körpers, die
dem hinteren Ende des Pharynx näher liegt als dem vorderen. In
dem blinden Endteil enthalten die Samenleiter gewöhnUch nur wenige
Spermatozoen , dagegen ist hier das kubische Epithel sehr gut zu
erkennen , ebenso das Vorhandensein von Flimmerhaaren , welche
JiJiMA (15) nicht bemerkte. Weiter rückwärts sind die Vasa deferentia
aber ganz vollgestopft mit Spermatozoen und dadurch oft enorm er-
weitert; ich fand ihren Durchmesser stellenweise bis zu 350 fi.
Nach hinten zu konvergieren die Samenleiter und steigen zugleich
etwas in die Höhe, um schließlich in die Basis des Penis einzutreten
(vergl. Abb. 3). Im Penis verschmälern sie sich, verlaufen noch
weiter gegeneinander geneigt, bis sie fast zusammenstoßen, ver-
einigen sich aber noch nicht, sondern gehen erst eine Strecke fast
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1906. 22
— 338 —
parallel nebeneinander her, ehe sie zu dem gemeinsamen Ductus
ejaculatorius verschmelzen.
Der Penis (vergl. Abb. 3) bietet in seinem Bau erheb-
liche Abweichungen von dem männlichen Kopulationsorgane von
Bendrocoelum lacteum. Da hier der wichtigste systematische Unter-
schied beider Arten liegt, so will ich zunächst, um den Vergleich
zu erleichtern, den Bau des Penis bei Dendrocoeluni lacteum be-
schreiben, wobei ich Jiji.ma's (15) Worte benütze (vergl. Abb. 5): „Hier
stellt der Penis fast eine Hohlkugel dar; nur an seinem freien Teile
ist er ein wenig ausgezogen. Die Vasa deferentia treten in den
Penis wie gewöhnlich ein. Die Penishöhle ist verhältnismäßig ge-
räumig und von einem drüsigen Epithel ausgekleidet, welches eine
Menge von kleinen Zapfen bildet. Die Zapfen scheinen dadurch zu-
stande zu kommen, daß die Zellen von verschiedener Höhe sind,
nicht aber durch Erhebung des Grundgewebes. Das Epithel ist mit
Körnern erfüllt, die sich stark färben, so daß weder die Zellgrenzen,
noch die Kerne sichtbar sind; der Rest der Wand des knoüigen
Teiles vom Penis wird durch ein Filzwerk von Muskelfasern gebildet,
von dem nach hinten teils in das Bindegewebe des freien Penis,
teils auch gegen die Ringsfaserschichte der Penisscheide hin Längs-
fasern abgehen, wie dies schon oben beschrieben wurde. Der
Penis von Dendrocoelum lacteum besitzt noch eine eigentümliche
Einrichtung; — — der Rand der Penisöffnung ist nämlich nach innen
in die Penishöhle umgeschlagen und bildet so ein ansehnliches,
klappenartiges Rohr (vergl. Abb. 5, k). Im Zustande der Ruhe ist
dasselbe also nach vorn gerichtet, doch kann es auch handschuh-
artig nach hinten zu vorgestülpt werden , wodurch die Länge des
Penis bedeutend vermehrt wird."
Der Penis von Dendrocoelum cavaticum nun ist wesentlich
anders gebaut (vergl. Abb. 3). Er stellt nicht eine Hohlkugel dar,
sondern ist von kegelförmiger oder lang eiförmiger Gestalt. Seine
Länge beträgt 2 — 2,5 mm. Eine größere Höhlung im Inneren des
Penis besteht nicht, sondern nur ein zentraler Gang mit verhältnis-
mäßig engem Lumen, der Ductus ejaculatorius , welcher aus der
Vereinigung der beiden Vasa deferentia entsteht. Es fehlt auch das
durch die Einstülpung des Penisendes gebildete, klappenartige Rohr,
Die Zapfen, welche das das Penis-Innere auskleidende Epithel bei
Dendrocoelum lacteum bildet, sind bei Dendrocoelum cavaticum nicht
vorhanden. Auch ist das mikroskopische Aussehen der das Penis-
lumen bedeckenden Epithelzellen vollkommen verschieden. Es sind
— 339 —
dies hier nämlich hohe Zylinderzellen mit Flimmerhaaren ; Körner
im Zellprotoplasma sind nicht vorhanden, und die Zellgrenzen sowohl,
wie die an der Basis liegenden Kerne können genau so gut erkannt
werden , wie etwa am Hautepithel. Dieses Epithel des üuctus
ejaculatorius geht ohne scharfe Grenze in das der Vasa deferentia
über. Das äußere Epithel des Penis ist ebenfalls ein Flimmerepithel
und entsteht dadurch, daß das Epithel der Genitaltasche auf die
äußere Wand des Penis übergeht, ähnlich wie das innere Epithel
der Schlundtasche sich auf die äußere Wand des Pharynx überschlägt.
Eine deutliche Basalmembran besitzt das äußere Epithel nicht. Nach
innen zu auf das äußere Penisepithel folgt die Muskulatur, und zwar
sind bei Denärocoeluni cavattcuni alle übrigen, die Hauptmasse aus-
machenden Muskelfasern von einer drei- bis fünffachen , scharf ab-
gegrenzten Lage von Ringsmuskelfasern umhüllt, welche viel dichter
aneinander liegen, als die die anderen den Penis bildenden Muskeln;
letztere durchflechten sich gegenseitig in den verschiedensten Rich-
tungen, verlaufen jedoch zum großen Teile ebenfalls ringförmig und
bilden, wie oben erwähnt, ein Gefüge, das lockerer ist als die äußere
Ringsmuskelschichte. Zwischen dieser und der übrigen Penismusku-
latur liegt eine Zone ovaler Kerne, die wohl als Myoblasten aufzu-
fassen sind.
Der Penis von Dendrocoelum cavaticuni bietet also sowohl in
bezug auf Gestalt wie im mikroskopischen Verhalten der ihn auf-
bauenden Elemente wesentliche Differenzen gegenüber dem ent-
sprechenden Organ von Dendrocoelum ladeum. Da ich nur aus-
gestreckte Tiere untersuchte, so möchte ich gleich von vorneherein
den Einwand abschneiden, daß die Verschiedenheit der Gestalt etwa
eine Folge der Streckung sein könnte. Schon ein einfacher Ver-
gleich der Abb. 3 und 5 zeigt, daß durch Ausstrecken nie aus dem
Penis von Dendrocoelum lacteum (Abb. 5) ein Penis von der
Dendrocoelum cavaticum eigentümlichen Form (Abb. 3) werden kann.
Um jedoch ganz sicher zu gehen, habe ich eine größere Anzahl von
Dendrocoelum lacteum in ausgestrecktem Zustande untersucht und
dabei konstatieren können , daß auch dann der Penis sein cha-
rakteristisches Aussehen nicht verliert, und daß vor allem auch das
herausgestülpte klappenförmige Rohr sich trotzdem noch sehr deutlich
absetzt. Es kann also kein Zweifel an der vollkommenen Verschieden-
heit des Penis bei beiden Arten bestehen. Außerdem sind die
mikroskopischen Unterschiede des inneren Epithels, die Anordnung
der Muskulatur (äußere Ringsmuskelschichte!), ferner der Verlauf
— 340 -
der Vasa deferentia und die Form des Penislumens Verschiedenheiten,
welche ganz abgesehen von der Gestalt des Penis schon allein eine
scharfe Grenze zwischen den genannten beiden Arten ziehen. Dazu
kommt noch bei Bendrocoehmi cavatimm das schon früher erwähnte
Fehlen einer schlauchförmigen Penisscheide, wie sie bei Dendrocoelum
lacteum vorhanden ist.
In der Umgebung des Penis, besonders gegen seine Basis zu,
liegen zahlreiche, teils mit Haematoxylin, teils mit Eosin sich stark
färbende Drüsen, deren Ausführungsgänge in die Muskulatur des
Penis eindringen und dort teils in die Vasa deferentia, teils in den
Ductus ejaculatorius selbst einmünden. Im Penis selbst jedoch sind
Drüsen nicht vorhanden.
Außer diesen Penisdrüsen liegt im Mesenchym hinter der Region
der Geschlechtsorgane ein großer Komplex von einzelligen Drüsen,
die sich mit den Protoplasmafarbstoffen, besonders mit Orange G
sehr intensiv tingieren. Jijima (15) bezeichnet sie im Anschluß an
Lang als Eiweiß drüsen. Sie erstrecken sich bei Dendrocoelum
envaticMui bis weit hinter das Ende der Geschlechtstasche. Ihre
Ausführungsgänge münden hauptsächlich, wie dies auch bei Dendro-
coelum lacteum der Fall ist, in den Endteil der Ovidukte ein. Die
letzteren erscheinen auch in ihren Endabschnitten von einer mehr-
fachen Lage dieser Drüsen umhüllt. Ich habe jedoch auch mehrfach
gesehen, daß die Eiweiß drüsen in das Ende des Uterusganges sich
öffneten. Die Natur des Sekretes der Penis- und Eiweißdrüsen ist
noch unbekannt.
Die Ovarien sind in einem Paare vorhanden. Sie befinden sich
auf der Ventralseite, 2 — 3 mm vom Vorderende entfernt. Jijima (15)
gibt für Dendrocoelum lacteum die Lage als zwischen 4. und
5. Darmaste an; VEJDOVSKy fand bei der von ihm als neu be-
schriebenen blinden Planaria mrasehii die Ovarien zwischen 2. und
3. Darmaste und will daraus einen Unterschied zwischen beiden
Arten herleiten. Es ist aber mißlich, die Lage eines Organes nach
derjenigen eines anderen zu bestimmen , dessen Topographie selbst
variabel ist. Die Darmäste stellen ja nichts weniger als feste Punkte
dar und sind je nach der Größe des Tieres sehr wechselnd ver-
zweigt; ich habe bei Dendrocoelum cavaticum an zahlreichen Stücken
gerade auf die Lage der Ovarien genau geachtet und gefunden,
daß dieselben zwar meist zwischen 2. und 3., häufig aber auch
zwischen 3. und 4. oder 4. und 5. Darmaste eingeschoben sind.
Der vermeintliche Unterschied, den Vejdovskv hier zwischen Dcndro-
— 341 —
coeluni lacteum und cavatlcuni einerseits und Flanaria nirazeJcii
anderseits aufstellte, ist also nicht vorhanden. Ich werde auf diesen
Punkt noch später zu sprechen kommen.
Die Ovarien sind von annähernd kugeliger Gestalt und haben
300 — 400 /< Durchmesser. Eine feine, das ganze Organ umhüllende
Membran ist vorhanden. Die Anordnung und Struktur der Keim-
zellen hat Dcndrocoelum cavaticum mit allen übrigen Planarien ge-
meinsam, so daß ich hier nicht darauf einzugehen brauche.
Die Ovidukte beginnen bei den Ovarien mit einer trichter-
förmigen Erweiterung. In dieser sieht man häufig Spermatozoen
liegen. Bergendal (1) hält diese, auch bei anderen Planariden ge-
fundenen Gebilde nicht für Spermatozoen, sondern für Drüsensekret
anderer Natur. Da sie aber in morphologischem und tinktoriellem
Verhalten sich in nichts von Spermatozoen unterscheiden, und da
nirgends Zellen zu sehen sind, welche im Oviduktanfang — wie
Bergemdal meint — dieses Sekret bilden sollten, so sehe ich keinen
Grund ein, von der Ansicht, daß es wirklich Spermatozoen sind,
abzuweichen. Die Ovidukte halten sich in ihrem weiteren Verlauf
zunächst ganz an die beiden Längsnervenstämme , indem sie dicht
über denselben hegen, zuerst etwas nach außen, dann etwas nach
innen von ihnen. Hinter der Mundöffnung konvergieren beide
Ovidukte medianwärts und steigen zugleich etwas in die Höhe.
Hinter der Geschlechtstasche erreichen sich beide Gänge und ver-
schmelzen zu einem kurzen, gemeinsamen Endabschnitt, welcher in
den Vorhof einmündet. Dabei ist zu bemerken, daß die Ovidukte
sich unter dem Ausführungsgange des Uterus sich vereinigen, so
daß dieser sie also umgreift, vergl. Abb. 3. Daß die Ovidukte in
ihrem Endteile ganz von Drüsen umhüllt sind, wurde schon erwähnt.
Die Ovidukte haben wie bei Pendrocoelum lacteum, wenigstens
in ihrem hinteren Teile, wo die Struktur überhaupt am besten zu
erkennen ist, im Lumen Cilien, welche nach hinten zu gerichtet sind.
Die Wandung besteht aus einer inneren, körnigen Protoplasmaschichte,
welche sich stark färbt und keine Kerne erkennen läßt. Weiter
nach außen zu wird das Protoplasma von mehr fibrillärer Struktur,
und noch weiter nach außen folgen Zellen mit rundem oder ovalem
Kerne; ich glaube mit Neppi (19), daß auch hier ein eingesenktes
Epithel vorliegt und diese Kerne zu der kernlosen, inneren Proto-
plasmaschichte gehören. Eine Muskularis konnte ich mit Sicherheit
nur gegen das Ende der Ovidukte zu erkennen. Am gemeinsamen
Endgang ist dieselbe ganz deuthch. Die Fibrillen des Protoplasmas,
— 342 —
von denen ich eben sprach, färben sich etwas anders wie Muskel-
fasern und haben auch weniger Glanz.
Die Dotterstöcke sind zahlreich vorhanden und reichen fast
bis an das Hinterende. Über ihre Struktur und Verbindung mit den
Ovidukten habe ich den Angaben früherer Autoren nichts hinzuzu-
fügen, da diese Punkte bei Demlrocoehmi cavatictmi genau wie bei
seinen Gattungs verwandten beschaffen sind.
Der sogenannte Uterus (vergl. Abb. 3), auch als receptaculum
seminis oder als Schalendrüse bezeichnet — seine Funktion ist noch
nicht ganz sichergestellt — , liegt zwischen dem Pharynx und der
Geschlechtsregion. Es ist nicht selten , daß er bis nahe an das
hintere Ende des Pharynx heranreicht, andernteils ist er oft auch
eine längere Strecke von demselben entfernt; je nach dieser Lage
ist der Ausführungsgang länger oder kürzer; groß sind jedoch die
Unterschiede in keinem Fall, denn die Entfernung zwischen Pharynx
und Sexualorganen ist ja an und für sich gering. Ich mache auf
dieses wechselnde Verhalten nur deshalb aufmerksam, weil VEJDOVSKy
(27) glaubt, für Dendrocoehüii mrasekii ein Artmerkmal darin ent-
deckt zu haben , daß der Uterus bis nahe an die Pharynxregion
heranreicht. Es ist dies aber durchaus nichts Typisches, sondern bei
den meisten Planarien ist die Lage des Uterus nahe dem Gebiete
des Schlundrohres. Übrigens möchte ich erwähnen, daß VE,JDOVSKy
(27) in seiner Abb. 58 den Ausführungsgang des Uterus wohl ab-
sichtHch übertrieben lang gezeichnet hat, denn er ist dort viermal
so lang als der Penis, und es müßte auf diese Weise der Uterus
nicht nahe der Pharynxendregion gelegen sein, sondern noch viel
weiter vorne, wo für ihn gar kein Platz vorhanden ist. In der
Abb. 55 dagegen erscheint der angeblich lange Ausführungsgang
eher kürzer, als er im Durchschnitt bei Dcndrocoelum zu sein pflegt
und nur halb so lang als in Abb. 58 ; hier liegt infolgedessen der
Uterus sogar der Basis des Penis auf.
Die Gestalt des Uterus ist die einer Blase ; im leeren Zustande
ist er auch häufig vielfach gefaltet , man trifft aber auch öfters
ballonartig aufgetriebene Uteri an , welche ganz mit Sekret voll-
gefüllt sind ; bei solchen beträgt dann der Durchmesser manchmal
über 1 mm. Je nach der Ausdehnung des Uterus wechselt auch
das Aussehen des Epithels. Meist haben dessen Zellen zyhnder-
oder birnförmige Gestalt, wobei die Kerne basal liegen. Am ge-
füllten Uterus wird das Epithel kubisch bis platt. Das Sekret sieht
je nach der Fixation verschieden aus, bald mehr serofibrinös , bald
— 343 ~
körnig. In demselben schwimmend sieht man stets auch abgestoßene
Epithelien. Daß die Epithelzellen des Uterus Drüsenzellen sind, ist
nach meinen Befunden zweifellos. Sperma fand ich im Uterus nicht.
Der Uterus ist von einer dünnen Muskelhülle umgeben. Der Aus-
führungsgang verläuft, über der Geschlechtstasche liegend, dicht
unter der Oberfläche nach hinten, steigt dann, die Ovidukte in er-
wähnter Weise umgreifend, nach abwärts und mündet mit einer
konischen Erweiterung in den Vorhof, nur wenig von dem Genital-
porus entfernt. Die Mündung des Oviduktganges liegt etwas weiter
nach oben. Das Epithel des Ausführungsganges ist ebenfalls von
wechselnder Gestalt, in den verschiedensten Formen zwischen hoch-
zylindrisch und platt schwankend. Umhüllt ist der Gang von einer
mehrfachen inneren Rings- und äußeren Längsmuskelschichte.
Das muskulöse Drüsenorgan (vergl. Abb. 3). wie es von
den meisten Autoren bezeichnet wird, stülpt sich bei der Abtötung
des Tieres meist aus der Genitalöffnung heraus. Es erreicht bei
Dendrocoeliim cavaticum fast den Penis an Größe und erinnert auch
in Gestalt und histologischem Aufbau an ihn. Seine Form ist lang
eiförmig. Außen ist es wie der Penis von einem Epithel mit langen
Flimmerhaaren bekleidet, das eine Fortsetzung des inneren Epithels
der Geschlechtstasche darstellt. Dieses Epithel ruht auf einer Basal-
membran auf. Weiter nach innen kommt eine der des Penis analoge
äußere Ringsmuskelschichte, deren Myoblasten zwischen ihr und
der folgenden Zone hegen. Letztere wird gebildet durch ein mächtiges
Geflecht von sich in verschiedenen Richtungen durchkreuzenden
Muskelfasern, ganz wie wir dies auch beim Penis sehen ; dann aber
treten Differenzen im Baue beider Organe auf, indem sich in diese
große Muskelmasse eine mehrfache Lage von Ringsmuskelfasern
einschiebt (vergl. Abb. 3). welche .sich scharf von den übrigen sich
regellos durchflechtenden Muskelzügen abhebt. Ihre Anordnung
stimmt ganz mit der entsprechenden Beschreibung Jijima's (15) bei
Dendrocoeliim ladeum überein. Weiter nach innen von dieser Rings-
muskellage tritt dann wieder die Muskulatur ohne bestimmte An-
ordnung auf. Das innere Epithel des muskulösen Organes besteht
aus birnförmigen bis kubischen Zellen, in welchen häufig Sekret-
körner zu sehen sind. Auch findet man manchmal Sekret im Lumen
liegen. Das Lumen selbst ist ziemlich eng, erweitert sich jedoch
gegen den Grund des Organes zu. Dies ist jedoch nur der Fall,
wenn dasselbe seine höchste Entwicklung erreicht hat. In einem etwas
früheren Stadium ist das Lumen nur ein schmaler, zentraler Kanal.
— 344 —
Über die Funktion des besprochenen Organes sind die ver-
schiedensten Hypothesen aufgestellt worden. Hallez (10) glaubte
es mit der bursa copulatrix der Rhabdocoelen identifizieren zu können.
Das ist jedenfalls nicht wahrscheinlich, denn der ganzen Gestalt nach
erscheint es unmöglich . daß in dasselbe der Penis des anderen,
begattenden Tieres eingeführt werden sollte. Den Hauptzweck des
Organes in der Drüsensekretion suchen zu wollen , wie dies die
meisten anderen Autoren tun, halte ich ebenfalls nicht für angängig,
denn die Zahl der sezernierenden Zellen ist verhältnismäßig gering,
und es bliebe unerklärt, wozu die kolossale Muskelentwicklung dienen
sollte. Jedenfalls stellt es meiner Ansicht nach ein Hilfsorgan bei
der Begattung dar. Über die Art und Weise der Funktion werden
wir aber durch einfache anatomische Präparate keine neuen Gesichts-
punkte erhalten, sondern hier muß entweder die Beobachtung am
lebenden Tier eingreifen, oder es müssen in copula fixierte Tiere zur
Untersuchung verwandt werden.
Nervensystem.
Über das Nervensystem von Bendrocoelum cavaticum kann ich
mich ziemhch kurz fassen, da dasselbe fast vollkommen mit dem
von Dendrocoelum lacteum übereinstimmt, und ich hier den muster-
gültigen Untersuchungen Jijima's nur wenig beizufügen habe. Ich
skizziere deshalb die Verhältnisse bloß in den Grundzügen und über-
gehe den histologischen Bau ganz; nur in der Darstellung der An-
ordnung des Gehirnes werde ich etwas ausführlicher werden müssen.
Zunächst ist auf Flachschnitten an der Rückenseite des Tieres
ein feines, unter den inneren Längsmuskelfasern liegendes, groß-
maschiges Nervengeflecht zu erkennen, welches gleichmäßig über die
ganze Dorsalseite verbreitet ist. Diese Nerven innervieren jedenfalls
die Rückenmuskulatur.
Ein höher differenziertes Nervensystem ist an der Ventralseite
gelegen. Durch den ganzen Körper ziehen hier nämlich zwei, meist
parallele, dicke Hauptnervenstämme. Nach hinten zu werden sie
allmählich dünner, konvergieren und vereinigen sich meist schheßlich
nahe dem Hinterende. Von diesen Längsnervenstämmen gehen in
horizontaler Richtung sowohl nach medial wie nach lateral Seiten-
äste ab, und zwar entspringt gewöhnlich je ein lateraler und medialer
Ast von einem Punkte, der auch als Ganglion bezeichnet wird. Bei
Bendrocoelum cavaticum zählt man etwa 45 Paare derartiger Seiten-
äste; diese verästeln sich ihrerseits ebenfalls mehrfach. Je zwei
— 345 —
entsprechende Medialäste der beiden Längsnervenstämme anastomo-
sieren meist, wodurch Kommissuren entstehen und das Nervensystem
ein strickleiterähnhches Aussehen erhält. Von den medialen wie von
den lateralen Seitenästen gehen wieder feinste Äste nach ventralwärts
ab, welche wohl die Bauchmuskulatur versorgen. Außer den nach
rechts und links ziehenden Asten sieht man von den Längsstämmen
auch Nervenfasern dorsalwärts abzweigen. Diese sind jedoch nur Behr
schwach entwickelt und keineswegs den Seitenästen gleichzustellen.
Die Bildung des Gehirnes, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist,
geschieht folgendermaßen : Nahe dem Vorderende werden die beiden
Längsnervenstämme breiter, zu gleicher Zeit konvergieren sie stark
gegeneinander. Hier bilden sie vier oder fünf ganz nahe aufeinander
folgende Kommissuren, welche nur durch weniges, dazwischen ge-
lagertes Mesenchymgewebe voneinander getrennt sind. Die vorderste
Kommissur ist weitaus mächtiger als die übrigen und erreicht die
Stärke der beiden Hauptstämme. Entsprechend den Kommissuren
gehen von den Hauptstämmen wie auch im übrigen Verlauf des
Nervensystems die Lateraläste ab. Aus der vordersten Kommissur
jedoch entspringt ein Paar ganz besonders mächtiger Nervenbündel,
welche als Fortsetzung der Hauptstämme angesehen werden können
und auch diesen an Stärke gleich sind. Während die Längsnerven-
stämme jedoch bisher konvergierten, verlaufen diese nach vorne
ziehenden Nervenstämme jetzt divergierend und steigen zu gleicher Zeit
etwas in die Höhe, so daß ihre Richtung also nach vorne, außen und oben
ist. Die vorderen Nervenstämme sind ganz umsäumt von Kernen,
welche meist ein bis zwei kurze Ausläufer erkennen lassen. Die
Mächtigkeit der vorderen Nervenbündel nimmt aber sehr rasch ab,
indem sie nach verschiedenen Richtungen, besonders aber nach der
Seite hin zahlreiche Fasern abgeben. Ein gesondertes Bündel läßt
sich aber ziemlich weit 'nach vorne-außen hin verfolgen und zieht
offenbar in die ohrförmigen Fortsätze hinein.
Mit vorstehenden Angaben wäre die Anatomie von iJemlrocoelum
cavaticum in den Grundzügen erschöpft; denn über die Augen wäre
nur zu sagen, daß von ihnen auch nicht eine Andeutung vorhanden
ist. VEJDOVSKy (27) behauptet zwar, an dem ebenfalls blinden, in
der Organisation unserem Dendrocoelum sehr nahestehenden Den-
drocoelum mrasekn seien Augennerven vorhanden, doch hat er sicher-
lich die eben erwähnten, in die Fühler ziehenden Nerven dafür ge-
halten. Daß sichere Augennerven als solche nicht nachgewiesen
werden können, werde ich gleich zu erörtern haben.
~ 346 —
Es drängt sich uns natürlich die Frage auf, wie wohl die Re-
duktion der Augen bei Dendrocoelum cavaticum erfolgt sein mag.
Ich möchte dabei gleich von vornherein bemerken , daß wir wohl
annehmen müssen, daf^ die blinde Form durch Rückbildung aus einer
sehenden entstanden ist. Die andere Annahme, daß sich z. B. Den-
drocoelum lactenm aus einer ursprünglich blinden Form entwickelt
habe, hat entschieden viel weniger Wahrscheinlichkeit für sich. Über
die Rückbildung der Augen bei Dendrocoelum ist bisher kaum etwas
bekannt. Nur Forel (5) und du Plessis (21) erwähnen, daß sie im
Genfer See zwischen Dendrocoelum lacteum und cavaticum Übergänge
mit kleineren Augen gefunden hätten. Wir dürfen dieser Angabe
aber wohl skeptisch gegenüberstehen. Das Auge ist bei Dendrocoelum
lacteum normalerweise nur Vio — V20 mm groß. Bei diesen minimalen
Massen kann bei einfacher Betrachtung, welche Forel und du Plessis
statt genauer Messung anwandten, natürlich ein Irrtum und eine
ungewollte Selbsttäuschung sehr leicht vorkommen und wir dürfen
deshalb die diesbezüglichen, übrigens nur ganz nebenbei erwähnten
Befunde der beiden Autoren mit berechtigter Reserve aufnehmen,
und das um so mehr, als ich in der Lage bin, nachweisen zu können,
daß die Rückbildung der Augen bei Dendrocoelum nicht durch ein
einfaches Kleinerwerden erfogt.
Es ist mir nämlich gelungen, ein Zwischenglied zwischen dem
blinden und dem mit normalen Augen versehenen Dendrocoelum auf-
zufinden. Das betreffende Exemplar stammt aus der Quelle der
schwarzen Lauter bei Gutenberg. Geyer hatte dort vor einigen
Jahren mehrere Stücke von Dendrocoelum cavaticum gefunden,
welche , wie ich mich überzeugt habe , keine Spur von Augen auf-
wiesen. Gelegentlich eines späteren Besuches dieser Quelle, den
ich mit Geyer gemeinsam unternahm, gelang es uns trotz längeren
Bemühens nicht, dort ein Tier zu bekommen. An dem gleichen
Tage jedoch, an dem ich in der Falkensteiner Höhle die blinde
Planarie wieder entdeckte, stattete ich auch der Lauterquelle einen
Besuch ab und fand dabei ein über 3 cm großes Exemplar des
Dendrocoelum , bei welchem man schon bei der Betrachtung mit
freiem Auge am Kopfende zwei graue Flecken erkennen konnte.
Bei starker Lupenvergrößerung ließen sich diese Flecken in eine
Anzahl feinster, schwarzer Pünktchen auflösen. Ich war natürlich
sehr begierig, welche Aufschlüsse mir das Mikroskop über dieses
bemerkenswerte .Verhalten geben würde. Ich nahm das Tier lebend
mit nach Stuttgart und konservierte es dort unter allen Vorsichts-
— 347 —
maßregeln. Die mikroskopische Untersuchung ergab zunächst, daß
im Bau der Sexualorgane das betreffende Tier ganz mit Dendrocoehim
cavaticum übereinstimmte und es sich nur durch den Besitz zahl-
reicher primitiver Augen vom Typus unterschied.
Bevor ich jedoch dazu übergehe, über letzteren Befund zu be-
richten, w^ill ich in tunlicher Kürze einiges über die Anatomie des
Auges von Dendrocoehcm lacteimi und Dendrocoehim ptinctatum Fall.
erw^ähnen, da ich natürlich zum Vergleiche stets auf die Sehorgane
anderer Dendrocoelen Bezug nehmen muß. Eingehende, spezielle
Forschungen über diesen Gegenstand verdanken wir besonders
Hesse (12) und Jänichen (13). Einige Ergänzungen erfahren deren
Angaben durch A. Th. Schmidt (22). Bei JDendrocoelum lacteum
liegen die zwei Augen (vergl. Abb. 6) dem Vorderende nahe und
sind mit dem Gehirn durch einen 0,22 mm langen Sehnerv ver-
bunden. Ein Auge besteht aus dem Pigmentbecher, der vorn durch
eine zarte Membran abgeschlossen wird, und den in ihm enthaltenen
Sehkolben. Die lichte Weite des Pigmentbechers beträgt durch-
schnittlich 50 /<, die Dicke der Wandung 3,5 (.i. Nach Hesse (12)
besteht der Pigmentbecher aus einer einzigen Zelle , während
Jänichen (13) denselben sich aus mehreren Zellen zusammensetzen
läßt. Der Kern der mit Pigment erfüllten Becherzelle liegt an der
äußeren Wandung derselben. In dem Pigmentbecher sehen wir die
Sehkolben , flaschen- oder keulenförmige Gebilde , deren verdicktes
Ende nach dem Bechergrund zugewandt ist; ihre Zahl beträgt
etwa 32. Jeder Sehkolben hat einen zentralen Achsenfaden, dessen
Struktur nach Schmidt (22) und Hesse (12) fibrillär, nach Jänichen (13)
netzförmig ist. Außerdem hat Hesse stellenweise eine aus feinen
Stiftchen bestehende Randzone an den Sehkolben gesehen. Gegen
die Öffnung des Pigmentbechers zu verdünnen sich die Sehkolben
und gehen, die vordere Augenmembran durchbohrend, in ein Filz-
werk von Fasern über, welche nach dem unteren, hinteren Becher-
rand zu ziehen. Dort begibt sich jeder Faser zu einer Zelle von
gestreckter Gestalt, mit verhältnismäßig großem Kern und von dieser
Zelle aus zieht wieder eine Faser weiter zum Gehirne. Die Ge-
samtsumme dieser Fasern bildet den Nervus opticus.
Das Auge von Dendrocoehim punckäum ist im Prinzip gleich
gebaut mit dem von Dendrocoehim lacteum ; es ist nur größer, indem
die lichte Weite des Pigmentbechers 140 (.i und die Dicke der Wan-
dung 8—13 /<, nach Schmidt (22) 60 f-i bezw. 25 f.i beträgt. Ferner
besteht der Pigmentbecher nicht aus einer, sondern aus mehreren,
— 348 —
epithelartig nebeneinanderstehenden Zellen und enthält eine weit
beträchtlichere Anzahl von Sehkolben.
Ich stelle nun diesen Befunden die Anordnung der Augen gegen-
über, wie sie bei dem von mir in der Lauterquelle gefundenen Den-
drocoelimi auf quer durch das Kopfende gelegten Serienschnitten zu
konstatieren sind. Die schon erwähnten feinsten Pigmentpünktchen
am Yorderende stellten sich dabei unter dem Mikroskop als Augen
heraus und zwar sind dieselben auf jeder Seite auf einem Areal ver-
streut, dessen Durchmesser über 400 /.i beträgt. Die ersten Augen
findet man 550 (.i vom Vorderende entfernt, die hintersten liegen
nahe dem beim Nervensystem beschriebenen vorderen Nervenbündel-
paare. Die Zahl der Augen beträgt auf der einen Seite 21, auf der
anderen 19. Ihre Entfernung von dem Oberflächenepithei ist sehr
wechselnd ; manche liegen direkt unter der Basalmembran , andere
dagegen belinden sich bis zu 120 j-i unter der Oberfläche. Auf
Abb. 7 habe ich bei 150facher Vergrößerung drei Augen verschie-
dener Größe abgebildet, welche ziemlich nahe dem Epithel und auch
nahe beieinander liegen. So sehr genähert sind sie sich gegenseitig
nicht durchwegs , und auf demselben Schnitte , aus dem die Zeich-
nung stammt, befindet sich noch ein zu derselben Seite gehöriges
Auge, das jedoch von den 3 abgebildeten 350 f.i entfernt ist. Jedes
Auge besteht aus einem Pigmentbecher und den darin enthaltenen
Sinneszellen. Die Größe der Augen ist sehr wechselnd. Bei dem
größten, welches ich sah, hatte der Pigmentbecher eine lichte Weite
von 25 (.L und eine Dicke von 5 ,/<. Das kleinste Auge hatte 9 (.i
lichte Weite und der Pigmentbecher war 2 {.i dick. Zwischen diesen
Grenzwerden kommen alle Dimensionen vor, die meisten Augen halten
in ihren Maßen etwa die Mitte zwischen beiden Extremen.
Die stets durch eine feine Membran abgeschlossene, freie
Öffnung des Pigmentbechers, welche bei den meisten Planarien nach
vorne außen gewandt ist, habe ich fast stets nach hinten zu gerichtet
gefunden. Der Pigmentbecher (Abb. 8 u. 9 ph) selbst besteht aus
einer, von zahlreichen Pigmentkörnern erfüllten, schalenförmigen
Zelle, deren an der Außenseite gelegene Kern (k) nicht immer deut-
lich zu erkennen ist. Bei vielen Pigmentbechern habe ich ihn
jedoch gut nachweisen können. Die im Pigmentbecher enthaltenen
Sinneszellen sind nach Anzahl und Form sehr verschieden. In dem
größten Pigmentbecher waren vier Zellen zu sehen, in manchen drei,
in vielen zwei und in den meisten nur eine. Die für Dendrocoelum
ladeuni und punctatum charakteristische Kolbenform ist meist nicht
- 349 —
ausgeprägt , doch sah ich sie hier und da ; so sind die in Abb. 8
gezeichneten zwei Sinneszellen annähernd kolbenförmig; die meisten
Zellen haben jedoch eine ovale bis rundliche Form ; besonders bei
den einzelligen Augen (vergl. Abb. 9) ist dieses Verhalten die Regel.
Das Protoplasma der Sinneszellen ist meist gleichmäßig fein granu-
liert, und läßt gewöhnlich eine Scheidung in Mark- und Rinden-
substanz nicht erkennen. Kerne sind in den Sinne.szellen nicht vor-
handen. An mehreren habe ich jedoch auf Querschnitten einen
zentralen Achsenstrang erkennen können, der bei starker Vergrößerung
sich als aus zahlreichen, durchschnittenen Fibrillen zusammengesetzt
erwies. Eine netzartige Struktur war nie vorhanden. Vermutlich
ist dieser Befund Jäxichen's (13) ein Artefakt. An der Öffnung des
Pigmentbechers gehen die Sinneszellen in feine Nervenfasern über.
Der Verlauf dieser letzteren ist in der ebenfalls fibrillären Struktur
des Mesenchyms meist nicht genau zu verfolgen; ich kann jedoch
behaupten, daß ich nie einen Übergang der Nervenfasern in Zellen
gesehen habe, wie sie bei Demlrocoelum lacteum und punctcdum be-
schrieben werden. An Augen, welche den erwähnten Nervenvorder-
strängen nahe lagen, konnte ich beobachten, wie die vom Auge aus-
gehenden Nervenfasern, die man als Nervus opticus (vergl. Abb. 8 n. o.)
bezeichnen kann, direkt in diese Vorderstränge einmündeten. Mit
diesen ziehen sie dann jedenfalls weiter zur Gehirnkommissur. Im
Vorderende von Dendrocoelum cavaticum finden sich, wie bemerkt,
zahlreiche, teils als motorische, teils als sensible Nerven aufzufassende
Nervenfasern ; diese gleichen im Aussehen den Sehnerven vollkommen ;
man kann daher einen Nerven nur dann als Sehnerven ansprechen,
wenn man den Zusammenhang mit einem Auge direkt nachweisen
kann. Es ist deshalb auch unmöglich, bei einem augenlosen Den-
drocoelum zu behaupten — wie dies Vejdovskv (27) tut — der Seh-
nerv sei noch vorhanden. Ich habe weiter oben schon die Ver-
mutung geäußert, daß VEJDOVSKy jedenfalls die vorderen Nervenbündel
als Sehnerven angesprochen hat; in Wirklichkeit sind jedoch die
Sehnerven viel feiner, da sie ja nur Nebenäste dieser kräftigen
Nervenstränge darstellen. Es ist noch zu erwähnen, daß in dem
ganzen Gebiete, in welchem sich die Augen befinden, überall Pigment-
körnchen verstreut sind, welche sich manchmal zu kleinen Klumpen
zusammenballen, ohne irgendwie in Beziehung zu den eigentlichen
Augen zu treten.
Wenn wir nun versuchen, den im vorhergehenden geschilderten
Befund zu deuten, so ist es wohl zweifellos, daß wir hier ein Zwischen-
— 350 —
glied zwischen den blinden und den mit zwei höher entwickelten
Augen versehenen Dendrocoelen vor uns haben und daß uns hier
ein Fingerzeig gegeben ist, auf welche Weise die Rückbildung der
Augen bei Dendrocoelum cavaticum erfolgt ist.
Hätten wir nicht die eben geschilderten Tatsachen vor uns,
so könnte man ja geneigt sein, zu glauben, es werde die Reduktion
der Augen durch ein einfaches Kleinerwerden und eine Verminderung
der das Auge bildenden Elemente eingeleitet. Die Natur hat aber
hier einen anderen Weg eingeschlagen.
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache , daß sich bei allen
Planarien häufig ein Nebenauge findet, daß sich also ein Auge in
zwei spaltet. Carriere (2), Jijima(15), düPlessis (21) und Jänichen(13)
erwähnen dies und für jeden, der Planarien gesammelt hat, ist es
nichts Neues. Es ist dabei immer das eine Nebenauge kleiner und
enthält eine geringere Anzahl von Sinneszellen. Ob wir diesen Vor-
gang für eine Mißbildung halten oder, was ich für richtiger halte,
noch in das Gebiet des Physiologischen einziehen wollen, brauche
ich hier nicht zu erörtern ; es wäre ja ohnehin nur ein Streit um
Worte ; feststehend ist jedenfalls, daß die Spaltung der Augen häufig
bei allen zweiäugigen Formen ist. Diese Teilung der Augen ist nun
offenbar der Hebel gewesen, an welchem bei Dendrocoelum cavaticum
die Rückbildung der Augen ansetzte. Ein Auge, in welchem einmal
die Tendenz zur Teilung vorhanden ist, wird sich auch leicht mehr
als einmal teilen. Auf diese Weise erfolgt dann eine immer weiter-
gehende Isolierung der das Auge zusammensetzenden Teile und bei
dem von mir beschriebenen Tiere haben wir eine solche schon sehr
weit gediehene Umformung vor uns. Einige Augen lassen noch
mehrere Sehzellen erkennen, die meisten aber sind schon auf dem
primitivsten Bau angelangt, der bei einem Auge möglich ist, indem
sie nur aus e i n e r Pigment- und ein er Sehzelle bestehen. Mit der
Reduktion der Anzahl der einzelnen Komponenten des Auges geht
auch eine Vereinfachung der Struktur dieser selbst Hand in Hand.
Die sonst ziemlich weit differenzierten Sehkolben lassen nur aus-
nahmsweise einen Achsenfaden erkennen, meist ist ihr Aussehen ein
ganz gleichmässiges, und ein Stiftchenbesatz, ebenso die Kerne fehlen
vollkommen.
Von hier bis zum völligen Zugrundegehen des Auges ist dann
nur noch ein Schritt; und auch dieser Schritt ist bei dem von mir
untersuchten Tiere schon getan. Die im Augenareal liegenden
Pigmentkörner, die stellenweise noch in kleinen Haufen angeordnet
— 351 —
sind, stellen offenbar die letzten Reste von Augen dar. Wenn sich
erst das Pigment auflöst, so hat auch die Sehzelle ihren Wert ver-
loren; denn bei den Planarien ist bekannthch die ganze Oberfläche
des Tieres lichtempfindlich. Eine einzelne Sehzelle hat infolgedessen
nur Sinn , wenn sie von einer Pigmentzelle umgeben ist ; denn da-
durch wird dem Lichte von den meisten Seiten her der Zugang ver-
wehrt, und nur von Lichtstrahlen, die von bestimmten anderen Pach-
tungen her kommen, kann die Sehzelle getroffen werden. Es kann
also auf diese Weise das primitive Sehorgan wenigstens zur Orien-
tierung verwendet werden ; von einer Bildwahrnehmung kann natür-
lich bei ihm von vornherein nicht die Piede sein. Geht aber der
Pigmentbecher zugrunde, so steht die lichtempfindliche Sehzelle in
ihrem Werte für das Tier nicht höher als das lichtempfindhche Haut-
epithel und wir begreifen, daß dies gleichbedeutend mit der Rück-
bildung des nun wertlosen Gebildes ist.
Ich bin mir wohl bewußt, daß es noch einiger Zwischenglieder
bedürfte, um den Weg der Rückbildung der Augen bei Dendrocoelum
cavaticum, den ich hier angedeutet habe, auch unwiderleglich be-
weisen zu können. Es dürfte jedoch wohl möglich sein, noch weitere
Übergänge zu finden, welche die Richtigkeit meiner Argumentation
bekräftigen. Aber auch ohne dies, glaube ich, daß die Fingerzeige,
welche die Untersuchung jener Zwischenform uns gegeben hat, so
klar sind , daß es hieße , den Tatsachen Gewalt antun , wenn wir
den Befund in anderer Richtung deuten wollten, als ich es im vor-
stehenden getan.
Systematische Stellung.
Ich habe bisher für die von mir untersuchte Planarie stets den
Namen Dendrocoelum cavaticum Fkies angewandt und es wird nun
meine Aufgabe sein, zu erörtern, welche Stellung in der Systematik
dieses meist als Pkmaria cavatica Fries bezeichnete Tier einnimmt.
Da ich es zur Gattung Dendrocoelum Oerst. stelle, so muß ich zu-
nächst einiges über die Berechtigung der Aufstellung dieser Gattung
überhaupt bemerken, da Vejdovskv (27) dieses Genus als zu unrecht
bestehend annimmt und alle bisher in demselben geführten Arten zu
Planaria Müll, zieht. Die Beweisführung Vejdovskj's ist jedoch
sehr mangelhaft.
Es ist bekannt, daß ein Hauptcharakteristikum der Gattung
Dendrocoelum der Saugnapf bildet. Vejdovskv behauptet nun, der
Saugnapf komme auch bei Tieren des Genus Planaria vor und des-
- 352 —
halb sei die Gattung Dendrocoeliini zu verwerfen und in Planaria
einzureihen. Darauf ist zweierlei zu erwidern. Erstens beruht die
Ansicht Vejdovskj's , auch bei Flanuria komme ein Saugnapf vor,
auf einem offenkundigen Irrtum und es ist schon deshalb seine ganze
Argumentation hinfällig, und zweitens ist das Genus Dendrocoelunt
nicht nur durch den Saugnapf, sondern noch durch eine ganze An-
zahl anderer Merkmale wohl gekennzeichnet. Ich will im folgenden
diese beiden Punkte etwas näher ausführen.
Der Saugnapf bei den Bendrocoelum-kxtQw ist stets schon beim
lebenden Tiere sichtbar, wenn er auch nicht bei allen Arten, ja sogar
oft nicht bei Individuen derselben Art, ganz gleichmäßig ausgebildet
ist. Läßt man das Tier auf einer Glasplatte kriechen, so daß man
die Unterseite gut beobachten kann, so erkennt man stets den Saug-
napf als eine rundliche oder ovale Grube. Daß — bei Dendrocoehim
earaticiim wenigstens — der Saugnapf auch histologisch wohl cha-
rakterisiert ist, habe ich bei der Beschreibung des Epithels schon
erwähnt. An konservierten Dendrocoelen ist der Saugnapf meist
nur dann gut zu sehen, wenn man bei der Tötung darauf bedacht
war, die Tiere mit Salpetersäure zu strecken.
Vejdovsk}' gibt nun an, auch für Planaria alpina sei die Saug-
grube konstatiert worden und ihm sei es gelungen, dieselbe an kon-
servierten Exemplaren von Planaria gonocephala als eine lange,
schlitzförmige Vertiefung am Vorderende des Körpers sicherzustellen
und er bildet dieselbe auch ab. Dementgegen bemerke ich, daß
sich jeder leicht überzeugen kann, daß bei Planaria alpina sowohl,
wie bei gonocephala kein Saugnapf vorhanden ist, wenn man das
lebende Tier, wie geschildert, auf einer Glasplatte von unten besieht.
Ich habe auch beide Tiere mikroskopisch untersucht und in bezug
auf einen Saugnapf ebenfalls ein negatives Resultat erhalten. Auch
ist bei gut und glatt konservierten Tieren beider Arten keine Spur
eines Gebildes zu erkennen, das man für einen Saugnapf ansprechen
könnte. Ich habe viele Hunderte von gut konservierten Exemplaren
aus dem überaus reichen Material des Stuttgarter Naturalienkabinetts
untersucht, es ist mir jedoch hierbei ebensowenig gelungen, eine
Sauggrube zu sehen , wie bei zahlreichen Tieren , die ich lebend
beobachtete.
Das was Vejdovsk}' bei Planaria gonocephala für den Saugnapf
hält, ist offenbar nichts weiter als ein Kunstprodukt. Vejdovskj^ hat
wohl die Behandlung der Planarien mit Salpetersäure nicht gekannt
und deshalb , wie dies bei anderen Methoden der Fall ist , bei der
- 353 -
Konservierung verkrümmte Exemplare erhalten; daß bei solchen sich
auch an der Bauchseite des Kopfendes ein Spalt finden mag, wie ihn
Yejdoyskv beschreibt, will ich durchaus nicht leugnen. Es ist aber
natürlich unzulässig, aus Befunden an konservierten Tieren Schlüsse
zu ziehen, w^enn diese Befunde der Beobachtung am lebenden Tiere
direkt widersprechen. Zudem ist der Schlitz, den Vejdovskj- bei
Planaria gonocephala als Saugnapf angesehen und auf Abb. 61 ab-
gebildet hat von der Sauggrube bei Dendrocoelum , so total ver-
schieden, daß VEJDOVSKy schon allein dadurch hätte darauf kommen
müssen, daß es sich hier nicht um Analoges handeln konnte. Jeden-
falls hoffe ich , genügend klargelegt zu haben, daß der Versuch
YE.TDOYSKy's, das Genus Demlrocoelum zu streichen, infolge seiner
falschen Voraussetzungen als mißglückt anzusehen ist.
Es bildet jedoch nicht nur der Saugnapf allein das Charakte-
ristikum der Dendrocoelum-Avten^ sondern noch eine Reihe von anderen
Eigenschaften trennen dieselben von der Gattung Planaria. Freilich
sind diese Unterschiede teils weniger wichtiger Natur, manche sind
auch nicht ganz ausschließlich, sondern nur vorwiegend der Gattung
Dendrocoelum eigen, in ihrer Summe jedoch ergeben dieselben sehr
w-ohl weitere Stützen für das umstrittene Genus.
Zunächst wäre anzuführen, daß die zur Gattung Dendrocoelum
gehörigen Tiere durchweg größer sind als die der Gattung Planaria.
Dendrocoelum lacteum erreicht eine Größe von 3 cm, Dendrocoelum
piinctatitm Fall, wird über 3,5 cm lang und Dendrocoelum cavaticum
kommt diesem Maße fast gleich ; desgleichen mißt die ebenfalls zu
Dendrocoelum zu stellende Art mraseläi Vejd. 2.4 cm. Die Planaria-
Arten sind dagegen kleiner als 2 cm, und nur Planaria gonoccphala
DuG. überschreitet diese Grenze manchmal.
Ein weiterer' Unterschied beider Genera, der schon bei der
ersten Betrachtung auffällt, besteht darin, daß bei Dendrocoelum die
Seitenränder des Körpers gewellt sind, so daß namentlich, wenn die
Tiere etwas kontrahiert sind, sich seitlich halskrausenähnliche Falten
bilden. Planaria dagegen trägt die Ränder glatt.
Bei der Abtötung mit Salpetersäure zeigen die Dendrocoelum-
Arten immer, wenn auch in verschiedenem Grade, die Neigung sich
zu verkrümmen und die Ränder umzuschlagen, und man muß erst
mit dem Pinsel etwas nachhelfen, wenn man ganz glatt konservierte
Tiere erhalten will. Planaria dagegen und ebenso Polycelis strecken
sich bei gleicher Behandlung meist von selbst ganz glatt.
Bei Dendrocoelum cavaticum, punctatum, mrasekü und nausicaae
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in 'Württ. 190C. 23
— 854 —
0. Schmidt vereinigen sich die beiden hinteren Darmäste stets hinter
der Geschlechtsregion zu einem unpaaren Aste, bei Dendrocoelum
lacteum ist dies häufig, jedoch nicht immer der Fall. Dieses Ver-
halten ist selten auch bei Arten des Genus Plcmaria beobachtet
worden , es bildet also nur ein vorwiegendes , nicht ein ausschließ-
liches Charakteristikum von Dendrocoelum.
Dagegen ist noch ein durchgreifender Unterschied beider
Gattungen in der Anordnung der Muskulatur des Pharynx vorhanden.
Die inneren Muskelschichten bei Dendrocoelum durchflechten sich
nämlich wechselseitig,- während bei Planaria eine scharf getrennte,
gut ausgebildete innere Längs- und innere Ringsmuskellage besteht.
Wenn wir alle eben entwickelten Punkte zusammenfassen, so
wird es gewiß berechtigt erscheinen, wenn wir das Genus Dendro-
coelum aufrechterhalten.
Damit ist auch schon die systematische Stellung gegeben,
welche die Art cavaticuni einnehmen muß. Denn alle im vorstehenden
als für Dendrocoelum charakteristisch angeführten Eigenschaften besitzt
sie, wie ich im anatomischen Teil genauer darstellte. Bei der Klar-
heit der Lage erscheint eine eingehende Erörterung darüber über-
flüssig. Ich möchte nur bemerken , daß schon der Autor der Art,
Fries (7), ganz richtig vermutete, daß die von ihm entdeckte Planarie
ein Dendrocoelum sei. Er schreibt darüber: „Die Planarie der
FalkensteinA- Höhle, bis gegen 2 cm lang, erinnert in Form (Ohr-
fortsätze) , Farbe , Betragen, kurz in ihrem ganzen äußeren Habitus
entschieden an Dendrocoelum Oerst. {Planaria lactea 0. F. Müll.),
besonders an stark ausgehungerte Exemplare der letzteren. Die
weißliche Farbe ist nämlich blasser, und das ganze Tier erscheint
etwas durchsichtiger. Trotzdem läßt sich von inneren Organen am
lebenden kaum mehr erkennen, als bei der genannten Art. Die An-
ordnung des Darmkanals stimmt mit derjenigen bei Dendrocoelum
lacteum überein. Ferner hebe ich hervor, daß die Planarie der Höhle
eine ebensolche Sauggrube am vorderen Ende besitzt, wie sie Leydig
auf der ersten seiner Tafeln zum Handb. der vergl. Anat. von Dendro-
coelum lacteum abgebildet und in einer Anmerkung zur Figuren-
erklärung näher beschrieben hat. Dagegen unterscheidet sich unsere
Planarie auf den ersten Blick von Dendrocoelum lacteum durch den
Mangel der Augen, welche bei letzterer Art konstant vorhanden sind
und, wie ich nach eigenen Versuchen hinzusetzen kann, auch nach
Quertrennung des Tieres am regenerierten Kopfteil auftreten. Gleich-
wohl erschenit die Planarie der Höhle gegen Licht empfindlich. Wie
sie sich zu der ungenügend beschriebenen PJaiiaria coeca Düges
verhält (SiDirsox's Gattung Änocelis) , vermag ich nicht zu ent-
scheiden.
Indem ich diese letzte Bemerkung von Fries aufnehme, werde
ich im folgenden noch die Stellung von Dendrocoelum cavaticum zu
einigen anderen blinden Planarien erörtern.
Ich beginne gleich mit Änocelis coeca Dug. Düges (4) fand
dieselbe in einem Exemplare in einem fast ausgetrockneten Bache,
beobachtete dieses jedoch längere Zeit lebend. Er benannte es
Planaria coeca. Auf Grund der Augenlosigkeit stellte Stimpson (25)
zu einer Zeit, als man noch keine weiteren blinden Planarien kannte,
für dieses Tier die neue Gattung Änocelis auf. Es ist hier wieder
einmal gut ersichtlich, wie verkehrt es meist ist, den Mangel der
Augen als Gattungsmerkmal zu verwenden. Denn nach Stimpson
müßte man nun Dendrocoelum cavaticum und andere blinde Arten
mit Änocelis coeca in eine Gattung stellen, obwohl die Tiere in ihrer
Organisation völlig different sind. Ohne sein Verdienst hat jedoch
Stdipson mit der Aufstellung der Gattung Änocelis recht behalten,
nur ist das Charakteristikum derselben nicht sowohl die Augenlosig-
keit, als vielmehr das Exkretionssystem, welches sich, wie Vejdovskv
(26) nachgev/iesen hat, von dem aller anderen Planarien wesentlich
unterscheidet. Vejdovsk\- (26) fand Änocelis coeca im Polenzflusse
bei Tetschen in Böhmen und hatte so Gelegenheit, sie genauer zu
untersuchen. Von Dendrocoelum cavaticum unterscheidet sich außer
durch die Anordnung des Exkretionssystems Änocelis auch durch
ihre Kleinheit, Körperform und Anordnung des Darmkanales.
Wesentlich näher verwandt ist dagegen Dendrocoelum cavaticum
mit dem schon mehrfach erwähnten Dendrocoelum mrasehii Vejd.
Vejdovsky (27) selber nannte die Art Planaria mrazehii, da er ja
das Genus Dendrocoelum nicht anerkennt.
Bevor ich die Unterschiede beider Arten bespreche, muß ich
noch einmal kurz die Punkte zusammenfassen, in denen Dendrocoelum
cavaticum mit Dendrocoelum lacteum nicht übereinstimmt.
Die wichtigste Differenz liegt, abgesehen von dem Mangel der
Augen, in der völligen Verschiedenheit des Penis beider Arten. Ferner
fehlt bei Dendrocoelum cavaticum die schlauchartige Penisscheide und
die deutliche Teilung des Geschlechtsvorraumes in zwei Kammern.
Die Mündung der Ovidukte und des üterusganges ist bei Dendrocoelum
lacteum ebenfalls anders als bei Dendrocoelum cavaticum. Schließlich
ist letztere Art durch ihre zartere Farbe und durch ihre geringe
23*
- 356 —
Resistenzfähigkeit gegen mechanische Einflüsse von dem robusteren
Dendrocoeliim Jadeuni ausgezeichnet.
Vejdovskv waren die wichtigen Unterschiede beider Arten nicht
bekannt. Er glaubte viehnehr, Dendrocoeliim cavaticmn sei ein augen-
loses Dendrocoelum lacteum. Um nun die blinde Art JDendrocoelum
mrazeliii aufrechterhalten zu können, mußte er Abweichungen
finden, die zwischen Dendrocoelum mrazekii und lacteum bestehen.
Er fand diese Abweichungen auch , dieselben sind jedoch imaginär.
Sie sollen folgende sein : Weniger entwickelte Sauggrube bei Dendro-
coelum mra^ehü, größere Zahl der Hoden, andere Lage der Eierstöcke,
langgestielter Uterus. Was die letzten beiden Punkte betrifft, so
habe ich ihre Nichtigkeit schon im anatomischen Teil dieser Ab-
handlung an entsprechender Stelle nachgewiesen. Die Entwicklung
der Sauggrube ist auch bei Dendrocoelum lacteum manchmal gering,
so gering oft, daß sie ein so genauer üntersucher wie Juima (15)
sogar übersah. Ebenso kann die große Zahl der Hoden kein be-
sonderes Charakteristikum für Dendrocoelum mra^ehn sein, denn
gerade auch Dendrocoehim lacteum zeichnet sich ja bekanntlich durch
seine außerordentlich große Zahl dieser Drüsen aus. Die Verhältnisse
liegen also so, daß außer der Blindheit Dendrocoelum mrazekii in
seiner Organisation Dendrocoelum lacteum völlig gleicht. Yeidovsev (27)
hätte deshalb — nach seinen Kenntnissen über die Anatomie von
Dendrocoelum cavaticum — die Art mrasekU bei kritischer Be-
trachtung mit Dendrocoelum cavaticum vereinigen müssen. Denn
auch der angebliche Unterschied, daß bei cavaticum die Ohren nach
vorn, bei mrazehii nach außen gerichtet seien, besteht in Wirklich-
keit nicht. Dem Umstände jedoch, daß Vejdovsk}- (27) die Ver-
schiedenheit der Geschlechtsorgane von Dendrocoelum. cavaticum
einerseits und Dendrocoelum lacteum und mrazekii anderseits nicht
erkannt hat, ist es zu verdanken, daß die Art Dendrocoehim mrazekii
Vejd. zurecht bestehen muß.
Wie sich Dendrocoelum cavaticum zu dem in der Tiefe größerer
Seen gefundenen, blinden, meist auch als cavcdicum bezeichneten
Dendrocoehim verhält, kann gegenwärtig nicht entschieden werden,
da über dieses keine anatomischen Untersuchungen vorliegen. Mir
selbst stand leider kein Vergleichsmaterial zu Gebote.
Graff (9) erwähnt, daß Packard (Zool. for Students 1879) von
einem amerikanischen, höhlenbewohnenden Dendrocoelum percoecum
n. sp. spricht, das, wie sein Name sagt, augenlos ist. Die betreffende
Originalabhandlung ist mir leider nicht zugänglich , doch scheint es
— 357 —
sich nur um eine kurze Notiz zu handeln , so daß sich über die
systematische SteUung dieses Tieres nichts Sicheres aussagen läßt.
Das gleiche gilt von den blinden Planarien, die Asper im Lago
Maggiore fand und von dem blinden Dendrocoelwn angareme
Gerstfeld, das im Baikalsee und auch im Schlamme der Festungs-
gräben bei Lille vorkommt. Alle diese letzterwähnten Spezies
scheinen mir ohne genügende Berücksichtigung der Synonymie auf-
gestellt worden zu sein , weshalb ihre Artberechtigung erst noch
erwiesen werden muß.
Eine schwierig zu beantwortende Frage ist die nach der ver-
mutlichen Stammform von Dendrocoelum cavaticum. Daß dasselbe
nicht von jeher augenlos war, sondern von einer sehenden Form
abstammt, glaube ich schon daraus schließen zu müssen, daß ich
die Übergangsform mit den reduzierten Augen aufgefunden habe.
Hier muß ich nun darauf hinweisen, daß in der schwäbischen Alb
in Quellen, jedoch nicht in denselben wie Dendrocoelum cavaticum,
auch ein weißes Dendrocoelum mit zwei Augen vorkommt. Die
nächstliegende Vermutung wäre nun gewesen, daß dieses Dendrocoelum
die sehende Art zu Dendrocoelum cavaticum sei. Auch glaubte ich
aus theoretischen Gründen annehmen zu müssen, daß dieses Dendro-
coelum nicht mit Dendrocoelum lacteum Müll, identisch sei. Dendro-
coelum lacteum kommt ja bekanntlich häufig in Seen und Sümpfen
vor, die im Sommer oft eine sehr hohe Temperatur erreichen. Bei
der bekannten Abhängigkeit der Planariden von den Temperatur-
verhältnissen erschien es mir nun als höchst unwahrscheinlich, daß
dieselbe Art einesteils nur in den obersten Bachläufen, noch ober-
halb des Eiszeitreliktes Planaria alpina Dana leben und andernteils
in Gewässern mit doppelt und dreifach so hoher Temperatur existieren
sollte. Meine Zeit erlaubte es mir nicht, eingehende anatomische
Untersuchungen des mit Augen versehenen Dendrocoelum der Alb-
quellen vorzunehmen, auch hatte ich nur in Alkohol konserviertes
Material zur Verfügung. Ich untersuchte jedoch an Serienschnitten
von verschiedenen Fundorten verschiedene Exemplare auf die Ge-
schlechtsorgane hin und kam dabei zu dem nicht erwarteten Resultate,
daß dieselben nicht mit denen von Dendrocoelum cavaticum, sondern
in allen wesentlichen Punkten mit denen von Dendrocoelum lacteum
übereinstimmten. Als einzige Abweichungen fand ich eine äußere
Ringsmuskelschichte des Penis, die Julma (15) bei Dendrocoelum
lacteum leugnet und ferner ein anderes Verhalten des inneren Penis-
epithels, indem die Zellen desselben denen von cavcdicum gleichen
- 358 —
und nicht der Beschreibung, die Jijlaia für lacteiim gibt. Dagegen
ist die Form des Penis, die klappenartig eingestülpte Verlängerung
desselben (das „flagellum" 0. Schmidt's (23)), die große Penishöhle
mit den ins Lumen vorspringenden Epithelzapfen, die schlauchartige
Penisscheide und die Zweiteilung des Geschlechtsantrums ganz wie
bei Dcndrocoehim lacteiim. Im Vergleich zu dieser Kongruenz er-
scheinen die geringfügigen Unterschiede der Histologie des Penis
nicht genügend, um dieses Demlrocoelum als neue Art von lademn
abzusondern. Vielleicht ergibt die Untersuchung des ganzen Or-
ganismus, die ich nicht vornehmen konnte, weitere Differenzen, die
eine Trennung von lacteum nötig machen. Damit wäre zwar den
Hypothesen Voigt"s (28 — 31) ein schwerer Stein des Anstoßes aus
dem Wege geräumt, von Dendrocoeliim cavatiaim würde sich die
Art dadurch aber nur weiter entfernen.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als anzunehmen, daß die
in der Alb so nahe beieinander wohnenden Arten lacteum und ccwaticuni
trotzdem nicht unmittelbar voneinander abstammen. Wenn dies
überhaupt der Fall ist, so muß die Abspaltung der nun blinden Art
jedenfalls schon sehr frühe erfolgt sein, denn die durchgreifende
Abänderung der Geschlechtsorgane hat zu ihrer Bildung jedenfalls
lange Zeit in Anspruch genommen.
Es wäre jedoch auch möglich, daß Dendrocoelmn cavcdicitm
von einer ihr im übrigen gleichen, aber sehenden Art sich herleitet. Es
wäre dies vielleicht dadurch zu erklären , daß die in den Höhlen
lebenden Exemplare eben durch diesen Aufenthalt geschützt waren
vor den äußeren Einflüssen, jedenfalls klimatischer Natur, denen die
sehende, oberirdisch lebende Art inzwischen erlegen ist.
Ich befinde mich jedoch mit diesen Theorien bereits nicht mehr
auf dem Boden der durch Tatsachen gestützten W^issenschaft. Ich
breche darum ab und kann dies um so mehr tun . als ich glaube,
daß wir noch nicht so weit sind, daß wir unbedingt Hypothesen zu
Hilfe nehmen müssen , um die Deszendenz von Dendrocoelmn cava-
ticum zu erkennen. Vermutlich bringt eine eingehende , kritische
Untersuchung zahlreicher bisher unter dem Namen Dendrocoelmn
lacteum Müll, zusammengefaßter Planarien doch noch neue Gesichts-
punkte; denn offengestanden glaube ich, trotz meiner ziemlich
negativen Resultate, noch nicht an die Einheit dieser Art.
Auch die Entwicklungsgeschichte von Dendrocoelum cavaticum
dürfte vielleicht weitere Anhaltspunkte geben. Vielleicht ist es mir
selbst vergönnt, an diesen Fragen noch mitzuarbeiten.
- 359 —
Einstweilen ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem hoch-
verehrten Freunde, Herrn Oberstudienrat Prof. Dr. Lampert auch an
dieser Stelle wärmstens dafür zu danken, daß er mir die Anregung
zu dieser Arbeit gab und mir gestattete, im Naturalienkabinett meine
Untersuchungen vorzunehmen.
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Süßwasser-Dendrocoelen (Trikladen). Zeitschr. f. wiss. Zool. XL.
16. 1889. Kennel, J. Untersuchungen an neuen Turbellarien. Zool. Jahrb.
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17. 1904. Luther. A. Die Eumesostominen. Zeitschr. f. wiss. Zool. LXXII.
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18. 1886. MoNiEZ, R. Faune des eaux souteiraines du departement du nord et
en particulier de la ville de Lille. Revue biolog. du nord de la France.
19. 1905. Xeppi, V. Über einige exotische Turbellarien. Zool. Jahrb. Abt. f.
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20. 184J:. Oerstedt , A. S. Entwurf einer systematischen Einteilung- und spe-
ziellen Beschreibung der Plattwürmer auf mikroskopische Untersuchung
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21. 1885. DU Plessis-Gouret, G. Essai sur la faune profonde des lacs de la
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wissenschaften. Vol. 29.
22. 1902. Schmidt, A. T. Zur Kenntnis der Trikladenaugen und der Anatomie
von Polycladiis Gayi. Zeitschr. f. wiss. Zool. LXXII.
23. 1862. Schmidt, 0. Untersuchungen über neue Turbellarien von Corfu und
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24. 1851. Schultze, M. Beiträge zur Xaturgeschichte der Turbellarien Greifswald.
25. 1857. Stimpson. Prodromus descript anim. evertebr. etc. Proceed. Acad.
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26. 1882. VEJDOvsKy. Exkrecni Apparat Planarii. Sitzungsber. der k. bühm.
Ges. d. Wissensch.
27. 1895. VEJDOvsKy. Zur vergleichenden Anatomie der Turbellarien. (Zugleich
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Zool. Bd. LX.
28. 1896. Voigt, W. Die Einwanderung der Planaiiaden in unsere Gebirgs-
bäche. Verh. d. naturh. Ver. d. preuß. Eheinlande. Westfalens und
d. Reg.-Bez. Osnabrück. 53. Jahrg.
29. 1901. Voigt, W. Die Ursachen des Aussterbens von PJanaria alpina im
Hundsrückgebirge und von Polycelis cormda im Taunus. Verh. d.
naturh. Ver. d. preuß. Rheinlande, Westfalens und d. Reg.-Bez.
Osnabrück. 58. Jahrg.
30. 1903. Voigt, W. Überreste der Eiszeitfauna in mittelrheinischen Gebirgs-
bächen. Verh. d. 14. deutsch. Geographentags zu Köln.
31. 1904. Voigt, W. Über die Wanderungen der Strudelwürmer in unseren
Gebirgsbächen. Verh. d. naturh. Ver. d. preuß. Rheinlande, West-
falens und d. Reg.-Bez. Osnabrück. 61, Jahrg.
32. 1887. Weltxer, W. Dendrocoehan imnctafioiiF allas, bei Berlin. Sitzungsber.
d. k. preuß. Akad. d. Wiss. zu Berlin. XXXVIII.
33. 1904. AVilhelmi, J. Über die Exkretionsorgane der Süßwassertrikladen.
Zool. Anz. XXVIII.
34. 1904. WiLHELMi, J. Beiträge zur Kenntnis der Verbreitung und Biologie
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35. 1906. WiLHELMi, J. Untersuchungen über die Exkretionsorgane der Süß-
wassertrikladen. Zeitschr. f. wiss. Zool. LXXX.
36. 1891. Woodworth, M. Contributions, to the morphology of the Turbellaria,
I. On the structure of Phagocata yracilis Leidy. Bull, of the Mus.
of compar. Zoology. Vol. XXI.
37. 1905. ZscHOKKE, F. Die Tiefenfauna des Vierwaldstättersees. Verh. d.
Schweiz, naturf. Ges. an d. Jahresvers. Luzern.
Zur Kenntnis afrikanischer Mantodeen.
Von Dr. Franz "Werner.
Herr Oberstudienrat Prof. Dr. K. Lajipert sandte mir im Sommer
des Vorjahres eine Anzahl von Mantiden des kgl. Naturalienkabinetts
in Stuttgart zur Bestimmung, unter welchen sich einige Arten be-
fanden, welche entweder noch unbeschrieben oder noch wenig bekannt
sind ; es sind dies fast durchweg solche aus den afrikanischen Kolonien
des Deutschen Eeiches; vergleichsweise habe ich auch gelegentlich
das unbestimmte Mantiden-Material des Wiener Naturhistorischen
Hofmuseums, welches mir Herr Direktor Ganglbäuer zur Determination
anvertraute , in Betracht gezogen und namentlich die darin gefun-
denen Fundorte vervvertet. •
Für die Überlassung des Studienmaterials bin ich Herrn Prof.
Lambert zu aufrichtigem Danke verpflichtet; ich habe dadurch eine
Menge sehr interessanter Arten kennen gelernt.
Eremiaphila Klunzing eri n. sp.
Als eines der interessantesten Exemplare in der Stuttgarter
Sammlung möchte ich eine Eremiapliüa bezeichnen, die als E. nilo-
tica bestimmt war und wirklich sehr gut mit dieser Art überein-
stimmt, von der man eigentlich nur Savigny's Abbildung kennt
(Descr. Egypte Orthopt. Taf. H Fig. 1), welche das Tier von der Ober-
seite zeigt. Jedoch besitzt sie große, wohlentwickelte Flügeldecken
und Hinterflügel. Diese Art, welche nebst E. Typhon Lefebvre von
Prof. Kluxzinger 1880 bei Kosseir gefangen wurde, gleicht dieser
außerordentlich , doch ergeben sich nach genauerem Vergleich fol-
gende Unterschiede. Das Pronotum , welches wie bei E. Typlion
ebenso lang wie breit ist, trägt sowohl hinter dem Vorder- als vor
dem Hinterrande ein Paar von rundlichen Wülsten, während es bei
Typlion gleichmässig gewölbt, glatt ist; das Hinterpaar ist stärker
als das vordere. Die vorderen und hinteren Seitenecken sind nicht
— 362 ~
spitz, wie bei Typhon, sondern breit schief abgestutzt. Vordere
Coxen innen schwarz, nicht aber die Femora. Mittel- und Hinter-
beine unterseits einfarbig hell (bei Typlion wenigstens die Tibien
dunkler gebändert).
Die Art könnte auch mit E. Lnxor Lef. verglichen werden,
von welcher sie das kürzere, quadratische, anders skulpturierte Pro-
notum und die größeren Hinterflügel unterscheiden.
Länge 27 mm, Pronotum 10,5 mm, Elytren 8,5 mm, Breite
des Abdomens 12,5 mm.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf Grund mir später zu-
gekommenen Materials noch bemerken, daß ich Centromantis tunetana
Wern. doch nur als Varietät von C. flenticoUis Lucas bezeichnen
möchte und daß Eremiaphila lihyca Wern. wahrscheinlich das $ zu
C. hehtanensis ist.
Von G. äentlcollis liegt in der Stuttgarter Sammlung ein schönes
Pärchen von Djelfa {S mit links zwei, rechts ein Apikaldorn der
vorderen Femora) und von der var. tunetana einem ebenfalls schönen
Pärchen vom Originalfundort Gafsa. Bis auf die bedeutend kürzere
Vorder- und Hinterspitze des Pronotums und die Färbung, die aber
sicherlich unwesentlich ist, kann ich keinen Unterschied finden, daher
die Degradierung der^ tunetana.
Elaea pcrloicles Sauss.
Ein 6 von Abessynien (Hochstätter 1885) gehört ganz be-
stimmt zu dieser Art, nicht zu somalica Schulth., ebenso wie zwei
ebenfalls J-Exemplare meiner Sammlung aus derselben Gegend.
Tarachodes dives Sauss.
Ein $ , von Prof. Klunzinger bei Kosseir gesammelt , beweist,
daß diese Gattung auch in die paläarktische Region vordringt, wenn
sie nicht etwa mit einem Dampfer aus dem tropischen Afrika nach
Ägypten verschleppt wurde. Im übrigen werde ich die im Stutt-
garter Museum vertretenen Arten dieser schwierigen Gattung erst
bei Gelegenheit der Publikation meiner sudanesischen Mantiden-
Ausbeute in der zusammenfassenden Beschreibung der Gattung be-
handeln.
Episcoptis chalyhaens (Burm.).
Ein d vom Kap, das Typ-Exemplar der Oxyoplithahna clmhjhaea
Sauss. Die Form des Pronotums verweist diese Gattung wie Oxy-
ophthaJnia in die Nähe von Lygdamia . während die Augen an
— 363 -
Scliizocephala, der irisierende Fleck der Hinterflügel an die Vatiden
der Gruppe Heterochaeta erinnert.
Zur Kenntnis der ostafrikanischen Enteilen.
Die kleinen Mantiden der Gattung Entella sind, soweit es die
südafrikanischen Arten betrifft, von Saussure in Abh. Senckenberg.
naturf. Ges. XXI. 2899, S. 594 übersichtlich zusammengestellt worden.
Mit Bezug auf die Gattung Ligaria möchte ich hier nur bemerken,
daß die verschiedene Bewehrung der Yorderschenkel das geringste
Hindernis wäre, L. trigonalis Sauss. mit Entella jiiainda Sauss., mit
welcher sie in Copula gefangen worden sein soll, auch spezifisch zu
vereinigen, da ich ähnliche Differenzen der beiden Geschlechter auch
bei den nordafrikanischen Wüstenmantiden der Gattung Centro-
mantis Wern. gefunden habe.
Die vier mir vorliegenden ostafrikanischen EiiteUa- Arten lassen
sich leicht in Saussure's Bestimmungstabelle einfügen wie folgt :
1. Femora antica elongata (Pronotum indistincte obscuriore bivittatum,
elong-ato-rhomboidale, dilatatione humerali in medio sita, niargiuibus
integris. Margo anterior elytrorum anguste albolineatus) ; Tibiae
anticae spinis 10 Entella alkna n. sp. (d)
Tibiae anticae extus spinis 6 — 8 (in E. Wklenmanni tantüm
10—11); Femora antica dilatata . . . 2
2. Pronotnm dilatatione humerali valde distincta, angulato-producta,
margine laterali distincte denticulatum. $ aptera, abdomen $ fusi-
forme (Tibiae anticae spiuis extus 7)
Enteita Lamperti n. sp. ($)
Pronotum dilatatione humerali minus prominenti, rotundata 3
3. Pronotum lateribus integris. Abdomen § fusiforme (in E.panrt;
$5 E. minimae et Widenmanni ignotae) 4
Pronotum lateribus denticulatis. Abdomen $ subparalleliun, postice
tarnen leviter latius, subito trigonali-terminatum (3
4. Tibiae anticae extus spinis 7 — 11; articulus primus tarsorum
anticorum tibiae haud longior 5
Tibiae anticae extus G spinosae; articulus primus tarsorum anti-
corum tibiae longior Entetta minima n. sp.
5. Tibiae anticae extus spinis 7 — 8 armatae; pronotum unicolor?
Entetta parva Sauss.
Tibiae anticae extus 10 — 11 spinosae; pronotum pallide ornatum
Entetta Widenma)ini n. sp. (d)
6. Pronotum denticulis minimis ; femora antica margine interno spinis
Omnibus alternis Entetta Detatandii Sauss.
Pronotum denticulis fortioribus instructum; femora antica margine
interne apice inter spinas longiores spinis minoribus ... 2
Entetta jncunda Sauss.
— 364 -
Entella alle na n. sp.
Diese Art ist durch die zwar platten , aber vergleichsweise
langen und schmalen vorderen Femora von allen verwandten Arten
zu unterscheiden und könnte eventuell eine besondere Untergattung
vorstellen. Die Färbung ist grau- oder rotbraun, auch die vorn weiß-
geränderten Elytren sind so gefärbt und ebenso wie die Hinterfiügel
das Abdomen stark überragend.
Totallänge 22,5 — 25 mm, Pronotum 6 mm lang, 2,5 mm breit;
Elytren 21,5 mm. 2 SS (Tanga, leg. Beerwald, Bagamoyo, leg.
Widenmann).
Entella Lamperti n. sp.
Ausgezeichnet durch das in der Humeralgegend stark winkelig
erweiterte Pronotum. Vordere Coxen und Femora innen dunkel-
braun. Weibchen flügellos, durch die Form des Abdomens von
E. Delalandii leicht zu unterscheiden. Färbung dunkelgraubraun,
die Gliedmaßen dunkler gefleckt, bezw. gebändert. Totallänge 18 mm,
Pronotum 5 mm lang, 3 mm breit. 1 $ (Tanga, leg. Beerwald).
Entella m i n i m a n. sp.
Die kleinste ostafrikanische Art neben der nachstehenden. Das
erste Glied der Vordertarsen ist sehr lang, länger als die Tibia.
Färbung hellgraubraun; Elytren, welche das Abdomen etwas über-
ragen , mit etwas dunkleren Adern ; Gliedmaßen dunkel gebändert.
Länge 16,5 mm, Pronotum 3,5 mm lang, 1,5 mm breit; Elytren
12,5 mm. 1 S Kahe Kibuajo (leg. Widenmann).
Entella Widenmanni n. sp.
Der vorigen Art recht ähnlich, aber Vordertibien mit 10 oder
11 Dornen außen, Vordertarsen nicht länger als die Tibia, Mittel-
und Hinterbeine nicht dunkler gebändert, Elytren etwas länger.
Pronotum schwarzbraun mit einer weißen, am Ptande ausgezackten
Mittellängslinie. Elytren braun geädert, undeutlich gefleckt, hyalin.
Gliedmaßen gelbbraun, nur die vordem Femora gebändert. Total-
länge 16,5 mm, Pronotum 3,5 mm lang, 1,5 mm breit; Elytren
14 mm. 1 S Moschi (leg. Widenmann).
Tr opldomantis africana n. sp.
Die Gattung Tropldomantis war bisher nur in zwei ostindischen
(T. tejiera und giittatipennis), einer australischen {T. aiistralis Saüss.
und Z. von Queensland) und zwei madagassischen (T. thalassina
— 365 —
Sauss. von Nossi Be und T. Iiowa Sauss. = iKÜliäa Westw.) Arten
bekannt. Die vorliegende Art gleicht ganz auffallend T. tenera und
pallida, läßt sich aber von diesen Arten durch das viel kürzere Pro-
notum sofort unterscheiden. Bei tenera ist es etwa doppelt so lang
wie breit, bei ofricaua aber nur etwas mehr als P/'mal so lang
wie breit (3,5:2,25 mm). Totallänge 19, Elytren 16 mm; Färbung
gelbhch. Bagamoyo (Widenmann 1893).
F ohj spilofa heteroptera n. sp.
Nahe verwandt P. validissima Gerst. von Kamerun, aber von
dieser und allen anderen mir bekannten Arten dadurch verschieden,
daß die Hinterflügel am Yorderrande keine Spur von dunklen Quer-
binden tragen. Pronotum vor der humeralen Querfurche ziemlich
schnell verbreitert, die humerale Erweiterung sehr stark entwickelt,
dahinter das Pronotum stark eingezogen und allmählich nach hinten
sich erweiternd. Elytren ziemlich zugespitzt, das Costalfeld hinter
dem zweiten Drittel plötzlich sich stark verschmälernd. Stigma
groß, weiß, beiderseits breit schwarz begrenzt; im übrigen sind die
Flügeldecken unregelmäßig braun auf hyalinem Grunde gescheckt.
Hinterflügel blaßbraun, am Yorderrande ein wenig, an der Spitze
deutlich dunkler. Yorderbeine innen mit reichlicher dunkler Zeich-
nung ; ein schwarzer schiefer Querstrich an der Basis und ein großer
schwarzer, auf den Trochanter übergreifender Fleck am Ende der
Coxa ; ein langer, gebogener, schwarzer Strich auf dem Femur, von
hinten nach vorn ziehend ; die Dornen teilweise schwarz.
Totallänge 67,5 mm; Pronotum, Länge 26 mm. Breite 8,5 mm:
Elytren , Länge 60,5 mm , Breite 15 mm. Kamerun (leg. Laüffer
1902).
Anhangsweise will ich hier folgendes bemerken : Im Gegensatze
zu Sjöstedt bin ich der Überzeugung, daß Folyspüota incta Gerst.
wirklich eine Polyspüota und keine Eieroäula ist. Ich habe mehrere
Exemplare in der Coli. Brünner v. Wattenwyl untersucht, die mit
Gerstäcker's Beschreibung gut übereinstimmen und kann wirklich
nicht den leisesten Grund finden, die Art zu Hierodula zu stellen;
von den von StSl angegebenen Unterscheidungsmerkmalen der beiden
Genera ist nur eines : die größere Breite des Costalfeldes der Vorder-
flügel des 9 bei Hierodula, obwohl recht variabel, doch immerhin
noch brauchbar, muß aber gegen das von Brunner zur Trennung
der Tenodera- von der i/ierofZ«/rt-Gruppe angewandte Merkmal der
am Vorderrand gefleckten Flügel der Folyspilota-kxiQw zurücktreten.
— 366 —
Pohjspilota muta W. Mason möchte ich eher zu Mantis ge-
stellt wissen, deren Pronotumform , Beschaffenheit der Vorderflügel
und andere Merkmale sich bei dieser Form finden.
Polyspilota Hoffmanni Sauss. scheint mir mit vaUdissima Gerst.
identisch zu sein.
Pohjspilota striata Stoll kann von pustulata Stoll nicht spe-
zifisch getrennt werden, wenngleich ich zugestehe, daß Übergänge
zwischen den Formen mit grünem, ungeflecktem und solchen mit
braunem (geflecktem oder einfarbigem) Costalfeld der Vorderflügel
mir nicht vorgekommen sind. Da aber bei Mantis die braune und
grüne Form gleichfalls nicht spezifisch getrennt werden, obwohl mir
auch hier Übergänge nicht bekannt sind, bei M. prasina sogar das
6 rotbraune, das $ grüne Elytren besitzt, so sehe ich wirklich nicht
ein, warum man gerade bei Pohjspilota^ wo es sich nur um eine
Farbennnance des Vorderflügels einer überaus variablen Art handelt,
die Trennung vollziehen soll.
Von den übrigen Pohjspilota- Avten Afrikas kenne ich nur
P. calaharica Westw. aus eigener Anschauung.
Daß die amerikanische Pohjspilota domingensis in Westwood's
Katalog, der zwar ein hübsches Bilderwerk und einigermaßen ver-
läßliches Nachschlagewerk, aber ansonsten recht kritiklos zusammen-
gestellt ist, nicht hierher gehört, und Polijspilota ein rein afrikanisches
Genus vorstellt, ist wohl zweifellos. Allerdings bestehen durch Car-
vilia (Parasphendale) vineta Gerst. Beziehungen zu Stagmomantis,
wozu auch P. domingensis gehört.
Auch Omomantis Sauss. steht Pohjspihta nahe, läßt sich aber
durch die beiden Mesosternalhöcker sofort davon unterscheiden ; ich
besitze eine der Omomantis pardalina Sauss. sehr ähnliche Art aus
Deutsch-Ostafrika (die auch in einem Pärchen in der Coli. Brunner
vorhanden ist, wo sie neben zwei Pohjspilota pustulata bei P. steckt),,
die sich aber von pardalina durch längere Flugorgane des ?, kürzere
Cerci und anscheinend auch durch den schönen rosenroten Vorder-
rand der Hinterflügel unterscheidet.
Hierodnla (Sphodromantis) occidentalis n. sp.
Kopf wenig breiter als das Pronotum; dieses sehr schlank,
bis zur humeralen Querfurche von etwa parabolischer Gestalt, in
der Humeralgegend sehr deutlich verbreitert , dahinter eingeschnürt
und gegen das Hinterende wieder etwas verbreitert. Elytren (das
Abdomen wahrscheinlich überragend) breit, in der Hinterhälfte hyalin,
— 367 —
aber allmählich in die mehr opake Vorderhälfte übergehend. Stigma
etwa rhombisch, weiß, vorn und hinten dunkel begrenzt. Vorder-
coxen grün, innen mit 4 — 5 lebhaft gelben Dornen, dazwischen an
der Schneide einige ganz kleine ; vordere Femora innen unterseits
gelb, bis zur Stelle, wo der große Tibialdorn anliegt, von da ab ein
großer purpurroter Fleck bis zur Mitte des Abstandes vom Apex.
Mittel- und Hinterbeine schlank , Femora unten dunkelbraun. Die
übrigen Körperteile, deren Färbung nicht weiter erwähnt wurde,
gelb (im Leben wohl grün); Hinterflügel hyalin.
Totallänge ? (ein Stück des Abdomens fehlt); Pronotum, Länge
14 mm, Breite 5 mm; Elytren, Länge 42 mm, Breite 9,5 mm
Hierodula occidentaUs stammt aus Deutsch- Südwestafrika. Das
vorliegende Exemplar dürfte ein 6 sein. Aus derselben Gegend
(Windhoek, leg. Pahl VL 1903) und vom selben Sammler rührt auch
ein Exemplar (d) von Dystada paradoxa Saüss. her.
Durch den Femoralfleck unterscheidet sich die Art von allen
echten afrikanischen Hierodulen ; von diesen hat nur eine einzige
Art aus Kamerun (in der Sammlung des Wiener Hofmuseums) , die
ich H. hiocdlcda nenne und erst später ausführlich beschreiben will,
dunkle Flecken auf der Innenseite der Vorderbeine und zwar einen
blauvioletten, innen rotvioletten runde Flecken an der Innenseite der
Coxa, aber keine dunklen Mittelbeine.
Die Mantis-Arten Deutsch-Ostafrikas.
Aus Deutsch-Ostafrika kenne ich vier (mit M. [Polj/spilota]
nmta W. Mason, s. p. 366 fünf) Mantis- Arten; sie lassen sich nach
der Beschaffenheit der Vorderbeine leicht unterscheiden und zwar
wie folgt:
1. Vordercoxen innen mit vier glänz^end rotbraunen Schwielen (Vorder-
beine sonst einfarbig ; Hinterrand des Elytren breit glashell, diese
sonst opak, beim 6 rotbraun) M. prasina Serv. ^
Vordercoxen ohne Schwielen 2
2. Vordere Coxen innen mit vier hellen Flecken; vordere Femora
innen gelb mit einem großen schwarzen Flecken (Elytren am
Vorderrande mit zwei einander genäherten dunklen Flecken, die
der Basis mehr als der Spitze genähert sind).
21. nataleusis Sauss. ^
Vordere Femora innenseits ohne Flecken ; vordere Coxen mit nur
je einem dunklen Fleck oder ungefleckt 3
^ Bagamoyo (Widenmann 1893).
" Steppe am KiUmandjaro (Widenmann 20. 6. 1895).
— 368 —
3. Coxalfleck (uahe der Basis) schwai'z, mit gelbem Mittelfleck, selten
einfarbig- schwarz (der opake Vorder- und der hj^aline Hinterteil
der El3'tren sind voneinander nicht scharf abgesetzt).
M religiosa L. ^
Coxalfleck (dicht an der Basis) dunkelblauviolett, oft mit rotem
Innenfleck , manchmal fehlend (der opake Vorderteil der Elytren
ist deutlich von dem hyalinen Hinterteil abgesetzt).
M. Sacra Thunbg.
Cilnia femoralis n. sp.
Diese Art, welche mir in einem 6 vorliegt, unterscheidet sich
leicht von C. liumeralis SxaL durch das längere Pronotum, welches
vollständig glatt und am Rande nur wenig gezähnelt ist (nur an der
humeralen Erweiterung sind einige deutlichere Zähnchen zu be-
merken) , durch die auf der hinteren und seitlichen Kante glatten,
auf der vorderen Schneide mit wenigeren, sehr ungleich großen und
nicht gedrängt stehenden Dornen besetzten Vordercoxen , sowie die
das Abdomen weit überragenden Flugorgane. Augen stark vor-
tretend. Pronotumränder vor der humeralen Querfurche fast parallel,
der Umriß des Pronotums bis zu dieser genau eine halbe Ellipse
bildend ; kurz dahinter ist das Pronotum stark eingezogen und ver-
breitert sich nur wenig bis zu dem abgerundeten Hinterrand. Vorder-
tibien innen mit 10 , außen mit 7 Dornen ; Vordercoxen innen mit
5 weißlichen Tuberkeln. Vordercoxen stark komprimiert.
Färbung grün. Innenseite der Tibia gelb, der femorale Innen-
fleck, der dieselbe Lage w4e bei liumeralis hat, blauschwarz, Elytren
hyalin, glänzend, mit breitem grünen Streifen längs der Hauptnervatur.
Totallänge 48 mm; Pronotum, Länge 13,5 mm, Breite 4 mm;
Elytren, Länge 43 mm, Breite 5.5 mm. Moschi, Deutsch-Ostafrika
(WiDENMANN, 26. 6. 1895).
Par asphenäale vincta Gerst.
Während das $ dieser Art, welches dem der amerikanischen
Stagmomantis Carolina L. var. tolteca äußerst ähnlich ist (die Dia-
gnose bei Brunner, Rev. Syst. Orth. p. 62: „Alae feminarum inter-
rupte flavofasciatae" gilt übrigens nicht für einige Stagmomantis, wo-
durch Stagmomantis der Gattung Fohjspilota näher gerückt w^ird; und
das vincta-S gleicht wieder sehr einer kleinen Polysinlota) allbekannt
ist, scheint das i ein verborgenes Leben in der Synonymie und zwar
unter dem Namen Photina agrionina Gerst. zu führen. Daß diese
Bagamoyo (Steudel).
— 369 —
Art das J von vinda ist, hat bereits der Autor vermutet; daß sie
keine Miomanüs ist, hat Saüssure (Analecta Entomologica . I.) be-
reits erkannt ; ich vermute ebenso stark, daß auch Miomantis arnii-
collis Karsch keine Miomantis^ sondern nichts anderes als das 6
der auf der nebenstehenden Tafel (Berl. Ent. Zeitschr. XXXIX.
1894. Taf. XX Fig. 7) abgebildeten Polyspilota tnmcatipennis
Karsch ist.
Farasphendale (Carvilia) vinda 3 ist auffallend kleiner und
schlanker, als das $; während die mir vorliegenden, nicht besonders
starken $? 49—55 mm messen , sind die zwei 66 des Stuttgarter
Naturalienkabinetts 38,5 — 41,5 cm lang; die Elytren sind hyalin
oder schwach beraucht, mit undeutlichen dunkleren Flecken und
grünem Costalfeld; der Kopf von oben gesehen, wirkUch agrioniden-
haft, mit stark vorgequollenen Augen; Pronotum schlank, 12,5 mm
lang (bis doppelt so lang beim $). Die Hinterflügel, die beim ?
ganz schwarz sein können, sind beim 6 hyalin.
Einige Bemerkungen über die afrikanischen Mantodeen
aus der Fischeria-Gruppe.
Saussure, welcher (Mel. Orth. III. 1870. p. 190 ff.) einen Teil
der in Frage kommenden Arten in die Gattung Phasuiomantis ge-
steckt hatte {Fh. grandis Sauss., Gucrinü Reiche und Fairm.), brachte
sie (1. c. III. Suppl. 1871. S. 424 ff.) in der Division Fischeria von
Iris unter (dieselben und F. gigas Sauss.), wozu er schließlich auch
(1. c. IV. 1872. S. 56 ff.) noch Ischnomantis fatiloqua StIl stellte.
Diese Formen, nebst Isch. spinigera Schulth. und Isch. media Rehn,
sowie Solygia sidcatifrons Serv. besitzen durchwegs eine sehr lange
Lamina supraanalis , was bei Fhasmomantis und ebenso auch bei
Fisclieria nicht der Fall ist; hier würden sich auch die afrikanischen
sogenannten ^Etichoniena^^ -Arten, welche wohl alle zu Stenopyga
Karsch gehören {St. extera Karsch, casta Gerst.) und von welchen
ich nur zwei Arten in leider verschiedenen Geschlechtern besitze,
anschließen.
Die Gattung Fhasmomantis fehlt übrigens in Afrika durchaus
nicht. Ich besitze ein leider defektes 6 aus Deutsch -Ostafrika,
welches sich von Fh. mexicana nur durch die deutlicher gezähnelten
Seitenränder und durch das vollkommen gelbe Costalfeld der Elytren
unterscheidet. Fh. hasalis Westw. aus Darjeeling hat nach der Ab-
bildung ungezähnelte Pronotumränder und auch kein auffallend heller
gefärbtes Costalfeld (vergl. Westwood, Cat. Mant. p. 33. Taf. XIII
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Katurkunde in Württ. 1900. 24
— 370 —
Fig. 4). Im übrigen sind die drei einander in drei Erdteilen ver-
tretenden Arten einander überraschend ähnlich.
Was nun die Ischnomantis-Aiten anbelangt, so gehören sicher-
lich auch Fischeria gigas und graudis hierher, von denen mir merk-
würdigerv^^eise wieder dieselben Geschlechter vorliegen, wie Saüssüre,
d. h. ein c? von gigas und ein ^ von granäis ^ beide von Kamerun.
Sollte dies ein bloßer Zufall sein und nicht vielleicht beide einer und
derselben Art angehören? Ich mache auf die merkwürdige Über-
einstimmung des Pronotums bei JEremoplana Guerini aufmerksam, wo
das 3 (Thespis perßda Guer.) in dieser Beziehung an gigas, das
$ (Th. guerini Reiche und Fairm.) an graudis erinnert. Ist übrigens
die Identifikation Westwood's richtig, woran ich nach der völligen
Übereinstimmung mit der Abbildung von Th. guerini nicht zweifeln
möchte, so besitzt diese Form eine kurze Lamina supraanalis und ge-
hört demnach näher zu Fischeria (vergl. Westwood Taf. XI, Fig. 5).
Vorläufig lasse ich aber beide Arten getrennt und begnüge
mich mit dem Hinweis auf die mögliche Identität. Ischnomantis gigas
steht J. spinigera Schulth., die mir in einem schönen c?-Exemplar aus
dem „Brit. O.-xA.frika-Escarpment" vorliegt, sehr nahe. Sie besitzt,
was Saussure entgangen ist, einen ganz deutlichen, schwarzen
Suprakoxaldorn. Das Exemplar ist kleiner als das SAUSSURE'sche,
die Pronotumlänge beträgt 37 mm, die Körperlänge ohne die defekte
Lamina supraanalis 17 mm, die Länge der Elytren 62 mm. Der
Pronotumkiel ist sehr stark entwickelt, ist aber vor der suprakoxalen
Querfurche durch eine Längsfurche ersetzt. Der helle Costalrand
der Vorderflügel ist nicht weiß, wie Saussure angibt, sondern lebhaft
ockergelb, wohl weil das Exemplar relativ frisch oder das Saussüre'-
sche in Alkohol gelegen war. Im übrigen ist die Vorderhälfte der
Elytren graubraun, dunkler und weniger durchscheinend als die
Hinterhälfte. Die Hinterflügel sind graubraun, hyalin an der Spitze,
weniger an der Basis. An der Basalhälfte des Vorderrandes ist die
Färbung eine eher ins Gelblichbraune spielende und die Queradern
dunkelbraun. Gegen die Mitte des Flügels wird die Färbung immer
dunkler, bis schwarzbraun. Körper graubraun, dunkler getüpfelt,
das Abdomen mit feinen, undeutlichen Längslinien, unterseits heller,
mit gelblicher Mittellinie, im übrigen getüpfelt ; Pronotum unterseits
einfarbig, nur die Seitenränder wie oberseits mit dunkler Punktreihe.
Vordertibien außen mit 11, innen mit 17 Dornen; Coxen mit
14 Dornen , die klein und ziemlich ungleich in Größe und Ab-
stand sind.
— 371 —
Ischnomanfis grandis besitzt keinen Suprakoxaldorn ; das vor-
liegende Exemplar ist 126 mm lang, davon das Pronotum 42 und
die Lam. snpraanalis 20 mm; die Länge der Elytren beträgt 21 mm.
Das Exemplar ist einfarbig hellgraubraun , die Hinterflügel schwarz-
braun mit violettem Schimmer. Die Granulation des Pronotum vor
der suprakoxalen Querfurche scheint mir für diese Art charakte-
ristisch zu sein; im übrigen stimmt das vorhegende Exemplar noch
besser mit der Beschreibung als mit der Abbildung von Saüssüre
(Mel. Orth. IV. 1872. Taf. 8 Fig. 10) überein.
Wir hätten also in Afrika folgende sichere Ischnomantis-Avten^
die sich derzeit nicht schwierig unterscheiden lassen.
1. Ein schwarzer Stachel vor der Basis der Vorderhüften ^ . . . 2
Kein Coxalstachel 3
2. Ein großer gelblichweißer Fleck vor der Spitze des Hinterflügels,
der von der hyalinen Flügelspitze durch einen großen , braunen
Fleck getrennt ist I. spinigera Schulth.
Kein großer, gelblichweißer Fleck vor
der Hinterflügelspitze I. gigas Sauss.
3. Hinterflügel gefleckt I. fatiloqua STaL.
Hinterflügel einfarbig I. grandis Sauss.
Leptocola giraffa Karsch.
Karsch, Berlin, ent. Zeitschr. XXXIX. 1894, p. 276. — Sjöstedt,
Bih. Kgl. Svenska Vet. Ak. Handl. XXV. 1. 1890, p. 17.
Zwei Exemplare (c?) aus Quittah muß ich zu dieser Art rechnen,
weil die Cerci des einen c?, obwohl abgebrochen, dennoch schon die
Suhgenitalplatte überragen und das andere mit ihm ganz überein-
stimmt. Das Pronotum zeigt eine helle Mittel- und zwei dunklere
Seitenlinien; die Elytren besitzen ein weißes Randfeld und sind im
übrigen schwach gebräunt; die .Beine sind, von den teilweise
schwarzen Dornen der vorderen Femora und Tibien abgesehen, ein-
farbig braun. Totallänge 100, Pronotum 44, Elytren 39, vordere
Femora 24 mm. — Ein drittes d aus Algerien (Cat. No. 5365 ; vom
Museum Genf unter dem Namen Thespis phthisica erhalten) mußte
seines Fundortes wegen Befremden erregen ; doch für unmöglich ver-
mag ich es nicht zu halten, daß eine Leptocola in Algerien vor-
* I. media Rehn , nach einer Larve beschrieben , soll sich durch die ge-
ringere Länge der Lam. supraanalis von spinigera unterscheiden. Ich glaube
nicht, daß dieses Merkmal zur Unterscheidung ausreicht, da die relative Länge
der Lam. supraanalis nicht eben konstant ist. Die übrigen Merkmale sind noch
weniger genügend.
24*
— 372 -
kommt, wenn man das Vorkommen von Oxythespis stnegalensis in
Tunis und der tropisch-afrikanischen Gattung läoloniorpha daselbst
in Erwägung zieht.
Die bisher bekannten LeptocoJa-kxien haben folgende Ver-
breitung :
L. graciUima Gerst. Kamerun.
L. seriepundata Karsch. Chinchoxo, Kongo.
L. lignea Karsch. Tanganyika-See, Togo (ßismarckburg).
L. tenuissima Karsch. Kamerun (Barombi, Wewoka).
L. girafa Karsch. S. Salvador, W.-Afrika; Adeli, Togo (Karsch);
Atakpame, Togo (Coli. Werner); Quittah, W.-Afrika (Mus.
Stuttgart); Ho, Sklavenküste (Coli. Brünner); Kongo
(Sjöstedt) ; Algier (Mus. Stuttgart).
LiturgoKsa orientalis n. sp.
Die Gattung Liturgousa ist in der alten Welt nur durch
L. malagassa Sauss. und Z. und vorliegende riesige Art vertreten,
welche die in Kamerun heimischen drei Tlieopompa-kxt^w ^ in Deutsch-
Ostafrika vertritt. Bisher ist mir keine Liturgousa aus Westafrika,
keine Thcopompa aus Ostafrika bekannt, obwohl das Hauptver-
breitungsgebiet der Liturgousen (die neotropische Region) gerade
Westafrika, das Hauptverbreitungsgebiet der Theopompen (die indo-
orientalische Region) gerade Ostafrika näher liegt. Analogien sind
aber in der Gruppe der Wirbeltiere vorhanden {Boa und Corallus
in Zentral- und Süd-Amerika und Madagaskar; Fodocnemis in Süd-
Amerika und Madagaskar; anderseits Stenops und Nyciicehus in
Ceylon , der nächstverwandte Perodidicus in West-Afrika). Auch
sind ja unter den Lepidopteren die Uraniiden von Madagaskar viel
ähnlicher den südamerikanischen als den afrikanischen.
Was nun die neue Art anbelangt, so ist sie zwar im ganzen
Habitus eine echte Liturgousa und der bekannten anmdipes äußerst
ähnlich, aber außer durch die bedeutendere Größe, welcher aller-
dings wenigstens eine amerikanische Art (Hagiomantis ornata Stoll)
nahekommt, durch einige Merkmale unterschieden, welche nach
Brdnner's Revision p. 63 die Art direkt von L. ausschließen würden ;
denn die Lamina supraanalis ist kurz, breit, hinten abgerundet und
das Verhältnis der Dornen an deren vorderen Tibien ist ein anderes
^ Theopompa AtiriviUii S.töst. ist in einem prächtigen Exemplar aus
Kamerun (leg. Laukfer 8. IX. 1902) vertreten (Kat. Xu. 12862).
— 873 —
als es bei den bisher bekannten Arten gefunden wird, da der 6. Dorn
nicht länger ist als die übrigen, sondern die Länge der 8 Dornen von
dem starken Apicaldorn gegen die Basis allmählich abnimmt. Trotz-
dem will ich die Art von den verwandten Arten nicht losreißen.
Die Färbung der Tiere ist düster rindenfarbig, ganz wie bei
Theopompa; der Hinterrand des Clypeus ist glänzend schwarz, die
ganze Unterseite des Tieres bräunlichgelb; die Vorderkoxen tragen
einen länglichen , großen , schwarzen Fleck , die vorderen Femora
einen schw^arzen Fleck nahe der Basis , der von einem schwarzen,
sich gegen den Apex des Femur hinziehenden Längsstreifen durch
einen Zwischenraum von seiner eigenen Länge getrennt ist: nach
außen davon, dem Streifen näher als dem Flecken, ein weiterer
schwarzer Flecken. Mittel- und Hinterbeine (beim $ auch die vor-
deren Femora) dunkel gebändert, auf der Unterseite die Querbinden
nur auf Tibia und Tarsus sichtbar, aber schwächer als oben.
Dimensionen in mm c? $
Totallänge 49 57,5
Pronotnin, Länge 14 18
„ Breite 5 6,5
Abdomen, Breite 9 13
Elytren, Länge 41 40
Breite 11 16
Vordere Femora, Länge . . 12 15.
Deutsch- Ostafrika-Küste (Weiss, leg.).
Pseudocreobotra Wahlbergi StSl.
Ich kann zwischen P. ocellata und dieser Art trotz der neuer-
lichen Angaben von Sjöstedt keinen spezifischen Unterschied finden ;
mir sind zahlreiche Exemplare aus West-Afrika (Togo und Sierra
Leone) , Süd-Afrika (Princetown, Natal) , Ost-Afrika (Dar es Salam,
Tanga, Nyangao, Ibo , Mozambique, Brit. Ost-Afrika- Escarpment)
durch die Hände gegangen, von denen sich die westafrikanischen
nur durch die geringe Größe und hyaline Hinterflügel unterscheiden
lassen ; ich möchte sie daher nur als eine kleine Rasse von WaM-
hergi auffassen. Immerhin ist der Unterschied ein ganz merklicher,
während z. B. zwischen der westafrikanischen Fhyllocrania insignis
und der süd- und ostafrikanischen Ph. paradoxa auch in Größe
und Färbung kein solcher existiert und auf die madagassische Pli.
illudens noch nicht wesentlich von dem Festlandstypus abweicht.
Bemerken will ich hier noch, daß die Vermutung von Sjöstedt,
Chlidonoptera lunata (Sauss.) sei vielleicht das S von vexilliim Karsch,
— 374 —
nicht stichhaltig ist; denn in der Koll. Brunner steckt je ein $
beider gleich großer Arten, welche spezifisch westafrikanische
Mantiden sind, wie die bisher bekannten afrikanischen Theopompen.
Von den afrikanischen Harpagiden sind :
west- Süd- ostafrikanisch
Oxypilus 1 2 (1) (= w.)
'• Oxypüoklea — — 1
Junodia — — 1
SibylJa 3 2 2
Phi/llocrania 1 (1) (1) (w = s = o.)
Harpax {Harpagoman tis Kirb y,
Australomantis Eehn) . . — 5 —
Pseudoharpax 1 — 1
Galmthias — — 2
Mystipola 1 — —
Pseudocreobotra 1 1 (2) (1 = s.)
Chlidonoptera 2 — —
Otomantis (Acanthomantis) ■ — 1 2
Pamirgica — — 1
Epajjhrodita 2 — —
12 12 14
Über die Gattung Daniiria Stäl.
In der Literatur herrscht eigentlich noch eine ziemliche Ver-
wirrung darüber, was Hoplocorijplia, Danuria und Popa ist, und doch
ist es gar nicht schwer, diese drei Gattungen gehörnter Mantiden
voneinander zu unterscheiden, und zwar auf folgende Weise :
1. Coxae anticae apice supra dilatatae ; Femora intermedia (exkl,
D. impannosae Kaesch) lobata Danurla.
Coxae anticae apice haud dilatatae 2.
2. Femora et tibiae intermediae band lobatae ; Femora antica margine
externo spina longissima (ad apicem Spinae terminalis tibiae
adpressae orienti) armata Hoplocon/pha.
Femora et tibiae intermediae lob tae; Femora antica spina
longissima nulla Po2}a.
Zu Hoplocoryplia werden außer //. niacra und galeata Gerst.
(die ich von macra nicht zu unterscheiden vermag) noch rapax
BoRM. und hottegi Sauss. gerechnet, nebst zwei madagassischen
Arten; zu Damiria außer den von Karsch (Eni Nachr. XV, 1889,
p. 270) beschriebenen Arten noch drei weitere : D. harhozae Bol.
von Pungo Andongo, B. caffra Westw. (die der Autor sehr be-
rechtigtervveise mit einem ? versieht, da sie kaum in die Gattung
gehört), sowie Popa gracills Schulth. vom Somaliland, die Verf. mit
— 375 —
der zu Danuria gehörigen P. Thmihergi Stül. vergleicht; daß auch
gracilis in letztere Gattung gehört, geht aus des Autors Bemerkung
über die Coxen der Vorderbeine hervor; diese Art könnte der
D. impannosa Karsch, die ungelappte Füße hat, zunächst stehen.
Ob die weite Trennung von Hoplocoryplia und Danuria von-
einander gerechtfertigt ist, will ich einer späteren Untersuchung
überlassen. Es wäre eine sehr weitgehende Konvergenz, wenn z^vei
Gattungen, die bis in Einzelheiten miteinander übereinstimmen, wegen
eines Merkmales, welches sich in so vielen Fällen auch bei den damit
behafteten Arten schwer erkennen läßt (Kielung der Femora und
Tibien der Hinter- und Mittelbeine) , in zwei verschiedene Familien
gehören würden.
Wenn wnr also trotz der mangelnden Kielung der Beine bei
Hoplocoryplia diese Gattung ^u den VatkJae herübernehmen , wobei
freilich die Gefahr besteht, daß mit dem nahestehenden Genus Thespis
die ganze Familie dev Mantidae mitgeschleppt wird und die Trennungs-
mauer zwischen beiden einstürzt, so haben wir in Afrika folgende
Gattungen vertreten :
Stenovates, Heterochaeta, Heterochaetida ^ Fhitrus und Macro-
damiria, Fopa mit je 1 Art, Hoplocoryplia mit 3 und Danuria mit
8 (9?) Arten. Hievon ist 1 nord-, 5 west-, 7 ost- , 1 west- und
ost-, 3 Süd- und ost- und eine west-süd- und ostafrikanisch.
Stenovates, Heterochaetula, Phitrus und Macrodamiria sind monotyp,
erstere für Ost-, die zweite für Nord-, die beiden übrigen für West-
afrika charakteristisch.
Heterochaeta tenuipes Westw.
Westwood, Cat. Mant. p.. 20.
Dimensionen dreier Exemplare aus Deutsch-Ostafrika in Millimetern.
1 1 II III
Totallänge ohne Cerci 135 12G 111,5
Pronotum 49 49 44
Elytren 6.3,5 61 60,5
Vordere Femora 31 .30,5 25
Coxen 26 25 20
Tibien 13 13 12
Jlittlere Femora 25 24,5 —
Hintere 28 27.5 —
Entfernung der Augenspitze . . 12 10 10
Pronotumbreite • . . 6 6,5 5
Länge der Cerci ....... 10 10 ?
1 I. im Xat.-Kab. Stuttgart; IL in meiner Sammlung; III. in Coli.
Brdnner.
— 376 —
Diese zu den größten afrikanischen Mantiden gehörige Art hegt
mir in drei Exemplaren, deren Maße ich oben gebe, vor und gibt
mir Anlaß zu einigen Bemerkungen, die sich auf die Ableitung von
einer verwandten sudanesischen Gattung beziehen. Neuere Literatur
seit Westwood's Katalog ist mir nicht bekannt.
Heterochaeta stimmt, wenn wir von den kegelförmigen Augen
absehen, sehr mit Stenovates pantlierina Sauss. überein, von welcher
Art ich ein Exemplar aus Roseires am Blauen Nil besitze und zwei
weitere im Mus. Wien (Sudan, leg. Marno; Weiss. Nil, leg. Hansal)
gesehen habe; nur die in eine etwa l^'2mm lange Spitze auslaufenden
Augen und die Bewehrung derVordercoxen unterscheiden sie von dieser
Form. Wenn wir aber bedenken, daß Heterochaeta tenuipes um so
viel größer und stärker ist, als Stenovates pantherina, wenn wir alle
unterscheidenden Merkmale als Zeichen eines Wachstums über das
normale Maß betrachten, so können wir auf die Idee kommen, daß sich
Heterochaeta zu Stenovates etwa so verhält, wie die ostafrikanischen
Riesenchamäleonweibchen, die ich seinerzeit als Chamaeleon Mat-
schiei bezeichnet habe, zu denen von Ch. Fischer i; diese gehörnten
Riesenweibchen gehören aber, wie Tornier gezeigt hat, zur selben Art
wie die hornlosen, nämlich zu Ch. Fischeri. Kann also eine solche
Hypertrophie der Körperanhänge bei einer ostafrikanischen Form ein-
treten, so ist es gar nicht einzusehen, warum sie nicht auch bei einer
anderen, zwar nicht verwandten, aber doch unter denselben günstigen
Verhältnissen lebenden Form auftreten sollte. Es ist ja auch eine
solche Analogie noch öfters zwischen Reptilien und Orthopteren zu
bemerken und nur die recht ungenügende Kenntnis ihrer Lebensweise
und ihres Vorkommens verbietet es uns derzeit, noch auf weitere
hinweisen zu können. Wenn wir also sehen, daß Stenovates 6 Dornen
auf dem unteren, äußeren Rande der Vordercoxen besitzt, Hetero-
chaeta aber 3 — 4 blattartig verbreiterte, dreieckige Lappen an der
basalen Hälfte des ünterrandes der Vordercoxen, sowie noch eine
größere Anzahl (9 — 11) kleiner Dornen, von denen manche ganz
winzig, einer oder zwei aber vergrößert, an der Basis verbreitert
und den Lappen der basalen Hälfte ähnlich ist; wenn wir ferner
sehen, daß Stenovates 5 lange Dornen am äußeren, unteren Rande
der Femora trägt, Heterochaeta 5, noch deutlicher längere, so ge-
winnt bei der ansonsten völligen Übereinstimmung in der Färbung —
auch die Hinterflügel sind bei Heterochaeta zwar lebhafter (Grundfarbe
gelb, Flecken intensiver violettschillernd), aber nicht so verschieden
gefärbt, daß es die Mühe lohnen würde, den Unterschied ausführ-
— 377 —
lieber zu beschreiben — die Annahme, Hetcrochaeta sei nur eine
unter besonders günstigen Lebensbedingungen entstandene Form von
Stenovates an WahrscheinUchkeit. Weiteres -Material dieser beiden
seltenen Formen (mir lagen 3 Exemplare von Hetcrochaeta aus
Deutsch-Ostafrika und 3 von Stenovates aus dem Sudan vor) wird
hoffentlich diese hier aufgeworfene Frage zur Lösung bringen. Daß
aber jedenfalls Hetcrochaeta, wie dies Brunner schon auch ganz
richtig erkannte , aus der Nachbarschaft von Toxodcra , mit der sie
nichts als die Form der Augen gemein hat, entfernt und zu den
Yatiden , in die Nähe von Arsacia und Stenovates gestellt werden
muß, ist jedenfalls zweifellos.
Fundorte einiger afrikanischer Mantiden, die hier weiter
nicht beschrieben sind (auch aus dem Wiener Museum = W. M.) :
Polyspilota piistulata : Tanga (Beerwald 1894), Bagamoyo (Widen-
MANN 1893, Steüdel VL 1892), Kamerun (Lauffer 1902, Pahl
1894), Goldkäste (Ostertag 1894), Mikindani, Deutsch- Ostafrika
(W. M.); Atakpame, Togo (Voelschow, in Coli. Werner); Nguelo,
Usambara (in Coli. Werner).
Polyspilota pustulata var. striata : Kilimandjaro, Steppe (Widenmann
26. YL 1895); Tanga (Beerwald 1894); Liberia (Dr. Klemm
1900); Goldküste (Spieth) ; Atakpame,- Togo (Voelschow, in
Coli. Werner), Nguelo, Usambara (in Coli. Werner) ; S. Isabel,
Fernando Po (Coli. Werner),
Tenodera superstitiosa: Dar es Saiaam (Mayer, W. M.); Deutsch-
Mozambique (Fischer, W. M.); Princetown, Natal (Ertl, W. M.);
Liberia (Dr. Klemm 1900); Bagamoyo (Widenmann 1893); Moschi
(WmENMANN 26. VL 1895); Tanga (Steudel 1891); Ibo, Mo-
zambique (in Coli. Werner); Quittah, Westafrika (Spieth 1887);
Atakpame, Togo (Voelschow, in Coli. Werner).
Parasphendale vincta: Deutsch- Ostafrika- Küste (Weiss); Tanga
(Beerwald 1894) ; Bagamoyo (Widenmann 1893) ; Unyamwesi
(Baümann, W. M.) ; Dar es Saiaam (W. M.); Zanzibarküste (W. M.).
Idolum diaholicum: Deutsch- Ostafrika (Hauptm. Ganser 1902);
Wadai (Marno, W. M.) ; Tanga (Neustadl W. M.) ; Roseires am
Blauen Nil (in Coli. Werner).
Eine dureh vulkanische Tuff breeeie ausgefüllte Spalte
im Urach — Kirchheimer Vulkangebiet der Schwäbi-
schen Alb.
Von J. F. Pompeckj in Hohenheim.
Mit 2 Textfiguren.
Durch seine erschöpfenden Untersuchungen im Urach — Kirch-
heimer Vulkangebiet konnte W. Branco bei den ca. 130 Kanälen,
welche — mit vulkanischer Tuffbreccie (und z. T. mit Basalt) ge-
füllt — die Trias- Juradecke der Schwäbischen Alb und ihres Vor-
landes durchsetzen , unter anderem feststellen , daß fast alle diese
Kanäle rundlichen oder ovalen, seltener unregelmäßigen Querschnitt
besitzen (1^; S. 599 ff.).
Nur zwei Kanäle oder Gänge können nach Branco auf „langge-
streckte, spaltenförmige Hohlräume zurückgeführt werden" (1; S. 603):
ein Basaltgang westlich von Grabenstetten (1; S. 484, No. 126) und
ein Tuffgang bei Böttingen (1; S. 190, No. 3)\
Den beiden von Branco beobachteten langgestreckten Gängen
ist ein drittes Vorkommen von Eruptivmaterial als Ausfüllung von
spaltenförmigen Klüften anzureihen. Es ist das ein kleiner Tuff-
gang und mehrere winzige Gängchen in der nächsten Nähe
des großen „Maartuffganges" am Metzinger Weinberg.
Durch seine Form , durch sein Füllmaterial , durch Ort und
Art seines Auftretens ist dieser Gang, der zweite, beobachtete, lang-
gestreckte Tuffgang im Urach-Kirchheimer Gebiet, einzigartig: er
' Die ersten Ziffern bei Zitaten entsprechen den Nummern des Literatur-
verzeichnisses (am Schhiß der Arbeit).
^ Mcht in Betracht kommen hierl)ei solche mehr oder weniger lang-
gestreckten Basaltgänge, welche in den Tuffsäulen auftreten, wie z. B. im Tuft'
des Jusiberges. Die Gestalt dieser Gänge ist für die Diskussion der Gangform
in unserem Vulkangebiet insofern irrelevant, als diese Gänge nicht primär die
sedimentäre Trias-Juradecke durchsetzen; sie sind vielmehr sekundäre Magma-
nachschübe in den Tuffschloten.
— 379 —
fordert darum zur Diskussion der Frage nach seiner Entstehung
heraus.
Lage des Ganges (Fig. 1). Durch einen niedrigen, von ONO.
nach WSW. ziehenden Rücken, welcher aus sandig-tonigen Schichten
der 3hirchisonae-Zone (Brauner Jura ß) besteht, ist der stattliche
Tuffgipfel des Metzinger Weinbergs mit dem Fuß der Schwäbischen
Alb verbunden; die Murchisonae-Schichtem bilden einen den tuff-
erfüllten Vulkanschlot umgebenden Mantel, den Fuß des Metzinger
Textügur 1.
Skizze der Nordhälfte des Metzinger Weinbergs (nach der geo-
logischen Karte vun Württemberg vergrößert).
Der Maartuffgang des Metzinger Weinbergs (nördliche Hälfte) ist punktiert.
Der Pfeil weist auf den kleinen Tuffgang (A B, in Textfig. 2) im Braunen Jura ß
neben dem grüßen Maartuffgang hin (vergl. S. 381, 382). (Der kl. Tuifgang ist
verhältnismäßig zu breit, seine Fortsetzung nach S. ist unterbrochen gezeichnet.)
Schräggestrichelt: Aufschluß im Br. Jura /S. MN Straße von Metzingen nach
Kohlberg und Xeuffen. W B Weg zum Weinberg.
Weinbergs. Wo an der N. -Seite des Metzinger Weinbergs die Straße
von Metzingen nach Kohlberg und Neuffen nach dem letzten (obersten)
scharfen Knick fast geradlinig nach 0. führt, findet man im Braunen
Jura ß einen großen Aufschluß. In der W. — 0. streichenden, nahezu
vertikalen Wand dieses Aufschlusses — gegenüber der Stelle, an
welcher von der Straße der oberste W^eg zum Weinberg abzweigt
(die Stelle ist durch einen Wegweiser mit der Aufschrift „Weinberg"
markiert) — wird der Braune Jura von dem hier zu besprechenden
380
kleinen Gang und mehreren noch kleineren Gängchen durchsetzt.
Der Aufschluß des Tuffgangs liegt in kürzester Entfernung kaum
40 m nördlich vom Tuff des Metzinger Weinbergs, etwa 70 m öst-
lich von der Stelle, an welcher der Weg zum Weinberg erstmals
an den großen Aufschluß im Tuff stößt. Das schmutzig gelbgrüne
Gestein unseres kleinen Tuffganges hebt sich gut von der dunkel-
Textfig-ur 2.
Aufschluß im Braunen Jura ß [M nr cli i so n a e -$,c\i\c\itQr\) auf der
der Nordseite des Metzinger Weinbergs (im Mai 1906).
A A^ — B B^ Tuffgang mit größeren Einschlüssen von a Keupersandstein,
b Keupermergel, c Braun-Jura ß; 1, 2, 3 kleinere Tuffgängehen. Etwa in halber
Höhe und nahe der oberen Grenze des Aufschlusses ist das schiefrige, sandig-
tonige, stark zerklüftete Gestein des Braun- Jura ß von je einer härteren, un-
regelmäßig knolligen Bank durchzogen. (Die Breite der Tuffgänge ist im Ver-
hältnis zur Höhe des Aufschlusses zu groß gezeichnet.)
rostbraunen Oberflächenfärbung der JlurchisonaeSchichten ab und
läßt die interessante Stelle leicht finden.
Beschreibung des Tuffganges. Im Jahre 1899 hat E. Koken
(7 ; p. 522. Fig. 9) eine Notiz über den kleinen Tuffgang neben dem
— 381 —
Metzinger Weinberg gegeben; er bezeichnet ihn als eine schmale,
nach unten auskeilende Kluft. Die Dimensionen des Ganges sind
von Koken nicht angegeben worden.
Ich selbst habe den Tuffgang seit 1901 beobachtet. Das Bild
des Ganges und der ihn begleitenden Gängchen ist während der
letzten Jahre ein wenig verändert worden dadurch, daß an der
senkrechten Wand des Aufschlusses mehrfach kleine Abstürze statt-
fanden , infolge deren der Aufschluß mehr und mehr — aller-
dings nur um ganz geringe Beträge — bergeinwärts gegen S. ge-
rückt wurde.
Nach Wegräumung des am Fuß des Aufschlusses liegenden
Schuttes bietet unser Tuffgang heute das folgende Bild — Fig. 2.
Die in der Höhe von ca. 4 m in den MurcJäsonaeSchichten
aufgeschlossene Wand wird von horizontal liegenden, sandig-tonigen
Schichten gebildet. In der. Höhe von ca. 2 m zieht eine etwa 30 cm
mächtige härtere , unregelmäßig knollig zerfallende Bank von z. T.
oolithischer Struktur mit sehr zahlreichen Muscheltrümmern (Pecten
pumilus = personatus etc.) hin: eine zweite härtere, in gerundete
Knollen zerfallende Bank von ca. 10 cm Mächtigkeit liegt ungefähr
1,5 m über der ersten.
Diese Schichten sind zunächst von dem nur zwischen 10 und
15 cm mächtigen Tuft'gang AA^ durchsetzt.
In der oberen Hälfte des Aufschlusses setzt der Gang nahezu
vertikal durch das Gestein ; in der unteren Hälfte biegt er von der
Vertikalen ab , er fällt unter 65 — 70*^ gegen 0. , um darauf wieder
saiger weiter nach unten zu setzen.
Bei J-j ist der Gang plötzUch — ohne verjüngt zu sein —
gerade abgeschnitten. In gleicher Höhe — 30 cm nach W. ver-
schoben — setzt er dann bei B weiter in die Tiefe, und zwar wieder
saiger bis zum Boden des Aufschlusses.
Auf dem Boden der Grube ist der Gang noch etwa 1 m weit
nach N. zu verfolgen ; hier keilt er schnell aus.
Dadurch, daß der Gang teilweise von der Verti-
kalen abweicht, steht er einzigartig u n t e r d e n m i t v u I -
kanischer Tuffbreccie gefüllten Kanälen des Urach —
K i r c h h e i m e r V u 1 k a n g e b i e t e s da. Nach Beanco setzen alle
diese schlotartigen Kanäle senkrecht durch die Trias- Juradecke hin-
durch (1; S. 600).
Das Streichen des Ganges ist in seinen verschiedenen Teilen
verschieden: das Gangstück AA^ streicht bergeinwärts N. 25—30,
— 382 —
W. — SO.; das Gangstück BB^ streicht am Boden der Grube vor
dem Aufschluß etwa N. 10 W.— SO.
Die Mächtigkeit des Ganges ist nicht gleichbleibend. Im
vorigen Jahre ließ ich, um Tuffmaterial zu gewinnen und um über
das Streichen des Gangstückes ÄA^ orientiert zu werden, einen
Teil dieses Gangstückes ausräumen. In der ausgeräumten Partie
verjüngte sich der Gang bergeinwärts sehr schnell. Nachdem im
letzten Frühjahr ziemlich viel Material von der Wand des Aufschlusses
abgestürzt ist, läßt es sich heute erkennen, daß die Verjüngung des
Ganges bergeinwärts nur ein ganz kurzes Stück währte.
Die bei der teilweisen Ausräumung des Ganges bloßgelegten
Wände sind uneben aber geglättet, teilweise von flachen, welligen,
fast horizontalen Rillen bedeckt.
Das obere Ausgehende des Ganges an dem Berghang über
dem Aufschluß zu verfolgen, war nicht gut uiöglich, da der stellenweise
recht steile Hang mit einer dicken Lage von Gehängeschutt bedeckt ist.
Auf der rechten, westlichen Seite des Ganges ist heute neben
einem fast ganz an die Gangwand gepreßten größeren Einschluß
von Braunem Jura ß eine kurze, sehr schmale, nach oben gerichtete
Apophyse zu bemerken; im Vorjahre ließen sich an der üm-
biegungsstelle des Ganges noch zwei winzige, nach unten gerichtete
Apophysen erkennen.
Weiter rechts ziehen in wechselnder, 20 cm kaum erreichender
Distanz und in, dem Hauptgang im großen und ganzen gleichkommen-
der, Richtung mehrere kleine tufferfüllte, unregelmäßige Gängchen
(Fig. 2; 1, 2, 3) durch das Gestein des Braunen Jura. Die Mächtig-
keit der Gängchen wechselt von einem Minimum bis zu kaum 2 cm.
Die Gangstücke la und Ib wie 3 a und 3 b waren im vergangenen
Jahre deutlicher je untereinander verbunden ; heute ist die Zusammen-
gehörigkeit je des oberen mit dem unteren Gangstück nur durch je
eine sehr schmale Kluft zu erkennen. 1 und 3 waren im Vorjahre
außerdem in halber Höhe durch eine kleine, schräg ziehende, mit
Tuff gefüllte Kluft verbunden; sie reichten auch weniger tief nach
unten als heute, wo das Gangstück 3 b fast bis an die Verschiebungs-
fläche Ä^ B des Hauptgangs stößt. Das Gangstück 1 a ist unten
in 4 feine Ästchen zerschlagen.
Weiter rechts, westlich, folgen noch mehrere schmale, parallele
Klüfte, in welchen aber kein Tuff nachgewiesen werden konnte.
Inhalt der Gänge. Den skizzierten Hauptgang sowie die
kleinen seitlich von ihm liegenden Gängchen erfüllt das gleiche, in
— 383 —
den kleineren Klüften nur feinkörnigere und mehr verwitterte,
Material: die für die Tuffvorkommnisse des Urach — Kirchheimer Ge-
bietes charakteristische, p o 1 y m i k t e , vulkanische T u f f b r e c c i e.
Der Tuff des Ganges ist besonders reich an imbibiertem Wasser
und dadurch weich.
Die Grundmasse ist stark serpentinisiertes , olivinreiches
basaltisches Material, welches vielfach die unseren Tuffen eigene,
chondritische Struktur deutlich erkennen läßt. Die Grundfarbe ist
infolge der weitgegangenen Serpentinisierung ein schmutziges Gelb-
grün. Zahlreich sind in der gelbgrünen Masse Aggregate von Blättchen
dunklen Glimmers enthalten, die ^'2 cm und mehr im Durchmesser
haben. Analoge Biotitausscheidungen sind in fast allen Tuffen unseres
Gebietes beobachtet worden.
In der Grundmasse eingeschlossen liegen sehr zahlreiche, mehr
oder weniger abgerundete Brocken verschiedener Gesteine von ver-
schiedener Form und Größe. Die wichtigsten bestimmbaren Ein-
schlüsse von Fremdgesteinen sind :
1. Granit — kleine Bröckchen, enthaltend roten Orthoklas,
Quarz, Muscovit.
2. Glimmergneiss — kleine, abgerundete Stücke eines
ziemlich dunklen, sehr glimmerreichen, kristallinen Schiefers; das
Gestein war sehr stark verwittert und zerbröckelte beim Herauslösen
aus dem Tuff.
3. Rotliegendes'? — zersetzte, kaolinreiche, arkosenartige
Bröckchen eines mäßig grobkörnigen Konglomerats (fraglich, ob nicht
etwa grobkörnigerer Stubensandstein'?)
4. Buntsandstein? — Brocken roter, feinkörniger Sandsteine.
5. Muschelkalk. — Mehrere unregelmäßig geformte, wal-
nußgroße und größere Brocken eines rauchgrauen bis bräunlichen
Kalkes, der kleine unregelmäßige Kalkspatputzen enthält. Das Ge-
stein bricht grob muschehg mit rauher Bruchfläche. Zwei der Stücke
enthalten unverkennbare Durchbrüche von Trochiten. Eine Ver-
wechselung mit Kalken aus dem Lias ist ausgeschlossen: die des
Lias a sind stets dunkler, viel deutlicher körnig, diejenigen des /
und ()' dichter, die Stinkkalke des Lias s mehr dunkelgrau und wieder
deutlicher körnig. Ebenso ausgeschlossen ist es, daß diese Kalk-
stücke von Malmkalken herrühren können. Äußerlich gleichen die
Stücke durch ihre helle , weißliche Verwitterungsrinde zwar den so
überaus häufig in den schwäbischen Tuffen enthaltenen Malmkalken,
ihr inneres Gefüge und ihre innere Färbung sind aber durchaus anders.
— 384 —
Die Kalke des Weißen Jura ß sind sehr viel dichter, glattmuschelig
brechend und in den Tuffen meistens schwarz bis grauschwarz ge-
brannt. Die Kalke des Weißen Jura r) und £ sind zwar ähnhch
brechend, enthalten auch häufig kleine Kalkspatputzen ; ilTre Färbung
ist in den Tuffen aber stets eine andere : weiß , gelblichweiß oder
rötlich bis rot. Der benachbarte Tuff des Metzinger Weinbergs mit
seinen überaus zahlreichen Einschlüssen von Kalken des Weißen
Jura ließ durch leichten Vergleich sicher feststellen, daß die vor-
liegenden Stücke nicht dem Malm entstammen; die Stücke können
nur auf den Muschelkalk zurückgeführt werden.
6. Keuper — rote Keupermergel und gerötete, im Innern graue
oder grünlich gefärbte, z. T. kaolinführende, mürbe Sandsteine sind
in größerer Anzahl im Tuff enthalten. Die abgerundeten flach
ellipsoidischen Stücke besitzen trotz der geringen Mächtigkeit des
Hauptganges hin und wieder größte Durchmesser von mehr als 15 cm.
7. Lias. — Mergel, Kalkmergel und Schiefer konnten, aller-
dings nur nach ihrem petrographischen Habitus, als Gesteine des
Lias bestimmt werden.
8. Dogger. — Schwärzlicher, schieferige Tone der Opalinns-
Schichten und glimmerführende , tonigsandige Schiefer der Murchi-
sowae-Schichten , des den Gang einschließenden Gesteins , sind in
größerer Anzahl und ebenso wie die Gesteine des Keupers in statt-
lichen, flach ellipsoidischen Stücken erhalten.
Gesteine jüngerer Jurazonen ließen sich unter den Fremd-
gesteinen der Tuffe nicht erkennen.
Besonderes Gewicht ist meines Erachtens darauf zu legen,
daß kein Gestein des Weißen Jura in dem Tuff unseres Ganges
nachgewiesen werden konnte. Die außen lichten Kalkbrocken, welche
in größerer Anzahl im Tuff vorkommen, erweisen sich — wie oben
gesagt — als außen gebleichte Stücke von Muschelkalk, oder als
Kalkmergel, welche auf den mittleren Lias zurückzuführen sind,
andere mögen dem unteren Lias angehören ; keiner der eingeschlosse-
nen Kalke zeigt Farbe und Gefüge der Malmkalke.
Recht zahlreiche, 1 — 3 mm große, abgerundete Quarzkörner,
welche in dem Tuff vorkommen , schienen mir zuerst befremdend.
Ihre Beimengung überrascht aber nicht weiter, wenn man in dem
benachbarten Tuff des Metzinger Weinbergs ebenso zahlreiche Quarz-
körner findet. Sie können z. B. von mürben Stubensandsteinen des
Keupers herstammen, welche bei einem vulkanischen Ausbruch durch-
m, und deren Trümmer vollkommen zerrüttet wurden.
— 385 —
Unter den Fremdeinschlüssen in dem Tuff unseres
Ganges und der ihn begleitenden Gängchen lassen sich
also nur diejenigen Gesteine der Trias-Juradecke und
ihres Untergrundes nachweisen, welche der durchsetzten
Schichtenreihe bis zu dem Juraniveau entsprechen, in
welchem heute der Tuffgang aufgeschlossen ist.
Durch das Fehlen des Weißen Jura unter den Ein-
schlüssen steht der Tuff des hier besprochenen Ganges
einzigartig im Urach — Kirchheimer Vulkangebiet da; denn
in allen Tuffvorkommnissen , selbst im nördlichsten — dem von
Scharnhausen bei Hohenheim — sind Stücke von Weißem Jura die
häufigsten und auffallendsten Einschlüsse.
Das Vorkommen von Muschelkalk macht unseren Tuffgang
insofern zu einem interessanten, als er das südlichste Vorkommen
von Muschelkalk als Einschluß in den Tuffen unseres Vulkan-
gebietes darstellt. Die bisher bekannten südlichsten Vorkommnisse
von Muschelkalk im Tuff waren der Kräuterbuckel bei Raidwangen
(1; p. 434 No. 116) und die Sulzhalde SO. von Neckartailfingen
(1 ; p. 435 No. 117); beide Punkte hegen ungefähr 6,5 km nördhch
vom Metzinger Weinberg. Das neue Vorkommen von Muschelkalk
im Tuff ergibt also für die SO.-Grenze des süddeutschen Muschel-
kalkmeeres ein W^eiterrücken derselben um mindestens 6,5 km gegen
Süden unter den Körper der mittleren Schwäbischen Alb.
Entstehung der Tuffgänge neben dem Metzinger Wein-
berg. Koken deutet unser Tuffvorkommen als eine sehr schmale,
nach unten geschlossene, auskeilende Kluft, ganz ausgefüllt mit Tuff
und Auswürflingen, die nur von oben hinein gepreßt sein
können (7; S. 521, 522). Solche Deutung liegt bei der von Koken
beobachteten Form der Kluft und^bei der engen Nachbarschaft des
großen Tuffschlotes des Metzinger Weinbergs am nächsten. Unser
Gang mit den neben ihm liegenden Gängchen würde auch bei dieser
Deutung eine einzigartige Rolle spielen. Branco hat ja für die
übrigen „Maartuffgänge" im Urach — Kirchheimer Gebiet teils durch
direkte Beobachtung, teils durch Analogieschlüsse nachgewiesen, daß
ihr Füllmaterial die mehr oder weniger schornsteinförmigen Kanäle
(z. T.) aufsteigend passiert hat und dann, nach den Eruptionen zu-
lückstürzend, als Tuffbreccie die durch Explosionen geschaffenen
Schlote ausfällte.
Nehmen wir die von Koken gegebene Deutung an, dann würde
der neben dem Metzinger Weinberg angeschnittene Gang das untere
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 190C. 25
— 386 —
und seitliche Ausgehende einer mehrfach zerschlagenen Kluft reprä-
sentieren, welche — nach oben geöffnet — vielleicht schon zur Zeit
der Eruptionstätigkeit am Metzinger Weinberg mit von oben herein-
stürzenden lockeren Tuffmassen gefüllt wurde, oder aber der Tuff
ist von dem benachbarten „Maartuff'gang" vielleicht erst sehr viel
später abgeschwemmt und in unsere Kluft hineingespült worden.
Koken spricht gerade bei diesem Vorkommen von sekundärer
Ein Spülung in Spalten.
Gegen die Annahme , daß die Kluft durch zurückstürzende
Massen gefüllt sei, welche bei der am Metzinger Weinberg die ganze
Trias-Juradecke durchschlagenden Eruption entstanden und empor-
geschleudert wurden, spricht das Fehlen von Brocken des Weißen
Jura im Tuff unseres Ganges. Bei der Eruption an der Stelle des
heutigen Metzinger Weinbergs war hier der Weiße Jura noch bis
inklusive d und wahrscheinlich auch e vorhanden ; denn sonst könnte
der Tuff des Weinbergs nicht die zahllosen Brocken von Weiß Jura
ß, d (und £?) enthalten. Man kann am Tuff des Weinbergs keinen
Streifen von der Länge und Breite des benachbarten Tuffganges
finden, aus dem nicht Hunderte von Brocken und Bröckchen der
Malmkalke hervorleuchten. Wie oben bemerkt wurde, sehen zahl-
reiche Kalkbrocken in unserem Tuffgang äußerlich zwar wie
Malmkalke aus, sie erweisen sich aber beim Zerschlagen als Kalke
älterer, tieferer Stufen. Wäre das Füllmaterial von oben in unsere
Kluft hineingestürzt, so müßten doch ohne jeden Zweifel auch zahl-
reiche Brocken von Weißjurakalken mit hineingestürzt sein ; sie fehlen
aber nach meinen Beobachtungen in unserem Tuffgang vollkommen.
Ist der Tuff später, nach der Eruption, nachdem der Schlot
des Metzinger Weinbergs mit Tuffbreccie gefüllt war, nachdem der
Mantel dieses Maartuffgangs vielleicht schon bis zum Braunen Jura
abgetragen, und die Tuffsäule freigelegt war, in die benachbarte
Kluft hineingespült worden? Ich glaube nicht.
Wäre das Tuffmaterial unseres Ganges von dem Tuff des
Metzinger Weinbergs abgeschwemmt und in die enge Kluft hinein-
gespült worden, so müßte man doch wieder in dieser Kluftausfüllung
Stücke von Weißem Jura finden. Sie fehlen aber. Das Fehlen ließe
sich in diesem Falle nicht so erklären, daß die Kalke zu schwer
gewesen wären, um durch Wasser in die benachbarte Kluft trans-
portiert zu werden; denn 1. sind im Tuff des Weinbergs genug
kleinere Bröckchen des W^eißen Jura vorhanden und 2. wären sehr
viel größere und darum auch sehr viel schwerere Stücke von Keuper-
— 387 —
mnl Doggergesteinen vom Tuff des Weinbergs in die Kluft ver-
frachtet worden. Daß die Kalke des Weißen Jura auf dem Trans-
port von nur w^enigen Metern vom Weinberg zur Kluft zerrieben
worden seien, kann auch nicht angenommen werden, denn die weniger
widerstandsfähigen mergligen , thonigen und sandigen Gesteine des
Keuper, Lias und Dogger hätten diesen Transport ausgehalten.
An eine nachträgliche vollständige Auflösung der Malmkalke
durch in unserem Tuffgang zirkulierendes Wasser kann man auch
nicht gut denken; denn 1. müßten dann doch wohl auch die anderen
Kalke und Kalkmergel aufgelöst sein, 2. ist in keinem anderen Tuff-
gang eine so weit gehende lösende Tätigkeit des Wassers beobachtet,
3. müßte dann eigentlich der Tuff lückig sein ; das ist er aber tat-
sächlich nicht.
Gegen die spätere Einspülung des Tuffs in die diskutierte Kluft
ist ein weiterer Grund anzuführen. Der Braune Jura ß ist neben
dem Tuffgang von sehr zahlreichen , in verschiedenen Richtungen
verlaufenden engeren und weiteren Klüften durchzogen. Diese
Klüfte sind z. T. durch sekundär eingespülte Massen ausgefüllt.
Die Füllmassen dieser Klüfte zeigen aber keineswegs das Aussehen
und die Zusammensetzung des Tuffs, sie sind vielmehr graue, sandige,
sehr feinkörnige, mit kleinsten Glimmerblättchen durchsetzte Kluft-
lehme. Entstanden sind diese Kluftlehme z. T. aus verschwemmtem
Gehängeschutt, der aus sandigen Thonen des Braunen Jura ß und
aus Tuffbrocken des Metzinger Weinbergs zusammengesetzt ist. Das
Material dieses Gehängeschutts erzeugte in den Klüften nur gleich-
mäßig feinkörnigen Lehm , welcher jeder Andeutung der Breccien-
struktur unserer vulkanischen Tuffe entbehrt. Die Breccien- (und
chondritische) Struktur ist aber auch in den engsten seitlichen
Gängchen unseres Tuffvorkommen^ noch deutlich zu erkennen, ob-
wohl diese Gängchen enger sind als manche der mit Kluftlehm ge-
füllten Klüfte.
Nach den hier ausgesprochenen Überlegungen bleibt für die
Entstehung des kleinen Tuffgangs neben dem Metzinger Weinberg
nur die Deutung übrig, daß das Tuffmaterial von unten oder
von der Seite her in die jetzt tuft'erfüllte Kluft gepresst wurde.
Die Frage, ob unser kleiner Tuffgang einem selbständigen, bis
zu großer Tiefe hinabreichenden, spaltenförmigen Eruptionskanal
entspricht, glaube ich wegen der minimalen Größe des Vorkommens
und wegen seiner Lage in der nächsten Nähe einer großen Tuffsäule
verneinen zu dürfen.
25*
— 388 —
Branco hat in unserem Vulkangebiet eine ganze Anzahl von
„Zwillingsmaaren" (1; S. 611, 612), von ähnlich dicht benachbarten
Eruptionskanälen, nachgewiesen. Bei diesen Vorkommnissen ließ
sich durch die sie trennende Wand von Juragesteinen sicher fest-
stellen, daß die benachbarten Tuffmassen zum mindesten den oberen
Teil ihres Weges durch die Juradecke getrennt zurückgelegt haben.
In den von Branco beobachteten Fällen handelt es sich stets um
wesentlich größere Tuffmassen, nie um einen so winzigen Gang dicht
neben einer so großen Tuffsäule wie am Metzinger Weinberg.
Wäre unser kleiner Gang ein selbständiger Eruptionskanal,
dann wäre hier Eruptionsmaterial in einer Spalte nur bis in das
Niveau des unteren Braunen Jura gedrungen , ohne die Oberfläche
des damals hier sicher noch vorhandenen Weißen Jura zu erreichen.
Wir hätten dann hier einen „Schuß, der im Lauf stecken geblieben
ist", um ein von Koken gebrauchtes Bild zu verwenden: resp. die
Explosion hätte hier nicht die Kraft gehabt, die vorhandene Spalte
bis durch den Weißen Jura aufzureißen.
Verfolgt man das Streichen der beiden Gangstücke AA, und
BB,, so stoßen beide — vorausgesetzt, daß das Streichen gleich-
bleibt, und das ist doch wohl im großen und. ganzen anzunehmen
— bei ihrer Verlängerung nach Süden auf die östliche Partie der
großen Tuffmasse des Metzinger Weinbergs. Aus dieser Lage und
aus dem Auskeilen unseres Ganges nach Norden schließe ich auf
den Zusammenhang des Ganges mit dem Tuff des Weinbergs, wenn
auch dieser Zusammenhang nicht durch direkte Beobachtung kon-
statiert werden konnte. Wenn übrigens bei Abräumung des Ge-
hängeschuttes zwischen unserem Aufschluß und der Tuffmasse des
Weinbergs die Verbindung beider Tuffmassen nicht sichtbar würde,
so wäre das kein Beweis gegen den Zusammenhang beider. Der
Tuffgang kann sehr wohl von dem heutigen Aufschluß schräg in die
Tiefe setzen ; er kann weiter bergeinwärts, südlich, nach oben aus-
keilen, ohne die Oberfläche des heutigen Anstehenden, des Braunen
Jura /J, zu erreichen.
Die Füllung des .spaltenförmigen Hohlraums, w^elchen ja unser
Gängchen repräsentiert, kann nur von dem Maartuffgang des Metzinger
Weinbergs aus geschehen sein und zwar so, daß in dem Eruptions-
kanal aufsteigender Tuff in die seitlich sich erstreckende Kluft herein-
gepreßt wurde. Die Ausfüllung durch Tuff muß vor sich gegangen
sein zu Beginn oder in der allerersten Phase der Eruptionstätigkeit
am Metzinger Weinberg, d. h. zu einer Zeit, als das beim Durch-
— 389 —
schlagenwerden der Trias- Juradecke erzeugte Auswurfs- und Trümmer-
material noch nicht wieder bis zum Niveau unseres Tuffganges in
den durch die Explosion geschaffenen Schlot zurückgestürzt war.
Wäre die Ausfüllung unseres Ganges bei einer zweiten oder späteren
Eruption entstanden, nachdem der Kanal des Metzinger Weinbergs
schon einmal durch zurückstürzendes Auswurfsmaterial gefüllt war,
dann müßte unser Tuffgang Brocken von Malmkalken enthalten ;
denn in allen unseren Maartuffschloten ist Weißer Jura mit dem
Auswurfsmaterial bis mindestens in das Niveau des Lias und Keuper
zurückgestürzt (vergl. den Tuff von Scharnhausen, welcher im Niveau
des Keupers angeschnitten ist).
Für die Füllung unseres Ganges von der Seite her kann viel-
leicht ein besonderer Umstand sprechen. Die geglätteten Wände
des Ganges zeigen Rillen von nahezu horizontaler Richtung. Daubree
(5 ; S. 321 ff.) hat durch Experimente nachgewiesen, daß die Wände
der durch Explosionen von heißen Gasen durch Gesteine gestoßenen
Diatremata Erosionsspuren in der Durchschlagsrichtung erkennen
lassen. Die mit blue ground gefüllten vertikalen Diatremata in Süd-
Afrika zeigen an den härteren Gesteinen ihrer Wände Längssteifung
als Erosionswirkung. Wenn die Rillen an den Wänden unseres Tuff-
gangs entstanden sind dadurch, daß Tuffmaterial an den Wänden
der Kluft entlang gepreßt oder gestoßen wurde — und ich halte
das für durchaus möglich — dann würde aus der fast horizontalen
Richtung der Rillen auf Füllung der Spalte von der Seite her zu
schließen sein.
Es ist übrigens ziemlich gleichgültig, ob der Tuff' horizontal
von der Seite oder mehr schräge von unten her in die den Gang
bedingende Spalte gelangt ist; es ist nur von Bedeutung, daß er
nicht von oben eingefüllt sein kann.
Nach allem repräsentiert.unser kleines Tuffvorkommen
eine kurze, nach Norden gerichtete Apophyse des großen
Maartuffgangs am Metzinger Weinberg, welche als Aus-
füllung einer Kluft entstand beim Beginn der Eruptions-
tätigkeit durch aufsteigendes Eruptivmaterial. Diese Apo-
physe keilt gegen Norden aus, nachdem sie vor dem Auskeilen in
mehrere Trümer zerschlagen ist, deren größtes den Gang ÄÄ^ — BB^
bildet, während die kleineren heute in dem eingangs beschriebenen
Aufschluß als winzige Gängchen neben dem Ideinen Hauptgang an-
geschnitten sind.
Als gangförmige Apophyse einer größeren Tuffsäule ist
— 390 —
unser Tuffvorkommen wieder einzigartig im Urach — Kirch-
heimer Vulkangebiet. Einziges Analogen in diesem Gebiet wäre
vielleicht das Basaltvorkommen am Sternberg auf der Hochfläche
der Alb (1 : S. 470, No. 37), wo sich möglicherweise an die Basalt-
säule von rundlichem Querschnitt ein kleiner, nach NW. gerichteter
schmaler Basaltgang anschließt: sicher ließen sich die Verhältnisse
dort aber nach Branco nicht ergründen.
Mögliche Folgerungen. Braxco hat durch seine Unter-
suchungen im Urach — Kirchheimer Vulkangebiet .überzeugend dar-
getan, daß die durch die Sedimentärgesteine der Schwäbischen Alb
hindurchsetzenden, umgekehrt schornsteinförmigen Tuff- und Basalt-
säulen unabhängig sind von praeexistierenden , klaffenden Spalten
(1; S. 627 ff. 2; S. 23. 3; S. 175 ff. 4; S. 1—12). Andere
haben für zahlreiche andere Gebiete vulkanischer Tätigkeit das
gleiche nachgewiesen (siehe die Literaturangaben bei Branco : 4; S. 5 ff.).
Wenn man vor dem hier besprochenen schmalen Tuffgang
neben dem Metzinger Weinberg steht, so drängt sich unwillkürlich
die Frage auf, ob wir hier nicht doch — als Ausnahme von der
Regel — eine praeexistierende Spalte vor uns haben , welche für
den Ausbruch des Metzinger Vulkans bedingend war. Zeichnen wir
den Querschnitt durch die Tuffsäule des Metzinger Weinbergs und
die Apophyse, so erhalten wir fast das Bild jenes Schemas, welches
Branco als notwendig bezeichnete, wenn die Martuffgänge an prae-
existierende Spalten gebunden wären (1; S. 635, Fig. 105 a).
Ich glaube nicht, daß hier eine Ausnahme von der Regel vorliegt.
Unser kleiner Tuffgang kann natürlich auf eine gegenüber dem
Ausbruch am Metzinger Weinberg praeexistierende Spalte zurück-
geführt werden. Aber diese Spalte klaffte nicht weit nach oben
hin ; sie reichte wohl kaum über den Braunen Jura hinaus. Sie
setzte vermutlich als klaffende Spalte — wenigstens in ihrem nörd-
lichen Ausgehenden — auch nicht besonders weit in die Tiefe: denn
Koken beobachtete hier früher ja ein schnelles Auskeilen des Ganges
nach unten hin. In größerer Nähe der Tuffsäule des Metzinger
Weinbergs kann die Spalte resp. ihre Gangausfüllung in größere
Tiefe hinabsetzen, vielleicht sogar in sehr bedeutende Tiefen, das
läßt sich aber nicht beweisen.
Gegen die Deutung der Spalte als eine längere, offen klaffende,
welche den Ausbruch» vulkanischer Tätigkeit bedingte, läßt sich noch
anführen : 1. ihre kurze Erstreckung vom Tuff des Metzinger Wein-
bergs nach N.. 2. die Unmöglichkeit, die Spalte jenseits des Metzinger
— 391 —
Weinbergs zu verfolgen. Die nächstbenachbarten Eruptionspunkte
— Dachsbühl, im und am Hofwald. Hofbühl — . welche nur ^/i bis
1 km entfernt sind, liegen nordöstlich und östlich, nicht südlich oder
nördlich, vom Metzinger Weinberg und zwar untereinander nicht in
gerader Linie , sondern in unregelmäßiger , gegen den Metzinger
Weinberg konkaver Kurve. Diese Eruptionspunkte sind sicher unab-
hängig von der „Eruptionsspalte" am Metzinger Weinberg, oder —
diese Spalte müßte einen höchst sonderbaren Verlauf besitzen.
Weder unser Tuffgängehen am Metzinger Weinberg besitzt die
Bedeutung einer klaifenden, weithin und tief aufgerissenen — tek-
tonischen — Spalte, welche für vulkanische Ausbrüche bedingend
war , noch lassen sich im Urach — Kirchheimer Gebiet überhaupt
größere tektonische Linien nachweisen, welche mit den sehr zahl-
reichen Vulkanpunkten unseres Gebietes in Verbindung zu bringen
.sind. E. Fraas (6; S.»- 31) hat bei der Revision des Blattes Kirch-
heim der geologischen Karte von Württemberg, auf welchem der
größte Teil der schwäbischen Maartuifgänge liegt, energisch darauf
hingewiesen, daß gar kein Zusammenhang zwischen den vulkanischen
Ausbrüchen und den benachbarten — Schönbuch, Filder und Schur-
wald durchsetzenden — Verwerfungshnien konstruiert werden kann.
Fraas gelangt nämlich zu dem Resultat, daß unsere Vulkanausbrüche
und die Bildung der tektonischen Linien verschiedenen Zeiten an-
gehören. Das Alter der Verwerfungen bestimmt Fraas als dem
Ende der Tertiär zeit angehörend, die Zeit der vulkanischen Erup-
tionen nach den Verhältnissen des Randecker Maars als unter-
miocän (Bränco bezeichnete die Eruptionen als mittelmiocän).
Das Resultat der Untersuchungen von Fraas muß in unserem
Gebiet^ als schlagendster Beweis für die Unabhängigkeit vulkanischer
Ausbrüche von p r ä existierenden , tektonischen Linien erachtet
werden. Gleichzeitig ist es eine vorzügliche Parallele zu einem Teil
der DAüBREE'schen Explosionsexperimente, soweit überhaupt die Vor-
gänge in der Natur zu Experimenten im Laboratorium in Parallele
gestellt werden können. Bei den von Daubree ausgeführten Ex-
perimenten vermochten die bei Explosionen von Schießbaumwolle und
Dynamit erzeugten Explosionsgase unter der Druckentwickelung von
1100—1700 Atmosphären und bei entwickelten Temperaturen von
2500—3200*' C. Durchschlagsröhren durch kurze, kaum 30 cm dicke
^ Ich beschränke mich hier ganz auf das Urach— Kirchheimer Gebiet, da
ich keins der von Branco imd anderen für das Kapitel ^Vulkane und Spalten"
herangezogenen Gebiete ans eigener Anschauung kenne.
— 392 —
Säulchen von Granit, Kalk, Vesuv- und Ätnalava, Steinmeteoriten
und Gips ' zu öttnen, auch ohne daß durch Nachahmung von Klüften
oder durch feine Durchbohrungen in den Gesteinen der Weg der
Explosion vorgezeichnet worden war. Trotz dieses Ergebnisses sind die
Experimente von Daubree gegenüber der Frage nach selbsttätiger Er-
öffnung von Eruptionswegen durch explodierende vulkanische Massen
resp. Gase mit einer gewissen Einschränkung aufzunehmen. Den
die Gesteine durchbohrenden Explosionsgasen war durch die Kon-
struktion des von Daubree für seine Experimente benutzten Apparates
(5 ; S. 314 Fig. 1) ein ganz bestimmter Weg vorgezeichnet worden :
1. durch einen dem geprüften Gestein gegen die Explosionskammer
vorgesetzten ringförmigen „obturateur" aus Kupfer, 2. durch den
für die Experimente angebrachten engen Ausfuhrkanal für die Ex-
plosionsgase und die bei den Explosionen erzeugten Gesteinstrümmer.
Durch diese Konstruktion war für die explodierenden Gase geschaffen
worden 1. eine engbegrenzte Angriffsfläche am Gestein, 2. nur ein
Weg durch das Gestein, d. h. im ganzen war dadurch in dem ge-
prüften Gestein hergestellt worden eine Linie oder eng säulenförmige
Zone geringster Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Anprall explo-
dierender Gase. Und dieser Linie oder Zone folgte die Explosions-
wirkung naturgemäß. Die bei solchen Explosionen geschaffenen
Durchschlagsröhren waren im allgemeinen von rundlichem Quer-
schnitt, aber doch weit entfernt von irgendwelcher Regelmäßigkeit
der Form und weit entfernt davon, etwa ebene Wandungen zu be-
sitzen. Zum Teil wurde das durchschlagene Gestein in der Umgebung
der Durchschlagsröhre zerschmettert, durch den Druck der Explosions-
gase wieder zu festem Gestein regeneriert, z. T. zeigte sich der
durchschlagene Gesteinszylinder nach dem Experiment von Radial-
klüften durchsetzt.
War der Weg für die Explosionswirkung künstlich durch Per-
forationen oder Spalten vorgezeichnet, so folgte die Explosion diesem
Wege genau, selbst wenn er nicht geradlinig war (5 ; S. 317 , 318,
Fig. 3, 4).
Wollen wir die DAUBREE'schen Experimente auf die Natur über-
tragen, so müssen wir bei vulkanischen Explosionen nach Stellen
geringsten Widerstandes in der Erdrinde suchen. Tief aufgerissene
tektonische Linien sind in unserem Gebiete ausgeschlossen. Aber
^ Der zähe Gips wurde z. T. nicht durchschlagen . sondern nur in den
Ausfuhrkanal des benutzten Instrumentes gepreßt.
— 393 —
sind vielleicht auf andere Weise loci minoris resistentiae gegeben?
Mir scheint eine solche Annahme möglich.
Die Trias-Juratafel Süddeutschlands zwischen Schwarzwald und
Böhmen ist seit Ende der Jurazeit mehrfachen Bewegungen unter-
worfen gewesen. Bei Kapfeiberg an der Donau, 0. von Kelheim,
liegen horizontale Schichten von cenomanem Grünsandstein dis-
kordant über stark geneigten oberjurassischen Plattenkalken: Beweis
für eine postjurassische, präcenomane Bewegung im Boden Süddeutsch-
lands. Solche Bewegungen wiederholten sich im Tertiär. Es ist
doch wohl als sicher anzunehmen, daß zur Zeit der alttertiären
Alpenfaltung das süddeutsche Tafelland zum mindesten stärkeren
tangentialen Pressungen ausgesetzt war, ebenso wie als zeitliche
Begleit- oder Folgeerscheinung der jungtertiären Alpenfaltung wei-
tere tektonische Bewegungen in der süddeutschen Tafel erzeugt
wurden. Diese Bewegungen können nicht nur vereinzelte größere
Brüche hervorgerufen haben, unsere ganze Trias-Juraplatte ist dabei
vielmehr von jenen zahllosen Rissen und Klüftungen durchzogen
worden, welche wir in jedem unserer Aufschlüsse beobachten können,
und von welchen ein Teil sehr wohl in alttertiärer Zeit oder noch
früher entstanden sein kann.
Am Metzinger Weinberg selbst sind überzahlreiche Klüftungen
im Braunen Jura ß zu beobachten, außerdem einzelne kleine Schollen-
verschiebungen. Unser Tuifgängchen AB^ selbst ist in der Rich-
tung A^ B horizontal um einen geringen Betrag verschoben worden
und hat in seinen zwei Teilen verschiedenes Streichen. Die beiden
eingangs erwähnten härteren Bänke in unserem Aufschluß sind öst-
lich vom Tuffgang an einer Verwerfung abgeschnitten, ca. 15 m
weiter östlich tauchen sie wieder auf, aber in einem um etwa 2 m
tieferen Niveau. In dem dazwischenliegenden Stück des Aufschlusses
sind .sie nicht zu beobachten; sie -müssen hier in anderem Niveau
liegen als rechts und links. Die diesen Teil der aufgeschlossenen
Wand z. T. verhüllenden Schuttmassen reichen nicht so hoch herauf,
daß bei ungestörter Lagerung nicht mindestens die obere härtere
Bank hier zu verfolgen sein müßte.
Diese kleinen Störungen können ganz jung sein, in aller-
jüngster Zeit entstanden durch Rutschungen an dem den Metzinger
Weinberg mit der Alb verbindenden Rücken ; namentlich für die
Verschiebung des Tuffganges liegt diese Annahme nahe. Sie können
aber auch älter, wesentlich älter sein als die Eruption am Metzinger
Weinberg. Selbst der in zwei nicht gleichliegende Teile zerlegte
— 394 —
Tuffgang AÄ^ — BB^ kann so gedeutet worden, daß in dem zer-
klüfteten Gestein vor Ausbruch der Explosion durch veränderte
tangentiale Spannungen auch kleine Horizontalverschiebungen in von
dem Streichen des Ganges abweichender Richtung sich abspielten,
so daß zwei gegeneinander etwas verschobene Stücke einer Kluft
bei der Eruption am Metzinger Weinberg durch hereingepreßten Tuff
ausgefüllt wurden, wodurch ein scheinbar nachträglich verschobener
Gang erzeugt wurde. Dafür, daß die Kluft schon vor der Eruption
am Metzinger Weinberg existierte, kann der Umstand sprechen, daß
die untere härtere Bank auf der östlichen Seite des Ganges ein
klein wenig tiefer liegt als auf der westhchen. Die Verschiebungen
können auch während der Eruption selbst entstanden sein: die Ex-
plosion zerrüttete das benachbarte Gestein ähnhch, wie das bei
dem einen der Experimente Daubree"s mit Granit der Fall war
(5 ; S. 320 Fig. 9) ; sie schlug seitlich Spalten in dasselbe und füllte
diese mit Tuff.
Das Alter dieser kleinen Störungen und Klüftungen ist nicht
präzis anzugeben , sondern nur in den sehr weiten Grenzen : post-
jurassisch bis quartär. Die Möglichkeit aber, daß diese erwähnten
Klüftungen recht alt sein können, ist keineswegs einfach von der
Hand zu weisen.
Diese und andere Klüftungen können als „Haarspalten" weit in
die Tiefe setzen, eine Möglichkeit, welche bereits Branco (1 ; S. 635,
636. 4; S. 12 [768]) ins Auge gefaßt hat. Sie können vulkanischen
Eruptionen den Weg vorgezeichnet oder wenigstens erleichtert haben,
dadurch, daß das von ihnen durchsetzte Gebirge, mehr oder weniger
zerrüttet, gewissermaßen ein Mauerwerk bildete, dessen Bausteine
durch schlechten oder keinen Mörtel verkittet waren.
Aber müssen nun nicht „Haarspalten" in größeren Tiefen durch
den in der Erdkruste herrschenden Gewölbedruck geschlossen sein?
Das anzunehmen, ist man gezwungen, wenn man den nach der Kon-
traktionshypothese in der Erdrinde herrschenden tangentialen Druck
als eine dauernd wirkende Kraft annimmt.
Es ist RoTHPLETz' Verdienst, mit Nachdruck darauf hingewiesen
zu haben, daß der durch die Kontraktionshypothese postulierte und
die Entstehung von Faltengebirgen am besten erklärende tangentiale
Druck nicht dauernd, resp. nicht dauernd gleichmäßig in der Erd-
kruste wirkend war (8 ; S. 319 ff.). Rothpletz wies weiter darauf
hin, daß die Pausen zwischen den Wirkungen tangentialen Druckes
(i. e. der Faltengebirgsbildung) die Zeiten vulkanischer Tätigkeit,
— 395 —
zentrifugal wirkender Kraft, sind. Die Verhältnisse in den Alpen
und in deren näherer und weiterer Umgebung illustrieren das gut.
Die tertiäre Faltung der Alpen spielte sich in zwei verschiedenen
Perioden ab : Mitteloligocän und Ende des Miocän. Die Zwischen-
zeit war in bezug auf faltende Bewegung eine Zeit der Ruhe, also
auch eine Zeit zum wenigsten verminderten tangentialen Druckes
in den Alpen und ihren Nachbargebieten, in welch letzteren während
der Alpenfaltungen zweifellos doch auch erhöhter Tangentialdruck
mit seinen Wirkungen auf Gesteine geherrscht haben muß. In die
Ruhepause zwischen den beiden tertiären Faltungen der Alpen fällt
die Eruptivtätigkeit im Urach — Kirchheimer Gebiet, sie fällt also
zusammen mit einer Zeit verminderten oder aufgehobenen Tangential-
druckes.
Stellen wir uns vor, daß etwa zur Zeit der ersten tertiären
Alpenfaltung im Oligocän eine Masse von Schmelzfluß unterhalb des
Urach — Kirchheimer Gebietes in höhere Lagen der Erdrinde herauf-
gepreßt worden war, etwa in Form eines flachen Lakkolithen, so
konnte zur Zeit nachlassenden Tangentialdruckes unter Einfluß der
Ausdehnung des Schmelzflusses eine Lockerung der zerklüfteten,
nun nicht mehr unter starkem Tangentialdruck stehenden Gesteins-
decke über dem Schmelzfluß vor sich gehen, vielleicht dadurch, daß
eine, wenn auch geringe Auftreibung der Decke über dem Schmelz-
fluß stattfand. Dadurch konnten in schon vorher klüftigem Gestein
die Klüftungen erweitert werden , in größere Tiefen herabsetzen,
und neue Klüfte konnten aufreißen. Langgezogene, klaff"ende Spalten
brauchten dabei garnicht zu entstehen, wie sie tatsächlich in un-
serem Vulkangebiet auch nicht entstanden sind ; ich sehe wenigstens
nicht ein, daß bei nachlassendem Tangentialdruck die Gesteine not-
wendig von langgezogenen , linearen Spalten durchsetzt werden
müßten. Durch solche Zerrüttung können in schon vorher klüftigem
Gestein an den verschiedensten Stellen des Gebietes Orte geringsten
Widerstandes geschaffen werden, an welchen die Gase des Schmelz-
flusses — sich selbst befreiend — nach dem Schema der Daübree-
schen Experimente leichter explosiv durchbrechen können. Eruptions-
material kann dabei z. T. direkt den durch Klüftungen vorgezeich-
neten Wegen folgen , wie in unserem Tuffgängehen , das in seinem
von der Vertikalen z. T abweichenden Verlauf ein schönes Analogon
zu einem der Experimente Daubree's liefert, bei welchem in einen
Granitzylinder eine nicht geradlinige Rinne gebohrt war, welcher die
Explosionsgase vollkommen folgten.
— 396 —
An Stellen, welche durch die geschilderten Vorgänge stärker
zerrüttet smd , können durch Explosionen dann auch leicht Kanäle
von so irregulärem Querschnitt geschaffen werden , wie der große
Maartuffgang am Metzinger Weinberg z. B. einen solchen erfüllt,
oder wie sie z. T. bei den DAüBEEE'schen Experimenten resultierten.
Der gegenüber den Trias- und Juragesteinen auffallend geringe
Anteil, welchen im allgemeinen kristalline Gesteine an der Zusammen-
setzung der schwäbischen Tuffbreccien haben, legt die Vermutung
nahe, daß die Decke, welche über dem das Magma- und Gasmaterial
der Eruptionen im Urach — Kirchheimer Gebiet liefernden Magmaherde
lag, nur eine relativ dünne war, in welcher also Klüftungen tief
herabsetzen konnten , ohne durch Druck auflastender Massen ge-
schlossen zu werden; — ein Umstand mehr, welcher vulkanische
Explosionen hier erleichtern konnte.
Schluss. Der neben dem Metzinger Weinberg beobachtete kleine
Tuffgang in den Murchisonae-Schichten (Brauner Jura ß) ist eine nicht
ganz vertikal durch die Sedimentärdecke setzende, mehrfach zer-
schlagene Apophyse des großen Maartuffganges am Metzinger Wein-
berg. Die Apophyse entstand als Ausfüllung einer schmalen , nicht
bis zum Malm hinaufreichenden Kluft, über welche der Weg der
vulkanischen Eruption am Metzinger W^einberg führte. Die Aus-
füllung der Kluft mit Tuffbreccie spielte sich ab bei Beginn der
Eruption durch aufsteigendes, nicht durch herabstürzendes oder
sekundär eingeschwemmtes Eruptivmaterial.
Der kleine Tuffgang ist nicht als eine, vulkanische Eruptionen
bedingende, tektonische Spalte zu deuten.
Das Vorkommen des kleinen Tuöganges in nächster Nähe einer
großen Tuffsäule führt in Verbindung mit benachbarten Klüftungen
und kleinen Störungen in dem von der Eruption am Metzinger Wein-
berg durchschlagenen Gestein zu der Annahme, daß im Urach — Kirch-
heimer Gebiet der Ausbruch vulkanischer Explosionen erleichtert
wurde durch weitgehende Zerklüftung der über einem Magmaherde
liegenden — vielleicht ziemlich dünnen — Gesteinsdecke.
Literaturangaben.
Branco, W. : Schwabens 125 Vulkan-Embryonen. Stuttgart 1894.
., Über die Entstehung der vulkanischen Durchbohrungskanäle im
Gebiete von Urach. Diese Jahresh. 1897. S. 13—27.
— 897 —
Branco , AV. : Neue Beweise für die Unabhängigkeit der Vulkane von prä-
existierenden Spalten. N. Jahrb. f. Min. 1898. I. 175—186.
Branco, W. : Zur Spaltenfrage der Vulkane. Sitzungsb. d. Berliner Akad.
d. Wiss. Phys.-math. Kl. 1903. S. 1-22 [757—778],
Daubree, A. : Recherches experimentales sur le role possible des gaz ä hautes
temperatures , doues de tres fortes pressions et animes d'un mouvement
rapide, dans divers phenomenes geologiques. Bull. Soc. geol. de France.
S. 3. Vol. XIX. 1890. S. 313-354.
Fraas, E. : Begleitworte zur Geognostischen Spezialkarte von Württemberg.
Atlasblatt Kirchheim (Revision) 1898.
Koken, E. : Geologische Studien im fränkischen Ries. X. Jahrb. f. Min. etc.
Beil.-Bd. XII. 1899. S. 477-534.
RoTHPLETZ , A. : über die Möglichkeit . den Gegensatz zwischen der Kon-
traktions- und Expansionstheorie aufzuheben. Sitzungsb. d. Münchener
Akad. d. Wiss. Math.-phys. KI. Bd. XXXII. S. 311-325.
Bücheranzeige.
Regelmann C. Geologische Übe rsichts- Karte von Würt-
temberg und Baden, dem Elsaß, der Pfalz und den
weiterhin angrenzenden Gebieten. Herausgegeben von
dem K. Württ. Statistischen Landesamt. Maßstab 1 : 600000.
Format 68 : 68 cm. Stuttgart 1906. 5. u. 6. erweiterte Auflage.
Preis 3 Mk.
Zur 50. Jahresversammlung konnte den deutschen Geologen
bei ihrem Zusammensein am 14. August vorigen Jahrs in Tübingen
die 5. Auflage dieser Karte über die süddeutschen Gebirge zum
freudig empfangenen Geschenk gemacht werden. Inzwischen ist nun
schon die 6. Auflage erschienen, in welcher einige Ungenauigkeiten
des vorhergehenden Drucks berichtigt worden sind. Dieselbe ist,
abgesehen von mehreren sonstigen Änderungen bereichert durch die
Einzeichnung der Überschiebungslinien in den Säntisketten und den
Allgäueralpen , sowie durch Beigabe eines Textes über die wich-
tigsten Strukturlinien Südwestdeutschlands. Die Karte hat gegen-
über den früheren Auflagen eine wesentliche Erweiterung gegen
Westen bis zum Meridian von Beifort erfahren , so daß wir auf
Grund der neuesten Aufnahmen ein vollständiges Bild des Rheintal-
beckens von dem Quellgebiet des Doubs bis Darmstadt, des schwäb.
Unterlandes, der schwäbischen Alb mit ihrer Fortsetzung zum Randen,
des Aargau, der schwäb.-schweiz. Molassehochebene mit dem Boden-
see, im Süden der Kreidezüge des Säntis und der Allgäuer Alpen
erhalten. Westlich schließen die Vogesen mit dem Lothringer Stufen-
land mit dem Westrich das Blatt ab. Dasselbe enthält somit die
Pfalz ganz, ebenso das wichtige Steinkohlengebiet der Saar bis zu
dem Anschluß an die Taunusquarzite des Hoch- und Idarwaldes.
Mit vorzüglichster technischer Ausführung der Karte selbst verbindet
sich eine überaus klare Darstellung des geologischen Aufbaues,
welche sich in den Farben im allgemeinen der internationalen Skala
anschließt
- 399 -
Der Rheintalgraben mit seinen beiderseitigen Horsten und ihren
Anlagerungen, der Odenwald, Hardt und die schwäb. Alb treten
prächtig hervor. Die zahlreichen Bruchlinien des Gebiets, die Höhen-
zahlen über Normalnull sind überall sorgfältig nachgetragen. Ein
Gebirgsquerschnitt vom Hochwald im Hundsrück bis zum Allgäu,
quer zum Streichen der Schichten genommen, also auf ca. 440 km
Länge, vervollständigt das Bild des Schichtenaufbaues. Die Legende
der Schichtenreihe ist wesentlich erweitert und nach den neuesten
Auffassungen namentlich auch im Grund-Gebirge berichtigt. Das
Quartär ist durch Aufnahme der 4 Eiszeiten Penk's ergänzt. So
haben wir in der vorliegenden sechsten Auflage der Karte aus der
zuverlässigen Hand Regelmann's nicht nur eine vortreffliche Zu-
sammenstellung der neuesten geologischen Forschungen für Süd-
westdeutschland, sondern die Karte bedeutet auch ein Lehr- und
Anschauungsmittel ersten Ranges. Geologen, Geographen, Hydro-
graphen wie alle Naturkundigen werden sich gleichmäßig für die-
selbe interessieren, aber auch für alle höheren Schulen ist dieselbe
von größtem Wert und wir können deren Verbreitung, zumal bei dem
geringen Preis von nur 3 Mk. , in weitesten Kreisen nur aufs an-
gelegentlichste empfehlen. Wundt.
'^jUJJ^'
radiär t^ (U'»''^
f
Inhaltsübersicht.
Seite
Inhalt III
I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten und die
Sammlungen des Vereins VI
Verzeichnis der Mitglieder nach dem Stand am 1. Juni 1906 . XXIX
II. Sitzungsberichte LV
III. Original-Abhandlungen und 3Iitteilungeu.
Enslin, E. : iJeudrocoelitin caraticuvt Fries. Mit Taf. I 312
Geyer, D.: Beiträge zur Vitrellenfauna Württembergs. III 189
Guide, J. : s. Strand.
Hammer, E. : Einwägung von Festpunkten an der Linie Böblingen—
Lustnau, Sommer 1902 113
Hegelmaie r, F.: Alchimillen des schwäbischen Jura 1
H lieb er, Th. : Synopsis der deutschen Blindwanzen (Hemiptera heteroptera,
Farn. Capsidae). IX. Teil 201
s. Strand.
Kranz, W. : Zur Entstehung des Buntsandsteins. Erwägungen über das
nördliche Alpenvorland, Vulkanismus und Geotektonik 104
Pompeckj, J. F.: Eine durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte
im Urach— Kirchheimer Vulkangebict der Schwäbischen Alb .... 378
Strand, Embr. : Tropisch-afrikanische Spinnen des Kgl. Naturalien-
kabinetts in Stuttgart 13
Hüeber, Th, und Guide J. : Ausgewählte Kapitel aus O. M. Reuter's
„Revisio critica Capsinarium" als Beitrag zur Biologie und Morpho-
logie der Capsiden 263
Werner. F.: Zur Kenntnis afrikanischer Mantodeen 378
Bücheranzeige 398
Beilagen : Ergebnisse der pflanzeugeographischen Durchforschung von Württem-
berg, Baden und Hohenzollern.il. Mit 3 Karten. Bearbeitet von
J. Eichler, R. Grad mann und W. 31 ei gen.
Verzeichnis der mineralogischen , geologischen , urgeschichtlichen und hydro-
logischen Literatur von Württemberg, Hohenzollern und den angrenzenden
Gebieten. IV. Zusammengestellt von E. Schütze.
^tAji^J\2.
'^^ V Beilage
JAHRESHEFTE DES VEREINS FÜR VATERLÄNDISCHE
NATURKUNDE IN WÜRTTEMBERG,
62. Jahrg. 1906,
und
MITTEILUNGEN DES BADISCHEN BOTANISCHEN VEREINS.
Ergebnisse
der
pflanzengeographischen Durchforschung
von
Württemberg, Baden und Hohenzollern.
II.
Mit 3 Karten.
Bearbeitet von
J. Eichler, R. Gradmann und W. Meigen.
Stuttgart.
190G.
2. Die hochnordisch-subalpine Gruppe.
Entsprechend der früher (S. 17) gegebenen Definition fassen
wir unter dem Namen der subalpinen Gruppe diejenigen Arten zu-
sammen, deren Hauptwohngebiet sich mit dem Krummholzgürtel
der Alpen (in den nördlichen Kalkalpen ^ etwa 1500—2000 m
ü. d. M.) ungefähr deckt. Diese Arten steigen demnach im Gebirge
weniger hoch empor als die eigentlich alpinen Pflanzen (Gruppe 1) ;
von den montanen unterscheiden sie sich dadurch, daß sie im
tieferen Bergland an Häufigkeit merklich abnehmen, so daß ihr Vor-
kommen daselbst mehr nur als eine Ausnahme von der Regel er-
scheint. Viele von den subalpinen Pflanzen kehren im hohen Norden
wieder, gewöhnlich erst im nördlichen Skandinavien und Rußland,
nur ausnahmsweise und nur in erratischem Vorkommen auch schon
in der norddeutschen Tiefebene. Diesen hochnordisch-subalpinen
Arten schließen sich im örtlichen Vorkommen und der Verbreitung
innerhalb Süddeutschlands noch einige wenige rein hochnordische
an, die dem Alpengebiet fehlen (Älsine stricta, Saxifraga hirculns,
Stellaria crassifolla). Um nicht allzu viele Unterabteilungen machen
zu müssen, werden diese hochnordischen Arten zweckmäßig mit den
subalpinen zusammengenommen.
a) Die Verbreitung der einzelnen Arten.
Adenostyles albifrons Rchb.
In den Zentral- und südeuropäischen Gebirgen endemisch vom
mittleren Spanien und den Pyrenäen bis Siebenbürgen und zum'
Balkan.
Im Alpengebiet in Wäldern an feuchten, schattigen Orten, be-
sonders im Knieholz, von 1000 — 2100 m (Bayrische Alpen 1300
—2080 m, Ostschweiz 1000—1800 m, nie höher als die Tannen-
grenze, Wallis 1000 — 2100 m), mit den Bächen und in waldigen
nicht „Hochalpeii'', wie infolge eines Druckfehlers S. 17 zxi lesen.
6
Schluchten häufig tief herabsteigend. Auch im Jura, in den Hoch-
vogesen, im bayrischen Alpenvorland, im Riesengebirge und den
Glatzer Schneebergen, im Mährischen Gesenke.
In feuchten Wäldern durch den ganzen Schwarzwald und in
dessen Vorland von etwa 600 — 1450 m; außerdem auf der Adelegg.
OA. Calw: Agenbach [Schüz in HV.!; ders. Fl. d. nördl. Schwarz-
waldes 1858; MK. 1865.]
OA. Freudenstadt: Baiersbronn [„Wilder See b. d. Hornis-
grinde" Gmelin in HV. ! ; „Kniebis" Sch. M. 1834; Ruhstein
Walde 1898!; KE. 1900; Sankenbachfälle Gradmann 1902].
— Dietersweiler [„Lauterbad" Rösler 1822 in HV. !; Sch. M.
1834]. — Freudenstadt [KE. 1900]. —Reinerzau [MK. 1865].
OA. Nagold: Fünfbronn-Simmersfeld [Hermann 1892 in HV. ! ;
KE. 1900].
OA. Neuenbürg: Dobel [„Zw. Dobel und Kaltenbronn" HBBV.
1821]. — Herrenalb [Stettner 1900 brfl.]. — Neuenbürg
[Waldbach, Buntsandstein, 500 m, Zachmann 1884 in HBBV.].
— Wildbad [Fleischer in HH. ; „Wilder See" Sch. M. 1834;
Schüz 1. c. 1858; MK. 1865; Schlenker 1900 brfl.].
OA. Oberndorf: Alpirsbach [Walde leg. 1898!; KE. 1900]. —
Schramberg [MK. 1882].
OA. Rottweil: Rottweil [leg. Haag!].
OA. Wangen: Rohrdorf [„Adelegg" Sch. M. 1834]. — Groß-
holzleute [„Schwarzer Grat" Herter in Jh. 1888].
Für die Fundortsangaben aus dem Albgebiet (Zollern, Zeller-
horn, Grat bei Laufen), die von sonst vertrauenswürdiger Seite mit-
geteilt wurden, liegen keinerlei Belege oder sonstige Zeugnisse vor.
Sie werden, falls keine neue Bestätigung erfolgt, schwerlich aufrecht
zu erhalten sein.
In Baden auf Triften und in lichten Waldgebüschen des Donau-
und Wutachtales und der Voralpenregion des Schwarzwaldes vom
Wehratal bis in die Gegend von Herrenwies (Döll, BadFL). Im
Schwarzwald an verschiedenen Orten gemein (Verz. 1799).
67: Oosquellen, 650 m, ^/a, Kxetsch.
68: Hohloh, 990 m, '-/i, Grabendörfer [HBBV.: Grabendökfer
1904]. - Kaltenbronn [HBBV.: Döll 1838. Gmelin 1808,
Schüz].
73: Grobbach, Knetsch [Frank 1830]. — Neu haus [Frank].
— Plättig [Frank]. — Herrenwies [HBBV.: Döll 1838.
— 81 ^
Frank]. — Zw. Wie denf eisen und Sand, Granit, feuchte
Stellen der Hochwaldungen, 700— 800 m, '/s, Meiek. — Hunds-
bachtal, feuchte Stellen der Hochwaldungen, Edelmann [Frank].
— Hochkopf, 1000 m, Meier. — Hornisgrinde, Bunt-
sandstein, Hochwald, 1000— 1100 m, Meier [Winter Mitt. 1,141].
74: Forbach, -/i, Grabendörfer.
78: Allerheiligen, feuchte Stellen der Hochwaldungen, Edelmann
[Frank 1830].
83: Kniebis [Gmelin 1808, Zentner, P'rank, Schübler u. Martens,
KE.]. — Hermersberg, Hochwald, 800m, V2, Meigen. —
Großer Hundskopf, Buntsandstein, Hochwald, 750—900 m,
7i, Meigen.
88: Bocksecke bei Schapbach, 800 m, \/2, Meigen.
94: Hornberg [Kirchner 1880 in HH.].
U9 : Gschassikopf, Gneis, Hochwald, 850 — 960 m, ^'2, Meigen
[Schildknecht FlFrbg. 1863]. — Rohrhardsberg, 1150 m,
2/2, Meigen [Goetz Mitt. 4,239]. — Hörnleberg, Buchen-
hochwald, 850 m, V2, Meigen.
107: Flaunser, 860 m, V2, Linder.
108: Kandel, von 900 m aufwärts, Goetz [Spenner 1826, Sohild-
KNECHT FlFrbg., Lauterer]. — Hirsch matten bei St. Peter,
1000 m, V2, Linder. — Martinskapelle, 1100 m [Schild-
knecht Nchtr. 1862 u. FlFrbg.].
117: Eduardshöhe bei Fr ei bürg, 880 m, Meigen [Schildknecht
Nchtr. 1862 u. FlFrbg.]. — Schauinsland, ^2 , Neümann
[HBBV.: Baümgartner 1882. Spenner 1826, Schildknecht
FlFrbg., Lauterer].
118: Ferntobel bei Waldau, ^/s, Himmelseher. — Steig, ^/2,
Himmelseher. — Hinterwaldkopf, "I2, Meigen. — Bank-
gallihöhe, 1200 m, ^,'2, Meigen. — xllpersbach, Gebüsch,
980 m, i/i, Meigen. — Bisten, Hochwald, 950— 1100 m, 2/2,
Meigen. — Hinter zarten, Himmelseher.
119: Engenbach bei Schollach, 1000 m, ".2, Himmelseher.
— Winterberg beiHammereisenbach, 1000 — 1100m,
^,'3, Himmelseher. — Bubenbach, Buntsandstein, '/2,
Himmelseher. — Fehren bei Neustadt, Gneis, 885 m,
Vi, Himmelseher. — Hochfirst, Granit, 1170 m, ^/a,
Himmelseher. — Neustadt [Fd. Brunner 1851]. — Frieden-
weiler, Granit, 850 m, Vi, Himmelseher.
6*
— 82 -
120: Brugger Halde bei Bräunlingen [Engesser. Neuberger B.
1885, Zahn, Klein].
128: Kälbelescheuer, 950 m, V2, Meigen.
128/29: Beleben, Hochwald, 1100— 1300 m, -/2, Meigen [HBBV. :
VüLPiüs 1857. Gmelin 1808, Hagenbach, Spenner, Döll RhFl.,
Lang, Schildknecht FlFrbg. . Lauterer, Schneider, Binz,
VüLPius Mitt. 1,282].
128/40: Sirnitz, Meigen [Gmelin 1808].
129: Halde, 1150 m, Meigen. — Notschrei, 1120 m, Meigen
[Winter Mitt. 1,310]. — Schmelzplatz, 900 m, Meigen.
— Trubelsmattkopf, 1200 m, Meigen. — Heidstein,
1150 m, Meigen. — Wiedener Eck, 1150 m, Meigen.
130: Rinken, Hochwald, 1200—1250 m, 2/3, Meigen. — Rufen-
hütte, 1080 m, Meigen. — Feldberg, Hochwald und Ge-
büsch, 1200—1450 m, -U, Meigen [Gmelin 1808, Spenner,
Schildknecht FlFrbg. , Lauterer , Schneider , Binz , Zahn
Mitt. 1,399, Müller Mitt. 4,228]. — Bärental, ^/2, Himmel-
seher. — Herzogenhorn, -/a. Linder. — Altglashütte,
970 m, Meigen. — Windgfällweiher, 970 m, ^/s, Meigen.
— Aha m er Halde, Tannenhochwald, 900 — 1000 m, Meigen.
— Falk au, ^/2, Himmelseher.
131: Stall egg, Steilhang der Wutach, 690 m, Va, Himmelseher.
140: Blauen, 1150 m, Meigen [HBBV.: Yulpius 1859. Gmelin
1808, Hagenbach, Spenner, Döll RhFl., Lang, Schildknecht
FlFrbg., Schneider, Binz, Vulpius Mitt 1,264]. — Stockberg,
1050 m, Meigen [Gmelin 1808]. — Kohlgarten, 1050 m,
Meigen. — März eil, Neumann [Gmelin 1808]. — Zw. Enden-
burg und Malsburg [Neuberger, Binz].
141: Hohemuttlen, 1140 m, ^/s, Linder. — Rohrenkopf,
1100 m, V2, Linder. — Dietenschwander Kopf, 1070 m,
Vs, Linder. — Steinbtthl, 1100 m, ^{a, Linder. — St. Antoni,
1050 m, V2, Linder.
142: Todtmoos, Meigen. — Lindau, Linder. — Mutters-
lehen, Linder. — St. Blasien, 770 m. Linder.
143: Rothaus, Hochwald, 980 m, Meigen.
154: Bergalingen, 770 m, V'2 , Linder. — Strahl brusch im
Murgtal, 620 m. Vi, Linder.
155: Engelschwand, 960 m, N2, Linder.
— 83 —
AJnf/€t pyramidalis L.
Fast durch ganz Europa von den Gebirgen der Mittelmeer-
länder bis Schottland und Skandinavien, ostwärts bis zum Kaukasus,
zerstreut, vorzugsweise in den Gebirgen.
Im Alpengebiet auf Wiesen und in Wäldern von 900 — 2460 m
(Bayrische Alpen von 1460—2200 m, Wallis 900—2460 m), vor-
zugsweise auf kalkarmem Boden; außerdem im Tiefland, sehr zer-
streut (Nordbayern , Pfalz , Thüringen , Rheinlande , norddeutsches
Tiefland).
Nur an einzelnen Punkten des Schwarzwalds, der Rheinebene
und neuerdings auch im Gebiet der Schwäbischen Alb (Beuron)
nachgewiesen.
Die Standortsangaben Birch bei Schaffhausen (Laffon, Merklein)
und Hangenhof bei Bittelbrunn bedürfen einer Nachprüfung.
Hardthof zw. Karlsruhe und Rastatt [Gmelin 1806].
81: Schutterwald [Schaible 1855].
112: Beuron, ^/i, Bertsch.
127: Britzingen, Linder.
128: Laufen [PeterM882. Klein, Peter Mitt. 1,26]. — Schweig-
hof, lichte Waldstellen, Gneis, V2 , Neuberger [HBBV. :
VuLPius 1867, 1870, 1875. Vulpius 1867. Döll Jbr. 1868,
Lauterer, Schill, Schneider, Neuberger, Binz].
140: Haus Baden, Granit [Lang. Döll BadFl. 1859, Schildknecht
FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein].
Alliuni iHctorialis L.
Zentral- und südeuropäische Gebirge, Mittel- und Nordasien,
Nordamerika.
Im Alpengebiet an felsigen Orten, zwischen Geröll, besonders
im Knieholz, in den Bayrischen Alpen von 1400—2080 m, in Tirol
1700—2300 m, Wallis 1500—2200 m. Sonst noch im Jura, in den
Hochvogesen, im Riesengebirge und Mährischen Gesenke.
In Baden mit Sicherheit nur auf dem Kandel und Feldberg.
Die älteren Angaben über das Vorkommen bei Stühlingen und Bodman
(DFL 1807) sind sehr zweifelhaft.
108: Kandel [HBBV.: Moser 1865. Moser- 1865. Döll Jbr. 1866,
Lauterer, Neuberger]. In neuerer Zeit nicht mehr gefunden.
^ Hauptlehrer in Laufen.
- Apotheker in Waldkirch.
— 84 —
IBO: Feldberg, Grasbänder, 1450 m, V2, Meigen [HBBV.:
Sohlatterer1900. Kienzler^; wieder aufgefunden Schlatterer
1900. Spenner 1825, Döll RhFL u. BadFl., Neuberger, Binz,
Klein, Neuberger Mitt. 4,200, Müller Mitt. 4,207].
Alsine stricta Wahlenb.
Nördliches Skandinavien und Nordrußland ; nördliches Sibirien;
England; Albanien. Im mittleren Europa nur im Jura und Alpen-
vorland.
Auf den Hochmooren des oberschwäbischen Moränengebiets.
OA. Leutkirch: Gebrazhofen [Jung in HV.!; MK. 1882. —
Berkheim [„Eichenberg" MK. 1865; desgl. KE. 1900]. - Roth
[Lechler 1869 in HV.!; Haug in HH.; MK. 1882]. — Wurzach
[Pfanner in HH. ; Gmelin in HV. 1851!; Sch. M. 1834].
OA. Riedlingen: Buchau, Oggelshausen [Valet in HV. 1845!
und in HH.; Gmelin in HV. 1851!; Troll in HV.!; MK. 1865].
OA. Waldsee: Dietmans [Lechler in HV. 1869!; MK. 1882].
OA. Wangen: Isny [MK. 1865: KE. 1900 nach Lauffer!]. —
Kißlegg [Pfanner in HH.; Sch. M. 1834].
125: Tiefer Graben und Ruhstetter Gemein de ried bei
K 1 0 s t e r w a 1 d [S a u t e r m e i s t e r. Jack , Klein , Jack
Mitt. 2,384].
Aposeris foetida.
In den zentraleuropäischen Gebirgen (Alpen, Karpathen, Balkan)
endemisch.
Im Alpengebiet besonders auf Kalk in W^äldern und im Knie-
holz von 800—2000 m (Bayrische Alpen bis 2000 m, Wallis
800 — 2000 m) und von dort ins Alpenvorland herabsteigend, in
Südbayern bis München und Augsburg.
In Wäldern ap einzelnen Punkten Oberschwabens und angeb-
lich auch im Schwarzwald gefunden.
OA. Calw: Sommenhardt [„Kentheim" Schüz, Fl. d. nördl.
Schwarzwaldes 1858; desgl. MK. 1882].
OA. Biberach: Birkenhard [Seyerlen in HV. ; MK. 1882]. —
Warthausen [MK. 1882]. — [„im Burrenwald" leg. Perrot
18881; KE. 1900].
' Gärtner im botanischen Garten zn Freiburg i. Br. . Gewährsmann
Spenner's.
— 85 —
OA. Ravensburg: Baindt [„im Weingaitener Wald" Hegelmaier
1887: Herter in Jh. 1888; KE. 1900].
OA. Riedlingen: Göffingen [„am Bussen" Valet 1855 in HV. !
und HH. ; Sch. M. 1834; Gradmann 1902!]. — Riedlingen
[Balluf 1824 in HV. !] — Uttenweiler [Troll in HV.!;
MK. 1865].
Athyvitim alpestre Nyl.
Zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen und Zentralfrank-
reich bis zum Kaukasus und den Karpathen ; Gebirge von Schottland,
Skandinavien, Russisch-Lappland.
Im Alpengebiet besonders im Krummholz , in den Bayrischen
Alpen von 1460—1800 m, Wallis 1200—2400 m. Außerdem im
Jura, den Vogesen, Harz, Thüringer Wald, Frankenwald, Böhmerwald,
Erzgebirge, Riesengebirge.
Auf den höchsten Erhebungen des südlichen und des nördlichen
Schwarzwalds bis zur Hornisgrinde und auf dem Schwarzen Grat.
OA. Freudenstadt: Baiersbronn [„Ruhestein" Hegelmaier 1893
in HV, ! ; „Katzenkopf und Hornisgrinde" MK. 1865: Walde
1898!].
OA. Wangen: Großholzleute [„Schwarzer Grat" Herter in Jh.
1888].
73: Hornisgrinde [HBBV.: Seubert 1858. Alex. Braun. Döll
RhFl. 1843 u. BadFl., Klein, Winter Mitt. 1,133].
108: Kandel, Goetz [Alex. Braun. Spenner 1825, Döll RhFl. u.
BadFl., Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein,
GoETz Mitt. 4,239].
117: Schauinsland, ^/a , Neuberger [Spenner 1825, Döll RhFl.
u. BadFl., Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein].
128/29: Beleben, Gneisfelsen, 1300— 1400 m, Vs, Meigen [HBBV. :
VuLPius 1857. Döll BadFl. 1855, Schildknecht Nchtr. u.
FlFrbg., Schneider, Binz, Vulpius Mitt. 1,284].
129: Stübenwasen, Schlatterer [HBBV.: Schlatterer 1884]. —
Zw. dem Schmelzplatz und der Sch necke nwiede
[Schildknecht FlFrbg. 1863].
130: Feldberg, 1100—1450 m, Meigen [HBBV.: Frank, Vulpius
1857, Schneyder 1885. Braun Flora 1824, Spenner, Döll
RhFl. u. BadFl., Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Schneider,
Neuberger, Binz, Klein, Zahn Mitt. 1,400].
140: Blauen [Neuberger, Binz, Klein].
Carex cajyitata L.
Nord- und Südpolarländer: Labrador, Grönland, Island, Skandi-
navien, Finnland, Halbinsel Kola, Nordrußland bis Ostsibirien, Felsen-
gebirge Nordamerikas; Argentinien, Feuerland. Außerdem nur in
den Arpascher Alpen in Siebenbürgen, in den Nordtiroler Alpen und
auf Hochmooren des schwäbisch-bayrischen Alpenvorlands.
Auf den oberschwäbischen Hochmooren mehrfach, nordwärts
bis Klosterwald, Buchau, Wurzach, Berkheim.
OA. Leutkirch: Berkheim [„Eichenberger Ried" Valet inHV.!].
— Roth [Ducke 1836 u. 1837 inHV.!; Lechler Suppl. 1844].
— Wurzach [Gessler 1861 in HV. ! ; Ducke 1837 in sched. ;
Lechler Suppl. 1844].
OA. Riedlingen: Buchau [„B.-Oggelshausen" Troll in HV. ! ;
„i. Federseeried" MK. 1865].
OA. Waldsee: Aulendorf [Valet 1852 in HV. ! und in HH. ;
Steudel 1852 in HV. !; MK. 1865]. — Schussenried [Valet
in HV.!; MK. 1865],
125: Tiefer Graben und Ruhstetter Gemeinderied bei
Kloster wald [Sautermeister. Jack , Klein , Jack
Mitt. 2,384].
Carex frigiäa All.
Im westlichen Teil der Zentral- und südeuropäischen Gebirge
von der iberischen Halbinsel und den Pyrenäen bis zu den Apenninen,
Steiermark und Krain ; Schottland ; Nordamerika.
Im Alpengebiet mit Ausschluß des östlichsten Abschnitts
(Niederösterreich) an quelligen Orten, in den Bayrischen Alpen von
1350—2030 m, im Wallis 1500—2560 m. Außerdem in den
Hochvogesen.
Im Gebiet nur:
130: Feldberg, 1350 m, Meigen [HBBV. : Gmelin 1807, Döll,
VuLPius 1857; Lösch in Bänitz Herb, europ. No. 5545. Gmelin
1807. Gmelix, Spenner, Döll RhFl. u. BadFl., Kirschleger,
ScHiLDKXECHT FlFrbg., Lauterer, Schneider, Neuberger, Binz,
Klein, Zahn Mitt. 1,398, Müller Mitt. 4,229].
JEnipetrutn nigru^n L.
In den Nordpolarländern sehr verbreitet: Grönland, Spitzbergen,
arktisches Sibirien und arktisches Nordamerika; von da südwärts
bis Japan, Altai, Ural, durch die ganze skandinavische Halbinsel
— 87 —
und die britischen Inseln bis ins norddeutsche Tiefland, wo die
Pflanze auf Moor- und Sandboden sehr häufig ist. Außerdem auf
den zentraleuropäischen Gebirgen. Auch in den chilenischen Anden,
auf Feuerland und Tristan d'Acunha.
Im Alpengebiet vorwiegend auf kalkarmem Heide- und Moor-
boden, besonders zwischen Legföhren, in den Bayrischen Alpen von
1690—2050 m, im Wallis 1500—2500 m. Sonst im Jura, Yogesen,
Eifel, Rhön, Harz, Thüringerwald, Böhmerwald, Riesengebirge, Erz-
gebirge, Mährischen Gesenke.
Im südlichen und im nördlichen Schwarzwald auf Hochmooren
und an feuchten Felsen vom Feldberg bis zum Wilden See bei
Wildbad.
OA. Freudenstadt: Baiersbronn [„Kniebis" Rösler 1826 in
HV. !; „am Wilden See am Katzenkopf" Gwinner 1851 in HV.!;
Gmelin, Fl. bad. H u. HI. 1806 u. 1808; Sch. M. 1834;
„Steinmäuerle" MK. 1865; „Katzenkopf" MK. 1882].
OA. Neuenbürg: Wildbad [„am Wilden See" Troll, Valet,
Gmelin 1864, Hermann 1892 in HV. ! ; Fleischer in HH. ; Kerner,
Wildbad 1818; Gradmann 1904!].
Feuchte und moorige Stellen des höheren Schwarzwaldes, be-
sonders im nördlichen Teil (Verz. 1799).
68: Kaltenbronn, Moor, "h, MeicxEn [HBBV.: 1821, Schlatterer
1885, Zahn 1890. Gmelin 1808, Frank, Döll RhFl. u. BadFl.,
Kirschleger, Schüz, Klein, Kneucker Mitt. 1,14, Winter
Mitt. 1,139, Schlatterer Mitt. 4,203].
73: Badener Höhe [AI. Braun. Döll RhFl. 1843]. — Hornis-
grinde, Edelmann [HBBV.; Döll, Maus 1888. Döll RhFl.
1843 u. BadFl, Kirschleger, Klein, Winter Mitt. 1,137].
— Her renwies [Gmelin 1808, Kirschleger, Döll BadFl.,
Klein].
78: Mummelsee [HBBV.: Frank].
83: Kniebis [HBBV.: Spenner 1822, Endress. Gmelin 1808,
Zentner, Frank, Döll RhFl. u. BadFl, Schübler u. Martens,
Kirschleger, Kirchner-Eichlek, Klein].
128:. Beleben, feuchte Felsen, 1300—1350 m, 'h, Meigen. [HBBV.:
Vülpius 1864, 1867, 1868. J. Vulpius. Spenner 1826, Hagen-
bagh Spl, Lang, Döll RhFl u. BadFl, Schildknecht Nchtr.
u. FlFrbg. , Lauterer, Schneider, Neuberger, Binz, Klein,
Vulpius Mitt. 1,284].
130: Feldberg, 1450 m, 'I2, Meiüen [HBBV. : Schlatterer 1904
Perleb \ Gmelin; wieder aufgefunden Schlatterer 1904.
Spenner 1826, DöLL RhFl. u. BadFl., Lauterer, Klein,
Schlatterer Mitt. 4, 418].
JEpUoMiim alsinifoliuni Vill.
Arktisches Ostasien, östliches Nordamerika, Kalifornien (Sierra
Nevada), Grönland, Island, Lappland, Halbinsel Kola. Europäische
und vorderasiatische Gebirge von den britischen Inseln und der
Pyrenäenhalbinsel bis zum Kaukasus und Persien.
Im Alpengebiet an Quellen, Bächen, auf feuchtem Geröll, in
Schneegruben, in den Bayrischen Alpen von 1520 — 1750 m, im
Wallis 1400 — 2750 m, selten tiefer. Auch im Jura, im Riesen-
gebirge und Mährischen Gesenke.
Im Gebiet nur im südlichen Schwarzwald:
128: Reichen [Spenner. Spenner 1829, Lang, Döll BadFl.,
Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Schneider, Neuberg er, Binz,
Klein].
130: Feldberg, Quellen, ^/a, Schlatterer [HBBV. : Frank, Vulpius
1857, 1858, 1865, Schildknecht 1861, Schlatterer 1884. Braun
Flora 1824, Spenner, Döll RhFl. u. BadFl., Kirschleger, Schild-
knecht FlFrbg., Lauterer, Schneider, Neüberger, Binz, Klein].
UjfUobium anagallülifoUum Lam.
Arktisches Sibirien, arktisches Nordamerika, Felsengebirge,
Sierra Nevada (Kalif.), Grönland ; Altai und Baikalgebiet ; europäische
und vorderasiatische Gebirge von der iberischen Halbinsel und den
britischen Inseln bis zu den Karpathen, Kleinasien und Kaukasus.
Im Alpengebiet auf feuchtem Geröll , an Quellen , in Schnee-
gruben, in den Bayrischen Alpen von 1590 — 2200 m, im WalUs
1800 — 2900 m. Auch im Jura, in den Yogesen, im Böhmerwald,
Riesengebirge und Mährischen Gesenke.
Im südlichen Schwarzwald:
108: Hirschmatten bei St. Peter, 1000 m, ^'2, Linder.
110: Yillingen [v. Stengel. Döll BadFh 1862, Zahn].
* Carl .Julius Perleb, geb. 20. Juni 1794 in Konstanz, gest. 11. Juni
1845 in Freiburg i. Br. 1815 Professor am Gymnasium zu Freiburg, 1821
außerordentl. , 1823 ordentl. Professor der Naturgeschichte an der Universität,
1826 Direktor des botanischen Gartens. (Schreiber, Dem Andenken an Carl
Julius Perleb.)
- 89 —
130: Feldberg, 1300— 1400 m, quellige Stellen, -I2, Meigen [HBBV. :
Frank, Döll, Vulpius 1867. Amtsbühl er. DFL 1807, Spenxer,
Griesselich , Döll RhFl. u. BadFl., Kirschleger, Schildknecht,
FlFrbg. , Lauterer, Schneider, Neüberger, Binz, Klein].
Epilohiuni mitans Schmidt.
In den zentraleuropäischen Gebirgen endemisch : Pyrenäen,
Alpen, Karpathen, Baranya, Erzgebirge, Riesengebirge, Sudeten,
Böhmerwald. Im Alpengebiet an quelligen Stellen, auf feuchtem
Geröll, in den Bayrischen Alpen von 1520 — 1750 m, Walhs
1500-2400 m.
Im Gebiet nur :
130: Feldberg, quellige Stellen, 1300-1400 m, ^h, Meigen
[HBBV.: Vulpius 1857, Schlauerer 1884. Neüberger, Bixz,
Klein].
JEpilohmm trigonuni Schrank.
In den zentraleuropäischen und vorderasiatischen Gebirgen von
den Pyrenäen bis zu den Karpathen und zum Kaukasus und bis
Daghestan endemisch.
Im Alpengebiet an feuchten Stellen, im Geröll, in Wäldern liud
auf Wiesen , in den Bayrischen Alpen von 1400 — 1840 m , selten
tiefer, in der Ostschweiz von 1000 — 2000 m, im Wallis 1500— 2400 m.
Auch im Jura und der Auvergne , in den Vogesen , im Erzgebirge
und den schlesischen Gebirgen.
Mit Sicherheit nur vom höheren Schwarzwald bekannt. Die
Angaben über das Vorkommen bei Immendingen und an der Rosenegg
bedürfen sehr der Nachprüfung.
128/129: Beleben. [Fries. Schneider 1880, Binz.]
129: St. Wilhelm [Lauterer 1874, Neüberger].
130: Feldberg, schattige Halden, ^/s, Schlatterer [HBBV.: Frank,
Schlatterer 1883. Braun Flora 1824, Spenner, Döll RhFl.
u. BadFl.. Kirschleger, Schildknecht FlFrbg., Lauterer,
Schneider, Neüberger, Binz, Klein].
Ermplioritni alpinwti L. {Scirpus trichophorum
Asch. u. Gräbn.).
Nordamerika, Island, Lappland, Kola, arktisches Sibirien, süd-
wärts durch Skandinavien bis ins norddeutsche Tiefland ; hier als
Glazialrelikt in Mooren. Außerdem in den zentraleuropäischen Ge-
— 90 —
birgen von den Seealpen und Zentralfrankreich bis in die Ostalpen
und Karpathen.
Im Alpengebiet auf Moorboden, in Tirol bis 2050, im Bernina-
gebiet bis 2230, im Wallis bis 2200 m. Auch im Jura, im ganzen
Alpenvorland, im Böhmerwald, Thüringer Wald, Sudeten.
Auf Hoch- und Wiesenmooren im südlichen und mittleren
Schwarzwald bis Triberg, im Vorland des Schwarzwalds und be-
sonders im Alpenvorland, nordwärts bis Königsegg, Schussenried,
Ummendorf, Wurzach.
OA. Biberach: Ummendorf [Seyerlen in HV. ! ; Mk. 1882 ; Grad-
mann 1905!].
OA. Leutkirch: Herlazhofen [Ellerazhofen Walde 1902, brfl.],
— Wurzach [Schübler 1826, Ducke 1837, Gessler 1837
und 1861 in HV. ! ; Lingg 1832; Gradmann 1905!].
OA. Ravensburg: Waldburg [„am Edensbacher See" Jung,
Gmelin 1852 in HV.I und H. Nat.-Kab. ! ; MK. 1865]. -
Wolperts wende [Vorsee Gradmann 1905!].
OA. Saulgau: Altshausen [Fetscher leg.! KE. 1900], — Haid
[Siessen], Hochberg [KE. 1900 nach Mitt. von Bertsch]. —
Pfrungen [Pfrungener Ried Gradmann 1905!]. — Hoßkirch
[am Königseggsee Gradmann 1905!].
OA. Tettnang: Eriskirch [„a. d. Schussenmündung" Sch. M. 1834].
— Meckenbeuren [„im Brander Moos" Mangold 1871 in HH.].
OA. Waldsee: Dietmans [im Ried Gradmann 1905!]. — Schussen-
ried [Troll, Valet, Lechler in HV.! und HH. ; MK. 1865].
— Schweinhausen [Moore bei Appendorf Gradmann 1905!].
— ünteressendorf [„Lindenweiher" MK. 1882; Gradmann
1905!]. — Wolf egg [KE. 1900 nach Mitt. von Schupp und
König].
OA. Wangen: Beuren [am großen Murrsee Gradmann 1905!].
— Emmelhofen [Rötsee King 1900, brfl.]. — Isny, Kiß-
legg [Lingg 1832; Sch. M. 1834]. — Neutrauchburg
[Gradmann 1905!]. — Wangen [Lingg 1832; Sch. M. 1834].
109: Zwischen Furtwangen und Triberg [HBBV. : Gmelin 1807,
Fd. Brünner. Gmelin. Gmelin, Döll RhFl. u. BadFl., Kirsch-
leger, Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg., Lauterer, Neuberger]. —
Rohrbach [HBBV.: Frank 1827, Neininger. Frank].
118: Hinterzarten, 880 m [Neuberger].
120: Hüfingen [Klein].
— 91 —
121: Ried bei Donaueschingen [Engesser. Neuberger B. 1885,
Zahn]. — Sumpfohren [Fd. Brunner. Brünner 1851, Döll
BadF)., Zahn].
126: Burgweiler Ried, 610 m [Jack, Klein, Jack Mitt. 2,383].
130: Erlenbruck bei Hinterzarten, Moor, 900 m, V3, Meigen
[Neuberger, Klein]. — Feldberg. Himmelseher [Schneider
1880, BiNZ, Klein]. — Schluchseemoor, 900 m, ^/s, Meigen
[HBBY.: Vulpiüs 1862, 1864. Vulpius 1862. Schildknecht
Nchtr. u. FlFrbg. , Lauterer, Schneider, Neuberger, Binz,
Klein.]
134/146: Binninger Ried, 490 m [Fr. Brunner 1882, Meister,
Jack, Klein, Jack Mitt. 2,398].
137: Frickinger Ried, 450 m [Baur. Döll RhFl. 1843 u. BadFl,
Höfle, Jack, Klein, Jack Mitt. 2,378].
138: lllmensee, 700 m, H. Huber [Döll BadFl. 1855, Jack, Jack
Mitt. 2,383],
142: Finsterlingen, Vs, Linder. — Oberweschnegg, '/s, Linder.
146: Egelsee bei Thaingen, 450 m, Eckstein [HBBV : Schalch
1856. Schalch ^ Merklein 1861, Meister].
147: Güttingen [Hirth. Jack, Klein, Jack Mitt. 3,364].
148: Hegne, 400 m [Hirth. Jack].
149: Moos bei Andelshofen, 460 m [Höfle 1850, Döll BadFl.,
Jack, Jack Mitt. 2,370]. — Litzelstetten [HBBV.: Schatz
1872].
154: Hennenmatt bei Rickenbach [Binz].
161: Heidelmoos bei Konstanz, 415 m, Schlatterer [HBBV.:
Schlatterer 1889. Kirschleger 1852, Döll BadFl., Jack, Klein,
Jack Mitt. 2,348]. — Wollmatinger Ried, 400 m, 'Is,
Knetsch [HBBV.: Preuss 1882].
166: Jungholz, Moor, 735 m [Schneidert Schneider 1880, Neu-
berger, Binz].
Gyninadenia alhida Rich.
Grönland, Island, nördliches Skandinavien und Nordrußland bis
Westsibirien. Zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen bis zum
Balkan und von da nordwärts bis zu den britischen Inseln, den
Niederlanden, Südschweden. Schleswig-Holstein, Thüringen, Erz-
gebirge, Sudeten, Karpathen.
^ .Johannes Schalch, Apotheker in Schaffhausen.
^ Verfasser der Flora von Basel, 183Ü.
— 92 —
Im Alpengebiet auf Weiden und Matten, in den Bayrischen
Alpen von 1140—2130 m, in der Ostschweiz von 1300—2400, im
Wallis 1000 — 2500 m, öfters auch tiefer. Auch im Jura und den
Vogesen, im Böhmerwald; in West- und Mitteldeutschland bis ins
Tiefland herab.
Auf Wiesen und Weiden durch den ganzen Schwarzwald.
Außerdem auf dem Schwarzen Grat.
OA. Calw: Calw [Koch 1890 in HV. ! ; KE. 1.900].
OA. Freudenstadt: Baiersbronn [„Kniebis" Schüz 1859 in HV.!;
MK. 1865].
OA. Neuenbürg: Dobel, Herrenalb [Gmelin, Fl. bad. HI. 1808].
OA. Wangen: Großholzleute [„Schwarzer Grat" Herter 1883
in HH.; Gradmann 1890 in HV. ! ; Herter in Jh. 1888; Grad-
mann 1905!].
71 : Mudau, Eckstein [Eckstein 1896, Mitt. 3.366]. — Mörschen-
hardt, Brenzinger [Klein, Brenzinger Mitt. 4,393].
62: Völkersbach bei Ettlingen, Buntsandstein [v. Stengel.
DöLL BadFl. 1855, Kneucker, Klein]. — Frauenalb [Gmelin
1808, Frank].
73: Zwischen Herrenwies und Hundseck [Frank 1830]. —
Breitenbrunnen, Meier [Klein].
83: Kniebis [Hartmann \ Zentner 1827, Frank, Kirschleger,
Kirchner-Eichler] .
99: Prechtal [Klein]. — Rohrhardsberg, 1140 m, Neuberger
[Neuberger, Klein].
100: Triberg [Döll BhFl. 1843]. — Schonacher Schanze
[v. Stengel. Döll BadFl. 1855].
108: Kandel [Spenner 1825, Döll Rh. u. BdFl. , Schildknecht
FlFrbg., Lauterer, Klein, Goetz Mitt. 4,242]. — Hirschmatten
1000 m, V'3, Linder.
110: Zwischen Überauchen und Rietheim [HBBV.: v. Stengel.
Döll RhFl. 1843 u. BadFl., Zahn].
117: Schauinsland, Neuberger [HBBV.: Müssen 1877. Spenner
1825, Klein].
119: Waldau, ^/2, Himmelseher. — Frieden weil er, 900 m,
^/i, Himmelseher.
128/29: Beleben, Matten 1300—1400 m, Meigen [HBBV.: Frank,
VuLPius 1860. 1861. 1868. Gmelin 1808, Spenner, Hagenbach,
Apotheker in Kork.
— 93 - :
Lang, Döll RhFl. u. BadFl., Schildknecht FlFrbg., Läuterer,
Schneider, Neüberger, Binz, Klein, Vulpiüs Mitt. 1,283].
128/40: Sirnitz, Neüberger [Vulpius. Schildknecht FlFrbg. 1863,
Neüberger, Binz].
129: Halde gegen Wieden [Spenner 1825, Döll BadFl.]. — Eck
bei Stollenbach [Döll BadFl. 1855].
130: Spähnplatz beim Rinken, Neüberger. [Neüberger]. — Feld-
berg, Matten, 1300—1490 m, -/s, Meigen [HBBV. : Gmelin
1807, Döll 1839, 1853. Verz. 1799, Gmelin, Spenner, Döll
RhFl. u. BadFl., Kirschleger, Schildknecht FlFrbg., Lauterer,
Schneider, Zahn, Neüberger, Binz, Klein, Zahn Mitt. 1,400,
Müller Mitt. 4,229]. — Herzogenhorn [Schildknecht Nchtr.
1862 u. FlFrbg.].
131: Saiger Höhe, 980 m, ^i, Himmelseher.
140: Blauen [Spenner 1825, Hagenbach, Lang, Döll RhFl. u. BadFl.,
Schildknecht FlFrbg. , Lauterer , Schneider , Neüberger , Binz,
Klein].
Hievaciuni jjrenanthoides Vill.
Grönland, Schottland, Skandinavien, Nordrußland und West-
sibirien. Zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen bis zu den
Karpathen und zum Kaukasus, Abruzzen, Balkan.
Im Alpengebiet auf Matten und Weiden , an Waldrändern , in
den Bayrischen Alpen von 1400—1950 m, im Wallis 600— 2200 m.
Auch im Jura , in den Yogesen , im Riesengebirge und Mährischen
Gesenke.
Im Gebiet nur:
130: Feldberg, 1300—1400 m, Meigen [HBBV.: Döll, Schild-
knecht 1861, Vulpius 1875. Wieland 1823. Spenner, Döll
RhFl. u. BadFl., Kirschleger^ Schildknecht FlFrbg., Lauterer,
Schneider, Neüberger, Binz, Klein, Goetz Mitt. 1,15, Zahn
Mitt. 1,401, Müller Mitt. 4,228].
Lonicera caerulea L.
Nördliches Europa, Nordasien und Nordamerika. Zentral-
europäische Gebirge von den Pyrenäen bis zu den Karpathen und
zum Kaukasus.
Im Alpengebiet im Voralpenwald und im Knieholz, auf sub-
alpinen Weiden, in Südbayern von 800—2000 m, im Wallis 900
— 2000 m ; auch im Jura und im Bayrischen Wald ; im Alpenvorland
auf Wiesen- und Hochmooren.
94
Nur im Algäu:
OA. Wangen: Neutrauchburg [„Bodenwald b. Isny" Gmelin
nach Aufzeichnung von Martexs ; „Isny" Klein in Jh. 1845;
ebenda u. „Schweinebach" MK. 1865; Herter in Jh.
Mtilgediuiu cdpinum Cass.
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^Gix^^v^^^^^iT'^^^BalCmjJ^ß''^
b5
1
^^^"^S.,
Nördliches Skandinavien und nördliches Rußland bis West-
sibirien; Schottland; zentral- und südeuropäische Gebirge von den
Pyrenäen bis zum Kaukasus.
Im Alpengebiet in den subalpinen W^äldern , in schattigen
Schluchten und besonders im Grünerlengebüsch, in den Bayrischen
— 95 —
Alpen von 1100—1930, in der Ostschweiz 1300—1800 m, im
Wallis 1000 — 2000 m. Auch im Jura, in den Vogesen, Thüringer
Wald, Rhön, Vogelsberg, Harz, Fichtelgebirge, Böhmerwald, Isar-,
Riesen- und Erzgebirge, im Mährischen Gesenke.
Im südlichen, mittleren und nördlichen Schwarzwald bis zur
Hornisgrinde, in feuchten Wäldern.
OA. Freudenstadt: Freudenstadt [Haidlex 1838 in HV. ! ;
Lechler, Suppl. 1844]. — Baiersbronn [„am Katzenkopf"
Schiler 1856 in HV. ! ; MK. 1865 ; Sankenbachfälle Gradmann
1902!].
Im Schwarzwald vom Süden bis zur Hornisgrinde [Döll RhFl.
1843].
73: Hornisgrinde. Buntsandstein, Hochwald. 800 m und höher,
^h, Meier [Klein, Winter Mitt. 1,141]. — Hundsbach,
Edelmann.
99: Hörnleberg, 900 m und höher, Goetz. — Rohrhardsberg,
Gneis, Hochwald, 1100—1150 m, 2/2. Meigen [Lauterer 1874,
Klein, Goetz Mitt. 4,239].
108: Kandel, 900—1200 m, Goetz [Klein, Goetz Mitt. 4,242]. —
Martinskapelle, 1100 m [Schildknecht. Schildknecht
Nchtr. 1862 u. FlFrbg., Lauterer. Klein].
111: Hirschhalde bei Dürrheim [Winter. Neuberger B. 1885,
Zahn, Winter Mitt. 1,41].
117: Brombergkopf, 580 m, ^2, Schlatterer [HBBV.: Schlatterer
1885. Klein, Klotz Mitt. 1,302]. — Schauinsland, Linder.
[Spenner 1826, Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Klein].
118: Höllental [Schildknecht Nchtr. 1862 u. FlFrbg.]. — Nessel-
lache, Hochwald, 1000 m, ^/ 2, Meigen. — Kaiserwachtfelsen,
Linder. — Steig, 7'-^? Himmelseher. — Hinterzarten, Himmel-
seher. — Bisten, Hochwald, 950 — 1100 m, ^,2, Meigen. —
Bankgallihöhe, Hochwald, 1200 m, -/s. Meigen.
119: Waldau, 7», Hbevielseher. — Schollach, -/s, Himmelseher. —
Winterberg bei Hammereisenbach, ^2, Hbimelseher. —
Langenordnach, ^Is, Himmelseher. — Bubenbach, Bunt-
sandstein, 7^1 Himmelseher. — Frieden weiler, ^'2, Himmel-
seher [Stehle 1865. Zahn, Klein]. — Neustadt, Gneis,
850 — 950 m, ^,3, Himmelseher. — Schlegelsloch bei Saig,
920 m. V2, Hbimelseher.
120: Wolfbühl bei Hüfingen [Stehle 1853. Döll Jbr. 1868,
— 96 —
Stehle, Zahn, Klein]. — Schellenberg bei Hü fingen
[Stehle 1865. Döll Jbr. 1868, Stehle, Zahn, Klein].
128/29: Beleben, 1200—1300 m, Hochwald ^/s, Meigen [HBBV. :
Vulpiüs 1857, 1861, 1871. Gmelin 1808, Spenner, Hagenbach,
Lang, Döll BadFl., Schildknecht FlPrbg., Lauterer, Schneider,
Binz, Klein, Vulpius Mitt. 1,283].
129: Schmelzplatz, 900 m, Meigen. — Halde, 1150 m, Meigen. —
Notschrei 1120 m, Meigen [Winter Mitt. 1,310]. — Trubels-
mattkopf, 1200 m, Meigen. — Wiedener Eck, 1150 m,
Meigen. — Heidstein, 1150 m, Meigen.
130: Rinken, Tannenhochwald, 1200-1250 m, Meigen. — Für-
satz, 1130 m, Meigen. — Feldberg, Hochwald, 1200— 1400 m,
'^/s, Meigen [HBBV.: Thiry 1851. Gmelin 1808, Spenner,
Hagenbach, Döll BadFl., Schildknecht FlFrbg. , Lauterer,
Schneider, Binz, Klein, Zahn Mitt. 1,399, Müller Mitt. 4,207
u. 228]. — Bärental, Himmelseher. — Erlenbruck, 900 m,
Meigen. — Herzogenhorn, ^,'3, Linder [Schildknecht Nchtr.
1862 u. FlFrbg.]. — Altglashütte, ^/s , Himmelseher. —
Wind gfäll weih er, 970 m, Meigen. — Aha m er Halde,
1000 m, Meigen.
131: Hör nie bei Rötenbach, Granit, 850 m, Himmelseher.
140: Blauen [Hagenbach 1834, Lang, Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg.,
Schneider, Binz, Klein, Vulpius Mitt. 1,264].
142: Lindau, Linder. — Mutterslehen, Linder. — St. Biasien,
770 m. Linder.
Pinus montana Mill.
In den zentral- und südeuropäischen Gebirgen endemisch von
Spanien und den Pyrenäen bis zu den Karpathen und zum Balkan.
Im Alpengebiet, besonders in den Kalkalpen, in Knieholzform
ausgedehnte Bestände bildend in der Nähe der Waldgrenze, in den
Bayrischen Alpen von 1400—2200 m, im Wallis von 900—2100 m, im
Unterengadin bis 2400 m ; außerdem auf Hochmooren und hier bis tief
ins Vorland herabsteigend. Auch im Jura, im Böhmerwald, Erzgebirge,
Isar- und Riesengebirge. Sonst sehr häufig angepflanzt und verschleppt.
Auf Hochmooren , selten auch an trockenen Abhängen im
Schwarzwald, nordwärts bis zum Wilden See bei Wildbad, meist in
Knieholzform, in den Unterarten F. uncinata und P. pumilio. Außer-
dem im Alpenvorland, ausschließlich auf Hochmooren und wohl nur
die Unterart P. uncinata (var. rostrata und rotunäata) ^ teils hoch-
- 97 —
stämmig (3 — 5 m), teils in kurzschäftiger Baumform, oft kaum
20 cm hoch, aber mit deutlichem Hauptstamm , nur ausnahmsweise
mit typischer Kniebildung. (Über die Formen der Pimis montana
vergl. AscHERsoN u. Gräbner, Synopsis der mitteleuropäischen Flora I.
1896-1898, S. 224 ff. C. Schröter, Das Pflanzenleben der Alpen
1904, S. 74 ff.)
OA. Calw: Hirsau |Würm in „Aus dem Schwarzwald" 1897J. —
Oberreichenbach [Torfstich Gradmaxx 1904!].
OA. Freudenstadt: Baiersbronn [„Wilder See am Katzenkopf"
GwiNXER 1851 in HV. !; „arn Katzenkopf" und „am Kniebis"
Fleischer in HH.; Kerner, Bäume und Gesträuche Württem-
bergs, 1783; G.MELix. Fl. bad. 1808 usw. Kniebis, Wildsee
Gradmanx 1902!]. — Huzenbach [Großhahnberg Gradmann
1903!]. — Klosterreichenbach [A. Braun in Bot. Ztg.
1834; MK. 1865].
OA. Neuenbürg: Wildbad [„Wildsee b. Wildbad" Gmelin 1864
in HV.!; Kerner, Wildbad 1832; Gradmann 1903!].
OA. Biberach: üramendorf [MK. 1882; Gradmann 1905!].
OA. Leutkirch: Berkheim [„Eichenberg" Calwer, Württembergs
Holz- und Straucharten, 1853]. — Wurzach [Sch. M. 1834;
Gradmann 1905!].
OA. Ravensburg: Waldburg [Hochmoor bei Edensbach Gradmann
1902!]. — Wolpertswende [Vorsee und Dornachried Grad-
mann 1905!].
OA. Riedlingen: Buchau [KE. 1900; Bertsch in Kneucker's Allg.
botan. Zeitschr. Jg. 1906]. — Moosburg [Federseeried Grad-
mann 1905!].
OA. Saulgau: Pfrungen [im Pfrungener Ried große Bestände
Gkadmann 1905!].
OA. Waldsee: Dietmanns [MK. 1865; Gradmaxx 1905!]. —
Eberhardzeil [Moor auf dem Hochgeländ Gradmaxx 1905!].
— Haidgau [Wurzacher Ried bei Wangen Gradmann 1905!].
— Schussenried [Lechler in HV. ! : MK. 1865]. — Schwein-
hausen [„Wettenberg" MK. 1882; Moore bei Appendorf und
auf dem Hochgeländ Gradmann!]. — Wolfegg [KE. 1900 nach
Mitt. von Schupp]. — Beuren [Taufachmoos Gradmanx 1905!].
OA. Wangen: Isny [„im roten Moos" Gmelin 1863 in HV ! ;
Sch. M. 1834; Gradmann 1905!]. — Neutrauchburg [Grad-
mann 1905!]. — Rohrdorf [Gradmann 1905!]. — Sommers-
7*
— 98 -
ried [Arrisriedmoos Gradmann 1905!; Laiitersee „im Schwendi-
moos bei Kißlegg'' KE. 1900 nach Mitt. von König].
Moore des höheren Schwarzwalds von Jungholz bis Kalten-
bronn, nur selten unter 900 m hinabsteigend.
62: Freiolsheim [AI. Braun. Döll RhFI. 1843 u. BadFl.].
68: Kaltenbronn, Hochmoor, 900 m, ^/s, Meigen [Gmelin 1808,
Frank, Döll RhFI. u. BadFl., Kirschleger].
73: Hornisgrinde, Meier [Frank 1830, Schübler und Marxens,
Döll RhFL u. BadFl, Winter Mitt. 1,134]. — Badener Höhe,
Knetsch. — Seekopf, ^jz, Knetsch. — Herren wies [Gmelin
1808, Döll RhFI., Kirschleger]. — Mehliskopf, Graben-
dörfer [HBBV.: Maus 1890].
78: Melkereikopf, Meier. — Alts teigers köpf, Meier.
83: Kniebis, Oltmanns [Gmelin 1808, Zentner, Frank, Döll
BadFl., Kirschleger, Kirchner-EichlerJ. — Glaswaldsee
[Döll BadFl. 1855].
99: Selbig, 600 m, V>, Knetsch.
100: Blinder See bei Triberg, Hochmoor. 1000 m, \3, Meigen.
108: St. Peter [AI. Braun. Döll BadFl. 1855. Schildknecht
FlFrbg.].
110: Übe rauchen er Moor, 755 m, Neuberger [HBBV.: Schatz
1887, Neuberger. Stocker^ Döll BadFl. 1855, Zahn].
111: Dürrheim [Winter Mitt. 1.37].
118: Steig, Moor, 1000 m, -/s, Himmelseher. — Hinterzarten,
Moor, 880 m, -/a, Meigen [HBBV.: Vulpius 1861. Spenner
1826, Schildknecht FlFrbg.].
119: Lauleshof bei Schollach, Moor, 950 m, ^/s, Himmelseher.
130: Feldberg, Hlmmelseher [Spenner 1826, Kirschleger, Döll
BadFl., Schildknecht FlFrbg., Schneider]. — Bärental [Spenner
1826, Döll RhFI., Schildknecht FlFrbg.]. — Erlenbruck,
Moor, 900 m, Vs, Meigen [Spenner 1826, Döll RhFI.]. —
Titi.seemoor. Oltmann.s [Döll RhFI. 1843]. —Rotes Meer,
Moor, 970 m, V.s, Meigen. — Schluchseemoor, 900 m, V»,
Meigen [HBBV.: Vulpius 1862. Vulpius. Schildknecht FlFrbg.
1863, Schneider, Neuberger, Binz].
142: Bernau [Spenner. Spenner 1826. Döll RhFI., Schildknecht
FlFrbg.]. — ünteribach, "/a, Linder. ~ Oberweschnegg,
^/s. Linder. — Finsterlingen, ^/s, Linder.
' Prakt. Arzt in Hilzingtu.
- 99 —
154: Zwischen Jungholz und Willaringen, ^'3 , Linder
[Christ. Schneider 1880J.
166: Jungholz, Neuberger [Neuberger, Binz, Linder Mitt. 4,327].
JPii'us chaniaeniespilus DC.
In den zentral- und südeuropäischen Gebirgen endemisch, von
Spanien und den Pyrenäen bis zu den Karpathen und zum Balkan.
Im Alpengebiet, besonders auf Kalk und vorzugsweise im Knie-
holz in Gesellschaft der Alpenerle und Alpenrose, in den Bayrischen
Alpen von 1400 — 1850 m, zuweilen auch tiefer, in den Appenzeller
Alpen von 1450—2000 m, im Wallis von 1500—2000 m. Auch im
Jura, in den Vogesen, im Riesengebirge.
Nur im südhchen Schwarzwald, an felsigen Abhängen:
118: Alpersbach. 1000 m [HBBV.: Neuberger 1901].
130: Feldberg, 1400-1450 m, -/i, Meigen [HBBV.: Gmelin 1807,
Frank, Vulpiüs 1857, 1864, Kübler. Gmelin 1807. Gmelin
DFL, Spenner, Döll RhFl. u. BadFl, Schildknecht FlFrbg.,
Lauterer, Schill, Schneidj:r, Neuberger, Binz, Klein, Zahn
Mitt. 1,400].
Rhododendron femigineuni L.
In den zentral- und südeuropäischen Gebirgen endemisch, von
den Pyrenäen bis zu den Ostalpen und Karpathen, auch in den
Apenninen.
Im Alpengebiet im Voralpenwald und bis über die Baumgrenze
hinaus, in Gesellschaft der Legföhre und Alpenerle vorzugsweise auf
feuchtem , humosem Boden und in schattigen Nordlagen , in den
Bayrischen Alpen von 1690 — 2030 m, im Salzkammergut von 1300
— 1950 m, im Säntisgebiet und den St. Galler Alpen von 1500 — 2100 m,
im Wallis von 1200—2700 m, auf Hochmooren in Tirol, Südbayern
und der Schweiz , häufig auch tiefer herabsteigend. Auch im Jura.
Nur in einzelnen Hochmooren des Algäus:
OA. Leutkirch: Gebrazhofen [Engerazhofen Schweizer 1897 in
HV.!; KE. 1900].
OA. Wangen: Großholzleute [„a. d. Kugel" Rieber in Jh. 1897].
— • Sommersried [Lautersee „im Schwendimoos" Lingg in
HV.!; Ducke 1860 in HV!; Lingg 1832; Sch. M. 1834; Rieber
in Jh. 1897].
- 100 -
Hihes xtetraeuni Wulf.
Zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen bis zu den
KarpatheK und zum Balkan ; Kaukasus, Turkestan, Himalaya, Sibirien
bis zum Amur.
Alpengebiet im Voralpenwald und im alpinen Weidengebüsch
bis über die Baumgrenze, im Unterengadin bis 2280 m, im Wallis von
500—2000 m, in den W^aadtländer Alpen und im Berner Oberland
bis 2000 m , im Kt. Glarus bis 1900 m. Auch im Jura , in den
Vogesen, auf dem Glatzer Schneeberge, im Isergebirge, Riesengebirge
und Mährischen Gesenke.
Nur im südhchen Schwarzwald:
118: Breitnau, Neuberoer. [Neuberger, Klein]. — Zwischen
Post h aide und Alpersbach, 900 m, ^i , Meigen. —
— Zwischen dem Hanseiehof und der Bankgallihöhe,
^/l , SCHLATTERER [HBBV. : SCHILDKNECHT 1863, SCHLATTERER
1882. Sickenberger 1862, Döll Jbr. 1863, Schildknecht
FlFrbg. , Lauterer, Neuberger, Klein. — Hirse hsprung,
600—700 m, ^'3, SCHLATTERER [GoETz 1884. Neuberger,
Klein, Goetz Mitt. 1,107].
130: Feld her g [Neuberger, Binz, Klein].
Riunex alpimis L.
Zentral- und südeuropäische Gebirge von den Pyrenäen und
Zentralfrankreich bis zu den Karpathen und zum Balkan, Kaukasus,
Armenien.
Alpengebiet an feuchten Stellen, auf nährstoffreichem Boden,
mit Vorliebe an den Lagerplätzen des Viehs und in der Umgebung
der Sennhütten, in den Bayrischen Alpen von 1250—2050 m, im
Wallis 1000 — 2550 m. Auch in den Vogesen, im Erzgebirge, Riesen-
gebirge und Mährischen Gesenke.
Nur im südlichen Schwarzwald :
108: Kandel, Neuberger [Spenner 1826, Döll RhFl. u. BadFl.,
Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein, Goetz
Mitt. 4,242].
117: Schauinsland, Neuberger [Spenner 1826, Döll RhFl. u.
BadFl., Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein].
118: Hanseiehof bei Alpersbach, ^2, 1150 m, Himmelseher. —
Bankgallihöhe, Knetsch.
128: Beleben, Neuberger [Spenner 1826, Hagenbach Spl, Döll
— 101 —
RhFl. u. BadFL, KirschleCtEr, Schildknecht FlFrbg., Lauterer,
NeuberctER, Bixz, Klein].
130: Fürsatz, ^/a , 1130 m, Hddielseher. — Feldberg, Vieh-
hütten, 1250—1400 m, -,3, Meioen [HBBV.: Frank, Döll,
VuLPius 1857. Aberle. Yerz. 1799, Gmelin, DFL, Spenner,
Döll RhFl. u. BadFl., Kirschleger, öchildknecht FlFrbg.,
Lauterer, Neüberger, Binz, Klein, Winter Mitt. 1,311, Zahn
Mitt. 1,399].
Hiunejc arifölius All.
Zentral- und südeuropäische Gebirge : Alpen. Mts. Dores, Jura,
Vogesen, Thüringer Wald, Harz, Böhmerwald, Riesengebirge,
Mährisches Gesenke . Karpathen , Siebenbürgen , westlicher Balkan,
Gebirge von Italien und Korsika. Vielleicht -nur Hochgebirgsform
von Rumex acetosa.
Alpengebiet auf Alpenwnesen und im Krummholz, Baj'rische
Alpen von 1100—2270 m, WaUis 1000—2400 m.
Im südlichen Schwarzwald verbreitet, im mittleren und nörd-
lichen nur vereinzelt.
73: Hornisgrinde, Schlatterer [Klein].
99: Tafelbühl, Buchenhochwald, 1000 m, V2, Meigen. — Fahrn-
wald, Hochwald, 1150 m, V2, Meigen.
108: Kandel, 1000—1200 m, Knetsch [Schildknecht FlFrbg. 1863,
Lauterer, Goetz Mitt. 4,242]. — Hirschmatten bei
St. Peter. 1000 m. Linder.
117: Schauinsland, Linder [HBBV.: Thiry 1857, Spenner 1826,
Schildknecht FlFrbg., Lauterer].
118: Nessellache, Hochwald, 1000 m, Meigen. — Breitnau,
Linder. — Bankgallihöhe, 1200 m, Meigen. — Bisten,
Hochwald, 950 — 1100 m, Meigen.
128: Kälbelescheuer, 950 m, V« , Meigen. — Stuhlkopf,
Buchenhochwald, 980 m, ^/i, Meigen.
128/129: Beleben, Hochwald, 1100— 1300 m, 73, Meigen [HBBV. :
Frank, Lang, Loudet, Vulpius 1857. Spenner 1826, Lang,
Döll RhFl. u. BadFI., Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Klein,
Vulpius Mitt. 1,282].
128/140: Sirnitz [J. Vulpius. Hagenbach 1821].
129: Notschrei, 1120 m, Schlatterer [Winter Mitt. l,310j. —
Trubelsmattkopf, 1200 m, Meigen. — Wiedener Eck,
1150 m, Meigen. — Heidstein, 1150 m, Meigen.
— 102 -
130: Fürsatz, 1130 m, Meigen. — Spähn platz beim Rinken,
1240 m, Meigen. — Feldberg, Hochwald, '/a, Meigen [HBBV. :
Gmelin, Vulpius 1864. Spenner 1826, Döll RhFi. u. BadFL,
Schildknecht FlFrbg., Lauterer, Klein, Zahn Mitt. 1,399]. —
B ä r e n t a 1 , Himmel seher.
140: Blauen [F. Nees^ Hagenbach 1821, Spenner, Lang, Döll
RhFl. u. BadFL, Schildknecht FlFrbg., Klein]. — Nonnen-
matt weih er, Waldrand, 900 m, V2, Meigen [HBBV.: Lang.
Döll BadFl. 1859, Klein]. — Kohlgarten [HBBV.: Lang.
Döll BadFI. 1859, Schildknecht FlFrbg.].
Saxifraga hirculus L.
Arktisch-zirkumpolar : Island, Spitzbergen, Nowaja Semlja,
arktisches Skandinavien und Rußland bis Ostsibirien , arktisches
Nordamerika. Südwärts in Asien durch die zentralasiatischen Ge-
birge, Zentralchina, Tibet, Himalaja, Kaschmir ; in Nordamerika auf
dem Felsengebirge; in Europa auf den britischen Inseln, durch
Skandinavien und Rußland bis in die norddeutsche Tiefebene, wo
die Pflanze als Glazialrelikt auf Mooren nicht selten ist; im Alpen-
gebiet nur von Piemont bekannt, aber ziemlich verbreitet auf den
Hochmooren des Jura und des Alpenvorlands.
Nur auf Hochmooren des südlichen Alpenvorlands bis Pfullen-
dorf, Klosterwald, Pfrungener Ried, Buchauer Ried, Wurzacher
Ried. Rot.
OA. Leutkirch: Leutkirch [Sch. M. 1834; Lechler Suppl. 1844].
— Roth a. d. R. [„Unterzell" Lechler 1868 in HV.!; Lechler
Suppl. 1844]. — Tannheim [MK. 1882]. — Wurzach
[Valet 1858 und Gessler 1861 in HV. ! ; Sch. M. 1834;
Lechler Suppl. 1844].
OA. Riedlingen: Buchau [Valet, Lechler, Troll, Gmelin 1851
in HV.!; Valet in HH. ; MK. 1882.]
OA. Saulgau: Pfrungen [Fetscher leg. 1880!; KE. 1900].
OA. Waldsee: Dietmanns [Lechler Suppl 1844; MK. 1865].
— [„Wolfsbrunnen" MK. 1865].
OA. Wangen: Immenried [KE. 1900 nach Mitt. von Schupp]. —
Neutrauchburg [„Isny i. d. Wiesen zwischen Schweinebach
' Friedrich Ludwig Xees von Esenbeck, geb. auf dem Reichenberg
im Odenwald, gest. 12. Dez. 1837 in Hyeres. Seit 1822 Professor der Phar-
mazie in Bonn. Genera plantarnm florae Germaniac. 1833—1860, nach Nees"
Tode von Spenner fortgesetzt.
-- 103 —
und Dorenwaicr' Gjielin nach Aufzeichnung von v. Marxens ;
ebenda MK. 1865; „Schweinebach" KE. 1900].
125: Taubenried bei Pfullendorf, H. Huber [HBBV. : v. Stengel.
HÖFLE 1850, DöLL BadFl., Klein, Jack Mitt. 2,383].
125/37: Tiefer Graben und Ruhstetter Gemeinderied bei
Klosterwald [Sautermeister. Klein, Jack Mitt. 2,385].
Saxifraga rotundifoUa L.
Zentral- und südeuropäische Gebirge von den Pyrenäen und
Cevennen bis zu den Karpathen und zum Balkan , Kaukasus,
Armenien, südwärts bis Zentralspanien, Sizilien, Balkanhalbinsel bis
zum Olymp und Pindus, Kleinasien.
Alpengebiet an feuchten , moosigen Stellen , in Wäldern , an
schattigen Felsen und besonders im Knieholz, in den Bayrischen
Alpen von 975 — 2100 m, zuweilen auch tiefer, im Säntisgebiet von
800 m an, selten über der Holzgrenze bis mehr als 2000 m, im
WalHs 800—2000 m. Auch im Jura.
OA. Wangen: Großholzleute [Quelle am Schwarzen Grat, Argen-
fälle, Riedholz: Gbadmann 1890 in HV. ! ; ders. in Jh. 1892].
— Rohrdorf [Adelegg bei Eisenbach v. Marxens 1832 in
HV.!; Gjielin 1863 in HV. ! ; Lingg 1832; Sch. M. 1834;
MK. 1882].
Sediini anniiimi L.
Grönland, Island, Skandinavien, Nordrußland bis Westsibirien.
Zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen und Cevennen bis zu
den Karpathen und zum Balkan, Kaukasus, südwärts bis zur Sierra
Nevada und bis Thrazien.
Alpengebiet an Felsen , besonders auf Granit ; in den Algäuer
Alpen von 1400—1900 m, im Wallis von 600—2800 m. Auch in
den Vogesen.
Im südlichen Schwarzwald an Felsen und Mauern ziemlich
verbreitet :
99: Elztal [Neuberger]. — Nieder winden. Maier [Goetz
Mitt. 4,241]. — Ober winden. Maier. — Elzach, Maier. —
Yach [Lauterer 1874, Goetz Mitt. 4,239].
117: Ebnet [Spenner. Döll BadFl. 1862, Schildkencht FlFrbg.,
Lauterer, Neuberger, Klein]. — Oberried [HBBV.: Schlatte-
rer 1883].
118: Höllental [Döll RhFl. 1843 u. BadFl., Schildknecht FlFrbg.,
— 104 —
Lauterer, Neüberger, Klein, Winter Mitt. 1,317]. — Falken-
steig [HBBV.: Thiry 1850]. — Hirschsprung, 600 m,
Meigen. — Alpersbach [Döll BadFl. 1862, Schildknecht
FIFrbg.].
128/129: Belchen[HBBY.: VuLPiusl857. Hofmeister^ Hagenbach
1821, Lang, Döll RhFl. u. BadFl., Kirschleger, Schildknecht
FIFrbg., Lauterer, Schneider, Neüberger, Binz, Klein, Vulpius
Mitt. 1,283].
129: St. Wilhelm [Döll BadFl. 1862, Schildknecht FIFrbg.,
Lauterer]. — Münstertal [Döll BadFl. 1862, Schildknecht
FIFrbg., Klein]. — Scharfenstein [Stehle 1877. Neüberger,
Stehle Mitt. 3,326]. — Todtnau [Döll BadFl. 1862, Schild-
knecht FIFrbg., Schneider, Binz].
130: Feldberg, Hijimelseher [HBBV.: Kübler. Döll RhFl. 1843
u. BadFl., Kirschleger, Schneider, Neüberger, Binz, Klein]. —
Bärental [Döll BadFl. 1862, Schildknecht FIFrbg., Lauterer].
— Raitenbuch, ^/2, Hbimelseher. — Bernau [Döll BadFl.
1862, Schildknecht FIFrbg., Klein].
140: Blauen [Neüberger, Binz, Klein].
141: Schönau [Döll BadFl. 1862, Schildknecht FIFrbg., Schneider,
Binz].
152: Lörrach [Hagenbach'. Hagenbach 1821, Döll RhFl.].
SeJagineUa selof/inoides Sprg.
Nordamerika, Grönland, Island, nördliches Skandinavien und
Rußland bis zum Baikalsee, Aleuten ; südwärts bis zu den Britischen
Inseln und durch Skandinavien bis zur norddeutschen Tiefebene.
Außerdem zentraleuropäische Gebirge von den Pyrenäen und Zentral-
frankreich bis zu den Karpathen und zum Kaukasus.
Alpengebiet an grasigen, felsigen Hängen der subalpinen und
alpinen Region, besonders in Knieholzwäldern, seltener in die Wald-
region und nur ausnahmsweise ins Tiefland herabsteigend , in den
Bayrischen Alpen bis 2240 m, im Wallis von 1380—2400 m. Auch
im Jura, in den Vogesen, im Harz, Erzgebirge und Riesengebirge.
Nur im südlichen Schwarzwald.
' Gewährsmann Hagenbacirs.
2 C. Fr. Hagen b ach, geb. 1771, gest. 1849 in Basel. Tentamon florae
basiliensis. 1. Bd. 1821, 2. Bd. 1834, Suppl. 1843.
— 105 —
130: Flinken, V2, Schlatterek. — f'eldberg, feuchte Stellen, ^/s,
Meigex [HBBV. : Diekbach, Schlatterer 1884. v. Chrismar\
Spexnek 1825, DöLL RhFl. u. BadFL, Kirschleger , Schild-
KXECHT FlFrbg., Lauterer, Schneider, Neuberger, Hinz, Klein,
Müller Mitt. 4,207 u. 219]. — Bärental, Neuberger [HBBV.:
De Bary 1858. De Bary. Schildknecht FlFrbg., Lauterer,
Neuberger, Zahn Mitt. 1,397J.
Senecio cordatHS Koch.
In den zentraleuropäischen Gebirgen endemisch: Zentral- und
Ostalpen, Karpathen, Apennin en.
Im Alpengebiet an ähnlichen Standorten wie Enmex alpinus,
besonders in der Nähe der Sennhütten, in den Bayrischen Alpen und
deren Vorland von 570—1780, im Wallis von 600—2000 m.
Nur im südlichen Teil des Alpenvorlands.
OA. Leutkirch: Roth [„Ufer der Roth" Kejdiler in HH. ; Lechler,
Suppl. 1844: MK. 1865]. — Spindel wag [Ducke nach Auf-
zeichnung von V. Martens].
OA. Waldsee: Steinach- [Zengeele in HV. ! : „Waldsee b. S."
MK. 1865. — Wolfegg [Valet 1852 und Ducke in HV.!;
ScH. M. 1834]. — Ziegelbach [Probst in Jh. 1887; Herter
in Jh. 1888].
OA. Wangen: Eglofs [Probst in Jh. 1887]. — Eisenharz
[MK. 1882; Herter in Jh. 1888]. — Großholzleute
[„Schwarzer Grat" Gmelin 1863 in HV. ! und in HH. ; desgl.
MK. 1862, Gradmann 1905!; Bolsternang MK. 1882]. — Isny
[Nick 1832 in HV. ! ; Gmelin und Fleischer in HH. ; Sch. M. 1834].
— Leupolz [„am Praßberg zwischen Wolfegg und Wangen"
LiNGG 1832; MK. 1865]. — Neutrauchburg [Gradmann
1905!]. — Niederwangen [„Nieratz" Jung in HV.!]. —
Rohrdorf [„a. d. Adelegg" Lingg 1832]. — Siggen [MK.
1882; Herter in Jh. 1888]. — Wangen [Fleischer in HH. ;
Sch. M. 1834: MK. 1865].
137: Ursprung der Deggenhauser Aach, Gebüsch, 700 m, ^'2,
Meigen [Jehle. Döll BadFl. 1859, Jack Mitt. 2,382].
^ F. V. Chris mar, Gewährsmann Spenner"s.
2 In der württ. Flora heißt es: Waldsee bei Steinach, während auf dem
Etikett von v. Martens Steinach OA. Wangen notiert ist; im Martens'schen
Zettelkatalog heißt es einfach „Bei Steinach in Wäldern". E.
— 106 -
138: Wintersulgen [v. Stengel. Höfle 1850, Klein, Jack Mitt.
2,382]. — Zwischen Glashütte und Illwangen [HBBV. :
Jack 1853. Döll BadFl. 1859, Klein, Jack Mitt. 2,382].
Stellaria crassifolia Ehrh.
Skandinavien, Lappland, nördliches Rußland, Ostsibirien, Insel
Sitka; südwärts bis in die Moore des norddeutschen Tieflands und
bis Schlesien. Fehlt dem Alpengebiet und aach. dem Alpenvorland
mit Ausnahme des Buchauer und Wurzacher Rieds.
OA. Leutkirch: Wurzach [Gessler in HV. 1849!; Lechler in
Jh. 1847; MK. 1865.]
OA. Riedlingen: Buchau [Valet in HV. 1852!; ders. in HH. ;
MK. 1882.] — Oggelshausen [Seyerlen in HH. 1872].
Streptopus ainplexifoUus DC.
Arktisches Ostasien und Nordamerika. Fehlt dem europäischen
Norden, aber in den zentraleuropäischen Gebirgen von Asturien, den
Pyrenäen und Zentralfrankreich bis zu den Karpathen und zum
Balkan, südwärts bis Korsika und Apenninen.
Alpengebiet im Voralpenwald und in schattigen, feuchten
Schluchten bis über die Baumgrenze, in den Bayrischen Alpen nur
bis 1700 m, im Wallis von 800—2300 m. Auch im Jura, den
Vogesen, Böhmerwald, Erzgebirge, der Sächsischen Schweiz, Lau-
sitzer Gebirge, Sudeten, in Oberschlesien rechts der Oder auch im
Tiefland.
Nur im südlichen Schwarzvvald und im Algäu.
OA. Wangen: Eglofs [Probst in Jh. 1887; Herter in Jh. 1888].
— Eisen harz [Fleischer 1832, v. Marxens 1832 in HV.!;
LiNGG 1832; ScH. M. 1834; Probst in Jh. 1887; Herter in
Jh. 1888]. — Lsny [„Wälder um L" Rüsler in HR;
L. Bauer 1863 in HV.!; Probst in Jh. 1887]. — Neutrauch-
burg, Rohrdorf [Gmelin 1863 in HV.!; MK. 1865].
129: Zwischen Schmaleck und Langeck [Döll. Lauterer 1874].
— Hirschkopf, 1200 m [Winter Mitt. 1,311]. — Not-
schrei 1120 m, '/i, Schlatterer ■ [Neuberger , Klein]. —
Stübenwasen, 1350 m, Neuberger [Neuberger, Klein].
130: Feldberg, 1200—1400 m, -/i , Meigen [HBBV.: Vulpius
1857, 1864. Gmelin 1812. Spenner, Döll RhFl. u. BadFl.,
Kirschleger, Schildknecht FlFrbg. , Lauterer, Schneider,
Neuberger, Binz, Klein, Zahn Mitt. 1,400, Müller Mitt. 4,229].
— 107 —
— Herzogenhorn [Sickenberger. Doli Jbr. 1863, Schild-
knecht FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein].
Valeriana inontana L.
Zentral- und südeuropäische Gebirge von den Pyrenäen bis zu
den Karpathen und zum Balkan ; Kaukasus.
Alpengebiet, an steinigen Abhängen, besonders in Knieholz-
wäldern und vorzugsweise auf Kalk , nur an einzelnen Orten tiefer
herabsteigend; in den Bayrischen Alpen von 1400—2100 m, im
Wallis von 700-2300 m.
Nur auf der Adelegg.
OA. Wangen: Rohrdorf [,,a. d. Adelegg'" Schübler und Zeller
1832, V. Marten.s 1832, Gradmann 1890 in HV.!; Schübler in
HH. LiNGG 1832; Sch.M. 1834; Herter in Jh. 1888; Grad-
mann 1905!].
b) Das Verbreitungsgebiet der gesamten hochnordisch-
subalpinen Gruppe.
(Karte 3.) '
Ok. Calw. Calw: Gymnadenia alhida. Agenbach: Ädenosfyles
albifrons. H i r s a u : Pinus montana. Oberreichenbach:
Pinus montana. Sommmenhardt: Äposeris foetida. Würz-
bach: Pinns montana. Zavelstein: Gymnadenia alhida.
0 A . Freudenstadt. Freudenstadt: Ädenostyles albifrons, Mtdgedium
alpinum. Baiersbronn: Ädenostyles albifrons, Äthyrium
alpestre, Empetrum nigrum, Gymnadenia alhida, Pinus montana.
Dietersweiler: Ädenostyles albifrons. Huzenbach: Pinus
montana. Klosterreichenbach: Pinus montana. Reinerzau:
Ädenostyles albifrons.
OA. IVagold. Fünfbronn: Ädenostyles albifrons. Siramersfeld:
Ädenostyles albifrons.
OA. Neuenbürg. Dobel: Gymnadenia alhida. Herrenalb: Äde-
nostyles albifrons, Gymnadenia alhida. Wildbad: Ädenostyles
albifrons, Empetrum nigrum, Pinus montana.
^ Durch ein Versehen wurden folgende Standorte irrtümlich in die
Karte aufgenommen: 11.S: Henningen. 123: Emmingen ab Egg, 124: Krum-
bach, 137: Hohenbodman. 139: Rheinweiler. 155 : Kadelburg-Thiengen, 167: An-
delsbachtal, 170: Rüdlingen.
— 108 —
OA. Oberiidorf. Alpirsbach: Adcnostijles albifrons. Schramberg:
Adcnodylcs albifrons.
OA. RottAveil. Rottweil: Adenostyles albiftoiis.
0 A . Biberacli. B i r k e n h a r d : Äposeris foetida. U m m e n d o r f :
Eriophorum ((ipinuni, Pinns moiitana. Warthausen: Äposeris
foetida.
OA. Leutkircli. L e u t k i r c h : Saxifraga hirculus. B e r k h e i m :
Älsine strida, Carex capitata, Firnis montana. Gebrazhofen:
Älsine strida, Rhododendron ferrugi)ieum. Roth: Als ine strida,
Carex capitata, Saxifraga hircidus, Senecio cordatus. Herlaz-
h 0 f e n : Eriopliorum alpinum. Spindel wag: Senecio cordatus.
T a n n h e i m : Saxifraga hircidus. W u r z a c h : Alsine stricta,
Carex capitata, Eriophorum, alpinum, Pinus montana, Saxifraga
hirculus, Stellaria crassifolia.
0 A . Ravensburg. B a i n d t : Aposer is foetida. W a 1 d b u r g : Erio-
phorum alpinum, Pinus montana. Weingarten: Senecio cordatus.
Wolpertschwende: Eriophorum alpinum, Pinus montana.
0 A. Riedlingen. Riedlingen: Äposeris foetida. B u c h au : Alsine
stricta, Carex capitata, Pinus montana, Saxifraga hircidus,
Stellaria crassifolia. Göffingen: Äposeris foetida. Moos-
burg: Pinus montana. Oggelshausen: Alsine strida,
Stellaria crassifolia. üttenw eiler: Äposeris foetida.
OA. Saulgau. Altshausen: Eriophorum alpinum. Haid: Erio-
phorum alpinum. Hochberg: Eriophorum alpinum. Hoß-
k i r c h : Eriophorum alpin um. P f r u n g e n : Eriophorum alpinum,
Pinus montana, Saxifraga hirculus.
OA. Tettnang. ^xiskiYch: Eriophorum (dpinum. Meckenbeuren:
Eriophorum alpinum.
OA. Waldsee. Arn ach: Senecio cordatus. Aulendorf: Carex
capitata. Dietmanns: Älsine stricta, Eriophorum alpinum,
Pinus montana, Saxifraga hirculus. Eberhardzell: Pinus
montana. Hai dg au: Pinus montana. Schussenried: Carex
capitata, Eriophorum alpinum, Pinus montana. Schwein-
hausen: Eriophorum alpinum, Pinus montana. Stein ach:
Senecio cordatus. ünteressendorf : Eriophorum alpinum.
Wolf egg: Eriophorum alpimim, Pinus montana, Senecio
cordatus. Z i e g e 1 b a c h : Senecio cordatus.
0 A. Wangen. Wangen: Eriophorum alpinum, Senecio cordatus.
B e u r e n : Eriophorum alpinum , Pinus montana. E g 1 o f s :
Senecio cordatus, Streptopus ampjlexifolius. Eisenharz: Senecio
— 109 —
cordatus, Streptopus amplexifolius. Emmelhofen: Eriophoriim
alpinum. Gro ßholzleate : AdenostyJes cdhifrons, Athyrium
alpestre, Gymnadenia albida, Rhododendron ferrugmetcm, Saxi-
fraga rotundifoUa, Senecio cordatus , Valeriana montana.
Immenried: Saxifraga Mrciüus. Isny: Älsine stricta, Erio-
pJiorum alpinum, Finus montana, Senecio cordatus, Streptopus
amplexifoUns. Kißlegg: Alsine stricta, Eriophorum alpinum,
Finus montana. Leupolz: Senecio cordatus. Neutrauch-
burg: EriopJiorum alpinum, Lonicera caerulea, Finus montana,
Saxifraga hirctdus, Senecio cordatus. Streptopus amplexifolius.
Nieder Wangen: Senecio cordatus. Rohrdorf: Adenostyles
albifrons, Finus montana, Saxifraga rotundifolia , Streptopus
amplexifolius, Valeriana montana. Siggen: Senecio cordatus.
Sommersried: Finus montana, FJiododendron ferrugineum.
17: Buchen. Mudau: Gymnadenia alhida. — Mörschenhardt :
Gymnadenia albida.
62 : 3Ialsch. Völkersbach: Gymnadenia albida. — Freiolsheim:
Finus montana. — Frauenalb: Gymnadenia albida.
67: Baden. Oosqnellen: Adenostyles albifrons.
68: Gernsbach. Hohloh: Adenostyles albifrons. — Kaltenbronn:
Adenostyles albifrons, Empetrum nigrum, Finus montana.
73: Bühlertal. Grobbach: Adenostyles albifrons. — Neuhaus:
Adenostyles albifrons. — Plättig: Adenostyles albifrons. —
Baden er Höhe: Empetrum nigrum. — Herren wies: Adeno-
styles albifrons, Empetrum nigrum, Gymnadenia albida, Finus
montana. — Mehliskopf: Finus montana. — Hochkopf:
Adenostyles albifrons. — Hundsbach tal: Adenostyles albi-
frons, Mtügedium alpinum. — Breiten brunnen: Gymnadenia
albida. — Hornisgrinde: Adenostyles albifrons, Athyrium
alpestre, Empetrum nigrum, Mulgedium alpinum, Finus mon-
tana, Rumex arifolius.
74: Forbach. Forbach: Adenostyles albifrons.
78: Seebach. Altsteigerskopf: Finus montana. — Melkerei-
kopf: Finus montana. - Allerheiligen: Adenostyles albi-
frons.
81: Offenburg-. Schutterwald : Ajuga pyramidalis.
83: Petei'stal. Knie bis: Adenostyles albifrons, Empetrum nigrum,
Gymnadenia albida, Firnes montana. — Glaswaldsee: Finus
montana. — Hermersberg: Adenostyles albifrons. — Großer
Hundskopf: Adenostyles albifrons.
— 110 —
88: Oberwolf ach. Schapbach: Aäenostyles albifrons.
94: Hornberg: Aäenostyles albifrons.
99: Elzacli. Selbig: Firnis montana. — Nieder winden: Sedum
annuum. — Ob er winden: Sedum annumn. — El zach: Sedum
annmmi. — Prechtal: Gymnadenia albida. — Y ach: Sedum
annuum. — Gschassikopf : Adenostyles albifrons. — Hörnle-
berg: Adenostyles albifrons, Midgedium alpinum. — Tafel-
bühl: Piitmex arifolius. — Rohrhardsberg: Adenostyles albi-
frons, Gymnadenia albida, Mulgedium alpinnm. — Fahrn-
wald: Rumex arifolius.
100: Triberg. Schonach: Gymnadenia albida. — Triberg: Gym-
nadenia albida, Firnis montana.
107: Waldkirch. Flaunser: Adenostyles albifrons.
108: St. Peter. MavtinsksLp eile: Adenostyles albifrons, 3Iulgediiim
alpinum. — Kandel: Adenostyles albifrons, Allium victorialis,
Athyrium alpestre, Gymnadenia albida, 3Iulgedium alpimmi,
Eumex alpinus und arifolius. — Hirsch matten: Adenostyles
albifrons, Epilobium anagallidifolium , Gymnadenia albida,
Rumex arifolius. — • St. Peter: Pinus montana.
109: Flirtwangen. Rohrbach: Eriopliorum alpinum.
110: Villingeu. Villingen: Epilobium anagallidifolium. — Über-
auchen: Gymnadenia albida, Pinus montana.
111: Dürrheim. Dürrheim: JShdgedium alpinum, Pinus montana.
112: Buchheim. B e u r o n : Ajuga pyram ida lis.
117: Freiburg i. Br. Ebnet: Sedum annuum. — Brombergkopf:
Mtdgedium alpinum. — Eduardshöhe: Adenostyles albifrons.
— Schauinsland: Adenostyles albifrons, Athyrium alpestre,
Gymnadenia albida, Mtdgedium alpinum, Rumex alpinus und
arifolius. ■ — Oberried: Sedum annuum.
118: Hüllsteig. Ferntobel b. Wald au: Adenostyles albifrons. —
Nessellache: Midgedium alpinum, Rumex arifolius. —
Breitnau: Piibes petraeum, Rumex arifolius. — Höllental:
Adenostyles albifrons, Mulgediimi alpinum, Ribes petraeum,
Sedum annuum. — Hinterzarten: Adenostyles albifrons,
Eriophorum alpinum^ Mulgedium alpinum, Pinus montana,
Rumex arifolius. — Hinter waldkopf: Adenostyles albifrons.
— Alpersbach: Adenostyles albifrons, 3hdgedium alpinum.
Pirus chamaemespilus , Ribes petraeum, Rumex alpinus und
arifolius, Sedum annuum.
119: Xeustadt. Waldau: Gymnadenia albida, Midgedium alpinum.
— 111 —
— Schollacli: Adenostijles alhifrons, 3Inlgednim aljnnnm,
Pinus montana. — Hammereisenbach: Adenostyles albifrons,
Mulgedium alpinum. — Langenordnach: Mulgedium alpimim.
— Bubenbach: Adenostyles albifrons, Midyedium alpinum.
— Neustadt: Adenostyles albifrons, Midgediiim alpinum. —
Friedenweiler: Adenostyles albifrons, Gymnadenia albida,
Mulgedium alpinum. — Hochfirst: Adenostyles albifrons.
120: Donaueschingen. Bräunungen: Adenostyles albifrons. —
Hüfingen : Eriophorum alpinum, Midgedium alinnum.
121: Geisingen. Sumpfohren: Eriophorum alpinum.
125: Pfullendorf. Kloster wald: Alsine stricta, Carex capitata,
Saxifraga hirculus. — Pfullendorf: Saxifraga hirculus.
126: Wangen. Burgweiler Ried: Eriophorum alpinum.
127: Müllheim. Britzingen: Ajuga pyramidalis.
128: Staufen. Beleben: Adenostyles albifrons, Athyrium aJpestre,
Empetrum nigrum, Epilobium alsinifolium und trigonum, Gym-
nadenia albida, Mulgedium alpinum, Rumex alpinus und ari-
folius, Sedum annuum. — Sirnitz: Adenostyles albifrons,
Gymnadenia albida, Rumex arifolius. — Laufen: Ajuga
pyramidalis. — Schweighof: Ajuga pyramidalis.
129: Todtnau. Halde: Adenostyles albifrons., Gymnadenia albida.
— Schmelzplatz: Adenostyles albifrons, Mulgedium alpinum.
— St. Wilhelm: Epilobium trigonum, Sedum annuum. —
Stollenbach: Gymnadenia albida. — Notschrei: 3Iulgedium
alpinum, Rumex arifolius, Streptopus amplexifolius. — Tru-
belsmattkopf: Adenostyles albifrons, Mulgedium alpinum,
Rumex arifolius. — Stübenwasen: Athyrium alpestre, Strep-
topus amplexifolius. — Heidstein: Adenostyles albifrons,
Mulgedium alpinum, Rumex arifolius. — Münstertal: Sedum
annuum. — Wiedener Eck: Adenostyles albifrons, 3Iulgedium
alpinum, Rumex arifolius. — • Todtnau: Sedum annuum.
130: Feldberg. Rinken: Adenostyles albifrons, Mulgedium alpimim,
Rumex arifolius, Selaginella selaginoides. — Feldberg:
Adenostyles albifrons, Allium victorialis, Athyrium alpestre,
Carex frigida, Empetrum nigrum, Epilobium alsinifolium,
anagallidifolium, nutans und trigonum, Eriophorum alpinum,
Gymnadenia albida, Hieracium prenanthoides , Midgedium
(dpinuni, Pinus montana, Piriis chamaemespilus, Ribes petraeum,
Rumex alpinus und arifolius, Sedum annuum, Selaginella sela-
ginoides Streptopus amplexifolius. — Bärental: Adenostyles albi-
— 112 —
frons, Mulgedium alpinum, Pinus montana, Rumex arifolius,
Sedum annuum, Selaginella selaginoides. — Titisee: Pinus
montana. — Falk au: Ädenostyles alhifrons. — Altglas-
hütte: Ädenostyles alhifrons, Ilulgedium alpinum. — Wind-
gfällweiher: Ädenostyles alhifrons, Mulgedium alpinum. —
Raitenbuch: Sedum annuum. — Herzogenhorn: Ädenostyles
alhifrons, Gymnadenia alhida, Mulgedium. alpinum, Streptopus
amplexifolius. — Bernau: Sedum annmim. — Ahamer
Halde: Ädenostyles alhifrons, Midgedium alpinum. — Schluch-
see: Eriophorum alpinum, Pinus montana.
131: Leiizkii'ch. Saig: Gymnadenia alhida. — Rötenbach: Mul-
gedium alpinum. — Stallegg: Ädenostyles alhifrons.
134: Ellgen. Binninger Ried: Eriophorum alpinum.
137: Heiligenbei'g". Heiligenberg: Senecio cordatus. — Frickinger
Ried: Eriophorum alpinum.
138: Homberg. Illmensee: Eriophorum alpinum. — Winter-
sulgen: Senecio cordatus. — Illwangen: Senecio cordatus.
140: Wies. Haus Baden: Äjuga pyramidalis. — Blauen: Äde-
nostyles alhifrons. Äthyrium alpestre, Gymnadenia alhida, Mid-
gedium alpinum, Runiex arifolius, Sedum annuum. — Stock-
berg: Ädenostyles alhifrons. — Marzell: Ädenostyles alhi-
frons. — Kohlgarten: Ädenostyles alhifrons, Rumex ari-
folius. — Nonnenmattweiher: Rumex arifolius. — Zw.
Endenburg und Malsburg: Ädenostyles alhifrons.
141: Schönau. Schön au: Sedum annmim. — St. Antoni: Äde-
nostyles alhifrons. — Hohemuttlen: Ädenostyles alhifrons. —
Rohrenkopf: Ädenostyles alhifrons.
142: St. Blasieii. Bernau: Pinus montana. — Todtmoos: Äde-
nostyles alhifrons. — Mutterslehen: Ädenostyles alhifrons,
Midgedium alpinum. — St. Blasien: Ädenostyles alhifrons,
Midgedium alpinum. — Lindau: Midgedium alpinum. —
Unteribach: Pinus montana. — Finsterlingen: Eriophorum
alpinum, Pinus montana. — Oberweschnegg: Eriophorum
alpinum, Pinus montana.
143: Grafenhauseii. Rothaus: Ädenostyles alhifrons.
146: Hilzingen. Thaingen: Eriophorum alpinum.
147: Radolfzell. Güttingen: Eriophorum alpinum.
148: Überlingen. Hegne: Eriophorum alpinum.
149: Mainau. Moos b. Andelshofen: Eriophorum alpinum. —
Litzelstetten: Eriophorum alpinum .
— 113 —
152: Lörrach. Lörrach: Sedum annimm.
154: Wehr. Ber galin gen: Adenost yles cdhifrons. — Murgtal:
Adtnostijles albifrons.
155: Görwihl. Engelschwand: Adenostyles albifrons.
161: Reichenau. Heidelmoos: Eriophorum alpinum. — Woll-
matinger Ried: Eriophorum alpinum.
166: 8äckingeii. Jungholz: Eriophorum alpimon, Pinus montana.
Ergebnisse. Die Unterscheidung einer subalpinen Artengruppe,
wie wir sie hier durchgeführt haben, ist zunächst in der Anordnung
der Vegetationsgürtel im Hochgebirge begründet.
Wie besonders durch G. Beck von Mannagetta ^ hervorgehoben
wurde, besitzt der oberste Streifen des Waldgürtels ein eigenartiges
Gepräge , besonders durch das Auftreten der Bergföhre (und deren
Vertreterin in den Zentralalpen, die Alpenerle). Sie nistet sich zu-
sammen mit zahlreichen Begleitpflanzen zwischen den hchter wer-
denden Baumbeständen in immer größeren Horsten ein, bis sie
endlich oberhalb der Baumgrenze in geschlossenen Beständen die
-landschaftliche Physiognomie allein beherrscht. Hier bildet sie eine
reine Gebüschformation , die als untere Alpenregion den Übergang
vom Waldgürtel zur hochalpinen Region vermittelt.
Dieser Krummholzgürtel, mit seiner unteren Hälfte somit noch
der Waldregion, mit der oberen schon der alpinen Region angehörig,
ist auch floristisch von hoher Bedeutung, sofern zahlreiche Pflanzen-
grenzen mit den Höhengrenzen des Krummholzes sowohl nach oben
wie nach unten annähernd zusammenfallen.
Die Erklärung für diese Erscheinung liegt zum Teil in einer
klimatischen Eigentümlichkeit des betreffenden Höhengürtels. Das
Maximum der jährlichen Niederscliläge liegt in den Alpen wahr-
scheinlich nicht viel über 2000 m; nach oben werden die Nieder-
schläge wieder geringer ^. Die häufigste Bildung der Kumuluswolken
findet zwischen 1200 und 2000 m statt, ein Betrag, der sich über
Gebirgsländern entsprechend erhöht"''. Jedenfalls erscheint die Eva-
porationskraft des Gebirgsklimas in ihren so bedeutsamen Wirkungen
' Flora von Heriistein 1884 und Flora von Niederösterreich 1890. Vergl.
auch C. Schröter. Das Pflanzenleben der Aljien (1. Lief. 1904) S. 86, wo die
sehr lehrreiche Darstellung der Höhengürtel vom Wiener Schneeberg wieder
gegeben ist.
- Kann, Handbuch der Klimatologie. 2. Aufl. Bd. 1. 1897. S. 294. 299.
3 Hann, Lehrbuch der Meteorologie. 2. Aufl. 1906. S. 210.
— 116 -
Im Schwarzwald entspricht die Verbreitung der subalpinen
Pflanzen ganz der Erwartung. Sie gehen weiter als die alpinen.
Es kommen 21 Arten im südlichen Schwarzwald vor; im mitt-
leren (Kandel, Schauinsland usw.) noch 12 (Ädenostyles alhifrons,
Allium victorialis^ Athyrium alpestre, EpiloMum anagalJidlfolium,
Gymnadenia albida, 3Iulgedium alpinum^ Finus montana, Pirus
chamaemespilns, Uihes petraeum^ Bumex alpinus, R. arifolms^ Sedum
anniium, Streptopus amxüexifolius) , während 8 (Äjuga pyramidalis,
Carex frigida, Epilohiitm alsiuifolimn, mdans, trigonum, Hieracium
prenanthoides , Selaginella sclaginoides, Streptopus amplexifolius) im
Süden der Dreisam zurückbleiben und Empctrmn nigrum erst im
nördlichen und östlichen Schwarzwald wieder auftritt. Der nördliche
Schwarzwald von der Kinzig bis zur Hornisgrinde , enthält immer
noch die stattliche Zahl von 7, zum Teil stark verbreiteten Arten:
Ädenostyles albifrons, Athyrium alpestre, Empetnim nigrum, Gymna-
denia alhida, Mulgedium alpimim, Firnis montana, Fuimex arifolins.
Und selbst im östlichen Schwarzwald, der keine einzige alpine Pflanze
aufgenommen hat, finden sich noch Ädenostyles, Empetrum, Gym-
nadenia alhida, Finus montana; es tritt hier sogar noch eine neue
Art hinzu , deren ohnehin schwach bezeugtes Vorkommen freilich
dadurch doppelt verdächtig wird : Aposeris foetida. Sehr auffallend
tritt auch für diese Gruppe die Lücke hervor, die durch das Kinzig-
gebiet gebildet wird.
Ähnlich hegen die Dinge in Oberschwaben. Hier nimmt
die Adelegg mit dem Schwarzen Grat eine Sonderstellung ein:
Ädenostyles alhifrons, Athyrium alj^estre , Gymnadenia alhida,
Saxifraga rotundifolia, Valeriana montana finden sich nur hier, in
den eigentlichen Voralpen, und nur Senecio cordatus und Streptopus
amplexifolius haben sich auch über die weitere Umgebung ver-
breitet. Die übrigen subalpinen Arten {Aposeris foetida, Carex
capitata, Eriophorum. alpimim, Lonicera caeridea, Finus montana,
Fhododendron ferrugineim) und die drei hochnordischen (Alsine
stricta, Saxifraga hirculus , Stellaria crassifoUa) sind mehr oder
weniger weit über das ganze Alpenvorland verbreitet ; nur der nörd-
lichste Abschnitt, nördlich von der Linie Bussen — Warthausen —
Berkheim, bleibt frei. Mit Ausnahme von Aposeris foetida, die eine
Waldpflanze ist, sind sie alle auf Moorboden beschränkt, und zwar
kommen Eriophorum alpinum und Lonicera caerulea sowohl auf
Flach- wie auf Hochmoor vor; die übrigen sind reine Hochmoor-
pflanzen.
— 117 —
Befremdend ist das Verhalten dieser Gruppe der Schwäbischen
A 1 b gegenüber. Während die alpinen Arten hier eine so weite Ver-
breitung gefunden haben, halten sich die subalpinen, von denen
man doch geringere Ansprüche bezüglich der Meereshöhe erwarten
sollte, ganz zurück. Nur ein einziges Vorkommnis ist sicher nach-
gewiesen, und dabei handelt es sich um eine Art, deren Verbreitungs-
bild auch sonst für den subalpinen Typus keineswegs mustergültig
ist : Äjuya pyramidalis bei Beuron.
Die Vorkommnisse in den übrigen Landesteilen sind nicht von
Bedeutung. Der südliche Teil des Schwarzwaldvorlands, neckar-
abwärts bis Rottweil, hat wie von der alpinen so auch von der
subalpinen Artengruppe noch einzelne Bestandteile vom Schwarzwald
her erhalten (Adenostyles albifrons, Gymnadenia albida, Mtdgedium
alpinum, Pinus montana). Gymnadenia albida findet sich auch im
Odenwald; es ist eine Pflanze, die, im Alpengebiet zwar ebenfalls
auf den subalpinen Gürtel beschränkt, trotzdem im westhchen
Deutschland allgemein sehr tief herabsteigt. Wahrscheinlich hegt
eine doppelte Anpassung vor.
Um sich das gesamte Verbreitungsbild verständhch zu machen,
wird man auch hier ohne Zuhilfenahme klimatischer Änderungen
nicht auskommen können. So wenig die der Meereshöhe vollkommen
entsprechenden Vorkommnisse im südlichen Schwarzwald und auf
dem Ausläufer der Algäuer Alpen, der Adelegg, einer weiteren Aus-
legung bedürfen, so auffallend sind die Vorposten der subalpinen
und der hochnordischen Flora auf den Torfmooren des Alpenvorlands
und auch des nördlichen Schwarzwalds. Das eigentümlich zer-
streute Vorkommen und die so regelmäßige Scharung zu Genossen-
schaften weisen darauf hin, daß wir es auch hier mit Resten einer
früher stärker verbreiteten Flora, mit Relikten, zu tun haben.
Namentlich Fälle wie die Alpenrose im Schwendimoos bei Kißlegg,
die sich einer ganzen Anzahl ähnlicher Fälle im bayrischen und
schweizerischen Alpenvorland ^ einreihen , sind schon von Ducke,
EnctLer u. a.- als Glazialrelikte gedeutet worden.
Doch dürfte dabei wenigstens für die Hauptmasse dieser Flora,
schwerlich an die letzte große Vergletscherung , die Würm-Eiszeit
Penck's, zu denken sein. Zwei Gründe sprechen dagegen. Auf die
letzte Gletscherperiode mußten wir die Einwanderung der alpinen
Vergl. Schröter S. 116
Vergl. oben S. 75.
— 118 —
Flora der Schwäbischen Alb zurückführen ^ ; wäre die subalpine
Flora bei uns ebenso alt, gleichzeitig mit der alpinen eingewandert,
so könnten wir ihr Fernbleiben von der Alb nicht recht verstehen.
Wohl erklärt sich hier vieles durch den Mangel an geeigneten Stand-
orten gerade für die feuchtigkeitsliebenden Arten und besonders für
die Moorpflanzen ; aber es bleibt immer noch ein Rest, auf den diese
Deutung keinenfalls zutrifft. Schwerer wiegt das Bedenken, daß
nach neuerer Auffassung" die letzte große Vergletscherung des
Alpenvorlands nicht, wie man früher glaubte, einem feuchtkalten,
vielmehr einem trockenkalten Klima entspricht, und daß ihr
auch keine feuchte Periode , sondern höchst wahrscheinlich eine
Periode mit steppenartigem Khma unmittelbar nachgefolgt ist. Die
Hochmoore , deren Vorkommen auf dem Rücken des Schwarzwalds
und im Moränengebiet des Alpenvorlands ein feuchtes Klima schlechter-
dings voraussetzt, können daher weder während dieser großen Ver-
gletscherung noch in deren unmittelbarem Gefolge entstanden sein;
vielmehr entstammen sie , worauf auch die schweizerische Torf-
forschung hinweist, durchweg einer jüngeren Zeit. Dann muß aber
auch die Einwanderung der großen Zahl subalpiner und hoch-
nordischer Arten, die in den Hochmooren des Alpenvorlands, des
Schwarzwalds, des Schweizer und des französischen Jura ihre einzige
Zuflucht gefunden haben, einer späteren Zeit zugeschrieben werden.
Man muß für diese Zeit ein feuchtkühles Khma voraussetzen, das
die Ausbreitung der Hochmoore und ihrer Flora in besonders hohem
Maße begünstigt; wahrscheinlich ist an eines der späteren Rückzugs-
stadien der letzten Vergletscherung zu denken ^. Man könnte sich
dann wohl vorstellen, wie sich der Krummholzgürtel tief ins Vor-
land der Alpen herabgesenkt und sich auch über den größten Teil
des Schwarzwalds ausgebreitet hat, wo sich Überreste seiner Flora
an besonders günstigen Standorten später auch unter einem wärmeren
Klima erhalten konnten, während dieselbe Flora der Alb dauernd
ferngeblieben ist. Jedenfalls gelten alle derartigen Schlüsse immer
nur für die Hauptmasse dieser Artengruppe, während für den einzelnen
Fall die Möglichkeit einer Einwanderung auch unter dem gejln-
wärtigen Klima offen gehalten werden muß.
' Oben S. 78.
^ Yergl. Penck u. Brückner. Die Alpen im Eiszeitalter 1901 ff. an
verseil. Stellen.
^ Vergl. hierüber anch Grad mann, Beziehungen zwischen Pflanzen-
geographie und Siedlungsgeschichte. Geogr. Zeitschr. 1906.
— 119 —
3. Die präalpine Gruppe
umfaßt nach der S. 17 gegebenen Definition Formen, die sich hin-
sichtlich der vertikalen Verbreitung ebenso wie die montanen ver-
halten , also bis in die Nähe der Weinregion herabrücken, während
ihre Horizontalverbreitung innerhalb Süddeutschlands an die Nähe
der Alpenkette gebunden erscheint und in dieser Beziehung an die
hochalpinen Arten lebhaft erinnert ^
a) Die Verbreitung der einzelnen Arten.
Amelanchier vulgaris Moexch.
(Karte 4.)
Gebirge von Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien,
von Portugal bis zur Krim, zum Kaukasus und armenischen Bergland.
Auf sonnigen Felsen von der unteren Bergregion bis über die
Baumgrenze, vorzugsweise auf Kalk, in Südbayern von 520 — 1790 m,
im Wallis von 400 — 2000 m, in Niederösterreich und den illyrischen
Ländern , ebenso in der Formation des Perückenbaums (Cotinus
cogcjygria) und der Schwarzföhre wie im Krummholz. Auch im
Jura, im zentralfranzösischen Bergland und in einzelnen Teilen
Mitteldeutschlands (Rheinprovinz, Hessen, Thüringen, Eichsfeld), geht
aber in Süddeutschland nicht über den Schwarzwald und die
Schwäbische Alb hinaus.
Ausschließlich auf Felsen (Jura- und Muschelkalk , Gneis,
Granit, Porphyr, Phonolith, Basalt usw.), im Kaiserstuhl, im Schwarz-
wald bis Baden, auf der Schwäbischen Alb nordostwärts bis ins Ge-
biet der Fils und der Blau.
Württemberg :
OA. Balingen (Lixk !) : Bitz [gegen den Birkhof Baumann*]. —
Ehingen [HTüb.!; Schloßfelsen und Schnecklesf eis**, Mr. 1904].
— Laufen [Kerner, Bäume und Gesträuche Württembergs
1789; Schalksburg Holder; Hörnle Häussler*]. — Ober-
digisheim [Baienberg Strohmaier*]. — Onstm ettingen
[Piaichberg Fieck]. — Streichen [Hundsrück Scheible*]. —
Thail fingen [Schloßberg Mutschler*]. — Tieringen
[Baienberg Beck*]. — Winterlingen [gegen Bitz Binder*].
— Zillhausen [Böllat Hamberger*].
^ Zu der alpinen Gruppe haben wir auch solche Arten gerechnet, die in
den mitteldeutschen Gebirgen wiederkehren. Konsequenterweise müssen wir es
bei den präalpinen ebenso halten; wir fassen also den Begriff weiter als Hegi
a. a. 0. S. 111 ihn verstanden hat.
— 120 —
OA. Horb (Braun!): Ihlingen**! [jetzt ausgerottet].
OA. Nagold (Schick): Nagold [Sch. M. 1834; Stettner briefl.
1900; nach Schwarzmaier im Turniergarten des Schloßbergs
angepflanzt].
OA. Nürtingen (Geyer): B euren [HTüb. I , Losch, Beurener
Fels**, Mr. 1904]. — Erkenbrechtsweiler [Losch, Mr. 1904].
— Neuffen [Hohenneuffen HTüb.!, Losch, Mr. 1904].
OA. Oberndorf: 0 berndorf [Köstlin 1827 inHV!, Sch. M. 1834.
Walde 1893!, an der Boller Steige 1903 Gradmann!]. —
Lauterbach [auf Granitfelsen Hegelmaier bei MK. 1882] —
Schramberg [Walde!].
OA. Reutlingen (Kühner): Eningen [Mädchenfels Fahrbach,
Bossler**; Steigbergfelsen Fahrbach**; Mr. 1904]. — Holz el-
fin gen [an Felsen Lichtenstein gegenüber Hiller, Alp. 1805;
Burgstein Bossler, Rüger, Vöhringer**]. — Hon au [Schübler
bei Elsenbach 1822; „um den Lichtenstein" 1887 Fieck in HH.!,
Traifelbergfelsen Bossler**]. — Ob er hausen [Traifelberg,
Gießstein, Steighau Bossler**; Nebelhöhle Löckle 1882,
Mr. 1904]. — Pf u Hingen [HY. leg. Löckle!; unter dem
Kugelbergle Bossler*; Maustäle Bossler*; Schönberg Bossler*,
Offner; ürsulahochberg Bossler*; Wackerstein Bossler*,
Offner, Gradmanx!, Mr. 1904: Wanne Bossler*, Mr. 1904].
— Unter hausen [Eckfelsen, Greifenstein Bossler**, Übers-
berg Mr. 1904].
OA. Rottenburg: Frommenhausen [am Kapf Mr. 1904].
OA. Rottweil (Eggler): Rottweil [MK. 1882]. — Dottern-
hausen [Felsen bei der Rutsche Bertsch]. — Hausen a. Th.
[Wenzelstein Bertsch]. — Horgen [Eschachtal**].
OA. Spaichingen (Eytel !): Spaic hingen [Dreifaltigkeitsberg **
OAB.]. — Balgheim [Dreifaltigkeitsberg**]. — D eil in gen
[Bleidenacker Beer]. — Denkingen [Hammelsberg**]. —
Egesheim [Oberburg**]. — Gosheim [Lemberg Sauter-
MELSTER*]. — Mahlstetten [Eernhardstein Beer*]. — Nusp-
1 in gen [ühufels Riede*]. — Ratshausen [Plettenberg
Saütermeister*]. — Reichenbach [Sautermeister*]. —
Weh in gen [Hochberg Saütermeister*].
OA. Sulz (v. Biberstein): Sulz [Kerner, Bäume und Gesträuche,
Württ. 1789; Ruine Sulz, Muschelkalkfelsen 600 in ü. d. M.**].
— Aistaig [Walde; Boller Felsen Gradmann!]. — Weiden
[Walde 1893!; KE. 1900].
— 121 —
OA. Tübingen (Mayer): Gönningen [Roßberg**].
OA. Tuttlingen (Beer): Tuttlingen [Ahles in Jh. 1884; „im
Seltal" Eiberle 1882 in HV.!]. — Hohentwiel [Donau-
flora IV, V. Schreckenstein, Nachträge 1803; Fieck 1888 in
HH. ; Gradmann 1894!]. — Fridingen [Bronnen Jack, Mitteil,
des Bad. Bot. Ver. 1892; Buchhalde**]. - Irrend orf
[Langenbronnen**]. — Kol hingen [Burghalde**]. — Mühl-
heim [Eiberle in HV. !; Rappenfelsen**]. — Nendingen
[Melbishalde**].
0\. Urach (Dieterich): Urach [Kerner, Bäume und Gesträuche
Württ. 1789; Galgenberg Rösler, Beyträge II, 1790, S. 235;
Hohenurach Sch. M. 1834; Finckh in HV. ! ; Fieck in HH. ;
Eppenzillfelsen Gradmann ! ; Kälberburren , Ulmer Eberstetten,
Hohenurach, Gelber Fels Finckh, Breit*]. — Dettingen
[Felsen des Roßbergs 1897 Gradmann!, Mr. 1904]. — Donn-
stetten [Kemmler in HV. !]. — Glems [„Glemser Staig"
Rösler, Beyträge H, 1790, S. 236; Glemser Felsen 1832 HTüb. !;
Grüner Fels MK. 1865, Gradmann 1893!]. — Grabenstetten
[Wachtelberg, Schröckefels**]. — Ohnastetten [Zellertalfelsen
Thym**]. — Sirchingen [Schorren Kopp*]. — Upfingen
[Eppenzill Kopp*]. — Wittlingen [Baldeck, Felsen des Hoch-
bergs**]. — Würtingen [St. Johann OAB. 1831].^
OA. Blaubeuren (Bauer!): Blaubeuren [Kerner, Bäume und
Gesträuche Württ. 1789; Tugendpfad, Ruckenschloß, Weiler-
halde, Metzgerfelsen, Hörnle , W-Felsen, Blauberg**; Bauer,
Flora V. Blaubeuren 1905]. — Gerhausen [1820 v. Martens
inHV. !; Rusenschloß, Eichhalde**]. — Schelklingen [Länge-
tal**; Bauer 1905]. — Seißen [Günzelburg, Tiefental**]. —
Sonder buch [Mönchental Bauer 1905]. — Weiler [Siegen-
stein ca. 673 m, Günzelburg 680 m**; Aachtal, Tiefental
Bauer 1905].-
^ Nach Martens und Kemmler 1865 soll die Felsenbirne auch bei
Neresheim vorkommen. Eine wirkliche Beobachtung liegt aber offenbar nicht vor ;
Schnizlein und Frickhinger kennen die Art für ihr Florengebiet nicht,
und Frickhinger schreibt unter dem 19. April 1901: „Wir haben bisher
vergeblich nach ihm gefahndet. Die Angabe „Neresheim" in der Württ. Flora
II. Aufl. ist nicht von uns."
^ Nach S c h ü b 1 e r im Anhang zu E i s e n b a c h's Beschr. v. Tübingen 1822
kommt A. v. im Blau- und Lautertal vor. Letztere Angabe bezieht sich offenbar
auf die Münsinger Lauter und nicht, wie von mir früher und auch von Bauer 1905
angenommen, auf das Ulmer Lautertal. G.
— 122 —
OA. Ehingen: Altsteußl ingen [im Brüchltal MK. 1865].
OA. Geislingen (Fetscher !) : Geislingen [Geiselstein, Bismarck-
felsen**]. — Alten stadt [Tegelberg "^^j. — Aufhausen
[Kemmler in HH.; MK. 1865]. — Eybach [Himmelsfelsen**
Engel]. — Goßbach [Allmendinger]. — Kuchen [Felsen
des Ramsberges Gradmann!]. — Überkingen [Kahlenstein**].
-- Wiesen steig [am Reußenstein 1866 Kemmler in HY. !,
Gradmann ! ; Reußenstein , Heimenstein , Tierstein , Hiltenburg
WÖRZ *].
OA. Göppingen (Engel): Auendorf [Fuchseck**]. — Gruibingen
[Bosler Felsen**].
OA. Kirchheim (Hölzle) : Brücken [Bruckener Fels Losch]. —
Oberlenningen [Wielandstein, Hochgreut, Mittagsfelsen**].
— Owen [Teck Simon]. — Schlattstall [Kleine Schröcke **].
— Schopf loch [Kemmler 1865 in HH. ; MK. 1865].
OA. Münsingen (Baumeister): Anhausen [Schülzburg Sch.-M.
1834]. — Bichishausen [Burgruine**]. — Erbstetten
[ünterwilzingen Troll in HV.!, MK. 1865; Wartstein 1905
Gradmann!]. — Hundersingen [Burgruine**].
OA. Ulm (Haug!): Ettlenschieß [Engel*].
OA. Gammertingen (Freih. v. Fürstenberg) : Gammertingen
[Teufelstor**]. — Neufra [Wolfsfelsen**]. — Veringendorf
[Felsen unterhalb der Ruine Affelstetten 620—650 m 1904
Gradmann!].
OA. Hechingen: Burladingen [Freih. v. Fürstenberg]. —
Zimmern [Zellerhorn Lörch 1890/92].
OA. Haigerloch: Haigerloch [1851 Fischer in HV. ! ; MK. 1865].
Baden :
67: Baden, Felsen [HBBV. : Winter 1885. Jung^. Frank 1830.
Kirschleger , DöLL BadFl. , Klein, Winter Mitt. 1,234]. —
Eber Steinburg [Löhr^ Frank 1830, Döll BadFl.].
94: Wolfach, Gneisfelsen, 550 m [HBBV.: Mahler 1895]. —
Hornberg, Schloß, Neuberger [Döll RhFl. 1843 u. BadFl.,
Kirschleger, Neuberger, Klein, Stehle Mitt. 1,303].
96: Limburg, \/i, Schlatterer [Gmelin 1806, Ittner]. — Burk-
heim [Gmelin 1806, Spenner, Lauterer]. — Sponeck [Spenner,
1829, Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg.] — Kiechlinsbergen
[Klein].
Gewährsmann Frank 's.
— 123 -
97: Zw. Endingen u. d. Katharinenkapelle [Schildknecht
Nachtr. 1862 u. FlFrbg.].
105: Achkarren, Linder [Neuberger 1896, Mitt. 3,367].
106: Badberg [Schill 1877]. — Yogtsburg, NeuberCxER [HBBV.:
Schatz 1880. Klein]. — Eichelspitze, ^/l, Meigen.
112: Bronnen [Hafner^ Döll BadFl. 1862, Jack, Jack Mitt. 3,16].
— Beuron, ^/i, Bertsch [Jack, Jack Mitt. 3,15].
112/13: Wildenstein [Döll BadFl. 1862, Jack, Jack Mitt. 3.18].
113: Werenwag [Döll. Döll BadFl. 1862, Jack, Jack Mitt. 3.21].
114: ßigmaringen, Saütermeister.
117: Kybfelsen, Gneisfelsen, 800 m, V2, Meigen [HBBV. : Schlat-
TERER 1883. Schildknecht Nchtr. 1862 u. FlFrbg., Lauterer,
Neuberger, Klein]. — Horberfelsen, Gneis. 800 m, Vi,
Meigen [Thiry. Schildknecht Nchtr. 1862 u. FlFrbg.,
Lauterer].
118: Hirschsprung, Gneisfelsen, 600 m, NeuberCtEr [Thiry.
Schildknecht Nchtr. 1862 u. FlFrbg., Lauterer, Neuberger,
Klein].
120: Aufen [Engesser. Zahn, Klein]. — Buchberg bei Donau-
eschingen, Muschelkalk [Josephine von Schreckenstein.
DFL 1814, Döll BadFl., Fd. Brunner, Stehle, Zahn, Klein,
Winter Mitt. 1,48].
121: Talhof, Eckstein [Stehle 1855. Zahn, Klein]. — Gut-
m ad in gen, Eckstein [Stehle 1860. Zahn, Klein].
122: Maienbühl bei Immendingen, Eckstein [v. Schrecken-
stein. Yerz. 1799, DFL, Döll BadFl. Fd. Brunner, Engesser,
Zahn, Klein].
128: Höllberg bei St aufen, Neuberger [Goetz 1884. Klein, Goetz
Mitt. 1,107]. — Beleben, Neuberger [Klein]. — Bruder-
mattfelsen, 750 m, Neuberger [HBBV.: Vulpius 1867.
Vulpius 1867. Döll Jbr. 1868, Lauterer, Neuberger, Binz,
Klein].
129: Scharfenstein, Porphyr, 800 m [Schill. Schill 1877].
130: Feldberg, ^'i. Neumann [Schill. Schill 1877, Klein].
132: Reiselfingen [Stehle 1864. Zahn, Klein]. — Zw. Bad
Boll u. d. Wutachmühle, Linder. — Lembach, Probst.
— Lausheim, Probst. — Blumegg, Probst.
133: Achdorf, Probst. — Eichberg bei Blumberg, Eckstein
Karl Hafner, Apotheker in Heiligenberg.
— 124 —
[Fd. Brunner 1851 , Engesser, Döll BadFl., Zahn, Klein]. —
Wutachflühen zw. Achdorf und Grimmeishof en ,
Meigen. — Fützen, Probst. — Epfenhofen, Probst. —
Randendorf, Probst.
134: Kriegertal, Eckstein. — Talkapelle, Neuberger [HBBV. :
Schatz 1887. Döll. Zahn, Jack, Klein, Jagk Mitt. 2,404]. —
Engen [Döll BadFl. 1862, Jack Mitt. 2,400]. - Hohen-
höwen, Eckstein [Zahn 1889, Jack, Klein].
136: Ludwigshafen [Jack]. — Haldenhof bei Sipplingen.
[v. Stengel. Döll BadFl. 1862, Jack, Stehle Mitt. 1,75].
139: Rheinweiler [Klein, Winter Mitt. 2,53].
144: Brunnadern, Probst. — Dillendorf, Probst. — Wittle-
kofen. Probst. — Oberwangen, Probst. — Unterwangen,
Probst. — Schwaningen, Probst [Stehle Mitt. 1,146]. —
Weizen, Prob.st. — Grimmelshofen, Probst. — Bett-
maringen, Probst. — Schieitheim, Probst. — Manchen,
Probst. — Stühlingen, Meigen. [Wuerth^ DFL 1814, Fd
Brunner, Döll BadFl, Klein]. — Eber fingen. Probst. — .
Oberhallau, Probst.
144/45: Gächlingen, Probst.
145: Beggingen, Probst. — Merishausen [Meister 1887]. —
Griesbach [Laffon 1847]. — Schweizerbild, 500 m
[Merklein 1861, Fr. Brunner, Meister, Jack]. — Schaff-
hausen [Merklein 1861, Meister].
146: Hohenkrähen, Phonohthfelsen , 640 m, ^'i , Meigen [Amts-
bühl er. DFL 1814, HöFLE, Zahn, Jack, Klein, Jack
Mitt. 2,399]. — Hohentwiel, Phonohthfelsen, 550—650 m,
Meigen [HBBV.: Leibinger 1886. Amtsbühler. DFL 1814,
HöFLE, Döll BadFl., Merklein, Fr. Brünner, Meister, Zahn,
Jack, Kirchner-Eichler, Klein, Jack Mitt. 2,391, Kneucker
Mitt. 4,316].
148: Hödingen [v. StengeL Döll BadFl. 1862, Jack]. — Sipp-
lingen [v. Stengel. Döll BadFl. 1862, Jack, Jack Mitt. 2,368].
— Zw. Goldbach u. d. Süßenmühle [Jack, Jack Mitt. 2,368].
— Heidenhof [Stehle Mitt. 1,75]. — Überlingen [Klein].
— Altbodman, Hummel [Ittner. DFL 1814, Höfle, Döll
BadFL, Jack, Klein, Jack Mitt. 2,366]. — Zw. Wallhausen
und Bodman [Jack Mitt. 2,366].
Gewährsmann der DFL
- 125 —
152: Isteiner Klotz, ''I2, Neuberger [HBBV. : Vulpius 1862,
KüBLER. Gmelin 1806, Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg.,
Lauterer , Schneider , 'Neuberger , Binz , Klein , Stehle
Mitt. 3,326].
155/56: Zw, Tiefenstein und Hohenfels. Linder.
157: üntereggingen, Probst. — Unterhallau, Probst.
160: Hohenklingen [Merklein 1861, Meister].
164: Grenzach er Hern [Binz].
166: Rötekopf bei Säckingen, Granit, Linder [Linder Mitt. 4,310].
167: Murgtal [Binz].
Bellidiastrum MiclielH Cass.
(Karte 5.)
In den zentraleuropäischen Gebirgen von Südostfrankreich bis
zu den Karpathen und zum Balkan endemisch.
Im Alpengebiet an steinigen, felsigen Stellen, in Wäldern, von
der unteren Bergregion bis ins Krummholz, besonders auf Kalk, in
Südbayern von 400—2280 m, im Wallis 400-2560 m. Auch im
Jura und im bayrischen Alpenvorland, findet im südlichen Deutsch-
land ihre Nordgrenze.
Im Schvi'arzwald nur auf dem Feldberg; im Vorland des
Schwarzwalds mehrfach bis Rottenbarg ; auf der Alb bis ins Erms-
und Blaugebiet; im südlichen Alpenvorland bis Krauchen wies und
Rot OA. Leutkirch zerstreut.
Württemberg.
OA. Balingen (Link!): Balingen [Hirschberg **]. — Burgfelden
[Käsental, Böllat Hamberger*]. — Ehingen [HTüb. ! Riedhalde,
Meßstetter Steige, Weißenhalde**]. — Fromm ern [Hirsch-
berg**]. — Heselwangen [Hirschberg V1N90N*]. — Hossingen
[Steighalde, Leiter**]. — Laufen [am Hörnle 1893 Grad-
mann!]. — Margrethausen**. — Meßstetten [Haag*]. —
Oberdigisheim [Wagrain Strohmaier *]. — Onstmettingen
[in der Nähe der Schmiechaquelle 1895 Gradmann!, Raich-
berg**]. — Streichen [Hundsrück 1893 Gradmann!, Link**;
Irrental Scheible *]. — Tailfingen [Braunhardsberg Mutsch-
LER*]. — Tieringen [zwischen Lochen und Hörnle 1893
Gradmann!; Lochenspitz, Mettenfels Beck]. — Truchtelfingen
[Schmiechatal 1845 HTüb.!; häufig**]. — ünterdigisheim
[gegen Hossingen**]. — Weil heim [Lochen Schübler, Alp
r...v.v,w.v...%.
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I
— 128 —
fingen [in der Nähe der Seckachquellen**]. — Veringendorf
[Felsen unter der Ruine Affelstetten 620 — 650 m. Gradm.
1904!].
OA. Hechingen (Lörch): Beuren [Lörch 1890, ca 700m**]. —
Boll [Zoller ca. 700—800 m**]. — Jungingen [Lechler
in HV.!, V. Marxens in HH.; Hirnberg ca. 800 m **]. —
Wessingen**. — Zimmern [Lörch 1890. ca. 700 m**].
Baden :
112: Bronnen, Neüberger [Jack, Jack Mitt. 3,16]. — Beuron,
620 m, ^/s, Meigex [HBBV. : Vulpius 1865. Jack, Vulpius
Mitt. 1,372, Jack Mitt. 3,17].
114: Sigmaringen, Keppler. — Krauchen wies, Keppler.
120: Beckhofen [v. Stengel. Döll RhFl. 1843 u. BadFl., Zahn].
— Waldhausen, -/a, Hbimelseher. — Bräunungen, Linder.
— Hü fingen, Neüberger [Engesser. Döll BadFl. 1859,
Zahn]. — Donaueschingen [Gmelin 1808].
121: Öfingen, Neüberger [Döll RhFl. 1843, Zahn].— Himmel-
berg, Eckstein. — ünterbaldingen, Ragg. — Horneberg,
Eckstein [Zahn]. — Talhof, Eckstein [Neüberger B., Winter
Mitt. 1,44]. — Osterberg, Eckstein [Döll BadFl. 1859,
Zahn]. — Neudingen, Neüberger [Zahn]. — Länge zw.
Gutmadingen und Geisingen, weißer Jura, Waldrand,
700—750 m, ^/s, Meigen [HBBV. : Schatz 1883, Neüberger B.,
Zahn, Oltmanns Mitt. 3.319].
122: Amtenhausen, Neüberger. — Bachzimmern, Neüberger
[Neüberger B., Zahn]. — Immen dingen, Weißer Jura, 700 m,
^/s, Meigen [Zahn], — Kirchen, Oltmanns [Zahn].
124: Eheried bei Meßkirch, Futterknecht.
130: Feldberg, feuchte Felsen, 1300— 1400 m, Vs, Meigen [HBBV.:
Spenner, Frank, Lang, Berg 1885. Spenner. Spenner 1826,
Kirschleger, Döll BadFl., Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg.,
Lauterer , Schneider , Neüberger , Binz , Klein , Müller
Mitt. 4,224].
131: Gündelwangen, -/2, Himmelseher. — Schatte nmü hie,
^2, Himmelseher.
132: Bachheim, Muschelkalk, ^/i, Himmelseher. — Gauchachtal,
^/2, Himmelseher [Döll BadFl. 1859, Zahn]. — Boll, feuchte
Abhänge, Muschelkalk, -/s , Meigen. — Zw. Bad Boll und
der Wutachmühle, Muschelkalk, ^/n, Himmelseher. —
— 129 —
Asel fingen,. Eckstein. — Lembach, Probst. — Lavis-
heim, Waldränder, ^/s , Meigen. — Blum egg, Probst. —
Reiselfingen, ^/2, Himmelseher.
133: Fürstenberg, 850—900 m, Meigen [Gmelin 1808]. —
Gnadental, 800 m, Meigen. — Riedböhringen, ^/s,
Eckstein. — Längenberg, Eckstein. — Hondingen, ^/a,
Eckstein. — Achdorf, ^/s, Eckstein. — Blumberg, bis
900 m, 73, Eckstein. — Randen dorf. Probst. — Ried-
öschingen, ^/s, Eckstein. — Berghof bei Thengen
[Jack Mitt. 2,398]. — Fützen, ^/a , Eckstein. — Epfen-
hofen, Probst. — Kommingen, ^s, Eckstein. — Thengen
[Stock er. Döll BadFl. 1859, Jack].
134: Kriegertal, 580— 650 m, Meigen [Höfle 1850, Merklein, Fr.
Brunner, Zahn, Jack, Jack Mitt. 2,404, Kneucker Mitt. 4,314].
— Talkapelle [Jack, Jack Mitt. 2,404]. —Zimmerholz,
Neüberger [Jack]. — Engen [HBBV. : Vulpius 1865. Döll
BadFl. 1859, Zahn, Jack, Vulpius Mitt. 1, 369].
135: Eigeltingen, Meigen. — Zw. Aach und Eigeltingen,
500 m, ^3, Meigen [Höfle 1850, Jack].
136/48: Sipplingen, Meigen [Höfle 1850, Jack].
144: Brunnadern, Probst. — Dillendorf, Probst. — Wittle-
kofen, Probst. — Oberwangen, Probst. — Unter-
wangen, Probst. — Schwaningeji, Probst. — Weizen,
Probst. — Grimmelshofen, 500 m, ^jz, Eckstein. —
Bettmaringen, Probst. — Manchen, Probst. — Schleit-
heim. Probst [Döll BadFl. 1859, Merklein]. — Stühlingen,
Probst [Stehle Mitt. 1,146, Preuss Mitt. 1,229]. — Eber-
fingen, Probst. — Ober hailau, Probst.
144/45: Gächlingen, Probst.
145: Bargen, Eckstein. — Beggingen, Eckstein, — Meris-
hausen, Eckstein [Döll BadFl. 1859]. — Siblingen,
Eckstein. — Reyat [Meister 1887].
146: Finsterwald bei Thaingen, 450 m, Vi, Eckstein
[Hegetschweiler 1831].
148: Hödinger Dobel, 430—500 m, Meigen. — Goldbach
[Höfle 1850, Jack, Jack Mitt. 2,368]. — Überlingen,
Hummel. — Bodman, Waldrand, ^jz, Gross [HBBV.: Gross
1905. Döll BadFl. 1859, Jack, Jack Mitt. 2,366]. — Kargegg,
400—500 m, 2/3^ Meigen [Jack Mitt. 2,366]. — Zw. Wall-
hausen und Bodman. [Höfle 1837. Höfle, Jack].
— 130 —
157: Unte reggingen, Probst. — Unterhallau, Probst, —
Küssaburg, Linder.
157/58: Neunkirch, Probst. — Wangental, Keller.
158: Balm, Keller.
160: Stein a. Rh. [Höfle 1850, Jack].
162: Egg [DöLL RhFl. 1843 u. BadFl. , Höfle, Jack, Jack
Mitt. 2,347].
170: Eglisau, Keller. — Fuchsbach bei Buchberg, 400 m,
Meigen. — Ramsau beiRüdlingen, 350 — 400 m, Meigen.
Carduus per Sonata.
In den zentral- und südeuropäischen Gebirgen von der Auvergne
bis zu den Karpathen und zum Balkan, südwärts bis in die Apenninen,
endemisch.
Auf subalpinen Wiesen, an Waldrändern und besonders in den
Auenwäldern der Alpenströme, in Südbayern von 360 — 2240 m, im
Säntisgebiet die obere Waldgrenze nicht erreichend , im WaUis von
800 — 2300 m. Auch im Zentraljura, in den Vogesen, im bayrischen
Alpenvorland, in Böhmen bei Karlsbad, in Sachsen bei Zittau, am
Saalufer bei Ziegenrück, in den Sudeten verbreitet.
Im südlichen Schwarzwald und Schwarzwaldvorland, in Ober-
schwaben , im Albgebiet sehr zerstreut , vereinzelt auch im Vorland
der Alb (Laubach bei Aalen).
OA. Aalen: Laubach [Rösler 1822 in HV. ! ; Sch. M. 1834; Rösler
in O.A.B. 1854].
OA. Blaubeuren: Machtolsheim [in herb. Pfr. Schumann!;
SCHLENKER 1898 brfl.].
OA. Ehingen: Oggelsbeuren [Troll in HV. ! ; MK. 1882].
OA. Laupheim: Wiblingen [MK. 1865].
OA. Leutkirch: Aichstetten [Entleutner in 26. Ber. d. naturw.
Vereins in Augsburg; Herter in Jh. 1888]. — Aitrach
[Gessler 1861 in HV.!; MK. 1865]. — Dürren [MK. 1865].
OA. Ulm: Langenau [Mahler, Ulm, 1898. — Ulm [Gmelin 1854
in Herb. Nat. Kabinett!; Hegelmaier 1862 in HH. : MK. 1865
und 1882].
OA. Wangen: Immenried [K.E. 1900 nach Mitt. von Schupp]. —
Isny [Gmelin 1864 in Herb. Nat. Kabinett!; MK. 1882]. —
Neutrauchburg [MK. 1865].
108: St. Peter [Neuberger, Klein].
- 131 —
112: Beuron [Sauterm eist e r. Jack, Kirchner-Eichler, Grad-
mann, Jack Mitt. 3,15]. In neuerer Zeit nicht gefunden.
113: Werenwag [Doli. Döll BadFl. 1859, Jack, Gradmanx, Jack
Mitt. 3,21].
119: Hammereisenbach, 770 m, Linder [Stehle 1886. Zahn,
Neuberger, Klein, Stehle Mitt. 1,267]. — Gutach tal bei
Neustadt, ^'2, Himmel^^eher [HBBV. : Stehle 1883, Fd.
Brunner 1851, Döll BadFl., Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg.,
Lauterer, Zahn, Neuberger, Klein, Stehle Mitt. 3,329].
120: Hüfingen [HBBY. : Zahn 1888. Stehle 1855. Stehle,
Neuberger B., Zahn].
121: Länge [Gradmann, Schatz Mitt. 2,412].
122: Immen dingen [Fd. Brunner 1851, Zahn, Gradmann].
128/29: Beleben [HBBV.: Dinewolf 1830, Vulpius 1867. Lang
1843, Döll BadFl., Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg., Lauterer,
Schneider, Neuberger, Binz, Klein, Vulpius Mitt. 1,283].
130: Feldberg [HBBV.: Schildknecht 1861. Döll BadFl. 1859,
Schildknecht Nchtr. u. FlFrbg., Lauterer, Schneider, Neu-
berger, Binz, Klein]. — Titisee, 850 m. Linder [de Bary.
Schildknecht Nchtr. 1862, Laütbrer, Neuberger, Klein].
131: Gutachtal bei Kappel, -/a, Himmelseher [Döll BadFl.
1859, Klein].
132: Gauchachtal [HBBV.: Frank. Döll RhFL 1843 u. BadFl., Fd.
Brunner, Stehle, Neuberger B., Zahn, Klein]. — Unadingen
• [HBBV.: Frank]. — Wutachmühle [HBBV.: Zahn 1888].
133: Achdorf [Zahn 1888. Zahn]. — Fützen, Koenen.
134: Engen [Klein].
142: St. Blasien, Linder [HBBV.: Vulpius 1861, Schildknecht
Nchtr. u. FlFrbg., Lauterer, Neuberger, Klein]. — Kutterau,
700 m. Linder.
144: Grimm elshofen, Probst. — Wutachsteg bei Weizen
[Schal eh. Merklein 1861, Prob.st Mitt. 4,358]. — Sttth-
lingen [Stehle 1884, Mitt. 1,146].
155: Tiefenstein, 450 m, V2, Linder.
160: Wangen a. U. [Fr. Brunner 1882, Jack].
Dentaria digitata Lam.
Im westlichen Teile der zentral- und südeuropäischen Gebirge
endemisch, von den Pyrenäen und Zentralfrankreich bis in die Salz-
burger Alpen und Kroatien, südwärts bis in die Apenninen.
— 132 —
Ausschließlich in Wäldern, meist Buchenwäldern, und vorzugs-
weise auf Kalk , in den bayrischen Alpen bis gegen 1400 m , im
Wallis von 600 — 1700 m. Auch im Jura und den Vogesen.
Im südlichen Schwarzwald ; im Vorland des Schwarzwalds bis
Sulz und Haigerloch; auf der südwesthchen Alb bis Tuttlingen, im
südlichen Alpenvorland bis Heiligenberg, Schmalegg, Wolfegg. Die
Art erreicht hier ihre absolute Nordgrenze.
OA. Sulz: Dornhan, Hopfau [Finckh in Jh. 1854 u. 1860;
MK. 1882]. — Sulz [„Albeck" Köstlin 1832 inHV.!; Hegel-
maier, Fischer in HV. ! ; Sch. M. 1834].
OA. Tuttlingen: Tuttlingen [„im Duttental" Rösler in HV. ! ;
Sch. M. 1834]. — Hausen [„Wald zwischen Hausen und Tal-
heim" Finckh in Jh. 1861].
OA. Ravensburg: Ravensburg [J. v. Biberstein in HV. ! ; MK.
1865]. - Schmalegg [Maag 1898 in HV.!; Herter in Jh.
1888; K. E. 1900].
OA. Waldsee: Wolfegg [„beim weißen Brunnen" Rhodius in HV. ! ;
Sch. M. 1834].
OA. Wangen: Amtzell [Pfaffenweiler Sch. M. 1834].
OA. Haigerloch: Haigerloch [Rieber in Jh. 1890].
Die in fast allen Floren sich findende Standortsangabe „Zw.
Kandern und Sitzenkirch" beruht auf einer Verwechslung mit
B. pinnata, wovon sich schon Vülpius überzeugt hat, wie aus einer
Bemerkung auf der zugehörigen Etikette seines Herbars hervorgeht.
111: Dürrheim [Klein].
121: Ö fingen, Neuberger [Gradmann, Klein]. — Horneberg,
Neuberger [Winter, Mitt. 1,44]. — Talhof, Neuberger
Winter. Zahn 1889]. — Länge zw. Gutmadingen und
Geisingen, weißer Jura, Buchenhochwald, 700 — 750 m, ^/s,
Meigen [HBBV.: Vulpius 1875, Schatz 1884. Fd. Brünner 1851,
Engesser, Neuberger B., Zahn, Gradmann, Klein]. — Pfaffen-
tal, Neuberger [Neuberger B. 1885, Zahn].
122: Bachzimmern, Neuberger [Verz. 1799, Fd. Brunner, Eng-
esser, Zahn, Gradmann, Klein]. — Immendingen, Neuberger
[Fd. Brunner 1851, Engesser, Zahn, Gradmann, Klein].
132: Blumegg [Intlekofer^ Klein, Intlekofer Mitt. 3,136].
133: Längenberg, Eckstein [Engesser 1852, Zahn]. ■ — Aulfingen
[Klein].
Prakt. Arzt in Blumberg.
— 133 —
134: Kriegertal, Eckstein [v. Stengel. Höfle 1850, Döll BadFl,
Zahn, Jack, Gradmann, Jack Mitt. 2,404].
135: Tudoburg bei Honstetten, 550 m, ^/s, Meigen. — Zw.
Eigeltingen und Aach, Buchenhochwald, 500 m, V^,
Meigen [Jack, Klein, Jack Mitt. 2,403].
137: Heiligenberg, H. Hüber [Jack 1835. Höfle, Döll BadFl.,
Klein, Jack Mitt. 2,382].
137/38: Zw. Beuren und Bettenbrunn [Döll BadFl. 1862,
Jack, Jack Mitt. 2,382].
144: Stühlingen [HBBV. : Maus 1890. Stehle 1884. Klein,
Stehle Mitt. 1,146, Probst Mitt. 4,359].
145: Bargen [Laffon 1847]. — Beringer Tal, Eckstein [Werner^
Laffon 1847, Merklein, Meister]. — Zw. Lohn u. Opferts-
hofen [Meister 1887, Gradmann].
146: Thaingen, Eckstein [Dieffenbach 1826, Hegetschweiler, Fr.
Brunner, Meister, Jack, Gradmann, Klein, Jack Mitt. 2,399,
Eckstein Mitt. 3,367].
147: Schiener Berg bei Bohlingen [Stocker. Döll BadFl. 1862,
Jack, Klein, Jack Mitt. 2,393].
148: Bodman, Schluchtenwald, -/s , Gross [HBBV.: Gross 1905.
Klein]. — Kargegg, 450 m, ^k, Meigen [Hirth. Jack, Jack
Mitt. 2,366]. — Zw. Wallhausen und Bodman [HBBV.:
Leibinger 1886].
156: Schwarzatal zw. d. Witznauer Mühle und Leinegg
[Preuß 1885. Klein, Preuss Mitt. 1,227].— Schlüchttal
unter Allmut und um die Mettmamündung, Linder.
157/58: Neunkirch Probst. — Wangental, Keller.
158: Hemming, Eckstein [Schale h. Merklein 1861, Döll BadFl.,
Meister]. — Guntmadingen [Laffon 1847]. — Lauferberg
[Laffon 1847]. — Balte rsweil, Keller.
160: Hohenklingen, Keller.
Dentaria iHnnata Lam.
Noch mehr auf den Westen beschränkt als die vorige Art:
von den Pyrenäen und Zentralfrankreich bis in die Schweizer Alpen
und die Apenninen.
Prakt. Arzt in Löhningen.
134
Im Alpengebiet in Wäldern, vorzugsweise Nadelwäldern, und
auf subalpinen Wiesen, bis 1500 m. Im Jura verbreitet; auch in
den Vogesen und nordwärts bis Lothringen.
Nur im südlichsten Teil des Schwarzwalds und seiner Vorberge,
im Klettgau und der südwestlichen Alb , im südlichen Bodensee-
gebiet. Die nördlichsten Punkte sind : Schönberg bei Freiburg, Gut-
madingen , Hohenklingen. Sie bezeichnen die absolute Nordgrenze
der Art.
Die Standortsangabe bei Stockach bedarf noch der Nachprüfung,
da vielleicht eine Verwechslung mit D. digitata vorliegt.
116: Schönberg, Buchenhochwald, %, Meigen [HBBV. : Frank,
VüLPius 1859, ScHLATTERER 1883, Meigen 1895. Spenner.
Spenner 1829, DöLL RhFl. u. BadFl., Schildkneoht FlFrbg.,
Lauterer, Neuberger, Klein].
117: Brombergkopf, Gneis, 480 m, V'i, Wetterhan [Wetterhan
1877. Schill, Neuberger, Klein]. Seit 1897 nicht mehr
beobachtet.
121: Gutmadingen, Schlatterer [Stehle 1855. Neuberger B.,
Zahn].
133: Fützen, Probst. — Epfenhofen, Probst. — Ptandendorf,
Probst.
139: Zw. Kandern und Sitzenkirch, Buchenhochwald, ^/3,
Schlatterer [HBBV.: Vulpius 1867, 1870, Mühlhäuser. Gmelin
— 135 -
1808, DüLL RhFl. u. BadFl., Schildkxecht FlFrbg., Lauterer,
]Seubergek, Binz, Klein].
144: 0 b e r w an g e n , Probst. — Unterwangen, Probst. —
Schwaningen, Buchenhochwald, Vs, Meigen. — Weizen,
Probst. — Grimmelshofen, Probst. — Schieitheim,
Probst [Döll BadFl. 1862, Klein, Probst Mitt. 4,348]. —
Stühlingen, Probst [Probst Mitt. 4,359]. — Eberfingen,
Probst [Dieffenbach 1826]. — Oberhallau, Probst.
145: Beggingen, Probst. — Löhningen [Schalch. Fr. Brunner
1882, Jack]. — Beringer Tal, Eckstein [HBBV. : Schalch
1867. Merklein 1861, Döll BadFl., Meister, Jack].
146: Thaingen [Jack Mitt. 2,395].
153: Buchhalde zw. Maulburg und Höllstein, 400 m, ^/s.
Mahler [HBBV.: Mahler 1901. Mahler 1897. Klein]. —
Brombacher Kopf [Binz].
156: Zw. Waldshut und Waldkirch [Nägele 1884. Klein, Nägele
Mitt. 1,123]. — Zw. Breitenfeld und Krenkingen, Linder.
157: üntereggingen, Probst. — Unterhallau, Probst. — Oster-
fingen, Eckstein [Klein].
157/58: Neunkirch, Eckstein [Häusler \ Merklein 1861, Meister].
160: Hohenklingen, Eckstein [Meister 1887].
165: Degerfelden, Linder.
Pfarrer in Neunkirch.
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1904. — Ref. N. Jahrb. L Min. etc. 1905. I. Bd., S. 504—516.
(M. Schlosser.)
\Metaxyfheriim Meyeri Abel von Baltringen.]
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auf die noch erhaltenen und bereits wissenschaftlich erforschten
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Bergeat, Alfred, Die Erzlagerstätten. Unter Zugrundelegung der
von . Alfred Wilhelm Stelzner hinterlassenen Vorlesungs-
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im Text. — Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1905, II. Bd., S. 193—198
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No. 64, 17. März 1904, und ebenda No. 67, 21. März 1904.
Bericht über die neuere Literatur zur deutschen Landeskunde. Bd. II
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[Verf. tritt der Ansicht Klaat.sch's entgegen, der die aus den schwäbischen
Hohnerzen stammenden Zähne des Dri/opithecus dem Tertiärmenschen zu-
rechnen milchte.]
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[Es werden namentlich die württembergischen Verhältnisse besprochen.]
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Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 60. Jahrg.,
S. CIX— CX; 1904.
Donauversickerung: Schwab. Kronik No. 290, Samstag, 25. Juni
1904, Mittagsblatt. Ebenda No. 356, Mittwoch, 3. August
1904, Mittagsblatt. Ebenda No. 535, Mittwoch, 16. November
1904, Mittagsblatt. Ebenda No. 540, Freitag, 18. November
1904, Abendblatt. Ebenda No. 543, Montag, 21. November
1904, Mittagsblatt, und Neues Tagblatt No. 222, 22. September
1904. — Globus 85. Bd., S. 100; 1904 (Gr.).
— 121 —
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deutsche Trias. Centralbl. f. Min. etc. 1904, S. 503—506. —
Ref. Geol. Centralbl. VIT. Bd., S. 258 (No. 745); 1905/06
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[Es sind darin auch Bemerkungen über die Trias im Xeckartal und
am Sclnvarzwald.]
Egli, P., Beitrag zur Kenntnis der Höhlen in der Schweiz. Viertel-
jahrsschrift d. naturf. Ges. in Zürich, 49. Jahrg. 1904, S. 286
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Encel, Th., Die Schwabenalb und ihr geologischer Aufbau. 2. Aufl.
Tübingen 1904. — Ref. Natur und Schule 4. Bd., S. 518—519;
1905 (J. Ruska).
Eratische Blöcke aus der Kiesgrube zwischen Ruppertshofen und
Aulendorf in die alpine Anlage in Oberstadion gebracht. Schwab.
Kronik No. 248, Mittwoch, 1. Juni 1904, Mittagsblatt.
Erdbeben: 1. Erdstoß in Heubach, 22. März 1904. Schwab.
Kronik No. 141, 25. März 1904, Mittagsblatt. — 2. Erdbeben
2. Mai 1904 in Lahr, Offenburg, Straßburg, Schwenningen.
Ebenda, Dienstag 3. Mai 1904, Mittagsblatt. Schwab. Merkur
No. 203, 3. Mai 1904, Mittagsblatt. Schwab. Kronik No. 205,
Mittwoch, 4. Mai 1904, Abendblatt.
Erdbeben siehe auch unter A. Schmidt.
Erdjiann.sdökffek, 0. H., Die devonischen Eruptivgesteine und Tuffe
bei Harzburg und ihre Umwandlung im Kontakthof des Brocken-
massivs. Jahrb. K. preuss. geol. Landesanst. f. 1904, Bd. 25,
Heft 1, S. 1—74; Berlin 1904. — Ref. Geol. Centralbl. VI. Bd.,
S. 178—179 (No. 459); 1905 (Erdmannsdörffer).
[Diabashornfelse des Odenwaldes und Schwarzwaldes werden zum Ver-
gleich herangezogen.]
Falkner und Ludwig, Beiträge zur Geologie der Umgebung St. Gallens
(Schluß). Jahrb. d. St. Galhschen Naturw. Gesellsch. für das
Vereinsjahr 1903 (1902—1903), S. 374—435 und 15 Tafeln;
St. Gallen 1904. — Ref. Geol. Centralbl. VI, S. 221 (No. 629) ;
1905 (Ch. Falkner).
[Der erste Teil erschien 1903 (siehe S. 86).]
[Flu gver mögen] : Einiges über die Erwerbung des Flugvermögens,
speziell bei den Wirbeltieren. Prometheus (No. 740) XV. Jahrg.,
S. 188—189; 1904.
[Arcliticojjff'fi/x macfurd von Solnhofen.]
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Förster, B., Weißer Jura unter dem Tertiär des Sundgaus im Ober-
elsaß. Mitteil. geol. Landesanst. von Elscß-Lothringen Bd. V,
Heft 5, S. 381—416; 1904. — Ref. Geol. Centralbl. V. Bd.,
S. 695 (No. 2047) ; 1904 (B. Förster). — N. Jahrb. f. Min. etc.
1905, II. Bd., S. 409 (v. Koenen).
Fraas, E. , Verzeichnis der Zugänge zu den Vereinssammlungen.
C. Mineralogisch-paläontologische Sammlung. Jahresh. Ver. f.
vaterl. Naturk. in Württ. 60. Jahrg., S. XVII— XVIII; 1904.
Fraas, E., Ceratodus j)risciis E. Fraas aus dem Hauptbuntsandstein.
Ber. über die Vers. Oberrhein, geol. Ver., 37. Vers, zu Offen-
bach a. M., 30—32; Stuttgart 1904. — Ref. Geol. Centralbl.
VI. Bd., S. 183 (No. 470); 1905 (E. Fraas).
Fraas, E., Geologisches Rieskärtchen (gez. von K. Bokjiann). Blätter
d. Schwab. Albver. XVI. Jahrg., Sp. 157—158; 1904.
Fraas, E., Geologie in kurzem Auszug für Schulen und zur Selbst-
belehrung (Sammlung Göschen No. 13), 3. Aufl. ; 1904. 122 S.,
16 Abbild., 4 Taf. Preis 0,80 Mk. — Ref. Geogr. Zeitschr.
XI. Jahrg., S. 241; 1905 (Frech). — Zeitschr. Ges. f. Erd-
kunde zu Berlin 1905, S. 44 (F. Wahnschaffe).
Frickhinuer, A., Der Ries-See, sein Entstehen, Bestehen und Ver-
schwinden, topisch dargestellt. 36. Ber. Naturw. Ver. f. Schwaben
und Neuburg in Augsburg, S. 83—101; 1904.
Frickhinger, Ernst, Die Gefäßpflanzen des Rieses. Ein Beitrag zur
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Diss. Erlangen. Nördlingen, C. H. Beck, 1904.
[Es werden auch die geolog. Verhältnisse des Rieses geschildert.]
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1904. — Ref. geol. Centralbl. V, S. 701 (No. 2063); 1904
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Jahrb. d. St. Gallischen Naturwiss. Ges. f. 1903, S. 492—498;
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Rorschach. II. Flugsand (Dünen) im Rheintal. III. Hochmoore oberhalb
Plöns W. Mels.]
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der gesamten Moorfrage. (Preisschrift der Stiftung Schnyder
von Wartensee.) Beiträge zur Geologie der Schweiz. Geotechn.
Serie 3. Lief.; Bern 1904. — Ref. Archives de la Flore
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1905 (J. Früh). — Zeitschr. Ges. f. Erdkunde zu Berlin 1905,
S. 727—729 (F. Solgei;). — Naturw. Wochenschr. N. F.,
IV. Bd., 1904/05, S. 31—32.
Fund berichte, geologisch-paläontolog;sche : 1. Mammutszahn bei
Laufen a. K. bei den Grabarbeiten der Nebenbahn Gaildorf-
Untergröningen. Schwab. Kronik No. 58, 5. Februar 1904,
Abendblatt. — 2. Oberschenkel vom Mammut. Neues Tagblatt
No. 28, Donnerstag 4. Februar 1904. — 3. Mammutstoßzahn
in Wilchingen (Schaffhausen). Schwab. Merkur No. 248,
Mittagsblatt, Mittwoch 1. Juni 1904.
Fundberichte über prähistorische Gegenstände. 1. Steinzeitliche
Wohngruben in Heidelberg. Schwab. Kronik No. 460, Montag
3. Oktober 1904, Abendblatt.
Galser, E., Basalte und Basalttuffe der Schwäbischen Alb. Inaug.-
Diss. d. üniv. Tübingen 1904. [Sep. a. Jahresh. Ver. f. vaterl.
Naturk. in Württ. 61. Jahrg., 1905.]
Gaus, Aus der Heidenheimer Altertumssammlung. Blätter d. Schwab.
Albver. XVI. Jahrg., Sp. 429-430; 1904.
Geering, T. und R. Hotz, Wirtschafts'kunde. der Schweiz. 2. Aufl.
Zürich, Schultheß & Co., 1903.
[Kap. II: Der Bau der Schweiz und ihre mineralischen Rohprodukte,
von Dr. M. Kaech, mit einem geol. Querprofil.]
Geologische Spezialkarte des Großherzogtums Baden (1:25000).
Herausgeg. v. d. Großh. Geol. Landesanstalt.
Blatt (41): Wiesloch. Von H. Thürach. Heidelberg 1904.
1 Karte, 1 Heft Erläuterungen, 8", 48 S.
Blatt (45): Graben. Von H. Thürach. Heidelberg 1904.
1 Karte, 1 Heft Erläuterungen, 8°, 34 S.
Blatt (49): Schluchtern. Von K. Schxarrenbergek. Heidel-
berg 1904. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen. 8°. 12 S.
Blatt (53) : Bretten. Von K. Schnarrenbercier. Heidelberg
1904. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen, 8«, 25 S.
Blatt (120): Donaueschingen. Von F. Schalch. Heidel-
berg 1904. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen, 8^ 38 S. — Ref.
Geol. Centralbl. VI. Bd., S. 26—29 (No. 88); 1905 (F. Schalch).
Geologische Spezialkarte von Elsaß-Lothringen. Blatt Buchs-
weiler. \on L. VAN Wekveke. Erläuterungen und Karte
— 124 -
1:25000. 62 S. Text. Straßburg i. E. 1904. — Ref. Geol.
Centralbl. V. Bd., S. 85 (No. 215); 1904 (L. van Werveke).
German, W., Führer durch Schwäbisch Hall (Solbad) und Umgebung.
1904. 8". 112 S., 33 Abbild., 2 Karten.
Götz, W., Landeskunde des Königreichs Bayern. (Sammlung Göschen
No. 176.) Leipzig 1904. (181 S., 1 Karte.) — Ref. Geol. Centralbl.
VL Bd., S. 158 (No. 397); 1905 (K. Keilhack). - Geogr.
Zeitschr. X. Jahrg., S. 584—585; 1904 (A. Geistbeck). —
Naturw. Rundschau 19. Jahrg., S. 543 ; 1904 (S. Günther). —
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im Taubergebiet und am unteren Neckar, im Trochitenkalk von Tullau,
aus dem oberen Muschelkalk (ohne genaueren Horizont) von Donau-
eschingen, aus dem Hauptmuschelkalk von Künzelsau, im unteren Keiiper
an der Schmollenmühle bei Sinsheim, aus dem Grenzdolomit von Iphofen
in Mittelfranken.]
Benecke , E. W. , Die Versteinerungen der Eisenerzformation von
Deutsch-Lothringen und Luxemburg. Abhandlungen z. Geolog.
Spezialkarte von Elsaß-Lothringen. N. F. Heft VI ; 1905. 598 S.
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1905, Abendblatt. — Ebenda No. 360, Samstag 5. August 1905,
Abendblatt. — Ebenda No. 369, Freitag 11. August 1905,
Mittagsblatt. — Ebenda No. 381, Freitag, 18. August 1905,
Mittagsblatt.
Eberhard , Zur Geologie von Eßhngen und Umgebung ; ein Beitrag
zur Heimatkunde. Programm der Oberrealschule in Eßlingen
1905. 4«. 29 S. — Ref. Blätter d. Schwab. Albver. XVII. Jahrg.,
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10
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Endriss, K., Zur Erforschung, Pflege und Bewirtschaftung der Donau-
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1905, Mittagsblatt.
Engel, Kämmerer Dr. J. Probst, f in Biberach a. R. 9. März 1905.
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Erdbeben: 1. In Riedlingen am 6. April 1905. Schwab. Merkur
No. 163, Freitag 7. April 1905, Mittagsblatt. — 2. Erdbeben
in Labore, am Erdbebenapparat im astrophysikalischen Institut
zu Heidelberg angezeigt. Schwab. Kronik No. 167, Montag
10. April 1905, Mittagsblatt. — 3. Erdbeben 26. April 1905
in Ehingen. Schwab. Kronik No. 194, Freitag 28. April 1905,
Mittagsblatt. — 4. Erdbeben am 29. April 1905 in Mülhausen i. E.,
Westschweiz, Heidelberg, Ravensburg, Hohenheim. Schwab.
Merkur No. 197, Samstag 29. April 1905, Abendblatt. Schwab.
Kronik No. 197, Samstag 29. April 1905, Abendblatt. Ebenda
No. 198, Montag 1. Mai 1905, Mittagsblatt. Schwab. Kronik
No. 205, Donnerstag 4. Mai 1905, Abendblatt. — 5. Erd-
erschütterungen in den ersten Tagen des Juni 1905 (Albanisches
Beben), registriert in Hohenheim. Schwab. Kronik No. 266,
Samstag 10. Juni 1905, Abendblatt. — 6. Erdbeben am 8. Sept.
1905, registriert in Heidelberg. Schwab. Merkur No. 418,
Freitag 8. September 1905, Abendblatt. — 7. Italienisches
Erdbeben (September 1905) in Biberach registriert. Schwab.
Kronik No. 423, Dienstag 12. September 1905, Mittagsblatt.
— 8. Fernbeben 15. September 1905, in Heidelberg registriert.
Schwab. Kronik No. 431, 16. September 1905, Mittagsblatt. —
9. Fernbeben 8. November 1905, in Heidelberg registriert.
Schwab. Merkur No. 523, Donnerstag 9. November 1905,
Abendblatt. — Dasselbe, in Hohenheim registriert. Schwab.
Kronik No; 525, Freitag 10. November 1905, Abendblatt. —
10. Erdbeben «im 29. November 1905 in Hechingen. Schwab.
— 147 —
Kronik No. 558, Donnerstag 30. November 1905, Mittagsblatt.
— 11. Fernbeben am 17. Dezember 1905. Schwab. Kronik
No. 592, Mittwoch 20. Dezember 1905, Mittagsblatt. — 12. Erd-
beben in der Ostschweiz, am Bodensee, im Bezirk Ried-
lingen am 25. und 26. Dezember 1905. Schwab. Kronik
No. 601, Donnerstag 28. Dezember 1905, Mittagsblatt. Ebenda
No. 602, Donnerstag 28. Dezember 1905, Abendblatt.
Erdsenkung beim Bahnhof Maulbronn. Schwab. Kronik No. 143,
Montag 27. März 1905, Mittagsblatt.
Fjscher, Karl, Bergstürze und Feldschlipfe im Gefolge der Eiszeiten.
Bericht d. Senckenberg. Naturf. Ges. in Frankfurt a. M., 1905,
S. 150—152 (Sitzber.).
[Bergstürze im Mammutfeld von Canustatt, Bergstürze an der Alb.]
Feaas, E., Verzeichnis der Zugänge zu den Vereinssammlungen.
C. Mineralogisch- paläontologische Sammlung. Jahresh. d. Ver.
f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. XVIII— XIX; 1905.
Fraas, E., Diluviale Torfschichten in der Neckarstraße zu Stuttgart.
Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. LIX;
1905.
Fraas, E. , Die neuentdeckte Thermalquelle in Wildbad. Jahresh.
d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. LIX— LXII;
1905.
Fraas, E. , Von der Alb zu den Alpen. Jahresh. d. Ver. f. vaterl.
Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. LXXIV— LXXVI; 1905.
Fraas, E., Reptilien und Säugetiere in ihren Anpassungserscheinungen
an das marine Leben. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in
Württ. 61. Jahrg., S. 347—386; 1905.
Fraas, E., Urquell von Wildbad. Correspondenzbl. d. Deutsch. Ges.
f. Anthropologie etc. 36. Jahrg. 1905, No. 5, S. 40. (Bericht
über Vortrag.)
Fr(aas), E., Aus Schwabens Urgeschichte. Schwab. Kronik No. 22,
14. Januar 1905, Sonntagsbeilage.
Freudenberg, W., Eine diluviale Rheintalspalte bei Weinheim a. d.
Bergstraße. Berichte üb. d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers.
zu Konstanz 1905, S. 25; Stuttgart 1905 ^
Fritze, G., Die Pfahlbauten. Natur und Kultur II. Jahrg., Heft 22,
S. 682-687; 1905.
' Dieser Bericht trägt auf dem Umschlag 1906 als Erscheinungsjahr, auf
dem inneren Titel aber 1905. Ausgegeben wurde er erst im Februar 1906.
10*
— 148 —
Früh, J., Inselberge im Rheintal. Eclogae geolog. Helvetiae vol. VIIT,
No. 4, S. 409: 1905.
Frith, Die Entstehung des Rheintales und seiner Formen. Jahrbuch
d. St. Gallischen Naturw. Ges. f. 1904, S. 29—32 ; St. Gallen
1905. (Referat über Vortrag.)
Fundberichte, geologisch-paläontologische: 1. Aixheim, Schädel
eines Sauriers = Mystriosuchus. Schwab. Kronik No. 410, Montag
4. September 1905, Abendblatt. — 2. Mammutreste (?) in Enders-
bach. Schwab. Kronik No. 445, Montag 25. September 1905,
Mittagsblatt.
Fundberichte über prähistorische Gegenstände: 1. Neolithische
Ansiedelung bei Zuffenhausen. Schwab. Kronik No. 331,
Donnerstag 20. Juli 1905, Mittagsblatt. Ebenda No. 337,
Montag 24. Juli 1905, Mittagsblatt. — 2. Paläolithischer Fund
bei Maxau. Schw^äb. Merkur No. 411, Dienstag 5. September
1905, Mittagsblatt. — 3. Neolithische Ansiedelung hinter dem
Burgholzhof. Schwab. Kronik No. 544, Mittw^och 22. November
1905, Mittagsblatt.
Fundcbronik vom Jahre 1904. Fundber. aus Schwaben XII. Jahrg.,
1904, S. 107—128; Stuttgart 1905.
Funde, neolithische, in der Pfalz. Mitt. k. k. geograph. Ges. in
Wien 48. Bd., S. 647; 1905.
Funde, prähistorische, bei Heidelberg. Mitt. k. k. geograph. Ges.
in Wien 48. Bd., S. 75; 1905.
[Grab aus der jüngeren Steinzeit.]
Gaiser, Eugen, Basalte und Basalttuffe der Schwäbischen Alb.
Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. 41
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Geinitz , E. , Wesen und Ursache der Eiszeit. Archiv d. Ver. d.
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I. Abt., S. 1—46; 1905. — Ref. Geol. Centralbl. VI. Bd.,
5. 753 (No. 2175); 1905 (E. Geinitz).
[Es werden auch die süddeutschen Verhältnisse berührt.]
Geologische Karte des Großherzogtums Hessen 1 : 25000. VII. Lief.
Blatt Birkenau (Weinheim) von G. Klemm: 1905. (1 Karte
— 149 —
und 1 Heft Erläuterungen. — VIII. Lief. Blatt Groß-Gerau
von A. Steuer; 1905. (1 Karte und 1 Heft Erläuterungen.)
Geologische Spezialkarte des Großherzogtums Baden 1:25000.
Herausg. v. d. Großh. Bad. Geolog. Landesanstalt.
Blatt 21: Mannheim. IL Aufl. Von H. Thürach. Heidel-
berg 1905. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen. 8". 24 S.
Blatt 22 : Ladenburg IL Aufl. Von H. Thübach. Heidelberg
1905. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen. S*'. 62 S.
Blatt 54: Kürnbach. Von K. Schnarrenberger. Heidelberg
1905. 1 Karte, 1 Heft Erläuterungen. 8«. 14 S.
Geyer, Von der Eger zur Prim. Blätter d. Schwab. Albver. XVII. Jahrg.,
Sp. 191—193, 225—230, 257-263; 1905.
[Verf. berücksichtigt auch die geologischen Verhältnisse und die Quellen
der Alb.]
Greim, G., Schätzung der mittleren Niederschlagshöhe im Groß-
herzogtum Hessen im Jahre 1903. Meteorolog. Zeitschr. 22. Bd.,
S. 477; 1905.
GsELL, Der Urquell des Wildbader Thermalwassers. Aus dem Schwarz-
wald XHI. Jahrg., S. 66—67; 1905.
Haag, F., Die schwäbische Geologenschule. Blätter d. Schwab.
Albver. XVH. Jahrg., Sp. 107—109, 193—195, 398-399; 1905.
[Verf. bespricht die neuesten Arbeiten über die Geologie Schwabens.]
Häussermann, C. , Der Liasschiefer als Bau- und Brennmaterial.
Gewerbeblatt aus Württemberg 57. Jahrg., No. 26, S. 204—205:
Stuttgart 1905.
Haid, Die Erdbebenstation in Durlach und ihre Einrichtung. Ver-
handlungen Naturw. Ver. in Karlsruhe 18. Bd. (.1904—1905),
S. 14—15 (Sitzber.); 1905.
Haid, M., Die* Schwerkraft im badischen Oberlande. Berichte über
d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz 1905,
S. 19—24; mit Kartenskizze^ und .Tabelle; Stuttgart 1905 ^ —
Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd. S. 689 (No. 2094); 1905/06
(K. K.).
Heim, Alb., Das Säntisgebirge. Beiträge z. Geolog. Karte d. Schweiz.
46. Lief. (N. F. 26. Lief.). Text und Atlas. Bern 1905
Preis 50 Fr.
Heierli, J., Archäologische Funde in den Kantonen St. Gallen und
Appenzell. Anzeiger f. Schweizerische Altertumskunde. N. F.
Bd. VI, 1904/05, No. 1, S. 1—7 (Schluß); 1905.
S. Anmerkung auf S. 147.
— 150 —
Hess, Die Alpen im Eiszeitalter nach A. Penck und E Brücker.
Petermanns Mitteil. 51. Bd., S. 277—281; 1905.
Hezner , L. , Über einige in schweizerischen Pfahlbauten gefundene
Steinwerkzeuge. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XX, S. 133—148;
1905. — Eef. Geol. Centralbl. VI. Bd., S. 725 (No. 2098);
1905 (ü. Grubemann). — Ebenda VII. Bd., S. 279 (No. 807);
1905/06 (A. Klautzsch).
Hilzheimer, Die Prähistorischen Funde. Aus der Natur. I. Jahrg.
1905, Heft 14. S. 423—429.
HiNTZE, C, Handbuch der Mineralogie. I. Bd., 9. Lief. (= 21. Lief.
d. ganz. Reihe) ; Leipzig 1905.
HuBER, A., Beiträge zur Kenntnis der Glazialerscheinungen im süd-
östlichen Schwarzwald. N. Jahrb. f. Min. etc. XXI. Beil.-Bd.,
Heft 2, S. 397—446; 1905.
HuENE, F. V., Über die Nomenklatur von Zanclodon. Centralbl. f.
Min. etc. 1905, S. 10—12. - Ref. Geol. Centralbl. VH. Bd.,
S. 122 (No. 368); 1905/06 (Baron Nopcsa).
HuENE, F. V., Pelycosaurier im deutschen Muschelkalk. N. Jahrb. f.
Min. etc. XX. Beil.-Bd.. S. 321—353, mit Taf. V— VH und
47 Textfig.; 1905.
HüENE, F. V., Die Trias-Dinosaurier Europas. Monatsber. d. D. geol.
Ges. 1905, No. 9, S. 345—349 (Protok.) u. Zeitschr. d. D.
geol. Ges. 57. Bd., S. 345—349 (Protok.); 1905.
HuG, J. , Die Drumlinlandschaft der Umgebung von Andelfingen
(Kt. Zürich). Beiträge z. geol. Karte der Schweiz, N. S.
Lief. 15, Spezialkarte No. 34 (Aufnahme 1903). Karte 1:25000
[1905]."
HuG, J., Geologische Karte des Rheinlaufes unterhalb Schaff hausen
(Aufnahme 1902 — 1904). Beiträge z. geol. Karte der Schweiz,
N. S. Lief. 15, Spezialkarte No. 35 (1:25000) [1905].
HuG, J. , Kaiserstuhl. Beiträge z. geol. Karte der Schweiz, N. F.
Lief. 15, Spezialkarte No. 36 (Geol. Aufnahme 1903—1904)
(1:25000) [1905].
Jaekel, 0., Über den Schädelbau der Nothosauriden. Sitzungsber.
GeselLsch. naturf. Freunde. S. 60—84: 1905. — Ref. Geol
Centralbl. VI. Bd., S. 664 (No. 1956); 1905 (0. v. Linstow).
Jahrbuch der Naturwissenschaften 1904—1905. 20. Jahrg. von
M. Wildermann. Freiburg i. B. 1905. Mineralogie und Geologie
von E. Weinschenk (S. 233 — 258). Anthropologie , Ethnologie
und Urgeschichte von J. Scheüffgen (S. 259—278).
— 151 -
Jahrbuch des Hydrotechnischen Bureaus für das Jahr 1904. 6. Jahrg.
München 1905.
Jahrbuch. Deutsches Meteorologisches, für 1900. Württemberg.
Mitteihmgen d. K. Württ. meteorolog. Zentralstation in Stutt-
gart. Bearbeitet von L. Meyer unter Mitwirkung von Mack.
Stuttgart, J. B. Metzler, 1905.
Jahrbuch, Deutsches Meteorologisches, für 1901. Württemberg.
Herausg. v. d. K. Württ. meteorolog. Zentralstation in Stutt-
gart. Bearbeitet von L. Meyer unter Mitwirkung von Magk.
Stuttgart, J. B. Metzler, 1905.
Jahrbuch, Deutsches Meteorologisches, für 1902. Württemberg.
Herausg. v. d. K. Württ. meteorolog. Zentralstation in Stutt-
gart. Bearbeitet von L. Meyer unter Mitwirkung von Mack.
Stuttgart 1905.
Jahrbuch, Geographisches,XXYn. Bd., 1904: Gotha, J. Perthes, 1905.
[F. TouLA, Neuere Erfahrungen über den geognost. Aufbau der Erd-
oberfläche. S. 178—190.]
Jahrbuch, Statistisches — für das Königreich Bayern. 9. Jahrg.
1904; München 1905.
Jahrbuch, Statistisches — für das Großherzogtum Baden. XXXV. Jahrg.
1904: Karlsruhe 1905.
Jahrbücher, Württembergische — für Statistik und Landeskunde.
Herausg. v. d. K. Statist. Landesamt. Jahrg. 1904, 2. Heft;
Stuttgart 1905.
[Steiff, Württembergische Literatur vom .Jahr 1903 (S. V— XVII).]
Jahrbücher, Württembergische — für Statistik und Landeskunde.
Herausg. v. d. K. Statist. Landesamt. Jahrg. 1905, 1. Heft;
Stuttgart 1905.
Jahresbericht des Zentralbureaus für Meteorologie und Hydro-
graphie im Großherzogtum .Baden mit den Ergebnissen der
meteorologischen Beobachtungen und den Wasserstandsauf-
zeichnungen am Rhein und seinen größeren Nebenflüssen für
das Jahr 1904; Karlsruhe, G. Braun, 1905.
Jahresbericht, Medizinisch-statistischer, über die Stadt Stuttgart
im Jahr 1904. 32. Jahrg. Herausg. vom Stuttgarter Ärzthchen
Verein. Redigiert von Dr. W. Weixberg; Stuttgart 1905.
[S. 4—6: 0. DoNCKER, Witterung.]
Johner, A., Über Berg und Tal durch Oberamt Riedlingen. Blätter
d. Schwab. Albver. XVH. Jahrg., Sp. 1—8, 53—56, 79—88,
219-222; 1905.
— 152 —
[Verf. berücksichtigt sehr ausführlich die geologischen Verhältnisse des
Gebietes und beschreibt die Aufschlüsse jener Gegend sehr genau.]
Kalkowsky, E., Die Markasit-Patina der Pfahlbau-Nephrite. Sitzber.
u. Abh. d. nat. Ges. Isis. Jahrg. 1904 (Juh bis Dezember)
S. 51—60; Dresden 1905.
Kayser, E., Lehrbuch der Geologie Erster Teil. Allgemeine Geologie
2. Auflage. Stuttgart, Verlag von F. Enke, 1905. — Ref.
Geol. Centralbl. VII. Bd., S. 526—527 (No. 1523); 1905/06
(K. Keilhack).
Klemm, G., Über zwei Bohrungen der geologischen Landesanstalt bei
Heppenheim a. d. Bergstraße. Notizbl. d. Ver. f. Erdkunde u;
d. geol. Landesanst. z. Darmstadt. 4. F., 25. Heft, S. 3—9.
1905.
Knapp , A. , Der Wiederaufbau des nach der Nördhnger Schlacht
zerstörten Hüttenwerks Königsbronn in den Jahren 1650 — 52.
Württ. Jahrbücher f. Statistik u. Landeskunde. Jahrg. 1905,
1. Heft, S. 29—37; 1905.
Knett, J. , Zur Aufdeckung des Hohenstaufenbades in Wildbad
(Württemberg). Baineolog. Zeitung XVI. Jahrg., No. 11;
Berhn, den 20. April 1905. — Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd.,
S. 596 (No. 1772); 1905/06 (J. Knett).
Knoblich, Tiefenmessungen im Bodensee. Blatt, d. Schwab. Albver.
XVn. Jahrg, Sp. 12.3—134; 1905.
Koch, K. R., Relative Schweremessungen in Württemberg. IV. An-
schlußmessungen in Karlsruhe. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk.
in Württ. 61. Jahrg., S. 82—90 und 4 Tabellen; 1905.
KöBRiCH, Magnetische Erscheinungen an Gesteinen des Vogelsberges,
insbesondere an Bauxiten. Zeitschr. f. prakt. Geol. XIII. Jahrg.,
S. 23—36; 1905.
[Magnetische Wirkungen am Nephelinit von Meiches, Katzenbuckel,
am Basalt und Basaltwacke vom Roßberg bei Darmstadt werden angegeben.]
Koken, E., Führer durch dieSammlungen des geologisch-mineralogischen
Instituts in Tübingen. [Den Teilnehmern an der fünfzigsten Jahres-
versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft überreicht
von der Königl. Eberhard-Karls-Universität Tübingen.] Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1905. 8^ 110 S., 6 Taf., 3 Skizzen und
23 Abbild.
Koken, E., Ist der Buntsandstein eine Wüstenbildung? Jahresh. d.
Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. LXXVI— LXXVII;
1905.
— 153 —
Koken, E., Begrüßungsrede auf der fünfzigsten allgemeinen Ver-
sammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Tübingen.
Monatsber. d. D. geol. Ges. 1905, No. 9, S. 293-297 (Protok.)
u. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 57. Bd., S. 293—297 (Protok.):
1905.
Krahmann, M., Der Deutsche Erzbergbau. Zeitschr. f. prakt. Geol.
XIII. Jahrg., S. 265—307; 1905. — Ref. Chem. Centralbl.
76. (^ 5 F. 9.) Jahrg. , II. Bd. , S. 787 (Etzold). — Geol.
Centralbl. VII. Bd., S. 626 (No. 1902) ; 1905/06 (R. Bärtling).
Kranz, W. , Geologische Geschichte der weiteren Umgebung von
Ulm a. Donau. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ.
61. Jahrg., S. 176—203; Stuttgart 1905. — Ref. Geol. Centralbl.
VII. Bd., S. 547 (No. 1589); 1905/06 (K. Keilhack).
Lanuenhan, A., Über die innere Struktur der Brachiopoden (Arm-
füßer). Zeitschr. für MineraHen-, Gesteins- und Petrefakten-
sammler. 2. Jahrg. (1904—1905), No. 5, S. 65-68; 1905.
[Aryiope amalthei Qu. sp. von Geislingen (OA. Balingen).]
Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung der für die
Gebirgs-Formationen bezeichnendsten Versteinerungen. Herausg.
von einer Vereinigung von Geologen unter der Redaktion von
F. Frech. II. Teil: Das Mesozoicum. 1. Bd.: Die Trias,
2. Lief. : Die asiatische Trias von F. Noetlinu. Stuttgart-
E. Schweizerbart , 1905. 3. Lief. : Die alpine Trias des
Mediterranen -Gebietes von G. v. Arthaber. Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1905.
Leutz, H., Die süddeutschen Erdbeben im Frühjahr 1903. Verhandl.
d. Naturw. Vereins in Karlsruhe. 18. Bd. (1904—1905),
S. 205—225 (Abhandl.) mit 1 Karte; 1905.
Lienenklaus, E., Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. Bericht
der Senckenberg. Naturf. Ges.. 1905 (IL Teil) S. 1—74; 1905.
— Ref. Geol. Centralbl. VIL Bd., S. 264—266 (No. 763);
1905/06 (Erich Spandel).
Lissauer, A., Zweiter Bericht über die Tätigkeit der von der Deutschen
anthropologischen Gesellschaft gewählten Kommission für prä-
historische Typenkarten. Zeitschr. f. Ethnologie 37. Jahrg.,
S. 793—847, 37 Textfig., 1 Karte; Berlin 1905.
Machacek. F., Der Schweizer Jura. Versuch einer geomorphologischen
Monographie. Petermann's Mitteil. 1905. Ergänzungsheft 150,
S. 7 u. 147, 2 Taf., 13 Fig. — Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd.,
S. 298; 1905 (Machacek). — Globus 88. Bd., S. 113; 1905 (Gr.).
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Mehlis, C. , Neue Neolithische Funde aus mittelrheinischen Nieder-
lassungen. Archiv f. Anthropologie 31. Bd. (= N. F. III),
S. 283—288; 1905.
Mehlis, C, Die neuen Ausgrabungen im neolithischen Dorfe Wall-
böhl bei Neustadt a. d. H. und ihre Bedeutung für die Kultur-
geschichte. Globus Bd. 87, S. 28—34: 1905.
Mehlis, C, Eine neue neolithische Station am Mittelrhein. Globus
Bd. 87, S. 164; 1905.
[Am Bruch zwischen Dürkheim a. H. und Lambsheim.l
Mehlis, C, Eine neue neolithische Station in der Vorderpfalz. Globus
87. Bd., S. 337—338; 1905.
Mehlis, C, Neolithische Näpfchensteine. Globus 88. Bd., S. 184;
1905.
[Aus Wallböhl.]
Mehlis, C, Wissenschaftliche Streifzüge durch den Schwarzwald.
Der Schwarzwald 1905, No. 17.
Mehlis, C, Wissenschaftliche Streifzüge im südlichen Schwarzwalde.
Monatsbl. d. badischen Schwarzwald-Ver. 1905, No. 9.
Meigen , W. , Beiträge zur Kenntnis des kohlensauren Kalks. 11.
XY. Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br. S. 38—54; 1905.
Meigen , W. , Beiträge zur Kenntnis des kohlensauren Kalks. III.
XV. Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br. S. 55 — 74; 1905.
Meister, J. , Das Keßlerloch bei Thayngen und die dortigen post-
glazialen Ablagerungen. Verhandl. d. Schweiz, naturf. Ges. in
Winterthur 1904. 87. Jahresvers., S. 212—220; 1905.
Meister, J., Das Keßlerloch bei Thayngen und die dortigen post-
glazialen Ablagerungen. Eclogae geolog. Helvetiae vol. VIII,
No. 4, S. 408-409; 1905.
Meister, J., Exkursionen im Schaffhauser Diluvium.. Berichte üb. d.
Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz 1905,
S. 31—34; Stuttgart 1905'.
Merriam, J. C, The Types of Limb-structure in the triassic Ichthyo-
sauria. Amer. Journ. of Science. 19. Jahrg. S. 23 — 30; 1905.
Meyer, L., und Mack. Siehe Deutsches Meteorologisches Jahrbuch.
Moewes, f.. Bibliographische Übersicht über deutsche Altertumsfunde
für das Jahr 1903. Nachrichten über deutsche Altertumsfunde.
15. Jahrg. (1904), S. 27—45; 1905.
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Zeitschr. f. prakt. Geologie. XIII. Jahrg., S. 1—4, 65—68,
421—426; 1905.
MüHLBERG, F.. Erläuterungen zu den geologischen Karten des Grenz-
gebietes zwischen dem Ketten- und Tafeljura (1 : 25000). IL Teil.
Geologische Karte des untern Aare-, Reuß- und Limmattales.
Eclogae geol. Helv. vol. VIII, No. 5, S. 487—538; Lausanne
1905. — Ref. Geol. Centralbl. VIL Bd., S. 311 (No. 890);
1905/06 (Mühlberg).
Mühlberg , F. , Erläuterungen zur geologischen Karte des unteren
Aare-, Reuß- und Limmattales in 1:25 000; Bern 1905 (Aus-
zug aus Eclogae geol. Helv. vol. VIII, No. 5; 1905) u. Geol.
Karte 1 : 25000. Beiträge z. Geol. Karte der Schweiz. Spezial-
karte No. 31; herausg. 1904.
Müller (-Engerazhofen). Geologischer Ausblick vom Schwarzen Grat.
Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg.,
S. LXXII— LXXIV; 1905.
Neumayer, G. v. , Eine erdmagnetische Vermessung der bayerischen
Rheinpfalz. 1855/56. Mitteil, der Pollichia No. 21. LXII. Jahrg.
1905; Dürkheim a. d. H. 1905. 4". 79 u. LXI S., 3 Kart. -
Ref. Globus 88. Bd., S. 369; 1905 (Mehlis).
Keuweiler, E., Die prähistorischen Pflanzenreste Mitteleuropas mit
besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Funde; Zürich,
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pologie. 36. Jahrg., 1905, S. 92-93 (J. Rakke).
Niederschlagsbeobachtungen im Königreich Bayern. Jahrg. 1904.
Jahrb. d. Hydrotechn. Bureaus. 6. Jahrg. (1904); München 1905.
Niederschlagsbeobachtungen an den meteorologischen Stationen
im Großherzogtum Hessen. Bearbeitet im Großherzogl. hydro-
graphischen Bureau. Jahrg. 1904. 2. Halbjahr; Darmstadt 1905.
— Jahrg. 1905. 1. Halbjahr; ebenda 1905.
Niederschlagsbeobachtungen der meteorologischen Stationen
im Großherzogtum Baden. Veröffentlicht von dem Zentral-
bureau für Meteorologie und Hydrographie des Großherzogtums
Baden. Jahrg. 1904. 2. Halbjahr; Karlsruhe, G. Braun, 1905.
— Jahrg. 1905. 1. Halbjahr: ebenda 1905.
NöTLiNG, Über glaziale Ablagerungen bei Schramberg im Schwarz-
wald. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg.,
S. LXXXI: 1905.
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Grabungen und Funde, zweite Mitteilung. Anzeiger f. Schweiz.
Altertumskunde, N. F., Bd. VI, 1904/05 (No. 4), S. 185-208;
Zürich 1905. — Ref. Geol. Centralbl. VIT. Bd., S. 219—220
(No. 659); 1905/06 (K. K.).
NüEscH, J., Exkursion zu den prähistorischen Fundstätten bei Schaff-
hausen. Berichte üb. d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers,
zu Konstanz 1905, S. 34—39; Stuttgart 1905 ^
Oberdorfer, R. , Die vulkanischen Tuffe des Ries bei Nördlingen.
Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. 1
—40, Taf. I; 1905. (Auch als Inaug.-Diss. d. Univ. Tübingen
1904.)
Öpffinger , H. , Die Kurorte und Heilquellen des Großherzogtums
Baden, für Ärzte und Heilbedürftige. 10. verbesserte Auflage,
mit einleitender Abhandlung von Thomas. Baden - Baden,
E. Sommermeyer, 1905.
Ostreich , K. , Die Oberflächengestaltung im Odenwald. Geogr.
Zeitschr. XI. Jahrg., S. 704—705; 1905.
OsANN, A., Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen
der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem
Anhang: Analysen isolierter Gemengteile. Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1905. 266 S. Preis 16 Mk.
Palaeontologia Universalis ser. I, fasc. III, Taf. 47 — 75; 1905.
ser. II, fasc. I, Taf. 76—94; 1905.
Partsch , J. , Die Eiszeit in den Gebirgen Europas zwischen dem
nordischen und dem alpinen Eisgebiet. Verh. d. Ges. Deutsch.
Naturf. u. Ärzte, 76. Vers, zu Breslau 1904. I. Teil, S. 192
-200; 1905.
[Vergletscherung des Schwarzwaldes.]
Paulcke, W. , Referat über die geologischen Verhältnisse des Ex-
kursionsgebietes (Bodenseegegend) bei Konstanz. Berichte üb.
d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz 1905,
S. 11 — 19; Stuttgart 1905 ".
Penck, A. , Das Klima Europas während der Eiszeit. Naturw,
Wochenschr. N. F. IV. Bd., 1904/05, S. 593—597.
Penck, A-, und E. Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. Gekrönte
Preisschnft. Lief. 7. Leipzig, C. H. Tauchnitz, 1905. — Ref.
' S. Anmerkung auf S. 147.
■^ S. Anmerkung auf S. 147.
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Verhandlungen d. k. k. geol. Keichsanstalt 1905, S. 261^266
(0. Ampferer).
Prähistorische Ausstellung des Württ. anthrop. Ver. [in Stutt-
gart 1905]. Correspondenzbl. d. Deutsch. Ges. f. Anthrop.
36. Jahrg. 1905, S. 21-22.
Probst, Über die paläontologische Sammlung des städt. Museums
in Biberach a. R. und die historische Entwickelung der geo-
gnostischen Erforschung Oberschwabens. Jahresh. d. Ver. f.
vaterl. Naturk. in Wttrtt. 61. Jahrg., S. LXV-LXVIII; 1905.
Probst, J., Verzeichnisse zu meiner Bibliothek und zu den Ab-
handlungen von Pfarrer Dr. J. Probst. Biberach (1905).
Produktion des Berg-, Hütten- und Salinenbetriebes im bayrischen
Staate für das Jahr 1904. Zeitschr. f. prakt. Geologie XIII. Jahrg.,
S. 350-351: 1905.
Quellen und Wasserversorgung: 1. Der neuentdeckte Urquell
von Wildbad. Schwab. Kronik No. 59, Montag 6. Februar
1905, Mittagsblatt. — Ebenda No. 119, Montag 13. März 1905.
Mittagsblatt.
2. Wasserversorgung Stuttgarts. Schwab. Kronik No. 121,
Dienstag 14. März 1905, Mittagsblatt.
3. Wasserbohrung auf Deufringer Markung. Schwab. Kronik
No. 310, Freitag 7. Juli 1905, Abendblatt.
4. Trinkwasser in Pfui lin gen. Schwab. Kronik No. 320,
Donnerstag 13. Juh 1905, Abendblatt.
5. Wasserbohrversuch im Gärtringer Tal. Schwab. Kronik
No. 322, Donnerstag 20. Juh 1905, Abendblatt.
6. Wasserversorgung von Obertürkheim. Schwab. Kronik
No. 381, Freitag 18. August 1905, Mittagsblatt.
7. Hochwasserleitung von Freudenstadt. Schwab. Kronik
No. 397, Montag 28. August 1905, Mittagsblatt.
8. Quelle am Trappensee bei Heilbronn. Schwab. Kronik
No. 422, Montag 11. September 1905, Abendblatt.
9. H eimbach -Wasserversorgung. Schwab. Kronik
No. 430, Freitag 15. September 1903, Abendblatt, und Aus
dem Schwarzwald XIII. Jahrg., S. 227; 1905 (No. 11).
10. Wasserversorgung von Asperg und Neckar-
gröningen. Schwab. Kronik No. 435, Dienstag 19. September
1905, Mittagsblatt. — Ebenda No. 540, Montag 20. September
1905, Mittagsblatt.
— 158 —
11. Wasserleitung in Hall. Schwab. Kronik No. 497,
Mittwoch 25. Oktober 1905, Abendblatt. — Ebenda No. 512,
Freitag 3. November 1905, Mittagsblatt.
12. Filderwasserversorgung. Schwab. Kronik No. 519,
Dienstag 7. November 1905, Abendblatt.
13. Wasserversorgung von Baden-Baden. Schwab. Kronik
No. 563, Samstag 2. Dezember 1905, Abendblatt.
R., Die Wormser Steinzeitfunde. Globus 87. Bd., S. 283—285 ; 1905.
Rau, K., Die Brachiopoden des mittleren Lias Schwabens, mit Aus-
schluß der Spiriferinen. Geolog, u. Paläontol. Abhandlungen
(herausg. v. E. Koken). X. (= N. F. VI.) Bd., Heft 5; 1905.
Auch als Tübinger Inaug.-Diss. 1905. 4«. 94 S., 4 Taf. 5 Textfig.
— Ref. Geol. Centralbl. VH. Bd., S. 214-215; 1905/06 (Th.
Schmierer).
Regelmann, C. (sen.), Geologische Übersichtskarte von Württemberg
und Baden, dem Elsaß, der Pfalz und den weiterhin angrenzenden
Gebieten. Herausg. v. d. K. Württ. Statistischen Landesamt.
Maßstab 1:600000. Stuttgart 1905. 5. erweiterte Auflage. —
Ref. Geol. Centralbl. VI. Bd., S. 704—706 (No. 2048); 1905
(C. Regelmann). — Zeitschr. f. prakt. Geologie XIII. Jahrg.,
S. 416—417; 1905 (C. Regelmann). — Naturw. Wochenschr.
N. F. V. Bd., S. 78; 1906 (W. Koehne).
Regelmann, C. (sen.), Verwitterungsformen der Gesteine im Schwarz-
wald. Aus dem Schwarzwald XHI. Jahrg., S. 239^240; 1905.
Regel.mann, C. (sen.), Die wichtigsten Strukturlinien im geologischen
Aufbau Südwestdeutschlands. Monatsber. d. D. geol. Ges. 1905,
No. 9, S. 299—318 (Protok.), und Zeitschr. d. D. geol. Ges.
57. Bd., S. 299—318 (Protok.); 1905.
Regelmann, C. (sen.), Hilfstafel zur Umrechnung der älteren Höhen-
bestimmungen in Württemberg auf Normal-Null. Württ. Jahr-
bücher f. Statistik u. Landeskunde Jahrg. 1904, 1. Heft, S. 181
—183; 1905.
Regelmann, K. (jun.), Geologische Untersuchungen im Gebiete der
Hornisgrinde. Jahres.h. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ.
61. Jahrg., S. LVII— LVHI; 1905.
Reichenau, W. von, Über einen Schädel der Hyaena arvernensis
Croizet et JoBERT aus dem Mosbacher Sande. Jahrbücher d.
Nassauisch. Ver. f. Naturk. 58. Jahrg., S. 175—182; Wies-
baden 1905.
— 159 —
Reindl, J. , Das Erdbeben am 5. und 6. März 1903 im Erz- und
Fichtelgebirge mit Böhmerwald und das Erdbeben am 22. März
1903 in der Rheinpfalz. Geogn. Jahresh. 16. Jahrg. (1903),
S. 1 — 24; mit 2 Kartenskizzen: München 1905. — Ref. Geol.
Centralbl. VI. Bd., S. 500 (No. 1537); 1905 (A. Sieberg).
Reindl, J., Die Erdbeben Bayerns im Jahre 1903. Geogn. Jahresh.
16. Jahrg. (1903), S. 69—75; München 1905. — Ref. Geol.
Centralbl. VI. Bd., S. 501 (No. 1542); 1905 (A. Sieberci).
[Erdbeben im Ries.]
Reindl , J. , Ergänzungen und Nachträge zu v. Gümbel's Erdbeben-
katalog. Sitzungsber. München. Akad. math.-phys. Kl. 1905,
S. 31—68; mit 1 Tafel u. Textfiguren.
Renk, J. , Einige Beobachtungen über die Basalte (Anamesite) von
Steinheim und Dietesheim a. Main (Hessen) und die wichtigsten
darin enthaltenen Mineralien, sowie einige über die Natrolithe
vom Hohentwiel (Hegau). Zeitschr. f. Mineralien-, Gesteins-
u. Petrefaktensammler. 2. Jahrg. (1904—1905), No. 9—12,
S. 103—109; 1905.
Reuter, L. , Dogger-Profile aus dem Gebiet von Neumarkt in der
Oberpfalz (Frankenjura). N. Jahrb. f. Min. etc. 1905, I. Bd.,
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Rösch, A., Der Kontakt zwischen dem Flysch und der Molasse im
Allgäu. Mitteil. d. Geogr. Ges. in München , I. Bd. , 3. Heft,
S. 313—554, 2 Taf.; München 1905.
Rollier, L., Über das Bohnerz und seine Entstehungsvveise. Antritts-
vorlesung am Polytechnikum zu Zürich. Vierteljahrsschr. d.
Naturf. Ges. in Zürich 50. Jahrg. (1905), 1. u. 2. Heft, S. 150
-162; 1905. - Ref. Stahl u. Eisen 1905, S. 1270.
Rollier, L., Provenance des Sediments de la Molasse et du Calcaire
grossier du Randen. Eclogae geol. Helvetiae vol. VIII, No. 4,
S. 414—417; 1905.
Rollier, L., Petrefakten aus der gelben Kulturschicht des Schweizer-
bildes bei Schaffhausen. Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde,
N. F. VI. Bd., 1904/05 (No. 4), S. 209—210; Zürich 1905.
Rosenbusch, H. , Mikroskopische Physiographie der Mineralien und
Gesteine. 4. AuJA. ; Bd. 1, zweite Hälfte : Die petrographisch wich-
tigen Mineralien; von H. Rosenbusch. Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1905. — Ref. Centralbl. f. Min. 1905, S. 486—490
(A. Schwantke). — Tschermak's Mitteilungen 34. Bd., S. 246
— 247; 1905.
— 160 -
Roth, E., Die Moore der Schweiz, mit Berücksichtigung der ge-
samten Moorfrage. Leopoldina Heft XLI , S. 30—32 und
S. 34—36; 1905.
RoTHPLETz, A., Die fossilen oberoligocänen Wellenfurchen des Peißen-
berges und ihre Bedeutung für den dortigen Bergbau. Sitzungs-
berichte math.-phys. Kl. Bayr. Akad. Wiss. 34. Bd. (1904),
S. 371—382, Taf. 2; München 1905. — Ref. N. Jahrb. f.
Min etc. 1905, II. Bd., S. 431 (v. Koenen). - Geol. Centralbl.
VII. Bd., S. 644 (No. 1954); 1905/06 (R.. Bärtling).
Rudolph, E.. Katalog der im Jahre 1903 bekannt gewordenen Erd-
beben. Zusammengestellt u. herausg. im Auftrage d. Kaiserl.
Hauptstation f. Erdbebenforschung in Straßburg i. E. XVII und
672 S., 7 Kart. „Beiträge zur Geophysik", Ergänzungsband III;
1905. — Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd., S. 330—332 (No. 921);
1905/06 (Aug. Sieberg).
Sauer, A., Über Ortsteinbildung im württembergischen Schwarzwald.
Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. X
—XI; 1905.
Sauer, Begrüßungsrede auf der 50. Allgemeinen Versammlung der
Deutschen geologischen Gesellschaft zu Tübingen. Monatsber.
d. D. geol. Ges. 1905, No. 9, S. 297—299 (Protok.) und Zeit-
schrift d. D. geol. Ges. 57. Bd., S. 297—299 (Protok.): 1905.
Sauer, Bemerkung zum Vortrag von Dathe. [Stielporphyre im
Schwarzwald.] Monatsber. d. D. geol. Ges. 1905, No. 9, S. 341
(Protok.) und Zeitschr. d. D. geol. Ges. 57. Bd., S. 341 (Protok.);
1905.
Sauer, A., Über die Erstfelder Gneisse am Nordrande des Aarraassives.
Berichte üb. d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz
1905, S. 25-27; Stuttgart 1905 ^
Die Erstfelder Gneisse gehören zu den Schwarzwälder Gneissen; sie
bilden vielleicht gar ein abgetrenntes, in die Alpenfaltung hineingeratenes
Stück der Schwarzwälder Gneissmasse.
Schalch, f., Exkursionen in die Molasse. Berichte üb. d. Vers. d.
Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz 1905, S. 30—31;
Stuttgart 1905 -.
Schmidt, M., Ammonoiden des Wellengebirges. Monatsber. d. D. geol.
Ges. 1905, No. 9, S. 334—336 (Protok.) [mit Bemerkung von
^ S. Anmerkung auf S. 147.
^ S. Anmerkung auf S. 147.
— 161 —
Frech] und Zeitschr. d. D. geol. Ges. 57. Bd., S. 334—336
(Protok.); 1905.
Schmidt, M., Mitteilungen über einige kleinere Funde aus dem öst-
lichen Schwarzwald und dessen Umgebung. Berichte üb. d.
Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz 1905, S. 28
-29; Stuttgart 1905 ^
Fauna im Oolith des mittleren Muschelkalks von Salzstetten. Estherien
im Hauptbuntsandstein von St. Georgen. Kantengeschiebe im oberen Kot-
liegenden von Schramberg.
Schütze, E., Nerita costellata Münst., eine Schnecke der schwäbischen
Meeresmolasse. Centralbl. f. Min. 1905, S. 720—727. — Auch
als Mitteilung aus dem K. Naturalienkabinett zu Stuttgart,
No. 30; 1905. — Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd., S. 574
(No. 1657); 1905/06 (E. Schütze).
Schwärz, Hugo, Über die Auswürflinge von kristallinen Schiefern
und Tiefengesteinen in den Vulkanembryonen der schwäbischen
Alb. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg.,
S. 227—288; mit 1 Taf. ; 1905. Auch Inaug.-Diss. Tübingen
1905.
Schwertschlaeger, J., Altmühltal und Altmühlgebirge. Eine topo-
graphisch-geologische Schilderung. 8*^. 102 p., 6 Taf.; Eich-
stätt 1905.
Sieber, Fossile Süßwasser-Ostrakoden aus Württemberg. Jahresh.
d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S~ 321—346,
2 Taf.; 1905.
Spitz, W., Über Fährten und Reste von Wirbeltieren im Buntsand-
stein des nördlichen Baden. Monatsber. d. D. geol. Ges. 1905,
No. 10, S. 392-394 (briefl. Mitteil.) und Zeitschr. d. D. geol.
Ges. 57. Bd., S. 392—394 (briefl. Mitteil.); 1905.
Staub, M., A Cinnamomum-nem tortenete. (Die Geschichte des Genus
Cinnamomum). Herausgeg. von der Ungarischen Geologischen
Gesellschaft. Budapest 1905, 4^*, 17 Bogen. Mit 2 Karten
und 26 Tafeln (ungarisch und deutsch). — Ref. Geol. Centralbl.
VI. Bd., S. 670 (No. 1972); 1905 (G. v. Laszlo). — Földtani
Közlöny XXXV. Bd., S. 371—373; 1905 (G. v. Laszlo).
Steife, Württembergische Literatur vom Jahre 1903. Württ. Jahr-
bücher für Statistik und Landeskunde Jahrg. 1904, 2. Heft,
S. V— XVH; Stuttgart 1905.
S. Anmerkung auf S. 147.
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Stettner, G., Beiträge zur Kenntnis des oberen Hauptmuschelkalks
und Bemerkungen über die Tektonik von Kochendorf. Jahresh.
d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 61. Jahrg., S. 204—226;
1905. — Ref. Geol. Centralbl. VII. Bd., S. 487 (No. 1365);
1905/06 (Th. Schmierer).
Steuer , A. , Geological Observations in the District of the ancient
Channels by which the Main and Neckar flowed into the Rhein
near Wiesbaden. (Abstract by T. J. Pocock.) Geol. Magaz.
dec. 5, vol. II, p. 229—230, pl. XI; 1905. — Ref. Geol.
Centralbl. VII. Bd., S. 32 (No. 86); 1905 (W. R. J.).
Stockmayer, Erich, Nochmals die „Falkensteinerin". Blätter d.
Schwab. Albver. XVII. Jahrg., Sp. 195—196; 1905.
Stüder, Th., Die Verbreitung des Rhinoceros im Diluvium der Schweiz.
Mitteil. d. Naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1904 (No. 1565
-1590), S. X— XII; 1905.
Therme von Badenweiler. Schwab. Kronik No. 370, Freitag
11. August 1905, Abendblatt.
Topographische und Geologische Karten und wichtigste
Literatur [betreffend die Geologie der Umgebung des nord-
westlichen Bodensees und der Gegend um Schaffhausen]. Be-
richte üb. d. Vers. d. Oberrh. geol. Ver. 38. Vers, zu Konstanz
1905, S. 8—10; Stuttgart 1905 ^
Trüdinger, Statistik der landwirtschaftlichen Bodenbenützung und
des Ernteertrags in Württemberg im Jahre 1902. Württ. Jahr-
bücher f. Statistik u. Landeskunde Jahrg. 1904, 1. Heft, S. 140
— 180; Stuttgart 1905.
Trüdinger, Statistik der landwirtschaftlichen Bodenbenützung und
des Ernteertrags in Württemberg im Jahre 1903. Württ. Jahr-
bücher f. Statistik u. Landeskunde Jahrg. 1904, 2. Heft, S. 166
—207; Stuttgart 1905.
TscHERMAK, G. , Lehrbuch der Mineralogie. 6. Aufl. 1905. — Ref.
Tschermak's min. u. petr. Mitteil. 34. Bd., S. 245—246; 1905.
Wittich, E., Das Bergwesen in Hessen unter der Regierung Philipps
des Großmütigen. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen im Preuß. Staate Bd. 53, Jahrg. 1905, 4. Heft, S. 556
—568; 1905.
Weber, F., Vorgeschichtliche Überreste aus Bayern in außerbayrischen
Sammlungen (Fortsetzung). Correspondenzbl. d. Deutsch. Ges.
f. Anthropologie etc. 36. Jahrg. 1905, No. 5, S. 33—36.
' S. Anmerkung auf S. U7.
— 163 —
Weinschenk, E. , Grundzüge der Gesteinskunde. II. Teil. Spezielle
Gesteinskunde, mit besonderer Berücksichtigung der geologischen
Verhältnisse. Freiburg i. B., Herder, 1905. 8*^. 332 S., 8 Taf.
u. 133 Textfig. — Ref. Geol. Centralbl. VI. Bd., S. 434—436
(No. 1328); 1905 (Weinschenk). — Centralbl. f. Min. 1905,
S. 617—629 (Milch). — Natur u. Schule 4. Bd., S. 517—518;
1905 (B. Schmid).
Weiss, Karl, Die Falkensteiner Höhle. Blätter d. Schwab. Albver.
XVn. Jahrg., Sp. 135—140, und Profile Sp. 141—142; 1905.
Weizsäcker, Th., Wildbad im württembergischen Schwarzwald. Ein
Führer für Kurgäste. 2. vermehrte Auflage. Stuttgart und
Wildbad, Holland & Josenhans, 1905.
[S. 30 if. : E. Fraas, Geognostische Verhältnisse. S. 43 if. : L. Mkyer,
Klimatische Verhältnisse. S. 70 ff. : Die Thermen von Th. Weizsäcker.
WiLCKENS, Otto, Ein neues Vorkommnis von Nephelinbasalt im
badischen Oberland. Mitt. d. Großh. Bad. Geol. Landesanst.
5. Bd., Heft 1, S. 27-31; 1905.
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