This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these flies for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at jhttp : //books . qooqle . com/
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
854.326
iJ5
S3S-
Druck vmi Wilhelm La» lisch in Dresilr-u.
Japan
Oescbicbte nacb japanischen Quellen
unö
€tbnograpbiscbe Sfci33en
von
WiRocb
h. u. h. Oberlieutenant a. D. . # .
••• • •••
• • •
(Dit einem Stammbaum öes Kaisers von Japan.
Dresden
Verlag von Wilhelm Baenscb
1904.
PrinUd Ja C*ra*&*f '
Seiner fcaiserlicben unö Röniglicben ßobeit
bem burcblaucbtigsten
ßerrn Cr3ber3oge
S ran3 Serfcinanö von Österreich *€ste
in tiefster Cbrfurcbt gewibmet.
Der Verfasser.
\ - i ■- - .-'
Vorwort
Eine kritische Geschichte von Japan ist bisher in einer
europäischen Sprache nicht erschienen und nur durch die
Kenntnis der Geschichte werden die phänomenalen Fortschritte,
welche Japan seit der Restauration der kaiserlichen Macht
1867 gemacht hat, verständlich. Die Geschichte beweist, dals
Japan bereits auf einer sehr hohen Kulturstufe stand, als es mit
Europa in Berührung kam. Es ist daher begreiflich, dais die
fremden Erfindungen und Erfahrungen in so unglaublich kurzer
Zeit, unterstützt von der aufgeklärten fortschrittsfreundlichen
Regierung, Gemeingut des japanischen Volkes geworden sind.
Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte nach
japanischen Quellen sind in Form von ethnographischen Skizzen
die Sitten, Institutionen, klimatischen, religiösen und anderen
Verhältnisse, die Entwicklung von Handel, Industrie und aller
anderen Gebiete bis zur Gegenwart, gestützt auf die neuesten
statistischen Angaben der japanischen Regierung, kurz dar-
gestellt. In dem vorliegenden Werke — ein Resum6 meiner
mehr als zwölfjährigen ununterbrochenen Studien in Japan —
ist der Versuch gemacht, einerseits einen Beitrag zur Kenntnis
und zum Verständnis des Inselreiches und seiner Bewohner zu
liefern, anderseits) dem Handel und der Industrie wertvolle
Fingerzeige zu geben und so deren Interessen zu dienen.
Hamburg, am 22. Dezember 1903.
Der Verfasser.
Inhalt.
1. Abteilung.
Geschichte nach japanischen Quellen.
Seite
I. Periode 660 v. Chr. — 200 n. Chr. Die Unterwerfung Japans . . 1
IL „ 200— 646 Verbreitung der Zivilisation und der Buddhismus 12
III. „ 645—858 Blüte der kaiserlichen Macht 26
IV. n 858—1068 Vormundschaftliche Regierung der Fujiwaras 49
V. „ 1068—1185 Kampf der Genji und Heiji 69
VI. „ 1185—1333 Das Shogunat in Kamakura .84
VII. „ 1333—1392 Der Nord- und Südhof 111
VIII. „ 1392—1600 Verwirrungen im ganzen Reiche .... 126
IX. „ 1600—1867 Das Tokugawa Shogunat 162
X. „ seit 1867 Die gegenwärtige Regierung 201
2. Abteilung.
Ethnographische Skizzen.
Seite I Seite
Ackerbau 237 | Ashigaru 243
Adams 238 Baden 244
Adauchi 238 Bambus 246
Adel 239 I Baumwolle 245
Adoption 239 Baumwollindu8trie .... 246
Agar-agar 240 Bergbau 247
Aino 240 Bevölkerung 249
Akupunktur 241 Bier 251
Antimonit 242
Armenwesen 243
Bildcrepe 252
Bildsammt 252
- IV
Seite
Biwa- oder Omisee .... 263
Blei 258
Blumen ....... 253
Blutrache 254
Bon no matsuri 255
Brokat 255
Bronze 256
Bürsten 257
Chugen 257
Confuzianumus 357
Crepe 260
Cloisone* 261
Daimyo 261
Dampfschiffahrtgesellschaften 263
Dünger J264
Eisen 264
Eisenbahnen 264
Erdbeben 265
Eta 267
Färberei 268
Fauna 269
Feste 269
Finanzen 271
Fischtran 274
Flora 275
Formosas Außenhandel . . 275
Gärten 276
Geisha 276
Geld und Kredit 277
Geographie 277
Gesandtschaften 279
Getreide 279
Glas 281
Gold 281
Habutaye 282
Handel 283
Handelsmarine 286
Hatamoto 286
Heerwesen 287
Hüte .290
Indigo 291
Industrie 291
Jinriki8ha 296
Jinya 296
Justiz wesen 296
Kabinett 297
Kämpfer 298
Seite
Kampfer 298
Katakiuchi 300
Ken 300
Keramik 300
Klima 301
Koku 301
Konsulate 302
Kormoran 302
Kriegsflotte 303
Kupfer 306
Kupferdraht 306
Lackindustrie 307
Landwirtschaft 308
Mangan 310
Manieren 310
Maschinen 311
Mause und Gewichte ... 311
Menthol 312
Mousseline de laine .... 312
Moxa 312
Münzwesen 313
Musik 314
Nahrung 315
Namen 318
Obi 818
Obst 319
Orden 319
Osakateppiche 819
Papier 319
Petroleum 321
Pflanzenwachs 321
Pinto, Fernan Mendez ... 322
Pole 323
Rein 323
Reis 323
Reisstrohmatten 324
Religion 324
Ronin 331
Die 47 Ronin 331
Sake 334
Salz 335
Samurai 335
Schiffsverkehr 336
Schiffswerften 336
Schrift 336
Schwefel 338
See- und Wasserprodukte . 339
- V
Seite
Seide 340
Seidenmanufaktur .... 342
Seidenstickerei 343
Seife 343
Siebold 344
Shoromatsurie siehe Totenfest
Silber 345 j
Soroban 345
Soya 345
Steinkohlen 345
Tabak 347
Tanabata Fest 847 j
Theater 348
Tee 350 '
Tokio 350 |
Totenfest 350
Uhren 351 |
Seite
Unterricht 351
Verfassung 353
Verhältnisse von Japan in
China 355
Verkehrsmittel 357
Wakato 368
Wappen 358
Wollweberei 359
Yokohama 359
Yoshiwara 359
Yuzen 361
Yuzen-birodo 361
Zeitungswesen 362
Zinn 364
Zivilisation 364
Zuckerrohr 373
Zündhölzer 373
Benutzte Werke und Schriften.
„Nihon Rekishi" von Ama no Tamaynki und Mayebashi Takayoshi,
„Nippon Gai8hi" von Raisanyo,
„Sengoku Jidai" von Matsui Kokichi,
„Tokugawa 15 Daishi" von Naito Chiso,
„Japanisch-chinesischer Krieg 41 von Jukichi Inouye,
„Japanese Chronological Tables" by William Bramsen,
„Ancien Japon" par G. Appert nnd H. Kinoshita, Bibliothekar der kaiser-
lichen Universität,
„Nippon" von Ph. Fr. von Siebold,
„Japan" von Joh. Justus Rein,
„Things Japanese" by Basil Hall Chamberlain,
„Annual Retnrn of the Trade of the Empire of Japan" by the Department
of Finance,
„Resume* statistique de l'Empire dn Japon", Cabinet imperial, Bureau de
la Statistique generale,
„The Statesman's Year-book 1903",
Kokushiryaku
und die in den Skizzen unter „Zeitungswesen" angeführte periodische nnd
Tagespresse.
1. Abteilung.
Geschichte nach japanischen Quellen.
Periode 660 v. Chr. bis 200 n. Chr.
Unterwerfung Japans.
Von welchem kontinentalen Volke die heutigen Japaner
abstammen, ist nicht bekannt, ebensowenig wann und woher sie
nach Japan gekommen und auf welcher Kulturstufe sie bei ihrer
Ankunft standen. Sie werden zum ersten Male in der chine-
sischen Literatur im 1. Jahrhundert n. Chr. erwähnt und scheint
es, dals sie damals schon einen verhältnismäfsig ziemlich
hohen Bildungsgrad hatten, denn sie trieben bereits Acker-
bau, kannten schon die Kunst zu weben, zu brauen und
den Schiffbau; sie hatten einen Regenten, der in einem be-
festigten Palaste wohnte, sie kannten also schon eine gewisse
Architektur, sie hatten bereits Märkte und eine Art Postver-
bindung, ihre Sitten und Gesetze werden als strenge berichtet.
Als Waffen werden Pfeile mit Beinspitzen erwähnt, zwei Jahr-
hunderte später eiserne Pfeilspitzen, aber ob sie die Kunst,
das Eisen zu bearbeiten, bereits vom Kontinente mit sich
gebracht haben oder ob die metallurgische Kenntnis zu ihnen
von China gekommen ist, wird nicht gesagt.
Ebenso ist die älteste Geschichte in tiefes Dunkel gehüllt,
für den kritischen Forscher beginnt dieselbe erst mit dem An-
fange des 6. Jahrhunderts n. Chr., der Zeit, wo sich in Japan
über Korea die chinesische Kultur zu verbreiten beginnt und
1
— 2 —
das barbarische Dunkel, in welches das Land bis dahin gehüllt ist,
sich allmählich lichtet. Die neuesten Forschungen beweisen, dals
die ersten glaubwürdigen Berichte aus dem Jahre 461 n. Chr.
stammen, aber es ist ebenfalls unzweifelhaft nachgewiesen,
dals selbst noch die Berichte aus dem 6. Jahrhundert mit
Vorsicht aufzunehmen sind, da sie oft im Widerspruche mit
den gleichzeitig geschriebenen und glaubwürdigeren korea-
nischen und chinesischen Chroniken stehen. Die Richtigkeit
dieser negativen Kritik ist unzweifelhaft, und es ist in der Tat
erstaunlich, mit welcher Leichtgläubigkeit die meisten europä-
ischen Schriftsteller, ohne zu prüfen, die Berichte der japanischen
Annalisten als Wahrheit angenommen haben; hat doch z. B.
der namhafte Professor Dr. Hoffmann Tag und Stunde der
Thronbesteigung des ersten japanischen Herrschers Jimmu
Tenno feststellen wollen, was so viel ist, als wolle man den
Tag bestimmen, an welchem Parsival Gralkönig wurde. Nach
den ältesten existierenden japanischen Geschichtswerken sind
die Geschichtsdaten der ersten 13 Jahrhunderte bestimmt.
Diese sind von der japanischen Regierung offiziell angenommen
und das Jahr 660 v. Chr. als das Jahr 1 der japanischen Zeit-
rechnung, d. h. der Thronbesteigung des ersten Herrschers
Jimmu Tenno, bestimmt, obgleich nachgewiesen ist, dafs zur
Festsetzung dieser Jahreszahl gefälschte Kalender angewendet
wurden. Diesbezüglich sagt der gewissenhafte Forscher
Wm. Bramsen in der Vorrede zu seinem als authentisch aner-
kannten „Japanese Chronological Tables". Es ist kaum ein zu
harter Ausspruch, zu sagen, dals dies eine der gröfsten Fäl-
schungen der Geschichte ist, welche je begangen wurde. Derselbe
Gelehrte stellt die Vermutung auf, dafs bis zur Einführung
des chinesischen Kalenders das japanische Jahr von Äquinox
bis Äquinox gerechnet worden ist, dals daher zwei alte japanische
Jahre ein wirkliches Jahr sind. Er ist auf diese Vermutung
dadurch gebracht, dals mit Einführung des chinesischen Kalenders
unter Nintoku Tenno die Kaiser plötzlich aufhören, ein fabel-
haftes Alter zu erreichen und von der Zeit an ohne Aus-
nahme nur ein gewöhnliches Alter hatten. Der in die Augen
fallende Unterschied ist aus folgender Tabelle ersichtlich,
welche das Alter der ersten 17 Kaiser von Jimmu bis Nintoku
Tenno mit dem der zweiten 17 Kaiser von Richu bis Suiko
Tenno vergleicht:
— 3 —
Jahre
Jahn
Jimmu . .
. . . 127
Richu. .
.... 77
Suizei . .
. . . 84
Hansho .
.... 60
Anuei . .
. . . 57
Jnkio . .
. ... 80
Jtoku . .
. . . 77
Anko . .
.... 56
Kosho . .
. . . 114
Yuriaku .
.... 62
Koan . .
. . . 137
Seinei
.... 42
Korei . .
. . . 128
Kenso
. ... 38
Kogen . .
. . . 117
Ninken .
. ... 51
Kaikwa .
. . . 115
Bnretsu .
.... 57
Sujin . .
. . . 120
Keitai .
.... 82
Suinin . .
. . . 141
Ankan .
.... 70
Eeiko . .
. . . 143
Senkwa .
.... 73
Seimu . .
. . . 108
Kimmei .
.... 63
Chuai . .
. . . 52
Bidatsu .
. ... 48
Jingo Kogo
. . . 100
Yomei
. ... 69
Ojin. . .
. . . 111
Sushun .
.... 73
Nintoku .
. . . 122
Suiko . .
.... 45
Total 1853
Total 1046
Durchschnitt 109 Jahre.
Durchschnitt 61»/, Jahr.
Die Mythologie und die alte Geschichte stehen in so un-
mittelbarem Zusammenhange, dafe man die Grenzen nicht zu
erkennen vermag. Mag dies nun aber sein, wie es will, die
japanische Kunst und Literatur beziehen sich so häufig auf die
alte Geschichte des Landes, dals sie kurz erwähnt werden muß.
Lange vor dem Erstehen der Welt gab es mehrere Serien
von Göttern, deren erste sind die fünf Bettenjin, Einzelgötter
und zwar:
Diesen folgen:
Amenominakanushi no kami,
Takammusubi no kami,
Kammusubi no kami,
Umaakahikooi no kami,
Amanotokodachi no kami
Kunitokodachi no mikoto,
Kunisatouchi no mikoto,
Toyokunnu no mikoto,
Uhichini no mikoto,
Suhichini no mikoto (Göttin),
Otonoji no mikoto,
l*
— 4 —
Otomabe no mikoto (Göttin),
Omotaru no mikoto,
Kashikone no raikoto (Göttin),
Jzanagi no mikoto,
Jzanami no mikoto (Göttin).
Die ersten drei von diesen elf Göttern sind unvermählt, die
folgenden acht die verheirateten, sie bilden zusammen die sieben
Götterregierungen von Takamagahara. Die Tochter von Izanagi
und Izanami ist die Sonnengöttin Amaterasu, welche auf die
Erde herabsteigt und die Stammmutter der Erdengötter wird.
Öiese sind:
Amaterasu ogami,
Masayaakatsu hayahiame no hoshihomimi no mikoto,
Hikohono ninigi no mikoto,
Hikohohodemi no mikoto,
Hikonagisatake ugaya fukiaezu no mikoto.
Dem letzteren wird prophezeit, dais er ein Herrscherhaus
gründen werde, welches für alle Zeiten ununterbrochen Japan
regieren soll, er verläist seinen göttlichen Wohnsitz Taka-
magahara und wählt Takaehiho in der Provinz Hyuga auf
Kyushu zu seiner Residenz. Von Hayazuimon in Buzen ging
er mit einem starken Heere nach der Hauptinsel. Das Land
war im Besitz von vielen kriegerischen Volksstämmen, die
unter selbstgewählt eu Häuptlingen in steter Fehde unter-
einander lebten. Die Volksstämme werden in drei Gruppen
zusammengefafst die Tsnchigunio in den mittleren und südlichen
Teilen der Hauptinsel, die Yezo in deren nördlichen Teilen und
auf Kyushu die Kumaso Stämme, als ihre bedeutendsten Häupt-
linge werden genannt Xagazunehiko, Otoukeshi. Yeuke.shi,
Yasutokero und Eshihi.
Der Nachkomme der Götter, der mehr als 14 Jahrhunderte
später den Xamen .Jininui Tenno erhielt, wurde auf seinem
Eroberungszuge geführt von Utsuhikn. einen) Häuptlinge, weleher
sich ihm unterworfen hatte und sein treuer Anhänger geworden
war, er rückte gegen die Mitte der Insel vor und erreichte Taka-
shima an der Küste von Bitchu und unterwarf von hier ans in
den nächsten drei .Taliren die Provinzen Nagato, Suwo, Aki,
Bingo, Bitchu, Bizen, Mimasaka und Harima, dann erreichte
— 5 —
er Yamato, wo ihn verräterisch ein Mitglied seiner Familie
Umashimate no mikoto verliefe, der sich mit Nagazunehiko*
dem oben erwähnten Häuptlinge der Tsuchigunio-Stämme ver-
bündet hatte. Jimmn wurde an der Gebirgsstraße Knsakae
in Yamato geschlagen und nach Kii gedrängt. Von hier unter-
warf Jimmu alle Stämme, die sich ihm widersetzten, er liefe
die Häuptlinge Nagasatobe, Udano, Enkeshi, Yasotakeru und
Eshiki hinrichten und wendete sich dann gegen die Verräter.
Nagazunehiko wurde von Nigihayahi no mikoto niedergemacht,
worauf sich Umashimate no mikoto unterwarf, Jimmu verzieh
ihm und begann den Vernichtungskampf gegen die Eingeborenen,
welcher bis in die neueste Zeit dauerte und mit der fast gänz-
lichen Vernichtung der Ureinwohner von Japan geendet hat,
die Aino auf der Insel Yezo scheinen die Reste derselben zu
sein, sie zählen heute unter dem Schutze der Regierung wenige
Tausend, die aber bald ausgestorben sein werden.
Jimmu wählte Kashiwabara im Yamato zu seiner Residenz,
führte die öffentliche Thronbesteigung ein und wurde der erste
Kaiser von Japan und Stammherr des jetzt regierenden Kaisers,
er legte den Grund zu der absolut monarchischen Regierungsforro,
welche über zweieinhalb Jahrtausende dauerte. An der Spitze des
Reiches steht der Tenshi, d. h. Sohn des Himmels, oder Tenno,
d. h. himmlischer Herr, in den offiziellen Übersetzungen führt
er jetzt den Titel Kaiser. Der Name Mikado, unter welchem
der Herrscher von Japan jetzt in der ganzen Welt bekannt
ist, heilst wörtlich übersetzt „hohe Pforte 44 oder „erhabene
Stelle* 4 , wurde und wird vom japanischen Volke nie gebraucht
und bezeichnet in der Literatur angewendet den kaiserlichen
Hof wie den Kaiser. Ohne alle Frage ist das japanische
Kaiserhaus das älteste Herrschergeschlecht der Erde, denn
es regierte bereits, als Japan bekannt wurde und war schon
damals als ein Geschlecht bekannt, welches Japan seit un-
denklichen Zeiten beherrscht hatte. Indessen bemerke ich,
dai's nach unseren Begriffen von Legitimität die Genealogie
des japanischen Kaiserhauses durchaus nicht rein ist. Viele
Kaiser bis in die neueste Zeit waren Söhne von kaiserlichen
Maitressen oder oft adoptierte Söhne von entfernten Ver-
wandten.
Jimmu bestimmte, dafe mit dem Tage seiner Thronbe-
steigung die japanische Zeitrechnung beginnen solle, es ist
— 6 —
also das Jahr 1 der japanischen Zeitrechnung als das Jahr
660 v. Ohr. angenommen. Er liefs für die Erbstücke von seiner
Ahne, der Sonnengöttin Amaterasu, ein Schwert, einen Spiegel
und das Reichskleinod einen Tempel bauen, welcher unter Auf-
sicht seiner Schwester Kotoshironushi no mikoto stand und
darin die Götter, seine Vorfahren, von dem Volke verehren.
Seine vertrauten Minister waren Arne no Taneko no mikoto
und Amatomi no mikoto, die auch die religiösen Zeremonien
einführten. Umashimate no mikoto wurde der Befehlshaber
seiner Leibwache und Michinoomi no mikoto der Kommandant
der Befestigungen seiner Burg Kashiwabara in Yamato. Er
bildete einen Ministerrat bestehend aus Umashimate, Ameno-
higata und Kushigata. Ferner ernannte er die Chiho-
kwans, die Statthalter der Provinzen, die Kunitsuko, die Pro-
vinzial-Präsidenten und die Agatanushi, die Bezirksvorsteher,
Utsuhiko wurde Kunitsuko von Yamato, Tsurigune Kunitsuko
von Katsuragi (Jzumi, Yamashiro und Jga) Otoukeshi wurde
Agatanushi von Moda in Yamato, Otokishi Agatanuschi von
Shiki. Diese seine vornehmsten Vasallen setzte er in Yamato
und den benachbarten Landesteilen ein, im übrigen Reiche
blieben die früheren Häuptlinge, welche sich ihm unterworfen
hatten, als seine höchsten Beamten. Alle diese Ämter machte
er erblich, und sie gingen Jahrhunderte lang stets vom Vater
auf den Sohn über. So entstand wahrscheinlich der alte Feudal-
adel. Jimmu wurde 127 Jahre alt und starb 585 v. Chr., da
seine Hauptbeschäftigung die Eroberung, also der Krieg war,
und er stets sein eigener Feldherr gewesen, so bestimmte er,
dafe stets der im Kriege tüchtigste Prinz zum Kronprinzen
ernannt werden solle, und noch heute wird vom Kaiser der
Kronprinz erst nach seiner Mündigkeit ernannt. Jimmu be-
stimmte Kannunakawa mimi no mikoto zum Thronfolger,
Takashimimi no mikoto, der ältere Stiefbruder, wollte ihn
stürzen. Als der Kronprinz dies erfuhr, erschlug er seinen
Bruder, wie Kain den Abel und Romulus den Remus, und be-
stieg den Thron.
Die Herrscher der ersten Periode sind:
660—585 v. Chr. Jimmu Tenno.
581 — 548 v. Chr. Snizei Tenno, der dritte Sohn von Jimmu,
seine Residenz war Katsuragi in Yamato, ihm folgte sein Sohn.
548 — 510 v. Chr. Annei Tenno, er wurde 57 Jahre alt und
residierte in Katashio in Yamato, ihm folgte sein zweiter
Sohn.
610 — 477 v. Chr. Itoku Tenno, der 77 Jahre alt wurde und
in Kam in Yamato residierte, sein Nachfolger war sein
ältester Sohn.
475 — 392 v. Chr. Kosho Tenno, der 114 Jahre alt wurde und
in Wakigami in Yamato residierte, ihm folgte sein zweiter
Sohn.
392—290 v. Chr. Koan Tenno, der 137 Jahre alt wurde und
in Muro in Yamato residierte, ihm folgte sein Sohn.
290—214 v. Chr. Korei Tenno, der 128 Jahre alt wurde, seine
Residenz war Kuroda in Yamato, ihm folgte sein ältester
Sohn.
214 — 157 v. Chr. Kogen Tenno, der 117 Jahre alt wurde und
in Karuchi in Yamato residierte, sein Nachfolger war
sein zweiter Sohn.
157 — 98 v. Chr. Kaikwa Tenno, der 115 Jahre alt wurde und
in Kasuga in Yamato regierte, ihm folgte sein zweiter Sohn.
97 — 30 v. Chr. Sujin Tenno, der 120 Jahre alt wurde und in
Shiki in Yamato residierte, ihm folgte sein dritter Sohn.
29 v. Chr.— 70 n. Chr. Suinin Tenno, er wurde 141 Jahre alt
und regierte in .Makimuku in Yamato, ihm folgte sein
dritter Sohn.
71 — 130 Keiko Tenno, der 143 Jahre alt wurde, anfangs
regierte er in der Residenz seines Vaters, später in Shiga
in Omi, ihm folgte sein vierter Sohn.
131 — 192 Seimu Tenno, der 108 Jahre alt wurde und eben-
falls in Shiga, der Residenz seines Vaters, residierte. Sein
Nachfolger wurde der zweite Sohn seines Bruders Yamato
dake no mikoto.
192 — 200 Chuai Tenno, der 52 Jahre alt wurde und in Tsunoga
in Echizen residierte.
Zwischen Jimmu und Suizei Tenno ist ein Zwischenraum
von vier Jahren und zwischen Itoku und Kosho von zw r ei
Jahren, der Grund hiervon ist, dafs die Regierung vom Tage
der Thronbesteigung gerechnet wurde.
— 8 —
Von den 500 Jahren von Suizei bis Kaikwa Tenno fehlt
jede Nachricht Es scheint, dafs Jimmu Tenno in den unter-
worfenen Landesteilen die Kraft der eingeborenen Stämme so
völlig gebrochen hatte, dafs sie nicht wagten, das Joch der
Eroberer von sich abzuschütteln, aber es erstand ein anderer
Feind der kaiserlichen Macht in dem mächtigen und eigen-
willigen Feudal wesen, welches sich entwickelte. Jimmu'
hatte die Ämter, welche er errichtete, erblich gemacht, aus
den von ihm ernannten Beamten und den eingeborenen Häupt-
lingen, welche in ihren Stellungen seine Vasallen geworden,
wurden im Laufe der Jahrhunderte stolze mächtige und eigen-
willige Feudalherren, die sich um die Befehle des Herrschers
nicht kümmerten, und im Falle dieser seinem Willen Gehor-
sam verschaffen wollte, sich offen gegen ihn empörten;
Hierzu kam, dafs die Volksstämme östlich, nördlich und
südlich der Gokinai, d. h. der Provinzen Yamato, Kawachi,
Izumi, Settsu und Yamashiro offenbar nie wirklich unter-
worfen und im Laufe der Zeit wieder völlig unabhängig ge-
worden waren. Auch wurden die Eroberer von den Ein-
geborenen im ganzen Lande durch Sprache* und Sitten getrennt,
so dafs von einem japanischen Volke noch nicht gesprochen
werden konnte. Unter Sujin Tenno scheinen im ganzen Reiche
Unruhen ausgebrochen zu sein, er sandte vier Shogune, d. i.
Feldherren, aus, um das Land zur Ruhe zu bringen : den Shogun
Ohiko no mikoto gegen die Völkerschaften im Nordwesten der
Hauptinsel, Takenukawa wake gegen die östlichen und nörd-
lichen Stämme, Kibitsuhiko gegen die südlichen und Michi-
mushi no mikoto gegen die westlichen. Kaum waren die Gene-
räle abmarschiert, als in Tamba selbst der Häuptling Takehani
Yasuhiko sich empörte, dieser Aufstand wurde allerdings
schnell unterdrückt, er zeigt jedoch, dals die Unruhen bis an
die Residenz des Kaisers sich herandrängten, und dals das
Ansehen des Herrschers nicht grofs war. Sujin scheint nicht
nur ein energischer, sondern auch ein weiser Fürst gewesen zu
sein, er ging nicht allein mit Waffengewalt gegen die Aufrührer
im Reiche vor, sondern er suchte auch seine Untertanen durch
die Religion und weise Einrichtungen an sich und sein Haus
zu fesseln und das Ansehen des Tenshi zu heben. Er teilte
die Tempel in Tensha, Shinto Tempel, die vom Temshi und
Kokusha, solche, die von den Provinzen erhalten werden, und liefe
— 9 —
seinen Untertanen Ehrfurcht vor den Göttern (seinen Ahnen)
einflößen. In Kawachi liefe er künstliche Fischteiche ausgraben
und zur Erleichterung des Verkehres Kanäle anlegen. Um
diese Werke durchführen zu können, führte er Frohndienste
für Männer und Frauen ein. Sein Sohn Suinin trat in seine
Fulsstapfen, er verlegte den Ahnentempel Amaterasu ogami
nach Watarai in Ise, liefe dort das Schlofs Isuzukawa kami
für die Prinzessin, welche den Tempeldienst hatte, bauen und
seine Tochter diesen Dienst übernehmen. In allen Provinzen
errichtete er Migake, Getreidespeicher, auf Staatskosten, in
denen in fruchtbaren Jahren Getreide aufgespeichert wurde,
um bei schlechter Ernte das Volk vor Not zu schützen. Die
von seinem Vater begonnene Anlage von Teichen und Kanälen
setzt er fort. Die Milde seines Herzens zeigt sich dadurch,
dafe er die grausame Sitte des Junshi, d i. die Diener zusammen
mit dem verstorbenen Herrn lebendig zu begraben, abschaiFte.
Unter seiner milden Regierung erstarkten jedoch wieder die von
seinem Vater niedergeworfenen Häuptlinge und Feudalherren,
so dafs sein Sohn, Keiko Tenno, völlig machtlos gewesen zu
sein scheint, in allen Provinzen brachen Aufstände aus. Im
Jahre 82 erhoben sich die kriegerischen Kumaso-Stämme in
Kyushu und zu gleicher Zeit die Yezo-Stämme im Norden und
Osten. Gegen die letzteren schickte Keiko seinen zweiten Sohn,
den Prinzen Usu, welcher unter seinem Posthumusnamen
Yamatodake no mikoto berühmt ist; dieser warf mit seinen
Unterfeldherren Kibi Takehiko und Otomo Takahi die Stämme
in den nordöstlichen Provinzen nieder, setzte mit einer Flotte von
Suruga nach Kazusa über, rückte in Mutsu, der Gesamtname
der Provinzen Iwashi, Iwaki, Uzen, Kikuzen, Rikuchu, Ugo
und Rikuoku, ein und unterwarf die Yezo-Stämme nach mehreren
blutigen Siegen. Auf seinem Rückmarsche brachte er die Be-
völkerung von Kotsuke und Shinano zur Ruhe. Von hier
schickte er Takehiko nach Ekkoku (Echigo und Etchu), die bis-
her unabhängigen Volksstämme wurden von diesem unterworfen,
worauf er sich in Mino wieder mit dem Prinzen vereinigte.
Auf dem Rückmarsche wurden noch die Stämme im Norden
und Osten von Omi zum Gehorsam gebracht. Diese Kämpfe
dauerten bis zum Jahre 113, und es scheint, als ob erst damals
die Völker im Osten und Norden der Hauptinsel zum ersten
Male wirklich gedemütigt wurden. Gegen die tapferen und
- 10 —
ihre Freiheit liebenden Kumaso-Stämme auf Kyushu wurden
unter Keiko, Seimu und Chuai Tenno drei blutige Kriege ge-
führt Im Jahre 82, während sein Sohn Usu im Osten kämpfte,
fährte Keiko selbst ein Heer nach Hyuga und blieb dort
in Takaya sechs Jahre, von wo er die Insel Kyushu gänzlich
unterwarf, im Jahre 107 brach aber schon wieder ein Aufstand
aus, Keiko Tenno sandte seinen Sohn O Usu, der sich durch
seine Kämpfe im Norden bewährt hatte, gegen die Rebellen,
dieser nahm den Führer Kawakami Takeru gefangen und liefe
ihn hinrichten, womit der Aufstand beendigt war.
Seimu Tenno benützt die den Kämpfen gegen die Mutsu-
und Kumaso-Stämme folgende Ruhe und teilte das Reich in
Koku (Provinzen) und Ken (Kreise), deren Grenzen Flüsse und
Gebirge bildeten, man zählte 120 Koku und Ken und über
1200 Ortschaften. An der Spitze eines Koku stand ein Zocho,
Gouverneur, und an der eines Ken ein Jnagi, Präfekt, durch diese
Einrichtung wollte er die Macht der grofsen Feudalherren brechen,
aber es blieben doch noch viele übrig, die sich nicht unterwerfen
wollten wie die Kumaso, die stets zu Empörungen bereit waren,
welche von Shiragi, einem koreanischen Königreiche, immer
geschürt und unterstützt wurden. Solange diese aufrührerischen
Stämme den inneren Frieden des Reiches bedrohten, konnte die
Regierung nicht sorglos den Friedensbeschäftigungen sich hin-
geben, und da Korea die Quelle dieser unaufhörlichen Unruhen
war, so mufste dies Land niedergeworfen werden, damit Japan
zur Ruhe kam.
Im Jahre 193 brach ein neuer Aufstand der Kumaso aus,
der wieder von Shiragi unterstützt wurde. Jkinagatarashi,
die berühmte Jingo Kogo (Kaiserin Jingo) riet ihrem Gatten
Chuai Tenno, zuerst Shiragi zu unterwerfen; aber der Kaiser
folgte ihr nicht, sondern zog an der Spitze eines Heeres
gegen die Rebellen und starb beim Heere. Jingo berief einen
Ministerrat, zwang ihn, den Tod des Kaisers zu verheim-
lichen, sie liefs die Leiche von ihr treu ergebenen Dienern
streng bewahren, der Tod wurde nicht bekannt, sie über-
gab das Kommando über das Heer gegen die Kumaso dem
Shogun Kamowake, während sie selbst in aller Eile eine Flotte
ausrüstete und nach Korea übersetzte. Sie besiegte das Heer
des Königs Hashashinkin von Shiragi vollständig, dieser unter-
warf sich, sendete der Kaiserin reiche Geschenke, bestehend
— 11 —
ans Gold, Seide und 80 Schiffen, und bat um Frieden, der ihm
bewilligt wurde, nachdem ein Tribut, den Shiragi zu zahlen
hatte, festgesetzt war. Koma und Kudara, zwei andere korea-
nische Königreiche, unterwarfen sich aus Furcht der siegreichen
Eroberin. Zu gleicher Zeit war der Aufstand der Kumaso
unterdrückt. So hatte Jingo Kongo mit einem Schlage Korea
unterworfen und das Reich zur Ruhe gebracht. Dieser sieg-
reiche Zug der Jingo Kogo wird nach den neuesten Forschungen
für Legende gehalten.
Die kriegerische Jingo Kogo brachte Japan nicht zum
ersten Male mit dem Auslande in Verbindung. Es wird be-
richtet, dafs schon unter Sujin Tenno aus dem koreanischen Reiche
Mimana eine Gesandtschaft mit reichen Geschenken nach Japan
gekommen und der Gesandte Sonakashichi hier geblieben sei,
um dem Kronprinzen zu dienen. Auch sollen aus Japan Ge-
sandtschaften nach Korea geschickt sein. Unter Suinin Tenno
soll Amenohiboko, ein Prinz von Shiragi, eine Besitzung in
Tajima erhalten haben und japanischer Untertan geworden sein.
So war Japan in den Verkehr mit dem Auslande gekommen,
die Schriftzeichen waren bekannt geworden und die Zivilisation
kam herüber, die allerdings im Anfange kaum merkliche
Fortschritte machte; auch war der Verkehr mit dem Aus-
lande ein sehr lockerer und scheint stellenweise ganz unter-
brochen zu sein. Von einer wirklichen Zivilisation kann in
dieser Zeit in Japan noch nicht gesprochen werden, aber Land-
wirtschaft und die Handwerke begannen sich zu entwickeln,
das Land war jetzt tatsächlich im Besitz der Tenshi; die
Nachkommen der Krieger, welche unter Jimmu Tenno das
Land eroberten, hatten sich vermehrt, die Ureinwohner waren
nach dem Norden zurückgedrängt oder ausgerottet und das
Reich unbestrittener Besitz der Eroberer. Das Volk blieb in
den steten Kämpfen und Aufständen kriegerisch und kräftig,
es gab noch keinen Unterschied zwischen Krieger und Bauer.
Der Tenshi selbst führte seine Heere ins Feld; war er ver-
hindert, so wurden seine Söhne oder seine Gattin seine Stell-
vertreter und nur in Ausnahmefällen wurde für kurze Zeit die
Heeresleitung Shogunen anvertraut, im Prinzipe war der
Tenshi sein eigener Feldherr, der sich nicht vertreten liels.
IL
Periode 200—645.
Verbreitung der Zivilisation und Einführung des Buddhismus.
Die Zeit von Jingo Kogo bis zur Taika Aera 200—650
ist die Periode, in welcher die Macht der Feudalherren durch
kräftige Herrscher gebrochen wird und die kaiserliche Autorität
den Sieg erringt. Die Herrscher dieser Periode sind:
200—269 die Kaiserin Jingo Kogo, eine Tochter von Kinaga
Sukune O, kaiserlicher Prinz; sie wurde 100 Jahre alt und
residierte in Iware in Yumoto. Da sie nur Kogo, Gemahlin
des Kaisers, war und ein Tenshi während ihrer Regierung
den Thron nicht bestieg, ist w r ährend ihrer Regierung die
Linie der Tenno unterbrochen.
270—310 Ojin Tenno, der vierte Sohn von Chuai Tenno, wurde
111 Jahre alt und regierte in Karushima in Yamato.
313 — 399: Kintoku Tenno, der vierte Sohn von Ojin Tenno,
wurde 122 Jahre alt und regierte in Naniwa in Settsu.
400—405 Richu Tenno, der älteste Sohn von Nintoku, wurde
77 Jahre alt und regierte in Wakazakura.
406-411 Hansho Tenno, der jüngere Bruder des Vorigen,
wurde 60 Jahre alt und residierte in Taki in Kawachi.
412—453 Jnkio Tenno, der jüngere Bruder von Hansho Tenno,
wurde 80 Jahre alt und residierte in Eno nüya in Yamato.
— 13 —
464 — 456 Anko Tenno, der dritte Sohn des Vorigen, wurde
56 Jahre alt und residierte in Jwagami in Yamato.
457 — 479 Yuriaku Tenno, der fünfte Sohn von Jnkio Tenno,
wurde 62 Jahre alt und residierte in Hasse in Yamato.
480—484 Seinei Tenno, der dritte Sohn von Yuriaku Tenno,
wurde 42 Jahre alt und residierte in Mikakuri no miya
in Yamato.
485 — 487 Kenso Tenno, ein Sohn des Prinzen Jshinobi, eines
Sohnes von Jnkio Tenno, wurde 38 Jahre alt und resi-
dierte in Chikaasuka in Yamato.
488—498 Ninken Tenno, der ältere Bruder von Kenso Tenno,
wurde 51 Jahre alt und residierte in Jshiyama Hirotaka
no miya in Yamato.
499 — 506 Buretsu Tenno, ein Sohn von Ninken Tenno, wurde
57 Jahre alt und residierte in Hasse Namitsuki no miya
in Yamato.
507 — 531 Keitai Tenno, ein Sohn des Prinzen Hikonushi bito,
Sohn von Yuriaku Tenno, wurde 82 Jahre alt und resi-
dierte anfangs in Tsutsuki, dann in Otokumi in Yamashiro
und zuletzt in Jware in Yamato.
534 — 535 Ankan Tenno, der älteste Sohn von Keitai Tenno,
wurde 70 Jahre alt und residierte in Magarikanahashi no
miya in Yamato.
536—539 Senkwa Tenno, der jüngere Bruder von Ankan Tenno,
wurde 73 Jahre alt und residierte in Hinokuma Jorino no
miya in Yamato.
540—671 Kimmei Tenno, der älteste Sohn von Keitai Tenno,
wurde 63 Jahre und residierte in Shikishima in Yamato.
572—585 Bidatsu Tenno, der zweite Sohn von Kimmei, wurde
48 Jahre alt und residierte in Osada in Yamato.
586—587 Yomei Tenno, der vierte Sohn Kimmei, wurde
69 Jahre alt und residierte in Iware Namitsuki in
Yamato.
588—592 Suschun Tenno, der zwölfte Sohn von Kimmei Tenno,
wurde 73 Jahr alt und residierte in Kurabashi no miya
in Yamato.
— 14 —
593 — 628 Die Kaiserin Suiko Tenno, die neunte Tochter von
Kimmei Tenno, wurde 75 Jahre alt und residierte in Toyora
nomiya in Yamato.
629—641 Yomei Tenno, Sohn des Prinzen Oshizaka Hikobito,
eines Sohnes von Kimmei Tenno, wurde 40 Jahre alt und
residierte in Asukaokain Yamato.
642—644 Kokyoku Tenno, Tochter von Kimmei Tenno, wurde
68 Jahre alt und residierte in Asuka Itafuta no miya in
Yamato.
Wenn auch Jingo Kogo mit ihrer Unterwerfung von Korea
für Japan Grofses erreichte, so wurde doch dieser Zug ver-
hängnisvoll, denn mit ihm war der Anfang gemacht von einer
langen Reihe von Kriegsztigen gegen Korea, die viel Unheil
über Japan gebracht haben. Wenn sich auch Jingo Kogo
in den Besitz von Korea gesetzt hatte, so war damit für
Japan nicht eine neue ruhige Provinz erworben. Die korea-
nischen Völker waren kriegerisch und freiheitsliebend; um
das japanische Joch abzuschütteln, folgte ein Aufstand dem
anderen, die immer niedergeworfen werden mufsten. Dazu lebten
die verschiedenen koreanischen Staaten stets in Fehde unter-
einander, welche von den Eroberern zu schlichten waren.
Japan war kein reiches Land und hatte keine nennenswerten
Einnahmequellen, die Opfer, welche das arme Land in diesen un-
unterbrochenen Kriegen zu bringen hatte, drückten daher das
Volk entsetzlich. Die Krieger, welche durch das Meer von der
Heimat getrennt kämpften, hatten vielfach unter dem Mangel
an Lebensmitteln zu leiden; die Führer wurden durch die
vielen sich häufig widersprechenden Befehle von Japan, von wo
die Kriege geleitet wurden, ermüdet, mifsmutig gemacht und
in ihren Bewegungen gehemmt. Obgleich der Vorteil, welchen
man von dem Besitz von Korea hatte, mit den Opfern, die er
kostete, in gar keinem Verhältnisse stand, konnte sich die Re-
gierung doch nicht entschliefsen, das einmal Eroberte wieder
aufzugeben. Von Jingo Kogo bis Tenji Tenno über 400 Jahre
dauerten diese immer nur für kurze Zeit unterbrochenen Kriege,
welche man mit den Römerzügen der deutschen Kaiser ver-
gleichen kann, und wie in Deutschland nach Jahrhunderte
langen, unnützen Kämpfen der weise Kaiser Rudolph Italien
endgültig aufgab, so stellte in Japan Tenji Tenno die Kriegs-
— 15 —
fahrten nach Korea ein, indem er dies Land als wertlos für
Japan aufgab. Die Kriegszüge, von denen berichtet wird, sind
die folgenden:
Im Jahre 249 nahm der König von Shiragi den Tribut,
welchen Kudara nach Japan schickte, beim Transport durch
sein Gebiet mit Waffengewalt weg. Zur Bestrafung dieses
Frevels schickte Jingo Kogo den Shogun Aradawake gegen
Shiragi, welches geschlagen wird und den Tribut ersetzt.
Im Jahre 262 weigert sich Shiragi, den jährlichen Tribut
zu zahlen. Jingo Kogo läßt denselben durch den Shogun
Utsuhiko eintreiben.
Im Jahre 365 weigerte sich Shiragi abermals, den Tribut
zu zahlen; Nintoku Tenno liefs den König von Shiragi von dem
Shogun Tamichi zum Gehorsam zwingen.
Im Jahre 464 brach ein Krieg zwischen den Königreichen
Koma und Shiragi aus. Das letztere bat den japanischen
Gouverneur von Mimana, ein anderer koreanischer Staat, um
Hilfe; dieser besiegte Koma und stiftete Frieden.
Im Jahre 465 zahlte Shiragi wiederum den Tribut nicht.
Yuriaku Tenno schickte die Shogune Kino Oyumi, Soga
Karako und Ogai, um Shiragi zu züchtigen, anfangs siegten
die japanischen Führer, dann brachen Zwistigkeiten unter ihnen
aus, welche von Shiragi benützt wurden, und schließlich die
Shogune zum Rückzuge zwang.
Im Jahre 479 entbrannte ein blutiger Krieg zwischen
Koma und Kudara; das letztere Reich wurde besiegt und rief
Yuriaku Tenno zu Hilfe, der eine Flotte sandte, Koma wurde
geschlagen und der Friede wiederhergestellt.
Im Jahre 527 wollten Mimana und Shiragi das japanische
Joch abschütteln ; Keitai Tenno sandte den Shogun Omi Keno
mit 60000 Mann gegen die Rebellen, Omi siegte und setzte die
japanische Regierung wieder ein.
Im Jahre 537 erklärte Shiragi Mimana den Krieg, Senkwa
Tenno schickte dem angegriffenen Mimana den Shogun Otomo
Jwa zu Hilfe, Shiragi wurde besiegt und der Friede her^-
gestellt
Im Jahre 548 tiberzog Koma Kudara mit Krieg, Kimmei
Tenno unterstützte Kudara und siegte.
In einem Kriege zwischen Shiragi und Kudara, welcher
mit wechselndem Glück geführt wurde, unterstützte Kimmei
— 16 —
Tenno Kudara, Shiragi wurde besiegt und zum Frieden ge-
zwungen.
Shiragi überfiel im Jahre 562 Mimana und verjagte den
dort residierenden japanischen Statthalter, der von Kimmei
Tenno gesandte Shogun Ki Omaro vertrieb die Truppen von
Shiragi und setzte den Statthalter wieder ein. Im gleichen
Jahre unterstützte der Taishogun Otome Satehiko Kudara
in einem Kriege gegen Koma, dies Reich wurde besiegt und
Ruhe hergestellt.
Im Jahre 600 eroberte Shiragi Mimana, Suiko Tenno
schickte den Shogun Sakaibe Omi, der die Eroberer aus
Mimana vertrieb und zum Frieden zwang. Zwei Jahre später
fiel Shiragi abermals in Mimana ein, diesmal züchtigte Suiko
Tenno Shiragi durch ihren Sohn den Prinzen Kurume.
Im Jahre 623 wurde Mimana wieder von Shiragi ange-
griffen, aber von Sakaibe Omara, den Suiko Tenno Mimana
zu Hilfe sandte, zurückgeworfen.
Im Jahre 660 schlofs Shiragi ein Bündnis mit To, einem
Teile von China, und eroberte die Hauptstadt von Kudara, der
König und seine Familie wurden gefangen genommen und seine
Anhänger als Kriegsgefangene nach To geschickt Kihitsu
und Fukushin, 2 treue Vasallen des Königs von Kudara
sammelten die Reste des versprengten Heeres, griffen den
König von Shiragi an, schlugen ihn und eroberten die Burg,
in welcher ihr König gefangen war; sie befreiten ihn und hoben
ihn wieder auf den Thron. Jetzt baten sie Japan um ein
Hilfsheer, um die Kriegsgefangenen aus To zu befreien, und
baten, den in Japan als Geifsel befindlichen Prinzen Hosho
nach Kudara zu entlassen. Saimei Tenno erfüllte ihre Bitten,
wollte ihnen sogar selbst mit einer Flotte im nächsten Jahre
zu Hilfe kommen, starb aber auf dem Wege in Asakura no
miya in Chikuzen auf Kyushu. Sein Nachfolger Tenji Tenno
schickte den Shogun Atsumi Hirafu als Leibwache für den
Prinzen Hosho, der als König von Kudara eingesetzt wurde.
Gleichzeitig wurden Kibitsu und Fukushin mit Waffen, Kleidern
und Proviant reichlich versehen. Sämtliche Burgen wurdeu
zurückerobert, und auf diese gestützt rückte man zum Angriffe
gegen To vor, dessen Heer vernichtet wurde. Dann wurde
Shiragi besiegt und alle Burgen erobert; damit war die Un-
abhängigkeit von Kudara wieder befestigt. Inzwischen war
— 17 —
aber Fukushin sehr mächtig geworden, und Hosho liefe ihn
aus Furcht und Eifersucht ermorden. Die Undankbarkeit des
Königs erbitterte seine Untertanen; Riyujinki, der Feldherr
des To Reiches, benützte die Unzufriedenheit und griff gleich-
zeitig zu Wasser und zu Lande Kudara an. Die japanische
Armee leistete zwar tapferen Widerstand, muiste aber der Über-
macht weichen. Der Shogun Hata Kitatsu und viele tapfere
Krieger fielen ; nach einer zweiten Niederlage flüchtete Hosho
nach Koma, und damit hatte seine Herrschaft in Kudara ein
Ende, auch Tenji Tenno rief nun seine Truppen zurück und
von dieser Zeit an mischte sich Japan fast ein Jahrtausend
lang nicht wieder in die Händel von Korea. Es sind hiermit
die unheilvollen Folgen des Eroberungszuges der Jingo Kogo
beendigt. Die Kämpfe mit Korea hatten Japan mit dem
Festlande in enge Verbindung gebracht, der Verkehr wurde leb-
haft und ununterbrochen und die chinesische Zivilisation hatte
ihren Eintritt in Japan gefunden. Künste und Wissenschaften
waren in Korea von China aus schon seit langer Zeit ver-
breitet, die Schrift war bekannt und es existierte bereits eine
Literatur, auch waren die Lebensbedürfnisse der Koreaner
verfeinert. Korea stand an Bildung weit über Japan und blieb
auch nach Beendigung der Kriege noch für lange Zeit die
Brücke, auf welcher die Zivilisation nach Japan kam. In
dieser kriegerischen Zeit erwachte in Japan das geistige Leben,
die Anwendung der Schriftzeichen verbreitete sich schnell,
Gesetze wurden bearbeitet, die Sittlichkeit hob sich und der
Kunstsinn entwickelte sich. Für die Volksbildung Japans
waren also die traurigen, Jahrhunderte langen Kriege mit Korea
ein ebenso großer Segen wie für Deutschland die Römerzüge
der deutschen Kaiser.
Im Jahre 284 kam Ajiki, ein Prinz von Kudara, an den
kaiserlichen Hof; er war ein Gelehrter, Kenner der chine-
sischen klassischen Dichter und Geschichtsschreiber. Ojin Tenno
machte ihn zum Lehrer der Prinzen Wakairakko. Auf die
Empfehlung von Ajiki liefe Ojin Tenno den berühmten Ge-
lehrten Wani aus Kudara nach Japan kommen, dieser brachte
im nächsten Jahre 285 als Geschenke für den Kaiser die Rengo,
die Sittenlehre des Coniücius und Senjihon, das Buch der
1000 Schriftzeichen. Hiermit wurde die chinesische Literatur
und Morallehre in Japan eingeführt und gleichzeitig die korea-
2
— 18 —
nische talarähnliche Kleidung mit weiten Ärmeln, welche bald
die früheren japanischen engen Hosen und Röcke verdrängte,
obgleich sie die Bewegung hinderte. Weil sie vom Kaiser und dem
Hofe angenommen wurde, trug sie auch in kurzer Zeit das Volk
und ist bis heute die Tracht der Japaner geblieben. Auch die
koreanische Bauart verbreitete sich allgemein, man baute groise
zweistöckige Häuser, die eine Veranda vor dem ganzen Hause
hatten. Unter Anko und Yuriaku Tenno erbaute man Paläste mit
drei und mehr Stockwerken. Die Gebäude hatten Schilf- und
Strohdächer, erst unter Yomei Tenno wurden die Ziegeldächer
bekannt, doch wurden anfangs nur die buddhistischen Tempel
mit Ziegeln gedeckt, erst Kokyoku Tenno lieis ihren Palast
Teikyoku mit Ziegeln decken. Die Kenntnis der Schriftzeichen
scheint anfangs nur langsame Fortschritte gemacht zu haben,
und hat offenbar Ojin Tenno, der bestrebt war, sein Volk zu
bilden, veranlafst, dafs die chinesischen Schriftzeichen allgemein
erlernt und gekannt wurden; unter ihm nahm auch die Zahl
der Gelehrten zu. Unter Richu Tenno "sind bereits in allen
Provinzen Beamte angestellt, welche Chroniken zu schreiben
und über alles, was von Wichtigkeit zu sein schien, an
die kaiserliche Regierung Meldungen einzureichen haben. Die
Gelehrten wurden jedoch noch für lange Zeit aus Korea be-
rufen, so unter Keitai Tenno aus Kudara Danyoji, Professor
der Gokyo, der B chinesischen Klassiker, dieser hatte viele
Studenten, welche die chinesische Literatur weit verbreiteten.
Unter der Kaiserin Suiko (603) führte der Prinz Regent Sho-
toku, ein grofser Gelehrter und eifriger Buddhist, die chine-
sischen 12 Rangklassen ein, welche sich durch Kopfbedeckungen
unterscheiden, er erliefs auch ein berühmtes Gesetz in 17 Ar-
tikeln. Damals stand Japan direkt mit China in Verbindung, er
schickte 607 Ono Imoko mit einer Gesandtschaft nach Zui, einem
Teile von China, und im nächsten Jahre kam Haiseisei mit einer
Gesandtschaft von Zui nach Japan. Dies ist der erste offizielle
Verkehr zwischen Japan und China. In dieser Zeit gingen die
ersten Gelehrten nach China, um zu studieren, wie Takamuku
Kuromaro, Nabuchi Ukeyasu und der buddhistische Priester Bun,
welche in Zui studierten ; nach Japan zurückgekehrt veröffent-
lichten sie in Schriften, was sie dort gelernt hatten, unter-
richteten, verbesserten die Gesetze und verbreiteten die chine-
sische Literatur und Morallehre. Der geistige Einfluß» Chinas
— 19 —
erstreckte sich auf alle anderen Wissenschaften. Ärzte, Astro-
logen, Astronomen, Kalendermacher und Mathematiker wurden
nach Japan berufen, wie Handwerkslehrer und Künstler. Ojin
Tenno berief um 300 aus Kudara Schneider, Brauer, Stkker und
Schmiede, aus Gokoku, China, Stickerinnen und Weber, aus
Shiragi Schiffsbaumeister, durch welche sich die in damaliger
Zeit berühmte koreanische Schiffsbaukunst in Japan einbürgerte.
Durch diese Schiffsbaumeister wurde die ganze Bauart im
Lande beeinflußt. Iniko Tenno berief mehrere berühmte
Ärzte aus Shiragi sowie 80 Musiker. Unter Yuriaku Tenno
führte Prinz Shinki von Kudara die Grundsätze der Malerei
in Japan ein, auch der Porzellanmacher Koni von Kudara
errichtete die ersten Porzellanöfen und brachte die Porzellan-
fabrikation bald auf eine hohe Stufe. Steingut wurde schon
frühzeitig in Japan hergestellt. Unter Kenso Tenno wird
zum ersten Male geprägtes Geld erwähnt; dieser Kaiser be-
stimmte nämlich, dafe in fruchtbaren Jahren 1 Koku = 180 Liter
Reis „Ginsen ichi mon u , d. i. ein kleines Silberstück, kosten
solle.
Nachdem durch Keiko, Seimu, Chuai Tenno und Jingo Kogo
im Innern Priede geschaffen und der Tenshi mächtig geworden
war, kamen ruhige Zeiten, welche aber das kriegerische Ge-
schlecht nicht vertragen konnte. Die Tenshi wurden indolent,
die Regierungsgewalt ging in die Hände der Kanzler über
nnd das kaiserliche Ansehen sank so tief, dafs nach dem Tode
von Nintoku Tenno 498 der Kanzler Heguri Matori, der schon
Kanzler von vier Tenshi gewesen war, den Versuch wagen
durfte, sich des Thrones zu bemächtigen. Seine Absicht wurde
allerdings vereitelt durch den Kronprinzen, den späteren Bu-
retsu Tenno, welcher sich mit dem Minister Otomo Kanamura
verbündete, Matori besiegte und erschlug. Aber das Ansehen
des Tenshi war zu tief gesunken, als dafs diese energische
Handlung es wieder aufrichten konnte. Die Nachkommen der
alten Kunitsuko nnd Agatanushi hatten unter der schwachen
kaiserlichen Regierung ihre alte Macht wieder gewonnen, sich
in den Besitz ganzer Landesteile gesetzt, grofse Reichtümer
gesammelt, unterhielten Reiterei und Pufsvolk und warteten
nur auf die Gelegenheit, sich ganz unabhängig zu machen; um
die Befehle der Regierung kümmerten sie sich absolut nicht,
ja es kam zum offenen Landesverrate, indem sie sich mit den
Feinden des Kaisers verbündeten nnd sich mehrfach offen
empörten, während die kaiserlichen Trappen w Korea kämpften.
Die Regierung konnte oft nur mit Mühe diese Aufstände unter-
drücken, die Macht der Feudalherren zu brechen war sie nicht
stark genug. Begünstigt wurden die Pläne der Feudalherren
durch die allmähliche Verbreitung des Buddhismus, der unter
uddhis- Kimmei Tenno in Japan eingeführt war. Der Glaube stammt
mu8 - aus Indien; Kenntnis und Aufklärung der Menschheit sind seine
Aufgaben. Die Lehre ist hochsinnig und edel, nach ihr ist
Selbstbesserung das Mittel zur Erlösung, nicht Selbstkasteiung
der Märtyrer. Das ewige Leben, Nirvana, japanisch Nehan,
erlangt, wer seine Leidenschaften besiegt.
Die fünf Verbote Buddhas, japanisch Shaka, sind: 1. du
sollst nicht töten; 2. du sollst nicht stehlen; 3. du sollst nicht
unkeusch leben; 4 du sollst nicht lügen; 5. du sollst nicht
berauschende Getränke trinken.
Seine Forderungen sind weitgehende Nächstenliebe, die
sich auf die Tiere erstreckt und unbegrenzte Freigebigkeit.
Einen Glauben fordert Buddha nicht, er war der Sohn eines
indischen Königs und starb im Jahre 653 v. Chr. (oder 475 v.Chr.).
Er gründete seine Religion, die in Indien dem Brahmismus
unterlag, sich aber im Osten und Norden von Indien schnell
verbreitete. Nach China kam der neue Glaube zur Zeit des
Kaisers Meitei im achten Jahre Ehei (112 n. Chr.), 300 oder
400 Jahre später nach Kudara und nach weiteren 115 Jahren
Jhinto- von dort nach Japan. Hier hatte der Shintoglaube die kaiser-
riaube. ii h e Macht begründet, derselbe kann nicht eine eigent-
liche Religion genannt werden, er hat keine Glaubenslehre,
keine Moralgesetze, keinen Gründer der Religion und keine
Propheten; das Volk verehrte die Götter, d. h. die Vorfahren
des Kaisers, wie es den lebenden Tenshi verehrte, neben
diesen betete es zu einer grolsen Zahl von Lokal- und Natur-
göttern, wie den Windgott, den Donnergott, den Peuergott,
den Gott der Nahrung, des Hauses usw. Von übersinn-
lichen Wesen hatte das Volk keinen Begriff, es gab weder
einen Himmel noch eine Hölle, nur eine unklare Unterwelt
Die Götter waren zum Teil wohltätig, zum Teil Verderben
bringend. Es gab nur eine rohe ungebildete Priesterschaft,
welche den Dienst in den Tempeln verrichtete, aber nicht zu
predigen hatte.
— 21 —
Ans Korea kam die Lehre des Confucius, japanisch Koshi, Lehre des
herüber, eine Sittenlehre, welche gleichzeitig die höchsten f ^°. n "
Pflichten des Menschen in folgender Reihenfolge feststellte:
Pflichten gegen den Landesherrn, gegen den Lehnsherrn, den
Vater, den Lehrer und die Mutter, sie befahl die Vorfahren
zu verehren und die Götter anzubeten. Diese Lehre stellte
sich dem Shintoglauben nicht entgegen, sie hob das kaiser-
liche Ansehen und forderte die Sittlichkeit des Volkes, sie war
daher einfach mit dem Shintoglauben vereinigt worden und
wurde dem Volke gelehrt. Dieser Glaubenslehre trat der
alles gleichmachende Buddhismus schroff entgegen, welcher den
Herrn den Diener, den Lehrer den Schüler, den Vater und den
Sohn auf gleiche Stufe stellt und die Seligkeit einer zukünftigen
Welt verheilst Es war daher unausbleiblich, dafe die beiden
Religionen in Kollision kamen.
Der König von Kudara sandte 552 an Kimmei Tenno
einen aus Holz geschnitzten Buddha und die heiligen bud-
dhistischen Bücher als Geschenk und bat den Kaiser, die neue
Lehre zu prüfen und einzuführen. Kimmei berief seine Minister,
um mit ihnen hierüber zu beraten. Bis zu dieser Zeit scheinen
der Kanzler und die Minister die Regierungsgewalt gemein-
sam besessen zu haben, jetzt wollte der Kanzler sich der Allein-
herrschaft bemächtigen. Auch hier in Japan diente die Religion
wie im Reformationszeitalter in Europa als Deckmantel für
politische Intriguen. Als daher der Kanzler Soga Iname dem
Kaiser riet, die Einführung der Lehre des Buddha zu gestatten,
widersetzten sich energisch die auf die Macht des Kanzlers
eifersüchtigen Minister. Soga wurde unterstützt von dem
weisen und gelehrten kaiserlichen Prinzen Umayado, berühmt
unter seinem Posthumusnamen Shotoku Taishi, der bereits ein
eifriger Buddhist war. An der Spitze seiner Gegner standen
die Minister Mononobe Okoshi und Nakatome Kitsumi; sie
erinnerten den Kaiser an seinen Ahnentempel, seine Vorfahren
und die alten Götter und warnten ihn davor, aus der Ferne
neue herzubringen, da die einheimischen Götter dadurch er-
zürnt würden. Kimmei war unschlüssig und schenkte den Buddha
Soga Jname, welcher aus seinem Landhause den ersten bud-
dhistischen Tempel in Japan machte, in dem er den Buddha
verehrte. Bald nachher brach eine Pest aus, die im Lande
furchtbar wütete. Diese benutzten seine Gegner, indem sie dem
— 22 —
Kaiser vorhielten, dafs die über die Verehrung des fremden Gottes
in Japan ergrimmten Götter die Pest als Strafe über das Land
verhängt hätten. Aus Furcht liefe Kimmei seinen Kanzler fallen,
das zum Tempel eingerichtete Landhaus Soga Jnames wurde
verbrannt und der Buddha in den Nanikanal in Settsu ge-
worfen. Die Feindschaft zwischen dem Kanzler und den
Ministern wurde dadurch noch erbitterter. Unter Bidatsu Tenno
war der Sohn von Soga Jname, Uinako, Kanzler, er hatte den
Glauben seines Vaters, wie dessen Ehrgeiz geerbt, erbaute
eine buddhistische Pagode in der Nähe seines Wohnsitzes, berief
die buddhistischen Priester Kebin aus Koma und Shibadatsu
aus China, liefe seine Tochter eine Nonne der Zensekte
werden und bekehrte viele Japaner zu dem neuen Glauben
durch Vorlesungen der heiligen Bücher und Einführung von
religiösen Festlichkeiten. Mononobe Moriya, der Sohn vonOkoshi,
war dem Glauben seines Vaters treu geblieben und hatte dessen
Hafe gegen die Sogas geerbt; er und Nakatomi Katsumi unter-
stützten mit allen ihren Kräften die alte Religion und waren
bemüht, den Buddhismus zu vertreiben. Als abermals eine
Pest ausbrach, stellten sie Bidatsu Tenno vor, daüs Umako
durch magische Künste das Volk verführe und dadurch diesen
Fluch auf Japan gelenkt habe. Sie erwirkten dadurch vom
Kaiser die Erlaubnis, die von Umako errichtete Pagode ver-
brennen und die Zensekte mit allen ihren Nonnen und
Anhängern vertreiben zu dürfen. Umako geriet über diese
Niederlage in die höchste Wut, aber seine Feinde waren zu
mächtig, um sie offen angreifen zu können und er war ge-
zwungen, einen günstigen Zeitpunkt zu erwarten, um sich an
ihnen zu rächen, und seine Zeit sollte kommen. Der Prinz
Umayado unterstützte Umako, wie er dessen Vater Iname
unterstützt hatte, er benutzte eine Krankheit von Yomei Tenno,
war stets an dessen Lager, pflegte ihn aufopfernd, rezitierte
ihm die heiligen Bücher und erweckte in dem kranken Kaiser
den Wunsch, Buddhist zu werden. Aber da noch nie ein Tenshi
dem Glauben seiner Vorfahren untreu geworden war, so konnte
sich Yomei nicht entschließen und berief einen Ministerrat.
Ein heftiger Streit entbrannte zwischen den Verbündeten
Mononobe Moriya und Nakatomi Katsumi, welche den Kaiser
vor dem Übertritt warnten, und Soga Umako, welcher die
Doktrin des unbedingten dem Kaiser schuldigen Gehorsams
benützend, es für illoyal erklärte, sich dem Wunsche des
Tenshi zu widersetzen. Schliefslich siegte die Überredungs-
kunst des Prinzen Umayado, der Priester Hokoku wurde ge-
rnfen und Yomei Tenno trat zum Buddhismus über. Hierdurch
wurde die Freundschaft des Prinzen Umayado mit den Sogas
för immer besiegelt, die bis zum Tode des Prinzen dauerte.
Umako erhielt bald nach Bekehrung des Kaisers die Erlaubnis,
mit den Waffen gegen seine Todfeinde vorzugehen. Katsumi
fiel als erstes Opfer seiner Rache, dann wurde Moriya bei der
Verteidigung seiner Burg Shibukawa in Yamato von dem
Führer der Truppen Umakos, Atomi Ichibi, mit einem Pfeil-
schuls getötet. Die Familien und Anhänger von Moriya und
Katsumi wurden niedergemetzelt und vertrieben, ihre grofsen
Besitzungen wurden unter die Armen verteilt bis auf lOOOO Cho
(1 Cho = 1 Hektar) Reisfelder, welche Ichibi als Lohn für
seinen Schüfe erhielt. Damit hatte Soga Umako die höchste
Macht im Reiche errungen und der Sieg des Buddhismus war
gesichert, Tempel, Pagoden und Klöster wuchsen im ganzen
Reiche aus dem Boden und der alte Glaube wurde in den Kot
gezerrt. Der Übermut Umakos kannte bald keine Grenzen
mehr und er scheute vor keinem Verbrechen zurück; weil
Sushun Tenno sein Feind war, liefs er ihn im kaiserlichen
Palaste von seinem Vasallen Azuina Ataigoma erstechen.
Der Prinz Umayado sah das furchtbare Verbrechen seines
Günstlings mit Gleichgültigkeit an und beruhigte sich und
seine Umgebung mit der Erklärung, dais Sushun Tenno
habe btiüsen müssen für ein Vergehen, welches er vor seiner
Geburt begangen habe (buddhistischer Glaube an die Seelen-
wanderung), an eine Bestrafung des Mörders dachte er nicht.
Nach der Ermordung von Sushun hob Umako Suiko Tenno, eine
Tochter von Kimmei Tenno, auf den Thron und machte den
Prinzen Umayado zum Regenten, während er selbst der all-
mächtige Minister blieb ; wo er sich zeigte, lag das ganze Volk
vor ihm im Staube und wagte nicht, sein Antlitz zu erheben.
Der Buddhismus machte unter ihm reifsende Fortschritte. Beim
Tode von Umayado 621, kaum 70 Jahre nach Einführung der
neuen Religion, existierten bereits die drei grolsen Tempel
Shitennoji, Horyuji und Hokoji in Yamato und 43 kleinere
Tempel im Reiche zerstreut, man zählte 1380 buddhistische
Priester und Nonnen. Die Handlungsweise von Umayado ist
— 24 —
verdammenswert, zu seiner Entschuldigung muß indessen gesagt
werden, dafs er ein aufgeklärter, hochgebildeter und gelehrter
Fürst war; er förderte alle Künste und Industriezweige, war
selbst Maler und Musiker und hatte erkannt, daß durch
den Buddhismus Japan zivilisiert wurde, er mufe trotz des
Fleckens, der sein Andenken beschmutzt, als einer der gröfsten
Männer und Wohltäter seines Landes hingestellt werden. Soga
Umako war ein Nachkomme von Takenouchi Sukune, des
ältesten Mannes, der in Japan gelebt hat, er soll der Sage
nach 365 Jahre alt geworden sein. Einer seiner Nachkommen
war stets Kanzler gewesen, die Familie hatte sich immer
durch Loyalität und Treue ausgezeichnet und war im Laufe
der Zeit sehr reich und mächtig geworden. Soga Iname
trieb sein Ehrgeiz, die höchste Stellung im Reiche zu erringen,
was seinem Sohne Umako gelang, welcher unter Bidatsu,
Yomei, Sushun und Suiko Tenno 54 Jahre' lang Kanzler war
und dessen Macht die seines Tenshi verdunkelte. Sein
Ansehen wurde durch seine nahe Verwandtschaft mit dem
Kaiserhause noch gehoben, seine Schwester Soga Katashi-
ohime hatte er mit Kimmei Tenno verheiratet, deren Kin-
der waren Yomei und Suiko Tenno. Nach dem Tode von
Katashiohime heiratete Kimmei eine zweite Schwester von
Umako, Soga Oane no kimi, deren Sohn Sushun Tenno war,
mithin liefe Umako seinen Neffen Sushun ermorden, um seine
Nichte Suiko Tenno auf den Thron zu heben. Bei Verfolgung
seiner ehrgeizigen Pläne und in seinem Glaubenseifer nahm er
weder auf sein Haus noch auf seine kaiserliche Verwandtschaft
Rücksicht. Nach seinem Tode folgte ihm sein Sohn Emiji,
der, allmächtig wie sein Vater, sich noch in seiner Über-
hebung mit kaiserlichen Ehrungen umgab. Unter der Kaiserin
Kokyoku Tenno liefs er in Katsuragi in Yamato einen Ahnen-
terapel für seine Vorfahren errichten und diese mit den
gleichen Zeremonien und Tänzen verehren wie die Vorfahren
der Tenshi; ohne die Genehmigung des Kaisers einzuholen,
tibergab er öffentlich sein Amt seinem Sohne Iruka. Dieser
wollte, ohne zu fragen, den Prinzen Yamashiro, einen Enkel
von Budatsu Tenno, auf den Thron heben und als dieser sich
weigerte, gewaltsame Schritte zu tun, liels er ihn ermorden.
Er liefs seinen Sohn „Qji" (kaiserlicher Prinz) nennen, seinen
und seines Vaters Wohnsitze, wie die kaiserlichen Residenz-
— 25 —
Schlösser, mit Palisaden und Gräben einschließen und sich stets
von 50 Mann Leibwachen in voller Kriegsrüstung begleiten.
Bei Unebigama in Yamato baute er eine Burg mit einem feuer-
festen Magazin, in welchem er Kriegsgeräte aufspeicherte und
wartete auf die Gelegenheit, sich mit Waffengewalt des Thrones
zu bemächtigen. In diesem für das Bestehen des Kaiserhauses
kritischen Zeitpunkte verbündeten sich Karu, der jüngere
Bruder der Kaiserin Kokyoku, und der Prinz Nakanooe, ein
Sohn von Yomei Tenno, mit Nakatome Kamatari, einem kühnen,
kriegskundigen und treuergebenen Diener des Kaisers, und Soga
Kurayamada-maro. Die Verschworenen benutzten die Gelegen-
heit, als der koreanische Gesandte sich zu einer Audienz begab,
während welcher Iruka im kaiserlichen Palaste niedergehauen
wurde, sein Vater Emiji wurde in seinem Wohnsitze umge-
bracht. Die Sogas waren gefallen und der Kaiser hatte die
Regierungsgewalt wieder in den Händen.
Wir sind nun an die Grenze des Altertums gekommen, die
Zeiten der Regierung nach Willkür sind vorüber, das Volk
wird schnell zivilisiert und verlangt Gesetze, die für alle gleich
sind.
m.
Periode 645—858.
Blüte der kaiserlichen Macht.
Kotoku Tenno nahm die chinesische Zeiteinteilung nach
Perioden von beliebiger Länge an (Ära), und stehen wir nun
auf festem historischen Boden. Die Kriege mit Korea hatten
Japan in Verbindung mit der Aufsenwelt gebracht, die chine-
sische Kultur war in das Land gekommen, aber die alte
Willkür der Vasallen war bisher nie geändert, sie hatte ver-
schuldet, dafe das kaiserliche Ansehen tief gesunken war, es
waren außergewöhnlich kräftige und weise Regenten nötig, um
die kaiserliche Macht wieder aufzurichten.
Ära Taikwa: 2. Februar 645 bis 6. Februar 650. —
Haku-chi: 7. Februar 650 bis 11. Februar 655.
Mit der Taikwa- Ära wurde die ganze Regierungsform
geändert, Gesetze wurden erlassen, kräftige, energische Kaiser
leiteten eine Zeit lang die Regierung, selbst unterstützt von
klugen und umsichtigen Räten. Die eingeführten chinesischen
Sitten und Gebräuche schlugen immer tiefere Wurzeln im Volke.
Die Absichten der Regierung waren die besten, aber die Fort-
schritte wurden übereilt und paisten häufig nicht für das da-
malige Volk. Die Steuern wurden so drückend, dafe das Volk
die Lasten kaum zu tragen vermochte. Der kaiserliche Hof
wurde glänzend und verschwenderisch, die Zahl der Kuge oder
— 27 —
Kokei, d. h. Hofadlige, wurde immer gröfser, die ohne Be-
schäftigung bei Hofe schwelgten und das Laster verbreiteten.
In dieser giftigen Hofluft bluten und entwickelten sich die
Literatur und die schönen Künste. Die Gesetze wurden unter
jeder Regierung besser und die Befehle des Tenshi wurden
im ganzen Reiche pünktlich befolgt, so dals diese Periode mit
Recht die Blüte der kaiserlichen Macht genannt zu werden
verdient.
Die Herrscher dieser Periode sind:
Kotoku Tenno, der jüngere Bruder von Kokyoku Tenno, .«*6
wurde 59 Jahre alt, führte von China die Gen oder Nengo, d. h. w
Ära oder Zeitperioden ohne bestimmte Länge, ein. Seine Resi-
denz war Nagara in Settsu.
Ära Saimei: 12. Februar 655 bis 24. Januar 662.
Saimei Tenno, unter diesem Namen bestieg die Kaiserin Ko- ,. 666 .
kyoku zum zweiten Male den Thron, ihre Hauptstadt war
Asuka in Yamato.
Ära Tenji: 25. Januar 662 bis 3. Februar 672.
661
Regentschaft der Prinzen Nakanooe, später Tenji Tenno. ^ 337.
Tenji Tenno, der älteste Sohn von Yomei Tenno, wurde .868
46 Jahre alt und residierte in Shiga in Omi.
Ära Sujaku: 4. Februar 672 bis 22. Januar 673. — 1. Jahr
Haku-ho: 4. Februar 672 bis 22. Januar 673. — 2. Jahr
Haku-ho: 23. Januar 673 bis 14. Jahr 29. Januar 686.
Kobun Tenno, der älteste Sohn von Tenji Tenno, wurde 671
M T 1. U bi8 67 &
25 Jahre alt.
Temmu Tenno, der jüngere Bruder von Tenji Tenno, resi- .673
dierte in Asuka in Yamato, dem letzten Jahre seiner Regierung
gab er der neuen Ära den Namen Sucho.
Ära Sucho: 30. Januar 686 bis 17. Februar 687. — Jito:
18. Februar 687 bis 27. Januar 697.
Jito Tenno, die dritte Tochter von Tenji Tenno, wurde .686
68 Jahre alt und residierte in Fujiwara in Yamato. Die ersten w
— 28 —
drei Jahre ihrer Regierung fallen in die Ära Sucho, die späteren
Jahre haben keinen Äranamen.
Ära Mommu: 28. Januar 697 bis 12. Februar 701. —
Daiho: 13. Februar 701 bis 9. Februar 704. — Kenin:
10. Februar 704 bis 27. Januar 708.
697^ Bumbu Tenno war der Sohn von Kusakabe Taishi, des
'* zum Kronprinzen ernannten Sohnes von Temmu Tenno, seine
Residenz war Fujiwara in Yamato, er wurde 25 Jahre alt.
Ära Wado: 28. Januar 708 bis 8. Februar 715.
. 707 Gemmei Tenno, die vierte Tochter von Tenji Tenno, wurde
61 Jahre alt, sie machte Heijo, der alte Name für Nara, in
Yamato zu ihrer Residenz, wo auch die folgenden sechs Tenshi
über 70 Jahre laug residierten.
Ära Reiki: 9. Februar 715 bis 15. Februar 717. — Yoro:
16. Februar 717 bis 30. Januar 724.
,715 Gencho Tenno, eine ältere Schwester von Bumbu Tenno,
bi8 724 ' wurde 69 Jahre alt.
Ära Jinki: 31. Januar 724 bis 2. Februar 729. — Tembio
(oder Tenhei): 3. Februar 729 bis 22. Januar 749.
7 ?fL Seimu oder Shomu Tenno, Sohn von Bumbu Tenno, wurde
56 Jahre alt, er residierte kurze Zeit in Kyoji in Yamato und
Naniwa in Settsu, bevor er nach Heijo ging.
bis 749.
Ära Tembio shoho (Tenheishoho): 23. Januar 749 bis
24. Januar 757.
749 Koken Tenno, die älteste Tochter von Seimu Tenno, wurde
bi8 76a 63 Jahre alt.
Ära Tembio hoji (Tenheihoji): 25. Januar 757 bis
25. Januar 765.
.768 Junin Tenno, der siebente Sohn von Toneri Shinno (Prinz),
18 ' eines Sohnes von Nitabe Shinno, dessen Vater Temmu Tenno
war, für kurze Zeit, bevor er in Heijo residierte, war er in
Hora in Omi, er wurde 33 Jahre alt.
— 29 —
Ära Tembio (Tenhei) jingo: 26. Januar 765 bis 3. Februar
767. — Jingo keiun: 4. Februar 467 bis 30. Januar 770.
Shotoku Tenno bestieg unter diesem Namen zum zweiten .? 65
Male den Thron, dem sie als Koken Tenno 758 entsagt hatte. ls 770 '
Ära Hoki: 31. Januar 770 bis 29. Januar 781. — Teno:
30. Januar 781 bis 17. Januar 782.
Konin Tenno, ein Sohn von Shiki Oji (Prinz), eines Sohnes v . ttö i
von Takasaka Oji, eines Sohnes von Tenji Tenno, wurde
73 Jahre alt.
bis 781.
bis 806.
Ära En riaku: 18. Januar 782 bis 22. Januar 806.
Kammu Tenno, der älteste Sohn von Konin Tenno, wurde L J81
70 Jahre alt, im Anfange seiner Regierung residierte er in
Nagaoko in Yamashiro, dann bezog er das Schlofs Heianjo in
Kioto, wo bis zum ersten Regierungsjahre des jetzigen Kaisers
1868 über 1000 Jahre lang alle Tenshi residierten.
Ära Daido: 23. Januar 806 bis 7. Februar 810.
Heijo Tenno, der älteste Sohn von Kammu Tenno, wurde l .806
51 Jahre alt.'
bis 809.
Ära Konin: 8. Februar 810 bis 3. Februar 824.
Saga Tenno, ein jüngerer Bruder von Heijo Tenno, wurde .809
57 Jahre alt.
Ära Tencho: 4 Februar 824 bis 11. Februar 834.
bis 828.
Junna Tenno, ein jüngerer Bruder von Saga Tenno, wurde 823
55 Jahre alt. bi8 m '
Ära Jowa: 12. Februar 834 bis 8. Februar 848. — Kajo:
9. Februar 848 bis 4. Februar 851.
Nimmei Tenno, der zweite Sohn von Saga Tenno, wurde 833
41Jahrealt. bU «*
Ära Ninju (Jingu): 5. Februar 861 bis 31. Januar 854. —
Saiko: 1. Februar 854 bis 29. Januar 857. — Tenan:
30. Januar 857 bis 6. Februar 859.
Buntoku Tenno, der älteste Sohn von Nimmei Tenno, wurde 850
32 Jahre alt. bl8 858 -
— 30 —
Jimmu Tenno machte die höchsten Ämter erblich, später
wurden dies alle und gingen ohne irgendwelche Ernennung
vom Vater auf den Sohn über, Rang und Amt wurden
Eigentum der Familien; eine Folge hiervon war, dafe die
Minister tatsächlich über dem Herrscher standen und
ganz willkürlich handelten. Die Kunitsuko, die Gouverneure
der Provinzen, und die Agatanuschi, Bezirksvorsteher, be-
trachteten ihre Bezirke und das Eigentum ihrer Untergebenen
als ihr Privateigentum, bemächtigten sich gewaltsam ganzer
Landesteile, zwangen das Volk zum unbedingten Gehorsam
und machten dasselbe zu ihren Untertanen. Die Bevölkerung
hatte keine Stelle, wo sie Recht und Schutz finden konnte.
Niemand kümmerte sich um die Befehle des Tenshi und von
einer Zentralregierung kann in dieser Zeit nicht gesprochen
werden. Wenn der Kaiser die Regierungsgewalt wieder er-
ringen wollte, so muDste die Macht der grofsen Familien ge-
brochen werden. Die Gefahr war groß, dals die übermütigen
Feudalherren sich ganz [Unabhängig erklärten von diesem
Schatten der kaiserlichen Regierung. Kurz vor dem Regierungs-
antritt von Kotoku Tenno warf in China der Herrscher das
Feudalwesen nieder und hob die kaiserliche Macht, er führte
die absolute Monarchie ein und die Neuorganisation vollkommen
durch. Als Kotoku Tenno im Jahre 646 den Thron bestieg,
führte er mit Hilfe seines Vetters, des Prinzen Nakanooe,
des späteren Tenji Tenno, diese chinesische Organisation ein,
auch nahm er die chinesische Zeitrechnung nach Nengo an
und nannte die erste Ära Taikwa. Er hob das frühere
Kanzleramt und den Staatsrat auf und ernannte nach chinesi-
schem Muster den Sadaijin, d. h. Minister zur Linken oder
Ministerpräsident, den Udaijin, d. h. Minister zur Rechten oder
Premierminister und den Naishin oder Grofesiegelbewahrer.
Abe Kurashimaro wurde Sadaijin, Soga Kurayamadamaro
Udaijin und Nakatome Kamatori Naishin, ferner ernannte er
Takamuku Kuromaro und den Shaku, buddhistischer Ober-
priester, Bun zu Kunihakase, Professor des Landes und über-
gab ihnen die Leitung des Kultus und des Unterrichtes; diese
waren gleichzeitig seine vertrauten Räte, mit denen er alles
beriet; zu diesen gehörte noch Minabuchi Koiyasu, der frühere
Lehrer des Kronprinzen Nakanooe, diese drei Gelehrten waren
im Jahre 607 nach China zum Studieren geschickt. Es gelang
— 31 —
Kotoku, die Macht der Feudalherren zu brechen und sie unter
seine Gesetze und seinen Willen zu beugen, auch gab er
dem ganzen Lande geordnete Verhältnisse. Um zu erreichen,
dafs Klagen seiner Untertanen wirklich an sein Ohr kamen,
liefe er am Tore seines Palastes eine Glocke aufhängen, welche
jeder läuten durfte, der an ihn appellieren wollte, weil er bei
den Beamten kein Recht erhalten konnte. In der Nähe der
Glocke liefe er einen Kasten für Bittschriften anbringen, der
Bringer hatte sein Schriftstück in den Kasten zu werfen und
dann an die Glocke zu schlagen, deren Ton das kaiserliche
Ohr erreichte. Er setzte durch Proklamationen im ganzen
Beiche den Räubereien und Erpressungen der hohen und
niederen Beamten ein Ziel und verbreitete Ruhe, Friede und
Zufriedenheit. Er machte bekannt, dafe das ganze Land
Eigentum des Tenshi sei, teilte das Reich von neuem in Pro-
vinzen, Kreise und Bezirke, indem er Flüsse und Gebirge als
Grenzen bestimmte, alle Menschen ohne Unterschied erklärte
er als Untertanen des Tenno. Die höchsten Provinzialbeamten,
die Dairyo, Präfekt, Shoryo, Kreisdirektor, Shusei, Bezirks-
vorsteher, Shuho, Amtmann, waren vom Tenshi selbst zu
ernennen, die Amter wurden dauernd besetzt, aber hörten
auf erblich zu sein. So hatte er das ganze Reich zum Eigen-
tum und alle Einwohner zu Untertanen des Tenshi gemacht.
Hierauf liefe er die Felder gleichmäfsig unter das Volk ver-
teilen und regelte dies durch folgende Gesetze: Jeder Mann
erhielt 2 Tan (1 Tan = 10 Ar) Reisfeld, jede Frau zwei Drittel
hiervon. Alle sechs Jahre mufete eine Volkszählung vorge-
nommen und bei dieser Gelegenheit die inzwischen verfallenen
Felder neu verteilt werden. Kinder, die sechs Jahre alt waren,
erhielten ihr Kobunden, d. h. Anteil an Reisfeld, wie er für
Männer und Frauen festgesetzt war. Was nach Zahlung der
Steuern vom Feldertrage übrig blieb, gehörte den Leuten.
Unfruchtbare und minder ertragreiche Ländereien waren nach
je zwei Jahren gegen guten Boden umzutauschen. Die
Felder der Verstorbenen wurden eingezogen. Nur unbescholtene
Personen durften den Kobunden erhalten. Aber nicht allein
die Nachkommen der Krieger Jimmu Tennos, auch die Ab-
kömmlinge der Ureinwohner des Landes, welche als Knechte
und Mägde dienten, erhielten, wenn sie treue Dienstboten
waren, ein Drittel des für ihre Herren festgesetzten Kobunden.
— 32 —
Die Steuern waren: So die Reissteuer, Yo die Frondienste
und Cho die Haussteuer. Die Reissteuer betrug etwa 4 Prozent
des Ertrages. Frondienste hatte jeder vom 21. bis zum 60-
Jahre zehn Tage für öffentliche Arbeiten jährlich zu leisten, für
jeden versäumten Tag war ein 2 Fuis 6 Zoll langes Stück Leinen
oder baumwollenes Zeug zu liefern, jedoch konnten diese
Stoffe auch durch Getreide ersetzt werden. Die Regierung
hatte als Zahlung alle Landesprodukte anzunehmen, wie z.B.
Seide, seidene Gewebe und Baumwolle. Die Steuer für 1 Cho,
1 Hektar, Reisfeld war 1 Jo, 10 Fufs reinseidener Stoff oder
2 Jo, 20 Fuis halbseidener Stoff oder 40 Fufs Leinen. Die
Breite der Zeugstücke war gesetzlich 2 Fuis 6 Zoll. Die
Steuer für ein Haus war 12 Fuis Leinen. Dieser Staatsstreich,
der mit einem Schlage die Macht der Feudalherren im ganzen
Reiche niederwarf, war sorgfältig vorbereitet, um etwaige
Unruhen im Keime zu ersticken, in allen Provinzen waren
befestigte Grenzsperren mit starker Besatzung angelegt, in
mehreren Landesteilen standen starke Truppenabteilungen in
befestigten Lagern, ausgesandte Kundschafter hatten die Stim-
mung des Landes und alles, was vorging, zu melden und Post-
stationen waren in grolser Anzahl errichtet. Um Fälschungen
zu vermeiden, folgten den ausgesandten Orders Ausführungs-
befehle. Beide waren mit Siegelhälften versehen, die zu-
sammenpassen mufsten, um dem Befehle Gültigkeit zu geben.
Auf diese Weise schützte sich der Kaiser vor Unruhen
und Überraschungen. Alles war zum sofortigen Losschlagen
bereit Der dritte Teil aller Männer vom 21. bis zum 60. Jahre
hatten sich auf das erste Alarmsignal sofort als Soldat bei dem
Truppenteile, dem ein jeder zugeteilt war, zu stellen. Um dem Volke
Vertrauen und Liebe zu der neuen Regierungsform einzuflößen,
suchte er für die höchsten Beamtenstellen Männer von erprobter
Rechtschaffenheit aus und verlangte von diesen, dafis auch sie
nur solche anstellten. Er verbot, dafö die Richter ohne Bei-
räte Verbrecher aburteilten, da zu strenge Richter das Volk
quälen. Niemand durfte unter dem Schutze seiner Amts-
gewalt sich fremdes Gut aneignen, im Gegenteil war das
Volk im ungestörten Besitz seines Eigentums zu schützen und
zu erhalten.
So hatte Kotoku Tenno mit fester Hand und sicherem
Auge das Reich, welches er schlecht oder vielmehr gar nicht
— 33 —
verwaltet übernommen hatte, zur Ordnung gebracht und ge-
einigt, hatte die unumschränkte Alleinherrschaft mit verbesserten
Regierungsformen durchgeführt, die Regierung gekräftigt, be-
festigt und ihr Ansehen gehoben, gleichzeitig hatte er die Liebe
und Verehrung seines Volkes errungen. Er führte die am
besten för sein Volk passenden chinesischen Gesetze ein, schuf
acht Ministerien nebst vielen anderen Ämtern und erhöhte die
bisherigen 12 Rangklassen auf 19. Die acht Ministerien bil-
deten das Staatsministerium „Hassho", sie waren: Shikibu: das
Zeremonienamt, Kumai: Hofmarschallamt, Minbu: das Mini-
sterium des Census, der Grenzen, Abschätzung der Steuern,
der Bauten, Brücken, Flufsregelung und der Landwirtschaft,
Keibu: Strafkammer, Heibu: Kriegsministerium, Okura: Finanz-
ministerium, Nakatsukasa: Hof haushält und Jibu: Unterrichts-
ministerium.
Zu bewundern ist es, dafs Kotoku Tenno die alten tausend-
jährigen Institutionen zu beseitigen und die ganz neuen chine-
sischen Regierungsformen einzuführen vermochte, ohne dais
irgendwelche ernste Unruhen ausbrachen. Es scheint dies seinen
Grund gehabt zu haben in erster Linie in der damaligen Hin-
neigung des ganzen Volkes, ob hoch, ob niedrig, zu chinesischen
Sitten und Gebräuchen, und dann scheint die Zahl der mäch-
tigen Feudalgeschlechter nur klein gewesen zu sein. Die
früheren Eunitsuko (Gouverneure) und Agatanushi (Bezirks-
vorsteher) wurden, soweit sie sich eigneten, für die neuen
Ämter ausgewählt, und blieben also ruhig. Unterstützt wurde
der Kaiser in allen seinen Handlungen von dem ebenso klugen
wie energischen Kronprinzen Nakanooe, welcher als Tenji Tenno
fortfuhr, die kaiserliche Macht und das Ansehen der Regierung
zu heben und die Gesetze zu bessern; unter ihm wurde der Fort-
schritt immer sichtbarer. Er erhöhte die 19 Rangklassen auf
26 und führte den Rang des Daijodaijin (Reichskanzler) ein,
welcher über dem Sadaijin und Udaijin stand, hierzu ernannte
er den Kronprinzen Oji Otomo, später Kobun Tenno; dieser
hatte den Vorsitz im Ministerrate und zeichnete die Kabinetts-
befehle. Temmu Tenno teilte das ganze Volk in erbliche
Klassen, To, ein:
1. Klasse: Mabito, Angehörige des Kaiserhauses.
2. Klasse: Ason, Hofadel.
3. Klasse: Sukune, hoher Adel.
— 34 -
4 Klasse: Kizu, Shintopriester.
5. Klasse: Doshi, buddhistische Priester.
6. Klasse: Omi, Ritter.
7. Klasse: Muraji, niederer Adel.
8. Klasse: Inagi, Bürger.
Die Beamten teilte er in acht Kwan, Rangklassen. Jede
Familie hatte ein Oberhaupt, dem alle Familienglieder Ge-
horsam schuldig waren.
Die Haupt -Rangklassen waren in Unterklassen geteilt,
so dafs das ganze Volk in 48 Klassen geteilt war. Dieselben
unterschieden sich durch die genau vorgeschriebene Farbe der
Kleidung und Kopfbedeckung, so dafs man fast das ganze Volk
uniformiert nennen konnte.
Unter Jito Tenno wurde eine Gesetzsammlung in 22 Bänden
vollendet, welche bereits unter Tenji Tenno begonnen wurde.
Dieses Gesetzbuch liefe sie an alle Beamten verteilen; es ist
nicht erhalten.
Bumbu Tenno liefs von Oshikabe Shinno (Shinno ist der
Titel eines kaiserlichen Prinzen) und Fujiwara Fuhito, dem
Sohne von Nakatome Kamatari, welcher die Sogas gestürzt
hatte, die alten mit den neuen Gesetzen vergleichen und die
besten auswählen, dies Werk wurde im ersten Jahre der Ära
Daiho, 701, vollendet und erhielt nach der Ära den Namen
Daiho ritsurei (Daiho- oder Taiho-Gesetz), Gencho Tenno liefs
dies Gesetzbuch von Fujiwara Fuhito nochmals revidieren.
Dieser vollendete das Werk in der Ära Yoro, 717 — 723, und es
erhielt den Namen „Yoro kaishu no rei", es ist das unter dem
Namen „Taihorei" erhaltene Gesetzbuch. Hiermit war die
neue Gesetzgebung, welche Kotoku begonnen hatte, klar und
verständlich beendigt und kann als für jene Zeit als eine vorzüg-
liche bezeichnet werden. Bumbu Tenno schaffte die Auszeichnung
des Ranges durch die Kopfbedeckung ab und bestimmte, dals
jedem Beamten sein Rang durch ein Diplom verliehen werde.
Der erste, zweite, dritte und vierte Rang war für die Shinno,
Söhne von Kaisern, reserviert. Die O, Söhne von kaiserlichen
Prinzen, und die kaiserlichen Beamten wurden in neun Rang-
klassen eingeteilt. Jede zerfiel in zwei Abteilungen, die
Sei und Yu, aufserdem gab es von der vierten Klasse an noch
die Unterabteilungen jo und ge, d. h. oben und unten, bei der
neunten Klasse gab es noch die Dai- und Sho- Abteilung, so
— 35 —
da£s zusammen 30 Klassen existierten. Die Ämter and Be-
amten zerfielen in zwei große Abteilungen, die Naikwan und
die Gwaikwan. Naikwan hatte die Angelegenheiten des Hofes
und der Residenz, Gwaikwan die der Provinzen unter sich.
Zum Naikwan gehörten:
1. Jingikwan für Schinto, Tempel und Priester und reli-
giöse Angelegenheiten.
2. Dajokwan, der Staatsrat.
3. Nakatsukasasho, Hofhaushalt.
4. Shikibusho, Zeremonien- und Ritusamt.
5. Jibusho, Abteilung für Genealogie, Erbschaften, Musik,
theatralische Aufführungen, kaiserliche Begräbnisplätze, Ange-
legenheiten der buddhistischen Priester und Nonnen, Besuch
und Unterhaltung von Ausländern.
6. Minbusho, für Zensus, Grenzen, Abschätzung der Steuern,
Häfen, Gebäude, Flüsse, Brücken und Landwirtschaft
7. Hyobusho, Kriegsabteilung.
8. Keibusho, Strafkammer.
9. Okurasho, Finanzabteilung.
10. Kunaisho, Hofmarschallamt.
11. Danjodai, Zensur und Aufsicht über die Beamten.
12. Sayukyoshoku, zwei Bürgermeisterämter.
13. Settsushoku, Polizeidirektion.
Gwaikwan bestand aus den Regierungsabteilungen in Da-
zaitu in Chikuzen, ein Zivil- und ein Militäramt, und den
Provinz- und Distriktsregierungsäratern. Jede dieser Ab-
teilungen setzte sich zusammen aus: 1. Chokwan, Präsident,
Leiter der Geschäfte; 2. Jikwan, Vizepräsident; 3. Hangwan,
Geschäftsführer; 4. Shuten, Sekretär.
Im Hassho, Staatsministerium bestand jedes der acht Mi-
nisterien aus dem Kei (Präsident), Ho (Vizepräsident), Jo (Ge-
schäftsführer) und Roku (Sekretär). In den Provinzämtern
hiefsen diese Beamten Shu (Präsident), Kwai (Vizepräsident),
En (Geschäftsführer) und Moku (Sekretär). Die Amtsobliegen-
heiten dieser Beamten waren: der Präsident hatte die Ge-
schäfte zu leiten, der Vizepräsident unterstützte ihn, der Ge-
schäftsführer hatte die Ausführung und der Sekretär war
Bureauchef. Alle Ämter im Naikwan, wie im Gwaikwan
waren koordiniert, nur Dajokwan war den anderen vorgesetzt.
— 36 -
Die militärischen Einrichtungen waren folgendermaüsen.
Der dritte Teil der männlichen Bevölkerung war vom 21. bis
zum 60. Lebensjahre dienstpflichtig. Die Einberufenen bildeten
die Gundan (Brigaden) und taten abwechselnd Dienst in der
Hauptstadt und in den Provinzen. In der Hauptstadt hieisen sie
Eishi und hatten die Bewachung des kaiserlichen Palastes, in
den Provinzen hiefsen sie Bojin und wurden zur Verteidigung
des Landes eingezogen. In Kioto waren aufser den Eishi noch
die kaiserliche Leibwache, Emon und die Heiefu, die Bezirks-
kommandanten. Die Emon und Eishi lösten sich in dem Dienste
ab, während die Heiefu festen Gehalt bezogen und stets im
Dienste waren. Es gab drei Arten Gundan:
Daigundan, gro&e Brigaden über 1000 Mann stark,
Chugundan, mittlere Brigaden über 600 Mann stark und
Shogundan, kleine Brigaden unter 600 Mann stark.
Ein Gundan hatte folgende Unterabteilungen: 5 Mann
bildeten ein Go; 2 Go, also 10 Mann eine Kwa; 5 Kwa, also
50 Mann eine Tai; 2 Tai, also 100 Mann eine Ryo; 2 Ryo, also
200 Mann eine Ko.
Der Kommandant einer Tai war der Taisei, der Komman-
dant einer Ryo der Ryosui und der Kommandant einer Ko
derKoi. Eine Daigundan kommandierte ein Taiki( Oberst), unter
ihm standen zwei Shoki (Majore) und ein Shubo (Adjutant). Die
Mittelbrigade (Chugundan) kommandierte ein Taiki, unter dem
ein Shoki und ein Shubo standen und die Shogundan komman-
dierte ein Shoki, der einen Shubo hatte. Dies war die Friedens-
formation , im Kriege wurde für Truppen bis zu 3000 Mann
Stärke ein besonderes Kommando nicht errichtet; waren
3—4000 Mann vereinigt, so wurde ein Shogun (wörtlich ein
Befehlshaber [imperator]), 1 Fukushogun, 1 Generalmajor,
1 Gunkwan, 1 Generalstabschef, 2 Gunso, 2 Intendanten, 2 Ro-
kuji, 2 Adjutanten oder Generalstabsoffiziere ernannt.
Bei einem Armeekörper bis 10000 Mann wurden ernannt:
1 Shogun, 1 Fukushogun, 1 Gunkwan, 4 Gunso, 2 Rokuji.
Bei einem Armeekörper über 10 000 Mann: 1 Shogun,
2 Fukushogun, 2 Gunkwan, 4 Gunso, 4 Rokuji.
Wurden mehrere Gun (Armeekorps) zu einer Sangun, Armee,
vereinigt, so mufste ein Taishogun (Generalissimus) ernannt
werden.
— 37 —
Strafen. Als Strafen finden wir in dem Straf-Kodex:
1. Dozai, Züchtigung mit Ruten, die aus gespaltenem Bambus
gemacht wurden, 10 bis 50 Streiche, in fünf Klassen.
2. Jozai, Prügelstrafe, mit Prügeln von hartem Holze,
60 bis 100 Streiche, in fünf Klassen.
3. Tozai, Gefängnisstrafe mit Zwangsarbeit von einem
Jahre aufwärts mit halbjährigen Steigerungen bis drei Jahre,
gleichfalls fünf Klassen.
4. Ryuzai, Transportation oder Verbannung, in drei Klassen:
a) Kinryu, Verbannung in eine Nachbarprovinz ; b) Churyu, Ver-
bannung in eine ferne Provinz; c) Enryu, Verbannung auf eine
ferne Insel. Diese Verbannungen konnten bis lebenslänglich
ausgedehnt werden.
5. Shizai, Todesstrafe, in zwei Klassen: a) Erdrosselung,
b) Enthauptung.
Von Gemmei bis Konin Tenno hatten die sieben Herrscher
ihre Residenz in Heijo, dem heutigen Nara, und heifst dieser
Zeitabschnitt „die sieben Höfe von Heijo". Die von Kotoku
und seinen Nachfolgern eingeführten Institutionen, Gesetze und
Verordnungen waren bis zu dieser Zeit Gemeingut des Volkes
geworden, es war gleichzeitig die Herrschaft im Norden des
Reiches befestigt und die Insel Yezo dem Reiche zugefügt
Der Shogun Abe Hirofu hatte unter Kotoku Tenno diese
Insel unterworfen und ein Regierungsamt in Shiribeshi, dem
westlichen Teile von Yezo errichtet Tenji Tenno hatte end-
gültig Korea aufgegeben und freundschaftliche Verbindungen
mit den benachbarten Festlandstaaten angeknüpft. Seine und
seiner Nachfolger Bestreben war es, die Zivilisation in Japan
zu verbreiten und zu befestigen. Bumbu Tenno erliefe ein Schul-
gesetz, errichtete eine Universität in Kioto und Distriktschulen
in den Provinzen, viele Lehrer und Professoren berief er und
stellte sie an, um die heranwachsende Jugend zu erziehen und
zu bilden. Der Professor Sakaibe Ishizumi stellte die Schrift-
zeichen, Charakter, in einer Sammlung von 44 Bänden zu-
sammen. Dieselbe ist die „Doshin sen" nach den drei Haupt-
charakteren: do Handlung, shin der heilige Baum der Shinto,
sen Holz, benannt. Unter Bumbu machten Literatur, Kunst
und Industrie, sehr grofee Fortschritte und der Wohlstand hob
sich im ganzen Reiche.
— 38 —
Tenji Tenno bot seinem Bruder Onnabito, der hervorragende
Geistesgaben hatte, obgleich es sein höchster Wünsch war,
seinen eigenen Sohn zu seinem Nachfolger zu haben, den Thron
an, den Onnabito, den Wunsch seines Bruders kennend, aus-
schlug und Priester in Yoshino in Yamato wurde. Kobun
Tenno folgte seinem Vater, verfeindete sich aber sofort mit
Onnabito und dieser empörte sich gegen seinen Neffen (671).
Otomo Pukehi und Murakuni Oyori, die beiden sehr kriegs-
tüchtigen Generäle Onnabitos, schlugen überall die kaiser-
lichen Truppen und schliefslich wurde in der entscheidenden
Schlacht bei Seta und Awami in Omi Tomotaka, der Shogun des
Kaisers, nach langem heifsen Kampfe total vernichtet (672).
Kobun Tenno sah ein, dafs er Onnabito gegenüber ohnmächtig
war und nahm sich selbst das Leben. Onnabito bestieg als
Temmu Tenno den Thron und machte bald den Unruhen ein
Ende, er war ein ebenso weiser, energischer und aufgeklärter
Herrscher wie Tenji Tenno. Während der sieben Regierungen
in Heijo (707—781) machte die Zivilisation im Lande allerdings
sehr grofee Fortschritte und stand die kaiserliche Macht auf
der Höhe, aber die Herrscher hörten auf, sich um die Re-
gierung zu kümmern, Kaiser und Hof verweichlichten, wurden
faul und lasterhaft und dachten nur an Schwelgerei und Luxus.
Vor 100 Jahren hatten die Sogas mit Hilfe des Buddhismus
die höchste Gewalt im Staate erlangt und die Herrscher zu
ihren ehrgeizigen Zwecken ausgebeutet, in der Heijo-Periode
wiederholten sich diese Vorgänge, nur dafs an die Stelle der
Kanzler hier zwei ehrgeizige buddhistische Priester, Gembo und
Dokyo, traten. Der Buddhismus lehrt, dafs böse und gute
Taten schon in diesem Leben ihren Lohn finden, infolge dieses
Satzes war der geistig schwache Hof so abergläubisch ge-
worden, dafe er sich überall und vor allen Dingen fürchtete.
Natürlich mufste unter diesen Verhältnissen die Macht des
Buddhismus enorm wachsen, besonders geschah dies unter
den Kaiserinnen Gemmei und Gencho und dem überfrommen
Seimu Tenno. Dieser schrieb selbst die heiligen Bücher ab,
liefe zahlreiche Statuen von Buddha anfertigen, darunter den
noch heute bewunderten Daibutsu, d. i. grofser Buddha von
Nara, er verbot irgend ein lebendes Wesen zu töten, setzte
die Verbrecher in Freiheit, beschäftigte sich nur mit der Re-
ligion, liefs Armenhäuser, Spitäler und Armenapotheken er-
— 39 —
richten und baute in jeder Provinz einen Kokubunji, buddhi-
stischer Haupttempel. Die von seinen grofsen Vorgängern ein-
geführten Gesetze wurden von ihm nicht beachtet, die Aus-
gaben stiegen in das Unendliche und das Laster verbreitete
sich von oben nach unten. Dies war aber dem Kaiser völlig
gleichgültig, schliesslich liefs er sich in seinem Glaubenseifer
den Kopf scheren wie ein buddhistischer Priester, grübelte
nur noch über die Erfüllung der Vorschriften Buddhas nach
und nannte sich selbst Sambodo, Sklave des Buddha. Die
Priesterschaft wurde dadurch selbstverständlich täglich über-
mütiger, dies stieg noch, als der Priester Gembo der Geliebte
der Adoptivmutter des Kaisers, der abgedankten Gencho Tenno,
wurde und im Vertrauen auf ihren Schutz jede Rücksicht fallen
liefe und Regierungsbefehle nach Willkür herausgab. Fnjiwara
Hirotsugu versuchte vergebens dem Kaiser die Augen zu öffnen
und ihn vor dem übermütigen Priester zu warnen. Als Hirotsugu
dienstlich in Dazaifu in Kyushu war, bemächtigte sich der rach-
süchtige Gembo der geliebten Gattin Hirotsugus und machte
sie zu seiner Geliebten, der hierdurch zum äufsersten getriebene
Gatte empörte sich, wurde jedoch in Hizen von kaiserlichen
Truppen besiegt, gefangen und enthauptet. Seimu Tenno dankte
ab und es folgte ihm seine Tochter Koken Tenno, die sich wie
ihr Vater nur mit der Religion beschäftigte, Bauten aufführte,
die sie den Tempeln weihte, verbot zweimal während ihrer
Regierung im ganzen Reiche für ein ganzes Jahr Tiere
zu töten und Fleisch zu essen; einmal versammelte sie
5000 Priester in Nara, um dem Daibutsu zu opfern und
veranstaltete mehrere Male grofse Kirchenfeste, bei welchen
jedesmal 10000 musikalische Instrumente benützt wurden.
Die Ausgaben hierfür waren enorm; während sie die Kirche
mit Reichtümern tiberschüttete, seufzte das gequälte Volk unter
der Last stets neuer, willkürlich erhobener Steuern. Koken
Tenno hatte ihren sehr schönen Geliebten Emi Oshikatsu, dessen
Familienname Fujiwara Nakamitsu war, zu ihrem ersten Minister
gemacht, dieser hatte eine Zeitlang grofsen Einflute auf die
Kaiserin, bis diese sich in den Priester Dokyo verliebte, dem
die leichtfertige Fürstin den Posten Oshikatsus gab und ihre
Liebe schenkte. Der gefallene Geliebte empörte sich, wurde
aber besiegt und hingerichtet und Dokyo von seiner Geliebten
zum Dajodaijin Zenshi, Priester- Reichskanzler, gemacht, bald
— 40 -
darauf wurde ihm der Hoorang (abgedankter Kaiser) ver-
liehen, der übermütige Priester unterschied sich nun weder an
Macht noch Kleidung und Ehren von dem regierenden Kaiser,
aber selbst hiermit war er noch nicht zufrieden, er wollte,
dafs seine Geliebte zu seinen Gunsten dem Thron entsagte.
Um dies zu erreichen, liefs er von einer seiner Kreaturen dem
Shujinkwan, höchsten Shintopriester, Asomaro, der Kaiserin
den Befehl der Götter überbringen, sie habe abzudanken
und den Thron Dokyo zu übergeben. Diese Unverschämtheit
rüttelte die leichtsinnige Kaiserin auf, sie schickte ihren treuen
Anhänger Wake no Kiyomaro zu dem kaiserlichen Ahnen-
tempel in Usa in Yamato, um von dort den Befehl der Götter
zu holen. Kiyomaro brachte folgende Antwort: „Seit Be-
stehen der Welt hat stets ein Mitglied des Kaiserhauses auf
dem Thron gesessen, nie ein Anderer. Wer ist Dokyo? ein
niedrig geborener Abenteurer, frevelhaft lüstern nach dem
kaiserlichen Throne, dessen ärgster Feind er ist". Koken Tenno
liefe nun ihren Geliebten fallen und nahm ihm seine Ämter
und Würden. Der Buddhismus aber litt nicht unter dem Falle
von Dokyo, er erstarkte von Jahr zu Jahr und groise hervor-
ragende Priester brachten ihn zur vollen Blüte; mit ihm machten
die Kunst, welche hauptsächlich in seinem Dienste stand,
Architektur, Schnitzerei und Malerei reißende Fortschritte.
Seit der Regierung von Kammu Tenno stand das Studium
der chinesischen Klassiker in hohem Ansehen. Schon früh
hatten sich Gelehrte einen so grofsen Namen gemacht, dafe
sie bis heute fortleben, wie Tayasumaro, der unter Gemmei
Tenno 712 das älteste erhaltene japanische Geschichtswerk
„Kojiki" verfafste, Toneri Shinno, der Vater von Junin Tenno,
der Verfasser der Nihonshoki (797), ebenfalls eines Geschichts-
werkes, ferner Abe Nakamaro, Kibi Mabi, Omi Mifune. Abe
Nakamaro wurde 716 nach China geschickt, um zu studieren,
er blieb dort bis zu seinem Tode 770 und erwarb sich wegen
seiner tiefen Gelehrsamkeit einen grofsen Namen. Mit diesem
gleichzeitig studierte in China Kibi Mabi, nach Japan zurück-
gekehrt, wurde er wegen seiner Gelehrsamkeit mit gro&er Aus-
zeichnung behandelt und stieg bis zum Udaijin, als solcher starb
er im sechsten Jahre Hoki 775. Omi Mifune war ein Ururenkel
des Prinzen Oji Otomo, er war ein bedeutender Geschichts-
forscher und Kenner der chinesischen Klassiker; er erhielt von
— 41 —
Koken Tenno den Befehl, den verstorbenen Kaisern von Jimmu
bis Seimn Tenno Namen nach dem Tode, Posthumusnamen, zu
geben. Unter diesen ehrenden Namen, welche sie niemals zu
Lebzeiten trugen, sind sämtliche japanische Kaiser bis zum
Vater des jetzt regierenden in der Geschichte bekannt. Mifune
starb im vierten Jahre En riaku 785. Als grolse Dichter dieser
Periode werden gefeiert Yamabe no Akahito und Kakinomoto
no Hitomaru. Unter Seimu und Koken Tenno sammelte der
Sadaijin Tachibana no Moroe die aus alten Zeiten erhaltenen
Gedichte und stellte sie in Banyoshu zusammen. Die Silben,
in welchen dies Werk geschrieben ist, sind von den heutigen
ganz verschieden und werden nach diesem Werke Banyo kana
genannt, die heute gebräuchlichen Kata kana und Hiragana
sind später entstanden, die Katakana soll von Kibi Mabi, die
Hirigana von Kobodaishi erfunden sein, doch ist es nicht er-
wiesen.
In die Periode der sieben Höfe von Nara fällt die
Blüte der Gesetzgebung und der Literatur, gleichzeitig waren
der Luxus und kirchliche Pomp enorm, für Messen wurden
unglaubliche Summen verschwendet und, um die Mittel
zu beschaffen, wurde das Volk mit immer neuen Steuern
gedrückt. Der Hof und die hohen Beamten vertändelten ihre
Zeit mit geistreichen Spielereien, das Volk sank moralisch und
physisch tiefer und tiefer. Konin Tenno erkannte dies und
suchte der Verweichlichung des Volkes zu steuern, indem er
das Gesetz, nach welchem ein Drittel der Männer vom 21. bis
60. Jahre Soldat sein muteten, dahin änderte, dafs nur im
Bogenschießen und Reiten geübte Männer Soldaten werden
konnten. Diese wurden für ihre Militärdienste mit dem Koden,
Reisfeld für Kriegsdienst, belehnt, welcher für drei Generationen
erblich war. Konin suchte auch die Lasten des Volkes zu er-
leichtern, wie er handelte sein Nachfolger Kammu Tenno, er
suchte das Volk zu kräftigen und die Kriegskunst zu heben;
unter ihm brachen Unruhen in Mutsu, den nördlichen Provinzen
ans, welche er unterdrückt. Gleichzeitig war er ein eifriger För-
derer und Beschützer der Literatur und Wissenschaften. Er
überwies im 13. Jahre En riaku, 794, 306000 Tsubo, 102 Hektar, .
Reisfelder in Echizen unter dem Namen Kwangakuden, Landes-
universitätsland der Landesuniversität, der bereits Koken Tenno
im ersten Jahre Tenhei oder Tembio hoji, 757, 60000 Tsubo,
— 42 —
20 Hektar, verliehen hatte, so dafs die Universität jetzt über
120 Hektar eigene Reisfelder besafe. Unter Kammu Tenno wurde
Zokn Nihonki, die zweite Auflage der Nihongi, von Sugano
Mamichi verfa&t. Während der Heijo-Periode, 707 — 781, wurde
die Regierung häufig durch Aufstände in den nördlichen Pro-
vinzen beunruhigt, zuerst unter Gemmei Tenno 709 empörten
sich die Eingeborenen in Mutsu und Echigo. Der Udaiben,
höchste Beamte des Udaijin, Kosemaro wurde zum Chinteki
Shogun (Befehlshaber gegen die nördlichen Rebellen) ernannt
und rückte gegen Mutsu vor, gegen Echigo marschierte der
zum Seiteki Shogun (Befehlshaber gegen die Rebellen) ernannte
Mimbutayu (höchster Beamte der Mimbusho, Grenzministeriums)
Saeki Ishiyu. Auf dem Marsche zogen die Shogune sämtliche
Soldaten der Provinzen Suruga, Totomi, Kai, Echizen und Etchu
ein, mit denen der Aufstand niedergeworfen wurde. Dieselben
Völker erhoben sich, 720, wieder unter Gencho Tenno, sie er-
schlugen den Ansatsushi, Wächter über das Verhalten des
Volkes, von Mutsu, Kamitsuke no Hirobito, aber sie wurden
von den Ansatsushi von Harima, Tajihi Agatamori, schnell zur
Ruhe gebracht. Unter Seimu Tenno brach eine neue Empörung
in Mutsu (724) aus , welche von dem zum Jisetsu Taishogun,
Befehlshaber an Stelle des Tenshi, ernannten Shikibukyo,
Oberzeremonienmeister, Fujiwara Umagai unterdrückt wurde;
ein gleichzeitiger Aufruhr in Dewa, die Provinzen Uzen und
Ugo, wurde von dem Chinteki Shogun Ono Ushigai nieder-
geschlagen. Nun erbaute der Chinju Shogun, Militärkomman-
dant, Ono Azumabito Tagajo, die erste Burg in Rikuzen, um
die Grenzen vor Plünderungen zu schützen, unweit der heutigen
Stadt Sendai. Die Eingeborenen griffen 774 diese Feste an,
wurden aber von dem Chinju Shogun Otomo Surugamaro
zurückgeworfen. Im Jahre 780 brach ein neuer Aufstand in
Mutsu aus und der Gouverneur von Mutsu Kino Hirozumi
wurde erschlagen, der Chunagon, sechste Minister, Fujiwara
Tsungunawa, wurde gegen die Rebellen gesandt, und warf
den Aufstand mit Hilfe von Fujiwara Koguromaro nieder. Es
war natürlich, dafs die kriegerischen und freiheitliebenden
t Volksstämme immer von neuem versuchten, das Joch von sich
abzuschütteln, da ihre in Untätigkeit versunkenen und verweich-
lichten Herren nicht die Kraft und Energie hatten, sie im
Zaume zu halten.
— 43 -
Bis Konin Tenno war der Kriegerstand von den Bauern
nicht getrennt, diese ergriffen das Waffenhandwerk, wenn
sie einberufen wurden; erst dieser Kaiser trennte gesetzlich
die beiden Stände. Kammu Tenno, ein energischer und ein-
sichtsvoller Herrscher, suchte durch verbesserte Militärver-
hältnisse den Unruhen der Eingeborenen Einhalt zu tun und
deren Freiheitssinn zu brechen. Als ein neuer Aufstand 784
im Norden ausbrach, sandte er an seine Stelle als Seiitai-
shogun (Oberbefehlshaber) Otomo Jemochi, der die Unruhen
unterdrückte, aber die Ruhe dauerte nur vier Jahre. Wieder
erhoben sich 788 die nördlichen Stämme, diesmal wollte der
Kaiser sie erdrücken, er ernannte Kino Kosami zum Seiitai-
shogun und gab ihm den Befehl, mit sämtlichen Kriegern
aus dem Bando, alle Provinzen östlich von Tamba und
Settsu, gegen die Rebellen vorzugehen. Die Truppen sam-
melten sich bei Tagajo in Rikuzen. Anfangs wurden die Ein-
geborenen besiegt, aber Iruma Hironari, der Stellvertreter des
Oberfeldherrn, verfolgte sie ohne die nötigen Vorsichtsmafs-
regeln, fiel in einen Hinterhalt und wurde mit seinen Truppen
niedergemacht. Kosami, welcher mit dem Hauptheere ihm ge-
folgt war, wurde ebenfalls total geschlagen und gezwungen, seine
mutlos gewordenen Truppen nach Kioto zurückzuführen. Nun
schickte der Kaiser den Seiitaishogun Otomo Otomaro mit dem
Fukushogun, Stellvertreter -General, Sakagarai Tamuramaro
gegen die Rebellen. Nach dreijährigen blutigen Kämpfen siegte
zwar Otomo Otomaro, aber die Kraft der Yezostämme war noch
nicht ganz gebrochen, denn im Jahre 801 erhob sich der Yezo-
häuptling Takamaro und drang bis zur Burg Kiyomi auf der
Grenze zwischen Iwashiro und Shimotzuke vor, hier wurde er
von Sakagami Tamuramaro zurückgeworfen. Sakagami baute
im nächsten Jahre die Burg Izawa in Iwashiro, welche er mit
4000 Mann besetzte, diese hatten keine andere Beschäftigung,
als die Bewachung der Burg und kriegerische Übungen. Hier-
mit ist der Norden wirklich unterworfen, es brachen allerdings
noch einmal unter Saga Tenno Unruhen aus, die aber im Keime
erstickt wurden.
Die Nachfolger des kräftigen Kammu Tenno waren
schwach und weichlich, führten ein tatenloses üppiges Leben
und machten Trinkgelage zu ihrer Hauptbeschäftigung; um
ihrer Verschwendungssucht zu genügen, drückten sie das Volk
— 44 -
mit immer neuen Steuern, während die vornehmen Herren
davon fast ganz befreit waren. Die Kaiser kümmerten sich
nicht mehr um die Regierung und unter Seiwa Tenno be-
mächtigte sich Fujiwara Yorifusa, der mütterlicherseits mit dem
Kaiser verwandt war, der Herrschaft, regierte völlig unab-
hängig und machte den Tenshi zu seinem Spielzeug. Die
Macht der Fujiwara- Familie datiert von Saga Tenno, welcher
im ersten Jahre Konin 810 den Kurandodokoro, Hofverwaltung,
einführte, an dessen Spitze stellte er Kose Notari und Fujiwara
Fuyutsugu. Dieses Amt wurde von sieben hohen Beamten
verwaltet, denen, als die Kaiser aufhörten sich um die Re-
gierung zu kümmern, die Leitung des Reiches oblag.
Gesetze. Im elften Jahre Konin, 820, wurde das nach dieser Ära
benannte Konin -Gesetz erlassen, welches von dem Dainagon,
fünfter Minister, Fujiwara Fuyutsugu und dem Chunagon Fuji-
wara Kuzunomaro ausgearbeitet war, ein Kriminal- und Bürger-
liches Gesetz. Unter Junna Tenno wurde im siebenten Jahre
Tencho, 830, ein neues Gesetzbuch eingeführt, welches von
Fujiwara Mitsumori ausgearbeitet war. Im zehnten Jahre
Tencho, 833, liefs Junna Tenno durch den grofeen Rechtsgelehrten
Kiyohara Natsuno alle Juristen des Reiches zusammenberufen und
die unter Temmu Tenno von Fujiwara Fukito herausgegebene
Gesetzsammlung, welche veraltet war und deren Gesetze von
den Richtern auf die verschiedenste Weise ausgelegt wurden,
mit Erläuterungen versehen und definieren.
Unter Nimmei Tenno wurde das Kebiishi, Polizeiamt, er-
richtet und Bumya Akitsu zum Kebiishi Betto, Polizeidirektor,
ernannt, ihm unterstanden 66 Polizeibeamte, welche in Settsu,
Yamashiro, Yamato, Kawachi und Izumi die Bevölkerung zu
überwachen hatten, namentlich mufsten sie die Gesinnungen
der Leute ausspionieren. Nach Buntoku und Seiwa Tenno
waren im ganzen Reiche Polizeiämter. Da das Volk unter der
Mifs Wirtschaft von oben sehr verarmt war, hatten Räuber und
Diebe überhand genommen und die Polizeibeamten daher einen
sehr schweren Dienst, weshalb ihre Zahl stets vermehrt wurde.
Scbul- Seit Kammu Tenno hatten Kunst und Wissenschaften
grofse Fortschritte gemacht und es waren Schulen in grofeer
Zahl entstanden. Von der Regierung wurde die Daigaku,
Universität für die chinesischen Wissenschaften, und die Koku-
gaku, Universität für die Landes -Wissenschaften, erhalten.
wesen.
- 45 —
Aniser diesen wurden noch viele Privatschulen gegründet, von
denen als die wichtigsten und meist besuchten hervorzuheben
sind Kwangakuin, ein Gymnasium von Fujiwara Fuyutsugu,
Gakukwan, Gymnasium der Danirin, Gattin von Eammu
Tenno, Junnain, Junna Gymnasium von Tsunesada Shinno, einem
Sohne von Eammu Tenno und Shogakuin, das Gymnasium
des berühmten Gelehrten Äriwara Yukihara.
Eine gro&e Anzahl von berühmten Werken wurde in dieser Litera-
Periode verfalst, unter ihnen Kogoishu, über alte Dichtungen, tur *
Daidoruishuho, ein medizinisches Werk in über 100 Bänden,
beide Werke erschienen unter Heijo Tenno, unter Saga Tenno
erschien Shinsen Seishiroku, Biographien berühmter Männer,
unter Junna Tenno Hifuryaku, Sammlung in 1000 Büchern von
Briefen und Schriften berühmter Männer, und Keikokushu,
Sammlung in 10 Bänden von Gedichten und Sinnsprüchen be-
rühmter Männer, unter Nimmei Tenno wurde Nihonkoki, Ge-
schichte von Japan in 40 Bänden, herausgegeben.
Als Gelehrte werden genannt Imbe Hironari, der Verfasser Gelehrte
von Kogoishui, Tachibana Hiroai, Sugawara Kiyokimi, Fuji- p er iode.
wara Otsugu, der Verfasser von Nihonkoki, Haruzumi Yoshi-
nawa, Yoshimichi Sanesada, Shigeno Sadanushi, der Verfasser
von Keikokushu und Hifuryaku, Ono Takamura und Minabushi
Nagakawa.
Ono Takamura war ein Sohn des Sagi, Staatsrat, Mine-
mori, Herrn von Mutsu, er begleitete stets seinen Vater und
beschäftigte sich nur mit Reiten und Bogenschielsen, als Saga
Tenno dies mißbilligte, gab er aus Loyaliät seine Vergnügungen
auf und widmete sich mit solcher Hingebung den Wissen-
schaften, dafs seine Schriften die seiner Zeitgenossen weit
überragen, er war ein grofser Schreibkünstler und war berühmt
wegen seiner Sosho, Kursivschrift, und Reisho, Halbkursivschrift,
er starb im zweiten Jahre Ninju, 852. Haruzumi Yoshinawa
stammte aus der Provinz Ise, studierte in der Tencho Ära,
824—833, wurde Tokugyosei, Doctor philosophiae und später
Sagi. In jener Zeit disputierten die Gelehrten leidenschaftlich
und suchten sich gegenseitig lächerlich zu machen, ihre Schüler
machten es wie sie und gründeten Verbindungen, zwischen
denen es oft zu blutigen Händeln kam. Yoshinawa machte
von seinen Kollegen eine Ausnahme, nahm keine Schüler an
und lebte nur seinen Wissenschaften, auch kümmerte er sich
— 46 —
nicht darum, wenn er verhöhnt wurde, er starb im zwölften
Jahre Jogwan, 870.
Auch Geographie, Astronomie, Mathematik und Medizin
wurden fleifsig studiert. In der Medizin wurden Abe Manao
und Izumo Hirosada durch ihr Werk Daidoruishuho berühmt.
Dichter. Unter den Dichtern dieser Zeit stehen besonders hoch
Bunya no Yasuhide, Ariwara no Narihira, Sojo Hemjo und
Ono no Komachi.
Schön- in der Schönschreibkunst machte sich Tachibana Hayanari
Bchr6]h~
t nmst einen gro&en Namen, sowie Saga Tenno und der Priester
Kukwai. Diese werden die drei grofsen Lehrer genannt.
Maler. in der Malerei erwarb sich Kudara Kawanari unter Heijo
Tenno groise Berühmtheit, er malte Porträts, Landschaften
und Pflanzen so lebenswahr, dafs die von ihm aufgestellten
Kegeln für lange Zeit von den Malern befolgt wurden.
Neben diesen machten alle anderen Künste und Industrie-
zweige grofse Fortschritte.
Religion. Trotz der Macht des Buddhismus blieb die Partei,
welche dem Shintoglauben treu blieb, so stark, dafs die
beiden berühmten buddhistischen Priester Denkyo und Kobo
den Religionsstreit durch die Vereinigung des Buddhismus mit
dem Shintoglauben beendeten, dieser neue Glaube schlug bald
tiefe Wurzel im ganzen Volke.
Denkyo Denkyo stammte aus der Provinz Imi, sein Name war
*** u Saijo, in seinem zwölften Lebensjahre kam er zu dem Hoshi
(buddhistischen Priester) Gyohyo und wurde ein Mitglied der
Ishiki- Sekte, im siebenten Jahre Enriaku, 788, baute er am
Berge Hieizan bei Kioto den Tempel Nemotochudo, den später
berühmten Tempel Enriakuji. Später studierte er in China,
wo er zur Temdai- Sekte übertrat, welche er, nach Japan
zurückgekehrt, verbreitete; er starb im 13. Jahre Konin, 822,
und erhielt von Seiwa Tenno den homyo oder haimyo (Posthumus-
namen) Denkyo Daishi, Daishi ist der Titel des höchsten
buddhistischen Priesters (Bonzen).
Kobo Der buddhistische Priester Kobo stammte aus Sanuki, sein
" Name war Kukwai, im 24. Jahre Enriaku, 805, ging er im
Gefolge des japanischen Gesandten Kuzunomaro nach China,
wo er ein Mitglied der Mikyo- Sekte (eine geheime Sekte)
wurde. Im siebenten Jahre Konin, 816, baute er den Tempel
Kongoboji auf dem Berge Koyasan im südlichen Teile von
— 47 —
KiL Er starb im zweiten Jahre Jowa, 835, und erhielt von
Daigo Tenno den Namen Kobo Daishi.
Unter Suiko Tenno kamen die Sanrin- und die Sujitsu- Buddhi-
Sekte, unter Seimei folgten die Hoso- und Kusha- Sekte, unter sekteiu
Seimu (oder Shomu) Tenno die Kagen- Sekte, unter Junin Tenno
die Bisshu- Sekte, so dafs, nachdem Denkyo die Tendai- und
Eobo die Shingon- Sekte nach Japan gebracht hatten, hier
nunmehr acht buddhistische Sekten existierten.
Bis zur Mitte des siebenten Jahrhunderts wurde das ge- Münz-
prägte Geld aus China importiert. Im ersten Jahre Kado weseiL
(Wado), 708, wurde die erste Kupfermünze in Japan geprägt,
welche die Umschrift „Kado Kwai Ho u trug, unter Junin Tenno
wurden im vierten Jahre Tembio hoji, 760, Gold-, Silber- und
Kupfermünzen geprägt, die Goldmünze hatte die Umschrift
„Kaiki Shoho", die Silbermünze „Taihei Gemho" und die Kupfer-
münze „Mannen Tsuho u . Unter Shotoku Tenno wurde im ersten
Jahre Tenhei (Tembio) jingo, 765, eine Kupfermünze „Jingo
Kaiho" geprägt, unter Kammu Tenno im 15. Jahre Enriaku,
796, die Kupfermünze „Ryuhei Eiho u , unter Saga Tenno im
neunten Jahre Konin, 818, die Kupfermünze „Fuju Shimpo u ,
unter Nimmei Tenno im zweiten Jahre Jowa, 835, die Kupfer-
münze „Showa Shoho", im ersten Jahre Kajo, 848, die Kupfer-
münze „Chonen Taiho".
Die Musikkunst kam von Korea und China und bürgerte Musik.
sich bald in Japan ein, die Instrumente, welche man benützte,
waren Sho und Shichiriki (Pfeifen), Yokobue (Flöte), Gogen Ceine
Art Guitarre mit vier Saiten), So (ein ausgeholtes Holz in Form
eines Fisches, welches geschlagen wurde), Taiko (die Trommel),
Shakuhachi (eine Flöte, die am Ende geblasen wurde), Biwa
(eine Laute mit vier Saiten), Ku (eine Fiedel mit drei Saiten),
Ko (eine liegende Harfe mit 28 Saiten), Koto (ein dem letzteren
ähnliches Instrument, welches 13 Saiten hat), aufser diesen
waren noch viele andere Instrumente im Gebrauch.
Die meisten Waffen wurden in dieser Periode noch im- Waffen-
portiert, doch stand die Waflfenschmiedekunst bereits in hohem sc ie( e '
Ansehen, sie war eine adelige Kunst, welche selbst Kaiser
übten. Unter Buntoku Tenno schmiedete der Waffenschmied
Temkoku das berühmte Schwert Kogarasumaru, welches als
kostbares Kleinod jahrhundertelang in der Familie Heiji (Taira)
aufbewahrt wurde. Die Waffenschmiede brachten ihren Namen
— 48 -
auf den Klingen an, wodurch der Wert des Schwertes erhöht
wurde.
Während der verschwenderischen Heyo- Periode kamen
namentlich die Künste auf eine hohe Stufe, welche Schönheit
und Eleganz vereinen, so namentlich die Herstellung von Lack-
sachen in verschiedenen Farben mit eingelegten Mosaikgemälden
oder der Lack wurde mit Gold- und Silberstaub gemischt
Auch die Porzellanfabrikation und -Malerei entwickelten sich
erstaunlich.
Bauart. Seit Kammu Tenno wurde meistens der chinesische Bau-
stil angewendet, als dieser Kaiser seine Residenz von Heijo
nach Kioto verlegte, liefe er sein Schlote in chinesischem Stil
auffuhren, da er, wie alles Chinesische, auch diesen Stil bevor-
zugte, ihm folgte natürlich der Adel und die hohen Beamten,
die sämtlich ihre Häuser und Schlösser in diesem Stil errichten
ließen und an Pracht und Glanz miteinander wetteiferten.
IV.
Periode 858-1068.
Die vormundschaftliche Regierung der Fujiwara.
Nach dem Falle der Soga war eine Zeitlang von klugen
und energischen Herrschern die Regierung geleitet, weise
Gesetze gegeben und deren Befolgung streng durchgeführt,
die kaiserliche Macht hatte den Gipfel erreicht. Aber in
der Periode Heijo, wo alles vollkommen schien, kein äufserer
Feind da war, keine Unruhen mehr das Land zerrütteten
und alles beseitigt war, was bis dahin die Kaiser zur Tätig-
keit gezwungen hatte, waren sie nachlässig und untätig ge-
worden. An Stelle der bisherigen Sittenstrenge, Einfachheit
und Sparsamkeit war Üppigkeit, Luxus und Verschwendung
getreten. Dem Beispiele der Herrscher war der Hof und das
ganze Volk gefolgt. Das Ansehen der Tenshi litt sehr dadurch,
dafs mehrere Frauen den Thron bestiegen, welche zum Teil
durch ihre Sittenlosigkeit allgemeines Ärgernis erregten. Hierzu
kam, dafs mit der Einführung und Annahme aller anderen
chinesischen Sitten und Institutionen, es auch gebräuchlich ge-
worden war, dafs nach buddhistischem Prinzip, die Tenshi
sich von den weltlichen Sorgen und Zerstreuungen zurückzogen
und dem Thron entsagten. Von dieser Gewohnheit machten
gewissenlose Minister Gebrauch, indem sie unmündige Kinder
auf den Thron hoben und dieselben abdanken lielsen, wenn sie
mündig wurden. So war es denn etwas ganz Gewöhnliches,
— 50 —
dals drei Tenshi gleichzeitig lebten, ein Knabe auf dem Throne,
sein Vater, Bruder und Grofsvater als abgedankte Kaiser.
Diese Sitte war es, welche die Macht der Tenshi vollständig
brach, Minister ergriffen die Zügel der Regierung und herrschten,
als ob niemand über ihnen stände.
Unter Seiwa Tenno kam das Haus Fujiwara an die Spitze
der Regierung, welches sich unter mehreren Herrschern große
Verdienste erworben hatte und mit dem Kaiserhause viel-
fach verschwägert und tatsächlich über 200 Jahre an Stelle
der Tenshi regierte. Die allmächtigen Minister aus dem
Hause Fujiwara waren: Yoshifusa, Mototsune, Tadahira, Sa-
neyori, Korechika, Kanemitsu Yoritada, Kaneie, Michitaka,
Michikane, Michinaga und Yorimichi, indessen leiteten von
Mototsune bis Saneyori 59 Jahre lang die Tenshi die Regierung
selbständig.
Die Herrscher in dieser Periode waren:
Ära Jogwan: 7. Februar 859 bis 17. Januar 877.
,868 Seiwa Tenno, der siebente Sohn von Buntoku Tenno,
biB m ' wurde 31 Jahre alt.
ÄraGwangio(Grenkei): 18. Januar 877 bis 19. Januar 885.
877 Josei Tenno, der älteste Sohn von Seiwa Tenno, wurde
bi8 884 ' 83 Jahre alt.
Ära Ninna (Nimva): 20. Januar 885 bis 3. Februar 889.
884 Koko Tenno, der dritte Sohn von Nimmei Tenno, wurde
bi8 * 7 ' 58 Jahre alt,
Ära Kampei (Kwanhei): 4. Februar 889 bis 25. Ja-
nuar 898.
887 Uda Tenno, der siebente Sohn von Koko Tenno, wurde
bi« 897. fl . T , u '
65 Jahre alt.
Ära Shotai: 26. Januar 898 bis 22. Januar 901. — Engi:
23. Januar 901 bis 19. Januar 923. — Encho: 20. Ja-
nuar 923 bis 21. Januar 931.
897 Daigo Tenno, der älteste Sohn von Uda Tenno, wurde
bU 93 °- 46 Jahre alt.
bis 946.
— 51 —
Ära Johei (Shohei): 22. Januar 931 bis 2.Februar 938. —
Tengio (Tenkei): 3. Februar 938 bis 24. Januar 947.
Sujyaku Tenno, der elfte Sohn von Daigo Tenno, wurde
30 Jahre alt.
Ära Tenriaku (Tenreki): 25. Januar 947 bis 2. Februar
957. — Ten toku: 3. Februar 957 bis 19. Januar 961.
— Owa: 20. Januar 961 bis 15. Februar 964. — Koho:
16. Februar 964 bis 1. Februar 968.
Murakami Tenno, der jüngere Bruder von Sujyaku, wurde u .946
42 Jahre alt.
bis 967.
Ära Anna: 2. Februar 968 bis 8. Februar 970.
Reizen Tenno, der zweite Sohn von Murakami Tenno, .967
wurde 62 Jahre alt. bw ÖÄ
Ära Ten roku: 9. Februar 970 bis 5. Februar 973. —
Tenen: 6. Februar 973 bis 2. Februar 976. — Jogen
(Teigen): 3. Februar 976 bis 9. Februar 978. — Tengen:
10. Februar 978 bis 15. Februar 983. — Eikwan: 16. Fe-
bruar 983 bis 23. Januar 985.
Enyu Tenno, der jüngere Bruder von Reizen Tenno, wurde 969
33 Jahre alt bis 984 '
Ära Kwanna: 24. Januar 985 bis 31. Januar 987.
Kwazan Tenno, der älteste Sohn von Reizen Tenno, wurde 984
41 Jahre alt bis986 '
Ära Eien: 1. Februar 987 bis 8. Februar 989. — Eiso:
9. Februar 989 bis 29. Januar 990. — Shoriaku (Seireki):
30. Januar 990 bis 2. Februar 995. — Chotoku: 3. Fe-
bruar 995 bis 19. Januar 999. — Choho: 20. Januar 999
bis 24. Januar 1004. — Kwanko: 25. Januar 1004 bis
25. Januar 1012.
Ichijo Tenno, der älteste Sohn von Enyu Tenno, wurde 986
31 Jahre alt. bi8 101L
Ära Chowa: 26. Januar 1012 bis 30. Januar 1017.
Sanjo Tenno, der zweite Sohn von Reizen Tenno. wurde ton
42 Jahre alt. bis 1016 '
4*
— 52 -
Ära Kwannin: 31. Januar 1017 bis 14 Februar 1021. —
Jian (Chian): 15. Februar 1021 bis 12. Februar 1024. —
Manju: 13. Februar 1024 bis 29. Januar 1028. — Chogen:
30. Januar 1028 bis 18. Januar 1037.
1016 Groichijo Tenno, der dritte Sohn von Ichijo Tenno, wurde
bi81086 - 29 Jahre alt.
Ära Choriaku(Choreki): 19. Januar 1037 bis 14. Februar
1040. — Chokiu: lö.Februar 1040 bis 1. Februar 1044. —
Kwantoku: 2. Februar 1044 bis 8. Februar 1046.
1086 Gosujyaku Tenno, der jüngere Bruder von Goichijo Tenno,
bis 1046. wurde 37 Jahre alt
Ära Ei jo (Eisho): 9.Februar 1046 bis 22. Januar 1053. —
Tengi(Temki): 23. Januar 1053 bis 26. Januar 1058. —
Kohei: 27. Januar 1058 bis 7. Februar 1065. — Jiriaku
(Jireki): 8. Februar 1065 bis 25. Februar 1069.
1046 Goreizen Tenno, der älteste Sohn von Gosiyyaku, wurde
bis 1068. u Jahre aU
Nach dem Tode von Buntoku Tenno (858) bestieg der damals
neun Jahre alte Seiwa Tenno den Thron. Während seiner
Minderjährigkeit leitete sein Grofsvater mütterlicherseits, der
Dajodaijin (erste Minister) Fujiwara Yoshifusa, die Regentschaft.
Er war der erste Minister, welcher selbständig regierte, und
erlangten mit ihm die Fujiwara die höchste Macht im Staate.
Der Gründer dieses Hauses war Nakatome Kamatori, ein
Nachkomme von Amazu Koyane no Mikoto; Nakatome hatte
Nakanooe Oji, den späteren Tenji Tenno, unterstützt bei dem
Sturze der Soga sowohl' wie bei der Einführung chinesischer
Institutionen, um die absolute Monarchie zu organisieren, durch
welche die Macht des Tenshi wieder zur Blüte kam. Er war
zur Belohnung für seine grofsen Verdienste zum Naidaijin
(vierthöchsten Minister) ernannt und hatte den Daishokukwan
(höchsten Hofrang) erhalten. Sein Sohn, Fujiwara Fuhito,
diente unter den vier Tenshi Jito, Bumbu, Gemmei und Gencho
mit Treue und Energie und zeichnete sich durch Weisheit und
Gelehrsamkeit aus; unter Bumbu Tenno sammelte und vervoll-
ständigte er das Taiho-Gesetz 701, welches das Fundament
für alle folgenden Gesetze blieb, er stieg bis zum Udaijin, seine
— 53 —
älteste Tochter war die Geliebte von Burabu Tenno und seine
zweite wurde sogar die rechtmäßige Gattin von Seimu Tenno,
welcher ihm den Okurina (ehrender Name nach dem Tode) Dan-
kaiko verlieh. Fujiwara Fuhito hatte vier Söhne: Takechimaro
genannt Nanki, Fusatsugu genannt Hokke, Umagai genannt
Shikike und Maro genannt Kyoke. Die Verdienste, welche sich
Nakatome und sein Sohn um das Kaiserhaus erworben hatten,
machten die ganze Familie groß* und mächtig. Viele Söhne
des Hauses erhielten glänzende Stellungen, so wurde unter
Seimei Tenno Fujiwara Takechimaro Udaijin, unter Koken
Tenno Fujiwara Toyonari Udaijin. Yunin Tenno schickte Fuji-
wara Nakamaro als Gesandten nach China und redete ihn
Oheim an, Shotoku Tenno ernannte Fujiwara Nagate zum Sadaijin,
unter Konin Tenno wurde Fujiwara Yoshitsugu Naidaijin und Fuji-
wara Uona Sadaijin, unter Kammu Tenno waren nacheinander
Udaijin F.Tamaro, dann F.Korekimi, dann F.Tsugunawa, unter
Heijo Tenno war F. Uchimaro Udaijin, unter Saga Tenno
nacheinander F. Sonobito und F. Fuyutsugu Udaijin, unter
Junna Tenno war F. Otsugu Sadaijin, unter Nimmei Tenno
F. Mitsumori Udaijin, unter Buntoku Tenno F. Yoshisuke
Udaijin. DieRe Minister waren alle Nachkommen von F. Nanki
(Takechimaro) oder F. Hokke (Fusatsugu) oder F. Shikike
(Umagai), den drei ältesten Söhnen von F. Fuhito. Die Tochter
von F. Yoshitsugu erhob Kammu Tenno zu seiner recht-
mäßigen Gattin, ebenso wählte Nimmei Tenno eine Tochter von
F. Fuyutsngu zur Gattin. Es waren also die Fujiwaras mehrfach
mit dem Kaiserhause verschwägert, sie waren stets bei Hofe
und in der Nähe der Tenshi und immer die treuesten Diener
ihrer kaiserlichen Verwandten, die viel dazu beitrugen, das
Ansehen des Tenshi zu heben. Für ihre vielen und großen
Verdienste wurden sie aber auch in reichem Mals belohnt.
Besonders erwähnt zu werden verdient noch F. Momokawa,
welcher zusammen mit Wake Kiyomaro den Priester Dokyo,
den Geliebten der Kaiserin Koken, stürzte. F. Momokawa
setzte es mit seinem Einflufs auf die Kaiserin durch, dafs
Konin und Kwammu Tenno, welche von Koken Tenno gehalst
wurden, den Thron bestiegen, womit er die Dynastie rettete.
Inzwischen hatten sich die Tenshi in dem ungestörten
Frieden und der Ruhe im Lande an Untätigkeit gewöhnt und
sich der Regierungssorgen entledigt, während die Fujiwara
— 64 -
allmächtige Minister wurden. Nimmei Tenno hatte Jnnko, die
Tochter von F. Fuyutsugu und Schwester von F. Yoshifusa zu
seiner Gattin erhoben. Ihr Sohn war Oji Michiyasu, der zum
Kronprinzen ernannt wurde, Abiko, die Tochter seines Oheims
des Udaijin F. Yoshifusa, heiratete und den Thron bestieg, er
war Buntoku Tenno; anfangs hatte dieser die Absicht, seinen
ältesten Sohn Koretaka Shinno zum Kronprinzen zu machen,
dieser war aber kein Sohn von Abiko, welche auch einen Sohn
hatte, und nun setzte F. Yoshifusa durch, dafe dieser zum
Thronfolger ernannt wurde. Natürlich wurde dadurch der
Einfluß; von Yoshifusa immer größer. Der Kaiser ernannte
ihn zum Dajodaijin, ein Amt, das allein dem Sohne eines Tenshi
zukam und nur in seltenen Fällen bisher besetzt war. Tenji
Tenno hatte zum ersten Male diesen Posten seinem Sohne
Oji Otomo verliehen und später Jito Tenno seinem Sohne
Takaichi Oji, die übrigen kaiserlichen Prinzen waren immer
nur Chi Dajodaijin (zeitweilige Dajodaijin), nur Shotoku
Tenno hatte ihrem Geliebten, dem Priester Dokyo, dies Amt
verliehen, und jetzt erhielt es F. Yoshifusa als zweiter, ohne
Prinz zu sein. Er erhielt auch von Buntoku Tenno zwei
Hoken (Säbel, die nur von dem Tenshi getragen wurden)
und die Erlaubnis, bewaffnet den kaiserlichen Palast betreten
zu dürfen. Als der neunjährige Seiwa Tenno den Thron be-
stieg, wurde F. Yoshifusa zum Sessho (Vormund-Regent) ernannt,
ohne jemandem verantwortlich zu sein; er leitete die Regierung
weise und mit kräftiger Hand, erliefe das Taikwan-Gesetz und
Vorschriften für die Feste des Confucius. In Kioto, Dazaifu,
Echizen und auf Kyushu liefe er Reisspeicher bauen; sowohl
um einer Hungersnot vorzubeugen, als auch ein übermäßiges
Steigen der Reispreise durch Spekulation zu verhindern, ferner
legte er Küstenverteidigungen an, um gegen feindliche Ein-
fälle gesichert zu sein, auch schickte er in alle Landesteile
tüchtige Beamte zur Leitung der Administration. Als die hervor-
ragendsten von diesen werden genannt Kino Amamori, Ftyiwara
Yasunori, Kino Natsui und Ariwara Yukihara.
Nach der Abdankung von Seiwa Tenno (876) bestieg Josei
Tenno den Thron, während seiner Minderjährigkeit war Fuji-
wara Mototsune Sessei (oder Sessho). Als Josei heranwuchs,
lasterhaft wurde, sich absolut nicht um die Regierung kümmerte
und nur seinen schwelgerischen Vergnügungen lebte, setzte ihn
— 55 —
Mototsune ab (884) und hob Tokiyasu Shinno, den dritten Sohn
von Nimmei Tenno, Koko Tenno auf den Thron (885); dafs
niemand es wagte, sich Mototsnne zu widersetzen, zeigt die
Macht des tiessho. Koko Tenno, ein einsichtsvoller Fürst,
hatte die Absicht, die Macht des Tenshi über die des Kwam-
paku zu stellen (Mototsnne war, als Koko Tenno gro&jährig
geworden war, von diesem zum Kwampaku [Regent] ernannt
and leitete weiter die Regierung), aber da der Kaiser doch von
Mototsnne auf den Thron gehoben war, so glaubte er nicht,
energisch ihm gegenüber auftreten zu dürfen, er dankte ab und
es folgte ihm sein Sohn Uda Tenno; auch er, ein kluger und ener-
gischer Fürst, wünschte die Macht der Fujiwara zu vernichten,
was aber, solange der edle Mototsnne lebte, unmöglich war. Koko
Tenno hatte viele Söhne, aber aus Furcht vor Mototsnne wagte
er keinen zum Kronprinzen zu ernennen. Als er einmal schwer
erkrankte, bat ihn Mototsune, den Prinzen Jiju, den begab-
testen der Söhne des Kaisers, zum Thronfolger zu ernennen.
Der Kaiser erfüllte die Bitte des Kwampaku, liefs den Prinzen
rufen, teilte ihm die Handlungsweise Mototsunes mit und er-
mahnte ihn, nie zu vergessen, was er sowohl wie sein Vater
der Stärke, dem Mute und der Fürsorge des Kwampaku ver-
dankten. Uda Tenno hatte nicht lange auf seine Unabhängig-
keit zu warten; im dritten Jahre Kwampei starb F. Mototsune
(891), nun nahm der Tenshi die Zügel der Regierung in seine
eigene Hand und regierte weise und heilbringend für sein Volk.
Da die Fujiwaras die höchsten Stellen bei Hofe inne hatten
und unermeüslich reich waren, sah Uda Tenno ein, dafs er nicht
ohne Vorbereitungen die Gewalt des Hauses brechen könne, was
nötig war, damit nicht in kurzer Zeit die Familie wieder die
kaiserliche Macht gefährde. Der Kaiser wollte dies dadurch
erreichen, dais er eine andere, den Fujiwaras feindliche Familie,
ihnen gegenüberstellte. Hierzu schien ihm ganz besonders Suga-
wara Michizane, der Chef des Kurando (Hofmarschallamt mit
ministerieller Macht), geeignet, wenn er diesem die Mittel gab,
der Willkür der Fujiwaras ein Ziel zu setzen. Michizane, der
dritte Sohn des Sangi Koreyoshi, hatte sich schon als Student
durch seine Gelehrsamkeit ausgezeichnet und war für seine
Schriften in der Jogwan-Ära Tokugyosei, Dr. phil., geworden,
später wurde er Gon no kami (zweiter Herr) von Shimotsuke. In
der Ära Ninna 885 bis 889 wurde er Kami (Herr) von Sanuki auf
— 56 —
Shikoku. Uda Tenno war auf ihn schon früher aufmerksam
geworden und glaubt« jetzt, in ihm die geeignete Persönlich-
keit zur Erreichung seines Zweckes gefunden zu haben, er
ernannte ihn zum Gon Dainagon (Vize, fünften Minister) und
zum Udaisho (vierten General), welche Ämter Michizane
gleichzeitig bekleidete, wodurch er gro&en Einfluß erlangte.
Vielleicht wäre es Uda Tenno gelungen, durch Michizane
die Macht der Fujiwara zu beseitigen, aber er dankte zu
früh zu Gunsten seines Sohnes Daigo Tenno ab (897). Kaum
hatte der neue Kaiser den Thron bestiegen, so gelang es den
Fujiwaras, den Einfluß ihres gefährlichen Feindes Sugawara
Michizane zu vernichten. Uda dankte als eifriger Buddhist nach
kaum neunjähriger Regierung und erst 31 Jahre alt ab, legte
die kaiserlichen Gewänder nieder, liefs sich das Haupt scheren
und wurde Hoo (abgedankter Kaiser, der Priester geworden
ist). Daigo Tenno ernannnte Fujiwara Tadahira zum Dainagon
und Sugiwara Michizane zum Gon Dainagon (Vize -Dainagon),
später avancierte F. Tadahira zum Sadaijin und Michizane zum
Udaijin. Michizane war nicht vom alten Hofadel und fühlte,
daß er allein, selbst unterstützt vom Kaiser, für die Dauer
der übermächtigen Fujiwara-Familie nicht gewachsen war und
bat mehrere Male um seine Entlassung, immer vergebens, weil
auch Daigo Tenno den treuen und gelehrten Michizane als
Gegengewicht für die Fujiwara benutzen wollte; er beabsichtigte
sogar Michizane zum Kwampaku zu ernennen, welche Würde
dieser jedoch entschieden ablehnte. Als der stolze Fujiwara
Tadahira von diesem neuen Gunstbeweise des Kaisers für
Michizane Kenntnis erhielt, kannte sein alter Hals gegen den
Rivalen keine Grenzen mehr und er grübelte nur über Mittel,
mit denen er seinen ebenso verachteten wie gefürchteten
Gegner niederschmettern konnte. Wiederholt wurde Michi-
zane von seinen Freunden gewarnt und gebeten, seine
Stellung niederzulegen, aber er gehorchte den Pflichten der
Loyalität und blieb auf seinem Posten; voll Freude, der Liebe
seines Tenshi sicher zu sein, lebte er nur für diesen und
vergafs seine mächtigen Feinde. Fujiwara Tadahira aber
schmiedete Ränke mit seinen Freunden, Michizane zu ver-
derben, seine geschworenen Anhänger waren Minamoto Hikaru,
Fujiwara Sadakumi, Fujiwara Sugane und mehrere andere
Höflinge, die alle nicht die Untergebenen eines Emporkömmlings,
— 57 —
der Michizane in ihren Augen war, sein wollten. Tadahira ver-
dächtigte Michizane beim Kaiser, indem er behauptete, Michi-
zane habe die Absicht, seinen Schwiegersohn, den Prinzen
Nariyo Shinno, auf den Thron zu heben. Daigo Tenno hatte
in Michizane sein ganzes Vertrauen gesetzt, aber er war jung,
veränderlich und mifstrauisch, er fühlte sich, als die schlau
angelegte Intrigue vorgetragen wurde, tief verletzt, und be-
unruhigt schenkte er der niederträchtigen Verleumdung seines
getreuesten Dieners leider ein williges Ohr. Er entsetzte
Michizane seiner Ämter und Würden und degradierte ihn
zum zweiten Herrn von Dazaifu. Da die Verschworenen
fürchteten, dais Uda Hoo zu Gunsten von Michizane inter-
venieren würde, wurde der Befehl des Kaisers unverzüglich
ausgeführt und Michizane mufste sofort nach seinem Ver-
bannungsorte abreisen. Wie vorauszusehen, fuhr Uda, sobald
er von der an Michizane begangenen Undankbarkeit hörte,
zum Kaiser, aber Pujiwara Sugane hatte den Torwachen
den strengen Befehl gegeben, niemanden passieren zu lassen.
Michizane mit seiner ganzen aus 22 Personen bestehenden
Familie zog in die Verbannung. Damit hatte Tadahira gesiegt
und die Fujiwara ihre verlorene Macht zurückgewonnen, sie
wurden in die Ämter und Würden wieder eingesetzt, die sie be-
sessen hatten und es ward bei Hofe, wie es vor Uda Tenno gewesen.
Von jetzt an wurden die hohen und höchsten Ämter nur noch
an Mitglieder der Fujiwara-Familie oder ihrer treuesten An-
hänger gegeben; Intelligenz und Fähigkeiten von Personen,
welche nicht zu diesen gehörten, wurden nicht berücksichtigt,
die großen Familien, welche sich ihnen nicht willenlos unter-
warfen, wurden vom Hofe vertrieben, während Klienten der
Fujiwara mächtiger wurden dadurch, dafs sie die Güter der
vertriebenen Familien erhielten. Die Folge war, dafs die Zahl
der Unzufriedenen, der durch dies System Verarmten oder
zur Untätigkeit Verdammten bald sehr grofs war. Besonders
waren dies die Mitglieder der Kriegerklassen , deren Ansehen
und Einfluß die Fujiwara überall unterdrückten, was ihnen
jedoch in den Provinzen nicht gelang.
Daigo Tenno leitete mit fester Hand die Regierung, er
verliefe sich nicht allein auf die ihm gemachten Berichte über
die Wünsche und Leiden seiner Untertanen , er suchte selbst
einen Einblick in das wahre Volksleben zu erlangen, indem er
— 58 —
sich verkleidet unter das Volk mischte und hier Erfahrungen
sammelte, er erkannte, dafs vor allem Sparsamkeit nötig sei,
um dem Volke seine Lasten zu erleichtem, und dais die Gesetze
einer Verbesserung bedurften. In der Engi-Ära 901 bis 923
erlieis er das Engi- Gesetz und führte Verbesserungen des
Strafrechtes durch. Er schützte und förderte die Künste und
Wissenschaften. Bis in späte Zeiten wurde die Ruhe und der
Frieden der weisen Regierung Daigos gepriesen. Er hatte
keinen Regenten neben sich, und die Macht der Fujiwara-
Familie wurde durch die des Kaisers in den Schatten gestellt.
Er gab den leutseligen Befehl, seine Untertanen sollen ihn
persönlich um Rat fragen und ihm ihr Leid und Ungemach
klagen.
Sein Nachfolger Sujyaku Tenno bestieg den Thron acht
Jahre alt und Fujiwara Tadahira war Sessho, mit ihm beginnt
die tyrannische Regierung seines Hauses, welches bis zu ihm
dem Tenshi wenigstens den Schein des Regimentes gelassen
hatte. Tadahira und seine Nachfolger waren habsüchtig, nur
auf die Vermehrung ihres Reichtums und ihrer Macht bedacht
und scheuten sich nicht mehr, die Tenshi, von denen sie grofs
gemacht waren, als ihre Puppen zu erniedrigen. Um ihre
Klienten zu bereichern, ohne selbst etwas dazu beizusteuern,
gestatteten sie diesen, das Besitztum von Personen, welche
nicht zu den Höflingen gehörten, unter dem Namen von Soen
(d. h. zeitweilige Besitzergreifung durch einen vornehmen Herrn)
einzuziehen. Die Beraubten verloren hierbei nicht allein ihr
Besitztum, sondern sie hatten auch noch die Steuern für das
ihnen Geraubte zu zahlen. Die Lasten wurden daher immer
drückender. Der Repräsentant der höchsten Macht des Hauses
Fujiwara war Michinaga, welcher über 30 Jahre das Reich
unumschränkt unter Ichijo, Sanjo und Goichijo Tenno regierte.
Vier seiner Töchter waren entweder die Gemahlinnen oder
Maitressen von Ichijo, Sanjo, Goichijo und Gosujyaku Tenno,
er war der Grofsvater mütterlicherseits von Goichijo, Gosujyaku
und Goreizen Tenno. Nach Gutdünken setzte er die Beamten
vom höchsten bis zum niedrigsten ein und ab, sein Reichtum
stand über dem des Kaisers, wie die Pracht seines Palastes
den kaiserlichen überstrahlte. Nie hatte jemand eine solche
Macht und solchen Glänz entfaltet, wie F. Michinaga und nie-
mals ein Untertan sein Ansehen im Reiche. In der Geschichte
— 59 —
ist F. Michinaga unter dem Namen Godo Kwampaku bekannt.
Während das Hans Fujiwara die höchste Macht im Staate
erlangte, sank das kaiserliche Ansehen und das des Hofes
immer tiefer, Kaiser und Hof wurden faul, weichlich, weibisch
und lasterhaft, man hatte nur noch Interesse für schwelgerische
Gelage, mit Tänzerinnen und Sängerinnen, für ernste Be-
schäftigungen hatte niemand Zeit oder Lust. Es blieb nur
ein gewisses Interesse für Vorträge von japanischen und chinesi-
schen Dichtungen und musikalischen Aufführungen. In dieser
üppigen, wollüstigen Hofatmosphäre, in welcher jede andere
Tugend faulte, entwickelten sich üppig und kamen zur vollsten
Blüte Poesie, Literatur und die Künste, da sie die Mittel zur
Unterhaltung lieferten. Jede andere Tätigkeit war vom Hofe
verbannt, jede Arbeit und jede Mühe wurde gescheut und ganz
besonders verabscheut wurden die verachteten militärischen
und körperlichen Übungen. Die wichtigsten Ämter über die
Kriegsmacht des Reiches waren Männern von niedrigem Range
übertragen und der Hof sah mit Verachtung auf den Krieger-
stand, die Nachkommen des eingeborenen Feudaladels, herab,
ja es kam so weit, daß Verdienste von einem Mitgliede des
Kriegerstandes, ob von hoher oder niederer Geburt, nicht
anerkannt und gewürdigt wurden. Natürlich war daher
dieser Stand der grimmigste Feind des Regierungssystems
und Hauses Fujiwara und jeder Krieger wartete mit finsterer
Stirn nur auf die erste günstige Gelegenheit, diesen Erb-
feind zu vernichten. Zum Ausbruch kam es zum ersten Male
im zweiten Jahre Tengio (939) unter Sujyaku Tenno, als sich
Taira no Masakado*) mit Fujiwara no Sumitomo verbündete und
beide sich empörten. Kammu Tenno hatte Takamochi, einem
Enkel des Prinzen Kuzuwara Shinno, seines dritten Sohnes,
den Familiennamen Heishi (Taira) gegeben, der Sohn von
Takamochi, Yoshimasa, war Chinjufu Shogun (Brigade-General)
und Masakado, dessen Sohn, war ein kühner Reiter und
geschickter Bogenschütz. Er bat den Sessho Tadahira um
eine Polizeiabteilung und flüchtete, als ihm seine Bitte ab-
geschlagen wurde, nach Shimosa, wo er eine Räuberbande
sammelte und sich bald einen gefürchteten Namen erwarb, er
*) Wie im Ungarischen steht auch im Japanischen der Rufname vor
dem Vaternamen, z. B. Graf Andrassy Gyula, Graf Julius Andrassy, Marquis
Ito Hirobumi, Marquis Hirobumi Ito.
— 60 —
besiegte und tötete seinen Onkel Kunika, Herrn von Hitachi;
darauf griff er Fujiwara no Koreki, den zweiten Herrn von
Hitachi, an und nahm ihn gefangen. Nach diesen Erfolgen ver-
bündete sich mit ihm der Prinz Okiyo, zweiter Herr von Musasbi,
mit dem Masakado das Kommando über seine Bande teilte.
Sie hatten die Absicht, das ganze Kwanto, die östlichen
Provinzen, zu unterwerfen und vertrieben die Herren von
Kotsuke und Shimotsuke. Nun nahm Masakado den Titel Hei
Shinno (neuer Fürst oder Usurpator) an und machte die zu
Shimosa gehörende Insel Sarushima zu seinem Hauptquartier.
Hier imitierten die Rebellen den Hof von Kioto mit seinen
sämtlichen Ämtern, Würden und Rangstufen und erlangten in
kurzer Zeit eine aufserordentliche Macht. Aus dem ganzen
Reiche sammelten sich unter ihnen die Unzufriedenen und das
schlechte Gesindel. Nun fiel Fujiwara Sumitomo, der Bundes-
genosse von Masakado, mit einer in Iyo auf Shikoku gesammelten
Schar von Abenteurern in Bizen ein und rückte zum Angriffe
gegen Kioto vor, welches gleichzeitig von Masakado von Osten
her bedroht wurde, in dieser Bedrängnis ernannte Sujyaku
Tenno den Sangi Fujiwara Tadabumi zum Sei i taishogun und
sandte ihm den Kommandosäbel, Ono Yoshifuru wurde zum
Tsuihoshi (Kommandant der Polizeitruppen) ernannt und gegen
Fujiwara Sumitomo gesandt. Der Sohn des von Masakado
erschlagenen Kunika, Taira Sadamori, wurde mit Fujiwara
Hidesato an der Spitze von 4000 Kriegern gegen Masakado
geschickt. Fujiwara Tadabumi folgte ihm mit der Hauptmacht,
Masakado wurde in Suruga vollständig vernichtet und fiel im
Kampfe, worauf F. Tadabumi nach Kioto zurückkehrte. Fast
zu gleicher Zeit war Fujiwara Sumitomo von Fujiwara
Kunikaze, zweiten Herrn von Sanuki, besiegt. Sumitomo zog
sich nach Kyushu zurück, verfolgt von Ono Yoshifuru. Dieser
vereinigte sich mit Minamoto Tsunemoto. zweiten Herrn von
Dazaifu, Sumitomo wurde besiegt und auf der Flucht in Iyo
erschlagen.
Minamoto Tsunemoto, der älteste Sohn des Prinzen
Sadazumi Shinno, des sechsten Sohnes von Seiwa Tenno,
hatte den Familiennamen Genji (Minamoto) erhalten. Von
Anfang ihres Bestehens hatten sich die Genji und Heiji dem
Kriegerstande angeschlossen, dessen mächtigste und einfluß-
reichste Führer sie geworden waren.
— 61 —
Taira Sadamori und Fujiwara Hidesato erhielten für die
Besiegung von Taira Masakado den Ju schi i ge (vierzehnten Hof-
rang) und gro&e Besitzungen, auch Minamoto Tsunemoto wurde
reich belohnt. In dieser Zeit spielte der Kriegerstand noch
keine Rolle bei Hofe in Kioto, aber in den Provinzen war er
bereits so mächtig und unabhängig, dais er sich kaum mehr
am die Befehle von Kioto kehrte nnd unter sich in steter Fehde
lebte. Aus dem Kriegerstande und den Nachkommen der Häupt-
linge der eingeborenen Stämme waren die mächtigen und ein-
flußreichen Daimyos (wörtlich: grofeer Name), Großgrundbesitzer
mit einem Einkommen von 10000 Koku Reis und darüber
(ein Koku ist ein Maß = 180 Liter, bei Angabe von Einkommen
entspricht ein Koku ungefähr einem Pfund Sterling oder 20 Mark
deutscher Währung) und Shomyos (wörtlich kleine Namen),
Großgrundbesitzer mit einem Einkommen von unter 10000 Koku
Reis entstanden. Um diesen die Spitze zu bieten, waren vom
Hofe die Kokushi, die Direktoren der kaiserlichen Domänen, und
die Gunshi, die Direktoren der Provinzialdomänen, ernannt,
diese bevorzugten jedoch die Vergnügungen der Residenz vor
dem Landaufenthalte, wo sie von allen Seiten von trotzigen
Feudalbaronen umringt und bedroht waren. Wohl waren die
Kokushi und Gunshi reich dotierte und hohe Würden, aber als
die Regierung verlangte, dais die Inhaber dieser Ämter in den
Provinzen leben sollten, um den Daimyos das Gleichgewicht
zu halten, fand sie unter den Höflingen niemand, der ein
so gefährliches Amt annehmen wollte. So war man denn
gezwungen, auch diese Ämter an die Bujin, die Mitglieder der
Kriegerkaste, zu geben und machte diese dadurch noch mächtiger.
Die Eujiwara und die Kuge, der Hofadel, hatten allerdings
bei Hofe den höchsten Rang und besafsen die höchsten und
bestdotierten Ämter, das Auge des oberflächlichen Beobachters
wurde geblendet durch den Glanz und die Pracht des Hofes
in Kioto, während die Genji und Heiji mit ihren Bujin
unbeachtet vom Hofe und ohne Ansehen in den Provinzen
lebten, mit kriegerischen Übungen beschäftigt und in jedem
Augenblick zum Kampfe bereit. Aber die wirkliche Macht
war schon aus den Händen der hochmütigen, arroganten nnd
verweichlichten Koge in die der niedrig geborenen, ver-
achteten Bujin übergegangen, bevor die Fujiwaras eine
Ahnung von der drohenden Gefahr hatten; sie amüsierten
— 62 —
sich weiter und tanzten sorglos in den Abgrund, der sie ver-
schlingen mutete.
90 Jahre waren seit dem Tengio Aufstande, Taira Masa-
kados (939) verflossen, als im ersten Jahre Chogen (1028)
unter Goichijo Tenno Taira Tadatsune, Suke (zweiter Herr)
von Shimosa, unzufrieden mit den Verhältnissen im Reiche
sich empörte, er sammelte seine Anhänger um sich, wider-
setzte sich in Shimosa mit den Waffen in der Hand den
Befehlen von Kioto und machte einen Einfall in Awa»
dessen Kami (Herr) fiel. Der Kebiishi, Polizeikommandant
Taira Naokata erhielt den Befehl, Tadatsune zu züchtigen,
er kehrte aber unverrichteter Dinge nach Kioto zurück. Nun
erhielt Minamoto Yorinobu, Kami von Kai, den Befehl, gegen
Tadatsune vorzurücken. Tadatsune warf sich in seine sehr
starke Burg am Fufse des Tateyama in Awa, die sich mit
dem Kücken an einen Berg lehnte und auf den anderen Seiten
vom Meere umflossen und aufserdem sehr stark befestigt war.
Yorinobu rückte auf einem für unpassierbar gehaltenen Ge-
birgspfade vor, überrumpelte die für uneinnehmbar gehaltene
Burg und brachte das blutige Haupt von Tadatsune nach Kioto,
zum Lohn erhielt er den Ju shi ijo (den fünfzehnten Hofrang)
und wurde Kami von Kotsuke und Hitachi.
Unter Goreizen Tenno empörte sich 20 Jahre später
im vierten Jahre Tengi Abe no Yoritoki (1056), das Haupt
eines mächtigen Stammes in Mutsu. Die Familie Abe stand
schon seit alten Zeiten in hohem Ansehen bei den Einge-
borenen in den östlichen und nördlichen Landesteilen und war
immer sehr reich gewesen. Abe no Yoritoki hatte in dieser
Zeit sechs Distrikte unterworfen und sich eine sehr günstig
gelegene und starke Burg an der Koromogawa in Iwaki ge-
baut. Kr weigerte sich, Steuern zu zahlen und machte häufig
Raubzüge in die benachbarten Distrikte. Die Kokushi konnten
diesem gesetzlosen Treiben keinen Einhalt tun; nun wurde
Minamoto Yorivoshi, der Sohn von Yorinobu, welcher die Be-
völkerung der nördlichen und östlichen Landesteile genau kannte,
zum Kami von Mutsu ernannt, gleichzeitig war er Militär-
kommandant. Als Goreizen Tenno im fünften Jahre Tengi
^1057» allgemeine Amnestie gelegentlich der Geburt seines
Ältesten Sohnes erteilte, unterwarf sich Abe no Yoritoki und
es trat kurze Zeit Ruhe ein, aber bald nachher führte Abe no
— 63 —
Sadato, der Sohn von Yoritoki neue Unruhen herbei, an denen
sich sein Vater beteiligte, nun bewog Minamoto Yoriyoshi den
jüngeren Bruder von Yoritoki, Abe no Tomitada, sich mit ihm
zu vereinigen. Yoritoki fiel in einem Hinterhalte, Sadato setzte
aber den Kampf fort. Minamoto Yoriyoshi schlois nun ein
Bündnis mit Eiyohara no Takenori, dem Haupte einer mächtigen
Familie in Dewa. Vereint rückten sie gegen Sadato vor, zuerst
eroberten und schleiften sie die Befestigungen von Komatsu
auf der Grenze von Lwaki und Iwashiro und dann die Be-
festigungen an der Koromogawa in Iwaki, hierauf Torimi in
der Nähe der heutigen Nagakuma in Iwashiro, schließlich
wurde Sadato in seinen Befestigungen an der Kuriyagawa in
der Nähe des heutigen Iwashiro am Iwashiro-See eingeschlossen;
dieselben wurden in Brand geschossen, Sadato fiel, seine beiden
Brüder Muneto und Norito unterwarfen sich darauf, und hatte
somit Minamoto Yoriyoshi Mutsu zur Ruhe gebracht, hierfür
erhielt er den Sho shi i ge, (den achten Hofrang) und wurde noch
Kami von Iyo. Kiyohara no Takenori erhielt den Ju go i ge (den
sechzehnten Hofrang) und wurde Militärkommandant von Mutsu.
Während dieser Kämpfe stieg natürlich das Ansehen und
der EinflnCs der Bujin,. mit jedem Jahre wurden die Shoke,
die groüsen Clans und Shobufu, die kleinen Clans, mächtiger und
zu gleicher Zeit bildete sich das Feudalsystem mit seinem ab-
soluten Gehorsam, welchen der Vasall seinem Lehnsherrn
schuldet , aus und ging in Fleisch und Blut des ganzen Volkes
über. Und immer feindlicher stellten sich diese mächtigen
trotzigen Bujin dem ahnungslosen weibischen Hofadel in Kioto
gegenüber. Ohne es zu wissen und zu fühlen, war das einst
so energische und starke Geschlecht der Fujiwara so kraft-
und energielos geworden, dafs es sich, ohne zu murren oder
einen Versuch des Widerstandes zu machen, von Gosanjo Tenno
willenlos seiner Macht entkleiden liefs.
Die Regenten aus dem Hause Fujiwara waren:
930 — 949 Tadahira von der Thronbesteigung von Sujyaku Tenno
bis zum dritten Jahre Tenreki unter Murakami Tenno.
967 — 970 Saneyori von der Thronbesteigung von Heizen Tenno
bis zum ersten Jahre Ten roku.
970—972 Korechika vom ersten Jahre Ten roku unter Enyu
Tenno bis zum dritten Jahre Ten roku.
— 64 —
972—977 Kanemitsu unter Enyu Tenno vom dritten Jahre En-
roku bis zum zweiten Jahre Teigen (oder Jogen).
978-986 Yoritada unter Enyu Tenno vom ersten Jahre Tengen
bis unter Kwazan Tenno zum zweiten Jahre Kwanna.
986—990 Kaneie unter Ichijo Tenno vom zweiten Jahre Kwanna
bis zum ersten Jahre Seireki (Sho riaku).
990 — 995 Michitaka unter Ichijo Tenno vom ersten Jahre Sho
riaku bis zum ersten Jahre Chotoku.
995 Michikane unter Ichijo Tenno ersten Jahre Chotoku.
996—1017 Michinaga unter Ichijo Tenno vom zweiten Jahre
Chotoku bis zum ersten Jahre Kwannin unter Goichijo
Tenno.
1017 — 1068 Yorimichi unter Goichijo Tenno vom ersten Jahre
Kwannin bis Goreizen Tenno im vierten Jahre Jireki
(Jiriaku).
Wie die Bujin durch die Verweichlichung des Hofes an
Stelle der Kuge grofs und mächtig geworden waren, geschah
es mit den Priestern, die so übermütig wurden, daüs sie dem
ganzen Hofe, ja den Kaisern selbst zu trotzen wagten. Die
beiden grofsen Bonzen Denkyo und Kobo hatten, wie früher
gesagt, die höchste Macht im Staate bereits besessen. Nach
ihnen hatte sich eine grofse Zahl Priester durch Weisheit und
Gelehrsamkeit ausgezeichnet; sie waren stets mit Erfolg be-
strebt gewesen, den Buddhismus zu verbreiten und seine Macht
und seinen Einflufs zu erhöhen, was ihnen durch den geistes-
schwachen Hof, dessen Aberglauben sie schlau ausnützten,
leicht gemacht war, noch mehr durch die scheinbare Ver-
einigung des Buddhismus mit dem Shintoglauben. Hierdurch
war der Buddhismus doppelt mächtig geworden, während der
Shintoglauben in den Hintergrund gedrängt war und fast nur
noch aus nichtssagenden Hofzeremonien bestand. Der Hof und
das Volk waren von den Priestern dahin gebracht, dafe alle
daran arbeiteten, Hab und Gut verschwendeten, um die Tempel
und Klöster zu bereichern. Prachtvolle Tempel, Klöster und
Pagoden wurden überall im Lande erbaut, denen reiche Ver-
mächtnisse zufielen. Der Besitz der Geistlichkeit war bald so
grofs, dals er nicht mehr geschätzt werden konnte. Ein anderer
wichtiger Faktor hob die Geistlichkeit. Während der Hofadel
— 65 —
gehaßt wurde, weil sämtliche hohen Ämter ausschließlich mit
Hofadligen besetzt wurden und diese eine exklusive Klasse
bildeten, in die niemand aufgenommen wurde, war die Priester-
schaft überall geliebt, denn in ihr wurden Glieder jeden Standes
ohne Unterschied aufgenommen, es gab Priester, welche aus den
höchsten wie aus den niedrigsten Volksklassen stammten. Da
die Klöster das Asylrecht hatten, flüchteten viele leichtsinnige
Krieger, um Strafen für begangene Vergehen und Verbrechen
zu entgehen, in die Klöster und wurden Mönche. Durch dies
alles wuchs natürlich die Macht und der Einflufs der Geist-
lichkeit von Tag zu Tag. Viele Tausend solcher flüchtiger
Bujin wurden von den Klöstern, die grofsen Landbesitz hatten,
zur Verteidigung gehalten, und stets waren sie die Stapel-
plätze von Rüstzeug, Waffen und Streitrossen. Sie machten
es wie die Feudalherren, sie kümmerten sich nicht um Gesetz
und Recht und die Kriegerpriester gebärdeten sich in ihrer
Arroganz und Roheit wie Krieger in Feindesland.
Die gröfsten Reichtümer waren vereinigt in den Tempeln
Enriakqji, Onoji, Todaiji und Kofukuji in der Nähe von
Kioto.
Die Klöster waren in steter Fehde untereinander und
widersetzten sich offen den Befehlen der Regierung. So er-
nannte z. B. Gosujyaku Tenno (1039) einmal Meison, den Sojo,
Oberpriester, des Tempel Onoji zum Zashu, Abt, des Klosters
Eizan, auf dem Berge Hieizan bei Kioto, da dieser nicht der
Sekte des Klosters angehörte, widersetzten sich die Mönche,
zogen lärmend zum Wohnsitze des Regenten Fujiwara Yori-
michi, drangen mit Gewalt ein und trieben allerhand Unfug,
sie setzten jedoch damals ihren Willen nicht durch. Unter
Goreizen Tenno (1050) brach ein Streit zwischen dem Kloster
Kofukuji und Minamoto Yorishika, Kami von Yamato aus,
die Priester stürmten den Wohnsitz von Yorishika, und als ihr
Angriff abgeschlagen wurde, verklagten sie ihren Gegner, sie
setzten auch die Verbannung Yorishikas und seines Sohnes, der
gegen sie gefochten hatte, durch.
Wie unter den energielosen, weibischen, verweichlichten
Fujiwaras Willkür und Gewalttätigkeit der Bujin und Priester
ungehindert schaltete und waltete, so bluten und gediehen
an dem schwelgerischen Hofe Poesie, Literatur, Künste und
Wissenschaften. Berühmte Schriftsteller, Dichter, Zeichner
— 66 —
und Maler erstanden in dieser Periode. Als die hervorragendsten
werden genannt Hirozumi Yoshinawa, welcher die Fortsetzung
des von Fujiwara Otsugu geschriebenen Geschichtswerkes
Nihonkoki verfaßte, Minamoto Nobu, ein berühmter Ritter, war
Schriftsteller, Maler und Musiker Oe Otondo verfaßte Gun-
shoyoran, einen Auszug aus berühmten Schriften in 40 Bänden
undTeihan sankan, die Regentenpflichten, in drei Bänden, Miyako
Yoshika feierte in Liedern und Gedichten die Götter, Suga-
wara Koreyoshi beendigte 879 das berühmte Geschichtswerk
Buntoku jitsuroku, Ariwara Yukihara gründete ein Gymnasium,
Shogakuin, und veröffentlichte eine Sammlung sehr schöner
japanischer Lieder und Gedichte. Kose no Kanaoke, der be-
rühmteste japanische Maler, malte auf den Schiebetüren des
kaiserlichen Palastes Shishiiden in Kioto berühmte chinesische
Krieger, welche für das Genialste gehalten wurden, was von
Malern je geschaffen wurde. Der grofse Staatsmann, Gelehrte
und Feind des Hauses Fujiwara, Sugawara Michizane, schrieb
892 Ruishu Kokushi, eine allgemeine Geschichte von Japan
und Sandai jitsu roku die Geschichte der drei Tenshi Seiwa,
Yosei und Koko. Der Lehrer von Daigo Tenno, Kino Hasewo
richtete eine berühmte Denkschrift über seinen grofsen Freund
Sugawara Michizane an Daigo Tenno. Miyoshi Kiyotsura, ein
bedeutender Geschichtsforscher und Mathematiker, schrieb über
die Leistungen und Talente von Kansoko, Name von Sugawara
Michizane nach dem Tode, und dessen Überlegenheit über seine
siegreichen Feinde. Kino Tomonori und Kino Tsurayuki gaben
Kokon wakeshu heraus, eine Sammlung berühmter japanischer
Dichtungen, dieselbe ist erhalten, Tsurayuki ist auch der Ver-
fasser der gleichfalls erhaltenen Tosanikki, sein Tagebuch,
welches er während seiner Verbannung in Tosa schrieb. Ono
no Michikaze, ein Enkel* des wegen seiner Schreibkunst unter
Saga, Junua, Nimmei und Buntoku Tenno berühmt gewordenen
Ono Takamura; auch er war seiner Schreibkunst wegen be-
rühmt, Daigo Tenno liefe von ihm die grofsen Taten und Aus-
sprüche seiner Vorfahren und anderer grolser Männer unter den
Vordächern des Seiryoden, eines kaiserlichen Palastes in Kioto,
schreiben. Ono no Michikaze, Fujiwara Sari und Fujiwara
Yukinari sind die Sanseki, die drei Schreiblehrer. Unter
Sujyaku bis Ichijo Tenno 930 — 1011 erwarben sich grofse Be-
rühmtheit Fujiwara Arihira, ein grofser Gelehrter und Kenner
— 67 —
alter Sitten und Gebräuche, Minamoto Takaaki ein grofser
Geschichtsforscher und Kenner der Antiquitäten, er sammelte
seine Studien und Erfahrungen in seinem Werke Saiguki,
welches erhalten ist. Tachibana Naomiki, Sugawara Fumitoki
und Oye Tomotsuna als Schriftsteller und Gelehrte. Sugawara
Fumitoki tadelte in seiner berühmten Denkschrift an Mura-
kami Tenno die Verschwendung des Hofes und den Handel
mit den Ämtern, auch bat er den Kaiser, seine Aufmerksam-
keit auf die Schulbildung der Provinzialbevölkerung zu lenken.
Yasuyori, ein berühmter Arzt aus Tanba, sein medizinisches
Werk Ishiuko in 30 Bänden ist erhalten. Minamoto Jun,
Onakatomi Yoshinobu, Kiyohara Mototada, Kino Tokibumi und
Sakagami Mochiki sind berühmt unter den Namen Gokwasen,
die fünf Feensänger, Enyu Tenno liefs sie ihre Lieder sammeln,
diese Sammlung, Gosenshu, ist erhalten. Minamoto Jun gab
seine Feenlieder besonders in dem ebenfalls erhaltenen Wameisho
heraus, auch soll er der Verfasser des erhaltenen geschicht-
lichen Romanes Taketorimonogatari und des Romanes Ochikubo
sein, Kaneaki Shinno, ein Sohn von Reizen Tenno, gehalst von
Fujiwara Kanemitsu wegen seiner Intelligenz und Einsicht, wurde
schwermütig, seine berühmten Lieder Tokyu no fu sind erhalten.
er komponierte dieselben auch. Tomohire Shinno, ein Sohn von
Enyu Tenno zeichnete sich durch großen Kunstsinn aus. Abe
no Seimei, ein Schüler des berühmten Astronomen Kamo Yasu-
nori, war Professor der Astronomie, ein berühmter Kalender-
macher und Mathematiker. Die vier groi'sen Gelehrten Mina-
moto no Tsunenobu, Fujiwara Kinto, Minamoto no Toshikata
und Fujiwara Yukinari, ausgezeichnet auch wegen ihres Kunst-
sinnes, wurden gleichzeitig von Ichijo Tenno jeder zu Chu-
nagon ernannt, sie werden die Shinagon, die vier gleichzeitigen
Chunagon, genannt. Murasaki Shikibu, eine berühmte Schrift-
stellerin, sie schrieb 985 den erhaltenen Roman Genjimono-
gatari. Berühmte Frauen aus dieser Periode sind noch Izumi
Shikibu, Ise no Tayu und Sei Shonagon durch ihre erotischen
Erzählungen, Akazome Emon durch ihren Roman Ega mo-
nogatari.
Zu nennen sind noch unter Sanjo Tenno Fujiwara Sane-
suke, berühmt durch sein Werk Shoyuki, eine Art Tagebuch
in über 100 Bänden, Minamoto no Akimoto, bekannt durch
seine chinesischen und japanischen Gedichte.
5*
— 68 —
Münz- Unter Seiwa Tenno wurde im ersten Jahre Teikwan (Jog-
we8en - wan ) (Q59) e j ne Kupfermünze mit der Umschrift Kyochi Shimpo
geprägt, im zwölften Jahre Teikwan (870) eine andere Kupfer-
münze mit der Umschrift Teikwan Eiho (Jogwan Eiho).
Unter Uda Tenno im ersten Jahre Kwanhei (Kwampei)
(889) eine Kupfermünze mit der Umschrift Kwampei Taiho.
Unter Daigo Tenno im siebenten Jahre Enki (Engi) (907)
eine Kupfermünze mit der Umschrift Engi Tsuho.
Unter Murakami Tenno im zweiten Jahre Ten toku (958)
eine Kupfermünze mit der Umschrift Kan gen Taiho.
Nach dem Tenkei- Aufstande von Taira Masakado war das
ganze Reich in Gährung und die Industrie sank tief. Die
Verschwendung der höheren Klassen in Kioto änderte sich
aber nicht, so blieb denn auch in dieser ernsten Zeit die Kunst
der Herstellung von kostbaren Spielereien auf der Höhe und
blühte, während alle anderen Industriezweige darniederlagen
und einen ausgesprochenen Rückgang zeigten. Die zweite Aus-
nahme machte die Waffenschmiedekunst, welche weiter vom
Adel, selbst von Kaisern ausgeübt wurde und auf eine sehr
hohe Stufe kam.
In Folge der allgemeinen Verbreitung des Buddhismus,
welcher verbietet, lebende Wesen zu töten, nahm der Genuis
von Fleisch und Fisch im ganzen Reiche sehr ab und nährte
sich das Volk im allgemeinen ausschliefslich von Getreide und
Gemüsen.
Die Verweichlichung des Hofes ging so weit, dafs die
Männer Weiberschmuck anwendeten, sich die Zähne schwärzten
und sich Tai, zwei schwarze Punkte in der Gröfee eines Auges
auf die Stirn malten.
V.
Periode 1068—1185.
Kampf der Genji und Heiji.
Die über 200 Jahre lange, anfangs kräftige, energische
und zielbewußte vormundschaftliche Regierung des Hauses
Fujiwara war im Laufe der Zeit ebenso verweichlicht und
kraftlos geworden, wie die kaiserliche gewesen war, als sie die
Zügel der Regierung ergriff. Die wirkliche Macht war den
Fnjiwaras, ohne dais sie es bemerkt hatten, von den von
ihnen verachteten Bujin genommen. Der kluge und ener-
gische Gosanjo Tenno erkannte dies und leitete den Sturz
des einst allmächtigen Hauses ein, welchen der kühne Shira-
kawa Tenno durchführte. Dieser nahm den Fujiwaras den
letzten Rest ihrer Macht und ihres Einflusses, er hatte die
Regierung wieder in den Händen. Aber nur für kurze Zeit
blieb sie im Besitze der Kaiser, denn, um dieselbe zu be-
haupten, bedurfte es längerer Zeit, um den lasterhaften Hof von
seiner Verschwendungssucht, Üppigkeit und Verweichlichung
zu heilen und zu ermannen und ihn den in den Bujin neu er-
stehenden Feinden widerstandsfähig zu machen, es war nur
natürlich, daß in kurzer Zeit die Regierungsgewalt in deren
kräftige Hände überging.
Die in dieser Periode regierenden Herrscher waren:
Ära Enkiu: 26. Januar 1069 bis 29. Januar 1074.
Gosanjo Tenno, der zweite Sohn von Gosujyaku Tenno, 1068
wurde 40 Jahre alt. bis 107a -
— 70 —
Ära Shoho (Joho): 30. Januar 1074 bis 26. Januar 1077.
— Shoreki (Joriaku): 27. Januar 1077 bis 11. Februar
1081. — Eiho: 12. Februar 1081 bis 8. Februar 1084. —
Otoku: 9. Februar 1084 bis 5. Februar 1087.
1072 Shirakawa Tenno, der älteste Sohn von Gosaiyo Tenno,
bM 1086 * wurde 77 Jahre alt.
Ära Kwanji: 6. Februar 1087 bis 18. Januar 1094. —
Kaho: 19. Januar 1094 bis 27. Januar 1096. — Eicho:
28. Januar 1096 bis 15. Januar 1097. — Shotoku(Jotoku):
16. Januar 1097 bis 23. Januar 1099. — Eowa: 24. Ja-
nuar 1099 bis 29. Januar 1104. — Choji: 30. Januar 1104
bis 5. Februar 1106. — Kasho (Kajo): 6. Februar 1106
bis 13. Februar 1108.
1086 Horikawa Tenno, der zweite Sohn von Shirakawa Tenno,
bM 1107 ' wurde 29 Jahre alt.
Ära Ten nin: 14. Februar 1108 bis 21. Januar 1110. —
Tenei: 22. Januar 1110 bis 19. Januar 1113. — Eikiu:
20. Januar 1113 bis 23. Januar 1118. — Genei: 24. Januar
1118 bis 31. Januar 1120. — Hoan: 1. Februar 1120
bis 18. Januar 1124.
1107 Toba Tenno, der älteste Sohn von Horikawa Tenno,
blB U2a wurde 54 Jahre alt.
Ära Tenji: 19. Januar 1124 bis 24. Januar 1126. —
Taiji(Daiji): 25. Januar 1126 bis 30. Januar 1131. —
Tenjo: 31. Januar 1131 bis 19. Januar 1132. — Chosho
(Chojo): 20. Januar 1132 bis 14 Februar 1 135. — Hoen:
lö.Februar 1135 bis 8. Februar 1141. — Eiji: 9. Fe-
bruar 1141 bis 19. Januar 1142.
1123 Sutoku Tenno, der älteste Sohn von Toba Tenno, wurde
bis IUI. 46 Jahre alt
Ära Koji: 20. Januar 1142 bis ö.Februar 1144. — Tenyo:
6. Februar 1144 bis 24. Januar 1145. — Kiuan: 25. Ja-
nuar 1145 bis 19. Januar 1151. — Nimpei (Nimbio):
20. Januar 1151 bis 13. Februar 1154. — Kiuju:
14. Februar 1154 bis 23. Januar 1156.
llil Konoe Tenno, der achte Sohn von Toba Tenno, wurde
bii1166 - 17 Jahre alt.
— 71 -
Ära Hogen: 24. Januar 1156 bis 20. Januar 1159.
Goshirakawa Tenno, der jüngere Bruder von Sutoku Tenno, . 1166
wurde 67 Jahre alt. bis 116a
Ära Heiji: 21. Januar 1159 bis 8. Februar 1160. —
Ei riaku: 9. Februar 1160 bis 27. Januar 1161.— Oho:
28. Januar 1161 bis 4. Februar 1163. — Cho kwan:
5. Februar 1163 bis 12. Februar 1165. — Eiman:
13. Februar 1165 bis 2. Februar 1166.
Nijo Tenno, der älteste Sohn von Goshirakawa Tenno, 1159
wurde 23 Jahre alt. bia 1166 "
Ära Ninan: 3. Februar 1166 bis 29. Januar 1169.
Rokujo Tenno, der zweite Sohn von Nijo Tenno, wurde H66
13 Jahre alt. bis llea
Ära Kao: 30. Januar 1169 bis 6. Februar 1171. — Shoan
(Joan): 7. Februar 1171 bis 23. Januar 1175.— Angen:
24. Januar 1176 bis 31. Januar 1177. — Chisho (Jisho):
1. Februar 1177 bis 16. Januar 1181.
Takakura Tenno, der fünfte Sohn von Goshirakawa Tenno, . 1168
wurde 21 Jahre alt. bw im
ÄraYowa: 17. Januar 1181 bis 4. Februar 1182. — Juei.
5. Februar 1182 bis 13. Februar 1184. — Gen: riaku:
14. Februar 1184 bis 1. Februar 1185.
Antoku Tenno, der älteste Sohn von Takakura Tenno, H80
wurde acht Jahre alt. bis 118ß "
Gosanjo Tenno wurde bereits 24 Jahre vor seiner Thron-
besteigung zum Kronprinzen ernannt. Er zeichnete sich durch
Intelligenz und Gelehrsamkeit aus und war ein erbitterter
Gegner der Fujiwaras, von denen er nicht abstammte. Er
handelte so klug, taktvoll und umsichtig, dafe seine Feinde
ihm, obgleich er ihnen ohne Anhang gegenüberstand, nichts
anhaben konnten. Sobald er den Thron bestiegen hatte, ging
er mutig und energisch an die Reformen, nahm den Fujiwaras
ihre Macht, indem er ihre Regierung durch einen Staatsrat,
den er um sich versammelte, ersetzte. Er liefe für sich im
Dajokwan (Ministerpalast) eine Gerichtshalle einrichten, in
welcher er selbst Urteil sprach und die Prozesse seiner Unter-
— 72 —
tanen, die an ihn appellierten, entschied. Er verbesserte die
Verwaltung und erliefe viele für das Volk segensreiche Ver-
ordnungen. Mit aller Energie steuerte er der Verschwendungs-
sucht durch Befehle und Verbote sowohl wie durch gutes
Beispiel. Wenn er sich in einen Tempel begab, zeichneten sich
sein Wagen und die seiner Begleitung durch die größte Ein-
fachheit aus. Fuhrwerke, die mit reichem Schmuck ausgestattet
waren, liefe er halten und den Schmuck entfernen. Fujiwara
Yorimitsu verschwendete für den Bau und die. Einrichtung
seines Palastes, Koyoin, in Kioto ungeheuere Summen, mit ihm
wetteiferte Fujiwara Norimitsu in seinem Schlofe Nijo, bis der
Kaiser diesem Wettstreit Einhalt gebot Seine Räte waren
Oe Masafusa, Minamoto no Tsusunobu, Fujiwara Sukenaka
Minamoto no Takatoshi und Minamoto Takatsuna, alles Männer
von erprobter Ehrenhaftigkeit und hochgeachtet wegen ihrer
Gelehrsamkeit, Weisheit, Einsicht und Einfachheit. Wenn dem
Kaiser ein längeres Leben beschieden gewesen wäre, so hätte
er unzweifelhaft die kaiserliche Macht seinem Volke zum Segen
glänzend entfaltet, aber er dankte nach kaum fünfjähriger
Regierung ab und starb bald nachher. Seine Absicht, die
Macht der Fujiwaras zu brechen, konnte er, wie früher Daigo
Tenno, nicht ganz ausführen. Dies gelang aber seinem Sohn
und Nachfolger Goshirakawa Tenno; dieser war grofeherzig,
energisch und kühn, hatte ein klares, sicheres Urteil und
leitete die Regierung wie sein Vater mit kräftiger Hand; er
entkleidete die Minister wie den Staatsrat von jeder politischen
Macht und vereinigte alles in seiner Person. In allein diesen
war er seinem Vater ähnlich und übertraf ihn besonders an
Mut und Energie; aber was jener aus Menschenliebe getan
hatte, tat er aus Selbstsucht, welche ihm viele Feinde machte,
auch verschwendete er grolse Summen für Bauten. Hierdurch
wurden die Steuern, welche unter Gosanjo erleichtert waren,
wieder sehr drückend. Er verkaufte die hohen Regierungs-
ämter für grolse Summen und häufig sogar an mehrere Personen
zu gleicher Zeit. Es kam vor, dais vier Männer Kokushi des-
selben Departements waren. Nach seiner Abdankung leitet«
der herrschsüchtige Kaiser die Regierung absolut wie vorher und
übergab tatsächlich seinem Sohne nichts als den Titel Tenno,
Die Macht der Fujiwara hatte Shirakawa für immer gebrochen
und gleichzeitig die Bujin. mit denen er in freundliche Be-
— 73 —
Ziehungen getreten war, sich gehorsam gemacht; er war also
tatsächlich Selbstherrscher geworden, aber es gelang ihm nicht,
die kaiserliche Macht zu befestigen. Seine Verschwendung.
Bestechlichkeit und andere böse Charakterfehler hatten zur
Folge, dafs der Kreis seiner Anhänger immer kleiner wurde
und schließlich seine Macht in die Hände der Bujin überging,
welche dieselbe fast ohne Unterbrechung bis in die neueste
Zeit (1868) behielten, während die Tenshi und das Kaiserhaus
völlig ohnmächtig hinvegetierten.
Wie früher gesagt, hatten die Kuge mit ihren langen und
weiten Ärmeln und hohen Mützen bei Hofe allein Einfluß, nahmen
in ihren Kreis niemanden auf und sahen mit Verachtung auf
die niedrig geborenen Bujin hinab, deren Vorfahren zum Teil
nicht einmal immer von den Eroberern des Reiches abstammten.
Inzwischen hatten die Bujin die Liebe und Anhänglichkeit
der ländlichen Bevölkerung sich zu erwerben gewul&t, deren
unumschränkte Herren sie geworden waren, so dais sie sich
jetzt offen dem weichlichen Hofadel gegenüberstellten. Als
zur Zeit des Aufstandes von Taira Masakado in den Reihen
der Kuge kein Mann zu finden war, welcher den Mut hatte,
die Rebellen zu bekämpfen, war die Regierung gezwungen,
einen dieser von ihr verachteten Biyin, den Taira Sadamori,
zu diesem Führer zu ernennen und als dieser den Aufstand
mit kräftiger Faust niederwarf, legte er gleichzeitig den
Grund zu der Grölse des Hauses Taira (Heiji), welches die
Regierungsmacht dem Kaiser schließlich nahm und lange Zeit
behielt.
Der Aufstand von Taira no*) Tadatsune, welcher von Mina-
moto no Yorinobu niedergeworfen war, machte den Namen der
Genji (Minamoto) groüs und legte den Grund zu dem Kampfe
zwischen den beiden Häuptern der Bujin. Diesen Zwist be-
nützten die Fujiwaras, die noch immer verachteten Krieger vom
Hofe fern zu halten. In dem Kampfe um die Oberhand wurden
die Genji und Heiji immer stärker und hatten in kurzer Zeit
die ganze Streitmacht des Reiches in ihren beiden Lagern ver-
teilt, der Wettstreit wurde ein immer erbitterterer; wenn die
*) Das Wort „no u entspricht unserem deutschen „von" als Adels-
prädikat, wird aber im Japanischen meist fortgelassen. Der Ruf (Tauf-) name
steht hinter dem Geschlechtsnamen, also entspricht „Taira no Tadatsune"
•Tadatsune ans dem Hause Taira".
— 74 —
Genji sich den Befehlen des Hofes widersetzten, wurden sie
von den Heiji zum Gehorsam gezwungen und umgekehrt In
diesem Kampfe seiner beiden mächtigen Feinde gegeneinander
gelang es dem Hofe längere Zeit seine Machtstellung zu be-
haupten. Dieser Zustand konnte natürlich nur so lange dauern,
als die Macht der beiden Häuser sich das Gleichgewicht hielt,
wenn einer der beiden Gegner die Oberhand erlangte, war der
Hof ohnmächtig. Dies Gleichgewicht hörte auf, als Taira no
Kiyomori in dem Heiji-Kämpfen die Minamotos besiegte (1160)
und das ganze Haus teils niedergemetzelt, teils in die Ver-
bannung geschickt wurde. Taira Kiyomori wurde zur Be-
lohnung zum Dajodaijin ernannt und damit war die Herrschaft
der Fujiwaras für immer beendigt, es folgt nun eine kurze
Periode der Herrschaft der Tairas, aber auch während dieser
Zeit schlummerte nur der Streit zwischen den beiden feindlichen
Häusern. Nach wenig Jahren erhoben sich die neuerstarkten
Minamotos und machten nach einem kurzen Verzweiflungs-
kampfe in dem Siege bei Dan no ura im Saikai (westlichen
Meere) für immer dem Wettstreite ein Ende, das Haus Taira
wurde völlig vernichtet. Dies ist der kurze Überblick des
Kampfes der Genji und Heiji und der Sieg von Minamoto
Yoshitsune machte der kaiserlichen Regierung ein Ende und
schuf das Feudalsystem.
Die Regierung von Shirakawa war bei der ganzen Be-
völkerung verhafst, die Priesterschaft war roh, gewalttätig
und lärmend geworden, worunter auch das kaiserliche Ansehen
litt. Die Priester trugen Waffen und waren Krieger geworden,
die Streitigkeiten der Tempel untereinander wurden in blutigen
Kämpfen geschlichtet und die Befehle des Hofes nicht beachtet.
Es war keine Seltenheit, dals trunkene Priester die Shinyo
(die Schreine, in welchen die Priester bei Festen die Götter
trugen) mit wüstem Lärm in den kaiserlichen Palast brachten,
um gebieterische Forderungen durchzusetzen, und es kam hier-
bei nicht selten selbst im Palaste zu blutigen Schlachten, so
dafs Shirakawa Hoo einmal sagte: „Alles im Reiche gehorcht
meinen Befehlen, ausgenommen das Wasser der Kamogawa
(Flufs in Kioto), die Würfel des Würfelbechers und die San-
hoshi, die Krieger-Priester, diese tun, was sie wollen."
Das kaiserliche Ansehen sank in dem gleichen Maise wie
das der Bujin stieg, das war aber dem Kaiser gleichgültig,
— 75 —
wenn ihn nur der Hof untertänig verehrte und die Zeremonien
und unwichtigen albernen Gebräuche minutiös beobachtete. Der
Kaiser selbst hatte die Liebe, Anhänglichkeit und Achtung
seines Volkes von sich gestofeen und handelte, ohne die Folgen
zu bedenken, wie folgendes Beispiel zeigt. Kiyohara no Take-
nori hatte Minamoto Yoriyoshi gegen Abe no Yoritoki 1058
unterstützt und war zur Belohnung Militärkommandant von
Mutsu geworden; er hatte zwei Söhne Takesada und Takehira.
Takesada wurde sein Nachfolger und als auch dieser starb,
folgte ihm sein Sohn Mahira, welcher von seinen Brüdern Je-
hira und Kiyohira im dritten Jahre Eiho (1083) offen ange-
griffen wurde. Minamoto Yoshiie, Kami von Mutsu, unter-
stützte Mahira gegen seine Brüder. Kiyohira unterwarf sich,
während Jehira, unterstützt von seinem Onkel Takehira sich
an der Kanagawa in Kaga verschanzte. Minamoto Yoshiie er-
stürmte die Verschanzungen und Jehira, sowie Takehira fielen
im Kampfe. Als Yoshiie im ersten Jahre (1087) Kwanji die
Häupter der Gefallenen nach Kioto brachte und Shirakawa
um eine Belohnung für seine Truppen bat, erhielt er von
diesem die Antwort, der ganze Streit sei eine Privatfehde ge-
wesen und er könne daher eine Belohnung nicht beanspruchen.
Aufs tiefste gekränkt über diesen Bescheid kehrte Yoshiie
beim und viele unzufriedene Bujin, welche die Handlungsweise
Shirakawas für ungerecht hielten, schloisen sich ihm an.
Nach seiner Abdankung leitete Shirakawa in dem Inchu,
Palast des abgedankten Tenno, die Regierung weiter, setzte
für sich ein Hofmarschallamt ein, erbaute eine Kaserne
und umgab sich mit einer aus Bujin gebildeten Leibwache,
welche die Wache in seinem Palaste, wie in dem kaiserlichen
Schlosse zu versehen hatte, kurz er betrug sich, als ob er
noch regierender Kaiser sei und seinen Befehlen gehorchte das
ganze Reich, damit schuf er die Inzen, d. h. die Regierung des
abgedankten Kaisers. Sein Sohn Horikawa Tenno war ein
aufgeklärter und einsichtiger Fürst, aber da sein Vater die
Regierung leitete, blieb er ohne Einflufs und starb 1107. Es
folgte ihm sein Sohn Toba Tenno, diesen verheiratete Shira-
kawa mit seiner Geliebten Fujiwara Yoshiko, als sie bereits ein
Kind von ihm unter dem Herzen trug. Toba wufste dies und wollte
den neugeborenen Prinzen nicht als seinen Sohn anerkennen,
aber der allmächtige Hoo setzte seinen Willen durch. Toba
— 76 —
erkannte den Sohn der Yoshiko als den seinigen an and dankte
später zu dessen Gunsten ab, dieser ist Sutoku Tenno. Nach
dem Tode von Shirakawa Hoo ergriff Toba Tenno die Zügel
der Regierung, er folgte dem Beispiele seines Großvaters,
machte seine Geliebte Bifukumonin zur Gattin von Sutoku
Tenno und liefe deren und seinen Sohn Norishito Shinno zum
Kronprinzen ernennen, dieser wurde Konoe Tenno, zu dessen
Gunsten wieder Sutoku Tenno abdanken mufste. Die Bujin
waren unter Shirakawa eine mächtige Partei geworden, welche
den Hof offen verhöhnte und keine Furcht und Scheu mehr
kannte. Der Hof schmiedete Intriguen gegen sie, war aber
ebenso weibisch wie früher, lieis sich von Frauen leiten, hob
unmündige Kinder auf den Thron und kümmerte sich um nichts,
was aufserhalb des Palastes vorging. Mau fühlte, dafe gro&e
Umwälzungen vor den Toren des kaiserlichen Schlosses vor-
bereitet wurden, aber man schloß die Augen, tändelte und
intriguierte leichtsinnig weiter ohne Treu und ohne Glauben
und hatte nur für Nichtigkeiten Interesse; wie z.B. der Kriegs-
minister Sato Norikiyo sein Amt niederlegte, Priester wurde,
im ganzen Lande umherzog und zu seinem Vergnügen Ge-
dichte vorlas. Fujiwara Tamenari, Kami von Iyo und seine
Brüder Yorinari und Tametsune wurden Priester, gingen in die
Oharayama- Berge unweit Kioto, wurden Einsiedler, beschäftigt
nur mit Betrachtungen über das erbärmliche zeitliche Leben.
Solche Fälle wiederholten sich häufig bei dem Hofadel.
Sutoku Tenno hatte gegen seinen Willen abdanken müssen.
Als Konoe Tenno starb (1115), wollte er selbst wieder den
Thron besteigen oder seinen Sohn Shigehito auf den Thron
heben. Toba Hoo durchkreuzte indessen seine Pläne, indem er
auf den Rat seiner Geliebten Bifukumonin seinen Sohn Korehito,
Goshirakawa Tenno, zum Kaiser machte. Sutoko Joko, aufs
tiefste gekränkt, aber machtlos, muiste nachgeben, wartete aber
auf eine Gelegenheit, Goshirakawa abzusetzen und benutzte
den ihm treu ergebenen, schlauen und intriguanten Höfling
Fujiwara Yorinaga. Als Toba Hoo im ersten Jahre Hogen
starb (1156), glaubten beide, dais jetzt der günstige Moment
gekommen sei, ihren Plan auszuführen und erhoben die Waffen.
Die Anhänger von Sutoku waren Minamoto Tameyoshi, Mina-
moto Yorikata, Minamoto Yorinaka, Minamoto Tamenari, Mina-
moto Tametomo, Minamoto Tamenaka und Taira Tadamasa.
— 77 —
Goshirakawa rief seine Anhänger znm Kampfe; diese
waren Taira Kiyomori nnd sein Sohn Shigemori, Minamoto
Yorimasa, Minamoto Shigenari, Minamoto Yoshitomo, Taira
Sanetoshi und Taira Suketomo.
Satoka wurde geschlagen und sein Heer gänzlich ver-
nichtet, er selbst flüchtete sich in das Kloster Ninnaji auf dem
Berge Nyoizan bei Kioto, in welches er als Mönch eintrat.
Fujiwara Yorinaga fiel im Kampfe, Minamoto Tameyoshi und
Taira Tadamasa wurden enthauptet, Minamoto Tametomo wurde
nach der Insel Oshima, vor der Tokyo -Bucht, verbannt, von
wo er später entfloh; er soll Herr der Liukiu -Inseln geworden
sein. Sutoku wurde nach Sanuki auf Shikoku verbannt. Dieser
Versuch von Sutoku, mit Waffen den Thron wieder zu ge-
winnen, heifst der Hogen -Aufstand.
In diesem Kampfe hatten die Bujin die Hauptrolle gespielt,
deren Häupter die Taira und Minamoto waren. Zwischen
diesen beiden Häusern, welche sich schon so lange feindlich
gegenüberstanden, mufste es zum offenen Kampfe kommen.
Der Chef der Taira war Kiyomori, der der Minamoto Yoshi-
tomo. Kiyomori war mit dem Shonagon (höchster Beamter
nach den Ministern) Fujiwara Michinori nahe verwandt und
sein Einflute bei Hofe daher gröfser als der von Yoshi-
tomo. Dieser verbündete sich mit dem eitlen und ränkevollen
Fujiwara Nobuyori, einem Günstling von Goshirakawa Tenno,
welcher von Michinori stets bei Seite geschoben wurde und
daher diesen grimmig hafste.
Als im ersten Jahre Heiji (1159) Kiyomori und sein Sohn
Shigemori für einige Monate Kioto verliefsen, um eine Wall-
fahrt nach Kumano in Kii zu machen, brachen die Verbündeten
los. Goshirakawa Joko (Titel des abgedankten Kaisers, der
nicht Priester ist) wurde eingekerkert, Nijo Tenno aus seinem
Palast entführt und in einem anderen bewacht gehalten,
Fujiwara Michinori wurde niedergemacht und Minamoto Yoshi-
tomo war für kurze Zeit der mächtigste Mann in Kioto. Als
aber Taira Kiyomori nach Kioto zurückkehrte, änderte sich
mit einem Schlage die Lage der Dinge. Goshirakawa Joko
und Nyo Tenno wurden sofort befreit. Minamoto Yoshitomo
und Yorinobu wurden von Taira Shigenori total geschlagen,
Nobuyori gefangen und enthauptet und Yoshitomo auf der
Flucht in Owari erschlagen.
— 78 —
Dieser Kampf heilst der Heiji-Aufstand (1159) von der
Ära Heiji, in welchem das Haus Minamoto fast völlig unter-
ging. Nur zwei ganz junge Söhne von Yoshitomo, Yoritomo
und Ushiwaka, entflohen mit ihrer Mutter Tokiwa, der Geliebten
von Yoshitomo; außerdem wurden noch Noriyori und Yoshitsune,
zwei andere Söhne von Yoshitomo, gerettet, sowie einige andere
Glieder des Hauses Minamoto. Die Taira hatten dieses Mal
die Minamoto besiegt und waren für einige Zeit die un-
umschränkten Gebieter des Reiches. Aber seit Minamoto
Yorinobu den Aufstand von Taira Tadatsune 1028 nieder-
geworfen und sein Sohn Yoriyoshi 1056 Abe no Yoritoki besiegt,
hatte sich die Familie Minamoto die Liebe und Anhänglichkeit
der Völker im Osten und Norden des Reiches erworben und
dieselben an ihr Haus gefesselt. Die Reste der Minamotos
mufsten sich allerdings jetzt nach dem Siege der Tairas ver-
borgen halten und durften nicht wagen, sich offen zu zeigen,
aber die Rache wachte und der Funken glühte unter der Asche,
es bedurfte nur eines Luftzuges, um ihn zur hellen Flamme
anzufachen. Dies geschah von den Tairas selbst, welche ihre
Macht zuerst stolz und tyrannisch gemacht hatte und die sich
dann dem Luxus und Wohlleben ergeben hatten, verweichlichten
und in kurzer Zeit ebenso tief gesunken waren wie die Fuji-
waras. Ihre Willkürlichkeit wurde täglich drückender. Durch
die Härte und Arroganz, mit der sie den Kaiser und Hof
sowohl wie ihre früheren Kameraden und ihre Untergebenen
behandelten, entflammten sie selbst die Kämpfe, in denen sie
untergingen.
Rokujo Tenno ernannte Taira Kiyomori zum Dajodaijin
und dessen Sohn Shigemori zum Dainagon, Taira Munemori
wurde Staatsrat, später zwang Kiyomori Rokujo Tenno zu
Grünsten von Takakura Tenno, eines Enkels von Kiyomori,
abzudanken. Seine Tochter machte er zur Geliebten des Kaisers
und liefs sich durch sie einen Palast schenken, welcher an Glanz
und Pracht den kaiserlichen überstrahlte. Der Dajonyudo (der
Titel von Kiyomori, nachdem er sein Amt niedergelegt und
Priester geworden) war für länger als 10 Jahre der Despot
von Japan, er verteilte Freud und Leid im ganzen Reiche.
Die Macht, welche er und sein Haus in so kurzer Zeit erlangt
hatten, ist erstaunenswert. 16 Tairas wurden Kuge, mehr als
30 hatten die unbeschränkte Erlaubnis, den kaiserlichen Palast
— 79 —
zu betreten und bei Hofe zu erscheinen, mehr als 60 waren
Efu (die höchsten Offiziere) und Kokushi. Ihre Besitzungen
dehnten sich über mehr als 30 Provinzen aus und sie waren
so übermütig, date der Dainagon Taira Tokitada einst öffentlich
sagte, dals jemand, der nicht zum Hause Taira gehöre, kein
Mensch sei«
Die unerträgliche Willkür der Taira erzeugte in der Ära
Jisho 1177—1180 den ersten Versuch, Kiyomori zu stürzen.
Kiyomori hatte Fujiwara Narichika tötlich beleidigt und
dieser bildete, um sich zu rächen, eine Verschwörung mit den
Feinden des Tyrannen , Fujiwara Moromitsu , Minamoto Yuki-
tsuna, Taira Yasuyori, dem Abte und mehreren Priestern des
Klosters Hojoji bei Kioto. Die Verschworenen hatten ihre
Zusammenkünfte in Shishigayatsu, dem Landsitze des Abtes.
Diese besuchte auch der auf die Macht Kiyomoris eifersüchtige
Goshirakawa Hoo. Diese Verschwörung wurde Kiyomori ver-
raten und es gelang ihm, die Versammlung zu überraschen.
Fujiwara Moromitsu fiel in dem entstandenen Kampfe, Fujiwara
Narichika, Taira Yasuyori, der Abt und mehrere andere wurden
in die Verbannung geschickt. Kiyomori hatte auch anfangs
die Absicht, Goshirakawa Hoo einzukerkern, doch widersetzte
sich ihm sein Sohn Shigemori so energisch, dals er diesmal seinen
Entschluß aufgab. Nach dem kurz nachher eingetretenen Tode
von Shigemori aber kam er eines Tages ohne jede Veranlassung
mit einer Truppenabteilung von seinem Schlois Fukuhara
in Settsu (das heutige Kobe) nach Kioto, setzte mehr als
30 Kammerherren, Anhänger von Goshirakawa, ab und sperrte
den Hoo in ein für ihn gebautes Gefängnis in Toba bei Kioto.
Der Glanz des Hauses Taira schien damals im Zenit zu stehen,
aber das stolze Gebäude wankte bereits. Die Liebe und An-
hänglichkeit hatten die Tairas verloren, diese waren bereits
in den Besitz der Minamotos übergegangen, welche im ganzen
Lande ihren alten Einflute zurückgewonnen hatten.
Im vierten Jahre Jisho (1 180) stellte Minamoto Yorimasa den
Prinzen Mochihito, den dritten Sohn von Goshirakawa an die
Spitze seiner Partei, liete sich von diesem ein Dekret ausstellen.
welches ihn zum Bevollmächtigten des Prinzen machte. Hierauf
erhob er die Waffen, wurde jedoch geschlagen, und er wie sein
Sohn muteten sich, um einem schimpflichen Tode zu entgehen,
das Leben nehmen; der Prinz Mochihito fiel im Kampfe.
— 80 —
Wenn aber auch Minamoto Yorimasa unterlegen und der
Prinz Mochihito gefallen war, der Schlufsakt des Hauses Taira
hatte begonnen. Die Anhänger des Hauses Minamoto sammelten
sich um Minamoto Yoritomo und Yoshinaka. Yoritomo war
Herr der Tokaido-Provinzen geworden, deren Bevölkerung ihm
willenlos folgte. Yoshinaka gebot über die Tosando- und
Hukurikudo -Provinzen. Während die Macht der Minamotos
in den Provinzen sehr gewachsen war, nahm die der Taira»
von Tag zu Tag mehr ab. Das tapfere und kriegerische Haus
hatte dem Luxus und der Schwelgerei der Residenz nicht
widerstehen können, es war verweichlicht, die kühnen,
trotzigen Ritter waren weibische Edelknaben geworden. Wie
sehr der kriegerische Geist sie verlassen hatte, zeigt der Feld-
zug im Jahre 1180. Yoritomo hatte als Herr der östlichen
Landesteile Kamakura zu seiner Residenz gemacht und erklärte
sich offen gegen Taira Kiyomori. Dieser tibergab seinem Enkel
Koremori, dem Sohne von Shigemori, den Oberbefehl gegen
Yoritomo; der Unterfeldherr von Koremori war Taira Tadanori,
Kami von Satsuma. Mit einer grolsen Armee rückten die
Tairas gegen Kamakura vor. Yoritomo marschierte ihnen mit
einem starken Heere entgegen. An der Fujikawa, unweit des
heutigen Numatsu, stiefsen die Gegner aufeinander. Als die
Tairas die Stärke Yoritomos sahen, wagten sie nicht, den
Vormarsch zu forcieren und warteten untätig am rechten Flufe-
ufer, während auch Yoritomo am linken Ufer ein Lager bezog.
In einer Nacht flog ein Schwärm wilde Enten aus den Binsen,
welche die Ufer bedeckten, auf. Die Tairas, im Glauben,
Yoritomo mache einen Angriff, verloren den Kopf. Ein
panischer Schreck ergriff das ganze Heer, es floh in toller
Flucht, Reiterei und Fufsvolk wirr untereinander, ohne sich
auch nur nach dem Feinde umzusehen ; Waffen und Rüstungen
wurden fortgeworfen, weil sie die rasende Flucht hemmten.
Ohne von Yoritomo verfolgt zu werden, sammelten sich die
Truppen erst wieder in Kioto. Diese schmachvolle Flucht be-
siegelte den Fall des Hauses Taira, welcher noch beschleunigt
wurde durch den Tod von Kiyomori bald nachher (1181). Sein
schwacher Sohn Munemori wurde sein Nachfolger. Dieser
schickte gegen Minamoto Yoshinaka Jo Sukenaga und Jo
Nagashige. Nachdem diese total vernichtet waren, rückten Taira
Koremori und Michimori dem Yoshinaka entgegen, aber auch
— 81 —
sie worden geschlagen nnd ihr Heer völlig aufgerieben. Nun
war der Weg nach Kioto für Yoshinaka frei und er rückte in
Eilmärschen vor. Taira Munemori entfloh vor ihm, Antoku
Tenno und Goshirakawa Hoo mit sich nehmend nach seinem
Schlote Fukuhara. Von hier entkam Goshirakawa und stellte
sich unter den Schutz von Yoshinaka. Munemori setzte mit
Antoku Tenno und seiner Familie die Flucht nach Süden fort und
kam nach Tsukushi auf Kyushu im zweiten Jahre Juei (1183).
Schon damals würden die Tairas völlig vernichtet sein, wenn
nicht Zwistigheiten unter den Minamotos ausgebrochen wären.
Da Antoku Tenno entflohen und in Kioto kein Kaiser war,
wollte Yoshinaka den Sohn des gefallenen Prinzen Mochihito,
den Prinzen Hakuriku no miya, auf den Thron heben, aber
Goshirakawa kam ihm zuvor und machte Takanari, den zweiten
Sohn von Takakura Tenno, zum Kaiser (1183), dieser ist
Grotoba Tenno. Zur Strafe liefs der gewalttätige Yoshinaka
Kioto von seinen wilden Kriegern plündern. In Schrecken ge-
setzt, rief Goshirakawa Yoritomo zu Hilfe. Yoshinaka über-
häufte deshalb den Hoo mit Vorwürfen, der, aufs tiefste ge-
kränkt, der Priesterschaft der Tempel Enryaku und Onsho den
Befehl gab, Yoshinaka zu vernichten. Yoshinaka siegte, Schlots
Goshirakawa in seinem Wohnsitz, dem Tempel Hojuji, ein, den
er anzündete. Goshirakawa wurde gefangen genommen und
anter eine starke Bewachung gestellt. Yoritomo hatte sich
f&r Goshirakawa erklärt und Yoshinaka ihm den Gehorsam
verweigert, deshalb schickte er jetzt seine Brüder Noriyori
und Yoshitsune mit 60000 Mann gegen den Ungehorsamen.
Dieser sandte ihnen Imai Kanehira und Nenoi Yukichika
entgegen, die total geschlagen wurden. Minamoto Noriyori
besetzte Seta in Omi, während gleichzeitig Yoshitsune IJji in
Yamashiro einnahm. Die Truppen von Yoshinaka verloren den
Mut und verließen ihren Führer, der, zur Flucht gezwungen,
in dem Sumpfe Awazu in Omi stecken blieb, in welchem
ihm von seinen Verfolgern der Kopf abgehauen wurde.
Während dieser Kämpfe der Minamotos untereinander hatte
Taira Munemori Antoku Tenno zuerst nach Dazaifu in Chi-
kuzen und von hier nach Sanuki auf Shikoku gebracht, wo
Yashima als Residenz für den Tenno eingerichtet wurde.
Von hier aus eroberten die Tairas sämtliche Provinzen der
Nankaido und Sanyodo zurück. Die Truppen der Minamotos
6
— 82 -
wurden überall geschlagen. Nach diesen Erfolgen verliefe
Mnnemori mit Antoku Tenno Yashima und besetzte wieder
Fukuhara, welches er stark befestigte. Er machte bereits
Anstalten, sich wieder in den Besitz von Kioto zu setzen, als
endlich Yoritomo die Gefahr erkannte und gegen ihn seine
Brüder Noriyori und Yoshitsune schickte. Vor ihnen zog sich
Munemori zurück und besetzte wieder Yashima. Noriyori
verfolgte ihn und trieb ihn weiter nach Kiushu hinüber.
Yoshitsune folgte seinem Bruder nach Shikoku und eroberte
Yashima. Munemori, von allen Seiten bedrängt, schiffte sich
ein, in der Absicht, noch einen Versuch zu machen, sich
in den Besitz von Honshu zu setzen. Noriyori verfolgte ihn
mit seiner Flotte von Kiushu und Yoshitsune segelte gegen
ihn von Shikoku. Bei Dan no ura in der Nähe des heutigen
Shimonoseki trafen sich die feindlichen Flotten. Es entbrannte
ein heftiger Kampf, in welchem auf beiden Seiten mit großer
Tapferkeit gefochten wurde, aber der Stern des Hauses Taira
sollte erlöschen. Munemori wurde gänzlich vernichtet und
fast sein ganzes Haus kam um, seine Mutter sprang, den acht-
jährigen Antoku Tenno in den Armen, in die Fluten und beide
ertranken. Diese Entscheidungsschlacht wurde im ersten Jahre
Bunji (1185) ausgefochten.
Nach dem Untergange des Hauses Taira ging die Re-
gierungsgewalt auf das Haus Minamoto über. Noch im Jahre
1185 führte Yoritomo eine neue Administration ein, welche
von Oye Hiromoto entworfen war. An Stelle der Kokushi und
Ryoke wurden von ihm die Shugo und Chito, Direktoren und
Vorsteher, ernannt. Ferner reorganisierte er die Polizei, zu
deren Chef, Sotsuihoshi, er sich ernennen liefe. Im nächsten
Jahre (1186) ging er als Sei i taishogun nach Kamakura zurück,
wo er eine neue Regierung, das Bakufu, errichtete. Hiermit
beginnt ein neuer Zeitabschnitt.
Literatur. Als Dichter erwarben sich im zwölften Jahrhundert Be-
rühmtheit Fujiwara Michitoshi, Fujiwara Akisuke, Minamoto
Toshiyori, Fujiwara Mototoshi, Minamoto Tsunenobu und Fuji-
wara Toshinari in der japanischen Poesie; in der chinesischen
Literatur waren es Minamoto Morofusa, Oye Tadafusa, Naka-
yama Tadachika und Fujiwara Michinori.
Fujiwara Michitoshi veröffentlichte unter Shirakawa Tenno
„Goshui", eine Liedersammlung, unter Sutoku Tenno erschien
— 83 -
„Kinyowakashu" von Minamoto Toshiyori, ebenfalls eine Lieder-
sammlung, Fujiwara Akisuke publizierte unter Konoe Tenno
eine Liedersammlung „Shikwashu" und unter Goshirakawa
Tenno sammelte Fujiwara Toshinari „Senzaishu", Lieder.
Als Geschichtsforscher zeichneten sich aus Fujiwara Ta- Ge-
menari mit seinem berühmten „Okagami", die Geschichte der
14 Kaiser von Buntoku bis Goichijo Tenno (850—1036), Naka-
yama Tadachika schrieb „Mizukagami", die Geschichte von
Jimmu bis Nimmei Tenno. Ein unbekannter Gelehrter schrieb
»Zokuyotsugi" oder „Imakagami", die Geschichte von Goichijo
Ms Takakura Tenno. Erwähnenswert sind noch die folgenden
Werke „Konsekimonogatari", alte und neue Erzählungen von
Minamoto Takakuni, „Joijomokushu", Sammlung von Erzäh-
lungen von Minamoto Morofusa, „Daiyuki" von Fujiwara Toshi-
iye, „Gonijokwanpapuki" von Fujiwara Moromichi und „Ko-
keshidai** von Oye Tadafusa.
Grofeen Ruf hatte unter Shirakawa Tenno der Arzt Tanba Medizin.
Koretada, welcher der japanische Äskulap genannt wird.
Toba Tenno und Minamoto Yujin liebten Kleiderpracht
und ihre Untergebenen folgten ihrem Beispiele. Seit dieser
Zeit wetteiferten die Samurai, die adligen Krieger, in kost-
baren Kleidern, bei denen möglichst viel Stoff verschwendet
wurde, genau wie 600 Jahre später die Landsknechte in Deutsch-
land. In dieser Zeit entstand auch der Tsuyoshozoku, das
Hofkleid, dessen Ho, Oberkleid und Ko, weite lange Hosen, in
breite Falten gelegt wurden, und die Eboshi, die gesteifte und
lackierte Kopfbedeckung der Vornehmen. Diese Kleidungs-
stücke, welche bei Hofe im allgemeinen Brauch blieben, haben
in dieser Periode ihren Ursprung.
VI.
Periode 1185-1333.
Das Bakufu oder Shogunat in Kamakura.
Die Fujiwaras wie die Tairas hatten im Namen des Tenshi
regiert, wenn auch der Kaiser in der Tat nichts als ein willen-
loses Werkzeug in ihren Händen gewesen war, aber mit Mina-
moto Yoritomo trat ein groiser Umschwung ein. Er errichtete
als Shogun einen zweiten Hof außerhalb der Residenz des
Kaisers. Der Titel Shogun heilst wörtlich tibersetzt Befehls-
haber, dasselbe Wort wie imperator, die Übereinstimmung der
beiden Wörter ist ebenso auffallend, wie der Gegensatz der
beiden Regierungsformen hier und in Rom, denn während das
kaiserliche Rom nie aufhörte, theoretisch eine Republik zu
sein, behielt Japan von 1185—1868, obgleich praktisch und
anerkannt vom Shogun regiert, theoretisch stets den Tenshi
als Staatsoberhaupt, als Nachkomme der Götter. und Quelle
aller Ehre.
Nie haben in Japan, wie es von vielen europäischen Schrift-
stellern behauptet ist, gleichzeitig zwei Kaiser regiert, ein
geistlicher und ein weltlicher. Es gab stets nur einen Kaiser,
machtlos allerdings, gesehen und gekannt nur von Weibern,
die ihn bedienten, solange er ein Kind war. Erreichte er
das Jünglingsalter, mutete er abdanken und an seiner Stelle
wurde wieder ein Wickelkind auf den Thron gesetzt. Indessen
war er theoretisch der Herrscher, dessen Autorität dem Sho-
- 85 —
gun übertragen war, wie die der Merowinger dem Major
domus.
Yoritomo verteilte an die ihm treu ergebenen Daimyos _
nnd besonders begünstigten Krieger die Provinzen des Reiches,
er kam in den Besitz des Bodens und des Ertrages der Ernten,
das ganze Volk von oben bis unten gehorchte willenlos den
Befehlen des Shoguns. Bald wulste das Volk sehr wohl,
dafe dieser da war, aber die Existenz des Tenshi wurde ver-
gessen. Dem Kaiser war somit auch der Schein der Macht
genommen. Von Yoritomo bis zur Restauration der Kaiser-
macht im Jahre 1868, über 680 Jahre, dauerte dieser Zustand.
Allerdings wurde einmal in dieser Zeit, in der Ära Kemmu
1334—1337, die Regierung des Tenshi wieder aufgerichtet, .
aber dieselbe war nicht von Dauer und in kurzer Z&t war
der Kaiser wieder machtlos wie zuvor. Godaigo Tenno ent-
riß die höchste Gewalt dem einen Machthaber nur, um sie
einem anderen zu übergeben und war in der Tat nur der Ver-
mittler zwischen beiden. Auf diese Weise stieg die Macht der
ßhogune immer höher. Von dieser Zeit an beginnen die
Pendalbarone mächtig zu werden, die Dainyos führen Kriege
gegeneinander wie selbständige Fürsten und unter den Sho-
gunen aus dem Hause Ashikaga kommt das Feudalsystem zur
vollen Blüte.
Es regierten aus dem Hause Minamoto drei Shogune,
Tobitomo und seine beiden Söhne Yoriiye und Sanetomo; aber
die Söhne hatten nicht den Geist des Vaters und die Regierungs-
gewalt ging aus ihren Händen in die der Hojos, ihrer Shikken,
ihrer ersten Minister, die aber bald Regenten wurden, über. '
Gewöhnlich spricht man von neun Regentschaften der Hojos,
doch waren in der Tat nur die acht Hojos Shikken: Hojo To-
kimasa, Yoshitoki, Yasutoki, Tsunetoki, Tokiyori, Tokimune,
Sadatoki und Takatoki.
Die in Kamakura regierenden Shogune waren:
1192—1199 Minamoto Yoritomo.
1199—1203 Minamoto Yoriiye, der Sohn des früheren.
1203 — 1219 Minamoto Sanetomo, der jüngere Bruder von
Joriiye.
1219—1244 Fujiwara Yoritsune.
1244—1262 Fujiwara Yoritsugu.
— 86 —
1262—1266 Munetaka Shinno, ein Sohn von Gosaga Tenno.
1266—1289 Koreyasu Shinno, ein Sohn von Munetaka Shinno.
1289 — 1308 Hisa akira Shinno, ein Sohn von Gofukakusa
Tenno.
1308—1333 Morikuni Shinno, ein Sohn v<fti Hisa akira Shinno.
Die Kaiser dieser Periode sind:
Ära Genriaku: 14. Februar 1184 bis 1. Februar 1186. —
Bunji: 2. Februar 1185 bis 6. Februar 1190. — Ken kiu:
7. Februar 1190 bis 27. Januar 1199.
1183 Gotoba Tenno, der vierte Sohn von Takakura Tenno, wurde
bin im ^ Jahre alt
Ära Shoji: 28. Januar 1199 bis 4. Februar 1201. —
Kennin: 5. Februer 1201 bis 2. Februar 1204. — Gen
kiu: 3. Februar 1204 bis 9. Februar 1206. — Kenei:
10. Februar 1206 bis 29. Januar 1207. — Jogen: 30. Ja-
nuar 1207 bis 16. Januar 1211.
1108 Tsuchimikado Tenno, der älteste Sohn von Gotoba Tenno,
biß . 12ia wurde 37 Jahre alt.
Ära Ken riaku: 17. Januar 1211 bis 23. Januar 1213.
— Kempo: 24. Januar 1213 bis 17. Januar 1219. — Jo
kiu 18. Januar 1219 bis 12. Februar 1222.
1210 Juntoku Tenno, der dritte Sohn von Gotoba Tenno, wurde
big 122L 46 Jahre alt.
1221. Chukyo Tenno, der älteste Sohn von Juntoku Tenno, wurde
17 Jahre alt, bestieg den Thron im April und dankte im
Juli ab.
Ära Joo: 13. Februar 1222 bis 21. Januar 1224. — Gen
nin: 22. Januar 1224 bis 8. Februar 1225. — Ka roku:
9. Februar 1225 bis 18. Januar 1227. — An tei: 19. Ja-
nuar 1227 bis 26. Januar 1229. — Kwangi: 27. Januar
1229 bis 23. Januar 1232. — Jo ei: 24. Januar 1232
bis 10. Februar 1233.
1221 Gohorikawa Tenno, der dritte Sohn von Morisada Shinno,
18 1232, eines Sohnes von Takakura Tenno, wurde 23 Jahre alt.
bis 1242.
— 87 —
Ära Tempuku: 11. Februar 1233 bis 30. Januar 1234.
— Bun riaku: 31. Januar 1234 bis 20. Januar 1235. —
Ka tei: 21. Januar 1235 bis 17. Januar 1238. — Riaku
nin: 18. Januar 1238 bis 5. Februar 1239. — Eno:
6. Februar 1239 bis 25. Januar 1240. — Ninji: 26. Ja-
nuar 1240 bis 21. Januar 1243.
Shijö Tenno, ein Sohn von Gohorikawa Tenno, wurde
12 Jahre alt.
Ära Kwangen: 22. Januar 1243 bis 6. Februar 1247.
Gosaga Tenno, der zweite Sohn von Tsuchimikado Tenno, 1242
wurde 53 Jahre alt. bi8 1246 '
Ära Ho ji: 7. Februar 1247 bis 13. Februar 1249. —
Ken cho: 14. Februar 1249 bis 28. Januar 1259. — Ko
gen: 29. Januar 1256 bis 16. Januar 1257. — Sho ka:
17. Januar 1257 bis 24 Januar 1259. — Sho gen: 25. Ja-
nuar 1259 bis 12. Februar 1260.
Gofukakusa Tenno, der dritte Sohn von Gosaga Tenno, L .i&£
wurde 62 Jahre alt
bis 1269.
Ära Buno: 13. Februar 1260 bis 31. Januar 1261. —
Ko cho: 1. Februar 1261 bis 30. Januar 1264. — Bun
ei: 31. Januar 1264 bis 28. Januar 1275.
Kameyama Tenno, der jüngere Bruder von Gofukakusa 1269
Tenno, wurde 57 Jahre alt. bis 1274 '
Ära Ken ji: 29. Januar 1275 bis 24. Januar 1278. —
Ko an: 25. Januar 1278 bis 3. Februar 1288.
Gouda Tenno, der älteste Sohn von Kameyama Tenno, 1274
wurde 58 Jahre alt. bis 1287 '
Ära Shoo: 4. Februar 1288 jbis 7. Februar 1293. —
Ei nin: 8. Februar 1293 bis 1. Februar 1299.
Fushimi Tenno, der zweite Sohn von Gefukakusa Tenno, 1287
wurde 53 Jahre alt. bis im
Ära Sho an: 2. Februar 1299 bis 29. Januar 1302.
Gofushimi Tenno, der älteste Sohn von Fushimi Tenno, 1298
wurde 49 Jahre alt. bis 130L
— 88 —
Ära Ken gen: 30. Januar 1302 bis 18. Januar 1303.^-
Ka gen: 19. Januar 1303 bis 13. Februar 1306. —
To.ku ji: 14. Februar 1306 bis 23. Januar 1308.
1301 Gonijo Tenno, der älteste Sohn von Gouda Tenno, wurde
bu 130r 24 Jahre alt.
Ära En kio (En kei): 24. Januar 1308 bis 20. Januar
1311. — Ocho: 21. Januar 1311 bis 7. Februar 1312.—
Sho wa: 8. Februar 1312 bis 12. Februar 1317. —
Bumpo: 13. Februar 1317 bis 21. Januar 1319.
1807 Hanazono Tenno, der älteste Sohn von Gofushimi Tenno,
' wurde 52 Jahre alt.
Ära Geno: 22. Januar 1319 bis 28. Januar 1321. —
Gen ko: 29. Januar 1321 bis 26. Januar 1324. — Sho
chu: 27. Januar 1324 bis 3. Februar 1326. — Ka riaku:
4, Februar 1326 bis 30. Januar 1329. — Gen toku:
31. Januar 1329 bis 7. Februar 1331. — Gen ko: S.Fe-
bruar 1331 bis 4. Februar 1334 — Kemmu: 5. Februar
1334 bis 21. Januar 1338. — Engen: 14. Februar 1336
bis 9. Februar 1339.
1318 Godaigo Tenno, der zweite Sohn von Gouda Tenno, wurde
bis 1339. cl t i i*
51 Jahre alt.
Als die Tairas mit Antoku Tenno nach Kyushu flohen,
wurde in Kioto Gotoba Tenno auf den Thron gehoben und er-
hielt die Ära nach Gotoba Tennos Thronbesteigung den Namen
- Bunji, während Antoku Tenno den Namen der Ära Jnei bei-
behielt, mithin ist das Jahr 1185 gleichzeitig das erste Jahr
Bunji und das vierte Jahr Juei.
Wie schon früher erwähnt, war es schon unter dem Ee-
gimente der Fujiwaras allgemeiner Brauch geworden, dals die
Krieger, welche die mächtigsten Familien in den Provinzen
geworden waren, den Grund und Boden zu ihrem Privatbesitze
gemacht hatten; der Hof war zu schwach und machtlos, um
dem Einhalt zu tun. Unter den Tairas war dies noch ärger
geworden und das Feudalwesen schien schon entstanden zu
sein. Als Yoritomo mit Hilfe der grofsen Bujin -Familien die
Tairas vernichtet hatte, mufste er natürlich seine Helfer be-
lohnen; er tat dies, indem er ihren Landbesitz vergrößerte,
ihnen den Ertrag des Landes verlieh und machte sie da-
— 89 —
durch lüstern nach fremdem Besitz. Dazu hatte er nach der
neuen Organisation in allen Provinzen die Shugo (Militär-
kommandanten) und Chito (die höchsten Civilbeamten) ein-
geführt, diese Stellen sämtlich mit Bujin besetzt und erblich
gemacht. Die vor dieser Zeit vom Tenshi ernannten Kokushi
und Ryoke waren im ganzen Reiche kaiserliche Prinzen und
Kuge. Diese waren aber so verweichlicht, daß sie die Pflichten
ihrer Stellen nicht erfüllen konnten; wenn es zu etwas Ernstem
kam, waren sie die ersten, die ihr Heil in der Flucht suchten.
Selbstverständlich handelten bald die neuernannten Shugo und
Chito vollständig nach ihrem Gefallen, wodurch die Kokushi
und Ryoke zu leeren Titeln wurden. Der Kriegerstand allein
erhielt ferner die Gunstbezeigungen des Shogun. Im gleichen
Mais wie die kaiserliche Majestät dahinwelkte, kam das Krieger-
regiment zur vollen Blüte und mit ihm wuchs die Macht des
Feudaladels. Während Yoritomo sich den Regierungsgeschäften
widmete, machten ihm seine Brüder Yoshitsune und Yukiiye
Sorge. Der einsichtige und tapfere Yoshitsune hatte die
Tairas besiegt und sich große Verdienste erworben. Der
finstere und mißtrauische Yoritomo fürchtete, dafs sein
überall geliebter Bruder den eigenen Söhnen gefährlich
werden könne und beschlois, ihn für immer unschädlich zu
machen. Trotz ihrer Nachgiebigkeit und Unterwürfigkeit
behandelte Yoritomo seine Brüder mit solcher Mißachtung
und Härte, daß sie die Unmöglichkeit erkannten, mit ihm in
Frieden leben zu können. Da nun Yoritomo durch sein
tyrannisches Wesen auch Goshirakawa Hoo beleidigt hatte,
bat Yoshitsune diesen, ihm den Befehl zu geben, Yoritomo zu
züchtigen. Seine Bitte wurde erfüllt und nun rüsteten sich
Yoshitsune und Yukiiye. Yoritomo rückte ihnen mit einem
grofsen Heere entgegen und schlug sie vollständig (erstes Jahr
Bunji 1185). Die beiden Brüder flüchteten sich nach Kyushu.
Yukiiye wurde kurz nachher von Hojo Tokisada erschlagen.
Yoshitsune entkam nach Ou und fand freundliche Aufnahme
bei Fiyiwara Hideshira, dem mächtigsten der nördlichen
Daimyos; hier war er anfangs in Sicherheit, aber sein
Gastfreund starb kurze Zeit nachher und es folgte ihm
sein Sohn Yasushira. An diesen schickte Yoritomo den
von Goshirakawa Hoo gezeichneten Befehl, den in Koromo-
gawa in Rikuoku sich aufhaltenden Yoshitsune auszuliefern.
— 90 —
Als Yasushira sich weigerte, dem Befehle zu ^gehorchen,
rückte der auch auf die Macht der Fujiwaras ^eifersüchtige
Yoritomo mit einem starken Heere gegen ihn Vormund ver-
nichtete ihn. Yoshitsune soll im Kampfe gefallen sein. So
waren die Wünsche Yoritomos erfüllt, seine Brüder waren nicht
mehr, er hatte die Fujiwaras vernichtet und Ou (Uzen, Ugo
nnd Rikuoku) unterworfen. Er übergab Kasai Kiyoshige die
Regierung von On und kehrte nach Kamakura zurück.
Nun beugte sich das ganze Reich vor Yoritomo. Im dritten
Jahre Kenkiu (1192) wurde er von Gotoba Tenno zum Seiitai-
shogun (Diktator) ernannt und damit beginnt das wirkliche
Militärregiment.
Die Organisation in Kamakura war in folgender Weise
geregelt: Das Amt, welches alle Geschäfte leitete, war Man-
dokoro, der höchste Justizhof hiefe Monchusho und das Kriegs-
ministerium Samuraidokoro. Mandokoro vereinigte das Mini-
sterium des Innern und des Äußern, sämtliche Regierungs-
erlasse wurden hier ausgegeben. Die Beamten waren der
Shikken (Premierminister), die Rensho (Beisitzer), die Betto
(Abteilungspräsidenten) mit ihren Reianshu (Sekretären), der
Chikuji (Direktor der Hausangelegenheiten der Daimyos), ferner
Shitsuji (Direktoren) und Yorindo (Assessoren). Der Shikken
hatte den Shogun in der Regierung zu unterstützen. Der
erste, welcher hierzu ernannt wurde, war Hojo Tokimasa.
Der erste Mandokoro Betto (Miuister) war Oe Hiromoto. In
dem Monchusho wurde Urteil gesprochen ; die Beamten waren
der Shitsuji (Gerichtspräsident), die Yorindo (Assessoren)
und die Monchu Bugyo (Richter). Miyoshi Yasunobu wurde
der erste Shitsuji. In dem Samuraidokoro wurden die militäri-
schen Angelegenheiten geleitet und war daselbst das Kriegs-
gericht. Die Beamten waren der Betto (Präsident), die Shoshi
(die Vorsteher der verschiedenen Abteilungen), die Kaiko (die
Ordonnanz - Offiziere) und die Yorindo (Assessoren). Wada
Yoshimori war der erste Betto.
Die früher genannten Shugo (Militärkommandanten) und
Chito (Distriktspräsidenten) leiteten die Militär- und Civil-
angelegenheiten der Distrikte. Über allen Ämtern stand, die-
selben leitend und allmächtig, der Shogun.
Yoritomo starb 1199, er war körperlich nicht besonders
stark, aber sehr mutig, hatte eine seltene Willenskraft, war
— 91 —
ein großer Stratege, außerordentlich vorsichtig und umsichtig
im kleinen wie im großen; seinem scharfen Auge entging
nichts und er liefe nichts unbeachtet. Um seinen Vorsatz,
sich zum unbeschränkten Herrn des Reiches zu machen, aus-
zuführen, scheute er vor keinem Hindernisse zurück und räumte
sie alle, unbekümmert um die Folgen und was es kostete,
aus dem Wege. Aber er war mißtrauisch, hinterlistig und
rachsüchtig in so hohem Grade, daß er, wie oben berichtet,
seine beiden talentvollen Brüder seinem finsteren Argwohn
opferte und dadurch das Fundament seines Hauses selbst
untergrub, welches bald nach ihm haltlos zusammenstürzte.
Sein volles und blindes Vertrauen hatte er den schlauen, be-
rechnenden Hojos geschenkt, die frohlockend zusahen, wie er
selbst sein Haus ruinierte, wußten sie doch, daß hierdurch in
der kürzesten Zeit das Regiment in ihre Hände fallen mußte.
Hojo Tokimasa war der siebente Nachkomme von Taira
Sadamori, welcher im Jahre 940 Taira Masakado besiegt und
getötet hatte. Als Yoritomo nach Izu entflohen war, hatte er
zuerst bei Ito Sukechika freundliche Aufnahme gefunden. Von
hier ging er zu Hojo Tokimasa, der in dem Jünglinge die zu-
künftige Größe des Hauses Minamoto erkannte und ihn an sich
zu fesseln und zu seinem Werkzeuge zu machen wußte; er
verheiratete ihn mit seiner Tochter Masakado. Als Yoritomo
im Jahre 1180 von dem Prinzen Mochihito den Auftrag erhielt,
Truppen gegen die Tairas zu sammeln, taten Tokimasa und
sein Sohn Yoshitoki alles, was in ihren Kräften stand, um der
Sache Yoritomos zu helfen. Sie erwarben sich große Verdienste,
wodurch sie sich Yoritomos volles Vertrauen sicherten. Als er
das Shogunat in Kamakura gründete, erhielten die Hojos die
höchsten Ämter und kein anderes Haus konnte sich mit ihnen
an Macht und Einfluß in Kamakura messen. Tokimasa jedoch
wie Yoshitoki handelten nicht ehrlich, sie waren sehr in-
telligente, aber falsche und heuchlerische Intriganten, die ihre
Absicht Schritt für Schritt, ohne jede Übereilung, verfolgten,
ihre Wünsche und Gefühle verrieten weder ihre Mienen noch
Handinngen. Es hatte den Schein, als sei ihre Treue und
Loyalität unerschütterlich; sie beugten sich und gehorchten
demütig wie die niedrigsten Vasallen. Ihre Ehrenhaftigkeit
schien über jeden Zweifel erhaben, aber alles war Heuchelei.
Es gelang ihnen, wie alle anderen, selbst den mißtrauischen
- 92 —
Yoritomo so vollständig zu täuschen, dafs er niemals den ge-
ringsten Verdacht schöpfte, dafs sie heuchelten oder Verrat
im Herzen trügen.
Yoriiye folgte als Shogun seinem Vater. Er war in den
inneren Räumen des väterlichen Palastes unter Frauen auf-
gewachsen, hatte nie männliche, kriegerische Vergnügen und
Gefahren kennen gelernt, war weibisch und ohne jede Welt-
und Menschenkenntnis. Diesen Schwächling nützten natürlich
die Hojos gründlich für ihre Zwecke aus. Zuerst ruinierten sie
ihn physisch und moralisch, indem sie die grö&ten Wüstlinge
Ogasawara Yataro, Shiki Saburo, Wada Saburo, Nakano Goro
und Hosono Saburo zu seinen Kammerherren ernannten. Diese
mufsten den jungen Shogun zu den ärgsten Ausschweifungen
verführen und jedes bessere Gefühl in ihm ersticken. Der
schwache Yoriiye war bald in Schlemmerei so tief ge-
sunken, dafs er weiter für nichts als seine Ausschweifungen
Interesse zeigte. Die Krone setzte er seinen Lüderlichkeiten
durch den Raub der Geliebten seines treuesten Anhängers und
Freundes Adachi Kagemori auf, welche er mit Gewalt zu
seiner Maitresse machte. Tokimasa sah dem tollen Treiben
des Shoguns mit Befriedigung zu und heuchelte völlige Un-
kenntnis des Lebenswandels von Yoriiye. Dafür aber gewann
er die Liebe und Anhänglichkeit des Volkes, indem er überall
Gutes tat, Geschenke und Almosen mit offenen Händen ver-
teilte. Die ihm zugewendete Liebe des Volkes nährte ei
sorgfältig, er wartete auf die günstige Gelegenheit, Yoriiye
zu beseitigen, die er bald fand. Yoriiye hatte einen Sohn
Ichiman, dessen Mutter die Tochter von Hiki Yoshikazu war.
Infolge seiner Ausschweifungen erkrankte Yoriiye so schwer,
dafs man für sein Leben fürchtete. Da riet ihm Tokimasa, einen
Erben zu ernennen, das Shogunat zu teilen und die östlichen
Provinzen, das Kwanto, seinem jüngeren Bruder Semman zu
geben. Dieser Rat erbitterte die Hikis und Yoshikazu bat
seinen Schwiegersohn, der unerträglichen Tyrannei der Hojos
ein Ende zu machen. Diese Einflüsterung wurde Tokimasa
hinterbracht, aus Rache liefs er Hiki Yoshikazu von Amano
Tokage und NittaTadatsune ermorden; dann schickte er Soldaten
in den Palast Kogosho, in welchem der Sohn des Shogun
aufgezogen wurde, und liefs Ichiman und die jüngeren Brüder
von Hiki Yoshikazu, welche dort weilten, ermorden. Yoriiye,
— 93 —
durch dies abscheuliche Verbrechen von Tokimasa aufgerüttelt,
befahl Wada Yoshimori, den verräterischen Tokimasa zu töten.
Statt den Befehl auszuführen, meldete Wada denselben Toki-
masa. Dieser zwang nun Yoriiye, abzudanken und Priester
zu werden, hierauf sperrte er ihn in den Tempel Shuzenji in #
Im, unweit dem heutigen Atami, wo er ihn kurz nachher im
Bade ermorden liefe. Nach diesen Vorgängen wurde der jüngere
Bruder von Yoriiye, Senman, unter dem Namen Sanetomo
Shogun (1203).
Nachdem die Hiki vernichtet, Yoriiye und Ichiman er-
mordet waren, hatten die Hojos die Hälfte ihres Werkes ver-
richtet. Für einige Zeit mußten sie nun/üm keinen Verdacht zu
erregen) darüber wachen, dals dem unmündigen Sanetomo kein
Unglück zustieß, aber ein in unerschütterlicher Treue dem
Hanse Yoritomos ergebener Vasall, der wegen seiner Tapferkeit
und Ehrenhaftigkeit in den weitesten Kreisen gepriesene
Hatakeyama Shigetada mufste vernichtet werden, Tokimasa
sprengte das Gerücht aus, Hatakeyama sei in eine Verschwörung
verwickelt und Yoshitoki liels ihn ermorden. Auf diese Weise
schafften die Hojos nach und nach alle Hindernisse aus dem
Wege.
Die zweite Erau von Tokimasa stammte aus dem Hause
Maki. Sie und ihre Familie überredeten den ehrgeizigen Shik-
ken, Sanetomo zu ermorden und seinen Stiefsohn Hiraga
Tomotada zum Shogun zu machen. Tokimasa ging auf diesen
Plan ein. Die Verschwörung wurde jedoch entdeckt und
Masakado liels von mehreren hohen Offizieren ihren Enkel
Sanetomo in das Schlois ihres Bruders Yoshitoki bringen.
Rache heuchelnd schickte Yoshitoki seinen Vater Tokimasa
mit dessen Gattin nach ihrem Stammsitze Hojo in Izu und
sperrte sie dort ein, Hiraga Tomotada liels er ermorden. Sich
selbst liefe er an Stelle seines Vaters Tokimasa zum Shikken
ernennen (1205).
Die Schlechtigkeit von Yoshitoki war gröfser als die
seines Vaters, dessen Sturz und Untergang wahrscheinlich
ein von ihm geschmiedeter Plan war. Yoshitoki sah ein, dals
der herrschsüchtige Tokimasa seine Stelle niemals freiwillig
niederlegen würde und benutzte die Makis als Werkzeuge,
um seinen Vater zu beseitigen. Er verleitete sie, sich mit Toki-
masa gegen das Leben von Sanetomo zu verschwören und
— 94 —
erreichte so mit leichter Mühe die Erfüllung seiner Wünsche,
nämlich seinen Vater zu verdrängen, selbst Shikken zu werden
und die mächtigen Makis zu vernichten. So erntete er geschickt
die Früchte der Ränke seines Vaters. Eine andere mächtige
• Familie machte Yoshitoki noch Sorge, die Wadas schienen ihm
gefährlich; um sie zu reizen, behandelte er sie bei jeder Gelegen-
heit mit Verachtung und veranlafste sie dadurch, sich an dem
Aufstande des unzufriedenen Izumi Chikahira zu beteiligen.
Wada Yoshinawo und Yoshishige, die Söhne von Yoshimori
und dessen Neffe Tanenaga ergriffen die Waffen. Der Auf-
stand wurde schnell unterdrückt und Tanenaga gefangen ge-
nommen. Als Yoshimori um das Leben seines Neffen bat, wies
Yoshitoki ihn ab. Der lange zurückgehaltene Grimm der
Wadas brach jetzt los. Im ersten Jahre Kempo (1213)
sammelte Yoshimori ein Heer, an dessen Spitze er seinen
Adoptivsohn, Asaina Yoshihide, den Sohn des 1187 gefallenen
Minamoto Yoshinaka. stellte. Dieser, ein sehr tüchtiger Truppen-
führer, brachte dem Bakufu-Heere viele Niederlagen bei, so
dafs dieses anfing, den Mut zu verlieren. In diesem kritischen
Augenblicke übergab Yoshitoki das Kommando über seine
Truppen seinem Sohne Yasutoki. Dieser schwächte auf sehr
geschickte Weise seinen Gegner, und nachdem Yoshimori durch
einen Pfeilschufs getötet war, lief sein Heer auseinander
und die ganze Familie Wada wurde vernichtet. Nun hatte
Yoshitoki niemanden mehr zu fürchten, und jetzt war für ihn
die Zeit gekommen, Sanetomo zu beseitigen, um damit dem
Hause Minamoto den Todesstofs zu geben und sich zum wirk-
lichen Herrn des Reiches zu machen. Hierzu rief er Kugyo,
den Sohn des ermordeten Minamoto Yoriiye, welcher in Kioto
lebte, nach Kamakura und machte ihn zum Betto (Oberpriester)
von Tsurugaoka, dem höchsten Shintopriester des Reiches,
hetzte ihn gegen Sanetomo auf, indem er ihn mahnte, seinen
ermordeten Vater zu rächen; auch Kugyo ging in seine
Netze. Sanetomo wurde zum Naidaijin und kurz darauf zum
Udaijin vom Tenshi ernannt. Als er sich, um die Dankes-
- Zeremonie zu verrichten, in denTsurugaoka-Tempel, dem heutigen
„ Hachiman in Kamakura begab, wurde er auf der Tempeltreppe
von Kugyo erstochen. Nach der Tat liefe Yoshitoki Kugyo
als Mörder enthaupten. Das Haus Yoritomos war hiermit im
ersten Jahre Jokiu (1219) ausgestorben.
— 95 —
So hatte denn Hajo Yoshitoki mit erstaunlicher Zähigkeit
den von seinem Vater ersonnenen Plan ausgeführt, niemand mehr
im ganzen Reiche konnte sich an Macht mit ihm messen. Er
verstand sehr wohl, dafs die Stellung des Shogun eine sehr ge-
fährliche und wenig Nutzen bringende war und hatte nicht den
Ehrgeiz, sie einzunehmen. Ferner rechnete er sehr klug; machte
er einen Prinzen zum Herren von Kamakura, so wurden alle
großen Herren seine Freunde. Gleichzeitig vermied er da-
durch, das Ziel neidischer Angriffe zu werden, aber die wirk-
liche Macht wollte er fest in seiner Hand behalten. Er ging
deshalb nach Eioto und bat den Kaiser, einen kaiserlichen
Prinzen zum Herrn von Kamakura zu ernennen. Gotoba Joko
schlug ihm diese Bitte allerdings ab, aber er ernannte den
Sohn eines entfernten Verwandten von Minamoto* Yoritomo,
des Sadaijin Fujiwara Mochiiye, den kaum zweijährigen Fuji-
wara Yoritsune zum Shogun und sandte ihn nach Kamakura.
Hier leitete die Regierung dem Namen nach Masakado aus dem
Innern ihres Palastes. Während so der kluge Yoshitoki seine
Macht in Kamakura stärkte und befestigte, schmiedete man
in Kioto den Plan, ihn zu stürzen, dessen Fehlschlagen Yoshi-
toki benützte, den Tenshi völlig zu fesseln und machte dadurch
seine Stellung noch mächtiger.
Zur Zeit der Thronbesteigung von Chukyo Tenno (1221)
lebten in Kioto drei Joko, Gotoba Joko, der Honin, der große
abgedankte Kaiser, der die Regierung leitete, dann Tsuchimi-
kado Joko, der Chuin, der mittlere Joko und Juntoku Joko,
der Shinin, der neue Joko, Gotoba Joko war schon als Tenshi
eifersüchtig auf die von dem Shogun usurpierte Macht gewesen
und suchte stets ein Mittel, die kaiserliche Macht wieder auf-
zurichten. Zu dem Zwecke hatte er schon früher eine zweite
kaiserliche Leibwache, die Seimen, von ausgezeichneten Bujin
zusammengestellt. Die erste kaiserliche Leibwache hiefs Ho-
kumen, der Kaiser sais im Audienzsaale stets mit dem Ge-
sichte nach Süden gewendet, ihm gegenüber hatte die Leib-
wache ihre Aufstellung; sie hatten also die Front nach Norden,
woher ihr Name kam, Hoku (Norden) und men (gegenüber). Die
von Gotoba neu errichtete Leibwache hatte ihre Aufstellung
*ur rechten des Kaisers im Audienzsaale, also mit der Front
gegen Westen, daher ihr Name Sei (Westen) und men
(gegenüber). Aus diesen beiden Hokumen- und Seimen no Sa-
— 96 —
murai suchte sich Gotoba eine mächtige Partei im Krieger-
stande zu bilden. Er beschäftigte sich neben Poesie und
Musik hauptsächlich mit dem ernsten Studium der Kriegswissen-
schaften, Bugei, welche jeder tüchtige Ritter kennen sollte
und schmiedete mit großem Eifer eigenhändig Schwerter. Ais
er den Mord von Sanetomo hörte, hielt er den Zeitpunkt, die
Macht des Tenshi wiederherzustellen, für gekommen, aber
Yoshitoki war ihm zu klug und handelte zu rasch, indem er
eine Puppe zum Herrn von Kamakura machte, die Macht
aber für sich behielt Die Regierung in Kamakura änderte
sich nicht. Gotoba Joko wurde durch diesen Schachzug
furchtbar gereizt. Als Yoshitoki kurz nachher Nishina Mo-
rito, einen der Seimen von Gotoba, für ein Vergehen seine
Besitzungen konfiszierte und den Gegenbefehl von Kioto nicht
beachtete, entschlofs sich Gotoba Joko, mit Gewalt gegen den
Usurpator vorzugehen. Er befahl Miura Taneyoshi, einem
Feinde von Yoshitoki, im Kinki, den fünf Provinzen um Kioto:
Yamashiro, Yamato, Kawachi, Izumi und Settsu, ein Heer zu
sammeln; dann setzte er sich mit Miura Yoshimura, einem der
einflufsreichsten Männer in Kamakura und Gegner von Yoshi-
toki in Verbindung und ließ durch ihn alle einflußreichen
Männer des Kwanto auffordern, sich der kaiserlichen Partei
anzuschliefsen, um das Bakufu in Kamakura umzustoßen.
Tsuchimikado Joko hielt den Plan von Gotoba Joko für über-
eilt, sah das Mifslingen voraus und riet mit der Ausführung
noch zu warten, aber Gotoba Joko hörte nicht auf die war-
nende Stimme, überredete sogar noch Juntoku Joko, sich ihm
anzuschließen.
Als Gotoba die Regierung in Kamakura mit Gewalt be-
seitigen wollte, erinnerte sich das Volk nur mit Schrecken an
die kaiserliche Regierung, unter der es so schwer gelitten hatte.
Zuerst war der Steuerdruck durch die Verschwendung der
Fujiwaras herbeigeführt und dann während der Kämpfe der
Taira und Minamoto noch ärger geworden. Da war Minamoto
Yoritomo erstanden, hatte den Despotismus der Tairas ge-
brochen, die verschwenderische Regierung beseitigt und die
Ordnung im Reiche hergestellt; er war der Retter des heimatlös
gewordenen Volkes und der Schöpfer der Regierung des Krieger-
standes. Er hatte die Gesetze vereinfacht, die Steuern ver-
mindert, ja aufgehoben, wenn das Volk durch Unglück heim-
— 97 —
gesacht war. Durch alle diese Wohltaten hatte er sich die
Liebe des Volkes sowohl wie die der Ritter erworben. Dafs
andererseits das Kaiserhaus die politische Macht verloren hatte,
war nicht das Verschulden von Yoritomo. Seine Regierung
hatte das Verdienst, für das Volk zu sorgen, und sie stützte
sich auf den Kriegerstand. Die Hojos änderten an dem
Regierungssystem nichts, die Loyalität der Krieger war auf
sie übergegangen. Das Bakufu war nichts weniger als eine
schlechte Regierung, und das Kaiserhaus selbst hatte durch
seine Handlungsweise die Macht des Bakufu befestigt. Als
jetzt Gotoba ungeduldig nicht warten konnte, bis er genügend
stark war, sondern ungerüstet und kopflos zum Kriege drängte,
beging er eine grofee Torheit und der Erfolg war voraus-
zusehen.
Als Yoshitoki erfuhr, dafs ein Heer gegen ihn im Kwanto
gesammelt würde, rief er alle Krieger zusammen. Bei einem
Kriegsrat redete die Amashogun (offizieller Titel für Masako
als Regentin für den Shogun Fujiwara Yoritsune) die Ver-
sammlung an: „Der Udaisho Yoritomo hat, um die Feinde der
Tenshi zu züchtigen, das Bakufu hier in Kamakura eröffnet!
Ihr alle habt vom Bakufu mehr Wohltaten und Gut erhalten,
als Euch Land oder See gewähren konnte! Jetzt wo der Hof
unrecht, undankbar und prinzipienlos das Bakufu vernichten
will, wollt Ihr nach Kioto gehen, mit Euren Feinden vereinigt
herkommen und das Bakufu vernichten? Oder wollt Ihr mit
vereinten Kräften das grofse Unternehmen des dahingegangenen
Udaisho vollenden und für das Bakufu. für Euren Hort, leben
und sterben? Was wollt Ihr tun? Entscheidet Euch! Ich
will Euren Entschluß hören, ohne zu warten!" Da riefen die
versammelten Führer wie mit einem Munde: „Von uns und
nnsern Kriegern wird niemand jemals gegen Kamakura den
Bogen spannen!"
Yoshitoki befolgte nun den Rat des weisen Mandokoro
Betto Oye Hiromoto und handelte, bevor die Stimmung des
Heeres sich änderte. Er lieis seine Söhne Yasutoki und Tomotoki
und seinen Bruder Tokifusa sofort gegen Kioto vorrücken mit
dem Befehle, die Residenz ohne Zögern anzugreifen. Die Stärke
seines Heeres soll 190000 Mann gewesen sein, dem Gotoba kaum
den zehnten Teil entgegensenden konnte. Seine Truppen wurden
zuerst auf der Grenze zwischen Mino, Owari und Etchu ge-
- 98 —
schlagen; dann leisteten sie "nochmals Widerstand bei Uji,
Seta und Yodo, wurden aber nach kurzem Kampfe völlig ver-
nichtet. Das war das Ende des Unternehmens von Gotoba
Joko.
Das Shogunat liels die Hofadligen, welche sich Gotoba
Joko angeschlossen hatten , hinrichten. Chukyo Tenno mußte
abdanken und Gohorikawa Tenno wurde auf den Thron gehoben.
Gotoba Joko wurde nach der Insel Oki, Juntoka Joko nach
der Insel Sado, die kaiserlichen Prinzen Masahito Shinno nach
Tajima und Yorihito Shinno nach Bizen, sowie Tsuchimikado
Joko nach Tosa verbannt. Diese Erhebung wird der Jokiu-
Krieg genannt (1221).
Nachdem die Ruhe wiederhergestellt war, erhielten
Yasutoki und Tokifusa das vereinigte Militärkommando über
Kinai, Saikai und Kyushu mit ihrem Sitz in Rokuhara bei
Kioto und es standen unter ihnen 48 Garnisonsorte. Dem
Namen nach hatten sie den Palast des Tenshi zu bewachen,
in Wahrheit aber den Tenshi und den Hof zu überwachen,
und damit geht die Majestät des kaiserlichen Hauses fast
gänzlich verloren. Bald ist im Lande niemand mehr, der
den Befehlen des Tenshi gehorcht und die Macht des Bakufu
wächst mächtig empor, der ganze Kriegerstand ohne jede
Ausnahme gehorcht nur ihm.
Während der Hojo-Periode waren die Shogune in Kama-
kura tatsächlich nichts als Puppen ohne eigenen Willen, die
nach Belieben von den Shikken ein- und abgesetzt wurden und
völlig in deren Hand waren. Dazu kümmerten die Hojos sich
nicht im geringsten um die Befehle des Tenshi und behandelten
ihn ohne jede Rücksicht und Ehrerbietung. Aber ihre Regierung
war vorzüglich, sie sorgten für das Grofse und Ganze wie für
das Kleinste und Unbedeutendste. Hier kannten die Hojos keine
Arroganz und keinen Hochmut, sie spendeten mit vollen Händen
Gnade, Güte und Wohltaten und ernteten die Liebe und An-
hänglichkeit des ganzen Volkes. Sie verteilten die Steuern
gerecht und verminderten dieselben, wo os ihnen nötig erschien.
Sie widmeten sich ganz und voll ihren Regierungspflichten, stets
in Sorge, dals sie es nicht genügend taten. Ihre Regenten-
tugenden waren es, welche die Familie über ein Jahrhundert
lang im Vollbesitz ihrer politischen Macht erhielten, welche
mit dem Erlöschen dieser Tugenden aufhörte.
— 99 —
Die Shikken aus dem Hause Hojo waren nach dem Unter-
gange des Hauses Yoritomo unter dem Shogun Fujiwara
Yoritsunc: Hojo Yoshitoki, Yasutoki und Tsunetoki. Yasutoki
folgte seinem Vater Yoshitoki im ersten Jahre Gennin (1224)
and sein Sohn Tsunetoki wurde sein Nachfolger (1242);
Unter dem Shogun Fujiwara Yoritsugu waren Shikken
Hojo Tsunetoki und dessen jüngerer Bruder Tokiyori, dieser
folgte seinem Bruder 1246.
Unter dem Shogun Munetaka Shinno leiteten während der
Minderjährigkeit des Sohnes von Tokiyori, Hojo Tokimune,
Hojo Nagatoki und Hojo Masamura nacheinander die Geschäfte
des Shikken.
Unter dem Shogun Koreyasu Shinno waren Shikken Hojo
Tokimune und Sadatoki. Tokimune übernahm sein Amt im
fünften Jahre Bunei (1268) und es folgte ihm sein Sohn Sadatoki
im siebenten Jahre Koan (1284).
Unter dem Shogun Hisaakira Shinno war Hojo Sadatoki
Shikken.
Unter dem Shogun Morikuni Shinno starb Sadatoki 1311.
im ersten Jahre Ocho. Sein Sohn Takatoki war noch zu jung,
um die Geschäfte zu leiten, deshalb wurde von der Familie be-
stimmt, dafe Hojo Mototoki und Hojo Sadaakira gemeinschaft-
lich die Geschäfte leiteten, nur von beiden unterzeichnete
Regierungserlasse hatten Gültigkeit. Im fünften Jahre Showa
(1316) wurde Takatoki Shikken.
Die Fundamente der glänzenden Hausmacht der Hojos
hatte Yasutoki gelegt, er war ein gütiger und gnädiger Herr
und sehr kenntnisreich. Es wird von ihm erzählt, daCs er
während seines Aufenthaltes in Kioto einmal den berühmten
Priester Koben in Togano bei Kioto aufgesucht habe, um mit
diesem über die Hauptaufgaben, welche er sich gestellt hatte,
die Buhe und den Frieden des Landes, zu sprechen. Koben
sagte zu Yasutoki: „Die Regierung eines Landes ist mit der
Behandlung einer Krankheit zu vergleichen; wenn man Medizin
reicht, ohne die Ursache der Krankheit erkannt zu haben, so
ist diese nicht allein unnütz, sondern sie verschlimmert häufig
die Krankheit. Die Hauptnrsachen der Ruhe oder Unruhe eines
Landes liegen in den Leidenschaften des Regenten; wenn Ihr
Eure Leidenschaften beherrscht und unterdrückt, so wird Eure
Regierung Ruhe und Frieden verbreiten."
— 100 -
Yasutoki dankte ihm und machte als Shikken diese Lehre
zu seiner Lebensregel. Bei seinen Regierungshandlungen liefe
er sich nie von seinen Leidenschaften leiten. Sein Fleiß und
seine Sparsamkeit dienten seinen Untergebenen als Beispiel.
Er half der Armut und stillte den Hunger, stets war er ein
wohltätiger und wohlwollender Herr. Er setzte den Hyojoshu
ein, den Staatsrat, in welchem die Regierungsgeschäfte ge-
meinsam beraten wurden. Er verhinderte, dafe die höheren
Beamten das Volk ausplünderten. Im ersten Jahre Joei (1232)
wurde Joei shikimoku (ein Gesetzbuch in 50 Artikeln) heraus-
gegeben und eingeführt. Das ganze Land war glücklich und
zufrieden unter Yasutokis Regierung. Die Sünden und Ver-
brechen der Hojos wurden durch sein segensreiches Regiment
vergessen und gesühnt. Auch war er der Lehrer und Führer
seines Enkels und Nachfolgers Tsunetoki, dem er einprägte,
sich nicht in der Regierung durch die weniger gebildeten
Krieger beeinflussen zu lassen, sondern nur von gründlich ge-
bildeten und erprobten Ratgebern. Tsunetoki befolgte die
Anweisungen und Lehren seines Grofsvaters, dessen Nachfolger
er wurde, weil sein Vater Tokiuji schon zu Lebzeiten von Yasu-
toki starb; er wurde ein ebenso weiser und gütiger Regent
wie sein Vorgänger es gewesen war. Ihm folgte als Shikken
sein jüngerer Bruder Tokiyori. Auch er leitete die Regierung
mit Sparsamkeit, Fleifs nnd Umsicht. Er errichtete das
Hikitsukeshu (das höchste Justiztribunal) und machte den*
durch seine Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit allgemein hoch-
geachteten Awoto Fujitsuna zu seinem Beistande und Ratgeber.
Schlechte und untreue Beamte wurden unnachsichtig entfernt
und es gab solche bald nicht mehr. Die Sitten und Gebräuche
besserten sich in allen Schichten der Bevölkerung. Auf diese
Weise regierten die Hojos und erhielten dadurch Ruhe und
Frieden. Aber sie straften auch unnachsichtlich diejenigen,
welche sich ihnen widersetzten oder sie verletzten. So wollte
der Shogun Fujiwara Yoritsune auf die Einflüsterungen von
Hojo Mitsutoki seinen Shikken Tokiyori ermorden lassen, um
sich seiner zu entledigen. Tokiyori wurde der Anschlag auf
ihn hinterbracht und er verbannte sofort Mitsutoki nach Izu,
den Shogun schickte er nach Kioto zurück und machte den
Sohn von Yoritsune, Yoritsugu, zum Shogun. Als Tokiyori
gemeldet wurde, dals auch in Kioto Yoritsune fortfuhr, Kom-
— 101 —
plotte zur Vernichtung der Hojos zu schmieden, entschloß er sich
kurz, setzte auch Yoritsugu ab, schickte ihn ebenfalls nach
Kioto zurück und machte damit dem Shogunat der Fujiwara
ein Ende, welches 1219—1252 gedauert hatte. Die nun folgenden
Shogune waren alle kaiserliche Prinzen, indessen auch unter
ihnen blieb nach wie vor die unumschränkte Regierungs-
gewalt in den Händen der Hojos, die nach ihrem Gut-
dünken die Shogune ein- und absetzten. Alle Hojos zeich-
neten sich durch Fähigkeit, Klugheit, Energie und rasches
Handeln aus. Sie benutzten jedes Mittel, ihre Macht zu er-
halten und zu befestigen. Die Krieger erhielten für getreue
Pflichterfüllung Belohnungen, Gunst und Wohlwollen, und war
infolgedessen ein schlechter Lebenswandel, Ungehorsam und
Desertion eine Seltenheit bei den Kriegern; jeder fühlte sich
zufrieden und behaglich in der Ordnung und Ruhe und war
natürlich gehorsam, infolgedessen kamen innere Unruhen mit
ihrem Gefolge von Sorge und Leid nicht vor. Jedoch fiel ein
mächtiger feindlicher Überfall von China her in die Regierungs-
periode der Hojos. Bei dieser Gelegenheit zeigten sich die
Früchte der weisen Regierung. Das ganze Volk von oben bis
unten hielt so entschlossen zusammen, dafs nicht allein Schande
und Untergang des Staates verhütet wurde, sondern der Ruhm
Japans sich weit über seine Grenzen verbreitete. Während
der Regierung von Tokimune hatte Kiyaun Koppiretsu, wie er
von den japanischen Geschichtschreibern genannt wird, oder
Chubilai Chan, der Enkel des berühmten Dschingis Chan*), die
So -Dynastie gestürzt und sich zum Herrscher von China unter
den Namen Shitsu, der erste der Juan -Dynastie, gemacht (1279).
Dieser hatte die Absicht, auch Japan zu unterwerfen und
schickte, um zu rekognoszieren, eine Gesandtschaft mit Ge-
schenken an den Hof. Tokimune durchschaute die Falschheit
und liefe die Boten zum Teile fortjagen, zum Teile nieder-
machen und in Dazaifu, an der Küste von Kyushu und den
*) Viele Japaner glauben, daüs dieser grofse Mongolenführer mit ihrem
Nationalhelden Minamoto Yoshitsune, dem Bruder des ersten Minamoto
Shogunes, Yoritomo, identisch sei, der nach seiner Niederlage nach Vczo
entkommen sein soll. Auch die Aino, welche Yoshitsune als Gott verehren,
erzählen, dals Yoshitsune, als er mit seinem treuen Vasallen Benkö nach
dem Festlande gesegelt sei, von ihnen ihre Schrift, also die Vornehmsten
ihres Volkes, mitgenommen habe.
— 102 —
westlichen Küsten Vorbereitungen treffen, um dem erwarteten
Einfalle der Mongolen zu begegnen. Dann sandte es die
Truppen aus Kioto nach Chinzei (Kyushu) und ernannte Hojo
Sanemasa zum Tandai (Kommandanten) von Kyushu.
Im vierten Jahre Koan (1281) sandte Koppiretsu eine
große Flotte unter dem Kommando von Kaki und Hanbunko,
von Koreanern geführt, gegen Japan. Das Meer war von den
Schiffen der Angreifer bedeckt und als die Nachricht von dem
Nahen der Mongolen sich verbreitete, war alles in der gröisten
Unruhe und Aufregung. Aber Tokimune blieb ruhig und seine
kaltblütig erteilten Befehle wurden von den Generalen strikt
befolgt. Kusano Shichiro, einer der Generale, liefe alle Feinde,
die in seine Hände fielen, an der Küste vor den Augen der
Angreifer verbrennen, und bei einem Landuugsversuche kämpfte
Kono Michiari mit seinen Truppen mit solchem Heldenmute,
dafe die Mongolen auf ihre Schiffe zurückflüchteten. Gleich-
zeitig brach ein heftiger Sturm los und die wilden Wogen
zerschellten die feindlichen Fahrzeuge an der felsigen Küste
Japans; wer sich an das Land rettete, wurde ohne Erbarmen
niedergemacht. So ging das ganze Heer von Koppiretsu, über
100000 Mann, zu Grunde, es sollen nur drei Krieger entkommen
sein, welche die Nachricht von diesem furchtbaren Verluste
ihrem Herrscher brachten und ihr ganzes Land in Trauer ver-
setzten. Der furchtbare Feind war wie weggeblasen, das ganze
Reich frohlockte und feierte den grolsen Tokimune, seinen
Retter, dessen Befehle hinfort ohne Murren ausgeführt wurden.
Die Hojos waren eifrige Anhänger des Buddhismus, der
schlaue und intrigante Heuchler Yoshitoki war ein eifriger
Tempelbesucher. Der wegen seiner Sparsamkeit bekannte
Tokiyori baute den prächtigen Tempel Keuchoji in .Kamakura
und der durch seinen Heldenmut und rücksichtslose Ent-
schlossenheit berühmte Tokimune baute den Tempel Engakuji
ebenfalls in Kamakura. Die Sekte, welche um diese Zeit im
höchsten Ansehen stand, war die Zen, welche unter den
Minamoto-Shogunen von dem Priester Eisai gegründet war.
Dieser hatte in der Bunji-Ära 1185 — 1189 in China studiert
und war in der Ära Kenkiu 1190—1198 nach Japan zurück-
gekehrt, er hatte die Glaubenssätze seiner Sekte weit verbreitet
und den Tempel Kenninji in Kamakura erbaut. Die Zen-
Sekte teilte sich in die Rinsai, Sodo und Obakuto. Auiser der
— 103 —
Zen-Sekte waren in Kamakura zur Zeit des dortigen Sho-
gunates vertreten die Zodo, die Ikko, die Hokku und die
Jisshu. Die Zodo -Sekte war von dem Priester Genku, dessen
anderer Name Honen war, gegründet. Sie verbreitete sich
mit großer Schnelligkeit und fand namentlich beim weib-
lichen Geschlecht viele Anhänger. Da viele Hofdamen von
Gotoba Joko ihr beitraten und Nonnen wurden, so verfolgte
Gotoba die Sekte, liefe ihren Gründer Genku nach Sanuki auf
Shikoku verbannen und dessen Schüler Anraku Juren hin-
richten. Die Ikko-Sekte war von dem Priester Shinran, einem
Schüler von Genku, gegründet. Als der letztere nach Sanuki
verbannt wurden, schickte auch ihn Gotoba wegen seiner Lehre
nach Echigo. Später wurde er begnadigt und bereiste nun
25 Jahre lang das ganze Reich und verbreitete seine neue
Lehre, die bald zahllose Anhänger hatte; ein anderer Name
für die Ikko-Sekte ist Jodoshin. Gleichzeitig mit Shinran
predigte in Awa der Priester Nichiron und verbreitete die
Hokku- Sekte. "In seinem Glaubenseifer schimpfte er auf
alle anderen Sekten und verleumdete alle Andersgläubigen,
zur Strafe verbannte ihn Tokiyori nach Sado, wo Nichiron im
Jahre 1282 starb. In Iyo auf Shikoku lehrte der Priester
Ippen den Ji- Glauben, welcher ebenfalls im ganzen Reiche
viel Anhänger fand; der zweite Name von Ippen ist Yugyo.
Die Hojos blieben stets treue Anhänger der Zen-Sekte.
Zur Zeit von Tokiyeri und Tokimune kamen von China die
beiden berühmten Zen- Priester Doryu oder Daigakuzenji (der
Gründer des Tempels Kenchoji) und Sogen oder Bukkozenji (der
Gründer defc Tempels Engakuji), beide Tempel in Kamakura.
Nach dem Untergange der Mongolenflotte Koppiretsns
regierten die Hojos grois und mächtig über das Reich in tiefster
Ruhe und Frieden. Aber es zog sich am politischen Himmel
ein drohendes Gewitter zusammen, dessen Ausbruch die stolzen
Shikken vernichten sollte. Gosaga Tenno hatte im Jahre 124G
allerdings zu Gunsten seines ältesten Sohnes Gofukakusa Tenno
abgedankt, aber die Bestimmung getroffen, dals auf Gofukakusa
sein kluger zweiter und Lieblingssohn Kameyama folgen solle,
und da£s die Nachkommen des letzteren den Thron besteigen
sollen. Nach dieser Anordnung folgte auf Kameyama Tenno
sein Sohn Gouda Tenno. Gofukakusa Joko, der älteste Sohn,
war über diese Bestimmung seines Vaters natürlich äußerst
— 104 —
erbost, klagte Tokimune seinen Kummer und erbat seinen Rat.
Dieser hob den Sohn von Gofukakusa, Fushimi Tenno, auf den
Thron.
Als Sadatoki seinem Vater Tokimune 1284 als Shikken
folgte, schickte ihm Fushimi Tenno heimlich einen Boten mit
der Anzeige, dafs Kameyama Joko nur darüber grüble, wie
er die Hojos vernichten könne und warnte Sadatoki, zuzugeben,
dals ein Nachkomme von Kameyama den Thron bestiege.
Sadatoki folgte der Einflüsterung und hob nach der Abdankung
von Fushimi Tenno 1298 dessen Sohn Gofushimi Tenno auf den
Thron. Hierüber wurde natürlich Gouda Tenno erzürnt und er
machte Sadatoki Vorwürfe, daß? er den letzten Willen von
Gosago Tenno nicht berücksichtigt habe. In dieser Klemme
suchte sich Sadatoki durch den Vorschlag zu helfen, dafs ab-
wechselnd für je zehn Jahre ein Nachkomme von Gofukakusa
Tenno und Kameyama Tenno regieren solle. Dieser Vorschlag
wurde von beiden Parteien angenommen und demzufolge be-
stieg nach Gofushimi 1301 Gonijo, der Sohn Von Gouda, den
Thron. Auf Gonijo folgte Hanazono, der Sohn von Fushimi
und Nachkomme von Gofukakusa, diese hatten den Namen
Jimyoinryu, die Nachkommen von Kameyama hiefsen die Dai-
gakujiryu.
8ekke. Yoritomo hatte die Bestimmung getroffen, dafe der Tenshi
seine Gattin aus einem der beiden Häuser Konoe und Kujo zu
wählen habe, in diese beiden Familien hatte sich die Fujiwara-
Familie geteilt, und dals während der Minderjährigkeit eines
Tenshi abwechselnd ein Konoe und ein Kujo Sessho (Vormund)
sein sollte. In der Folge hatten sich beide Familien wieder geteilt,
und zwar die Kujo in die Kujo-, Ichijo- und Nijo-Linien und die
Konoe in die Konoe- und Takatsukasa-Linien. Die drei höchsten
Rangstufen Sessho, Kwampaku (Kanzler) und Dajodaijin durften
nur aus diesen fünf Familien besetzt werden. Der Kollektiv-
name dieser fünf Familien, die alle eigentlich Fujiwaras waren,
ist Sekke. Wahrscheinlich hatte Sadatoki den Zweck, diese
fünf Familien in zwei Parteien zu spalten, als er den Vorschlag
machte, dals abwechselnd für je zehn Jahre ein Nachkomme
von Gofukakusa und Kameyama den Thron besteigen solle,
er stand dann zwischen diesen beiden Parteien und mufste die
alleinige Macht behalten. Sadatokis Absicht war unzweifel-
haft sehr klug, aber er machte den großen Fehler, zu über-
— 105 —
sehen, dafe er sich dadurch die Nachkommen von Kameyama
zu noch erbitterten Feinden machte.
Die Hojos hatten sich, obgleich sie nnr die Vasallen eines
Vasallen waren, der Regierung des Reiches bemächtigt, aber
ihre Stellung war stets durch die Eifersucht und den Neid
des Hofes eine gefährliche; sie stützten sich hauptsächlich auf
die Bujin, die im ganzen Reiche reich, mächtig und stolz ge-
worden waren. Die nie nach Rang und Ehren lüsternen Hojos
waren stets gerecht, unparteiisch und sparsam gewesen, eifrig
in der Erfüllung ihrer Regentenpflichten und hatten dadurch
ihre Machtstellung behalten, aber sie verloren nie das Gefühl,
daß ihre Stellung leicht zu erschüttern sei, und noch mehr
wurden sie sich dessen bewufst, als sie anfingen, in ihrer
Strebsamkeit nachzulassen, ausschweifend zu werden und
schlecht zu verwalten.
Der Nachfolger von Sadatoki, sein Sohn Takatoki, war
hartnäckig, hart, stolz, verschwenderisch, faul und eitel. Schwel-
gerische Gelage, die mit Hundekämpfen abwechselten, waren
seine Hauptbeschäftigung. Von einer Hunderasse, Go, sammelte
er mehrere tausend Stück. Ein anderes Lieblingsvergnügen war
der Dengaku, eine alte Musikaufführung mit Tanz, von diesen
Künstlern versammelte er mehrere Tausend um sich und
überhäufte sie mit verschwenderischen Geschenken. Der
Naikwanrei (das Ministerium des Innern in Kamakura) wurde
von Nagasaki Takasuke geleitet, dessen Geiz, Härte, Grau-
samkeit und Selbstsucht jeder Beschreibung spottete und der
die Torheiten von Takatoki in jeder Beziehung ausnützte, wo-
bei er sich zum unumschränkten Herrn machte. Durch all
dies sank nicht allein das Ansehen der Hojos, sondern sie
verloren auch die Anhänglichkeit der Bujin, welche sie selbst
durch ihre Lebens- und Handlungsweise zu ihren Gegnern
machten. Bald brachen auch Unruhen im Innern aus, den
Anfang machten Ando Takanari und Ando Suenaga aus Mutsu,
welche sich mit den Watanabes aus Settsu, den Ochis aus
Yamato und den Yasudas aus Kii verbündeten. Sie sammelten
Truppen und rückten in offener Rebellion gegen Kamakura
vor. Wenn dieser Aufstand auch noch einmal unterdrückt
wurde, so war er doch der Vorbote von dem Sturze der Hojos.
Zu dieser Zeit safs auf dem Throne in Kioto Godaigo
Tenno, ein Nachkomme von Kameyama. Auf ihn hatte Gouda
— 106 —
Joko seine ganze Hoffnung gesetzt und ihn deshalb zum Tenshi
gemacht. Er war ein seltenbegabter Fürst, tapfer und energisch,
sein sehnlichster Wunsch war es, die Regierung des Reiches
iu seine Hand zu nehmen. Er wohnte allen Verhandlungen im
Kirokujo (der Gerichts- und Ratshalle des Tenshi) bei und
entschied selbst die Klagen seiner Untertanen Auf seinen
Befehl wurden die in Unordnung gekommenen Grenzen und
Grenzsteine in der ganzen Gokinai reguliert. Er sorgte für
das Wohl des Volkes und griff kräftig ein, er stillte den Hunger
der Armen, half und unterstützte, wo er konnte. Es war sein
fester Entschluß, die Macht der Hojos zu brechen und die
kaiserliche Autorität wieder zur Geltung zu bringen. Aber er
erklärte sich nicht offen gegen dieselben und erwartete ge-
duldig eine günstige Gelegenheit zum Losschlagen. Als ihm
berichtet wurde, dal's die Regierung von Takatoki überall un-
beliebt geworden, der Hafs gegen Takasuke auf das höchste
gestiegen sei und die Bujin sich von den Hojos abwendeten,
liefs er durch den Chunagon Suketomo und den Ukoben (Kom-
mandanten der Leibwache) Toshimoto Doki Yorikane und
Tajimi Kuninaga, zwei mächtige Bujin aus Mino, auffordern, den
von ihnen gehalsten Takatoki niederzumachen. Aber die Polizei
des Shikken war zu wachsam, der Anschlag wurde Takatoki ver-
raten. Yorikane, Kuninaga und Toshimoto wurden hingerichtet
und verbannt. Godaigo Tenno leistete Takatoki einen schrift-
lichen Schwur, nichts Feindliches jemals wieder gegen ihn unter-
nehmen zu wollen; damit war die Sache vorläufig beigelegt.
Aber Godaigo rastete nicht; ohne sich um seinen Eid zu
kümmern, ernannte er seinen Sohn Oji Morinaga zum Zashu
(Abt) von Eizan bei Kioto. Hierdurch gewann er die mächtige
und kriegerische Priesterschaft für sich und hatte damit ein
tüchtiges Heer von geübten Kriegern, welches sich sofort zum
Angriff auf Kamakura rüstete. Als Takatoki dies gemeldet
wurde, schickte er seinen General Nikaido Sadafuji mit einem
Heere gegen Kioto. Godaigo versteckte sich auf dem Berge Ka-
sagiyama in Yamashiro, während der Prinz Morinaga mit seinem
Heere von Priestern Nikaido Sadafuji entgegenmarschierte, den
er auch einmal schlug; nachher wurde er jedoch völlig besiegt
und sein Heer zerstreut, der Prinz entkam nach Nara. Der
Aufenthalt Godaigos wurde entdeckt und er mit allen seinen
Begleitern gefangen genommen. Jetzt erhob Takatoki den Sohn
— 107 —
von Gofushimi, Kogon Tenno, auf den Thron (1331). Den ab-
gesetzten Godaigo verbannte er im nächsten Jahre nach der
Insel Oki und wies ihm den Tempel Kokubunji als Wohnsitz
an. Dieser Kampf trägt den Namen der „Genko-Krieg". Dies
Unternehmen von Godaigo war ebenso kopflos, wie das von
Gotoba 90 Jahre früher. Die Macht der Hojos schien ebenso
unerschüttert wie damals, aber bald zeigte es sich, dais die
Zeiten sich geändert hatten. Kusunoki Masashige, ein grofser
Krieger aus Kawachi und getreuer Anhänger von Godaigo
Tenno, erhob sich und fügte von seiner Burg Akasaka in Kawachi
den Truppen Takatokis viel Schaden zu. Nach dem Falle von
Akasaka verteidigte er sich in seiner Burg Kasagi, und als
auch diesje erstürmt wurde, liefe er die Nachricht verbreiten,
dafs er bei der Verteidigung gefallen sei. Es gelang ihm, seine
Sparen zu verwischen; aber nachdem er neue Streitkräfte ge-
sammelt hatte, brach der kühne Führer plötzlich vom Kongosan
(einem Berge in Kawachi) vor und eroberte seine Burg Akasaka
zurück. Darauf unterwarf er ganz Kawachi und Izumi mit
einem Ungestüm, der alles niederwarf, was sich ihm widersetzte.
Nan erbaute er die Burg Chihaya ain Kongosan und machte
sie zu seinem Hauptquartier. Wie ein Meer umrauschten ihn
die übermächtigen Scharen Takatokis, die ihn von allen Seiten
angriffen und abzuschneiden suchten, aber Masashige entkam
ihnen auf die geschickteste Weise bei allen seinen heldenmütigen
Aasfällen und Überfällen. Er und seine Krieger schienen keine
Ermüdung zu kennen, während die Angreifer durch die immer
erneuten Überfälle und Ausfälle erlahmten. Das Beispiel, das
dieser grofse Patriot gab, der Löwenmut, die Energie und
Kraft, die er an den Tag legte, entflammte und begeisterte das
ganze Volk, welches, unzufrieden mit der Willkürherrschaft
Takatokis, sich in Massen unter den Fahnen seines un-
versöhnlichen Feindes sammelte. Der Prinz Morinaga zog in
Yamato, Nitta Yoshisada in Kotsuke, Akamatsu Norimura in
Harima, Doi Michihara und Tokuno Michikoto in Iyo groise
Trappenmassen zusammen, um den kühnen Masashige Hilfe
zu bringen; aber auch aulser diesen strömten dem zum
Nationalhelden gewordenen Kusunoki von allen Seiten die
Anhänger des Tenshi zu. Als Godaigo Tenno von diesem
Umschwung zu seinen Gunsten hörte, entfloh er heimlich von
der Insel Hoki und wurde von Nawa Nagatoshi unterstützt.
— 108 —
Alle namhaften Männer der benachbarten Provinzen wurden
aufgerufen und schlössen sich Godaigo an, dessen Heer von
Tag zu Tag riesig wuchs. Auf dem Marsche gegen Kioto ging
der Taisho Ashikaga Takauji zu Godaigo über und die grofeen
Daimyos Minamoto Tadaaki, Kojima Takanori und Akamatsu
Norimura vereinigten sich mit ihm. Rokuhara, das befestigt«
Schlote der Hojos bei Kioto, wurde erstürmt; bei der Ver-
teidigung fielen Hojo Nakatoki und Hojo Tokimasa. Kioto
wurde eingenommen und die Garnisonen Takatokis überall
verjagt. Nitta Yoshisada, sein jüngerer Bruder Wakiya Yoshi-
suke und Odate Muneuji rückten zum Angriffe gegen Kamakura
vor. Einmal wurden sie von Hojo Yasuiye, dem Bruder von
Takatoki, zurückgeworfen, aber schnell gestärkt durch neue
Streitkräfte rückten sie an der Spitze eines Heeres von über
100000 Mann gegen Kamakura, welches beim ersten Angriff
seine Tore öffnete. Takatoki und seine ganze Familie wurden
niedergemetzelt. Hiermit war das Shogunat in Kamakura,
welches Yoritomo vor 150 Jahren gegründet hatte, beendigt
(1333).
Als Godaigo Tenno die Siegesbotschaft erhielt, verliefe er
den Berg Funanoesan, wo er bis dahin gewartet hatte, und
begab sich nach Hyogo, wo ihm Yashisada den Fall von
Kamakura meldete. Nun zog Godaigo, geführt von dem helden-
mütigen Kusunoki Masashige, seinem Befreier, in Kioto ein.
Kogon Tenno wurde entthront und das Nengo (Äraname) Shokio
(28. Februar 1332 bis 4. Februar 1334) für ungültig erklärt. Der
ganze Hofadel, der von Kogon Tenno Rang und Würde erhalten
hatte, wurde wie Verbrecher verurteilt und degradiert; das
eingesetzte vormundschaftliche Regierungsamt (Kwampuku)
wurde aufgehoben und Godaigo selbst übernahm die Zügel der
Regierung. Damit war die kaiserliche Autorität in aller Form
wiederhergestellt im dritten Jahre Genko (1333).
Litera- Im allgemeinen zeigt die Literatur während der Zeit des
tur - Shogunats in Kamakura keinen Fortschritt, wenn sich auch
einzelne Schriftsteller grolse Namen für alle Zeiten erwarben,
unter ihnen Sugawara Tamenaga durch seine Schriften über
die Werke von Confucius, ferner Fujiwara Sadaie, Hamura
Takinaga und Kamo Nagaaki. Geschrieben wurden: Gempei-
seisuiki (ein Geschichtswerk) von Hamura Takinaga, Heike-
monogatari (ein historischer Roman) von Zuiji Yukinaga, Kamo
— 109 —
Xagaakis Hojoki (ein Roman), Abutsunis Izayoinikki und Ben-
nonaijinitsuki (beide poetische Werke). Unter Tsuchimikado
Tenno sammelten Gotoba Joko, Minamoto Michitomo, Fujiwara
Ariie, Fujiwara Jitaka und Fujiwara Masatsune die Gedichte
Hachidaishu bestehend aus: Shinkokinshu, Kokinshu, Gosenshu,
Shaishu, Goshuishu, Kinyoshu, Shikwashu und Senzaishu. Unter
Gohorikawa Tenno erschien die Gedichtsammlung Shinchokusen,
nnter Gosaga Tenno die Gedichtsammlung Zokukokiwakashu,
nnter Kameyama Tenno die Gedichtsammlung Zokushuiwakashu,
anter Gouda Tenno die Gedichtsammlungen Shingosenwakashu
und Zokusenzaiwakashu.
In dieser Periode wurde die berühmte Bibliothek von Kana-
zawa in Musashi gegründet, in welcher Hojo Sanetoki, der Enkel
von Yoshitoki, die berühmtesten japanischen und chinesischen
Werke sammelte. Hojo Akitoki, der Sohn von Sanetoki, setzte
mit grolsem Eifer die Sammlung fort. Die Bibliothek war schon
damals so berühmt, dafö sich, um sie zu studieren, eine grofse
Anzahl von Gelehrten in Kanazawa versammelte. Unzweifel-
haft haben Sanetoki und Akitoki der Wissenschaft mit ihrer
Bibliothek viel genützt.
Die Gagaku, die höhere Musik, machte entschiedene Rück- Musik.
schritte, aber es entwickelte sich eine Art komisches Ballet, die
Sarugaku (Affentänze) und Dengaku (Teufelstänze), bei welchen
die Künstler mit Affen- und Teufelsmasken die grotesken Sprünge
der Affen und Teufel darstellten. Ferner war der Shirahyo
(ein Tanz von Frauen) sehr beliebt.
In der Porzellanfabrikation wurde Kato Shirozaemon
Kagemasa berühmt, er ging unter Gohorikawa Tenno mit dem
Priester Dogen nach China und studierte dort seine Kunst.
Nach Japan zurückgekehrt, gründete er in Setomura in Owari
eine berühmte Fabrik, die unter seinen Nachkommen fortblühte.
Alle Künste und Handwerke scheinen in dieser Periode
Rückschritte gemacht zu haben, ausgenommen die Waffen-
sehmiedekunst, die grofse Fortschritte machte. Berühmte
Meister dieser Periode sind: Anadakuchi Yoshimitsu, Goronindo
Masamune, Go Yoshihiro und Saki Kaneshige.
Da durch die ganze Periode ein kriegerischer, männlicher
Geist wehte, waren hauptsächlich Spiele beliebt, zu denen
Mut, Kraft und Ausdauer nötig waren; so die Inuomono, bei
denen Hunde zu Pferde gehetzt und mit Pfeilen niedergestreckt
— 110 —
wurden, Kasakabe (Scheibenschießen) und Yakusame (Scheiben-
schiefsen vom galoppierenden Rosse).
Da die Hojos der Zensekte mit Leib und Seele ergeben
waren, so wurde die Frömmigkeit eine Modesache. Takatoki
und sein Bruder Yasuiye ließen sich das Haupt scheren (Zeichen
des Priesters), ihnen folgten Kanazawa Sadaaki und viele Taisho.
Es wird berichtet, dais der Hof in Kamakura durch die vielen
geschorenen Köpfe einen komischen Eindruck gemacht habe.
VII.
Periode 1333-1392.
Der Nord- und Südhof.
In der vorigen Periode war die Regierungsgewalt dem
Kaiser völlig genommen und in den. Besitz der Bumon (des
Kriegerstandes) gekommen. Das frühere kaiserliche Regierungs-
system war vereinfacht, an die Stelle der Verschwendung Ein-
fachheit und Sparsamkeit getreten, die strengen Schranken
zwischen Vornehm und Gering waren gefallen, Hoch und Niedrig
durch freundlichen Verkehr verbunden. Weise, weitsehende,
intelligente und milde Männer hatten das Shogunat mit weiser
Ökonomie geleitet, hatten Industrie. Handel und Gewerbefleils
stets unterstützt, hatten sich nie von momentanen Eingebungen
und Leidenschaften leiten lassen, stets die unteren Volksklassen
zu heben gesucht, und Ritter wie Bauer hatte sich glücklich
unter der sorgenden, friedlichen Regierung gefühlt. Die frühere
kaiserliche Regierung hatte dagegen alles, was unter ihr stand,
mit Gleichgültigkeit und Verachtung behandelt und durch enorme
Steuern, welche durch die Verschwendung des Hofes und die Un-
ruhen im Reiche verursacht waren, an den Bettelstab gebracht.
Aber das ganze Volk war durch die Ruhe und den Frieden der
weisen und fürsorgenden Regierung so schnell verwöhnt, dafs
die Willkür und der Despotismus von Takatoki die Wohltaten
der Regierung seiner Vorfahren schnell vergessen liefs und
zugleich die Qualen der kaiserlichen. Es gelang daher Gotoba
— 112 —
mit leichter Mühe, das Shogunat zu stürzen und die kaiserliche
Macht zu restaurieren, aber der Erfolg war nur für kurze
Zeit. Es wäre gewifs keine leichte Arbeit gewesen, die neu
erlangte Macht auch zu befestigen, für Gotoba wären grolse
Willenskraft, Umsicht und Beherrschung seiner Leidenschaften
nötig gewesen, alles Dinge, von denen er kaum den Namen kannte.
Er hätte den Adel, die Bauern, Handwerker und Kaufleute durch
Güte, Nachsicht, Wohlwollen und Unterstützung an sich fesseln
müssen, aber er tat von alledem nichts. Das einzige, was
man zu seinem Ruhm sagen kann, ist, dafs er mit klarem Auge
die Verhältnisse erkannte, blitzschnell eingriff, die Hojos ver-
nichtete und den Thron gewann. Aber er fand auch ein eben-
so jähes Ende. Er war noch nicht w r arm auf seinem lang-
ersehnten Thron, als er schon sorglos, träge, parteiisch und
verschwenderisch wurde. Kaum war Gotoba Herrscher ge-
worden, als ihn schon anfing das Herrschen zu langweilen und
dies war die Ursache seines so überraschend schnellen Sturzes.
Wenn auch kein Ashikaga Takauji gewesen wäre, Gotoba wäre
gefallen. Männer wie Takauji, ehrgeizig, gewissenlos und
grausam, waren eine grofse Zahl im Reiche und es waren genug
Unzufriedene da, die auf einen Aufstand warteten, selbst
wenn kein Grund für Unruhen gewesen wäre. Godaigo war
nicht fähig, nicht Mannes genug, um diese Unruhen im Keime
zu ersticken. Unzweifelhalt verschuldete er das grolse Unglück
für sein Haus, die Spaltung desselben in den Nancho (Stidhof)
und Hokucho (Nordhof).
Die Kaiser dieser beiden gleichzeitigen Höfe sind:
Nancho (der Südhof).
Ära En gen: 14. Februar 1336 bis 9. Februar 1339.
1318 Godaigo Tenno. Die Zeit vor dem zweiten Regierungs-
bis 1339. an tritte des Kaisers wurde in der vorigen Periode behandelt,
er gab der dieser Thronbesteigung folgenden Ära den Namen
En gen.
Ära Ko-koku: 10. Februar 1339 bis 23. Januar 1346. —
Sho hei (Sei hei): 24. Januar 1346 bis 27. Januar 1370.
1339 Gomurakami Tenno, der achte Sohn von Godaigo Tenno,
bis 1368. wurde 41 Jahre alt
— 113 —
Ära Ken toku: 28. Janaar 1370 bis 5. Februar 1372.—
Bun chu: 6. Februar 1372 bis 1. Februar 1375.
Chokei Tenno, der älteste Sohn von Gomurakami Tenno, isos
sein Lebensalter ist nicht bekannt. bis 1373 -
Ära Tenju: 2. Februar 1375 bis 25. Januar 1381. —
Kowa: 26. Januar 1381 bis 22. Januar 1384. — Gen chu:
23. Januar 1384 bis 11. Februar 1393.
Gokameyama Tenno, der zweite Sohn von Gomurakami 1373
Tenno, wurde 78 Jahre alt. bis 139a -
Hokucho (der Nordhof).
Ära Kemmu: 5. Februar 1334 bis 21. Januar 1338. —
Eiakuo: 22. Januar 1338 bis 5. Februar 1342. — Ko ei:
6.Pebruar 1342 bis 2. Februar 1345. — Jo wa (Tei wa):
3. Februar 1345 bis 7. Februar 1350.
Komei Tenno, der vierte Sohn von Gofushimi Tenno, wurde 1336
60 Jahre alt. bis 1348 -
Ära Kwano: 8. Februar 1350 bis 17. Januar 1352.
Suko Tenno, der älteste Sohn von Kogon Tenno, wurde 1348
65 Jahre alt. bis 1351 -
Ära Bun na: 18. Januar 1352 bis 1. Februar 1356. —
Em bun: 2. Februar 1356 bis 5. Februar 1361. — Ko an:
6.Pebruar 1361 bis 26. Januar 1362. — Jo ji (Tei ji):
27. Januar 1362 bis 20. Januar 1368. — Oan: 21. Januar
1368 bis 1. Februar 1375.
Gokogon Tenno, der jüngere Bruder von Suko Tenno, wurde 1351
37 Jahre alt. bis 1371 -
Ira Eiwa: 2. Februar 1375 bis 18. Januar 1379. —
Ko riaku (Ko reki): 19. Januar 1379 bis 25. Januar
1381. — Ei toku: 26. Januar 1381 bis 22. Januar 1384.
Goenyu Tenno, der älteste Sohn von Kogon Tenno, wurde 1371
36 Jahre alt. bis 1382 -
Ära Shi toku: 23 4 Januar 1384 bis 20. Januar 1387. —
Kakio: 21. Januar 1387 bis 27. Januar 1389. — Ko o :
28. Januar 1389 bis 16. Januar 1390. — Mei toku:
17. Januar 1390 bis 11. Februar 1393. i3g2
Gokomatsu Tenno, der älteste Sohn von Goenyu Tenno. bis 1392.
— 114 —
Seine Absichten und Wünsche enthüllte Godaigo Tenno in
der ersten Kabinettsordre, welche er nach seiner Wiederbesitz-
nahme des Thrones erliefe, in dieser sagte er: „Es war von
jeher Tradition in meinem Hanse, dals bei Ausbrach eines
Krieges die kaiserlichen Prinzen und Regierungsleiter auch die
Heerführer waren, es mufs daher nunmehr die seit Minamoto
Yoritomo eingeführte Teilung der Regierung wieder aufhören".
Der Hof sah noch immer mit Mifsachtung auf die Ritter
hinab und hielt sich deshalb vom Kriegsdienst zurück, obgleich
die wirkliche politische Macht im Besitz der Ritter war; man
sieht aus Godaigos Kabinettsordre deutlich, dafs er diesen Zu-
stand und die Denkungsweise des Hofes ändern wollte. Seine
Absicht war, den Bumon die Macht zu nehmen und sie dem
Hofe zu übergeben, um den Kaiser stark und zum unumschränkten
Herrscher zu machen. Zu diesem Zwecke ernannte er seinen
Sohn Morinaga Shinno zum Seii taishogun und Yoshinaga Shinno
zum Gouverneur der nordöstlichen Provinzen. Zu dessen Gehilfen
bestimmte er die Chinjufushogun (Militärkommandanten) Mina-
moto Chikafusa und dessen Sohn Akiiye, Kami von Mutsu; zu
deren Stellvertreter Yuki Munehiro. Den Prinzen Narinaga
Shinno machte er zum Gouverneur von Kozuke mit seinem Sitz
in Kamakura und gab ihm als Stellvertreter den Sama no kami
(Hofstallmeister) Ashikaga Tadayoshi. Auf diese Weise suchte
Godaigo die Zivil- und Militärregierung zu vereinen, die Ober-
leitung der Regierung behielt er sich »selbst vor. Die Absichten
des Kaisers waren die besten und er würde gewifs Erfolge
erzielt haben, wenn er moralische Kraft und Energie gehabt
hätte; leider fehlten ihm beide und bald zeigte sich sein
schwacher Charakter. Seine Parteilichkeit und die Bevor-
zugung seiner Günstlinge machten bald die Krieger unzufrieden.
Seinem erklärten Günstling Ashikaga Takauji verlieh er zum
Lohn, dals er zu ihm übergegangen war, Musashi, Hitachi und
Shimosa; Ashikaga Tadayoshi erhielt Totomi, Nitta Yoshisada
Kozuke und Harima, Nitta Yoshiakira Echigo, WakiyaYoshi-
suke Suruga, Kusunoki Masashige gab er Settsu und Kawachi,
Nawa Nagatoshi Hoki und Inaba, Akamatsu Norimura erhielt
den Bezirk Sayo in Harima; aufserdem erhielten noch Minamoto
Tadaaki und einige andere Ritter größere Belohnungen. Am
höchsten aber stand Ashikaga Takauji beim Kaiser in Gunst.
Was hatte er geleistet im Vergleich mit Kusunoki Masasliige,
— 116 —
4
der, trotz seiner unbedeutenden Mittel, allein für seinen Kaiser
aufstand und sich auf seiner kleinen Burg verteidigte, ein-
geschlossen von dem mächtigen Heere Takatokis, welches sich
wie die wilden Wogen des Meeres an seiner Feste brach und
mit dnmpfem Tosen zurückprallte, während die anderen Anhänger
Godaigos unschlüssig zusahen. Was hatte Takauji geleistet,
verglichen mit Nitta Yoshisada, welcher die Hojos in Kamakura
angriff und sie in ihrem Hauptquartier niedermetzelte. Ohne
diese beiden heldenmütigen Recken hätte Godaigo vielleicht
nie wieder den Thron seiner Väter bestiegen. Ashikaga Takauji
dagegen war der Feldherr Takatokis gewesen und von ihm
abgefallen, als er erkannte, dafs die Hojos verloren waren.
Er war zu Godaigo übergegangen, als ihm keine Gefahr drohte
nnd hatte das Glück gehabt, dafs sein Übertritt von einigem
Werte für die kaiserliche Sache gewesen war; aber nie kann
man seine Verdienste für Godaigo mit denen von Yoshisada
und Masashige vergleichen. Trotzdem bevorzugte ihn der
Kaiser in der auffallendsten Weise, so dafs sein' Verhalten
allgemeine Mißbilligung hervorrief. Wenn auch Yoshisada und
Masashige zu loyale Anhänger des Kaisers waren, um Un-
zufriedenheit zu zeigen, so geschah dies aber von anderen, welche
anch Hab und Gut daran gesetzt hatten, um ihrem Kaiser
ihre Loyalität zu beweisen. Wie urteilten sie über Godaigo,
als dieser so weit ging, seinem Günstlinge die höchste Ehrung,
die er ihm bezeigen konnte, erwies, indem er Takciuji das
Wortzeichen „Taka" seines Namens verlieh; Godaigo hiefe bei
Lebzeiten Takaharu. Aber dies war nicht das einzige, was
Unzufriedenheit erregte. Als die Krieger des ganzen Reiches
unter die Fahnen von Godaigo eilten, Gut und Leben für ihn
aufs Spiel setzten, hoffte natürlich ein jeder, für seine Opfer-
frendigkeit Lohn und Anerkennung zu erhalten. Godaigo setzte
eine Kommission ein, die Verdienste zu prüfen. Er hatte aber
damals bereits die Besitzungen der Hojos für den kaiserlichen
Haushalt eingezogen und die Besitzungen von Osaragi Sadanao,
des reichsten Anhängers der Hojos, seiner Geliebten (einer
Fujiwara) tiberwiesen. Andere eingezogene Besitzungen hatte
er Männern ohne Verdienst, niedrigen Schmeichlern und
Speichelleckern, Höflingen und lüderlichen Weiber geschenkt»
so daß, als es zur Belohnung für die Krieger kam, nur sehr
wenig da war, was man verteilen konnte. Hierzu kam, dafs
- 116 —
sich sehr häufig die Befehle des Kaisers und die veröffentlichten
Verordnungen widersprachen, so dafs sich oft mehrere Personen
um ein und denselben Besitz stritten, und es kam vor, daß
Kriegern ganz unerwartet der ihnen verliehene Besitz ge-
nommen wurde, ja sie sogar jungen unbärtigen Burschen vom
hohen Adel Knechtesdienste leisten mußten. Der Grimm über
die getäuschten Hoffnungen und ungerechte Behandlung wurde
so grofs, dafs sich bald ein rebellischer Geist bemerkbar machte
und Komplotte geschmiedet wurden, die eben gestürzte Krieger-
herrschaft wieder herzustellen. Sobald Ruhe und Frieden war
und Godaigo nichts mehr befürchten zu müssen glaubte,
vernachlässigte er die Regierung vollständig, ergab sich dem
Trünke, bekümmerte sich nur noch um Weiber, verschönert«
seinen Palast, führte allerhand unnütze Bauten auf und leerte
auf diese Weise schnell den Staatsschatz. Um seine enormen
Ausgaben zu decken, erhöhte er die Steuern derart, daß
schließlich jeder Grundbesitzer im Reiche V20 seines Einkommens
abzuliefern hatte. Auch führte er das erste Papiergeld in Japan
ein. Der weise Fujiwara Fujifusa, der loyalste, edelste und
uneigennützigste Ratgeber des Kaisers, wagte ihm Vorstellungen
zu machen, aber er wurde nicht erhört und mußte sein Amt
niederlegen.
Ashikaga Takauji hatte den festen Entschluß, sich in den
Besitz der Herrschaft zu setzen; sein gefürchtetster Gegner
war aber der Prinz Morinaga, der grofsen Einfluß auf Godaigo
hatte und den Kaiser bei jeder Gelegenheit vor Takauji warnte,
dessen ehrgeizige Pläne er durchschaute. Um diesen zu ver-
treiben, verbündete sich Takauji mit der Maitresse von Godaigo.
Morinaga, der nicht ahnte, daß er selbst in Gefahr sei, ent-
schloß sich endlich, Takauji mit Gewalt zu vertreiben und
berief schriftlich eine Anzahl Krieger, um gegen seinen Feind
vorzugehei). Dies Schriftstück kam in Takaujis Hände, der
mit demselben zu Godaigo eilte und ihm meldete, daß der Prinz
eine Verschwörung gegen ihn angezettelt habe. Godaigos
Geliebte unterstützte die Verleumdung, welcher der Kaiser
Glauben schenkte. Er ließ den Prinzen arrettieren, hielt ihn
anfangs in seinem Palaste gefangen und übergab ihn dann
Ashikaga Tadayoshi, der ihn nach Kamakura brachte und ihn
dort einkerkerte. Zu gleicher Zeit wurden über 30 der treuesten
Anhänger von Morinaga niedergemetzelt, unter ihnen der ver-
— 117 —
dienstvolle Akamatsu Norimura. Die Besitzungen der Er-
mordeten wurden eingezogen. Takaujis Wunsch war erfüllt
und er wartete jetzt auf die erste günstige Gelegenheit, um seine
heuchlerische Maske abzuwerfen und sich offen zum Herrn des
Reiches zu machen. Die Gelegenheit bot sich ihm bald. Hojo
Tokitsura, der Sohn von Takatoki, erregte einen Aufstand (1335).
Die Bujin der Provinzen Kai, Izu, Sagami, Suruga und Musashi
schlössen sich ihm an und bald rückte er an der Spitze eines
Heeres von 50000 Mann, zum Angriff vor. Kamakura konnte
sich nicht verteidigen und wurde erstürmt. Ashikaga Tadayoshi
liefe den Prinzen Morinaga ermorden und zog sich nach Kioto
zurück. Takauji hatte diesen Aufstand gewünscht und voraus-
gesehen und bat jetzt Godaigo, die Empörung unterdrücken
zu dürfen. Seine Bitte wurde erfüllt. Auf seinem Vormarsche
brachte er die rebellischen Bujin zur Ruhe, schlug Hojo Toki-
tsura in mehreren Gefechten und nahm Kamakura wieder ein.
Godaigo sandte ihm nun den Befehl, nach Kioto zurückzukommen.
Takauji jedoch befolgte denselben nicht, sondern errichtete in
Kamakura wieder das Shogunat, indem er sich selbst zum
Shogun und Beherrscher des Kwanto machte, er sandte seine
Manifeste in alle Landesteile und stellte ein Heer auf; er
empörte sich also offen.
Zu spät wurden Godaigo die Augen geöffnet. Er entsetzte
Takauji seiner Ämter und Würden, gab dem Prinzen Taka-
naga das Kommando über die Truppen der Kaido (Meeres-
strafee, d. h. der Provinzen, welche am Meere liegen) und
dem Prinzen Tadafusa das Kommando über die Sando
(Gebirgsstraße, d. h. die Provinzen im Innern des Landes) und
teilte diesen als Unterbefehlshaber Nitta Yoshisada, Wakiya
Yoshisuke, Eda Yukiyoshi und andere bewährte Krieger zu;
beide Prinzen hatten von Süden gegen Takauji vorzurücken.
Dem Yoshinaga Shinno mit seinen beiden Unterfeldherrn
Minamoto Akiie und Chikafusa befahl er, mit den Kriegern
der nordöstlichen Provinzen von Norden gegen Kamakura vor-
zurücken. Sobald die Verbindung zwischen beiden Armeen
hergestellt sei, sollten sie gemeinschaftlich Takauji angreifen.
Dieser hatte den Feldszugsplan erfahren und rückte, bevor
die Armeen sich in Verbindung gesetzt hatten, gegen die
Kaidoarmee vor, schlug dieselbe bei Takeshit a an dem
Hakonegebirge vollständig und rückte dann, ohne sich um die
— 118 —
Sando- und Nordarmee zu kümmern, gegen Kioto vor, besiegte
die kaiserlichen Truppen, welche ihm den Weg verlegen wollten
bei Minedo, Yamazaki Uji und Seta und bedrohte bereits Kioto,
als Godaigo sich in den Tempel Eizan bei Kioto flüchtete.
Alles schien verloren ; Takauji hatte bereits Kioto besetzt, als
die vereinigte Sando- und Nordarmee herankam und gleichzeitig
die von Yoshisada und Masashige gesammelte Reste der Kaido-
armee, denen ihre todesmutigen Führer neuen Mut eingeflößt
hatten. Vereint griffen sie Kioto an, welches erstürmt wurde;
Takauji zog sich nach dem Westen zurück. Die kaiserlichen
Führer hielten Takauji für vernichtet, nützten den errungenen
Sieg nicht aus und blieben untätig in Kioto. Takauji machte sich
diesen großen Fehler zu nutze, zog sich nach Chikuzen, der
nördlichsten Provinz von Kyushu zurück, besiegte, unterstüzt
von Shoji Yorihiza, den kaiserlichen Kommandanten Kikuchi
Takatoshi und unterwarf die ganze Insel Kyushu. Entschlossen
rückte er wieder gegen Kioto vor. Fast alle Krieger der
westlichen und südlichen Provinzen (der Sanindo und Sanyodo)
eilten unter seine Fahnen. Schon hatte er ein großes Heer
vereinigt, als endlich Godaigo erwachte und ihm Nitta Yoshisada
entgegenschickte. Dieser sollte jedoch zuerst die starke Feste
Shirahatajo in Harima, den Schlüssel von Kioto, erobern;
hiermit verlor Yoshisada viel kostbare Zeit und Ashikaga
Takauji und Tadayoshi konnten ungehindert ihre mächtigen
Heere zu Wasser und zu Lande zum Angriffe auf Kioto heran-
führen. Nitta Yoshisada, von der Übermacht zum Rückzuge
gezwungen, wollte bei Hyogo Takauji aufhalten und stellte
sein Heer in Schlachtordnung auf, nachdem er sich mit Kusunoki
Masashige vereinigt hatte. Mit Heldenmut griff die kaiserliche
Armee das viel stärkere Heer Takaujis an, aber sie war zu
schwach; der tapfere Kusunoki Masashige fiel beim Beginn der
Schlacht, die mit der völligen Vernichtung der Truppen Yoshi-
sadas endigte, mit Mühe gelangt es dem mutigen Führer, nach
Kioto zu entkommen. Jetzt war Godaigos Sache verloren,
vor dem anrückenden Takauji flüchtete er abermals zu den
kiegerischen Priestern des Eizan.
Takauji, nun wieder Herr von Kioto, schürte sofort von
neuem den Hafs im Kaiserhause zwischen der Jimyoinryu (den
Nachkommen von Gofukakusa Tenno) und der Daigakujiryu
(den Nachkommen von Kameyama Tenno), der für ihn von
— 119 —
größtem Nutzen war. Er trat mit Gofushiuii Joko in Ver-
bindung und stellte sich diesem zur Verfügung. Frohlockend
nahm dieser das Anerbieten des doppelten Verräters an; auf
diese Weise wusch Takauji von sich und seinen Anhängern den
odiosen Namen „Rebellen", da er ja nunmehr die Sache von
Gofusbimi Joko vertrat, und es vereinigten sich, ohne An-
stols zu erregen, die unzufriedenen Bujin aus dem ganzen
Reiche unter seinen Fahnen. Er hob dann Yutahito Shinno,
den jüngeren Bruder von Kogon Joko, als Komei Tenno auf
den Thron.
Inzwischen hatte Godaigo vom Eizan aus verschiedene
Versuche gemacht, seiner Sache zum Siege zu verhelfen. Die
Unternehmungen waren jedoch alle mifsglückt, seine treuesten
Anhänger Minamoto Tadaaki, Fujiwara Masatada, Nawa Naga-
toshi waren hierbei gefallen, und der unglückliche Kaiser ergab
sich, an seinem Glück verzweifelnd, Takauji. Aber nochmals
erhob sich der unerschütterliche Nitta Yoshisada, er nahm den
Kronprinzen Tsunesada und dessen Bruder Takanaga Shinno
mit sich, organisierte eine Erhebung in der Hokurikudo (die
nordwestlichen Provinzen), die er zur Huldigung von Godaigo
brachte und versuchte mit Umsicht, den Thron für seinen Herrn
wieder zu erkämpfen. Diesem gelang es, aus dem Kwazan
in Kioto, wo er von Takauji gefangen gehalten wurde, zu
entfliehen, er begab sich nach Yoshino (Nara) in Yamato,
welches er zu seiner Residenz erhob. So wurde in Yoshino
von der Daigakujiryu (den Nachkommen von Kameyama Tenno)
der Nancho (der Südhof) eröffnet, während in Kioto die Jimyo-
inryu (die Nachkommen von Gofukakusa Tenno) unter dem
Namen Hokucho (der Nordhof) regierten.
Hiermit war die Restauration von Godaigo Tenno, ein
dreijähriger Traum, zu Ende, und von nun an wird das Reich
von Kämpfen ohne Unterbrechung zerrissen.
Nitta Yoshisada kämpfte von seiner Burg Kanagasakijo
gegen Ashikaga Takatsüne und Kono Morayasu. Nachdem er
einmal vertrieben war, kam er zurück und bemächtigte sich
von neuem der Herrschaft überEchizen; er vertrieb Ashikaga
Takatsüne und eroberte mehr als 30 Burgen, aber es gelang
seinem Heldengeiste nicht, das Glück zu erkämpfen; bei dem
Angriffe auf das feindliche Lager bei Fujishima in Echizen
durchbohrte ein Pfeil sein Haupt. So fiel der grüfste und be-
— 120 —
rühmteste Führer dieser Periode in der Mitte seines Heeres,
welches nach seinem Tode sich zerstreute.
Noch einen Versuch machten Minamoto Akiiye, Yuki Munehiro
und der Prinz Yoshinaga Shinno. Sie rückten gegen Kioto vor
und schlugen auch anfangs AshikagaYhoshinori an der Tonegawa
und später DokiYorito und Mamoi Naotsune in Mino, erreichten
auch Nanto (Nara), wurden aber dann von Kono Moronao
gänzlich geschlagen und auf der Flucht alle niedergemacht.
Trotz aller dieser vergeblichen Versuche erhob sich jetzt
Kusunoki Masatsura, der Sohn von Masashige, welcher den
festen Entschluß gefafst hatte, den rechtmäfsigen Tenshi wieder
auf den Thron in Kioto zu heben oder unterzugehen. Er griff
Hosokawa Akiuji bei Hondabayashi in Kawachi an und schlug
ihn, dann Yamana Tokiuji bei Urgumo in Kawachi; seine Er-
folge waren so grofs, daß Takauji erschreckt Kono Moronao
mit 80000 Mann gegen ihn schickte. Als Masatsura der an-
rückende verderbenbringende Gegner gemeldet wurde, ging er,
sein Ende voraussehend, mit seinem jüngeren Bruder Masatoki
und seiner Familie in die Residenz, um sich von seinem hohen
Gebieter Gomurakami Tenno zu verabschieden, dann rückte er
direkt zum Todeskampfe gegen Kioto vor; bis Shijonawate
(einen Teil der Stadt) drang er vor. Er und die Seinigen
kämpften mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, bis ihre Pfeile
verschossen und ihre Säbel zerbrochen waren. So opferten
sich 140 Helden einer Familie für ihren rechtmäßigen Kaiser.
Anfangs waren über 20 Provinzen dem Nancho, Südhofe
treu geblieben. Nach den ihm aufeinander folgenden Miß-
geschicken waren mehr und mehr abgefallen, viele der alten
treuen Anhänger waren zu Grunde gegangen und jetzt hatte
auch Masatsura den gesuchten Heldentod gefunden. Von den
84 Provinzen des Reiches gehorchten mehr als 60 den Ashi-
kagas. Wenn deren Macht aber auch sehr groß war, so hatte
der Südhof doch noch viele treue Anhänger, die ihn auch in
den schweren Stunden nicht verliefseil; es waren die Nittas,
die Kusunoki, die Kikuchi, die Kitabatake, die Wada, die
Kono, eine andere Familie als die, welcher obige beiden
Generäle von Takauji angehörten, und die Koyamachi; diese
fuhren fort, den Ashikagas stets Widerstand entgegen zu setzen
und verloren ihren Hauptzweck, den rechtmäßigen Kaiser auf
den Thron in Kioto zu bringen, nie aus den Augen. Die Familien,
— 121 —
anf welche der Südhof am sichersten bauen konnte, waren die
Beste der Kusunoki, Nittas und Kikuchi, deren Schicksale
karz zu berichten sind. Die Nittas waren noch mächtig in den
östlichen Provinzen, im siebenten Jahre Sho hei (1352)riefenNitta
Yoshimune, Nitta, Yoshioki und Wakiya Yoshiharu die treuen
Anhänger des Südhofes unter die Waffen, griffen Ashikaga
Takaqji an und schlugen ihn. Geleitet wurde diese Bewegung
von dem Prinzen Munenaga. Kamakura wurde genommen und
Ashikaga Motouji vertrieben; später rückte Takauji mit einem
starken Heere gegen sie und besiegte Nitta Yoshimune ent-
scheidend, worauf dieser sich nach Echigo zurückzog und Nitta
Yoshioki mit Wakiya Yoshiharu nach Shinano.
Sechs Jahre später (1358) griff Nitta Yoshioki, der sich
in den Besitz von Musashi und Kozuke gesetzt hatte, Hata-
keyama Kunikiyo, einen treuen Anhänger von Takauji an,
wnrde aber von diesem total geschlagen; auf der Flucht ertrank
er bei der Fähre von Yaguchi in der Nähe von Kawasaki in
Musashi.
Nochmals, zehn Jahre später (1368), stritten Nitta
Yo8himunes und Wakiya Yoshiharus Truppen in Echigo und
Kotzuke gegen Uesugi, den mächtigen Anhänger von Takauji.
Nitta Yoshimune fiel im Kampfe, das Ende von Wakiya
Yoshiharu ist nicht bekannt, damit hatte Takauji auch die
mächtigen Nittas zu Boden gestreckt.
Die Kikuchis waren eine mächtige Familie in Kyushu.
Kikuchi Takemitsu, das Haupt der Familie, hatte unter Kane-
naga Shinno gefochten. Später war er in steter Fehde mit
den Otomos und Shojis, den Anhängern von Takauji. Im
14. Jahre Sho hei (1369) zog Shoji Yorihiza mit 60000 Mann gegen
ihn zu Felde; Kikuchi Takemitsu hatte zu dieser Zeit nur
8000 Mann unter seinem Kommando. Er griff trotz seiner
Schwäche an und wußte seine Truppen so vorzüglich zu führen,
ihnen eine solche Begeisterung einzuflöfsen, daüs er seinen Gegner
an der Chikugogawa besiegte. Der Besiegte zog sich nach Da-
zaifu in Chikuzen zurück. Takemitsu verfolgte und schlug ihn
abermals glänzend. Diese Waffentat von Kikuchi Takemitsu
verbreitete seinen Ruhm über ganz Kyushu. Nach ihm wur-
den sein Sohn Takemasa und Enkel Taketomo nacheinander
Kami von Higo (Provinz in Kyushu); sie waren wie Take-
mitsu Feinde von Ashikaga Takauji und blieben in steter
— 122 —
Fehde mit dessen Anhängern Imagawa Sadayo und Ouchi
Yoshihiro.
In all diesen Kämpfen war der Nordhof mit jedem Jahre
mächtiger geworden und fast das ganze Reich gehorchte ihm,
wenn es ihm auch nie ganz gelang, den Südhof zu unterdrücken,
der immer eine grofee Zahl Anhänger im ganzen Reiche zer-
streut behielt; wenn Nitta Yoshisada und Kusunoki Masatsura
gefallen waren, so erhoben sich neue tapfere Führer für den
politisch so schwachen Südhof.
Da der Nordhof die Herrschaft über das Reich errungen
hatte, waren seine Träger, die Ashikagas und ihre An-
hänger mächtig und reich geworden. Dies erzeugte Hoch-
mut und Arroganz, sie behandelten die Hofadligen wie ihre
Knechte und sogar Mitglieder des Kaiserhauses vielfach mit
Verachtung; so verwechselte Doki Yorito, einer der über-
mütigsten Freunde von Takauji, öffentlich und mit Absicht, wenn
er von der Residenz von Kogon Joko sprach, das Wort „in",
Residenz, mit dem fast gleich ausgesprochenen Worte „inu u ,
Hund, auch schofs er zum Hohn mit Pfeilen nach dem kaiser-
lichen Wagen. Kono Moronao, ein anderer Günstling von
Takauji, entführte frech öffentlich die Frauen anderer und
machte sie zu seinen Geliebten, ob sie der höchsten oder
niedrigsten Gesellschaft angehörten und beging andere Bruta-
litäten ungestraft; endlich beleidigte er einmal Ashikaga
Tadayoshi, dafe dieser, als er die Bestrafung des Frechen nicht
erreichen konnte, von Takauji abfiel und zum Südhofe über-
ging, wo er mit offenen Armen aufgenommen wurde. Tadayoshi
schlössen sich an Hatakeyama Kunikiyo und Momoi Naotsune,
später auch Kono Moronao und Kono Moroyasu, welche Takauji
durch sein gezeigtes Mifstrauen beleidigt hatte. Kioto wurde
von ihnen erobert. Takauji gelang es jedoch, Zwietracht unter
seinen Feinden zu säen, es kam zu einem Vergleich und Takauji
blieb im Besitz von Kioto. Bald darauf brach Tadayoshi, der
es nicht ehrlich gemeint hatte, den Vertrag. Takauji schlug
seinen Angriff ab und nun marschierte Tadayoshi gegen Kama-
kura, Takauji folgte ihm, griff ihn bei Satta in Suruga an,
besiegte ihn gänzlich und zwang ihn, sich zu ergeben, worauf
Takauji ihn vergiften liefs.
Während Takauji gegen Tadayoshi kämpfte, war Kioto
nur schwach besetzt. Diese Gelegenheit benützte der Südhof
— 123 —
zum Angriffe. Der Kaiser ging nach Otokoyama bei Kioto,
wo sich Kusunoki Masanori und Wada Masatada mit einem
Heere ans Kawachi und Kii und Kitobatake Akiyoshi mit
einem Heere aus Ise vereinigten. Sie besiegten Hosokawa
Akiuji, Hosokawa Yoriharu fiel, Ashikaga Yoshinori wurde zur
Flucht nach Omi gezwungen und das kaiserliche Heer rückte
im siebenten Jahre Sho hei (1352) in Kioto ein.
Die Nittas hatten in dieser Zeit in den östlichen Landes-
teilen ein Heer gegen Takauji gesammelt, waren aber von
diesem geschlagen worden. Diese Siegesnachricht flöfete den
Anhängern von Takauji wieder neuen Mut ein, Kioto wurde
zurückerobert und der Südhof in Otokoyama eingeschlossen;
nur mit Mühe entkam Gumurakami Tenno nach Yoshino. Er
hatte einen kurzen Sieg errungen, aber der Erfolg war nicht
von Dauer, da er nur durch Zwistigkeiten unter den Anhängern
von Takauji errungen war, dessen Macht dadurch kaum er-
schüttert wurde.
Obgleich Ashikaga Tadayoshi für seinen Abfall mit dem
Tode bestraft war, folgte Tadafuyu, der älteste Sohn von
Takauji mit einer Maitresse, seinem Beispiele; er war in
Kyushu, von wo er dem Südhofe seine Dienste anbot, hoch-
erfreut ernannte Gomurakami Tenno ihn sofort zum Sotsuihoshi,
Polizeikommandant. Gleichzeitig fielen von Takauji ab und
schlössen sich dem Südhofe an Yamana Tokiuji, der Truppen
in Hoki sammelte, Momoi Naotsune und Ashikaga Takatsune,
die in den nördlichen Provinzen ein Heer zusammenzogen,
ferner Niki Yoshinaga und Hosokawa Kiyouji. Takauji sandte
ein Heer gegen Yamana Tokiuji im Westen und bereitete sich
auf den Angriff von Osten her vor; er war nicht imstande,
diesen von allen Seiten aufsteigenden Schwierigkeiten Einhalt
zu gebieten. Er führte sein Heer gegen den von Osten vor-
rückenden Gegner und überliefe seinem Sohne Yoshiaki die
Verteidigung von Kioto. Dieser wurde nach der Einnahme
der Stadt von seinen Feinden zum Rückzuge nach Omi ge-
zwungen. Takauji gelang es bald, seine Gegner im Kwanto
zu besiegen und die östlichen Landesteile zur Kühe zu bringen;
er übergab seinem Sohne Motouji die Regierungsleitung in
Kamakura, rückte gegen Kioto vor und vereinigte sich mit
Yoshiaki, mit dem er in Kioto als Sieger einrückte. Während
Takauji gegen Yamana Tokiuji gekämpft hatte, war Kioto
— 124 —
mehrere Male von den Truppen des Südhofes erobert, aber
stets nur für kurze Zeit und wurde durch die Ashikagas stets
schnell zurückgenommen.
Der Südhof verlor nach und nach immer mehr Anhänger,
Yamato und die angrenzenden Distrikte waren ausgeplündert,
so dafs es ihm unmöglich wurde, sich länger fast ohne jede
pekuniäre Unterstützung von aufeen zu halten: Der edle und
weise Shogun Ashikaga Yoshimitsu erkannte, dals es kein
Vorteil für seine Partei, den Nordhof, war, den Südhof mit
den Waffen zu vernichten. Das Land litt zu furchtbar unter
den durch die Spaltung des Reiches herbeigeführten ununter-
brochenen Kriegen; er sandte daher in dem neunten Jahre
Gen chu nach Nordhof- Zeitrechnung oder im dritten Jahre
Meitoku nach Südhof - Zeitrechnung (1392) als Gesandte Rok-
kaku Mitsutaka und Ouchi Yoshihiro an den Südhof mit der
Bitte, der Kaiser möge nach Kioto zurückkehren, die in seinem
Besitze sich befindenden Kronjuwelen dem Nordhofe ausliefern,
es sollen dann hinfort beide Linien abwechselnd regieren, wie
es zur Zeit der Hojos bestimmt gewesen. Der Südhof nahm
diesen Vorschlag an und Gokameyama Tenno kehrte nach
Kioto zurück (1392), die Kronjuwelen lieferte er an Gokomatsu
Tenno aus. Seit Godaigo den Südhof errichtet hatte, waren
57 Jahre vergangen; am Südhofe hatten nach Godaigo drei,
am Nordhofe fünf Kaiser regiert und als die beiden Häuser
Frieden schlössen, überlieferten sie gemeinschaftlich das Regi-
ment den Ashikagas. Während des Kampfes, der fast ununter-
brochen über 50 Jahre wütete, hatten die Führer sämtlicher
Provinzen des Reiches nach ihrem Gutdünken beiden Höfen
abwechselnd gedient, hatten Wohlfahrt und Mißgeschick, Sieg
und Vernichtung erlebt und waren jetzt im ganzen Reiche
zerstreut. Das Volk war unbeständig und unzuverlässig ge-
worden, Treue und Anhänglichkeit kannte es nicht mehr, heute
focht man auf der einen Seite und ging morgen zum Feinde
über, der Vater durfte dem Sohne, der Bruder dem Bruder
nicht trauen , Freunde, Waffengenossen und Verwandte mußten
sich mißtrauisch beobachten und stets auf der Hut sein. Starke
kräftige Männer, Jünglinge und Greise vagabondierten im Lande
umher und machten jeden Verkehr gefährlich, die Felder waren
verlassen, für die Arbeit fehlten die Arbeitskräfte, die Hänser
waren zum grofsen Teil in den Kämpfen eingeäschert und nicht
wieder aufgebaut. Das Elend war entsetzlich, die Zustände
unbeschreiblich.
In den grauenhaften Jahren war das Volk verroht, Bildung, Literatur.
Literatur und Künste hatten natürlich enorme Rückschritte
gemacht Einige berühmte Werke wurden jedoch selbst in
dieser traurigen Zeit geschrieben, diese sind: Jinkoseitoki,
eine revidierte Geschichte der Tenshi und Taiheiki, eine Kriegs-
geschichte, wahrscheinlich von mehreren Autoren, im Stil und
in der Art der Gempeiseisuiki, die Geschichte der Blüte und des
Untergangs der Taira und Minamoto von Hamura Takinaga
geschrieben; die japanische und chinesische Sprache ist in
diesem Werke untereinander gemischt. Die Jinkoseitoki ist
von Minamoto Chikafusa verfaßt. Dieses Werk beginnt mit
der Götterperiode und schließt mit Gotoba Tenno, die wichtigsten
Begebenheiten sind mit großer Sorgfalt gesammelt und es ist
ein sehr wertvolles Geschichtswerk. Durch seine Schriften
über Altertümer, dessen großer Kenner er war, machte sich
Nijo Yoshimoto einen großen Namen. Als großer Maler wird
der Priester Kao genannt, welcher um 1350 berühmt wurde.
Berühmte Waffenschmiede in dieser Periode waren Rai Waffen-
Kunimitsu in Yamashiro, Okihawa Yasukichi in Chikuzen, 8C £*^ e "
Namihira Chikayasu in Satsuma und Osafune Moriyasu in
Bizen.
VIII.
Periode 1392 bis 1600.
Verwirrungen im ganzen Reiche.
Godaigo hatte die Verhältnisse im Reiche falsch beurteilt,
sich um die Gesetze nicht gekümmert, die Ritter für die Dienste,
welche sie ihm geleistet, nicht gerecht belohnt und seine
Gnadenbezeigungen nach Laune und nicht nach Verdienst
verteilt. Dadurch war er selbst die Veranlassung gewesen,
dafs der Kriegerstand ihn verliefs und das Gebäude der
Restauration, kaum errichtet, zusammenbrach. Mit Ashikaga
Takauji kamen natürlich die Krieger wieder an die Spitze der
Regierung. Takauji hatte wohl das schnell verhaßt gewordene
Regiment Godaigo Tenno gestürzt, aber dadurch keineswegs
gleichzeitig die Liebe und Anhänglichkeit des Kriegerstandes
erworben. Um diese zu erringen, verteilte er selbst für geringe
Dienste reiche Belohnungen, Land, Gold und Prachtgewänder
an die ßujin und befriedigte, ohne sich lange bitten zu lassen,
ihre Habgier. Mit Nachsicht behandelte er die Verbrecher
oder begnadigte sie. Das Hauptmotiv für seine Handlungs-
weise war die Furcht, dafs die Ritter aus Verdrufs über ge-
täuschte Hoffnungen zu seinen Feinden übergehen oder wenig-
stens von ihm abfallen könnten. Wie die grofsen Herren
behandelte er auch die kleinen und es gelang ihm, dadurch
den Bumon einigermafsen günstig für sich zu stimmen. Wie
— 127 —
er handelten seine Nachfolger; und als einsichtige Shogune
des Hauses Ashikaga das Regierungssystem zu bessern beab-
sichtigten, war es zu spät. Die kleinen Vasallen waren jetzt
trotzige Barone, die sich nicht mehr leiten ließen, aber häufig
Aufstände und Unruhen erregten, welche die Ashikagas nie-
mals zur Kühe kommen ließen und es ihnen unmöglich machten,
die schon längst gelockerten Zügel der Regierung energisch
zu ergreifen und zu leiten, die Verhältnisse der alten Zeiten
erneuten sich, die großen Barone kümmerten sich ebensowenig
um die Befehle des Shogunes wie früher um die des Kaisers,
sie führten Kriege untereinander, als ob sie souveräne Fürsten
wären; die nominelle Regierung, um die sich niemand mehr
kümmerte, stand machtlos zwischen ihnen. Im Onin- Kriege
1467 bis 1468 verlor die Regierung der Ashikagas den letzten
Schatten der Herrschaft und erlangte ihn nie wieder. Von
da an war das Land in der wildesten Bewegung und Aufregung
wie ein vom Sturm gepeitschter Ozean, jedes menschliche
Fühlen ging zu Grunde, selbst die bis dahin stets heilig ge-
haltenen Sanko, die •Gesetze über die Pflichten des Dieners
gegen den Herrn, des Sohnes, gegen den Vater usw. hörten auf
befolgt zu werden, auch die Bildung, welche auf einer so
hohen Stufe gestanden hatte, verschwand. Es ist unmöglich, die
Leiden des gemarterten Volkes zu schildern, die gesellschaft-
liche Ordnung löste sich vollständig auf. In dieser ganzen
Periode ist nicht ein ruhiges Jahr zu verzeichnen, es war ein
ununterbrochener Kriegszustand und sie verdient daher auch
mit Recht den Namen der Periode der Verwirrungen im ganzen
Reiche.
Die Kaiser dieser Periode waren:
Ära Oei: 1. Februar 1394 bis 16. Januar 1428.
Gokomatsu Tenno, der älteste Sohn von Goenyu Tenno, 1382
wurde 57 Jahre alt. bis 1412 -
Ära Sho cho: 17. Januar 1428 bis *3. Februar 1429.
Shoko Tenno, der älteste Sohn von Gokomatsu Tenno. un
wurde 27 Jahre alt. bis 142a
Ära Ei kio: 4 Februar 1429 bis 22. Januar 1441. — ,
Ka kitsu: 23. Januar 1441 bis 19. Januar 1444. — Bun-
— 128 —
an: 20. Januar 1444 bis 24. Januar 1449. — Ho toku:
25. Januar 1449 bis 21. Januar 1452. — Ko toku: 22. Ja-
nuar 1452 bis 17. Januar 1455. — Ko sho: 18. Januar
1455 bis 25. Januar 1457. — Cho roku: 26. Januar 1457
bis 23. Januar 1460. — Kwan sho: 24. Januar 1460 bis
16. Januar 1466.
1428 Gohanazono Tenno, ein Sohn des Prinzen Sadanari Shinno,
bis 1464. wurde 52 j a h r e alt.
Ära Bun sho: 17. Januar 1466 bis 4. Februar 1467. —
Onin: 5. Februar 1467 b\s 11. Februar 1469. — Bum
mei: 12. Februar 1469 bis 24. Januar 1487. — Cho ko:
25. Januar 1487 bis 31. Januar 1489. — En toku:
1. Februar 1489 bis 29. Januar 1492. — Mei o: 30. Ja-
nuar 1492 bis 18. Januar 1501.
1464 Go tsuchimikado Tenno, ein Sohn von Gohanazono Tenno,
bis 1500. wurde 59 Jahre alt
Ära Bun ki: 19. Januar 1501 bis 17. Januar 1504. —
Ei sho: 18. Januar 1504 bis 7. Februar 1521. — Dai ei:
8. Februar 1521 bis 21. Januar 1528.
1500 Gokashiwahara Tenno, ein Sohn von Tsuchimikado Tenno,
bis 1526. wurde 63 Jahre alt
Ära Ko roku: 22. Januar 1528 bis 5. Februar 1532. —
Tem bun: 6. Februar 1532 bis 22. Januar 1556. — Ko
ji: 23. Januar 1555 bis 19. Januar 1558.
1526 Gonara Tenno, der älteste Sohn von Gokashiwahara Tenno,
bis 1557. wurde 62 j a i lre a i t
Ära Ei roku: 20. Januar 1558 bis 4. Februar 1570. —
Gen ki: 5. Februar 1570 bis 2. Februar 1573. — Ten
sho: 3. Februar 1573 bis 12. Februar 1592.
1557 Ogimachi Tenno, der älteste Sohn von Gonara Tenno,
bis 1586. wurde 71 Jahre alt '
Ära Bon roku: 13. Februar 1592 bis 29. Januar 1696.
— Kei cho: 30. Januar 1596 bis 28. Januar 1615.
1586 Goyozei Tenno, Enkel von Ogimachi Tenno, wurde
bis i6n. 47 Jahr ; alt>
— 129 —
Ashikaga Takauji war vom Nordhofe zum Seiitaishogun
ern&nDt (1338); er errichtete das Bakufu in Kioto und schickte
seinen Sohn Motocgi als Kwanryo, Regent, nach Kamakura,
wo er die Regierung über die Kwanto- Provinzen leitete. Ta-
kaoji setzte im ganzen Reiche Shugo (Gouverneure) und
Jito (Landhauptleute) ein, die bis dahin wenigstens dem Namen
nach noch bestehenden Kokushi- Ämter hob er auf und schaffte
auch den Titel ab; er selbst leitete die Regierung in Kioto.
Nach seinem Tode (1358) folgte ihm sein Sohn Yoshinori unter
dem Namen Ashikaga Yoshiakira als Shogun, dessen ergebenster
Diener und treuester Freund Hosokawa Yoriyuki war; diesen
machte Yoshiakira auf seinem Totenbette zum Ratgeber seines
Sohnes Yoshimitsu, der als Shogun sein Nachfolger wurde (1367).
Dieser war ein begabter, weiser und entschlossener Regent und
unterstützt von dem ebenso ehrenhaften wie ihm treu ergebenen^
weisen Yoriyuki befestigte er die Regierung seines Hauses.
Bisher war die Herrschaft der Ashikagas gütig und freigebig,
nachsichtig, aber auch ohne Strenge gewesen; infolgedessen
waren die gro&en Vasallen habgierig, selbstwillig, wankelmütig
und unzuverlässig geworden und machten dem Bakufu grofee
Sorgen. Unter Yoshimitsus Regierung waren zwei grofse Auf-
stände, der von Yamana Ujikiyo und Ouchi Yoshihiro. Die
Besitzungen der Yamanas waren in der Sanyodo, Sanindo und
Nankaido verteilt; sie waren die Herren über zehn Provinzen
und wurden vom Volke die Rokubuichishi, die Herren des
sechsten Teiles des Reiches, genannt. Yamana Ujikiyo empörte
sich (1391) mit seinen Verwandten Y. Mitsuyuki und Y. Yoshi-
masa. Energisch griff Yoshimitsu sie trotz ihrer starken Kriegs-
macht an und vernichtete sie; ihre Besitzungen verteilte der Sho-
gun unter seinen tapferen Anhängern. Dieser Aufstand heifst der
Meitoku- Feldzug. Die Ouchis hatten grofse Besitzungen in
Suwo, Nagato und mehreren Nachbarprovinzen. Ouchi Yoshihiro
verbündete sich mit Ashikaga Mitsukane, dem Kwanryo von
Kamakura. Ihre Absicht war, Kioto gleichzeitig von Westen
und Osten anzugreifen; aber ehe noch Mitsukane die Feind-
seligkeiten begonnen hatte, war Öuchi Yoshihiro von Yoshimitsu
vernichtet. Dies ist der Oei-Feldzug (1399). Tapfer und ent-
schlossen hatte Yoshimitsu seine mächtigen Feinde zerschmettert
und gleichzeitig den Mut und das Vertrauen seiner Anhänger
gehoben, die Herrschaft des Bakufu war befestigt, er reorga-
9
— 130 —
nisierte jetzt die Administration, schuf das Amt des Kwanryo,
Stellvertreter des Shogun oder Regenten, welches abwechselnd
ein Glied der Familien Shiba, Hosoka wa und Hatakeyama
verwalten sollte; diese Familien waren die Sankwanryo, die
drei Regentenhäuser. Ein Familienglied der Yamana, Isshiki,
Eyogoku alias Sasaki und Akamatsu war abwechselnd Samurai-
dokoro no betto, Kriegsminister; diese vier Familien hiefsen
die Shishoku. Ein Takeda und ein Ogasawara war abwechselnd
der Inspektor der Schießübungen und Reitkunst, Ryokira. Ein
Imagawa und ein Shibukawa war abwechselnd Mushagashira,
höchstkommandierender General, und ein Ise war Sosha, Be-
richterstatter des Tenshi. Die letzten sieben Familien heiisen
die Shichito. Nach der Vereinigung des Nord- und Südhofes
wurde Yoshimitsu zum Dajodaijin ernannt und erhielt damit
die höchste Ehrenstelle, welche ein Untertan erreichen kann;
dies war der Glanzpunkt des Hauses Ashikaga. Als Yoshi-
mitsu den Gipfel erklommen hatte, starb er. Nach ihm sank
die Macht des Bakufu durch schlechte Regierung und Ver-
schwendung. Schon Yoshimitsu begann, verleitet von seinem
Ehrgeiz, ungeheuere Summen an den Kaiser von China zu
zahlen, um den Titel König von Japan von diesem zu erhalten
(1394). Zu diesem Zweck hatte er sich nicht vor der Schmach
gescheut, Japan zum tributpflichtigen Staate von China zu
machen; seine Nachfolger folgten seinem erbärmlichen Bei-
spiele, die Schande ihres Tenshi für Summen zu erkaufen,
welche das unglückliche Volk kaum aufzubringen vermochte.
Yoshimitsus Nachfolger als Shogune aus dem Hause Ashi-
kaga waren:
1394 bis 1423 Ashikaga Yoshimochi
1423 „ 1425 „ Yoshikazu
1425 „ 1428 „ Yoshimochi
(zum zweiten Male Shogun)
1428 bis 1441 Ashikaga Yoshinori
1441
n
1443
n
Yoshikatsu
1443
n
1473
n
Yoshimasa
1473
»
1489
n
Yoshihisa
1489
n
1493
n
Yoshikane
1493
n
1508
n
Yoshisumi
1508
n
1521
n
Yoshikane
(zum zweiten Male Shogun)
- 131 —
1521 bis 1546 Ashikaga Yoshiharu
1546 „ 1565 „ Yoshiteru
1565 „ 1568 „ Yosbihide •
1568 „ 1573 „ Yoshiaki.
Nicht lange nach dem Tode von Yoshimitsu legte sein
Nachfolger Yoshimochi den Grund zu neuen Unruhen. Goko-
matsu Tenno entsagte (1412) dem Throne zu Gunsten seines
Sohnes Sanchito Shinno und brach damit den Vertrag, dals
beide Häuser abwechselnd regieren sollten. Sämtliche An-
hänger des Sttdhofes protestierten und verlangten, dals ein
Nachkomme Gokameyama Tennos den Thron besteigen solle,
der Shogun Yoshimochi kümmerte sich nicht um die Einsprache.
Infolgedessen sammelten die Dates und Kakedas in Mutsu, die
Kitabatakes und Sekis in Ise und sonstige Anhänger des Süd-
hofes in anderen Landesteilen Truppen und bereiteten sich
zum Aufstande vor, jedoch die Unruhen wurden von Yoshi-
mochi (1415) unterdrückt. Im August 1428 starb Shoko Tenno.
Nun verlangten die Anhänger des Südhofes, dafs der Prinz
Ogura nomiya, ein Sohn von Gokameyama Tenno, den Thron
besteigen solle; doch Yoshinori hob eigensinnig einen Nach-
kommen von Gofushimi Tenno, den Prinzen Hikohito Shinno,
Gohanazono Tenno auf den Thron. Aufs höchste erbittert,
sammelten die Kitabatakes und Ochis Truppen und knüpften
Unterhandlungen mit dem unzufriedenen Regenten von Kama-
kura an. Ashikaga Takauji hatte seinen Sohn Motouji zum
Kwanryo, Regenten, in Kamakura gemacht. Nach dessen
Tode folgte diesem sein Sohn Ujimitsu und diesem wieder sein
Sohn Mitsukane. Die Macht der Regenten in Kamakura war
so grois geworden, dafs sie sich um die Befehle aus Kioto nicht
mehr kümmerten. Als Yoshimitsu in Kioto den Sankwan,
Shishoku und Shichito errichtete, wurde in Kamakura alles
nachgemacht; Mitsukane gab sich selbst den Ehrentitel Kubo,
Regent, und seinem Wohnsitz den Namen Gosho, kaiserliches
Schlote, nannte seinen ersten Ratgeber Kwanryo und bestimmte,
dals dies Amt stete abwechselnd von einem Nachkommen von
Uesugi Norifusa und Uesugi Shigeaki besetzt werden solle, ferner
machte erden jüngeren Bruder seines Vaters, Mitsunao, zum
Regenten von Mutsu und Deva; diese drei nannte er Sankan.
Seinen Vasallen Chiba, Koyama, Naganuma, Yuki, Satake,
Oda, Nasu und Utsunomiga gab er den Namen Hachikwan.
9*
— 132 —
Der Shogun Yoshimitsu machte ihm hierfür strenge Vorwürfe, aber
Mitsukane widerrief keine seiner Anordnungen, verbündete sich
im Gegenteile noch gegen Yoshimitsu mit Ouchi Yoshihira und
gab seine Absicht, Kioto anzugreifen, erst auf, als Ouchi Yoshi-
hira gefallen war. Mitsukanes Nachfolger war sein Sohn
Mochiuji; dieser war noch arroganter. Infolge eines Streites
mit seinem mächtigen Minister Uesugi Ujinori verjagte dieser
ihn aus Kamakura. Für kurze Zeit war der Übermut von
Mochiuji gebrochen; doch als er mit Hilfe seiner Getreuen
nach Kamakura zurückgekehrt war, wurde er hochmütiger wie
zuvor. Als der Shogun Yoshimochi starb (1428), hoffte er
selbst Shogun zu werden, da der jüngere Bruder des Ver-
storbenen unter dem Namen Gien Oberpriester in dem Tempel
Seiren in in Kioto war. Als dieser jedoch als Ashikaga Yoshi-
nori seinem Bruder als Shogun folgte, geriet Mochiuji in die
höchste Wut. Den Befehlen eines gewesenen Pristers zu ge-
horchen, litt sein Hochmut nicht. Unbekümmert um die Be-
fehle von Yoshinori verbannte er seinen vom Shogun ernannten
Shitsuji, Direktor, Uesugi Norizane nach Kozuke. Nun schickte
im Jahre 1439 Yoshinori Truppen gegen ihn, die sich mit
Uesugi Norizane vereinigten; Mochiuji wurde total geschlagen
und sein Heer zersprengt, er selbst entkam in das Kloster
Eranji in Kamakura, wurde Priester, nahm sich aber bald
nachher das Leben. Y r oshinori ernannte nun Uesugi Kiyokata,
den Bruder von Norizane, zum Kwanryo in Kamakura. Im
nächsten Jahre wollte Yuki Ujitomo die beiden Söhne von
Mochiuji, Haruo und Yasuo, zu Regenten machen und der
Krieg fing wieder an; aber Uesugi besiegte Yuki Ujitomo, der
bei Erstürmung seiner Burg fiel. Haruo und Yasuo wurden
ermordet. Auf die Bitte der Vasallen von Mochiuji wurde
dessen jüngster Sohn, Ashikaga Nariuji, von Yoshinori zum
Kwanryo von Kamakura gemacht und der Sohn von Uesugi
Norizane, Noritada, zum Shitsuji. Nach kurzer Zeit ver-
feindete sich Ashikaga Nariuji mit den Uesugis und wurde
zur Flucht nach Furukawa in Shimosa gezwungen. Mehrare
Jahre dauerte dieser Kampf zwischen den Uesugis und Ashi-
kaga Nariuji, der das Kwanto in das gröiste Elend brachte.
Noch war der Krieg nicht zu Ende, als um Kioto neue Un-
ruhen begannen. Hier bekämpften sich die Anhänger des Sttd-
hofes untereinander, indem mehrere Kronprätendenten auftraten.
— 138 —
Die Kikuchi unterstützten den Prinzen Ognra no miya, den
Sohn von Gokameyama Tenno; gegen diesen erklärten sich
Fojiwara Arimitsu, Fujiwara Sukechika; Kusunoki Jiro Masa-
mitsu und einige andere, welche den Prinzen Nakaoki no miya
unterstützten. Dieser hatte sich der Reichskleinodien bemächtigt
und in dem Tempel Eizan in Yamashiro Zuflucht gefunden;
seine Anhänger sammelten Truppen in Yamato, Kii und Ka-
wachi. Ein dritter Prätendent war ein Sohn von Yasunari
Shinno, eines Sohnes von Gomurakami Tenno, den der jüngere
Bruder von Kusunoki Jiro in seiner Burg Yuasa in Kii ver-
teidigte. Nicht genug mit diesen Unruhen, wurde in dieser
Zeit (1441) auch noch der Shogun Ashikaga Yoshinori von
Akamatsu Mitsusuke ermordet, wodurch wieder neue Kämpfe
verursacht wurden. Akamatsu Mitsusuke war ein Urenkel
von Akamatsu Norimura und Herr von Harima, Mimasaka
und Bizen. Seine Besitzungen machte ihm Akamatsu Mochi-
sada streitig; beide appellierten an den Shogun Yoshimochi.
Mochisada war der erklärte Günstling des Shogunes, welcher
diesem unrechtmäßig das Besitztum zusprach, weshalb Mitsu-
suke in den rechtmäßig ihm gehörenden Provinzen sich empörte;
aber er unterwarf sich schließlich. Ein Vetter Mochisadas,
A. Sadamnra, war ein Günstling des Shogunes Yoshinori, dieser
nahm Mitsusuke sein ganzes Erbe und verlieh es A. Sada-
mnra. Nun reifte in Mitsusuke der Entschlufs, sich an dem
parteiischen Shogun zu rächen. Er lud ihn zu einem Feste in
seinen Wohnsitz in Kioto und ermordete Yoshinori beim Fest-
mahle (1441); darauf entfloh er nach Harima. Yamana Michitoyo,
Noriyuki und Norikiyo, drei Vasallen von Yoshinori, wollten den
Mord ihres Herrn rächen, schlössen Mitsusuke in seiner Feste
Shirahatajo in Harima ein, eroberten und zerstörten dieselbe
und Yamana Mochitoyo bemächtigte sich der Besitzungen der
Akamatsus. Der Shogun war machtlos und mufste es geschehen
lassen. Die Regierung leitete Hatakeyama Mochikuni, der auch
den Priesternamen Tokuhon führte; er hatte die Shogune Yoshi-
katsu und Yoshimasa eingesetzt und wechselte als Kwanryo mit
Hosokawa Eatsumoto. Hatakeyama Mochikuni war eitel und
hochmütig, seine Willkür hatte auch seine Untergebenen ge-
wissenlos und unmoralisch gemacht. Gegen ihn verbündeten
sich Yamana Mochitoyo und Hosokawa Katsumoto. Mochikuni
hatte keine Kinder und deshalb seinen Neffen Masanaga zu
— 134 —
seinem Erben ernannt; allein nachdem er dies getan, wurde
ihm ein Sohn geboren, der den Namen Yoshinari erhielt. Mochi-
kuni wollte nun, um seinem Sohne das Erbe zu sichern, seinen
Neffen Masanaga ermorden lassen; dieser flüchtete sich jedoch
zu Hosokawa Katsumoto, der natürlich hocherfreut den Neffen
seines Feindes schützte und diesem versprach, ihm zu seinem
Erbe zu verhelfen. Nach dem Tode von Hatakeyama Mochi-
kuni beanspruchten Masanaga und Yoshinari jeder das Erbe
für sich. Der Shogun Yoshimasa versuchte, die beiden zu
versöhnen und schlug einen Vergleich vor, den jedoch Yoshinari
ablehnte. Er ging nach Kawachi, um Truppen zu sammeln,
während Masanaga zuerst dem Shogun gehorchte; aber auf-
gehetzt und unterstützt von Hosokawa und Yamana verjagten
sie Yoshinari nach Yoshino in Yamato. Bis zu dieser Zeit
waren die Hosokawas und Yamanas Hand in Hand gegangen;
aber jetzt verfeindeten sie sich aus folgender Ursache: Der
Fall von Hatakeyama Mochikuni wiederholte sich bei dem
Shogun Yoshimasa; er hatte keine Kinder und machte seinen
jüngeren Bruder Yoshitsugu, der später seinen Namen in
Yoshimi änderte, zu seinem Erben und gab ihm Hosokawa
Katsumoto als Ratgeber. Später aber wurde Yoshimasa doch
noch ein Sohn, Yoshihisa, geboren. Natürlich bereute nun
Yoshimasa seine voreilige Handlung; aber was sollte er machen.
Yoshitsugu hatte sein Versprechen und die Unterstützung des
mächtigen Katsumoto. In diesem Dilemma sah er sich nach
einem mächtigen Verbündeten um und wendete sich an Yamana
Sosen, der Name, welchen Mochitoyo als Priester angenommen
hatte, und er konnte keinen besseren Verbündeten finden. Die
enge Freundschaft, welche Yamana Sosen mit Hosokawa Katsu-
moto verbunden hatte, war abgekühlt, weil Katsumoto den
Sohn von Yamana Sosen, Koretoyo, erzogen und zu seinem
Erben gemacht hatte; als ihm aber seine Gattin einen Sohn
schenkte, setzte er die Bestimmungen für Koretoyo aulser
Kraft, wodurch er Sosen sich zum Feinde machte. Dieser war
ehrgeizig und herrschsüchtig; er setzte alles daran, den Shogun
ganz für sich zu gewinnen, dessen Auftrag er mit Hilfe von
Hatakeyama Yoshinari mit leichter Mühe ausführen zu können
glaubte. Er veranlagte Yoshimasa, diesem zu verzeihen und
berief ihn von Kumano in Kii, wo Yoshinari weilte, nach Kioto.
Hosokawa Katsumoto war der Beschützer von Hatakeyama
— 135 —
Masanaga. In dieser Zeit begann auch ein Erbstreit im Hause
Shiba zwischen Shiba Yoshitoshi und Yoshikado. Yamana Sosen
unterstützte Yoshikado und vertrieb Yoshitoshi und dieser bat
Hosokawa Katsumoto um Hilfe.
Diese vielfachen Verwirrungen hatten die Onin -Unruhen
zur Folge, deren wahrer Grund indessen in der Machtlosigkeit
des Shogunes und der Herrschgier der mächtigen Vasallen, die
um die Regierung kämpften, zu finden ist.
Im ersten Jahre Onin (1467) gab der Shogun Yoshimasa
auf den Bat von Yamana Sosen Hatakeyama Masanaga den
Befehl, seine Besitzung Yoshinari zu übergeben. Hosokawa
Katsumoto widersetzte sich offen, sammelte mit Masanaga
Truppen und bereitete sich zum Kampfe vor. Gegen ihn
rüstete sich Yamana Sosen. Um die Unruhen zu beschränken,
befahl Yoshimasa einen Entscheidungskampf zwischen Masanaga
und Yoshinari und liefe sich von den Führern geloben, keinen
von beiden zu unterstützen. Zwischen beiden kam es zur
Schlacht bei Goryobayashi in Yamashiro; der wortbrüchige
Yamana Sosen unterstützte aber Yoshinari und Masanaga
wurde total geschlagen. Wegen dieses Verrates schwur Hoso-
kawa Katsumoto seinem Feinde Rache. Katsumotos Residenz
lag im östlichen Teile von Kioto, die von Yamana Sosen im
westlichen, zwischen beiden das Muromachi Bakufu, das
Shogunatsgebäude des Ashikagas. Der Shogun ging von
dem einen zum andern und gab sich die erdenklichste Mühe,
die beiden zu versöhnen; aber er fand taube Ohren und wurde
von beiden abgewiesen. Der Himmel verdunkelte sich und das
Tageslicht verschwand hinter den Rauchwolken der brennenden
Stadtteile, das Blut flofe in Strömen in den Strafsen der in
zwei feindliche Feldlager verwandelten Residenzstadt Kioto.
Hosokawa Katsumoto erkannte, dafe er mit seinen Truppen
in Kioto nicht Herr der Situation werden könnte und liefe
daher in allen Landesteilen Soldaten anwerben. Er war Herr
der Provinzen Settsu, Tango, Tosa und Sanuki, von wo er
sämtliche Krieger in Kioto konzentrierte. Seine Anhänger
taten das gleiche, Hosokawa Masayuki in Awa und Mikawa,
Hosokawa Moroharu in Bitcbu, Hosokawa Motoharu in Izumi,
Hosokawa Masaharu in Anaji, Shiba Yoshitoshi in Etchu,
Hatakeyama Masanaga in Kii und Kawachi, Kyogoku Mochi-
kiyo in Oki Izumo, Hida und Omi, Akamatsu Masanori in
— 136 —
Harima, Bizen and Mimasaka and Takeda Kuninobu in Aki
und Wakasa. Bald standen über 160000 Mann unter dem
Kommando von Hosokawa Katsumoto. Sobald Yamana Sosen
die ersten feindlichen Verstärkungen in Kioto ankommen sah,
liefe auch er die Krieger aus seinen Provinzen Tajima, Harima
und Inaba nach Kioto eilen und seine Anhänger ihre Krieger
sammeln; Yamana Noriyuki in Hoki und Bizen, Yamana Nori-
kiyo in Mimasaka und Iwami, Shiba Yoshikado in Echizen,
Owari und Totomi, Hatakeyama Yoshinari in Yamato, Kawachi
und Kii, Hatakeyama Yoshikane in Noto, Rokkaku Takayori
in Omi, Ishiki Yoshinao in Tamba, Ise und Tosa und Doki
Nariyori in Mino. Das Heer von Yamana Sosen wurde über
110000 Mann stark.
Ununterbrochen rückten die Krieger in Kioto ein und jagten
die erschreckte Bevölkerung in die größte Angst Alles, was
fortkommen konnte, flüchtete, die Alten und Schwachen wurden
von den Kräftigen gestützt und getragen; mit seiner Habe beladen
verliefe das Volk die Stadt, in der ein nie endender Kampf mit
stets wechselndem Erfolge wütete. Keine der beiden Parteien
gewann die Oberhand. Später erklärte Hosokawa Katsumoto, die
Befehle des Tenshis und des Shogunes Yoshimasa auszuführen,
während Yamana Sosen behauptete, die Befehle des Gegen-
sliogunes Ashikaga Yoshimi zu erhalten. So wurde der Kampf
tatsächlich ein Bruderkrieg; Kioto war in einer jammervollen
Lage, die mit jedem Tage schrecklicher wurde. Im fünften
Jahre Bummei (1473) starben kurz nacheinander Yamana Sosen
und Hosokawa Katsumoto. Obgleich beide Parteien ohne Führer
waren, dauerte der Kampf doch noch vier Jahre. Endlich,
im neunten Jahre Bummei (1478), entlielsen zuerst die Führer
der Partei des verstorbenen Yamana Sosen ihre Krieger in die
Heimat und die Gegenpartei folgte ihrem Beispiele. Kioto und
Umgebung war von der rohen Soldateska niedergebrannt und
ausgeplündert, die Häuser der Bürger waren ebenso eingeäschert
wie die der Beamten und Offiziere und die Tempel; das Land
war eine Wüste geworden. Der Hofadel und die Beamten
waren geflohen oder niedergemetzelt, die Bibliotheken mit ihren
reichen Bücherschätzen zum gröfsten Teile ein Raub der Flam-
men geworden. All dies gräfeliche Elend hatte der Shogun
Yoshimasa, der dem Unheil nicht hatte Einhalt tun können,
nicht allein mit dem gröfeten Gleichmute angesehen, nein, er
— 137 —
hatte seine Zeit mit Festen, Gelagen, geistreichen Spielen und
dergleichen hingebracht, hatte Gesandtschaften nach Korea und
anderen entfernten Ländern geschickt, Kostbarkeiten und Kuriosi-
täten überall um enorme Summen ankaufen lassen, ein pracht-
volles Palais des berühmten Higashiyama in Kioto und, das
berühmte Goldhaus des Yoshimitsu nachahmend, ein Silberhaus
gebaut. Um die Wirren, welche das Reich an den Hand des
Verderbens brachten, kümmerte er sich nicht; für sie hatte er
keinen Sinn und kein Gefühl. Aber es gab jetzt auch niemand
im ganzen Reiche mehr, der einen Ashikaga unterstützt oder
ihm gehorcht hätte. Wie in Kioto hatten auch in Kwanto die
Unruhen kein Ende. Der Kwanryo Ashikaga Nariuji war zur
Flucht in seine Burg Furukawajo in Shimosa gezwungen. Die
beiden Uesugis hatten Ashikaga Masamoto, von dem Volke
„Horigoe gosho", d. h. der Herr von Kamakura, genannt, an
die Spitze der Regierung gestellt; sie griffen Nariuji mehrere
Jahre nacheinander in seiner Burg erfolglos an. Endlich, im
dritten Jahre Bummei (1471), gelang es ihnen, die Burg zu
erobern, Nariuji selbst entkam nach Chiba in Shimosa; nun
machten die Uesugis Frieden mit ihm. Bald nachher ver-
feindeten sich die beiden Uesugis Sadamasa und Akisada unter-
einander. Sadamasa hatte einen sehr intelligenten und umsichtigen
Minister, Oda Mochisuke, welcher die Regierung mit großer
Umsicht leitete und gleichzeitig ein tüchtiger General war. Er
verbreitete Liebe und Furcht um sich, weshalb die Krieger
anfingen, Uesugi Akisada den Gehorsam zu versagen. Hierüber
erzürnt, liefe dieser Sadamasa melden, dafs Ota Mochisuke ein
Verräter sei. Sadamasa glaubte der Verleumdung und liefs
Ota ermorden; infolgedessen fielen die meisten seiner Krieger
von ihm ab. Mit Hilfe von Ashikaga Nariuji gelang es ihm
jedoch, Uesugi Akisada zu vernichten.
Die Prachtliebe des Shogun teilte seine ganze Umgebung,
jeder wollte ihm in Prunk und Eleganz gleichen; die Ver-
schwendung wurde allgemein. Zur Errichtung und Einrichtung
der Herrensitze wurden ungeheuere Summen ausgegeben, und
tun diese zu beschaffen, raubten die grofsen Herren in Kioto
wie in den Provinzen fremden Besitz. Die Erpressungen der
Beamten und der Steuerdruck waren entsetzlich und man kann
sich denken, in welch jammervollem Zustande das ganze Volk
sich befand. Wenn in früheren Zeiten das Einkommen des
— 138 —
Shogunes nicht für die Ausgaben ausreichte, so wurde von
den reichen Kaufleuten Geld geliehen; zur Zeit des Shogunes
Yoshimitsu durften Anleihen nicht öfter als viermal in einem
Jahre gemacht werden. Zur Zeit von Yoshinori stieg diese
Zahl und es wurde jeden Monat eine Anleihe gemacht; unter
Yoshimasa geschah dies acht- bis neunmal jeden Monat. Da-
durch häuften sich die Schulden derartig, da£§ an ein Rück-
zahlen nicht zu denken war. Da entschloß sich die sogenannte
gnädige Regierung, ihre Zahlungen einzustellen und machte im
ganzen Lande bekannt, dafe die Schulden des Shogunes nicht
bezahlt würden. Schon früher war es gebräuchlich, dais zu
den grofsen Zeremonien in Kioto sämtliche Daimyos des Reiches
Geld beisteuerten und dies wurde als eine Pflicht angesehen.
Dies geschah im allgemeinen einmal alle fünf bis sechs Jahre;
aber selbst dies eine Mal hatte schon häufig böses Blut ge-
macht. Yoshimasa erhob neunmal von den Daimyos Kontribu-
tionen und war deshalb das Shogunat bei den Daimyos gründ-
lich verhafst geworden. Das ganze Volk wurde bis aufs Blut
ausgepreist, während der Shogun in Edelsteinen wühlte und
das Gold so wenig achtete wie wertlosen Sand. Das ganze
Volk versank in Elend und Not. Die Unzufriedenheit war
allgemein; überall murrte man gegen die Regierung. Yoshi-
masa aber hatte für das alles weder Auge noch Ohr; er lebte
vergnügt und ohne Sorgen in seinem Palaste, dachte an nichts
als seine Vergnügungen und Liebhabereien und kümmerte sich
um nichts, was draufsen vorging. Im Bakufu bildeten sich
Verschwörungen, die großen Vasallen stritten um die Herr-
schaft, die Regierungserlasse wurden nicht beachtet, die Be-
fehle des Shogunes mit Füisen getreten. Als diese Zustände
ihren Höhepunkt erreichten, brach noch zu Lebzeiten Yoshi-
masas ein neuer Aufstand aus. Yoshimasa dankte beizeiten
ab und übergab sein Amt seinem Sohne Yoshihisa und als
dieser sehr jung starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, be-
stimmte Yoshimasa Yoshiki, den Sohn seines Bruders Yoshimi,
zu dessen Nachfolger. Dieser wurde als Yoshikane Shogun
(1489). Zu dieser Zeit stritten sich der Kwanryo Hatakeyama
Masanaga und sein Vetter H. Yoshitoyo und Hosokawa Masa-
moto mit Hatakeyama Masanaga um die Herrschaft. Hata-
keyama Yoshitoyo verbündete sich mit Hosokawa Masamoto,
sie überfielen und erschlugen Hatakeyama Masanaga, darauf
— 139 —
verjagten sie den Shogun Yoshikane und machten Yoshimichi,
den Sohn von Ashikaga Masatomo, auch einem Bruder von
Yoshimasa, an seiner Stelle zum Shogun (1493). Yoshimichi
änderte seinen Namen in Yoshisumi. JBei diesem Streite verloren
sowohl die Hatakeyamas wie die Yamanas jeden Einflufs, den
jetzt allein die Hosokawas hatten. Hosokawa Masamoto wurde
von seinem Haushofmeister Easai Motochika ermordet, welcher
seinen Adoptivsohn Sumiyuki zum Nachfolger von Masamoto
machte. Nun erklärte der zweite Haushofmeister von Masa-
moto, Miyoshi Nagateru, Hosokawa Sumimoto, den Adoptiv-
sohn von Masamoto, zum Nachfolger seines Vaters und machte
Motochika und Sumiyuki nieder. Ouchi Yoshioki hörte von diesen
Vorgängen, erklärte sich für den vertriebenen Yoshikane und
marschierte mit einem starken Heere aus Nagato und Suwo
(Choshiu) gegen Kioto; er verjagte den Shogun Yoshizumi mit
Hosokawa Sumimoto und Miyoshi Nagateru und setzte Yoshi-
kane wieder als Shogun ein. Er selbst wurde Kwanryo; als er
jedoch später nach Suwo zurückkehrte, trat Hosokawa Taka-
kuni an seine Stelle. Dieser vertrieb wieder den Shogun Yoshi-
kane und erhob Ashikaga Yoshiharu, den Sohn von A. Yoshi-
zumi aus Harima, zum Shogun. Hierauf erklärte sich der
Enkel von Miyoshi Nagateru, Miyoshi Motonaga, der auch den
Priesternamen Eaiun führte, für Hosokawa Harumoto, den
Sohn von H. Sumimoto, und rückte mit einem Heer aus Awa
nach Kioto; hier vernichtete er Hosokawa Takakuni, worauf
Hosokama Harumoto Kwanryo wurde. Dieser liefs, eifersüchtig
auf seine Macht, Miyoshi Motonaga von Miyoshi Sosan ermorden.
Der Sohn des Ermordeten, Miyoshi Choke, verbündete sich mit
Hosokawa Ujitsuna, dem Sohne von Takakuni, der Truppen
in Kawachi sammelte; dann vereinigten sich Miyoshi Choke
und Hosokawa Ujitsuna, vernichteten und töteten Miyoshi Sosan
und verjagten Hosokawa Harumoto. Nun wurde Hosokawa
Ujitsuna zum Kwanryo ernannt. So hatten denn scliliefslich
die Miyoshi die Übermacht in Kioto.
Inzwischen hatte der Shogun Ashikaga Yoshiharu abgedankt
und das Shogunat seinem Sohne Yoshiteru übergeben (1546).
Einige Jahre später wollte Ashikaga Yoshihide, ein Enkel des
Shogunes Yoshikane, Shogun werden und bat die Miyoshis um
Hilfe. Nach dem Tode von Miyoshi Choke war sein Vertrauter
Matsunaga Hisohide sein Erbe geworden und im Besitz der
— 140 —
höchsten Macht. Miyoshi Masayasu, Yasunaga nnd Iwanari
Satsu, ebenfalls ein Miyoshi, schlössen sich A. Yoshihide an,
ermordeten Yoshiteru nnd machten an seiner Stelle Yosht-
hide zum Shogun. Yoshiteru hinterließ zwei Brüder, welche
Priester waren; der eine, Shyuko, wurde ebenfalls ermordet,
dem anderen, Eakugyo, war Hosokawa zur Flucht behilflich.
Dieser begab sich zuerst zu den Rokkakus in Omi, von da zu
den Takedas nach Wakasa und dann zu den Asakuras nach
Echizen, die ihn unterstützten. Er griff die Miyoshis an,
wurde aber besiegt und erbat nun die Hilfe des mächtigen
Oda Nobunaga, vor dem alle seine Nachbarn zitterten und der
seinen Namen als genialer Truppenführer weit und breit be-
rühmt und gefürchtet gemacht hatte. Dieser versprach Yoshi-
hide, welcher inzwischen den Namen Yoshiaki angenommen
hatte, seine Hilfe, bahnte sich seinen Weg nach Kioto, besiegte
die Miyoshis, nachdem sich Matsunaga Hisahide ihm freiwillig
unterworfen hatte, machte er Yoshiaki zum Shogun (1568).
Dieser wurde jedoch bald so arrogant und regierte so schlecht,
dals Oda Nobunaga ihn ernstlich warnte; er warf Yoshiaki
vor, dals er aus Stolz nicht zu Hofe ginge, die Daimyos sich
zu Feinden machte, die Bestechlichkeit öffentlich und allgemein
geworden sei, er für unnötige Bauten grofee Summen verschwende,
sich mit unwürdigen Leuten umgebe, verkleidet sich in un-
passender Gesellschaft herumtreibe und andere Dinge. Yoshiaki
nahm diese gerechten Vorwürfe sehr übel, er war ergrimmt
und eifersüchtig auf die mit jedem Tage wachsende Macht
seines Beschützers und rüstete sich wiederholt gegen ihn; er
zwang also Oda Nobunaga, ihn zu vernichten. Yoshiaki wurde
nach Kawachi vertrieben und Oda bat den Tenshi, Yoshiaki
seines Amtes und seiner Würden zu entsetzen; dies geschah
im ersten Jahre Ten sho (1573). Das Haus Ashikaga hatte
die Shogun würde über 280 Jahre inne gehabt; 15 Glieder des
Hauses hatten das Land regiert, als Yoshiaki als letzter von
ihnen vertrieben wurde.
Nach dem Onin- Kriege 1467 bemächtigten sich die gro&en,
stolzen und mächtigen Familien in allen Landesteilen mit
Waffengewalt fremder Besitzungen, mit denen sie ihren Besitz
vergröfserten; die namhaftesten von diesen waren in Ou die
Nambus, die Dates, die Somas, die Ashinas und die Mogamis,
in Hokurikudo die Nagaos und Asakuras, in Kwanto die zwei
— 141 -
Familien Uesugi, die Hojos, die Satomis und Satakes, in Kai
die Takedas, in Sorcga die Imagawas, in Ise die Kitabatakes,
in Owari die Odas, in Gokinai and Nankaido die Hosokawas
md Miyoshis, in Sanindo nnd Sanyodo die Onchis, die Amakos,
die Moria und Ukitas, in Kyushu endlich die Otomos, die
Ryuzos und die Shimazus. Dies waren die mächtigsten Familien ;
anlser diesen vereinten sich überall im Reiche weniger starke
Familien, bildeten Parteien, befehdeten sich untereinander und
der Stärkere nahm dem Schwächeren seinen Besitz, kurz es
war eine Zeit des allgemeinen vollkommensten Faustrechtes.
Die mächtigen Familien befehdeten sich wieder um die Oberherr-
schaft und der Stärkste erlangte sie; so waren in den östlichen
Landesteilen die Hojos die Mächtigsten, nächst ihnen die Takedas
und Nagaos, in den mittleren die Odas und im westlichen Teile
die Moria.
Die Hojos hiefsen ursprünglich Ise. Ise Nagauji besiegte
Ashikaga Chachamaru und gelangte zu großer Macht in Izu.
Er beerbte die Hojos in Nirayama in Izu und nahm den Namen
Hojo an. Dann fiel er in Sagami ein und eroberte die Festung
Odawara, wodurch seine Streitmacht sehr wuchs. Die beiden
Uesugis hatten nach den langen Kämpfen gegeneinander end-
lich Frieden geschlossen und wollten nun vereinigt gegen die
Hojos vorgehen, doch waren diese ihnen zu mächtig. Hojo
Nagaujis Nachfolger war Hojo Ujitsuna und diesem folgte Hojo
Ujiyasu. Beide waren ebenso tüchtige Männer wie Nagauji;
es gelang ihnen, die Uesugis zu besiegen und waren damit die
Mächtigsten in Kwanto. Im Jahre 1561 griff Uesugi Tera-
tom, der in Hokurikudo sehr mächtig war, zu den Waffen,
um den Fall von Uesugi Norimasa zu rächen und es gelang
ihm, fest das ganze Kwanto zum Gehorsam zu zwingen. Er
errichtete 76 Garnisonen und sein Heer war 110000 Mann
stark; mit diesem griff er Odawara an. Aber einerseits waren
seine Generäle nicht einig und andererseits kam Takeda Shigen
den Hojos zu Hilfe ; dieser schickte seine Krieger nach Echigo,
liefe dort verwüsten und plündern und zwang Uesugi Tera-
tom, seine halb ausgeführte Absicht aufzugeben und heim-
zukehren.
Uesugi Terutora hieß ursprünglich Nagao Kagetora. Sein
Vater Nagao Tamekage hatte sich mit seinem Lehnsherrn
Uesugi Fusayoshi verfeindet, ihn erschlagen und sich in den
— 142 —
Besitz von Echigo gesetzt; von dorther rührte die Gröfee der
Nagaos. Nagao Kagetora hatte nach ihm Etchu, Eaga und
Sado unterworfen Nun baten ihn Murakami Yoshikiyo und
Takanashi Masayori aus Shinano um Hilfe gegen Takeda
Shingen, mit dem sie in ununterbrochene Kämpfe verwickelt
waren und gleichzeitig kam Uesugi Norimasa, der von Hojo
Ujimasa völlig vernichtet war, um Hilfe bittend zu ihm. Nagao
Kagetora bewilligte ihm diese und wurde von Uesugi Norimasa
adoptiert; von dieser Zeit an nannte er sich Uesugi Kagetora.
Er ging hierauf nach Kioto, wo er mit großer Auszeichnung
empfangen wurde. Der Tenshi liefs ihm Sake reichen und
schenkte ihm einen seiner Säbel, der Shogun Yoshiteru verlieh
ihm die Hälfte seines Namens, so dafs er sich von nun an
Uesugi Terutora nannte; ferner wur^a er zum Kwanryo des
Kwanto ernannt. Von da an dachte er an nichts als an die
Vergrößerung seiner Macht.
Die Takedas waren eine uralte Familie aus Kai. Der
Vater von Takeda Shingen war halb wahnsinnig, jähzornig
und peinigte seine Untergebenen auf alle mögliche Weise; der
Sohn, Takeda Shingen, ein edler Mann, konnte dies nicht er-
tragen, vertrieb seinen Vater nach Suruga und bemächtigte
sich der Herrschaft. Dann eroberte er die Besitzungen von
Murakami Yoshikiyo. Hierauf begannen die Feindseligkeiten
mit den Uesugis; als diese zum Angriff gegen die Hojos in
das Kwanto einrückten, griff Takeda die Hokurikudo an und
so kamen die beiden Uesugis und Takeda Shingen aneinander
und es entbrannte ein Kampf, welcher bis zum siebten Jahre
Ei roku (1564) dauerte, in welchem Jahre sie endlich Frieden
schlofeen. Takeda Shingen besiegte Imagawa Ujizane und
eroberte Suruga, während die Uesugis sich mehr und mehr in
den Besitz der nördlichen Landesteile setzten. Die Hojos ver-
nichteten Satomi Yoshihiro, dessen Besitztum Konodai in Shi-
mosa sie okkupierten und eroberten darauf sämtliche Burgen
von Awa und Kazusa.
Die Moris, eine alte Familie in Aki, wo sie Burgherren
von Yoshida waren, wurden von Mori Motonari grois gemacht.
Sie vereinigten sich mit den Ouchis und kämpften mit wechseln-
dem Kriegsglück gegen die Amakos in Izumi. Sue Harukata,
mit Priesternamen Zenkyo, ein Vasall der Ouchis, ermordete
Ouchi Yoshitaka, machte Otomo Yoshinaga, den jüngeren Bru-
— 143 —
der des Daimyo von Bungo, Otomo Sorin, zum Haupte der
Ouchis, während er selbst regierte. Mori Motonari, welcher
mit Ouchi Yoshitaka eng befreundet gewesen war, gehorchte
freudig dem Befehle des Tenshi, den Ermordeten zu rächen;
er griff im Jahre 1555 den Verräter in Itsukushima in Aki
an, tötete Sue Harukata und Otomo Yoshinaga und breitete
seine Macht in den westlichen Landesteilen aus, schloüs später
das Haupt der Amakos in seiner Burg Tondajo in Izumo ein,
die nach siebenjähriger Belagerung fiel und war nun Herr der
zehn Provinzen Aki, Suo, Nagato, Iwami, Inaba, Bizen, Bingo,
Hoki, Izumo und Oki, welche er alle unterworfen hatte; im Volks-
munde hiefe er der Zisshu Daimyo (der Zehn -Länder- Daimyo).
Mori Terumoto folgte seinem Grofevater Motonari; er erhielt
das Werk seines Grofsvaters und wurde hierin von den beiden
jüngeren Brüdern seines Vaters, Kikawa Motoharu und Koba-
yaga Takakage, unterstützt
Die Odas waren Nachkommen von Taira no Shigemori;
sie machten viele Wechsel in ihrer Stellung durch und wurden
später gro&e Vasallen der Shibas. Als die Asakuras die
Shibas vernichteten und das von diesen regierte Echizen annek-
tierten, bemächtigte sich Oda Nobuhide von Owari, welches
gleichfalls den Shibas gehört hatte. Der Sohn von Nobuhide
war Oda Nobunaga, ein genialer und unternehmungslustiger
Feldherr, welcher voll Ehrgeiz bald alle seine Gegner in seiner
Nachbarschaft unterworfen und sich ihrer Besitzungen be-
mächtigt hatte. Er kommandierte ein starkes kriegsgeübtes
Heer. Im Jahre 1560 fiel Imagawa Yoshimoto. der Herr von
Suruga, Mikawa und Totomi, mit über 40 000 Mann in Owari
ein. Der Angriff war so überraschend und verheerend, dafe
niemand Widerstand leisten konnte; sämtliche Garnisonen er-
gaben sich ohne Schwertstreich. In dieser Schreckenszeit
bewahrte allein Odo Nobunaga seine Ruhe und Kaltblütigkeit;
er wußte seinen Kriegern Vertrauen einzuflöfsen. Furchtlos
Btellte er sich dem übermächtigen Feinde entgegen, überfiel
ihn in einer stürmischen, regnerischen, dunklen Nacht bei Oke-
hazama in Owari, besiegte ihn vollständig und erbeutete seinen
Kopf. Dieser glänzende Sieg verbreitete den Ruhm Nobunagas
im ganzen Reiche. Ogimachi Tenno befahl ihm, die Unruhen
im Lande zu unterdrücken, die Ordnung herzustellen und drückte
sein volles Vertrauen zu Nobunagas Loyalität aus. Jetzt war
— 144 —
sein sehnlichster Wunsch erfüllt; voll Freude nahm er den
gnädigen Befehl entgegen. Tage und Nächte rüstete er, am
sich den Weg nach Kioto frei zn machen; er vernichtete Saito
Tatsuoki, der sich ihm in Mino entgegenstellte. In dieser Zeit
kam Ashikaga Yoshiaki zn ihm und bat ihn um Hilfe; Nobu-
naga sagte ihm dieselbe zu, unterwarf mit einem Teile seines
Heeres Rokkaku Yoshikata in Omi, führte Yoshiaki nach Kioto,
machte ihn zum Shogün, besiegte die Miyoshis vollständig;
infolgedessen öffneten ihm sämtliche Burgen in Settsu nnd
Eawachi ihre Tore. Darauf schlug er die Kitabatakes, eroberte
Ise und brach die Macht der Asakuras und Asais. Nachdem
er so die Umgebung von Kioto sich unterworfen hatte, hob er
die Grenzzölle zwischen den Provinzen auf, verringerte die
Frondienste und unterstützte, wo er konnte, die Wünsche nnd
Bitten der Bauern. Den kaiserlichen Palast, der einer Ruine
ähnlich war, liefe er restaurieren, sorgte dafür, dais die Küche
des Tenshi genügend versehen wurde und hielt mit Strenge
darauf, daß man dem Kaiser mit Ehrfurcht begegnete. Er
regelte die Einnahmen des Hofes und sicherte dieselben. In-
folge dieser Einrichtungen wurde Nobunaga von Hoch und
Niedrig geliebt und verehrt. Durch seine schlechte und grund-
satzlose Regierung zwang der Shogun Yoshiaki Nobunaga,
ihn abzusetzen und verschuldete selbst sein Unglück. Damit
hatte Nobunaga an Stelle der Ashikagas die Herrschaft in
Kioto und der Gokinai in seine Hand bekommen.
Vor Oda Nobunaga waren die Tenshi und der Hof in
einer jammervollen Lage; die Regierungsmacht war verschwun-
den und in dem kaiserlichen Hofe, dem Ouchi, litt man oft
tatsächlich Mangel; sogar der Reis war nicht immer vorhanden.
Das Einkommen der Kuge und die Gehalte sämtlicher kaiser-
licher Beamten wurden zuerst reduziert und schließlich über-
haupt nicht mehr ausgezahlt. Mehrere Male hatten die Tenshi
die feierliche Thronbesteigung nicht abhalten können, weil da*
Geld nicht da war. Für Gokashiwahara Tenno zahlte der
reiche Priester Koken vom Tempel Kongwanji in Osaka die
Kosten für diese Zeremonie, doch mußte sie sehr klein ge-
macht werden; zum Lohn hierfür ernannte ihn der Tenshi
zum Juh Monzeki (Vizemonseki, Titel, den die Söhne eines
Tenshi erhielten, wenn sie Priester wurden). Zur Inaugurierung
von Gonara Tenno schenkte Ouchi Yoshitaka das Geld Ar die
— 145 —
große Feierlichkeit, wofür ihm der Juni i, der vierte Hofrang,
verliehen wurde; er ward aufserdem Dazaino Taiji, Gouverneur
von Dazaifu. Zur Inaugurierung von Ogimachi Teuno stellte
ilori Motonari die Mittel zur Verfügung und wurde zur Be-
lohnung zum Daizentaifu (Oberzeremonienmeister) ernannt;
hierzu durfte er das kaiserliche Wappen (Kikudo) führen. In-
folge der Armut wurde der Tenshi und der Hof vom Volke
geradezu milsachtet In der Zeit der größten Erniedrigung
erschien Oda Nobunaga; er verehrte den Tenshi und zwang
das Volk, dasselbe zu tun. Er führte die alten in Vergessen-
heit geratenen feierlichen Gebräuche wieder ein und verschaffte
den kaiserlichen Verordnungen Achtung und Gehorsam; bei
all seinem Stolz und Ehrgeiz gab er der kaiserlichen Familie
die verlorene Majestät zurück und sicherte sie.
Als bedeutende Gelehrte während des Ashikagashogunates Literatur,
sind aufzufuhren: Uesugi Norizane. der die von Ono Takamura,
gestorben 870, zu Ashikaga in Shimozuke gegründete Schule,
welche zerstört war, wieder erbaute, der ferner die ebenfalls
zerstörte, von Hojo Sanetoki gegründete Bibliothek in Kana-
zawa wieder eröffnete, der Sadaijin Ichijo Kaneyoshi, 1430,
berühmt durch seine Schriften Kwachoyojo, Eojikongen und
Sekisoorai, Ftyiwara Sanehiro beschreibt in seinem Werke
Jukaisho die alten Sitten und Gebräuche, Ichijo Fuyuyoshi
und Nichisanjo Sanetaka als berühmte Schriftsteller. Als
Dichter werden genannt: Asukai Masayo, der Priester Sogi
und dessen Schüler Shohaku. Asukai Masaye gab die Gedicht-
sammlung Shinzokukinwakashu heraus, Shohaku, berühmt durch
seine Gedichte, die als Kakemonos, hängende Bilderrollen,
zum Schmuck dienten; er veröffentlichte auch Haruyumekusa
und Eashu, Gedichte vermischten Inhaltes.
In dem letzten Jahrhunderte des Ashikagashogunates hörte
das Interesse des Volkes für die Wissenschaften fast ganz
auf, es trat eine allgemeine Verrohung ein. Eine grofee Zahl
von Bittern konnte nicht einmal mehr lesen und schreiben.
In dieser traurigen Zeit waren nur die Klöster und Tempel
die Pflegestätten der Wissenschaften und sie allein waren es,
die verhinderten, dafs die Zivilisation nicht ganz zu Grunde
ging; aber zu gleicher Zeit waren sie auch die Quellen vieler
Unruhen. Die Tempel und Klöster waren der Zufluchtsort
aller fahrenden Bitter und Reisigen ebenso wie des verworfensten
10
— 146 —
Gesindels aus dem ganzen Reiche. Die Klöster and Tempel
waren stets gerüstete Kriegslager und der Schrecken und die
Plage sämtlicher Daimyos. Besonders die Ikkosekte zeich-
nete sich durch Gesetzlosigkeit, Rohheit und Grausamkeit
aus. Oda Nobunaga machte auch diesem wüsten Treiben der
Priester energisch ein Ende ; im Jahre 1663 eroberte und zer-
störte er den seit Jahrhunderten von der kaiserlichen Familie
beschützten Tempel Eizan bei Kioto und machte den reichen
Tempelgrnud zu einer Wüste. Ebenso bestrafte er mit grolser
Härte die unverschämte Ikkosekte in Osaka. Hierbei vergals
er vollständig seine sonstige Milde, die Priester traf schwere
Vergeltung für ihre Taten.
Religion. Als Religionsforscher machte sich um 1430 Ichijo Kane-
yoshi verdient; er studierte den ursprünglichen Shintoglauben
gründlich und reinigte ihn in seinen Schriften. Ganz besonders
berühmt wurde aber Urabe Kanetomo (1611) für den Shinto-
glauben ; seit Urabe Kanenobu waren seine Vorfahren Shikwan
(Shintooberpriester) von Yoshida bei Kioto gewesen. Urabe
Kanetomo verbreitete die Shintoreligion weit und breit und
brachte sie wieder zu Ansehen; schließlich wurde ihm die
Leitung des Glaubens übertragen und dies Amt in seiner Familie
erblich gemacht.
Maler. Unter den prachtliebenden Ashikagas kam die Malerei zu
hoher Blüte und es zeichneten sich viele große Maler aus, von
denen besonders hervorzuheben sind in der Oei-Ära 1394-1427
Meicho und Shubun, später Oguri Sotan, der Priester Sesshu,
Kano Masanobu, Kano Motonobu (oder wie dieser auch genannt
wird Kohogon) und Tosa Mitsunobu, der berühmt wurde durch
seine Tosabilder, eine eigene Art Bilder; die Familie Tosa
stammte von Fujiwara Motomitsu ab, einem Minister von Ichijo
Tenno.
Wie schon früher gesagt, war das Reich seit den Onin-
kämpfen (1467—1468) in Parteien zerrissen, nach und nach
kam die gröMe Macht an fünf Familien; diese waren im Westen
die Moris, im Osten die Takedas, Uesugis und Hojos und im
Zentrum die Odas, welche bei der Bevölkerung in Kioto und
in der Gokinai in hohem Ansehen standen und von allem, was
im Lande vorging, auf das genaueste unterrichtet waren. Die
östlichen Provinzen liefsen niemand herankommen, indem sie
die Strafsen sperrten. Sobald Nobunaga die Herrschaft in
— 147 —
Kioto ergriffen hatte, sandte er seine Befehle überall hin und
eröffnete damit ein Regierungssystem, welches dem Bakufu
sehr ähnlich war. Nachdem er den Shogun Yoshiaki vertrieben
hatte, vernichtete er die Asakuras in Echizen, die Asais in
Omi and unterwarf mehr als zehn der benachbarten Provinzen.
In Asuchi in Omi erbaute er eine starke Zitadelle, deren Wart-
turm sich auf einem 72 Fuls hohen Unterbau 90 Fuls erhob;
derselbe hatte sieben Stockwerke. Hier war Nobunagas Resi-
denz. Seinem ältesten Sohne Nobutada gab er das Kommando
in Gifu über Mino. Nobunaga stieg schnell in Amt und Wür-
den; er erhielt den Juni i (vierten Hofrang) und wurde zum
Udaijin ernannt. Die westlichen Provinzen unterwarf sein
fähigster General, der berühmte Hashiba Hideyoshi, der sein
Hauptquartier in der Burg Himeji an der Küste von Harima
im neunten Jahre Ten sho (1581) aufschlug. Dkita Naoie
unterwarf sich ihm und Bessho Nagaharu fiel im Kampf gegen
ihn; darauf demütigten sich die Provinzen Harima, Bizen,
Mimasaka, Tajima und Inata. Nun schloß Hideyoshi Mori
Terumoto und dessen Oheime Kikawa Motoham und Koba-
yaga Takakage in der Burg Takamatsujo in Bicchu ein; er
mutete jedoch die Belagerung aufheben, da ihn seine Vasallen-
pflicht nach Kioto rief. Gleichzeitig mit Hideyoshi war Akichi
Mitsuhide, der zweite sehr tüchtige General Nobunagas, vor-
gerückt; er nahm Hada Hideharu, den Daimyo von Tamba,
gefangen und unterwarf Hosokawa Fujitaka, welcher Isshiki
Yoshisada, Daimyo von Tango, ermordet und sich in den Be-
sitz von Tango gesetzt hatte. Damit waren auch Tamba und
und Tango in Nobunagas Besitz (1579). Im Jahre 1578
empörte sich der von ihm zum Daimyo von Settsu gemachte
Araki Murashige gegen seinen Lehnsherrn, wurde aber von
Ikida, Takigawa und Gamo, den Generälen von Nobunaga,
zum Gehorsam gezwungen. So standen die Verhältnisse im
Westen. Im Osten waren im ersten Jahre Ten sho (1573)
Takeda Shingen, Fürst von Kai, und Uesugi Kenshin, der
Priestername von Uesugi Terutora, in den Augenblicken ge-
storben, als jeder mit einem starken Heere zum Angriife gegen
Kioto vorrücken wollte. Kenshins Nachfolger, Uesugi Kage-
katsu, erkannte die Verhältnisse und unterwarf sich Nobunaga,
während der Nachfolger von Takeda Shingen, Takeda Katsu-
y.ori, unbedachtsam und leichtsinnig gegen Kioto vorrückte und
10*
— 148 —
von den vereinigten Oda Nobunaga und Tokugawa Jeyasu in
der Schlacht bei Nagashino in Mikawa total geschlagen wurde
und den Kern seines Heeres verlor; trotzdem versuchte er
weiter, seine Unabhängigkeit zu bewahren, bis er im zehnten
Jahre Ten sho (1582) von Nobunaga zum zweiten Male gänzlich
vernichtet und am Berge Ten mokusan in Kai zum Selbstmord
gezwungen wurde. Mit ihm endete die Macht des Hauses Takeda.
In dieser Zeit war Nobunaga im Besitze des dritten Teiles
von Japan. Wenn er länger gelebt hätte, so würde er ohne
Frage das ganze Reich unterworfen haben; aber sein Stern
erbla&te. Sein treuester und fähigster Diener, Hashiba Hide-
yoshi hatte, ihm den Rat gegeben, selbst sein Heer zu führen;
aber Nobunaga hatte seine Generale vorausgeschickt und folgte
ihnen. Er war im Tempel Honnojiri in Kioto fast ohne Be-
deckung, als ganz unerwartet Akichi Mitsuhide, in den er sein
volles Vertrauen setzte, ihn verräterisch tiberfiel und zum
Selbstmord zwang (1582); auch sein ältester Sohn Nobutada
nahm sich im Palaste Nijo in Kioto das Leben und so kam
es, dafs an die Stelle der Odas ein Mann trat, der, obgleich
niedrig geboren, die Pläne und Absichten Nobunagas ausführte.
Er vereinigte das Reich und gab ihm den so lange heifs-
ersehnten Frieden.
Hideyoshi belagerte gerade die Burg Takamatsujo, als er
die Nachricht von dem verräterischen Untergänge seines Herrn
erhielt. Schnell entschlossen hob er die Belagerung der Burg
auf, schlofs mit den Moris, über welche er bereits bedeutende
Vorteile errungen hatte, Frieden, marschierte in Eilmärschen
nach Kioto, vereinigte sich mit Oda Nobutaka, Takayama Tomo-
aki, Nakagawa Kiyohide, Ikeda Nobuteru und Niwa Nagahide,
vernichtete bei Yamazaki in Yamashiro den treulosen Akichi
Mitsuhide und machte Oda Nobuhide, Sohn von Nobutada, zum
Nachfolger seines Großvaters; diesem stellte er als Ratgeber
zur Seite seine beiden Oheime Oda Nobuo und Nobutaka. Nun
sammelte er die Asche seines geliebten Herrn, erwirkte vom
Tenshi, dafs dem Verstorbenen der Juichii (zweiter Hofrang)
und der Titel Dajodaijin verliehen wurde und veranstaltete
dann eine glänzende Leichenfeier (1582). Durch dieses alles
und seine unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit an das
Haus seines Herrn wuchs seine Popularität außerordentlich
und er wurde von jedermann bewundert, geachtet und geliebt*
— 149 —
Nach kurzer Zeit stritten sich Nobuo und Nobutaka um
die Herrschaft. Shibata Katsuie, ein großer Vasall Nobuhides
und Anhänger von Nobutaka, schlofs sich, eifersüchtig auf die
taglich gröfeer werdende Macht von Hashiba Hideyoshi, seinem
Freunde an. Sie wollten Hideyoshi stürzen, indem sie sein
Vasallen Verhältnis zu Nobuhide lösten; aber ihre Pläne schei-
terten. Hideyoshi vernichtete Sakuma Morimasa, den General
der beiden Verbündeten, bei Shizugadake, Shibata Katsuie
starb auf der Flucht in Kitamosho in Echizen (1583) und Nobu-
taka flüchtete sich nach Gifu in Mino, wo er sich entleibte.
Nun baten die Anhänger Nobutakas Hideyoshi um Verzeihung
und unterwarfen sich; der Einflufs und das Ansehen des Siegers
wurde hierdurch noch gröfser. Er erkannte die strategisch sehr
ungünstige Lage von Kioto. Die Stadt ist rings von Bergen
eingeschlossen, die den Verkehr erschweren, sie einengen und
beherrschen, die Anlage von Befestigungen fast unmöglich
machen und die Konzentrierung gro&er Truppenmassen nicht
zulassen, während Osaka strategisch alle Vorteile für sich hat.
Die Stadt liegt in der Ebene, in der Nähe des Meeres und
mehrerer schiffbaren Flüsse, welche Verkehr, Transport und
Verproviantierung erleichtern. Kein Ort in der Nähe der
Residenz war so günstig für eine Festung wie Osaka. Er
liefe daher mit aller Energie die Stadt befestigen. Sämtliche
Daimyos mufsten hierzu beisteuern, sei es mit Geld, Material
oder Arbeitskräften. Grofse Steine und Bauholz, welche in
der Nähe nicht vorhanden waren, wurden oft von weit her auf
den Befehl des genialen Feldherrn herbeigeführt, Strafsen und
Kanäle gebaut, die Flüsse schiffbar gemacht und ein sturm-
freier Kriegshafen angelegt, mächtige Schanzen und Festungs-
werke wuchsen aus der Erde und tiefe Festungsgräben umgaben
die großartigen Anlagen; bald konnte Osaka die stärkste
Festung im Reiche und fast uneinnehmbar genannt werden.
Schon im elften Jahre Ten sho (1583) verlegte Hashiba Hide-
yoshi hierher den Sitz der Regierung.
Bald darauf überwarf sich Oda Nobuo mit Hideyoshi und
bat Tokugawa Jeyasu um Hilfe; dieser hatte viele Gunst-
beweise von Nobunaga erhalten und glaubte, dem Rufe folgen
zu müssen. Er rückte mit einem kleinen, aber aus bewährten
Kriegern bestehenden Heere gegen Kioto vor; bei Kiyosu in
Owari vereinigte er sich mit Nobuo und marschierte mit nur
— 150 —
20000 Mann gegen das 120000 Mann starke Heer Hideyoshis,
über welches er bei Nagakude in Owari durch einen nächt-
lichen Überfall einen glänzenden Sieg erfocht. Erst damals
erkannte Hideyoshi, ein wie genialer Feldherr ihm gegenüber-
stand; er sah ein, dafs er viel kostbare Zeit mit der Be-
kämpfung dieses Gegners nutzlos opfern müsse, um ihn zu
unterwerfen, und dafe es das Vorteilhafteste für ihn sei, mit
ihm Frieden zu schließen, um frei sich gegen andere Feinde
wenden zu können; trotz der Demütigung schlofe er mit Oda
Nobuo und Tokugawa Jeyasu im zwölften Jahre Ten sho (1584)
einen für diese vorteilhaften Frieden.
Während dieser Vorgänge auf Houshu war auf Shikoku
Chosokabe Motochika grofe und mächtig geworden und wollte
ach nicht vor Hideyoshi beugen; er hatte fast die ganze Insel
unterworfen und war der Schrecken aller seiner Nachbarn.
Hideyoshi forderte ihn auf, freiwillig Igo und Sanuki an ihn
abzutreten und nach Osaka zu kommen, um ihm zu huldigen.
Chosokabe gehorchte dem Befehle nicht und Hideyoshi liefe
ihn von Ukita Hideie, Daimyo von Bizen, und Kobayaga
Takakage, den Oheim von Mori Terumoto, zur Rechenschaft
ziehen; seine drei Provinzen Tosa, Awaundlyo wurden erobert
und von Hideyoshi eingezogen. Hierauf unterwarf er Sasa
Narimasa, Daimyo von Etchu, und schlofe ein Bündnis mit
Uesugi Kagekatsu, dem Adoptivsohn und Nachfolger von Teru-
tora. Den Befehlen des genialen Usurpators gehorchte jetzt
fast das ganze Reich, nur die Shimazus, Herren von Satsuma
auf Kyushu, die Tokugawas, die Hojos in der Tokaido und die
Dates in Ou wollten sich nicht vor ihm beugen. Von diesen
fürchtete Hideyoshi allein Tokugawa Jeyasu. Er sah ein,
dafe verbündet mit diesem grofeen Krieger und Staatsmanne
das Reich mit einem Schlage unterworfen und beruhigt sei
Um dies Bündnis zu erreichen, scheute er sich nicht, seinen
Stolz zu beugen und um Jeyasus Freundschaft zu buhlen; er
gab ihm seine Schwester zur Frau und seine Mutter Omando-
koro gleichsam als Geisel. Dann lud er Jeyasu dringend zu
sich ein. Gegen den Rat seiner Freunde und Anhänger, welche
den Freundesbezeugungen des schlauen Hideyoshi mißtrauten
und eine Falle fürchteten, ging Jeyasu, begleitet von nur
10000 Mann auserwählter Krieger, nach Kioto. Nun war
Hideyoshis höchster Wunsch erfüllt, er war des Vertrauens
— 151 —
von Jeyasu sicher; freudestrahlend eilte er in das Quartier des
nenerworbenen Freundes und feierte das frohe Ereignis. Dann
nahm er ihn mit sich in sein Lustschloß Shuraku und bewirtete
ihn dort königlich.
Damals wurde Hideyoshi zum Kwampaku ernannt (1586),
erhielt den juichi i (zweiten Hofrang) und gleichzeitig verlieh
ihm der Tenshi den Namen Toyotomi. Er war jetzt der
mächtigste und angesehenste Mann in Japan, hatte die größten
Besitzungen, die meisten Vasallen, brauchte auf niemand mehr
Rücksicht zu nehmen; der einzige, den er respektierte und vor
dem er sich sogar gedemütigt hatte, war Tokugawa Jeyasu,
der nicht nur ein tapferer Krieger, sondern auch ein genialer
Heerführer und außerordentlich befähigter Staatsmann war,
ans einem alten, hochangesehenen Geschlechte stammte und eine
große Schar loyaler, mutiger, kampfbereiter und charakter-
fester Vasallen hatte; er hätte ihn nur sehr schwer unterwerfen
können und wenn ihm dies gelungen wäre, hätte der Erfolg die
Zeit, Menschenleben und Geldopfer nicht aufgewogen. Hideyoshi
hatte aber den festen Willen, das ganze Reich sich gehorsam
zu machen, und deshalb hatte er sich vor Jeyasu als Bittsteller
gedemütigt und dessen Freundschaft erkauft. Ob seine Freund-
schaft für Jeyasu echt oder geheuchelt war, hat niemand
erfahren.
Nun war Hideyoshi nicht mehr in seinen Bewegungen
gehemmt und wendete sich zuerst gegen den Süden. In Kyushu
hatten die Shimazus die früher mächtig gewesenen Otomos in
Bungo und die Byuzojis in Hizen unterworfen und fast die
ganze Insel zum Gehorsam gezwungen. Hideyoshi befahl Shi-
mazu Yoshihisa, dem Haupt der Familie, nach Eioto zur
Huldigung zu kommen. Als dieser nicht gehorchte, rückte
Hideyoshi im 15. Jahre Ten sho (1587) mit 15000 Mann zu
Wasser und zu Lande nach Kyushu; die Burgen, die ihm
nicht freiwillig ihre Tore öffneten, wurden erstürmt und zer-
stört. Zum Schluß belagerte er die Festung Satsuma. Shi-
mazu Yoshihisa sah ein, dafs er nichts mehr ausrichten konnte
und unterwarf sich. Der Sieger setzte ihn ab und machte
Yoshihisas Sohn Yoshihiro zu dessen Nachfolger; diesem ver-
lieh er die Provinzen Satsuma, Osumi und Hynga, die anderen
Besitzungen zog er ein. Toyotomi Hideyoshi hatte nun nur
noch in Kwanto Hojo Ujimasa und in Ou Date Masamune,
— 152 —
die ihre Unabhängigkeit bewahren wollten, zum Gehorsam zu
zwingen. Beide erhielten den Befehl, nach Kioto zu kommen
und ihm zu huldigen. Wie er vorausgesehen, gehorchten sie
ihm nicht und nun marschierte er im 18. Jahre Ten sho (1590)
an der Spitze eines Heeres von 250000 Mann gegen die Hojos.
Ujimasa und dessen Sohn Ujinao schlois er in der f&r unein-
nehmbar gehaltenen Festung Odawara, am Fufse des Hakone-
gebirges, ein. Von hier aus unterwarf er das Kwanto, mehr
als 60 Burgen wurden genommen. Nach sieben Monate langer
Belagerung wurden Hojo Ujimasa und Ujinao gezwungen, zu
kapitulieren. Hideyoshi liefs Ujimasa hinrichten und verbannte
dessen Söhne Ujinao und Ujinori nach Koya, einem berühmten
Tempel in Ki.
Date Masaraune erkannte, dafe er Hideyoshis Macht keinen
Widerstand leisten könne; er kam ohne Schwertstreich in das
Lager zu Hideyoshi und huldigte ihm.
So war denn jetzt das ganze Reich unter dem Kommando
von Toyotomi Hideyoshi und nach Jahrhunderten endlich wieder
einig.
Als Hideyoshi in Kwanto war, sandte von Matsumae,
einem Orte in dem südwestlichen Teile der Insel Yezo, Kaki-
zaki Yoshihiro, das Haupt einer mächtigen Familie, Geschenke
an Hideyoshi und machte sich freiwillig tributpflichtig. Erst
damals wurde Yezo tatsächlich ein Teil des Reiches. Kaki-
zaki Yoshihiro soll ein Nachkomme von Takeda Nobuhiro
gewesen sein, welcher in der Ära Kakitsu (1441 — 1443) von
Wakasa nach Matsumae segelte und sich hier festsetzte.
Vor den letztbeschriebenen Ereignissen, nach der Unter-
werfung von Kyushu (1588) bat Hideyoshi Goyozei Tenno, ihn
in seinem Schlois Shuraku zu besuchen und es wurde ihm die
aufserordentliche Gnade zu teil, dafs Goyozei Tenno mit seinem
Grofsvater Ogimachi Joo, der Kaiserin und den kaiserlichen
Frauen der Einladung folgten. Damals veranstaltete Hideyoshi
eine grofsartige Feier uud zeigte, gefolgt von sämtlichen
Fürsten, Kuge, Würdenträgern, Offizieren und Beamten,
Goyozei Tenno auf seinen Armen dem ganzen versammelten
Volke. Bei dieser seit Jahrhunderten nicht stattgefundenen
Hofzeremonie veranstaltete er die glänzendsten und reichsten
Bankette mit Tänzen und Spielen; die Musik war weithin zu
hören.
— 153 —
Während der unaufhörlichen Unruhen waren die Reglements
für die Zeremonien und Etikette verloren gegangen; Hideyoshi
liefe nun diese von Maeda Geni und dem Hofadel wieder fest-
stellen. Diese Etikette wurde bei obiger Monstrezeremonie
angewendet.
Jetzt war endlich allgemeiner Friede im Reiche. Daß
derselbe das alleinige Verdienst von Toyotomi Hideyoshi war,
wurde allgemein anerkannt; sein Ansehen stieg so hoch, daß
er bei Hoffeierlichkeiten seinen Sitz zur Rechten des Tenshi
einnahm, während die Großen des Reiches nach ihrem Range
geordnet sich dem Kaiser gegenüber niederließen. Die nam-
haftesten von diesen bei der großen Feierlichkeit Anwesen-
den waren: der Naidayin Oda Nobuo, der Dainagon Toku-
gawa Jeyasu, der Dainagon Hashiba Hidenaga, der Chunagon
Hashiba Hidetsugu, der Sakonye no chujo (Kommandant der
Sakonye, kaiserliche Leibwache) Ukita Hideie, der Ukone no
shosho (Kommandant der Ukone, kaiserliche Leibwache) Maeda
Toshiie, die Jiju (Kammerherren) ChosokabeMotochikaund Otomo
Toshikane. Bei dieser Gelegenheit wurde jedem einzelnen der
feierliche Eid abgenommen, alles zu tun, was in seiner Macht
stand, das kaiserliche Ansehen zu stärken und zu erhöhen,
niemals kaiserliches Eigentum sich anzueignen und jeden, der
dies tun wolle, daran zu hindern, seine Nachkommen in diesen
Grundsätzen zu erziehen, so daß auch diese durch den ab-
gelegten Eid gebunden seien; sie hatten ferner zu schwören,
jedem Befehle des Kwampaku, ob wichtige oder unwichtige
Angelegenheiten betreffend, ohne Murren und Widerrede gehor-
sam zu sein. Zu gleicher Zeit wurde bestimmt, dafs der Kwam-
paku seinen Rang über allen Daimyos habe.
Man sollte glauben, dafs Toyotomi Hideyoshi jetzt, nach-
dem er die Regierung übernommen und alles erreicht hatte,
wonach er sich sehnte, am Ziele seines Ehrgeizes angekommen
sei; aber plötzlich sendete er ganz unerwartet ein Heer auf
Eroberung in die Fremde. Unzweifelhaft war diese Expedition
eine sehr durchdachte Politik von ihm. Hideyoshi hatte sich
von der untersten Stufe der Gesellschaft zum ersten Manne
im Reiche emporgeschwungen, indem er jede günstige Gelegenheit
mit scharfem Blicke sofort erkannt und vollständig ausgenützt
hatte. Sämtliche Daimyos waren von ihm zum Gehorsam ge-
zwungen, aber zu Freunden hatte er sich die stolzen Fürsten,
— 154 —
die auf den niedrig geborenen Emporkömmling mit Verachtung
herabsahen, nicht machen können, von Dauer konnte dieser
erzwungene Gehorsam nicht sein; Hideyoshi erkannte dies
natürlich ganz genau, und um die unruhigen Gemüter zu fesseln,
schickte er das Heer mit seinen sämtlichen vornehmen Generälen
ins Ausland. So entledigte er sich einer grofeen Gefahr und
lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit von seiner Person auf
die Unternehmung in Feindes Land. In dieser Zeit regierte
in China die Mingdynastie 1368—1644 und der damalige Kaiser
Shin tsung 1573—1619 schickte eine Gesandtschaft unter Chin-
ikei nach Kioto, um Hideyoshi den von den Ashikagas ge-
führten Königstitel anzubieten und gleichzeitig den Tribut zu
fordern. Wütend über diese Erniedrigung seines Tenshi jagte
Hideyoshi den Gesandten aus dem kaiserlichen Palaste und
erklärte China den Krieg. Er hatte die Absicht, China zu
unterwerfen und wollte die Route über Korea nehmen, doch
hier wurde ihm der Durchmarsch verboten; nun erklärte er
kurz entschlossen auch Korea den Krieg und konzentrierte
sein Heer bei Nagoya in Hizen, übergab Ukita Hideie das
Oberkommando und sandte die Avantgarde unter Kato Kiyo-
masa und Konichi Yukinaga nach Korea. Das Heer war
150000 Mann stark und in neun Korps geteilt. Die Feindselig-
keiten begannen im ersten Jahre Bun roku (1592) und endigten
im dritten Jahre Kicho (1598). Sieben Jahre lang kämpften
die japanischen Truppen gegen die vereinigten chinesischen
und koreanischen Heere. Viele glorreiche Kämpfe bestanden
die Japaner, von denen die wichtigsten die Seeschlacht von
Kyoseiyo, die Kämpfe um die Feste Hekiteikwan, die Be-
lagerung und heldenmütige Verteidigung der von einem viel-
fach überlegenen Feinde eingeschlossenen Feste Uzan waren.
Wieviel Tausend von tapferen Kriegern dieser Krieg gekostet
hat, ist nicht bekannt; ehe derselbe beendigt war, starb Toyo-
tomi Hideyoshi, der japanische Napoleon, wie er voll Stolz
von seinen Landsleuten genannt wird. Bestimmt ist er der
gröfste Feldherr gewesen, den Japan gehabt hat, und er hat
das Reich geeinigt, aber wie unter allen denen, die dies vor
ihm getan hatten, war die Einigung des Reiches nur eine
äußerliche, nichts weiter. Die Bildung eines einheitlichen
Staates war seinem grofsen Nachfolger Tokugawa Jegasu vor-
behalten. Im Sturm hatte sich Hideyoshi der Regierung be-
— 155 —
mlchtigt und das Reich vereint; er behielt die Herrschaft
durch seine geniale Politik und den Respekt, welchen seine
glorreichen Waffentaten ihm errungen tfatten, aber er machte
dieselben Fehler wie die meisten seiner groisen Vorgänger. Er
belohnte die Krieger über ihre Verdienste und machte sie
■nersättlich, er suchte die Freundschaft der großen Daimyos
nnd liefe sie im ungeschmälerten Besitze ihrer Herrschaften
and Macht. Die Folge war, dals diese Fürsten so unab-
hängig wurden, dafs Hideyoshi, ihr Haupt, sich kaum mehr
bewegen konnte. Dals dies so kommen muiste, hatte der
sonst so kluge Toyotomi nicht vorausgesehen, und als er es
erkannte, war es zu spät, seine Fehler zu korrigieren. Viele
Daimyos leisteten gegen Ende seiner Regierung nicht einmal
mehr scheinbaren Gehorsam, und das von auisen so imponierend
scheinende Regiment war jeden Augenblick in Gefahr, durch
Unruhen gestürzt zu werden. Außerdem war der Krieg
in Korea sehr kostspielig, der Staatsschatz war leer und
um die Ausgaben zu decken, muiste Hideyoshi allerhand
tyrannische Maisregeln ergreifen, um mehr Steuern zu er-
pressen. So liefe er das Land neu vermessen und machte das
Flächenmaß ein Tan, der früher 360 Tsubo hatte, zu einem
Tan von 300 Tsubo und erhob von dem neuen Tan die gleiche
Grundsteuer wie von dem alten, wodurch diese Steuer fast
unerschwinglich wurde. Die Geldforderungen waren so grois,
dals das Volk schwer darunter litt; infolge davon war beim
Tode von Hideyoshi die groüse Popularität zu Anfang seines
Regimentes fast ganz verschwunden, ebenso wie seine Herr-
schaft über die Daimyos, und es schien damals die alte Anarchie
nnd Verwirrung im Reiche zurückkehren zu wollen.
Als Hideyoshi auf dem Totenbette lag, war sein Sohn
nnd Erbe ein kleines Kind. Um zu verhindern, dals nach
seinem Tode die Daimyos um die Herrschaft kämpften, be-
stimmte er eine vormundschaftliche Regierung für seinen Sohn,
bestehend aus den fünf Bugyo: Asano Nagamasa, Ichida
Mitsunari, Masuda Nagamori, Nagatsuka Masaie und Maeda
Geni, femer die fünf Tairo: Tokugawa Jeyasus, Maeda
Toshiie, Mori Terumoto, Ukita Hideie und Uesugi Kagekatsu,
dann die drei Churo: Nakamura Kazuuji, Jkoma Chikamasa
und Horio Yoshiharu. Die unbedeutenden, weniger wichtigen
Angelegenheiten hatten die fünf Bugyo zu leiten, die wichtigen
— 156 —
die fünf Tairo; wenn die Bugyo und Teiro nicht einstimmig
waren, so hatten die drei Churo zu vermitteln und die Ein-
stimmigkeit herbeizufuhren. Die vormundschaftliche Regierung
schwor Hideyoshi, seinen Sohn und Erben nach besten Kräften
zu unterstützen und seine Regierung zu sichern. Als Vor-
mund für seinen sechs Jahre alten Sohn Hideyori bestimmte
er Maeda Toshiie, der in Osaka wohnen sollte. Tokugawa Jeyasu
hatte die Oberaufsicht mit seinem Wohnsitze in Fushimi.
Nachdem Hideyoshi diese Bestimmungen getroffen hatte,
starb er (1598).
Unter den Vormuudschafts-Räten hatte Tokugawa Jeyasu
die Ausschlag gebende Stimme, auf ihn waren Ichida Mitsunari
und Masuda Nagamori eifersüchtig, sie wollten daher Jeyasu
beseitigen, und dies führte zur Schlacht von Sekigahara, in
welcher Tokugawa Jeyasu die Herrschaft über Japan für über
ein Vierteljahrtausend seinem Hause erkämpfte. Bevor es zu
dieser Entscheidung kam, trafen Ichida Mitsunari und Uesugi
Kagekatsu die Verabredung, Kagekatsu sollte von Aizu in Iwak*
zum Angriff auf Kioto vorrücken. Wenn dann Tokugawa Jeyasu
ihm entgegenmarschiere, wollte Ichida Mitsunari im ganzen
Reiche durch Manifeste bekannt machen, daß Jeyasu den Treue-
eid, welchen er Hideyoshi geschworen, gebrochen habe und daß
Toyotomi Hideyori den Daimyos den Befehl erteilte, ihre Truppen
gegen Jeyasu zu mobilisieren. Mori Terumoto, Ukita Hideie
und viele Daimyos schlössen sich ihnen an, zusammen über 40,
und aus 36 Provinzen rückten die Krieger nach Osaka. Die
anderen Daimyos mifstrauten der Schlauheit und Verschlagen-
heit von Mitsunari und hielten zu Tokugawa Jeyasu, da sie
einsahen, dafs Hideyori viel zu jung war und absolut mit dieser
Angelegenheit nichts zu tun haben könne, sie sandten ihre
Krieger Jeyasu zu Hilfe. Die beiden feindlichen Parteien
rückten gegeneinander. Bei Sekigahara in der Nähe von Gifu
in Mino kam es zur Schlacht. Das Heer von Jeyasu war
75000 Mann stark gegen die 128000 Mann starke Armee von
Ichida Mitsunari, aber das Feldherrentalent von Jeyasu trug
einen glänzenden Sieg davon. In einem Tage war der Krieg
entschieden, die Feinde Jeyasus waren gänzlich vernichtet und
er hatte im ganzen Reiche keinen Gegner mehr. Dieser Ent-
scheidungskampf wurde im fünften Jahre Keicho (Oktober 1600)
ausgefochten.
— 157 —
In der Zeit der Anarchie war Japan von den Portugiesen Ver-
entdeckt und das Grundelement der Zivilisation, das Christen- tosjta 1 *
tom, und mit ihm die ersten europäischen Wissenschaften ein- Christen*
geführt Ignatius von Loyola hatte den Jesuitenorden gegründet J™*
(1534), dessen vornehmste Tätigkeiten die Heidenmission ist. Als
ein Ordensbruder, der heilige Franz Xavier, auf den Sunda-
Inseln das Wort Gottes predigte (1548), kam ein Japaner
Äojiro von der zu Kyushu gehörenden Insel Kagoshima in
Malaka zu ihm, wurde ein eifriger Christ und begleitete ihn
nach Goa, wo er und seine zwei Diener getauft wurden. Da-
mals entschloß sich Franz, in Japan das Christentum zu ver-
breiten, er führte seinen Entschluß aus und landete in Kagos-
hima (15. August 1549), begleitet von den drei Neubekehrten.
Er wurde als geehrter Gast von den Daimyos aufgenommen
nnd begann sofort zu lehren. Während seines zweiundeinhalb-
j&hrigen Aufenthalts in Japan lehrte er in Satsuma, in Hirado,
Provinz Hizen, in Yamaguchi, Provinz Suwo und Kioto. Seine
vielen Wunderkuren unterstützten die rapide Verbreitung des
Christentums. Seine Anhänger rekrutierten. sich aus allen Ge-
sellschaftskreisen, Edelleuten, Fürsten, buddhistische Priester,
Gelehrte wie Ritter, Bauern und Knechte, Frauen aus der
höchsten Aristokratie wie aus den niedrigsten Volksschichten
drängten sich, von ihm getauft zu werden. Die christliche Ge-
meinde in Japan soll bereits 1582 über 600000 Seelen gezählt
haben. Nach der Abreise des heiligen Franz*kamen 138 europä-
ische Missionare, die fast alle dem Jesuitenorden angehörten. Ihre
enthusiastische Tätigkeit hatte einen sehr wohltätigen Einfluß
auf das Volk. Oda Nobunaga liefe in der Ära Ei roku 1558—1569
für die Christen die nach der Ära benannten Eirokukirche in
Kioto bauen. Das Christentum verbreitete sich über das
ganze Reich bis in die nördlichsten Provinzen. Die eifrigsten
Christen sparen auf Kyushu, von hier schickten im zehnten
Jahre Ten sho (1582) Otomo Yoshikane, Daimyo von Bungo, und die
Daimyos von Hizen, Ryuzoji Yoshinobu und Arima Yoshizumi
eine Gesandtschaft nach Rom mit Briefen und Geschenken
an den Papst Gregor XIII. Die Gesandten kamen 1585 in
Rom an und wurden von dem Heiligen Vater mit den gröfsten
Ehrenbezeigungen und sehr gnädig empfangen. Es hatte den
Anschein, als ob in kurzer Zeit die christliche Kirche die
regierende in Japan sein würde, als durch eigenes Verschulden
— 158 —
der Christen die Verfolgung des Glaubens begann, die mit der
völligen Vernichtung des Christentums endigen sollte. Die
jungen Christen hielten merkwürdig fest zusammen und ver-
feindeten sich mit allen Andersgläubigen, so dals Streitigkeiten
ausbrachen, auch zeigte es sich bald, dafe ehrgeizige Daimyos
unter dem Mantel der Religion sich unabhängig machen wollten.
Es hatte dies hier in Japan dieselben Folgen, wie in alten
Zeiten in Rom, wo die „guten Kaiser" aus Politik gezwungen
waren, das Christentum zu verfolgen, so verbot auch Hideyoshi
nach Unterwerfung der Shimazus, welche eifrige Christen
waren, aus politischen Gründen die neue Religion im ganzen
Reiche (1587), und liefe damals über 20 Missionare in Nagasaki
am Kreuze sterben. Trotz des Verbotes kamen heimlich immer
neue Missionare aus Spanien und Portugal herüber, ohne die
Gesetze und Verordnungen zu beachten, welche die Ver-
breitung des Christentums verboten. Die neue Lehre fand
immer mehr Anhänger und ihre politische Macht wurde immer
gröfeer, bis schließlich die Tokugawa Shogune durch eine weit
verbreitete Verschwörung, welche beabsichtigte, Japan an
Spanien auszuliefern, gezwungen wurden, drakonische Gesetze
gegen das Christentum zu erlassen. Mit furchtbarer Grausam-
keit rotteten sie die heilige Kirche aus, mehr als 200 Missionare
starben als Märtyrer. Die Christen blieben ohne Seelsorger;
vergebens waren die Versuche, einige Priester zu verstecken;
Preise wurden auf ihre Köpfe gesetzt. Sie wurden ermordet
oder mit denen, welche sie versteckt hielten, an die Regierung
verkauft, welche sie erbarmungslos zu Tode marterte. Aber
die Kirche von Japan wurde nicht vergessen. Der Jesuiten-
pater Sidotti und mehrere andere landeten während des
18. Jahrhunderts in Japan, aber alle wurden eingekerkert Im
Jahre 1846 ernannte der Papst einen Bischof und errichtete
mehrere Missionen auf den benachbarten Liu kiu Igseln, und
diese kamen nach Japan, sobald die Verträge 1858 unterzeichnet
waren.
Münz- Godaigo Tenno liefs im ersten Jahre Kern mu 1334 eine
Kupfermünze mit der Umschrift Ken kon Tsu ho prägen und
führte dieselbe mit dem Befehle ein: „Fremdes Geld zirkuliert
im Reiche und die Landesmünzen sieht man nicht, das ist
gegen die Gesetze! Ich führe jetzt dies neue Geld ein, und
dies ist allein im Verkehre zu benützen." Damit war das früher
wesen.
— 159 —
importierte Geld außer Kurs gesetzt. Während der Ver-
wirrungen im Reiche verschwand dies Geld, und da neue
Prägung nicht stattfand, wurde unter den Ashikaga Shogunen
Geld von China importiert, dies zirkulierte allgemein bis zum
15. Jahre Ten sho (1587), damals lies Hideyoshi neues Silber-
und Kupfergeld prägen, beide Münzen hatten die Umschrift:
Ten sho Tsu ho. Im nächsten Jahre (1588) liefs er zwei Gold-
münzen prägen, den Oban und den Koban, sie haben ovale
Form und tragen keine Inschrift. Eigentlich erst von dieser
Zeit an wurden die Münzen allgemein vom Volke benützt.
Zur Zeit von Ashikaga Yoshimasa (1443—1473) wurden Tee-
die Chagi, die Teezeremonien Mode. Der ei-ste Aristokrat, zer . e "
welcher in Verbindung mit Teezeremonien gebracht wird, ist
derShogun Minamoto Sanetomo (1203—1218), ein jugendlicher
Schwelger, welchen der Abt Eisai versucht zu haben scheint,
durch Tee vom Weindurst zu heilen. Die Zeremonie, welche
Eisai einführte, war religiös, sie schlofs allerdings ein einfaches
Mahl ein, aber sie hatte den Charakter eines buddhistischen
Gottesdienstes, bei welchem die Gläubigen ihre Vorfahren bei
Trommelschall und Weihrauchopfer anbeten. Etwas religiöser
Anstrich ist den Zeremonien anhaften geblieben und ein echter
Teezeremonien-Schwärmer sollte eigentlich der buddhistischen
Zensekte angehören, da die Meisterschaftsdiplome von dem
Abt des Tempels Daitokuji in Kioto ausgestellt werden. Als
der Shogun Yoshimasa sein Amt niederlegte, bezog er das
Ginkagu, das goldene Haus und beschäftigte sich mit dem
Sammeln von berühmten Gemälden und alten Raritäten; seine
Lieblingsvergnügen aber waren die Teezeremonien, das Tee-
geschirr war reich und das eigene Haus für die Zeremonien
auf das Kostbarste geschmückt. Auch Toyotomi Hideyoshi
war ein grofeer Verehrer der Teezeremonien und besonders
zur Zeit des kaiserlichen Besuches in seinem Schloß Shuraku
wurden die Teezeremonien mit großem Pomp zelebriert; die-
selben fanden in Kitano in Kioto statt und dies Teehaus
Hideyoshis wird heute noch im ursprünglichen Zustande gezeigt.
Damals war der gelehrteste Kenner der Kunst der Teezeremonie
der deshalb bis heute berühmte Sen Rikyu.
Zur Zeit des Ashikagas wurden die Engaku, musikalische Theatra-
Affenvorstellungen allgemein beliebt, bei einer solchen wurde ^^t
der. Shogun Ashikaga Yoshinori von Akamatsu Mitsusuke, rangen.
— 160 —
welcher ihn zu dieser Vorstellung eingeladen hatte, während
des Glanzpunktes ermordet. Auch Oda Nobunaga und Hide-
yoshi liebten diese Vorstellungen sehr und lie&en sie häufig
aufführen, ihnen machten es die meisten Daimyos nach. In
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand das Joruri,
eine Art musikalisches Drama, gleichzeitig mit diesem das
Kwairaishi, eine Art Puppentheater. Vor dieser Zeit war das
Jabisen, ein musikalisches Instrument ähnlich der Guitarre von
den Liukiu-Inseln in Japan eingeführt, ursprünglich hatte dies
Instrument zwei Saiten und aus diesem wurde durch Hin-
zufügung einer dritten das Samisen, mit denen das Joruri
und Kwairaishi begleitet wurde. Das Okuni kabuki, eine Art
Ballett, entstand ebenfalls in dieser Periode, es hat seinen Namen
von einer Frau namens Okuni aus der Provinz Jzumi, welche
durch ihren Tanz berühmt wurde.
Unter den verschwenderischen Ashikagas machte die Por-
zellanfabrikation und die Lackarbeiten sehr grofee Fortschritte.
Shozui Gorodayu aus Matsuzaka in Jse ging nach China und
erlangte dort in der Porzellanfabrikation eine außerordentliche
Geschicklichkeit, unter Gokashiwahara (1500—1526) nach Japan
zurückgekehrt, fabrizierte er zu Karatsu in Hizen das berühmte
Karatsu-Porzellan.
Das in Japan bis in die neueste Zeit Sitte gewesene eigen-
tümliche Rasieren des Oberhauptes geschah bereits zur Zeit
der Kämpfe der Tairas und Minamotos, aber nur vereinzelt;
in dieser Periode wurde es allgemeine Sitte. Sie soll dadurch
entstanden sein, dals durch das beständige Tragen des Helmes
Blutandrang nach dem Kopfe verursacht wurde, weshalb man
den Kopf theilweis rasierte.
Schiefe- Die Kampfart und die Befestigungsbauten wurden auch
waffen. j n dieser Periode infolge der Einführung der Feuerwaffen ge-
ändert. Im zwölften Jahre Tem bun (1543) kam ein grofsea
portugiesisches Schiff mit über 100 Mann Bemannung nach der
Insel Tanegashima südlich von Ozumi, um Handel zu treiben.
Toki Takayuki, der Herr der Insel, kaufte von diesen Portu-
giesen Feuerwaffen und lernte von ihnen die Pulverfabrikation;
er liefs seine Leute in der Fabrikation der Waffen wie des
Pulvers als auch im Schiefsen unterrichten. Otomo Yoshikane
Daimyo von Bungo erkannte sofort die Wichtigkeit dieser
Waffen, liefs sämtliche Waffenschmiede seines Landes zusammen«
- 161 —
kommen und sie in deren Fabrikation unterrichten. Kono,
Daimyo von Jyo, verbesserte bereits diese Waffen, welche in
kürzer Zeit allgemein bekannt waren und es wurden so viele
fabriziert, dafe wenige Jahrzehnte nach Einführung der Feuer-
waffen dieselben bereits in allen, auch den entferntesten Landes-
teilen im allgemeinen Gebrauche waren.
11
IX.
Periode 1600—1867.
Das Tokugawa-Shogunat
Nach den Onin- Kämpfen (1467—1468) ging der National-
wohlstand in den nie endenden Kriegen der großen Herren
untereinander fast völlig zu Grunde; diese trostlosen Zustände
dauerten fast eineinhalb Jahrhunderte. Die Leiden des un-
glücklichen Volkes waren unbeschreiblich und das ganze Reich
sehnte sich nach Frieden. Dem Feldherrntalent von Toyotomi
Hideyoshi gelang es, die Grofsen zu bezwingen und Ordnung
zu schaffen ; das ganze Volk atmete erleichtert auf und hoffte,
dafs endlich Friede eingekehrt sei; aber derselbe war nur eine
Ruhepause. Die Wunden, welche die gesetzlose Zeit geschlagen
hatte, waren noch nicht vernarbt, als Hideyoshi ein großes
Heer in die Ferne schickte und das Leben von vielen Tausen-
den und unerschwingliche Summen nutzlos seiner Politik opferte.
Er begann diesen Krieg, um das Interesse der an Kampf ge-
wöhnten Krieger auf neue Bahnen zu lenken und seine Stellung
zu befestigen; aber der Feldzug hatte nicht die von ihm gehoffte
Wirkung. Gewifs war es nicht seine Absicht, einen nutzlosen
Krieg zu führen; im Gegenteil, er hoffte, durch die Ent-
fernung des Heeres die Ruhe im Reiche zu sichern und dafs
diese das Volk am schnellsten zufrieden machen und den
Wohlstand begründen würde; aber sein Ehrgeiz kannte keine
Schranken. Er benützte das Heer stets zu neuen kostspieligen
— 163 —
Unternehmungen und so verlor er die Liebe des Volkes ebenso
schnell wie er sie gewonnen hatte. Der weise und an alles
denkende, alles reiflich überlegende Tokugawa Jeyasu er-
reichte ohne Übereilung, was Hideyoshi mit einem Schlage
vollbringen zu können geglaubt hatte. Die Hauptsache für
Jeyasu war, sein Werk mit Ruhe zu befestigen; er kannte keine
Übereilung, vermied Kriege, um das Volk nicht zu belasten,
lenkte dagegen seine Aufmerksamkeit darauf, dem Volke zu
helfen und dessen Wohlstand zu heben und legte hierdurch die
Fundamente zu der Größe seines Hauses. Verlangten es die
Verhältnisse, die Waffen zu ergreifen, so konnte er, gestützt
auf die wahre Liebe und Anhänglichkeit seiner Untertanen,
jeden Ungehorsamen züchtigen und niemand konnte ihm auf
die Dauer Widerstand leisten. So erntete er die Früchte der
großen Taten und Verdienste von Oda Nobunaga und Toyo-
tomi Hideyoshi. Er konnte ohne Gefahr den großen Daimyos
Gesetze diktieren, die niemand verletzte. Durch seine weise
und umsichtige Politik schaffte er den Frieden im Reiche, der
ober 250 Jahre lang nicht gestört wurde und der das Volk
wohlhabend und zufrieden machte.
Die Tenshi während des Tokugawa -Shogunates waren:
Ära Kei cho: 30. Januar 1596 bis 28. Januar 1615. —
Gen na: 29. Januar 1615 bis 18. Februar 1624. —
Kwan ei: 19. Februar 1624 bis 7. Februar 1644.
Gomizuo Tenno, der dritte Sohn von Goyozei Tenno. wurde ieii
85 Jahre alt. bis 1629 -
Ära Kwan ei: 19. Februar 1624 bis 7. Februar 1644.
Myosho oder Meisei Tenno, die zweite Tochter von Gomizuo 1629
Tenno, wurde 74 Jahre alt. bia 1648 -
Ära Sho ho: 8. Februar 1644 bis 24. Januar 1648. —
Kei an: 25. Januar 1648 bis 9. Februar 1652. — Jo o:
10. Februar 1652 bis 6. Februar 1655.
Gokomei Tenno, der vierte Sohn von Gomizuo Tenno, wurde 1643
22 Jahre alt. bia 16B4 -
n*
— 164 —
Ära Mei reki: 7 Februar 1655 bis 2. Februar 1658. —
Man ji: 3. Februar 1658 bis 30. Januar 1661. — Kwam
bun: 31. Januar 1661 bis 16. Februar 1673.
1654 Goseiin oder Gosai Tenno, der siebente Sohn von Gomizuo
bis 1662. Tenno, wurde 49 Jahre alt; er dankte 1662 ab und sein Nach-
folger bestieg erst im nächsten Jahre den Thron.
Ära Em po: 17. Februar 1673 bis 18. Februar 1681. —
Ten na*- 19. Februar 1681 bis 15. Februar 1684. — Jo
kio: 16. Februar 1684 bis 1. Februar 1688.
1663 Reigen Tenno, der jüngere Bruder von Goseiin Tenno,
bis 1687. wurde 79 Jahre alt
Ära Gen roku: 2. Februar 1688 bis 4. Februar 1704. —
Ho ei: 5. Februar 1704 bis 16. Februar 1711.
1687 Higashiyama Tenno, der vierte Sohn von Reigen Tenno,
bis 1709. wurde 35 Jahre a i t .
Ära Sho toku: 17. Februar 1711 bis 24. Januar 1716.
— Kio ho: 25. Januar 1716 bis 11. Februar 1736.
1709 Nakamikado Tenno, der fünfte Sohn von Higashiyama
bis 1735. Tenno, wurde 31 Jahre alt.
Ära Gern bun: 12. Februar 1736 bis 15. Februar 1741.
— Kwam po: 16. Februar 1741 bis 13. Februar 1744.
— En kio: 14. Februar 1744 bis 29. Januar 1748.
1735 Sakuramachi Tenno, der älteste Sohn von Nakamikado
bis 1747. Tenno, wurde 21 Jahre alt.
Ära Kwan en: 30. Januar 1748 bis 26. Januar 1751. —
Ho reki: 27. Januar 1751 bis 1. Februar 1764.
1747 Momozono Tenno, der älteste Sohn von Sakuramachi Tenno,
bis 1762. wurde 22 Jahre alt.
Ära Mei wa: 2. Februar 1764 bis 3. Februar 1772.
1762 Gosakuramachi Tenno, die zweite Tochter von Sakuramachi
bis 1770. Tenno, wurde 74 Jahre alt.
Ära An ei: 4. Februar 1772 bis 23. Januar 1781.
1770 Gomomozono Tenno, der älteste Sohn von Momozono Tenno,
bis 1779. wurde 22 Jahre alt.
— 165 —
Ära Tem mei: 24. Januar 1781 bis 25. Januar 1789. —
Kwan sei: 26. Januar 1789 bis 12. Februar 1801. — Kio
wa: 13. Februar 1801 bis 10. Februar 1804. — Bun kwa:
11. Februar 1804 bis 4. Februar 1818.
Kokaku Tenno, ein Urenkel von Higashiyama Tenno (sein 1779
Vater war Norihito Shinno, sein Großvater Naohito Shinno), Ws 1817 -
wnrde 70 Jahre alt.
Ära Bun sei: 5. Februar 1818 bis 24. Januar 1830. —
Tem po: 25. Januar 1830 bis 17. Februar 1844. — Ko
kwa: 18. Februar 1844 bis 4. Februar 1848.
Ninko Tenno, der vierte Sohn von Kokaku Tenno, wurde isn
47 Jahre alt. bis 1846.
Ära Ea ei 5. Februar 1848 bis 28. Januar 1854. — An
sei: 29. Januar 1854 bis 22. Januar 1860. — Man en:
23. Januar 1860 bis 9. Februar 1861. — Bun kiu: 10. Fe-
bruar 1861 bis 7. Februar 1864. — Gen ji: 8. Februar
1864 bis 26. Januar 1865. — Kei 0: 27. Januar 1865 bis
24. Januar 1868.
Komei Tenno, der vierte Sohn von Ninko Tenno, wurde 1846
37 Jahre alt. bis 1867.
Ära Mei ji: 25. Januar 1868 bis heute.
Mutsuhito, der Sohn von Komei Tenno, der jetzt regierende Seit 1867.
Kaiser.
Mit dem Siege bei Sekigahara (1600) errang Tokugawa
Jeyasu die Herrschaft über das Reich; er brachte mit dem
einen Siege Japan zur Ruhe und in Ordnung. Keiner von
den großen Daimyos durfte hinfort wagen, sich Befehlen von
Jeyasu zu widersetzen. Toyotomi Hideyori, der Sohn und
Erbe von Hideyoshi, wurde Herr von Settsu, Kawachi und
Izumi mit einem Einkommen von 600000 Koku Reis.
Tokugawa Jeyasu erkannte mit seinem scharfen Verstände
die Hauptursache, welche den Sturz der Ashikagas herbei-
geführt hatte und die verhinderte, daüs die von Toyotomi Hide-
yoshi errungene Macht von Dauer sein konnte. Die über-
mäfeige Beteilung mit Besitz und Macht an die grofsen Herren,
welche seinen Vorgängern geholfen hatten, die Herrschaft zu
erringen, hatten deren Untergang herbeigeführt. Er handelte
— 166 —
diesem Beispiele entgegen und legte seinen Nachfolgern ans
Herz, in erster Linie diesem Fehler aus dem Wege zu gehen;
dies allein begründete die lange Dauer desTokngawa-Regimentes.
Nach der Schlacht von Sekigahara setzte Jeyasu eine Kom-
mission ein, welche die Taten und Verdienste wie die Vergehen
seiner Anhänger und seiner Gegner genau zu untersuchen und
festzustellen hatte; von dieser wurden die Daimyos wie die
schlichten Krieger gerecht belohnt oder bestraft. Der Aus-
druck der Enttäuschung wurde dadurch zurückgehalten und
gleichzeitig wurden diejenigen, welche sich ihm entgegengestellt
hatten, wenn auch hart, doch gerecht gestraft, ohne Rücksicht
wie grois oder klein sie gewesen waren. Da die Kommission
dem Erlasse Jeyasus nach streng gerecht und unparteiisch zu
entscheiden hatte, so konnten ihn in keiner Richtung hin Vor-
würfe treffen. Natürlich tat die Kommission nur das, was
Jeyasu befahl; seine Anhänger, die Daimyos Maeda, Kato,
Kohayakawa, Fukushima, Kuroda, Ikeda, Hosokawa und Asano
wie seine erblichen Vasallen Ji, Honda, Okudaira, Sakai usw.
wurden in gerechter Weise mit Besitzungen belohnt, während
seine Gegner hart bestraft wurden. So wurden Chosokabe
Morichika, Daimyo von Awa und Jeyasus Gegner bei Seki-
gahara, seine Besitzungen genommen und er zum gemeinen
Manne degradiert; dem Daimyo Satake Yoshinobu wurde zur
Strafe Hitachi genommen, das ein Einkommen von 800000 Koku
Reis hatte und er erhielt dafür Akita mit einem Einkommen
von 200000 Koku. Mori Terumoto mufste die acht Provinzen Aki,
Iwami, Izumo, Oki, Inaba, Hoki, Bicchu und Bingo abtreten
und behielt nur Suwo und Nagato. Von Ukita Hideie wurden
die drei Provinzen Bizen, Mimasaka und Izumo eingezogen.
Uesugi Kagekatsu wurden Aizu in Iwachiro mit einem Ein-
kommen von 1200000 Koku genommen und er erhielt dafür
Yonezawa in Uzen mit einem Einkommen von 300000 Koku.
So wurden alle Gegner von Jeyasu rücksichtslos und hart
gestraft. Diese Strafen bildeten gewissermaßen das Fundament
der Macht der Tokugawas. Ganz Japan folgte mit Spannung
diesen Vorgängen und wurde eingeschüchtert. Die Macht
Jeyasus entfaltete sich immer mehr; er wurde 1603 vom Tenshi
zum Seiitaishogun und zum Rektor der beiden Universitäten
Junwa und Skogaku ernannt und erhielt den Titel Genji
no Choja (Chef des Hauses Minamoto). Die Tokugawas
— 167 —
waren Nachkommen von Nitta Yoshishige und erhielten den
Namen Serada. Serada Kiyoyasu hatte Okazaki in Mikawa
im Besitz. Er war ein milder Herr, der seine Untertanen mit
Güte regierte und von diesen sehr verehrt wurde. Sein Sohn
Jeyasn nahm den Namen Tokugawa an; er war in seiner
Jugend als Geisel bei Imagawa Yoshimoto in Suruga und
erdultete viel Mißgeschick. Schon früh offenbarten sich seine
großen Charaktereigenschaften. Nach dem Tode von Imagawa
Yoshimoto schloß Jeyasu ein Bündnis mit Oda Nobunaga. Nach
jahrelangen Kämpfen mit Takeda Shingen, dem mächtigen Daimyo
von Kai, wurde er selbst schliefslich Herr von Kai, Suruga,
Shinano Totomi und Mikawa. Seine Macht war so groß, daß
Toyotomi Hideyoshi ihn nicht bekämpfte, sondern ein Freund-
schaftsbündnis mit ihm schlols. Nachdem 1590 die Hojos in
Odawara von Hideyoshi vernichtet waren, machte dieser Jeyasu
zum Herrn der acht Länder des Kwanto. Damals verlegte
Jeyasu seine Residenz nach Yedo und machte diese Stadt zur
stärksten Festung im ganzen Reiche; dort versammelte er seine
angestammten Vasallen aus Mikawa, auf welche er sich fest
verlassen konnte und welche die Kerntruppen seines Heeres
bildeten. Nach der Schlacht von Sekigahara verteilte er mit
großer Weisheit die Daimyos im Reiche; die acht Provinzen
des Kwanto : Musashi, Sagami, Awa, Kazusa, Shimoza, Hitachi,
Shimotsuke und Kotsuke verlieh er sämtlich an seine an-
gestammten Vasallen und umgab seine Residenz Yedo mit
einer ihm ganz ergebenen und sicheren Wache. In der Tokaido
gab er Owari an einen Angehörigen seines Hauses, in der
Nankaido Kii einem seiner Familienmitglieder, ebenso in der
Hokurikudo Echizen, welcher den Daimyo Maeda in Kaga zu
beobachten hatte; Daimyo von Mito in Aizu (Iwashiro) wurde
ein Verwandter, der die Daimyos Date in Rikuzen, Uesugi in
Uzen und Satake in Ugo zu beobachten hatte. Im Zentrum
gab er Bizen seinem Vertrauten Ikeda Terumasa und Aki
erhielt Asano; sie hatten Mori Terumoto in Suwo und Nagato
zu überwachen. Auf Shikoku erhielten Matsuyama in Iyo und
Takamatsu in Sanuki Familienglieder, welche den Daimyo von
Tosa, Yamanouchi, zu beaufsichtigen hatten. Auf Kyushu ver-
lieh er seinen ergebenen Freunden Hosokawa Higo und Kuroda
Chikuzen; diese hatten den Daimyo Shimazu von Satsuma zu
bewachen. So ließ er sämtliche Daimyos, welche nicht gleich-
— 168 —
zeitig seine direkten Vasallen oder Glieder seiner Familie
waren, von diesen stets beobachten, so daß stets wenigstens
zwei bis drei von absolut sicheren Fürsten rechtzeitig zur Hand
waren, im Falle ein Aufstand ausbrechen sollte. Aufserdem
hatte der Shogun im ganzen Reiche Burgen und feste Plätze,
die von ihm direkt kommandiert wurden, so daß im Falle
einer Verschwörung eine Konzentrierung von Truppen der
Daimyos aufserordentlich erschwert, wenn nicht unmöglich ge-
macht war.
Beim Tode von Hideyoshi nahm Jeyasu unter den Daimyos
des Reiches, was Macht und Popularität anbetrifft, unbedingt
den ersten Platz ein und er war der Führer; es war daher
natürlich, dafs er den erledigten Platz einnahm. Um seine
Stellung zu sichern, mutete er den Erben, Toyotomi Hideyori,
beseitigen. Dies wurde ihm nicht schwer, da die Anhänger von
Hideyori immer wieder neue Aufstände erregten ; besonders Ono
Harunaga, der Ratgeber und Geliebte von Yodogimi, der Mutter
von Hideyori, übte einen verhängnisvollen Einflufs auf das
Geschick seines jungen Gebieters aus. Harunaga hetzte alle
mit den Verhältnissen Unzufriedenen gegen Tokugawa Jeyasu
auf und sein ganzes Trachten ging dahin, die Macht des
Hauses Toyotomi wieder herzustellen; er war aber zu kurz-
sichtig, um zu erkennen, dafs Jeyasu zu mächtig und seine
Stellung zu gesichert war, um ihn ohne grolse Vorbereitungen
stürzen zu können.
Im 19. Jahre Keicho (1614) entbrannte der Streit um die
Inschrift einer Glocke in dem Tempel Hokoji in Osaka, der
von Hideyori gebaut war. Die Glocke trug die Inschrift Hokka
anko, d. h. Land und Haus frei von Unruhe, da diese Wort-
zeichen auch die Wortzeichen Jeyasus (ka = ie, d.h. Haus,
anko yasu, d. h. Friede) enthalten. Auf die Glocken wird in
Japan mit Balken geschlagen, statt sie zu läuten. Jeyasu,
der eine Veranlassung zum Streit suchte, behauptete, Hideyori
wolle ihn beleidigen, da er gegen seinen Namen schlagen
liefs und verlangte zur Sühne die Entfernung der Glocke.
Diese Herausforderung hielt Ono Harunaga für eine günstige
Gelegenheit, gegen Jeyasu vorzugehen. Er schickte an alle,
welche nach der Schlacht bei Sekigahara ihre Besitzungen
verloren hatten, wie Sanada Yukimura, Chosokabe Morichika,
Goto Mototsugu, Mori Katsunaga und andere, Manifeste von
— 169 —
Hideyori mit der Aufforderung, sich unter seinen Fahnen zu
sammeln und vereinigt gegen den gemeinsamen Feind vorzu-
rücken. Die Mißvergnügten aus dem ganzen Reiche sammelten
sich zwar in Osaka, aber kein Daimyo sandte seine Krieger
oder schloß sich Hideyori an. Tokugawa Jeyasu und sein
Sohn Hidetada rückten mit einem Heere von 100000 Mann,
zusammengesetzt aus den Streitkräften von Date, Uesugi,
Asano, Hachisuka, Nabeshima, Satäke und anderen Daimyos,
gegen Osaka vor. Die Festung wurde belagert und ein Fort
nach dem anderen erobert und zerstört. Als nur noch die
Stadt selbst Widerstand leistete, leitete Jeyasu (Jeyasu hatte
Hideyori mit der Tochter seines Sohnes Hidetada verheiratet)
die Friedensverhandlungen ein und bot Hideyori seine Freund-
schaft von neuem an ; Hideyori nahm die Freundeshand seines
Schwiegervaters Hidetada an. Es wurde ein Vertrag ge-
schlossen, nach welchem die Festung Osaka geschleift werden
mufete und nur der innerste Teil der Zitadelle, die Residenz
flideyoris, mit einem Graben umgeben sein durfte. Schon im
nächsten Jahre (1615) brachen neue Unruhen aus; in Osaka
wurde ein Heer gesammelt und alles zum Kriege vorbe-
reitet. Jeyasu und Hidetada rückten zum zweiten Male
mit einem Heere gegen Osaka vor. Unter den Anhängern
Hideyoris herrschte allgemeine Uneinigkeit; die tüchtigsten
Führer seines Heeres, Goto Mototsugu, Kimura Shigenari und
Sanada Yukimura fielen bei der heldenmütigen Verteidigung
von Osaka. Die Festung, der Stolz und die Hoffnung des
grofeen Hideyoshi, fiel und wurde zerstört. Hideyori sah ein,
dafe alles verloren war, tötete sich selbst und zerstreute damit
die Hauptsorge seines Todfeindes Tokugawa Jeyasu.
Die 15 Shogune aus dem Hause Tokugawa waren:
1603 — 1605 1. Tokugawa Jeyasu; er dankte 1605 ab und starb
1616. Nach seinem Tode erhielt er den Namen Tosho.
1605—1623 2. Tokugawa Hidetada, starb 1632 und erhielt nach
seinem Tode den Namen Taitoku.
1623—1651 3. Tokugawa Jemitsu; nach seinem Tode erhielt
er den Namen Taiyu.
1651 — 1680 4. Tokugawa Jetsuna; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Genyu.
1680—1709 5. Tokugawa Tsunayoshi; er erhielt nach seinem
Tode den Namen Joken.
— 170 —
1709 — 1712 6. Tokugawa Jenobu; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Bunshoin.
1712—1716 7. Tokugawa Jetsugu; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Yusho.
1716 — 1745 8. Tokugawa Yoshimune; er erhielt nach seinem
Tode den Namen Yutoku.
1745 — 1760 9. Tokugawa Jeshige; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Junshin.
1760 — 1786 10. Tokugawa Jeharu; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Shummei.
1786 — 1837 11. Tokugawa Jenari; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Bunkyo.
1837 — 1853 12. Tokugawa Jeyoshi; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Shintoku.
1853 — 1858 13. Tokugawa Jesada; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Onkyo.
1858 — 1866 14. Tokugawa Jemochi; er erhielt nach seinem Tode
den Namen Shotoku.
1866—1867 15. Tokugawa Keiki; er lebt heute noch.
Die Regierungspolitik der Tokugawas war darauf gerichtet,
dafs die Daimyos stets die Militärmacht des Shogunes fürchteten
und wufsten, dafs sie sich nicht gegen diese aufzulehnen wagen
durften. Die Regenten verhinderten, dafs die Daimyos zu
mächtig wurden, sie trauten dem Gehorsam nicht, wenn er
ihnen auch stets bezeigt wurde. Um zu verhindern, dafs die
Daimyos zu grofse Reichtümer sammelten, durch welche sie
gefährlich werden konnten, hatte schon Jeyasu die Festungs-
werke von Yedo von sämtlichen Daimyos auf deren Kosten und
mit deren Arbeitskräften aufführen lassen; nachdem diese
Pestungsarbeiten beendet waren, erhielten die Daimyos Befehl,
kaiserliche und andere öffentliche Bauten immer auf ihre Kosten
aufzuführen, ja sie mufsten sogar die Burgen der Daimyos aus
dem Hause Tokugawa in Kii, Owari und Mito befestigen.
Jeyasu liefs den kaiserlichen Palast in Kioto, weil er zu be-
schränkt für die Hof Zeremonien war, von den Daimyos auf
ihre Kosten umbauen; auch hatten sie denselben prachtvoll
einzurichten. Die Feste Fushimi bei Kioto wurde von ihnen
zweimal verstärkt und gründlich repariert; auch liefe Jeyasu
seine Festungen Shizuoka oder Sumpu, Sasayama in Tamba
und Nogoya in Owari von den Daimyos auf deren Kosten
— 171 —
bauen. Da die Bauten kein Ende nahmen, beschwerten sich
Fukushima Masanori and mehrere andere Daimyos darüber.
Jeyasu gab ihnen die kurze Antwort: „Wer die ihm anbefohlenen
Arbeiten nicht ausführen will, soll in seine Besitzungen zurück-
kehren, die Wälle seiner Burgen erhöhen, die Gräben breiter
and tiefer machen und mag dort die Ankunft meiner Fahnen
erwarten". Erschreckt über die finstere Drohung unterwarfen
sich die Klage Führenden stillschweigend. Tokugawa Jemitsu
gab 1642 auf den Rat seines weisen Ministers Todo Takatora
den Befehl, dafs sämtliche Daimyos in Yedo ihre Schlösser
haben sollten, in denen ihre Familien wohnen mußten, während
sie selbst abwechselnd sich in Yedo und ihren Besitzungen
aufzuhalten hatten; während ihrer Abwesenheit von Yedo waren
die hier zurückbleibenden Familien die Geiseln des Shogunes.
Auf diese Weise standen die Daimyos stets unter dem direkten
Befehle des Shogunes. Gleichzeitig waren diese beständigen
Reisen nach Yedo und ihren Besitzungen sehr kostspielig, da
die Daimyos stets von einem ihrem Range entsprechenden Ge-
folge begleitet sein mufsten, weshalb sie durch dieselben ver-
hindert wurden, Reichtümer zu sammeln.
Die Tokugawas wollten das Reich unumschränkt be-
herrschen, deshalb muiste die Macht und der Einflute des Kaiser-
hauses ganz niedergedrückt werden, andernfalls waren sie
keinen Augenblick ihrer Stellung sicher. Nun war allerdings die
Regierungsgewalt dem Tenshi schon seit vielen Jahrhunderten
entrissen und in den Händen der Kriegerklasse, welche tat,
was ihr beliebte; aber die am höchsten respektierte Persön-
lichkeit im ganzen Reiche, an der das gesamte Volk mit Ehr-
furcht hing, war der Tenshi. Oda Nobunaga und Toyotomi
Hideyoshi lieteen sich von dem Tenshi an die Spitze der Ge-
sellschaft stellen und regierten das Reich auf dessen Befehl.
Die ersten Tokugawas waren dem Hofe gegenüber sehr devot
und zeigten bei jeder Gelegenheit den gröfeten Respekt, sorgten
auch in jeder Beziehung für den Glanz und die Pracht des-
selben und schienen alles, was in ihrer Kraft stand, für den
Tenshi zu tun, aber tatsächlich arbeiteten sie mit aller Energie
daran, dem rechtmäßigen Herrscher auch sein Ansehen im
Volke zu nehmen. Indem sie diese Politik befolgten, wurde
unter dem Vorsitze des Kwampaku Akizane (1615) das Hof-
Reglement herausgegeben, in diesem heilst es: Die wichtigste
— 172 —
Pflicht des Teoshi ist das Studium, seit alten Zeiten haben
sich die Tenshi mit der alten Literatur und Poesie be-
schäftigt, dies darf nicht vernachlässigt werden und es mufs
die Hauptbeschäftigung des Tenshi bleiben, ferner heilst es:
Die drei ersten Minister, der Daijodaijin, Sadaijin und Udaijin
stehen im Range, solange sie im Dienste sind, über den
kaiserlichen Prinzen, der Rang der Büke (Krieger) ist niederer
als der der Kuge (Hofadligen), der Hofadel darf nur in der-
selben Familie vererbt werden. Wenn sich jemand durch Ver-
dienste, groüse Fähigkeiten und Gelehrsamkeit auszeichnet, soll
er bei dem Verleihen von Ämtern und Würden bevorzugt werden,
doch sollen die Ämter nicht in den grofsen Familien erblich
sein. Die höheren Priesterränge sollen nicht nach Belieben
und an Günstlinge vergeben werden, sondern die Geeignetsten
müssen ausgewählt werden. Es sind dies die wichtigsten des
aus 17 Artikeln bestehenden Reglements, sie zeigen aber ganz
deutlich die Absicht der Unterdrückung der kaiserlichen Macht.
Ein anderes Mittel zu diesem Zwecke war die Einsetzung des
Shoshidai in Kioto, es war dies ein Minister des Shogunes,
welcher der Chef der kaiserlichen Regierung und gleichzeitig
Gouverneur und Militärkommandant von Kioto war. Diesen
Posten besetzten die Tokugawa-Shogune stets mit einem ihrer
angestammten Vasallen Daimyos, also vollständig verläfslichen
Persönlichkeiten. Dieser hatte alles, was in Kioto und bei Hofe
geschah, zu beobachten und zu berichten, auch hatte er die Kuge
zu bestechen. Anfangs erwarben sich die Shoshidai wie Itakura
Katsushige allgemeiner Liebe, da sie zu Anfang dieser Periode,
wo das Reich kaum noch beruhigt war, sehr viel für den Tenshi
zu tun hatten. Itakura Katsushige war ein treuer und ergebener
Diener des Kaisers, regierte weise und verteilte in gerechter
Weise Lohn und Strafe an Hoch und Gering, das ganze Volk
war infolgedessen mit der neuen Regierung aufserordentlich
zufrieden. Unter den ersten drei Shogunen Jeyasu, Hidetada
und Jernitsu wurde die Hauspolitik der Tokugawas, die völlige
Unterdrückung der Kaisermacht, durchgeführt. Es ist charakte-
ristisch für diese Periode, dafs im Gegensatze zu der energie-
und machtlosen Herrschaft der Ashikagas und, man muß auch
sagen, von Toyotomi Hideyoshi, welche alle nicht gewagt
hatten, den mächtigen Feudalfürsten mit Ernst und Strenge
entgegenzutreten, die Regierung der Tokugawas eine energische
— 173 —
nnd strenge war. Unter ihnen wurde keine Rücksicht auf Rang
und Familie genommen, der Schuldige wurde, wenn seine
Schuld bewiesen war, bestraft, mochte er ein Mitglied der
eigenen Shogunfamilie oder ein Fremder sein, es wurden ihm
Teile oder sein ganzer Besitz genommen, Nachsicht wurde im
Anfange nicht geübt. Wie die Regierung geleitet wurde, ist
am besten aus dem Reglement für die Kriegerklasse zu erkennen,
welches Jeyasu von Hayashi Nobukatsu zusammenstellen liefe.
Dies Reglement bestand aus 13 Artikeln und bestimmte:
1. Literatur und Kriegswissenschaften müssen studiert
werden.
2. Lärmende öffentliche Belustigungen und Trinkgelage
sind verboten.
3. Übertretung der Gesetze wird streng bestraft.
4. Wer erfährt, dais ein Ausstand geplant wird oder dafe
ein Mensch getötet ist, mufs es anzeigen.
5. Das Volk darf seinen Wohnsitz nicht ändern.
6. Es ist nicht gestattet, nach Belieben Burgen und Be-
festigungen zu bauen.
7. Bildung von geheimen Gesellschaften sind der Regierung
zu melden.
8. Nach Belieben zu heiraten ist nicht erlaubt.
9. Wenn die Daimyos nach Yedo gehen, haben sie kein
größeres und kein kleineres Gefolge mitzunehmen, als es ihrem
Bange vorgeschrieben ist.
10. Die Kleiderordnung für die verschiedenen Rangstufen
ist genau einzuhalten.
11. Leuten ohne Rang ist es nicht gestattet, nach Belieben
Sänften zu benützen.
12. Die Samurai sollen sparsam leben.
13. Die Daimyos sollen die Ämter in ihren Territorien
nur mit geeigneten Persönlichkeiten besetzen.
Auf diese Prinzipien gestützt, schaiften und erhielten die
Tokugawa-Shogune die Ordnung im Reiche.
Der Shogun Jemitsu führte die Zeremonie ein, dafs der
Shogun einem jeden nach Yedo kommenden Daimyo mit einem
bedeutend gröfseren Gefolge bis zum Eingange der Stadt
entgegenzog, um ihn zu begrüfsen, in der Tat zeigte aber der
Shogun dem Ankommenden seine gebieterische Macht und
warnte ihn.
— 174 —
Jemitsu versammelte einmal alle Daimyos und hielt folgende
Ansprache an sie: „Mein Grofsvater und Vater haben mit
eurer Hilfe das Reich zur Ruhe und Ordnung gebracht. Der
Tenshi hat uns die Exekutivgewalt übertragen. Früher hattet
ihr den gleichen Rang wie ich und meine Vorfahren, und seid
ihr deshalb von uns mit größerer Rücksicht behandelt als die
angestammten Vasallen unseres Hauses. Jetzt aber bin ich
Shogun, und damit bin ich in eine andere Stellung euch gegen-
über getreten, ich unterstütze den Tenshi in der Regierung
des Reiches und habe von ihm den Befehl hierzu erhalten. In-
folgedessen trete ich euch gegenüber in das Verhältnis des
Herrn zu dem Vasallen. Stets werde ich bemüht bleiben, dem
grofeen Vorbilde meines Vaters und Grofsvaters ähnlich zu
werden. Wer von euch mit dem Gesagten nicht zufrieden ist,
kehre auf seine Besitzungen zurück, ich gebe ihm drei Jahre
Zeit zu überlegen, ob er gehorchen will oder nicht." Alle Daimyos
erschraken über die versteckte Drohung dieser Ansprache und
beugten sich. Hiermit war die Stellung des Shogunes festgestellt.
Die Regierung des Shogunates (Bakufu) war folgender-
maßen: an der Spitze stand der Tairo, der Premierminister,
er war der höchste Beamte und Ratgeber des Shogun; dies
war jedoch kein ständiger Posten, er wurde nach Bedürfnis
besetzt oder blieb offen. Dem Tairo folgte der Roju, der Staats-
rat und die Wakadoshiyori, die Räte, unter der Aufsicht des
Roju standen die kaiserlichen Schlösser, die persönlichen An-
gelegenheiten der kaiserlichen Familie und aller Daimyos. Die
Wakadoshiyori hatten die Angelegenheiten der Hatamotos,
der höchsten Vasallen des Shogunes nach den angestammten
Daimyos [der Name Hatamoto kommt von Hata (die Fahne), um
die herum sie kämpften, und die sie zu verteidigen hatten, sie
waren also ursprünglich die Kerntruppen von Jeyasu] und die
Angelegenheiten der Samurai (Kriegsadeligen), zu überwachen.
Dann folgte der Jishabugyo (Kultusminister), der Machibugyo
(Oberbürgermeister von Yedo), und der Kanjobugyo (Finanz-
minister). Dem Kishabugyo unterstanden die buddhistischen
Klöster und Tempel, die Shintotempel und sämtliche Priester,
dem Machibugyo die Bürgerschaft von Yedo und dem Kanjo-
bugyo die Finanz Verwaltung. Diese Ämter hatten alles zu
leiten, auch hatten sie die Jurisdiktion. Der Shoshidai, der
Gouverneur des Shogun in Kioto hatte das Kommando über
— 175 —
die Wachen der kaiserlichen Schlösser in Kioto. Die Komman-
danten der Zitadellen von Osaka Shizuoka und Nagoya, die
Bürgermeister von Fushimi, Nara, Sakai, Yamada, Nikko,
Uraga, der Insel Sado, Nagaki wurden vom Shogun ernannt
und auf ihre Posten geschickt. Die Provinzen standen unter
Gundai, Kreisdirektoren, die Privatbesitzungen des Shogun
wurden von dem Daikwan, Oberrentmeister oder Güterdirektor,
verwaltet.
Die Politik der Tokugawa-Shogune war eine friedliche,
sie suchten mit dem Auslande in Frieden zu leben und ver-
mieden alles, was eine feindliche Berührung mit dem Auslande
hätte herbeiführen können. Sobald Jeyasu die Regierung über-
nommen hatte, schickte er So Yoshitomo, Daimyo von Tsu-
shima, nach Korea und liefs ihn ein Freundschaftsbündnis
schließen; es wurde bestimmt, dafs durch gegenseitige Gesandt-
schaften die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden
Ländern aufrecht erhalten und alle wichtigen Ereignisse in
beiden Reichen sofort gegenseitig gemeldet werden sollen. Der
Verkehr zwischen Japan und Korea wurde, vom Frieden be-
günstigt bald ein sehr lebhafter.
Jeyasu gab (1609) Shimazu Jehisa, Daimyo von Satsuma,
den Befehl, die Liukiu-Inseln zu annektieren. Im April segelte
Jehisa von Satsuma ab und meldete schon im Mai, dafs die
Bevölkerung sich unterworfen und der König der Inseln die
Oberhoheit von Japan anerkannt habe.
Beim Tode von Okubo Nagayasu Iwami no Kami (1613)
wurde Jeyasu angezeigt, dafs der Verstorbene ein Anhänger
der christlichen Religion gewesen sei und dafö er in Ver-
bindung mit dem Auslande stehe; infolgedessen wurde eine
Haussuchung angeordnet, bei welcher man seine geheime Korre-
spondenz mit dem Auslande fand. Gleichzeitig brachte ein
holländischer Schiffskapitän einen Brief von Okubo, der an den
König von Spanien adressiert war. In diesem Briefe, der
von Okubo und mehreren anderen vornehmen Christen unter-
zeichnet war, wurde der König aufgefordert, die japanischen
Christen mit Kriegsschiffen, Waffen, Munition und Soldaten zu
unterstützen, um in Verbindung mit ihnen das Shogunat zu ver-
nichten und sich der Herrschaft über Japan zu bemächtigen.
Infolge dieses Hochverrates ordnete Jeyasu eine strenge Christen-
verfolgung an. Es wurden 1614 mehr als 60 Missionare aus
— 176 —
Japan vertrieben und neun christliche Kirchen zerstört, die
Religion wurde jedoch nicht ausgerottet, sie blieb verboten, aber
man verfolgte ihre Anhänger nicht,
Die englische Regierung schickte 1613 ein Schiff nach Japan,
um einen Handelsvertrag abzuschließen. Derselbe wurde am
11. Oktober 1613 gezeichnet, er lautet:
1. Schiffe, welche von England nach Japan kommen, sollen
keine Hindernisse finden, ihre Waren zu verkaufen, und Einfuhr-
zölle sollen nicht erhoben werden.
2. Die Kapitäne der Schiffe haben Verzeichnisse der Güter
ihrer Schiffsladungen dem Shogun einzusenden und dieser hat
das Vorrecht, zuerst seine Bedürfnisse von der Ladung zu decken.
3. Jedes englische Schiff darf in jedem japanischen Hafen
ungehindert ankern, hat es von Stürmen gelitten, so soll es
ungestört den Schaden reparieren dürfen.
4. Engländern, welche sich in Yedo niederlassen wollen,
soll Grund und Boden nach ihrer Wahl angewiesen werden,
um sich ein Haus zu bauen und sich niederlassen zu können.
Wollen sie nach England zurückkehren, sollen sie nicht daran
gehindert werden, und hat in diesem Falle der Heimkehrende
volles Recht, über sein Haus in jeder Richtung disponieren zu
können.
5. Wenn ein in Japan wohnender Engländer stirbt oder
ihm sonst etwas zustö&t, so soll sein Nachlaß ohne Verzug
und ohne jede Benachteiligung an seine Erben ausgefolgt werden.
6. Begeht ein Engländer ein Vergehen oder Verbrechen,
soll er von einem englischen Justizbeamten verhört und ab*
geurteilt werden.
Die Absichten des grofsen Staatsmannes und Administrators
Jeyasu führte sein intelligenter und energischer Enkel Jemitsu
aus, der von seinem Grofsvater sorgfältig in seinen Prinzipien
erzogen und herangebildet war. Jemitsu zeigte seine Friedens-
liebe besonders auf seinem Totenbette, als Teishiryu, der
mächtigste Vasall der Mingdynastie in China, und dessen Sohn
Teiseiko um Hilfstruppen gegen die Shingdynastie baten. Viele
Daimyos äußerten damals den lebhaften Wunsch, in die chine-
sichen Verhältnisse einzugreifen, aber der sterbende Shogun
befahl die strengste Neutralität, um unnütze Verwicklungen
zu vermeiden. Die Unruhen und Verwirrungen im Reiche
hatten aufgehört, die dunkeln Gewitterwolken am politischen
— 177 —
Himmel hatten sich zerteilt, die Sonne schien vom wolkenlosen
Himmel, es war Friede. Kunst, Literatur und Wissenschaften
entwickelten sich unter der weisen Regierung mit ungeahnter
Schnelligkeit, befördert wurden diese von dem Shogunen, indem
sie von den höheren Gesellschaftsklassen wissenschaftliche
Bildung verlangten. Jeyasu hatte einst zu Jemitsu gesagt:
„Der Gebildete soll wissen, was Recht ist, es ist daher nötig,
dafs jeder, der der höheren Klasse angehört, fleil'sig studiert.
Die Wirren und Gesetzlosigkeit der letzten zwei Jahrhunderte
hatten ihre Hauptnrsache in der Roheit und Unwissenheit der
höheren Gesellschaft. Diesen Zeiten hat die Schlacht von
Sekigahara ein Ende gemacht; jetzt mufs es unsere Pflicht und
Streben sein und bleiben, die Bildung des ganzen Volkes zu
helfen und zu fördern."
Die Buchdruckerkunst war schon vor Jeyasu in Japan be-
kannt, stand aber noch auf einer tiefen Stufe und wurde noch
nicht allgemein benützt; unter seiner Regierung wurden be-
wegliche Typen bekannt, man benutzte hölzerne und kupferne.
Jeyasu hob die Buchdruckerkunst, indem er eine grofse Zahl
von gemeinnützigen Werken drucken liefs, um die Volksbildung
zu heben, er leitete dadurch das allgemeine Interesse auf die
Wissenschaften. Er und seine Nachfolger lieisen die alten
Werke und Schriften im ganzen Reiche sammeln, in Bibliotheken
vereinen und durch den Druck verbreiten. Das Studium wurde
allgemein und Gelehrte erstanden bald in grofser Zahl.
Jeyasu war auch ein grofser Musikfreund und erkannte
deren wohltätigen Einflufs, er suchte auch diese, welche wie
alle anderen Künste tief gesunken waren, zu heben und berief
von Kioto den großen Kenner der Hofmusik unter den Ashi-
kagas Hosokawa Fujitaka, welcher Hofkonzerte in Yedo zu
arrangieren hatte.
Obgleich die erste Gesellschaft in Yedo noch vor kurzer
Zeit keinen Anspruch auf den Namen einer wirklich vornehmen
Gesellschaft machen konnte, da sie nur aus Schwertadel be-
staud, so bildete sich unter den Tokugawas bald eine streng
von der niederen Volksklasse getrennte Aristokratie. Beide
Stände waren durch einen Abgrund getrennt. Die gröfsten
Fähigkeiten, die gründlichsten Kenntnisse vermochten nicht
die Kastenschranken zu durchbrechen, und niemand durfte
wagen, dies zu tun. Es gab für Mitglieder des Volkes kein
12
— 178 —
Mittel, sich Verdienste um das Gemeinwohl oder Reichtümer
zu erwerben; in der Klasse, in welcher ein jeder geboren war,
mutete er auch sterben.
Trotz des strengen Verbotes, Japan zu verlassen, gelang
es Yamada Nagamasa aus Ise, einem hochstrebenden Jünglinge,
um 1615 nach Siam zu kommen. Während er dort war, brach
eine Revolution aus, und Nagamasa wurde vom Könige von
Siam beauftragt, aus den sich in Siam aufhaltenden Japanern
eine Legion zu bilden. Mit dieser leistete Nagamasa dem
Könige kräftig Hilfe bei der Unterdrückung des Aufstandes
und erhielt als Lohn ein hohes Amt. Er bewirkte, dafs im
dritten Jahre Kwanei (1626) von Siam eine Gesandtschaft an
Jeyasu mit Geschenken geschickt wurde, welche Handelsver-
bindungen anknüpfte. Japanische Kaufleute brachten später
Modelle von siamesischen Kriegsschiffen nach Japan und be-
richteten von dem hohen Ansehen, in welchem der niedrig
geborene Yamada Nagamasa in dem reichen und mächtigen
Siam stand, eine Stellung, die bei dem strengen Klassensystem
ein Japaner in seiner Heimat nie hätte erlangen können. Infolge
dieser Erkenntnis der ungünstigen Zustände in Japan ver-
breitete sich Unzufriedenheit im Volke, es bildete sich eine
Partei, welche nur auf eine Gelegenheit wartete, um ihrem Un-
mute Luft zu machen. Diese Gelegenheit bot sich in den
Keian-Unruhen (1648—1651).
Die Tokugawa-Shogune standen dem Christentum feindlich
gegenüber, seit der Landesverrat von Okubo Nagayasu entdeckt
war, und verboten in immer neuen Edikten diesen Glauben,
auch straften sie mit aller Strenge heimliche Christen; trotz-
dem gab es noch viele Anhänger der verbotenen Kirche im
Volke, besonders unter der Landbevölkerung von Kyushu. Im
14. Jahre Kwanei (1637) reizten Ashizuka, Mori, Ohyano und
mehrere andere Vasallen des gegen Jeyasu gefallenen Konishi
Yukinaga, welche mit der Herrschaft der Tokugawas unzufrieden
waren, die Christen in Shimabara (Hizen) und Amakusa (Higo)
zu einem Aufstande auf. Dessen Führer Masuda Tokisada hatte
in kurzer Zeit über 40000 Mann unter seinem Kommando und
immer neue Scharen von Christen und Unzufriedenen strömten
ihm täglich von allen Seiten zu. Er war ein tapferer und ge-
schickter Führer und schlug in vielen Gefechten die gegen ihn
geschickten Shogunatstruppen. Nachdem die Rebellen einen
— 179 —
entscheidenden Sieg über den Kommandanten des Regierungs-
heeres, Itakura Shigemasa (1638), der im Kampfe viel, erfochten
hatten, gab Jemitsu das Kommando über seine Truppen Matsu-
daira Nobutsuna, dieser besiegte Masuda Tokisada vollständig
and unterdrückte den Aufstand. Das Christentum wurde von
jetzt an mit drakonischen Gesetzen verboten und mit der
gröfsten Grausamkeit mit Feuer und Schwert verfolgt, unter
Folter und Marter endeten 1639 Hunderttausende von unglück-
lichen Christen im ganzen Lande, und diesmal vernichtete
Jemitsu das Christentum in ganz Japan. Gleichzeitig wurde
das Land den Fremden streng geschlossen und der Verkehr
mit Europäern streng verboten. Eine Ausnahme wurde nur mit
den Holländern gemacht, welche in dem Shimabara- Aufstand
die Shogunatstruppen wirksam unterstützt hatten und viel zur
Entdeckung versteckter Christen beigetragen hatten (1639).
Zum Dank erhielten sie die kleine Insel Deshima bei Nagasaki
als Niederlassung, bei Sonnenuntergang mufste aber jeder Hol-
länder auf der Insel sein. Von hier stammt der verächtliche
Name „Rashamen" der Japaner für die Weifsen, dessen Be-
deutung „Schafe" ist, weil die Holländer bei Sonnenuntergang,
wie die Schafe in Hürden, in ihrer Niederlassung Deshima
eingesperrt waren. Von hier aus trieben die Holländer einen
blühenden Handel. Von Wichtigkeit für Japan war ihr Import
von europäischen wissenschaftlichen Werken, aus welchen die
findigen Japaner viel von der westlichen Zivilisation lernten.
Im vierten Jahre Keian (1651) brach ein neuer Aufstand
aus. Yui Shosetsu, ein Konin [d. h. ein wegen eines Vergehens
aos der Kriegerklasse ausgestofsener oder ausgetretener Samurai]
und Gelehrter, welcher in den Militärwissenschaften eine grofse
Anzahl Schüler hatte, mit vielen unzufriedenen Daimyos im
regen Verkehr stand und deren Unzufriedenheit schürte, ver-
bündete sich mit Maruhashi Chuya, dem Sohne des gewesenen
Daimyos Chosokabe Morichika, welcher von Jeyasu vom Daimyo
von Tosa zum gemeinen Manne degradiert war. Als Jemitsu
starb, hielten die Verbündeten dies für eine günstige Gelegen-
heit zum Losschlagen. Yui Shosetsu erhob sich in Shizuoka
und am gleichen Tage Maruhashi Chuya in Yedo, die Ver-
schwörung war aber dem Bakufu verraten. Maruhashi wurde
gefangengenommen und hingerichtet, Yui Shosetsu nahm sich
das Leben und ihre Anhänger wurden sämtlich hingerichtet.
- 180 —
Nach der energischen und grausamen Unterdrückung dieser
beiden Unruhen verloren die Gegner der Takugawas den Mut,
sich den Befehlen der Shogune zu widersetzen. Man wagte
sich nicht mehr in eine Verschwörung einzulassen, da man
sicher war, dafs der Shogun sie durch seine Spione entdeckte,
jedes unbedachte Wort wurde aufgefangen und bestraft. Wenn
auch ihre Nachfolger tief unter den ersten drei Shogunen
standen, die Politik blieb ungeändert und infolgedessen blieb
ihre Macht so grofs, dafs die Daimyos in den Provinzen keine
Aussicht hatten, die Macht des Shogunes zu brechen, und so
hatten bis kurz vor ihrem Sturze 1868 die Tokugawa-Shogune
niemals irgendwelche innere Unruhen zu bekämpfen. Die ganze
Nation schlief, nichts veränderte sich in den 200 Jahren, welche
dem Tode Jemitsus folgten. Kleidung, Wohnung und Nahrung
wie der Stand blieben stets gleich. Dagegen machten die
Künste und Wissenschaften grofsartige Fortschritte. Am poli-
tischen Himmel war stets das schönste Wetter und wenn sich
einmal am Horizont ein Wölkchen zeigte, so zerteilte es sich
bald. Dagegen zeigten sich schon früh die Zeichen der sinken-
den Energie des stolzen Tokugawa-Geschlechtes. Bald hatte
man nicht mehr den Mut, dem Übermute der zügellosen Aristo-
kratie mit Strenge entgegenzutreten. Es war an der Tages-
ordnung, dals Privatfehden mit dem Säbel in den Straften von
Yedo ausgefochten wurden, ohne dafs die Regierung dies
hinderte. So wurde im Dezember 1702 ganz Yedo in Auf-
regung gebracht durch die Blutrache der 47 Ronin, treuer
Vasallen von Asano Naganori, Daimyo von Ako in Harima,
welcher sich hatte das Leben nehmen müssen, weil er in einem
Streite mit Kira Yoshihide in dem Residenzschlosse des Shogun
in Yedo seinen Säbel gezogen hatte. 47 seiner Samurai machten
sich zu Ronin, stürmten den Wohnsitz von Kira Yoshihide,
nahmen ihn gefangen, schnitten ihm den Kopf ab, welchen sie
am Grabe ihres Herrn opferten, und machten dann alle dort
Harakiri. Das Wort heilst wörtlich übersetzt: Bauchauf-
schlitzen, wird aber von den Japanern selbst wenig gebraucht,
die statt dessen den ihnen eleganter scheinenden chinesischen
Ausdruck Seppuku, der dieselbe Bedeutung hat, gebrauchen.
Diese Art, sich das Leben zu nehmen, wurde allgemeine Sitte
im Mittelalter; sie hat ihren Ursprung wahrscheinlich in dem
Wunsche besiegter Krieger, der Schande zu entgehen, lebend
- 181 —
in die Hände ihrer Feinde zu fallen. Aus der Sitte wurde im
Laufe der Zeit ein Privilegium des Adels. Hatte ein Adliger
sein Leben verwirkt, so wurde ihm gestattet, statt hingerichtet
zu werden, sich auf diese Weise das Leben zu nehmen, ein
Beamter wurde geschickt, um als Zeuge dem Selbstmorde bei-
zuwohnen. Indessen wurde die Prozedur selten ganz durch-
geführt, ein Sekundant, gewöhnlich der nächste Verwandte des
Sterbenden, stand hinter ihm und hieb ihm im Augenblicke,
wo er sich den Dolch in die Seite stiels, den Kopf ab und
kürzte so die Todesqual.
Einige Shogune verloren durch eigene Schuld die Liebe
und Achtung des Volkes und machten sich sogar verhafst. So
verkuppelte ein gewisser Yanagisawa Yoshiyasu seine Geliebte
an den liederlichen Shogun Tsunayoshi und behauptete, dafe
sein Kind der Sohn des Shogunes sei; Tsunayoshi, verblendet
durch seine Liebe, hatte bereits eine Besitzung mit einer
Million Koku Einkommen diesem Kinde zugesprochen, als am
Tage vor der gesetzlichen Übernahme der Schenkung der
IShogun plötzlich im Januar 1709 starb. Sein Nachfolger Toku-
gawa Jenobu entliefe sofort Yanagisawa, nahm ihm seine Ämter
und Würden und zog die Schenkung seines Vorgängers zurück.
Tanuma Mochitsugu, ein Günstling des zehnten Tokugawa-
Shogunes Jeharu, verleitete diesen zu mafsloser Verschwendung,
drückte das Volk durch ungesetzliche Steuern und regierte
vollständig despotisch. Sein Sohn, ein arroganter und über-
mütiger Bursche, beleidigte Sano Masatoki und wurde von
diesem erstochen. Jeharu wollte ungerechter Weise Sano
Masatoki strafen, aber er starb, bevor er seinen Entschluß
ausführen konnte. Sein Nachfolger Tokugawa Jenari liefe
Tanuma Mochitsugu in den Anklagezustand versetzen und es
wurden demselben für viele Vergehen, welche ihm nachgewiesen
wurden, seine Besitzungen eingezogen. Auch in den Provinzen
kamen Eigenmächtigkeiten vor, die oft erst nach langer Zeit
von der Regierung bestraft wurden ; so verführte Date Mune-
katsu das jugendliche Haupt der Familie, Date Tsunamune,
zu einem lasterhaften Lebenswandel und sperrte ihn deshalb
ein; dann machte er Takechiyo, den Sohn von Tsunamune,
zum Daimyo von Sendai, während er selbst die Regierung
leitete. Als die Regierung eingreifen wollte, plante er mit
Harada Naonori einen Aufstand. Der Anschlag wurde jedoch
— 182 —
verraten und Munekatsu nach Tosa verbannt. Dies geschah
1671. Ein anderer Fall passierte im Jahre 1681; Mitsunaga,
Daimyo von Echigo, starb kinderlos und es hätte sein jüngerer
Binder, Nagayoshi, sein Nachfolger werden müssen; aber der
Haushofmeister des Verstorbenen, Oguri Mimasaku, wollte
eigenmächtig einen anderen zum Daimyo machen. Der Streit
wurde nach Yedo berichtet und Oguri Mimasaku hingerichtet.
Derartige Fälle kamen öfter vor und beweisen die Energie-
losigkeit der Regierung. Aber diese machte sich auch häufig
auf andere Weise verhafst; so brach 1837 in Osaka eine Hungers-
not aus und das arme Volk litt schwer, ohne dafs die Stadt-
verwaltung die Not zu mildern versuchte. Der Gelehrte Oshio
Heihachiro, ein Menschenfreund, opferte seine ganze Habe für
die Notleidenden und verkaufte schließlich seine Bücher und
Hauseinrichtung, um die Armen zu unterstützen; als er nichts
mehr hatte, wendete er sich an die städtischen Behörden und
bat um Hilfe für die Armen; aber die Reisniederlagen blieben
geschlossen und es geschah nichts, um die Not zu lindern.
Dartiber geriet Oshio so in Entrüstung, dafe er seinen Sohn
Kakunosuke veranlafste, eine Schar von Unzufriedenen zu
sammeln, um die Reisniederlagen zu stürmen. Der Sturm von
Oshio Kakunosuke wurde jedoch von Atobe Yoshisuke, dem
Bürgermeister von Osaka, abgeschlagen und Kakunosuke ge-
zwungen, sich das Leben zu nehmen. Durch dieses und ähn-
liche Vorkommnisse litt natürlich die Liebe zur Regierung sehr.
Trotz alledem kann man sagen, dafe die Regierung der
Tokugawa-Shogune nach den Unruhen unter Jemitsu ohne
nennenswerte Ereignisse ungetrübt verlief. Die meisten der
den ersten drei großen Shogunen folgenden befolgten im
allgemein deren Prinzipien und wurde deshalb die Ruhe des
Reiches nie gestört. Als energische und tüchtige Regenten
verdienen hervorgehoben zu werden der sechste Shogun Jenobu,
der achte Yoshimune und der elfte Jenari. Jenobu beseitigte
die schlechten Ratgeber seiner Vorgänger, schaffte viele ein-
gerissene Mifsbräuche ab und hatte während seiner kurzen Re-
gierung hauptsächlich das Wohl des Volkes im Auge und be-
zeugte ein lebhaftes Interesse für die Wissenschaften. Er
machte den hervorragenden Gelehrten Arai Kimiyoshi zu seinem
Vertrauten, dessen Rat er bei der Einführung von vielen Ver-
besserungen der Regierung befolgte.
— 183 —
Der achte Shogun Yoshimune richtete das unter seinen
schwachen und lasterhaften Vorgängern tief gesunkene An-
sehen der Shogune wieder auf; er war ein kluger, kurz ent-
schlossener und energischer Eegent, war sparsam und sitten-
streng, hob Literatur und Wissenschaften, besonders die Kriegs-
wissenschaften und militärischen Exerzitien, tat den wüsten
Sitten der Samurais Einhalt und zwang sie zur Ordnung. Die
Ämter besetzte er mit gewissenhaften und geeigneten Beamten
und sorgte dafür, dals der Steuerdruck dem Volke erleichtert
wurde. Er ernannte sogar Ooka Tadasuke, obgleich derselbe
niedrig geboren war, weil er ein tüchtiger Beamter war, gegen
die Vorschriften zum Oberbürgermeister von Yedo.
Der elfte Shogun Jenari liefs den weisen Matsudaira
Sadanobu, genannt Shirakawa Rokuo, regieren; er wie sein
Minister waren gleich tüchtige und energische Männer. Die
Regierung unter ihnen war vorzüglich, Kunst und Wissen-
schaften wurden gehoben und der Wohlstand des Volkes stand
unter ihnen höher als je zuvor unter den Tokugawa- Shogun en.
In seinem Alter vernachlässigte jedoch Jenari die Regierung
und wurde verschwenderisch. Unter ihm zeigten sich die ersten
Vorboten des nahenden Sturzes des Shogunates.
Die friedliche Regierung der Tokugawas schien für alle
Zeiten gesichert zu sein, als allmählich im ganzen Lande sich
die Meinung verbreitete und befestigte, dals man in erster
Linie den Tenshi zu verehren habe. Den ersten Anstofs hier-
zu hatte ein Tokugawa selbst gegeben, der im Jahre 1700
gestorbene Daimyo von Mito , Tokugawa Mitsukuni. Dieser,
ein großer Gelehrter, hatte durch sein Studium die Überzeugung
gewonnen, dals die höchste Ehre dem Tenshi gebühre; seiner
Ansicht huldigten die namhaften Gelehrten Kada Harumitsu,
Motoori Nobunaga, Kamo Mabuchi, Hirata Atsutane und
mehrere andere. Das Studium der Geschichte, der Shintolehre
und Zeremonien wurde eifrig betrieben und erklärt, die letzteren
als aus dem Altertume stammende nationale Institutionen hin-
gestellt, die Tenshi blieben die direkten Nachkommen der Götter,
dem Tenshi war jeder Mensch unbedingten Gehorsam schuldig,
ihm gebührte die höchste Ehre vor jedem anderen Menschen.
Seit den Minamoto-Shogunen hatte die Kriegerklasse die Re-
gierung zwar usurpiert, aber die Tenshi waren in all den
Jahrhunderten in nie unterbrochener Linie die rechtmäßigen
— 184 —
Herrscher geblieben; sie hatten indessen nur die höchste Ehre
behalten, ihre Befehle aber alle Bedeutung verloren. Wenn
einmal einer von ihnen den Mut gehabt hatte, sich der Herr-
schaft zu bemächtigen, so war dieser Versuch stets erfolglos
gewesen; die kurze Restauration von Gedaigo Tenno war ein
kurzer, nur wenige Jahre dauernder Traum gewesen. Die
pekuniäre Lage des Tenshi und des Hofes war traurig und
bedauernswert, in das kaiserliche Residenzschlofe leckte der
Regen, aber die Mittel zur Reparatur fehlten. Die öffentliche
feierliche Installation des Tenshi konnte fast nie stattfinden,
weil kein Geld dazu vorhanden war. Während der Jahrhunderte
der Zerrüttung kümmerte sich die herrschende Kriegerklasse
nicht um die Bedürfnisse des Hofes und der Tenshi wurde als
unnötig zu beachten bei Seite geschoben. Oda Nobunaga,
Toyotomi Hideyoshi und die Tokugawa-Shogune hatten, nach-
dem das Reich zur Ruhe gebracht war, den Tenshi mit Ehr-
furcht behandelt; aber dies bezog sich nur auf äußerliche
Ehrenbezeigung. Tatsächlich wurde der Tenshi nicht berück-
sichtigt, die Regierung leitete der Shogun und der Tenshi war
nichts als eine erhabene Puppe, sein Ansehen verschwunden
und die Kriegerklasse mächtiger als je zuvor. Die Verehrung
einer macht- und willenlosen Puppe konnte von keinem denken-
den Untertan mit Gleichmut ertragen werden. Da die Wissen-
schaft seit langer Zeit geschlummert hatte, war das Volk im
grolsen und ganzen in Unkenntnis über die wahre Lage; nur
wenige Gelehrte kannten die ursprünglichen japanischen Institu-
tionen. Die Kriegerklasse regierte seit so langen Jahrhunderten,
dafs das Volk die Existenz des Tenshi kaum kannte. Aber
jetzt wurden Literatur, Kunst und Wissenschaften gepflegt, das
geistige Leben des Volkes war erwacht, jeder las Bücher und
lernte die Wahrheit und das Recht erkennen. Dazu traten die
oben genannten Gelehrten mit ihrer Lehre über die dem Tenshi
schuldige höchste Verehrung hervor. Alles dies hatte einen
Umschwung in der Gesinnung des Volkes zur Folge, welche
sich dem Tenshi zuwendete. In dieser Zeit der Aufklärung
schickte Kokaku Tenno den Kuge Nakayama Aishin an den
Shogun, um dessen Zustimmung einzuholen, dals der Kaiser
seinem Vater Norihito Shinno den Rang und Titel Dajotenno
(abgedankter Kaiser) gebe. Im Staatsrate wurde darüber
heftig debattiert; man riet dem Shogun, dies nicht zuzugeben
— 185 —
und es entbrannte ein heftiger Zank zwischen den Räten und
Nakayama Aishin. Das Volk verehrte bereits den Tenshi und
zeigte seine Unzufriedenheit über die Willkür des Krieger-
standes; geschürt wurde der allgemeine Unwille durch Taka-
yama Masayuki und Gammo Hidezanega, welche empört waren
über diese Erniedrigung des Tenshi. Sie erregten mit Vor-
trägen die Loyalität und den Patriotismus des Volkes. Dann
veröffentlichte Hai Sanyo seine berühmte Geschichte von Japan
und lehrte dem Volke, seinen Tenshi zu verehren. Dies sind
die Ursachen des allgemeinen Erwachens der Loyalität im
Anfange der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts; sie wurde
der verhängnisvollste Feind des Tokugawa-Shogunates. Das
Volk hatte sich unter demselben so wohl gefühlt, war stets
so ruhig gewesen, dafs niemand voraussehen konnte, daüs die
Verbreitung der Lehre von dem dem Tenshi schuldigen Gehor-
sam, die sich allerdings sehr schnell verbreitete, dem Shogunat
gefährlich werden könne; aber der Sturz stand vor der Tür,
dessen zweite Ursache die Diplomatie wurde.
Das Tokugawa-Bakufu hatte, um Ruhe und Frieden im
Reiche aufrecht zu erhalten, das Land streng von der Aufsen-
welt abgeschlossen. Mit Ausnahme von holländischen Schiffen
durften fremde Fahrzeuge nicht in den Häfen von Japan ankern.
Infolgedessen waren seit einer langen Reihe von Jahren die
Schiffe der Nationen, welche an der Küste von Asien ver-
kehrten, nicht in Japan gelandet. Um 1840 waren mehrere
russische und englische Schiffe in japanische Häfen gekommen
und verlangten ernstlich die Öffnung des Landes für den Ver-
kehr; das Shogunat verweigerte dies jedoch nach wie vor.
Infolge dieser Zurückweisung verübten russische und englische
Seeleute in den Hafenorten auf Yezo und Kyushu vielfach
Gewalttätigkeiten, wodurch allgemeiner Fremdenhais in Japan
hervorgerufen wurde. Von der Regierung und dem Volke wurde
jetzt ernstlich die Küstenverteidigung ins Auge gefalst. In-
zwischen kamen immer mehr europäische und amerikanische
Schiffe in die japanischen Meere. Sie landeten in den Häfen
Matsumae, Provinz Oshima auf Yezo, auf Tsushima, Uraga,
Provinz Sagami, Shimoda, Provinz Izu, und Oshima. Sie ver-
langten vielfach Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse; schliefs-
lich kam im Juli 1853 der amerikanische Kommodore Perry
mit vier Kriegsschiffen ganz unerwartet, ankerte in dem Hafen
— 186 -
von Uraga, Provinz Sagami, und verbreitete durch sein drohen-
des Erscheinen allgemeinen Schrecken. Er brachte ein Schreiben
des Präsidenten Fillmore an den Shogun und verlangte den
sofortigen Abschluß eines Handelsvertrages. Die Beamten
waren ohne Kenntnis und Erfahrung, das Volk obstinat und
konservativ im höchsten Grade, wollte nichts von Neuerungen
wissen, welche aus der Fremde kamen, und die Regierung
hinderte mit allen Mitteln, die ihr zu Gebote standen, die
Aufklärung des Volkes. So schrieb ein Gelehrter Bin Shihei
„Die Ktistenverteidigung" und ein Werk über die Verhältnisse
im Auslande; hierfür wurde er unter Anklage gestellt und
unter dem Vorwande, er wolle das Volk aufwiegeln, in Sendai
eingekerkert. Zwei andere Gelehrte, Watanabe Kwazan und
Kono Choei, machten einen Bericht an das Bakufu über die
Streitkräfte der fremden Mächte und bewiesen, dafe Japan im
Falle eines Krieges unterliegen müßte. Für diesen freimütigen
Bericht wurden sie bestraft, als hätten sie ein schweres Ver-
brechen begangen. Takashima Shuhan schrieb ein Werk über
die europäischen Artilleriewissenschaften, um diese Kenntnis
in Japan zu verbreiten, und wurde dafür als Landesverräter
eingekerkert. Sakuma Shozan unterstützte Yoshida Shoin in
einem Versuche, nach Europa zu gehen, um zu studieren; sie
wurden angezeigt und gefesselt wie gemeine Verbrecher in das
Gefängnis geworfen. Derartige harte Strafen wurden damals
unzählige verhängt. Das Shogunat täuschte sich mit offenen
Augen und glaubte im Eigendünkel, noch immer die frühere
Machtstellung zu besitzen ; es dachte nicht an die Möglichkeit,
so rauh aus dem Traume von Abschliefeung erweckt zu werden,
als plötzlich das Vorgehen der Vereinigten Staaten der Regierang
gewaltsam die Augen öffnete. Wenn man die Forderung,
Japan dem Verkehre zu öffnen, entschieden ablehnte, so hatte
Japan den mächtigen amerikanischen Kriegsschiffen keine ge-
eigneten Schiffe entgegenzuschicken und es fehlten wider-
standsfähige Werke gegen die mächtigen Schiffsgeschütze der
Amerikaner. Zu alledem erkannte man jetzt, dafs der zwei-
hundertjährige Friede die früher stahlharten Krieger verweich-
licht hatte.
In diesen schwierigen Verhältnissen wurden die Stimmen
der Leute, welche nichts von den Zeitverhältnissen wufsten,
immer lauter und verbreiteten sich über das ganze Reich. All-
— 187 —
gemein verlangte man gebieterisch, das Land den Fremden zu
verschließen und das Bakufu in Yedo wurde in ein verhängnis-
volles Dilemma gebracht.
Das Shogunat gab den Daimyos Befehle, schleunigst Kriegs-
schiffe zu bauen und Kanonen zu giefcen. Die Forts von Shina-
gawa (Tokio) und Osaka wurden im Meere erbaut, Waffen und
Schiffe von Holland gekauft und man war eine Zeit lang eifrig
mit der Küstenverteidigung beschäftigt.
Gleichzeitig wurden die Forderungen, das Land zu öffnen,
immer dringender; aufser Amerika drängten Rulsland und Eng-
land das Bakufu mit den gleichen Forderungen auf das ener-
gischeste. Allmählich waren auch die wirklichen Verhältnisse
bei den fremden Mächten dem Shogunate bekannt geworden
und da man den Reichtum und die Macht von Europa und
Amerika erkannte, war es dem Shogunate klar, dals ein fernerer
Widerstand vergeblich sei. Um der Verantwortung zu ent-
gehen und das Volk zu beruhigen, wurde ein Gesandter nach
Kioto geschickt, die Lage der Dinge wurde dem Tenshi aus-
einander gesetzt und seine Genehmigung erbeten, Verträge
abschließen zu dürfen. Die Antwort des Hofes lautete: Da
unter dem Abschluß von Verträgen die Sicherheit des Reiches
leiden kann, so mufe dieser Schritt von sämtlichen Daimyos
des Reiches reiflich erwogen werden. Das Resultat solle dann
dem Tenshi vorgelegt werden.
Der erste Minister des Shogunes war im fünften Jahre
Ansei (1858) Ji Naosuke, ein einsichtsvoller, energischer, un-
eigennütziger, mutiger, aber zu hartnäckiger treuer Diener
seines Herrn. Er war unbeugsam und lieis sich durch das
Geschrei der Opposition nicht beeinflussen. Er kannte die
ähnlichen Verhältnisse in dem benachbarten China, wufste, wie
oft sich dieses mächtige Reich vor England hatte erniedrigen
müssen, wie grofse Summen es hatte als Schadenersatz zahlen
müssen, und er erkannte den fast allmächtigen Einfluls der
Westmächte hier im Osten. Jetzt ankerten amerikanische und
russische Kriegsschiffe im Hafen von Yokohama, um Handels-
verträge zu erzwingen. Ji Naosuke sah ein, dafs der Shogun
nachgeben müsse und entschloß sich, die Klagen der Bevölke-
rung unberücksichtigt lassend, zum Abschluls der Verträge.
Zu diesem Zweck schickte er an die Daimyos eine Instruktion,
in welcher er sagte, ein kaiserlicher Befehl sei nicht erlassen,
— 188 -
die Regierung sei unschlüssig; jetzt seien amerikanische und
russische Kriegsschiffe da, um Verträge abzuschliefsen , eng-
lische und französische würden bald folgen, ein Krieg könne
nur zu einer Niederlage Japans führen, China sei ein warnendes
Beispiel, die Daimyos muteten diese Gründe einsehen und dem
Tenshi melden, daß es unvermeidlich sei, Japan zu öffnen und
Verträge mit England, Rufeland, Frankreich und Amerika ab-
zuschliefsen. Bisher habe Holland das Monopol des japanischen
Handels gehabt, an dem jetzt auch die anderen Mächte parti-
zipieren wollen, dies sei entschieden ein Vorteil für das Land.
Früher habe der Tenshi stets die Wünsche des Shogunates
bewilligt, wolle aber in diesem Falle seine Zustimmung nicht
gleich geben, weil er übelgenommen habe, dafe der Shogun
einen Wunsch nicht sofort erfüllt habe. Ein großer Teil der
Daimyos, Vasallen und des Volkes seien gegen die Eröffnung
des Landes und erzürnt, dafs das Bakufu gegen den Wunsch
des Tenshi die Partei der sogenannten Barbaren ergriffen habe.
Aufgeklärt durch Takayama und andere Gelehrte, durch die
Geschichte von Rai Sanyo haben die Anhänger des Tenshi
sich sehr vermehrt und sein Ansehen im Lande sei stark ge-
worden ; gleichzeitig habe sich der Fremdenhafs weit verbreitet.
Der bisher verweichlichte und weibische Hof fange jetzt an,
dem Bakufu Widerstand entgegenzusetzen. Komei Tenno sei
befähigt und kriegerisch gesinnt und der frühere Geist durch
die neuen Ereignisse und Verhältnisse verjagt. All dieses
scheine das Geschick des Bakufu gewendet zu haben.
Aber trotz all der weisen Mahnungen von Ji Naosuke
wurde die Opposition der fremdenfeindlichen Partei immer
gröfser. Dazu kamen die der Regierung schadenden Streitig-
keiten über die Ernennung eines Erben des Shogunes. Es
waren drei Prätendenten : Tokugawa Keisho, Daimyo von Owari,
Tokugawa Keiei, Daimyo von Echizen und Hitotsubashi Keiki.
Der letztere war der älteste und man wünschte allgemein im
Lande, dafe er zum Nachfolger des Shogunes ernannt würde.
Diesen aber wollte Ji Naosuke nicht. Er kümmerte sich nicht
um die Wünsche des Volkes und wollte Tokugawa Jeshige
zum Nachfolger einsetzen, dagegen die Daimyos von Owari
und Echizen Tokugawa Nariakira von Mito. Jeshige war noch
sehr jung; die auswärtigen Angelegenheiten waren sehr kom-
pliziert, es mufste ein Entschlufs gefafst werden. Es wurde
— 189 —
der Vorschlag gemacht, Keiki zum Nachfolger zu ernennen
und Jeshige zum Nachfolger von Keiki, damit sie nacheinander
regierten. Naosuke blieb unerschütterlich; er sagte, es sei
Brauch, dals der nächste Verwandte zum Nachfolger des Sho-
gunes ernannt würde und setzte es durch, dals Jeshige zum
Nachfolger des Shogunes Jesada ernannt wurde. Hinsichtlich
der Öffnung des Landes blieb Naosuke der Gegner von Toku-
gawa Keisho, Keiei und Nariakira; wenn Keiki Shogun wurde,
so wurde der Einfluls seines Vaters Nariakira natürlich über-
mächtig. Dieser hätte die höchste Stelle beim Shogunat er-
halten. Da dies Naosuke mit Recht befürchtete, hatte er
durchgesetzt, dals Jeshige zum Nachfolger von Jesada ernannt
wurde. Die Naosuke gegenüberstehende fremdenfeindliche
Partei war sehr grols und mächtig; ihr gehörten an die Dai-
myos von Owari, Mito, Echizen, Kanazaw T a (Kaga), Kagoshima
(in Satsuma), Sendai, Kumamoto, Fukuoka (in Bungo), Hagi
(in Suwo), Saga (in Buzen), Tottori (in Inaba), Okayama (in
Bizen), Tokushima (in Awa) und Kochi (in Tosa). Alle diese
Daimyos blieben fremdenfeindlich; sie und viele Politiker und
Gelehrte tadelten die Handlungsweise des Shogunates. Auch
der Hof in Kioto war in zwei Parteien geteilt für und gegen
das Offnen der Häfen; der Kwampaku Kujo Hisatada stand
auf Naosukes Seite, während die Kuge Takatsukasa, Konoe,
Sanjo und andere seine entschiedenen Gegner waren. Trotz
seiner mächtigen Feinde wankte Naosuke keinen Augenblick
und blieb bei seiner Politik. Das Shogunat hatte in der Ära
Ansei (1854—1859) schwere Strafen verhängt über die Gelehrten
Jida Tadahiko, Kobayashi Yoshinori, Kaneda Jori, Mikuni
Daigaku, Wakamatsu Okura, Kasuga Chujo, Moridera Tsune-
kuni, Tomita Oribe, Yamada Kaguju, Rokubutsu Kliman, Mi-
yame Muraoka, Yasushima Tatewaki, Kusakabe Isoji, Uka
und seinen Sohn, Jiedzumi Kinai, Yoshida Tarajiro, Hashimoto
Sanai, Ikeuchi Daigaku, Rai Mikisaburo, Umeda Genjiro,
Fujimori Kyo, ükita Ikkei und andere, zusammen über 60 Ge-
lehrte waren in das Gefängnis geworfen. Die Kuge Takatsu-
kasa, Konoe, Sanjo, der Chunagon Tokugawa Nariakira und
seine Söhne Yoshiatsu und Yoshihisa, die Hausdaimyos Toku-
gawa Yoshikatsu, Yoshinaga, Muneki und Toyonobu hatten
Hausarrest erhalten und über 60 Gegner der gegenwärtigen
Shogunatsregierung waren zum Teil eingekerkert, hingerichtet
— 190 —
oder verbannt. Diese Strafen wurden überall für abscheulich
und barbarisch erklärt. Die Shogunatsbeamten meldeten, da£s
die Gährung im Volke und die Unzufriedenheit wachse und
Unruhen auszubrechen drohen. Trotz aller dieser Warnungen
blieb Naosuke halsstarrig und fuhr fort, mehrere Krieger hin-
richten zu lassen. Diese aufserordentlich harten und grausamen
Strafen machten dem Bakufu noch mehr Feinde, die allgemeine
Erbitterung stieg immer höher und an eine friedliche Lösung
war bald nicht mehr zu denken. Im ersten Jahre Man en (1860)
brachen in Yedo die Sakurada- Unruhen aus und zwei Jahre später,
im zweiten Jahre Bun kiu (1862), die Sakashitamon- Unruhen.
Naosuke hatte energisch, seiner Überzeugung folgend, den
Shogun Jemochi (1858) eingesetzt, den Hafen von Yokohama
geöffnet, Kuges und Daimyos eingekerkert, viele Anhänger
der fremdenfeindlichen Vereinigung rücksichtslos hinrichten und
verbannen lassen. Um dies zu rächen, bildete sich eine Ver-
schwörung, bestehend aus Ozeki Wahichiro, Saito Kanemotsu,
Sano Takenosuke, Arimura Jizaemon und mehreren anderen, zu-
sammen 18 Männer. Als Naosuke sich während eines Schnee-
sturmes, bei welchem man auf die nächste Distanz nicht sehen
konnte, in das Residenzschlofe begab, überfielen die Ver-
schworenen ihn vor dem Sakurada-Tore in Yedo und ermordeten
ihn (3. März 1860).
Nach der Ermordung von Naosuke wurde Ando Nobumasa
Minister des Shogun, er war ebenso energisch, unerschrocken
und einsichtig wie sein gefallener Vorgänger, dessen Politik
er ohne Zagen verfolgte, er empfing die Fremden freundlich
und kam ihnen entgegen, wodurch er allerdings den Fremden-
hals der Bevölkerung noch steigerte. Gegen ihn verbündeten
sich Kono Tsukan, Hirayama Shigemochi, Oda Tomonori
und andere, zusammen 6 Männer, mit der Absicht, den ver-
halsten Minister zu beseitigen. Jeder von ihnen trug in seiner
Tasche eine Erklärung, dais er entschlossen sei, einen Misse-
täter zu strafen. Sie lauerten Ando Nobumasa vor demSakashita-
Tore in Yedo auf und überfielen ihn, schwer verwundet entkam
jedoch Ando (15. Januar 1862).
Als die Verhältnisse so verzweifelt lagen, entschloß sich
das Shogunat einen Versuch zu machen, die aufgeregten Ge-
müter dadurch zu beruhigen, dafs man den Hofadel von Kioto
und den Schwertadel von Yedo vereinigte. Es wurde ein Ge-
— 191 —
sandter nach Kioto geschickt, welcher die jüngere Schwester
des Shogun Jemochi dem Prinzen Naishinno Kadzunomiya als
Gemahlin anbot. Endlich nach drei- oder viermal wiederholter
Bitte gab der Tenshi seine Einwilligung und der Prinz Kadzu-
nomiya kam im ersten Jahre Bunkiu (1861) nach Yedo, wo die
Vermählungszeremonie mit groiser Pracht stattfand, dieselbe
soll mehrere Millionen Dollar gekostet haben.
Indessen der Hof änderte seine fremdenfeindliche Gesinnung
nicht, befahl, die eingesperrten Kuge, Daimyos und Samurais
freizugeben und ernannte den Sohn von Tokugawa Nariaki,
Hitotsubashi Yoshihisa zum Vormunde und Matsudaira Shun-
gaku, Daimyo von Echizen, zum Premierminister des Shogun.
Das Shogunat gehorchte ohne Widerrede diesen Befehlen, so
verschieden war die jetzige Regierung in Yedo von der einstigen,
welche früher allein im Reiche Befehle erteilt hatte, denen
niemand zu opponieren hatte wagen dürfen. Der Hof hatte den
Shogun früher umschmeichelt und war vor ihm auf den Knien
gelegen, jetzt war alles umgekehrt, Herr und Diener hatten
den Platz getauscht und an Stelle des Shogun war der Tenshi
der Gebieter geworden. Unzweifelhaft hat der Zeitgeist hierbei
den Kaiser sehr unterstützt.
Bis jetzt waren sowohl Hitotsubashi Yoshihisa als Matsu-
daira Shungaku äufeerst fremdenfeindlich gewesen und ent-
schiedene Gegner der Politik von Ji Naosuke, dais sie deshalb
eingesperrt waren, als sie jetzt aber an der Spitze des Shogunates
standen und die Verhältnisse erkannten, genau über die fremden
Mächte instruiert waren und deren Überlegenheit erkannten,
sahen sie ihr früheres Unrecht ein, erkannten, dafs weder Euro-
päer noch Amerikaner Barbaren seien, dals sie nur Handels-
verbindungen suchten, nicht aber Japan erobern wollen. Wenn
es zum Kriege kommen sollte, wurde es ihnen jetzt klar,
wer den Sieg davontragen mufste. Dies war der Grund, wes-
halb Yoshihisa und Shungaku ihre fremdenfeindliche Gesinnung
in kurzer Zeit änderten. Inzwischen entbrannte bei Hofe wieder
der Disput über die Fremden, der Tenshi gab den Befehl, der
Shogun solle sofort nach Kioto kommen, um persönlich den
Beratungen über den Verkehr mit dem Auslande beizuwohnen.
Im dritten Jahre Bunkiu (1863) mufsten der Shogun, der
Chunagon Hitotsubashi und sämtliche Daimyos des Reiches
in Kioto zusammenkommen. Im April waren die Konferenzen
— 192 —
von diesen mit dem Hofadel und den kaiserlichen Räten, es
wurde der Beschlufs gefafet, dafs am 10. Mai 1863 die Ver-
treibung der Fremden aus Japan beginnen solle und dies wurde
im ganzen Reiche bekannt gemacht. Die Daimyos der Küsten-
länder sollten die Küstenverteidigungen inspizieren. Dann sollte
der Tenshi an der Spitze seiner Offiziere und Beamten vor dem
Shintotempel Otokoyama Siegel und Schwert als Zeichen des
Oberbefehles gegen die Barbaren dem Shogun überreichen.
Aber der Shogun erkrankte und konnte nicht erscheinen, der
Chunagon Hitotsubashi sollte ihn vertreten, aber auch er er-
krankte plötzlich und mufste den Tempel verlassen. Die Zere-
monie konnte infolgedessen nicht stattfinden.
Kurz nachher sah der Hof die Unmöglichkeit ein, die
Häfen ferner zu schließen, auch die Daimyos erkannten, dafs
sie bei ihren veralteten Prinzipien nicht verharren konnten.
Da jetzt Hof und Shogunat eines Sinnes war, so konnte
nunmehr der Hof- und Schwertadel vereinigt werden. Hierbei
verlor das Shogunat den letzten Rest seiner Popularität, die
jetzt unmöglich wieder zu gewinnen war, wie es unmöglich
war, die gesunkene Macht wieder aufzurichten. Die Daimyos
erkannten, dafs das Shogunat die Herrschaft über das Reich
nicht halten konnte, auch das Volk wollte nichts mehr von der
Regierung wissen, welche es stets nur in den Staub gedrückt
und in Fesseln geschmiedet hatte. Die Zukunft des Shogunates
wurde mit jedem Tage klarer und schliefslich begannen überall
die Agitationen, dasselbe abzuschaffen. Nachdem die Tokugawas
über 260 Jahre das Reich unumschränkt regiert hatten, waren
sie so schwach geworden, dais ihre Regierung zusammenbrechen
mulste. Wenn Japan auf gleichen Fuis mit den Westmächten
kommen wollte, war es absulut nötig, dafs zuerzt das Feudal-
system vernichtet und die kaiserliche Regierung restauriert
wurde, um dadurch die Freiheit und Einigung zu erreichen.
Der Kaiser hatte den Befehl, die Fremden zu vertreiben,
aufgehoben, die fremdenfeindlichen Ritter waren deshalb außer-
ordentlich erregt und konnten die plötzliche Sinnesänderung
des Tenshi nicht begreifen. An mehreren Orten versammelten
sich diese Milsvergnügten und machten Versuche, sich gegen
die Regierung zu erheben; in Yamato rief diese Gärung den
Aufstand der Tenchugumi (Partei der Himmelsstrafe) und in
Tajima den Aufstand in den Silberbergwerken hervor.
— 193 —
Fojimoto Tesseki und Matsumoto Kenzaburo sammelten
unzufriedene Krieger, gaben sich den Namen Tenchugumi und
stellten den ebenfalls unzufriedenen Kammerherrn Nakayama
Tadamitsu an ihre Spitze. Sie waren etwas über 1000 Mann
stark und besiegten mehrfach gegen sie gesandte Shogunats-
trappen, bald jedoch ging ihnen Munition und Proviant aus,
weshalb viele desertierten. Hierzu kam , dafs die Daimyos von
Wakayama, Hikone und Koriyama die Tenchugumi zu ver-
folgen anfingen; ihre Lage wurde kritisch. Die Führer Fujimoto
und Matsumoto fielen im Kampfe, Nakayama Tadamitsu entfloh
nach Nagato und damit war dieser Aufstand zu Ende.
Die Unruhen in den Silberbergwerken in Tajima wurden
von Hirano Kokushin und Sawa Nobuyoshi hervorgerufen.
Kokushin versammelte milsvergnügte Krieger in den Silber-
bergwerken und verteidigte sich gegen die dem Shogunat treuen
Daimyos von Himeji, Tatsuno und Idzu; schliefslich unterlag
Kokushin, der gröfste Teil seiner Leute fiel, er selbst wurde
gefangen und hingerichtet. Sawa Nobuyoshi entkam nach
Nagato.
Das ganze Reich war in grofser Aufregung und die Krisis
des Shogunates kam immer näher. Englische Kriegsschiffe
brannten Städte an der Küste von Satsuma nieder, das Shogunat
hatte 3000000 Dollars Entschädigung zu zahlen, weil der
Daimyo von Choshu auf französische, holländische und ameri-
kanische Schiffe hatte schiefsen lassen (1863). Englische, franzö-
sische und amerikanische Kriegsschiffe zerstörten das Fort
Shimonoseki in Nagato. England verlangte eine grofse Ent-
schädigung für die Ermordung des Engländers Richardson (1862),
der aus Respektwidrigkeit gegen den Daimyo von Satsuma
von einem Samurai dieses Daimyo niedergesäbelt war. Zu
den inneren Unruhen kamen allerhand Reibereien mit den
Fremden, das Shogunat war in der gröisten Bedrängnis und
immer kamen neue Zwiste vor. So erregte Fujita Hyo, ein
Anhänger des Daimyo Tokugawa Nariakira Unruhen, indem er
die Regierung des Daimyates reformieren wollte. Yuki Toraji,
der Haushofmeister von Nariakira, war ein Gegner dieser Reform
und überwarf sich mit Hyo; es bildeten sich zwei Parteien,
deren Führer sich um die Herrschaft stritten. Die Untertanen
von Nariakira nannten die Anhänger von Hyo die Seito, die
rechte und die von Toraji die Kanto, die schlechte Partei.
13
— 194 —
Nach dem Tode von Nariakira erhielten Ichikawa Sanzaemon
und Äsahina Yataro von Torajis Partei Anstellungen beim
Shogunat, Koshiro, der Sohn von Hyo und Tamaru Inanouemon
ärgerten sich darüber und sammelten im ersten Jahre Gen ji
(1864) am Berge Tsukubasan in Hidachi eine Schar Unzu-
friedener unter dem Vor wände, sie seien gegen die Fremden.
Sie kämpften gegen die Shogunatstruppen und die Yukipartei.
Takeda Kounsai, Daimyo von Iga suchte zuerst den Streit
zwischen Hyo und Toraji zu schlichten und als ihm dies mifs-
lang, schlols er sich Hyos Sohne, Koshira, an. Das Shogunat
machte jedoch mit der Niederwerfung der Friedensstörer ernst,
und nun wollte Takeda Kounsai nach Kioto gehen, um zu
appellieren ; da die Strafse aber gesperrt war, konnte er seinen
Entschluß nicht ausführen und ergab sich in Echizen dem
Daimyo von Kaga, Kashuhan. Das Shogunat liefs ihn wegen
seines Ungehorsams hinrichten.
In Kyotos waren die Daimyos von Satsuma, Choshu und
Tosa die mächtigsten und hielten die Ordnung bei den Wachen
der kaiserlichen Schlösser aufrecht. Besonders der Daimyo
von Choshu hatte grofsen Einflufs bei Hofe, er war ein Fremden-
feind und sein höchster Wunsch war der Sturz der Tokugawas,
der Erbfeinde seines Hauses. Er, der Chunagon Sanjo und
mehrere fremdenfeindliche Kuge baten den Tenshi im dritten
Jahre Bunkiu (1863), ihnen die Bestrafung des Shogunates zu
übertragen. Der Tenshi willigte anfangs ein, änderte dann aber
plötzlich seine Meinung, befahl der Wache des Daimyo von
Choshu, aus Kioto abzumarschieren und verbot der Familie Mori
(Daimyo von Choshu) nach Kioto zu kommen. Die kom-
promittierten Kuge der Chunagon Sanjo Suketomo, der Chunagon
Sanjo Saneyoshi, der Shosho (Geheimrat) Higashikuze Tsuki,
Mibu Motonobu, der Kammerherr Shijo Takauta, der Hofstall-
meister Koji Yorinori, Sawa Nobuyoshi entflohen nach Nagato,
weshalb ihnen der Tenshi ihre Würden und Ämter nahm. Nun
schickten die Vasallen des Daimyo von Choshu Bittschriften
an den Tenshi, Mori Yoshichika und obigen 7 Kuge die Rück-
kehr nach Kioto zu gestatten. Da ihre Bitten kein Gehör
fanden, gerieten die bittstellenden Krieger in Zorn und es fielen
Kokuro Fukuhara von Echigo, Kokushi von Shinano und Masuda
Uemon jeder mit einigen hundert Kriegern in Kioto ein, um
die Umgebung des Tenshi zu säubern. Es kam zu heftigen
— 195 —
Strafsenkämpfen zwischen ihnen und den Kriegern der Daimyos
von Satsuma, Äizu und Kuwana, bei diesen wurden viele Ge-
bäude in Kioto verbrannt und zerstört. Nun bat das Shogunat
den Tenshi, ihm die Bestrafung des Daimyo von Choshu zu
übertragen. Der Kaiser bewilligte es. der Daimyo von Owari
erhielt das Kommando und die Daimyos von Satsuma, Hizen
und Higo schlössen sich an. Im ersten Jahre Genji (1864)
hatte sich in Choshu die fremdenfreundliche Partei der Herr-
schaft bemächtigt, die den Daimyo Mori Yoshichika und seinen
Sohn in einen Tempel einsperrten. Drei grofse Vasallen des
Daimyo Fukuhara, Kokushi und Masuda verlangten, dafs ihr
Herr sich das Leben nehme. Es gelang jedoch dem Daimyo,
sich zu befreien und seine Feinde zu stürzen, er liefe etwa zehn
von ihnen köpfen und schickte deren Köpfe an den Daimyo
von Owari mit der Bitte um Vergebung und gelobte Treue
und Gehorsam; damit war diesmal die Sache beigelegt. Bald
nachher sammelte Fukuhara und Masuda eine Schar geübter
Krieger, welche von den wegen ihrer Kühnheit berühmten
Takasugi Fusaku und Yamagata Kyosuke kommandiert wurden
nnd bald gehorchte ganz Choshu der fremdenfeindlichen Partei
und widersetzte sich energisch den Befehlen des Bakufu. Nun
zeigte auch Mori seine wahre shogunfeindliche Absicht wieder.
Das Shogunat sandte den Daimyo von Kii gegen ihn. Es war
im zweiten Jahre Keio (1866), als das Shogunat nicht einmal
mehr die Macht hatte, den einzelnen Daimyo von Choshu zu
unterwerfen, was doch eine Kleinigkeit hätte sein müssen.
Der Feldzug zog sich mehrere Wochen hin, die Shogunats-
trappen wurden öfter geschlagen und der Daimyo konnte nicht
bezwungen werden.
In dieser Zeit starb der Shogun Jemochi im Schlosse von
Osaka, worauf der Kampf eingestellt wurde.
Einige Monate nach dem Tode von Jemochi starb auch
KomeiTenno und der jetzt regierende Kaiser bestieg den Thron.
Toshuko, Daimyo von Tosa und Matsudaira Yodo sahen
ein, dafs sich das Shogunat nicht mehr halten konnte und
schrieben deshalb an den neuen Shogun, stellten ihm die ver-
zweifelte Lage vor und gaben ihm den ernsten Rat, die
Regierung dem Tenshi zurückzugeben; ihnen schlössen sich Goto
Shojiro, Teramura Sazen und Komatsu Tatewaki an und rieten
Tokugawa Keiki, abzudanken.
— 196 —
Nach einigem Zögern befolgte Eeiki den Bat und bat den
Tenshi, sein Amt niederlegen zu dürfen.
Der Tenshi bewilligte das Gesuch. Gleichzeitig wurden
die Ämter Sessei (Vormundschafts- Regent), Kwampaku ab-
geschafft wie der Name Bakufu. Der Gisokwan (Staatsrat),
Kokojigakwan (Ministerium des Äulsern), Densotsukasa (Ge-
heimer Rat), Shugoshoku (Gouverneur), Shoshidai, alle diese
Ämter wurden aufgehoben und Taruhito Shinno (Prinz Arisu-
gawa) wurde zum Sosai (Regierungspräsident), ernannt, Sanjo
Saneyoshi, Iwakura Toshimi, Nakayama Tadayoshi, Shimazu
Shigehisa, Yamauchi Toyonobu, Tokugawa Yoshikatsu, Asano
Takumi, Matsudaira Yoshinaga wurden Gitei (Senatoren),
Komatsu Seiren, Goto Genkwa, Hido Koin, Saigo Takamori
und Okubo Toshimichi w T urden Sanyo (Staatsräte).
Der kaiserliche Befehl lautete:
„Von heute an werden alle Regierungsangelegenheiten,
groüse wie kleine, vom Tenshi geleitet. Das ganze Volk soll
dies wissen."
Die Restauration wurde am 7. Dezember 1867 proklamiert.
Münz- Im elften Jahre Keicho (1606) wurde eine neue Kupfer-
münze geprägt mit der Inschrift Kei cho tsu ho.
Im dritten Jahre Genna (1617) wurden Silber- und Kupfer-
münzen geprägt mit der Inschrift Gen wa tsu ho.
Im 13. Jahre Kwan ei (1636) wurde das bisher in Japan
zirkulierende chinesische Geld aulser Kurs gesetzt und eine
neue Kupfermünze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho geprägt.
Im zweiten Jahre Kwambum (1662) wurden aus der
demolierten grofsen Buddhastatue in Nara Kupfermünzen ge-
prägt mit der Inschrift Kwan ei tsu ho, dies sind die unter
den Namen Bunsen bekannten Kupfermünzen. Seit dem Shogun
Tsunayoshi 1680—1709 wurden durch finanzielle Schwierig-
keiten die Münz Verhältnisse zerrüttet; die alten goldenen Oban
und Koban wurden (1695) umgeprägt und stark mit Silber und
Kupfer legiert, sowie stark mit Zinn legierte Silbermünzen
geprägt, welche die Inschrift Gen ji tragen.
Im zehnten Jahre Gen roku (1697) wurde das Goldstück
Nishu kin geprägt.
Im dritten Jahre Ho ei (1706) wurde die Hojigin, und im
fünften Jahre Ho ei (1708) die Kupfermünze mit der Inschrift
W686I1.
— 197 —
Ho ei tsu ho, dann im siebenten Jahre Ho ei (1710) die Silber-
münzen Shan ho ji gin und die Goldmünzen Kan ji kin geprägt.
Im ersten Jahre Sho toku (1711) wurde das Silberstück
Shi ho ji gin geprägt.
Jenobu hatte bereits die Absicht, die Münzverhältnisse zu
verbessern, aber erst der Shogun Yoshimune liefe im zehnten
Jahre Kioho (1725) die goldenen Oban und Koban wieder so
rein prägen, wie in den Jahren 1596—1614
Aber die Verbesserung dauerte nur kurze Zeit; denn be-
reits im ersten Jahre Gern bun (1736) wurde wieder schlechtes
Geld geprägt.
Im zweiten Jahre Mei wa (1765) wurde ein viereckiges
Silberstück geprägt, welches auf der Vorderseite die Inschrift
Gin go momme und auf der Rückseite Jo ze trägt, dann eine
Eisenmünze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho.
Im fünften Jahre Mei wa (1768) wurde eine Bronzemünze
geprägt mit der Inschrift Kwan ei tsu ho, auf der Rückseite
trägt sie Wellen.
Im ersten Jahre An ei (1772) wurde eine viereckige Silber-
münze geprägt, die Nan ryo. Acht Stück von diesen haben den
Wert eines goldenen Koban; sie trägt die Inschrift Gin za jo ze.
Im ersten Jahre Bun sei (1818) wurde das Goldstück Ni
bu kin (50 Sen Gold) und im zweiten Jahre Bun sei (1819) das
Goldstück Shi shu kin (25 Sen Gold) geprägt; beide Goldstücke
tragen das Wortzeichen Bun.
Im dritten Jahre Bun sei (1820) wurde ein Silberstück mit
der Inschrift Shin moji gin geprägt.
Im siebenten Jahre Bun sei (1824) wurde die Silbermünze
Ni shu gin (12V 2 Sen Silber) und die Goldmünze Is shu kin
(6 1 /* Sen Gold) geprägt.
Im zwölften Jahre Bun sei (1829) wurde das Silberstück
Isshugin (6V 4 Sen Silber) geprägt.
Im dritten Jahre Tem po (1832) wurde die Goldmünze Is
shu kin (6V 4 Sen Gold) geprägt.
Im sechsten Jahre Tem po (1835) wurde eine grolse ovale
Kupfermünze geprägt mit der Inschrift auf der Vorderseite
Tem po tsu ho, auf der Rückseite To hiyaku (Äquivalent
100 Mon).
Im achten Jahre Tem po (1837) wurden die goldenen
Goryoban (5 Dollar Gold) und Ichibu kin (25 Sen Gold) geprägt.
— 198 —
Im sechsten Jahre Ka ei (1853) wurde die Silbermünze Is
shu gin (6 1 /* Sen Silber) geprägt.
Im dritten Jahre An sei (1856) erschien das Goldstück
Hasshukin (50 Sen Gold).
Im ersten Jahre Man en (1860) erschienen die Goldstücke
Koban Shi shu (25 Sen Gold) und Koban Ni shu (12 1 /, Sen Gold).
Im ersten Jahre Bun kiu (1861) wurde die letzte eiserne
Münze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho geprägt; sie trägt auf
der Rückseite Wellen.
Die meisten Tokugawa-Shogune regierten gut und milde,
Volk und Regierung harmonierten und es war Ruhe wie nie
zuvor. Die Folge war, dafs sich die Lebensbedürfnisse des
Volkes mit dem wachsenden Wohlstande steigerten und gleich-
zeitig verlangte das Volk Zerstreuung. Industrie und Künste
bluten schnell empor, die Fabrikation von Porzellan und Lack-
arbeiten, Seidenspinnerei, Weberei und Stickerei machte grofse
Fortschritte und das Interesse für Musik und theatralische Vor-
stellungen erwachte. Nach der Volkssitte sorgten die Kinder
für die alternden Eltern und die Rechte der aus dem Mittel-
alter herübergebrachten, zum Teil noch barbarischen Sitten
und Gebräuche, wurden von der weisen Regierung gemildert
oder abgeschafft, so dafs man die geselligen Verhältnisse dieser
Periode als im allgemeinen behaglich bezeichnen kann. So
verbot der menschenfreundliche Shogun Jetsuna (1663) das
Junshi, d. h. den Selbstmord, und das lebendig Begrabenwerden
der ersten Vasallen und Lieblingsdiener am oder im Grabe
des verstorbenen Herrn; schon Suinin Tenno hatte 1700 Jahre
früher diese Menschenopfer verboten; aber im Laufe des Mittel-
alters war dieser barbarische Brauch wieder allgemein Sitte
geworden.
Wohlstand und Zufriedenheit schritten vorwärts, aber das
Kastensystem blieb und hemmte die geistige Entwicklung des
Volkes. Die Kriegerklasse hatte grofse Privilegien, während
die anderen Volksklassen fast rechtlos waren und niedergedrückt
wurden. Die gröfsten Fähigkeiten vermochten nicht die Kasten-
schranken zu durchbrechen, niemand konnte die angeborenen
Kastenfesseln von sich abschütteln und in dieser Hinsicht war
das Volk in einem bedauernswürdigen Zustande.
Der Handelsstand, welcher gegenwärtig in Japan einen
so grolsen Einflufs auf die Gesellschaft hat, war in dieser
— 199 —
Periode noch ein allgemein verachteter und wer ihm angehörte,
wurde für einen Glücksritter, Schwindler oder Betrüger ge-
halten.
Bald nach der Schlacht von Sekigehara erbaute Jeyasu Bauten,
neben dem berühmten Haupttempel der Ikkosekte in Kioto,
Honganji, den diesem im Range gleichstehenden Higashi Hon-
ganji, der unter dem Befehle der Regierung stand; wahrschein-
lich erbaute er diesen als Gegengewicht gegen die kriegerische
Priesterschaft des alten Honganji, was ihm auch völlig gelang.
Der Shogun Jemitsu erbaute im dritten Jahre Kan ei
(1626) nördlich von der Burg in Yedo in Ueno nach dem Modell
des Tempels Hieizan in Kioto den prachtvollen Tempel Toei-
zan Kan eyi, zu dessen Oberpriester er Tenkai, seinen be-
währten Freund und Ratgeber, machte; Tenkai hiefs im Volks-
munde Kokui no sho, d. h. der Staatsminister im schwarzen
Priesterrocke. Auf Zureden dieses Priesters begann Jeyasu
1617 die Tempel in Nikko, Provinz Shimotzuke, zu bauen,
welche von Jemitsu grofsartig verschönert und 1636 vollendet
wurden.
Als Maler erwarben sich nach 1840 grofsen Ruf: Ogata Maler.
Korin, Kishi Kayo, Moruyama Okuo, Ikeno Taigado, Tani
Buncho, Shima Kokan und der berühmteste von allen
Katsushika Hokusai.
Unter den Tokugawa-Shogunen kamen die wichtigsten Euro-
und wertvollsten Elemente für die Zivilisation nach Japan, ^^ dw -
die europäischen Wissenschaften, für deren Import Japan den schatten.
Holländern zu grofsem Dank verpflichtet ist. Nach dem Auf-
stande der Christen von Shimabara 1637 — 1638 wurde den
Portugiesen und Spaniern der Verkehr mit Japan streng ver-
boten; in England und Frankreich waren innere Unruhen und
deren Verkehr mit Japan stockte völlig. So verkehrten nur hol-
ländische Schiffe im fernen Osten; mit ihnen kamen Bücher,
die eine neue Kenntnis, neue Ideen und neue Wissenschaften
nach Japan brachten, durch welche allmählich die Frage über
den Verkehr mit Fremden erweckt wurde; somit hat also Hol-
land tatsächlich die westliche Zivilisation in Japan eingeführt,
wie auch das erste berühmte wissenschaftliche Werk über Japan
von Kämpfer in holländischer Sprache verfafst ist. Derselbe ver-
weilte zwei Jahre in Japan (1690—1692); sein Werk wurde 1712
veröffentlicht. Bald erschienen Werke über das Ausland; so
— 200 -
schrieb Arai Hakuseki: Sairanigen, Sammlung fremder Dinge,
über die politischen Verhältnisse in verschiedenen Ländern, Aoki
Bunzo schrieb Rangaku, die holländischen Wissenschaften. Der
Shogun Yoshimune hob das früher erlassene Verbot auf, fremde
Bücher zu lesen und zu schreiben; dadurch wurde dies Studium
sehr gefördert. Anfangs interessierten hauptsächlich medizi-
nische Werke; aber nachdem russische und englische Bücher
sich verbreiteten, machten auch andere Wissenschaften Fort-
schritte, namentlich Astronomie, Kriegswissenschaften, Physik
und Botanik. Die Werke von Minosaku Genho, Tsuboi Shindo,
Ogata Koan, Watanabe Kwazan, Takano Choei, Sakuma Shozan
und Sugita Seikei über diese Wissenschaften wurden eifrig
studiert. Aber natürlich blieb die Kenntnis beschränkt, da die
Zahl der Lehrer zu klein war; dazu kam die Beschränktheit
des Volkes, welches allgemein die westliche Kenntnis ver-
abscheute. Gegen Ende des Shogunates wurden dem Studium
groise Schwierigkeiten gemacht; es wurde verboten und sogar
harte Strafen über Zuwiderhandelnde verhängt. Aber trotz
aller Strafen und Verbote verbreitete sich die Kenntnis der
europäischen Wissenschaften und Verhältnisse immer weiter;
dies allein ist die Ursache, dafs das japanische Volk auf dem
heutigen Grade der Zivilisation steht.
X.
Periode seit 1867.
Die gegenwärtige Regierung.
Wenn wir auf die Vergangenheit zurückblicken, so sehen
wir Jimmu Tenno Mitteljapan erobern und das eroberte Land
an seine Krieger und die eingeborenen Häuptlinge, welche sich
ihm unterworfen haben, verteilen, indem er sie zu seinen erb-
lichen Beamten macht. Seine Nachfolger setzen das von ihm
begonnene Werk fort, aber gleichzeitig werden die von Jimmu
eingesetzten Beamten fast unabhängige Feudalfürsten, deren
Macht nach dem Jahre 650 durch kräftige Herrscher gebrochen
wird. Eine Zeit lang führen energische Tenshi die Regierung
selbst; sie verweichlichten aber bald und mächtige Minister
nehmen ihnen als Vormunde die Herrschaft. In der Mitte des
13. Jahrhunderts usurpieren die wieder mächtig gewordenen
Feudalf&rsten, die Daimyos, die Regierung. Wenn der Tenshi
auch dem Namen nach der Herrscher bleibt, so kann er doch
seinen Befehlen keinen Gehorsam verschaffen ; die Feudalfürsten
setzen nach ihrem Belieben die Tenshi ein und ab und halten
sie in dem Innern ihrer Schlösser eingesperrt. So ohnmächtig
die Tenshi aber auch waren, keiner von den Usurpatoren hatte
je die Kühnheit* sich den Namen Tenshi anzueignen; vielleicht
hatten Taira Kiyomori und einige andere Machthaber den
Wunsch, aber selbst diese kühnen Fürsten fürchteten, den
Hals der ganzen Nation auf sich zu laden und wagten nicht.
— 202 —
die Loyalität des Volkes herauszufordern, und so hielt sich
das Kaiserhaus trotz der Allmacht der Feudalfürsten. Un-
zweifelhaft hat einzig und allein die dem ganzen japanischen
Volke innewohnende Loyalität bewirkt, dafs die kaiserliche Linie,
welche Jahrtausende alt ist, nie unterbrochen wurde. Nach-
dem Peudalfürsten über 600 Jahre nach Willkür das Land
geleitet hatten, wurde jetzt endlich die kaiserliche Regierung
restauriert und hiermit beginnt eigentlich plötzlich die Neuzeit
in Japan.
Die Ursachen für den Sturz der Feudalzeit oder des
Shogunates war in erster Linie der Loyalität des Volkes, welche
durch die lebhafteste Agitation zu Fanatismus entflammt wurde,
dann der Verkehr mit dem Auslande und die daraus ent-
standenen Schwierigkeiten und endlich die westliche Auf-
klärung, welche sich verbreitet hatte. Japanische Gelehrte
hatten den Shintoglauben erweckt und diesen zur Entflammung
des Patriotismus benützt. Loyalität und Patriotismus unter-
stützten sich gegenseitig und wurden übermächtig; aber beide
hätten doch nicht allein das Shogunat so plötzlich stürzen
können, wenn ihnen nicht die Verhandlungen mit dem Aus-
lande zu Hilfe gekommen wären. Die Politik des Bakufu
stand dem Nationalgefühle schroff gegenüber. Die fremden-
feindliche Gesinnung vereinigte sich mit der Loyalität, da man
den Tenshi für einen Feind der Fremden hielt. Hierzu kam,
dafs das Shogunat selbst zu wanken anfing durch Spaltung in
den eigenen Regierungskreisen. Viele der Feudalfürsten (Dai-
royos), sogar Glieder der Tokugawa- Familie, stellten sich dem
Shogunat feindlich gegenüber. Streitigkeiten unter dem Feudal-
adel führten unzählige Konfusionen herbei und alles das lockerte
die Fundamente des Shogunates; die Aufrechterhaltung der
Regierung wurde immer schwieriger. Hierzu kommt noch, dafs
das Volk einige Kenntnis der europäischen Verhältnisse hatte,
welche es aus den von den Holländern importierten europäischen
Werken und dem Verkehr mit den an der Küste verkehrenden
fremden Schiffen geschöpft hatte. Die neuen Ideen standen
im schroffen Gegensatze zu dem bestehenden mittelalterlichen
Feudal- und Kastensysteme; sie machten das Shogunat mit
jedem Tage verhafster. Alle diese Ursachen erzeugten den
allgemein gewordenen Wunsch fast des ganzen Volkes, das
Shogunat abzuschaffen und dieser ebnete der Restauration den
— 203 -
Weg. Die Elemente, welche den Sturz des Shogunates herbei-
führten, waren die Konservativen, d. h. die Shogunfreundlichen,
ebenso wie die Radikalen, die Shogunfeindlichen , sowohl die
Beschränkten, die Reaktionäre, wie die Aufgeklärten, die
Liberalen. Die Radikalen besiegten die Konservativen und
begründeten die jetzige aufgeklärte Regierung. Aus diesem
erklärt sich der wunderbare Fortschritt, welchen Japan in der
letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gemacht hat.
Die Regierung wurde reorganisiert, nominell rein absolut
mit dem Tenshi als alleiniger Autorität an der Spitze, sowohl
legislativ als exekutiv. Die Radikalen und Reaktionäre tri-
umphierten, alle ihre Träume waren erfüllt, selbst der Shinto-
glaube war an Stelle des Buddhismus Staatsreligion geworden
und Japan schien von nun an nur für die Japaner da zu sein,
da das Shogunat, welches die gehalsten westlichen Barbaren
zugelassen hatte, nicht mehr war. Sie waren überzeugt, dafe
in kurzer Zeit alle Neuerungen für immer verbannt sein würden,
nicht allein die europäischen, nein alle, welche neueren Datums
wären als 500 n. Chr., seit der Einführung des Buddhismus in
Japan, und Japan nun wieder „das Land der Götter" würde.
Aus diesem* Traume wurden sie schnell erweckt. Die klugen,
jetzt an der Spitze der Regierung stehenden Satsuma- und
Choshu- Staatsmänner hatten dem unwissenden Hofe und den
Grillen der Gelehrten nur so lange geschmeichelt, als der ge-
meinsame Feind, das Shogunat, existierte. Jetzt zeigten sie
ihr wahres Gesicht und erklärten sich offen für die Fremden,
nicht allein für den Verkehr, sondern sogar für die Europäi-
sierung ihres Landes. Nie ist die Geschichte Zeuge gewesen
eines plötzlicheren Umschwunges der Regierungspolitik eines
Reiches, nie eines weisejen. Denn kann man je im Ernste die
orientalische und okzidentale Zivilisation auf eine Stufe stellen
wollen?
Tokugawa Keiki legte im dritten Jahre Keio (1867) seine
Würde als Shogun nieder, im gleichen Jahre bestieg der jetzige
Kaiser den Thron.
Die Restauration war durchgeführt. Aber wenn eine
Regierung Jahrhunderte lang das Staatsruder geleitet hat, ist
es natürlich, daß nach ihrer Entfernung Unruhen entstehen.
Im ersten Jahre Mei ji (1808) brachen Zwistigkeiten
zwischen dem Hofe und Tokugawa Keiki aus, welche zu
— 204 —
Kämpfen bei Fushimi in der Nähe von Kioto fahrten (17. Ja-
nuar 1868); Keiki wurde geschlagen und entkam auf einem
Kriegsschiffe von Osaka nach Yedo. Das kaiserliche Heer
rückte zum Angriff gegen Yedo vor. Den Oberbefehl hatte
Prinz Arisugawa, der mit der Flotte absegelte. Der General
Iwakura Koshi rückte auf der Bergstrafse vor. Keiki wurde
zwar von seinen Anhängern bestürmt mit der Bitte, Wider-
stand zu leisten ; aber er bereute, die Waffen gegen den Tenshi
erhoben zu haben und unterwarf sich ohne Hintergedanken.
Gleichzeitig liefe er einen Befehl bei seinen Anhängern zirku-
lieren, in welchem er sagte: „Ich verbiete ausdrücklich, der
kaiserlichen Armee Widerstand zu leisten. Wer zuwiderhandelt,
stölst seinen Säbel in meine Brust". Hierauf schloß sich Keiki
in dem Tempel Kaneiji in Ueno ein. Als die kaiserliche Flotte
vor Shinagawa ankam, schickte er Katsu Awa an den kaiser-
lichen General Saigo Takamori, liels seine unbedingte Unter-
werfung weiden und um Einstellung der Feindseligkeiten bitten.
Nach seiner Unterwerfung begab er sich nach Mito. Seine
Anhänger beunruhigten jedoch noch weiter die Länder des
Kwanto und die nördlichen Landesteile; es kam zu Gefechten
bei Utsunomiya, bei Hachiman Kaidzuka in Izuini und beim
Tempel Kan eiji in Ueno (4. Juli 1868). Am heftigsten war
der Kampf gegen den Daimyo von Aizu, welcher von den
Daimyos von Sendai, Nambu und Shonai unterstützt wurde.
Endlich schloCs die kaiserliche Armee ihre Gegner in der
Festung Wakamatsujo ein; als der Proviant und die Munition
ausging, kapitulierte der Daimyo von Aizu (6. November 1868).
Die Daimyos der nördlichen Provinzen unterwarfen sich nun
sämtlich. Der letzte Anhänger von Keiki im Norden des Landes
war Enomoto Buyo; er entkam mit ^mehreren Kriegsschiffen
aus dem Hafen von Shinagawa, verfolgte die Kämpfe im Norden
von Yedo von seinen Schiffen und segelte nach dem Falle von
Aizu nach Yezo, wo er landete und Matsuma, Hakodate,
Esashi und Goryokaku besetzte. Fast die ganze Insel Yezo
gehorchte seinen Befehlen, bis ein kaiserliches Heer landete
(1869). Enomoto verlor einen Platz nach dem anderen; schließ-
lich blieb ihm nur Goryokaku, die Sternschanze bei Hakodate.
Als auch diese kapitulieren mulste, begab er sich in das kaiser-
liche Lager (27. Juni 1869) und lieferte sich aus. Hiermit waren
die Kämpfe der Anhänger des Shogunes zu Ende.
— 205 —
Im Juli 1868 wurde der Name Yedo in Tokio verändert
und der Tenshi machte im März des folgenden Jahres (1869)
Tokio zu seiner Residenzstadt, nachdem Kioto seit Kwammu
Tenno (794) Residenz der Tenshi, also 1075 Jahre, gewesen war.
In diesem Jahre (1869) unterwarfen sich auch die Daimyos von
Choshu, Satsuma, Tosa und Hizen und ihrem Beispiele folgten
alle anderen Daimyos des Reiches, die sich noch nicht dem Kaiser
angeschlossen hatten. Der Tenshi stellte nun die bisherigen
Fürstentümer unter seine Selbstregierung und machte sie zu Han.
Die bisherigen 276 Daimyos ernannte er zu Hanchiji (Hanpräsi-
denten). Zwei Jahre später (1871) werden diese Han in Ken ver-
wandelt. Von ihrem früheren Einkommen erhielten die gewesenen
Daimyos den zehnten Teil als erbliches Eigentum. Seither ist
ganz Japan der Besitz des Tenshi und das ganze Volk seine
alleinigen Untertanen; dies ist das Ende des Feudalsystems in
Japan. Es wurden Ken (Departements) und Gun (Bezirke) ein-
geführt und damit ist die Einigung des Reiches durchgeführt.
Über die Frage der Öffnung der Häfen, welche in den letzten
Jahren des Shogunates das Reich in so grofse Unruhen gestürzt
hatte, hörte man jetzt nichts mehr; sobald die Restauration durch-
geführt war, wurde von keiner Seite mehr der Wunsch laut,
die Häfen zu schliefsen. Die Gesandten von England, Amerika,
Frankreich, Holland, Deutschland und Rufsland wurden vom
Tenshi am 5. Januar 1869 in Audienz empfangen und von diesem
die freundlichen Beziehungen bestätigt. Neue internationale Ver-
träge wurden abgeschlossen und der Verkehr mit Europa und
Amerika ist seither im steten Wachsen begriffen, ein blühender
Handel entwickelte sich, die Institutionen und Kenntnisse von
Europa und Amerika wurden bekannt und verbreiteten sich blitz-
schnell. Schon 1872 wurde die erste Eisenbahnlinie von Tokio
nach Yokohama geöffnet, Gesetzgebung, Wissenschaften, Künste,
Kleidung, Wohnung, Lebensweise und unzählige andere Dinge
änderten Japan nach europäischem Muster. Die Aufklärung ver-
breitete sich schnell über das ganze Reich und zeugt täglich
neue Verbesserungen.
Nach der Restauration kamen noch einige Ereignisse vor,
welche die innere und äulsere Ruhe des Reiches störten; es
sind dies die Aufstände in Saga, Kumamoto und Hagi, die
Satsuma-Insurrektion, die Formosa- Expedition und die Un-
ruhen in Korea.
— 206 —
Der Saga-Aufstand in Buzen (1874). Im Jahre 1873
wurde der japanische Gesandte in Korea trotz der bestehenden
freundschaftlichen Beziehungen von den koreanischen Behörden
schwer beleidigt; das japanische Volk verlangte, um die Schmach
zu sühnen, eine Expedition nach Korea. Die Regierung war
aber anderer Ansicht; deshalb legten Saigo Takemori, Eto
Shimpei, Goto Shojin, Itagaki Taisuke und Soejima Taneomi
gleichzeitig ihre Ämter nieder und zogen sich von der Regierung
zurück. Eto Shimpei und Shima Giyu sammelten dann im
Departement Saga einige tausend Krieger, vertrieben den
Präfekten und bemächtigten sich der Burg von Saga. Ihr
Anhang war bald sehr grofs; trotzdem wurden sie von den
kaiserlichen Truppen schnell auseinandergetrieben. Eto Shim-
pei und Shima Giyu wurden gefangen und enthauptet und
damit waren diese Unruhen zu Ende.
In Kumamoto bildete sich eine Partei, welche mit der
Regierung seit der Restauration nicht zufrieden war, sie nannten
sich Kamikazeren (Sturm der Himmelspartei), man kann sie
eine konservative, d. h. shugunfreundliche Partei nennen. Im
Jahre 1876 bildete sich eine aus mehreren 100 Mitgliedern
bestehende Verschwörung, sie überfielen die Präfektur und die
Garnison und massakrierten eine grofse Zahl von Beamten,
Offizieren und Soldaten. Gleichzeitig sammelten Maibara Issei
und Okudaira Kensuke in Yamaguchi (Provinz Suwo), eine
Schar Krieger, stürmten die Präfektur, bemächtigten sich der
Regierungsgelder, machten Erpressungen und beraubten die
Kaufleute und Landwirte. Die Revolte fing schon an be-
denklich zu werden, als es den kaiserlichen Truppen gelang,
die Kamikazeren zu zerstreuen und die Unruhen zu unterdrücken.
Saigo Takamori war stets ein Anhänger des Shogunes und
Feind der neuen Regierung geblieben, er hatte den glühenden
Wunsch, die bestehende Regierung zu stürzen. Zum Scheine
errichtete er eine Schule in Kagoshima und versammelte die
Familien seiner gewesenen Vasallen, welche hier Studenten zu
sein schienen. Sein Einfluis auf die ganze Bevölkerung war
sehr grofs und er wurde mit jedem Tage mächtiger. Als er
sich stark genug fühlte, brach die offene Insurrektion aus (1877).
Saigo hatte sich die grölsten Verdienste erworben, nahm eine
hohe Stellung ein und wurde von vielen gewesenen Daimyos
unterstützt. Seine Vasallen waren mutig und unverzagt und
- 207 -
als die besten Krieger im ganzen Reiche bekannt und gefürchtet,
so wurde das kaiserliche Heer sehr hart bedrängt. Nur mit
genauer Not wurde die Burg von Kumamoto vor der Einnahme
und Zerstörung von den Truppen Saigos gerettet, aber schließ-
lich siegten die kaiserlichen Generäle und der tapfere, ehrgeizige
Saigo Takamori fiel und mit ihm die Blüte seiner todesmutigen,
treuen Vasallen auf den blutgedrängten Feldern von Shiroyama.
Es sind nun noch die fremden Angelegenheiten zu er-
wähnen.
Die Expeditioi! nach Formosa (1874). Die Eingeborenen
von Taiwan (Formosa) hatten schliffbrüchige Seeleute von den
Liukiu- Inseln und aus Bitchiu barbarisch ermordet. Diese
Greueltat wurde von der japanischen Regierung sofort der
chinesischen angezeigt. Die Antwort von China war, dafe die
Eingeborenen von Formosa nicht der chinesischen Nation an-
gehörten.. Auf diese Antwort hin wurde eine Expedition unter
dem Kommando von Saigo Yorimichi ausgerüstet, diese züchtigte
auch die Eingeborenen sehr energisch und empfindlich. Da
erhob die chinesische Regierung Einwendungen gegen dies Vor-
gehen, indem sie erklärte, die ganze Insel Taiwan sei chine-
sisches Gebiet. Eine aus Chinesen und Japanern zusammen-
gesetzte Kommission konnte sich nicht einigen, schon wollte
Okubo Toshimichi, der japanische Bevollmächtigte in Peking,
heimkehren, als der britische Minister die Vermittlung über-
nahm. Es wurde bestimmt, dafs die chinesische Regierung die
japanischen Untertanen für ihren Verlust zu entschädigen,
und an Japan für Wege- und andere Bauten 500000 Taels zu
entrichten habe. China ei klärte sich hiermit einverstanden
und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Nationen
wurden wieder hergestellt.
Die Insel Saghalin (japanisch Kabafutojima) war zwischen
1764 und 1771 japanisches Gebiet geworden. Als Rufsland
Sibirien besetzte und an das Meer von Ochotsk vordrang, kamen
russische Kolonisten auch nach Saghalin und es entstand eine
aus Japanern und Russen gemischte Bevölkerung, zwischen
der die Streitigkeiten kein Ende hatten. Nach langen Ver-
handlungen tauschte Japan Saghalin (1875), eine wertvolle Be-
sitzung, gegen die öden, unwirtlichen Kurilen (japanisch-Chis-
hima) aus. Zur Zeit des Shogunates war die Meeresstraise
zwischen Urupu und Etoro die Grenze zwischen Japan und
— 208 —
Rußland gewesen. Japan erlitt bei dem Tausche allerdings
einen Verlust, aber der Friede war gesichert.
Die Ogasawara- Inseln waren zwischen 1592 und 1595 von
Ogasawara Sadayori entdeckt. Der Shogun Tokugawa Jetsuna
liefs die Inseln untersuchen. Die Entfernung von Japan schien
jedoch der Regierung zu grofe und die Verhältnisse nicht günstig,
und so hörte der Verkehr auf. Gegen Ende des Shogunates
benutzte die Regierung die Inseln, um Fremde, welche nach
Japan gekommen waren, dorthin zu senden. Die jetzige
Regierung nahm die Inseln nach einer Übereinkunft mit den
fremden Mächten endgültig in Besitz und sie gehören jetzt
unbestritten zu Japan (1876).
Die Liukiu-Inseln sollen schon um 1150 von Minamoto Shun-
teno, Sohn von Tametomo, in Besitz genommen sein. Der Shogun
Ashikaga Yoshinori belohnte Shimazu Tadakumi mit den Inseln,
sie blieben im Besitz der Shimazus bis zur Ära Bummei 1469
bis 1486. In dieser Zeit hörten die Inseln auf, den Tribut zu
zahlen und unterwarfen sich China. Im Jahre 1609 unterwarf
auf Befehl von Tokugawa Jeyasu Shimazu Jehisa den König
von Chusan, Shonei, und hatte in 60 Tagen sämtliche Inseln in
Besitz genommen. China wurde von der Besitzergreifung sofort
benachrichtigt und machte keine Einwendungen; die Inseln
schienen gemeinschaftlicher Besitz von China und Japan zu
sein. Dies hörte auf, als der jetzige Kaiser von Japan den
König Shotai der Liukiu-Inseln zum Vizekönig ernannte (1872).
Das Vizekönigtum wurde aufgehoben und aus den Inseln das
Departement Okinawa Ken gemacht (1879).
Korea liegt zwischen Japan und China und hatte bisher
verhindert, dafe es zu ernstlichen Reibungen zwischen beiden
Reichen gekommen war, wenn auch Toyotomi Hideyoshi un-
zweifelhaft die Absicht gehabt hat, sich mit China zu
messen, so hinderte ihn sein früher Tod an der Ausführung
seines Planes. Japan wie China verfolgten mit Argusaugen
die Vorgänge in Korea und rivalisierten um den bestimmenden
Einflufs, bis schliefslich Unruhen in Korea die Ursache des
grofsen chinesisch-japanischen Krieges wurden. Als der jetzige
Kaiser die Regierung übernahm, war Korea streng abgeschlossen
und hatte noch aus alter Zeit stammende Ansichten, Sitten
und Gebräuche. Die japanische Gesandtschaft, welche die
Anzeige von der Regierungsänderung überbrachte, wurde vom
— 209 —
koreanischen Könige abgewiesen. Weitere Gesandtschaften
hatten das gleiche Schicksal. Diese Insulten hatten zur Folge,
daß sich in Japan eine starke Partei bildete, welche von der
Regierung forderte, die Schmach mit Blut abzuwaschen. Das
ganze Volk verlangte einen Rachekrieg mit Korea, aber der
Kaiser hatte genug im Innern zu tun und folgte den Rache-
gelüsten nicht, was die vorerwähnten Unruhen zur Folge hatte.
Die Erbitterung gegen Korea wurde durch eine neue Beleidigung
und Herausforderung geschürt (1873), der König von Korea
sprach dem japanischen Gesandten gegenüber offen seine Ver-
achtung einer Nation aus, welche ihre nationalen Institutionen
opferte, um sie gegen die des Okzidentes auszutauschen. Der
Kriegsruf in Japan wurde jetzt allgemein. Die Regierung
schickte den Grafen Soyejima nach Peking, um sich offiziell
nach dem Verhältnisse von Korea zu China zu erkundigen.
Die chinesische Regierung erklärte aus Furcht vor Verwicke-
lungen, dafe Korea ein völlig unabhängiger Staat sei. Als
Soyejima mit dieser Antwort Chinas zurückkam, war der Tenshi
schon im Begriff, Korea den Krieg zu erklären. Aber die
zur selben Zeit zurückgekehrte Gesandtschaft, welche an die
europäischen Höfe und die Vereinigten Staaten von Amerika
geschickt war, um die Verträge zu revidieren, riet entschieden
vom Kriege ab. Der Kaiser befolgte den Rat, und es blieb
Friede. Da die koreanische Regierung sah, daß sich Japan
alle Beleidigungen gefallen lieis, hatte sie die Kühnheit, das
japanische Kriegsschiff „Unyo" zu beschieisen , welches Ver-
messungen an der Mündung des Flusses, welcher durch Soeul
fliefst, vornahm, die „Unyo" antwortete auf den Angriff (im
August 1875) und brannte die Burg Yongchong auf der Insel
Kanghwa nieder. Nun schickte die japanische Regierung den
Gesandten Kuroda Kiyotaka sofort, um Rechenschaft zu ver-
langen, nach Korea. Nach langem Zögern bat die koreanische
Regierung um Verzeihung und schlofs den Vertrag von Kanghwa
ab (26. Februar 1876). In diesem erkannte Japan die völlige
Unabhängkeit von Korea an und erhielt dafür konsularische
Vertretung und das Recht Handelsniederlassungen zu gründen
an der Südküste von Korea in Fusan, geötfnet 1877, an der
Ostküste in Wönsan, geöffnet 1880, und an der Westküste in
Ninsen (Chemulpo), geöffnet 1882. Japan war die erste Macht,
welche die Unabhängikeit von Korea anerkannte. In der
u
— 210 —
Zwischenzeit war der Prinz Heungsön [der Vater des regierenden,
1852 geborenen Königs Jhöng], besser bekannt unter dem Namen
Tai Wönkun, welcher während der Minderjährigkeit seines
Sohnes seit 1860 als Regent Korea regierte, von den Mins,
der Familie der Königin, 1875 vertrieben. Der tyrannische
Tai Wönkun hatte stets das Ansehen seiner Truppen gehoben
und war sehr nachsichtig gegen sie, weshalb er bei diesen sehr
beliebt war. Als die Mins an die Regierung kamen, ver-
weigerten die Soldaten den Gehorsam, weshalb ein neues Heer
organisiert und von japanischen Offizieren ausgebildet wurde,
um die rebellischen Soldaten zu ersetzen. Die letzteren kon-
spierierten nun, um den Tai Wönkun wieder an das Staats-
ruder zu bringen. Im Juli 1882 stürmten sie den Palast, be-
mächtigten sich des Königs und stellten Tai Wönkun wieder an
die Spitze der Regierung. Die Königin, w r elche die Meuterer
hatten ermorden wollen, entfloh. Auch der japanische Gesandte
in Söul mufste nach Chemulpo flüchten, von wo er auf einem
englischen Kriegsschiffe nach Nagasaki entkam. Bald nachher
kehrte er nach Korea zurück und forderte Genugtuung für
den Angriff auf die japanische Gesandtschaft. Tai Wönkun*
zauderte mit der Abbitte und der Gesandte verliefe Söul. Krieg
stand vor der Tür. Die Königin von Korea hatte inzwischen
Li-hung-chaug um Hilfe gebeten, und bevor Tai Wönkun einen
Monat die Macht in Händen hatte, rückten chinesische Truppen
ein. Tai Wönkun wurde auf einem chinesischen Kriegsschiffe
nach China entführt und die Mins kamen wieder zur Macht.
Mit Japan wurde ein Vertrag geschlossen, 500000 Yen als
Entschädigung gezahlt und japanische Truppen wurden in Söul
stationiert. Die Demütigungen Chinas durch Frankreich im
Jahre 1884 machten das Vertrauen in Korea zu dem Schutze
von China wanken, es bildete sich eine Partei, welche den Schutz
von Ruisland suchte, eine andere wollte den von Japan, während
das Vertrauen der Mins zu dem Schutze Chinas nicht erschüttert
wurde. Die japanische Partei entschlofs sich zu Gewaltmafs-
regeln. Am 4. Dezember 1884 gab Hong Yöngsik, ihr Führer,
zur Feier der Einweihung des Postgebäudes, dessen Direktor
er war, ein Gastmahl. Seine Mitschuldigen warteten draufsen
versteckt, um die Gegenpartei, welche zum Festmahle geladen
war, zu ermorden; ihr Anschlag wurde jedoch verraten und
mifelang. Nun eilten Pak Honghyo und Kim Okkiun, die
— 211 —
Hauptmitschuldigen von Hong Yöngsik, in den Palast und be-
mächtigten sich der Person des Königs. Am nächsten Morgen
früh wurden ihre Hauptgegner in den Palast zum König be-
fohlen und beim Betreten des Schloistores ermordet. Nachdem
sie sich auf diese Weise von den Häuptern der China freund-
lichen Partei befreit hatten, baten sie den japanischen Minister,
den König zu bewachen. Der Gesandte eilte sofort mit
200 japanischen Soldaten in den Palast. Gleichzeitig rückte
der in Söul garnisonierende chinesische General mit einem Teile
seiner Truppen, von denen 3000 Mann in Söul lagen, nach dem
Palaste. Der König stellte sich unter chinesischen Schutz.
Der japanische Gesandte war zur schleunigen Flucht nach
Chemulpo gezwungen, und viele japanische Residenten von Söul
worden von der chinesischen Soldateska niedergemacht. Die
japanische Gesandtschaft wurde niedergebrannt. Pak Yonghyo
und Kim Okkiun entkamen nach Japan.
Nach der Rückkunft des Gesandten begab sich Graf Inouye,
japanischer Minister des Äufseren, nach Korea, wo er von der
Regierung das Versprechen erhielt, die Gesandtschaften neu
aufzubauen und eine Gesandtschaft nach Japan zu schicken,
um für den Angriff auf den Minister Abbitte zu leisten. Da
die Gewalttätigkeiten an japanischen Residenten hauptsächlich
von chinesischen Soldaten verübt waren, wurde Graf Ito, Minister
des kaiserlichen Hauses und Graf Saigo, Minister für Handel
und Agrikultur nach China gesandt, um Schadenersatz zu ver-
langen. Sie unterhandelten mit Li hung chang und schlössen
am 18. April 1885 den Vertrag von Tientsin ab, in welchem
sich beide kontrahierenden Mächte verpflichteten, ihre Truppen
aus Korea zurückzuziehen und keine militärischen Instrukteure
nach Korea zu senden. Der dritte Punkt lautete: „Wenn in
Zukunft in Korea ein Aufstand oder sonst etwas von Wichtigkeit
sich ereignen sollte, wodurch China und Japan oder eine der
beiden Mächte gezwungen wäre, Truppen nach Korea zu senden,
so sollten die beiden Mächte sich zuerst über die nötigen Schritte
verständigen, und nach Beilegung der Angelegenheit ihre Truppen
sofort zurückziehen. Keine permanenten Garnisonen einer von
beiden Mächten solle in Korea stationiert sein. Dieser Paragraph
ist von besonderer Wichtigkeit, da die verschiedene Auslegung
desselben die erste Veranlassung des Krieges zwischen Japan
und China wurde. Durch diesen Vertrag erkennen China und
— 212 —
Japan klar und deutlich die Unabhängigkeit von Korea an,
und China gibt alle Rechte auf, welche sie jedoch später wieder
prätendierte.
Nachdem Korea im Jahre 1885 förmlich Abbitte geleistet
hatte, wurden die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
Japan und Korea nicht mehr gestört. Aber der chinesische
Einflufs am koreanischen Hofe wurde infolge der Bemühungen
des chinesischen Geschäftsträgers Yuan Siekai, tiberwiegender.
Im Frühjahr 1894 fand ein Ereignis statt, welches aller-
dings keine direkt politische Bedeutung hat, aber durch welches
die Animosität in Japan gegen China geschürt wurde. Seit
fast zehn Jahren lebten Kim Okkiun und Pak Yonghyo, be-
kannt aus der Revolte 1884, in Japan, wo sie Schutz gefunden
hatten. Die Regierung hatte im Jahre 1885 der koreanischen
Regierung verweigert, die beiden auszuliefern. Kim Okkiun
wurde nach Shanghai gelockt und dort von einem Landsmanne,
Hong Chongu, (28. März 1894) ermordet. Das japanische Volk
hielt Kim Okkiun für seinen Schützling und wurde erbittert,
dafs die chinesische Behörde die Leiche des Ermordeten an
Korea auslieferte, wo sie enthauptet und wie die eines gemeinen
Verbrechers ausgestellt wurde. Kurze Zeit nach dieser Er-
mordung brachen die Unruhen der Tong haks in Korea aus,
eigentlich waren es Bauernunruhen gegen die sie bedrückenden
Beamten. Da diese aber Angestellte der herrschenden Mins
waren, so würden die Tong haks, wenn sie Erfolg gehabt
hätten, die Mins gestürzt haben. Im April war die erste Revolte,
die Tong haks besiegten die gegen sie geschickten Truppen
und der General Hong riet der Regierung, fremde Hilfe zur
Niederwerfung der Rebellen zu benützen. Am 26. Mai bot
Yuan Siekai, der chinesische Minister, dem koreanischen Premier-
minister Min Yong chum chinesische Hilfe an und versprach,
in zehn Tagen die Unruhen zu unterdrücken. Min folgte ihm,
obgleich die Regierung gegen fremde Hilfe war, da sie wufete,
dafs dem Einmarsch von chinesischen Truppen sofort der von
»Japanern folgen würde. Gegen den Ratschlag von Hong wurde
die falsche Meldung an den Toren von Söul angeheftet, dafe
die Tong haks vollständig unterdrückt seien. Dieser Meldung
wurde kein Glauben geschenkt und als kurz nachher die Tong
haks mit einem Angriffe auf die Stadt drohten, begannen die
Einwohner alles zur Flucht vorzubereiten, nun wagte niemand
— 213 —
mehr den Vorschlägen, China um Hilfe anzurufen, entgegen-
zutreten. Min Yong chun erbat dieselbe telegraphisch von Li
.hung chang und dieser schickte sofort 1500 Mann von Wei hai
wei, die am 8. Juni in Asan landeten. An demselben Tage
benachrichtigte Li hung chang die japanische Regierung durch
den japanischen Konsul in Tientsin: „Drei Truppenabteilungen
seien auf Ansuchen der koreanischen Regierung allein zu dem
Zwecke, Unruhen zu unterdrücken, abgeschickt, nach ihrer
Landung in Asan sollen sie sofort nach Chonju marschieren,
nach der Unterdrückung der Tong haks würden sie sofort zurück-
gezogen werden, sie würden gemäfs dem Vertrage von Tientsin
weder in Söul einrücken, noch in Chonju bleiben." Otori, der
japanische Gesandte, war derzeit auf Urlaub in dem Seebade
Oiso nahe Yokohama, er wurde sofort nach Söul geschickt,
wo er am 9. Juni ankam, eskortiert von einer Abteilung Marine-
soldaten, welche vor der Stadt biwakierten. Sobald die japanische
Regierung hörte, dafs die Chinesen Truppen nach Korea
sendeten, war sie entschlossen, dasselbe zum Schutze der Ge-
sandtschaft und der etwa 10000 Seelen zählenden japanischen
Bevölkerung in Korea zu tun. Der General Nozu, Kommandant
der fünften Truppendivision in Hiroshima erhielt am 5. Juni den
Befehl, Truppen zum Abmarsch nach Korea bereit zu halten.
Den gleichen Befehl, sich bereit zu halten, erhielt die Admiralität
in Kure bei Hiroshima. Munition und Proviant wurde sofort
abgeschickt und eine Abteilung Soldaten landete diese am
12. Juni in Chemulpo. Die unter General Nozu kombinierte
Brigade wurde unverzüglich eingeschifft und der letzte der neun
Transportdampfer verliefs Ujina, den Hafen von Hiroshima, am
11. Juni. Sobald die kombinierte Brigade abgesegelt war, zeigte
die japanische Regierung offiziell an: „Da innere Unruhen in
Korea ausgebrochen sind und täglich an Umfang zunehmen,
die koreanische Regierung dieselben nicht bewältigen kann, so
hat die japanische Regierung zum Schutze der japanischen Ge-
sandtschaft, Konsulate und ihrer dort lebenden Untertanen
Truppen nach Korea gesandt. Die chinesische Regierung hat
vor einigen Tagen die japanische Regierung informiert von der
Entsendung ihrer Truppen, so informiert hiermit auch die
japanische die chinesische Regierung von der Absendung ihrer
-Truppen." Ein weiterer Truppentransport segelte am 15. Juni,
ebenso gingen Arbeiter ab. Die japanischen Truppen besetzten
— 214 —
bei ihrer Ankunft in Korea sofort den Kuhyonsan, einen Berg
von grofser, strategischer Bedeutung zwischen Söul und Chemulpo
und Artillerie nahm Stellung auf dem Rücken des Berges.
10 japanische Kriegsschiffe ankerten im Hafen von Chemulpo.
Am 17. Juni forderte der japanische Minister des Äufsern
durch ihren Gesandten in Tokio die chinesische Regierung auf,
in gemeinsamem Einvernehmen die Rebellion in Korea zu unter-
drücken, und machte den Vorschlag, beide Regierungen sollten
Beamte ernennen zur Instruktion des koreanischen Finanz-
wesens, um ungeeignete Beamte zu entfernen und die korea-
nische Regierung zu veranlassen, eine genügend starke Armee
zu halten, um den Frieden im Lande aufrecht erhalten zu können.
Das Tsungli-yamen antwortete fünf Tage später, die Rebellion
in Korea sei bereits unterdrückt, es sei daher überflüssig, über
ein gemeinsames Vorgehen zu verhandeln, Korea solle selbst-
ständig seine Reformen durchführen, China wolle nicht ein-
greifen, noch weniger solle das Japan tun, da diese Macht von
Anfang an die Unabhängigkeit von Korea anerkannt habe;
über das Zurückziehen der Truppen sei eine Verhandlung nicht
nötig, weil dieses in dem Vertrage von Tientsin festgesetzt sei.
Da die chinesische Regierung hierdurch zeigte, sie wolle nicht
gemeinsam mit Japan vorgehen, benachrichtigte noch am selben
Tage der japanische Minister des Äufeern die chinesische Re-
gierung, so sehr die japanische Regierung die abschlägige Ant-
wort der chinesischen Regierung bedauere, nicht gemeinsam mit
ihr in Korea vorgehen zu wollen, so verböte es Japan nicht
allein die Freundschaft mit Korea, sondern auch das eigene
Interesse, Korea jetzt in den bedrängten Verhältnissen sich
selbst zu überlassen und weigere sich, da es bekannt sei, wie
häufig sich die Unruhen auf der Halbinsel wiederholten, die
Truppen gegenwärtig zurückzuziehen, bis nicht der dauernde
Friede Koreas gesichert sei. Die Weigerung der japanischen
Regierung, ihre Truppen zurückzuziehen, war nicht allein eine
genaue Beobachtung des Vertrages von Tientsin, sondern auch
zu dem Zwecke nötig, ähnliche Unruhen in Zukunft zu ver-
hindern.
Am 14. Juli meldete der japanische Charg6 d' Affaires in
Peking, dals die chinesische Regierung alle Versuche einer
Annäherung und eines gemeinsamen Vorgehens in Korea zurück-
wiese und auf ihrer Forderung bestände, Japan habe seine
— 215 —
Truppen aus Korea zurückzuziehen, die Vermittelungsversuche
des britischen Gesandten habe sie abgewiesen. Es war also
klar, dafe China sich für einen Krieg mit Japan entschlossen
hatte. Japan lehnte die Verantwortlichkeit für die Folgen
dieser Handlungsweise Chinas von sich ab. Die Unentschlossen-
heit der koreanischen Regierung trennte die diplomatischen
Beziehungen noch mehr. Als die chinesische Regierung am
22. Juni erklärte, nicht mit Japan Hand in Hand gehen zu
wollen, entschloß sich Japan, auf eigene Faust die Reformen
in Korea durchzuführen; aber dazu war es nötig, von der
koreanischen Regierung die Versicherung ihrer absoluten Un-
abhängigkeit zu erhalten. Dieserhalb fragte am 28. Juni der
japanische Gesandte Otori die koreanische Regierung, weil
China in den letzten offiziellen Benachrichtigungen von Korea
als einem Tributstaate geschrieben habe. Die Unabhängigkeits-
erklärung von Korea war nötig, um die Prätention von China
zurückzuweisen. Der koreanische Hof konnte sich nicht zu
einer definitiven Antwort entschließen und fragte telegraphisch
Li hung chang um Rat; dieser antwortete ausweichend, Korea
solle in diplomatischen Angelegenheiten unabhängig handeln,
aber vorsichtig sein. Nachdem Otori die Erklärung der Un-
abhängigkeit von Korea erhalten hatte, unterbreitete er dem
Könige einen Reformvorschlag; nach langem Zögern bestimmte
dieser eine Kommission, die mit Otori zu verhandeln hatte.
Am 16. Juli unterrichtete die Regierung Otori, dafs sie in den
Hauptpunkten die Reformvorschläge annehmen würde; aber als
dieser die schriftliche Zusicherung forderte, antwortete die korea-
nische Regierung, dals sie zwar willig sei, die Reformvorschläge
anzunehmen, aber zuerst müfsten die japanischen Truppen zurück-
gezogen werden, da ihre Anwesenheit eine Drohung sein könne
und andere Mächte gleichfalls Truppen landen könnten. Diese
plötzliche Sinnesänderung war von dem chinesischen Gesandten
in Söul Yuan Siekai herbeigeführt, der drohte, eine grolse
chinesische Armee herüberkommen zu lassen, und von den In-
struktionen von Li hung chang, dafs alle Vorschläge von Otori
zurückzuweisen seien, da China bestimmt Japan zwingen würde,
seine Truppen zurückzuziehen. Der entscheidende Moment war
gekommen; China und Japan konnten nicht mehr gleichzeitig
in Korea bleiben. So lange die chinesischen Truppen in Asan
stationiert waren, blieb jeder Reformversuch der japanischen
— 216 —
Regierung erfolglos. Am 19. Juli stellte Otori das Verlangen
an die koreanische Regierung, sie solle als Zeichen ihrer Un-
abhängigkeit die chinesische Regierung auffordern, die Truppen
aus Korea zurückzuziehen, die unter dem Vorwande, einen
Schutzstaat zu schützen, nach Korea gekommen seien und solle
die bestehenden Verträge zwischen Korea und China kündigen.
Er gab der koreanischen Regierung drei Tage Zeit; aber diese
verstrichen, ohne dafs er eine Antwort erhielt. Otori entschlofs
sich, die koreanische Regierung zu einer definitiven Antwort
zu zwingen und begab sich am 23. Juli unter starker Be-
deckung von japanischen Soldaten zum königlichen Schlosse.
Als er sich dem Eingangstore näherte, wurde er von den
Schlo&mauern von koreanischen Soldaten angeschossen. Die
Japaner beantworteten das Feuer, stürmten das Tor und be-
setzten die Kasernen der koreanischen Leibwachen; auch die
anderen Schlofstore wurden von den Japanern bewacht. Im
Kampfe wurden 17 koreanische Soldaten getötet und 70 ver-
wundet, während die Japaner nur einen Toten und zwei Ver-
wundete hatten. Otori ging in das Schlote und hatte eine
Audienz beim König, der ihm versicherte, dafs er gerne die
japanischen Vorschläge ausführen würde, die abschlägige Ant-
wort sei ihm von den Mins und dem chinesischen Gesandten
Yuan Sikai abgerungen. Bald nach der Audienz riet Tai
Wönkun, der Vater des Königs, die japanischen Wünsche zu
erfüllen, während die Mins, als sie die Schlappe der korea-
nischen Soldaten hörten, entflohen und den König im Stiche
liefsen. Am 24. Juli betraute der König von Korea seinen
Vater, Tai Wönkun, mit der Leitung der Regierung und be-
fahl, die Mins zu strafen. Am nächsten Tage kündigte er
China die Verträge und bat Otori, Mafsregeln zu treffen, die
chinesischen Truppen aus Asan zu vertreiben. Am gleichen
Tage marschierte General Oshima, Kommandant der kombinierten
Brigade, von Yongsan, dem japanischen Lager, gegen Asan.
Sobald die japanischen Truppen angekommen waren, liefen
die Tong haks, offenbar erschreckt über die Folgen ihrer Revolte,
auseinander und der General Kong, welcher sie hatte unterdrücken
sollen, kehrte am 29. Juli triumphierend, als ob er die ihm
erteilten Befehle erfüllt hätte, nach Söul zurück.
Gegen den Rat von Li hung chang hatte der Kaiser von
China sich zum Kriege entschlossen und liefs am 22. Juli einen
— 217 —
Truppentransport von Taku nach Asan abgehen. Am 25. Juli
kam es zwischen einem chinesischen and japanischen Geschwader
von je drei Schiffen zu einem Kampfe zwischen den Inseln
Phungdo und Shopaioul. Die Chinesen eröffneten das Feuer,
obgleich der Krieg noch nicht erklärt war. Die Japaner
nahmen die Herausforderung ohne Zögern an. Nach ein-
stündigem Kampfe floh der chinesische Kreutzer Tsi yuen
gegen den Hafen von Petschili, während der chinesische Kreutzer
Kwan yi strandete; ein drittes Kriegsschiff, die Tsao kiang,
hifete die weifse Flagge und ergab sich. Das unter englischer
Flagge segelnde Transportschiff Kowshing mit 1100 chinesischen
Soldaten an Bord wurde in den Grund gebohrt.
Am 26. Juli hatten die japanischen Truppen Yongsan ver-
lassen und rückten gegen Söul vor. Am 28. Juli kam es bei
Songhwan zwischen ihnen und der chinesischen Besatzung
von Asan, welche ebenfalls nach Söul marschierte, zum Ge-
fecht, in welchem die Chinesen total geschlagen wurden; sie
sammelten sich erst Mitte August wieder unter ihren Generälen
Yeh und Nieh in Phyongyang. Nachdem die Feindseligkeiten
mit dem Seegefecht bei Phungdo und dem Gefechte bei Songh-
wan eröffnet waren, erfolgte am 1. August 1894 die Kriegs-
erklärung von Japan.
Japan machte sofort die dritte, fünfte und sechste Division,
die Besatzungen der Seefestungen und seine Flotte mobil. Auch
China sandte etwa 15000 Mann neue Truppen nach. Korea, die
sich bei Phongyang am Taidongflusse auf halbem Wege zwischen
Söul und der Grenze der Mandschurei verschanzten. Gegen
sie rückte der Marschall Yamagata in vier Kolonnen vor. Am
.13. September nahm die Südkolonne unter General Oshima die
vorgeschobenen Werke der Chinesen, ohne ernsthaften Wider-
stand zu finden; am 14. September griff sie den Brückenkopf
an, muüste aber dann bis zu den am vorigen Tage eroberten
Schanzen wieder zurückweichen. Am 15. September nahmen
die beiden Ostkolonnen die nördlich der Stadt gelegenen Schanzen ;
als nun auch die Westkolonne gegen Abend zu Hilfe kam,
konnten die Chinesen nur noch die Zitadelle und die Stadt
halten und traten in der Nacht den Rückzug an. Am 16. Sep-
tember besetzten die Japaner die Stadt. Die Stärke der Chi-
nesen war etwa 15000 Mann, die der Japaner etwa 16 300;
die Verluste der Chinesen betrugen etwa 2000 Tote, die Zahl
— 218 —
der Verwundeten wird doppelt so grofs geschätzt; hierzu kommen
noch etwa 700 Gefangene. Die Verluste der Japaner waren
102 Tote, 433 Verwundete und 33 Vermifste.
Am 15. September übernahm der Kaiser von Japan das
Kommando des Hauptquartieres in Hiroshima.
Am gleichen Tage wurden in Talienwan 5000 Mann chine-
sische Verstärkungen auf sechs Transportschiffen eingeschifft,
um unter dem Schutze der chinesischen Flotte unter dem Ober-
befehle des Admirals Ting nach Taku shan, westlich des Yalu-
flusses, gebracht zu werden. Schon hatte die Ausschiffung
begonnen (17. September 1894), als die japanische Flotte unter
Admiral Ito herangesegelt kam; es entbrannte die gro&e See-
schlacht an der Mündung des Yaluflusses oder von Haiyang.
Fünf chinesische Schiffe wurden vernichtet, andere schwer be-
schädigt; aber auch die japanischen Schiffe hatten teilweise
schwer gelitten, namentlich das Flaggenschiff „Matsushima".
Die Ausschiffung der chinesischen Truppen war aber glücklich
durchgeführt worden.
Nach Vernichtung der chinesischen Armee bei Phyongyang
mußten die chinesischen Truppen aus Korea vertrieben werden;
am 17. September wurde eine fliegende Kolonne hinter den
Fliehenden her geschickt. Das erste Armeekorps bestand aus
der fünften Division (General Nozu) und der dritten Division
(General Katsura). Der Korpskommandant war Marschall
Yamagata. Am 24. September rückte die zehnte Brigade unter
General Tatsumi von Phyongyang gegen Wiju an der Grenze
von Korea vor; mit der Verteidigung dieser Grenze war der
chinesische General Shung betraut, welcher etwa 15000 Mann
befehligte. General Tatsumi blieb in Anju bis zum 5. Oktober,
um die Verbindung mit Phyongyang herzustellen. Marschall
Yamagata kam mit seinem Stabe am 23. Oktober in Wiju an.
Am 24. Oktober ging der rechte Flügel des Korps durch den
Yaluflufs; am folgenden Tage fand unter äufserst schwierigen
Verhältnissen der Brückenschlag statt. Die fünfte Division
nahm noch an demselben Tage den Ort Fuschang, die Chinesen
wurden am 26. Oktober nach dem dreistündigen Kampfe von
Kewlienching in die Flucht geschlagen; mit dem Lager fiel
eine ungeheuere Beute den Siegern in die Hände. Das erste
Armeekorps erreichte Anfang November die Linie Taku shan-
Funghwangching.
— 219 —
Die Chinesen waren bei Phyongyang am 15. September
völlig aufs Haupt geschlagen und durch die Schlacht von Kevv-
lienching am 26. Oktober aus Korea vertrieben , worauf das
japanische Heer in China einmarschierte. Das erste Armee-
korps verfolgte die zurückweichenden Chinesen in der Mand-
schurei. Es war nötig, dafe ein entscheidender Schlag aus-
geführt wurde durch die Eroberung der großen chinesischen
Festung und des Kriegshafens Port Arthur, mit dessen Besitz
der ganze Golf von Petschili in den Händen Japans war. Zu
diesem Zwecke wurde ein zweites Armeekorps gebildet, be-
stehend aus der ersten und sechsten Division, welches von
Marschall Oyama kommandiert wurde. In einer Flotte von
über 50 Transportschiffen verliefs am 24. Oktober das Korps
Ujina den Hafen von Hiroshima und landete am 28. in Hwa-
yuankow, einem kleinen Dorf an der Mündung des Hwayuan-
flusses. Dieser Landungsplatz war gewählt, weil das in anderer
Hinsicht vorzuziehende Petsewo, eine Stadt von einiger Be-
deutung, keinen guten Ankergrund hat. Am 25. Oktober wurde
Petsewo ohne Widerstand besetzt.
Am 4. November landete der Korpskommandant, Marschall
Oyama, am 6. wurde Kinchou und am 7. Talienwan besetzt.
In Talienwan fiel den Japanern reiche Beute in die Hände,
allein 80 schwere Geschütze. Nun machten die Japaner Talien-
wan zum Hauptetappenorte des zweiten Korps und landeten
hier einen Belagerungspark von schweren Geschützen, worauf
die Operationen gegen Port Arthur begannen. Diese Festung
hatte höchstens 10000 Mann Besatzung. Am 18. November
fand leichtes Avantgardengefecht statt, am 20. setzten sich die
Japaner auf den Höhen nördlich von Port Arthur fest, und
am 21. begann das Bombardement. Die ersten chinesischen
Werke wurden schon gegen 8 Uhr früh erobert, gegen 3 Uhr
nachmittags waren sämtliche Küstenwerke östlich der Hafen-
einfahrt genommen, am 22. früh besetzten die Japaner auch die
westlichen Werke. Der gröfste Teil des chinesischen Heeres
entkam. Der Verlust der Chinesen betrug 2—300 Mann, der
der Japaner war 29 Tote und 233 Verwundete.
Wenige Tage nach dem Falle von Port Arthur kam der
Direktor der chinesischen Zölle in Tientsin, Detring nach Japan,
um Friedensvorschläge zu machen, da er jedoch nicht die
nötigen Vollmachten hatte, weigerte sich die japanische Regierung,
— 220 —
mit ihm zu unterhandeln und er kehrte unverrichteter Dinge
nach China zurück.
Der chinesische General Sung, der mit seinen früher am
Yaluflusse gewesenen Truppen den vor Port Arthur beschäftigten
Japanern in Flanke und Rücken fallen sollte, griff am
21. November die schwache japanische Besatzung von Kinchou
nördlich von Port Arthur an, mutete aber über Pu nach Norden
zurückweichen. Das zweite Armeekorps bezog in Kinchou,
Port Arthur und Talienwan Winterquartiere. Die nach Fu
marschierte Brigade sollte die Verbindung mit dem ersten Armee-
korps aufrecht erhalten. Diese hatte am 13. Dezember Hai
tscheng, eine größere Stadt am mandschurischen Gebirge er-
reicht, wo sie am 19. Dezember mit dem auf dem Rückmarsche
von Fu begriffenen General Sung zusammentraf. Es kam zu
einem harten Kampfe, der erst für die Japaner siegreich endete,
als das Gros der dritten Division eintraf. Dagegen gelang es
der japanischen fünften Division nicht, Liaoyang, südlich von
Mukden, zu erreichen, weil die Wege durch das Gebirge un-
passierbar waren. Die Division ging auf Hungshwy ching zurück.
Einige Tausend Chinesen griffen am 13. Dezember diese Stadt
überraschend an, wurden aber zurückgeworfen und zogen am
.14. Dezember nach Norden ab. Alle Abteilungen bezogen jetzt
Winterquartiere, doch zogen die Chinesen immerfort Verstär-
kungen nach der Liaoho-Ebene. Ihre Flotte hatte sich, soweit
sie nicht vernichtet war, in Wei hai wei vor den Japanern in
Sicherheit gebracht.
Nachdem Port Arthur am 21. November erobert war, wurde
beschlossen, Wei hai wei anzugreifen, um die Reste der chinesi-
schen Flotte, die sich hier versteckt hielten, zu vernichten, damit
Japan die alleinige Herrin. des Meerbusens von Petschili werde.
Am 10. Januar 1895 segelten 50 Transportschiffe mit der
zweiten Division, unter Kommando des General Sakuma und
die elfte Brigade der sechsten Division unter General Kuroki
aus dem Hafen Ujina, sie kamen am 14. Januar in Talienwan
an. Am 19. Januar verliefsen Talienwan 19 Transportschiffe,
gefolgt am 20. von weiteren 15 und am 21. von 16, diese er-
reichten Yungching am 20., 21. und 22. Januar. Marschall Oyama
war mit dem zweiten Transporte gesegelt. Die Stadt Yung-
ching wurde ohne Widerstand besetzt. Dieses Korps war als
Teil des zweiten Armeekorps unter Oyama abgesegelt. Die
— 221 —
Besatzung von Wei hai wei zählte 10000 Mann. Die Forts und
Werke der Seeseite waren vorzüglich armiert, beinahe durchweg
mit schweren Kruppgeschützen, die Landseite dagegen war
recht schwach befestigt. Nach ihrer Landung begannen die
Japaner in Stärke von etwa 20000 Mann den Vormarsch gegen
Wei hai wei. Obgleich die Chinesen Kenntnis von der Landung
der Japaner hatten, liefeen sich die Besatzungen von den Ost-
forts am 30. Januar 1895 vollständig von den Japanern über-
raschen. Alle Ostforts fielen den Japanern in die Hände. Die
Besatzung wird auf 2600 Mann geschätzt, von denen über
800 getötet und verwundet wurden. Die Verluste der Japaner
waren etwa 115 Tote und Verwundete, unter ihnen General
Odera, Kommandant der elften Brigade, der an einer Schufs-
wunde starb. Am nächsten Tage wurden Vorbereitungen zum
Angriff auf Wei hai wei getroffen. Die sechste Division blieb
in Pohchihyaisu, Stab und Hauptquartier in Wantseuntang,
die zweite Division sollte den Kriegshafen angreifen und blieb
in oder bei Funglintsae. Die zweite Division rückte am 1. Februar
nach Lootaokow, etwa zwölf englische Meilen südwestlich von
Wei hai wei vor. Auf die Meldungen der Patrouillen, dafs
2500 Chinesen an der Strafse nach Wei hai wei in Stellung
seien, wurde Prinz Fushimi mit einem Regimente gegen diese
geschickt. Im heftigen Schneesturme wurden die Chinesen ge-
worfen, die Verluste der Japaner waren 5 Tote und 35 Ver-
wundete. Die Division folgte langsam und verjagte die am
Bergabhange versteckten Chinesen. Am 2. Februar rückte die
vierte Brigade in Wei hai wei ein, ohne auf Widerstand zu
stofsen.
Nun waren nur noch die Forts auf den Inseln im Besitze
der Cinesen, diese zu nehmen war die Pflicht der japanischen
Marine. In der Nacht zum 4. Februar gelang es den Japanern,
eine 50 Meter breite Brücke in die Balkensperre nördlich des
Forts Lung miau tsui herzustellen, durch welche die Torpedo-
boote jetzt in den Hafen kommen konnten, die in der folgenden
Nacht einen Angriff auf die chinesische Flotte machten. Das
Panzerschiff „Ting Jueng" wurde getroffen, konnte aber noch
aof flaches Wasser dampfen und seine Besatzung retten. Die
Japaner verloren zwei Torpedoboote, erneuerten aber in der
nächsten Nacht ihre Torpedobootangriffe und brachten zwei
chinesische Kriegsschiffe und einen Minenleger zum Sinken.
— 222 —
Am 7. Februar griff nun endlich die japanische Kriegsflotte
ernsthaft in den Kampf ein. Die chinesischen Torpedoboote
entflohen in der Richtung auf Tschifu, es wurden jedoch sieben
gekapert, zwei vernichtet, so dafs nur zwei glücklich entkamen.
Ein weiteres chinesisches Kriegsschiff wurde zum Sinken
gebracht, worauf Admiral Ting Selbstmord beging. Am
14. Februar 1895 wurden alle chinesischen Kriegsschiffe im
Hafen von Wei hai wei, die Insel Liukung, alle Forts und
Vorräte gegen Zusicherung des freien Abzuges der Truppen
den Japanern ausgeliefert. Diese Bedingung hatte Admiral
Ting vor seinem Tode von dem japanischen Admiral Ito zu-
gestanden erhalten.
In der Mandschurei hatte der sehr strenge Winter, das
Thermometer fiel auf 20° R, die Japaner zu einer langen Ruhe
gezwungen. Die Chinesen sammelten 50—60000 Mann in der
Liaoho-Ebene und griffen am 1 7. und 22. Januar 1895 das be-
festigte Hai tscheng an, wurden aber blutig abgewiesen. Am
21. und 24. Februar erneuerten sie den Angriff mit gleichem
Erfolge. Am 28. Februar ergriffen die Japaner die Offensive
und warfen die Chinesen nach Norden zurück. Am 4. März
nahmen die Japaner nach erbittertem Strafsenkampfe New
chwang, am 6. März Jing tse, am folgenden Tage das südlich
von der Stadt gelegene Küstenfort und am 9. März schlug
General Nodzu die Chinesen bei Tien tschwang tai. Nun war
die Strafse nach Peking frei.
Während des japanischen Angriffes auf Wei hai wei kamen
zwei chinesische Bevollmächtigte, Chang In hoon und Shao Yulien
am 31. Januar 1895 in Hiroshima an, um über den Frieden zu
unterhandeln. Am 1. Februar tauschten die japanischen Be-
vollmächtigten, Graf Ito, Ministerpräsident, und Viscount Mutsu,
Minister des Äufseren, die Beglaubigungsschreiben aus, aber
die Chinesen waren nach ihren Beglaubigungsschreiben nicht
mit unumschränkter Vollmacht, über den Frieden zu unter-
handeln, ausgerüstet und kehrten am 4. Februar nach Shanghai
zurück.
Die japanische Flotte brachte am 23. März die alten chine-
sischen Befestigungen des Hafens Ma kung auf der gröMen
der Pescadoresinseln Pong hu zum Schweigen. Am 24. März 1895
früh landeten die Japaner noch in der Dunkelheit und nahmen
die Werke von der Landseite.
— 223 —
Als Friedensunterhändler kam in Shimonoseki am 19. März
1895 der Vizekönig Li hung chang als chinesischer Bevoll-
mächtigter an und landete am folgenden Tage. Nach dem Aus-
tausche der Vollmacht beantragte er in der zweiten Konferenz
einen Waffenstillstand, dessen Bedingungen festgestellt wurden,
aber in der dritten Konferenz am 24. März zog er seine Vor-
schläge zurück, weil er die japanischen Forderungen für unan-
nehmbar hielt. Als er von dieser Konferenz sich in sein
Quartier begeben wollte, wurde er von einem japanischen
Fanatiker, namens Koyama Rokunosuke, durch einen Revolver-
schufe in der linken Wange verwundet. Der Verbrecher wurde
sofort festgenommen und später zu lebenslänglicher Zwangs-
arbeit verurteilt. Am 30. März wurde ein dreiwöchentlicher
Waffenstillstand für Nordchina abgeschlossen. Die Wunde von
Li hung chang heilte schnell, und die Verhandlungen wurdeu
am 10. April wieder aufgenommen, in der Zwischenzeit war
Liching fang, der Sohn des Vizekönigs, als zweiter Bevoll-
mächtigter angekommen, um gemeinsam mit seinem Vater zu
unterhandeln. Am 17. April erfolgte der Abschlufs der Friedens-
präliminarien, die am 8. Mai ratifiziert wurden. In den Friedens-
bedingungen verpflichtete sich China, die Unabhängigkeit von
Korea anzuerkennen, zur Zahlung einer Kriegsentschädigung
von 200 Millionen Taels und zur Abtretung der Halbinsel Liao
tung, Formosa und der Pescadores-Inseln. Als Helfer in der
Not für China erhoben Rufsland, Deutschland und Frankreich
Einspruch gegen die Abtretung der Liaotung-Halbinsel, worauf
diese gegen Erhöhung der Kriegsentschädigung um 30 Millionen
Taels aufgegeben wurde. Die Besitzergreifung von Formosa
machte einige Schwierigkeiten, da der gewesene chinesische
Gouverneur die Insel zur Republik erklärte. Der Aufstand
konnte erst Ende des Jahres 1895 nach'Besiegung der chine-
sischen Banden, „Schwarzflaggen", niedergeschlagen werden.
Die Unterdrückung eines neuen Aufstandes 1896 gelang da-
gegen leichter. Es wird aber der japanischen Regierung noch
viel Geld und wahrscheinlich auch Blut kosten, bis die Insel
eine ruhige Provinz sein wird.
Mit der öffentlichen Audienz der fremden Gesandten am
13. Februar 1869 begann für Japan eine durchgreifende und
rasch fortschreitende Umgestaltung sämtlicher Staats- und
Bildimgsverhältnisse. An der Spitze dieser Fortschrittsbe-
- 224 —
wegung steht der kluge und energische Kaiser Mutsuhito, der
am 3. November 1889 seinen Sohn Haru nomiya Yoshihito zum
Thronfolger ernannte. Ihm zur Seite standen gleichgesinnte
höchste Beamte, von denen die meisten ihre Bildung in Europa
oder Nordamerika erworben hatten. Die Zivilisation machte
ganz erstaunliche Portschritte und bald konnte man die sozialen
Verhältnisse nach der Restauration mit denen unter dem Shogunat
in keiner Weise vergleichen. Alles hat sich in der kurzen
Spanne Zeit so verändert, als ob Japan vor und nach dem 1
Jahre 1868 zwei verschiedenen Welten angehöre. Was die
übrige Welt in Jahrtausenden erreichte, wurde nach ebensoviel
Jahrzehnten Eigentum der Japaner. Wo unter dem Shogunate
jeder Distrikt streng abgeschlossen war, seine eigene absolute.
Regierung hatte, ist jetzt das ganze Reich vereinigt und hat
eine einheitliche Regierung. Wo früher die Macht des Stärkeren
allein Recht hatte und die Unterdrückung des Volkes die Folge
war, stehen jetzt die verschiedenen Klassen unter dem gleichen
Gesetze, eine freie Luft weht über dem ganzen Volke. Während
früher nur Talente beachtet wurden, die auf einen Stammbaum
zurückblicken konnten, alle anderen aber keine Berücksichtigung
fanden, ist jetzt ein edler Wettstreit zwischen allen sich aus-
zeichnenden Männern, welcher Geburt sie sein mögen, und die
Fähigkeiten kommen zur vollen Entwicklung. Während früher
die Wissenschaften einseitig sich fest an das Althergebrachte
klammerten und die Erziehung auf bestimmte Grenzen beschränkt
war, macht jetzt die allgemeine Kenntnis täglich sichtliche Fort-
schritte. Im Jahre 1872 wurde das Generalpostamt eingerichtet,
um die überseeische Post von Japan selbst zu leiten. Die
europäische gregorianische Zeitrechnung wurde eingeführt, in-
dem der 1. Januar 2533 japanischer Zeitrechnung zum 1. Januar
1873 gemacht wurde. Im Jahre 1871 wurde ein neues Münz-
system und 1897 durch ein neues Münzgesetz die Goldwährung
angenommen, dessen Einheit der Jen ist. Es folgten die
Gründung von Bankinstituten, Versicherungsgesellschaften usw.
Am 1. April 1886 trat Japan dem Weltpostverein bei. Die
bäuerlichen Frohndienste wurden aufgehoben, der allgemeine
Schulzwang wurde eingeführt, Volks- und höhere Schulen ge-
gründet. Eisenbahnen, Telegraphen- und Telephonlinien durch-
ziehen das ganze Reich, grofse Dampfschiffahrts-Gesellschaften,
die mit den ersten europäischen und amerikanischen mit Erfolg
— 225 —
konkurrieren, sind entstanden. Merkwürdigerweise hat sich
die Abneigung der Japaner gegen das Christentum sehr lange
gehalten. Früher war den Fremden freie Religionsübung er-
laubt, den Japanern aber der Übertritt zum Christentum ver-
boten. Als bald nach Öffnung der Häfen in der Nähe von
Nagasaki sich durch die Tätigkeit französischer katholischer
Missionare christliche Gemeinden bildeten, und die Zahl der
Neugetauften zunahm, lieis die Regierung eine grofse Zahl
japanischer Christen in das Gefängnis werfen, verurteilte 1868
sogar 4100 Christen zur Deportation. Verschärfte Verbote
gegen das Christentum wurden 1870 erlassen und gleichzeitig
8000 Christen in fremden Provinzen verteilt. Erst 1873 gab
die Regierung dem Drängen der fremden Mächte nach und
stellte am 21. Februar die Verfolgung der japanischen Christen
ein, und hob 1876 alle gegen das Christentum gerichteten Er-
lasse auf. Es hat jetzt ein jeder das Recht, sich seine Religion
zu wählen und zu glauben, was er für das Rechte hält.
Am 11. Februar 1889 krönte die Regierung ihr Reformwerk
durch Verkündigung der schon im März 1868 vom Kaiser ver-
sprochenen Verfassung, die 1890 in Kraft trat. Man hat dabei
das preuisische Staatsgrundgesetz zum Muster genommen. Am
25. November 1890 wurde der erste Reichstag in Japan eröffnet.
Einmal schien der Fremdenhals in Japan neu zu erwachen,
als der Einspruch von Rufsland, Deutschland und Frankreich
gegen die Abtretung der Halbinsel Liao tung Japan die goldenen
Früchte der blutig erkämpften Lorbeeren raubte, und sie, ein
meisterhafter Schachzug der russischen Diplomatie, geschickt
Rulsland in die Hände spielte. Schon sah sich die Regierung
genötigt, die fremden Gesandtschaften und Konsulate durch
starke Polizeidetachements bewachen zu lassen, als die Er-
füllung ihres Hauptwunsches die Japaner ihren Fremdenhafs
vergessen machte. Dieser war die Revision der Verträge, in
denen besonders die Konsulargerichtsbarkeit der fremden Staats-
angehörigen Anstoß bei den Japanern erregte. Japan hatte
durch die Reform seiner Gesetzgebung nach europäischem Muster
den Beweis geliefert, dafs es auf kulturellem Gebiete Gleich-
berechtigung beanspruchen könne. Die auswärtigen Mächte
fanden sich daher bereit, auf die Konsulargerichtsbarkeit ihrer
Untertanen zu verzichten. Zuerst schlois England im Juli 1894
einen neuen Scbiffahrts- und Handelsvertrag ab, dann folgten
15
— 226 —
die übrigen Mächte, die Vereinigten Staaten von Nordamerika
1894. Frankreich, Italien, Rufsland, Belgien 1895, Deutschland,
Schweden und Norwegen, die Schweiz, die Niederlande und
Österreich-Ungarn 1896. In diesen neuen Verträgen, welche
1899 in Kraft traten, wurde den Untertanen der betreffenden
Staaten als Ersatz für den Verzicht auf die Konsulargerichts-
barkeit das Recht, im ganzen Lande Handel zu treiben,
gewährt. Sie bedeuten für Japan eine neue Zeit in seinen
auswärtigen Beziehungen, weil es dadurch von den übrigen
Kulturstaaten als gleichberechtigte Macht anerkannt und wie
das Glied einer Kette mit den Staaten Europas und Amerikas
vereinigt ist.
Handels- Werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der
verträge ' Handelsverträge. Seit der dritte Shogun aus dem Hause
Tokugawa, Jemitsu, um Verwicklungen mit Spanien und Por-
tugal zu vermeiden, Japan von der übrigen Welt abgeschlossen
hatte, wiesen seine Nachfolger mit Entschlossenheit alle Ver-
suche der europäischen Mächte zurück, mit Japan in Handels-
und Freundschaftsbeziehungen zu treten. Vergebens hatten
die Engländer 1674 versucht, die von ihnen im Jahre 1623
aufgegebenen Handelsverbindungen wieder anzuknüpfen; ihre
Unterhändler wurden vom Shogun nicht empfangen und muüsten
unverrichteter Dinge heimkehren. Die gleichen Mifserfolge
hatten die russischen Gesandten Laxmann 1782 und Krusen-
stern, der vom 9. Oktober 1804 bis 19. April 1805 in Nagasaki
weilte, aber stets aufs neue abschlägige Antworten von Yedo
erhielt. Erneute Versuche der Engländer 1803 und 1811 waren
ebenso erfolglos. Indessen erkannte die Regierung in Yedo
immer mehr, dafs sie die Forderungen der Fremden erfüllen
müsse. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten Kali-
fornien erworben; das kleine Fischerdorf San Franzisko blühte
durch die entdeckten Goldfelder schnell zu einer bedeutenden
Handelsstadt empor. Infolge des Friedens von Nanking 1842
wurde China zum Teil den Fremden geöffnet. Der schnell sich
entwickelnde Welthandel führte mit jedem Tage mehr eng-
lische und amerikanische Schiffe in die japanischen Gewässer.
Das System der Absperrung Japans von der Aufsenwelt wurde
unhaltbar und es gelang dem amerikanischen Kommodore Perry,
den ersten Handelsvertrag zwischen Japan und den Vereinigten
Staaten abzuschliefsen. Am 8. Juli 1853 lief er mit einer
— 227 —
Expedition von vier Kriegsschiffen in den Hafen von Uruga
unweit des heutigen Yokohama, ein ; er überbrachte einen Brief
des amerikanischen Präsidenten Fillmore an den Shogun, in
welchem um einen Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen
Nordamerika und Japan gebeten wurde und am 31. März 1854
wurde dieser Vertrag in Kanagawa im Busen von Yedo ab-
geschlossen. Die Häfen Shimoda auf der Halbinsel Izu und
Hakodate auf der Insel Yezo wurden dadurch für die amerika-
nischen Schiffe geöffnet. Schnell folgten die Engländer, die
am 14. Oktober 1854 den am 9. Oktober 1855 ratifizierten Ver-
trag von Nagasaki schlössen, welcher aufser den obigen zwei
Häfen noch Nagasaki öffnete. Dieselben Häfen wurden für
russische Schiffe durch den am 7. Februar 1855 abgeschlossenen
und am 7. Dezember 1856 ratifizierten Handels- und Grenz-
vertrag von Nagasaki eröffnet. Diesen ersten Verträgen folgten
bald neue, und zwar mit Nordamerika am 17. Mai 1857, rati-
fiziert am 30. Mai 1858 zu Washington, mit Holland am
23. August 1856, am 16. Oktober 1857 und am 18. August 1858,
mit England am 27. August 1858, mit Frankreich am 9. Oktober
1858, ratifiziert am 22. September 1859.
Am 1. Juli 1859 wurden den Vertragsmächten die Häfen
Hakodate, Nagasaki und Yokohama geöffnet; am 1. Januar 1860
kam hinzu der Hafen von Niigata an der Westküste und am
1. Januar 1863 Hiogo (Kobe) und Osaka. In diesen Häfen war
es Ausländern gestattet, Grundbesitz zu erwerben, ohne Ver-
mittelung von japanischen Beamten direkt mit dem japanischen
Volke Handel zu treiben, Häuser und Kirchen zu erbauen und
ihre Eeligionsgebräuche auszuüben. Am 1. Januar 1862 wurde
auch in Yedo ein abgegrenztes Terrain, die Konzession, den
Ausländern übergeben, wo sie Handel treiben durften. Die
Gesandten und Konsule hatten die Jurisdiktion über die Unter-
tanen ihrer Länder und es war ihnen gestattet, das Innere des
Landes zu bereisen. Verboten war nur der Import von Opium
und die Ausfuhr von gemünztem Kupfer. Die gleichen Ver-
träge schlössen Portugal 1860, Preulsen für sich und den Zoll-
verein am 24. Januar 1861 , die Schweiz am 6. Februar 1864,
Belgien 1866, Schweden und Norwegen 1868, Norddeutscher
Bund 1868, Österreich- Ungarn 1869; dieser letzte Vertrag
wurde durch die Meistbegünstigungsklausel der mafsgebende
für alle Vertragsmächte. Die ferneren Verträge mit den
15*
— 228 —
Sandwich -Inseln, China mit Korea 1876, Mexiko und Nicaragua
1892 enthalten wesentlich günstigere Bedingungen für Japan.
Gleichzeitig mit dem Abschlufs der Handelsverträge wurde
das Verbot des Shogunes Jemitsu aufgehoben, welches den
Japanern untersagte, ihr Vaterland zu verlassen, und seither
gehen viele Japaner in das Ausland, um fremde Einrichtungen,
Wissenschaften und Erfahrungen zu studieren, um sie, heim-
gekehrt, zum Gemeingut ihres Volkes zu machen. Japanische
Kaufleute und Arbeiter erwerben sich in Hawai, Amerika,
China, Korea usw. ihren Lebensunterhalt.
Der Abschlufs der Handelsverträge und die Eröffnung des
Landes wurde von den Feinden des Shogunates als Privilegium
des Kaisers bezeichnet, welches der Shogun usurpiert habe und
dadurch zum Rebellen geworden sei. Der Groll des Volkes
wurde geschickt zur lichten Flamme geblasen und das Sho-
gunat fiel.
Der Abschlufs der Handelsverträge hatte ein nicht geahntes
Aufblühen des Handels und der Industrie zur Folge. Die nach-
stehende Tabelle gibt einen Überblick über den Wert des Ge-
samtaufsenhandels Japans von 1891 bis 1901. In Tausenden
Yen bezifferte sich derselbe.
Ausfuhr.
Einfahr.
Gea&mthandel.
1891
79527
62727
142254
1892
91103
71326
162429
1893
89713
88257
177970
1894
113246
117482
230728
1895
136112
129261
265373
1896
117843
171674
289517
1897
163135
219301
382436
1898
166199
324701
490900
1899
218382
229059
447441
1900
209563
318358
527921
1901
257607
261 146
518753
Innere Verhältnisse.
Als der Kaiser den Regierungssitz und seine Residenz
nach Tokio verlegte, sah er sich gezwungen, seine Leibwache
(Shimpei) gegen den Wunsch seiner Räte mitzunehmen; diese
unterstützte die reaktionäre fremdenfeindliche Partei, welche
sich jedem Fortschritte widersetzte. Durch mehrere aufeinander
— 229 —
folgende Exzesse sah sich der Kaiser genötigt, seiner Leib-
wache den Befehl zn geben, nach Kioto zurückzukehren; auf
dein Marsche dorthin wurde der Kriegsminister von den er-
grimmten Garden als fremdenfreundlich gesinnt ermordet. Die
Lage des jungen Herrschers in Tokio war in den ersten Jahren
durchaus unsicher und die Aufgabe seiner Räte eine sehr
schwierige; sie veranlagten den Kaiser, zuerst die Taikwa-
Konstitution vom Jahre 786 n. Chr. wieder einzuführen; dann
beschwor der Kaiser vor einer Versammlung des Hofes und
des Adels (April 1868), ein Parlament zusammenberufen zu
wollen. Trotz aller Hindernisse der reaktionären Partei machte
die Eeform mächtige Fortschritte. Die Fürsten von Satsuma,
Choshiu, Toza und Hizen übergaben die Regierung ihrer Länder
dem Kaiser (März 1869), der diese annahm; ihnen folgten
alle anderen Fürsten. Die bisherigen Landesherren wurden
vom Kaiser zu Gouverneuren ihrer früheren Länder ernannt,
die den Namen Han erhielten, dann aber nach der neuen Ein-
teilung des Landes in Provinzen, Ken, die unter kaiserliche
Regierungspräsidenten gestellt wurden, nach Tokio berufen
(1871). Schon bei ihrer Ernennung zu Gouverneuren hatten
die Fürsten den größten Teil ihres Einkommens für Verwaltungs-
zwecke abgeben müssen. Jetzt wurden die Abfindungen der
bisherigen Samurai festgesetzt; diese erhielten den sechsfachen
Betrag ihres erblichen Jahreseinkommens und den vierfachen
Betrag ihrer zeitweiligen Einkünfte zum Teil in bar, zum Teil
in achtprozentigen Obligationen ausgezahlt, wodurch die meisten
Samurai bald finanziell zu Grunde gingen; sie legten ihre
Waffen nieder und ergriffen jedes beliebige Gewerbe. Die
Klassengrenzen wurden abgeschafft und ein neuer Adel ge-
schaffen, der aber nur Ehrenrechte besitzt. Die bisherigen
Lehen der Bauern wurden persönliches Eigentum. Im Jahre
1872 wurde der Verkauf von Grund und Boden und 1875
dessen Teilung gestattet. Handel und Gewerbe wurden von
allen früheren Beschränkungen. Gildenzwang usw. befreit.
Diese durchgreifenden Neuerungen waren natürlich die Ur-
sache von mehreren inneren Unruhen, die früher erwähnt sind,
von denen der Aufstand in Satsuma 1877 nur mit gro&er
Mühe unterdrückt werden konnte.
Der schnelle Zusammenbruch des Feudalwesens wurde
hauptsächlich dadurch erleichtert, dals durch die allgemeine
— 230 —
Erblichkeit der Ämter die wirkliche Macht seit langer Zeit in
die Hände des kleinen Adels gekommen war. Er hat die
Revolution gemacht, seine Mitglieder Vorteile aus ihr gezogen
und diese leiten noch heute die Regierung. Die Revolution
hatte von Anfang an, obgleich sie vom Adel ausging, einen
demokratischen, ja man kann sagen demagogischen Anflug.
Die Mitglieder des kleinen Adels waren es, die die Feudal-
fürsten wie den Hofadel beseitigten und den Samurais ihre
Vorrechte nahmen. Den Kaiser selbst hielten sie, weil sie
dessen Ansehen für sich nötig hatten; allein schon seit langer
Zeit existiert unter ihnen eine Partei, welche die Republik
verlangt.
In Wirklichkeit haben die früheren Fürsten dadurch, dafs
sie mediatisiert sind, nur gewonnen, indem sie eine Schein-
gewalt, eingeschlossen in ihren Burgen und Schlössern, gegen
ein reiches Einkommen, hohe Adelstitel und Freiheit zur Arbeit
und zum Genuüs eingetauscht haben.
Am meisten verloren haben bei der Umwälzung die Samurais,
welche ihr Ansehen, ihren Einfluls, ihre Beschäftigung und ihr
Einkommen einbüfsten und die daher am unzufriedensten mit
der neuen Regierung waren; da sie den intelligentesten Teil der
Bevölkerung des Landes bildeten, mutete die Regierung ein
Hauptaugenmerk darauf richten, diese Klasse zu beschäftigen,
die leicht erregbar und zu Gewalttätigkeiten nur zu geneigt
ist; sie hat die äufsere Politik der Regierung sehr beeinflufst.
Noch heute ist diese Partei die einflufsreichste und mufs als
Führerin der neuen sozialen Entwicklung auf geistigem wie
materiellem Gebiete angesehen werden. An der Spitze der
meisten wirtschaftlichen wie geschäftlichen Unternehmungen
sowie der Tages- und sonstigen Presse stehen alte Samurai
oder ihre Nachkommen.
Religion. Auf religiösem Gebiet ist die Gegenwart ebenso verschieden
von der Vergangenheit wie in der Regierung. Nur die niedrigen
Volksklassen sind dem alten Glauben und Aberglauben treu
geblieben, während in den höheren Gesellschaftsklassen eine
vollständige religiöse Teilnahmslosigkeit an Stelle der aus
Buddhismus, Confuzianismus und Shintoismus zusammengesetzte
Staatsreligion getreten ist, nur der mit dem Shintoglauben eng
verbundene Ahnendienst hat noch einige Lebenskraft. Ob das
Christentum einst die eingeschlummerte Religiosität der Japaner
— 231 —
wieder erwecken wird, ist sehr zweifelhaft; nie wird dies da&
europäische oder amerikanische Christentum sein, höchstens ein
besonderes zusammengestelltes national-japanisches.
Am 11. Februar 1889 verkündigte der Kaiser die von ihm
im April 1868 gelobte Verfassung, die 1890 in Kraft trat.
Das preufsische Staatsgrundgesetz ist zum Muster genommen.
Am 25. November 1890 wurde der erste japanische Reichstag
eröffnet Die stärkste Partei war die konstitutionelle liberale,
die „Rikkenjiyuto" mit 132 Mitgliedern, ihr folgte die ge-
mäßigte liberale Partei „Kaishinto", die Regierungspartei zählte
120 Mitglieder. Die zweite Session 1891/92 wurde von der
Regierung geschlossen, weil sie die Bewilligung von Unter-
stützungsmitteln für die durch das furchtbare Erdbeben
28. Oktober 1891 Betroffenen nicht erlangen konnte. In der
nächsten Session 1892/93 wurde der Kampf der Opposition
immer heftiger, die Mittel zur Verstärkung der Kriegsflotte
worden abgelehnt, weshalb der Kaiser den Befehl gab, um die
Flotte ausbauen zu können, dafs sämtliche Beamte den zehnten
Teil ihres Gehaltes für sechs Jahre zu diesem Zwecke bei-
steuerten. Der Kaiser selbst stellte den zehnten Teil seines
Einkommens zur Verfügung. Ende 1893 mulste das Parlament
abermals aufgelöst werden, weil es die Regierung zwingen
wollte, die mit den fremden Mächten abgeschlossenen Verträge
strenger zu handhaben, wodurch die Regierung Mifehelligkeiten
mit dem Auslande befürchtete.
Am 15. Mai 1894 trat der neue Reichstag zusammen, der
für die Regierung dadurch günstiger wurde, dais die aus 120 Mit-
gliedern bestehende liberale Partei „Jiyuto" ihre Opposition gegen
die Regierung aufgab und schließlich Regierungspartei wurde,
Ihr langjähriger Führer Graf Itagaki trat sogar als Minister
des Innern in das Kabinett, Trotzdem wurde das Parlament
zwei Tage vor Schlufs der Session aufgelöst, weil es eine Adresse
an den Thron richtete, in welcher die innere und äulsere Politik
des Ministeriums gemiisbilligt wurde. Indessen der Ausbruch
des chinesisch-japanischen Krieges, dessen Erklärung mit Be-
geisterung vom ganzen Volke begrüi'st wurde, löste den Konflikt.
Am 15. Oktober 1894 berief der Kaiser das Parlament zu
einer außerordentlichen Session, in welcher eine Anleihe von
100 Millionen Yen zur Bestreitung der Kriegskosten bewilligt
wurde.
— 232 —
Marquis Ito, der als Ministerpräsident (1896) die Friedens-
verhandlungen mit China leitete, erwarb sich die Feindschaft
der altjapanischen Partei dadurch, daß er die Einmischung
von Deutschland, Frankreich und Rußland in der Liao-tung-
Frage nicht energisch zurückgewiesen hatte, und als der da-
malige Minister des Äußeren Graf Mutsu gezwungen wurde,
krankheitshalber sein Amt niederzulegen, gab dies die Ver-
anlassung zu einer Kabinettskrisis, die den Sturz des Mini-
steriums zur Folge hatte. Graf Matsukata wurde der Nach-
folger des Marquis Ito, unter ihm wurde die Goldwährung in
Japan eingeführt.
Im Januar 1898 trat Marquis Ito wieder an die Spitze
der Regierung, übergab aber schon im Juni sein Amt dem
Grafen Okuma, dem im November 1898 Feldmarschall Yama-
gata folgte.
Boxer- Im Frühjahre 1900 brachen in China die Boxer-Unruhen
Unruhen aus £\ s erstes Opfer wurde der Kanzler der japanischen Ge-
China, sandtschaft in Peking, Sugiyama, ermordet. Wenn auch Japan
in dem gemeinsamen Vorgehen der fremden Mächte, wahr-
scheinlich infolge der Eifersucht der verbündeten Mächte und
infolge eigener finanzieller Schwierigkeiten, nicht die hervor-
ragende Rolle gespielt hat, zu welcher es durch seine geo-
graphische Lage und seine Interessen in China berechtigt war,
so hat es doch auch hier wieder seine schon im chinesisch-
japanischen Kriege bewiesene vorzügliche Heeresorganisation,
die Tatkraft seiner Führer und die Tapferkeit seiner Truppen
gezeigt und der rechtzeitige Entsatz der in Peking belagerten
fremden Gesandtschaften ist in erster Linie das Verdienst der
Japaner. Die japanische Politik bleibt seither stets auf die
Integrität und Selbständigkeit Chinas bedacht, weshalb es sich
auch sofort dem dahin gehenden englisch-deutschen Abkommen
vom 16. Oktober 1900 anschlofs. Das beunruhigende Vorgehen
Rufslands in der Mandschurei und Korea führte am 30. Januar
1902 zu dem englisch -japanischen Bündnis, in welchem sich
beide Staaten verpflichten, sich gegenseitig zu unterstützen, um
die Selbständigkeit und Integrität von China sowohl als Korea
zu erhalten, falls einer von ihnen mit einer Koalition mehrerer
Staaten in Krieg geraten sollte.
Im Oktober 1900 trat Marquis Ito abermals als Führer
der ,,Seiyukar' (Partei der Verfassungsfreunde) an die Spitze
— 233 -
der Regierung, aber schon am 2. Juni 1901 bildete der Kriegs-
minister Feldmarsehall Eatsura ein neues Kabinett.
Den Vorsitz über die japanischen Kabinette von 1886
bis 1902 hatten:
Dezember 1886 bis März 1888 Hirobumi Ito,
April 1888 bis Oktober 1889 K. Kuroda,
Oktober 1889 bis Dezember 1889 L. Sanjo,
Dezember 1889 bis April 1891 A. Yamagata,
Mai 1891 bis Juli 1892 M. Matsukata,
August 1892 bis August 1896 Hirobumi Ito, zum zweiten
Male Ministerpräsident,
September 1896 bis Dezember 1897 M. Matsukata, zum
zweiten Male Ministerpräsident,
Januar 1898 bis Juni 1898 Hirobumi Ito, zum dritten Male
Ministerpräsident,
Juli 1898 bis Oktober 1898 8. Okuma,
November 1898 bis Oktober 1900 A. Yamagata, zum zweiten
Male Ministerpräsident,
Oktober 1900 bis Mai 1901 Hirobumi Ito, zum vierten Male
Ministerpräsident,
Seit Juni 1901 T. Katsura.
2. Abteilung.
Ethnographische Skizzen.
Die Japaner schreiben die Einführung des Ackerbaues der Acker-
Stammmutter ihres Herrscherhauses, der Sonnengöttin Ama- 1>au -
terasu, zu, doch ist es unzweifelhaft, dafs die chinesische Land-
wirtschaft der japanischen in ihrer weiteren Entwicklung als
Vorbild gedient hat. Wie in China stand auch in Japan der
Landmann (hyakusho) im Range über dem Handwerker (sho-
kunin), wie dieser über dem Kaufmann (akindo). Der wirk-
liche Eigentümer des Landes war der Tenshi (Kaiser); das
Volk hatte nur das Recht der Nutzniefsung. In der Zeit der
zahllosen Bürgerkriege bis zum Jahre 1590 waren die agrarischen
Verhältnisse in Japan trostlos, den Bauern wurden unerschwing-
liche Abgaben auferlegt. Zwar bestimmte der gröfste Feldherr
und Staatsmann, den Japan gehabt hat, Hideyoshi, im Jahre
1595, dafs die Grundsteuer den dritten Teil des eingeschätzten
Ertrages der Felder nicht übersteigen dürfe und Jeyasu, der
Begründer der Tokugawa-Shogunherrschaft, bestätigte dieses
Gesetz im sechsunddreifsigsten seiner hundert Gesetze; die
Geldnot brachte jedoch dieses Gesetz 1716 wieder zu Falle.
Eine neue Gefahr drohte der Landwirtschaft, als 1872 nach
der Restauration der Tenshiherrschaft eine Proklamation erlassen
wurde, welche die bisherigen Naturalleistungen durch Geld
ersetzte; aber trotz der allgemeinen Abneigung und des Wider-
standes, die diese Malsregel hervorrief, wurde sie überall durch-
geführt Gegenwärtig beträgt die gesamte Steuerleistung drei
bis fünf Prozent vom Schätzungswerte der Felder. Angebaut
waren im Jahre 1897:
2788845,2 Cho*) Reisfelder
639884 „ Gerste
*) 1 Cho = 99,1736 Ar.
238
651448.5 Cho Roggen
458239,2 „ Weizen
298596,1 „ Maulbeerbäume
58888 „ Teesträuche
11757488,3 „ Waldungen und Hara (Ödland).
Geerntet wurde im Jahre 1897:
8028698 Koku*) Gerste
33039293 „ Reis
6165792 „ Roggen
3811000 „ Weizen.
Für den Handel sind wichtig femer noch Raps, Pflanzen-
wachs, der Bast verschiedener Sträucher zur Papierbereitung,
Hanf und Baumwolle. Die Teeernte ergab 1897: 8470 182 Kwan
(1 Kwan = 8,2817 Pfund englisch). Die Landwirtschaft be-
schäftigte 1896: 5518040 Familien, darunter waren 3689852
ausschliefslich in derselben, die übrigen im Nebengewerbe tätig.
Erntestatistik für die Jahre 1897 bis 1901.
1897
1898
1899
1900
1901
Reis (Cho) ....
2787181
2817624
2839550
2828479
2847506
Reis (Koku) . . .
33039293
47387666
39698258
41415137
46914943
Weizen (Cho) . . .
458*239
465608
465332
468468
486885
Weizen (Koku) . .
3811000
4181888
4141205
4236850
4347035
Gerste (Cho) . . .
639884
659696
657216
644530
647860
Gerste (Koku). . .
8028698
8913560
8512726
8659487
8949321
Tee (Kwan) . . .
8470182
8443726
7643997
7643301
—
Zucker (Kwan) . .
13397873
14615473
17081863
17576717
—
Seide, Cocons (Koku)
2121944
2072339
2512562
2758903
2526181
Rohseide (Kwan). .
2166936
2134865
2'516645
2494656
2467162
Roggen (Cho) . . .
651449
681364
687275
693000
678042
Roggen (Koku) . .
6165792
7366605
6682021
7495836
7225594
Adams. Will Adams war der erste bekannte Engländer, der in
Japan seinen Wohnsitz hatte und in die Dienste der Regierung
trat. Er kam im Jahre 1600 nach Japan, wurde von dem
Shogun Jeyasu als Schiffsbauer angestellt und als diplomatischer
Agent bei der Ankunft europäischer Schiffe verwendet. Er
lebte in glänzenden Verhältnissen nahe dem heutigen Ejiegs-
hafen Yokosuka in Hemi, wo er 1620 starb und sein Grab
noch heute gezeigt wird.
Adauchi siehe Blutrache.
*) 1 Koku = 180,,-«k>7 Liter.
— 239 —
Den japanischen Adel kann man sehr alt oder sehr jung Adel
nennen, je nach dem Standpunkte, von dem man ihn betrachtet.
In seiner jetzigen Form datiert er vom 7. Juli 1884, als die
chinesischen Titel ko (Herzog), ko (Prinz), beide Titel werden
gleich ausgesprochen, die chinesischen Charakter sind aber ver-
schieden, kaku (Marquis), shi (Graf) und dan (Baron), vom Tenshi
(Kaiser) einer Anzahl hervorragender Männer verliehen wurden.
Dies ist die jetzige hohe Aristokratie. Allein vorher gab es
schon zwei Gattungen vom hohen Adel, die Kuge, welche vom
Kaiserhause abstammten und die Daimyos, die früheren Feudal-
fursten. Als das Feudalsystem fiel und die Daimyos ihre Feudal-
titel verloren, wurden sie und die Kuge zu Kwazoku, d. i.
blühende Familien, ernannt, unter welchen Namen noch heute
der hohe Adel in Japan zusammengefaßt wird. Dieser alte
Geburtsadel bildet den Kern des neuen Adels von 1884, zu
dem eine Anzahl von Männern kam, die sich für die Restauration
und nach derselben ausgezeichnet hatten. Die Mitglieder des
hohen Adels erhalten Pensionen aus der Zivilliste, sie haben
aber auch besondere Pflichten, z. B. dürfen sie nur mit Ge-
nehmigung des Kaisers heiraten. Eine Anzahl von ihnen sind
erbliche Herrenhausmitglieder.
Seit alter Zeit ist die Adoption in Japan allgemeine Volks- Adoption,
sitte in solchem Mafse, dafs man im wissenschaftlichen Sinne
von einer Genealogie in Japan, so sorgfältig wie sie geführt
wird, nicht sprechen kann, so allgemein ist die Adoption von
den höchsten Kreisen bis hinab in die niedrigsten. Sie ist der
Grund, dafe die japanischen Familien nie aussterben, aus
ihr erklärt sich, dafs berühmte Gelehrte und Künstler fast
stets Söhne hatten, die sich in dem Fache oder der Kunst
des Vaters auszeichneten; der Gelehrte oder Künstler hatte
eben seinen besten Schüler adoptiert. In früheren Zeiten war
die Adoption oft das Mittel, sich grölseren Besitz zu verschaffen,
nicht für den Adoptivsohn, sondern für den Adoptivvater, es
war nämlich Gebrauch, dafs die Söhne von hohen Adligen und
Würdenträgern von der Regierung ein Besitztum als Einnahme-
quelle erhielten, wenn sie mündig wurden. So kam es häufig
vor, dafe ein hoher Adliger, wenn er einen ein oder zwei Jahre
alten Sohn hatte, einen Jüngling von 15 Jahren, dem Alter der
Mündigkeit, adoptierte, um für ihn in den Besitz obiger Dotation
zu gelangen. Nun liefs er seinen eigenen Sohn von seinem
— 240 —
Adoptivsöhne adoptieren und bat dann, wenn dieser mündig
wurde, um ein neues Lehen. Ähnlich wie in der hohen Gesell-
schaft geschieht es noch heute in der Geschäftswelt. Der
Kaufmann adoptiert seinen ersten Buchhalter und gibt ihm
einen Geschäftsanteil, dann adoptiert dieser den Sohn seines
Adoptivvaters in der Voraussetzung, dals er sich vom Geschäfte
zurückzieht, wenn sein Adoptivsohn mündig wird. Hat der ge-
wesene Buchhalter einen Sohn, wird dieser wieder von seinem
Adoptivbruder adoptiert, so tritt eine abwechselnde Geschäfts-
leitung ein; der Familienname bleibt aber stets derselbe.
Agar- Agar-Agar ist ein Präparat aus verschiedenen Algen,
gftr ' welches als Algen- Gallert bezeichnet werden kann. Es wird
an Stelle von Gelatine, Hausenblase und verwandten Stoffen
sowohl im Haushalte, wie in den Gewerben, z. B. als Appretur-
mittel bei Geweben verwendet. Zur Herstellung werden die
Kanten-Kräuter (Gelidum corneum Lamour) und verschiedene
andere Florideen verwendet. Nachdem dieselben an der Luft
getrocknet und bis zum Gebrauche trocken aufbewahrt sind,
werden sie in frischem Wasser, in welchem sie bald zu einer
gallertähnlichen Masse aufquellen, ausgesüfst und gereinigt.
Hierauf kocht man sie in einem Kessel mit Wasser, wobei sie
sich leicht und vollständig lösen. Die klebrige Flüssigkeit
wird nun durch einen hanfleinenen Beutel in ein Gefäfs ge-
preist, in welchem sie beim Erkalten zu Gallert konguliert.
Diese Masse wird geschnitten und die Stücke auf Bambus-
geflecht oder Matten völlig ausgetrocknet. Agar-Agar bildet
einen ziemlich wichtigen Ausfuhrartikel von Kobe, im Jahre 1900
wurden davon 14445 Picul im Werte von 964322 Yen exportiert.
Aino. Die Ainos nennen sich selbst Aino, d. h. Mann, sie sind eine
eigentümliche Rasse, die jetzt nur noch auf der Hokkaido, Yezo
und einigen Kurilen (Chiskima) existiert, früher aber über den
japanischen Archipel weit verbreitet war. Die Japaner, welche
wahrscheinlich von Südwesten einwanderten, drängten die Ur-
einwohner immer mehr nach dem Osten und Norden. Dals das
Land früher im Besitz der Ainos war, zeigen die Namen vieler
Orte, die noch heute die alten Ainos -Namen behalten haben,
z. B. Noto, der Name der grofsen Halbinsel, welche sich in die
japanische See erstreckt (Not tu, d. h. Halbinsel in der Aus-
spräche) oder Tonegawa, der Tonefiufs nahe Tokio (tonne ist
lang in der Ainosprache) und hunderte anderer Namen. Die
— 241 —
Japaner scheinen sich mit den Ainos nur sehr wenig gemischt
zu haben. Diese sind die am meisten behaarte menschliche
Kasse, ihr üppiger schwarzer Bart und ihre mit Haaren be-
deckten Glieder stehen im grellen Kontraste mit den Japanern,
deren Bart nur spärlich und deren Körper nur wenig behaart
ist. Sie sind kräftig gebaut, während die Japaner eher ein
zartes Volk sind. Die Weiber tätowieren sich einen Bart auf
die Oberlippe und geometrische Figuren auf ihren Händen und
Armen. Das Volk ist sanft und liebenswürdig, aber sehr dem
Trünke ergeben und sehr schmutzig, das Baden ist ihm fast
anbekannt. Bis vor kurzer Zeit lebten die Ainos ausschließlich
von der Jagd und dem Fischfang, aber seit Yezo von den
Japanern angesiedelt wird, hören diese Unterhaltungsmittel
immer mehr auf. Infolge des Trunkes und der veränderten
Lebensweise sterben die Ainos sehr schnell aus. Die Zivilisation
hat in wenig Jahrzehnten das getan, was die jahrhunderte-
langen, man kann sagen, tausendjährigen Kämpfe gegen die
Japaner und untereinander nicht vermocht haben, diese kräftige
Rasse von der Erde verschwinden zu lassen. Ihre Zahl ist
heute noch etwa 17000 Seelen, die in vereinzelten Weilern an
der Küste und wenig im Innern von Yezo leben. Ihre Religion
ist ain einfacher Naturgötterdienst, sie verehren die Sonne, den
Wind, das Meer, den Bär usw. unter den Namen kamui, d. i.
Gott Der Bär, obgleich als Gott verehrt, wird mit groisen
Feierlichkeiten geopfert und gegessen. Dieses Bärenopfer bildet
den originellsten und malerischesten Teil des Ainolebens.
Das Wort Akupunktur ist abgeleitet von acus (Nadel) und Aku-
punktura (Stich) und ist das Heilverfahren , bei welchem man P^^tor*
durch Einstechen metallener Nadeln in weiche Teile des Körpers
lähmungsartige, krampfhafte, rheumatische Krankheiten usw. zu
heilen versucht. Die Kunst ist eine sehr alte und wurde in
China vor mehr als 2000 Jahren erfunden, später wurde sie in
Japan eingeführt, wo sie noch heute ausgeübt wird. Man be-
dient sich bei dieser Kunst besonderer Nadeln aus Gold, Silber
oder Eisen, deren Stärke von der Dicke eines Pferdehaares bis
zu l j 4 Linie variiert. Die Länge der Nadeln ist ebenfalls ver-
schieden, doch dürfen sie nicht länger als drei japanische Zoll
sein, da sonst ihre Handhabung zu schwierig ist. In Japan
wird diese Methode allgemein angewendet und durch Spezialisten,
namentlich aber durch Blinde, ausgeübt. Die Nadelstecher
16
— 242 —
heitsen „Hariutshi" und ihre Kunst „Sinrio" (Nadelbehandlung).
Die Ausübung erfordert groüse Gewandtheit und sehr feines
Gefühl. Das Einführen der Nadel in den menschlichen Körper
mufs mit grofser Vorsicht geschehen und darf daher nur lang-
sam ausgeführt werden. Es kann daher selbst der beste Nadel-
stecher an einem Tage nicht mehr als zwölf Kranke behandeln,
wobei jeder einzelne einen bis zwölf Nadelstiche erhält, deren
Entfernung voneinander von der Gröfse der erkrankten Stelle
abhängt. Die Japaner nehmen bei den meisten Erkrankungen,
besonders solcher örtlicher Natur, zur Akupunktur Zuflucht.
Diese Behandlungsweise wird von den besten japanischen Ärzten
anempfohlen, besonders bei Kolik, Magenschmerzen, Leibweh,
hysterischen Anfällen, Rheumatismus, Harnverhalten u.a.m.
Häufig werden auch Stiche in den Magen geführt, um Brech-
reiz zu erregen, oder in die Gebärmutter, vor und nach der
Geburt, wobei im ersteren Falle natürlich jede Verletzung der
Frucht vermieden werden mufs. Bei Ohnmächten sticht man
mit den grofsen Nadeln, bis Blutergielsungen eintreten. Wie
so oft bei der Heilkunst, wird auch hier häufig Mifsbrauch ge-
trieben, indem viele Charlatans bis in die Nacht hinein die
japanischen Strafsen durchziehen und ihre Dienste anbieten.
Ein vorsichtiges Stechen erregt fast gar keinen Schmers und
erfolgt weder eine Entzündung, noch andere Erscheinungen.
Es wird durch die Akupunktur eine Veränderung in der Blut-
zirknlation dadurch hervorgerufen, dafs sich das Blut nach der
Körperstelle hindrängt, an welcher die Stiche ausgeführt wurden.
Es ist dies eine Folge der Tätigkeit der Nerven, welche da-
durch hervorgerufen wurde, dafs dieselben durch die Nadelstiche
an ihren feinsten Verzweigungen getroffen wurden. (Siebold.)
Anti- Antimonit wurde in Japan seinem Wesen und Werte nach
monit, erst j n neuerer Zeit näher bekannt, ist aber bereits ein be-
achtenswerter Ausfuhrartikel geworden. Es tritt in dem alten
Schiefergebirge der größeren südlichen Inseln von Amakusa
durch Kiushin und Shikoku auf. Die reichste Antimongrube
des Landes ist die von Ojoinmura, Provinz Iyo, auf Shikoku,
sie liefert die gröfsten und schönsten Spiefsglanzkristalle, welche
mann kennt. Exportiert wurden:
1898 2230644 Kin im Werte von 216598 Yen
1899 1743075 ,. „ „ „ 206516 „
1900 627712 „ „ „ „ 107708 „
— 243 —
Früher waren zur Linderung der Notdürftigkeit bei den Armen-
Präfekturen Fonds durch das Gesetz vorgesehen, aus denen die wesen -
Notleidenden der betreffenden Präfektur unterstützt wurden;
ein Zentralfond ergänzte die Präfekturfonds, wenn von diesen
mehr als fünf Prozent verausgabt waren. Im Jahre 1899 wurde
der Zentralfond abgeschafft; das neue Gesetz bestimmte, dafe
die Fonds der Präfekturen mindestens aus 500000 Yen zu be-
stehen haben. Wenn von diesen mehr als fünf Prozent veraus-
gabt wurde, so ist ein Drittel dieses Betrages vom Schatz-
amte zu Anfang des neuen Fiskaljahres zu ersetzen. Die
Unterstützungsstatistik wies für die ersten drei Monate des
Jahres 1899 eine Ausgabe von 65369 Yen auf; für die übrigen
neun Monate, welche unter das neue Gesetz fielen, waren die
Ausgaben:
Für Unterkunft 4326 Yen
„ Nahrungsmittel 144750 „
„ Kleidung 5100 „
„ Medikamente 3559 „
„ provisorische Wohnungen .... 141097 „
„ Neubegründung von Haushaltungen 27161 „
„ verschiedene Unterstützungen . . 676 „
Total 326669 Yen.
Außerdem gewährt die Regierung Unterstützungen: der
äußersten Armut, Hilflosen und Verlassenen. Im Jahre 1899
erhielten 21228 Personen 158989 Yen, verglichen mit dem
Jahre 1883/84 6018 Personen 44800 Yen. Aufserdem wurden
Ende 1899 2942 Findelkinder erhalten und für dieselben in
diesem Jahre 29 331 Yen verausgabt. Neben diesen Einrich-
tungen werden von der Privatwohltätigkeit verschiedene Arbeits-
häuser unterhalten (Statesman's Handbook 1903).
Die Ashigaru waren zur Zeit der Tokugawa-Shogune dieAshigaru.
gemeinen Soldaten, sie trugen zwei Säbel, ohne Samurai zu
sein. Die Ashigaru des Shogunes hielsen Yoriki, sie taten im
allgemeinen den Dienst, welchen unsere Polizeidiener verrichten,
wohnten in Kasernen und rückten bei ausbrechenden Unruhen
gegen den Feind ins Feld. Ähnlich war die Beschäftigung der
Ashigarus, der Daimyos und Hatamotos, doch waren diese
gleichzeitig die wirklichen Bedienten ihrer Herren und wurden
nur Soldaten, wenn ein Feind zu bekämpfen war. Häufig wurden
16*
- 244 —
kräftige Burschen, die keine Familie hatten, von den Daimyos
zuerst als Chugen angestellt und dann za Ashigarus befördert.
Die Bezahlung der Ashigaras war so gering, dafs sie meist
gezwungen waren, durch Nebenbeschäftigung ihre Familien zu
ernähren. Trotz ihrer Armut genossen sie jedoch bei den
Bürgern und Bauern ein gewisses Ansehen.
Awabi siehe See- und Wasserprodukte.
Baden. Reinlichkeit ist eine der originellen Eigenschaften der
japanischen Zivilisation. Fast alle anderen Eigentümlichkeiten
stammen aus China, aber nicht das Baden und die Reinlichkeit.
Obgleich wir in der Mythologie lesen, daß der Gott Izanagi
nach dem Besuche bei seiner verstorbenen Gattin in der Unter-
welt sich durch ein Bad reinigte, und Abwaschungen einen
Teil des Shintoritus bilden, hat doch die Reinlichkeit, durch
welche sich die Japaner vor allen anderen Völkern auszeichnen,
nichts mit der Religion zu tun. Die Japaner sind reinlich aus
Bedürfnis, ihre heifsen Bäder, sie baden sich selten unter 35 ° R.
geben ihnen Kühle im Sommer und Wärme im Winter. Lau-
warmes Wasser hat im Winter eine fröstelnde Reaktion auf
den Körper, hei&es Wasser aber nicht, die Körpertemperatur
wird durch das heifse Bad erhöht und verhindert eine Er-
kältung nach dem Bade. Im Sommer empfindet der Körper
beim Verlassen des heilsen Bades selbst die Sommerhitze als
angenehme Kühle. Mithin kühlt das heilse Bad im Sommer
und wärmt im Winter, für um so längere Dauer anhaltend, je
heifser das Bad ist. In Tokio existieren über 800 öffentliche
Bäder, in denen täglich nach der Statistik über 300000 Menschen
baden, der Preis eines Bades ist für einen Erwachsenen 1 Sen
3 Rin oder etwa 3 Pfennige, für Kinder 1 Sen oder 2 Pfennige.
Aufser diesen öffentlichen Bädern ist in jedem respektablen
Hause ein Badezimmer. Im gleichen Verhältnisse wie in Tokio
sind in jeder Stadt, in jedem Dorfe fast öffentliche Bäder und
wo diese fehlen, baden sich die Japaner in ihren Badetubben
vor ihren Häusern, da ihnen in denselben der Platz fehlt und ein
Hofraum fast nie vorhanden ist, ja auf der Strafse, wenn nicht
ein Polizeibeamter in der Nähe patrouilliert, denn das Baden auf
der Stralse ist von der Regierung, dem westlichen Schamgefühl
Rechnung tragend, verboten. Die Reinlichkeit steht dem Japaner
höher, als uns das Schamgefühl oder die Prüderie. Europäer
— 245 —
werfen der japanischen Reinlichkeit vor, dafe die Japaner nach
dem Bade ihre staubigen Kleider wieder anziehen. Aller-
dings haben die Japaner nicht unser Bedürfnis, täglich frische
Wäsche anzulegen, aber dafür sind ihre Körper durch das be-
ständige, oft täglich mehrmalige Baden und frottieren so sauber,
dals die Kleider, mögen sie von auisen staubig sein, doch innen
nicht schmutzig sind. Ein japanisches Gewühl ist nie un-
appetitlich und irritiert unsere Nasennerven fast nie. Der Vor-
zug der japanischen Bäder ist dadurch bewiesen, dafs fast alle
Ausländer, welche in Japan leben, ihre gewohnten kalten Bäder
mit den japanischen heißen vertauschen. Es scheint auch, dals
für das Klima hier hei&e Bäder zuträglicher sind, als kalte,
denn die Europäer, welche den kalten Bädern treu bleiben, leiden
meistens an Rheumatismus, Fieber oder an endlosen Erkältungen,
so dals die meisten schließlich so baden wie die Japaner.
Bambus wird im ganzen Lande gezogen, hauptsächlich für Bambus,
den eigenen Gebrauch, aber auch in der neueren Zeit für den
Export und da die Nachfrage des Auslandes immer steigt, so
dehnt sich auch die Kultur aus. Die Bambusarbeiten werden
mit grofser Sauberkeit ausgeführt, sie sind sehr billig und
haltbar. Seitdem die Kohle der Bambusfaser für die Glühlichte
(Edison-Lampe) benützt wird, hat dieser Industriezweig einen
ziemlichen Umfang angenommen. Eine grofse Anzahl von Stöcken,
Angelruten, Schirmgestellen usw. werden jährlich exportiert und
ist auch hier die Nachfrage in stetem Steigen. Der Export wertete
1898 512462 Yen
1899 282587 „
1900 347650 „
Während im Altertum und dem Mittelalter Hanf der Baum-
wichtigste Paserstoff in Japan war, ist seit der Regierung der wolle *
Tokugawa-Shogune 1600—1867 die Baumwolle an dessen Stelle
getreten. Für manche Teile des Landes hat die Kultur dieser
wichtigen Pflanze eine hervorragende Bedeutung. Die mit
Baumwolle bepflanzte Fläche war im Jahre 1892 71432 Cho
und der Ernteertrag 12584818 Kwan, der Preis für rohe
japanische Baumwolle war 19 Yen pro 100 Kin = 60,104 Ko.
Die hauptsächlichsten Baumwollbezirke liegen in einer von
Osten nach Westen sich ziehenden Linie, welche mit der Tokio-
Ebene beginnt, entlang der Tokaido über Osaka nach der In-
landsee sich erstreckt und die Bezirke Ibaraki, Tochiji, Chiba,
— 246 —
Saitama, Yamanashi, Shizuoka, Aichi, Miye, Gifu, Wakayaiua,
Osaka, Hyogo, Tottori, Okayama, Shimane, Hiroshima, Ehime,
und Yaraaguchi umfaßt. In allen anderen Bezirken ist die
Produktion unbedeutend. An der Spitze dieser Kultur steht
Osaka, das japanische Manchester, wie es mit Stolz von den
Japanern genannt wird. Für die mächtig emporgewachsene
Baumwollindustrie genügt jedoch die selbstproduzierte Baum-
wolle bei weitem nicht, es ist vielmehr jetzt dieser Rohstoff der
wichtigste Importartikel geworden. Es wurden im Jahre 1900
eingeführt: 2463672 Picul im Werte von 58500002 Yen. Es
wertete also von dem Gesamtimport Japans in diesem .Jahre
von 287261846 Yen die Rohbaumwolle allein etwa x /ö-
Die japanische Baumwolle ist so schlecht, dajfe sie durch die
importierte verdrängt ist, sie ist kurz, grob und hart, es fehlen
ihr infolgedessen die Eigenschaften, sie zu einem feinen Faden zu
verarbeiten. Schon seit Jahren werden Versuche mit amerika-
nischem Samen gemacht. Aus dem bis jetzt konstatierten Fort-
schritte schliefet man, dafs es vielleicht gelingen wird, eine
wirklich gute Baumwolle in Japan erzielen zu können.
Baum • Die erste mechanische Baumwollspinnerei in Japan errichtete
industiie. & er Daimyo (Fürst) von Satsuma in Kagoshima. Auf Anregung
der Regierung traten weitere Spinnereien ins Leben : in Sakai,
Tokio, Osaka usw. Lange Zeit gediehen die neuen, meist
kleinen Unternehmungen gar nicht. Um 1882 wurde in Osaka
eine erheblich grö&ere Spinnerei von einer Aktiengesellschaft,
anscheinend ohne Staatshilfe, gegründet. Diese, 1883 in Be-
trieb gesetzt, war die erste, welche wirklich prosperierte. Als
sie infolge günstiger Konjunkturen 1887 für das erste Semester
26 Prozent, für das zweite sogar 34 Prozent Dividende pro
anno gab, war das der Anlafs zur erheblichen Erweiterung
bestehender und zur Gründung neuer Spinnereien. Ende 1886
waren 20 Spinnereien mit 65420 Spindeln im Betriebe, im Jahre
1891 war die Zahl auf 33 Spinnereien mit 270000 Spindeln und
bis Oktober 1898 auf 1233661 Spindeln gestiegen. Es ist dies
im Vergleich mit den grofsen Industriestaaten des Westens
noch nicht ausserordentlich viel, aber die japanischen Spinnereien
haben nicht allein den Import von Baumwollwaren sehr be-
schränkt, sondern sie exportieren bereits in ziemlich erheblichen
Mengen und haben die Hoffnung, dafs sie in Zukunft Ostasien
mit ihren Produkten werden versorgen können.
— 247 —
Diese Industrie hat ihre Hauptsitze in Osaka und Tokio.
Die besonders nach dem japanisch -chinesischen Kriege zahl-
reich gegründeten Spinnereien hatten durch die Unruhen in
China, dem Hauptabnehmer der japanischen Fabrikate, und
unter dem Falle des Silbers schwer zu leiden. Die im Jahre
1899 arbeitenden 80 Spinnereien sind auf 53 im Jahre 1902
zurückgegangen. Besserung wird erst eintreten, wenn China
wieder kaufkräftig und der Geldmarkt in Ost- und Südasien
mit Einschluß der großen Inselwelt stabiler geworden ist, denn
das sind die Absatzgebiete der jetzt bereits achtungswerten
japanischen Baumwollindustrie. Das Hauptgeschäft liegt in
Garnen, die Ende 1902 in 53 Spinnereien von 1200000 Spindeln
gesponnen wurden; diese exportierten 1902 Garne im Werte
von 20 Millionen Yen, hiervon 7 /s nac ^ China. Die gewebten
Stoffe und Kleidungsstücke im Werte von gegen 6 1 /, Millionen
Yen gingen hauptsächlich (5180000 Yen) nach Korea (weifse
Volkstracht); nach China und Hongkong namentlich Hand-
tücher im Werte von 686232 Yen; nach China, Hongkong
und Korea Decken im Werte von 225^91 Yen; Flanelle für
548787 Yen und Unterhemden und Hosen für 324430 Yen
aulser nach den genannten Ländern auch nach Britisch- und
Holländisch -Indien, während sich Hemden für 156796 Yen und
die Reste des vorgenannten Exportes auf Siam, die Philippinen,
Australien, Hawai, Russisch- Asien, die Vereinigten Staaten
und andere Länder verteilen.
Die Spinnereien haben sich in der ersten Hälfte des Jahres
1903 eines lebhaften Geschäftes zu erfreuen gehabt wie die
folgende vergleichende Statistik der ersten Monate der Jahre
1899 bis 1903 zeigt:
Banmwol lgarn:
Produktion
Export
Konsum in Japan
Ballen
Ballen
Ballen
1899
416637
191796
224841
1900
426576
141603
284973
1901
360772
122459
238313
1902
449715
98359
351 356
1903
456726
164916
291809
Die Kenntnis von dem Reichtume Japans an edlen Metallen Bergbau,
ist so alt wie die Kunde von dem Lande; war doch der Be-
richt von Marco Polo über den Goldreichtum von Zipangu oder
— 248 —
Japan einer der Faktoren, welche zur Entdeckung Amerikas
führten. Mit diesen märchenhaft übertriebenen Schätzen Japans
an edlen Metallen stehen die statistischen Nachweise der Er-
träge der Bergwerke im schroffen Widerspruche. Von Mitte
des 16. Jahrhunderts, um welche Zeit die ersten Handels-
verbindungen zwischen Portugal, Holland, England und Spanien
einerseits und Japan andererseits angeknüpft wurden, bis zum
Jahre 1642, wo Japan die Verbindung mit dem Auslande ab-
brach, wurden ohne Zweifel Gold und namentlich Silber von
den Holländern in groisen Mengen ausgeführt Im genannten
Jahre hörte dieser Export völlig auf und trat an dessen Stelle
der Export von Kupfer, sehr zum Vorteile der Holländer, die
sich durch Kriechen vor den Machthabern in Japan und Ver-
rat der Nichtbolländer und der Christen das Privilegium er-
schlichen und erbettelt hatten, auf Deshima einer kleinen Insel vor
Nagasaki mit Japan Handel zu treiben. Als das Land geöffnet
wurde, hatten die alten Gold- und Silberminen nur geringes
oder gar kein Erträgnis. Mit den Fremden kamen die über-
triebensten Berichte über den Reichtum Japans hierher und
die Regierung glaubte nun mit dem alten System brechen zu
müssen, um sich durch Benützung der technischen Hilfsmittel
und der reichen Erfahrungen der Europäer und Amerikaner in
den Besitz der vermeintlichen verborgenen Schätze zu setzen.
Es wurde eine grofse Zahl Bergingenieure aus Amerika, Eng-
land, Frankreich und Deutschland als Ratgeber engagiert,
welche aber sämtlich nach Ablauf ihrer Kontrakte entlassen
wurden, weil sie trotz ihrer Technik und reichen Erfahrung
nichts ausrichten konnten. Die Japaner hatten eben ihr Land
nach wertvollen Metallen viel gründlicher durchsucht und die
meisten vorhandenen Gruben viel mehr erschöpft, als man es
angenommen hatte. Das Interesse des Volkes an der Auf-
findung und Hebung unterirdischer Schätze war schon lange
vorher ein sehr lebhaftes gewesen, wie zahlreiche Spuren alter
Schürfungen und Gruben im Lande sowie eine ziemlich reiche
Literatur und verhältnismäfsig gute und genaue Pläne und
Karten der Bergwerke beweisen. Die statistischen Berichte
über das Erträgnis der Bergwerke zeigen, dafs das Vorkommen
von Gold, Silber, Zinn, Blei, Zink und Quecksilber ein sehr
bescheidenes ist und sich mit dem vieler anderer Länder nicht
messen kann ; doch ist Japan sehr reich an Steinkohlen, Kupfer
— 249
ood Schwefel. Die folgende Tabelle gibt eine Übersiebt über
den Ertrag sämtlicher Minen in Japan von 1898 und 1899.
Regierungs- Privat- Regierangs- Privat-
bergwerke bergwerke bergwerke
1898/1899 1898 1899/1900
— 309145 —
— 16118242 —
— 5606335 —
Gold (Momme)*)
Silber (Momme)
Kupfer (Kwan)**)
Eisen (Kwan) .
Blei (Kwan) . .
Steinkohlen (Tonne)
Antimon (Kwan)
Schwefel (Kwan)
In der Provinz
210626
11068
16035
bergwerke
1899
446716
14978060
6473553
5813153
530154
6705763
250954
2729950
6085599 337880
454011 —
6684965
— 329893
— 2752348
Echigo (Niigata Ken) entwickelt sich
die Petroleumindustrie, die aber noch bei weitem nicht den
Bedarf des Landes zu decken vermag. Die Ausbeute betrug
1891: 100000 Hektoliter, 1900: 920000 Hektoliter, während
der Import von Petroleum 1900: 1850000 Hektoliter war. In
Wakamatsu ist eine grofse Eisengießerei, welche Roheisen,
Siemens -Stahl, Schienen und Eisenplatten erzeugt; die Erze
werden meistens aus China geliefert.
Das Kaiserreich Japan besteht aus den fünf Hauptinseln :Bevölke-
Honshiu (offiz.Niphon) 14492,21 DRi, mit den 166 Inseln 14571,i2DRi "2£2l
Shikoku .... 1151,24 „
74
1180,67 „
Kyushiu . . . . 2311,86 „
» n 160 »
2617,54 „
Hokkaido (Yezo) . 5056,78 „
» » 12 „
5061,90 „
Taiwan (Pormosa) 2253,24 „
11 n ^9 „
2259,90 „
und den kleineren Inseln und Inselgruppen:
Kurilen. . . . 1033,46 DRi
Sado 56,33 „
Oki 21,88 „
mit 1 Nebeninsel 21,89 DRi
Awaji 36,55 „
n * n
36,69 „
Iki 8,55 „
n *■ n
8,63 „
Tsushima .... 43,95 „
ii 5 n
44,72 „
Liukiu (Riukiu) . . 156,91 „
„ 55 Inseln .
. 156,91 „
Hokoto (Pescadores) 4,02 „
„ 47 „ .
• 8,20 „
Ogasawarajima(Bonin) 4,50 „
* 20 „ .
. 4,50 „
26631,48 DRi
27062,46 DRi
*) 1 Monne = 3,7565 Gramm.
**) 1 Kwan = 3,7565 Kilogramm.
— 250 —
Das Areal beträgt 27062,46 DRi mit einer Bevölkerung am
31. Dezember 1899 ohne Formosa:
22329925 Männer
21930679 Frauen
44260604 ~
mit Formosa Total 47382332 Einwohner.
Taiwan und Hokoto wurden im Frieden von Shimonoseki
1895 von China abgetreten. Ausgenommen von Formosa und
Hokkaido ist das Reich in 46 Departements (3 Fu und 43 Ken)
eingeteilt. Die 3 Fu sind : Tokio, Kioto, Osaka.
Die Bevölkerung wurde am 31. Dezember 1898 nach Klassen
eingeteilt in:
53 Mitglieder des Kaiserhauses (nicht in der Volkszahl)
4551 Kwazoku (Hoher Adel)
2105698 Shizoku, früher Vasallen der Daimyos oder frühere
Kriegerklasse Samurai (Niederer Adel)
41648166 Heimin (Bürger) inklusive 17573 Ainos auf Yezo.
Eingeschlossen in die Bevölkerungszahl sind die im Aus-
lande lebenden 133971 Japaner, von denen 90146 in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika und deren Kolonien, 15829
in Korea, 8215 in England oder englischen Kolonien und 3953
in Rufsland oder russischen Kolonien lebten. Am 31. Dezember
1900 war die Zahl der in Japan residierenden Fremden 12664,
von denen 6901 Chinesen, 2063 Engländer, 1474 Amerikaner,
554 Deutsche, 470 Franzosen, 176 Portugiesen, 71 Holländer,
189 Russen, 89 Schweizer und 20 Österreicher waren.
Die bedeutendsten Städte mit Einwohnerzahl sind 1898:
Tokio . .
. 1440121
Fukuoka.
66190
Osaka
821 235
Wakayama
63667
Kioto . .
. 353139
Tokushima
61501
Nagoya .
. 244145
Kumamoto
61463
Kobe . .
. 215780
Toyama .
59558
Yokohama
193762
Okayama
58025
Hiroshima
122306
Otaru . .
56961
Nagasaki
107422
Kagohisma
53481
Kanazowa
83662
Niigata .
53366
Sendai .
83325
Sakai . . .
50203
Hakodate
78040
Fukui . .
44286
— 251
Akamagaseki
Shidzuoka
Eofu .
Sasebo .
Sapporo
Matsuyama
Kochi .
Naba
Yamagata
Himeji .
Hirosaki
Matsaye
Mayebashi
Takamatsn
42786
42172
37561
37485
37482
36545
36511
35453
35300
35282
34771
34651
34495
34416
Otsu . .
34225
Mito . .
33778
Tsu . . .
33287
Morioka .
32989
Saga . .
. 35753
Utsunomiya
32069
Gifu. . .
31942
Takaoka .
31490
Matsumoso
31324
Nagano
31319
Takasaki .
30893
Yonezawa .
30719
Nara . .
30539
Das japanische Volk ist eines von den am wenigsten ge-
mischten Völkern der Erde; ausgenommen ist die Bevölkerung
der Liukiuinsel, wo sich seit Jahrhunderten die Japaner und
Chinesen mit den Ureinwohnern, wahrscheinlich Malaien, ge-
mischt haben und ein neuer Volksstamm mit sanftem Charakter
entstanden ist, sowie Formosa und die Nachbarinseln. In der
Gesichts- und Schädelbildung und ebenso in dem Körperbau
der Japaner ist der Typus der mongolischen Rasse unverkenn-
bar. Über ihrer Abstammung und der Zeit der Einwanderung
liegt das tiefste Dunkel. Den Koreanern stehen sie näher wie
den Chinesen. Die Japaner sind ein kleines und zartes Ge-
schlecht mit kleinen und schöngeformten Händen und Füfsen.
Die Hautfarbe zeigt alle Übergänge vom gelblichen Weifs
bis zum bräunlichen Gelb. Haupthaar und Iris sind fast aus-
nahmslos schwarz, der Bartwuchs der Männer ist schwach. In
geistiger Beziehung stehen die Japaner den höchstentwickeltsten
europäischen Nationen nicht nach. Auffassungsvermögen, Urteils-
kraft und Gedächtnis sind bei ihnen in hohem Grade entwickelt,
auch fehlt es ihnen nicht an starker Fantasie. Sie sind sehr
befähigt und geneigt, sich fremde Bildung und technische Er-
rungenschaften anzueignen.
In neuerer Zeit hat die Bierbrauerei bedeutende Fort-
schritte gemacht und haben die bestehenden Brauereien in Tokio,
Yokohama, Osaka und Sapporo bereits den Import des fremden
Bieres sehr beschränkt. Die Brauereien standen früher unter
Bier.
europäischer Leitung; jetzt sind die fremden Braumeister fast
alle entlassen und durch Japaner, die meist in Deutschland
gelernt haben, ersetzt. Das verwendete Material, Hopfen,
Gerste und Malz, wird vom Auslande, meistens aus Österreich,
bezogen. Der Export des recht guten Bieres steigt mit jedem
Jahre; er wertete im Jahre 1894 62596 Yen und im Jahre
1900 553296 Yen. Die Haupt exportländer sind bis jetzt Korea,
China, Französisch- und Britisch-Indien, Sibirien und die Philip-
pinen. Es ist wahrscheinlich, daß das japanische Bier in nicht
zu ferner Zukunft in Ostasien das vorherrschende sein wird.
• Der Konsum von Bier in Japan wird auch immer allgemeiner.
Büdcr§pe, In Kano an der Nakasendo wird hauptsächlich Bildcrepe,
japanisch japanisch Mon chirimen, gewebt. Damit sich die Muster vom
chirimen. matten Seidencrepe genügend abheben, müssen sie mit glänzen-
den, nicht gezwirnten Fäden gebildet werden, demnach entweder
mit der Kette oder auch mit Hilfe besonderer Einschlagfäden;
im ersten Falle — und das ist die gewöhnliche Art — ist der
Mon chirimen damastartig und unterscheidet sich im Aussehen
vom fassonierten Atlas vornehmlich durch den matten Grund;
im anderen Falle liegt das Muster auf und ist die Arbeit
brochiert oder brokatartig. Für beide Arten Mon chirimen
findet der Yama mai -Faden der wilden Seidenraupe eine sehr
interessante Verwendung. Beim gewöhnlichen Yamamai-Mon
chirimen oder gemusterten Yama mai-Crepegewebe werden die
Fäden des Eichenspinners (neun bis zehn Kokonfäden) zu einem
Kettenfaden vereinigt, in die Kette genommen und sowohl aus
ihnen als auch mit den gewöhnlichen Aufzugfäden auf dem
Zampelstuhle Bilder erzeugt, welche sich durch verschiedene
Färbung unterscheiden. Auch beim Färben solcher Gewebe,
was gewöhnlich in Kioto erfolgt, bleiben die Yama mai-Fäden
hell und glänzend, weil sie die Farbe nicht annehmen. Der
Preis für die Mon chirimen ist durchschnittlich acht Yen pro
100 Momme. Wie im Shima chirimen oder gestreiften Crepe
die Yama mai-Seide oft zur Erzielung gelblich-grüner, glänzen-
der Streifen verwendet wird, so wird sie auch zu Mustern für
Kudzu ito tsumugi oder Seidenabfallgeweben verwendet. Der
Preis für diese Seide ist durchschnittlich acht Yen pro 100 Momme.
Kanoko, Kanoko shibori oder Kanoko sha chirimen (Seidenflor-
gewebe oder Gaze mit einfacher Kette) wird ein eigentüm-
liches, leichtes, hügel- und wellenförmig gekräuseltes Seiden-
— 253 —
fabrikat genannt, welches von den japanischen Frauen als
Haarschmuck, aber auch als Halsbinden verwendet wird, wo-
bei man es in die Form einer Rolle bringt, die man an beiden
Enden mit Quasten versieht. In beiden Fällen bringt Kanoko
die beste Wirknng hervor. Es ist fast immer prächtig rot
oder violett gefärbt, mit gröfseren oder kleineren runden, weifsen
Flecken besät in regelmäßiger, netzförmiger Anordnung und
Abständen von einem Zentimeter oder mehr. Dieser Stoff wird
nur in Kioto angefertigt.
Der Biwa- oder Omisee ist der gröiste See Japans. Nach Biwa-
der Sage öffnete sich im Jahre 286 v. Chr. in der Provinz Omi qJJJL
nahe Kioto die Erde und es entstand der zirka 36 englische
Meilen lange und 12 Meilen breite See, der die Form einer
Biwa, einer viersaitigen Laute, haben soll; zu gleicher Zeit
erhob sich in der Provinz Suruga der Vulkan Fujiyama, dessen
letzter Ausbruch 1707 war; seither scheint er erloschen zu
sein. Der Biwasee ist etwa so grofe wie der Genfer See
und liegt nach Rein 100 Meter über dem Meeresspiegel; die
gleiche Tiefe soll er erreichen, aber an den meisten Stellen ist
er viel seichter. An der Westseite fallen die Hieizan- und
Hirayamaberge zu seinen Ufern herab, während das Ostufer
flach und eben ist. Einige kleine Inseln liegen im See, von
denen Chikubu shima im nördlichen Teile die bedeutendste ist.
Dieses Metall wird neben Silber und Kupfer gewonnen in Blei.
Eamioka (Provinz Hida), Hatasa (Provinz Mino), Sunagose in
Mutsu und Ishinowatari (Provinz Oshima auf Yezo). Blei kommt
jedoch nur in sehr bescheidenem Malse vor und das Erträgnis
der japanischen Bleibergwerke, welche auf armen Bleiglanz
bauen, deckt bei weitem nicht den einheimischen Bedarf; das
Blei wird hauptsächlich zum Füttern der Teekisten gebraucht
und ist daher der Bedarf ein sehr grofser.
Mehr als irgend ein anderes Volk lieben die Japaner die Blumen.
Blumen. Das ganze Volk, alt und jung, besucht zu gewissen
Zeiten die Orte, welche sich durch den Reichtum ihrer Blüten
auszeichnen. Diese Orte sind zur Blütezeit wahre Volksfeste
und kein Besucher Japans sollte versäumen, eines dieser reizen-
den Blumenfeste zu besuchen. Die Blütezeit ist:
Pflaumen .... Ende Januar bis März
Kirschen .... April
Azaleen . . .
Paeonien . .
Wisteria . .
Convolvolus .
Lotus . . .
Chrysanthemum
254 —
April
Ende April, Anfang Mai
Mai und Juni
Juli und August
Augast
Anfang November.
Ahorn schliefet der Japaner infolge seiner Blätterfarben-
pracht in die Gattung der Blumen; sie ist am schönsten im
November.
Blutrache Hatte jemand den Herrn oder die Eltern eines anderen
A oder hi S etötet > so mu &te der Sohn oder Vasall die Tat blutig rächen,
Kata- um die Seelen des oder der Getöteten zu versöhnen. Diese
kinchi. g^bne ist Adauchi oder Katakiuchi. Die erste bekannte Blut-
rache soll im Jahre 1192 ausgeführt sein. Als der Shogun
Minamoto Yoritomo im Hakone- Gebirge jagte, führten die
Brüder Soga Goro Tokimune und Juro Sukenari, nachdem sie
18 Jahre Mühen und Leiden ertragen hatten, ihr Vorhaben
aus und töteten im Lager Kudo Suketsune, der ihren Vater
erschlagen hatte. Die Rächer verfolgten häufig als Bettler
und Pilger verkleidet, zuweilen jahrelang ihren Vorsatz, bis sie
denselben ausführen konnten. Katakiuchi ist begründet auf
die Bücher des Confuzius, der lehrt: „Du sollst nicht leben
unter demselben Himmel mit dem, der deinen Vater erschlagen".
Die Tradition sagt, dafs Confuzius auf die Frage seines Schülers
Tsze Hea: „Was hat der Mann zu tun, mit dem, welcher
seinen Vater oder seine Mutter umgebracht hat?" geantwortet
habe: „Der Sohn soll auf einer Grasmatte schlafen mit seinem
Schilde als Kopfkissen, er darf keine Anstellung annehmen,
nicht unter demselben Himmel leben mit seinem Feinde, stets
mufs er seine Waffen bereit halten, um ihn niederzumachen,
wo er ihn trifft, im Felde oder in der Stadt." Das Gesetz-
buch „Vermächtnis von Jeyasu" sagt: „Was die Sühne für
ein begangenes Unrecht gegen den Herrn oder Vater anbetrifft,
so ist es von dem weisen und tugendhaften Confuzius vorge-
schrieben, dals du und der das Unrecht begangen hat, nicht
unter demselben Himmel leben sollst. Der Rächer hat von
seinem Vorhaben schriftlich den Gerichtshof in Kenntnis zu
setzen. Es soll ihm kein Hindernis in den Weg gelegt werden,
sein Verlangen auszuführen in der Periode, welche ihm zur
— 255 —
Ausführung bewilligt ist. Aber es ist verboten, dais die Be-
strafung des Feindes von Auflauf und Lärm begleitet ist. Die-
jenigen, welche unterlassen, ihr Vorhaben bekannt zu geben,
sollen abgeurteilt werden wie gewöhnliche Verbrecher." In
der Regel wurde infolgedessen dem Nachsuchenden die Er-
lanbnis erteilt und er in der Erfüllung seines Vorhabens unter-
stützt Hatte er seinen Feind gefunden, so wurde von der
Regierung eine Bambuseinfriedigung gemacht und ein Inspektor
gesandt, welcher den Kampf zu beaufsichtigen hatte; es ver-
sammelte sich dann ein Kreis von Zuschauem, um den Kampf
als etwas Bewundernswertes anzusehen. Wenn alles gut ver-
laufen war, erhielt der Rächer als Lohn das Besitztum seines
Feindes. So war allerdings das Gesetz, aber in Wirklichkeit
wurde die Erlaubnis selten eingeholt. Der Feind wurde im
geheimen aufgesucht und nachdem die Blutrache ausgeführt
war, wurde die Regierung davon benachrichtigt. Von dieser
wurde sofort ein Beamter ausgesandt, um den Tatbestand auf-
zunehmen und, nachdem die Untersuchung festgestellt hatte,
dafe es wirklich Katakiuchi gewesen war, unterliefe man ge-
wöhnlich, die Tat zu einem Verbrechen zu stempeln. Die be-
rühmteste Blutrache unter den Tokugawa-Shogunen war die
der 47 Ronin (s. d.) am 30. Januar 1703, welche von den ersten
japanischen Dichtern dramatisiert ist und bis heute das ganze
japanische Volk enthusiasmiert.
Bon no matsuri siehe Totenfest.
Gewänder aus Brokat, japanisch Nishiki. d.h. aus schwerem Brokat
gemusterten, mit Gold und Silber durchwirkten Seidengewebe,
dem reichsten und kostbarsten, welches die Textilindustrie
überhaupt liefert, gehörten zu den Zeremonienkleidern der
japanischen Fürsten, sowie zur Ausstattung der reicheren
Theater und buddhistischen Tempel. In Kioto stand die Brokat-
weberei unter dem speziellen Schutze des jeweiligen Kaisers,
und wenn sie sich daselbst bis auf den heutigen Tag trotz
der Ungunst der Zeit in ihrer vollen Leistungsfähigkeit er-
halten hat, so verdankt sie dies hauptsächlich der noch fort-
dauernden kaiserlichen Protektion und Aufmunterung. Man
unterscheidet Kioto ito nishiki, Goldfadenbrokat und Aya
nishiki 9 d. h. Seidendamast- Brokat oder mit Blumen durch-
wirkten Brokat.
— 266 —
Bronze. Von den zahlreichen Legierungen des Kupfers, welche für
das japanische Kunstgewerbe in Betracht kommen, sind folgende
vier Gattungen die hervorragendsten:
1. Shin chin, Messing, dasselbe enthält gewöhnlich 30 Prozent
Zink und 70 Prozent Kupfer.
2. Kara kane, Bronze; hierunter versteht man vielerlei
Legierungen des Kupfers mit Zinn, Zink und Blei, dem sich
zuweilen auch Antimon anreiht, wobei aber das Kupfer meist
vorwiegt.
3. Shibu ichi, eine Legierung aus Kupfer und Silber, bei
welcher der Gehalt von Silber sich zwischen 6 und 22 bewegt.
4. Shakudo, Kupfer, welchem 2 bis 15 Prozent Gold bei-
gemischt sind. In Tokio wird eine bewundernswerte Bronze-
gattung hergestellt, welche außerordentlich effektvoll durch
silberne Einlagen in den dunkeln und gelben Grund wirkt.
Die vielverbreitete Ansicht, dafs diese Kunst zurückgehe, findet
man, wenn man die Kunstmusstellungen besucht, nicht bestätigt,
im Gegenteil scheint dieselbe sich immer mehr zu vervoll-
kommnen; ein grofeer Künstler ist Jomi Seizuke in Kioto.
Das wichtigste Metall Japans ist das Kupfer, von dem
im Jahre 1902 im Werte von 10 V 2 Millionen Yen exportiert
wurde. Kupfer ist das Hauptbestandteil der Bronze. Anfangs
stand diese Kunst gänzlich im Dienste der buddhistischen
Religion, mit der sie um 600 n. Chr. von Korea herüberkam,
später wurde sie von den Machthabern unterstützt und aufge-
muntert, jetzt ist sie gleich den Lackarbeiten fast ganz zum
Kunsthandwerk geworden und stellt hauptsächlich Exportartikel
her. Der Export wertete 1902 328309 Yen, seine Hauptabnehmer
sind die Vereinigten Staaten, England, Deutschland und Frank-
reich. Gegenüber der früheren geschmiedeten und getriebenen
Arbeit macht sich jetzt, daher mehr der Guis breit. Ver-
glichen mit den schönen Produkten aus früherer Zeit steht die
heutige Durchschnittsarbeit niedrig. Sobald die alten Kunst-
handwerke sich in den Dienst des Handels stellten, verloren
sie in Japan ihren edlen Charakter, während die Technik der
westlichen Länder immer mehr die Gestalt der Kunst annahm.
Freilich steht die japanische Bronzearbeit noch heute unerreicht
da, schön im Material, in der Farbe und Form, in den Deko-
rationsmotiven und der verschiedenartigen Ausführung, wenn
— 257 —
der echte Künstler Zeit und Mühe darauf verwendet. In der
kunstvollen Massenproduktion sind Paris, New -York, Berlin
and andere Orte Japan gegenwärtig weit überlegen. Das groß-
artigste Denkmal von gegossener Bronze ist der Daibutsu,
wörtlich „Grolser Buddha" in Kamakura, der 1252 n. Chr. von
Ono Gorounon gegossen wurde; er ist 50 Fuis hoch, im Innern
befindet sich eine Kapelle und man steigt bis in den Kopf, von
wo man eine herrliche Aussicht auf das Meer und die bergigen
Ufer hat; es ist entschieden das erhabenste Denkmal, welches
Japan besitzt, und steht in seiner Majestät einzig da unter
den Werken der japanischen Kunst.
Der Export von Bürstenbinderwaren ist im Steigen be- Bürsten-
griffen, namentlich soll die Nachfrage nach den besseren Quali- J*Jj ri "
täten wachsen, während die nach den billigeren Sorten sinkt.
Zahnbürsten machen 70 Prozent des Exportes aus, die Qualität,
welche am meisten bestellt wird, kostet 12 Yen pro Gros.
Die übrigen 30 Prozent sind Haarbürsten, meist im Preise von
6 Yen pro Dutzend. Das zur Fabrikation verwendete Material
wird grofsenteils importiert, Elfenbein und Rosenholz aus China,
Olivenholz aus Moskau, Rindknochen, Schweineborsten und
Pferdehaar aus England, Amerika und Australien. Die größte
Schwierigkeit besteht in der Auswahl des Materiales und be-
sonders geeigneter Qualitäten, namentlich von Bein und Borsten,
die letzteren schwanken im Preise zwischen 1, 8 ° bis 8 Yen pro
Picul. Der Export wertete:
1898 220060 Yen
1899 199843 „
1900 243664 „
Die Ohugen gehörten einer den gemeinen Soldaten ahn- Chugen.
liehen unteren Klasse an, sie trugen keine Säbel und durften
die Hakama, die weite Hose, nicht tragen. Gewöhnlich trugen
sie den Kamban, ein Kleid, auf dessen Rücken das Wappen
ihres Herrn angebracht war, und einen hölzernen Säbel. Die
Chugen des Shogun hieisen Doshin, sie standen unter den Be-
fehlen der YorikL Die kleineren Daimyos und Hatamotos
hatten selten ständige Chugen und stellten dieselben nur bei
Bedarf an.
Confuciqs, chinesisch Kung fu tze oder richtiger Kung tze Confacia-
(Meister Kung), ist ein berühmter Philosoph, dessen Lehren ni8mus -
noch jetzt in China herrschen; er wurde 551 v.Chr. im Lehn-
17
— 258 —
Staate Lu in Yen-chou-fou, nordwestlich von Tsing-chou-fou,
Provinz Shantung, geboren und starb daselbst im Jahre 479;
sein Grab wird hier noch heute verehrt. Der schon früher
erwähnte chinesische Gelehrte, welcher unter dem Namen „John
Chinaman" eine Reihe Briefe veröffentlicht hat, schreibt über
seine Lehre: „Confucianismus, so hört man oft sagen, sei gar
keine Religion und wenn unter Religion eine Reihe dogma-
tischer Glaubenssätze, die es mit einer der unsrigen radikal
verschiedenen, übersinnlichen Welt zu tun haben, gemeint ist,
so entspricht diese Behauptung ohne Zweifel genau der Wahr-
heit. Confucius hat sich in der Tat alle Mühe gegeben, die
Voreingenommenheit für das Übersinnliche zu bekämpfen, und
der wahre Jünger sucht in diesem Stück den Fufsstapfen des
Meisters zu folgen. Wenn ein gebildeter Chinese sagt: „Hüte
dich vor Religion", so meint er damit: „Hüte dich vor Aber-
glauben", und in diesem Sinne, aber auch nur in diesem Sinne,
ist der Confucianismus religionslos. Wiederum hört man sagen,
dafs der Confucianismus weiter nichts als ein Moralsystem sei.
Auch dies entspricht der Wahrheit insofern, als sein ganzes
Ziel und Inhalt dahin gehen, allgemeine Lebensregelu vor-
zuzeichnen und für sie Begeisterung zu wecken. Auf der
anderen Seite aber, und hierauf möchte ich Nachdruck legen,
ist er nicht nur eine Lehre, sondern selbst ein Leben. Die
Grundsätze, die er aufstellt, sind die, die tatsächlich im Bau
der chinesischen Gesellschaft verwirklicht sind, so dafs sie
nicht nur durch das geschriebene und gesprochene Wort sich
eingeprägt haben, sondern durch die Gewohnheit der täglichen
Erfahrung. Die Einheit der Familie und des Staates, wie sie
in der Ahnenverehrung zum Ausdruck kommt, bildet nicht nur
die Grundlage eines äufserlichen Glaubensbekenntnisses, sondern
auf ihr baut sich das ganze Geistesleben der Chinesen auf.
Das allein hat für ihn wirkliche Bedeutung; zu welchem be-
sonderen Glauben er sich bekennt — ob zum buddhistischen,
taoistischen oder zum christlichen — spielt gar keine Rolle.
Für den Chinesen sind die vergangenen und kommenden Ge-
schlechter mit denen der Gegenwart ein ungeteiltes Ganzes
Alle leben ewig, wenn es auch nur einigen wenigen vergönnt
ist, jeden Augenblick auf dieser Erde zu weilen. So kommt
in der Ahnenverehrung ein sozialer Gedanke zum Ausdruck,
dem eine unermefsliche Kraft, zu konsolidieren und zu ver-
— 259 —
binden, innewohnt. Man mufe die Wirkungen davon gesehen
haben, um daran zu glauben. Übrigens kennen sie diese noch
aus einem anderen Beispiele. Es ist einem abendländischen
Volke entnommen, die Zivilisation des alten Born.
Dies wäre also, was bei einem Blick auf unsere nationale
Religion zuerst und am meisten auffällt; aber sie äußert sich
auch noch in anderer, kaum minder wichtiger Weise auf das
soziale Leben. Der Confucianismus verkörpert das Ideal der
Arbeit. Die europäischen Forscher aus dem 18. Jahrhundert,
die so großes Gewicht auf die alljährlich wiederholte Zeremonie
des Pflügens durch den Kaiser legten, verstanden den Geist
der chinesischen Zivilisation viel besser als viele der späteren
Forscher, bei denen nur wenig Sympathie für China zu finden
ist Die Pflicht des Menschen, zu arbeiten, und zwar haupt-
sächlich auf dem Lande zu arbeiten, ist eine der Grundforde-
rungen unserer Religion. Deshalb beten wir die Mutter Erde,
die Quelle alles Wachstums, an, daher auch den Himmel, den
Spender des Lichts und des Regens. Daher aber stammt auch
unsere soziale Ordnung, die allen Anteil am Grund und Boden
gewähren will. Die willige Hingabe aller in Brüderlichkeit
und Frieden zur Arbeit, die von den Mächten des Himmels
und der Erde gesegnet wird, ist das einfachste, allen ver-
ständliche Ideal, das wir unserem Volke vorhalten; das ist
der Gedanke, den wir in unseren Einrichtungen verkörpert
haben. Und wenn Sie mehr als das begehren, wenn Sie ein meta-
physisches System zur Rechtfertigung und Erklärung unseres
schlichten Glaubens verlangen, so haben wir auch das für unsere
Gelehrten vorgesehen. Die Menschheit, so sind sie gelehrt
worden, ist ein geistiges und ewiges Wesen, das sich selbst in
einer Reihenfolge von Geschlechtern in der Zeit offenbart.
Dieses Wesen ist der Mittler zwischen Himmel und Erde,
zwischen dem endlichen Ideal und der bestehenden Tatsache.
Durch unermüdliche und hingebende Arbeit die Erde zum
Himmel zu erheben, das Gute, das jetzt nur in Gedanken be-
steht, in die Tat umzusetzen, ist Ziel und Zweck des mensch-
lichen Lebens, und indem wir diesem Zweck nachstreben und
diesen Zweck erfüllen, erlangen und behaupten wir unsere Ein-
heit, jeder einzelne mit dem anderen und alle mit dem Gött-
lichen. Hier ist in der Tat ein Glaube, der es verdient, Reli-
gion genannt zu werden. Ich behaupte nicht, dafs er von der
— 260 —
Masse mit Bewufstsein gehegt wird, denn in keinem Lande
pflegt die Masse des Volkes sich verständigen Erwägungen
hinzugeben. Aber ich nehme für uns in Anspruch, dafs das
Leben unserer Massen so geregelt und eingerichtet ist, dafe
es mit den Forderungen unseres Glaubens übereinstimmt; daß
sie die Grundsätze unserer Weisen, wenn sie sie auch nicht
mit dem Munde bekennen, so doch im Leben befolgen; und
dafs die zwei Hauptgedanken , auf denen jedes Gemeinwesen
aufgebaut sein sollte, Brüderschaft und die Würde der Arbeit,
ihnen in unmittelbarer und nicht mifszuverstehender Form in
unseren altehrwürdigen Einrichtungen packend dargestellt wird".
(Ostasiatischer Lloyd).
CrSpe Crepe oder Chirimen ist der beliebteste rauhe glanzlose
CMrimen. Seidenstoff der Japaner, den sie sowohl einfach als in ver-
schiedener Weise gemustert darstellen. Weicht auch das Aus-
sehen wie die Anfertigung der verschiedenen Sorten wesentlich
voneinander ab, so findet sich doch bei allen ein gemeinsamer
Äug. Er besteht darin, dafe mau zur Kette wie zum Schluß
ziemlich gleichstarke Fäden nimmt, von denen aber die Ein-
schlagfäden auf der Zwirnmaschine noch besonders, teils rechts,
teils links, gezwirnt wurden. Beim Einschlag dieser doppelt
gedrehten Fäden wechselt man mit den beiden Sorten ab. Ist
das Stück fertig, so kommt es in ein Bad, erleidet dabei eine
starke Kontraktion, namentlich in die Breite, wird darauf
in Wasser ausgesüfst und vor völligem Trocknen über eine
hölzerne Walze gerollt und gestreckt, dann an der Sonne
vollends getrocknet. Solche Crepeseide, bei der die Anwendung
einer sogenannten Crepemaschine unbekannt ist, kann nur im
Stück gefärbt werden. Das Zusammenschrumpfen des Gewebes
durch das Bad beträgt 20 bis 30 Prozent in der Breite, aber
nur etwa 10 Prozent in der Länge. Ihre Dauerhaftigkeit ist
viel größer und der Preis entsprechend höher als derjenige
glatter Gewebe. Der Chirimen oder Seidencrepe wird wie
Habutage nach Gewicht verkauft und der Durchschnittspreis
für 100 Monime ist zirka acht Yen; es kostet demnach ein
Tan oder ein Stück 50 Yards lang und 27 Zoll breit im Ge-
wichte von 432 Momme zirka 35 Yen. Der Export ist des im
Vergleich zu Habutaye verhältnismäfsig hohen Preises wegen
nicht so bedeutend als der von Habutaye; er bezifferte sich
im Jahre 1900 auf 32524 Stück im Werte von 288960 Yen.
— 261 —
Die Kunst der Cloisonöemaillierung wurde in Japan imcioison6s.
16. Jahrhundert bekannt, ist aber erst in den letzten 30 Jahren
zur Vollkommenheit entwickelt. Die wenigen alten Exemplare
im Nijopalaste in Kioto sind roh und unscheinbar. Cloisonä
ist eine Art Mosaik, dessen charakteristisches Merkmal ein
dünnes Netzwerk von Metalldrähten ist, welches auf Metall-
grund gelötet ist; die Zellen des Netzwerkes heifsen technisch
Ooisons; sie werden mit verschiedenfarbiger Emaille gefüllt
and die Kunstwerke durch verschiedenes Brennen, Abreiben
und Polieren fertiggestellt. In Nagoya, Kioto und Tokio
werden die größten und schönsten Kunstgegenstände hergestellt.
Die größten Künstler sind die beiden Namikawa in Tokio und
Kioto.; der in Kioto läßt in seinen entzückenden farbenreichen
Blumen- und Arabeskenmotiven die metallischen Umrisse der
Cloisons sichtbar , sein Namensvetter in Tokio läXst diese
Grenzen verschwinden und bringt so Bilder hervor, die täuschend
wie Malerei aussehen. So schön diese letztere Art ist, muß
man doch vom künstlerischen Standpunkte der Kiotoschule den
Vorzug geben, welche wirkliches Cloison6 ist mit einer Farben-
harmonie, einer Genauigkeit in der Zeichnung und einem Reich-
tum in der Ornamentik, dafs diese Prachtwerke uns wunderbar
erscheinen, wenn man das Material in Betracht zieht. Viele
Kunstwerke werden beim Abreiben und Polieren verletzt, wo-
durch sie einen großen Teil ihres Wertes verlieren. Hierdurch
wird der Preis dieser Kunstobjekte, namentlich der größeren,
wesentlich erhöht. In neuester Zeit zeichnet sich Nagoya durch
Arbeiten auf Silbergrund aus; dieser schimmert durch die auf-
getragene Emaille und bringt sehr schöne Effekte hervor.
Schon die Griechen hatten diese Kunst von den Ägyptern
gelernt; sie arbeiteten auf Goldgrund und brachten sie mit
in das byzantinische Kaiserreich, wo die Kunst zu hoher Blüte
kam und später auch in Deutschland weiterentwickelt wurde.
Der japanische Export von Cloisonewaren wertete im Jahr 1902
143637 Yen.
Die Daimyos waren die Landesfürsten während der Feudal- Daimyo.
zeit, bis 1868, in Japan. Wörtlich übersetzt heifst Daimyo:
„Großer Name 44 . Sie hatten Besitzungen mit einem jährlichen
Einkommen von mindestens 10000 Koku (ein Koku Reis wertete
durchschnittlich ein Pfund Sterling), welches bei dem größten
Daimyo Matsudaira, Kaga nokami, Herr von Kaga, bis auf
1200000 Koku stieg. Die Daimyos zerfielen in zwei Klassen:
1. die Fudai -Daimyos, die erblichen Vasallen der Tokugawa-
Shogune und 2. die Kokushu- oder Tosama- Daimyos, diejenigen
Daimyos, welche allerdings in gewisser Hinsicht Vasallen
des Shogunes waren, dabei aber eine gewisse Selbständigkeit
bewahrt hatten. Die Fudai -Daimyos waren bis zu Tokugawa
Jeyasu keine Daimyos gewesen; sie waren seine Vasallen, hatten
mit ihm alles Ungemach ertragen und waren, als das Reich zur
Ruhe gebracht war, als Lohn für ihre Treue und Ausdauer zu
Daimyos gemacht. Aus ihrer Mitte wurden die Gorojin (die
Staatsräte, den heutigen Ministern entsprechend) ernannt, welche
das Naikaku (Ministerium) bildeten; außerdem waren sämt-
liche höheren Beamte des Shogunat.es Fudai -Daimyos. Die
Kokushu- oder Tosama-Daimyos, d. h. die gewissermafsen unab-
hängigen Daimyos, waren ursprünglich nur die Vasallen des
Kaisers gewesen, die sich dem siegreichen Tokugawa Jeyasu
angeschlossen hatten; sie waren tatsächlich Vasallen der Shogune
geworden, wurden jedoch von diesen wie geehrte Gäste behandelt,
regierten ihre Länder fast selbständig und schienen kaum unter
dem Befehle des Shogunes zu stehen. Sie mufsten allerdings,
wie alle anderen Daimyos, abwechselnd ein Jahr in ihren
Ländern und ein Jahr in Yedo wohnen, wo sie unter dem Ober-
befehl der Shogune die Feuerlöschmannschaften und Garnisonen
der Forts kommandierten; doch taten sie keine persönlichen
Dienste, sondern übertrugen den Dienst ihren Vasallen und
kümmerten sich nur um Angelegenheiten, welche mit ihren
Besitzungen in Zusammenhang standen. In der letzten Zeit
ihres Shogunates kümmerten sich die Tokugawas nicht mehr
darum, ob diese Kokushu -Daimyos nach Yedo kamen oder
nicht und liefsen sie ungestört in ihren Besitzungen bleiben;
da diese nun ihr Einkommen in ihren Ländern verausgabten
und nicht nach Yedo brachten, wurden ihre Länder reich und
blühend. Um jedoch einen Teil ihres Geldes im Lande zirku-
lieren zu lassen, wurden sie von Zeit zu Zeit von den Shogunen
nach Yedo eingeladen. Auf diesen Reisen hatten sie überall
grofse Ausgaben zu machen und zu gleicher Zeit wurden sie
verhindert, Verschwörungen gegen die Shogune anzustiften.
Die Fudai -Daimyos hatten ihre Residenz in Yedo und besuchten
nur von Zeit zu Zeit ihre Besitzungen; sie hatten also nicht
die gleiche Freiheit wie die Kokushu -Daimyos. Beide mufsten
— 263 —
jedoch ihre Familien gewissermaßen als Geiseln in Yedo
wohnen lassen. Die Zahl der Daimyos war 300, allein Burgen
hatten von diesen nur 264. Die Daimyos, welche keine Burgen
hatten, besafeen ein Einkommen von 10000 bis 15000 Koku,
auch standen sie im Range tiefer als die Daimyos mit Burgen.
Nur Daimyos mit über 15000 Koku Einkommen war es ge-
stattet, Burgen zu bauen. Als Auszeichnung trugen die Daimyo-
Wohnungen als Dachverzierung den Shachihoko (eine fischartige
Verzierung).
1875 errichtete eine japanische Gesellschaft die Dampfer- Dampf-
verbindung mit dem Festlande, sie nahm 1885 den Namen Nippon f^g"
Yusen Kaischa, d. h. japanische Post-Dampfschiffahrts-Gesell- GeseU-
schaft an; die japanische Regierung ist an ihr beteiligt. Früher 8chaften -
besorgte sie die japanische Küstenschiffahrt und liefe drei-
wöchentlich nach Wladiwostock, vier wöchentlich nach Korea,
wöchentlich nach Shanghai, vierwöchentlich nach Tientsin,
monatlich nach Manila, Hongkong, Bombay und Honolulu
fahren. Nach dem Kriege mit China, in welchem sie der
Regierung ihre 59 Schiffe zur Verfügung gestellt hatte, richtete
sie zu den obigen Linien regelmäfsige Linien nach Europa,
Amerika und Australien ein und fährt jetzt zweiwöchentlich von
Yokohama nach Antwerpen, London, Middlesborough, Seattle
nnd Adelaide. Ihr Kapital betrug 1900 22000000 Yen, die
Zahl ihrer Schiffe Ende 1901 68 mit 207396 Registertons. Die
zweite japanische Gesellschaft ist die Osaka -Shosen-Kaisha,
mit einem Kapital von 19200000 Yen, 67 Dampfern und
39985 Registertons, ferner die Toyo-Kisen-Kaisha mit einem
Kapital von 6500000 Yen, 3 Dampfern mit 18309 Register-
tons für die Fahrt nach San Francisco.
Regelmäßige Dampferverbindungen mit Japan haben die
folgenden europäischen Post -Dampfschiffahrt*- Gesellschaften:
Peninsular and Oriental-Steam-Navigation-Company, zwischen
London — Hongkong— Shanghai — Nagasaki— Kobe— Yokohama,
vierzehntägiger Dienst.
Norddeutscher Lloyd zwischen Bremen oder Hamburg und
Japan, abwechselnd mit der Hamburg- Amerika-Linie, vierzehn-
tägiger Dienst.
Compagnie des Messageries-Maritimes zwischen Marseille
über Saigon und Japan, vierzehntägiger Dienst.
— 264 —
Canadian - Pacific - Rail way - Company , Royal - Mail - Steam-
Sliip-Line, zwischen Vancouver und Japan und China, drei-
wöchentlicher Dienst.
Pacific- Mail -Steam-Ship- Company und Occidental and
Oriental-Steamship- Company zwischen San Francisco, Japan
und China, jede dreiwöchentlichen Dienst.
Die deutschen Linien berühren auf ihren Reisen die
italienischen Häfen Genua und Neapel, die französische nur
Neapel, die englische Linie hat längeren Aufenthalt, ein und
zwei Tage in den Häfen von Gibraltar, Malta, Port-Said, Suez,
Aden, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Shanghai Naga-
saki und Kobe, die Geschwindigkeit der Reise leidet unter
diesen Aufenthalten jedoch nicht.
Dünger. Der Import von künstlichem Dünger nach Japan ist seit
wenigen Jahren um etwa das Zehnfache von 960000 Yen auf
9530000 Yen gestiegen. Die Landwirte düngten früher mit
Fischdünger. Gegenwärtig werden viele Bohnenkuchen von
China, Heringsguano von Sibirien und Alaskasowe, getrocknete
Sardinen von Korea eingeführt, so dafe die Zeitung „Asahi"
eine dauernde Schädigung der japanischen Fischer befürchtet.
Eisen. Eisen produziert Japan verhältnifsmälsig in nur sehr ge-
ringer Menge und deckt nur einen minimalen Teil des Bedarfes
im Lande. Eisen wird hier namentlich aus Eisensand, dann
auch aus Magneteisenstein gewonnen, der erstere ist ein weit-
verbreitetes Anschwemmungsprodukt der Küste. Am häufigsten
und in größter Menge wird dieser Eisensand in den Provinzen
Iwami, Izumo, Bingo und Mimasaka gefunden. Die Magnet-
eisensteinlager und Eisenwerke von Kamaishi, Provinz Rikuchiu,
sind die bedeutendsten Japans. Der Magneteisenstein ist oft
verunreinigt mit Eisen- und Kupferkies sowie einem Anflug
von Malachit und Lazur. Er ist dann grobkörnig und zerfällt
an der Luft. Die bessere Sorte ist frei von jenen Beimischungen,
feinkörnig und kompakt. Durch Rösten läfst sich der gröfste
Teil des Schwefels entfernen und ein sehr gutes Eisen gewinnen.
In Nakakosaka, Provinz Kotsuke ist ebenfalls ein Holzkohlen-
Hochofen angelegt, der indessen keinen grofsen Nutzen gewährt
haben soll.
Eisen- Am 1. Januar 1901 waren 5892 Kilometer Eisenbahnlinien
bahnen. j m Betriebe, im Bau waren ferner 1980 Kilometer Staatsbahnen,
die Konzession für 3997 Kilometer Länge war Privatgesell-
— 265 —
Schäften erteilt. Diese repräsentierten ein Anlagekapital von
€9979 Millionen Yen oder 52223 Yen für 1 Kilometer. Von den
Privatbahnen (im Jahre 1900 4515 Kilometer und 173444 Mil-
lionen Yen Anlagekapital) gehört die Mehrzahl der Hauptinsel
Honshiu an. Die erste Eisenbahn, Yokohama-Tokio, wurde 1872
eröffnet (29 Kilometer), 1881 waren erst 121 und 1883 nur
250 Kilometer Eisenbahnlinien im Betriebe, es ist daraus zu
ersehen, mit welcher fieberhaften Gier die Eisenbahnen gebaut
wurden, und dafe viele Gesellschaften an Kapitalmangel leiden
erklärlich. Die Staatsbahnen haben das aufgewendete Kapital
in den letzten zwei Jahren mit 8 und 10 Prozent verzinst, die
Privatbahnen mit 6 und 7 Prozent.
Vor Schluß des Jahres 1903 sollen folgende neue Linien
eröffnet werden:
Länge Eröffnet
in engl. Meilen bis:
Nord-O-U-Linie (von Akita nach Wada) 8,18 15. Aug.
In-Yo-Linie (Mikuriya-Yatsuhashi)
Kagoshima-Linie (Yoshimatsu-Yokogawa)
In-Yo-Linie (Yatsuhashi-Matsusaki)
Süd-O-U-Linie (Shinjo-Neimachi)
Kure-Linie (Kure-Umida)
Chuo-Linie (Kofu-Nirasaki)
Die meisten Europäer erwarten die ersten Erdbeben viel Erd-
eher mit Neugier als mit Furcht und erst, nachdem sie mehrere beben -
Erdbeben erlebt haben, stellt sich ein nervöses Unbehagen
während der Erdbeben ein, welches bei den Japanern selbst
bis zu jäher Furcht und Schrecken gesteigert ist. Fast kein
Japaner bleibt in seinem Hause, wenn die Hängelampe sich
anfängt zu bewegen, ein Zeichen des Erdbebens. Den Herd
des Erdbebens kennt man nicht, die alten Japaner verlegen
ihn nach der kleinen Felsinsel Enoshima nahe Kamakura, wo
nach der Sage ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Fisch, in
einer Felshöhle haust, welches mit seinem Schwanz die Erd-
beben erzeugt, die sich von hier über ganz Japan verbreiten.
Die Ostspitze von Yezo wird von den meisten Erdbeben heim-
gesucht, dann der nördliche und mittlere Teil von Honshiu.
Die verheerendsten Erdbeben in den letzten 50 Jahren waren
das von Tokio, 23. Dezember 1854, welches diese Stadt teil-
weise zerstörte, das andere fand am 28. Oktober 1891 statt,
11,40
»
8,60
lO.Sept
13,10
Dezbr.
9,48
Nov.
12,33
Dezbr.
7,79
n
— 266 —
sein Zentrum lag östlich vom Biwa-See, wo die Städte Gifu,
Ogaki Nagoya schwer litten, dies kostete 8000 Menschenleben
und zerstörte über 100000 Häuser.
Dr. Omori, Direktor des meteorologischen Observatoriums
in Tokio, schreibt darüber in der „Seinenkai". Seit dem
Jahre 1885 werden von der Regierung die Berichte über Erd-
beben aus dem ganzen Reiche gesammelt. Ende 1901 wurden
von 1600 Stationen diese Berichte eingesandt. Aus diesen ergibt
sich, dafe in den 13 Jahren, endend mit 1897, nicht weniger als
17750 Erdbeben in Japan beobachtet wurden, im Durchschnitte
also jährlich 1365. Die wenigsten 472 im Jahre 1886 und die
meisten 2729 im Jahre 1894, es sind dies die Zahlen für solche
Erdbeben, welche ohne Instrumente gefühlt wurden und muis
daher die Zahl der leichteren Bewegungen eine viel grö&ere
gewesen sein.
Authentische Berichte über Erdbeben existieren seit dem
5. Jahre der Regierung des Kaisers Inkio 416 n. Chr., in den
1482 Jahren von da bis 1898 werden 223 schwere Erdbeben
gezählt, welche mehr oder weniger Verluste an Menschenleben
und Eigentum, sowie Veränderungen der Erdoberfläche zur
Folge hatten. Die Berichte von der Tokugawa-Regierung sind
infolge der schwierigen Kommunikations -Verhältnisse unvoll-
kommen. In den 1898 endenden 299 Jahren waren 108 Erd-
beben, welche mehr oder weniger verderbliche Folgen hatten,
es war also im Durchschnitte alle 2 1 / 9 Jahr ein schweres Erd-
beben, von diesen waren 149 lokal, d. h. solche, die nur in einer
Provinz und 74 nicht lokale, die in mehr als zwei Provinzen
gefühlt wurden. Wenn man einen Kreisbogen beschreibt, dessen
Mittelpunkt in der japanischen See liegt, so haben diejenigen
Distrikte, welche innerhalb des Kreisbogens liegen, d. h. die
an der japanischen See liegenden Landesteile mehr lokale Erd-
beben, während die anderen Bezirke, d. h. die am Stillen Ozean
liegenden Bezirke, mehr nicht lokale fühlen, welche nicht selten
von verderblichen Sturzwellen begleitet sind. Die Erklärung
für die letztere Erscheinung ist, dafs die Erdbeben in vielen
Fällen auf dem Meeresgrunde entstehen. So waren von den
26 schweren Erdbeben, die von Sturzwellen begleitet waren, im
Verlaufe der letzten 300 Jahre 23 an der Küste des Stillen
Ozeans und nur drei an der japanischen See. Die 10 schwersten
Erdbeben fanden statt:
— 267 —
1. 29. November 684 n. Chr. auf Shikoku, den Bezirken am
Busen von Ise und den Provinzen Totomi, Suruga und Izu.
2. 20. September 1498, welches die 18 Provinzen der Kinai,
Tokaido und Tosando erschütterte.
3. 18. Januar 1586 die 16 Provinzen der Kinai , Tokaido
und Hokurikudo.
4. 31. Januar 1605 Kiushu, Shikoku und Tokaido,
5. 16. Juni 1662 Kinai, Teile von Hokurikudo, Sanindo und
Tokaido.
6. 28. Oktober 1707 fast die ganze Hauptinsel Honshu.
7. 9. Juli 1854 13 Provinzen von Kinai und Tokaido und
Tamba, Harima, Echigo,
8. 23. Dezember 1854 16 Provinzen meist von Tokaido.
9. 24. Dezember 1854 32 Provinzen von Kiushu, Shikoku,
Kinai, Sanyodo und Sanindo,
10. 28. Oktober 1891 1 1 Provinzen von Tokaido und Kinai.
Ans den vorhergehenden Daten geht hervor, dals die Kinai,
d. h. die Teile um Kioto und die Tokaido -Distrikte mehr als
die übrigen Landesteile von schweren Erdbeben heimgesucht
werden, besonders die Provinzen Musashi und Sagami. Ver-
hältnismäfsig wenig zu leiden haben die Provinzen Kotsuke, Hida,
Tajima und zwei oder drei Provinzen in der Mitte von Japan.
Tokio steht in dem Rufe, dafs es am meisten von Erdbeben
zu leiden hat, indessen beweisen dies die Erdbebenberichte
nicht. In den 26 Jahren, endigend 1901, wurden in Tokio
2485 Erdbeben gefühlt, im Durchschnitt also jährlich 96. Die
Erfahrung lehrt, dafs Tokio im allgemeinen mehr Erdbeben im
Frühling, als im Sommer und Herbst hat, die meisten Erd-
beben sind morgens zwischen 9 und 10 und abends zwischen
10 und 11 Uhr, am wenigsten zwischen 2 und 3 Uhr morgens
und 3 und 4 Uhr nachmittags. In den letzten 50 Jahren, nach
dem groisen Ansei-Erdbeben 1854 waren die schwersten eins
im Jahre 1884 und das andere 1894. Auffallend ist, dafs die
beiden vorhergehenden Jahre 1883 und 1893 verhältnismäßig
erdbebenruhig waren.
Ihr Ursprung ist nicht bekannt, in ihrer Beschäftigung, Eta, die
sozialer Stellung, Wohnorten usw. hatten sie eine gewisse Ahn- fr?* 16 * 611
liebkeit mit den ungarischen Zigeunern. Wie diese schlugen nischen
sie gefallene Ochsen und Pferde und schafften dieselben fort. Paria8 -
— 268 —
Sie gingen von Haus zu Haus, flickten das Schuhwerk und
Geschirr, sie mufsten in getrennten Straßen leben, durften
nicht aus ihrer Mitte heraus heiraten und waren allgemein ver-
achtet. Sie waren die Nachrichter und hatten allerhand ent-
ehrende Geschäfte zu versehen, z. B. kranke Verbrecher zum
Verhör zu tragen und die Körper der Hingerichteten zu be-
graben. Es war eine ausgestofsene, unreine, allgemein gehalste
und verachtete Menschenklasse. Ihr Eintritt verunreinigte das
Haus selbst des ärmsten und niedrigst geborenen Japaners.
Über ihren Ursprung gibt es verschiedene Berichte, die einen
machen sie zu Naclikommen koreanischer Kriegsgefangener,
welche Ende des 16. Jahrhunderts von dort herübergebracht
wurden, andere zu illegitimen Nachkommen des berühmten ersten
Minamoto-Shogun Yoritomo. Am wahrscheinlichsten ist es, dals
der Ursprung der Verachtung dieser Rasse in dem Buddhismus
zu suchen ist, welcher das Töten aller Tiere verbietet, und da
dies eine ihrer Beschäftigungen war, so wurden sie, wie ihre
Nachkommen, verachtet, wie vielfach früher in Deutschland die
Scharfrichter und ihre Familien aus der Gesellschaft Ausge-
stofsene waren. Ein kaiserlicher Erlais hob am 12. Oktober 1871
die gesetzliche Trennung der Etas auf. Der damalige Zensus
gibt ihre Zahl auf 287111 Personen an, die Verachtung dieser
Klasse hat aber das Gesetz tiberlebt. Der Name Eta kommt
wahrscheinlich von e-tori, Nahrung ergreifen, von ihrer Be-
schäftigung als Schlächter, kann aber auch mit den chinesischen
Charakteren „eta", Überflufs an Schande, zusammenhängen, die
Gelehrten sind sich über die Etymologie des Wortes nicht einig.
Färberei. Die Färberei ist in Japan wegen der bunten Trachten
eine wichtige Industrie, die ihren Sitz in den Städten und
Provinzen Tokio, Kioto, Nagoya, Ashikaga, Saitama, Wakayama
und auf Kiushiu hat. Vor kurzer Zeit noch primitiv, bedient
sie sich heute teilweise schon moderner Maschinen und der
grofeen Anilinfarbenskala. Die Fabriken sind nach deutschem
Muster eingerichtet und die Färbindustrie wird mit dem Export
von Textilwaren und dem steigenden Wohlstand des Landes
stetig sich heben. Das eben ist das Gesetz der Kulturentwick-
lung, der Industrie und des Handels, dals die jungen Schüler
älterer Kulturvölker mehr und mehr Meister und Konkurrenten
werden, und dals die älteren Völker nur durch neue Erfindungen
solange wie möglich immer wieder einen Vorsprung gewinnen
— 269 —
und aafs neue lehren nnd geben, bis Geben und Nehmen auf
beiden Seiten gleich fand, oder das umgekehrte Verhältnis ein-
tritt. Japan hat in dieser wie in den meisten anderen Indu-
strien staunenswerte Fortschritte gemacht.
Die Landtiere (etwa 60 Arten) zeigen ein Gemisch nord- Fauna.
asiatischer, europäischer und indischer Formen. Von wild-
lebenden Säugetieren sind ein Affe, japanisch Saru (Inus spe-
ciosus Teno), der schwarze Bär, japanisch Kuma (Ursus japo-
nicus Teno), beide nur südlich der Tsugarustrafee, und der
braune Bär auf Yezo, ferner unser sehr verbreiteter Fuchs,
ein Wolf (canis hodopylax), ein Feld- und der nordische Alpen-
hase, ein Hirsch (Cervus Shika), eine ziegenartige Antilope,
japanisch Kamoshka (Antilope crispa) und das Wildschwein,
japanisch Inoshishi, bemerkenswert. Dachs, Maulwurf, Fleder-
mäuse, Spitzmäuse, Wildschweine und Marder sind den europä-
ischen sehr nahe verwandt, gewissermafsen nur vikarierende
Rassen. Keine Katzenart wird in Japan gefunden, aber an
der Küste der Kurilen die seltene Meerotter. Die Landvögel
(etwa 250 Arten) zeigen die gleiche Mischung indischer,
europäischer und sibirischer Formen und ähnliche vikarierende
Bässen.
In den Reptilien (etwa 30 Arten) herrschen indische Ele-
mente vor, während die Amphibien, namentlich die geschwänzten,
sehr selbständig entwickelt sind; zu ihnen gehört der wunder-
bare Riesensalamander. Auch die Fauna der Insekten zeigt
ähnliche und noch merkwürdigere Zusammensetzungen wie die
der Vögel. Die eine Gruppe der Käfer enthält mehr indische,
die andere mehr sibirische, eine dritte gar mehr amerikanische
Formen. Die Zahl der Haussäugetiere, wie der Pferde (1899
1547160 Stück) und Rinder (1252365 Stück), ist im Verhält-
nis zur Gröfee des Landes gering. Von Vögeln finden sich in
gezähmtem Zustande: Hühner, Enten und Tauben. Eine un-
gleich größere Menge von tierischem Nahrungsstoff liefert das
an allen Küsten fischreiche (etwa 600 Arten) und schaltier-
reiche (etwa 1200 Arten) Meer.
Die offiziellen Feiertage sind: Feste.
L, 3. und 5. Januar: Neujahr.
30. Januar: Todestag von Komei Tenno, des Vaters des regieren-
den Kaisers.
— 270 —
11. Februar: Thronbesteigung von Jünmu Tenno, 660 v. Chr.,
des ersten japanischen Kaisers, und Verkündigung der
Konstitution 1889.
21. März: Frühlingsfest für die kaiserlichen Vorfahren.
3. April: Tod von Jimmu Tenno.
23. September: Herbstfest für die kaiserlichen Vorfahren.
17. Oktober: Opfer der ersten Früchte den Shintogöttern.
3. November: Geburtstag des regierenden Kaisers.
23. November: Der Kaiser ifst den ersten Eeis.
Andere wichtige allgemein vom Volke gefeierte Feste sind:
3. März: Jomi no sekku, das Mädchenfest, auch Hina Matsuri,
das Puppenfest, genannt.
8. April: Buddhas Geburtstag.
5. Mai: Tango no sekku, das Knabenfest, an welchem riesige
Papierfische alle Häuser schmücken, in denen ein Knabe
sich befindet; ausgenommen Neujahr ist dieses das deko-
rativste Fest in Japan. Der Fisch, ein Koi, d.i. Karpfen,
ist, weil er alle Hindernisse überwindet, das Symbol der
Knaben, die, wie er, kein Hindernis kennend, vorwärts
streben sollen.
13. bis 16. Juli: Bon no matsuri, Totenfest. Die Geister der
verstorbenen Vorfahren besuchen dann ihre Nachkommen
und werden auf den Hausaltären bewirtet (s. d.).
In dieser Zeit wird das Kawa biraki, „Öffnen des
Flusses" gefeiert. Halb Tokio schifft sich abends in reich
mit Laternen geschmückten Boten auf der Sumidagawa
ein, Feuerwerke und Musik erhöhen die allgemeine Fröh-
lichkeit. Der Flufe bietet an diesem Abend ein entzücken-
des Bild.
Ferner sind noch zu nennen die folgenden Feste:
17. März und die folgenden sechs Tage: Die grofsen buddhi-
stischen Äquinoxialfeiertage „Higan".
22. Juni; Geshi, das Sommersolstitiumfest.
1. Juli: Tanabata, der Liebe der Sterne Aquila und Vega ge-
weiht (s. d.).
16. Juli: Doyo no iri, der erste Tag der Hundstage.
9. September: Choyo no sekku.
20. September: Herbstäquinoxium.
20. Oktober: Ebisu ko, Fest des Glücksgottes Ebisu.
— 271 —
8. November: Fui go Matsuri.
15. November: Kami-oki, Haare wachsen, d. h. Kindern, die
drei Jahre alt geworden sind, wird nicht mehr der Kopf
rasiert. Gleichzeitig Kazuki.-zome, Mädchen von fünf
Jahren erhalten den ersten Schleier nnd Hakama gi,
Knaben von fünf Jahren, erhalten die ersten Hosen.
8. Dezember: Hari no kuyo, Frauenrasttag.
13. Dezember: Koto hajime, Anfang der Vorbereitungen für
das Neujahrsfest.
22. Dezember: Toji, Wintersolstitium.
1. bis 3. Januar: San ga nichi, die drei ersten Tage des Jahres.
7. Januar: Nana kusa, die sieben Kräuter. An diesem Tage
ging früher Hof und Volk ins Freie, um die sieben efs-
baren Kräuter zu pflücken.
15. und 16. Januar: Ende der Neujahrsfeier.
16. Januar: Hokonin no Yado iri, Lehrlingsfeiertag.
20. Januar: Kura biraki, SpeicheröfFnen.
In den letzten Tagen des Januar oder den ersten Tagen des
Februar: Setsubun, erster Frühlingstag alten Kalenders,
ein bewegliches Fest.
Im Februar: Hatsu-uma, gleichfalls ein bewegliches Fest.
(Chamberlain.)
Unter der geschickten Leitung des befähigten Ministers Finanzen.
Matsukata waren die Finanzen nach dem Kriege mit China
1894/95 geordnet. Dann aber veranlafsten die Befürchtungen
eines unvermeidlichen Krieges mit Rufsland die Regierung zu
enormen Ausgaben für Heer und Flotte und als die Expedition
nach China hinzukam, stellte sich 1900 eine grolse Finanznot
ein. Sie fand ihren Ausdruck in der negativen Handelsbilanz
von 84557510 Yen und dem Goldabflufs von 46153490 Yen.
Das Jahr 1901 besserte die Lage erheblich und stellte das
Gleichgewicht zwischen Einfuhr und Ausfuhr her. Die Ein-
nahme und Ausgabe für die letzten fünf Jahre war wie folgt:
Einnahme Ausgabe
Yen Yen
1898—1899 220054127 219757569
1899—1900 254254532 254165538
1900—1901 295794552 292726996
1901—1902 277497003 275887424
1902—1903 263630836 270424495
— 272 —
Die Beträge für die Jahre 1899—1900 und 1900—1901
sind provisorische Abrechnungen und für 1901 — 1902 und
1902—1903 geschätzte. Die Einnahme von 1901—1902 ent-
hält 18232952 Yen von der chinesischen Kriegsentschädigung
und 29862460 Yen von Anleihen.
Das Folgende ist eine Übersicht über die Budgetschätzung
für das Jahr, welches mit dem 31. März 1903 endet.
Laufende Einnahme : Yen
Akzise (Alkohol und Zucker) 69882212
Grundsteuer 46845971
Zölle 17045611
Einkommen- und Geschäftssteuer 12713812
Andere Steuern 6942935
Stempelsteuer _ JL _. . 14 304051
Total -Steuern: 167735492
Posten und Telegraphen 25856730
Tabakmonopol 11728526
Eisenbahnen 8492841
Waldungen 2914387
Andere Unternehmungen . 1 822494
Summa: 50814978
Andere Einnahmen . . 6244570
Total Laufende Einnahmen: 224795040
Außergewöhnliche Einnahmen:
Verkauf von chinesischen Obligationen, Teil der
chinesischen Kriegsentschädigung, zugewiesen
von Regierungsreserve 8065856
Verkauf von Staatseigentum 1111125
Andere Einnahmen 6165226
Überschuß vom letzten Jahre 191829
Total Aufsergewöhnliche Einnahm en: 48 835836
Total -Einnahmen: 273630886
Laufende Ausgaben: Yen
Kaiserliche Hofhaltung 8000000
Auswärtige Angelegenheiten 2282785
Innere Angelegenheiten 10583416
Anleihenkosten 39905495
Andere Ausgaben 21858183
Kommunikationen 21172977
Heer 38431317
Flotte 21349054
Justiz 10837646
Unterricht 4845708
Ackerbau, Industrie und Handel . . . . _^ . . 2948913
Summa: 177216494
— 273 —
Aufsergewöhnliche Ausgaben:
Ausgaben für die China -Expedition 83301800
Andere Anagaben . . : 6180897
Kommunikationen inklusive Eisenbahnbau . . . 22346143
Innere 9847373
Heer 7967168
Flotte 7076586
Unterricht 2045156
Ackerbau, Industrie und Handel 3824514
Justiz 565640
Auswärtige Angelegenheiten . . 52724
Total: Außergewöhnliche A usgaben: 93208001 •
Total -Ausgaben: 270424495
Die Staatsschulden von Japan standen am 31. März 1900:
Innere Schuld, funfprozentig 384225650 Yen
r „ vierprozentig 97630000 „
„ w unverzinst 26608545 „
Total: 508464195 Yen
Die Einnahmen und Ausgaben für 1901 — 1902 für Formosa
glich sich ans mit 22 126483 Yen. Die Einnahmenschätzung
schliefet ein eine Subsidie des Kaisers von 8998610 Yen.
Die Asahi Shimbun veröffentlicht eine vergleichende Tabelle
über die gezahlte Einkommensteuer der letzten zehn Jahre:
1893
1237950 Yen
! 1898
2347894 Yen
1894
1359151 „
1899
4800157 „
1895
1495779 „
■ 1900
6341832 „
1896
1796837 „
1901
6856706 „
1897
2091889 „
1 1902
7436988 „
Natürlich ist die grofee Zunahme namentlich seit dem Jahre
1899 eine Folge der erhöhten Besteuerung und der verbesserten
Methode der Steuererhebung; aber der Nationalreichtum Japans
wächst enorm, wie die folgenden Zahlen zeigen, welche das
besteuerte Einkommen von 1893 bis 1901 angeben.
1893
913134441
fen
1898
168480424 Yen
1894
99470716
n
1889
277603070 „
1895
107553679
n
1900
356124579 „
1896
127299728
r>
1901
392861052 ,.
1897
147676844
»
Die japanische Regierung hat grofse Summen geopfert,
um das Land zu einem Industriestaate zu machen; diese Sub-
sidien bezifferten sich in den letzten 13 Jahren wie folgt:
18
274 —
1890
1891
1892
1893
1894
1895
1896
Summa:
8578661 Yen
3296359 „
11963575 „
2666914 „
3074126 „
11931287 „
8258469 „
49769411 Yen
Übertrag: 49769411 Yen
1897
1898
1899
1900
1901
1902
7339679
15393294
12674794
14181692
14034693
14646331
Total: 128039880 Yen
Hiervon wnrden an die Handelsmarine gezahlt:
1897
1898
1899
1900
1901
1902
4391560 Yen
6021333 „
6462680 „
7121211 „
7501233 „
8172046 „
erhielten die folgenden Gesell-
1890 953062 Yen
1891 952200 „
1892 953083 „
1893 949690 „
1894 958600 „
1895 1 105424 „
1896 2177394 „
Die größten Subsidien
Schäften:
Nippon Yusen Kaisha 5171983 Yen
Osaka Shosen Eaisha 401634 „
Mitsubishi Goshi Kaisha .... 417729 „
Toyo Kisen Kaisha 1013880 „
Daito Kisen Kaisha 50993 „
Mitsui Bussan Kaisha 198321 „
Kawasaki- Schiffswerft 74158 „
Fischtran Die massenhaft vorkommenden Arten der Häringsfamilie
(Fischöl) liefern das Fischöl, welches einen wichtigen Exportartikel bildet,
Fisch- und den für die japanische Landwirtschaft unschätzbaren Fisch-
dttnger. cUinger. Die Häringsarten, welche hauptsächlich verwendet
werden, sind Nishin (Clupea harengus), Iwashi (Clupea melano-
stica) und Clupea gracilis. Diese Fische erscheinen aus dem
Eismeere im März und April und zum zweiten Male im Oktober
und November jeden Jahres vor einzelnen Küstenstrichen
Japans. Sie werden nicht wie in Europa gesalzen, sondern
größtenteils zur Gewinnung von Tran benützt, während die
getrockneten Rückstände als Dünger in den Handel kommen.
Die frischgefangenen Fische werden in großen eisernen Kesseln
mit Wasser bis zum Kochen erhitzt, dabei sammelt sich das
Fett auf dem Wasser und wird abgeschöpft. Den Bückstand
— 275 —
breitet man auf alten Matten an der Sonne aus, trocknet ihn und
versendet ihn gepreßt oder lose. Dieser widerwärtig riechende,
aber sehr wirksame Fischguano wird hauptsächlich als Dünger fttr
die Teepflanze verwendet. Der Preis für einen Pikul ist etwa 3 Yen.
Die Flora wechselt von Süd zu Nord und außerdem nach Flora
der Bodenerhöhung. Rein unterscheidet im mittleren Honshiu
fünf Vegetationszonen, 1. die Zone des Kieferwaldes und Wach-
holders bis 400 Meter; 2. die Zone der Kryptomeren, Cypressen
und Eiben bis 1000 Meter, zugleich die Region der Kastanien,
Laurineen, Magnolimeen usw. ; 3. die Zone der Abisferma Sieb, et
Zucc., insbesondere der Abies Tsuga Sieb, et Zucc. bis 1500 Meter,
zugleich die der Eichen, Buchen, Ahorne, Erlen, Roiskastanien
usw.; 4. die Zone der Tannen und Lärchen bis 2000 Meter; 5. die
Zone des Knieholzes 2500 Meter. Der japanische Gebirgswald
besteht aus einem bunten Gemisch zahlreicher Arten von
Bäumen und Sträuchern, und hat viel Ähnlichkeit mit dem
atlantischen Waldgebiete Nordamerikas und mit den deutschen
Wäldern in der Tertiärzeit. Sehr bunt ist der Blumenteppich
der Wald- und Gebirgswiesen (hara). Die Flora Japans weist
gegen 3000 Gefäßpflanzen in 154 Familien auf. Sie ist eine
Mischung europäischer Arten mit tropisch-indischen, arktisch-
alpinen und vielen endemischen.
Die „Chugai-Shogyo" gibt einen Überblick über den Außen- Formosa«
handel von Formosa, seit die Insel in japanischen Besitz ge- ^Jul
kommen ist nach den veröffentlichten Zollstatistiken
mit Japan mit fremden Ländern Total
in 1000 Yen
in 1000 Yen
in 1000 Yen
1897
5833
25418
31251
1898
8464
29702
38167
1899
11662
25388
37050
1900
12841
24141
36983
1901
16127
21108
37236
1902
16642
23917
40560
Von den fremden Ländern, welche mit Formosa in Handels-
beziehungen stehen, nimmt China die erste Stelle ein mit
14 Millionen Yen 1902.
Die wichtigsten Exportartikel von Formosa sind Tee 6 1 /« Mil-
lionen Yen, Camphor 2800000 Yen, Reis 2000000 und Zucker
1100000 Yen. Nur Opium wird für mehr als 1 Million Yen
importiert.
18*
— 276 —
Nach Japan wurde von Formosa im Jahre 1902 verschifft:
Zacker im Werte von über 3 Millionen Yen, Camphor 1800000 Yen,
Reis 1600000 Yen.
Erwähnenswert von den Einfuhrartikeln sind: Eisenwaren,
Textilfabrikate, Küchenutensilien und Tabak.
Nach Zeitungsangaben sind bis Ende August 1903
nach Japan 343794
nach dem Ausl ande 21763
zusammen 365557 Pikul Zucker der
Ernte 1903 ausgeführt worden. Die Gesamternte wird auf
11160000 Pikul Rohr geschätzt, woraus 893800 Pikul Zucker
gewonnen werden sollen. Zu den bereits vorhandenen vier
Zuckerfabriken in Tainan, die mit modernen Maschinen arbeiten,
sind drei weitere getreten
eine japanische mit einem Kapital von 200000 Yen,
zwei chinesische „ „ „ «je 150000 „
andere werden voraussichtlich bald folgen.
Gärten. Die japanische Landschaftsgärtnerei ist eine der schönen
Künste, welche seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in hoher
Blüte steht. Es gibt verschiedene Schulen, z. B. größere Bäume
und flügel werden von der einen vorn in den Garten und
kleinere Bäume in die entferntesten Teile gepflanzt, in der Ab-
sicht, die Perspektive zu erweitern und zu bewirken, dafs der
Garten gröfser scheint, als er ist. Eine andere Schule lehrt
das Gegenteil. Es werden kleine Teiche so geschickt halb-
verborgen angelegt, dafs sie den Eindruck machen, als seien
größere Teile in dem nicht gesehenen Teile des Gartens. Durch
Kiesel und gröfsere Steine werden sehr dekorativ trockene
Flußbette dargestellt. Fast alle japanischen Gärten sind klein,
aber sehr lieblich.
Geisha Die Geisha oder Geigi sind wie die Kourtisanen von ihren
°4 ei : Eltern oder Gatten körperlich verkauft, aber sie sind keine
Buhlerinnen. Sie lernen in ihrer Jugend Lieder zu singen, das
Shamizen, die japanische Guitarre zu spielen, das Tsuzumi
und Taiko, Trommelarten, zu schlagen und üben ihre Kunst bis
zu ihrem 30. Lebensjahre in der Regel aus. Gewönlich werden
vier bis sechs Geishas für bestimmte Stunden in Restaurants
und Teehäuser engagiert.
— 277
Die folgende Tabelle gibt den Wert der Prägung in den Geld und
Fiskaljahren 1897—1903 (endend am 31. März): Krcdit
1897/1898 1898/1899 1899/1900 1900/1901 1901/1902
Yen Yen Yen Yen Yen
Goldstücke . 76824311 21385797 16491270 12615549 14549646
Süberetticke. 10298085 17000000 5500000 1000000 1000000
Nickelstücke. 600000 750000 300000 300000 300000
Bronzeatttcke — 100000 65000 — 100000
Total: 87722396 39235797 22356270 13915549 15949646
Von ihrer Gründung im Jahre 1870 bis 31. März 1902
prägte die Münze in Osaka Geld im Werte von 460730990 Yen,
exklusive der Umprägung.
Das in Japan zirkulierende Papiergeld sind Noten der
Nippon Ginko (Japanische Bank); sie sind bei Präsentierung
gegen Gold wechselbar. Am 1. April 1902 waren 187 194336 Yen
herausgegeben. Schatznoten und solche der Nationalbank (der
Kokusitsu Ginko) wurden im Dezember 1899 eingezogen.
Die folgende Tabelle gibt den Stand der Banken am
31. Dezember 1900:
■d i, Ä « Haupt- Zweig- ^fSf/i!} 11, Depositen Anleihen
Banken steifen bureaSs *$« \ en Yen
Nippon Ginko .... 1 8 30,000000 35258024 45446705
Japanische Industriebank l — 2500000 — 11650631
Yokohama Speziebank . 1 13 18000000 52078954 26506665
Hokkaido Kolonialbank . 1 — 1050000 53951 700209
Taiwanbank 1 3 1250000 4975141 6592592
Ackerbau- und Industrie-
banken 46 1 22923485 2147058 19200809
Allgemeine Banken . . 1802 1374 245159166 436779820 351550653
Sparkassen 681 JJ14 2683495 7 29423061 38393253
Total: 2534 2213 347717608 561576193 500041517
In dem Fiskaljahre 1900—1901 deponierten 2335173 Per-
sonen 39434012 Yen in den Postsparkassen und zurückgezogen
wurden 14700563 Yen (Statesmans Year-Book 1903).
Das Kaiserreich Japan liegt im östlichen Teile von Asien, Geo-
im nordwestlichen Teile des Stillen Ozeans und zieht sich S^P^ 6 -
diagonal von Nordost nach Südwest. Die Nordgrenze bildet
die Kurilenstrafse, welche die Kurilen von Kamtschatka trennt
und die Strafee von Soya oder La Perusa zwischen Yezo und
Saghalin. Die Westküste bespült das Japanische Meer, die
Ost- und Südktiste der Stille Ozean und die Nordküste von
— 278 -
Yezo das Ochotskische Meer. Im Südosten von Japan, im
Stillen Ozean, liegen die zu Japan gehörenden Ogasawara-Inseln.
Im Westen und Südwesten trennt das Chinesische Meer Japan
von dem gegenüberliegenden Festlande. Im Süden bilden die
zu Japan gehörenden Liukiu-Inseln eine natürliche Brücke, zu
den durch den Friedensschlufs 1894 von China erworbenen
Pescadores- Inseln und Formosa. Der südlichste Punkt von
Japan ist die Südspitze von Formosa, das Kap Garampi
21° 53' 30" nördlicher Breite, der nördlichste Punkt, die Kurilen-
strafee 50° 56' nördlicher Breite (Nordspitze der nördlichsten
Insel Haruma shima oder Paramushir), der westlichste Punkt
ist die zu den Pescadores gehörende Insel Hokoto 119°20' öst-
liche Länge und der östlichste Punkt die Insel Shunshu 156° 32'
östliche Länge (die nordöstlichste Insel der Kurilen). Der
Flächeninhalt von Japan ist 417294,6 Quadratkilometer mit
47382332 Einwohnern. Die japanischen Inseln sind meistens ge-
birgig. Die Insel Yezo wird von zwei Gebirgszügen, die sich in
der Mitte der Insel kreuzen, durchzogen. In der Mitte von Honshu,
der Hauptinsel, erheben sich zwei Gebirgsstöcke, der Fnjisan
oder Fujiyama in Suruga und der Hakusan in Kaga, von diesen
zweigen sich vier Gebirgszüge ab nach Osten, Norden, Westen
und Süden. Die Insel Shikoku wird von einer Gebirgskette
von Osten nach Westen durchzogen. Den nördlichen Teil der
Insel Kiushiu durchzieht ein Gebirgszug von Osten nach Westen,
von dessen Mitte sich eine Gebirgskette nach Süden abzweigt.
Die höchsten Berge sind: auf Formosa der Niiteka yama
4145 Meter, der höchste Berg des Reiches, auf Honshu, auf
der Grenze der Provinzen Suruga und Kai der Fujiyama
3745 Meter, in Kai der Shiraneyama 10212 Fufe. Über 50 Berge
in Japan sind höher als 6000 Fufe, unter ihnen in Kai der
Komagadake 9505', in Etchu der Daiengeyama 9817', in Shinano
der Shakujodake 9240', in Kai der Hachigadake 9116', auf der
Grenze von Hida und Shinano der Norikuragadake 9110', in
Shinano der Mitake 9108', in Kaga der Hokusan 8447'. Es
existieren in Japan 170 tätige Vulkane, die wichtigsten von
ihnen sind der Asamayama in Shinano, der Eyama in Oshima
auf Yezo, der Asodake in Higo, der Tsurumi in Bungo.
Infolge der Gestalt des Landes können sich keine gröfseren
Flüsse entwickeln. Die nennenswertesten vod ihnen sind: die
Ishikarigawa, welche die Provinz Ishikari auf Yezo durchströmt,
— 279 —
sie hat eine Länge von 84 geographischen Meilen. Der längste
Plufe auf Honshu ist die Shinanogawa in Shinano und Echigo,
mit einer Länge von 50 geographischen Meilen; die Kita-
gamigawa in Rikuchu und Bikuzen, die Tonegawa in Kotsuke,
Musashi, Shimosa und Hitachi, die Tenryugawa in Shinano
und Totomi, die Kisogawa in Shinano, Hida, Mino, Owari und
Ise, die Mogamigawa in Uzen und Ugo, die Akanogawa in
Iwashiro und Echigo, die Yoshinogawa in Tosa und Awa, die
Abukamagawa in Iwashiro und Iwaki. Alle diese Flüsse sind
länger als 34—40 Ri (1 Ri = V 2 geographische Meile). Die meisten
von ihnen durchfliefsen mehr oder weniger breite Täler. Die
gröfste Ebene auf Honshu ist die von der Tonegawa durch-
flossene Ebene, in welcher Tokio liegt; die grölste Ebene auf
Yezo ist die von der Ishikarigawa durchflössen , eine andere
grö&ere Ebene auf Yezo ist die zu beiden Ufern der Tokachi-
gawa. Auf Shikoken durchfliefst die Yoshinogawa eine größere
Ebene und auf Kyushu ist die von der Chikugogawa durch-
flossene Ebene nennenswert. Die Flüsse haben in dem sehr
gebirgigen Lande natürlich den Charakter von Gebirgsflüssen,
sie sind fast alle reifsend und haben viele Stromschnellen, so
dafs sie für die Schiffahrt fast unbrauchbar sind. Regengüsse
lassen sie rapide steigen und ihre Ufer oft meilenweit über-
schwemmen. Eine Ausnahme bildet die Yodogawa als Abflute
des Biwa-Sees, sie ist schiffbar gemacht und mündet bei der
größten japanischen Handelstadt Osaka, dem Manchester des
Ostens, wie es voll Stolz nicht ganz ohne Unrecht von den
Japanern genannt wird.
Folgende Staaten haben in Tokio diplomatische Vertretungen: Gesandt-
Belgien, Brasilien, China, Chile, Korea, England, Däne- 8chaffcen -
mark, Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko, Niederlande,
Österreich- Ungarn, Portugal, Rufsland, Siam, Schweden und
Norwegen, Spanien, Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Dem Reis an Bedeutung zunächst steht Mugi, unter Getreide,
welchem Namen Gerste (o mugi) und nackte Gerste (hadaka
mugi) und Weizen (ko mugi) zusammengefafst werden. Die mit
diesen drei Früchten bestellte Fläche und die Erntemenge
wurde angegeben 1893:
Gerste . . . 653443 Cho Ertrag 7196569 Koku
Nackte Gerste 654111 „ „ 6146126 „
Weizen . . . 436456 „ „ 3291146 „
— 280 —
Der mittlere Ertrag auf dem Tan war demnach:
Gerste l,io Koka
Nackte Gerste . . . 0,94 Koku
Weizen 0,76 Koku.
Der Anbau dieser drei Getreidearten ist nicht gleichmäßig
über das Land verbreitet. Weizen wird nirgends sehr viel
angebaut und steht überall hinter der Gerste. Am meisten
wird Weizen in den Bezirken um Tokio, im nördlichen und
westlichen Teile von Kyushu, sowie in den Bezirken Nagano
und Aichi gebaut. Diese Bezirke liefern durchschnittlich im
Jahre über 100000 Koku. Der Weizen dient wesentlich zur
menschlichen Nahrung und wird in ähnlicher Form genossen
wie Reis, oft mit diesem gemischt. Ausfuhr und Einfuhr von
Weizen sind durchschnittlich ziemlich gleich, im Jahre 1894
wurden exportiert 24715 Pikul im Werte von 55935 Yen,
importiert 18579 Pikul im Werte von 31043 Yen. Der Weizen
hatte im Jahre 1893 einen Durchschnittspreis von 5,31 Yen pro
Koku. Dieser Preis, also zirka 110 Mark pro 1000 Kilogramm
zeigt, dafe die Qualität eine ziemlich geringe ist, also dals
japanischer Weizen auf dem Weltmarkte so leicht keine Be-
deutung erlangen wird.
Von größerer Bedeutung wie der Weizenbau, ist die
Gerstenkultur. Die gewöhnliche und die nackte Gerste er-
gänzen sich, indem gewöhnlich eine der beiden Sorten fast aus-
schließlich in einer Gegend vorwiegt. Im Norden und an der
Westküste wird nur sehr wenig nackte Gerste gebaut. Um
Tokio wird der Anbau etwas häufiger, ebenso an der Südost-
küste, aber jenseits der Owari-Bucht überwiegt der Anbau der
nackten Gerste und von dort an, westlich mit Ausnahme der
Küste, wird die gewöhnliche Gerste ganz in den Hintergrund
gedrängt. An der Spitze der Gerstenproduktion steht die Um-
gegend von Tokio, wo die Bezirke Saitama, Ibaraki, Chiba und
Kanagawa jeder mehr als 500000 Koku ernten. Auf die ge-
nannten vier Distrikte mit Tokio, Gumma und Tochigi kommen
fast 30 Prozent der Gersten- und Weizenproduktion des ganzen
Landes. Importiert wird Gerste fast gar nicht, während die
Ausfuhr sich zu heben begonnen hat.
Die Hirse bildet im Verein mit Weizen und Gerste die
Hauptnahrung der ärmeren und namentlich der ländlichen Be-
völkerung. Man unterscheidet vier Arten in Japan Awa (Pani-
— 281 —
cum italicum), Hige (Panicum Crus-galli), Kibi (Panicum milia-
eeum) and Morokoshi (Sorghum). Die mit Hirse angebaute Fläche
war 1892 462 371 Cho und der Ernteertrag 4209602 Kokü.
Buchweizen wird im ganzen Lande vorwiegend, jedoch
im Norden gebaut, die angebaute Fläche war 1892 161 879 Cho
and die Einte belief sich auf 1156261 Koku.
Sehr wichtig für Japan ist der Anbau von Bohnen und
unter ihnen namentlich die Daizu (Soyabohne). Es wurde die
angebaute Fläche und Erntemenge im Jahre 1892 angegeben
mit 443442 Cho und 3110665 Koku. Jedoch ist zu bemerken,
dafs es sehr schwierig ist, diese Angaben richtig zu machen,
da diese Bohnen vielfach an den Ackerrändern, auf den Rainen
der Reisfelder usw. in ganz kleinen Mengen angebaut werden,
es dürften also diese Zahlen hinter der Wirklichkeit zurück-
bleiben. Daizu werden im ganzen Lande gebaut, besonders
stark in der Tokio-Ebene und den nördlich an diese grenzenden
Bezirken. Diese außerordentlich nahrhafte Bohne erscheint in
allen möglichen Formen in der japanischen Küche als Gemüse,
in Zucker eingekocht, als Tofu, Bohnenkäse, als Hauptbestand-
teil der Misosuppe und der Soyasuppe. Der Preis für die
Daizu ist durchschnittlich 5,50 Yen pro Koku. Weniger wichtig
als die Daizu sind die anderen Hülsenfrüchte, welche in Japan
gezogen werden, von denen nur die Azuki oder Shozu (Phaseolus
ratiotus)^ welche namentlich für Kuchen Verwendung findet,
erwähnenswert ist. Der Verbrauch von Hülsenfrüchten ist in-
dessen weit größer, als die Produktion, es werden dieselben in
grolsen Mengen jährlich aus Korea und der Mandschurei,
namentlich aus Newchwang importiert.
Die Glasindustrie hat sich in den letzten Jahren in Japan Glas,
außerordentlich entwickelt und macht nicht allein den impor-
tierten Glaswaren in Japan sehr bedeutende Konkurrenz,
sondern hat auch bereits begonnen, Flaschen, Gläser usw. zu
exportieren. Die Preise sind aufserordentlich niedrig, z. B. kostet
ein Dutzend Wassergläser 50 Sen bis 3 Yen, ein Dutzend Rot-
weingläser 90 Sen bis 2,50 Yen. Die gröfsten Glashütten sind
in Osaka und Tokio. Der Export wertete im Jahre 1894
258957 Yen und ging zumeist nach China und Hongkong, im
Jahre 1900 war er bereits auf 478628 gestiegen.
Gold wird am meisten in Japan in den altberühmten Berg- Gold,
werken der Insel Sado gefunden. Das Vorhandensein von Gold
— 282 —
anf Sado wird zum ersten Male in dem alten Werke „Uji Shui
Monogatari" im zehnten Jahrhunderte erwähnt. Doch ging die
Kunde hiervon wieder verloren und man weifs erst mit Be-
stimmtheit aus einem Briefe des Taiko Hideyoshi, dafe die
Abgaben von der Insel Sado in Gold gezahlt wurden. In dem
ersten Viertel des 17. Jahrhunderts sollen die Ausbeuten der
Minen enorm gewesen sein. Später liefe der Ertrag nach. Das
Erz befindet sich in Quarzgängen, welche in Quarzitfels auf-
sitzen. Ihre Mächtigkeit schwankt zwischen 60 Zentimeter und
6 Meter. Sie führen fein eingesprengte Sulfide von Silber, Kupfer
und Blei, sowie geringe Mengen gediegenes Gold und Silber.
Ferner wird Gold in Saigano, Provinz Satsuma, gewonnen,
welches ähnlich wie in Sado vorkommt und in den Gold- und
Silberbergwerke von Yamagano Provinz Osumi, die Erträge der
beiden letzteren Gruben sind jedoch sehr unbedeutend. Der
Goldertrag in Japan war:
1891 22548 Unzen 1894 25553 Unzen
1892 21540 „ .; 1895 22101
1893 24150 „ ' 1896 30981
Habu- Habutaye ist eine Seide, welche hauptsächlich in dem Be-
to y e - zirke Fukui gewebt wird. Es ist ein eigenartig geripptes Seiden-
gewebe, von weiiser Farbe und gehört zu den prächtigsten
ungemusterten Seidenstoffen, welche Japan aufweisen kann.
Die Habutaye ist wellig gerieft, ein Mittelding zwischen CrSpe,
und Ripskette und Einschlag sind viel dicker als bei glatten
und geköperten Stoffen. Die Schufsfäden sind eigenartig locker
gedreht. Ein dünner Faden, aus zwei Haspelfäden bestehend,
umwindet nämlich in langgestreckter Spirale einen dickeren,
der aus sechs Grfegefäden zusammengesetzt ist. Dies bedingt
nicht blofe die eigenartige wellige Rippung des Stoffes, sondern
auch seine größere Fülle und Geschmeidigkeit. Der Preis
der Habutayes schwankt Hand in Hand mit den Preisen der
Rohseide. Gewebt werden sie in Stücken von 50 Yards Länge
24 Zoll Breite. Verkauft werden sie nach Gewicht und sie
haben einen festen Marktwert, indem der Preis für 100 Momme
(1 Momme = 3,7565 Gramm) von der Börse bestimmt wird. Das
Durchschnittsgewicht eines Stückes der am meisten nach Deutsch-
land, England und Frankreich exportierten Habutayes ist
255 Momme im Werte von zirka 20 Yen. Habutaye ist in
— 283
den letzten Jahren ein sehr wichtiger Exportartikel geworden,
er bezifferte sich im Jahre 1900 auf 968319 Stück im Werte
von 17436381 Yen.
Der unbeschränkte Aufsenhandel ist verhältnismäfsig noch Handel
sehr jung, er wird im Lande von 48 Handelskammern unter-
stützt und wertete in Yen (1 Yen = 2 Mark).
1897 1898 1899 1900 1901
Yen Yen Yen Yen Yen
Import 261511205 324689408 229058767 813358225 282234748
Export 165116208 168240533 218381970 209562906 266507797
Im Jahre 1901 werteten die steuerpflichtigen Einfuhrgüter
165214574 Yen und die steuerfreien Importe 116477252 Yen.
Ein Ausfuhrzoll existiert in Japan nicht. Aus der folgenden
Tabelle ist der Wert des Handels der mit Japan am lebhaftesten
beteiligten Länder ersichtlich:
Importe von Exporte nach
1900 1901 1900 1901
Yen Yen Yen Yen
Australien 2455939 1777599 2530525 2533357
Belgien 7949254 5810897 296512 519327
Britiach-Amerika . . . 316669 181785 2950663 3276114
Britisch-Indien .... 23516351 42779906 8704318 9657595
China 29960740 27256986 31871576 42925579
Dentechland 29199696 28320102 3556614 5251071
Frankreich 8095819 3752828 19150423 27275671
Französisch-Indien . . . 3632643 4082897 114407 148470
Örofebritaimien .... 71638220 50575789 11262997 11482504
Holland 809620 408244 119028 344025
Hongkong 10659855 11141788 39177455 41786647
Itaüen 450106 154382 7129311 12569486
Korea 8805618 10052438 9953272 11372551
Österreich-Ungarn . . . 4502477 4738198 497195 1386964
Philippinen 2284294 2981031 1257126 2580682
Bufcland 309227 210276 623325 852315
Knssisch- Asien .... 5716705 4515165 3541833 2290447
äam 585480 1195082 &5622 32002
Schweiz 3012605 2208574 117878 150284
Vereinigte Staaten . . 62761196 42769430 52566395 72309350
Der Wert der importierten Güter ist durch die Verschiffungs-
dokumente und die Fakturen festgestellt, der der Ausfuhrgüter
durch den jeweiligen Marktwert in Japan und bei den Importen
der Werte in dem Einkaufslande zuzüglich der Transport- und
Versicherungskosten. Der Ursprung und die schliefsliche Be-
- 284 —
Stimmung sind den Schiffsdokumenten entnommen. Der Aufsen-
handel von Japan geht durch die offenen Häfen von Yokohama,
Kobe, Osaka, Nagasaki, Hakodate, Niigata und 20 spezielle
Exporthäfen. Die folgende Tabelle zeigt die hauptsächlichen
Artikel des Außenhandels, mit Ausnahme des Re-Exportes und
Re-Importes für 1900 und 1901.
1901 1902
Im P° rt Yen Yen
Reis 9021663 11878958
Mehl 3882517 2873302
Hülsenfrüchte usw 4817767 5328136
Zucker 26691767 33529803
Spirituosen und Eßwaren 8105463 7087786
Tabak 686460 121091
Wolle und Wollwaren 23474048 11837309
Baumwolle und Saat 59471628 60650362
Baumwollwaren 25699868 14144588
Cocons-Rohseide und Waren daraus 2526746 1542772
Flachs-, Hanf- und Jutewaren 2298312 1655737
Andere Webstoffe 1988261 937517
Eisen- und Stahl waren 31664875 19970599
Andere Metallwaren 6101395 5435967
Waffen, Maschinen usw 13766766 16604282
Schiffe 2649116 2565893
Glaswaren 1149640 1395458
Hörn-, Elfenbein, Häute, Haare. Schalen usw. . 3637021 2976771
Droguen usw 6842286 5358523
Farben und Schminke 7321756 5358606
Papier und Schreibmaterial 5261810 2929555
Petroleum 14162652 14943401
Andere Öle und Wachs 1751140 1408161
Dünger 7815792 9896215
1900 1901
Exporte Yen Yen
Reis 3576669 6903913
Andere Getreide und Mehl 248531 137809
Efswaren 7790630 10527436
Tee 9035819 8854327
Spirituosen 1286999 1697366
Tabak 774626 1748493
Rohseide 48818347 79136099
Seide und Seidenwaren 23512116 30001040
Baumwollgarn 20589263 21465573
Webstoffe 6658426 7673156
Kleidungsstücke 2016120 2809593
Kupfer 12868927 18904610
285 -
1900 1901
Ex P° rte Yen Yen
Kupferarbeiten und andere Metalle und Waren . 1396104 1916663
Haute, Haare, Schalen, Hörn usw 1603946 1035811
Drogen und Farben 6371228 6576367
Porzellan und Steingut 2471904 2491668
Zündhölzer 5760869 7392869
Papierwaren 1540699 1659301
Fufehoden-Matten 3310042 5431514
Strohflechten 4025159 2989836
Öl und Wachs 1723638 1709551
Steinkohle ohne Schiffibedarf 20032103 17542273
Andere Waren 14449589 16305242
Der Import von geprägtem Gelde, Gold- und Silberbarren
wertete 10960750 Yen, der Export 14049099 Yen im Jahre 1901.
Beteiligung der wichtigsten Länder am Außenhandel Japans
im Jahre 1902:
Wert in Yen
Wareneinruhr Warenausfuhr
1901 1902 1901 1902
China 27256986 40590858 42925579 46838545
Britisch-Indien 42779904 49302846 9657594 5067263
Hongkong 11141788 2454881 41786647 25876059
Korea 10052438 7957946 11372550 10554183
Russisch- Asien 4515165 5963858 2290446 2144961
Französisch-lndien .... 4082897 5649946 148469 158411
Philippinen 2981031 1493865 2580682 1731739
Siam 1195081 1695779 32001 56347
England 50575788 50364029 11482503 17346149
Prankreich 3752828 4745776 27275671 27283458
Deutschland 28320101 25812921 5251070 4737029
Italien 154382 186813 12569484 13287556
Belgien 5810896 6977656 519327 600497
Österreich-Ungarn .... 4738197 2376656 1386963 1143309
Schweia 2208574 1951047 150284 755916
Vereinigte Staaten von N.-A. 42769429 48652825 73309358 80232805
Australien 1777598 1672218 2533357 3172092
Ägypten 1889643 2418262 308145 449305
Hawaii 6761 22724 1902700 1833293
(Annual Retum of the foreign trade of Japan.)
Der Außenhandel von Japan im ersten Seraester 1903
wertete *
Ausfuhr 125 Millionen Yen
Einfuhr 166 „
Den höchsten Wert erreichte bisher der Import im Jahre 1898,
damals bezifferte er sich für das ganze Jahr auf 277 V« Mil-
— 286 —
lionen Yen und für das erste Semester 163 Millionen, auch die
Ausfuhr war 1903 grö&er als je zuvor. Das Übersteigen des
Importes über den Export von 41 Millionen Ten war eine Folge
der großen Einfuhr von Reis, dieselbe wertete im
Bandeis
marine.
HaU-
moto.
Januar
10 Millionen
Februar .
6 „
März . .
10 „
April . .
. 9 „
Mai . .
4 „
Juni . .
3 „
zusammen 42 Millionen Yen.
Die Handelsmarine von Japan bestand im Jahre 1901 aus
942 Dampfern mit 557166 Registertons und 3416 Segelschiffen
europäischer Bauart mit 315767 Registertons, zu diesen kommen
222 größere Segler japanischer Bauart.
Die Zeitung „Jimmin" veröffentlicht eine Zusammen-
stellung, welche das Wachsen der japanischen Handelsmarine
in den letzten 10 Jahren zeigt:
1892
214849 Tonnen
1893
325218
1894
320378
1895
386163 „
1896
417643
1897
486509 „
1898
648314 Tonnen
1899
796930
1900
868936
1901
917879
1902
934961
Im gleichen Verhältnisse ist die Zahl der Offiziere ge-
stiegen, welche die Qualifikation besitzen, in fremden Fahr-
wassern Schiffe zu führen:
1892
1893
1894
1896
1896
1897
1542 Offiziere
1596 „
1680 „
1818
2001 „
2228
1898 1576 Offiziere
1899 1680 „
1900 1799 „
1901 2042 „
1902 2231
Die Hatamoto waren die direkten Vasallen der Tokngawa-
Shogune, die meisten hatten ihre Wohnsitze in der Nähe des
Shogun- Palastes in Yedo. Sie bildeten die Leibwache des
Shognnes und in kriegerischen Zeiten waren sie stets in seiner
unmittelbarsten Nähe, auf seinen Befehl gingen sie ins Wasser
— 287 —
wie in das Feuer. Sie waren 80000 Reiter stark. Die ersten
Hatamotos hatten mit ihrem Herrn Tokugawa Jeyasu das
Reich unterworfen und waren dann mit ihm von Sumpu, dem
heutigen Shizuoka in Suruga, nach Yedo, der neuen Residenz
als Diener mitgenommen und hier als Hatamotos organisiert.
Ihr Einkommen war von 100 bis 10000 Koku. Obgleich dies
ursprünglich so festgesetzt war, hatten sie im Laufe der Zeit
doch sehr viel verloren und manche von ihnen hatten in der
letzten Zeit des Shogunates nicht mehr als 30 Koku jährliches
Einkommen. Auch erhielt schließlich ein jeder, der nur einmal
mit dem Shogun zusammengekommen war, den erblichen Hata-
moto-Rang. Von den übrigen Samurais unterschieden sich die
Hatamotos äußerlich durch Goldlack auf der unteren Fläche
des Helmes und sie wurden von Yarimochi, Speerträgern und
8eishiki no tomobito, Leibgarden, begleitet, welche nur ihnen
gebührten. Aus den Hatamotos wurden die Wakadoshiyori,
die Räte, gewählt, welche unter dem Gorojin, dem Staatsrate,
standen, zu denen auch die kleinen Daimyos ernannt werden.
Sie nahmen gewöhnlich an den Beratungen des Gorojin teil,
waren Richter der Shomu, niederen Gerichte, Bürgermeister
in den Provinzialstädten und hatten schließlich alle die Ämter
inne, welche nicht von den Fudai-Daimyos besetzt wurden. Sie
bildeten den höheren Beamtenstand im ganzen Reiche, hatten
große Macht und großes Ansehen, ihr Rang war höher als
der der übrigen Samurais. Das Wort Hatamoto heißt „unter
der Fahne", sie kämpften unter der Fahne, also in unmittel-
barer Nähe ihres Herrn, des Shogun. Als das stehende Heer
errichtet wurde, hatten die Hatamotos ihre Leute einzureihen
oder zur Erhaltung des Heeres beizusteuern, und als nach
dem Falle des Shogunates der Shogun zum einfachen Daimyo
gemacht und sein früheres Einkommen von 8 Millionen Koku
auf 700000 reduziert wurde, hörten die Hatamotos auf zu
existieren, sie sind mehr oder weniger, nachdem sie bis dahin
die vornehmste Klasse der Bevölkerung waren, zu Grunde
gegangen.
Im Jahre 1850 beabsichtigte der Shogun Jeyoshi, ein Heer-
modernes Heer aufzustellen und entschloß sich, europäßche we8€n -
Instruktionsoffiziere zu engagieren und japanische Offiziere zu
ihrer Ausbildung europäischen Heeren zuteilen zu lassen. Im
Jahre 1866 trafen die ersten französischen Instruktionsoffiziere
— 288 —
in Yokohama ein, 1885 wurden mehrere deutsche dazu engagiert,
militärische Erziehungsanstalten errichtet und 1888 und 1889
neue Gesetze über den Heeresersatz nach deutschem Muster
erlassen. Vor dem Kriege mit China wurden die letzten fremden
Instrukteure entlassen. Am 16. März 1896 erliefs der Kaiser
die gegenwärtige Heeresordnung und sollte die Reorganisation
bis 1903 durchgeführt sein. Aber infolge der Überzeugung,
dafe ein Krieg mit Rufsland unvermeidlich sei, war dieselbe
schon Ende 1901 durchgeführt. Durch das Gesetz vom 11. No-
vember 1872, ergänzt am 21. Januar 1889, wurde die allgemeine
Wehrpflicht eingeführt. Die Dienstpflicht dauert vom 17. bis
zum 40. Lebensjahre, drei Jahre im stehenden Heere (vier Jahre
in der Marine), vier Jahre in der Reserve (drei Jahre bei der
Marinereserve) und fünf Jahre in der Landwehr. Wehr-
pflichtige vom 17. bis 28. Jahre, welche eine gewisse Bildung
nachweisen und sich selbst erhalten, dienen ein Jahr aktiv,
sechs Jahre in der Reserve und fünf Jahre in der Landwehr.
Soldaten, welche sich durch Fleiis und Eifer auszeichnen,
können vor beendeter Dienstzeit zur Reserve entlassen werden.
Während der Dauer der Dienstpflicht werden die Reservisten
in Friedenszeiten zu Kontrollversammlungen und im dritten
Jahre zu einer vierwöchentlichen Übung eingezogen, im letzten
Jahre zu einer vierzehntägigen. Die Landwehr wurde bisher
zu Übungen nicht herangezogen. Der grofee Überschuß an
Stellungspflichtigen wird der Ersatzreserve zugeteilt. Die Er-
satzreservepflicht dauert ein Jahr, erfolgt in dieser Zeit nicht
die Einstellung in den aktiven Dienst, so findet der Übertritt
zur Landwehr statt.
Der Kaiser steht an der Spitze der Armee, er zeichnet
alle Ernennungen und Veränderungen, die das Offizierskorps
betreffen. Ihm zur Seite steht seit 1898 ein Marschallsrat,
der gegenwärtig aus drei Generälen und einem Admirale be-
steht. Der Kriegsminister hat die Rekrutierung und Ver-
waltungsangelegenheiten zu überwachen. Der Generalstab er-
gänzt sich aus besonders ausgebildeten Offizieren aller Waffen-
gattungen und zerfällt in einen Armee- und Truppengeneral-
stab. Die mit der Landesaufnahme betrauten Offiziere haben
bereits eine ausgezeichnete topographische Karte von ganz
Japan und Korea hergestellt, letztere hat im Kriege 1894/95
bereits gro&e Dienste geleistet. Das stehende Heer ist in drei
— 289 -
Armeekorps eingeteilt. Das erste besteht aus der Garde und
ersten Division in Tokio, zweite Division Sendai, siebente
Division Sapporo, achte Division Hiromaye; zweites Armee-
korps Osaka, dritte Division Nagoya, vierte Division Osaka,
neunte Division Kanasawa, zehnte Division Hiromeji; drittes
Armeekorps Kokura, fünfte Division Hiroshima, sechste Di-
vision Kumamoto, elfte Division Matsuyama, zwölfte Division
Kokura.
Das Heer zählte 1902: 26 Infanteriebrigaden, 52 In-
fanterieregimenter ä 3 Bataillone, 13 Kavallerieregimenter
k 5 Schwadronen, 13 Artillerieregimenter mit 117 Batterien,
6 Festungs- Artillerieregimenter k 4 Brigaden, 13 Geniebrigaden
k 3 Kompagnien, 13 Trainbrigaden ä 2 Kompagnien, 1 Eisen-
bahnbrigade.
Die mobile Infanteriedivision wird bestehen aus je: 2 In-
fanteriebrigaden k 2 Regimenter k 3 Bataillone, 1 Kavallerie-
regiment zu 4 Schwadronen, 1 Artillerieregiment (2 Feldabtei-
lungen und 1 Gebirgsabteilung k 3 Batterien mit 6 Geschützen),
2 Geniekompagnien mit 1 Brückentrain, 1 Sanitätsdetachement,
7 Munitionsabteilungen (4 für Infanterie und 3 für Artillerie),
4 Proviantabteilungen, 6 Feldlazarette, 1 Telegraphenabteilung,
Reservepferde. Auiserdem gehören zur Division noch als Re-
serve: 1 Infanteriebataillon, 1 Schwadron Kavallerie, 1 Batterie,
1 Geniekompagnie, 1 Trainkompagnie.
Die Gardedivision erhält die Rekruten der Infanterie aus
dem ganzen Reiche, die anderen Waffengattungen aus dem Be-
zirke der ersten Division. Übungen in der Ausbildung von
Radfahrern finden häufig im Militärkolleg in Tokio statt, be-
nützt werden aus Belgien bezogene Fahrräder, wie sie in der
Armee der Vereinigten Staaten benützt werden. Die etat-
mäßige Stärke einer Kompagnie Infanterie ist: 5 Offiziere,
151 Mann; eines Infanterieregiments: 1950 Mann und 40 Pferde;
einer Schwadron Kavallerie: 5 Offiziere, 135 Mann; eines
Kavallerieregiments: 752 Mann und 602 Pferde; einer Feld-
batterie 6 Offiziere, 122 Mann, 16 Reitpferde, 44 Zugpferde;
einer Gebirgsbatterie: 5 Offiziere, 122 Mann, 5 Reitpferde,
30 Packpferde ; eines Artillerieregiments : 1 223 Mann, 495 Pferde ;
einer Festungs -Artilleriekompagnie: 5 Offiziere, 150 Mann;
einer Pionierbrigade: 544 Mann und 19 Pferde; einer Pionier-
kompagnie: 5 Offiziere, 165 Mann; einer Eisenbahnkompagnie:
19
— 290 —
5 Offiziere, 152 Mann, 5 Pferde; einer Telegraphenkompagnie:
7 Offiziere, 152 Mann, 7Perde; einer Trainkompagnie: 7 Offi-
ziere, 352 Mann, 150 Reit- und Zugpferde.
Die Gesamtstärke des Heeres ist im Frieden 228500 Köpfe,
im Kriege 387000 eingeschlossen 33300 Mann Reserve und
125600 Mann Territorialreserve.
Die Ergänzung der Offiziere geschieht durch Ersatz aus
dem Kadettenkorps, deren Zöglinge vor dem Eintritt in die
Armee eine Prüfung abzulegen haben, oder aus Einjährig-Frei-
willigen im Alter von 18 bis 23 Jahren. Unteroffiziere werden
nicht zu Offizieren befördert.
Zur Ausbildung von Unteroffizieren ist eine Unteroffizier-
schule mit zweijährigem Kursus für Schüler aller Waffen er-
richtet.
Für Offiziere aller Waffen zur Ausbildung für den General-
stab ist die Militär- Akademie für 150 bis 160 Leutnants in
Tokio errichtet, ferner existiert eine Militärschule, eine Unter-
offiziersschule, eine Schieis- und Turnschule und eine Veterinär-
schule. Die Infanterie ist mit dem 6,5 mm Meijigewehr, welches
von dem General Arisaka konstruiert ist, bewaffnet, die
Kavallerje mit Säbel und dem Murata- Karabiner Modell 94,
das Garde -Kavallerieregiment aufserdem mit der Lanze, die
auch die Linienkavallerie erhalten soll. Die Feldartillerie hat
ein nach Plänen des Generals Arisaka in Osaka und bei Krupp
hergestelltes Schnellfeuergeschütz.
Hüte. Die erste Hutfabrik wurde 1888 in Tokio gegründet und
in den nächsten Jahren andere in Osaka und Hamamatsu, sie
fabrizieren jährlich 40000 Dutzend Kopfbedeckungen. Natürlich
ist durch diese Fabriken der Import sehr geschädigt und werden
gegenwärtig nur zirka 3 bis 4000 feinere Kopfbedeckungen
importiert, während früher mindestens das Zehnfache eingeführt
wurde. Obgleich diese Industrie vor kaum einem Jahrzehnt
ins Leben gerufen ist, hat sie sich schnell entwickelt und wenn
sie auch noch nicht so weit ist, ganz feine Qualitäten zu er-
zeugen, so ist doch die mittlere Qualität so gut, dafs sie nicht
hinter dem im Auslande produzierten zurücksteht. Seit 1893 ist
kein fremder Fachmann mehr angestellt, das Material zum
Herstellen der Hüte mufe indessen mit Ausnahme von Seide
sämtlich importiert werden. Die Ausfuhr bezifferte sich im
— 291 —
Jahre 1900 bereits auf 58430 Dutzend im Werte von 124180 Yen,
natürlich meistens nach Ostasien.
Die Indigopflanze wird in Japan hauptsächlich in der Indigo.
Provinz Awa angebaut, sie benötigt außerordentlich viel Dünger
und verausgabt die genannte Provinz zwei Millionen Yen für
Dünger, um Indigo im Werte von drei Millionen Yen zu er-
zeugen. Die indische Pflanze verlangt dagegen nur wenig
Dünger, teils infolge des Klimas, aber hauptsächlich, weil die
Pflanze verschieden ist. Der indische Indigo ist daher viel
billiger herzustellen als der japanische. Eine der indischen
ähnliche Spezies wird auf Formosa, hauptsächlich in den nörd-
lichsten Teilen der Insel, gezogen. Als Dungmittel wird dort
animalischer Mist, gemischt mit Stroh und aus China importiertem
Bohnenkuchen benützt. Die Produktion deckt jedoch den Be-
darf der Insel nicht und China liefert das fehlende Quantum.
In Japan wird seit über 20 Jahren Indigo von den Sandwich-
Inseln, Bombay, Madras, Kalkutta und in neuerer Zeit von
Java importiert, von denen der Java- Indigo als bester ge-
rühmt wird. Der Import bezifferte sich im Jahre 1895 auf
444028 Katty im Werte von 631 370 Yen und stieg im Jahre 1900
auf 1851673 Katty im Werte von 3902559 Yen.
Wie bei der Landwirtschaft ist auch bei der Industrie der In-
Kleinbetrieb vorherrschend, und wenn auch in der Neuzeit U8tne -
großartige Fabriken gegründet sind, ist doch der ursprüngliche
Charakter geblieben. Bei dem ganzen Regierungssystem der
Tokugawa-Shogune von 1600—1867 mit seiner Abschliefsung,
seinem Kastengeiste und unentwickelten Verkehrsverhältnissen,
hatte die industrielle Produktion eigentlich nur für den lokalen
Markt Bedeutung und die Verbindung dieses mit dem wichtigsten
Handelszentrum Osaka war nur sehr locker, dieses war der
allgemeine Verkehrs- und Austauschmittelpunkt. Nur durch
den Markt von Osaka waren die Kunstweberei, Schnitzerei,
Porzellanfabrikation Kiotos, die groise Lackindustrie jener
Gegend lebensfähig. Wo in anderen Gegenden gewisse Ge-
werbszweige für gröfsere Absatzarbeiten wie Porzellan, Töpferei,
Papier, Kerzen, Matten usw., standen sie stets unter der Ober-
aufsicht der Regierung, welche die Produktion regelte und be-
wirkte, dafs dem Produzenten sein Erzeugnis zu einem festen
Preise abgenommen wurde. Sie sorgte auch dafür, dafs diese
— 292 -
Produkte auf den Markt nach Osaka kamen. Die Erzeugung
dieses Artikels geschah aber stets, wenn sie auch für den
großen Markt bestimmt waren, im Kleinbetriebe, nie fabrik-
mäßig. Die Hausindustrie herrschte vor, welcher die landes-
herrliche Regierung oder die dem Absatz vermittelnden Händler
die Rohstoffe oder Geld vorschössen. Mit der Restauration
im Jahre 1868 hörte die staatliche Regelung der Produktion
auf. Die Verhältnisse änderten sich jedoch nicht, nur trat an
die Stelle des Beamten, welcher der Vermittler zwischen dem
Kleinindustriellen und dem Markte gewesen war, der Händler.
Das Kunstgewerbe fand seine Stütze nicht mehr in den
hunderten kleinen Hofhaltungen, sondern an den Exporteuren.
Die neuen Verhältnisse haben selbstverständlich nicht dazu
beigetragen, das Kunstgewerbe zu heben, dasselbe wird jetzt
in erster Linie fabrikmäßig, für den Export möglichst billig
betrieben. Die früher häufigen Kunstwerke sind aufserordentlich
selten geworden und die Handwerke und Gewerbe werden
immer abhängiger von den Kaufleuten. Mit diesem hoch-
entwickelten Kleinbetriebe hängt der individuelle Charakter
japanischer Gewerbserzeugnisse, welcher ihnen einen so hohen
Reiz verleiht, zusammen. Mit der Nachfrage nach billigeren
Exportwaren und deren Fabrikation geht natürlich diese
charakteristische Eigenschaft verloren. In der Einrichtung von
großen industriellen Anlagen hat in Japan der Staat den An-
fang gemacht, er errichtete Fabriken mit importierten Maschinen
und stellte hierbei eine große Zahl von fremden Fachleuten
an. In erster Linie handelte es sich darum, Unternehmungen
zu errichten, die mit der Staatsregierung zusammenhingen, wie
Waffen- und Pulverfabriken, Werften für die Marine, Beklei-
dung der Armee, Eisenbahn Werkstätten, die Münze, Staats-
druckerei zur Herstellung des Papiergeldes, Post- und Stempel-
marken usw. In zweiter Linie hatte die Regierung die Absicht,
Unternehmungen zu schaffen, um vom Auslande unabhängig zu
werden und die Produktionskraft des Landes zu heben. So
wurden die verschiedensten Sachen in Angriff genommen, man
errichtete Seiden-Filaturen. Baumwollspinnereien, Papier-, Glas-,
Zementfabriken usw. Daß der Staat bei diesen industriellen
Unternehmungen teueres Lehrgeld gezahlt hat, ist nicht zu
verwundern, aber der Zweck wurde erreicht. Die vom Staate
eingerichteten Unternehmungen wurden an Privatgesellschaften
— 293 -
veräußert and der größte Teil derselben, welche sich anfangs
nur durch Subsidien des Staates halten konnten, stehen jetzt
in voller Blüte und haben Veranlassung gegeben, daß eine
große Zahl anderer Unternehmungen nach ihnen entstanden
sind, und so kann man wohl mit Recht sagen, daß die japanische
Regierung es gewesen ist, die Japan zu einem Industrie-
lande gemacht hat, welches ohne Zweifel eine große Zukunft
haben wird.
Die Japaner haben sehr viel Kunstsinn und sind ehrgeizig,
indem sie alles zu produzieren versuchen, was in anderen
Ländern erzeugt wird. In Imitationen leisten sie Außer-
ordentliches. Sie adoptieren jede neue Erfindung, welche nütz-
lich oder gewinnbringend zu werden verspricht, und Japan ist
daher auf dem besten Wege, ein großes Industrieland zu werden,
welches nicht allein seine eigenen Bedürfnisse deckt, sondern
auch fremde Märkte mit seinen Industrieprodukten versorgt.
Man hat hierfür die Baum Wollindustrie als schlagendes Beispiel,
welche innerhalb weniger Jahre, man kann sagen im Fluge,
groß geworden ist, und die Zündhölzermanufaktur, welche den
Import desselben getötet hat und bereits einen Teil der Be-
dürfhisse der Länder Ost- und Südasiens deckt. Indem die
Japaner im großen die nützlichen Erfindungen des Auslandes
einführen, ersetzen sie die ihnen fehlende Erfindungsgabe und
sie werden ohne alle Frage in kurzer Zeit in Artikeln riva-
lisieren können, welche früher von bestimmten Ländern mono-
polisiert wurden. Japan hat Kohlen, eine fleißige Bevölkerung,
welche willig lange Arbeitsstunden für kleinen Lohn arbeitet,
denn die Bedürfnisse des japanischen Arbeiters und Hand-
werkers sind sehr gering, und man wird in wenig Jahren sehen,
wenn die Arbeiter erst mehr Geschicklichkeit in den neu ein-
geführten Industriezweigen erworben haben, daß Europa und
Amerika einen gefährlichen Rivalen in ihrem ostasiatischen
Absatzgebiete haben. Einen Beweis hierfür liefert das Baum-
wollgarn, dessen Handel in gewissen fremden Orten so außer-
ordentlich zurückgeht. Bombay schlug Manchester und jetzt kon-
kurriert Japan erfolgreich mit Bombay. Ohne alle Frage sind
die meisten imitierten fremden Artikel, sowohl was Stoff als was
Arbeit anbelangt, außerordentlich mittelmäßig und nicht mit
europäischen Fabrikaten zu vergleichen, aber sie sind enorm
billig, z. B. hohe Reiterstiefel sind für 2,80 Yen, ein komplettes
— 294
Sattelzeug mit Zaun, Gebiis und Steigbügeln für 10 Yen, Par-
fumes das Dutzend Gläser 70 Sen, Haaröl das Dutzend Gläser
60 Sen, baumwollene Strümpfe 70 Sen und Handtücher 80 Sen
usw. zu kaufen. Es liegt wohl auf {1er Hand, dais für diese Preise
nichts Gutes geliefert werden kann, aber in Europa und Amerika
würde der Arbeitslohn für die meisten der genannten Artikel
den Preis übersteigen, für den hier die fertige Ware käuflich
ist. Die Industrie in Japan hat in der neuesten Zeit einen
erstaunlichen Aufschwung genommen, wie dies aus folgender
Tabelle hervorgeht. Der Export der im Lande produzierten
Industrieartikel betrug im ganzen im Jahre
1888
66 Prozent
1893
71 Prozent
1889
64 „
1894
75 „
1890
67 „
1895
77 „
1891
55 „
1896
74 „
1892
67 „
1897
78 „
mithin ist der Export dieser Artikel von 1888 bis 1897 um
12 Prozent gestiegen. In demselben Verhältnisse wie der Export
japanischer Industrieerzeugnisse zugenommen hat, ist der
Import dieser Artikel zurückgegangen, wie die folgenden Zahlen
zeigen: Prozentsatz der Industrieartikel im Verhältnisse zu dem
Gesamtimport in Japan in den Jahren 1887 bis 1897:
1887 92 Prozent
1888 87 „
1889 87
1890 73
1891 73
1892 72
1893 76 Prozent
1894 67 „
1895 71
1896 71
1897 60
Es zeigt sich also in diesen elf Jahren eine Abnahme von
über 30 Prozent in dem Import von fremden Industrieartikeln
in Japan. Der Export der wichtigsten Industrieerzeugnisse
hat sich in den Jahren von 1889 bis 1898 entwickelt wie folgt:
1898
Yen
12055506
573551
3555144
Habutaye
Andere seidene Stückgüter . .
Seidene Taschentücher ....
Seitenzahl
1889
Yen
804147
2104459
2908606
16184201
— 295
1889 1898
Yen Yen
Übertrag 2908606 16184201
Baumwollene Stückgüter . . . 143574 2691507
Teppiche 54214 850871
Zündhölzer 1137981 6273172
Matten 166883 3938218
Baumwollgarne 20105671
Porzellan und Steingut .... 1449888 1989545
Lackwaren 589649 783134
Strohgeflechte 146847 5981125
Schinne 26928 687196
Summa: 6624570 59484640
Man sieht aus diesen Zahlen, wie sehr der Export der
japanischen Industrieerzeugnisse wächst. Während im Jahre 1889
das Verhältnis des Exportes von Industrieartikeln zu Roh-
material wie 6 1 /* : 55 war, änderte sich dasselbe im Jahre 1898
auf 33 : 55. Dies beweist , dafs Japan in der Zukunft wahr-
scheinlich ein Industrieland sein wird.
Eine nur annähernde Summe des Kapitales, welches in
Japan für Industriezwecke angelegt ist, lälst sich gegenwärtig
nicht angeben. Die einzigen erhältlichen Zahlen sind die
Kapitalien, welche in Gesellschaften mit beschränkter Haft-
barkeit festgelegt sind. Das Gesamtkapital dieser Gesell-
schaften betrug im Jahre 1894 56 und im Jahre 1897 151 Mil-
lionen Yen. Ebenso wie es sehr grofse Schwierigkeiten hat,
sich einen Begriff von dem Kapitale zu machen, welches in
Japan der Industrie zu Gebote steht, ist es sehr schwer, den
Wert der Industrieprodukte festzustellen, aber semij- authen-
tische Quellen geben den Wert der Jahre 1895 und 1896
an auf:
1895 338000000 Yen
1896 367000000 „
von diesen kommen im Jahre 1896 auf
Osaka 32000000 Yen
Kioto 29000000 „
Tokio 22000000 „
Aichi 18000000 „
Summa 19000000 „
Saitama 11000000 „
— 296 —
Im Jahre 1896 wurden Dampfmaschinen in 2968 Fabriken
benützt, die Zahl der Maschinen war 5326 mit 68172 Pferde-
kräften und 273793 Arbeitern, während in 4 398 Unternehmungen
mit 140243 Arbeitern keine Dampfkraft benutzt wurde. Die
Gesamtzahl der Fabriken betrug mithin im Jahre 1896 7366
mit 414036 Arheitern, der Kohlenverbrauch in diesen Unter-
nehmungen war 1896 1653000 Tonnen.
Jinri- * Das Wort heilst wörtlich übersetzt: Mann -Kraft -Wagen,
^^ d. h. ein von einem Mann gezogenes Gefährt. Nach John Black,
dem Autor von „Jung Japan", liels ein amerikanischer Missionär
Namens Goble, ein solches Wägelchen zuerst im Jahre 1867
herstellen; nach anderen Angaben war Akiha Daisuke in Tokio
um 1870 der Erfinder und um diese Zeit erhielt Takayama
Kosaku die Erlaubnis, eine Jinrikisha- Fabrik zu errichten.
Die neue Erfindung fand großen Beifall und verbreitete sich
außerordentlich schnell über ganz Japan ; es existieren gegen-
wärtig allein in Tokio über 80000 dieser Wagen. Auch, in
China, Korea und den Küstenländern Ostasiens ist die Jinri-
kisha das beliebteste und verbreitetste Fuhrwerk geworden,
gleichzeitig eine segensreiche Einnahmequelle für ein zahlreiches
Arbeitervolk.
Die gewöhnliche Taxe für einen Jinrikishazieher ist 7 bis
16 Sen für 1 Ri (eine halbe geographische Meile).
Der Export von Jinrikisha steigt von Jahr zu Jahr, nament-
lich nach China, Korea, Hongkong und Britisch -Indien; er
beziiferte sich:
1898 auf 3917 Stück im Werte von 93740 Yen
1899 „ 4266 „ „ 106284 „
1900 „ 6188 „ 121879 „
Jinya Jinya ist eigentlich ein Kriegslager, ist aber auch die Be-
zeichnung für die Herrensitze des höheren Adels, der kleinen
Daimyos und Hatamotos, welche nicht Burgherren waren; diese
bewohnten Herrenhäuser (Jinya), welche aus Steinen und Lehm-
ziegeln erbaut waren, aber keinen Turm haben und an deren
Giebelseite und über den Eingangstoren auch nicht die nur den
grolsen Daimyos gebührende Fischverzierung (Shachihoko) an-
gebracht werden durften.
Justiz- Die frühere barbarische Kriminaljustiz ist jetzt nach europä-
on^Ver- ischem Muster gänzlich umgeändert. Richter können nicht ab-
brechen.
— 297 —
gesetzt werden, außer für Verbrechen oder im Disziplinarwege.
Es gibt vier Klassen von Gerichtshöfen: 1. 1 Kassationshof
(daishinin), 2. 7 Appellhöfe (kosoin), 3. 49 Landgerichte (chiho-
saibansho) und 4. 301 Amtsgerichte (kusaibansho). Der Kas-
sationshof in Tokio ist der höchste Gerichtshof; in ihm präsi-
dieren sieben Richter, in den Appellhöfen fünf Richter und in
den Landgerichten drei Richter; in jedem Gerichtshofe ist einer
der Richter der Oberrichter, an den Amtsgerichten ist nur ein
Richter. Einige wenige Richter werden vom Kaiser direkt
ernannt, die übrigen ernennt er auf Vorschlag des Justizministers.
Es folgt die Statistik der Verbrechen für die fünf Jahre
1896 L897 1898 1899 1900
Leichte Verbrechen 2492 2960 3039 2798 2675
Schwere Verbrechen 165566 171730 164469 130922 126525
Total: 168048 174690 167508 133720 131200
Über militärische Verbrechen urteilen Kriegsgerichte. Es
bestehen 7 Staatsgefängnisse, 132 Lokalgefängnisse und Besse-
rungsanstalten in jedem Fu oder Ken Die Zahl der Gefangenen
aller Art (Verurteilte und Angeklagte) war Ende 1900 52 990 Män-
ner und 3689 Frauen.
Formosa hat besondere Justizinstitutionen.
Das Polizeiwesen wurde 1872 nach dem Muster des eng-
lischen eingerichtet, in neuester Zeit aber nach preufsischem
Muster reorganisiert.
Am 22. September 1903 sind die Ministerposten, die seit Kabinett
einer Reihe von Wochen provisorisch verwaltet wurden, end-
gültig besetzt worden, so dais man annehmen darf, dais die
Ministerkrisis ihr Ende gefunden hat. Das Kabinett besteht
jetzt aus:
Vicomte Katsura, Ministerpräsident,
Baron Komura, Minister des Auswärtigen,
Baron Kodama, Minister des Innern,
Baron Sone, Finanzminister,
Oura Kanetaka, Kommunikationsminister,
Baron Kiyoura, Ackerbau und Handel,
Kubota Yuzuru, Erziehung,
Hadano, Keichoku, Justiz,
Generalleutnant Terauchi, Kriegsminister,
Admiral Yamamoto, Marineminister,
Adachi Tsunayuki, Polizeipräfekt.
— 298 —
Kämpfer. Engelbert Kämpfer, geboren 1651 zu Lemgo, kam als hol-
ländischer Schiffschirurg im September 1690 nach Japan, dessen
wissenschaftlicher Entdecker er genannt werden kann. Nur
zwei Jahre und zwei Monate blieb er in Japan. Trotz der
kurzen Zeit und der schwierigen Verhältnisse schrieb er ein
Meisterwerk, in welchem er die Geschichte, Geographie, Reli-
gion, Sitten, Gebräuche und Naturprodukte von Japan über-
raschend genau beschreibt Merkwürdigerweise erschien das
deutsch geschriebene Werk, von Scheuchzer übersetzt, zuerst
in englischer Sprache: „History of Japan", 2 Bände, London
1727, und erst 1777 erschien eine Übersetzung dieses Werkes
in Deutschland. Kämpfer starb am 2. November 1716 als Leib-
arzt des Grafen zur Lippe in seiner Vaterstadt.
Kampfer. Kampfer ist ein nicht unwichtiger Exportartikel von Japan;
derselbe wird gewonnen aus dem Holze und den Blättern des
Kampferbaumes (Uomphora officinorum oder Cinnamomum cam-
phora Nus). Die Bäume werden gefällt, zersplittert und in
höchst primitiver Art destilliert, wobei die Wasserdämpfe den
Kampfer und das ätherische Öl ausscheiden. In Holzkasten,
welche durch fließendes Wasser gekühlt werden, setzt der
Kampfer sich in Form von kleinen Körnern und Krusten fest
und wird von Zeit zu Zeit abgekratzt und durch Abgiefsen
und Pressen nach Möglichkeit von dem anhaftenden Kampfer-
öl getrennt. Auch lälst man den Kampfer in Reisstroh subli-
mieren, während sich das Öl auf der Oberfläche des Wassers
ansammelt. Hierauf wird der Kampfer in mit Blei abgeschlagenen
Kisten, Tuben, von 70 bis 80 Kilo Inhalt nach Europa ver-
sandt, wo er raffiniert wird. Der Export von Kampfer be-
zifferte sich auf:
1898 2434028 Kin im Werte von 1174574 Yen
1899 2758625 „ , 1754496 „
1900 3280715 „ „ „ „ 3070700 „
Der grölste Teil des exportierten Kampfers kommt aus
Formosa, welches sehr reich an Kampferbäumen ist, während
diese in Japan trotz angeordneter Schonung und Neupflanzungen
auszusterben drohen.
Im Jahre 1899 führte die japanische Regierung das Kampfer-
monopol in Formosa ein und legte im Budget ihrer Berechnung
die durchschnittliche Produktionsmenge von Kampfer in For-
— 299 —
mosa in den letzten Jahren zn Gründe. Die Berechnung zeigte
sich aber bald als trügerisch, denn das Monopol hatte eine
derartige Erhöhung der Kampferpreise zur Folge, dafe die in
den letzten Jahren in Japan zurückgegangene Produktion sich
wieder hob und der Export von Kampfer von hier einen ganz
unerwarteten Umfang erreichte; er stieg von 24000 Piculs im
Werte von 1200000 Yen im Jahre 1898 auf 42000 Piculs im
Werte von 3900000 Yen im Jahre 1901, der Menge nach um
75 Prozent und dem Werte nach um mehr als das Dreifache.
Da der Bedarf von Kampfer auf dem Weltmarkte nur be-
schränkt ist ; so beeinträchtigte natürlich die Produktion in
Japan die Ausfuhr des Formosakampfers und der Gewinn der
Regierung blieb bedeutend hinter dem Voranschlage zurück.
Um diesen Übelstand zu beseitigen, drängte der General-
gouverneur von Formosa, Baron Kodama, das Ministerium, das
Monopol auch auf Japan auszudehnen. Seine Bemühungen
hatten Erfolg und am 17. Juni 1903 wurde das „Rohkampfer-
und Kampferöl-Monopolgesetz" veröffentlicht. Hierdurch wurde
die Kampferfrage für ganz Japan einheitlich geregelt. Nach
diesem Gesetze wird sich die Kampfergewinnung und der
Handel folgendermaßen gestalten: Rohkampfer und Kampferöl-
produzenten bedürfen zur Herstellung einer Lizenz, welche
ihnen im Falle eines Zuwiderhandelns gegen die Vorschriften
des Gesetzes jederzeit wieder entzogen werden kann. Sie
müssen über die Fabrikation genau Buch führen und stehen
unter der Kontrolle der Monopolbeamten. Ihre Produkte müssen
sie ausschließlich an die japanische Regierung abliefern und
erhalten von dieser eine nach dem Ermessen der Monopolver-
waltung jeweilig zu bestimmende Vergütung, deren Höhe vor-
her öffentlich bekannt gemacht werden muis. Zum Raffi-
nieren des Kampfers ist allein die Regierung berechtigt. Die
Monopolverwaltung verkauft den Kampfer gewöhnlich zu
einem bestimmten Preise, nur ausnahmsweise in öffentlicher
Auktion. Die Ausfuhr von Kampfer darf nur über die vor-
geschriebenen Häfen stattfinden. Die Regierung hat auch
das Recht, die Produktion einzuschränken, um die Nachfrage
und das Angebot auszugleichen. Bei Unruhen in Formosa
kann sogar die Erzeugung gänzlich untersagt werden. Das
Kampfermonopol ist von der englischen Firma Samuel Samuel
& Co. gepachtet.
— 300 —
Kanten siehe See- und Wasserprodukte.
Katakiuchi siehe Blutrache.
Ken. Ken ist ein Gesellschaftsspiel, von welchem sehr viele
Arten gespielt werden. Die Teilnehmer sitzen im Kreise und
schnellen, indem sie eins, zwei, drei zählen, auf drei die ver-
schieden geschlossenen Finger gegen die Mitspielenden, die
Superiorität der Handstellung siegt; in einem sehr beliebten Ken-
spiele bedeutet die flach ausgestreckte Hand Papier, die Faust
einen Stein und zwei Finger eine Schere; die Superiorität wird
nach der Hypothese bestimmt, dafs die Schere Papier schneiden
kann und daher diesem überlegen ist, das Papier kann den
Stein umhüllen, ist also diesem überlegen, dagegen kann die
Schere den Stein nicht zerschneiden, also ist der Stein Sieger.
Ein anderes sehr beliebtes Spiel ist das Kitsuneken, das
„Fuchsken"; durch die Fingerstellungen wird der Fuchs, der
Mann und das Gewehr bezeichnet; der Mann gebraucht das
Gewehr, das Gewehr kann den Fuchs töten, der Fuchs kann
den Mann betrügen, aber der Mann kann den Fuchs nicht ohne
Gewehr töten, noch kann der Fuchs das Gewehr benutzen.
Vielfach hat der Verlierende zur Strafe hinter dem Sieger im
Zimmer herumzugehen, indem er etwas auf seinem Rücken trägt,
als ob er der Gepäckträger des Gewinnenden wäre. Es gibt
unzählige Nuancen dieses Spieles und es werden stets neue
erfunden, namentlich von dem schönen Geschlechte; besonders
die Geisha spielen Ken mit hervorragender Grazie und bringen
beim Spielen ihre schönen Hände und Arme zur Geltung.
Keramik. Man unterscheidet in Japan vier verschiedene Keramiken
und zwar 1. Rakuyaki, das gewöhnliche japanische Hausstein-
gut, welches mit der Hand gemacht und bei niederer Temperatur
erzeugt wird. Dasselbe kann sehr leicht hergestellt werden
und wird häufig in den Haushaltungen selbst produziert;
2. Awatayaki ist das bestbekannte Steingut in Kioto, es gehört,
wie das Satsuma, Awata, Ota und andere Geschirre, zu dem
Halbporzellan oder feine Faience; da sie keiner so hohen Hitze
ausgesetzt werden wie das Porzellan, so bieten sie der
künstlerischen polychromen Ausschmückung ein weites Feld;
3. Iwakura yaki ist ein dem Awata yaki ganz ähnliches Halb-
porzellan; 4. Kiyomizu yaki, unter diesem Namen werden alle
übrigen Porzellane zusammengefaßt Der bekannteste Töpfer
in Kioto ist Seifu Yohei, der sich durch seine Geschicklichkeit
— 301 —
einen großen Namen erworben hat, am schönsten sind seine
elfenbeinfarbigen Porzellane. Andere berühmte Porzellanfabri-
kanten in Kioto sind Kikozan Sobei, durch seine reiche, herr-
liche Malerei und Tanzan Rokuro durch seine „päte sur päte
Paience 44 . Die Gesamtproduktion von Porzellan und Steingut
betrug im Jahre 1896 5205185 Yen und der Export wertete
1974854 Yen und stieg im Jahre 1900 auf 2471904 Yen.
Japan gehört zu den Monsumländern. Das Klima hat bei Klima,
aller Verschiedenheit, die durch die weite Erstreckung von
Norden nach Süden und den vorherrschend gebirgigen Charakter
bedingt ist, doch einen gemeinsamen Zug. Es wird beeinflufst
durch die beiden Jahreszeitwinde, südliche im Sommer und
nördliche im Winter, letztere sind rauh, bringen niedrige .
Temperaturen und hohe Barometerstände, sowie dem Norden
und den Landstrichen am Japanischen Meere viel Schnee. Der
Sommermonsum ist warm, er bringt der Vegetation viel Wärme
und Regen. So hat Japan kontinentales Klima, wenn auch
das umgebende Meer die Gegensätze mildert. Das Klima von
Formosa, den Pescadores und den Liukiu-Inseln ist tropisch.
Aber selbst auf dem südlichen Kiushiu sind unter dem 30° nörd-
licher Breite im Winter Schnee und Nachtfröste keine Selten-
heit. In Tokio sinkt das Thermometer im Winter unter —9° C
und steigt auf 35° C im Sommer. Weiter nördlich dauert der
Winter oft über sechs Monate und Schnee bedeckt die höheren
Berge 5 bis lOMonate lang. Von Ende August bis Ende September
treten oft zerstörende Drehwinde oder Taifune in den von Tokio
südlichen Landesteilen auf.
Hiernach wurde bis zur Restauration jedes Einkommen, Koku,
jedes Gehalt berechnet. Ein Koku ist ein Mafs, zirka 180 Liter, Reiau
der Preis für einen Koku Reis war fast immer identisch mit
einem Pfund Sterling oder zehn Gulden österreichischer Währung
Gold oder 20 Mark. Solange die Silberwährung in Japan dauerte,
war der Preis für den Koku Reis durchschnittlich fünf mexi-
kanische Dollars, die japanische Handelsmünze, und seit Ein-
führung der Goldwährung kostet der Koku durchschnittlich
10 Yen = 1 Pfund Sterling = 20 Kronen = 20 Mark =25 Francs.
Vor der Restauration stieg der Marktwert bei Mifsernten zu-
weilen bis auf das Dreifache des Durchschnittspreises, blieb
aber stets über ein Pfund Sterling. Um den Marktwert so
— 302 —
hoch wie möglich zu erhalten, wußten die Agrarier den Import
von fremdem Reis zu verhindern, indem sie den fremden Reis
als unrein und gesundheitsschädlich hinstellten. Wirklich
weigerte sich bis Anfang der neunziger Jahre selbst das ge-
meine Volk, importierten Reis zu essen, bis der Kaiser den
Bann brach, auf Anraten seiner Minister speiste er öffentlich
importierten Reis, ihm folgte der Hof und diesem das ganze
Volk. Heute wird der größere Teil des in Japan geernteten
Reis exportiert, da der japanische Reis einer der am höchsten
gezahlten Reissorten der Erde ist. Die Hauptnahrung des
japanischen Volkes ist der billige indische Reis geworden,
Kombu siehe See- und Wasserprodukte.
K^n- Folgende fremde Staaten haben in Japan Konsulate:
8ulate - Österreich -Ungarn in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Hakodate,
Formosa,
Belgien in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Osaka,
Brasilien in Yokohama,
China in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Dänemark in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Deutschland in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa,
England in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, Hakodate,
Frankreich in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa,
Italien in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Mexiko in Yokohama,
Niederlande in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa,
Peru in Yokohama,
Portugal in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Rußland in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Hakodate,
Spanien in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa,
Schweden und Norwegen in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Schweiz in Yokohama,
Vereinigte Staaten v. N.-A. in Yokohama, Kobe, Nagasaki,
Formosa.
Kormo- In früheren Jahrhunderten war in einzelnen Teilen von
Fach 1 i Europa d* e Fischerei mit abgerichteten Kormorans eine ebenso
grofeer Sport, wie in anderen Teilen die Falkenjagd. Die
Kormorane wurden wie die Falken zur Beize abgerichtet. In
England stand dieser Sport so hoch, dafs bei Hofe eine Charge
„Master of the Cormorants" existierte. Im Laufe der Zeit
— 303 —
hörte, wie die Falkenjagd, das Fischen mit Kormorans auf. In
Japan blüht der Sport noch heute. Der Kormoran erspäht
seine Beute, taucht mit großer Geschicklichkeit, birgt den Fisch
in seinem sackartigen Schnabel und bringt ihn seinem in einem
Boote wartenden Herrn. So hälslich wie der Kormoran ist,
so geschickt und sicher fängt er den erspähten Fisch und bringt
seinem Herrn und Abrichter reichen Lohn. Der Fischer hat
10 bis 16 Kormorans in seinem Boote,' die er durch laute Rufe
und Schlagen mit langen Bambusstangen in das Wasser zum
Tauchen anfeuert. Die Kormorans werden gezüchtet. Die
jungen Vögel werden mit kleinen Fischen und Fischeingeweiden
gefüttert", sie werden außerordentlich zahm, gehorchen ihren
Herrn aufs Wort, sogar auf seine Winke und sind an jeden,
der sie freundlich behandelt, anhänglich. Wenn sie gröfser
geworden sind, so wird ihnen beim Fischen ein Riemen um den
Hals gelegt, der sie verhindert, die gröfseren gefangenen Fische
zu verschlucken. Wenn die Vögel nicht in Tätigkeit sind,
sitzen sie auf der Jagd auf dem Bootrande nebeneinander und
spähen. Jeder Vogel kennt, wenn mehrere Boote zusammen
fischen, sein Boot und seinen Herrn, er täuscht sich nie, so
groüs die Zahl der Kormorans und Boote sein mag, welche
gleichzeitig den Sport pflegen. Hat ein Kormoran einen zu
großen Fisch gefangen, den er nicht aus dem Wasser heben
kann, so kommen ihm sofort ein oder zwei Genossen zu
Hilfe.
Das Marineministerium und Marinekommando ist in Tokio. Kriegs-
Der Marineminister ist ein Mitglied des Kabinetts und hat die flotte *
Administration der Flotte unter sich. Der Kommandant der
Marine wird vom Kaiser von den aktiven Admiralen ernannt,
er ist dem Kaiser verantwortlich für die Bewegungen der
Flotte. Die Küste von Japan ist in fünf Marinedistrikte ge-
teilt, die ihre Hauptquartiere, Docks, Arsenale und Kasernen
in Yokosuka, Kure, Sasebo, Maizuru und Muroran haben, das
letztere ist noch nicht eröffnet.
Das Personal der Flotte bestand 1902 aus 2 Admiralen,
9 Vizeadmiralen, 26 Konteradmiralen, 65 Linienschiffskapitänen
(Kapitäne zur See), 119 Fregatten- und Korvettenkapitänen,
167 Kapitänleutnants, 220 Leutnants, 305 Unterleutnants,
232 Ingenieure, 275 Ärzten, 235 Zahlmeister, 90 Bauingenieuren
und Vermessungsbeamten, 31688 Matrosen und Deckoffizieren,
— 304 —
im ganzen 35355 Offizieren und Mannschaften. Das Personal ist
aasgebildet wie die Marine der europäischen Seemächte und
hat glänzende Beweise des Mutes und der Disziplin während
des Krieges mit China gegeben. Die Entwicklung der Motte
ist erstaunlich. Während des Krieges wurde sie mit groiser
Gewandtheit und grofsem Erfolg geleitet. Sie besteht aus:
ausgerüstet im Bau zu bauen
Schlachtschiffe 1. Klasse .... 4 — 4
Schlachtschiffe 2. Klasse .... 2 — —
Gepanzerte Kreuzer 2. Klasse .6 — 6
Alte Schiffe 4. Klasse 1 — —
Kreuzer 6. Klasse 10 2 ?
Kreuzer 7. Klasse 4 — —
Torpedo-Kanonenboote 4 — —
Torpedo-Zerstörer 20 — 10
Moderne Torpedoboote .... 47 — viele
Die veranschlagte Ausgabe für die Verstärkung der Flotte ist:
Für den Bau von Kriegsschiffen 62348269 Yen
n Kriegsmaterial und Ausdehnung des Arse-
in Kure 29001313 „
,. Gebäude 8510723 „
Total: 99860305 Yen
Diese Summe ist auf elf Jahre verteilt und beginnt mit dem
Jahre, welches mit dem 31. März 1904 endet. Von der Gesamt-
ausgabe ist in die Ausgabe für 1903 bis 1904 einbegriffen:
Für Kriegsschiffe . . . 1241088 Yen
„ Kriegsmaterial . . 1446594 „
Total : 2687682 Yen
Kriegshäfen sind: Yokosuka an der Tokiobucht, Kure an
der Tosabai, Sasebo bei Nagasaki, Ominato auf den Bonin-
Inseln und Muroran auf Yezo, die beiden letzteren im Bau be-
griffen. Das Marineministerium beabsichtigt die Maschinerie
für die Herstellung von Panzerplatten in dem Kurearsenale
aufzustellen, wodurch ein groiser Teil des Voranschlages ab-
sorbiert wird.
Die nachstehende Tabelle schließt alle gebauten und im
Bau begriffenen Kriegsschiffe ein.
— 306
I
OD
I
CD
Pn
OD
CO
I
o
PN
od
Ph
od
p«
PH
od
CD
I
Ph
od
I
Ph
od
CD
I
pH
od
Ph
I
Ph
od
CD
I
Ph
od
00
I
Ph
od
CO
I
fc r ti ? f * ri
" -• *- % OS
PH
od
GQ
OQ
OQ .>'
CO 5
00
r 1 r ^ 7
T f 3 2 J, 7 T
2 i -r •: t «l 8
. r .* PBJ W PBJ . r « r
Pe! fr od od od pEJ Pe!
« » \s « "*. od od
5 5 e«~ et" o" * *
00 CD H H H « 00
I I I I I I I
<* ^* *h ih et ^# ei
fr
frr» •*
iTf 2 7
CD CO T 00
T .„ .»fr »*.
'"frfrOQ pB4
OQ
OQOQ*
OQ
©5 * t*i *
hCOCC i CD
I I lo I
3
1
i
■ I-Brl
000D00000000»O«ei»H^OQCÄCOC0C00D00CQCQeQCQt»pQ0iQO
I a.2
~i£i
fc-t-Ofc'fc'-OOOOOOOOOOCDOOO^'^'fc-^iOt-COOOOO©©
GoboSbo59^ooooHSöooo«Ha
coco««tCko^cDaoaD^'^tocDaoto»oiet*t*»oior-totoaoootocidCft
iöS
lO >C »O <* <* <4 CO 10 »O <<* <4* tO »O <4 <« •<* <4 •* <« lO lO lO >C eieico
0000Ct<3iO5O5^i>t-i>i>i>i>
I l I I I l I I I I I I is-l I
t-050DC0eiQ^»0»0C0CpOC0ei000D00©»»QC000t-t»OO0aQO |
«ei»o»o»oio^cftc*o^cöCftCftco^^^eocO'«* < ^ , *« < ^eio*c*eicoco
CD CD 00 O» Q OS et 00 00 O) OdCft Ot^HOdOtO^elQOQO^COftO^ o
00 OD 00 CO A 00 OD 00 00 00 100 00 0000 00 00 00 00 0000 00 00X0000 00 I I
1
MwpQPPPQWPQcidoöööcbOOcööOdOc+ici
l
II
tß
20
— 306 —
Kupfer. Kupfer bildet seit dem Jahre 1642 einen hervorragenden
Ausfuhrartikel, welcher seiner Reinheit wegen sich eines guten
Rufes erfreut. Man findet es selten gediegen oder in oxydiertem
Zustande. Unter seinen Schwefelverbindungen ist Kupferkies
das vorwiegende Erz, aus dem wenigstens neun Zehntel allen
japanischen Kupfers gewonnen wird. Weitaus die meisten
und die besten Gruben sind im Privatbesitze. Die ertrag-
reichsten Kupferminen von Japan sind die von Beshi in Jyo
auf Shikoku, dann folgen die von Zomeki in Nagato, Kusa-
kura in Echigo, Tatesato in Yamato, Arakawa in Ugo, Nakaso
in Bitchiu, Takidani in Echigo, Ashio in Shimotsuke nahe bei
Nikko und Osarusawa in Akita ken.
Kupfer- In Japan wird bedeutend mehr Kupfer produziert als das
erzen- ^ an ^ benötigt un( i es werden schon seit Jahrhunderten grofee
gung. Quantitäten exportiert. Jedoch das Raffinieren des Kupfers
steht vorläufig noch auf einer so niedrigen Stufe, dafe die
Kupferdrähte für Telegraphen und elektrische Beleuchtung bis
vor kurzer Zeit ausschliefslich vom Auslande bezogen werden
mufsten. Vor mehreren Jahren wurden in der Nähe von Osaka
zwei Gesellschaften gegründet, welche diese Drähte erzeugten,
aber sie kamen nicht vorwärts, da die Art der Raffinerie ver-
altet war. Im Februar 1897 machten die Furukawaschmelze-
reien einen erfolgreichen Versuch, Elektrizität zu verwenden
und lieferten noch in dies.em Jahre von dem Bedarf des Kom-
munikations - Ministeriums von 1110000 Kin 480000 Kin,
von den übrig bleibenden 630000 Kin lieferten 350000 die
Werke bei Osaka und 280000 das Ausland. In derselben
Periode lieferten die Furukawawerke den elektrischen Be-
leuchtungsgesellschaften 440000 Kin und führten 1898 bereits
Privataufträge im Umfange von 500000 Kin aus. Es ist daher
sehr wahrscheinlich, dafe in kurzer Zeit der Import von Kupfer-
draht nach Japan völlig aufhört. Die Furukawawerke blieben
bei dem glänzenden Erfolge, den sie gehabt haben, nicht stehen,
sie haben die neuesten Maschinen eingeführt und ihre Werk-
stätten sehr vergröfsert; man erwartet, dafs die Werke nicht
allein den Bedarf des Landes decken, sondern imstande sein
werden, grofse Quantitäten zu exportieren. Es besteht in
Japan jetzt nur noch die Schwierigkeit, Drähte zu erzeugen,
die in Gummi gehüllt sind, wie solche von der Regierung vor-
geschrieben sind und daher in schnell steigenden Quantitäten
— 307 —
importiert werden. Ebensowenig können bisher die mit Blei
umhüllten Kupferdrähte hergestellt werden, welche für unter-
irdische Telegraphenleitungen benützt werden; diese müssen
gleichfalls vom Auslande bezogen werden. Dagegen werden die
unter dem Namen Silicon-Bronzedrähte bekannten, die in Europa
wie in Amerika im allgemeinen Gebrauch stehen und gegen
Feuchtigkeit und Stürme besonders widerstandsfähig sind, von
den Furukawawerken jetzt in grofsen Quantitäten hergestellt
Dies muis als ein großer Fortschritt bezeichnet werden, weil
die Herstellung dieses Artikels eng verbunden ist mit dem
Vorwärtsschreiten der Wissenschaft auf dem elektrischen und
maschinellen Gebiete und dieses solange wie möglich von den
fremden Fabriken geheim gehalten wird. Ein 'anderer Faktor,
der die Herstellung von Kupferdrähten sehr fördert, ist das
allmähliche Ersetzen der früher gebräuchlichen Eisendrähte '
durch solche von Kupfer. Die ersteren haben die Nachteile,
dais sie die Elektrizität nur beschränkt leiten und deshalb eine
grolse Anzahl Drähte benötigen, wo viel elektrische Ströme
erforderlich sind, dais sie ferner besonders an der Seeküste
stark rosten. Kupfer dagegen ist ein vorzüglicher elektrischer
Leiter und rostet nicht. Infolge hiervon nimmt der Konsum
von Kupferdrähten in Europa und Amerika rapid zu und es
ist unzweifelhaft, dais, wenn dieser Bedarf anhält, die Fabri-
kation von Kupferdrähten in Japan sehr günstige Aussichten
hat, die Drähte in großem Umfange zu exportieren. Gleich-
zeitig wird der Import von Eisendrähten nach Japan sehr be-
schränkt.
Unter den verschiedenen hochentwickelten Zweigen des Lack-
japanischen Kunstgewerbes nimmt die Lackindustrie eine her- ind,18trie -
vorragende Stelle ein. Die großen Vorzüge der japanischen
Lackwaren sind vor allem durch mehrere ausgezeichnete Eigen-
schaften des eigenartigen Lackes bedingt, sodann aber auch
durch die sorgfältige Art seiner Verwendung : Japanische Lack-
sachen zeichnen sich bei grofser Leichtigkeit und Eleganz des
Aussehens durch ihre Solidität aus, durch die Schönheit und
Anmut der Verzierungen, namentlich aber durch verschiedene
dem Materiale selbst zukommende sehr wertvolle Eigenschaften
wie grolse Härte ohne Sprödigkeit, die Widerstandskraft gegen
vielerlei Körper, durch deren Berührung unsere gewöhnlichen
Harzlackanstriche sofort angegriffen und zerstört werden. So
20*
— 308 —
wird der japanische Lacküberzug weder durch kochendes Wasser
noch durch heifee Zigarrenasche angegriffen; er widersteht
sogar alkoholischen Flüssigkeiten aller Art sowie Säuren, wenig-
stens in der Kälte. Wenn auch in neuerer Zeit die Lack-
fabrikation häufig für den billigen Exportbedarf maschinen-
mäßig auf Kosten der Güte betrieben wird, so ist doch eigentlich
ein Rückschritt dieses Kunstgewerbes, der vielfach behauptet
wird, nicht sichtbar; es wird sogar von Kennern behauptet,
dafe sich diese Kunst immer mehr entwickele. Der Export
steigt mit jedem Jahre; er wertete:
1898: 782933 Yen; 1899: 988662 Yen; 1900: 1066390 Yen.
Land- Im Mittelpunkte des japanischen Wirtschaftslebens steht
-J^t die Landwirtschaft und zwar die Landwirtschaft im engsten
Sinne, da Viehzucht und Viehhaltung in Japan eine ganz unter-
geordnete Rolle spielen. Von den Steuern entfallen % auf die
Grundsteuer. Von den Exporten bestehen 2 / 8 aus landwirt-
schaftlichen Produkten und beschäftigt die Landwirtschaft die
Mehrzahl der Bevölkerung, wie der statistische Nachweis vom
Dezember 1891 feststellt. Von den damals in Japan gezählten
7806369 Haushaltungen hatten den Betrieb der Landwirtschaft
als Hauptberuf 3462124, und für 2027506 Haushaltungen war
er der Nebenverdienst. Überraschend ist für den europäischen
Beobachter, dafs nur ein verhältnismäfsig kleiner Teil der
Fläche des Landes direkt in landwirtschaftlicher Benützung
steht, für ganz Japan mit einer Fläche von zirka 38 l / 2 Mil-
lionen Cho (1 Cho = 0,99 Hektar), wurden Ende 1898 nur
5081005 Cho Ackerland nachgewiesen, von diesen waren
2798329 Cho nasse Felder, d. h. Reisfelder und 2282676 Cho
Trockenfeld. Dafs nur ein so geringer Teil des Bodens angebaut
ist, hat seinen Grund zum Teil in der gebirgigen Natur des
Landes, zum Teil in dem eigenartigen System, in dem die Land-
wirtschaft betrieben wird, welche mit ihrer geringen Viehhaltung
den Anbau von Futterpflanzen usw. nicht erheischt. Es hat
aber auch seinen Grund in den klimatischen Verhältnissen des
Landes, welche es gestatten, dafs auf einem grofsen Teile des
Ackerlandes mehrere Ernten in einem Jahre erzielt werden
können. Der Grofe- und mittlere Betrieb im europäischen Sinne
fehlt in Japan vollständig, es gibt nur kleine Betriebe, eine
Wirtschaft von fünf Cho gilt schon für eine besonders grofse.
— 309 —
In der Regel wirtschaftet der japanische Bauer ohne Gesinde
und fast ohne Vieh. Die Familie selbst bearbeitet allein das
Bauerngut und erübrigt noch freie Zeit, welche teilweise zur
Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte, Seide, Indigo,
Tee, Tabak usw. verwendet wird, teilweise zu Nebenbeschäf-
tigungen aller Art, vor allem für die zahlreichen Hausindustrien,
Weberei, Strohflechterei, Papiermacherei usw. und Lohnarbeiten.
In vielen Fällen sind die Bauern gezwungen, ihre Zeit in
solcher Weise nutzbar zu machen, da sie von dem Ertrage ihrer
Landwirtschaft allein nicht leben können.
Es kommt auf eine bäuerliche Haushaltung im Durchschnitt
nicht ganz ein Hektar, nämlich 8,3 Tan (10 Tan = 0,99 Hektar),
hiervon 4,9 Tan Reisfeld und 3,4 Tan Trockenfeld. Das Bewirt-
schaftungssystem ist charakterisiert durch den geringen Umfang
der Wirtschaft, die intensive Verwendung der Arbeit und den
gelingen Aufwand von Kapital. Eine begrenzte Ackerfläche
wird Jahr ein Jahr aus oft mehrere Male bebaut und daneben
liefert eine ausgedehnte Strecke von Wald und Grasland, welche
auch ansnahmsweise als Weide dient, den nötigen Dünger in
der Form von Gründüngung oder Asche. Die ununterbrochene
Benutzung des Bodens macht unausgesetzte regelmäßige
Düngung notwendig. Die Düngerbeschaffung ist daher bei dem
japanischen Ackerbausystem die Grundfrage, von welcher die
Ausdehnung der ackerbaufähigen Fläche abhängt. Eine Folge
hiervon ist, dafe bei dichter Bevölkerung größere Flächen an-
gebaut sind, als bei dünner, da bei der geringen Viehhaltung
in erster Linie die menschlichen Fäkalien Verwendung finden.
Aber auch sonstige Dungstoffe werden sorgfältig gesammelt
und verwendet, wie Strohasche, Ölkuchen und vor allem der
Fischdünger, welcher sowohl für die Landwirtschaft, wie für
die Fischerei ein gleichwichtiges Produkt ist. Die Ausbeutung
des Wald- und Graslandes zu gunsten des Ackerlandes ist
nicht unbedenklich, und hat in manchen Gegenden, namentlich
Mitteljapans schon zu arger Entblößung der Bergabhänge ge-
führt. Die Technik der japanischen Landwirtschaft mit ihrer
Spaten- und Hackkultur, ihren unvollkommenen Instrumenten,
beruht durchweg auf geschäftiger Kleinkultur, auch der sorg-
samen Behandlung des Kleinen, Einzelnen, welche der grund-
legende Charakterzug des japanischen Geistes hier ebenso ist,
wie in der Industrie und in der Kunst.
— 310 —
Der wichtigste Unterschied der japanischen von der euro-
päischen Landwirtschaft liegt wohl in der geringen Bedeutung
der Viehhaltung. Bisher dienten Pferde und Rindvieh haupt-
sächlich als Packtiere, weniger als Zugtiere. Zur Milch- und
Fleischproduktion nützen sie erst in neuerer Zeit, Schweine
und Schafe gibt es nur sehr wenig, Ziegen, Esel und Maul-
tiere nur in den offenen Plätzen. Dagegen ist die Hühner-
zucht zur Eierproduktion in der Nähe der größeren Orte
ziemlich entwickelt. Enten, Tauben und Gänse sind selten.
Die Bienenzucht hat nur auf Shikoku einige Bedeutung. Die
Vernachlässigung der Viehzucht in Japan ist unzweifelhaft
eine Folge des Fleisch Verbotes des Buddhismus, denn die
Gegenden mit ganz geringer Viehhaltung sind zum größten
Teil erst nach Einführung des Buddhismus besiedelt. Die Zahl
des Bindviehes wurde Ende des Jahres 1896 auf 1149761 und
die der Pferde, aufeer der Militärpferde, auf 1578117 fest-
gestellt. Der Pferdezucht wird seitens der Regierung etwas
Aufmerksamkeit geschenkt, und wurde zur Verbesserung der
einheimischen Pferderasse etwas europäisches, australisches und
amerikanisches Zuchtmaterial eingeführt und in den kaiserlichen
Gestüten verwandt. Man sieht auch schon recht gute Produkte,
doch sind dieselben selten und mufs noch viel geschehen, um
Japan mit dem nötigen guten Pferdematerial zu versehen. Die
Preise der Pferde variieren für Trag- und Zugtiere 20 bis 50 Yen,
Kavallerie -Remonte 40 bis 100 Yen und Halbblut -Offiziers-
Remonte 100 bis 200 Yen.
Mangan. Manganoxyde und ihre Verwendung haben die Japaner
erst in neuerer Zeit kennen gelernt. Da hiervon große Lager
hauptsächlich in der Nähe der Stadt Utsunomiya an der Grenze
der Provinzen Shimotsuke und Iwaki sich befinden, so ist
Mangan ein ziemlich bedeutender Exportartikel geworden. Die
Ausfuhr betrug im Jahre 1900 21504777 Kin im Werte von
224397 Yen.
Manieren Von vielen Fremden wird den Japanern im Verkehr mit
Fremden Fremden herausforderndes, ja unhöfliches Betragen und Rück-
ttber. sichtslosigkeit besonders Damen gegenüber vorgeworfen; von
anderer Seite wird dagegen ihre Höflichkeit gepriesen und sie
werden als das zuvorkommendste Volk der Erde hingestellt.
Die erste Ansicht wird wohl hauptsächlich von denen vertreten,
welche die kriechenden, unterwürfigen Manieren der Malayen
— 311 —
auch in Japan erwarten, denn diese fehlen den Japanern völlig.
Die Japaner bebandeln den Fremden mit der gleichen Höflich-
keit, mit der sie untereinander verkehren und der Reisende
findet in einem gefällten Straßenbahnwagen oder im Gewühl
anf den Straßen mehr Rücksicht und Zuvorkommenheit als in
irgend einem Lande in Europa; es wird ihm aber in keiner
Weise gehuldigt, als ob er ein höheres Wesen wäre; es wird
ihm auf die höflichste Weise zu verstehen gegeben, dafe er
als Gleicher unter Gleichen betrachtet wird und wenn er ver-
ständig ist, so wird er damit zufrieden sein; versucht er aller-
dings seine Umgebung zu brüskieren, so ist er für die Übeln
Folgen selbst verantwortlich. Hochmütiges, herausforderndes
und herablassendes Wesen fordert den Chauvinismus besonders
der jüngeren Männerwelt heraus, die in solchem Falle aller-
dings leicht unhöflich und zurückweisend wird und Gleiches mit
Gleichem erwidert. Für die gewöhnliche Rücksicht den Japa-
nern gegenüber wird stets mit der ausgesuchtesten Höflichkeit
und Zuvorkommenheit gedankt.
Der Maschinenbau steht noch auf einer tiefen Stufe. Es Ma-
fehlt die Erfahrung, die nötige Genauigkeit in der Arbeit und 8chinea -
es wird zu viel schlechtes und ungeeignetes Material benützt
mit der steten Absicht, durch billige Preise die teuere Kon-
kurrenz zu besiegen. Bis diese irrige Ansicht nicht überwunden
ist, wird Japan auf dem Gebiete der Maschinentechnik nichts
oder doch nur ungenügendes leisten.
Vergleichende Tabelle.
Japan
Metrisches System
England
IRi
3,9273 Kilometer
2,4403 (Meilen) Miles
1 Seeri
1,8518 „
1,1507 „ „
ICho
109,09 Meter
5,4229 Chains
IKen
1,8182 „
1,9884 Yard
Uio
3,0803 ,,
3,3140 „
lShaku
0,8030 „
11,9305 Inches
1 Sun
0,0303 ,,
1,1931 „
IBq
0,00303 „
1,4317 Line
1 Quadratri
15,4235 Quadratkilometer
5,0552 sq. Miles
l Quadratcho
99,n36 Ar
2,4507 Acres
ITan
9,9174 ,,
0,2451 „
lTsnbo
3,3058 Quadratmeter
3,«>:>33 sq. Yards
IKoku
180,3907 Liter
f flüssig 39,7033 GaUons
l trocken 4,%?9 Busheis
Maise,
Münzen
und
Gewichte.
— 312 —
Japan Metrisches System England
lTo 18,0891 . ( fltt88i * 3.»"» Gallons
l trocken 1,9sm Peck
lSho 1,8039 . {**** J^BEQMXt
l trocken 0,i985 Peck
IGo 0,,so4 „ ( flfl8 ^ ^ 06 ^ iI1 1
l trocken 0,ois» Peck
lKwan 3,7565 Küogramm (£ voir 8,»n Ponnds
ITroy 10,0646 „
IKin 0,601« „ I^joir 1,3*1 „
(Troy l,ei02 „
lMomme 0,oos7565 . (£ voir ^«oi Drams
l Troy 1.4155 pwt.
Anmerkung: Im Handelsverkehr gelten ausländische Einheiten, so
der HandelsdoUar = 2,io Mark und das Catty, welches dem japanischen Kin
entspricht. 100 Catties ist 1 Pecul = 133 V a Pfund (englisch); mithin ist das
Catty = 0,00479 Kilogramm oder 1,«095S deutsches Pfund.
Menthol. Menthol oder Pfefferminzöl-Kampfer ist der wichtigste Be-
standteil des Pfefferminzöles (ans Mentha piperita L.), aus
welchem es durch Abkühlung als farblose Kristalle ausscheidet.
Verwendet wird das Menthol zu Mentholstiften und als schmerz-
stillendes Mittel bei Migräne, Zahnschmerzen und zu kühlen-
den Einreibungen, in wässeriger oder weingeistiger Lösung als
Antiseptikum. Der Export bezifferte sich:
1898 25590 Kin im Werte von 106202 Yen
1899 45605 „ „ „ „ 195424 „
1900 30485 „ „ „ „ 172500 „
Mousse- Mousseline de laine wird in Japan in sehr grofsen Quanti-
line de täten konsumiert, der Import wertete in den letzten Jahren
ame * stets sechs bis sieben Millionen Yen. Dies veranla&te nach
dem Kriege mehrere Kapitalisten, Webereien zu gründen, um
diesen Artikel im Lande herzustellen. Die bedeutendste dieser
Fabriken wurde im Juli 1898 in Tokio in Betrieb gesetzt, es
wurden noch in diesem Jahre 666241 Yard Mousseline gewebt,
die Qualität wird für recht gut erklärt, der Preis war 4,60 Yen
pro Tan (1 Tan = 24 Yard).
Moxa. Moxa ist eines von den wenigen japanischen Worten,
welches seinen Weg in unsere Sprache gefunden hat. Die Moxa
ist eine weiche, wollige Substanz von gelbgrauer Farbe, leicht
feuerfangend, langsam und mäfsig glühend zu Asche verbrennend.
Sie wird bereitet aus den an der Luft getrockneten Blättern
— 313 —
von jungen Trieben einer Artemisia, in Japan Jomogi oder
Mokusa (eigentlich Moyekusa von moye, das Brennen, und kusa,
das Kraut) genannt, die an der Luft getrocknet und oft jahre-
lang unter den Dächern aufbewahrt werden. Je älter, desto
besser. Man stößt die Blätter mit einer hölzernen Stampfe
zu einer wolligen Masse und zerreibt diese mit den Händen,
so daß die zerquetschten Fasern und Membranen herausfallen
und die gewünschte, feine, den Ärtemisien eigene Wolle im
gereinigten Zustande zurückbleibt. Zum Gebrauch nimmt man
eine erbsengroße Prise, formt daraus ein Kügelchen, welchem
man hierauf eine Eegelform gibt; dieses wird mit Speichel an
die ausgewählte Stelle geklebt. Die leicht entzündliche Moxa
wird mit einer Kohle angezündet und brennt in die Haut. Man
setzt drei bis sieben Moxas an verschiedenen Stellen und brennt
sie nacheinander oder auf einmal.
Kein Mittel wird in irgend einem Lande allgemeiner an-
gewendet, als die Moxa in Japan, durchgehend aber mehr von
Gesunden als von Kranken. Sie wird als Heilmittel der Krank-
heiten und als vorbeugendes Mittel gegen dieselben gebraucht
und es gibt wohl keine Krankheit oder kein Leiden, gegen
welches der Japaner nicht Moxa anwendet. Jung und alt,
ohne Unterschied des Geschlechts, läßt sie sich setzen. Das
Brennen heißt japanisch Kyu, es ist ein Gewohnheitsmittel.
Der mit erbsengroßen, regelmäßig geordneten Brandmälern
gezeichnete Kücken ist ein untrügliches Kennzeichen eines
Japaners.
Im Oktober 1897 trat die Goldwährung in Kraft. Die müm-
Einheit ist 0,75 Gramm Feingold und heißt der Yen, welcher we8€1L
jedoch nicht geprägt wird. Folgende Münzen werden geprägt:
Goldmünzen: 20, 10 und 5 Yenstücke; Silbermünzen: 50, 20 und
10 Senstücke, Nickelmünzen, 5 Senstücke und Bronzemünzen:
1 Sen und 5 Rinstücke. Der Sen ist der hundertste Teil eines
Yen und der Rin ist der zehnte Teil eines Sen. Die Gold-
stücke sind - 900 fein und die Silberstücke -800 fein. Die vor
1897 geprägten Goldstücke (20, 10, 5, 2 und 1 Yenstücke) sind
zum doppelten Werte im Kurs. Das frühere 1 Yen-Silberstück
ist außer Kurs gesetzt. Die alten silbernen 5 Senstücke und
kupfernen 2, 1 und */« Senstücke sind wie früher im Verkehr.
Außer dem Metallgeld gibt es Papiergeld (Schatznoten), in den
Münzen entsprechenden Stücken.
— 314 —
Musik. Die beiden beliebtesten Instrumente Japans sind das Koto
mit meistens 13 und Shamizen mit drei Saiten, die hier wie
dort aus Rohseide, nicht aus Metall oder Darm hergestellt
sind. Das Koto wird mit einem flngerhutförmig über den Finger
gesteckten Sume (Nagel), das Shamizen mit einem unten breit
auslaufenden Schägel (Bachi), beide, Sume wie Bachi sind von
Elfenbein gemacht, in Schwingung versetzt. Wie das Material,
auf und mit dem gespielt wird, so ist auch die Musik selbst
von der europäischen grundverschieden. Sie hat eine andere
Tonleiter, nur Moll, immer nur einen Ton und keine Harmonie,
auch kein Forte und Piano. Selbst, wenn sie in ein rascheres
Tempo übergeht, schwillt sie nicht an, ganz so, wie der Japaner
auch bei innerer Erregung äußerlich ruhig bleibt. Es ist der
Buddhismus mit seinem Materialismus und Pessimismus, seiner
Unterdrückung der Leidenschaft und der Persönlichkeit, der
dem japanischen Charakter und Gesicht jenen Zug der In-
dolenz aufgeprägt hat, welchen wir auch bei den Nieder-
ländern vielfach wahrnehmen und es ist derselbe Buddhismus,
der die japanische Musik so überaus monoton gestaltet hat.
Was ist die Musik anders als tönende Empfindung? Sprechen
wir doch sogar von der Stimmung des Gemüts und vom Auf-
schrei des Herzens, von einer zartbesaiteten Natur und von
der Aeolsharfe der Seele; ein Beweis, dafe die Musik nur der
Wiederklang dessen ist, was in der Tiefe unseres eigenen per-
sönlichen Lebens vorgeht. Die Stimme des Menschen ist das-
selbe, was die Schrift des Telegraphen ist, nur daß der Natur-
laut sich zu Sprache und Musik entwickelt hat und das sogar
gleichzeitig. Deshalb heilst der Wahlspruch der Musik „nil
humanum a me alienum puto" (nichts Menschliches ist mir
fremd). Jede Empfindung und Stimmung, Lebens- und Welt-
anschauung kommt in ihr zum Ausdruck: Lust und Schmerz,
Hoffnung und Furcht, Liebe und Hafs, Kampf und Friede,
Leidenschaft und Ruhe, Energie und Resignation, Idealismus
und Pessimismus. Wie ein rechter Mensch keine einförmige
Maske ist, sondern im Gesicht, Haltung, Bewegung, Stimme
und Rede das wechselnde Leben in ihm und aufser ihm verrät,
so bleibt auch die echte Musik, obwohl zum Kunstprodukt
entwickelt, dennoch immer die Offenbarung der unverfälschten
Natur und des unwillkürlichen menschlichen Empfindens. Da
nun der Buddhismus jede Leidenschaft im Menschen unter-
— 315 —
drückt, so hat er auch die Musik zur Monotonie herabgestimmt.
In der Atmosphäre des Buddhismus gibt es kein „himmelhoch
jauchzen, zum Tode betrübt", weder Haydn noch Chopin, weder
Schumann noch Wagner, weder Kirchengesang noch Rhapsodie,
das wogende Meer der Töne ist geglättet, die Musik ihres
eigentlichen Charakters beraubt. Für ein europäisches Ohr
sind die japanischen Instrumente eine Tortur, der die Fremden
sich als Gäste bisweilen aussetzen müssen. Der Gesang klingt
wie Fisteln und Gurgeln und man sollte nicht glauben, dals
die japanischen Mädchenschulen so hell und freudig europäische
Melodien singen könnten, wie sie dies wirklich schon tun. Es
sind die Kleinen, die sich hier an den freien Gebrauch der
Stimme um so leichter gewöhnen, als es für die japanische
Musik nur die Rückkehr zur Natur bedeutet. Doch wird es
noch lange dauern, bis das Klavier und die Geige in Japan
sich einbürgern. Technische Schwierigkeiten weifs der Japaner
zu überwinden, anders aber steht es mit Auffassung und Vor-
trag. Es fehlt in Japan für die edlere Instrumentalmusik an
den notwendigen kulturhistorischen Voraussetzungen. Auch hat
die Vokalmusik mit der Anpassung der Stimmorgane zu rechnen,
die sich nur im Laufe von mehreren Menschenaltern vollziehen
kann. Die Vokalmusik erfordert mehr Zeit und Geduld, als
die Instrumentalmusik. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich,
die Schüler und Schülerinnen der Akademie nicht schon jetzt
vor schwierige Aufgaben zu stellen. Andernfalls wird die Musik
statt eines Gusses oder eines Ergusses aus voll empfindendem
Gemüt zu einer Aneinanderreihung von Tönen. Die in Ueno
(Tokio) errichtete Musikakademie hat bereits anerkennenswerte
Erfolge gehabt. (Ostasiatischer Lloyd.)
Wie die meisten anderen Völker haben die Japaner drei Nahrung.
Hauptmahlzeiten, die erste morgens nach dem Aufstehen, die
zweite mittags und die dritte um Sonnenuntergang. Die Haupt-
speise ist der Reis, welcher bei der ärmeren Volksklasse und
in Gebirgsgegenden mit Hirse und anderen Getreiden gemischt
oder ersetzt wird. Hierzu werden Eier und frische oder ein-
gemachte Gemüse, besonders Bohnen gegessen. Der Buddhismus
hat, wie auf alles andere in Japan, seinen Einflufs auch auf die
Volksnahrung gehabt; da die Religion das Töten verbietet, war
es natürlich nicht erlaubt, Fleisch zu essen. Nur der Genufs
von Fischen war geduldet, trotzdem ja auch diese getötet
— 316 —
werden muteten ; daher Fisch zur täglichen Nahrang fast überall
wurde. Fromme Betrüge kommen jedoch den Gläubigen zu
Hilfe, so sieht man häufig in den Speisehäusern die Schilder:
„Yama kujira a Bergwallfisch, was bedeutet, dafe Wild zu haben
ist. Wild wird Bergwallfisch genannt und da dieser ein Fisch
ist, so darf Wild genossen werden. Natürlich ist das Verbot
Fleisch zu essen, welches früher existierte, von der kaiserlichen
Regierung aufgehoben, aber der Genufe ist noch immer ein sehr
beschränkter, wie die neuesten Statistiken über das Schlacht-
vieh beweisen. Ebenso bürgert sich das Brotessen nur lang-
sam ein und in den entfernteren Ortschaften wird es noch heute
selten gebacken.
Das Hauptgetränk ist der Tee, welcher ohne Zucker,
Milch und Spirituosen genossen wird. Das einzige berauschende
Getränk, welches in Japan früher hergestellt wurde, ist der
Sake, ein Getränk, welches aus Reis gebraut wird, einen Ge-
schmack hat, der ganz leichtem Sherry ähnlich ist und kalt
oder warm meistens vor den eigentlichen Mahlzeiten getrunken
wird. Wenn der Reis aufgetragen wird, verschwinden die
Sakeflaschen. Wein, Bier und Branntweine werden von den
Japanern nur selten getrunken.
Folgendes ist das Menü eines grofsen japanischen Fest-
mahles :
Vorspeisen, die mit Sake serviert werden;
Suimono, eine Art Bohnensuppe;
Kuchimono, Zwischengerichte, bestehend aus Pfannkuchen
und süfsgekochten Kastanien;
Kawaboko, ein gehackter Fisch, der in kleine Klöfee ge-
formt und gebacken wird;
Sashimi, in dünne Scheiben geschnittener roher Fisch, der
mit Soya und Meerrettig gegessen wird;
Hachi sakana, ein feiner, grofser Fisch in Salzwasser oder
Soya gekocht;
Uma-ni, kleine Fisch- oder Hühnerbissen, die mit Lotus-
wurzeln oder Kartoffeln in Mirin, Sakemost oder Soya ge-
kocht sind;
Su no mono, Seeschnecken und Seespinnen mitEssig serviert;
Chawan, eine dünne Fischsuppe mit Pilzen;
Ghawan mushi, eine dicke, gallertartige Suppe;
— 317 —
Erster Gang, „Zembu": Shiru, Suppe aus Bohnenquark,
Fisch, Seetang oder aus anderem Material hergestellt;
O-hira, gekochter Fisch, entweder trocken oder in Suppe;
Tsubo, Algengericht;
Namasu, rohe Fischscheiben, mit Essig und kalten Ge-
mflsen serviert;
Aemono, eine Art Salat;
Yakimono, ein roher Fisch, der in einem Bambuskistchen
serviert, jedoch gewöhnlich nicht gegessen, sondern von den
Gästen mitgenommen wird;
Eo no mono, eingemachte Gemüse;
Zweiter Gang „Ni no zen", bestehend aus Suppe und rohem
Fisch, aber nur, wenn diese nicht bereits beim ersten Gange
serviert waren und Reis.
Ein solches eben aufgezähltes Festmahl wird natürlich nicht
täglich genossen. Die Wohlhabenden haben die eine oder die
andere Speise, mit welchen sie den Reis würzen, während bei
der ärmeren Klasse diese Zuspeise fehlt oder durch getrockneten
Fisch ersetzt wird. Die orientalische, vielgepriesene Mäßigkeit
im Essen findet man im allgemeinen selten in Japan, hier wird
jedoch unsere Vielseitigkeit der Speisen durch die Menge von
Eeis ersetzt. Außerdem wird dem besuchenden Gaste zu jeder
' Tageszeit gewöhnlich eine Speise vorgesetzt, meistens besteht
diese aus Soba, eine Art Makkaroni, die aus Buchweizen ge-
macht werden, zu dem Sake oder Mirin gereicht wird, oder
aus Shiruko, einem Reiskuchen, der mit einer süßen, aus Bohnen
zubereiteten Sauce präsentiert wird, oder Sushi, Reiskuchen,
die mit Seealgen, Fisch oder Pfannkuchen belegt sind. Wenn
diese Speisen dem Gaste nicht vorgesetzt werden, so fehlt selbst
bei der ärmeren Volksklasse niemals Tee und Kuchen. Viele der
japanischen Kuchen und Bonbons sind sehr wohlschmeckend
und ersetzen die in Japan verhältnismä£sig seltenen Früchte.
Die japanischen Speisen genügen dem europäischen Ge-
schmacke selten. Wir haben nach einem japanischen Fest-
mahle oft das Gefühl, als ob wir zu viel gegessen haben und
kurz nachher, als ob wir überhaupt nichts zu uns genommen
hätten. Die Speisen sind sauber, ganz frei von Fett und sehen
meistens sehr appetitreizend aus, aber der Versuch, sich von
japanischen Speisen allein zu ernähren, hat meistens einen
Mißerfolg (Chamberlain).
— 318 —
Namen. Die Japaner haben so viel verschiedene Namen, dals da-
durch des Verständnis der Geschichte namentlich häufig sehr
erschwert und verworren wird ; die wichtigsten dieser Namen sind :
1. der Kaban oder Soi, ein alter aristokratischer Familien-
name, z. B.die berühmten alten Namen: Pujiwara, Taira, Mina-
moto, Tachibane sind Kabane;
2. Der Uji oder Myoji, der Familienname;
3. Der Zokumyo oder Tsusho, unser Vorname, welcher
jedoch im Japanischen wie im Ungarischen stets hinter dem
Familiennamen steht;
4. Der Nanori oder Jitsumyo entspricht ebenfalls unserem
Vornamen wie Masashige, Yoshisada, Jeyasu usw.;
5. Der Azana, Spitzname, der jedoch sehr elegant ist und
hauptsächlich von Gelehrten geführt wird;
6. Der Go, Künstlername, Nom de guerre; die meisten
Künstler sind fast nur unter diesem bekannt, z. B. der be-
rühmteste Maler der Neuzeit, Hokusai;
7. Der Haimyo oder Gago ist fast dasselbe wie Go;
8. Der Geimyo, Künstlername für Geishas, Sängerinnen,
Tänzerinnen, Spaßmacher, Schauspieler und andere Künstler,
welche für das öffentliche Vergnügen sorgen, z. B. Ichikawa
Danjuru, der berühmteste Schauspieler, den Japan gehabt hat;
er starb am 13. September 1903 ; dieser Geimyo wurde schon *
von einer Reihe seiner Vorfahren geführt; für seine Freunde
und im Privatleben hiefs er Horikoshi Shu;
9. Der Okurina, der nach dem Tode hochstehenden Per-
sonen verliehene Ehrenname, unter welchem z. B. alle japa-
nischen Kaiser allein der Nachwelt bekannt sind, wie Jimmu
Tenno, der erste japanische Kaiser;
10. Der Homyo oder Kaimyo, der Name, welchen der
Verstorbene sofort nach seinem Tode von dem buddhistischen
Priester erhält;
11. Der Yobina, der Frauenname, ist meistens der Name
einer Blume oder eines lieblichen Objektes, welchem das ehrende
vorgesetzt wird, z. B. O-kiku (Chrysantheme), O-take (Bam-
bus), O-gin (Silber), O-haru (Frühling) usw. (Chamberlain.)
No siehe Theater.
Obi. Obi oder Gürtel, mit welchen die japanischen Damen ihre
Kleider (Kimono) um die Lenden befestigen, werden auf be-
sonderen Webstühlen aus vorzüglicher Seite verfertigt. Es sind
— 319 —
verschiedenartige, teils glatte, teils gerippte, gemusterte Ge-
webe von 16 bis 24 Zentimeter Breite und 3 bis 4 1 /« Meter
Länge mit Rücksicht auf die langen Schleifen, in welche sie
auf dem Bücken gebunden werden. Als die vorzüglichsten
gelten die Hakataobi, aber auch die Koyanagiobi in starkem
Atlas von Kirin, die gerippten Donsuobi von Yonezawa und
andere mehr werden hoch geschätzt.
Die japanischen Obstsorten sind ira allgemeinen von geringer Obst
Güte; die europäischen Arten degenerieren vielleicht infolge der
Feuchtigkeit und des Kegenreichtums des sommerlichen Monsun-
klimas, doch hat man nordamerikanische Obstsorten, besonders
Äpfel, mit gutem Erfolg in Yezo und Nord-Honshiu angebaut.
Die wohlschmeckendsten Obstsorten Japans sind: die Kaki
(Diospyros Kaki L.) oder die Dattel- oder Lotospflaume, die
wichtigste von allen Mikan oder die Mandarinenorange, die Kuri
oder eßbare Kastanie, das verbreitetste Schalobst von Japan;
sie findet sich wildwachsend noch in 800 Meter Meereshöhe,
die Biwa oder japanische Mispel (Eriobotrya japonica L.). Die
Kaki, Mandarinenorange, und die Biwa sind jetzt auch über das
Mittelmeergebiet verbreitet. In Formosa gedeihen verschiedene
tropische Früchte, insbesondere Bananen und Ananas vortrefflich.
Die in Japan bestehenden Orden sind Orden.
1. der Chrysanthemum-Orden;
2. der Paulownia- Sonnenorden, gestiftet 1888;
3. der Orden der aufgehenden Sonne, gestiftet 1875;
4. der Orden des heiligen Schatzes, gestiftet 1888;
5. der Verdienstorden der goldenen Weihe und
6. der Kronenorden, gestiftet 1888 für Damen.
Osakateppiche sind in den letzten Jahren ein ziemlich Osaka-
wichtiger Exportartikel geworden. Es sind dies baumwollene te PP iche -
Teppiche in jeder beliebigen Grölse, sehr geschmackvoll ge-
mustert und außerordentlich billig; sie zeichnen sich durch
schöne Farben und Dessins aus, welche hauptsächlich den
orientalischen Teppichen nachgeahmt sind. Der Export ist in
stetem Steigen begriffen ; es wurden im Jahre 1900 ausgeführt
771 884 Stück im Werte von 866591 Yen.
Wichtig für die Landwirtschaft vieler Gegenden sind die Papier.
Pflanzen, welche den Bedarf zur Herstellung des zähen japa-
nischen Papieres liefern, umsomehr als diese Pflanzen vielfach
— 320 —
auf sehr dürftigem Boden vorwärts kommen. Es sind nament-
lich drei dieser Pflanzen: Kozo (Papiermaulbeere), Mitsumata
(Edgeworthia papyrifera) und Gampi (Wickstroemia canescens).
Es wurde im Jahre 1896 fabriziert:
Minopapier 164546 Ballen im Werte von 1063 973 Yen
Hanshipapier 2956 705 „ „ „ „ 4179569 „
Anderes japanisches Papier im Werte ........ 5073378 „
Europäisches Papier 5311565 Kwan ä 3,7565K. im Werte vo n 2595342 „
Total: 12912262 Yen
Das Minopapier zeichnet sich durch große Festigkeit aus
und wird mit besonderer Vorliebe statt Fensterglas verwendet.
Das Hanshipapier ist minderer Qualität und wird aus Papier-
abfällen mit Beimischung von fremden Stoffen, wie Stroh usw.,
hergestellt. Europäisches Papier, hauptsächlich Druckpapier,
wurde zuerst im Jahre 1871 importiert; der Bedarf stieg rapid
und hatte zur Folge, dafs bald mehrere grofee Papiermühlen
gegründet wurden. Die wichtigsten derselben sind die von
Fuji, Oji, Kobe, Senjin, Yokkaichi, Abe, Yukosha, Shimogo
und Joono. Das in Japan am meisten gebrauchte Hanshipapier
wird in grofsen Quantitäten nach Shanghai, Hongkong und
Singapore exportiert.
Tapeten konsumiert hauptsächlich England; früher kaufte
auch Deutschland hier viel die japanischen Ledertapeten, welche
aber jetzt dort nachgemacht werden, jedoch soll die Qualität
der japanischen weit nachstehen und es wird von Sachver-
ständigen behauptet, dafs der Export der Tapeten ein bedeutend
größerer werden würde, wenn die Japaner bei der Fabrikation
dem europäischen Geschmack mehr wie bisher folgen wollten.
Kopierpapier geht in grofsen Quantitäten nach Europa
und Amerika.
Das dickere Büttenpapier, welches dem unseligen an
Widerstandskraft und Geschmeidigkeit weit überlegen ist, wird
hauptsächlich nach Deutschland und Frankreich ausgeführt.
Die Beliebtheit, deren sich das japanische Papier im Auslande
erfreut, ist hauptsächlich seiner Dauerhaftigkeit, der glatten
Überfläche und seinem niedrigen Preise zuzuschreiben. Um
die Produktion zu erhöhen und die Qualität zu verbessern,
müfste man jedoch von dem jetzt noch fast allgemein bestehen-
den System des Handbetriebes abgehen und denselben durch
Maschinen ersetzen.
- 321
Der Export wertete in Yen:
1898
1897
1896
1895
Gempishi*) . . .
277849
182697
165855
94906
Europäisches . .
58791
67888
54705
40004
Tapeten ....
184207
176001
108085
79258
Alle anderen . .
409688
298491
201687
243590
Summa:
930435
762072
530332
457758
Hierzu kommen Papiermanufakturen, welche einen
nicht unbedeutenden Exportzweig ausmachen, dieselben werteten
in Yen:
1898 1897 1896 1895
Papierlaternen 1 134320 80706 29896
Fächer wie Servietten usw. und | 440686
andere Papierwaren . . . j 320166 430098 606934
440686 454475 510808 53$830
Der Gesamtexport von Papier und Papiermanufakturwaren
wertete:
1895
1896
994588 Yen
1041135 „
1897
1898
1179547 Yen
1371121 „
Trotz des nicht unbedeutenden Exportes nimmt der Import
jährlich zu, derselbe bezifferte sich:
1896 auf 7025 Yen
1897 „ 26649 „
1898 „ 151534 „
Petroleum wird in der Nähe von Niigata und bei Shizuoka, Petro-
Provinz Totomi, gewonnen. Die Ausbeute war noch vor wenig ennL
Jahren ganz unbedeutend, hat sich in den letzten Jahren jedoch
durch Anwendung der amerikanischen Brunnenbohrung ganz
außerordentlich gehoben und beginnt bereits, dem in sehr
großen Quanten in Japan importierten amerikanischen und
russischen Petroleum (der Import bezifferte sich 1900 auf
67942324 Gallonen im Werte von 14162652 Yen) an einigen
Orten Konkurrenz zu machen.
Der Pflanzenwachsbaum ist nahe verwandt mit dem Lack- Pflanzen-
baum; beide sind Sumachs (Rus); er ist aber nicht zu ver- wachs
wechseln mit dem berühmten chinesischen Talgbaum (Stillingia
*) Gempishi ist ein Kopierpapier, das wegen seiner Geschmeidigkeit,
Glätte, Stärke, Feinheit und Leichtigkeit fast unübertrefflich genannt
werden kann.
(Vege-
tahle
wax).
21
sebicifera Euphorbia). Die Beeren des Wachsbaumes werden
ausgepreist; das Produkt steht im Aussehen zwischen Wachs
und Talg; es wird erwärmt, gereinigt und zu Kerzen geformt.
Im Handel ist es als „Japanisches Wachs" bekannt. Auch die
Beeren des Lackbaumes werden häufig zu Pflanzenwachs be-
nützt. Wenn dasselbe auch nicht zu den wichtigsten Ausfuhr-
artikeln zu zählen ist, so steigt doch dessen Export mit jedem
Jahre und bezifferte sich:
1898 auf 1205905 Kin im Werte von 611336 Yen
1899 „ 1207276 „ „ „ „ 674435 „
1900 „ 1444499 „ „ „ „ 964322
>J
Fernan Fernan Mendez Pinto berichtet über seine Entdeckung
*£?nto Z von Japan : Er landete nach mannigfaltigen Schicksalen mit
seinen Gefährten Diego Zeijmoto und Christoval Borallo an
der Insel Tanixumaa (Tanegashima), dessen Herr, Nautaquin
(Tokitaka), ihm und seinen Gefährten gestattete, ans Land zu
kommen. Sie erreichten die grofse Stadt Miaijgimaa an der
Südseite der Insel und erregten hier als Fremdlinge aus dem
Ten-tsiku-Lande großes Aufsehen, besonders Diego Zeijmoto
durch seine Schiefekunst mit dem Feuerrohre. Nautaquin, er-
staunt über die neue Kunst, überhäufte ihn mit Ehrenbezeugungen,
für welche Zeijmoto durch Überreichen des Feuerrohres dankte;
als Lohn liefs ihm der Fürst 1000 Taels Silber (etwa 3000 Mark)
auszahlen, wofür Diego ihn die Bereitung des Schieispulvers
lehrte. Das Gerücht von der Ankunft der seltsamen Fremd-
linge kam dem Fürsten von Bungo zu Ohren und erweckte in
ihm den Wunsch, sie zu sehen; Pinto, geführt von einem vor-
nehmen Japaner, 0. Fingein dono, segelte von Tanegashima
nach dem Hafen Jamagawa, von da nach Kagoshima, der
Hauptstadt von Satsuma, dann über Tanoura längs der Küste
von Hyuga und landete in Usuki, einem Schlosse des Fürsten
von Bungo, von wo er die Reise zu Lande fortsetzte. Er
wurde von dem Fürsten gastfreundlich aufgenommen, sein
Feuerrohr hatte den gleichen Erfolg als das von Diego Zeij-
moto; doch ein Sohn des Fürsten verletzte sich nicht unbe-
deutend durch das Platzen des überladenen Rohres. Pinto heilte
den Prinzen und kehrte reich beschenkt nach Tanegashima
zurück. Von hier erreichte er nach einer kurzen glücklichen
Reise seine in Liampoo (Ninpon-fu) ansässigen Landsleute.
— 323 —
Pintos Entdecknngsgeschichte von Japan stimmt in der
Hauptsache mit dem überein, was die Jahrbücher der Japaner
darüber berichten. Pinto kann nicht vor dem Jahre 1545 an
die Küste von Tanegashima verschlagen sein.
Marco Polo war der erste Europäer, welcher Asien der p i .
Länge nach durchzog. Seine Reiseberichte sind von der höchsten
Wichtigkeit. Ende des 13. Jahrhunderts lebte er als geehrter
Gast am Hofe von Chublai Chan, der mehrere erfolglose Ein-
fälle nach Japan machte; er erwähnt zuerst Japan, welches
er Zipangu nennt (von dem chinesischen Dschippenkuo, d. h.
Sonnenaufgangsland) und als fernes, halb märchenhaftes, von
Gold erfülltes Wunderland beschreibt. Er starb 1323 als Mit-
glied des Großen Rates in Venedig.
Joh. Justus Rein, geboren am 27. Januar 1835 in Nau- Refo.
heim a. M., ging 1873 im Auftrage der preußischen Regierung
nach Japan, um Handel, Industrie und namentlich das Kunst-
gewerbe dieses Landes zu studieren. Nach Deutschland zurück-
gekehrt, veröffentlichte er sein berühmtes Werk „Japan nach
Reisen und Studien", 2 Bände, Leipzig 1881 und 1886, und
übersetzte dasselbe auch ins Englische.
Die wichtigste Feldfrucht Japans ist der Reis. Mehr als Reig.
die Hälfte des Ackerlandes dient seiner Kultur. Von der Feld-
arbeit der Bauern fällt ein wesentlicher und mühseliger Teil
auf den Reisbau. Der Reis wird fast nur in nassen Feldern
gezogen und nur ganz unbedeutende Flächen sind mit Bergreis
bebaut. Der Sumpfreis zerfällt in zwei Arten: den gewöhn-
lichen Reis und den Klebreis. Bei dem gewöhnlichen Reis
unterscheidet man drei Varietäten: den Frühreis, den Mittel-
und Spätreis. Die größten Reisdistrikte sind: Niigata, Hiogo,
Fukuoka, Osaka, Toyama, Chiba, Ehime, Aichi, Okayama, Fuku-
ghima, Miye, Akita, Shiga, Yamagata, Nagano. Da der in
Japan produzierte Reis einen bedeutend höheren Preis hat als
der meist aus Siam hier eingeführte, so nimmt der Export des
einheimischen und der Import von fremdem Reis mit jedem
Jahre größeren Umfang an; derselbe wertete:
Import Export
1900 9021536 Yen 3576569 Yen
1901 11878958 „ 6908913 „
Der Ertrag der Reisernte während der letzten 10 Jahre
stellt sich wie folgt:
21*
324 —
1893 37267418 Koku
1894 41859047 „
1895 39960798 „
1896 36240351 „
1897 33039293 »
1898 47387666 Koka
1899 39698258 „
1900 41466734 „
1901 46914943 „
1902 36999357 „
Der Reis ist die eigentliche Volksnahrang in Japan. Das
Land produziert jedoch bei der stets wachsenden Bevölkerung
nicht genügend und wird es nicht können, solange sich die
landwirtschaftlichen Verhältnisse nicht vollständig geändert
haben, wie dies die folgende Tabelle beweist.
Angebaute Fläche
Be-
Ernte
Import
Export
Cho
völkerung
Koku
Wert in Ten
Wert in Ten
1898
2817624
41718264
47387666
48219810
6141118
1899
2839550
48228863
39698258
5950166
10282012
1900
2828479
43760815
41466734
9021536
3576569
1901
2847468
44235315
46914943
11878958
6908913
1902
2847295
44709815
40856217
17750817
6676294
Selbst unter den günstigsten Verhältnissen ist das Land
auf die Einfuhr von fremdem Reis angewiesen. Wenn der
Import auch jetzt noch keiner ernsten Erwägung bedarf, so
können sich doch in den nächsten 20 Jahren, wenn sich die
Bevölkerung um zehn bis zwölf Millionen vermehrt hat, wie
es wahrscheinlich ist, die Verhältnisse sehr verändern und ist
ohne alle Frage der Reisimport, solange dieses Getreide die
hauptsächlichste Nahrung des ganzen Volkes ist, von der höchsten
Wichtigkeit für das Land. Vorläufig benötigt Japan nach der
Nichi Nichi Shimbun mindestens für fünf Millionen Yen fremden
Reis und gegenwärtig kennt man keinen Ersatz für den Reis
als Volksnahrung.
Reisstroh- Reisstrohmatte ii bilden einen wichtigen Exportartikel von
matten. Kobe. Das Geflecht ist fein und die Muster großenteils sehr
geschmackvoll. Da der Preis sehr niedrig ist, haben sich diese
Matten in Amerika sehr schnell allgemein verbreitet und nimmt
die Nachfrage auch von Europa und Australien einen immer
größeren Umfang an. Der Export wertete im Jahre 1900
3310042 Yen.
Religion. Durch die Konstitution ist absolute Freiheit des Glaubens
und der Religionsausübung gesichert, solange der Friede, die
Moral und Ordnung nicht gestört wird. Die Religionen, welche
die meisten Bekenner haben, sind 1. der Shintoismus mit
— 325 —
12 Sekten und 2. der Buddhismus mit 12 Sekten und 32 Glaubens-
bekenntnissen. Eine Staatsreligion existiert nicht und der Staat
unterstützt keine Religion. Im Jahre 1900 gab es 89507 Shinto-
priester und 687 Studenten, buddhistische Tempel 71951,
111 264 Bonzen (Priester) und 9276 Studenten, ferner 1337 er-
mächtigte Prediger und 1035 Kirchen und Bethäuser der
römisch-, griechisch-katholischen und protestantischen Kirche.
Es gibt außerdem Tempel, welche den Vorfahren des Kaiser-
hauses und hochverdienter Untertanen geweiht sind, welche zu
keiner religiösen Gemeinschaft gehören und die teils vom Staate,
teils von den Lokalbehörden erhalten werden. Im Jahre 1900
zählten diese Heiligenschreine 196358 mit 16408 Bitualisten.
Prof. Dr. Oskar Loew in Tokio schreibt in der „Deutschen Religion
Japan. Post" über „Japan in kirchlicher Beziehung": Das Insel- M ^^i
reich im fernsten Osten hat stets das lebhafteste Interesse der
abendländischen Völker erregt und zahlreiche Schriften suchten
nach verschiedenen Richtungen hin Belehrung über dessen Land
und Volk zu verbreiten. Überschwengliche Schilderungen einer-
seits, absprechende Urteile andererseits finden ihren Weg in
die Presse. Der* Naturfreund, den die wildromantische Ge-
birgsnatur entzückte, der Kunstbeflissene, der die Naturfrische
der Malereien bewunderte, der Techniker, der die Metall- und
Lackwaren, die keramischen Leistungen und Stickereien des
japanischen Kunstgewerbes studierte, sie waren des Lobes voll.
Der Missionar, dessen heiises Bemühen fruchtlos blieb, der
Kaufmann, der es nicht verstand, erfolgreiche Geschäfte zu
machen, der flüchtige „Globetrotter", den die unvollständige
Bekleidung der Bauern und Arbeiter genierte, der oberflächliche
Beobachter des geistigen Tun und Treibens im niederen Volke,
sie waren öfters schnell mit einem harten Urteil fertig.
Da die kirchlichen Zustände, die bisher meist nur in
theologischen Kreisen erörtert wurden, auch manches Interesse
ftkr das Laienpublikum darbieten, so sei es einem Laien ge-
stattet, von neutralem Standpunkte aus einige einschlägige
Tatsachen zu beleuchten. Solche Tatsachen sind:
1. In Japan gibt es keine Staatsreligion.
2. In Japan ist die Schule völlig von der Kirche getrennt.
3. In Japan hat der Priester keinen politischen Einfluß.
4 In Japan herrscht in religiösen Dingen eine beispiel-
lose Toleranz.
— 326 —
Während die grofse Majorität der Bevölkerung ans Bud-
dhisten besteht, bekennt sich ein kleiner Teil zum Shintoismus
und ein noch kleinerer zum Christentum. Da sich die kaiser-
liche Familie zum Shintoismus bekennt, so ist es begreiflich,
dafs man dem Buddhismus von oben herab keine Pflege an-
gedeihen läfet und dafs man ein scharfes Auge darauf richtet,
dafs die Priester keine Politik treiben. Verbindung von „Thron
und Altar" fällt hier fort. Es gibt keine theologische Fakultät,
kein staatlich unterhaltenes Priesterseminar, sondern nur Privat-
anstalten zur Ausbildung von Priestern.
Bei der in Japan proklamierten Religionsfreiheit unter-
halten die verschiedensten Sekten des Christen tumes — die
Mormonen nicht ausgenommen — Missionen in Japan, allein
die Erfolge sind nur spärlich. Von den Ursachen, die dieser
Erscheinung zu Grunde liegen, seien hier nur einige angedeutet.
Zunächst wäre auf den Einfluls einer Episode aus der Geschichte
Japans hinzuweisen. Nachdem Ende des 16. Jahrhunderts die
Jesuiten das Christentum über einen grofeen Teil von Japan
verbreitet hatten, zettelten christlich gewordene Fürsten eine
Verschwörung gegen die regierenden Tokugawa-Shogune an
und es brach ein Bürgerkrieg aus, der aber eine ungünstige
Wendung für die Christen nahm und der neueingeführte Glauben
wurde mit Feuer und Schwert wieder ausgerottet.
Eine weitere Ursache liegt in der Verschiedenheit der
Konfessionen. Welches ist der richtige Glaube, der katholische
oder der protestantische? fragt der Japaner. Und wenn man
ihm bedeutet, dafs der Hauptinhalt bei beiden Konfessionen der
gleiche sei, so weist er auf manche betrübende, ihm wohl-
bekannte Erscheinungen hin. Der „Kulturkampf" in Deutsch-
land und Frankreich, der Streit zwischen Vatikan und Quirinal
sind Bilder aus der Geschichte, die den Japaner stutzig machen.
Da dank dem vortrefflichen Schulsystem fast jeder Bauer und
Arbeiter die einfachen geschriebenen Zeitungen lesen kann, da
ferner die Redakteure der Zeitungen mit einer oder der anderen
europäischen Sprache vertraut sind und vieles aus den Zeitungen
Europas in das Japanische übersetzen, so ist das Volk in Japan
über viele Verhältnisse weit besser unterrichtet, als man in
Europa vermeint.
Der Grund, warum die Jesuiten vor 300 Jahren mehr zu-
wege brachten als die Missionare von heutzutage, liegt darin,
— 327 —
dals es damals zahlreiche, fast unabhängige Fürsten (Daimyos)
gab, von denen manche für die neue Lehre gewonnen wurden
und so ein Beispiel für ihre Völker wurden. In jetziger Zeit
ist die Bekehrung von oben nicht mehr möglich. Indessen
könnten die Missionare immerhin mehr Erfolg haben, wenn sie
zunächst die Buddhistenpriester gewinnen würden; es fiele dann
auch die Frage nach den nötigen Finanzen für Pfarrgehälter
und Kirchenbauten weg. Es ist schliefslich noch zu berück-
sichtigen, dals religiöse Vorstellungen beim Japaner keine so
breite Stelle im Gemüt einnehmen wie beim Europäer und dafs
der Missionar in seinem Eifer erlahmen muß, wenn er über-
legt, dals er aus lauen Buddhisten nur laue Christen machen
würde.
Im allgemeinen sind jedoch die christlichen Missionare in
Japan gern gesehen, sie stiften viel Gutes und verschaffen den
Christen ein gewisses Ansehen.
In den Schulen Japans wird kein Religionsunterricht er-
teilt, wohl aber in ausführlicher Weise ein Moralkodex gelehrt,
der vor zehn Jahren von der Regierung revidiert und erweitert
wurde. Dieser Kodex enthält aufser sämtlichen Lehren der
christlichen Moral noch einen voluminösen Paragraphen über
den Patriotismus. Dals nach der moralischen Richtung hin
die Religion der Nächstenliebe hier festen Fufs bereits gefaßt
hat, geht wohl am eklatantesten daraus hervor, dals die im
vorigen Dezennium hier gegründete Gesellschaft zum roten Kreuz
eine phänomenale Ausdehnung gewonnen hat. Buddhisten der
strengeren Richtung wurden dadurch für die Gesellschaft ge-
wonnen, dals man ihnen erklärte, das Kreuz sei hier nicht das
Symbol der christlichen Kirche, sondern aus dem Staatswappen
der Schweiz entnommen. Im Oktober 1902 feierte diese Ge-
sellschaft im Uenopark in Tokio ihr Stiftungsfest, zu dem volle
20000 Mitglieder von nah und fern herbeigeströmt waren und
die Kaiserin von Japan eigenhändig Preise für besondere Ver-
dienste um diesen Verein verteilte, dessen rühmliche Tätigkeit
im Boxerkrieg von den Alliierten allgemein anerkannt wurde.
Vor kurzem wurde in Tokio ein spezielles Organ für diese Ge-
sellschaft gegründet. Diese Zeitung führt den Namen „Nippon
Sekijuji Shimpo".
Mancher wird vielleicht fragen, wie es bei dem Mangel
an Religionsunterricht mit der Zahl der Verbrechen stehe?
- 328 -
Die vergleichende Statistik zeigt uns hier, dafe die Zahl der
schweren Verbrechen (Mord, Raub, Notzucht) in Japan geringer
ist als in Europa, wogegen Betrug und Urkundenfälschung
einen etwas höheren Prozentsatz liefern. Mangel an kauf-
männischer Moral ist schon mehrfach japanischen Handels-
kreisen vorgeworfen worden; es besteht jedoch berechtigte
Hoffnung, dafe mit der kommenden Generation falsche, aus
früherer Zeit überkommene kaufmännische Begriffe verschwinden
werden. Japaner, die Europa und Amerika bereist hatten, haben
selbst vor Verirrungen gewarnt. Indessen darf von einzelnen
ungehörigen Vorgängen aus noch kein Schluß auf alle Kauf-
leute gezogen werden, es wäre das ebenso ungerecht, als wenn
man den ungetreuen Direktor irgend einer Bank als Typus der
Bankdirektoren überhaupt erklären wollte. In Tokio gibt es
Hunderte von japanischen Importeuren, die seit 15 bis 20 Jahren
Geschäfte mit dem Auslande machen und niemals Grund zu
Klagen gegeben haben.
Noch wäre der moralisierende Einfluß* der Presse zu er-
wähnen. Gar häufig berufen sich buddhistische Blätter auf die
christlichen Lehren, um einen Vorgang zu beleuchten!
Mit dem Ausschluß des priesterlichen Einflusses aus der
Schule hängt es zusammen, dafe religiöse Vorstellungen beim
Volke nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ein neuerer Autor
(Globus, Band 32 Nr. 4, 1902) hat diese Erscheinung erklärt als
„Unfähigkeit, abstrakte Begriffe aufzufassen", als einen „Mangel
des Suchens nach Kausalität." Das ist wohl ein ganz gründ-
licher Irrtum, denn die geistigen Fähigkeiten der Japaner stehen
nicht um ein Haarbreit denen der zivilisierten Nationen Europas
nach. Der Wahrheit die Ehre! Welche zahlreichen Unter-
suchungen von Japanern weist die heutige Naturwissenschaft
auf! Statt meine eigenen Erfahrungen, die ich als Universitäts-
lehrer während sechs Jahren gesammelt habe, hier zu erwähnen,
lasse ich einen Mann, der an 30 Jahre als Mediziner in Japan
weilte, urteilen. Dieser schreibt mir nach dem Belege des
ebener wähnten Artikels: „Ich war so empört, dafe ich den
Artikel gar nicht zu Ende lesen konnte. Es wird darin keine
einzige eigene Beobachtung mitgeteilt, sondern aus allerlei
Büchern werden einzelne aus dem Zusammenhang gerissene
Sätze zusammengeschleppt. Die Japaner sollen nach jenem
Autor keinen philosophischen Sinn haben und doch gibt es fast
— 329 —
kein Volk, bei dem Professoren und Studenten sich so viel mit
Herbert Spencer und anderen Philosophen der Neuzeit be-
schäftigen, wie hier. Wenn man die Psyche eines Volkes
studieren will, so mufs man vor allem die Sprache gründlichst
kennen. Auch dann ist eine zuverlässige Urteilsabgabe erst
nach vielen Jahren gründlichster Beobachtung möglich. Von
dem beobachteten Fremdenhasse habe ich bei den Japanern
nie etwas bemerkt, wohl aber von dünkelhaftem Benehmen
mancher Europäer in Japan. Besonders kommen hier manche
Zeitungsredakteure in Betracht."
Der Ausschluß* des Religionsunterrichts aus der Schule
hat eine beispiellose Toleranz gezeitigt, wofür nur einige Bei-
spiele erwähnt seien. Ein katholischer Pfarrer aus Europa
teilte mir mit, dais eines Tages ein Buddhistenpriester zu ihm
kam mit der Bitte, den Kindern seiner Privatschule den Kate-
chismus zu erklären. Als ihm bedeutet wurde, dais dieses nur
im Sinne der christlichen Religion geschehen könne, meinte er,
das sei ihm gleich, da dieses unmöglich den Kindern schaden
könne.
In Nikko, dem reizend gelegenen, altberühmte Tempel
und Mausoleen bergenden Gebirgsorte, wo viele in Japan und
China ansässige Ausländer während der feuchtheifsen Jahres-
zeit Zuflucht suchen, ist schon öfters ein schön gelegener
Tempel zur Villa umgestaltet und an Ausländer vermietet
worden. Ich habe selbst einmal einen protestantischen Missionar,
der diesen Buddhisten tempel gemietet hatte, besucht. Auf
meine Frage, wo denn der Altar des Tempels eine zeitweilige
Ruhestätte gefunden habe, schob der Missionar eine Türe seines
Schlafgemaches zurück: der Altar kam zum Vorschein! Weder
die Andächtigen, die während der Umgestaltung des Tempels
zur Villa in einer kleinen Sakristei ihre Andacht verrichten
mufsten, noch die höher stehenden Buddhapriester, noch die
Presse nahmen die geringste Notiz von dieser Tempelver-
mietung! Als ich aber vor jener Tempelvilla stand, war es
nicht der schöne Ausblick auf die romantische Umgebung, der
meine Gedanken fesselte, sondern — ein Vergleich mit Ver-
hältnissen in Europa. Als im Sommer des vorigen Jahres ein
Buddhapriester aus Indien, Namens Dhamuloka, in Japan weilte
und durch seine Artikel gegen das Christentum und seine Lob-
gesänge auf den Buddhismus eine fanatische Bewegung ent-
— 330 —
fachen wollte, scheiterten seine Bemühungen an dem Geiste
der Toleranz und des Fortschritts. „Buddhisten Japans",
schrieb er in englischer Sprache in japanischen Zeitungen, die
diese Artikel natürlich auch ins Japanische übersetzten, „gürtet
eure Lenden in dem kommenden Kampfe gegen das Christen-
tum! Ein großes Kapital steht den christlichen Missionaren
zur Seite, und wenn sich auch schließlich eine einzige Be-
kehrung auf tausend Dollars berechnet, Geduld und Geld der
Christen läfst nicht nach!" Die Abwesenheit von religiösem
Fanatismus in Japan palst nun manchen gar nicht in den Kram
und wird auch von dem Autor des schon erwähnten Artikels
im „Globus" als „Mangel an Idealismus", als „Materialismus' 4
erklärt O, wie blind, wie so verkehrt!
Der japanische Buddhapriester nimmt keine besonders ge-
achtete Stellung ein, er darf keine politische Agitation treiben
und kann nicht in das Parlament gewählt werden. Er bezieht
kein Gehalt vom Staate und ist auf die Einkünfte der kirch-
lichen Ländereien angewiesen. Da diese in vielen Distrikten
sehr gering sind, besteht hier das Institut der Bettelmönche,
die in einem primitiven Ornat von Haus zu Haus wandern und
mit ihrer Klingel den Insassen ihre Anwesenheit ankündigen.
In früheren Jahrhunderten, als zahlreiche Daimyos dem Bud-
dhismus huldigten, gab es politisch einflußreiche Priester, die
oft ihre Macht mißbrauchten. Diese Zeiten sind seit der Auf-
hebung der Kleinstaaten durch den Kaiser für immer vorbei.
Es scheint, daß der Buddhismus mehr und mehr Halt im Volk
verliert, und daran haben die Hohepriester der Haupttempel
einen nicht unwesentlichen Anteil. Als im vergangenen Jahre
der Hohepriester des größten Tempels in Kioto durch leicht-
sinnige Verwaltung des Kirchenvermögens ein Defizit von sechs
Millionen Mark herbeiführte und seine Haremswirtschaft be-
kannt wurde, brandmarkten alle Zeitungen in den schärfsten
Ausdrücken das Verhalten jenes Priesters. Manche japanischen
Zeitungen veröffentlichten ihr Verdammungsurteil auch in eng-
lischer Sprache, um ihm eine größere Verbreitung und mehr
Nachdruck zu geben.
Ein anderes, wenig erbauliches Vorkommnis ist der Streit
zwischen den Priestern von Nagoya mit denen von Kioto« um
den Besitz der Gebeine Buddhas, die der König von Siam
den Buddhisten Japans geschenkt hatte. Diejenigen Tempel,
— 331 —
in denen die Reliquie deponiert wurde, konnten natürlich wegen
der zahlreichen Wallfahrten dorthin eine sehr einträgliche Ein-
nahme erwarten. Es steckt also hinter dem Streit um die Knochen
faktisch ein Kampf um Finanzen, was von der japanischen
Presse auch rücksichtslos bloßgelegt und gegeifselt wurde.
Ein Blatt schrieb, jener Kampf zeige, wie tief die Buddha-
priester Japans gesunken seien. Indessen dieser Tadel trifft
keineswegs alle Priester. Es gibt noch viele ehrliche, auf-
richtige Naturen unter ihnen, die nur das geistige Wohl des
Volkes im Auge haben. Manche verhehlten ihren Ingrimm über
die erwähnten Vorkommnisse nicht. So erklärte vor kurzem
der Buddhapriester Murakami im Tierschutzverein von Tokio:
„Mehr wie 100000 Yen sind bereits verausgabt worden, um
den Gebeinen Buddhas einen angemessenen Ruheplatz zu ver-
schaffen. Hätte Buddha selbst das geahnt, so hätte er viel-
leicht vorgezogen, wenn diese Summe dem humanen Streben
des Tierschutzvereines zu gute gekommen wäre."
Ronin bedeutet Wanderer, Ausgestofsener, Vagabund. Es Ronin.
wurden damit Männer bezeichnet, welche der Samuraiklasse
angehörten und von ihrem Lehnsherrn getrennt waren, sei es
durch ein Vergehen oder fortgeschickt, und nun als gewöhnlich
etwas anstößige fahrende Ritter im Lande umherzogen, mittel-
los, zuweilen ihre Dienste einem neuen Herrn anbietend, oder
einfach sich durch Raub erhaltend, sanken sie noch tiefer,
wurden sie Geschäftsleute. Zuweilen kam es vor, dals ein
Samurai Ronin aus freien Stücken aus Loyalität für seinen
Lehnsherrn wurde, indem er eine Beleidigung, welche sein Herr
erfahren hatte, mit Blut sühnen wollte, ohne dafs sein Herr
in diesen Racheakt verwickelt wurde; war dann Gras über die
Tat gewachsen, kehrten die Ronin in ihr früheres Verhältnis
zu ihren Herren zurück. (Siehe: Die 47 Ronin.)
Als im Frühjahr 1701 ein Gesandter des Kaisers dem Die
Shogun Tsunayoshi gemeldet wurde, bestimmte er die Fürsten 47 Ron " L
Asano Takuminokami Naganori von Ako in Harima und Kamei
Notonokami, den Gesandten mit allem ihm gebührenden Pomp
und Zeremoniell zu empfangen und zu unterhalten, eine grofse
Auszeichnung für die beiden jungen Fürsten, da dieser Empfang
eine der größten Staatszeremonien am Hofe des Shogunes war.
Beide kannten das vorgeschriebene Hofzeremoniell nicht ge-
— 332 —
nügend und Kira Kodzunosuke Yoshihide, ein Minister des
Shogunes, dessen gründliche Kenntnis der Hofetikette nur von
seiner Habsucht und seinem schmutzigen Geize übertroffen wurde,
erhielt den Befehl, die Fürsten zu instruieren. Er war arrogant
und hatte niedrige Gesinnungen und behandelte seine Schüler,
weil sie seiner Habsucht nicht genügende Geschenke machten,
mit Mißachtung und reizte sie so, daß Kamei im Zorn die
Absicht äußerte, den impertinenten Minister niederstechen zu
wollen. Geki, sein Minister hörte dies, trieb heimlich eine
größere Geldsumme auf, die er im Namen seines Herrn an
Kira schickte. Dieser behandelte hinfort Kamei mit aus-
gesuchter Zuvorkommenheit und dem größten Respekt, auch
instruierte er ihn gewissenhaft, wodurch er den Zorn Kameis
besänftigte, der so durch seinen Minister gerettet wurde. Asano
hatte niemand, der ihm riet, seinen schmutzigen Lehrer zu be-
stechen und wurde deshalb von diesem ohne jeden Respekt
behandelt; ja der Geizhals ging so weit, ihm zu befehlen, seine
Sandalen zu befestigen. Diese Beleidigung reizte den heiß-
blütigen Fürsten so weit, zu vergessen, daß er im Schlosse des
Shogunes war; er riß den Säbel aus der Scheide und hieb auf
den Beleidiger, den er jedoch nur leicht verletzte, da der Säbel
an der lackierten Hof kappe abglitt; der Angegriffene flüchtete,
der verfolgende Asano wurde von einem herbeispringenden
Offizier aufgehalten und sein Gegner entkam. Asano wurde
für das Verbrechen, seinen Säbel im Schlosse des Shogunes
entblößt zu haben, von dem aus seinen Standesgenossen zu-
sammengesetzten Gerichtshofe zum Hara-kiri und zur Konfis-
kation seiner Besitzungen verurteilt. Der Unglückliche nahm
sich im Hause von Tamura Uki no daifu das Leben, seine
Familie war ruiniert und seine Vasallen wurden Ronin; dies
ereignete sich im April 1701.
Oishi Kuranosuke, der weise und tapfere erste Ratgeber
von Asano, war in Ako geblieben, als sein Herr nach Yedo
ging; andernfalls würde sein Rat seinen Herrn gerettet haben.
Als ihn die Unglücksnachricht ereilte, schwur er, den Tod
seines Fürsten mit dem Blute Kiras zu rächen; aber er hielt
seinen Vorsatz geheim und wählte unter den gewesenen Vasallen
von Asano die 46 verschwiegensten, tapfersten und loyalsten
aus, weihte sie in sein Vorhaben ein, forderte sie auf, sich
ihm anzuschließen und stellte sich, als sie freudig zustimmten,
— 333 —
an ihre Spitze; dann gab er ihnen Verhaltungsmaßregeln und ent-
liefe sie. Trotz aller Vorsicht hatte Kira von der Verschwörung
gegen ihn Nachricht erhalten und war auf seiner Hut; seine
Vorsichtsmalsregeln zwangen die Verbündeten, sich zu trennen
und verborgen zu halten. Oishi schien ein Wüstling geworden
zu sein; er schickte Frau und Bänder fort, nahm sich eine
Konkubine und erregte durch seinen liederlichen Lebenswandel
öffentliches Ärgernis. Die Meldung seiner Spione hiervon
verscheuchten Kiras Verdacht, machten jhn seine Vorsicht ver-
gessen und es gelang Oishi vollständig, durch sein Betragen
seinen Feind in eine falsche Sicherheit einzuwiegen; aber zu
gleicher Zeit liefe er von seinen als Handwerker, Hausierer
und Bettler verkleideten Bundesgenossen die Wohnung, Um-
gebung und Sicherung Kiras genau auskundschaften, alle Be-
wegungen seines Feindes genau beobachten und sich sorgfältige
Berichte erstatten. Es war Winter 1702 geworden, als er
sicher war, dafe Kira alle Sorge vergessen hatte; er rief seine
Genossen zu einer Beratung zusammen und erklärte, dafe die
Entscheidungsstunde nahe. Geduldig erwarteten die 46 Rächer
die günstige Gelegenheit und Oishis Befehle. Im Januar 1703
trat starker Schneefall ein, die Zeit schien günstig und die
Nacht des 30. Januar wurde zur Ausführung des Überfalles
festgesetzt. Oishi teilte seine Schar; den einen Trupp wollte
er selbst zum Angriff auf das Haupteingangstor führen, während
er die andere Partie unter das Kommando seines 16jährigen
Sohnes Chikara stellte; dieser sollte das rückwärtige Tor
stürmen. Versteckt erwartete die todesmutige Schar die zum
Angriffe bestimmte Mitternachtsstunde. Vier Gefährten von
Chikara gelangten mit Hilfe von Strickleitern in den Hof und
brachen das Tor auf. Nun schickte Oishi in die Nachbar-
häuser und liefe den Bewohnern sagen, sie möchten sich nicht
durch den Lärm beunruhigen lassen, die Verschworenen wollten
nur ihren Gebieter an Kira rächen , sie würden keinem andern
Schaden zufügen. Hierauf liefe er zum Angriffe die Trommel
schlagen. Das Geräusch weckte Kiras Vasallen; sie eilten zur
Verteidigung in die Wohnung ihres Herrn; gleichzeitig mit
ihnen drangen die Rächer ein und nach kurzem heftigen Kampfe
waren die Verteidiger sämtlich niedergemacht. Während des
Gefechtes versteckte sich Kira; das Haus wurde nach ihm
sorgfältig durchsucht, aber man fand ihn nicht und schon fürchtete
— 334 —
Oishi, dafe sein Todfeind entkommen sei, als er in dem Schlaf-
zimmer Kiras dessen Kissen noch warm fand; er mu&te also
noch in der Nähe sein. Von frischem begann die Suche und
endlich fand man den Verschwundenen in einem Nebenhause
im Hofe mit zwei Vasallen versteckt. Die beiden Verteidiger
wurden niedergehauen und nun sammelte Oishi seine Gefährten
durch einen Pfiff; als alle beisammen waren, liefe er sich
respektvoll vor Kira auf die Knie nieder und meldete ihm,
dafe er und seine Genossen gekommen seien, ihren gewesenen
Herrn zu rächen und bat ihn, Hara-kiri zu vollziehen. Aber
dem zitternden Feigling fehlte der Mut Als Oishi sah, dafe
Kira nicht wie ein Edelmann sterben wolle, liefe er ihn mit
demselben Dolche erstechen, mit dem Asano sich das Leben
genommen hatte. Den Kopf Kiras brachten die Gefährten
nach dem Tempel Sengakuji, wo ihr Herr begraben lag. Auf
ihrem Wege dorthin drängte sich das Volk auf die Strafeen
und feierte die Rächer; ein grofeer Daimyo, dessen Wohnung
sie passierten, schickte ihnen Erfrischungen hinaus und liefe
ihnen seine Teilnahme ausdrücken. Am Tempeleingange wurden
sie von dem herbeigeeilten Abte persönlich begrüfet Hier
legten sie das Haupt seines Feindes auf das Grab ihres Herrn.
Nachdem diese Vasallenpflicht vollendet war, liefe Oishi Mel-
dung von dem Geschehenen machen. Das Gericht verurteilte
alle Geschworenen, Hara-kiri zu verrichten; sie wurden in vier
Partien geteilt, jede einem Daimyo überwiesen, in deren Gegen-
wart sie sich am 4. Februar 1703 das Leben nahmen. Alle
Ronin starben den Ehrentod bis auf Terasaka Kichiemon, der
von Oishi zum jüngeren Bruder Asanos geschickt war, um den
glücklichen Erfolg zu melden. Die Leichen der Rächer wurden
im Tempelgrunde von Sengakuji, dem Grabe ihres Herrn gegen-
über, beigesetzt, wo ihre Gräber noch heute, nach 200 Jahren,
mit Enthusiasmus besucht werden und nie wird diese Blutrache
der 47 Ronin von dem japanischen Volke vergessen werden.
Sake. Das fast ausschliefslich in Japan herrschende berauschende
Getränk ist der Sake, welcher durch Gärung aus Reis her-
gestellt wird. Unreiner Sake wird als Haustrunk vielfach in
der eigenen Wirtschaft fabriziert, doch überwiegt an Bedeutung
gewerbliche Produktion. Diese findet überall statt, ist jedoch
in den einzelnen Gegenden sehr ungleich. Der Hauptsitz der
gewerblichen Produktion, wo auch die besten Sorten hergestellt
— 335 —
werden, sind die Bezirke Hyogo und Osaka, dann kommen
Niigata, Nagano, Aichi und im Süden Ehime und Fukuoka. Im
Jahre 1896— 1897 wurden 3609 1 32 Koku Sake fabriziert. Vielfach
wird der Sake durch Beimischung von Alkohol in großen Mengen
verfälscht, wodurch nicht allein der Geschmack leidet, sondern
auch das sonst gesunde und zuträgliche Getränk schädlich wird.
Der Durchschnittspreis für 1 Koku (180 Liter) ist 14 bis 15 Yen.
Das in Japan verwendete Salz wird fast ausschliefslich Salz,
durch Verdampfung von Seewasser gewonnen. Die Salzproduk-
tion findet sich im ganzen Lande, aber aus klimatischen und
örtlichen Gründen überwiegend in den Bezirken um die Inland-
see der Hauptinsel (Honshu) und Shikoku. Der Preis des
übrigens ziemlich unreinen Produktes ist zirka l,a* Yen pro
Koku. Im Jahre 1892 wurden im ganzen 5654492 Eoku ge-
wonnen im Werte von 3584093 Yen und der Flächeninhalt der
Salzgärten wird mit 7512 Cho angegeben. Das japanische Salz
ist im allgemeinen zu unrein und hat zu viel Beimischung von
Salzlaugen; es wird daher nach europäischen Begriffen, wenn
nicht große Verbesserungen eingeführt werden, unbrauchbar
oder wenigstens nur sehr beschränkt brauchbar bleiben.
Die^Samurai waren ursprünglich die Garden der Kaiser; Samurai
sie trugen zwei Säbel und der Name bezeichnet die Krieger-
klasse. Die Shogune, Daimyos, Hatamotos waren alle ursprüng-
lich Samurais, wie bei uns im Mittelalter Könige, Fürsten und
Adlige sämtlich Ritter waren. Unter den Tokugawa-Shogunen
gehörten jedoch der Samuraiklasse nur noch die Hatamotos
und die festen Vasallen der Daimyos an. Das Einkommen der
Samurais war außerordentlich verschieden; die kleinen Daimyos
mit einem Einkommen von 10000 bis 20000 Koku gaben ihren
Samurais jährlich 30, 50, 100 bis 500 Koku, dem eigenen Ein-
kommen entsprechend. Die großen Daimyos, wie die von Kaga,
Satsuma und Mutsu, hatten Samurais mit Einkommen von über
10000 Koku. Es war mithin das Einkommen der Samurais kein
fest geregeltes. Mochten aber die Samurais der Daimyos ein
noch so gro&es Einkommen haben, stets rangierten sie hinter
dem ärmsten Hatamoto, da dieser ein direkter Vasall des Sho-
gunes war, während jener nur ein Vasall des Vasallen war.
Nicht jeder war Samurai, der zwei Säbel trug; es gab viele
kleine Unterbeamte, welche das Recht hatten, zwei Säbel zu
tragen, ohne Samurai zu sein; aber die Kleidung zog eine
— 336 —
strenge Grenze. Nur die Samurais durften die Noshime, das
Winterkleid, und die Shiro katabira, das Sommerkleid, tragen;
niemand, so reich er auch sein mochte, war es gestattet, diese
Kleidungsstücke anzulegen, welche nur dem Samurai gebührten.
Der Name Samurai kommt von dem Verbum samuran (dienen).
Schiffe- Im Jahre 1900 liefen ein in japanische Häfen 6630 Schiffe
* mit 9825622 Tons, welche sich auf folgende Nationen verteilten:
Zahl der m Zahl der m
_ _ Tonnen « , , .-, Tonnen
Dampfer AUUUCU Segelschiffe
Japan 2646 3363657 1172 62874
Österreich-Ungarn . . 71 172626 — —
Belgien 2 2581 — —
England 1542 3739154 48 80605
China 6 6262 2 336
Korea 15 5838 10 295
Dänemark 12 24136 1 1288
Holland 12 25296 - —
Frankreich 135 294657 2 3144
Deutschland .... 392 1030768 19 38146
Italien 2 5055 — —
Norwegen 165 268969 — —
Rußland 196 356573 18 3285
Vereinigte Staaten . . 135 311180 28 28852
Den Personenverkehr zwischen Japan und Asien, Australien
und Europa vermitteln die Peninsular- und Oriental-Steam-Ship-
Company (vierzehntägig), der Norddeutsche Loyd gemeinsam
mit der Hamburg - Amerika - Linie (vierzehntägig), der Oster-
reichische Loyd (zwei- bis vierwöchentlich) und die Nippon-
Yusen-Keisha (ein- bis zweiwöchentlich; zwischen Japan und
Amerika: die Canadien-Pacific-Steam-Ship -Company (drei-
wöchentlich) mit Vancouver, mit Tacoma die Pacific- Steam-
Ship-Company (zwei- bis dreiwöchentlich), mit Seattle die Nippon-
Yusen-Keisha (vierzehntägig), mit San Francisco die Occidental-
und Oriental-Steam-Ship-Company und die Pacific-Mail-Steam-
Ship-Company (zwei- bis dreiwöchentlich).
Schiffs- Die japanischen Schiffswerften bauten im Jahre 1899
werften. 12 2 Schiffe mit 120735 Registertons.
Schrift. Unter Ojin Tenno, im Anfang des sechsten Jahrhunderts
n. Chr., kam mit der chinesischen Kultur auch die chinesische
Schrift nach Japan ; sie zählt über 10000 verschiedene Charaktere.
— 337 —
Selbst nach 13jähriger Übung in der Elementar- und Mittel-
schule (acht und fünf) beherrscht der fleißigste Schüler die
Schrift noch keineswegs. Während des Lernens von neuen
Charakteren werden die früher gelernten zum Teil wieder ver-
gessen. Die endlose Arbeit raubt eine Masse Zeit für ein
bloßes Mittel zum Zweck, welches der europäische Schüler
innerhalb des ersten Schuljahres vollkommen zu gebrauchen
lernt, und* man mufe von der japanischen Schulzeit mindestens
vier Jahre abrechnen, die allein auf die Erlernung von Lesen
und Schreiben entfallen. Die Kinder, welche in die Mittel-
schule übertreten, um eine höhere Ausbildung zu erhalten, sind
durch die achtjährige Schreib- oder Malübung so sehr an äußer-
liches mechanisches Arbeiten mit Auge, Finger und Gedächtnis
gewöhnt, dals die Entwicklung der geistigen Spannkraft, des
selbständigen, logischen Denkens dauernd darunter leidet. Was
die prinzipielle Frage der chinesisch-japanischen Schrift betrifft,
so halten die japanischen und fremden Sinologen ihre Abschaffung
für unmöglich; zahlreiche andere Gelehrte und Praktiker aber
erachten sie für notwendig. Sie ist jedenfalls ein Bleigewicht
für den aufstrebenden Schüler, eine Tarnkappe gegenüber dem
dem Auslande, ein ungeheures Hemnife im Weltverkehr. Die
Romaji-kai, die Gesellschaft zur Einführung der lateinischen
Schrift, hat sich nach langer Tätigkeit vor Jahren aufgelöst.
Dagegen besteht seit kurzem die Gembunichi-kai, die Sprach-
und Schrift- Vereinigungsgesellschaft, deren Programm mit den
Worten beginnt: „Wir sind von dem Gefühl durchdrungen,
dals wir unsere nationale Schrift ändern müssen. Die chine-
sische Schrift ist, wie wir uns überzeugt haben, nicht die
richtige Schrift. Das wissen bereits alle Japaner. Wir hoffen,
dals wir sobald als möglich zum Wohle des Volkes die Romaji
einführen. Indem wir uns ein näheres Eingehen auf die Schrift-
frage für später vorbehalten, bemerken wir nur noch, dals die
vielfach vorgeschlagene Beschränkung der chinesischen Charak-
tere von 10000 auf etwa 3000 kein gründliches Mittel der Ab-
hilfe sein würde, zumal die Übersetzung wissenschaftlicher und
technischer Ausdrücke immer neue Kombinationen von Charak-
teren erfordert, die dann nicht einmal der japanische Fach-
kollege versteht. Die Mehrzahl der im Auslande gewesenen
Gelehrten zieht es daher vor, die termini technici dem chinesisch-
japanischen Text in Romaji einzufügen".
22
— 338 -
Zu den chinesischen Chrakteren kam im achten und neunten
Jahrhundert ein anderes Schreibsystem, die Kana, von solchen
chinesischen Charakteren abgeleitet, die am gebräuchlichsten
waren. Es gibt zwei Arten von Kana, die Katakana und die
Hiragana. Die Erfindung der ersteren wird dem berühmten
Gelehrten Kibino Mabi, gestorben 776 n. Chr., die der letzteren
dem grofsen buddhistischen Gelehrten Kobo Daishi, 835 n. Chr.,
zugeschrieben; aber man darf eher annehmen, dais diese Ver-
einfachung der chinesischen Charaktere allmählich sich ein-
bürgerte, als dafs zwei einzelne Männer sie gemacht haben.
Während der chinesische Charakter ein ganzes Wort darstellt,
stellt die Kana einen Laut dar, wie es unser Alphabet tut.
Die Kana besteht aus 47 Silben ; die Iroha, diese Kombination
stammt aus dem neunten Jahrhundert. Sie soll von Kobo
Daishi so geordnet sein, dais sie vier Strophen bilden:
Iro ha niho he to chiri nu ru wo!
Waga yo tare zo tsnne na ra mu
Ui no oku yama kefu koete
Asahi yume mishi ehi mo sezu.
In möglichst sinngetreuer Übersetzung:
Ach dafs der Blüten Fracht und Duft so bald verfliegt!
Was möchte wohl in unsrer Weit Ton Dauer sein?
Eilt dieser Tag vom Anfang bis zum Niedergang,
So bleibt ein leerer Traum — nicht einmal Freudenrausch.
(Philipp Noack.)
Mr. Chamberlain sagt von der Kana: Japanische Kunst
ist kalligraphisch genannt. Japanische Kalligraphie ist künst-
lerisch. Vor allem ist sie kühn, denn sie kommt aus der Schulter
statt aus dem Handgelenk. Eine Folge von der Schwierigkeit
und Schönheit der Schrift ist, dafs die Kalligraphie eine sehr
hohe Stellung unter den japanischen Künsten einnimmt Auch
lernen die Japaner sehr leicht unsere Schrift; die Kopie eines
europäischen Schriftstückes ist ein Kinderspiel für einen Japaner
und ahmen die japanischen Kommis und Studenten häufig die
Schrift ihrer Herren und Lehrer so täuschend nach, dais diese
in der Fälschung selbst oft keinen Unterschied mit dem Originale
finden können.
Schwefel. Schwefel als glänzendes Produkt der Sublimation überdeckt
oft die Kraterwände, die Spalten und Klüfte erloschener oder
noch tätiger Vulkane. Aber weitaus der meiste Schwefel geht
— 339 —
doch wohl aus der Zersetzung des Schwefelwasserstoffes der
Solfataren hervor. Da nun diese vulkanischen Gebilde in Japan
sehr verbreitet sind, so darf auch das häufige Vorkommen des
Schwefels nicht überraschen. Die bedeutendsten Schwefellager
sind die von Tonebetsu, Provinz Kitami, auf Yezo und Tofutsu,
auf der nicht weit entfernten Insel Kumashir. Durch das
Destillationsverfahren soll die Produktion in den letzten Jahren
um über 40 Prozent gestiegen sein.
Die insulare Lage des Landes, die Entwicklung seiner See- und
Küsten , das reiche Tierleben in den japanischen Gewässern w *f 8 2[l
geben den See Produkten eine besondere Wichtigkeit. Es handelt
sich hierbei um die verschiedenartigsten Produkte, im Norden
auf den Kurilen sind es Pelztiere, Robben und Seeottern, deren
Jagd in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen hat.
Die wichtigste Stelle nimmt natürlich der eigentliche Fisch-
fang ein und hier in erster Linie der Fischfang im Meere und
in zweiter Linie der auf Flüssen und Seen. Die Angelfischerei
mit künstlicher Fliege hat sich rasch im Lande verbreitet, um
der drohenden Ausrottung vorzubeugen, sind in vielen Gegenden
schon seit alter Zeit Schonreviere und Fischzüchtereien ein-
gerichtet, während man Schonzeit noch nicht kennt. Auch sind
ganz hübsche Anfänge zur Bevölkerung der Bäche und Seen
mit verschiedenen Lachsarten gemacht. Die Seefischerei liefert
hauptsächlich eine grofee Menge Fische für die Volksernährung,
dann dient ein großer Teil der gefangenen Fische wie der
Häring und Iwashi, die japanische Sardine, zur Gewinnung v^n
Tran, dessen Rückstand oder die getrockneten Fische direkt
den für die japanische Landwirtschaft so außerordentlich
wichtigen Fischdünger liefern. Es wird ferner an der Küste
ein bedeutender Muschelfang betrieben, das Fleisch der Schalen-
tiere wird gegessen und die Muscheln liefern das Perlmutter;
als Awabi schalen kommen sie in den Handel. Ein für Japan
sowohl wie für die ganze Bevölkerung Ostasiens sehr wichtiges
Nahrungsmittel bilden die Seealgen, an denen das japanische
Meer sehr reich ist. Sie werden getrocknet oder in Form von
Gallert, Kanten, gegessen und kommen als Agar-Agar in den
Handel; die wichtigste der efsbaren Algen ist der Kombu
(Laminaria sacharina). Wo der Fischfang im grofsen betrieben
wird, erfordert er bedeutende Kapitalien, wie die grofse Zahl
der Fischerboote und Netze und deren Preis beweisen. Die-
— 340 —
selben wurden im Dezember 1891 angegeben mit 377497 Booten
im Werte von 9660382 Yen und 1168658 Netze im Werte von
14740311 Yen. Mit dem Fischfange, der Gewinnung von
anderen Seeprodukten und Salz waren Ende Dezember 1891
im ganzen 3338600 Personen beschäftigt. Der Wert der haupt-
sächlichsten Meeres- und Wasserprodukte wird für das Jahr 1902
angegeben:
Getrocknete Fische 6785527 Yen
Gesalzene Fische 2641067 „
Seekräuter 17231 13 „
Znsammen: 11049707 Yen
Der Wert des Herings- und Sardinenfanges wird angegeben :
_ Wert
Kan Yen
Getrocknete Sardinen 4618084 625102
Rückstand der Sardinen und Häringe . 22478373 3739058
Wert des Rückstandes anderer Fische . — 165606
Fischtran von Sardinen und H&ringen . 866049 136119
Fischtran anderer Fische — 9 239
Zusammen: 4675124
Ferner wird das Erträgnis der Salzgewinnung auf 5654492 Koku
im Werte von 3584093 Yen angegeben. Die Ungenauigkeit
dieser offiziellen Statistik sieht man daraus, dafs hier der Wert
des produzierten Fischtranes mit 136119 Yen angegeben ist,
während der gleichfalls offizielle Bericht des Zolldepartements
eine Ausfuhr von 7369016 Katties im Werte von 248621 Yen
angibt, die letztere Zahl dürfte der Wahrheit näher kommen.
Die japanische Fischerei hat auch einige Bedeutung für den
Ausfuhrhandel. In der Hauptsache gehen diese Produkt« nach
China, für Europa sind nur Tran, Awabischalen und Agar-Agar
wichtig. In neuerer Zeit beschäftigt man sich vielfach mit
der Fabrikation von Fischkonserven in Blechdosen. Wenn die
japanischen Fabrikanten erst mehr Erfahrung gesammelt haben,
werden sie den europäischen Konserven in Europa selbst eine
bedenkliche Konkurrenz machen, da ihre Preise außerordentlich
niedrig sind.
Seide. Eines der wichtigsten Erzeugnisse der japanischen Land-
wirtschaft ist die Seide. Maulbeerkultur und Seidenzucht haben
sich seit Öffnung des Landes gewaltig vermehrt, so dafe eine
aufserordentliche Steigerung der Ausfuhr ermöglicht wurde.
Für den japanischen Bauer ist die Seidenzucht die gewinn-
— 341 —
bringendste Art, seine freie Zeit zu verwenden, da die Haspelung
sich jederzeit vornehmen läist. In der Zncht der Raupen hat
man große Fortschritte gemacht durch Verzögerung des Aus-
kriechens, so dals die Zucht sich auf verschiedene Zeiten ver-
teilen läist. Auch die Qualität der gehaspelten Seide hat
wesentliche Portschritte gemacht. Im Jahre 1892 waren
256943 Cho mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Die amtliche
Statistik ist, was die Seidenproduktion anbelangt, völlig unge-
nügend, indem sie selbst sagt, dals die veröffentlichten Zahlen
nur den ungefähren Export nach Europa und Amerika repräsen-
tieren. Und da der Verbrauch im Lande ein sehr großer sei,
so wären diese Zahlen nur aproximativ, d. h. die veröffentlichten
Zahlen stehen weit hinter der Wirklichkeit zurück. Für das
Jahr 1892 war die folgende Frnte angegeben:
Karton Seidenraupen-Eier . . . 2831159 Stück
Rohseide 1120737 Kwan
„ schlechte Qualität . . 522544 „
Flockseide 51121 „
Der Export von Rohseide bezifferte sich wie folgt:
1892 5406856 Katties .... 36269744 Yen
1893 3712213 „ .... 28167411 „
1894 5484059 „ .... 39353156 „
1895 134256 Kwan 47866257 „
1896 1247813 „ 28830602 „
1897 1187531 „ 55630462 „
1898 4837329 Kin 42047411 „
1899 5946911 „ 62627721 „
1900 4630903 „ 44657028 „
wozu noch der Wert des gleichfalls exportierten Seidenabfalles,
Kokons, Flockseide und Eiern kommt, welche den Export-
wert auf
1892 39914958 Yen
1893 31591836 „
1897 56817991 Yen
1898 44703342 „
1894 42892751 „ , 1899 66701806 „
1895 49213513 „ ! 1900 48818345 „
1896 30078415 „ |
erhöhen. Die Seidenproduktion Japans ist mindestens so groß,
wie die Italiens und wird nur von der Chinas übertroffen. Die
Hauptseidendistrikte sind die Bezirke nordwestlich von Tokio,
— 342 —
und hier sind am bedeutendsten Gumma (Joshu), Nagano
(Shinshu), Yamanashi (Koshu), Saitama Kanagawa, Gifu (Mino),
Shiga (Omi), Pukushima (Oshu), Yamagata (üzen) und Miyagi.
Die Seidengegenden sind fast ausnahmslos solche, welche durch
ihre Lage im Binnenlande und ungünstige Verkehrsverhältnisse
gewissermaßen gezwungen sind, ein Produkt zu erzeugen,
welches bei geringem Gewicht und Umfang grofsen Wert hat
und daher die hohen Transportkosten tragen kann.
Seiden- Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dais Japan am gröisten
™*? u_ in der Textilindustrie geworden ist, die wie alle Fertigkeiten
' und Künste im sechsten Jahrhunderte n. Chr. von Korea und
China herübergekommen ist. Die Seidenweberei steht am
höchsten in der Textilindustrie, sie hat ihren Hauptsitz in Kioto
und den benachbarten Distrikten, sie ist heute noch fast all-
gemein Handbetrieb. Die benutzten Webstühle sind vorwiegend
japanische alter Konstruktion und nur wenige französische und
schweizerische werden benützt In maschineller Beziehung hat
die Seidenindustrie in den letzten zehn Jahren fastr keinen Fort-
schritt gemacht, die Folge davon ist, dais die Stoffe langsam
hergestellt und die Produktionskosten verteuert werden. Auch
verschlechtert sich das Erzeugnis dadurch, dafs man die verlorene
Zeit durch schleuderhafte Arbeit einzuholen sucht. Der Japaner
läfst den Faden beim Bäumen und Spulen zu schnell laufen
und ignoriert die Wulste und Knoten, die in Europa stets be-
seitigt werden, wie denn an unseren Zettelmaschinen auch
Kontrollapparate für die Fäden angebracht sind, die nicht durch-
gelassen werden, sobald sie Wulste haben. Gegen das Licht
gehalten, läfet das japanische Gewebe die Gleichmäfsigkeit und
Sauberkeit vermissen und es fehlt ihm an Glanz. Beide Fehler
fallen weg, sobald man den Betrieb modernisiert, und je eher
das geschieht, um so früher und mehr wird das vornehmste
Landesprodukt im Export noch nutzbarer gemacht werden. Dals
die japanische Seide eine grofse Zukunft hat, unterliegt keinem
Zweifel. Die Dessins der Japaner, welche gewoben, gestickt,
gepreist oder auf eine andere Weise hergestellt werden, sind
bewundernswert und machen stets neue künstlerische Fort-
schritte. Es drängt sich einem jeden Beobachter die Über-
zeugung auf, dais die Produkte der japanischen Webstühle
eine hervorragende Stelle auf den grofsen Märkten in Europa
und Amerika einnehmen werden. Schon jetzt ist der Export
— 343 —
grofe, im Jahre 1902 wurden außer Rohseide im Werte von
76850477Yen, Noshi 1694271 Yen und Abfallseide 4019 529 Yen,
für 24685407 Yen Habntaye (weiise Stückseide), für 3 192 734 Yen
andere Stückseide und für 3 154236 Yen Taschentücher exportiert.
Die Ausfuhr erstreckt sich auf fast alle Länder der Erde. Die
seidenen Taschentücher sind eine fast überall beliebte Spezialität
geworden. Unter den Stoffen gefällt besonders das Chirimen,
ein Gewebe, das aus links und rechts gedrehten Fäden zu-
sammengesetzt ist. Ferner wird der seit langen Jahrhunderten
hier heimische Brokat nach Europa und Amerika ausgeführt,
Sammet dagegen ist zu teuer. Herrliche Bilder werden durch
Pressen und Scheren auf Sammet hergestellt. (Siehe Jusen
Birodo.)
Die Seidenstickerei ist ein hochentwickelter Zweig des Seiden-
japanischen Kunstgewerbes, bei dem sich die vorherrschenden 800 ereL
Züge des japanischen Arbeiters, die Freude und Befriedigung
an dem mit großer Sorgfalt, viel Geschick und bewunderns-
wertem Geschmack hervorgerufenen Produkt offenbart. Durch
eine ingeniöse Abwechslung und Verbindung von Plattstickerei
und Federstich, aufgenähten Kordeln und dergleichen und durch
mustergültige Auswahl, Zusammenstellung und Abtönung der
Farben ruft man überraschende Wirkungen hervor und haucht
den Blumen, Vögeln, Schmetterlingen und anderen Gegen-
ständen, welche man nachbildet, mit der Nadel gewissermaßen
Leben ein. Man sieht Landschaften mit allen Details in wunder-
barer Naturtreue wiedergegeben, Nadel- und Bambuswald, mit
Gebüsch bedeckte Abhänge, Flufs und See, dabei so weich
und sicher, mit vorzüglicher Perspektive, dafs man staunt, wie
dies Meisterstück mit der Nadel hervorgerufen werden kann.
Es ist die Stickerei von Kioto tatsächlich Nadelmalerei zu
nennen.
Die Seifensiederei, welche vor wenigen Jahrzehnten in Seife.
Japan unbekannt war, hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben
und zwar so, dals der Konsum im Lande gedeckt wird und
auch der Export sich mit jedem Jahre hebt. Da die Seife
in Japan meistens aus den sehr fetthaltigen und sehr billigen
Fischrückständen hergestellt wird, kann sie sehr billig
fabriziert werden und bei dem grofsen Geschmackssinn der
Japaner sieht man in den Auslagen, äufserlich sehr vorteilhaft
in netten Papierschachteln aufgemachte Toiletteseifen, ein
— 344 —
Karton (drei Stück) zum Preise von 9 Sen bis ein Yen. Die
billigen Seifen sind allerdings sehr niederer Qualität; aber im
allgemeinen wird von Fachleuten behauptet, date die japanischen
Seifen recht gut seien und wird voraussichtlich in kurzer Zeit
Japan als Konkurrent der europäischen Seifen bis über Indien
hinaus auftreten. Der Export von Toiletteseifen wertete im
Jahre 1900 137296 Yen, von welchem der größte Teil nach
China, Hongkong und Britisch-Indien ging.
Shibai siehe Theater.
Shoromatsuri siehe Totenfest
Siebold. Philipp Franz von Siebold, geboren am 17. Februar 1796
zu Würzburg, kam als Sanitätsoffizier 1822 nach Batavia; im
Juni 1823 wurde er nach Japan geschickt und begleitete 1826
die holländische Gesandtschaft, welche einmal während der
Regierung eines jeden Shogunes nach Yedo ging, um zu den
Füteen des Fürsten zu kriechen, um Gunstbeweise zu erhalten.
Siebold erlangte die Erlaubnis, in Yedo zurückzubleiben, als
einziger Europäer in der asiatischen Residenz, abgeschlossen
von aller Welt, unter dem Vorwande, er wolle die japanischen
Ärzte unterrichten; er benützte seine Zeit für die verschiedensten
wissenschaftlichen Forschungen und verstand sich so beliebt zu
machen, date ihn die höchsten Würdenträger unterstützten.
Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, Siebold habe von dem
Oberhofspion, einem sehr hohen Beamten, Karten von Japan
und einen Plan von Yedo gekauft; das war Landesverrat. Der
Spion mutete sich das Leben nehmen und Siebold wurde ein-
gekerkert. Am 18. Januar 1830 erhielt er seine Freiheit
wieder, mutete aber das Land verlassen und schwören, nie
wieder Japan betreten zu wollen. Nachdem im Jahre 1854
der Handelsvertrag mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen
war, gelang es der niederländischen Regierung, das Verbannungs-
urteil aufzuheben. Im April 1869 unternahm Siebold seine zweite
Reise nach Japan, mutete aber auf Verlangen des holländischen
Gesandten schon 1862 nach Europa zurückkehren. Er starb
am 18. Oktober 1866 in München. Sein berühmtes Werk
„Nippon, Archiv zur Beschreibung von Japan" ist von seinen
Söhnen 1897 in Würzburg in zweiter Auflage herausgegeben.
Siebold ist ohne Frage der grötete von den vielen bedeutenden
Deutschen, welche die Kenntnis von Japan verbreitet haben,
Kämpfer im 17. Jahrhundert und Rein in der Gegenwart.
— 345 —
Silber kommt viel häufiger und in weit belangreicheren Silber.
Mengen als Gold vor, und zwar in der Regel in Schwefel-
verbindungen als Silberglanz, Sprödglaserz und Rotgültigerz.
Ikumo. Provinz Tajima, Kosaka, Innai, Mondokoro und Ani,
alle vier in der Provinz Ugo, und Sado gelten für die besten
Silberminen. Der Ertrag der Minen war:
1891 1890010 Unzen
1892 1916549 „
1893 2229906 „
1894 2338229 Unzen
1895 2326699 „
1896 2078396 „
Soroban ist die einheimische Rechenmachine mit auf Drähte Soroban.
gezogenen Holzkugeln, die dem Bankier so manche Neben-
rechnung auf Papier erspart, aber andernfalls auch fast all-
gemein für die einfachsten Aufgaben, wie 4 -f 6 = 10, benützt
wird. Sie läfst daher die Fähigkeit des Kopfrechnens, auf das
in europäischen Schulen so grofses Gewicht gelegt wird, nicht
zur Entwicklung kommen.
Die Fabrikation von Soyasauce, japanisch Shoyu, findet sich Soya-
in ganz Japan, jedoch ist die Industrie in einzelnen Gegenden 8auce -
besonders entwickelt. An der Spitze steht der Bezirk Chiba
und der Hauptsitz der Industrie ist die Stadt Choshi; außer-
dem sind die wichtigsten Distrikte: Ehime, Hiogo, Okayama,
Fukuoka, Ibaraki, Aichi, Kanagawa und Saitoma. Ein direkter
Zusammenhang der Bedeutung der Shoyuindustrie mit der Aus-
dehnung des Anbaues von Soyabohnen, den man erwarten sollte,
findet nicht statt. Im Jahre 1892—1893 wurden fabriziert
1214746 Koku, von denen 440686 Sho (1 Sho = 1,8039 Liter)
im Werte von 49093 Yen exportiert wurden. Der Durchschnitts-
preis für den Koku Shoyu ist 9 Yen.
Japan ist sehr reich an Steinkohlen; die wichtigsten Kohlen- stein-
lager sind gegenwärtig diejenigen von Kyushiu und auf dieser kon l en -
Insel in erster Linie die von Chikuzen und Buzen. Die zu-
nehmende Ausbeute dieser Kohlenlager ist bemerkenswert; sie
stieg von 11250000 Piculs im Jahre 1889 auf 28740000 Piculs
1894 und auf 58860000 im Jahre 1898.
Wakamatsu ist der Haupthafen, von wo die meisten Kohlen
verschifft werden. Der Versand von hier war 38 860 000 Piculs
im Jahre 1898 gegen 37005000 Piculs 1897. Nach den Stein-
kohlen der Insel Kyushiu sind die großen Kohlenlager auf
— 346 —
Yezo von hoher Wichtigkeit, die für die Insel einer der wich-
tigsten Erwerbszweige sind. Wenn die immensen Lager hier
wirklich ausgenützt werden, so können ohne Frage leicht Kohlen
im Werte von vielen Millionen von Yen gewonnen werden.
Die gröfsten bis jetzt bekannten Lager sind in den Provinzen
Ishikari, Teshio und Kushiro. Die Ishikarilager erstrecken sich
zwischen Sorachi und Nuyekawa in einer Länge von zirka 15
und einer Breite von zirka 3 geographischen Meilen. Die
wichtigsten Bergwerke sind im Norden die Sorachigruben , in
der Mitte die Pronai- und Ikushunbetsu- und im Süden die
Yubari- und Nuyekawagruben, welche sämtlich von der Tanko
Kaisha bearbeitet werden. Diese verhältnismäfsig kleinen Berg-
werke produzieren jetzt bereits Kohlen im Werte von mehreren
Millionen Yen. Neben der Tanko Keisha haben noch über
100 Parteien Lizenzen von der Regierung erhalten, Gruben in
den ausgedehnten Lagern von Sorachi, Yubari und Yufusu zu
eröffnen. Die neuen Unternehmungen machen auch schon er-
freuliche Fortschritte; mehrere haben bereits Schienenstränge
angelegt und andere sind mit Erdarbeiten für die zu eröffnen-
den Bergwerke beschäftigt. Die Kohlenlager der Provinz Teshio
sollen die reichsten von allen sein; dieselben fangen südlich
von Soya in der Provinz Kitami an und erstrecken sich bis
Tomemoye; sie sollen ein zusammenhängendes Kohlenlager bilden
und es sind schon mehrere hundert Gesuche für Versuchs-
schürfungen gemacht. Die Kohlen sind im allgemeinen besser
als die Kushirokohlen und von gleicher Güte wie die Ishikari.
Die Qualität der Kohlen der Provinz Kushiro ist geringer als
die der früher genannten; die Beppogruben sind bisher das
einzig nennenswerte Unternehmen dieser Provinz, welches Kohlen
produziert. Die ganze Stadt Kushiro ist auf einem zusammen-
hängenden Kohlenlager gebaut und man will demnächst an-
fangen, dieses Lager auszubeuten. Vorläufig liegen diese, man
möchte glauben unerschöpflichen Kohlenlager fast ganz brach,
da eigentlich auf Yezo nur die Tanko Kaisha das genügende
Kapital besitzt und so organisiert ist, die Lager ausnützen zu
können, während die übrigen Unternehmungen fast nichts anderes
als mittellose Spekulationen sind. Fremden Kapitalisten war
bisher nicht gestattet, selbst Hand anzulegen; aber bis nicht
fremdes Kapital zu Hilfe kommt, ist wenig Aussicht vorhanden,
die Kohlenschätze der Hokkaido zu verwerten.
347
Produktion
Export
Konsum in Japan
Tonnen
Tonnen
Tonnen
1892
3100000
1300000
1700000
1893
3300000
1500000
1700000
1894
4200000
1700000
2300000
1895
4700000
1800000
2600000
1896
6000000
2100000
3000000
1897
5100000
2 100000
4000000
1898
6600000
2100000
4200000
1899
6700000
2400000
4900000
1900
7400000
3300000
5200000
1901
8900000
2900000
6600000
Seit das Takaksmonopol in Kraft getreten ist, sind die Tabak.
Tabakpreise so in die Höhe gegangen, dais der Export un-
möglich gemacht wird; mit Ausnahme von einigen Spezialitäten
will London, der Hauptabsatzmarkt des japanischen Tabaks,
die hohen geforderten Preise nicht zahlen, aufserdem wird der
Konsum von japanischem Tabak in Europa mit jedem Jahre
geringer. Bis die Preise nicht wieder erheblich gefallen sind,
ist ein nennenswerter Export unmöglich; sollten die Preise
wieder fallen, so wird die Vorschrift der Regierung, dals die
Tabakbauer den Tabak sortieren müssen, das Geschäft er-
leichtern. Laut dieser Vorschrift mufs der Tabak in die drei
Klassen : gut, mittelmäßig und schlecht getrennt werden.
Die Mythe, welche dem Tanabatafest zu gründe liegt, ist Tana-
chinesischen Ursprungs; sie erzählt die Liebe eines himmlischen batafe8t
Hirten und einer Weberin. Der Hirte ist der Stern Aquila
und die Weberin der Stern Vega; sie wohnen an beiden Ufern
des „Himmelsflusses", der Milchstralse, und kommen nur ein-
mal in jedem Jahre, in der siebenten Nacht des siebenten
Monats zusammen, weshalb ihnen diese Nacht geweiht ist.
Eine andere Mythe sagt, die himmlische Weberin habe für Gott
unausgesetzt Kleider zu machen gehabt, dafs sie keine Zeit
gefunden habe, sich zu schmücken. Schliefslich habe Gott Er-
barmen mit der Einsamen gehabt und sie mit dem Hirten ver-
heiratet, welcher am gegenüberliegenden Flufsufer seine Herde
weidete. Die Liebe verleitete die glückliche Gattin, ihre
Arbeit für Gott zu vernachlässigen ; dieser trennte sie erzürnt
von ihrem Gemahl und rief sie über den Flufs zurück. Hin-
— So-
fort darf sich das Ehepaar nur einmal im Jahre in dieser ihnen
heiligen Nacht vereinen.
Theater. Das japanische Theater hat eine besondere Wichtigkeit
als einzig übrig gebliebene Pflegestätte, in welcher in unserer
modernen Zeit Altjapan studiert werden kann. Das japanische
Drama ist aus den religiösen Tänzen des Altertums, welche
von rohen Chören begleitet wurden, entstanden. Diese Tänze
wurden im Anfang des 15. Jahrhunderts durch hochgebildete
buddhistische Priester und den prachtliebenden Shogun Ashi-
kaga Yoshimasa verfeinert und für die Vorstellungen theater-
ähnliche Gebäude errichtet Diese Tänze Meisen „No"; sie
erhielten ein erhöhtes Interesse durch zwei Personen, welche
die Dichtung von Gesten begleitet rezitierten. So entstand
eine Aufführung, welche eine auffallende Ähnlichkeit mit dem
alten griechischen Drama hatte. Es war der gleiche Chor,
der gleiche feierliche Anstand der häufig maskierten Schau-
spieler, das gleiche Sitzen der Zuhörer im Freien und dieselbe
halbreligiöse Tendenz, welche über der ganzen Handlung ruhte.
Dieser No lebt noch; wenn er auch viel von seiner Erhaben-
heit und Etikette, die ihn früher umgab, verloren hat, so werden
die Vorstellungen doch noch von Familien aufgeführt, in denen
seit Jahrhunderten die Kunst vom Vater auf den Sohn über-
liefert worden ist. Es existiert keine Szenerie, aber die Kostüme
sind prachtvoll. Selbst das Auditorium, meist aus Adligen be-
stehend, ist ein Studium; dasselbe kommt nicht allein, um sich
zu unterhalten, es studiert gleichzeitig und verfolgt die Auf-
führung mit dem Buche in der Hand; denn die Sprache ist
zwar schön, aber veraltet und besonders, wenn gesungen, oft
schwer verständlich. Die Musik ist orientalisch und antik,
aber sie hat bei allem, was unser Ohr abstöfst, einen eigenen
geheimnisvollen Reiz. Jeder einzelne Tanz dauert etwa eine
Stunde, aber die ganze Vorstellung füllt fast einen ganzen Tag,
da fünf bis sechs Stücke aufgeführt werden. Die Pausen
zwischen denselben füllen Possen aus, deren grobe Späfee in
altmodischem Zwiegespräch als Folie für die klassische Strenge
der Haupthandlung dienten. Tief unter dem No- Theater der
Aristokratie steht das Shibai oder Kabuki, das Volkstheater,
was Geschmack und Dichtung betrifft; aber als Sittendarstellung
nicht von Göttern und Heroen, sondern von gewöhnlichen Sterb-
lichen, haben die letzteren für die meisten NichtJapaner eine
— 349 —
viel gröfeere Anziehungskraft. Die Theaterstücke entstanden
ans den Possen zwischen den No -Abteilungen, grotesken Tänzen,
von erklärenden Liedern, Joruri oder Gidayu, begleitet; dies
erklärt die Beibehaltung des Chores, der allerdings sehr klein
geworden und in einem Art Käfig von der Bühne getrennt ist.
Diese Theater entstanden im 16. Jahrhundert. Merkwürdiger-
weise ist es auf den größeren Bühnen nur Männern gestattet,
aufzutreten, obgleich die Gründer des modernen japanischen
Theaters zwei Frauen, O-Kuni und O-Tsu, waren; die Frauen-
rollen werden von Knaben gespielt. Man unterscheidet Jidai
mono, historische, und Sewa mono, moderne Schauspiele. Die
berühmtesten dramatischen Dichter sind Chikamatsu Monzaemon
und Takeda Izumo im 18. Jahrhundert; beide behandelten die
berühmte Blutrache der 47 Ronin. Das geschätzteste Schau-
spiel von Chikamatsu behandelt die Seeräuberabenteuer von
Kokusen-ya, welcher um 1670 die Holländer aus Formosa ver-
trieb. Die japanischen Kabuki - Theater haben eine reiche
Szenerie und prachtvolle Kostüme. Eine ausgezeichnete Vor-
kehrung ist das sich drehende Zentrum der Bühne, welches
ermöglicht, eine zweite Szene zu arrangieren, während die erste
gespielt wird; zum Schluls der ersten dreht sich die Bühne, Schau-
spieler und Szenerie entführend, und etwas ganz Neues erscheint
vor dem Zuschauer, ohne dafs er einen Augenblick zu warten hat.
Die No- Darsteller standen zur Zeit des Shogunates in
hohem Ansehen, während die Kabuki -Schauspieler verachtet
waren. Keinem wirklichen Herrn war es gestattet, ein solches
Theater zu besuchen. Die soziale Stellung der Schauspieler
war so tief, dafs bei Volkszählungen sie mit dem Zahlworte
für Tiere gezählt wurden, nämlich mit hiki, d. h. ein Stück
Vieh, z. B. ippiki, ein Stück und nicht hitori, ein, oder nihiki,
zwei Stück und nicht futari, zwei; das furchtbar Verächtliche
in dieser Bezeichnung bedarf wohl keiner Erklärung. In diesem
Theater ergötzten sich nur Krämer und Handwerker. Mit der
Restauration 1868 änderten sich diese Ansichten und Verhält-
nisse, die Schauspieler sind keine aus der Gesellschaft Aus-
gestotsenen mehr. Seit 1886 arbeitet eine Partei an einer Reform
der Bühne nach europäischem Muster, ohne jedoch bisher Er-
folge gehabt zu haben. Es existiert allerdings in Tokio ein
reformiertes Theater, aber die Vorstellungen unterscheiden sich
noch nicht von den nichtreformierten.
— 350 —
Japans gröfeter Schauspieler war Ichikawa Dan j uro, nach
ihm sind zu nennen Kikugoro, Sadanji und Fukusuke (Basil
Hall Chamber! ain).
Tee. Nach der Seide ist der Tee der wichtigste Exportartikel
für Japan. Die staatlichen statistischen Angaben sind für die
Produktion absolut unzuverlässig, indem die angegebenen Zahlen
nur ungefähr den Export angeben, während der Konsum von
Tee im Lande, der ein sehr grofser sein mufs, da er von der
über 45 Millionen zählenden Bevölkerung täglich und zu allen
Stunden getrunken wird, fast gar nicht berücksichtigt wird.
Die amtliche Statistik gab das mit Tee bepflanzte Areal im
Jahre 1892 mit 63648 Cho an und eine Ernte von 7822034 Kwan.
Der Export betrug in diesem Jahre 37518203 Katties im Werte
von 7525316 Yen und der Durchschnittspreis für 100 Kin
28,66 Yen. Der Teestrauch wird in ganz Japan angebaut, in
den nördlichen und nordwestlichen bergigen Distrikten jedoch
nur wenig und dieser Tee ist von geringer Qualität. Die
wichtigsten Teedistrikte sind Shizuoka, Miye, Kioto und Osaka.
Tokio. Die Einwohnerzahl von Tokio war am 31. Dezember 1902:
Die Stadt 637617 Männer
583333 Fr auen
Zusammen: 1220948
Die Vorstädte 618840
Total: 1839788
welche in 618840 Häusern wohnten. Fremde hielten sich da-
selbst 1512 auf. Im Jahre 1893 hatte Tokio 1409869 Ein-
wohner, so dafe deren Zahl in den letzten zehn Jahren um
429921 gestiegen ist.
Totenfest. Bon no matsuri oder Shoromatsuri. Shoro ist der Name
der Seelen der Verstorbenen. Am 13. Juli jeden Jahres ver-
lassen sie die Nirvana, um ihre Lieben auf der Erde zu be-
suchen. Der Hausaltar wird in jedem Hause festlich geschmückt,
am Abend werden vor den Türen kleine Scheiterhaufen von
wohlriechendem Holze angezündet, um den ankommenden Seelen
den Weg zu zeigen, die von der festlich gekleideten Familie
erwartet werden. Sämtliche Häuser sind mit zahllosen Laternen
geschmückt und alle Welt freut sich, mit den lieben Toten bei-
sammen zu sein. Drei Tage bleibt die ganze Familie in dieser
— 351
Feststimmung beisammefi. Am 16. abends werden die Pestfeuer
angezündet, die den scheidenden Seelen den letzten Abschieds-
grufs für dieses Jahr nachsenden. Dieses Fest wurde unter
Saimei Tenno um 660 n. Chr. zum ersten Male im Tempel
Asukayama in Yamato gefeiert und ist seither ein Volksfest
geworden. Weil alle Städte in hellem Laternschein an diesen
drei Abenden prangen, heilst das Fest auch das Laternenfest.
Die Fabrikation von ordinären Wand- und Taschenuhren Uhren
in Japan hat einen derartigen Aufschwung genommen, dafe T un ^
nicht allein der Bedarf des Landes gedeckt wird, sondern uhren.
gegenwärtig gröfsere Quantitäten naqh China, Indien und
anderen Ländern exportiert werden, womit natürlich der Import
dieser Gattung von Uhren in Japan fast ganz aufgehört hat.
Die Hauptsitze dieser Manufaktur sind Tokio, Nagoya, Osaka
und Kioto. In Nagoya stellt die Hoyoshi- Uhrenfabrik allein
monatlich 7 bis 8000 Uhren her, und die monatliche Produktion
aller Fabriken in Nagoya wird auf 20000 Stück geschätzt.
In Osaka sollen monatlich zirka 3000 Stück und in Tokio und
Kioto je 4 bis 5000 fabriziert werden, so dals die monatliche
Produktion in Japan auf 30 bis 36000 Stück geschätzt wird.
Das verarbeitete Material liefert mit Ausnahme von Uhrfedern
und Zeigern, da keine Stahlwerke im Lande existieren, Japan
selbst. Die Produktionskosten von einem Dutzend Uhren werden
auf 28 Yen geschätzt.
Der Elementarunterricht ist obligat. Die Zahl der schul-
pflichtigen Kinder am 31. Dezember 1900 war 7408179. Die
Unterrichtstatistik für 1900—1901 ergibt:
Institute Zahl Lehrer Schüler
Elementarschulen . . . 26857 92899 4683598
Mittelschulen .... 220 3866 79527
Hochschulen 8 292 4361
Mädchenhochschulen . . 52 657 12003
Normalschulen .... 52 958 15639
Höhere Normalschulen . 2 129 860
Spezial- und technische
Schulen .... 375 3647 49679
Verschiedene Schulen . 1328 4419 85562
Universitäten .... 2 339 3643
Kindergärten .... 242 599 23142
Unter-
richt.
— 362 —
Japan hat zwei kaiserliche Universitäten, eine in Tokio,
die andere in Kioto. Die erstere hat eine juristische, medizi-
nische, philologische und philosophische Fakultät, sowie für
Ingenieur- und Agrikultur -Wissenschaften, die letztere hat
juristische, medizinische, philosophische, philologische und In-
genieur-Fakultäten, beide werden vom Staate erhalten. Die
meisten anderen Schulen sind entweder Staats- oder Gemeinde-
schulen. Im Jahre 1899 — 1900 waren die Schuleinkünfte
7292674 Yen und die Gesamtausgaben für den Unterricht
27905163 Yen. Das Schuleigentum wertete 50121921 Yen.
Formosa hat ein eigenes Unterrichtssystem. Im Jahre 1900
existierten 34 öffentliche Bibliotheken mit 525971 Bänden. Es
wurden veröffentlicht im Jahre 1900 18281 Werke verschiedenen
Inhaltes und 944 periodische Schriften.
Die neuesten Statistiken beweisen, dafe die Handelshoch-
schule in Tokio für die Zahl der Aufnahmesuchenden nicht
ausreicht:
, , Zahl der . Prozentsatz der
Jahr .« , , „ Angenommene .
öesuchateUer ° Angenommenen
1899 537 103 19,18
1900 760 140 18,42
1901 1127 216 19,16
1902 1235 250 20,24
1903 1309 260 19,11
Erziehung der Wehrpflichtigen 1902. Zur Stellung kamen
425136 Individuen in Japan. Das Resultat der Examination
der Rekrutierungskommission gibt einen Anhalt über die Volks-
erziehung. Dasselbe war:
1. Individuen, welche eine Mittelschule oder höher
stehende Lehranstalt absolviert haben .... 9223
2. Solche, welche eine höhere Elementarschule ab-
solviert haben 67917
3. Solche, die eine gewöhnliche Elementarschule ab-
solviert haben 183974
4. Solche, die etwas lesen, schreiben und rechnen
können 91276
5. Nicht des Lesens und Schreibens Kundig e . . 72746
Zusammen: 525136
— 353 -
Seit 11. Februar 1889 ist in Japan eine konstitutionelle Ver-
Verfassung eingeführt. Nach derselben steht der Kaiser an fa88Un S-
der Spitze des Reiches mit unumschränkter Staatsgewalt; er
hat die Exekutivgewalt und wird unterstützt durch ein Kabinett,
dessen von ihm ernannte Minister ihm verantwortlich sind.
Neben dem Kabinett beratet ein Geheimrat über wichtige
Staatsangelegenheiten, wenn er vom Kaiser zusammengerufen
und um Bat gefragt wird. Der Kaiser erklärt die Kriege und
schliefet Frieden wie Verträge ab; er hat die Entscheidung
über die Organisation und Friedensstärke des Landheeres und
der Kriegsmarine, er übt mit Zustimmung des Reichsrates die
gesetzgebende Macht aus, er sanktioniert die Gesetze, beruft,
eröffnet, vertagt, schliefet und löst den Reichsrat auf. Der
kaiserliche Reichsrat besteht aus dem Herrenhause und dem
Abgeordnetenhause. Jedes Gesetz bedarf der Zustimmung
beider Häuser; beide haben das Recht, der Regierung Gesetze
vorzuschlagen und ihr Vorstellungen zu machen, haben die Kon-
trolle über die Finanzen und das Recht, Adressen dem Throne
zu unterbreiten. Das Herrenhaus (kizokuin) setzt sich zu-
sammen aus:
1. männlichen volljährigen Mitgliedern* des Kaiserhauses,
2. mindestens 25 Jahre alten Fürsten und Marquis (1 1 Fürsten
und 33 Marquis),
3. mindestens 25 Jahre alten Grafen, Visconts und Barone,
welche von ihren Ranggenossen gewählt sind, jedoch nie mehr
als ein Fünftel jeden Ranges (89 Grafen, 363 Visconts und
220 Barone),
4. Männern, welche älter als 30 Jahre sein müssen und
wegen ihrer Verdienste um den Staat oder wegen ihrer Ge-
lehrsamkeit vom Kaiser zu Mitgliedern des Herrenhauses er-
nannt sind,
5. Männern, welche über 30 Jahre alt sein müssen, die
vom Kaiser aus den Höchstbesteuerten ernannt sind. Die
unter 3 und 6 Genannten sind Mitglieder für sieben Jahre, die
unter 1, 2 und 4 für Lebenszeit. Die Zahl der unter 4 und 5
Genannten soll nicht die Zahl der anderen Mitglieder über-
steigen. Das Herrenhaus soll aus etwa 300 Mitgliedern be-
stehen.
23
— 354 —
Die Zahl der Mitglieder des Unterhauses (shugiin) ist 369.
Die Zahl der Abgeordneten verhält sich zur Bevölkerung wie
1 : 123000; eine bestimmte Anzahl wird von jedem Wahlbezirke
gewählt. Geheime einzelne Abstimmung ist Wahlvorschrift.
Die Abgeordneten müssen mindestens 25 Jahre alte männliche
japanische Untertanen sein; sie müssen permanent und tat-
sächlich mindestens ein Jahr im Wahlbezirke gewohnt haben,
müssen wenigstens 10 Yen Grundsteuer länger als ein Jahr
gezahlt haben oder direkte Steuern außer Grundsteuer nicht
weniger als 10 Yen jährlich länger als zwei Jahre. Ungeeignet
als Abgeordnete sind: Beamte der kaiserlichen Hofhaltung,
Richter, Kontrolleure, Einnehmer, Polizeibeamte, aktive Mit-
glieder des Soldatenstandes, Priester, Prediger, Studenten,
Lehrer an Elementarschulen und Beamte, welche mit der
Wahl zu tun haben, in dem Wahlbezirke, in welchem sie
tätig sind.
Der Präsident und Vizepräsident des Herrenhauses wird
vom Kaiser ernannt, den Präsidenten und Vizepräsidenten des
Abgeordnetenhauses wählt der Kaiser von drei ihm vom Hause
vorgeschlagenen Kandidaten. Die Präsidenten beider Häuser
beziehen ein Gehalt von 5000 Yen, die Vizepräsidenten von
3000 Yen und die Abgeordneten beider Häuser von je 2000 Yen,
aufser den Reisekosten, jedoch darf jeder auf dieses Gehalt
verzichten.
Der Reichsrat soll in jedem Jahre einmal versammelt
werden und die jährlichen Sessionen sollen höchstens drei
Monate dauern.
Das gegenwärtige Kabinett besteht aus folgenden Mit-
gliedern:
Präsident: Graf Katsura Taro,
Auswärtige Angelegenheiten: Baron Komura Jutaro,
Finanzen: Baron Sone Arasuke,
Innere Angelegenheiten: Baron Kodama,
Justiz: Hadano Keichoku,
Krieg: Geueralleutnant Ki Terauchi,
Marine: Admiral Baron Yamamoto Gombei,
Unterricht: Kubota Yuzuru,
Ackerbau und Handel: Baron Kiyoura,
Kommunikationen: Oura Kanetaka.
— 355 —
Es ist eine Tatsache, dafe Japan auf China schon seit dem Ver-
Frieden von Shimoneseki und noch mehr nach den Wirren des hältniBW
von
Jahres 1901 einen zunehmenden Einflufe gewinnt. Dieser Ein- Japan
flufs äufsert sich vielleicht in allgemeiner politischer Hinsicht, ^JP
weil er sich still und ruhig entwickelt hat und noch in stetem
Wachsen begriffen ist, noch nicht so sehr offenkundig, ist aber
nichtsdestoweniger vorhanden. Besonders im Norden Chinas
ist dieser Einflute größer, weil der mehr phlegmatische und
an ruhige Lebensart gewöhnte Bewohner hier sich von dem
lebhaften und klugen, geschäftsgewandten Japaner, der ihm
außerdem in Sprache, Schrift und Sitte näher steht, leichter
lenken lädst und Lehre annimmt.
Der Stidchinese ist gewandter, lebhafter, intelligenter,
auch der fremdländischen Kultur nicht so sehr abgeneigt, wie
die vielen im Auslande ansässigen Südchinesen zeigen; ein
Nordchinese wandert selten ins Ausland. Die aus Südchina
stammenden Kaufleute nehmen deshalb auch eine hervorragende
Stellung und Anteil im kaufmännischen Leben des Nordens ein.
Viele einflußreiche Chinesen sind durch den früheren Sieg
der Japaner und durch die leichte Einnahme ihrer Hauptstadt
durch die Truppen der Mächte bei den vergangenen Unruhen
und durch die tatsächliche Angliederung des alten Stammlandes
der Dynastie an Rulsland zum Bewufstsein der Hilflosigkeit
Chinas erwacht und wenden sich an Japan, das sich aus der-
selben Lage emporgeschwungen, um Hilfe.
Japan wiederum macht kein Geheimnis aus seiner Politik,
die zwei grofeen ostasiatischen Nationen in einem Bündnisse
zu vereinigen, das sie in den Stand setzen wird, sich gegen
die Angriffe des Westens zu behaupten. Zu diesem Zwecke
wünscht es China zu modernisieren und zwar durch Einführung
der westlichen Methoden. Auch China hat den Wunsch, sich
den westlichen Methoden anzupassen, aber es widerstrebt dem
Chinesen innerlich die Art und Weise der Westländer, ihr
ganzes Denken und Fühlen ist dem seinen entgegengesetzt;
nicht so sehr das Wesen der nach westländischer Methode
ausgebildeten oder nach westländischer Kultur strebenden
Japaner.
Eine grolse Anzahl von Japanern sind in den Provinzen
des nördlichen Chinas angesiedelt, sie sind weit zahlreicher als
die Angehörigen irgend einer andern ausländischen Nationalität
23*
— 356 —
In Tientsin leben jetzt über 1300 Japaner und in Peking
über 600. Die japanische Niederlassung verspricht durch ihre
Lage in nächster Nähe der City ein besonderes Emporblühen
und wird einen großen Einflute auf die Entwicklung dort haben.
Kleine japanische Läden, Handwerker und Händler, sind in
der Vorstadt der City und in dieser selbst in günstiger Ge-
schäftsgegend überall zu finden, ebenso in allen Teilen Pekings.
Chinesische Zeitungen werden vielfach von Japanern heraus-
gegeben oder haben solche als erste Mitarbeiter.
Der Importhandel Japans macht grofse Fortschritte in
China. Der japanische Kaufmann weifs den Geschmack des
Chinesen schneller und besser zu treffen als der Westländer,
auch der Fabrikant vermag sich schneller anzupassen und ist
geneigt, die verlangten billigen Qualitäten herzustellen.
Auch in politischer Hinsicht macht Japan Fortschritte.
Es ist seinen diplomatischen und konsularischen Vertretern ge-
lungen, das Vertrauen der grofsen und mächtigen chinesischen
Würdenträger zu gewinnen. Hohe chinesische Würdenträger
haben Japan in den letzten Jahren besucht und sind dort sehr
herzlich aufgenommen worden, man hat ihnen die Idee der
Interessengemeinschaft beider Länder plausibel gemacht, und
sie haben diese wieder an den Hof nach Peking tibertragen.
Das Edikt wegen der Reform des Finanzwesens und Ein-
führung einer Reichsmünze, Goldwährung usw. wird japanischem
Einflufs zugeschrieben und bei den schwachen Anfängen hierzu
wirken Japaner mit, auch sind chinesische Beamte zum Studium
des Münzwesens nach Japan entsandt worden.
Man hat auch guten Grund zu der Annahme, dafs Japan
die Absicht hat, das chinesische Heer umzuformen, respektive
bei der Umformung desselben mitzuwirken und der Besuch
chinesischer hoher Militärmandarine bei den japanischen Manövern
ist nicht ohne Rückwirkung geblieben. In der chinesischen
Armee werden Japaner als Lehrmeister angestellt, sie ver-
drängen die deutschen und andere, die vor den Wirren an-
gestellt waren, auch schon weil sie bedeutend billiger sind.
Die Gesamtzahl der in der chinesischen Armee angestellten
Japaner wird auf zweihundert geschätzt.
Auf den chinesischen Hochschulen und namentlich auf den
Mittelschulen in den Provinzen mehr nach dem Innern wirken
zum großen Teil japanische Lehrer auch für die fremden
357 —
Sprachen. Chinesische Studenten sind in großer Anzahl zum
Zweck des Studiums nach Japan entsandt worden, wenngleich
die chinesische Regierung in Peking von dem Erfolg dieser
Studien sehr wenig erfreut ist, weil die politisch noch sehr
unreifen jungen Studenten sich von den freisinnigen Ideen der
japanischen Kollegen die Köpfe verdrehen liefeen. Aber gerade
in diesen jungen Studenten, die voraussichtlich doch mal der-
einst berufen sind, das Regierungsschiff Chinas lenken zu helfen,
wird der japanische Einflufs auf China zur Geltung kommen,
denn er wurzelt in ihnen fest und wenn später in den jugend-
lichen Köpfen die heutigen unreifen Ideen erst einmal über-
wunden sein werden, so wird auch der Gedanke einer chine-
sischen-japanischen Allianz der Verwirklichung bedeutend näher
gerückt sein. (Ostasiatischer Lloyd.)
Im Januar 1889 gab es in Japan Staatsstraßen, 4481, und
Präfekturstraüsen, 15362 englische Meilen lang.
Es sind Staats- und Privatbahnen im Betriebe. Von den
58 Eisenbahngesellschaften werden zwei von der Regierung
gewissermaßen geleitet. Die folgende Tabelle gibt die Eisen-
bahnstatistik für 1900—1901:
Staatsbahnen Privätbahnen
1900-1901 1900—1901
Länge in englischen Meilen 1010 2905
Brutto -Einnahme in Yen 15920395 31052686
Ausgaben in Yen 7101109 15390443
Beförderte Güter in Tonnen 2895610 11634400
Zahl der Passagiere 32338425 80800558
Auf Formosa ist eine 40 englische Meilen lange Eisenbahn,
welche Takao und Tainan verbindet.
Folgendes ist die Post- und Telegraphenstatistik für die
Jahre 1898—1902.
1898—1898 1899-1900 1900-1901 1901—1902
Briefe 157526764 148530837 180232463 196515449
Korrespondenzkarten . . 329934746 333988921 399529531 442093231
ZeitnngenundZeitschriften 91521339 110068789 135326547 141700982
Bücher 7663810 8079487 10479461 11388783
Muster usw 1164598 1341655 1877871 2490260
Eingeschrieb. Pakete usw. 7409980 8425633 9658373 10144077
Portofreie Gegenstände . 17554176 19458493 23688105 27303093
Pakete 5076 648 6018011 7751525 9373969
617352061 635911826 768543876 841009844
Ver-
kehrs-
mittel.
— 358 —
Postämter
Abgelieferte Telegramme .
Telegr.-Linien, engl. Meil.
Telegr.-Drähte, „ „
Unterseekabel, „ „
Unterseedrähte, „ w
Telegraphenämter . .
Post- und Telegr -Beamte
4646
4818
5120
14763 777
17011074
16713619
13879
6039
6377
59396
27391
29898
1794
2035
2087
2033
2676
2697
1411
1643
1826
21319
22887
24274
Yen
Yen
Yen
14988069
16800147
—
4337
15503700
12924
50177
1763
1988
1267
19910
Yen
Einnahmen 11814707
Ausgaben 9666116 — — —
Im März 1899 existierten 1562 englische Meilen Telephon-
linien (31273 englische Meilen Drähte mit 13 Bureaus, 40 An-
rufämtern und 8083 Abonnenten). [Statesmatfs Handbook 1903.]
Wakato. Die Wakato waren die Diener der Samurais; sie ver-
richteten alle Geschäfte im Hause und begleiteten ihre Herren
auf Reisen; ihre Gefährten waren die Zoritori, welche haupt-
sächlich noch die Sandalen zu überwachen hatten.
Wappen. Das Wappen Japans. ist aus der Blüte des Chrysantemums
gebildet. Die Flagge ist weife mit roter runder Scheibe in der
Mitte; bei der Kriegsflagge laufen von der Scheibe 16 rote
Streifen (Sonne mit ihren Strahlen) bis an den Rand des Tuches.
Aufser allem Zusammenhang mit dem mittelalterlichen
Europa und auf ganz anderer Grundlage ist in Japan das Mon,
eine unserem Wappen sehr ähnliche Sache, entstanden, welche
bei der Restauration des Kaisers, 1868, unverändert beibehalten
wurde. Das Mon unterscheidet sich von unserem Wappen
hauptsächlich durch den Mangel bestimmter Farben. Der
Maler, Weber oder Sticker kann sich bei der Darstellung des
Mon jeder beliebigen Farbe bedienen. Das Mon hat keine
Unterlage, ist aber in der Regel mit einer kreisförmigen Ein-
fassung (Scheibe) versehen. Die Bilder sind tiberwiegend der
Pflanzenwelt entnommen und in sehr hübscher und interessanter
Weise stilisiert. Seltener sind Vögel, ganz selten die Vier-
füßler; dann besitzt das japanische Wappenwesen eine Reihe
von Formen, die mit unseren Heroldsfiguren (pteces honorables)
schlechthin identisch sind: Balken, Pfähle, Zickzackbalken,
diese in der polnischen freischwebenden Form. Professor Appert
in Tokio hat unter Mitwirkung des Universitätsbibliothekars
Kinoshita eine Liste der japanischen Adelsfamilien und Fürsten
(Daimyos) mit Angabe ihres Ursprungs, ihrer Residenz und
Einkünfte herausgegeben. (Deutsche Japan Post.)
— 359 —
Die Wollweberei steht in Japan noch auf einer sehr tiefen Woll-
Stufe; es existieren nur wenige Etablissements, während der webereL
Bedarf im Lande von Jahr zu Jahr steigt. Die bedeutendste
Fabrik ist die Oji-Wollweberei in Oji, nördlich von Tokio. Dies
Unternehmen ist auf einem grofeen Fufse angelegt, fast das
gesamte Tuch, welches vom Militär, von den Polizei- und Ge-
f&ngni8beamten im Lande getragen wird, ist in Oji fabriziert.
Man webt hier gewöhnlich sechs Monate im Jahr diese Stoffe,
während der übrigen Zeit andere, hauptsächlich wollene Decken.
Das Rohmaterial zur Herstellung der Stoffe wird ausnahmslos
importiert aus England, Deutschland, Frankreich, Indien und
Australien. Es wird die Wolle von drei Millionen Schafen
jährlich verarbeitet. Der Boden von Japan scheint für die
Schafzucht nicht geeignet zu sein ; allerdings werden im nörd-
lichsten Teile der Hauptinsel bei Aomori neuerdings wieder
Versuche gemacht, welche Erfolge versprechen.
Nach den letzten offiziellen Berichten hatte die Stadt Yoko-
Yokohama am 31. Dezember 1902 313695 Einwohner und hama -
117630 Häuser; die Nationalsteuer betrug 336375,87 Yen und
die städtische Steuer 210037,16 Yen.
Die Freudenhäuser in Japan sind in von Wall, Graben Yoshi-
und Vergitterung umgebene Stadtviertel verwiesen, deren Ein- wara -
und Ausgänge von Polizeiwachhäusern beaufsichtigt werden.
In Tokio heifst dieses Viertel die Yoshiwara. Über den Ursprung
des Namens berichtet die Chronik: Die erste Yoshiwara wurde
gegründet, nachdem der erste Minamoto-Shogun, Yoritomo, das
Beich zur Buhe gebracht und Kamakura zu seiner Besidenz
gemacht hatte; es war Friede geworden und die reich und
mächtig gewordenen Bujin (Bitter) sehnten sich nach Vergnügen
und Genuis; damals entstand in Oiso am Meeresstrande in
Sagami die erste Yoshiwara (von Joshi [Binsen] und hara [das
Moor]) auf einer Binseninsel und blühte schnell empor. Ver-
mutlich hatten die damaligen japanischen Kurtisanen einige
Ähnlichkeit mit den griechischen Hetären, da hierauf die
Neigung zur Gelehrsamkeit der damaligen japanischen Bitter
deutet. Jahrhunderte lang stand die Yoshiwara in Oiso in
hoher Blüte, bis unter den Ashikaga-Shogunen nach den Onin-
kämpfen 1466 das ganze Beich in die grölste Verwirrung
geriet, das Bittertum roh wurde und überall das Faustrecht
herrschte; in dieser Periode sank die Yoshiwara in Oiso und
— 360 —
ging schliesslich ganz ein. Als sich später die Kavaliere in
Kioto versammelten, erstand auch hier ein Kurtisanenviertel,
auf welches der Name Yoshiwara überging. Als Tokugawa
Jeyasu seine Residenz in Yedo gründete und diese Stadt bald
Kioto an Glanz und Reichtum überstrahlte, zogen die Kurti-
sanen hinter den reichen und mächtigen Rittern dorthin. An-
fangs des 17. Jahrhunderts lebten die Kurtisanen in Yedo in
verschiedenen Gregenden, die von Kioto zugezogenen in Koji-
machi, der Kamakurastra&e und in der Nähe der Nihonbashi;
die Frauenzimmer, welche von Fushimi, Nara und Moto- Yoshi-
wara an der Tokaido gekommen waren, lebten in der ganzen
Stadt verteilt und standen unter keinerjpolizeilichen Aufsicht.
Dieses gab einem Reformator namens Soshi Jinyemon Ver-
anlassung, weil unter diesen Verhältnissen das sittliche Gefühl
des Volkes litt, die Regierung zu veranlassen, alle Kurtisanen
in der Hana no machi, dem Blumenviertel, zu internieren; im
Jahre 1617 wurde den Kurtisanen die Fukiyecho angewiesen,
ein Ort, wo sehr viel Binsen wachsen, nahe der Nihonbashi,
dem sich der Name Yoshiwara von selbst anheftete. Später,
1656, als die Stadt grofs und blühend geworden und Nihon-
bashi das Zentrum war, wurden die Bordelle an die Nordgrenze
der Stadt verlegt unter dem Namen Shin (d. i. neue) Yoshi-
wara, wo sie noch heute existiert. Viele Fremde sprechen
von allen Kurtisanenvierteln in jeder Stadt Japans als
einer Yoshiwara; diese Bezeichnung ist unrichtig; nur Tokio
hat eine Yoshiwara, in anderen Orten heifeen diese Viertel
Yujoba, Kuruwa usw. ; kein Japaner bezeichnet diese als Yoshi-
wara. Im 17. Jahrhundert stand die Yoshiwara in voller Blüte,
die Strafsen waren breit und schön, die meisten Häuser waren
drei- und vierstöckig, glänzend und mit ausgesuchter Eleganz
eingerichtet. Im Frühling verschönten die in den Straßen ge-
pflanzten Pflaumen- und Kirschbäume mit ihrer poetischen Blüten-
pracht die Strafsen, im Sommer waren glänzende Laternenfeste
mit Possenspielen und Tänzen, im Herbst wurde das Auge durch
die überall gepflanzten herrlichen Chrysantheenbltiten erfreut
und in den Winternächten beleuchteten Tausende von bunten
Laternen den Stadtteil feenhaft. Hierher wurden von der vor-
nehmen Herrenwelt ihre Vergnügungen verlegt. In neuerer Zeit
hat die Yoshiwara sehr viel von dem früheren Nimbus und
Glänze verloren; aber noch heute verlegen die japanischen
— 361 —
Herren mit Vorliebe ihre Unterhaltungen hierher, zu denen
Tai ko mochi (Possenei&er), Geishas (Volkssängerinnen) und Odo-
riko (Tänzerinnen) engagiert werden. Die Tänzerinnen und
Sängerinnen unterscheiden sich von den Kurtisanen; sie werden
von ihren Herren aufs strengste überwacht und dürfen nur in
Trupps ausgehen, so dafe sie sich gegenseitig überwachen. Fast
alle Kurtisanen, Sängerinnen und Tänzerinnen werden als kleine
Kinder von ihren Eltern, die in der Regel der niedrigsten Klasse
der Bevölkerung angehören, von den Zengen (Unterhändlern)
für eine Reihe von Jahren abgekauft und von diesen für den
zukünftigen Beruf erzogen, weshalb die meisten japanischen
Kurtisanen eine sorgfältigere und bessere Erziehung haben als
das gewöhnliche Volk. Dieses Engagement dauerte gewöhnlich
bis zum 27. Lebensjahre, nachher waren sie frei. Die zu Kur-
tisanen bestimmten Mädchen dienten anfangs als Kamuro (weib-
liche Pagen) den gro&en Kurtisanen, Tayu, Oshoku oder Oiran,
bis sie entwickelt waren. Vielfach engagieren jetzt die Be-
sitzer der öffentlichen Häuser junge Mädchen und Frauen für
drei, vier bis zehn Jahre, je nachdem sie den Kontrakt mit
dem Vater, Bruder, Mann oder den Verwandten der betreffen-
den gemacht haben. Selten findet man ein Mädchen von guter
Familie in einem Bordell und ist dieses immer ein Beweis von
dem völligen Untergange der Familie; aber wenn es vorkommt,
so sind diese Mädchen immer ein ganz besonderes Anlockungs-
mittel, so sehr zeichnet sich ein solches Mädchen vor den
übrigen aus. Zur Shogunzeit zeichneten sich die Kurtisanen
gesetzlich von anständigen Frauen dadurch aus, dafs sie die
Obischleife unter dem Busen tragen mufsten und in den Haaren
hatten sie einen Schmuck von Schildpattnadeln zu tragen,
welcher den Kopf wie ein Heiligenschein umgab, jetzt ist das
Gesetz aufgehoben, aber noch heute sind die Dirnen häufig so
geschmückt.
Yuzen ist Seidencrepe oder Habutaye, auf welche Bilder Yuzen
direkt gemalt sind. Die Muster werden auf fertige Seiden- ^
gewebe gemalt, zu welchem Zweck die Zwischenräume zwischen birodo.
den vorgezeichneten Figuren mit Nori (Kleister) überdeckt
werden, um das Einsaugen und Überfliefsen der Farben an den
Bändern zu verhindern. Yuzen-birodo oder geschnittener Sammet,
eine noch neue Kunst, durch Scheren des Sammets außerordent-
lich effektvolle Landschaften, Tiere, Blumen usw. auf dem
— 362 —
Sammet hervorzurufen. Der Künstler erhält das fertige Stück
Sammet mit dem darauf bereits in Farben bleibend gemalten
Dessin und geht nun mit seiner Schere daran, das Muster zu
schattieren, als ob er dies mit Bleistift oder Pinsel täte; er
mufs natürlich ausserordentlich vorsichtig sein, nicht mit seinem
Werkzeuge das Gewebe des Sammets zu verletzen; aber bis
auf dieses hinab steht ihm die Dicke des Stoffes zur Ver-
fügung, um seine Schattierungen effektvoller zu machen, und
so wird tatsächlich die Schere hier zum Malpinsel. Es ist
wohl selbstverständlich, dafs zu dieser mühseligen Arbeit eine
sehr sichere Hand, ein sehr scharfes Auge und unendliche Ge-
duld gehört. Aber diese Kunstwerke sind auch außerordent-
lich schön, der Grund des Sammets ist mit Goldfäden durch-
zogen, bis zu welchem hinab das Dessin häufig geschnitten
wird, und gewinnt dadurch das Bild an Schönheit und Beiz,
es nimmt den Charakter von Gobelins an. Es gibt verschiedene
Gattungen dieser Yuzen-birodo ; je feiner das Stück ist, desto
sorgfältiger wird die Arbeit ausgeführt. Das horizontale und
vertikale Scheren, d. h. entlang oder gegen das Gewebe, ist
verhältuismäfsig leicht; aber die diagonale Arbeit ist außer-
ordentlich schwierig. Wirkliche Künstler sollen in Kioto nur
Asada Bunshichi und seine beiden Söhne sein, und die Zahl
dieser Künstler in Japan ist sehr gering.
Zeitongs- Der Gründer der japanischen Journalistik war ein Eng-
wesen. iä n a er namens John Black. Vor ihm erschienen nur kleine
Flugblätter, in welchem Morde, Schaudergeschichten und inter-
essante Neuigkeiten zur allgemeinen Kenntnis gebracht wurden
und die nach Art unserer Extrablätter in den Straisen ver-
kauft wurden. Im Jahre 1871 erschien ein kleines politisches
Blatt, die „Shimbum Zasshi", welche, wie man glaubte, von
dem damals viel genannten Politiker Kido inspiriert war, aber
die erste Zeitung, welche diesen Namen verdient, war die
„Nisshin Shinjishi", gegründet und redigiert 1872 von obigem
John Black. Sie war die erste in Japan erscheinende Zeitung,
welche Leitartikel brachte und politische Angelegenheiten be-
sprach. Der gesäete Samen ging schnell auf und die japanische
Journalistik entwickelte sich in unglaublich kurzer Zeit und
errang einen durchgreifenden Einfluis im ganzen Reiche. Die
Zahl der Zeitungen und Zeitschriften war 1897 746 mit
431813536 Exemplaren. Die Artikel der in Tokio erscheinenden
— 363 —
wichtigsten Zeitungen werden in allen Tageblättern der Provinzen
abgedruckt. Die namhaftesten der in Tokio erscheinenden
Zeitungen sind: die „Kwampo", die offiziellen Nachrichten und
Bekanntmachungen; die „Nichi-Nichi Shimbun", die täglichen
Nachrichten, das einzige regierungsfreundliche Organ Tokios;
die „Tokio Shimpo" und die „Kokkai 4 ', offiziöse Blätter; die
„Iiji" für Handel und Parlamentarismus; die „Mainichi Shimbun"
(mainichi heilst täglich und Shimbun Zeitung also „Tageblatt");
die „Yomi-uri Shimbun" und „Yubin Hochi Shimbun" liberal; die
„Iiyu" und „Minken Shimbun" radikal; „Choya Shimbun",
„Kokumin Shimbun" und „Keisei Shimpo" unabhängig; die
„Nihon" und „Chusei Nippo" konservativ und fremdenfeindlich;
„Asahi" Reformpartei (Shimpo-to) ; ferner die „Miyako Shimbun",
„Kaishin Shimbun" und mehrere andere. Von den politischen
und literarischen Zeitschriften ist die namhafteste die „Kokumin
no tomo", christlich ist „Rikuyo Zasshi", chauvinistisch die
„Ajia", kritisch die „Shuppan Geppyo", satyrisch und humo-
ristisch die „Maru-Maru Shimbun", interessant für diejenigen,
welche Japan kennen lernen wollen, ist die Zeitschrift „Fuzoku
Gwaho", Illustrierte Chronik von Sitten und Gebräuchen, welche
Altes und Neues behandelt. In Osaka sind die Hauptblätter
„Asahi" und „Mainichi", in Kioto „Hinode".
Die meisten der japanischen Zeitungen sind sehr billig,
die großen Zeitungen kosten das Exemplar 2 Sen und 40 bis
60 Sen ein monatliches Abonnement, die kleinen dasJExemplar
l 1 /« Sen und 30 Sen monatlich.
In Japan besteht seit 1897 Prefsfreiheit, doch können
Zeitungen auf gerichtlichem Wege suspendiert werden.
Die fremde Presse in Japan ist fast ausschließlich in
englischen Händen. Die wichtigsten Zeitungen sind in Yoko-
hama die „Japan Mail", „Japan Gazette", „Japan Herald",
„Japan Daily Advertiser" und die satyrische „Eastern World"
in Tokio, die „Japan Times", in Kobe „Hiogo News" und
„Kobe Herald" und in Nagasaki „The Rising Sun and Naga-
saki Exprels". Auch zwei deutsche Zeitschriften erscheinen
in Japan und zwar in Tokio. „Die Mitteilungen der deutschen
Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens" und in
Yokohama die „Deutsche Japan Post". Von hohem Interesse
sind noch die „Transactions of the Asiatic Society of Japan",
welche in Yokohama und die „Transactions and Proceedings
— 364 —
of the Japan Society", die in London erscheinen. Wichtig für
die Kenntnis des Volkes sind noch zwei deutsche Zeitschriften,
die allerdings hier nicht herausgegeben werden, aber hoch-
interessante Artikel über Japan bringen und zwar die in Shanghai
erscheinende Wochenschrift „Der Ostasiatische Lloyd", haupt-
sächlich für Politik und in Berlin die Monatsschrift „Ostasien"
für Politik, Handel, Industrie, Kunst und Wissenschaft.
Zinn. Für Zinn gilt das von Blei Gesagte; es findet sich eben-
falls nur in spärlicher, nicht ausreichender Menge, als Zinnsand
fast nur auf der Insel Kyushiu, am meisten liefert Taniyama>
Provinz Satsuma und Ohira-tetsusan, Provinz Bungo.
Zivili- Wie die Chinesen und mit ihnen die Japaner über ihre
sation. Zivilisation, verglichen mit unserer westlichen, denken, ist in
einer Serie von Briefen charakterisiert, welche ein in Europa
gebildeter Chinese geschrieben hat, seine Briefe unter dem Titel
„Lettres from John Chinamann 44 *) sind bei Brimlay Johnson in
London herausgegeben. Er sagt: „Die jüngsten Ereignisse in
China haben aufs neue den fundamentalen Gegensatz zwischen
östlicher und westlicher Zivilisation und jene Ignoranz und Ver-
achtung der einen für die anderen, die hauptsächlich für die
gegenwärtige Lage verantwortlich ist, zum klaren Ausdruck
gebracht. Angesichts der Tragödie, die sich abgespielt hat,
habe ich lange geschwiegen. Aber ein zunehmendes Gefühl
von Entrüstung und ein Schimmer von Hoffnung, dafe ich viel-
leicht dazu beitragen könnte, gewisse Mißverständnisse aus
dem Wege zu räumen, haben mich schließlich vermocht, meine
Lippen zu öffnen und einige Ansichten, die schon lange hätten
ausgesprochen werden sollen, dem europäischen Publikum vor-
zulegen. Ich habe nicht die Absicht, von der augenblicklichen
Krisis selbst zu reden. Der Zweck meiner Aussprache ist
vielmehr der, eine gerechte Beurteilung meiner Landsleute und
ihrer Handlungsweise zu ermöglichen, indem ich, soweit ich
dazu befähigt bin, darlege, mit welchen Augen wir die west-
liche Zivilisation ansehen und welche Gründe wir haben zu
wünschen, dafe ihren Einwirkungen ein Damm entgegengesetzt
werde. Ich glaube annehmen zu dürfen, dafe ich einer solchen
Aufgabe einigermafeen gewachsen bin. Ein langer Aufenthalt
in England gibt mir einiges Recht, über westliche Institutionen
*) John Chinamann soll das Pseudonym eines Engländers sein.
— 365 —
zu reden; während die zeitweilige Abwesenheit von meinem
eigenen Lande mich nicht der Fähigkeit beraubt hat, von dem
unsrigen zu reden. Ein Chinese bleibt immer ein Chinese;
und so sehr ich in mancher Hinsicht die Höhe der westlichen
Zivilisation bewundere, so habe ich doch noch nichts gesehen,
was mich es bedauern lassen könnte, dafs ich als ein Bürger
des fernen Osten geboren wurde. Engländern mag dies ein
seltsames Bekenntnis erscheinen, sie sind gewohnt, uns als
Barbaren anzusehen und man kann es ihnen kaum verdenken,
weil ihre Aufmerksamkeit gewöhnlich nur dann mit Macht sich
uns zuwendet, wenn wir ihre Landsleute hinmorden. Von solchen
konvulsivischen Ausbrüchen sind Sie immer zu sehr geneigt, den
Schluß zu ziehen, dafs wir eine Nation kaltblütiger Mörder
sind, ein Schlnis, der ebenso vernünftig ist, wie wenn wir von
dem Verhalten Ihrer Truppen in China auf den allgemeinen
Charakter der westlichen Zivilisation schliefsen wollten. Wir
sind nicht nach den Handlangen unserer Pöbelhaufen zu be-
urteilen, und ich möchte hinzufügen, auch nicht nach den Taten
unserer Regierung, denn die Regierung in China repräsentiert
nicht die Nation. Und doch verdienen selbst diese Handlungen,
die von allen gebildeten Chinesen aufs schärfste verurteilt
werden, meines Erachtens von Seiten der Europäer eine ernst-
haftere Erwägung und eine weniger leidenschaftliche Ver-
urteilung, als sie sie bis dahin von ihnen erfahren haben. Denn
sie sind der Ausbruch eines Gefühles, das der mächtigste
Faktor unserer Beziehungen zum Westen ist und stets bleiben
wird, nämlich gründlichen Mißtrauens und tiefer Abneigung
gegen ihre Zivilisation. Dieses Gefühl schreiben Sie, natürlich
genug, unserm Vorurteil und unserer Unwissenheit zu. In
Wirklichkeit aber beruht es, wie ich zu glauben wage, auf ver-
nünftiger Erwägung und um zum Verständnis dieser Ansicht
zu gelangen, erbitte ich mir die ernsthafte und geduldige Auf-
merksamkeit meiner Leser.
Unsere Zivilisation ist die älteste in der Welt. Es folgt
daraus nicht, dafe sie die beste ist, aber auch nicht, dafs sie
die schlechteste ist. Im Gegenteil, dieses Alter ist unter allen
Umständen ein Beweis, dafs unsere Einrichtungen sich eine
Dauerhaftigkeit gesichert haben, wie wir sie bei den Nationen
Europas vergebens suchen. Aber nicht allein dauerhaft ist
unsere Zivilisation, sie verkörpert auch, wie wir glauben, eine
— 366 —
sittliche Ordnung, während wir in der westlichen nur ein wirt-
schaftliches Chaos entdecken können. Ob Ihre Religion besser
ist als die unsere, mag vorläufig dahingestellt bleiben, aber so
viel ist sicher, daß sie weniger Einflufs auf Ihr öffentliches
Leben ausübt. Die Europäer bekennen sich zur christlichen
Religion, aber ihre Zivilisation ist nie eine christliche gewesen,
während unsere durch und durch konfuzianisch ist. Damit ist
aber zugleich gesagt, dafs sie sittlich ist, oder wenigstens (denn
ich wünsche keine unerwiesene Behauptung aufzustellen), daß
sie auf sittliche Verhältnisse ihr Hauptaugenmerk gerichtet
hält, während in Europa, wie uns scheinen will, in erster Linie
wirtschaftliche Beziehungen in Betracht kommen, auf die man
dann so viel Sittlichkeit, als diese es zulassen, zu propfen sucht.
Dieser Punkt läist sich durch eine Vergleichung zwischen
der Wertung der Familie in Europa und der unseren illustrieren.
Soweit ich als Ausländer wahrnehmen kann, ist in Europa die
Familie wesentlich nur ein Mittel, das Kind aufzuziehen und
zu schirmen, bis es alt genug ist, sich selbst zu helfen. So
früh wie möglich senden Sie Ihre Knaben in eine öffentliche
Schule, wo sie sich schnell von den Einflüssen der Familie
emanzipieren. Sobald sie das nötige Alter erreicht haben,
lassen Sie sie in die weite Welt hinaus, damit sie, wie Sie sagen
„ihr Vermögen machen". Und oft genug hören die Kinder von
dem Augenblicke an, wo sie ihre Unabhängigkeit von den
Eltern erlangt haben, auch auf, Verpflichtungen gegen diese
anzuerkennen. Sie mögen gehen, wohin sie wollen, Geld ver-
dienen und ausgeben, wie es ihnen beliebt und es ist ganz in
ihre Wahl gestellt, ob sie die Familienbande aufrecht erhalten
wollen oder nicht. Bei Ihnen ist das Individuum eine einfache
Zahl und jeder einzelne ist frei. Niemand ist gebunden, aber
auch niemand wurzelt im Ganzen. Ihr öffentliches Leben ist,
um einen Ihrer Ausdrücke zu entlehnen, „progressiv". Sie sind
stets im Fortschreiten begriffen. Jedermann hält es für seine
Pflicht (und oft genug mag es auch eine Notwendigkeit sein),
einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Es wird für eine Schande
gehalten, in der Stellung zu bleiben, in der man geboren ist
Ein Mann mufö, um ein Mann zu sein, etwas wagen, sich ab-
mühen, vorwärts streben und im Wettbewerb den Sieg davon-
tragen. Dieser Eigentümlichkeit Ihres öffentlichen Lebens ist
ohne Zweifel die Ihnen eigene, ungeheuere Regsamkeit und Ihr
— 367 —
Erfolg in allen materiellen Künsten zuzuschreiben. Derselben
Eigentümlichkeit verdanken Sie aber auch den Zug, der einem
Chinesen am meisten auffällt, Ihre Rastlosigkeit, Ihr Durch-
einander und wie uns vorkommen will, Ihren Mangel an Sittlich-
keit. Bei Ihnen ist niemand zufrieden, niemand hat Mulse zu
leben, so sehr sind alle darauf bedacht, ihre Subsistenzmittel
zu vermehren. Die Easseverbindung ist das einzige Verbindungs-
glied, welches Sie unter den Menschen anerkennen.
Nun für uns Bewohner des Ostens ist das alles das Kenn-
zeichen eines barbarischen Gemeinwesens. Wir bemessen den
Grad der Zivilisation nicht nach der Höhe des Vermögens,
sondern nach dem Charakter und dem Wert des Lebens, das
man führt. Wo die menschenwürdigen und stabilen Beziehungen
fehlen, wo keine Verehrung für die Vergangenheit, ja nicht
einmal Achtung vor der Gegenwart ist, sondern nur lüsterner
Raub dessen, was in der Zukunft liegt, da ist nach unserem
Dafürhalten kein wahres Gemeinwesen. Selbst wenn wir könnten,
möchten wir darum nicht, was Reichtümer, Wissenschaften und
Künste anlangt, mit Ihnen rivalisieren, wenn wir Ihre Ein-
richtungen dafür in den Kauf nehmen müisten.
In allen diesen Dingen ist unser Verfahren dem Ihrigen
geradezu entgegengesetzt. Wir richten unsern Blick auf das
Gemeinwesen und dann auf das Individuum. Bei uns ist es
Regel, dafs ein Mann sein Leben lang in denselben Verhält-
nissen zu verharren hat, in denen er geboren wird. Wie er
angefangen hat, so beschließt er sein Leben, als ein Glied der
Familiengruppe, und dieser Bedingung hat sich die ganze Theorie
und Praxis seines Lebens anzupassen. Er ist gelehrt worden,
den Vorfahren zu dienen, seine Eltern zu ehren und ihnen zu
gehorchen, und sich selbst von frühester Jugend an auf die
seiner wartenden Pflichten eines Gatten und Vaters vorzu-
bereiten. Die Heirat löst die Familie nicht auf, der Gatte
bleibt in der Familie und das Weib wird ein Glied seiner Ver-
wandtschaftsgruppe. Und diese Gruppe ist die soziale Einheit.
Grund und Boden sind ihr gemeinsam, ebenso Gebräuche und
Altar; Familienstreitigkeiten werden vor einem Tribunal (dem
Namensobersten), geschlichtet. Niemand in China ist isoliert,
es sei denn durch eigene Schuld. Wenn es dem Chinesen
weniger leicht gemacht wird, reich zu werden, wie den Euro-
päern, 80 auch weniger leicht zu verhungern. Und wenn es
— 368 -
ihm an Beweggründen fehlt, mit anderen in Wettbewerb zu
treten, so enthebt ihn das dafür der Versuchung, zu betrügen
und hart gegen andere zu sein. Frei von der Qual des Ehr-
geizes und der Besorgnis irgend einer Not, die ihm zustofsen
könnte, hat er Mufee, von den erworbenen Subsistenzmitteln
fürs Leben Gebrauch zu machen. Er hat sowohl den Instinkt,
als auch die Gelegenheit, die Gaben der Natur zu würdigen,
gute Manieren zu pflegen und in menschenwürdige und selbst-
lose Beziehungen zu seinen Nebenmenschen zu treten. Das Er-
gebnis ist ein Typus, dem wir den Vorzug der Überlegenheit,
beides in sittlicher, wie ästhetischer Hinsicht zuerkennen
müssen, wenn wir damit die grofee Masse der Leute in Europa
vergleichen. Und während wir die Gröfee Ihrer praktischen und
wirtschaftlichen Errungenschaften bewundern, finden wir es
doch unmöglich, voll und ganz eine Zivilisation zu bewundern,
die so rohe Sitten, so niedrige Moral und so unliebenswürdige
Erscheinungen hervorbringen, wie sie uns in den grofsen Städten
Europas beständig entgegentreten. Zugegeben, dafe wir nicht
ein fortschreitendes Volk sind, wie Sie sagen, so haben wir
doch das Gefühl, daß der Preis, den wir für den Fortschritt
zu bezahlen haben würden, zu teuer ist. Wir ziehen unsere
sittlichen Vorzüge den materiellen Europas weit vor und wir
sind entschlossen, fest an den Einrichtungen zu hängen, die
uns die ersteren sichern, selbst auf die Gefahr hin, dafe wir
uns dadurch von den letzteren ausschließen.
Ich habe versucht, Ihre Sympathien für den allgemeinen
Charakter unserer Zivilisation zu gewinnen, den springenden
Punkt, in welchem sie sich von der Ihrigen unterscheidet, her-
vorzuheben und die mehr fundamentalen und bleibenden Be-
dingungen, welche ein gegenseitiges Verständnis so sehr er-
schweren und unsicher machen, zur Geltung zu bringen. Ich
kann mir jedoch nicht verbergen, dafe selbst ein mir wohl-
wollender Leser mit gutem Grunde etwas von mir verlangen
dürfte, und dafe ich, um ihn zufrieden zu stellen, verpflichtet
bin, wenn auch widerwillig, in die Arena der Tagesstreitigkeiten
zu treten. Denn er könnte mit Recht fragen, wenn es wirk-
lich wahr ist, dafe die Chinesen solche Eigenschaften besitzen,
wie sie ihnen von Sir Robert Hart zugeschrieben werden, wenn
sie wirklich so gerecht, so aufrichtig, so der Gewalt abgeneigt
sind, wie kommt es, dafe sie den allergrößten Bruch der inter-
— 369 —
nationalen Beziehungen, den die Geschichte der zivilisierten
Welt kennt, sich haben zu Schulden kommen lassen ? Wie kommt
es, dais sie Taten verübt haben, die den moralischen Sinn der
Völker, die nach Ihrem Urteil weniger kultiviert und mensch-
lich sind als Sie selbst, beleidigt und aufs tiefste erregt haben?
Hierauf ist zu sagen, dafs ich nie behauptet habe, dais die
Chinesen Heilige sind; ich habe gesagt, und ich halte meine
Aussage aufrecht, dais wenn sie sich selbst überlassen bleiben,
wenn die Ordnung, an die sie gewöhnt sind, nicht gewaltsam
gestört wird, die Chinesen die friedfertigste und untertänigste
Nation der Welt sei. Wenn sie nun ihre althergebrachte
Zurückhaltung von sich geworfen, wenn sie für einen Augen-
blick die Klauen der Bestie gezeigt haben, welche keine Zivili-
sation, es sei die Ihrige oder die unserige, je herauszuziehen
vermag, obschon sie ihr dieselben beschneiden kann, so genügt
schon die Heftigkeit des Ausbruchs allein, um zu zeigen, wie
tiefgehend die Herausforderung gewesen sein muls. Können
Sie sich wirklich vorstellen, worin diese Herausforderung be-
stand? Ich bezweifle es! Erlauben Sie mir darum, kurz die
Tatsachen zu protokollieren.
Als englische Kaufleute zuerst nach China kamen, geschah
es nicht auf unsere Einladung hin. Dennoch nahmen wir sie
auf, wenn nicht mit Begeisterung, so doch wenigstens mit
Duldsamkeit. Solange sie sich damit begnügten, unsere Vor-
schriften zu befolgen, gaben wir ihrem Handel unsere Geneh-
migung, aber stets unter der Bedingung, daß er unsere sozialen
und politischen Ordnungen nicht beeinträchtigen dürfe. Ihre-
Landsleute willigten ein, sich diesen Bedingungen zu fügen und
so geschah es, dais es trotz gelegentlicher Meinungsverschieden-
heiten viele Jahre hindurch zu keinen ernsthaften Ruhestörungen
zwischen Ihnen und zwischen uns kam. Der Friedensbruch
wurde erst durch einen Gegenstand verursacht, in Bezug auf
welche Sie selber kaum je gewagt haben, Ihr eigenes Verhalten
zu verteidigen. Ein beträchtlicher Teil Ihres Handels bestand in
der Einfuhr von Opium. Wir hatten die Beobachtung gemacht,
dais der Gebrauch dieses Handelsartikels die Gesundheit und
Sitten unseres Volkes ruinierte, und darum wurde die Einfuhr
untersagt. Ihre Kaufleute aber umgingen das Gesetz; Opium
wurde eingeschmuggelt, so dais wir zuletzt gezwungen waren,
die Sache selber in unsere Hände zu nehmen und den ganzen
24
— 370 -
Vorrat der verbotenen Ware zu konfiszieren und zu zerstören.
Ihre Regierung machte daraus einen casus belli. Sie drangen
in unser Gebiet ein, forderten Schadenersatz und entrissen uns
die Insel Hongkong. War das ein verheißungsvoller Anfang?
War es geeignet, uns einen Eindruck von dem Gerechtigkeits-
gefühl und der Redlichkeit der britischen Nation zu geben?
Jahre vergingen, da brachte uns ein kleines Disput über die
Vorrechte der Flagge — ein Disput, von welchem wir heute
noch glauben, dafs wir im Rechte waren — zum zweiten Male
eine Kollission mit Ihnen. Sie benützten den unglücklichen
Konflikt als eine Entschuldigung, neue Ansprüche an uns zu
stellen. Im Verein mit den Franzosen besetzten Sie unsere
Hauptstadt und legten uns Bedingungen auf, die Sie nie ge-
wagt haben würden, einer europäischen Nation aufzuerlegen.
Wir unterwarfen uns, weil wir muteten. Wir waren keine
Militärmacht. Aber glauben Sie, dals unser Gerechtigkeits-
gefühl sich nicht darüber empörte? Und später, als jede Macht
in Europa unter irgend einem Vorwand von unseren Gebiets-
teilen an sich rifs, was ihr beliebte, und sich darin festsetzte,
glauben Sie etwa, dafs wir, weil wir keinen Widerstand zu
leisten im stände waren, kein Gefühl dafür hatten? Müssen
Sie einem Chinesen, der die Geschichte unserer Beziehungen
zu den Westmächten während der letzten 60 Jahre und länger
überdenkt, nicht naturgemäß kaum besser als Räuber und Piraten
erscheinen? Es ist wahr, solch eine Ansicht ist übertrieben
hart und ich selber teile sie nicht unbedingt. Ein eingehen-
des Studium Ihrer Blaubücher hat mich fest davon über-
zeugt, dals Sie aufrichtig glauben, dafs Sie auf Ihrer Seite
ein gewisses Mafs von Recht hatten; zudem habe ich zu viel
Erfahrung von der Verschlungenheit menschlicher Angelegen-
heiten, um in Abrede stellen zu wollen, dals etwas Wahres an
der Sache, wie Sie sie ansehen, sein dürfte. Dennoch möchte
ich Sie bitten, die klaren Tatsachen der Situation ins Auge zu
fassen und die endlosen Streitigkeiten, die sich bei jedem Punkt,
wenn man bei Einzelheiten verweilen will, ergeben, ruhen zu
lassen. Wer von uns, aufs ganze gesehen, der Angreifer ge-
wesen ist, — wir, die wir, um unsere Sache so ungünstig als
möglich hinzustellen, hartnäckig entschlossen waren, raser Ge-
meinwesen intakt zu halten, unsere Sitten, Gesetze und Politik
gegen die Einflüsse einer fremden Zivilisation zu schützen, oder
— 371 —
Sie, die Sie, Handelsinteressen verfolgend, entschlossen waren,
koste es was es wolle, sich einen Eingang in unser Gebiet zu
erzwingen und zusammen mit ihren Handelsartikeln den Sauer-
teig ihrer Kultur und Ideen einzuführen? Wenn wir bei der
Kollission, die unvermeidlich erfolgen mulste, Ursache zum An-
stoß gegeben haben, so hatten wir doch wenigstens die Ent-
schuldigung des Selbsterhaltungstriebes. Unsere Fehler, wenn
sie Fehler waren, waren Episoden, in denen was Wesentliches
Recht war, die Ihrigen dagegen sind selber das Wesentliche
Ihrer Handlungen.
Betrachten Sie doch für einen Augenblick die Bedingungen,
die Sie einem stolzen und altehrwürdigen Reiche auferlegt haben,
einem Reiche, das seit Jahrhunderten sich dem Glauben hin-
gegeben hatte, an der Spitze der Zivilisation zu marschieren.
Sie haben uns gegen unseren Willen gezwungen, unsere Häfen
ihrem Handel zu öffnen; Sie haben uns die Einfuhr eines
Handelsartikels, von dem wir glauben, dafs er unser Volk
ruiniert, aufgezwungen; Sie haben Ihre Untertanen, die unter
uns wohnen, dem Bereich unserer Gesetze entzogen; Sie haben
unseren Küstenhandel an sich gerissen; Sie beanspruchen nun
auch noch den Handel in unseren inländischen Gewässern. Jeder
Versuch von unserer Seite, Ihren Ansprüchen entgegen zu treten,
hat neue Ansprüche und neue Gebietsabtretungen zur Folge
gehabt. Und doch haben Sie während dieser Zeit sich stets
als zivilisierte Völker, die es mit Barbaren zu tun haben, auf-
gespielt. Sie haben uns gezwungen, Ihre Sendboten aufzunehmen,
und wenn diese durch ihren unverständigen Eifer unser Volk
dahin brachten, en masse gegen sie aufzustehen, so war Ihnen
das stets ein willkommener Anlafe zu neuen Plünderungen, bis
wir, was nicht schwer zu begreifen ist, dahin kamen, zu glauben,
dafe das Kreuz der Pionier des Schwertes ist, und dafe der
einzige Gebrauch, den Sie für Ihre Religion haben, der ist, sie
als eine Kriegswaffe zu benützen. Versetzen Sie sich doch für
einen Augenblick in die Gefühle eines Engländers, dem eine
ähnliche Behandlung zu teil geworden wäre; denken Sie sich,
wir hätten für immer von Liverpool, Bristol und Plymouth
Besitz ergriffen; wir hätten auf Ihrem Territorium Tausende
von Menschen angesiedelt, die wir Ihrer Gerichtsbarkeit ent-
zogen hätten; Ihre Küsten und schiffbaren Flulsläufe entlang
hätten unsere Schiffe die Ihrigen verdrängt; wir hätten darauf
24*
— 372 —
gedrungen, dafs geistige Getränke zum offenbaren Schaden Ihres
Volkes zollfrei eingeführt würden; und endlich wir hätten in
alle ihre grösseren Städte Agenten gesetzt, um den Lehren Ihrer
Kirche entgegen zu wirken und den ganzen Bau Ihres von den
Vätern überkommenen Glaubens, auf welchem die Stabilität
Ihrer Gesellschaft beruht, zu unterminieren. Stellen Sie sich
einmal vor, dafs Sie dem allem sich zu fügen hätten. Würden
Sie sehr überrascht sein, ja würden Sie wirklich in Entrüstung
geraten, wenn Sie eines Tages das chinesische Gesandtschafts-
gebäude von einer heulenden Menge umgeben und konfuzianische
Missionare überall zu Tode gejagt sähen? Welches Recht
haben Sie denn, sich darüber zu verwundern, sich entrüstet zu
zeigen selbst über das schlimmste, das in China stattgefunden
habe? Was ist denn so befremdlich oder ungeheuerlich in
unserem Benehmen? Eine Gesandtschaft, sagen Sie, ist durch
internationales Recht geheiligt. Ja, aber erinnern Sie sich,
dafe Sie mit der Schärfe des Schwertes uns gezwungen haben,
Ihre Gesandten, deren Gegenwart wir stets als ein Zeichen
nationaler Demütigung empfunden haben, aufzunehmen. Aber
unser Pöbel war barbarisch und grausam. Ja, leider! Und
Ihre Truppen, Nationen der Christenheit? Fragen Sie die
einst fruchtbaren Gefilde von Peking bis zur Küste; fragen
Sie die Leichname hingeschlachteter Männer und vergewal-
tigter Frauen und Kinder; fragen Sie die Unschuldigen, die
ohne Unterschied mit den Schuldigen zusammen haben leiden
müssen*); bitten Sie Christus, den Liebhaber der Menschen, dem
Sie zu dienen vorgeben, daüs er zwischen uns, die wir in heller
Verzweiflung uns erhoben haben, um unser Land zu retten,
und Ihnen, die Verbrechen mit Verbrechen rächend nicht inne-
gehalten haben, darüber nachzudenken, dafe das Verbrechen,
dessen Rache Sie übernommen, die Frucht Ihres eigenen Un-
rechts gewesen ist!"
Sir Robert Hart, der das chinesische Volk gründlich
studiert und durch langjährigen Aufenthalt in China genau
*) Dies sind Übertreibungen, denn selbst Sir Robert Hart, der grofte
Verteidiger der Chinesen, welcher sich auf dem Kriegsschauplätze befand,
hat für derartige Übertreibungen nnr den Ausdruck, .gossip", Klatsch.
Er gibt zu, dafs beklagenswerte Dinge vorgekommen sind und bedauert,
dafs Manneszucht und Edelmut unter den „splendid warriors of Christian
powers" nicht im stände gewesen sind, Ungesetzlichkeiten zu verhindern.
— 373 —
kennen gelernt hat, charakterisiert die Chinesen: „Sie sind
wohlerzogen, den Gesetzen Untertan, intelligent, haushälterisch
und arbeitsam; sie können alles lernen und alles tun, sie sind
peinlich genau in ihrer Höflichkeit, sie verehren das Talent
und sie glauben so fest an das Recht, daüs sie den Gedanken
verlachen, es müfste durch Macht unterstützt oder erzwungen
werden. Sie vergnügen sich an der Literatur und tiberall
haben sie ihre literarischen Klubs und Kränzchen, in denen
sie gegenseitig ihre Aufsätze und Verse besprechen. Sie be-
sitzen und befolgen ein bewunderungswürdiges Moralsystem
und sind edelmütig, wohltätig und voll guter Werke; sie ver-
gessen keine Wohltat und vergelten reichlich jede ihnen er-
wiesene Gefälligkeit und obgleich sie wissen, dafs für Geld
Amt und Würden feil sind, muls doch ein Mann mehr als reich
sein, um öffentliche Achtung und Anerkennung zu gewinnen.
Sie sind praktisch, gelehrig und mit gesundem Menschenver-
stand erstaunlich begabt, sie sind ausgezeichnete Handwerker,
zuverlässige Arbeiter und von einer Redlichkeit, die jedermann
anerkennt und bewundert, der mit ihnen geschäftlich zu tun
hat. In keinem Lande der Gegenwart und Vergangenheit ist
das Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter" so religiös
befolgt oder in solchem Umfange und ohne Ausnahme in Kraft
gesetzt worden, und dies ist in der Tat der Schlüssel für ihr
häusliches, soziales, amtliches und nationales Leben, und weil
es so ist, darum „leben sie lange im Lande, das ihnen Gott
gegeben hat." (Ostasiatischer Lloyd.)
Zuckerrohr wird mit Erfolg nur in den südlicheren Landes- Zucker-
teilen gebaut, die damit bestellte Fläche war im Jahre 1892 robr -
15227 Cho und das Erträgnis 132138316 Kwan. Die wichtigsten
Landesteile für den Bau des Zuckerrohres sind Shikoku und
Kyushu, von weniger Bedeutung sind Osaka und Shizuoka.
Die Fabrikation in Japan stammt aus dem Jahre 1873, Zünd-
wo die ersten kleinen Fabriken schwedischer Zündhölzer in hölÄer -
Osaka und Tokio gegründet wurden. Nach wenig Jahren wurde
die Fabrikation so bedeutend, dafs sie nicht allein den Import
tötete, sondern sogar bereits im Jahre 1881 für 370000 Yen
exportierte. Die Produzenten verschlechterten dann in dem
Bestreben billig zu exportieren, die Ware derart, dafs dieselbe
unverkäuflich wurde, und der Export hörte fast ganz auf. Diese
- 374 —
bittere Lehre zeigte die Notwendigkeit, eine bessere, gleich-
mäßige Ware zu liefern. Von 1885 stieg die Ausfuhr zuerst
allerdings langsam, dann aber sehr schnell und haben die hier
fabrizierten Zündhölzer den Markt in Ostasien vollständig er-
obert und gehen auch in großen Quantitäten nach Indien und
Australien. Der Export geschieht ganz überwiegend von Kobe
aus. Fabriziert wurden im Jahre 1892 26106305 Gros im
Werte von 4956196 Yen. Der Preis ist außerordentlich niedrig,
selbst im Einzeln verkauf kostet ein Paket von zehn Schachteln
höchstens 3 bis 4 Sen. Exportiert wurden:
1894 13843022 Gros im Werte von 3795634 Yen
1900 19317994 „ „ „ „ 5760869 „
Einteilung von Japan
nach den sieben Strafsen oder Do und Kuni
(Länder oder Provinzen).
NB. Einzelne Kuni werden zu zwei Do gezählt, wie z. B. Awa zn Kwanto
und Tokaido, ein zweites Kuni: Awa liegt auf Shikoku, gehört
zu Nankaido.
Omi
Mino
Hida
Shin&no
Kotauke
Iwaki
Iwashrio
Uzen
Ugo
Rikuoku
Rikozen
Rikuchu
Musashi
Sagami
Kazusa
Sbimotsuke
Kotauke
Shimoaa
Awa
Hitachi
Iga
Iae
Shima
Dewa
Ou
Fozando.
> Kwanto.
Tokaido.
Owari
Mikawa
Totomi
Suruga
Kai
lzu
Sagami
Mnaashi
Awa
Kazusa
Shimosa
Hitachi
Yamato
Kawachi
Setsu
Vamashiro
Jzumi
Harima
Mimasaka
Bizen
Bitchu
Tokaido.
Gokinai.
Sanvodo.
— 376 —
Bingo
Aki
Suwo
Nagato
Tamba
Tango
Tajima
lnaba
Hoki
lzumo
Oki (Insel)
Iwami
Kii
Awaji (Insel)
Awa
Sanoki
Jyo
Tosa
Sanyodo.
Sanindo.
Shikokn
Nankaido.
Die Inseln mit eigener Re-
gierung:
Tsushima.
Iki
Sado
Chikuzen
Buzen
Chikugo
Bungo
Hizen
> Saikaido, Kiushiu.
Higo
Hyuga
Satsuma
Osumi J
Teshio
Kitami
Nemuro
Kushiro
Tokachi
* Yezo
Hidaka
Iburi
Oshima
Shiribeshi
r Hokkaido
Ishikari
Kunashiri
Shikotan
Etorap
Urup
► Kurilen
Shimushiri
Shashikotan
Onekotan
Paramushiri
Alphabetisches Verzeichnis der Kuni
(Länder oder Provinzen)
mit den Do, zu welchen sie gehören.
Aki — Sanyodo
Awa — Kwanto und Tokaido
Awa — Nankaido
Bingo — Sanyodo
Bitcbu — Sanyodo
Bizen — Sanyodo
Bnngo — Saikaido
Bozen — Saikaido
Chikngo — Saikaido
Ohiknzen — Saikaido
Echigo — Hokurikndo
Etchizen — Hoknrikudo i
Etchu — Hokurikndo !
Harima — Sanyodo i
Hida — Tozando '
Hidaka — Yezo ,
Higo — Saikaido I
Hitachi — Kwanto und Tokaido
Hizen — Saikaido
Hoki — Sonindo I
Hynga — Saikaido I
Iburi — Yezo
Iga — Tokaido |
Iki — Insel |
Inaba — Sanindo
Ishikari — Yezo
Iwaki — Tozando
Iwami — Gokinai
Iwashiro — Tozando
Jyo — Nankaido
Ise — Tokaido
Izu — Tokaido
Izumi — Gokinai
Kaga — Hokurikndo
Kai — Tokaido
Kawachi — Gokinai
Kazusa — Kwanto und Tokaido
Kii — Nankaido
Kitami — Yezo
Kotsuke — Kwanto und Tokaido
Mikawa — Tokaido
Mimasaka — Sanyodo
Mino — Tozando
Musashi — Kwanto und Tokaido
Nagato — Sanyodo
Noto — Hokurikndo
Omi — Tozando
Osumi — Saikaido
Owari — Tokaido
Rikuchu — Tozando \
Rikuoku — Tozando \ und Ou
Rikuzen — Tozando J
Sado — Insel
Sagami — Kwanto
— 378
Sanuki — Nankaido
Sat8uma — Saikaido
Shima — Tokaido
Shimosa — Kwanto and Tokaido
Shimotsuke — Tozando und Kwanto
Shinano — Tozando
Shiribeshi — Yezo
Setsu — Gokinai
Suruga — Kwanto und Tokaido
Suwo — Sanyodo
Tajima — Sanindo
Tamba — Sanindo
Tango — Sanindo
Teshio — Yezo
Tokachi — Yezo
Tosa — Nankaido
Totomi — Tokaido
Tsushima — Insel
Ugo — Tozando
Uzen — Tozando
Wakasa — Hokurikudo 1 • q u
Yamashiro — Gokinai I
Yamato — Gokinai
Alphabetische Liste der Kaiser.
Ankan
Anko
Annei . . . (v. Chr.)
Antoku
Bidatsu
Buntoku
Buretsu
Chokei(S.) ....
Chuai
Chukio
Daigo
Edvu
Fushimi
Gemmei
Gencho .
Godaigo
Goenyu(N.) ....
Gofakakusa ....
Gofushimi ....
Gohanazono ....
Gohorikawa ....
Goichijo
Gokameyama (S.) . .
Gokomatsu ....
Gokashiwabara . . .
Gokogon(N.) . . .
Gokomio
Gomitrunoo ....
Gomurakami (S.) . .
Gomomozono . . .
Gonara
534—535
454—456
548-510
1180- 1185
572-585
850-858
499-506
1368-1373
192-200
1221
897—930 |
969—984 |
1287-1298 I
707-715
715-724
1318-1339 I
1371—1382 |
1246-1259
1298—1301 :
1428-1464 l
1221-1232
1016—1036
1373—1392 !
1382-1392 I
1501—1526
1351-1371
1643-1654
1611—1629
1339—1368 ,
1770—1779 I
1526—1557 '
Gonijo 1301—1307
Goreizen 1045—1068
Gosaga 1242-1246
Goseiin 1654—1662
Gosakuramachi . . . 1762 — 1770
Gosanjo 1068—1072
Goshirakawa . . . 1155—1158
Gosujyaku .... 1036—1045
Gotoba 1183—1198
Gotsuchimikado . . 1464—1500
Gouda 1274-1287
Goyozei 1586—1611
Hanazono 1307—1318
Hansho 406—411
Heijo (Heisei) . . . 806-809
Higashiyarna . . . 1687-1709
Horikawa 1086—1107
Iclrijo 986—1011
Inkio 412—453
Itoku . . (v.Chr.) 510-477
Jimmu . . . (v. Chr.) 660—585
Jiugo Kogo .... 200—269
Jito 686—697
Joraei 629—641
Junna (Junwa) . . . 823 -8&3
Junin 768-764
Juntoku 1211—1221
Kaikwa . .(v.Chr.) 157—98
Kameyama .... 1259—1274
Keiko 71—130
Keitai 507—531
380 —
Kenso 485-487
Kimmei 640-671
Koan . . . v.Chr. 391—290
Kobun 671-672
Kogen ... v. Chr. 214-157
Kogon(N.) .... 1382-1333
Kogioku 642-644
Kokaku 1779-1817
Koken 749-768
Koko 884-887
Komei 1846-1867
Konno(N.) .... 1336—1348
Konin 770-781
Konoe 1141—1155
Korei . . . v. Chr. 290—214
Kosho . . . v.Chr. 475-392
Kotokn 645—654
Kwammu 781-806
Kwazan 984—986
Meisei (Myosho) . . 1629-1643
Mommu (Bnsabu) . . 697—707
Momozono .... 1747—1762
Murakami .... 946-967
Muteuhito 1867— jetzt
Nakamikado . . . . 1709-1735
Nijo 1158-1165
Nimmei (Nimmio) . . 833-850
Ninken 488-498
Ninko 1817—1846
Nintoku 313—399
Ojin 270-310
Ogimachi 1557-1586
Reigen 16«3— 1687
Reizen 967—969
Richu 400-406
Rokujo 1166-1168
Saga 809—823
Saimei 666-661
Sakuramachi . . . . 1735—1747
Sanjo 1011-1016
Seimu 131-192
Seinei 480—484
Seiwa 868—876
Senkwa 636—539
Shijo 1232-1242
Shirakawa .... 1072- 1Q86
Shoko 1412—1428
Shomu (Seimu) . . . 724—749
Shotoku 766-770
Sujyaku 930-946
Suko 1348-1361
8niko 593-628
Suinin . . 29 v. Chr. — 70 n. Chr.
Suizei . . .(v. Chr.) 581—548
Sujin . . (v.Chr.) 97-30
Sushun 588—592
Sutoku 1123-1141
Takaknra 1168—1180
Temmn 673—686
Tenchi 668—671
Toba 1107—1128
Tsnchimikado . . . 1198-1210
üda 887-897
Yomei 586-687
Yozei 877—884
Ynriaku 457-479
Alphabetische Liste der Shogune.
Der Buchstabe M vor dem Namen des Shogunes hei&t Minamoto,
F = Fujiwara, A = Ashikaga, T = Tokugawa und P = kaiserlicher Prinz.
T.
Hidetada ....
1605-1623
T.
Tsuneyoshi .
. . 1680-1709
P.
Hisaakira . . .
1289-1308
M.
Yoritomo . .
. . 1192-1199
T.
Hitotsubashi siehe Keiki.
F.
Yorit8Ugu .
. . 1244-1262
T.
Jeyasu ....
1603—1605
F.
Yoritsune .
. . 1219-1244
T.
Jeharu ....
1760-1786
M.
Yoriiye . .
. . 1199-1203
T
Jemitsu ....
1623—1651
A.
Yoshiaki . .
. . 1568-1573
T.
Jemochi ....
1858-1866
A.
Yoshiakira .
. . 1358-1367
T.
Jenari
1786-1837
A.
Yoshiharu .
. . 1521—1646
T.
Jenobu ....
1709-1712
A.
Yoshihide
. . 1565—1568
T.
Jeyoshi ....
1837—1853
A.
Yoshihisa
. . 1473—1489
T.
Jesada
1853—1858
A.
Yoshikatsu .
. . 1441—1443
T.
Jeshige ....
1745-1760
A.
Yoshikazn .
. . 1423—1425
T.
Jetsnna ....
1651—1680
A.
Yoshimasa .
. . 1443—1473
T.
Jetsngu ....
1712-1716
A.
Yoshimitsu .
. . 1367—1394
T.
Keiki (Yoshihisa) .
1866-1867
A.
Yoshimochi .
. . 1394—1423
P.
Koreyasu. . . .
1266—1289
und 1425—1428
P.
Morürani ....
1308—1333
T.
Yoshimune .
. . 1716—1745
P.
Morinaga oder i
Moriyoshi f
1333-1335
A.
A.
Yoshinori siehe Yoshiakira.
Yoshinori. . . . 1428-1441
P.
Munetaka . . .
1252-1266
A.
Yoshikane .
. . 1489-1493
M.
Sanetomo . . .
1203-1219
A.
Yoshiteru
. . 1546—1565
A.
Takauji ....
1337—1358
A.
i.
Yoshizumi .
. . 1493—1508
Alphabetische Liste der Nengo.
(Periodenname oder Ära.)
Anei 1772—1780 :
Angen (Anguen) . . 1775—1776
Ankwa (Anna) . . . 968—969
Ansei 1864—1869
Antei 1227-1228
Bioji (Heiji) .... 1159
Bummei 1469—1486
Bumbu (Mommu) . . 697—700
Bumpo 1317-1318
Bunan (Bunnan) . . 1444—1448 I
Bunchu (S.) .... 1372-1374 i
Bunei 1264—1274
Bunji 1185—1189
Bunki 1501—1504
Bunkin 1861—1863
Bunkwa 1804-1817
Bunna (N.) .... 1352—1365
Bnno 1260
Bunreki (Banriaku) . 1234
Bunrokn 1592—1595
Bunsei 1818—1829
Bunsho 1466
Bunwa siehe Bunna.
Chogen (Choguen) . . 1028—1036
Choho (Chobo) . . . 999—1003 !
Choji 1104-1105
Chojo 1132-1134
Chokio (Choko) . . . 1487—1488
Chokiu 1040-1043 j
Chokwan 1163—1164
Choreki (Choriakn) . 1037—1039
Choroku 1457—1459 I
Chotoku 995-998 '
Chowa 1012—1016
Daido 806-809
Daiei 1521—1527
Daiho 701—703
Daiji (Taiji) .... 1126-1130
Daikwa (Taikwa) . 645—649
Eicho 1096
Eien 987-988
Eiho 1081—1083
Eiji 1141
Eijo 1046—1052
Eikio (Eiko) .... 1429-1440
Eikiu 1118-1117
Eikwa (Eiwa) N . . 1375—1378
Eikwan 983—984
Eiman 1165
Einin 1293-1298
^ { 1160
Einaku '
Eiroku 1658—1669
Eisho(Eijo) .... 1604-1520
Eiso 989
Eitoku 1381—1388
Eiwa(N.) 1375-1378
Embun(N.) .... 1866-1360
Empo(Enho) . . . 1673—1680
Encho(Enjo). . . . 923—930
Engen (S.) .... 1336—1339
Engi(Engi) .... 901—922
Engio (Enkio, Enkei) 1308—1810
Enkio 1744—1747
Enkiu 1069-1073
Eno 1239
££. i ■ • • • —
— 383 —
Entoku 1489-1491
Gembun 1736—1740
Genchu(S.) .... 1384-1392
Genei 1118—1119
Gengio ( Gwangio ,
Genkei) .... 877-884
Genji 1864
Genki 1670—1572
Genkio (Genko) . . . 1321—1323
Genkiu 1204—1206
Genko 1331-1333
Genna (Genwa) . . . 1616—1623
Gennin 1224
Guen (Gen).
Geno 1319—1320
Genreki i
Genriakn ) • • • • "84
Genroku 1688—1703
Gentoku 1329—1330
Hakuchi 660—654
Haknho 672—686
Heiji 1159
Hoan 1120—1123
Hoei 1701—1710
Hoen 1135—1140
Hogen (Hoguen) . . 1156—1158
Hoji 1247—1248
Hoki 770—780
Horeki 1751—1763
Hotoku 1449—1451
Jian 1021—1023
Jicho (Jisho, Jijo) . . 1177—1180
Jings Keiun .... 767—769
Jinki 724—728
Jito 687-696
Joan 1171—1174
Joei 1232
Jogen 976—977
Jogen 1207-1210
Jogwan (Jokwan) . . 859—876
Johei 931—937
Joho 1074—1076
Joji (N.) 1362-1367
Jokio 1684—1687
Jokiu 1219-1221
Joo 1652—1654
Joo 1222—1223
Joreki 1077-1080
Joriakn 1077—1080
Jotoku 1097—1098
Jowa 834—847
Juei 1182-1183
Kaei 1848—1853
Kagen 1303—1306
Kaho 1094—1096
Kajo 1106-1107
Kajo 848-850
££ I <»•>• • • ™-™
Kakitsu 1441—1443
Kao 1169-1170
Kareki )
Kariakn | ■ • - • ^6-1828
Karoku 1225-1226
Kasho siehe Kajo.
Katei 1235-1237
Keian 1648—1651
Keicho 1696-1614
Keio 1865—1867
Keiun 704—707
Kemmu 1334—1337
Kempo 1213-1218
Kencho 1249—1255
Kenei 1206
^ engen j .... 1302
Kenguen J
Kenji 1275—1277
Kenkiu 1190—1198
Kennin 1201—1203
££.1 ■ • • ■*»-»»
Kentokn(S.). . . . 1370—1371
Kenyo siehe Kenei.
Kiocho siehe Keicho.
Kioho 1716—1735
Kioroku (Koroku). . 1528—1531
Kiotoku (Kotoku) . . 1452—1454
Kioun siehe Keiun.
Kiowa 1801— 1803
Kiuan 1145—1150
Kinju 1154—1156
Koan (N.) 1361
Koan 1278—1287
Kocho 1261—1263
Koei (N.) 1342—1844
Kogen 1256
— 384
Koguen 1256
Kohei 1068—1064
Koho 964—967
Koji 1142—1143
Koji 1555-1557
Kokoku (8.) ... 1339-1845
Kokwa 1844—1847
Konin 810-823
Koo (N.) 1389
Koreki )
Koroku 1528—1531
Kosho 1456—1466
Kotoku 1452—1454
Kowa 1099-1103
Kowa (8.) .... 1381—1383
Kwambun. . . 1661—1672
Kwambei \
Kwambio 1 . . . . 889—897
Kwampei J
Kwampo 1741—1743
Kwanei 1624—1643
Kwanen 1748-1760
SSL I ■ • • ■»-»-
Kwangi 1229—1231
Kwanhei \
Kwanpei } . . . . 889—897
Kanhei J
Kwanho i
Kwampo I ' ■ • • l741 ~ 1743
Kwanji 1087—1093
Kwanki i
Kangi | • • ■ • 1229-1231
Kwanko 1004—1011
f wanna | . . . . 5*5-986
Kwanwa l
Kwannin 1017—1020
Kwano (N.) . . . . 1360—1361
Kwansei 1789—1800
Kwansho 1460—1465
Kwantoku .... 1044—1045
Kwanwa 985—986
Manen 1860
Manji 1668—1660
Manju 1024—1027
Meiji ..... 1867— heute
Meio 1492—1500
Meireki j
Meiriaku )
Meitokn (N.) ....
Meiwa
Monji=Bunji . . .
Mommu
Monriaku = Bunriaka.
Nyo {
Ninju »
Ninna 1
Ninwa /
Nimbio
Nimpei
Nimpio
Ninhio
Ninan
Ninji
Ninju
Ninwa siehe Ninna.
Ninnan siehe Ninan.
Oan (N.) ....
Ocho
Oei
Oho
Onin
Otoku
Owa
Keiki .
Rekinin
Riakunin
Rekio
Riakuo
Riakunin siehe Rekinin,
Riakuo siehe Rekio.
Saiko
Saimei
Shingo Keiun siehe
Jingo Keiun.
Shinki siehe Jinki
Shitoku (N.) . . . .
Shoan siehe Joan.
Shoan
Shocho
Shochu
Shogen siehe Jogen.
Shogen i
Shoguen »
Shogio siehe Shokio.
i-
j (N.)
1665-1667
1890—1393
1764—1771
1186—1189
697—700
861—863
886-888
1151—1163
1166—1168
1240—1242
861—868
1368—1374
1311
1394—1427
1161—1162
1467—1468
1084—1086
961-963
715—716
1238
1338—1341
854—866
665-661
1884—1386
1299—1301
1428
1324—1326
1269
— 385 —
Shohei siehe Johei.
Shohei (S.) .... 1346—1369
Shoho siehe Joho.
Shoho 1644—1647
Shoji 1199-1200
Shoka 1257—1258
S£ } (N.) • • • 133,-1333
Shokiu siehe Jokiu.
Shoo siehe Joo.
Shoo 1288—1292
Shoreki siehe Joriaku.
Shoreki ) ^^ ^ M
Shoriaku I • • • «»-994
Shoriaku siehe Joriaku.
Shotai 898—900
Shotoku siehe Jotoku.
Shotokn 1711—1715
Showa siehe Jowa.
Showa 1312—1316
££" I • • • «»«-«»>
5fir !■••■-
Taiei siehe Daiei . . 1521—1527
Taiho siehe Daiho 701—703
Taikwa 645—549
Taiji siehe Daiji . . 1126—1130
Tei siehe Jo.
Teiei siehe Joei.
Teikio i . , T ..
Teiko I 8ieheJok10
Teikwan siehe Jogwan.
Teiwa 1345—1349
Temhio 729—748
Temhio Hoji . . . 757—764
Tembio Jingo J M
Tembio Shingo >
Tembio Shoho. ?49 _ 766
Tembio Shobo )
Tembun 1532-1554
Temmei 1781—1788
1****1 .... 729-748
Tempio '
Tempo 1830—1343
Tempuku 1233
Tenan &57-8Ö8
Tencho 824—833
Tenei 1110-1112
Tenen 973-975
Tenfuku siehe Tempuku.
Tengen 978-982
Tengi 1063—1057
Tengio 938—946
Tenguen siehe Tengen.
Tenho siehe Tempo.
Tenji 1124—1125
Teuji 662-671
Tenjo ...... 1131
Tenjo 1573—1591
Tenju (S.) .... 1375-1380
Tenkei siehe Tengio.
Tenki siehe Tengi.
Tenna 1681—1683
Tennan siehe Tenan.
Tennin 1108—1109
Teno 781
Tenreki j 647-956
Tenriaku \
Tenroku 970—972
Tensho siehe Tenjo . 1573—1591
Tensho 1131
Tentoku 957—960
Tenwa siehe Tenna.
Tenyo siehe Tenei.
Tenyo 1144
Tokuchi = Tokuji . 1806—1307
Wado (Kado) . . . 708—714
Yobo siehe Eiho.
Yocho siehe Eicho.
Yoen siehe Eien.
Yoho siehe Eiho.
Yojo siehe Eyo.
Ynkiii fliehe Eikm.
Yokwan eiehe Eikwan,
Yoman siehe Einian.
Yoriaku siehe Eiriakn.
Yoro 717—723
Yoso siehe Eiso.
Yotoku siehe Otoku.
Yowa 1181
25
Alphabetisches Register.
Die Ära oder Zeitperioden sind mit * bezeichnet
Abdankung 49, 50, 196.
Abe Hirofu 37.
Abe Knrashimaro 30.
Abe Manao 46.
Abe Muneto 63
Abe Nakamaro 40.
Abe Norito 63.
Abe Sadato 63.
Abe Seimei 67.
Abe Tomitada 63.
Abe Yoritoki 62, 75, 78.
Abiko 54.
Absolute Regierung 52, 55, 57, 69,
71, 72, 203.
Abutsuni 109.
Ackerbau 237.
Adams, Wül 238.
Adauchi siehe Blutrache 254.
Adachi Kagemori 91.
Adel 229, 239.
Adoption 239.
Aemono 317.
Affen 269.
Agar-Agar 240.
Agatanushi 6, 9, 30, 33.
Arno 101, 240.
Aizu Daimyo 195, 204.
Ajiki 17.
Akamatsu Fürsten Clan 130.
Akamatsu Masanori 135.
Akamatsu Mitsusuke 133, 159.
Akamatsu Mochisada 133.
Akamatsu Norimura 107, 108, 114,
117, 133.
Akamatsu Sadamura 133.
Akazaka 107.
Akazome Emon 67.
Aki 4.
Akichi Mitsuhide 147, 148.
Akizane Ewampaku 171.
Akupunktur 241.
Algen 339.
Alter der Kaiser 3.
Altertumsgeschichte 125.
Altester Mann 24.
Amako Klan 141, 142.
Amakusa 178.
Ama no Tokage 93.
Amanotokodachi no kami 3.
Amashogun 97.
Amaterasu ogami 4.
Amatome no mikoto 6.
Amazu Koyane no mikoto 52.
Ameno hiboko 11.
Ameno higata 6.
Amenominakanushi no kami 8.
Amenotaneko no mikoto 6.
Amphibien 269.
Anadakuchi Yoshimitsu 109.
*Anei 164.
♦Angen 71.
♦Anna 61.
♦Ansei 165.
♦Antei 86.
Ando Xobumasa 190.
Ando Suenaga 105.
Ando Takanari 105.
Anjiro 157.
Aniu 218.
Ankan Tenno 3, 13.
Anko Tenno 3, 13.
Annei Tenno 3, 7.
— 387 —
Anraku Jnren 103.
Anaatsushi 42,
Antilope 26k
Antimon 242.
Antokn Teuno 71, 81, 82.
Aoki Bunzo 200.
Ära 26
Aradawake 1*.
Arai Hakuseki 200.
Arai Kimiyoshi 182.
Äraki Hura atiige 147.
Architektur I7 r 19, 48.
Arisugawa Prinz 196, 204.
Arinm Yoshiziinti 157,
Arimura Jizaemon 190.
Ariwara Narihira 46.
Ariwara Yukihara 46
Annen wesen 243.
Ärzte 19, 46, 67, 88.
Asahina Yataro 1Ö4.
Asai Clan H* v 146.
Asaina Yoshibide 94.
Asakura Clan 140, 143, 144, 146.
Asan 213.
A8ano Daimyo 166, 167.
Asano Naganori 180
Asano Nagamasa 155.
Asano Takumi 196.
Ashigaru 243.
Ashikaga Chachamaru 141.
Ashikaga Gien 182.
Ashikaga Haruo 132.
Ashikaga Kakugyo 132
Ashikaga Üasamoto (Horingoe
Gosho) 137.
Ashikaga Masatomo 139.
Ashikaga Mitsukane (Kubo) 129,
131, 132
Ashikaga Mitsnnao 131.
Ashikaga Mochiuji 132.
Ashikaga Motouji 121, 123, 129, 131.
Ashikaga Nariuji 132, 137.
Ashikaga Shnkyo 140.
Ashikaga Tadafuyu 123.
Ashikaga Tadayoshi 114, 116, 117,
118 122
Ashikaga Takatsune 119, 123.
Ashikaga Takanji 114, 116, 117,
118, 119, 121, 126, 129, 131.
Ashikaga Ujimitsu 131.
Ashikaga Yasuo 132.
Ashikaga Yoshiaki 123,131,140,144.
Ashikaga Yosbiakira 129.
Ashikaga Yoshifaaru 131, 139
Ashikaga Yoshihide (Yoshiaki) 131,
139 140 144.
Ashikaga Yoshihisa 180, 134, 138.
Ashikaga Yoshikane (Yosbiki) 130,
188, 139.
Ashikaga Yoshikatsu 130, 133.
Ashikaga Yoshikaau 130.
Ashikaga Yosbiki (Yoshikaae) 188.
Ashikaga Yoshimasa 130, 188, 134,
135, 13ti, 136, 159.
Ashikaga Yo&himi (Yoshitsugv)
134, 136.
Ashikaga Yoahimiehi (Yoahi-
snmij 139.
Ashikaga Y« .shimitau 124, 129, 180,
131» 132.
Ashikaga Yoshimocbi 180» 181,
132 133.
Ashikaga Yoshinori 120, 128, 189,
130 (Gien) 132, 133, 159, 208.
Ashikaga Yoshisumi 130, 139.
Ashikaga Yoshiteru 131, 189, 14a
Ashikaga Yoshitsugu 134.
Ashikaga Yoshizumi 189.
Ashina Clan 140.
Asbizuka 178.
Asomaro 40.
Astronom 67.
Asuchi 146.
Asnka 27.
Asnka ifuta no miya 14.
Asukai Masayo 145.
Aiukaokain U.
Asyl recht 65
Atobe Yoshisuke 182.
Atom! ickibi 2B.
Aufgeklärte 203,
Auswanderung &i8.
Awabi 244 } 339.
Awaji 249.
Awami 38.
Awatayaki 300.
Awazu 81.
Awoto Fnjit8nna 100.
Azana 318.
Azuma Ataigoma 23.
Baden 244.
Baknfn 82, 84, 98, 117, 129, 174,
196.
Ballet 106, 109, 160.
Bambus 245.
Bando 43.
Banken 277.
Banyokana 41.
Bären 269.
Bauart und Bauten 17, 19, 48, 199.
Baumwolle 245.
Baum Wollindustrie 246.
Benko 101,
Beßnonaijimitsuki 109.
Beschrankte 203,
Be&sho Nagafaaru 147.
Bettenjin 3.
Betto 90.
Betto von Tsurugaoka 95.
25*
— 388 —
Bevöikenrog 249.
Bewaffnung 290.
Bibliothek 109, 177.
Bidatsu Tenno 3, 13, 22.
Bier 261.
Bifukumonin 76.
Bild Crepe 252.
Bild-Sammt
Bingo 4.
Bischof auf den Linkin Inseln 158.
Bitchn 4.
Biwa Lante 47.
Biwa See 253.
Bizen 4.
Black John 362.
Blei 253.
Blumen 253.
Blumenviertel 360.
Blutrache 254.
Bohnen 281.
Bojin 36.
Bo-no-matsuri siehe Totenfest
und 270, 350.
*Bonroku 108.
Boxer Unruhen 232.
Bramsen 2.
Brokat 255.
Bronze 256.
Buchdruckerkunst 177.
Buchweizen 281.
Buddha 21, 38.
Buddhismus 20, 21, 25, 88, 40, 46,
47, 49, 64, 68, 102, 103, 110,
203.
Budget 272.
Bugei 96.
Bugyo 155.
Buiin 61, 69, 78.
Bukkozenji 103.
Bumbn Tenno 28, 29, 34.
Bumon = Bujin.
♦Bummei 128.
♦ßumpo 88.
Bun 18, 30.
♦Bunan 127.
♦Bunchü 113.
♦Bunei 87.
♦Bunji 86.
♦Bunkiu 165.
♦Bunkwa 165.
Bunkyo (Tokugawa Jenari) 170.
♦Bunna 113
♦Buno 87.
♦Bunriaku 87.
*Bunsei 165.
♦ßunsho 128.
Bunshoin (Tokugawa Jenobu) 170.
Buntoka jitsu roku 66.
Buntoku Tenno 29, 44, 47.
Bunya Akitsu 44.
Bunya Yasuhide 46.
Buretsu Tenno 3, 13, 19.
Bürsten 257.
Büttenpapier 320.
Buzen 4.
Canadian Pacific Railway Com-
pany 264.
Chagi 159.
Chang Inhoon 222.
Ghawan 316.
Chawan mushi 316.
Chemulpo 209, 213.
♦Chian (Ji-an) 62.
Chiba Clan 131.
Chihokwan 6.
Chihaasuka 13.
Chihaya 107.
Chikamatsu Monzaemon 349.
Chikubu Insel 253.
Chikuji 90.
Chikugogawa Schlacht 121.
China 18, 207, 208, 226.
Chinaman John 364.
Chinikei 154.
Chinju Shogun 42.
Chinjufu Shogun 59, 114.
Chinteki = Chinto 42.
Chinzei (Kueshu) 102.
Chirimen siehe Crepe 260.
Chishima (Kurilen) 207.
♦Chiho 71.
Chito Vorsteher 82, 89, 90.
Cho, Hektar 32.
Cho, Haussteuer 32.
*Chogen 52.
*Choho 51.
*Choji 70.
*Chojo (Cho-sho) 70.
*Chokiu 52.
*Choko 128 •
*Chokwan 71.
♦Choreki (Cho-riaku) 62.
*Choroku 128.
*Chosho 70.
♦Chotoku 51.
♦Chowa 51.
Chokei Tenno 113.
Chokwan 35
Chonen Taiho 47.
Chonju 213.
Choshu Mori Daimyovon 193, 194,
195, 205.
Chosokabe Motochika 150, 153, J66,
168, 179.
Choyo no sekku 270.
Chroniken 18.
Christentum 157, 175, 178, 226, 230.
Christenverfolgung 175, 179, 226.
Chuai Tenno 3, 7, 10.
— 389
Chubilai Chan (Koppiretsu) 101, 102.
Chagen 244.
Chugundan 86.
Chuin 95.
Chukyo Tenno 8«, 98.
Chunagon (6. Minister) 42.
Chnro 166.
Churyu 37.
Curasan, Liukiu Inseln 208.
Cloisonä 261.
Confucianismus 267.
Confozins (Koshi) 17, 21, 108, 257.
Constitution 226.
Crepe 260.
Dachs 269.
•Daido 29.
♦Daiei 128.
♦Daiho 28, 34.
♦Daiji 70.
Daibutsu 38.
Daibntsu in Kamakura 267.
Daidoroishuho 45, 46.
Daüraku 44.
Daigakujiryu 104, 118, 119.
Daigakuzenji 103.
Daigo Tenno 47, 50, 56, 68.
Daigundan 36.
Daihoritsurei 34.
Daijodaijin (Dajodaijin) Reichs-
kanzler 33, 52, 130.
Daikwan 175.
Daimyo, Feudalfürsten 61, 205,
229, 261.
Dainagon, 5. Minister
Dairvo, Präfekt 31.
Daishi 46
Daishoknkwan 52.
Daitoknji 159.
Daiynki 83.
Daizentaifn 145.
Daiznbohne 281.
Dajodaijin 130.
Daiodaijin Zenshi 39.
Dajokwan 35, 71.
Dajonyudo 78.
Dajotenno 184.
Dampfmaschinen 296.
Dampfschiffahrt Gesellschaften
224, 263.
Danirin 45.
Danjuro 350.
Danjodai 35.
Dankaiko 53.
Dannonra 74, 82.
Danyoji 18.
Date Clan 131, 140, 150.
Date Masamune 151, 152.
Date Mnnekatsu 181.
Date Takechiyo 181.
Date Tsunamune 181.
Dazaino Taiji 145.
Dengakn 105, 109.
Denkyo 46.
Denkyo Daishi 46, 64.
Densotsukasa 196.
Deshima 179.
Detring 219.
Dewa (Uzen & ügo) 42.
Dichter 46.
Dschingis Chan 101.
Dopen 109.
Doi Michihara 107.
Doi Michizane 107.
Doki Nariyori 136.
Doki Yorikane 106.
Doki Yorito 120, 122.
Dokyo 38, 39, 40, 53, 54.
Doryu (Daigakuzenji) 103.
Doshi 34.
Doshin 257.
Doshinsen 37.
Doyonoirifest 270.
Dozai 37.
Dünger 264.
Ebisnkofest 270.
Eboshi 83.
Echigo 9.
Echizen 54.
Echizen, Daimyo von, 189.
Eda Yukiyoshi 117.
Efu 79.
Ega Monogatari 67.
Einkommensteuer 273.
♦Eicho 70.
♦Eien 51.
♦Eiho 70.
*Eiji 70.
*Eijo (Eisho) 52.
♦Eikio 127.
♦Eikiu 70.
♦Eikuan 51.
♦Eiman 71.
♦Einin 87.
*Eiriaku 71.
*Eiroku 128.
Eirokukirche 157.
♦Eisho 128.
♦Eiso 51.
•Eitoku 113.
♦Eiwa 113.
Eisai 102.
Eisen 264.
Eisenbahn 205, 264.
Eishi 36.
Eizan, Kloster (Tempel) 65, 106, 146.
Ekkoku (Echigo und Etchu) 9.
*Embun 113.
Emi Oshikatsu 39.
— 390 —
Emon 36.
•Empo 164.
En 36.
♦Bncho 50.
Engakuji 102, 108.
♦Engen 88, 112.
*En$i 50.
Engl Gesetze 58.
Engi Tsuho 68.
Enkeshi 5.
♦Enkio 88, 164.
♦Enkiu 69.
Eng lisch -deutsches Abkommen 282.
Englisch-japanisches Bündnis 232.
*Eno 87.
Kilo iniy;\ 12.
Knomoto Buyo 204.
Bnryu 37.
Enryakuji 46, 65.
Enry akute nipe! 81.
•Entoku 128.
Enyu Tenno 67,
Eranji Kloster 132.
Erdbeben 265.
Erntestatistik 238.
Esai 102, 159.
Eshiki 4, 5.
Eta 267.
Etchn 9.
Eto Shimpei 206.
Etoro 207.
Expedition nach Korea 153.
Färberei 268.
Fahrräder 289.
Fauna 269.
Feste 269
Feudal wesen 20, 63, 74, 88, 205,
229.
Fillmore, Präsident 186, 227.
Finanzen 271.
Fischdünger 274.
Fische 269.
Fischtran (Fischöl) 274.
Fledermaus 369.
Flora 275.
Fonnosa 223.
F**nnosas Außenhandel 275.
FormoHa-Expedition 305, 207.
Fremde in Japan 350.
FremdenbaJa 1H5, 192, 225
Fremd envcrtreiliung; 1^2.
Freundschaftsbündnisse 175
Frohndienste 224
Fu 220.
Fuchs 269.
Fudaimoyo 262.
Fuigo Matsuri 271.
Fujikawa 80.
Fujimori Kyo 189.
Fujimoto
Fniishima
Fur- cs —-—
Fuj
Fm
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj:
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuji
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj;
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj
Fuj:
Fuj:
Fuj
45,
Tesseki 198.
119.
jishimpo 47.
ita Hyo 193.
ita Koshiro 194
iwara 27, 28.
iwara, Familie 44, 69, 104.
iwara Akisuke 82, 88.
iwara Arihira 66.
iwara Ariie 109.
iwara Arimitau 133.
wara Fuhito 34 T 52, 53.
iwara FLijifusa 116.
iwara Fukito 44.
iwara Fusatsugu (Hokke) 53.
iwara Fuyutsugu (Hokke) 44,
15, 58, 54.
iwara Hidesato 60, 61.
iwara Hideshira 89.
iwara Hirotsugu 39.
iwara Hokke 53.
iwara Jitaka 109.
iwara Kaneie 50, 64.
iwara Kanemitsu 50, 64, 67.
iwara Kinto 67.
iwara Korechika 50, 63.
Iwara Koreki 60.
iwara Korekimi 53,
iwara Kogiiromnro 42.
Iwara Kunikaze 60.
iwara Euzunomaro 44.
iwara Kyoke 53,
wara Maro (Kyoke) 53.
.wara Masatada 119.
iwara Masatsune 109.
iwara Michikane 50, 64.
iwara Michinaga 50, 58, 64.
iwara Michimori 77, 82.
iwara Michitaka 50, 64.
wara Michitoshi 82, 88
wara Mitumori 44, 53.
iwara Mochiie 95.
iwara Momokawa 53.
iwara Moromichi 83.
iwara Moromitsu 79, 146.
iwara Motutosbi 82.
iwara Hototatuie 50, 54, 55.
iwara Nagate 53.
iwara \akainaro 68.
wara Nakaraitsu 39.
iwara Nanki 53.
iwara Narichika 79.
iwara Nobuyori 77.
iwara Norimitsu 72.
iwara Otsu^u 45, 53, 66.
iwara Sadaie 108.
iwara Sadakumi 56.
iwara Sanehiro 146.
iwara Sanesuke 67.
iwara Saneyori 50, 63.
— 391 -
Fujiwara San 66.
Fujiwara Shikike 53.
Fujiwara Sonobito 68.
Fujiwara Sugane 66, 67.
Fujiwara Sukechika 138.
Fujiwara Sukenaka 72.
Fujiwara Sumitomo 69, 60.
Fujiwara Tadabumi 60.
Fujiwara Tadahira 60, 66, 69, 68.
Fujiwara Takechimaro (Nanki) 68.
Fujiwara Tamaro 63.
Fujiwara Tamenari 76, 88.
Fujiwara Tametsune 76.
Fujiwara Toshiie 88.
Fujiwara Toshinari 82, 88.
Fujiwara Toyonari 53.
Fujiwara Tsunenobu 67.
Fujiwara Tsu£unawa 42, 58.
Fujiwara Uchimaro 68.
Fujiwara Umagai (Shikike) 42, 68.
Fujiwara Uona 63.
Fujiwara Yasuhira 89.
Fujiwara Yasunori 54.
Fujiwara Yorifusa 44.
Fujiwara Yorimichi 50, «4, 66.
Fujiwara Yorimitsu 72.
Fujiwara Yorinaga 76, 77.
Fujiwara Yorinari 76
Fujiwara Yoritada 60, 64.
Fujiwara Yoritsugu 86.
Fujiwara Yoritsune 86, 95.
Fujiwara Yorifusa 60, 52 f 53, 64.
Fujiwara Yoshiko 75.
Fujiwara Yoshisuke 53.
Fujiwara Yoshitsugu 63.
Fujiwara Yukinari 66, 67.
Fuiiyama 253.
Fukuhara 79, 81.
Fukuhara 195.
Fukushima Masanori 171.
Fukushin 16.
Fukuoka, Daimyo von 189.
Fukushima Daimyo 166.
Fukusbogun 86.
Funanoesan 108.
Fungh wangehing 218.
Funglintsae 221.
Furukawa (Shimosa) 132.
Furukawa Werke 30«.
Fushimi 170, 204.
Fushimi Tenno 86, 103.
Fushimi Prinz 221.
Fusan 209.
Fuschang 218.
Gagaku 109
Gago 318.
Gakukwan 45.
Gamo 147.
Gammo Hidezanega 185.
G&rten 276.
Geigi 276.
Geimyo 318.
Geisha 276.
Gelehrte 46, 67.
Geld 19, 47, 68, 224, 277, 312.
Gembo 88. 89.
Gemmei Tenno 28, 37, 38.
Gempeiseisuiki 108, 125.
Gempishi 321.
Gen=Nengo 27.
•Gembun 164.
♦Genchu 113.
♦Genei 70.
•Genji 166.
*Genki 128.
♦Genkiu 86.
* Genko 88.
♦Genua 163.
♦Gennin 86.
*Geno 88.
♦Genriaku 71, 86.
♦Genroku 164.
•Gentoku 88.
Gencho Tenno 28.
Generalpostamt 224.
Generalstab 290.
Genji 69.
Genji no Choja 166.
Genji monogatari 67.
Genkokrieg (1331) 107.
Genku 103.
Genyu (Tokugawa Jetsuna) 169. *
Geographie 277.
Gerichte 297.
Gerste 279.
Gesandtschaften 279.
Geschichte 42, 66, 83, 108, 125.
Gesetze 84, 41, 44, 45, 54, 58.
Geshifest 270.
Getreide 279.
Gidayu 349.
Gien siehe Ashikaga.
Ginkagu Silbernes Haus 159.
Gingen ichi mon 19.
Gisokwan 196.
Gitei (Senatoren) 196.
Glas 281.
Glockenstreit 168.
Go Hunde 105.
Go siehe Namen 818.
Go Yoshihiro 109.
Godaigo Tenno 84, 88, 105, 107,
112, 114, 117, 118, 119, 184.
Godo Kwampaku 59.
Goenyu Tenno 113, 127.
Gofukakusa Tenno 86, 87, 103.
Gofushimi Tenno 87, 104, 113.
Gogen 47.
Gohanazono Tenno 128, 131.
392 —
Gohorikawa Tenno 86, 98.
Gokatnevaina Tenno 113, 124.
GokaBhiWhara Tenno 128, 144, 160.
Gokinai 8,
Gokogon Tenno 113.
Gokoku 19.
Gokoroatsii Tenno 113, 124, 127, 131.
Gokomei Tenno 163.
Gokwasen 67.
Gokyo 18.
Gold 281.
Goldwührnng 224, 232.
Gomizuo Tenno 163.
Gomomozono Tenno 164.
Gomurak&roi Tenno 112, 113, 120,123.
Gon = Vice 66.
Gonara Tenno 128, 144.
Gon no kami 55.
Gonijo Tenno 88, 104.
Goreizen Tenno 65.
Gorojin mz, 287.
Goronindo Maaamune 109
Goryobayashi Kampf 135.
Goryokaku 204.
Gosaga Tenno 87.
Goaakuranmchi Tenno 164.
Gosanjo Tenno 69, 71.
Goseiin Tenno (Gosai Tenno) 164.
Gosenshn H7, 109.
Goshirakawa Tenno 71, 72.
Gosho 131.
Goshui 83.
Goshuishu 109.
Gosufyakn Tenno 52, 65, 69.
Gotoba Tenno 86, 97.
Goto Genkwa 196.
Goto Mototsugu 168, 169.
Goto Shojira 195, 206.
Gotsathiniikftdo Tenno 128.
Götter 3.
Gouda Tenno 87, 103, 104.
Goyozei Tenno 128, 152.
Gregor X1IL, Papst, 157.
Gnn (Bezirk) 205.
Gnndai 175.
Gnndan 36.
Gtinkwan 3ti.
Gunshi 61.
Gunshoyoran 66.
Gunso 36.
♦Gwangio (Genkei) 50.
Gwaikan 35.
Gyoshyo 46.
Haase 269.
Habutaye 999
Haehikwan 13 L
Hacbmian Kaidzuka, Gefecht, 204.
Haehi&akana 816.
Hachisuka 169.
Hada Hideharn 147.
Hagi, Daimyo von, 189, Auf-
stand 205,
Hairayo, Posthuniusname, 31, 46, 318.
Haisei&ei 18.
Haitacöeng 220, 222.
Haiyang Seeschlacht 218.
Hakama-gi 271
Hakijitatv +L~ r
♦Hakuchi 26.
•Hakuho 27.
Hamnra Takinaga 108.
Han 205.
Hanazono Tenno 88, 104.
Hanbnnko 102.
Hanchiji 205.
Handel 198, 228, 229, 288.
Handels manne 286.
Handelsverträge 176, 186,225,226.
Hanjrwan 35.
Hanshipapier 320
Hansbo Tenno 3, 12.
Harada Naonori 181.
Harakiri 180.
Harima 4.
Harinoknyo 271.
Harn no miya Yoshihito, Kron-
prinz, 224.
Hamyumekusa 145
Harazurai Yoshinawa 45.
Hashashinkin 10.
Hashiba Hidenaga 153.
Haahiba JEtidetsugu 153.
Hashiba Hideyoshi 147, 148, 149.
Hashimoto 8anai 189.
Hasse 13.
Hasse Namitsukino miya 13.
HasHho :13, 85,
Hota Kitatsu 17
Hatakeyama Clan 136.
Hatakeyama Ennikiyo 121, 122.
Hatakeyama Masamoto 138.
Hatakeyama Masanaga 133, 134,
135, 138.
Hatakeyama Mochikuni (Tokuhou)
133.
Hatakeyama Shigetada 93.
Hatakevama Tokuhou, siehe
Mochikuni.
Hatakeyama Yoshikane 136.
Hatakeyama Yoshinari 134, 135,
136.
Hatakeyama Yoshitoyo 138.
Hatamoto 174, 286.
Hatsu uma Fest 271.
Hayashi Nobukatsu 173.
Heer 289.
Heerwesen 287.
Heguri Motori 19.
Heibu 33.
393
Heiefu 36.
Hei = Heiji.
•Heiji 71.
•Heiji 59, 69.
Heiji Aufstand (1159) 78.
Heijo-Nara £8.
Heijo Periode (707—781) 48.
Heijo Tenno 29, 45, 46.
Heikemonogatari 108.
Heini in 250
Heishi ^ Heiji 59, 69.
Hei-Shinno 60.
Hekiteikwan 154.
Herrscher 6, 12, 27, 50, 69, 86, 112,
113, 1^7, 163.
Henng:s5n (Tai Wönkun) 210.
Hidevori löti, Lti5, 168, 169.
HideyoBhi 148 T 149, 150, 151, 152,
153, 154, 155, 156, 159, 160, 162,
165, 167, 168, 172.
Hido Korn 196.
Hieizan 46, 65.
Hifnryaku 45.
Higan 'i7ü.
Hi^ashi Honganji 199.
Higaahikuze Tauki 194.
Higasliiyama, SchloDs, 137.
Higashiyama Tenno 164.
Hißjo Dainiyo 196.
Hikihohodemi nomikoto 4.
Hikisukeshu 100.
Hiki Yoshikazti 92, 93.
Hikohito Shinno 131.
Hikohouoninigi nomikoto 4.
Hikonmskibito 13.
Hikouagisatake ugaya fukiaezu
nomikoto 4
Hikoni Daimyo 193.
Himeji, Burg, 147.
Himeji Daimyo 193.
Hina Matanri 270.
Hinokuma Jorino no miya 13.
Hiogo 227.
Hiraga Tomotada 93, 94
Hirakana 41.
Hirano Kokushin 193.
Hirata Ateutane 183.
Jiiravnma Shigeiuochi 190.
Hiroshima 213,
Eirozumi Yoshinawa 66
Hirsch 269.
Hirse 280.
Hisaakira Shinno 86
Hitachi 60.
Hizen 39.
Hizen, Daimyo von, 195, 205.
Ho, Kleid, 83.
Ho, Präsident, 35,
*Hoan 70.
♦Hoei 164.
♦Hoen 70.
Hofreglement 171.
*Hogen 7L
Hogen, Aufstand (1156) 77.
*Hoji 87.
Hojo AkitüM 109.
Hojo, Familie, 85, 94, 141, 146,
150, 167.
Hojo Masago 91.
Hojo Masakado 93.
Hojo Masamnra 99.
Hoio Maaatoki 99,
Ho^o Mitsutoki 100.
Hojo Xagauji 141.
Hojo Sadankira 99.
Hojo 8adatoki 95, 98, 1<>4, 110.
Hojo Sanemasa 102.
Hojo Sanetoki 109.
Hoio Takatoki 98, 99, 105, 108, 117.
Hojo Tokifusa 97, 99.
Hojo Tokimasa 85, 90, 91, 108
Hojo Tokimnne 95, 98, 101, 102, 104.
Hojo Tokisada 89
Hojo Tokiuji lüu.
Hoio Tükitsura 117
Hojo Tokivori 85, 99, KK).
Hojo Tomotoki 97.
Hojo Tsunetoki 85, 99, 100.
Hojo Ujimasa 142, 151, 152.
Hojo Ujinao 152.
Hojo Üjinori 152.
Hojo Ujitsuua 141.
Hoio Ujiyasu 141.
Hoio Yasnige 108, 110.
Hojo Yasntoki 85, 94, 97, 99, 100.
Hojo Yoshitoki 85, 91, 97, 99.
Hojoji 23.
Hojoki 103.
Hoiuji 81.
Hoken 54.
♦Hoki 29.
Hokkaido 249.
Hokoji 79.
Hokkn, Sekte, 103
Hokokn 23.
Hokonin no Yadoiri-Fest, 271.
Hokoto 249.
Hokucho, Nordhof, 107, 113, 119.
Hoknmen 96.
Hoknriko no miya 81.
Hokurikudo 80.
Hokusai 318.
Holländer 179.
Homen 103.
Honryo, Postkumusname 46, 318.
Honda Tokuawa Daimyo 166.
Hondabavashi, Schlacht 120.
Hong, General, 212, 216.
Hoüganji IM
Hong Chongu 212.
— 394 —
Hony Yöngsik 210.
Honin 95.
Honnojiri, Tempel, 148.
Honshiu 82, 249.
Hoo, Abgedankter Kai iei p ri ester,
40, 56, 74, 81, 80.
Hon 28.
•Horeki 164.
Horikawa Tenno 70, 75.
Horio Yoshiharn 155.
Horyuji 88.
Hoshi 46.
Hosho 16.
Hosokawa Akiuji 120, 123.
Hosokawa Clan 130, 141.
Hosokawa Daimyo 166, 167.
Hosokawa Fujitaka 147, 177.
Hosokawa Harnmoto 139.
Hosokawa Katsumoto 133, 184, 135.
136.
Hosokawa Kiyouji 123.
Hosokawa Masahara 135.
Hosokawa Masamoto 138, 139.
Hosokawa Masayuki 185.
Hosokawa Moroharu 135.
Hosokawa Motoharu 135.
Hosokawa Sumimoto 139.
Hosokawa Takakuni 139.
Hosokawa Ujitsuna 139.
Hosokawa \oriharu 123.
Hosokawa Yoriyuki 129.
Hosono Saburo 91.
Hoso- Sekte 47.
♦Hotoku 128.
Hüte 290.
Hungshwy ching 220.
Hwayuan. Flufs, 219.
Hwayuankow 219.
Ichida Mitsunari 155, 156.
Ichrjo Fuyuyoshi 145.
Ichiio Kaneyoshi 145, 146.
Ichikawa Danjuro 350.
Icbikawa Sanzaemon 194.
Idzu Daimyo 193.
Ikeda Daimyo 166.
Ikeda Nobuteru 148.
Ikeda Terumasa 167.
Ikeno Taigado 199.
Ikeuchi Daigakn 189.
Iki 249.
Ikida 147.
Ikinagatarasbi siehe Jingo Kogo
Ikko- Sekte 103, 114.
Ikoma Chikamasa 155.
Imagawa Clan 130, 141.
Imagawa 8adayo 122.
Imagawa Ujizane 142.
Imagawa Yoshimoto 143, 167.
Imai Kanehira 81.
Imakagami 83.
Imbe Hiraaari 45.
laagi, Bezirlufontand, 10.
Inagi, Borger, 34.
Inangnrierung des Tenshi 144,
146.
Inchu 76.
Indigo 291.
Industrie 291.
Industrieland 293.
Inkio Tenno 3, 12.
Inouye, Graf, 211.
Inumono 109.
Insekten 269.
Inzen 75.
Ippen 103.
Iroha 338.
Ise Clan (Hojo) 130, 141.
Ise Nagauji 141.
Ise no Tayu 67.
Ishiki-Sekte 46.
Ishinko 67.
Ishinobi 13.
Isshiki Clan 130.
Isshiki Yoshinao 136.
Isshiki Yoshisada 147.
Isuma Hironari 43.
Itagaki, Graf, 231.
Itagaki Taisuke 206.
Itakura Katsushige 172
Itakura Shigemasa 178.
Ito, Admiral, 218, 222.
Ito Hirobumi, Graf, 211, 222, 282.
Itsukushima 143.
Iwakura Koshi 204.
Iwakura Toshimi 196.
Iwakurayaki 800.
Iwanari Satsu 140.
Iwatayaki 3(X).
Jabisen, Gitarre, 160.
Jesuiten 157.
Jeukeshi 4.
Jhöng 210.
*Jian (Chian) 52.
Jibu 33.
Jibnsho 35.
Jida Tadahiko 189.
Jidaimono 349.
Jiedzumi Kinai 189.
Jiju 55.
Jikwan 35.
Jimmu Tenno 2—6, 201.
Jimyoinrj'u 104, 118, 119.
Ji Naosuke 186—190.
Jingi kaiho 47.
Jingikwan 35.
♦Jingo keiun 28.
Jingo Kogo 3, 10, 12, 14, 17.
Jingtse 222.
395 —
♦Jinki 2a
Jinkoseitoki 126.
Jinrikisha 296.
Jinya 296.
♦Jireki 62.
♦Jiriaku 62.
Ji- Sekte 103.
Jisetsu Shogun 42.
Jiflhm bugyo, Kultusminister, 174.
•Jisho 7L
♦Jito 27.
Jito (Landhauptleute) 129.
Ji Tokugawa Daimyo 166.
Jito Tenno 27, 34.
Jitsumyo 318.
Jiynto 231.
Jo 36.
♦Joan 71.
Jodoshin- Sekte 103.
♦Joei 86, 100.
Joeishimoku 83.
♦Jogen 86.
♦Jogen (Teigen) 61.
♦Jogwan 50.
♦Johei 51.
♦Joho 69.
Joijomokushu 83.
♦Joji (Teiie) 113.
Joken (Tokugawa Tsunayoshi) 169.
♦Jokin 86.
♦Jokio 164.
Jokinkrieg (1221) 98.
Joko 77, 95, 96, 98, 103, 106, 109,
119.
Jomei Tenno 14
Jomi no sekku 270.
Jomi Seizuke 256.
Jo Nagashige 80,
*Joo 86, 163.
♦Joriaku 70.
Joruri 159, 349.
Josei Tenno 50.
Jo Sukenaga 80.
♦Jotoku 70.
♦Jowa 29.
•Jowa (Teiwa) 113.
Jozai 37.
♦Juei 71.
Jugo i ge 63.
Ju ichi l (zweiter Hofrang) 148.
Jnkaisho 145.
Jon -Dynastie China 101.
Ju ni i (vierter Hofrang) 145.
Junin Tenno 28, 40, 47.
Junko 54.
Jun Monzeki, kaiserlicher Prinz,
Priester, 144.
Junna Tenno 29, 44, 45.
Junnain 45.
Junshi 9, 198.
Juntoku Tenno.
Junwa 166.
Jurisdiktion der Gesandten und
Konsuln 227.
Ju shi ige 61.
Ju shi igo 62.
Justiz 34, 41, 44, 296.
Kabafutojima 207.
Kabafutojima (Saghalin) 277.
Kaban 318.
Kabinett 297.
Kabuki (Theater) 348.
Kada Harumitsu 183.
Kadokwaiho 47.
♦Kaei 165.
♦Kagen 88.
Kagen- Sekte 47.
Kagoshima 157.
Kagoshima, Daimyo von, 189.
•Kaho 70.
Kaido 117.
*Kajo (Kasho) 70.
Kaiki Shoho 47.
Kaiko 90.
Kaimyo 318.
Kaishinto 231.
Kaiun (Miyoshi Motonaga) 139.
Kaikwa Tenno 8, 7, 8.
Kakeda Clan 131.
Kaki 102.
Kaki no moto no Hitomaru 41.
♦Kakio 113.
♦Kakitsu 127.
Kakizaki Yoshihiro 152.
Kakubunji 107.
Kalender 224.
Kamakura 80, 84, 90, 96, 117.
Kameyama Tenno 87, 103.
Kami 56.
Kamikazeren 206.
Kamioki 271.
Kamitsnkeno Hitobito 42.
Kammu Tenno 29, 41, 43, 48.
Kammusubi no kami 3.
Kamo Mabnchi 183.
Kamo Nagaaki 108.
Kamo Yasuyori 67.
Kämpfer 199, 298.
Kampfer 298.
Kampfermonopol 298.
Kamowake 10.
Kamuro 361.
*Kanhei (Kwampei) 50.
Kana no machi 360.
Kanagasakijo 119.
Kanazawa 109.
Kanazawa, Daimyo von 189
Kanazawa Sadaaki 110.
Kaneda Jori 189.
— 396 —
Kaneiji 204.
Kaneijigefecht 204.
Kanenaga Shinno 121.
Kangen Taiho 68.
Kanghwa 209.
Kanjobugyo, Finanzminister 174.
Kano Masanoba 146.
Kano Motonobu (Kohogon) 146.
Kanokogewebe 252.
Kansoko 66.
Kanten 300.
Kanto 193.
Kanzler 19, 21.
♦Kao 71.
Kao 125.
Kapital 294.
Karakane 256.
Karatsu 160.
♦Kariaku 88.
♦Karoku 86
Kam 7.
Kam, Prinz 25.
Karnchi 7.
Karu8hima 12.
Kasagi 107.
Kasagiyama 106.
Kasai Kiyoshige 90.
Kasai Motochika 139.
Kasai Sumiyuki 139.
Kasakabe 110.
Kashikore no mikoto 4.
Kashiwabara 5
♦Kasho 70.
Kashuhan, Daimyo von Kaga, 1 94.
Kastensy stem 198.
Kasoga 7.
Kasuga Chnjo 189.
Katakana 41.
Katakiuchi siehe Blutrache 254.
Katashio 7.
♦Katei 87.
Kato, Daimyo 166.
Kato Kiyomasa 154.
Kato Shirozaemon Kagemasa 109.
Katsen 269.
Katsu Awa 204.
Katsura, General 218, 233.
Katsuragi 6, 24.
Katsoshina Hokusai 199.
Kawa biraki 270.
Kawa boko 316.
Kawacbi 9.
Kawakami Takeru 10.
Kaznki zome 271.
Kaznsa 9.
Kebiishi 44.
Kebiishi betto 44.
Kebin 22.
Kei, Präsident 35.
♦Keian 163.
Keianunruhen (1648—1651) 178.
Keibn 33.
Keibusho 35.
*Keicho 128, 163.
Keiko kushu 45.
♦Keio 165.
♦Keiun 28.
Keiko Tenno 3, 7, 9, 10.
Keitai Tenno 3, 13, 15.
* Kemho 86.
♦Kemmu 88, 113.
Ken 300.
Ken, Departement, 205.
Ken, Kreis, 10.
♦Kencho 86.
Kenchoji 102, 103.
♦Kenei 86.
♦Kengen 88.
♦Kerni 87.
♦Kenkiu 86.
♦Kennin 86.
Kenninji 102.
*Kenriaku 86.
♦Kentoku 113.
Kenso Tenno 8, 13, 19
Keramik 300.
Kewlienching 218.
Ki Omaro 16.
Kibi Mabi 40.
Kibi Takehiko 9.
Kibit8uhiko 8.
Kihitsu 16.
Kii 5.
Kii, Daimyo 195.
Kikawa Motoharu 143, 147.
Kikuchi Clan 120, 121, 132.
Kikuchi Takamasa 121.
Kiknchi Takatomo 121.
Kikuchi Takatoshi 118.
Kikuchi Takemitsu 121.
Kikudo, kaiserliches Wappen,
145.
Kim Okkiun 210, 212.
Kimmei Tenno 3, 13, 15, 21.
Kimura Shigenari 169.
Kinaga Sakuni 12.
Kinai 98.
Kinchou 219, 220.
Kinki 96.
Kino Amamori 54.
Kino Hazewo 66.
Kino Hirozumi 42.
Kino Kosami 43.
Kino Oyumi.
Kiyanu Koppiretsu (Chubitai Chan)
101.
Kiyomi 43.
Kiyomizuyaki 3(X).
Kiyozu 149.
Kizu 84.
397 —
Kleidung 18.
Klima 301.
Knabenfest 270.
Ko (milit.) 36.
Ko, Haffe, 47.
Ko, Hose, 83.
♦Koan 87, 113.
Koan Tenno 3, 7.
Koban 159.
Kobayaga Takakage 143, 147, 150.
Kobayashi Yoshinori 189.
Kobe 227.
Koben 99.
Kobo 46, 64.
Kobo daishi 41, 47, 64.
Kobun Tenno 28, 33, 38.
Kohiibdeu 31
Kochi, iJaimvo von, 189.
♦Kocho 87.
Koden 41.
♦Koei 113.
König von Japan 130, 134.
Kofukaji 65.
♦Kogen 87.
Kogen Tenno 3, 7.
Kogoishu 45.
Kogon Tenno 107, 108, 113.
Kogon Joko 122
KügoriLsamaro 47.
Kogosho 93,
Kohftyukawa 166.
♦Kohei 52.
♦Kono 51.
Koi (mi it.) 36.
♦Koji 70, 128.
Koji Yorinori 194.
Kojiki 40.
Kojikongen 145.
Kojima Takanori 108.
Kokaku Tenno 165, 184..
Kok ei Kuge 27.
Koken Tenno 28.
Koken (Priester) 144.
Kokinahu 109.
Kokishidai 83.
Koko Tenno 5<>.
Kokojigakwan 196.
Kokon wakeahu 66.
Kokn (180 Liter) 19, 301.
Kokn (Land) 10.
Küktrtmriji 39,
Kukui no «ho 199.
Kokuro Fukuhara 194.
Koknsenya 349.
Kokusha" 8.
Kuknshi 61, 82, 89, 129, 194, 195.
Kokusnu Daimyo 262.
Kokvokn Tenno 14, 24, 25, 27.
♦Kokwa 165.
Koma 11.
Komatsu 63.
Komatsu Seiren 196.
Komatsn Tatewaki 195.
Komei Tenno 113.
Komei Tenno (1846—1867) 165, 195.
Komio Tenno (1306—1348) 188.
Kongoboji 46.
Kongosan 107.
Kongwanji 144.
Koni 19.
Komcbi Ynkinaga 154, 178.
* Konin 129,
Konin Tenno 29 T 37, 41, 65.
Kono Clan UM, 161.
Kono f'hoei 186.
Kono Michiari 102.
Kono Moronao 120, 122.
Kono Moroyasu 119, 122.
Ko no mono 317.
Kono Tsukan 190.
Konodai 142,
Konoe (Enge) 189.
Konoe (Sekte) l<»4.
Konoe Tenno 70, 76.
Konsekimonogatari 83.
Konservative Partei 203, 206.
Konsulate 302.
Konsulargericht 225.
*Koo U3
Kopierpapier 320, 321.
Korea 10, 14, 15, 153, 175, 206, 208.
Korehho 76.
Korei Tenno 3, 7.
Koretaka Shinno 54.
Koreyasu Shinno 86.
Koreyoshi 65.
♦Koriaku (Koreki) 113.
Koriyama Daimyo 193.
Kormoran 302.
*Koroku 128.
Koromogawa 62, 90.
Kosemaro 42.
Kose no Kanaoke 66.
Kose Notari 44.
Koshi = Confucius 17, 21, 108.
Kosbo 28.
Kosho Tenno 3, 7.
Koto 67
Kotohajimefest 271.
♦Kotoku 12&
Kotokn Tenno 26, 27, 30, 34, 37.
Kotoshiroinashi no mikoto 6.
Kotsuke 9.
♦Kowa 70, 113.
Kowshing.
Koyama Clan 131.
Koyama Rokunosuke 223.
Koyamachi Clan 120.
Koyasan 46.
Koyoin 72.
Kredit 277.
Krieger 43.
Kriegserklärung 217.
Kriegsflotte 303, 306.
Knisenstern 226.
Ku Friedel 47
Kubo, Regent, 131.
Kuchimono 316.
Kudara 11.
Kudara Kawanari 46.
Kuge = Kokei 27, 61, 89.
Kugyo 94.
Kuhyonta.
Kujo-Familie HW.
Kujo-lchijo-FamiUe 104.
Koio-Nijo- Familie 104.
Kuio Hisatada 189.
Kukwai 46,
Kumai 33.
Kumamoto, Daimyo von, 189.
Kumaraoto- Aufstand 205, 206.
Kumano 77.
Kumaso & 9, 10.
Kunaiaho 35.
Konilmkase EK*.
Koni satouchi no mikoto 3.
Kuni tokodachi no mikoto 3.
Kunitsuku 6, 1<*, 30, 33.
Kupfer 256, 30(5,
Kupferdraht 306.
Kurabashi no nnva 18.
Kurabirakifest 271,
Kurando 55.
Kurandodokoro 44.
Kure.
Kurilen (Chishima) 249.
Kuriyagawa 63.
Kuroda 7.
Kuroda Daimyo 166, 167.
Kuroda Kiyotaka 209, 233.
Kuroki, General, 220.
Kumme 16.
Kuruwa 360.
Knsakabe Taiahi 28.
Knsakabe Isoji 189.
Kusakae 58.
Kusano Shichiro 102.
Kusha- Sekte 47.
Kushigata 6.
Küstenverteidiguag 54.
Knsuoüki Jiro Masamitau 133.
Kusunok i Masanori 123.
Kusnnoki Masashi^e 107, 113, 118.
Kusunoki Masatoki 120.
KuHunoki Masatsune 126.
Kubyoaaan '214,
Kuwana Daimv 195.
Kusunoircaro 4H
Kuzuwara Shinno 59.
Kwa (milit.) 36.
Kwachoyoji 145.
Kwai 35.
Kwairaisbi (Puppentheater) 160.
♦Kwambun 164.
Kwampaku 55, 196.
Kwampei Taiho 68.
♦Kwampo 164.
Kwan 34.
Kwando 55.
*Kwanei 168.
♦Kwanen 164.
Kwangakuden 41.
Kwangakuin 45.
*K wangen 87.
*Kwangi 8a
*Kwanji70.
♦Kwanko 51.
♦Kwanna 51.
*Kwano 113.
Kwanryo 130.
♦Kwansei 165.
♦Kwansbo 128.
Kwanto 60.
*Kwantoku 52.
Kwazan Tenno 51.
Kwazoku 239, 2&u.
Kyochi Shimpo 68.
Kyogo (Sasaki) Clan 130.
Kyogo Mochikiyo 135.
Kyoji 28.
Kyoseiyo (Seeschlacht) 154.
Kyushu 4, 39, 249.
Lackmdnstrie 48, 160, 807.
Landwirtschaft 229, 808.
Laxmatm 226.
Liaoho Ebene 220, 222.
Liaotung 225.
Liaoyang 220.
Liberale 203.
Li ching fan 223.
Li hung chang 210, 213,215,216, 228.
Literatur 41, 45, 46, 66, 67, 82, 106.
125, 145.
Liukiu Inseln 77, 175, 208, 249.
Liukung- Insel 222.
Lootaokon 221.
Loyalität »Ofc
Loyola 57.
Lungmian tsui (Fort) 221.
Mabito 33.
Machibugyo (Oberbürgermeister)
174.
Maeda 166, 167.
Maeda Geni 153, 155
Maedo Toshiie 153, 155, 156.
Magarikanahashi no miya 13.
Magneteisenstein 264.
399
Maibara Issei 206.
Maki 93, 94.
Makirauku 7.
Makung-Inael 222.
Maler Efc 4«, 48 r 66, 125, 146, 199.
Manchnsho 9ü,
Mandokoro 9<) = Betto 90
Mandschurei.
♦Manen 166.
Mangan 310.
♦Manji 164.
♦Manju 52.
Manieren 31»
Mannen Tsuho 47.
Marco Polo 323.
Marder 2tj9.
Marukasht Chuya 179.
MasagYi 5*1.
Masahito Shinno 98.
Masakado 93.
Masako = Masakado.
Ma*ayaakutsu hayahiame no hoshi-
komimi no mikoto 4.
Maschinen 311.
Masnda 195.
Masnda Nagamori 155, 156.
Masnda Tokisada 178.
Masnda Uemon 194.
Malse und Gewichte 811.
Matsudaira Nobutsuna 179.
Matsndaira Sadanobu (Shirakawa
Rokuo) 183.
Matsudaira Shungaku 191.
Matsudaira Yodo 195.
Matsudaira Yoshinaga 196.
Matumae 152, 185.
Matsukata Graf 232, 233.
Matsumae
Matsunaga Hisahide 139, 140.
Matsunoto Kenzaburo 193.
*MatHiiübiTua japanisches Flaggen-
Schiff 218.
Maulwarf \lffl.
Medizin 19, 4*i f B7, 82.
Meerotter 269
♦Meiji 165.
•Meio 128.
♦Meireki 164.
♦Meitoku 113.
♦Meiwa 164.
Meicho 146.
Meisei Tenno (Myosho Tenno)
Meison 65.
Meituku Feldzug (1391) 129.
Menschenopfer lilfl.
Menthol 312.
Messageries Maritimes, Compagnie
des 263.
Mibu Motonobu 194.
Michimushi no mikoto 8.
Micknioomi no mikoto 6.
Michiyasu Oji 54.
Migake 9.
Mikado 5.
Mikakura no miya 18.
Mikuni Daigaku 189.
Mikyo Sekte 46 t
Militär- Akademie 290.
M ili tärbil du ngsansta J teu 290.
Mimajia 11.
Miinasaka 4,
Miralmtayu 42*
Min Familie der Königin v. Korea
2H\ Bit, 216.
Min Ypng chum 212, 213.
Minabuchi Koriyasn 30.
Minabuchi Nagakawa 45.
Minbu 33.
Minbnsho 35.
Minedo Schlacht 118.
Minemori 45-
Ming Dynastie 176.
Minister 297.
Mino 9.
Minojmpier 320.
Minoaaku Genho 200.
Mito, Daimyo von, 189.
Miura Taneyoshi 96.
Miura Yoshimura 96.
Mitäunaga Daimyo von Echigo 182.
Mitsunaga Na^ayosbi 182.
Miyako Yoshika titi,
Miyoshi Clan 14) 144.
Miyoshi Choke 139.
Miyoshi Kiyotsura 66.
Miyoshi Masayasu 140.
Miyoshi Motonaga (Kaiun) 139.
Miyoshi Nagateru 189.
Miyoshi Sosan 139.
Miyoshi Yasunaga 140.
Miyoshi Yasuhobu 90.
Minamoto (öenji) 60.
Minamoto Akiiye 114, 117, 120.
Minamoto Akimoto 67.
Minamoto Chikafusa 114, 117, 125.
Minamoto Hikaru 56.
Minamoto Ichiman 92, 93.
Minamoto Jun 67.
Minamoto Michitomo 109.
Minamoto Morofusa 82, 83.
Minamoto Nobu 66.
Minamoto Nobuyori 77.
Minamoto Noriyori 78, 81, 82.
Minamoto Sanetomo 85, 93, 159.
Minamoto Senman 92.
Minamoto Shigenari 77.
Minamoto Shunteno 208.
Minamoto Tadaaki 108, 114, 119.
Minamoto Takaaki 67.
Minamoto Takakuni 83.
— 400 -
Minamoto Takatoshi 72.
Minamoto Takatsnna 72.
Minamoto Tamenaka 76.
Minamoto Tameoari 76.
Minamoto Tametomo 76, 77, 208.
Minamoto Tameyoshi 76, 77.
Minamoto Toshikata 67.
Minamoto Toshiyori 82, 83.
Minamoto Tsnnemoto 60.
Minamoto Tsunenobu 67, 72, 82.
Minamoto Ushiwaka 78.
Minamoto Yoriiye 85. 93, 94.
Minamoto Yorikata 76.
Minamoto Yorimasa 77, 79.
Minamoto Yorinobu 62, 73, 78.
Minamoto Yorishika 65.
Minamoto Yoritomo 78, 80, 81, 82,
83, 85, 88, 89, 96.
Minamoto Yoriyoshi 75.
Minamoto Yoshinaka 80, 81, 94.
Minamoto Yoshitomo 77.
Minamoto Yoshitsune 74, 78, 81,
82, 89.
Minamoto Ynjin 83.
Minamoto Ynkiiye 89.
Minamoto Yukitsuna 79.
Ming Dynastie in China 154.
Miyame Muraoka 189.
Mochihito 79, 81, 91
Moda 6.
Mogami Clan 140.
Moku 36.
♦Mommu 28.
Momoi Naotsune 120, 122, 123.
Momozono Tenno 164.
Monchirimen 252.
Monchubngyo 90.
Monchusho 90.
Mongolen 101, 102.
Monobe Moriya 22, 23.
Monobe Okoshi 21.
Monzeki, Kaiserl. Prinz -Priester,
144.
Moral 325.
Mori 178.
Mori, Familie, 141, 142, 146, 148,
194.
Mori Katsunaga 168.
Mori* Motonari (Zinshudaimyo) 142,
143, 145, 155.
Mori Terumoto 143, 147, 166, 166,
167.
Mori Yoshichika 194, 196.
Moridera Tsunekuni 189.
Morikumi Shinno 86.
Morinaga Shinno 106, 107, 1 14, 116,
117.
Morisada Shinno 86.
Moruyama Okuo 199.
Motoori Nobunaga 183.
Mousseline de laine 312.
Moxa 312.
Mukden 220.
Munetaka Shinno 86.
Münze in Osaka 277.
Münzen 312.
Münzwesen 19, 47, 68, 158, 196,
197, 198, 224, 313.
Muraji 34.
Murakami Tenno 67, 68.
Mnrakami Yoshikiyo 141, 142.
Murakuni Ogori 38.
Mnrasaki Shikibu 67.
Muromachi Bakufu 135.
Musashi 60.
Mushagashira 130.
Musik 19, 47, 66, 105, 109, 177,
314.
Mutsu 9.
Mutsubito Tenno 165, 203, 224.
Mutsu Viscount 222, 232.
Myoji 318.
Myosho Tenno (Meisei Tenno) 163.
Xabeshima Daimyo 169.
Nabuchi Ukeyasu 18.
Nagaknma 63
Nagannma Clan 131.
Nagao Clan 140.
Nagao Kagetora (Uesugi Terutora
Kagetora) 141, 142.
Nagao Tamekage 141.
Nagaoka 29.
Nagara 27.
Nagasaki Takasuke 105.
Nagasaki, Vertrag von, 227.
Nagasatobe 5.
Nagashino in Mikawa, Schlacht,
"148.
Nagato 4.
Nagatsuka Masaie 155.
Nagatsunehiko 4, 5.
Nagatsukasa 38.
Nagoya 170.
Nahrung 68, 302, 315.
Naidaijin (vierter Minister) 52.
Naikwan 35.
Naikwanrei 105.
Naishin 30.
Naishinno Eadzunomiya 191.
Nakagawa Kiyohide 148.
Nakamikado Tenno 164.
Nakamura Kazuuji 155.
Nakano Goro 91.
Nakanooe 25, 27, 30, 33, 52.
Nakaokino miya 133.
Nakatomi Kamatari 25, 34, 52.
Nakatomi Kitsumi 21, 22, 28.
Naikaku 262.
Nakatsukasashu 35.
401
Nakayama Aishin 184.
Nakayama Tadachika 82, 83.
Nakayama Tadamitsu 193.
Nakayama Tadayoshi 196.
Namasu 317.
Nambu Clan 140.
Nambn Daimyo 204.
Namen 41, 318.
Namihira Chikayasu 125.
Namikawa Cloisonä, Künstler,
261.
Nanakusa-Fest 271.
Nancho (Südhof) 112.
Nanking, Frieden von, 226.
Naniwa 12, 28.
Nanto-Nara 120.
Nanori 318.
Naohito Shinno 165.
Nara 37.
Nariyo Shinno 57.
Nasu Clan 131.
Nawa Nagatoshi 107, 119.
Nehan 20.
Nemotochndo 46.
Nengo 27.
Nenoi Yokichika 81.
New chwang 222
Nichiron 103.
Nichisanyo Sanetaka 145.
Nieh, chinesischer General, 217.
Xigihayahino mikoto 5.
Nihonkoki, 45, 66.
Nihonshoki 40.
Niigata 227.
Nijo 72, 148.
Nijo Tenno 71, 77.
Nijo Yoshimoto 126.
Nikaido Sadafuji 106.
Niki Yoshinaga 123.
Nikko- Tempel 199.
*Nimbio (Nimpei) 70.
Nimmei Tenno 29, 44, 45, 47.
*Ninan 71.
*Ninji 87.
*Ninju 29.
Ninken Tenno 3, 13.
•Ninna (Ninwa) 50.
Ninko Tenno 165.
Ninnaji 77.
Ni no zen 317.
Nintoku Tenno 2, 3, 12, 15, 19.
Ninsen (Chemulpo) 209.
Nippon Yusen Kaisha 263.
Nirayama 141.
Nirvana 20.
Xishiki siehe Brokat 225.
Xishina Morito 96.
Nitabe Shinno 28.
Nitta Clan 120.
Nitta Tadatsune 93.
Nitta Yoshiakira 114.
Nitta Yoshimnne 120, 121.
Nitta Yoshioki 120, 121.
Nitta Yoshisada 107, 117, 118, 119,
122.
Nitta Yoshishige 167.
Niwa Nagahide 148.
No (Tanz) 348.
Nord- und Südbof 111.
Norddeutscher Lloyd 263.
Norihito Shinno 165, 184.
Norishito Shinno 76.
Noto 240.
Nozu, General, 213, 222.
Numatsu 80.
Numismatik 19, 47, 68.
Nyoizan 77.
= Oji, Prinz 24.
*Oan 113.
•Ocho 88.
*Oei 127.
*Oho 71.
♦Onin 128.
♦Otoku 70.
*Owa 51.
Obakuto 102.
Oban 159.
Obi 318.
Obst 319.
Occidental and Oriental Steamship
Company 264.
Ochi Clan 105, 131.
Ochiknto 67.
Ochsen 269.
Oda Clan 131, 141, 143, 146.
Oda Mochisoke 137.
Oda Nebuhide 143, 148.
Oda Nobunaga 140, 143, 145, 146,
148, 157, 160, 167.
Oda Nobuo 148, 149, 150, 153.
Oda Nobutada 146, 148.
Oda Nobutaka 148, 149.
Oda Tomonon 190.
Odate Muneuji 108.
Odawara 141, 152.
Odera, General 221.
Odoriko 361.
Oei, Feldzug (1339) 129.
Öffnung Japans 185, 190.
Ogai 15.
Ogasawara, Inseln 208, 249.
Ogasawara Clan 130.
Ogasawara Sadayori 208.
Ogasawara Yataro 91.
Ogata Koan 200.
Ogata Korin 199.
Ogimachi Tenno 128, 143, 146,
150.
Ogura no miya 131, 133.
26
— 402 -
Oguri Mimasaku 182.
Oguri Sotan 146.
Oharayama 76.
Ohiko no mikoto 8.
Ohira 317.
Ohyano 178.
Oiran 361.
Oji = 24.
Oii Otomo 33, 40.
Ojin Tenno 3, 12, 17.
Okagami 83.
Okayaraa, Daimyo von 189.
Okehazama, Schlacht 143.
Oki 98.
Okihawa Yasukichi 125
Okinawa Ken (Liukiu - Inseln) 208.
Okaba Nagayasu 175, 178.
Okuba Toshimicbi 196, 207.
Oküdaira, Tokagawa Daimyo 166.
Oküdaira Kensuke 206.
Okoma, Graf 232, 233.
Oküni 160, 349.
Oknni kabnki 160.
Okura 33.
Oknrasho 35.
Oknrina 53, 318.
Omandokoro 150.
Omi 9.
Omi, See 253.
Omi, Ritter 84.
Omi Kono 15.
Omi Mifune 46.
Omi Sakaibe 16.
Omori, Dr. 266.
Omotaru no mikoto 4.
Onabito 38.
Ongamachi Tenno.
Onin- Unruhen (1467—1468) 126,
135.
Onkyo (Toku gawa Jesada) 170.
Ono Azumabito 42.
Ono Harunaga 168.
Ono Imoko 18.
Ono Komachi 46.
Ono Michikaze 66.
Ono Takamura 45, 66, 145.
Ono Ushigai 42.
Ono Yoshifuru 60.
Onokatomi Yoshinobn 67.
Onoii 65.
Onsho 81.
Ooka Tadasuke 183.
Orden 319.
Osada 13.
Osafnne Moriyasu 125.
Osaka 149, 169, 181, 186, 227.
Osaka Shosen Kaisha 263.
Osaka, Teppiche 319.
Osaragi Sadauao 115.
Oshikabe Shinno 34.
Oshima 77, 185.
Oshima, Marschall 216, 217, 220.
Oshio Heihachiro 182.
Oshio Kaknnosuke 182.
Oshizaka Hikobito 14.
Oshoku 361.
Österreich-ungarischer Vertrag 227.
Ota-Oda
Otokishi 6.
Otokoyama 123, 192.
Otoknme 13.
Otomabe no mikoto 4.
Otomo Clan 121, 141, 151.
Otomo Fukehi.
Otomo Hanamnra 19.
Otomo Jemochi 43.
Otomo Iwa 15.
Otomo Oji 54.
Otomo Otamaro 43
Otomo Satehiko 16.
Otomo Sorin 143.
Otomo Surugamaro 42.
Otomo Takahi 9.
Otomo Yoshinaga 142, 148.
Otomo Yoshikane 153, 157, 160.
Otonoji no mikoto 3.
Otori 213, 215, 216.
Tsu 349.
Otoukeshi 6.
O-ü 40.
Usu 9, 10.
Ouchi, kaiserlicher Palast 144.
Ouchi (Rokubuichishi)Clan 129, 141,
142.
Oachi Yoshihiro 122, 124, 129, 132.
Ouchi Yoshioki 139.
Ouchi Yoshitaka 142, 143, 144.
Owari Daimyo 189, 195.
Oyama, Marschall 219.
Oye Hiromoto 82, 90, 97.
Oye Masafu8a 72.
Oye Otondo 66.
Oye Tadafusa 82, 83.
Oye Tomatsuna 67.
Ozeki Wakichiro 190.
Pacific Mail Steani Ship Company
263.
Pak Honghyo 210, 212.
Papier 319.
Papiergeld 277.
Papiermanufakturen 321.
Parlament 225, 229.
Patriotismus 201.
Peninsular and Oriental Steam Navi-
gation Company 263.
Perry, Kommodore 185, 226.
Pescadores- Inseln 222, 249.
Pest 21, 22.
Petroleum 321.
— 403 —
Petschili 217.
Petsewo 219.
Pferde 269.
Pflanzen wachs 321.
Phungdo 217,
Phyoagyang 217,
Pinto, Feraan Mendez 322.
PohebibyaiBu 221.
Polizei 44, 297.
Polo, Marco 323.
Ponghu 222.
Port Arthur 219.
Portugiesen 157.
Porzellan 19, 48, 109, 160, 300.
Post 32, 224.
Posthumnsnamen 41, 46.
Preßfreiheit 363.
Radikale Partei 203.
Rai Knnimitsu 125.
Rai Mikisaburo 189.
Rai Sanyo 185, 188.
Rakuyaki 300.
Rangaku 200,
Rangklaflsen 18, 33, 34.
Raskamen 179.
Rasieren des Schädels 160.
Reglement für die Samurai 173.
Reiansbn 90.
Reichstag 885, 231.
Ragen Tenno 164.
Rein, Job Justus 323
Reinlichkeit 244,
Reis 323.
Reisho 45.
Reisstrohmatten 324.
Religion 46, 146, 230 ? 324.
Rengo 17.
Rensho 90.
Reptilien 269.
Residenz, kaiserliche, 205.
Restauration 96, 203.
♦ltfakunin 87
*Riakuo ia
Richardson 193.
Richu Tenno SL 3, 12.
Riesensalamauder 269.
RikkeDjiynto 231,
Rikachiu 264,
Rin Shihei 186.
Rinder 269.
Rlnsai-Sekte 102.
Risahu-Sekte 47.
Riyujinki 17.
Roju 174.
Rokkaku Mitsutaka 124.
Rokkaku Takayori 136.
Rokkaku Yoshikata 144.
Roku, Sekretär, 35.
Rokubuichishi 129.
Rokubutsu Kuman 189.
Rokuhara 98, 108.
Rokuii, Adjudant, 36.
Rokujo Tenno 71, 78
Ronin 47, 179, 180, 331.
Royal Mail Steam Ship Line 264.
Ruishu Kokushi 66.
Russen.
Ryokira 130.
Ryuzo Clan 141. 161.
Riuzoji Yoshinobu 157.
Sadaijin ? Ministerpräsident, 30.
Sadanan Shinno 128.
Ha dazu nii Shinnn 6.
Sado 98, 249.
Saeki Ichiyu 42.
Saga- Aufstand 205, 2titi,
Saga Tenno 29. 43, 45 f 4«, 47.
Saghalin 207,
Sagbafin ( Kabarn tojinia) 207.
Saigo, Minister für Handel und
Landwirtschaft, '211
Saigo Takainori 19tf, 2<*4, 206,
207.
Saigo Yorimichi 207.
Saikai 74, 98.
Saikaido = Eiushiu.
*Saiko 29.
♦Saimei 27.
Saimei Tenno 16.
Sairanigen 200.
Saito Kanemotsu 190.
Saito Tatsuoki J44
Sakagami Mochiki 67.
Sakngami Tamtiramaro 48.
Sakai, Tokogawa-Daimyo, .166.
Sakaibe Ickizunii 37,
Sakaibe Omara 16.
Sakaibe Omi 16.
Sakama Morimasa 149.
Sakaskitamon-Unruhen 190.
Sake 316, 334.
Saki Eaneshige 109.
Sakuma, General, 220.
Sakuma Shozan 186, 200.
Sakürada-Unrnhen 190.
Sakuramacbi Tenno 164.
Salz 335.
Sama no kami, Hofstallmeister,
114.
Sambodo 39.
Samisen 160
Sammet 361.
Samurai 83, 229, 230, 335.
Samuraidokoro 90.
Samurai dokoro no betto 130.
Sanada Yukimura 168, 169.
San ga nichifest 271.
Sanchito Shinno 131.
404 —
Sandai jitsuroku 66.
Sando 117.
Sangi 45.
Sangun (milit ) 36.
Sanhoshi 74.
Sanjo Tenno.
Sanjo, Ministerpräsident, 233.
Banjo Chunagon 189, 194.
Sanjo Saneyosbi 194, 196.
Sanjo Snketomo 194.
Sankan 131.
Sanko 127.
Sankwan.
Sankwanryo 130.
Sano Masatoki 181.
Sano Takenosnke 190.
Sanseki 66.
Sanyo, Staatsräte, 196.
Sanuki 56.
Sarugaku 109.
Sarushima 60.
Sasa Narimasa 150.
Sasaki (Kyogoku) 180.
Sasayama 170.
Sashimi 816.
Satake Clan 131, 141, 169.
Satake Yoshinobu 166.
Satomi Clan 141.
Satomi Yoshihiro 142.
Satsuma 151.
Satsuma-Daimyo 193, 194, 195, 205.
Satsuma -Insurektion 205, 206
Sawa Nobuyoshi 193, 194.
Sayokyoshoku 35.
Schieiswaffen 160.
Schiffsverkehr 336.
Schiffsbau 19.
Schiffswerften 336.
Schiiefsung Japans 179.
Schönschreibkunst 26, 45, 46, 66, 67.
Schrift 19, 336.
Schulwesen 37, 44, 45, 224.
Schulz wang 224.
Schwarzflaggen 223.
Schwefel 338.
See- und Wasserprodukte 339.
Seide 340.
Seidencrepe 260.
Seidenmanufaktur 342.
Seidenstickerei 343.
Seife 343.
♦Seihei 112.
Sei i taishogun 82, 90.
Seimen 96.
Seimei Tenno 313.
Seimu Tenno (Shomu Tenno) 3, 7,
10, 28, 38, 39, 47.
Seinenkai 266.
♦Seireki (Shoriaku) 51.
Seiren, Kloster, 132.
Seishonagou 64.
Seiteki shogun 42.
Seito 193.
Seiwa Tenno 44, 49, 50, 68
Seiyukai 232.
Seki Clan 131
Sekigahara 166, 165, 167.
Sekisoorai 145.
Sekke 104.
Sendai, Daimyo von, 189, 204.
Senjihon 17.
Senkwa Tenno 3, 13, 15.
Sen Rikyu 159.
Senzaishu 47, 109.
Seppuku 180.
Serada 167.
Serada Kiyoyasu 167.
Sessei = Sessho 54, 196.
Sesshu 146.
Beta 38, 81, 93, 118.
Setomura 109.
Setsubun, Fest, 271
Settsushoku 35.
Sewamono 349.
Shachihoko 263.
Shaka = Buddha 20.
Shaku 30.
Shakudo 256.
Shakuhachi 47.
Shao Julien 222.
Shiba Clan 130, 143.
Shiba Yoshikado 135, 136.
Shiba Yoshitoshi 135.
Shibai- oder Kabuki -Theater 348.
Shibata Eatsuie 149.
Shibiku 33.
Shibu ichi 256.
Shibukawa Clan 130.
Shibukawa, Burg, 23.
Shichiriki 47.
Shichito 130.
Shiga 7, 27.
Shigehito 76.
Shigeno Sadamushi 45.
Shijo Tenno 87.
Shijo Takauta 194.
Shijonawate - Schlacht 1 2<>.
Shiki 7.
Shiki Oji 29.
Shiki Saburo 91.
Shiki bukyo 42.
Shikibusho 35.
Shikishima 13.
Shikken 85, 90.
Shikoku 249.
Shikwan 146.
Shikwashu 109.
Shima Giyu 206.
Shima Kokan 199.
Shimabara 178, 199.
405 —
Shimazu Clan 141, 150, 151, 167.
Shimazu Jehisa 175, 208.
Shimazu Shigehisa 196
Shimazu Tadakuni 208.
Shimazu Yoshihiro 151
Shimazu Yoshihisa 151.
Shimoda 185, 227.
Shimonoseki 43, 1-93.
Shimosa 59.
Shimutsnke 43, 55.
Shimpei 228.
Shinagawa 18*;. 204.
Shmagon 67
Sbinano 9.
Shin chin 256.
SbinchokuEen [Oft.
Shing, Dynastie 176.
Skia gon -Sekte 47.
Skmgoaei] wakaihu 109.
Shinin m.
Shinki 19.
Shinkokiashu 109.
Shinran 103.
Shinsen seishiroku 45.
Shinto 8, 20, 46, 64, 146, 202. 203,
230.
Shintoku (Tokugawa Jeyoshi) 170.
SbintsiiQg (Shin tsung) 154.
8hiu Ynsfaiwara 360.
Shinyo 74.
Shinzokukinwakashu 145.
Shiragi LO, 11.
Skirabatajn, Burg 118, 133.
Shirahvo 109
Shirakawa Tenno 69, 70, 74.
ShirakawaRokuo (Matsudaira Sada-
nobu) 183*
Shiribeshi 37.
Shiroyama, »Schlacht. 207.
Shiru 317.
Shiruko 317.
Shishigayatsn 78.
Shisbhden 66.
Shishoku SO.
Shiten noji 23.
♦Shkoku IIa
Shitsu fCliiibilai Chan) 101.
Shitsuii 90, 132.
ShiwaKashu 83.
Shizai 37.
Shizoku 250
Shizugadake 149.
Shizuoka (Sumpu) 170
Sho 47.
*Shoan 87.
*8hoan siehe Joan 71.
♦Shocho 127
♦Sbochu 88.
*Shogen 87.
*Shohei 112.
*Shoho 163.
♦Shoji 86.
♦Shoka 87.
♦Shokio 108.
*Shoo 87.
♦Shoreki 70.
*Shoriaku (Shoreki) 51.
♦Sbotai 50,
»Shotoku 70, 164.
♦Showa 88.
♦Showa shoho 47.
Sho shi i ge 63.
Shobufu 63.
Shogaku lfiG.
Shogakuin 45, 66.
Shogun 8, 36, 84, 85, 129, 130, 169.
Shogunat 82, 84, 85, 90, 180, 162,
174.
Shogundan 36.
Shohaku 145.
Shoji Clan 121.
Shoke 63.
Shoki 36.
Shoko Tenno 127, 131.
Shomu (Seimu) Tenno 28, 47.
Shomyo 61,
Shonai Daimyo 204
Skonei. König von Chusan, 208
Shopaionl 217.
Shorouiatsuri 350.
Shoryo 31
Shoshi 90.
Shoshidai 172, 174, 196.
Shotai, König der Liukiu Inseln,
208.
Shotoku 18.
Shotoku (Tokugawa Jemochi) 170.
Shotoku Taishi 21.
Shotoku Tenno 28, 47.
Shoyuki 67.
ShoÄui Gorodayu 160.
Shu 35.
Shubo 36.
Shubun 146
Shugo 82 89, 90, 129
Shugoshoku 196.
Shuho.
Shuishu 109.
Shujinkwan 40.
Shummei (Tokugawa Jeharu) 170.
Shung, chines General, 218, 220.
Shuraku 150, 152.
Shusei 31.
Shuzenji 93.
Siam 178.
Sidotti 158.
Siebold 344.
Silber 345.
Silberbergwerken, Aufstand in den,
192, 193.
— 406 —
Silicon, Bronzedrähte, 307.
Singen -Sekte 47.
So 32, 47.
So (chinesieche Dynastie) 101.
So Yhositomo 175.
Soba 317.
Sodo- Sekte 102.
Soejima Taneomi 206.
Soen 58.
Soeul 209.
ßoga Emiji 24, 25.
Soga Iname 21.
Soga Iruka 24, 25.
Soga Karako 15.
Soga Katashiohime 24.
Soga Kurayamadamaro 25, 30.
Soga üane do kimi 24.
Soga Umako 22, 24.
Sogi, Priester, 145.
Sogen 103.
Soi 318.
Sojo 65.
Soma Clan 140.
Sonakashichi 11.
Songhwan 217.
Soroban 345.
Sosai 196.
Sosha 130.
Soshi Jinyemon 360.
Sosho 45
Sotsuihoshi 82, 123.
Soyabohnen 281.
Soyasauce 345.
Soyejima, Graf, 209.
Speicher 54.
Spiele 110.
Spitzmaus 269.
Städte 250.
Steingut 19.
Steinkohlen 345.
Steuern 32.
Sticker 19.
♦Sucho 27.
♦Sujaku 27.
Subsidien 273, 274.
Südhof 131.
Sue Harukata (Zenkyo) 142, 143.
Sugane Mamichi 42
Sugawara Fumitoki 67.
Sugawara Kiyokimi 45.
Sugawara Koreyoshi 55, 66.
Sugawara Michizane 55, 66.
Sugaware Tainenaga 108.
Sugita Seikei 200.
Sugiyama, Kanzler, 232.
Suhichini no mikoto 3.
Suiko Tenno 3, 13, 16, 18, 23, 47.
Snimono 316.
Suinin Tenno 7, 9, 11, 198.
Suizei Tenno 3, 6, 8.
Sujin Tenno 3, 7, 8, 11.
Sujitsu- Sekte 47.
Suiyaku Tenno 51, 58.
Sukane 23.
Suke 23.
Suketomo 106.
Suko Tenno 113.
Sumpu 170.
Song, chinesischer General, 218,
220.
Su no mono 316.
Suiuga 9.
Sushi 317.
Sushun Tenno 3, 13, 23.
Sutoku Tenno 70, 76.
Suwo 4.
Tabak 347.
Tachibana Hayanari 46
Tachibana Hiroai 45.
Tachibana Moroe 41.
Tadafusa Shinno 117.
Tachibana Naomiki 67.
Tagajo 42.
Tai 68.
Tai Wönkun 210, 216.
Tairo 174.
Tai (milit.) 36.
Taifun 301.
♦Taiji 70.
Taidongflufs 217.
Taihei Gembo 47.
Taiheiki 125.
Taihorei 34.
Taikomochi 361.
*Taikwa 26, 30.
Taikwa - Konstitution 229.
♦Taikwan (Jogwan) 55.
Taira- Familie 47.
Taira- Schwert 47.
Taira, Prinz Takamochi, 59.
Taira Kiyomori 74, 77, 78, 80, 201.
Taira Koremori 80.
Taira Kunika 60.
Taira Masakado 59, 60, 68, 73, 91.
Taira Michimori 80.
Taira Munemori 78, 80. 81, 82.
Taira Xaokata 62
Taira Sadamori 60, 61, 73, 91.
Taira Sanetoshi 77.
Taira Shigemori 77, 78, 79, 143.
Taira Suketomo 77.
Taira Tadamasa 76, 77.
Taira Tadamori 80.
Taira Tadatsuue 62, 73, 78
Taira Takamochi 59.
Taira Tokitada 79.
Taira Yasuyori 79.
Taira Yoshimasa 59.
Tairo 155.
— 407
Taitoka (Tokugawa Hidetada) 169.
Taiwan = Formosa 207, 249.
Taiyu (Tokugawa Jemitsn) 169.
Tajihi Agatamori 42.
Tajima 98.
Tajima Kuniuoga 106.
Takaroatsujo 147, 148.
Takamishi Maaayori 142.
Takano Choei W*).
Takashima Shnhan 186.
Takaangi Fu^akn 195
Takatsukaaa 189
Takayama Masayuki 186, 188.
Takayama Tomoaki 146, 148.
Takeda Fatuiüe 130. 141, 142.
Takeda Izumo 349.
Takeda Katsuyori 147.
Takeda Kounsai 194.
Takeda Kuninobu 136.
Takeda Nobuhiro 152.
Takeda Shigen 141, 142, 147,
167.
Takigawa 147.
Taku 217.
Taku shan 218.
Talienwan (Dalnij) 218, 219.
Tamura Inanouemon 194.
Tan 155.
Tanabata-Fest 270, 347.
Tanegaehiraa ]6u,
Tmi&s no sekku 27« ».
Taoi Buucbo 199.
Tanuma Mocbitsngn 181.
Tapeten 320.
Taruhito Shinno 196.
Taschenuhren 351
TaackibatiFi Noamiki 67.
Tatsumi, General, 218.
Tatzuno, Daimvo, 193
Tayu 361.
Tee 350.
Tee- Zeremonien 169.
♦Teigen 51.
Teihansankan 66.
Teikyoku 18.
Teikwan Eiho 68.
♦Teinei 70.
Teiseiko 176.
Teishiryu 176.
Telegraphen 224.
Telephone 224
Temdai- Sekte 46, 47.
Temkoku 47
Temma Tennu 27, 33, 38.
♦Tembio 28.
♦Tembio hoji 28.
♦Tembio jingo 28.
♦Tembio shoho 28.
♦Tembun 128.
♦Temmei 165.
♦Tempo 165.
♦Tempuku 87.
♦Tenan 29.
♦Tencho 29.
Tenchugumi- Aufstand 192.
Tendai- Sekte 46. 47.
♦Tenen 61.
♦Tengen 51.
♦Tengi (Tenki) 52.
*Tengio (Tenkei) 51.
Teahei- Krieg (939) 59, 68.
•Tenji j», 37, 70.
Tenji Tenno 14, 17, 27, 28, 38.
♦Tenjo 70.
♦Tenju 113.
Tenkai (Hokui no sho) 199.
Tenmokusan 148.
♦Tenna 164.
♦Tennin 70.
Tenno = Tenshi 5, 171. 184.
♦Teno 20.
♦Tenriaku (Tenreki) 51.
♦Tenroku 51.
Tensha 8.
♦Tensho 128.
♦Tentoku 51.
♦Tenyo 70.
Teramtira Baaeti 195.
Theater 11*5, 159, 348.
Thronbesteigungen L44.
Tientscbwangtai 222.
Tientsin -Vertrag 21 l.
Ting, chines. Admiral, 218, 222.
To SB,
To (China) 16.
Toba 79.
Toba Tenno 70, 75.
Todaiji 65.
Todo Takatora 171.
Toeizan Kan eiji 199.
Togano 99.
Toii-Fest 47 L
Tukaido ®K
Toki Takayuki 160.
Tokio 205» 360.
Tokiwa 78.
Tokiyasu Shinno 55.
Tokugawa -Familie 150, 177.
Tokugawa, Schogunat lti2, 169.
Tokugawa Hidetada 169, 172.
Tokugawa Hitotsubashi teiki 188,
189.
Tokugawa Jeharu 170, 181.
Tokugawa Jemitsn 169, 171, 172,
173, 174, 176, 199.
Tokugawa Jemochi 170, 190, 191,
195.
Tokugawa Jenari 170, 181, 182.
Tokugawa Jenobu 170, 181, 182.
Tokugawa Jesada 170, 189.
408 -
Tokugawa Jeshige 170. 188,
189.
Tokugawa Jetsugu 170.
Tokugawa Jetsuna 169, 198, 208.
Tokugawa Jeyasu 148, 149, 160,
161, 163, 164, 166, 156, 168, 166,
167, 168, 169, 170, 172, 176, 176,
199.
Tokugawa Jeyoshi 170.
Tokugawa Keiei 188, 189.
Tokugawa Keiki 170, 196, 196, 203,
204.
Tokugawa Keisho 188. 189.
Tokugawa Mitsukani 183.
Tokugawa Muueki 189.
Tokugawa Nariakira 188, 189, 192,
193, 194.
Tokugawa Toyonobu 189.
Tokugawa Tsunayoshi 169, 181.
Tokugawa Yoshiatsu 189.
Tokugawa Yoshihisa oder Keiki
189 191
Tokugawa Yoshikatsu 189, 196.
Tokugawa Yoshimune 170, 183,
200.
Tokugawa Yoshinaga 189.
Tokugyosei 46.
Tokuhon (Hatakeyama Mochikuni)
133.
♦Tokuji 88.
Tokuno Michikoto 107.
Tokushima, Daimyo von, 189.
Tokyo no fu «7.
Tomita Oribe 189.
Tomohire Shinno 67.
Tomotaka Shiuno 38.
Tondajo 143.
Tonegawa 240.
Tonegawa, Schlacht, 120.
Tonen Shinno 28, 46.
Tong haks 212, 216.
Torimi 63.
Tosa, Daimyo von, 194, 206.
Tosa 98.
Tosa-Familie 146.
Tosa Mitsunobu 146.
Tosama Daimyo 262.
Tosando 80.
Tosanikki 66.
Toshimoto 1<>6.
Tosho (Tokugawa Jeyasu) 169.
Toshuko Daimyo von Tosa 196.
Totenfest 350.
Toyokunnu no mikoto 3.
Toyo Kisen Kaisha 263.
Toyora no miya 14.
Toyotomi Hideyori 156 siehe
Hideyori.
Toyotomi Hideyoshi 151 siehe
Hideyoshi.
Tozai 37.
Tran 274.
Tsuboi Shindo 2(K».
Tsubo 317.
Tsuchigumo 4, 5.
Tsuchimikado Tenno 86, Joko 96,
98, 128.
Tsuihoshi 60.
Tsukubasan 194.
Tsukushi 81.
Tsunesada Shinno 45
Tsunesada Shinno 119.
Tsungli-Yamen 214.
Tsunoga 7.
Tsurigune 6.
Tsurugaoka 95.
Tsushima 185, 249.
Tsusho 318.
Tsutsuki 13.
Tsuyoshozoku 83.
Uda Tenno 50, 55, 68.
üdaiben 42.
Udaijin, Premienninister, 30.
Udaisho (Vierter General) 56.
Udano 5.
Uhichini no mikoto 3.
Uhren 351.
üji 81, 98, 118.
Uji, siehe Namen, 318.
üjina 213.
Uka 189.
ükita Clan 141.
ükita Hideie 150, 153, 154, 155,
156. 166.
Ukita Navie 147.
Ukoben 106.
Uma akahino oino mikoto 3.
Uesugi Akisada 137.
Uesugi Familie 141, 146.
Uesugi Fusayoshi 141.
Uesugi Kagekatsu 147. 150, 165,
166, 166.
Uesugi Kagetora (Terutora) 142.
Uesugi Kenshin, siehe Terutora.
Uesugi Kiyokata 132.
Uesugi Norifusa 131.
Uesugi Norimasa 141, 142.
Uesugi Xoritada 132.
Uesugi Norizane 132, 145.
Uesugi Sadamasa 137.
Uesugi Shigeaki 131.
Uesugi Terutora (Kenshin) (Nagao
Kagetora) 141, 142, 147.
Uesngi Ujinori 132.
Ukita Ikkei 189.
Umani 316.
Umashimate nomikoto 5, 6.
Umayado 21, 22, 23, 24.
— 409 —
Umeda Genjiro 189.
Unebiyama 25. ;
Universität 37, 41, 44, 166.
Unterricht 351. !
*Unyo, Kriegsschiff; 209.
Urabe Kanenobu 146. !
Urabe Kanetomo 146. '
Urai?a 185, 227. i
UrgTuno, Schlacht, 120. ,
Uropa aOT,
TTsa 40.
Usu, siehe OUsu.
Utsuhiko 4, 6, 15.
Utsunomiya Clan 131. ,
Utsunomiya Gefecht 204.
Uzan 154. '
Yegetable wax 321. '
Verbrechen 297. i
Verfassung 226, 231, 368. \
Verhältnisse von Japan in China
355.
Verkehrsmittel 367. '
Verträge 205. ;
Viehhaltung 310.
Vögel 2H9.
Vormundschaft liehe Regierung 44,
49, 52, 54, 58
Wakadoshiy o ri 1 74.
Wakamatsu Okura 189.
Wakamatsujo 204.
Wakatü 358.
Wakayatna Daimyo 193.
W&ntseunta&g aai.
Wappen 358.
Watanabe Kwazati 186, 200.
Weber 19.
Wei hai wei 213, 220, 221.
Weizen 280.
Weltpostverein 224.
Wiju 218.
Wildschwein 269
Wissenschaften, europäische 199.
Wolf 269.
Wollweberei 359.
Wönsan 209.
Kavier, Franz 157.
Yaguchi 121.
Yakimono 317.
Vakusarae 1 10.
Yaluflufs 218.
Yamanouchi, Daimyo von Tosa,
167.
Yamabe no Akahito 41.
Yamada Kaguju 189.
Yamada Nagamasa 178.
Yamagata Kyosuke 195.
Yamagata, Marschall, 217, 218, 232,
233.
Yama knjira 316.
Yamamai 252.
Yamana Clan 130.
Yamana Koretoyo 134.
Yamana Mitsuyuki 129.
Yamana Mockitoyo (Sogen) 183, 184,
135, 136.
Yamana Nagamasa.
Yamana Norikiyo 133, 136.
Yamana Noriyuki 133, 136.
Yamana Sogen 134, 135, 136.
Yamana Tokiuji 120, 123.
Yamana Uiikiyo 129.
Yamana Yoshimara 129.
Yamashiro, Prinz, 24.
Yamato 5.
Yamatodake no mikoto 7, 9.
Yamauchi Togonobu 196.
Yamazaki, Schlacht, 118.
Yanagcsawa Yoshiyasu 181.
Yashima 81.
Yasuda 105.
Yasu8hima Tatewaki 189.
Yasutakero 4.
Yasutakeru 5.
Yasunari Shinno 133.
Yasuyori 67.
Yedo 170, 205.
Yedo Konzession 227.
Yeh, chinesischer General 217.
Yeukeshi 4.
Yezo 4, 9, 204.
Yezo, Insel, 37.
Yobina 318.
Yokohama 19*), 227, 359.
Yoinei Tenno 13.
Yongchong 209.
Yongsaii 216.
Yopiki 243.
Y^oshida Shoin 186.
Yoshida Tarajiro 189.
Yoshiwara 359.
Yuan Siekai 212, 215.
Yuiryo IU&
Ynl^Sbofietsu 179.
Ynjoba 3öC>,
Yuki Clan 131.
Yuki Munehiro 114, 120.
Yuki Toraji 193.
Y'uki Ujitomo 132.
Ynnahin (Tokugawa Jeshige) 170.
Ynriaku Tenno 8, 13, 15.
Ynsho (Tokugawa Jetsugu) 170.
Yutahito Shiüno 119
Yutoku (Tokugawa Yoshimune)
170.