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Full text of "Japan: geschichte nach japanischen quellen und ethnographische skizzen"

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854.326 



iJ5 

S3S- 



Druck vmi Wilhelm La» lisch in Dresilr-u. 



Japan 



Oescbicbte nacb japanischen Quellen 

unö 

€tbnograpbiscbe Sfci33en 

von 

WiRocb 

h. u. h. Oberlieutenant a. D. . # . 

••• • ••• 

• • • 

(Dit einem Stammbaum öes Kaisers von Japan. 




Dresden 

Verlag von Wilhelm Baenscb 
1904. 



PrinUd Ja C*ra*&*f ' 



Seiner fcaiserlicben unö Röniglicben ßobeit 

bem burcblaucbtigsten 

ßerrn Cr3ber3oge 

S ran3 Serfcinanö von Österreich *€ste 

in tiefster Cbrfurcbt gewibmet. 

Der Verfasser. 



\ - i ■- - .-' 



Vorwort 



Eine kritische Geschichte von Japan ist bisher in einer 
europäischen Sprache nicht erschienen und nur durch die 
Kenntnis der Geschichte werden die phänomenalen Fortschritte, 
welche Japan seit der Restauration der kaiserlichen Macht 
1867 gemacht hat, verständlich. Die Geschichte beweist, dals 
Japan bereits auf einer sehr hohen Kulturstufe stand, als es mit 
Europa in Berührung kam. Es ist daher begreiflich, dais die 
fremden Erfindungen und Erfahrungen in so unglaublich kurzer 
Zeit, unterstützt von der aufgeklärten fortschrittsfreundlichen 
Regierung, Gemeingut des japanischen Volkes geworden sind. 

Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte nach 
japanischen Quellen sind in Form von ethnographischen Skizzen 
die Sitten, Institutionen, klimatischen, religiösen und anderen 
Verhältnisse, die Entwicklung von Handel, Industrie und aller 
anderen Gebiete bis zur Gegenwart, gestützt auf die neuesten 
statistischen Angaben der japanischen Regierung, kurz dar- 
gestellt. In dem vorliegenden Werke — ein Resum6 meiner 
mehr als zwölfjährigen ununterbrochenen Studien in Japan — 
ist der Versuch gemacht, einerseits einen Beitrag zur Kenntnis 
und zum Verständnis des Inselreiches und seiner Bewohner zu 
liefern, anderseits) dem Handel und der Industrie wertvolle 
Fingerzeige zu geben und so deren Interessen zu dienen. 

Hamburg, am 22. Dezember 1903. 

Der Verfasser. 



Inhalt. 



1. Abteilung. 
Geschichte nach japanischen Quellen. 

Seite 

I. Periode 660 v. Chr. — 200 n. Chr. Die Unterwerfung Japans . . 1 

IL „ 200— 646 Verbreitung der Zivilisation und der Buddhismus 12 

III. „ 645—858 Blüte der kaiserlichen Macht 26 

IV. n 858—1068 Vormundschaftliche Regierung der Fujiwaras 49 
V. „ 1068—1185 Kampf der Genji und Heiji 69 

VI. „ 1185—1333 Das Shogunat in Kamakura .84 

VII. „ 1333—1392 Der Nord- und Südhof 111 

VIII. „ 1392—1600 Verwirrungen im ganzen Reiche .... 126 

IX. „ 1600—1867 Das Tokugawa Shogunat 162 

X. „ seit 1867 Die gegenwärtige Regierung 201 



2. Abteilung. 
Ethnographische Skizzen. 



Seite I Seite 

Ackerbau 237 | Ashigaru 243 

Adams 238 Baden 244 

Adauchi 238 Bambus 246 

Adel 239 I Baumwolle 245 

Adoption 239 Baumwollindu8trie .... 246 

Agar-agar 240 Bergbau 247 

Aino 240 Bevölkerung 249 

Akupunktur 241 Bier 251 



Antimonit 242 

Armenwesen 243 



Bildcrepe 252 

Bildsammt 252 



- IV 



Seite 

Biwa- oder Omisee .... 263 

Blei 258 

Blumen ....... 253 

Blutrache 254 

Bon no matsuri 255 

Brokat 255 

Bronze 256 

Bürsten 257 

Chugen 257 

Confuzianumus 357 

Crepe 260 

Cloisone* 261 

Daimyo 261 

Dampfschiffahrtgesellschaften 263 

Dünger J264 

Eisen 264 

Eisenbahnen 264 

Erdbeben 265 

Eta 267 

Färberei 268 

Fauna 269 

Feste 269 

Finanzen 271 

Fischtran 274 

Flora 275 

Formosas Außenhandel . . 275 

Gärten 276 

Geisha 276 

Geld und Kredit 277 

Geographie 277 

Gesandtschaften 279 

Getreide 279 

Glas 281 

Gold 281 

Habutaye 282 

Handel 283 

Handelsmarine 286 

Hatamoto 286 

Heerwesen 287 

Hüte .290 

Indigo 291 

Industrie 291 

Jinriki8ha 296 

Jinya 296 

Justiz wesen 296 

Kabinett 297 

Kämpfer 298 



Seite 

Kampfer 298 

Katakiuchi 300 

Ken 300 

Keramik 300 

Klima 301 

Koku 301 

Konsulate 302 

Kormoran 302 

Kriegsflotte 303 

Kupfer 306 

Kupferdraht 306 

Lackindustrie 307 

Landwirtschaft 308 

Mangan 310 

Manieren 310 

Maschinen 311 

Mause und Gewichte ... 311 

Menthol 312 

Mousseline de laine .... 312 

Moxa 312 

Münzwesen 313 

Musik 314 

Nahrung 315 

Namen 318 

Obi 818 

Obst 319 

Orden 319 

Osakateppiche 819 

Papier 319 

Petroleum 321 

Pflanzenwachs 321 

Pinto, Fernan Mendez ... 322 

Pole 323 

Rein 323 

Reis 323 

Reisstrohmatten 324 

Religion 324 

Ronin 331 

Die 47 Ronin 331 

Sake 334 

Salz 335 

Samurai 335 

Schiffsverkehr 336 

Schiffswerften 336 

Schrift 336 

Schwefel 338 

See- und Wasserprodukte . 339 



- V 



Seite 

Seide 340 

Seidenmanufaktur .... 342 

Seidenstickerei 343 

Seife 343 

Siebold 344 

Shoromatsurie siehe Totenfest 

Silber 345 j 

Soroban 345 

Soya 345 

Steinkohlen 345 

Tabak 347 

Tanabata Fest 847 j 

Theater 348 

Tee 350 ' 

Tokio 350 | 

Totenfest 350 

Uhren 351 | 



Seite 

Unterricht 351 

Verfassung 353 

Verhältnisse von Japan in 

China 355 

Verkehrsmittel 357 

Wakato 368 

Wappen 358 

Wollweberei 359 

Yokohama 359 

Yoshiwara 359 

Yuzen 361 

Yuzen-birodo 361 

Zeitungswesen 362 

Zinn 364 

Zivilisation 364 

Zuckerrohr 373 

Zündhölzer 373 



Benutzte Werke und Schriften. 



„Nihon Rekishi" von Ama no Tamaynki und Mayebashi Takayoshi, 
„Nippon Gai8hi" von Raisanyo, 
„Sengoku Jidai" von Matsui Kokichi, 
„Tokugawa 15 Daishi" von Naito Chiso, 
„Japanisch-chinesischer Krieg 41 von Jukichi Inouye, 
„Japanese Chronological Tables" by William Bramsen, 

„Ancien Japon" par G. Appert nnd H. Kinoshita, Bibliothekar der kaiser- 
lichen Universität, 

„Nippon" von Ph. Fr. von Siebold, 

„Japan" von Joh. Justus Rein, 

„Things Japanese" by Basil Hall Chamberlain, 

„Annual Retnrn of the Trade of the Empire of Japan" by the Department 
of Finance, 

„Resume* statistique de l'Empire dn Japon", Cabinet imperial, Bureau de 
la Statistique generale, 

„The Statesman's Year-book 1903", 

Kokushiryaku 

und die in den Skizzen unter „Zeitungswesen" angeführte periodische nnd 
Tagespresse. 



1. Abteilung. 

Geschichte nach japanischen Quellen. 



Periode 660 v. Chr. bis 200 n. Chr. 
Unterwerfung Japans. 



Von welchem kontinentalen Volke die heutigen Japaner 
abstammen, ist nicht bekannt, ebensowenig wann und woher sie 
nach Japan gekommen und auf welcher Kulturstufe sie bei ihrer 
Ankunft standen. Sie werden zum ersten Male in der chine- 
sischen Literatur im 1. Jahrhundert n. Chr. erwähnt und scheint 
es, dals sie damals schon einen verhältnismäfsig ziemlich 
hohen Bildungsgrad hatten, denn sie trieben bereits Acker- 
bau, kannten schon die Kunst zu weben, zu brauen und 
den Schiffbau; sie hatten einen Regenten, der in einem be- 
festigten Palaste wohnte, sie kannten also schon eine gewisse 
Architektur, sie hatten bereits Märkte und eine Art Postver- 
bindung, ihre Sitten und Gesetze werden als strenge berichtet. 
Als Waffen werden Pfeile mit Beinspitzen erwähnt, zwei Jahr- 
hunderte später eiserne Pfeilspitzen, aber ob sie die Kunst, 
das Eisen zu bearbeiten, bereits vom Kontinente mit sich 
gebracht haben oder ob die metallurgische Kenntnis zu ihnen 
von China gekommen ist, wird nicht gesagt. 

Ebenso ist die älteste Geschichte in tiefes Dunkel gehüllt, 
für den kritischen Forscher beginnt dieselbe erst mit dem An- 
fange des 6. Jahrhunderts n. Chr., der Zeit, wo sich in Japan 
über Korea die chinesische Kultur zu verbreiten beginnt und 

1 



— 2 — 

das barbarische Dunkel, in welches das Land bis dahin gehüllt ist, 
sich allmählich lichtet. Die neuesten Forschungen beweisen, dals 
die ersten glaubwürdigen Berichte aus dem Jahre 461 n. Chr. 
stammen, aber es ist ebenfalls unzweifelhaft nachgewiesen, 
dals selbst noch die Berichte aus dem 6. Jahrhundert mit 
Vorsicht aufzunehmen sind, da sie oft im Widerspruche mit 
den gleichzeitig geschriebenen und glaubwürdigeren korea- 
nischen und chinesischen Chroniken stehen. Die Richtigkeit 
dieser negativen Kritik ist unzweifelhaft, und es ist in der Tat 
erstaunlich, mit welcher Leichtgläubigkeit die meisten europä- 
ischen Schriftsteller, ohne zu prüfen, die Berichte der japanischen 
Annalisten als Wahrheit angenommen haben; hat doch z. B. 
der namhafte Professor Dr. Hoffmann Tag und Stunde der 
Thronbesteigung des ersten japanischen Herrschers Jimmu 
Tenno feststellen wollen, was so viel ist, als wolle man den 
Tag bestimmen, an welchem Parsival Gralkönig wurde. Nach 
den ältesten existierenden japanischen Geschichtswerken sind 
die Geschichtsdaten der ersten 13 Jahrhunderte bestimmt. 
Diese sind von der japanischen Regierung offiziell angenommen 
und das Jahr 660 v. Chr. als das Jahr 1 der japanischen Zeit- 
rechnung, d. h. der Thronbesteigung des ersten Herrschers 
Jimmu Tenno, bestimmt, obgleich nachgewiesen ist, dafs zur 
Festsetzung dieser Jahreszahl gefälschte Kalender angewendet 
wurden. Diesbezüglich sagt der gewissenhafte Forscher 
Wm. Bramsen in der Vorrede zu seinem als authentisch aner- 
kannten „Japanese Chronological Tables". Es ist kaum ein zu 
harter Ausspruch, zu sagen, dals dies eine der gröfsten Fäl- 
schungen der Geschichte ist, welche je begangen wurde. Derselbe 
Gelehrte stellt die Vermutung auf, dafs bis zur Einführung 
des chinesischen Kalenders das japanische Jahr von Äquinox 
bis Äquinox gerechnet worden ist, dals daher zwei alte japanische 
Jahre ein wirkliches Jahr sind. Er ist auf diese Vermutung 
dadurch gebracht, dals mit Einführung des chinesischen Kalenders 
unter Nintoku Tenno die Kaiser plötzlich aufhören, ein fabel- 
haftes Alter zu erreichen und von der Zeit an ohne Aus- 
nahme nur ein gewöhnliches Alter hatten. Der in die Augen 
fallende Unterschied ist aus folgender Tabelle ersichtlich, 
welche das Alter der ersten 17 Kaiser von Jimmu bis Nintoku 
Tenno mit dem der zweiten 17 Kaiser von Richu bis Suiko 
Tenno vergleicht: 



— 3 — 





Jahre 




Jahn 


Jimmu . . 


. . . 127 


Richu. . 


.... 77 


Suizei . . 


. . . 84 


Hansho . 


.... 60 


Anuei . . 


. . . 57 


Jnkio . . 


. ... 80 


Jtoku . . 


. . . 77 


Anko . . 


.... 56 


Kosho . . 


. . . 114 


Yuriaku . 


.... 62 


Koan . . 


. . . 137 


Seinei 


.... 42 


Korei . . 


. . . 128 


Kenso 


. ... 38 


Kogen . . 


. . . 117 


Ninken . 


. ... 51 


Kaikwa . 


. . . 115 


Bnretsu . 


.... 57 


Sujin . . 


. . . 120 


Keitai . 


.... 82 


Suinin . . 


. . . 141 


Ankan . 


.... 70 


Eeiko . . 


. . . 143 


Senkwa . 


.... 73 


Seimu . . 


. . . 108 


Kimmei . 


.... 63 


Chuai . . 


. . . 52 


Bidatsu . 


. ... 48 


Jingo Kogo 


. . . 100 


Yomei 


. ... 69 


Ojin. . . 


. . . 111 


Sushun . 


.... 73 


Nintoku . 


. . . 122 


Suiko . . 


.... 45 




Total 1853 




Total 1046 


Durchschnitt 109 Jahre. 


Durchschnitt 61»/, Jahr. 



Die Mythologie und die alte Geschichte stehen in so un- 
mittelbarem Zusammenhange, dafe man die Grenzen nicht zu 
erkennen vermag. Mag dies nun aber sein, wie es will, die 
japanische Kunst und Literatur beziehen sich so häufig auf die 
alte Geschichte des Landes, dals sie kurz erwähnt werden muß. 

Lange vor dem Erstehen der Welt gab es mehrere Serien 
von Göttern, deren erste sind die fünf Bettenjin, Einzelgötter 



und zwar: 



Diesen folgen: 



Amenominakanushi no kami, 
Takammusubi no kami, 
Kammusubi no kami, 
Umaakahikooi no kami, 
Amanotokodachi no kami 

Kunitokodachi no mikoto, 
Kunisatouchi no mikoto, 
Toyokunnu no mikoto, 
Uhichini no mikoto, 
Suhichini no mikoto (Göttin), 
Otonoji no mikoto, 



l* 



— 4 — 

Otomabe no mikoto (Göttin), 
Omotaru no mikoto, 
Kashikone no raikoto (Göttin), 
Jzanagi no mikoto, 
Jzanami no mikoto (Göttin). 

Die ersten drei von diesen elf Göttern sind unvermählt, die 
folgenden acht die verheirateten, sie bilden zusammen die sieben 
Götterregierungen von Takamagahara. Die Tochter von Izanagi 
und Izanami ist die Sonnengöttin Amaterasu, welche auf die 
Erde herabsteigt und die Stammmutter der Erdengötter wird. 

Öiese sind: 

Amaterasu ogami, 

Masayaakatsu hayahiame no hoshihomimi no mikoto, 

Hikohono ninigi no mikoto, 

Hikohohodemi no mikoto, 

Hikonagisatake ugaya fukiaezu no mikoto. 

Dem letzteren wird prophezeit, dais er ein Herrscherhaus 
gründen werde, welches für alle Zeiten ununterbrochen Japan 
regieren soll, er verläist seinen göttlichen Wohnsitz Taka- 
magahara und wählt Takaehiho in der Provinz Hyuga auf 
Kyushu zu seiner Residenz. Von Hayazuimon in Buzen ging 
er mit einem starken Heere nach der Hauptinsel. Das Land 
war im Besitz von vielen kriegerischen Volksstämmen, die 
unter selbstgewählt eu Häuptlingen in steter Fehde unter- 
einander lebten. Die Volksstämme werden in drei Gruppen 
zusammengefafst die Tsnchigunio in den mittleren und südlichen 
Teilen der Hauptinsel, die Yezo in deren nördlichen Teilen und 
auf Kyushu die Kumaso Stämme, als ihre bedeutendsten Häupt- 
linge werden genannt Xagazunehiko, Otoukeshi. Yeuke.shi, 
Yasutokero und Eshihi. 

Der Nachkomme der Götter, der mehr als 14 Jahrhunderte 
später den Xamen .Jininui Tenno erhielt, wurde auf seinem 
Eroberungszuge geführt von Utsuhikn. einen) Häuptlinge, weleher 
sich ihm unterworfen hatte und sein treuer Anhänger geworden 
war, er rückte gegen die Mitte der Insel vor und erreichte Taka- 
shima an der Küste von Bitchu und unterwarf von hier ans in 
den nächsten drei .Taliren die Provinzen Nagato, Suwo, Aki, 
Bingo, Bitchu, Bizen, Mimasaka und Harima, dann erreichte 



— 5 — 

er Yamato, wo ihn verräterisch ein Mitglied seiner Familie 
Umashimate no mikoto verliefe, der sich mit Nagazunehiko* 
dem oben erwähnten Häuptlinge der Tsuchigunio-Stämme ver- 
bündet hatte. Jimmn wurde an der Gebirgsstraße Knsakae 
in Yamato geschlagen und nach Kii gedrängt. Von hier unter- 
warf Jimmu alle Stämme, die sich ihm widersetzten, er liefe 
die Häuptlinge Nagasatobe, Udano, Enkeshi, Yasotakeru und 
Eshiki hinrichten und wendete sich dann gegen die Verräter. 
Nagazunehiko wurde von Nigihayahi no mikoto niedergemacht, 
worauf sich Umashimate no mikoto unterwarf, Jimmu verzieh 
ihm und begann den Vernichtungskampf gegen die Eingeborenen, 
welcher bis in die neueste Zeit dauerte und mit der fast gänz- 
lichen Vernichtung der Ureinwohner von Japan geendet hat, 
die Aino auf der Insel Yezo scheinen die Reste derselben zu 
sein, sie zählen heute unter dem Schutze der Regierung wenige 
Tausend, die aber bald ausgestorben sein werden. 

Jimmu wählte Kashiwabara im Yamato zu seiner Residenz, 
führte die öffentliche Thronbesteigung ein und wurde der erste 
Kaiser von Japan und Stammherr des jetzt regierenden Kaisers, 
er legte den Grund zu der absolut monarchischen Regierungsforro, 
welche über zweieinhalb Jahrtausende dauerte. An der Spitze des 
Reiches steht der Tenshi, d. h. Sohn des Himmels, oder Tenno, 
d. h. himmlischer Herr, in den offiziellen Übersetzungen führt 
er jetzt den Titel Kaiser. Der Name Mikado, unter welchem 
der Herrscher von Japan jetzt in der ganzen Welt bekannt 
ist, heilst wörtlich übersetzt „hohe Pforte 44 oder „erhabene 
Stelle* 4 , wurde und wird vom japanischen Volke nie gebraucht 
und bezeichnet in der Literatur angewendet den kaiserlichen 
Hof wie den Kaiser. Ohne alle Frage ist das japanische 
Kaiserhaus das älteste Herrschergeschlecht der Erde, denn 
es regierte bereits, als Japan bekannt wurde und war schon 
damals als ein Geschlecht bekannt, welches Japan seit un- 
denklichen Zeiten beherrscht hatte. Indessen bemerke ich, 
dai's nach unseren Begriffen von Legitimität die Genealogie 
des japanischen Kaiserhauses durchaus nicht rein ist. Viele 
Kaiser bis in die neueste Zeit waren Söhne von kaiserlichen 
Maitressen oder oft adoptierte Söhne von entfernten Ver- 
wandten. 

Jimmu bestimmte, dafe mit dem Tage seiner Thronbe- 
steigung die japanische Zeitrechnung beginnen solle, es ist 



— 6 — 

also das Jahr 1 der japanischen Zeitrechnung als das Jahr 
660 v. Ohr. angenommen. Er liefs für die Erbstücke von seiner 
Ahne, der Sonnengöttin Amaterasu, ein Schwert, einen Spiegel 
und das Reichskleinod einen Tempel bauen, welcher unter Auf- 
sicht seiner Schwester Kotoshironushi no mikoto stand und 
darin die Götter, seine Vorfahren, von dem Volke verehren. 
Seine vertrauten Minister waren Arne no Taneko no mikoto 
und Amatomi no mikoto, die auch die religiösen Zeremonien 
einführten. Umashimate no mikoto wurde der Befehlshaber 
seiner Leibwache und Michinoomi no mikoto der Kommandant 
der Befestigungen seiner Burg Kashiwabara in Yamato. Er 
bildete einen Ministerrat bestehend aus Umashimate, Ameno- 
higata und Kushigata. Ferner ernannte er die Chiho- 
kwans, die Statthalter der Provinzen, die Kunitsuko, die Pro- 
vinzial-Präsidenten und die Agatanushi, die Bezirksvorsteher, 
Utsuhiko wurde Kunitsuko von Yamato, Tsurigune Kunitsuko 
von Katsuragi (Jzumi, Yamashiro und Jga) Otoukeshi wurde 
Agatanushi von Moda in Yamato, Otokishi Agatanuschi von 
Shiki. Diese seine vornehmsten Vasallen setzte er in Yamato 
und den benachbarten Landesteilen ein, im übrigen Reiche 
blieben die früheren Häuptlinge, welche sich ihm unterworfen 
hatten, als seine höchsten Beamten. Alle diese Ämter machte 
er erblich, und sie gingen Jahrhunderte lang stets vom Vater 
auf den Sohn über. So entstand wahrscheinlich der alte Feudal- 
adel. Jimmu wurde 127 Jahre alt und starb 585 v. Chr., da 
seine Hauptbeschäftigung die Eroberung, also der Krieg war, 
und er stets sein eigener Feldherr gewesen, so bestimmte er, 
dafe stets der im Kriege tüchtigste Prinz zum Kronprinzen 
ernannt werden solle, und noch heute wird vom Kaiser der 
Kronprinz erst nach seiner Mündigkeit ernannt. Jimmu be- 
stimmte Kannunakawa mimi no mikoto zum Thronfolger, 
Takashimimi no mikoto, der ältere Stiefbruder, wollte ihn 
stürzen. Als der Kronprinz dies erfuhr, erschlug er seinen 
Bruder, wie Kain den Abel und Romulus den Remus, und be- 
stieg den Thron. 

Die Herrscher der ersten Periode sind: 

660—585 v. Chr. Jimmu Tenno. 

581 — 548 v. Chr. Snizei Tenno, der dritte Sohn von Jimmu, 
seine Residenz war Katsuragi in Yamato, ihm folgte sein Sohn. 



548 — 510 v. Chr. Annei Tenno, er wurde 57 Jahre alt und 
residierte in Katashio in Yamato, ihm folgte sein zweiter 
Sohn. 

610 — 477 v. Chr. Itoku Tenno, der 77 Jahre alt wurde und 
in Kam in Yamato residierte, sein Nachfolger war sein 
ältester Sohn. 

475 — 392 v. Chr. Kosho Tenno, der 114 Jahre alt wurde und 
in Wakigami in Yamato residierte, ihm folgte sein zweiter 
Sohn. 

392—290 v. Chr. Koan Tenno, der 137 Jahre alt wurde und 
in Muro in Yamato residierte, ihm folgte sein Sohn. 

290—214 v. Chr. Korei Tenno, der 128 Jahre alt wurde, seine 
Residenz war Kuroda in Yamato, ihm folgte sein ältester 
Sohn. 

214 — 157 v. Chr. Kogen Tenno, der 117 Jahre alt wurde und 
in Karuchi in Yamato residierte, sein Nachfolger war 
sein zweiter Sohn. 

157 — 98 v. Chr. Kaikwa Tenno, der 115 Jahre alt wurde und 
in Kasuga in Yamato regierte, ihm folgte sein zweiter Sohn. 

97 — 30 v. Chr. Sujin Tenno, der 120 Jahre alt wurde und in 
Shiki in Yamato residierte, ihm folgte sein dritter Sohn. 

29 v. Chr.— 70 n. Chr. Suinin Tenno, er wurde 141 Jahre alt 
und regierte in .Makimuku in Yamato, ihm folgte sein 
dritter Sohn. 

71 — 130 Keiko Tenno, der 143 Jahre alt wurde, anfangs 
regierte er in der Residenz seines Vaters, später in Shiga 
in Omi, ihm folgte sein vierter Sohn. 

131 — 192 Seimu Tenno, der 108 Jahre alt wurde und eben- 
falls in Shiga, der Residenz seines Vaters, residierte. Sein 
Nachfolger wurde der zweite Sohn seines Bruders Yamato 
dake no mikoto. 

192 — 200 Chuai Tenno, der 52 Jahre alt wurde und in Tsunoga 
in Echizen residierte. 

Zwischen Jimmu und Suizei Tenno ist ein Zwischenraum 
von vier Jahren und zwischen Itoku und Kosho von zw r ei 
Jahren, der Grund hiervon ist, dafs die Regierung vom Tage 
der Thronbesteigung gerechnet wurde. 



— 8 — 

Von den 500 Jahren von Suizei bis Kaikwa Tenno fehlt 
jede Nachricht Es scheint, dafs Jimmu Tenno in den unter- 
worfenen Landesteilen die Kraft der eingeborenen Stämme so 
völlig gebrochen hatte, dafs sie nicht wagten, das Joch der 
Eroberer von sich abzuschütteln, aber es erstand ein anderer 
Feind der kaiserlichen Macht in dem mächtigen und eigen- 
willigen Feudal wesen, welches sich entwickelte. Jimmu' 
hatte die Ämter, welche er errichtete, erblich gemacht, aus 
den von ihm ernannten Beamten und den eingeborenen Häupt- 
lingen, welche in ihren Stellungen seine Vasallen geworden, 
wurden im Laufe der Jahrhunderte stolze mächtige und eigen- 
willige Feudalherren, die sich um die Befehle des Herrschers 
nicht kümmerten, und im Falle dieser seinem Willen Gehor- 
sam verschaffen wollte, sich offen gegen ihn empörten; 
Hierzu kam, dafs die Volksstämme östlich, nördlich und 
südlich der Gokinai, d. h. der Provinzen Yamato, Kawachi, 
Izumi, Settsu und Yamashiro offenbar nie wirklich unter- 
worfen und im Laufe der Zeit wieder völlig unabhängig ge- 
worden waren. Auch wurden die Eroberer von den Ein- 
geborenen im ganzen Lande durch Sprache* und Sitten getrennt, 
so dafs von einem japanischen Volke noch nicht gesprochen 
werden konnte. Unter Sujin Tenno scheinen im ganzen Reiche 
Unruhen ausgebrochen zu sein, er sandte vier Shogune, d. i. 
Feldherren, aus, um das Land zur Ruhe zu bringen : den Shogun 
Ohiko no mikoto gegen die Völkerschaften im Nordwesten der 
Hauptinsel, Takenukawa wake gegen die östlichen und nörd- 
lichen Stämme, Kibitsuhiko gegen die südlichen und Michi- 
mushi no mikoto gegen die westlichen. Kaum waren die Gene- 
räle abmarschiert, als in Tamba selbst der Häuptling Takehani 
Yasuhiko sich empörte, dieser Aufstand wurde allerdings 
schnell unterdrückt, er zeigt jedoch, dals die Unruhen bis an 
die Residenz des Kaisers sich herandrängten, und dals das 
Ansehen des Herrschers nicht grofs war. Sujin scheint nicht 
nur ein energischer, sondern auch ein weiser Fürst gewesen zu 
sein, er ging nicht allein mit Waffengewalt gegen die Aufrührer 
im Reiche vor, sondern er suchte auch seine Untertanen durch 
die Religion und weise Einrichtungen an sich und sein Haus 
zu fesseln und das Ansehen des Tenshi zu heben. Er teilte 
die Tempel in Tensha, Shinto Tempel, die vom Temshi und 
Kokusha, solche, die von den Provinzen erhalten werden, und liefe 



— 9 — 

seinen Untertanen Ehrfurcht vor den Göttern (seinen Ahnen) 
einflößen. In Kawachi liefe er künstliche Fischteiche ausgraben 
und zur Erleichterung des Verkehres Kanäle anlegen. Um 
diese Werke durchführen zu können, führte er Frohndienste 
für Männer und Frauen ein. Sein Sohn Suinin trat in seine 
Fulsstapfen, er verlegte den Ahnentempel Amaterasu ogami 
nach Watarai in Ise, liefe dort das Schlofs Isuzukawa kami 
für die Prinzessin, welche den Tempeldienst hatte, bauen und 
seine Tochter diesen Dienst übernehmen. In allen Provinzen 
errichtete er Migake, Getreidespeicher, auf Staatskosten, in 
denen in fruchtbaren Jahren Getreide aufgespeichert wurde, 
um bei schlechter Ernte das Volk vor Not zu schützen. Die 
von seinem Vater begonnene Anlage von Teichen und Kanälen 
setzt er fort. Die Milde seines Herzens zeigt sich dadurch, 
dafe er die grausame Sitte des Junshi, d i. die Diener zusammen 
mit dem verstorbenen Herrn lebendig zu begraben, abschaiFte. 
Unter seiner milden Regierung erstarkten jedoch wieder die von 
seinem Vater niedergeworfenen Häuptlinge und Feudalherren, 
so dafs sein Sohn, Keiko Tenno, völlig machtlos gewesen zu 
sein scheint, in allen Provinzen brachen Aufstände aus. Im 
Jahre 82 erhoben sich die kriegerischen Kumaso-Stämme in 
Kyushu und zu gleicher Zeit die Yezo-Stämme im Norden und 
Osten. Gegen die letzteren schickte Keiko seinen zweiten Sohn, 
den Prinzen Usu, welcher unter seinem Posthumusnamen 
Yamatodake no mikoto berühmt ist; dieser warf mit seinen 
Unterfeldherren Kibi Takehiko und Otomo Takahi die Stämme 
in den nordöstlichen Provinzen nieder, setzte mit einer Flotte von 
Suruga nach Kazusa über, rückte in Mutsu, der Gesamtname 
der Provinzen Iwashi, Iwaki, Uzen, Kikuzen, Rikuchu, Ugo 
und Rikuoku, ein und unterwarf die Yezo-Stämme nach mehreren 
blutigen Siegen. Auf seinem Rückmarsche brachte er die Be- 
völkerung von Kotsuke und Shinano zur Ruhe. Von hier 
schickte er Takehiko nach Ekkoku (Echigo und Etchu), die bis- 
her unabhängigen Volksstämme wurden von diesem unterworfen, 
worauf er sich in Mino wieder mit dem Prinzen vereinigte. 
Auf dem Rückmarsche wurden noch die Stämme im Norden 
und Osten von Omi zum Gehorsam gebracht. Diese Kämpfe 
dauerten bis zum Jahre 113, und es scheint, als ob erst damals 
die Völker im Osten und Norden der Hauptinsel zum ersten 
Male wirklich gedemütigt wurden. Gegen die tapferen und 



- 10 — 

ihre Freiheit liebenden Kumaso-Stämme auf Kyushu wurden 
unter Keiko, Seimu und Chuai Tenno drei blutige Kriege ge- 
führt Im Jahre 82, während sein Sohn Usu im Osten kämpfte, 
fährte Keiko selbst ein Heer nach Hyuga und blieb dort 
in Takaya sechs Jahre, von wo er die Insel Kyushu gänzlich 
unterwarf, im Jahre 107 brach aber schon wieder ein Aufstand 
aus, Keiko Tenno sandte seinen Sohn O Usu, der sich durch 
seine Kämpfe im Norden bewährt hatte, gegen die Rebellen, 
dieser nahm den Führer Kawakami Takeru gefangen und liefe 
ihn hinrichten, womit der Aufstand beendigt war. 

Seimu Tenno benützt die den Kämpfen gegen die Mutsu- 
und Kumaso-Stämme folgende Ruhe und teilte das Reich in 
Koku (Provinzen) und Ken (Kreise), deren Grenzen Flüsse und 
Gebirge bildeten, man zählte 120 Koku und Ken und über 
1200 Ortschaften. An der Spitze eines Koku stand ein Zocho, 
Gouverneur, und an der eines Ken ein Jnagi, Präfekt, durch diese 
Einrichtung wollte er die Macht der grofsen Feudalherren brechen, 
aber es blieben doch noch viele übrig, die sich nicht unterwerfen 
wollten wie die Kumaso, die stets zu Empörungen bereit waren, 
welche von Shiragi, einem koreanischen Königreiche, immer 
geschürt und unterstützt wurden. Solange diese aufrührerischen 
Stämme den inneren Frieden des Reiches bedrohten, konnte die 
Regierung nicht sorglos den Friedensbeschäftigungen sich hin- 
geben, und da Korea die Quelle dieser unaufhörlichen Unruhen 
war, so mufste dies Land niedergeworfen werden, damit Japan 
zur Ruhe kam. 

Im Jahre 193 brach ein neuer Aufstand der Kumaso aus, 
der wieder von Shiragi unterstützt wurde. Jkinagatarashi, 
die berühmte Jingo Kogo (Kaiserin Jingo) riet ihrem Gatten 
Chuai Tenno, zuerst Shiragi zu unterwerfen; aber der Kaiser 
folgte ihr nicht, sondern zog an der Spitze eines Heeres 
gegen die Rebellen und starb beim Heere. Jingo berief einen 
Ministerrat, zwang ihn, den Tod des Kaisers zu verheim- 
lichen, sie liefs die Leiche von ihr treu ergebenen Dienern 
streng bewahren, der Tod wurde nicht bekannt, sie über- 
gab das Kommando über das Heer gegen die Kumaso dem 
Shogun Kamowake, während sie selbst in aller Eile eine Flotte 
ausrüstete und nach Korea übersetzte. Sie besiegte das Heer 
des Königs Hashashinkin von Shiragi vollständig, dieser unter- 
warf sich, sendete der Kaiserin reiche Geschenke, bestehend 



— 11 — 

ans Gold, Seide und 80 Schiffen, und bat um Frieden, der ihm 
bewilligt wurde, nachdem ein Tribut, den Shiragi zu zahlen 
hatte, festgesetzt war. Koma und Kudara, zwei andere korea- 
nische Königreiche, unterwarfen sich aus Furcht der siegreichen 
Eroberin. Zu gleicher Zeit war der Aufstand der Kumaso 
unterdrückt. So hatte Jingo Kongo mit einem Schlage Korea 
unterworfen und das Reich zur Ruhe gebracht. Dieser sieg- 
reiche Zug der Jingo Kogo wird nach den neuesten Forschungen 
für Legende gehalten. 

Die kriegerische Jingo Kogo brachte Japan nicht zum 
ersten Male mit dem Auslande in Verbindung. Es wird be- 
richtet, dafs schon unter Sujin Tenno aus dem koreanischen Reiche 
Mimana eine Gesandtschaft mit reichen Geschenken nach Japan 
gekommen und der Gesandte Sonakashichi hier geblieben sei, 
um dem Kronprinzen zu dienen. Auch sollen aus Japan Ge- 
sandtschaften nach Korea geschickt sein. Unter Suinin Tenno 
soll Amenohiboko, ein Prinz von Shiragi, eine Besitzung in 
Tajima erhalten haben und japanischer Untertan geworden sein. 
So war Japan in den Verkehr mit dem Auslande gekommen, 
die Schriftzeichen waren bekannt geworden und die Zivilisation 
kam herüber, die allerdings im Anfange kaum merkliche 
Fortschritte machte; auch war der Verkehr mit dem Aus- 
lande ein sehr lockerer und scheint stellenweise ganz unter- 
brochen zu sein. Von einer wirklichen Zivilisation kann in 
dieser Zeit in Japan noch nicht gesprochen werden, aber Land- 
wirtschaft und die Handwerke begannen sich zu entwickeln, 
das Land war jetzt tatsächlich im Besitz der Tenshi; die 
Nachkommen der Krieger, welche unter Jimmu Tenno das 
Land eroberten, hatten sich vermehrt, die Ureinwohner waren 
nach dem Norden zurückgedrängt oder ausgerottet und das 
Reich unbestrittener Besitz der Eroberer. Das Volk blieb in 
den steten Kämpfen und Aufständen kriegerisch und kräftig, 
es gab noch keinen Unterschied zwischen Krieger und Bauer. 
Der Tenshi selbst führte seine Heere ins Feld; war er ver- 
hindert, so wurden seine Söhne oder seine Gattin seine Stell- 
vertreter und nur in Ausnahmefällen wurde für kurze Zeit die 
Heeresleitung Shogunen anvertraut, im Prinzipe war der 
Tenshi sein eigener Feldherr, der sich nicht vertreten liels. 



IL 

Periode 200—645. 

Verbreitung der Zivilisation und Einführung des Buddhismus. 



Die Zeit von Jingo Kogo bis zur Taika Aera 200—650 
ist die Periode, in welcher die Macht der Feudalherren durch 
kräftige Herrscher gebrochen wird und die kaiserliche Autorität 
den Sieg erringt. Die Herrscher dieser Periode sind: 

200—269 die Kaiserin Jingo Kogo, eine Tochter von Kinaga 
Sukune O, kaiserlicher Prinz; sie wurde 100 Jahre alt und 
residierte in Iware in Yumoto. Da sie nur Kogo, Gemahlin 
des Kaisers, war und ein Tenshi während ihrer Regierung 
den Thron nicht bestieg, ist w r ährend ihrer Regierung die 
Linie der Tenno unterbrochen. 

270—310 Ojin Tenno, der vierte Sohn von Chuai Tenno, wurde 
111 Jahre alt und regierte in Karushima in Yamato. 

313 — 399: Kintoku Tenno, der vierte Sohn von Ojin Tenno, 
wurde 122 Jahre alt und regierte in Naniwa in Settsu. 

400—405 Richu Tenno, der älteste Sohn von Nintoku, wurde 
77 Jahre alt und regierte in Wakazakura. 

406-411 Hansho Tenno, der jüngere Bruder des Vorigen, 
wurde 60 Jahre alt und residierte in Taki in Kawachi. 

412—453 Jnkio Tenno, der jüngere Bruder von Hansho Tenno, 
wurde 80 Jahre alt und residierte in Eno nüya in Yamato. 



— 13 — 

464 — 456 Anko Tenno, der dritte Sohn des Vorigen, wurde 

56 Jahre alt und residierte in Jwagami in Yamato. 

457 — 479 Yuriaku Tenno, der fünfte Sohn von Jnkio Tenno, 
wurde 62 Jahre alt und residierte in Hasse in Yamato. 

480—484 Seinei Tenno, der dritte Sohn von Yuriaku Tenno, 
wurde 42 Jahre alt und residierte in Mikakuri no miya 
in Yamato. 

485 — 487 Kenso Tenno, ein Sohn des Prinzen Jshinobi, eines 
Sohnes von Jnkio Tenno, wurde 38 Jahre alt und resi- 
dierte in Chikaasuka in Yamato. 

488—498 Ninken Tenno, der ältere Bruder von Kenso Tenno, 
wurde 51 Jahre alt und residierte in Jshiyama Hirotaka 
no miya in Yamato. 

499 — 506 Buretsu Tenno, ein Sohn von Ninken Tenno, wurde 

57 Jahre alt und residierte in Hasse Namitsuki no miya 
in Yamato. 

507 — 531 Keitai Tenno, ein Sohn des Prinzen Hikonushi bito, 
Sohn von Yuriaku Tenno, wurde 82 Jahre alt und resi- 
dierte anfangs in Tsutsuki, dann in Otokumi in Yamashiro 
und zuletzt in Jware in Yamato. 

534 — 535 Ankan Tenno, der älteste Sohn von Keitai Tenno, 
wurde 70 Jahre alt und residierte in Magarikanahashi no 
miya in Yamato. 

536—539 Senkwa Tenno, der jüngere Bruder von Ankan Tenno, 
wurde 73 Jahre alt und residierte in Hinokuma Jorino no 
miya in Yamato. 

540—671 Kimmei Tenno, der älteste Sohn von Keitai Tenno, 
wurde 63 Jahre und residierte in Shikishima in Yamato. 

572—585 Bidatsu Tenno, der zweite Sohn von Kimmei, wurde 
48 Jahre alt und residierte in Osada in Yamato. 

586—587 Yomei Tenno, der vierte Sohn Kimmei, wurde 
69 Jahre alt und residierte in Iware Namitsuki in 
Yamato. 

588—592 Suschun Tenno, der zwölfte Sohn von Kimmei Tenno, 
wurde 73 Jahr alt und residierte in Kurabashi no miya 
in Yamato. 



— 14 — 

593 — 628 Die Kaiserin Suiko Tenno, die neunte Tochter von 
Kimmei Tenno, wurde 75 Jahre alt und residierte in Toyora 
nomiya in Yamato. 

629—641 Yomei Tenno, Sohn des Prinzen Oshizaka Hikobito, 
eines Sohnes von Kimmei Tenno, wurde 40 Jahre alt und 
residierte in Asukaokain Yamato. 

642—644 Kokyoku Tenno, Tochter von Kimmei Tenno, wurde 
68 Jahre alt und residierte in Asuka Itafuta no miya in 
Yamato. 

Wenn auch Jingo Kogo mit ihrer Unterwerfung von Korea 
für Japan Grofses erreichte, so wurde doch dieser Zug ver- 
hängnisvoll, denn mit ihm war der Anfang gemacht von einer 
langen Reihe von Kriegsztigen gegen Korea, die viel Unheil 
über Japan gebracht haben. Wenn sich auch Jingo Kogo 
in den Besitz von Korea gesetzt hatte, so war damit für 
Japan nicht eine neue ruhige Provinz erworben. Die korea- 
nischen Völker waren kriegerisch und freiheitsliebend; um 
das japanische Joch abzuschütteln, folgte ein Aufstand dem 
anderen, die immer niedergeworfen werden mufsten. Dazu lebten 
die verschiedenen koreanischen Staaten stets in Fehde unter- 
einander, welche von den Eroberern zu schlichten waren. 
Japan war kein reiches Land und hatte keine nennenswerten 
Einnahmequellen, die Opfer, welche das arme Land in diesen un- 
unterbrochenen Kriegen zu bringen hatte, drückten daher das 
Volk entsetzlich. Die Krieger, welche durch das Meer von der 
Heimat getrennt kämpften, hatten vielfach unter dem Mangel 
an Lebensmitteln zu leiden; die Führer wurden durch die 
vielen sich häufig widersprechenden Befehle von Japan, von wo 
die Kriege geleitet wurden, ermüdet, mifsmutig gemacht und 
in ihren Bewegungen gehemmt. Obgleich der Vorteil, welchen 
man von dem Besitz von Korea hatte, mit den Opfern, die er 
kostete, in gar keinem Verhältnisse stand, konnte sich die Re- 
gierung doch nicht entschliefsen, das einmal Eroberte wieder 
aufzugeben. Von Jingo Kogo bis Tenji Tenno über 400 Jahre 
dauerten diese immer nur für kurze Zeit unterbrochenen Kriege, 
welche man mit den Römerzügen der deutschen Kaiser ver- 
gleichen kann, und wie in Deutschland nach Jahrhunderte 
langen, unnützen Kämpfen der weise Kaiser Rudolph Italien 
endgültig aufgab, so stellte in Japan Tenji Tenno die Kriegs- 



— 15 — 

fahrten nach Korea ein, indem er dies Land als wertlos für 
Japan aufgab. Die Kriegszüge, von denen berichtet wird, sind 
die folgenden: 

Im Jahre 249 nahm der König von Shiragi den Tribut, 
welchen Kudara nach Japan schickte, beim Transport durch 
sein Gebiet mit Waffengewalt weg. Zur Bestrafung dieses 
Frevels schickte Jingo Kogo den Shogun Aradawake gegen 
Shiragi, welches geschlagen wird und den Tribut ersetzt. 

Im Jahre 262 weigert sich Shiragi, den jährlichen Tribut 
zu zahlen. Jingo Kogo läßt denselben durch den Shogun 
Utsuhiko eintreiben. 

Im Jahre 365 weigerte sich Shiragi abermals, den Tribut 
zu zahlen; Nintoku Tenno liefs den König von Shiragi von dem 
Shogun Tamichi zum Gehorsam zwingen. 

Im Jahre 464 brach ein Krieg zwischen den Königreichen 
Koma und Shiragi aus. Das letztere bat den japanischen 
Gouverneur von Mimana, ein anderer koreanischer Staat, um 
Hilfe; dieser besiegte Koma und stiftete Frieden. 

Im Jahre 465 zahlte Shiragi wiederum den Tribut nicht. 
Yuriaku Tenno schickte die Shogune Kino Oyumi, Soga 
Karako und Ogai, um Shiragi zu züchtigen, anfangs siegten 
die japanischen Führer, dann brachen Zwistigkeiten unter ihnen 
aus, welche von Shiragi benützt wurden, und schließlich die 
Shogune zum Rückzuge zwang. 

Im Jahre 479 entbrannte ein blutiger Krieg zwischen 
Koma und Kudara; das letztere Reich wurde besiegt und rief 
Yuriaku Tenno zu Hilfe, der eine Flotte sandte, Koma wurde 
geschlagen und der Friede wiederhergestellt. 

Im Jahre 527 wollten Mimana und Shiragi das japanische 
Joch abschütteln ; Keitai Tenno sandte den Shogun Omi Keno 
mit 60000 Mann gegen die Rebellen, Omi siegte und setzte die 
japanische Regierung wieder ein. 

Im Jahre 537 erklärte Shiragi Mimana den Krieg, Senkwa 
Tenno schickte dem angegriffenen Mimana den Shogun Otomo 
Jwa zu Hilfe, Shiragi wurde besiegt und der Friede her^- 
gestellt 

Im Jahre 548 tiberzog Koma Kudara mit Krieg, Kimmei 
Tenno unterstützte Kudara und siegte. 

In einem Kriege zwischen Shiragi und Kudara, welcher 
mit wechselndem Glück geführt wurde, unterstützte Kimmei 



— 16 — 

Tenno Kudara, Shiragi wurde besiegt und zum Frieden ge- 
zwungen. 

Shiragi überfiel im Jahre 562 Mimana und verjagte den 
dort residierenden japanischen Statthalter, der von Kimmei 
Tenno gesandte Shogun Ki Omaro vertrieb die Truppen von 
Shiragi und setzte den Statthalter wieder ein. Im gleichen 
Jahre unterstützte der Taishogun Otome Satehiko Kudara 
in einem Kriege gegen Koma, dies Reich wurde besiegt und 
Ruhe hergestellt. 

Im Jahre 600 eroberte Shiragi Mimana, Suiko Tenno 
schickte den Shogun Sakaibe Omi, der die Eroberer aus 
Mimana vertrieb und zum Frieden zwang. Zwei Jahre später 
fiel Shiragi abermals in Mimana ein, diesmal züchtigte Suiko 
Tenno Shiragi durch ihren Sohn den Prinzen Kurume. 

Im Jahre 623 wurde Mimana wieder von Shiragi ange- 
griffen, aber von Sakaibe Omara, den Suiko Tenno Mimana 
zu Hilfe sandte, zurückgeworfen. 

Im Jahre 660 schlofs Shiragi ein Bündnis mit To, einem 
Teile von China, und eroberte die Hauptstadt von Kudara, der 
König und seine Familie wurden gefangen genommen und seine 
Anhänger als Kriegsgefangene nach To geschickt Kihitsu 
und Fukushin, 2 treue Vasallen des Königs von Kudara 
sammelten die Reste des versprengten Heeres, griffen den 
König von Shiragi an, schlugen ihn und eroberten die Burg, 
in welcher ihr König gefangen war; sie befreiten ihn und hoben 
ihn wieder auf den Thron. Jetzt baten sie Japan um ein 
Hilfsheer, um die Kriegsgefangenen aus To zu befreien, und 
baten, den in Japan als Geifsel befindlichen Prinzen Hosho 
nach Kudara zu entlassen. Saimei Tenno erfüllte ihre Bitten, 
wollte ihnen sogar selbst mit einer Flotte im nächsten Jahre 
zu Hilfe kommen, starb aber auf dem Wege in Asakura no 
miya in Chikuzen auf Kyushu. Sein Nachfolger Tenji Tenno 
schickte den Shogun Atsumi Hirafu als Leibwache für den 
Prinzen Hosho, der als König von Kudara eingesetzt wurde. 
Gleichzeitig wurden Kibitsu und Fukushin mit Waffen, Kleidern 
und Proviant reichlich versehen. Sämtliche Burgen wurdeu 
zurückerobert, und auf diese gestützt rückte man zum Angriffe 
gegen To vor, dessen Heer vernichtet wurde. Dann wurde 
Shiragi besiegt und alle Burgen erobert; damit war die Un- 
abhängigkeit von Kudara wieder befestigt. Inzwischen war 



— 17 — 

aber Fukushin sehr mächtig geworden, und Hosho liefe ihn 
aus Furcht und Eifersucht ermorden. Die Undankbarkeit des 
Königs erbitterte seine Untertanen; Riyujinki, der Feldherr 
des To Reiches, benützte die Unzufriedenheit und griff gleich- 
zeitig zu Wasser und zu Lande Kudara an. Die japanische 
Armee leistete zwar tapferen Widerstand, muiste aber der Über- 
macht weichen. Der Shogun Hata Kitatsu und viele tapfere 
Krieger fielen ; nach einer zweiten Niederlage flüchtete Hosho 
nach Koma, und damit hatte seine Herrschaft in Kudara ein 
Ende, auch Tenji Tenno rief nun seine Truppen zurück und 
von dieser Zeit an mischte sich Japan fast ein Jahrtausend 
lang nicht wieder in die Händel von Korea. Es sind hiermit 
die unheilvollen Folgen des Eroberungszuges der Jingo Kogo 
beendigt. Die Kämpfe mit Korea hatten Japan mit dem 
Festlande in enge Verbindung gebracht, der Verkehr wurde leb- 
haft und ununterbrochen und die chinesische Zivilisation hatte 
ihren Eintritt in Japan gefunden. Künste und Wissenschaften 
waren in Korea von China aus schon seit langer Zeit ver- 
breitet, die Schrift war bekannt und es existierte bereits eine 
Literatur, auch waren die Lebensbedürfnisse der Koreaner 
verfeinert. Korea stand an Bildung weit über Japan und blieb 
auch nach Beendigung der Kriege noch für lange Zeit die 
Brücke, auf welcher die Zivilisation nach Japan kam. In 
dieser kriegerischen Zeit erwachte in Japan das geistige Leben, 
die Anwendung der Schriftzeichen verbreitete sich schnell, 
Gesetze wurden bearbeitet, die Sittlichkeit hob sich und der 
Kunstsinn entwickelte sich. Für die Volksbildung Japans 
waren also die traurigen, Jahrhunderte langen Kriege mit Korea 
ein ebenso großer Segen wie für Deutschland die Römerzüge 
der deutschen Kaiser. 

Im Jahre 284 kam Ajiki, ein Prinz von Kudara, an den 
kaiserlichen Hof; er war ein Gelehrter, Kenner der chine- 
sischen klassischen Dichter und Geschichtsschreiber. Ojin Tenno 
machte ihn zum Lehrer der Prinzen Wakairakko. Auf die 
Empfehlung von Ajiki liefe Ojin Tenno den berühmten Ge- 
lehrten Wani aus Kudara nach Japan kommen, dieser brachte 
im nächsten Jahre 285 als Geschenke für den Kaiser die Rengo, 
die Sittenlehre des Coniücius und Senjihon, das Buch der 
1000 Schriftzeichen. Hiermit wurde die chinesische Literatur 
und Morallehre in Japan eingeführt und gleichzeitig die korea- 

2 



— 18 — 

nische talarähnliche Kleidung mit weiten Ärmeln, welche bald 
die früheren japanischen engen Hosen und Röcke verdrängte, 
obgleich sie die Bewegung hinderte. Weil sie vom Kaiser und dem 
Hofe angenommen wurde, trug sie auch in kurzer Zeit das Volk 
und ist bis heute die Tracht der Japaner geblieben. Auch die 
koreanische Bauart verbreitete sich allgemein, man baute groise 
zweistöckige Häuser, die eine Veranda vor dem ganzen Hause 
hatten. Unter Anko und Yuriaku Tenno erbaute man Paläste mit 
drei und mehr Stockwerken. Die Gebäude hatten Schilf- und 
Strohdächer, erst unter Yomei Tenno wurden die Ziegeldächer 
bekannt, doch wurden anfangs nur die buddhistischen Tempel 
mit Ziegeln gedeckt, erst Kokyoku Tenno lieis ihren Palast 
Teikyoku mit Ziegeln decken. Die Kenntnis der Schriftzeichen 
scheint anfangs nur langsame Fortschritte gemacht zu haben, 
und hat offenbar Ojin Tenno, der bestrebt war, sein Volk zu 
bilden, veranlafst, dafs die chinesischen Schriftzeichen allgemein 
erlernt und gekannt wurden; unter ihm nahm auch die Zahl 
der Gelehrten zu. Unter Richu Tenno "sind bereits in allen 
Provinzen Beamte angestellt, welche Chroniken zu schreiben 
und über alles, was von Wichtigkeit zu sein schien, an 
die kaiserliche Regierung Meldungen einzureichen haben. Die 
Gelehrten wurden jedoch noch für lange Zeit aus Korea be- 
rufen, so unter Keitai Tenno aus Kudara Danyoji, Professor 
der Gokyo, der B chinesischen Klassiker, dieser hatte viele 
Studenten, welche die chinesische Literatur weit verbreiteten. 
Unter der Kaiserin Suiko (603) führte der Prinz Regent Sho- 
toku, ein grofser Gelehrter und eifriger Buddhist, die chine- 
sischen 12 Rangklassen ein, welche sich durch Kopfbedeckungen 
unterscheiden, er erliefs auch ein berühmtes Gesetz in 17 Ar- 
tikeln. Damals stand Japan direkt mit China in Verbindung, er 
schickte 607 Ono Imoko mit einer Gesandtschaft nach Zui, einem 
Teile von China, und im nächsten Jahre kam Haiseisei mit einer 
Gesandtschaft von Zui nach Japan. Dies ist der erste offizielle 
Verkehr zwischen Japan und China. In dieser Zeit gingen die 
ersten Gelehrten nach China, um zu studieren, wie Takamuku 
Kuromaro, Nabuchi Ukeyasu und der buddhistische Priester Bun, 
welche in Zui studierten ; nach Japan zurückgekehrt veröffent- 
lichten sie in Schriften, was sie dort gelernt hatten, unter- 
richteten, verbesserten die Gesetze und verbreiteten die chine- 
sische Literatur und Morallehre. Der geistige Einfluß» Chinas 



— 19 — 

erstreckte sich auf alle anderen Wissenschaften. Ärzte, Astro- 
logen, Astronomen, Kalendermacher und Mathematiker wurden 
nach Japan berufen, wie Handwerkslehrer und Künstler. Ojin 
Tenno berief um 300 aus Kudara Schneider, Brauer, Stkker und 
Schmiede, aus Gokoku, China, Stickerinnen und Weber, aus 
Shiragi Schiffsbaumeister, durch welche sich die in damaliger 
Zeit berühmte koreanische Schiffsbaukunst in Japan einbürgerte. 
Durch diese Schiffsbaumeister wurde die ganze Bauart im 
Lande beeinflußt. Iniko Tenno berief mehrere berühmte 
Ärzte aus Shiragi sowie 80 Musiker. Unter Yuriaku Tenno 
führte Prinz Shinki von Kudara die Grundsätze der Malerei 
in Japan ein, auch der Porzellanmacher Koni von Kudara 
errichtete die ersten Porzellanöfen und brachte die Porzellan- 
fabrikation bald auf eine hohe Stufe. Steingut wurde schon 
frühzeitig in Japan hergestellt. Unter Kenso Tenno wird 
zum ersten Male geprägtes Geld erwähnt; dieser Kaiser be- 
stimmte nämlich, dafe in fruchtbaren Jahren 1 Koku = 180 Liter 
Reis „Ginsen ichi mon u , d. i. ein kleines Silberstück, kosten 
solle. 

Nachdem durch Keiko, Seimu, Chuai Tenno und Jingo Kogo 
im Innern Priede geschaffen und der Tenshi mächtig geworden 
war, kamen ruhige Zeiten, welche aber das kriegerische Ge- 
schlecht nicht vertragen konnte. Die Tenshi wurden indolent, 
die Regierungsgewalt ging in die Hände der Kanzler über 
nnd das kaiserliche Ansehen sank so tief, dafs nach dem Tode 
von Nintoku Tenno 498 der Kanzler Heguri Matori, der schon 
Kanzler von vier Tenshi gewesen war, den Versuch wagen 
durfte, sich des Thrones zu bemächtigen. Seine Absicht wurde 
allerdings vereitelt durch den Kronprinzen, den späteren Bu- 
retsu Tenno, welcher sich mit dem Minister Otomo Kanamura 
verbündete, Matori besiegte und erschlug. Aber das Ansehen 
des Tenshi war zu tief gesunken, als dafs diese energische 
Handlung es wieder aufrichten konnte. Die Nachkommen der 
alten Kunitsuko nnd Agatanushi hatten unter der schwachen 
kaiserlichen Regierung ihre alte Macht wieder gewonnen, sich 
in den Besitz ganzer Landesteile gesetzt, grofse Reichtümer 
gesammelt, unterhielten Reiterei und Pufsvolk und warteten 
nur auf die Gelegenheit, sich ganz unabhängig zu machen; um 
die Befehle der Regierung kümmerten sie sich absolut nicht, 
ja es kam zum offenen Landesverrate, indem sie sich mit den 



Feinden des Kaisers verbündeten nnd sich mehrfach offen 
empörten, während die kaiserlichen Trappen w Korea kämpften. 
Die Regierung konnte oft nur mit Mühe diese Aufstände unter- 
drücken, die Macht der Feudalherren zu brechen war sie nicht 
stark genug. Begünstigt wurden die Pläne der Feudalherren 
durch die allmähliche Verbreitung des Buddhismus, der unter 
uddhis- Kimmei Tenno in Japan eingeführt war. Der Glaube stammt 
mu8 - aus Indien; Kenntnis und Aufklärung der Menschheit sind seine 
Aufgaben. Die Lehre ist hochsinnig und edel, nach ihr ist 
Selbstbesserung das Mittel zur Erlösung, nicht Selbstkasteiung 
der Märtyrer. Das ewige Leben, Nirvana, japanisch Nehan, 
erlangt, wer seine Leidenschaften besiegt. 

Die fünf Verbote Buddhas, japanisch Shaka, sind: 1. du 
sollst nicht töten; 2. du sollst nicht stehlen; 3. du sollst nicht 
unkeusch leben; 4 du sollst nicht lügen; 5. du sollst nicht 
berauschende Getränke trinken. 

Seine Forderungen sind weitgehende Nächstenliebe, die 
sich auf die Tiere erstreckt und unbegrenzte Freigebigkeit. 
Einen Glauben fordert Buddha nicht, er war der Sohn eines 
indischen Königs und starb im Jahre 653 v. Chr. (oder 475 v.Chr.). 
Er gründete seine Religion, die in Indien dem Brahmismus 
unterlag, sich aber im Osten und Norden von Indien schnell 
verbreitete. Nach China kam der neue Glaube zur Zeit des 
Kaisers Meitei im achten Jahre Ehei (112 n. Chr.), 300 oder 
400 Jahre später nach Kudara und nach weiteren 115 Jahren 
Jhinto- von dort nach Japan. Hier hatte der Shintoglaube die kaiser- 
riaube. ii h e Macht begründet, derselbe kann nicht eine eigent- 
liche Religion genannt werden, er hat keine Glaubenslehre, 
keine Moralgesetze, keinen Gründer der Religion und keine 
Propheten; das Volk verehrte die Götter, d. h. die Vorfahren 
des Kaisers, wie es den lebenden Tenshi verehrte, neben 
diesen betete es zu einer grolsen Zahl von Lokal- und Natur- 
göttern, wie den Windgott, den Donnergott, den Peuergott, 
den Gott der Nahrung, des Hauses usw. Von übersinn- 
lichen Wesen hatte das Volk keinen Begriff, es gab weder 
einen Himmel noch eine Hölle, nur eine unklare Unterwelt 
Die Götter waren zum Teil wohltätig, zum Teil Verderben 
bringend. Es gab nur eine rohe ungebildete Priesterschaft, 
welche den Dienst in den Tempeln verrichtete, aber nicht zu 
predigen hatte. 



— 21 — 

Ans Korea kam die Lehre des Confucius, japanisch Koshi, Lehre des 
herüber, eine Sittenlehre, welche gleichzeitig die höchsten f ^°. n " 
Pflichten des Menschen in folgender Reihenfolge feststellte: 
Pflichten gegen den Landesherrn, gegen den Lehnsherrn, den 
Vater, den Lehrer und die Mutter, sie befahl die Vorfahren 
zu verehren und die Götter anzubeten. Diese Lehre stellte 
sich dem Shintoglauben nicht entgegen, sie hob das kaiser- 
liche Ansehen und forderte die Sittlichkeit des Volkes, sie war 
daher einfach mit dem Shintoglauben vereinigt worden und 
wurde dem Volke gelehrt. Dieser Glaubenslehre trat der 
alles gleichmachende Buddhismus schroff entgegen, welcher den 
Herrn den Diener, den Lehrer den Schüler, den Vater und den 
Sohn auf gleiche Stufe stellt und die Seligkeit einer zukünftigen 
Welt verheilst Es war daher unausbleiblich, dafe die beiden 
Religionen in Kollision kamen. 

Der König von Kudara sandte 552 an Kimmei Tenno 
einen aus Holz geschnitzten Buddha und die heiligen bud- 
dhistischen Bücher als Geschenk und bat den Kaiser, die neue 
Lehre zu prüfen und einzuführen. Kimmei berief seine Minister, 
um mit ihnen hierüber zu beraten. Bis zu dieser Zeit scheinen 
der Kanzler und die Minister die Regierungsgewalt gemein- 
sam besessen zu haben, jetzt wollte der Kanzler sich der Allein- 
herrschaft bemächtigen. Auch hier in Japan diente die Religion 
wie im Reformationszeitalter in Europa als Deckmantel für 
politische Intriguen. Als daher der Kanzler Soga Iname dem 
Kaiser riet, die Einführung der Lehre des Buddha zu gestatten, 
widersetzten sich energisch die auf die Macht des Kanzlers 
eifersüchtigen Minister. Soga wurde unterstützt von dem 
weisen und gelehrten kaiserlichen Prinzen Umayado, berühmt 
unter seinem Posthumusnamen Shotoku Taishi, der bereits ein 
eifriger Buddhist war. An der Spitze seiner Gegner standen 
die Minister Mononobe Okoshi und Nakatome Kitsumi; sie 
erinnerten den Kaiser an seinen Ahnentempel, seine Vorfahren 
und die alten Götter und warnten ihn davor, aus der Ferne 
neue herzubringen, da die einheimischen Götter dadurch er- 
zürnt würden. Kimmei war unschlüssig und schenkte den Buddha 
Soga Jname, welcher aus seinem Landhause den ersten bud- 
dhistischen Tempel in Japan machte, in dem er den Buddha 
verehrte. Bald nachher brach eine Pest aus, die im Lande 
furchtbar wütete. Diese benutzten seine Gegner, indem sie dem 



— 22 — 

Kaiser vorhielten, dafs die über die Verehrung des fremden Gottes 
in Japan ergrimmten Götter die Pest als Strafe über das Land 
verhängt hätten. Aus Furcht liefe Kimmei seinen Kanzler fallen, 
das zum Tempel eingerichtete Landhaus Soga Jnames wurde 
verbrannt und der Buddha in den Nanikanal in Settsu ge- 
worfen. Die Feindschaft zwischen dem Kanzler und den 
Ministern wurde dadurch noch erbitterter. Unter Bidatsu Tenno 
war der Sohn von Soga Jname, Uinako, Kanzler, er hatte den 
Glauben seines Vaters, wie dessen Ehrgeiz geerbt, erbaute 
eine buddhistische Pagode in der Nähe seines Wohnsitzes, berief 
die buddhistischen Priester Kebin aus Koma und Shibadatsu 
aus China, liefe seine Tochter eine Nonne der Zensekte 
werden und bekehrte viele Japaner zu dem neuen Glauben 
durch Vorlesungen der heiligen Bücher und Einführung von 
religiösen Festlichkeiten. Mononobe Moriya, der Sohn vonOkoshi, 
war dem Glauben seines Vaters treu geblieben und hatte dessen 
Hafe gegen die Sogas geerbt; er und Nakatomi Katsumi unter- 
stützten mit allen ihren Kräften die alte Religion und waren 
bemüht, den Buddhismus zu vertreiben. Als abermals eine 
Pest ausbrach, stellten sie Bidatsu Tenno vor, daüs Umako 
durch magische Künste das Volk verführe und dadurch diesen 
Fluch auf Japan gelenkt habe. Sie erwirkten dadurch vom 
Kaiser die Erlaubnis, die von Umako errichtete Pagode ver- 
brennen und die Zensekte mit allen ihren Nonnen und 
Anhängern vertreiben zu dürfen. Umako geriet über diese 
Niederlage in die höchste Wut, aber seine Feinde waren zu 
mächtig, um sie offen angreifen zu können und er war ge- 
zwungen, einen günstigen Zeitpunkt zu erwarten, um sich an 
ihnen zu rächen, und seine Zeit sollte kommen. Der Prinz 
Umayado unterstützte Umako, wie er dessen Vater Iname 
unterstützt hatte, er benutzte eine Krankheit von Yomei Tenno, 
war stets an dessen Lager, pflegte ihn aufopfernd, rezitierte 
ihm die heiligen Bücher und erweckte in dem kranken Kaiser 
den Wunsch, Buddhist zu werden. Aber da noch nie ein Tenshi 
dem Glauben seiner Vorfahren untreu geworden war, so konnte 
sich Yomei nicht entschließen und berief einen Ministerrat. 
Ein heftiger Streit entbrannte zwischen den Verbündeten 
Mononobe Moriya und Nakatomi Katsumi, welche den Kaiser 
vor dem Übertritt warnten, und Soga Umako, welcher die 
Doktrin des unbedingten dem Kaiser schuldigen Gehorsams 



benützend, es für illoyal erklärte, sich dem Wunsche des 
Tenshi zu widersetzen. Schliefslich siegte die Überredungs- 
kunst des Prinzen Umayado, der Priester Hokoku wurde ge- 
rnfen und Yomei Tenno trat zum Buddhismus über. Hierdurch 
wurde die Freundschaft des Prinzen Umayado mit den Sogas 
för immer besiegelt, die bis zum Tode des Prinzen dauerte. 
Umako erhielt bald nach Bekehrung des Kaisers die Erlaubnis, 
mit den Waffen gegen seine Todfeinde vorzugehen. Katsumi 
fiel als erstes Opfer seiner Rache, dann wurde Moriya bei der 
Verteidigung seiner Burg Shibukawa in Yamato von dem 
Führer der Truppen Umakos, Atomi Ichibi, mit einem Pfeil- 
schuls getötet. Die Familien und Anhänger von Moriya und 
Katsumi wurden niedergemetzelt und vertrieben, ihre grofsen 
Besitzungen wurden unter die Armen verteilt bis auf lOOOO Cho 
(1 Cho = 1 Hektar) Reisfelder, welche Ichibi als Lohn für 
seinen Schüfe erhielt. Damit hatte Soga Umako die höchste 
Macht im Reiche errungen und der Sieg des Buddhismus war 
gesichert, Tempel, Pagoden und Klöster wuchsen im ganzen 
Reiche aus dem Boden und der alte Glaube wurde in den Kot 
gezerrt. Der Übermut Umakos kannte bald keine Grenzen 
mehr und er scheute vor keinem Verbrechen zurück; weil 
Sushun Tenno sein Feind war, liefs er ihn im kaiserlichen 
Palaste von seinem Vasallen Azuina Ataigoma erstechen. 
Der Prinz Umayado sah das furchtbare Verbrechen seines 
Günstlings mit Gleichgültigkeit an und beruhigte sich und 
seine Umgebung mit der Erklärung, dais Sushun Tenno 
habe btiüsen müssen für ein Vergehen, welches er vor seiner 
Geburt begangen habe (buddhistischer Glaube an die Seelen- 
wanderung), an eine Bestrafung des Mörders dachte er nicht. 
Nach der Ermordung von Sushun hob Umako Suiko Tenno, eine 
Tochter von Kimmei Tenno, auf den Thron und machte den 
Prinzen Umayado zum Regenten, während er selbst der all- 
mächtige Minister blieb ; wo er sich zeigte, lag das ganze Volk 
vor ihm im Staube und wagte nicht, sein Antlitz zu erheben. 
Der Buddhismus machte unter ihm reifsende Fortschritte. Beim 
Tode von Umayado 621, kaum 70 Jahre nach Einführung der 
neuen Religion, existierten bereits die drei grolsen Tempel 
Shitennoji, Horyuji und Hokoji in Yamato und 43 kleinere 
Tempel im Reiche zerstreut, man zählte 1380 buddhistische 
Priester und Nonnen. Die Handlungsweise von Umayado ist 



— 24 — 

verdammenswert, zu seiner Entschuldigung muß indessen gesagt 
werden, dafs er ein aufgeklärter, hochgebildeter und gelehrter 
Fürst war; er förderte alle Künste und Industriezweige, war 
selbst Maler und Musiker und hatte erkannt, daß durch 
den Buddhismus Japan zivilisiert wurde, er mufe trotz des 
Fleckens, der sein Andenken beschmutzt, als einer der gröfsten 
Männer und Wohltäter seines Landes hingestellt werden. Soga 
Umako war ein Nachkomme von Takenouchi Sukune, des 
ältesten Mannes, der in Japan gelebt hat, er soll der Sage 
nach 365 Jahre alt geworden sein. Einer seiner Nachkommen 
war stets Kanzler gewesen, die Familie hatte sich immer 
durch Loyalität und Treue ausgezeichnet und war im Laufe 
der Zeit sehr reich und mächtig geworden. Soga Iname 
trieb sein Ehrgeiz, die höchste Stellung im Reiche zu erringen, 
was seinem Sohne Umako gelang, welcher unter Bidatsu, 
Yomei, Sushun und Suiko Tenno 54 Jahre' lang Kanzler war 
und dessen Macht die seines Tenshi verdunkelte. Sein 
Ansehen wurde durch seine nahe Verwandtschaft mit dem 
Kaiserhause noch gehoben, seine Schwester Soga Katashi- 
ohime hatte er mit Kimmei Tenno verheiratet, deren Kin- 
der waren Yomei und Suiko Tenno. Nach dem Tode von 
Katashiohime heiratete Kimmei eine zweite Schwester von 
Umako, Soga Oane no kimi, deren Sohn Sushun Tenno war, 
mithin liefe Umako seinen Neffen Sushun ermorden, um seine 
Nichte Suiko Tenno auf den Thron zu heben. Bei Verfolgung 
seiner ehrgeizigen Pläne und in seinem Glaubenseifer nahm er 
weder auf sein Haus noch auf seine kaiserliche Verwandtschaft 
Rücksicht. Nach seinem Tode folgte ihm sein Sohn Emiji, 
der, allmächtig wie sein Vater, sich noch in seiner Über- 
hebung mit kaiserlichen Ehrungen umgab. Unter der Kaiserin 
Kokyoku Tenno liefs er in Katsuragi in Yamato einen Ahnen- 
terapel für seine Vorfahren errichten und diese mit den 
gleichen Zeremonien und Tänzen verehren wie die Vorfahren 
der Tenshi; ohne die Genehmigung des Kaisers einzuholen, 
tibergab er öffentlich sein Amt seinem Sohne Iruka. Dieser 
wollte, ohne zu fragen, den Prinzen Yamashiro, einen Enkel 
von Budatsu Tenno, auf den Thron heben und als dieser sich 
weigerte, gewaltsame Schritte zu tun, liels er ihn ermorden. 
Er liefs seinen Sohn „Qji" (kaiserlicher Prinz) nennen, seinen 
und seines Vaters Wohnsitze, wie die kaiserlichen Residenz- 



— 25 — 

Schlösser, mit Palisaden und Gräben einschließen und sich stets 
von 50 Mann Leibwachen in voller Kriegsrüstung begleiten. 
Bei Unebigama in Yamato baute er eine Burg mit einem feuer- 
festen Magazin, in welchem er Kriegsgeräte aufspeicherte und 
wartete auf die Gelegenheit, sich mit Waffengewalt des Thrones 
zu bemächtigen. In diesem für das Bestehen des Kaiserhauses 
kritischen Zeitpunkte verbündeten sich Karu, der jüngere 
Bruder der Kaiserin Kokyoku, und der Prinz Nakanooe, ein 
Sohn von Yomei Tenno, mit Nakatome Kamatari, einem kühnen, 
kriegskundigen und treuergebenen Diener des Kaisers, und Soga 
Kurayamada-maro. Die Verschworenen benutzten die Gelegen- 
heit, als der koreanische Gesandte sich zu einer Audienz begab, 
während welcher Iruka im kaiserlichen Palaste niedergehauen 
wurde, sein Vater Emiji wurde in seinem Wohnsitze umge- 
bracht. Die Sogas waren gefallen und der Kaiser hatte die 
Regierungsgewalt wieder in den Händen. 

Wir sind nun an die Grenze des Altertums gekommen, die 
Zeiten der Regierung nach Willkür sind vorüber, das Volk 
wird schnell zivilisiert und verlangt Gesetze, die für alle gleich 
sind. 



m. 

Periode 645—858. 
Blüte der kaiserlichen Macht. 



Kotoku Tenno nahm die chinesische Zeiteinteilung nach 
Perioden von beliebiger Länge an (Ära), und stehen wir nun 
auf festem historischen Boden. Die Kriege mit Korea hatten 
Japan in Verbindung mit der Aufsenwelt gebracht, die chine- 
sische Kultur war in das Land gekommen, aber die alte 
Willkür der Vasallen war bisher nie geändert, sie hatte ver- 
schuldet, dafe das kaiserliche Ansehen tief gesunken war, es 
waren außergewöhnlich kräftige und weise Regenten nötig, um 
die kaiserliche Macht wieder aufzurichten. 

Ära Taikwa: 2. Februar 645 bis 6. Februar 650. — 
Haku-chi: 7. Februar 650 bis 11. Februar 655. 

Mit der Taikwa- Ära wurde die ganze Regierungsform 
geändert, Gesetze wurden erlassen, kräftige, energische Kaiser 
leiteten eine Zeit lang die Regierung, selbst unterstützt von 
klugen und umsichtigen Räten. Die eingeführten chinesischen 
Sitten und Gebräuche schlugen immer tiefere Wurzeln im Volke. 
Die Absichten der Regierung waren die besten, aber die Fort- 
schritte wurden übereilt und paisten häufig nicht für das da- 
malige Volk. Die Steuern wurden so drückend, dafe das Volk 
die Lasten kaum zu tragen vermochte. Der kaiserliche Hof 
wurde glänzend und verschwenderisch, die Zahl der Kuge oder 



— 27 — 

Kokei, d. h. Hofadlige, wurde immer gröfser, die ohne Be- 
schäftigung bei Hofe schwelgten und das Laster verbreiteten. 
In dieser giftigen Hofluft bluten und entwickelten sich die 
Literatur und die schönen Künste. Die Gesetze wurden unter 
jeder Regierung besser und die Befehle des Tenshi wurden 
im ganzen Reiche pünktlich befolgt, so dals diese Periode mit 
Recht die Blüte der kaiserlichen Macht genannt zu werden 
verdient. 

Die Herrscher dieser Periode sind: 

Kotoku Tenno, der jüngere Bruder von Kokyoku Tenno, .«*6 
wurde 59 Jahre alt, führte von China die Gen oder Nengo, d. h. w 
Ära oder Zeitperioden ohne bestimmte Länge, ein. Seine Resi- 
denz war Nagara in Settsu. 

Ära Saimei: 12. Februar 655 bis 24. Januar 662. 

Saimei Tenno, unter diesem Namen bestieg die Kaiserin Ko- ,. 666 . 
kyoku zum zweiten Male den Thron, ihre Hauptstadt war 
Asuka in Yamato. 

Ära Tenji: 25. Januar 662 bis 3. Februar 672. 

661 

Regentschaft der Prinzen Nakanooe, später Tenji Tenno. ^ 337. 

Tenji Tenno, der älteste Sohn von Yomei Tenno, wurde .868 
46 Jahre alt und residierte in Shiga in Omi. 

Ära Sujaku: 4. Februar 672 bis 22. Januar 673. — 1. Jahr 

Haku-ho: 4. Februar 672 bis 22. Januar 673. — 2. Jahr 

Haku-ho: 23. Januar 673 bis 14. Jahr 29. Januar 686. 

Kobun Tenno, der älteste Sohn von Tenji Tenno, wurde 671 

M T 1. U bi8 67 & 

25 Jahre alt. 

Temmu Tenno, der jüngere Bruder von Tenji Tenno, resi- .673 
dierte in Asuka in Yamato, dem letzten Jahre seiner Regierung 
gab er der neuen Ära den Namen Sucho. 

Ära Sucho: 30. Januar 686 bis 17. Februar 687. — Jito: 
18. Februar 687 bis 27. Januar 697. 

Jito Tenno, die dritte Tochter von Tenji Tenno, wurde .686 
68 Jahre alt und residierte in Fujiwara in Yamato. Die ersten w 



— 28 — 

drei Jahre ihrer Regierung fallen in die Ära Sucho, die späteren 
Jahre haben keinen Äranamen. 

Ära Mommu: 28. Januar 697 bis 12. Februar 701. — 

Daiho: 13. Februar 701 bis 9. Februar 704. — Kenin: 

10. Februar 704 bis 27. Januar 708. 

697^ Bumbu Tenno war der Sohn von Kusakabe Taishi, des 

'* zum Kronprinzen ernannten Sohnes von Temmu Tenno, seine 
Residenz war Fujiwara in Yamato, er wurde 25 Jahre alt. 

Ära Wado: 28. Januar 708 bis 8. Februar 715. 

. 707 Gemmei Tenno, die vierte Tochter von Tenji Tenno, wurde 

61 Jahre alt, sie machte Heijo, der alte Name für Nara, in 
Yamato zu ihrer Residenz, wo auch die folgenden sechs Tenshi 
über 70 Jahre laug residierten. 

Ära Reiki: 9. Februar 715 bis 15. Februar 717. — Yoro: 
16. Februar 717 bis 30. Januar 724. 

,715 Gencho Tenno, eine ältere Schwester von Bumbu Tenno, 

bi8 724 ' wurde 69 Jahre alt. 

Ära Jinki: 31. Januar 724 bis 2. Februar 729. — Tembio 
(oder Tenhei): 3. Februar 729 bis 22. Januar 749. 

7 ?fL Seimu oder Shomu Tenno, Sohn von Bumbu Tenno, wurde 

56 Jahre alt, er residierte kurze Zeit in Kyoji in Yamato und 
Naniwa in Settsu, bevor er nach Heijo ging. 



bis 749. 



Ära Tembio shoho (Tenheishoho): 23. Januar 749 bis 

24. Januar 757. 

749 Koken Tenno, die älteste Tochter von Seimu Tenno, wurde 

bi8 76a 63 Jahre alt. 

Ära Tembio hoji (Tenheihoji): 25. Januar 757 bis 

25. Januar 765. 

.768 Junin Tenno, der siebente Sohn von Toneri Shinno (Prinz), 

18 ' eines Sohnes von Nitabe Shinno, dessen Vater Temmu Tenno 

war, für kurze Zeit, bevor er in Heijo residierte, war er in 

Hora in Omi, er wurde 33 Jahre alt. 



— 29 — 

Ära Tembio (Tenhei) jingo: 26. Januar 765 bis 3. Februar 
767. — Jingo keiun: 4. Februar 467 bis 30. Januar 770. 

Shotoku Tenno bestieg unter diesem Namen zum zweiten .? 65 
Male den Thron, dem sie als Koken Tenno 758 entsagt hatte. ls 770 ' 

Ära Hoki: 31. Januar 770 bis 29. Januar 781. — Teno: 
30. Januar 781 bis 17. Januar 782. 
Konin Tenno, ein Sohn von Shiki Oji (Prinz), eines Sohnes v . ttö i 
von Takasaka Oji, eines Sohnes von Tenji Tenno, wurde 
73 Jahre alt. 



bis 781. 



bis 806. 



Ära En riaku: 18. Januar 782 bis 22. Januar 806. 
Kammu Tenno, der älteste Sohn von Konin Tenno, wurde L J81 
70 Jahre alt, im Anfange seiner Regierung residierte er in 
Nagaoko in Yamashiro, dann bezog er das Schlofs Heianjo in 
Kioto, wo bis zum ersten Regierungsjahre des jetzigen Kaisers 
1868 über 1000 Jahre lang alle Tenshi residierten. 

Ära Daido: 23. Januar 806 bis 7. Februar 810. 
Heijo Tenno, der älteste Sohn von Kammu Tenno, wurde l .806 
51 Jahre alt.' 



bis 809. 



Ära Konin: 8. Februar 810 bis 3. Februar 824. 

Saga Tenno, ein jüngerer Bruder von Heijo Tenno, wurde .809 



57 Jahre alt. 

Ära Tencho: 4 Februar 824 bis 11. Februar 834. 



bis 828. 



Junna Tenno, ein jüngerer Bruder von Saga Tenno, wurde 823 
55 Jahre alt. bi8 m ' 

Ära Jowa: 12. Februar 834 bis 8. Februar 848. — Kajo: 
9. Februar 848 bis 4. Februar 851. 

Nimmei Tenno, der zweite Sohn von Saga Tenno, wurde 833 
41Jahrealt. bU «* 

Ära Ninju (Jingu): 5. Februar 861 bis 31. Januar 854. — 

Saiko: 1. Februar 854 bis 29. Januar 857. — Tenan: 

30. Januar 857 bis 6. Februar 859. 

Buntoku Tenno, der älteste Sohn von Nimmei Tenno, wurde 850 
32 Jahre alt. bl8 858 - 



— 30 — 

Jimmu Tenno machte die höchsten Ämter erblich, später 
wurden dies alle und gingen ohne irgendwelche Ernennung 
vom Vater auf den Sohn über, Rang und Amt wurden 
Eigentum der Familien; eine Folge hiervon war, dafe die 
Minister tatsächlich über dem Herrscher standen und 
ganz willkürlich handelten. Die Kunitsuko, die Gouverneure 
der Provinzen, und die Agatanuschi, Bezirksvorsteher, be- 
trachteten ihre Bezirke und das Eigentum ihrer Untergebenen 
als ihr Privateigentum, bemächtigten sich gewaltsam ganzer 
Landesteile, zwangen das Volk zum unbedingten Gehorsam 
und machten dasselbe zu ihren Untertanen. Die Bevölkerung 
hatte keine Stelle, wo sie Recht und Schutz finden konnte. 
Niemand kümmerte sich um die Befehle des Tenshi und von 
einer Zentralregierung kann in dieser Zeit nicht gesprochen 
werden. Wenn der Kaiser die Regierungsgewalt wieder er- 
ringen wollte, so muDste die Macht der grofsen Familien ge- 
brochen werden. Die Gefahr war groß, dals die übermütigen 
Feudalherren sich ganz [Unabhängig erklärten von diesem 
Schatten der kaiserlichen Regierung. Kurz vor dem Regierungs- 
antritt von Kotoku Tenno warf in China der Herrscher das 
Feudalwesen nieder und hob die kaiserliche Macht, er führte 
die absolute Monarchie ein und die Neuorganisation vollkommen 
durch. Als Kotoku Tenno im Jahre 646 den Thron bestieg, 
führte er mit Hilfe seines Vetters, des Prinzen Nakanooe, 
des späteren Tenji Tenno, diese chinesische Organisation ein, 
auch nahm er die chinesische Zeitrechnung nach Nengo an 
und nannte die erste Ära Taikwa. Er hob das frühere 
Kanzleramt und den Staatsrat auf und ernannte nach chinesi- 
schem Muster den Sadaijin, d. h. Minister zur Linken oder 
Ministerpräsident, den Udaijin, d. h. Minister zur Rechten oder 
Premierminister und den Naishin oder Grofesiegelbewahrer. 
Abe Kurashimaro wurde Sadaijin, Soga Kurayamadamaro 
Udaijin und Nakatome Kamatori Naishin, ferner ernannte er 
Takamuku Kuromaro und den Shaku, buddhistischer Ober- 
priester, Bun zu Kunihakase, Professor des Landes und über- 
gab ihnen die Leitung des Kultus und des Unterrichtes; diese 
waren gleichzeitig seine vertrauten Räte, mit denen er alles 
beriet; zu diesen gehörte noch Minabuchi Koiyasu, der frühere 
Lehrer des Kronprinzen Nakanooe, diese drei Gelehrten waren 
im Jahre 607 nach China zum Studieren geschickt. Es gelang 



— 31 — 

Kotoku, die Macht der Feudalherren zu brechen und sie unter 
seine Gesetze und seinen Willen zu beugen, auch gab er 
dem ganzen Lande geordnete Verhältnisse. Um zu erreichen, 
dafs Klagen seiner Untertanen wirklich an sein Ohr kamen, 
liefe er am Tore seines Palastes eine Glocke aufhängen, welche 
jeder läuten durfte, der an ihn appellieren wollte, weil er bei 
den Beamten kein Recht erhalten konnte. In der Nähe der 
Glocke liefe er einen Kasten für Bittschriften anbringen, der 
Bringer hatte sein Schriftstück in den Kasten zu werfen und 
dann an die Glocke zu schlagen, deren Ton das kaiserliche 
Ohr erreichte. Er setzte durch Proklamationen im ganzen 
Beiche den Räubereien und Erpressungen der hohen und 
niederen Beamten ein Ziel und verbreitete Ruhe, Friede und 
Zufriedenheit. Er machte bekannt, dafe das ganze Land 
Eigentum des Tenshi sei, teilte das Reich von neuem in Pro- 
vinzen, Kreise und Bezirke, indem er Flüsse und Gebirge als 
Grenzen bestimmte, alle Menschen ohne Unterschied erklärte 
er als Untertanen des Tenno. Die höchsten Provinzialbeamten, 
die Dairyo, Präfekt, Shoryo, Kreisdirektor, Shusei, Bezirks- 
vorsteher, Shuho, Amtmann, waren vom Tenshi selbst zu 
ernennen, die Amter wurden dauernd besetzt, aber hörten 
auf erblich zu sein. So hatte er das ganze Reich zum Eigen- 
tum und alle Einwohner zu Untertanen des Tenshi gemacht. 
Hierauf liefe er die Felder gleichmäfsig unter das Volk ver- 
teilen und regelte dies durch folgende Gesetze: Jeder Mann 
erhielt 2 Tan (1 Tan = 10 Ar) Reisfeld, jede Frau zwei Drittel 
hiervon. Alle sechs Jahre mufete eine Volkszählung vorge- 
nommen und bei dieser Gelegenheit die inzwischen verfallenen 
Felder neu verteilt werden. Kinder, die sechs Jahre alt waren, 
erhielten ihr Kobunden, d. h. Anteil an Reisfeld, wie er für 
Männer und Frauen festgesetzt war. Was nach Zahlung der 
Steuern vom Feldertrage übrig blieb, gehörte den Leuten. 
Unfruchtbare und minder ertragreiche Ländereien waren nach 
je zwei Jahren gegen guten Boden umzutauschen. Die 
Felder der Verstorbenen wurden eingezogen. Nur unbescholtene 
Personen durften den Kobunden erhalten. Aber nicht allein 
die Nachkommen der Krieger Jimmu Tennos, auch die Ab- 
kömmlinge der Ureinwohner des Landes, welche als Knechte 
und Mägde dienten, erhielten, wenn sie treue Dienstboten 
waren, ein Drittel des für ihre Herren festgesetzten Kobunden. 



— 32 — 

Die Steuern waren: So die Reissteuer, Yo die Frondienste 
und Cho die Haussteuer. Die Reissteuer betrug etwa 4 Prozent 
des Ertrages. Frondienste hatte jeder vom 21. bis zum 60- 
Jahre zehn Tage für öffentliche Arbeiten jährlich zu leisten, für 
jeden versäumten Tag war ein 2 Fuis 6 Zoll langes Stück Leinen 
oder baumwollenes Zeug zu liefern, jedoch konnten diese 
Stoffe auch durch Getreide ersetzt werden. Die Regierung 
hatte als Zahlung alle Landesprodukte anzunehmen, wie z.B. 
Seide, seidene Gewebe und Baumwolle. Die Steuer für 1 Cho, 

1 Hektar, Reisfeld war 1 Jo, 10 Fufs reinseidener Stoff oder 

2 Jo, 20 Fuis halbseidener Stoff oder 40 Fufs Leinen. Die 
Breite der Zeugstücke war gesetzlich 2 Fuis 6 Zoll. Die 
Steuer für ein Haus war 12 Fuis Leinen. Dieser Staatsstreich, 
der mit einem Schlage die Macht der Feudalherren im ganzen 
Reiche niederwarf, war sorgfältig vorbereitet, um etwaige 
Unruhen im Keime zu ersticken, in allen Provinzen waren 
befestigte Grenzsperren mit starker Besatzung angelegt, in 
mehreren Landesteilen standen starke Truppenabteilungen in 
befestigten Lagern, ausgesandte Kundschafter hatten die Stim- 
mung des Landes und alles, was vorging, zu melden und Post- 
stationen waren in grolser Anzahl errichtet. Um Fälschungen 
zu vermeiden, folgten den ausgesandten Orders Ausführungs- 
befehle. Beide waren mit Siegelhälften versehen, die zu- 
sammenpassen mufsten, um dem Befehle Gültigkeit zu geben. 
Auf diese Weise schützte sich der Kaiser vor Unruhen 
und Überraschungen. Alles war zum sofortigen Losschlagen 
bereit Der dritte Teil aller Männer vom 21. bis zum 60. Jahre 
hatten sich auf das erste Alarmsignal sofort als Soldat bei dem 
Truppenteile, dem ein jeder zugeteilt war, zu stellen. Um dem Volke 
Vertrauen und Liebe zu der neuen Regierungsform einzuflößen, 
suchte er für die höchsten Beamtenstellen Männer von erprobter 
Rechtschaffenheit aus und verlangte von diesen, dafis auch sie 
nur solche anstellten. Er verbot, dafö die Richter ohne Bei- 
räte Verbrecher aburteilten, da zu strenge Richter das Volk 
quälen. Niemand durfte unter dem Schutze seiner Amts- 
gewalt sich fremdes Gut aneignen, im Gegenteil war das 
Volk im ungestörten Besitz seines Eigentums zu schützen und 
zu erhalten. 

So hatte Kotoku Tenno mit fester Hand und sicherem 
Auge das Reich, welches er schlecht oder vielmehr gar nicht 



— 33 — 

verwaltet übernommen hatte, zur Ordnung gebracht und ge- 
einigt, hatte die unumschränkte Alleinherrschaft mit verbesserten 
Regierungsformen durchgeführt, die Regierung gekräftigt, be- 
festigt und ihr Ansehen gehoben, gleichzeitig hatte er die Liebe 
und Verehrung seines Volkes errungen. Er führte die am 
besten för sein Volk passenden chinesischen Gesetze ein, schuf 
acht Ministerien nebst vielen anderen Ämtern und erhöhte die 
bisherigen 12 Rangklassen auf 19. Die acht Ministerien bil- 
deten das Staatsministerium „Hassho", sie waren: Shikibu: das 
Zeremonienamt, Kumai: Hofmarschallamt, Minbu: das Mini- 
sterium des Census, der Grenzen, Abschätzung der Steuern, 
der Bauten, Brücken, Flufsregelung und der Landwirtschaft, 
Keibu: Strafkammer, Heibu: Kriegsministerium, Okura: Finanz- 
ministerium, Nakatsukasa: Hof haushält und Jibu: Unterrichts- 
ministerium. 

Zu bewundern ist es, dafs Kotoku Tenno die alten tausend- 
jährigen Institutionen zu beseitigen und die ganz neuen chine- 
sischen Regierungsformen einzuführen vermochte, ohne dais 
irgendwelche ernste Unruhen ausbrachen. Es scheint dies seinen 
Grund gehabt zu haben in erster Linie in der damaligen Hin- 
neigung des ganzen Volkes, ob hoch, ob niedrig, zu chinesischen 
Sitten und Gebräuchen, und dann scheint die Zahl der mäch- 
tigen Feudalgeschlechter nur klein gewesen zu sein. Die 
früheren Eunitsuko (Gouverneure) und Agatanushi (Bezirks- 
vorsteher) wurden, soweit sie sich eigneten, für die neuen 
Ämter ausgewählt, und blieben also ruhig. Unterstützt wurde 
der Kaiser in allen seinen Handlungen von dem ebenso klugen 
wie energischen Kronprinzen Nakanooe, welcher als Tenji Tenno 
fortfuhr, die kaiserliche Macht und das Ansehen der Regierung 
zu heben und die Gesetze zu bessern; unter ihm wurde der Fort- 
schritt immer sichtbarer. Er erhöhte die 19 Rangklassen auf 
26 und führte den Rang des Daijodaijin (Reichskanzler) ein, 
welcher über dem Sadaijin und Udaijin stand, hierzu ernannte 
er den Kronprinzen Oji Otomo, später Kobun Tenno; dieser 
hatte den Vorsitz im Ministerrate und zeichnete die Kabinetts- 
befehle. Temmu Tenno teilte das ganze Volk in erbliche 
Klassen, To, ein: 

1. Klasse: Mabito, Angehörige des Kaiserhauses. 

2. Klasse: Ason, Hofadel. 

3. Klasse: Sukune, hoher Adel. 



— 34 - 

4 Klasse: Kizu, Shintopriester. 

5. Klasse: Doshi, buddhistische Priester. 

6. Klasse: Omi, Ritter. 

7. Klasse: Muraji, niederer Adel. 

8. Klasse: Inagi, Bürger. 

Die Beamten teilte er in acht Kwan, Rangklassen. Jede 
Familie hatte ein Oberhaupt, dem alle Familienglieder Ge- 
horsam schuldig waren. 

Die Haupt -Rangklassen waren in Unterklassen geteilt, 
so dafs das ganze Volk in 48 Klassen geteilt war. Dieselben 
unterschieden sich durch die genau vorgeschriebene Farbe der 
Kleidung und Kopfbedeckung, so dafs man fast das ganze Volk 
uniformiert nennen konnte. 

Unter Jito Tenno wurde eine Gesetzsammlung in 22 Bänden 
vollendet, welche bereits unter Tenji Tenno begonnen wurde. 
Dieses Gesetzbuch liefe sie an alle Beamten verteilen; es ist 
nicht erhalten. 

Bumbu Tenno liefs von Oshikabe Shinno (Shinno ist der 
Titel eines kaiserlichen Prinzen) und Fujiwara Fuhito, dem 
Sohne von Nakatome Kamatari, welcher die Sogas gestürzt 
hatte, die alten mit den neuen Gesetzen vergleichen und die 
besten auswählen, dies Werk wurde im ersten Jahre der Ära 
Daiho, 701, vollendet und erhielt nach der Ära den Namen 
Daiho ritsurei (Daiho- oder Taiho-Gesetz), Gencho Tenno liefs 
dies Gesetzbuch von Fujiwara Fuhito nochmals revidieren. 
Dieser vollendete das Werk in der Ära Yoro, 717 — 723, und es 
erhielt den Namen „Yoro kaishu no rei", es ist das unter dem 
Namen „Taihorei" erhaltene Gesetzbuch. Hiermit war die 
neue Gesetzgebung, welche Kotoku begonnen hatte, klar und 
verständlich beendigt und kann als für jene Zeit als eine vorzüg- 
liche bezeichnet werden. Bumbu Tenno schaffte die Auszeichnung 
des Ranges durch die Kopfbedeckung ab und bestimmte, dals 
jedem Beamten sein Rang durch ein Diplom verliehen werde. 
Der erste, zweite, dritte und vierte Rang war für die Shinno, 
Söhne von Kaisern, reserviert. Die O, Söhne von kaiserlichen 
Prinzen, und die kaiserlichen Beamten wurden in neun Rang- 
klassen eingeteilt. Jede zerfiel in zwei Abteilungen, die 
Sei und Yu, aufserdem gab es von der vierten Klasse an noch 
die Unterabteilungen jo und ge, d. h. oben und unten, bei der 
neunten Klasse gab es noch die Dai- und Sho- Abteilung, so 



— 35 — 

da£s zusammen 30 Klassen existierten. Die Ämter and Be- 
amten zerfielen in zwei große Abteilungen, die Naikwan und 
die Gwaikwan. Naikwan hatte die Angelegenheiten des Hofes 
und der Residenz, Gwaikwan die der Provinzen unter sich. 

Zum Naikwan gehörten: 

1. Jingikwan für Schinto, Tempel und Priester und reli- 
giöse Angelegenheiten. 

2. Dajokwan, der Staatsrat. 

3. Nakatsukasasho, Hofhaushalt. 

4. Shikibusho, Zeremonien- und Ritusamt. 

5. Jibusho, Abteilung für Genealogie, Erbschaften, Musik, 
theatralische Aufführungen, kaiserliche Begräbnisplätze, Ange- 
legenheiten der buddhistischen Priester und Nonnen, Besuch 
und Unterhaltung von Ausländern. 

6. Minbusho, für Zensus, Grenzen, Abschätzung der Steuern, 
Häfen, Gebäude, Flüsse, Brücken und Landwirtschaft 

7. Hyobusho, Kriegsabteilung. 

8. Keibusho, Strafkammer. 

9. Okurasho, Finanzabteilung. 

10. Kunaisho, Hofmarschallamt. 

11. Danjodai, Zensur und Aufsicht über die Beamten. 

12. Sayukyoshoku, zwei Bürgermeisterämter. 

13. Settsushoku, Polizeidirektion. 

Gwaikwan bestand aus den Regierungsabteilungen in Da- 
zaitu in Chikuzen, ein Zivil- und ein Militäramt, und den 
Provinz- und Distriktsregierungsäratern. Jede dieser Ab- 
teilungen setzte sich zusammen aus: 1. Chokwan, Präsident, 
Leiter der Geschäfte; 2. Jikwan, Vizepräsident; 3. Hangwan, 
Geschäftsführer; 4. Shuten, Sekretär. 

Im Hassho, Staatsministerium bestand jedes der acht Mi- 
nisterien aus dem Kei (Präsident), Ho (Vizepräsident), Jo (Ge- 
schäftsführer) und Roku (Sekretär). In den Provinzämtern 
hiefsen diese Beamten Shu (Präsident), Kwai (Vizepräsident), 
En (Geschäftsführer) und Moku (Sekretär). Die Amtsobliegen- 
heiten dieser Beamten waren: der Präsident hatte die Ge- 
schäfte zu leiten, der Vizepräsident unterstützte ihn, der Ge- 
schäftsführer hatte die Ausführung und der Sekretär war 
Bureauchef. Alle Ämter im Naikwan, wie im Gwaikwan 
waren koordiniert, nur Dajokwan war den anderen vorgesetzt. 



— 36 - 

Die militärischen Einrichtungen waren folgendermaüsen. 
Der dritte Teil der männlichen Bevölkerung war vom 21. bis 
zum 60. Lebensjahre dienstpflichtig. Die Einberufenen bildeten 
die Gundan (Brigaden) und taten abwechselnd Dienst in der 
Hauptstadt und in den Provinzen. In der Hauptstadt hieisen sie 
Eishi und hatten die Bewachung des kaiserlichen Palastes, in 
den Provinzen hiefsen sie Bojin und wurden zur Verteidigung 
des Landes eingezogen. In Kioto waren aufser den Eishi noch 
die kaiserliche Leibwache, Emon und die Heiefu, die Bezirks- 
kommandanten. Die Emon und Eishi lösten sich in dem Dienste 
ab, während die Heiefu festen Gehalt bezogen und stets im 
Dienste waren. Es gab drei Arten Gundan: 

Daigundan, gro&e Brigaden über 1000 Mann stark, 
Chugundan, mittlere Brigaden über 600 Mann stark und 
Shogundan, kleine Brigaden unter 600 Mann stark. 

Ein Gundan hatte folgende Unterabteilungen: 5 Mann 
bildeten ein Go; 2 Go, also 10 Mann eine Kwa; 5 Kwa, also 
50 Mann eine Tai; 2 Tai, also 100 Mann eine Ryo; 2 Ryo, also 
200 Mann eine Ko. 

Der Kommandant einer Tai war der Taisei, der Komman- 
dant einer Ryo der Ryosui und der Kommandant einer Ko 
derKoi. Eine Daigundan kommandierte ein Taiki( Oberst), unter 
ihm standen zwei Shoki (Majore) und ein Shubo (Adjutant). Die 
Mittelbrigade (Chugundan) kommandierte ein Taiki, unter dem 
ein Shoki und ein Shubo standen und die Shogundan komman- 
dierte ein Shoki, der einen Shubo hatte. Dies war die Friedens- 
formation , im Kriege wurde für Truppen bis zu 3000 Mann 
Stärke ein besonderes Kommando nicht errichtet; waren 
3—4000 Mann vereinigt, so wurde ein Shogun (wörtlich ein 
Befehlshaber [imperator]), 1 Fukushogun, 1 Generalmajor, 
1 Gunkwan, 1 Generalstabschef, 2 Gunso, 2 Intendanten, 2 Ro- 
kuji, 2 Adjutanten oder Generalstabsoffiziere ernannt. 

Bei einem Armeekörper bis 10000 Mann wurden ernannt: 

1 Shogun, 1 Fukushogun, 1 Gunkwan, 4 Gunso, 2 Rokuji. 

Bei einem Armeekörper über 10 000 Mann: 1 Shogun, 

2 Fukushogun, 2 Gunkwan, 4 Gunso, 4 Rokuji. 

Wurden mehrere Gun (Armeekorps) zu einer Sangun, Armee, 
vereinigt, so mufste ein Taishogun (Generalissimus) ernannt 
werden. 



— 37 — 

Strafen. Als Strafen finden wir in dem Straf-Kodex: 

1. Dozai, Züchtigung mit Ruten, die aus gespaltenem Bambus 
gemacht wurden, 10 bis 50 Streiche, in fünf Klassen. 

2. Jozai, Prügelstrafe, mit Prügeln von hartem Holze, 
60 bis 100 Streiche, in fünf Klassen. 

3. Tozai, Gefängnisstrafe mit Zwangsarbeit von einem 
Jahre aufwärts mit halbjährigen Steigerungen bis drei Jahre, 
gleichfalls fünf Klassen. 

4. Ryuzai, Transportation oder Verbannung, in drei Klassen: 

a) Kinryu, Verbannung in eine Nachbarprovinz ; b) Churyu, Ver- 
bannung in eine ferne Provinz; c) Enryu, Verbannung auf eine 
ferne Insel. Diese Verbannungen konnten bis lebenslänglich 
ausgedehnt werden. 

5. Shizai, Todesstrafe, in zwei Klassen: a) Erdrosselung, 

b) Enthauptung. 

Von Gemmei bis Konin Tenno hatten die sieben Herrscher 
ihre Residenz in Heijo, dem heutigen Nara, und heifst dieser 
Zeitabschnitt „die sieben Höfe von Heijo". Die von Kotoku 
und seinen Nachfolgern eingeführten Institutionen, Gesetze und 
Verordnungen waren bis zu dieser Zeit Gemeingut des Volkes 
geworden, es war gleichzeitig die Herrschaft im Norden des 
Reiches befestigt und die Insel Yezo dem Reiche zugefügt 
Der Shogun Abe Hirofu hatte unter Kotoku Tenno diese 
Insel unterworfen und ein Regierungsamt in Shiribeshi, dem 
westlichen Teile von Yezo errichtet Tenji Tenno hatte end- 
gültig Korea aufgegeben und freundschaftliche Verbindungen 
mit den benachbarten Festlandstaaten angeknüpft. Seine und 
seiner Nachfolger Bestreben war es, die Zivilisation in Japan 
zu verbreiten und zu befestigen. Bumbu Tenno erliefe ein Schul- 
gesetz, errichtete eine Universität in Kioto und Distriktschulen 
in den Provinzen, viele Lehrer und Professoren berief er und 
stellte sie an, um die heranwachsende Jugend zu erziehen und 
zu bilden. Der Professor Sakaibe Ishizumi stellte die Schrift- 
zeichen, Charakter, in einer Sammlung von 44 Bänden zu- 
sammen. Dieselbe ist die „Doshin sen" nach den drei Haupt- 
charakteren: do Handlung, shin der heilige Baum der Shinto, 
sen Holz, benannt. Unter Bumbu machten Literatur, Kunst 
und Industrie, sehr grofee Fortschritte und der Wohlstand hob 
sich im ganzen Reiche. 



— 38 — 

Tenji Tenno bot seinem Bruder Onnabito, der hervorragende 
Geistesgaben hatte, obgleich es sein höchster Wünsch war, 
seinen eigenen Sohn zu seinem Nachfolger zu haben, den Thron 
an, den Onnabito, den Wunsch seines Bruders kennend, aus- 
schlug und Priester in Yoshino in Yamato wurde. Kobun 
Tenno folgte seinem Vater, verfeindete sich aber sofort mit 
Onnabito und dieser empörte sich gegen seinen Neffen (671). 
Otomo Pukehi und Murakuni Oyori, die beiden sehr kriegs- 
tüchtigen Generäle Onnabitos, schlugen überall die kaiser- 
lichen Truppen und schliefslich wurde in der entscheidenden 
Schlacht bei Seta und Awami in Omi Tomotaka, der Shogun des 
Kaisers, nach langem heifsen Kampfe total vernichtet (672). 
Kobun Tenno sah ein, dafs er Onnabito gegenüber ohnmächtig 
war und nahm sich selbst das Leben. Onnabito bestieg als 
Temmu Tenno den Thron und machte bald den Unruhen ein 
Ende, er war ein ebenso weiser, energischer und aufgeklärter 
Herrscher wie Tenji Tenno. Während der sieben Regierungen 
in Heijo (707—781) machte die Zivilisation im Lande allerdings 
sehr grofee Fortschritte und stand die kaiserliche Macht auf 
der Höhe, aber die Herrscher hörten auf, sich um die Re- 
gierung zu kümmern, Kaiser und Hof verweichlichten, wurden 
faul und lasterhaft und dachten nur an Schwelgerei und Luxus. 
Vor 100 Jahren hatten die Sogas mit Hilfe des Buddhismus 
die höchste Gewalt im Staate erlangt und die Herrscher zu 
ihren ehrgeizigen Zwecken ausgebeutet, in der Heijo-Periode 
wiederholten sich diese Vorgänge, nur dafs an die Stelle der 
Kanzler hier zwei ehrgeizige buddhistische Priester, Gembo und 
Dokyo, traten. Der Buddhismus lehrt, dafs böse und gute 
Taten schon in diesem Leben ihren Lohn finden, infolge dieses 
Satzes war der geistig schwache Hof so abergläubisch ge- 
worden, dafe er sich überall und vor allen Dingen fürchtete. 
Natürlich mufste unter diesen Verhältnissen die Macht des 
Buddhismus enorm wachsen, besonders geschah dies unter 
den Kaiserinnen Gemmei und Gencho und dem überfrommen 
Seimu Tenno. Dieser schrieb selbst die heiligen Bücher ab, 
liefe zahlreiche Statuen von Buddha anfertigen, darunter den 
noch heute bewunderten Daibutsu, d. i. grofser Buddha von 
Nara, er verbot irgend ein lebendes Wesen zu töten, setzte 
die Verbrecher in Freiheit, beschäftigte sich nur mit der Re- 
ligion, liefs Armenhäuser, Spitäler und Armenapotheken er- 



— 39 — 

richten und baute in jeder Provinz einen Kokubunji, buddhi- 
stischer Haupttempel. Die von seinen grofsen Vorgängern ein- 
geführten Gesetze wurden von ihm nicht beachtet, die Aus- 
gaben stiegen in das Unendliche und das Laster verbreitete 
sich von oben nach unten. Dies war aber dem Kaiser völlig 
gleichgültig, schliesslich liefs er sich in seinem Glaubenseifer 
den Kopf scheren wie ein buddhistischer Priester, grübelte 
nur noch über die Erfüllung der Vorschriften Buddhas nach 
und nannte sich selbst Sambodo, Sklave des Buddha. Die 
Priesterschaft wurde dadurch selbstverständlich täglich über- 
mütiger, dies stieg noch, als der Priester Gembo der Geliebte 
der Adoptivmutter des Kaisers, der abgedankten Gencho Tenno, 
wurde und im Vertrauen auf ihren Schutz jede Rücksicht fallen 
liefe und Regierungsbefehle nach Willkür herausgab. Fnjiwara 
Hirotsugu versuchte vergebens dem Kaiser die Augen zu öffnen 
und ihn vor dem übermütigen Priester zu warnen. Als Hirotsugu 
dienstlich in Dazaifu in Kyushu war, bemächtigte sich der rach- 
süchtige Gembo der geliebten Gattin Hirotsugus und machte 
sie zu seiner Geliebten, der hierdurch zum äufsersten getriebene 
Gatte empörte sich, wurde jedoch in Hizen von kaiserlichen 
Truppen besiegt, gefangen und enthauptet. Seimu Tenno dankte 
ab und es folgte ihm seine Tochter Koken Tenno, die sich wie 
ihr Vater nur mit der Religion beschäftigte, Bauten aufführte, 
die sie den Tempeln weihte, verbot zweimal während ihrer 
Regierung im ganzen Reiche für ein ganzes Jahr Tiere 
zu töten und Fleisch zu essen; einmal versammelte sie 
5000 Priester in Nara, um dem Daibutsu zu opfern und 
veranstaltete mehrere Male grofse Kirchenfeste, bei welchen 
jedesmal 10000 musikalische Instrumente benützt wurden. 
Die Ausgaben hierfür waren enorm; während sie die Kirche 
mit Reichtümern tiberschüttete, seufzte das gequälte Volk unter 
der Last stets neuer, willkürlich erhobener Steuern. Koken 
Tenno hatte ihren sehr schönen Geliebten Emi Oshikatsu, dessen 
Familienname Fujiwara Nakamitsu war, zu ihrem ersten Minister 
gemacht, dieser hatte eine Zeitlang grofsen Einflute auf die 
Kaiserin, bis diese sich in den Priester Dokyo verliebte, dem 
die leichtfertige Fürstin den Posten Oshikatsus gab und ihre 
Liebe schenkte. Der gefallene Geliebte empörte sich, wurde 
aber besiegt und hingerichtet und Dokyo von seiner Geliebten 
zum Dajodaijin Zenshi, Priester- Reichskanzler, gemacht, bald 



— 40 - 

darauf wurde ihm der Hoorang (abgedankter Kaiser) ver- 
liehen, der übermütige Priester unterschied sich nun weder an 
Macht noch Kleidung und Ehren von dem regierenden Kaiser, 
aber selbst hiermit war er noch nicht zufrieden, er wollte, 
dafs seine Geliebte zu seinen Gunsten dem Thron entsagte. 
Um dies zu erreichen, liefs er von einer seiner Kreaturen dem 
Shujinkwan, höchsten Shintopriester, Asomaro, der Kaiserin 
den Befehl der Götter überbringen, sie habe abzudanken 
und den Thron Dokyo zu übergeben. Diese Unverschämtheit 
rüttelte die leichtsinnige Kaiserin auf, sie schickte ihren treuen 
Anhänger Wake no Kiyomaro zu dem kaiserlichen Ahnen- 
tempel in Usa in Yamato, um von dort den Befehl der Götter 
zu holen. Kiyomaro brachte folgende Antwort: „Seit Be- 
stehen der Welt hat stets ein Mitglied des Kaiserhauses auf 
dem Thron gesessen, nie ein Anderer. Wer ist Dokyo? ein 
niedrig geborener Abenteurer, frevelhaft lüstern nach dem 
kaiserlichen Throne, dessen ärgster Feind er ist". Koken Tenno 
liefe nun ihren Geliebten fallen und nahm ihm seine Ämter 
und Würden. Der Buddhismus aber litt nicht unter dem Falle 
von Dokyo, er erstarkte von Jahr zu Jahr und groise hervor- 
ragende Priester brachten ihn zur vollen Blüte; mit ihm machten 
die Kunst, welche hauptsächlich in seinem Dienste stand, 
Architektur, Schnitzerei und Malerei reißende Fortschritte. 

Seit der Regierung von Kammu Tenno stand das Studium 
der chinesischen Klassiker in hohem Ansehen. Schon früh 
hatten sich Gelehrte einen so grofsen Namen gemacht, dafe 
sie bis heute fortleben, wie Tayasumaro, der unter Gemmei 
Tenno 712 das älteste erhaltene japanische Geschichtswerk 
„Kojiki" verfafste, Toneri Shinno, der Vater von Junin Tenno, 
der Verfasser der Nihonshoki (797), ebenfalls eines Geschichts- 
werkes, ferner Abe Nakamaro, Kibi Mabi, Omi Mifune. Abe 
Nakamaro wurde 716 nach China geschickt, um zu studieren, 
er blieb dort bis zu seinem Tode 770 und erwarb sich wegen 
seiner tiefen Gelehrsamkeit einen grofsen Namen. Mit diesem 
gleichzeitig studierte in China Kibi Mabi, nach Japan zurück- 
gekehrt, wurde er wegen seiner Gelehrsamkeit mit gro&er Aus- 
zeichnung behandelt und stieg bis zum Udaijin, als solcher starb 
er im sechsten Jahre Hoki 775. Omi Mifune war ein Ururenkel 
des Prinzen Oji Otomo, er war ein bedeutender Geschichts- 
forscher und Kenner der chinesischen Klassiker; er erhielt von 



— 41 — 

Koken Tenno den Befehl, den verstorbenen Kaisern von Jimmu 
bis Seimn Tenno Namen nach dem Tode, Posthumusnamen, zu 
geben. Unter diesen ehrenden Namen, welche sie niemals zu 
Lebzeiten trugen, sind sämtliche japanische Kaiser bis zum 
Vater des jetzt regierenden in der Geschichte bekannt. Mifune 
starb im vierten Jahre En riaku 785. Als grolse Dichter dieser 
Periode werden gefeiert Yamabe no Akahito und Kakinomoto 
no Hitomaru. Unter Seimu und Koken Tenno sammelte der 
Sadaijin Tachibana no Moroe die aus alten Zeiten erhaltenen 
Gedichte und stellte sie in Banyoshu zusammen. Die Silben, 
in welchen dies Werk geschrieben ist, sind von den heutigen 
ganz verschieden und werden nach diesem Werke Banyo kana 
genannt, die heute gebräuchlichen Kata kana und Hiragana 
sind später entstanden, die Katakana soll von Kibi Mabi, die 
Hirigana von Kobodaishi erfunden sein, doch ist es nicht er- 
wiesen. 

In die Periode der sieben Höfe von Nara fällt die 
Blüte der Gesetzgebung und der Literatur, gleichzeitig waren 
der Luxus und kirchliche Pomp enorm, für Messen wurden 
unglaubliche Summen verschwendet und, um die Mittel 
zu beschaffen, wurde das Volk mit immer neuen Steuern 
gedrückt. Der Hof und die hohen Beamten vertändelten ihre 
Zeit mit geistreichen Spielereien, das Volk sank moralisch und 
physisch tiefer und tiefer. Konin Tenno erkannte dies und 
suchte der Verweichlichung des Volkes zu steuern, indem er 
das Gesetz, nach welchem ein Drittel der Männer vom 21. bis 
60. Jahre Soldat sein muteten, dahin änderte, dafs nur im 
Bogenschießen und Reiten geübte Männer Soldaten werden 
konnten. Diese wurden für ihre Militärdienste mit dem Koden, 
Reisfeld für Kriegsdienst, belehnt, welcher für drei Generationen 
erblich war. Konin suchte auch die Lasten des Volkes zu er- 
leichtern, wie er handelte sein Nachfolger Kammu Tenno, er 
suchte das Volk zu kräftigen und die Kriegskunst zu heben; 
unter ihm brachen Unruhen in Mutsu, den nördlichen Provinzen 
ans, welche er unterdrückt. Gleichzeitig war er ein eifriger För- 
derer und Beschützer der Literatur und Wissenschaften. Er 
überwies im 13. Jahre En riaku, 794, 306000 Tsubo, 102 Hektar, . 
Reisfelder in Echizen unter dem Namen Kwangakuden, Landes- 
universitätsland der Landesuniversität, der bereits Koken Tenno 
im ersten Jahre Tenhei oder Tembio hoji, 757, 60000 Tsubo, 



— 42 — 

20 Hektar, verliehen hatte, so dafs die Universität jetzt über 
120 Hektar eigene Reisfelder besafe. Unter Kammu Tenno wurde 
Zokn Nihonki, die zweite Auflage der Nihongi, von Sugano 
Mamichi verfa&t. Während der Heijo-Periode, 707 — 781, wurde 
die Regierung häufig durch Aufstände in den nördlichen Pro- 
vinzen beunruhigt, zuerst unter Gemmei Tenno 709 empörten 
sich die Eingeborenen in Mutsu und Echigo. Der Udaiben, 
höchste Beamte des Udaijin, Kosemaro wurde zum Chinteki 
Shogun (Befehlshaber gegen die nördlichen Rebellen) ernannt 
und rückte gegen Mutsu vor, gegen Echigo marschierte der 
zum Seiteki Shogun (Befehlshaber gegen die Rebellen) ernannte 
Mimbutayu (höchster Beamte der Mimbusho, Grenzministeriums) 
Saeki Ishiyu. Auf dem Marsche zogen die Shogune sämtliche 
Soldaten der Provinzen Suruga, Totomi, Kai, Echizen und Etchu 
ein, mit denen der Aufstand niedergeworfen wurde. Dieselben 
Völker erhoben sich, 720, wieder unter Gencho Tenno, sie er- 
schlugen den Ansatsushi, Wächter über das Verhalten des 
Volkes, von Mutsu, Kamitsuke no Hirobito, aber sie wurden 
von den Ansatsushi von Harima, Tajihi Agatamori, schnell zur 
Ruhe gebracht. Unter Seimu Tenno brach eine neue Empörung 
in Mutsu (724) aus , welche von dem zum Jisetsu Taishogun, 
Befehlshaber an Stelle des Tenshi, ernannten Shikibukyo, 
Oberzeremonienmeister, Fujiwara Umagai unterdrückt wurde; 
ein gleichzeitiger Aufruhr in Dewa, die Provinzen Uzen und 
Ugo, wurde von dem Chinteki Shogun Ono Ushigai nieder- 
geschlagen. Nun erbaute der Chinju Shogun, Militärkomman- 
dant, Ono Azumabito Tagajo, die erste Burg in Rikuzen, um 
die Grenzen vor Plünderungen zu schützen, unweit der heutigen 
Stadt Sendai. Die Eingeborenen griffen 774 diese Feste an, 
wurden aber von dem Chinju Shogun Otomo Surugamaro 
zurückgeworfen. Im Jahre 780 brach ein neuer Aufstand in 
Mutsu aus und der Gouverneur von Mutsu Kino Hirozumi 
wurde erschlagen, der Chunagon, sechste Minister, Fujiwara 
Tsungunawa, wurde gegen die Rebellen gesandt, und warf 
den Aufstand mit Hilfe von Fujiwara Koguromaro nieder. Es 
war natürlich, dafs die kriegerischen und freiheitliebenden 
t Volksstämme immer von neuem versuchten, das Joch von sich 
abzuschütteln, da ihre in Untätigkeit versunkenen und verweich- 
lichten Herren nicht die Kraft und Energie hatten, sie im 
Zaume zu halten. 



— 43 - 

Bis Konin Tenno war der Kriegerstand von den Bauern 
nicht getrennt, diese ergriffen das Waffenhandwerk, wenn 
sie einberufen wurden; erst dieser Kaiser trennte gesetzlich 
die beiden Stände. Kammu Tenno, ein energischer und ein- 
sichtsvoller Herrscher, suchte durch verbesserte Militärver- 
hältnisse den Unruhen der Eingeborenen Einhalt zu tun und 
deren Freiheitssinn zu brechen. Als ein neuer Aufstand 784 
im Norden ausbrach, sandte er an seine Stelle als Seiitai- 
shogun (Oberbefehlshaber) Otomo Jemochi, der die Unruhen 
unterdrückte, aber die Ruhe dauerte nur vier Jahre. Wieder 
erhoben sich 788 die nördlichen Stämme, diesmal wollte der 
Kaiser sie erdrücken, er ernannte Kino Kosami zum Seiitai- 
shogun und gab ihm den Befehl, mit sämtlichen Kriegern 
aus dem Bando, alle Provinzen östlich von Tamba und 
Settsu, gegen die Rebellen vorzugehen. Die Truppen sam- 
melten sich bei Tagajo in Rikuzen. Anfangs wurden die Ein- 
geborenen besiegt, aber Iruma Hironari, der Stellvertreter des 
Oberfeldherrn, verfolgte sie ohne die nötigen Vorsichtsmafs- 
regeln, fiel in einen Hinterhalt und wurde mit seinen Truppen 
niedergemacht. Kosami, welcher mit dem Hauptheere ihm ge- 
folgt war, wurde ebenfalls total geschlagen und gezwungen, seine 
mutlos gewordenen Truppen nach Kioto zurückzuführen. Nun 
schickte der Kaiser den Seiitaishogun Otomo Otomaro mit dem 
Fukushogun, Stellvertreter -General, Sakagarai Tamuramaro 
gegen die Rebellen. Nach dreijährigen blutigen Kämpfen siegte 
zwar Otomo Otomaro, aber die Kraft der Yezostämme war noch 
nicht ganz gebrochen, denn im Jahre 801 erhob sich der Yezo- 
häuptling Takamaro und drang bis zur Burg Kiyomi auf der 
Grenze zwischen Iwashiro und Shimotzuke vor, hier wurde er 
von Sakagami Tamuramaro zurückgeworfen. Sakagami baute 
im nächsten Jahre die Burg Izawa in Iwashiro, welche er mit 
4000 Mann besetzte, diese hatten keine andere Beschäftigung, 
als die Bewachung der Burg und kriegerische Übungen. Hier- 
mit ist der Norden wirklich unterworfen, es brachen allerdings 
noch einmal unter Saga Tenno Unruhen aus, die aber im Keime 
erstickt wurden. 

Die Nachfolger des kräftigen Kammu Tenno waren 
schwach und weichlich, führten ein tatenloses üppiges Leben 
und machten Trinkgelage zu ihrer Hauptbeschäftigung; um 
ihrer Verschwendungssucht zu genügen, drückten sie das Volk 



— 44 - 

mit immer neuen Steuern, während die vornehmen Herren 
davon fast ganz befreit waren. Die Kaiser kümmerten sich 
nicht mehr um die Regierung und unter Seiwa Tenno be- 
mächtigte sich Fujiwara Yorifusa, der mütterlicherseits mit dem 
Kaiser verwandt war, der Herrschaft, regierte völlig unab- 
hängig und machte den Tenshi zu seinem Spielzeug. Die 
Macht der Fujiwara- Familie datiert von Saga Tenno, welcher 
im ersten Jahre Konin 810 den Kurandodokoro, Hofverwaltung, 
einführte, an dessen Spitze stellte er Kose Notari und Fujiwara 
Fuyutsugu. Dieses Amt wurde von sieben hohen Beamten 
verwaltet, denen, als die Kaiser aufhörten sich um die Re- 
gierung zu kümmern, die Leitung des Reiches oblag. 
Gesetze. Im elften Jahre Konin, 820, wurde das nach dieser Ära 

benannte Konin -Gesetz erlassen, welches von dem Dainagon, 
fünfter Minister, Fujiwara Fuyutsugu und dem Chunagon Fuji- 
wara Kuzunomaro ausgearbeitet war, ein Kriminal- und Bürger- 
liches Gesetz. Unter Junna Tenno wurde im siebenten Jahre 
Tencho, 830, ein neues Gesetzbuch eingeführt, welches von 
Fujiwara Mitsumori ausgearbeitet war. Im zehnten Jahre 
Tencho, 833, liefs Junna Tenno durch den grofeen Rechtsgelehrten 
Kiyohara Natsuno alle Juristen des Reiches zusammenberufen und 
die unter Temmu Tenno von Fujiwara Fukito herausgegebene 
Gesetzsammlung, welche veraltet war und deren Gesetze von 
den Richtern auf die verschiedenste Weise ausgelegt wurden, 
mit Erläuterungen versehen und definieren. 

Unter Nimmei Tenno wurde das Kebiishi, Polizeiamt, er- 
richtet und Bumya Akitsu zum Kebiishi Betto, Polizeidirektor, 
ernannt, ihm unterstanden 66 Polizeibeamte, welche in Settsu, 
Yamashiro, Yamato, Kawachi und Izumi die Bevölkerung zu 
überwachen hatten, namentlich mufsten sie die Gesinnungen 
der Leute ausspionieren. Nach Buntoku und Seiwa Tenno 
waren im ganzen Reiche Polizeiämter. Da das Volk unter der 
Mifs Wirtschaft von oben sehr verarmt war, hatten Räuber und 
Diebe überhand genommen und die Polizeibeamten daher einen 
sehr schweren Dienst, weshalb ihre Zahl stets vermehrt wurde. 
Scbul- Seit Kammu Tenno hatten Kunst und Wissenschaften 

grofse Fortschritte gemacht und es waren Schulen in grofeer 
Zahl entstanden. Von der Regierung wurde die Daigaku, 
Universität für die chinesischen Wissenschaften, und die Koku- 
gaku, Universität für die Landes -Wissenschaften, erhalten. 



wesen. 



- 45 — 

Aniser diesen wurden noch viele Privatschulen gegründet, von 
denen als die wichtigsten und meist besuchten hervorzuheben 
sind Kwangakuin, ein Gymnasium von Fujiwara Fuyutsugu, 
Gakukwan, Gymnasium der Danirin, Gattin von Eammu 
Tenno, Junnain, Junna Gymnasium von Tsunesada Shinno, einem 
Sohne von Eammu Tenno und Shogakuin, das Gymnasium 
des berühmten Gelehrten Äriwara Yukihara. 

Eine gro&e Anzahl von berühmten Werken wurde in dieser Litera- 
Periode verfalst, unter ihnen Kogoishu, über alte Dichtungen, tur * 
Daidoruishuho, ein medizinisches Werk in über 100 Bänden, 
beide Werke erschienen unter Heijo Tenno, unter Saga Tenno 
erschien Shinsen Seishiroku, Biographien berühmter Männer, 
unter Junna Tenno Hifuryaku, Sammlung in 1000 Büchern von 
Briefen und Schriften berühmter Männer, und Keikokushu, 
Sammlung in 10 Bänden von Gedichten und Sinnsprüchen be- 
rühmter Männer, unter Nimmei Tenno wurde Nihonkoki, Ge- 
schichte von Japan in 40 Bänden, herausgegeben. 

Als Gelehrte werden genannt Imbe Hironari, der Verfasser Gelehrte 
von Kogoishui, Tachibana Hiroai, Sugawara Kiyokimi, Fuji- p er iode. 
wara Otsugu, der Verfasser von Nihonkoki, Haruzumi Yoshi- 
nawa, Yoshimichi Sanesada, Shigeno Sadanushi, der Verfasser 
von Keikokushu und Hifuryaku, Ono Takamura und Minabushi 
Nagakawa. 

Ono Takamura war ein Sohn des Sagi, Staatsrat, Mine- 
mori, Herrn von Mutsu, er begleitete stets seinen Vater und 
beschäftigte sich nur mit Reiten und Bogenschielsen, als Saga 
Tenno dies mißbilligte, gab er aus Loyaliät seine Vergnügungen 
auf und widmete sich mit solcher Hingebung den Wissen- 
schaften, dafs seine Schriften die seiner Zeitgenossen weit 
überragen, er war ein grofser Schreibkünstler und war berühmt 
wegen seiner Sosho, Kursivschrift, und Reisho, Halbkursivschrift, 
er starb im zweiten Jahre Ninju, 852. Haruzumi Yoshinawa 
stammte aus der Provinz Ise, studierte in der Tencho Ära, 
824—833, wurde Tokugyosei, Doctor philosophiae und später 
Sagi. In jener Zeit disputierten die Gelehrten leidenschaftlich 
und suchten sich gegenseitig lächerlich zu machen, ihre Schüler 
machten es wie sie und gründeten Verbindungen, zwischen 
denen es oft zu blutigen Händeln kam. Yoshinawa machte 
von seinen Kollegen eine Ausnahme, nahm keine Schüler an 
und lebte nur seinen Wissenschaften, auch kümmerte er sich 



— 46 — 

nicht darum, wenn er verhöhnt wurde, er starb im zwölften 

Jahre Jogwan, 870. 

Auch Geographie, Astronomie, Mathematik und Medizin 

wurden fleifsig studiert. In der Medizin wurden Abe Manao 

und Izumo Hirosada durch ihr Werk Daidoruishuho berühmt. 
Dichter. Unter den Dichtern dieser Zeit stehen besonders hoch 

Bunya no Yasuhide, Ariwara no Narihira, Sojo Hemjo und 

Ono no Komachi. 
Schön- in der Schönschreibkunst machte sich Tachibana Hayanari 

Bchr6]h~ 

t nmst einen gro&en Namen, sowie Saga Tenno und der Priester 

Kukwai. Diese werden die drei grofsen Lehrer genannt. 
Maler. in der Malerei erwarb sich Kudara Kawanari unter Heijo 

Tenno groise Berühmtheit, er malte Porträts, Landschaften 
und Pflanzen so lebenswahr, dafs die von ihm aufgestellten 
Kegeln für lange Zeit von den Malern befolgt wurden. 

Neben diesen machten alle anderen Künste und Industrie- 
zweige grofse Fortschritte. 

Religion. Trotz der Macht des Buddhismus blieb die Partei, 
welche dem Shintoglauben treu blieb, so stark, dafs die 
beiden berühmten buddhistischen Priester Denkyo und Kobo 
den Religionsstreit durch die Vereinigung des Buddhismus mit 
dem Shintoglauben beendeten, dieser neue Glaube schlug bald 
tiefe Wurzel im ganzen Volke. 

Denkyo Denkyo stammte aus der Provinz Imi, sein Name war 

*** u Saijo, in seinem zwölften Lebensjahre kam er zu dem Hoshi 
(buddhistischen Priester) Gyohyo und wurde ein Mitglied der 
Ishiki- Sekte, im siebenten Jahre Enriaku, 788, baute er am 
Berge Hieizan bei Kioto den Tempel Nemotochudo, den später 
berühmten Tempel Enriakuji. Später studierte er in China, 
wo er zur Temdai- Sekte übertrat, welche er, nach Japan 
zurückgekehrt, verbreitete; er starb im 13. Jahre Konin, 822, 
und erhielt von Seiwa Tenno den homyo oder haimyo (Posthumus- 
namen) Denkyo Daishi, Daishi ist der Titel des höchsten 
buddhistischen Priesters (Bonzen). 
Kobo Der buddhistische Priester Kobo stammte aus Sanuki, sein 

" Name war Kukwai, im 24. Jahre Enriaku, 805, ging er im 
Gefolge des japanischen Gesandten Kuzunomaro nach China, 
wo er ein Mitglied der Mikyo- Sekte (eine geheime Sekte) 
wurde. Im siebenten Jahre Konin, 816, baute er den Tempel 
Kongoboji auf dem Berge Koyasan im südlichen Teile von 



— 47 — 

KiL Er starb im zweiten Jahre Jowa, 835, und erhielt von 
Daigo Tenno den Namen Kobo Daishi. 

Unter Suiko Tenno kamen die Sanrin- und die Sujitsu- Buddhi- 
Sekte, unter Seimei folgten die Hoso- und Kusha- Sekte, unter sekteiu 
Seimu (oder Shomu) Tenno die Kagen- Sekte, unter Junin Tenno 
die Bisshu- Sekte, so dafs, nachdem Denkyo die Tendai- und 
Eobo die Shingon- Sekte nach Japan gebracht hatten, hier 
nunmehr acht buddhistische Sekten existierten. 

Bis zur Mitte des siebenten Jahrhunderts wurde das ge- Münz- 
prägte Geld aus China importiert. Im ersten Jahre Kado weseiL 
(Wado), 708, wurde die erste Kupfermünze in Japan geprägt, 
welche die Umschrift „Kado Kwai Ho u trug, unter Junin Tenno 
wurden im vierten Jahre Tembio hoji, 760, Gold-, Silber- und 
Kupfermünzen geprägt, die Goldmünze hatte die Umschrift 
„Kaiki Shoho", die Silbermünze „Taihei Gemho" und die Kupfer- 
münze „Mannen Tsuho u . Unter Shotoku Tenno wurde im ersten 
Jahre Tenhei (Tembio) jingo, 765, eine Kupfermünze „Jingo 
Kaiho" geprägt, unter Kammu Tenno im 15. Jahre Enriaku, 
796, die Kupfermünze „Ryuhei Eiho u , unter Saga Tenno im 
neunten Jahre Konin, 818, die Kupfermünze „Fuju Shimpo u , 
unter Nimmei Tenno im zweiten Jahre Jowa, 835, die Kupfer- 
münze „Showa Shoho", im ersten Jahre Kajo, 848, die Kupfer- 
münze „Chonen Taiho". 

Die Musikkunst kam von Korea und China und bürgerte Musik. 
sich bald in Japan ein, die Instrumente, welche man benützte, 
waren Sho und Shichiriki (Pfeifen), Yokobue (Flöte), Gogen Ceine 
Art Guitarre mit vier Saiten), So (ein ausgeholtes Holz in Form 
eines Fisches, welches geschlagen wurde), Taiko (die Trommel), 
Shakuhachi (eine Flöte, die am Ende geblasen wurde), Biwa 
(eine Laute mit vier Saiten), Ku (eine Fiedel mit drei Saiten), 
Ko (eine liegende Harfe mit 28 Saiten), Koto (ein dem letzteren 
ähnliches Instrument, welches 13 Saiten hat), aufser diesen 
waren noch viele andere Instrumente im Gebrauch. 

Die meisten Waffen wurden in dieser Periode noch im- Waffen- 
portiert, doch stand die Waflfenschmiedekunst bereits in hohem sc ie( e ' 
Ansehen, sie war eine adelige Kunst, welche selbst Kaiser 
übten. Unter Buntoku Tenno schmiedete der Waffenschmied 
Temkoku das berühmte Schwert Kogarasumaru, welches als 
kostbares Kleinod jahrhundertelang in der Familie Heiji (Taira) 
aufbewahrt wurde. Die Waffenschmiede brachten ihren Namen 



— 48 - 

auf den Klingen an, wodurch der Wert des Schwertes erhöht 
wurde. 

Während der verschwenderischen Heyo- Periode kamen 
namentlich die Künste auf eine hohe Stufe, welche Schönheit 
und Eleganz vereinen, so namentlich die Herstellung von Lack- 
sachen in verschiedenen Farben mit eingelegten Mosaikgemälden 
oder der Lack wurde mit Gold- und Silberstaub gemischt 
Auch die Porzellanfabrikation und -Malerei entwickelten sich 
erstaunlich. 
Bauart. Seit Kammu Tenno wurde meistens der chinesische Bau- 

stil angewendet, als dieser Kaiser seine Residenz von Heijo 
nach Kioto verlegte, liefe er sein Schlote in chinesischem Stil 
auffuhren, da er, wie alles Chinesische, auch diesen Stil bevor- 
zugte, ihm folgte natürlich der Adel und die hohen Beamten, 
die sämtlich ihre Häuser und Schlösser in diesem Stil errichten 
ließen und an Pracht und Glanz miteinander wetteiferten. 



IV. 

Periode 858-1068. 

Die vormundschaftliche Regierung der Fujiwara. 



Nach dem Falle der Soga war eine Zeitlang von klugen 
und energischen Herrschern die Regierung geleitet, weise 
Gesetze gegeben und deren Befolgung streng durchgeführt, 
die kaiserliche Macht hatte den Gipfel erreicht. Aber in 
der Periode Heijo, wo alles vollkommen schien, kein äufserer 
Feind da war, keine Unruhen mehr das Land zerrütteten 
und alles beseitigt war, was bis dahin die Kaiser zur Tätig- 
keit gezwungen hatte, waren sie nachlässig und untätig ge- 
worden. An Stelle der bisherigen Sittenstrenge, Einfachheit 
und Sparsamkeit war Üppigkeit, Luxus und Verschwendung 
getreten. Dem Beispiele der Herrscher war der Hof und das 
ganze Volk gefolgt. Das Ansehen der Tenshi litt sehr dadurch, 
dafs mehrere Frauen den Thron bestiegen, welche zum Teil 
durch ihre Sittenlosigkeit allgemeines Ärgernis erregten. Hierzu 
kam, dafs mit der Einführung und Annahme aller anderen 
chinesischen Sitten und Institutionen, es auch gebräuchlich ge- 
worden war, dafs nach buddhistischem Prinzip, die Tenshi 
sich von den weltlichen Sorgen und Zerstreuungen zurückzogen 
und dem Thron entsagten. Von dieser Gewohnheit machten 
gewissenlose Minister Gebrauch, indem sie unmündige Kinder 
auf den Thron hoben und dieselben abdanken lielsen, wenn sie 
mündig wurden. So war es denn etwas ganz Gewöhnliches, 



— 50 — 

dals drei Tenshi gleichzeitig lebten, ein Knabe auf dem Throne, 
sein Vater, Bruder und Grofsvater als abgedankte Kaiser. 
Diese Sitte war es, welche die Macht der Tenshi vollständig 
brach, Minister ergriffen die Zügel der Regierung und herrschten, 
als ob niemand über ihnen stände. 

Unter Seiwa Tenno kam das Haus Fujiwara an die Spitze 
der Regierung, welches sich unter mehreren Herrschern große 
Verdienste erworben hatte und mit dem Kaiserhause viel- 
fach verschwägert und tatsächlich über 200 Jahre an Stelle 
der Tenshi regierte. Die allmächtigen Minister aus dem 
Hause Fujiwara waren: Yoshifusa, Mototsune, Tadahira, Sa- 
neyori, Korechika, Kanemitsu Yoritada, Kaneie, Michitaka, 
Michikane, Michinaga und Yorimichi, indessen leiteten von 
Mototsune bis Saneyori 59 Jahre lang die Tenshi die Regierung 
selbständig. 

Die Herrscher in dieser Periode waren: 

Ära Jogwan: 7. Februar 859 bis 17. Januar 877. 

,868 Seiwa Tenno, der siebente Sohn von Buntoku Tenno, 

biB m ' wurde 31 Jahre alt. 

ÄraGwangio(Grenkei): 18. Januar 877 bis 19. Januar 885. 

877 Josei Tenno, der älteste Sohn von Seiwa Tenno, wurde 

bi8 884 ' 83 Jahre alt. 

Ära Ninna (Nimva): 20. Januar 885 bis 3. Februar 889. 

884 Koko Tenno, der dritte Sohn von Nimmei Tenno, wurde 

bi8 * 7 ' 58 Jahre alt, 

Ära Kampei (Kwanhei): 4. Februar 889 bis 25. Ja- 
nuar 898. 

887 Uda Tenno, der siebente Sohn von Koko Tenno, wurde 

bi« 897. fl . T , u ' 

65 Jahre alt. 

Ära Shotai: 26. Januar 898 bis 22. Januar 901. — Engi: 
23. Januar 901 bis 19. Januar 923. — Encho: 20. Ja- 
nuar 923 bis 21. Januar 931. 

897 Daigo Tenno, der älteste Sohn von Uda Tenno, wurde 

bU 93 °- 46 Jahre alt. 



bis 946. 



— 51 — 

Ära Johei (Shohei): 22. Januar 931 bis 2.Februar 938. — 
Tengio (Tenkei): 3. Februar 938 bis 24. Januar 947. 

Sujyaku Tenno, der elfte Sohn von Daigo Tenno, wurde 
30 Jahre alt. 

Ära Tenriaku (Tenreki): 25. Januar 947 bis 2. Februar 
957. — Ten toku: 3. Februar 957 bis 19. Januar 961. 
— Owa: 20. Januar 961 bis 15. Februar 964. — Koho: 
16. Februar 964 bis 1. Februar 968. 
Murakami Tenno, der jüngere Bruder von Sujyaku, wurde u .946 
42 Jahre alt. 



bis 967. 



Ära Anna: 2. Februar 968 bis 8. Februar 970. 

Reizen Tenno, der zweite Sohn von Murakami Tenno, .967 
wurde 62 Jahre alt. bw ÖÄ 

Ära Ten roku: 9. Februar 970 bis 5. Februar 973. — 
Tenen: 6. Februar 973 bis 2. Februar 976. — Jogen 
(Teigen): 3. Februar 976 bis 9. Februar 978. — Tengen: 
10. Februar 978 bis 15. Februar 983. — Eikwan: 16. Fe- 
bruar 983 bis 23. Januar 985. 
Enyu Tenno, der jüngere Bruder von Reizen Tenno, wurde 969 
33 Jahre alt bis 984 ' 

Ära Kwanna: 24. Januar 985 bis 31. Januar 987. 

Kwazan Tenno, der älteste Sohn von Reizen Tenno, wurde 984 

41 Jahre alt bis986 ' 

Ära Eien: 1. Februar 987 bis 8. Februar 989. — Eiso: 
9. Februar 989 bis 29. Januar 990. — Shoriaku (Seireki): 
30. Januar 990 bis 2. Februar 995. — Chotoku: 3. Fe- 
bruar 995 bis 19. Januar 999. — Choho: 20. Januar 999 
bis 24. Januar 1004. — Kwanko: 25. Januar 1004 bis 
25. Januar 1012. 
Ichijo Tenno, der älteste Sohn von Enyu Tenno, wurde 986 
31 Jahre alt. bi8 101L 

Ära Chowa: 26. Januar 1012 bis 30. Januar 1017. 

Sanjo Tenno, der zweite Sohn von Reizen Tenno. wurde ton 

42 Jahre alt. bis 1016 ' 

4* 



— 52 - 

Ära Kwannin: 31. Januar 1017 bis 14 Februar 1021. — 

Jian (Chian): 15. Februar 1021 bis 12. Februar 1024. — 

Manju: 13. Februar 1024 bis 29. Januar 1028. — Chogen: 

30. Januar 1028 bis 18. Januar 1037. 

1016 Groichijo Tenno, der dritte Sohn von Ichijo Tenno, wurde 

bi81086 - 29 Jahre alt. 

Ära Choriaku(Choreki): 19. Januar 1037 bis 14. Februar 

1040. — Chokiu: lö.Februar 1040 bis 1. Februar 1044. — 

Kwantoku: 2. Februar 1044 bis 8. Februar 1046. 

1086 Gosujyaku Tenno, der jüngere Bruder von Goichijo Tenno, 

bis 1046. wurde 37 Jahre alt 

Ära Ei jo (Eisho): 9.Februar 1046 bis 22. Januar 1053. — 

Tengi(Temki): 23. Januar 1053 bis 26. Januar 1058. — 

Kohei: 27. Januar 1058 bis 7. Februar 1065. — Jiriaku 

(Jireki): 8. Februar 1065 bis 25. Februar 1069. 

1046 Goreizen Tenno, der älteste Sohn von Gosiyyaku, wurde 

bis 1068. u Jahre aU 

Nach dem Tode von Buntoku Tenno (858) bestieg der damals 
neun Jahre alte Seiwa Tenno den Thron. Während seiner 
Minderjährigkeit leitete sein Grofsvater mütterlicherseits, der 
Dajodaijin (erste Minister) Fujiwara Yoshifusa, die Regentschaft. 
Er war der erste Minister, welcher selbständig regierte, und 
erlangten mit ihm die Fujiwara die höchste Macht im Staate. 
Der Gründer dieses Hauses war Nakatome Kamatori, ein 
Nachkomme von Amazu Koyane no Mikoto; Nakatome hatte 
Nakanooe Oji, den späteren Tenji Tenno, unterstützt bei dem 
Sturze der Soga sowohl' wie bei der Einführung chinesischer 
Institutionen, um die absolute Monarchie zu organisieren, durch 
welche die Macht des Tenshi wieder zur Blüte kam. Er war 
zur Belohnung für seine grofsen Verdienste zum Naidaijin 
(vierthöchsten Minister) ernannt und hatte den Daishokukwan 
(höchsten Hofrang) erhalten. Sein Sohn, Fujiwara Fuhito, 
diente unter den vier Tenshi Jito, Bumbu, Gemmei und Gencho 
mit Treue und Energie und zeichnete sich durch Weisheit und 
Gelehrsamkeit aus; unter Bumbu Tenno sammelte und vervoll- 
ständigte er das Taiho-Gesetz 701, welches das Fundament 
für alle folgenden Gesetze blieb, er stieg bis zum Udaijin, seine 



— 53 — 

älteste Tochter war die Geliebte von Burabu Tenno und seine 
zweite wurde sogar die rechtmäßige Gattin von Seimu Tenno, 
welcher ihm den Okurina (ehrender Name nach dem Tode) Dan- 
kaiko verlieh. Fujiwara Fuhito hatte vier Söhne: Takechimaro 
genannt Nanki, Fusatsugu genannt Hokke, Umagai genannt 
Shikike und Maro genannt Kyoke. Die Verdienste, welche sich 
Nakatome und sein Sohn um das Kaiserhaus erworben hatten, 
machten die ganze Familie groß* und mächtig. Viele Söhne 
des Hauses erhielten glänzende Stellungen, so wurde unter 
Seimei Tenno Fujiwara Takechimaro Udaijin, unter Koken 
Tenno Fujiwara Toyonari Udaijin. Yunin Tenno schickte Fuji- 
wara Nakamaro als Gesandten nach China und redete ihn 
Oheim an, Shotoku Tenno ernannte Fujiwara Nagate zum Sadaijin, 
unter Konin Tenno wurde Fujiwara Yoshitsugu Naidaijin und Fuji- 
wara Uona Sadaijin, unter Kammu Tenno waren nacheinander 
Udaijin F.Tamaro, dann F.Korekimi, dann F.Tsugunawa, unter 
Heijo Tenno war F. Uchimaro Udaijin, unter Saga Tenno 
nacheinander F. Sonobito und F. Fuyutsugu Udaijin, unter 
Junna Tenno war F. Otsugu Sadaijin, unter Nimmei Tenno 
F. Mitsumori Udaijin, unter Buntoku Tenno F. Yoshisuke 
Udaijin. DieRe Minister waren alle Nachkommen von F. Nanki 
(Takechimaro) oder F. Hokke (Fusatsugu) oder F. Shikike 
(Umagai), den drei ältesten Söhnen von F. Fuhito. Die Tochter 
von F. Yoshitsugu erhob Kammu Tenno zu seiner recht- 
mäßigen Gattin, ebenso wählte Nimmei Tenno eine Tochter von 
F. Fuyutsngu zur Gattin. Es waren also die Fujiwaras mehrfach 
mit dem Kaiserhause verschwägert, sie waren stets bei Hofe 
und in der Nähe der Tenshi und immer die treuesten Diener 
ihrer kaiserlichen Verwandten, die viel dazu beitrugen, das 
Ansehen des Tenshi zu heben. Für ihre vielen und großen 
Verdienste wurden sie aber auch in reichem Mals belohnt. 
Besonders erwähnt zu werden verdient noch F. Momokawa, 
welcher zusammen mit Wake Kiyomaro den Priester Dokyo, 
den Geliebten der Kaiserin Koken, stürzte. F. Momokawa 
setzte es mit seinem Einflufs auf die Kaiserin durch, dafs 
Konin und Kwammu Tenno, welche von Koken Tenno gehalst 
wurden, den Thron bestiegen, womit er die Dynastie rettete. 
Inzwischen hatten sich die Tenshi in dem ungestörten 
Frieden und der Ruhe im Lande an Untätigkeit gewöhnt und 
sich der Regierungssorgen entledigt, während die Fujiwara 



— 64 - 

allmächtige Minister wurden. Nimmei Tenno hatte Jnnko, die 
Tochter von F. Fuyutsugu und Schwester von F. Yoshifusa zu 
seiner Gattin erhoben. Ihr Sohn war Oji Michiyasu, der zum 
Kronprinzen ernannt wurde, Abiko, die Tochter seines Oheims 
des Udaijin F. Yoshifusa, heiratete und den Thron bestieg, er 
war Buntoku Tenno; anfangs hatte dieser die Absicht, seinen 
ältesten Sohn Koretaka Shinno zum Kronprinzen zu machen, 
dieser war aber kein Sohn von Abiko, welche auch einen Sohn 
hatte, und nun setzte F. Yoshifusa durch, dafe dieser zum 
Thronfolger ernannt wurde. Natürlich wurde dadurch der 
Einfluß; von Yoshifusa immer größer. Der Kaiser ernannte 
ihn zum Dajodaijin, ein Amt, das allein dem Sohne eines Tenshi 
zukam und nur in seltenen Fällen bisher besetzt war. Tenji 
Tenno hatte zum ersten Male diesen Posten seinem Sohne 
Oji Otomo verliehen und später Jito Tenno seinem Sohne 
Takaichi Oji, die übrigen kaiserlichen Prinzen waren immer 
nur Chi Dajodaijin (zeitweilige Dajodaijin), nur Shotoku 
Tenno hatte ihrem Geliebten, dem Priester Dokyo, dies Amt 
verliehen, und jetzt erhielt es F. Yoshifusa als zweiter, ohne 
Prinz zu sein. Er erhielt auch von Buntoku Tenno zwei 
Hoken (Säbel, die nur von dem Tenshi getragen wurden) 
und die Erlaubnis, bewaffnet den kaiserlichen Palast betreten 
zu dürfen. Als der neunjährige Seiwa Tenno den Thron be- 
stieg, wurde F. Yoshifusa zum Sessho (Vormund-Regent) ernannt, 
ohne jemandem verantwortlich zu sein; er leitete die Regierung 
weise und mit kräftiger Hand, erliefe das Taikwan-Gesetz und 
Vorschriften für die Feste des Confucius. In Kioto, Dazaifu, 
Echizen und auf Kyushu liefe er Reisspeicher bauen; sowohl 
um einer Hungersnot vorzubeugen, als auch ein übermäßiges 
Steigen der Reispreise durch Spekulation zu verhindern, ferner 
legte er Küstenverteidigungen an, um gegen feindliche Ein- 
fälle gesichert zu sein, auch schickte er in alle Landesteile 
tüchtige Beamte zur Leitung der Administration. Als die hervor- 
ragendsten von diesen werden genannt Kino Amamori, Ftyiwara 
Yasunori, Kino Natsui und Ariwara Yukihara. 

Nach der Abdankung von Seiwa Tenno (876) bestieg Josei 
Tenno den Thron, während seiner Minderjährigkeit war Fuji- 
wara Mototsune Sessei (oder Sessho). Als Josei heranwuchs, 
lasterhaft wurde, sich absolut nicht um die Regierung kümmerte 
und nur seinen schwelgerischen Vergnügungen lebte, setzte ihn 



— 55 — 

Mototsune ab (884) und hob Tokiyasu Shinno, den dritten Sohn 
von Nimmei Tenno, Koko Tenno auf den Thron (885); dafs 
niemand es wagte, sich Mototsnne zu widersetzen, zeigt die 
Macht des tiessho. Koko Tenno, ein einsichtsvoller Fürst, 
hatte die Absicht, die Macht des Tenshi über die des Kwam- 
paku zu stellen (Mototsnne war, als Koko Tenno gro&jährig 
geworden war, von diesem zum Kwampaku [Regent] ernannt 
and leitete weiter die Regierung), aber da der Kaiser doch von 
Mototsnne auf den Thron gehoben war, so glaubte er nicht, 
energisch ihm gegenüber auftreten zu dürfen, er dankte ab und 
es folgte ihm sein Sohn Uda Tenno; auch er, ein kluger und ener- 
gischer Fürst, wünschte die Macht der Fujiwara zu vernichten, 
was aber, solange der edle Mototsnne lebte, unmöglich war. Koko 
Tenno hatte viele Söhne, aber aus Furcht vor Mototsnne wagte 
er keinen zum Kronprinzen zu ernennen. Als er einmal schwer 
erkrankte, bat ihn Mototsune, den Prinzen Jiju, den begab- 
testen der Söhne des Kaisers, zum Thronfolger zu ernennen. 
Der Kaiser erfüllte die Bitte des Kwampaku, liefs den Prinzen 
rufen, teilte ihm die Handlungsweise Mototsunes mit und er- 
mahnte ihn, nie zu vergessen, was er sowohl wie sein Vater 
der Stärke, dem Mute und der Fürsorge des Kwampaku ver- 
dankten. Uda Tenno hatte nicht lange auf seine Unabhängig- 
keit zu warten; im dritten Jahre Kwampei starb F. Mototsune 
(891), nun nahm der Tenshi die Zügel der Regierung in seine 
eigene Hand und regierte weise und heilbringend für sein Volk. 
Da die Fujiwaras die höchsten Stellen bei Hofe inne hatten 
und unermeüslich reich waren, sah Uda Tenno ein, dafs er nicht 
ohne Vorbereitungen die Gewalt des Hauses brechen könne, was 
nötig war, damit nicht in kurzer Zeit die Familie wieder die 
kaiserliche Macht gefährde. Der Kaiser wollte dies dadurch 
erreichen, dais er eine andere, den Fujiwaras feindliche Familie, 
ihnen gegenüberstellte. Hierzu schien ihm ganz besonders Suga- 
wara Michizane, der Chef des Kurando (Hofmarschallamt mit 
ministerieller Macht), geeignet, wenn er diesem die Mittel gab, 
der Willkür der Fujiwaras ein Ziel zu setzen. Michizane, der 
dritte Sohn des Sangi Koreyoshi, hatte sich schon als Student 
durch seine Gelehrsamkeit ausgezeichnet und war für seine 
Schriften in der Jogwan-Ära Tokugyosei, Dr. phil., geworden, 
später wurde er Gon no kami (zweiter Herr) von Shimotsuke. In 
der Ära Ninna 885 bis 889 wurde er Kami (Herr) von Sanuki auf 



— 56 — 

Shikoku. Uda Tenno war auf ihn schon früher aufmerksam 
geworden und glaubt« jetzt, in ihm die geeignete Persönlich- 
keit zur Erreichung seines Zweckes gefunden zu haben, er 
ernannte ihn zum Gon Dainagon (Vize, fünften Minister) und 
zum Udaisho (vierten General), welche Ämter Michizane 
gleichzeitig bekleidete, wodurch er gro&en Einfluß erlangte. 
Vielleicht wäre es Uda Tenno gelungen, durch Michizane 
die Macht der Fujiwara zu beseitigen, aber er dankte zu 
früh zu Gunsten seines Sohnes Daigo Tenno ab (897). Kaum 
hatte der neue Kaiser den Thron bestiegen, so gelang es den 
Fujiwaras, den Einfluß ihres gefährlichen Feindes Sugawara 
Michizane zu vernichten. Uda dankte als eifriger Buddhist nach 
kaum neunjähriger Regierung und erst 31 Jahre alt ab, legte 
die kaiserlichen Gewänder nieder, liefs sich das Haupt scheren 
und wurde Hoo (abgedankter Kaiser, der Priester geworden 
ist). Daigo Tenno ernannnte Fujiwara Tadahira zum Dainagon 
und Sugiwara Michizane zum Gon Dainagon (Vize -Dainagon), 
später avancierte F. Tadahira zum Sadaijin und Michizane zum 
Udaijin. Michizane war nicht vom alten Hofadel und fühlte, 
daß er allein, selbst unterstützt vom Kaiser, für die Dauer 
der übermächtigen Fujiwara-Familie nicht gewachsen war und 
bat mehrere Male um seine Entlassung, immer vergebens, weil 
auch Daigo Tenno den treuen und gelehrten Michizane als 
Gegengewicht für die Fujiwara benutzen wollte; er beabsichtigte 
sogar Michizane zum Kwampaku zu ernennen, welche Würde 
dieser jedoch entschieden ablehnte. Als der stolze Fujiwara 
Tadahira von diesem neuen Gunstbeweise des Kaisers für 
Michizane Kenntnis erhielt, kannte sein alter Hals gegen den 
Rivalen keine Grenzen mehr und er grübelte nur über Mittel, 
mit denen er seinen ebenso verachteten wie gefürchteten 
Gegner niederschmettern konnte. Wiederholt wurde Michi- 
zane von seinen Freunden gewarnt und gebeten, seine 
Stellung niederzulegen, aber er gehorchte den Pflichten der 
Loyalität und blieb auf seinem Posten; voll Freude, der Liebe 
seines Tenshi sicher zu sein, lebte er nur für diesen und 
vergafs seine mächtigen Feinde. Fujiwara Tadahira aber 
schmiedete Ränke mit seinen Freunden, Michizane zu ver- 
derben, seine geschworenen Anhänger waren Minamoto Hikaru, 
Fujiwara Sadakumi, Fujiwara Sugane und mehrere andere 
Höflinge, die alle nicht die Untergebenen eines Emporkömmlings, 



— 57 — 

der Michizane in ihren Augen war, sein wollten. Tadahira ver- 
dächtigte Michizane beim Kaiser, indem er behauptete, Michi- 
zane habe die Absicht, seinen Schwiegersohn, den Prinzen 
Nariyo Shinno, auf den Thron zu heben. Daigo Tenno hatte 
in Michizane sein ganzes Vertrauen gesetzt, aber er war jung, 
veränderlich und mifstrauisch, er fühlte sich, als die schlau 
angelegte Intrigue vorgetragen wurde, tief verletzt, und be- 
unruhigt schenkte er der niederträchtigen Verleumdung seines 
getreuesten Dieners leider ein williges Ohr. Er entsetzte 
Michizane seiner Ämter und Würden und degradierte ihn 
zum zweiten Herrn von Dazaifu. Da die Verschworenen 
fürchteten, dais Uda Hoo zu Gunsten von Michizane inter- 
venieren würde, wurde der Befehl des Kaisers unverzüglich 
ausgeführt und Michizane mufste sofort nach seinem Ver- 
bannungsorte abreisen. Wie vorauszusehen, fuhr Uda, sobald 
er von der an Michizane begangenen Undankbarkeit hörte, 
zum Kaiser, aber Pujiwara Sugane hatte den Torwachen 
den strengen Befehl gegeben, niemanden passieren zu lassen. 
Michizane mit seiner ganzen aus 22 Personen bestehenden 
Familie zog in die Verbannung. Damit hatte Tadahira gesiegt 
und die Fujiwara ihre verlorene Macht zurückgewonnen, sie 
wurden in die Ämter und Würden wieder eingesetzt, die sie be- 
sessen hatten und es ward bei Hofe, wie es vor Uda Tenno gewesen. 
Von jetzt an wurden die hohen und höchsten Ämter nur noch 
an Mitglieder der Fujiwara-Familie oder ihrer treuesten An- 
hänger gegeben; Intelligenz und Fähigkeiten von Personen, 
welche nicht zu diesen gehörten, wurden nicht berücksichtigt, 
die großen Familien, welche sich ihnen nicht willenlos unter- 
warfen, wurden vom Hofe vertrieben, während Klienten der 
Fujiwara mächtiger wurden dadurch, dafs sie die Güter der 
vertriebenen Familien erhielten. Die Folge war, dafs die Zahl 
der Unzufriedenen, der durch dies System Verarmten oder 
zur Untätigkeit Verdammten bald sehr grofs war. Besonders 
waren dies die Mitglieder der Kriegerklassen , deren Ansehen 
und Einfluß die Fujiwara überall unterdrückten, was ihnen 
jedoch in den Provinzen nicht gelang. 

Daigo Tenno leitete mit fester Hand die Regierung, er 
verliefe sich nicht allein auf die ihm gemachten Berichte über 
die Wünsche und Leiden seiner Untertanen , er suchte selbst 
einen Einblick in das wahre Volksleben zu erlangen, indem er 



— 58 — 

sich verkleidet unter das Volk mischte und hier Erfahrungen 
sammelte, er erkannte, dafs vor allem Sparsamkeit nötig sei, 
um dem Volke seine Lasten zu erleichtem, und dais die Gesetze 
einer Verbesserung bedurften. In der Engi-Ära 901 bis 923 
erlieis er das Engi- Gesetz und führte Verbesserungen des 
Strafrechtes durch. Er schützte und förderte die Künste und 
Wissenschaften. Bis in späte Zeiten wurde die Ruhe und der 
Frieden der weisen Regierung Daigos gepriesen. Er hatte 
keinen Regenten neben sich, und die Macht der Fujiwara- 
Familie wurde durch die des Kaisers in den Schatten gestellt. 
Er gab den leutseligen Befehl, seine Untertanen sollen ihn 
persönlich um Rat fragen und ihm ihr Leid und Ungemach 
klagen. 

Sein Nachfolger Sujyaku Tenno bestieg den Thron acht 
Jahre alt und Fujiwara Tadahira war Sessho, mit ihm beginnt 
die tyrannische Regierung seines Hauses, welches bis zu ihm 
dem Tenshi wenigstens den Schein des Regimentes gelassen 
hatte. Tadahira und seine Nachfolger waren habsüchtig, nur 
auf die Vermehrung ihres Reichtums und ihrer Macht bedacht 
und scheuten sich nicht mehr, die Tenshi, von denen sie grofs 
gemacht waren, als ihre Puppen zu erniedrigen. Um ihre 
Klienten zu bereichern, ohne selbst etwas dazu beizusteuern, 
gestatteten sie diesen, das Besitztum von Personen, welche 
nicht zu den Höflingen gehörten, unter dem Namen von Soen 
(d. h. zeitweilige Besitzergreifung durch einen vornehmen Herrn) 
einzuziehen. Die Beraubten verloren hierbei nicht allein ihr 
Besitztum, sondern sie hatten auch noch die Steuern für das 
ihnen Geraubte zu zahlen. Die Lasten wurden daher immer 
drückender. Der Repräsentant der höchsten Macht des Hauses 
Fujiwara war Michinaga, welcher über 30 Jahre das Reich 
unumschränkt unter Ichijo, Sanjo und Goichijo Tenno regierte. 
Vier seiner Töchter waren entweder die Gemahlinnen oder 
Maitressen von Ichijo, Sanjo, Goichijo und Gosujyaku Tenno, 
er war der Grofsvater mütterlicherseits von Goichijo, Gosujyaku 
und Goreizen Tenno. Nach Gutdünken setzte er die Beamten 
vom höchsten bis zum niedrigsten ein und ab, sein Reichtum 
stand über dem des Kaisers, wie die Pracht seines Palastes 
den kaiserlichen überstrahlte. Nie hatte jemand eine solche 
Macht und solchen Glänz entfaltet, wie F. Michinaga und nie- 
mals ein Untertan sein Ansehen im Reiche. In der Geschichte 



— 59 — 

ist F. Michinaga unter dem Namen Godo Kwampaku bekannt. 
Während das Hans Fujiwara die höchste Macht im Staate 
erlangte, sank das kaiserliche Ansehen und das des Hofes 
immer tiefer, Kaiser und Hof wurden faul, weichlich, weibisch 
und lasterhaft, man hatte nur noch Interesse für schwelgerische 
Gelage, mit Tänzerinnen und Sängerinnen, für ernste Be- 
schäftigungen hatte niemand Zeit oder Lust. Es blieb nur 
ein gewisses Interesse für Vorträge von japanischen und chinesi- 
schen Dichtungen und musikalischen Aufführungen. In dieser 
üppigen, wollüstigen Hofatmosphäre, in welcher jede andere 
Tugend faulte, entwickelten sich üppig und kamen zur vollsten 
Blüte Poesie, Literatur und die Künste, da sie die Mittel zur 
Unterhaltung lieferten. Jede andere Tätigkeit war vom Hofe 
verbannt, jede Arbeit und jede Mühe wurde gescheut und ganz 
besonders verabscheut wurden die verachteten militärischen 
und körperlichen Übungen. Die wichtigsten Ämter über die 
Kriegsmacht des Reiches waren Männern von niedrigem Range 
übertragen und der Hof sah mit Verachtung auf den Krieger- 
stand, die Nachkommen des eingeborenen Feudaladels, herab, 
ja es kam so weit, daß Verdienste von einem Mitgliede des 
Kriegerstandes, ob von hoher oder niederer Geburt, nicht 
anerkannt und gewürdigt wurden. Natürlich war daher 
dieser Stand der grimmigste Feind des Regierungssystems 
und Hauses Fujiwara und jeder Krieger wartete mit finsterer 
Stirn nur auf die erste günstige Gelegenheit, diesen Erb- 
feind zu vernichten. Zum Ausbruch kam es zum ersten Male 
im zweiten Jahre Tengio (939) unter Sujyaku Tenno, als sich 
Taira no Masakado*) mit Fujiwara no Sumitomo verbündete und 
beide sich empörten. Kammu Tenno hatte Takamochi, einem 
Enkel des Prinzen Kuzuwara Shinno, seines dritten Sohnes, 
den Familiennamen Heishi (Taira) gegeben, der Sohn von 
Takamochi, Yoshimasa, war Chinjufu Shogun (Brigade-General) 
und Masakado, dessen Sohn, war ein kühner Reiter und 
geschickter Bogenschütz. Er bat den Sessho Tadahira um 
eine Polizeiabteilung und flüchtete, als ihm seine Bitte ab- 
geschlagen wurde, nach Shimosa, wo er eine Räuberbande 
sammelte und sich bald einen gefürchteten Namen erwarb, er 

*) Wie im Ungarischen steht auch im Japanischen der Rufname vor 
dem Vaternamen, z. B. Graf Andrassy Gyula, Graf Julius Andrassy, Marquis 
Ito Hirobumi, Marquis Hirobumi Ito. 



— 60 — 

besiegte und tötete seinen Onkel Kunika, Herrn von Hitachi; 
darauf griff er Fujiwara no Koreki, den zweiten Herrn von 
Hitachi, an und nahm ihn gefangen. Nach diesen Erfolgen ver- 
bündete sich mit ihm der Prinz Okiyo, zweiter Herr von Musasbi, 
mit dem Masakado das Kommando über seine Bande teilte. 
Sie hatten die Absicht, das ganze Kwanto, die östlichen 
Provinzen, zu unterwerfen und vertrieben die Herren von 
Kotsuke und Shimotsuke. Nun nahm Masakado den Titel Hei 
Shinno (neuer Fürst oder Usurpator) an und machte die zu 
Shimosa gehörende Insel Sarushima zu seinem Hauptquartier. 
Hier imitierten die Rebellen den Hof von Kioto mit seinen 
sämtlichen Ämtern, Würden und Rangstufen und erlangten in 
kurzer Zeit eine aufserordentliche Macht. Aus dem ganzen 
Reiche sammelten sich unter ihnen die Unzufriedenen und das 
schlechte Gesindel. Nun fiel Fujiwara Sumitomo, der Bundes- 
genosse von Masakado, mit einer in Iyo auf Shikoku gesammelten 
Schar von Abenteurern in Bizen ein und rückte zum Angriffe 
gegen Kioto vor, welches gleichzeitig von Masakado von Osten 
her bedroht wurde, in dieser Bedrängnis ernannte Sujyaku 
Tenno den Sangi Fujiwara Tadabumi zum Sei i taishogun und 
sandte ihm den Kommandosäbel, Ono Yoshifuru wurde zum 
Tsuihoshi (Kommandant der Polizeitruppen) ernannt und gegen 
Fujiwara Sumitomo gesandt. Der Sohn des von Masakado 
erschlagenen Kunika, Taira Sadamori, wurde mit Fujiwara 
Hidesato an der Spitze von 4000 Kriegern gegen Masakado 
geschickt. Fujiwara Tadabumi folgte ihm mit der Hauptmacht, 
Masakado wurde in Suruga vollständig vernichtet und fiel im 
Kampfe, worauf F. Tadabumi nach Kioto zurückkehrte. Fast 
zu gleicher Zeit war Fujiwara Sumitomo von Fujiwara 
Kunikaze, zweiten Herrn von Sanuki, besiegt. Sumitomo zog 
sich nach Kyushu zurück, verfolgt von Ono Yoshifuru. Dieser 
vereinigte sich mit Minamoto Tsunemoto. zweiten Herrn von 
Dazaifu, Sumitomo wurde besiegt und auf der Flucht in Iyo 
erschlagen. 

Minamoto Tsunemoto, der älteste Sohn des Prinzen 
Sadazumi Shinno, des sechsten Sohnes von Seiwa Tenno, 
hatte den Familiennamen Genji (Minamoto) erhalten. Von 
Anfang ihres Bestehens hatten sich die Genji und Heiji dem 
Kriegerstande angeschlossen, dessen mächtigste und einfluß- 
reichste Führer sie geworden waren. 



— 61 — 

Taira Sadamori und Fujiwara Hidesato erhielten für die 
Besiegung von Taira Masakado den Ju schi i ge (vierzehnten Hof- 
rang) und gro&e Besitzungen, auch Minamoto Tsunemoto wurde 
reich belohnt. In dieser Zeit spielte der Kriegerstand noch 
keine Rolle bei Hofe in Kioto, aber in den Provinzen war er 
bereits so mächtig und unabhängig, dais er sich kaum mehr 
am die Befehle von Kioto kehrte nnd unter sich in steter Fehde 
lebte. Aus dem Kriegerstande und den Nachkommen der Häupt- 
linge der eingeborenen Stämme waren die mächtigen und ein- 
flußreichen Daimyos (wörtlich: grofeer Name), Großgrundbesitzer 
mit einem Einkommen von 10000 Koku Reis und darüber 
(ein Koku ist ein Maß = 180 Liter, bei Angabe von Einkommen 
entspricht ein Koku ungefähr einem Pfund Sterling oder 20 Mark 
deutscher Währung) und Shomyos (wörtlich kleine Namen), 
Großgrundbesitzer mit einem Einkommen von unter 10000 Koku 
Reis entstanden. Um diesen die Spitze zu bieten, waren vom 
Hofe die Kokushi, die Direktoren der kaiserlichen Domänen, und 
die Gunshi, die Direktoren der Provinzialdomänen, ernannt, 
diese bevorzugten jedoch die Vergnügungen der Residenz vor 
dem Landaufenthalte, wo sie von allen Seiten von trotzigen 
Feudalbaronen umringt und bedroht waren. Wohl waren die 
Kokushi und Gunshi reich dotierte und hohe Würden, aber als 
die Regierung verlangte, dais die Inhaber dieser Ämter in den 
Provinzen leben sollten, um den Daimyos das Gleichgewicht 
zu halten, fand sie unter den Höflingen niemand, der ein 
so gefährliches Amt annehmen wollte. So war man denn 
gezwungen, auch diese Ämter an die Bujin, die Mitglieder der 
Kriegerkaste, zu geben und machte diese dadurch noch mächtiger. 

Die Eujiwara und die Kuge, der Hofadel, hatten allerdings 
bei Hofe den höchsten Rang und besafsen die höchsten und 
bestdotierten Ämter, das Auge des oberflächlichen Beobachters 
wurde geblendet durch den Glanz und die Pracht des Hofes 
in Kioto, während die Genji und Heiji mit ihren Bujin 
unbeachtet vom Hofe und ohne Ansehen in den Provinzen 
lebten, mit kriegerischen Übungen beschäftigt und in jedem 
Augenblick zum Kampfe bereit. Aber die wirkliche Macht 
war schon aus den Händen der hochmütigen, arroganten nnd 
verweichlichten Koge in die der niedrig geborenen, ver- 
achteten Bujin übergegangen, bevor die Fujiwaras eine 
Ahnung von der drohenden Gefahr hatten; sie amüsierten 



— 62 — 

sich weiter und tanzten sorglos in den Abgrund, der sie ver- 
schlingen mutete. 

90 Jahre waren seit dem Tengio Aufstande, Taira Masa- 
kados (939) verflossen, als im ersten Jahre Chogen (1028) 
unter Goichijo Tenno Taira Tadatsune, Suke (zweiter Herr) 
von Shimosa, unzufrieden mit den Verhältnissen im Reiche 
sich empörte, er sammelte seine Anhänger um sich, wider- 
setzte sich in Shimosa mit den Waffen in der Hand den 
Befehlen von Kioto und machte einen Einfall in Awa» 
dessen Kami (Herr) fiel. Der Kebiishi, Polizeikommandant 
Taira Naokata erhielt den Befehl, Tadatsune zu züchtigen, 
er kehrte aber unverrichteter Dinge nach Kioto zurück. Nun 
erhielt Minamoto Yorinobu, Kami von Kai, den Befehl, gegen 
Tadatsune vorzurücken. Tadatsune warf sich in seine sehr 
starke Burg am Fufse des Tateyama in Awa, die sich mit 
dem Kücken an einen Berg lehnte und auf den anderen Seiten 
vom Meere umflossen und aufserdem sehr stark befestigt war. 
Yorinobu rückte auf einem für unpassierbar gehaltenen Ge- 
birgspfade vor, überrumpelte die für uneinnehmbar gehaltene 
Burg und brachte das blutige Haupt von Tadatsune nach Kioto, 
zum Lohn erhielt er den Ju shi ijo (den fünfzehnten Hofrang) 
und wurde Kami von Kotsuke und Hitachi. 

Unter Goreizen Tenno empörte sich 20 Jahre später 
im vierten Jahre Tengi Abe no Yoritoki (1056), das Haupt 
eines mächtigen Stammes in Mutsu. Die Familie Abe stand 
schon seit alten Zeiten in hohem Ansehen bei den Einge- 
borenen in den östlichen und nördlichen Landesteilen und war 
immer sehr reich gewesen. Abe no Yoritoki hatte in dieser 
Zeit sechs Distrikte unterworfen und sich eine sehr günstig 
gelegene und starke Burg an der Koromogawa in Iwaki ge- 
baut. Kr weigerte sich, Steuern zu zahlen und machte häufig 
Raubzüge in die benachbarten Distrikte. Die Kokushi konnten 
diesem gesetzlosen Treiben keinen Einhalt tun; nun wurde 
Minamoto Yorivoshi, der Sohn von Yorinobu, welcher die Be- 
völkerung der nördlichen und östlichen Landesteile genau kannte, 
zum Kami von Mutsu ernannt, gleichzeitig war er Militär- 
kommandant. Als Goreizen Tenno im fünften Jahre Tengi 
^1057» allgemeine Amnestie gelegentlich der Geburt seines 
Ältesten Sohnes erteilte, unterwarf sich Abe no Yoritoki und 
es trat kurze Zeit Ruhe ein, aber bald nachher führte Abe no 



— 63 — 

Sadato, der Sohn von Yoritoki neue Unruhen herbei, an denen 
sich sein Vater beteiligte, nun bewog Minamoto Yoriyoshi den 
jüngeren Bruder von Yoritoki, Abe no Tomitada, sich mit ihm 
zu vereinigen. Yoritoki fiel in einem Hinterhalte, Sadato setzte 
aber den Kampf fort. Minamoto Yoriyoshi schlois nun ein 
Bündnis mit Eiyohara no Takenori, dem Haupte einer mächtigen 
Familie in Dewa. Vereint rückten sie gegen Sadato vor, zuerst 
eroberten und schleiften sie die Befestigungen von Komatsu 
auf der Grenze von Lwaki und Iwashiro und dann die Be- 
festigungen an der Koromogawa in Iwaki, hierauf Torimi in 
der Nähe der heutigen Nagakuma in Iwashiro, schließlich 
wurde Sadato in seinen Befestigungen an der Kuriyagawa in 
der Nähe des heutigen Iwashiro am Iwashiro-See eingeschlossen; 
dieselben wurden in Brand geschossen, Sadato fiel, seine beiden 
Brüder Muneto und Norito unterwarfen sich darauf, und hatte 
somit Minamoto Yoriyoshi Mutsu zur Ruhe gebracht, hierfür 
erhielt er den Sho shi i ge, (den achten Hofrang) und wurde noch 
Kami von Iyo. Kiyohara no Takenori erhielt den Ju go i ge (den 
sechzehnten Hofrang) und wurde Militärkommandant von Mutsu. 

Während dieser Kämpfe stieg natürlich das Ansehen und 
der EinflnCs der Bujin,. mit jedem Jahre wurden die Shoke, 
die groüsen Clans und Shobufu, die kleinen Clans, mächtiger und 
zu gleicher Zeit bildete sich das Feudalsystem mit seinem ab- 
soluten Gehorsam, welchen der Vasall seinem Lehnsherrn 
schuldet , aus und ging in Fleisch und Blut des ganzen Volkes 
über. Und immer feindlicher stellten sich diese mächtigen 
trotzigen Bujin dem ahnungslosen weibischen Hofadel in Kioto 
gegenüber. Ohne es zu wissen und zu fühlen, war das einst 
so energische und starke Geschlecht der Fujiwara so kraft- 
und energielos geworden, dafs es sich, ohne zu murren oder 
einen Versuch des Widerstandes zu machen, von Gosanjo Tenno 
willenlos seiner Macht entkleiden liefs. 

Die Regenten aus dem Hause Fujiwara waren: 
930 — 949 Tadahira von der Thronbesteigung von Sujyaku Tenno 

bis zum dritten Jahre Tenreki unter Murakami Tenno. 

967 — 970 Saneyori von der Thronbesteigung von Heizen Tenno 
bis zum ersten Jahre Ten roku. 

970—972 Korechika vom ersten Jahre Ten roku unter Enyu 
Tenno bis zum dritten Jahre Ten roku. 



— 64 — 

972—977 Kanemitsu unter Enyu Tenno vom dritten Jahre En- 
roku bis zum zweiten Jahre Teigen (oder Jogen). 

978-986 Yoritada unter Enyu Tenno vom ersten Jahre Tengen 
bis unter Kwazan Tenno zum zweiten Jahre Kwanna. 

986—990 Kaneie unter Ichijo Tenno vom zweiten Jahre Kwanna 
bis zum ersten Jahre Seireki (Sho riaku). 

990 — 995 Michitaka unter Ichijo Tenno vom ersten Jahre Sho 
riaku bis zum ersten Jahre Chotoku. 

995 Michikane unter Ichijo Tenno ersten Jahre Chotoku. 

996—1017 Michinaga unter Ichijo Tenno vom zweiten Jahre 

Chotoku bis zum ersten Jahre Kwannin unter Goichijo 

Tenno. 
1017 — 1068 Yorimichi unter Goichijo Tenno vom ersten Jahre 

Kwannin bis Goreizen Tenno im vierten Jahre Jireki 

(Jiriaku). 

Wie die Bujin durch die Verweichlichung des Hofes an 
Stelle der Kuge grofs und mächtig geworden waren, geschah 
es mit den Priestern, die so übermütig wurden, daüs sie dem 
ganzen Hofe, ja den Kaisern selbst zu trotzen wagten. Die 
beiden grofsen Bonzen Denkyo und Kobo hatten, wie früher 
gesagt, die höchste Macht im Staate bereits besessen. Nach 
ihnen hatte sich eine grofse Zahl Priester durch Weisheit und 
Gelehrsamkeit ausgezeichnet; sie waren stets mit Erfolg be- 
strebt gewesen, den Buddhismus zu verbreiten und seine Macht 
und seinen Einflufs zu erhöhen, was ihnen durch den geistes- 
schwachen Hof, dessen Aberglauben sie schlau ausnützten, 
leicht gemacht war, noch mehr durch die scheinbare Ver- 
einigung des Buddhismus mit dem Shintoglauben. Hierdurch 
war der Buddhismus doppelt mächtig geworden, während der 
Shintoglauben in den Hintergrund gedrängt war und fast nur 
noch aus nichtssagenden Hofzeremonien bestand. Der Hof und 
das Volk waren von den Priestern dahin gebracht, dafe alle 
daran arbeiteten, Hab und Gut verschwendeten, um die Tempel 
und Klöster zu bereichern. Prachtvolle Tempel, Klöster und 
Pagoden wurden überall im Lande erbaut, denen reiche Ver- 
mächtnisse zufielen. Der Besitz der Geistlichkeit war bald so 
grofs, dals er nicht mehr geschätzt werden konnte. Ein anderer 
wichtiger Faktor hob die Geistlichkeit. Während der Hofadel 



— 65 — 

gehaßt wurde, weil sämtliche hohen Ämter ausschließlich mit 
Hofadligen besetzt wurden und diese eine exklusive Klasse 
bildeten, in die niemand aufgenommen wurde, war die Priester- 
schaft überall geliebt, denn in ihr wurden Glieder jeden Standes 
ohne Unterschied aufgenommen, es gab Priester, welche aus den 
höchsten wie aus den niedrigsten Volksklassen stammten. Da 
die Klöster das Asylrecht hatten, flüchteten viele leichtsinnige 
Krieger, um Strafen für begangene Vergehen und Verbrechen 
zu entgehen, in die Klöster und wurden Mönche. Durch dies 
alles wuchs natürlich die Macht und der Einflufs der Geist- 
lichkeit von Tag zu Tag. Viele Tausend solcher flüchtiger 
Bujin wurden von den Klöstern, die grofsen Landbesitz hatten, 
zur Verteidigung gehalten, und stets waren sie die Stapel- 
plätze von Rüstzeug, Waffen und Streitrossen. Sie machten 
es wie die Feudalherren, sie kümmerten sich nicht um Gesetz 
und Recht und die Kriegerpriester gebärdeten sich in ihrer 
Arroganz und Roheit wie Krieger in Feindesland. 

Die gröfsten Reichtümer waren vereinigt in den Tempeln 
Enriakqji, Onoji, Todaiji und Kofukuji in der Nähe von 
Kioto. 

Die Klöster waren in steter Fehde untereinander und 
widersetzten sich offen den Befehlen der Regierung. So er- 
nannte z. B. Gosujyaku Tenno (1039) einmal Meison, den Sojo, 
Oberpriester, des Tempel Onoji zum Zashu, Abt, des Klosters 
Eizan, auf dem Berge Hieizan bei Kioto, da dieser nicht der 
Sekte des Klosters angehörte, widersetzten sich die Mönche, 
zogen lärmend zum Wohnsitze des Regenten Fujiwara Yori- 
michi, drangen mit Gewalt ein und trieben allerhand Unfug, 
sie setzten jedoch damals ihren Willen nicht durch. Unter 
Goreizen Tenno (1050) brach ein Streit zwischen dem Kloster 
Kofukuji und Minamoto Yorishika, Kami von Yamato aus, 
die Priester stürmten den Wohnsitz von Yorishika, und als ihr 
Angriff abgeschlagen wurde, verklagten sie ihren Gegner, sie 
setzten auch die Verbannung Yorishikas und seines Sohnes, der 
gegen sie gefochten hatte, durch. 

Wie unter den energielosen, weibischen, verweichlichten 
Fujiwaras Willkür und Gewalttätigkeit der Bujin und Priester 
ungehindert schaltete und waltete, so bluten und gediehen 
an dem schwelgerischen Hofe Poesie, Literatur, Künste und 
Wissenschaften. Berühmte Schriftsteller, Dichter, Zeichner 



— 66 — 

und Maler erstanden in dieser Periode. Als die hervorragendsten 
werden genannt Hirozumi Yoshinawa, welcher die Fortsetzung 
des von Fujiwara Otsugu geschriebenen Geschichtswerkes 
Nihonkoki verfaßte, Minamoto Nobu, ein berühmter Ritter, war 
Schriftsteller, Maler und Musiker Oe Otondo verfaßte Gun- 
shoyoran, einen Auszug aus berühmten Schriften in 40 Bänden 
undTeihan sankan, die Regentenpflichten, in drei Bänden, Miyako 
Yoshika feierte in Liedern und Gedichten die Götter, Suga- 
wara Koreyoshi beendigte 879 das berühmte Geschichtswerk 
Buntoku jitsuroku, Ariwara Yukihara gründete ein Gymnasium, 
Shogakuin, und veröffentlichte eine Sammlung sehr schöner 
japanischer Lieder und Gedichte. Kose no Kanaoke, der be- 
rühmteste japanische Maler, malte auf den Schiebetüren des 
kaiserlichen Palastes Shishiiden in Kioto berühmte chinesische 
Krieger, welche für das Genialste gehalten wurden, was von 
Malern je geschaffen wurde. Der grofse Staatsmann, Gelehrte 
und Feind des Hauses Fujiwara, Sugawara Michizane, schrieb 
892 Ruishu Kokushi, eine allgemeine Geschichte von Japan 
und Sandai jitsu roku die Geschichte der drei Tenshi Seiwa, 
Yosei und Koko. Der Lehrer von Daigo Tenno, Kino Hasewo 
richtete eine berühmte Denkschrift über seinen grofsen Freund 
Sugawara Michizane an Daigo Tenno. Miyoshi Kiyotsura, ein 
bedeutender Geschichtsforscher und Mathematiker, schrieb über 
die Leistungen und Talente von Kansoko, Name von Sugawara 
Michizane nach dem Tode, und dessen Überlegenheit über seine 
siegreichen Feinde. Kino Tomonori und Kino Tsurayuki gaben 
Kokon wakeshu heraus, eine Sammlung berühmter japanischer 
Dichtungen, dieselbe ist erhalten, Tsurayuki ist auch der Ver- 
fasser der gleichfalls erhaltenen Tosanikki, sein Tagebuch, 
welches er während seiner Verbannung in Tosa schrieb. Ono 
no Michikaze, ein Enkel* des wegen seiner Schreibkunst unter 
Saga, Junua, Nimmei und Buntoku Tenno berühmt gewordenen 
Ono Takamura; auch er war seiner Schreibkunst wegen be- 
rühmt, Daigo Tenno liefe von ihm die grofsen Taten und Aus- 
sprüche seiner Vorfahren und anderer grolser Männer unter den 
Vordächern des Seiryoden, eines kaiserlichen Palastes in Kioto, 
schreiben. Ono no Michikaze, Fujiwara Sari und Fujiwara 
Yukinari sind die Sanseki, die drei Schreiblehrer. Unter 
Sujyaku bis Ichijo Tenno 930 — 1011 erwarben sich grofse Be- 
rühmtheit Fujiwara Arihira, ein grofser Gelehrter und Kenner 



— 67 — 

alter Sitten und Gebräuche, Minamoto Takaaki ein grofser 
Geschichtsforscher und Kenner der Antiquitäten, er sammelte 
seine Studien und Erfahrungen in seinem Werke Saiguki, 
welches erhalten ist. Tachibana Naomiki, Sugawara Fumitoki 
und Oye Tomotsuna als Schriftsteller und Gelehrte. Sugawara 
Fumitoki tadelte in seiner berühmten Denkschrift an Mura- 
kami Tenno die Verschwendung des Hofes und den Handel 
mit den Ämtern, auch bat er den Kaiser, seine Aufmerksam- 
keit auf die Schulbildung der Provinzialbevölkerung zu lenken. 
Yasuyori, ein berühmter Arzt aus Tanba, sein medizinisches 
Werk Ishiuko in 30 Bänden ist erhalten. Minamoto Jun, 
Onakatomi Yoshinobu, Kiyohara Mototada, Kino Tokibumi und 
Sakagami Mochiki sind berühmt unter den Namen Gokwasen, 
die fünf Feensänger, Enyu Tenno liefs sie ihre Lieder sammeln, 
diese Sammlung, Gosenshu, ist erhalten. Minamoto Jun gab 
seine Feenlieder besonders in dem ebenfalls erhaltenen Wameisho 
heraus, auch soll er der Verfasser des erhaltenen geschicht- 
lichen Romanes Taketorimonogatari und des Romanes Ochikubo 
sein, Kaneaki Shinno, ein Sohn von Reizen Tenno, gehalst von 
Fujiwara Kanemitsu wegen seiner Intelligenz und Einsicht, wurde 
schwermütig, seine berühmten Lieder Tokyu no fu sind erhalten. 
er komponierte dieselben auch. Tomohire Shinno, ein Sohn von 
Enyu Tenno zeichnete sich durch großen Kunstsinn aus. Abe 
no Seimei, ein Schüler des berühmten Astronomen Kamo Yasu- 
nori, war Professor der Astronomie, ein berühmter Kalender- 
macher und Mathematiker. Die vier groi'sen Gelehrten Mina- 
moto no Tsunenobu, Fujiwara Kinto, Minamoto no Toshikata 
und Fujiwara Yukinari, ausgezeichnet auch wegen ihres Kunst- 
sinnes, wurden gleichzeitig von Ichijo Tenno jeder zu Chu- 
nagon ernannt, sie werden die Shinagon, die vier gleichzeitigen 
Chunagon, genannt. Murasaki Shikibu, eine berühmte Schrift- 
stellerin, sie schrieb 985 den erhaltenen Roman Genjimono- 
gatari. Berühmte Frauen aus dieser Periode sind noch Izumi 
Shikibu, Ise no Tayu und Sei Shonagon durch ihre erotischen 
Erzählungen, Akazome Emon durch ihren Roman Ega mo- 
nogatari. 

Zu nennen sind noch unter Sanjo Tenno Fujiwara Sane- 
suke, berühmt durch sein Werk Shoyuki, eine Art Tagebuch 
in über 100 Bänden, Minamoto no Akimoto, bekannt durch 
seine chinesischen und japanischen Gedichte. 

5* 



— 68 — 

Münz- Unter Seiwa Tenno wurde im ersten Jahre Teikwan (Jog- 

we8en - wan ) (Q59) e j ne Kupfermünze mit der Umschrift Kyochi Shimpo 
geprägt, im zwölften Jahre Teikwan (870) eine andere Kupfer- 
münze mit der Umschrift Teikwan Eiho (Jogwan Eiho). 

Unter Uda Tenno im ersten Jahre Kwanhei (Kwampei) 
(889) eine Kupfermünze mit der Umschrift Kwampei Taiho. 

Unter Daigo Tenno im siebenten Jahre Enki (Engi) (907) 
eine Kupfermünze mit der Umschrift Engi Tsuho. 

Unter Murakami Tenno im zweiten Jahre Ten toku (958) 
eine Kupfermünze mit der Umschrift Kan gen Taiho. 

Nach dem Tenkei- Aufstande von Taira Masakado war das 
ganze Reich in Gährung und die Industrie sank tief. Die 
Verschwendung der höheren Klassen in Kioto änderte sich 
aber nicht, so blieb denn auch in dieser ernsten Zeit die Kunst 
der Herstellung von kostbaren Spielereien auf der Höhe und 
blühte, während alle anderen Industriezweige darniederlagen 
und einen ausgesprochenen Rückgang zeigten. Die zweite Aus- 
nahme machte die Waffenschmiedekunst, welche weiter vom 
Adel, selbst von Kaisern ausgeübt wurde und auf eine sehr 
hohe Stufe kam. 

In Folge der allgemeinen Verbreitung des Buddhismus, 
welcher verbietet, lebende Wesen zu töten, nahm der Genuis 
von Fleisch und Fisch im ganzen Reiche sehr ab und nährte 
sich das Volk im allgemeinen ausschliefslich von Getreide und 
Gemüsen. 

Die Verweichlichung des Hofes ging so weit, dafs die 
Männer Weiberschmuck anwendeten, sich die Zähne schwärzten 
und sich Tai, zwei schwarze Punkte in der Gröfee eines Auges 
auf die Stirn malten. 



V. 

Periode 1068—1185. 

Kampf der Genji und Heiji. 



Die über 200 Jahre lange, anfangs kräftige, energische 
und zielbewußte vormundschaftliche Regierung des Hauses 
Fujiwara war im Laufe der Zeit ebenso verweichlicht und 
kraftlos geworden, wie die kaiserliche gewesen war, als sie die 
Zügel der Regierung ergriff. Die wirkliche Macht war den 
Fnjiwaras, ohne dais sie es bemerkt hatten, von den von 
ihnen verachteten Bujin genommen. Der kluge und ener- 
gische Gosanjo Tenno erkannte dies und leitete den Sturz 
des einst allmächtigen Hauses ein, welchen der kühne Shira- 
kawa Tenno durchführte. Dieser nahm den Fujiwaras den 
letzten Rest ihrer Macht und ihres Einflusses, er hatte die 
Regierung wieder in den Händen. Aber nur für kurze Zeit 
blieb sie im Besitze der Kaiser, denn, um dieselbe zu be- 
haupten, bedurfte es längerer Zeit, um den lasterhaften Hof von 
seiner Verschwendungssucht, Üppigkeit und Verweichlichung 
zu heilen und zu ermannen und ihn den in den Bujin neu er- 
stehenden Feinden widerstandsfähig zu machen, es war nur 
natürlich, daß in kurzer Zeit die Regierungsgewalt in deren 
kräftige Hände überging. 

Die in dieser Periode regierenden Herrscher waren: 
Ära Enkiu: 26. Januar 1069 bis 29. Januar 1074. 

Gosanjo Tenno, der zweite Sohn von Gosujyaku Tenno, 1068 
wurde 40 Jahre alt. bis 107a - 



— 70 — 

Ära Shoho (Joho): 30. Januar 1074 bis 26. Januar 1077. 

— Shoreki (Joriaku): 27. Januar 1077 bis 11. Februar 

1081. — Eiho: 12. Februar 1081 bis 8. Februar 1084. — 

Otoku: 9. Februar 1084 bis 5. Februar 1087. 

1072 Shirakawa Tenno, der älteste Sohn von Gosaiyo Tenno, 

bM 1086 * wurde 77 Jahre alt. 

Ära Kwanji: 6. Februar 1087 bis 18. Januar 1094. — 
Kaho: 19. Januar 1094 bis 27. Januar 1096. — Eicho: 
28. Januar 1096 bis 15. Januar 1097. — Shotoku(Jotoku): 
16. Januar 1097 bis 23. Januar 1099. — Eowa: 24. Ja- 
nuar 1099 bis 29. Januar 1104. — Choji: 30. Januar 1104 
bis 5. Februar 1106. — Kasho (Kajo): 6. Februar 1106 
bis 13. Februar 1108. 
1086 Horikawa Tenno, der zweite Sohn von Shirakawa Tenno, 

bM 1107 ' wurde 29 Jahre alt. 

Ära Ten nin: 14. Februar 1108 bis 21. Januar 1110. — 

Tenei: 22. Januar 1110 bis 19. Januar 1113. — Eikiu: 

20. Januar 1113 bis 23. Januar 1118. — Genei: 24. Januar 

1118 bis 31. Januar 1120. — Hoan: 1. Februar 1120 

bis 18. Januar 1124. 

1107 Toba Tenno, der älteste Sohn von Horikawa Tenno, 

blB U2a wurde 54 Jahre alt. 

Ära Tenji: 19. Januar 1124 bis 24. Januar 1126. — 
Taiji(Daiji): 25. Januar 1126 bis 30. Januar 1131. — 
Tenjo: 31. Januar 1131 bis 19. Januar 1132. — Chosho 
(Chojo): 20. Januar 1132 bis 14 Februar 1 135. — Hoen: 
lö.Februar 1135 bis 8. Februar 1141. — Eiji: 9. Fe- 
bruar 1141 bis 19. Januar 1142. 

1123 Sutoku Tenno, der älteste Sohn von Toba Tenno, wurde 

bis IUI. 46 Jahre alt 

Ära Koji: 20. Januar 1142 bis ö.Februar 1144. — Tenyo: 
6. Februar 1144 bis 24. Januar 1145. — Kiuan: 25. Ja- 
nuar 1145 bis 19. Januar 1151. — Nimpei (Nimbio): 
20. Januar 1151 bis 13. Februar 1154. — Kiuju: 
14. Februar 1154 bis 23. Januar 1156. 
llil Konoe Tenno, der achte Sohn von Toba Tenno, wurde 

bii1166 - 17 Jahre alt. 



— 71 - 

Ära Hogen: 24. Januar 1156 bis 20. Januar 1159. 
Goshirakawa Tenno, der jüngere Bruder von Sutoku Tenno, . 1166 
wurde 67 Jahre alt. bis 116a 

Ära Heiji: 21. Januar 1159 bis 8. Februar 1160. — 
Ei riaku: 9. Februar 1160 bis 27. Januar 1161.— Oho: 
28. Januar 1161 bis 4. Februar 1163. — Cho kwan: 
5. Februar 1163 bis 12. Februar 1165. — Eiman: 

13. Februar 1165 bis 2. Februar 1166. 

Nijo Tenno, der älteste Sohn von Goshirakawa Tenno, 1159 
wurde 23 Jahre alt. bia 1166 " 

Ära Ninan: 3. Februar 1166 bis 29. Januar 1169. 
Rokujo Tenno, der zweite Sohn von Nijo Tenno, wurde H66 
13 Jahre alt. bis llea 

Ära Kao: 30. Januar 1169 bis 6. Februar 1171. — Shoan 
(Joan): 7. Februar 1171 bis 23. Januar 1175.— Angen: 
24. Januar 1176 bis 31. Januar 1177. — Chisho (Jisho): 
1. Februar 1177 bis 16. Januar 1181. 
Takakura Tenno, der fünfte Sohn von Goshirakawa Tenno, . 1168 
wurde 21 Jahre alt. bw im 

ÄraYowa: 17. Januar 1181 bis 4. Februar 1182. — Juei. 
5. Februar 1182 bis 13. Februar 1184. — Gen: riaku: 

14. Februar 1184 bis 1. Februar 1185. 

Antoku Tenno, der älteste Sohn von Takakura Tenno, H80 
wurde acht Jahre alt. bis 118ß " 

Gosanjo Tenno wurde bereits 24 Jahre vor seiner Thron- 
besteigung zum Kronprinzen ernannt. Er zeichnete sich durch 
Intelligenz und Gelehrsamkeit aus und war ein erbitterter 
Gegner der Fujiwaras, von denen er nicht abstammte. Er 
handelte so klug, taktvoll und umsichtig, dafe seine Feinde 
ihm, obgleich er ihnen ohne Anhang gegenüberstand, nichts 
anhaben konnten. Sobald er den Thron bestiegen hatte, ging 
er mutig und energisch an die Reformen, nahm den Fujiwaras 
ihre Macht, indem er ihre Regierung durch einen Staatsrat, 
den er um sich versammelte, ersetzte. Er liefe für sich im 
Dajokwan (Ministerpalast) eine Gerichtshalle einrichten, in 
welcher er selbst Urteil sprach und die Prozesse seiner Unter- 



— 72 — 

tanen, die an ihn appellierten, entschied. Er verbesserte die 
Verwaltung und erliefe viele für das Volk segensreiche Ver- 
ordnungen. Mit aller Energie steuerte er der Verschwendungs- 
sucht durch Befehle und Verbote sowohl wie durch gutes 
Beispiel. Wenn er sich in einen Tempel begab, zeichneten sich 
sein Wagen und die seiner Begleitung durch die größte Ein- 
fachheit aus. Fuhrwerke, die mit reichem Schmuck ausgestattet 
waren, liefe er halten und den Schmuck entfernen. Fujiwara 
Yorimitsu verschwendete für den Bau und die. Einrichtung 
seines Palastes, Koyoin, in Kioto ungeheuere Summen, mit ihm 
wetteiferte Fujiwara Norimitsu in seinem Schlofe Nijo, bis der 
Kaiser diesem Wettstreit Einhalt gebot Seine Räte waren 
Oe Masafusa, Minamoto no Tsusunobu, Fujiwara Sukenaka 
Minamoto no Takatoshi und Minamoto Takatsuna, alles Männer 
von erprobter Ehrenhaftigkeit und hochgeachtet wegen ihrer 
Gelehrsamkeit, Weisheit, Einsicht und Einfachheit. Wenn dem 
Kaiser ein längeres Leben beschieden gewesen wäre, so hätte 
er unzweifelhaft die kaiserliche Macht seinem Volke zum Segen 
glänzend entfaltet, aber er dankte nach kaum fünfjähriger 
Regierung ab und starb bald nachher. Seine Absicht, die 
Macht der Fujiwaras zu brechen, konnte er, wie früher Daigo 
Tenno, nicht ganz ausführen. Dies gelang aber seinem Sohn 
und Nachfolger Goshirakawa Tenno; dieser war grofeherzig, 
energisch und kühn, hatte ein klares, sicheres Urteil und 
leitete die Regierung wie sein Vater mit kräftiger Hand; er 
entkleidete die Minister wie den Staatsrat von jeder politischen 
Macht und vereinigte alles in seiner Person. In allein diesen 
war er seinem Vater ähnlich und übertraf ihn besonders an 
Mut und Energie; aber was jener aus Menschenliebe getan 
hatte, tat er aus Selbstsucht, welche ihm viele Feinde machte, 
auch verschwendete er grolse Summen für Bauten. Hierdurch 
wurden die Steuern, welche unter Gosanjo erleichtert waren, 
wieder sehr drückend. Er verkaufte die hohen Regierungs- 
ämter für grolse Summen und häufig sogar an mehrere Personen 
zu gleicher Zeit. Es kam vor, dais vier Männer Kokushi des- 
selben Departements waren. Nach seiner Abdankung leitet« 
der herrschsüchtige Kaiser die Regierung absolut wie vorher und 
übergab tatsächlich seinem Sohne nichts als den Titel Tenno, 
Die Macht der Fujiwara hatte Shirakawa für immer gebrochen 
und gleichzeitig die Bujin. mit denen er in freundliche Be- 



— 73 — 

Ziehungen getreten war, sich gehorsam gemacht; er war also 
tatsächlich Selbstherrscher geworden, aber es gelang ihm nicht, 
die kaiserliche Macht zu befestigen. Seine Verschwendung. 
Bestechlichkeit und andere böse Charakterfehler hatten zur 
Folge, dafs der Kreis seiner Anhänger immer kleiner wurde 
und schließlich seine Macht in die Hände der Bujin überging, 
welche dieselbe fast ohne Unterbrechung bis in die neueste 
Zeit (1868) behielten, während die Tenshi und das Kaiserhaus 
völlig ohnmächtig hinvegetierten. 

Wie früher gesagt, hatten die Kuge mit ihren langen und 
weiten Ärmeln und hohen Mützen bei Hofe allein Einfluß, nahmen 
in ihren Kreis niemanden auf und sahen mit Verachtung auf 
die niedrig geborenen Bujin hinab, deren Vorfahren zum Teil 
nicht einmal immer von den Eroberern des Reiches abstammten. 
Inzwischen hatten die Bujin die Liebe und Anhänglichkeit 
der ländlichen Bevölkerung sich zu erwerben gewul&t, deren 
unumschränkte Herren sie geworden waren, so dais sie sich 
jetzt offen dem weichlichen Hofadel gegenüberstellten. Als 
zur Zeit des Aufstandes von Taira Masakado in den Reihen 
der Kuge kein Mann zu finden war, welcher den Mut hatte, 
die Rebellen zu bekämpfen, war die Regierung gezwungen, 
einen dieser von ihr verachteten Biyin, den Taira Sadamori, 
zu diesem Führer zu ernennen und als dieser den Aufstand 
mit kräftiger Faust niederwarf, legte er gleichzeitig den 
Grund zu der Grölse des Hauses Taira (Heiji), welches die 
Regierungsmacht dem Kaiser schließlich nahm und lange Zeit 
behielt. 

Der Aufstand von Taira no*) Tadatsune, welcher von Mina- 
moto no Yorinobu niedergeworfen war, machte den Namen der 
Genji (Minamoto) groüs und legte den Grund zu dem Kampfe 
zwischen den beiden Häuptern der Bujin. Diesen Zwist be- 
nützten die Fujiwaras, die noch immer verachteten Krieger vom 
Hofe fern zu halten. In dem Kampfe um die Oberhand wurden 
die Genji und Heiji immer stärker und hatten in kurzer Zeit 
die ganze Streitmacht des Reiches in ihren beiden Lagern ver- 
teilt, der Wettstreit wurde ein immer erbitterterer; wenn die 



*) Das Wort „no u entspricht unserem deutschen „von" als Adels- 
prädikat, wird aber im Japanischen meist fortgelassen. Der Ruf (Tauf-) name 
steht hinter dem Geschlechtsnamen, also entspricht „Taira no Tadatsune" 
•Tadatsune ans dem Hause Taira". 



— 74 — 

Genji sich den Befehlen des Hofes widersetzten, wurden sie 
von den Heiji zum Gehorsam gezwungen und umgekehrt In 
diesem Kampfe seiner beiden mächtigen Feinde gegeneinander 
gelang es dem Hofe längere Zeit seine Machtstellung zu be- 
haupten. Dieser Zustand konnte natürlich nur so lange dauern, 
als die Macht der beiden Häuser sich das Gleichgewicht hielt, 
wenn einer der beiden Gegner die Oberhand erlangte, war der 
Hof ohnmächtig. Dies Gleichgewicht hörte auf, als Taira no 
Kiyomori in dem Heiji-Kämpfen die Minamotos besiegte (1160) 
und das ganze Haus teils niedergemetzelt, teils in die Ver- 
bannung geschickt wurde. Taira Kiyomori wurde zur Be- 
lohnung zum Dajodaijin ernannt und damit war die Herrschaft 
der Fujiwaras für immer beendigt, es folgt nun eine kurze 
Periode der Herrschaft der Tairas, aber auch während dieser 
Zeit schlummerte nur der Streit zwischen den beiden feindlichen 
Häusern. Nach wenig Jahren erhoben sich die neuerstarkten 
Minamotos und machten nach einem kurzen Verzweiflungs- 
kampfe in dem Siege bei Dan no ura im Saikai (westlichen 
Meere) für immer dem Wettstreite ein Ende, das Haus Taira 
wurde völlig vernichtet. Dies ist der kurze Überblick des 
Kampfes der Genji und Heiji und der Sieg von Minamoto 
Yoshitsune machte der kaiserlichen Regierung ein Ende und 
schuf das Feudalsystem. 

Die Regierung von Shirakawa war bei der ganzen Be- 
völkerung verhafst, die Priesterschaft war roh, gewalttätig 
und lärmend geworden, worunter auch das kaiserliche Ansehen 
litt. Die Priester trugen Waffen und waren Krieger geworden, 
die Streitigkeiten der Tempel untereinander wurden in blutigen 
Kämpfen geschlichtet und die Befehle des Hofes nicht beachtet. 
Es war keine Seltenheit, dals trunkene Priester die Shinyo 
(die Schreine, in welchen die Priester bei Festen die Götter 
trugen) mit wüstem Lärm in den kaiserlichen Palast brachten, 
um gebieterische Forderungen durchzusetzen, und es kam hier- 
bei nicht selten selbst im Palaste zu blutigen Schlachten, so 
dafs Shirakawa Hoo einmal sagte: „Alles im Reiche gehorcht 
meinen Befehlen, ausgenommen das Wasser der Kamogawa 
(Flufs in Kioto), die Würfel des Würfelbechers und die San- 
hoshi, die Krieger-Priester, diese tun, was sie wollen." 

Das kaiserliche Ansehen sank in dem gleichen Maise wie 
das der Bujin stieg, das war aber dem Kaiser gleichgültig, 



— 75 — 

wenn ihn nur der Hof untertänig verehrte und die Zeremonien 
und unwichtigen albernen Gebräuche minutiös beobachtete. Der 
Kaiser selbst hatte die Liebe, Anhänglichkeit und Achtung 
seines Volkes von sich gestofeen und handelte, ohne die Folgen 
zu bedenken, wie folgendes Beispiel zeigt. Kiyohara no Take- 
nori hatte Minamoto Yoriyoshi gegen Abe no Yoritoki 1058 
unterstützt und war zur Belohnung Militärkommandant von 
Mutsu geworden; er hatte zwei Söhne Takesada und Takehira. 
Takesada wurde sein Nachfolger und als auch dieser starb, 
folgte ihm sein Sohn Mahira, welcher von seinen Brüdern Je- 
hira und Kiyohira im dritten Jahre Eiho (1083) offen ange- 
griffen wurde. Minamoto Yoshiie, Kami von Mutsu, unter- 
stützte Mahira gegen seine Brüder. Kiyohira unterwarf sich, 
während Jehira, unterstützt von seinem Onkel Takehira sich 
an der Kanagawa in Kaga verschanzte. Minamoto Yoshiie er- 
stürmte die Verschanzungen und Jehira, sowie Takehira fielen 
im Kampfe. Als Yoshiie im ersten Jahre (1087) Kwanji die 
Häupter der Gefallenen nach Kioto brachte und Shirakawa 
um eine Belohnung für seine Truppen bat, erhielt er von 
diesem die Antwort, der ganze Streit sei eine Privatfehde ge- 
wesen und er könne daher eine Belohnung nicht beanspruchen. 
Aufs tiefste gekränkt über diesen Bescheid kehrte Yoshiie 
beim und viele unzufriedene Bujin, welche die Handlungsweise 
Shirakawas für ungerecht hielten, schloisen sich ihm an. 

Nach seiner Abdankung leitete Shirakawa in dem Inchu, 
Palast des abgedankten Tenno, die Regierung weiter, setzte 
für sich ein Hofmarschallamt ein, erbaute eine Kaserne 
und umgab sich mit einer aus Bujin gebildeten Leibwache, 
welche die Wache in seinem Palaste, wie in dem kaiserlichen 
Schlosse zu versehen hatte, kurz er betrug sich, als ob er 
noch regierender Kaiser sei und seinen Befehlen gehorchte das 
ganze Reich, damit schuf er die Inzen, d. h. die Regierung des 
abgedankten Kaisers. Sein Sohn Horikawa Tenno war ein 
aufgeklärter und einsichtiger Fürst, aber da sein Vater die 
Regierung leitete, blieb er ohne Einflufs und starb 1107. Es 
folgte ihm sein Sohn Toba Tenno, diesen verheiratete Shira- 
kawa mit seiner Geliebten Fujiwara Yoshiko, als sie bereits ein 
Kind von ihm unter dem Herzen trug. Toba wufste dies und wollte 
den neugeborenen Prinzen nicht als seinen Sohn anerkennen, 
aber der allmächtige Hoo setzte seinen Willen durch. Toba 



— 76 — 

erkannte den Sohn der Yoshiko als den seinigen an and dankte 
später zu dessen Gunsten ab, dieser ist Sutoku Tenno. Nach 
dem Tode von Shirakawa Hoo ergriff Toba Tenno die Zügel 
der Regierung, er folgte dem Beispiele seines Großvaters, 
machte seine Geliebte Bifukumonin zur Gattin von Sutoku 
Tenno und liefe deren und seinen Sohn Norishito Shinno zum 
Kronprinzen ernennen, dieser wurde Konoe Tenno, zu dessen 
Gunsten wieder Sutoku Tenno abdanken mufste. Die Bujin 
waren unter Shirakawa eine mächtige Partei geworden, welche 
den Hof offen verhöhnte und keine Furcht und Scheu mehr 
kannte. Der Hof schmiedete Intriguen gegen sie, war aber 
ebenso weibisch wie früher, lieis sich von Frauen leiten, hob 
unmündige Kinder auf den Thron und kümmerte sich um nichts, 
was aufserhalb des Palastes vorging. Mau fühlte, dafe gro&e 
Umwälzungen vor den Toren des kaiserlichen Schlosses vor- 
bereitet wurden, aber man schloß die Augen, tändelte und 
intriguierte leichtsinnig weiter ohne Treu und ohne Glauben 
und hatte nur für Nichtigkeiten Interesse; wie z.B. der Kriegs- 
minister Sato Norikiyo sein Amt niederlegte, Priester wurde, 
im ganzen Lande umherzog und zu seinem Vergnügen Ge- 
dichte vorlas. Fujiwara Tamenari, Kami von Iyo und seine 
Brüder Yorinari und Tametsune wurden Priester, gingen in die 
Oharayama- Berge unweit Kioto, wurden Einsiedler, beschäftigt 
nur mit Betrachtungen über das erbärmliche zeitliche Leben. 
Solche Fälle wiederholten sich häufig bei dem Hofadel. 

Sutoku Tenno hatte gegen seinen Willen abdanken müssen. 
Als Konoe Tenno starb (1115), wollte er selbst wieder den 
Thron besteigen oder seinen Sohn Shigehito auf den Thron 
heben. Toba Hoo durchkreuzte indessen seine Pläne, indem er 
auf den Rat seiner Geliebten Bifukumonin seinen Sohn Korehito, 
Goshirakawa Tenno, zum Kaiser machte. Sutoko Joko, aufs 
tiefste gekränkt, aber machtlos, muiste nachgeben, wartete aber 
auf eine Gelegenheit, Goshirakawa abzusetzen und benutzte 
den ihm treu ergebenen, schlauen und intriguanten Höfling 
Fujiwara Yorinaga. Als Toba Hoo im ersten Jahre Hogen 
starb (1156), glaubten beide, dais jetzt der günstige Moment 
gekommen sei, ihren Plan auszuführen und erhoben die Waffen. 
Die Anhänger von Sutoku waren Minamoto Tameyoshi, Mina- 
moto Yorikata, Minamoto Yorinaka, Minamoto Tamenari, Mina- 
moto Tametomo, Minamoto Tamenaka und Taira Tadamasa. 



— 77 — 

Goshirakawa rief seine Anhänger znm Kampfe; diese 
waren Taira Kiyomori nnd sein Sohn Shigemori, Minamoto 
Yorimasa, Minamoto Shigenari, Minamoto Yoshitomo, Taira 
Sanetoshi und Taira Suketomo. 

Satoka wurde geschlagen und sein Heer gänzlich ver- 
nichtet, er selbst flüchtete sich in das Kloster Ninnaji auf dem 
Berge Nyoizan bei Kioto, in welches er als Mönch eintrat. 
Fujiwara Yorinaga fiel im Kampfe, Minamoto Tameyoshi und 
Taira Tadamasa wurden enthauptet, Minamoto Tametomo wurde 
nach der Insel Oshima, vor der Tokyo -Bucht, verbannt, von 
wo er später entfloh; er soll Herr der Liukiu -Inseln geworden 
sein. Sutoku wurde nach Sanuki auf Shikoku verbannt. Dieser 
Versuch von Sutoku, mit Waffen den Thron wieder zu ge- 
winnen, heifst der Hogen -Aufstand. 

In diesem Kampfe hatten die Bujin die Hauptrolle gespielt, 
deren Häupter die Taira und Minamoto waren. Zwischen 
diesen beiden Häusern, welche sich schon so lange feindlich 
gegenüberstanden, mufste es zum offenen Kampfe kommen. 
Der Chef der Taira war Kiyomori, der der Minamoto Yoshi- 
tomo. Kiyomori war mit dem Shonagon (höchster Beamter 
nach den Ministern) Fujiwara Michinori nahe verwandt und 
sein Einflute bei Hofe daher gröfser als der von Yoshi- 
tomo. Dieser verbündete sich mit dem eitlen und ränkevollen 
Fujiwara Nobuyori, einem Günstling von Goshirakawa Tenno, 
welcher von Michinori stets bei Seite geschoben wurde und 
daher diesen grimmig hafste. 

Als im ersten Jahre Heiji (1159) Kiyomori und sein Sohn 
Shigemori für einige Monate Kioto verliefsen, um eine Wall- 
fahrt nach Kumano in Kii zu machen, brachen die Verbündeten 
los. Goshirakawa Joko (Titel des abgedankten Kaisers, der 
nicht Priester ist) wurde eingekerkert, Nijo Tenno aus seinem 
Palast entführt und in einem anderen bewacht gehalten, 
Fujiwara Michinori wurde niedergemacht und Minamoto Yoshi- 
tomo war für kurze Zeit der mächtigste Mann in Kioto. Als 
aber Taira Kiyomori nach Kioto zurückkehrte, änderte sich 
mit einem Schlage die Lage der Dinge. Goshirakawa Joko 
und Nyo Tenno wurden sofort befreit. Minamoto Yoshitomo 
und Yorinobu wurden von Taira Shigenori total geschlagen, 
Nobuyori gefangen und enthauptet und Yoshitomo auf der 
Flucht in Owari erschlagen. 



— 78 — 

Dieser Kampf heilst der Heiji-Aufstand (1159) von der 
Ära Heiji, in welchem das Haus Minamoto fast völlig unter- 
ging. Nur zwei ganz junge Söhne von Yoshitomo, Yoritomo 
und Ushiwaka, entflohen mit ihrer Mutter Tokiwa, der Geliebten 
von Yoshitomo; außerdem wurden noch Noriyori und Yoshitsune, 
zwei andere Söhne von Yoshitomo, gerettet, sowie einige andere 
Glieder des Hauses Minamoto. Die Taira hatten dieses Mal 
die Minamoto besiegt und waren für einige Zeit die un- 
umschränkten Gebieter des Reiches. Aber seit Minamoto 
Yorinobu den Aufstand von Taira Tadatsune 1028 nieder- 
geworfen und sein Sohn Yoriyoshi 1056 Abe no Yoritoki besiegt, 
hatte sich die Familie Minamoto die Liebe und Anhänglichkeit 
der Völker im Osten und Norden des Reiches erworben und 
dieselben an ihr Haus gefesselt. Die Reste der Minamotos 
mufsten sich allerdings jetzt nach dem Siege der Tairas ver- 
borgen halten und durften nicht wagen, sich offen zu zeigen, 
aber die Rache wachte und der Funken glühte unter der Asche, 
es bedurfte nur eines Luftzuges, um ihn zur hellen Flamme 
anzufachen. Dies geschah von den Tairas selbst, welche ihre 
Macht zuerst stolz und tyrannisch gemacht hatte und die sich 
dann dem Luxus und Wohlleben ergeben hatten, verweichlichten 
und in kurzer Zeit ebenso tief gesunken waren wie die Fuji- 
waras. Ihre Willkürlichkeit wurde täglich drückender. Durch 
die Härte und Arroganz, mit der sie den Kaiser und Hof 
sowohl wie ihre früheren Kameraden und ihre Untergebenen 
behandelten, entflammten sie selbst die Kämpfe, in denen sie 
untergingen. 

Rokujo Tenno ernannte Taira Kiyomori zum Dajodaijin 
und dessen Sohn Shigemori zum Dainagon, Taira Munemori 
wurde Staatsrat, später zwang Kiyomori Rokujo Tenno zu 
Grünsten von Takakura Tenno, eines Enkels von Kiyomori, 
abzudanken. Seine Tochter machte er zur Geliebten des Kaisers 
und liefs sich durch sie einen Palast schenken, welcher an Glanz 
und Pracht den kaiserlichen überstrahlte. Der Dajonyudo (der 
Titel von Kiyomori, nachdem er sein Amt niedergelegt und 
Priester geworden) war für länger als 10 Jahre der Despot 
von Japan, er verteilte Freud und Leid im ganzen Reiche. 
Die Macht, welche er und sein Haus in so kurzer Zeit erlangt 
hatten, ist erstaunenswert. 16 Tairas wurden Kuge, mehr als 
30 hatten die unbeschränkte Erlaubnis, den kaiserlichen Palast 



— 79 — 

zu betreten und bei Hofe zu erscheinen, mehr als 60 waren 
Efu (die höchsten Offiziere) und Kokushi. Ihre Besitzungen 
dehnten sich über mehr als 30 Provinzen aus und sie waren 
so übermütig, date der Dainagon Taira Tokitada einst öffentlich 
sagte, dals jemand, der nicht zum Hause Taira gehöre, kein 
Mensch sei« 

Die unerträgliche Willkür der Taira erzeugte in der Ära 
Jisho 1177—1180 den ersten Versuch, Kiyomori zu stürzen. 

Kiyomori hatte Fujiwara Narichika tötlich beleidigt und 
dieser bildete, um sich zu rächen, eine Verschwörung mit den 
Feinden des Tyrannen , Fujiwara Moromitsu , Minamoto Yuki- 
tsuna, Taira Yasuyori, dem Abte und mehreren Priestern des 
Klosters Hojoji bei Kioto. Die Verschworenen hatten ihre 
Zusammenkünfte in Shishigayatsu, dem Landsitze des Abtes. 
Diese besuchte auch der auf die Macht Kiyomoris eifersüchtige 
Goshirakawa Hoo. Diese Verschwörung wurde Kiyomori ver- 
raten und es gelang ihm, die Versammlung zu überraschen. 
Fujiwara Moromitsu fiel in dem entstandenen Kampfe, Fujiwara 
Narichika, Taira Yasuyori, der Abt und mehrere andere wurden 
in die Verbannung geschickt. Kiyomori hatte auch anfangs 
die Absicht, Goshirakawa Hoo einzukerkern, doch widersetzte 
sich ihm sein Sohn Shigemori so energisch, dals er diesmal seinen 
Entschluß aufgab. Nach dem kurz nachher eingetretenen Tode 
von Shigemori aber kam er eines Tages ohne jede Veranlassung 
mit einer Truppenabteilung von seinem Schlois Fukuhara 
in Settsu (das heutige Kobe) nach Kioto, setzte mehr als 
30 Kammerherren, Anhänger von Goshirakawa, ab und sperrte 
den Hoo in ein für ihn gebautes Gefängnis in Toba bei Kioto. 
Der Glanz des Hauses Taira schien damals im Zenit zu stehen, 
aber das stolze Gebäude wankte bereits. Die Liebe und An- 
hänglichkeit hatten die Tairas verloren, diese waren bereits 
in den Besitz der Minamotos übergegangen, welche im ganzen 
Lande ihren alten Einflute zurückgewonnen hatten. 

Im vierten Jahre Jisho (1 180) stellte Minamoto Yorimasa den 
Prinzen Mochihito, den dritten Sohn von Goshirakawa an die 
Spitze seiner Partei, liete sich von diesem ein Dekret ausstellen. 
welches ihn zum Bevollmächtigten des Prinzen machte. Hierauf 
erhob er die Waffen, wurde jedoch geschlagen, und er wie sein 
Sohn muteten sich, um einem schimpflichen Tode zu entgehen, 
das Leben nehmen; der Prinz Mochihito fiel im Kampfe. 



— 80 — 

Wenn aber auch Minamoto Yorimasa unterlegen und der 
Prinz Mochihito gefallen war, der Schlufsakt des Hauses Taira 
hatte begonnen. Die Anhänger des Hauses Minamoto sammelten 
sich um Minamoto Yoritomo und Yoshinaka. Yoritomo war 
Herr der Tokaido-Provinzen geworden, deren Bevölkerung ihm 
willenlos folgte. Yoshinaka gebot über die Tosando- und 
Hukurikudo -Provinzen. Während die Macht der Minamotos 
in den Provinzen sehr gewachsen war, nahm die der Taira» 
von Tag zu Tag mehr ab. Das tapfere und kriegerische Haus 
hatte dem Luxus und der Schwelgerei der Residenz nicht 
widerstehen können, es war verweichlicht, die kühnen, 
trotzigen Ritter waren weibische Edelknaben geworden. Wie 
sehr der kriegerische Geist sie verlassen hatte, zeigt der Feld- 
zug im Jahre 1180. Yoritomo hatte als Herr der östlichen 
Landesteile Kamakura zu seiner Residenz gemacht und erklärte 
sich offen gegen Taira Kiyomori. Dieser tibergab seinem Enkel 
Koremori, dem Sohne von Shigemori, den Oberbefehl gegen 
Yoritomo; der Unterfeldherr von Koremori war Taira Tadanori, 
Kami von Satsuma. Mit einer grolsen Armee rückten die 
Tairas gegen Kamakura vor. Yoritomo marschierte ihnen mit 
einem starken Heere entgegen. An der Fujikawa, unweit des 
heutigen Numatsu, stiefsen die Gegner aufeinander. Als die 
Tairas die Stärke Yoritomos sahen, wagten sie nicht, den 
Vormarsch zu forcieren und warteten untätig am rechten Flufe- 
ufer, während auch Yoritomo am linken Ufer ein Lager bezog. 
In einer Nacht flog ein Schwärm wilde Enten aus den Binsen, 
welche die Ufer bedeckten, auf. Die Tairas, im Glauben, 
Yoritomo mache einen Angriff, verloren den Kopf. Ein 
panischer Schreck ergriff das ganze Heer, es floh in toller 
Flucht, Reiterei und Fufsvolk wirr untereinander, ohne sich 
auch nur nach dem Feinde umzusehen ; Waffen und Rüstungen 
wurden fortgeworfen, weil sie die rasende Flucht hemmten. 
Ohne von Yoritomo verfolgt zu werden, sammelten sich die 
Truppen erst wieder in Kioto. Diese schmachvolle Flucht be- 
siegelte den Fall des Hauses Taira, welcher noch beschleunigt 
wurde durch den Tod von Kiyomori bald nachher (1181). Sein 
schwacher Sohn Munemori wurde sein Nachfolger. Dieser 
schickte gegen Minamoto Yoshinaka Jo Sukenaga und Jo 
Nagashige. Nachdem diese total vernichtet waren, rückten Taira 
Koremori und Michimori dem Yoshinaka entgegen, aber auch 



— 81 — 

sie worden geschlagen nnd ihr Heer völlig aufgerieben. Nun 
war der Weg nach Kioto für Yoshinaka frei und er rückte in 
Eilmärschen vor. Taira Munemori entfloh vor ihm, Antoku 
Tenno und Goshirakawa Hoo mit sich nehmend nach seinem 
Schlote Fukuhara. Von hier entkam Goshirakawa und stellte 
sich unter den Schutz von Yoshinaka. Munemori setzte mit 
Antoku Tenno und seiner Familie die Flucht nach Süden fort und 
kam nach Tsukushi auf Kyushu im zweiten Jahre Juei (1183). 
Schon damals würden die Tairas völlig vernichtet sein, wenn 
nicht Zwistigheiten unter den Minamotos ausgebrochen wären. 
Da Antoku Tenno entflohen und in Kioto kein Kaiser war, 
wollte Yoshinaka den Sohn des gefallenen Prinzen Mochihito, 
den Prinzen Hakuriku no miya, auf den Thron heben, aber 
Goshirakawa kam ihm zuvor und machte Takanari, den zweiten 
Sohn von Takakura Tenno, zum Kaiser (1183), dieser ist 
Grotoba Tenno. Zur Strafe liefs der gewalttätige Yoshinaka 
Kioto von seinen wilden Kriegern plündern. In Schrecken ge- 
setzt, rief Goshirakawa Yoritomo zu Hilfe. Yoshinaka über- 
häufte deshalb den Hoo mit Vorwürfen, der, aufs tiefste ge- 
kränkt, der Priesterschaft der Tempel Enryaku und Onsho den 
Befehl gab, Yoshinaka zu vernichten. Yoshinaka siegte, Schlots 
Goshirakawa in seinem Wohnsitz, dem Tempel Hojuji, ein, den 
er anzündete. Goshirakawa wurde gefangen genommen und 
anter eine starke Bewachung gestellt. Yoritomo hatte sich 
f&r Goshirakawa erklärt und Yoshinaka ihm den Gehorsam 
verweigert, deshalb schickte er jetzt seine Brüder Noriyori 
und Yoshitsune mit 60000 Mann gegen den Ungehorsamen. 
Dieser sandte ihnen Imai Kanehira und Nenoi Yukichika 
entgegen, die total geschlagen wurden. Minamoto Noriyori 
besetzte Seta in Omi, während gleichzeitig Yoshitsune IJji in 
Yamashiro einnahm. Die Truppen von Yoshinaka verloren den 
Mut und verließen ihren Führer, der, zur Flucht gezwungen, 
in dem Sumpfe Awazu in Omi stecken blieb, in welchem 
ihm von seinen Verfolgern der Kopf abgehauen wurde. 
Während dieser Kämpfe der Minamotos untereinander hatte 
Taira Munemori Antoku Tenno zuerst nach Dazaifu in Chi- 
kuzen und von hier nach Sanuki auf Shikoku gebracht, wo 
Yashima als Residenz für den Tenno eingerichtet wurde. 
Von hier aus eroberten die Tairas sämtliche Provinzen der 
Nankaido und Sanyodo zurück. Die Truppen der Minamotos 

6 



— 82 - 

wurden überall geschlagen. Nach diesen Erfolgen verliefe 
Mnnemori mit Antoku Tenno Yashima und besetzte wieder 
Fukuhara, welches er stark befestigte. Er machte bereits 
Anstalten, sich wieder in den Besitz von Kioto zu setzen, als 
endlich Yoritomo die Gefahr erkannte und gegen ihn seine 
Brüder Noriyori und Yoshitsune schickte. Vor ihnen zog sich 
Munemori zurück und besetzte wieder Yashima. Noriyori 
verfolgte ihn und trieb ihn weiter nach Kiushu hinüber. 
Yoshitsune folgte seinem Bruder nach Shikoku und eroberte 
Yashima. Munemori, von allen Seiten bedrängt, schiffte sich 
ein, in der Absicht, noch einen Versuch zu machen, sich 
in den Besitz von Honshu zu setzen. Noriyori verfolgte ihn 
mit seiner Flotte von Kiushu und Yoshitsune segelte gegen 
ihn von Shikoku. Bei Dan no ura in der Nähe des heutigen 
Shimonoseki trafen sich die feindlichen Flotten. Es entbrannte 
ein heftiger Kampf, in welchem auf beiden Seiten mit großer 
Tapferkeit gefochten wurde, aber der Stern des Hauses Taira 
sollte erlöschen. Munemori wurde gänzlich vernichtet und 
fast sein ganzes Haus kam um, seine Mutter sprang, den acht- 
jährigen Antoku Tenno in den Armen, in die Fluten und beide 
ertranken. Diese Entscheidungsschlacht wurde im ersten Jahre 
Bunji (1185) ausgefochten. 

Nach dem Untergange des Hauses Taira ging die Re- 
gierungsgewalt auf das Haus Minamoto über. Noch im Jahre 
1185 führte Yoritomo eine neue Administration ein, welche 
von Oye Hiromoto entworfen war. An Stelle der Kokushi und 
Ryoke wurden von ihm die Shugo und Chito, Direktoren und 
Vorsteher, ernannt. Ferner reorganisierte er die Polizei, zu 
deren Chef, Sotsuihoshi, er sich ernennen liefe. Im nächsten 
Jahre (1186) ging er als Sei i taishogun nach Kamakura zurück, 
wo er eine neue Regierung, das Bakufu, errichtete. Hiermit 
beginnt ein neuer Zeitabschnitt. 
Literatur. Als Dichter erwarben sich im zwölften Jahrhundert Be- 
rühmtheit Fujiwara Michitoshi, Fujiwara Akisuke, Minamoto 
Toshiyori, Fujiwara Mototoshi, Minamoto Tsunenobu und Fuji- 
wara Toshinari in der japanischen Poesie; in der chinesischen 
Literatur waren es Minamoto Morofusa, Oye Tadafusa, Naka- 
yama Tadachika und Fujiwara Michinori. 

Fujiwara Michitoshi veröffentlichte unter Shirakawa Tenno 
„Goshui", eine Liedersammlung, unter Sutoku Tenno erschien 



— 83 - 

„Kinyowakashu" von Minamoto Toshiyori, ebenfalls eine Lieder- 
sammlung, Fujiwara Akisuke publizierte unter Konoe Tenno 
eine Liedersammlung „Shikwashu" und unter Goshirakawa 
Tenno sammelte Fujiwara Toshinari „Senzaishu", Lieder. 

Als Geschichtsforscher zeichneten sich aus Fujiwara Ta- Ge- 
menari mit seinem berühmten „Okagami", die Geschichte der 
14 Kaiser von Buntoku bis Goichijo Tenno (850—1036), Naka- 
yama Tadachika schrieb „Mizukagami", die Geschichte von 
Jimmu bis Nimmei Tenno. Ein unbekannter Gelehrter schrieb 
»Zokuyotsugi" oder „Imakagami", die Geschichte von Goichijo 
Ms Takakura Tenno. Erwähnenswert sind noch die folgenden 
Werke „Konsekimonogatari", alte und neue Erzählungen von 
Minamoto Takakuni, „Joijomokushu", Sammlung von Erzäh- 
lungen von Minamoto Morofusa, „Daiyuki" von Fujiwara Toshi- 
iye, „Gonijokwanpapuki" von Fujiwara Moromichi und „Ko- 
keshidai** von Oye Tadafusa. 

Grofeen Ruf hatte unter Shirakawa Tenno der Arzt Tanba Medizin. 
Koretada, welcher der japanische Äskulap genannt wird. 

Toba Tenno und Minamoto Yujin liebten Kleiderpracht 
und ihre Untergebenen folgten ihrem Beispiele. Seit dieser 
Zeit wetteiferten die Samurai, die adligen Krieger, in kost- 
baren Kleidern, bei denen möglichst viel Stoff verschwendet 
wurde, genau wie 600 Jahre später die Landsknechte in Deutsch- 
land. In dieser Zeit entstand auch der Tsuyoshozoku, das 
Hofkleid, dessen Ho, Oberkleid und Ko, weite lange Hosen, in 
breite Falten gelegt wurden, und die Eboshi, die gesteifte und 
lackierte Kopfbedeckung der Vornehmen. Diese Kleidungs- 
stücke, welche bei Hofe im allgemeinen Brauch blieben, haben 
in dieser Periode ihren Ursprung. 



VI. 

Periode 1185-1333. 

Das Bakufu oder Shogunat in Kamakura. 



Die Fujiwaras wie die Tairas hatten im Namen des Tenshi 
regiert, wenn auch der Kaiser in der Tat nichts als ein willen- 
loses Werkzeug in ihren Händen gewesen war, aber mit Mina- 
moto Yoritomo trat ein groiser Umschwung ein. Er errichtete 
als Shogun einen zweiten Hof außerhalb der Residenz des 
Kaisers. Der Titel Shogun heilst wörtlich tibersetzt Befehls- 
haber, dasselbe Wort wie imperator, die Übereinstimmung der 
beiden Wörter ist ebenso auffallend, wie der Gegensatz der 
beiden Regierungsformen hier und in Rom, denn während das 
kaiserliche Rom nie aufhörte, theoretisch eine Republik zu 
sein, behielt Japan von 1185—1868, obgleich praktisch und 
anerkannt vom Shogun regiert, theoretisch stets den Tenshi 
als Staatsoberhaupt, als Nachkomme der Götter. und Quelle 
aller Ehre. 

Nie haben in Japan, wie es von vielen europäischen Schrift- 
stellern behauptet ist, gleichzeitig zwei Kaiser regiert, ein 
geistlicher und ein weltlicher. Es gab stets nur einen Kaiser, 
machtlos allerdings, gesehen und gekannt nur von Weibern, 
die ihn bedienten, solange er ein Kind war. Erreichte er 
das Jünglingsalter, mutete er abdanken und an seiner Stelle 
wurde wieder ein Wickelkind auf den Thron gesetzt. Indessen 
war er theoretisch der Herrscher, dessen Autorität dem Sho- 



- 85 — 

gun übertragen war, wie die der Merowinger dem Major 
domus. 

Yoritomo verteilte an die ihm treu ergebenen Daimyos _ 
nnd besonders begünstigten Krieger die Provinzen des Reiches, 
er kam in den Besitz des Bodens und des Ertrages der Ernten, 
das ganze Volk von oben bis unten gehorchte willenlos den 
Befehlen des Shoguns. Bald wulste das Volk sehr wohl, 
dafe dieser da war, aber die Existenz des Tenshi wurde ver- 
gessen. Dem Kaiser war somit auch der Schein der Macht 
genommen. Von Yoritomo bis zur Restauration der Kaiser- 
macht im Jahre 1868, über 680 Jahre, dauerte dieser Zustand. 
Allerdings wurde einmal in dieser Zeit, in der Ära Kemmu 
1334—1337, die Regierung des Tenshi wieder aufgerichtet, . 
aber dieselbe war nicht von Dauer und in kurzer Z&t war 
der Kaiser wieder machtlos wie zuvor. Godaigo Tenno ent- 
riß die höchste Gewalt dem einen Machthaber nur, um sie 
einem anderen zu übergeben und war in der Tat nur der Ver- 
mittler zwischen beiden. Auf diese Weise stieg die Macht der 
ßhogune immer höher. Von dieser Zeit an beginnen die 
Pendalbarone mächtig zu werden, die Dainyos führen Kriege 
gegeneinander wie selbständige Fürsten und unter den Sho- 
gunen aus dem Hause Ashikaga kommt das Feudalsystem zur 
vollen Blüte. 

Es regierten aus dem Hause Minamoto drei Shogune, 
Tobitomo und seine beiden Söhne Yoriiye und Sanetomo; aber 
die Söhne hatten nicht den Geist des Vaters und die Regierungs- 
gewalt ging aus ihren Händen in die der Hojos, ihrer Shikken, 
ihrer ersten Minister, die aber bald Regenten wurden, über. ' 
Gewöhnlich spricht man von neun Regentschaften der Hojos, 
doch waren in der Tat nur die acht Hojos Shikken: Hojo To- 
kimasa, Yoshitoki, Yasutoki, Tsunetoki, Tokiyori, Tokimune, 
Sadatoki und Takatoki. 

Die in Kamakura regierenden Shogune waren: 
1192—1199 Minamoto Yoritomo. 
1199—1203 Minamoto Yoriiye, der Sohn des früheren. 
1203 — 1219 Minamoto Sanetomo, der jüngere Bruder von 

Joriiye. 
1219—1244 Fujiwara Yoritsune. 
1244—1262 Fujiwara Yoritsugu. 



— 86 — 

1262—1266 Munetaka Shinno, ein Sohn von Gosaga Tenno. 
1266—1289 Koreyasu Shinno, ein Sohn von Munetaka Shinno. 
1289 — 1308 Hisa akira Shinno, ein Sohn von Gofukakusa 

Tenno. 
1308—1333 Morikuni Shinno, ein Sohn v<fti Hisa akira Shinno. 

Die Kaiser dieser Periode sind: 

Ära Genriaku: 14. Februar 1184 bis 1. Februar 1186. — 

Bunji: 2. Februar 1185 bis 6. Februar 1190. — Ken kiu: 

7. Februar 1190 bis 27. Januar 1199. 

1183 Gotoba Tenno, der vierte Sohn von Takakura Tenno, wurde 

bin im ^ Jahre alt 

Ära Shoji: 28. Januar 1199 bis 4. Februar 1201. — 
Kennin: 5. Februer 1201 bis 2. Februar 1204. — Gen 
kiu: 3. Februar 1204 bis 9. Februar 1206. — Kenei: 
10. Februar 1206 bis 29. Januar 1207. — Jogen: 30. Ja- 
nuar 1207 bis 16. Januar 1211. 

1108 Tsuchimikado Tenno, der älteste Sohn von Gotoba Tenno, 

biß . 12ia wurde 37 Jahre alt. 

Ära Ken riaku: 17. Januar 1211 bis 23. Januar 1213. 

— Kempo: 24. Januar 1213 bis 17. Januar 1219. — Jo 

kiu 18. Januar 1219 bis 12. Februar 1222. 

1210 Juntoku Tenno, der dritte Sohn von Gotoba Tenno, wurde 

big 122L 46 Jahre alt. 

1221. Chukyo Tenno, der älteste Sohn von Juntoku Tenno, wurde 

17 Jahre alt, bestieg den Thron im April und dankte im 
Juli ab. 

Ära Joo: 13. Februar 1222 bis 21. Januar 1224. — Gen 
nin: 22. Januar 1224 bis 8. Februar 1225. — Ka roku: 
9. Februar 1225 bis 18. Januar 1227. — An tei: 19. Ja- 
nuar 1227 bis 26. Januar 1229. — Kwangi: 27. Januar 
1229 bis 23. Januar 1232. — Jo ei: 24. Januar 1232 
bis 10. Februar 1233. 

1221 Gohorikawa Tenno, der dritte Sohn von Morisada Shinno, 

18 1232, eines Sohnes von Takakura Tenno, wurde 23 Jahre alt. 



bis 1242. 



— 87 — 

Ära Tempuku: 11. Februar 1233 bis 30. Januar 1234. 
— Bun riaku: 31. Januar 1234 bis 20. Januar 1235. — 
Ka tei: 21. Januar 1235 bis 17. Januar 1238. — Riaku 
nin: 18. Januar 1238 bis 5. Februar 1239. — Eno: 
6. Februar 1239 bis 25. Januar 1240. — Ninji: 26. Ja- 
nuar 1240 bis 21. Januar 1243. 
Shijö Tenno, ein Sohn von Gohorikawa Tenno, wurde 
12 Jahre alt. 

Ära Kwangen: 22. Januar 1243 bis 6. Februar 1247. 

Gosaga Tenno, der zweite Sohn von Tsuchimikado Tenno, 1242 
wurde 53 Jahre alt. bi8 1246 ' 

Ära Ho ji: 7. Februar 1247 bis 13. Februar 1249. — 
Ken cho: 14. Februar 1249 bis 28. Januar 1259. — Ko 
gen: 29. Januar 1256 bis 16. Januar 1257. — Sho ka: 
17. Januar 1257 bis 24 Januar 1259. — Sho gen: 25. Ja- 
nuar 1259 bis 12. Februar 1260. 
Gofukakusa Tenno, der dritte Sohn von Gosaga Tenno, L .i&£ 
wurde 62 Jahre alt 



bis 1269. 



Ära Buno: 13. Februar 1260 bis 31. Januar 1261. — 
Ko cho: 1. Februar 1261 bis 30. Januar 1264. — Bun 
ei: 31. Januar 1264 bis 28. Januar 1275. 
Kameyama Tenno, der jüngere Bruder von Gofukakusa 1269 
Tenno, wurde 57 Jahre alt. bis 1274 ' 

Ära Ken ji: 29. Januar 1275 bis 24. Januar 1278. — 
Ko an: 25. Januar 1278 bis 3. Februar 1288. 
Gouda Tenno, der älteste Sohn von Kameyama Tenno, 1274 
wurde 58 Jahre alt. bis 1287 ' 

Ära Shoo: 4. Februar 1288 jbis 7. Februar 1293. — 
Ei nin: 8. Februar 1293 bis 1. Februar 1299. 
Fushimi Tenno, der zweite Sohn von Gefukakusa Tenno, 1287 

wurde 53 Jahre alt. bis im 

Ära Sho an: 2. Februar 1299 bis 29. Januar 1302. 
Gofushimi Tenno, der älteste Sohn von Fushimi Tenno, 1298 
wurde 49 Jahre alt. bis 130L 



— 88 — 

Ära Ken gen: 30. Januar 1302 bis 18. Januar 1303.^- 

Ka gen: 19. Januar 1303 bis 13. Februar 1306. — 

To.ku ji: 14. Februar 1306 bis 23. Januar 1308. 

1301 Gonijo Tenno, der älteste Sohn von Gouda Tenno, wurde 

bu 130r 24 Jahre alt. 

Ära En kio (En kei): 24. Januar 1308 bis 20. Januar 

1311. — Ocho: 21. Januar 1311 bis 7. Februar 1312.— 

Sho wa: 8. Februar 1312 bis 12. Februar 1317. — 

Bumpo: 13. Februar 1317 bis 21. Januar 1319. 

1807 Hanazono Tenno, der älteste Sohn von Gofushimi Tenno, 

' wurde 52 Jahre alt. 

Ära Geno: 22. Januar 1319 bis 28. Januar 1321. — 
Gen ko: 29. Januar 1321 bis 26. Januar 1324. — Sho 
chu: 27. Januar 1324 bis 3. Februar 1326. — Ka riaku: 
4, Februar 1326 bis 30. Januar 1329. — Gen toku: 
31. Januar 1329 bis 7. Februar 1331. — Gen ko: S.Fe- 
bruar 1331 bis 4. Februar 1334 — Kemmu: 5. Februar 
1334 bis 21. Januar 1338. — Engen: 14. Februar 1336 
bis 9. Februar 1339. 

1318 Godaigo Tenno, der zweite Sohn von Gouda Tenno, wurde 

bis 1339. cl t i i* 

51 Jahre alt. 

Als die Tairas mit Antoku Tenno nach Kyushu flohen, 
wurde in Kioto Gotoba Tenno auf den Thron gehoben und er- 
hielt die Ära nach Gotoba Tennos Thronbesteigung den Namen 
- Bunji, während Antoku Tenno den Namen der Ära Jnei bei- 
behielt, mithin ist das Jahr 1185 gleichzeitig das erste Jahr 
Bunji und das vierte Jahr Juei. 

Wie schon früher erwähnt, war es schon unter dem Ee- 
gimente der Fujiwaras allgemeiner Brauch geworden, dals die 
Krieger, welche die mächtigsten Familien in den Provinzen 
geworden waren, den Grund und Boden zu ihrem Privatbesitze 
gemacht hatten; der Hof war zu schwach und machtlos, um 
dem Einhalt zu tun. Unter den Tairas war dies noch ärger 
geworden und das Feudalwesen schien schon entstanden zu 
sein. Als Yoritomo mit Hilfe der grofsen Bujin -Familien die 
Tairas vernichtet hatte, mufste er natürlich seine Helfer be- 
lohnen; er tat dies, indem er ihren Landbesitz vergrößerte, 
ihnen den Ertrag des Landes verlieh und machte sie da- 



— 89 — 

durch lüstern nach fremdem Besitz. Dazu hatte er nach der 
neuen Organisation in allen Provinzen die Shugo (Militär- 
kommandanten) und Chito (die höchsten Civilbeamten) ein- 
geführt, diese Stellen sämtlich mit Bujin besetzt und erblich 
gemacht. Die vor dieser Zeit vom Tenshi ernannten Kokushi 
und Ryoke waren im ganzen Reiche kaiserliche Prinzen und 
Kuge. Diese waren aber so verweichlicht, daß sie die Pflichten 
ihrer Stellen nicht erfüllen konnten; wenn es zu etwas Ernstem 
kam, waren sie die ersten, die ihr Heil in der Flucht suchten. 
Selbstverständlich handelten bald die neuernannten Shugo und 
Chito vollständig nach ihrem Gefallen, wodurch die Kokushi 
und Ryoke zu leeren Titeln wurden. Der Kriegerstand allein 
erhielt ferner die Gunstbezeigungen des Shogun. Im gleichen 
Mais wie die kaiserliche Majestät dahinwelkte, kam das Krieger- 
regiment zur vollen Blüte und mit ihm wuchs die Macht des 
Feudaladels. Während Yoritomo sich den Regierungsgeschäften 
widmete, machten ihm seine Brüder Yoshitsune und Yukiiye 
Sorge. Der einsichtige und tapfere Yoshitsune hatte die 
Tairas besiegt und sich große Verdienste erworben. Der 
finstere und mißtrauische Yoritomo fürchtete, dafs sein 
überall geliebter Bruder den eigenen Söhnen gefährlich 
werden könne und beschlois, ihn für immer unschädlich zu 
machen. Trotz ihrer Nachgiebigkeit und Unterwürfigkeit 
behandelte Yoritomo seine Brüder mit solcher Mißachtung 
und Härte, daß sie die Unmöglichkeit erkannten, mit ihm in 
Frieden leben zu können. Da nun Yoritomo durch sein 
tyrannisches Wesen auch Goshirakawa Hoo beleidigt hatte, 
bat Yoshitsune diesen, ihm den Befehl zu geben, Yoritomo zu 
züchtigen. Seine Bitte wurde erfüllt und nun rüsteten sich 
Yoshitsune und Yukiiye. Yoritomo rückte ihnen mit einem 
grofsen Heere entgegen und schlug sie vollständig (erstes Jahr 
Bunji 1185). Die beiden Brüder flüchteten sich nach Kyushu. 
Yukiiye wurde kurz nachher von Hojo Tokisada erschlagen. 
Yoshitsune entkam nach Ou und fand freundliche Aufnahme 
bei Fiyiwara Hideshira, dem mächtigsten der nördlichen 
Daimyos; hier war er anfangs in Sicherheit, aber sein 
Gastfreund starb kurze Zeit nachher und es folgte ihm 
sein Sohn Yasushira. An diesen schickte Yoritomo den 
von Goshirakawa Hoo gezeichneten Befehl, den in Koromo- 
gawa in Rikuoku sich aufhaltenden Yoshitsune auszuliefern. 



— 90 — 

Als Yasushira sich weigerte, dem Befehle zu ^gehorchen, 
rückte der auch auf die Macht der Fujiwaras ^eifersüchtige 
Yoritomo mit einem starken Heere gegen ihn Vormund ver- 
nichtete ihn. Yoshitsune soll im Kampfe gefallen sein. So 
waren die Wünsche Yoritomos erfüllt, seine Brüder waren nicht 
mehr, er hatte die Fujiwaras vernichtet und Ou (Uzen, Ugo 
nnd Rikuoku) unterworfen. Er übergab Kasai Kiyoshige die 
Regierung von On und kehrte nach Kamakura zurück. 

Nun beugte sich das ganze Reich vor Yoritomo. Im dritten 
Jahre Kenkiu (1192) wurde er von Gotoba Tenno zum Seiitai- 
shogun (Diktator) ernannt und damit beginnt das wirkliche 
Militärregiment. 

Die Organisation in Kamakura war in folgender Weise 
geregelt: Das Amt, welches alle Geschäfte leitete, war Man- 
dokoro, der höchste Justizhof hiefe Monchusho und das Kriegs- 
ministerium Samuraidokoro. Mandokoro vereinigte das Mini- 
sterium des Innern und des Äußern, sämtliche Regierungs- 
erlasse wurden hier ausgegeben. Die Beamten waren der 
Shikken (Premierminister), die Rensho (Beisitzer), die Betto 
(Abteilungspräsidenten) mit ihren Reianshu (Sekretären), der 
Chikuji (Direktor der Hausangelegenheiten der Daimyos), ferner 
Shitsuji (Direktoren) und Yorindo (Assessoren). Der Shikken 
hatte den Shogun in der Regierung zu unterstützen. Der 
erste, welcher hierzu ernannt wurde, war Hojo Tokimasa. 
Der erste Mandokoro Betto (Miuister) war Oe Hiromoto. In 
dem Monchusho wurde Urteil gesprochen ; die Beamten waren 
der Shitsuji (Gerichtspräsident), die Yorindo (Assessoren) 
und die Monchu Bugyo (Richter). Miyoshi Yasunobu wurde 
der erste Shitsuji. In dem Samuraidokoro wurden die militäri- 
schen Angelegenheiten geleitet und war daselbst das Kriegs- 
gericht. Die Beamten waren der Betto (Präsident), die Shoshi 
(die Vorsteher der verschiedenen Abteilungen), die Kaiko (die 
Ordonnanz - Offiziere) und die Yorindo (Assessoren). Wada 
Yoshimori war der erste Betto. 

Die früher genannten Shugo (Militärkommandanten) und 
Chito (Distriktspräsidenten) leiteten die Militär- und Civil- 
angelegenheiten der Distrikte. Über allen Ämtern stand, die- 
selben leitend und allmächtig, der Shogun. 

Yoritomo starb 1199, er war körperlich nicht besonders 
stark, aber sehr mutig, hatte eine seltene Willenskraft, war 



— 91 — 

ein großer Stratege, außerordentlich vorsichtig und umsichtig 
im kleinen wie im großen; seinem scharfen Auge entging 
nichts und er liefe nichts unbeachtet. Um seinen Vorsatz, 
sich zum unbeschränkten Herrn des Reiches zu machen, aus- 
zuführen, scheute er vor keinem Hindernisse zurück und räumte 
sie alle, unbekümmert um die Folgen und was es kostete, 
aus dem Wege. Aber er war mißtrauisch, hinterlistig und 
rachsüchtig in so hohem Grade, daß er, wie oben berichtet, 
seine beiden talentvollen Brüder seinem finsteren Argwohn 
opferte und dadurch das Fundament seines Hauses selbst 
untergrub, welches bald nach ihm haltlos zusammenstürzte. 
Sein volles und blindes Vertrauen hatte er den schlauen, be- 
rechnenden Hojos geschenkt, die frohlockend zusahen, wie er 
selbst sein Haus ruinierte, wußten sie doch, daß hierdurch in 
der kürzesten Zeit das Regiment in ihre Hände fallen mußte. 
Hojo Tokimasa war der siebente Nachkomme von Taira 
Sadamori, welcher im Jahre 940 Taira Masakado besiegt und 
getötet hatte. Als Yoritomo nach Izu entflohen war, hatte er 
zuerst bei Ito Sukechika freundliche Aufnahme gefunden. Von 
hier ging er zu Hojo Tokimasa, der in dem Jünglinge die zu- 
künftige Größe des Hauses Minamoto erkannte und ihn an sich 
zu fesseln und zu seinem Werkzeuge zu machen wußte; er 
verheiratete ihn mit seiner Tochter Masakado. Als Yoritomo 
im Jahre 1180 von dem Prinzen Mochihito den Auftrag erhielt, 
Truppen gegen die Tairas zu sammeln, taten Tokimasa und 
sein Sohn Yoshitoki alles, was in ihren Kräften stand, um der 
Sache Yoritomos zu helfen. Sie erwarben sich große Verdienste, 
wodurch sie sich Yoritomos volles Vertrauen sicherten. Als er 
das Shogunat in Kamakura gründete, erhielten die Hojos die 
höchsten Ämter und kein anderes Haus konnte sich mit ihnen 
an Macht und Einfluß in Kamakura messen. Tokimasa jedoch 
wie Yoshitoki handelten nicht ehrlich, sie waren sehr in- 
telligente, aber falsche und heuchlerische Intriganten, die ihre 
Absicht Schritt für Schritt, ohne jede Übereilung, verfolgten, 
ihre Wünsche und Gefühle verrieten weder ihre Mienen noch 
Handinngen. Es hatte den Schein, als sei ihre Treue und 
Loyalität unerschütterlich; sie beugten sich und gehorchten 
demütig wie die niedrigsten Vasallen. Ihre Ehrenhaftigkeit 
schien über jeden Zweifel erhaben, aber alles war Heuchelei. 
Es gelang ihnen, wie alle anderen, selbst den mißtrauischen 



- 92 — 

Yoritomo so vollständig zu täuschen, dafs er niemals den ge- 
ringsten Verdacht schöpfte, dafs sie heuchelten oder Verrat 
im Herzen trügen. 

Yoriiye folgte als Shogun seinem Vater. Er war in den 
inneren Räumen des väterlichen Palastes unter Frauen auf- 
gewachsen, hatte nie männliche, kriegerische Vergnügen und 
Gefahren kennen gelernt, war weibisch und ohne jede Welt- 
und Menschenkenntnis. Diesen Schwächling nützten natürlich 
die Hojos gründlich für ihre Zwecke aus. Zuerst ruinierten sie 
ihn physisch und moralisch, indem sie die grö&ten Wüstlinge 
Ogasawara Yataro, Shiki Saburo, Wada Saburo, Nakano Goro 
und Hosono Saburo zu seinen Kammerherren ernannten. Diese 
mufsten den jungen Shogun zu den ärgsten Ausschweifungen 
verführen und jedes bessere Gefühl in ihm ersticken. Der 
schwache Yoriiye war bald in Schlemmerei so tief ge- 
sunken, dafs er weiter für nichts als seine Ausschweifungen 
Interesse zeigte. Die Krone setzte er seinen Lüderlichkeiten 
durch den Raub der Geliebten seines treuesten Anhängers und 
Freundes Adachi Kagemori auf, welche er mit Gewalt zu 
seiner Maitresse machte. Tokimasa sah dem tollen Treiben 
des Shoguns mit Befriedigung zu und heuchelte völlige Un- 
kenntnis des Lebenswandels von Yoriiye. Dafür aber gewann 
er die Liebe und Anhänglichkeit des Volkes, indem er überall 
Gutes tat, Geschenke und Almosen mit offenen Händen ver- 
teilte. Die ihm zugewendete Liebe des Volkes nährte ei 
sorgfältig, er wartete auf die günstige Gelegenheit, Yoriiye 
zu beseitigen, die er bald fand. Yoriiye hatte einen Sohn 
Ichiman, dessen Mutter die Tochter von Hiki Yoshikazu war. 
Infolge seiner Ausschweifungen erkrankte Yoriiye so schwer, 
dafs man für sein Leben fürchtete. Da riet ihm Tokimasa, einen 
Erben zu ernennen, das Shogunat zu teilen und die östlichen 
Provinzen, das Kwanto, seinem jüngeren Bruder Semman zu 
geben. Dieser Rat erbitterte die Hikis und Yoshikazu bat 
seinen Schwiegersohn, der unerträglichen Tyrannei der Hojos 
ein Ende zu machen. Diese Einflüsterung wurde Tokimasa 
hinterbracht, aus Rache liefs er Hiki Yoshikazu von Amano 
Tokage und NittaTadatsune ermorden; dann schickte er Soldaten 
in den Palast Kogosho, in welchem der Sohn des Shogun 
aufgezogen wurde, und liefs Ichiman und die jüngeren Brüder 
von Hiki Yoshikazu, welche dort weilten, ermorden. Yoriiye, 



— 93 — 

durch dies abscheuliche Verbrechen von Tokimasa aufgerüttelt, 
befahl Wada Yoshimori, den verräterischen Tokimasa zu töten. 
Statt den Befehl auszuführen, meldete Wada denselben Toki- 
masa. Dieser zwang nun Yoriiye, abzudanken und Priester 
zu werden, hierauf sperrte er ihn in den Tempel Shuzenji in # 
Im, unweit dem heutigen Atami, wo er ihn kurz nachher im 
Bade ermorden liefe. Nach diesen Vorgängen wurde der jüngere 
Bruder von Yoriiye, Senman, unter dem Namen Sanetomo 
Shogun (1203). 

Nachdem die Hiki vernichtet, Yoriiye und Ichiman er- 
mordet waren, hatten die Hojos die Hälfte ihres Werkes ver- 
richtet. Für einige Zeit mußten sie nun/üm keinen Verdacht zu 
erregen) darüber wachen, dals dem unmündigen Sanetomo kein 
Unglück zustieß, aber ein in unerschütterlicher Treue dem 
Hanse Yoritomos ergebener Vasall, der wegen seiner Tapferkeit 
und Ehrenhaftigkeit in den weitesten Kreisen gepriesene 
Hatakeyama Shigetada mufste vernichtet werden, Tokimasa 
sprengte das Gerücht aus, Hatakeyama sei in eine Verschwörung 
verwickelt und Yoshitoki liels ihn ermorden. Auf diese Weise 
schafften die Hojos nach und nach alle Hindernisse aus dem 
Wege. 

Die zweite Erau von Tokimasa stammte aus dem Hause 
Maki. Sie und ihre Familie überredeten den ehrgeizigen Shik- 
ken, Sanetomo zu ermorden und seinen Stiefsohn Hiraga 
Tomotada zum Shogun zu machen. Tokimasa ging auf diesen 
Plan ein. Die Verschwörung wurde jedoch entdeckt und 
Masakado liels von mehreren hohen Offizieren ihren Enkel 
Sanetomo in das Schlois ihres Bruders Yoshitoki bringen. 
Rache heuchelnd schickte Yoshitoki seinen Vater Tokimasa 
mit dessen Gattin nach ihrem Stammsitze Hojo in Izu und 
sperrte sie dort ein, Hiraga Tomotada liels er ermorden. Sich 
selbst liefe er an Stelle seines Vaters Tokimasa zum Shikken 
ernennen (1205). 

Die Schlechtigkeit von Yoshitoki war gröfser als die 
seines Vaters, dessen Sturz und Untergang wahrscheinlich 
ein von ihm geschmiedeter Plan war. Yoshitoki sah ein, dals 
der herrschsüchtige Tokimasa seine Stelle niemals freiwillig 
niederlegen würde und benutzte die Makis als Werkzeuge, 
um seinen Vater zu beseitigen. Er verleitete sie, sich mit Toki- 
masa gegen das Leben von Sanetomo zu verschwören und 



— 94 — 

erreichte so mit leichter Mühe die Erfüllung seiner Wünsche, 
nämlich seinen Vater zu verdrängen, selbst Shikken zu werden 
und die mächtigen Makis zu vernichten. So erntete er geschickt 
die Früchte der Ränke seines Vaters. Eine andere mächtige 
• Familie machte Yoshitoki noch Sorge, die Wadas schienen ihm 
gefährlich; um sie zu reizen, behandelte er sie bei jeder Gelegen- 
heit mit Verachtung und veranlafste sie dadurch, sich an dem 
Aufstande des unzufriedenen Izumi Chikahira zu beteiligen. 
Wada Yoshinawo und Yoshishige, die Söhne von Yoshimori 
und dessen Neffe Tanenaga ergriffen die Waffen. Der Auf- 
stand wurde schnell unterdrückt und Tanenaga gefangen ge- 
nommen. Als Yoshimori um das Leben seines Neffen bat, wies 
Yoshitoki ihn ab. Der lange zurückgehaltene Grimm der 
Wadas brach jetzt los. Im ersten Jahre Kempo (1213) 
sammelte Yoshimori ein Heer, an dessen Spitze er seinen 
Adoptivsohn, Asaina Yoshihide, den Sohn des 1187 gefallenen 
Minamoto Yoshinaka. stellte. Dieser, ein sehr tüchtiger Truppen- 
führer, brachte dem Bakufu-Heere viele Niederlagen bei, so 
dafs dieses anfing, den Mut zu verlieren. In diesem kritischen 
Augenblicke übergab Yoshitoki das Kommando über seine 
Truppen seinem Sohne Yasutoki. Dieser schwächte auf sehr 
geschickte Weise seinen Gegner, und nachdem Yoshimori durch 
einen Pfeilschufs getötet war, lief sein Heer auseinander 
und die ganze Familie Wada wurde vernichtet. Nun hatte 
Yoshitoki niemanden mehr zu fürchten, und jetzt war für ihn 
die Zeit gekommen, Sanetomo zu beseitigen, um damit dem 
Hause Minamoto den Todesstofs zu geben und sich zum wirk- 
lichen Herrn des Reiches zu machen. Hierzu rief er Kugyo, 
den Sohn des ermordeten Minamoto Yoriiye, welcher in Kioto 
lebte, nach Kamakura und machte ihn zum Betto (Oberpriester) 
von Tsurugaoka, dem höchsten Shintopriester des Reiches, 
hetzte ihn gegen Sanetomo auf, indem er ihn mahnte, seinen 
ermordeten Vater zu rächen; auch Kugyo ging in seine 
Netze. Sanetomo wurde zum Naidaijin und kurz darauf zum 
Udaijin vom Tenshi ernannt. Als er sich, um die Dankes- 
- Zeremonie zu verrichten, in denTsurugaoka-Tempel, dem heutigen 
„ Hachiman in Kamakura begab, wurde er auf der Tempeltreppe 
von Kugyo erstochen. Nach der Tat liefe Yoshitoki Kugyo 
als Mörder enthaupten. Das Haus Yoritomos war hiermit im 
ersten Jahre Jokiu (1219) ausgestorben. 



— 95 — 

So hatte denn Hajo Yoshitoki mit erstaunlicher Zähigkeit 
den von seinem Vater ersonnenen Plan ausgeführt, niemand mehr 
im ganzen Reiche konnte sich an Macht mit ihm messen. Er 
verstand sehr wohl, dafs die Stellung des Shogun eine sehr ge- 
fährliche und wenig Nutzen bringende war und hatte nicht den 
Ehrgeiz, sie einzunehmen. Ferner rechnete er sehr klug; machte 
er einen Prinzen zum Herren von Kamakura, so wurden alle 
großen Herren seine Freunde. Gleichzeitig vermied er da- 
durch, das Ziel neidischer Angriffe zu werden, aber die wirk- 
liche Macht wollte er fest in seiner Hand behalten. Er ging 
deshalb nach Eioto und bat den Kaiser, einen kaiserlichen 
Prinzen zum Herrn von Kamakura zu ernennen. Gotoba Joko 
schlug ihm diese Bitte allerdings ab, aber er ernannte den 
Sohn eines entfernten Verwandten von Minamoto* Yoritomo, 
des Sadaijin Fujiwara Mochiiye, den kaum zweijährigen Fuji- 
wara Yoritsune zum Shogun und sandte ihn nach Kamakura. 
Hier leitete die Regierung dem Namen nach Masakado aus dem 
Innern ihres Palastes. Während so der kluge Yoshitoki seine 
Macht in Kamakura stärkte und befestigte, schmiedete man 
in Kioto den Plan, ihn zu stürzen, dessen Fehlschlagen Yoshi- 
toki benützte, den Tenshi völlig zu fesseln und machte dadurch 
seine Stellung noch mächtiger. 

Zur Zeit der Thronbesteigung von Chukyo Tenno (1221) 
lebten in Kioto drei Joko, Gotoba Joko, der Honin, der große 
abgedankte Kaiser, der die Regierung leitete, dann Tsuchimi- 
kado Joko, der Chuin, der mittlere Joko und Juntoku Joko, 
der Shinin, der neue Joko, Gotoba Joko war schon als Tenshi 
eifersüchtig auf die von dem Shogun usurpierte Macht gewesen 
und suchte stets ein Mittel, die kaiserliche Macht wieder auf- 
zurichten. Zu dem Zwecke hatte er schon früher eine zweite 
kaiserliche Leibwache, die Seimen, von ausgezeichneten Bujin 
zusammengestellt. Die erste kaiserliche Leibwache hiefs Ho- 
kumen, der Kaiser sais im Audienzsaale stets mit dem Ge- 
sichte nach Süden gewendet, ihm gegenüber hatte die Leib- 
wache ihre Aufstellung; sie hatten also die Front nach Norden, 
woher ihr Name kam, Hoku (Norden) und men (gegenüber). Die 
von Gotoba neu errichtete Leibwache hatte ihre Aufstellung 
*ur rechten des Kaisers im Audienzsaale, also mit der Front 
gegen Westen, daher ihr Name Sei (Westen) und men 
(gegenüber). Aus diesen beiden Hokumen- und Seimen no Sa- 



— 96 — 

murai suchte sich Gotoba eine mächtige Partei im Krieger- 
stande zu bilden. Er beschäftigte sich neben Poesie und 
Musik hauptsächlich mit dem ernsten Studium der Kriegswissen- 
schaften, Bugei, welche jeder tüchtige Ritter kennen sollte 
und schmiedete mit großem Eifer eigenhändig Schwerter. Ais 
er den Mord von Sanetomo hörte, hielt er den Zeitpunkt, die 
Macht des Tenshi wiederherzustellen, für gekommen, aber 
Yoshitoki war ihm zu klug und handelte zu rasch, indem er 
eine Puppe zum Herrn von Kamakura machte, die Macht 
aber für sich behielt Die Regierung in Kamakura änderte 
sich nicht. Gotoba Joko wurde durch diesen Schachzug 
furchtbar gereizt. Als Yoshitoki kurz nachher Nishina Mo- 
rito, einen der Seimen von Gotoba, für ein Vergehen seine 
Besitzungen konfiszierte und den Gegenbefehl von Kioto nicht 
beachtete, entschlofs sich Gotoba Joko, mit Gewalt gegen den 
Usurpator vorzugehen. Er befahl Miura Taneyoshi, einem 
Feinde von Yoshitoki, im Kinki, den fünf Provinzen um Kioto: 
Yamashiro, Yamato, Kawachi, Izumi und Settsu, ein Heer zu 
sammeln; dann setzte er sich mit Miura Yoshimura, einem der 
einflufsreichsten Männer in Kamakura und Gegner von Yoshi- 
toki in Verbindung und ließ durch ihn alle einflußreichen 
Männer des Kwanto auffordern, sich der kaiserlichen Partei 
anzuschliefsen, um das Bakufu in Kamakura umzustoßen. 
Tsuchimikado Joko hielt den Plan von Gotoba Joko für über- 
eilt, sah das Mifslingen voraus und riet mit der Ausführung 
noch zu warten, aber Gotoba Joko hörte nicht auf die war- 
nende Stimme, überredete sogar noch Juntoku Joko, sich ihm 
anzuschließen. 

Als Gotoba die Regierung in Kamakura mit Gewalt be- 
seitigen wollte, erinnerte sich das Volk nur mit Schrecken an 
die kaiserliche Regierung, unter der es so schwer gelitten hatte. 
Zuerst war der Steuerdruck durch die Verschwendung der 
Fujiwaras herbeigeführt und dann während der Kämpfe der 
Taira und Minamoto noch ärger geworden. Da war Minamoto 
Yoritomo erstanden, hatte den Despotismus der Tairas ge- 
brochen, die verschwenderische Regierung beseitigt und die 
Ordnung im Reiche hergestellt; er war der Retter des heimatlös 
gewordenen Volkes und der Schöpfer der Regierung des Krieger- 
standes. Er hatte die Gesetze vereinfacht, die Steuern ver- 
mindert, ja aufgehoben, wenn das Volk durch Unglück heim- 



— 97 — 

gesacht war. Durch alle diese Wohltaten hatte er sich die 
Liebe des Volkes sowohl wie die der Ritter erworben. Dafs 
andererseits das Kaiserhaus die politische Macht verloren hatte, 
war nicht das Verschulden von Yoritomo. Seine Regierung 
hatte das Verdienst, für das Volk zu sorgen, und sie stützte 
sich auf den Kriegerstand. Die Hojos änderten an dem 
Regierungssystem nichts, die Loyalität der Krieger war auf 
sie übergegangen. Das Bakufu war nichts weniger als eine 
schlechte Regierung, und das Kaiserhaus selbst hatte durch 
seine Handlungsweise die Macht des Bakufu befestigt. Als 
jetzt Gotoba ungeduldig nicht warten konnte, bis er genügend 
stark war, sondern ungerüstet und kopflos zum Kriege drängte, 
beging er eine grofee Torheit und der Erfolg war voraus- 
zusehen. 

Als Yoshitoki erfuhr, dafs ein Heer gegen ihn im Kwanto 
gesammelt würde, rief er alle Krieger zusammen. Bei einem 
Kriegsrat redete die Amashogun (offizieller Titel für Masako 
als Regentin für den Shogun Fujiwara Yoritsune) die Ver- 
sammlung an: „Der Udaisho Yoritomo hat, um die Feinde der 
Tenshi zu züchtigen, das Bakufu hier in Kamakura eröffnet! 
Ihr alle habt vom Bakufu mehr Wohltaten und Gut erhalten, 
als Euch Land oder See gewähren konnte! Jetzt wo der Hof 
unrecht, undankbar und prinzipienlos das Bakufu vernichten 
will, wollt Ihr nach Kioto gehen, mit Euren Feinden vereinigt 
herkommen und das Bakufu vernichten? Oder wollt Ihr mit 
vereinten Kräften das grofse Unternehmen des dahingegangenen 
Udaisho vollenden und für das Bakufu. für Euren Hort, leben 
und sterben? Was wollt Ihr tun? Entscheidet Euch! Ich 
will Euren Entschluß hören, ohne zu warten!" Da riefen die 
versammelten Führer wie mit einem Munde: „Von uns und 
nnsern Kriegern wird niemand jemals gegen Kamakura den 
Bogen spannen!" 

Yoshitoki befolgte nun den Rat des weisen Mandokoro 
Betto Oye Hiromoto und handelte, bevor die Stimmung des 
Heeres sich änderte. Er lieis seine Söhne Yasutoki und Tomotoki 
und seinen Bruder Tokifusa sofort gegen Kioto vorrücken mit 
dem Befehle, die Residenz ohne Zögern anzugreifen. Die Stärke 
seines Heeres soll 190000 Mann gewesen sein, dem Gotoba kaum 
den zehnten Teil entgegensenden konnte. Seine Truppen wurden 
zuerst auf der Grenze zwischen Mino, Owari und Etchu ge- 



- 98 — 

schlagen; dann leisteten sie "nochmals Widerstand bei Uji, 
Seta und Yodo, wurden aber nach kurzem Kampfe völlig ver- 
nichtet. Das war das Ende des Unternehmens von Gotoba 
Joko. 

Das Shogunat liels die Hofadligen, welche sich Gotoba 
Joko angeschlossen hatten , hinrichten. Chukyo Tenno mußte 
abdanken und Gohorikawa Tenno wurde auf den Thron gehoben. 
Gotoba Joko wurde nach der Insel Oki, Juntoka Joko nach 
der Insel Sado, die kaiserlichen Prinzen Masahito Shinno nach 
Tajima und Yorihito Shinno nach Bizen, sowie Tsuchimikado 
Joko nach Tosa verbannt. Diese Erhebung wird der Jokiu- 
Krieg genannt (1221). 

Nachdem die Ruhe wiederhergestellt war, erhielten 
Yasutoki und Tokifusa das vereinigte Militärkommando über 
Kinai, Saikai und Kyushu mit ihrem Sitz in Rokuhara bei 
Kioto und es standen unter ihnen 48 Garnisonsorte. Dem 
Namen nach hatten sie den Palast des Tenshi zu bewachen, 
in Wahrheit aber den Tenshi und den Hof zu überwachen, 
und damit geht die Majestät des kaiserlichen Hauses fast 
gänzlich verloren. Bald ist im Lande niemand mehr, der 
den Befehlen des Tenshi gehorcht und die Macht des Bakufu 
wächst mächtig empor, der ganze Kriegerstand ohne jede 
Ausnahme gehorcht nur ihm. 

Während der Hojo-Periode waren die Shogune in Kama- 
kura tatsächlich nichts als Puppen ohne eigenen Willen, die 
nach Belieben von den Shikken ein- und abgesetzt wurden und 
völlig in deren Hand waren. Dazu kümmerten die Hojos sich 
nicht im geringsten um die Befehle des Tenshi und behandelten 
ihn ohne jede Rücksicht und Ehrerbietung. Aber ihre Regierung 
war vorzüglich, sie sorgten für das Grofse und Ganze wie für 
das Kleinste und Unbedeutendste. Hier kannten die Hojos keine 
Arroganz und keinen Hochmut, sie spendeten mit vollen Händen 
Gnade, Güte und Wohltaten und ernteten die Liebe und An- 
hänglichkeit des ganzen Volkes. Sie verteilten die Steuern 
gerecht und verminderten dieselben, wo os ihnen nötig erschien. 
Sie widmeten sich ganz und voll ihren Regierungspflichten, stets 
in Sorge, dals sie es nicht genügend taten. Ihre Regenten- 
tugenden waren es, welche die Familie über ein Jahrhundert 
lang im Vollbesitz ihrer politischen Macht erhielten, welche 
mit dem Erlöschen dieser Tugenden aufhörte. 



— 99 — 

Die Shikken aus dem Hause Hojo waren nach dem Unter- 
gange des Hauses Yoritomo unter dem Shogun Fujiwara 
Yoritsunc: Hojo Yoshitoki, Yasutoki und Tsunetoki. Yasutoki 
folgte seinem Vater Yoshitoki im ersten Jahre Gennin (1224) 
and sein Sohn Tsunetoki wurde sein Nachfolger (1242); 

Unter dem Shogun Fujiwara Yoritsugu waren Shikken 
Hojo Tsunetoki und dessen jüngerer Bruder Tokiyori, dieser 
folgte seinem Bruder 1246. 

Unter dem Shogun Munetaka Shinno leiteten während der 
Minderjährigkeit des Sohnes von Tokiyori, Hojo Tokimune, 
Hojo Nagatoki und Hojo Masamura nacheinander die Geschäfte 
des Shikken. 

Unter dem Shogun Koreyasu Shinno waren Shikken Hojo 
Tokimune und Sadatoki. Tokimune übernahm sein Amt im 
fünften Jahre Bunei (1268) und es folgte ihm sein Sohn Sadatoki 
im siebenten Jahre Koan (1284). 

Unter dem Shogun Hisaakira Shinno war Hojo Sadatoki 
Shikken. 

Unter dem Shogun Morikuni Shinno starb Sadatoki 1311. 
im ersten Jahre Ocho. Sein Sohn Takatoki war noch zu jung, 
um die Geschäfte zu leiten, deshalb wurde von der Familie be- 
stimmt, dafe Hojo Mototoki und Hojo Sadaakira gemeinschaft- 
lich die Geschäfte leiteten, nur von beiden unterzeichnete 
Regierungserlasse hatten Gültigkeit. Im fünften Jahre Showa 
(1316) wurde Takatoki Shikken. 

Die Fundamente der glänzenden Hausmacht der Hojos 
hatte Yasutoki gelegt, er war ein gütiger und gnädiger Herr 
und sehr kenntnisreich. Es wird von ihm erzählt, daCs er 
während seines Aufenthaltes in Kioto einmal den berühmten 
Priester Koben in Togano bei Kioto aufgesucht habe, um mit 
diesem über die Hauptaufgaben, welche er sich gestellt hatte, 
die Buhe und den Frieden des Landes, zu sprechen. Koben 
sagte zu Yasutoki: „Die Regierung eines Landes ist mit der 
Behandlung einer Krankheit zu vergleichen; wenn man Medizin 
reicht, ohne die Ursache der Krankheit erkannt zu haben, so 
ist diese nicht allein unnütz, sondern sie verschlimmert häufig 
die Krankheit. Die Hauptnrsachen der Ruhe oder Unruhe eines 
Landes liegen in den Leidenschaften des Regenten; wenn Ihr 
Eure Leidenschaften beherrscht und unterdrückt, so wird Eure 
Regierung Ruhe und Frieden verbreiten." 



— 100 - 

Yasutoki dankte ihm und machte als Shikken diese Lehre 
zu seiner Lebensregel. Bei seinen Regierungshandlungen liefe 
er sich nie von seinen Leidenschaften leiten. Sein Fleiß und 
seine Sparsamkeit dienten seinen Untergebenen als Beispiel. 
Er half der Armut und stillte den Hunger, stets war er ein 
wohltätiger und wohlwollender Herr. Er setzte den Hyojoshu 
ein, den Staatsrat, in welchem die Regierungsgeschäfte ge- 
meinsam beraten wurden. Er verhinderte, dafe die höheren 
Beamten das Volk ausplünderten. Im ersten Jahre Joei (1232) 
wurde Joei shikimoku (ein Gesetzbuch in 50 Artikeln) heraus- 
gegeben und eingeführt. Das ganze Land war glücklich und 
zufrieden unter Yasutokis Regierung. Die Sünden und Ver- 
brechen der Hojos wurden durch sein segensreiches Regiment 
vergessen und gesühnt. Auch war er der Lehrer und Führer 
seines Enkels und Nachfolgers Tsunetoki, dem er einprägte, 
sich nicht in der Regierung durch die weniger gebildeten 
Krieger beeinflussen zu lassen, sondern nur von gründlich ge- 
bildeten und erprobten Ratgebern. Tsunetoki befolgte die 
Anweisungen und Lehren seines Grofsvaters, dessen Nachfolger 
er wurde, weil sein Vater Tokiuji schon zu Lebzeiten von Yasu- 
toki starb; er wurde ein ebenso weiser und gütiger Regent 
wie sein Vorgänger es gewesen war. Ihm folgte als Shikken 
sein jüngerer Bruder Tokiyori. Auch er leitete die Regierung 
mit Sparsamkeit, Fleifs nnd Umsicht. Er errichtete das 
Hikitsukeshu (das höchste Justiztribunal) und machte den* 
durch seine Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit allgemein hoch- 
geachteten Awoto Fujitsuna zu seinem Beistande und Ratgeber. 
Schlechte und untreue Beamte wurden unnachsichtig entfernt 
und es gab solche bald nicht mehr. Die Sitten und Gebräuche 
besserten sich in allen Schichten der Bevölkerung. Auf diese 
Weise regierten die Hojos und erhielten dadurch Ruhe und 
Frieden. Aber sie straften auch unnachsichtlich diejenigen, 
welche sich ihnen widersetzten oder sie verletzten. So wollte 
der Shogun Fujiwara Yoritsune auf die Einflüsterungen von 
Hojo Mitsutoki seinen Shikken Tokiyori ermorden lassen, um 
sich seiner zu entledigen. Tokiyori wurde der Anschlag auf 
ihn hinterbracht und er verbannte sofort Mitsutoki nach Izu, 
den Shogun schickte er nach Kioto zurück und machte den 
Sohn von Yoritsune, Yoritsugu, zum Shogun. Als Tokiyori 
gemeldet wurde, dals auch in Kioto Yoritsune fortfuhr, Kom- 



— 101 — 

plotte zur Vernichtung der Hojos zu schmieden, entschloß er sich 
kurz, setzte auch Yoritsugu ab, schickte ihn ebenfalls nach 
Kioto zurück und machte damit dem Shogunat der Fujiwara 
ein Ende, welches 1219—1252 gedauert hatte. Die nun folgenden 
Shogune waren alle kaiserliche Prinzen, indessen auch unter 
ihnen blieb nach wie vor die unumschränkte Regierungs- 
gewalt in den Händen der Hojos, die nach ihrem Gut- 
dünken die Shogune ein- und absetzten. Alle Hojos zeich- 
neten sich durch Fähigkeit, Klugheit, Energie und rasches 
Handeln aus. Sie benutzten jedes Mittel, ihre Macht zu er- 
halten und zu befestigen. Die Krieger erhielten für getreue 
Pflichterfüllung Belohnungen, Gunst und Wohlwollen, und war 
infolgedessen ein schlechter Lebenswandel, Ungehorsam und 
Desertion eine Seltenheit bei den Kriegern; jeder fühlte sich 
zufrieden und behaglich in der Ordnung und Ruhe und war 
natürlich gehorsam, infolgedessen kamen innere Unruhen mit 
ihrem Gefolge von Sorge und Leid nicht vor. Jedoch fiel ein 
mächtiger feindlicher Überfall von China her in die Regierungs- 
periode der Hojos. Bei dieser Gelegenheit zeigten sich die 
Früchte der weisen Regierung. Das ganze Volk von oben bis 
unten hielt so entschlossen zusammen, dafs nicht allein Schande 
und Untergang des Staates verhütet wurde, sondern der Ruhm 
Japans sich weit über seine Grenzen verbreitete. Während 
der Regierung von Tokimune hatte Kiyaun Koppiretsu, wie er 
von den japanischen Geschichtschreibern genannt wird, oder 
Chubilai Chan, der Enkel des berühmten Dschingis Chan*), die 
So -Dynastie gestürzt und sich zum Herrscher von China unter 
den Namen Shitsu, der erste der Juan -Dynastie, gemacht (1279). 
Dieser hatte die Absicht, auch Japan zu unterwerfen und 
schickte, um zu rekognoszieren, eine Gesandtschaft mit Ge- 
schenken an den Hof. Tokimune durchschaute die Falschheit 
und liefe die Boten zum Teile fortjagen, zum Teile nieder- 
machen und in Dazaifu, an der Küste von Kyushu und den 



*) Viele Japaner glauben, daüs dieser grofse Mongolenführer mit ihrem 
Nationalhelden Minamoto Yoshitsune, dem Bruder des ersten Minamoto 
Shogunes, Yoritomo, identisch sei, der nach seiner Niederlage nach Vczo 
entkommen sein soll. Auch die Aino, welche Yoshitsune als Gott verehren, 
erzählen, dals Yoshitsune, als er mit seinem treuen Vasallen Benkö nach 
dem Festlande gesegelt sei, von ihnen ihre Schrift, also die Vornehmsten 
ihres Volkes, mitgenommen habe. 



— 102 — 

westlichen Küsten Vorbereitungen treffen, um dem erwarteten 
Einfalle der Mongolen zu begegnen. Dann sandte es die 
Truppen aus Kioto nach Chinzei (Kyushu) und ernannte Hojo 
Sanemasa zum Tandai (Kommandanten) von Kyushu. 

Im vierten Jahre Koan (1281) sandte Koppiretsu eine 
große Flotte unter dem Kommando von Kaki und Hanbunko, 
von Koreanern geführt, gegen Japan. Das Meer war von den 
Schiffen der Angreifer bedeckt und als die Nachricht von dem 
Nahen der Mongolen sich verbreitete, war alles in der gröisten 
Unruhe und Aufregung. Aber Tokimune blieb ruhig und seine 
kaltblütig erteilten Befehle wurden von den Generalen strikt 
befolgt. Kusano Shichiro, einer der Generale, liefe alle Feinde, 
die in seine Hände fielen, an der Küste vor den Augen der 
Angreifer verbrennen, und bei einem Landuugsversuche kämpfte 
Kono Michiari mit seinen Truppen mit solchem Heldenmute, 
dafe die Mongolen auf ihre Schiffe zurückflüchteten. Gleich- 
zeitig brach ein heftiger Sturm los und die wilden Wogen 
zerschellten die feindlichen Fahrzeuge an der felsigen Küste 
Japans; wer sich an das Land rettete, wurde ohne Erbarmen 
niedergemacht. So ging das ganze Heer von Koppiretsu, über 
100000 Mann, zu Grunde, es sollen nur drei Krieger entkommen 
sein, welche die Nachricht von diesem furchtbaren Verluste 
ihrem Herrscher brachten und ihr ganzes Land in Trauer ver- 
setzten. Der furchtbare Feind war wie weggeblasen, das ganze 
Reich frohlockte und feierte den grolsen Tokimune, seinen 
Retter, dessen Befehle hinfort ohne Murren ausgeführt wurden. 

Die Hojos waren eifrige Anhänger des Buddhismus, der 
schlaue und intrigante Heuchler Yoshitoki war ein eifriger 
Tempelbesucher. Der wegen seiner Sparsamkeit bekannte 
Tokiyori baute den prächtigen Tempel Keuchoji in .Kamakura 
und der durch seinen Heldenmut und rücksichtslose Ent- 
schlossenheit berühmte Tokimune baute den Tempel Engakuji 
ebenfalls in Kamakura. Die Sekte, welche um diese Zeit im 
höchsten Ansehen stand, war die Zen, welche unter den 
Minamoto-Shogunen von dem Priester Eisai gegründet war. 
Dieser hatte in der Bunji-Ära 1185 — 1189 in China studiert 
und war in der Ära Kenkiu 1190—1198 nach Japan zurück- 
gekehrt, er hatte die Glaubenssätze seiner Sekte weit verbreitet 
und den Tempel Kenninji in Kamakura erbaut. Die Zen- 
Sekte teilte sich in die Rinsai, Sodo und Obakuto. Auiser der 



— 103 — 

Zen-Sekte waren in Kamakura zur Zeit des dortigen Sho- 
gunates vertreten die Zodo, die Ikko, die Hokku und die 
Jisshu. Die Zodo -Sekte war von dem Priester Genku, dessen 
anderer Name Honen war, gegründet. Sie verbreitete sich 
mit großer Schnelligkeit und fand namentlich beim weib- 
lichen Geschlecht viele Anhänger. Da viele Hofdamen von 
Gotoba Joko ihr beitraten und Nonnen wurden, so verfolgte 
Gotoba die Sekte, liefe ihren Gründer Genku nach Sanuki auf 
Shikoku verbannen und dessen Schüler Anraku Juren hin- 
richten. Die Ikko-Sekte war von dem Priester Shinran, einem 
Schüler von Genku, gegründet. Als der letztere nach Sanuki 
verbannt wurden, schickte auch ihn Gotoba wegen seiner Lehre 
nach Echigo. Später wurde er begnadigt und bereiste nun 
25 Jahre lang das ganze Reich und verbreitete seine neue 
Lehre, die bald zahllose Anhänger hatte; ein anderer Name 
für die Ikko-Sekte ist Jodoshin. Gleichzeitig mit Shinran 
predigte in Awa der Priester Nichiron und verbreitete die 
Hokku- Sekte. "In seinem Glaubenseifer schimpfte er auf 
alle anderen Sekten und verleumdete alle Andersgläubigen, 
zur Strafe verbannte ihn Tokiyori nach Sado, wo Nichiron im 
Jahre 1282 starb. In Iyo auf Shikoku lehrte der Priester 
Ippen den Ji- Glauben, welcher ebenfalls im ganzen Reiche 
viel Anhänger fand; der zweite Name von Ippen ist Yugyo. 
Die Hojos blieben stets treue Anhänger der Zen-Sekte. 
Zur Zeit von Tokiyeri und Tokimune kamen von China die 
beiden berühmten Zen- Priester Doryu oder Daigakuzenji (der 
Gründer des Tempels Kenchoji) und Sogen oder Bukkozenji (der 
Gründer defc Tempels Engakuji), beide Tempel in Kamakura. 

Nach dem Untergange der Mongolenflotte Koppiretsns 
regierten die Hojos grois und mächtig über das Reich in tiefster 
Ruhe und Frieden. Aber es zog sich am politischen Himmel 
ein drohendes Gewitter zusammen, dessen Ausbruch die stolzen 
Shikken vernichten sollte. Gosaga Tenno hatte im Jahre 124G 
allerdings zu Gunsten seines ältesten Sohnes Gofukakusa Tenno 
abgedankt, aber die Bestimmung getroffen, dals auf Gofukakusa 
sein kluger zweiter und Lieblingssohn Kameyama folgen solle, 
und da£s die Nachkommen des letzteren den Thron besteigen 
sollen. Nach dieser Anordnung folgte auf Kameyama Tenno 
sein Sohn Gouda Tenno. Gofukakusa Joko, der älteste Sohn, 
war über diese Bestimmung seines Vaters natürlich äußerst 



— 104 — 

erbost, klagte Tokimune seinen Kummer und erbat seinen Rat. 
Dieser hob den Sohn von Gofukakusa, Fushimi Tenno, auf den 
Thron. 

Als Sadatoki seinem Vater Tokimune 1284 als Shikken 
folgte, schickte ihm Fushimi Tenno heimlich einen Boten mit 
der Anzeige, dafs Kameyama Joko nur darüber grüble, wie 
er die Hojos vernichten könne und warnte Sadatoki, zuzugeben, 
dals ein Nachkomme von Kameyama den Thron bestiege. 
Sadatoki folgte der Einflüsterung und hob nach der Abdankung 
von Fushimi Tenno 1298 dessen Sohn Gofushimi Tenno auf den 
Thron. Hierüber wurde natürlich Gouda Tenno erzürnt und er 
machte Sadatoki Vorwürfe, daß? er den letzten Willen von 
Gosago Tenno nicht berücksichtigt habe. In dieser Klemme 
suchte sich Sadatoki durch den Vorschlag zu helfen, dafs ab- 
wechselnd für je zehn Jahre ein Nachkomme von Gofukakusa 
Tenno und Kameyama Tenno regieren solle. Dieser Vorschlag 
wurde von beiden Parteien angenommen und demzufolge be- 
stieg nach Gofushimi 1301 Gonijo, der Sohn Von Gouda, den 
Thron. Auf Gonijo folgte Hanazono, der Sohn von Fushimi 
und Nachkomme von Gofukakusa, diese hatten den Namen 
Jimyoinryu, die Nachkommen von Kameyama hiefsen die Dai- 
gakujiryu. 
8ekke. Yoritomo hatte die Bestimmung getroffen, dafe der Tenshi 

seine Gattin aus einem der beiden Häuser Konoe und Kujo zu 
wählen habe, in diese beiden Familien hatte sich die Fujiwara- 
Familie geteilt, und dals während der Minderjährigkeit eines 
Tenshi abwechselnd ein Konoe und ein Kujo Sessho (Vormund) 
sein sollte. In der Folge hatten sich beide Familien wieder geteilt, 
und zwar die Kujo in die Kujo-, Ichijo- und Nijo-Linien und die 
Konoe in die Konoe- und Takatsukasa-Linien. Die drei höchsten 
Rangstufen Sessho, Kwampaku (Kanzler) und Dajodaijin durften 
nur aus diesen fünf Familien besetzt werden. Der Kollektiv- 
name dieser fünf Familien, die alle eigentlich Fujiwaras waren, 
ist Sekke. Wahrscheinlich hatte Sadatoki den Zweck, diese 
fünf Familien in zwei Parteien zu spalten, als er den Vorschlag 
machte, dals abwechselnd für je zehn Jahre ein Nachkomme 
von Gofukakusa und Kameyama den Thron besteigen solle, 
er stand dann zwischen diesen beiden Parteien und mufste die 
alleinige Macht behalten. Sadatokis Absicht war unzweifel- 
haft sehr klug, aber er machte den großen Fehler, zu über- 



— 105 — 

sehen, dafe er sich dadurch die Nachkommen von Kameyama 
zu noch erbitterten Feinden machte. 

Die Hojos hatten sich, obgleich sie nnr die Vasallen eines 
Vasallen waren, der Regierung des Reiches bemächtigt, aber 
ihre Stellung war stets durch die Eifersucht und den Neid 
des Hofes eine gefährliche; sie stützten sich hauptsächlich auf 
die Bujin, die im ganzen Reiche reich, mächtig und stolz ge- 
worden waren. Die nie nach Rang und Ehren lüsternen Hojos 
waren stets gerecht, unparteiisch und sparsam gewesen, eifrig 
in der Erfüllung ihrer Regentenpflichten und hatten dadurch 
ihre Machtstellung behalten, aber sie verloren nie das Gefühl, 
daß ihre Stellung leicht zu erschüttern sei, und noch mehr 
wurden sie sich dessen bewufst, als sie anfingen, in ihrer 
Strebsamkeit nachzulassen, ausschweifend zu werden und 
schlecht zu verwalten. 

Der Nachfolger von Sadatoki, sein Sohn Takatoki, war 
hartnäckig, hart, stolz, verschwenderisch, faul und eitel. Schwel- 
gerische Gelage, die mit Hundekämpfen abwechselten, waren 
seine Hauptbeschäftigung. Von einer Hunderasse, Go, sammelte 
er mehrere tausend Stück. Ein anderes Lieblingsvergnügen war 
der Dengaku, eine alte Musikaufführung mit Tanz, von diesen 
Künstlern versammelte er mehrere Tausend um sich und 
überhäufte sie mit verschwenderischen Geschenken. Der 
Naikwanrei (das Ministerium des Innern in Kamakura) wurde 
von Nagasaki Takasuke geleitet, dessen Geiz, Härte, Grau- 
samkeit und Selbstsucht jeder Beschreibung spottete und der 
die Torheiten von Takatoki in jeder Beziehung ausnützte, wo- 
bei er sich zum unumschränkten Herrn machte. Durch all 
dies sank nicht allein das Ansehen der Hojos, sondern sie 
verloren auch die Anhänglichkeit der Bujin, welche sie selbst 
durch ihre Lebens- und Handlungsweise zu ihren Gegnern 
machten. Bald brachen auch Unruhen im Innern aus, den 
Anfang machten Ando Takanari und Ando Suenaga aus Mutsu, 
welche sich mit den Watanabes aus Settsu, den Ochis aus 
Yamato und den Yasudas aus Kii verbündeten. Sie sammelten 
Truppen und rückten in offener Rebellion gegen Kamakura 
vor. Wenn dieser Aufstand auch noch einmal unterdrückt 
wurde, so war er doch der Vorbote von dem Sturze der Hojos. 
Zu dieser Zeit safs auf dem Throne in Kioto Godaigo 
Tenno, ein Nachkomme von Kameyama. Auf ihn hatte Gouda 



— 106 — 

Joko seine ganze Hoffnung gesetzt und ihn deshalb zum Tenshi 
gemacht. Er war ein seltenbegabter Fürst, tapfer und energisch, 
sein sehnlichster Wunsch war es, die Regierung des Reiches 
iu seine Hand zu nehmen. Er wohnte allen Verhandlungen im 
Kirokujo (der Gerichts- und Ratshalle des Tenshi) bei und 
entschied selbst die Klagen seiner Untertanen Auf seinen 
Befehl wurden die in Unordnung gekommenen Grenzen und 
Grenzsteine in der ganzen Gokinai reguliert. Er sorgte für 
das Wohl des Volkes und griff kräftig ein, er stillte den Hunger 
der Armen, half und unterstützte, wo er konnte. Es war sein 
fester Entschluß, die Macht der Hojos zu brechen und die 
kaiserliche Autorität wieder zur Geltung zu bringen. Aber er 
erklärte sich nicht offen gegen dieselben und erwartete ge- 
duldig eine günstige Gelegenheit zum Losschlagen. Als ihm 
berichtet wurde, dal's die Regierung von Takatoki überall un- 
beliebt geworden, der Hafs gegen Takasuke auf das höchste 
gestiegen sei und die Bujin sich von den Hojos abwendeten, 
liefs er durch den Chunagon Suketomo und den Ukoben (Kom- 
mandanten der Leibwache) Toshimoto Doki Yorikane und 
Tajimi Kuninaga, zwei mächtige Bujin aus Mino, auffordern, den 
von ihnen gehalsten Takatoki niederzumachen. Aber die Polizei 
des Shikken war zu wachsam, der Anschlag wurde Takatoki ver- 
raten. Yorikane, Kuninaga und Toshimoto wurden hingerichtet 
und verbannt. Godaigo Tenno leistete Takatoki einen schrift- 
lichen Schwur, nichts Feindliches jemals wieder gegen ihn unter- 
nehmen zu wollen; damit war die Sache vorläufig beigelegt. 
Aber Godaigo rastete nicht; ohne sich um seinen Eid zu 
kümmern, ernannte er seinen Sohn Oji Morinaga zum Zashu 
(Abt) von Eizan bei Kioto. Hierdurch gewann er die mächtige 
und kriegerische Priesterschaft für sich und hatte damit ein 
tüchtiges Heer von geübten Kriegern, welches sich sofort zum 
Angriff auf Kamakura rüstete. Als Takatoki dies gemeldet 
wurde, schickte er seinen General Nikaido Sadafuji mit einem 
Heere gegen Kioto. Godaigo versteckte sich auf dem Berge Ka- 
sagiyama in Yamashiro, während der Prinz Morinaga mit seinem 
Heere von Priestern Nikaido Sadafuji entgegenmarschierte, den 
er auch einmal schlug; nachher wurde er jedoch völlig besiegt 
und sein Heer zerstreut, der Prinz entkam nach Nara. Der 
Aufenthalt Godaigos wurde entdeckt und er mit allen seinen 
Begleitern gefangen genommen. Jetzt erhob Takatoki den Sohn 



— 107 — 

von Gofushimi, Kogon Tenno, auf den Thron (1331). Den ab- 
gesetzten Godaigo verbannte er im nächsten Jahre nach der 
Insel Oki und wies ihm den Tempel Kokubunji als Wohnsitz 
an. Dieser Kampf trägt den Namen der „Genko-Krieg". Dies 
Unternehmen von Godaigo war ebenso kopflos, wie das von 
Gotoba 90 Jahre früher. Die Macht der Hojos schien ebenso 
unerschüttert wie damals, aber bald zeigte es sich, dais die 
Zeiten sich geändert hatten. Kusunoki Masashige, ein grofser 
Krieger aus Kawachi und getreuer Anhänger von Godaigo 
Tenno, erhob sich und fügte von seiner Burg Akasaka in Kawachi 
den Truppen Takatokis viel Schaden zu. Nach dem Falle von 
Akasaka verteidigte er sich in seiner Burg Kasagi, und als 
auch diesje erstürmt wurde, liefe er die Nachricht verbreiten, 
dafs er bei der Verteidigung gefallen sei. Es gelang ihm, seine 
Sparen zu verwischen; aber nachdem er neue Streitkräfte ge- 
sammelt hatte, brach der kühne Führer plötzlich vom Kongosan 
(einem Berge in Kawachi) vor und eroberte seine Burg Akasaka 
zurück. Darauf unterwarf er ganz Kawachi und Izumi mit 
einem Ungestüm, der alles niederwarf, was sich ihm widersetzte. 
Nan erbaute er die Burg Chihaya ain Kongosan und machte 
sie zu seinem Hauptquartier. Wie ein Meer umrauschten ihn 
die übermächtigen Scharen Takatokis, die ihn von allen Seiten 
angriffen und abzuschneiden suchten, aber Masashige entkam 
ihnen auf die geschickteste Weise bei allen seinen heldenmütigen 
Aasfällen und Überfällen. Er und seine Krieger schienen keine 
Ermüdung zu kennen, während die Angreifer durch die immer 
erneuten Überfälle und Ausfälle erlahmten. Das Beispiel, das 
dieser grofse Patriot gab, der Löwenmut, die Energie und 
Kraft, die er an den Tag legte, entflammte und begeisterte das 
ganze Volk, welches, unzufrieden mit der Willkürherrschaft 
Takatokis, sich in Massen unter den Fahnen seines un- 
versöhnlichen Feindes sammelte. Der Prinz Morinaga zog in 
Yamato, Nitta Yoshisada in Kotsuke, Akamatsu Norimura in 
Harima, Doi Michihara und Tokuno Michikoto in Iyo groise 
Trappenmassen zusammen, um den kühnen Masashige Hilfe 
zu bringen; aber auch aulser diesen strömten dem zum 
Nationalhelden gewordenen Kusunoki von allen Seiten die 
Anhänger des Tenshi zu. Als Godaigo Tenno von diesem 
Umschwung zu seinen Gunsten hörte, entfloh er heimlich von 
der Insel Hoki und wurde von Nawa Nagatoshi unterstützt. 



— 108 — 

Alle namhaften Männer der benachbarten Provinzen wurden 
aufgerufen und schlössen sich Godaigo an, dessen Heer von 
Tag zu Tag riesig wuchs. Auf dem Marsche gegen Kioto ging 
der Taisho Ashikaga Takauji zu Godaigo über und die grofeen 
Daimyos Minamoto Tadaaki, Kojima Takanori und Akamatsu 
Norimura vereinigten sich mit ihm. Rokuhara, das befestigt« 
Schlote der Hojos bei Kioto, wurde erstürmt; bei der Ver- 
teidigung fielen Hojo Nakatoki und Hojo Tokimasa. Kioto 
wurde eingenommen und die Garnisonen Takatokis überall 
verjagt. Nitta Yoshisada, sein jüngerer Bruder Wakiya Yoshi- 
suke und Odate Muneuji rückten zum Angriffe gegen Kamakura 
vor. Einmal wurden sie von Hojo Yasuiye, dem Bruder von 
Takatoki, zurückgeworfen, aber schnell gestärkt durch neue 
Streitkräfte rückten sie an der Spitze eines Heeres von über 
100000 Mann gegen Kamakura, welches beim ersten Angriff 
seine Tore öffnete. Takatoki und seine ganze Familie wurden 
niedergemetzelt. Hiermit war das Shogunat in Kamakura, 
welches Yoritomo vor 150 Jahren gegründet hatte, beendigt 
(1333). 

Als Godaigo Tenno die Siegesbotschaft erhielt, verliefe er 
den Berg Funanoesan, wo er bis dahin gewartet hatte, und 
begab sich nach Hyogo, wo ihm Yashisada den Fall von 
Kamakura meldete. Nun zog Godaigo, geführt von dem helden- 
mütigen Kusunoki Masashige, seinem Befreier, in Kioto ein. 
Kogon Tenno wurde entthront und das Nengo (Äraname) Shokio 
(28. Februar 1332 bis 4. Februar 1334) für ungültig erklärt. Der 
ganze Hofadel, der von Kogon Tenno Rang und Würde erhalten 
hatte, wurde wie Verbrecher verurteilt und degradiert; das 
eingesetzte vormundschaftliche Regierungsamt (Kwampuku) 
wurde aufgehoben und Godaigo selbst übernahm die Zügel der 
Regierung. Damit war die kaiserliche Autorität in aller Form 
wiederhergestellt im dritten Jahre Genko (1333). 
Litera- Im allgemeinen zeigt die Literatur während der Zeit des 

tur - Shogunats in Kamakura keinen Fortschritt, wenn sich auch 
einzelne Schriftsteller grolse Namen für alle Zeiten erwarben, 
unter ihnen Sugawara Tamenaga durch seine Schriften über 
die Werke von Confucius, ferner Fujiwara Sadaie, Hamura 
Takinaga und Kamo Nagaaki. Geschrieben wurden: Gempei- 
seisuiki (ein Geschichtswerk) von Hamura Takinaga, Heike- 
monogatari (ein historischer Roman) von Zuiji Yukinaga, Kamo 



— 109 — 

Xagaakis Hojoki (ein Roman), Abutsunis Izayoinikki und Ben- 
nonaijinitsuki (beide poetische Werke). Unter Tsuchimikado 
Tenno sammelten Gotoba Joko, Minamoto Michitomo, Fujiwara 
Ariie, Fujiwara Jitaka und Fujiwara Masatsune die Gedichte 
Hachidaishu bestehend aus: Shinkokinshu, Kokinshu, Gosenshu, 
Shaishu, Goshuishu, Kinyoshu, Shikwashu und Senzaishu. Unter 
Gohorikawa Tenno erschien die Gedichtsammlung Shinchokusen, 
nnter Gosaga Tenno die Gedichtsammlung Zokukokiwakashu, 
nnter Kameyama Tenno die Gedichtsammlung Zokushuiwakashu, 
anter Gouda Tenno die Gedichtsammlungen Shingosenwakashu 
und Zokusenzaiwakashu. 

In dieser Periode wurde die berühmte Bibliothek von Kana- 
zawa in Musashi gegründet, in welcher Hojo Sanetoki, der Enkel 
von Yoshitoki, die berühmtesten japanischen und chinesischen 
Werke sammelte. Hojo Akitoki, der Sohn von Sanetoki, setzte 
mit grolsem Eifer die Sammlung fort. Die Bibliothek war schon 
damals so berühmt, dafö sich, um sie zu studieren, eine grofse 
Anzahl von Gelehrten in Kanazawa versammelte. Unzweifel- 
haft haben Sanetoki und Akitoki der Wissenschaft mit ihrer 
Bibliothek viel genützt. 

Die Gagaku, die höhere Musik, machte entschiedene Rück- Musik. 
schritte, aber es entwickelte sich eine Art komisches Ballet, die 
Sarugaku (Affentänze) und Dengaku (Teufelstänze), bei welchen 
die Künstler mit Affen- und Teufelsmasken die grotesken Sprünge 
der Affen und Teufel darstellten. Ferner war der Shirahyo 
(ein Tanz von Frauen) sehr beliebt. 

In der Porzellanfabrikation wurde Kato Shirozaemon 
Kagemasa berühmt, er ging unter Gohorikawa Tenno mit dem 
Priester Dogen nach China und studierte dort seine Kunst. 
Nach Japan zurückgekehrt, gründete er in Setomura in Owari 
eine berühmte Fabrik, die unter seinen Nachkommen fortblühte. 
Alle Künste und Handwerke scheinen in dieser Periode 
Rückschritte gemacht zu haben, ausgenommen die Waffen- 
sehmiedekunst, die grofse Fortschritte machte. Berühmte 
Meister dieser Periode sind: Anadakuchi Yoshimitsu, Goronindo 
Masamune, Go Yoshihiro und Saki Kaneshige. 

Da durch die ganze Periode ein kriegerischer, männlicher 
Geist wehte, waren hauptsächlich Spiele beliebt, zu denen 
Mut, Kraft und Ausdauer nötig waren; so die Inuomono, bei 
denen Hunde zu Pferde gehetzt und mit Pfeilen niedergestreckt 



— 110 — 

wurden, Kasakabe (Scheibenschießen) und Yakusame (Scheiben- 
schiefsen vom galoppierenden Rosse). 

Da die Hojos der Zensekte mit Leib und Seele ergeben 
waren, so wurde die Frömmigkeit eine Modesache. Takatoki 
und sein Bruder Yasuiye ließen sich das Haupt scheren (Zeichen 
des Priesters), ihnen folgten Kanazawa Sadaaki und viele Taisho. 
Es wird berichtet, dais der Hof in Kamakura durch die vielen 
geschorenen Köpfe einen komischen Eindruck gemacht habe. 



VII. 
Periode 1333-1392. 

Der Nord- und Südhof. 



In der vorigen Periode war die Regierungsgewalt dem 
Kaiser völlig genommen und in den. Besitz der Bumon (des 
Kriegerstandes) gekommen. Das frühere kaiserliche Regierungs- 
system war vereinfacht, an die Stelle der Verschwendung Ein- 
fachheit und Sparsamkeit getreten, die strengen Schranken 
zwischen Vornehm und Gering waren gefallen, Hoch und Niedrig 
durch freundlichen Verkehr verbunden. Weise, weitsehende, 
intelligente und milde Männer hatten das Shogunat mit weiser 
Ökonomie geleitet, hatten Industrie. Handel und Gewerbefleils 
stets unterstützt, hatten sich nie von momentanen Eingebungen 
und Leidenschaften leiten lassen, stets die unteren Volksklassen 
zu heben gesucht, und Ritter wie Bauer hatte sich glücklich 
unter der sorgenden, friedlichen Regierung gefühlt. Die frühere 
kaiserliche Regierung hatte dagegen alles, was unter ihr stand, 
mit Gleichgültigkeit und Verachtung behandelt und durch enorme 
Steuern, welche durch die Verschwendung des Hofes und die Un- 
ruhen im Reiche verursacht waren, an den Bettelstab gebracht. 
Aber das ganze Volk war durch die Ruhe und den Frieden der 
weisen und fürsorgenden Regierung so schnell verwöhnt, dafs 
die Willkür und der Despotismus von Takatoki die Wohltaten 
der Regierung seiner Vorfahren schnell vergessen liefs und 
zugleich die Qualen der kaiserlichen. Es gelang daher Gotoba 



— 112 — 

mit leichter Mühe, das Shogunat zu stürzen und die kaiserliche 
Macht zu restaurieren, aber der Erfolg war nur für kurze 
Zeit. Es wäre gewifs keine leichte Arbeit gewesen, die neu 
erlangte Macht auch zu befestigen, für Gotoba wären grolse 
Willenskraft, Umsicht und Beherrschung seiner Leidenschaften 
nötig gewesen, alles Dinge, von denen er kaum den Namen kannte. 
Er hätte den Adel, die Bauern, Handwerker und Kaufleute durch 
Güte, Nachsicht, Wohlwollen und Unterstützung an sich fesseln 
müssen, aber er tat von alledem nichts. Das einzige, was 
man zu seinem Ruhm sagen kann, ist, dafs er mit klarem Auge 
die Verhältnisse erkannte, blitzschnell eingriff, die Hojos ver- 
nichtete und den Thron gewann. Aber er fand auch ein eben- 
so jähes Ende. Er war noch nicht w r arm auf seinem lang- 
ersehnten Thron, als er schon sorglos, träge, parteiisch und 
verschwenderisch wurde. Kaum war Gotoba Herrscher ge- 
worden, als ihn schon anfing das Herrschen zu langweilen und 
dies war die Ursache seines so überraschend schnellen Sturzes. 
Wenn auch kein Ashikaga Takauji gewesen wäre, Gotoba wäre 
gefallen. Männer wie Takauji, ehrgeizig, gewissenlos und 
grausam, waren eine grofse Zahl im Reiche und es waren genug 
Unzufriedene da, die auf einen Aufstand warteten, selbst 
wenn kein Grund für Unruhen gewesen wäre. Godaigo war 
nicht fähig, nicht Mannes genug, um diese Unruhen im Keime 
zu ersticken. Unzweifelhalt verschuldete er das grolse Unglück 
für sein Haus, die Spaltung desselben in den Nancho (Stidhof) 
und Hokucho (Nordhof). 

Die Kaiser dieser beiden gleichzeitigen Höfe sind: 
Nancho (der Südhof). 

Ära En gen: 14. Februar 1336 bis 9. Februar 1339. 

1318 Godaigo Tenno. Die Zeit vor dem zweiten Regierungs- 

bis 1339. an tritte des Kaisers wurde in der vorigen Periode behandelt, 
er gab der dieser Thronbesteigung folgenden Ära den Namen 
En gen. 

Ära Ko-koku: 10. Februar 1339 bis 23. Januar 1346. — 
Sho hei (Sei hei): 24. Januar 1346 bis 27. Januar 1370. 

1339 Gomurakami Tenno, der achte Sohn von Godaigo Tenno, 

bis 1368. wurde 41 Jahre alt 



— 113 — 

Ära Ken toku: 28. Janaar 1370 bis 5. Februar 1372.— 
Bun chu: 6. Februar 1372 bis 1. Februar 1375. 
Chokei Tenno, der älteste Sohn von Gomurakami Tenno, isos 

sein Lebensalter ist nicht bekannt. bis 1373 - 

Ära Tenju: 2. Februar 1375 bis 25. Januar 1381. — 
Kowa: 26. Januar 1381 bis 22. Januar 1384. — Gen chu: 
23. Januar 1384 bis 11. Februar 1393. 
Gokameyama Tenno, der zweite Sohn von Gomurakami 1373 
Tenno, wurde 78 Jahre alt. bis 139a - 

Hokucho (der Nordhof). 
Ära Kemmu: 5. Februar 1334 bis 21. Januar 1338. — 
Eiakuo: 22. Januar 1338 bis 5. Februar 1342. — Ko ei: 
6.Pebruar 1342 bis 2. Februar 1345. — Jo wa (Tei wa): 
3. Februar 1345 bis 7. Februar 1350. 
Komei Tenno, der vierte Sohn von Gofushimi Tenno, wurde 1336 
60 Jahre alt. bis 1348 - 

Ära Kwano: 8. Februar 1350 bis 17. Januar 1352. 
Suko Tenno, der älteste Sohn von Kogon Tenno, wurde 1348 
65 Jahre alt. bis 1351 - 

Ära Bun na: 18. Januar 1352 bis 1. Februar 1356. — 
Em bun: 2. Februar 1356 bis 5. Februar 1361. — Ko an: 
6.Pebruar 1361 bis 26. Januar 1362. — Jo ji (Tei ji): 
27. Januar 1362 bis 20. Januar 1368. — Oan: 21. Januar 
1368 bis 1. Februar 1375. 
Gokogon Tenno, der jüngere Bruder von Suko Tenno, wurde 1351 
37 Jahre alt. bis 1371 - 

Ira Eiwa: 2. Februar 1375 bis 18. Januar 1379. — 
Ko riaku (Ko reki): 19. Januar 1379 bis 25. Januar 
1381. — Ei toku: 26. Januar 1381 bis 22. Januar 1384. 

Goenyu Tenno, der älteste Sohn von Kogon Tenno, wurde 1371 
36 Jahre alt. bis 1382 - 

Ära Shi toku: 23 4 Januar 1384 bis 20. Januar 1387. — 
Kakio: 21. Januar 1387 bis 27. Januar 1389. — Ko o : 
28. Januar 1389 bis 16. Januar 1390. — Mei toku: 

17. Januar 1390 bis 11. Februar 1393. i3g2 

Gokomatsu Tenno, der älteste Sohn von Goenyu Tenno. bis 1392. 



— 114 — 

Seine Absichten und Wünsche enthüllte Godaigo Tenno in 
der ersten Kabinettsordre, welche er nach seiner Wiederbesitz- 
nahme des Thrones erliefe, in dieser sagte er: „Es war von 
jeher Tradition in meinem Hanse, dals bei Ausbrach eines 
Krieges die kaiserlichen Prinzen und Regierungsleiter auch die 
Heerführer waren, es mufs daher nunmehr die seit Minamoto 
Yoritomo eingeführte Teilung der Regierung wieder aufhören". 

Der Hof sah noch immer mit Mifsachtung auf die Ritter 
hinab und hielt sich deshalb vom Kriegsdienst zurück, obgleich 
die wirkliche politische Macht im Besitz der Ritter war; man 
sieht aus Godaigos Kabinettsordre deutlich, dafs er diesen Zu- 
stand und die Denkungsweise des Hofes ändern wollte. Seine 
Absicht war, den Bumon die Macht zu nehmen und sie dem 
Hofe zu übergeben, um den Kaiser stark und zum unumschränkten 
Herrscher zu machen. Zu diesem Zwecke ernannte er seinen 
Sohn Morinaga Shinno zum Seii taishogun und Yoshinaga Shinno 
zum Gouverneur der nordöstlichen Provinzen. Zu dessen Gehilfen 
bestimmte er die Chinjufushogun (Militärkommandanten) Mina- 
moto Chikafusa und dessen Sohn Akiiye, Kami von Mutsu; zu 
deren Stellvertreter Yuki Munehiro. Den Prinzen Narinaga 
Shinno machte er zum Gouverneur von Kozuke mit seinem Sitz 
in Kamakura und gab ihm als Stellvertreter den Sama no kami 
(Hofstallmeister) Ashikaga Tadayoshi. Auf diese Weise suchte 
Godaigo die Zivil- und Militärregierung zu vereinen, die Ober- 
leitung der Regierung behielt er sich »selbst vor. Die Absichten 
des Kaisers waren die besten und er würde gewifs Erfolge 
erzielt haben, wenn er moralische Kraft und Energie gehabt 
hätte; leider fehlten ihm beide und bald zeigte sich sein 
schwacher Charakter. Seine Parteilichkeit und die Bevor- 
zugung seiner Günstlinge machten bald die Krieger unzufrieden. 
Seinem erklärten Günstling Ashikaga Takauji verlieh er zum 
Lohn, dals er zu ihm übergegangen war, Musashi, Hitachi und 
Shimosa; Ashikaga Tadayoshi erhielt Totomi, Nitta Yoshisada 
Kozuke und Harima, Nitta Yoshiakira Echigo, WakiyaYoshi- 
suke Suruga, Kusunoki Masashige gab er Settsu und Kawachi, 
Nawa Nagatoshi Hoki und Inaba, Akamatsu Norimura erhielt 
den Bezirk Sayo in Harima; aufserdem erhielten noch Minamoto 
Tadaaki und einige andere Ritter größere Belohnungen. Am 
höchsten aber stand Ashikaga Takauji beim Kaiser in Gunst. 
Was hatte er geleistet im Vergleich mit Kusunoki Masasliige, 



— 116 — 

4 

der, trotz seiner unbedeutenden Mittel, allein für seinen Kaiser 
aufstand und sich auf seiner kleinen Burg verteidigte, ein- 
geschlossen von dem mächtigen Heere Takatokis, welches sich 
wie die wilden Wogen des Meeres an seiner Feste brach und 
mit dnmpfem Tosen zurückprallte, während die anderen Anhänger 
Godaigos unschlüssig zusahen. Was hatte Takauji geleistet, 
verglichen mit Nitta Yoshisada, welcher die Hojos in Kamakura 
angriff und sie in ihrem Hauptquartier niedermetzelte. Ohne 
diese beiden heldenmütigen Recken hätte Godaigo vielleicht 
nie wieder den Thron seiner Väter bestiegen. Ashikaga Takauji 
dagegen war der Feldherr Takatokis gewesen und von ihm 
abgefallen, als er erkannte, dafs die Hojos verloren waren. 
Er war zu Godaigo übergegangen, als ihm keine Gefahr drohte 
nnd hatte das Glück gehabt, dafs sein Übertritt von einigem 
Werte für die kaiserliche Sache gewesen war; aber nie kann 
man seine Verdienste für Godaigo mit denen von Yoshisada 
und Masashige vergleichen. Trotzdem bevorzugte ihn der 
Kaiser in der auffallendsten Weise, so dafs sein' Verhalten 
allgemeine Mißbilligung hervorrief. Wenn auch Yoshisada und 
Masashige zu loyale Anhänger des Kaisers waren, um Un- 
zufriedenheit zu zeigen, so geschah dies aber von anderen, welche 
anch Hab und Gut daran gesetzt hatten, um ihrem Kaiser 
ihre Loyalität zu beweisen. Wie urteilten sie über Godaigo, 
als dieser so weit ging, seinem Günstlinge die höchste Ehrung, 
die er ihm bezeigen konnte, erwies, indem er Takciuji das 
Wortzeichen „Taka" seines Namens verlieh; Godaigo hiefe bei 
Lebzeiten Takaharu. Aber dies war nicht das einzige, was 
Unzufriedenheit erregte. Als die Krieger des ganzen Reiches 
unter die Fahnen von Godaigo eilten, Gut und Leben für ihn 
aufs Spiel setzten, hoffte natürlich ein jeder, für seine Opfer- 
frendigkeit Lohn und Anerkennung zu erhalten. Godaigo setzte 
eine Kommission ein, die Verdienste zu prüfen. Er hatte aber 
damals bereits die Besitzungen der Hojos für den kaiserlichen 
Haushalt eingezogen und die Besitzungen von Osaragi Sadanao, 
des reichsten Anhängers der Hojos, seiner Geliebten (einer 
Fujiwara) tiberwiesen. Andere eingezogene Besitzungen hatte 
er Männern ohne Verdienst, niedrigen Schmeichlern und 
Speichelleckern, Höflingen und lüderlichen Weiber geschenkt» 
so daß, als es zur Belohnung für die Krieger kam, nur sehr 
wenig da war, was man verteilen konnte. Hierzu kam, dafs 



- 116 — 

sich sehr häufig die Befehle des Kaisers und die veröffentlichten 
Verordnungen widersprachen, so dafs sich oft mehrere Personen 
um ein und denselben Besitz stritten, und es kam vor, daß 
Kriegern ganz unerwartet der ihnen verliehene Besitz ge- 
nommen wurde, ja sie sogar jungen unbärtigen Burschen vom 
hohen Adel Knechtesdienste leisten mußten. Der Grimm über 
die getäuschten Hoffnungen und ungerechte Behandlung wurde 
so grofs, dafs sich bald ein rebellischer Geist bemerkbar machte 
und Komplotte geschmiedet wurden, die eben gestürzte Krieger- 
herrschaft wieder herzustellen. Sobald Ruhe und Frieden war 
und Godaigo nichts mehr befürchten zu müssen glaubte, 
vernachlässigte er die Regierung vollständig, ergab sich dem 
Trünke, bekümmerte sich nur noch um Weiber, verschönert« 
seinen Palast, führte allerhand unnütze Bauten auf und leerte 
auf diese Weise schnell den Staatsschatz. Um seine enormen 
Ausgaben zu decken, erhöhte er die Steuern derart, daß 
schließlich jeder Grundbesitzer im Reiche V20 seines Einkommens 
abzuliefern hatte. Auch führte er das erste Papiergeld in Japan 
ein. Der weise Fujiwara Fujifusa, der loyalste, edelste und 
uneigennützigste Ratgeber des Kaisers, wagte ihm Vorstellungen 
zu machen, aber er wurde nicht erhört und mußte sein Amt 
niederlegen. 

Ashikaga Takauji hatte den festen Entschluß, sich in den 
Besitz der Herrschaft zu setzen; sein gefürchtetster Gegner 
war aber der Prinz Morinaga, der grofsen Einfluß auf Godaigo 
hatte und den Kaiser bei jeder Gelegenheit vor Takauji warnte, 
dessen ehrgeizige Pläne er durchschaute. Um diesen zu ver- 
treiben, verbündete sich Takauji mit der Maitresse von Godaigo. 
Morinaga, der nicht ahnte, daß er selbst in Gefahr sei, ent- 
schloß sich endlich, Takauji mit Gewalt zu vertreiben und 
berief schriftlich eine Anzahl Krieger, um gegen seinen Feind 
vorzugehei). Dies Schriftstück kam in Takaujis Hände, der 
mit demselben zu Godaigo eilte und ihm meldete, daß der Prinz 
eine Verschwörung gegen ihn angezettelt habe. Godaigos 
Geliebte unterstützte die Verleumdung, welcher der Kaiser 
Glauben schenkte. Er ließ den Prinzen arrettieren, hielt ihn 
anfangs in seinem Palaste gefangen und übergab ihn dann 
Ashikaga Tadayoshi, der ihn nach Kamakura brachte und ihn 
dort einkerkerte. Zu gleicher Zeit wurden über 30 der treuesten 
Anhänger von Morinaga niedergemetzelt, unter ihnen der ver- 



— 117 — 

dienstvolle Akamatsu Norimura. Die Besitzungen der Er- 
mordeten wurden eingezogen. Takaujis Wunsch war erfüllt 
und er wartete jetzt auf die erste günstige Gelegenheit, um seine 
heuchlerische Maske abzuwerfen und sich offen zum Herrn des 
Reiches zu machen. Die Gelegenheit bot sich ihm bald. Hojo 
Tokitsura, der Sohn von Takatoki, erregte einen Aufstand (1335). 
Die Bujin der Provinzen Kai, Izu, Sagami, Suruga und Musashi 
schlössen sich ihm an und bald rückte er an der Spitze eines 
Heeres von 50000 Mann, zum Angriff vor. Kamakura konnte 
sich nicht verteidigen und wurde erstürmt. Ashikaga Tadayoshi 
liefe den Prinzen Morinaga ermorden und zog sich nach Kioto 
zurück. Takauji hatte diesen Aufstand gewünscht und voraus- 
gesehen und bat jetzt Godaigo, die Empörung unterdrücken 
zu dürfen. Seine Bitte wurde erfüllt. Auf seinem Vormarsche 
brachte er die rebellischen Bujin zur Ruhe, schlug Hojo Toki- 
tsura in mehreren Gefechten und nahm Kamakura wieder ein. 
Godaigo sandte ihm nun den Befehl, nach Kioto zurückzukommen. 
Takauji jedoch befolgte denselben nicht, sondern errichtete in 
Kamakura wieder das Shogunat, indem er sich selbst zum 
Shogun und Beherrscher des Kwanto machte, er sandte seine 
Manifeste in alle Landesteile und stellte ein Heer auf; er 
empörte sich also offen. 

Zu spät wurden Godaigo die Augen geöffnet. Er entsetzte 
Takauji seiner Ämter und Würden, gab dem Prinzen Taka- 
naga das Kommando über die Truppen der Kaido (Meeres- 
strafee, d. h. der Provinzen, welche am Meere liegen) und 
dem Prinzen Tadafusa das Kommando über die Sando 
(Gebirgsstraße, d. h. die Provinzen im Innern des Landes) und 
teilte diesen als Unterbefehlshaber Nitta Yoshisada, Wakiya 
Yoshisuke, Eda Yukiyoshi und andere bewährte Krieger zu; 
beide Prinzen hatten von Süden gegen Takauji vorzurücken. 
Dem Yoshinaga Shinno mit seinen beiden Unterfeldherrn 
Minamoto Akiie und Chikafusa befahl er, mit den Kriegern 
der nordöstlichen Provinzen von Norden gegen Kamakura vor- 
zurücken. Sobald die Verbindung zwischen beiden Armeen 
hergestellt sei, sollten sie gemeinschaftlich Takauji angreifen. 
Dieser hatte den Feldszugsplan erfahren und rückte, bevor 
die Armeen sich in Verbindung gesetzt hatten, gegen die 
Kaidoarmee vor, schlug dieselbe bei Takeshit a an dem 
Hakonegebirge vollständig und rückte dann, ohne sich um die 



— 118 — 

Sando- und Nordarmee zu kümmern, gegen Kioto vor, besiegte 
die kaiserlichen Truppen, welche ihm den Weg verlegen wollten 
bei Minedo, Yamazaki Uji und Seta und bedrohte bereits Kioto, 
als Godaigo sich in den Tempel Eizan bei Kioto flüchtete. 
Alles schien verloren ; Takauji hatte bereits Kioto besetzt, als 
die vereinigte Sando- und Nordarmee herankam und gleichzeitig 
die von Yoshisada und Masashige gesammelte Reste der Kaido- 
armee, denen ihre todesmutigen Führer neuen Mut eingeflößt 
hatten. Vereint griffen sie Kioto an, welches erstürmt wurde; 
Takauji zog sich nach dem Westen zurück. Die kaiserlichen 
Führer hielten Takauji für vernichtet, nützten den errungenen 
Sieg nicht aus und blieben untätig in Kioto. Takauji machte sich 
diesen großen Fehler zu nutze, zog sich nach Chikuzen, der 
nördlichsten Provinz von Kyushu zurück, besiegte, unterstüzt 
von Shoji Yorihiza, den kaiserlichen Kommandanten Kikuchi 
Takatoshi und unterwarf die ganze Insel Kyushu. Entschlossen 
rückte er wieder gegen Kioto vor. Fast alle Krieger der 
westlichen und südlichen Provinzen (der Sanindo und Sanyodo) 
eilten unter seine Fahnen. Schon hatte er ein großes Heer 
vereinigt, als endlich Godaigo erwachte und ihm Nitta Yoshisada 
entgegenschickte. Dieser sollte jedoch zuerst die starke Feste 
Shirahatajo in Harima, den Schlüssel von Kioto, erobern; 
hiermit verlor Yoshisada viel kostbare Zeit und Ashikaga 
Takauji und Tadayoshi konnten ungehindert ihre mächtigen 
Heere zu Wasser und zu Lande zum Angriffe auf Kioto heran- 
führen. Nitta Yoshisada, von der Übermacht zum Rückzuge 
gezwungen, wollte bei Hyogo Takauji aufhalten und stellte 
sein Heer in Schlachtordnung auf, nachdem er sich mit Kusunoki 
Masashige vereinigt hatte. Mit Heldenmut griff die kaiserliche 
Armee das viel stärkere Heer Takaujis an, aber sie war zu 
schwach; der tapfere Kusunoki Masashige fiel beim Beginn der 
Schlacht, die mit der völligen Vernichtung der Truppen Yoshi- 
sadas endigte, mit Mühe gelangt es dem mutigen Führer, nach 
Kioto zu entkommen. Jetzt war Godaigos Sache verloren, 
vor dem anrückenden Takauji flüchtete er abermals zu den 
kiegerischen Priestern des Eizan. 

Takauji, nun wieder Herr von Kioto, schürte sofort von 
neuem den Hafs im Kaiserhause zwischen der Jimyoinryu (den 
Nachkommen von Gofukakusa Tenno) und der Daigakujiryu 
(den Nachkommen von Kameyama Tenno), der für ihn von 



— 119 — 

größtem Nutzen war. Er trat mit Gofushiuii Joko in Ver- 
bindung und stellte sich diesem zur Verfügung. Frohlockend 
nahm dieser das Anerbieten des doppelten Verräters an; auf 
diese Weise wusch Takauji von sich und seinen Anhängern den 
odiosen Namen „Rebellen", da er ja nunmehr die Sache von 
Gofusbimi Joko vertrat, und es vereinigten sich, ohne An- 
stols zu erregen, die unzufriedenen Bujin aus dem ganzen 
Reiche unter seinen Fahnen. Er hob dann Yutahito Shinno, 
den jüngeren Bruder von Kogon Joko, als Komei Tenno auf 
den Thron. 

Inzwischen hatte Godaigo vom Eizan aus verschiedene 
Versuche gemacht, seiner Sache zum Siege zu verhelfen. Die 
Unternehmungen waren jedoch alle mifsglückt, seine treuesten 
Anhänger Minamoto Tadaaki, Fujiwara Masatada, Nawa Naga- 
toshi waren hierbei gefallen, und der unglückliche Kaiser ergab 
sich, an seinem Glück verzweifelnd, Takauji. Aber nochmals 
erhob sich der unerschütterliche Nitta Yoshisada, er nahm den 
Kronprinzen Tsunesada und dessen Bruder Takanaga Shinno 
mit sich, organisierte eine Erhebung in der Hokurikudo (die 
nordwestlichen Provinzen), die er zur Huldigung von Godaigo 
brachte und versuchte mit Umsicht, den Thron für seinen Herrn 
wieder zu erkämpfen. Diesem gelang es, aus dem Kwazan 
in Kioto, wo er von Takauji gefangen gehalten wurde, zu 
entfliehen, er begab sich nach Yoshino (Nara) in Yamato, 
welches er zu seiner Residenz erhob. So wurde in Yoshino 
von der Daigakujiryu (den Nachkommen von Kameyama Tenno) 
der Nancho (der Südhof) eröffnet, während in Kioto die Jimyo- 
inryu (die Nachkommen von Gofukakusa Tenno) unter dem 
Namen Hokucho (der Nordhof) regierten. 

Hiermit war die Restauration von Godaigo Tenno, ein 
dreijähriger Traum, zu Ende, und von nun an wird das Reich 
von Kämpfen ohne Unterbrechung zerrissen. 

Nitta Yoshisada kämpfte von seiner Burg Kanagasakijo 
gegen Ashikaga Takatsüne und Kono Morayasu. Nachdem er 
einmal vertrieben war, kam er zurück und bemächtigte sich 
von neuem der Herrschaft überEchizen; er vertrieb Ashikaga 
Takatsüne und eroberte mehr als 30 Burgen, aber es gelang 
seinem Heldengeiste nicht, das Glück zu erkämpfen; bei dem 
Angriffe auf das feindliche Lager bei Fujishima in Echizen 
durchbohrte ein Pfeil sein Haupt. So fiel der grüfste und be- 



— 120 — 

rühmteste Führer dieser Periode in der Mitte seines Heeres, 
welches nach seinem Tode sich zerstreute. 

Noch einen Versuch machten Minamoto Akiiye, Yuki Munehiro 
und der Prinz Yoshinaga Shinno. Sie rückten gegen Kioto vor 
und schlugen auch anfangs AshikagaYhoshinori an der Tonegawa 
und später DokiYorito und Mamoi Naotsune in Mino, erreichten 
auch Nanto (Nara), wurden aber dann von Kono Moronao 
gänzlich geschlagen und auf der Flucht alle niedergemacht. 

Trotz aller dieser vergeblichen Versuche erhob sich jetzt 
Kusunoki Masatsura, der Sohn von Masashige, welcher den 
festen Entschluß gefafst hatte, den rechtmäfsigen Tenshi wieder 
auf den Thron in Kioto zu heben oder unterzugehen. Er griff 
Hosokawa Akiuji bei Hondabayashi in Kawachi an und schlug 
ihn, dann Yamana Tokiuji bei Urgumo in Kawachi; seine Er- 
folge waren so grofs, daß Takauji erschreckt Kono Moronao 
mit 80000 Mann gegen ihn schickte. Als Masatsura der an- 
rückende verderbenbringende Gegner gemeldet wurde, ging er, 
sein Ende voraussehend, mit seinem jüngeren Bruder Masatoki 
und seiner Familie in die Residenz, um sich von seinem hohen 
Gebieter Gomurakami Tenno zu verabschieden, dann rückte er 
direkt zum Todeskampfe gegen Kioto vor; bis Shijonawate 
(einen Teil der Stadt) drang er vor. Er und die Seinigen 
kämpften mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, bis ihre Pfeile 
verschossen und ihre Säbel zerbrochen waren. So opferten 
sich 140 Helden einer Familie für ihren rechtmäßigen Kaiser. 

Anfangs waren über 20 Provinzen dem Nancho, Südhofe 
treu geblieben. Nach den ihm aufeinander folgenden Miß- 
geschicken waren mehr und mehr abgefallen, viele der alten 
treuen Anhänger waren zu Grunde gegangen und jetzt hatte 
auch Masatsura den gesuchten Heldentod gefunden. Von den 
84 Provinzen des Reiches gehorchten mehr als 60 den Ashi- 
kagas. Wenn deren Macht aber auch sehr groß war, so hatte 
der Südhof doch noch viele treue Anhänger, die ihn auch in 
den schweren Stunden nicht verliefseil; es waren die Nittas, 
die Kusunoki, die Kikuchi, die Kitabatake, die Wada, die 
Kono, eine andere Familie als die, welcher obige beiden 
Generäle von Takauji angehörten, und die Koyamachi; diese 
fuhren fort, den Ashikagas stets Widerstand entgegen zu setzen 
und verloren ihren Hauptzweck, den rechtmäßigen Kaiser auf 
den Thron in Kioto zu bringen, nie aus den Augen. Die Familien, 



— 121 — 

anf welche der Südhof am sichersten bauen konnte, waren die 
Beste der Kusunoki, Nittas und Kikuchi, deren Schicksale 
karz zu berichten sind. Die Nittas waren noch mächtig in den 
östlichen Provinzen, im siebenten Jahre Sho hei (1352)riefenNitta 
Yoshimune, Nitta, Yoshioki und Wakiya Yoshiharu die treuen 
Anhänger des Südhofes unter die Waffen, griffen Ashikaga 
Takaqji an und schlugen ihn. Geleitet wurde diese Bewegung 
von dem Prinzen Munenaga. Kamakura wurde genommen und 
Ashikaga Motouji vertrieben; später rückte Takauji mit einem 
starken Heere gegen sie und besiegte Nitta Yoshimune ent- 
scheidend, worauf dieser sich nach Echigo zurückzog und Nitta 
Yoshioki mit Wakiya Yoshiharu nach Shinano. 

Sechs Jahre später (1358) griff Nitta Yoshioki, der sich 
in den Besitz von Musashi und Kozuke gesetzt hatte, Hata- 
keyama Kunikiyo, einen treuen Anhänger von Takauji an, 
wnrde aber von diesem total geschlagen; auf der Flucht ertrank 
er bei der Fähre von Yaguchi in der Nähe von Kawasaki in 
Musashi. 

Nochmals, zehn Jahre später (1368), stritten Nitta 
Yo8himunes und Wakiya Yoshiharus Truppen in Echigo und 
Kotzuke gegen Uesugi, den mächtigen Anhänger von Takauji. 
Nitta Yoshimune fiel im Kampfe, das Ende von Wakiya 
Yoshiharu ist nicht bekannt, damit hatte Takauji auch die 
mächtigen Nittas zu Boden gestreckt. 

Die Kikuchis waren eine mächtige Familie in Kyushu. 
Kikuchi Takemitsu, das Haupt der Familie, hatte unter Kane- 
naga Shinno gefochten. Später war er in steter Fehde mit 
den Otomos und Shojis, den Anhängern von Takauji. Im 
14. Jahre Sho hei (1369) zog Shoji Yorihiza mit 60000 Mann gegen 
ihn zu Felde; Kikuchi Takemitsu hatte zu dieser Zeit nur 
8000 Mann unter seinem Kommando. Er griff trotz seiner 
Schwäche an und wußte seine Truppen so vorzüglich zu führen, 
ihnen eine solche Begeisterung einzuflöfsen, daüs er seinen Gegner 
an der Chikugogawa besiegte. Der Besiegte zog sich nach Da- 
zaifu in Chikuzen zurück. Takemitsu verfolgte und schlug ihn 
abermals glänzend. Diese Waffentat von Kikuchi Takemitsu 
verbreitete seinen Ruhm über ganz Kyushu. Nach ihm wur- 
den sein Sohn Takemasa und Enkel Taketomo nacheinander 
Kami von Higo (Provinz in Kyushu); sie waren wie Take- 
mitsu Feinde von Ashikaga Takauji und blieben in steter 



— 122 — 

Fehde mit dessen Anhängern Imagawa Sadayo und Ouchi 
Yoshihiro. 

In all diesen Kämpfen war der Nordhof mit jedem Jahre 
mächtiger geworden und fast das ganze Reich gehorchte ihm, 
wenn es ihm auch nie ganz gelang, den Südhof zu unterdrücken, 
der immer eine grofee Zahl Anhänger im ganzen Reiche zer- 
streut behielt; wenn Nitta Yoshisada und Kusunoki Masatsura 
gefallen waren, so erhoben sich neue tapfere Führer für den 
politisch so schwachen Südhof. 

Da der Nordhof die Herrschaft über das Reich errungen 
hatte, waren seine Träger, die Ashikagas und ihre An- 
hänger mächtig und reich geworden. Dies erzeugte Hoch- 
mut und Arroganz, sie behandelten die Hofadligen wie ihre 
Knechte und sogar Mitglieder des Kaiserhauses vielfach mit 
Verachtung; so verwechselte Doki Yorito, einer der über- 
mütigsten Freunde von Takauji, öffentlich und mit Absicht, wenn 
er von der Residenz von Kogon Joko sprach, das Wort „in", 
Residenz, mit dem fast gleich ausgesprochenen Worte „inu u , 
Hund, auch schofs er zum Hohn mit Pfeilen nach dem kaiser- 
lichen Wagen. Kono Moronao, ein anderer Günstling von 
Takauji, entführte frech öffentlich die Frauen anderer und 
machte sie zu seinen Geliebten, ob sie der höchsten oder 
niedrigsten Gesellschaft angehörten und beging andere Bruta- 
litäten ungestraft; endlich beleidigte er einmal Ashikaga 
Tadayoshi, dafe dieser, als er die Bestrafung des Frechen nicht 
erreichen konnte, von Takauji abfiel und zum Südhofe über- 
ging, wo er mit offenen Armen aufgenommen wurde. Tadayoshi 
schlössen sich an Hatakeyama Kunikiyo und Momoi Naotsune, 
später auch Kono Moronao und Kono Moroyasu, welche Takauji 
durch sein gezeigtes Mifstrauen beleidigt hatte. Kioto wurde 
von ihnen erobert. Takauji gelang es jedoch, Zwietracht unter 
seinen Feinden zu säen, es kam zu einem Vergleich und Takauji 
blieb im Besitz von Kioto. Bald darauf brach Tadayoshi, der 
es nicht ehrlich gemeint hatte, den Vertrag. Takauji schlug 
seinen Angriff ab und nun marschierte Tadayoshi gegen Kama- 
kura, Takauji folgte ihm, griff ihn bei Satta in Suruga an, 
besiegte ihn gänzlich und zwang ihn, sich zu ergeben, worauf 
Takauji ihn vergiften liefs. 

Während Takauji gegen Tadayoshi kämpfte, war Kioto 
nur schwach besetzt. Diese Gelegenheit benützte der Südhof 



— 123 — 

zum Angriffe. Der Kaiser ging nach Otokoyama bei Kioto, 
wo sich Kusunoki Masanori und Wada Masatada mit einem 
Heere ans Kawachi und Kii und Kitobatake Akiyoshi mit 
einem Heere aus Ise vereinigten. Sie besiegten Hosokawa 
Akiuji, Hosokawa Yoriharu fiel, Ashikaga Yoshinori wurde zur 
Flucht nach Omi gezwungen und das kaiserliche Heer rückte 
im siebenten Jahre Sho hei (1352) in Kioto ein. 

Die Nittas hatten in dieser Zeit in den östlichen Landes- 
teilen ein Heer gegen Takauji gesammelt, waren aber von 
diesem geschlagen worden. Diese Siegesnachricht flöfete den 
Anhängern von Takauji wieder neuen Mut ein, Kioto wurde 
zurückerobert und der Südhof in Otokoyama eingeschlossen; 
nur mit Mühe entkam Gumurakami Tenno nach Yoshino. Er 
hatte einen kurzen Sieg errungen, aber der Erfolg war nicht 
von Dauer, da er nur durch Zwistigkeiten unter den Anhängern 
von Takauji errungen war, dessen Macht dadurch kaum er- 
schüttert wurde. 

Obgleich Ashikaga Tadayoshi für seinen Abfall mit dem 
Tode bestraft war, folgte Tadafuyu, der älteste Sohn von 
Takauji mit einer Maitresse, seinem Beispiele; er war in 
Kyushu, von wo er dem Südhofe seine Dienste anbot, hoch- 
erfreut ernannte Gomurakami Tenno ihn sofort zum Sotsuihoshi, 
Polizeikommandant. Gleichzeitig fielen von Takauji ab und 
schlössen sich dem Südhofe an Yamana Tokiuji, der Truppen 
in Hoki sammelte, Momoi Naotsune und Ashikaga Takatsune, 
die in den nördlichen Provinzen ein Heer zusammenzogen, 
ferner Niki Yoshinaga und Hosokawa Kiyouji. Takauji sandte 
ein Heer gegen Yamana Tokiuji im Westen und bereitete sich 
auf den Angriff von Osten her vor; er war nicht imstande, 
diesen von allen Seiten aufsteigenden Schwierigkeiten Einhalt 
zu gebieten. Er führte sein Heer gegen den von Osten vor- 
rückenden Gegner und überliefe seinem Sohne Yoshiaki die 
Verteidigung von Kioto. Dieser wurde nach der Einnahme 
der Stadt von seinen Feinden zum Rückzuge nach Omi ge- 
zwungen. Takauji gelang es bald, seine Gegner im Kwanto 
zu besiegen und die östlichen Landesteile zur Kühe zu bringen; 
er übergab seinem Sohne Motouji die Regierungsleitung in 
Kamakura, rückte gegen Kioto vor und vereinigte sich mit 
Yoshiaki, mit dem er in Kioto als Sieger einrückte. Während 
Takauji gegen Yamana Tokiuji gekämpft hatte, war Kioto 



— 124 — 

mehrere Male von den Truppen des Südhofes erobert, aber 
stets nur für kurze Zeit und wurde durch die Ashikagas stets 
schnell zurückgenommen. 

Der Südhof verlor nach und nach immer mehr Anhänger, 
Yamato und die angrenzenden Distrikte waren ausgeplündert, 
so dafs es ihm unmöglich wurde, sich länger fast ohne jede 
pekuniäre Unterstützung von aufeen zu halten: Der edle und 
weise Shogun Ashikaga Yoshimitsu erkannte, dals es kein 
Vorteil für seine Partei, den Nordhof, war, den Südhof mit 
den Waffen zu vernichten. Das Land litt zu furchtbar unter 
den durch die Spaltung des Reiches herbeigeführten ununter- 
brochenen Kriegen; er sandte daher in dem neunten Jahre 
Gen chu nach Nordhof- Zeitrechnung oder im dritten Jahre 
Meitoku nach Südhof - Zeitrechnung (1392) als Gesandte Rok- 
kaku Mitsutaka und Ouchi Yoshihiro an den Südhof mit der 
Bitte, der Kaiser möge nach Kioto zurückkehren, die in seinem 
Besitze sich befindenden Kronjuwelen dem Nordhofe ausliefern, 
es sollen dann hinfort beide Linien abwechselnd regieren, wie 
es zur Zeit der Hojos bestimmt gewesen. Der Südhof nahm 
diesen Vorschlag an und Gokameyama Tenno kehrte nach 
Kioto zurück (1392), die Kronjuwelen lieferte er an Gokomatsu 
Tenno aus. Seit Godaigo den Südhof errichtet hatte, waren 
57 Jahre vergangen; am Südhofe hatten nach Godaigo drei, 
am Nordhofe fünf Kaiser regiert und als die beiden Häuser 
Frieden schlössen, überlieferten sie gemeinschaftlich das Regi- 
ment den Ashikagas. Während des Kampfes, der fast ununter- 
brochen über 50 Jahre wütete, hatten die Führer sämtlicher 
Provinzen des Reiches nach ihrem Gutdünken beiden Höfen 
abwechselnd gedient, hatten Wohlfahrt und Mißgeschick, Sieg 
und Vernichtung erlebt und waren jetzt im ganzen Reiche 
zerstreut. Das Volk war unbeständig und unzuverlässig ge- 
worden, Treue und Anhänglichkeit kannte es nicht mehr, heute 
focht man auf der einen Seite und ging morgen zum Feinde 
über, der Vater durfte dem Sohne, der Bruder dem Bruder 
nicht trauen , Freunde, Waffengenossen und Verwandte mußten 
sich mißtrauisch beobachten und stets auf der Hut sein. Starke 
kräftige Männer, Jünglinge und Greise vagabondierten im Lande 
umher und machten jeden Verkehr gefährlich, die Felder waren 
verlassen, für die Arbeit fehlten die Arbeitskräfte, die Hänser 
waren zum grofsen Teil in den Kämpfen eingeäschert und nicht 



wieder aufgebaut. Das Elend war entsetzlich, die Zustände 
unbeschreiblich. 

In den grauenhaften Jahren war das Volk verroht, Bildung, Literatur. 
Literatur und Künste hatten natürlich enorme Rückschritte 
gemacht Einige berühmte Werke wurden jedoch selbst in 
dieser traurigen Zeit geschrieben, diese sind: Jinkoseitoki, 
eine revidierte Geschichte der Tenshi und Taiheiki, eine Kriegs- 
geschichte, wahrscheinlich von mehreren Autoren, im Stil und 
in der Art der Gempeiseisuiki, die Geschichte der Blüte und des 
Untergangs der Taira und Minamoto von Hamura Takinaga 
geschrieben; die japanische und chinesische Sprache ist in 
diesem Werke untereinander gemischt. Die Jinkoseitoki ist 
von Minamoto Chikafusa verfaßt. Dieses Werk beginnt mit 
der Götterperiode und schließt mit Gotoba Tenno, die wichtigsten 
Begebenheiten sind mit großer Sorgfalt gesammelt und es ist 
ein sehr wertvolles Geschichtswerk. Durch seine Schriften 
über Altertümer, dessen großer Kenner er war, machte sich 
Nijo Yoshimoto einen großen Namen. Als großer Maler wird 
der Priester Kao genannt, welcher um 1350 berühmt wurde. 

Berühmte Waffenschmiede in dieser Periode waren Rai Waffen- 
Kunimitsu in Yamashiro, Okihawa Yasukichi in Chikuzen, 8C £*^ e " 
Namihira Chikayasu in Satsuma und Osafune Moriyasu in 
Bizen. 



VIII. 

Periode 1392 bis 1600. 

Verwirrungen im ganzen Reiche. 



Godaigo hatte die Verhältnisse im Reiche falsch beurteilt, 
sich um die Gesetze nicht gekümmert, die Ritter für die Dienste, 
welche sie ihm geleistet, nicht gerecht belohnt und seine 
Gnadenbezeigungen nach Laune und nicht nach Verdienst 
verteilt. Dadurch war er selbst die Veranlassung gewesen, 
dafs der Kriegerstand ihn verliefs und das Gebäude der 
Restauration, kaum errichtet, zusammenbrach. Mit Ashikaga 
Takauji kamen natürlich die Krieger wieder an die Spitze der 
Regierung. Takauji hatte wohl das schnell verhaßt gewordene 
Regiment Godaigo Tenno gestürzt, aber dadurch keineswegs 
gleichzeitig die Liebe und Anhänglichkeit des Kriegerstandes 
erworben. Um diese zu erringen, verteilte er selbst für geringe 
Dienste reiche Belohnungen, Land, Gold und Prachtgewänder 
an die ßujin und befriedigte, ohne sich lange bitten zu lassen, 
ihre Habgier. Mit Nachsicht behandelte er die Verbrecher 
oder begnadigte sie. Das Hauptmotiv für seine Handlungs- 
weise war die Furcht, dafs die Ritter aus Verdrufs über ge- 
täuschte Hoffnungen zu seinen Feinden übergehen oder wenig- 
stens von ihm abfallen könnten. Wie die grofsen Herren 
behandelte er auch die kleinen und es gelang ihm, dadurch 
den Bumon einigermafsen günstig für sich zu stimmen. Wie 



— 127 — 

er handelten seine Nachfolger; und als einsichtige Shogune 
des Hauses Ashikaga das Regierungssystem zu bessern beab- 
sichtigten, war es zu spät. Die kleinen Vasallen waren jetzt 
trotzige Barone, die sich nicht mehr leiten ließen, aber häufig 
Aufstände und Unruhen erregten, welche die Ashikagas nie- 
mals zur Kühe kommen ließen und es ihnen unmöglich machten, 
die schon längst gelockerten Zügel der Regierung energisch 
zu ergreifen und zu leiten, die Verhältnisse der alten Zeiten 
erneuten sich, die großen Barone kümmerten sich ebensowenig 
um die Befehle des Shogunes wie früher um die des Kaisers, 
sie führten Kriege untereinander, als ob sie souveräne Fürsten 
wären; die nominelle Regierung, um die sich niemand mehr 
kümmerte, stand machtlos zwischen ihnen. Im Onin- Kriege 
1467 bis 1468 verlor die Regierung der Ashikagas den letzten 
Schatten der Herrschaft und erlangte ihn nie wieder. Von 
da an war das Land in der wildesten Bewegung und Aufregung 
wie ein vom Sturm gepeitschter Ozean, jedes menschliche 
Fühlen ging zu Grunde, selbst die bis dahin stets heilig ge- 
haltenen Sanko, die •Gesetze über die Pflichten des Dieners 
gegen den Herrn, des Sohnes, gegen den Vater usw. hörten auf 
befolgt zu werden, auch die Bildung, welche auf einer so 
hohen Stufe gestanden hatte, verschwand. Es ist unmöglich, die 
Leiden des gemarterten Volkes zu schildern, die gesellschaft- 
liche Ordnung löste sich vollständig auf. In dieser ganzen 
Periode ist nicht ein ruhiges Jahr zu verzeichnen, es war ein 
ununterbrochener Kriegszustand und sie verdient daher auch 
mit Recht den Namen der Periode der Verwirrungen im ganzen 
Reiche. 

Die Kaiser dieser Periode waren: 

Ära Oei: 1. Februar 1394 bis 16. Januar 1428. 
Gokomatsu Tenno, der älteste Sohn von Goenyu Tenno, 1382 
wurde 57 Jahre alt. bis 1412 - 

Ära Sho cho: 17. Januar 1428 bis *3. Februar 1429. 
Shoko Tenno, der älteste Sohn von Gokomatsu Tenno. un 
wurde 27 Jahre alt. bis 142a 

Ära Ei kio: 4 Februar 1429 bis 22. Januar 1441. — , 
Ka kitsu: 23. Januar 1441 bis 19. Januar 1444. — Bun- 



— 128 — 

an: 20. Januar 1444 bis 24. Januar 1449. — Ho toku: 
25. Januar 1449 bis 21. Januar 1452. — Ko toku: 22. Ja- 
nuar 1452 bis 17. Januar 1455. — Ko sho: 18. Januar 
1455 bis 25. Januar 1457. — Cho roku: 26. Januar 1457 
bis 23. Januar 1460. — Kwan sho: 24. Januar 1460 bis 
16. Januar 1466. 

1428 Gohanazono Tenno, ein Sohn des Prinzen Sadanari Shinno, 

bis 1464. wurde 52 j a h r e alt. 

Ära Bun sho: 17. Januar 1466 bis 4. Februar 1467. — 
Onin: 5. Februar 1467 b\s 11. Februar 1469. — Bum 
mei: 12. Februar 1469 bis 24. Januar 1487. — Cho ko: 
25. Januar 1487 bis 31. Januar 1489. — En toku: 
1. Februar 1489 bis 29. Januar 1492. — Mei o: 30. Ja- 
nuar 1492 bis 18. Januar 1501. 

1464 Go tsuchimikado Tenno, ein Sohn von Gohanazono Tenno, 

bis 1500. wurde 59 Jahre alt 

Ära Bun ki: 19. Januar 1501 bis 17. Januar 1504. — 

Ei sho: 18. Januar 1504 bis 7. Februar 1521. — Dai ei: 

8. Februar 1521 bis 21. Januar 1528. 

1500 Gokashiwahara Tenno, ein Sohn von Tsuchimikado Tenno, 

bis 1526. wurde 63 Jahre alt 

Ära Ko roku: 22. Januar 1528 bis 5. Februar 1532. — 

Tem bun: 6. Februar 1532 bis 22. Januar 1556. — Ko 

ji: 23. Januar 1555 bis 19. Januar 1558. 

1526 Gonara Tenno, der älteste Sohn von Gokashiwahara Tenno, 

bis 1557. wurde 62 j a i lre a i t 

Ära Ei roku: 20. Januar 1558 bis 4. Februar 1570. — 

Gen ki: 5. Februar 1570 bis 2. Februar 1573. — Ten 

sho: 3. Februar 1573 bis 12. Februar 1592. 

1557 Ogimachi Tenno, der älteste Sohn von Gonara Tenno, 

bis 1586. wurde 71 Jahre alt ' 

Ära Bon roku: 13. Februar 1592 bis 29. Januar 1696. 
— Kei cho: 30. Januar 1596 bis 28. Januar 1615. 
1586 Goyozei Tenno, Enkel von Ogimachi Tenno, wurde 

bis i6n. 47 Jahr ; alt> 



— 129 — 

Ashikaga Takauji war vom Nordhofe zum Seiitaishogun 
ern&nDt (1338); er errichtete das Bakufu in Kioto und schickte 
seinen Sohn Motocgi als Kwanryo, Regent, nach Kamakura, 
wo er die Regierung über die Kwanto- Provinzen leitete. Ta- 
kaoji setzte im ganzen Reiche Shugo (Gouverneure) und 
Jito (Landhauptleute) ein, die bis dahin wenigstens dem Namen 
nach noch bestehenden Kokushi- Ämter hob er auf und schaffte 
auch den Titel ab; er selbst leitete die Regierung in Kioto. 
Nach seinem Tode (1358) folgte ihm sein Sohn Yoshinori unter 
dem Namen Ashikaga Yoshiakira als Shogun, dessen ergebenster 
Diener und treuester Freund Hosokawa Yoriyuki war; diesen 
machte Yoshiakira auf seinem Totenbette zum Ratgeber seines 
Sohnes Yoshimitsu, der als Shogun sein Nachfolger wurde (1367). 
Dieser war ein begabter, weiser und entschlossener Regent und 
unterstützt von dem ebenso ehrenhaften wie ihm treu ergebenen^ 
weisen Yoriyuki befestigte er die Regierung seines Hauses. 
Bisher war die Herrschaft der Ashikagas gütig und freigebig, 
nachsichtig, aber auch ohne Strenge gewesen; infolgedessen 
waren die gro&en Vasallen habgierig, selbstwillig, wankelmütig 
und unzuverlässig geworden und machten dem Bakufu grofee 
Sorgen. Unter Yoshimitsus Regierung waren zwei grofse Auf- 
stände, der von Yamana Ujikiyo und Ouchi Yoshihiro. Die 
Besitzungen der Yamanas waren in der Sanyodo, Sanindo und 
Nankaido verteilt; sie waren die Herren über zehn Provinzen 
und wurden vom Volke die Rokubuichishi, die Herren des 
sechsten Teiles des Reiches, genannt. Yamana Ujikiyo empörte 
sich (1391) mit seinen Verwandten Y. Mitsuyuki und Y. Yoshi- 
masa. Energisch griff Yoshimitsu sie trotz ihrer starken Kriegs- 
macht an und vernichtete sie; ihre Besitzungen verteilte der Sho- 
gun unter seinen tapferen Anhängern. Dieser Aufstand heifst der 
Meitoku- Feldzug. Die Ouchis hatten grofse Besitzungen in 
Suwo, Nagato und mehreren Nachbarprovinzen. Ouchi Yoshihiro 
verbündete sich mit Ashikaga Mitsukane, dem Kwanryo von 
Kamakura. Ihre Absicht war, Kioto gleichzeitig von Westen 
und Osten anzugreifen; aber ehe noch Mitsukane die Feind- 
seligkeiten begonnen hatte, war Öuchi Yoshihiro von Yoshimitsu 
vernichtet. Dies ist der Oei-Feldzug (1399). Tapfer und ent- 
schlossen hatte Yoshimitsu seine mächtigen Feinde zerschmettert 
und gleichzeitig den Mut und das Vertrauen seiner Anhänger 
gehoben, die Herrschaft des Bakufu war befestigt, er reorga- 

9 



— 130 — 

nisierte jetzt die Administration, schuf das Amt des Kwanryo, 
Stellvertreter des Shogun oder Regenten, welches abwechselnd 
ein Glied der Familien Shiba, Hosoka wa und Hatakeyama 
verwalten sollte; diese Familien waren die Sankwanryo, die 
drei Regentenhäuser. Ein Familienglied der Yamana, Isshiki, 
Eyogoku alias Sasaki und Akamatsu war abwechselnd Samurai- 
dokoro no betto, Kriegsminister; diese vier Familien hiefsen 
die Shishoku. Ein Takeda und ein Ogasawara war abwechselnd 
der Inspektor der Schießübungen und Reitkunst, Ryokira. Ein 
Imagawa und ein Shibukawa war abwechselnd Mushagashira, 
höchstkommandierender General, und ein Ise war Sosha, Be- 
richterstatter des Tenshi. Die letzten sieben Familien heiisen 
die Shichito. Nach der Vereinigung des Nord- und Südhofes 
wurde Yoshimitsu zum Dajodaijin ernannt und erhielt damit 
die höchste Ehrenstelle, welche ein Untertan erreichen kann; 
dies war der Glanzpunkt des Hauses Ashikaga. Als Yoshi- 
mitsu den Gipfel erklommen hatte, starb er. Nach ihm sank 
die Macht des Bakufu durch schlechte Regierung und Ver- 
schwendung. Schon Yoshimitsu begann, verleitet von seinem 
Ehrgeiz, ungeheuere Summen an den Kaiser von China zu 
zahlen, um den Titel König von Japan von diesem zu erhalten 
(1394). Zu diesem Zweck hatte er sich nicht vor der Schmach 
gescheut, Japan zum tributpflichtigen Staate von China zu 
machen; seine Nachfolger folgten seinem erbärmlichen Bei- 
spiele, die Schande ihres Tenshi für Summen zu erkaufen, 
welche das unglückliche Volk kaum aufzubringen vermochte. 
Yoshimitsus Nachfolger als Shogune aus dem Hause Ashi- 
kaga waren: 

1394 bis 1423 Ashikaga Yoshimochi 
1423 „ 1425 „ Yoshikazu 
1425 „ 1428 „ Yoshimochi 

(zum zweiten Male Shogun) 
1428 bis 1441 Ashikaga Yoshinori 



1441 


n 


1443 


n 


Yoshikatsu 


1443 


n 


1473 


n 


Yoshimasa 


1473 


» 


1489 


n 


Yoshihisa 


1489 


n 


1493 


n 


Yoshikane 


1493 


n 


1508 


n 


Yoshisumi 


1508 


n 


1521 


n 


Yoshikane 



(zum zweiten Male Shogun) 



- 131 — 

1521 bis 1546 Ashikaga Yoshiharu 
1546 „ 1565 „ Yoshiteru 
1565 „ 1568 „ Yosbihide • 
1568 „ 1573 „ Yoshiaki. 
Nicht lange nach dem Tode von Yoshimitsu legte sein 
Nachfolger Yoshimochi den Grund zu neuen Unruhen. Goko- 
matsu Tenno entsagte (1412) dem Throne zu Gunsten seines 
Sohnes Sanchito Shinno und brach damit den Vertrag, dals 
beide Häuser abwechselnd regieren sollten. Sämtliche An- 
hänger des Sttdhofes protestierten und verlangten, dals ein 
Nachkomme Gokameyama Tennos den Thron besteigen solle, 
der Shogun Yoshimochi kümmerte sich nicht um die Einsprache. 
Infolgedessen sammelten die Dates und Kakedas in Mutsu, die 
Kitabatakes und Sekis in Ise und sonstige Anhänger des Süd- 
hofes in anderen Landesteilen Truppen und bereiteten sich 
zum Aufstande vor, jedoch die Unruhen wurden von Yoshi- 
mochi (1415) unterdrückt. Im August 1428 starb Shoko Tenno. 
Nun verlangten die Anhänger des Südhofes, dafs der Prinz 
Ogura nomiya, ein Sohn von Gokameyama Tenno, den Thron 
besteigen solle; doch Yoshinori hob eigensinnig einen Nach- 
kommen von Gofushimi Tenno, den Prinzen Hikohito Shinno, 
Gohanazono Tenno auf den Thron. Aufs höchste erbittert, 
sammelten die Kitabatakes und Ochis Truppen und knüpften 
Unterhandlungen mit dem unzufriedenen Regenten von Kama- 
kura an. Ashikaga Takauji hatte seinen Sohn Motouji zum 
Kwanryo, Regenten, in Kamakura gemacht. Nach dessen 
Tode folgte diesem sein Sohn Ujimitsu und diesem wieder sein 
Sohn Mitsukane. Die Macht der Regenten in Kamakura war 
so grois geworden, dafs sie sich um die Befehle aus Kioto nicht 
mehr kümmerten. Als Yoshimitsu in Kioto den Sankwan, 
Shishoku und Shichito errichtete, wurde in Kamakura alles 
nachgemacht; Mitsukane gab sich selbst den Ehrentitel Kubo, 
Regent, und seinem Wohnsitz den Namen Gosho, kaiserliches 
Schlote, nannte seinen ersten Ratgeber Kwanryo und bestimmte, 
dals dies Amt stete abwechselnd von einem Nachkommen von 
Uesugi Norifusa und Uesugi Shigeaki besetzt werden solle, ferner 
machte erden jüngeren Bruder seines Vaters, Mitsunao, zum 
Regenten von Mutsu und Deva; diese drei nannte er Sankan. 
Seinen Vasallen Chiba, Koyama, Naganuma, Yuki, Satake, 
Oda, Nasu und Utsunomiga gab er den Namen Hachikwan. 

9* 



— 132 — 

Der Shogun Yoshimitsu machte ihm hierfür strenge Vorwürfe, aber 
Mitsukane widerrief keine seiner Anordnungen, verbündete sich 
im Gegenteile noch gegen Yoshimitsu mit Ouchi Yoshihira und 
gab seine Absicht, Kioto anzugreifen, erst auf, als Ouchi Yoshi- 
hira gefallen war. Mitsukanes Nachfolger war sein Sohn 
Mochiuji; dieser war noch arroganter. Infolge eines Streites 
mit seinem mächtigen Minister Uesugi Ujinori verjagte dieser 
ihn aus Kamakura. Für kurze Zeit war der Übermut von 
Mochiuji gebrochen; doch als er mit Hilfe seiner Getreuen 
nach Kamakura zurückgekehrt war, wurde er hochmütiger wie 
zuvor. Als der Shogun Yoshimochi starb (1428), hoffte er 
selbst Shogun zu werden, da der jüngere Bruder des Ver- 
storbenen unter dem Namen Gien Oberpriester in dem Tempel 
Seiren in in Kioto war. Als dieser jedoch als Ashikaga Yoshi- 
nori seinem Bruder als Shogun folgte, geriet Mochiuji in die 
höchste Wut. Den Befehlen eines gewesenen Pristers zu ge- 
horchen, litt sein Hochmut nicht. Unbekümmert um die Be- 
fehle von Yoshinori verbannte er seinen vom Shogun ernannten 
Shitsuji, Direktor, Uesugi Norizane nach Kozuke. Nun schickte 
im Jahre 1439 Yoshinori Truppen gegen ihn, die sich mit 
Uesugi Norizane vereinigten; Mochiuji wurde total geschlagen 
und sein Heer zersprengt, er selbst entkam in das Kloster 
Eranji in Kamakura, wurde Priester, nahm sich aber bald 
nachher das Leben. Y r oshinori ernannte nun Uesugi Kiyokata, 
den Bruder von Norizane, zum Kwanryo in Kamakura. Im 
nächsten Jahre wollte Yuki Ujitomo die beiden Söhne von 
Mochiuji, Haruo und Yasuo, zu Regenten machen und der 
Krieg fing wieder an; aber Uesugi besiegte Yuki Ujitomo, der 
bei Erstürmung seiner Burg fiel. Haruo und Yasuo wurden 
ermordet. Auf die Bitte der Vasallen von Mochiuji wurde 
dessen jüngster Sohn, Ashikaga Nariuji, von Yoshinori zum 
Kwanryo von Kamakura gemacht und der Sohn von Uesugi 
Norizane, Noritada, zum Shitsuji. Nach kurzer Zeit ver- 
feindete sich Ashikaga Nariuji mit den Uesugis und wurde 
zur Flucht nach Furukawa in Shimosa gezwungen. Mehrare 
Jahre dauerte dieser Kampf zwischen den Uesugis und Ashi- 
kaga Nariuji, der das Kwanto in das gröiste Elend brachte. 
Noch war der Krieg nicht zu Ende, als um Kioto neue Un- 
ruhen begannen. Hier bekämpften sich die Anhänger des Sttd- 
hofes untereinander, indem mehrere Kronprätendenten auftraten. 



— 138 — 

Die Kikuchi unterstützten den Prinzen Ognra no miya, den 
Sohn von Gokameyama Tenno; gegen diesen erklärten sich 
Fojiwara Arimitsu, Fujiwara Sukechika; Kusunoki Jiro Masa- 
mitsu und einige andere, welche den Prinzen Nakaoki no miya 
unterstützten. Dieser hatte sich der Reichskleinodien bemächtigt 
und in dem Tempel Eizan in Yamashiro Zuflucht gefunden; 
seine Anhänger sammelten Truppen in Yamato, Kii und Ka- 
wachi. Ein dritter Prätendent war ein Sohn von Yasunari 
Shinno, eines Sohnes von Gomurakami Tenno, den der jüngere 
Bruder von Kusunoki Jiro in seiner Burg Yuasa in Kii ver- 
teidigte. Nicht genug mit diesen Unruhen, wurde in dieser 
Zeit (1441) auch noch der Shogun Ashikaga Yoshinori von 
Akamatsu Mitsusuke ermordet, wodurch wieder neue Kämpfe 
verursacht wurden. Akamatsu Mitsusuke war ein Urenkel 
von Akamatsu Norimura und Herr von Harima, Mimasaka 
und Bizen. Seine Besitzungen machte ihm Akamatsu Mochi- 
sada streitig; beide appellierten an den Shogun Yoshimochi. 
Mochisada war der erklärte Günstling des Shogunes, welcher 
diesem unrechtmäßig das Besitztum zusprach, weshalb Mitsu- 
suke in den rechtmäßig ihm gehörenden Provinzen sich empörte; 
aber er unterwarf sich schließlich. Ein Vetter Mochisadas, 
A. Sadamnra, war ein Günstling des Shogunes Yoshinori, dieser 
nahm Mitsusuke sein ganzes Erbe und verlieh es A. Sada- 
mnra. Nun reifte in Mitsusuke der Entschlufs, sich an dem 
parteiischen Shogun zu rächen. Er lud ihn zu einem Feste in 
seinen Wohnsitz in Kioto und ermordete Yoshinori beim Fest- 
mahle (1441); darauf entfloh er nach Harima. Yamana Michitoyo, 
Noriyuki und Norikiyo, drei Vasallen von Yoshinori, wollten den 
Mord ihres Herrn rächen, schlössen Mitsusuke in seiner Feste 
Shirahatajo in Harima ein, eroberten und zerstörten dieselbe 
und Yamana Mochitoyo bemächtigte sich der Besitzungen der 
Akamatsus. Der Shogun war machtlos und mufste es geschehen 
lassen. Die Regierung leitete Hatakeyama Mochikuni, der auch 
den Priesternamen Tokuhon führte; er hatte die Shogune Yoshi- 
katsu und Yoshimasa eingesetzt und wechselte als Kwanryo mit 
Hosokawa Eatsumoto. Hatakeyama Mochikuni war eitel und 
hochmütig, seine Willkür hatte auch seine Untergebenen ge- 
wissenlos und unmoralisch gemacht. Gegen ihn verbündeten 
sich Yamana Mochitoyo und Hosokawa Katsumoto. Mochikuni 
hatte keine Kinder und deshalb seinen Neffen Masanaga zu 



— 134 — 

seinem Erben ernannt; allein nachdem er dies getan, wurde 
ihm ein Sohn geboren, der den Namen Yoshinari erhielt. Mochi- 
kuni wollte nun, um seinem Sohne das Erbe zu sichern, seinen 
Neffen Masanaga ermorden lassen; dieser flüchtete sich jedoch 
zu Hosokawa Katsumoto, der natürlich hocherfreut den Neffen 
seines Feindes schützte und diesem versprach, ihm zu seinem 
Erbe zu verhelfen. Nach dem Tode von Hatakeyama Mochi- 
kuni beanspruchten Masanaga und Yoshinari jeder das Erbe 
für sich. Der Shogun Yoshimasa versuchte, die beiden zu 
versöhnen und schlug einen Vergleich vor, den jedoch Yoshinari 
ablehnte. Er ging nach Kawachi, um Truppen zu sammeln, 
während Masanaga zuerst dem Shogun gehorchte; aber auf- 
gehetzt und unterstützt von Hosokawa und Yamana verjagten 
sie Yoshinari nach Yoshino in Yamato. Bis zu dieser Zeit 
waren die Hosokawas und Yamanas Hand in Hand gegangen; 
aber jetzt verfeindeten sie sich aus folgender Ursache: Der 
Fall von Hatakeyama Mochikuni wiederholte sich bei dem 
Shogun Yoshimasa; er hatte keine Kinder und machte seinen 
jüngeren Bruder Yoshitsugu, der später seinen Namen in 
Yoshimi änderte, zu seinem Erben und gab ihm Hosokawa 
Katsumoto als Ratgeber. Später aber wurde Yoshimasa doch 
noch ein Sohn, Yoshihisa, geboren. Natürlich bereute nun 
Yoshimasa seine voreilige Handlung; aber was sollte er machen. 
Yoshitsugu hatte sein Versprechen und die Unterstützung des 
mächtigen Katsumoto. In diesem Dilemma sah er sich nach 
einem mächtigen Verbündeten um und wendete sich an Yamana 
Sosen, der Name, welchen Mochitoyo als Priester angenommen 
hatte, und er konnte keinen besseren Verbündeten finden. Die 
enge Freundschaft, welche Yamana Sosen mit Hosokawa Katsu- 
moto verbunden hatte, war abgekühlt, weil Katsumoto den 
Sohn von Yamana Sosen, Koretoyo, erzogen und zu seinem 
Erben gemacht hatte; als ihm aber seine Gattin einen Sohn 
schenkte, setzte er die Bestimmungen für Koretoyo aulser 
Kraft, wodurch er Sosen sich zum Feinde machte. Dieser war 
ehrgeizig und herrschsüchtig; er setzte alles daran, den Shogun 
ganz für sich zu gewinnen, dessen Auftrag er mit Hilfe von 
Hatakeyama Yoshinari mit leichter Mühe ausführen zu können 
glaubte. Er veranlagte Yoshimasa, diesem zu verzeihen und 
berief ihn von Kumano in Kii, wo Yoshinari weilte, nach Kioto. 
Hosokawa Katsumoto war der Beschützer von Hatakeyama 



— 135 — 

Masanaga. In dieser Zeit begann auch ein Erbstreit im Hause 
Shiba zwischen Shiba Yoshitoshi und Yoshikado. Yamana Sosen 
unterstützte Yoshikado und vertrieb Yoshitoshi und dieser bat 
Hosokawa Katsumoto um Hilfe. 

Diese vielfachen Verwirrungen hatten die Onin -Unruhen 
zur Folge, deren wahrer Grund indessen in der Machtlosigkeit 
des Shogunes und der Herrschgier der mächtigen Vasallen, die 
um die Regierung kämpften, zu finden ist. 

Im ersten Jahre Onin (1467) gab der Shogun Yoshimasa 
auf den Bat von Yamana Sosen Hatakeyama Masanaga den 
Befehl, seine Besitzung Yoshinari zu übergeben. Hosokawa 
Katsumoto widersetzte sich offen, sammelte mit Masanaga 
Truppen und bereitete sich zum Kampfe vor. Gegen ihn 
rüstete sich Yamana Sosen. Um die Unruhen zu beschränken, 
befahl Yoshimasa einen Entscheidungskampf zwischen Masanaga 
und Yoshinari und liefe sich von den Führern geloben, keinen 
von beiden zu unterstützen. Zwischen beiden kam es zur 
Schlacht bei Goryobayashi in Yamashiro; der wortbrüchige 
Yamana Sosen unterstützte aber Yoshinari und Masanaga 
wurde total geschlagen. Wegen dieses Verrates schwur Hoso- 
kawa Katsumoto seinem Feinde Rache. Katsumotos Residenz 
lag im östlichen Teile von Kioto, die von Yamana Sosen im 
westlichen, zwischen beiden das Muromachi Bakufu, das 
Shogunatsgebäude des Ashikagas. Der Shogun ging von 
dem einen zum andern und gab sich die erdenklichste Mühe, 
die beiden zu versöhnen; aber er fand taube Ohren und wurde 
von beiden abgewiesen. Der Himmel verdunkelte sich und das 
Tageslicht verschwand hinter den Rauchwolken der brennenden 
Stadtteile, das Blut flofe in Strömen in den Strafsen der in 
zwei feindliche Feldlager verwandelten Residenzstadt Kioto. 
Hosokawa Katsumoto erkannte, dafe er mit seinen Truppen 
in Kioto nicht Herr der Situation werden könnte und liefe 
daher in allen Landesteilen Soldaten anwerben. Er war Herr 
der Provinzen Settsu, Tango, Tosa und Sanuki, von wo er 
sämtliche Krieger in Kioto konzentrierte. Seine Anhänger 
taten das gleiche, Hosokawa Masayuki in Awa und Mikawa, 
Hosokawa Moroharu in Bitcbu, Hosokawa Motoharu in Izumi, 
Hosokawa Masaharu in Anaji, Shiba Yoshitoshi in Etchu, 
Hatakeyama Masanaga in Kii und Kawachi, Kyogoku Mochi- 
kiyo in Oki Izumo, Hida und Omi, Akamatsu Masanori in 



— 136 — 

Harima, Bizen and Mimasaka and Takeda Kuninobu in Aki 
und Wakasa. Bald standen über 160000 Mann unter dem 
Kommando von Hosokawa Katsumoto. Sobald Yamana Sosen 
die ersten feindlichen Verstärkungen in Kioto ankommen sah, 
liefe auch er die Krieger aus seinen Provinzen Tajima, Harima 
und Inaba nach Kioto eilen und seine Anhänger ihre Krieger 
sammeln; Yamana Noriyuki in Hoki und Bizen, Yamana Nori- 
kiyo in Mimasaka und Iwami, Shiba Yoshikado in Echizen, 
Owari und Totomi, Hatakeyama Yoshinari in Yamato, Kawachi 
und Kii, Hatakeyama Yoshikane in Noto, Rokkaku Takayori 
in Omi, Ishiki Yoshinao in Tamba, Ise und Tosa und Doki 
Nariyori in Mino. Das Heer von Yamana Sosen wurde über 
110000 Mann stark. 

Ununterbrochen rückten die Krieger in Kioto ein und jagten 
die erschreckte Bevölkerung in die größte Angst Alles, was 
fortkommen konnte, flüchtete, die Alten und Schwachen wurden 
von den Kräftigen gestützt und getragen; mit seiner Habe beladen 
verliefe das Volk die Stadt, in der ein nie endender Kampf mit 
stets wechselndem Erfolge wütete. Keine der beiden Parteien 
gewann die Oberhand. Später erklärte Hosokawa Katsumoto, die 
Befehle des Tenshis und des Shogunes Yoshimasa auszuführen, 
während Yamana Sosen behauptete, die Befehle des Gegen- 
sliogunes Ashikaga Yoshimi zu erhalten. So wurde der Kampf 
tatsächlich ein Bruderkrieg; Kioto war in einer jammervollen 
Lage, die mit jedem Tage schrecklicher wurde. Im fünften 
Jahre Bummei (1473) starben kurz nacheinander Yamana Sosen 
und Hosokawa Katsumoto. Obgleich beide Parteien ohne Führer 
waren, dauerte der Kampf doch noch vier Jahre. Endlich, 
im neunten Jahre Bummei (1478), entlielsen zuerst die Führer 
der Partei des verstorbenen Yamana Sosen ihre Krieger in die 
Heimat und die Gegenpartei folgte ihrem Beispiele. Kioto und 
Umgebung war von der rohen Soldateska niedergebrannt und 
ausgeplündert, die Häuser der Bürger waren ebenso eingeäschert 
wie die der Beamten und Offiziere und die Tempel; das Land 
war eine Wüste geworden. Der Hofadel und die Beamten 
waren geflohen oder niedergemetzelt, die Bibliotheken mit ihren 
reichen Bücherschätzen zum gröfsten Teile ein Raub der Flam- 
men geworden. All dies gräfeliche Elend hatte der Shogun 
Yoshimasa, der dem Unheil nicht hatte Einhalt tun können, 
nicht allein mit dem gröfeten Gleichmute angesehen, nein, er 



— 137 — 

hatte seine Zeit mit Festen, Gelagen, geistreichen Spielen und 
dergleichen hingebracht, hatte Gesandtschaften nach Korea und 
anderen entfernten Ländern geschickt, Kostbarkeiten und Kuriosi- 
täten überall um enorme Summen ankaufen lassen, ein pracht- 
volles Palais des berühmten Higashiyama in Kioto und, das 
berühmte Goldhaus des Yoshimitsu nachahmend, ein Silberhaus 
gebaut. Um die Wirren, welche das Reich an den Hand des 
Verderbens brachten, kümmerte er sich nicht; für sie hatte er 
keinen Sinn und kein Gefühl. Aber es gab jetzt auch niemand 
im ganzen Reiche mehr, der einen Ashikaga unterstützt oder 
ihm gehorcht hätte. Wie in Kioto hatten auch in Kwanto die 
Unruhen kein Ende. Der Kwanryo Ashikaga Nariuji war zur 
Flucht in seine Burg Furukawajo in Shimosa gezwungen. Die 
beiden Uesugis hatten Ashikaga Masamoto, von dem Volke 
„Horigoe gosho", d. h. der Herr von Kamakura, genannt, an 
die Spitze der Regierung gestellt; sie griffen Nariuji mehrere 
Jahre nacheinander in seiner Burg erfolglos an. Endlich, im 
dritten Jahre Bummei (1471), gelang es ihnen, die Burg zu 
erobern, Nariuji selbst entkam nach Chiba in Shimosa; nun 
machten die Uesugis Frieden mit ihm. Bald nachher ver- 
feindeten sich die beiden Uesugis Sadamasa und Akisada unter- 
einander. Sadamasa hatte einen sehr intelligenten und umsichtigen 
Minister, Oda Mochisuke, welcher die Regierung mit großer 
Umsicht leitete und gleichzeitig ein tüchtiger General war. Er 
verbreitete Liebe und Furcht um sich, weshalb die Krieger 
anfingen, Uesugi Akisada den Gehorsam zu versagen. Hierüber 
erzürnt, liefe dieser Sadamasa melden, dafs Ota Mochisuke ein 
Verräter sei. Sadamasa glaubte der Verleumdung und liefs 
Ota ermorden; infolgedessen fielen die meisten seiner Krieger 
von ihm ab. Mit Hilfe von Ashikaga Nariuji gelang es ihm 
jedoch, Uesugi Akisada zu vernichten. 

Die Prachtliebe des Shogun teilte seine ganze Umgebung, 
jeder wollte ihm in Prunk und Eleganz gleichen; die Ver- 
schwendung wurde allgemein. Zur Errichtung und Einrichtung 
der Herrensitze wurden ungeheuere Summen ausgegeben, und 
tun diese zu beschaffen, raubten die grofsen Herren in Kioto 
wie in den Provinzen fremden Besitz. Die Erpressungen der 
Beamten und der Steuerdruck waren entsetzlich und man kann 
sich denken, in welch jammervollem Zustande das ganze Volk 
sich befand. Wenn in früheren Zeiten das Einkommen des 



— 138 — 

Shogunes nicht für die Ausgaben ausreichte, so wurde von 
den reichen Kaufleuten Geld geliehen; zur Zeit des Shogunes 
Yoshimitsu durften Anleihen nicht öfter als viermal in einem 
Jahre gemacht werden. Zur Zeit von Yoshinori stieg diese 
Zahl und es wurde jeden Monat eine Anleihe gemacht; unter 
Yoshimasa geschah dies acht- bis neunmal jeden Monat. Da- 
durch häuften sich die Schulden derartig, da£§ an ein Rück- 
zahlen nicht zu denken war. Da entschloß sich die sogenannte 
gnädige Regierung, ihre Zahlungen einzustellen und machte im 
ganzen Lande bekannt, dafe die Schulden des Shogunes nicht 
bezahlt würden. Schon früher war es gebräuchlich, dais zu 
den grofsen Zeremonien in Kioto sämtliche Daimyos des Reiches 
Geld beisteuerten und dies wurde als eine Pflicht angesehen. 
Dies geschah im allgemeinen einmal alle fünf bis sechs Jahre; 
aber selbst dies eine Mal hatte schon häufig böses Blut ge- 
macht. Yoshimasa erhob neunmal von den Daimyos Kontribu- 
tionen und war deshalb das Shogunat bei den Daimyos gründ- 
lich verhafst geworden. Das ganze Volk wurde bis aufs Blut 
ausgepreist, während der Shogun in Edelsteinen wühlte und 
das Gold so wenig achtete wie wertlosen Sand. Das ganze 
Volk versank in Elend und Not. Die Unzufriedenheit war 
allgemein; überall murrte man gegen die Regierung. Yoshi- 
masa aber hatte für das alles weder Auge noch Ohr; er lebte 
vergnügt und ohne Sorgen in seinem Palaste, dachte an nichts 
als seine Vergnügungen und Liebhabereien und kümmerte sich 
um nichts, was draufsen vorging. Im Bakufu bildeten sich 
Verschwörungen, die großen Vasallen stritten um die Herr- 
schaft, die Regierungserlasse wurden nicht beachtet, die Be- 
fehle des Shogunes mit Füisen getreten. Als diese Zustände 
ihren Höhepunkt erreichten, brach noch zu Lebzeiten Yoshi- 
masas ein neuer Aufstand aus. Yoshimasa dankte beizeiten 
ab und übergab sein Amt seinem Sohne Yoshihisa und als 
dieser sehr jung starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, be- 
stimmte Yoshimasa Yoshiki, den Sohn seines Bruders Yoshimi, 
zu dessen Nachfolger. Dieser wurde als Yoshikane Shogun 
(1489). Zu dieser Zeit stritten sich der Kwanryo Hatakeyama 
Masanaga und sein Vetter H. Yoshitoyo und Hosokawa Masa- 
moto mit Hatakeyama Masanaga um die Herrschaft. Hata- 
keyama Yoshitoyo verbündete sich mit Hosokawa Masamoto, 
sie überfielen und erschlugen Hatakeyama Masanaga, darauf 



— 139 — 

verjagten sie den Shogun Yoshikane und machten Yoshimichi, 
den Sohn von Ashikaga Masatomo, auch einem Bruder von 
Yoshimasa, an seiner Stelle zum Shogun (1493). Yoshimichi 
änderte seinen Namen in Yoshisumi. JBei diesem Streite verloren 
sowohl die Hatakeyamas wie die Yamanas jeden Einflufs, den 
jetzt allein die Hosokawas hatten. Hosokawa Masamoto wurde 
von seinem Haushofmeister Easai Motochika ermordet, welcher 
seinen Adoptivsohn Sumiyuki zum Nachfolger von Masamoto 
machte. Nun erklärte der zweite Haushofmeister von Masa- 
moto, Miyoshi Nagateru, Hosokawa Sumimoto, den Adoptiv- 
sohn von Masamoto, zum Nachfolger seines Vaters und machte 
Motochika und Sumiyuki nieder. Ouchi Yoshioki hörte von diesen 
Vorgängen, erklärte sich für den vertriebenen Yoshikane und 
marschierte mit einem starken Heere aus Nagato und Suwo 
(Choshiu) gegen Kioto; er verjagte den Shogun Yoshizumi mit 
Hosokawa Sumimoto und Miyoshi Nagateru und setzte Yoshi- 
kane wieder als Shogun ein. Er selbst wurde Kwanryo; als er 
jedoch später nach Suwo zurückkehrte, trat Hosokawa Taka- 
kuni an seine Stelle. Dieser vertrieb wieder den Shogun Yoshi- 
kane und erhob Ashikaga Yoshiharu, den Sohn von A. Yoshi- 
zumi aus Harima, zum Shogun. Hierauf erklärte sich der 
Enkel von Miyoshi Nagateru, Miyoshi Motonaga, der auch den 
Priesternamen Eaiun führte, für Hosokawa Harumoto, den 
Sohn von H. Sumimoto, und rückte mit einem Heer aus Awa 
nach Kioto; hier vernichtete er Hosokawa Takakuni, worauf 
Hosokama Harumoto Kwanryo wurde. Dieser liefs, eifersüchtig 
auf seine Macht, Miyoshi Motonaga von Miyoshi Sosan ermorden. 
Der Sohn des Ermordeten, Miyoshi Choke, verbündete sich mit 
Hosokawa Ujitsuna, dem Sohne von Takakuni, der Truppen 
in Kawachi sammelte; dann vereinigten sich Miyoshi Choke 
und Hosokawa Ujitsuna, vernichteten und töteten Miyoshi Sosan 
und verjagten Hosokawa Harumoto. Nun wurde Hosokawa 
Ujitsuna zum Kwanryo ernannt. So hatten denn scliliefslich 
die Miyoshi die Übermacht in Kioto. 

Inzwischen hatte der Shogun Ashikaga Yoshiharu abgedankt 
und das Shogunat seinem Sohne Yoshiteru übergeben (1546). 
Einige Jahre später wollte Ashikaga Yoshihide, ein Enkel des 
Shogunes Yoshikane, Shogun werden und bat die Miyoshis um 
Hilfe. Nach dem Tode von Miyoshi Choke war sein Vertrauter 
Matsunaga Hisohide sein Erbe geworden und im Besitz der 



— 140 — 

höchsten Macht. Miyoshi Masayasu, Yasunaga nnd Iwanari 
Satsu, ebenfalls ein Miyoshi, schlössen sich A. Yoshihide an, 
ermordeten Yoshiteru nnd machten an seiner Stelle Yosht- 
hide zum Shogun. Yoshiteru hinterließ zwei Brüder, welche 
Priester waren; der eine, Shyuko, wurde ebenfalls ermordet, 
dem anderen, Eakugyo, war Hosokawa zur Flucht behilflich. 
Dieser begab sich zuerst zu den Rokkakus in Omi, von da zu 
den Takedas nach Wakasa und dann zu den Asakuras nach 
Echizen, die ihn unterstützten. Er griff die Miyoshis an, 
wurde aber besiegt und erbat nun die Hilfe des mächtigen 
Oda Nobunaga, vor dem alle seine Nachbarn zitterten und der 
seinen Namen als genialer Truppenführer weit und breit be- 
rühmt und gefürchtet gemacht hatte. Dieser versprach Yoshi- 
hide, welcher inzwischen den Namen Yoshiaki angenommen 
hatte, seine Hilfe, bahnte sich seinen Weg nach Kioto, besiegte 
die Miyoshis, nachdem sich Matsunaga Hisahide ihm freiwillig 
unterworfen hatte, machte er Yoshiaki zum Shogun (1568). 
Dieser wurde jedoch bald so arrogant und regierte so schlecht, 
dals Oda Nobunaga ihn ernstlich warnte; er warf Yoshiaki 
vor, dals er aus Stolz nicht zu Hofe ginge, die Daimyos sich 
zu Feinden machte, die Bestechlichkeit öffentlich und allgemein 
geworden sei, er für unnötige Bauten grofee Summen verschwende, 
sich mit unwürdigen Leuten umgebe, verkleidet sich in un- 
passender Gesellschaft herumtreibe und andere Dinge. Yoshiaki 
nahm diese gerechten Vorwürfe sehr übel, er war ergrimmt 
und eifersüchtig auf die mit jedem Tage wachsende Macht 
seines Beschützers und rüstete sich wiederholt gegen ihn; er 
zwang also Oda Nobunaga, ihn zu vernichten. Yoshiaki wurde 
nach Kawachi vertrieben und Oda bat den Tenshi, Yoshiaki 
seines Amtes und seiner Würden zu entsetzen; dies geschah 
im ersten Jahre Ten sho (1573). Das Haus Ashikaga hatte 
die Shogun würde über 280 Jahre inne gehabt; 15 Glieder des 
Hauses hatten das Land regiert, als Yoshiaki als letzter von 
ihnen vertrieben wurde. 

Nach dem Onin- Kriege 1467 bemächtigten sich die gro&en, 
stolzen und mächtigen Familien in allen Landesteilen mit 
Waffengewalt fremder Besitzungen, mit denen sie ihren Besitz 
vergröfserten; die namhaftesten von diesen waren in Ou die 
Nambus, die Dates, die Somas, die Ashinas und die Mogamis, 
in Hokurikudo die Nagaos und Asakuras, in Kwanto die zwei 



— 141 - 

Familien Uesugi, die Hojos, die Satomis und Satakes, in Kai 
die Takedas, in Sorcga die Imagawas, in Ise die Kitabatakes, 
in Owari die Odas, in Gokinai and Nankaido die Hosokawas 
md Miyoshis, in Sanindo nnd Sanyodo die Onchis, die Amakos, 
die Moria und Ukitas, in Kyushu endlich die Otomos, die 
Ryuzos und die Shimazus. Dies waren die mächtigsten Familien ; 
anlser diesen vereinten sich überall im Reiche weniger starke 
Familien, bildeten Parteien, befehdeten sich untereinander und 
der Stärkere nahm dem Schwächeren seinen Besitz, kurz es 
war eine Zeit des allgemeinen vollkommensten Faustrechtes. 
Die mächtigen Familien befehdeten sich wieder um die Oberherr- 
schaft und der Stärkste erlangte sie; so waren in den östlichen 
Landesteilen die Hojos die Mächtigsten, nächst ihnen die Takedas 
und Nagaos, in den mittleren die Odas und im westlichen Teile 
die Moria. 

Die Hojos hiefsen ursprünglich Ise. Ise Nagauji besiegte 
Ashikaga Chachamaru und gelangte zu großer Macht in Izu. 
Er beerbte die Hojos in Nirayama in Izu und nahm den Namen 
Hojo an. Dann fiel er in Sagami ein und eroberte die Festung 
Odawara, wodurch seine Streitmacht sehr wuchs. Die beiden 
Uesugis hatten nach den langen Kämpfen gegeneinander end- 
lich Frieden geschlossen und wollten nun vereinigt gegen die 
Hojos vorgehen, doch waren diese ihnen zu mächtig. Hojo 
Nagaujis Nachfolger war Hojo Ujitsuna und diesem folgte Hojo 
Ujiyasu. Beide waren ebenso tüchtige Männer wie Nagauji; 
es gelang ihnen, die Uesugis zu besiegen und waren damit die 
Mächtigsten in Kwanto. Im Jahre 1561 griff Uesugi Tera- 
tom, der in Hokurikudo sehr mächtig war, zu den Waffen, 
um den Fall von Uesugi Norimasa zu rächen und es gelang 
ihm, fest das ganze Kwanto zum Gehorsam zu zwingen. Er 
errichtete 76 Garnisonen und sein Heer war 110000 Mann 
stark; mit diesem griff er Odawara an. Aber einerseits waren 
seine Generäle nicht einig und andererseits kam Takeda Shigen 
den Hojos zu Hilfe ; dieser schickte seine Krieger nach Echigo, 
liefe dort verwüsten und plündern und zwang Uesugi Tera- 
tom, seine halb ausgeführte Absicht aufzugeben und heim- 
zukehren. 

Uesugi Terutora hieß ursprünglich Nagao Kagetora. Sein 
Vater Nagao Tamekage hatte sich mit seinem Lehnsherrn 
Uesugi Fusayoshi verfeindet, ihn erschlagen und sich in den 



— 142 — 

Besitz von Echigo gesetzt; von dorther rührte die Gröfee der 
Nagaos. Nagao Kagetora hatte nach ihm Etchu, Eaga und 
Sado unterworfen Nun baten ihn Murakami Yoshikiyo und 
Takanashi Masayori aus Shinano um Hilfe gegen Takeda 
Shingen, mit dem sie in ununterbrochene Kämpfe verwickelt 
waren und gleichzeitig kam Uesugi Norimasa, der von Hojo 
Ujimasa völlig vernichtet war, um Hilfe bittend zu ihm. Nagao 
Kagetora bewilligte ihm diese und wurde von Uesugi Norimasa 
adoptiert; von dieser Zeit an nannte er sich Uesugi Kagetora. 
Er ging hierauf nach Kioto, wo er mit großer Auszeichnung 
empfangen wurde. Der Tenshi liefs ihm Sake reichen und 
schenkte ihm einen seiner Säbel, der Shogun Yoshiteru verlieh 
ihm die Hälfte seines Namens, so dafs er sich von nun an 
Uesugi Terutora nannte; ferner wur^a er zum Kwanryo des 
Kwanto ernannt. Von da an dachte er an nichts als an die 
Vergrößerung seiner Macht. 

Die Takedas waren eine uralte Familie aus Kai. Der 
Vater von Takeda Shingen war halb wahnsinnig, jähzornig 
und peinigte seine Untergebenen auf alle mögliche Weise; der 
Sohn, Takeda Shingen, ein edler Mann, konnte dies nicht er- 
tragen, vertrieb seinen Vater nach Suruga und bemächtigte 
sich der Herrschaft. Dann eroberte er die Besitzungen von 
Murakami Yoshikiyo. Hierauf begannen die Feindseligkeiten 
mit den Uesugis; als diese zum Angriff gegen die Hojos in 
das Kwanto einrückten, griff Takeda die Hokurikudo an und 
so kamen die beiden Uesugis und Takeda Shingen aneinander 
und es entbrannte ein Kampf, welcher bis zum siebten Jahre 
Ei roku (1564) dauerte, in welchem Jahre sie endlich Frieden 
schlofeen. Takeda Shingen besiegte Imagawa Ujizane und 
eroberte Suruga, während die Uesugis sich mehr und mehr in 
den Besitz der nördlichen Landesteile setzten. Die Hojos ver- 
nichteten Satomi Yoshihiro, dessen Besitztum Konodai in Shi- 
mosa sie okkupierten und eroberten darauf sämtliche Burgen 
von Awa und Kazusa. 

Die Moris, eine alte Familie in Aki, wo sie Burgherren 
von Yoshida waren, wurden von Mori Motonari grois gemacht. 
Sie vereinigten sich mit den Ouchis und kämpften mit wechseln- 
dem Kriegsglück gegen die Amakos in Izumi. Sue Harukata, 
mit Priesternamen Zenkyo, ein Vasall der Ouchis, ermordete 
Ouchi Yoshitaka, machte Otomo Yoshinaga, den jüngeren Bru- 



— 143 — 

der des Daimyo von Bungo, Otomo Sorin, zum Haupte der 
Ouchis, während er selbst regierte. Mori Motonari, welcher 
mit Ouchi Yoshitaka eng befreundet gewesen war, gehorchte 
freudig dem Befehle des Tenshi, den Ermordeten zu rächen; 
er griff im Jahre 1555 den Verräter in Itsukushima in Aki 
an, tötete Sue Harukata und Otomo Yoshinaga und breitete 
seine Macht in den westlichen Landesteilen aus, schloüs später 
das Haupt der Amakos in seiner Burg Tondajo in Izumo ein, 
die nach siebenjähriger Belagerung fiel und war nun Herr der 
zehn Provinzen Aki, Suo, Nagato, Iwami, Inaba, Bizen, Bingo, 
Hoki, Izumo und Oki, welche er alle unterworfen hatte; im Volks- 
munde hiefe er der Zisshu Daimyo (der Zehn -Länder- Daimyo). 
Mori Terumoto folgte seinem Grofevater Motonari; er erhielt 
das Werk seines Grofsvaters und wurde hierin von den beiden 
jüngeren Brüdern seines Vaters, Kikawa Motoharu und Koba- 
yaga Takakage, unterstützt 

Die Odas waren Nachkommen von Taira no Shigemori; 
sie machten viele Wechsel in ihrer Stellung durch und wurden 
später gro&e Vasallen der Shibas. Als die Asakuras die 
Shibas vernichteten und das von diesen regierte Echizen annek- 
tierten, bemächtigte sich Oda Nobuhide von Owari, welches 
gleichfalls den Shibas gehört hatte. Der Sohn von Nobuhide 
war Oda Nobunaga, ein genialer und unternehmungslustiger 
Feldherr, welcher voll Ehrgeiz bald alle seine Gegner in seiner 
Nachbarschaft unterworfen und sich ihrer Besitzungen be- 
mächtigt hatte. Er kommandierte ein starkes kriegsgeübtes 
Heer. Im Jahre 1560 fiel Imagawa Yoshimoto. der Herr von 
Suruga, Mikawa und Totomi, mit über 40 000 Mann in Owari 
ein. Der Angriff war so überraschend und verheerend, dafe 
niemand Widerstand leisten konnte; sämtliche Garnisonen er- 
gaben sich ohne Schwertstreich. In dieser Schreckenszeit 
bewahrte allein Odo Nobunaga seine Ruhe und Kaltblütigkeit; 
er wußte seinen Kriegern Vertrauen einzuflöfsen. Furchtlos 
Btellte er sich dem übermächtigen Feinde entgegen, überfiel 
ihn in einer stürmischen, regnerischen, dunklen Nacht bei Oke- 
hazama in Owari, besiegte ihn vollständig und erbeutete seinen 
Kopf. Dieser glänzende Sieg verbreitete den Ruhm Nobunagas 
im ganzen Reiche. Ogimachi Tenno befahl ihm, die Unruhen 
im Lande zu unterdrücken, die Ordnung herzustellen und drückte 
sein volles Vertrauen zu Nobunagas Loyalität aus. Jetzt war 



— 144 — 

sein sehnlichster Wunsch erfüllt; voll Freude nahm er den 
gnädigen Befehl entgegen. Tage und Nächte rüstete er, am 
sich den Weg nach Kioto frei zn machen; er vernichtete Saito 
Tatsuoki, der sich ihm in Mino entgegenstellte. In dieser Zeit 
kam Ashikaga Yoshiaki zn ihm und bat ihn um Hilfe; Nobu- 
naga sagte ihm dieselbe zu, unterwarf mit einem Teile seines 
Heeres Rokkaku Yoshikata in Omi, führte Yoshiaki nach Kioto, 
machte ihn zum Shogün, besiegte die Miyoshis vollständig; 
infolgedessen öffneten ihm sämtliche Burgen in Settsu nnd 
Eawachi ihre Tore. Darauf schlug er die Kitabatakes, eroberte 
Ise und brach die Macht der Asakuras und Asais. Nachdem 
er so die Umgebung von Kioto sich unterworfen hatte, hob er 
die Grenzzölle zwischen den Provinzen auf, verringerte die 
Frondienste und unterstützte, wo er konnte, die Wünsche nnd 
Bitten der Bauern. Den kaiserlichen Palast, der einer Ruine 
ähnlich war, liefe er restaurieren, sorgte dafür, dais die Küche 
des Tenshi genügend versehen wurde und hielt mit Strenge 
darauf, daß man dem Kaiser mit Ehrfurcht begegnete. Er 
regelte die Einnahmen des Hofes und sicherte dieselben. In- 
folge dieser Einrichtungen wurde Nobunaga von Hoch und 
Niedrig geliebt und verehrt. Durch seine schlechte und grund- 
satzlose Regierung zwang der Shogun Yoshiaki Nobunaga, 
ihn abzusetzen und verschuldete selbst sein Unglück. Damit 
hatte Nobunaga an Stelle der Ashikagas die Herrschaft in 
Kioto und der Gokinai in seine Hand bekommen. 

Vor Oda Nobunaga waren die Tenshi und der Hof in 
einer jammervollen Lage; die Regierungsmacht war verschwun- 
den und in dem kaiserlichen Hofe, dem Ouchi, litt man oft 
tatsächlich Mangel; sogar der Reis war nicht immer vorhanden. 
Das Einkommen der Kuge und die Gehalte sämtlicher kaiser- 
licher Beamten wurden zuerst reduziert und schließlich über- 
haupt nicht mehr ausgezahlt. Mehrere Male hatten die Tenshi 
die feierliche Thronbesteigung nicht abhalten können, weil da* 
Geld nicht da war. Für Gokashiwahara Tenno zahlte der 
reiche Priester Koken vom Tempel Kongwanji in Osaka die 
Kosten für diese Zeremonie, doch mußte sie sehr klein ge- 
macht werden; zum Lohn hierfür ernannte ihn der Tenshi 
zum Juh Monzeki (Vizemonseki, Titel, den die Söhne eines 
Tenshi erhielten, wenn sie Priester wurden). Zur Inaugurierung 
von Gonara Tenno schenkte Ouchi Yoshitaka das Geld Ar die 



— 145 — 

große Feierlichkeit, wofür ihm der Juni i, der vierte Hofrang, 
verliehen wurde; er ward aufserdem Dazaino Taiji, Gouverneur 
von Dazaifu. Zur Inaugurierung von Ogimachi Teuno stellte 
ilori Motonari die Mittel zur Verfügung und wurde zur Be- 
lohnung zum Daizentaifu (Oberzeremonienmeister) ernannt; 
hierzu durfte er das kaiserliche Wappen (Kikudo) führen. In- 
folge der Armut wurde der Tenshi und der Hof vom Volke 
geradezu milsachtet In der Zeit der größten Erniedrigung 
erschien Oda Nobunaga; er verehrte den Tenshi und zwang 
das Volk, dasselbe zu tun. Er führte die alten in Vergessen- 
heit geratenen feierlichen Gebräuche wieder ein und verschaffte 
den kaiserlichen Verordnungen Achtung und Gehorsam; bei 
all seinem Stolz und Ehrgeiz gab er der kaiserlichen Familie 
die verlorene Majestät zurück und sicherte sie. 

Als bedeutende Gelehrte während des Ashikagashogunates Literatur, 
sind aufzufuhren: Uesugi Norizane. der die von Ono Takamura, 
gestorben 870, zu Ashikaga in Shimozuke gegründete Schule, 
welche zerstört war, wieder erbaute, der ferner die ebenfalls 
zerstörte, von Hojo Sanetoki gegründete Bibliothek in Kana- 
zawa wieder eröffnete, der Sadaijin Ichijo Kaneyoshi, 1430, 
berühmt durch seine Schriften Kwachoyojo, Eojikongen und 
Sekisoorai, Ftyiwara Sanehiro beschreibt in seinem Werke 
Jukaisho die alten Sitten und Gebräuche, Ichijo Fuyuyoshi 
und Nichisanjo Sanetaka als berühmte Schriftsteller. Als 
Dichter werden genannt: Asukai Masayo, der Priester Sogi 
und dessen Schüler Shohaku. Asukai Masaye gab die Gedicht- 
sammlung Shinzokukinwakashu heraus, Shohaku, berühmt durch 
seine Gedichte, die als Kakemonos, hängende Bilderrollen, 
zum Schmuck dienten; er veröffentlichte auch Haruyumekusa 
und Eashu, Gedichte vermischten Inhaltes. 

In dem letzten Jahrhunderte des Ashikagashogunates hörte 
das Interesse des Volkes für die Wissenschaften fast ganz 
auf, es trat eine allgemeine Verrohung ein. Eine grofee Zahl 
von Bittern konnte nicht einmal mehr lesen und schreiben. 
In dieser traurigen Zeit waren nur die Klöster und Tempel 
die Pflegestätten der Wissenschaften und sie allein waren es, 
die verhinderten, dafs die Zivilisation nicht ganz zu Grunde 
ging; aber zu gleicher Zeit waren sie auch die Quellen vieler 
Unruhen. Die Tempel und Klöster waren der Zufluchtsort 
aller fahrenden Bitter und Reisigen ebenso wie des verworfensten 

10 



— 146 — 

Gesindels aus dem ganzen Reiche. Die Klöster and Tempel 
waren stets gerüstete Kriegslager und der Schrecken und die 
Plage sämtlicher Daimyos. Besonders die Ikkosekte zeich- 
nete sich durch Gesetzlosigkeit, Rohheit und Grausamkeit 
aus. Oda Nobunaga machte auch diesem wüsten Treiben der 
Priester energisch ein Ende ; im Jahre 1663 eroberte und zer- 
störte er den seit Jahrhunderten von der kaiserlichen Familie 
beschützten Tempel Eizan bei Kioto und machte den reichen 
Tempelgrnud zu einer Wüste. Ebenso bestrafte er mit grolser 
Härte die unverschämte Ikkosekte in Osaka. Hierbei vergals 
er vollständig seine sonstige Milde, die Priester traf schwere 
Vergeltung für ihre Taten. 
Religion. Als Religionsforscher machte sich um 1430 Ichijo Kane- 
yoshi verdient; er studierte den ursprünglichen Shintoglauben 
gründlich und reinigte ihn in seinen Schriften. Ganz besonders 
berühmt wurde aber Urabe Kanetomo (1611) für den Shinto- 
glauben ; seit Urabe Kanenobu waren seine Vorfahren Shikwan 
(Shintooberpriester) von Yoshida bei Kioto gewesen. Urabe 
Kanetomo verbreitete die Shintoreligion weit und breit und 
brachte sie wieder zu Ansehen; schließlich wurde ihm die 
Leitung des Glaubens übertragen und dies Amt in seiner Familie 
erblich gemacht. 
Maler. Unter den prachtliebenden Ashikagas kam die Malerei zu 

hoher Blüte und es zeichneten sich viele große Maler aus, von 
denen besonders hervorzuheben sind in der Oei-Ära 1394-1427 
Meicho und Shubun, später Oguri Sotan, der Priester Sesshu, 
Kano Masanobu, Kano Motonobu (oder wie dieser auch genannt 
wird Kohogon) und Tosa Mitsunobu, der berühmt wurde durch 
seine Tosabilder, eine eigene Art Bilder; die Familie Tosa 
stammte von Fujiwara Motomitsu ab, einem Minister von Ichijo 
Tenno. 

Wie schon früher gesagt, war das Reich seit den Onin- 
kämpfen (1467—1468) in Parteien zerrissen, nach und nach 
kam die gröMe Macht an fünf Familien; diese waren im Westen 
die Moris, im Osten die Takedas, Uesugis und Hojos und im 
Zentrum die Odas, welche bei der Bevölkerung in Kioto und 
in der Gokinai in hohem Ansehen standen und von allem, was 
im Lande vorging, auf das genaueste unterrichtet waren. Die 
östlichen Provinzen liefsen niemand herankommen, indem sie 
die Strafsen sperrten. Sobald Nobunaga die Herrschaft in 



— 147 — 

Kioto ergriffen hatte, sandte er seine Befehle überall hin und 
eröffnete damit ein Regierungssystem, welches dem Bakufu 
sehr ähnlich war. Nachdem er den Shogun Yoshiaki vertrieben 
hatte, vernichtete er die Asakuras in Echizen, die Asais in 
Omi and unterwarf mehr als zehn der benachbarten Provinzen. 
In Asuchi in Omi erbaute er eine starke Zitadelle, deren Wart- 
turm sich auf einem 72 Fuls hohen Unterbau 90 Fuls erhob; 
derselbe hatte sieben Stockwerke. Hier war Nobunagas Resi- 
denz. Seinem ältesten Sohne Nobutada gab er das Kommando 
in Gifu über Mino. Nobunaga stieg schnell in Amt und Wür- 
den; er erhielt den Juni i (vierten Hofrang) und wurde zum 
Udaijin ernannt. Die westlichen Provinzen unterwarf sein 
fähigster General, der berühmte Hashiba Hideyoshi, der sein 
Hauptquartier in der Burg Himeji an der Küste von Harima 
im neunten Jahre Ten sho (1581) aufschlug. Dkita Naoie 
unterwarf sich ihm und Bessho Nagaharu fiel im Kampf gegen 
ihn; darauf demütigten sich die Provinzen Harima, Bizen, 
Mimasaka, Tajima und Inata. Nun schloß Hideyoshi Mori 
Terumoto und dessen Oheime Kikawa Motoham und Koba- 
yaga Takakage in der Burg Takamatsujo in Bicchu ein; er 
mutete jedoch die Belagerung aufheben, da ihn seine Vasallen- 
pflicht nach Kioto rief. Gleichzeitig mit Hideyoshi war Akichi 
Mitsuhide, der zweite sehr tüchtige General Nobunagas, vor- 
gerückt; er nahm Hada Hideharu, den Daimyo von Tamba, 
gefangen und unterwarf Hosokawa Fujitaka, welcher Isshiki 
Yoshisada, Daimyo von Tango, ermordet und sich in den Be- 
sitz von Tango gesetzt hatte. Damit waren auch Tamba und 
und Tango in Nobunagas Besitz (1579). Im Jahre 1578 
empörte sich der von ihm zum Daimyo von Settsu gemachte 
Araki Murashige gegen seinen Lehnsherrn, wurde aber von 
Ikida, Takigawa und Gamo, den Generälen von Nobunaga, 
zum Gehorsam gezwungen. So standen die Verhältnisse im 
Westen. Im Osten waren im ersten Jahre Ten sho (1573) 
Takeda Shingen, Fürst von Kai, und Uesugi Kenshin, der 
Priestername von Uesugi Terutora, in den Augenblicken ge- 
storben, als jeder mit einem starken Heere zum Angriife gegen 
Kioto vorrücken wollte. Kenshins Nachfolger, Uesugi Kage- 
katsu, erkannte die Verhältnisse und unterwarf sich Nobunaga, 
während der Nachfolger von Takeda Shingen, Takeda Katsu- 
y.ori, unbedachtsam und leichtsinnig gegen Kioto vorrückte und 

10* 



— 148 — 

von den vereinigten Oda Nobunaga und Tokugawa Jeyasu in 
der Schlacht bei Nagashino in Mikawa total geschlagen wurde 
und den Kern seines Heeres verlor; trotzdem versuchte er 
weiter, seine Unabhängigkeit zu bewahren, bis er im zehnten 
Jahre Ten sho (1582) von Nobunaga zum zweiten Male gänzlich 
vernichtet und am Berge Ten mokusan in Kai zum Selbstmord 
gezwungen wurde. Mit ihm endete die Macht des Hauses Takeda. 

In dieser Zeit war Nobunaga im Besitze des dritten Teiles 
von Japan. Wenn er länger gelebt hätte, so würde er ohne 
Frage das ganze Reich unterworfen haben; aber sein Stern 
erbla&te. Sein treuester und fähigster Diener, Hashiba Hide- 
yoshi hatte, ihm den Rat gegeben, selbst sein Heer zu führen; 
aber Nobunaga hatte seine Generale vorausgeschickt und folgte 
ihnen. Er war im Tempel Honnojiri in Kioto fast ohne Be- 
deckung, als ganz unerwartet Akichi Mitsuhide, in den er sein 
volles Vertrauen setzte, ihn verräterisch tiberfiel und zum 
Selbstmord zwang (1582); auch sein ältester Sohn Nobutada 
nahm sich im Palaste Nijo in Kioto das Leben und so kam 
es, dafs an die Stelle der Odas ein Mann trat, der, obgleich 
niedrig geboren, die Pläne und Absichten Nobunagas ausführte. 
Er vereinigte das Reich und gab ihm den so lange heifs- 
ersehnten Frieden. 

Hideyoshi belagerte gerade die Burg Takamatsujo, als er 
die Nachricht von dem verräterischen Untergänge seines Herrn 
erhielt. Schnell entschlossen hob er die Belagerung der Burg 
auf, schlofs mit den Moris, über welche er bereits bedeutende 
Vorteile errungen hatte, Frieden, marschierte in Eilmärschen 
nach Kioto, vereinigte sich mit Oda Nobutaka, Takayama Tomo- 
aki, Nakagawa Kiyohide, Ikeda Nobuteru und Niwa Nagahide, 
vernichtete bei Yamazaki in Yamashiro den treulosen Akichi 
Mitsuhide und machte Oda Nobuhide, Sohn von Nobutada, zum 
Nachfolger seines Großvaters; diesem stellte er als Ratgeber 
zur Seite seine beiden Oheime Oda Nobuo und Nobutaka. Nun 
sammelte er die Asche seines geliebten Herrn, erwirkte vom 
Tenshi, dafs dem Verstorbenen der Juichii (zweiter Hofrang) 
und der Titel Dajodaijin verliehen wurde und veranstaltete 
dann eine glänzende Leichenfeier (1582). Durch dieses alles 
und seine unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit an das 
Haus seines Herrn wuchs seine Popularität außerordentlich 
und er wurde von jedermann bewundert, geachtet und geliebt* 



— 149 — 

Nach kurzer Zeit stritten sich Nobuo und Nobutaka um 
die Herrschaft. Shibata Katsuie, ein großer Vasall Nobuhides 
und Anhänger von Nobutaka, schlofs sich, eifersüchtig auf die 
taglich gröfeer werdende Macht von Hashiba Hideyoshi, seinem 
Freunde an. Sie wollten Hideyoshi stürzen, indem sie sein 
Vasallen Verhältnis zu Nobuhide lösten; aber ihre Pläne schei- 
terten. Hideyoshi vernichtete Sakuma Morimasa, den General 
der beiden Verbündeten, bei Shizugadake, Shibata Katsuie 
starb auf der Flucht in Kitamosho in Echizen (1583) und Nobu- 
taka flüchtete sich nach Gifu in Mino, wo er sich entleibte. 
Nun baten die Anhänger Nobutakas Hideyoshi um Verzeihung 
und unterwarfen sich; der Einflufs und das Ansehen des Siegers 
wurde hierdurch noch gröfser. Er erkannte die strategisch sehr 
ungünstige Lage von Kioto. Die Stadt ist rings von Bergen 
eingeschlossen, die den Verkehr erschweren, sie einengen und 
beherrschen, die Anlage von Befestigungen fast unmöglich 
machen und die Konzentrierung gro&er Truppenmassen nicht 
zulassen, während Osaka strategisch alle Vorteile für sich hat. 
Die Stadt liegt in der Ebene, in der Nähe des Meeres und 
mehrerer schiffbaren Flüsse, welche Verkehr, Transport und 
Verproviantierung erleichtern. Kein Ort in der Nähe der 
Residenz war so günstig für eine Festung wie Osaka. Er 
liefe daher mit aller Energie die Stadt befestigen. Sämtliche 
Daimyos mufsten hierzu beisteuern, sei es mit Geld, Material 
oder Arbeitskräften. Grofse Steine und Bauholz, welche in 
der Nähe nicht vorhanden waren, wurden oft von weit her auf 
den Befehl des genialen Feldherrn herbeigeführt, Strafsen und 
Kanäle gebaut, die Flüsse schiffbar gemacht und ein sturm- 
freier Kriegshafen angelegt, mächtige Schanzen und Festungs- 
werke wuchsen aus der Erde und tiefe Festungsgräben umgaben 
die großartigen Anlagen; bald konnte Osaka die stärkste 
Festung im Reiche und fast uneinnehmbar genannt werden. 
Schon im elften Jahre Ten sho (1583) verlegte Hashiba Hide- 
yoshi hierher den Sitz der Regierung. 

Bald darauf überwarf sich Oda Nobuo mit Hideyoshi und 
bat Tokugawa Jeyasu um Hilfe; dieser hatte viele Gunst- 
beweise von Nobunaga erhalten und glaubte, dem Rufe folgen 
zu müssen. Er rückte mit einem kleinen, aber aus bewährten 
Kriegern bestehenden Heere gegen Kioto vor; bei Kiyosu in 
Owari vereinigte er sich mit Nobuo und marschierte mit nur 



— 150 — 

20000 Mann gegen das 120000 Mann starke Heer Hideyoshis, 
über welches er bei Nagakude in Owari durch einen nächt- 
lichen Überfall einen glänzenden Sieg erfocht. Erst damals 
erkannte Hideyoshi, ein wie genialer Feldherr ihm gegenüber- 
stand; er sah ein, dafs er viel kostbare Zeit mit der Be- 
kämpfung dieses Gegners nutzlos opfern müsse, um ihn zu 
unterwerfen, und dafe es das Vorteilhafteste für ihn sei, mit 
ihm Frieden zu schließen, um frei sich gegen andere Feinde 
wenden zu können; trotz der Demütigung schlofe er mit Oda 
Nobuo und Tokugawa Jeyasu im zwölften Jahre Ten sho (1584) 
einen für diese vorteilhaften Frieden. 

Während dieser Vorgänge auf Houshu war auf Shikoku 
Chosokabe Motochika grofe und mächtig geworden und wollte 
ach nicht vor Hideyoshi beugen; er hatte fast die ganze Insel 
unterworfen und war der Schrecken aller seiner Nachbarn. 
Hideyoshi forderte ihn auf, freiwillig Igo und Sanuki an ihn 
abzutreten und nach Osaka zu kommen, um ihm zu huldigen. 
Chosokabe gehorchte dem Befehle nicht und Hideyoshi liefe 
ihn von Ukita Hideie, Daimyo von Bizen, und Kobayaga 
Takakage, den Oheim von Mori Terumoto, zur Rechenschaft 
ziehen; seine drei Provinzen Tosa, Awaundlyo wurden erobert 
und von Hideyoshi eingezogen. Hierauf unterwarf er Sasa 
Narimasa, Daimyo von Etchu, und schlofe ein Bündnis mit 
Uesugi Kagekatsu, dem Adoptivsohn und Nachfolger von Teru- 
tora. Den Befehlen des genialen Usurpators gehorchte jetzt 
fast das ganze Reich, nur die Shimazus, Herren von Satsuma 
auf Kyushu, die Tokugawas, die Hojos in der Tokaido und die 
Dates in Ou wollten sich nicht vor ihm beugen. Von diesen 
fürchtete Hideyoshi allein Tokugawa Jeyasu. Er sah ein, 
dafe verbündet mit diesem grofeen Krieger und Staatsmanne 
das Reich mit einem Schlage unterworfen und beruhigt sei 
Um dies Bündnis zu erreichen, scheute er sich nicht, seinen 
Stolz zu beugen und um Jeyasus Freundschaft zu buhlen; er 
gab ihm seine Schwester zur Frau und seine Mutter Omando- 
koro gleichsam als Geisel. Dann lud er Jeyasu dringend zu 
sich ein. Gegen den Rat seiner Freunde und Anhänger, welche 
den Freundesbezeugungen des schlauen Hideyoshi mißtrauten 
und eine Falle fürchteten, ging Jeyasu, begleitet von nur 
10000 Mann auserwählter Krieger, nach Kioto. Nun war 
Hideyoshis höchster Wunsch erfüllt, er war des Vertrauens 



— 151 — 

von Jeyasu sicher; freudestrahlend eilte er in das Quartier des 
nenerworbenen Freundes und feierte das frohe Ereignis. Dann 
nahm er ihn mit sich in sein Lustschloß Shuraku und bewirtete 
ihn dort königlich. 

Damals wurde Hideyoshi zum Kwampaku ernannt (1586), 
erhielt den juichi i (zweiten Hofrang) und gleichzeitig verlieh 
ihm der Tenshi den Namen Toyotomi. Er war jetzt der 
mächtigste und angesehenste Mann in Japan, hatte die größten 
Besitzungen, die meisten Vasallen, brauchte auf niemand mehr 
Rücksicht zu nehmen; der einzige, den er respektierte und vor 
dem er sich sogar gedemütigt hatte, war Tokugawa Jeyasu, 
der nicht nur ein tapferer Krieger, sondern auch ein genialer 
Heerführer und außerordentlich befähigter Staatsmann war, 
ans einem alten, hochangesehenen Geschlechte stammte und eine 
große Schar loyaler, mutiger, kampfbereiter und charakter- 
fester Vasallen hatte; er hätte ihn nur sehr schwer unterwerfen 
können und wenn ihm dies gelungen wäre, hätte der Erfolg die 
Zeit, Menschenleben und Geldopfer nicht aufgewogen. Hideyoshi 
hatte aber den festen Willen, das ganze Reich sich gehorsam 
zu machen, und deshalb hatte er sich vor Jeyasu als Bittsteller 
gedemütigt und dessen Freundschaft erkauft. Ob seine Freund- 
schaft für Jeyasu echt oder geheuchelt war, hat niemand 
erfahren. 

Nun war Hideyoshi nicht mehr in seinen Bewegungen 
gehemmt und wendete sich zuerst gegen den Süden. In Kyushu 
hatten die Shimazus die früher mächtig gewesenen Otomos in 
Bungo und die Byuzojis in Hizen unterworfen und fast die 
ganze Insel zum Gehorsam gezwungen. Hideyoshi befahl Shi- 
mazu Yoshihisa, dem Haupt der Familie, nach Eioto zur 
Huldigung zu kommen. Als dieser nicht gehorchte, rückte 
Hideyoshi im 15. Jahre Ten sho (1587) mit 15000 Mann zu 
Wasser und zu Lande nach Kyushu; die Burgen, die ihm 
nicht freiwillig ihre Tore öffneten, wurden erstürmt und zer- 
stört. Zum Schluß belagerte er die Festung Satsuma. Shi- 
mazu Yoshihisa sah ein, dafs er nichts mehr ausrichten konnte 
und unterwarf sich. Der Sieger setzte ihn ab und machte 
Yoshihisas Sohn Yoshihiro zu dessen Nachfolger; diesem ver- 
lieh er die Provinzen Satsuma, Osumi und Hynga, die anderen 
Besitzungen zog er ein. Toyotomi Hideyoshi hatte nun nur 
noch in Kwanto Hojo Ujimasa und in Ou Date Masamune, 



— 152 — 

die ihre Unabhängigkeit bewahren wollten, zum Gehorsam zu 
zwingen. Beide erhielten den Befehl, nach Kioto zu kommen 
und ihm zu huldigen. Wie er vorausgesehen, gehorchten sie 
ihm nicht und nun marschierte er im 18. Jahre Ten sho (1590) 
an der Spitze eines Heeres von 250000 Mann gegen die Hojos. 
Ujimasa und dessen Sohn Ujinao schlois er in der f&r unein- 
nehmbar gehaltenen Festung Odawara, am Fufse des Hakone- 
gebirges, ein. Von hier aus unterwarf er das Kwanto, mehr 
als 60 Burgen wurden genommen. Nach sieben Monate langer 
Belagerung wurden Hojo Ujimasa und Ujinao gezwungen, zu 
kapitulieren. Hideyoshi liefs Ujimasa hinrichten und verbannte 
dessen Söhne Ujinao und Ujinori nach Koya, einem berühmten 
Tempel in Ki. 

Date Masaraune erkannte, dafe er Hideyoshis Macht keinen 
Widerstand leisten könne; er kam ohne Schwertstreich in das 
Lager zu Hideyoshi und huldigte ihm. 

So war denn jetzt das ganze Reich unter dem Kommando 
von Toyotomi Hideyoshi und nach Jahrhunderten endlich wieder 
einig. 

Als Hideyoshi in Kwanto war, sandte von Matsumae, 
einem Orte in dem südwestlichen Teile der Insel Yezo, Kaki- 
zaki Yoshihiro, das Haupt einer mächtigen Familie, Geschenke 
an Hideyoshi und machte sich freiwillig tributpflichtig. Erst 
damals wurde Yezo tatsächlich ein Teil des Reiches. Kaki- 
zaki Yoshihiro soll ein Nachkomme von Takeda Nobuhiro 
gewesen sein, welcher in der Ära Kakitsu (1441 — 1443) von 
Wakasa nach Matsumae segelte und sich hier festsetzte. 

Vor den letztbeschriebenen Ereignissen, nach der Unter- 
werfung von Kyushu (1588) bat Hideyoshi Goyozei Tenno, ihn 
in seinem Schlois Shuraku zu besuchen und es wurde ihm die 
aufserordentliche Gnade zu teil, dafs Goyozei Tenno mit seinem 
Grofsvater Ogimachi Joo, der Kaiserin und den kaiserlichen 
Frauen der Einladung folgten. Damals veranstaltete Hideyoshi 
eine grofsartige Feier uud zeigte, gefolgt von sämtlichen 
Fürsten, Kuge, Würdenträgern, Offizieren und Beamten, 
Goyozei Tenno auf seinen Armen dem ganzen versammelten 
Volke. Bei dieser seit Jahrhunderten nicht stattgefundenen 
Hofzeremonie veranstaltete er die glänzendsten und reichsten 
Bankette mit Tänzen und Spielen; die Musik war weithin zu 
hören. 



— 153 — 

Während der unaufhörlichen Unruhen waren die Reglements 
für die Zeremonien und Etikette verloren gegangen; Hideyoshi 
liefe nun diese von Maeda Geni und dem Hofadel wieder fest- 
stellen. Diese Etikette wurde bei obiger Monstrezeremonie 
angewendet. 

Jetzt war endlich allgemeiner Friede im Reiche. Daß 
derselbe das alleinige Verdienst von Toyotomi Hideyoshi war, 
wurde allgemein anerkannt; sein Ansehen stieg so hoch, daß 
er bei Hoffeierlichkeiten seinen Sitz zur Rechten des Tenshi 
einnahm, während die Großen des Reiches nach ihrem Range 
geordnet sich dem Kaiser gegenüber niederließen. Die nam- 
haftesten von diesen bei der großen Feierlichkeit Anwesen- 
den waren: der Naidayin Oda Nobuo, der Dainagon Toku- 
gawa Jeyasu, der Dainagon Hashiba Hidenaga, der Chunagon 
Hashiba Hidetsugu, der Sakonye no chujo (Kommandant der 
Sakonye, kaiserliche Leibwache) Ukita Hideie, der Ukone no 
shosho (Kommandant der Ukone, kaiserliche Leibwache) Maeda 
Toshiie, die Jiju (Kammerherren) ChosokabeMotochikaund Otomo 
Toshikane. Bei dieser Gelegenheit wurde jedem einzelnen der 
feierliche Eid abgenommen, alles zu tun, was in seiner Macht 
stand, das kaiserliche Ansehen zu stärken und zu erhöhen, 
niemals kaiserliches Eigentum sich anzueignen und jeden, der 
dies tun wolle, daran zu hindern, seine Nachkommen in diesen 
Grundsätzen zu erziehen, so daß auch diese durch den ab- 
gelegten Eid gebunden seien; sie hatten ferner zu schwören, 
jedem Befehle des Kwampaku, ob wichtige oder unwichtige 
Angelegenheiten betreffend, ohne Murren und Widerrede gehor- 
sam zu sein. Zu gleicher Zeit wurde bestimmt, dafs der Kwam- 
paku seinen Rang über allen Daimyos habe. 

Man sollte glauben, dafs Toyotomi Hideyoshi jetzt, nach- 
dem er die Regierung übernommen und alles erreicht hatte, 
wonach er sich sehnte, am Ziele seines Ehrgeizes angekommen 
sei; aber plötzlich sendete er ganz unerwartet ein Heer auf 
Eroberung in die Fremde. Unzweifelhaft war diese Expedition 
eine sehr durchdachte Politik von ihm. Hideyoshi hatte sich 
von der untersten Stufe der Gesellschaft zum ersten Manne 
im Reiche emporgeschwungen, indem er jede günstige Gelegenheit 
mit scharfem Blicke sofort erkannt und vollständig ausgenützt 
hatte. Sämtliche Daimyos waren von ihm zum Gehorsam ge- 
zwungen, aber zu Freunden hatte er sich die stolzen Fürsten, 



— 154 — 

die auf den niedrig geborenen Emporkömmling mit Verachtung 
herabsahen, nicht machen können, von Dauer konnte dieser 
erzwungene Gehorsam nicht sein; Hideyoshi erkannte dies 
natürlich ganz genau, und um die unruhigen Gemüter zu fesseln, 
schickte er das Heer mit seinen sämtlichen vornehmen Generälen 
ins Ausland. So entledigte er sich einer grofeen Gefahr und 
lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit von seiner Person auf 
die Unternehmung in Feindes Land. In dieser Zeit regierte 
in China die Mingdynastie 1368—1644 und der damalige Kaiser 
Shin tsung 1573—1619 schickte eine Gesandtschaft unter Chin- 
ikei nach Kioto, um Hideyoshi den von den Ashikagas ge- 
führten Königstitel anzubieten und gleichzeitig den Tribut zu 
fordern. Wütend über diese Erniedrigung seines Tenshi jagte 
Hideyoshi den Gesandten aus dem kaiserlichen Palaste und 
erklärte China den Krieg. Er hatte die Absicht, China zu 
unterwerfen und wollte die Route über Korea nehmen, doch 
hier wurde ihm der Durchmarsch verboten; nun erklärte er 
kurz entschlossen auch Korea den Krieg und konzentrierte 
sein Heer bei Nagoya in Hizen, übergab Ukita Hideie das 
Oberkommando und sandte die Avantgarde unter Kato Kiyo- 
masa und Konichi Yukinaga nach Korea. Das Heer war 
150000 Mann stark und in neun Korps geteilt. Die Feindselig- 
keiten begannen im ersten Jahre Bun roku (1592) und endigten 
im dritten Jahre Kicho (1598). Sieben Jahre lang kämpften 
die japanischen Truppen gegen die vereinigten chinesischen 
und koreanischen Heere. Viele glorreiche Kämpfe bestanden 
die Japaner, von denen die wichtigsten die Seeschlacht von 
Kyoseiyo, die Kämpfe um die Feste Hekiteikwan, die Be- 
lagerung und heldenmütige Verteidigung der von einem viel- 
fach überlegenen Feinde eingeschlossenen Feste Uzan waren. 
Wieviel Tausend von tapferen Kriegern dieser Krieg gekostet 
hat, ist nicht bekannt; ehe derselbe beendigt war, starb Toyo- 
tomi Hideyoshi, der japanische Napoleon, wie er voll Stolz 
von seinen Landsleuten genannt wird. Bestimmt ist er der 
gröfste Feldherr gewesen, den Japan gehabt hat, und er hat 
das Reich geeinigt, aber wie unter allen denen, die dies vor 
ihm getan hatten, war die Einigung des Reiches nur eine 
äußerliche, nichts weiter. Die Bildung eines einheitlichen 
Staates war seinem grofsen Nachfolger Tokugawa Jegasu vor- 
behalten. Im Sturm hatte sich Hideyoshi der Regierung be- 



— 155 — 

mlchtigt und das Reich vereint; er behielt die Herrschaft 
durch seine geniale Politik und den Respekt, welchen seine 
glorreichen Waffentaten ihm errungen tfatten, aber er machte 
dieselben Fehler wie die meisten seiner groisen Vorgänger. Er 
belohnte die Krieger über ihre Verdienste und machte sie 
■nersättlich, er suchte die Freundschaft der großen Daimyos 
nnd liefe sie im ungeschmälerten Besitze ihrer Herrschaften 
and Macht. Die Folge war, dals diese Fürsten so unab- 
hängig wurden, dafs Hideyoshi, ihr Haupt, sich kaum mehr 
bewegen konnte. Dals dies so kommen muiste, hatte der 
sonst so kluge Toyotomi nicht vorausgesehen, und als er es 
erkannte, war es zu spät, seine Fehler zu korrigieren. Viele 
Daimyos leisteten gegen Ende seiner Regierung nicht einmal 
mehr scheinbaren Gehorsam, und das von auisen so imponierend 
scheinende Regiment war jeden Augenblick in Gefahr, durch 
Unruhen gestürzt zu werden. Außerdem war der Krieg 
in Korea sehr kostspielig, der Staatsschatz war leer und 
um die Ausgaben zu decken, muiste Hideyoshi allerhand 
tyrannische Maisregeln ergreifen, um mehr Steuern zu er- 
pressen. So liefe er das Land neu vermessen und machte das 
Flächenmaß ein Tan, der früher 360 Tsubo hatte, zu einem 
Tan von 300 Tsubo und erhob von dem neuen Tan die gleiche 
Grundsteuer wie von dem alten, wodurch diese Steuer fast 
unerschwinglich wurde. Die Geldforderungen waren so grois, 
dals das Volk schwer darunter litt; infolge davon war beim 
Tode von Hideyoshi die groüse Popularität zu Anfang seines 
Regimentes fast ganz verschwunden, ebenso wie seine Herr- 
schaft über die Daimyos, und es schien damals die alte Anarchie 
nnd Verwirrung im Reiche zurückkehren zu wollen. 

Als Hideyoshi auf dem Totenbette lag, war sein Sohn 
nnd Erbe ein kleines Kind. Um zu verhindern, dals nach 
seinem Tode die Daimyos um die Herrschaft kämpften, be- 
stimmte er eine vormundschaftliche Regierung für seinen Sohn, 
bestehend aus den fünf Bugyo: Asano Nagamasa, Ichida 
Mitsunari, Masuda Nagamori, Nagatsuka Masaie und Maeda 
Geni, femer die fünf Tairo: Tokugawa Jeyasus, Maeda 
Toshiie, Mori Terumoto, Ukita Hideie und Uesugi Kagekatsu, 
dann die drei Churo: Nakamura Kazuuji, Jkoma Chikamasa 
und Horio Yoshiharu. Die unbedeutenden, weniger wichtigen 
Angelegenheiten hatten die fünf Bugyo zu leiten, die wichtigen 



— 156 — 

die fünf Tairo; wenn die Bugyo und Teiro nicht einstimmig 
waren, so hatten die drei Churo zu vermitteln und die Ein- 
stimmigkeit herbeizufuhren. Die vormundschaftliche Regierung 
schwor Hideyoshi, seinen Sohn und Erben nach besten Kräften 
zu unterstützen und seine Regierung zu sichern. Als Vor- 
mund für seinen sechs Jahre alten Sohn Hideyori bestimmte 
er Maeda Toshiie, der in Osaka wohnen sollte. Tokugawa Jeyasu 
hatte die Oberaufsicht mit seinem Wohnsitze in Fushimi. 

Nachdem Hideyoshi diese Bestimmungen getroffen hatte, 
starb er (1598). 

Unter den Vormuudschafts-Räten hatte Tokugawa Jeyasu 
die Ausschlag gebende Stimme, auf ihn waren Ichida Mitsunari 
und Masuda Nagamori eifersüchtig, sie wollten daher Jeyasu 
beseitigen, und dies führte zur Schlacht von Sekigahara, in 
welcher Tokugawa Jeyasu die Herrschaft über Japan für über 
ein Vierteljahrtausend seinem Hause erkämpfte. Bevor es zu 
dieser Entscheidung kam, trafen Ichida Mitsunari und Uesugi 
Kagekatsu die Verabredung, Kagekatsu sollte von Aizu in Iwak* 
zum Angriff auf Kioto vorrücken. Wenn dann Tokugawa Jeyasu 
ihm entgegenmarschiere, wollte Ichida Mitsunari im ganzen 
Reiche durch Manifeste bekannt machen, daß Jeyasu den Treue- 
eid, welchen er Hideyoshi geschworen, gebrochen habe und daß 
Toyotomi Hideyori den Daimyos den Befehl erteilte, ihre Truppen 
gegen Jeyasu zu mobilisieren. Mori Terumoto, Ukita Hideie 
und viele Daimyos schlössen sich ihnen an, zusammen über 40, 
und aus 36 Provinzen rückten die Krieger nach Osaka. Die 
anderen Daimyos mifstrauten der Schlauheit und Verschlagen- 
heit von Mitsunari und hielten zu Tokugawa Jeyasu, da sie 
einsahen, dafs Hideyori viel zu jung war und absolut mit dieser 
Angelegenheit nichts zu tun haben könne, sie sandten ihre 
Krieger Jeyasu zu Hilfe. Die beiden feindlichen Parteien 
rückten gegeneinander. Bei Sekigahara in der Nähe von Gifu 
in Mino kam es zur Schlacht. Das Heer von Jeyasu war 
75000 Mann stark gegen die 128000 Mann starke Armee von 
Ichida Mitsunari, aber das Feldherrentalent von Jeyasu trug 
einen glänzenden Sieg davon. In einem Tage war der Krieg 
entschieden, die Feinde Jeyasus waren gänzlich vernichtet und 
er hatte im ganzen Reiche keinen Gegner mehr. Dieser Ent- 
scheidungskampf wurde im fünften Jahre Keicho (Oktober 1600) 
ausgefochten. 



— 157 — 

In der Zeit der Anarchie war Japan von den Portugiesen Ver- 
entdeckt und das Grundelement der Zivilisation, das Christen- tosjta 1 * 
tom, und mit ihm die ersten europäischen Wissenschaften ein- Christen* 
geführt Ignatius von Loyola hatte den Jesuitenorden gegründet J™* 
(1534), dessen vornehmste Tätigkeiten die Heidenmission ist. Als 
ein Ordensbruder, der heilige Franz Xavier, auf den Sunda- 
Inseln das Wort Gottes predigte (1548), kam ein Japaner 
Äojiro von der zu Kyushu gehörenden Insel Kagoshima in 
Malaka zu ihm, wurde ein eifriger Christ und begleitete ihn 
nach Goa, wo er und seine zwei Diener getauft wurden. Da- 
mals entschloß sich Franz, in Japan das Christentum zu ver- 
breiten, er führte seinen Entschluß aus und landete in Kagos- 
hima (15. August 1549), begleitet von den drei Neubekehrten. 
Er wurde als geehrter Gast von den Daimyos aufgenommen 
nnd begann sofort zu lehren. Während seines zweiundeinhalb- 
j&hrigen Aufenthalts in Japan lehrte er in Satsuma, in Hirado, 
Provinz Hizen, in Yamaguchi, Provinz Suwo und Kioto. Seine 
vielen Wunderkuren unterstützten die rapide Verbreitung des 
Christentums. Seine Anhänger rekrutierten. sich aus allen Ge- 
sellschaftskreisen, Edelleuten, Fürsten, buddhistische Priester, 
Gelehrte wie Ritter, Bauern und Knechte, Frauen aus der 
höchsten Aristokratie wie aus den niedrigsten Volksschichten 
drängten sich, von ihm getauft zu werden. Die christliche Ge- 
meinde in Japan soll bereits 1582 über 600000 Seelen gezählt 
haben. Nach der Abreise des heiligen Franz*kamen 138 europä- 
ische Missionare, die fast alle dem Jesuitenorden angehörten. Ihre 
enthusiastische Tätigkeit hatte einen sehr wohltätigen Einfluß 
auf das Volk. Oda Nobunaga liefe in der Ära Ei roku 1558—1569 
für die Christen die nach der Ära benannten Eirokukirche in 
Kioto bauen. Das Christentum verbreitete sich über das 
ganze Reich bis in die nördlichsten Provinzen. Die eifrigsten 
Christen sparen auf Kyushu, von hier schickten im zehnten 
Jahre Ten sho (1582) Otomo Yoshikane, Daimyo von Bungo, und die 
Daimyos von Hizen, Ryuzoji Yoshinobu und Arima Yoshizumi 
eine Gesandtschaft nach Rom mit Briefen und Geschenken 
an den Papst Gregor XIII. Die Gesandten kamen 1585 in 
Rom an und wurden von dem Heiligen Vater mit den gröfsten 
Ehrenbezeigungen und sehr gnädig empfangen. Es hatte den 
Anschein, als ob in kurzer Zeit die christliche Kirche die 
regierende in Japan sein würde, als durch eigenes Verschulden 



— 158 — 

der Christen die Verfolgung des Glaubens begann, die mit der 
völligen Vernichtung des Christentums endigen sollte. Die 
jungen Christen hielten merkwürdig fest zusammen und ver- 
feindeten sich mit allen Andersgläubigen, so dals Streitigkeiten 
ausbrachen, auch zeigte es sich bald, dafe ehrgeizige Daimyos 
unter dem Mantel der Religion sich unabhängig machen wollten. 
Es hatte dies hier in Japan dieselben Folgen, wie in alten 
Zeiten in Rom, wo die „guten Kaiser" aus Politik gezwungen 
waren, das Christentum zu verfolgen, so verbot auch Hideyoshi 
nach Unterwerfung der Shimazus, welche eifrige Christen 
waren, aus politischen Gründen die neue Religion im ganzen 
Reiche (1587), und liefe damals über 20 Missionare in Nagasaki 
am Kreuze sterben. Trotz des Verbotes kamen heimlich immer 
neue Missionare aus Spanien und Portugal herüber, ohne die 
Gesetze und Verordnungen zu beachten, welche die Ver- 
breitung des Christentums verboten. Die neue Lehre fand 
immer mehr Anhänger und ihre politische Macht wurde immer 
gröfeer, bis schließlich die Tokugawa Shogune durch eine weit 
verbreitete Verschwörung, welche beabsichtigte, Japan an 
Spanien auszuliefern, gezwungen wurden, drakonische Gesetze 
gegen das Christentum zu erlassen. Mit furchtbarer Grausam- 
keit rotteten sie die heilige Kirche aus, mehr als 200 Missionare 
starben als Märtyrer. Die Christen blieben ohne Seelsorger; 
vergebens waren die Versuche, einige Priester zu verstecken; 
Preise wurden auf ihre Köpfe gesetzt. Sie wurden ermordet 
oder mit denen, welche sie versteckt hielten, an die Regierung 
verkauft, welche sie erbarmungslos zu Tode marterte. Aber 
die Kirche von Japan wurde nicht vergessen. Der Jesuiten- 
pater Sidotti und mehrere andere landeten während des 
18. Jahrhunderts in Japan, aber alle wurden eingekerkert Im 
Jahre 1846 ernannte der Papst einen Bischof und errichtete 
mehrere Missionen auf den benachbarten Liu kiu Igseln, und 
diese kamen nach Japan, sobald die Verträge 1858 unterzeichnet 
waren. 
Münz- Godaigo Tenno liefs im ersten Jahre Kern mu 1334 eine 

Kupfermünze mit der Umschrift Ken kon Tsu ho prägen und 
führte dieselbe mit dem Befehle ein: „Fremdes Geld zirkuliert 
im Reiche und die Landesmünzen sieht man nicht, das ist 
gegen die Gesetze! Ich führe jetzt dies neue Geld ein, und 
dies ist allein im Verkehre zu benützen." Damit war das früher 



wesen. 



— 159 — 

importierte Geld außer Kurs gesetzt. Während der Ver- 
wirrungen im Reiche verschwand dies Geld, und da neue 
Prägung nicht stattfand, wurde unter den Ashikaga Shogunen 
Geld von China importiert, dies zirkulierte allgemein bis zum 
15. Jahre Ten sho (1587), damals lies Hideyoshi neues Silber- 
und Kupfergeld prägen, beide Münzen hatten die Umschrift: 
Ten sho Tsu ho. Im nächsten Jahre (1588) liefs er zwei Gold- 
münzen prägen, den Oban und den Koban, sie haben ovale 
Form und tragen keine Inschrift. Eigentlich erst von dieser 
Zeit an wurden die Münzen allgemein vom Volke benützt. 

Zur Zeit von Ashikaga Yoshimasa (1443—1473) wurden Tee- 
die Chagi, die Teezeremonien Mode. Der ei-ste Aristokrat, zer . e " 
welcher in Verbindung mit Teezeremonien gebracht wird, ist 
derShogun Minamoto Sanetomo (1203—1218), ein jugendlicher 
Schwelger, welchen der Abt Eisai versucht zu haben scheint, 
durch Tee vom Weindurst zu heilen. Die Zeremonie, welche 
Eisai einführte, war religiös, sie schlofs allerdings ein einfaches 
Mahl ein, aber sie hatte den Charakter eines buddhistischen 
Gottesdienstes, bei welchem die Gläubigen ihre Vorfahren bei 
Trommelschall und Weihrauchopfer anbeten. Etwas religiöser 
Anstrich ist den Zeremonien anhaften geblieben und ein echter 
Teezeremonien-Schwärmer sollte eigentlich der buddhistischen 
Zensekte angehören, da die Meisterschaftsdiplome von dem 
Abt des Tempels Daitokuji in Kioto ausgestellt werden. Als 
der Shogun Yoshimasa sein Amt niederlegte, bezog er das 
Ginkagu, das goldene Haus und beschäftigte sich mit dem 
Sammeln von berühmten Gemälden und alten Raritäten; seine 
Lieblingsvergnügen aber waren die Teezeremonien, das Tee- 
geschirr war reich und das eigene Haus für die Zeremonien 
auf das Kostbarste geschmückt. Auch Toyotomi Hideyoshi 
war ein grofeer Verehrer der Teezeremonien und besonders 
zur Zeit des kaiserlichen Besuches in seinem Schloß Shuraku 
wurden die Teezeremonien mit großem Pomp zelebriert; die- 
selben fanden in Kitano in Kioto statt und dies Teehaus 
Hideyoshis wird heute noch im ursprünglichen Zustande gezeigt. 
Damals war der gelehrteste Kenner der Kunst der Teezeremonie 
der deshalb bis heute berühmte Sen Rikyu. 

Zur Zeit des Ashikagas wurden die Engaku, musikalische Theatra- 
Affenvorstellungen allgemein beliebt, bei einer solchen wurde ^^t 
der. Shogun Ashikaga Yoshinori von Akamatsu Mitsusuke, rangen. 



— 160 — 

welcher ihn zu dieser Vorstellung eingeladen hatte, während 
des Glanzpunktes ermordet. Auch Oda Nobunaga und Hide- 
yoshi liebten diese Vorstellungen sehr und lie&en sie häufig 
aufführen, ihnen machten es die meisten Daimyos nach. In 
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand das Joruri, 
eine Art musikalisches Drama, gleichzeitig mit diesem das 
Kwairaishi, eine Art Puppentheater. Vor dieser Zeit war das 
Jabisen, ein musikalisches Instrument ähnlich der Guitarre von 
den Liukiu-Inseln in Japan eingeführt, ursprünglich hatte dies 
Instrument zwei Saiten und aus diesem wurde durch Hin- 
zufügung einer dritten das Samisen, mit denen das Joruri 
und Kwairaishi begleitet wurde. Das Okuni kabuki, eine Art 
Ballett, entstand ebenfalls in dieser Periode, es hat seinen Namen 
von einer Frau namens Okuni aus der Provinz Jzumi, welche 
durch ihren Tanz berühmt wurde. 

Unter den verschwenderischen Ashikagas machte die Por- 
zellanfabrikation und die Lackarbeiten sehr grofee Fortschritte. 
Shozui Gorodayu aus Matsuzaka in Jse ging nach China und 
erlangte dort in der Porzellanfabrikation eine außerordentliche 
Geschicklichkeit, unter Gokashiwahara (1500—1526) nach Japan 
zurückgekehrt, fabrizierte er zu Karatsu in Hizen das berühmte 
Karatsu-Porzellan. 

Das in Japan bis in die neueste Zeit Sitte gewesene eigen- 
tümliche Rasieren des Oberhauptes geschah bereits zur Zeit 
der Kämpfe der Tairas und Minamotos, aber nur vereinzelt; 
in dieser Periode wurde es allgemeine Sitte. Sie soll dadurch 
entstanden sein, dals durch das beständige Tragen des Helmes 
Blutandrang nach dem Kopfe verursacht wurde, weshalb man 
den Kopf theilweis rasierte. 
Schiefe- Die Kampfart und die Befestigungsbauten wurden auch 

waffen. j n dieser Periode infolge der Einführung der Feuerwaffen ge- 
ändert. Im zwölften Jahre Tem bun (1543) kam ein grofsea 
portugiesisches Schiff mit über 100 Mann Bemannung nach der 
Insel Tanegashima südlich von Ozumi, um Handel zu treiben. 
Toki Takayuki, der Herr der Insel, kaufte von diesen Portu- 
giesen Feuerwaffen und lernte von ihnen die Pulverfabrikation; 
er liefs seine Leute in der Fabrikation der Waffen wie des 
Pulvers als auch im Schiefsen unterrichten. Otomo Yoshikane 
Daimyo von Bungo erkannte sofort die Wichtigkeit dieser 
Waffen, liefs sämtliche Waffenschmiede seines Landes zusammen« 



- 161 — 

kommen und sie in deren Fabrikation unterrichten. Kono, 
Daimyo von Jyo, verbesserte bereits diese Waffen, welche in 
kürzer Zeit allgemein bekannt waren und es wurden so viele 
fabriziert, dafe wenige Jahrzehnte nach Einführung der Feuer- 
waffen dieselben bereits in allen, auch den entferntesten Landes- 
teilen im allgemeinen Gebrauche waren. 



11 



IX. 

Periode 1600—1867. 

Das Tokugawa-Shogunat 



Nach den Onin- Kämpfen (1467—1468) ging der National- 
wohlstand in den nie endenden Kriegen der großen Herren 
untereinander fast völlig zu Grunde; diese trostlosen Zustände 
dauerten fast eineinhalb Jahrhunderte. Die Leiden des un- 
glücklichen Volkes waren unbeschreiblich und das ganze Reich 
sehnte sich nach Frieden. Dem Feldherrntalent von Toyotomi 
Hideyoshi gelang es, die Grofsen zu bezwingen und Ordnung 
zu schaffen ; das ganze Volk atmete erleichtert auf und hoffte, 
dafs endlich Friede eingekehrt sei; aber derselbe war nur eine 
Ruhepause. Die Wunden, welche die gesetzlose Zeit geschlagen 
hatte, waren noch nicht vernarbt, als Hideyoshi ein großes 
Heer in die Ferne schickte und das Leben von vielen Tausen- 
den und unerschwingliche Summen nutzlos seiner Politik opferte. 
Er begann diesen Krieg, um das Interesse der an Kampf ge- 
wöhnten Krieger auf neue Bahnen zu lenken und seine Stellung 
zu befestigen; aber der Feldzug hatte nicht die von ihm gehoffte 
Wirkung. Gewifs war es nicht seine Absicht, einen nutzlosen 
Krieg zu führen; im Gegenteil, er hoffte, durch die Ent- 
fernung des Heeres die Ruhe im Reiche zu sichern und dafs 
diese das Volk am schnellsten zufrieden machen und den 
Wohlstand begründen würde; aber sein Ehrgeiz kannte keine 
Schranken. Er benützte das Heer stets zu neuen kostspieligen 



— 163 — 

Unternehmungen und so verlor er die Liebe des Volkes ebenso 
schnell wie er sie gewonnen hatte. Der weise und an alles 
denkende, alles reiflich überlegende Tokugawa Jeyasu er- 
reichte ohne Übereilung, was Hideyoshi mit einem Schlage 
vollbringen zu können geglaubt hatte. Die Hauptsache für 
Jeyasu war, sein Werk mit Ruhe zu befestigen; er kannte keine 
Übereilung, vermied Kriege, um das Volk nicht zu belasten, 
lenkte dagegen seine Aufmerksamkeit darauf, dem Volke zu 
helfen und dessen Wohlstand zu heben und legte hierdurch die 
Fundamente zu der Größe seines Hauses. Verlangten es die 
Verhältnisse, die Waffen zu ergreifen, so konnte er, gestützt 
auf die wahre Liebe und Anhänglichkeit seiner Untertanen, 
jeden Ungehorsamen züchtigen und niemand konnte ihm auf 
die Dauer Widerstand leisten. So erntete er die Früchte der 
großen Taten und Verdienste von Oda Nobunaga und Toyo- 
tomi Hideyoshi. Er konnte ohne Gefahr den großen Daimyos 
Gesetze diktieren, die niemand verletzte. Durch seine weise 
und umsichtige Politik schaffte er den Frieden im Reiche, der 
ober 250 Jahre lang nicht gestört wurde und der das Volk 
wohlhabend und zufrieden machte. 

Die Tenshi während des Tokugawa -Shogunates waren: 

Ära Kei cho: 30. Januar 1596 bis 28. Januar 1615. — 

Gen na: 29. Januar 1615 bis 18. Februar 1624. — 

Kwan ei: 19. Februar 1624 bis 7. Februar 1644. 

Gomizuo Tenno, der dritte Sohn von Goyozei Tenno. wurde ieii 
85 Jahre alt. bis 1629 - 



Ära Kwan ei: 19. Februar 1624 bis 7. Februar 1644. 

Myosho oder Meisei Tenno, die zweite Tochter von Gomizuo 1629 
Tenno, wurde 74 Jahre alt. bia 1648 - 



Ära Sho ho: 8. Februar 1644 bis 24. Januar 1648. — 

Kei an: 25. Januar 1648 bis 9. Februar 1652. — Jo o: 

10. Februar 1652 bis 6. Februar 1655. 

Gokomei Tenno, der vierte Sohn von Gomizuo Tenno, wurde 1643 
22 Jahre alt. bia 16B4 - 

n* 



— 164 — 

Ära Mei reki: 7 Februar 1655 bis 2. Februar 1658. — 
Man ji: 3. Februar 1658 bis 30. Januar 1661. — Kwam 
bun: 31. Januar 1661 bis 16. Februar 1673. 
1654 Goseiin oder Gosai Tenno, der siebente Sohn von Gomizuo 

bis 1662. Tenno, wurde 49 Jahre alt; er dankte 1662 ab und sein Nach- 
folger bestieg erst im nächsten Jahre den Thron. 

Ära Em po: 17. Februar 1673 bis 18. Februar 1681. — 

Ten na*- 19. Februar 1681 bis 15. Februar 1684. — Jo 

kio: 16. Februar 1684 bis 1. Februar 1688. 

1663 Reigen Tenno, der jüngere Bruder von Goseiin Tenno, 

bis 1687. wurde 79 Jahre alt 

Ära Gen roku: 2. Februar 1688 bis 4. Februar 1704. — 
Ho ei: 5. Februar 1704 bis 16. Februar 1711. 

1687 Higashiyama Tenno, der vierte Sohn von Reigen Tenno, 

bis 1709. wurde 35 Jahre a i t . 

Ära Sho toku: 17. Februar 1711 bis 24. Januar 1716. 

— Kio ho: 25. Januar 1716 bis 11. Februar 1736. 
1709 Nakamikado Tenno, der fünfte Sohn von Higashiyama 

bis 1735. Tenno, wurde 31 Jahre alt. 

Ära Gern bun: 12. Februar 1736 bis 15. Februar 1741. 
— Kwam po: 16. Februar 1741 bis 13. Februar 1744. 

— En kio: 14. Februar 1744 bis 29. Januar 1748. 
1735 Sakuramachi Tenno, der älteste Sohn von Nakamikado 

bis 1747. Tenno, wurde 21 Jahre alt. 

Ära Kwan en: 30. Januar 1748 bis 26. Januar 1751. — 
Ho reki: 27. Januar 1751 bis 1. Februar 1764. 

1747 Momozono Tenno, der älteste Sohn von Sakuramachi Tenno, 

bis 1762. wurde 22 Jahre alt. 

Ära Mei wa: 2. Februar 1764 bis 3. Februar 1772. 
1762 Gosakuramachi Tenno, die zweite Tochter von Sakuramachi 
bis 1770. Tenno, wurde 74 Jahre alt. 

Ära An ei: 4. Februar 1772 bis 23. Januar 1781. 

1770 Gomomozono Tenno, der älteste Sohn von Momozono Tenno, 

bis 1779. wurde 22 Jahre alt. 



— 165 — 

Ära Tem mei: 24. Januar 1781 bis 25. Januar 1789. — 
Kwan sei: 26. Januar 1789 bis 12. Februar 1801. — Kio 
wa: 13. Februar 1801 bis 10. Februar 1804. — Bun kwa: 
11. Februar 1804 bis 4. Februar 1818. 
Kokaku Tenno, ein Urenkel von Higashiyama Tenno (sein 1779 
Vater war Norihito Shinno, sein Großvater Naohito Shinno), Ws 1817 - 
wnrde 70 Jahre alt. 

Ära Bun sei: 5. Februar 1818 bis 24. Januar 1830. — 

Tem po: 25. Januar 1830 bis 17. Februar 1844. — Ko 

kwa: 18. Februar 1844 bis 4. Februar 1848. 

Ninko Tenno, der vierte Sohn von Kokaku Tenno, wurde isn 
47 Jahre alt. bis 1846. 

Ära Ea ei 5. Februar 1848 bis 28. Januar 1854. — An 
sei: 29. Januar 1854 bis 22. Januar 1860. — Man en: 
23. Januar 1860 bis 9. Februar 1861. — Bun kiu: 10. Fe- 
bruar 1861 bis 7. Februar 1864. — Gen ji: 8. Februar 
1864 bis 26. Januar 1865. — Kei 0: 27. Januar 1865 bis 
24. Januar 1868. 

Komei Tenno, der vierte Sohn von Ninko Tenno, wurde 1846 
37 Jahre alt. bis 1867. 

Ära Mei ji: 25. Januar 1868 bis heute. 
Mutsuhito, der Sohn von Komei Tenno, der jetzt regierende Seit 1867. 
Kaiser. 

Mit dem Siege bei Sekigahara (1600) errang Tokugawa 
Jeyasu die Herrschaft über das Reich; er brachte mit dem 
einen Siege Japan zur Ruhe und in Ordnung. Keiner von 
den großen Daimyos durfte hinfort wagen, sich Befehlen von 
Jeyasu zu widersetzen. Toyotomi Hideyori, der Sohn und 
Erbe von Hideyoshi, wurde Herr von Settsu, Kawachi und 
Izumi mit einem Einkommen von 600000 Koku Reis. 

Tokugawa Jeyasu erkannte mit seinem scharfen Verstände 
die Hauptursache, welche den Sturz der Ashikagas herbei- 
geführt hatte und die verhinderte, daüs die von Toyotomi Hide- 
yoshi errungene Macht von Dauer sein konnte. Die über- 
mäfeige Beteilung mit Besitz und Macht an die grofsen Herren, 
welche seinen Vorgängern geholfen hatten, die Herrschaft zu 
erringen, hatten deren Untergang herbeigeführt. Er handelte 



— 166 — 

diesem Beispiele entgegen und legte seinen Nachfolgern ans 
Herz, in erster Linie diesem Fehler aus dem Wege zu gehen; 
dies allein begründete die lange Dauer desTokngawa-Regimentes. 
Nach der Schlacht von Sekigahara setzte Jeyasu eine Kom- 
mission ein, welche die Taten und Verdienste wie die Vergehen 
seiner Anhänger und seiner Gegner genau zu untersuchen und 
festzustellen hatte; von dieser wurden die Daimyos wie die 
schlichten Krieger gerecht belohnt oder bestraft. Der Aus- 
druck der Enttäuschung wurde dadurch zurückgehalten und 
gleichzeitig wurden diejenigen, welche sich ihm entgegengestellt 
hatten, wenn auch hart, doch gerecht gestraft, ohne Rücksicht 
wie grois oder klein sie gewesen waren. Da die Kommission 
dem Erlasse Jeyasus nach streng gerecht und unparteiisch zu 
entscheiden hatte, so konnten ihn in keiner Richtung hin Vor- 
würfe treffen. Natürlich tat die Kommission nur das, was 
Jeyasu befahl; seine Anhänger, die Daimyos Maeda, Kato, 
Kohayakawa, Fukushima, Kuroda, Ikeda, Hosokawa und Asano 
wie seine erblichen Vasallen Ji, Honda, Okudaira, Sakai usw. 
wurden in gerechter Weise mit Besitzungen belohnt, während 
seine Gegner hart bestraft wurden. So wurden Chosokabe 
Morichika, Daimyo von Awa und Jeyasus Gegner bei Seki- 
gahara, seine Besitzungen genommen und er zum gemeinen 
Manne degradiert; dem Daimyo Satake Yoshinobu wurde zur 
Strafe Hitachi genommen, das ein Einkommen von 800000 Koku 
Reis hatte und er erhielt dafür Akita mit einem Einkommen 
von 200000 Koku. Mori Terumoto mufste die acht Provinzen Aki, 
Iwami, Izumo, Oki, Inaba, Hoki, Bicchu und Bingo abtreten 
und behielt nur Suwo und Nagato. Von Ukita Hideie wurden 
die drei Provinzen Bizen, Mimasaka und Izumo eingezogen. 
Uesugi Kagekatsu wurden Aizu in Iwachiro mit einem Ein- 
kommen von 1200000 Koku genommen und er erhielt dafür 
Yonezawa in Uzen mit einem Einkommen von 300000 Koku. 
So wurden alle Gegner von Jeyasu rücksichtslos und hart 
gestraft. Diese Strafen bildeten gewissermaßen das Fundament 
der Macht der Tokugawas. Ganz Japan folgte mit Spannung 
diesen Vorgängen und wurde eingeschüchtert. Die Macht 
Jeyasus entfaltete sich immer mehr; er wurde 1603 vom Tenshi 
zum Seiitaishogun und zum Rektor der beiden Universitäten 
Junwa und Skogaku ernannt und erhielt den Titel Genji 
no Choja (Chef des Hauses Minamoto). Die Tokugawas 



— 167 — 

waren Nachkommen von Nitta Yoshishige und erhielten den 
Namen Serada. Serada Kiyoyasu hatte Okazaki in Mikawa 
im Besitz. Er war ein milder Herr, der seine Untertanen mit 
Güte regierte und von diesen sehr verehrt wurde. Sein Sohn 
Jeyasn nahm den Namen Tokugawa an; er war in seiner 
Jugend als Geisel bei Imagawa Yoshimoto in Suruga und 
erdultete viel Mißgeschick. Schon früh offenbarten sich seine 
großen Charaktereigenschaften. Nach dem Tode von Imagawa 
Yoshimoto schloß Jeyasu ein Bündnis mit Oda Nobunaga. Nach 
jahrelangen Kämpfen mit Takeda Shingen, dem mächtigen Daimyo 
von Kai, wurde er selbst schliefslich Herr von Kai, Suruga, 
Shinano Totomi und Mikawa. Seine Macht war so groß, daß 
Toyotomi Hideyoshi ihn nicht bekämpfte, sondern ein Freund- 
schaftsbündnis mit ihm schlols. Nachdem 1590 die Hojos in 
Odawara von Hideyoshi vernichtet waren, machte dieser Jeyasu 
zum Herrn der acht Länder des Kwanto. Damals verlegte 
Jeyasu seine Residenz nach Yedo und machte diese Stadt zur 
stärksten Festung im ganzen Reiche; dort versammelte er seine 
angestammten Vasallen aus Mikawa, auf welche er sich fest 
verlassen konnte und welche die Kerntruppen seines Heeres 
bildeten. Nach der Schlacht von Sekigahara verteilte er mit 
großer Weisheit die Daimyos im Reiche; die acht Provinzen 
des Kwanto : Musashi, Sagami, Awa, Kazusa, Shimoza, Hitachi, 
Shimotsuke und Kotsuke verlieh er sämtlich an seine an- 
gestammten Vasallen und umgab seine Residenz Yedo mit 
einer ihm ganz ergebenen und sicheren Wache. In der Tokaido 
gab er Owari an einen Angehörigen seines Hauses, in der 
Nankaido Kii einem seiner Familienmitglieder, ebenso in der 
Hokurikudo Echizen, welcher den Daimyo Maeda in Kaga zu 
beobachten hatte; Daimyo von Mito in Aizu (Iwashiro) wurde 
ein Verwandter, der die Daimyos Date in Rikuzen, Uesugi in 
Uzen und Satake in Ugo zu beobachten hatte. Im Zentrum 
gab er Bizen seinem Vertrauten Ikeda Terumasa und Aki 
erhielt Asano; sie hatten Mori Terumoto in Suwo und Nagato 
zu überwachen. Auf Shikoku erhielten Matsuyama in Iyo und 
Takamatsu in Sanuki Familienglieder, welche den Daimyo von 
Tosa, Yamanouchi, zu beaufsichtigen hatten. Auf Kyushu ver- 
lieh er seinen ergebenen Freunden Hosokawa Higo und Kuroda 
Chikuzen; diese hatten den Daimyo Shimazu von Satsuma zu 
bewachen. So ließ er sämtliche Daimyos, welche nicht gleich- 



— 168 — 

zeitig seine direkten Vasallen oder Glieder seiner Familie 
waren, von diesen stets beobachten, so daß stets wenigstens 
zwei bis drei von absolut sicheren Fürsten rechtzeitig zur Hand 
waren, im Falle ein Aufstand ausbrechen sollte. Aufserdem 
hatte der Shogun im ganzen Reiche Burgen und feste Plätze, 
die von ihm direkt kommandiert wurden, so daß im Falle 
einer Verschwörung eine Konzentrierung von Truppen der 
Daimyos aufserordentlich erschwert, wenn nicht unmöglich ge- 
macht war. 

Beim Tode von Hideyoshi nahm Jeyasu unter den Daimyos 
des Reiches, was Macht und Popularität anbetrifft, unbedingt 
den ersten Platz ein und er war der Führer; es war daher 
natürlich, dafs er den erledigten Platz einnahm. Um seine 
Stellung zu sichern, mutete er den Erben, Toyotomi Hideyori, 
beseitigen. Dies wurde ihm nicht schwer, da die Anhänger von 
Hideyori immer wieder neue Aufstände erregten ; besonders Ono 
Harunaga, der Ratgeber und Geliebte von Yodogimi, der Mutter 
von Hideyori, übte einen verhängnisvollen Einflufs auf das 
Geschick seines jungen Gebieters aus. Harunaga hetzte alle 
mit den Verhältnissen Unzufriedenen gegen Tokugawa Jeyasu 
auf und sein ganzes Trachten ging dahin, die Macht des 
Hauses Toyotomi wieder herzustellen; er war aber zu kurz- 
sichtig, um zu erkennen, dafs Jeyasu zu mächtig und seine 
Stellung zu gesichert war, um ihn ohne grolse Vorbereitungen 
stürzen zu können. 

Im 19. Jahre Keicho (1614) entbrannte der Streit um die 
Inschrift einer Glocke in dem Tempel Hokoji in Osaka, der 
von Hideyori gebaut war. Die Glocke trug die Inschrift Hokka 
anko, d. h. Land und Haus frei von Unruhe, da diese Wort- 
zeichen auch die Wortzeichen Jeyasus (ka = ie, d.h. Haus, 
anko yasu, d. h. Friede) enthalten. Auf die Glocken wird in 
Japan mit Balken geschlagen, statt sie zu läuten. Jeyasu, 
der eine Veranlassung zum Streit suchte, behauptete, Hideyori 
wolle ihn beleidigen, da er gegen seinen Namen schlagen 
liefs und verlangte zur Sühne die Entfernung der Glocke. 
Diese Herausforderung hielt Ono Harunaga für eine günstige 
Gelegenheit, gegen Jeyasu vorzugehen. Er schickte an alle, 
welche nach der Schlacht bei Sekigahara ihre Besitzungen 
verloren hatten, wie Sanada Yukimura, Chosokabe Morichika, 
Goto Mototsugu, Mori Katsunaga und andere, Manifeste von 



— 169 — 

Hideyori mit der Aufforderung, sich unter seinen Fahnen zu 
sammeln und vereinigt gegen den gemeinsamen Feind vorzu- 
rücken. Die Mißvergnügten aus dem ganzen Reiche sammelten 
sich zwar in Osaka, aber kein Daimyo sandte seine Krieger 
oder schloß sich Hideyori an. Tokugawa Jeyasu und sein 
Sohn Hidetada rückten mit einem Heere von 100000 Mann, 
zusammengesetzt aus den Streitkräften von Date, Uesugi, 
Asano, Hachisuka, Nabeshima, Satäke und anderen Daimyos, 
gegen Osaka vor. Die Festung wurde belagert und ein Fort 
nach dem anderen erobert und zerstört. Als nur noch die 
Stadt selbst Widerstand leistete, leitete Jeyasu (Jeyasu hatte 
Hideyori mit der Tochter seines Sohnes Hidetada verheiratet) 
die Friedensverhandlungen ein und bot Hideyori seine Freund- 
schaft von neuem an ; Hideyori nahm die Freundeshand seines 
Schwiegervaters Hidetada an. Es wurde ein Vertrag ge- 
schlossen, nach welchem die Festung Osaka geschleift werden 
mufete und nur der innerste Teil der Zitadelle, die Residenz 
flideyoris, mit einem Graben umgeben sein durfte. Schon im 
nächsten Jahre (1615) brachen neue Unruhen aus; in Osaka 
wurde ein Heer gesammelt und alles zum Kriege vorbe- 
reitet. Jeyasu und Hidetada rückten zum zweiten Male 
mit einem Heere gegen Osaka vor. Unter den Anhängern 
Hideyoris herrschte allgemeine Uneinigkeit; die tüchtigsten 
Führer seines Heeres, Goto Mototsugu, Kimura Shigenari und 
Sanada Yukimura fielen bei der heldenmütigen Verteidigung 
von Osaka. Die Festung, der Stolz und die Hoffnung des 
grofeen Hideyoshi, fiel und wurde zerstört. Hideyori sah ein, 
dafe alles verloren war, tötete sich selbst und zerstreute damit 
die Hauptsorge seines Todfeindes Tokugawa Jeyasu. 

Die 15 Shogune aus dem Hause Tokugawa waren: 
1603 — 1605 1. Tokugawa Jeyasu; er dankte 1605 ab und starb 

1616. Nach seinem Tode erhielt er den Namen Tosho. 
1605—1623 2. Tokugawa Hidetada, starb 1632 und erhielt nach 

seinem Tode den Namen Taitoku. 
1623—1651 3. Tokugawa Jemitsu; nach seinem Tode erhielt 

er den Namen Taiyu. 
1651 — 1680 4. Tokugawa Jetsuna; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Genyu. 
1680—1709 5. Tokugawa Tsunayoshi; er erhielt nach seinem 

Tode den Namen Joken. 



— 170 — 

1709 — 1712 6. Tokugawa Jenobu; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Bunshoin. 
1712—1716 7. Tokugawa Jetsugu; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Yusho. 
1716 — 1745 8. Tokugawa Yoshimune; er erhielt nach seinem 

Tode den Namen Yutoku. 
1745 — 1760 9. Tokugawa Jeshige; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Junshin. 
1760 — 1786 10. Tokugawa Jeharu; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Shummei. 
1786 — 1837 11. Tokugawa Jenari; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Bunkyo. 
1837 — 1853 12. Tokugawa Jeyoshi; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Shintoku. 
1853 — 1858 13. Tokugawa Jesada; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Onkyo. 
1858 — 1866 14. Tokugawa Jemochi; er erhielt nach seinem Tode 

den Namen Shotoku. 
1866—1867 15. Tokugawa Keiki; er lebt heute noch. 

Die Regierungspolitik der Tokugawas war darauf gerichtet, 
dafs die Daimyos stets die Militärmacht des Shogunes fürchteten 
und wufsten, dafs sie sich nicht gegen diese aufzulehnen wagen 
durften. Die Regenten verhinderten, dafs die Daimyos zu 
mächtig wurden, sie trauten dem Gehorsam nicht, wenn er 
ihnen auch stets bezeigt wurde. Um zu verhindern, dafs die 
Daimyos zu grofse Reichtümer sammelten, durch welche sie 
gefährlich werden konnten, hatte schon Jeyasu die Festungs- 
werke von Yedo von sämtlichen Daimyos auf deren Kosten und 
mit deren Arbeitskräften aufführen lassen; nachdem diese 
Pestungsarbeiten beendet waren, erhielten die Daimyos Befehl, 
kaiserliche und andere öffentliche Bauten immer auf ihre Kosten 
aufzuführen, ja sie mufsten sogar die Burgen der Daimyos aus 
dem Hause Tokugawa in Kii, Owari und Mito befestigen. 
Jeyasu liefs den kaiserlichen Palast in Kioto, weil er zu be- 
schränkt für die Hof Zeremonien war, von den Daimyos auf 
ihre Kosten umbauen; auch hatten sie denselben prachtvoll 
einzurichten. Die Feste Fushimi bei Kioto wurde von ihnen 
zweimal verstärkt und gründlich repariert; auch liefe Jeyasu 
seine Festungen Shizuoka oder Sumpu, Sasayama in Tamba 
und Nogoya in Owari von den Daimyos auf deren Kosten 



— 171 — 

bauen. Da die Bauten kein Ende nahmen, beschwerten sich 
Fukushima Masanori and mehrere andere Daimyos darüber. 
Jeyasu gab ihnen die kurze Antwort: „Wer die ihm anbefohlenen 
Arbeiten nicht ausführen will, soll in seine Besitzungen zurück- 
kehren, die Wälle seiner Burgen erhöhen, die Gräben breiter 
and tiefer machen und mag dort die Ankunft meiner Fahnen 
erwarten". Erschreckt über die finstere Drohung unterwarfen 
sich die Klage Führenden stillschweigend. Tokugawa Jemitsu 
gab 1642 auf den Rat seines weisen Ministers Todo Takatora 
den Befehl, dafs sämtliche Daimyos in Yedo ihre Schlösser 
haben sollten, in denen ihre Familien wohnen mußten, während 
sie selbst abwechselnd sich in Yedo und ihren Besitzungen 
aufzuhalten hatten; während ihrer Abwesenheit von Yedo waren 
die hier zurückbleibenden Familien die Geiseln des Shogunes. 
Auf diese Weise standen die Daimyos stets unter dem direkten 
Befehle des Shogunes. Gleichzeitig waren diese beständigen 
Reisen nach Yedo und ihren Besitzungen sehr kostspielig, da 
die Daimyos stets von einem ihrem Range entsprechenden Ge- 
folge begleitet sein mufsten, weshalb sie durch dieselben ver- 
hindert wurden, Reichtümer zu sammeln. 

Die Tokugawas wollten das Reich unumschränkt be- 
herrschen, deshalb muiste die Macht und der Einflute des Kaiser- 
hauses ganz niedergedrückt werden, andernfalls waren sie 
keinen Augenblick ihrer Stellung sicher. Nun war allerdings die 
Regierungsgewalt dem Tenshi schon seit vielen Jahrhunderten 
entrissen und in den Händen der Kriegerklasse, welche tat, 
was ihr beliebte; aber die am höchsten respektierte Persön- 
lichkeit im ganzen Reiche, an der das gesamte Volk mit Ehr- 
furcht hing, war der Tenshi. Oda Nobunaga und Toyotomi 
Hideyoshi lieteen sich von dem Tenshi an die Spitze der Ge- 
sellschaft stellen und regierten das Reich auf dessen Befehl. 
Die ersten Tokugawas waren dem Hofe gegenüber sehr devot 
und zeigten bei jeder Gelegenheit den gröfeten Respekt, sorgten 
auch in jeder Beziehung für den Glanz und die Pracht des- 
selben und schienen alles, was in ihrer Kraft stand, für den 
Tenshi zu tun, aber tatsächlich arbeiteten sie mit aller Energie 
daran, dem rechtmäßigen Herrscher auch sein Ansehen im 
Volke zu nehmen. Indem sie diese Politik befolgten, wurde 
unter dem Vorsitze des Kwampaku Akizane (1615) das Hof- 
Reglement herausgegeben, in diesem heilst es: Die wichtigste 



— 172 — 

Pflicht des Teoshi ist das Studium, seit alten Zeiten haben 
sich die Tenshi mit der alten Literatur und Poesie be- 
schäftigt, dies darf nicht vernachlässigt werden und es mufs 
die Hauptbeschäftigung des Tenshi bleiben, ferner heilst es: 
Die drei ersten Minister, der Daijodaijin, Sadaijin und Udaijin 
stehen im Range, solange sie im Dienste sind, über den 
kaiserlichen Prinzen, der Rang der Büke (Krieger) ist niederer 
als der der Kuge (Hofadligen), der Hofadel darf nur in der- 
selben Familie vererbt werden. Wenn sich jemand durch Ver- 
dienste, groüse Fähigkeiten und Gelehrsamkeit auszeichnet, soll 
er bei dem Verleihen von Ämtern und Würden bevorzugt werden, 
doch sollen die Ämter nicht in den grofsen Familien erblich 
sein. Die höheren Priesterränge sollen nicht nach Belieben 
und an Günstlinge vergeben werden, sondern die Geeignetsten 
müssen ausgewählt werden. Es sind dies die wichtigsten des 
aus 17 Artikeln bestehenden Reglements, sie zeigen aber ganz 
deutlich die Absicht der Unterdrückung der kaiserlichen Macht. 
Ein anderes Mittel zu diesem Zwecke war die Einsetzung des 
Shoshidai in Kioto, es war dies ein Minister des Shogunes, 
welcher der Chef der kaiserlichen Regierung und gleichzeitig 
Gouverneur und Militärkommandant von Kioto war. Diesen 
Posten besetzten die Tokugawa-Shogune stets mit einem ihrer 
angestammten Vasallen Daimyos, also vollständig verläfslichen 
Persönlichkeiten. Dieser hatte alles, was in Kioto und bei Hofe 
geschah, zu beobachten und zu berichten, auch hatte er die Kuge 
zu bestechen. Anfangs erwarben sich die Shoshidai wie Itakura 
Katsushige allgemeiner Liebe, da sie zu Anfang dieser Periode, 
wo das Reich kaum noch beruhigt war, sehr viel für den Tenshi 
zu tun hatten. Itakura Katsushige war ein treuer und ergebener 
Diener des Kaisers, regierte weise und verteilte in gerechter 
Weise Lohn und Strafe an Hoch und Gering, das ganze Volk 
war infolgedessen mit der neuen Regierung aufserordentlich 
zufrieden. Unter den ersten drei Shogunen Jeyasu, Hidetada 
und Jernitsu wurde die Hauspolitik der Tokugawas, die völlige 
Unterdrückung der Kaisermacht, durchgeführt. Es ist charakte- 
ristisch für diese Periode, dafs im Gegensatze zu der energie- 
und machtlosen Herrschaft der Ashikagas und, man muß auch 
sagen, von Toyotomi Hideyoshi, welche alle nicht gewagt 
hatten, den mächtigen Feudalfürsten mit Ernst und Strenge 
entgegenzutreten, die Regierung der Tokugawas eine energische 



— 173 — 

nnd strenge war. Unter ihnen wurde keine Rücksicht auf Rang 
und Familie genommen, der Schuldige wurde, wenn seine 
Schuld bewiesen war, bestraft, mochte er ein Mitglied der 
eigenen Shogunfamilie oder ein Fremder sein, es wurden ihm 
Teile oder sein ganzer Besitz genommen, Nachsicht wurde im 
Anfange nicht geübt. Wie die Regierung geleitet wurde, ist 
am besten aus dem Reglement für die Kriegerklasse zu erkennen, 
welches Jeyasu von Hayashi Nobukatsu zusammenstellen liefe. 
Dies Reglement bestand aus 13 Artikeln und bestimmte: 

1. Literatur und Kriegswissenschaften müssen studiert 
werden. 

2. Lärmende öffentliche Belustigungen und Trinkgelage 
sind verboten. 

3. Übertretung der Gesetze wird streng bestraft. 

4. Wer erfährt, dais ein Ausstand geplant wird oder dafe 
ein Mensch getötet ist, mufs es anzeigen. 

5. Das Volk darf seinen Wohnsitz nicht ändern. 

6. Es ist nicht gestattet, nach Belieben Burgen und Be- 
festigungen zu bauen. 

7. Bildung von geheimen Gesellschaften sind der Regierung 
zu melden. 

8. Nach Belieben zu heiraten ist nicht erlaubt. 

9. Wenn die Daimyos nach Yedo gehen, haben sie kein 
größeres und kein kleineres Gefolge mitzunehmen, als es ihrem 
Bange vorgeschrieben ist. 

10. Die Kleiderordnung für die verschiedenen Rangstufen 
ist genau einzuhalten. 

11. Leuten ohne Rang ist es nicht gestattet, nach Belieben 
Sänften zu benützen. 

12. Die Samurai sollen sparsam leben. 

13. Die Daimyos sollen die Ämter in ihren Territorien 
nur mit geeigneten Persönlichkeiten besetzen. 

Auf diese Prinzipien gestützt, schaiften und erhielten die 
Tokugawa-Shogune die Ordnung im Reiche. 

Der Shogun Jemitsu führte die Zeremonie ein, dafs der 
Shogun einem jeden nach Yedo kommenden Daimyo mit einem 
bedeutend gröfseren Gefolge bis zum Eingange der Stadt 
entgegenzog, um ihn zu begrüfsen, in der Tat zeigte aber der 
Shogun dem Ankommenden seine gebieterische Macht und 
warnte ihn. 



— 174 — 

Jemitsu versammelte einmal alle Daimyos und hielt folgende 
Ansprache an sie: „Mein Grofsvater und Vater haben mit 
eurer Hilfe das Reich zur Ruhe und Ordnung gebracht. Der 
Tenshi hat uns die Exekutivgewalt übertragen. Früher hattet 
ihr den gleichen Rang wie ich und meine Vorfahren, und seid 
ihr deshalb von uns mit größerer Rücksicht behandelt als die 
angestammten Vasallen unseres Hauses. Jetzt aber bin ich 
Shogun, und damit bin ich in eine andere Stellung euch gegen- 
über getreten, ich unterstütze den Tenshi in der Regierung 
des Reiches und habe von ihm den Befehl hierzu erhalten. In- 
folgedessen trete ich euch gegenüber in das Verhältnis des 
Herrn zu dem Vasallen. Stets werde ich bemüht bleiben, dem 
grofeen Vorbilde meines Vaters und Grofsvaters ähnlich zu 
werden. Wer von euch mit dem Gesagten nicht zufrieden ist, 
kehre auf seine Besitzungen zurück, ich gebe ihm drei Jahre 
Zeit zu überlegen, ob er gehorchen will oder nicht." Alle Daimyos 
erschraken über die versteckte Drohung dieser Ansprache und 
beugten sich. Hiermit war die Stellung des Shogunes festgestellt. 

Die Regierung des Shogunates (Bakufu) war folgender- 
maßen: an der Spitze stand der Tairo, der Premierminister, 
er war der höchste Beamte und Ratgeber des Shogun; dies 
war jedoch kein ständiger Posten, er wurde nach Bedürfnis 
besetzt oder blieb offen. Dem Tairo folgte der Roju, der Staats- 
rat und die Wakadoshiyori, die Räte, unter der Aufsicht des 
Roju standen die kaiserlichen Schlösser, die persönlichen An- 
gelegenheiten der kaiserlichen Familie und aller Daimyos. Die 
Wakadoshiyori hatten die Angelegenheiten der Hatamotos, 
der höchsten Vasallen des Shogunes nach den angestammten 
Daimyos [der Name Hatamoto kommt von Hata (die Fahne), um 
die herum sie kämpften, und die sie zu verteidigen hatten, sie 
waren also ursprünglich die Kerntruppen von Jeyasu] und die 
Angelegenheiten der Samurai (Kriegsadeligen), zu überwachen. 
Dann folgte der Jishabugyo (Kultusminister), der Machibugyo 
(Oberbürgermeister von Yedo), und der Kanjobugyo (Finanz- 
minister). Dem Kishabugyo unterstanden die buddhistischen 
Klöster und Tempel, die Shintotempel und sämtliche Priester, 
dem Machibugyo die Bürgerschaft von Yedo und dem Kanjo- 
bugyo die Finanz Verwaltung. Diese Ämter hatten alles zu 
leiten, auch hatten sie die Jurisdiktion. Der Shoshidai, der 
Gouverneur des Shogun in Kioto hatte das Kommando über 



— 175 — 

die Wachen der kaiserlichen Schlösser in Kioto. Die Komman- 
danten der Zitadellen von Osaka Shizuoka und Nagoya, die 
Bürgermeister von Fushimi, Nara, Sakai, Yamada, Nikko, 
Uraga, der Insel Sado, Nagaki wurden vom Shogun ernannt 
und auf ihre Posten geschickt. Die Provinzen standen unter 
Gundai, Kreisdirektoren, die Privatbesitzungen des Shogun 
wurden von dem Daikwan, Oberrentmeister oder Güterdirektor, 
verwaltet. 

Die Politik der Tokugawa-Shogune war eine friedliche, 
sie suchten mit dem Auslande in Frieden zu leben und ver- 
mieden alles, was eine feindliche Berührung mit dem Auslande 
hätte herbeiführen können. Sobald Jeyasu die Regierung über- 
nommen hatte, schickte er So Yoshitomo, Daimyo von Tsu- 
shima, nach Korea und liefs ihn ein Freundschaftsbündnis 
schließen; es wurde bestimmt, dafs durch gegenseitige Gesandt- 
schaften die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden 
Ländern aufrecht erhalten und alle wichtigen Ereignisse in 
beiden Reichen sofort gegenseitig gemeldet werden sollen. Der 
Verkehr zwischen Japan und Korea wurde, vom Frieden be- 
günstigt bald ein sehr lebhafter. 

Jeyasu gab (1609) Shimazu Jehisa, Daimyo von Satsuma, 
den Befehl, die Liukiu-Inseln zu annektieren. Im April segelte 
Jehisa von Satsuma ab und meldete schon im Mai, dafs die 
Bevölkerung sich unterworfen und der König der Inseln die 
Oberhoheit von Japan anerkannt habe. 

Beim Tode von Okubo Nagayasu Iwami no Kami (1613) 
wurde Jeyasu angezeigt, dafs der Verstorbene ein Anhänger 
der christlichen Religion gewesen sei und dafö er in Ver- 
bindung mit dem Auslande stehe; infolgedessen wurde eine 
Haussuchung angeordnet, bei welcher man seine geheime Korre- 
spondenz mit dem Auslande fand. Gleichzeitig brachte ein 
holländischer Schiffskapitän einen Brief von Okubo, der an den 
König von Spanien adressiert war. In diesem Briefe, der 
von Okubo und mehreren anderen vornehmen Christen unter- 
zeichnet war, wurde der König aufgefordert, die japanischen 
Christen mit Kriegsschiffen, Waffen, Munition und Soldaten zu 
unterstützen, um in Verbindung mit ihnen das Shogunat zu ver- 
nichten und sich der Herrschaft über Japan zu bemächtigen. 
Infolge dieses Hochverrates ordnete Jeyasu eine strenge Christen- 
verfolgung an. Es wurden 1614 mehr als 60 Missionare aus 



— 176 — 

Japan vertrieben und neun christliche Kirchen zerstört, die 
Religion wurde jedoch nicht ausgerottet, sie blieb verboten, aber 
man verfolgte ihre Anhänger nicht, 

Die englische Regierung schickte 1613 ein Schiff nach Japan, 
um einen Handelsvertrag abzuschließen. Derselbe wurde am 
11. Oktober 1613 gezeichnet, er lautet: 

1. Schiffe, welche von England nach Japan kommen, sollen 
keine Hindernisse finden, ihre Waren zu verkaufen, und Einfuhr- 
zölle sollen nicht erhoben werden. 

2. Die Kapitäne der Schiffe haben Verzeichnisse der Güter 
ihrer Schiffsladungen dem Shogun einzusenden und dieser hat 
das Vorrecht, zuerst seine Bedürfnisse von der Ladung zu decken. 

3. Jedes englische Schiff darf in jedem japanischen Hafen 
ungehindert ankern, hat es von Stürmen gelitten, so soll es 
ungestört den Schaden reparieren dürfen. 

4. Engländern, welche sich in Yedo niederlassen wollen, 
soll Grund und Boden nach ihrer Wahl angewiesen werden, 
um sich ein Haus zu bauen und sich niederlassen zu können. 
Wollen sie nach England zurückkehren, sollen sie nicht daran 
gehindert werden, und hat in diesem Falle der Heimkehrende 
volles Recht, über sein Haus in jeder Richtung disponieren zu 
können. 

5. Wenn ein in Japan wohnender Engländer stirbt oder 
ihm sonst etwas zustö&t, so soll sein Nachlaß ohne Verzug 
und ohne jede Benachteiligung an seine Erben ausgefolgt werden. 

6. Begeht ein Engländer ein Vergehen oder Verbrechen, 
soll er von einem englischen Justizbeamten verhört und ab* 
geurteilt werden. 

Die Absichten des grofsen Staatsmannes und Administrators 
Jeyasu führte sein intelligenter und energischer Enkel Jemitsu 
aus, der von seinem Grofsvater sorgfältig in seinen Prinzipien 
erzogen und herangebildet war. Jemitsu zeigte seine Friedens- 
liebe besonders auf seinem Totenbette, als Teishiryu, der 
mächtigste Vasall der Mingdynastie in China, und dessen Sohn 
Teiseiko um Hilfstruppen gegen die Shingdynastie baten. Viele 
Daimyos äußerten damals den lebhaften Wunsch, in die chine- 
sichen Verhältnisse einzugreifen, aber der sterbende Shogun 
befahl die strengste Neutralität, um unnütze Verwicklungen 
zu vermeiden. Die Unruhen und Verwirrungen im Reiche 
hatten aufgehört, die dunkeln Gewitterwolken am politischen 



— 177 — 

Himmel hatten sich zerteilt, die Sonne schien vom wolkenlosen 
Himmel, es war Friede. Kunst, Literatur und Wissenschaften 
entwickelten sich unter der weisen Regierung mit ungeahnter 
Schnelligkeit, befördert wurden diese von dem Shogunen, indem 
sie von den höheren Gesellschaftsklassen wissenschaftliche 
Bildung verlangten. Jeyasu hatte einst zu Jemitsu gesagt: 
„Der Gebildete soll wissen, was Recht ist, es ist daher nötig, 
dafs jeder, der der höheren Klasse angehört, fleil'sig studiert. 
Die Wirren und Gesetzlosigkeit der letzten zwei Jahrhunderte 
hatten ihre Hauptnrsache in der Roheit und Unwissenheit der 
höheren Gesellschaft. Diesen Zeiten hat die Schlacht von 
Sekigahara ein Ende gemacht; jetzt mufs es unsere Pflicht und 
Streben sein und bleiben, die Bildung des ganzen Volkes zu 
helfen und zu fördern." 

Die Buchdruckerkunst war schon vor Jeyasu in Japan be- 
kannt, stand aber noch auf einer tiefen Stufe und wurde noch 
nicht allgemein benützt; unter seiner Regierung wurden be- 
wegliche Typen bekannt, man benutzte hölzerne und kupferne. 
Jeyasu hob die Buchdruckerkunst, indem er eine grofse Zahl 
von gemeinnützigen Werken drucken liefs, um die Volksbildung 
zu heben, er leitete dadurch das allgemeine Interesse auf die 
Wissenschaften. Er und seine Nachfolger lieisen die alten 
Werke und Schriften im ganzen Reiche sammeln, in Bibliotheken 
vereinen und durch den Druck verbreiten. Das Studium wurde 
allgemein und Gelehrte erstanden bald in grofser Zahl. 

Jeyasu war auch ein grofser Musikfreund und erkannte 
deren wohltätigen Einflufs, er suchte auch diese, welche wie 
alle anderen Künste tief gesunken waren, zu heben und berief 
von Kioto den großen Kenner der Hofmusik unter den Ashi- 
kagas Hosokawa Fujitaka, welcher Hofkonzerte in Yedo zu 
arrangieren hatte. 

Obgleich die erste Gesellschaft in Yedo noch vor kurzer 
Zeit keinen Anspruch auf den Namen einer wirklich vornehmen 
Gesellschaft machen konnte, da sie nur aus Schwertadel be- 
staud, so bildete sich unter den Tokugawas bald eine streng 
von der niederen Volksklasse getrennte Aristokratie. Beide 
Stände waren durch einen Abgrund getrennt. Die gröfsten 
Fähigkeiten, die gründlichsten Kenntnisse vermochten nicht 
die Kastenschranken zu durchbrechen, und niemand durfte 
wagen, dies zu tun. Es gab für Mitglieder des Volkes kein 

12 



— 178 — 

Mittel, sich Verdienste um das Gemeinwohl oder Reichtümer 
zu erwerben; in der Klasse, in welcher ein jeder geboren war, 
mutete er auch sterben. 

Trotz des strengen Verbotes, Japan zu verlassen, gelang 
es Yamada Nagamasa aus Ise, einem hochstrebenden Jünglinge, 
um 1615 nach Siam zu kommen. Während er dort war, brach 
eine Revolution aus, und Nagamasa wurde vom Könige von 
Siam beauftragt, aus den sich in Siam aufhaltenden Japanern 
eine Legion zu bilden. Mit dieser leistete Nagamasa dem 
Könige kräftig Hilfe bei der Unterdrückung des Aufstandes 
und erhielt als Lohn ein hohes Amt. Er bewirkte, dafs im 
dritten Jahre Kwanei (1626) von Siam eine Gesandtschaft an 
Jeyasu mit Geschenken geschickt wurde, welche Handelsver- 
bindungen anknüpfte. Japanische Kaufleute brachten später 
Modelle von siamesischen Kriegsschiffen nach Japan und be- 
richteten von dem hohen Ansehen, in welchem der niedrig 
geborene Yamada Nagamasa in dem reichen und mächtigen 
Siam stand, eine Stellung, die bei dem strengen Klassensystem 
ein Japaner in seiner Heimat nie hätte erlangen können. Infolge 
dieser Erkenntnis der ungünstigen Zustände in Japan ver- 
breitete sich Unzufriedenheit im Volke, es bildete sich eine 
Partei, welche nur auf eine Gelegenheit wartete, um ihrem Un- 
mute Luft zu machen. Diese Gelegenheit bot sich in den 
Keian-Unruhen (1648—1651). 

Die Tokugawa-Shogune standen dem Christentum feindlich 
gegenüber, seit der Landesverrat von Okubo Nagayasu entdeckt 
war, und verboten in immer neuen Edikten diesen Glauben, 
auch straften sie mit aller Strenge heimliche Christen; trotz- 
dem gab es noch viele Anhänger der verbotenen Kirche im 
Volke, besonders unter der Landbevölkerung von Kyushu. Im 
14. Jahre Kwanei (1637) reizten Ashizuka, Mori, Ohyano und 
mehrere andere Vasallen des gegen Jeyasu gefallenen Konishi 
Yukinaga, welche mit der Herrschaft der Tokugawas unzufrieden 
waren, die Christen in Shimabara (Hizen) und Amakusa (Higo) 
zu einem Aufstande auf. Dessen Führer Masuda Tokisada hatte 
in kurzer Zeit über 40000 Mann unter seinem Kommando und 
immer neue Scharen von Christen und Unzufriedenen strömten 
ihm täglich von allen Seiten zu. Er war ein tapferer und ge- 
schickter Führer und schlug in vielen Gefechten die gegen ihn 
geschickten Shogunatstruppen. Nachdem die Rebellen einen 



— 179 — 

entscheidenden Sieg über den Kommandanten des Regierungs- 
heeres, Itakura Shigemasa (1638), der im Kampfe viel, erfochten 
hatten, gab Jemitsu das Kommando über seine Truppen Matsu- 
daira Nobutsuna, dieser besiegte Masuda Tokisada vollständig 
and unterdrückte den Aufstand. Das Christentum wurde von 
jetzt an mit drakonischen Gesetzen verboten und mit der 
gröfsten Grausamkeit mit Feuer und Schwert verfolgt, unter 
Folter und Marter endeten 1639 Hunderttausende von unglück- 
lichen Christen im ganzen Lande, und diesmal vernichtete 
Jemitsu das Christentum in ganz Japan. Gleichzeitig wurde 
das Land den Fremden streng geschlossen und der Verkehr 
mit Europäern streng verboten. Eine Ausnahme wurde nur mit 
den Holländern gemacht, welche in dem Shimabara- Aufstand 
die Shogunatstruppen wirksam unterstützt hatten und viel zur 
Entdeckung versteckter Christen beigetragen hatten (1639). 
Zum Dank erhielten sie die kleine Insel Deshima bei Nagasaki 
als Niederlassung, bei Sonnenuntergang mufste aber jeder Hol- 
länder auf der Insel sein. Von hier stammt der verächtliche 
Name „Rashamen" der Japaner für die Weifsen, dessen Be- 
deutung „Schafe" ist, weil die Holländer bei Sonnenuntergang, 
wie die Schafe in Hürden, in ihrer Niederlassung Deshima 
eingesperrt waren. Von hier aus trieben die Holländer einen 
blühenden Handel. Von Wichtigkeit für Japan war ihr Import 
von europäischen wissenschaftlichen Werken, aus welchen die 
findigen Japaner viel von der westlichen Zivilisation lernten. 
Im vierten Jahre Keian (1651) brach ein neuer Aufstand 
aus. Yui Shosetsu, ein Konin [d. h. ein wegen eines Vergehens 
aos der Kriegerklasse ausgestofsener oder ausgetretener Samurai] 
und Gelehrter, welcher in den Militärwissenschaften eine grofse 
Anzahl Schüler hatte, mit vielen unzufriedenen Daimyos im 
regen Verkehr stand und deren Unzufriedenheit schürte, ver- 
bündete sich mit Maruhashi Chuya, dem Sohne des gewesenen 
Daimyos Chosokabe Morichika, welcher von Jeyasu vom Daimyo 
von Tosa zum gemeinen Manne degradiert war. Als Jemitsu 
starb, hielten die Verbündeten dies für eine günstige Gelegen- 
heit zum Losschlagen. Yui Shosetsu erhob sich in Shizuoka 
und am gleichen Tage Maruhashi Chuya in Yedo, die Ver- 
schwörung war aber dem Bakufu verraten. Maruhashi wurde 
gefangengenommen und hingerichtet, Yui Shosetsu nahm sich 
das Leben und ihre Anhänger wurden sämtlich hingerichtet. 



- 180 — 

Nach der energischen und grausamen Unterdrückung dieser 
beiden Unruhen verloren die Gegner der Takugawas den Mut, 
sich den Befehlen der Shogune zu widersetzen. Man wagte 
sich nicht mehr in eine Verschwörung einzulassen, da man 
sicher war, dafs der Shogun sie durch seine Spione entdeckte, 
jedes unbedachte Wort wurde aufgefangen und bestraft. Wenn 
auch ihre Nachfolger tief unter den ersten drei Shogunen 
standen, die Politik blieb ungeändert und infolgedessen blieb 
ihre Macht so grofs, dafs die Daimyos in den Provinzen keine 
Aussicht hatten, die Macht des Shogunes zu brechen, und so 
hatten bis kurz vor ihrem Sturze 1868 die Tokugawa-Shogune 
niemals irgendwelche innere Unruhen zu bekämpfen. Die ganze 
Nation schlief, nichts veränderte sich in den 200 Jahren, welche 
dem Tode Jemitsus folgten. Kleidung, Wohnung und Nahrung 
wie der Stand blieben stets gleich. Dagegen machten die 
Künste und Wissenschaften grofsartige Fortschritte. Am poli- 
tischen Himmel war stets das schönste Wetter und wenn sich 
einmal am Horizont ein Wölkchen zeigte, so zerteilte es sich 
bald. Dagegen zeigten sich schon früh die Zeichen der sinken- 
den Energie des stolzen Tokugawa-Geschlechtes. Bald hatte 
man nicht mehr den Mut, dem Übermute der zügellosen Aristo- 
kratie mit Strenge entgegenzutreten. Es war an der Tages- 
ordnung, dals Privatfehden mit dem Säbel in den Straften von 
Yedo ausgefochten wurden, ohne dafs die Regierung dies 
hinderte. So wurde im Dezember 1702 ganz Yedo in Auf- 
regung gebracht durch die Blutrache der 47 Ronin, treuer 
Vasallen von Asano Naganori, Daimyo von Ako in Harima, 
welcher sich hatte das Leben nehmen müssen, weil er in einem 
Streite mit Kira Yoshihide in dem Residenzschlosse des Shogun 
in Yedo seinen Säbel gezogen hatte. 47 seiner Samurai machten 
sich zu Ronin, stürmten den Wohnsitz von Kira Yoshihide, 
nahmen ihn gefangen, schnitten ihm den Kopf ab, welchen sie 
am Grabe ihres Herrn opferten, und machten dann alle dort 
Harakiri. Das Wort heilst wörtlich übersetzt: Bauchauf- 
schlitzen, wird aber von den Japanern selbst wenig gebraucht, 
die statt dessen den ihnen eleganter scheinenden chinesischen 
Ausdruck Seppuku, der dieselbe Bedeutung hat, gebrauchen. 
Diese Art, sich das Leben zu nehmen, wurde allgemeine Sitte 
im Mittelalter; sie hat ihren Ursprung wahrscheinlich in dem 
Wunsche besiegter Krieger, der Schande zu entgehen, lebend 



- 181 — 

in die Hände ihrer Feinde zu fallen. Aus der Sitte wurde im 
Laufe der Zeit ein Privilegium des Adels. Hatte ein Adliger 
sein Leben verwirkt, so wurde ihm gestattet, statt hingerichtet 
zu werden, sich auf diese Weise das Leben zu nehmen, ein 
Beamter wurde geschickt, um als Zeuge dem Selbstmorde bei- 
zuwohnen. Indessen wurde die Prozedur selten ganz durch- 
geführt, ein Sekundant, gewöhnlich der nächste Verwandte des 
Sterbenden, stand hinter ihm und hieb ihm im Augenblicke, 
wo er sich den Dolch in die Seite stiels, den Kopf ab und 
kürzte so die Todesqual. 

Einige Shogune verloren durch eigene Schuld die Liebe 
und Achtung des Volkes und machten sich sogar verhafst. So 
verkuppelte ein gewisser Yanagisawa Yoshiyasu seine Geliebte 
an den liederlichen Shogun Tsunayoshi und behauptete, dafe 
sein Kind der Sohn des Shogunes sei; Tsunayoshi, verblendet 
durch seine Liebe, hatte bereits eine Besitzung mit einer 
Million Koku Einkommen diesem Kinde zugesprochen, als am 
Tage vor der gesetzlichen Übernahme der Schenkung der 
IShogun plötzlich im Januar 1709 starb. Sein Nachfolger Toku- 
gawa Jenobu entliefe sofort Yanagisawa, nahm ihm seine Ämter 
und Würden und zog die Schenkung seines Vorgängers zurück. 
Tanuma Mochitsugu, ein Günstling des zehnten Tokugawa- 
Shogunes Jeharu, verleitete diesen zu mafsloser Verschwendung, 
drückte das Volk durch ungesetzliche Steuern und regierte 
vollständig despotisch. Sein Sohn, ein arroganter und über- 
mütiger Bursche, beleidigte Sano Masatoki und wurde von 
diesem erstochen. Jeharu wollte ungerechter Weise Sano 
Masatoki strafen, aber er starb, bevor er seinen Entschluß 
ausführen konnte. Sein Nachfolger Tokugawa Jenari liefe 
Tanuma Mochitsugu in den Anklagezustand versetzen und es 
wurden demselben für viele Vergehen, welche ihm nachgewiesen 
wurden, seine Besitzungen eingezogen. Auch in den Provinzen 
kamen Eigenmächtigkeiten vor, die oft erst nach langer Zeit 
von der Regierung bestraft wurden ; so verführte Date Mune- 
katsu das jugendliche Haupt der Familie, Date Tsunamune, 
zu einem lasterhaften Lebenswandel und sperrte ihn deshalb 
ein; dann machte er Takechiyo, den Sohn von Tsunamune, 
zum Daimyo von Sendai, während er selbst die Regierung 
leitete. Als die Regierung eingreifen wollte, plante er mit 
Harada Naonori einen Aufstand. Der Anschlag wurde jedoch 



— 182 — 

verraten und Munekatsu nach Tosa verbannt. Dies geschah 
1671. Ein anderer Fall passierte im Jahre 1681; Mitsunaga, 
Daimyo von Echigo, starb kinderlos und es hätte sein jüngerer 
Binder, Nagayoshi, sein Nachfolger werden müssen; aber der 
Haushofmeister des Verstorbenen, Oguri Mimasaku, wollte 
eigenmächtig einen anderen zum Daimyo machen. Der Streit 
wurde nach Yedo berichtet und Oguri Mimasaku hingerichtet. 
Derartige Fälle kamen öfter vor und beweisen die Energie- 
losigkeit der Regierung. Aber diese machte sich auch häufig 
auf andere Weise verhafst; so brach 1837 in Osaka eine Hungers- 
not aus und das arme Volk litt schwer, ohne dafs die Stadt- 
verwaltung die Not zu mildern versuchte. Der Gelehrte Oshio 
Heihachiro, ein Menschenfreund, opferte seine ganze Habe für 
die Notleidenden und verkaufte schließlich seine Bücher und 
Hauseinrichtung, um die Armen zu unterstützen; als er nichts 
mehr hatte, wendete er sich an die städtischen Behörden und 
bat um Hilfe für die Armen; aber die Reisniederlagen blieben 
geschlossen und es geschah nichts, um die Not zu lindern. 
Dartiber geriet Oshio so in Entrüstung, dafe er seinen Sohn 
Kakunosuke veranlafste, eine Schar von Unzufriedenen zu 
sammeln, um die Reisniederlagen zu stürmen. Der Sturm von 
Oshio Kakunosuke wurde jedoch von Atobe Yoshisuke, dem 
Bürgermeister von Osaka, abgeschlagen und Kakunosuke ge- 
zwungen, sich das Leben zu nehmen. Durch dieses und ähn- 
liche Vorkommnisse litt natürlich die Liebe zur Regierung sehr. 
Trotz alledem kann man sagen, dafe die Regierung der 
Tokugawa-Shogune nach den Unruhen unter Jemitsu ohne 
nennenswerte Ereignisse ungetrübt verlief. Die meisten der 
den ersten drei großen Shogunen folgenden befolgten im 
allgemein deren Prinzipien und wurde deshalb die Ruhe des 
Reiches nie gestört. Als energische und tüchtige Regenten 
verdienen hervorgehoben zu werden der sechste Shogun Jenobu, 
der achte Yoshimune und der elfte Jenari. Jenobu beseitigte 
die schlechten Ratgeber seiner Vorgänger, schaffte viele ein- 
gerissene Mifsbräuche ab und hatte während seiner kurzen Re- 
gierung hauptsächlich das Wohl des Volkes im Auge und be- 
zeugte ein lebhaftes Interesse für die Wissenschaften. Er 
machte den hervorragenden Gelehrten Arai Kimiyoshi zu seinem 
Vertrauten, dessen Rat er bei der Einführung von vielen Ver- 
besserungen der Regierung befolgte. 



— 183 — 

Der achte Shogun Yoshimune richtete das unter seinen 
schwachen und lasterhaften Vorgängern tief gesunkene An- 
sehen der Shogune wieder auf; er war ein kluger, kurz ent- 
schlossener und energischer Eegent, war sparsam und sitten- 
streng, hob Literatur und Wissenschaften, besonders die Kriegs- 
wissenschaften und militärischen Exerzitien, tat den wüsten 
Sitten der Samurais Einhalt und zwang sie zur Ordnung. Die 
Ämter besetzte er mit gewissenhaften und geeigneten Beamten 
und sorgte dafür, dals der Steuerdruck dem Volke erleichtert 
wurde. Er ernannte sogar Ooka Tadasuke, obgleich derselbe 
niedrig geboren war, weil er ein tüchtiger Beamter war, gegen 
die Vorschriften zum Oberbürgermeister von Yedo. 

Der elfte Shogun Jenari liefs den weisen Matsudaira 
Sadanobu, genannt Shirakawa Rokuo, regieren; er wie sein 
Minister waren gleich tüchtige und energische Männer. Die 
Regierung unter ihnen war vorzüglich, Kunst und Wissen- 
schaften wurden gehoben und der Wohlstand des Volkes stand 
unter ihnen höher als je zuvor unter den Tokugawa- Shogun en. 
In seinem Alter vernachlässigte jedoch Jenari die Regierung 
und wurde verschwenderisch. Unter ihm zeigten sich die ersten 
Vorboten des nahenden Sturzes des Shogunates. 

Die friedliche Regierung der Tokugawas schien für alle 
Zeiten gesichert zu sein, als allmählich im ganzen Lande sich 
die Meinung verbreitete und befestigte, dals man in erster 
Linie den Tenshi zu verehren habe. Den ersten Anstofs hier- 
zu hatte ein Tokugawa selbst gegeben, der im Jahre 1700 
gestorbene Daimyo von Mito , Tokugawa Mitsukuni. Dieser, 
ein großer Gelehrter, hatte durch sein Studium die Überzeugung 
gewonnen, dals die höchste Ehre dem Tenshi gebühre; seiner 
Ansicht huldigten die namhaften Gelehrten Kada Harumitsu, 
Motoori Nobunaga, Kamo Mabuchi, Hirata Atsutane und 
mehrere andere. Das Studium der Geschichte, der Shintolehre 
und Zeremonien wurde eifrig betrieben und erklärt, die letzteren 
als aus dem Altertume stammende nationale Institutionen hin- 
gestellt, die Tenshi blieben die direkten Nachkommen der Götter, 
dem Tenshi war jeder Mensch unbedingten Gehorsam schuldig, 
ihm gebührte die höchste Ehre vor jedem anderen Menschen. 
Seit den Minamoto-Shogunen hatte die Kriegerklasse die Re- 
gierung zwar usurpiert, aber die Tenshi waren in all den 
Jahrhunderten in nie unterbrochener Linie die rechtmäßigen 



— 184 — 

Herrscher geblieben; sie hatten indessen nur die höchste Ehre 
behalten, ihre Befehle aber alle Bedeutung verloren. Wenn 
einmal einer von ihnen den Mut gehabt hatte, sich der Herr- 
schaft zu bemächtigen, so war dieser Versuch stets erfolglos 
gewesen; die kurze Restauration von Gedaigo Tenno war ein 
kurzer, nur wenige Jahre dauernder Traum gewesen. Die 
pekuniäre Lage des Tenshi und des Hofes war traurig und 
bedauernswert, in das kaiserliche Residenzschlofe leckte der 
Regen, aber die Mittel zur Reparatur fehlten. Die öffentliche 
feierliche Installation des Tenshi konnte fast nie stattfinden, 
weil kein Geld dazu vorhanden war. Während der Jahrhunderte 
der Zerrüttung kümmerte sich die herrschende Kriegerklasse 
nicht um die Bedürfnisse des Hofes und der Tenshi wurde als 
unnötig zu beachten bei Seite geschoben. Oda Nobunaga, 
Toyotomi Hideyoshi und die Tokugawa-Shogune hatten, nach- 
dem das Reich zur Ruhe gebracht war, den Tenshi mit Ehr- 
furcht behandelt; aber dies bezog sich nur auf äußerliche 
Ehrenbezeigung. Tatsächlich wurde der Tenshi nicht berück- 
sichtigt, die Regierung leitete der Shogun und der Tenshi war 
nichts als eine erhabene Puppe, sein Ansehen verschwunden 
und die Kriegerklasse mächtiger als je zuvor. Die Verehrung 
einer macht- und willenlosen Puppe konnte von keinem denken- 
den Untertan mit Gleichmut ertragen werden. Da die Wissen- 
schaft seit langer Zeit geschlummert hatte, war das Volk im 
grolsen und ganzen in Unkenntnis über die wahre Lage; nur 
wenige Gelehrte kannten die ursprünglichen japanischen Institu- 
tionen. Die Kriegerklasse regierte seit so langen Jahrhunderten, 
dafs das Volk die Existenz des Tenshi kaum kannte. Aber 
jetzt wurden Literatur, Kunst und Wissenschaften gepflegt, das 
geistige Leben des Volkes war erwacht, jeder las Bücher und 
lernte die Wahrheit und das Recht erkennen. Dazu traten die 
oben genannten Gelehrten mit ihrer Lehre über die dem Tenshi 
schuldige höchste Verehrung hervor. Alles dies hatte einen 
Umschwung in der Gesinnung des Volkes zur Folge, welche 
sich dem Tenshi zuwendete. In dieser Zeit der Aufklärung 
schickte Kokaku Tenno den Kuge Nakayama Aishin an den 
Shogun, um dessen Zustimmung einzuholen, dals der Kaiser 
seinem Vater Norihito Shinno den Rang und Titel Dajotenno 
(abgedankter Kaiser) gebe. Im Staatsrate wurde darüber 
heftig debattiert; man riet dem Shogun, dies nicht zuzugeben 



— 185 — 

und es entbrannte ein heftiger Zank zwischen den Räten und 
Nakayama Aishin. Das Volk verehrte bereits den Tenshi und 
zeigte seine Unzufriedenheit über die Willkür des Krieger- 
standes; geschürt wurde der allgemeine Unwille durch Taka- 
yama Masayuki und Gammo Hidezanega, welche empört waren 
über diese Erniedrigung des Tenshi. Sie erregten mit Vor- 
trägen die Loyalität und den Patriotismus des Volkes. Dann 
veröffentlichte Hai Sanyo seine berühmte Geschichte von Japan 
und lehrte dem Volke, seinen Tenshi zu verehren. Dies sind 
die Ursachen des allgemeinen Erwachens der Loyalität im 
Anfange der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts; sie wurde 
der verhängnisvollste Feind des Tokugawa-Shogunates. Das 
Volk hatte sich unter demselben so wohl gefühlt, war stets 
so ruhig gewesen, dafs niemand voraussehen konnte, daüs die 
Verbreitung der Lehre von dem dem Tenshi schuldigen Gehor- 
sam, die sich allerdings sehr schnell verbreitete, dem Shogunat 
gefährlich werden könne; aber der Sturz stand vor der Tür, 
dessen zweite Ursache die Diplomatie wurde. 

Das Tokugawa-Bakufu hatte, um Ruhe und Frieden im 
Reiche aufrecht zu erhalten, das Land streng von der Aufsen- 
welt abgeschlossen. Mit Ausnahme von holländischen Schiffen 
durften fremde Fahrzeuge nicht in den Häfen von Japan ankern. 
Infolgedessen waren seit einer langen Reihe von Jahren die 
Schiffe der Nationen, welche an der Küste von Asien ver- 
kehrten, nicht in Japan gelandet. Um 1840 waren mehrere 
russische und englische Schiffe in japanische Häfen gekommen 
und verlangten ernstlich die Öffnung des Landes für den Ver- 
kehr; das Shogunat verweigerte dies jedoch nach wie vor. 
Infolge dieser Zurückweisung verübten russische und englische 
Seeleute in den Hafenorten auf Yezo und Kyushu vielfach 
Gewalttätigkeiten, wodurch allgemeiner Fremdenhais in Japan 
hervorgerufen wurde. Von der Regierung und dem Volke wurde 
jetzt ernstlich die Küstenverteidigung ins Auge gefalst. In- 
zwischen kamen immer mehr europäische und amerikanische 
Schiffe in die japanischen Meere. Sie landeten in den Häfen 
Matsumae, Provinz Oshima auf Yezo, auf Tsushima, Uraga, 
Provinz Sagami, Shimoda, Provinz Izu, und Oshima. Sie ver- 
langten vielfach Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse; schliefs- 
lich kam im Juli 1853 der amerikanische Kommodore Perry 
mit vier Kriegsschiffen ganz unerwartet, ankerte in dem Hafen 



— 186 - 

von Uraga, Provinz Sagami, und verbreitete durch sein drohen- 
des Erscheinen allgemeinen Schrecken. Er brachte ein Schreiben 
des Präsidenten Fillmore an den Shogun und verlangte den 
sofortigen Abschluß eines Handelsvertrages. Die Beamten 
waren ohne Kenntnis und Erfahrung, das Volk obstinat und 
konservativ im höchsten Grade, wollte nichts von Neuerungen 
wissen, welche aus der Fremde kamen, und die Regierung 
hinderte mit allen Mitteln, die ihr zu Gebote standen, die 
Aufklärung des Volkes. So schrieb ein Gelehrter Bin Shihei 
„Die Ktistenverteidigung" und ein Werk über die Verhältnisse 
im Auslande; hierfür wurde er unter Anklage gestellt und 
unter dem Vorwande, er wolle das Volk aufwiegeln, in Sendai 
eingekerkert. Zwei andere Gelehrte, Watanabe Kwazan und 
Kono Choei, machten einen Bericht an das Bakufu über die 
Streitkräfte der fremden Mächte und bewiesen, dafe Japan im 
Falle eines Krieges unterliegen müßte. Für diesen freimütigen 
Bericht wurden sie bestraft, als hätten sie ein schweres Ver- 
brechen begangen. Takashima Shuhan schrieb ein Werk über 
die europäischen Artilleriewissenschaften, um diese Kenntnis 
in Japan zu verbreiten, und wurde dafür als Landesverräter 
eingekerkert. Sakuma Shozan unterstützte Yoshida Shoin in 
einem Versuche, nach Europa zu gehen, um zu studieren; sie 
wurden angezeigt und gefesselt wie gemeine Verbrecher in das 
Gefängnis geworfen. Derartige harte Strafen wurden damals 
unzählige verhängt. Das Shogunat täuschte sich mit offenen 
Augen und glaubte im Eigendünkel, noch immer die frühere 
Machtstellung zu besitzen ; es dachte nicht an die Möglichkeit, 
so rauh aus dem Traume von Abschliefeung erweckt zu werden, 
als plötzlich das Vorgehen der Vereinigten Staaten der Regierang 
gewaltsam die Augen öffnete. Wenn man die Forderung, 
Japan dem Verkehre zu öffnen, entschieden ablehnte, so hatte 
Japan den mächtigen amerikanischen Kriegsschiffen keine ge- 
eigneten Schiffe entgegenzuschicken und es fehlten wider- 
standsfähige Werke gegen die mächtigen Schiffsgeschütze der 
Amerikaner. Zu alledem erkannte man jetzt, dafs der zwei- 
hundertjährige Friede die früher stahlharten Krieger verweich- 
licht hatte. 

In diesen schwierigen Verhältnissen wurden die Stimmen 
der Leute, welche nichts von den Zeitverhältnissen wufsten, 
immer lauter und verbreiteten sich über das ganze Reich. All- 



— 187 — 

gemein verlangte man gebieterisch, das Land den Fremden zu 
verschließen und das Bakufu in Yedo wurde in ein verhängnis- 
volles Dilemma gebracht. 

Das Shogunat gab den Daimyos Befehle, schleunigst Kriegs- 
schiffe zu bauen und Kanonen zu giefcen. Die Forts von Shina- 
gawa (Tokio) und Osaka wurden im Meere erbaut, Waffen und 
Schiffe von Holland gekauft und man war eine Zeit lang eifrig 
mit der Küstenverteidigung beschäftigt. 

Gleichzeitig wurden die Forderungen, das Land zu öffnen, 
immer dringender; aufser Amerika drängten Rulsland und Eng- 
land das Bakufu mit den gleichen Forderungen auf das ener- 
gischeste. Allmählich waren auch die wirklichen Verhältnisse 
bei den fremden Mächten dem Shogunate bekannt geworden 
und da man den Reichtum und die Macht von Europa und 
Amerika erkannte, war es dem Shogunate klar, dals ein fernerer 
Widerstand vergeblich sei. Um der Verantwortung zu ent- 
gehen und das Volk zu beruhigen, wurde ein Gesandter nach 
Kioto geschickt, die Lage der Dinge wurde dem Tenshi aus- 
einander gesetzt und seine Genehmigung erbeten, Verträge 
abschließen zu dürfen. Die Antwort des Hofes lautete: Da 
unter dem Abschluß von Verträgen die Sicherheit des Reiches 
leiden kann, so mufe dieser Schritt von sämtlichen Daimyos 
des Reiches reiflich erwogen werden. Das Resultat solle dann 
dem Tenshi vorgelegt werden. 

Der erste Minister des Shogunes war im fünften Jahre 
Ansei (1858) Ji Naosuke, ein einsichtsvoller, energischer, un- 
eigennütziger, mutiger, aber zu hartnäckiger treuer Diener 
seines Herrn. Er war unbeugsam und lieis sich durch das 
Geschrei der Opposition nicht beeinflussen. Er kannte die 
ähnlichen Verhältnisse in dem benachbarten China, wufste, wie 
oft sich dieses mächtige Reich vor England hatte erniedrigen 
müssen, wie grofse Summen es hatte als Schadenersatz zahlen 
müssen, und er erkannte den fast allmächtigen Einfluls der 
Westmächte hier im Osten. Jetzt ankerten amerikanische und 
russische Kriegsschiffe im Hafen von Yokohama, um Handels- 
verträge zu erzwingen. Ji Naosuke sah ein, dafs der Shogun 
nachgeben müsse und entschloß sich, die Klagen der Bevölke- 
rung unberücksichtigt lassend, zum Abschluls der Verträge. 
Zu diesem Zweck schickte er an die Daimyos eine Instruktion, 
in welcher er sagte, ein kaiserlicher Befehl sei nicht erlassen, 



— 188 - 

die Regierung sei unschlüssig; jetzt seien amerikanische und 
russische Kriegsschiffe da, um Verträge abzuschliefsen , eng- 
lische und französische würden bald folgen, ein Krieg könne 
nur zu einer Niederlage Japans führen, China sei ein warnendes 
Beispiel, die Daimyos muteten diese Gründe einsehen und dem 
Tenshi melden, daß es unvermeidlich sei, Japan zu öffnen und 
Verträge mit England, Rufeland, Frankreich und Amerika ab- 
zuschliefsen. Bisher habe Holland das Monopol des japanischen 
Handels gehabt, an dem jetzt auch die anderen Mächte parti- 
zipieren wollen, dies sei entschieden ein Vorteil für das Land. 
Früher habe der Tenshi stets die Wünsche des Shogunates 
bewilligt, wolle aber in diesem Falle seine Zustimmung nicht 
gleich geben, weil er übelgenommen habe, dafe der Shogun 
einen Wunsch nicht sofort erfüllt habe. Ein großer Teil der 
Daimyos, Vasallen und des Volkes seien gegen die Eröffnung 
des Landes und erzürnt, dafs das Bakufu gegen den Wunsch 
des Tenshi die Partei der sogenannten Barbaren ergriffen habe. 
Aufgeklärt durch Takayama und andere Gelehrte, durch die 
Geschichte von Rai Sanyo haben die Anhänger des Tenshi 
sich sehr vermehrt und sein Ansehen im Lande sei stark ge- 
worden ; gleichzeitig habe sich der Fremdenhafs weit verbreitet. 
Der bisher verweichlichte und weibische Hof fange jetzt an, 
dem Bakufu Widerstand entgegenzusetzen. Komei Tenno sei 
befähigt und kriegerisch gesinnt und der frühere Geist durch 
die neuen Ereignisse und Verhältnisse verjagt. All dieses 
scheine das Geschick des Bakufu gewendet zu haben. 

Aber trotz all der weisen Mahnungen von Ji Naosuke 
wurde die Opposition der fremdenfeindlichen Partei immer 
gröfser. Dazu kamen die der Regierung schadenden Streitig- 
keiten über die Ernennung eines Erben des Shogunes. Es 
waren drei Prätendenten : Tokugawa Keisho, Daimyo von Owari, 
Tokugawa Keiei, Daimyo von Echizen und Hitotsubashi Keiki. 
Der letztere war der älteste und man wünschte allgemein im 
Lande, dafe er zum Nachfolger des Shogunes ernannt würde. 
Diesen aber wollte Ji Naosuke nicht. Er kümmerte sich nicht 
um die Wünsche des Volkes und wollte Tokugawa Jeshige 
zum Nachfolger einsetzen, dagegen die Daimyos von Owari 
und Echizen Tokugawa Nariakira von Mito. Jeshige war noch 
sehr jung; die auswärtigen Angelegenheiten waren sehr kom- 
pliziert, es mufste ein Entschlufs gefafst werden. Es wurde 



— 189 — 

der Vorschlag gemacht, Keiki zum Nachfolger zu ernennen 
und Jeshige zum Nachfolger von Keiki, damit sie nacheinander 
regierten. Naosuke blieb unerschütterlich; er sagte, es sei 
Brauch, dals der nächste Verwandte zum Nachfolger des Sho- 
gunes ernannt würde und setzte es durch, dals Jeshige zum 
Nachfolger des Shogunes Jesada ernannt wurde. Hinsichtlich 
der Öffnung des Landes blieb Naosuke der Gegner von Toku- 
gawa Keisho, Keiei und Nariakira; wenn Keiki Shogun wurde, 
so wurde der Einfluls seines Vaters Nariakira natürlich über- 
mächtig. Dieser hätte die höchste Stelle beim Shogunat er- 
halten. Da dies Naosuke mit Recht befürchtete, hatte er 
durchgesetzt, dals Jeshige zum Nachfolger von Jesada ernannt 
wurde. Die Naosuke gegenüberstehende fremdenfeindliche 
Partei war sehr grols und mächtig; ihr gehörten an die Dai- 
myos von Owari, Mito, Echizen, Kanazaw T a (Kaga), Kagoshima 
(in Satsuma), Sendai, Kumamoto, Fukuoka (in Bungo), Hagi 
(in Suwo), Saga (in Buzen), Tottori (in Inaba), Okayama (in 
Bizen), Tokushima (in Awa) und Kochi (in Tosa). Alle diese 
Daimyos blieben fremdenfeindlich; sie und viele Politiker und 
Gelehrte tadelten die Handlungsweise des Shogunates. Auch 
der Hof in Kioto war in zwei Parteien geteilt für und gegen 
das Offnen der Häfen; der Kwampaku Kujo Hisatada stand 
auf Naosukes Seite, während die Kuge Takatsukasa, Konoe, 
Sanjo und andere seine entschiedenen Gegner waren. Trotz 
seiner mächtigen Feinde wankte Naosuke keinen Augenblick 
und blieb bei seiner Politik. Das Shogunat hatte in der Ära 
Ansei (1854—1859) schwere Strafen verhängt über die Gelehrten 
Jida Tadahiko, Kobayashi Yoshinori, Kaneda Jori, Mikuni 
Daigaku, Wakamatsu Okura, Kasuga Chujo, Moridera Tsune- 
kuni, Tomita Oribe, Yamada Kaguju, Rokubutsu Kliman, Mi- 
yame Muraoka, Yasushima Tatewaki, Kusakabe Isoji, Uka 
und seinen Sohn, Jiedzumi Kinai, Yoshida Tarajiro, Hashimoto 
Sanai, Ikeuchi Daigaku, Rai Mikisaburo, Umeda Genjiro, 
Fujimori Kyo, ükita Ikkei und andere, zusammen über 60 Ge- 
lehrte waren in das Gefängnis geworfen. Die Kuge Takatsu- 
kasa, Konoe, Sanjo, der Chunagon Tokugawa Nariakira und 
seine Söhne Yoshiatsu und Yoshihisa, die Hausdaimyos Toku- 
gawa Yoshikatsu, Yoshinaga, Muneki und Toyonobu hatten 
Hausarrest erhalten und über 60 Gegner der gegenwärtigen 
Shogunatsregierung waren zum Teil eingekerkert, hingerichtet 



— 190 — 

oder verbannt. Diese Strafen wurden überall für abscheulich 
und barbarisch erklärt. Die Shogunatsbeamten meldeten, da£s 
die Gährung im Volke und die Unzufriedenheit wachse und 
Unruhen auszubrechen drohen. Trotz aller dieser Warnungen 
blieb Naosuke halsstarrig und fuhr fort, mehrere Krieger hin- 
richten zu lassen. Diese aufserordentlich harten und grausamen 
Strafen machten dem Bakufu noch mehr Feinde, die allgemeine 
Erbitterung stieg immer höher und an eine friedliche Lösung 
war bald nicht mehr zu denken. Im ersten Jahre Man en (1860) 
brachen in Yedo die Sakurada- Unruhen aus und zwei Jahre später, 
im zweiten Jahre Bun kiu (1862), die Sakashitamon- Unruhen. 

Naosuke hatte energisch, seiner Überzeugung folgend, den 
Shogun Jemochi (1858) eingesetzt, den Hafen von Yokohama 
geöffnet, Kuges und Daimyos eingekerkert, viele Anhänger 
der fremdenfeindlichen Vereinigung rücksichtslos hinrichten und 
verbannen lassen. Um dies zu rächen, bildete sich eine Ver- 
schwörung, bestehend aus Ozeki Wahichiro, Saito Kanemotsu, 
Sano Takenosuke, Arimura Jizaemon und mehreren anderen, zu- 
sammen 18 Männer. Als Naosuke sich während eines Schnee- 
sturmes, bei welchem man auf die nächste Distanz nicht sehen 
konnte, in das Residenzschlofe begab, überfielen die Ver- 
schworenen ihn vor dem Sakurada-Tore in Yedo und ermordeten 
ihn (3. März 1860). 

Nach der Ermordung von Naosuke wurde Ando Nobumasa 
Minister des Shogun, er war ebenso energisch, unerschrocken 
und einsichtig wie sein gefallener Vorgänger, dessen Politik 
er ohne Zagen verfolgte, er empfing die Fremden freundlich 
und kam ihnen entgegen, wodurch er allerdings den Fremden- 
hals der Bevölkerung noch steigerte. Gegen ihn verbündeten 
sich Kono Tsukan, Hirayama Shigemochi, Oda Tomonori 
und andere, zusammen 6 Männer, mit der Absicht, den ver- 
halsten Minister zu beseitigen. Jeder von ihnen trug in seiner 
Tasche eine Erklärung, dais er entschlossen sei, einen Misse- 
täter zu strafen. Sie lauerten Ando Nobumasa vor demSakashita- 
Tore in Yedo auf und überfielen ihn, schwer verwundet entkam 
jedoch Ando (15. Januar 1862). 

Als die Verhältnisse so verzweifelt lagen, entschloß sich 
das Shogunat einen Versuch zu machen, die aufgeregten Ge- 
müter dadurch zu beruhigen, dafs man den Hofadel von Kioto 
und den Schwertadel von Yedo vereinigte. Es wurde ein Ge- 



— 191 — 

sandter nach Kioto geschickt, welcher die jüngere Schwester 
des Shogun Jemochi dem Prinzen Naishinno Kadzunomiya als 
Gemahlin anbot. Endlich nach drei- oder viermal wiederholter 
Bitte gab der Tenshi seine Einwilligung und der Prinz Kadzu- 
nomiya kam im ersten Jahre Bunkiu (1861) nach Yedo, wo die 
Vermählungszeremonie mit groiser Pracht stattfand, dieselbe 
soll mehrere Millionen Dollar gekostet haben. 

Indessen der Hof änderte seine fremdenfeindliche Gesinnung 
nicht, befahl, die eingesperrten Kuge, Daimyos und Samurais 
freizugeben und ernannte den Sohn von Tokugawa Nariaki, 
Hitotsubashi Yoshihisa zum Vormunde und Matsudaira Shun- 
gaku, Daimyo von Echizen, zum Premierminister des Shogun. 
Das Shogunat gehorchte ohne Widerrede diesen Befehlen, so 
verschieden war die jetzige Regierung in Yedo von der einstigen, 
welche früher allein im Reiche Befehle erteilt hatte, denen 
niemand zu opponieren hatte wagen dürfen. Der Hof hatte den 
Shogun früher umschmeichelt und war vor ihm auf den Knien 
gelegen, jetzt war alles umgekehrt, Herr und Diener hatten 
den Platz getauscht und an Stelle des Shogun war der Tenshi 
der Gebieter geworden. Unzweifelhaft hat der Zeitgeist hierbei 
den Kaiser sehr unterstützt. 

Bis jetzt waren sowohl Hitotsubashi Yoshihisa als Matsu- 
daira Shungaku äufeerst fremdenfeindlich gewesen und ent- 
schiedene Gegner der Politik von Ji Naosuke, dais sie deshalb 
eingesperrt waren, als sie jetzt aber an der Spitze des Shogunates 
standen und die Verhältnisse erkannten, genau über die fremden 
Mächte instruiert waren und deren Überlegenheit erkannten, 
sahen sie ihr früheres Unrecht ein, erkannten, dafs weder Euro- 
päer noch Amerikaner Barbaren seien, dals sie nur Handels- 
verbindungen suchten, nicht aber Japan erobern wollen. Wenn 
es zum Kriege kommen sollte, wurde es ihnen jetzt klar, 
wer den Sieg davontragen mufste. Dies war der Grund, wes- 
halb Yoshihisa und Shungaku ihre fremdenfeindliche Gesinnung 
in kurzer Zeit änderten. Inzwischen entbrannte bei Hofe wieder 
der Disput über die Fremden, der Tenshi gab den Befehl, der 
Shogun solle sofort nach Kioto kommen, um persönlich den 
Beratungen über den Verkehr mit dem Auslande beizuwohnen. 
Im dritten Jahre Bunkiu (1863) mufsten der Shogun, der 
Chunagon Hitotsubashi und sämtliche Daimyos des Reiches 
in Kioto zusammenkommen. Im April waren die Konferenzen 



— 192 — 

von diesen mit dem Hofadel und den kaiserlichen Räten, es 
wurde der Beschlufs gefafet, dafs am 10. Mai 1863 die Ver- 
treibung der Fremden aus Japan beginnen solle und dies wurde 
im ganzen Reiche bekannt gemacht. Die Daimyos der Küsten- 
länder sollten die Küstenverteidigungen inspizieren. Dann sollte 
der Tenshi an der Spitze seiner Offiziere und Beamten vor dem 
Shintotempel Otokoyama Siegel und Schwert als Zeichen des 
Oberbefehles gegen die Barbaren dem Shogun überreichen. 
Aber der Shogun erkrankte und konnte nicht erscheinen, der 
Chunagon Hitotsubashi sollte ihn vertreten, aber auch er er- 
krankte plötzlich und mufste den Tempel verlassen. Die Zere- 
monie konnte infolgedessen nicht stattfinden. 

Kurz nachher sah der Hof die Unmöglichkeit ein, die 
Häfen ferner zu schließen, auch die Daimyos erkannten, dafs 
sie bei ihren veralteten Prinzipien nicht verharren konnten. 

Da jetzt Hof und Shogunat eines Sinnes war, so konnte 
nunmehr der Hof- und Schwertadel vereinigt werden. Hierbei 
verlor das Shogunat den letzten Rest seiner Popularität, die 
jetzt unmöglich wieder zu gewinnen war, wie es unmöglich 
war, die gesunkene Macht wieder aufzurichten. Die Daimyos 
erkannten, dafs das Shogunat die Herrschaft über das Reich 
nicht halten konnte, auch das Volk wollte nichts mehr von der 
Regierung wissen, welche es stets nur in den Staub gedrückt 
und in Fesseln geschmiedet hatte. Die Zukunft des Shogunates 
wurde mit jedem Tage klarer und schliefslich begannen überall 
die Agitationen, dasselbe abzuschaffen. Nachdem die Tokugawas 
über 260 Jahre das Reich unumschränkt regiert hatten, waren 
sie so schwach geworden, dais ihre Regierung zusammenbrechen 
mulste. Wenn Japan auf gleichen Fuis mit den Westmächten 
kommen wollte, war es absulut nötig, dafs zuerzt das Feudal- 
system vernichtet und die kaiserliche Regierung restauriert 
wurde, um dadurch die Freiheit und Einigung zu erreichen. 

Der Kaiser hatte den Befehl, die Fremden zu vertreiben, 
aufgehoben, die fremdenfeindlichen Ritter waren deshalb außer- 
ordentlich erregt und konnten die plötzliche Sinnesänderung 
des Tenshi nicht begreifen. An mehreren Orten versammelten 
sich diese Milsvergnügten und machten Versuche, sich gegen 
die Regierung zu erheben; in Yamato rief diese Gärung den 
Aufstand der Tenchugumi (Partei der Himmelsstrafe) und in 
Tajima den Aufstand in den Silberbergwerken hervor. 



— 193 — 

Fojimoto Tesseki und Matsumoto Kenzaburo sammelten 
unzufriedene Krieger, gaben sich den Namen Tenchugumi und 
stellten den ebenfalls unzufriedenen Kammerherrn Nakayama 
Tadamitsu an ihre Spitze. Sie waren etwas über 1000 Mann 
stark und besiegten mehrfach gegen sie gesandte Shogunats- 
trappen, bald jedoch ging ihnen Munition und Proviant aus, 
weshalb viele desertierten. Hierzu kam , dafs die Daimyos von 
Wakayama, Hikone und Koriyama die Tenchugumi zu ver- 
folgen anfingen; ihre Lage wurde kritisch. Die Führer Fujimoto 
und Matsumoto fielen im Kampfe, Nakayama Tadamitsu entfloh 
nach Nagato und damit war dieser Aufstand zu Ende. 

Die Unruhen in den Silberbergwerken in Tajima wurden 
von Hirano Kokushin und Sawa Nobuyoshi hervorgerufen. 
Kokushin versammelte milsvergnügte Krieger in den Silber- 
bergwerken und verteidigte sich gegen die dem Shogunat treuen 
Daimyos von Himeji, Tatsuno und Idzu; schliefslich unterlag 
Kokushin, der gröfste Teil seiner Leute fiel, er selbst wurde 
gefangen und hingerichtet. Sawa Nobuyoshi entkam nach 
Nagato. 

Das ganze Reich war in grofser Aufregung und die Krisis 
des Shogunates kam immer näher. Englische Kriegsschiffe 
brannten Städte an der Küste von Satsuma nieder, das Shogunat 
hatte 3000000 Dollars Entschädigung zu zahlen, weil der 
Daimyo von Choshu auf französische, holländische und ameri- 
kanische Schiffe hatte schiefsen lassen (1863). Englische, franzö- 
sische und amerikanische Kriegsschiffe zerstörten das Fort 
Shimonoseki in Nagato. England verlangte eine grofse Ent- 
schädigung für die Ermordung des Engländers Richardson (1862), 
der aus Respektwidrigkeit gegen den Daimyo von Satsuma 
von einem Samurai dieses Daimyo niedergesäbelt war. Zu 
den inneren Unruhen kamen allerhand Reibereien mit den 
Fremden, das Shogunat war in der gröisten Bedrängnis und 
immer kamen neue Zwiste vor. So erregte Fujita Hyo, ein 
Anhänger des Daimyo Tokugawa Nariakira Unruhen, indem er 
die Regierung des Daimyates reformieren wollte. Yuki Toraji, 
der Haushofmeister von Nariakira, war ein Gegner dieser Reform 
und überwarf sich mit Hyo; es bildeten sich zwei Parteien, 
deren Führer sich um die Herrschaft stritten. Die Untertanen 
von Nariakira nannten die Anhänger von Hyo die Seito, die 
rechte und die von Toraji die Kanto, die schlechte Partei. 

13 



— 194 — 

Nach dem Tode von Nariakira erhielten Ichikawa Sanzaemon 
und Äsahina Yataro von Torajis Partei Anstellungen beim 
Shogunat, Koshiro, der Sohn von Hyo und Tamaru Inanouemon 
ärgerten sich darüber und sammelten im ersten Jahre Gen ji 
(1864) am Berge Tsukubasan in Hidachi eine Schar Unzu- 
friedener unter dem Vor wände, sie seien gegen die Fremden. 
Sie kämpften gegen die Shogunatstruppen und die Yukipartei. 
Takeda Kounsai, Daimyo von Iga suchte zuerst den Streit 
zwischen Hyo und Toraji zu schlichten und als ihm dies mifs- 
lang, schlols er sich Hyos Sohne, Koshira, an. Das Shogunat 
machte jedoch mit der Niederwerfung der Friedensstörer ernst, 
und nun wollte Takeda Kounsai nach Kioto gehen, um zu 
appellieren ; da die Strafse aber gesperrt war, konnte er seinen 
Entschluß nicht ausführen und ergab sich in Echizen dem 
Daimyo von Kaga, Kashuhan. Das Shogunat liefs ihn wegen 
seines Ungehorsams hinrichten. 

In Kyotos waren die Daimyos von Satsuma, Choshu und 
Tosa die mächtigsten und hielten die Ordnung bei den Wachen 
der kaiserlichen Schlösser aufrecht. Besonders der Daimyo 
von Choshu hatte grofsen Einflufs bei Hofe, er war ein Fremden- 
feind und sein höchster Wunsch war der Sturz der Tokugawas, 
der Erbfeinde seines Hauses. Er, der Chunagon Sanjo und 
mehrere fremdenfeindliche Kuge baten den Tenshi im dritten 
Jahre Bunkiu (1863), ihnen die Bestrafung des Shogunates zu 
übertragen. Der Tenshi willigte anfangs ein, änderte dann aber 
plötzlich seine Meinung, befahl der Wache des Daimyo von 
Choshu, aus Kioto abzumarschieren und verbot der Familie Mori 
(Daimyo von Choshu) nach Kioto zu kommen. Die kom- 
promittierten Kuge der Chunagon Sanjo Suketomo, der Chunagon 
Sanjo Saneyoshi, der Shosho (Geheimrat) Higashikuze Tsuki, 
Mibu Motonobu, der Kammerherr Shijo Takauta, der Hofstall- 
meister Koji Yorinori, Sawa Nobuyoshi entflohen nach Nagato, 
weshalb ihnen der Tenshi ihre Würden und Ämter nahm. Nun 
schickten die Vasallen des Daimyo von Choshu Bittschriften 
an den Tenshi, Mori Yoshichika und obigen 7 Kuge die Rück- 
kehr nach Kioto zu gestatten. Da ihre Bitten kein Gehör 
fanden, gerieten die bittstellenden Krieger in Zorn und es fielen 
Kokuro Fukuhara von Echigo, Kokushi von Shinano und Masuda 
Uemon jeder mit einigen hundert Kriegern in Kioto ein, um 
die Umgebung des Tenshi zu säubern. Es kam zu heftigen 



— 195 — 

Strafsenkämpfen zwischen ihnen und den Kriegern der Daimyos 
von Satsuma, Äizu und Kuwana, bei diesen wurden viele Ge- 
bäude in Kioto verbrannt und zerstört. Nun bat das Shogunat 
den Tenshi, ihm die Bestrafung des Daimyo von Choshu zu 
übertragen. Der Kaiser bewilligte es. der Daimyo von Owari 
erhielt das Kommando und die Daimyos von Satsuma, Hizen 
und Higo schlössen sich an. Im ersten Jahre Genji (1864) 
hatte sich in Choshu die fremdenfreundliche Partei der Herr- 
schaft bemächtigt, die den Daimyo Mori Yoshichika und seinen 
Sohn in einen Tempel einsperrten. Drei grofse Vasallen des 
Daimyo Fukuhara, Kokushi und Masuda verlangten, dafs ihr 
Herr sich das Leben nehme. Es gelang jedoch dem Daimyo, 
sich zu befreien und seine Feinde zu stürzen, er liefe etwa zehn 
von ihnen köpfen und schickte deren Köpfe an den Daimyo 
von Owari mit der Bitte um Vergebung und gelobte Treue 
und Gehorsam; damit war diesmal die Sache beigelegt. Bald 
nachher sammelte Fukuhara und Masuda eine Schar geübter 
Krieger, welche von den wegen ihrer Kühnheit berühmten 
Takasugi Fusaku und Yamagata Kyosuke kommandiert wurden 
nnd bald gehorchte ganz Choshu der fremdenfeindlichen Partei 
und widersetzte sich energisch den Befehlen des Bakufu. Nun 
zeigte auch Mori seine wahre shogunfeindliche Absicht wieder. 
Das Shogunat sandte den Daimyo von Kii gegen ihn. Es war 
im zweiten Jahre Keio (1866), als das Shogunat nicht einmal 
mehr die Macht hatte, den einzelnen Daimyo von Choshu zu 
unterwerfen, was doch eine Kleinigkeit hätte sein müssen. 
Der Feldzug zog sich mehrere Wochen hin, die Shogunats- 
trappen wurden öfter geschlagen und der Daimyo konnte nicht 
bezwungen werden. 

In dieser Zeit starb der Shogun Jemochi im Schlosse von 
Osaka, worauf der Kampf eingestellt wurde. 

Einige Monate nach dem Tode von Jemochi starb auch 
KomeiTenno und der jetzt regierende Kaiser bestieg den Thron. 

Toshuko, Daimyo von Tosa und Matsudaira Yodo sahen 
ein, dafs sich das Shogunat nicht mehr halten konnte und 
schrieben deshalb an den neuen Shogun, stellten ihm die ver- 
zweifelte Lage vor und gaben ihm den ernsten Rat, die 
Regierung dem Tenshi zurückzugeben; ihnen schlössen sich Goto 
Shojiro, Teramura Sazen und Komatsu Tatewaki an und rieten 
Tokugawa Keiki, abzudanken. 



— 196 — 

Nach einigem Zögern befolgte Eeiki den Bat und bat den 
Tenshi, sein Amt niederlegen zu dürfen. 

Der Tenshi bewilligte das Gesuch. Gleichzeitig wurden 
die Ämter Sessei (Vormundschafts- Regent), Kwampaku ab- 
geschafft wie der Name Bakufu. Der Gisokwan (Staatsrat), 
Kokojigakwan (Ministerium des Äulsern), Densotsukasa (Ge- 
heimer Rat), Shugoshoku (Gouverneur), Shoshidai, alle diese 
Ämter wurden aufgehoben und Taruhito Shinno (Prinz Arisu- 
gawa) wurde zum Sosai (Regierungspräsident), ernannt, Sanjo 
Saneyoshi, Iwakura Toshimi, Nakayama Tadayoshi, Shimazu 
Shigehisa, Yamauchi Toyonobu, Tokugawa Yoshikatsu, Asano 
Takumi, Matsudaira Yoshinaga wurden Gitei (Senatoren), 
Komatsu Seiren, Goto Genkwa, Hido Koin, Saigo Takamori 
und Okubo Toshimichi w T urden Sanyo (Staatsräte). 

Der kaiserliche Befehl lautete: 

„Von heute an werden alle Regierungsangelegenheiten, 
groüse wie kleine, vom Tenshi geleitet. Das ganze Volk soll 
dies wissen." 

Die Restauration wurde am 7. Dezember 1867 proklamiert. 

Münz- Im elften Jahre Keicho (1606) wurde eine neue Kupfer- 

münze geprägt mit der Inschrift Kei cho tsu ho. 

Im dritten Jahre Genna (1617) wurden Silber- und Kupfer- 
münzen geprägt mit der Inschrift Gen wa tsu ho. 

Im 13. Jahre Kwan ei (1636) wurde das bisher in Japan 
zirkulierende chinesische Geld aulser Kurs gesetzt und eine 
neue Kupfermünze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho geprägt. 

Im zweiten Jahre Kwambum (1662) wurden aus der 
demolierten grofsen Buddhastatue in Nara Kupfermünzen ge- 
prägt mit der Inschrift Kwan ei tsu ho, dies sind die unter 
den Namen Bunsen bekannten Kupfermünzen. Seit dem Shogun 
Tsunayoshi 1680—1709 wurden durch finanzielle Schwierig- 
keiten die Münz Verhältnisse zerrüttet; die alten goldenen Oban 
und Koban wurden (1695) umgeprägt und stark mit Silber und 
Kupfer legiert, sowie stark mit Zinn legierte Silbermünzen 
geprägt, welche die Inschrift Gen ji tragen. 

Im zehnten Jahre Gen roku (1697) wurde das Goldstück 
Nishu kin geprägt. 

Im dritten Jahre Ho ei (1706) wurde die Hojigin, und im 
fünften Jahre Ho ei (1708) die Kupfermünze mit der Inschrift 



W686I1. 



— 197 — 

Ho ei tsu ho, dann im siebenten Jahre Ho ei (1710) die Silber- 
münzen Shan ho ji gin und die Goldmünzen Kan ji kin geprägt. 

Im ersten Jahre Sho toku (1711) wurde das Silberstück 
Shi ho ji gin geprägt. 

Jenobu hatte bereits die Absicht, die Münzverhältnisse zu 
verbessern, aber erst der Shogun Yoshimune liefe im zehnten 
Jahre Kioho (1725) die goldenen Oban und Koban wieder so 
rein prägen, wie in den Jahren 1596—1614 

Aber die Verbesserung dauerte nur kurze Zeit; denn be- 
reits im ersten Jahre Gern bun (1736) wurde wieder schlechtes 
Geld geprägt. 

Im zweiten Jahre Mei wa (1765) wurde ein viereckiges 
Silberstück geprägt, welches auf der Vorderseite die Inschrift 
Gin go momme und auf der Rückseite Jo ze trägt, dann eine 
Eisenmünze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho. 

Im fünften Jahre Mei wa (1768) wurde eine Bronzemünze 
geprägt mit der Inschrift Kwan ei tsu ho, auf der Rückseite 
trägt sie Wellen. 

Im ersten Jahre An ei (1772) wurde eine viereckige Silber- 
münze geprägt, die Nan ryo. Acht Stück von diesen haben den 
Wert eines goldenen Koban; sie trägt die Inschrift Gin za jo ze. 

Im ersten Jahre Bun sei (1818) wurde das Goldstück Ni 
bu kin (50 Sen Gold) und im zweiten Jahre Bun sei (1819) das 
Goldstück Shi shu kin (25 Sen Gold) geprägt; beide Goldstücke 
tragen das Wortzeichen Bun. 

Im dritten Jahre Bun sei (1820) wurde ein Silberstück mit 
der Inschrift Shin moji gin geprägt. 

Im siebenten Jahre Bun sei (1824) wurde die Silbermünze 
Ni shu gin (12V 2 Sen Silber) und die Goldmünze Is shu kin 
(6 1 /* Sen Gold) geprägt. 

Im zwölften Jahre Bun sei (1829) wurde das Silberstück 
Isshugin (6V 4 Sen Silber) geprägt. 

Im dritten Jahre Tem po (1832) wurde die Goldmünze Is 
shu kin (6V 4 Sen Gold) geprägt. 

Im sechsten Jahre Tem po (1835) wurde eine grolse ovale 
Kupfermünze geprägt mit der Inschrift auf der Vorderseite 
Tem po tsu ho, auf der Rückseite To hiyaku (Äquivalent 
100 Mon). 

Im achten Jahre Tem po (1837) wurden die goldenen 
Goryoban (5 Dollar Gold) und Ichibu kin (25 Sen Gold) geprägt. 



— 198 — 

Im sechsten Jahre Ka ei (1853) wurde die Silbermünze Is 
shu gin (6 1 /* Sen Silber) geprägt. 

Im dritten Jahre An sei (1856) erschien das Goldstück 
Hasshukin (50 Sen Gold). 

Im ersten Jahre Man en (1860) erschienen die Goldstücke 
Koban Shi shu (25 Sen Gold) und Koban Ni shu (12 1 /, Sen Gold). 

Im ersten Jahre Bun kiu (1861) wurde die letzte eiserne 
Münze mit der Inschrift Kwan ei tsu ho geprägt; sie trägt auf 
der Rückseite Wellen. 

Die meisten Tokugawa-Shogune regierten gut und milde, 
Volk und Regierung harmonierten und es war Ruhe wie nie 
zuvor. Die Folge war, dafs sich die Lebensbedürfnisse des 
Volkes mit dem wachsenden Wohlstande steigerten und gleich- 
zeitig verlangte das Volk Zerstreuung. Industrie und Künste 
bluten schnell empor, die Fabrikation von Porzellan und Lack- 
arbeiten, Seidenspinnerei, Weberei und Stickerei machte grofse 
Fortschritte und das Interesse für Musik und theatralische Vor- 
stellungen erwachte. Nach der Volkssitte sorgten die Kinder 
für die alternden Eltern und die Rechte der aus dem Mittel- 
alter herübergebrachten, zum Teil noch barbarischen Sitten 
und Gebräuche, wurden von der weisen Regierung gemildert 
oder abgeschafft, so dafs man die geselligen Verhältnisse dieser 
Periode als im allgemeinen behaglich bezeichnen kann. So 
verbot der menschenfreundliche Shogun Jetsuna (1663) das 
Junshi, d. h. den Selbstmord, und das lebendig Begrabenwerden 
der ersten Vasallen und Lieblingsdiener am oder im Grabe 
des verstorbenen Herrn; schon Suinin Tenno hatte 1700 Jahre 
früher diese Menschenopfer verboten; aber im Laufe des Mittel- 
alters war dieser barbarische Brauch wieder allgemein Sitte 
geworden. 

Wohlstand und Zufriedenheit schritten vorwärts, aber das 
Kastensystem blieb und hemmte die geistige Entwicklung des 
Volkes. Die Kriegerklasse hatte grofse Privilegien, während 
die anderen Volksklassen fast rechtlos waren und niedergedrückt 
wurden. Die gröfsten Fähigkeiten vermochten nicht die Kasten- 
schranken zu durchbrechen, niemand konnte die angeborenen 
Kastenfesseln von sich abschütteln und in dieser Hinsicht war 
das Volk in einem bedauernswürdigen Zustande. 

Der Handelsstand, welcher gegenwärtig in Japan einen 
so grolsen Einflufs auf die Gesellschaft hat, war in dieser 



— 199 — 

Periode noch ein allgemein verachteter und wer ihm angehörte, 
wurde für einen Glücksritter, Schwindler oder Betrüger ge- 
halten. 

Bald nach der Schlacht von Sekigehara erbaute Jeyasu Bauten, 
neben dem berühmten Haupttempel der Ikkosekte in Kioto, 
Honganji, den diesem im Range gleichstehenden Higashi Hon- 
ganji, der unter dem Befehle der Regierung stand; wahrschein- 
lich erbaute er diesen als Gegengewicht gegen die kriegerische 
Priesterschaft des alten Honganji, was ihm auch völlig gelang. 

Der Shogun Jemitsu erbaute im dritten Jahre Kan ei 
(1626) nördlich von der Burg in Yedo in Ueno nach dem Modell 
des Tempels Hieizan in Kioto den prachtvollen Tempel Toei- 
zan Kan eyi, zu dessen Oberpriester er Tenkai, seinen be- 
währten Freund und Ratgeber, machte; Tenkai hiefs im Volks- 
munde Kokui no sho, d. h. der Staatsminister im schwarzen 
Priesterrocke. Auf Zureden dieses Priesters begann Jeyasu 
1617 die Tempel in Nikko, Provinz Shimotzuke, zu bauen, 
welche von Jemitsu grofsartig verschönert und 1636 vollendet 
wurden. 

Als Maler erwarben sich nach 1840 grofsen Ruf: Ogata Maler. 
Korin, Kishi Kayo, Moruyama Okuo, Ikeno Taigado, Tani 
Buncho, Shima Kokan und der berühmteste von allen 
Katsushika Hokusai. 

Unter den Tokugawa-Shogunen kamen die wichtigsten Euro- 
und wertvollsten Elemente für die Zivilisation nach Japan, ^^ dw - 
die europäischen Wissenschaften, für deren Import Japan den schatten. 
Holländern zu grofsem Dank verpflichtet ist. Nach dem Auf- 
stande der Christen von Shimabara 1637 — 1638 wurde den 
Portugiesen und Spaniern der Verkehr mit Japan streng ver- 
boten; in England und Frankreich waren innere Unruhen und 
deren Verkehr mit Japan stockte völlig. So verkehrten nur hol- 
ländische Schiffe im fernen Osten; mit ihnen kamen Bücher, 
die eine neue Kenntnis, neue Ideen und neue Wissenschaften 
nach Japan brachten, durch welche allmählich die Frage über 
den Verkehr mit Fremden erweckt wurde; somit hat also Hol- 
land tatsächlich die westliche Zivilisation in Japan eingeführt, 
wie auch das erste berühmte wissenschaftliche Werk über Japan 
von Kämpfer in holländischer Sprache verfafst ist. Derselbe ver- 
weilte zwei Jahre in Japan (1690—1692); sein Werk wurde 1712 
veröffentlicht. Bald erschienen Werke über das Ausland; so 



— 200 - 

schrieb Arai Hakuseki: Sairanigen, Sammlung fremder Dinge, 
über die politischen Verhältnisse in verschiedenen Ländern, Aoki 
Bunzo schrieb Rangaku, die holländischen Wissenschaften. Der 
Shogun Yoshimune hob das früher erlassene Verbot auf, fremde 
Bücher zu lesen und zu schreiben; dadurch wurde dies Studium 
sehr gefördert. Anfangs interessierten hauptsächlich medizi- 
nische Werke; aber nachdem russische und englische Bücher 
sich verbreiteten, machten auch andere Wissenschaften Fort- 
schritte, namentlich Astronomie, Kriegswissenschaften, Physik 
und Botanik. Die Werke von Minosaku Genho, Tsuboi Shindo, 
Ogata Koan, Watanabe Kwazan, Takano Choei, Sakuma Shozan 
und Sugita Seikei über diese Wissenschaften wurden eifrig 
studiert. Aber natürlich blieb die Kenntnis beschränkt, da die 
Zahl der Lehrer zu klein war; dazu kam die Beschränktheit 
des Volkes, welches allgemein die westliche Kenntnis ver- 
abscheute. Gegen Ende des Shogunates wurden dem Studium 
groise Schwierigkeiten gemacht; es wurde verboten und sogar 
harte Strafen über Zuwiderhandelnde verhängt. Aber trotz 
aller Strafen und Verbote verbreitete sich die Kenntnis der 
europäischen Wissenschaften und Verhältnisse immer weiter; 
dies allein ist die Ursache, dafs das japanische Volk auf dem 
heutigen Grade der Zivilisation steht. 



X. 

Periode seit 1867. 

Die gegenwärtige Regierung. 



Wenn wir auf die Vergangenheit zurückblicken, so sehen 
wir Jimmu Tenno Mitteljapan erobern und das eroberte Land 
an seine Krieger und die eingeborenen Häuptlinge, welche sich 
ihm unterworfen haben, verteilen, indem er sie zu seinen erb- 
lichen Beamten macht. Seine Nachfolger setzen das von ihm 
begonnene Werk fort, aber gleichzeitig werden die von Jimmu 
eingesetzten Beamten fast unabhängige Feudalfürsten, deren 
Macht nach dem Jahre 650 durch kräftige Herrscher gebrochen 
wird. Eine Zeit lang führen energische Tenshi die Regierung 
selbst; sie verweichlichten aber bald und mächtige Minister 
nehmen ihnen als Vormunde die Herrschaft. In der Mitte des 
13. Jahrhunderts usurpieren die wieder mächtig gewordenen 
Feudalf&rsten, die Daimyos, die Regierung. Wenn der Tenshi 
auch dem Namen nach der Herrscher bleibt, so kann er doch 
seinen Befehlen keinen Gehorsam verschaffen ; die Feudalfürsten 
setzen nach ihrem Belieben die Tenshi ein und ab und halten 
sie in dem Innern ihrer Schlösser eingesperrt. So ohnmächtig 
die Tenshi aber auch waren, keiner von den Usurpatoren hatte 
je die Kühnheit* sich den Namen Tenshi anzueignen; vielleicht 
hatten Taira Kiyomori und einige andere Machthaber den 
Wunsch, aber selbst diese kühnen Fürsten fürchteten, den 
Hals der ganzen Nation auf sich zu laden und wagten nicht. 



— 202 — 

die Loyalität des Volkes herauszufordern, und so hielt sich 
das Kaiserhaus trotz der Allmacht der Feudalfürsten. Un- 
zweifelhaft hat einzig und allein die dem ganzen japanischen 
Volke innewohnende Loyalität bewirkt, dafs die kaiserliche Linie, 
welche Jahrtausende alt ist, nie unterbrochen wurde. Nach- 
dem Peudalfürsten über 600 Jahre nach Willkür das Land 
geleitet hatten, wurde jetzt endlich die kaiserliche Regierung 
restauriert und hiermit beginnt eigentlich plötzlich die Neuzeit 
in Japan. 

Die Ursachen für den Sturz der Feudalzeit oder des 
Shogunates war in erster Linie der Loyalität des Volkes, welche 
durch die lebhafteste Agitation zu Fanatismus entflammt wurde, 
dann der Verkehr mit dem Auslande und die daraus ent- 
standenen Schwierigkeiten und endlich die westliche Auf- 
klärung, welche sich verbreitet hatte. Japanische Gelehrte 
hatten den Shintoglauben erweckt und diesen zur Entflammung 
des Patriotismus benützt. Loyalität und Patriotismus unter- 
stützten sich gegenseitig und wurden übermächtig; aber beide 
hätten doch nicht allein das Shogunat so plötzlich stürzen 
können, wenn ihnen nicht die Verhandlungen mit dem Aus- 
lande zu Hilfe gekommen wären. Die Politik des Bakufu 
stand dem Nationalgefühle schroff gegenüber. Die fremden- 
feindliche Gesinnung vereinigte sich mit der Loyalität, da man 
den Tenshi für einen Feind der Fremden hielt. Hierzu kam, 
dafs das Shogunat selbst zu wanken anfing durch Spaltung in 
den eigenen Regierungskreisen. Viele der Feudalfürsten (Dai- 
royos), sogar Glieder der Tokugawa- Familie, stellten sich dem 
Shogunat feindlich gegenüber. Streitigkeiten unter dem Feudal- 
adel führten unzählige Konfusionen herbei und alles das lockerte 
die Fundamente des Shogunates; die Aufrechterhaltung der 
Regierung wurde immer schwieriger. Hierzu kommt noch, dafs 
das Volk einige Kenntnis der europäischen Verhältnisse hatte, 
welche es aus den von den Holländern importierten europäischen 
Werken und dem Verkehr mit den an der Küste verkehrenden 
fremden Schiffen geschöpft hatte. Die neuen Ideen standen 
im schroffen Gegensatze zu dem bestehenden mittelalterlichen 
Feudal- und Kastensysteme; sie machten das Shogunat mit 
jedem Tage verhafster. Alle diese Ursachen erzeugten den 
allgemein gewordenen Wunsch fast des ganzen Volkes, das 
Shogunat abzuschaffen und dieser ebnete der Restauration den 



— 203 - 

Weg. Die Elemente, welche den Sturz des Shogunates herbei- 
führten, waren die Konservativen, d. h. die Shogunfreundlichen, 
ebenso wie die Radikalen, die Shogunfeindlichen , sowohl die 
Beschränkten, die Reaktionäre, wie die Aufgeklärten, die 
Liberalen. Die Radikalen besiegten die Konservativen und 
begründeten die jetzige aufgeklärte Regierung. Aus diesem 
erklärt sich der wunderbare Fortschritt, welchen Japan in der 
letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gemacht hat. 

Die Regierung wurde reorganisiert, nominell rein absolut 
mit dem Tenshi als alleiniger Autorität an der Spitze, sowohl 
legislativ als exekutiv. Die Radikalen und Reaktionäre tri- 
umphierten, alle ihre Träume waren erfüllt, selbst der Shinto- 
glaube war an Stelle des Buddhismus Staatsreligion geworden 
und Japan schien von nun an nur für die Japaner da zu sein, 
da das Shogunat, welches die gehalsten westlichen Barbaren 
zugelassen hatte, nicht mehr war. Sie waren überzeugt, dafe 
in kurzer Zeit alle Neuerungen für immer verbannt sein würden, 
nicht allein die europäischen, nein alle, welche neueren Datums 
wären als 500 n. Chr., seit der Einführung des Buddhismus in 
Japan, und Japan nun wieder „das Land der Götter" würde. 
Aus diesem* Traume wurden sie schnell erweckt. Die klugen, 
jetzt an der Spitze der Regierung stehenden Satsuma- und 
Choshu- Staatsmänner hatten dem unwissenden Hofe und den 
Grillen der Gelehrten nur so lange geschmeichelt, als der ge- 
meinsame Feind, das Shogunat, existierte. Jetzt zeigten sie 
ihr wahres Gesicht und erklärten sich offen für die Fremden, 
nicht allein für den Verkehr, sondern sogar für die Europäi- 
sierung ihres Landes. Nie ist die Geschichte Zeuge gewesen 
eines plötzlicheren Umschwunges der Regierungspolitik eines 
Reiches, nie eines weisejen. Denn kann man je im Ernste die 
orientalische und okzidentale Zivilisation auf eine Stufe stellen 
wollen? 

Tokugawa Keiki legte im dritten Jahre Keio (1867) seine 
Würde als Shogun nieder, im gleichen Jahre bestieg der jetzige 
Kaiser den Thron. 

Die Restauration war durchgeführt. Aber wenn eine 
Regierung Jahrhunderte lang das Staatsruder geleitet hat, ist 
es natürlich, daß nach ihrer Entfernung Unruhen entstehen. 

Im ersten Jahre Mei ji (1808) brachen Zwistigkeiten 
zwischen dem Hofe und Tokugawa Keiki aus, welche zu 



— 204 — 

Kämpfen bei Fushimi in der Nähe von Kioto fahrten (17. Ja- 
nuar 1868); Keiki wurde geschlagen und entkam auf einem 
Kriegsschiffe von Osaka nach Yedo. Das kaiserliche Heer 
rückte zum Angriff gegen Yedo vor. Den Oberbefehl hatte 
Prinz Arisugawa, der mit der Flotte absegelte. Der General 
Iwakura Koshi rückte auf der Bergstrafse vor. Keiki wurde 
zwar von seinen Anhängern bestürmt mit der Bitte, Wider- 
stand zu leisten ; aber er bereute, die Waffen gegen den Tenshi 
erhoben zu haben und unterwarf sich ohne Hintergedanken. 
Gleichzeitig liefe er einen Befehl bei seinen Anhängern zirku- 
lieren, in welchem er sagte: „Ich verbiete ausdrücklich, der 
kaiserlichen Armee Widerstand zu leisten. Wer zuwiderhandelt, 
stölst seinen Säbel in meine Brust". Hierauf schloß sich Keiki 
in dem Tempel Kaneiji in Ueno ein. Als die kaiserliche Flotte 
vor Shinagawa ankam, schickte er Katsu Awa an den kaiser- 
lichen General Saigo Takamori, liels seine unbedingte Unter- 
werfung weiden und um Einstellung der Feindseligkeiten bitten. 
Nach seiner Unterwerfung begab er sich nach Mito. Seine 
Anhänger beunruhigten jedoch noch weiter die Länder des 
Kwanto und die nördlichen Landesteile; es kam zu Gefechten 
bei Utsunomiya, bei Hachiman Kaidzuka in Izuini und beim 
Tempel Kan eiji in Ueno (4. Juli 1868). Am heftigsten war 
der Kampf gegen den Daimyo von Aizu, welcher von den 
Daimyos von Sendai, Nambu und Shonai unterstützt wurde. 
Endlich schloCs die kaiserliche Armee ihre Gegner in der 
Festung Wakamatsujo ein; als der Proviant und die Munition 
ausging, kapitulierte der Daimyo von Aizu (6. November 1868). 
Die Daimyos der nördlichen Provinzen unterwarfen sich nun 
sämtlich. Der letzte Anhänger von Keiki im Norden des Landes 
war Enomoto Buyo; er entkam mit ^mehreren Kriegsschiffen 
aus dem Hafen von Shinagawa, verfolgte die Kämpfe im Norden 
von Yedo von seinen Schiffen und segelte nach dem Falle von 
Aizu nach Yezo, wo er landete und Matsuma, Hakodate, 
Esashi und Goryokaku besetzte. Fast die ganze Insel Yezo 
gehorchte seinen Befehlen, bis ein kaiserliches Heer landete 
(1869). Enomoto verlor einen Platz nach dem anderen; schließ- 
lich blieb ihm nur Goryokaku, die Sternschanze bei Hakodate. 
Als auch diese kapitulieren mulste, begab er sich in das kaiser- 
liche Lager (27. Juni 1869) und lieferte sich aus. Hiermit waren 
die Kämpfe der Anhänger des Shogunes zu Ende. 



— 205 — 

Im Juli 1868 wurde der Name Yedo in Tokio verändert 
und der Tenshi machte im März des folgenden Jahres (1869) 
Tokio zu seiner Residenzstadt, nachdem Kioto seit Kwammu 
Tenno (794) Residenz der Tenshi, also 1075 Jahre, gewesen war. 
In diesem Jahre (1869) unterwarfen sich auch die Daimyos von 
Choshu, Satsuma, Tosa und Hizen und ihrem Beispiele folgten 
alle anderen Daimyos des Reiches, die sich noch nicht dem Kaiser 
angeschlossen hatten. Der Tenshi stellte nun die bisherigen 
Fürstentümer unter seine Selbstregierung und machte sie zu Han. 
Die bisherigen 276 Daimyos ernannte er zu Hanchiji (Hanpräsi- 
denten). Zwei Jahre später (1871) werden diese Han in Ken ver- 
wandelt. Von ihrem früheren Einkommen erhielten die gewesenen 
Daimyos den zehnten Teil als erbliches Eigentum. Seither ist 
ganz Japan der Besitz des Tenshi und das ganze Volk seine 
alleinigen Untertanen; dies ist das Ende des Feudalsystems in 
Japan. Es wurden Ken (Departements) und Gun (Bezirke) ein- 
geführt und damit ist die Einigung des Reiches durchgeführt. 
Über die Frage der Öffnung der Häfen, welche in den letzten 
Jahren des Shogunates das Reich in so grofse Unruhen gestürzt 
hatte, hörte man jetzt nichts mehr; sobald die Restauration durch- 
geführt war, wurde von keiner Seite mehr der Wunsch laut, 
die Häfen zu schliefsen. Die Gesandten von England, Amerika, 
Frankreich, Holland, Deutschland und Rufsland wurden vom 
Tenshi am 5. Januar 1869 in Audienz empfangen und von diesem 
die freundlichen Beziehungen bestätigt. Neue internationale Ver- 
träge wurden abgeschlossen und der Verkehr mit Europa und 
Amerika ist seither im steten Wachsen begriffen, ein blühender 
Handel entwickelte sich, die Institutionen und Kenntnisse von 
Europa und Amerika wurden bekannt und verbreiteten sich blitz- 
schnell. Schon 1872 wurde die erste Eisenbahnlinie von Tokio 
nach Yokohama geöffnet, Gesetzgebung, Wissenschaften, Künste, 
Kleidung, Wohnung, Lebensweise und unzählige andere Dinge 
änderten Japan nach europäischem Muster. Die Aufklärung ver- 
breitete sich schnell über das ganze Reich und zeugt täglich 
neue Verbesserungen. 

Nach der Restauration kamen noch einige Ereignisse vor, 
welche die innere und äulsere Ruhe des Reiches störten; es 
sind dies die Aufstände in Saga, Kumamoto und Hagi, die 
Satsuma-Insurrektion, die Formosa- Expedition und die Un- 
ruhen in Korea. 



— 206 — 

Der Saga-Aufstand in Buzen (1874). Im Jahre 1873 
wurde der japanische Gesandte in Korea trotz der bestehenden 
freundschaftlichen Beziehungen von den koreanischen Behörden 
schwer beleidigt; das japanische Volk verlangte, um die Schmach 
zu sühnen, eine Expedition nach Korea. Die Regierung war 
aber anderer Ansicht; deshalb legten Saigo Takemori, Eto 
Shimpei, Goto Shojin, Itagaki Taisuke und Soejima Taneomi 
gleichzeitig ihre Ämter nieder und zogen sich von der Regierung 
zurück. Eto Shimpei und Shima Giyu sammelten dann im 
Departement Saga einige tausend Krieger, vertrieben den 
Präfekten und bemächtigten sich der Burg von Saga. Ihr 
Anhang war bald sehr grofs; trotzdem wurden sie von den 
kaiserlichen Truppen schnell auseinandergetrieben. Eto Shim- 
pei und Shima Giyu wurden gefangen und enthauptet und 
damit waren diese Unruhen zu Ende. 

In Kumamoto bildete sich eine Partei, welche mit der 
Regierung seit der Restauration nicht zufrieden war, sie nannten 
sich Kamikazeren (Sturm der Himmelspartei), man kann sie 
eine konservative, d. h. shugunfreundliche Partei nennen. Im 
Jahre 1876 bildete sich eine aus mehreren 100 Mitgliedern 
bestehende Verschwörung, sie überfielen die Präfektur und die 
Garnison und massakrierten eine grofse Zahl von Beamten, 
Offizieren und Soldaten. Gleichzeitig sammelten Maibara Issei 
und Okudaira Kensuke in Yamaguchi (Provinz Suwo), eine 
Schar Krieger, stürmten die Präfektur, bemächtigten sich der 
Regierungsgelder, machten Erpressungen und beraubten die 
Kaufleute und Landwirte. Die Revolte fing schon an be- 
denklich zu werden, als es den kaiserlichen Truppen gelang, 
die Kamikazeren zu zerstreuen und die Unruhen zu unterdrücken. 

Saigo Takamori war stets ein Anhänger des Shogunes und 
Feind der neuen Regierung geblieben, er hatte den glühenden 
Wunsch, die bestehende Regierung zu stürzen. Zum Scheine 
errichtete er eine Schule in Kagoshima und versammelte die 
Familien seiner gewesenen Vasallen, welche hier Studenten zu 
sein schienen. Sein Einfluis auf die ganze Bevölkerung war 
sehr grofs und er wurde mit jedem Tage mächtiger. Als er 
sich stark genug fühlte, brach die offene Insurrektion aus (1877). 
Saigo hatte sich die grölsten Verdienste erworben, nahm eine 
hohe Stellung ein und wurde von vielen gewesenen Daimyos 
unterstützt. Seine Vasallen waren mutig und unverzagt und 



- 207 - 

als die besten Krieger im ganzen Reiche bekannt und gefürchtet, 
so wurde das kaiserliche Heer sehr hart bedrängt. Nur mit 
genauer Not wurde die Burg von Kumamoto vor der Einnahme 
und Zerstörung von den Truppen Saigos gerettet, aber schließ- 
lich siegten die kaiserlichen Generäle und der tapfere, ehrgeizige 
Saigo Takamori fiel und mit ihm die Blüte seiner todesmutigen, 
treuen Vasallen auf den blutgedrängten Feldern von Shiroyama. 

Es sind nun noch die fremden Angelegenheiten zu er- 
wähnen. 

Die Expeditioi! nach Formosa (1874). Die Eingeborenen 
von Taiwan (Formosa) hatten schliffbrüchige Seeleute von den 
Liukiu- Inseln und aus Bitchiu barbarisch ermordet. Diese 
Greueltat wurde von der japanischen Regierung sofort der 
chinesischen angezeigt. Die Antwort von China war, dafe die 
Eingeborenen von Formosa nicht der chinesischen Nation an- 
gehörten.. Auf diese Antwort hin wurde eine Expedition unter 
dem Kommando von Saigo Yorimichi ausgerüstet, diese züchtigte 
auch die Eingeborenen sehr energisch und empfindlich. Da 
erhob die chinesische Regierung Einwendungen gegen dies Vor- 
gehen, indem sie erklärte, die ganze Insel Taiwan sei chine- 
sisches Gebiet. Eine aus Chinesen und Japanern zusammen- 
gesetzte Kommission konnte sich nicht einigen, schon wollte 
Okubo Toshimichi, der japanische Bevollmächtigte in Peking, 
heimkehren, als der britische Minister die Vermittlung über- 
nahm. Es wurde bestimmt, dafs die chinesische Regierung die 
japanischen Untertanen für ihren Verlust zu entschädigen, 
und an Japan für Wege- und andere Bauten 500000 Taels zu 
entrichten habe. China ei klärte sich hiermit einverstanden 
und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Nationen 
wurden wieder hergestellt. 

Die Insel Saghalin (japanisch Kabafutojima) war zwischen 
1764 und 1771 japanisches Gebiet geworden. Als Rufsland 
Sibirien besetzte und an das Meer von Ochotsk vordrang, kamen 
russische Kolonisten auch nach Saghalin und es entstand eine 
aus Japanern und Russen gemischte Bevölkerung, zwischen 
der die Streitigkeiten kein Ende hatten. Nach langen Ver- 
handlungen tauschte Japan Saghalin (1875), eine wertvolle Be- 
sitzung, gegen die öden, unwirtlichen Kurilen (japanisch-Chis- 
hima) aus. Zur Zeit des Shogunates war die Meeresstraise 
zwischen Urupu und Etoro die Grenze zwischen Japan und 



— 208 — 

Rußland gewesen. Japan erlitt bei dem Tausche allerdings 
einen Verlust, aber der Friede war gesichert. 

Die Ogasawara- Inseln waren zwischen 1592 und 1595 von 
Ogasawara Sadayori entdeckt. Der Shogun Tokugawa Jetsuna 
liefs die Inseln untersuchen. Die Entfernung von Japan schien 
jedoch der Regierung zu grofe und die Verhältnisse nicht günstig, 
und so hörte der Verkehr auf. Gegen Ende des Shogunates 
benutzte die Regierung die Inseln, um Fremde, welche nach 
Japan gekommen waren, dorthin zu senden. Die jetzige 
Regierung nahm die Inseln nach einer Übereinkunft mit den 
fremden Mächten endgültig in Besitz und sie gehören jetzt 
unbestritten zu Japan (1876). 

Die Liukiu-Inseln sollen schon um 1150 von Minamoto Shun- 
teno, Sohn von Tametomo, in Besitz genommen sein. Der Shogun 
Ashikaga Yoshinori belohnte Shimazu Tadakumi mit den Inseln, 
sie blieben im Besitz der Shimazus bis zur Ära Bummei 1469 
bis 1486. In dieser Zeit hörten die Inseln auf, den Tribut zu 
zahlen und unterwarfen sich China. Im Jahre 1609 unterwarf 
auf Befehl von Tokugawa Jeyasu Shimazu Jehisa den König 
von Chusan, Shonei, und hatte in 60 Tagen sämtliche Inseln in 
Besitz genommen. China wurde von der Besitzergreifung sofort 
benachrichtigt und machte keine Einwendungen; die Inseln 
schienen gemeinschaftlicher Besitz von China und Japan zu 
sein. Dies hörte auf, als der jetzige Kaiser von Japan den 
König Shotai der Liukiu-Inseln zum Vizekönig ernannte (1872). 
Das Vizekönigtum wurde aufgehoben und aus den Inseln das 
Departement Okinawa Ken gemacht (1879). 

Korea liegt zwischen Japan und China und hatte bisher 
verhindert, dafe es zu ernstlichen Reibungen zwischen beiden 
Reichen gekommen war, wenn auch Toyotomi Hideyoshi un- 
zweifelhaft die Absicht gehabt hat, sich mit China zu 
messen, so hinderte ihn sein früher Tod an der Ausführung 
seines Planes. Japan wie China verfolgten mit Argusaugen 
die Vorgänge in Korea und rivalisierten um den bestimmenden 
Einflufs, bis schliefslich Unruhen in Korea die Ursache des 
grofsen chinesisch-japanischen Krieges wurden. Als der jetzige 
Kaiser die Regierung übernahm, war Korea streng abgeschlossen 
und hatte noch aus alter Zeit stammende Ansichten, Sitten 
und Gebräuche. Die japanische Gesandtschaft, welche die 
Anzeige von der Regierungsänderung überbrachte, wurde vom 



— 209 — 

koreanischen Könige abgewiesen. Weitere Gesandtschaften 
hatten das gleiche Schicksal. Diese Insulten hatten zur Folge, 
daß sich in Japan eine starke Partei bildete, welche von der 
Regierung forderte, die Schmach mit Blut abzuwaschen. Das 
ganze Volk verlangte einen Rachekrieg mit Korea, aber der 
Kaiser hatte genug im Innern zu tun und folgte den Rache- 
gelüsten nicht, was die vorerwähnten Unruhen zur Folge hatte. 
Die Erbitterung gegen Korea wurde durch eine neue Beleidigung 
und Herausforderung geschürt (1873), der König von Korea 
sprach dem japanischen Gesandten gegenüber offen seine Ver- 
achtung einer Nation aus, welche ihre nationalen Institutionen 
opferte, um sie gegen die des Okzidentes auszutauschen. Der 
Kriegsruf in Japan wurde jetzt allgemein. Die Regierung 
schickte den Grafen Soyejima nach Peking, um sich offiziell 
nach dem Verhältnisse von Korea zu China zu erkundigen. 
Die chinesische Regierung erklärte aus Furcht vor Verwicke- 
lungen, dafe Korea ein völlig unabhängiger Staat sei. Als 
Soyejima mit dieser Antwort Chinas zurückkam, war der Tenshi 
schon im Begriff, Korea den Krieg zu erklären. Aber die 
zur selben Zeit zurückgekehrte Gesandtschaft, welche an die 
europäischen Höfe und die Vereinigten Staaten von Amerika 
geschickt war, um die Verträge zu revidieren, riet entschieden 
vom Kriege ab. Der Kaiser befolgte den Rat, und es blieb 
Friede. Da die koreanische Regierung sah, daß sich Japan 
alle Beleidigungen gefallen lieis, hatte sie die Kühnheit, das 
japanische Kriegsschiff „Unyo" zu beschieisen , welches Ver- 
messungen an der Mündung des Flusses, welcher durch Soeul 
fliefst, vornahm, die „Unyo" antwortete auf den Angriff (im 
August 1875) und brannte die Burg Yongchong auf der Insel 
Kanghwa nieder. Nun schickte die japanische Regierung den 
Gesandten Kuroda Kiyotaka sofort, um Rechenschaft zu ver- 
langen, nach Korea. Nach langem Zögern bat die koreanische 
Regierung um Verzeihung und schlofs den Vertrag von Kanghwa 
ab (26. Februar 1876). In diesem erkannte Japan die völlige 
Unabhängkeit von Korea an und erhielt dafür konsularische 
Vertretung und das Recht Handelsniederlassungen zu gründen 
an der Südküste von Korea in Fusan, geötfnet 1877, an der 
Ostküste in Wönsan, geöffnet 1880, und an der Westküste in 
Ninsen (Chemulpo), geöffnet 1882. Japan war die erste Macht, 
welche die Unabhängikeit von Korea anerkannte. In der 

u 



— 210 — 

Zwischenzeit war der Prinz Heungsön [der Vater des regierenden, 
1852 geborenen Königs Jhöng], besser bekannt unter dem Namen 
Tai Wönkun, welcher während der Minderjährigkeit seines 
Sohnes seit 1860 als Regent Korea regierte, von den Mins, 
der Familie der Königin, 1875 vertrieben. Der tyrannische 
Tai Wönkun hatte stets das Ansehen seiner Truppen gehoben 
und war sehr nachsichtig gegen sie, weshalb er bei diesen sehr 
beliebt war. Als die Mins an die Regierung kamen, ver- 
weigerten die Soldaten den Gehorsam, weshalb ein neues Heer 
organisiert und von japanischen Offizieren ausgebildet wurde, 
um die rebellischen Soldaten zu ersetzen. Die letzteren kon- 
spierierten nun, um den Tai Wönkun wieder an das Staats- 
ruder zu bringen. Im Juli 1882 stürmten sie den Palast, be- 
mächtigten sich des Königs und stellten Tai Wönkun wieder an 
die Spitze der Regierung. Die Königin, w r elche die Meuterer 
hatten ermorden wollen, entfloh. Auch der japanische Gesandte 
in Söul mufste nach Chemulpo flüchten, von wo er auf einem 
englischen Kriegsschiffe nach Nagasaki entkam. Bald nachher 
kehrte er nach Korea zurück und forderte Genugtuung für 
den Angriff auf die japanische Gesandtschaft. Tai Wönkun* 
zauderte mit der Abbitte und der Gesandte verliefe Söul. Krieg 
stand vor der Tür. Die Königin von Korea hatte inzwischen 
Li-hung-chaug um Hilfe gebeten, und bevor Tai Wönkun einen 
Monat die Macht in Händen hatte, rückten chinesische Truppen 
ein. Tai Wönkun wurde auf einem chinesischen Kriegsschiffe 
nach China entführt und die Mins kamen wieder zur Macht. 
Mit Japan wurde ein Vertrag geschlossen, 500000 Yen als 
Entschädigung gezahlt und japanische Truppen wurden in Söul 
stationiert. Die Demütigungen Chinas durch Frankreich im 
Jahre 1884 machten das Vertrauen in Korea zu dem Schutze 
von China wanken, es bildete sich eine Partei, welche den Schutz 
von Ruisland suchte, eine andere wollte den von Japan, während 
das Vertrauen der Mins zu dem Schutze Chinas nicht erschüttert 
wurde. Die japanische Partei entschlofs sich zu Gewaltmafs- 
regeln. Am 4. Dezember 1884 gab Hong Yöngsik, ihr Führer, 
zur Feier der Einweihung des Postgebäudes, dessen Direktor 
er war, ein Gastmahl. Seine Mitschuldigen warteten draufsen 
versteckt, um die Gegenpartei, welche zum Festmahle geladen 
war, zu ermorden; ihr Anschlag wurde jedoch verraten und 
mifelang. Nun eilten Pak Honghyo und Kim Okkiun, die 



— 211 — 

Hauptmitschuldigen von Hong Yöngsik, in den Palast und be- 
mächtigten sich der Person des Königs. Am nächsten Morgen 
früh wurden ihre Hauptgegner in den Palast zum König be- 
fohlen und beim Betreten des Schloistores ermordet. Nachdem 
sie sich auf diese Weise von den Häuptern der China freund- 
lichen Partei befreit hatten, baten sie den japanischen Minister, 
den König zu bewachen. Der Gesandte eilte sofort mit 
200 japanischen Soldaten in den Palast. Gleichzeitig rückte 
der in Söul garnisonierende chinesische General mit einem Teile 
seiner Truppen, von denen 3000 Mann in Söul lagen, nach dem 
Palaste. Der König stellte sich unter chinesischen Schutz. 
Der japanische Gesandte war zur schleunigen Flucht nach 
Chemulpo gezwungen, und viele japanische Residenten von Söul 
worden von der chinesischen Soldateska niedergemacht. Die 
japanische Gesandtschaft wurde niedergebrannt. Pak Yonghyo 
und Kim Okkiun entkamen nach Japan. 

Nach der Rückkunft des Gesandten begab sich Graf Inouye, 
japanischer Minister des Äufseren, nach Korea, wo er von der 
Regierung das Versprechen erhielt, die Gesandtschaften neu 
aufzubauen und eine Gesandtschaft nach Japan zu schicken, 
um für den Angriff auf den Minister Abbitte zu leisten. Da 
die Gewalttätigkeiten an japanischen Residenten hauptsächlich 
von chinesischen Soldaten verübt waren, wurde Graf Ito, Minister 
des kaiserlichen Hauses und Graf Saigo, Minister für Handel 
und Agrikultur nach China gesandt, um Schadenersatz zu ver- 
langen. Sie unterhandelten mit Li hung chang und schlössen 
am 18. April 1885 den Vertrag von Tientsin ab, in welchem 
sich beide kontrahierenden Mächte verpflichteten, ihre Truppen 
aus Korea zurückzuziehen und keine militärischen Instrukteure 
nach Korea zu senden. Der dritte Punkt lautete: „Wenn in 
Zukunft in Korea ein Aufstand oder sonst etwas von Wichtigkeit 
sich ereignen sollte, wodurch China und Japan oder eine der 
beiden Mächte gezwungen wäre, Truppen nach Korea zu senden, 
so sollten die beiden Mächte sich zuerst über die nötigen Schritte 
verständigen, und nach Beilegung der Angelegenheit ihre Truppen 
sofort zurückziehen. Keine permanenten Garnisonen einer von 
beiden Mächten solle in Korea stationiert sein. Dieser Paragraph 
ist von besonderer Wichtigkeit, da die verschiedene Auslegung 
desselben die erste Veranlassung des Krieges zwischen Japan 
und China wurde. Durch diesen Vertrag erkennen China und 



— 212 — 

Japan klar und deutlich die Unabhängigkeit von Korea an, 
und China gibt alle Rechte auf, welche sie jedoch später wieder 
prätendierte. 

Nachdem Korea im Jahre 1885 förmlich Abbitte geleistet 
hatte, wurden die freundschaftlichen Beziehungen zwischen 
Japan und Korea nicht mehr gestört. Aber der chinesische 
Einflufs am koreanischen Hofe wurde infolge der Bemühungen 
des chinesischen Geschäftsträgers Yuan Siekai, tiberwiegender. 

Im Frühjahr 1894 fand ein Ereignis statt, welches aller- 
dings keine direkt politische Bedeutung hat, aber durch welches 
die Animosität in Japan gegen China geschürt wurde. Seit 
fast zehn Jahren lebten Kim Okkiun und Pak Yonghyo, be- 
kannt aus der Revolte 1884, in Japan, wo sie Schutz gefunden 
hatten. Die Regierung hatte im Jahre 1885 der koreanischen 
Regierung verweigert, die beiden auszuliefern. Kim Okkiun 
wurde nach Shanghai gelockt und dort von einem Landsmanne, 
Hong Chongu, (28. März 1894) ermordet. Das japanische Volk 
hielt Kim Okkiun für seinen Schützling und wurde erbittert, 
dafs die chinesische Behörde die Leiche des Ermordeten an 
Korea auslieferte, wo sie enthauptet und wie die eines gemeinen 
Verbrechers ausgestellt wurde. Kurze Zeit nach dieser Er- 
mordung brachen die Unruhen der Tong haks in Korea aus, 
eigentlich waren es Bauernunruhen gegen die sie bedrückenden 
Beamten. Da diese aber Angestellte der herrschenden Mins 
waren, so würden die Tong haks, wenn sie Erfolg gehabt 
hätten, die Mins gestürzt haben. Im April war die erste Revolte, 
die Tong haks besiegten die gegen sie geschickten Truppen 
und der General Hong riet der Regierung, fremde Hilfe zur 
Niederwerfung der Rebellen zu benützen. Am 26. Mai bot 
Yuan Siekai, der chinesische Minister, dem koreanischen Premier- 
minister Min Yong chum chinesische Hilfe an und versprach, 
in zehn Tagen die Unruhen zu unterdrücken. Min folgte ihm, 
obgleich die Regierung gegen fremde Hilfe war, da sie wufete, 
dafs dem Einmarsch von chinesischen Truppen sofort der von 
»Japanern folgen würde. Gegen den Ratschlag von Hong wurde 
die falsche Meldung an den Toren von Söul angeheftet, dafe 
die Tong haks vollständig unterdrückt seien. Dieser Meldung 
wurde kein Glauben geschenkt und als kurz nachher die Tong 
haks mit einem Angriffe auf die Stadt drohten, begannen die 
Einwohner alles zur Flucht vorzubereiten, nun wagte niemand 



— 213 — 

mehr den Vorschlägen, China um Hilfe anzurufen, entgegen- 
zutreten. Min Yong chun erbat dieselbe telegraphisch von Li 
.hung chang und dieser schickte sofort 1500 Mann von Wei hai 
wei, die am 8. Juni in Asan landeten. An demselben Tage 
benachrichtigte Li hung chang die japanische Regierung durch 
den japanischen Konsul in Tientsin: „Drei Truppenabteilungen 
seien auf Ansuchen der koreanischen Regierung allein zu dem 
Zwecke, Unruhen zu unterdrücken, abgeschickt, nach ihrer 
Landung in Asan sollen sie sofort nach Chonju marschieren, 
nach der Unterdrückung der Tong haks würden sie sofort zurück- 
gezogen werden, sie würden gemäfs dem Vertrage von Tientsin 
weder in Söul einrücken, noch in Chonju bleiben." Otori, der 
japanische Gesandte, war derzeit auf Urlaub in dem Seebade 
Oiso nahe Yokohama, er wurde sofort nach Söul geschickt, 
wo er am 9. Juni ankam, eskortiert von einer Abteilung Marine- 
soldaten, welche vor der Stadt biwakierten. Sobald die japanische 
Regierung hörte, dafs die Chinesen Truppen nach Korea 
sendeten, war sie entschlossen, dasselbe zum Schutze der Ge- 
sandtschaft und der etwa 10000 Seelen zählenden japanischen 
Bevölkerung in Korea zu tun. Der General Nozu, Kommandant 
der fünften Truppendivision in Hiroshima erhielt am 5. Juni den 
Befehl, Truppen zum Abmarsch nach Korea bereit zu halten. 
Den gleichen Befehl, sich bereit zu halten, erhielt die Admiralität 
in Kure bei Hiroshima. Munition und Proviant wurde sofort 
abgeschickt und eine Abteilung Soldaten landete diese am 
12. Juni in Chemulpo. Die unter General Nozu kombinierte 
Brigade wurde unverzüglich eingeschifft und der letzte der neun 
Transportdampfer verliefs Ujina, den Hafen von Hiroshima, am 
11. Juni. Sobald die kombinierte Brigade abgesegelt war, zeigte 
die japanische Regierung offiziell an: „Da innere Unruhen in 
Korea ausgebrochen sind und täglich an Umfang zunehmen, 
die koreanische Regierung dieselben nicht bewältigen kann, so 
hat die japanische Regierung zum Schutze der japanischen Ge- 
sandtschaft, Konsulate und ihrer dort lebenden Untertanen 
Truppen nach Korea gesandt. Die chinesische Regierung hat 
vor einigen Tagen die japanische Regierung informiert von der 
Entsendung ihrer Truppen, so informiert hiermit auch die 
japanische die chinesische Regierung von der Absendung ihrer 
-Truppen." Ein weiterer Truppentransport segelte am 15. Juni, 
ebenso gingen Arbeiter ab. Die japanischen Truppen besetzten 



— 214 — 

bei ihrer Ankunft in Korea sofort den Kuhyonsan, einen Berg 
von grofser, strategischer Bedeutung zwischen Söul und Chemulpo 
und Artillerie nahm Stellung auf dem Rücken des Berges. 
10 japanische Kriegsschiffe ankerten im Hafen von Chemulpo. 

Am 17. Juni forderte der japanische Minister des Äufsern 
durch ihren Gesandten in Tokio die chinesische Regierung auf, 
in gemeinsamem Einvernehmen die Rebellion in Korea zu unter- 
drücken, und machte den Vorschlag, beide Regierungen sollten 
Beamte ernennen zur Instruktion des koreanischen Finanz- 
wesens, um ungeeignete Beamte zu entfernen und die korea- 
nische Regierung zu veranlassen, eine genügend starke Armee 
zu halten, um den Frieden im Lande aufrecht erhalten zu können. 
Das Tsungli-yamen antwortete fünf Tage später, die Rebellion 
in Korea sei bereits unterdrückt, es sei daher überflüssig, über 
ein gemeinsames Vorgehen zu verhandeln, Korea solle selbst- 
ständig seine Reformen durchführen, China wolle nicht ein- 
greifen, noch weniger solle das Japan tun, da diese Macht von 
Anfang an die Unabhängigkeit von Korea anerkannt habe; 
über das Zurückziehen der Truppen sei eine Verhandlung nicht 
nötig, weil dieses in dem Vertrage von Tientsin festgesetzt sei. 
Da die chinesische Regierung hierdurch zeigte, sie wolle nicht 
gemeinsam mit Japan vorgehen, benachrichtigte noch am selben 
Tage der japanische Minister des Äufeern die chinesische Re- 
gierung, so sehr die japanische Regierung die abschlägige Ant- 
wort der chinesischen Regierung bedauere, nicht gemeinsam mit 
ihr in Korea vorgehen zu wollen, so verböte es Japan nicht 
allein die Freundschaft mit Korea, sondern auch das eigene 
Interesse, Korea jetzt in den bedrängten Verhältnissen sich 
selbst zu überlassen und weigere sich, da es bekannt sei, wie 
häufig sich die Unruhen auf der Halbinsel wiederholten, die 
Truppen gegenwärtig zurückzuziehen, bis nicht der dauernde 
Friede Koreas gesichert sei. Die Weigerung der japanischen 
Regierung, ihre Truppen zurückzuziehen, war nicht allein eine 
genaue Beobachtung des Vertrages von Tientsin, sondern auch 
zu dem Zwecke nötig, ähnliche Unruhen in Zukunft zu ver- 
hindern. 

Am 14. Juli meldete der japanische Charg6 d' Affaires in 
Peking, dals die chinesische Regierung alle Versuche einer 
Annäherung und eines gemeinsamen Vorgehens in Korea zurück- 
wiese und auf ihrer Forderung bestände, Japan habe seine 



— 215 — 

Truppen aus Korea zurückzuziehen, die Vermittelungsversuche 
des britischen Gesandten habe sie abgewiesen. Es war also 
klar, dafe China sich für einen Krieg mit Japan entschlossen 
hatte. Japan lehnte die Verantwortlichkeit für die Folgen 
dieser Handlungsweise Chinas von sich ab. Die Unentschlossen- 
heit der koreanischen Regierung trennte die diplomatischen 
Beziehungen noch mehr. Als die chinesische Regierung am 
22. Juni erklärte, nicht mit Japan Hand in Hand gehen zu 
wollen, entschloß sich Japan, auf eigene Faust die Reformen 
in Korea durchzuführen; aber dazu war es nötig, von der 
koreanischen Regierung die Versicherung ihrer absoluten Un- 
abhängigkeit zu erhalten. Dieserhalb fragte am 28. Juni der 
japanische Gesandte Otori die koreanische Regierung, weil 
China in den letzten offiziellen Benachrichtigungen von Korea 
als einem Tributstaate geschrieben habe. Die Unabhängigkeits- 
erklärung von Korea war nötig, um die Prätention von China 
zurückzuweisen. Der koreanische Hof konnte sich nicht zu 
einer definitiven Antwort entschließen und fragte telegraphisch 
Li hung chang um Rat; dieser antwortete ausweichend, Korea 
solle in diplomatischen Angelegenheiten unabhängig handeln, 
aber vorsichtig sein. Nachdem Otori die Erklärung der Un- 
abhängigkeit von Korea erhalten hatte, unterbreitete er dem 
Könige einen Reformvorschlag; nach langem Zögern bestimmte 
dieser eine Kommission, die mit Otori zu verhandeln hatte. 
Am 16. Juli unterrichtete die Regierung Otori, dafs sie in den 
Hauptpunkten die Reformvorschläge annehmen würde; aber als 
dieser die schriftliche Zusicherung forderte, antwortete die korea- 
nische Regierung, dals sie zwar willig sei, die Reformvorschläge 
anzunehmen, aber zuerst müfsten die japanischen Truppen zurück- 
gezogen werden, da ihre Anwesenheit eine Drohung sein könne 
und andere Mächte gleichfalls Truppen landen könnten. Diese 
plötzliche Sinnesänderung war von dem chinesischen Gesandten 
in Söul Yuan Siekai herbeigeführt, der drohte, eine grolse 
chinesische Armee herüberkommen zu lassen, und von den In- 
struktionen von Li hung chang, dafs alle Vorschläge von Otori 
zurückzuweisen seien, da China bestimmt Japan zwingen würde, 
seine Truppen zurückzuziehen. Der entscheidende Moment war 
gekommen; China und Japan konnten nicht mehr gleichzeitig 
in Korea bleiben. So lange die chinesischen Truppen in Asan 
stationiert waren, blieb jeder Reformversuch der japanischen 



— 216 — 

Regierung erfolglos. Am 19. Juli stellte Otori das Verlangen 
an die koreanische Regierung, sie solle als Zeichen ihrer Un- 
abhängigkeit die chinesische Regierung auffordern, die Truppen 
aus Korea zurückzuziehen, die unter dem Vorwande, einen 
Schutzstaat zu schützen, nach Korea gekommen seien und solle 
die bestehenden Verträge zwischen Korea und China kündigen. 
Er gab der koreanischen Regierung drei Tage Zeit; aber diese 
verstrichen, ohne dafs er eine Antwort erhielt. Otori entschlofs 
sich, die koreanische Regierung zu einer definitiven Antwort 
zu zwingen und begab sich am 23. Juli unter starker Be- 
deckung von japanischen Soldaten zum königlichen Schlosse. 
Als er sich dem Eingangstore näherte, wurde er von den 
Schlo&mauern von koreanischen Soldaten angeschossen. Die 
Japaner beantworteten das Feuer, stürmten das Tor und be- 
setzten die Kasernen der koreanischen Leibwachen; auch die 
anderen Schlofstore wurden von den Japanern bewacht. Im 
Kampfe wurden 17 koreanische Soldaten getötet und 70 ver- 
wundet, während die Japaner nur einen Toten und zwei Ver- 
wundete hatten. Otori ging in das Schlote und hatte eine 
Audienz beim König, der ihm versicherte, dafs er gerne die 
japanischen Vorschläge ausführen würde, die abschlägige Ant- 
wort sei ihm von den Mins und dem chinesischen Gesandten 
Yuan Sikai abgerungen. Bald nach der Audienz riet Tai 
Wönkun, der Vater des Königs, die japanischen Wünsche zu 
erfüllen, während die Mins, als sie die Schlappe der korea- 
nischen Soldaten hörten, entflohen und den König im Stiche 
liefsen. Am 24. Juli betraute der König von Korea seinen 
Vater, Tai Wönkun, mit der Leitung der Regierung und be- 
fahl, die Mins zu strafen. Am nächsten Tage kündigte er 
China die Verträge und bat Otori, Mafsregeln zu treffen, die 
chinesischen Truppen aus Asan zu vertreiben. Am gleichen 
Tage marschierte General Oshima, Kommandant der kombinierten 
Brigade, von Yongsan, dem japanischen Lager, gegen Asan. 

Sobald die japanischen Truppen angekommen waren, liefen 
die Tong haks, offenbar erschreckt über die Folgen ihrer Revolte, 
auseinander und der General Kong, welcher sie hatte unterdrücken 
sollen, kehrte am 29. Juli triumphierend, als ob er die ihm 
erteilten Befehle erfüllt hätte, nach Söul zurück. 

Gegen den Rat von Li hung chang hatte der Kaiser von 
China sich zum Kriege entschlossen und liefs am 22. Juli einen 



— 217 — 

Truppentransport von Taku nach Asan abgehen. Am 25. Juli 
kam es zwischen einem chinesischen and japanischen Geschwader 
von je drei Schiffen zu einem Kampfe zwischen den Inseln 
Phungdo und Shopaioul. Die Chinesen eröffneten das Feuer, 
obgleich der Krieg noch nicht erklärt war. Die Japaner 
nahmen die Herausforderung ohne Zögern an. Nach ein- 
stündigem Kampfe floh der chinesische Kreutzer Tsi yuen 
gegen den Hafen von Petschili, während der chinesische Kreutzer 
Kwan yi strandete; ein drittes Kriegsschiff, die Tsao kiang, 
hifete die weifse Flagge und ergab sich. Das unter englischer 
Flagge segelnde Transportschiff Kowshing mit 1100 chinesischen 
Soldaten an Bord wurde in den Grund gebohrt. 

Am 26. Juli hatten die japanischen Truppen Yongsan ver- 
lassen und rückten gegen Söul vor. Am 28. Juli kam es bei 
Songhwan zwischen ihnen und der chinesischen Besatzung 
von Asan, welche ebenfalls nach Söul marschierte, zum Ge- 
fecht, in welchem die Chinesen total geschlagen wurden; sie 
sammelten sich erst Mitte August wieder unter ihren Generälen 
Yeh und Nieh in Phyongyang. Nachdem die Feindseligkeiten 
mit dem Seegefecht bei Phungdo und dem Gefechte bei Songh- 
wan eröffnet waren, erfolgte am 1. August 1894 die Kriegs- 
erklärung von Japan. 

Japan machte sofort die dritte, fünfte und sechste Division, 
die Besatzungen der Seefestungen und seine Flotte mobil. Auch 
China sandte etwa 15000 Mann neue Truppen nach. Korea, die 
sich bei Phongyang am Taidongflusse auf halbem Wege zwischen 
Söul und der Grenze der Mandschurei verschanzten. Gegen 
sie rückte der Marschall Yamagata in vier Kolonnen vor. Am 
.13. September nahm die Südkolonne unter General Oshima die 
vorgeschobenen Werke der Chinesen, ohne ernsthaften Wider- 
stand zu finden; am 14. September griff sie den Brückenkopf 
an, muüste aber dann bis zu den am vorigen Tage eroberten 
Schanzen wieder zurückweichen. Am 15. September nahmen 
die beiden Ostkolonnen die nördlich der Stadt gelegenen Schanzen ; 
als nun auch die Westkolonne gegen Abend zu Hilfe kam, 
konnten die Chinesen nur noch die Zitadelle und die Stadt 
halten und traten in der Nacht den Rückzug an. Am 16. Sep- 
tember besetzten die Japaner die Stadt. Die Stärke der Chi- 
nesen war etwa 15000 Mann, die der Japaner etwa 16 300; 
die Verluste der Chinesen betrugen etwa 2000 Tote, die Zahl 



— 218 — 

der Verwundeten wird doppelt so grofs geschätzt; hierzu kommen 
noch etwa 700 Gefangene. Die Verluste der Japaner waren 
102 Tote, 433 Verwundete und 33 Vermifste. 

Am 15. September übernahm der Kaiser von Japan das 
Kommando des Hauptquartieres in Hiroshima. 

Am gleichen Tage wurden in Talienwan 5000 Mann chine- 
sische Verstärkungen auf sechs Transportschiffen eingeschifft, 
um unter dem Schutze der chinesischen Flotte unter dem Ober- 
befehle des Admirals Ting nach Taku shan, westlich des Yalu- 
flusses, gebracht zu werden. Schon hatte die Ausschiffung 
begonnen (17. September 1894), als die japanische Flotte unter 
Admiral Ito herangesegelt kam; es entbrannte die gro&e See- 
schlacht an der Mündung des Yaluflusses oder von Haiyang. 
Fünf chinesische Schiffe wurden vernichtet, andere schwer be- 
schädigt; aber auch die japanischen Schiffe hatten teilweise 
schwer gelitten, namentlich das Flaggenschiff „Matsushima". 
Die Ausschiffung der chinesischen Truppen war aber glücklich 
durchgeführt worden. 

Nach Vernichtung der chinesischen Armee bei Phyongyang 
mußten die chinesischen Truppen aus Korea vertrieben werden; 
am 17. September wurde eine fliegende Kolonne hinter den 
Fliehenden her geschickt. Das erste Armeekorps bestand aus 
der fünften Division (General Nozu) und der dritten Division 
(General Katsura). Der Korpskommandant war Marschall 
Yamagata. Am 24. September rückte die zehnte Brigade unter 
General Tatsumi von Phyongyang gegen Wiju an der Grenze 
von Korea vor; mit der Verteidigung dieser Grenze war der 
chinesische General Shung betraut, welcher etwa 15000 Mann 
befehligte. General Tatsumi blieb in Anju bis zum 5. Oktober, 
um die Verbindung mit Phyongyang herzustellen. Marschall 
Yamagata kam mit seinem Stabe am 23. Oktober in Wiju an. 
Am 24. Oktober ging der rechte Flügel des Korps durch den 
Yaluflufs; am folgenden Tage fand unter äufserst schwierigen 
Verhältnissen der Brückenschlag statt. Die fünfte Division 
nahm noch an demselben Tage den Ort Fuschang, die Chinesen 
wurden am 26. Oktober nach dem dreistündigen Kampfe von 
Kewlienching in die Flucht geschlagen; mit dem Lager fiel 
eine ungeheuere Beute den Siegern in die Hände. Das erste 
Armeekorps erreichte Anfang November die Linie Taku shan- 
Funghwangching. 



— 219 — 

Die Chinesen waren bei Phyongyang am 15. September 
völlig aufs Haupt geschlagen und durch die Schlacht von Kevv- 
lienching am 26. Oktober aus Korea vertrieben , worauf das 
japanische Heer in China einmarschierte. Das erste Armee- 
korps verfolgte die zurückweichenden Chinesen in der Mand- 
schurei. Es war nötig, dafe ein entscheidender Schlag aus- 
geführt wurde durch die Eroberung der großen chinesischen 
Festung und des Kriegshafens Port Arthur, mit dessen Besitz 
der ganze Golf von Petschili in den Händen Japans war. Zu 
diesem Zwecke wurde ein zweites Armeekorps gebildet, be- 
stehend aus der ersten und sechsten Division, welches von 
Marschall Oyama kommandiert wurde. In einer Flotte von 
über 50 Transportschiffen verliefs am 24. Oktober das Korps 
Ujina den Hafen von Hiroshima und landete am 28. in Hwa- 
yuankow, einem kleinen Dorf an der Mündung des Hwayuan- 
flusses. Dieser Landungsplatz war gewählt, weil das in anderer 
Hinsicht vorzuziehende Petsewo, eine Stadt von einiger Be- 
deutung, keinen guten Ankergrund hat. Am 25. Oktober wurde 
Petsewo ohne Widerstand besetzt. 

Am 4. November landete der Korpskommandant, Marschall 
Oyama, am 6. wurde Kinchou und am 7. Talienwan besetzt. 
In Talienwan fiel den Japanern reiche Beute in die Hände, 
allein 80 schwere Geschütze. Nun machten die Japaner Talien- 
wan zum Hauptetappenorte des zweiten Korps und landeten 
hier einen Belagerungspark von schweren Geschützen, worauf 
die Operationen gegen Port Arthur begannen. Diese Festung 
hatte höchstens 10000 Mann Besatzung. Am 18. November 
fand leichtes Avantgardengefecht statt, am 20. setzten sich die 
Japaner auf den Höhen nördlich von Port Arthur fest, und 
am 21. begann das Bombardement. Die ersten chinesischen 
Werke wurden schon gegen 8 Uhr früh erobert, gegen 3 Uhr 
nachmittags waren sämtliche Küstenwerke östlich der Hafen- 
einfahrt genommen, am 22. früh besetzten die Japaner auch die 
westlichen Werke. Der gröfste Teil des chinesischen Heeres 
entkam. Der Verlust der Chinesen betrug 2—300 Mann, der 
der Japaner war 29 Tote und 233 Verwundete. 

Wenige Tage nach dem Falle von Port Arthur kam der 
Direktor der chinesischen Zölle in Tientsin, Detring nach Japan, 
um Friedensvorschläge zu machen, da er jedoch nicht die 
nötigen Vollmachten hatte, weigerte sich die japanische Regierung, 



— 220 — 

mit ihm zu unterhandeln und er kehrte unverrichteter Dinge 
nach China zurück. 

Der chinesische General Sung, der mit seinen früher am 
Yaluflusse gewesenen Truppen den vor Port Arthur beschäftigten 
Japanern in Flanke und Rücken fallen sollte, griff am 
21. November die schwache japanische Besatzung von Kinchou 
nördlich von Port Arthur an, mutete aber über Pu nach Norden 
zurückweichen. Das zweite Armeekorps bezog in Kinchou, 
Port Arthur und Talienwan Winterquartiere. Die nach Fu 
marschierte Brigade sollte die Verbindung mit dem ersten Armee- 
korps aufrecht erhalten. Diese hatte am 13. Dezember Hai 
tscheng, eine größere Stadt am mandschurischen Gebirge er- 
reicht, wo sie am 19. Dezember mit dem auf dem Rückmarsche 
von Fu begriffenen General Sung zusammentraf. Es kam zu 
einem harten Kampfe, der erst für die Japaner siegreich endete, 
als das Gros der dritten Division eintraf. Dagegen gelang es 
der japanischen fünften Division nicht, Liaoyang, südlich von 
Mukden, zu erreichen, weil die Wege durch das Gebirge un- 
passierbar waren. Die Division ging auf Hungshwy ching zurück. 
Einige Tausend Chinesen griffen am 13. Dezember diese Stadt 
überraschend an, wurden aber zurückgeworfen und zogen am 
.14. Dezember nach Norden ab. Alle Abteilungen bezogen jetzt 
Winterquartiere, doch zogen die Chinesen immerfort Verstär- 
kungen nach der Liaoho-Ebene. Ihre Flotte hatte sich, soweit 
sie nicht vernichtet war, in Wei hai wei vor den Japanern in 
Sicherheit gebracht. 

Nachdem Port Arthur am 21. November erobert war, wurde 
beschlossen, Wei hai wei anzugreifen, um die Reste der chinesi- 
schen Flotte, die sich hier versteckt hielten, zu vernichten, damit 
Japan die alleinige Herrin. des Meerbusens von Petschili werde. 

Am 10. Januar 1895 segelten 50 Transportschiffe mit der 
zweiten Division, unter Kommando des General Sakuma und 
die elfte Brigade der sechsten Division unter General Kuroki 
aus dem Hafen Ujina, sie kamen am 14. Januar in Talienwan 
an. Am 19. Januar verliefsen Talienwan 19 Transportschiffe, 
gefolgt am 20. von weiteren 15 und am 21. von 16, diese er- 
reichten Yungching am 20., 21. und 22. Januar. Marschall Oyama 
war mit dem zweiten Transporte gesegelt. Die Stadt Yung- 
ching wurde ohne Widerstand besetzt. Dieses Korps war als 
Teil des zweiten Armeekorps unter Oyama abgesegelt. Die 



— 221 — 

Besatzung von Wei hai wei zählte 10000 Mann. Die Forts und 
Werke der Seeseite waren vorzüglich armiert, beinahe durchweg 
mit schweren Kruppgeschützen, die Landseite dagegen war 
recht schwach befestigt. Nach ihrer Landung begannen die 
Japaner in Stärke von etwa 20000 Mann den Vormarsch gegen 
Wei hai wei. Obgleich die Chinesen Kenntnis von der Landung 
der Japaner hatten, liefeen sich die Besatzungen von den Ost- 
forts am 30. Januar 1895 vollständig von den Japanern über- 
raschen. Alle Ostforts fielen den Japanern in die Hände. Die 
Besatzung wird auf 2600 Mann geschätzt, von denen über 
800 getötet und verwundet wurden. Die Verluste der Japaner 
waren etwa 115 Tote und Verwundete, unter ihnen General 
Odera, Kommandant der elften Brigade, der an einer Schufs- 
wunde starb. Am nächsten Tage wurden Vorbereitungen zum 
Angriff auf Wei hai wei getroffen. Die sechste Division blieb 
in Pohchihyaisu, Stab und Hauptquartier in Wantseuntang, 
die zweite Division sollte den Kriegshafen angreifen und blieb 
in oder bei Funglintsae. Die zweite Division rückte am 1. Februar 
nach Lootaokow, etwa zwölf englische Meilen südwestlich von 
Wei hai wei vor. Auf die Meldungen der Patrouillen, dafs 
2500 Chinesen an der Strafse nach Wei hai wei in Stellung 
seien, wurde Prinz Fushimi mit einem Regimente gegen diese 
geschickt. Im heftigen Schneesturme wurden die Chinesen ge- 
worfen, die Verluste der Japaner waren 5 Tote und 35 Ver- 
wundete. Die Division folgte langsam und verjagte die am 
Bergabhange versteckten Chinesen. Am 2. Februar rückte die 
vierte Brigade in Wei hai wei ein, ohne auf Widerstand zu 
stofsen. 

Nun waren nur noch die Forts auf den Inseln im Besitze 
der Cinesen, diese zu nehmen war die Pflicht der japanischen 
Marine. In der Nacht zum 4. Februar gelang es den Japanern, 
eine 50 Meter breite Brücke in die Balkensperre nördlich des 
Forts Lung miau tsui herzustellen, durch welche die Torpedo- 
boote jetzt in den Hafen kommen konnten, die in der folgenden 
Nacht einen Angriff auf die chinesische Flotte machten. Das 
Panzerschiff „Ting Jueng" wurde getroffen, konnte aber noch 
aof flaches Wasser dampfen und seine Besatzung retten. Die 
Japaner verloren zwei Torpedoboote, erneuerten aber in der 
nächsten Nacht ihre Torpedobootangriffe und brachten zwei 
chinesische Kriegsschiffe und einen Minenleger zum Sinken. 



— 222 — 

Am 7. Februar griff nun endlich die japanische Kriegsflotte 
ernsthaft in den Kampf ein. Die chinesischen Torpedoboote 
entflohen in der Richtung auf Tschifu, es wurden jedoch sieben 
gekapert, zwei vernichtet, so dafs nur zwei glücklich entkamen. 
Ein weiteres chinesisches Kriegsschiff wurde zum Sinken 
gebracht, worauf Admiral Ting Selbstmord beging. Am 
14. Februar 1895 wurden alle chinesischen Kriegsschiffe im 
Hafen von Wei hai wei, die Insel Liukung, alle Forts und 
Vorräte gegen Zusicherung des freien Abzuges der Truppen 
den Japanern ausgeliefert. Diese Bedingung hatte Admiral 
Ting vor seinem Tode von dem japanischen Admiral Ito zu- 
gestanden erhalten. 

In der Mandschurei hatte der sehr strenge Winter, das 
Thermometer fiel auf 20° R, die Japaner zu einer langen Ruhe 
gezwungen. Die Chinesen sammelten 50—60000 Mann in der 
Liaoho-Ebene und griffen am 1 7. und 22. Januar 1895 das be- 
festigte Hai tscheng an, wurden aber blutig abgewiesen. Am 
21. und 24. Februar erneuerten sie den Angriff mit gleichem 
Erfolge. Am 28. Februar ergriffen die Japaner die Offensive 
und warfen die Chinesen nach Norden zurück. Am 4. März 
nahmen die Japaner nach erbittertem Strafsenkampfe New 
chwang, am 6. März Jing tse, am folgenden Tage das südlich 
von der Stadt gelegene Küstenfort und am 9. März schlug 
General Nodzu die Chinesen bei Tien tschwang tai. Nun war 
die Strafse nach Peking frei. 

Während des japanischen Angriffes auf Wei hai wei kamen 
zwei chinesische Bevollmächtigte, Chang In hoon und Shao Yulien 
am 31. Januar 1895 in Hiroshima an, um über den Frieden zu 
unterhandeln. Am 1. Februar tauschten die japanischen Be- 
vollmächtigten, Graf Ito, Ministerpräsident, und Viscount Mutsu, 
Minister des Äufseren, die Beglaubigungsschreiben aus, aber 
die Chinesen waren nach ihren Beglaubigungsschreiben nicht 
mit unumschränkter Vollmacht, über den Frieden zu unter- 
handeln, ausgerüstet und kehrten am 4. Februar nach Shanghai 
zurück. 

Die japanische Flotte brachte am 23. März die alten chine- 
sischen Befestigungen des Hafens Ma kung auf der gröMen 
der Pescadoresinseln Pong hu zum Schweigen. Am 24. März 1895 
früh landeten die Japaner noch in der Dunkelheit und nahmen 
die Werke von der Landseite. 



— 223 — 

Als Friedensunterhändler kam in Shimonoseki am 19. März 
1895 der Vizekönig Li hung chang als chinesischer Bevoll- 
mächtigter an und landete am folgenden Tage. Nach dem Aus- 
tausche der Vollmacht beantragte er in der zweiten Konferenz 
einen Waffenstillstand, dessen Bedingungen festgestellt wurden, 
aber in der dritten Konferenz am 24. März zog er seine Vor- 
schläge zurück, weil er die japanischen Forderungen für unan- 
nehmbar hielt. Als er von dieser Konferenz sich in sein 
Quartier begeben wollte, wurde er von einem japanischen 
Fanatiker, namens Koyama Rokunosuke, durch einen Revolver- 
schufe in der linken Wange verwundet. Der Verbrecher wurde 
sofort festgenommen und später zu lebenslänglicher Zwangs- 
arbeit verurteilt. Am 30. März wurde ein dreiwöchentlicher 
Waffenstillstand für Nordchina abgeschlossen. Die Wunde von 
Li hung chang heilte schnell, und die Verhandlungen wurdeu 
am 10. April wieder aufgenommen, in der Zwischenzeit war 
Liching fang, der Sohn des Vizekönigs, als zweiter Bevoll- 
mächtigter angekommen, um gemeinsam mit seinem Vater zu 
unterhandeln. Am 17. April erfolgte der Abschlufs der Friedens- 
präliminarien, die am 8. Mai ratifiziert wurden. In den Friedens- 
bedingungen verpflichtete sich China, die Unabhängigkeit von 
Korea anzuerkennen, zur Zahlung einer Kriegsentschädigung 
von 200 Millionen Taels und zur Abtretung der Halbinsel Liao 
tung, Formosa und der Pescadores-Inseln. Als Helfer in der 
Not für China erhoben Rufsland, Deutschland und Frankreich 
Einspruch gegen die Abtretung der Liaotung-Halbinsel, worauf 
diese gegen Erhöhung der Kriegsentschädigung um 30 Millionen 
Taels aufgegeben wurde. Die Besitzergreifung von Formosa 
machte einige Schwierigkeiten, da der gewesene chinesische 
Gouverneur die Insel zur Republik erklärte. Der Aufstand 
konnte erst Ende des Jahres 1895 nach'Besiegung der chine- 
sischen Banden, „Schwarzflaggen", niedergeschlagen werden. 
Die Unterdrückung eines neuen Aufstandes 1896 gelang da- 
gegen leichter. Es wird aber der japanischen Regierung noch 
viel Geld und wahrscheinlich auch Blut kosten, bis die Insel 
eine ruhige Provinz sein wird. 

Mit der öffentlichen Audienz der fremden Gesandten am 
13. Februar 1869 begann für Japan eine durchgreifende und 
rasch fortschreitende Umgestaltung sämtlicher Staats- und 
Bildimgsverhältnisse. An der Spitze dieser Fortschrittsbe- 



- 224 — 

wegung steht der kluge und energische Kaiser Mutsuhito, der 
am 3. November 1889 seinen Sohn Haru nomiya Yoshihito zum 
Thronfolger ernannte. Ihm zur Seite standen gleichgesinnte 
höchste Beamte, von denen die meisten ihre Bildung in Europa 
oder Nordamerika erworben hatten. Die Zivilisation machte 
ganz erstaunliche Portschritte und bald konnte man die sozialen 
Verhältnisse nach der Restauration mit denen unter dem Shogunat 
in keiner Weise vergleichen. Alles hat sich in der kurzen 
Spanne Zeit so verändert, als ob Japan vor und nach dem 1 
Jahre 1868 zwei verschiedenen Welten angehöre. Was die 
übrige Welt in Jahrtausenden erreichte, wurde nach ebensoviel 
Jahrzehnten Eigentum der Japaner. Wo unter dem Shogunate 
jeder Distrikt streng abgeschlossen war, seine eigene absolute. 
Regierung hatte, ist jetzt das ganze Reich vereinigt und hat 
eine einheitliche Regierung. Wo früher die Macht des Stärkeren 
allein Recht hatte und die Unterdrückung des Volkes die Folge 
war, stehen jetzt die verschiedenen Klassen unter dem gleichen 
Gesetze, eine freie Luft weht über dem ganzen Volke. Während 
früher nur Talente beachtet wurden, die auf einen Stammbaum 
zurückblicken konnten, alle anderen aber keine Berücksichtigung 
fanden, ist jetzt ein edler Wettstreit zwischen allen sich aus- 
zeichnenden Männern, welcher Geburt sie sein mögen, und die 
Fähigkeiten kommen zur vollen Entwicklung. Während früher 
die Wissenschaften einseitig sich fest an das Althergebrachte 
klammerten und die Erziehung auf bestimmte Grenzen beschränkt 
war, macht jetzt die allgemeine Kenntnis täglich sichtliche Fort- 
schritte. Im Jahre 1872 wurde das Generalpostamt eingerichtet, 
um die überseeische Post von Japan selbst zu leiten. Die 
europäische gregorianische Zeitrechnung wurde eingeführt, in- 
dem der 1. Januar 2533 japanischer Zeitrechnung zum 1. Januar 
1873 gemacht wurde. Im Jahre 1871 wurde ein neues Münz- 
system und 1897 durch ein neues Münzgesetz die Goldwährung 
angenommen, dessen Einheit der Jen ist. Es folgten die 
Gründung von Bankinstituten, Versicherungsgesellschaften usw. 
Am 1. April 1886 trat Japan dem Weltpostverein bei. Die 
bäuerlichen Frohndienste wurden aufgehoben, der allgemeine 
Schulzwang wurde eingeführt, Volks- und höhere Schulen ge- 
gründet. Eisenbahnen, Telegraphen- und Telephonlinien durch- 
ziehen das ganze Reich, grofse Dampfschiffahrts-Gesellschaften, 
die mit den ersten europäischen und amerikanischen mit Erfolg 



— 225 — 

konkurrieren, sind entstanden. Merkwürdigerweise hat sich 
die Abneigung der Japaner gegen das Christentum sehr lange 
gehalten. Früher war den Fremden freie Religionsübung er- 
laubt, den Japanern aber der Übertritt zum Christentum ver- 
boten. Als bald nach Öffnung der Häfen in der Nähe von 
Nagasaki sich durch die Tätigkeit französischer katholischer 
Missionare christliche Gemeinden bildeten, und die Zahl der 
Neugetauften zunahm, lieis die Regierung eine grofse Zahl 
japanischer Christen in das Gefängnis werfen, verurteilte 1868 
sogar 4100 Christen zur Deportation. Verschärfte Verbote 
gegen das Christentum wurden 1870 erlassen und gleichzeitig 
8000 Christen in fremden Provinzen verteilt. Erst 1873 gab 
die Regierung dem Drängen der fremden Mächte nach und 
stellte am 21. Februar die Verfolgung der japanischen Christen 
ein, und hob 1876 alle gegen das Christentum gerichteten Er- 
lasse auf. Es hat jetzt ein jeder das Recht, sich seine Religion 
zu wählen und zu glauben, was er für das Rechte hält. 

Am 11. Februar 1889 krönte die Regierung ihr Reformwerk 
durch Verkündigung der schon im März 1868 vom Kaiser ver- 
sprochenen Verfassung, die 1890 in Kraft trat. Man hat dabei 
das preuisische Staatsgrundgesetz zum Muster genommen. Am 
25. November 1890 wurde der erste Reichstag in Japan eröffnet. 

Einmal schien der Fremdenhals in Japan neu zu erwachen, 
als der Einspruch von Rufsland, Deutschland und Frankreich 
gegen die Abtretung der Halbinsel Liao tung Japan die goldenen 
Früchte der blutig erkämpften Lorbeeren raubte, und sie, ein 
meisterhafter Schachzug der russischen Diplomatie, geschickt 
Rulsland in die Hände spielte. Schon sah sich die Regierung 
genötigt, die fremden Gesandtschaften und Konsulate durch 
starke Polizeidetachements bewachen zu lassen, als die Er- 
füllung ihres Hauptwunsches die Japaner ihren Fremdenhafs 
vergessen machte. Dieser war die Revision der Verträge, in 
denen besonders die Konsulargerichtsbarkeit der fremden Staats- 
angehörigen Anstoß bei den Japanern erregte. Japan hatte 
durch die Reform seiner Gesetzgebung nach europäischem Muster 
den Beweis geliefert, dafs es auf kulturellem Gebiete Gleich- 
berechtigung beanspruchen könne. Die auswärtigen Mächte 
fanden sich daher bereit, auf die Konsulargerichtsbarkeit ihrer 
Untertanen zu verzichten. Zuerst schlois England im Juli 1894 
einen neuen Scbiffahrts- und Handelsvertrag ab, dann folgten 

15 



— 226 — 

die übrigen Mächte, die Vereinigten Staaten von Nordamerika 
1894. Frankreich, Italien, Rufsland, Belgien 1895, Deutschland, 
Schweden und Norwegen, die Schweiz, die Niederlande und 
Österreich-Ungarn 1896. In diesen neuen Verträgen, welche 
1899 in Kraft traten, wurde den Untertanen der betreffenden 
Staaten als Ersatz für den Verzicht auf die Konsulargerichts- 
barkeit das Recht, im ganzen Lande Handel zu treiben, 
gewährt. Sie bedeuten für Japan eine neue Zeit in seinen 
auswärtigen Beziehungen, weil es dadurch von den übrigen 
Kulturstaaten als gleichberechtigte Macht anerkannt und wie 
das Glied einer Kette mit den Staaten Europas und Amerikas 
vereinigt ist. 
Handels- Werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der 
verträge ' Handelsverträge. Seit der dritte Shogun aus dem Hause 
Tokugawa, Jemitsu, um Verwicklungen mit Spanien und Por- 
tugal zu vermeiden, Japan von der übrigen Welt abgeschlossen 
hatte, wiesen seine Nachfolger mit Entschlossenheit alle Ver- 
suche der europäischen Mächte zurück, mit Japan in Handels- 
und Freundschaftsbeziehungen zu treten. Vergebens hatten 
die Engländer 1674 versucht, die von ihnen im Jahre 1623 
aufgegebenen Handelsverbindungen wieder anzuknüpfen; ihre 
Unterhändler wurden vom Shogun nicht empfangen und muüsten 
unverrichteter Dinge heimkehren. Die gleichen Mifserfolge 
hatten die russischen Gesandten Laxmann 1782 und Krusen- 
stern, der vom 9. Oktober 1804 bis 19. April 1805 in Nagasaki 
weilte, aber stets aufs neue abschlägige Antworten von Yedo 
erhielt. Erneute Versuche der Engländer 1803 und 1811 waren 
ebenso erfolglos. Indessen erkannte die Regierung in Yedo 
immer mehr, dafs sie die Forderungen der Fremden erfüllen 
müsse. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten Kali- 
fornien erworben; das kleine Fischerdorf San Franzisko blühte 
durch die entdeckten Goldfelder schnell zu einer bedeutenden 
Handelsstadt empor. Infolge des Friedens von Nanking 1842 
wurde China zum Teil den Fremden geöffnet. Der schnell sich 
entwickelnde Welthandel führte mit jedem Tage mehr eng- 
lische und amerikanische Schiffe in die japanischen Gewässer. 
Das System der Absperrung Japans von der Aufsenwelt wurde 
unhaltbar und es gelang dem amerikanischen Kommodore Perry, 
den ersten Handelsvertrag zwischen Japan und den Vereinigten 
Staaten abzuschliefsen. Am 8. Juli 1853 lief er mit einer 



— 227 — 

Expedition von vier Kriegsschiffen in den Hafen von Uruga 
unweit des heutigen Yokohama, ein ; er überbrachte einen Brief 
des amerikanischen Präsidenten Fillmore an den Shogun, in 
welchem um einen Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen 
Nordamerika und Japan gebeten wurde und am 31. März 1854 
wurde dieser Vertrag in Kanagawa im Busen von Yedo ab- 
geschlossen. Die Häfen Shimoda auf der Halbinsel Izu und 
Hakodate auf der Insel Yezo wurden dadurch für die amerika- 
nischen Schiffe geöffnet. Schnell folgten die Engländer, die 
am 14. Oktober 1854 den am 9. Oktober 1855 ratifizierten Ver- 
trag von Nagasaki schlössen, welcher aufser den obigen zwei 
Häfen noch Nagasaki öffnete. Dieselben Häfen wurden für 
russische Schiffe durch den am 7. Februar 1855 abgeschlossenen 
und am 7. Dezember 1856 ratifizierten Handels- und Grenz- 
vertrag von Nagasaki eröffnet. Diesen ersten Verträgen folgten 
bald neue, und zwar mit Nordamerika am 17. Mai 1857, rati- 
fiziert am 30. Mai 1858 zu Washington, mit Holland am 
23. August 1856, am 16. Oktober 1857 und am 18. August 1858, 
mit England am 27. August 1858, mit Frankreich am 9. Oktober 
1858, ratifiziert am 22. September 1859. 

Am 1. Juli 1859 wurden den Vertragsmächten die Häfen 
Hakodate, Nagasaki und Yokohama geöffnet; am 1. Januar 1860 
kam hinzu der Hafen von Niigata an der Westküste und am 
1. Januar 1863 Hiogo (Kobe) und Osaka. In diesen Häfen war 
es Ausländern gestattet, Grundbesitz zu erwerben, ohne Ver- 
mittelung von japanischen Beamten direkt mit dem japanischen 
Volke Handel zu treiben, Häuser und Kirchen zu erbauen und 
ihre Eeligionsgebräuche auszuüben. Am 1. Januar 1862 wurde 
auch in Yedo ein abgegrenztes Terrain, die Konzession, den 
Ausländern übergeben, wo sie Handel treiben durften. Die 
Gesandten und Konsule hatten die Jurisdiktion über die Unter- 
tanen ihrer Länder und es war ihnen gestattet, das Innere des 
Landes zu bereisen. Verboten war nur der Import von Opium 
und die Ausfuhr von gemünztem Kupfer. Die gleichen Ver- 
träge schlössen Portugal 1860, Preulsen für sich und den Zoll- 
verein am 24. Januar 1861 , die Schweiz am 6. Februar 1864, 
Belgien 1866, Schweden und Norwegen 1868, Norddeutscher 
Bund 1868, Österreich- Ungarn 1869; dieser letzte Vertrag 
wurde durch die Meistbegünstigungsklausel der mafsgebende 
für alle Vertragsmächte. Die ferneren Verträge mit den 

15* 



— 228 — 

Sandwich -Inseln, China mit Korea 1876, Mexiko und Nicaragua 
1892 enthalten wesentlich günstigere Bedingungen für Japan. 

Gleichzeitig mit dem Abschlufs der Handelsverträge wurde 
das Verbot des Shogunes Jemitsu aufgehoben, welches den 
Japanern untersagte, ihr Vaterland zu verlassen, und seither 
gehen viele Japaner in das Ausland, um fremde Einrichtungen, 
Wissenschaften und Erfahrungen zu studieren, um sie, heim- 
gekehrt, zum Gemeingut ihres Volkes zu machen. Japanische 
Kaufleute und Arbeiter erwerben sich in Hawai, Amerika, 
China, Korea usw. ihren Lebensunterhalt. 

Der Abschlufs der Handelsverträge und die Eröffnung des 
Landes wurde von den Feinden des Shogunates als Privilegium 
des Kaisers bezeichnet, welches der Shogun usurpiert habe und 
dadurch zum Rebellen geworden sei. Der Groll des Volkes 
wurde geschickt zur lichten Flamme geblasen und das Sho- 
gunat fiel. 

Der Abschlufs der Handelsverträge hatte ein nicht geahntes 
Aufblühen des Handels und der Industrie zur Folge. Die nach- 
stehende Tabelle gibt einen Überblick über den Wert des Ge- 
samtaufsenhandels Japans von 1891 bis 1901. In Tausenden 
Yen bezifferte sich derselbe. 





Ausfuhr. 


Einfahr. 


Gea&mthandel. 


1891 


79527 


62727 


142254 


1892 


91103 


71326 


162429 


1893 


89713 


88257 


177970 


1894 


113246 


117482 


230728 


1895 


136112 


129261 


265373 


1896 


117843 


171674 


289517 


1897 


163135 


219301 


382436 


1898 


166199 


324701 


490900 


1899 


218382 


229059 


447441 


1900 


209563 


318358 


527921 


1901 


257607 


261 146 


518753 



Innere Verhältnisse. 
Als der Kaiser den Regierungssitz und seine Residenz 
nach Tokio verlegte, sah er sich gezwungen, seine Leibwache 
(Shimpei) gegen den Wunsch seiner Räte mitzunehmen; diese 
unterstützte die reaktionäre fremdenfeindliche Partei, welche 
sich jedem Fortschritte widersetzte. Durch mehrere aufeinander 



— 229 — 

folgende Exzesse sah sich der Kaiser genötigt, seiner Leib- 
wache den Befehl zn geben, nach Kioto zurückzukehren; auf 
dein Marsche dorthin wurde der Kriegsminister von den er- 
grimmten Garden als fremdenfreundlich gesinnt ermordet. Die 
Lage des jungen Herrschers in Tokio war in den ersten Jahren 
durchaus unsicher und die Aufgabe seiner Räte eine sehr 
schwierige; sie veranlagten den Kaiser, zuerst die Taikwa- 
Konstitution vom Jahre 786 n. Chr. wieder einzuführen; dann 
beschwor der Kaiser vor einer Versammlung des Hofes und 
des Adels (April 1868), ein Parlament zusammenberufen zu 
wollen. Trotz aller Hindernisse der reaktionären Partei machte 
die Eeform mächtige Fortschritte. Die Fürsten von Satsuma, 
Choshiu, Toza und Hizen übergaben die Regierung ihrer Länder 
dem Kaiser (März 1869), der diese annahm; ihnen folgten 
alle anderen Fürsten. Die bisherigen Landesherren wurden 
vom Kaiser zu Gouverneuren ihrer früheren Länder ernannt, 
die den Namen Han erhielten, dann aber nach der neuen Ein- 
teilung des Landes in Provinzen, Ken, die unter kaiserliche 
Regierungspräsidenten gestellt wurden, nach Tokio berufen 
(1871). Schon bei ihrer Ernennung zu Gouverneuren hatten 
die Fürsten den größten Teil ihres Einkommens für Verwaltungs- 
zwecke abgeben müssen. Jetzt wurden die Abfindungen der 
bisherigen Samurai festgesetzt; diese erhielten den sechsfachen 
Betrag ihres erblichen Jahreseinkommens und den vierfachen 
Betrag ihrer zeitweiligen Einkünfte zum Teil in bar, zum Teil 
in achtprozentigen Obligationen ausgezahlt, wodurch die meisten 
Samurai bald finanziell zu Grunde gingen; sie legten ihre 
Waffen nieder und ergriffen jedes beliebige Gewerbe. Die 
Klassengrenzen wurden abgeschafft und ein neuer Adel ge- 
schaffen, der aber nur Ehrenrechte besitzt. Die bisherigen 
Lehen der Bauern wurden persönliches Eigentum. Im Jahre 
1872 wurde der Verkauf von Grund und Boden und 1875 
dessen Teilung gestattet. Handel und Gewerbe wurden von 
allen früheren Beschränkungen. Gildenzwang usw. befreit. 
Diese durchgreifenden Neuerungen waren natürlich die Ur- 
sache von mehreren inneren Unruhen, die früher erwähnt sind, 
von denen der Aufstand in Satsuma 1877 nur mit gro&er 
Mühe unterdrückt werden konnte. 

Der schnelle Zusammenbruch des Feudalwesens wurde 
hauptsächlich dadurch erleichtert, dals durch die allgemeine 



— 230 — 

Erblichkeit der Ämter die wirkliche Macht seit langer Zeit in 
die Hände des kleinen Adels gekommen war. Er hat die 
Revolution gemacht, seine Mitglieder Vorteile aus ihr gezogen 
und diese leiten noch heute die Regierung. Die Revolution 
hatte von Anfang an, obgleich sie vom Adel ausging, einen 
demokratischen, ja man kann sagen demagogischen Anflug. 
Die Mitglieder des kleinen Adels waren es, die die Feudal- 
fürsten wie den Hofadel beseitigten und den Samurais ihre 
Vorrechte nahmen. Den Kaiser selbst hielten sie, weil sie 
dessen Ansehen für sich nötig hatten; allein schon seit langer 
Zeit existiert unter ihnen eine Partei, welche die Republik 
verlangt. 

In Wirklichkeit haben die früheren Fürsten dadurch, dafs 
sie mediatisiert sind, nur gewonnen, indem sie eine Schein- 
gewalt, eingeschlossen in ihren Burgen und Schlössern, gegen 
ein reiches Einkommen, hohe Adelstitel und Freiheit zur Arbeit 
und zum Genuüs eingetauscht haben. 

Am meisten verloren haben bei der Umwälzung die Samurais, 
welche ihr Ansehen, ihren Einfluls, ihre Beschäftigung und ihr 
Einkommen einbüfsten und die daher am unzufriedensten mit 
der neuen Regierung waren; da sie den intelligentesten Teil der 
Bevölkerung des Landes bildeten, mutete die Regierung ein 
Hauptaugenmerk darauf richten, diese Klasse zu beschäftigen, 
die leicht erregbar und zu Gewalttätigkeiten nur zu geneigt 
ist; sie hat die äufsere Politik der Regierung sehr beeinflufst. 
Noch heute ist diese Partei die einflufsreichste und mufs als 
Führerin der neuen sozialen Entwicklung auf geistigem wie 
materiellem Gebiete angesehen werden. An der Spitze der 
meisten wirtschaftlichen wie geschäftlichen Unternehmungen 
sowie der Tages- und sonstigen Presse stehen alte Samurai 
oder ihre Nachkommen. 
Religion. Auf religiösem Gebiet ist die Gegenwart ebenso verschieden 
von der Vergangenheit wie in der Regierung. Nur die niedrigen 
Volksklassen sind dem alten Glauben und Aberglauben treu 
geblieben, während in den höheren Gesellschaftsklassen eine 
vollständige religiöse Teilnahmslosigkeit an Stelle der aus 
Buddhismus, Confuzianismus und Shintoismus zusammengesetzte 
Staatsreligion getreten ist, nur der mit dem Shintoglauben eng 
verbundene Ahnendienst hat noch einige Lebenskraft. Ob das 
Christentum einst die eingeschlummerte Religiosität der Japaner 



— 231 — 

wieder erwecken wird, ist sehr zweifelhaft; nie wird dies da& 
europäische oder amerikanische Christentum sein, höchstens ein 
besonderes zusammengestelltes national-japanisches. 

Am 11. Februar 1889 verkündigte der Kaiser die von ihm 
im April 1868 gelobte Verfassung, die 1890 in Kraft trat. 
Das preufsische Staatsgrundgesetz ist zum Muster genommen. 
Am 25. November 1890 wurde der erste japanische Reichstag 
eröffnet Die stärkste Partei war die konstitutionelle liberale, 
die „Rikkenjiyuto" mit 132 Mitgliedern, ihr folgte die ge- 
mäßigte liberale Partei „Kaishinto", die Regierungspartei zählte 
120 Mitglieder. Die zweite Session 1891/92 wurde von der 
Regierung geschlossen, weil sie die Bewilligung von Unter- 
stützungsmitteln für die durch das furchtbare Erdbeben 
28. Oktober 1891 Betroffenen nicht erlangen konnte. In der 
nächsten Session 1892/93 wurde der Kampf der Opposition 
immer heftiger, die Mittel zur Verstärkung der Kriegsflotte 
worden abgelehnt, weshalb der Kaiser den Befehl gab, um die 
Flotte ausbauen zu können, dafs sämtliche Beamte den zehnten 
Teil ihres Gehaltes für sechs Jahre zu diesem Zwecke bei- 
steuerten. Der Kaiser selbst stellte den zehnten Teil seines 
Einkommens zur Verfügung. Ende 1893 mulste das Parlament 
abermals aufgelöst werden, weil es die Regierung zwingen 
wollte, die mit den fremden Mächten abgeschlossenen Verträge 
strenger zu handhaben, wodurch die Regierung Mifehelligkeiten 
mit dem Auslande befürchtete. 

Am 15. Mai 1894 trat der neue Reichstag zusammen, der 
für die Regierung dadurch günstiger wurde, dais die aus 120 Mit- 
gliedern bestehende liberale Partei „Jiyuto" ihre Opposition gegen 
die Regierung aufgab und schließlich Regierungspartei wurde, 
Ihr langjähriger Führer Graf Itagaki trat sogar als Minister 
des Innern in das Kabinett, Trotzdem wurde das Parlament 
zwei Tage vor Schlufs der Session aufgelöst, weil es eine Adresse 
an den Thron richtete, in welcher die innere und äulsere Politik 
des Ministeriums gemiisbilligt wurde. Indessen der Ausbruch 
des chinesisch-japanischen Krieges, dessen Erklärung mit Be- 
geisterung vom ganzen Volke begrüi'st wurde, löste den Konflikt. 
Am 15. Oktober 1894 berief der Kaiser das Parlament zu 
einer außerordentlichen Session, in welcher eine Anleihe von 
100 Millionen Yen zur Bestreitung der Kriegskosten bewilligt 
wurde. 



— 232 — 

Marquis Ito, der als Ministerpräsident (1896) die Friedens- 
verhandlungen mit China leitete, erwarb sich die Feindschaft 
der altjapanischen Partei dadurch, daß er die Einmischung 
von Deutschland, Frankreich und Rußland in der Liao-tung- 
Frage nicht energisch zurückgewiesen hatte, und als der da- 
malige Minister des Äußeren Graf Mutsu gezwungen wurde, 
krankheitshalber sein Amt niederzulegen, gab dies die Ver- 
anlassung zu einer Kabinettskrisis, die den Sturz des Mini- 
steriums zur Folge hatte. Graf Matsukata wurde der Nach- 
folger des Marquis Ito, unter ihm wurde die Goldwährung in 
Japan eingeführt. 

Im Januar 1898 trat Marquis Ito wieder an die Spitze 
der Regierung, übergab aber schon im Juni sein Amt dem 
Grafen Okuma, dem im November 1898 Feldmarschall Yama- 
gata folgte. 
Boxer- Im Frühjahre 1900 brachen in China die Boxer-Unruhen 

Unruhen aus £\ s erstes Opfer wurde der Kanzler der japanischen Ge- 
China, sandtschaft in Peking, Sugiyama, ermordet. Wenn auch Japan 
in dem gemeinsamen Vorgehen der fremden Mächte, wahr- 
scheinlich infolge der Eifersucht der verbündeten Mächte und 
infolge eigener finanzieller Schwierigkeiten, nicht die hervor- 
ragende Rolle gespielt hat, zu welcher es durch seine geo- 
graphische Lage und seine Interessen in China berechtigt war, 
so hat es doch auch hier wieder seine schon im chinesisch- 
japanischen Kriege bewiesene vorzügliche Heeresorganisation, 
die Tatkraft seiner Führer und die Tapferkeit seiner Truppen 
gezeigt und der rechtzeitige Entsatz der in Peking belagerten 
fremden Gesandtschaften ist in erster Linie das Verdienst der 
Japaner. Die japanische Politik bleibt seither stets auf die 
Integrität und Selbständigkeit Chinas bedacht, weshalb es sich 
auch sofort dem dahin gehenden englisch-deutschen Abkommen 
vom 16. Oktober 1900 anschlofs. Das beunruhigende Vorgehen 
Rufslands in der Mandschurei und Korea führte am 30. Januar 
1902 zu dem englisch -japanischen Bündnis, in welchem sich 
beide Staaten verpflichten, sich gegenseitig zu unterstützen, um 
die Selbständigkeit und Integrität von China sowohl als Korea 
zu erhalten, falls einer von ihnen mit einer Koalition mehrerer 
Staaten in Krieg geraten sollte. 

Im Oktober 1900 trat Marquis Ito abermals als Führer 
der ,,Seiyukar' (Partei der Verfassungsfreunde) an die Spitze 



— 233 - 

der Regierung, aber schon am 2. Juni 1901 bildete der Kriegs- 
minister Feldmarsehall Eatsura ein neues Kabinett. 

Den Vorsitz über die japanischen Kabinette von 1886 
bis 1902 hatten: 

Dezember 1886 bis März 1888 Hirobumi Ito, 

April 1888 bis Oktober 1889 K. Kuroda, 

Oktober 1889 bis Dezember 1889 L. Sanjo, 

Dezember 1889 bis April 1891 A. Yamagata, 

Mai 1891 bis Juli 1892 M. Matsukata, 

August 1892 bis August 1896 Hirobumi Ito, zum zweiten 

Male Ministerpräsident, 
September 1896 bis Dezember 1897 M. Matsukata, zum 

zweiten Male Ministerpräsident, 
Januar 1898 bis Juni 1898 Hirobumi Ito, zum dritten Male 

Ministerpräsident, 
Juli 1898 bis Oktober 1898 8. Okuma, 
November 1898 bis Oktober 1900 A. Yamagata, zum zweiten 

Male Ministerpräsident, 
Oktober 1900 bis Mai 1901 Hirobumi Ito, zum vierten Male 

Ministerpräsident, 
Seit Juni 1901 T. Katsura. 



2. Abteilung. 

Ethnographische Skizzen. 



Die Japaner schreiben die Einführung des Ackerbaues der Acker- 
Stammmutter ihres Herrscherhauses, der Sonnengöttin Ama- 1>au - 
terasu, zu, doch ist es unzweifelhaft, dafs die chinesische Land- 
wirtschaft der japanischen in ihrer weiteren Entwicklung als 
Vorbild gedient hat. Wie in China stand auch in Japan der 
Landmann (hyakusho) im Range über dem Handwerker (sho- 
kunin), wie dieser über dem Kaufmann (akindo). Der wirk- 
liche Eigentümer des Landes war der Tenshi (Kaiser); das 
Volk hatte nur das Recht der Nutzniefsung. In der Zeit der 
zahllosen Bürgerkriege bis zum Jahre 1590 waren die agrarischen 
Verhältnisse in Japan trostlos, den Bauern wurden unerschwing- 
liche Abgaben auferlegt. Zwar bestimmte der gröfste Feldherr 
und Staatsmann, den Japan gehabt hat, Hideyoshi, im Jahre 
1595, dafs die Grundsteuer den dritten Teil des eingeschätzten 
Ertrages der Felder nicht übersteigen dürfe und Jeyasu, der 
Begründer der Tokugawa-Shogunherrschaft, bestätigte dieses 
Gesetz im sechsunddreifsigsten seiner hundert Gesetze; die 
Geldnot brachte jedoch dieses Gesetz 1716 wieder zu Falle. 
Eine neue Gefahr drohte der Landwirtschaft, als 1872 nach 
der Restauration der Tenshiherrschaft eine Proklamation erlassen 
wurde, welche die bisherigen Naturalleistungen durch Geld 
ersetzte; aber trotz der allgemeinen Abneigung und des Wider- 
standes, die diese Malsregel hervorrief, wurde sie überall durch- 
geführt Gegenwärtig beträgt die gesamte Steuerleistung drei 
bis fünf Prozent vom Schätzungswerte der Felder. Angebaut 
waren im Jahre 1897: 

2788845,2 Cho*) Reisfelder 
639884 „ Gerste 



*) 1 Cho = 99,1736 Ar. 



238 



651448.5 Cho Roggen 
458239,2 „ Weizen 
298596,1 „ Maulbeerbäume 
58888 „ Teesträuche 
11757488,3 „ Waldungen und Hara (Ödland). 
Geerntet wurde im Jahre 1897: 
8028698 Koku*) Gerste 
33039293 „ Reis 
6165792 „ Roggen 
3811000 „ Weizen. 
Für den Handel sind wichtig femer noch Raps, Pflanzen- 
wachs, der Bast verschiedener Sträucher zur Papierbereitung, 
Hanf und Baumwolle. Die Teeernte ergab 1897: 8470 182 Kwan 
(1 Kwan = 8,2817 Pfund englisch). Die Landwirtschaft be- 
schäftigte 1896: 5518040 Familien, darunter waren 3689852 
ausschliefslich in derselben, die übrigen im Nebengewerbe tätig. 

Erntestatistik für die Jahre 1897 bis 1901. 





1897 


1898 


1899 


1900 


1901 


Reis (Cho) .... 


2787181 


2817624 


2839550 


2828479 


2847506 


Reis (Koku) . . . 


33039293 


47387666 


39698258 


41415137 


46914943 


Weizen (Cho) . . . 


458*239 


465608 


465332 


468468 


486885 


Weizen (Koku) . . 


3811000 


4181888 


4141205 


4236850 


4347035 


Gerste (Cho) . . . 


639884 


659696 


657216 


644530 


647860 


Gerste (Koku). . . 


8028698 


8913560 


8512726 


8659487 


8949321 


Tee (Kwan) . . . 


8470182 


8443726 


7643997 


7643301 


— 


Zucker (Kwan) . . 


13397873 


14615473 


17081863 


17576717 


— 


Seide, Cocons (Koku) 


2121944 


2072339 


2512562 


2758903 


2526181 


Rohseide (Kwan). . 


2166936 


2134865 


2'516645 


2494656 


2467162 


Roggen (Cho) . . . 


651449 


681364 


687275 


693000 


678042 


Roggen (Koku) . . 


6165792 


7366605 


6682021 


7495836 


7225594 



Adams. Will Adams war der erste bekannte Engländer, der in 
Japan seinen Wohnsitz hatte und in die Dienste der Regierung 
trat. Er kam im Jahre 1600 nach Japan, wurde von dem 
Shogun Jeyasu als Schiffsbauer angestellt und als diplomatischer 
Agent bei der Ankunft europäischer Schiffe verwendet. Er 
lebte in glänzenden Verhältnissen nahe dem heutigen Ejiegs- 
hafen Yokosuka in Hemi, wo er 1620 starb und sein Grab 
noch heute gezeigt wird. 
Adauchi siehe Blutrache. 



*) 1 Koku = 180,,-«k>7 Liter. 



— 239 — 

Den japanischen Adel kann man sehr alt oder sehr jung Adel 
nennen, je nach dem Standpunkte, von dem man ihn betrachtet. 
In seiner jetzigen Form datiert er vom 7. Juli 1884, als die 
chinesischen Titel ko (Herzog), ko (Prinz), beide Titel werden 
gleich ausgesprochen, die chinesischen Charakter sind aber ver- 
schieden, kaku (Marquis), shi (Graf) und dan (Baron), vom Tenshi 
(Kaiser) einer Anzahl hervorragender Männer verliehen wurden. 
Dies ist die jetzige hohe Aristokratie. Allein vorher gab es 
schon zwei Gattungen vom hohen Adel, die Kuge, welche vom 
Kaiserhause abstammten und die Daimyos, die früheren Feudal- 
fursten. Als das Feudalsystem fiel und die Daimyos ihre Feudal- 
titel verloren, wurden sie und die Kuge zu Kwazoku, d. i. 
blühende Familien, ernannt, unter welchen Namen noch heute 
der hohe Adel in Japan zusammengefaßt wird. Dieser alte 
Geburtsadel bildet den Kern des neuen Adels von 1884, zu 
dem eine Anzahl von Männern kam, die sich für die Restauration 
und nach derselben ausgezeichnet hatten. Die Mitglieder des 
hohen Adels erhalten Pensionen aus der Zivilliste, sie haben 
aber auch besondere Pflichten, z. B. dürfen sie nur mit Ge- 
nehmigung des Kaisers heiraten. Eine Anzahl von ihnen sind 
erbliche Herrenhausmitglieder. 

Seit alter Zeit ist die Adoption in Japan allgemeine Volks- Adoption, 
sitte in solchem Mafse, dafs man im wissenschaftlichen Sinne 
von einer Genealogie in Japan, so sorgfältig wie sie geführt 
wird, nicht sprechen kann, so allgemein ist die Adoption von 
den höchsten Kreisen bis hinab in die niedrigsten. Sie ist der 
Grund, dafe die japanischen Familien nie aussterben, aus 
ihr erklärt sich, dafs berühmte Gelehrte und Künstler fast 
stets Söhne hatten, die sich in dem Fache oder der Kunst 
des Vaters auszeichneten; der Gelehrte oder Künstler hatte 
eben seinen besten Schüler adoptiert. In früheren Zeiten war 
die Adoption oft das Mittel, sich grölseren Besitz zu verschaffen, 
nicht für den Adoptivsohn, sondern für den Adoptivvater, es 
war nämlich Gebrauch, dafs die Söhne von hohen Adligen und 
Würdenträgern von der Regierung ein Besitztum als Einnahme- 
quelle erhielten, wenn sie mündig wurden. So kam es häufig 
vor, dafe ein hoher Adliger, wenn er einen ein oder zwei Jahre 
alten Sohn hatte, einen Jüngling von 15 Jahren, dem Alter der 
Mündigkeit, adoptierte, um für ihn in den Besitz obiger Dotation 
zu gelangen. Nun liefs er seinen eigenen Sohn von seinem 



— 240 — 

Adoptivsöhne adoptieren und bat dann, wenn dieser mündig 
wurde, um ein neues Lehen. Ähnlich wie in der hohen Gesell- 
schaft geschieht es noch heute in der Geschäftswelt. Der 
Kaufmann adoptiert seinen ersten Buchhalter und gibt ihm 
einen Geschäftsanteil, dann adoptiert dieser den Sohn seines 
Adoptivvaters in der Voraussetzung, dals er sich vom Geschäfte 
zurückzieht, wenn sein Adoptivsohn mündig wird. Hat der ge- 
wesene Buchhalter einen Sohn, wird dieser wieder von seinem 
Adoptivbruder adoptiert, so tritt eine abwechselnde Geschäfts- 
leitung ein; der Familienname bleibt aber stets derselbe. 

Agar- Agar-Agar ist ein Präparat aus verschiedenen Algen, 

gftr ' welches als Algen- Gallert bezeichnet werden kann. Es wird 
an Stelle von Gelatine, Hausenblase und verwandten Stoffen 
sowohl im Haushalte, wie in den Gewerben, z. B. als Appretur- 
mittel bei Geweben verwendet. Zur Herstellung werden die 
Kanten-Kräuter (Gelidum corneum Lamour) und verschiedene 
andere Florideen verwendet. Nachdem dieselben an der Luft 
getrocknet und bis zum Gebrauche trocken aufbewahrt sind, 
werden sie in frischem Wasser, in welchem sie bald zu einer 
gallertähnlichen Masse aufquellen, ausgesüfst und gereinigt. 
Hierauf kocht man sie in einem Kessel mit Wasser, wobei sie 
sich leicht und vollständig lösen. Die klebrige Flüssigkeit 
wird nun durch einen hanfleinenen Beutel in ein Gefäfs ge- 
preist, in welchem sie beim Erkalten zu Gallert konguliert. 
Diese Masse wird geschnitten und die Stücke auf Bambus- 
geflecht oder Matten völlig ausgetrocknet. Agar-Agar bildet 
einen ziemlich wichtigen Ausfuhrartikel von Kobe, im Jahre 1900 
wurden davon 14445 Picul im Werte von 964322 Yen exportiert. 

Aino. Die Ainos nennen sich selbst Aino, d. h. Mann, sie sind eine 

eigentümliche Rasse, die jetzt nur noch auf der Hokkaido, Yezo 
und einigen Kurilen (Chiskima) existiert, früher aber über den 
japanischen Archipel weit verbreitet war. Die Japaner, welche 
wahrscheinlich von Südwesten einwanderten, drängten die Ur- 
einwohner immer mehr nach dem Osten und Norden. Dals das 
Land früher im Besitz der Ainos war, zeigen die Namen vieler 
Orte, die noch heute die alten Ainos -Namen behalten haben, 
z. B. Noto, der Name der grofsen Halbinsel, welche sich in die 
japanische See erstreckt (Not tu, d. h. Halbinsel in der Aus- 
spräche) oder Tonegawa, der Tonefiufs nahe Tokio (tonne ist 
lang in der Ainosprache) und hunderte anderer Namen. Die 



— 241 — 

Japaner scheinen sich mit den Ainos nur sehr wenig gemischt 
zu haben. Diese sind die am meisten behaarte menschliche 
Kasse, ihr üppiger schwarzer Bart und ihre mit Haaren be- 
deckten Glieder stehen im grellen Kontraste mit den Japanern, 
deren Bart nur spärlich und deren Körper nur wenig behaart 
ist. Sie sind kräftig gebaut, während die Japaner eher ein 
zartes Volk sind. Die Weiber tätowieren sich einen Bart auf 
die Oberlippe und geometrische Figuren auf ihren Händen und 
Armen. Das Volk ist sanft und liebenswürdig, aber sehr dem 
Trünke ergeben und sehr schmutzig, das Baden ist ihm fast 
anbekannt. Bis vor kurzer Zeit lebten die Ainos ausschließlich 
von der Jagd und dem Fischfang, aber seit Yezo von den 
Japanern angesiedelt wird, hören diese Unterhaltungsmittel 
immer mehr auf. Infolge des Trunkes und der veränderten 
Lebensweise sterben die Ainos sehr schnell aus. Die Zivilisation 
hat in wenig Jahrzehnten das getan, was die jahrhunderte- 
langen, man kann sagen, tausendjährigen Kämpfe gegen die 
Japaner und untereinander nicht vermocht haben, diese kräftige 
Rasse von der Erde verschwinden zu lassen. Ihre Zahl ist 
heute noch etwa 17000 Seelen, die in vereinzelten Weilern an 
der Küste und wenig im Innern von Yezo leben. Ihre Religion 
ist ain einfacher Naturgötterdienst, sie verehren die Sonne, den 
Wind, das Meer, den Bär usw. unter den Namen kamui, d. i. 
Gott Der Bär, obgleich als Gott verehrt, wird mit groisen 
Feierlichkeiten geopfert und gegessen. Dieses Bärenopfer bildet 
den originellsten und malerischesten Teil des Ainolebens. 

Das Wort Akupunktur ist abgeleitet von acus (Nadel) und Aku- 
punktura (Stich) und ist das Heilverfahren , bei welchem man P^^tor* 
durch Einstechen metallener Nadeln in weiche Teile des Körpers 
lähmungsartige, krampfhafte, rheumatische Krankheiten usw. zu 
heilen versucht. Die Kunst ist eine sehr alte und wurde in 
China vor mehr als 2000 Jahren erfunden, später wurde sie in 
Japan eingeführt, wo sie noch heute ausgeübt wird. Man be- 
dient sich bei dieser Kunst besonderer Nadeln aus Gold, Silber 
oder Eisen, deren Stärke von der Dicke eines Pferdehaares bis 
zu l j 4 Linie variiert. Die Länge der Nadeln ist ebenfalls ver- 
schieden, doch dürfen sie nicht länger als drei japanische Zoll 
sein, da sonst ihre Handhabung zu schwierig ist. In Japan 
wird diese Methode allgemein angewendet und durch Spezialisten, 
namentlich aber durch Blinde, ausgeübt. Die Nadelstecher 

16 



— 242 — 

heitsen „Hariutshi" und ihre Kunst „Sinrio" (Nadelbehandlung). 
Die Ausübung erfordert groüse Gewandtheit und sehr feines 
Gefühl. Das Einführen der Nadel in den menschlichen Körper 
mufs mit grofser Vorsicht geschehen und darf daher nur lang- 
sam ausgeführt werden. Es kann daher selbst der beste Nadel- 
stecher an einem Tage nicht mehr als zwölf Kranke behandeln, 
wobei jeder einzelne einen bis zwölf Nadelstiche erhält, deren 
Entfernung voneinander von der Gröfse der erkrankten Stelle 
abhängt. Die Japaner nehmen bei den meisten Erkrankungen, 
besonders solcher örtlicher Natur, zur Akupunktur Zuflucht. 
Diese Behandlungsweise wird von den besten japanischen Ärzten 
anempfohlen, besonders bei Kolik, Magenschmerzen, Leibweh, 
hysterischen Anfällen, Rheumatismus, Harnverhalten u.a.m. 
Häufig werden auch Stiche in den Magen geführt, um Brech- 
reiz zu erregen, oder in die Gebärmutter, vor und nach der 
Geburt, wobei im ersteren Falle natürlich jede Verletzung der 
Frucht vermieden werden mufs. Bei Ohnmächten sticht man 
mit den grofsen Nadeln, bis Blutergielsungen eintreten. Wie 
so oft bei der Heilkunst, wird auch hier häufig Mifsbrauch ge- 
trieben, indem viele Charlatans bis in die Nacht hinein die 
japanischen Strafsen durchziehen und ihre Dienste anbieten. 
Ein vorsichtiges Stechen erregt fast gar keinen Schmers und 
erfolgt weder eine Entzündung, noch andere Erscheinungen. 
Es wird durch die Akupunktur eine Veränderung in der Blut- 
zirknlation dadurch hervorgerufen, dafs sich das Blut nach der 
Körperstelle hindrängt, an welcher die Stiche ausgeführt wurden. 
Es ist dies eine Folge der Tätigkeit der Nerven, welche da- 
durch hervorgerufen wurde, dafs dieselben durch die Nadelstiche 
an ihren feinsten Verzweigungen getroffen wurden. (Siebold.) 
Anti- Antimonit wurde in Japan seinem Wesen und Werte nach 

monit, erst j n neuerer Zeit näher bekannt, ist aber bereits ein be- 
achtenswerter Ausfuhrartikel geworden. Es tritt in dem alten 
Schiefergebirge der größeren südlichen Inseln von Amakusa 
durch Kiushin und Shikoku auf. Die reichste Antimongrube 
des Landes ist die von Ojoinmura, Provinz Iyo, auf Shikoku, 
sie liefert die gröfsten und schönsten Spiefsglanzkristalle, welche 
mann kennt. Exportiert wurden: 

1898 2230644 Kin im Werte von 216598 Yen 

1899 1743075 ,. „ „ „ 206516 „ 

1900 627712 „ „ „ „ 107708 „ 



— 243 — 

Früher waren zur Linderung der Notdürftigkeit bei den Armen- 
Präfekturen Fonds durch das Gesetz vorgesehen, aus denen die wesen - 
Notleidenden der betreffenden Präfektur unterstützt wurden; 
ein Zentralfond ergänzte die Präfekturfonds, wenn von diesen 
mehr als fünf Prozent verausgabt waren. Im Jahre 1899 wurde 
der Zentralfond abgeschafft; das neue Gesetz bestimmte, dafe 
die Fonds der Präfekturen mindestens aus 500000 Yen zu be- 
stehen haben. Wenn von diesen mehr als fünf Prozent veraus- 
gabt wurde, so ist ein Drittel dieses Betrages vom Schatz- 
amte zu Anfang des neuen Fiskaljahres zu ersetzen. Die 
Unterstützungsstatistik wies für die ersten drei Monate des 
Jahres 1899 eine Ausgabe von 65369 Yen auf; für die übrigen 
neun Monate, welche unter das neue Gesetz fielen, waren die 
Ausgaben: 

Für Unterkunft 4326 Yen 

„ Nahrungsmittel 144750 „ 

„ Kleidung 5100 „ 

„ Medikamente 3559 „ 

„ provisorische Wohnungen .... 141097 „ 
„ Neubegründung von Haushaltungen 27161 „ 
„ verschiedene Unterstützungen . . 676 „ 

Total 326669 Yen. 

Außerdem gewährt die Regierung Unterstützungen: der 
äußersten Armut, Hilflosen und Verlassenen. Im Jahre 1899 
erhielten 21228 Personen 158989 Yen, verglichen mit dem 
Jahre 1883/84 6018 Personen 44800 Yen. Aufserdem wurden 
Ende 1899 2942 Findelkinder erhalten und für dieselben in 
diesem Jahre 29 331 Yen verausgabt. Neben diesen Einrich- 
tungen werden von der Privatwohltätigkeit verschiedene Arbeits- 
häuser unterhalten (Statesman's Handbook 1903). 

Die Ashigaru waren zur Zeit der Tokugawa-Shogune dieAshigaru. 
gemeinen Soldaten, sie trugen zwei Säbel, ohne Samurai zu 
sein. Die Ashigaru des Shogunes hielsen Yoriki, sie taten im 
allgemeinen den Dienst, welchen unsere Polizeidiener verrichten, 
wohnten in Kasernen und rückten bei ausbrechenden Unruhen 
gegen den Feind ins Feld. Ähnlich war die Beschäftigung der 
Ashigarus, der Daimyos und Hatamotos, doch waren diese 
gleichzeitig die wirklichen Bedienten ihrer Herren und wurden 
nur Soldaten, wenn ein Feind zu bekämpfen war. Häufig wurden 

16* 



- 244 — 

kräftige Burschen, die keine Familie hatten, von den Daimyos 
zuerst als Chugen angestellt und dann za Ashigarus befördert. 
Die Bezahlung der Ashigaras war so gering, dafs sie meist 
gezwungen waren, durch Nebenbeschäftigung ihre Familien zu 
ernähren. Trotz ihrer Armut genossen sie jedoch bei den 
Bürgern und Bauern ein gewisses Ansehen. 

Awabi siehe See- und Wasserprodukte. 

Baden. Reinlichkeit ist eine der originellen Eigenschaften der 

japanischen Zivilisation. Fast alle anderen Eigentümlichkeiten 
stammen aus China, aber nicht das Baden und die Reinlichkeit. 
Obgleich wir in der Mythologie lesen, daß der Gott Izanagi 
nach dem Besuche bei seiner verstorbenen Gattin in der Unter- 
welt sich durch ein Bad reinigte, und Abwaschungen einen 
Teil des Shintoritus bilden, hat doch die Reinlichkeit, durch 
welche sich die Japaner vor allen anderen Völkern auszeichnen, 
nichts mit der Religion zu tun. Die Japaner sind reinlich aus 
Bedürfnis, ihre heifsen Bäder, sie baden sich selten unter 35 ° R. 
geben ihnen Kühle im Sommer und Wärme im Winter. Lau- 
warmes Wasser hat im Winter eine fröstelnde Reaktion auf 
den Körper, hei&es Wasser aber nicht, die Körpertemperatur 
wird durch das heifse Bad erhöht und verhindert eine Er- 
kältung nach dem Bade. Im Sommer empfindet der Körper 
beim Verlassen des heilsen Bades selbst die Sommerhitze als 
angenehme Kühle. Mithin kühlt das heilse Bad im Sommer 
und wärmt im Winter, für um so längere Dauer anhaltend, je 
heifser das Bad ist. In Tokio existieren über 800 öffentliche 
Bäder, in denen täglich nach der Statistik über 300000 Menschen 
baden, der Preis eines Bades ist für einen Erwachsenen 1 Sen 
3 Rin oder etwa 3 Pfennige, für Kinder 1 Sen oder 2 Pfennige. 
Aufser diesen öffentlichen Bädern ist in jedem respektablen 
Hause ein Badezimmer. Im gleichen Verhältnisse wie in Tokio 
sind in jeder Stadt, in jedem Dorfe fast öffentliche Bäder und 
wo diese fehlen, baden sich die Japaner in ihren Badetubben 
vor ihren Häusern, da ihnen in denselben der Platz fehlt und ein 
Hofraum fast nie vorhanden ist, ja auf der Strafse, wenn nicht 
ein Polizeibeamter in der Nähe patrouilliert, denn das Baden auf 
der Stralse ist von der Regierung, dem westlichen Schamgefühl 
Rechnung tragend, verboten. Die Reinlichkeit steht dem Japaner 
höher, als uns das Schamgefühl oder die Prüderie. Europäer 



— 245 — 

werfen der japanischen Reinlichkeit vor, dafe die Japaner nach 
dem Bade ihre staubigen Kleider wieder anziehen. Aller- 
dings haben die Japaner nicht unser Bedürfnis, täglich frische 
Wäsche anzulegen, aber dafür sind ihre Körper durch das be- 
ständige, oft täglich mehrmalige Baden und frottieren so sauber, 
dals die Kleider, mögen sie von auisen staubig sein, doch innen 
nicht schmutzig sind. Ein japanisches Gewühl ist nie un- 
appetitlich und irritiert unsere Nasennerven fast nie. Der Vor- 
zug der japanischen Bäder ist dadurch bewiesen, dafs fast alle 
Ausländer, welche in Japan leben, ihre gewohnten kalten Bäder 
mit den japanischen heißen vertauschen. Es scheint auch, dals 
für das Klima hier hei&e Bäder zuträglicher sind, als kalte, 
denn die Europäer, welche den kalten Bädern treu bleiben, leiden 
meistens an Rheumatismus, Fieber oder an endlosen Erkältungen, 
so dals die meisten schließlich so baden wie die Japaner. 

Bambus wird im ganzen Lande gezogen, hauptsächlich für Bambus, 
den eigenen Gebrauch, aber auch in der neueren Zeit für den 
Export und da die Nachfrage des Auslandes immer steigt, so 
dehnt sich auch die Kultur aus. Die Bambusarbeiten werden 
mit grofser Sauberkeit ausgeführt, sie sind sehr billig und 
haltbar. Seitdem die Kohle der Bambusfaser für die Glühlichte 
(Edison-Lampe) benützt wird, hat dieser Industriezweig einen 
ziemlichen Umfang angenommen. Eine grofse Anzahl von Stöcken, 
Angelruten, Schirmgestellen usw. werden jährlich exportiert und 
ist auch hier die Nachfrage in stetem Steigen. Der Export wertete 

1898 512462 Yen 

1899 282587 „ 

1900 347650 „ 

Während im Altertum und dem Mittelalter Hanf der Baum- 
wichtigste Paserstoff in Japan war, ist seit der Regierung der wolle * 
Tokugawa-Shogune 1600—1867 die Baumwolle an dessen Stelle 
getreten. Für manche Teile des Landes hat die Kultur dieser 
wichtigen Pflanze eine hervorragende Bedeutung. Die mit 
Baumwolle bepflanzte Fläche war im Jahre 1892 71432 Cho 
und der Ernteertrag 12584818 Kwan, der Preis für rohe 
japanische Baumwolle war 19 Yen pro 100 Kin = 60,104 Ko. 
Die hauptsächlichsten Baumwollbezirke liegen in einer von 
Osten nach Westen sich ziehenden Linie, welche mit der Tokio- 
Ebene beginnt, entlang der Tokaido über Osaka nach der In- 
landsee sich erstreckt und die Bezirke Ibaraki, Tochiji, Chiba, 



— 246 — 

Saitama, Yamanashi, Shizuoka, Aichi, Miye, Gifu, Wakayaiua, 
Osaka, Hyogo, Tottori, Okayama, Shimane, Hiroshima, Ehime, 
und Yaraaguchi umfaßt. In allen anderen Bezirken ist die 
Produktion unbedeutend. An der Spitze dieser Kultur steht 
Osaka, das japanische Manchester, wie es mit Stolz von den 
Japanern genannt wird. Für die mächtig emporgewachsene 
Baumwollindustrie genügt jedoch die selbstproduzierte Baum- 
wolle bei weitem nicht, es ist vielmehr jetzt dieser Rohstoff der 
wichtigste Importartikel geworden. Es wurden im Jahre 1900 
eingeführt: 2463672 Picul im Werte von 58500002 Yen. Es 
wertete also von dem Gesamtimport Japans in diesem .Jahre 
von 287261846 Yen die Rohbaumwolle allein etwa x /ö- 

Die japanische Baumwolle ist so schlecht, dajfe sie durch die 
importierte verdrängt ist, sie ist kurz, grob und hart, es fehlen 
ihr infolgedessen die Eigenschaften, sie zu einem feinen Faden zu 
verarbeiten. Schon seit Jahren werden Versuche mit amerika- 
nischem Samen gemacht. Aus dem bis jetzt konstatierten Fort- 
schritte schliefet man, dafs es vielleicht gelingen wird, eine 
wirklich gute Baumwolle in Japan erzielen zu können. 
Baum • Die erste mechanische Baumwollspinnerei in Japan errichtete 

industiie. & er Daimyo (Fürst) von Satsuma in Kagoshima. Auf Anregung 
der Regierung traten weitere Spinnereien ins Leben : in Sakai, 
Tokio, Osaka usw. Lange Zeit gediehen die neuen, meist 
kleinen Unternehmungen gar nicht. Um 1882 wurde in Osaka 
eine erheblich grö&ere Spinnerei von einer Aktiengesellschaft, 
anscheinend ohne Staatshilfe, gegründet. Diese, 1883 in Be- 
trieb gesetzt, war die erste, welche wirklich prosperierte. Als 
sie infolge günstiger Konjunkturen 1887 für das erste Semester 
26 Prozent, für das zweite sogar 34 Prozent Dividende pro 
anno gab, war das der Anlafs zur erheblichen Erweiterung 
bestehender und zur Gründung neuer Spinnereien. Ende 1886 
waren 20 Spinnereien mit 65420 Spindeln im Betriebe, im Jahre 
1891 war die Zahl auf 33 Spinnereien mit 270000 Spindeln und 
bis Oktober 1898 auf 1233661 Spindeln gestiegen. Es ist dies 
im Vergleich mit den grofsen Industriestaaten des Westens 
noch nicht ausserordentlich viel, aber die japanischen Spinnereien 
haben nicht allein den Import von Baumwollwaren sehr be- 
schränkt, sondern sie exportieren bereits in ziemlich erheblichen 
Mengen und haben die Hoffnung, dafs sie in Zukunft Ostasien 
mit ihren Produkten werden versorgen können. 



— 247 — 

Diese Industrie hat ihre Hauptsitze in Osaka und Tokio. 
Die besonders nach dem japanisch -chinesischen Kriege zahl- 
reich gegründeten Spinnereien hatten durch die Unruhen in 
China, dem Hauptabnehmer der japanischen Fabrikate, und 
unter dem Falle des Silbers schwer zu leiden. Die im Jahre 
1899 arbeitenden 80 Spinnereien sind auf 53 im Jahre 1902 
zurückgegangen. Besserung wird erst eintreten, wenn China 
wieder kaufkräftig und der Geldmarkt in Ost- und Südasien 
mit Einschluß der großen Inselwelt stabiler geworden ist, denn 
das sind die Absatzgebiete der jetzt bereits achtungswerten 
japanischen Baumwollindustrie. Das Hauptgeschäft liegt in 
Garnen, die Ende 1902 in 53 Spinnereien von 1200000 Spindeln 
gesponnen wurden; diese exportierten 1902 Garne im Werte 
von 20 Millionen Yen, hiervon 7 /s nac ^ China. Die gewebten 
Stoffe und Kleidungsstücke im Werte von gegen 6 1 /, Millionen 
Yen gingen hauptsächlich (5180000 Yen) nach Korea (weifse 
Volkstracht); nach China und Hongkong namentlich Hand- 
tücher im Werte von 686232 Yen; nach China, Hongkong 
und Korea Decken im Werte von 225^91 Yen; Flanelle für 
548787 Yen und Unterhemden und Hosen für 324430 Yen 
aulser nach den genannten Ländern auch nach Britisch- und 
Holländisch -Indien, während sich Hemden für 156796 Yen und 
die Reste des vorgenannten Exportes auf Siam, die Philippinen, 
Australien, Hawai, Russisch- Asien, die Vereinigten Staaten 
und andere Länder verteilen. 

Die Spinnereien haben sich in der ersten Hälfte des Jahres 
1903 eines lebhaften Geschäftes zu erfreuen gehabt wie die 
folgende vergleichende Statistik der ersten Monate der Jahre 
1899 bis 1903 zeigt: 

Banmwol lgarn: 





Produktion 


Export 


Konsum in Japan 




Ballen 


Ballen 


Ballen 


1899 


416637 


191796 


224841 


1900 


426576 


141603 


284973 


1901 


360772 


122459 


238313 


1902 


449715 


98359 


351 356 


1903 


456726 


164916 


291809 



Die Kenntnis von dem Reichtume Japans an edlen Metallen Bergbau, 
ist so alt wie die Kunde von dem Lande; war doch der Be- 
richt von Marco Polo über den Goldreichtum von Zipangu oder 



— 248 — 

Japan einer der Faktoren, welche zur Entdeckung Amerikas 
führten. Mit diesen märchenhaft übertriebenen Schätzen Japans 
an edlen Metallen stehen die statistischen Nachweise der Er- 
träge der Bergwerke im schroffen Widerspruche. Von Mitte 
des 16. Jahrhunderts, um welche Zeit die ersten Handels- 
verbindungen zwischen Portugal, Holland, England und Spanien 
einerseits und Japan andererseits angeknüpft wurden, bis zum 
Jahre 1642, wo Japan die Verbindung mit dem Auslande ab- 
brach, wurden ohne Zweifel Gold und namentlich Silber von 
den Holländern in groisen Mengen ausgeführt Im genannten 
Jahre hörte dieser Export völlig auf und trat an dessen Stelle 
der Export von Kupfer, sehr zum Vorteile der Holländer, die 
sich durch Kriechen vor den Machthabern in Japan und Ver- 
rat der Nichtbolländer und der Christen das Privilegium er- 
schlichen und erbettelt hatten, auf Deshima einer kleinen Insel vor 
Nagasaki mit Japan Handel zu treiben. Als das Land geöffnet 
wurde, hatten die alten Gold- und Silberminen nur geringes 
oder gar kein Erträgnis. Mit den Fremden kamen die über- 
triebensten Berichte über den Reichtum Japans hierher und 
die Regierung glaubte nun mit dem alten System brechen zu 
müssen, um sich durch Benützung der technischen Hilfsmittel 
und der reichen Erfahrungen der Europäer und Amerikaner in 
den Besitz der vermeintlichen verborgenen Schätze zu setzen. 
Es wurde eine grofse Zahl Bergingenieure aus Amerika, Eng- 
land, Frankreich und Deutschland als Ratgeber engagiert, 
welche aber sämtlich nach Ablauf ihrer Kontrakte entlassen 
wurden, weil sie trotz ihrer Technik und reichen Erfahrung 
nichts ausrichten konnten. Die Japaner hatten eben ihr Land 
nach wertvollen Metallen viel gründlicher durchsucht und die 
meisten vorhandenen Gruben viel mehr erschöpft, als man es 
angenommen hatte. Das Interesse des Volkes an der Auf- 
findung und Hebung unterirdischer Schätze war schon lange 
vorher ein sehr lebhaftes gewesen, wie zahlreiche Spuren alter 
Schürfungen und Gruben im Lande sowie eine ziemlich reiche 
Literatur und verhältnismäfsig gute und genaue Pläne und 
Karten der Bergwerke beweisen. Die statistischen Berichte 
über das Erträgnis der Bergwerke zeigen, dafs das Vorkommen 
von Gold, Silber, Zinn, Blei, Zink und Quecksilber ein sehr 
bescheidenes ist und sich mit dem vieler anderer Länder nicht 
messen kann ; doch ist Japan sehr reich an Steinkohlen, Kupfer 



— 249 



ood Schwefel. Die folgende Tabelle gibt eine Übersiebt über 

den Ertrag sämtlicher Minen in Japan von 1898 und 1899. 

Regierungs- Privat- Regierangs- Privat- 
bergwerke bergwerke bergwerke 

1898/1899 1898 1899/1900 

— 309145 — 

— 16118242 — 

— 5606335 — 



Gold (Momme)*) 
Silber (Momme) 
Kupfer (Kwan)**) 
Eisen (Kwan) . 
Blei (Kwan) . . 
Steinkohlen (Tonne) 
Antimon (Kwan) 
Schwefel (Kwan) 
In der Provinz 



210626 



11068 



16035 



bergwerke 
1899 

446716 

14978060 

6473553 

5813153 

530154 
6705763 

250954 
2729950 



6085599 337880 
454011 — 
6684965 

— 329893 

— 2752348 
Echigo (Niigata Ken) entwickelt sich 

die Petroleumindustrie, die aber noch bei weitem nicht den 
Bedarf des Landes zu decken vermag. Die Ausbeute betrug 
1891: 100000 Hektoliter, 1900: 920000 Hektoliter, während 
der Import von Petroleum 1900: 1850000 Hektoliter war. In 
Wakamatsu ist eine grofse Eisengießerei, welche Roheisen, 
Siemens -Stahl, Schienen und Eisenplatten erzeugt; die Erze 
werden meistens aus China geliefert. 

Das Kaiserreich Japan besteht aus den fünf Hauptinseln :Bevölke- 
Honshiu (offiz.Niphon) 14492,21 DRi, mit den 166 Inseln 14571,i2DRi "2£2l 



Shikoku .... 1151,24 „ 


74 


1180,67 „ 


Kyushiu . . . . 2311,86 „ 


» n 160 » 


2617,54 „ 


Hokkaido (Yezo) . 5056,78 „ 


» » 12 „ 


5061,90 „ 


Taiwan (Pormosa) 2253,24 „ 


11 n ^9 „ 


2259,90 „ 


und den kleineren Inseln und Inselgruppen: 




Kurilen. . . . 1033,46 DRi 






Sado 56,33 „ 






Oki 21,88 „ 


mit 1 Nebeninsel 21,89 DRi 


Awaji 36,55 „ 


n * n 


36,69 „ 


Iki 8,55 „ 


n *■ n 


8,63 „ 


Tsushima .... 43,95 „ 


ii 5 n 


44,72 „ 


Liukiu (Riukiu) . . 156,91 „ 


„ 55 Inseln . 


. 156,91 „ 


Hokoto (Pescadores) 4,02 „ 


„ 47 „ . 


• 8,20 „ 


Ogasawarajima(Bonin) 4,50 „ 


* 20 „ . 


. 4,50 „ 


26631,48 DRi 




27062,46 DRi 


*) 1 Monne = 3,7565 Gramm. 




**) 1 Kwan = 3,7565 Kilogramm. 







— 250 — 



Das Areal beträgt 27062,46 DRi mit einer Bevölkerung am 
31. Dezember 1899 ohne Formosa: 

22329925 Männer 
21930679 Frauen 
44260604 ~ 
mit Formosa Total 47382332 Einwohner. 

Taiwan und Hokoto wurden im Frieden von Shimonoseki 
1895 von China abgetreten. Ausgenommen von Formosa und 
Hokkaido ist das Reich in 46 Departements (3 Fu und 43 Ken) 
eingeteilt. Die 3 Fu sind : Tokio, Kioto, Osaka. 

Die Bevölkerung wurde am 31. Dezember 1898 nach Klassen 
eingeteilt in: 

53 Mitglieder des Kaiserhauses (nicht in der Volkszahl) 
4551 Kwazoku (Hoher Adel) 
2105698 Shizoku, früher Vasallen der Daimyos oder frühere 
Kriegerklasse Samurai (Niederer Adel) 
41648166 Heimin (Bürger) inklusive 17573 Ainos auf Yezo. 

Eingeschlossen in die Bevölkerungszahl sind die im Aus- 
lande lebenden 133971 Japaner, von denen 90146 in den Ver- 
einigten Staaten von Nordamerika und deren Kolonien, 15829 
in Korea, 8215 in England oder englischen Kolonien und 3953 
in Rufsland oder russischen Kolonien lebten. Am 31. Dezember 
1900 war die Zahl der in Japan residierenden Fremden 12664, 
von denen 6901 Chinesen, 2063 Engländer, 1474 Amerikaner, 
554 Deutsche, 470 Franzosen, 176 Portugiesen, 71 Holländer, 
189 Russen, 89 Schweizer und 20 Österreicher waren. 

Die bedeutendsten Städte mit Einwohnerzahl sind 1898: 



Tokio . . 






. 1440121 


Fukuoka. 






66190 


Osaka 






821 235 


Wakayama 






63667 


Kioto . . 






. 353139 


Tokushima 






61501 


Nagoya . 






. 244145 


Kumamoto 






61463 


Kobe . . 






. 215780 


Toyama . 






59558 


Yokohama 






193762 


Okayama 






58025 


Hiroshima 






122306 


Otaru . . 






56961 


Nagasaki 






107422 


Kagohisma 






53481 


Kanazowa 






83662 


Niigata . 






53366 


Sendai . 






83325 


Sakai . . . 






50203 


Hakodate 






78040 


Fukui . . 






44286 



— 251 



Akamagaseki 

Shidzuoka 

Eofu . 

Sasebo . 

Sapporo 

Matsuyama 

Kochi . 

Naba 

Yamagata 

Himeji . 

Hirosaki 

Matsaye 

Mayebashi 

Takamatsn 



42786 
42172 
37561 
37485 
37482 
36545 
36511 
35453 
35300 
35282 
34771 
34651 
34495 
34416 



Otsu . . 






34225 


Mito . . 






33778 


Tsu . . . 






33287 


Morioka . 






32989 


Saga . . 






. 35753 


Utsunomiya 






32069 


Gifu. . . 






31942 


Takaoka . 






31490 


Matsumoso 






31324 


Nagano 






31319 


Takasaki . 






30893 


Yonezawa . 






30719 


Nara . . 






30539 



Das japanische Volk ist eines von den am wenigsten ge- 
mischten Völkern der Erde; ausgenommen ist die Bevölkerung 
der Liukiuinsel, wo sich seit Jahrhunderten die Japaner und 
Chinesen mit den Ureinwohnern, wahrscheinlich Malaien, ge- 
mischt haben und ein neuer Volksstamm mit sanftem Charakter 
entstanden ist, sowie Formosa und die Nachbarinseln. In der 
Gesichts- und Schädelbildung und ebenso in dem Körperbau 
der Japaner ist der Typus der mongolischen Rasse unverkenn- 
bar. Über ihrer Abstammung und der Zeit der Einwanderung 
liegt das tiefste Dunkel. Den Koreanern stehen sie näher wie 
den Chinesen. Die Japaner sind ein kleines und zartes Ge- 
schlecht mit kleinen und schöngeformten Händen und Füfsen. 
Die Hautfarbe zeigt alle Übergänge vom gelblichen Weifs 
bis zum bräunlichen Gelb. Haupthaar und Iris sind fast aus- 
nahmslos schwarz, der Bartwuchs der Männer ist schwach. In 
geistiger Beziehung stehen die Japaner den höchstentwickeltsten 
europäischen Nationen nicht nach. Auffassungsvermögen, Urteils- 
kraft und Gedächtnis sind bei ihnen in hohem Grade entwickelt, 
auch fehlt es ihnen nicht an starker Fantasie. Sie sind sehr 
befähigt und geneigt, sich fremde Bildung und technische Er- 
rungenschaften anzueignen. 

In neuerer Zeit hat die Bierbrauerei bedeutende Fort- 
schritte gemacht und haben die bestehenden Brauereien in Tokio, 
Yokohama, Osaka und Sapporo bereits den Import des fremden 
Bieres sehr beschränkt. Die Brauereien standen früher unter 



Bier. 



europäischer Leitung; jetzt sind die fremden Braumeister fast 
alle entlassen und durch Japaner, die meist in Deutschland 
gelernt haben, ersetzt. Das verwendete Material, Hopfen, 
Gerste und Malz, wird vom Auslande, meistens aus Österreich, 
bezogen. Der Export des recht guten Bieres steigt mit jedem 
Jahre; er wertete im Jahre 1894 62596 Yen und im Jahre 
1900 553296 Yen. Die Haupt exportländer sind bis jetzt Korea, 
China, Französisch- und Britisch-Indien, Sibirien und die Philip- 
pinen. Es ist wahrscheinlich, daß das japanische Bier in nicht 
zu ferner Zukunft in Ostasien das vorherrschende sein wird. 
• Der Konsum von Bier in Japan wird auch immer allgemeiner. 
Büdcr§pe, In Kano an der Nakasendo wird hauptsächlich Bildcrepe, 
japanisch japanisch Mon chirimen, gewebt. Damit sich die Muster vom 
chirimen. matten Seidencrepe genügend abheben, müssen sie mit glänzen- 
den, nicht gezwirnten Fäden gebildet werden, demnach entweder 
mit der Kette oder auch mit Hilfe besonderer Einschlagfäden; 
im ersten Falle — und das ist die gewöhnliche Art — ist der 
Mon chirimen damastartig und unterscheidet sich im Aussehen 
vom fassonierten Atlas vornehmlich durch den matten Grund; 
im anderen Falle liegt das Muster auf und ist die Arbeit 
brochiert oder brokatartig. Für beide Arten Mon chirimen 
findet der Yama mai -Faden der wilden Seidenraupe eine sehr 
interessante Verwendung. Beim gewöhnlichen Yamamai-Mon 
chirimen oder gemusterten Yama mai-Crepegewebe werden die 
Fäden des Eichenspinners (neun bis zehn Kokonfäden) zu einem 
Kettenfaden vereinigt, in die Kette genommen und sowohl aus 
ihnen als auch mit den gewöhnlichen Aufzugfäden auf dem 
Zampelstuhle Bilder erzeugt, welche sich durch verschiedene 
Färbung unterscheiden. Auch beim Färben solcher Gewebe, 
was gewöhnlich in Kioto erfolgt, bleiben die Yama mai-Fäden 
hell und glänzend, weil sie die Farbe nicht annehmen. Der 
Preis für die Mon chirimen ist durchschnittlich acht Yen pro 
100 Momme. Wie im Shima chirimen oder gestreiften Crepe 
die Yama mai-Seide oft zur Erzielung gelblich-grüner, glänzen- 
der Streifen verwendet wird, so wird sie auch zu Mustern für 
Kudzu ito tsumugi oder Seidenabfallgeweben verwendet. Der 
Preis für diese Seide ist durchschnittlich acht Yen pro 100 Momme. 
Kanoko, Kanoko shibori oder Kanoko sha chirimen (Seidenflor- 
gewebe oder Gaze mit einfacher Kette) wird ein eigentüm- 
liches, leichtes, hügel- und wellenförmig gekräuseltes Seiden- 



— 253 — 

fabrikat genannt, welches von den japanischen Frauen als 
Haarschmuck, aber auch als Halsbinden verwendet wird, wo- 
bei man es in die Form einer Rolle bringt, die man an beiden 
Enden mit Quasten versieht. In beiden Fällen bringt Kanoko 
die beste Wirknng hervor. Es ist fast immer prächtig rot 
oder violett gefärbt, mit gröfseren oder kleineren runden, weifsen 
Flecken besät in regelmäßiger, netzförmiger Anordnung und 
Abständen von einem Zentimeter oder mehr. Dieser Stoff wird 
nur in Kioto angefertigt. 

Der Biwa- oder Omisee ist der gröiste See Japans. Nach Biwa- 
der Sage öffnete sich im Jahre 286 v. Chr. in der Provinz Omi qJJJL 
nahe Kioto die Erde und es entstand der zirka 36 englische 
Meilen lange und 12 Meilen breite See, der die Form einer 
Biwa, einer viersaitigen Laute, haben soll; zu gleicher Zeit 
erhob sich in der Provinz Suruga der Vulkan Fujiyama, dessen 
letzter Ausbruch 1707 war; seither scheint er erloschen zu 
sein. Der Biwasee ist etwa so grofe wie der Genfer See 
und liegt nach Rein 100 Meter über dem Meeresspiegel; die 
gleiche Tiefe soll er erreichen, aber an den meisten Stellen ist 
er viel seichter. An der Westseite fallen die Hieizan- und 
Hirayamaberge zu seinen Ufern herab, während das Ostufer 
flach und eben ist. Einige kleine Inseln liegen im See, von 
denen Chikubu shima im nördlichen Teile die bedeutendste ist. 

Dieses Metall wird neben Silber und Kupfer gewonnen in Blei. 
Eamioka (Provinz Hida), Hatasa (Provinz Mino), Sunagose in 
Mutsu und Ishinowatari (Provinz Oshima auf Yezo). Blei kommt 
jedoch nur in sehr bescheidenem Malse vor und das Erträgnis 
der japanischen Bleibergwerke, welche auf armen Bleiglanz 
bauen, deckt bei weitem nicht den einheimischen Bedarf; das 
Blei wird hauptsächlich zum Füttern der Teekisten gebraucht 
und ist daher der Bedarf ein sehr grofser. 

Mehr als irgend ein anderes Volk lieben die Japaner die Blumen. 
Blumen. Das ganze Volk, alt und jung, besucht zu gewissen 
Zeiten die Orte, welche sich durch den Reichtum ihrer Blüten 
auszeichnen. Diese Orte sind zur Blütezeit wahre Volksfeste 
und kein Besucher Japans sollte versäumen, eines dieser reizen- 
den Blumenfeste zu besuchen. Die Blütezeit ist: 

Pflaumen .... Ende Januar bis März 
Kirschen .... April 



Azaleen . . . 
Paeonien . . 
Wisteria . . 
Convolvolus . 
Lotus . . . 
Chrysanthemum 



254 — 

April 

Ende April, Anfang Mai 

Mai und Juni 

Juli und August 

Augast 

Anfang November. 



Ahorn schliefet der Japaner infolge seiner Blätterfarben- 
pracht in die Gattung der Blumen; sie ist am schönsten im 
November. 

Blutrache Hatte jemand den Herrn oder die Eltern eines anderen 
A oder hi S etötet > so mu &te der Sohn oder Vasall die Tat blutig rächen, 
Kata- um die Seelen des oder der Getöteten zu versöhnen. Diese 
kinchi. g^bne ist Adauchi oder Katakiuchi. Die erste bekannte Blut- 
rache soll im Jahre 1192 ausgeführt sein. Als der Shogun 
Minamoto Yoritomo im Hakone- Gebirge jagte, führten die 
Brüder Soga Goro Tokimune und Juro Sukenari, nachdem sie 
18 Jahre Mühen und Leiden ertragen hatten, ihr Vorhaben 
aus und töteten im Lager Kudo Suketsune, der ihren Vater 
erschlagen hatte. Die Rächer verfolgten häufig als Bettler 
und Pilger verkleidet, zuweilen jahrelang ihren Vorsatz, bis sie 
denselben ausführen konnten. Katakiuchi ist begründet auf 
die Bücher des Confuzius, der lehrt: „Du sollst nicht leben 
unter demselben Himmel mit dem, der deinen Vater erschlagen". 
Die Tradition sagt, dafs Confuzius auf die Frage seines Schülers 
Tsze Hea: „Was hat der Mann zu tun, mit dem, welcher 
seinen Vater oder seine Mutter umgebracht hat?" geantwortet 
habe: „Der Sohn soll auf einer Grasmatte schlafen mit seinem 
Schilde als Kopfkissen, er darf keine Anstellung annehmen, 
nicht unter demselben Himmel leben mit seinem Feinde, stets 
mufs er seine Waffen bereit halten, um ihn niederzumachen, 
wo er ihn trifft, im Felde oder in der Stadt." Das Gesetz- 
buch „Vermächtnis von Jeyasu" sagt: „Was die Sühne für 
ein begangenes Unrecht gegen den Herrn oder Vater anbetrifft, 
so ist es von dem weisen und tugendhaften Confuzius vorge- 
schrieben, dals du und der das Unrecht begangen hat, nicht 
unter demselben Himmel leben sollst. Der Rächer hat von 
seinem Vorhaben schriftlich den Gerichtshof in Kenntnis zu 
setzen. Es soll ihm kein Hindernis in den Weg gelegt werden, 
sein Verlangen auszuführen in der Periode, welche ihm zur 



— 255 — 

Ausführung bewilligt ist. Aber es ist verboten, dais die Be- 
strafung des Feindes von Auflauf und Lärm begleitet ist. Die- 
jenigen, welche unterlassen, ihr Vorhaben bekannt zu geben, 
sollen abgeurteilt werden wie gewöhnliche Verbrecher." In 
der Regel wurde infolgedessen dem Nachsuchenden die Er- 
lanbnis erteilt und er in der Erfüllung seines Vorhabens unter- 
stützt Hatte er seinen Feind gefunden, so wurde von der 
Regierung eine Bambuseinfriedigung gemacht und ein Inspektor 
gesandt, welcher den Kampf zu beaufsichtigen hatte; es ver- 
sammelte sich dann ein Kreis von Zuschauem, um den Kampf 
als etwas Bewundernswertes anzusehen. Wenn alles gut ver- 
laufen war, erhielt der Rächer als Lohn das Besitztum seines 
Feindes. So war allerdings das Gesetz, aber in Wirklichkeit 
wurde die Erlaubnis selten eingeholt. Der Feind wurde im 
geheimen aufgesucht und nachdem die Blutrache ausgeführt 
war, wurde die Regierung davon benachrichtigt. Von dieser 
wurde sofort ein Beamter ausgesandt, um den Tatbestand auf- 
zunehmen und, nachdem die Untersuchung festgestellt hatte, 
dafe es wirklich Katakiuchi gewesen war, unterliefe man ge- 
wöhnlich, die Tat zu einem Verbrechen zu stempeln. Die be- 
rühmteste Blutrache unter den Tokugawa-Shogunen war die 
der 47 Ronin (s. d.) am 30. Januar 1703, welche von den ersten 
japanischen Dichtern dramatisiert ist und bis heute das ganze 
japanische Volk enthusiasmiert. 

Bon no matsuri siehe Totenfest. 

Gewänder aus Brokat, japanisch Nishiki. d.h. aus schwerem Brokat 
gemusterten, mit Gold und Silber durchwirkten Seidengewebe, 
dem reichsten und kostbarsten, welches die Textilindustrie 
überhaupt liefert, gehörten zu den Zeremonienkleidern der 
japanischen Fürsten, sowie zur Ausstattung der reicheren 
Theater und buddhistischen Tempel. In Kioto stand die Brokat- 
weberei unter dem speziellen Schutze des jeweiligen Kaisers, 
und wenn sie sich daselbst bis auf den heutigen Tag trotz 
der Ungunst der Zeit in ihrer vollen Leistungsfähigkeit er- 
halten hat, so verdankt sie dies hauptsächlich der noch fort- 
dauernden kaiserlichen Protektion und Aufmunterung. Man 
unterscheidet Kioto ito nishiki, Goldfadenbrokat und Aya 
nishiki 9 d. h. Seidendamast- Brokat oder mit Blumen durch- 
wirkten Brokat. 



— 266 — 

Bronze. Von den zahlreichen Legierungen des Kupfers, welche für 
das japanische Kunstgewerbe in Betracht kommen, sind folgende 
vier Gattungen die hervorragendsten: 

1. Shin chin, Messing, dasselbe enthält gewöhnlich 30 Prozent 
Zink und 70 Prozent Kupfer. 

2. Kara kane, Bronze; hierunter versteht man vielerlei 
Legierungen des Kupfers mit Zinn, Zink und Blei, dem sich 
zuweilen auch Antimon anreiht, wobei aber das Kupfer meist 
vorwiegt. 

3. Shibu ichi, eine Legierung aus Kupfer und Silber, bei 
welcher der Gehalt von Silber sich zwischen 6 und 22 bewegt. 

4. Shakudo, Kupfer, welchem 2 bis 15 Prozent Gold bei- 
gemischt sind. In Tokio wird eine bewundernswerte Bronze- 
gattung hergestellt, welche außerordentlich effektvoll durch 
silberne Einlagen in den dunkeln und gelben Grund wirkt. 
Die vielverbreitete Ansicht, dafs diese Kunst zurückgehe, findet 
man, wenn man die Kunstmusstellungen besucht, nicht bestätigt, 
im Gegenteil scheint dieselbe sich immer mehr zu vervoll- 
kommnen; ein grofeer Künstler ist Jomi Seizuke in Kioto. 

Das wichtigste Metall Japans ist das Kupfer, von dem 
im Jahre 1902 im Werte von 10 V 2 Millionen Yen exportiert 
wurde. Kupfer ist das Hauptbestandteil der Bronze. Anfangs 
stand diese Kunst gänzlich im Dienste der buddhistischen 
Religion, mit der sie um 600 n. Chr. von Korea herüberkam, 
später wurde sie von den Machthabern unterstützt und aufge- 
muntert, jetzt ist sie gleich den Lackarbeiten fast ganz zum 
Kunsthandwerk geworden und stellt hauptsächlich Exportartikel 
her. Der Export wertete 1902 328309 Yen, seine Hauptabnehmer 
sind die Vereinigten Staaten, England, Deutschland und Frank- 
reich. Gegenüber der früheren geschmiedeten und getriebenen 
Arbeit macht sich jetzt, daher mehr der Guis breit. Ver- 
glichen mit den schönen Produkten aus früherer Zeit steht die 
heutige Durchschnittsarbeit niedrig. Sobald die alten Kunst- 
handwerke sich in den Dienst des Handels stellten, verloren 
sie in Japan ihren edlen Charakter, während die Technik der 
westlichen Länder immer mehr die Gestalt der Kunst annahm. 
Freilich steht die japanische Bronzearbeit noch heute unerreicht 
da, schön im Material, in der Farbe und Form, in den Deko- 
rationsmotiven und der verschiedenartigen Ausführung, wenn 



— 257 — 

der echte Künstler Zeit und Mühe darauf verwendet. In der 
kunstvollen Massenproduktion sind Paris, New -York, Berlin 
and andere Orte Japan gegenwärtig weit überlegen. Das groß- 
artigste Denkmal von gegossener Bronze ist der Daibutsu, 
wörtlich „Grolser Buddha" in Kamakura, der 1252 n. Chr. von 
Ono Gorounon gegossen wurde; er ist 50 Fuis hoch, im Innern 
befindet sich eine Kapelle und man steigt bis in den Kopf, von 
wo man eine herrliche Aussicht auf das Meer und die bergigen 
Ufer hat; es ist entschieden das erhabenste Denkmal, welches 
Japan besitzt, und steht in seiner Majestät einzig da unter 
den Werken der japanischen Kunst. 

Der Export von Bürstenbinderwaren ist im Steigen be- Bürsten- 
griffen, namentlich soll die Nachfrage nach den besseren Quali- J*Jj ri " 
täten wachsen, während die nach den billigeren Sorten sinkt. 
Zahnbürsten machen 70 Prozent des Exportes aus, die Qualität, 
welche am meisten bestellt wird, kostet 12 Yen pro Gros. 
Die übrigen 30 Prozent sind Haarbürsten, meist im Preise von 
6 Yen pro Dutzend. Das zur Fabrikation verwendete Material 
wird grofsenteils importiert, Elfenbein und Rosenholz aus China, 
Olivenholz aus Moskau, Rindknochen, Schweineborsten und 
Pferdehaar aus England, Amerika und Australien. Die größte 
Schwierigkeit besteht in der Auswahl des Materiales und be- 
sonders geeigneter Qualitäten, namentlich von Bein und Borsten, 
die letzteren schwanken im Preise zwischen 1, 8 ° bis 8 Yen pro 
Picul. Der Export wertete: 

1898 220060 Yen 

1899 199843 „ 

1900 243664 „ 

Die Ohugen gehörten einer den gemeinen Soldaten ahn- Chugen. 
liehen unteren Klasse an, sie trugen keine Säbel und durften 
die Hakama, die weite Hose, nicht tragen. Gewöhnlich trugen 
sie den Kamban, ein Kleid, auf dessen Rücken das Wappen 
ihres Herrn angebracht war, und einen hölzernen Säbel. Die 
Chugen des Shogun hieisen Doshin, sie standen unter den Be- 
fehlen der YorikL Die kleineren Daimyos und Hatamotos 
hatten selten ständige Chugen und stellten dieselben nur bei 
Bedarf an. 

Confuciqs, chinesisch Kung fu tze oder richtiger Kung tze Confacia- 
(Meister Kung), ist ein berühmter Philosoph, dessen Lehren ni8mus - 
noch jetzt in China herrschen; er wurde 551 v.Chr. im Lehn- 

17 



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Staate Lu in Yen-chou-fou, nordwestlich von Tsing-chou-fou, 
Provinz Shantung, geboren und starb daselbst im Jahre 479; 
sein Grab wird hier noch heute verehrt. Der schon früher 
erwähnte chinesische Gelehrte, welcher unter dem Namen „John 
Chinaman" eine Reihe Briefe veröffentlicht hat, schreibt über 
seine Lehre: „Confucianismus, so hört man oft sagen, sei gar 
keine Religion und wenn unter Religion eine Reihe dogma- 
tischer Glaubenssätze, die es mit einer der unsrigen radikal 
verschiedenen, übersinnlichen Welt zu tun haben, gemeint ist, 
so entspricht diese Behauptung ohne Zweifel genau der Wahr- 
heit. Confucius hat sich in der Tat alle Mühe gegeben, die 
Voreingenommenheit für das Übersinnliche zu bekämpfen, und 
der wahre Jünger sucht in diesem Stück den Fufsstapfen des 
Meisters zu folgen. Wenn ein gebildeter Chinese sagt: „Hüte 
dich vor Religion", so meint er damit: „Hüte dich vor Aber- 
glauben", und in diesem Sinne, aber auch nur in diesem Sinne, 
ist der Confucianismus religionslos. Wiederum hört man sagen, 
dafs der Confucianismus weiter nichts als ein Moralsystem sei. 
Auch dies entspricht der Wahrheit insofern, als sein ganzes 
Ziel und Inhalt dahin gehen, allgemeine Lebensregelu vor- 
zuzeichnen und für sie Begeisterung zu wecken. Auf der 
anderen Seite aber, und hierauf möchte ich Nachdruck legen, 
ist er nicht nur eine Lehre, sondern selbst ein Leben. Die 
Grundsätze, die er aufstellt, sind die, die tatsächlich im Bau 
der chinesischen Gesellschaft verwirklicht sind, so dafs sie 
nicht nur durch das geschriebene und gesprochene Wort sich 
eingeprägt haben, sondern durch die Gewohnheit der täglichen 
Erfahrung. Die Einheit der Familie und des Staates, wie sie 
in der Ahnenverehrung zum Ausdruck kommt, bildet nicht nur 
die Grundlage eines äufserlichen Glaubensbekenntnisses, sondern 
auf ihr baut sich das ganze Geistesleben der Chinesen auf. 
Das allein hat für ihn wirkliche Bedeutung; zu welchem be- 
sonderen Glauben er sich bekennt — ob zum buddhistischen, 
taoistischen oder zum christlichen — spielt gar keine Rolle. 
Für den Chinesen sind die vergangenen und kommenden Ge- 
schlechter mit denen der Gegenwart ein ungeteiltes Ganzes 
Alle leben ewig, wenn es auch nur einigen wenigen vergönnt 
ist, jeden Augenblick auf dieser Erde zu weilen. So kommt 
in der Ahnenverehrung ein sozialer Gedanke zum Ausdruck, 
dem eine unermefsliche Kraft, zu konsolidieren und zu ver- 



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binden, innewohnt. Man mufe die Wirkungen davon gesehen 
haben, um daran zu glauben. Übrigens kennen sie diese noch 
aus einem anderen Beispiele. Es ist einem abendländischen 
Volke entnommen, die Zivilisation des alten Born. 

Dies wäre also, was bei einem Blick auf unsere nationale 
Religion zuerst und am meisten auffällt; aber sie äußert sich 
auch noch in anderer, kaum minder wichtiger Weise auf das 
soziale Leben. Der Confucianismus verkörpert das Ideal der 
Arbeit. Die europäischen Forscher aus dem 18. Jahrhundert, 
die so großes Gewicht auf die alljährlich wiederholte Zeremonie 
des Pflügens durch den Kaiser legten, verstanden den Geist 
der chinesischen Zivilisation viel besser als viele der späteren 
Forscher, bei denen nur wenig Sympathie für China zu finden 
ist Die Pflicht des Menschen, zu arbeiten, und zwar haupt- 
sächlich auf dem Lande zu arbeiten, ist eine der Grundforde- 
rungen unserer Religion. Deshalb beten wir die Mutter Erde, 
die Quelle alles Wachstums, an, daher auch den Himmel, den 
Spender des Lichts und des Regens. Daher aber stammt auch 
unsere soziale Ordnung, die allen Anteil am Grund und Boden 
gewähren will. Die willige Hingabe aller in Brüderlichkeit 
und Frieden zur Arbeit, die von den Mächten des Himmels 
und der Erde gesegnet wird, ist das einfachste, allen ver- 
ständliche Ideal, das wir unserem Volke vorhalten; das ist 
der Gedanke, den wir in unseren Einrichtungen verkörpert 
haben. Und wenn Sie mehr als das begehren, wenn Sie ein meta- 
physisches System zur Rechtfertigung und Erklärung unseres 
schlichten Glaubens verlangen, so haben wir auch das für unsere 
Gelehrten vorgesehen. Die Menschheit, so sind sie gelehrt 
worden, ist ein geistiges und ewiges Wesen, das sich selbst in 
einer Reihenfolge von Geschlechtern in der Zeit offenbart. 
Dieses Wesen ist der Mittler zwischen Himmel und Erde, 
zwischen dem endlichen Ideal und der bestehenden Tatsache. 
Durch unermüdliche und hingebende Arbeit die Erde zum 
Himmel zu erheben, das Gute, das jetzt nur in Gedanken be- 
steht, in die Tat umzusetzen, ist Ziel und Zweck des mensch- 
lichen Lebens, und indem wir diesem Zweck nachstreben und 
diesen Zweck erfüllen, erlangen und behaupten wir unsere Ein- 
heit, jeder einzelne mit dem anderen und alle mit dem Gött- 
lichen. Hier ist in der Tat ein Glaube, der es verdient, Reli- 
gion genannt zu werden. Ich behaupte nicht, dafs er von der 



— 260 — 

Masse mit Bewufstsein gehegt wird, denn in keinem Lande 
pflegt die Masse des Volkes sich verständigen Erwägungen 
hinzugeben. Aber ich nehme für uns in Anspruch, dafs das 
Leben unserer Massen so geregelt und eingerichtet ist, dafe 
es mit den Forderungen unseres Glaubens übereinstimmt; daß 
sie die Grundsätze unserer Weisen, wenn sie sie auch nicht 
mit dem Munde bekennen, so doch im Leben befolgen; und 
dafs die zwei Hauptgedanken , auf denen jedes Gemeinwesen 
aufgebaut sein sollte, Brüderschaft und die Würde der Arbeit, 
ihnen in unmittelbarer und nicht mifszuverstehender Form in 
unseren altehrwürdigen Einrichtungen packend dargestellt wird". 
(Ostasiatischer Lloyd). 
CrSpe Crepe oder Chirimen ist der beliebteste rauhe glanzlose 

CMrimen. Seidenstoff der Japaner, den sie sowohl einfach als in ver- 
schiedener Weise gemustert darstellen. Weicht auch das Aus- 
sehen wie die Anfertigung der verschiedenen Sorten wesentlich 
voneinander ab, so findet sich doch bei allen ein gemeinsamer 
Äug. Er besteht darin, dafe mau zur Kette wie zum Schluß 
ziemlich gleichstarke Fäden nimmt, von denen aber die Ein- 
schlagfäden auf der Zwirnmaschine noch besonders, teils rechts, 
teils links, gezwirnt wurden. Beim Einschlag dieser doppelt 
gedrehten Fäden wechselt man mit den beiden Sorten ab. Ist 
das Stück fertig, so kommt es in ein Bad, erleidet dabei eine 
starke Kontraktion, namentlich in die Breite, wird darauf 
in Wasser ausgesüfst und vor völligem Trocknen über eine 
hölzerne Walze gerollt und gestreckt, dann an der Sonne 
vollends getrocknet. Solche Crepeseide, bei der die Anwendung 
einer sogenannten Crepemaschine unbekannt ist, kann nur im 
Stück gefärbt werden. Das Zusammenschrumpfen des Gewebes 
durch das Bad beträgt 20 bis 30 Prozent in der Breite, aber 
nur etwa 10 Prozent in der Länge. Ihre Dauerhaftigkeit ist 
viel größer und der Preis entsprechend höher als derjenige 
glatter Gewebe. Der Chirimen oder Seidencrepe wird wie 
Habutage nach Gewicht verkauft und der Durchschnittspreis 
für 100 Monime ist zirka acht Yen; es kostet demnach ein 
Tan oder ein Stück 50 Yards lang und 27 Zoll breit im Ge- 
wichte von 432 Momme zirka 35 Yen. Der Export ist des im 
Vergleich zu Habutaye verhältnismäfsig hohen Preises wegen 
nicht so bedeutend als der von Habutaye; er bezifferte sich 
im Jahre 1900 auf 32524 Stück im Werte von 288960 Yen. 



— 261 — 

Die Kunst der Cloisonöemaillierung wurde in Japan imcioison6s. 
16. Jahrhundert bekannt, ist aber erst in den letzten 30 Jahren 
zur Vollkommenheit entwickelt. Die wenigen alten Exemplare 
im Nijopalaste in Kioto sind roh und unscheinbar. Cloisonä 
ist eine Art Mosaik, dessen charakteristisches Merkmal ein 
dünnes Netzwerk von Metalldrähten ist, welches auf Metall- 
grund gelötet ist; die Zellen des Netzwerkes heifsen technisch 
Ooisons; sie werden mit verschiedenfarbiger Emaille gefüllt 
and die Kunstwerke durch verschiedenes Brennen, Abreiben 
und Polieren fertiggestellt. In Nagoya, Kioto und Tokio 
werden die größten und schönsten Kunstgegenstände hergestellt. 
Die größten Künstler sind die beiden Namikawa in Tokio und 
Kioto.; der in Kioto läßt in seinen entzückenden farbenreichen 
Blumen- und Arabeskenmotiven die metallischen Umrisse der 
Cloisons sichtbar , sein Namensvetter in Tokio läXst diese 
Grenzen verschwinden und bringt so Bilder hervor, die täuschend 
wie Malerei aussehen. So schön diese letztere Art ist, muß 
man doch vom künstlerischen Standpunkte der Kiotoschule den 
Vorzug geben, welche wirkliches Cloison6 ist mit einer Farben- 
harmonie, einer Genauigkeit in der Zeichnung und einem Reich- 
tum in der Ornamentik, dafs diese Prachtwerke uns wunderbar 
erscheinen, wenn man das Material in Betracht zieht. Viele 
Kunstwerke werden beim Abreiben und Polieren verletzt, wo- 
durch sie einen großen Teil ihres Wertes verlieren. Hierdurch 
wird der Preis dieser Kunstobjekte, namentlich der größeren, 
wesentlich erhöht. In neuester Zeit zeichnet sich Nagoya durch 
Arbeiten auf Silbergrund aus; dieser schimmert durch die auf- 
getragene Emaille und bringt sehr schöne Effekte hervor. 
Schon die Griechen hatten diese Kunst von den Ägyptern 
gelernt; sie arbeiteten auf Goldgrund und brachten sie mit 
in das byzantinische Kaiserreich, wo die Kunst zu hoher Blüte 
kam und später auch in Deutschland weiterentwickelt wurde. 
Der japanische Export von Cloisonewaren wertete im Jahr 1902 
143637 Yen. 

Die Daimyos waren die Landesfürsten während der Feudal- Daimyo. 
zeit, bis 1868, in Japan. Wörtlich übersetzt heifst Daimyo: 
„Großer Name 44 . Sie hatten Besitzungen mit einem jährlichen 
Einkommen von mindestens 10000 Koku (ein Koku Reis wertete 
durchschnittlich ein Pfund Sterling), welches bei dem größten 
Daimyo Matsudaira, Kaga nokami, Herr von Kaga, bis auf 



1200000 Koku stieg. Die Daimyos zerfielen in zwei Klassen: 
1. die Fudai -Daimyos, die erblichen Vasallen der Tokugawa- 
Shogune und 2. die Kokushu- oder Tosama- Daimyos, diejenigen 
Daimyos, welche allerdings in gewisser Hinsicht Vasallen 
des Shogunes waren, dabei aber eine gewisse Selbständigkeit 
bewahrt hatten. Die Fudai -Daimyos waren bis zu Tokugawa 
Jeyasu keine Daimyos gewesen; sie waren seine Vasallen, hatten 
mit ihm alles Ungemach ertragen und waren, als das Reich zur 
Ruhe gebracht war, als Lohn für ihre Treue und Ausdauer zu 
Daimyos gemacht. Aus ihrer Mitte wurden die Gorojin (die 
Staatsräte, den heutigen Ministern entsprechend) ernannt, welche 
das Naikaku (Ministerium) bildeten; außerdem waren sämt- 
liche höheren Beamte des Shogunat.es Fudai -Daimyos. Die 
Kokushu- oder Tosama-Daimyos, d. h. die gewissermafsen unab- 
hängigen Daimyos, waren ursprünglich nur die Vasallen des 
Kaisers gewesen, die sich dem siegreichen Tokugawa Jeyasu 
angeschlossen hatten; sie waren tatsächlich Vasallen der Shogune 
geworden, wurden jedoch von diesen wie geehrte Gäste behandelt, 
regierten ihre Länder fast selbständig und schienen kaum unter 
dem Befehle des Shogunes zu stehen. Sie mufsten allerdings, 
wie alle anderen Daimyos, abwechselnd ein Jahr in ihren 
Ländern und ein Jahr in Yedo wohnen, wo sie unter dem Ober- 
befehl der Shogune die Feuerlöschmannschaften und Garnisonen 
der Forts kommandierten; doch taten sie keine persönlichen 
Dienste, sondern übertrugen den Dienst ihren Vasallen und 
kümmerten sich nur um Angelegenheiten, welche mit ihren 
Besitzungen in Zusammenhang standen. In der letzten Zeit 
ihres Shogunates kümmerten sich die Tokugawas nicht mehr 
darum, ob diese Kokushu -Daimyos nach Yedo kamen oder 
nicht und liefsen sie ungestört in ihren Besitzungen bleiben; 
da diese nun ihr Einkommen in ihren Ländern verausgabten 
und nicht nach Yedo brachten, wurden ihre Länder reich und 
blühend. Um jedoch einen Teil ihres Geldes im Lande zirku- 
lieren zu lassen, wurden sie von Zeit zu Zeit von den Shogunen 
nach Yedo eingeladen. Auf diesen Reisen hatten sie überall 
grofse Ausgaben zu machen und zu gleicher Zeit wurden sie 
verhindert, Verschwörungen gegen die Shogune anzustiften. 
Die Fudai -Daimyos hatten ihre Residenz in Yedo und besuchten 
nur von Zeit zu Zeit ihre Besitzungen; sie hatten also nicht 
die gleiche Freiheit wie die Kokushu -Daimyos. Beide mufsten 



— 263 — 

jedoch ihre Familien gewissermaßen als Geiseln in Yedo 
wohnen lassen. Die Zahl der Daimyos war 300, allein Burgen 
hatten von diesen nur 264. Die Daimyos, welche keine Burgen 
hatten, besafeen ein Einkommen von 10000 bis 15000 Koku, 
auch standen sie im Range tiefer als die Daimyos mit Burgen. 
Nur Daimyos mit über 15000 Koku Einkommen war es ge- 
stattet, Burgen zu bauen. Als Auszeichnung trugen die Daimyo- 
Wohnungen als Dachverzierung den Shachihoko (eine fischartige 
Verzierung). 

1875 errichtete eine japanische Gesellschaft die Dampfer- Dampf- 
verbindung mit dem Festlande, sie nahm 1885 den Namen Nippon f^g" 
Yusen Kaischa, d. h. japanische Post-Dampfschiffahrts-Gesell- GeseU- 
schaft an; die japanische Regierung ist an ihr beteiligt. Früher 8chaften - 
besorgte sie die japanische Küstenschiffahrt und liefe drei- 
wöchentlich nach Wladiwostock, vier wöchentlich nach Korea, 
wöchentlich nach Shanghai, vierwöchentlich nach Tientsin, 
monatlich nach Manila, Hongkong, Bombay und Honolulu 
fahren. Nach dem Kriege mit China, in welchem sie der 
Regierung ihre 59 Schiffe zur Verfügung gestellt hatte, richtete 
sie zu den obigen Linien regelmäfsige Linien nach Europa, 
Amerika und Australien ein und fährt jetzt zweiwöchentlich von 
Yokohama nach Antwerpen, London, Middlesborough, Seattle 
nnd Adelaide. Ihr Kapital betrug 1900 22000000 Yen, die 
Zahl ihrer Schiffe Ende 1901 68 mit 207396 Registertons. Die 
zweite japanische Gesellschaft ist die Osaka -Shosen-Kaisha, 
mit einem Kapital von 19200000 Yen, 67 Dampfern und 
39985 Registertons, ferner die Toyo-Kisen-Kaisha mit einem 
Kapital von 6500000 Yen, 3 Dampfern mit 18309 Register- 
tons für die Fahrt nach San Francisco. 

Regelmäßige Dampferverbindungen mit Japan haben die 
folgenden europäischen Post -Dampfschiffahrt*- Gesellschaften: 
Peninsular and Oriental-Steam-Navigation-Company, zwischen 
London — Hongkong— Shanghai — Nagasaki— Kobe— Yokohama, 
vierzehntägiger Dienst. 

Norddeutscher Lloyd zwischen Bremen oder Hamburg und 
Japan, abwechselnd mit der Hamburg- Amerika-Linie, vierzehn- 
tägiger Dienst. 

Compagnie des Messageries-Maritimes zwischen Marseille 
über Saigon und Japan, vierzehntägiger Dienst. 



— 264 — 

Canadian - Pacific - Rail way - Company , Royal - Mail - Steam- 
Sliip-Line, zwischen Vancouver und Japan und China, drei- 
wöchentlicher Dienst. 

Pacific- Mail -Steam-Ship- Company und Occidental and 
Oriental-Steamship- Company zwischen San Francisco, Japan 
und China, jede dreiwöchentlichen Dienst. 

Die deutschen Linien berühren auf ihren Reisen die 
italienischen Häfen Genua und Neapel, die französische nur 
Neapel, die englische Linie hat längeren Aufenthalt, ein und 
zwei Tage in den Häfen von Gibraltar, Malta, Port-Said, Suez, 
Aden, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Shanghai Naga- 
saki und Kobe, die Geschwindigkeit der Reise leidet unter 
diesen Aufenthalten jedoch nicht. 
Dünger. Der Import von künstlichem Dünger nach Japan ist seit 
wenigen Jahren um etwa das Zehnfache von 960000 Yen auf 
9530000 Yen gestiegen. Die Landwirte düngten früher mit 
Fischdünger. Gegenwärtig werden viele Bohnenkuchen von 
China, Heringsguano von Sibirien und Alaskasowe, getrocknete 
Sardinen von Korea eingeführt, so dafe die Zeitung „Asahi" 
eine dauernde Schädigung der japanischen Fischer befürchtet. 
Eisen. Eisen produziert Japan verhältnifsmälsig in nur sehr ge- 

ringer Menge und deckt nur einen minimalen Teil des Bedarfes 
im Lande. Eisen wird hier namentlich aus Eisensand, dann 
auch aus Magneteisenstein gewonnen, der erstere ist ein weit- 
verbreitetes Anschwemmungsprodukt der Küste. Am häufigsten 
und in größter Menge wird dieser Eisensand in den Provinzen 
Iwami, Izumo, Bingo und Mimasaka gefunden. Die Magnet- 
eisensteinlager und Eisenwerke von Kamaishi, Provinz Rikuchiu, 
sind die bedeutendsten Japans. Der Magneteisenstein ist oft 
verunreinigt mit Eisen- und Kupferkies sowie einem Anflug 
von Malachit und Lazur. Er ist dann grobkörnig und zerfällt 
an der Luft. Die bessere Sorte ist frei von jenen Beimischungen, 
feinkörnig und kompakt. Durch Rösten läfst sich der gröfste 
Teil des Schwefels entfernen und ein sehr gutes Eisen gewinnen. 
In Nakakosaka, Provinz Kotsuke ist ebenfalls ein Holzkohlen- 
Hochofen angelegt, der indessen keinen grofsen Nutzen gewährt 
haben soll. 
Eisen- Am 1. Januar 1901 waren 5892 Kilometer Eisenbahnlinien 

bahnen. j m Betriebe, im Bau waren ferner 1980 Kilometer Staatsbahnen, 
die Konzession für 3997 Kilometer Länge war Privatgesell- 



— 265 — 

Schäften erteilt. Diese repräsentierten ein Anlagekapital von 
€9979 Millionen Yen oder 52223 Yen für 1 Kilometer. Von den 
Privatbahnen (im Jahre 1900 4515 Kilometer und 173444 Mil- 
lionen Yen Anlagekapital) gehört die Mehrzahl der Hauptinsel 
Honshiu an. Die erste Eisenbahn, Yokohama-Tokio, wurde 1872 
eröffnet (29 Kilometer), 1881 waren erst 121 und 1883 nur 
250 Kilometer Eisenbahnlinien im Betriebe, es ist daraus zu 
ersehen, mit welcher fieberhaften Gier die Eisenbahnen gebaut 
wurden, und dafe viele Gesellschaften an Kapitalmangel leiden 
erklärlich. Die Staatsbahnen haben das aufgewendete Kapital 
in den letzten zwei Jahren mit 8 und 10 Prozent verzinst, die 
Privatbahnen mit 6 und 7 Prozent. 

Vor Schluß des Jahres 1903 sollen folgende neue Linien 

eröffnet werden: 

Länge Eröffnet 

in engl. Meilen bis: 
Nord-O-U-Linie (von Akita nach Wada) 8,18 15. Aug. 
In-Yo-Linie (Mikuriya-Yatsuhashi) 
Kagoshima-Linie (Yoshimatsu-Yokogawa) 
In-Yo-Linie (Yatsuhashi-Matsusaki) 
Süd-O-U-Linie (Shinjo-Neimachi) 
Kure-Linie (Kure-Umida) 
Chuo-Linie (Kofu-Nirasaki) 

Die meisten Europäer erwarten die ersten Erdbeben viel Erd- 
eher mit Neugier als mit Furcht und erst, nachdem sie mehrere beben - 
Erdbeben erlebt haben, stellt sich ein nervöses Unbehagen 
während der Erdbeben ein, welches bei den Japanern selbst 
bis zu jäher Furcht und Schrecken gesteigert ist. Fast kein 
Japaner bleibt in seinem Hause, wenn die Hängelampe sich 
anfängt zu bewegen, ein Zeichen des Erdbebens. Den Herd 
des Erdbebens kennt man nicht, die alten Japaner verlegen 
ihn nach der kleinen Felsinsel Enoshima nahe Kamakura, wo 
nach der Sage ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Fisch, in 
einer Felshöhle haust, welches mit seinem Schwanz die Erd- 
beben erzeugt, die sich von hier über ganz Japan verbreiten. 
Die Ostspitze von Yezo wird von den meisten Erdbeben heim- 
gesucht, dann der nördliche und mittlere Teil von Honshiu. 
Die verheerendsten Erdbeben in den letzten 50 Jahren waren 
das von Tokio, 23. Dezember 1854, welches diese Stadt teil- 
weise zerstörte, das andere fand am 28. Oktober 1891 statt, 



11,40 


» 


8,60 


lO.Sept 


13,10 


Dezbr. 


9,48 


Nov. 


12,33 


Dezbr. 


7,79 


n 



— 266 — 

sein Zentrum lag östlich vom Biwa-See, wo die Städte Gifu, 
Ogaki Nagoya schwer litten, dies kostete 8000 Menschenleben 
und zerstörte über 100000 Häuser. 

Dr. Omori, Direktor des meteorologischen Observatoriums 
in Tokio, schreibt darüber in der „Seinenkai". Seit dem 
Jahre 1885 werden von der Regierung die Berichte über Erd- 
beben aus dem ganzen Reiche gesammelt. Ende 1901 wurden 
von 1600 Stationen diese Berichte eingesandt. Aus diesen ergibt 
sich, dafe in den 13 Jahren, endend mit 1897, nicht weniger als 
17750 Erdbeben in Japan beobachtet wurden, im Durchschnitte 
also jährlich 1365. Die wenigsten 472 im Jahre 1886 und die 
meisten 2729 im Jahre 1894, es sind dies die Zahlen für solche 
Erdbeben, welche ohne Instrumente gefühlt wurden und muis 
daher die Zahl der leichteren Bewegungen eine viel grö&ere 
gewesen sein. 

Authentische Berichte über Erdbeben existieren seit dem 
5. Jahre der Regierung des Kaisers Inkio 416 n. Chr., in den 
1482 Jahren von da bis 1898 werden 223 schwere Erdbeben 
gezählt, welche mehr oder weniger Verluste an Menschenleben 
und Eigentum, sowie Veränderungen der Erdoberfläche zur 
Folge hatten. Die Berichte von der Tokugawa-Regierung sind 
infolge der schwierigen Kommunikations -Verhältnisse unvoll- 
kommen. In den 1898 endenden 299 Jahren waren 108 Erd- 
beben, welche mehr oder weniger verderbliche Folgen hatten, 
es war also im Durchschnitte alle 2 1 / 9 Jahr ein schweres Erd- 
beben, von diesen waren 149 lokal, d. h. solche, die nur in einer 
Provinz und 74 nicht lokale, die in mehr als zwei Provinzen 
gefühlt wurden. Wenn man einen Kreisbogen beschreibt, dessen 
Mittelpunkt in der japanischen See liegt, so haben diejenigen 
Distrikte, welche innerhalb des Kreisbogens liegen, d. h. die 
an der japanischen See liegenden Landesteile mehr lokale Erd- 
beben, während die anderen Bezirke, d. h. die am Stillen Ozean 
liegenden Bezirke, mehr nicht lokale fühlen, welche nicht selten 
von verderblichen Sturzwellen begleitet sind. Die Erklärung 
für die letztere Erscheinung ist, dafs die Erdbeben in vielen 
Fällen auf dem Meeresgrunde entstehen. So waren von den 
26 schweren Erdbeben, die von Sturzwellen begleitet waren, im 
Verlaufe der letzten 300 Jahre 23 an der Küste des Stillen 
Ozeans und nur drei an der japanischen See. Die 10 schwersten 
Erdbeben fanden statt: 



— 267 — 

1. 29. November 684 n. Chr. auf Shikoku, den Bezirken am 
Busen von Ise und den Provinzen Totomi, Suruga und Izu. 

2. 20. September 1498, welches die 18 Provinzen der Kinai, 
Tokaido und Tosando erschütterte. 

3. 18. Januar 1586 die 16 Provinzen der Kinai , Tokaido 
und Hokurikudo. 

4. 31. Januar 1605 Kiushu, Shikoku und Tokaido, 

5. 16. Juni 1662 Kinai, Teile von Hokurikudo, Sanindo und 
Tokaido. 

6. 28. Oktober 1707 fast die ganze Hauptinsel Honshu. 

7. 9. Juli 1854 13 Provinzen von Kinai und Tokaido und 
Tamba, Harima, Echigo, 

8. 23. Dezember 1854 16 Provinzen meist von Tokaido. 

9. 24. Dezember 1854 32 Provinzen von Kiushu, Shikoku, 
Kinai, Sanyodo und Sanindo, 

10. 28. Oktober 1891 1 1 Provinzen von Tokaido und Kinai. 
Ans den vorhergehenden Daten geht hervor, dals die Kinai, 

d. h. die Teile um Kioto und die Tokaido -Distrikte mehr als 
die übrigen Landesteile von schweren Erdbeben heimgesucht 
werden, besonders die Provinzen Musashi und Sagami. Ver- 
hältnismäfsig wenig zu leiden haben die Provinzen Kotsuke, Hida, 
Tajima und zwei oder drei Provinzen in der Mitte von Japan. 

Tokio steht in dem Rufe, dafs es am meisten von Erdbeben 
zu leiden hat, indessen beweisen dies die Erdbebenberichte 
nicht. In den 26 Jahren, endigend 1901, wurden in Tokio 
2485 Erdbeben gefühlt, im Durchschnitt also jährlich 96. Die 
Erfahrung lehrt, dafs Tokio im allgemeinen mehr Erdbeben im 
Frühling, als im Sommer und Herbst hat, die meisten Erd- 
beben sind morgens zwischen 9 und 10 und abends zwischen 
10 und 11 Uhr, am wenigsten zwischen 2 und 3 Uhr morgens 
und 3 und 4 Uhr nachmittags. In den letzten 50 Jahren, nach 
dem groisen Ansei-Erdbeben 1854 waren die schwersten eins 
im Jahre 1884 und das andere 1894. Auffallend ist, dafs die 
beiden vorhergehenden Jahre 1883 und 1893 verhältnismäßig 
erdbebenruhig waren. 

Ihr Ursprung ist nicht bekannt, in ihrer Beschäftigung, Eta, die 
sozialer Stellung, Wohnorten usw. hatten sie eine gewisse Ahn- fr?* 16 * 611 
liebkeit mit den ungarischen Zigeunern. Wie diese schlugen nischen 
sie gefallene Ochsen und Pferde und schafften dieselben fort. Paria8 - 



— 268 — 

Sie gingen von Haus zu Haus, flickten das Schuhwerk und 
Geschirr, sie mufsten in getrennten Straßen leben, durften 
nicht aus ihrer Mitte heraus heiraten und waren allgemein ver- 
achtet. Sie waren die Nachrichter und hatten allerhand ent- 
ehrende Geschäfte zu versehen, z. B. kranke Verbrecher zum 
Verhör zu tragen und die Körper der Hingerichteten zu be- 
graben. Es war eine ausgestofsene, unreine, allgemein gehalste 
und verachtete Menschenklasse. Ihr Eintritt verunreinigte das 
Haus selbst des ärmsten und niedrigst geborenen Japaners. 
Über ihren Ursprung gibt es verschiedene Berichte, die einen 
machen sie zu Naclikommen koreanischer Kriegsgefangener, 
welche Ende des 16. Jahrhunderts von dort herübergebracht 
wurden, andere zu illegitimen Nachkommen des berühmten ersten 
Minamoto-Shogun Yoritomo. Am wahrscheinlichsten ist es, dals 
der Ursprung der Verachtung dieser Rasse in dem Buddhismus 
zu suchen ist, welcher das Töten aller Tiere verbietet, und da 
dies eine ihrer Beschäftigungen war, so wurden sie, wie ihre 
Nachkommen, verachtet, wie vielfach früher in Deutschland die 
Scharfrichter und ihre Familien aus der Gesellschaft Ausge- 
stofsene waren. Ein kaiserlicher Erlais hob am 12. Oktober 1871 
die gesetzliche Trennung der Etas auf. Der damalige Zensus 
gibt ihre Zahl auf 287111 Personen an, die Verachtung dieser 
Klasse hat aber das Gesetz tiberlebt. Der Name Eta kommt 
wahrscheinlich von e-tori, Nahrung ergreifen, von ihrer Be- 
schäftigung als Schlächter, kann aber auch mit den chinesischen 
Charakteren „eta", Überflufs an Schande, zusammenhängen, die 
Gelehrten sind sich über die Etymologie des Wortes nicht einig. 
Färberei. Die Färberei ist in Japan wegen der bunten Trachten 
eine wichtige Industrie, die ihren Sitz in den Städten und 
Provinzen Tokio, Kioto, Nagoya, Ashikaga, Saitama, Wakayama 
und auf Kiushiu hat. Vor kurzer Zeit noch primitiv, bedient 
sie sich heute teilweise schon moderner Maschinen und der 
grofeen Anilinfarbenskala. Die Fabriken sind nach deutschem 
Muster eingerichtet und die Färbindustrie wird mit dem Export 
von Textilwaren und dem steigenden Wohlstand des Landes 
stetig sich heben. Das eben ist das Gesetz der Kulturentwick- 
lung, der Industrie und des Handels, dals die jungen Schüler 
älterer Kulturvölker mehr und mehr Meister und Konkurrenten 
werden, und dals die älteren Völker nur durch neue Erfindungen 
solange wie möglich immer wieder einen Vorsprung gewinnen 



— 269 — 

und aafs neue lehren nnd geben, bis Geben und Nehmen auf 
beiden Seiten gleich fand, oder das umgekehrte Verhältnis ein- 
tritt. Japan hat in dieser wie in den meisten anderen Indu- 
strien staunenswerte Fortschritte gemacht. 

Die Landtiere (etwa 60 Arten) zeigen ein Gemisch nord- Fauna. 
asiatischer, europäischer und indischer Formen. Von wild- 
lebenden Säugetieren sind ein Affe, japanisch Saru (Inus spe- 
ciosus Teno), der schwarze Bär, japanisch Kuma (Ursus japo- 
nicus Teno), beide nur südlich der Tsugarustrafee, und der 
braune Bär auf Yezo, ferner unser sehr verbreiteter Fuchs, 
ein Wolf (canis hodopylax), ein Feld- und der nordische Alpen- 
hase, ein Hirsch (Cervus Shika), eine ziegenartige Antilope, 
japanisch Kamoshka (Antilope crispa) und das Wildschwein, 
japanisch Inoshishi, bemerkenswert. Dachs, Maulwurf, Fleder- 
mäuse, Spitzmäuse, Wildschweine und Marder sind den europä- 
ischen sehr nahe verwandt, gewissermafsen nur vikarierende 
Rassen. Keine Katzenart wird in Japan gefunden, aber an 
der Küste der Kurilen die seltene Meerotter. Die Landvögel 
(etwa 250 Arten) zeigen die gleiche Mischung indischer, 
europäischer und sibirischer Formen und ähnliche vikarierende 
Bässen. 

In den Reptilien (etwa 30 Arten) herrschen indische Ele- 
mente vor, während die Amphibien, namentlich die geschwänzten, 
sehr selbständig entwickelt sind; zu ihnen gehört der wunder- 
bare Riesensalamander. Auch die Fauna der Insekten zeigt 
ähnliche und noch merkwürdigere Zusammensetzungen wie die 
der Vögel. Die eine Gruppe der Käfer enthält mehr indische, 
die andere mehr sibirische, eine dritte gar mehr amerikanische 
Formen. Die Zahl der Haussäugetiere, wie der Pferde (1899 
1547160 Stück) und Rinder (1252365 Stück), ist im Verhält- 
nis zur Gröfee des Landes gering. Von Vögeln finden sich in 
gezähmtem Zustande: Hühner, Enten und Tauben. Eine un- 
gleich größere Menge von tierischem Nahrungsstoff liefert das 
an allen Küsten fischreiche (etwa 600 Arten) und schaltier- 
reiche (etwa 1200 Arten) Meer. 

Die offiziellen Feiertage sind: Feste. 

L, 3. und 5. Januar: Neujahr. 

30. Januar: Todestag von Komei Tenno, des Vaters des regieren- 
den Kaisers. 



— 270 — 

11. Februar: Thronbesteigung von Jünmu Tenno, 660 v. Chr., 
des ersten japanischen Kaisers, und Verkündigung der 
Konstitution 1889. 

21. März: Frühlingsfest für die kaiserlichen Vorfahren. 
3. April: Tod von Jimmu Tenno. 

23. September: Herbstfest für die kaiserlichen Vorfahren. 
17. Oktober: Opfer der ersten Früchte den Shintogöttern. 
3. November: Geburtstag des regierenden Kaisers. 
23. November: Der Kaiser ifst den ersten Eeis. 

Andere wichtige allgemein vom Volke gefeierte Feste sind: 
3. März: Jomi no sekku, das Mädchenfest, auch Hina Matsuri, 
das Puppenfest, genannt. 

8. April: Buddhas Geburtstag. 

5. Mai: Tango no sekku, das Knabenfest, an welchem riesige 
Papierfische alle Häuser schmücken, in denen ein Knabe 
sich befindet; ausgenommen Neujahr ist dieses das deko- 
rativste Fest in Japan. Der Fisch, ein Koi, d.i. Karpfen, 
ist, weil er alle Hindernisse überwindet, das Symbol der 
Knaben, die, wie er, kein Hindernis kennend, vorwärts 
streben sollen. 

13. bis 16. Juli: Bon no matsuri, Totenfest. Die Geister der 
verstorbenen Vorfahren besuchen dann ihre Nachkommen 
und werden auf den Hausaltären bewirtet (s. d.). 

In dieser Zeit wird das Kawa biraki, „Öffnen des 
Flusses" gefeiert. Halb Tokio schifft sich abends in reich 
mit Laternen geschmückten Boten auf der Sumidagawa 
ein, Feuerwerke und Musik erhöhen die allgemeine Fröh- 
lichkeit. Der Flufe bietet an diesem Abend ein entzücken- 
des Bild. 
Ferner sind noch zu nennen die folgenden Feste: 

17. März und die folgenden sechs Tage: Die grofsen buddhi- 
stischen Äquinoxialfeiertage „Higan". 

22. Juni; Geshi, das Sommersolstitiumfest. 

1. Juli: Tanabata, der Liebe der Sterne Aquila und Vega ge- 
weiht (s. d.). 
16. Juli: Doyo no iri, der erste Tag der Hundstage. 

9. September: Choyo no sekku. 
20. September: Herbstäquinoxium. 

20. Oktober: Ebisu ko, Fest des Glücksgottes Ebisu. 



— 271 — 

8. November: Fui go Matsuri. 

15. November: Kami-oki, Haare wachsen, d. h. Kindern, die 
drei Jahre alt geworden sind, wird nicht mehr der Kopf 
rasiert. Gleichzeitig Kazuki.-zome, Mädchen von fünf 
Jahren erhalten den ersten Schleier nnd Hakama gi, 
Knaben von fünf Jahren, erhalten die ersten Hosen. 

8. Dezember: Hari no kuyo, Frauenrasttag. 
13. Dezember: Koto hajime, Anfang der Vorbereitungen für 

das Neujahrsfest. 
22. Dezember: Toji, Wintersolstitium. 

1. bis 3. Januar: San ga nichi, die drei ersten Tage des Jahres. 

7. Januar: Nana kusa, die sieben Kräuter. An diesem Tage 
ging früher Hof und Volk ins Freie, um die sieben efs- 
baren Kräuter zu pflücken. 

15. und 16. Januar: Ende der Neujahrsfeier. 

16. Januar: Hokonin no Yado iri, Lehrlingsfeiertag. 
20. Januar: Kura biraki, SpeicheröfFnen. 

In den letzten Tagen des Januar oder den ersten Tagen des 

Februar: Setsubun, erster Frühlingstag alten Kalenders, 

ein bewegliches Fest. 
Im Februar: Hatsu-uma, gleichfalls ein bewegliches Fest. 

(Chamberlain.) 

Unter der geschickten Leitung des befähigten Ministers Finanzen. 
Matsukata waren die Finanzen nach dem Kriege mit China 
1894/95 geordnet. Dann aber veranlafsten die Befürchtungen 
eines unvermeidlichen Krieges mit Rufsland die Regierung zu 
enormen Ausgaben für Heer und Flotte und als die Expedition 
nach China hinzukam, stellte sich 1900 eine grolse Finanznot 
ein. Sie fand ihren Ausdruck in der negativen Handelsbilanz 
von 84557510 Yen und dem Goldabflufs von 46153490 Yen. 
Das Jahr 1901 besserte die Lage erheblich und stellte das 
Gleichgewicht zwischen Einfuhr und Ausfuhr her. Die Ein- 
nahme und Ausgabe für die letzten fünf Jahre war wie folgt: 

Einnahme Ausgabe 

Yen Yen 

1898—1899 220054127 219757569 

1899—1900 254254532 254165538 

1900—1901 295794552 292726996 

1901—1902 277497003 275887424 

1902—1903 263630836 270424495 



— 272 — 

Die Beträge für die Jahre 1899—1900 und 1900—1901 
sind provisorische Abrechnungen und für 1901 — 1902 und 
1902—1903 geschätzte. Die Einnahme von 1901—1902 ent- 
hält 18232952 Yen von der chinesischen Kriegsentschädigung 
und 29862460 Yen von Anleihen. 

Das Folgende ist eine Übersicht über die Budgetschätzung 
für das Jahr, welches mit dem 31. März 1903 endet. 

Laufende Einnahme : Yen 

Akzise (Alkohol und Zucker) 69882212 

Grundsteuer 46845971 

Zölle 17045611 

Einkommen- und Geschäftssteuer 12713812 

Andere Steuern 6942935 

Stempelsteuer _ JL _. . 14 304051 

Total -Steuern: 167735492 

Posten und Telegraphen 25856730 

Tabakmonopol 11728526 

Eisenbahnen 8492841 

Waldungen 2914387 

Andere Unternehmungen . 1 822494 

Summa: 50814978 

Andere Einnahmen . . 6244570 

Total Laufende Einnahmen: 224795040 

Außergewöhnliche Einnahmen: 
Verkauf von chinesischen Obligationen, Teil der 
chinesischen Kriegsentschädigung, zugewiesen 

von Regierungsreserve 8065856 

Verkauf von Staatseigentum 1111125 

Andere Einnahmen 6165226 

Überschuß vom letzten Jahre 191829 

Total Aufsergewöhnliche Einnahm en: 48 835836 
Total -Einnahmen: 273630886 

Laufende Ausgaben: Yen 

Kaiserliche Hofhaltung 8000000 

Auswärtige Angelegenheiten 2282785 

Innere Angelegenheiten 10583416 

Anleihenkosten 39905495 

Andere Ausgaben 21858183 

Kommunikationen 21172977 

Heer 38431317 

Flotte 21349054 

Justiz 10837646 

Unterricht 4845708 

Ackerbau, Industrie und Handel . . . . _^ . . 2948913 

Summa: 177216494 



— 273 — 

Aufsergewöhnliche Ausgaben: 

Ausgaben für die China -Expedition 83301800 

Andere Anagaben . . : 6180897 

Kommunikationen inklusive Eisenbahnbau . . . 22346143 

Innere 9847373 

Heer 7967168 

Flotte 7076586 

Unterricht 2045156 

Ackerbau, Industrie und Handel 3824514 

Justiz 565640 

Auswärtige Angelegenheiten . . 52724 

Total: Außergewöhnliche A usgaben: 93208001 • 
Total -Ausgaben: 270424495 
Die Staatsschulden von Japan standen am 31. März 1900: 

Innere Schuld, funfprozentig 384225650 Yen 

r „ vierprozentig 97630000 „ 

„ w unverzinst 26608545 „ 

Total: 508464195 Yen 
Die Einnahmen und Ausgaben für 1901 — 1902 für Formosa 
glich sich ans mit 22 126483 Yen. Die Einnahmenschätzung 
schliefet ein eine Subsidie des Kaisers von 8998610 Yen. 

Die Asahi Shimbun veröffentlicht eine vergleichende Tabelle 
über die gezahlte Einkommensteuer der letzten zehn Jahre: 



1893 


1237950 Yen 


! 1898 


2347894 Yen 


1894 


1359151 „ 


1899 


4800157 „ 


1895 


1495779 „ 


■ 1900 


6341832 „ 


1896 


1796837 „ 


1901 


6856706 „ 


1897 


2091889 „ 


1 1902 


7436988 „ 



Natürlich ist die grofee Zunahme namentlich seit dem Jahre 
1899 eine Folge der erhöhten Besteuerung und der verbesserten 
Methode der Steuererhebung; aber der Nationalreichtum Japans 
wächst enorm, wie die folgenden Zahlen zeigen, welche das 
besteuerte Einkommen von 1893 bis 1901 angeben. 



1893 


913134441 


fen 


1898 


168480424 Yen 


1894 


99470716 


n 


1889 


277603070 „ 


1895 


107553679 


n 


1900 


356124579 „ 


1896 


127299728 


r> 


1901 


392861052 ,. 


1897 


147676844 


» 







Die japanische Regierung hat grofse Summen geopfert, 
um das Land zu einem Industriestaate zu machen; diese Sub- 
sidien bezifferten sich in den letzten 13 Jahren wie folgt: 

18 



274 — 



1890 
1891 
1892 
1893 
1894 
1895 
1896 
Summa: 



8578661 Yen 
3296359 „ 

11963575 „ 
2666914 „ 
3074126 „ 

11931287 „ 
8258469 „ 

49769411 Yen 



Übertrag: 49769411 Yen 



1897 
1898 
1899 
1900 
1901 
1902 



7339679 
15393294 
12674794 
14181692 
14034693 
14646331 



Total: 128039880 Yen 



Hiervon wnrden an die Handelsmarine gezahlt: 



1897 
1898 
1899 
1900 
1901 
1902 



4391560 Yen 
6021333 „ 
6462680 „ 
7121211 „ 
7501233 „ 
8172046 „ 



erhielten die folgenden Gesell- 



1890 953062 Yen 

1891 952200 „ 

1892 953083 „ 

1893 949690 „ 

1894 958600 „ 

1895 1 105424 „ 

1896 2177394 „ 
Die größten Subsidien 

Schäften: 

Nippon Yusen Kaisha 5171983 Yen 

Osaka Shosen Eaisha 401634 „ 

Mitsubishi Goshi Kaisha .... 417729 „ 

Toyo Kisen Kaisha 1013880 „ 

Daito Kisen Kaisha 50993 „ 

Mitsui Bussan Kaisha 198321 „ 

Kawasaki- Schiffswerft 74158 „ 

Fischtran Die massenhaft vorkommenden Arten der Häringsfamilie 

(Fischöl) liefern das Fischöl, welches einen wichtigen Exportartikel bildet, 

Fisch- und den für die japanische Landwirtschaft unschätzbaren Fisch- 

dttnger. cUinger. Die Häringsarten, welche hauptsächlich verwendet 

werden, sind Nishin (Clupea harengus), Iwashi (Clupea melano- 

stica) und Clupea gracilis. Diese Fische erscheinen aus dem 

Eismeere im März und April und zum zweiten Male im Oktober 

und November jeden Jahres vor einzelnen Küstenstrichen 

Japans. Sie werden nicht wie in Europa gesalzen, sondern 

größtenteils zur Gewinnung von Tran benützt, während die 

getrockneten Rückstände als Dünger in den Handel kommen. 

Die frischgefangenen Fische werden in großen eisernen Kesseln 

mit Wasser bis zum Kochen erhitzt, dabei sammelt sich das 

Fett auf dem Wasser und wird abgeschöpft. Den Bückstand 



— 275 — 

breitet man auf alten Matten an der Sonne aus, trocknet ihn und 
versendet ihn gepreßt oder lose. Dieser widerwärtig riechende, 
aber sehr wirksame Fischguano wird hauptsächlich als Dünger fttr 
die Teepflanze verwendet. Der Preis für einen Pikul ist etwa 3 Yen. 

Die Flora wechselt von Süd zu Nord und außerdem nach Flora 
der Bodenerhöhung. Rein unterscheidet im mittleren Honshiu 
fünf Vegetationszonen, 1. die Zone des Kieferwaldes und Wach- 
holders bis 400 Meter; 2. die Zone der Kryptomeren, Cypressen 
und Eiben bis 1000 Meter, zugleich die Region der Kastanien, 
Laurineen, Magnolimeen usw. ; 3. die Zone der Abisferma Sieb, et 
Zucc., insbesondere der Abies Tsuga Sieb, et Zucc. bis 1500 Meter, 
zugleich die der Eichen, Buchen, Ahorne, Erlen, Roiskastanien 
usw.; 4. die Zone der Tannen und Lärchen bis 2000 Meter; 5. die 
Zone des Knieholzes 2500 Meter. Der japanische Gebirgswald 
besteht aus einem bunten Gemisch zahlreicher Arten von 
Bäumen und Sträuchern, und hat viel Ähnlichkeit mit dem 
atlantischen Waldgebiete Nordamerikas und mit den deutschen 
Wäldern in der Tertiärzeit. Sehr bunt ist der Blumenteppich 
der Wald- und Gebirgswiesen (hara). Die Flora Japans weist 
gegen 3000 Gefäßpflanzen in 154 Familien auf. Sie ist eine 
Mischung europäischer Arten mit tropisch-indischen, arktisch- 
alpinen und vielen endemischen. 

Die „Chugai-Shogyo" gibt einen Überblick über den Außen- Formosa« 
handel von Formosa, seit die Insel in japanischen Besitz ge- ^Jul 
kommen ist nach den veröffentlichten Zollstatistiken 
mit Japan mit fremden Ländern Total 





in 1000 Yen 


in 1000 Yen 


in 1000 Yen 


1897 


5833 


25418 


31251 


1898 


8464 


29702 


38167 


1899 


11662 


25388 


37050 


1900 


12841 


24141 


36983 


1901 


16127 


21108 


37236 


1902 


16642 


23917 


40560 



Von den fremden Ländern, welche mit Formosa in Handels- 
beziehungen stehen, nimmt China die erste Stelle ein mit 
14 Millionen Yen 1902. 

Die wichtigsten Exportartikel von Formosa sind Tee 6 1 /« Mil- 
lionen Yen, Camphor 2800000 Yen, Reis 2000000 und Zucker 
1100000 Yen. Nur Opium wird für mehr als 1 Million Yen 
importiert. 

18* 



— 276 — 

Nach Japan wurde von Formosa im Jahre 1902 verschifft: 
Zacker im Werte von über 3 Millionen Yen, Camphor 1800000 Yen, 
Reis 1600000 Yen. 

Erwähnenswert von den Einfuhrartikeln sind: Eisenwaren, 
Textilfabrikate, Küchenutensilien und Tabak. 

Nach Zeitungsangaben sind bis Ende August 1903 

nach Japan 343794 

nach dem Ausl ande 21763 

zusammen 365557 Pikul Zucker der 
Ernte 1903 ausgeführt worden. Die Gesamternte wird auf 
11160000 Pikul Rohr geschätzt, woraus 893800 Pikul Zucker 
gewonnen werden sollen. Zu den bereits vorhandenen vier 
Zuckerfabriken in Tainan, die mit modernen Maschinen arbeiten, 
sind drei weitere getreten 

eine japanische mit einem Kapital von 200000 Yen, 
zwei chinesische „ „ „ «je 150000 „ 

andere werden voraussichtlich bald folgen. 

Gärten. Die japanische Landschaftsgärtnerei ist eine der schönen 
Künste, welche seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in hoher 
Blüte steht. Es gibt verschiedene Schulen, z. B. größere Bäume 
und flügel werden von der einen vorn in den Garten und 
kleinere Bäume in die entferntesten Teile gepflanzt, in der Ab- 
sicht, die Perspektive zu erweitern und zu bewirken, dafs der 
Garten gröfser scheint, als er ist. Eine andere Schule lehrt 
das Gegenteil. Es werden kleine Teiche so geschickt halb- 
verborgen angelegt, dafs sie den Eindruck machen, als seien 
größere Teile in dem nicht gesehenen Teile des Gartens. Durch 
Kiesel und gröfsere Steine werden sehr dekorativ trockene 
Flußbette dargestellt. Fast alle japanischen Gärten sind klein, 
aber sehr lieblich. 

Geisha Die Geisha oder Geigi sind wie die Kourtisanen von ihren 

°4 ei : Eltern oder Gatten körperlich verkauft, aber sie sind keine 
Buhlerinnen. Sie lernen in ihrer Jugend Lieder zu singen, das 
Shamizen, die japanische Guitarre zu spielen, das Tsuzumi 
und Taiko, Trommelarten, zu schlagen und üben ihre Kunst bis 
zu ihrem 30. Lebensjahre in der Regel aus. Gewönlich werden 
vier bis sechs Geishas für bestimmte Stunden in Restaurants 
und Teehäuser engagiert. 



— 277 



Die folgende Tabelle gibt den Wert der Prägung in den Geld und 
Fiskaljahren 1897—1903 (endend am 31. März): Krcdit 

1897/1898 1898/1899 1899/1900 1900/1901 1901/1902 

Yen Yen Yen Yen Yen 

Goldstücke . 76824311 21385797 16491270 12615549 14549646 

Süberetticke. 10298085 17000000 5500000 1000000 1000000 

Nickelstücke. 600000 750000 300000 300000 300000 

Bronzeatttcke — 100000 65000 — 100000 

Total: 87722396 39235797 22356270 13915549 15949646 

Von ihrer Gründung im Jahre 1870 bis 31. März 1902 
prägte die Münze in Osaka Geld im Werte von 460730990 Yen, 
exklusive der Umprägung. 

Das in Japan zirkulierende Papiergeld sind Noten der 
Nippon Ginko (Japanische Bank); sie sind bei Präsentierung 
gegen Gold wechselbar. Am 1. April 1902 waren 187 194336 Yen 
herausgegeben. Schatznoten und solche der Nationalbank (der 
Kokusitsu Ginko) wurden im Dezember 1899 eingezogen. 

Die folgende Tabelle gibt den Stand der Banken am 
31. Dezember 1900: 

■d i, Ä « Haupt- Zweig- ^fSf/i!} 11, Depositen Anleihen 

Banken steifen bureaSs *$« \ en Yen 

Nippon Ginko .... 1 8 30,000000 35258024 45446705 

Japanische Industriebank l — 2500000 — 11650631 

Yokohama Speziebank . 1 13 18000000 52078954 26506665 

Hokkaido Kolonialbank . 1 — 1050000 53951 700209 

Taiwanbank 1 3 1250000 4975141 6592592 

Ackerbau- und Industrie- 
banken 46 1 22923485 2147058 19200809 

Allgemeine Banken . . 1802 1374 245159166 436779820 351550653 

Sparkassen 681 JJ14 2683495 7 29423061 38393253 

Total: 2534 2213 347717608 561576193 500041517 

In dem Fiskaljahre 1900—1901 deponierten 2335173 Per- 
sonen 39434012 Yen in den Postsparkassen und zurückgezogen 
wurden 14700563 Yen (Statesmans Year-Book 1903). 

Das Kaiserreich Japan liegt im östlichen Teile von Asien, Geo- 
im nordwestlichen Teile des Stillen Ozeans und zieht sich S^P^ 6 - 
diagonal von Nordost nach Südwest. Die Nordgrenze bildet 
die Kurilenstrafse, welche die Kurilen von Kamtschatka trennt 
und die Strafee von Soya oder La Perusa zwischen Yezo und 
Saghalin. Die Westküste bespült das Japanische Meer, die 
Ost- und Südktiste der Stille Ozean und die Nordküste von 



— 278 - 

Yezo das Ochotskische Meer. Im Südosten von Japan, im 
Stillen Ozean, liegen die zu Japan gehörenden Ogasawara-Inseln. 
Im Westen und Südwesten trennt das Chinesische Meer Japan 
von dem gegenüberliegenden Festlande. Im Süden bilden die 
zu Japan gehörenden Liukiu-Inseln eine natürliche Brücke, zu 
den durch den Friedensschlufs 1894 von China erworbenen 
Pescadores- Inseln und Formosa. Der südlichste Punkt von 
Japan ist die Südspitze von Formosa, das Kap Garampi 
21° 53' 30" nördlicher Breite, der nördlichste Punkt, die Kurilen- 
strafee 50° 56' nördlicher Breite (Nordspitze der nördlichsten 
Insel Haruma shima oder Paramushir), der westlichste Punkt 
ist die zu den Pescadores gehörende Insel Hokoto 119°20' öst- 
liche Länge und der östlichste Punkt die Insel Shunshu 156° 32' 
östliche Länge (die nordöstlichste Insel der Kurilen). Der 
Flächeninhalt von Japan ist 417294,6 Quadratkilometer mit 
47382332 Einwohnern. Die japanischen Inseln sind meistens ge- 
birgig. Die Insel Yezo wird von zwei Gebirgszügen, die sich in 
der Mitte der Insel kreuzen, durchzogen. In der Mitte von Honshu, 
der Hauptinsel, erheben sich zwei Gebirgsstöcke, der Fnjisan 
oder Fujiyama in Suruga und der Hakusan in Kaga, von diesen 
zweigen sich vier Gebirgszüge ab nach Osten, Norden, Westen 
und Süden. Die Insel Shikoku wird von einer Gebirgskette 
von Osten nach Westen durchzogen. Den nördlichen Teil der 
Insel Kiushiu durchzieht ein Gebirgszug von Osten nach Westen, 
von dessen Mitte sich eine Gebirgskette nach Süden abzweigt. 
Die höchsten Berge sind: auf Formosa der Niiteka yama 
4145 Meter, der höchste Berg des Reiches, auf Honshu, auf 
der Grenze der Provinzen Suruga und Kai der Fujiyama 
3745 Meter, in Kai der Shiraneyama 10212 Fufe. Über 50 Berge 
in Japan sind höher als 6000 Fufe, unter ihnen in Kai der 
Komagadake 9505', in Etchu der Daiengeyama 9817', in Shinano 
der Shakujodake 9240', in Kai der Hachigadake 9116', auf der 
Grenze von Hida und Shinano der Norikuragadake 9110', in 
Shinano der Mitake 9108', in Kaga der Hokusan 8447'. Es 
existieren in Japan 170 tätige Vulkane, die wichtigsten von 
ihnen sind der Asamayama in Shinano, der Eyama in Oshima 
auf Yezo, der Asodake in Higo, der Tsurumi in Bungo. 

Infolge der Gestalt des Landes können sich keine gröfseren 
Flüsse entwickeln. Die nennenswertesten vod ihnen sind: die 
Ishikarigawa, welche die Provinz Ishikari auf Yezo durchströmt, 



— 279 — 

sie hat eine Länge von 84 geographischen Meilen. Der längste 
Plufe auf Honshu ist die Shinanogawa in Shinano und Echigo, 
mit einer Länge von 50 geographischen Meilen; die Kita- 
gamigawa in Rikuchu und Bikuzen, die Tonegawa in Kotsuke, 
Musashi, Shimosa und Hitachi, die Tenryugawa in Shinano 
und Totomi, die Kisogawa in Shinano, Hida, Mino, Owari und 
Ise, die Mogamigawa in Uzen und Ugo, die Akanogawa in 
Iwashiro und Echigo, die Yoshinogawa in Tosa und Awa, die 
Abukamagawa in Iwashiro und Iwaki. Alle diese Flüsse sind 
länger als 34—40 Ri (1 Ri = V 2 geographische Meile). Die meisten 
von ihnen durchfliefsen mehr oder weniger breite Täler. Die 
gröfste Ebene auf Honshu ist die von der Tonegawa durch- 
flossene Ebene, in welcher Tokio liegt; die grölste Ebene auf 
Yezo ist die von der Ishikarigawa durchflössen , eine andere 
grö&ere Ebene auf Yezo ist die zu beiden Ufern der Tokachi- 
gawa. Auf Shikoken durchfliefst die Yoshinogawa eine größere 
Ebene und auf Kyushu ist die von der Chikugogawa durch- 
flossene Ebene nennenswert. Die Flüsse haben in dem sehr 
gebirgigen Lande natürlich den Charakter von Gebirgsflüssen, 
sie sind fast alle reifsend und haben viele Stromschnellen, so 
dafs sie für die Schiffahrt fast unbrauchbar sind. Regengüsse 
lassen sie rapide steigen und ihre Ufer oft meilenweit über- 
schwemmen. Eine Ausnahme bildet die Yodogawa als Abflute 
des Biwa-Sees, sie ist schiffbar gemacht und mündet bei der 
größten japanischen Handelstadt Osaka, dem Manchester des 
Ostens, wie es voll Stolz nicht ganz ohne Unrecht von den 
Japanern genannt wird. 

Folgende Staaten haben in Tokio diplomatische Vertretungen: Gesandt- 
Belgien, Brasilien, China, Chile, Korea, England, Däne- 8chaffcen - 
mark, Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko, Niederlande, 
Österreich- Ungarn, Portugal, Rufsland, Siam, Schweden und 
Norwegen, Spanien, Vereinigte Staaten von Nordamerika. 

Dem Reis an Bedeutung zunächst steht Mugi, unter Getreide, 
welchem Namen Gerste (o mugi) und nackte Gerste (hadaka 
mugi) und Weizen (ko mugi) zusammengefafst werden. Die mit 
diesen drei Früchten bestellte Fläche und die Erntemenge 
wurde angegeben 1893: 

Gerste . . . 653443 Cho Ertrag 7196569 Koku 
Nackte Gerste 654111 „ „ 6146126 „ 

Weizen . . . 436456 „ „ 3291146 „ 



— 280 — 

Der mittlere Ertrag auf dem Tan war demnach: 

Gerste l,io Koka 

Nackte Gerste . . . 0,94 Koku 

Weizen 0,76 Koku. 

Der Anbau dieser drei Getreidearten ist nicht gleichmäßig 
über das Land verbreitet. Weizen wird nirgends sehr viel 
angebaut und steht überall hinter der Gerste. Am meisten 
wird Weizen in den Bezirken um Tokio, im nördlichen und 
westlichen Teile von Kyushu, sowie in den Bezirken Nagano 
und Aichi gebaut. Diese Bezirke liefern durchschnittlich im 
Jahre über 100000 Koku. Der Weizen dient wesentlich zur 
menschlichen Nahrung und wird in ähnlicher Form genossen 
wie Reis, oft mit diesem gemischt. Ausfuhr und Einfuhr von 
Weizen sind durchschnittlich ziemlich gleich, im Jahre 1894 
wurden exportiert 24715 Pikul im Werte von 55935 Yen, 
importiert 18579 Pikul im Werte von 31043 Yen. Der Weizen 
hatte im Jahre 1893 einen Durchschnittspreis von 5,31 Yen pro 
Koku. Dieser Preis, also zirka 110 Mark pro 1000 Kilogramm 
zeigt, dafe die Qualität eine ziemlich geringe ist, also dals 
japanischer Weizen auf dem Weltmarkte so leicht keine Be- 
deutung erlangen wird. 

Von größerer Bedeutung wie der Weizenbau, ist die 
Gerstenkultur. Die gewöhnliche und die nackte Gerste er- 
gänzen sich, indem gewöhnlich eine der beiden Sorten fast aus- 
schließlich in einer Gegend vorwiegt. Im Norden und an der 
Westküste wird nur sehr wenig nackte Gerste gebaut. Um 
Tokio wird der Anbau etwas häufiger, ebenso an der Südost- 
küste, aber jenseits der Owari-Bucht überwiegt der Anbau der 
nackten Gerste und von dort an, westlich mit Ausnahme der 
Küste, wird die gewöhnliche Gerste ganz in den Hintergrund 
gedrängt. An der Spitze der Gerstenproduktion steht die Um- 
gegend von Tokio, wo die Bezirke Saitama, Ibaraki, Chiba und 
Kanagawa jeder mehr als 500000 Koku ernten. Auf die ge- 
nannten vier Distrikte mit Tokio, Gumma und Tochigi kommen 
fast 30 Prozent der Gersten- und Weizenproduktion des ganzen 
Landes. Importiert wird Gerste fast gar nicht, während die 
Ausfuhr sich zu heben begonnen hat. 

Die Hirse bildet im Verein mit Weizen und Gerste die 
Hauptnahrung der ärmeren und namentlich der ländlichen Be- 
völkerung. Man unterscheidet vier Arten in Japan Awa (Pani- 



— 281 — 

cum italicum), Hige (Panicum Crus-galli), Kibi (Panicum milia- 
eeum) and Morokoshi (Sorghum). Die mit Hirse angebaute Fläche 
war 1892 462 371 Cho und der Ernteertrag 4209602 Kokü. 

Buchweizen wird im ganzen Lande vorwiegend, jedoch 
im Norden gebaut, die angebaute Fläche war 1892 161 879 Cho 
and die Einte belief sich auf 1156261 Koku. 

Sehr wichtig für Japan ist der Anbau von Bohnen und 
unter ihnen namentlich die Daizu (Soyabohne). Es wurde die 
angebaute Fläche und Erntemenge im Jahre 1892 angegeben 
mit 443442 Cho und 3110665 Koku. Jedoch ist zu bemerken, 
dafs es sehr schwierig ist, diese Angaben richtig zu machen, 
da diese Bohnen vielfach an den Ackerrändern, auf den Rainen 
der Reisfelder usw. in ganz kleinen Mengen angebaut werden, 
es dürften also diese Zahlen hinter der Wirklichkeit zurück- 
bleiben. Daizu werden im ganzen Lande gebaut, besonders 
stark in der Tokio-Ebene und den nördlich an diese grenzenden 
Bezirken. Diese außerordentlich nahrhafte Bohne erscheint in 
allen möglichen Formen in der japanischen Küche als Gemüse, 
in Zucker eingekocht, als Tofu, Bohnenkäse, als Hauptbestand- 
teil der Misosuppe und der Soyasuppe. Der Preis für die 
Daizu ist durchschnittlich 5,50 Yen pro Koku. Weniger wichtig 
als die Daizu sind die anderen Hülsenfrüchte, welche in Japan 
gezogen werden, von denen nur die Azuki oder Shozu (Phaseolus 
ratiotus)^ welche namentlich für Kuchen Verwendung findet, 
erwähnenswert ist. Der Verbrauch von Hülsenfrüchten ist in- 
dessen weit größer, als die Produktion, es werden dieselben in 
grolsen Mengen jährlich aus Korea und der Mandschurei, 
namentlich aus Newchwang importiert. 

Die Glasindustrie hat sich in den letzten Jahren in Japan Glas, 
außerordentlich entwickelt und macht nicht allein den impor- 
tierten Glaswaren in Japan sehr bedeutende Konkurrenz, 
sondern hat auch bereits begonnen, Flaschen, Gläser usw. zu 
exportieren. Die Preise sind aufserordentlich niedrig, z. B. kostet 
ein Dutzend Wassergläser 50 Sen bis 3 Yen, ein Dutzend Rot- 
weingläser 90 Sen bis 2,50 Yen. Die gröfsten Glashütten sind 
in Osaka und Tokio. Der Export wertete im Jahre 1894 
258957 Yen und ging zumeist nach China und Hongkong, im 
Jahre 1900 war er bereits auf 478628 gestiegen. 

Gold wird am meisten in Japan in den altberühmten Berg- Gold, 
werken der Insel Sado gefunden. Das Vorhandensein von Gold 



— 282 — 

anf Sado wird zum ersten Male in dem alten Werke „Uji Shui 
Monogatari" im zehnten Jahrhunderte erwähnt. Doch ging die 
Kunde hiervon wieder verloren und man weifs erst mit Be- 
stimmtheit aus einem Briefe des Taiko Hideyoshi, dafe die 
Abgaben von der Insel Sado in Gold gezahlt wurden. In dem 
ersten Viertel des 17. Jahrhunderts sollen die Ausbeuten der 
Minen enorm gewesen sein. Später liefe der Ertrag nach. Das 
Erz befindet sich in Quarzgängen, welche in Quarzitfels auf- 
sitzen. Ihre Mächtigkeit schwankt zwischen 60 Zentimeter und 
6 Meter. Sie führen fein eingesprengte Sulfide von Silber, Kupfer 
und Blei, sowie geringe Mengen gediegenes Gold und Silber. 
Ferner wird Gold in Saigano, Provinz Satsuma, gewonnen, 
welches ähnlich wie in Sado vorkommt und in den Gold- und 
Silberbergwerke von Yamagano Provinz Osumi, die Erträge der 
beiden letzteren Gruben sind jedoch sehr unbedeutend. Der 
Goldertrag in Japan war: 

1891 22548 Unzen 1894 25553 Unzen 

1892 21540 „ .; 1895 22101 

1893 24150 „ ' 1896 30981 

Habu- Habutaye ist eine Seide, welche hauptsächlich in dem Be- 

to y e - zirke Fukui gewebt wird. Es ist ein eigenartig geripptes Seiden- 
gewebe, von weiiser Farbe und gehört zu den prächtigsten 
ungemusterten Seidenstoffen, welche Japan aufweisen kann. 
Die Habutaye ist wellig gerieft, ein Mittelding zwischen CrSpe, 
und Ripskette und Einschlag sind viel dicker als bei glatten 
und geköperten Stoffen. Die Schufsfäden sind eigenartig locker 
gedreht. Ein dünner Faden, aus zwei Haspelfäden bestehend, 
umwindet nämlich in langgestreckter Spirale einen dickeren, 
der aus sechs Grfegefäden zusammengesetzt ist. Dies bedingt 
nicht blofe die eigenartige wellige Rippung des Stoffes, sondern 
auch seine größere Fülle und Geschmeidigkeit. Der Preis 
der Habutayes schwankt Hand in Hand mit den Preisen der 
Rohseide. Gewebt werden sie in Stücken von 50 Yards Länge 
24 Zoll Breite. Verkauft werden sie nach Gewicht und sie 
haben einen festen Marktwert, indem der Preis für 100 Momme 
(1 Momme = 3,7565 Gramm) von der Börse bestimmt wird. Das 
Durchschnittsgewicht eines Stückes der am meisten nach Deutsch- 
land, England und Frankreich exportierten Habutayes ist 
255 Momme im Werte von zirka 20 Yen. Habutaye ist in 



— 283 



den letzten Jahren ein sehr wichtiger Exportartikel geworden, 
er bezifferte sich im Jahre 1900 auf 968319 Stück im Werte 
von 17436381 Yen. 

Der unbeschränkte Aufsenhandel ist verhältnismäfsig noch Handel 
sehr jung, er wird im Lande von 48 Handelskammern unter- 
stützt und wertete in Yen (1 Yen = 2 Mark). 

1897 1898 1899 1900 1901 

Yen Yen Yen Yen Yen 

Import 261511205 324689408 229058767 813358225 282234748 

Export 165116208 168240533 218381970 209562906 266507797 

Im Jahre 1901 werteten die steuerpflichtigen Einfuhrgüter 
165214574 Yen und die steuerfreien Importe 116477252 Yen. 
Ein Ausfuhrzoll existiert in Japan nicht. Aus der folgenden 
Tabelle ist der Wert des Handels der mit Japan am lebhaftesten 
beteiligten Länder ersichtlich: 

Importe von Exporte nach 

1900 1901 1900 1901 

Yen Yen Yen Yen 

Australien 2455939 1777599 2530525 2533357 

Belgien 7949254 5810897 296512 519327 

Britiach-Amerika . . . 316669 181785 2950663 3276114 

Britisch-Indien .... 23516351 42779906 8704318 9657595 

China 29960740 27256986 31871576 42925579 

Dentechland 29199696 28320102 3556614 5251071 

Frankreich 8095819 3752828 19150423 27275671 

Französisch-Indien . . . 3632643 4082897 114407 148470 

Örofebritaimien .... 71638220 50575789 11262997 11482504 

Holland 809620 408244 119028 344025 

Hongkong 10659855 11141788 39177455 41786647 

Itaüen 450106 154382 7129311 12569486 

Korea 8805618 10052438 9953272 11372551 

Österreich-Ungarn . . . 4502477 4738198 497195 1386964 

Philippinen 2284294 2981031 1257126 2580682 

Bufcland 309227 210276 623325 852315 

Knssisch- Asien .... 5716705 4515165 3541833 2290447 

äam 585480 1195082 &5622 32002 

Schweiz 3012605 2208574 117878 150284 

Vereinigte Staaten . . 62761196 42769430 52566395 72309350 

Der Wert der importierten Güter ist durch die Verschiffungs- 
dokumente und die Fakturen festgestellt, der der Ausfuhrgüter 
durch den jeweiligen Marktwert in Japan und bei den Importen 
der Werte in dem Einkaufslande zuzüglich der Transport- und 
Versicherungskosten. Der Ursprung und die schliefsliche Be- 



- 284 — 



Stimmung sind den Schiffsdokumenten entnommen. Der Aufsen- 
handel von Japan geht durch die offenen Häfen von Yokohama, 

Kobe, Osaka, Nagasaki, Hakodate, Niigata und 20 spezielle 
Exporthäfen. Die folgende Tabelle zeigt die hauptsächlichen 
Artikel des Außenhandels, mit Ausnahme des Re-Exportes und 
Re-Importes für 1900 und 1901. 

1901 1902 

Im P° rt Yen Yen 

Reis 9021663 11878958 

Mehl 3882517 2873302 

Hülsenfrüchte usw 4817767 5328136 

Zucker 26691767 33529803 

Spirituosen und Eßwaren 8105463 7087786 

Tabak 686460 121091 

Wolle und Wollwaren 23474048 11837309 

Baumwolle und Saat 59471628 60650362 

Baumwollwaren 25699868 14144588 

Cocons-Rohseide und Waren daraus 2526746 1542772 

Flachs-, Hanf- und Jutewaren 2298312 1655737 

Andere Webstoffe 1988261 937517 

Eisen- und Stahl waren 31664875 19970599 

Andere Metallwaren 6101395 5435967 

Waffen, Maschinen usw 13766766 16604282 

Schiffe 2649116 2565893 

Glaswaren 1149640 1395458 

Hörn-, Elfenbein, Häute, Haare. Schalen usw. . 3637021 2976771 

Droguen usw 6842286 5358523 

Farben und Schminke 7321756 5358606 

Papier und Schreibmaterial 5261810 2929555 

Petroleum 14162652 14943401 

Andere Öle und Wachs 1751140 1408161 

Dünger 7815792 9896215 

1900 1901 

Exporte Yen Yen 

Reis 3576669 6903913 

Andere Getreide und Mehl 248531 137809 

Efswaren 7790630 10527436 

Tee 9035819 8854327 

Spirituosen 1286999 1697366 

Tabak 774626 1748493 

Rohseide 48818347 79136099 

Seide und Seidenwaren 23512116 30001040 

Baumwollgarn 20589263 21465573 

Webstoffe 6658426 7673156 

Kleidungsstücke 2016120 2809593 

Kupfer 12868927 18904610 



285 - 



1900 1901 

Ex P° rte Yen Yen 

Kupferarbeiten und andere Metalle und Waren . 1396104 1916663 

Haute, Haare, Schalen, Hörn usw 1603946 1035811 

Drogen und Farben 6371228 6576367 

Porzellan und Steingut 2471904 2491668 

Zündhölzer 5760869 7392869 

Papierwaren 1540699 1659301 

Fufehoden-Matten 3310042 5431514 

Strohflechten 4025159 2989836 

Öl und Wachs 1723638 1709551 

Steinkohle ohne Schiffibedarf 20032103 17542273 

Andere Waren 14449589 16305242 

Der Import von geprägtem Gelde, Gold- und Silberbarren 

wertete 10960750 Yen, der Export 14049099 Yen im Jahre 1901. 

Beteiligung der wichtigsten Länder am Außenhandel Japans 

im Jahre 1902: 

Wert in Yen 

Wareneinruhr Warenausfuhr 

1901 1902 1901 1902 

China 27256986 40590858 42925579 46838545 

Britisch-Indien 42779904 49302846 9657594 5067263 

Hongkong 11141788 2454881 41786647 25876059 

Korea 10052438 7957946 11372550 10554183 

Russisch- Asien 4515165 5963858 2290446 2144961 

Französisch-lndien .... 4082897 5649946 148469 158411 

Philippinen 2981031 1493865 2580682 1731739 

Siam 1195081 1695779 32001 56347 

England 50575788 50364029 11482503 17346149 

Prankreich 3752828 4745776 27275671 27283458 

Deutschland 28320101 25812921 5251070 4737029 

Italien 154382 186813 12569484 13287556 

Belgien 5810896 6977656 519327 600497 

Österreich-Ungarn .... 4738197 2376656 1386963 1143309 

Schweia 2208574 1951047 150284 755916 

Vereinigte Staaten von N.-A. 42769429 48652825 73309358 80232805 

Australien 1777598 1672218 2533357 3172092 

Ägypten 1889643 2418262 308145 449305 

Hawaii 6761 22724 1902700 1833293 

(Annual Retum of the foreign trade of Japan.) 

Der Außenhandel von Japan im ersten Seraester 1903 

wertete * 

Ausfuhr 125 Millionen Yen 

Einfuhr 166 „ 

Den höchsten Wert erreichte bisher der Import im Jahre 1898, 

damals bezifferte er sich für das ganze Jahr auf 277 V« Mil- 



— 286 — 



lionen Yen und für das erste Semester 163 Millionen, auch die 
Ausfuhr war 1903 grö&er als je zuvor. Das Übersteigen des 
Importes über den Export von 41 Millionen Ten war eine Folge 
der großen Einfuhr von Reis, dieselbe wertete im 



Bandeis 
marine. 



HaU- 
moto. 



Januar 


10 Millionen 


Februar . 


6 „ 


März . . 


10 „ 


April . . 


. 9 „ 


Mai . . 


4 „ 


Juni . . 


3 „ 



zusammen 42 Millionen Yen. 

Die Handelsmarine von Japan bestand im Jahre 1901 aus 
942 Dampfern mit 557166 Registertons und 3416 Segelschiffen 
europäischer Bauart mit 315767 Registertons, zu diesen kommen 
222 größere Segler japanischer Bauart. 

Die Zeitung „Jimmin" veröffentlicht eine Zusammen- 
stellung, welche das Wachsen der japanischen Handelsmarine 
in den letzten 10 Jahren zeigt: 



1892 


214849 Tonnen 


1893 


325218 


1894 


320378 


1895 


386163 „ 


1896 


417643 


1897 


486509 „ 



1898 


648314 Tonnen 


1899 


796930 


1900 


868936 


1901 


917879 


1902 


934961 



Im gleichen Verhältnisse ist die Zahl der Offiziere ge- 
stiegen, welche die Qualifikation besitzen, in fremden Fahr- 
wassern Schiffe zu führen: 



1892 
1893 
1894 
1896 
1896 
1897 



1542 Offiziere 
1596 „ 
1680 „ 
1818 

2001 „ 
2228 



1898 1576 Offiziere 

1899 1680 „ 

1900 1799 „ 

1901 2042 „ 

1902 2231 



Die Hatamoto waren die direkten Vasallen der Tokngawa- 
Shogune, die meisten hatten ihre Wohnsitze in der Nähe des 
Shogun- Palastes in Yedo. Sie bildeten die Leibwache des 
Shognnes und in kriegerischen Zeiten waren sie stets in seiner 
unmittelbarsten Nähe, auf seinen Befehl gingen sie ins Wasser 



— 287 — 

wie in das Feuer. Sie waren 80000 Reiter stark. Die ersten 
Hatamotos hatten mit ihrem Herrn Tokugawa Jeyasu das 
Reich unterworfen und waren dann mit ihm von Sumpu, dem 
heutigen Shizuoka in Suruga, nach Yedo, der neuen Residenz 
als Diener mitgenommen und hier als Hatamotos organisiert. 
Ihr Einkommen war von 100 bis 10000 Koku. Obgleich dies 
ursprünglich so festgesetzt war, hatten sie im Laufe der Zeit 
doch sehr viel verloren und manche von ihnen hatten in der 
letzten Zeit des Shogunates nicht mehr als 30 Koku jährliches 
Einkommen. Auch erhielt schließlich ein jeder, der nur einmal 
mit dem Shogun zusammengekommen war, den erblichen Hata- 
moto-Rang. Von den übrigen Samurais unterschieden sich die 
Hatamotos äußerlich durch Goldlack auf der unteren Fläche 
des Helmes und sie wurden von Yarimochi, Speerträgern und 
8eishiki no tomobito, Leibgarden, begleitet, welche nur ihnen 
gebührten. Aus den Hatamotos wurden die Wakadoshiyori, 
die Räte, gewählt, welche unter dem Gorojin, dem Staatsrate, 
standen, zu denen auch die kleinen Daimyos ernannt werden. 
Sie nahmen gewöhnlich an den Beratungen des Gorojin teil, 
waren Richter der Shomu, niederen Gerichte, Bürgermeister 
in den Provinzialstädten und hatten schließlich alle die Ämter 
inne, welche nicht von den Fudai-Daimyos besetzt wurden. Sie 
bildeten den höheren Beamtenstand im ganzen Reiche, hatten 
große Macht und großes Ansehen, ihr Rang war höher als 
der der übrigen Samurais. Das Wort Hatamoto heißt „unter 
der Fahne", sie kämpften unter der Fahne, also in unmittel- 
barer Nähe ihres Herrn, des Shogun. Als das stehende Heer 
errichtet wurde, hatten die Hatamotos ihre Leute einzureihen 
oder zur Erhaltung des Heeres beizusteuern, und als nach 
dem Falle des Shogunates der Shogun zum einfachen Daimyo 
gemacht und sein früheres Einkommen von 8 Millionen Koku 
auf 700000 reduziert wurde, hörten die Hatamotos auf zu 
existieren, sie sind mehr oder weniger, nachdem sie bis dahin 
die vornehmste Klasse der Bevölkerung waren, zu Grunde 
gegangen. 

Im Jahre 1850 beabsichtigte der Shogun Jeyoshi, ein Heer- 
modernes Heer aufzustellen und entschloß sich, europäßche we8€n - 
Instruktionsoffiziere zu engagieren und japanische Offiziere zu 
ihrer Ausbildung europäischen Heeren zuteilen zu lassen. Im 
Jahre 1866 trafen die ersten französischen Instruktionsoffiziere 



— 288 — 

in Yokohama ein, 1885 wurden mehrere deutsche dazu engagiert, 
militärische Erziehungsanstalten errichtet und 1888 und 1889 
neue Gesetze über den Heeresersatz nach deutschem Muster 
erlassen. Vor dem Kriege mit China wurden die letzten fremden 
Instrukteure entlassen. Am 16. März 1896 erliefs der Kaiser 
die gegenwärtige Heeresordnung und sollte die Reorganisation 
bis 1903 durchgeführt sein. Aber infolge der Überzeugung, 
dafe ein Krieg mit Rufsland unvermeidlich sei, war dieselbe 
schon Ende 1901 durchgeführt. Durch das Gesetz vom 11. No- 
vember 1872, ergänzt am 21. Januar 1889, wurde die allgemeine 
Wehrpflicht eingeführt. Die Dienstpflicht dauert vom 17. bis 
zum 40. Lebensjahre, drei Jahre im stehenden Heere (vier Jahre 
in der Marine), vier Jahre in der Reserve (drei Jahre bei der 
Marinereserve) und fünf Jahre in der Landwehr. Wehr- 
pflichtige vom 17. bis 28. Jahre, welche eine gewisse Bildung 
nachweisen und sich selbst erhalten, dienen ein Jahr aktiv, 
sechs Jahre in der Reserve und fünf Jahre in der Landwehr. 
Soldaten, welche sich durch Fleiis und Eifer auszeichnen, 
können vor beendeter Dienstzeit zur Reserve entlassen werden. 
Während der Dauer der Dienstpflicht werden die Reservisten 
in Friedenszeiten zu Kontrollversammlungen und im dritten 
Jahre zu einer vierwöchentlichen Übung eingezogen, im letzten 
Jahre zu einer vierzehntägigen. Die Landwehr wurde bisher 
zu Übungen nicht herangezogen. Der grofee Überschuß an 
Stellungspflichtigen wird der Ersatzreserve zugeteilt. Die Er- 
satzreservepflicht dauert ein Jahr, erfolgt in dieser Zeit nicht 
die Einstellung in den aktiven Dienst, so findet der Übertritt 
zur Landwehr statt. 

Der Kaiser steht an der Spitze der Armee, er zeichnet 
alle Ernennungen und Veränderungen, die das Offizierskorps 
betreffen. Ihm zur Seite steht seit 1898 ein Marschallsrat, 
der gegenwärtig aus drei Generälen und einem Admirale be- 
steht. Der Kriegsminister hat die Rekrutierung und Ver- 
waltungsangelegenheiten zu überwachen. Der Generalstab er- 
gänzt sich aus besonders ausgebildeten Offizieren aller Waffen- 
gattungen und zerfällt in einen Armee- und Truppengeneral- 
stab. Die mit der Landesaufnahme betrauten Offiziere haben 
bereits eine ausgezeichnete topographische Karte von ganz 
Japan und Korea hergestellt, letztere hat im Kriege 1894/95 
bereits gro&e Dienste geleistet. Das stehende Heer ist in drei 



— 289 - 

Armeekorps eingeteilt. Das erste besteht aus der Garde und 
ersten Division in Tokio, zweite Division Sendai, siebente 
Division Sapporo, achte Division Hiromaye; zweites Armee- 
korps Osaka, dritte Division Nagoya, vierte Division Osaka, 
neunte Division Kanasawa, zehnte Division Hiromeji; drittes 
Armeekorps Kokura, fünfte Division Hiroshima, sechste Di- 
vision Kumamoto, elfte Division Matsuyama, zwölfte Division 
Kokura. 

Das Heer zählte 1902: 26 Infanteriebrigaden, 52 In- 
fanterieregimenter ä 3 Bataillone, 13 Kavallerieregimenter 
k 5 Schwadronen, 13 Artillerieregimenter mit 117 Batterien, 

6 Festungs- Artillerieregimenter k 4 Brigaden, 13 Geniebrigaden 
k 3 Kompagnien, 13 Trainbrigaden ä 2 Kompagnien, 1 Eisen- 
bahnbrigade. 

Die mobile Infanteriedivision wird bestehen aus je: 2 In- 
fanteriebrigaden k 2 Regimenter k 3 Bataillone, 1 Kavallerie- 
regiment zu 4 Schwadronen, 1 Artillerieregiment (2 Feldabtei- 
lungen und 1 Gebirgsabteilung k 3 Batterien mit 6 Geschützen), 
2 Geniekompagnien mit 1 Brückentrain, 1 Sanitätsdetachement, 

7 Munitionsabteilungen (4 für Infanterie und 3 für Artillerie), 
4 Proviantabteilungen, 6 Feldlazarette, 1 Telegraphenabteilung, 
Reservepferde. Auiserdem gehören zur Division noch als Re- 
serve: 1 Infanteriebataillon, 1 Schwadron Kavallerie, 1 Batterie, 
1 Geniekompagnie, 1 Trainkompagnie. 

Die Gardedivision erhält die Rekruten der Infanterie aus 
dem ganzen Reiche, die anderen Waffengattungen aus dem Be- 
zirke der ersten Division. Übungen in der Ausbildung von 
Radfahrern finden häufig im Militärkolleg in Tokio statt, be- 
nützt werden aus Belgien bezogene Fahrräder, wie sie in der 
Armee der Vereinigten Staaten benützt werden. Die etat- 
mäßige Stärke einer Kompagnie Infanterie ist: 5 Offiziere, 
151 Mann; eines Infanterieregiments: 1950 Mann und 40 Pferde; 
einer Schwadron Kavallerie: 5 Offiziere, 135 Mann; eines 
Kavallerieregiments: 752 Mann und 602 Pferde; einer Feld- 
batterie 6 Offiziere, 122 Mann, 16 Reitpferde, 44 Zugpferde; 
einer Gebirgsbatterie: 5 Offiziere, 122 Mann, 5 Reitpferde, 
30 Packpferde ; eines Artillerieregiments : 1 223 Mann, 495 Pferde ; 
einer Festungs -Artilleriekompagnie: 5 Offiziere, 150 Mann; 
einer Pionierbrigade: 544 Mann und 19 Pferde; einer Pionier- 
kompagnie: 5 Offiziere, 165 Mann; einer Eisenbahnkompagnie: 

19 



— 290 — 

5 Offiziere, 152 Mann, 5 Pferde; einer Telegraphenkompagnie: 
7 Offiziere, 152 Mann, 7Perde; einer Trainkompagnie: 7 Offi- 
ziere, 352 Mann, 150 Reit- und Zugpferde. 

Die Gesamtstärke des Heeres ist im Frieden 228500 Köpfe, 
im Kriege 387000 eingeschlossen 33300 Mann Reserve und 
125600 Mann Territorialreserve. 

Die Ergänzung der Offiziere geschieht durch Ersatz aus 
dem Kadettenkorps, deren Zöglinge vor dem Eintritt in die 
Armee eine Prüfung abzulegen haben, oder aus Einjährig-Frei- 
willigen im Alter von 18 bis 23 Jahren. Unteroffiziere werden 
nicht zu Offizieren befördert. 

Zur Ausbildung von Unteroffizieren ist eine Unteroffizier- 
schule mit zweijährigem Kursus für Schüler aller Waffen er- 
richtet. 

Für Offiziere aller Waffen zur Ausbildung für den General- 
stab ist die Militär- Akademie für 150 bis 160 Leutnants in 
Tokio errichtet, ferner existiert eine Militärschule, eine Unter- 
offiziersschule, eine Schieis- und Turnschule und eine Veterinär- 
schule. Die Infanterie ist mit dem 6,5 mm Meijigewehr, welches 
von dem General Arisaka konstruiert ist, bewaffnet, die 
Kavallerje mit Säbel und dem Murata- Karabiner Modell 94, 
das Garde -Kavallerieregiment aufserdem mit der Lanze, die 
auch die Linienkavallerie erhalten soll. Die Feldartillerie hat 
ein nach Plänen des Generals Arisaka in Osaka und bei Krupp 
hergestelltes Schnellfeuergeschütz. 

Hüte. Die erste Hutfabrik wurde 1888 in Tokio gegründet und 

in den nächsten Jahren andere in Osaka und Hamamatsu, sie 
fabrizieren jährlich 40000 Dutzend Kopfbedeckungen. Natürlich 
ist durch diese Fabriken der Import sehr geschädigt und werden 
gegenwärtig nur zirka 3 bis 4000 feinere Kopfbedeckungen 
importiert, während früher mindestens das Zehnfache eingeführt 
wurde. Obgleich diese Industrie vor kaum einem Jahrzehnt 
ins Leben gerufen ist, hat sie sich schnell entwickelt und wenn 
sie auch noch nicht so weit ist, ganz feine Qualitäten zu er- 
zeugen, so ist doch die mittlere Qualität so gut, dafs sie nicht 
hinter dem im Auslande produzierten zurücksteht. Seit 1893 ist 
kein fremder Fachmann mehr angestellt, das Material zum 
Herstellen der Hüte mufe indessen mit Ausnahme von Seide 
sämtlich importiert werden. Die Ausfuhr bezifferte sich im 



— 291 — 

Jahre 1900 bereits auf 58430 Dutzend im Werte von 124180 Yen, 
natürlich meistens nach Ostasien. 

Die Indigopflanze wird in Japan hauptsächlich in der Indigo. 
Provinz Awa angebaut, sie benötigt außerordentlich viel Dünger 
und verausgabt die genannte Provinz zwei Millionen Yen für 
Dünger, um Indigo im Werte von drei Millionen Yen zu er- 
zeugen. Die indische Pflanze verlangt dagegen nur wenig 
Dünger, teils infolge des Klimas, aber hauptsächlich, weil die 
Pflanze verschieden ist. Der indische Indigo ist daher viel 
billiger herzustellen als der japanische. Eine der indischen 
ähnliche Spezies wird auf Formosa, hauptsächlich in den nörd- 
lichsten Teilen der Insel, gezogen. Als Dungmittel wird dort 
animalischer Mist, gemischt mit Stroh und aus China importiertem 
Bohnenkuchen benützt. Die Produktion deckt jedoch den Be- 
darf der Insel nicht und China liefert das fehlende Quantum. 
In Japan wird seit über 20 Jahren Indigo von den Sandwich- 
Inseln, Bombay, Madras, Kalkutta und in neuerer Zeit von 
Java importiert, von denen der Java- Indigo als bester ge- 
rühmt wird. Der Import bezifferte sich im Jahre 1895 auf 
444028 Katty im Werte von 631 370 Yen und stieg im Jahre 1900 
auf 1851673 Katty im Werte von 3902559 Yen. 

Wie bei der Landwirtschaft ist auch bei der Industrie der In- 
Kleinbetrieb vorherrschend, und wenn auch in der Neuzeit U8tne - 
großartige Fabriken gegründet sind, ist doch der ursprüngliche 
Charakter geblieben. Bei dem ganzen Regierungssystem der 
Tokugawa-Shogune von 1600—1867 mit seiner Abschliefsung, 
seinem Kastengeiste und unentwickelten Verkehrsverhältnissen, 
hatte die industrielle Produktion eigentlich nur für den lokalen 
Markt Bedeutung und die Verbindung dieses mit dem wichtigsten 
Handelszentrum Osaka war nur sehr locker, dieses war der 
allgemeine Verkehrs- und Austauschmittelpunkt. Nur durch 
den Markt von Osaka waren die Kunstweberei, Schnitzerei, 
Porzellanfabrikation Kiotos, die groise Lackindustrie jener 
Gegend lebensfähig. Wo in anderen Gegenden gewisse Ge- 
werbszweige für gröfsere Absatzarbeiten wie Porzellan, Töpferei, 
Papier, Kerzen, Matten usw., standen sie stets unter der Ober- 
aufsicht der Regierung, welche die Produktion regelte und be- 
wirkte, dafs dem Produzenten sein Erzeugnis zu einem festen 
Preise abgenommen wurde. Sie sorgte auch dafür, dafs diese 



— 292 - 

Produkte auf den Markt nach Osaka kamen. Die Erzeugung 
dieses Artikels geschah aber stets, wenn sie auch für den 
großen Markt bestimmt waren, im Kleinbetriebe, nie fabrik- 
mäßig. Die Hausindustrie herrschte vor, welcher die landes- 
herrliche Regierung oder die dem Absatz vermittelnden Händler 
die Rohstoffe oder Geld vorschössen. Mit der Restauration 
im Jahre 1868 hörte die staatliche Regelung der Produktion 
auf. Die Verhältnisse änderten sich jedoch nicht, nur trat an 
die Stelle des Beamten, welcher der Vermittler zwischen dem 
Kleinindustriellen und dem Markte gewesen war, der Händler. 
Das Kunstgewerbe fand seine Stütze nicht mehr in den 
hunderten kleinen Hofhaltungen, sondern an den Exporteuren. 
Die neuen Verhältnisse haben selbstverständlich nicht dazu 
beigetragen, das Kunstgewerbe zu heben, dasselbe wird jetzt 
in erster Linie fabrikmäßig, für den Export möglichst billig 
betrieben. Die früher häufigen Kunstwerke sind aufserordentlich 
selten geworden und die Handwerke und Gewerbe werden 
immer abhängiger von den Kaufleuten. Mit diesem hoch- 
entwickelten Kleinbetriebe hängt der individuelle Charakter 
japanischer Gewerbserzeugnisse, welcher ihnen einen so hohen 
Reiz verleiht, zusammen. Mit der Nachfrage nach billigeren 
Exportwaren und deren Fabrikation geht natürlich diese 
charakteristische Eigenschaft verloren. In der Einrichtung von 
großen industriellen Anlagen hat in Japan der Staat den An- 
fang gemacht, er errichtete Fabriken mit importierten Maschinen 
und stellte hierbei eine große Zahl von fremden Fachleuten 
an. In erster Linie handelte es sich darum, Unternehmungen 
zu errichten, die mit der Staatsregierung zusammenhingen, wie 
Waffen- und Pulverfabriken, Werften für die Marine, Beklei- 
dung der Armee, Eisenbahn Werkstätten, die Münze, Staats- 
druckerei zur Herstellung des Papiergeldes, Post- und Stempel- 
marken usw. In zweiter Linie hatte die Regierung die Absicht, 
Unternehmungen zu schaffen, um vom Auslande unabhängig zu 
werden und die Produktionskraft des Landes zu heben. So 
wurden die verschiedensten Sachen in Angriff genommen, man 
errichtete Seiden-Filaturen. Baumwollspinnereien, Papier-, Glas-, 
Zementfabriken usw. Daß der Staat bei diesen industriellen 
Unternehmungen teueres Lehrgeld gezahlt hat, ist nicht zu 
verwundern, aber der Zweck wurde erreicht. Die vom Staate 
eingerichteten Unternehmungen wurden an Privatgesellschaften 



— 293 - 

veräußert and der größte Teil derselben, welche sich anfangs 
nur durch Subsidien des Staates halten konnten, stehen jetzt 
in voller Blüte und haben Veranlassung gegeben, daß eine 
große Zahl anderer Unternehmungen nach ihnen entstanden 
sind, und so kann man wohl mit Recht sagen, daß die japanische 
Regierung es gewesen ist, die Japan zu einem Industrie- 
lande gemacht hat, welches ohne Zweifel eine große Zukunft 
haben wird. 

Die Japaner haben sehr viel Kunstsinn und sind ehrgeizig, 
indem sie alles zu produzieren versuchen, was in anderen 
Ländern erzeugt wird. In Imitationen leisten sie Außer- 
ordentliches. Sie adoptieren jede neue Erfindung, welche nütz- 
lich oder gewinnbringend zu werden verspricht, und Japan ist 
daher auf dem besten Wege, ein großes Industrieland zu werden, 
welches nicht allein seine eigenen Bedürfnisse deckt, sondern 
auch fremde Märkte mit seinen Industrieprodukten versorgt. 
Man hat hierfür die Baum Wollindustrie als schlagendes Beispiel, 
welche innerhalb weniger Jahre, man kann sagen im Fluge, 
groß geworden ist, und die Zündhölzermanufaktur, welche den 
Import desselben getötet hat und bereits einen Teil der Be- 
dürfhisse der Länder Ost- und Südasiens deckt. Indem die 
Japaner im großen die nützlichen Erfindungen des Auslandes 
einführen, ersetzen sie die ihnen fehlende Erfindungsgabe und 
sie werden ohne alle Frage in kurzer Zeit in Artikeln riva- 
lisieren können, welche früher von bestimmten Ländern mono- 
polisiert wurden. Japan hat Kohlen, eine fleißige Bevölkerung, 
welche willig lange Arbeitsstunden für kleinen Lohn arbeitet, 
denn die Bedürfnisse des japanischen Arbeiters und Hand- 
werkers sind sehr gering, und man wird in wenig Jahren sehen, 
wenn die Arbeiter erst mehr Geschicklichkeit in den neu ein- 
geführten Industriezweigen erworben haben, daß Europa und 
Amerika einen gefährlichen Rivalen in ihrem ostasiatischen 
Absatzgebiete haben. Einen Beweis hierfür liefert das Baum- 
wollgarn, dessen Handel in gewissen fremden Orten so außer- 
ordentlich zurückgeht. Bombay schlug Manchester und jetzt kon- 
kurriert Japan erfolgreich mit Bombay. Ohne alle Frage sind 
die meisten imitierten fremden Artikel, sowohl was Stoff als was 
Arbeit anbelangt, außerordentlich mittelmäßig und nicht mit 
europäischen Fabrikaten zu vergleichen, aber sie sind enorm 
billig, z. B. hohe Reiterstiefel sind für 2,80 Yen, ein komplettes 



— 294 



Sattelzeug mit Zaun, Gebiis und Steigbügeln für 10 Yen, Par- 
fumes das Dutzend Gläser 70 Sen, Haaröl das Dutzend Gläser 
60 Sen, baumwollene Strümpfe 70 Sen und Handtücher 80 Sen 
usw. zu kaufen. Es liegt wohl auf {1er Hand, dais für diese Preise 
nichts Gutes geliefert werden kann, aber in Europa und Amerika 
würde der Arbeitslohn für die meisten der genannten Artikel 
den Preis übersteigen, für den hier die fertige Ware käuflich 
ist. Die Industrie in Japan hat in der neuesten Zeit einen 
erstaunlichen Aufschwung genommen, wie dies aus folgender 
Tabelle hervorgeht. Der Export der im Lande produzierten 
Industrieartikel betrug im ganzen im Jahre 



1888 


66 Prozent 


1893 


71 Prozent 


1889 


64 „ 


1894 


75 „ 


1890 


67 „ 


1895 


77 „ 


1891 


55 „ 


1896 


74 „ 


1892 


67 „ 


1897 


78 „ 



mithin ist der Export dieser Artikel von 1888 bis 1897 um 
12 Prozent gestiegen. In demselben Verhältnisse wie der Export 
japanischer Industrieerzeugnisse zugenommen hat, ist der 
Import dieser Artikel zurückgegangen, wie die folgenden Zahlen 
zeigen: Prozentsatz der Industrieartikel im Verhältnisse zu dem 
Gesamtimport in Japan in den Jahren 1887 bis 1897: 



1887 92 Prozent 

1888 87 „ 

1889 87 

1890 73 

1891 73 

1892 72 



1893 76 Prozent 

1894 67 „ 

1895 71 

1896 71 

1897 60 



Es zeigt sich also in diesen elf Jahren eine Abnahme von 
über 30 Prozent in dem Import von fremden Industrieartikeln 
in Japan. Der Export der wichtigsten Industrieerzeugnisse 
hat sich in den Jahren von 1889 bis 1898 entwickelt wie folgt: 

1898 

Yen 

12055506 

573551 

3555144 



Habutaye 

Andere seidene Stückgüter . . 

Seidene Taschentücher .... 

Seitenzahl 



1889 
Yen 

804147 
2104459 
2908606 



16184201 



— 295 



1889 1898 

Yen Yen 

Übertrag 2908606 16184201 

Baumwollene Stückgüter . . . 143574 2691507 

Teppiche 54214 850871 

Zündhölzer 1137981 6273172 

Matten 166883 3938218 

Baumwollgarne 20105671 

Porzellan und Steingut .... 1449888 1989545 

Lackwaren 589649 783134 

Strohgeflechte 146847 5981125 

Schinne 26928 687196 

Summa: 6624570 59484640 

Man sieht aus diesen Zahlen, wie sehr der Export der 
japanischen Industrieerzeugnisse wächst. Während im Jahre 1889 
das Verhältnis des Exportes von Industrieartikeln zu Roh- 
material wie 6 1 /* : 55 war, änderte sich dasselbe im Jahre 1898 
auf 33 : 55. Dies beweist , dafs Japan in der Zukunft wahr- 
scheinlich ein Industrieland sein wird. 

Eine nur annähernde Summe des Kapitales, welches in 
Japan für Industriezwecke angelegt ist, lälst sich gegenwärtig 
nicht angeben. Die einzigen erhältlichen Zahlen sind die 
Kapitalien, welche in Gesellschaften mit beschränkter Haft- 
barkeit festgelegt sind. Das Gesamtkapital dieser Gesell- 
schaften betrug im Jahre 1894 56 und im Jahre 1897 151 Mil- 
lionen Yen. Ebenso wie es sehr grofse Schwierigkeiten hat, 
sich einen Begriff von dem Kapitale zu machen, welches in 
Japan der Industrie zu Gebote steht, ist es sehr schwer, den 
Wert der Industrieprodukte festzustellen, aber semij- authen- 
tische Quellen geben den Wert der Jahre 1895 und 1896 
an auf: 

1895 338000000 Yen 

1896 367000000 „ 

von diesen kommen im Jahre 1896 auf 

Osaka 32000000 Yen 

Kioto 29000000 „ 

Tokio 22000000 „ 

Aichi 18000000 „ 

Summa 19000000 „ 

Saitama 11000000 „ 



— 296 — 

Im Jahre 1896 wurden Dampfmaschinen in 2968 Fabriken 
benützt, die Zahl der Maschinen war 5326 mit 68172 Pferde- 
kräften und 273793 Arbeitern, während in 4 398 Unternehmungen 
mit 140243 Arbeitern keine Dampfkraft benutzt wurde. Die 
Gesamtzahl der Fabriken betrug mithin im Jahre 1896 7366 
mit 414036 Arheitern, der Kohlenverbrauch in diesen Unter- 
nehmungen war 1896 1653000 Tonnen. 

Jinri- * Das Wort heilst wörtlich übersetzt: Mann -Kraft -Wagen, 
^^ d. h. ein von einem Mann gezogenes Gefährt. Nach John Black, 
dem Autor von „Jung Japan", liels ein amerikanischer Missionär 
Namens Goble, ein solches Wägelchen zuerst im Jahre 1867 
herstellen; nach anderen Angaben war Akiha Daisuke in Tokio 
um 1870 der Erfinder und um diese Zeit erhielt Takayama 
Kosaku die Erlaubnis, eine Jinrikisha- Fabrik zu errichten. 
Die neue Erfindung fand großen Beifall und verbreitete sich 
außerordentlich schnell über ganz Japan ; es existieren gegen- 
wärtig allein in Tokio über 80000 dieser Wagen. Auch, in 
China, Korea und den Küstenländern Ostasiens ist die Jinri- 
kisha das beliebteste und verbreitetste Fuhrwerk geworden, 
gleichzeitig eine segensreiche Einnahmequelle für ein zahlreiches 
Arbeitervolk. 

Die gewöhnliche Taxe für einen Jinrikishazieher ist 7 bis 
16 Sen für 1 Ri (eine halbe geographische Meile). 

Der Export von Jinrikisha steigt von Jahr zu Jahr, nament- 
lich nach China, Korea, Hongkong und Britisch -Indien; er 
beziiferte sich: 

1898 auf 3917 Stück im Werte von 93740 Yen 

1899 „ 4266 „ „ 106284 „ 

1900 „ 6188 „ 121879 „ 

Jinya Jinya ist eigentlich ein Kriegslager, ist aber auch die Be- 

zeichnung für die Herrensitze des höheren Adels, der kleinen 
Daimyos und Hatamotos, welche nicht Burgherren waren; diese 
bewohnten Herrenhäuser (Jinya), welche aus Steinen und Lehm- 
ziegeln erbaut waren, aber keinen Turm haben und an deren 
Giebelseite und über den Eingangstoren auch nicht die nur den 
grolsen Daimyos gebührende Fischverzierung (Shachihoko) an- 
gebracht werden durften. 

Justiz- Die frühere barbarische Kriminaljustiz ist jetzt nach europä- 

on^Ver- ischem Muster gänzlich umgeändert. Richter können nicht ab- 
brechen. 



— 297 — 

gesetzt werden, außer für Verbrechen oder im Disziplinarwege. 
Es gibt vier Klassen von Gerichtshöfen: 1. 1 Kassationshof 
(daishinin), 2. 7 Appellhöfe (kosoin), 3. 49 Landgerichte (chiho- 
saibansho) und 4. 301 Amtsgerichte (kusaibansho). Der Kas- 
sationshof in Tokio ist der höchste Gerichtshof; in ihm präsi- 
dieren sieben Richter, in den Appellhöfen fünf Richter und in 
den Landgerichten drei Richter; in jedem Gerichtshofe ist einer 
der Richter der Oberrichter, an den Amtsgerichten ist nur ein 
Richter. Einige wenige Richter werden vom Kaiser direkt 
ernannt, die übrigen ernennt er auf Vorschlag des Justizministers. 
Es folgt die Statistik der Verbrechen für die fünf Jahre 

1896 L897 1898 1899 1900 

Leichte Verbrechen 2492 2960 3039 2798 2675 

Schwere Verbrechen 165566 171730 164469 130922 126525 

Total: 168048 174690 167508 133720 131200 

Über militärische Verbrechen urteilen Kriegsgerichte. Es 
bestehen 7 Staatsgefängnisse, 132 Lokalgefängnisse und Besse- 
rungsanstalten in jedem Fu oder Ken Die Zahl der Gefangenen 
aller Art (Verurteilte und Angeklagte) war Ende 1900 52 990 Män- 
ner und 3689 Frauen. 

Formosa hat besondere Justizinstitutionen. 
Das Polizeiwesen wurde 1872 nach dem Muster des eng- 
lischen eingerichtet, in neuester Zeit aber nach preufsischem 
Muster reorganisiert. 

Am 22. September 1903 sind die Ministerposten, die seit Kabinett 
einer Reihe von Wochen provisorisch verwaltet wurden, end- 
gültig besetzt worden, so dais man annehmen darf, dais die 
Ministerkrisis ihr Ende gefunden hat. Das Kabinett besteht 
jetzt aus: 

Vicomte Katsura, Ministerpräsident, 

Baron Komura, Minister des Auswärtigen, 

Baron Kodama, Minister des Innern, 

Baron Sone, Finanzminister, 

Oura Kanetaka, Kommunikationsminister, 

Baron Kiyoura, Ackerbau und Handel, 

Kubota Yuzuru, Erziehung, 

Hadano, Keichoku, Justiz, 

Generalleutnant Terauchi, Kriegsminister, 

Admiral Yamamoto, Marineminister, 

Adachi Tsunayuki, Polizeipräfekt. 



— 298 — 

Kämpfer. Engelbert Kämpfer, geboren 1651 zu Lemgo, kam als hol- 
ländischer Schiffschirurg im September 1690 nach Japan, dessen 
wissenschaftlicher Entdecker er genannt werden kann. Nur 
zwei Jahre und zwei Monate blieb er in Japan. Trotz der 
kurzen Zeit und der schwierigen Verhältnisse schrieb er ein 
Meisterwerk, in welchem er die Geschichte, Geographie, Reli- 
gion, Sitten, Gebräuche und Naturprodukte von Japan über- 
raschend genau beschreibt Merkwürdigerweise erschien das 
deutsch geschriebene Werk, von Scheuchzer übersetzt, zuerst 
in englischer Sprache: „History of Japan", 2 Bände, London 
1727, und erst 1777 erschien eine Übersetzung dieses Werkes 
in Deutschland. Kämpfer starb am 2. November 1716 als Leib- 
arzt des Grafen zur Lippe in seiner Vaterstadt. 

Kampfer. Kampfer ist ein nicht unwichtiger Exportartikel von Japan; 
derselbe wird gewonnen aus dem Holze und den Blättern des 
Kampferbaumes (Uomphora officinorum oder Cinnamomum cam- 
phora Nus). Die Bäume werden gefällt, zersplittert und in 
höchst primitiver Art destilliert, wobei die Wasserdämpfe den 
Kampfer und das ätherische Öl ausscheiden. In Holzkasten, 
welche durch fließendes Wasser gekühlt werden, setzt der 
Kampfer sich in Form von kleinen Körnern und Krusten fest 
und wird von Zeit zu Zeit abgekratzt und durch Abgiefsen 
und Pressen nach Möglichkeit von dem anhaftenden Kampfer- 
öl getrennt. Auch lälst man den Kampfer in Reisstroh subli- 
mieren, während sich das Öl auf der Oberfläche des Wassers 
ansammelt. Hierauf wird der Kampfer in mit Blei abgeschlagenen 
Kisten, Tuben, von 70 bis 80 Kilo Inhalt nach Europa ver- 
sandt, wo er raffiniert wird. Der Export von Kampfer be- 
zifferte sich auf: 

1898 2434028 Kin im Werte von 1174574 Yen 

1899 2758625 „ , 1754496 „ 

1900 3280715 „ „ „ „ 3070700 „ 

Der grölste Teil des exportierten Kampfers kommt aus 
Formosa, welches sehr reich an Kampferbäumen ist, während 
diese in Japan trotz angeordneter Schonung und Neupflanzungen 
auszusterben drohen. 

Im Jahre 1899 führte die japanische Regierung das Kampfer- 
monopol in Formosa ein und legte im Budget ihrer Berechnung 
die durchschnittliche Produktionsmenge von Kampfer in For- 



— 299 — 

mosa in den letzten Jahren zn Gründe. Die Berechnung zeigte 
sich aber bald als trügerisch, denn das Monopol hatte eine 
derartige Erhöhung der Kampferpreise zur Folge, dafe die in 
den letzten Jahren in Japan zurückgegangene Produktion sich 
wieder hob und der Export von Kampfer von hier einen ganz 
unerwarteten Umfang erreichte; er stieg von 24000 Piculs im 
Werte von 1200000 Yen im Jahre 1898 auf 42000 Piculs im 
Werte von 3900000 Yen im Jahre 1901, der Menge nach um 
75 Prozent und dem Werte nach um mehr als das Dreifache. 
Da der Bedarf von Kampfer auf dem Weltmarkte nur be- 
schränkt ist ; so beeinträchtigte natürlich die Produktion in 
Japan die Ausfuhr des Formosakampfers und der Gewinn der 
Regierung blieb bedeutend hinter dem Voranschlage zurück. 
Um diesen Übelstand zu beseitigen, drängte der General- 
gouverneur von Formosa, Baron Kodama, das Ministerium, das 
Monopol auch auf Japan auszudehnen. Seine Bemühungen 
hatten Erfolg und am 17. Juni 1903 wurde das „Rohkampfer- 
und Kampferöl-Monopolgesetz" veröffentlicht. Hierdurch wurde 
die Kampferfrage für ganz Japan einheitlich geregelt. Nach 
diesem Gesetze wird sich die Kampfergewinnung und der 
Handel folgendermaßen gestalten: Rohkampfer und Kampferöl- 
produzenten bedürfen zur Herstellung einer Lizenz, welche 
ihnen im Falle eines Zuwiderhandelns gegen die Vorschriften 
des Gesetzes jederzeit wieder entzogen werden kann. Sie 
müssen über die Fabrikation genau Buch führen und stehen 
unter der Kontrolle der Monopolbeamten. Ihre Produkte müssen 
sie ausschließlich an die japanische Regierung abliefern und 
erhalten von dieser eine nach dem Ermessen der Monopolver- 
waltung jeweilig zu bestimmende Vergütung, deren Höhe vor- 
her öffentlich bekannt gemacht werden muis. Zum Raffi- 
nieren des Kampfers ist allein die Regierung berechtigt. Die 
Monopolverwaltung verkauft den Kampfer gewöhnlich zu 
einem bestimmten Preise, nur ausnahmsweise in öffentlicher 
Auktion. Die Ausfuhr von Kampfer darf nur über die vor- 
geschriebenen Häfen stattfinden. Die Regierung hat auch 
das Recht, die Produktion einzuschränken, um die Nachfrage 
und das Angebot auszugleichen. Bei Unruhen in Formosa 
kann sogar die Erzeugung gänzlich untersagt werden. Das 
Kampfermonopol ist von der englischen Firma Samuel Samuel 
& Co. gepachtet. 



— 300 — 

Kanten siehe See- und Wasserprodukte. 
Katakiuchi siehe Blutrache. 

Ken. Ken ist ein Gesellschaftsspiel, von welchem sehr viele 

Arten gespielt werden. Die Teilnehmer sitzen im Kreise und 
schnellen, indem sie eins, zwei, drei zählen, auf drei die ver- 
schieden geschlossenen Finger gegen die Mitspielenden, die 
Superiorität der Handstellung siegt; in einem sehr beliebten Ken- 
spiele bedeutet die flach ausgestreckte Hand Papier, die Faust 
einen Stein und zwei Finger eine Schere; die Superiorität wird 
nach der Hypothese bestimmt, dafs die Schere Papier schneiden 
kann und daher diesem überlegen ist, das Papier kann den 
Stein umhüllen, ist also diesem überlegen, dagegen kann die 
Schere den Stein nicht zerschneiden, also ist der Stein Sieger. 
Ein anderes sehr beliebtes Spiel ist das Kitsuneken, das 
„Fuchsken"; durch die Fingerstellungen wird der Fuchs, der 
Mann und das Gewehr bezeichnet; der Mann gebraucht das 
Gewehr, das Gewehr kann den Fuchs töten, der Fuchs kann 
den Mann betrügen, aber der Mann kann den Fuchs nicht ohne 
Gewehr töten, noch kann der Fuchs das Gewehr benutzen. 
Vielfach hat der Verlierende zur Strafe hinter dem Sieger im 
Zimmer herumzugehen, indem er etwas auf seinem Rücken trägt, 
als ob er der Gepäckträger des Gewinnenden wäre. Es gibt 
unzählige Nuancen dieses Spieles und es werden stets neue 
erfunden, namentlich von dem schönen Geschlechte; besonders 
die Geisha spielen Ken mit hervorragender Grazie und bringen 
beim Spielen ihre schönen Hände und Arme zur Geltung. 
Keramik. Man unterscheidet in Japan vier verschiedene Keramiken 
und zwar 1. Rakuyaki, das gewöhnliche japanische Hausstein- 
gut, welches mit der Hand gemacht und bei niederer Temperatur 
erzeugt wird. Dasselbe kann sehr leicht hergestellt werden 
und wird häufig in den Haushaltungen selbst produziert; 

2. Awatayaki ist das bestbekannte Steingut in Kioto, es gehört, 
wie das Satsuma, Awata, Ota und andere Geschirre, zu dem 
Halbporzellan oder feine Faience; da sie keiner so hohen Hitze 
ausgesetzt werden wie das Porzellan, so bieten sie der 
künstlerischen polychromen Ausschmückung ein weites Feld; 

3. Iwakura yaki ist ein dem Awata yaki ganz ähnliches Halb- 
porzellan; 4. Kiyomizu yaki, unter diesem Namen werden alle 
übrigen Porzellane zusammengefaßt Der bekannteste Töpfer 
in Kioto ist Seifu Yohei, der sich durch seine Geschicklichkeit 



— 301 — 

einen großen Namen erworben hat, am schönsten sind seine 
elfenbeinfarbigen Porzellane. Andere berühmte Porzellanfabri- 
kanten in Kioto sind Kikozan Sobei, durch seine reiche, herr- 
liche Malerei und Tanzan Rokuro durch seine „päte sur päte 
Paience 44 . Die Gesamtproduktion von Porzellan und Steingut 
betrug im Jahre 1896 5205185 Yen und der Export wertete 
1974854 Yen und stieg im Jahre 1900 auf 2471904 Yen. 

Japan gehört zu den Monsumländern. Das Klima hat bei Klima, 
aller Verschiedenheit, die durch die weite Erstreckung von 
Norden nach Süden und den vorherrschend gebirgigen Charakter 
bedingt ist, doch einen gemeinsamen Zug. Es wird beeinflufst 
durch die beiden Jahreszeitwinde, südliche im Sommer und 
nördliche im Winter, letztere sind rauh, bringen niedrige . 
Temperaturen und hohe Barometerstände, sowie dem Norden 
und den Landstrichen am Japanischen Meere viel Schnee. Der 
Sommermonsum ist warm, er bringt der Vegetation viel Wärme 
und Regen. So hat Japan kontinentales Klima, wenn auch 
das umgebende Meer die Gegensätze mildert. Das Klima von 
Formosa, den Pescadores und den Liukiu-Inseln ist tropisch. 
Aber selbst auf dem südlichen Kiushiu sind unter dem 30° nörd- 
licher Breite im Winter Schnee und Nachtfröste keine Selten- 
heit. In Tokio sinkt das Thermometer im Winter unter —9° C 
und steigt auf 35° C im Sommer. Weiter nördlich dauert der 
Winter oft über sechs Monate und Schnee bedeckt die höheren 
Berge 5 bis lOMonate lang. Von Ende August bis Ende September 
treten oft zerstörende Drehwinde oder Taifune in den von Tokio 
südlichen Landesteilen auf. 

Hiernach wurde bis zur Restauration jedes Einkommen, Koku, 
jedes Gehalt berechnet. Ein Koku ist ein Mafs, zirka 180 Liter, Reiau 
der Preis für einen Koku Reis war fast immer identisch mit 
einem Pfund Sterling oder zehn Gulden österreichischer Währung 
Gold oder 20 Mark. Solange die Silberwährung in Japan dauerte, 
war der Preis für den Koku Reis durchschnittlich fünf mexi- 
kanische Dollars, die japanische Handelsmünze, und seit Ein- 
führung der Goldwährung kostet der Koku durchschnittlich 
10 Yen = 1 Pfund Sterling = 20 Kronen = 20 Mark =25 Francs. 
Vor der Restauration stieg der Marktwert bei Mifsernten zu- 
weilen bis auf das Dreifache des Durchschnittspreises, blieb 
aber stets über ein Pfund Sterling. Um den Marktwert so 



— 302 — 

hoch wie möglich zu erhalten, wußten die Agrarier den Import 
von fremdem Reis zu verhindern, indem sie den fremden Reis 
als unrein und gesundheitsschädlich hinstellten. Wirklich 
weigerte sich bis Anfang der neunziger Jahre selbst das ge- 
meine Volk, importierten Reis zu essen, bis der Kaiser den 
Bann brach, auf Anraten seiner Minister speiste er öffentlich 
importierten Reis, ihm folgte der Hof und diesem das ganze 
Volk. Heute wird der größere Teil des in Japan geernteten 
Reis exportiert, da der japanische Reis einer der am höchsten 
gezahlten Reissorten der Erde ist. Die Hauptnahrung des 
japanischen Volkes ist der billige indische Reis geworden, 

Kombu siehe See- und Wasserprodukte. 

K^n- Folgende fremde Staaten haben in Japan Konsulate: 

8ulate - Österreich -Ungarn in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Hakodate, 
Formosa, 
Belgien in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Osaka, 
Brasilien in Yokohama, 
China in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Dänemark in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Deutschland in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, 
England in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, Hakodate, 
Frankreich in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, 
Italien in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Mexiko in Yokohama, 

Niederlande in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, 
Peru in Yokohama, 

Portugal in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Rußland in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Hakodate, 
Spanien in Yokohama, Kobe, Nagasaki, Formosa, 
Schweden und Norwegen in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Schweiz in Yokohama, 

Vereinigte Staaten v. N.-A. in Yokohama, Kobe, Nagasaki, 
Formosa. 

Kormo- In früheren Jahrhunderten war in einzelnen Teilen von 
Fach 1 i Europa d* e Fischerei mit abgerichteten Kormorans eine ebenso 
grofeer Sport, wie in anderen Teilen die Falkenjagd. Die 
Kormorane wurden wie die Falken zur Beize abgerichtet. In 
England stand dieser Sport so hoch, dafs bei Hofe eine Charge 
„Master of the Cormorants" existierte. Im Laufe der Zeit 



— 303 — 

hörte, wie die Falkenjagd, das Fischen mit Kormorans auf. In 
Japan blüht der Sport noch heute. Der Kormoran erspäht 
seine Beute, taucht mit großer Geschicklichkeit, birgt den Fisch 
in seinem sackartigen Schnabel und bringt ihn seinem in einem 
Boote wartenden Herrn. So hälslich wie der Kormoran ist, 
so geschickt und sicher fängt er den erspähten Fisch und bringt 
seinem Herrn und Abrichter reichen Lohn. Der Fischer hat 
10 bis 16 Kormorans in seinem Boote,' die er durch laute Rufe 
und Schlagen mit langen Bambusstangen in das Wasser zum 
Tauchen anfeuert. Die Kormorans werden gezüchtet. Die 
jungen Vögel werden mit kleinen Fischen und Fischeingeweiden 
gefüttert", sie werden außerordentlich zahm, gehorchen ihren 
Herrn aufs Wort, sogar auf seine Winke und sind an jeden, 
der sie freundlich behandelt, anhänglich. Wenn sie gröfser 
geworden sind, so wird ihnen beim Fischen ein Riemen um den 
Hals gelegt, der sie verhindert, die gröfseren gefangenen Fische 
zu verschlucken. Wenn die Vögel nicht in Tätigkeit sind, 
sitzen sie auf der Jagd auf dem Bootrande nebeneinander und 
spähen. Jeder Vogel kennt, wenn mehrere Boote zusammen 
fischen, sein Boot und seinen Herrn, er täuscht sich nie, so 
groüs die Zahl der Kormorans und Boote sein mag, welche 
gleichzeitig den Sport pflegen. Hat ein Kormoran einen zu 
großen Fisch gefangen, den er nicht aus dem Wasser heben 
kann, so kommen ihm sofort ein oder zwei Genossen zu 
Hilfe. 

Das Marineministerium und Marinekommando ist in Tokio. Kriegs- 
Der Marineminister ist ein Mitglied des Kabinetts und hat die flotte * 
Administration der Flotte unter sich. Der Kommandant der 
Marine wird vom Kaiser von den aktiven Admiralen ernannt, 
er ist dem Kaiser verantwortlich für die Bewegungen der 
Flotte. Die Küste von Japan ist in fünf Marinedistrikte ge- 
teilt, die ihre Hauptquartiere, Docks, Arsenale und Kasernen 
in Yokosuka, Kure, Sasebo, Maizuru und Muroran haben, das 
letztere ist noch nicht eröffnet. 

Das Personal der Flotte bestand 1902 aus 2 Admiralen, 
9 Vizeadmiralen, 26 Konteradmiralen, 65 Linienschiffskapitänen 
(Kapitäne zur See), 119 Fregatten- und Korvettenkapitänen, 
167 Kapitänleutnants, 220 Leutnants, 305 Unterleutnants, 
232 Ingenieure, 275 Ärzten, 235 Zahlmeister, 90 Bauingenieuren 
und Vermessungsbeamten, 31688 Matrosen und Deckoffizieren, 



— 304 — 

im ganzen 35355 Offizieren und Mannschaften. Das Personal ist 
aasgebildet wie die Marine der europäischen Seemächte und 
hat glänzende Beweise des Mutes und der Disziplin während 
des Krieges mit China gegeben. Die Entwicklung der Motte 
ist erstaunlich. Während des Krieges wurde sie mit groiser 
Gewandtheit und grofsem Erfolg geleitet. Sie besteht aus: 

ausgerüstet im Bau zu bauen 

Schlachtschiffe 1. Klasse .... 4 — 4 

Schlachtschiffe 2. Klasse .... 2 — — 

Gepanzerte Kreuzer 2. Klasse .6 — 6 

Alte Schiffe 4. Klasse 1 — — 

Kreuzer 6. Klasse 10 2 ? 

Kreuzer 7. Klasse 4 — — 

Torpedo-Kanonenboote 4 — — 

Torpedo-Zerstörer 20 — 10 

Moderne Torpedoboote .... 47 — viele 

Die veranschlagte Ausgabe für die Verstärkung der Flotte ist: 

Für den Bau von Kriegsschiffen 62348269 Yen 

n Kriegsmaterial und Ausdehnung des Arse- 

in Kure 29001313 „ 



,. Gebäude 8510723 „ 

Total: 99860305 Yen 

Diese Summe ist auf elf Jahre verteilt und beginnt mit dem 
Jahre, welches mit dem 31. März 1904 endet. Von der Gesamt- 
ausgabe ist in die Ausgabe für 1903 bis 1904 einbegriffen: 

Für Kriegsschiffe . . . 1241088 Yen 
„ Kriegsmaterial . . 1446594 „ 
Total : 2687682 Yen 

Kriegshäfen sind: Yokosuka an der Tokiobucht, Kure an 
der Tosabai, Sasebo bei Nagasaki, Ominato auf den Bonin- 
Inseln und Muroran auf Yezo, die beiden letzteren im Bau be- 
griffen. Das Marineministerium beabsichtigt die Maschinerie 
für die Herstellung von Panzerplatten in dem Kurearsenale 
aufzustellen, wodurch ein groiser Teil des Voranschlages ab- 
sorbiert wird. 

Die nachstehende Tabelle schließt alle gebauten und im 
Bau begriffenen Kriegsschiffe ein. 



— 306 



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— 306 — 

Kupfer. Kupfer bildet seit dem Jahre 1642 einen hervorragenden 
Ausfuhrartikel, welcher seiner Reinheit wegen sich eines guten 
Rufes erfreut. Man findet es selten gediegen oder in oxydiertem 
Zustande. Unter seinen Schwefelverbindungen ist Kupferkies 
das vorwiegende Erz, aus dem wenigstens neun Zehntel allen 
japanischen Kupfers gewonnen wird. Weitaus die meisten 
und die besten Gruben sind im Privatbesitze. Die ertrag- 
reichsten Kupferminen von Japan sind die von Beshi in Jyo 
auf Shikoku, dann folgen die von Zomeki in Nagato, Kusa- 
kura in Echigo, Tatesato in Yamato, Arakawa in Ugo, Nakaso 
in Bitchiu, Takidani in Echigo, Ashio in Shimotsuke nahe bei 
Nikko und Osarusawa in Akita ken. 
Kupfer- In Japan wird bedeutend mehr Kupfer produziert als das 
erzen- ^ an ^ benötigt un( i es werden schon seit Jahrhunderten grofee 
gung. Quantitäten exportiert. Jedoch das Raffinieren des Kupfers 
steht vorläufig noch auf einer so niedrigen Stufe, dafe die 
Kupferdrähte für Telegraphen und elektrische Beleuchtung bis 
vor kurzer Zeit ausschliefslich vom Auslande bezogen werden 
mufsten. Vor mehreren Jahren wurden in der Nähe von Osaka 
zwei Gesellschaften gegründet, welche diese Drähte erzeugten, 
aber sie kamen nicht vorwärts, da die Art der Raffinerie ver- 
altet war. Im Februar 1897 machten die Furukawaschmelze- 
reien einen erfolgreichen Versuch, Elektrizität zu verwenden 
und lieferten noch in dies.em Jahre von dem Bedarf des Kom- 
munikations - Ministeriums von 1110000 Kin 480000 Kin, 
von den übrig bleibenden 630000 Kin lieferten 350000 die 
Werke bei Osaka und 280000 das Ausland. In derselben 
Periode lieferten die Furukawawerke den elektrischen Be- 
leuchtungsgesellschaften 440000 Kin und führten 1898 bereits 
Privataufträge im Umfange von 500000 Kin aus. Es ist daher 
sehr wahrscheinlich, dafe in kurzer Zeit der Import von Kupfer- 
draht nach Japan völlig aufhört. Die Furukawawerke blieben 
bei dem glänzenden Erfolge, den sie gehabt haben, nicht stehen, 
sie haben die neuesten Maschinen eingeführt und ihre Werk- 
stätten sehr vergröfsert; man erwartet, dafs die Werke nicht 
allein den Bedarf des Landes decken, sondern imstande sein 
werden, grofse Quantitäten zu exportieren. Es besteht in 
Japan jetzt nur noch die Schwierigkeit, Drähte zu erzeugen, 
die in Gummi gehüllt sind, wie solche von der Regierung vor- 
geschrieben sind und daher in schnell steigenden Quantitäten 



— 307 — 

importiert werden. Ebensowenig können bisher die mit Blei 
umhüllten Kupferdrähte hergestellt werden, welche für unter- 
irdische Telegraphenleitungen benützt werden; diese müssen 
gleichfalls vom Auslande bezogen werden. Dagegen werden die 
unter dem Namen Silicon-Bronzedrähte bekannten, die in Europa 
wie in Amerika im allgemeinen Gebrauch stehen und gegen 
Feuchtigkeit und Stürme besonders widerstandsfähig sind, von 
den Furukawawerken jetzt in grofsen Quantitäten hergestellt 
Dies muis als ein großer Fortschritt bezeichnet werden, weil 
die Herstellung dieses Artikels eng verbunden ist mit dem 
Vorwärtsschreiten der Wissenschaft auf dem elektrischen und 
maschinellen Gebiete und dieses solange wie möglich von den 
fremden Fabriken geheim gehalten wird. Ein 'anderer Faktor, 
der die Herstellung von Kupferdrähten sehr fördert, ist das 
allmähliche Ersetzen der früher gebräuchlichen Eisendrähte ' 
durch solche von Kupfer. Die ersteren haben die Nachteile, 
dais sie die Elektrizität nur beschränkt leiten und deshalb eine 
grolse Anzahl Drähte benötigen, wo viel elektrische Ströme 
erforderlich sind, dais sie ferner besonders an der Seeküste 
stark rosten. Kupfer dagegen ist ein vorzüglicher elektrischer 
Leiter und rostet nicht. Infolge hiervon nimmt der Konsum 
von Kupferdrähten in Europa und Amerika rapid zu und es 
ist unzweifelhaft, dais, wenn dieser Bedarf anhält, die Fabri- 
kation von Kupferdrähten in Japan sehr günstige Aussichten 
hat, die Drähte in großem Umfange zu exportieren. Gleich- 
zeitig wird der Import von Eisendrähten nach Japan sehr be- 
schränkt. 

Unter den verschiedenen hochentwickelten Zweigen des Lack- 
japanischen Kunstgewerbes nimmt die Lackindustrie eine her- ind,18trie - 
vorragende Stelle ein. Die großen Vorzüge der japanischen 
Lackwaren sind vor allem durch mehrere ausgezeichnete Eigen- 
schaften des eigenartigen Lackes bedingt, sodann aber auch 
durch die sorgfältige Art seiner Verwendung : Japanische Lack- 
sachen zeichnen sich bei grofser Leichtigkeit und Eleganz des 
Aussehens durch ihre Solidität aus, durch die Schönheit und 
Anmut der Verzierungen, namentlich aber durch verschiedene 
dem Materiale selbst zukommende sehr wertvolle Eigenschaften 
wie grolse Härte ohne Sprödigkeit, die Widerstandskraft gegen 
vielerlei Körper, durch deren Berührung unsere gewöhnlichen 
Harzlackanstriche sofort angegriffen und zerstört werden. So 

20* 



— 308 — 

wird der japanische Lacküberzug weder durch kochendes Wasser 
noch durch heifee Zigarrenasche angegriffen; er widersteht 
sogar alkoholischen Flüssigkeiten aller Art sowie Säuren, wenig- 
stens in der Kälte. Wenn auch in neuerer Zeit die Lack- 
fabrikation häufig für den billigen Exportbedarf maschinen- 
mäßig auf Kosten der Güte betrieben wird, so ist doch eigentlich 
ein Rückschritt dieses Kunstgewerbes, der vielfach behauptet 
wird, nicht sichtbar; es wird sogar von Kennern behauptet, 
dafe sich diese Kunst immer mehr entwickele. Der Export 
steigt mit jedem Jahre; er wertete: 

1898: 782933 Yen; 1899: 988662 Yen; 1900: 1066390 Yen. 

Land- Im Mittelpunkte des japanischen Wirtschaftslebens steht 

-J^t die Landwirtschaft und zwar die Landwirtschaft im engsten 
Sinne, da Viehzucht und Viehhaltung in Japan eine ganz unter- 
geordnete Rolle spielen. Von den Steuern entfallen % auf die 
Grundsteuer. Von den Exporten bestehen 2 / 8 aus landwirt- 
schaftlichen Produkten und beschäftigt die Landwirtschaft die 
Mehrzahl der Bevölkerung, wie der statistische Nachweis vom 
Dezember 1891 feststellt. Von den damals in Japan gezählten 
7806369 Haushaltungen hatten den Betrieb der Landwirtschaft 
als Hauptberuf 3462124, und für 2027506 Haushaltungen war 
er der Nebenverdienst. Überraschend ist für den europäischen 
Beobachter, dafs nur ein verhältnismäfsig kleiner Teil der 
Fläche des Landes direkt in landwirtschaftlicher Benützung 
steht, für ganz Japan mit einer Fläche von zirka 38 l / 2 Mil- 
lionen Cho (1 Cho = 0,99 Hektar), wurden Ende 1898 nur 
5081005 Cho Ackerland nachgewiesen, von diesen waren 
2798329 Cho nasse Felder, d. h. Reisfelder und 2282676 Cho 
Trockenfeld. Dafs nur ein so geringer Teil des Bodens angebaut 
ist, hat seinen Grund zum Teil in der gebirgigen Natur des 
Landes, zum Teil in dem eigenartigen System, in dem die Land- 
wirtschaft betrieben wird, welche mit ihrer geringen Viehhaltung 
den Anbau von Futterpflanzen usw. nicht erheischt. Es hat 
aber auch seinen Grund in den klimatischen Verhältnissen des 
Landes, welche es gestatten, dafs auf einem grofsen Teile des 
Ackerlandes mehrere Ernten in einem Jahre erzielt werden 
können. Der Grofe- und mittlere Betrieb im europäischen Sinne 
fehlt in Japan vollständig, es gibt nur kleine Betriebe, eine 
Wirtschaft von fünf Cho gilt schon für eine besonders grofse. 



— 309 — 

In der Regel wirtschaftet der japanische Bauer ohne Gesinde 
und fast ohne Vieh. Die Familie selbst bearbeitet allein das 
Bauerngut und erübrigt noch freie Zeit, welche teilweise zur 
Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte, Seide, Indigo, 
Tee, Tabak usw. verwendet wird, teilweise zu Nebenbeschäf- 
tigungen aller Art, vor allem für die zahlreichen Hausindustrien, 
Weberei, Strohflechterei, Papiermacherei usw. und Lohnarbeiten. 
In vielen Fällen sind die Bauern gezwungen, ihre Zeit in 
solcher Weise nutzbar zu machen, da sie von dem Ertrage ihrer 
Landwirtschaft allein nicht leben können. 

Es kommt auf eine bäuerliche Haushaltung im Durchschnitt 
nicht ganz ein Hektar, nämlich 8,3 Tan (10 Tan = 0,99 Hektar), 
hiervon 4,9 Tan Reisfeld und 3,4 Tan Trockenfeld. Das Bewirt- 
schaftungssystem ist charakterisiert durch den geringen Umfang 
der Wirtschaft, die intensive Verwendung der Arbeit und den 
gelingen Aufwand von Kapital. Eine begrenzte Ackerfläche 
wird Jahr ein Jahr aus oft mehrere Male bebaut und daneben 
liefert eine ausgedehnte Strecke von Wald und Grasland, welche 
auch ansnahmsweise als Weide dient, den nötigen Dünger in 
der Form von Gründüngung oder Asche. Die ununterbrochene 
Benutzung des Bodens macht unausgesetzte regelmäßige 
Düngung notwendig. Die Düngerbeschaffung ist daher bei dem 
japanischen Ackerbausystem die Grundfrage, von welcher die 
Ausdehnung der ackerbaufähigen Fläche abhängt. Eine Folge 
hiervon ist, dafe bei dichter Bevölkerung größere Flächen an- 
gebaut sind, als bei dünner, da bei der geringen Viehhaltung 
in erster Linie die menschlichen Fäkalien Verwendung finden. 
Aber auch sonstige Dungstoffe werden sorgfältig gesammelt 
und verwendet, wie Strohasche, Ölkuchen und vor allem der 
Fischdünger, welcher sowohl für die Landwirtschaft, wie für 
die Fischerei ein gleichwichtiges Produkt ist. Die Ausbeutung 
des Wald- und Graslandes zu gunsten des Ackerlandes ist 
nicht unbedenklich, und hat in manchen Gegenden, namentlich 
Mitteljapans schon zu arger Entblößung der Bergabhänge ge- 
führt. Die Technik der japanischen Landwirtschaft mit ihrer 
Spaten- und Hackkultur, ihren unvollkommenen Instrumenten, 
beruht durchweg auf geschäftiger Kleinkultur, auch der sorg- 
samen Behandlung des Kleinen, Einzelnen, welche der grund- 
legende Charakterzug des japanischen Geistes hier ebenso ist, 
wie in der Industrie und in der Kunst. 



— 310 — 

Der wichtigste Unterschied der japanischen von der euro- 
päischen Landwirtschaft liegt wohl in der geringen Bedeutung 
der Viehhaltung. Bisher dienten Pferde und Rindvieh haupt- 
sächlich als Packtiere, weniger als Zugtiere. Zur Milch- und 
Fleischproduktion nützen sie erst in neuerer Zeit, Schweine 
und Schafe gibt es nur sehr wenig, Ziegen, Esel und Maul- 
tiere nur in den offenen Plätzen. Dagegen ist die Hühner- 
zucht zur Eierproduktion in der Nähe der größeren Orte 
ziemlich entwickelt. Enten, Tauben und Gänse sind selten. 
Die Bienenzucht hat nur auf Shikoku einige Bedeutung. Die 
Vernachlässigung der Viehzucht in Japan ist unzweifelhaft 
eine Folge des Fleisch Verbotes des Buddhismus, denn die 
Gegenden mit ganz geringer Viehhaltung sind zum größten 
Teil erst nach Einführung des Buddhismus besiedelt. Die Zahl 
des Bindviehes wurde Ende des Jahres 1896 auf 1149761 und 
die der Pferde, aufeer der Militärpferde, auf 1578117 fest- 
gestellt. Der Pferdezucht wird seitens der Regierung etwas 
Aufmerksamkeit geschenkt, und wurde zur Verbesserung der 
einheimischen Pferderasse etwas europäisches, australisches und 
amerikanisches Zuchtmaterial eingeführt und in den kaiserlichen 
Gestüten verwandt. Man sieht auch schon recht gute Produkte, 
doch sind dieselben selten und mufs noch viel geschehen, um 
Japan mit dem nötigen guten Pferdematerial zu versehen. Die 
Preise der Pferde variieren für Trag- und Zugtiere 20 bis 50 Yen, 
Kavallerie -Remonte 40 bis 100 Yen und Halbblut -Offiziers- 
Remonte 100 bis 200 Yen. 
Mangan. Manganoxyde und ihre Verwendung haben die Japaner 

erst in neuerer Zeit kennen gelernt. Da hiervon große Lager 
hauptsächlich in der Nähe der Stadt Utsunomiya an der Grenze 
der Provinzen Shimotsuke und Iwaki sich befinden, so ist 
Mangan ein ziemlich bedeutender Exportartikel geworden. Die 
Ausfuhr betrug im Jahre 1900 21504777 Kin im Werte von 
224397 Yen. 
Manieren Von vielen Fremden wird den Japanern im Verkehr mit 
Fremden Fremden herausforderndes, ja unhöfliches Betragen und Rück- 
ttber. sichtslosigkeit besonders Damen gegenüber vorgeworfen; von 
anderer Seite wird dagegen ihre Höflichkeit gepriesen und sie 
werden als das zuvorkommendste Volk der Erde hingestellt. 
Die erste Ansicht wird wohl hauptsächlich von denen vertreten, 
welche die kriechenden, unterwürfigen Manieren der Malayen 



— 311 — 

auch in Japan erwarten, denn diese fehlen den Japanern völlig. 
Die Japaner bebandeln den Fremden mit der gleichen Höflich- 
keit, mit der sie untereinander verkehren und der Reisende 
findet in einem gefällten Straßenbahnwagen oder im Gewühl 
anf den Straßen mehr Rücksicht und Zuvorkommenheit als in 
irgend einem Lande in Europa; es wird ihm aber in keiner 
Weise gehuldigt, als ob er ein höheres Wesen wäre; es wird 
ihm auf die höflichste Weise zu verstehen gegeben, dafe er 
als Gleicher unter Gleichen betrachtet wird und wenn er ver- 
ständig ist, so wird er damit zufrieden sein; versucht er aller- 
dings seine Umgebung zu brüskieren, so ist er für die Übeln 
Folgen selbst verantwortlich. Hochmütiges, herausforderndes 
und herablassendes Wesen fordert den Chauvinismus besonders 
der jüngeren Männerwelt heraus, die in solchem Falle aller- 
dings leicht unhöflich und zurückweisend wird und Gleiches mit 
Gleichem erwidert. Für die gewöhnliche Rücksicht den Japa- 
nern gegenüber wird stets mit der ausgesuchtesten Höflichkeit 
und Zuvorkommenheit gedankt. 

Der Maschinenbau steht noch auf einer tiefen Stufe. Es Ma- 
fehlt die Erfahrung, die nötige Genauigkeit in der Arbeit und 8chinea - 
es wird zu viel schlechtes und ungeeignetes Material benützt 
mit der steten Absicht, durch billige Preise die teuere Kon- 
kurrenz zu besiegen. Bis diese irrige Ansicht nicht überwunden 
ist, wird Japan auf dem Gebiete der Maschinentechnik nichts 
oder doch nur ungenügendes leisten. 



Vergleichende Tabelle. 



Japan 


Metrisches System 


England 


IRi 


3,9273 Kilometer 


2,4403 (Meilen) Miles 


1 Seeri 


1,8518 „ 


1,1507 „ „ 


ICho 


109,09 Meter 


5,4229 Chains 


IKen 


1,8182 „ 


1,9884 Yard 


Uio 


3,0803 ,, 


3,3140 „ 


lShaku 


0,8030 „ 


11,9305 Inches 


1 Sun 


0,0303 ,, 


1,1931 „ 


IBq 


0,00303 „ 


1,4317 Line 


1 Quadratri 


15,4235 Quadratkilometer 


5,0552 sq. Miles 


l Quadratcho 


99,n36 Ar 


2,4507 Acres 


ITan 


9,9174 ,, 


0,2451 „ 


lTsnbo 


3,3058 Quadratmeter 


3,«>:>33 sq. Yards 


IKoku 


180,3907 Liter 


f flüssig 39,7033 GaUons 
l trocken 4,%?9 Busheis 



Maise, 
Münzen 

und 
Gewichte. 



— 312 — 

Japan Metrisches System England 

lTo 18,0891 . ( fltt88i * 3.»"» Gallons 

l trocken 1,9sm Peck 

lSho 1,8039 . {**** J^BEQMXt 

l trocken 0,i985 Peck 

IGo 0,,so4 „ ( flfl8 ^ ^ 06 ^ iI1 1 

l trocken 0,ois» Peck 

lKwan 3,7565 Küogramm (£ voir 8,»n Ponnds 

ITroy 10,0646 „ 

IKin 0,601« „ I^joir 1,3*1 „ 

(Troy l,ei02 „ 

lMomme 0,oos7565 . (£ voir ^«oi Drams 

l Troy 1.4155 pwt. 

Anmerkung: Im Handelsverkehr gelten ausländische Einheiten, so 
der HandelsdoUar = 2,io Mark und das Catty, welches dem japanischen Kin 
entspricht. 100 Catties ist 1 Pecul = 133 V a Pfund (englisch); mithin ist das 
Catty = 0,00479 Kilogramm oder 1,«095S deutsches Pfund. 

Menthol. Menthol oder Pfefferminzöl-Kampfer ist der wichtigste Be- 
standteil des Pfefferminzöles (ans Mentha piperita L.), aus 
welchem es durch Abkühlung als farblose Kristalle ausscheidet. 
Verwendet wird das Menthol zu Mentholstiften und als schmerz- 
stillendes Mittel bei Migräne, Zahnschmerzen und zu kühlen- 
den Einreibungen, in wässeriger oder weingeistiger Lösung als 
Antiseptikum. Der Export bezifferte sich: 

1898 25590 Kin im Werte von 106202 Yen 

1899 45605 „ „ „ „ 195424 „ 

1900 30485 „ „ „ „ 172500 „ 

Mousse- Mousseline de laine wird in Japan in sehr grofsen Quanti- 
line de täten konsumiert, der Import wertete in den letzten Jahren 
ame * stets sechs bis sieben Millionen Yen. Dies veranla&te nach 
dem Kriege mehrere Kapitalisten, Webereien zu gründen, um 
diesen Artikel im Lande herzustellen. Die bedeutendste dieser 
Fabriken wurde im Juli 1898 in Tokio in Betrieb gesetzt, es 
wurden noch in diesem Jahre 666241 Yard Mousseline gewebt, 
die Qualität wird für recht gut erklärt, der Preis war 4,60 Yen 
pro Tan (1 Tan = 24 Yard). 

Moxa. Moxa ist eines von den wenigen japanischen Worten, 

welches seinen Weg in unsere Sprache gefunden hat. Die Moxa 
ist eine weiche, wollige Substanz von gelbgrauer Farbe, leicht 
feuerfangend, langsam und mäfsig glühend zu Asche verbrennend. 
Sie wird bereitet aus den an der Luft getrockneten Blättern 



— 313 — 

von jungen Trieben einer Artemisia, in Japan Jomogi oder 
Mokusa (eigentlich Moyekusa von moye, das Brennen, und kusa, 
das Kraut) genannt, die an der Luft getrocknet und oft jahre- 
lang unter den Dächern aufbewahrt werden. Je älter, desto 
besser. Man stößt die Blätter mit einer hölzernen Stampfe 
zu einer wolligen Masse und zerreibt diese mit den Händen, 
so daß die zerquetschten Fasern und Membranen herausfallen 
und die gewünschte, feine, den Ärtemisien eigene Wolle im 
gereinigten Zustande zurückbleibt. Zum Gebrauch nimmt man 
eine erbsengroße Prise, formt daraus ein Kügelchen, welchem 
man hierauf eine Eegelform gibt; dieses wird mit Speichel an 
die ausgewählte Stelle geklebt. Die leicht entzündliche Moxa 
wird mit einer Kohle angezündet und brennt in die Haut. Man 
setzt drei bis sieben Moxas an verschiedenen Stellen und brennt 
sie nacheinander oder auf einmal. 

Kein Mittel wird in irgend einem Lande allgemeiner an- 
gewendet, als die Moxa in Japan, durchgehend aber mehr von 
Gesunden als von Kranken. Sie wird als Heilmittel der Krank- 
heiten und als vorbeugendes Mittel gegen dieselben gebraucht 
und es gibt wohl keine Krankheit oder kein Leiden, gegen 
welches der Japaner nicht Moxa anwendet. Jung und alt, 
ohne Unterschied des Geschlechts, läßt sie sich setzen. Das 
Brennen heißt japanisch Kyu, es ist ein Gewohnheitsmittel. 
Der mit erbsengroßen, regelmäßig geordneten Brandmälern 
gezeichnete Kücken ist ein untrügliches Kennzeichen eines 
Japaners. 

Im Oktober 1897 trat die Goldwährung in Kraft. Die müm- 
Einheit ist 0,75 Gramm Feingold und heißt der Yen, welcher we8€1L 
jedoch nicht geprägt wird. Folgende Münzen werden geprägt: 
Goldmünzen: 20, 10 und 5 Yenstücke; Silbermünzen: 50, 20 und 
10 Senstücke, Nickelmünzen, 5 Senstücke und Bronzemünzen: 
1 Sen und 5 Rinstücke. Der Sen ist der hundertste Teil eines 
Yen und der Rin ist der zehnte Teil eines Sen. Die Gold- 
stücke sind - 900 fein und die Silberstücke -800 fein. Die vor 
1897 geprägten Goldstücke (20, 10, 5, 2 und 1 Yenstücke) sind 
zum doppelten Werte im Kurs. Das frühere 1 Yen-Silberstück 
ist außer Kurs gesetzt. Die alten silbernen 5 Senstücke und 
kupfernen 2, 1 und */« Senstücke sind wie früher im Verkehr. 
Außer dem Metallgeld gibt es Papiergeld (Schatznoten), in den 
Münzen entsprechenden Stücken. 



— 314 — 

Musik. Die beiden beliebtesten Instrumente Japans sind das Koto 

mit meistens 13 und Shamizen mit drei Saiten, die hier wie 
dort aus Rohseide, nicht aus Metall oder Darm hergestellt 
sind. Das Koto wird mit einem flngerhutförmig über den Finger 
gesteckten Sume (Nagel), das Shamizen mit einem unten breit 
auslaufenden Schägel (Bachi), beide, Sume wie Bachi sind von 
Elfenbein gemacht, in Schwingung versetzt. Wie das Material, 
auf und mit dem gespielt wird, so ist auch die Musik selbst 
von der europäischen grundverschieden. Sie hat eine andere 
Tonleiter, nur Moll, immer nur einen Ton und keine Harmonie, 
auch kein Forte und Piano. Selbst, wenn sie in ein rascheres 
Tempo übergeht, schwillt sie nicht an, ganz so, wie der Japaner 
auch bei innerer Erregung äußerlich ruhig bleibt. Es ist der 
Buddhismus mit seinem Materialismus und Pessimismus, seiner 
Unterdrückung der Leidenschaft und der Persönlichkeit, der 
dem japanischen Charakter und Gesicht jenen Zug der In- 
dolenz aufgeprägt hat, welchen wir auch bei den Nieder- 
ländern vielfach wahrnehmen und es ist derselbe Buddhismus, 
der die japanische Musik so überaus monoton gestaltet hat. 
Was ist die Musik anders als tönende Empfindung? Sprechen 
wir doch sogar von der Stimmung des Gemüts und vom Auf- 
schrei des Herzens, von einer zartbesaiteten Natur und von 
der Aeolsharfe der Seele; ein Beweis, dafe die Musik nur der 
Wiederklang dessen ist, was in der Tiefe unseres eigenen per- 
sönlichen Lebens vorgeht. Die Stimme des Menschen ist das- 
selbe, was die Schrift des Telegraphen ist, nur daß der Natur- 
laut sich zu Sprache und Musik entwickelt hat und das sogar 
gleichzeitig. Deshalb heilst der Wahlspruch der Musik „nil 
humanum a me alienum puto" (nichts Menschliches ist mir 
fremd). Jede Empfindung und Stimmung, Lebens- und Welt- 
anschauung kommt in ihr zum Ausdruck: Lust und Schmerz, 
Hoffnung und Furcht, Liebe und Hafs, Kampf und Friede, 
Leidenschaft und Ruhe, Energie und Resignation, Idealismus 
und Pessimismus. Wie ein rechter Mensch keine einförmige 
Maske ist, sondern im Gesicht, Haltung, Bewegung, Stimme 
und Rede das wechselnde Leben in ihm und aufser ihm verrät, 
so bleibt auch die echte Musik, obwohl zum Kunstprodukt 
entwickelt, dennoch immer die Offenbarung der unverfälschten 
Natur und des unwillkürlichen menschlichen Empfindens. Da 
nun der Buddhismus jede Leidenschaft im Menschen unter- 



— 315 — 

drückt, so hat er auch die Musik zur Monotonie herabgestimmt. 
In der Atmosphäre des Buddhismus gibt es kein „himmelhoch 
jauchzen, zum Tode betrübt", weder Haydn noch Chopin, weder 
Schumann noch Wagner, weder Kirchengesang noch Rhapsodie, 
das wogende Meer der Töne ist geglättet, die Musik ihres 
eigentlichen Charakters beraubt. Für ein europäisches Ohr 
sind die japanischen Instrumente eine Tortur, der die Fremden 
sich als Gäste bisweilen aussetzen müssen. Der Gesang klingt 
wie Fisteln und Gurgeln und man sollte nicht glauben, dals 
die japanischen Mädchenschulen so hell und freudig europäische 
Melodien singen könnten, wie sie dies wirklich schon tun. Es 
sind die Kleinen, die sich hier an den freien Gebrauch der 
Stimme um so leichter gewöhnen, als es für die japanische 
Musik nur die Rückkehr zur Natur bedeutet. Doch wird es 
noch lange dauern, bis das Klavier und die Geige in Japan 
sich einbürgern. Technische Schwierigkeiten weifs der Japaner 
zu überwinden, anders aber steht es mit Auffassung und Vor- 
trag. Es fehlt in Japan für die edlere Instrumentalmusik an 
den notwendigen kulturhistorischen Voraussetzungen. Auch hat 
die Vokalmusik mit der Anpassung der Stimmorgane zu rechnen, 
die sich nur im Laufe von mehreren Menschenaltern vollziehen 
kann. Die Vokalmusik erfordert mehr Zeit und Geduld, als 
die Instrumentalmusik. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, 
die Schüler und Schülerinnen der Akademie nicht schon jetzt 
vor schwierige Aufgaben zu stellen. Andernfalls wird die Musik 
statt eines Gusses oder eines Ergusses aus voll empfindendem 
Gemüt zu einer Aneinanderreihung von Tönen. Die in Ueno 
(Tokio) errichtete Musikakademie hat bereits anerkennenswerte 
Erfolge gehabt. (Ostasiatischer Lloyd.) 

Wie die meisten anderen Völker haben die Japaner drei Nahrung. 
Hauptmahlzeiten, die erste morgens nach dem Aufstehen, die 
zweite mittags und die dritte um Sonnenuntergang. Die Haupt- 
speise ist der Reis, welcher bei der ärmeren Volksklasse und 
in Gebirgsgegenden mit Hirse und anderen Getreiden gemischt 
oder ersetzt wird. Hierzu werden Eier und frische oder ein- 
gemachte Gemüse, besonders Bohnen gegessen. Der Buddhismus 
hat, wie auf alles andere in Japan, seinen Einflufs auch auf die 
Volksnahrung gehabt; da die Religion das Töten verbietet, war 
es natürlich nicht erlaubt, Fleisch zu essen. Nur der Genufs 
von Fischen war geduldet, trotzdem ja auch diese getötet 



— 316 — 

werden muteten ; daher Fisch zur täglichen Nahrang fast überall 
wurde. Fromme Betrüge kommen jedoch den Gläubigen zu 
Hilfe, so sieht man häufig in den Speisehäusern die Schilder: 
„Yama kujira a Bergwallfisch, was bedeutet, dafe Wild zu haben 
ist. Wild wird Bergwallfisch genannt und da dieser ein Fisch 
ist, so darf Wild genossen werden. Natürlich ist das Verbot 
Fleisch zu essen, welches früher existierte, von der kaiserlichen 
Regierung aufgehoben, aber der Genufe ist noch immer ein sehr 
beschränkter, wie die neuesten Statistiken über das Schlacht- 
vieh beweisen. Ebenso bürgert sich das Brotessen nur lang- 
sam ein und in den entfernteren Ortschaften wird es noch heute 
selten gebacken. 

Das Hauptgetränk ist der Tee, welcher ohne Zucker, 
Milch und Spirituosen genossen wird. Das einzige berauschende 
Getränk, welches in Japan früher hergestellt wurde, ist der 
Sake, ein Getränk, welches aus Reis gebraut wird, einen Ge- 
schmack hat, der ganz leichtem Sherry ähnlich ist und kalt 
oder warm meistens vor den eigentlichen Mahlzeiten getrunken 
wird. Wenn der Reis aufgetragen wird, verschwinden die 
Sakeflaschen. Wein, Bier und Branntweine werden von den 
Japanern nur selten getrunken. 

Folgendes ist das Menü eines grofsen japanischen Fest- 
mahles : 

Vorspeisen, die mit Sake serviert werden; 

Suimono, eine Art Bohnensuppe; 

Kuchimono, Zwischengerichte, bestehend aus Pfannkuchen 
und süfsgekochten Kastanien; 

Kawaboko, ein gehackter Fisch, der in kleine Klöfee ge- 
formt und gebacken wird; 

Sashimi, in dünne Scheiben geschnittener roher Fisch, der 
mit Soya und Meerrettig gegessen wird; 

Hachi sakana, ein feiner, grofser Fisch in Salzwasser oder 
Soya gekocht; 

Uma-ni, kleine Fisch- oder Hühnerbissen, die mit Lotus- 
wurzeln oder Kartoffeln in Mirin, Sakemost oder Soya ge- 
kocht sind; 

Su no mono, Seeschnecken und Seespinnen mitEssig serviert; 

Chawan, eine dünne Fischsuppe mit Pilzen; 

Ghawan mushi, eine dicke, gallertartige Suppe; 



— 317 — 

Erster Gang, „Zembu": Shiru, Suppe aus Bohnenquark, 
Fisch, Seetang oder aus anderem Material hergestellt; 

O-hira, gekochter Fisch, entweder trocken oder in Suppe; 

Tsubo, Algengericht; 

Namasu, rohe Fischscheiben, mit Essig und kalten Ge- 
mflsen serviert; 

Aemono, eine Art Salat; 

Yakimono, ein roher Fisch, der in einem Bambuskistchen 
serviert, jedoch gewöhnlich nicht gegessen, sondern von den 
Gästen mitgenommen wird; 

Eo no mono, eingemachte Gemüse; 

Zweiter Gang „Ni no zen", bestehend aus Suppe und rohem 
Fisch, aber nur, wenn diese nicht bereits beim ersten Gange 
serviert waren und Reis. 

Ein solches eben aufgezähltes Festmahl wird natürlich nicht 
täglich genossen. Die Wohlhabenden haben die eine oder die 
andere Speise, mit welchen sie den Reis würzen, während bei 
der ärmeren Klasse diese Zuspeise fehlt oder durch getrockneten 
Fisch ersetzt wird. Die orientalische, vielgepriesene Mäßigkeit 
im Essen findet man im allgemeinen selten in Japan, hier wird 
jedoch unsere Vielseitigkeit der Speisen durch die Menge von 
Eeis ersetzt. Außerdem wird dem besuchenden Gaste zu jeder 
' Tageszeit gewöhnlich eine Speise vorgesetzt, meistens besteht 
diese aus Soba, eine Art Makkaroni, die aus Buchweizen ge- 
macht werden, zu dem Sake oder Mirin gereicht wird, oder 
aus Shiruko, einem Reiskuchen, der mit einer süßen, aus Bohnen 
zubereiteten Sauce präsentiert wird, oder Sushi, Reiskuchen, 
die mit Seealgen, Fisch oder Pfannkuchen belegt sind. Wenn 
diese Speisen dem Gaste nicht vorgesetzt werden, so fehlt selbst 
bei der ärmeren Volksklasse niemals Tee und Kuchen. Viele der 
japanischen Kuchen und Bonbons sind sehr wohlschmeckend 
und ersetzen die in Japan verhältnismä£sig seltenen Früchte. 

Die japanischen Speisen genügen dem europäischen Ge- 
schmacke selten. Wir haben nach einem japanischen Fest- 
mahle oft das Gefühl, als ob wir zu viel gegessen haben und 
kurz nachher, als ob wir überhaupt nichts zu uns genommen 
hätten. Die Speisen sind sauber, ganz frei von Fett und sehen 
meistens sehr appetitreizend aus, aber der Versuch, sich von 
japanischen Speisen allein zu ernähren, hat meistens einen 
Mißerfolg (Chamberlain). 



— 318 — 

Namen. Die Japaner haben so viel verschiedene Namen, dals da- 
durch des Verständnis der Geschichte namentlich häufig sehr 
erschwert und verworren wird ; die wichtigsten dieser Namen sind : 

1. der Kaban oder Soi, ein alter aristokratischer Familien- 
name, z. B.die berühmten alten Namen: Pujiwara, Taira, Mina- 
moto, Tachibane sind Kabane; 

2. Der Uji oder Myoji, der Familienname; 

3. Der Zokumyo oder Tsusho, unser Vorname, welcher 
jedoch im Japanischen wie im Ungarischen stets hinter dem 
Familiennamen steht; 

4. Der Nanori oder Jitsumyo entspricht ebenfalls unserem 
Vornamen wie Masashige, Yoshisada, Jeyasu usw.; 

5. Der Azana, Spitzname, der jedoch sehr elegant ist und 
hauptsächlich von Gelehrten geführt wird; 

6. Der Go, Künstlername, Nom de guerre; die meisten 
Künstler sind fast nur unter diesem bekannt, z. B. der be- 
rühmteste Maler der Neuzeit, Hokusai; 

7. Der Haimyo oder Gago ist fast dasselbe wie Go; 

8. Der Geimyo, Künstlername für Geishas, Sängerinnen, 
Tänzerinnen, Spaßmacher, Schauspieler und andere Künstler, 
welche für das öffentliche Vergnügen sorgen, z. B. Ichikawa 
Danjuru, der berühmteste Schauspieler, den Japan gehabt hat; 
er starb am 13. September 1903 ; dieser Geimyo wurde schon * 
von einer Reihe seiner Vorfahren geführt; für seine Freunde 
und im Privatleben hiefs er Horikoshi Shu; 

9. Der Okurina, der nach dem Tode hochstehenden Per- 
sonen verliehene Ehrenname, unter welchem z. B. alle japa- 
nischen Kaiser allein der Nachwelt bekannt sind, wie Jimmu 
Tenno, der erste japanische Kaiser; 

10. Der Homyo oder Kaimyo, der Name, welchen der 
Verstorbene sofort nach seinem Tode von dem buddhistischen 
Priester erhält; 

11. Der Yobina, der Frauenname, ist meistens der Name 
einer Blume oder eines lieblichen Objektes, welchem das ehrende 
vorgesetzt wird, z. B. O-kiku (Chrysantheme), O-take (Bam- 
bus), O-gin (Silber), O-haru (Frühling) usw. (Chamberlain.) 

No siehe Theater. 

Obi. Obi oder Gürtel, mit welchen die japanischen Damen ihre 

Kleider (Kimono) um die Lenden befestigen, werden auf be- 
sonderen Webstühlen aus vorzüglicher Seite verfertigt. Es sind 



— 319 — 

verschiedenartige, teils glatte, teils gerippte, gemusterte Ge- 
webe von 16 bis 24 Zentimeter Breite und 3 bis 4 1 /« Meter 
Länge mit Rücksicht auf die langen Schleifen, in welche sie 
auf dem Bücken gebunden werden. Als die vorzüglichsten 
gelten die Hakataobi, aber auch die Koyanagiobi in starkem 
Atlas von Kirin, die gerippten Donsuobi von Yonezawa und 
andere mehr werden hoch geschätzt. 

Die japanischen Obstsorten sind ira allgemeinen von geringer Obst 
Güte; die europäischen Arten degenerieren vielleicht infolge der 
Feuchtigkeit und des Kegenreichtums des sommerlichen Monsun- 
klimas, doch hat man nordamerikanische Obstsorten, besonders 
Äpfel, mit gutem Erfolg in Yezo und Nord-Honshiu angebaut. 
Die wohlschmeckendsten Obstsorten Japans sind: die Kaki 
(Diospyros Kaki L.) oder die Dattel- oder Lotospflaume, die 
wichtigste von allen Mikan oder die Mandarinenorange, die Kuri 
oder eßbare Kastanie, das verbreitetste Schalobst von Japan; 
sie findet sich wildwachsend noch in 800 Meter Meereshöhe, 
die Biwa oder japanische Mispel (Eriobotrya japonica L.). Die 
Kaki, Mandarinenorange, und die Biwa sind jetzt auch über das 
Mittelmeergebiet verbreitet. In Formosa gedeihen verschiedene 
tropische Früchte, insbesondere Bananen und Ananas vortrefflich. 

Die in Japan bestehenden Orden sind Orden. 

1. der Chrysanthemum-Orden; 

2. der Paulownia- Sonnenorden, gestiftet 1888; 

3. der Orden der aufgehenden Sonne, gestiftet 1875; 

4. der Orden des heiligen Schatzes, gestiftet 1888; 

5. der Verdienstorden der goldenen Weihe und 

6. der Kronenorden, gestiftet 1888 für Damen. 

Osakateppiche sind in den letzten Jahren ein ziemlich Osaka- 
wichtiger Exportartikel geworden. Es sind dies baumwollene te PP iche - 
Teppiche in jeder beliebigen Grölse, sehr geschmackvoll ge- 
mustert und außerordentlich billig; sie zeichnen sich durch 
schöne Farben und Dessins aus, welche hauptsächlich den 
orientalischen Teppichen nachgeahmt sind. Der Export ist in 
stetem Steigen begriffen ; es wurden im Jahre 1900 ausgeführt 
771 884 Stück im Werte von 866591 Yen. 

Wichtig für die Landwirtschaft vieler Gegenden sind die Papier. 
Pflanzen, welche den Bedarf zur Herstellung des zähen japa- 
nischen Papieres liefern, umsomehr als diese Pflanzen vielfach 



— 320 — 

auf sehr dürftigem Boden vorwärts kommen. Es sind nament- 
lich drei dieser Pflanzen: Kozo (Papiermaulbeere), Mitsumata 
(Edgeworthia papyrifera) und Gampi (Wickstroemia canescens). 
Es wurde im Jahre 1896 fabriziert: 

Minopapier 164546 Ballen im Werte von 1063 973 Yen 

Hanshipapier 2956 705 „ „ „ „ 4179569 „ 

Anderes japanisches Papier im Werte ........ 5073378 „ 

Europäisches Papier 5311565 Kwan ä 3,7565K. im Werte vo n 2595342 „ 

Total: 12912262 Yen 

Das Minopapier zeichnet sich durch große Festigkeit aus 
und wird mit besonderer Vorliebe statt Fensterglas verwendet. 
Das Hanshipapier ist minderer Qualität und wird aus Papier- 
abfällen mit Beimischung von fremden Stoffen, wie Stroh usw., 
hergestellt. Europäisches Papier, hauptsächlich Druckpapier, 
wurde zuerst im Jahre 1871 importiert; der Bedarf stieg rapid 
und hatte zur Folge, dafs bald mehrere grofee Papiermühlen 
gegründet wurden. Die wichtigsten derselben sind die von 
Fuji, Oji, Kobe, Senjin, Yokkaichi, Abe, Yukosha, Shimogo 
und Joono. Das in Japan am meisten gebrauchte Hanshipapier 
wird in grofsen Quantitäten nach Shanghai, Hongkong und 
Singapore exportiert. 

Tapeten konsumiert hauptsächlich England; früher kaufte 
auch Deutschland hier viel die japanischen Ledertapeten, welche 
aber jetzt dort nachgemacht werden, jedoch soll die Qualität 
der japanischen weit nachstehen und es wird von Sachver- 
ständigen behauptet, dafs der Export der Tapeten ein bedeutend 
größerer werden würde, wenn die Japaner bei der Fabrikation 
dem europäischen Geschmack mehr wie bisher folgen wollten. 

Kopierpapier geht in grofsen Quantitäten nach Europa 
und Amerika. 

Das dickere Büttenpapier, welches dem unseligen an 
Widerstandskraft und Geschmeidigkeit weit überlegen ist, wird 
hauptsächlich nach Deutschland und Frankreich ausgeführt. 
Die Beliebtheit, deren sich das japanische Papier im Auslande 
erfreut, ist hauptsächlich seiner Dauerhaftigkeit, der glatten 
Überfläche und seinem niedrigen Preise zuzuschreiben. Um 
die Produktion zu erhöhen und die Qualität zu verbessern, 
müfste man jedoch von dem jetzt noch fast allgemein bestehen- 
den System des Handbetriebes abgehen und denselben durch 
Maschinen ersetzen. 



- 321 



Der Export wertete in Yen: 





1898 


1897 


1896 


1895 


Gempishi*) . . . 


277849 


182697 


165855 


94906 


Europäisches . . 


58791 


67888 


54705 


40004 


Tapeten .... 


184207 


176001 


108085 


79258 


Alle anderen . . 


409688 


298491 


201687 


243590 


Summa: 


930435 


762072 


530332 


457758 



Hierzu kommen Papiermanufakturen, welche einen 
nicht unbedeutenden Exportzweig ausmachen, dieselben werteten 
in Yen: 

1898 1897 1896 1895 

Papierlaternen 1 134320 80706 29896 

Fächer wie Servietten usw. und | 440686 

andere Papierwaren . . . j 320166 430098 606934 

440686 454475 510808 53$830 

Der Gesamtexport von Papier und Papiermanufakturwaren 
wertete: 



1895 
1896 



994588 Yen 
1041135 „ 



1897 

1898 



1179547 Yen 
1371121 „ 



Trotz des nicht unbedeutenden Exportes nimmt der Import 
jährlich zu, derselbe bezifferte sich: 

1896 auf 7025 Yen 

1897 „ 26649 „ 

1898 „ 151534 „ 

Petroleum wird in der Nähe von Niigata und bei Shizuoka, Petro- 
Provinz Totomi, gewonnen. Die Ausbeute war noch vor wenig ennL 
Jahren ganz unbedeutend, hat sich in den letzten Jahren jedoch 
durch Anwendung der amerikanischen Brunnenbohrung ganz 
außerordentlich gehoben und beginnt bereits, dem in sehr 
großen Quanten in Japan importierten amerikanischen und 
russischen Petroleum (der Import bezifferte sich 1900 auf 
67942324 Gallonen im Werte von 14162652 Yen) an einigen 
Orten Konkurrenz zu machen. 

Der Pflanzenwachsbaum ist nahe verwandt mit dem Lack- Pflanzen- 
baum; beide sind Sumachs (Rus); er ist aber nicht zu ver- wachs 



wechseln mit dem berühmten chinesischen Talgbaum (Stillingia 

*) Gempishi ist ein Kopierpapier, das wegen seiner Geschmeidigkeit, 
Glätte, Stärke, Feinheit und Leichtigkeit fast unübertrefflich genannt 
werden kann. 



(Vege- 
tahle 
wax). 



21 



sebicifera Euphorbia). Die Beeren des Wachsbaumes werden 
ausgepreist; das Produkt steht im Aussehen zwischen Wachs 
und Talg; es wird erwärmt, gereinigt und zu Kerzen geformt. 
Im Handel ist es als „Japanisches Wachs" bekannt. Auch die 
Beeren des Lackbaumes werden häufig zu Pflanzenwachs be- 
nützt. Wenn dasselbe auch nicht zu den wichtigsten Ausfuhr- 
artikeln zu zählen ist, so steigt doch dessen Export mit jedem 
Jahre und bezifferte sich: 

1898 auf 1205905 Kin im Werte von 611336 Yen 

1899 „ 1207276 „ „ „ „ 674435 „ 



1900 „ 1444499 „ „ „ „ 964322 



>J 



Fernan Fernan Mendez Pinto berichtet über seine Entdeckung 
*£?nto Z von Japan : Er landete nach mannigfaltigen Schicksalen mit 
seinen Gefährten Diego Zeijmoto und Christoval Borallo an 
der Insel Tanixumaa (Tanegashima), dessen Herr, Nautaquin 
(Tokitaka), ihm und seinen Gefährten gestattete, ans Land zu 
kommen. Sie erreichten die grofse Stadt Miaijgimaa an der 
Südseite der Insel und erregten hier als Fremdlinge aus dem 
Ten-tsiku-Lande großes Aufsehen, besonders Diego Zeijmoto 
durch seine Schiefekunst mit dem Feuerrohre. Nautaquin, er- 
staunt über die neue Kunst, überhäufte ihn mit Ehrenbezeugungen, 
für welche Zeijmoto durch Überreichen des Feuerrohres dankte; 
als Lohn liefs ihm der Fürst 1000 Taels Silber (etwa 3000 Mark) 
auszahlen, wofür Diego ihn die Bereitung des Schieispulvers 
lehrte. Das Gerücht von der Ankunft der seltsamen Fremd- 
linge kam dem Fürsten von Bungo zu Ohren und erweckte in 
ihm den Wunsch, sie zu sehen; Pinto, geführt von einem vor- 
nehmen Japaner, 0. Fingein dono, segelte von Tanegashima 
nach dem Hafen Jamagawa, von da nach Kagoshima, der 
Hauptstadt von Satsuma, dann über Tanoura längs der Küste 
von Hyuga und landete in Usuki, einem Schlosse des Fürsten 
von Bungo, von wo er die Reise zu Lande fortsetzte. Er 
wurde von dem Fürsten gastfreundlich aufgenommen, sein 
Feuerrohr hatte den gleichen Erfolg als das von Diego Zeij- 
moto; doch ein Sohn des Fürsten verletzte sich nicht unbe- 
deutend durch das Platzen des überladenen Rohres. Pinto heilte 
den Prinzen und kehrte reich beschenkt nach Tanegashima 
zurück. Von hier erreichte er nach einer kurzen glücklichen 
Reise seine in Liampoo (Ninpon-fu) ansässigen Landsleute. 



— 323 — 

Pintos Entdecknngsgeschichte von Japan stimmt in der 
Hauptsache mit dem überein, was die Jahrbücher der Japaner 
darüber berichten. Pinto kann nicht vor dem Jahre 1545 an 
die Küste von Tanegashima verschlagen sein. 

Marco Polo war der erste Europäer, welcher Asien der p i . 
Länge nach durchzog. Seine Reiseberichte sind von der höchsten 
Wichtigkeit. Ende des 13. Jahrhunderts lebte er als geehrter 
Gast am Hofe von Chublai Chan, der mehrere erfolglose Ein- 
fälle nach Japan machte; er erwähnt zuerst Japan, welches 
er Zipangu nennt (von dem chinesischen Dschippenkuo, d. h. 
Sonnenaufgangsland) und als fernes, halb märchenhaftes, von 
Gold erfülltes Wunderland beschreibt. Er starb 1323 als Mit- 
glied des Großen Rates in Venedig. 

Joh. Justus Rein, geboren am 27. Januar 1835 in Nau- Refo. 
heim a. M., ging 1873 im Auftrage der preußischen Regierung 
nach Japan, um Handel, Industrie und namentlich das Kunst- 
gewerbe dieses Landes zu studieren. Nach Deutschland zurück- 
gekehrt, veröffentlichte er sein berühmtes Werk „Japan nach 
Reisen und Studien", 2 Bände, Leipzig 1881 und 1886, und 
übersetzte dasselbe auch ins Englische. 

Die wichtigste Feldfrucht Japans ist der Reis. Mehr als Reig. 
die Hälfte des Ackerlandes dient seiner Kultur. Von der Feld- 
arbeit der Bauern fällt ein wesentlicher und mühseliger Teil 
auf den Reisbau. Der Reis wird fast nur in nassen Feldern 
gezogen und nur ganz unbedeutende Flächen sind mit Bergreis 
bebaut. Der Sumpfreis zerfällt in zwei Arten: den gewöhn- 
lichen Reis und den Klebreis. Bei dem gewöhnlichen Reis 
unterscheidet man drei Varietäten: den Frühreis, den Mittel- 
und Spätreis. Die größten Reisdistrikte sind: Niigata, Hiogo, 
Fukuoka, Osaka, Toyama, Chiba, Ehime, Aichi, Okayama, Fuku- 
ghima, Miye, Akita, Shiga, Yamagata, Nagano. Da der in 
Japan produzierte Reis einen bedeutend höheren Preis hat als 
der meist aus Siam hier eingeführte, so nimmt der Export des 
einheimischen und der Import von fremdem Reis mit jedem 
Jahre größeren Umfang an; derselbe wertete: 

Import Export 

1900 9021536 Yen 3576569 Yen 

1901 11878958 „ 6908913 „ 

Der Ertrag der Reisernte während der letzten 10 Jahre 
stellt sich wie folgt: 

21* 



324 — 



1893 37267418 Koku 

1894 41859047 „ 

1895 39960798 „ 

1896 36240351 „ 

1897 33039293 » 



1898 47387666 Koka 

1899 39698258 „ 

1900 41466734 „ 

1901 46914943 „ 

1902 36999357 „ 



Der Reis ist die eigentliche Volksnahrang in Japan. Das 
Land produziert jedoch bei der stets wachsenden Bevölkerung 
nicht genügend und wird es nicht können, solange sich die 
landwirtschaftlichen Verhältnisse nicht vollständig geändert 
haben, wie dies die folgende Tabelle beweist. 



Angebaute Fläche 


Be- 


Ernte 


Import 


Export 




Cho 


völkerung 


Koku 


Wert in Ten 


Wert in Ten 


1898 


2817624 


41718264 


47387666 


48219810 


6141118 


1899 


2839550 


48228863 


39698258 


5950166 


10282012 


1900 


2828479 


43760815 


41466734 


9021536 


3576569 


1901 


2847468 


44235315 


46914943 


11878958 


6908913 


1902 


2847295 


44709815 


40856217 


17750817 


6676294 



Selbst unter den günstigsten Verhältnissen ist das Land 
auf die Einfuhr von fremdem Reis angewiesen. Wenn der 
Import auch jetzt noch keiner ernsten Erwägung bedarf, so 
können sich doch in den nächsten 20 Jahren, wenn sich die 
Bevölkerung um zehn bis zwölf Millionen vermehrt hat, wie 
es wahrscheinlich ist, die Verhältnisse sehr verändern und ist 
ohne alle Frage der Reisimport, solange dieses Getreide die 
hauptsächlichste Nahrung des ganzen Volkes ist, von der höchsten 
Wichtigkeit für das Land. Vorläufig benötigt Japan nach der 
Nichi Nichi Shimbun mindestens für fünf Millionen Yen fremden 
Reis und gegenwärtig kennt man keinen Ersatz für den Reis 
als Volksnahrung. 
Reisstroh- Reisstrohmatte ii bilden einen wichtigen Exportartikel von 
matten. Kobe. Das Geflecht ist fein und die Muster großenteils sehr 
geschmackvoll. Da der Preis sehr niedrig ist, haben sich diese 
Matten in Amerika sehr schnell allgemein verbreitet und nimmt 
die Nachfrage auch von Europa und Australien einen immer 
größeren Umfang an. Der Export wertete im Jahre 1900 
3310042 Yen. 

Religion. Durch die Konstitution ist absolute Freiheit des Glaubens 
und der Religionsausübung gesichert, solange der Friede, die 
Moral und Ordnung nicht gestört wird. Die Religionen, welche 
die meisten Bekenner haben, sind 1. der Shintoismus mit 



— 325 — 

12 Sekten und 2. der Buddhismus mit 12 Sekten und 32 Glaubens- 
bekenntnissen. Eine Staatsreligion existiert nicht und der Staat 
unterstützt keine Religion. Im Jahre 1900 gab es 89507 Shinto- 
priester und 687 Studenten, buddhistische Tempel 71951, 
111 264 Bonzen (Priester) und 9276 Studenten, ferner 1337 er- 
mächtigte Prediger und 1035 Kirchen und Bethäuser der 
römisch-, griechisch-katholischen und protestantischen Kirche. 
Es gibt außerdem Tempel, welche den Vorfahren des Kaiser- 
hauses und hochverdienter Untertanen geweiht sind, welche zu 
keiner religiösen Gemeinschaft gehören und die teils vom Staate, 
teils von den Lokalbehörden erhalten werden. Im Jahre 1900 
zählten diese Heiligenschreine 196358 mit 16408 Bitualisten. 

Prof. Dr. Oskar Loew in Tokio schreibt in der „Deutschen Religion 
Japan. Post" über „Japan in kirchlicher Beziehung": Das Insel- M ^^i 
reich im fernsten Osten hat stets das lebhafteste Interesse der 
abendländischen Völker erregt und zahlreiche Schriften suchten 
nach verschiedenen Richtungen hin Belehrung über dessen Land 
und Volk zu verbreiten. Überschwengliche Schilderungen einer- 
seits, absprechende Urteile andererseits finden ihren Weg in 
die Presse. Der* Naturfreund, den die wildromantische Ge- 
birgsnatur entzückte, der Kunstbeflissene, der die Naturfrische 
der Malereien bewunderte, der Techniker, der die Metall- und 
Lackwaren, die keramischen Leistungen und Stickereien des 
japanischen Kunstgewerbes studierte, sie waren des Lobes voll. 
Der Missionar, dessen heiises Bemühen fruchtlos blieb, der 
Kaufmann, der es nicht verstand, erfolgreiche Geschäfte zu 
machen, der flüchtige „Globetrotter", den die unvollständige 
Bekleidung der Bauern und Arbeiter genierte, der oberflächliche 
Beobachter des geistigen Tun und Treibens im niederen Volke, 
sie waren öfters schnell mit einem harten Urteil fertig. 

Da die kirchlichen Zustände, die bisher meist nur in 
theologischen Kreisen erörtert wurden, auch manches Interesse 
ftkr das Laienpublikum darbieten, so sei es einem Laien ge- 
stattet, von neutralem Standpunkte aus einige einschlägige 
Tatsachen zu beleuchten. Solche Tatsachen sind: 

1. In Japan gibt es keine Staatsreligion. 

2. In Japan ist die Schule völlig von der Kirche getrennt. 

3. In Japan hat der Priester keinen politischen Einfluß. 
4 In Japan herrscht in religiösen Dingen eine beispiel- 
lose Toleranz. 



— 326 — 

Während die grofse Majorität der Bevölkerung ans Bud- 
dhisten besteht, bekennt sich ein kleiner Teil zum Shintoismus 
und ein noch kleinerer zum Christentum. Da sich die kaiser- 
liche Familie zum Shintoismus bekennt, so ist es begreiflich, 
dafs man dem Buddhismus von oben herab keine Pflege an- 
gedeihen läfet und dafs man ein scharfes Auge darauf richtet, 
dafs die Priester keine Politik treiben. Verbindung von „Thron 
und Altar" fällt hier fort. Es gibt keine theologische Fakultät, 
kein staatlich unterhaltenes Priesterseminar, sondern nur Privat- 
anstalten zur Ausbildung von Priestern. 

Bei der in Japan proklamierten Religionsfreiheit unter- 
halten die verschiedensten Sekten des Christen tumes — die 
Mormonen nicht ausgenommen — Missionen in Japan, allein 
die Erfolge sind nur spärlich. Von den Ursachen, die dieser 
Erscheinung zu Grunde liegen, seien hier nur einige angedeutet. 
Zunächst wäre auf den Einfluls einer Episode aus der Geschichte 
Japans hinzuweisen. Nachdem Ende des 16. Jahrhunderts die 
Jesuiten das Christentum über einen grofeen Teil von Japan 
verbreitet hatten, zettelten christlich gewordene Fürsten eine 
Verschwörung gegen die regierenden Tokugawa-Shogune an 
und es brach ein Bürgerkrieg aus, der aber eine ungünstige 
Wendung für die Christen nahm und der neueingeführte Glauben 
wurde mit Feuer und Schwert wieder ausgerottet. 

Eine weitere Ursache liegt in der Verschiedenheit der 
Konfessionen. Welches ist der richtige Glaube, der katholische 
oder der protestantische? fragt der Japaner. Und wenn man 
ihm bedeutet, dafs der Hauptinhalt bei beiden Konfessionen der 
gleiche sei, so weist er auf manche betrübende, ihm wohl- 
bekannte Erscheinungen hin. Der „Kulturkampf" in Deutsch- 
land und Frankreich, der Streit zwischen Vatikan und Quirinal 
sind Bilder aus der Geschichte, die den Japaner stutzig machen. 
Da dank dem vortrefflichen Schulsystem fast jeder Bauer und 
Arbeiter die einfachen geschriebenen Zeitungen lesen kann, da 
ferner die Redakteure der Zeitungen mit einer oder der anderen 
europäischen Sprache vertraut sind und vieles aus den Zeitungen 
Europas in das Japanische übersetzen, so ist das Volk in Japan 
über viele Verhältnisse weit besser unterrichtet, als man in 
Europa vermeint. 

Der Grund, warum die Jesuiten vor 300 Jahren mehr zu- 
wege brachten als die Missionare von heutzutage, liegt darin, 



— 327 — 

dals es damals zahlreiche, fast unabhängige Fürsten (Daimyos) 
gab, von denen manche für die neue Lehre gewonnen wurden 
und so ein Beispiel für ihre Völker wurden. In jetziger Zeit 
ist die Bekehrung von oben nicht mehr möglich. Indessen 
könnten die Missionare immerhin mehr Erfolg haben, wenn sie 
zunächst die Buddhistenpriester gewinnen würden; es fiele dann 
auch die Frage nach den nötigen Finanzen für Pfarrgehälter 
und Kirchenbauten weg. Es ist schliefslich noch zu berück- 
sichtigen, dals religiöse Vorstellungen beim Japaner keine so 
breite Stelle im Gemüt einnehmen wie beim Europäer und dafs 
der Missionar in seinem Eifer erlahmen muß, wenn er über- 
legt, dals er aus lauen Buddhisten nur laue Christen machen 
würde. 

Im allgemeinen sind jedoch die christlichen Missionare in 
Japan gern gesehen, sie stiften viel Gutes und verschaffen den 
Christen ein gewisses Ansehen. 

In den Schulen Japans wird kein Religionsunterricht er- 
teilt, wohl aber in ausführlicher Weise ein Moralkodex gelehrt, 
der vor zehn Jahren von der Regierung revidiert und erweitert 
wurde. Dieser Kodex enthält aufser sämtlichen Lehren der 
christlichen Moral noch einen voluminösen Paragraphen über 
den Patriotismus. Dals nach der moralischen Richtung hin 
die Religion der Nächstenliebe hier festen Fufs bereits gefaßt 
hat, geht wohl am eklatantesten daraus hervor, dals die im 
vorigen Dezennium hier gegründete Gesellschaft zum roten Kreuz 
eine phänomenale Ausdehnung gewonnen hat. Buddhisten der 
strengeren Richtung wurden dadurch für die Gesellschaft ge- 
wonnen, dals man ihnen erklärte, das Kreuz sei hier nicht das 
Symbol der christlichen Kirche, sondern aus dem Staatswappen 
der Schweiz entnommen. Im Oktober 1902 feierte diese Ge- 
sellschaft im Uenopark in Tokio ihr Stiftungsfest, zu dem volle 
20000 Mitglieder von nah und fern herbeigeströmt waren und 
die Kaiserin von Japan eigenhändig Preise für besondere Ver- 
dienste um diesen Verein verteilte, dessen rühmliche Tätigkeit 
im Boxerkrieg von den Alliierten allgemein anerkannt wurde. 
Vor kurzem wurde in Tokio ein spezielles Organ für diese Ge- 
sellschaft gegründet. Diese Zeitung führt den Namen „Nippon 
Sekijuji Shimpo". 

Mancher wird vielleicht fragen, wie es bei dem Mangel 
an Religionsunterricht mit der Zahl der Verbrechen stehe? 



- 328 - 

Die vergleichende Statistik zeigt uns hier, dafe die Zahl der 
schweren Verbrechen (Mord, Raub, Notzucht) in Japan geringer 
ist als in Europa, wogegen Betrug und Urkundenfälschung 
einen etwas höheren Prozentsatz liefern. Mangel an kauf- 
männischer Moral ist schon mehrfach japanischen Handels- 
kreisen vorgeworfen worden; es besteht jedoch berechtigte 
Hoffnung, dafe mit der kommenden Generation falsche, aus 
früherer Zeit überkommene kaufmännische Begriffe verschwinden 
werden. Japaner, die Europa und Amerika bereist hatten, haben 
selbst vor Verirrungen gewarnt. Indessen darf von einzelnen 
ungehörigen Vorgängen aus noch kein Schluß auf alle Kauf- 
leute gezogen werden, es wäre das ebenso ungerecht, als wenn 
man den ungetreuen Direktor irgend einer Bank als Typus der 
Bankdirektoren überhaupt erklären wollte. In Tokio gibt es 
Hunderte von japanischen Importeuren, die seit 15 bis 20 Jahren 
Geschäfte mit dem Auslande machen und niemals Grund zu 
Klagen gegeben haben. 

Noch wäre der moralisierende Einfluß* der Presse zu er- 
wähnen. Gar häufig berufen sich buddhistische Blätter auf die 
christlichen Lehren, um einen Vorgang zu beleuchten! 

Mit dem Ausschluß des priesterlichen Einflusses aus der 
Schule hängt es zusammen, dafe religiöse Vorstellungen beim 
Volke nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ein neuerer Autor 
(Globus, Band 32 Nr. 4, 1902) hat diese Erscheinung erklärt als 
„Unfähigkeit, abstrakte Begriffe aufzufassen", als einen „Mangel 
des Suchens nach Kausalität." Das ist wohl ein ganz gründ- 
licher Irrtum, denn die geistigen Fähigkeiten der Japaner stehen 
nicht um ein Haarbreit denen der zivilisierten Nationen Europas 
nach. Der Wahrheit die Ehre! Welche zahlreichen Unter- 
suchungen von Japanern weist die heutige Naturwissenschaft 
auf! Statt meine eigenen Erfahrungen, die ich als Universitäts- 
lehrer während sechs Jahren gesammelt habe, hier zu erwähnen, 
lasse ich einen Mann, der an 30 Jahre als Mediziner in Japan 
weilte, urteilen. Dieser schreibt mir nach dem Belege des 
ebener wähnten Artikels: „Ich war so empört, dafe ich den 
Artikel gar nicht zu Ende lesen konnte. Es wird darin keine 
einzige eigene Beobachtung mitgeteilt, sondern aus allerlei 
Büchern werden einzelne aus dem Zusammenhang gerissene 
Sätze zusammengeschleppt. Die Japaner sollen nach jenem 
Autor keinen philosophischen Sinn haben und doch gibt es fast 



— 329 — 

kein Volk, bei dem Professoren und Studenten sich so viel mit 
Herbert Spencer und anderen Philosophen der Neuzeit be- 
schäftigen, wie hier. Wenn man die Psyche eines Volkes 
studieren will, so mufs man vor allem die Sprache gründlichst 
kennen. Auch dann ist eine zuverlässige Urteilsabgabe erst 
nach vielen Jahren gründlichster Beobachtung möglich. Von 
dem beobachteten Fremdenhasse habe ich bei den Japanern 
nie etwas bemerkt, wohl aber von dünkelhaftem Benehmen 
mancher Europäer in Japan. Besonders kommen hier manche 
Zeitungsredakteure in Betracht." 

Der Ausschluß* des Religionsunterrichts aus der Schule 
hat eine beispiellose Toleranz gezeitigt, wofür nur einige Bei- 
spiele erwähnt seien. Ein katholischer Pfarrer aus Europa 
teilte mir mit, dais eines Tages ein Buddhistenpriester zu ihm 
kam mit der Bitte, den Kindern seiner Privatschule den Kate- 
chismus zu erklären. Als ihm bedeutet wurde, dais dieses nur 
im Sinne der christlichen Religion geschehen könne, meinte er, 
das sei ihm gleich, da dieses unmöglich den Kindern schaden 
könne. 

In Nikko, dem reizend gelegenen, altberühmte Tempel 
und Mausoleen bergenden Gebirgsorte, wo viele in Japan und 
China ansässige Ausländer während der feuchtheifsen Jahres- 
zeit Zuflucht suchen, ist schon öfters ein schön gelegener 
Tempel zur Villa umgestaltet und an Ausländer vermietet 
worden. Ich habe selbst einmal einen protestantischen Missionar, 
der diesen Buddhisten tempel gemietet hatte, besucht. Auf 
meine Frage, wo denn der Altar des Tempels eine zeitweilige 
Ruhestätte gefunden habe, schob der Missionar eine Türe seines 
Schlafgemaches zurück: der Altar kam zum Vorschein! Weder 
die Andächtigen, die während der Umgestaltung des Tempels 
zur Villa in einer kleinen Sakristei ihre Andacht verrichten 
mufsten, noch die höher stehenden Buddhapriester, noch die 
Presse nahmen die geringste Notiz von dieser Tempelver- 
mietung! Als ich aber vor jener Tempelvilla stand, war es 
nicht der schöne Ausblick auf die romantische Umgebung, der 
meine Gedanken fesselte, sondern — ein Vergleich mit Ver- 
hältnissen in Europa. Als im Sommer des vorigen Jahres ein 
Buddhapriester aus Indien, Namens Dhamuloka, in Japan weilte 
und durch seine Artikel gegen das Christentum und seine Lob- 
gesänge auf den Buddhismus eine fanatische Bewegung ent- 



— 330 — 

fachen wollte, scheiterten seine Bemühungen an dem Geiste 
der Toleranz und des Fortschritts. „Buddhisten Japans", 
schrieb er in englischer Sprache in japanischen Zeitungen, die 
diese Artikel natürlich auch ins Japanische übersetzten, „gürtet 
eure Lenden in dem kommenden Kampfe gegen das Christen- 
tum! Ein großes Kapital steht den christlichen Missionaren 
zur Seite, und wenn sich auch schließlich eine einzige Be- 
kehrung auf tausend Dollars berechnet, Geduld und Geld der 
Christen läfst nicht nach!" Die Abwesenheit von religiösem 
Fanatismus in Japan palst nun manchen gar nicht in den Kram 
und wird auch von dem Autor des schon erwähnten Artikels 
im „Globus" als „Mangel an Idealismus", als „Materialismus' 4 
erklärt O, wie blind, wie so verkehrt! 

Der japanische Buddhapriester nimmt keine besonders ge- 
achtete Stellung ein, er darf keine politische Agitation treiben 
und kann nicht in das Parlament gewählt werden. Er bezieht 
kein Gehalt vom Staate und ist auf die Einkünfte der kirch- 
lichen Ländereien angewiesen. Da diese in vielen Distrikten 
sehr gering sind, besteht hier das Institut der Bettelmönche, 
die in einem primitiven Ornat von Haus zu Haus wandern und 
mit ihrer Klingel den Insassen ihre Anwesenheit ankündigen. 
In früheren Jahrhunderten, als zahlreiche Daimyos dem Bud- 
dhismus huldigten, gab es politisch einflußreiche Priester, die 
oft ihre Macht mißbrauchten. Diese Zeiten sind seit der Auf- 
hebung der Kleinstaaten durch den Kaiser für immer vorbei. 
Es scheint, daß der Buddhismus mehr und mehr Halt im Volk 
verliert, und daran haben die Hohepriester der Haupttempel 
einen nicht unwesentlichen Anteil. Als im vergangenen Jahre 
der Hohepriester des größten Tempels in Kioto durch leicht- 
sinnige Verwaltung des Kirchenvermögens ein Defizit von sechs 
Millionen Mark herbeiführte und seine Haremswirtschaft be- 
kannt wurde, brandmarkten alle Zeitungen in den schärfsten 
Ausdrücken das Verhalten jenes Priesters. Manche japanischen 
Zeitungen veröffentlichten ihr Verdammungsurteil auch in eng- 
lischer Sprache, um ihm eine größere Verbreitung und mehr 
Nachdruck zu geben. 

Ein anderes, wenig erbauliches Vorkommnis ist der Streit 
zwischen den Priestern von Nagoya mit denen von Kioto« um 
den Besitz der Gebeine Buddhas, die der König von Siam 
den Buddhisten Japans geschenkt hatte. Diejenigen Tempel, 



— 331 — 

in denen die Reliquie deponiert wurde, konnten natürlich wegen 
der zahlreichen Wallfahrten dorthin eine sehr einträgliche Ein- 
nahme erwarten. Es steckt also hinter dem Streit um die Knochen 
faktisch ein Kampf um Finanzen, was von der japanischen 
Presse auch rücksichtslos bloßgelegt und gegeifselt wurde. 
Ein Blatt schrieb, jener Kampf zeige, wie tief die Buddha- 
priester Japans gesunken seien. Indessen dieser Tadel trifft 
keineswegs alle Priester. Es gibt noch viele ehrliche, auf- 
richtige Naturen unter ihnen, die nur das geistige Wohl des 
Volkes im Auge haben. Manche verhehlten ihren Ingrimm über 
die erwähnten Vorkommnisse nicht. So erklärte vor kurzem 
der Buddhapriester Murakami im Tierschutzverein von Tokio: 
„Mehr wie 100000 Yen sind bereits verausgabt worden, um 
den Gebeinen Buddhas einen angemessenen Ruheplatz zu ver- 
schaffen. Hätte Buddha selbst das geahnt, so hätte er viel- 
leicht vorgezogen, wenn diese Summe dem humanen Streben 
des Tierschutzvereines zu gute gekommen wäre." 

Ronin bedeutet Wanderer, Ausgestofsener, Vagabund. Es Ronin. 
wurden damit Männer bezeichnet, welche der Samuraiklasse 
angehörten und von ihrem Lehnsherrn getrennt waren, sei es 
durch ein Vergehen oder fortgeschickt, und nun als gewöhnlich 
etwas anstößige fahrende Ritter im Lande umherzogen, mittel- 
los, zuweilen ihre Dienste einem neuen Herrn anbietend, oder 
einfach sich durch Raub erhaltend, sanken sie noch tiefer, 
wurden sie Geschäftsleute. Zuweilen kam es vor, dals ein 
Samurai Ronin aus freien Stücken aus Loyalität für seinen 
Lehnsherrn wurde, indem er eine Beleidigung, welche sein Herr 
erfahren hatte, mit Blut sühnen wollte, ohne dafs sein Herr 
in diesen Racheakt verwickelt wurde; war dann Gras über die 
Tat gewachsen, kehrten die Ronin in ihr früheres Verhältnis 
zu ihren Herren zurück. (Siehe: Die 47 Ronin.) 

Als im Frühjahr 1701 ein Gesandter des Kaisers dem Die 
Shogun Tsunayoshi gemeldet wurde, bestimmte er die Fürsten 47 Ron " L 
Asano Takuminokami Naganori von Ako in Harima und Kamei 
Notonokami, den Gesandten mit allem ihm gebührenden Pomp 
und Zeremoniell zu empfangen und zu unterhalten, eine grofse 
Auszeichnung für die beiden jungen Fürsten, da dieser Empfang 
eine der größten Staatszeremonien am Hofe des Shogunes war. 
Beide kannten das vorgeschriebene Hofzeremoniell nicht ge- 



— 332 — 

nügend und Kira Kodzunosuke Yoshihide, ein Minister des 
Shogunes, dessen gründliche Kenntnis der Hofetikette nur von 
seiner Habsucht und seinem schmutzigen Geize übertroffen wurde, 
erhielt den Befehl, die Fürsten zu instruieren. Er war arrogant 
und hatte niedrige Gesinnungen und behandelte seine Schüler, 
weil sie seiner Habsucht nicht genügende Geschenke machten, 
mit Mißachtung und reizte sie so, daß Kamei im Zorn die 
Absicht äußerte, den impertinenten Minister niederstechen zu 
wollen. Geki, sein Minister hörte dies, trieb heimlich eine 
größere Geldsumme auf, die er im Namen seines Herrn an 
Kira schickte. Dieser behandelte hinfort Kamei mit aus- 
gesuchter Zuvorkommenheit und dem größten Respekt, auch 
instruierte er ihn gewissenhaft, wodurch er den Zorn Kameis 
besänftigte, der so durch seinen Minister gerettet wurde. Asano 
hatte niemand, der ihm riet, seinen schmutzigen Lehrer zu be- 
stechen und wurde deshalb von diesem ohne jeden Respekt 
behandelt; ja der Geizhals ging so weit, ihm zu befehlen, seine 
Sandalen zu befestigen. Diese Beleidigung reizte den heiß- 
blütigen Fürsten so weit, zu vergessen, daß er im Schlosse des 
Shogunes war; er riß den Säbel aus der Scheide und hieb auf 
den Beleidiger, den er jedoch nur leicht verletzte, da der Säbel 
an der lackierten Hof kappe abglitt; der Angegriffene flüchtete, 
der verfolgende Asano wurde von einem herbeispringenden 
Offizier aufgehalten und sein Gegner entkam. Asano wurde 
für das Verbrechen, seinen Säbel im Schlosse des Shogunes 
entblößt zu haben, von dem aus seinen Standesgenossen zu- 
sammengesetzten Gerichtshofe zum Hara-kiri und zur Konfis- 
kation seiner Besitzungen verurteilt. Der Unglückliche nahm 
sich im Hause von Tamura Uki no daifu das Leben, seine 
Familie war ruiniert und seine Vasallen wurden Ronin; dies 
ereignete sich im April 1701. 

Oishi Kuranosuke, der weise und tapfere erste Ratgeber 
von Asano, war in Ako geblieben, als sein Herr nach Yedo 
ging; andernfalls würde sein Rat seinen Herrn gerettet haben. 
Als ihn die Unglücksnachricht ereilte, schwur er, den Tod 
seines Fürsten mit dem Blute Kiras zu rächen; aber er hielt 
seinen Vorsatz geheim und wählte unter den gewesenen Vasallen 
von Asano die 46 verschwiegensten, tapfersten und loyalsten 
aus, weihte sie in sein Vorhaben ein, forderte sie auf, sich 
ihm anzuschließen und stellte sich, als sie freudig zustimmten, 



— 333 — 

an ihre Spitze; dann gab er ihnen Verhaltungsmaßregeln und ent- 
liefe sie. Trotz aller Vorsicht hatte Kira von der Verschwörung 
gegen ihn Nachricht erhalten und war auf seiner Hut; seine 
Vorsichtsmalsregeln zwangen die Verbündeten, sich zu trennen 
und verborgen zu halten. Oishi schien ein Wüstling geworden 
zu sein; er schickte Frau und Bänder fort, nahm sich eine 
Konkubine und erregte durch seinen liederlichen Lebenswandel 
öffentliches Ärgernis. Die Meldung seiner Spione hiervon 
verscheuchten Kiras Verdacht, machten jhn seine Vorsicht ver- 
gessen und es gelang Oishi vollständig, durch sein Betragen 
seinen Feind in eine falsche Sicherheit einzuwiegen; aber zu 
gleicher Zeit liefe er von seinen als Handwerker, Hausierer 
und Bettler verkleideten Bundesgenossen die Wohnung, Um- 
gebung und Sicherung Kiras genau auskundschaften, alle Be- 
wegungen seines Feindes genau beobachten und sich sorgfältige 
Berichte erstatten. Es war Winter 1702 geworden, als er 
sicher war, dafe Kira alle Sorge vergessen hatte; er rief seine 
Genossen zu einer Beratung zusammen und erklärte, dafe die 
Entscheidungsstunde nahe. Geduldig erwarteten die 46 Rächer 
die günstige Gelegenheit und Oishis Befehle. Im Januar 1703 
trat starker Schneefall ein, die Zeit schien günstig und die 
Nacht des 30. Januar wurde zur Ausführung des Überfalles 
festgesetzt. Oishi teilte seine Schar; den einen Trupp wollte 
er selbst zum Angriff auf das Haupteingangstor führen, während 
er die andere Partie unter das Kommando seines 16jährigen 
Sohnes Chikara stellte; dieser sollte das rückwärtige Tor 
stürmen. Versteckt erwartete die todesmutige Schar die zum 
Angriffe bestimmte Mitternachtsstunde. Vier Gefährten von 
Chikara gelangten mit Hilfe von Strickleitern in den Hof und 
brachen das Tor auf. Nun schickte Oishi in die Nachbar- 
häuser und liefe den Bewohnern sagen, sie möchten sich nicht 
durch den Lärm beunruhigen lassen, die Verschworenen wollten 
nur ihren Gebieter an Kira rächen , sie würden keinem andern 
Schaden zufügen. Hierauf liefe er zum Angriffe die Trommel 
schlagen. Das Geräusch weckte Kiras Vasallen; sie eilten zur 
Verteidigung in die Wohnung ihres Herrn; gleichzeitig mit 
ihnen drangen die Rächer ein und nach kurzem heftigen Kampfe 
waren die Verteidiger sämtlich niedergemacht. Während des 
Gefechtes versteckte sich Kira; das Haus wurde nach ihm 
sorgfältig durchsucht, aber man fand ihn nicht und schon fürchtete 



— 334 — 

Oishi, dafe sein Todfeind entkommen sei, als er in dem Schlaf- 
zimmer Kiras dessen Kissen noch warm fand; er mu&te also 
noch in der Nähe sein. Von frischem begann die Suche und 
endlich fand man den Verschwundenen in einem Nebenhause 
im Hofe mit zwei Vasallen versteckt. Die beiden Verteidiger 
wurden niedergehauen und nun sammelte Oishi seine Gefährten 
durch einen Pfiff; als alle beisammen waren, liefe er sich 
respektvoll vor Kira auf die Knie nieder und meldete ihm, 
dafe er und seine Genossen gekommen seien, ihren gewesenen 
Herrn zu rächen und bat ihn, Hara-kiri zu vollziehen. Aber 
dem zitternden Feigling fehlte der Mut Als Oishi sah, dafe 
Kira nicht wie ein Edelmann sterben wolle, liefe er ihn mit 
demselben Dolche erstechen, mit dem Asano sich das Leben 
genommen hatte. Den Kopf Kiras brachten die Gefährten 
nach dem Tempel Sengakuji, wo ihr Herr begraben lag. Auf 
ihrem Wege dorthin drängte sich das Volk auf die Strafeen 
und feierte die Rächer; ein grofeer Daimyo, dessen Wohnung 
sie passierten, schickte ihnen Erfrischungen hinaus und liefe 
ihnen seine Teilnahme ausdrücken. Am Tempeleingange wurden 
sie von dem herbeigeeilten Abte persönlich begrüfet Hier 
legten sie das Haupt seines Feindes auf das Grab ihres Herrn. 
Nachdem diese Vasallenpflicht vollendet war, liefe Oishi Mel- 
dung von dem Geschehenen machen. Das Gericht verurteilte 
alle Geschworenen, Hara-kiri zu verrichten; sie wurden in vier 
Partien geteilt, jede einem Daimyo überwiesen, in deren Gegen- 
wart sie sich am 4. Februar 1703 das Leben nahmen. Alle 
Ronin starben den Ehrentod bis auf Terasaka Kichiemon, der 
von Oishi zum jüngeren Bruder Asanos geschickt war, um den 
glücklichen Erfolg zu melden. Die Leichen der Rächer wurden 
im Tempelgrunde von Sengakuji, dem Grabe ihres Herrn gegen- 
über, beigesetzt, wo ihre Gräber noch heute, nach 200 Jahren, 
mit Enthusiasmus besucht werden und nie wird diese Blutrache 
der 47 Ronin von dem japanischen Volke vergessen werden. 
Sake. Das fast ausschliefslich in Japan herrschende berauschende 

Getränk ist der Sake, welcher durch Gärung aus Reis her- 
gestellt wird. Unreiner Sake wird als Haustrunk vielfach in 
der eigenen Wirtschaft fabriziert, doch überwiegt an Bedeutung 
gewerbliche Produktion. Diese findet überall statt, ist jedoch 
in den einzelnen Gegenden sehr ungleich. Der Hauptsitz der 
gewerblichen Produktion, wo auch die besten Sorten hergestellt 



— 335 — 

werden, sind die Bezirke Hyogo und Osaka, dann kommen 
Niigata, Nagano, Aichi und im Süden Ehime und Fukuoka. Im 
Jahre 1896— 1897 wurden 3609 1 32 Koku Sake fabriziert. Vielfach 
wird der Sake durch Beimischung von Alkohol in großen Mengen 
verfälscht, wodurch nicht allein der Geschmack leidet, sondern 
auch das sonst gesunde und zuträgliche Getränk schädlich wird. 
Der Durchschnittspreis für 1 Koku (180 Liter) ist 14 bis 15 Yen. 

Das in Japan verwendete Salz wird fast ausschliefslich Salz, 
durch Verdampfung von Seewasser gewonnen. Die Salzproduk- 
tion findet sich im ganzen Lande, aber aus klimatischen und 
örtlichen Gründen überwiegend in den Bezirken um die Inland- 
see der Hauptinsel (Honshu) und Shikoku. Der Preis des 
übrigens ziemlich unreinen Produktes ist zirka l,a* Yen pro 
Koku. Im Jahre 1892 wurden im ganzen 5654492 Eoku ge- 
wonnen im Werte von 3584093 Yen und der Flächeninhalt der 
Salzgärten wird mit 7512 Cho angegeben. Das japanische Salz 
ist im allgemeinen zu unrein und hat zu viel Beimischung von 
Salzlaugen; es wird daher nach europäischen Begriffen, wenn 
nicht große Verbesserungen eingeführt werden, unbrauchbar 
oder wenigstens nur sehr beschränkt brauchbar bleiben. 

Die^Samurai waren ursprünglich die Garden der Kaiser; Samurai 
sie trugen zwei Säbel und der Name bezeichnet die Krieger- 
klasse. Die Shogune, Daimyos, Hatamotos waren alle ursprüng- 
lich Samurais, wie bei uns im Mittelalter Könige, Fürsten und 
Adlige sämtlich Ritter waren. Unter den Tokugawa-Shogunen 
gehörten jedoch der Samuraiklasse nur noch die Hatamotos 
und die festen Vasallen der Daimyos an. Das Einkommen der 
Samurais war außerordentlich verschieden; die kleinen Daimyos 
mit einem Einkommen von 10000 bis 20000 Koku gaben ihren 
Samurais jährlich 30, 50, 100 bis 500 Koku, dem eigenen Ein- 
kommen entsprechend. Die großen Daimyos, wie die von Kaga, 
Satsuma und Mutsu, hatten Samurais mit Einkommen von über 
10000 Koku. Es war mithin das Einkommen der Samurais kein 
fest geregeltes. Mochten aber die Samurais der Daimyos ein 
noch so gro&es Einkommen haben, stets rangierten sie hinter 
dem ärmsten Hatamoto, da dieser ein direkter Vasall des Sho- 
gunes war, während jener nur ein Vasall des Vasallen war. 
Nicht jeder war Samurai, der zwei Säbel trug; es gab viele 
kleine Unterbeamte, welche das Recht hatten, zwei Säbel zu 
tragen, ohne Samurai zu sein; aber die Kleidung zog eine 



— 336 — 



strenge Grenze. Nur die Samurais durften die Noshime, das 

Winterkleid, und die Shiro katabira, das Sommerkleid, tragen; 

niemand, so reich er auch sein mochte, war es gestattet, diese 

Kleidungsstücke anzulegen, welche nur dem Samurai gebührten. 

Der Name Samurai kommt von dem Verbum samuran (dienen). 

Schiffe- Im Jahre 1900 liefen ein in japanische Häfen 6630 Schiffe 

* mit 9825622 Tons, welche sich auf folgende Nationen verteilten: 

Zahl der m Zahl der m 

_ _ Tonnen « , , .-, Tonnen 

Dampfer AUUUCU Segelschiffe 

Japan 2646 3363657 1172 62874 

Österreich-Ungarn . . 71 172626 — — 

Belgien 2 2581 — — 

England 1542 3739154 48 80605 

China 6 6262 2 336 

Korea 15 5838 10 295 

Dänemark 12 24136 1 1288 

Holland 12 25296 - — 

Frankreich 135 294657 2 3144 

Deutschland .... 392 1030768 19 38146 

Italien 2 5055 — — 

Norwegen 165 268969 — — 

Rußland 196 356573 18 3285 

Vereinigte Staaten . . 135 311180 28 28852 

Den Personenverkehr zwischen Japan und Asien, Australien 
und Europa vermitteln die Peninsular- und Oriental-Steam-Ship- 
Company (vierzehntägig), der Norddeutsche Loyd gemeinsam 
mit der Hamburg - Amerika - Linie (vierzehntägig), der Oster- 
reichische Loyd (zwei- bis vierwöchentlich) und die Nippon- 
Yusen-Keisha (ein- bis zweiwöchentlich; zwischen Japan und 
Amerika: die Canadien-Pacific-Steam-Ship -Company (drei- 
wöchentlich) mit Vancouver, mit Tacoma die Pacific- Steam- 
Ship-Company (zwei- bis dreiwöchentlich), mit Seattle die Nippon- 
Yusen-Keisha (vierzehntägig), mit San Francisco die Occidental- 
und Oriental-Steam-Ship-Company und die Pacific-Mail-Steam- 
Ship-Company (zwei- bis dreiwöchentlich). 

Schiffs- Die japanischen Schiffswerften bauten im Jahre 1899 

werften. 12 2 Schiffe mit 120735 Registertons. 

Schrift. Unter Ojin Tenno, im Anfang des sechsten Jahrhunderts 

n. Chr., kam mit der chinesischen Kultur auch die chinesische 
Schrift nach Japan ; sie zählt über 10000 verschiedene Charaktere. 



— 337 — 

Selbst nach 13jähriger Übung in der Elementar- und Mittel- 
schule (acht und fünf) beherrscht der fleißigste Schüler die 
Schrift noch keineswegs. Während des Lernens von neuen 
Charakteren werden die früher gelernten zum Teil wieder ver- 
gessen. Die endlose Arbeit raubt eine Masse Zeit für ein 
bloßes Mittel zum Zweck, welches der europäische Schüler 
innerhalb des ersten Schuljahres vollkommen zu gebrauchen 
lernt, und* man mufe von der japanischen Schulzeit mindestens 
vier Jahre abrechnen, die allein auf die Erlernung von Lesen 
und Schreiben entfallen. Die Kinder, welche in die Mittel- 
schule übertreten, um eine höhere Ausbildung zu erhalten, sind 
durch die achtjährige Schreib- oder Malübung so sehr an äußer- 
liches mechanisches Arbeiten mit Auge, Finger und Gedächtnis 
gewöhnt, dals die Entwicklung der geistigen Spannkraft, des 
selbständigen, logischen Denkens dauernd darunter leidet. Was 
die prinzipielle Frage der chinesisch-japanischen Schrift betrifft, 
so halten die japanischen und fremden Sinologen ihre Abschaffung 
für unmöglich; zahlreiche andere Gelehrte und Praktiker aber 
erachten sie für notwendig. Sie ist jedenfalls ein Bleigewicht 
für den aufstrebenden Schüler, eine Tarnkappe gegenüber dem 
dem Auslande, ein ungeheures Hemnife im Weltverkehr. Die 
Romaji-kai, die Gesellschaft zur Einführung der lateinischen 
Schrift, hat sich nach langer Tätigkeit vor Jahren aufgelöst. 
Dagegen besteht seit kurzem die Gembunichi-kai, die Sprach- 
und Schrift- Vereinigungsgesellschaft, deren Programm mit den 
Worten beginnt: „Wir sind von dem Gefühl durchdrungen, 
dals wir unsere nationale Schrift ändern müssen. Die chine- 
sische Schrift ist, wie wir uns überzeugt haben, nicht die 
richtige Schrift. Das wissen bereits alle Japaner. Wir hoffen, 
dals wir sobald als möglich zum Wohle des Volkes die Romaji 
einführen. Indem wir uns ein näheres Eingehen auf die Schrift- 
frage für später vorbehalten, bemerken wir nur noch, dals die 
vielfach vorgeschlagene Beschränkung der chinesischen Charak- 
tere von 10000 auf etwa 3000 kein gründliches Mittel der Ab- 
hilfe sein würde, zumal die Übersetzung wissenschaftlicher und 
technischer Ausdrücke immer neue Kombinationen von Charak- 
teren erfordert, die dann nicht einmal der japanische Fach- 
kollege versteht. Die Mehrzahl der im Auslande gewesenen 
Gelehrten zieht es daher vor, die termini technici dem chinesisch- 
japanischen Text in Romaji einzufügen". 

22 



— 338 - 

Zu den chinesischen Chrakteren kam im achten und neunten 
Jahrhundert ein anderes Schreibsystem, die Kana, von solchen 
chinesischen Charakteren abgeleitet, die am gebräuchlichsten 
waren. Es gibt zwei Arten von Kana, die Katakana und die 
Hiragana. Die Erfindung der ersteren wird dem berühmten 
Gelehrten Kibino Mabi, gestorben 776 n. Chr., die der letzteren 
dem grofsen buddhistischen Gelehrten Kobo Daishi, 835 n. Chr., 
zugeschrieben; aber man darf eher annehmen, dais diese Ver- 
einfachung der chinesischen Charaktere allmählich sich ein- 
bürgerte, als dafs zwei einzelne Männer sie gemacht haben. 
Während der chinesische Charakter ein ganzes Wort darstellt, 
stellt die Kana einen Laut dar, wie es unser Alphabet tut. 
Die Kana besteht aus 47 Silben ; die Iroha, diese Kombination 
stammt aus dem neunten Jahrhundert. Sie soll von Kobo 
Daishi so geordnet sein, dais sie vier Strophen bilden: 

Iro ha niho he to chiri nu ru wo! 
Waga yo tare zo tsnne na ra mu 
Ui no oku yama kefu koete 
Asahi yume mishi ehi mo sezu. 

In möglichst sinngetreuer Übersetzung: 

Ach dafs der Blüten Fracht und Duft so bald verfliegt! 
Was möchte wohl in unsrer Weit Ton Dauer sein? 
Eilt dieser Tag vom Anfang bis zum Niedergang, 
So bleibt ein leerer Traum — nicht einmal Freudenrausch. 

(Philipp Noack.) 

Mr. Chamberlain sagt von der Kana: Japanische Kunst 
ist kalligraphisch genannt. Japanische Kalligraphie ist künst- 
lerisch. Vor allem ist sie kühn, denn sie kommt aus der Schulter 
statt aus dem Handgelenk. Eine Folge von der Schwierigkeit 
und Schönheit der Schrift ist, dafs die Kalligraphie eine sehr 
hohe Stellung unter den japanischen Künsten einnimmt Auch 
lernen die Japaner sehr leicht unsere Schrift; die Kopie eines 
europäischen Schriftstückes ist ein Kinderspiel für einen Japaner 
und ahmen die japanischen Kommis und Studenten häufig die 
Schrift ihrer Herren und Lehrer so täuschend nach, dais diese 
in der Fälschung selbst oft keinen Unterschied mit dem Originale 
finden können. 
Schwefel. Schwefel als glänzendes Produkt der Sublimation überdeckt 
oft die Kraterwände, die Spalten und Klüfte erloschener oder 
noch tätiger Vulkane. Aber weitaus der meiste Schwefel geht 



— 339 — 

doch wohl aus der Zersetzung des Schwefelwasserstoffes der 
Solfataren hervor. Da nun diese vulkanischen Gebilde in Japan 
sehr verbreitet sind, so darf auch das häufige Vorkommen des 
Schwefels nicht überraschen. Die bedeutendsten Schwefellager 
sind die von Tonebetsu, Provinz Kitami, auf Yezo und Tofutsu, 
auf der nicht weit entfernten Insel Kumashir. Durch das 
Destillationsverfahren soll die Produktion in den letzten Jahren 
um über 40 Prozent gestiegen sein. 

Die insulare Lage des Landes, die Entwicklung seiner See- und 
Küsten , das reiche Tierleben in den japanischen Gewässern w *f 8 2[l 
geben den See Produkten eine besondere Wichtigkeit. Es handelt 
sich hierbei um die verschiedenartigsten Produkte, im Norden 
auf den Kurilen sind es Pelztiere, Robben und Seeottern, deren 
Jagd in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen hat. 
Die wichtigste Stelle nimmt natürlich der eigentliche Fisch- 
fang ein und hier in erster Linie der Fischfang im Meere und 
in zweiter Linie der auf Flüssen und Seen. Die Angelfischerei 
mit künstlicher Fliege hat sich rasch im Lande verbreitet, um 
der drohenden Ausrottung vorzubeugen, sind in vielen Gegenden 
schon seit alter Zeit Schonreviere und Fischzüchtereien ein- 
gerichtet, während man Schonzeit noch nicht kennt. Auch sind 
ganz hübsche Anfänge zur Bevölkerung der Bäche und Seen 
mit verschiedenen Lachsarten gemacht. Die Seefischerei liefert 
hauptsächlich eine grofee Menge Fische für die Volksernährung, 
dann dient ein großer Teil der gefangenen Fische wie der 
Häring und Iwashi, die japanische Sardine, zur Gewinnung v^n 
Tran, dessen Rückstand oder die getrockneten Fische direkt 
den für die japanische Landwirtschaft so außerordentlich 
wichtigen Fischdünger liefern. Es wird ferner an der Küste 
ein bedeutender Muschelfang betrieben, das Fleisch der Schalen- 
tiere wird gegessen und die Muscheln liefern das Perlmutter; 
als Awabi schalen kommen sie in den Handel. Ein für Japan 
sowohl wie für die ganze Bevölkerung Ostasiens sehr wichtiges 
Nahrungsmittel bilden die Seealgen, an denen das japanische 
Meer sehr reich ist. Sie werden getrocknet oder in Form von 
Gallert, Kanten, gegessen und kommen als Agar-Agar in den 
Handel; die wichtigste der efsbaren Algen ist der Kombu 
(Laminaria sacharina). Wo der Fischfang im grofsen betrieben 
wird, erfordert er bedeutende Kapitalien, wie die grofse Zahl 
der Fischerboote und Netze und deren Preis beweisen. Die- 



— 340 — 

selben wurden im Dezember 1891 angegeben mit 377497 Booten 
im Werte von 9660382 Yen und 1168658 Netze im Werte von 
14740311 Yen. Mit dem Fischfange, der Gewinnung von 
anderen Seeprodukten und Salz waren Ende Dezember 1891 
im ganzen 3338600 Personen beschäftigt. Der Wert der haupt- 
sächlichsten Meeres- und Wasserprodukte wird für das Jahr 1902 
angegeben: 

Getrocknete Fische 6785527 Yen 

Gesalzene Fische 2641067 „ 

Seekräuter 17231 13 „ 

Znsammen: 11049707 Yen 
Der Wert des Herings- und Sardinenfanges wird angegeben : 

_ Wert 

Kan Yen 

Getrocknete Sardinen 4618084 625102 

Rückstand der Sardinen und Häringe . 22478373 3739058 
Wert des Rückstandes anderer Fische . — 165606 

Fischtran von Sardinen und H&ringen . 866049 136119 

Fischtran anderer Fische — 9 239 

Zusammen: 4675124 
Ferner wird das Erträgnis der Salzgewinnung auf 5654492 Koku 
im Werte von 3584093 Yen angegeben. Die Ungenauigkeit 
dieser offiziellen Statistik sieht man daraus, dafs hier der Wert 
des produzierten Fischtranes mit 136119 Yen angegeben ist, 
während der gleichfalls offizielle Bericht des Zolldepartements 
eine Ausfuhr von 7369016 Katties im Werte von 248621 Yen 
angibt, die letztere Zahl dürfte der Wahrheit näher kommen. 
Die japanische Fischerei hat auch einige Bedeutung für den 
Ausfuhrhandel. In der Hauptsache gehen diese Produkt« nach 
China, für Europa sind nur Tran, Awabischalen und Agar-Agar 
wichtig. In neuerer Zeit beschäftigt man sich vielfach mit 
der Fabrikation von Fischkonserven in Blechdosen. Wenn die 
japanischen Fabrikanten erst mehr Erfahrung gesammelt haben, 
werden sie den europäischen Konserven in Europa selbst eine 
bedenkliche Konkurrenz machen, da ihre Preise außerordentlich 
niedrig sind. 
Seide. Eines der wichtigsten Erzeugnisse der japanischen Land- 

wirtschaft ist die Seide. Maulbeerkultur und Seidenzucht haben 
sich seit Öffnung des Landes gewaltig vermehrt, so dafe eine 
aufserordentliche Steigerung der Ausfuhr ermöglicht wurde. 
Für den japanischen Bauer ist die Seidenzucht die gewinn- 



— 341 — 

bringendste Art, seine freie Zeit zu verwenden, da die Haspelung 
sich jederzeit vornehmen läist. In der Zncht der Raupen hat 
man große Fortschritte gemacht durch Verzögerung des Aus- 
kriechens, so dals die Zucht sich auf verschiedene Zeiten ver- 
teilen läist. Auch die Qualität der gehaspelten Seide hat 
wesentliche Portschritte gemacht. Im Jahre 1892 waren 
256943 Cho mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Die amtliche 
Statistik ist, was die Seidenproduktion anbelangt, völlig unge- 
nügend, indem sie selbst sagt, dals die veröffentlichten Zahlen 
nur den ungefähren Export nach Europa und Amerika repräsen- 
tieren. Und da der Verbrauch im Lande ein sehr großer sei, 
so wären diese Zahlen nur aproximativ, d. h. die veröffentlichten 
Zahlen stehen weit hinter der Wirklichkeit zurück. Für das 
Jahr 1892 war die folgende Frnte angegeben: 

Karton Seidenraupen-Eier . . . 2831159 Stück 

Rohseide 1120737 Kwan 

„ schlechte Qualität . . 522544 „ 

Flockseide 51121 „ 

Der Export von Rohseide bezifferte sich wie folgt: 

1892 5406856 Katties .... 36269744 Yen 

1893 3712213 „ .... 28167411 „ 

1894 5484059 „ .... 39353156 „ 

1895 134256 Kwan 47866257 „ 

1896 1247813 „ 28830602 „ 

1897 1187531 „ 55630462 „ 

1898 4837329 Kin 42047411 „ 

1899 5946911 „ 62627721 „ 

1900 4630903 „ 44657028 „ 

wozu noch der Wert des gleichfalls exportierten Seidenabfalles, 
Kokons, Flockseide und Eiern kommt, welche den Export- 
wert auf 



1892 39914958 Yen 

1893 31591836 „ 



1897 56817991 Yen 

1898 44703342 „ 



1894 42892751 „ , 1899 66701806 „ 

1895 49213513 „ ! 1900 48818345 „ 

1896 30078415 „ | 

erhöhen. Die Seidenproduktion Japans ist mindestens so groß, 
wie die Italiens und wird nur von der Chinas übertroffen. Die 
Hauptseidendistrikte sind die Bezirke nordwestlich von Tokio, 



— 342 — 

und hier sind am bedeutendsten Gumma (Joshu), Nagano 
(Shinshu), Yamanashi (Koshu), Saitama Kanagawa, Gifu (Mino), 
Shiga (Omi), Pukushima (Oshu), Yamagata (üzen) und Miyagi. 
Die Seidengegenden sind fast ausnahmslos solche, welche durch 
ihre Lage im Binnenlande und ungünstige Verkehrsverhältnisse 
gewissermaßen gezwungen sind, ein Produkt zu erzeugen, 
welches bei geringem Gewicht und Umfang grofsen Wert hat 
und daher die hohen Transportkosten tragen kann. 
Seiden- Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dais Japan am gröisten 
™*? u_ in der Textilindustrie geworden ist, die wie alle Fertigkeiten 
' und Künste im sechsten Jahrhunderte n. Chr. von Korea und 
China herübergekommen ist. Die Seidenweberei steht am 
höchsten in der Textilindustrie, sie hat ihren Hauptsitz in Kioto 
und den benachbarten Distrikten, sie ist heute noch fast all- 
gemein Handbetrieb. Die benutzten Webstühle sind vorwiegend 
japanische alter Konstruktion und nur wenige französische und 
schweizerische werden benützt In maschineller Beziehung hat 
die Seidenindustrie in den letzten zehn Jahren fastr keinen Fort- 
schritt gemacht, die Folge davon ist, dais die Stoffe langsam 
hergestellt und die Produktionskosten verteuert werden. Auch 
verschlechtert sich das Erzeugnis dadurch, dafs man die verlorene 
Zeit durch schleuderhafte Arbeit einzuholen sucht. Der Japaner 
läfst den Faden beim Bäumen und Spulen zu schnell laufen 
und ignoriert die Wulste und Knoten, die in Europa stets be- 
seitigt werden, wie denn an unseren Zettelmaschinen auch 
Kontrollapparate für die Fäden angebracht sind, die nicht durch- 
gelassen werden, sobald sie Wulste haben. Gegen das Licht 
gehalten, läfet das japanische Gewebe die Gleichmäfsigkeit und 
Sauberkeit vermissen und es fehlt ihm an Glanz. Beide Fehler 
fallen weg, sobald man den Betrieb modernisiert, und je eher 
das geschieht, um so früher und mehr wird das vornehmste 
Landesprodukt im Export noch nutzbarer gemacht werden. Dals 
die japanische Seide eine grofse Zukunft hat, unterliegt keinem 
Zweifel. Die Dessins der Japaner, welche gewoben, gestickt, 
gepreist oder auf eine andere Weise hergestellt werden, sind 
bewundernswert und machen stets neue künstlerische Fort- 
schritte. Es drängt sich einem jeden Beobachter die Über- 
zeugung auf, dais die Produkte der japanischen Webstühle 
eine hervorragende Stelle auf den grofsen Märkten in Europa 
und Amerika einnehmen werden. Schon jetzt ist der Export 



— 343 — 

grofe, im Jahre 1902 wurden außer Rohseide im Werte von 
76850477Yen, Noshi 1694271 Yen und Abfallseide 4019 529 Yen, 
für 24685407 Yen Habntaye (weiise Stückseide), für 3 192 734 Yen 
andere Stückseide und für 3 154236 Yen Taschentücher exportiert. 
Die Ausfuhr erstreckt sich auf fast alle Länder der Erde. Die 
seidenen Taschentücher sind eine fast überall beliebte Spezialität 
geworden. Unter den Stoffen gefällt besonders das Chirimen, 
ein Gewebe, das aus links und rechts gedrehten Fäden zu- 
sammengesetzt ist. Ferner wird der seit langen Jahrhunderten 
hier heimische Brokat nach Europa und Amerika ausgeführt, 
Sammet dagegen ist zu teuer. Herrliche Bilder werden durch 
Pressen und Scheren auf Sammet hergestellt. (Siehe Jusen 
Birodo.) 

Die Seidenstickerei ist ein hochentwickelter Zweig des Seiden- 
japanischen Kunstgewerbes, bei dem sich die vorherrschenden 800 ereL 
Züge des japanischen Arbeiters, die Freude und Befriedigung 
an dem mit großer Sorgfalt, viel Geschick und bewunderns- 
wertem Geschmack hervorgerufenen Produkt offenbart. Durch 
eine ingeniöse Abwechslung und Verbindung von Plattstickerei 
und Federstich, aufgenähten Kordeln und dergleichen und durch 
mustergültige Auswahl, Zusammenstellung und Abtönung der 
Farben ruft man überraschende Wirkungen hervor und haucht 
den Blumen, Vögeln, Schmetterlingen und anderen Gegen- 
ständen, welche man nachbildet, mit der Nadel gewissermaßen 
Leben ein. Man sieht Landschaften mit allen Details in wunder- 
barer Naturtreue wiedergegeben, Nadel- und Bambuswald, mit 
Gebüsch bedeckte Abhänge, Flufs und See, dabei so weich 
und sicher, mit vorzüglicher Perspektive, dafs man staunt, wie 
dies Meisterstück mit der Nadel hervorgerufen werden kann. 
Es ist die Stickerei von Kioto tatsächlich Nadelmalerei zu 
nennen. 

Die Seifensiederei, welche vor wenigen Jahrzehnten in Seife. 
Japan unbekannt war, hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben 
und zwar so, dals der Konsum im Lande gedeckt wird und 
auch der Export sich mit jedem Jahre hebt. Da die Seife 
in Japan meistens aus den sehr fetthaltigen und sehr billigen 
Fischrückständen hergestellt wird, kann sie sehr billig 
fabriziert werden und bei dem grofsen Geschmackssinn der 
Japaner sieht man in den Auslagen, äufserlich sehr vorteilhaft 
in netten Papierschachteln aufgemachte Toiletteseifen, ein 



— 344 — 

Karton (drei Stück) zum Preise von 9 Sen bis ein Yen. Die 
billigen Seifen sind allerdings sehr niederer Qualität; aber im 
allgemeinen wird von Fachleuten behauptet, date die japanischen 
Seifen recht gut seien und wird voraussichtlich in kurzer Zeit 
Japan als Konkurrent der europäischen Seifen bis über Indien 
hinaus auftreten. Der Export von Toiletteseifen wertete im 
Jahre 1900 137296 Yen, von welchem der größte Teil nach 
China, Hongkong und Britisch-Indien ging. 

Shibai siehe Theater. 
Shoromatsuri siehe Totenfest 

Siebold. Philipp Franz von Siebold, geboren am 17. Februar 1796 
zu Würzburg, kam als Sanitätsoffizier 1822 nach Batavia; im 
Juni 1823 wurde er nach Japan geschickt und begleitete 1826 
die holländische Gesandtschaft, welche einmal während der 
Regierung eines jeden Shogunes nach Yedo ging, um zu den 
Füteen des Fürsten zu kriechen, um Gunstbeweise zu erhalten. 
Siebold erlangte die Erlaubnis, in Yedo zurückzubleiben, als 
einziger Europäer in der asiatischen Residenz, abgeschlossen 
von aller Welt, unter dem Vorwande, er wolle die japanischen 
Ärzte unterrichten; er benützte seine Zeit für die verschiedensten 
wissenschaftlichen Forschungen und verstand sich so beliebt zu 
machen, date ihn die höchsten Würdenträger unterstützten. 
Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, Siebold habe von dem 
Oberhofspion, einem sehr hohen Beamten, Karten von Japan 
und einen Plan von Yedo gekauft; das war Landesverrat. Der 
Spion mutete sich das Leben nehmen und Siebold wurde ein- 
gekerkert. Am 18. Januar 1830 erhielt er seine Freiheit 
wieder, mutete aber das Land verlassen und schwören, nie 
wieder Japan betreten zu wollen. Nachdem im Jahre 1854 
der Handelsvertrag mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen 
war, gelang es der niederländischen Regierung, das Verbannungs- 
urteil aufzuheben. Im April 1869 unternahm Siebold seine zweite 
Reise nach Japan, mutete aber auf Verlangen des holländischen 
Gesandten schon 1862 nach Europa zurückkehren. Er starb 
am 18. Oktober 1866 in München. Sein berühmtes Werk 
„Nippon, Archiv zur Beschreibung von Japan" ist von seinen 
Söhnen 1897 in Würzburg in zweiter Auflage herausgegeben. 
Siebold ist ohne Frage der grötete von den vielen bedeutenden 
Deutschen, welche die Kenntnis von Japan verbreitet haben, 
Kämpfer im 17. Jahrhundert und Rein in der Gegenwart. 



— 345 — 

Silber kommt viel häufiger und in weit belangreicheren Silber. 
Mengen als Gold vor, und zwar in der Regel in Schwefel- 
verbindungen als Silberglanz, Sprödglaserz und Rotgültigerz. 
Ikumo. Provinz Tajima, Kosaka, Innai, Mondokoro und Ani, 
alle vier in der Provinz Ugo, und Sado gelten für die besten 
Silberminen. Der Ertrag der Minen war: 



1891 1890010 Unzen 

1892 1916549 „ 

1893 2229906 „ 



1894 2338229 Unzen 

1895 2326699 „ 

1896 2078396 „ 



Soroban ist die einheimische Rechenmachine mit auf Drähte Soroban. 
gezogenen Holzkugeln, die dem Bankier so manche Neben- 
rechnung auf Papier erspart, aber andernfalls auch fast all- 
gemein für die einfachsten Aufgaben, wie 4 -f 6 = 10, benützt 
wird. Sie läfst daher die Fähigkeit des Kopfrechnens, auf das 
in europäischen Schulen so grofses Gewicht gelegt wird, nicht 
zur Entwicklung kommen. 

Die Fabrikation von Soyasauce, japanisch Shoyu, findet sich Soya- 
in ganz Japan, jedoch ist die Industrie in einzelnen Gegenden 8auce - 
besonders entwickelt. An der Spitze steht der Bezirk Chiba 
und der Hauptsitz der Industrie ist die Stadt Choshi; außer- 
dem sind die wichtigsten Distrikte: Ehime, Hiogo, Okayama, 
Fukuoka, Ibaraki, Aichi, Kanagawa und Saitoma. Ein direkter 
Zusammenhang der Bedeutung der Shoyuindustrie mit der Aus- 
dehnung des Anbaues von Soyabohnen, den man erwarten sollte, 
findet nicht statt. Im Jahre 1892—1893 wurden fabriziert 
1214746 Koku, von denen 440686 Sho (1 Sho = 1,8039 Liter) 
im Werte von 49093 Yen exportiert wurden. Der Durchschnitts- 
preis für den Koku Shoyu ist 9 Yen. 

Japan ist sehr reich an Steinkohlen; die wichtigsten Kohlen- stein- 
lager sind gegenwärtig diejenigen von Kyushiu und auf dieser kon l en - 
Insel in erster Linie die von Chikuzen und Buzen. Die zu- 
nehmende Ausbeute dieser Kohlenlager ist bemerkenswert; sie 
stieg von 11250000 Piculs im Jahre 1889 auf 28740000 Piculs 
1894 und auf 58860000 im Jahre 1898. 

Wakamatsu ist der Haupthafen, von wo die meisten Kohlen 
verschifft werden. Der Versand von hier war 38 860 000 Piculs 
im Jahre 1898 gegen 37005000 Piculs 1897. Nach den Stein- 
kohlen der Insel Kyushiu sind die großen Kohlenlager auf 



— 346 — 

Yezo von hoher Wichtigkeit, die für die Insel einer der wich- 
tigsten Erwerbszweige sind. Wenn die immensen Lager hier 
wirklich ausgenützt werden, so können ohne Frage leicht Kohlen 
im Werte von vielen Millionen von Yen gewonnen werden. 
Die gröfsten bis jetzt bekannten Lager sind in den Provinzen 
Ishikari, Teshio und Kushiro. Die Ishikarilager erstrecken sich 
zwischen Sorachi und Nuyekawa in einer Länge von zirka 15 
und einer Breite von zirka 3 geographischen Meilen. Die 
wichtigsten Bergwerke sind im Norden die Sorachigruben , in 
der Mitte die Pronai- und Ikushunbetsu- und im Süden die 
Yubari- und Nuyekawagruben, welche sämtlich von der Tanko 
Kaisha bearbeitet werden. Diese verhältnismäfsig kleinen Berg- 
werke produzieren jetzt bereits Kohlen im Werte von mehreren 
Millionen Yen. Neben der Tanko Keisha haben noch über 
100 Parteien Lizenzen von der Regierung erhalten, Gruben in 
den ausgedehnten Lagern von Sorachi, Yubari und Yufusu zu 
eröffnen. Die neuen Unternehmungen machen auch schon er- 
freuliche Fortschritte; mehrere haben bereits Schienenstränge 
angelegt und andere sind mit Erdarbeiten für die zu eröffnen- 
den Bergwerke beschäftigt. Die Kohlenlager der Provinz Teshio 
sollen die reichsten von allen sein; dieselben fangen südlich 
von Soya in der Provinz Kitami an und erstrecken sich bis 
Tomemoye; sie sollen ein zusammenhängendes Kohlenlager bilden 
und es sind schon mehrere hundert Gesuche für Versuchs- 
schürfungen gemacht. Die Kohlen sind im allgemeinen besser 
als die Kushirokohlen und von gleicher Güte wie die Ishikari. 
Die Qualität der Kohlen der Provinz Kushiro ist geringer als 
die der früher genannten; die Beppogruben sind bisher das 
einzig nennenswerte Unternehmen dieser Provinz, welches Kohlen 
produziert. Die ganze Stadt Kushiro ist auf einem zusammen- 
hängenden Kohlenlager gebaut und man will demnächst an- 
fangen, dieses Lager auszubeuten. Vorläufig liegen diese, man 
möchte glauben unerschöpflichen Kohlenlager fast ganz brach, 
da eigentlich auf Yezo nur die Tanko Kaisha das genügende 
Kapital besitzt und so organisiert ist, die Lager ausnützen zu 
können, während die übrigen Unternehmungen fast nichts anderes 
als mittellose Spekulationen sind. Fremden Kapitalisten war 
bisher nicht gestattet, selbst Hand anzulegen; aber bis nicht 
fremdes Kapital zu Hilfe kommt, ist wenig Aussicht vorhanden, 
die Kohlenschätze der Hokkaido zu verwerten. 



347 





Produktion 


Export 


Konsum in Japan 




Tonnen 


Tonnen 


Tonnen 


1892 


3100000 


1300000 


1700000 


1893 


3300000 


1500000 


1700000 


1894 


4200000 


1700000 


2300000 


1895 


4700000 


1800000 


2600000 


1896 


6000000 


2100000 


3000000 


1897 


5100000 


2 100000 


4000000 


1898 


6600000 


2100000 


4200000 


1899 


6700000 


2400000 


4900000 


1900 


7400000 


3300000 


5200000 


1901 


8900000 


2900000 


6600000 



Seit das Takaksmonopol in Kraft getreten ist, sind die Tabak. 
Tabakpreise so in die Höhe gegangen, dais der Export un- 
möglich gemacht wird; mit Ausnahme von einigen Spezialitäten 
will London, der Hauptabsatzmarkt des japanischen Tabaks, 
die hohen geforderten Preise nicht zahlen, aufserdem wird der 
Konsum von japanischem Tabak in Europa mit jedem Jahre 
geringer. Bis die Preise nicht wieder erheblich gefallen sind, 
ist ein nennenswerter Export unmöglich; sollten die Preise 
wieder fallen, so wird die Vorschrift der Regierung, dals die 
Tabakbauer den Tabak sortieren müssen, das Geschäft er- 
leichtern. Laut dieser Vorschrift mufs der Tabak in die drei 
Klassen : gut, mittelmäßig und schlecht getrennt werden. 

Die Mythe, welche dem Tanabatafest zu gründe liegt, ist Tana- 
chinesischen Ursprungs; sie erzählt die Liebe eines himmlischen batafe8t 
Hirten und einer Weberin. Der Hirte ist der Stern Aquila 
und die Weberin der Stern Vega; sie wohnen an beiden Ufern 
des „Himmelsflusses", der Milchstralse, und kommen nur ein- 
mal in jedem Jahre, in der siebenten Nacht des siebenten 
Monats zusammen, weshalb ihnen diese Nacht geweiht ist. 
Eine andere Mythe sagt, die himmlische Weberin habe für Gott 
unausgesetzt Kleider zu machen gehabt, dafs sie keine Zeit 
gefunden habe, sich zu schmücken. Schliefslich habe Gott Er- 
barmen mit der Einsamen gehabt und sie mit dem Hirten ver- 
heiratet, welcher am gegenüberliegenden Flufsufer seine Herde 
weidete. Die Liebe verleitete die glückliche Gattin, ihre 
Arbeit für Gott zu vernachlässigen ; dieser trennte sie erzürnt 
von ihrem Gemahl und rief sie über den Flufs zurück. Hin- 



— So- 
fort darf sich das Ehepaar nur einmal im Jahre in dieser ihnen 
heiligen Nacht vereinen. 
Theater. Das japanische Theater hat eine besondere Wichtigkeit 
als einzig übrig gebliebene Pflegestätte, in welcher in unserer 
modernen Zeit Altjapan studiert werden kann. Das japanische 
Drama ist aus den religiösen Tänzen des Altertums, welche 
von rohen Chören begleitet wurden, entstanden. Diese Tänze 
wurden im Anfang des 15. Jahrhunderts durch hochgebildete 
buddhistische Priester und den prachtliebenden Shogun Ashi- 
kaga Yoshimasa verfeinert und für die Vorstellungen theater- 
ähnliche Gebäude errichtet Diese Tänze Meisen „No"; sie 
erhielten ein erhöhtes Interesse durch zwei Personen, welche 
die Dichtung von Gesten begleitet rezitierten. So entstand 
eine Aufführung, welche eine auffallende Ähnlichkeit mit dem 
alten griechischen Drama hatte. Es war der gleiche Chor, 
der gleiche feierliche Anstand der häufig maskierten Schau- 
spieler, das gleiche Sitzen der Zuhörer im Freien und dieselbe 
halbreligiöse Tendenz, welche über der ganzen Handlung ruhte. 
Dieser No lebt noch; wenn er auch viel von seiner Erhaben- 
heit und Etikette, die ihn früher umgab, verloren hat, so werden 
die Vorstellungen doch noch von Familien aufgeführt, in denen 
seit Jahrhunderten die Kunst vom Vater auf den Sohn über- 
liefert worden ist. Es existiert keine Szenerie, aber die Kostüme 
sind prachtvoll. Selbst das Auditorium, meist aus Adligen be- 
stehend, ist ein Studium; dasselbe kommt nicht allein, um sich 
zu unterhalten, es studiert gleichzeitig und verfolgt die Auf- 
führung mit dem Buche in der Hand; denn die Sprache ist 
zwar schön, aber veraltet und besonders, wenn gesungen, oft 
schwer verständlich. Die Musik ist orientalisch und antik, 
aber sie hat bei allem, was unser Ohr abstöfst, einen eigenen 
geheimnisvollen Reiz. Jeder einzelne Tanz dauert etwa eine 
Stunde, aber die ganze Vorstellung füllt fast einen ganzen Tag, 
da fünf bis sechs Stücke aufgeführt werden. Die Pausen 
zwischen denselben füllen Possen aus, deren grobe Späfee in 
altmodischem Zwiegespräch als Folie für die klassische Strenge 
der Haupthandlung dienten. Tief unter dem No- Theater der 
Aristokratie steht das Shibai oder Kabuki, das Volkstheater, 
was Geschmack und Dichtung betrifft; aber als Sittendarstellung 
nicht von Göttern und Heroen, sondern von gewöhnlichen Sterb- 
lichen, haben die letzteren für die meisten NichtJapaner eine 



— 349 — 

viel gröfeere Anziehungskraft. Die Theaterstücke entstanden 
ans den Possen zwischen den No -Abteilungen, grotesken Tänzen, 
von erklärenden Liedern, Joruri oder Gidayu, begleitet; dies 
erklärt die Beibehaltung des Chores, der allerdings sehr klein 
geworden und in einem Art Käfig von der Bühne getrennt ist. 
Diese Theater entstanden im 16. Jahrhundert. Merkwürdiger- 
weise ist es auf den größeren Bühnen nur Männern gestattet, 
aufzutreten, obgleich die Gründer des modernen japanischen 
Theaters zwei Frauen, O-Kuni und O-Tsu, waren; die Frauen- 
rollen werden von Knaben gespielt. Man unterscheidet Jidai 
mono, historische, und Sewa mono, moderne Schauspiele. Die 
berühmtesten dramatischen Dichter sind Chikamatsu Monzaemon 
und Takeda Izumo im 18. Jahrhundert; beide behandelten die 
berühmte Blutrache der 47 Ronin. Das geschätzteste Schau- 
spiel von Chikamatsu behandelt die Seeräuberabenteuer von 
Kokusen-ya, welcher um 1670 die Holländer aus Formosa ver- 
trieb. Die japanischen Kabuki - Theater haben eine reiche 
Szenerie und prachtvolle Kostüme. Eine ausgezeichnete Vor- 
kehrung ist das sich drehende Zentrum der Bühne, welches 
ermöglicht, eine zweite Szene zu arrangieren, während die erste 
gespielt wird; zum Schluls der ersten dreht sich die Bühne, Schau- 
spieler und Szenerie entführend, und etwas ganz Neues erscheint 
vor dem Zuschauer, ohne dafs er einen Augenblick zu warten hat. 
Die No- Darsteller standen zur Zeit des Shogunates in 
hohem Ansehen, während die Kabuki -Schauspieler verachtet 
waren. Keinem wirklichen Herrn war es gestattet, ein solches 
Theater zu besuchen. Die soziale Stellung der Schauspieler 
war so tief, dafs bei Volkszählungen sie mit dem Zahlworte 
für Tiere gezählt wurden, nämlich mit hiki, d. h. ein Stück 
Vieh, z. B. ippiki, ein Stück und nicht hitori, ein, oder nihiki, 
zwei Stück und nicht futari, zwei; das furchtbar Verächtliche 
in dieser Bezeichnung bedarf wohl keiner Erklärung. In diesem 
Theater ergötzten sich nur Krämer und Handwerker. Mit der 
Restauration 1868 änderten sich diese Ansichten und Verhält- 
nisse, die Schauspieler sind keine aus der Gesellschaft Aus- 
gestotsenen mehr. Seit 1886 arbeitet eine Partei an einer Reform 
der Bühne nach europäischem Muster, ohne jedoch bisher Er- 
folge gehabt zu haben. Es existiert allerdings in Tokio ein 
reformiertes Theater, aber die Vorstellungen unterscheiden sich 
noch nicht von den nichtreformierten. 



— 350 — 

Japans gröfeter Schauspieler war Ichikawa Dan j uro, nach 
ihm sind zu nennen Kikugoro, Sadanji und Fukusuke (Basil 
Hall Chamber! ain). 

Tee. Nach der Seide ist der Tee der wichtigste Exportartikel 

für Japan. Die staatlichen statistischen Angaben sind für die 
Produktion absolut unzuverlässig, indem die angegebenen Zahlen 
nur ungefähr den Export angeben, während der Konsum von 
Tee im Lande, der ein sehr grofser sein mufs, da er von der 
über 45 Millionen zählenden Bevölkerung täglich und zu allen 
Stunden getrunken wird, fast gar nicht berücksichtigt wird. 
Die amtliche Statistik gab das mit Tee bepflanzte Areal im 
Jahre 1892 mit 63648 Cho an und eine Ernte von 7822034 Kwan. 
Der Export betrug in diesem Jahre 37518203 Katties im Werte 
von 7525316 Yen und der Durchschnittspreis für 100 Kin 
28,66 Yen. Der Teestrauch wird in ganz Japan angebaut, in 
den nördlichen und nordwestlichen bergigen Distrikten jedoch 
nur wenig und dieser Tee ist von geringer Qualität. Die 
wichtigsten Teedistrikte sind Shizuoka, Miye, Kioto und Osaka. 

Tokio. Die Einwohnerzahl von Tokio war am 31. Dezember 1902: 

Die Stadt 637617 Männer 

583333 Fr auen 
Zusammen: 1220948 
Die Vorstädte 618840 



Total: 1839788 



welche in 618840 Häusern wohnten. Fremde hielten sich da- 
selbst 1512 auf. Im Jahre 1893 hatte Tokio 1409869 Ein- 
wohner, so dafe deren Zahl in den letzten zehn Jahren um 
429921 gestiegen ist. 
Totenfest. Bon no matsuri oder Shoromatsuri. Shoro ist der Name 
der Seelen der Verstorbenen. Am 13. Juli jeden Jahres ver- 
lassen sie die Nirvana, um ihre Lieben auf der Erde zu be- 
suchen. Der Hausaltar wird in jedem Hause festlich geschmückt, 
am Abend werden vor den Türen kleine Scheiterhaufen von 
wohlriechendem Holze angezündet, um den ankommenden Seelen 
den Weg zu zeigen, die von der festlich gekleideten Familie 
erwartet werden. Sämtliche Häuser sind mit zahllosen Laternen 
geschmückt und alle Welt freut sich, mit den lieben Toten bei- 
sammen zu sein. Drei Tage bleibt die ganze Familie in dieser 



— 351 



Feststimmung beisammefi. Am 16. abends werden die Pestfeuer 
angezündet, die den scheidenden Seelen den letzten Abschieds- 
grufs für dieses Jahr nachsenden. Dieses Fest wurde unter 
Saimei Tenno um 660 n. Chr. zum ersten Male im Tempel 
Asukayama in Yamato gefeiert und ist seither ein Volksfest 
geworden. Weil alle Städte in hellem Laternschein an diesen 
drei Abenden prangen, heilst das Fest auch das Laternenfest. 

Die Fabrikation von ordinären Wand- und Taschenuhren Uhren 
in Japan hat einen derartigen Aufschwung genommen, dafe T un ^ 
nicht allein der Bedarf des Landes gedeckt wird, sondern uhren. 
gegenwärtig gröfsere Quantitäten naqh China, Indien und 
anderen Ländern exportiert werden, womit natürlich der Import 
dieser Gattung von Uhren in Japan fast ganz aufgehört hat. 
Die Hauptsitze dieser Manufaktur sind Tokio, Nagoya, Osaka 
und Kioto. In Nagoya stellt die Hoyoshi- Uhrenfabrik allein 
monatlich 7 bis 8000 Uhren her, und die monatliche Produktion 
aller Fabriken in Nagoya wird auf 20000 Stück geschätzt. 
In Osaka sollen monatlich zirka 3000 Stück und in Tokio und 
Kioto je 4 bis 5000 fabriziert werden, so dals die monatliche 
Produktion in Japan auf 30 bis 36000 Stück geschätzt wird. 
Das verarbeitete Material liefert mit Ausnahme von Uhrfedern 
und Zeigern, da keine Stahlwerke im Lande existieren, Japan 
selbst. Die Produktionskosten von einem Dutzend Uhren werden 
auf 28 Yen geschätzt. 

Der Elementarunterricht ist obligat. Die Zahl der schul- 
pflichtigen Kinder am 31. Dezember 1900 war 7408179. Die 
Unterrichtstatistik für 1900—1901 ergibt: 

Institute Zahl Lehrer Schüler 

Elementarschulen . . . 26857 92899 4683598 

Mittelschulen .... 220 3866 79527 

Hochschulen 8 292 4361 

Mädchenhochschulen . . 52 657 12003 

Normalschulen .... 52 958 15639 

Höhere Normalschulen . 2 129 860 
Spezial- und technische 

Schulen .... 375 3647 49679 

Verschiedene Schulen . 1328 4419 85562 

Universitäten .... 2 339 3643 

Kindergärten .... 242 599 23142 



Unter- 
richt. 



— 362 — 

Japan hat zwei kaiserliche Universitäten, eine in Tokio, 
die andere in Kioto. Die erstere hat eine juristische, medizi- 
nische, philologische und philosophische Fakultät, sowie für 
Ingenieur- und Agrikultur -Wissenschaften, die letztere hat 
juristische, medizinische, philosophische, philologische und In- 
genieur-Fakultäten, beide werden vom Staate erhalten. Die 
meisten anderen Schulen sind entweder Staats- oder Gemeinde- 
schulen. Im Jahre 1899 — 1900 waren die Schuleinkünfte 
7292674 Yen und die Gesamtausgaben für den Unterricht 
27905163 Yen. Das Schuleigentum wertete 50121921 Yen. 

Formosa hat ein eigenes Unterrichtssystem. Im Jahre 1900 
existierten 34 öffentliche Bibliotheken mit 525971 Bänden. Es 
wurden veröffentlicht im Jahre 1900 18281 Werke verschiedenen 
Inhaltes und 944 periodische Schriften. 

Die neuesten Statistiken beweisen, dafe die Handelshoch- 
schule in Tokio für die Zahl der Aufnahmesuchenden nicht 
ausreicht: 

, , Zahl der . Prozentsatz der 

Jahr .« , , „ Angenommene . 

öesuchateUer ° Angenommenen 

1899 537 103 19,18 

1900 760 140 18,42 

1901 1127 216 19,16 

1902 1235 250 20,24 

1903 1309 260 19,11 

Erziehung der Wehrpflichtigen 1902. Zur Stellung kamen 
425136 Individuen in Japan. Das Resultat der Examination 
der Rekrutierungskommission gibt einen Anhalt über die Volks- 
erziehung. Dasselbe war: 

1. Individuen, welche eine Mittelschule oder höher 
stehende Lehranstalt absolviert haben .... 9223 

2. Solche, welche eine höhere Elementarschule ab- 
solviert haben 67917 

3. Solche, die eine gewöhnliche Elementarschule ab- 
solviert haben 183974 

4. Solche, die etwas lesen, schreiben und rechnen 
können 91276 

5. Nicht des Lesens und Schreibens Kundig e . . 72746 

Zusammen: 525136 



— 353 - 

Seit 11. Februar 1889 ist in Japan eine konstitutionelle Ver- 
Verfassung eingeführt. Nach derselben steht der Kaiser an fa88Un S- 
der Spitze des Reiches mit unumschränkter Staatsgewalt; er 
hat die Exekutivgewalt und wird unterstützt durch ein Kabinett, 
dessen von ihm ernannte Minister ihm verantwortlich sind. 
Neben dem Kabinett beratet ein Geheimrat über wichtige 
Staatsangelegenheiten, wenn er vom Kaiser zusammengerufen 
und um Bat gefragt wird. Der Kaiser erklärt die Kriege und 
schliefet Frieden wie Verträge ab; er hat die Entscheidung 
über die Organisation und Friedensstärke des Landheeres und 
der Kriegsmarine, er übt mit Zustimmung des Reichsrates die 
gesetzgebende Macht aus, er sanktioniert die Gesetze, beruft, 
eröffnet, vertagt, schliefet und löst den Reichsrat auf. Der 
kaiserliche Reichsrat besteht aus dem Herrenhause und dem 
Abgeordnetenhause. Jedes Gesetz bedarf der Zustimmung 
beider Häuser; beide haben das Recht, der Regierung Gesetze 
vorzuschlagen und ihr Vorstellungen zu machen, haben die Kon- 
trolle über die Finanzen und das Recht, Adressen dem Throne 
zu unterbreiten. Das Herrenhaus (kizokuin) setzt sich zu- 
sammen aus: 

1. männlichen volljährigen Mitgliedern* des Kaiserhauses, 

2. mindestens 25 Jahre alten Fürsten und Marquis (1 1 Fürsten 
und 33 Marquis), 

3. mindestens 25 Jahre alten Grafen, Visconts und Barone, 
welche von ihren Ranggenossen gewählt sind, jedoch nie mehr 
als ein Fünftel jeden Ranges (89 Grafen, 363 Visconts und 
220 Barone), 

4. Männern, welche älter als 30 Jahre sein müssen und 
wegen ihrer Verdienste um den Staat oder wegen ihrer Ge- 
lehrsamkeit vom Kaiser zu Mitgliedern des Herrenhauses er- 
nannt sind, 

5. Männern, welche über 30 Jahre alt sein müssen, die 
vom Kaiser aus den Höchstbesteuerten ernannt sind. Die 
unter 3 und 6 Genannten sind Mitglieder für sieben Jahre, die 
unter 1, 2 und 4 für Lebenszeit. Die Zahl der unter 4 und 5 
Genannten soll nicht die Zahl der anderen Mitglieder über- 
steigen. Das Herrenhaus soll aus etwa 300 Mitgliedern be- 
stehen. 

23 



— 354 — 

Die Zahl der Mitglieder des Unterhauses (shugiin) ist 369. 
Die Zahl der Abgeordneten verhält sich zur Bevölkerung wie 
1 : 123000; eine bestimmte Anzahl wird von jedem Wahlbezirke 
gewählt. Geheime einzelne Abstimmung ist Wahlvorschrift. 
Die Abgeordneten müssen mindestens 25 Jahre alte männliche 
japanische Untertanen sein; sie müssen permanent und tat- 
sächlich mindestens ein Jahr im Wahlbezirke gewohnt haben, 
müssen wenigstens 10 Yen Grundsteuer länger als ein Jahr 
gezahlt haben oder direkte Steuern außer Grundsteuer nicht 
weniger als 10 Yen jährlich länger als zwei Jahre. Ungeeignet 
als Abgeordnete sind: Beamte der kaiserlichen Hofhaltung, 
Richter, Kontrolleure, Einnehmer, Polizeibeamte, aktive Mit- 
glieder des Soldatenstandes, Priester, Prediger, Studenten, 
Lehrer an Elementarschulen und Beamte, welche mit der 
Wahl zu tun haben, in dem Wahlbezirke, in welchem sie 
tätig sind. 

Der Präsident und Vizepräsident des Herrenhauses wird 
vom Kaiser ernannt, den Präsidenten und Vizepräsidenten des 
Abgeordnetenhauses wählt der Kaiser von drei ihm vom Hause 
vorgeschlagenen Kandidaten. Die Präsidenten beider Häuser 
beziehen ein Gehalt von 5000 Yen, die Vizepräsidenten von 
3000 Yen und die Abgeordneten beider Häuser von je 2000 Yen, 
aufser den Reisekosten, jedoch darf jeder auf dieses Gehalt 
verzichten. 

Der Reichsrat soll in jedem Jahre einmal versammelt 
werden und die jährlichen Sessionen sollen höchstens drei 
Monate dauern. 

Das gegenwärtige Kabinett besteht aus folgenden Mit- 
gliedern: 

Präsident: Graf Katsura Taro, 

Auswärtige Angelegenheiten: Baron Komura Jutaro, 

Finanzen: Baron Sone Arasuke, 

Innere Angelegenheiten: Baron Kodama, 

Justiz: Hadano Keichoku, 

Krieg: Geueralleutnant Ki Terauchi, 

Marine: Admiral Baron Yamamoto Gombei, 

Unterricht: Kubota Yuzuru, 

Ackerbau und Handel: Baron Kiyoura, 

Kommunikationen: Oura Kanetaka. 



— 355 — 

Es ist eine Tatsache, dafe Japan auf China schon seit dem Ver- 
Frieden von Shimoneseki und noch mehr nach den Wirren des hältniBW 

von 

Jahres 1901 einen zunehmenden Einflufe gewinnt. Dieser Ein- Japan 
flufs äufsert sich vielleicht in allgemeiner politischer Hinsicht, ^JP 
weil er sich still und ruhig entwickelt hat und noch in stetem 
Wachsen begriffen ist, noch nicht so sehr offenkundig, ist aber 
nichtsdestoweniger vorhanden. Besonders im Norden Chinas 
ist dieser Einflute größer, weil der mehr phlegmatische und 
an ruhige Lebensart gewöhnte Bewohner hier sich von dem 
lebhaften und klugen, geschäftsgewandten Japaner, der ihm 
außerdem in Sprache, Schrift und Sitte näher steht, leichter 
lenken lädst und Lehre annimmt. 

Der Stidchinese ist gewandter, lebhafter, intelligenter, 
auch der fremdländischen Kultur nicht so sehr abgeneigt, wie 
die vielen im Auslande ansässigen Südchinesen zeigen; ein 
Nordchinese wandert selten ins Ausland. Die aus Südchina 
stammenden Kaufleute nehmen deshalb auch eine hervorragende 
Stellung und Anteil im kaufmännischen Leben des Nordens ein. 

Viele einflußreiche Chinesen sind durch den früheren Sieg 
der Japaner und durch die leichte Einnahme ihrer Hauptstadt 
durch die Truppen der Mächte bei den vergangenen Unruhen 
und durch die tatsächliche Angliederung des alten Stammlandes 
der Dynastie an Rulsland zum Bewufstsein der Hilflosigkeit 
Chinas erwacht und wenden sich an Japan, das sich aus der- 
selben Lage emporgeschwungen, um Hilfe. 

Japan wiederum macht kein Geheimnis aus seiner Politik, 
die zwei grofeen ostasiatischen Nationen in einem Bündnisse 
zu vereinigen, das sie in den Stand setzen wird, sich gegen 
die Angriffe des Westens zu behaupten. Zu diesem Zwecke 
wünscht es China zu modernisieren und zwar durch Einführung 
der westlichen Methoden. Auch China hat den Wunsch, sich 
den westlichen Methoden anzupassen, aber es widerstrebt dem 
Chinesen innerlich die Art und Weise der Westländer, ihr 
ganzes Denken und Fühlen ist dem seinen entgegengesetzt; 
nicht so sehr das Wesen der nach westländischer Methode 
ausgebildeten oder nach westländischer Kultur strebenden 
Japaner. 

Eine grolse Anzahl von Japanern sind in den Provinzen 
des nördlichen Chinas angesiedelt, sie sind weit zahlreicher als 
die Angehörigen irgend einer andern ausländischen Nationalität 

23* 



— 356 — 

In Tientsin leben jetzt über 1300 Japaner und in Peking 
über 600. Die japanische Niederlassung verspricht durch ihre 
Lage in nächster Nähe der City ein besonderes Emporblühen 
und wird einen großen Einflute auf die Entwicklung dort haben. 
Kleine japanische Läden, Handwerker und Händler, sind in 
der Vorstadt der City und in dieser selbst in günstiger Ge- 
schäftsgegend überall zu finden, ebenso in allen Teilen Pekings. 
Chinesische Zeitungen werden vielfach von Japanern heraus- 
gegeben oder haben solche als erste Mitarbeiter. 

Der Importhandel Japans macht grofse Fortschritte in 
China. Der japanische Kaufmann weifs den Geschmack des 
Chinesen schneller und besser zu treffen als der Westländer, 
auch der Fabrikant vermag sich schneller anzupassen und ist 
geneigt, die verlangten billigen Qualitäten herzustellen. 

Auch in politischer Hinsicht macht Japan Fortschritte. 
Es ist seinen diplomatischen und konsularischen Vertretern ge- 
lungen, das Vertrauen der grofsen und mächtigen chinesischen 
Würdenträger zu gewinnen. Hohe chinesische Würdenträger 
haben Japan in den letzten Jahren besucht und sind dort sehr 
herzlich aufgenommen worden, man hat ihnen die Idee der 
Interessengemeinschaft beider Länder plausibel gemacht, und 
sie haben diese wieder an den Hof nach Peking tibertragen. 

Das Edikt wegen der Reform des Finanzwesens und Ein- 
führung einer Reichsmünze, Goldwährung usw. wird japanischem 
Einflufs zugeschrieben und bei den schwachen Anfängen hierzu 
wirken Japaner mit, auch sind chinesische Beamte zum Studium 
des Münzwesens nach Japan entsandt worden. 

Man hat auch guten Grund zu der Annahme, dafs Japan 
die Absicht hat, das chinesische Heer umzuformen, respektive 
bei der Umformung desselben mitzuwirken und der Besuch 
chinesischer hoher Militärmandarine bei den japanischen Manövern 
ist nicht ohne Rückwirkung geblieben. In der chinesischen 
Armee werden Japaner als Lehrmeister angestellt, sie ver- 
drängen die deutschen und andere, die vor den Wirren an- 
gestellt waren, auch schon weil sie bedeutend billiger sind. 
Die Gesamtzahl der in der chinesischen Armee angestellten 
Japaner wird auf zweihundert geschätzt. 

Auf den chinesischen Hochschulen und namentlich auf den 
Mittelschulen in den Provinzen mehr nach dem Innern wirken 
zum großen Teil japanische Lehrer auch für die fremden 



357 — 



Sprachen. Chinesische Studenten sind in großer Anzahl zum 
Zweck des Studiums nach Japan entsandt worden, wenngleich 
die chinesische Regierung in Peking von dem Erfolg dieser 
Studien sehr wenig erfreut ist, weil die politisch noch sehr 
unreifen jungen Studenten sich von den freisinnigen Ideen der 
japanischen Kollegen die Köpfe verdrehen liefeen. Aber gerade 
in diesen jungen Studenten, die voraussichtlich doch mal der- 
einst berufen sind, das Regierungsschiff Chinas lenken zu helfen, 
wird der japanische Einflufs auf China zur Geltung kommen, 
denn er wurzelt in ihnen fest und wenn später in den jugend- 
lichen Köpfen die heutigen unreifen Ideen erst einmal über- 
wunden sein werden, so wird auch der Gedanke einer chine- 
sischen-japanischen Allianz der Verwirklichung bedeutend näher 
gerückt sein. (Ostasiatischer Lloyd.) 

Im Januar 1889 gab es in Japan Staatsstraßen, 4481, und 
Präfekturstraüsen, 15362 englische Meilen lang. 

Es sind Staats- und Privatbahnen im Betriebe. Von den 
58 Eisenbahngesellschaften werden zwei von der Regierung 
gewissermaßen geleitet. Die folgende Tabelle gibt die Eisen- 
bahnstatistik für 1900—1901: 

Staatsbahnen Privätbahnen 
1900-1901 1900—1901 

Länge in englischen Meilen 1010 2905 

Brutto -Einnahme in Yen 15920395 31052686 

Ausgaben in Yen 7101109 15390443 

Beförderte Güter in Tonnen 2895610 11634400 

Zahl der Passagiere 32338425 80800558 

Auf Formosa ist eine 40 englische Meilen lange Eisenbahn, 
welche Takao und Tainan verbindet. 

Folgendes ist die Post- und Telegraphenstatistik für die 
Jahre 1898—1902. 

1898—1898 1899-1900 1900-1901 1901—1902 

Briefe 157526764 148530837 180232463 196515449 

Korrespondenzkarten . . 329934746 333988921 399529531 442093231 

ZeitnngenundZeitschriften 91521339 110068789 135326547 141700982 

Bücher 7663810 8079487 10479461 11388783 

Muster usw 1164598 1341655 1877871 2490260 

Eingeschrieb. Pakete usw. 7409980 8425633 9658373 10144077 

Portofreie Gegenstände . 17554176 19458493 23688105 27303093 

Pakete 5076 648 6018011 7751525 9373969 

617352061 635911826 768543876 841009844 



Ver- 
kehrs- 
mittel. 



— 358 — 



Postämter 

Abgelieferte Telegramme . 
Telegr.-Linien, engl. Meil. 
Telegr.-Drähte, „ „ 
Unterseekabel, „ „ 
Unterseedrähte, „ w 
Telegraphenämter . . 
Post- und Telegr -Beamte 



4646 


4818 


5120 


14763 777 


17011074 


16713619 


13879 


6039 


6377 


59396 


27391 


29898 


1794 


2035 


2087 


2033 


2676 


2697 


1411 


1643 


1826 


21319 


22887 


24274 


Yen 


Yen 


Yen 


14988069 


16800147 


— 



4337 

15503700 

12924 

50177 

1763 

1988 

1267 

19910 

Yen 

Einnahmen 11814707 

Ausgaben 9666116 — — — 

Im März 1899 existierten 1562 englische Meilen Telephon- 
linien (31273 englische Meilen Drähte mit 13 Bureaus, 40 An- 
rufämtern und 8083 Abonnenten). [Statesmatfs Handbook 1903.] 
Wakato. Die Wakato waren die Diener der Samurais; sie ver- 
richteten alle Geschäfte im Hause und begleiteten ihre Herren 
auf Reisen; ihre Gefährten waren die Zoritori, welche haupt- 
sächlich noch die Sandalen zu überwachen hatten. 
Wappen. Das Wappen Japans. ist aus der Blüte des Chrysantemums 
gebildet. Die Flagge ist weife mit roter runder Scheibe in der 
Mitte; bei der Kriegsflagge laufen von der Scheibe 16 rote 
Streifen (Sonne mit ihren Strahlen) bis an den Rand des Tuches. 
Aufser allem Zusammenhang mit dem mittelalterlichen 
Europa und auf ganz anderer Grundlage ist in Japan das Mon, 
eine unserem Wappen sehr ähnliche Sache, entstanden, welche 
bei der Restauration des Kaisers, 1868, unverändert beibehalten 
wurde. Das Mon unterscheidet sich von unserem Wappen 
hauptsächlich durch den Mangel bestimmter Farben. Der 
Maler, Weber oder Sticker kann sich bei der Darstellung des 
Mon jeder beliebigen Farbe bedienen. Das Mon hat keine 
Unterlage, ist aber in der Regel mit einer kreisförmigen Ein- 
fassung (Scheibe) versehen. Die Bilder sind tiberwiegend der 
Pflanzenwelt entnommen und in sehr hübscher und interessanter 
Weise stilisiert. Seltener sind Vögel, ganz selten die Vier- 
füßler; dann besitzt das japanische Wappenwesen eine Reihe 
von Formen, die mit unseren Heroldsfiguren (pteces honorables) 
schlechthin identisch sind: Balken, Pfähle, Zickzackbalken, 
diese in der polnischen freischwebenden Form. Professor Appert 
in Tokio hat unter Mitwirkung des Universitätsbibliothekars 
Kinoshita eine Liste der japanischen Adelsfamilien und Fürsten 
(Daimyos) mit Angabe ihres Ursprungs, ihrer Residenz und 
Einkünfte herausgegeben. (Deutsche Japan Post.) 



— 359 — 

Die Wollweberei steht in Japan noch auf einer sehr tiefen Woll- 
Stufe; es existieren nur wenige Etablissements, während der webereL 
Bedarf im Lande von Jahr zu Jahr steigt. Die bedeutendste 
Fabrik ist die Oji-Wollweberei in Oji, nördlich von Tokio. Dies 
Unternehmen ist auf einem grofeen Fufse angelegt, fast das 
gesamte Tuch, welches vom Militär, von den Polizei- und Ge- 
f&ngni8beamten im Lande getragen wird, ist in Oji fabriziert. 
Man webt hier gewöhnlich sechs Monate im Jahr diese Stoffe, 
während der übrigen Zeit andere, hauptsächlich wollene Decken. 
Das Rohmaterial zur Herstellung der Stoffe wird ausnahmslos 
importiert aus England, Deutschland, Frankreich, Indien und 
Australien. Es wird die Wolle von drei Millionen Schafen 
jährlich verarbeitet. Der Boden von Japan scheint für die 
Schafzucht nicht geeignet zu sein ; allerdings werden im nörd- 
lichsten Teile der Hauptinsel bei Aomori neuerdings wieder 
Versuche gemacht, welche Erfolge versprechen. 

Nach den letzten offiziellen Berichten hatte die Stadt Yoko- 
Yokohama am 31. Dezember 1902 313695 Einwohner und hama - 
117630 Häuser; die Nationalsteuer betrug 336375,87 Yen und 
die städtische Steuer 210037,16 Yen. 

Die Freudenhäuser in Japan sind in von Wall, Graben Yoshi- 
und Vergitterung umgebene Stadtviertel verwiesen, deren Ein- wara - 
und Ausgänge von Polizeiwachhäusern beaufsichtigt werden. 
In Tokio heifst dieses Viertel die Yoshiwara. Über den Ursprung 
des Namens berichtet die Chronik: Die erste Yoshiwara wurde 
gegründet, nachdem der erste Minamoto-Shogun, Yoritomo, das 
Beich zur Buhe gebracht und Kamakura zu seiner Besidenz 
gemacht hatte; es war Friede geworden und die reich und 
mächtig gewordenen Bujin (Bitter) sehnten sich nach Vergnügen 
und Genuis; damals entstand in Oiso am Meeresstrande in 
Sagami die erste Yoshiwara (von Joshi [Binsen] und hara [das 
Moor]) auf einer Binseninsel und blühte schnell empor. Ver- 
mutlich hatten die damaligen japanischen Kurtisanen einige 
Ähnlichkeit mit den griechischen Hetären, da hierauf die 
Neigung zur Gelehrsamkeit der damaligen japanischen Bitter 
deutet. Jahrhunderte lang stand die Yoshiwara in Oiso in 
hoher Blüte, bis unter den Ashikaga-Shogunen nach den Onin- 
kämpfen 1466 das ganze Beich in die grölste Verwirrung 
geriet, das Bittertum roh wurde und überall das Faustrecht 
herrschte; in dieser Periode sank die Yoshiwara in Oiso und 



— 360 — 

ging schliesslich ganz ein. Als sich später die Kavaliere in 
Kioto versammelten, erstand auch hier ein Kurtisanenviertel, 
auf welches der Name Yoshiwara überging. Als Tokugawa 
Jeyasu seine Residenz in Yedo gründete und diese Stadt bald 
Kioto an Glanz und Reichtum überstrahlte, zogen die Kurti- 
sanen hinter den reichen und mächtigen Rittern dorthin. An- 
fangs des 17. Jahrhunderts lebten die Kurtisanen in Yedo in 
verschiedenen Gregenden, die von Kioto zugezogenen in Koji- 
machi, der Kamakurastra&e und in der Nähe der Nihonbashi; 
die Frauenzimmer, welche von Fushimi, Nara und Moto- Yoshi- 
wara an der Tokaido gekommen waren, lebten in der ganzen 
Stadt verteilt und standen unter keinerjpolizeilichen Aufsicht. 
Dieses gab einem Reformator namens Soshi Jinyemon Ver- 
anlassung, weil unter diesen Verhältnissen das sittliche Gefühl 
des Volkes litt, die Regierung zu veranlassen, alle Kurtisanen 
in der Hana no machi, dem Blumenviertel, zu internieren; im 
Jahre 1617 wurde den Kurtisanen die Fukiyecho angewiesen, 
ein Ort, wo sehr viel Binsen wachsen, nahe der Nihonbashi, 
dem sich der Name Yoshiwara von selbst anheftete. Später, 
1656, als die Stadt grofs und blühend geworden und Nihon- 
bashi das Zentrum war, wurden die Bordelle an die Nordgrenze 
der Stadt verlegt unter dem Namen Shin (d. i. neue) Yoshi- 
wara, wo sie noch heute existiert. Viele Fremde sprechen 
von allen Kurtisanenvierteln in jeder Stadt Japans als 
einer Yoshiwara; diese Bezeichnung ist unrichtig; nur Tokio 
hat eine Yoshiwara, in anderen Orten heifeen diese Viertel 
Yujoba, Kuruwa usw. ; kein Japaner bezeichnet diese als Yoshi- 
wara. Im 17. Jahrhundert stand die Yoshiwara in voller Blüte, 
die Strafsen waren breit und schön, die meisten Häuser waren 
drei- und vierstöckig, glänzend und mit ausgesuchter Eleganz 
eingerichtet. Im Frühling verschönten die in den Straßen ge- 
pflanzten Pflaumen- und Kirschbäume mit ihrer poetischen Blüten- 
pracht die Strafsen, im Sommer waren glänzende Laternenfeste 
mit Possenspielen und Tänzen, im Herbst wurde das Auge durch 
die überall gepflanzten herrlichen Chrysantheenbltiten erfreut 
und in den Winternächten beleuchteten Tausende von bunten 
Laternen den Stadtteil feenhaft. Hierher wurden von der vor- 
nehmen Herrenwelt ihre Vergnügungen verlegt. In neuerer Zeit 
hat die Yoshiwara sehr viel von dem früheren Nimbus und 
Glänze verloren; aber noch heute verlegen die japanischen 



— 361 — 

Herren mit Vorliebe ihre Unterhaltungen hierher, zu denen 
Tai ko mochi (Possenei&er), Geishas (Volkssängerinnen) und Odo- 
riko (Tänzerinnen) engagiert werden. Die Tänzerinnen und 
Sängerinnen unterscheiden sich von den Kurtisanen; sie werden 
von ihren Herren aufs strengste überwacht und dürfen nur in 
Trupps ausgehen, so dafe sie sich gegenseitig überwachen. Fast 
alle Kurtisanen, Sängerinnen und Tänzerinnen werden als kleine 
Kinder von ihren Eltern, die in der Regel der niedrigsten Klasse 
der Bevölkerung angehören, von den Zengen (Unterhändlern) 
für eine Reihe von Jahren abgekauft und von diesen für den 
zukünftigen Beruf erzogen, weshalb die meisten japanischen 
Kurtisanen eine sorgfältigere und bessere Erziehung haben als 
das gewöhnliche Volk. Dieses Engagement dauerte gewöhnlich 
bis zum 27. Lebensjahre, nachher waren sie frei. Die zu Kur- 
tisanen bestimmten Mädchen dienten anfangs als Kamuro (weib- 
liche Pagen) den gro&en Kurtisanen, Tayu, Oshoku oder Oiran, 
bis sie entwickelt waren. Vielfach engagieren jetzt die Be- 
sitzer der öffentlichen Häuser junge Mädchen und Frauen für 
drei, vier bis zehn Jahre, je nachdem sie den Kontrakt mit 
dem Vater, Bruder, Mann oder den Verwandten der betreffen- 
den gemacht haben. Selten findet man ein Mädchen von guter 
Familie in einem Bordell und ist dieses immer ein Beweis von 
dem völligen Untergange der Familie; aber wenn es vorkommt, 
so sind diese Mädchen immer ein ganz besonderes Anlockungs- 
mittel, so sehr zeichnet sich ein solches Mädchen vor den 
übrigen aus. Zur Shogunzeit zeichneten sich die Kurtisanen 
gesetzlich von anständigen Frauen dadurch aus, dafs sie die 
Obischleife unter dem Busen tragen mufsten und in den Haaren 
hatten sie einen Schmuck von Schildpattnadeln zu tragen, 
welcher den Kopf wie ein Heiligenschein umgab, jetzt ist das 
Gesetz aufgehoben, aber noch heute sind die Dirnen häufig so 
geschmückt. 

Yuzen ist Seidencrepe oder Habutaye, auf welche Bilder Yuzen 
direkt gemalt sind. Die Muster werden auf fertige Seiden- ^ 
gewebe gemalt, zu welchem Zweck die Zwischenräume zwischen birodo. 
den vorgezeichneten Figuren mit Nori (Kleister) überdeckt 
werden, um das Einsaugen und Überfliefsen der Farben an den 
Bändern zu verhindern. Yuzen-birodo oder geschnittener Sammet, 
eine noch neue Kunst, durch Scheren des Sammets außerordent- 
lich effektvolle Landschaften, Tiere, Blumen usw. auf dem 



— 362 — 

Sammet hervorzurufen. Der Künstler erhält das fertige Stück 
Sammet mit dem darauf bereits in Farben bleibend gemalten 
Dessin und geht nun mit seiner Schere daran, das Muster zu 
schattieren, als ob er dies mit Bleistift oder Pinsel täte; er 
mufs natürlich ausserordentlich vorsichtig sein, nicht mit seinem 
Werkzeuge das Gewebe des Sammets zu verletzen; aber bis 
auf dieses hinab steht ihm die Dicke des Stoffes zur Ver- 
fügung, um seine Schattierungen effektvoller zu machen, und 
so wird tatsächlich die Schere hier zum Malpinsel. Es ist 
wohl selbstverständlich, dafs zu dieser mühseligen Arbeit eine 
sehr sichere Hand, ein sehr scharfes Auge und unendliche Ge- 
duld gehört. Aber diese Kunstwerke sind auch außerordent- 
lich schön, der Grund des Sammets ist mit Goldfäden durch- 
zogen, bis zu welchem hinab das Dessin häufig geschnitten 
wird, und gewinnt dadurch das Bild an Schönheit und Beiz, 
es nimmt den Charakter von Gobelins an. Es gibt verschiedene 
Gattungen dieser Yuzen-birodo ; je feiner das Stück ist, desto 
sorgfältiger wird die Arbeit ausgeführt. Das horizontale und 
vertikale Scheren, d. h. entlang oder gegen das Gewebe, ist 
verhältuismäfsig leicht; aber die diagonale Arbeit ist außer- 
ordentlich schwierig. Wirkliche Künstler sollen in Kioto nur 
Asada Bunshichi und seine beiden Söhne sein, und die Zahl 
dieser Künstler in Japan ist sehr gering. 
Zeitongs- Der Gründer der japanischen Journalistik war ein Eng- 
wesen. iä n a er namens John Black. Vor ihm erschienen nur kleine 
Flugblätter, in welchem Morde, Schaudergeschichten und inter- 
essante Neuigkeiten zur allgemeinen Kenntnis gebracht wurden 
und die nach Art unserer Extrablätter in den Straisen ver- 
kauft wurden. Im Jahre 1871 erschien ein kleines politisches 
Blatt, die „Shimbum Zasshi", welche, wie man glaubte, von 
dem damals viel genannten Politiker Kido inspiriert war, aber 
die erste Zeitung, welche diesen Namen verdient, war die 
„Nisshin Shinjishi", gegründet und redigiert 1872 von obigem 
John Black. Sie war die erste in Japan erscheinende Zeitung, 
welche Leitartikel brachte und politische Angelegenheiten be- 
sprach. Der gesäete Samen ging schnell auf und die japanische 
Journalistik entwickelte sich in unglaublich kurzer Zeit und 
errang einen durchgreifenden Einfluis im ganzen Reiche. Die 
Zahl der Zeitungen und Zeitschriften war 1897 746 mit 
431813536 Exemplaren. Die Artikel der in Tokio erscheinenden 



— 363 — 

wichtigsten Zeitungen werden in allen Tageblättern der Provinzen 
abgedruckt. Die namhaftesten der in Tokio erscheinenden 
Zeitungen sind: die „Kwampo", die offiziellen Nachrichten und 
Bekanntmachungen; die „Nichi-Nichi Shimbun", die täglichen 
Nachrichten, das einzige regierungsfreundliche Organ Tokios; 
die „Tokio Shimpo" und die „Kokkai 4 ', offiziöse Blätter; die 
„Iiji" für Handel und Parlamentarismus; die „Mainichi Shimbun" 
(mainichi heilst täglich und Shimbun Zeitung also „Tageblatt"); 
die „Yomi-uri Shimbun" und „Yubin Hochi Shimbun" liberal; die 
„Iiyu" und „Minken Shimbun" radikal; „Choya Shimbun", 
„Kokumin Shimbun" und „Keisei Shimpo" unabhängig; die 
„Nihon" und „Chusei Nippo" konservativ und fremdenfeindlich; 
„Asahi" Reformpartei (Shimpo-to) ; ferner die „Miyako Shimbun", 
„Kaishin Shimbun" und mehrere andere. Von den politischen 
und literarischen Zeitschriften ist die namhafteste die „Kokumin 
no tomo", christlich ist „Rikuyo Zasshi", chauvinistisch die 
„Ajia", kritisch die „Shuppan Geppyo", satyrisch und humo- 
ristisch die „Maru-Maru Shimbun", interessant für diejenigen, 
welche Japan kennen lernen wollen, ist die Zeitschrift „Fuzoku 
Gwaho", Illustrierte Chronik von Sitten und Gebräuchen, welche 
Altes und Neues behandelt. In Osaka sind die Hauptblätter 
„Asahi" und „Mainichi", in Kioto „Hinode". 

Die meisten der japanischen Zeitungen sind sehr billig, 
die großen Zeitungen kosten das Exemplar 2 Sen und 40 bis 
60 Sen ein monatliches Abonnement, die kleinen dasJExemplar 
l 1 /« Sen und 30 Sen monatlich. 

In Japan besteht seit 1897 Prefsfreiheit, doch können 
Zeitungen auf gerichtlichem Wege suspendiert werden. 

Die fremde Presse in Japan ist fast ausschließlich in 
englischen Händen. Die wichtigsten Zeitungen sind in Yoko- 
hama die „Japan Mail", „Japan Gazette", „Japan Herald", 
„Japan Daily Advertiser" und die satyrische „Eastern World" 
in Tokio, die „Japan Times", in Kobe „Hiogo News" und 
„Kobe Herald" und in Nagasaki „The Rising Sun and Naga- 
saki Exprels". Auch zwei deutsche Zeitschriften erscheinen 
in Japan und zwar in Tokio. „Die Mitteilungen der deutschen 
Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens" und in 
Yokohama die „Deutsche Japan Post". Von hohem Interesse 
sind noch die „Transactions of the Asiatic Society of Japan", 
welche in Yokohama und die „Transactions and Proceedings 



— 364 — 

of the Japan Society", die in London erscheinen. Wichtig für 
die Kenntnis des Volkes sind noch zwei deutsche Zeitschriften, 
die allerdings hier nicht herausgegeben werden, aber hoch- 
interessante Artikel über Japan bringen und zwar die in Shanghai 
erscheinende Wochenschrift „Der Ostasiatische Lloyd", haupt- 
sächlich für Politik und in Berlin die Monatsschrift „Ostasien" 
für Politik, Handel, Industrie, Kunst und Wissenschaft. 
Zinn. Für Zinn gilt das von Blei Gesagte; es findet sich eben- 

falls nur in spärlicher, nicht ausreichender Menge, als Zinnsand 
fast nur auf der Insel Kyushiu, am meisten liefert Taniyama> 
Provinz Satsuma und Ohira-tetsusan, Provinz Bungo. 
Zivili- Wie die Chinesen und mit ihnen die Japaner über ihre 

sation. Zivilisation, verglichen mit unserer westlichen, denken, ist in 
einer Serie von Briefen charakterisiert, welche ein in Europa 
gebildeter Chinese geschrieben hat, seine Briefe unter dem Titel 
„Lettres from John Chinamann 44 *) sind bei Brimlay Johnson in 
London herausgegeben. Er sagt: „Die jüngsten Ereignisse in 
China haben aufs neue den fundamentalen Gegensatz zwischen 
östlicher und westlicher Zivilisation und jene Ignoranz und Ver- 
achtung der einen für die anderen, die hauptsächlich für die 
gegenwärtige Lage verantwortlich ist, zum klaren Ausdruck 
gebracht. Angesichts der Tragödie, die sich abgespielt hat, 
habe ich lange geschwiegen. Aber ein zunehmendes Gefühl 
von Entrüstung und ein Schimmer von Hoffnung, dafe ich viel- 
leicht dazu beitragen könnte, gewisse Mißverständnisse aus 
dem Wege zu räumen, haben mich schließlich vermocht, meine 
Lippen zu öffnen und einige Ansichten, die schon lange hätten 
ausgesprochen werden sollen, dem europäischen Publikum vor- 
zulegen. Ich habe nicht die Absicht, von der augenblicklichen 
Krisis selbst zu reden. Der Zweck meiner Aussprache ist 
vielmehr der, eine gerechte Beurteilung meiner Landsleute und 
ihrer Handlungsweise zu ermöglichen, indem ich, soweit ich 
dazu befähigt bin, darlege, mit welchen Augen wir die west- 
liche Zivilisation ansehen und welche Gründe wir haben zu 
wünschen, dafe ihren Einwirkungen ein Damm entgegengesetzt 
werde. Ich glaube annehmen zu dürfen, dafe ich einer solchen 
Aufgabe einigermafeen gewachsen bin. Ein langer Aufenthalt 
in England gibt mir einiges Recht, über westliche Institutionen 

*) John Chinamann soll das Pseudonym eines Engländers sein. 



— 365 — 

zu reden; während die zeitweilige Abwesenheit von meinem 
eigenen Lande mich nicht der Fähigkeit beraubt hat, von dem 
unsrigen zu reden. Ein Chinese bleibt immer ein Chinese; 
und so sehr ich in mancher Hinsicht die Höhe der westlichen 
Zivilisation bewundere, so habe ich doch noch nichts gesehen, 
was mich es bedauern lassen könnte, dafs ich als ein Bürger 
des fernen Osten geboren wurde. Engländern mag dies ein 
seltsames Bekenntnis erscheinen, sie sind gewohnt, uns als 
Barbaren anzusehen und man kann es ihnen kaum verdenken, 
weil ihre Aufmerksamkeit gewöhnlich nur dann mit Macht sich 
uns zuwendet, wenn wir ihre Landsleute hinmorden. Von solchen 
konvulsivischen Ausbrüchen sind Sie immer zu sehr geneigt, den 
Schluß zu ziehen, dafs wir eine Nation kaltblütiger Mörder 
sind, ein Schlnis, der ebenso vernünftig ist, wie wenn wir von 
dem Verhalten Ihrer Truppen in China auf den allgemeinen 
Charakter der westlichen Zivilisation schliefsen wollten. Wir 
sind nicht nach den Handlangen unserer Pöbelhaufen zu be- 
urteilen, und ich möchte hinzufügen, auch nicht nach den Taten 
unserer Regierung, denn die Regierung in China repräsentiert 
nicht die Nation. Und doch verdienen selbst diese Handlungen, 
die von allen gebildeten Chinesen aufs schärfste verurteilt 
werden, meines Erachtens von Seiten der Europäer eine ernst- 
haftere Erwägung und eine weniger leidenschaftliche Ver- 
urteilung, als sie sie bis dahin von ihnen erfahren haben. Denn 
sie sind der Ausbruch eines Gefühles, das der mächtigste 
Faktor unserer Beziehungen zum Westen ist und stets bleiben 
wird, nämlich gründlichen Mißtrauens und tiefer Abneigung 
gegen ihre Zivilisation. Dieses Gefühl schreiben Sie, natürlich 
genug, unserm Vorurteil und unserer Unwissenheit zu. In 
Wirklichkeit aber beruht es, wie ich zu glauben wage, auf ver- 
nünftiger Erwägung und um zum Verständnis dieser Ansicht 
zu gelangen, erbitte ich mir die ernsthafte und geduldige Auf- 
merksamkeit meiner Leser. 

Unsere Zivilisation ist die älteste in der Welt. Es folgt 
daraus nicht, dafe sie die beste ist, aber auch nicht, dafs sie 
die schlechteste ist. Im Gegenteil, dieses Alter ist unter allen 
Umständen ein Beweis, dafs unsere Einrichtungen sich eine 
Dauerhaftigkeit gesichert haben, wie wir sie bei den Nationen 
Europas vergebens suchen. Aber nicht allein dauerhaft ist 
unsere Zivilisation, sie verkörpert auch, wie wir glauben, eine 



— 366 — 

sittliche Ordnung, während wir in der westlichen nur ein wirt- 
schaftliches Chaos entdecken können. Ob Ihre Religion besser 
ist als die unsere, mag vorläufig dahingestellt bleiben, aber so 
viel ist sicher, daß sie weniger Einflufs auf Ihr öffentliches 
Leben ausübt. Die Europäer bekennen sich zur christlichen 
Religion, aber ihre Zivilisation ist nie eine christliche gewesen, 
während unsere durch und durch konfuzianisch ist. Damit ist 
aber zugleich gesagt, dafs sie sittlich ist, oder wenigstens (denn 
ich wünsche keine unerwiesene Behauptung aufzustellen), daß 
sie auf sittliche Verhältnisse ihr Hauptaugenmerk gerichtet 
hält, während in Europa, wie uns scheinen will, in erster Linie 
wirtschaftliche Beziehungen in Betracht kommen, auf die man 
dann so viel Sittlichkeit, als diese es zulassen, zu propfen sucht. 
Dieser Punkt läist sich durch eine Vergleichung zwischen 
der Wertung der Familie in Europa und der unseren illustrieren. 
Soweit ich als Ausländer wahrnehmen kann, ist in Europa die 
Familie wesentlich nur ein Mittel, das Kind aufzuziehen und 
zu schirmen, bis es alt genug ist, sich selbst zu helfen. So 
früh wie möglich senden Sie Ihre Knaben in eine öffentliche 
Schule, wo sie sich schnell von den Einflüssen der Familie 
emanzipieren. Sobald sie das nötige Alter erreicht haben, 
lassen Sie sie in die weite Welt hinaus, damit sie, wie Sie sagen 
„ihr Vermögen machen". Und oft genug hören die Kinder von 
dem Augenblicke an, wo sie ihre Unabhängigkeit von den 
Eltern erlangt haben, auch auf, Verpflichtungen gegen diese 
anzuerkennen. Sie mögen gehen, wohin sie wollen, Geld ver- 
dienen und ausgeben, wie es ihnen beliebt und es ist ganz in 
ihre Wahl gestellt, ob sie die Familienbande aufrecht erhalten 
wollen oder nicht. Bei Ihnen ist das Individuum eine einfache 
Zahl und jeder einzelne ist frei. Niemand ist gebunden, aber 
auch niemand wurzelt im Ganzen. Ihr öffentliches Leben ist, 
um einen Ihrer Ausdrücke zu entlehnen, „progressiv". Sie sind 
stets im Fortschreiten begriffen. Jedermann hält es für seine 
Pflicht (und oft genug mag es auch eine Notwendigkeit sein), 
einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Es wird für eine Schande 
gehalten, in der Stellung zu bleiben, in der man geboren ist 
Ein Mann mufö, um ein Mann zu sein, etwas wagen, sich ab- 
mühen, vorwärts streben und im Wettbewerb den Sieg davon- 
tragen. Dieser Eigentümlichkeit Ihres öffentlichen Lebens ist 
ohne Zweifel die Ihnen eigene, ungeheuere Regsamkeit und Ihr 



— 367 — 

Erfolg in allen materiellen Künsten zuzuschreiben. Derselben 
Eigentümlichkeit verdanken Sie aber auch den Zug, der einem 
Chinesen am meisten auffällt, Ihre Rastlosigkeit, Ihr Durch- 
einander und wie uns vorkommen will, Ihren Mangel an Sittlich- 
keit. Bei Ihnen ist niemand zufrieden, niemand hat Mulse zu 
leben, so sehr sind alle darauf bedacht, ihre Subsistenzmittel 
zu vermehren. Die Easseverbindung ist das einzige Verbindungs- 
glied, welches Sie unter den Menschen anerkennen. 

Nun für uns Bewohner des Ostens ist das alles das Kenn- 
zeichen eines barbarischen Gemeinwesens. Wir bemessen den 
Grad der Zivilisation nicht nach der Höhe des Vermögens, 
sondern nach dem Charakter und dem Wert des Lebens, das 
man führt. Wo die menschenwürdigen und stabilen Beziehungen 
fehlen, wo keine Verehrung für die Vergangenheit, ja nicht 
einmal Achtung vor der Gegenwart ist, sondern nur lüsterner 
Raub dessen, was in der Zukunft liegt, da ist nach unserem 
Dafürhalten kein wahres Gemeinwesen. Selbst wenn wir könnten, 
möchten wir darum nicht, was Reichtümer, Wissenschaften und 
Künste anlangt, mit Ihnen rivalisieren, wenn wir Ihre Ein- 
richtungen dafür in den Kauf nehmen müisten. 

In allen diesen Dingen ist unser Verfahren dem Ihrigen 
geradezu entgegengesetzt. Wir richten unsern Blick auf das 
Gemeinwesen und dann auf das Individuum. Bei uns ist es 
Regel, dafs ein Mann sein Leben lang in denselben Verhält- 
nissen zu verharren hat, in denen er geboren wird. Wie er 
angefangen hat, so beschließt er sein Leben, als ein Glied der 
Familiengruppe, und dieser Bedingung hat sich die ganze Theorie 
und Praxis seines Lebens anzupassen. Er ist gelehrt worden, 
den Vorfahren zu dienen, seine Eltern zu ehren und ihnen zu 
gehorchen, und sich selbst von frühester Jugend an auf die 
seiner wartenden Pflichten eines Gatten und Vaters vorzu- 
bereiten. Die Heirat löst die Familie nicht auf, der Gatte 
bleibt in der Familie und das Weib wird ein Glied seiner Ver- 
wandtschaftsgruppe. Und diese Gruppe ist die soziale Einheit. 
Grund und Boden sind ihr gemeinsam, ebenso Gebräuche und 
Altar; Familienstreitigkeiten werden vor einem Tribunal (dem 
Namensobersten), geschlichtet. Niemand in China ist isoliert, 
es sei denn durch eigene Schuld. Wenn es dem Chinesen 
weniger leicht gemacht wird, reich zu werden, wie den Euro- 
päern, 80 auch weniger leicht zu verhungern. Und wenn es 



— 368 - 

ihm an Beweggründen fehlt, mit anderen in Wettbewerb zu 
treten, so enthebt ihn das dafür der Versuchung, zu betrügen 
und hart gegen andere zu sein. Frei von der Qual des Ehr- 
geizes und der Besorgnis irgend einer Not, die ihm zustofsen 
könnte, hat er Mufee, von den erworbenen Subsistenzmitteln 
fürs Leben Gebrauch zu machen. Er hat sowohl den Instinkt, 
als auch die Gelegenheit, die Gaben der Natur zu würdigen, 
gute Manieren zu pflegen und in menschenwürdige und selbst- 
lose Beziehungen zu seinen Nebenmenschen zu treten. Das Er- 
gebnis ist ein Typus, dem wir den Vorzug der Überlegenheit, 
beides in sittlicher, wie ästhetischer Hinsicht zuerkennen 
müssen, wenn wir damit die grofee Masse der Leute in Europa 
vergleichen. Und während wir die Gröfee Ihrer praktischen und 
wirtschaftlichen Errungenschaften bewundern, finden wir es 
doch unmöglich, voll und ganz eine Zivilisation zu bewundern, 
die so rohe Sitten, so niedrige Moral und so unliebenswürdige 
Erscheinungen hervorbringen, wie sie uns in den grofsen Städten 
Europas beständig entgegentreten. Zugegeben, dafe wir nicht 
ein fortschreitendes Volk sind, wie Sie sagen, so haben wir 
doch das Gefühl, daß der Preis, den wir für den Fortschritt 
zu bezahlen haben würden, zu teuer ist. Wir ziehen unsere 
sittlichen Vorzüge den materiellen Europas weit vor und wir 
sind entschlossen, fest an den Einrichtungen zu hängen, die 
uns die ersteren sichern, selbst auf die Gefahr hin, dafe wir 
uns dadurch von den letzteren ausschließen. 

Ich habe versucht, Ihre Sympathien für den allgemeinen 
Charakter unserer Zivilisation zu gewinnen, den springenden 
Punkt, in welchem sie sich von der Ihrigen unterscheidet, her- 
vorzuheben und die mehr fundamentalen und bleibenden Be- 
dingungen, welche ein gegenseitiges Verständnis so sehr er- 
schweren und unsicher machen, zur Geltung zu bringen. Ich 
kann mir jedoch nicht verbergen, dafe selbst ein mir wohl- 
wollender Leser mit gutem Grunde etwas von mir verlangen 
dürfte, und dafe ich, um ihn zufrieden zu stellen, verpflichtet 
bin, wenn auch widerwillig, in die Arena der Tagesstreitigkeiten 
zu treten. Denn er könnte mit Recht fragen, wenn es wirk- 
lich wahr ist, dafe die Chinesen solche Eigenschaften besitzen, 
wie sie ihnen von Sir Robert Hart zugeschrieben werden, wenn 
sie wirklich so gerecht, so aufrichtig, so der Gewalt abgeneigt 
sind, wie kommt es, dafe sie den allergrößten Bruch der inter- 



— 369 — 

nationalen Beziehungen, den die Geschichte der zivilisierten 
Welt kennt, sich haben zu Schulden kommen lassen ? Wie kommt 
es, dais sie Taten verübt haben, die den moralischen Sinn der 
Völker, die nach Ihrem Urteil weniger kultiviert und mensch- 
lich sind als Sie selbst, beleidigt und aufs tiefste erregt haben? 

Hierauf ist zu sagen, dafs ich nie behauptet habe, dais die 
Chinesen Heilige sind; ich habe gesagt, und ich halte meine 
Aussage aufrecht, dais wenn sie sich selbst überlassen bleiben, 
wenn die Ordnung, an die sie gewöhnt sind, nicht gewaltsam 
gestört wird, die Chinesen die friedfertigste und untertänigste 
Nation der Welt sei. Wenn sie nun ihre althergebrachte 
Zurückhaltung von sich geworfen, wenn sie für einen Augen- 
blick die Klauen der Bestie gezeigt haben, welche keine Zivili- 
sation, es sei die Ihrige oder die unserige, je herauszuziehen 
vermag, obschon sie ihr dieselben beschneiden kann, so genügt 
schon die Heftigkeit des Ausbruchs allein, um zu zeigen, wie 
tiefgehend die Herausforderung gewesen sein muls. Können 
Sie sich wirklich vorstellen, worin diese Herausforderung be- 
stand? Ich bezweifle es! Erlauben Sie mir darum, kurz die 
Tatsachen zu protokollieren. 

Als englische Kaufleute zuerst nach China kamen, geschah 
es nicht auf unsere Einladung hin. Dennoch nahmen wir sie 
auf, wenn nicht mit Begeisterung, so doch wenigstens mit 
Duldsamkeit. Solange sie sich damit begnügten, unsere Vor- 
schriften zu befolgen, gaben wir ihrem Handel unsere Geneh- 
migung, aber stets unter der Bedingung, daß er unsere sozialen 
und politischen Ordnungen nicht beeinträchtigen dürfe. Ihre- 
Landsleute willigten ein, sich diesen Bedingungen zu fügen und 
so geschah es, dais es trotz gelegentlicher Meinungsverschieden- 
heiten viele Jahre hindurch zu keinen ernsthaften Ruhestörungen 
zwischen Ihnen und zwischen uns kam. Der Friedensbruch 
wurde erst durch einen Gegenstand verursacht, in Bezug auf 
welche Sie selber kaum je gewagt haben, Ihr eigenes Verhalten 
zu verteidigen. Ein beträchtlicher Teil Ihres Handels bestand in 
der Einfuhr von Opium. Wir hatten die Beobachtung gemacht, 
dais der Gebrauch dieses Handelsartikels die Gesundheit und 
Sitten unseres Volkes ruinierte, und darum wurde die Einfuhr 
untersagt. Ihre Kaufleute aber umgingen das Gesetz; Opium 
wurde eingeschmuggelt, so dais wir zuletzt gezwungen waren, 
die Sache selber in unsere Hände zu nehmen und den ganzen 

24 



— 370 - 

Vorrat der verbotenen Ware zu konfiszieren und zu zerstören. 
Ihre Regierung machte daraus einen casus belli. Sie drangen 
in unser Gebiet ein, forderten Schadenersatz und entrissen uns 
die Insel Hongkong. War das ein verheißungsvoller Anfang? 
War es geeignet, uns einen Eindruck von dem Gerechtigkeits- 
gefühl und der Redlichkeit der britischen Nation zu geben? 
Jahre vergingen, da brachte uns ein kleines Disput über die 
Vorrechte der Flagge — ein Disput, von welchem wir heute 
noch glauben, dafs wir im Rechte waren — zum zweiten Male 
eine Kollission mit Ihnen. Sie benützten den unglücklichen 
Konflikt als eine Entschuldigung, neue Ansprüche an uns zu 
stellen. Im Verein mit den Franzosen besetzten Sie unsere 
Hauptstadt und legten uns Bedingungen auf, die Sie nie ge- 
wagt haben würden, einer europäischen Nation aufzuerlegen. 
Wir unterwarfen uns, weil wir muteten. Wir waren keine 
Militärmacht. Aber glauben Sie, dals unser Gerechtigkeits- 
gefühl sich nicht darüber empörte? Und später, als jede Macht 
in Europa unter irgend einem Vorwand von unseren Gebiets- 
teilen an sich rifs, was ihr beliebte, und sich darin festsetzte, 
glauben Sie etwa, dafs wir, weil wir keinen Widerstand zu 
leisten im stände waren, kein Gefühl dafür hatten? Müssen 
Sie einem Chinesen, der die Geschichte unserer Beziehungen 
zu den Westmächten während der letzten 60 Jahre und länger 
überdenkt, nicht naturgemäß kaum besser als Räuber und Piraten 
erscheinen? Es ist wahr, solch eine Ansicht ist übertrieben 
hart und ich selber teile sie nicht unbedingt. Ein eingehen- 
des Studium Ihrer Blaubücher hat mich fest davon über- 
zeugt, dals Sie aufrichtig glauben, dafs Sie auf Ihrer Seite 
ein gewisses Mafs von Recht hatten; zudem habe ich zu viel 
Erfahrung von der Verschlungenheit menschlicher Angelegen- 
heiten, um in Abrede stellen zu wollen, dals etwas Wahres an 
der Sache, wie Sie sie ansehen, sein dürfte. Dennoch möchte 
ich Sie bitten, die klaren Tatsachen der Situation ins Auge zu 
fassen und die endlosen Streitigkeiten, die sich bei jedem Punkt, 
wenn man bei Einzelheiten verweilen will, ergeben, ruhen zu 
lassen. Wer von uns, aufs ganze gesehen, der Angreifer ge- 
wesen ist, — wir, die wir, um unsere Sache so ungünstig als 
möglich hinzustellen, hartnäckig entschlossen waren, raser Ge- 
meinwesen intakt zu halten, unsere Sitten, Gesetze und Politik 
gegen die Einflüsse einer fremden Zivilisation zu schützen, oder 



— 371 — 

Sie, die Sie, Handelsinteressen verfolgend, entschlossen waren, 
koste es was es wolle, sich einen Eingang in unser Gebiet zu 
erzwingen und zusammen mit ihren Handelsartikeln den Sauer- 
teig ihrer Kultur und Ideen einzuführen? Wenn wir bei der 
Kollission, die unvermeidlich erfolgen mulste, Ursache zum An- 
stoß gegeben haben, so hatten wir doch wenigstens die Ent- 
schuldigung des Selbsterhaltungstriebes. Unsere Fehler, wenn 
sie Fehler waren, waren Episoden, in denen was Wesentliches 
Recht war, die Ihrigen dagegen sind selber das Wesentliche 
Ihrer Handlungen. 

Betrachten Sie doch für einen Augenblick die Bedingungen, 
die Sie einem stolzen und altehrwürdigen Reiche auferlegt haben, 
einem Reiche, das seit Jahrhunderten sich dem Glauben hin- 
gegeben hatte, an der Spitze der Zivilisation zu marschieren. 
Sie haben uns gegen unseren Willen gezwungen, unsere Häfen 
ihrem Handel zu öffnen; Sie haben uns die Einfuhr eines 
Handelsartikels, von dem wir glauben, dafs er unser Volk 
ruiniert, aufgezwungen; Sie haben Ihre Untertanen, die unter 
uns wohnen, dem Bereich unserer Gesetze entzogen; Sie haben 
unseren Küstenhandel an sich gerissen; Sie beanspruchen nun 
auch noch den Handel in unseren inländischen Gewässern. Jeder 
Versuch von unserer Seite, Ihren Ansprüchen entgegen zu treten, 
hat neue Ansprüche und neue Gebietsabtretungen zur Folge 
gehabt. Und doch haben Sie während dieser Zeit sich stets 
als zivilisierte Völker, die es mit Barbaren zu tun haben, auf- 
gespielt. Sie haben uns gezwungen, Ihre Sendboten aufzunehmen, 
und wenn diese durch ihren unverständigen Eifer unser Volk 
dahin brachten, en masse gegen sie aufzustehen, so war Ihnen 
das stets ein willkommener Anlafe zu neuen Plünderungen, bis 
wir, was nicht schwer zu begreifen ist, dahin kamen, zu glauben, 
dafe das Kreuz der Pionier des Schwertes ist, und dafe der 
einzige Gebrauch, den Sie für Ihre Religion haben, der ist, sie 
als eine Kriegswaffe zu benützen. Versetzen Sie sich doch für 
einen Augenblick in die Gefühle eines Engländers, dem eine 
ähnliche Behandlung zu teil geworden wäre; denken Sie sich, 
wir hätten für immer von Liverpool, Bristol und Plymouth 
Besitz ergriffen; wir hätten auf Ihrem Territorium Tausende 
von Menschen angesiedelt, die wir Ihrer Gerichtsbarkeit ent- 
zogen hätten; Ihre Küsten und schiffbaren Flulsläufe entlang 
hätten unsere Schiffe die Ihrigen verdrängt; wir hätten darauf 

24* 



— 372 — 

gedrungen, dafs geistige Getränke zum offenbaren Schaden Ihres 
Volkes zollfrei eingeführt würden; und endlich wir hätten in 
alle ihre grösseren Städte Agenten gesetzt, um den Lehren Ihrer 
Kirche entgegen zu wirken und den ganzen Bau Ihres von den 
Vätern überkommenen Glaubens, auf welchem die Stabilität 
Ihrer Gesellschaft beruht, zu unterminieren. Stellen Sie sich 
einmal vor, dafs Sie dem allem sich zu fügen hätten. Würden 
Sie sehr überrascht sein, ja würden Sie wirklich in Entrüstung 
geraten, wenn Sie eines Tages das chinesische Gesandtschafts- 
gebäude von einer heulenden Menge umgeben und konfuzianische 
Missionare überall zu Tode gejagt sähen? Welches Recht 
haben Sie denn, sich darüber zu verwundern, sich entrüstet zu 
zeigen selbst über das schlimmste, das in China stattgefunden 
habe? Was ist denn so befremdlich oder ungeheuerlich in 
unserem Benehmen? Eine Gesandtschaft, sagen Sie, ist durch 
internationales Recht geheiligt. Ja, aber erinnern Sie sich, 
dafe Sie mit der Schärfe des Schwertes uns gezwungen haben, 
Ihre Gesandten, deren Gegenwart wir stets als ein Zeichen 
nationaler Demütigung empfunden haben, aufzunehmen. Aber 
unser Pöbel war barbarisch und grausam. Ja, leider! Und 
Ihre Truppen, Nationen der Christenheit? Fragen Sie die 
einst fruchtbaren Gefilde von Peking bis zur Küste; fragen 
Sie die Leichname hingeschlachteter Männer und vergewal- 
tigter Frauen und Kinder; fragen Sie die Unschuldigen, die 
ohne Unterschied mit den Schuldigen zusammen haben leiden 
müssen*); bitten Sie Christus, den Liebhaber der Menschen, dem 
Sie zu dienen vorgeben, daüs er zwischen uns, die wir in heller 
Verzweiflung uns erhoben haben, um unser Land zu retten, 
und Ihnen, die Verbrechen mit Verbrechen rächend nicht inne- 
gehalten haben, darüber nachzudenken, dafe das Verbrechen, 
dessen Rache Sie übernommen, die Frucht Ihres eigenen Un- 
rechts gewesen ist!" 

Sir Robert Hart, der das chinesische Volk gründlich 
studiert und durch langjährigen Aufenthalt in China genau 



*) Dies sind Übertreibungen, denn selbst Sir Robert Hart, der grofte 
Verteidiger der Chinesen, welcher sich auf dem Kriegsschauplätze befand, 
hat für derartige Übertreibungen nnr den Ausdruck, .gossip", Klatsch. 
Er gibt zu, dafs beklagenswerte Dinge vorgekommen sind und bedauert, 
dafs Manneszucht und Edelmut unter den „splendid warriors of Christian 
powers" nicht im stände gewesen sind, Ungesetzlichkeiten zu verhindern. 



— 373 — 

kennen gelernt hat, charakterisiert die Chinesen: „Sie sind 
wohlerzogen, den Gesetzen Untertan, intelligent, haushälterisch 
und arbeitsam; sie können alles lernen und alles tun, sie sind 
peinlich genau in ihrer Höflichkeit, sie verehren das Talent 
und sie glauben so fest an das Recht, daüs sie den Gedanken 
verlachen, es müfste durch Macht unterstützt oder erzwungen 
werden. Sie vergnügen sich an der Literatur und tiberall 
haben sie ihre literarischen Klubs und Kränzchen, in denen 
sie gegenseitig ihre Aufsätze und Verse besprechen. Sie be- 
sitzen und befolgen ein bewunderungswürdiges Moralsystem 
und sind edelmütig, wohltätig und voll guter Werke; sie ver- 
gessen keine Wohltat und vergelten reichlich jede ihnen er- 
wiesene Gefälligkeit und obgleich sie wissen, dafs für Geld 
Amt und Würden feil sind, muls doch ein Mann mehr als reich 
sein, um öffentliche Achtung und Anerkennung zu gewinnen. 
Sie sind praktisch, gelehrig und mit gesundem Menschenver- 
stand erstaunlich begabt, sie sind ausgezeichnete Handwerker, 
zuverlässige Arbeiter und von einer Redlichkeit, die jedermann 
anerkennt und bewundert, der mit ihnen geschäftlich zu tun 
hat. In keinem Lande der Gegenwart und Vergangenheit ist 
das Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter" so religiös 
befolgt oder in solchem Umfange und ohne Ausnahme in Kraft 
gesetzt worden, und dies ist in der Tat der Schlüssel für ihr 
häusliches, soziales, amtliches und nationales Leben, und weil 
es so ist, darum „leben sie lange im Lande, das ihnen Gott 
gegeben hat." (Ostasiatischer Lloyd.) 

Zuckerrohr wird mit Erfolg nur in den südlicheren Landes- Zucker- 
teilen gebaut, die damit bestellte Fläche war im Jahre 1892 robr - 
15227 Cho und das Erträgnis 132138316 Kwan. Die wichtigsten 
Landesteile für den Bau des Zuckerrohres sind Shikoku und 
Kyushu, von weniger Bedeutung sind Osaka und Shizuoka. 

Die Fabrikation in Japan stammt aus dem Jahre 1873, Zünd- 
wo die ersten kleinen Fabriken schwedischer Zündhölzer in hölÄer - 
Osaka und Tokio gegründet wurden. Nach wenig Jahren wurde 
die Fabrikation so bedeutend, dafs sie nicht allein den Import 
tötete, sondern sogar bereits im Jahre 1881 für 370000 Yen 
exportierte. Die Produzenten verschlechterten dann in dem 
Bestreben billig zu exportieren, die Ware derart, dafs dieselbe 
unverkäuflich wurde, und der Export hörte fast ganz auf. Diese 



- 374 — 

bittere Lehre zeigte die Notwendigkeit, eine bessere, gleich- 
mäßige Ware zu liefern. Von 1885 stieg die Ausfuhr zuerst 
allerdings langsam, dann aber sehr schnell und haben die hier 
fabrizierten Zündhölzer den Markt in Ostasien vollständig er- 
obert und gehen auch in großen Quantitäten nach Indien und 
Australien. Der Export geschieht ganz überwiegend von Kobe 
aus. Fabriziert wurden im Jahre 1892 26106305 Gros im 
Werte von 4956196 Yen. Der Preis ist außerordentlich niedrig, 
selbst im Einzeln verkauf kostet ein Paket von zehn Schachteln 
höchstens 3 bis 4 Sen. Exportiert wurden: 

1894 13843022 Gros im Werte von 3795634 Yen 
1900 19317994 „ „ „ „ 5760869 „ 



Einteilung von Japan 

nach den sieben Strafsen oder Do und Kuni 
(Länder oder Provinzen). 



NB. Einzelne Kuni werden zu zwei Do gezählt, wie z. B. Awa zn Kwanto 
und Tokaido, ein zweites Kuni: Awa liegt auf Shikoku, gehört 
zu Nankaido. 



Omi 

Mino 

Hida 

Shin&no 

Kotauke 

Iwaki 

Iwashrio 

Uzen 

Ugo 

Rikuoku 

Rikozen 

Rikuchu 

Musashi 

Sagami 

Kazusa 

Sbimotsuke 

Kotauke 

Shimoaa 

Awa 

Hitachi 

Iga 

Iae 

Shima 



Dewa 



Ou 



Fozando. 



> Kwanto. 



Tokaido. 



Owari 

Mikawa 

Totomi 

Suruga 

Kai 

lzu 

Sagami 

Mnaashi 

Awa 

Kazusa 

Shimosa 

Hitachi 

Yamato 

Kawachi 

Setsu 

Vamashiro 

Jzumi 

Harima 
Mimasaka 
Bizen 
Bitchu 



Tokaido. 



Gokinai. 



Sanvodo. 



— 376 — 



Bingo 
Aki 
Suwo 
Nagato 

Tamba 

Tango 

Tajima 

lnaba 

Hoki 

lzumo 

Oki (Insel) 

Iwami 



Kii 

Awaji (Insel) 

Awa 

Sanoki 

Jyo 

Tosa 



Sanyodo. 



Sanindo. 



Shikokn 



Nankaido. 



Die Inseln mit eigener Re- 
gierung: 

Tsushima. 

Iki 

Sado 



Chikuzen 








Buzen 
Chikugo 






Bungo 






Hizen 


> Saikaido, Kiushiu. 


Higo 






Hyuga 






Satsuma 






Osumi J 




Teshio 






Kitami 






Nemuro 






Kushiro 






Tokachi 


* Yezo 




Hidaka 






Iburi 






Oshima 






Shiribeshi 


r Hokkaido 


Ishikari 






Kunashiri 






Shikotan 






Etorap 






Urup 


► Kurilen 




Shimushiri 






Shashikotan 






Onekotan 






Paramushiri 







Alphabetisches Verzeichnis der Kuni 

(Länder oder Provinzen) 
mit den Do, zu welchen sie gehören. 



Aki — Sanyodo 

Awa — Kwanto und Tokaido 

Awa — Nankaido 

Bingo — Sanyodo 

Bitcbu — Sanyodo 

Bizen — Sanyodo 

Bnngo — Saikaido 

Bozen — Saikaido 

Chikngo — Saikaido 

Ohiknzen — Saikaido 

Echigo — Hokurikndo 

Etchizen — Hoknrikudo i 

Etchu — Hokurikndo ! 

Harima — Sanyodo i 

Hida — Tozando ' 

Hidaka — Yezo , 

Higo — Saikaido I 

Hitachi — Kwanto und Tokaido 

Hizen — Saikaido 

Hoki — Sonindo I 

Hynga — Saikaido I 

Iburi — Yezo 

Iga — Tokaido | 

Iki — Insel | 

Inaba — Sanindo 

Ishikari — Yezo 

Iwaki — Tozando 



Iwami — Gokinai 

Iwashiro — Tozando 

Jyo — Nankaido 

Ise — Tokaido 

Izu — Tokaido 

Izumi — Gokinai 

Kaga — Hokurikndo 

Kai — Tokaido 

Kawachi — Gokinai 

Kazusa — Kwanto und Tokaido 

Kii — Nankaido 

Kitami — Yezo 

Kotsuke — Kwanto und Tokaido 

Mikawa — Tokaido 

Mimasaka — Sanyodo 

Mino — Tozando 

Musashi — Kwanto und Tokaido 

Nagato — Sanyodo 

Noto — Hokurikndo 

Omi — Tozando 

Osumi — Saikaido 

Owari — Tokaido 

Rikuchu — Tozando \ 

Rikuoku — Tozando \ und Ou 

Rikuzen — Tozando J 

Sado — Insel 

Sagami — Kwanto 



— 378 



Sanuki — Nankaido 

Sat8uma — Saikaido 

Shima — Tokaido 

Shimosa — Kwanto and Tokaido 

Shimotsuke — Tozando und Kwanto 

Shinano — Tozando 

Shiribeshi — Yezo 

Setsu — Gokinai 

Suruga — Kwanto und Tokaido 

Suwo — Sanyodo 

Tajima — Sanindo 

Tamba — Sanindo 



Tango — Sanindo 

Teshio — Yezo 

Tokachi — Yezo 

Tosa — Nankaido 

Totomi — Tokaido 

Tsushima — Insel 

Ugo — Tozando 

Uzen — Tozando 

Wakasa — Hokurikudo 1 • q u 

Yamashiro — Gokinai I 

Yamato — Gokinai 



Alphabetische Liste der Kaiser. 



Ankan 

Anko 

Annei . . . (v. Chr.) 

Antoku 

Bidatsu 

Buntoku 

Buretsu 

Chokei(S.) .... 

Chuai 

Chukio 

Daigo 

Edvu 

Fushimi 

Gemmei 

Gencho . 

Godaigo 

Goenyu(N.) .... 
Gofakakusa .... 
Gofushimi .... 
Gohanazono .... 
Gohorikawa .... 

Goichijo 

Gokameyama (S.) . . 
Gokomatsu .... 
Gokashiwabara . . . 
Gokogon(N.) . . . 

Gokomio 

Gomitrunoo .... 
Gomurakami (S.) . . 
Gomomozono . . . 
Gonara 



534—535 

454—456 

548-510 
1180- 1185 

572-585 

850-858 

499-506 
1368-1373 

192-200 
1221 

897—930 | 

969—984 | 
1287-1298 I 

707-715 

715-724 
1318-1339 I 
1371—1382 | 
1246-1259 
1298—1301 : 
1428-1464 l 
1221-1232 
1016—1036 
1373—1392 ! 
1382-1392 I 
1501—1526 
1351-1371 
1643-1654 
1611—1629 
1339—1368 , 
1770—1779 I 
1526—1557 ' 



Gonijo 1301—1307 

Goreizen 1045—1068 

Gosaga 1242-1246 

Goseiin 1654—1662 

Gosakuramachi . . . 1762 — 1770 

Gosanjo 1068—1072 

Goshirakawa . . . 1155—1158 

Gosujyaku .... 1036—1045 

Gotoba 1183—1198 

Gotsuchimikado . . 1464—1500 

Gouda 1274-1287 

Goyozei 1586—1611 

Hanazono 1307—1318 

Hansho 406—411 

Heijo (Heisei) . . . 806-809 

Higashiyarna . . . 1687-1709 

Horikawa 1086—1107 

Iclrijo 986—1011 

Inkio 412—453 

Itoku . . (v.Chr.) 510-477 

Jimmu . . . (v. Chr.) 660—585 

Jiugo Kogo .... 200—269 

Jito 686—697 

Joraei 629—641 

Junna (Junwa) . . . 823 -8&3 

Junin 768-764 

Juntoku 1211—1221 

Kaikwa . .(v.Chr.) 157—98 

Kameyama .... 1259—1274 

Keiko 71—130 

Keitai 507—531 



380 — 



Kenso 485-487 

Kimmei 640-671 

Koan . . . v.Chr. 391—290 

Kobun 671-672 

Kogen ... v. Chr. 214-157 

Kogon(N.) .... 1382-1333 

Kogioku 642-644 

Kokaku 1779-1817 

Koken 749-768 

Koko 884-887 

Komei 1846-1867 

Konno(N.) .... 1336—1348 

Konin 770-781 

Konoe 1141—1155 

Korei . . . v. Chr. 290—214 

Kosho . . . v.Chr. 475-392 

Kotokn 645—654 

Kwammu 781-806 

Kwazan 984—986 

Meisei (Myosho) . . 1629-1643 

Mommu (Bnsabu) . . 697—707 

Momozono .... 1747—1762 

Murakami .... 946-967 

Muteuhito 1867— jetzt 

Nakamikado . . . . 1709-1735 

Nijo 1158-1165 

Nimmei (Nimmio) . . 833-850 

Ninken 488-498 

Ninko 1817—1846 

Nintoku 313—399 

Ojin 270-310 

Ogimachi 1557-1586 

Reigen 16«3— 1687 



Reizen 967—969 

Richu 400-406 

Rokujo 1166-1168 

Saga 809—823 

Saimei 666-661 

Sakuramachi . . . . 1735—1747 

Sanjo 1011-1016 

Seimu 131-192 

Seinei 480—484 

Seiwa 868—876 

Senkwa 636—539 

Shijo 1232-1242 

Shirakawa .... 1072- 1Q86 

Shoko 1412—1428 

Shomu (Seimu) . . . 724—749 

Shotoku 766-770 

Sujyaku 930-946 

Suko 1348-1361 

8niko 593-628 

Suinin . . 29 v. Chr. — 70 n. Chr. 

Suizei . . .(v. Chr.) 581—548 

Sujin . . (v.Chr.) 97-30 

Sushun 588—592 

Sutoku 1123-1141 

Takaknra 1168—1180 

Temmn 673—686 

Tenchi 668—671 

Toba 1107—1128 

Tsnchimikado . . . 1198-1210 

üda 887-897 

Yomei 586-687 

Yozei 877—884 

Ynriaku 457-479 



Alphabetische Liste der Shogune. 



Der Buchstabe M vor dem Namen des Shogunes hei&t Minamoto, 
F = Fujiwara, A = Ashikaga, T = Tokugawa und P = kaiserlicher Prinz. 



T. 


Hidetada .... 


1605-1623 


T. 


Tsuneyoshi . 


. . 1680-1709 


P. 


Hisaakira . . . 


1289-1308 


M. 


Yoritomo . . 


. . 1192-1199 


T. 


Hitotsubashi siehe Keiki. 


F. 


Yorit8Ugu . 


. . 1244-1262 


T. 


Jeyasu .... 


1603—1605 


F. 


Yoritsune . 


. . 1219-1244 


T. 


Jeharu .... 


1760-1786 


M. 


Yoriiye . . 


. . 1199-1203 


T 


Jemitsu .... 


1623—1651 


A. 


Yoshiaki . . 


. . 1568-1573 


T. 


Jemochi .... 


1858-1866 


A. 


Yoshiakira . 


. . 1358-1367 


T. 


Jenari 


1786-1837 


A. 


Yoshiharu . 


. . 1521—1646 


T. 


Jenobu .... 


1709-1712 


A. 


Yoshihide 


. . 1565—1568 


T. 


Jeyoshi .... 


1837—1853 


A. 


Yoshihisa 


. . 1473—1489 


T. 


Jesada 


1853—1858 


A. 


Yoshikatsu . 


. . 1441—1443 


T. 


Jeshige .... 


1745-1760 


A. 


Yoshikazn . 


. . 1423—1425 


T. 


Jetsnna .... 


1651—1680 


A. 


Yoshimasa . 


. . 1443—1473 


T. 


Jetsngu .... 


1712-1716 


A. 


Yoshimitsu . 


. . 1367—1394 


T. 


Keiki (Yoshihisa) . 


1866-1867 


A. 


Yoshimochi . 


. . 1394—1423 


P. 


Koreyasu. . . . 


1266—1289 






und 1425—1428 


P. 


Morürani .... 


1308—1333 


T. 


Yoshimune . 


. . 1716—1745 


P. 


Morinaga oder i 
Moriyoshi f 


1333-1335 


A. 
A. 


Yoshinori siehe Yoshiakira. 
Yoshinori. . . . 1428-1441 


P. 


Munetaka . . . 


1252-1266 


A. 


Yoshikane . 


. . 1489-1493 


M. 


Sanetomo . . . 


1203-1219 


A. 


Yoshiteru 


. . 1546—1565 


A. 


Takauji .... 


1337—1358 


A. 

i. 


Yoshizumi . 


. . 1493—1508 



Alphabetische Liste der Nengo. 

(Periodenname oder Ära.) 



Anei 1772—1780 : 

Angen (Anguen) . . 1775—1776 

Ankwa (Anna) . . . 968—969 

Ansei 1864—1869 

Antei 1227-1228 

Bioji (Heiji) .... 1159 

Bummei 1469—1486 

Bumbu (Mommu) . . 697—700 

Bumpo 1317-1318 

Bunan (Bunnan) . . 1444—1448 I 

Bunchu (S.) .... 1372-1374 i 

Bunei 1264—1274 

Bunji 1185—1189 

Bunki 1501—1504 

Bunkin 1861—1863 

Bunkwa 1804-1817 

Bunna (N.) .... 1352—1365 

Bnno 1260 

Bunreki (Banriaku) . 1234 

Bunrokn 1592—1595 

Bunsei 1818—1829 

Bunsho 1466 

Bunwa siehe Bunna. 

Chogen (Choguen) . . 1028—1036 

Choho (Chobo) . . . 999—1003 ! 

Choji 1104-1105 

Chojo 1132-1134 

Chokio (Choko) . . . 1487—1488 

Chokiu 1040-1043 j 

Chokwan 1163—1164 

Choreki (Choriakn) . 1037—1039 

Choroku 1457—1459 I 

Chotoku 995-998 ' 

Chowa 1012—1016 



Daido 806-809 

Daiei 1521—1527 

Daiho 701—703 

Daiji (Taiji) .... 1126-1130 

Daikwa (Taikwa) . 645—649 

Eicho 1096 

Eien 987-988 

Eiho 1081—1083 

Eiji 1141 

Eijo 1046—1052 

Eikio (Eiko) .... 1429-1440 

Eikiu 1118-1117 

Eikwa (Eiwa) N . . 1375—1378 

Eikwan 983—984 

Eiman 1165 

Einin 1293-1298 

^ { 1160 

Einaku ' 

Eiroku 1658—1669 

Eisho(Eijo) .... 1604-1520 

Eiso 989 

Eitoku 1381—1388 

Eiwa(N.) 1375-1378 

Embun(N.) .... 1866-1360 

Empo(Enho) . . . 1673—1680 

Encho(Enjo). . . . 923—930 

Engen (S.) .... 1336—1339 

Engi(Engi) .... 901—922 

Engio (Enkio, Enkei) 1308—1810 

Enkio 1744—1747 

Enkiu 1069-1073 

Eno 1239 

££. i ■ • • • — 



— 383 — 



Entoku 1489-1491 

Gembun 1736—1740 

Genchu(S.) .... 1384-1392 

Genei 1118—1119 

Gengio ( Gwangio , 

Genkei) .... 877-884 

Genji 1864 

Genki 1670—1572 

Genkio (Genko) . . . 1321—1323 

Genkiu 1204—1206 

Genko 1331-1333 

Genna (Genwa) . . . 1616—1623 

Gennin 1224 

Guen (Gen). 

Geno 1319—1320 

Genreki i 

Genriakn ) • • • • "84 

Genroku 1688—1703 

Gentoku 1329—1330 

Hakuchi 660—654 

Haknho 672—686 

Heiji 1159 

Hoan 1120—1123 

Hoei 1701—1710 

Hoen 1135—1140 

Hogen (Hoguen) . . 1156—1158 

Hoji 1247—1248 

Hoki 770—780 

Horeki 1751—1763 

Hotoku 1449—1451 

Jian 1021—1023 

Jicho (Jisho, Jijo) . . 1177—1180 

Jings Keiun .... 767—769 

Jinki 724—728 

Jito 687-696 

Joan 1171—1174 

Joei 1232 

Jogen 976—977 

Jogen 1207-1210 

Jogwan (Jokwan) . . 859—876 

Johei 931—937 

Joho 1074—1076 

Joji (N.) 1362-1367 

Jokio 1684—1687 

Jokiu 1219-1221 

Joo 1652—1654 

Joo 1222—1223 

Joreki 1077-1080 



Joriakn 1077—1080 

Jotoku 1097—1098 

Jowa 834—847 

Juei 1182-1183 

Kaei 1848—1853 

Kagen 1303—1306 

Kaho 1094—1096 

Kajo 1106-1107 

Kajo 848-850 

££ I <»•>• • • ™-™ 

Kakitsu 1441—1443 

Kao 1169-1170 

Kareki ) 

Kariakn | ■ • - • ^6-1828 

Karoku 1225-1226 

Kasho siehe Kajo. 

Katei 1235-1237 

Keian 1648—1651 

Keicho 1696-1614 

Keio 1865—1867 

Keiun 704—707 

Kemmu 1334—1337 

Kempo 1213-1218 

Kencho 1249—1255 

Kenei 1206 

^ engen j .... 1302 
Kenguen J 

Kenji 1275—1277 

Kenkiu 1190—1198 

Kennin 1201—1203 

££.1 ■ • • ■*»-»» 

Kentokn(S.). . . . 1370—1371 
Kenyo siehe Kenei. 
Kiocho siehe Keicho. 

Kioho 1716—1735 

Kioroku (Koroku). . 1528—1531 

Kiotoku (Kotoku) . . 1452—1454 
Kioun siehe Keiun. 

Kiowa 1801— 1803 

Kiuan 1145—1150 

Kinju 1154—1156 

Koan (N.) 1361 

Koan 1278—1287 

Kocho 1261—1263 

Koei (N.) 1342—1844 

Kogen 1256 



— 384 



Koguen 1256 

Kohei 1068—1064 

Koho 964—967 

Koji 1142—1143 

Koji 1555-1557 

Kokoku (8.) ... 1339-1845 

Kokwa 1844—1847 

Konin 810-823 

Koo (N.) 1389 

Koreki ) 

Koroku 1528—1531 

Kosho 1456—1466 

Kotoku 1452—1454 

Kowa 1099-1103 

Kowa (8.) .... 1381—1383 

Kwambun. . . 1661—1672 
Kwambei \ 

Kwambio 1 . . . . 889—897 
Kwampei J 

Kwampo 1741—1743 

Kwanei 1624—1643 

Kwanen 1748-1760 

SSL I ■ • • ■»-»- 

Kwangi 1229—1231 

Kwanhei \ 

Kwanpei } . . . . 889—897 

Kanhei J 

Kwanho i 

Kwampo I ' ■ • • l741 ~ 1743 

Kwanji 1087—1093 

Kwanki i 

Kangi | • • ■ • 1229-1231 

Kwanko 1004—1011 

f wanna | . . . . 5*5-986 
Kwanwa l 

Kwannin 1017—1020 

Kwano (N.) . . . . 1360—1361 

Kwansei 1789—1800 

Kwansho 1460—1465 

Kwantoku .... 1044—1045 

Kwanwa 985—986 

Manen 1860 

Manji 1668—1660 

Manju 1024—1027 

Meiji ..... 1867— heute 

Meio 1492—1500 



Meireki j 
Meiriaku ) 
Meitokn (N.) .... 

Meiwa 

Monji=Bunji . . . 

Mommu 

Monriaku = Bunriaka. 

Nyo { 

Ninju » 

Ninna 1 

Ninwa / 

Nimbio 

Nimpei 

Nimpio 

Ninhio 

Ninan 

Ninji 

Ninju 

Ninwa siehe Ninna. 
Ninnan siehe Ninan. 
Oan (N.) .... 

Ocho 

Oei 

Oho 

Onin 

Otoku 

Owa 

Keiki . 

Rekinin 

Riakunin 

Rekio 

Riakuo 

Riakunin siehe Rekinin, 

Riakuo siehe Rekio. 

Saiko 

Saimei 

Shingo Keiun siehe 

Jingo Keiun. 
Shinki siehe Jinki 
Shitoku (N.) . . . . 
Shoan siehe Joan. 

Shoan 

Shocho 

Shochu 

Shogen siehe Jogen. 
Shogen i 
Shoguen » 
Shogio siehe Shokio. 



i- 

j (N.) 



1665-1667 

1890—1393 

1764—1771 

1186—1189 

697—700 



861—863 
886-888 

1151—1163 

1166—1168 

1240—1242 

861—868 



1368—1374 
1311 

1394—1427 
1161—1162 
1467—1468 
1084—1086 
961-963 
715—716 

1238 
1338—1341 



854—866 
665-661 



1884—1386 

1299—1301 

1428 

1324—1326 

1269 



— 385 — 



Shohei siehe Johei. 

Shohei (S.) .... 1346—1369 

Shoho siehe Joho. 

Shoho 1644—1647 

Shoji 1199-1200 

Shoka 1257—1258 

S£ } (N.) • • • 133,-1333 

Shokiu siehe Jokiu. 
Shoo siehe Joo. 

Shoo 1288—1292 

Shoreki siehe Joriaku. 
Shoreki ) ^^ ^ M 

Shoriaku I • • • «»-994 
Shoriaku siehe Joriaku. 

Shotai 898—900 

Shotoku siehe Jotoku. 

Shotokn 1711—1715 

Showa siehe Jowa. 

Showa 1312—1316 

££" I • • • «»«-«»> 

5fir !■••■- 

Taiei siehe Daiei . . 1521—1527 
Taiho siehe Daiho 701—703 

Taikwa 645—549 

Taiji siehe Daiji . . 1126—1130 
Tei siehe Jo. 
Teiei siehe Joei. 
Teikio i . , T .. 
Teiko I 8ieheJok10 
Teikwan siehe Jogwan. 

Teiwa 1345—1349 

Temhio 729—748 

Temhio Hoji . . . 757—764 
Tembio Jingo J M 

Tembio Shingo > 
Tembio Shoho. ?49 _ 766 

Tembio Shobo ) 

Tembun 1532-1554 

Temmei 1781—1788 

1****1 .... 729-748 
Tempio ' 

Tempo 1830—1343 

Tempuku 1233 



Tenan &57-8Ö8 

Tencho 824—833 

Tenei 1110-1112 

Tenen 973-975 

Tenfuku siehe Tempuku. 

Tengen 978-982 

Tengi 1063—1057 

Tengio 938—946 

Tenguen siehe Tengen. 
Tenho siehe Tempo. 

Tenji 1124—1125 

Teuji 662-671 

Tenjo ...... 1131 

Tenjo 1573—1591 

Tenju (S.) .... 1375-1380 
Tenkei siehe Tengio. 
Tenki siehe Tengi. 

Tenna 1681—1683 

Tennan siehe Tenan. 

Tennin 1108—1109 

Teno 781 

Tenreki j 647-956 

Tenriaku \ 

Tenroku 970—972 

Tensho siehe Tenjo . 1573—1591 

Tensho 1131 

Tentoku 957—960 

Tenwa siehe Tenna. 
Tenyo siehe Tenei. 

Tenyo 1144 

Tokuchi = Tokuji . 1806—1307 

Wado (Kado) . . . 708—714 

Yobo siehe Eiho. 

Yocho siehe Eicho. 

Yoen siehe Eien. 

Yoho siehe Eiho. 

Yojo siehe Eyo. 

Ynkiii fliehe Eikm. 

Yokwan eiehe Eikwan, 

Yoman siehe Einian. 

Yoriaku siehe Eiriakn. 

Yoro 717—723 

Yoso siehe Eiso. 
Yotoku siehe Otoku. 
Yowa 1181 



25 



Alphabetisches Register. 



Die Ära oder Zeitperioden sind mit * bezeichnet 



Abdankung 49, 50, 196. 

Abe Hirofu 37. 

Abe Knrashimaro 30. 

Abe Manao 46. 

Abe Muneto 63 

Abe Nakamaro 40. 

Abe Norito 63. 

Abe Sadato 63. 

Abe Seimei 67. 

Abe Tomitada 63. 

Abe Yoritoki 62, 75, 78. 

Abiko 54. 

Absolute Regierung 52, 55, 57, 69, 

71, 72, 203. 
Abutsuni 109. 
Ackerbau 237. 
Adams, Wül 238. 
Adauchi siehe Blutrache 254. 
Adachi Kagemori 91. 
Adel 229, 239. 
Adoption 239. 
Aemono 317. 
Affen 269. 
Agar-Agar 240. 
Agatanushi 6, 9, 30, 33. 
Arno 101, 240. 
Aizu Daimyo 195, 204. 
Ajiki 17. 

Akamatsu Fürsten Clan 130. 
Akamatsu Masanori 135. 
Akamatsu Mitsusuke 133, 159. 
Akamatsu Mochisada 133. 
Akamatsu Norimura 107, 108, 114, 

117, 133. 
Akamatsu Sadamura 133. 
Akazaka 107. 



Akazome Emon 67. 

Aki 4. 

Akichi Mitsuhide 147, 148. 

Akizane Ewampaku 171. 

Akupunktur 241. 

Algen 339. 

Alter der Kaiser 3. 

Altertumsgeschichte 125. 

Altester Mann 24. 

Amako Klan 141, 142. 

Amakusa 178. 

Ama no Tokage 93. 

Amanotokodachi no kami 3. 

Amashogun 97. 

Amaterasu ogami 4. 

Amatome no mikoto 6. 

Amazu Koyane no mikoto 52. 

Ameno hiboko 11. 

Ameno higata 6. 

Amenominakanushi no kami 8. 

Amenotaneko no mikoto 6. 

Amphibien 269. 

Anadakuchi Yoshimitsu 109. 

*Anei 164. 

♦Angen 71. 

♦Anna 61. 

♦Ansei 165. 

♦Antei 86. 

Ando Xobumasa 190. 

Ando Suenaga 105. 

Ando Takanari 105. 

Anjiro 157. 

Aniu 218. 

Ankan Tenno 3, 13. 

Anko Tenno 3, 13. 

Annei Tenno 3, 7. 



— 387 — 



Anraku Jnren 103. 

Anaatsushi 42, 

Antilope 26k 

Antimon 242. 

Antokn Teuno 71, 81, 82. 

Aoki Bunzo 200. 

Ära 26 

Aradawake 1*. 

Arai Hakuseki 200. 

Arai Kimiyoshi 182. 

Äraki Hura atiige 147. 

Architektur I7 r 19, 48. 

Arisugawa Prinz 196, 204. 

Arinm Yoshiziinti 157, 

Arimura Jizaemon 190. 

Ariwara Narihira 46. 

Ariwara Yukihara 46 

Annen wesen 243. 

Ärzte 19, 46, 67, 88. 

Asahina Yataro 1Ö4. 

Asai Clan H* v 146. 

Asaina Yoshibide 94. 

Asakura Clan 140, 143, 144, 146. 

Asan 213. 

A8ano Daimyo 166, 167. 

Asano Naganori 180 

Asano Nagamasa 155. 

Asano Takumi 196. 

Ashigaru 243. 

Ashikaga Chachamaru 141. 

Ashikaga Gien 182. 

Ashikaga Haruo 132. 

Ashikaga Kakugyo 132 

Ashikaga Üasamoto (Horingoe 

Gosho) 137. 
Ashikaga Masatomo 139. 
Ashikaga Mitsukane (Kubo) 129, 

131, 132 
Ashikaga Mitsnnao 131. 
Ashikaga Mochiuji 132. 
Ashikaga Motouji 121, 123, 129, 131. 
Ashikaga Nariuji 132, 137. 
Ashikaga Shnkyo 140. 
Ashikaga Tadafuyu 123. 
Ashikaga Tadayoshi 114, 116, 117, 

118 122 
Ashikaga Takatsune 119, 123. 
Ashikaga Takanji 114, 116, 117, 

118, 119, 121, 126, 129, 131. 
Ashikaga Ujimitsu 131. 
Ashikaga Yasuo 132. 
Ashikaga Yoshiaki 123,131,140,144. 
Ashikaga Yosbiakira 129. 
Ashikaga Yoshifaaru 131, 139 
Ashikaga Yoshihide (Yoshiaki) 131, 

139 140 144. 
Ashikaga Yoshihisa 180, 134, 138. 
Ashikaga Yoshikane (Yosbiki) 130, 

188, 139. 
Ashikaga Yoshikatsu 130, 133. 



Ashikaga Yoshikaau 130. 
Ashikaga Yosbiki (Yoshikaae) 188. 
Ashikaga Yoshimasa 130, 188, 134, 

135, 13ti, 136, 159. 
Ashikaga Yo&himi (Yoshitsugv) 

134, 136. 
Ashikaga Yoahimiehi (Yoahi- 

snmij 139. 
Ashikaga Y« .shimitau 124, 129, 180, 

131» 132. 
Ashikaga Yoshimocbi 180» 181, 

132 133. 
Ashikaga Yoshinori 120, 128, 189, 

130 (Gien) 132, 133, 159, 208. 
Ashikaga Yoshisumi 130, 139. 
Ashikaga Yoshiteru 131, 189, 14a 
Ashikaga Yoshitsugu 134. 
Ashikaga Yoshizumi 189. 
Ashina Clan 140. 
Asbizuka 178. 
Asomaro 40. 
Astronom 67. 
Asuchi 146. 
Asnka 27. 

Asnka ifuta no miya 14. 
Asukai Masayo 145. 
Aiukaokain U. 
Asyl recht 65 
Atobe Yoshisuke 182. 
Atom! ickibi 2B. 
Aufgeklärte 203, 
Auswanderung &i8. 
Awabi 244 } 339. 
Awaji 249. 
Awami 38. 
Awatayaki 300. 
Awazu 81. 

Awoto Fnjit8nna 100. 
Azana 318. 
Azuma Ataigoma 23. 

Baden 244. 

Baknfn 82, 84, 98, 117, 129, 174, 

196. 
Ballet 106, 109, 160. 
Bambus 245. 
Bando 43. 
Banken 277. 
Banyokana 41. 
Bären 269. 

Bauart und Bauten 17, 19, 48, 199. 
Baumwolle 245. 
Baum Wollindustrie 246. 
Benko 101, 

Beßnonaijimitsuki 109. 
Beschrankte 203, 
Be&sho Nagafaaru 147. 
Bettenjin 3. 
Betto 90. 
Betto von Tsurugaoka 95. 

25* 



— 388 — 



Bevöikenrog 249. 

Bewaffnung 290. 

Bibliothek 109, 177. 

Bidatsu Tenno 3, 13, 22. 

Bier 261. 

Bifukumonin 76. 

Bild Crepe 252. 

Bild-Sammt 

Bingo 4. 

Bischof auf den Linkin Inseln 158. 

Bitchn 4. 

Biwa Lante 47. 

Biwa See 253. 

Bizen 4. 

Black John 362. 

Blei 253. 

Blumen 253. 

Blumenviertel 360. 

Blutrache 254. 

Bohnen 281. 

Bojin 36. 

Bo-no-matsuri siehe Totenfest 

und 270, 350. 
*Bonroku 108. 
Boxer Unruhen 232. 
Bramsen 2. 
Brokat 255. 
Bronze 256. 
Buchdruckerkunst 177. 
Buchweizen 281. 
Buddha 21, 38. 
Buddhismus 20, 21, 25, 88, 40, 46, 

47, 49, 64, 68, 102, 103, 110, 

203. 
Budget 272. 
Bugei 96. 
Bugyo 155. 
Buiin 61, 69, 78. 
Bukkozenji 103. 
Bumbn Tenno 28, 29, 34. 
Bumon = Bujin. 
♦Bummei 128. 
♦ßumpo 88. 
Bun 18, 30. 
♦Bunan 127. 
♦Bunchü 113. 
♦Bunei 87. 
♦Bunji 86. 
♦Bunkiu 165. 
♦Bunkwa 165. 

Bunkyo (Tokugawa Jenari) 170. 
♦Bunna 113 
♦Buno 87. 
♦Bunriaku 87. 
*Bunsei 165. 
♦ßunsho 128. 

Bunshoin (Tokugawa Jenobu) 170. 
Buntoka jitsu roku 66. 
Buntoku Tenno 29, 44, 47. 
Bunya Akitsu 44. 



Bunya Yasuhide 46. 
Buretsu Tenno 3, 13, 19. 
Bürsten 257. 
Büttenpapier 320. 
Buzen 4. 

Canadian Pacific Railway Com- 
pany 264. 

Chagi 159. 

Chang Inhoon 222. 

Ghawan 316. 

Chawan mushi 316. 

Chemulpo 209, 213. 

♦Chian (Ji-an) 62. 

Chiba Clan 131. 

Chihokwan 6. 

Chihaasuka 13. 

Chihaya 107. 

Chikamatsu Monzaemon 349. 

Chikubu Insel 253. 

Chikuji 90. 

Chikugogawa Schlacht 121. 

China 18, 207, 208, 226. 

Chinaman John 364. 

Chinikei 154. 

Chinju Shogun 42. 

Chinjufu Shogun 59, 114. 

Chinteki = Chinto 42. 

Chinzei (Kueshu) 102. 

Chirimen siehe Crepe 260. 

Chishima (Kurilen) 207. 

♦Chiho 71. 

Chito Vorsteher 82, 89, 90. 

Cho, Hektar 32. 

Cho, Haussteuer 32. 

*Chogen 52. 

*Choho 51. 

*Choji 70. 

*Chojo (Cho-sho) 70. 

*Chokiu 52. 

*Choko 128 • 

*Chokwan 71. 

♦Choreki (Cho-riaku) 62. 

*Choroku 128. 

*Chosho 70. 

♦Chotoku 51. 

♦Chowa 51. 

Chokei Tenno 113. 

Chokwan 35 

Chonen Taiho 47. 

Chonju 213. 

Choshu Mori Daimyovon 193, 194, 
195, 205. 

Chosokabe Motochika 150, 153, J66, 
168, 179. 

Choyo no sekku 270. 

Chroniken 18. 

Christentum 157, 175, 178, 226, 230. 

Christenverfolgung 175, 179, 226. 

Chuai Tenno 3, 7, 10. 



— 389 



Chubilai Chan (Koppiretsu) 101, 102. 

Chagen 244. 

Chugundan 86. 

Chuin 95. 

Chukyo Tenno 8«, 98. 

Chunagon (6. Minister) 42. 

Chnro 166. 

Churyu 37. 

Curasan, Liukiu Inseln 208. 

Cloisonä 261. 

Confucianismus 267. 

Confozins (Koshi) 17, 21, 108, 257. 

Constitution 226. 

Crepe 260. 

Dachs 269. 

•Daido 29. 

♦Daiei 128. 

♦Daiho 28, 34. 

♦Daiji 70. 

Daibutsu 38. 

Daibntsu in Kamakura 267. 

Daidoroishuho 45, 46. 

Daüraku 44. 

Daigakujiryu 104, 118, 119. 

Daigakuzenji 103. 

Daigo Tenno 47, 50, 56, 68. 

Daigundan 36. 

Daihoritsurei 34. 

Daijodaijin (Dajodaijin) Reichs- 
kanzler 33, 52, 130. 

Daikwan 175. 

Daimyo, Feudalfürsten 61, 205, 
229, 261. 

Dainagon, 5. Minister 

Dairvo, Präfekt 31. 

Daishi 46 

Daishoknkwan 52. 

Daitoknji 159. 

Daiynki 83. 

Daizentaifn 145. 

Daiznbohne 281. 

Dajodaijin 130. 

Daiodaijin Zenshi 39. 

Dajokwan 35, 71. 

Dajonyudo 78. 

Dajotenno 184. 

Dampfmaschinen 296. 

Dampfschiffahrt Gesellschaften 
224, 263. 

Danirin 45. 

Danjuro 350. 

Danjodai 35. 

Dankaiko 53. 

Dannonra 74, 82. 

Danyoji 18. 

Date Clan 131, 140, 150. 

Date Masamune 151, 152. 

Date Mnnekatsu 181. 

Date Takechiyo 181. 



Date Tsunamune 181. 
Dazaino Taiji 145. 
Dengakn 105, 109. 
Denkyo 46. 

Denkyo Daishi 46, 64. 
Densotsukasa 196. 
Deshima 179. 
Detring 219. 
Dewa (Uzen & ügo) 42. 
Dichter 46. 
Dschingis Chan 101. 
Dopen 109. 
Doi Michihara 107. 
Doi Michizane 107. 
Doki Nariyori 136. 
Doki Yorikane 106. 
Doki Yorito 120, 122. 
Dokyo 38, 39, 40, 53, 54. 
Doryu (Daigakuzenji) 103. 
Doshi 34. 
Doshin 257. 
Doshinsen 37. 
Doyonoirifest 270. 
Dozai 37. 
Dünger 264. 

Ebisnkofest 270. 

Eboshi 83. 

Echigo 9. 

Echizen 54. 

Echizen, Daimyo von, 189. 

Eda Yukiyoshi 117. 

Efu 79. 

Ega Monogatari 67. 

Einkommensteuer 273. 

♦Eicho 70. 

♦Eien 51. 

♦Eiho 70. 

*Eiji 70. 

*Eijo (Eisho) 52. 

♦Eikio 127. 

♦Eikiu 70. 

♦Eikuan 51. 

♦Eiman 71. 

♦Einin 87. 

*Eiriaku 71. 

*Eiroku 128. 

Eirokukirche 157. 

♦Eisho 128. 

♦Eiso 51. 

•Eitoku 113. 

♦Eiwa 113. 

Eisai 102. 

Eisen 264. 

Eisenbahn 205, 264. 

Eishi 36. 

Eizan, Kloster (Tempel) 65, 106, 146. 

Ekkoku (Echigo und Etchu) 9. 

*Embun 113. 

Emi Oshikatsu 39. 



— 390 — 



Emon 36. 

•Empo 164. 

En 36. 

♦Bncho 50. 

Engakuji 102, 108. 

♦Engen 88, 112. 

*En$i 50. 

Engl Gesetze 58. 

Engi Tsuho 68. 

Enkeshi 5. 

♦Enkio 88, 164. 

♦Enkiu 69. 

Eng lisch -deutsches Abkommen 282. 

Englisch-japanisches Bündnis 232. 

*Eno 87. 

Kilo iniy;\ 12. 

Knomoto Buyo 204. 

Bnryu 37. 

Enryakuji 46, 65. 

Enry akute nipe! 81. 

•Entoku 128. 

Enyu Tenno 67, 

Eranji Kloster 132. 

Erdbeben 265. 

Erntestatistik 238. 

Esai 102, 159. 

Eshiki 4, 5. 

Eta 267. 

Etchn 9. 

Eto Shimpei 206. 

Etoro 207. 

Expedition nach Korea 153. 

Färberei 268. 

Fahrräder 289. 

Fauna 269. 

Feste 269 

Feudal wesen 20, 63, 74, 88, 205, 

229. 
Fillmore, Präsident 186, 227. 
Finanzen 271. 
Fischdünger 274. 
Fische 269. 

Fischtran (Fischöl) 274. 
Fledermaus 369. 
Flora 275. 
Fonnosa 223. 

F**nnosas Außenhandel 275. 
FormoHa-Expedition 305, 207. 
Fremde in Japan 350. 
FremdenbaJa 1H5, 192, 225 
Fremd envcrtreiliung; 1^2. 
Freundschaftsbündnisse 175 
Frohndienste 224 
Fu 220. 
Fuchs 269. 
Fudaimoyo 262. 
Fuigo Matsuri 271. 
Fujikawa 80. 
Fujimori Kyo 189. 



Fujimoto 

Fniishima 

Fur- cs —-— 

Fuj 

Fm 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 

Fuj 



Fuj 
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Fuj: 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
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Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuji 
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Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
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Fuj; 
Fuj 
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Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj 
Fuj: 
Fuj: 
Fuj 



45, 



Tesseki 198. 

119. 

jishimpo 47. 
ita Hyo 193. 
ita Koshiro 194 
iwara 27, 28. 

iwara, Familie 44, 69, 104. 
iwara Akisuke 82, 88. 
iwara Arihira 66. 
iwara Ariie 109. 
iwara Arimitau 133. 
wara Fuhito 34 T 52, 53. 
iwara FLijifusa 116. 
iwara Fukito 44. 
iwara Fusatsugu (Hokke) 53. 
iwara Fuyutsugu (Hokke) 44, 
15, 58, 54. 

iwara Hidesato 60, 61. 
iwara Hideshira 89. 
iwara Hirotsugu 39. 
iwara Hokke 53. 
iwara Jitaka 109. 
iwara Kaneie 50, 64. 
iwara Kanemitsu 50, 64, 67. 
iwara Kinto 67. 
iwara Korechika 50, 63. 
Iwara Koreki 60. 
iwara Korekimi 53, 
iwara Kogiiromnro 42. 
Iwara Kunikaze 60. 
iwara Euzunomaro 44. 
iwara Kyoke 53, 
wara Maro (Kyoke) 53. 
.wara Masatada 119. 
iwara Masatsune 109. 
iwara Michikane 50, 64. 
iwara Michinaga 50, 58, 64. 
iwara Michimori 77, 82. 
iwara Michitaka 50, 64. 
wara Michitoshi 82, 88 
wara Mitumori 44, 53. 
iwara Mochiie 95. 
iwara Momokawa 53. 
iwara Moromichi 83. 
iwara Moromitsu 79, 146. 
iwara Motutosbi 82. 
iwara Hototatuie 50, 54, 55. 
iwara Nagate 53. 
iwara \akainaro 68. 
wara Nakaraitsu 39. 
iwara Nanki 53. 
iwara Narichika 79. 
iwara Nobuyori 77. 
iwara Norimitsu 72. 
iwara Otsu^u 45, 53, 66. 
iwara Sadaie 108. 
iwara Sadakumi 56. 
iwara Sanehiro 146. 
iwara Sanesuke 67. 
iwara Saneyori 50, 63. 



— 391 - 



Fujiwara San 66. 
Fujiwara Shikike 53. 
Fujiwara Sonobito 68. 
Fujiwara Sugane 66, 67. 
Fujiwara Sukechika 138. 
Fujiwara Sukenaka 72. 
Fujiwara Sumitomo 69, 60. 
Fujiwara Tadabumi 60. 
Fujiwara Tadahira 60, 66, 69, 68. 
Fujiwara Takechimaro (Nanki) 68. 
Fujiwara Tamaro 63. 
Fujiwara Tamenari 76, 88. 
Fujiwara Tametsune 76. 
Fujiwara Toshiie 88. 
Fujiwara Toshinari 82, 88. 
Fujiwara Toyonari 53. 
Fujiwara Tsunenobu 67. 
Fujiwara Tsu£unawa 42, 58. 
Fujiwara Uchimaro 68. 
Fujiwara Umagai (Shikike) 42, 68. 
Fujiwara Uona 63. 
Fujiwara Yasuhira 89. 
Fujiwara Yasunori 54. 
Fujiwara Yorifusa 44. 
Fujiwara Yorimichi 50, «4, 66. 
Fujiwara Yorimitsu 72. 
Fujiwara Yorinaga 76, 77. 
Fujiwara Yorinari 76 
Fujiwara Yoritada 60, 64. 
Fujiwara Yoritsugu 86. 
Fujiwara Yoritsune 86, 95. 
Fujiwara Yorifusa 60, 52 f 53, 64. 
Fujiwara Yoshiko 75. 
Fujiwara Yoshisuke 53. 
Fujiwara Yoshitsugu 63. 
Fujiwara Yukinari 66, 67. 
Fuiiyama 253. 
Fukuhara 79, 81. 
Fukuhara 195. 
Fukushima Masanori 171. 
Fukushin 16. 

Fukuoka, Daimyo von 189. 
Fukushima Daimyo 166. 
Fukusbogun 86. 
Funanoesan 108. 
Fungh wangehing 218. 
Funglintsae 221. 
Furukawa (Shimosa) 132. 
Furukawa Werke 30«. 
Fushimi 170, 204. 
Fushimi Tenno 86, 103. 
Fushimi Prinz 221. 
Fusan 209. 
Fuschang 218. 

Gagaku 109 

Gago 318. 

Gakukwan 45. 

Gamo 147. 

Gammo Hidezanega 185. 



G&rten 276. 

Geigi 276. 

Geimyo 318. 

Geisha 276. 

Gelehrte 46, 67. 

Geld 19, 47, 68, 224, 277, 312. 

Gembo 88. 89. 

Gemmei Tenno 28, 37, 38. 

Gempeiseisuiki 108, 125. 

Gempishi 321. 

Gen=Nengo 27. 

•Gembun 164. 

♦Genchu 113. 

♦Genei 70. 

•Genji 166. 

*Genki 128. 

♦Genkiu 86. 

* Genko 88. 

♦Genua 163. 

♦Gennin 86. 

*Geno 88. 

♦Genriaku 71, 86. 

♦Genroku 164. 

•Gentoku 88. 

Gencho Tenno 28. 

Generalpostamt 224. 

Generalstab 290. 

Genji 69. 

Genji no Choja 166. 

Genji monogatari 67. 

Genkokrieg (1331) 107. 

Genku 103. 

Genyu (Tokugawa Jetsuna) 169. * 

Geographie 277. 

Gerichte 297. 

Gerste 279. 

Gesandtschaften 279. 

Geschichte 42, 66, 83, 108, 125. 

Gesetze 84, 41, 44, 45, 54, 58. 

Geshifest 270. 

Getreide 279. 

Gidayu 349. 

Gien siehe Ashikaga. 

Ginkagu Silbernes Haus 159. 

Gingen ichi mon 19. 

Gisokwan 196. 

Gitei (Senatoren) 196. 

Glas 281. 

Glockenstreit 168. 

Go Hunde 105. 

Go siehe Namen 818. 

Go Yoshihiro 109. 

Godaigo Tenno 84, 88, 105, 107, 

112, 114, 117, 118, 119, 184. 
Godo Kwampaku 59. 
Goenyu Tenno 113, 127. 
Gofukakusa Tenno 86, 87, 103. 
Gofushimi Tenno 87, 104, 113. 
Gogen 47. 
Gohanazono Tenno 128, 131. 



392 — 



Gohorikawa Tenno 86, 98. 

Gokatnevaina Tenno 113, 124. 

GokaBhiWhara Tenno 128, 144, 160. 

Gokinai 8, 

Gokogon Tenno 113. 

Gokoku 19. 

Gokoroatsii Tenno 113, 124, 127, 131. 

Gokomei Tenno 163. 

Gokwasen 67. 

Gokyo 18. 

Gold 281. 

Goldwührnng 224, 232. 

Gomizuo Tenno 163. 

Gomomozono Tenno 164. 

Gomurak&roi Tenno 112, 113, 120,123. 

Gon = Vice 66. 

Gonara Tenno 128, 144. 

Gon no kami 55. 

Gonijo Tenno 88, 104. 

Goreizen Tenno 65. 

Gorojin mz, 287. 

Goronindo Maaamune 109 

Goryobayashi Kampf 135. 

Goryokaku 204. 

Gosaga Tenno 87. 

Goaakuranmchi Tenno 164. 

Gosanjo Tenno 69, 71. 

Goseiin Tenno (Gosai Tenno) 164. 

Gosenshn H7, 109. 

Goshirakawa Tenno 71, 72. 

Gosho 131. 

Goshui 83. 

Goshuishu 109. 

Gosufyakn Tenno 52, 65, 69. 

Gotoba Tenno 86, 97. 

Goto Genkwa 196. 

Goto Mototsugu 168, 169. 

Goto Shojira 195, 206. 

Gotsathiniikftdo Tenno 128. 

Götter 3. 

Gouda Tenno 87, 103, 104. 

Goyozei Tenno 128, 152. 

Gregor X1IL, Papst, 157. 

Gnn (Bezirk) 205. 

Gnndai 175. 

Gnndan 36. 

Gtinkwan 3ti. 

Gunshi 61. 

Gunshoyoran 66. 

Gunso 36. 

♦Gwangio (Genkei) 50. 

Gwaikan 35. 

Gyoshyo 46. 

Haase 269. 

Habutaye 999 

Haehikwan 13 L 

Hacbmian Kaidzuka, Gefecht, 204. 

Haehi&akana 816. 

Hachisuka 169. 



Hada Hideharn 147. 

Hagi, Daimyo von, 189, Auf- 
stand 205, 

Hairayo, Posthuniusname, 31, 46, 318. 

Haisei&ei 18. 

Haitacöeng 220, 222. 

Haiyang Seeschlacht 218. 

Hakama-gi 271 

Hakijitatv +L~ r 

♦Hakuchi 26. 

•Hakuho 27. 

Hamnra Takinaga 108. 

Han 205. 

Hanazono Tenno 88, 104. 

Hanbnnko 102. 

Hanchiji 205. 

Handel 198, 228, 229, 288. 

Handels manne 286. 

Handelsverträge 176, 186,225,226. 

Hanjrwan 35. 

Hanshipapier 320 

Hansbo Tenno 3, 12. 

Harada Naonori 181. 

Harakiri 180. 

Harima 4. 

Harinoknyo 271. 

Harn no miya Yoshihito, Kron- 
prinz, 224. 

Hamyumekusa 145 

Harazurai Yoshinawa 45. 

Hashashinkin 10. 

Hashiba Hidenaga 153. 

Haahiba JEtidetsugu 153. 

Hashiba Hideyoshi 147, 148, 149. 

Hashimoto 8anai 189. 

Hasse 13. 

Hasse Namitsukino miya 13. 

HasHho :13, 85, 

Hota Kitatsu 17 

Hatakeyama Clan 136. 

Hatakeyama Ennikiyo 121, 122. 

Hatakeyama Masamoto 138. 

Hatakeyama Masanaga 133, 134, 
135, 138. 

Hatakeyama Mochikuni (Tokuhou) 
133. 

Hatakeyama Shigetada 93. 

Hatakevama Tokuhou, siehe 
Mochikuni. 

Hatakeyama Yoshikane 136. 

Hatakeyama Yoshinari 134, 135, 
136. 

Hatakeyama Yoshitoyo 138. 

Hatamoto 174, 286. 

Hatsu uma Fest 271. 

Hayashi Nobukatsu 173. 

Heer 289. 

Heerwesen 287. 

Heguri Motori 19. 

Heibu 33. 



393 



Heiefu 36. 
Hei = Heiji. 
•Heiji 71. 

•Heiji 59, 69. 

Heiji Aufstand (1159) 78. 

Heijo-Nara £8. 

Heijo Periode (707—781) 48. 

Heijo Tenno 29, 45, 46. 

Heikemonogatari 108. 

Heini in 250 

Heishi ^ Heiji 59, 69. 

Hei-Shinno 60. 

Hekiteikwan 154. 

Herrscher 6, 12, 27, 50, 69, 86, 112, 

113, 1^7, 163. 
Henng:s5n (Tai Wönkun) 210. 
Hidevori löti, Lti5, 168, 169. 
HideyoBhi 148 T 149, 150, 151, 152, 

153, 154, 155, 156, 159, 160, 162, 

165, 167, 168, 172. 
Hido Korn 196. 
Hieizan 46, 65. 
Hifnryaku 45. 
Higan 'i7ü. 

Hi^ashi Honganji 199. 
Higaahikuze Tauki 194. 
Higasliiyama, SchloDs, 137. 
Higashiyama Tenno 164. 
Hißjo Dainiyo 196. 
Hikihohodemi nomikoto 4. 
Hikisukeshu 100. 
Hiki Yoshikazti 92, 93. 
Hikohito Shinno 131. 
Hikohouoninigi nomikoto 4. 
Hikonmskibito 13. 
Hikouagisatake ugaya fukiaezu 

nomikoto 4 
Hikoni Daimyo 193. 
Himeji, Burg, 147. 
Himeji Daimyo 193. 
Hina Matanri 270. 
Hinokuma Jorino no miya 13. 
Hiogo 227. 

Hiraga Tomotada 93, 94 
Hirakana 41. 
Hirano Kokushin 193. 
Hirata Ateutane 183. 
Jiiravnma Shigeiuochi 190. 
Hiroshima 213, 
Eirozumi Yoshinawa 66 
Hirsch 269. 
Hirse 280. 
Hisaakira Shinno 86 
Hitachi 60. 
Hizen 39. 

Hizen, Daimyo von, 195, 205. 
Ho, Kleid, 83. 
Ho, Präsident, 35, 
*Hoan 70. 
♦Hoei 164. 



♦Hoen 70. 

Hofreglement 171. 

*Hogen 7L 

Hogen, Aufstand (1156) 77. 

*Hoji 87. 

Hojo AkitüM 109. 

Hojo, Familie, 85, 94, 141, 146, 

150, 167. 
Hojo Masago 91. 
Hojo Masakado 93. 
Hojo Masamnra 99. 
Hoio Maaatoki 99, 
Ho^o Mitsutoki 100. 
Hojo Xagauji 141. 
Hojo Sadankira 99. 
Hojo 8adatoki 95, 98, 1<>4, 110. 
Hojo Sanemasa 102. 
Hojo Sanetoki 109. 
Hoio Takatoki 98, 99, 105, 108, 117. 
Hojo Tokifusa 97, 99. 
Hojo Tokimasa 85, 90, 91, 108 
Hojo Tokimnne 95, 98, 101, 102, 104. 
Hojo Tokisada 89 
Hojo Tokiuji lüu. 
Hoio Tükitsura 117 
Hojo Tokivori 85, 99, KK). 
Hojo Tomotoki 97. 
Hojo Tsunetoki 85, 99, 100. 



Hojo Ujimasa 142, 151, 152. 

Hojo Ujinao 152. 

Hojo Üjinori 152. 

Hojo Ujitsuua 141. 

Hoio Ujiyasu 141. 

Hoio Yasnige 108, 110. 

Hojo Yasntoki 85, 94, 97, 99, 100. 

Hojo Yoshitoki 85, 91, 97, 99. 

Hojoji 23. 

Hojoki 103. 

Hoiuji 81. 

Hoken 54. 

♦Hoki 29. 

Hokkaido 249. 

Hokoji 79. 

Hokkn, Sekte, 103 

Hokokn 23. 

Hokonin no Yadoiri-Fest, 271. 

Hokoto 249. 

Hokucho, Nordhof, 107, 113, 119. 

Hoknmen 96. 

Hoknriko no miya 81. 

Hokurikudo 80. 

Hokusai 318. 

Holländer 179. 

Homen 103. 

Honryo, Postkumusname 46, 318. 

Honda Tokuawa Daimyo 166. 

Hondabavashi, Schlacht 120. 

Hong, General, 212, 216. 

Hoüganji IM 

Hong Chongu 212. 



— 394 — 



Hony Yöngsik 210. 

Honin 95. 

Honnojiri, Tempel, 148. 

Honshiu 82, 249. 

Hoo, Abgedankter Kai iei p ri ester, 

40, 56, 74, 81, 80. 
Hon 28. 
•Horeki 164. 
Horikawa Tenno 70, 75. 
Horio Yoshiharn 155. 
Horyuji 88. 
Hoshi 46. 
Hosho 16. 

Hosokawa Akiuji 120, 123. 
Hosokawa Clan 130, 141. 
Hosokawa Daimyo 166, 167. 
Hosokawa Fujitaka 147, 177. 
Hosokawa Harnmoto 139. 
Hosokawa Katsumoto 133, 184, 135. 

136. 
Hosokawa Kiyouji 123. 
Hosokawa Masahara 135. 
Hosokawa Masamoto 138, 139. 
Hosokawa Masayuki 185. 
Hosokawa Moroharu 135. 
Hosokawa Motoharu 135. 
Hosokawa Sumimoto 139. 
Hosokawa Takakuni 139. 
Hosokawa Ujitsuna 139. 
Hosokawa \oriharu 123. 
Hosokawa Yoriyuki 129. 
Hosono Saburo 91. 
Hoso- Sekte 47. 
♦Hotoku 128. 
Hüte 290. 

Hungshwy ching 220. 
Hwayuan. Flufs, 219. 
Hwayuankow 219. 

Ichida Mitsunari 155, 156. 

Ichrjo Fuyuyoshi 145. 

Ichiio Kaneyoshi 145, 146. 

Ichikawa Danjuro 350. 

Icbikawa Sanzaemon 194. 

Idzu Daimyo 193. 

Ikeda Daimyo 166. 

Ikeda Nobuteru 148. 

Ikeda Terumasa 167. 

Ikeno Taigado 199. 

Ikeuchi Daigakn 189. 

Iki 249. 

Ikida 147. 

Ikinagatarasbi siehe Jingo Kogo 

Ikko- Sekte 103, 114. 

Ikoma Chikamasa 155. 

Imagawa Clan 130, 141. 

Imagawa 8adayo 122. 

Imagawa Ujizane 142. 

Imagawa Yoshimoto 143, 167. 

Imai Kanehira 81. 



Imakagami 83. 

Imbe Hiraaari 45. 

laagi, Bezirlufontand, 10. 

Inagi, Borger, 34. 

Inangnrierung des Tenshi 144, 

146. 
Inchu 76. 
Indigo 291. 
Industrie 291. 
Industrieland 293. 
Inkio Tenno 3, 12. 
Inouye, Graf, 211. 
Inumono 109. 
Insekten 269. 
Inzen 75. 
Ippen 103. 
Iroha 338. 

Ise Clan (Hojo) 130, 141. 
Ise Nagauji 141. 
Ise no Tayu 67. 
Ishiki-Sekte 46. 
Ishinko 67. 
Ishinobi 13. 
Isshiki Clan 130. 
Isshiki Yoshinao 136. 
Isshiki Yoshisada 147. 
Isuma Hironari 43. 
Itagaki, Graf, 231. 
Itagaki Taisuke 206. 
Itakura Katsushige 172 
Itakura Shigemasa 178. 
Ito, Admiral, 218, 222. 
Ito Hirobumi, Graf, 211, 222, 282. 
Itsukushima 143. 
Iwakura Koshi 204. 
Iwakura Toshimi 196. 
Iwakurayaki 800. 
Iwanari Satsu 140. 
Iwatayaki 3(X). 

Jabisen, Gitarre, 160. 

Jesuiten 157. 

Jeukeshi 4. 

Jhöng 210. 

*Jian (Chian) 52. 

Jibu 33. 

Jibnsho 35. 

Jida Tadahiko 189. 

Jidaimono 349. 

Jiedzumi Kinai 189. 

Jiju 55. 

Jikwan 35. 

Jimmu Tenno 2—6, 201. 

Jimyoinrj'u 104, 118, 119. 

Ji Naosuke 186—190. 

Jingi kaiho 47. 

Jingikwan 35. 

♦Jingo keiun 28. 

Jingo Kogo 3, 10, 12, 14, 17. 

Jingtse 222. 



395 — 



♦Jinki 2a 

Jinkoseitoki 126. 

Jinrikisha 296. 

Jinya 296. 

♦Jireki 62. 

♦Jiriaku 62. 

Ji- Sekte 103. 

Jisetsu Shogun 42. 

Jiflhm bugyo, Kultusminister, 174. 

•Jisho 7L 

♦Jito 27. 

Jito (Landhauptleute) 129. 

Ji Tokugawa Daimyo 166. 

Jito Tenno 27, 34. 

Jitsumyo 318. 

Jiynto 231. 

Jo 36. 

♦Joan 71. 

Jodoshin- Sekte 103. 

♦Joei 86, 100. 

Joeishimoku 83. 

♦Jogen 86. 

♦Jogen (Teigen) 61. 

♦Jogwan 50. 

♦Johei 51. 

♦Joho 69. 

Joijomokushu 83. 

♦Joji (Teiie) 113. 

Joken (Tokugawa Tsunayoshi) 169. 

♦Jokin 86. 

♦Jokio 164. 

Jokinkrieg (1221) 98. 

Joko 77, 95, 96, 98, 103, 106, 109, 

119. 
Jomei Tenno 14 
Jomi no sekku 270. 
Jomi Seizuke 256. 
Jo Nagashige 80, 
*Joo 86, 163. 
♦Joriaku 70. 
Joruri 159, 349. 
Josei Tenno 50. 
Jo Sukenaga 80. 
♦Jotoku 70. 
♦Jowa 29. 
•Jowa (Teiwa) 113. 
Jozai 37. 
♦Juei 71. 
Jugo i ge 63. 

Ju ichi l (zweiter Hofrang) 148. 
Jnkaisho 145. 
Jon -Dynastie China 101. 
Ju ni i (vierter Hofrang) 145. 
Junin Tenno 28, 40, 47. 
Junko 54. 
Jun Monzeki, kaiserlicher Prinz, 

Priester, 144. 
Junna Tenno 29, 44, 45. 
Junnain 45. 
Junshi 9, 198. 



Juntoku Tenno. 

Junwa 166. 

Jurisdiktion der Gesandten und 

Konsuln 227. 
Ju shi ige 61. 
Ju shi igo 62. 
Justiz 34, 41, 44, 296. 

Kabafutojima 207. 
Kabafutojima (Saghalin) 277. 
Kaban 318. 

Kabinett 297. 

Kabuki (Theater) 348. 

Kada Harumitsu 183. 

Kadokwaiho 47. 

♦Kaei 165. 

♦Kagen 88. 

Kagen- Sekte 47. 

Kagoshima 157. 

Kagoshima, Daimyo von, 189. 

•Kaho 70. 

Kaido 117. 

*Kajo (Kasho) 70. 

Kaiki Shoho 47. 

Kaiko 90. 

Kaimyo 318. 

Kaishinto 231. 

Kaiun (Miyoshi Motonaga) 139. 

Kaikwa Tenno 8, 7, 8. 

Kakeda Clan 131. 

Kaki 102. 

Kaki no moto no Hitomaru 41. 

♦Kakio 113. 

♦Kakitsu 127. 

Kakizaki Yoshihiro 152. 

Kakubunji 107. 

Kalender 224. 

Kamakura 80, 84, 90, 96, 117. 

Kameyama Tenno 87, 103. 

Kami 56. 

Kamikazeren 206. 

Kamioki 271. 

Kamitsnkeno Hitobito 42. 

Kammu Tenno 29, 41, 43, 48. 

Kammusubi no kami 3. 

Kamo Mabnchi 183. 

Kamo Nagaaki 108. 

Kamo Yasuyori 67. 

Kämpfer 199, 298. 

Kampfer 298. 

Kampfermonopol 298. 

Kamowake 10. 

Kamuro 361. 

*Kanhei (Kwampei) 50. 

Kana no machi 360. 

Kanagasakijo 119. 

Kanazawa 109. 

Kanazawa, Daimyo von 189 

Kanazawa Sadaaki 110. 

Kaneda Jori 189. 



— 396 — 



Kaneiji 204. 

Kaneijigefecht 204. 

Kanenaga Shinno 121. 

Kangen Taiho 68. 

Kanghwa 209. 

Kanjobugyo, Finanzminister 174. 

Kano Masanoba 146. 

Kano Motonobu (Kohogon) 146. 

Kanokogewebe 252. 

Kansoko 66. 

Kanten 300. 

Kanto 193. 

Kanzler 19, 21. 

♦Kao 71. 

Kao 125. 

Kapital 294. 

Karakane 256. 

Karatsu 160. 

♦Kariaku 88. 

♦Karoku 86 

Kam 7. 

Kam, Prinz 25. 

Karnchi 7. 

Karu8hima 12. 

Kasagi 107. 

Kasagiyama 106. 

Kasai Kiyoshige 90. 

Kasai Motochika 139. 

Kasai Sumiyuki 139. 

Kasakabe 110. 

Kashikore no mikoto 4. 

Kashiwabara 5 

♦Kasho 70. 

Kashuhan, Daimyo von Kaga, 1 94. 

Kastensy stem 198. 

Kasoga 7. 

Kasuga Chnjo 189. 

Katakana 41. 

Katakiuchi siehe Blutrache 254. 

Katashio 7. 

♦Katei 87. 

Kato, Daimyo 166. 

Kato Kiyomasa 154. 

Kato Shirozaemon Kagemasa 109. 

Katsen 269. 

Katsu Awa 204. 

Katsura, General 218, 233. 

Katsuragi 6, 24. 

Katsoshina Hokusai 199. 

Kawa biraki 270. 

Kawa boko 316. 

Kawacbi 9. 

Kawakami Takeru 10. 

Kaznki zome 271. 

Kaznsa 9. 

Kebiishi 44. 

Kebiishi betto 44. 

Kebin 22. 

Kei, Präsident 35. 

♦Keian 163. 



Keianunruhen (1648—1651) 178. 

Keibn 33. 

Keibusho 35. 

*Keicho 128, 163. 

Keiko kushu 45. 

♦Keio 165. 

♦Keiun 28. 

Keiko Tenno 3, 7, 9, 10. 

Keitai Tenno 3, 13, 15. 

* Kemho 86. 

♦Kemmu 88, 113. 

Ken 300. 

Ken, Departement, 205. 

Ken, Kreis, 10. 

♦Kencho 86. 

Kenchoji 102, 103. 

♦Kenei 86. 

♦Kengen 88. 

♦Kerni 87. 

♦Kenkiu 86. 

♦Kennin 86. 

Kenninji 102. 

*Kenriaku 86. 

♦Kentoku 113. 

Kenso Tenno 8, 13, 19 

Keramik 300. 

Kewlienching 218. 

Ki Omaro 16. 

Kibi Mabi 40. 

Kibi Takehiko 9. 

Kibit8uhiko 8. 

Kihitsu 16. 

Kii 5. 

Kii, Daimyo 195. 

Kikawa Motoharu 143, 147. 

Kikuchi Clan 120, 121, 132. 

Kikuchi Takamasa 121. 

Kiknchi Takatomo 121. 

Kikuchi Takatoshi 118. 

Kikuchi Takemitsu 121. 

Kikudo, kaiserliches Wappen, 

145. 
Kim Okkiun 210, 212. 
Kimmei Tenno 3, 13, 15, 21. 
Kimura Shigenari 169. 
Kinaga Sakuni 12. 
Kinai 98. 
Kinchou 219, 220. 
Kinki 96. 
Kino Amamori 54. 
Kino Hazewo 66. 
Kino Hirozumi 42. 
Kino Kosami 43. 
Kino Oyumi. 
Kiyanu Koppiretsu (Chubitai Chan) 

101. 
Kiyomi 43. 
Kiyomizuyaki 3(X). 
Kiyozu 149. 
Kizu 84. 



397 — 



Kleidung 18. 

Klima 301. 

Knabenfest 270. 

Ko (milit.) 36. 

Ko, Haffe, 47. 

Ko, Hose, 83. 

♦Koan 87, 113. 

Koan Tenno 3, 7. 

Koban 159. 

Kobayaga Takakage 143, 147, 150. 

Kobayashi Yoshinori 189. 

Kobe 227. 

Koben 99. 

Kobo 46, 64. 

Kobo daishi 41, 47, 64. 

Kobun Tenno 28, 33, 38. 

Kohiibdeu 31 

Kochi, iJaimvo von, 189. 

♦Kocho 87. 

Koden 41. 

♦Koei 113. 

König von Japan 130, 134. 

Kofukaji 65. 

♦Kogen 87. 

Kogen Tenno 3, 7. 

Kogoishu 45. 

Kogon Tenno 107, 108, 113. 

Kogon Joko 122 

KügoriLsamaro 47. 

Kogosho 93, 

Kohftyukawa 166. 

♦Kohei 52. 

♦Kono 51. 

Koi (mi it.) 36. 

♦Koji 70, 128. 

Koji Yorinori 194. 

Kojiki 40. 

Kojikongen 145. 

Kojima Takanori 108. 

Kokaku Tenno 165, 184.. 

Kok ei Kuge 27. 

Koken Tenno 28. 

Koken (Priester) 144. 

Kokinahu 109. 

Kokishidai 83. 

Koko Tenno 5<>. 

Kokojigakwan 196. 

Kokon wakeahu 66. 

Kokn (180 Liter) 19, 301. 

Kokn (Land) 10. 

Küktrtmriji 39, 

Kukui no «ho 199. 

Kokuro Fukuhara 194. 

Koknsenya 349. 

Kokusha" 8. 

Kuknshi 61, 82, 89, 129, 194, 195. 

Kokusnu Daimyo 262. 

Kokvokn Tenno 14, 24, 25, 27. 

♦Kokwa 165. 

Koma 11. 



Komatsu 63. 
Komatsu Seiren 196. 
Komatsn Tatewaki 195. 
Komei Tenno 113. 
Komei Tenno (1846—1867) 165, 195. 
Komio Tenno (1306—1348) 188. 
Kongoboji 46. 
Kongosan 107. 
Kongwanji 144. 
Koni 19. 

Komcbi Ynkinaga 154, 178. 
* Konin 129, 

Konin Tenno 29 T 37, 41, 65. 
Kono Clan UM, 161. 
Kono f'hoei 186. 
Kono Michiari 102. 
Kono Moronao 120, 122. 
Kono Moroyasu 119, 122. 
Ko no mono 317. 
Kono Tsukan 190. 
Konodai 142, 
Konoe (Enge) 189. 
Konoe (Sekte) l<»4. 
Konoe Tenno 70, 76. 
Konsekimonogatari 83. 
Konservative Partei 203, 206. 
Konsulate 302. 
Konsulargericht 225. 
*Koo U3 

Kopierpapier 320, 321. 
Korea 10, 14, 15, 153, 175, 206, 208. 
Korehho 76. 
Korei Tenno 3, 7. 
Koretaka Shinno 54. 
Koreyasu Shinno 86. 
Koreyoshi 65. 
♦Koriaku (Koreki) 113. 
Koriyama Daimyo 193. 
Kormoran 302. 
*Koroku 128. 
Koromogawa 62, 90. 
Kosemaro 42. 
Kose no Kanaoke 66. 
Kose Notari 44. 
Koshi = Confucius 17, 21, 108. 
Kosbo 28. 
Kosho Tenno 3, 7. 
Koto 67 

Kotohajimefest 271. 
♦Kotoku 12& 

Kotokn Tenno 26, 27, 30, 34, 37. 
Kotoshiroinashi no mikoto 6. 
Kotsuke 9. 
♦Kowa 70, 113. 
Kowshing. 
Koyama Clan 131. 
Koyama Rokunosuke 223. 
Koyamachi Clan 120. 
Koyasan 46. 
Koyoin 72. 



Kredit 277. 

Krieger 43. 

Kriegserklärung 217. 

Kriegsflotte 303, 306. 

Knisenstern 226. 

Ku Friedel 47 

Kubo, Regent, 131. 

Kuchimono 316. 

Kudara 11. 

Kudara Kawanari 46. 

Kuge = Kokei 27, 61, 89. 

Kugyo 94. 

Kuhyonta. 

Kujo-Familie HW. 

Kujo-lchijo-FamiUe 104. 

Koio-Nijo- Familie 104. 

Kuio Hisatada 189. 

Kukwai 46, 

Kumai 33. 

Kumamoto, Daimyo von, 189. 

Kumaraoto- Aufstand 205, 206. 

Kumano 77. 

Kumaso & 9, 10. 

Kunaiaho 35. 

Konilmkase EK*. 

Koni satouchi no mikoto 3. 

Kuni tokodachi no mikoto 3. 

Kunitsuku 6, 1<*, 30, 33. 

Kupfer 256, 30(5, 

Kupferdraht 306. 

Kurabashi no nnva 18. 

Kurabirakifest 271, 

Kurando 55. 

Kurandodokoro 44. 

Kure. 

Kurilen (Chishima) 249. 

Kuriyagawa 63. 

Kuroda 7. 

Kuroda Daimyo 166, 167. 

Kuroda Kiyotaka 209, 233. 

Kuroki, General, 220. 

Kumme 16. 

Kuruwa 360. 

Knsakabe Taiahi 28. 

Knsakabe Isoji 189. 

Kusakae 58. 

Kusano Shichiro 102. 

Kusha- Sekte 47. 

Kushigata 6. 

Küstenverteidiguag 54. 

Knsuoüki Jiro Masamitau 133. 

Kusunok i Masanori 123. 

Kusnnoki Masashi^e 107, 113, 118. 

Kusunoki Masatoki 120. 

KuHunoki Masatsune 126. 

Kubyoaaan '214, 

Kuwana Daimv 195. 

Kusunoircaro 4H 

Kuzuwara Shinno 59. 

Kwa (milit.) 36. 



Kwachoyoji 145. 

Kwai 35. 

Kwairaisbi (Puppentheater) 160. 

♦Kwambun 164. 

Kwampaku 55, 196. 

Kwampei Taiho 68. 

♦Kwampo 164. 

Kwan 34. 

Kwando 55. 

*Kwanei 168. 

♦Kwanen 164. 

Kwangakuden 41. 

Kwangakuin 45. 

*K wangen 87. 

*Kwangi 8a 

*Kwanji70. 

♦Kwanko 51. 

♦Kwanna 51. 

*Kwano 113. 

Kwanryo 130. 

♦Kwansei 165. 

♦Kwansbo 128. 

Kwanto 60. 

*Kwantoku 52. 

Kwazan Tenno 51. 

Kwazoku 239, 2&u. 

Kyochi Shimpo 68. 

Kyogo (Sasaki) Clan 130. 

Kyogo Mochikiyo 135. 

Kyoji 28. 

Kyoseiyo (Seeschlacht) 154. 

Kyushu 4, 39, 249. 

Lackmdnstrie 48, 160, 807. 

Landwirtschaft 229, 808. 

Laxmatm 226. 

Liaoho Ebene 220, 222. 

Liaotung 225. 

Liaoyang 220. 

Liberale 203. 

Li ching fan 223. 

Li hung chang 210, 213,215,216, 228. 

Literatur 41, 45, 46, 66, 67, 82, 106. 

125, 145. 
Liukiu Inseln 77, 175, 208, 249. 
Liukung- Insel 222. 
Lootaokon 221. 
Loyalität »Ofc 
Loyola 57. 
Lungmian tsui (Fort) 221. 

Mabito 33. 

Machibugyo (Oberbürgermeister) 

174. 
Maeda 166, 167. 
Maeda Geni 153, 155 
Maedo Toshiie 153, 155, 156. 
Magarikanahashi no miya 13. 
Magneteisenstein 264. 



399 



Maibara Issei 206. 

Maki 93, 94. 

Makirauku 7. 

Makung-Inael 222. 

Maler Efc 4«, 48 r 66, 125, 146, 199. 

Manchnsho 9ü, 

Mandokoro 9<) = Betto 90 

Mandschurei. 

♦Manen 166. 

Mangan 310. 

♦Manji 164. 

♦Manju 52. 

Manieren 31» 

Mannen Tsuho 47. 

Marco Polo 323. 

Marder 2tj9. 

Marukasht Chuya 179. 

MasagYi 5*1. 

Masahito Shinno 98. 

Masakado 93. 

Masako = Masakado. 

Ma*ayaakutsu hayahiame no hoshi- 
komimi no mikoto 4. 

Maschinen 311. 

Masnda 195. 

Masnda Nagamori 155, 156. 

Masnda Tokisada 178. 

Masnda Uemon 194. 

Malse und Gewichte 811. 

Matsudaira Nobutsuna 179. 

Matsndaira Sadanobu (Shirakawa 
Rokuo) 183. 

Matsudaira Shungaku 191. 

Matsudaira Yodo 195. 

Matsudaira Yoshinaga 196. 

Matumae 152, 185. 

Matsukata Graf 232, 233. 

Matsumae 

Matsunaga Hisahide 139, 140. 

Matsunoto Kenzaburo 193. 

*MatHiiübiTua japanisches Flaggen- 
Schiff 218. 

Maulwarf \lffl. 

Medizin 19, 4*i f B7, 82. 

Meerotter 269 

♦Meiji 165. 

•Meio 128. 

♦Meireki 164. 

♦Meitoku 113. 

♦Meiwa 164. 

Meicho 146. 

Meisei Tenno (Myosho Tenno) 

Meison 65. 

Meituku Feldzug (1391) 129. 

Menschenopfer lilfl. 

Menthol 312. 

Messageries Maritimes, Compagnie 
des 263. 

Mibu Motonobu 194. 

Michimushi no mikoto 8. 



Micknioomi no mikoto 6. 

Michiyasu Oji 54. 

Migake 9. 

Mikado 5. 

Mikakura no miya 18. 

Mikuni Daigaku 189. 

Mikyo Sekte 46 t 

Militär- Akademie 290. 

M ili tärbil du ngsansta J teu 290. 

Mimajia 11. 

Miinasaka 4, 

Miralmtayu 42* 

Min Familie der Königin v. Korea 

2H\ Bit, 216. 
Min Ypng chum 212, 213. 
Minabuchi Koriyasn 30. 
Minabuchi Nagakawa 45. 
Minbu 33. 
Minbnsho 35. 
Minedo Schlacht 118. 
Minemori 45- 
Ming Dynastie 176. 
Minister 297. 
Mino 9. 

Minojmpier 320. 
Minoaaku Genho 200. 
Mito, Daimyo von, 189. 
Miura Taneyoshi 96. 
Miura Yoshimura 96. 
Mitäunaga Daimyo von Echigo 182. 
Mitsunaga Na^ayosbi 182. 
Miyako Yoshika titi, 
Miyoshi Clan 14) 144. 
Miyoshi Choke 139. 
Miyoshi Kiyotsura 66. 
Miyoshi Masayasu 140. 
Miyoshi Motonaga (Kaiun) 139. 
Miyoshi Nagateru 189. 
Miyoshi Sosan 139. 
Miyoshi Yasunaga 140. 
Miyoshi Yasuhobu 90. 
Minamoto (öenji) 60. 
Minamoto Akiiye 114, 117, 120. 
Minamoto Akimoto 67. 
Minamoto Chikafusa 114, 117, 125. 
Minamoto Hikaru 56. 
Minamoto Ichiman 92, 93. 
Minamoto Jun 67. 
Minamoto Michitomo 109. 
Minamoto Morofusa 82, 83. 
Minamoto Nobu 66. 
Minamoto Nobuyori 77. 
Minamoto Noriyori 78, 81, 82. 
Minamoto Sanetomo 85, 93, 159. 
Minamoto Senman 92. 
Minamoto Shigenari 77. 
Minamoto Shunteno 208. 
Minamoto Tadaaki 108, 114, 119. 
Minamoto Takaaki 67. 
Minamoto Takakuni 83. 



— 400 - 



Minamoto Takatoshi 72. 
Minamoto Takatsnna 72. 
Minamoto Tamenaka 76. 
Minamoto Tameoari 76. 
Minamoto Tametomo 76, 77, 208. 
Minamoto Tameyoshi 76, 77. 
Minamoto Toshikata 67. 
Minamoto Toshiyori 82, 83. 
Minamoto Tsnnemoto 60. 
Minamoto Tsunenobu 67, 72, 82. 
Minamoto Ushiwaka 78. 
Minamoto Yoriiye 85. 93, 94. 
Minamoto Yorikata 76. 
Minamoto Yorimasa 77, 79. 
Minamoto Yorinobu 62, 73, 78. 
Minamoto Yorishika 65. 
Minamoto Yoritomo 78, 80, 81, 82, 

83, 85, 88, 89, 96. 
Minamoto Yoriyoshi 75. 
Minamoto Yoshinaka 80, 81, 94. 
Minamoto Yoshitomo 77. 
Minamoto Yoshitsune 74, 78, 81, 

82, 89. 
Minamoto Ynjin 83. 
Minamoto Ynkiiye 89. 
Minamoto Yukitsuna 79. 
Ming Dynastie in China 154. 
Miyame Muraoka 189. 
Mochihito 79, 81, 91 
Moda 6. 

Mogami Clan 140. 
Moku 36. 
♦Mommu 28. 

Momoi Naotsune 120, 122, 123. 
Momozono Tenno 164. 
Monchirimen 252. 
Monchubngyo 90. 
Monchusho 90. 
Mongolen 101, 102. 
Monobe Moriya 22, 23. 
Monobe Okoshi 21. 
Monzeki, Kaiserl. Prinz -Priester, 

144. 
Moral 325. 
Mori 178. 
Mori, Familie, 141, 142, 146, 148, 

194. 
Mori Katsunaga 168. 
Mori* Motonari (Zinshudaimyo) 142, 

143, 145, 155. 
Mori Terumoto 143, 147, 166, 166, 

167. 
Mori Yoshichika 194, 196. 
Moridera Tsunekuni 189. 
Morikumi Shinno 86. 
Morinaga Shinno 106, 107, 1 14, 116, 

117. 
Morisada Shinno 86. 
Moruyama Okuo 199. 
Motoori Nobunaga 183. 



Mousseline de laine 312. 

Moxa 312. 

Mukden 220. 

Munetaka Shinno 86. 

Münze in Osaka 277. 

Münzen 312. 

Münzwesen 19, 47, 68, 158, 196, 

197, 198, 224, 313. 
Muraji 34. 

Murakami Tenno 67, 68. 
Mnrakami Yoshikiyo 141, 142. 
Murakuni Ogori 38. 
Mnrasaki Shikibu 67. 
Muromachi Bakufu 135. 
Musashi 60. 
Mushagashira 130. 
Musik 19, 47, 66, 105, 109, 177, 

314. 
Mutsu 9. 

Mutsubito Tenno 165, 203, 224. 
Mutsu Viscount 222, 232. 
Myoji 318. 
Myosho Tenno (Meisei Tenno) 163. 

Xabeshima Daimyo 169. 

Nabuchi Ukeyasu 18. 

Nagaknma 63 

Nagannma Clan 131. 

Nagao Clan 140. 

Nagao Kagetora (Uesugi Terutora 

Kagetora) 141, 142. 
Nagao Tamekage 141. 
Nagaoka 29. 
Nagara 27. 

Nagasaki Takasuke 105. 
Nagasaki, Vertrag von, 227. 
Nagasatobe 5. 
Nagashino in Mikawa, Schlacht, 

"148. 
Nagato 4. 

Nagatsuka Masaie 155. 
Nagatsunehiko 4, 5. 
Nagatsukasa 38. 
Nagoya 170. 
Nahrung 68, 302, 315. 
Naidaijin (vierter Minister) 52. 
Naikwan 35. 
Naikwanrei 105. 
Naishin 30. 

Naishinno Eadzunomiya 191. 
Nakagawa Kiyohide 148. 
Nakamikado Tenno 164. 
Nakamura Kazuuji 155. 
Nakano Goro 91. 
Nakanooe 25, 27, 30, 33, 52. 
Nakaokino miya 133. 
Nakatomi Kamatari 25, 34, 52. 
Nakatomi Kitsumi 21, 22, 28. 
Naikaku 262. 
Nakatsukasashu 35. 



401 



Nakayama Aishin 184. 
Nakayama Tadachika 82, 83. 
Nakayama Tadamitsu 193. 
Nakayama Tadayoshi 196. 
Namasu 317. 
Nambu Clan 140. 
Nambn Daimyo 204. 
Namen 41, 318. 
Namihira Chikayasu 125. 
Namikawa Cloisonä, Künstler, 

261. 
Nanakusa-Fest 271. 
Nancho (Südhof) 112. 
Nanking, Frieden von, 226. 
Naniwa 12, 28. 
Nanto-Nara 120. 
Nanori 318. 
Naohito Shinno 165. 
Nara 37. 

Nariyo Shinno 57. 
Nasu Clan 131. 
Nawa Nagatoshi 107, 119. 
Nehan 20. 
Nemotochndo 46. 
Nengo 27. 
Nenoi Yokichika 81. 
New chwang 222 
Nichiron 103. 
Nichisanyo Sanetaka 145. 
Nieh, chinesischer General, 217. 
Xigihayahino mikoto 5. 
Nihonkoki, 45, 66. 
Nihonshoki 40. 
Niigata 227. 
Nijo 72, 148. 
Nijo Tenno 71, 77. 
Nijo Yoshimoto 126. 
Nikaido Sadafuji 106. 
Niki Yoshinaga 123. 
Nikko- Tempel 199. 
*Nimbio (Nimpei) 70. 
Nimmei Tenno 29, 44, 45, 47. 
*Ninan 71. 
*Ninji 87. 
*Ninju 29. 
Ninken Tenno 3, 13. 
•Ninna (Ninwa) 50. 
Ninko Tenno 165. 
Ninnaji 77. 
Ni no zen 317. 

Nintoku Tenno 2, 3, 12, 15, 19. 
Ninsen (Chemulpo) 209. 
Nippon Yusen Kaisha 263. 
Nirayama 141. 
Nirvana 20. 

Xishiki siehe Brokat 225. 
Xishina Morito 96. 
Nitabe Shinno 28. 
Nitta Clan 120. 
Nitta Tadatsune 93. 



Nitta Yoshiakira 114. 

Nitta Yoshimnne 120, 121. 

Nitta Yoshioki 120, 121. 

Nitta Yoshisada 107, 117, 118, 119, 

122. 
Nitta Yoshishige 167. 
Niwa Nagahide 148. 
No (Tanz) 348. 
Nord- und Südbof 111. 
Norddeutscher Lloyd 263. 
Norihito Shinno 165, 184. 
Norishito Shinno 76. 
Noto 240. 

Nozu, General, 213, 222. 
Numatsu 80. 
Numismatik 19, 47, 68. 
Nyoizan 77. 

= Oji, Prinz 24. 

*Oan 113. 

•Ocho 88. 

*Oei 127. 

*Oho 71. 

♦Onin 128. 

♦Otoku 70. 

*Owa 51. 

Obakuto 102. 

Oban 159. 

Obi 318. 

Obst 319. 

Occidental and Oriental Steamship 

Company 264. 
Ochi Clan 105, 131. 
Ochiknto 67. 
Ochsen 269. 

Oda Clan 131, 141, 143, 146. 
Oda Mochisoke 137. 
Oda Nebuhide 143, 148. 
Oda Nobunaga 140, 143, 145, 146, 

148, 157, 160, 167. 
Oda Nobuo 148, 149, 150, 153. 
Oda Nobutada 146, 148. 
Oda Nobutaka 148, 149. 
Oda Tomonon 190. 
Odate Muneuji 108. 
Odawara 141, 152. 
Odera, General 221. 
Odoriko 361. 
Oei, Feldzug (1339) 129. 
Öffnung Japans 185, 190. 
Ogai 15. 

Ogasawara, Inseln 208, 249. 
Ogasawara Clan 130. 
Ogasawara Sadayori 208. 
Ogasawara Yataro 91. 
Ogata Koan 200. 
Ogata Korin 199. 
Ogimachi Tenno 128, 143, 146, 

150. 
Ogura no miya 131, 133. 

26 



— 402 - 



Oguri Mimasaku 182. 

Oguri Sotan 146. 

Oharayama 76. 

Ohiko no mikoto 8. 

Ohira 317. 

Ohyano 178. 

Oiran 361. 

Oji = 24. 

Oii Otomo 33, 40. 

Ojin Tenno 3, 12, 17. 

Okagami 83. 

Okayaraa, Daimyo von 189. 

Okehazama, Schlacht 143. 

Oki 98. 

Okihawa Yasukichi 125 

Okinawa Ken (Liukiu - Inseln) 208. 

Okaba Nagayasu 175, 178. 

Okuba Toshimicbi 196, 207. 

Oküdaira, Tokagawa Daimyo 166. 

Oküdaira Kensuke 206. 

Okoma, Graf 232, 233. 

Oküni 160, 349. 

Oknni kabnki 160. 

Okura 33. 

Oknrasho 35. 

Oknrina 53, 318. 

Omandokoro 150. 

Omi 9. 

Omi, See 253. 

Omi, Ritter 84. 

Omi Kono 15. 

Omi Mifune 46. 

Omi Sakaibe 16. 

Omori, Dr. 266. 

Omotaru no mikoto 4. 

Onabito 38. 

Ongamachi Tenno. 

Onin- Unruhen (1467—1468) 126, 

135. 
Onkyo (Toku gawa Jesada) 170. 
Ono Azumabito 42. 
Ono Harunaga 168. 
Ono Imoko 18. 
Ono Komachi 46. 
Ono Michikaze 66. 
Ono Takamura 45, 66, 145. 
Ono Ushigai 42. 
Ono Yoshifuru 60. 
Onokatomi Yoshinobn 67. 
Onoii 65. 
Onsho 81. 

Ooka Tadasuke 183. 
Orden 319. 
Osada 13. 

Osafnne Moriyasu 125. 
Osaka 149, 169, 181, 186, 227. 
Osaka Shosen Kaisha 263. 
Osaka, Teppiche 319. 
Osaragi Sadauao 115. 
Oshikabe Shinno 34. 



Oshima 77, 185. 

Oshima, Marschall 216, 217, 220. 

Oshio Heihachiro 182. 

Oshio Kaknnosuke 182. 

Oshizaka Hikobito 14. 

Oshoku 361. 

Österreich-ungarischer Vertrag 227. 

Ota-Oda 

Otokishi 6. 

Otokoyama 123, 192. 

Otoknme 13. 

Otomabe no mikoto 4. 

Otomo Clan 121, 141, 151. 

Otomo Fukehi. 

Otomo Hanamnra 19. 

Otomo Jemochi 43. 

Otomo Iwa 15. 

Otomo Oji 54. 

Otomo Otamaro 43 

Otomo Satehiko 16. 

Otomo Sorin 143. 

Otomo Surugamaro 42. 

Otomo Takahi 9. 

Otomo Yoshinaga 142, 148. 

Otomo Yoshikane 153, 157, 160. 

Otonoji no mikoto 3. 

Otori 213, 215, 216. 

Tsu 349. 

Otoukeshi 6. 

O-ü 40. 

Usu 9, 10. 

Ouchi, kaiserlicher Palast 144. 

Ouchi (Rokubuichishi)Clan 129, 141, 

142. 
Oachi Yoshihiro 122, 124, 129, 132. 
Ouchi Yoshioki 139. 
Ouchi Yoshitaka 142, 143, 144. 
Owari Daimyo 189, 195. 
Oyama, Marschall 219. 
Oye Hiromoto 82, 90, 97. 
Oye Masafu8a 72. 
Oye Otondo 66. 
Oye Tadafusa 82, 83. 
Oye Tomatsuna 67. 
Ozeki Wakichiro 190. 

Pacific Mail Steani Ship Company 
263. 

Pak Honghyo 210, 212. 

Papier 319. 

Papiergeld 277. 

Papiermanufakturen 321. 

Parlament 225, 229. 

Patriotismus 201. 

Peninsular and Oriental Steam Navi- 
gation Company 263. 

Perry, Kommodore 185, 226. 

Pescadores- Inseln 222, 249. 

Pest 21, 22. 

Petroleum 321. 



— 403 — 



Petschili 217. 

Petsewo 219. 

Pferde 269. 

Pflanzen wachs 321. 

Phungdo 217, 

Phyoagyang 217, 

Pinto, Feraan Mendez 322. 

PohebibyaiBu 221. 

Polizei 44, 297. 

Polo, Marco 323. 

Ponghu 222. 

Port Arthur 219. 

Portugiesen 157. 

Porzellan 19, 48, 109, 160, 300. 

Post 32, 224. 

Posthumnsnamen 41, 46. 

Preßfreiheit 363. 

Radikale Partei 203. 

Rai Knnimitsu 125. 

Rai Mikisaburo 189. 

Rai Sanyo 185, 188. 

Rakuyaki 300. 

Rangaku 200, 

Rangklaflsen 18, 33, 34. 

Raskamen 179. 

Rasieren des Schädels 160. 

Reglement für die Samurai 173. 

Reiansbn 90. 

Reichstag 885, 231. 

Ragen Tenno 164. 

Rein, Job Justus 323 

Reinlichkeit 244, 

Reis 323. 

Reisho 45. 

Reisstrohmatten 324. 

Religion 46, 146, 230 ? 324. 

Rengo 17. 

Rensho 90. 

Reptilien 269. 

Residenz, kaiserliche, 205. 

Restauration 96, 203. 

♦ltfakunin 87 

*Riakuo ia 

Richardson 193. 

Richu Tenno SL 3, 12. 

Riesensalamauder 269. 

RikkeDjiynto 231, 

Rikachiu 264, 

Rin Shihei 186. 

Rinder 269. 

Rlnsai-Sekte 102. 

Risahu-Sekte 47. 

Riyujinki 17. 

Roju 174. 

Rokkaku Mitsutaka 124. 

Rokkaku Takayori 136. 

Rokkaku Yoshikata 144. 

Roku, Sekretär, 35. 

Rokubuichishi 129. 



Rokubutsu Kuman 189. 

Rokuhara 98, 108. 

Rokuii, Adjudant, 36. 

Rokujo Tenno 71, 78 

Ronin 47, 179, 180, 331. 

Royal Mail Steam Ship Line 264. 

Ruishu Kokushi 66. 

Russen. 

Ryokira 130. 

Ryuzo Clan 141. 161. 

Riuzoji Yoshinobu 157. 

Sadaijin ? Ministerpräsident, 30. 

Sadanan Shinno 128. 

Ha dazu nii Shinnn 6. 

Sado 98, 249. 

Saeki Ichiyu 42. 

Saga- Aufstand 205, 2titi, 

Saga Tenno 29. 43, 45 f 4«, 47. 

Saghalin 207, 

Sagbafin ( Kabarn tojinia) 207. 

Saigo, Minister für Handel und 

Landwirtschaft, '211 
Saigo Takainori 19tf, 2<*4, 206, 

207. 
Saigo Yorimichi 207. 
Saikai 74, 98. 
Saikaido = Eiushiu. 
*Saiko 29. 
♦Saimei 27. 
Saimei Tenno 16. 
Sairanigen 200. 
Saito Kanemotsu 190. 
Saito Tatsuoki J44 
Sakagami Mochiki 67. 
Sakngami Tamtiramaro 48. 
Sakai, Tokogawa-Daimyo, .166. 
Sakaibe Ickizunii 37, 
Sakaibe Omara 16. 
Sakaibe Omi 16. 
Sakama Morimasa 149. 
Sakaskitamon-Unruhen 190. 
Sake 316, 334. 
Saki Eaneshige 109. 
Sakuma, General, 220. 
Sakuma Shozan 186, 200. 
Sakürada-Unrnhen 190. 
Sakuramacbi Tenno 164. 
Salz 335. 
Sama no kami, Hofstallmeister, 

114. 
Sambodo 39. 
Samisen 160 
Sammet 361. 

Samurai 83, 229, 230, 335. 
Samuraidokoro 90. 
Samurai dokoro no betto 130. 
Sanada Yukimura 168, 169. 
San ga nichifest 271. 
Sanchito Shinno 131. 



404 — 



Sandai jitsuroku 66. 

Sando 117. 

Sangi 45. 

Sangun (milit ) 36. 

Sanhoshi 74. 

Sanjo Tenno. 

Sanjo, Ministerpräsident, 233. 

Banjo Chunagon 189, 194. 

Sanjo Saneyosbi 194, 196. 

Sanjo Snketomo 194. 

Sankan 131. 

Sanko 127. 

Sankwan. 

Sankwanryo 130. 

Sano Masatoki 181. 

Sano Takenosnke 190. 

Sanseki 66. 

Sanyo, Staatsräte, 196. 

Sanuki 56. 

Sarugaku 109. 

Sarushima 60. 

Sasa Narimasa 150. 

Sasaki (Kyogoku) 180. 

Sasayama 170. 

Sashimi 816. 

Satake Clan 131, 141, 169. 

Satake Yoshinobu 166. 

Satomi Clan 141. 

Satomi Yoshihiro 142. 

Satsuma 151. 

Satsuma-Daimyo 193, 194, 195, 205. 

Satsuma -Insurektion 205, 206 

Sawa Nobuyoshi 193, 194. 

Sayokyoshoku 35. 

Schieiswaffen 160. 

Schiffsverkehr 336. 

Schiffsbau 19. 

Schiffswerften 336. 

Schiiefsung Japans 179. 

Schönschreibkunst 26, 45, 46, 66, 67. 

Schrift 19, 336. 

Schulwesen 37, 44, 45, 224. 

Schulz wang 224. 

Schwarzflaggen 223. 

Schwefel 338. 

See- und Wasserprodukte 339. 

Seide 340. 

Seidencrepe 260. 

Seidenmanufaktur 342. 

Seidenstickerei 343. 

Seife 343. 

♦Seihei 112. 

Sei i taishogun 82, 90. 

Seimen 96. 

Seimei Tenno 313. 

Seimu Tenno (Shomu Tenno) 3, 7, 

10, 28, 38, 39, 47. 
Seinenkai 266. 
♦Seireki (Shoriaku) 51. 
Seiren, Kloster, 132. 



Seishonagou 64. 

Seiteki shogun 42. 

Seito 193. 

Seiwa Tenno 44, 49, 50, 68 

Seiyukai 232. 

Seki Clan 131 

Sekigahara 166, 165, 167. 

Sekisoorai 145. 

Sekke 104. 

Sendai, Daimyo von, 189, 204. 

Senjihon 17. 

Senkwa Tenno 3, 13, 15. 

Sen Rikyu 159. 

Senzaishu 47, 109. 

Seppuku 180. 

Serada 167. 

Serada Kiyoyasu 167. 

Sessei = Sessho 54, 196. 

Sesshu 146. 

Beta 38, 81, 93, 118. 

Setomura 109. 

Setsubun, Fest, 271 

Settsushoku 35. 

Sewamono 349. 

Shachihoko 263. 

Shaka = Buddha 20. 

Shaku 30. 

Shakudo 256. 

Shakuhachi 47. 

Shao Julien 222. 

Shiba Clan 130, 143. 

Shiba Yoshikado 135, 136. 

Shiba Yoshitoshi 135. 

Shibai- oder Kabuki -Theater 348. 

Shibata Eatsuie 149. 

Shibiku 33. 

Shibu ichi 256. 

Shibukawa Clan 130. 

Shibukawa, Burg, 23. 

Shichiriki 47. 

Shichito 130. 

Shiga 7, 27. 

Shigehito 76. 

Shigeno Sadamushi 45. 

Shijo Tenno 87. 

Shijo Takauta 194. 

Shijonawate - Schlacht 1 2<>. 

Shiki 7. 

Shiki Oji 29. 

Shiki Saburo 91. 

Shiki bukyo 42. 

Shikibusho 35. 

Shikishima 13. 

Shikken 85, 90. 

Shikoku 249. 

Shikwan 146. 

Shikwashu 109. 

Shima Giyu 206. 

Shima Kokan 199. 

Shimabara 178, 199. 



405 — 



Shimazu Clan 141, 150, 151, 167. 

Shimazu Jehisa 175, 208. 

Shimazu Shigehisa 196 

Shimazu Tadakuni 208. 

Shimazu Yoshihiro 151 

Shimazu Yoshihisa 151. 

Shimoda 185, 227. 

Shimonoseki 43, 1-93. 

Shimosa 59. 

Shimutsnke 43, 55. 

Shimpei 228. 

Shinagawa 18*;. 204. 

Shmagon 67 

Sbinano 9. 

Shin chin 256. 

SbinchokuEen [Oft. 

Shing, Dynastie 176. 

Skia gon -Sekte 47. 

Skmgoaei] wakaihu 109. 

Shinin m. 

Shinki 19. 

Shinkokiashu 109. 

Shinran 103. 

Shinsen seishiroku 45. 

Shinto 8, 20, 46, 64, 146, 202. 203, 

230. 
Shintoku (Tokugawa Jeyoshi) 170. 
SbintsiiQg (Shin tsung) 154. 
8hiu Ynsfaiwara 360. 
Shinyo 74. 

Shinzokukinwakashu 145. 
Shiragi LO, 11. 
Skirabatajn, Burg 118, 133. 
Shirahvo 109 

Shirakawa Tenno 69, 70, 74. 
ShirakawaRokuo (Matsudaira Sada- 

nobu) 183* 
Shiribeshi 37. 
Shiroyama, »Schlacht. 207. 
Shiru 317. 
Shiruko 317. 
Shishigayatsn 78. 
Shisbhden 66. 
Shishoku SO. 
Shiten noji 23. 
♦Shkoku IIa 

Shitsu fCliiibilai Chan) 101. 
Shitsuii 90, 132. 
ShiwaKashu 83. 
Shizai 37. 
Shizoku 250 
Shizugadake 149. 
Shizuoka (Sumpu) 170 
Sho 47. 
*Shoan 87. 

*8hoan siehe Joan 71. 
♦Shocho 127 
♦Sbochu 88. 
*Shogen 87. 
*Shohei 112. 



*Shoho 163. 

♦Shoji 86. 

♦Shoka 87. 

♦Shokio 108. 

*Shoo 87. 

♦Shoreki 70. 

*Shoriaku (Shoreki) 51. 

♦Sbotai 50, 

»Shotoku 70, 164. 

♦Showa 88. 

♦Showa shoho 47. 

Sho shi i ge 63. 

Shobufu 63. 

Shogaku lfiG. 

Shogakuin 45, 66. 

Shogun 8, 36, 84, 85, 129, 130, 169. 

Shogunat 82, 84, 85, 90, 180, 162, 

174. 
Shogundan 36. 
Shohaku 145. 
Shoji Clan 121. 
Shoke 63. 
Shoki 36. 

Shoko Tenno 127, 131. 
Shomu (Seimu) Tenno 28, 47. 
Shomyo 61, 
Shonai Daimyo 204 
Skonei. König von Chusan, 208 
Shopaionl 217. 
Shorouiatsuri 350. 
Shoryo 31 
Shoshi 90. 

Shoshidai 172, 174, 196. 
Shotai, König der Liukiu Inseln, 

208. 
Shotoku 18. 

Shotoku (Tokugawa Jemochi) 170. 
Shotoku Taishi 21. 
Shotoku Tenno 28, 47. 
Shoyuki 67. 
ShoÄui Gorodayu 160. 
Shu 35. 
Shubo 36. 
Shubun 146 
Shugo 82 89, 90, 129 
Shugoshoku 196. 
Shuho. 
Shuishu 109. 
Shujinkwan 40. 

Shummei (Tokugawa Jeharu) 170. 
Shung, chines General, 218, 220. 
Shuraku 150, 152. 
Shusei 31. 
Shuzenji 93. 
Siam 178. 
Sidotti 158. 
Siebold 344. 
Silber 345. 
Silberbergwerken, Aufstand in den, 

192, 193. 



— 406 — 



Silicon, Bronzedrähte, 307. 

Singen -Sekte 47. 

So 32, 47. 

So (chinesieche Dynastie) 101. 

So Yhositomo 175. 

Soba 317. 

Sodo- Sekte 102. 

Soejima Taneomi 206. 

Soen 58. 

Soeul 209. 

ßoga Emiji 24, 25. 

Soga Iname 21. 

Soga Iruka 24, 25. 

Soga Karako 15. 

Soga Katashiohime 24. 

Soga Kurayamadamaro 25, 30. 

Soga üane do kimi 24. 

Soga Umako 22, 24. 

Sogi, Priester, 145. 

Sogen 103. 

Soi 318. 

Sojo 65. 

Soma Clan 140. 

Sonakashichi 11. 

Songhwan 217. 

Soroban 345. 

Sosai 196. 

Sosha 130. 

Soshi Jinyemon 360. 

Sosho 45 

Sotsuihoshi 82, 123. 

Soyabohnen 281. 

Soyasauce 345. 

Soyejima, Graf, 209. 

Speicher 54. 

Spiele 110. 

Spitzmaus 269. 

Städte 250. 

Steingut 19. 

Steinkohlen 345. 

Steuern 32. 

Sticker 19. 

♦Sucho 27. 

♦Sujaku 27. 

Subsidien 273, 274. 

Südhof 131. 

Sue Harukata (Zenkyo) 142, 143. 

Sugane Mamichi 42 

Sugawara Fumitoki 67. 

Sugawara Kiyokimi 45. 

Sugawara Koreyoshi 55, 66. 

Sugawara Michizane 55, 66. 

Sugaware Tainenaga 108. 

Sugita Seikei 200. 

Sugiyama, Kanzler, 232. 

Suhichini no mikoto 3. 

Suiko Tenno 3, 13, 16, 18, 23, 47. 

Snimono 316. 

Suinin Tenno 7, 9, 11, 198. 

Suizei Tenno 3, 6, 8. 



Sujin Tenno 3, 7, 8, 11. 

Sujitsu- Sekte 47. 

Suiyaku Tenno 51, 58. 

Sukane 23. 

Suke 23. 

Suketomo 106. 

Suko Tenno 113. 

Sumpu 170. 

Song, chinesischer General, 218, 

220. 
Su no mono 316. 
Suiuga 9. 
Sushi 317. 

Sushun Tenno 3, 13, 23. 
Sutoku Tenno 70, 76. 
Suwo 4. 

Tabak 347. 

Tachibana Hayanari 46 

Tachibana Hiroai 45. 

Tachibana Moroe 41. 

Tadafusa Shinno 117. 

Tachibana Naomiki 67. 

Tagajo 42. 

Tai 68. 

Tai Wönkun 210, 216. 

Tairo 174. 

Tai (milit.) 36. 

Taifun 301. 

♦Taiji 70. 

Taidongflufs 217. 

Taihei Gembo 47. 

Taiheiki 125. 

Taihorei 34. 

Taikomochi 361. 

*Taikwa 26, 30. 

Taikwa - Konstitution 229. 

♦Taikwan (Jogwan) 55. 

Taira- Familie 47. 

Taira- Schwert 47. 

Taira, Prinz Takamochi, 59. 

Taira Kiyomori 74, 77, 78, 80, 201. 

Taira Koremori 80. 

Taira Kunika 60. 

Taira Masakado 59, 60, 68, 73, 91. 

Taira Michimori 80. 

Taira Munemori 78, 80. 81, 82. 

Taira Xaokata 62 

Taira Sadamori 60, 61, 73, 91. 

Taira Sanetoshi 77. 

Taira Shigemori 77, 78, 79, 143. 

Taira Suketomo 77. 

Taira Tadamasa 76, 77. 

Taira Tadamori 80. 

Taira Tadatsuue 62, 73, 78 

Taira Takamochi 59. 

Taira Tokitada 79. 

Taira Yasuyori 79. 

Taira Yoshimasa 59. 

Tairo 155. 



— 407 



Taitoka (Tokugawa Hidetada) 169. 

Taiwan = Formosa 207, 249. 

Taiyu (Tokugawa Jemitsn) 169. 

Tajihi Agatamori 42. 

Tajima 98. 

Tajima Kuniuoga 106. 

Takaroatsujo 147, 148. 

Takamishi Maaayori 142. 

Takano Choei W*). 

Takashima Shnhan 186. 

Takaangi Fu^akn 195 

Takatsukaaa 189 

Takayama Masayuki 186, 188. 

Takayama Tomoaki 146, 148. 

Takeda Fatuiüe 130. 141, 142. 

Takeda Izumo 349. 

Takeda Katsuyori 147. 

Takeda Kounsai 194. 

Takeda Kuninobu 136. 

Takeda Nobuhiro 152. 

Takeda Shigen 141, 142, 147, 

167. 
Takigawa 147. 
Taku 217. 
Taku shan 218. 
Talienwan (Dalnij) 218, 219. 
Tamura Inanouemon 194. 
Tan 155. 

Tanabata-Fest 270, 347. 
Tanegaehiraa ]6u, 
Tmi&s no sekku 27« ». 
Taoi Buucbo 199. 
Tanuma Mocbitsngn 181. 
Tapeten 320. 
Taruhito Shinno 196. 
Taschenuhren 351 
TaackibatiFi Noamiki 67. 
Tatsumi, General, 218. 
Tatzuno, Daimvo, 193 
Tayu 361. 
Tee 350. 

Tee- Zeremonien 169. 
♦Teigen 51. 
Teihansankan 66. 
Teikyoku 18. 
Teikwan Eiho 68. 
♦Teinei 70. 
Teiseiko 176. 
Teishiryu 176. 
Telegraphen 224. 
Telephone 224 
Temdai- Sekte 46, 47. 
Temkoku 47 

Temma Tennu 27, 33, 38. 
♦Tembio 28. 
♦Tembio hoji 28. 
♦Tembio jingo 28. 
♦Tembio shoho 28. 
♦Tembun 128. 
♦Temmei 165. 



♦Tempo 165. 

♦Tempuku 87. 

♦Tenan 29. 

♦Tencho 29. 

Tenchugumi- Aufstand 192. 

Tendai- Sekte 46. 47. 

♦Tenen 61. 

♦Tengen 51. 

♦Tengi (Tenki) 52. 

*Tengio (Tenkei) 51. 

Teahei- Krieg (939) 59, 68. 

•Tenji j», 37, 70. 

Tenji Tenno 14, 17, 27, 28, 38. 

♦Tenjo 70. 

♦Tenju 113. 

Tenkai (Hokui no sho) 199. 

Tenmokusan 148. 

♦Tenna 164. 

♦Tennin 70. 

Tenno = Tenshi 5, 171. 184. 

♦Teno 20. 

♦Tenriaku (Tenreki) 51. 

♦Tenroku 51. 

Tensha 8. 

♦Tensho 128. 

♦Tentoku 51. 

♦Tenyo 70. 

Teramtira Baaeti 195. 

Theater 11*5, 159, 348. 

Thronbesteigungen L44. 

Tientscbwangtai 222. 

Tientsin -Vertrag 21 l. 

Ting, chines. Admiral, 218, 222. 

To SB, 

To (China) 16. 

Toba 79. 

Toba Tenno 70, 75. 

Todaiji 65. 

Todo Takatora 171. 

Toeizan Kan eiji 199. 

Togano 99. 

Toii-Fest 47 L 

Tukaido ®K 

Toki Takayuki 160. 

Tokio 205» 360. 

Tokiwa 78. 

Tokiyasu Shinno 55. 

Tokugawa -Familie 150, 177. 

Tokugawa, Schogunat lti2, 169. 

Tokugawa Hidetada 169, 172. 

Tokugawa Hitotsubashi teiki 188, 

189. 
Tokugawa Jeharu 170, 181. 
Tokugawa Jemitsn 169, 171, 172, 

173, 174, 176, 199. 
Tokugawa Jemochi 170, 190, 191, 

195. 
Tokugawa Jenari 170, 181, 182. 
Tokugawa Jenobu 170, 181, 182. 
Tokugawa Jesada 170, 189. 



408 - 



Tokugawa Jeshige 170. 188, 

189. 
Tokugawa Jetsugu 170. 
Tokugawa Jetsuna 169, 198, 208. 
Tokugawa Jeyasu 148, 149, 160, 

161, 163, 164, 166, 156, 168, 166, 

167, 168, 169, 170, 172, 176, 176, 

199. 
Tokugawa Jeyoshi 170. 
Tokugawa Keiei 188, 189. 
Tokugawa Keiki 170, 196, 196, 203, 

204. 
Tokugawa Keisho 188. 189. 
Tokugawa Mitsukani 183. 
Tokugawa Muueki 189. 
Tokugawa Nariakira 188, 189, 192, 

193, 194. 
Tokugawa Toyonobu 189. 
Tokugawa Tsunayoshi 169, 181. 
Tokugawa Yoshiatsu 189. 
Tokugawa Yoshihisa oder Keiki 

189 191 
Tokugawa Yoshikatsu 189, 196. 
Tokugawa Yoshimune 170, 183, 

200. 
Tokugawa Yoshinaga 189. 
Tokugyosei 46. 
Tokuhon (Hatakeyama Mochikuni) 

133. 
♦Tokuji 88. 
Tokuno Michikoto 107. 
Tokushima, Daimyo von, 189. 
Tokyo no fu «7. 
Tomita Oribe 189. 
Tomohire Shinno 67. 
Tomotaka Shiuno 38. 
Tondajo 143. 
Tonegawa 240. 
Tonegawa, Schlacht, 120. 
Tonen Shinno 28, 46. 
Tong haks 212, 216. 
Torimi 63. 

Tosa, Daimyo von, 194, 206. 
Tosa 98. 

Tosa-Familie 146. 
Tosa Mitsunobu 146. 
Tosama Daimyo 262. 
Tosando 80. 
Tosanikki 66. 
Toshimoto 1<>6. 

Tosho (Tokugawa Jeyasu) 169. 
Toshuko Daimyo von Tosa 196. 
Totenfest 350. 
Toyokunnu no mikoto 3. 
Toyo Kisen Kaisha 263. 
Toyora no miya 14. 
Toyotomi Hideyori 156 siehe 

Hideyori. 
Toyotomi Hideyoshi 151 siehe 

Hideyoshi. 



Tozai 37. 

Tran 274. 

Tsuboi Shindo 2(K». 

Tsubo 317. 

Tsuchigumo 4, 5. 

Tsuchimikado Tenno 86, Joko 96, 

98, 128. 
Tsuihoshi 60. 
Tsukubasan 194. 
Tsukushi 81. 
Tsunesada Shinno 45 
Tsunesada Shinno 119. 
Tsungli-Yamen 214. 
Tsunoga 7. 
Tsurigune 6. 
Tsurugaoka 95. 
Tsushima 185, 249. 
Tsusho 318. 
Tsutsuki 13. 
Tsuyoshozoku 83. 



Uda Tenno 50, 55, 68. 

üdaiben 42. 

Udaijin, Premienninister, 30. 

Udaisho (Vierter General) 56. 

Udano 5. 

Uhichini no mikoto 3. 

Uhren 351. 

üji 81, 98, 118. 

Uji, siehe Namen, 318. 

üjina 213. 

Uka 189. 

ükita Clan 141. 

ükita Hideie 150, 153, 154, 155, 

156. 166. 
Ukita Navie 147. 
Ukoben 106. 

Uma akahino oino mikoto 3. 
Uesugi Akisada 137. 
Uesugi Familie 141, 146. 
Uesugi Fusayoshi 141. 
Uesugi Kagekatsu 147. 150, 165, 

166, 166. 
Uesugi Kagetora (Terutora) 142. 
Uesugi Kenshin, siehe Terutora. 
Uesugi Kiyokata 132. 
Uesugi Norifusa 131. 
Uesugi Norimasa 141, 142. 
Uesugi Xoritada 132. 
Uesugi Norizane 132, 145. 
Uesugi Sadamasa 137. 
Uesugi Shigeaki 131. 
Uesugi Terutora (Kenshin) (Nagao 

Kagetora) 141, 142, 147. 
Uesngi Ujinori 132. 
Ukita Ikkei 189. 
Umani 316. 

Umashimate nomikoto 5, 6. 
Umayado 21, 22, 23, 24. 



— 409 — 



Umeda Genjiro 189. 

Unebiyama 25. ; 

Universität 37, 41, 44, 166. 

Unterricht 351. ! 

*Unyo, Kriegsschiff; 209. 

Urabe Kanenobu 146. ! 

Urabe Kanetomo 146. ' 

Urai?a 185, 227. i 

UrgTuno, Schlacht, 120. , 

Uropa aOT, 

TTsa 40. 

Usu, siehe OUsu. 

Utsuhiko 4, 6, 15. 

Utsunomiya Clan 131. , 

Utsunomiya Gefecht 204. 

Uzan 154. ' 

Yegetable wax 321. ' 

Verbrechen 297. i 

Verfassung 226, 231, 368. \ 

Verhältnisse von Japan in China 

355. 
Verkehrsmittel 367. ' 

Verträge 205. ; 

Viehhaltung 310. 
Vögel 2H9. 
Vormundschaft liehe Regierung 44, 

49, 52, 54, 58 

Wakadoshiy o ri 1 74. 
Wakamatsu Okura 189. 
Wakamatsujo 204. 
Wakatü 358. 
Wakayatna Daimyo 193. 
W&ntseunta&g aai. 

Wappen 358. 

Watanabe Kwazati 186, 200. 

Weber 19. 

Wei hai wei 213, 220, 221. 

Weizen 280. 

Weltpostverein 224. 

Wiju 218. 

Wildschwein 269 

Wissenschaften, europäische 199. 

Wolf 269. 

Wollweberei 359. 

Wönsan 209. 

Kavier, Franz 157. 

Yaguchi 121. 

Yakimono 317. 

Vakusarae 1 10. 

Yaluflufs 218. 

Yamanouchi, Daimyo von Tosa, 

167. 
Yamabe no Akahito 41. 
Yamada Kaguju 189. 



Yamada Nagamasa 178. 
Yamagata Kyosuke 195. 
Yamagata, Marschall, 217, 218, 232, 

233. 
Yama knjira 316. 
Yamamai 252. 
Yamana Clan 130. 
Yamana Koretoyo 134. 
Yamana Mitsuyuki 129. 
Yamana Mockitoyo (Sogen) 183, 184, 

135, 136. 
Yamana Nagamasa. 
Yamana Norikiyo 133, 136. 
Yamana Noriyuki 133, 136. 
Yamana Sogen 134, 135, 136. 
Yamana Tokiuji 120, 123. 
Yamana Uiikiyo 129. 
Yamana Yoshimara 129. 
Yamashiro, Prinz, 24. 
Yamato 5. 

Yamatodake no mikoto 7, 9. 
Yamauchi Togonobu 196. 
Yamazaki, Schlacht, 118. 
Yanagcsawa Yoshiyasu 181. 
Yashima 81. 
Yasuda 105. 

Yasu8hima Tatewaki 189. 
Yasutakero 4. 
Yasutakeru 5. 
Yasunari Shinno 133. 
Yasuyori 67. 
Yedo 170, 205. 
Yedo Konzession 227. 
Yeh, chinesischer General 217. 
Yeukeshi 4. 
Yezo 4, 9, 204. 
Yezo, Insel, 37. 
Yobina 318. 

Yokohama 19*), 227, 359. 
Yoinei Tenno 13. 
Yongchong 209. 
Yongsaii 216. 
Yopiki 243. 
Y^oshida Shoin 186. 
Yoshida Tarajiro 189. 
Yoshiwara 359. 
Yuan Siekai 212, 215. 
Yuiryo IU& 
Ynl^Sbofietsu 179. 
Ynjoba 3öC>, 
Yuki Clan 131. 
Yuki Munehiro 114, 120. 
Yuki Toraji 193. 
Y'uki Ujitomo 132. 
Ynnahin (Tokugawa Jeshige) 170. 
Ynriaku Tenno 8, 13, 15. 
Ynsho (Tokugawa Jetsugu) 170. 
Yutahito Shiüno 119 
Yutoku (Tokugawa Yoshimune) 

170.