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Full text of "Jüdisch-arabische Poesien aus vormuhammendischer Zeit;"

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LArab    al-Samaw1 al  ihn  'Sdiya 
S1877      Jüdisch-arabische  Poesien: 

•Gd      CG   Lc  t  des  Jl.        ioI  ihn 
' Ädi  j a  el- Gaßsa m 3 ,    von  F . 

I  ii 1 7  ach. 


ÜDISCH-ARABISCHE  POESIEN 


AUS  YORMUHAMMEDISCHER  ZEIT. 


EIN  SPECIMEN  AUS  FLEISCHERS  SCHULE 


ALS  BEITRAG  ZUR  FEIER  SEINES  JÜR1LEFMS 


FttA.lSTZ     DELITZSCH. 


LEIPZIG, 

DÖRFFLING  und  FRANKE. 
1874. 


In  demselben  Verlage  sind  von  kleineren  Schriften  des  Professor 
D.  Franz  Delitzsch  folgende  erschienen: 

Symbolae  ad  Psalmos  illustrandos  isagogicae. 

gr.  8.    1846.    18  Gr. 


Neue  Untersuchungen 

über  Entstehung  und  Anlage 

der  kanonischen  Evangelien. 

Erster  Theil:  Das  Matthaens  -  Evangelium. 

8.    1853.    16  Gr 


Das  grosse  Gebet 

dei'  selrweisseiütsclieii  XJi-liaiitone. 

Festschrift  für  das  Jubileum  des  Prof.  D.  Nobbe. 
gr.  8.    1864.   6  Gr. 


Physiologie  und  Musik 

in  ihrer  Bedeutung  für  die  Grammatik,  besonders  die  hebräische. 

Mit  physikalischen  Abbildungen  u.  einer  musikalischen  Beilage. 

gr.  8.    1868.   10  Gr. 


Paulus  des  Apostels  Brief  an  die  Römer 

in  das  Hebräische  übersetzt  und  aus  Talmud  und  Midrasch 

erläutert. 

gr.  8.    1870.   20  Gr. 


^L_c,At/\Av/A\.       \**l     '/ 


JOl)ISCII-AI{.ABIS(!IIE  POESIEN 


AUS  V(H!MIHIAMMKI)IS(!IIKI(.  ZEIT. 


EIN  SPECIMEN  AUS  FLEISCHERS  SCHULE 

ALS  BEITRAG  ZUR  FEIER  SEINES  JUB1LEUMS 


FRANZ     DELITZSCH. 


LEIPZIG, 

I><>:;  FFLING  üüd  FR  AN  K  E, 

18;  \- 


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3.1.   i    $'9 


Dem  Lehrer  und  Freunde 


der  dankbare  Schüler 


am  4.  März  1874. 


ACCIPE    QUOD    TUUM    EST. 


Als  ich  mich  unter  Anleitung  Fleischers  an  die  Hamasa 
heranwagte,  lag  Freytags  Ausgabe  vor  (2  JMd.  1828.  51),  noch 
nicht  aber  Rückerts  Uebersetzung  (2  Bdd.  1846),  seit  welcher 
dieses  altarabische  Nationalliederbuch  ein  Gegenstand  des  Inte- 
resses und  der  Bewunderung  aller  Gebildeten  geworden  ist. 

Es  ist  eine  Sammlung  von  806  altarabischen  Gedichten  und 
Gediclitfragmenten.  Der  Sammler  Abu-Temmam  war  aus  'Gäsim 
(■v*aAä.),  einer  Landstadt  zwischen  Damask  und  Tiberias,  gebür- 
tig. Dort  war  sein  Vater,  obwol  diese  Angaben  nicht  unbestritten, 
ein  Spezcrcihändler  und  seiner  Religion  nach  ein  Christ,  Namens 
U^.jo  d.i.  Theodosios.  Geburts-  und  Todesjahr  Abu-Temmäms 
sind  nicht  völlig  sicher.  Er  starb  um  850  (228  der  Hedschra).1 

Der  berühmteste  der  20  Erklärer  der  Hamasa  ist  Abu- 
Zekerlja  Jahja  ben-AU  et-Tebrhi.-  In  der  Vorrede  des  von  Frey- 
tag herausgegebenen  Commentars  erzählt  eiy  wie  Abu-Temmam, 
auf  seiner  Reise  von  Chorasän  nach  Irak,  lange  in  Hamadan  sich 
aufhielt  und  da  mit  Benutzung  der  Bibliothek  seines  freundlichen 
Wirths  die  Hamasa  verfaßte;  wie  diese  durch  einen  Bewohner 
Deinewer's  im  persischen  Irak  ans  Licht  gezogen  und  nach 
Ispahan  gebracht  ward  und  wie  sie  seitdem  alle  ähnlichen  Sam- 
melwerke verdrängt  habe  und  vielfach  commentirt  worden  sei. 
Keiner  aber  der  bisherigen  Ausleger  habe  die  grammatische 
Analyse  (i^jl^xl),  die  Darlegung  des  Sinnes  (  _jIjl»J!  ofvjlj  und 
die  Beibringung  der  historischen  Realien  (.Ia~>^M  iMjjt)  m^ 
einander  verbunden.    Er  selbst  habe   schon   zwei  Commentare 

1)  s.  seine  Lebensbeschreibung  bei  Ibn-Challikan  fasc.  II  pag.  vf —  vi 

der  Wüstenfeklschen  Ausgabe. 

2)  Sein  Beiname  i_»iU<t  bed.  den  üeistliclicn,  welcher  in  einer  Haupt- 
moschee die  Chutbe  oder  das  Kanzelgebet  recitirt. 

1 


verfaßt:  1)  einen  umständlichen  (U-Ju***}  lies  UU*£**j©)j  alle  Ge- 
dichtfragmente unifassenden:  .Jedoch  hatte  ich  (in  diesem  voll- 
ständigen Commentar)  jedes  Redeglied  der  Gedichte  besonders 

erklärt  (^ö)J,  HescLäli!)  und  dadurch  den  reberblick,  die  Auf- 
fassung des  Metrums  und  die  Einsicht  in  den  Zusammenhang  er- 
schwert"; 2)  einen  summarischen  Qk^cuc),  in  welchem  gleichfalls 
die  Scholien  nicht  nach  den  Distichen  abgetheilt  waren.  Der  vor- 
liegende sei  der  auf  vielseitiges  Verlangen  entstandene  dritte, 
welcher  Distich  um  Distich  eingehend  erkläre  und  auch  die  Ety- 
mologie der  Eigennamen  (  A«,!^!  ,jU&&l)  angebe.  Ueber  alles 
das  befindet  sich  Freytag  in  solcher  Confusion,  daß  er  nicht  ein- 
mal weiß,  welchen  der  drei  Commentare  er  zum  Drucke  befördert 
hat  —  ohne  allen  Zweifel,  wie  aus  Tebrizi's  Worten  hervorgeht, 
den  letztentstandenen. 

Die  Hamäsa  theilt  sich  in  10  Pforten  (\_jLjt).  Die  1.  Pforte, 
die  dem  Ganzen  den  Namen  gegeben,  ist  die  Pforte  der  Tapfer- 
keit bdb  el-hamäsa.  Eine  der  ersten  Kasiden  dieser  Pforte  hat 
einen  Juden  zum  Verfasser.  Es  ist  Samauel  ibn-Ädijä,  der  bis 
heute  unter  den  Arabern  Unvergessene.  Noch  heute  —  sagt 
Wetzstein  in  seiner  trachonitisch-hauranischen  Keise  1  —  kennt 
der  Araber  die  Namen  der  »Schlösser  Mdrid  in  Duma  und  el-Ablak 
in  Tema  und  den  ihres  ehemaligen  Besitzers  und  heidenmäßigen 
Vertheidigers,  des  jüdischen  Gassaniden- Fürsten  Samauel  ibn 
Hejä  ibn  'j'dijä-,  einer  der  hervorragendsten  Erscheinungen  in 
der  Geschichte  des  arabischen  Volkes  zwischen  Christus  und 
Muhammed. 

Ehe  wir  die  der  Hamäsa''  einverleibte  Kaside  dieses  Samauel 
mit  den  Scholien  Tebrizi's  übersetzen,  haben  wir  zu  erzählen, 
wie  er  zu  der  Ehre  gelangt  ist,  eine  Stelle  unter  den  vorisla- 
mischen Dichtern  altarabischen  Adels  zu  finden. 


1 )  Zeitschr.  für  allgem.  Erdkunde  1850  S.  203. 

2)  So  beginnt  seine  sechsgliederige  Genealogie  bei  Jbn-Doreid  p.  412 
vgl.  Reiske,  Disscrt.  p.  78.  'Adijä  wäre  hienacb  sein  Großvater.  Ausführlich 
bespricht  die  verschiedenen  Ueberlieferungen  über  Samauels  Abkunft  und 
Altvordern  die  Biographie  im  Kitäb  el-agäni. 

3)  Auch  die  kleinere  Hamäsa  von  El-Buhturi  enthält  iu  dem  Abschnitt 
von  der  Treue  Poetisches  von  und  über  Samauel. 


In  einer  Landschaft  Jemens  unfern  von  Hadramaut  saß  der 
ecli];  arabische  Stamm  der  Kinditen  (i&jS)-  Abulfcda  in  seiner 
voiiFleischek  (1831)  herausgegebenen  vorislamischen  Geschichte 
gibt  einen  Ueberblick  über  die  Könige  dieses  Stammes  und  ihre 
Thaten  und  Geschicke.  Seine  Quelle  ist  der  uns  nun  in  der  Aus- 
gabe Wrights  vorliegende  Kami. 

Ein  König  dieser  Kinditen,  Namens  Hugr  ibn-Härith,  verlor 
im  Kampfe  gegen  die  Asaditen  durch  Meuchelmord  das  Leben. 
Vergeblich  suchte  sein  Sohn,  der  berühmte  Dichterfürst  Amru-1- 
kais  die  Asaditen  mit  Hülfe  der  Stämme  Bekr  und  Taglab  zu 
unterwerfen.  Als  auch  diese  von  ihm  abfielen  und  obendrein 
Muudhir  CAXanovvöagoq  der  Byzantiner),  König  von  Hira,  ihn 
verfolgte,  fielen,  Letzteren  fürchtend,  die  Seinen  alle  von  ihm  ab. 
Mundhir  ist  Muudhir  III.,  den  Anuschirwan  531  wieder  einsetzte 
und  dessen  Sohn  'AftßQog  in  die  Friedensverhandlungen  zwischen 
Chosroes  und  Kaiser  Justinian  eingriff'. ' 

Besitz-  und  hülflos  irrte  Amru-1-kais  von  einem  arabischen 
Stamm  zum  andern.  Schließlich  rief  er  die  Hülfe  des  Kaisers  an2 
und  nicht  ohne  Aussicht  zurückgekehrt  erlag  er,  ohnehin  siechen 
Körpers,  in  Kleinasien  den  Strapazen  der  Reise. 

Ehe  er  die  Reise  nach  Rum  (Ostrom)  antrat,  deponirte  er 
sein  Waffengeräth,  namentlich  eine  Anzahl  Panzer,  bei  einem  Gas- 
saniten,  Samauel  ihn  cAdija  dein  Juden.  „Nachdem  Amru-1-kais  ge- 
storben war  —  wir  übersetzen  hier  die  Erzählung  Abulfeda's  — 
zog  El-Härith  ibn-Abusamar  El-Gassoni3  zu  Samauel  und  forderte 
von  ihm  die  Harnische  des  Amrulkais  und  was  sonst  von  diesen 
bei  ihm  in  Verwahrung  war.  Der  Harnische  waren  hundert.  El- 
Härith  hatte  den  Sohn  Samauels  gefangen  genommen;  als  dem- 
nach Samauel  dem  El-Härith  die  Auslieferung  des  Verwahrgutes 


1  )  Corpus  Scriptorum  Byzant.  I  p.  358. 

2)  Sein  sagenhaftes  Liebesverhältnis  zu  einer  griechischen  Prinzessin 
mag  sich  auf  Arabia,  die  Tochter  Justins  II,  des  Neffen  und  Nachfolgers  Ju- 
stinians,  beziehen,  s.  Corippus,  D<  laudibus  Justini. 

15)  s.  über  diesen  syrischen  Fürsten  aus  dem  Geschlechte  'Gofna  llm- 
Kotaiba's  Ghassanidcn- Geschichte  bei  Eichhorn,  Monumenta  antiq.Mst.  Ara- 
bum  p.  160  ss.    Die  Iionu  'Gofna  hatten  das  Christenthum  angenommen.    Die 

Gassaniden- Fürsten  (benannt  nach  ^LILc,  einer  jetzt  in  Trümmern  liegen- 
den Stadt  ein  wenig  nördlich  von  Hosra)  herrschten  als  Vasallen  des  Kaisers 
über  die  syrischen  Araber.  'fJabala,  der  letzte  dieser  Fürsten,  flüchtete  sich 
vor  dem  Chalifen  Omar  zu  Kaiser  Heraclius  und  wurde  dort  Christ. 

V 


verweigerte,  sagte  El-Härith:  „Entweder  du  lieferst  mir  die 
Harnische  aus  oder  ich  tödte  den  Sohn  Samauels".  Dennoch  wil- 
ligte Samauel  nicht  in  die  Auslieferung  der  Harnische,  und  Jener 
tödtete  seinen  Hohn  vor  seinen  Augen.  Davon  spricht  Samauel  in 
mehreren  Distichen,  unter  denen  folgende1 : 

Die  Panzer  Kindi's  habe  ich  treu  bewahrt; 

Wenn  immerhin  die  Menge  es  verwirft,  ich  wahre  Treue. 
Einst  gab  mir  cAdijä  die  ernste  Mahnung: 

,,0  du  mein  Sohn,  reiß  ja  nicht  nieder  was  ich  aufgebaut!  "2 

Derselben  Geschichte  gedenkt  auch  El-A'scha  (_*i^Nt) 
wenn  er  sagt 3 : 

Sei  wie  Samauel,  als  ihn  umringte  jener  I leidenfürst, 
In  einem  Heerbann,  staubaufwirbelnd,  wie  mitternächtlich  Dunkel: 

Er  stand  ein  Wenig  zaudernd  still,  rief  dann  ihm  zu: 

Tödte  deinen  Gefangenen:  ich,  ich  vertheidige  meinen  Schützling. 

So  schließt  Abulfeda  seine  Geschichte  der  Könige  von  Kinda. 
Amru-1-kais  ist  einer  der  sechs  alten  Dichter  (er  obenan,  dann 
Nabiga,  'Alkama,  Zuheir,  Tarafa,  c Alltara),  deren  Gedichte  ein 
besonders  unter  den  Mauren  hochangesehener  Divan  vereinigte. 
Den  ersten  Theil  dieses  sechsfachen  Dir  ans,  den  Divan  des 
Amru-1-kais,  hat  1837  der  Baron  Mac  Guckin  de  Slane  heraus- 
gegeben, ausgeschlossen  jedoch  die  bereits  von  Hengstenberg 
1825  mit  dem  Commentare  Zuzenis  herausgegebene  Mu'allaka. 
Die  dem  Kitäb  el-agäni  (später  1840  und  weiter  von  Kosegarten 
herausgegeben)  entnommene  Lebensbeschreibung  des  Amru-1- 
kais,  welche  de  Slane  dem  Divan  vorausgeschickt  hat,  führt  uns 
tiefer  in  das  Verhältnis  des  Dichterfürsten  zu  dem  Juden  Samauel 

1)  Vollständiger  bei  Rasmassen,  Additamenta  p.  14  s. 

2)  In  einem  andern  Gedichtfragment  im  Kitäb  el-agäni  sagt  Samauel: 
„Gebaut  hat  mir  'Adijä  eine  feste  Festung,  und  Wasser  so  oft  ich  will  hab' 
ich  zu  trinken."  Statt  Läxa^ä.  LuAä.  findet  sich  auch  L*xs^  LXa-?,  nicht 
Iäx»>.  Nöldeke  hat  S.61  Anm.T  richtig  ljuixwic  im  J akut  ed. Wuestenfeld  I 
S.  1f  Zeile!)— 10:  „ein  hohes  daran  die  Adler  abgleiten  (d.  h.  wo  selbst  diese 
nicht  horsten  können);  so  oft  mich  Bedrückung  traf,  wies  ich  stolz  sie 
ab."  Die  Lesart  Utxi\  ist  ein  Schreibfehler.  Das  Kitäb  el-agäni  erzählt  an 
zwei  Stellen:    Er  grub  in  seinem  festen  Schlosse  einen  Brunnen  reichlichen 

süßen  Wassers  (iütXß  *J.O  '*£?)'  ^c  Araber  pflegten  sich  da  niederzu- 
lassen ,  und  er  bewirthete  sie  und  sie  versorgten  sich  mit  Lebensmitteln  aus 
seiner  Yeste  und  er  richtete  ihnen  daselbst  einen  Markt  ein." 

3)  Vollständiger  ebend.  und  bei  Haitsma,  lhn-Doreid  p.  192. 


ein.  Der  Berichterstatter  ist  Dur  im  Sohn  cIkäl's,  des  Solins  Ha- 
btb's,  der  Gassamt,  „einer  von  den  Nachkommen  Samauel  ibn- 
'Adij.Vs,  der  was  er  erzählt  von  den  Greisen  seines  Stammes  ge- 
hört hat.'-  Der  Berieht  Darims  lautet  (nach  dem  Texte  de  Slane's) 
wie  folgt: 

„Als  nun  unter  den  Tajjiten  der  Krieg-  ausbrach  wegen  des 
Amrulkais,  verließ  dieser  seinen  Aufenthalt  bei  ihnen,  und  begab 
sich  zu  einem  Manne  vom  Stamme  Fezäre,  Namens  cAmr  ibn- 
'Gabir  ibn-Mazin,  und  ersuchte  ihn  um  Schutz,  bis  daß  sich  ihm 
die  Zukunft  lichtete.  Der  Fezarit  sagte  aber  zu  ihm:  0  Sohn 
Hugr's,  wohl  erkenne  ich  die  beklagenswerthe  Lage,  in  die  dich 
dein  Volk  gebracht,  und  ich  bin  geneigter,  einen  Mann  wie  du  zu 
schirmen,  als  die  Leute  des  Ostens;  denn  gestern  Abend  noch 
warst  du  in  Gefahr,  unter  den  Tajjiten  gänzlich  aufgerieben  zu 
werden.  Doch  sind  die  Wüstenbewohner  (wie  ich  einer  bin) 
Leute  des  freien  Landes,  nicht  Inhaber  von  Castellen,  die  sie  vor 
Gefahr  sicher  stellen  könnten,  und  überdem  sind  zwischen  dir 
und  Jenen  die  Raubwölfe  vom  Stamme  Kais.  Wie,  soll  ich  dir 
also  nicht  einen  sicherem  Ort  anzeigen  V  Ich  bin  schon  zum  Kai- 
ser gereist,  habe  Nöcmän  besucht  und  habe  keinen  für  einen 
seh  wachen  Fremdling,  keinen  für  einen  Hülfesuchenden  geeig- 
neteren Ort,  keinen  so  unvergleichlichen  Schirmherrn  gesehen, 
als  ....  Als  wen?  fragte  Amrulkais,  und  wo  ist  seine  Wohnung? 
Es  ist  Samauel  in  Tema,  erwiderte  der  Fezarit,  ich  will  dir  mit 
Wenigem  ein  Bild  von  ihm  entwerfen.  Er  wird  deine  Schwach- 
heit schirmen,  bis  deine  Zukunft  dir  sich  lichtet.  Er  bewohnt  ein 
festes  Schloß  und  steht  in  hohen  Ehren.  Da  sagte  Amrulkais: 
Wie  soll  ich  aber  zu  ihm  kommen?  Und  Jener  antwortete :  Ich 
will  dich  zu  einem  hinbringen,  der  dich  hingeleiten  wird.  Da 
nahm  er  ihn  mit  sich  zu  einem  Manne  vom  Stamme  Fezare, 
Namens  Er-Rabi'a  ibn-Dhaba'  der  Fezarit,  Einer  von  denen  die 
bei  Samauel  aus-  und  eingingen,  und  gab  ihm  dann  Lastthiere 
und  Geschenke  auf  den  Weg.  Als  nun  beide  vereint  sieh  auf  den 
Weg  machten,  sagte  der  Fezarit  zu  Amrulkais:  Samauel  rindet 
großes  Ergötzen  au  der  Poesie;  auf  denn!  wir  wollen  ihm  wech- 
selseitig Gedichte  vortragen.  Da  sagte  Amrulkais:  Mache  du  den 
Anfang,  ich  will  folgen.    Und  liabfa  hub  an: 

Sprich  zum  Tode:  wann  werden  wir  mit  dir  zusammentreffen 
In  deiner  Hausflur  dort  am  steilabstürzenden  Felsenabhang? 


Es  ist  dies  ein  langes  Gedicht,  in  dem  vorkommt : 

Ich  kam  zu  den  Söhnen  von  Musäs  ruhrnwettstreitend 

Und  hei  Samauel  sprach  ich  ein  in  Ablak,  der  Felsenburg ; 

Da  war  ich  gekommen  zum  Würdigsten  zur  Uebernahme  jedes  Noth- 

geschäfts, 
Sei  es  des  Schuldners,  sei's  des  Drangers  Sache,  die  an  ihn  kommt; 
Man  muß  ihm  zuerkennen  aller  Tugend  Schaaren, 
In  sich  vereint  er  alles  Edle,  übertreffend,  unübertroffen. 

Dann  recitirte  Amrulkais  folgendes  Lied: 

Bei  Nacht  kam  Hind  zu  dir  nach  langer  Trennung, 

I'm  Mitternacht,  und  hatte  vordem  keinen  noch  besucht. 

Es  ist  dies  —  sagt  der  Biograph  —  eine  lange  Kaside,  und 
ich  halte  sie  für  untergeschoben,  weil  sie  gar  keine  Aehnlichkeit 
mit  dem  Style  des  Amrulkais  hat  und  das  Fremdartige  (juJ«i) 
in  derselben  offenbar  ist;  auch  hat  sie  keiner  der  glaubwürdigen 
Schriftsteller  in  den  Divan  des  Amrulkais  mit  aufgenommen.  Ich 
für  meine  Person  halte  sie  für  eins  der  von  Darim  verfaßten  Ge- 
dichte (denn  dieser  ist  aus  der  Nachkommenschaft  Samauels) 
oder  für  das  Werk  eines,  der  Darim's  Gedichte  fortgepflanzt  hat.1 
Deshalb  ist  sie  hier  nicht  ausführlicher  aufgezeichnet. 

Darim  fährt  dann  fort:  So  geleitete  denn  der  Fezarit  Amrul- 
kais zu  Samauel,  sie  hatten  schon  ein  Stück  des  Weges  zurück- 
gelegt, siehe  da  stoßen  sie  auf  eine  wilde,  bereits  von  einem 
Pfeilschuß  verwundete  Fährsc.  Kaum  gewahrt,  so  eilen  seine 
Gefährten  herbei,  sie  zu  würgen,  und  während  sie  damit  beschäf- 
tigt sind,  siehe  da  ein  Trupp  Jäger  von  den  Benu-Thu'al!  Sie 
fragten  (die  Ansprengenden ) :  wer  seid  ihr*?  und  diese  gaben 
ihnen  ihre  Stammtafel  an,  wobei  sich  fand,  daß  sie  zu  den  Schütz- 
lingen Samauels  gehörten.  So  gesellten  sie  sich  denn  zu  einander 
und  setzten  gemeinschaftlich  die  Reise  fort.  Amrulkais  aber  saug: 

Scharweise  tritt  der  Schütze  von  Thu'als  Söhnen 
Mit  weidwerkkundiger  Hand  aus  seinem  Jagdzeit 
Halt  vor  sieb  bin  den  neschemhölznen  Bogen, 
l'm  dessen  Holz  sich  noch  die  Sehne  schmieget. 
Sieh  da  ein  Wild,  die  Tranke  suchend,  läuft  ihm  zu, 
Macht  sieb  zum  Ziele  seinem   wohlgcmnthen  Schuß. 


1)  Hienach  scheint  es,  daß  die  Juden  des  alten  Arabiens,  obgleich  völlig 
arabisirt,  doch  selbst  in  Gedichten,  die  nach  arabischer  Weise  Kampfesmutb 
und  Franenliebe  athmen,  einen  Styl  schrieben,  der  dem  feinfühligen  Araber 
seineu  fremdartigen  Ursprung  verrietb. 


Er  schießt  es  gerade  in  die  Wampen  seines  Bugs. 
Indem's  an  der  Cisternc  oder  Laclie  schleckt, 
Mit  einem  spitzen  Bolzen  seines  Köchers. 
"Wie  eine  Kohle  Funken  knistert,  fliegt  er  hin. 
Mit  eines  flüggen  Vögleins  Flaum  von  ihm  geschmückt, 
l'nd  dann  auf  seinem  Steine  scharf  gewetzt. 
Die  wohlgetrofl'ne  Beute  stürzt  nach  kurzer  Flucht. 
0  welch  ein  Manu !    Fürwahr,  kein  Alltagsmensch. 

Darim  erzählt  weiter:  Man  setzte  nun  in  Gesellschaft  den 
Weg-  fort,  bis  man  vor  Samauel  ankam.  Diesem  recitirte  Amrul- 
kais  das  Gedicht,  und  er  erkannte  ihr  Hecht  auf  Beschirmung. 
Er  quartirte  sonach  die  Tochter  des  Amrulkais  in  einem  Zelte 
von  Fellen  ein,  und  die  Männer  bewirthete  er  in  dem  ihm  ge- 
hörigen Speisezimmer  mit  Wein.1  So  verweilte  Amrulkais  eine 
geraume  Zeit,  so  lange  Gott  wollte,  bei  Samauel.  Dann  richtete 
er  an  ihn  das  Gesuch,  für  ihn  an  El-Harith  ibn-Abusamar,  den 
Gassauiten  in  Syrien,  zuschreiben,  daß  er  ihn  zum  Kaiser  ge- 
leiten möchte.  Nachdem  er  sich  von  ihm  ein  Keisekanieel  er- 
beten, vertraute  er  ihm  das  Weib-,  die  Panzer  und  sein  Ver- 
mögen, und  ließ  dabei  seinen  Vetter  Jezid  ibn-El-Härith  ibn- 
Mu'äwija  zurück.  So  machte  er  sich  auf  die  Reise,  bis  er  beim 
Kaiser  angelangte,  der  ihn  freundlich  aufnahm  und  besondere 
Ehre  erwies.  Amrulkais  stand  bei  dem  Kaiser  in  hohem  Ansehn; 
doch  schlich  sich  ein  Mann  vom  Stamme  Asad,  Namens  Tarn- 
mäh ,  dem  Amrulkais  einen  Bruder,  auch  einen  Asaditen,  getödtet 
hatte,  heimlich  bis  nach  Griechenland  und  hielt  sich  da  versteckt. 
Dann,  als  der  Kaiser  dem  Amrulkais  ein  starkes  Heer,  unter  dem 
eine  ziemliche  Anzahl  von  Königssöhnen,  zugestanden  hatte,  ver- 
ließ Jener  seine  Verborgenheit,  und  (aufgehetzt  durch  ihn;  sagten 
einige  Hofleute  zum  Kaiser:  Die  Araber  sind  ein  treuloses,  unzu- 
verlässiges Volk.  Hat  Amrulkais  nur  erst  seinen  Endzweck  er- 
reicht, dann  wird  er  gegen  dich  zu  Felde  ziehen  mit  den  Trup- 
pen, die  du  ihm  mitgegeben  hast."  — 

\)  Nöldeke  S.  59  übers.  _Lj  «J   (j*JLs\>e  mit  „einem  ihm  gehörigen 

Versammluugsplatz  unter  freiem  Himmel."  de  Slane  weiß  bieh  vollends  in 
diese  Worte  nicht  zu  finden.  Aber  mcylis  ist  hier  wie  häutig  ein  Speise-  und 
Trinkzimmer,   wo  geschmaust  und  gezecht  wird  und  _J*j  bed.  demgemäß 

„mit  Wein".  Bekanntlich  sagt  der  Mosleme  _!.  statt  *■♦£*,  denn  dieser  ist 
ihm  verboten.  C '  ' 

2)  Die  mit  ihm  geflüchtete  Iliml. 


Mit  feinem  Takte  läßt  Abulfarag  (der  Verf.  des  Kitdb  el-agäni  i 
hier  die  Geschichte  von  Samauels  unbeugsamer  Treue  weg.  Er 
spart  sie  für  die  später  zu  gebende  Biographie  Samauels  auf, 
deren  Anfang  mir  durch  Fleischkks  Vcrmittelung  der  sei.  Kose- 
garten aus  der  Hammersehen  Handschrift  abgeschrieben;  die 
Uebersetzung  der  Panzerbewahrungsgesehichte  hat  Nöldeke  in 
seinen  Beiträgen  zur  Kenntnis  der  Poesie  den  alten  Araber 
(1864)  gegeben. 

Unter  den  nicht  dem  Divan  des  Amrulkais  angehörigen 
Kasiden.  welche  de  Slane  in  der  einen  Pariser  Handschrift  des 
Divans  mit  dem  Commentar  Jusufs  aus  Santa  Maria  (*jj+2JL*&  i 
vorfand,  ist  eine  vielleicht  der  altarabischen  Gedichtsammlung 
Ei-MufaMaJyät  \  welche  jetzt  Thorbecke  herauszugeben  beabsich- 
tigt)  entnommene  welche  eine  Anspielung  auf  Samauel  und  seine 
hochragende  Burg  enthält.  Sie  beginnt  folgendermaßen: 
Glück  auf  zum  Morgen,  lenzliche  Lagerstatt,  sag'  an. 
Und   erzähl'    uns    vou    dem   weggezogenen  Fahnlein    die   Geschieht'    und 

rede  wahr. 
Erzähle  nur!  „Bei  Nacht  zerstreuten  die  Sauniihiere  sieb  in  die  Ferne. 
Gleich  Palmen  aus  den  Thalern ,  die  ordnongslos  durcheinander  stehen. 

Die  Frauen  legten  die  Polstersattel  und ,    auf  den  aufsitzharen  Fohlen 
Sich  niederlassend,  umwickelten  sie  Irak- Teppiche  reichgestickt. 
Ja  Gazellen  und  Hindinnen  sah  mau  auf  den  Kissen,  triefend 
Von  reinem  Moschus  und  mit  Jasminblühtenöl  durchsalbt. 

Mein  unverwandtes  Auge  folgte  ihnen,  bis  die  sandgen  Hügel 
Mit  den  Alä-  und  Schebrik-Büschen  mir  die  Aussicht  raubten. 
Sie  folgten  auf  den  Spuren   einem  Zug,    der  nach  dem  Reiseziel   sich 

streckte 
Und  bei  'Akik  oder  am  Thalhübel  von  Mutrik  rastet"  — 

Da  rafft'  ich  mich  zusammen  ob  ihres  Wegzugs,  und  bestieg  ein  mutbjg 

Kameel.  i 
>ickeru  Trittes,  hoch,  wie  des  Juden  Gebäu,  beflügelten  Lauf;. 

Das  wenn  du's  treibst,  behend  du  findest,  langgehalst, 
Wie  eine  fruchtbeladne  Dattelpalme  aus  Mu'niks  Anbau. 


1)  Der  Sckoliast  bemerkt  hiezu:  ..Er  vergleicht  seine  Kameeistuten  be- 
zugs  ihrer  Länge  und  natürlichen  Stärke  mit  dem  Gebäu  des  Juden  und 
deutet  damit  auf  eins  der  Bergschlnsser  in  Tema.  Ebendeshalb  erwähnt  er 
den  Juden,  denn  Tema  ist  eine  ihnen  gehörige  Medine."  Gänzlich  mißver- 
standen hat  diesen  Vergleich  ^Jfc^xjl  ^Laäa5^  Pieiske.  Prolegomena  ad 
Tharaphae  MoaUakam  (1742)  p.72.  Aehnlieh  Mutammim  bei  Nöldeke,  Bei- 
träge S.142:  ,, einer  Kameelin,  deren  Rücken  einem  hochgebauten  Schlote 
gleicht,  das  die  Nabatäer  umwandeln." 


Es  schwebt  aetherisch  hin  wie  eine  lichte  Abendwolkc, 
Kacheilend  einem  von  dem  West  gewiegten,  zerrissnen  Wölkchen, 

So  schnell  als  ob's  ein  krallend  Kätzchen  in  seiner  Planke  trage. 
Das  weder  auf  der  Straße  noch  im  Hohlweg  von  ihm  lielJe. 

In  den  Additamenta  Rasmussens  (1821)  findet  sich  ein  Kx- 
cerpt  ans  Ibn-Nabata,  welcher  über  den  denkwürdigen  Ausspruch 
JcX^ä  ijx.  ^  L-it  J»**JI^  „Wahrlich  das  dir  gegebene  Wort 
erfüllt  treulich  Samauel"  bemerkt:  ..Das  ist  Samauel  ibn-cAdija 
von  den  Juden  Jethrcbs  (ui; '),  von  welchem  das  Sprichwort 
über  die  Treue  ffäng  und  gäbe  ist:  , L t ... tl  >v0  i.l  „Treuer  als 
Samauel'-.  -  Dann  wird  erzählt,  wie  er,  als  ihn  El-Haritb  be- 
drohte: Entweder  du  lieferst  mir  die  Harnische  aus  oder  ich  tödte 
dein  Kind  dennoch  nicht  treubrüchig-  wurde,  sondern  die  Hin- 
mordung  seines  jugendlichen  Sohnes  über  sich  ergehn  ließ. 
Mit  Bezug  darauf  verfaßte  Samauel  seine  Kaside:  .,(>  meine 
Tadlerin,  lasse  dein  Tadeln  doch  —  wie  manchem  Machtsprueh 
einer  Tadlerin  war  ich  schon  unwillfährig  .  .  .  Laß  mich,  und 
irre  ich,  so  gehe  du  deu  rechten  Weg;  nie  wirst  du,  denk'  ich, 
irren  wie  ich  geirrt!"3  Und  ebendarauf  bezieht  sich  das  Gedicht 
El-A'scha's:  ..Sei  wie  Samauel  .  ,",  dessen  zweites  Distich4  hier 
lautet:  ,,Da  dachte  er  (Samauel):  Treulosigkeit  und  Kinderlosig- 
keit, zwischen  diese  zwei  bist  du  gestellt;  nicht  ist  in  beiden 
Glück,  wie  immer  du  wählest.**  „Samauel  —  heißt  es  weiter  — 
gehört  zu  den  Dichtern  der  'Gahilijc  (der  Zeit  der  Unwissenheit 
d.i.  der  vorislamischen),  und  zwar  zu  den  vortrefflichsten  der- 
selben; ihm  gehört  in  der  Hamasa  das  berühmte  auf  Lam  rei- 
mende Gedicht  (  aux^UI):  Wenn  nichts  Niedrig- Gemeines  .  ." 
Drei  Distiche,   die  hier  auf  dieses  erste  folgen,  gehören  einer 

li   l»ies  der  alte  Name  Medfruvs,  s:Beidhäwi  zu  Sur.  XXXIII,  13  vgl. 

Hammer,  Gemäldesaal  I  S.  TT  f.  Edrisi  V,  3  versetzt  Samauel  in  die  Juden- 
Stadt  Chaibar.  Sein  Schloß  lag  im  osthauranischen  Tema. 

2]  Ein  ähnliches  Sprichwort  hei  Demiri  in  seiner  Naturgeschichte  unter 
dem  Worte  «u  ja!  ,  da  wo  er  von  der  Vertheilung  des  Christenthums ,  Judeu- 
tliums  und  Parsismus  auf  die  arabischen  Stämme  spricht. 

3)  Dies  sind  die  zwei  oben  bei  Abulfeda  fehlenden  Disticba.  .\u  diese 
Kaside  knüpft  sich  im  Kitäb  el-agäni  nach  den  üblichen  Bemerkungen  über 
die  Musik  derselben  der  Geschichtsbericht  über  Samauel,  s.  die  Uebersctzuug 
bei  Nöldeke  in  den  Beiträgen  S.  62  f. 

■1)  Fehlt  bei  Abulfeda,  s.  über  dieses  Gedieht  und  seiue  zerstreuten 
Fragmente  Nöldeke  a.  a.  0.  8.60—62. 


-+      10      ^- 

anderen  Kaside  an;  der  D.  sagt  darin,  daß  er  in  Collisionsfällen 
die  Ehre  dem  Vortheil  vorzieht:    &JCi   ^Jo    l*W    ^   M    ^i 

*J^.=J  c#  ^aJÜ  &1öaä^I  tilfc  d.h.  „Wenn  eine  (bisher)  zwei- 
felhafte (unentschiedene)  Sache  sich  entscheidet  und  ihr  Aus- 
gang- für  einen,  der  sie  betrachtet,  klar  und  gewiß  ist,  Und  die 
Schwächlinge  sich  von  ihren  Freunden  lossagen,  hingegen  der 
Mann  von  edler  Natur,  der  Kernmann,  der  Gedrungene ,  zäh  aus- 
harrt: So  lasse  ich  bei  der  "Wahrung  meiner  Ehre  das  mir  vor- 
teilhaftere Gebahren  für  das  ehrenvollere."  Andere  drei  Distiche 
Samauels  lauten: 

O  was  worden  doch  wenn  einst  mein  Sterbelied  ertönt, 
Was  werden  die  Klagesäugerinnen  da  doch  an  mir  rügen V 

Vielleicht  daß  sie  sagen:  Scheide  nicht! 

Viel  Widriges  hast  du  ja  vertrieben  durch  Kühnheit  und  Freigebigkeit. 

Dein  Recht  hast  du  genommen,  ohne  Widerspruch  zu  erfahren: 
Anderer  Recht  ihnen  gespendet,  ohne  Streit  zu  erheben. 

Nun  wenden  wir  uns  zu  dem  Gedichte  Samauels,  seinem 
schönsten,  wie  es  scheint,  welches  uns  in  der  großen  Hamasa 
vollständig  überliefert  ist.  Wie  sehr  es  auch  unter  den  andern 
Gedichten  der  Sammlung  hervorragt,  läßt  sich  schon  daraus  sehlie- 
ßen, daß  Schultens  es  unter  die  seiner  Bearbeitung  des  Erpenius 
(1748)  beigegebenen  Lesestücke  aufgenommen  hat;  von  da  ist 
es  in  die  Chrestomathie  von  J.  D.  Michaelis  übergegangen,  deren 
Text  Bernstein  in  einer  3.  Ausg.  (1817)  einiger  Kritik  unterzog. 
Wir  haben  uns  gestattet,  es  in  klassisches  Versmaß  zu  über- 
setzen, welches  dem  Geiste,  den  es  athmet,  zu  entsprechen 
schien.  Die  Mitübersetzung  der  Scholien  Tebrizi's  rechtfertigt 
sich  dadurch,  daß  diese  manche  werthvolle  historische  und 
sprachliche  Erläuterungen  des  Gedichts  enthalten;  auch  wird  sie 
manchem  angehenden  Leser  der  Hamasa  den  willkommenen 
Dienst  leisten,  ihn  in  diesen  Scholien -Styl  einzuführen.  Sowohl 
Scholien  als  Gedicht,  zumal  letzteres,  geben  Anlaß  zu  mancherlei 
textkritischen  Fragen;  wir  müssen  uns  beschränken  und  werden 
nur  auf  die  wichtigeren  eingehen. 


1)  So  ist  für  vs.t  bei  Rasmussen  Additamenta  p.  10  zu  lesen  und  so  wie 
folgt  zu  übersetzen;  Rasmussen  hat  nichts  Gescheites  herausgebracht. 


GEDICHT 


A  A  I  A 


DES  JUDEN  SAMAUEL IBN  ADIJA  EL-GASSAN1 


MIT  DEN  SCH0L1KN  DER  GROSSEN  HAMASA. 


Fragst  ilu  -   wir  siml  ein  Geschlecht  Auserlesener, 
El-Azd  hei&st  unser  Adel  und  das  Wasser  heisst  Gassä». 


«ui.iiUrliei  Diditerworl  Iri  Ma 


Es  spricht  Samauel  Sohn  'Ädijä's. 

Der  Eigenname  Samauel    ist  ein   improvisirter  (ursprünglicher), 
kein  übertragener  (eig.  appellativer). '    Er  ist  gebildet  nach  der  Form 

JJlii,  wie  JaJol  l^u,  d.  i.  ein  Behälter ,  worin  der  Wein  verwahrt  wird. 
Der  Eigenname  cAdijä  ist  ihm  analog  in  der  Ursprünglichkeit  und 
Xichtübertragenheit.  Er  ist  das  ^^li  von  dem  Y.  tj^  (feindlich  ein- 
fallen, feind  s.),  nach  der  Form  *U.oli  (Feldmausloch),  *-lüa|J  (dass.), 
p\li\S»  (Staubwirbel)  und  *LoLl  (Secundine).  Die  Grundform  ist 
*L  i>U,  aber  das  Lam  (der  dritte  Radikal)  ist  wegen  des  Kesra  verwan- 
delt (assimilirt)  worden.  Abu-1-  Alu  sagt:  Es-Samauel  ist  ein  ebräi- 
scher  Name,  er  ist  nicht  arabisch.  Man  sagt  auch,  daß  ein  Ort  von 
steinichtem  Erdreich  J^^av  genannt  werde;  man  recitirt  einen  Satz 
von  Amru-1-kais:  Sie  {fem.)  stieben  den  Staub  auf  in  dem  hufege- 
stampften, steinichten  Erdreich  (Jf..4*Jf)^  wo  Andere  sagen,  daß  so- 
wohl dieses  als  JoJjCJt  den  Staub  bezeichnen  solle.  —  Das  Wort  ist 
aber  nicht  eingetragen  worden  (näml.  in  die  alten  Wörterbücher  wie 
das  —,\.£P  'Gaubari's),  weil  es  nur  arabisirt  ist;  doch  schließt  es  sich 

von  Seiten  des  Echtarabischen  an  das  Vb.  Jl^t  an  in  der  Redensart 

JdaJt  Jl^J  von  dem  sich  verkürzenden  Schatten.  So  heißt  es:  „Es 
gingen  zum  Wasserplatz  Pläukler  und  Späher,  wie  die  Katä's  (eine 
Wachtelart)  zum  Wasser  ziehen,  wenn  der  Schatten  sich  zusammen- 
zieht (sich  verkürzt)",  d.i.  in  der  Mittagszeit,  wenn  die  Wasserorte 
menschenleer  geworden  sind.    Der  Eigenname  ^Lt>le  kommt  mit  und 

1)  Als  urspr.  Eigenname,  nicht  ein  zum  Eigennamen  gewordenes  Appella- 
tivum,  sollte  er  ohne  Artikel  und  indeclinabel  sein,  aber  die  folg.  Erörterung  zeigt, 
daß  er  sich  auch  als  übertragen  (lLäävO)  betrachten  läßt. 


-^     14    *- 

ohne  Hamza  vor.  En-Nimr  Sohn  Taulabs  sagt:  „Warum  hast  du  nicht 
gefragt  nach  *L>4>Lfc  und  seinem  Hause,  nach  dem  Essig  und  dem 
Weine  der  nie  (einem  Gaste)  vorenthalten  wurde?"  Und  Samauel  sagt: 
„Gebaut  hat  mir  L^Lc  (ohne  Hamza)  ein  hohes  Haus,  und  Wasser  so 
oft  ich  will  hab'  ich  zu  trinken."    Andere  sagen,  LU.t,vH  mit  Hamza 

bedeute  einen  Vogel,  J~'t  v.  >f  ohne  Hamza  einen  Landstrich  mit  hartem 
Boden,  augehörig,  wie  man  sagt,  dem  Abdu-1-Melik  Sohn  Abdu-r-Rahims 
aus  dem  Stamme  Harith.  Aber  dieser  gehört  in  die  Zeit  des  Islam  (und 
kann  also  wenigstens  noch  nicht  zu  der  Zeit  Besitzer  jenes  Landstrichs 
gewesen  sein,  als  Dichter  der  vorislamischen  Zeit  wie  Amrulkais  den- 
selben in  ihren  Gedichten  so  nannten). 


1  Wenn  nichts  Niedrig-Gemeines  die  Ehre  des  Mannes  besudelt, 
Kleidet  jeglich  Gewand,  das  er  umhüllet,  ihn  schön. 

Dritte  Species  des  Tarnt  mit  Mutatvätir-Reim.  Man  sagt  danisa 
kov.jadnasu  mit  dem  Inf.  danas  und  (in  der  5.  Form)  tadannas  mit  dem 
Inf.  tadannus  wenn  er  (das  Agens  von  danisa)  es  mit  Fleiß  thut,  näml. 
sich  geflissentlich  beschmuzt.  Der  D.  sagt:  Wenn  er  sich  nicht  besudelt 
dadurch  daß  er  Unedles  begeht  und  sich  daran  gewöhnt,  so  ist  jedes  Kleid 
schön,  welches  auch  immer  er  nach  diesem  (d.  d.  nachdem  es  sich  einmal 
entschieden,  daß  er  sich  nicht  mit  Unedlem  befleckt)  anziehen  mag.  Die 
Erwähnung  des  *(£.  hier  ist  metaphorisch.  So  hat  man  auch  die  ähnliche 

Redensart:  Es  bekleide  ihn  Gott  mit  dem  tj^v  seiner  Handlungen,  so  daß 

dies  metonymisch  gebraucht  wird  von  der  vergeltenden  Belohnung 
eines  Menschen  für  das,  was  er  thut,  gleich  wie  es  unser  Dichter 
metonymisch  gebraucht  hat  für  die  Handlung  selbst.  Der  eigentliche 
Sinn  (nach  Auflösung  der  Redefigur)  ist:  So  ist  jede  Handlung,  welche 
er  auch  immer  nach  Vermeidung  von  Unedlem  ausüben  mag,  wahrhaft 
schön.  Das  N.  +-}  bezeichnet  eine  Gesammtheit  vereinter  Eigen- 
schaften, nämlich  des  Geizes,  der  vorsätzlichen  Begehung  dessen,  was 
der  Edelsinn  verwirft ,  und  der  geduldigen  Ertragung  von  Niedrigem. 
Es  hat  seine  Wurzel  in  dem  V.  .»Uijdt  (Zusammentreffen,  n.  a.  VIII 

des  V.  J$)  und  der  ^JJ  führt  diesen  Namen  eben  wegen  der  Insich- 
vereinigung  jener  Fehler.  Die  Partikel  |  j|  involvirt  den  Sinn  der  Pro- 

tasis;  das  o  mit  dem  darauf  Folgenden  ist  die  dazu  gehörige  Apo- 
dosis.  Es  ist  dieses  Distichon  keineswegs  von  der  Art  des  Ausspruchs  : 
„Die  Schönheit  besteht  nicht  im  Gewände  —  merk'  es  wohl!  —  wenn 
du  auch  mit  buntgestreiften  Kleidern  angethan  würdest",  so  daß  man 
etwa  glauben  könnte,  er  (Samauel)  verstehe  unter  ^ta  die  wirklichen 
Kleider. 


15 


-  Wer  nicht  «1er  eigenen  Seel'  auflegt  was  Unbill  ihr  dunkel, 
Zu  der  Schöne  des  Ruhms  führet  für  solchen  kein  Pfad. 

D.  i.  Wenn  er  sie  (seine  Seele)  nicht  das  ihr  Unangenehme  ge- 
duldig ertragen  läßt.    Die  Grundbedeutung  von  ^^  ist  das  Abweichen 

vom  Rechte.  Man  sagt:  ä^dx  •.£•  Ca^2>  aocLo  {o/fendit  eum  ofj'en- 
dendo  et  ille  oflensus),  wenn  Einer  gegen  den  Andern  den  Weg  der  Bil- 
ligkeit verläßt  und  ihn  beeinträchtigt.  Von  dems.  Verbum  sagt  man:  Er 
blieb  in  dem  ^yo  des  Gebirges  d.  i.  in  einer  Gegend  zu  der  man  ab- 

wegs  gelangt,  Und  wie  man  ^a.ö  (Hintergrund,  Winkel)  vom  V.  xxLö 
(er  hat  ihn  abwegs  d.  h.  ungerecht  behandelt)  gebraucht,  ebenso  ge- 
braucht  man  ^aöP,  den  Singular  von  .c^UI  ,*L<dje!  (Niederungen  des 

Thals),  von  l.oJe  er  hat  beeinträchtigt  (eig.  niedergedrückt).  Unpas- 
send zu  dem  hier  zu  erwartenden  Sinne  ist  es,  daß  er  mit  dem  Worte 
La+A^a  die  ihr  von  Andern  zugefügten  Unbilden  meine,  so  daß  er  den 
Infinitiv  mit  dem  Objektsgenitiv  verbunden  habe;  denn  sie  (die  Araber) 
verschmähen  es,  die  ihnen  von  Andern  zugefügten  Unbilden  zu  ertragen, 
und  achten  dies  für  eine  Selbsterniedrigung. 


8  Schmähend  rückt  sie  uns  auf,  daß  wir  nur  wenig  an  Zahl  sind, ' 
Freilich,  erwidert'  ich  ihr,  Edle  giebts  Wenige  nur. 

Man  sagt  Ij^aüylt  (mit  dem  Acc.  der  Sache)  und  diese  Con- 

struetion  (mit  doppeltem  Accusativ)  ist  die  vorzüglichere,  doch  kommt 

auch  vor:    Ijjo  x3%lc   ''mit  ^  der  Sache).     So  sagt  cAda:   „0  du 

Schadenfroher,  der  du  Unglück  zum  Gegenstände  des  Vorwurfs  machst 

(y&  jJU  va*4-'I),  bist  du  der  (vom  Unglück)  Losgezählte  und  (von  ihm) 

Unbeeinträchtigte?"  D.  i.  Sic  fand  an  uns  die  Kleinheit  unserer  Anzahl 
auszusetzen  und  rechnete  sie  uns  zur  Schande-,  da  antwortete  ich  ihr, 

daß  die  Zahl  der  Edlen  klein  zu  sein  pflegt.     Das  N.  -» JÜI  ist  Bc- 

1)  Dem  entsprechend  beginnt  ein  oben  in  der  Einleitung  erwähntes  Gedicht- 
fragment Samauele  mit  jJjLcl  o  du  meine  Tadlerin,  und  der  Anfang  des  Ge- 
dichts eines  jüdischen  Ungenannten,  welches  Nöldeke  aus  der  Wetzsteinschen  HS 
*  der  Mufaddalliät  mittheilt,  lautet:  „Fragt  (Anrede  an  Zwei)  die  Zurückgezogene 
was  sie  hat  und  über  was  uns  nicht  Geglücktes  sie  sich  wundert  —  wir  sind  nicht 
der  Erste,  welchem  mißglückt  ist  trotz  seiner  Behutsamkeit  was  er  erstrebet." 
Also  auch  die  jüdischen  Dichter  legen  wie  die  von  arabischer  Abkunft  hohen  Wcrth 
auf  den  Beifall  der  Frauen.  In  mehreren  Gedichten  der  Hamiisa  treten  unvermit- 
telt weibliche  Verbalformcn  ein,  die  sich  auf  eine  ungenannte  Schöne  beziehen. 


-^     16     «— 

Zeichnung  für  Eigenschaften,  die  den  durch  +.}  bezeichneten  Eigen- 
schaften entgegengesetzt  sind.  Der  Dichter  gesteht  in  diesem  Distichon 
die  Geringheit  der  Zahl  ein,  nicht  aher  die  Geringfügigkeit  des  inten- 
siven Werthes.  Siehst  du  nicht,  wie  er  gleich  im  folgenden  Distichon 
die  Verneinung  heifügt,  indem  er  sagt:  „Doch  sind  wenig  nicht  die, 
deren  Ueberbliehne  uns  gleich  sind."'  Sein  Ausspruch,  daß  die  Edlen 
Wenige  sind,  ist  beziehungsreich:  gemeint  sind  die  gierigen  Anläufe 
des  Unglücks  wider  sie,  der  den  Kern  ihrer  Mannschaft  dahinraffende 
Tod,  ihre  todherausfordernde  Kühnheit  in  Verfechtung  ihres  Ansehens, 
die  Verachtung  ihres  werthvollen  Lebens  aus  Furcht,  mit  Schande 
behaftet  zu  werden,  ihr  sorgsames  Wachen  über  der  Wohlerhaltung 
dessen,  was  ihre  Ahnen  gebaut  haben;  —  alles  dies  aber  vermindert 
die  Zahl.  Beide,  JoJLi*  und  *.**$',  werden  als  Eigenschaftswörter  so- 
wohl beim  Singular  als  beim  Plural  gebraucht  (ohne  selbst  in  den  Plu- 
ral gesetzt  zu  werden). 

'  Doch  sind  wenig  nicht  die,  deren  Ueberbliebne  uns  gleich  sind. 
Jüngling  und  Mannen,  emporringend  im  Wettkampf  zur  Höh'. 

Das  5  in  sLsliü  bezieht  sich  auf  die  äußere  Form  des  Wortes 
\Je  zurück,  nicht  auf  den  Sinn  desselben,  denn  dieser  geht  auf  eine 
Mehrheit,  und.  sollte  es  diesem  entsprechen,  so  hätte  der  D.  ^jcLLoj 
(mit  dem  Suffix  der  Mehrzahl)  gesagt.  ^Luö  ist  seiner  Grundbedeu- 
tung nach  Infinitiv,  dann  als  Eigenschaftswort  gebraucht,  das  aber 
wegen  jener  Grundbedeutung  weder  dualisirt  noch  pluralisirt  wird. 

Man  sagt.-  iSLui  J^.xio  "  a-oJI  v_^ä  (adolevit  juvenis  adolescit  ado- 

lescendo),  und  CjLw  ist  das  n.  o.g.:  ein  n.  ag.  aber  bildet  keinen  Plural 

nach  der  Form  JLxi-  Sonach  ist  l_jLu£  das  n.  acL,  gebraucht  als 
Eigenschaftswort  für  den  Plur.  Die  F.  ^Luö  hat  der  D.  für  ^cL*o 
gebraucht  mit  Aphäresis  des  einen  Te,  indem  er  die  Aussprache  beider 
hinter  einander  zu  schwerfällig  fand.  Fragt  man:  Warum  ist  es  nicht 
inserirt  (durch  Teschdid  ersetzt)  worden,  wie  wir  es  inserirt  sehen  in 

der  F.  ,jn5f,  die  eigentlich  JrttXf  lautet ,   so  antworte  ich:  Es  kann 

hier  keine  Insertion  stattfinden,  weil  es  ja  ein  Aorist- Verbum  ist. 
Siehst  du  nicht  daß.  wenn  er  inserirt  hätte,  wegen  des  Sukün  des  ersten 
(der  verdoppelten)  Buchstaben  die  Zuziehung  des  Elif  tvazlatum  nöthig 
geworden  wäre;  das  Elif  tvazlatum  aber  tritt  nicht  vor  Aorist- Verba. 

jJüCJf  ist  der,  den  bereits  weißes  Haar  zu  färben  begonnen;  ebenda- 
her sagt  man:  o^-ül  J.A^5l  (die  Pflanze  ist  in  ihrer  Vollreife),  wenn 

die  Blüthen  uijjJ!)  sie  rings  umgeben. 


17 


v  [Was  treibt   Adijä's  Leute,  sagt  selbe,  «loch  also  zum  Wettlauf. 

Leute  so  wenig  an  Zahl,  dunkelunihüllten  Geschlechts?]1 
fi  Wenig!  —  Was  schartet  das  uns?  Ist  unser  Schützling  doch 

machtvoll. 

Ist  «loch  niedergebeugt  der.  den  die  Masse  beschirmt. 

In  der  Phrase  LiwO  Lc  kann  Lc  eine  Partikel   der  Verneinung 

sein,  und  der  Sinn  ist  dann:  es  schadet  uns  nicht.  Doch  kann  es  auch 
ein  interrogatives  Nomen  sein,  mit  der  Bedeutung:  was.  so  ge- 
braucht, daß  die  Verneinung  dadurch  noch  mehr  bestätigt  wird.  Das 
Warn  des  Satzglieds:  lj^ä  li)l=*-5  *st  das  Jt'aw  des  Umstands.  ebenso 

das  Waw  des  Satzglieds:  ^j^Nff  \s>*-  Die  unmittelbare  Aufeinan- 
derfolge zweier  Umstandssätze  ist  gerade  hier  zulässig,  weil  beide  auf 
zwei  (logisch)  verschiedene  Subjekte  gehen;  gingen  sie  auf  Ein  Subjekt. 
so  würde  es  unzulässig  sein.2  Die  Nn.yc.  und  s\Lc  werden  gebraucht  in 

Beziehung  sowol  auf  Macht  und  Unnahbarkeit,  als  auf  Härte  und 
Festigkeit,  wie  wenn  man  sagt:  +^J\  yJii"  das  Fleisch  ist  derb  gewor- 
den: denn  dies  Alles  läuft  auf  denselben  Grundbegriff  hinaus,  gerade 
so  wie  Jj  und  J3:  das   Gegentheil   von  jenem,  von  Nachgiebigkeit. 

Lindigkeit  und  Weichheit  gebraucht  werden,  indem  sie  (mit  diesen 
mannigfach  gewendeten  Bedeutungen)  auf  Ein  und  dasselbe  hinweisen. 


7  Uns  gehöret  ein  Berg  —  da  hauset  den  wir  beschützen  — 

Unersteigbar:  gestumpft  treibt  er  den  Blick  von  sich  ab. 

8  |l)as  ist  Kläblak  Elferd,  die  weithingepriesene  Felsburg. 

Mühsam,  sich  dehnend  für  den.  der  zu  erreichen  sie  wünscht.]3 

Bein  ähnlich  ist:  „Wir  haben  eine  Bergveste  inne,  in  deren  Mitte 
die  Schlaffheit  keinen  Einlaß  hat ;  doch  kommt  der  Zuüuchtsuchende 
zu  ihr.  um  vor  dem  Feinde  geschützt  zu  werden"    Mit  der  Nennung 


1)  Dieses  Distich  hat  Scbultens  und  die  ihm  folgen;  Tebrizi  aber  erklärt  es 
nicht,  es  fand  sich  also  nicht  in  seinen  Exx.  Die  Sprache  ist  altertümlich  und  detn 
Stile  des  Gedichts  conform. 

•_')  Der  Scholiast  nieint,  die  Coordinirung  zweier  selbständiger  Umstandssätze 
durch  die  Conjunction   .  sei    nur  dann  zulässig,    wenn   beide  ein  anderes  Subjcet 

haben:   denn  sollte  von  Einem  Subjectc  auf  diese  Weise  Verschiedenes  prädicirt 
werden,    so    müßte   es    in    Einen    Umstandssatz    zusammengefaßt  werden,    wie: 

3  l   Tebrizi  las  also    «a.;./  statt  wäxxA' ,  wie  i'rcytag's  Text  hat. 


_^      lg     ^_ 

des  Berges  zielt  der  D.  auf  Festigkeit  und  Erhabenheit,  d.  i.  wer  unter 
unsere  Obhut  sich  begiebt,  wird  unerreichbar  seinen  Verfolgern.  — 

JkÄÄ-l  hat  dieselbe  Bedeutung  wie  J.&.  (sich  irgendwo  niederlassen, 
einen  Ort  zur  Wohnung  nehmen).  —  Das  N.  o*ic  bezeichnet  beides, 

sowohl  den  Blick  als  das  Auge.  —  «aäx>  ist  das  n.  ag.  vom  V.  «jjo  mit 
den  Infinitiven  jLeLwo  und  pLuo-  Möglich  auch,  daß  es  die  Form  Juxs 
ist  mit  der  Bedeutung  eines  n.  patienüs ,  so  viel  als  &Xx  c*ä+x>,  id  a 
quo  quid  arcetur.    "Wie   *aax  in  Bezug  auf  Festigkeit  (inaccessus, 

tutus,  polens)  gebraucht  wird,  so  gebraucht  man  es  hinwiederum  in 
Bezug  auf  Keuschheit,  indem  man  sagt:   &xx>L*   stvxf  oder  '&xX+jJs 

(mulier  inaccessa).  Weil  dieses  Distichon  hier  (in  diesem  Gedichte) 
steht,  hat  man  es  dem  Samauel  zugeschrieben,  mit  der  Voraussetzung, 
daß  dieser  Berg  das  Castell  Samauel' s  sei,  welches  o^äJI  läJbiM  hieß, 

und  in  einigen  Textredactionen  findet  sich  noch  folgendes  Distich: 
.,Das  ist  El-Ablak  El-Ferd,  dessen  Ruhm  weithin  sich  verbreitet  hat, 
schwierig  für  den  der  ihn  zu  ersteigen  strebt,  und  langgestreckt."  ' 
Einige  meinen  jedoch ,  der  Berg  hier  sei  nur  ein  Bild  für  Festigkeit 
und  Unnahbarkeit, 

9  Ihre  Wurzel  sitzt  starr  im  Erdgrund;  zu  den  Gestirnen. 
Unerklimmbar  au  Höh',  trägt  sie  ihr  Wipfel  empor. 

&J^c\  \.*»\  d.  i.  festhaltbar,  unausreißbar  ist  ihre  Wurzel  in  der 

Erde.   Die  Yv.  "    .  und  «-««*,)  liegen  sich  nahe  in  ihren  Bedeutungen. 

und  ^«J  ist  so  viel  als  ^Jö  humor,  also  eigentlich  humus.  Häßliches 

Erdlager    unter    der  Oberfläche.    Was   unter  der  Erdoberfläche   ist, 

heißt  ^Ji.     Man  nennt  es  auch  steigerungsweise  ^Jj  ^lj>  (humus 

Immida,  tiefgelagerte  Naßerde).    Dem  y„>  hat  der  Dichter  das  Cor- 

relat  -+^  gegeben,  so  wie  er  dem  J.^1  (Wurzel.)  das  pi  (Wipfel! 
gegenübergestellt  hat, 


1)  Schultens  fand  dieses  Distich  in  seiner  Handschrift;  es  wird  auch  von 
Abulfeda  in  der  Beschreibung  Arabiens  eitirt.  Die  Burg  empfing  nach  Jaküti's 
geograph.  Lexikon  den  Namen  El-Ablak  (eig.  die  Zweifarbige,  Scheckige)  von  dem 

Roth  und  Weiß  ihres  Unterhaus  (ü^>,  \.jo\^f  Ä^^J    £'•    ^y^M    heißt  sie 

nach  Schult,  als  die  Einzige,  Unvergleichliche,  wofür  sich  der  Vers  Samaucls 
(in  Kitäb  el-agäni)  anführen  läßt:  ,,In  Ablak  Elferd,  da  ist  mein  Haus,  und  das 
Haus  Ennadirs  (des  jüdischen  Araberstammes  dieses  Namens)  ist  anders  als  Ablak 
(nicht  damit  zu  vergleichen)."  Auch  El-Acscha  nennt  das  Schloß  mit  diesem  Na- 
men: „In  Ablak  Elferd,  dem  zu  Tema  (^L+jo  ,.wo)  gehörigen,  ist  gut  wohnen." 
Der  Name  der  andern  Burg  El-Märid  (s.  oben  S.  2)  bedeutet  ,der  Trotzer'. 


19 


1"  Wahrlich,  im  Kampfe  zu  fallen  dünkt  unserem  Völkchen 

nicht  Schande, 
Wenn  auch  'Amir  so  denkt,  wenn  auch  so  denket  Seliil. 

Nach  regelrechter  Redeweise  hätte  er  sagen  sollen:  ^.».j  Ix 
üaaa/  Juüüf,  so  daß  das  Pronomen  (das  im  Verbuni  liegende  y^t^o)  des 
zu  *«£  gehören  Attributivsatzes  (&ä.o)  sich  auf  dieses  +J£  zurückbe- 
zöge und  nicht  so  ohne  Bezug  auf  dasselbe  dastünde.  Doch  da  es  sich 
von  selbst  versteht  daß  der  Sinn  des  +J*  auf  sie  (cAdijä's  Leute)  geht, 

sagt  er:   ^J  Lo.    Etwas  dieser  Redeweise  Entsprechendes  kommt  in 

dem  Conjimktivsatze  (xi.^a)  vor,  und  zwar  so  daß  es  hinsichtlich  ihrer 

(nämlich  der  Synallage  per sonae  im  Jjjlx)  noch  anstößiger  ist,  nämlich 

»; j4=*  <*'  -AÄ4-*  <5 JJt  bt  (ego  sum  is,  quem  vocavit  me  mater  mea 

Haidaram),  wo  es  eigentlich  xX+^l  heißen  sollte,  damit  der  Conjunctiv- 
satz  nicht  bezuglos  dastünde  auf  das  Pronomen,  welches  in  dem  adjec- 
fivum  conjunctivum  ^jjf  enthalten  ist.  El-Mäzini  sagt:  Würde  dieser 

Vers  nicht  ganz  gewöhnlich  und  so  oft  citirt,  so  würde  ich  ihn  ver- 
werfen.1 —  jJüdf  ist  das  Treffen  der  Seele  (Lebenskraft),  denn  jUcij  ist 
so  viel  als  ^Jij.  Wenn  Einer  also  sagt  zJAzS,  so  will  er  damit  sagen, 
daß  er  getroffen  habe  aJLxi*  d.i.  die  Seele  (Lebenskraft)  jenes,  wie 
man,  wenn  man  sagt  auuL,  damit  meint,  er  hat  seinen  Kopf  (auJ  »)  8e~ 

troffen.  —  Der  D.  will  sagen:  Wenn  jene  den  gewaltsamen  Tod  für 
eine  Schmach  halten,  so  rechnen  ihn  hingegen  meine  Genossen  für 

einen  Ruhm.  —  au**Jt  ist  das,  wodurch  geschmäht  wird,  so  wie  äLc  J^f 


1)    Der  Halbvers:  SncXIs».    _x>t     _ÄÄ*-u<  i5tXJI  Li!  wird  dem  Chalifen  Ali 

zugeschrieben;   Cod.  Civil.  Lips.S   (alte  Nummer),  die  Noten  Sinän-ed-din  Jusuf 
Ben-Hosäm-ed-din's  zum  Korancommentare  Beidhäwi's  enthaltend,  hatfol. 9  r.lin. 

17  u.  18:   s-aIöäJI    [VJtXC-    S^cXa^-  (ff^    tc*Ä4-**/  ^JJf    La!   ÄUöv  J^£-   J«j\ 

d.  h.  der  Ausspruch  Ali's,  dem  Gott  gnädig  sei:    Ego  sum  etc.  ist  ohne  Analogem 

und  widerstreitet  der  Regel  so  sehr,  daß  El-Mäzini  sagt:  „Würde  er  nicht  .  ."   Die 

v  Hegel  nämlich,   welche   in    der   angeführten    Stelle   unmittelbar   vor   den  Worten 

£!  3*  J^;  8teht> heißt;  ^sUo  l^ji  ^yi,  ^li  «yüf^ji 

v^oLiJ!  die  Nomina  conjunetiva  (.j-*»  Lo  ,  (CiX-'f)  sind  dritte  Personen,  und 
die  sieh  darauf  zurückbeziehenden  Pronomina  sind  die  der  dritten  Person. 

3' 


2<> 


das  wodurch  betrogen  wird.  Die  Grundbedeutung  des  V.  v— , ^  ist  die 
des  Abschneidens,  die  dann  in  die  des  Schmähens  übergetragen  wird, 
wie  wenn  man  z.  B.  sagt:  Der  und  der  schneidet  den  Leuten  die  Ehre 
ab  |  «.bib).  —  Die  Worte  ^^j  Lo  bedeuten:  wir  machen  keinen  prak- 

tischen  Grundsatz  daraus.  —  J.jL*,»  yxLc  d.i.  Amir,  Sohn  S'asa'ah's 

und  die  Söhne  Selüls  sind  die  Abkömmlinge  Murrah's  ben-S/asa'ah 
b.  Mo'äwija  b.  Bekr  b.  Hawäzin  b.  Mansür  b.  cIkrimah  b.  Chasafah 
b.  Kais  b.  'Ailän. ' 


11  Kiebe  des  Todes  rückt  uns  die  Lebensgrenzen  so  nahe, 
.Teilen  liegen  sie  fern,  denn  es  verschmäht  sie  der  Tod. 

D.i.  unsere  Liebe  zum  Tode.  In  dem  ersten  Halbvers  kommt  er 
(der  Dichter)  dem  Auspruche  jenes  Andern  nahe:  „Ich  sehe  den  Edlen, 
den  Hochsinnigen  langes  Lebens  ermangeln."  Denn  er  deutet  darauf 
hin,  daß  sie  in  ihrer  Lebensblüthe  dahingerafft  werden,  indem  sie  sich 
in  den  Tod  (eig.  die  Todcsloose)  stürzen,  während  jene  am  Leben  er- 
halten bleiben,  weil  sie  aus  dem  Schlachtgewühl  sich  zurückziehn. 
Möglich  aber  auch,  daß  der  Dichter  in  den  Worten  c^+Jf  ^ä.  die 
Liebe  auf  das  Agens  d.i.  den  Tod  bezieht  (=  \jj  cu«-Jf  i^>Ä*),.wie 
ein  anderer  Dichter  ^agt:  „Ich  sehe  den  Tod  den  Kern  der  Edlen  er- 
kiesen", und,  dies  vorausgesetzt,  schließen  die  Worte  ^^JLä.1  «eJo. 

den  Sinn  in  sich,  daß,  wenn  ihr  Leben  den  Tod  verabscheut,  hinwieder- 
um der  Tod  ihr  Leben  verabscheue.-  Denke  nur  an  den  Ausspruch  Do- 
reid's:  „Es  verschmähen  den  Schlachtentod  nur  Simma's  Männer  nicht: 
sie  verschmähen  jeden  andern,  wie  denn  die  Größe  der  (ihr  entsprechen- 
den) Größe  zueilt."  :i  Einer  ließt  Laj£  (verkürzt  unsere  Lebensfrist), 
und  er  zieht  diese  Lesart  vor,  weil  y&i  der  direkte  Gegensatz  zu 
JJc  ist;  aber  die  Dichter  beobachten  so  Etwas  nicht,  wenn  nur  die 
inneren  Bedeutungen  ebenmäßig   und  correlat  sind,  und  es  geschieht 

l)  Vgl.  Eichhorn,  Monunienta  p.  111.  Gagnier,  Vit  de  Mahomet  p.  40. 

•_')  Freytag:  äJCwJo»  [abhorret  a  morte  vita  eorutri).    Schultens:  ^^&j\ji, 

(abhorret  ab  iis  mors  s.  termini  vitae  eorum).  Ich  ziehe  die  erste  Lesart  vor,  in 
welcher,  wie  Tebvizi  bemerkt,  die  andere  als  Folgesatz  liegt  (vita  eorum  mortem 
etversatur,  proinde  mors  eos). 

3)  Man  könnte  auch  übers.:  „und  das  Maaß  eilt  dem  Maaßc  zu",  d.  h.  und  so 
sehr  sie  den  Schlachtentod  suchen ,  sucht  der  Schlachtentod  sie.  Besser  aber  faßt 
man  die  Worte  als  JLä- ,  als  allgemeinen  Satz,  unter  welchen  sich  der  vorher- 
gehende subsumirt:  „wie  denn  die  Größe  der  (ihr  entsprechenden)  Größe  zueilt." 
Dies  ist  dem  Gei*fe  der  Sprache,  und  besonders  der  Dichtersprache,  angeroeßner. 


-^   21    ~- 

dieß  (dieses  Nichtbeachten)  von  ihnen  als  das  was  zur  Reinerhaltung 
von  Affektation   (Erkünstelung)  beitragt.     Siehst  du  nicht,  daß  Abu 

Dhuaib  sagt:  Iäa*L*  .1  xj  L^Li^c  ^\  JLääJI  cVxäj  'J^oäJI  ^y*« 

d.  h.  (er  ist)  hurtig  zum  Weglaufen,  langsam  (eig.  entfernt)  zum  Wieder- 
kehren; (er  ist  wie)  wilde  Stiere,  wenn  man  sieh  vor  ihnen  scheut,  oder 
sie  sich  scheuen  (d.  h.  so  menschenfeindlich  wie  die  Hirschart,  welche 

•Aft, .  Jf  JuJI  heißt,  sich  dann  zeigt,  wenn  sie,  etwa  in  der  Brunstzeit, 

durch  Wildheit  die  Menschen  verscheucht  oder,  außer  derselben,  vor 

den  Menschen  flieht».  Der  D.  hätte  für  Juuu  sagen  können  *Jxs  (lang- 
sam, opp.  dL-ü,.),  aber  er  hat  dies  nicht  beachten  mögen. 

'-  Unserer  Tapferen  keiner  starb  langsam  zu  Tode  sich  röchelnd. 
Nirgendwo  floß  sein  Blut  rachelos  Einem  dahin. 

s_äää.  ist  in  den  Accusativ  gesetzt  zur  Bezeichnung  des  Zustandes 

(  JLä.),  ungebräuchlich  davon  ist  dasPrät.  Jaä  und  ebenso  das  n.pat. 

*Jy£3S-  Nicht  gleichartig  ist  die  Phrase:  ^J!  üäjyoj  o^'  (sie 
lächelte  nach  Art  des  Zuckens  des  Blitzstrahls).  -  Man  sagt,  daß  der 
Erste,  der  sich  der  Redensart  &&j\  oi-i^».  bedient  hat,  der  Prophet, 
Gott  segne  ihn  (und  schenke  ihm  Heil) ,  gewesen  und  die  eigentliche 

Ausdrucksweise  diese  sei:  &ÄjL  xäää.  ^6  (fiüt  exspiratio  ejus  per 
nasum  ejus),  d.  i.  .^LäjNIU«  durch  die  Athemzüge,  die  aus  seiner  Nase 

1)  So  hat  man  zu  lesen,    nicht  J^äxjl,   was  hier  keinen    Sinn   gibt,   am 

wenigsten  als  Gegens.  zu  (J^ÜLM.  Daß  £j'!  auszusprechen  ist,  zeigt  schon  das 
Metrum. 

2)  In  ÄÄj|  i^äXä.  cir'Lo  ist  der  Acc.  nach  den  Arabern  JLsü,  d.  h. 
&Äj|  oLÄ^.  bedeutet  so  viel  als  aüLiU  ä-ÖÄä.  <^  ^-»  JL~>.  ,^C-  xov  aviiv 
txuvcvoiu  diu  ijjg  yivls  ovio;  oder  nach  der  andern  Auffassung,  vermöge  welcher 
die  Nase  selbst  der  exspirans  oder  mortem  ist:    L&J'Lä-  xÄät  ^jjj  JLä-  i^X, 

r§£  (Wös  «vroii  ixnvccoüarfi.  Hingegen  in  V>aJi  (JÄjuc.  o**-w>Q  ist  der 
Acc.  löJUa+J!  J>f„ft».'t  ^uaj,  wegen  der  Verwandtschaft  der  Bedeutungen  von 

jvw^ö"  und  (jäx«,   indem    beim   Lächeln   der  schnell    halbgeöffnete  Mund  die 

Zähne  durchblitzen  läßt,  ebenso  wie  bci'm  Blitzen  die  Wolken  schnell  von  dem  sie 
durchzuckenden  Wetterstrahl  getheilt  weiden.  Das  Blitzen  ist  gleichsam  ein 
liächeln  des  Himmels,  das  Lächeln  ein  Blitzen  des  Mundes.  Heide  Bedeutungen 
rereinigen  sich  in  Jyxi  jl. 


-^     22     *- 

ausgingen,  als  er  seinen  Geist  aufgab,  nicht  auf  Einmal  (nicht  durch 
einen  in  Einem  Moment  erfolgenden  Tod).  Andere  sagen,  er  habe  dieß 
(den  Act  des  Exspirirens)  speciell  der  Nase  zugetheilt,  weil  von  ihr 
der  letzte  Athemzug  gleichsam  als  eine  Schuld  eingefordert  wird.1  Nach 
einer  andern  Lesart:    auitwi  ^  <X^  Lx>  yyle  Lc.  (keiner  unserer 

Helden  stirbt  auf  seinem  Bett)  — dies  die  Lesart  derer,  welche  das 
Gedicht  für  ein  vormuhammediscb.es  halten  (nämlich  weil  zuerst  M.  die 
Phrase  gjü\  ^jLXä.  gebraucht  habe).  Die  Worte  M  öaÄ  L^o  JJä  bL 
J^Ä'i'  bedeuten:  nicht  umsonst  war  das  Blut  irgend  eines  Getödteten  von 

uns.  Man  sagt:  xxO  JJc.  wenn  es  umsonst  tungerächt)  bleibt  und 
nicht  geahndet  wird;  in  diesem  Falle  heißt  es  JJli^e,  wie  man  auch 

sagt  ^^Li  \XLs  Jö'  (mit  dem  Accusativ  des  Blutes):  Der  und  der  hat 
es  ungestraft  vergossen.  Der  D.  sagt:  Wir  sterben  nicht,  sondern  wir 
werden  getödtet  und  das  Blut  jedes  unserer  Getödteten  bleibt  nicht 
angerochen. 

13  Unser  Leben  und  Blut  strömt  hin  auf  die  Schärfe  des 

Schwertes, 
Nirgend  strömet  es  hin  als  auf  die  Schärfe  des  Schwerts. 

Eine  andere  Lesart  ist:  U^^öi  o.juJt  J<ä  J*&  J^ö  (auf  die 
Schneide  der  Schwerter).  —  LL***i3  d.i.  Iäa.!.J  (unsere  Lebens- 
geister), auch  kann  es  soviel  sein  als  Ij.LoD  (sanguines  nostrtj,  denn 
das  Blut  wird  {uJü  genannt  (als  Element  des  physischen  Lebens).    Die 

Kindbetterin  heißt  iL*ij  wegen  des  in  den  Tagen  ihren  Gebarens  von 

ihr  abfließenden  Blutes.  —  Ferner  sagt  der  Dichter  A±.  J^Ä  o-wwuJ« 

Juu«is  c^LJiJl,  *o  und  nicht  Ltf^-c  J^Cj  m  beiden  Lesarten  (dieses 

Verses,  nämlich  sowohl  derjenigen,  welche  zweimal  i^LilaJf,  als  der- 
jenigen, welche  zweimal  o»a**JI  ha,t)7  weil  die  Dichter  sowohl  die  Ge- 


1)    Die  beiden  Sätze  mit  Jlib  repräseutiren  zwei  hinsichtlich  der  gramma- 
tischen  Erklärung  des   sJö'    '_fjy-^    einander   entgegengesetzte   Meinungen:   die 

erste  ist  die,  daß  in  dieser  Redeweise  das  Exspiriren  nur  durch  eine  kürzere  Aus- 
drucksweise auf  die  Nase  bezogen  werde,  statt  diese  als  den  Kanal  darzustellen, 
durch  welchen   das   dem  ganzen   Körper  gemeinschaftliche  Exspiriren   erfolge, 

also  ajäii    ^—äXrv  st.  XÜLs  LäJCä;   die  zweite  ist  die,   daß  die  Nase  wirklich 

durch  eine  Prosopopöie  als  das  vom  ganzen  Körper  allein  Exspirirende  dargestellt 
werde,  indem  der  Todesengel  von  Seiten  der  Nase  den  letzten  Hauch  als  ein 
debitiim  eintreibe. 


-^     23     ^~ 

schlecht*-  als  die  Eigennamen  häufig  zu  wiederholen  pflegen,  beson- 
ders, wenn  sie  damit  eine  Person  oder  Sache  als  groß  und  wichtig 
darstellen  wollen  (^äjuO,  wie  z.  B.  cAdi  sagt:  „Nicht  seh'  ich  von  dem 
Tod,  daß  überflügelt  den  Tod  irgend  ein  Ding,  es  verkümmert  der 
Tod  das  Leben  dem  Herrn  des  Reichthums  und  dem  Armen."  Die 
Verbindung  des  J^.  mit  oLikl!  läßt  eine  doppelte  Erklärungsweise 

zu.  Nach  der  ersten  hätte  er  unter  ^LJd  die  ganzen  Schwerter  ver- 
standen und  dann   J^a.   damit  verbunden  (als  ausmalenden  Zusatz: 

i-mU(>)-H  J^».?  acies  ensium  s.  v.  a  ät>l4.!  i-mUM(  enses  acuti,  so  daß 

J.-*  nichts  in  der  Quantität  des  Begriffes  ändert),  nämlich  wie  das 

Schwert,  so  lang  es  ist,  und  der  Pfeil,  so  lang  er  ist,  J^aj  genannt 
werden  (eig.  cuspis,  Schwert-,  Pfeilspitze).  Nach  der  andern  wäre 
j^a».  mit  cylxlöJi  wie  der  Theil  mit  dem  Ganzen  verbunden  und  in  der 
entfalteten  Form   (restitutio  ad  integrum)  müßten  die  Worte  lauten: 

^LdihJt  jjje  £y.L\  J<£.  (j^^Ji-  *<»  daß  dann  ^LJi  die  Schneiden  der 

Schwerter  wären.1  Fragt  man:  Wie  so  rühmt  er  sich  dessen,  daß  ihr 
Blut  auf  die  Schärfe  der  Schwerter  hinfließe,  nicht  auf  irgend  etwas 
Anderes?  so  antworte  ich:  das  Blut  wird  manchmal  auch  mit  Stöcken 
und  anderen  nicht  ehrenvollen  Werkzeugen  zum  Fließen  gebracht;  so 
rechnet  er  denn  die  Todesart  durch  das  Schwert  für  ehrenvoller.  Die 
Benu-Asad  erhielten  den  Namen  Lax.'f  Jou*c  (die  Steckenknechte), 
von  wegen  des  Begebnisses,  daß  Hogr,  der  Vater  des  Amrulkais,  die 
ihnen  beigebrachte  Niederlage  herbeiführte  vermittelst  eines  Steckens. 
damit  ihre  Todesart  eine  recht  schimpfliche  wäre.  Ein  anderer  Dichter 
sagt:  „Wir  kämpfen  unter  einander  nicht  mit  Knütteln,  noch  werfen 
wir  uns  mit  Steinen,  es  sei  denn,  wie  wenn  einRenner  mit  muskelschwel- 
lenden Füßen  das  zweite  oder  erste  Mal  ausläuft  (nämlich  beim  Pferde- 
wettrennen, d.  li.  überhaupt:  zur  Uebung,  zum  Spiel)."-  Was  den 
Ausspruch  des  Dichters  betrifft:  „Wenn  er  auch  mit  den  Abän's3  käme 
(diese  als  Mahlschatz  mitbrächte),  um  sie  (irgend  eine  Schöne)  zu 
werben:   blutig  geschlagen  würde   die  Nase   des  Freiers",  so   ist  zu 


1)  Im  ersten  Falle  wäre  also  zu  übersetzen:  auf  die  Schärfe  der  Schwerter 
Jauf  scharfe  Schwerter),  im  zweiten:  auf  der  Schärfe  der  Schneiden. 

.' i  Man  könnte  auch  übers.:  bei'ni  zweiten  oder  ersten  Rennen  eines  einher- 
sprengenden  Rosses  mit  muskelsehwellenden  Füßen  (d.  h.  bei'ni  Pferde- Wettrennen |. 
So  näml.,  wenn  man  die  beiden'Accusative  als acc. temporis  nimmt;  dagegen  Bpricht 
aber  vorzüglich  der  Sing.  ^»jL*  :  wir  ziehen  es  daher  vor,  die  Acc.  als  die  Art  und 

Weise  bezeichnend  zu  fassen. 

3)    ^UIjI,  Dualis  von   .jUI,   sind  die  zwei  Hälften  des  durch   ein  Thal 

getheilten  Abän- Gebirges,  der  schwarze  und  der  rothe  Aban,   s.  Wetzstein,  Nord- 
arabien S.  10  vgl,  Samachschari's  Goldene  Halsbänder  No.  38, 


-^     24     — 

bemerken,  daß  man  einen  Kamelhengst  von  niedriger  Abkunft,  wenn 
er  einer  edlen  Stute  zuläuft,  mit  dem  Stock  auf  die  Nase  zu  schlagen 
und  ihm  damit  aufs  Gesicht  zu  hauen  pflegt:  von  dieser  Sitte  ist  jener 
Ausdruck  hergenommen.  Der  erst«'  Halbvers  deutet  auf  Tapferkeit, 
der  zweite  auf  Ehrenfestigkeit  und  stete  Ehrenvertheidigung. 

11  Wir  sind  rein,  nicht  getrübt:  es  lichteten'  unseren  Adel 
Frau'n  hoehbürtiger  Frucht-.  Männer  erles'nen  Geblüts. 

D.  i.  lauter  ist  unsere  Gescblechtsreibe  geblieben,  so  daß  nichts 
Unreines  sie  getrübt  (inficirt)  hat.  Man  sagt:  r-l+J!  ><v<^~  (das  Was- 
ser  ist  trübe),  Aor.  >JJo-  Inf.  Uj»^s.  !,.<X£=  und  »».cX^.  das 
Wasser  heißt  \,\  <z-\  oder  \  J^s-  auch  sagt  man  »tX^b.  Aor.  »JJo 
in  derselben  Bedeutung.  —  1*,  bezeichnet  hier  die  treffliche  Abstam- 
mung.   Man  sagt:  Der  und  der  schlägt  fürwahr  ein  in  ^  d.  i.  gehört 

zu  einem  trefflichen  Geschlechte.    Au  andern  Stellen  bedeutet  ^  die 

a  > 

Beiwohnung,  weil  diese  \~^.  heimlich  vollzogen  wird,  und  an  noch  an- 

>-- 
deren  Stellen  ist  ^  auch  eine  Benennung  der  männlichen  Schani. 
v  " 

'''  [Wir  besteigen  die  Bücken  ergiebiger  Höhen,  zu  Zeiten 
Lagern  wir  uns  in  den  Scliooß  blühender  Thäler  hinab |. 

"'  Begen  ans  Silbergewölke  sind  wir;  in  unserem  Stammhaus 
Ist  kein  Blöder  nml  kein  Geiziger,  zu  uns  gezählt! 

Das  Begenwasser  ist  das  lauterste  Wasser  bei  ihnen  (den  Arabern 
der  Wüste),  deshalb  vergleicht  er  die  Makellosigkeit  ihrer  Geschleclits- 

reihe  mit  der  Beinheit  des  Regenwassers.  —  ^Lc  ist  weißes  Gewölk. 

dessen  Wasser  das  reinste  ist  von  wegen  seiner  Ungebrauchtheit  (weil 
helles,  nicht  dunkles  Gewölk  sich  schnell  und  unvermuthet  entladet). 
Statthaft  ist  auch,  daß  der  Sinn  des  Bildes  die  Freigebigkeit  sei,  d.  i. 
wir  sind,  gleich  dem  Begengusse,  nützlich  den  Leuten  und  lassen  hinter 
uns  einen  Begen  (von  Wohlthaten)  zurück.     So  wurde  Elmundhir 

zubenamt  &Ulj|  iLc  (das  Himmelswasser),  weil  er  in  Zeiten  der  Dürre 
und  Hungersnoth   dem  Elend   der  Leidenden  abzuhelfen  pflegte.     - 


II   Schultens:  purum  extraxere,   nach  der  ihm   und   überhaupt   der   hollän- 
dischen Schule  eignen  Eraphasensucht. 


2)  Schultens:  i  7  1  \ -^  .  nicht  UJL4: 


3)  Dieses  Distich  übergeht  Tebrizi ,  und  doch  bot  es  ihm  hinlänglichen  Stoß 
zu  interessanten  Bemerkungen:  es  Fehlte  in  seinen  Codd. 


-»     25     *- 

i^jLaJ  (Stammbaum,  Stammgenossenschaft)  ist  so  viel  als  J^of  (Wur- 
zel, Geschlecht),  ebendaher  sagt  man  ^jJCmJI  ujLaJ,  das  Messerheft 
(der  Messergriff).  —  ^L^lstumpf)  ist  das,  dessen  Schärfe  abgerundet 

(abgekantet)  ist,  d.  i.  jeder  von  uns  ist  durchdringend  scharf,  und  es 
ist  kein  Geiziger  unter  uns,  der  mitgezählt  werden  könnte.  Es  ist 
dies  eine  Negirung  des  Geizes  überhaupt,  und  nicht  blos  dessen,  daß  es 
unter  ihnen  irgend  einen  Geizigen  gäbe,  der  mitgezählt  würde.    Dem 

ähnlich  ist:  ^^x^sx^o  LgJ  ^^dJ!  ^cJi  ^.  (wörtlich:  und  nicht  siehst 

du  die  Eidechse  daselbst  sich  verkriechen)  d.  i.  es  gibt  überhaupt  keine 
Eidechse  daselbst,  die  in  ihr  Loch  sich  verkriechen  könnte.  —  Man 

sagt:  lg^-  Aor.  L§£j,  und  +  g  ^-  Aor.  l^Xs,  Inf.  LcLg^s,  davon 

das  Eigenschaftswort  .1  g<£-  und  ^xa ^—.    Letzteres  legt  man  einem 

Manne  bei,  wenn  er  schwächlich,  und  einem  Schwerte,  wenn  es  stumpf 
ist.  Abu-Hiläl  sagt1:  Dieses  Distich  ist  fehlerhaft,  denn  Stumpfheit 
und  Pcnetranz  haben  mit  dem  Wolkenwasser  durchaus  nichts  gemein. 
Der  Dichter  hätte  sagen  sollen:  „Wir  sind  der  Glanzwolke  gleich  an 
Lauterkeit  der  Sitten  und  Schenklustigkeit  der  Hände",  oder2:  „wir 
sind  Schwerter,  die  kein  Stumpfwerden  behaftet  und  keine  Schartig- 
keit verunziert." 


17  Wenn  wir  wollen,  verwerfen  mit  Nein  wir  die  Rede  der  Menge, 
Reden  wir  —  Niemand  verwirft  unsere  Rede  mit  Nein. 

Vergleichbar  dem  Ausspruche  jenes  Andern:  „Nichts  vermögen 
die  Menschen  über  einen  Knoten,  den  er  zusammenschnürt-,  er  hin- 
gegen löst  den  ihrigen  auf,  wenn  er  auch  fest  geschürzt  ist." 


18  Scheidet  ein  Herrscher  aus  uns,  so  erstehet  ein  Herrscher,  be- 
redsam, 
Der  thatkräftig  den  Rath  edler  Genossen  vollstreckt. 

Dem  ähnlich  ist  der  Ausspruch  Hatims:  Wenn  ihnen  ein  Gebieter 
stirbt,  so  steht  ein  gleicher  auf,  welcher  ihn  vollkommen  ersetzt  und 
seine  Stelle  einnimmt. 


\       1)  Ohne  Zweifel  ist  hier  in  Freytags  Texte  JLs  ausgefallen. 

2)  Freytags  ^1  ist  offenbar  falsch  gelesen  für  ,|.  Nach  Abu  Hiläl  hatte  der 
Dichter  entweder  dies  oder  jenes  sagen  müssen,  um  in  der  selben  Uildredc  zu  blei- 
ben. Schulten«  hat  weder  j<|  noch  .!;  er  hat  überhaupt  den  Kritiker  des  Bamauel 
gänzlich  mitverstanden. 

1 


26 


19  Nie  verglomm  uns  das  Feuer,  daß  nicht  ein  nächtlicher  Wandrer 
Dran  sich  wärmte,  kein  Gast  hat  wohl  getadelt  uns  je. 

Er  meint  das  Feuer  der  Gastfreiheit * ,  d.i.  wir  lassen  es  beständig 
brennen  und  löschen  es  nicht  aus  ohne  einen  nächtlichen  Ankömm- 
ling2, denn  ^Jo  wird  speciell  von  dem  Kommen  bei  Nacht,  nicht 
am  Tage  gesagt-,  ebendarum  heißt  ein  Stern  ,j\lio  (der  Nachtwandler 
d.  i.  der  Morgendämmerungsstern,  die  ä^JCj) 

20  Unvergeßlich  gezeichnet  dem  Feind  sind  die  Tag'   unsrer 

Schlachten'1, 
Rossen  gleich,  weiß  an  der  Stirn,  weiß  an  den  Füßen  gescheckt. 

D.  h.  unsere  Treffen  sind  berühmt  unter  unseren  Feinden,  so  daß 
sie  unter  den  Tagen  sind,  wie  die  an  der  Stirn  weißgefleckten,  unten 

an  Füßen  weißgeringelten  Rosse  unter  den  Pferden4;  J^  bezeichnet 

eigentlich  eine  Fußspange  (wie  sie  Frauen  oberhalb  der  Knöchel  zum 
Zierrath  anzulegen  pflegen);  wenn  nun  der  weiße  Fleck  am  Orte 
dieser  Art  von  Fußputz  (perisceüs)  ist  und  darüber,   so  nennt  man 

das  Roß  Jusx^w*. 


1)  Dieses  Feuer  diente  nicht  blos  zum  Wärmen  und  Braten,  sondern  auch  als 
nächtliches  Signal  für  Reisende  und  Dürftige,  die  der  Gastfreundschaft  bedurften. 
Nuweiri,  in  Rasmussen's  Add-tamenta  ad  Tiistoriäm  Arabum  ante  Islamismvm, 
pag.  vf  ,  zählt  unter  den  14  „Feuern  der  Araber"  als  dreizehntes  auf  „das  Feuer 

der  Gastbewirthung",  t5y£-M  jlj,  und  sagt  von  ihm:    Dieses  ist  eines  der  Dinge, 

deren  sich  die  Araber  am  meisten  rühmten ;  sie  zündeten  es  in  den  Nächten  der 
rauhem  Jahreszeit  (^ULvwJI)  an  und  ließen  es  recht  hoch  brennen  für  diejenigen, 
welche  gastliche  Bewirthung  suchten;  je  stärker  es  nun  selbst  und  je  höher  der  Ort 
war,  auf  welchem  es  angezündet  wurde,  desto -rühmlicher  war  es. 

2)  Schultens  gegen  Sprache  und  Scholion :  pro  nocturno  kospite. 

3)  Von  hier  an  (frei  nach  Michaelis)  hebräisch  übersetzt  in  der  Zeitschrift 
Meassef  1790  £.  245  ff. 

4)  Jyyü  <-Y*3.  Schultens  liest  in  seinen  Excerpten  .wvfwi^M  ,.vxJ,  was 
dasselbe;  y*vi  bez.  in  der  älteren  Sprache  überh.  ein  Pferd,  in  der  neuern  Sprache 
eine  Stute  wie  ,<  Ltfl^  einen  Hengst;  Ju^ä  ist  in  beiden  der  allgemeine  Co}- 
lectivname  ohne  Rücksicht  auf  Geschlecht  und  Wertb. 


27 


21  Unsere  Schwerter,  gezückt  allwärts  in  Osten  und  Westen, 
Haben  Scharten  sich  an  feindlichen  Panzern  gehaiin. 

ctyi'  ist  soviel  als  äLc»ULo  und  dieses  bezeichnet  das  gegen- 
seitige Hauen;  das,  womit  geschlagen  wird,  heißt  Lcüw,  auch  heißt 
der  Ring  an  einer  Thüre,  wenn  er  länglichte  Form  hat,  aLcJLo  (Thür- 

schlägel ,  —  bammer).  —  D.  i.  unsere  Schwerter  sind  voller  Scharten, 
weil  wir  mit  denselben  gegen  die  Feinde  ankämpfen.  Er  sagt  cLä  ,juo 

l^y-\£.\\iXi\i  indem  er  darauf  hinzielt,  daß  ihre  Feinde  sich  mit  äußer- 
ster Sorgfalt  gegen  sie  verwahren.  —     »,x£)fj  sind  solche  die  mit 

Harnischen  gewappnet  sind.  Man  flektirt  von  diesem  Worte  kein 
Facal  (erste  Form  des  Vb.  fin.);  dies  c  Ji>  vertritt  nur  die  Stelle  der 
Nisba  (adjectivum  relaüonis).  —  Die  Worte  ^yäjo.  o*£  d*^=  31 
sind  Ortsbezeichnung  (vjüs)  zu  ^^.c.  JjJI  filyS,  d.i.  an  unscrn  Schwer- 
tern sind  Scharten  von  dem  Zuhauen  in  jedem  Osten  und  Westen 
(d.  h.  in  jeder  östlich  und  westlich  gelegenen  Gegend). 


22  Weil  sie  gewohnt,  nicht  eher  zurück  in  die  Scheide  zu  kehren, 
Bis  sie  Schaaren  von  Volk,  einmal  gezogen,  vertilgt. 

St>.jLfO  ist  der  Umstands-Accusativ:  gewohnt,  wie  sie  sind;  es  könnte 

auch  in  den  Nominativ  gesetzt  sein  als  Prädicat  eines  vorausgegange- 

- »  -  oe 
nen  und  zu  subintelligirenden  Subjekts  (nämlich  des  aus  dem  LoLuJ 

im  vorigen  Verse  herauszunehmenden  Pronomens      a:  sie   sind  ge- 

wohnt,  iöyxjo   <jü)'i  ist  es  Umstands-Accusativ,  so  ist  dessen  JuoLc 

(regem)  das,  was  angedeutet  wird  von  den  Worten  des  Dichters: 
J«Jj  (jwa£.JJ.J!   cLä  ^a   LgJ  (an  ihnen  sind  von  dem  Zuhauen  auf 

Gepanzerte  Scharten).2  Er  will  sagen:  Unsere  Schwerter  sind  gewohnt 
nicht  aus  ihrer  Scheide  gezogen  und  dann  wieder  hinein  gesteckt  zu 
werden,    außer   nachdem   eine  Volkschaar  durch  sie  dem  Verderben 

1)  Vgl.  zu  dieser  Umstellung  das  Scholion  zum  letzten  Distich. 

2)  Das  Angedeutete  ist  nämlich  das  Vb.  fin.  c>JLäM,  sie  haben  Scharten  be- 
kommen, indem  sie  gewohnt  sind  etc.  Die  Araber  nehmen  an,  daß  ein  Umstands- 
Accusativ  allemal  von  einem  entweder  expliciten  oder  impliciten  Vb.  fin.  regiert 
werde.  Hier  schließt  sich  der  Umstands-Accusativ  an  das  Subject  des  durch  Sub- 
intelligirung  gewonnenen  Vcrbums  an. 

4* 


-^     28     — 

preisgegeben  ist.  —  S-*+*  ^st  e"ie  Menschenmenge  von  verschiedenen 
Stammvätern,  Plur.  J^.;  hingegen  xJLaaj  ist  eine  Menschenmenge  von 
Einem  Stammvater,  Plur.  JoLi'-  —  Man  sagt:  \jS  aö'J>.-£-  (ich  habe 
ihn  an  das  und  das  gewöhnt,  mit  doppeltem  Accus.)  und  sodann  sJ>,jü> 
und  sJÜLtt  (er  hat  sich  daran  gewöhnt,  mit  dem  Acc.  der  Sache). 
Die  Gewohnheit  —  g,>Le  —  hat  ihren  Namen  von  jlt,  dem  Zurüek- 

>      t  -    -  »     °-°? 

kehren  (Sich  wiederholen).  —  Ferner:  man  sagt  ^yj^c  und  <yj^_cl 
mit  dem  Acc.  des  Schwertes  (ich  habe  das  Schwert  in  die  Scheide  ge- 
steckt), von  (X^t.  mit  der  Grundbedeutung  des  Yerbergens;  davon: 
z'cJ^^i  &JJ\  5tX»jt3  Gott  verhülle  seine  Sünden  mit  seiner  Barm- 
herzigkeit! 

23  Wenn  du's  nicht  weißt,   so  befrag'  dich  nach   uns,   man  wird 

dich  berichten ' , 
Denn  ein  Kenner  und  Unkundiger  sind  doch  nicht  gleich. 

Eine   andere  Lesart:    ^^xdajü    Llc.    0u-LÜI    oJl^>    ,jl   ^«w 

d.  i.  wenn  du  unserer  unkundig  bist,  frage  die  Leute,  so  wirst  du  über 
das  was  wir  sind  berichtet  werden;  denn  der  "Wissende  und  der  Un- 
wissende sind  von  einander  verschieden.  —  ^^»i  i^t  ins  futurum 

nazbatutn  gesetzt,  wegen  des  (in  o)  versteckt  liegenden  .(  (auf  daß 
du  berichtet  werdest,  ^^  .j*l)  und  ist  durch  o  eingeführter  Nach- 
satz des  Imperativs.  —  sf_w  =  sl.jc.wf.  wie  man  sagt:  dieser  Dirhem 
CcL»J'  =  Ucl+j'  *i  ist  vollwichtig.'2    Im  Koran  heißt  es:  AJ  kx^f   * 

1)  Diese  Lesart  scheint  mir  die  vorzüglichere;  ich  habe  deshalb  so  übersetzt, 
und   nicht:    Weißt  du   es   nicht,   so   frage   die  Leute   was  wir  und  was   sie   sind 

IaJIt  -  Uxj.  Die  Naivität  der  zweiten  Verszeile  verwischt  G.  Weil  (Die  poe- 
tische Literatur  der  Araber  1837 1,  indem  er  übersetzt:  „Wenn  du  uus  nicht  kennst, 
so  frage  nur  nach  uns  und  nach  Anderen,  es  wird  dir  nicht  gleichgültig 
sein,  ob  du  uns  kennst  oder  nicht". 

2)  Durch  diese  Parallele  deutet  Tebrizi  an,  daß  sl^u/,  eigentlich  abstractes 

Vcrbalnoraen  (wiewohl  es  nach  der  zuletzt  angeführten  Auctorität  des  Gramma- 
tikers El-Achfaseh  auch  so  gefaßt  werden  kann,  daß  es  in  concreter  Bedeutung: 
gleich,  wegen  seiner  ursprünglichen  Infinitivnatur  im  Dual  unverändert  und  von 
i)*>.AJ  in  den  Acc.  gesetzt  wäre),  möglicherweise  mit  weggelassenem  Vb.  finitum  als 
Inf.  ab<.,    •&Ala<o  JfcJLftjO,   steht.     Beide  Auffassungen  zeigen   sich  auch  in  den 


-+     29     ~- 

.v>JL2L*JU  ^Sy*,  (in  vier  gleichen  Tagen  für  die  Bittenden)  = 
cjU«JiLw^o  (gleich  seiend),  wo  andere  Koranleser:  %\t,JM  als  Infinitiv- 
form,  in  dem  Sinne  von  eLx*J.  El-Achfasch  berichtet:  Der  Dual  ist 
%\  M  und  ^t&Lw,  der  Plural  rt\yJ. 


21  Dajjans  Söhne,  fürwahr!  sind  ihrem  Volke  ein  Polpunkt, 
Um  den  kreisenden  Gangs  sich  seine  3Iühle  bewegt. 

Die  eiserne  Axe  im  Bodensteine  der  Mühle  ist  es,  um  die  der 
Läufer  oder  obere  Mühlstein  umgetrieben  wird.    Darnach  ist  der  Pol 

des  Himmels  benannt  ( ^t->«>j,  weil  um  ihn  die  Himmelskugel  sich  um- 

dreht,  und  vergleichungsweise  sagt  man:  Der  und  der  ist  ^^.Wi  der 
Söhne  des  und  des  d.  i.  ihr  Gebieter,  bei  dem  sie  Obhut  suchen.  Fer- 

ner:  Er  ist  ( *iajs  (der  Angel-  oder  Drehpunkt)  des  Krieges.    Der  Sinn 

von  ^JaS  hier  ist,  daß  das  Geschäft  ihres  Stammes  durch  sie  ausge- 
führt werde,  wie  das  Geschäft  der  Mühle  ausgeführt  wird  durch  jene 
Axe.  —  [Hören  wir  wie]  Abu-Muhammed  el-Acräbi  sagt  in  seiner 
Widerlegung  folgender  Worte  En-Nemiri's.  * 

„Samauel  sagt:  Und  unsere  Schwerter  sind  in  jedem  Westen  und 
Osten.  Dieses  Distichon  gehört  dem  Abdu-1-Melik  ben-Abdu-r-Rahim 
El-Härithi,  nicht  dem  Samauel  bcn-cAdijä  dem  "Gassaniden  an.  Der 
offenbare  Beweis  dafür  liegt  in  den  Worten  desselben  in  dieser  Ka- 
side:  So  sind  denn  fürwahr  die  Söhne  Dajjans  eine  Axe  ihrem  Volke. 
Ed-Dajjänu  ist  Jezid  b.  Eatan  b.  Zijäd  b.  El-Harith  des  Jüngern 
b.  Mälik  b.  Zebfah  b.  Kcab  b.  El-Harith  des  Aeltern.  Und  wenn 
jemand  fragt  —  fährt  El-Nemiri  fort  — :  Warum  setzt  er  den  Westen 
dem  Osten  voraus,  da  die  Gewohnheit  es  mit  sich  bringt  zu  sagen: 
der  Osten  und  der  Westen?,   so  ist  die  dies  beseitigende  Antwort: 


beiden  Lesarten  der  angeführten  Koranstelle  Sur.  XL1,  9  :  Und  er  (Gott)  stellte  auf 
sie  (die  in  zwei  Tagen  erschaffene  Erde)  Vesten  (Berge)  über  sie  (die  sich  über  ihre 
Oberfläche  erheben),  und  legte  Segen  in  sie  (die  Erde),  und  ordnete  auf  ihr  die 
Nahrungsmittel  an,  die  sie  tragen  sollte  in  vier  gleichen  (gleich  langen)  Tagen, 

für  die  welche  darum  bitten  würden.  Beidhawi  hat  zu  diesem  t\^jM  die  Bemer- 
kung:  XxXt   <J&ri)  (•'-?'    '^ua   zX+sLK    "&\JL*u\  .^aJU   £!•-*  cujJCwf  ,<! 

T""\    *"f7      "    ,~°"  -  7"' 

(nämlich  %\yj\    yS-U    ^_}«Ä*J    ätfjj'. 

1)    ^X£-    5i>x    ^i.    Die  IIA  &}ji    KxX£.    0\  bedeutet  eigentlich:   er  (A) 

trieb  seine  (B)  Bede  zu  ihm  (B)  zurück,  d.  h.  er  (A)  zwang  die  Rede,  welche  jener 
(/])  gleichsam  gegen  ihn  ( A)  ausgesendet  hatte,  zu  jenem  (B)  zurückzukehren. 


-^     30     ^~ 

er  thut  dies,  daß  er  den  Westen  voraussetzt,  wegen  seiner  und  seines 
Volks  Niederlassung  in  selbigem,  da  er,  der  Westen,  seine  Wohnung 
und  der  ihnen  am  nächsten  gelegene  Himmelsstrich  war." 

Hierauf  entgegnet  Abu-Muhammed  el-Acräbi:  „Hier  ist  das 
Sprichwort  an  seinem  Orte:  Ein  Schwachkopf,  der  schweigt,  ist  besser 
als  ein  Schwachkopf,  der  redet.  Wie  kann  denn  der  Westen  der 
Wohnort  El-Härith  ben-Kcab's  sein,  da  diese  den  südlichen  Strich  von 
Jemen  bewohnen?  Auch  weiß  ich  nicht,  was  Abu-Abdolla  auszusetzen 
gefunden  hat  an  der  Lesart  Einiger,  die  noch  dazu  die  echte  ist: 
i_>«jLo.  LVv^i  J^  _i  LlsIaaJ..  Der  Sinn  ist,  daß  sie  ihre  Streif- 
züge in  die  entlegenen  Landstriche  von  Negd  und  Tihäme  ausdehnen. 
Dahin  lautet  auch  der  Ausspruch  'Urwa's  ibn  el-Warad:  „Sie  ruft  dir 
zu:  Weh  und  abermals  Weh!  Bist  du  es,  der  die  Verborgenheit  verläßt, 
mit  Fußvolk  einmal  und  mit  Reisigen,  dann  einen  Tag  herfällt  über 
Negd  und  die  streifenden  Geschwader  seiner  Bewohner,  einen  andern 
Tag  über  ein  Land,  das  Haselstrauch  und  Wacholder  trägt?" 


Ob  Samauel  ibn-Adijä  diese  Kaside  verfaßt  habe,  ist,  wie  Tebri- 
zi's  Commentar  zeigt,  schon  vor  Alters  hie  und  da  in  Frage  gestellt 
worden;  die  kritische  Analyse  ist  berechtigt,  aber  ihr  Vollzug  bei 
Rückert,  welcher  die  Eine  Kaside  in  zwei  (eine  von  Samauel  und  eine 
von  „Abdehnälek",  lies  Abdelmelik ' )  auseinander  nimmt  und  v.  5  und  7 
für  Interpolationen  der  ersteren  erklärt,  ist  nur  ein  erster  Anlauf. 
..Die  Kaside  Samö'als  (sie)  —  sagt  irgendwo  Wetzstein  —  ist  schön, 
vielleicht  das  schönste  Gedicht  der  Araber;  dieses  Ürtheil  erleidet 
dadurch,  daß  Einigen  nur  ein  Theil  davon  für  echt  gilt,  keinen  Ab- 
bruch." 

Die  Poesie  war  in  Samauels  Familie  heimisch.  Einige  Verse  des 
Gedichts  werden  von  Einigen  seinem  Sohne  Assureh  zugeschrieben. 
Unter  die  fünfzehn  vormuhammedischen  oder  mit  Muhammed  gleich- 
zeitigen jüdisch-arabischen  Dichter  gehört  auch  sein  Sohn  '  Garid  und 
sein  Enkel  'Suba,  der  noch  unter  dem  Chalifen  Mu'äwija  lebte.  Meine 
Sammlungen  bieten  zu  den  fünfzehn  keine  Ergänzung.  Der  Dichterin 
Sara  darf  man  nicht  tAsmä,  Tochter  Merwäns2,  zugesellen,  welche 
Omeir  der  Blinde  auf  einen  Wink  des  Propheten  meuchlings  ermordete. 
Denn  diese  Verfasserin  von  Spottgedichten  auf  Muhammed  hat  nur 
Hammers  Gedankenlosigkeit  zur  Jüdin  gestempelt3;  sie  war  aus  dem 
Stamme  der  Beni  Chatme  und  gehörte  zu  der  vollbürtig  arabischen 
Familie  der  Omajjaden.4 

Die  vormuhammedischen  Gedichte  enthalten  nichts  eigentümlich 
Jüdisches:  sie  folgen  arabischer  Sitte  und  athmen  arabischen  Stolz, 
wie  wenn  Arrabi  vom  Stamme  Kureza  singt :  „Wenn  ein  Fürst  von  uns 
stirbt,  folgt  ihm  ein  Ersatzmann,  der  die  Stelle  ausfüllt,  ein  hervor- 
ragender —  c;ner  von  unseren  Söhnen,  denn  die  Wurzel  hilft  ihrer 
Krone  sich  über  ihren  Stamm  erheben,  und  sie  überragt  an  Adel  noch 

1)  Heide  Namen  bedeuten  den  Knecht  Gottes,  aber  mit  dem  Unterschiede, 
daß  Gott  in  dem  Namen  *  Abd-ul-mtlik  als  König,  in  dem  Namen '  Abd-ul-mälik 
als  Wcltinhaber  bezeichnet  ist. 

2)  s.  Ihn  Hischäm  p.  <He  der  Wüstcnfeldschen  Ausgabe. 

3)  Gemäldesaal  IS.  111. 

4)  8.  Weil,  Muhammed  S.  1 17.  Sprenger,  Leben  u. Lehre  Mohammads  3,14§f, 


-^     32     <— 

ihre  Krone."  Als  aber  die  jüdisch -arabischen  Stämme  von  Muham- 
med  bekriegt  und  vertrieben  wurden,  darunter  auch  die  Bewohner 
von  Tema  und  das  Haus  Samauels,  dessen  Männer  schön  von  Antlitz, 
wie  Abu'ddijäl  singt,  nie  sich  zügellosem  Leben  hingaben ' :  da  prall- 
ten die  alte  Religion  und  die  neue  an  einander  und  das  jüdische 
Selbstbewußtsein  beginnt  auch  in  Dichterwortcn  zu  protestiren.  Der 
moslemische  Dichter  Mälik  sagt  mit  Bezug  darauf  höhnisch:  „Daß 
die  Juden  mit  ihren  Verfluchungen  sich  zur  Wehr  setzen,  ist  wie  wenn 
die  Esel  sich  mit  ihrem  Harn  (gegen  ein  Raubthier)  zur  "Wehr  setzen.2 
In  der  Gegenwart  ist  das  Judenthum  unter  den  Wanderstämmen, 
wie  es  scheint,  ganz  erloschen.  Aber  die  vom  Stamme  'Abdilla  nebst 
den  mit  ihnen  verbundenen  Kabilcn  werden,  wie  wir  durch  Wetzstein15 
wissen,  noch  jetzt  von  den  Bauern  des  Ostjordanlandes  Jchüd  ge- 
schimpft und  Hamdän,  ein  Scheich  dieser 'Abdilla,  welche  vor  80  —  90 
Jahren  aus  dem  Higäz  in  die  syrische  Wüste  kamen  und  für  einen 
Zweig  der  Kuala  gelten,  mit  denen  sie  lagern  und  wandern,  ist  der 
letzte  jüdische  Fürst,  von  dessen  Raubzügen  man  sich  noch  jetzt  im 
östlichen  Syrien  erzählt. 


Die  vorliegenden  anspruchslosen  Blätter  sind  dem  unabweisbaren 
Herzensdrange  entsprossen,  dem  Lehrer  ohne  Gleichen,  in  dessen 
Schule  ich  seit  1836  gegangen  bin,  an  seinem  Jubeltage  eine  Huldi- 
gung dankbarer  Verehrung  darzubringen  —  sie  sind  ein  Schüler- 
Specimen,  ein  in  der  vielleicht  zu  kühnen  Voraussetzung  angefertigtes, 
daß  ich  in  alten  Tagen  noch  nicht  gar  vergessen  was  ich  in  jungen 
Tagen  bei  ihm  gelernt  habe.  Ist  ihnen  aber  neben  diesem  ihrem 
eigentlichen  Zwecke  noch  ein  anderer  verstattet,  so  ist  es  der,  zum 
Studium  der  jüdisch -arabischen  Geschichte  und  Literatur  anzuregen. 
Als  ich  diesem  Studium  mich  zuwandte,  war  ein  inhaltreicher  Aufsatz 
S.  J.  Rapoports  über  die  freien  Juden  Arabiens  und  Aethiopiens  in 
der  hebr.  Zeitschrift  Bikkurc  ha- Mim  (IV,  51— 77)  erschienen.    Die 


lj  Lies  KtXx+.M  und  s.  darüber  Fleischer,  Dissert.  de  glovtis  IJabiclitianis 

p.  95.  1.  11  ss.   \&juo  ist  der  Ort  des  \\(Xc   und  wird  auch  für  den  Zügel  selbst 

gebraucht  Man  hat  demzufolge  dort  (bei  Nöldeke  S.  79)  zu  übers.:  ich  habe 
an  dem  Geschlechte  El -Samauels  keine  von  Gesicht  schöne  Männer  gefunden, 
welche  zügellos  ausgelassen  wären  ( eig.  exuerent  frenum ).  Möglich  wäre  auch: 
unter  dem  Geschlechte  ((JÄaXaäJI  •>**),  aber  besser:  an  dem  Gcschlechte 
't\JvS\.Ä'Jl  r^vx)  —  das  ganze  Geschlecht  vereinigte  Selbstzucht  mit  Schönheit. 

2)  Lies  beidemal     _*Ls\J'- 

3)  Nordarabien  (Zeitschrift  für  allgem.  Erdkunde  1865)  S.  126. 


-^     33     «— 

Fundorte,  die  ich,  durch  diesen  Aufsatz  angeregt,  durchspähte,  waren 
außer  manchen  jüdisch- hebräischen  Schriftstellern,  unter  denen  jetzt 
Benjamins  von  Tudcla  Reisebericht  in  gerechtfertigter  Treue  da- 
steht1, die  arabische  und  die  byzantinisch -griechische  Literatur, 
welche  beide  reiche  Ausbeute  gewähren.  Unterdeß  hat  Grätz  in  dem 
5.  Band  seiner  Geschichte  der  Juden  1860  die  disjeeta  membra  dieses 
Stücks  jüdischer  Geschichte  zu  einem  lebendigen  Ganzen  zu  einigen 
gesucht,  und  Nöldeke  hat  in  seinen  Beiträgen  1864  die  Reste  vorisla- 
mischer  jüdisch- arabischer  Poesie  so  vollständig  registrirt,  daß  die 
vorliegenden  Blätter  nur  den  Werth  eines  linguistischen  Versuches, 
nicht  eines  historischen  ansprechen  können,  zumal  nachdem  Friedrich 
Rückert  die  Geschichte  Samauels  ibn-cAdija  in  seinem  „Amrilkais, 
der  Dichter  und  König"  1843  und  in  seiner  Hamasa  1846  ausführlich 
erzählt  hat,  kürzer  auch  schon  in  seinen  „Verwandlungen  des  Abu 
Seid  von  Serug"  1826  zu  den  Worten  der  18.  Makama:  ,,Er  forderte 
von  mir  ein  Versprechen,  Davon  so  lang'  ich  in  Bagdad  sei  nicht  zu 
sprechen;  Das  sagt'  ich  ihm  zu  mit  gutem  Muthe  Und  hielt  ihm  Wort 
wie  Samel  der  Jude." 

Die  Schreibung  Samel  soll  hier  den  jüdisch -arabischen  Namen 
deutscher  Aussprache  mundrechter  machen,  verwischt  aber  ohne  Noth 
das  der  Form  charakteristische  au  (ö).  Der  des  Arabischen  Unkun- 
dige geräth  durch  die  buntscheckige  Umschreibung  der  Eigennamen 
in  nicht  geringe  Verwirrung.  Wenn  de  Slane  Amrolkais  schreibt, 
wir  wie  es  meistens  geschieht  Amrulkais,  so  hat  dies  darin  seinen 
Grund,  daß  das  Damm  (J_)  ebensowohl  u  als  weniger  tief  o  gesprochen 
wird.  Correcter  müßte  es  Imrulkais  (Imrolkais)  heißen.  Denn  der 
erste  Theil  des  Namens  bedeutet  den  Mann.  Ein  Mann  heißt  mar-un 
oder  mit  prosthetischem  Elif  imra-un  (Gen.  imra-in,  Acc.  imra-ari), 
gewöhnlich  aber  so  daß  das  Wort  zwiefach  abgebeugt  wird:  imru-un, 
imri-in,  imra-an.'-  Denkt  man  sich  den  Namen  als  Nominativ,  so  ist 
also  Imrulkais  zu  schreiben.  Indeß  obgleich  jedes  prosthetische  Elif 
regelrecht  mit  dem  «'-Vocal  gesprochen  wird,  gestattet  man  sich  doch 
auch  die  Ausspräche  mit  a:  man  spricht  Amrulkais  wie  man  Abu 
(nicht  Aben)  Ezra  für  Ihn  Ezra  spricht.  Die  Schreibung  Amrilkais 
aber,  welche  Rückert  in  obigem  Titel  beliebt  hat,  ist  ihrem  Inlaute 

nach  der  Genitiv  des  Namens  ((j^aäjI   ,5^0!)  und  also  unberechtigt.3 

1)  Jakob  Sappir  in  seiner  arabischen  Reisebeschreibung  Eben  sappir  (Lyck 
1866)  thut  dem  Benjamin  Unrecht,  indem  er  ihn  in  c.  XV  (über  die  Juden  in 
Chaibar)  als  Fabulanten  schmähet,  ohne  zu  bedenken,  daß  zwischen  seiner  eignen 
arabischen  Reise  und  der  Benjamins  (um  1165)  7  Jahrhunderte  liegen,  wozu  noch 
kommt,  daß  er  selbst  zwar  Siidarabien,  aber  nicht  Nordarabien  durchwandert  hat. 

2)  Die  doppelte  Declination  ist  die  Folge  des  cLöi,  vermöge  dessen  ein 
Vocal  den  anderen  sich  angleicht. 

3)  Ihre  scheinbare  Berechtigung  besteht  nur  darin,  daß  das  genitivische  i 
dem  persisch -türkischen  i  izafet  gleich  gesetzt  wird,  vgl.  übrigens  den  Aufsatz 
Zenkers  in  DMZ  VIII,  589-593. 


-o     34     *- 

lieber  Ursprung  und  Sinn  des  Namens  ' Adijä  haben  wir  uns 
bisher  eines  Urtheils  enthalten.    Ohne  Zweifel  ist  ja  wie  in  den  Namen 

Irmljä  und  Zekerijä  der  Gottesname.  Der  Name  ' Adi  (^Jcä),  der 
auch  im  Talmud  als  Araber-Name  vorkommt  (Menachoth  69b),  ist  ein 
anderer.  Wetzstein  und  Nöldckc  vergleichen  den  alttestamentlichen 
Namen  '  Adajah  (den  Jah  geschmückt  hat).  Vielleicht  ist  Adijä  ebenso 
aus  Noadjah  Ezr.  8,  33  verkürzt,   wie  talmudisch   Chunja  aus  Ne- 

chunja.  Der  Name  des  Vaters  Samauels  L^  ist  nicht  mit  dem  jtt- 
dischen  Namen  JecMjja  zu  combiniren,  denn  das  ist  meines  Wissens 
nur  das  irrig  gelesene  arab.  Johja;  dagegen  ist  das  genau  entspre- 
chende Chajja  (Chijja)  ein  in  der  talmudischen  Literatur  allgewöhn- 
licher Name. 

Wir  schließen  nun  mit  einer  Reihe  von  Bemerkungen,  die  wir 
fast  alle  absichtlich  zurückgestellt  hatten  um  den  Text  unseres  Spe- 
eimens  nicht  zu  überladen,  die  uns  theihveise  aber  erst  später  er- 
wachsen sind,  indem  wir  den  aufgefrischten  früheren  Studien  weiter 
und  weiter  nachgingen.  Fast  fürchten  wir,  daß  es  uns  als  Anmaßung 
ausgelegt  werden  könnte,  wenn  man  in  diesen  Blättern  Männer  wie 
Reiske,  Freytag,  Rückert  und  andere  berühmte  Namen  in  Gegenbe- 
merkungen bekrittelt  findet,  aber  auf  hohe  Schultern  gehoben  vermag 
auch  der  Kleine  über  unverhältnismäßig  Größere  hinwegzusehen. 
Einige  der  Bemerkungen  in  der  Nachlese  sind  Selbstkritik,  denn  das 
Arabische  mit  der  Fülle  und  den  Feinheiten  seiner  Formen  und  be- 
sonders seiner  Syntax  ist  eine  gar  nicht  auszulernende  Sprache.  Was 
würde  der  Altmeister,  dessen  Fest  wir  begehen,  noch  alles  zu  be- 
merken haben,  er  dem  alle  Arabistcn  der  Gegenwart  im  Inland  und 
Ausland,  kaum  Einen  ausgenommen,  dankbar  als  Censor  und  Cor- 
rector  verehren  und  der  über  dem  Drange,  Anderen  zu  dienen,  so 
gern  sich  selbst  vergißt!  Ihm  sagen  seit  nun  fünf  Jahrzehnten  alle 
welche  über  Arabisches  schreiben  wollen  und  geschrieben  haben  wie 
S'adi  in  seinem  Bostän: 

Handleitest  du  mich:  aufwärts  geht  mein  Lauf; 
Wirfst  du  mich  weg,  dann  hebt  mich  Niemand  auf. 


Nachlese. 

S.  1.  Abu-Temmäm  war  nicht  aus  Chorasän,  wie  Freytag  sagt,  sondern 
nur  dorthin  gereist  an  den  Hof  der  Tahiriden.  Sein  Todesjahr  wird  wie  sein 
Geburtsjahr  verschieden  angegeben;  die  drei  Angaben  bei  lbn-Challikan  sind 
231,  228  und  232  der  Hedschra. 

Ebend.  Ueber  die  Chatib's  s.  Muradgea  d'Ohsson,  übers,  von  Beck,  II 
S.  500  und  über  die  Chutbe  I  S.  339—351. 

Ebend.  Deinewer  ( Dinewer,  Dinur)  ist  eine  Stadt  im  persischen  Irak, 
drei  Tagereisen  nordwestlich  von  Hamadan. 

S.2.  Freytag  sagt  in  seiner  Vorrede  zur  Ilaniasa  über  Tebrizi:  Tanlo  in 
honore  Hamasae  opus  labuit,  ut  idun  triplici  commentario,  primum  breciore 
quodlibet  jragmenlum  ainplectente,  tum  perfectiore,  in  quo  siiu/ulorum  versvum 
rafionem  haberet,  denique  prolixiore  illustraret.  Er  fügt  dann  hinzu:  Quem  me- 
dium dixi  Hamasae  commentarium ,  ix  operi  nosttro  inest,  was  ebenso  falsch  oder 
wenigstens  ebenso  verworren  wie  das  Uebrige  ist.  Der  gedruckte  Commentar 
ist  offenbar  der  letztgenannte.  Noch  verwunderlicher  als  diese  Flüchtigkeit 
ist  dies  daß  der  berühmte  Arabist,  dem  wir  das  immernoch  unentbehrliche 
Lcxiaon  verdanken,  auf  dem  Titel  nicht  einmal  seinen  Vornamen  Georg  zu 

o        » 

arabisiren  vermocht  hat.  Er  schreibt  d )***£■■  Ein  für  Auge,  Ohr  und  Sprach- 
sinn  abstoßenderes   Monstrum   ist   kaum   erfindbar.      Georg   heißt   auf  gut 

0 

Arabisch  jm&^. 

S.  3  unten.  'Gofna.  So  schreibt  Eichhorn,  aber  das  Richtige  ist 'Gafna 
(Gefna)  —  ein  Wort,  welches  die  Schüssel  und  dann  den  welcher  aufachüsselt 
d.  i.  reichlich  aufträgt  bedeutet  (s.  den  Kämüs). 

S.  0  unten.  Das  Gedicht  des  Amrulkais  (ungef.  aus  dem  J.  500  n.Chr.") 
beginnt,  genauer  übersetzt:  „Gar  manchmal  streckt  ein  Schütz  von  Thu'als 
Sühnen  (wörtlich:  o  crebrilatem  jaculatorix  .  .  exuerentis)  beide  Hände  aus 
seiner  Jagdhütte,  indem  er  vorhält  einen  Bogen  aus  Xcsehem-IIolz  mit  weit 
abstehender  Bogenwölbung  bei  seiner  Spannung."  So  nach  der  Lesart 
üULj  *x,  wogegen  nach  der  Lesart  sliü  w*Ä  umgekehrt:  mit  nicht  weit 
abstehender  Bogenwölbung,  näml.  wegen  der  Härte  des  Holzes.  Diese  Lesart 


~o     36     ^~ 

haben  Slane  und  Abhvardt  {The  Diran  of  die  six  ancient  Arabic  poets,  Lon- 
don 1870  p.  133)  in  ihren  Texten.  Rückert  hat  dieses  Gedicht  uuter  der 
Aufschrift  „Der  Bogenschütze  von  Thoal''  (Amrilkais  S.  102)  übersetzt.  Ver- 
fehlt ist  die  Uebersetzung  des  7.  Zweizeilers: 

Liegen  bleibt  da  wo  ers  trifft  das  Wild , 
Seine  Hab'  ist  nicht  von  seiner  Gild" 

welche  nach  den  Codd.  G  und  P  aJLo  in  Ein  Wort  zusammenliest  und  in  der 

Auffassung  des  &£.  ^f  des  Sprachgesetzes  uneingedenk  ist,  daß  ^1  vor  einzeln 
stehendem  Perfekt  diesem  immer  Optativbedeutung  gibt,  also  vielmehr:  aj  Lo 

(wobei  J.^Äi   .j^  hinzuzudenken)  wie  vortrefflich  ist  er!   lX-£   ^  nenume- 

relur  möge  er  nicht  gezählt  werden  zu  seinen  Stammesgenossen!  D.h.  er  ist 
einzig  in  seiner  Art,  er  hat  nicht  seines  Gleichen. 

S.  8.  Anm.  1.  Auch  eine  andere  Stelle  aus  den  Gedichten  'Gerirs  hat 
Reiske  nicht  durchschaut.    Sie  lautet  nach  zurechtgestelltem  Texte  und  wört- 

lieh  übersetzt:  *^L    LgALuc  ^i    oLXj    LC»-«  iai>»    ^y^*r^   ^»-t    ij^ 

„wie  wenn  der  Bruder  des  Juden  d.  h.  einer  aus  der  Judenschaft  in  deren 
Wohnsitzen  ein  Offenbarungsbuch  mit  Cäf  und  Läm  schreibt."  Der  arabische 
Dichter  vergleicht  den  Eindruck  einer  Wüstenei  oder  Trümmerstätte  mit  dem 
Eindrucke  eines  jüdischen  Manuscripts,  dessen  Schriftzüge  dem  der  sie  nicht 
versteht  als  ein  regelloses  Durcheinander  erscheinen. 

S.  14.  Warum  hast  du  nicht  gefragt  nach'Adijä  und  seinem 
Hause  .  .  Es  ist  eine  Frage,  die  einen  Vorwurf  in  sich  schließt.  Man  könnte 
versucht  sein  oJL*/   ^#  zu  übersetzen:    Hast  du  nicht  gefragt,   aber  das 

müßte  jLw*ö'    i*JI    °dcr  ^JIa*   Uol   heißen,   wogegen  ^JC  oder  mit   dem 

es 
spiritus  Icnis  ^H  quidni,  quin  bedeutet,  s.  Caspari's  Enchiridion  Studiosi  p.  f 
in  den  Noten  Z.  2  und  3,  vgl.  Tebrizi  zum  4.  Distich:    Warum  (^JD)  ist  es 
nicht  assimilirt  worden? 

Ebend.  Andere  sagen..  In  diesem  Sinne  leitet  J^xi'  auf  einander 
folgende  verschiedene  Meinungen  und  Angaben  ein. 

Ebend.  Dritte  Species  des  Täte II  mit  Mut  envätir  -\lc\m.  Das  Schema 
dieses  Metrums  ist  dieses : 


mit  dem  Ictus  auf  der  je  zweiten  Sylbe,  und  mutawätir  heißt  der  Reim,  wenn 
zwischen  den  zwei  letzten  quiescirenden  Buchstaben  nur  Ein  stummer  ist  z.  B. 
getnilü  (wo  zwischen  l  und  u  nur  das  Z). 

Ebend.  wenn  er  es  .  .  mit  Fleiß  thut.  Der  tekettufi Geflissentlichkeit) 
ist  eine  allgemeine  Kategorie,  unter  welche  die  Araber  den  Begriff  der  fünften 
Form  in  ihrem  Verhältnisse  zur  ersten  und  achten  stellen. 

Ebend.  dadurch  daß  er  Unedles  begebt.  ^uygjc5"l  bed.  eine  Hand- 
lung oder  Handlungsweise  zur  seinigen  machen,  dann  schlechthin  etwas 
begehen. 


-o     37     o- 

Ebend.  Die  Schönheit  besteht  nicht.  .  Das  Metrum  lehrt  daß  die 
Dichterworte  nur  von  (j*iaJ  bis  I  jo  reichen,  das  auf  dieses  folgende  J^aa*wO 

aber  (engl,  any  way)  verstärkt  die  als  Urtheil  Tebrizi's  vorhergehende  Nega- 
tion und  das  o  regiert,  unter  ibrem  Einflüsse  stehend,  das  subjunctive  Fu- 
turum JJiÄJÜ'- 

S.  15  Distich  2  Vers  1 :  J^s»  mit  dem  Acc.  der  Sache  und  ,-Jlfc  der 
Person  bedeutet:  jene  auf  diese  laden,  jene  dieser  aufladen. 

Ebend.  in  dem  Winkel  des  Gebirgs.  Der  , Winkel  des  Gebirgs'  steht 
in  dieser  Redensart  sprichwörtlich,  deshalb  erklärt  Tebrizi  den  Ausdruck 
durch  das  indeterminirte  au^li- 

Ebend.  er  hat  beeinträchtigt.  Der  Scholiast  dreht  auch  hier  das  na- 

türliche  Verhältnis  um:  er  nimmt  an,  die  Bedeutung  von  *..ö.J£,  Niederung, 

komme  her  von  *.öi&  er  hat  beeinträchtigt  (eig.  niedergedrückt),  Das  hierauf 
folgende  v£l.  c\aju  beginnt  einen  neuen  Satz:    Entfernt  von  dem  Wege  der 

Intention  liegt  es  u.  s.  w. 

S.  17  indem  sie  aufEin  und  dasselbe  hinweisen.  Dieser  Satz,  im 
Arabischen  ohne  einführende  Partikel,  ist  ein  Umstandssatz,  welcher  sich  dem 
vorhergebenden  Hauptsatze   -XI  J.4J1X.U/I    unterordnet.    Das  Verbum  steht 

im  Arab.  im  Singular,  indem  die  beiden  Formen  (Uli  und  (lall  wie  vorher  'izz 
und  'azäze  als  wesentlich  Ein  Wort  behandelt  werden  und  ihr  Prädicat  im 
Singular  zu  sich  nehmen,  wonach  sich  auch  der  Numerus  des  Umstandssatzes 
richtet. 

S.  2().  'Amir  und  Sulül.  Die  Dichterstelle  im  Texte  Ibn-Koteiba's  bei 
Eichhorn,  auf  den  die  Anmerkung  verweist,  ist  verderbt  und  lautet  zurecht- 
gestellt: 

0  Schwester  Dahwa's  oder  nein:  o  Schwester  ilirer  I5rüder, 
'Amirs  nämlich  oder  Selüls  oder  auch  der  Waka'ah! 

Sie  wird  als  Beleg  dafür  angeführt,  daß  die  'Aufiten  &jü«Jf  (etwa:  die  Ueber- 
faller)  genannt  werden. 

Ebend.  indem  sie  sich  in  die  Todesloose  stürzen,  arab. 
LLuJ'  iv^-oLsajji^.  Das  Suffix  ist  derj^li,  der  Accusativ  Joii^JI. 
So  steht  jvÄÄi'l  ganz  gewöhnlich  mit  Wörtern  wie  Gefahr,  Tod  u.dgl.  in 
der  Bedeutung:  sich  blindlings  hineinstürzen. 

S.  21  (und  schenke  ihm  Heil).  Dieses  ,*JLu<«  fehlt  bei  Frey  tag  in  der  dem 
Namen  des  Propheten  folgenden  Segensformel.  Aber  obwohl  äJU!    icMJIo 

iU-Lc  für  sich  allein  vorkommt,  so  doch  kaum  &JLä  aJUf  JLoohne  *X**% 
(Abbreviatur  **JLo). 


-^>     38     ~- 

S.  31.  Die  von  Wetzstein  gesammelten  und  1864  (als  Abhandlung  der 
Kgl.  Berliner  Akademie  d.  Wissensch.)  herausgegebenen  griechischen  In- 
schriften aus  Haurän  sind  im  2.  bis  in  das  erste  Drittel  des  7.  Jahrh.  ange- 
fertigt und  gehören  großenteils  dem  gassanidischen  Volke  an,  welches  bis 
dahin  die  herrschende  Bevölkerung  Hauräns  bildete. 

S.  32.  Die  Gassaniden  waren  bekanntlich  nach  dem  Damm  -  Bruch  aus 
Südarabien  nach  Norden  gewandert.  Ehe  der  Islam  kam,  rangen  dort  im 
Süden  Judenthum  und  Christenthum  mit  einander.  Als  um  575  der  himjari- 
tische  Fürst  Sef  ihn  Dhi-Jazan  die  Hülfe  des  Kaisers  gegen  die  christliche 
Dynastie  Abraha's  anrief,  erwiderte  ihm  dieser:  „Ihr  seid  Juden  und  die 
Abessinier  sind  Christen'-  (^LoJ  xAaä.1«  &+&>  i*Äj'),  es  wäre  nicht 
recht  Andersgläubige  gegen  die  Glaubensgenossen  zu  unterstützen  (s.Caussin, 
Essai  sw  THistoirc  des  Arabes  I,  146). 


S.  20  Anm.  2.  Schultens  hat  sogar  *.^ff*XjC9 ,  aber  das  o  ist  hier  un- 
statthaft, da  der  zweite  Vers  dieses  elften  Distichs  nicht  Folgesatz,  sondern 
Antithese  des  eisten  Verses  ist.  Wir  notiren  bei  dieser  Gelegenheit  auch  noch 
folgende  Fehler  in  dem  Texte  bei  Schultens,  den  Michaelis  und  Bernstein 

wiedergegeben  haben:  Distich  III,  2  j*'^^  .jt  >  grammatischer  Schnitzer 
für  *l  JOI  ^1  —  Distich  X,  1  au*v,  lies  au*«  (Schande)  —  Distich  XIII,  1 
äLJäJ!  (extn-mitate),  eine  noch  dazu  falsche  Singularform  statt  des  Plurals 
icjUJoJI  —  Distich  XV,  1  Ldai».»  {demiltii  not),  ein  von  Mich,  und  Bernst. 
abgedruckter  Druckfehler  für  LäJoä«  —  Distich  XXIII,  1  ^.UHv,  gegen  das 

Metrum  statt  .-Jl*w  und  cbend.  *~ÄÄ£  gegen  das  Metrum  statt  *»&*£  — 
Distich  XXV  Jysi» ,  irrig  für  <Jysi.%  (.tt  in  gyrum  sc  vertit).    Einige  andere 

Varianten  wie  XIV,  1  »JJo  (für  ^JJo)  XXII,  1  Si>Juuo  (für  s't>Jk.jue)  und 
ebend.  2  _UJCw*J  _Äa.  (fut.  rqfalum  statt  nazbalvan)  sind  sprachlich  zu- 
lässig, and  VI,  1  \Syä  Le  für  liLo  Le.  (—  —  mr  —  °  \  ist  metrisch 
gestattet.  '  ' 


Indem  ich  noch  einmal  meine  jüdisch- arabischen  Sammlungen 
durchmustere,  finde  ich  ein  handschriftliches  Blatt  des  sei.  Eli  Smith 
(t  11.  Jan.  1857  in  Beirut),  mit  welchem  freundschaftlich  zu  ver- 
kehren und  so  manches  arabische  Buch  zu  lesen  ich  das  Glück  hatte, 
als  er  sich  in  Leipzig  aufhielt,  um  die  schönen  arabischen  Typen 
schneiden  zu  lassen,  welche  seit  einigen  Jahren  in  den  Besitz  der 
Leipziger  Officin  W.  Drugulin  übergegangen  sind.    Das  Blatt  enthält 


-^     39     o— 

Bemerkungen  über  die  Kaside  Samauels,  welche  sich  auf  das  Ver- 
hältnis modernen  Wortgebrauchs  zum  altertümlichen  beziehen.  In 
Erinnerung  an  die  hohe  Anerkennung,  welche  unser  Jubilar  Smith's 
arabischer  Sprachkenntniß  zollt  —  die  von  diesem  begründete,  von 
van  Dyk  vollendete  arabische  Bibelübersetzung  ist  uns  von  ihm  je 
und  je  als  ein  echt  arabisches  Meisterwerk  empfohlen  worden  — 
glaube  ich  dieser  Festschrift  keinen  ihr  fremdartigen  Bestandtheil  bei- 
zumischen, indem  ich  sie  mit  jenen  Bemerkungen  des  amerikanischen 
Freundes  schließe.  Wir  bringen  dabei  die  sogen.  Beiruter  Typen  in 
Anwendung,  die  wir  ihm  verdanken. 

I,  1   *■  yt    is  not  now  in  use,  but  is  understood  when  met  with  in 

books.     The  form  now  used  is  the  feminine  o*  w»  pronouneed  without 

the  &  as  if  spclled  o  y»  ,  but  always  written   o\  »-»■     This  is  the  most 

common  word  for  vornan;  for  the  plural  both  UJ  and  /j\^*J 
are  used. 

II,  1  *U2  is  in  very  common  use,   both  in  the  first  and  seventh 
form,    the  former  meaning   to   hurt,    and  the   lattcr    to   bo  hurt. 

^  is  the  Musdar  of  the  first  form  in  the  samc  meaning. 

II,  2  s-uj    I  have  never  heard  in  conversation  among  the  Arabs 
It  is  common  in  Turkish. 

III,  1  JuAP  I  have  never  heard  as  a  Substantive.  The  common 
word  for  number  is  ^JS>. 

IV,  2  ^jUi,  pronouneed  as  if  written  ^mr^J4,  is  in  very  common 
use  in  Syria,  to  express  the  idca  of  a  brave,  able-bodied  young  man. 
Its  plural  is  pronouneed  as  if  written  , \^. 

VIII,  2  Aj  and  its  Musdar  mimy  A^  are  a  good  dcal  used 
in  the  sense  of  desire, 


40 


IX,  1  U«j  \  with  the  Aorist  _*,  y  is  the  common  word  for  the 
vcrb  anchor.  It  is  a  general  fact  in  vulgär  arabic,  that  all  the  verbs 
with  final   *   arc  treated  as  if  they  ended  in  ^. 

IX,  2    ^-  is  the  common  generic  word  for  star.    , 5y     is 

only  applied  to  a  large  star,  and  also  to  a  meteor. 

X,  1  , ^  with  its  Musdar  mimy  4^***  is  the  most  usual  word 

for  malign   and  curse,  and  is  synonymous  with   j^Z,  which  is  also 
in  use.       .jiJ  is  used  as  a  stronger  word  for  curse. 

XIX,  1  Jlcj?-  I  do  not  recolleet  to  have  heard.  The  word  for 
extinguish  is  \jus>. 

XX,  2  3  S>  is  now  used  in  dating  letters  and  documents  for  the 

first  of  a  month.    Perhaps  it  is  also   used  to  cxpress  a  white  spot 
in  the  face  of  a  horse. 

XXIV,  2  Ls»-,  is  not  now  in  use  in  Syria,  nor  is  it  understood 
by  common  pcople.    The  word  in  use  for  mill  is  /)*3>-Vls>  and  4^5^*. 


Druck  von  Ackermann  &  Glaser  in  Leipzig. 


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